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ARTENFLORA
ZEITSCHRIFT
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Garten- und Blumenkunde.
(Begründet von Eduard Regel.)
48. Jahrgang.
Organ des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den preussischen Staaten.
LIBRARY
Herausgegeben von MEW YORK
BOTANICAL
_ ...... ÜARDBN.
Dr. L. Wittmack,
Geheimer Regierungsrat, Professor an der Universität und an der König), landwirtschaftl. Hochschule
in BeTlin, General-Sekretär des Vereins.
Mit 12 Tafeln und 91 Textabbildungen.
Berlin lsW.
Selbstverlag des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den preussisch. Staaten, N., Invalidenstr. 42.
In Kommission bei Paul Parey, Verlagshandlung für Landwirtschaft, Gartenbau und Forstwesen
S\V., Hedemannstrasse 10.
A ^r
#7:
LIBRARY
NEW YORK
BOTANICAL
GARDü-N.
Die Bekämpfung der sog. ..Schorfkrankheit"' der Obstbäume.
Von Dr. Friedrich Krüger.
(Hierzu Abb. i.)
;ie allgemein bekannt sein dürfte, haben manche Sorten von Apfel- und
rvc v Birnbäumen in den letzten Jahren ganz ausserordentlich stark unter
einem Pilz, den man im gewöhnlichen Leben als Fusicladium bezeichnet, zu
leiden gehabt.
Dass Fusicladien auf Apfel- und Birnbäumen vorkommen, ist schon sehr
lange bekannt; sie sind so allgemein darauf verbreitet, dass man kaum einen
Obstbaum finden dürfte, der ganz frei von ihnen ist. Die Fusicladien sind
zwar typische Parasiten, d. h. sie befallen lebende und noch vollständig gesunde
Bäume, aber trotzdem ist bei einem schwachen Befall der Schaden, den sie
verursachen, im grossen und ganzen meistens nicht allzu gross, da er nur
darin besteht, dass kleine Flecke auf Blättern und Früchten entstehen (Rost-,
Russ-, Regen- oder Wasserflecke genannt), wodurch speziell die Früchte zwar
unansehnlicher, im übrigen jedoch normal entwickelt zu werden pflegen. Die
Erscheinungen, die dabei an Apfel- und an Birnbäumen auftreten, sind, mit
blossem Auge betrachtet, ziemlich gleich; da jedoch die von dem Apfelbaum-
Fusicladium gebildeten Fruktifikationsorgane bei mikroskopischer Untersuchung
sich von denen des Birnbaum-Fusicladiums unterscheiden, so werden beide
als zwei verschiedene Spezies aufgefasst, und man bezeichnet die auf Apfel-
bäumen vorkommende Form als Fusicladium dendriticum (Wallr.) Fckl.
= Venturia inaequalis (Woke) Ad.*), die auf Birnbäumen dagegen als Fusi-
cladium pirinum (Lil.) Fckl. = Venturia pirina Ad.
Beide Formen haben nun aber, wie schon oben erwähnt, in manchen
Gegenden Deutschlands, so z. B. im ganzen Nordwesten, ferner auch in der
Mark etc. seit den letzten Jahren insofern einen anderen Charakter angenommen,
als sie dort in äusserst verderblicher Weise die Bäume befallen. Das Apfelbaum-
Fusicladium zeigt sich nämlich schon im zeitigen Frühjahr auf den Blättern,
auf denen es zunächst grau-grüne, bald dunkler werdende, strahlige Flecke
hervorruft. Diese nehmen rasch an Umfang und Zahl zu, so dass bald sämtliche
Blätter erkrankt sind und gegen Ende Juli oder Anfang August abzufallen
beginnen. Die Bäume pflegen dann zwar nochmals auszuschlagen, da dies
aber nur auf Kosten der Reservestoffe bezw. der Assimilationsprodukte
geschehen kann, die für andere Zwecke, so für die Ausbildung der reifenden
Fcröchte, für den nächstjährigen Holztrieb etc. bestimmt sind, so müssen die
^rae schwer unter einem derartigen Eingriff in ihrer normalen Entwicklung
n. Gleichzeitig geht der Pilz aber auch auf die reifenden Früchte über
C\) *j Vergl. Ader hold: Über die in den letzten Jahren in Schlesien besonders hervor-
getretenen Schäden und Krankheiten etc. Vortrag, gehalten 1897 in der Schlesischen Gesell-
schaft für vaterländische Kultur, Sektion für Obst- und Gartenbau.
Die Bekämpfung der sog. „Schorfkrankheil"- der Obstbäume.
und verbreitet sich so schnell und so reichlich auf denselben, dass er bald
einen grossen Teil ihrer Oberfläche einnimmt, was zur Folge hat, dass sie
unansehnlich, klein und verkrüppelt bleiben, in ihrer gleichmässigen Ausbildung
gehemmt werden, oft auch unter Schwarzfärbung teilweise aufreissen, kurzum
vollständig unverkäuflich werden. Aber auch aus den weniger heftig erkrankten
Früchten derartig stark infizierter Bäume kann nicht viel Gutes werden, denn
da die zur Ernährung nötigen Blätter selbst kranken, oder gar noch während
der Reife der Früchte, wie oben gezeigt, abfallen, können die sich entwickelnden
Äpfel nur klein bleiben, oder aber sie werden bereits vorzeitig in noch unreifem
Zustande abgeworfen.
Ähnlich intensive Erkrankungserscheinungen verursachte auch das Fusi-
cladium pirinum in den letzten Jahren an Birnbäumen, wenngleich die
Blätter der letzteren bisweilen nicht so stark unter dem Pilz zu leiden haben
wie diejenigen der Apfelbäume. An den Birnbäumen werden aber auch die
Triebe stark von dem Pilz befallen, der an ihnen anfangs graue, bald sammet-
schwarz gefärbte Flecke hervorruft, die später blasenartig auftreiben, dann
aufspringen und als harte, schwarze Borke hervortreten, eine Erscheinung, die
dem Praktiker unter dem Namen Grind bekannt ist.
Es kommen zwar derartige, durch Fusicladium hervorgerufene Gewebe-
wucherungen auch an Apfelbäumen vor, wovon ich mich mehrfach zu über-
zeugen Gelegenheit hatte, doch soll die Erscheinung im allgemeinen an
letzteren seltener sein als an Birnbäumen.
Nicht alle Äpfel- und Birnensorten werden, wie jedem Praktiker bekannt,
von den Fusicladien gleich stark befallen, von ersterem sind es beispielsweise
Ribston-Pepping, Goldparmänen, Calville, Cellini, Gravensteiner, von letzteren
namentlich die Grumbkower, die besonders unter diesen Pilzen zu leiden haben.
Was die Ursache von diesem ungleichen Verhalten ist, mag hier zunächst
unerörtert bleiben, ebenso soll auf die Frage hier nicht weiter eingegangen
werden, welche Faktoren, unter denen Witterungsverhältnisse*) wohl in erster
Linie in Betracht kommen dürften, die Veranlassung gewesen sind, dass die
Fusicladien jetzt vielfach einen so perniciösen Charakter angenommen.
Angesichts des Umstandes jedoch, dass die Fusicladien gerade in den
letzten Jahren unausgesetzt mehr und mehr um sich gegriffen haben, und die
Ernte infolgedessen in manchen Gegenden bereits gleich Null geworden, kann
die Bekämpfung dieser Pilze nur dringend empfohlen werden, und zwar um
so mehr, als wir in den Kupferpräparaten ein so ausgezeichnetes Mittel gegen
dieselben besitzen. Der Erfolg eines solchen Vorgehens wird naturgemäss um
so durchschlagender sein, je allgemeiner die Massnahmen sind, da sonst die
durch die Kupferbespritzung gesäuberten Bäume infolge der Übertragung der
Pilzsporen durch Wind u. s. w. nur zu leicht von dem kranken Nachbar von
neuem infiziert werden können.
Was für einen Erfolg man von einer richtig durchgeführten Bespritzung
der Bäume erwarten kann, das zeigt nebenstehende Photographie. (Abb. i).**)
*)Aderhold 1. c.
**) Wir gaben dies Bild bereits in No. 24 der Gartennora S. 656, wiederholen es aber
im Interesse der vielen neu hinzugekommenen Leser. Herr Professor Pynaert-Gent hat
sich das Cliche für das Bulletin d'arboriculture ausgebeten und schreibt uns: „Solch ein Bild
wirkt mehr als eine sechs Seiten lange noch so wissenschaftlich geschriebene Abhandlung".
Die Redaktion.
Die Bekämpfung der sog. „Schorfkrankheit" der Obstbäume.
3
Dieselbe repräsentiert Äpfel — Goldparmänen — , von Bäumen,
die auf meine Veranlassung*) zum teil mit Kupferbrühe bespritzt
wurden, zum teil unbehandelt blieben, während im übrigen die Be-
handlung der Bäume eine absolut gleiche war. Links im Bilde befinden
sich die Früchte, welche von bespritzten Bäumen stammen, rechts solche von
unbespritzten; erstere sind vollständig gesund und zeigen eine glatte Ober-
fläche, letztere sind dagegen infolge des Fusicladium-Befalles stark schwarz-
fleckig und unansehnlich. Ferner sind aber auch die Grössenunterschiede
zwischen den behandelten und unbehandelten Früchten sehr verschieden, sowie
die ganze Ausbildung und Entwickelung der Früchte überhaupt, denn die
Früchte der bespritzten Bäume wiegen durchschnittlich ca. 175 g, die der
unbespritzten dagegen noch nicht 100 g und erstere haben einen Durchmesser
von 6 — 7,5 cm, die der letzteren von 5,5 — 6 cm.
Es sei hierzu noch bemerkt, dass die Äpfel, von denen obige Photographie
hergestellt ist, nicht etwa besonders »ausgesuchte« sind; sie stellen vielmehr
bespritzt
Durchschnittsgewicht 175 g.
Abb. 1. Aepfel (Goldparmänen).
Photographien von Dr. Friedrich Krüger.
unbespritzt
Durchschnittsgewicht mk> g.
den Durchschnittscharakter der Ernte dar. Auch sind nicht etwa von den
bespritzten Bäumen vorher Früchte entfernt, um den hängengebliebenen Rest zu
solcher Entwickelung zu bringen. Im Gegenteil, gerade die unbespritzten haben
sehen während des Reifeprozesses eine Menge noch unentwickelter Apfel
abgeworfen, während dies bei den bespritzten nicht der Fall ist. »Zufälligkeiten«
oder durch Bodenverhältnisse oder sonstige unbekannte Faktoren hervor-
gerufene Täuschungen sind deshalb ausgeschlossen, weil alle bespritzten
Bäume derartige Unterschiede im Gegensatz zu den unbehandelten autwiesen.
Damit die Bespritzung Erfolg habe, ist freilich die Beobachtung mehrerer
Momente von der allergrössten Bedeutung; vor allen Dingen muss dieselbe
zur richtigen Zeit und mit richtig bereiteter Brühe ausgeführt
werden.
Die Regel lautet, dass das junge Laub zunächst bald nach seiner
Entwickelung — also schon bevor sich die Flecke zeigen! — bespritzt werde,
*) Herrn Obergärtner H e 1 b i g - Blankenfelde, der die Bespritzung ausführte, möchte
ich auch an dieser Stelle nochmals meinen Dank für seine Bemühungen aussprechen.
Die Bekämpfung der sog. „Schorfkrankheit" der Obstbäume.
und dass dann einige Wochen später noch eine gleiche Behandlung folge. Dass
der Zeitpunkt für diese letztere richtig gewählt werde, ist besonders wichtig
und insofern schwierig, als sich bestimmte, ein für alle Mal feststehende Angaben
über diesen Zeitpunkt nicht angeben lassen, für den die jeweiligen Witterungs-
einfiüsse, speziell Regen ausschlaggebend sind. Xach den bis jetzt vorliegenden,
mehrfach an verschiedenen Stellen gemachten Beobachtungen soll die zweite
Bespritzung etwa dann stattfinden, wenn die jungen Früchte »nussgross« sind.
Die Äpfel, nach denen unsere Photographie gefertigt ist, sind allerdings nur
einmal und zwar als sie »nussgross« waren, bespritzt, doch dürfte nach meinen
Beobachtungen in bereits stark infizierten Beständen eine relativ so späte
Behandlung keinen ausreichenden Schutz gegen den Fusicladium-Befall gewähren.
Eine dritte, noch später ausgeführte Bespritzung der Bäume ist im allgemeinen
unnötig, doch hängt auch das wiederum von den gerade obwaltenden Regen-
verhältnissen ab. Dass man sie, wenn irgend möglich, vermeide, ist schon —
ganz abgesehen von Zeit. Arbeitskräften und Geld ■ — , deshalb wünschenswert,
damit später die reifen Früchte kein Kupfer auf ihrer Oberfläche mehr
enthalten. Man braucht übrigens allzu grosse Befürchtungen in dieser
Hinsicht nicht zu haben, denn die Kupferbehandlung der Früchte ist durchaus
nichts Neues. So werden beispielsweise angeblich die vom Auslande her zu
uns kommenden feinen Tafelfrüchte nur dadurch, dass sie während ihrer
Reife mit Kupferpräparaten behandelt werden, vor dem Pilzbefall etc. ge-
schützt, und dass bereits auch in deutschen Weinbergen die Bespritzung der
Weinstöcke, an denen sich schon reifende Trauben befinden, ganz allgemein
ist, dürfte ebenfalls nicht unbekannt sein.
Weiter kommt, damit eine Kupferbespritzung nicht mehr schade als
nütze, sehr viel, wie schon erwähnt, auf die Brauchbarkeit der Kupfer-
brühe an. Man kann sich dieselbe nach der altbekannten Vorschrift*) entweder
selbst bereiten oder aber durch Auflösen der im Handel käuflichen Präparate,
so z. B. von Dr. Aschenbrandt-Strassburg i. E. oder Jean Souheur-Antwerpen
und anderen herstellen. Der Erfolg dieser verschiedenen Kupferbrühen ist im
allgemeinen derselbe. Wir haben in dem oben beschriebenen Fall — mehr
zufällig als absichtlich — Souheurs Fostite-Brühe benutzt, hätten aber ebensogut
eine beliebige andere wählen können. In Tirol, wo die Kupferbespritzung
nicht nur der Weinstöcke, sondern auch der Obstbäume bereits eine ganz
allgemeine ist, pflegt man meistens eine 1% selbstbereitete Bordelaiser-
Brühe zu gebrauchen.
Zur Ausführung der Bespritzung, die übrigens nicht in direktem Sonnen-
schein stattfinden soll, kann man zwar jede beliebige Gartenspritze verwenden,
jedoch ist die Benutzung derselben insofern unpraktisch, als man bei ihrer
*) Herstellung der selbstbereiteten Bordelaiser-Brühe: Man löse in einem
hölzernen Gefäss, z. B. einer alten gereinigten Petroleumtonne, 2 Kilo rohes Kupfervitriol
(zu beziehen aus einer Droguenhandlung) in 5o Liter Wasser auf. Dies geschieht am besten
in der Weise, dass das in einem Säckchen liegende Kupfervitriol in den oberen Teil des
Wasser gehängt und bisweilen hin und her bewegt wird. Die Auflösung dauert mehrere
Stunden, doch kann man dieselbe durch Anwendung von heissem Wasser sehr beschleunigen.
Ferner lösche man in einem andern Gefäss 2 Kilo guten gebrannten Kalk und versetze ihn
allmählich mit 5o Liter Wasser, sodass eine gleichmässige, milchige Flüssigkeit entsteht.
Darauf werden beide Flüssigkeiten unter Umrühren zusammen gegossen. Zur Bereitung der
zuckerhaltigen Brühe versetze man den aus 2 Kilo Kalk erhaltenen Kalkbrei mit o,3 Kilo
Krystallzucker oder einer entsprechenden Menge Melasse.
Der älteste Plan des Schlossgartens \0n Schwetzingen (Baden).
Verwendung zu viel Spritzflüssigkeit verbraucht, und trotzdem die zu be-
handelnden Gegenstände nicht überall benetzt werden. Empfehlenswerter
sind vielmehr die extra für solche Bespritzungen konstruierten Apparate von
Mayfarth in Berlin (Chausseestrasse) und Frankfurt a. M.. oder von Alhveiler
in Radolfzell (Baden), Souheur in Antwerpen, Lambert in Trier, Platz
in Deidesheim u. a., welche die Spritzflüssigkeit fast nebelartig fein ver-
theilen, sodass sie infolge dessen äusserst sparsam arbeiten und die Zweige
auch in den äussersten Spitzen treffen. Auch verteilen sie die Flüssigkei
gleichmässig, wie dies mit einer gewöhnlichen Gartenspritze ganz unmöglich ist.
Dass eine allgemein durchgeführte Bespritzung der Obstbäume noch
manche interessanten und lehrreichen Momente ergeben wird, ist ganz zweifellos.
Immerhin haben, wie aus diesen Zeilen hervorgeht, auch die Resultate der
bisherigen Versuche schon ergeben, dass eine richtig ausgeführte Be-
spritzung nur nützen kann, und dass die Unkosten, die dieselbe verursacht,
reichlich durch den Erfolg aufgewogen werden; denn was heutzutage für einen
schönen, gut entwickelten, dem Auge wohlgefälligen Apfel, speziell in den
grösseren Städten, bezahlt wird, ist allgemein bekannt. Mögen diese Zeilen
dazu beitragen, dass endlich auch der deutsche Obstzüchter in dieser Beziehung
erfolgreich mit den Ausländern in Konkurrenz treten kann.
Institut für Pflanzen Physiologie und Pflanzenschutz an der Kgl.
landwirtschaftlichen Hochschule Berlin.
Der älteste Plan des Schlossgartens von Schwetzingen (Baden).
(Hierzu Abb. 2.
jV/| it grossem Interesse habe ich das Buch der Herren Jung und Schröder,
^§^ über die rheinischen Gärten, Heidelberg und Schwetzingen gelesen.
Was mir aber auffiel, war, dass hier, wie bei anderen Beschreibungen der
Gärten von Schwetzingen, immer nur der Plan zu finden ist, den Zeyher für
seine Beschreibungen von Schwetzingen gezeichnet hat. Dieser Plan, auch
zu finden in verschiedenen Büchern über Geschichte der Gartenkunst, giebt
nicht die Gärten wieder, wie sie von Pigage 1743 entworfen waren.*)
Beigehend sende ich zur Reproduktion einen älteren Plan mit drei Detail-
plänen**) und können Sie sehen, dass die Parterres des grossen Zirkels ganz
anders gezeichnet waren, als wie sie auf den späteren Plänen zu sehen sind.
Dieser Plan, zu linden im grossen Kupferwerke von Le Rouge i7s7
jungefähr), war viel umfangreicher, ist aber nicht ganz zur Ausführung
gekommen. Der Plan ist nicht mehr im reinen Le Nötre-Stil, sondern gehört
mit mehr Recht dem Rokoko-Stile an. Die vielen gebogenen Linien der Wege
* Deutsche Gartenzeitung 1886 S. 43g (siehe auch Phsters Berichtigungen zu dem
Plane daselbst S. 566. L. W.l H. Jäger, Garten und Gartenkunst sonst und jetzt. Ompteda,
Rheinische Gürten. Diese beiden sind sehr schlecht. J. C. Loudon, Encvclopedie des
Gartenwesens 182!-!. In der kleinen Schrift: Beschreibung der Gartenanlage zu
Schwetzingen von Zeyher und G. Roemer ist ein Plan mit Skell'schen Umänderungen,
wo aber das grosse Bassin noch in seiner regelmässigen Form zu finden ist.
**) Wir haben des Raumes wegen nur den Gesamtplan gebracht, die übrigen stellen
nur Teile desselben, z. B. das Parterre in grösserem Massstabe dar. Diese Zeichnungen sind
aber auch genügend auf dem Gesamtplan zu erkennen. D. Red.
es v • '>«- .
I- 0
for b
.?4?
3 ■
Richtige Garten ptlanzennamen.
durch Gehölzgruppen (Bosquets) sind dem Le Nötreschen System nicht
anzupassen.
Le Nötre, der im Alter von S; Jahren schon im Jahre 1700 gestorben ist,
kann auch keinen Anteil an der Darstellung des Entwurfes gehabt haben.
Wageningen, Dezember 1898. Leonard A. Springer, Gartenkünstler.
«ei
Richtige Gartenpflanzennamen.
Saribus: Livistona: Latania.
m Jahre 1789 stellte Jussieu in »Genera plantarum« S. 39 die Gattung Latania
auf, die sich durch Zweihäusigkeit, zahlreiche Staubfäden, kätzchen- oder
kolbenförmige inflorescenzzweige u. s. w. gut von Saribus Rumpf 1741,
Burmann 1769, Jussieu 1789 = Livistona R. Br. 1810 unterscheidet, welche Gattung
Saribus Jussieu 1789 mit Sabal noch und mit der Notiz: »An genera diversa?«
unter Corypha aufführte und welchen Namen Saribus auch Blume 1836, Hass-
karl 1842, Lindley 1847 und ich 1891 anwendeten. Es hat also der bei Gärtnern
vielfach noch übliche Name Livistona vom Jahre 1810 keinerlei Berechtigung
vor Saribus 1741 — 17S9 und hat Saribus chinensis Blume für Livistona chinensis
Martius zu gelten; dagegen ist der Gärtnername Latania borbonica Lam. hierfür
total zu streichen, weil dieses eine Species confusa ist, welche den Blättern
nach allerdings hierzu gehört, aber den von Lamarck beschriebenen Blüten und
Inflorescenzen sowie dem Vaterland nach zu Latania gehört. Lamarck hatte
— wie er selbst angiebt — unter den Commersonschen Pflanzen noch andere
und zwar die richtigen Blätter von Latania gefunden, aber, diese verwechselnd,
die falschen Blätter unter Latania borbonica beschrieben. Infolgedessen kann
aber Latania borbonica Lam. auch nicht unter der Gattung Latania gültig bleiben;
vielmehr kommt nun der Artname von dem nächstältesten Synomym: Gleophora
lontarodes Gärtner 1791 zur Geltung, welcher Name älter als Latania Commersonii
Gmelin ist, weil Gmelin schon den Gärtnerschen Namen dabei zitiert; diese
Art mit den rötlichen Blättern und dorniggezähnten Blattsegmenten ist demnach
Latania lontarodes 0. K. zu nennen.
Die einzige Rumpfsche Saribus- Art in »Herb. Amboin.« 1:4a tab. &ist = Corypha
rotundifolia Lam. 1784 = Saribus rotundifolia Blume. Die letzte Art, welche
Blume noch benannte: S. cochinchinensis, hatte Loureiro 1790 schon Corypha
Saribus genannt, sodass sie nach dem Pariser Codex von 1867 nun Saribus
Saribus 0. K. zu nennen ist. Gegen derartige Doppelnamen hatte ich mich
früher gewehrt; aber sie sind klassisch, weil Linne genug solche Tautologien
anwendete, z. B. Cuminum Cyminum, Centaurea Centaurium, Pinus
Pinea u. s. w., und sie sind gerechtfertigt, weil ein Name keinen Sinn zu
haben braucht. Un nora est un nom, schrieb schon A. de Candolle.
Die Angabe, dass Saribus Rumpf nicht = Saribus Blume sei, ist unrichtig;
die übrigen Saribus-Arten benannte ich in meiner »Revisio generum«, soweit
dies noch nötig war. Dr. Otto Kuntze, San Remo.
Nepenthes-Kannen als natürliche Blumenvasen.
Nepenthes-Kannen als natürliche Blumenvasen.*)
(Hierzu Abb. 3.)
lie Firma Th. Hübner-Berlin brachte zum ersten Winterfeste des Vereins
zur Beförderung des Gartenbaues am 13. Januar 1898. bei welcher Feier
obiger Firma die Ausschmückung der Tafel übertragen war. als reizende
Neuheit Nepenthes-Kannen als Blumenvasen.
Abb. 3. Nepenthes-Kanne als natürliche Blumenvase.
Von Th. Hübner-Berlin. Photographien von L. Wittmack.
Der natürliche Stiel einer Nepenthes-Kanne wird in Form eines Henkels
nach unten gebogen und, wie auf der Abbildung ersichtlich, an einem drei-
teiligen Drahtständer befestigt, welch letzterer dem ganzen Arrangement
Halt verleiht.
Dadurch erhält das Pflanzengebilde die Form einer natürlichen Vase,
welche, mit Maiblumen und Adiantum gefüllt, eine reizende Couvertbeigabe für
Damen ist.
Ganz besonders von Vorteil ist, dass das Kännchen mit Wasser gefüllt
werden kann und somit die hineingestellten Blumen frisch bleiben.
*J Vergl. Gartenflora 1808 S. 69 u. S. 14;
Bericht über die Kulturversuche im Jahre ii
Mit Recht ist darauf hingewiesen, dass es sich wohl verlohnen dürfte,
solche Nepenthes-Vasen auch in Porzellan oder Glas nachzubilden; denn nicht
jedem stehen die kostbaren natürlichen Xepenthes-Kannen zur Verfügung.
Andererseits aber sollten nicht nur die Privatgärtner, sondern auch die Handels-
gärtner es sich angelegen sein lassen, mehr Nepenth.es zu ziehen. Sie würden
sicherlich leichten Absatz der Kannen zu lohnenden Preisen linden.
Bericht über die Kuifurversuche im Jahre 1898,
die unter Leitung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den Preussischen Staaten
auf den Rieselfeldern der Stadt Berlin in Blankenburg ausgeführt wurden.
Erstattet von
Joseph Klar, Berlin, Samenhandlung, Hoflieferant Sr. Majestät des Kaisers und Königs,
und Otto M e n d e , Ohergärtner der Stadt Berlin, zu Blankenburg.
jie trockene Witterung im Frühjahr, der verregnete Juli und die abnorme
d^; Hitze im August haben, wie überall, so auch unser Versuchsfeld hart
mitgenommen, zumal hier noch ein Hagelwetter hinzukam. War doch der
anhaltende Regen im Juli nahe daran, die ganze Ernte zu Grunde zu richten,
sodass die Preise einiger Saaten heute noch darauf hindeuten, wie sie in die
Höhe gingen. Ein Glück, dass der Monat August eine Wendung zum Besseren
eintreten liess; der langersehnte Sommer trat ein, sodass überall das Ein-
heimsen der Saaten vor sich gehen konnte. Die furchtbare Hitze, die
nunmehr die Oberhand gewann, brachte aber wieder manchen Schaden.
Wir wollen uns nunmehr der angenehmen Pflicht entledigen, die im
Jahre 189S auf dem Versuchsfelde gemachten Erfahrungen wiederzugeben, die
freilich für manche Pflanzen nicht immer massgebend sind, indes zum grossen
Teile zutreffen werden. Denjenigen unserer verehrten Mitglieder des Vereins
zur Beförderung des Gartenbaues, welche in der Umgegend von hier wohnen,
dürfte es zu empfehlen sein, öfter sich unser Versuchsfeld anzusehen, da ein
einmaliger Besuch resp. eine Exkursion selbstredend nur das präsentieren kann,
was gerade zu der Zeit in Blüte ist. Die anderen Artikel kommen dann nur
teilweise zur Geltung oder sind bereits aus der Anlage entfernt. Die Stettiner
Bahn führt mit dem Vorortszuge in 15 Minuten dorthin, unmittelbar am Bahnhof
in Blankenburg ist die Anlage belegen.
I. Neue Blumen, ein-, zwei- und mehrjährige Gewächse.
Ageratum Bitte Perfeetion Q. Eine niedrig bleibende Composite, ähnlich
dem bereits existierenden Ageratum »Imperial Dwarf«. Diese Abart ist aber
in der Blüte dunkler und macht mit ihren amethystblauen Dolden einen recht
angenehmen Eindruck, für Teppichbeete ein äusserst wichtiges Material. Die
Blätter sind dunkler grün.
Triumph- Aster, weiss O- Die Farbe dieser Aster war eher mattrosa als
weiss zu nennen, aber als solche ebenso schön. Vor 10 Jahren kam die
Triumph-Aster in den Handel, und zwar war die erste Farbe feurigscharlach.
Es ist zu verwundern, dass das Sortiment dieser Prachtaster sich noch nicht
mehr vervollkommnet hat. Sie ist für Topfkultur sowohl wie für Teppich-
]q Bericht über die Kulturversuche im Jahre 1898.
beete besonders zu empfehlen; die Paeonienform der Blumen sowie ihr aufrecht-
stehender Wuchs sind herrlich zu nennen.
Straussenfeder- Aster, weiss Q. Schön gefüllt blühende langpetalige weisse
Aster, die mittelhoch wurde und konstant in der Farbe ist. Die Blumen
erinnern an die Riesen-Komet-Aster, doch sind sie noch lockerer gebaut. Diese
für den Schnitt bestimmte Aster scheint der Komet- oder Pudel-Aster zu ent-
stammen.
Amarantus quadrieolor Q. Eine äusserst effektvolle Blattpflanze mit
leuchtend scharlachroten Blättern, die zum Teil mit dunkelbraun, hellgelb und
grün durchsetzt sind. Der Bau dieses Fuchsschwanzes ist pyramidal, seine
Blätter sind lanzettförmig. Wir fanden, dass. sobald die Spitzen aus den
Pflanzen entfernt wurden, dieselben noch schöner wurden. Die unteren Blätter
sind nämlich mehr leuchtend rot und kommen dadurch mehr zur Geltung.
Durch den Schnitt aber wird sie mehr für Teppichbeete geeignet. Als Solitär-
pflanze ist sie gleich wertvoll. Sie wird 40 cm hoch.
Antirrhinum majus grandiflorum <$. Wir haben es hier mit einem etwas
grossblumigeren Löwenmaul zu thun, das in den Farben weiss, rot, gelb
und gestreift nunmehr in den Handel kommt. Ein Vergleich mit dem
gewöhnlichen Antirrhinum Hess nur schwer einen Unterschied in der Grösse
konstatieren. Diese zweijährige Pflanze ist nun wieder als langstielige Schnitt-
pflanze hervorgeholt worden und grosse Posten werden hiervon in den Markt-
hallen konsumiert.
Balsamine, verbesserte Camellien, reinweiss (alba perfecta) Q. War. wie an-
gegeben, reinweiss mit äusserst gefüllten Blumen, die aber bald zu Grunde
gingen aus Anlass des schlechten Wetters, da die Balsamine Wärme resp.
Sonne bedarf.
Campanula persicifolia alba rar. „Backhouse" %. Eine pyramidenförmig
wachsende Abart der C. persicifolia. die weiss blühte; auch einige blau- sowie
gefüllt blühende waren darunter. Nachdem diese Glockenblume zeitig zurück-
geschnitten war, entfaltete sie noch einen Xachflor. Nicht allein als Schnitt-
blumen sind jetzt die Campanula wieder Mode, man sieht sie jetzt vielfach
auch auf Gruppen. TJnter anderen sahen wir hier Gruppen in der Siegesallee
vor den neuen Denkmälern, welche viel Publikum anlockten und grossen Bei-
fall fanden. Sämtliche Campanula. von der kleinen Alpine C. pulla bis zu der
grossen C. medium pyramidalis etc. sind empfehlenswert.
Myosotis palustris grandiflora „Nixenauge" 21 . Zwar nicht mehr ganz neu,,
aber äusserst schön grossblumig. Zur Massenkultur sehr zu empfehlen.
Myosotis alpestris „Triumph" Q. Das frühe Blühen dieser Varietät war
auffallend. Im Habitus kommt M. »Triumph« am meisten der robusta grandi-
flora nahe, auch sind die himmelblauen Blumen schön und gross zu nennen.
Für die Binderei sowie für Gruppen gut.
Myosotis alpestris stricta coelesiina Q. Ein eigenartiger, gedrungen aufrecht-
stehender Wuchs ist diesem Myosotis eigen, das in dieser Beziehung an die
fast vergessene Lobelia ramosa erinnert. Ein niedliches Vergissmeinnicht, das
für Topfkultur sich am besten eignet.
Myosotis alpestris „Distindion" ■• . Auch dieses M. blühte wie M. »Triumph«
Mitte Juni und ist empfehlenswert. Eine seit zwei Jahren eingeführte Pflanze.
(Fortsetzung folgt).
Ein Beitrag zur Keimung von Champignonsporen.
I I
Ein Beitrag zur Keimung von Champignonsporen.
(Hierzu Abb. |.
eifolgende Abbildung giebt eine Darstellung der Keimung und Weiter-
@Ty entwickelung von Uhampignonsporen. Unter Sporen versteht man be-
kanntlich die staubähnlichen Gebilde, die Fortpflanzungsorgane, welche sich auf
Abb. 4. Entwickelnd der Champignonbrut
aut einer 2 mal zusammen gefaltet gewesenen Pappe von H. Amelung.
Photographien von L. Wittmaek.
den Blättern oder Lamellen an der Unterseite des Hutes ausgewachsener
Pilze befinden und bei trockenem Wetter ausfallen.
Solche Sporen streute ich nun im Herbst 1897 auf starke Pappe, welche
vorher mit Pferdeurin durchtränkt wurde, aus und legte sie in iS(l R warmen,
mä-sig feuchten Pferdedünger. Die Pappe wurde zweimal gefaltet, und jetzt
haben sich, ein Jahr nach der Aussaat, die Pilzfäden innerhalb der Faltung
entwickelt; die stärksten Fäden sind bereits in dem Stadium, wo eine Knötchen-
jo Der Garten des Herrn L. F. Blohm in Hörn bei Hamburg.
bildung bei Vereinigung derselben stattfindet. Etwa acht Tage nach dem
Ausstreuen der Pilzsporen zeigen sich kleine fadenähnliche Gebilde, die den
Fühlhörnern einer Schnecke nicht unähnlich sind. Diese Gebilde senken sich
auf den Nährboden und bilden später eine breite schimmelähnliche Masse, aus
der sich erst nach einigen Monaten weisse Stränge (die eigentliche Brut) ent-
wickeln, welche zunächst auseinanderlaufen (den Nährboden durchspinnen),
später sich aber wieder, wenn sie die Stärke eines Zwirnfadens erreicht haben,
vereinigen. Aus einer solchen Vereinigung bilden sich kleine Knötchen, der
Ausgangspunkt der Hüte des Champignons.
Man hat es also in der Champignonzucht mit mehreren Stadien zu thun;
tritt nun bei der Kultur eine Störung ein, sei es. dass ein Beet zu nass oder
zu trocken gehalten wurde, oder, dass ein Wechsel in der Temperatur eintrat,
so wird dadurch die Rentabilität mehr oder weniger in Frage gestellt. Also
ist es wichtig, diese Stadien bei der Kultur zu beobachten, um darnach
Temperatur und Feuchtigkeit zu regeln, ähnlich wie wir dieses bei der Treiberei
von Früchten thun müssen; ich meine bei diesen die Blüthezeit, den Frucht-
ansatz, die Kern- oder Steinbildung und die Ausschwellung der Frucht.
Die Art dieser Darstellung der Mycel-Entwickelung ist insofern noch
interessant, als man häufig annimmt, dass sich die Weise der Brutverzweigung
nach der Strohhalmlage oder überhaupt nach der Lage des Nährbodens richten
müssse. während sich hier auf der glatten Fläche der Pappe zeigt, dass die
Verzweigung des Gewebes ganz unabhängig vom Substrat ist.
H. Amelung,
Obergärtner am Joachimthalschen Gymnasium, Wilmersdorf bei Berlin.
Der Garten des Herrn L. F. Blohm in Hörn bei Hamburg.
Von L. Wittmack.
oo, (Hierzu Abbildung 5, (5, 7).
1 Yj nmittelbar neben der bekannten Missions- und Erziehungsanstalt, dem
Q-j »Rauhen Hause« in Hörn bei Hamburg, liegt der schöne Garten des
Herrn L. F. Blohm, der in den 23 Jahren, seitdem er Besitzer des Grundstücks
ist, ausserordentlich viel gethan, um den Garten zu einer Sehenswürdigkeit
ersten Ranges zu machen und in Herrn Obergärtner Bünger einen Mann
gefunden hat, welcher die grössten Leistungen auf kulturellem Gebiete mit
einem feinen Geschmack verbindet.
Allen Besuchern der Hamburger Ausstellung von 1897 ist noch in Erinnerung
ein Glaskasten mit Weinreben, gewissermassen einen Querschnitt aus
dem Weinhause des Herrn Blohm darstellend, den Herr Bünger dort vor-
geführt; nicht weniger als 22 riesige Trauben hingen an dem einen Stocke,
Black Hamburgh. und ca. 44 an dem anderen, Royal Muscadine. Black Hamburgh
wurde mit der grossen goldenen Staatsmedaille, Royal Muscadine mit der
grossen goldenen Komiteemedaille prämiiert. Kein Wunder, dass es da unser
Wunsch war, auch einmal das Haus selbst zu sehen. Am 16. September wurde
uns dieses unter der freundlichen Führung des Herrn Bünger ermöglicht, und
wir waren hocherfreut über den reichen Behang der meisten Reben, während
ein Teil selbstverständlich schon abgeerntet war. Herr und Frau Blohm
\a Der Garten des Herrn L. F. Blohm in Hörn bei Hamburg.
erzählten uns nachher, eine junge Dame aus Würzburg, die bei ihnen zum
Besuch gewesen, hätte herzlich darüber gelacht, dass man sich in Hamburg
mit dem Wein solche Mühe gebe; aber dass die Beeren solcher getriebener
Weintrauben doch neben der bedeutenderen Grösse noch einen ganz anderen
Geschmack haben wie die aus dem Freien, wird wohl niemand leugnen. Der
Schnitt, den Herr Bünger anwendet, ist der sogenannte Wechselschnitt. Man
bildet eine Art U-Form, der eine Schenkel ist die Tragrebe, der andere die
Ersatzrebe; erstere wird im Herbst weggeschnitten und die Ersatzrebe wird
zur Tragrebe, worauf wieder eine neue Ersatzrebe herangezogen wird. —
Nachstehend lasse ich die Beschreibung dieses Hauses, die Herr Bünger
freundlichst sandte, folgen: Das Weinhaus ist 25,50 m lang, die Höhe der
Hintermauer beträgt 4,65 m, die vordere Höhe beträgt 1,40 m, davon kommen
auf die Stehfenster zum Lüften 0,70 m, und 0,70 m ist die Höhe der Mauer,
die das äussere Beet für die Weinwurzeln abschliesst; diese vordere Mauer
ist wie üblich auf Bogen gemauert, sodass die Stöcke die im Hause gepflanzt
sind, leicht in das äussere Beet gelangen können. Dass äusere Beet ist 2,20.
das innere 3,10 m breit. Die Tiefe der beiden Beete beträgt 2 m; die Sohle
der Beete ist mit einer ca. 50 cm starken Drainage, bestehend aus Drainröhren
und groben Ziegelsteinstücken, versehen. Die Breite des Weges im Hause be-
trägt 0,75 und die Breite einer schmalen Rabatte an der Hintermauer 0,40 m.
(Abb. 5.)
Nicht weniger sehenswert ist das Haus für die Obsttreiberei. Hier
stehen frei ausgeflanzt im Mittelbeet hoch- und halbstämmige Pfirsiche und
Nectarinen: Noblesse, Royal George etc., auf den Seitenbeeten Pfirsiche und
Nectarinen in Töpfen. Herr Bünger beschreibt dies Haus folgendermassen :
Das Obsthaus (Sattelhaus) misst von der Sohle bis zum First 3.75 m, von
der Sohle bis zur Wasserrinne 1,60 m, die Länge beträgt 17,30 m. Der Innen-
raum ist eingeteilt in ein Mittelbeet, für ausgepflanzte Pfirsiche, von 2,90 m
Breite, einen Weg um das Mittelbeet von 0,85 m Breite und an jeder Seite ein
Beet, zum Aufstellen der Topfobstbäume, von 1,30 m Breite. Sämmtliche
Seiten- und Giebelfenster lassen sich zum Lüften öffnen. Im Winter und
Frühjahr finden hier die Obstbäume in Töpfen ihren Platz, die man hier
abblühen lässt und dann erst, im Mai, hinausbringt. (Abb. 6.)
Jetzt sahen wir das Topfobst an einer geschützten Stelle draussen stehen
und müssen bekennen, dass wir selten schönere Exemplare geschaut haben.
Herr Bünger behandelt seit 13 Jahren die Bäume. Durch sachgemässen Schnitt
erzielte er nach und nach, dass die Pyramiden keinen grösseren Durchmesser
haben als der Topf, in dem sie stehen — das ist normal — , und doch voller
Früchte hängen. Letzteres wird mit erreicht durch eine Düngung mit Kuhdung
und Wagnerschera Nährsalz. Um jeden Stamm liegt auf der Erde des Topfes
ein ca. 4 cm hoher kreisrunder Zinkstreifen, der als Giessrand dient, damit die
Bäume immer gleichmässig viel Wasser erhalten. Besonders gut hatten dies
Jahr die Birnen angesetzt, namentlich Winter-Nelis, die Lieblingsbirne des
Herrn Blohm, Diel, Souvenir du Congres, Doyennee du Comice, Beurre Hardy,
Bachelier, Vicar of Wakefield, Marie Louise, Olivier des Serres etc.
Auch im Freien findet sich noch viel Obst an Spalieren, und die Erträge
aller dieser Obstkulturen werden in einem sehr zweckmässig eingerichteten
Raum, der ganz verdunkelt werden kann, aufbewahrt. Die Früchte ruhen
Der Garten des Herrn L. F. Blohm in Hörn bei Hamburg. ] -
daselbst auf abnehmbaren Lattenhorden, einige der letzteren sind auch zum
Herausziehen eingerichtet.
Doch auch die Gewächshäuser für Blumen etc. sind sehr sehenswert.
In dem sogenannten Kulturhause linden sich schöne Croton und auf der
hinteren Tablette spanischer Pfeffer, Capsicum annuum. aber nicht mit roten,
sondern mit gelben Früchten; dies ist nach Herrn Blohm die echte Sorte,
welche seine Freunde, Herren aus dem spanischen Amerika, mit Vorliebe
roh essen.
Im Warmhause sehen wir eine Spezialität des Herrn Bünger, riesige
Schaupflanzen von Farnen, speziell von Adiantum, von denen ein reiches
Sortiment vorhanden ist: Ad. Veitchi, das sich mit den in der Jugend roten
Trieben so herrlich ausnimmt, A. Weigandi, A. gracillimum «Charlotte-,
A. St. Catharinae, A. formosum, A. trapeziforme, Farleyense etc.. ausserdem
Cypripedien in starken Pflanzen. In der kalten Abtheilung desselben Hauses
stehen jetzt die Caladien, die im vorigen Jahre auf der Ausstellung so viel
Bewunderung erregten und mit dem ersten Preis: kleine goldene Staatsmedaille
und einem Ehrenpreis von 300 Mark prämiiert wurden, und hochstämmige
Fuchsien; im Frühjahr ist es mit Theerosen in Töpfen gefüllt. Dies Haus ist
ganz neu, aus Pitchpine, die Thüren sogar aus Teakholz, das zwar sehr teuer,
aber auch um so dauerhafter ist und nicht so quillt.
Rund um das Haus im Freien stehen Theerosen, die mit den Töpfen in
die Erde eingelassen werden.
In der kalten Abteilung eines höchst geschmackvollen, mit Kuppeldach
in der Mitte versehenen Hauses fanden sich (am 16. September) schon einige
sehr schöne Chrysanthemum in Blüte. H.W. Lincoln, gelb, Rayonnante, igelartig
röhrig, rosa. Izerette, William Tricker, die grünlich-weisse Florence Davis. Ganz
besonders hervorzuheben sind aber auch die Hortensien mit Riesenblumen,
Stecklinge vom Februar d. J., mit auf einem Stiel gezogenen Blütenständen von
45 cm Durchmesser, etc. — Die Mitte war mitherrlichen hochstämmigen Fuchsien
besetzt, während im Spätherbst eine Stellage mit Chrysanthemum, im Frühjahr
die Theerosen ihre Stelle einnehmen.
Der kleine Mittelbau, welcher als Durchgang zum Warmhause dient, ist
an der Rückwand nischenartig gehalten. Hier finden sich Palmen etc., während
aus Ampeln zwei schöne Exemplare von Asparagus Sprengen und zwei grosse
Polypodium Reinwardti malerisch herabhängen. Eine grosse Schaupflanze
von Adiantum euneatum, 1,30 m Durchmesser und 90 cm Höhe, schmückt
den Tisch.
In der warmen Abteilung sind besonders die Eucharis amazonica zu
beachten, mit denen Herr Bünger ganz ausserordentliche Resultate erzielt
Die Pflanzen stehen dort ausgepflanzt in einem besonderen Kasten. Die Haupt-
sache ist nach Herrn Bünger, dass man die Pflanzen eine Zeit hindurch ganz
trocken hält, bis sich die Blätter ganz verfärben. Nach der Blüte muss aber
viel Wasser gegeben werden, damit der neue Trieb sich bildet; aber sobald
das letzte Blatt des Triebes heraus ist, halte man sie wieder trocken. Aut
diese Weise behandelt, blühen sie jährlich zweimal.
Ein niedriges einseitiges Haus in zwei Abteilungen von 1S m Länge
dient im Winter und Frühjahr zur Erdbeertreiberei, im Sommer zur Anzucht
von Farnen und zur Gurkenkultur.
^
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/
Abb. (3. Obsthaus des Herrn
ß
Blohm in Hambur^-Horn.
<f
^5^
i8
Der Garten des Herrn L. F. Blohm in Hörn bei Hamburg.
Wir wenden uns nun zu den Anlagen im Freien. Da sind es zunächst
die herrlichen Koniferen, welche die stattliche Villa umgeben. Eine Abies
lasiocarpa dürfte wohl 10 m hoch sein. Sehenswert sind ferner: Chamae-
cyparis Lawsoniana coerulea, die ganz hart ist, Tsuga Mertensiana, Picea
pungens, Picea orientalis, Sciadopitys verticillata, Abies polita und als besonders
seltenes Exemplar in dieser Grösse Abies Hookeriana. Die letztere hatte auch
wenige Tage vor meiner Anwesenheit die Aufmerksamkeit des grossen Koniferen-
kenners Herrn Rüppel (in Firma Peter Smith & Co., Bergedorf) erregt, der
mit etwa 100 Mitgliedern des Gartenbauvereins für Hamburg, Altona und Um-
gegend den Blohmschen Garten besucht hatte.
An die Villa stösst ein geräumiger Wintergarten, dessen Dach ganz mit
Ficus repens (stipulata) berankt ist. ein grossartiger Anblick! Mit der Schönheit
Abb. 7. Villa des Herrn L. F. Blohm, Hamburg-Horn.
ist zugleich Nützlichkeit verbunden, denn dieser kletternde Feigenstrauch
schützt die anderen Pflanzen gegen die Sonne.
Der östliche Teil des am hohen Diluvialrande des Bille-Thales auf-
steigenden Gartens ist parkartig gehalten. Hier finden sich hohe Liriodendron
tulipifera, hohe Taxodium distichum, schöne Platanen, mächtige Edelkastanien,
Castanea vesca, die jährlich essbare Früchte liefern. Eine Felspartie ist mit
Alpenpflanzen und Farnen bepflanzt, an einem Teich steht eine schöne Hänge-
weide und mehrere hohe Pterocarya caucasica. Eine Hauptsehenswürdigkeit
bildet eine riesige Blutbuche.
Sehr hübsch muss sich im Frühjahr eine Hügelpartie machen, an deren
Abhang Rhododendron und pontische Azaleen, weiter oben Flieder, dahinter
Goldregen und schliesslich hochoben Rotdorn blühen.
An der Xordseite der Villa finden sich allerlei Moorpflanzen, Azalea
pontica, Skimmia japonica etc. etc.. auch der seltsame krause Epheu, Hedera
Helix conglomerata.
Über anatomische Merkmale bei Berberis-Arten.
±9
Am nordöstlichen Ende des Parks befindet sich ein höchst idyllisches
Farnthal, von hohen Bäumen beschattet, von einem plätschernden Bach
durchzogen. Hier in dieser feuchten Luft gedeihen auch die selteneren Arten
(Adiantum pedatum mit 75 cm Durchmesser, Cyrtomium Fortunei, Polystichum
setosum etc.) gut, und die gewöhnlicheren mahnen in ihren riesigen Dimen-
sionen fast an längst vergangene Zeiten unserer Erde.
Über anatomische Merkmale bei Berberis-Arten.
Von E. Koehne.
,_^ (Eingereicht am 22. November 1898.)
^TLn der Gattung Berberis begegnet die Unterscheidung und Gruppierung der
(J^> Arten ungewöhnlichen Schwierigkeiten, und ich trug mich schon lange mit
dem Vorsatz, die äusseren Artmerkmale womöglich durch anatomische zu
ergänzen. Erst in den letzten Monaten konnte ich diesen Plan ausführen.
In den folgenden Zeilen will ich nun eine kurze Darstellung derjenigen
anatomischen Eigentümlichkeiten geben, welche bei den im Freien bei uns
kultivierten Arten geeignet erscheinen, eine sichere Unterscheidung und Ab-
grenzung der Arten zu unterstützen*), sowie derjenigen, welche für denselben
Zweck wenig oder gar nicht nutzbar zu sein scheinen.**)
1. Spaltöffnungen. Der Bau und die Lage der Schliesszellen zwischen
den Epidermiszellen ist überaus einförmig. Bemerkenswert ist nur, dass
Spaltöffnungen auch auf der Blattoberseite, und zwar oft kaum weniger
zahlreich als auf der Unterseite, bei sechs Formen gefunden wurden, die meist
zu Euberberis, 2. Reihe in meiner Dendrologie S. 167—168 gehören; es sind
dies B. densiflora Boiss. et Buhse, B. macrobotrys m. n. sp., B. pyrocarpa
m. n. sp.. B. crataegina DC., B. cretica L. und B. aetnensis Presl. nebst
einer Berberis »spec. Taschkents aus dem Späthschen Arboret, die sich durch
auffallend lange Stacheln auszeichnet, aber noch nicht bestimmt werden konnte.
Das Merkmal ist beständig, wie auch das Gegenteil, das gänzliche Fehlen der
Spaltöffnungen oberseits, bei den übrigen untersuchten Arten.***)
*) Vorarbeiten liegen nur wenige vor. In Engler-Prantl, Natürliche Pflanzenfamilien
Bd. III, Abt. II, S. 71, wird nur R. Böning, Anatomie des Stammes der Berberitze, Dissert.,
Königsberg i885, erwähnt.
**) Viele Kleinigkeiten, die mir verschiedentlich aufgefallen sind, übergehe ich ganz.
***) Nur bei einem kultivierten Exemplar von B. heteropoda waren, möglicherweise
infolge von Bastardierung, oberseits sehr vereinzelte Spaltöffnungen vorhanden, die B. heteropoda
sonst nicht besitzt.
Zu den einzelnen Arten ist folgendes zu bemerken: B. densiflora ist im Berliner
Botanischen Garten als B. integerrima und heteropoda vorhanden. Auch zog ich sie selbst
aus Samen, die ich unter den letzteren beiden Namen aus Petersburg erhielt (neben einigen
echten heteropoda) in zwei etwas verschiedenen Formen, wovon die eine möglicherweise
durch Bastardierung von seiten der heteropoda oder der integerrima verändert ist. Auf
sie bezieht sich die Anm. 1 in meiner Dendrologie S. 167.
B. crataegina DC. glaubte ich früher (Dendr. S. 168) mit densiflora vereinigen zu
müssen, sie hat aber unterseits nicht papillöse Blätter, während sie bei der auch in der
Blattform sehr verschiedenen densiflora papillös sind. In Kultur sah ich sie nirgends.
B macrobotrys ist von Bornmüller als Var. von densiflora aufgestellt worden,
unterscheidet sich aber durch den Mangel unterseitiger Papillen von letzterer. Nicht in Kultur.
B. pyrocarpa ist Regeis B. integerrima var. pyrocarpa, hat aber oberseitige Spalt-
OQ Über anatomische Merkmale bei Berberis-Arten.
2. Papillen. Nicht minder beständig ist die Ausbildung kurzer, nur
mikroskopisch sichtbarer Papillen auf den Epidermiszellen der Blätter. Als
Haare kann man diese Gebilde ihrer Kürze wegen noch nicht bezeichnen. Je
eine Papille steht auf jeder Epidermiszelle, von deren Oberfläche sie meist
nur einen kleinen, zuweilen aber auch einen sehr grossen Teil einnimmt, indem
sie sich in der Flächenansicht als oft sehr scharf abgegrenzter Ring abhebt.
Häufig, aber nicht immer, ist diese Papillenbildung mit einer auffallenden,
kreideweissen Färbung der Blattunterseite verbunden. Beispiele:
Subg. Mahonia:
a) B. repens Lindl. nur auf der Unterseite. Bei B. Aquifolium L.
fehlen die Papillen gänzlich. Eine Anzahl von Formen mit schwachen An-
deutungen von Papillen glaube ich auch nach ihrem makroskopischen Verhalten
als Bastarde beider Arten deuten zu dürfen.
b) B. Fremonti Torr., Papillen auf beiden Blattflächen.
c) B. trifoliolata Moria, auf beiden Blattflächen, auf der Oberseite durch
grosse Zwischenräume getrennt, auf der Unterseite gruppenweise sehr gehäuft,
sogar sich berührend, vielleicht hier als Schutzvorrichtung für die Spaltöffnungen
zu betrachten.
Subg. Euberberis:
1. Reihe (Dendr. S. 166). Immergrüne Arten.
a) B. empetrifolia Poir., Papillen nur unterseits; die Blätter sind sehr
schmal, bis zur Mittelrippe zurückgerollt, die Papillen in der Nähe des Randes
zu wirklichen Haaren verlängert, die Spaltöffnungen also in einem sehr wohl
abgeschlossenen Räume geborgen.
b) B. Darwini X empetrifolia, Papillen etwas kürzer als bei vor.
(bei B. Darwini Hook, fehlen sie ganz).
c) B. concinna Hook, f., nur auf der Unterseite.
d) B. asiatica Roxb. in DC, wie vor. ; bei beiden Arten stehen die Papillen
sehr dicht wegen Kleinheit der Epidermiszellen.
2. Reihe (Dendr. S. 167).
a) B. »spec. Taschkent« (s. oben), nur auf der Unterseite.
b) B. Lycium Royle, auf der Oberseite schwache Andeutungen, auf der
Unterseite wohl ausgebildete, ungewöhnlich dicke, einen grossen Teil der
Zellen - Aussenfläche einnehmende Papillen. Zu dieser Art gehört eine von
Sargent an Späth als B. ruscifolia abgegebene Pflanze mit genau ebensolchen
Papillen. B. ruscifolia Lam. hat keine Papillen.
c) B. densiflora, nur auf der Unterseite, wie beifolgender.
d) B. pyrocarpa Koehne (S. oben S. 19 Anm. am Schluss).
3. Reihe (Dendr. S. 168). Papillen stets nur unterseits, sehr gross und
sehr dicht stehend.
a) B. virescens Hook. f.
Öffnungen und unterseitige Papillen. Beide Merkmale besitzt B. integerrima nicht! —
Nicht in Kultur, wenn nicht „Berb. spec. Taschkent arb. Späth" dazu gehört.
Zu B. cretica gehören die von mir früher für calliobotrys Bienert? angesehenen
kultivierten Exemplare, dagegen nicht B. calliobotrys Aitchison aus Afghanistan, die ihrerseits
wieder von der echten calliobotrys Bienert verschieden ist.
B. aetnensis gehört nicht zu B. emarginata, wie ich früher glaubte annehmen zu
müssen; denn letztere hat keine oberseitigen Spaltöffnungen. Echte aetnensis sah ich in
Kultur noch nicht.
Über anatomische Merkmale bei Berberis-Arten. 21
b) I!. d iaphan a Maxim.
c) B. umbcllata Wall.
d) B. papillifera m. (= B. Thunbergi var. papillifera Franch.)
B. Thunbergi hat keine Papillen, nur selten sehr schwache Andeutungen da-
von, während sie bei papillifera gross und dicht stehend sind.
4. und 5. Reihe (Dendr. S. 170 u. 171). Bei keiner Art Papillen gefunden.
3. Form der Epidermiszellen der Blätter. Es giebt in dieser Hinsicht
zwei Grenzfälle. In dem einen erscheinen die Wandungen in der Flächen-
ansicht ganz geradlinig oder nur schwach gebogen, in dem andern sind sie
stark hin- und her geschlängelt. Im crsteren Fall sind die Zellen häufig that-
sächlich kleiner, oft aber erscheinen sie nur so infolge einer optischenTäuschung.
Zählt man auf Zeichnungen, die mit dem Zeichenapparat bei gleicher Ver-
grösserung angefertigt wurden, die einen bestimmten Flächenraum bedeckenden
Zellen, so ist die Zahl bei geraden wie bei geschlängelten Wandungen oft
dieselbe, obgleich in letzterem Falle die einzelne Zelle den Eindruck viel
bedeutenderer Grösse macht. Es kommen aber auch wirkliche Grössen-
unterschiede vor, und dann stets in der Weise, dass besonders kleine Zellen
stets geradlinige, besonders grosse stets geschlängelte Wandungen haben. Von
den kleinen Zellen können doppelt so viele und mehr denselben Flächenraum
bedecken wie von den grossen (gleichen Entwicklungszustand der Blätter selbst-
verständlich vorausgesetzt). Zwischen beiden extremen Formen giebt es alle
möglichen Übergänge, auch mit der Massgabe, dass bald beide Blattflächen
sich gleich verhalten, bald auf der Unterseite die Wandungen etwas stärker
geschlängelt sind als oberseits, bald, wenn auch selten, umgekehrt. Trotz der
vielen Übergangsbildungen ist nun die Form der Epidermiszellen doch nicht
ohne systematischen Wert, da sie nicht selten bei Arten, die makroskopisch
schwer auseinander zu halten sind, deutlich verschieden bleibt. Ich will mich
nur auf wenige Beispiele beschränken. B. japonica Spreng, hat kleine, gerad-
wandige, B. nervosa Pursh. grosse, sehr stark wellenwandige Epidermiszellen.
B. nepalensis Spreng, ist B. japonica ähnlich, die Wandungen sind aber ein
wenig geschlängelt. In der ersten Reihe von Euberberis hat B. Wallichiana
DC. oberseits schwach, aber deutlich geschlängelte, die übrigen untersuchten
Arten haben daselbst gerade Wandungen. In der 3. Reihe hat etwa die erste
Hälfte der Arten unterseits gerade, die andere Hälfte lebhaft geschlängelte
Wandungen. In der 5. Reihe hat B. amurensis Rupr. oberseits ganz oder
fast geradlinige, unterseits etwas geschlängelte, B. vulgaris L. beiderseits Nein-
lebhaft geschlängelte Wandungen. Der Eindruck ist in beiden Fällen so ver-
schieden, dass ich nicht mehr glaube, B. amurensis sei nur eine Form von
B. vulgaris, wie meistens, auch von mir selbst, angenommen wurde.*) Auch
B. canadensis Mill. bezw. B. caroliniana Lond. scheinen von B. vulgaris,
von der sie sonst schwer unterscheidbar sind, im Verhalten der Epidermis
stets deutlich verschieden zu bleiben. Jedenfalls verspricht der sorgfältige
Vergleich der Epidermiszellformen zu einer besseren Sichtung zahlreicher sonst
nicht hinreichend zu kennzeichnender Arten, Varietäten und Formen von
Berberis nicht unwesentlich beizutragen, doch sind hierzu noch weitere aus-
gedehnte Untersuchungen notwendig.
*) Übrigens hat sich auch herausgestellt, dass B. amurensis stets ganz erheblich
früher blüht als fast alle übrigen Arten von Euberberis.
22
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
Die Dicke der Wandungen der Epidemiszellen, in der Flächenansicht be-
trachtet, wechselt, scheint auch mit zunehmendem Alter der Blätter oft etwas
zuzunehmen. Die dicksten Wandungen fand ich bei B. nervosa. Sehr häufig
bemerkt man in den Seitenwandungen Tüpfel. Auch die Aussenwandungen
können durch netzförmige Verdickungsleisten sich derart verstärken, dass man
in der Flächenansicht die Zellwände von den Leisten gar nicht mehr, ausser auf
besonders günstigen einzelnen Stellen von Flächenschnitten, unterscheiden kann.
Solche Leisten fand ich bisher nur in der Untergattung Mahonia z. B. bei
B. Aquifolium L.; sie können sich derart verbreitern, dass die Aussenwand
der Zelle wie mit grossen Tüpfeln besetzt erscheint, so z. B. bei B. Wagneri h.
(die vielleicht zu B. pinnata Lag. gehört), aber auch bei echter B. Aquifolium.
(Schluss folgt.)
Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc.
Feijoa Sellowiana Berg.
Feijoa Sellowiana ist eine von
Eduard Andre aus Uruguay ein-
geführte Myrtacee, die in seinem Villen-
garten in Golfe Juan (an der Riviera)
ihre köstlichen Früchte reift und
daher auch für unsere Kolonieen zu
emptehlen ist. Abgebildet in Revue
hört., Bot. Mag., Garden, Gard. Chronicle.
Neuheiten von Herb & Wulle. Neapel.
(Nach den Beschreibungen der Züchter.)
Centaurea imperialis (Hort. Herb).
Unter dem kurzen Namen Centaurea
imperialis übergiebt die Firma Herb
& Wulle (Inh. M. Herb) in Neapel
dem Handel eine Reihe neuer, riesen-
blumiger Centaureen-Hybriden, die an
Wert und Schönheit alle bis jetzt
kultivierten wohlriechenden Centaureen
weit übertreffen.
Centaurea imperialis stammt aus
einer Kreuzung der roten C. moschata
mit der weissen C. Margaritae. Von
ersterer erbte sie den üppigen Wuchs
der Pflanze, von letzterer aber den
edlen Bau der Blumen. Die Farbe
derselben variiert bis ins Unendliche,
so dass noch eine sehr grosse An-
zahl prächtiger Spielarten wird an-
geboten werden, sobald sie erst alle
konstant geworden sind.
C. imperialis bildet riesige, über
1 m hohe Büsche, bedeckt mit lang-
stieligen, edelgebauten Blumen, meist
von der doppelten Grösse der bekannten
C. odorata und Margaritae, mit dem-
selben Wohlgeruch und. was nochmals
ausdrücklich wiederholt wird, von
genau derselben Form. Was sie aber
noch ganz besonders von den bis-
herigen wohlriechenden Centaureen
auszeichnet, ist die aussergewöhnlich
lange Dauer der Blumen, die sich,
wenn frisch aufgeblüht abgeschnitten,
bis 10 Tage im Wasser gut halten
können; ferner die härtere Natur und
längere Vegetationsdauer der Pflanze
überhaupt, sodass sie so leicht wie
jede andere Sommerblume kultiviert
werden kann, was bekanntliah bei
Centaurea odorata und Abarten nicht
der Fall ist.
In der Binderei wird die pracht-
volle, wohlriechende, riesenblumige,
langstielige und überaus dauerhafte
Centaurea imperialis, die zudem in den
meisten beliebten Modefarben vertreten
ist, bald tonangebend und unentbehr-
lich geworden sein. Im Garten aber
kann man sich kaum ein wirkungs-
volleres und eleganteres Blumen-
Arrangement vorstellen, als eine Gruppe
unserer neuen Centauieen-Hybriden.
Centaurea imperialis alba.
Blendend weiss, riesenblumig! Es
I ist einleuchtend, dass diese völlig
j konstante Spielart für Gärten und
' Blumengeschäfte von unschätzbarem
Werte ist, so dass wir uns jede weitere
Anpreisung ersparen können.
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
n
Centaurea imperialis lilacina.
Lilafarben, riesenblumig, mit der
Farbe der C. odorata übereinstimmend.
Für jede Art Blumen -Arrangements
ist diese zarte Modefarbe unentbehrlich.
An Sorten werden ferner angeboten:
splendens leuchtend purpurn, rosea,
Favorita, rosa, Armida. zartlila,
Iphigenia, rosa mit weissem Zentrum,
variabilis, weiss mit rosa Schein,
purpurn gezeichnet, im Verblühen rosa,
graciosa, dunkellila.
Centaurea Mariae (Hort. Herb).
Diese neue Centaurea ist jedenfalls
das »Non plus ultra« aller Centaureen.
Die Firma Herb & Wulle (Inh.
M. Herb) in Neapel erhielt sie bereits
vor mehreren Jahren aus einer Kreuzung
der wildwachsenden Centaurea pur-
purea mit Centaurea suaveolens. —
C. Mariae ist übrigens der Anfang einer
sicherlich ganz prachtvollen, neuen
und hochinteressanten Rasse. Aus be-
sagter Kreuzung gingen eine ganze
Reihe verschiedener Hybriden, sowohl
einjähriger als perennierender, hervor,
sodass die Firma in den nächsten
Jahren noch oft in der Lage sein wird,
mit neuen und kulturwürdigen Cen-
taureen in die Oeffentlichkeii zu treten.
Die neue Centaurea Mariae ist ein-
jährig oder bisannuel, wie C. suaveolens,
ist aber sonst hart und anspruchslos,
ja von geradezu zäher Natur, wie die wild-
wachsende C. purpurea. Sie wächst
rasch, bildet schöne, aufrechtstehende
Büsche und entfaltet einen geradezu
staunenerregenden Blütenreichtum; jede
Pflanze, zumal wenn die Blumen nach
und nach verbraucht werden, zeitigt
Hunderte von Blumen. Diese haben
die Form und Grösse sowie den leichten
Bau der Centaurea Margaritae oder
C. odorata. stehen auf ganz dünnen,
festen Stielen mit nur ganz kleinen
eiförmigen Hüllkelchen und sind
ungemein leicht und dauerhaft. Ihre
Farbe ist ein zartes Schwefelgelb, nach
den Spitzen zu rosa; am Tage des Er-
blühens erscheinen die Blumen rein
schwefelgelb. Für feine Bindereien,
zu denen langstielige, aber ganz leichte,
graziöse Blumen gewünscht werden,
wird Centaurea Mariae wohl kaum,
einen ebenbürtigen Rivalen finden.
Die zart rosa - gelben Blumen präsen-
tieren sich wie gelbgrundige Caryo-
phyllus-Nelken. Im Garten ist ihr Platz
neben den herrlichen Centaurea impe-
rialis, bei denen diese Farbe vorläufig
fehlt; sie ist niedriger und eignet sich
deshalb vorzüglich als Einfassung um
eine C. imperialis-Gruppe.
Die Samengewinnung ist schwach
und die Ernte somit ganz gering.
Tomate „ Wunder von Italien".
Line neue Tomaten - Sorte von
staunenerregender Fruchtbarkeit! Die
leuchtend scharlachroten Früchte sind
pflaumenförmig, etwa 20 g schwer und
gleichen somit denen der beliebten
Sorte »König Humbert«. Die Früchte
hängen in riesigen Büscheln von 50 bis
70 Stück und darüber, zu einer einzigen
Fruchttraube vereint, an einem Stiele
beisammen, eine Erscheinung, wie sie
bei Tomaten, sowie überhaupt bei
anderen Gemüsen jedenfalls bis jetzt
noch nicht zu sehen war. Eine einzige,
gut ausgebildete Fruchttraube kann das
enorme Gewicht von 1 ' ... kg und darüber
erreichen. Die Pflanze Weichst hoch,
ist widerstandsfähiger als die meisten
letzten Neuzüchtungen und produziert
bis zum Spätherbst eine unzählige
Menge Früchte, immer zu riesigen
Büscheln vereint. Die Früchte sind
festfleischig und sehr schmackhaft,
gleich vorzüglich sowohl als Salat als
auch zum Einkochen. Da sie sich sehr
lange halten, so eignet sich diese
Sorte, wie keine andere zum Auf-
bewahren. Die grossen Fruchtbüschel
ersparen die Mühe des Zusammen-
bindens; sie werden an einem trockenen
und luftigen Ort aufgehangen. Im
Herbst grün abgenommene Früchte
reifen vollkommen nach.
Der neue Liebesapfel »Wunder von
Italien« ist ein Schaustück ersten Ranges
und besitzt so viele Vorzüge, dass er
sich sofort überall einbürgern wird!
Er ist nicht zu verwechseln mit dem
gewöhnlichen »König Humbert«, der
hier und da auch unter dem Namen
»Wunder von Italien« angeboten worden
ist, wie dies bereits in Yilmorins
»Gemüsegärtnerei« als Synonym be-
richtigt wurde.
Kartoffel ,, Frühe Vesuv".
Feinste Tafelkartoffel, wie es so leicht
keine zweite giebt! Die Knollen sind
ziemlich gross, haben eine schöne,
länglich breite Form (ähnlich »Perle
von Erfurt« oder »Pearl of Savoy«).
H
Kleinere Mitteilungen.
eine dünne, rötlich-gelbe Haut, weisses
sehr mehlreiches Fleisch und sind sehr
wohlschmeckend. Diese Sorte ist eine
der frühesten für Freiland (hier bildet
sie bereits Anfang Mai und auch früher
einen bedeutenden Exportartikel). In
Deutschland wird man von ihr Mitte
Juni, von vorgekeimten Knollen aber
schon viel früher ernten können; dabei
ist sie sehr ertragreich und äusserst
widerstandsfähig. In Jahrgängen, wo
andere Sorten durch Krankheit oder
ungünstige Witterung heimgesucht
wurden, blieb unsere »Vesuv« stets
unberührt und brachte stets denselben
Ertrag. Sie hält sich ausgezeichnet
über Winter und ist im Frühjahr gleich
frisch und wohlschmeckend. Sie ist
die beste Kartoffel des Südens und
stets so gesucht, dass es 14 Tage nach
der Ernte absolut unmöglich ist, noch
etwas davon aufzutreiben.
Wir sind fest überzeugt, dass wir
dem Handel eine Kartoffelsorte bieten,
die wegen ihrer gefälligen Form, ihres
reichen und stets sicheren Ertrages
zum Anbau im Grossen als Markt- und
Exportkartoffel ersten Ranges geeignet
ist; im Hausgarten und zum Selbst-
bedarf wird es aber kaum eine bessere
Sorte geben. Ein Versuch wird dieses
aufs ausgiebigste bestätigen.
Ganz besonders aber empfehlen wir
unsere »Frühe Vesuv« ausserdem noch
zum Anbau in südlichen Ländern, wo
sie, wie wir bereits erprobt haben, zu
jeder Jahreszeit angebaut werden kann.
Für südliche Länder mit entgegen-
gesetzter Vegetationsperiode liefern wir
dementsprechend kultivierte, d. h. in
den Monaten Januar-Februar geerntete
Knollen.
Kartoffel „Violette Aetna".
Diese Kartoffel ist ebenfalls eine sehr
zu empfehlende hiesige Sorte. Die
riesigen Knollen sind länglich, glatt-
schalig, dunkelviolett, weissfleischig,
sehr mehlreich und schmackhaft. Sie
liefert von allen Sorten die grössten
Ernteerträge, ist absolut widerstands-
fähig gegen alle hiesigen Kartoffel-
krankheiten und versagt nie. Sie ist
deshalb besonders als ertragreichste
und widerstandsfähigste Sorte zu
empfehlen, und sind wir überzeugt,
dass uns Jedermann, der sie baut, für
diese Kartoffel Dank wissen wird.
Kleinere Mitteilungen.
Das Chrysanthemumfest in Stuttgart.
In dem Blumen liebenden Stuttgart
fand unter dem Protektorate der
Königin Charlotte von Württem-
berg zum Besten armer Kinder
der Stadt Stuttgart ein einzigartiges
Fest, ein wahrhafter Blumentraum vom
22. bis 27. Xovember statt.
Eine Anzahl hochstehender Damen,
an der Spitze Frau Oberbürgermeister
vonRümelin, welche bewährte Kräfte
wie Baurat Weigle, Samenzüchter
und Handelsgärtner Schneider und
Hofgarteninspektor Ehmann gewann,
bildete das Festcomite. Der Besucher
des Festes sollte in das Land jener
Wunderblume, die das Sinnbild der
Sonne, des Glanzes und der Unwandel-
barkeit ist, nach Japan geführt werden.
Die gelungene Ausführung dieser
Idee fand in den Sälen des Königs-
baues, welche in einen blühenden
Garten umgewandelt waren, statt. Man
erblickte Xipon mit seinem Fusi-no-
jama, dem schimmernden Götterberge,
im Hintergrunde, mit seinen blumigen
Auen und murmelnden Bächen. Von
grün umbuschten Felsen stürzten sich
die Wasser in glitzernden Kaskaden
in die Tiefe, Binsen und Strauchwerk
umsäumten die Ufer und über die
blauen Wogen wölbte sich in schlankem
Bogen die kleine Brücke. Wer sich
zu dieser den Weg durch die zahlreichen
Besucher gebahnt hatte, der stand wie
geblendet vor der flimmernden Pracht.
Zur Rechten erblickte man den
glänzenden Sonnentempel, dessen Vor-
hof von nickenden Sonnenblumen ein-
geschlossen war. Die Wände und
Giebel der Pagode waren gleichfalls
mit Sonnenblumen geschmückt. Dann
folgten zu beiden Seiten die Bazare,
eine ununterbrochene Kette reizender
Bauwerke, geziert durch eine grosse
Anzahl (ungefähr 70) junger Damen,
welche aus dem farbenglühenden Japan
erstanden schienen. Und diese vom
Kleinere Mitteilungen.
lichtesten Blau bis zum tielsten Rot,
und vom zartesten Orange bis zum
dunkelsten Violett leuchtenden Kostüme
drückten dem Gesamtbild ihren Stempel
auf, so dass die Toiletten der Besu< hei
als sehr einfach erschienen.
Diese zierlichen Japanerinnen wussten
dem Besucher das Gross- und Klein-
geld durch Verkauf von Pfauenfedern,
Postkarten. Blumen. Konfekt, Kaffee,
Thee. Spiel, Wahrsagen, Theaterspielen
aus der Tasche zu locken, bis schliess-
lich der Geldbeutel öde Leere zeigte.
Und wahrlich, es hatte sich das Fest
gelohnt, ungefähr 38 000 Mark wurden
eingenommen, die Ausgaben werden
sich ungefähr auf 15 000 Mark belaufen,
Dank dem Entgegenkommen der
Handelsgärtner, die nicht ganz 1000 M.
für die Lieferung der Pflanzen ver-
langten. Der Kgl. Hof besuchte am
24.. von Bebenhausen kommend, das
Fest und auf Anordnung I. M. der
Königin wurde der Reinertrag des
Promenadenkonzerts am 27. No-
vember dem stellvertretenden Stadt-
vorstand übergeben, welcher bezüglich
der Verteilung an bedürftige Wein-
gärtner das Weitere in die Wege
leiten wird.
Flohenheim. Garteninspektor Held.
Neue Ausschmückung im Erholungsgarten des
Hauses Rudolph Hertzog, Berlin.
Der schöne Wintergarten des Welt-
hauses Rudolph Hertzog in Berlin,
das bekanntlich von der Breitenstrasse
nach der Brüderstrasse durchgeht, hat
jetzt eine andere Ausschmückung er-
halten als sie zur Zeit war, wo wir
eine Beschreibung derselben gaben
(Gartenflora 1897, S. 407 m. Abb.).
Es haben sich jetzt zwei Firmen in die
Ausschmückung der Räume des Hauses
Hertzog getheilt. Herr Härder besorgt
den Schmuck im Innern, der Treppen
etc.,IlerrLandschaftsgärtner Friedrich
Maecker-Friedenau bei Berlin, Rhein-
strasse 29. den des Erholungs- oder
Wintergartens.
Zunächst ist im Wintergarten mehr
Raum gewonnen, indem an der Xord-
seite ein unschöner Kellerhals, der
verdeckt werden musste. entfernt
worden und der Fussboden unterwölbt
ist, um einen Durchgang von einem
Keller zum andern zu haben. Ferner
ist der ganze Raum einheitlicher ge-
worden, indem der Seite 410 erwähnte
Centaur. .statt quer nahe an einem 1
zu stehen, in die Längsachse, aber
seitlich und mehr nach vorn gerückt ist.
Ueberall sieht man schöne Palmen-
gruppen: Chamaerops Fortunei, Phoenix
canariensis , ferner Blumentische ,
hübsche Beete, zahlreiche Ampeln und
Farngruppen, aus denen blühende
Pflanzen hervorlugen. Das ganze
macht einen sehr gefälligen Eindruck,
zumal die Wände auch mit Schling-
pflanzen bedeckt sind. Freilich musste
an einzelnen Stellen künstlicher Epheu
und künstlicher wilder Wein mit zur
Hilfe genommen werden. — Das
Verdienst des Herrn Maecker für
diese schöne Ausschmückung aner-
kennend, sprach der Dekorations-
ausschuss ihm eine silberne Me-
daille zu.
Aus der Sitzung des Liebhaber-Ausschusses
am 3. Oktober 1898.
(Es ist beschlossen worden, von jetzt
an am zweiten Montag im Monat.
7 Uhr, Invalidenstr. 42 zu tagen.)
Herr Urban berichtet über ausser-
ordentliche Erfolge von Kuhdung bei
Agaven. Auf eine Tonne, die etwa
ein Hektoliter Wasser fasst, werden
zwei Eimer Kuhdung genommen, die
man darin auflöst und mindestens
acht Tage gären lässt. Alle vier
Wochen wird ein Dungguss gegeben.
Herr Demharter zieht Rinderguano
vor. Ein Centner kostet 0.50 M. Er
ist sehr reinlich, wird in Wasser gelöst,
und der besseren Wirkung wegen noch
auf fünf Liter mit 80 cem Wagnerscher
N ä h rlös u n g versetzt.
Herr( '.eheimratHauchecorne düngt
seine Obstbäume mit fünf pro Mille
Wagnerscher Nährlösung, Marke A.-G.
Herr Tri) an bemerkt, dass man
Aloe nicht düngen dürfe, sonst blühen
sie nicht. Im Winter darl man sie
auch nicht giessen. Einzelne sterben
leider trotzdem im Winter ab, bilden
aber aus dem Stumpf neue Triebe.
Er hält sie in einem Zimmer mit
( »fenheizung.
Herr Geheim rat Hauchecorne
berichtet über die schönen Orchideen
des Herrn Gartenbau - Direktors
Lackner und über die zahlreichen
Exemplare des Usambara-Veilchens
26
Kleinere Mitteilungen.
Saintpaulia ionantha, die zerstreut
zwischen den Orchideen stehen und
das Ganze sehr beleben.
Herr Urban hat gefunden, dass bei
ihm Saintpaulia ionantha am besten
in einem kühlen Keller überwintert.
Herr Demharter berichtet über
die ausserordentlich starke Vermehrung
des Usambaraveilchens. Am besten
ist es, Blätter oder Blattstücke in das
Moos von in guter Vegetation be-
findlichen Orchideen zu stecken. Dann
bilden sich an den Nerven leicht
Wurzeln, wie bei allen Gesneraceen.
Bei Herrn Geheimrat Hauchecorne
sind die gewöhnlichen Zwetschen und
>-Anna Späth« fast ganz wurmfrei, da-
gegen hat die Katharinenpflaume sehr
viel Würmer.
Bei Herrn Martiny ist Napoleons
Butterbirne sehr schön geworden.
Herr Hauchecorne findet, dass
das meiste Obst dies Jahr früher reift.
Herr Urban teilt mit, dass seine
.Mutter alles Laub hat verbrennen
lassen und nun fast gar keinen Apfel-
stecher mehr in ihrem Obst hat,
während sich sonst viele zeigten.
Bei Herrn Martiny- Wilmersdorf
giebt es dies Jahr fast gar kein
Fallobst. Er hat allerdings alle mög-
lichen Vorsichtsmassregeln ergriffen
und lässt die Bäume so weit er reichen
kann, mit Kupferkalkbrühe spritzen.
Bei Herrn Geheimrat Hauchecorne
sind dagegen viele Würmer. Die
Kanada-Reinetten wurden erst ange-
stochen, als sie schon so gross wie
Borsdorfer waren.
Herr Martiny hat dasselbe früher
beim Danziger Kantapfel bemerkt, aber
dies Jahr nur wenig.
Landesökonomierat Göt he hat Herrn
Geheimrat Hauchecorne geraten,
ein Meter über dem Boden am Stamm
einen Kranz von Holzwolle anzubringen.
Herr Martiny hat das auch gethan;
er hat das Papier darüber auch noch
mit Raupenleim bestrichen und das
hat geholfen. Sein Nachbar, der es
nicht gethan, hat viel Fallobst.
Herr Cordel hatte im Jahre 1898
nur Maden an drei Hochstämmen:
geflammter Cardinal, Charlamowsky
und Cellini.
Die Birne Howell, die am jungen
Hochstamm sonst viele xMaden hatte,
hat dies Jahr keine.
Herr Martiny hat auch viele Nist-
kästen angebracht, und zwar vor-
schriftsmässig mit dem Flugloch nach
Südost.
Die Schwarzdrosseln werden als
sehr schädlich für das Obst bezeichnet.
Sie bauen selbst in Lorbeer- und
Stachelbeerhochstämmen.
Herr Martiny - Wilmersdorf zieht
sogenannte kernlose Johannisbeeren.
Roh schmecken sie wie Ahlbeeren,
dagegen geschmort als Kompot
wundervoll. Im Jahre 1898 sind die
Beeren fast alle von den Stielen ab-
gefallen. L. Maurer-Jena brachte sie
zuerst in den Handel.
Herr Geheimrat Schmidt teilt mit,
dass im Humboldthain ein weisser und
ein roter Hibiscus hochstämmig in
schönster Blüte stehen.
Bei Herrn Geheimrat Fritsch in
Wilmersdorf sind nach Herrn Martiny
auch grosse Hochstämme.
Auf dem Wege von Pallanza nach
Intra stehen nach Geheimrat Hauche-
corne grosse Hochstämme als Allee-
bäume.
Bei Buch ist im Garten eine grosse
Taxus hibernica. Der Park von Buch
kann einst ein sehr schöner Park für
die Berliner Bevölkerung werden, wie
Herr Geheimrat Schmidt mitteilt.
Die Theehybrid-Rose Gloire Lyonnaise.
Von Adam Heydt, Kunstgärtner.
Von weissen Rosen, die durch ihre
Schönheit mir besonders gefielen,
möchte ich Gloire Lyonnaise sehr em-
pfehlen. DerWuchs und das ganze Aus-
sehen verrät ihre Abstammung von
Theerosen, und. ich zähle sie zu den
Theehybriden, selbst wenn auch einige
Rosisten diese Rose zu den Remontan-
ten zählen.
Die Blumenform ist eine echte Rosen-
form. Blumenblätter ziemlich breit,
Farbe innen ins Gelbe spielend, sonst
schönstes Weiss. Gloire Lyonnaise be-
sitzt einen angenehmen und starken
Duft. Die Blumen stehen immer auf-
recht, daher passt diese Rose am besten
für Töpfe, niedrige Büsche und Pyra-
miden, auch für halbhohe und mittel-
hohe Stämme. Für Hochstämme über
1 m ist sie nicht zu sehr zu verwenden,
weil man dann nicht den vollen Blick
der Blumen geniesst.
Gewerbliche Angelegenheiten.
27
Das schlanke, last ganz stachellose
Holz ist ins Rotbraungrüne spielend:
Blätter von mittlerer Grösse, Wuchs
stark; Blüte sehr früh und auch reich.
Als Schaublume ist sie vorzüglich.
Gegen den Winter ist sie nicht gar zu
empfindlich.
Das Einfüttern der Cyclamen in Sägespäne.
Von Adam Hey dt, Kunstgartner.
Von allen den Mitteln, die zum Ein-
füttern der Cyclamen genannt werden,
halte ich Sägespäne für das beste.
Jedoch muss man immer ein Thermo-
meter dabei benutzen, weil sonst die
hohe und lang anhaltende Wärme nicht
taxiert werden kann und die Pflanzen
dann zu leicht verbrennen können.
Sägespäne wärmen gut, behalten die
Wanne recht lange, lassen kein Unkraut
aufkommen und verbreiten nach dem
Ueberspritzen eine gute feuchte Luft.
Solche Sägespäne, die von Buchenholz
stammen, sind besser als diejenigen
von Tannen- und Fichtenholz, weil von
letzteren ein den Pflanzen schädlicher
Dunst entsteigt und sie auch leicht den
bekannten Kohlenpilz hervorrufen.
Hat man Cyclamen in einem frischen
warmen Kisten auf Sägespäne gestellt,
so muss man besonders gegen Sonne
vorsichtig sein, im Xu ist der Kasten
zu heiss. Deshalb mit dem Schattieren
aufpassen!
Die Saatstelle der Deutschen Landwirtschafts-
Gesellschaft,
welche die möglichst zuverlässige und
vorteilhafte Versorgung der Landwirte
mit Saatwaren — möglichst unmittel-
bar vom Erbauer — zum Ziel hat.
zeigt eine stetige Zunahme ihrer Um-
sätze: Im Frühjahrsgeschäft dieses
Jahres hat sie 7194 Aulträge durch
Vermittelung von 41 335,09 D.-Ztr.
Saatware im Werte von 755 839 M.
nach Massgabe ihrer Grundregel er-
ledigt. Die im vorigen Jahre einge-
führte »Anerkennung« von Saaten,
die den Käufern Wirtschaften kenntlich
macht, die den Saatbau mit besonderer
Sorgfalt betreiben, ist in diesem Jahre
von 17 Züchtern mit 34 Wirtschaften
für 02 einzelne Saaten in Anspruch
genommen, gegenüber 10 Züchtern
mit 16 Wirtschaften und 31 einzelnen
Saaten im Jahre 1897. Es erweist
sich diese Einrichtung als weiterer
Ausgestaltung fähig und verspricht ein
wirksames Mittel zur Verbesserung
des Saatenbezuges zu werden.
Gewerbliche Angelegenheiten.
Auszug aus den Vorschriften der bulgarischen
Regierung über den Pflanzen- etc. Verkehr.
Die Einfuhr lebender Pflanzen mit
Ausnahme der Rebe ist gestattet, wenn
die betreffenden Pflanzen aus Gegenden
stammen, welche von der Reblaus
nicht heimgesucht sind; jedoch ist zu
solcher Einfuhr die Genehmigung des
Ministers für Handel und Landwirtschaft
einzuholen. Diese Einfuhr darf nur
über die Zollstellen Tzaribrod, Sofia,
Harmanly, Varna, Burgas und Rustsehuk
erfolgen; auch müssen die Sendungen
mit einem das Nichtvorhandensein der
Reblaus am Ursprungsorte darthuenden
Begleitscheine versehen sein. Ein
solcher Begleitschein ist auch bei der
Einfuhr von Obst und Gemüse er-
forderlich. Kartoffeln und Zwiebel-
gewächse, ebenso alle Teile von
Reben sind hingegen von der Einfuhr
ausgeschlossen; doch ist die Durchfuhr
dieser Gegenstände mit Genehmigung
des Ministers für Handel und Land-
wirtschaft gestattet.
Wein, Most, Rosinen, Trester, land-
wirtschaftliche Sämereien werden zur
Einfuhr zugelassen; indess kann diese
bei Verdachtsmomenten gewissen Be-
schränkungen unterworfen werden.
Alle zur Einfuhr zugelassenen
Pflanzen, mit Ausnahme von Blumen
in Töpfen, sowie Obst und Gemüse
müssen vollständig von Erde entblösst,
in Leinwand eingehüllt und in Kisten
oder Körben derartig verpackt sein,
dass die Sendungen leicht geöffnet
und untersucht werden können, ins-
besondere auch darauf hin, ob sie
Weinblätter oder andere mit dem
Weinbau zusammenhängende Dinge
enthalten, durch welche die Reblaus
in das Fürstentum eingeschleppt
werden könnte.
28
Litteratur.
Wenn die Pflanzen verdächtig er-
scheinen oder den Vorschriften nicht
entsprechend versandt sind, werden
sie zurückgeschickt oder an Ort und
Stelle vernichtet, sofern der Adressat
in die Rücksendung nicht willigt.
(Amtliche Mitteilung aus dem Kgl. preussischen
Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und
Forsten.)
Verhütung der Einschleppung von Schildläusen
in Neuseeland.
Nach einer für Neuseeland unter dem
10. August d. J. ergangenen Bekannt-
machung ist die Einfuhr von Obst- und
anderen Bäumen oder Pflanzen (ein-
schliesslich Schnittlinge, Reiser oder
anderer Teile von Pflanzen, aus-
genommen Obst) nach Neuseeland ver-
boten, wenn diese Gegenstände mit
irgend einer Art Schildläuse behaftet
sind oder auch nur Spuren derartiger
Schädlinge in irgend einer Ent-
wicklungsform aufweisen.
Werden infizierte Obstbäume oder
Pflanzen oder Teile davon verbots-
widrig in die Kolonie eingeführt, so
wird mit den betreffenden Gegen-
ständen und der Verpackung in der
dafür anderweit vorgeschriebenen
Weise verfahren.
Die fragliche Einfuhr darf nur über
die Häfen Auckland und Wellington
erfolgen.
(Amtliche Mitteilung aus dem Kgl. preuss.
Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und
Forsten.)
Neuer preussischer Gütertarif.
Mit dem 1. Oktober 1898 ist für die
preussischen Eisenbahnen ein neuer
Stückguttarif zur Geltung gekommen,
über dessen Nützlichkeit die Meinungen
je nach Verschiedenartigkeit der Inter-
essen geteilt sind. Obgleich ein sehr er-
heblicher Teil des heutigen Stückgut-
verkehrs von den Ermässigungen des
neuen Tarifs, nämlich der, welcher
sich innerhalb der ersten Zone bis
zu 50 km bewegt, nicht getroffen wird,
berechnet der preussische Eisenbahn-
fiskus für die bewilligten Herab-
setzungen eine Mindereinnahme für die
preussischen Staatsbahnen von 11V2
Mill. M. jährlich. Als Abschlagsleistung
mögen die neuen Stückguttarife immer-
hin begrüsst werden, die sich nun wie
folgt stellen: Bei Entfernungen von bis
zu 50 km bleibt es, wie schon bemerkt,
bei dem alten Preis von 1 1 Pf. für die
Beförderung von 1000 kg auf 1 km;
aber für weitere Entfernungen sind
staffeiförmige Ermässigungen bewilligt
worden und zwar werden berechnet
51 bis 200 km mit 10 Pf., 201 bis 300
km mit 9 Pf., 301 bis 400 km mit 8 Pf.,
401 bis 500 km mit 7 Pf. und über
500 km mit 6 Pf. für die Beförderung
von 1000 kg auf 1 km. Bei diesen
Staffeltarifen wird nicht der niedrigste
Satz für die längste Entfernung zu
Grunde gelegt, sondern jede Zone
wird für sich berechnet, so dass die
Fracht für eine Sendung von 1000 kg
mit 600 km sich wie folgt zusammen-
setzt:
aus 5,50 M. für 1 — 50 km.
„ 15,00 ,, ,, 51—200 „
9,00 ,, ,, 201—300 ,.
,, 8,00 „ ,, 301 — 400 ..
7:00 „ „ 401—500 „
., 6,00 „ ,. 501 — 600 „
Sa. 50,50 M.
Demnach nimmt die Eisenbahnver-
waltung für dieBeförderung von 1000 kg
Stückgut auf 600 km 50,50 M.
Litteratur.
Deutscher Gartenkalender.
XXVI. Jahrgang, 1899. Herausgegeben
von MaxHesdörffer in Berlin. Verlag
von Paul Parey, Berlin. Wir finden
einige neue Aufsätze in diesem alt-
bewährten Kalender, der wiederum
warm empfohlen sei. Die Mischung
für Wiesen, die Ertrag bringen sollen
(S. 79), würde aber viel zu teuer kommen,
wenn man 12 Teile Fuchsschwanz
(Alopecurus pratensis) nehmen wollte.
Auch sind 6 Teile Weissklee zu 6 Teilen
Rotklee zu viel, der Weisskleesamen
ist ja viel kleiner.
Allgemeiner Deutscher Gärtner-
Kaien der für 1899. Herausgegeben
vom Haupt-Vorstand des Allgemeinen
Aus den Vereinen.
-'.'
Deutschen Gärtner-Vereins. 5. Jahr-
gang. Berlin. Verlag des Allgemeinen
Deutschen Gärtnervereins, N., Weissen-
burgerstrasse 66.
Dieser besonders für Gehilfen
geschriebene Kalender enthält die
wichtigsten Bestimmungen über
Kranken- und Invaliditäts-, sowie
Unfallversicherung, Gewerbeordnung,
Gesinderecht etc. und einige andere
wichtige Tabellen etc.
Walter T. Swingle and Herbert
J. Webber, Hybrids and their utili-
zation in plantbreeding (S.-A. aus
Yearbook of Dep. of Agriculture for
1897, Washington). Die Verfasser
weisen nach, wie durch Bastardieren
die Pflanzen bezw. ihre Blumen und
Früchte meist grösser und schöner
werden; mehrere interessante Ab-
bildungen sind beigegeben. L. W.
Dr. W. G. Farlow. Some edible
and poisonous fungi (Bullet. Xo. 15
U. S. Dep. of Agriculture, Division of
veget. phys. and pathology). Einer
der besten amerikanischen Pilzkenner
giebt hier populäre Anleitung zur
Erkennung essbarer und schädlicher
Schwämme an der Hand vorzüg-
licher Abbildungen. I.. W.
Deutsches Gärtner-Liederbuch.
Berlin, Verlag d. AllgemeinenDeutschen
Gärtner-Vereins. 2. vermehrte Aufl.
1898. Preis 50 Pf.
Dieses »dem ersten Einiger der
deutschen Gärtner Paul Gräbner in
hoher Verehrung gewidmete« Lieder-
buch, das mit dem Portrait Gräbners
und einer Abbildung seines Grab-
denkmals geschmückt ist, sei allen
Gärtnern bestens empfohlen. Bei
einiger Umschau auf Vereinsfesten
dürfte übrigens die Zahl der Lieder
sich leicht noch steigern lassen. Einzelne
Lieder wären dann durch andere zu
ersetzen, so z. B. Xo. 23, in welchem
u. a. erklärt werden soll, warum die
jungen Gärtner nicht Gesellen, sondern
Gehülfen heissen, nämlich weil Gott
dem Adam, dem ersten Gärtner,
»Gehülfin« schul ! L. W.
Der Schul- und Ilausgarten
(Verlag von Oskar Bonde-Altenburg),
halbjährlich bei monatlichem Er-
scheinen 1 Mk., bei freier Zusendung
1,20 Mk. VI. Jahrg. Xo. 1. Die neueste
Nummer dieser Zeitschrift, welche bei
der grossen Bedeutung, die man jetzt
namentlich in pädagogischen und volks-
wirtschaftlichen Kreisen der Schul-
gartenfrage und der Pflege des Haus-
gartens beimisst. sich in allen Kreisen
leicht neue Freunde erwerben wird,
i bringt folgenden beachtenswerten In-
halt: Herbsteshofren, Gedicht von
Martin M a a c k. — Aus unserer
Spruchmappe. — Unsere Ziele. —
Herbstarbeiten im Schulgarten. — Die
brau in der Landwirtschaft und im
Gartenbau. — Einige Winke für den
Obstzüchter während der Herbst- und
Winterzeit. Das Wegekraut« in
Bismarcks Wappen. Arbeiten im
Oktober und November. — Ratschläge
und Winke für Obst-, Gemüse- und
Zimmergarten. — Kleine Mitteilungen.
— Litterarisches. Briefkasten. —
Anzeigen.
S ak ellar io. Über die Wer t-
bestimmung der wichtigsten land-
w i r t s c h a f 1 1 i c h e n S ä m e r e i e n. Publ.
der K. K. Samenkontrollstation in
Wien.
Aus den Vereinen.
Obstbau -Kongress in Frankfurt a. M. 1899.
Seitens der Gartenbau -Gesellschaft
sowohl, wie des landwirtschaftlichen
Vereins wurde auf Antrag des Beeren-
wein-Produzenten, Herrn J. Fromm.
Frankfurt a.M., einstimmigderBeschluss
gefasst, anlässlich der im Juni 1899
hier stattfindenden grossen landw. Aus-
stellung und Versammlung einen < >bst-
bau-Kongress hier zu veranstalten, um
auf diesem in Form einer freien Be-
sprechung folgende Punkte zu beraten
und zu erörtern: 1. Die Förderung der
intensiven Obstverwertung, also des
Obstabsatzes und des Obsthandels. 2.1 >ie
Gestaltung des Obstes zu einer wirk-
lichen Marktware, um dadurch den
Obstbau zu einer Quelle des Wohl-
32_
Unterrichtswesen. — Ausstellungen und Kongresse.
Standes für unser Vaterland zu machen,
die ebenso ergiebig werden kann, wie
die Zucker- und Spiritus-Industrie es
geworden sind. 3. Organisation des
Obsthandels in Deutschland. 4. Auf-
bewahrung und Transport des frischen
Obstes. 5. Fortschritte in der Obst-
verwertung, Erschliessung von Absatz-
quellen. 6. Ueberwinterung des Obstes
in Obstspeichern (Aufbewahrungs-
häuser) nach Art der oder im An-
schluss an die Kornspeicher, um das
geerntete Obst unbeschädigt durch den
Winter zu bringen, und dadurch nicht
nur eine bessere Verwertung zu er-
möglichen, sondern auch die Einfuhr
fremden Obstes soviel als möglich zu
vermindern. 7. Entsprechende Ver-
packung des Obstes für Handel und
Konsum. 8. Einrichtung von Obst-
auktionen in den grossen Marktzentren,
wie solche in Berlin , Paris, London u. s. w.
stattfinden, da die Verwertung des
frischen Obstes bekanntlich die best-
lohnendste ist.
Unterrichtswesen.
Die Staats-Gartenbauschule in Gent
feiert im Juni 1899 ihr sojähriges Be-
stehen und wird bei der Gelegenheit
ein internationaler Kongress über gärt-
nerischen Unterricht stattfinden.
Ausstellungen und Kongresse.
Berlin. Grosse deutsche Winter-
Blumenaus Stellung Mitte Februar
1900 im Zoologischen Garten. Das
Programm wird nächstens erscheinen.
Petersburg. III. internationale
Gartenbau-Ausstellung vom 5./19.
bis 15./27. Mai 1899. Anmeldungen bis
spätestens zum 1./13. März an Geheim-
rat Exzellenz Prof. Fischer von
Wald heim, Kaiserl. bot. Garten.
Auch für nicht im Programm vor-
gesehene Gegenstände stehen Preise
zur Verfügung. Die Preisrichter wer-
den bald ernannt werden.
Nähere Bestimmungen:
1. Auswärtige Exponenten zahlen
keine Platzmiete.
2. Auf allen russischen Bahnen wird
eine bedeutende Preisermässigung ge-
währt: für Exponate, deren Begleiter,
für die Exponenten, Kommissare, Dele-
gierte und Preisrichter. Wie gross die
Preisermässigung sein wird, soll
nächstens bekannt werden.
3) Es werden Schritte eingeleitet, um
eine Preisermässigung auch von Seiten
ausländischer Bahnen zu erwirken.
4) Alle eben erwähnten Personen er-
halten ein Zertifikat von der kaiserl.
russischen Gartenbau - Gesellschaft,
welches dieselben zur Preisermässigung
berechtigt. Für die Exponate werden
besondere Etiquetten zugeschickt, die
zu einer zollfreien und direkten Be-
förderung über die Grenze bis zum
Ausstellungsplatz dienen.
5. Die Exponate können mit Etiquetten
in beliebiger Sprache von den Expo-
nenten versehen sein; nur müssen die
Pflanzen lateinische Namen haben.
6. Im Notfall wird die Gesellschaft
auf Wunsch die Verpackung und Rück-
sendung der Exponate besorgen; die
damit verbundenen Kosten hat der
Exponent zu tragen.
7. Treibobst und Frühjahrsgemüse
werden bis spätestens den 4./16. Mai zur
Ausstellung zugelassen , wenn die
nötige Anmeldung rechtzeitig stattfand.
Belgische Aussteller wollen grosse
Sammlungen blühender Orchideen per
Nord-Express senden. Allem Anschein
nach wird die auswärtige Abteilung der
Ausstellung glänzend ausfallen.
Hannover. Crysanthemum -Aus-
stellung. Leider können wir noch
keinen Bericht bringen, da unser
Berichterstatter sein Manuskript noch
nicht eingesandt hat.
M e i s s e n. In Meissen fand vom
13. — 15. November 1898 eine sehr ge-
lungene Chrysanthemum - Ausstellung
statt.
Eingesandte Preisverzeichnisse. — Personal-Nachrichten.
V
Antwerpen. 9. bis 13. April 1899.
Internationale Gartenbau - Aus-
stellung zur Feier der 300jährigen
Wiederkehr der Geburt von Anton v an
Dyck. Anmeldungen bis 10. März beim
Sekretariat, 215 Chaussee de Malines
Eingesandte Preisverzeichnisse.
Mette in Quedlinburg. Engros-Preis-
liste über Blumen-, Gemüse-. Gras-
und landwirtschaftliche Samen. — J. C.
Schmidt in Erfurt. Engros-Preisliste
über Gemüse- und Blumensämereien
(m. Abb.). — Derselbe. Album für
Geschenke (m. Abb.). -- Keilholz in
Quedlinburg. Blumen-, Gemüse-, Feld-
und Grassamen. — Thomas S. Ware
in Tottenham, London. Zwiebeln, Zier-
pflanzen etc. (m. Abb.). — Dammann
& Co. in San Giovanni a Teduccio bei
Neapel. Gemüse und Zierpflanzen
(m. Abb.) — Martin Gras hoff in
Quedlinburg. Feld-, Gemüse-, Garten-,
Gras- und Waldsamen. — A. Käding
in Schwiebus. Gewächshausbauten,
Warmwasserheizungen etc. (m. Abb.). —
Vigneron Fils Succrs. in Olivet bei
Orleans (Loiret). Rosen. — Thomas
S. Ware, Haie Farm Xurseries in
Tottenham, London. Blumen- und
Gemüsesamen, Begonien. Chrysan-
themum, Gladiolen und andere Spe-
zialitäten. — Hof lief. J. Klar in Berlin.
Haupt-Preiscourant.
Personal-Nachrichten.
Goeppert-Denkmal in Sprottau.
Dem vor mehreren Jahren in Breslau
verstorbenen Ehrenbürger der Stadt
Sprottau, Geheimen Medizinalrat Prof.
Dr. Goeppert, Direktor des bota-
nischen Gartens an der Universität in
Breslau. welchem bereits in den
städtischen Promenadenanlagen in
Breslau, und zwar in ihrem schönsten
Teile, ein Denkmal errichtet worden
ist, wird nunmehr auch seine Vater-
stadt Sprottau resp. dessen städtische
Behörden in Verbindung mit einem
Komitee, bestehend aus Göpperts vielen
Verehrern. Freunden und Schülern ein
Denkmal errichten. Dasselbe soll an
seinem 100jährigen Geburtstage, dem
25. Juli 1900, feierlichst enthüllt und
der Stadt zu seiner Wartung und
Pflege übergeben werden. Es wird
seinen Platz im städtischen Park, gegen-
über dem „Laube-Denkmal", erhalten.
Strauwal d-Cosel, aus Sprottau.
Kommerzienrat Helfft- Berlin, Mit-
glied des Vereins zur Beförderung des
Gartenbaues ist zum Geh. Kommerzien-
rat ernannt.
Geh. Kommerzienrat Spindler-
Spindlersfeld, Mitglied des Vereins zur
Beförderung des Gartenbaues, ist zum
Ehrenbürger derStadt Köpenick ernannt.
Als Nachfolger des Institutsgärtners
Lücke ist E. S. Weissen bor n an die
Gartenbau- und Obstbaumschule zu
Wittstock berufen worden. Weissen-
born, ein Schüler von Geisenheim.
war an der Obst- und Weinbauschule
zu Trier als Lehrer thätig und studierte
später an der landw. Hochschule in
Berlin namentlich die Krankheiten der
Gartenpflanzen.
Professor Axel Blytt an der T'ni-
versität Christiania plötzlich f am
18. Juli 1898 im Alter von 55 Jahren.
(Erst vor kurzem ist uns die Anzeige
zugegangen.)
Der Hoflieferant H. F. Eil er s in
St. Petersburg feierte am 19. (nicht
am 17.) Oktober seine silberne Hochzeit.
Dr. Hoeppner wurde an der
önochemischen Versuchsstation der
Kgl. Lehranstalt für Obst- und Weinbau
zu Geisenheim a. Rh. als Assistent an-
gestellt.
Dr. Laubert wurde ebendaselbst
als Assistent an der pflanzenphysio-
logischen Versuchsstation angestellt.
Der Kgl. sächsische Hofgärtner a. D.
G. A. W e n t z e 1 , früher Leiter des
Hofgartens in Pillnitz, f am 10. Okt.
1898 im Alter von 67 Jahren.
Dem 1. Obergehilfen des Kgl. bota-
nischen Gartens in Berlin, Heinrich
Strauss, der am 15. Dezember sein
25 jähriges Jubiläum feiert, ward vom
92 Berichtigungen. — Winterfest.
Verein zur Beförderung des Garten-
baues eine silberne Medaille mit der
Inschrift: »Für 25jährige treue Dienste«
verliehen. Auch die Beamten des bo-
tanischen Gartens und des Museums
überreichten ihm Ehrengaben.
F. Rehnelt, Universitätsgärtner am
botanischen Garten zu Giessen, und
A. Purpus, Obergärtner des bota-
nischen Gartens zu Darmstadt, wurde
vom Grossherzog von Hessen der Titel
Garteninspektor verliehen.
Berichtigungen.
Zu Nr. 23, S. 626. Die Adresse von E. Georg Reid ist Reids Xursery, Becken-
ham Hill, London S. E. (South East), nicht London 3b. — Seite 620 und 621
war sie richtig angegeben.
S. 630. In der Unterschrift unter der Abbildung 124 lies: Sumpfdotterblume
mit 130 gelben Blüten, nicht 30. Im Text steht es richtig.
Bitte berichtigen zu wollen, dass ich in der letzten Versammlung (Garten-
flora 1898 Seite 652) bunte Arundoblätter zur Verwendung bei Blumenkörben,
Blumensträussen etc. empfahl, jedoch nicht von Blumen stocken gesprochen habe.
G. Körper, Fürstenwalde a. d. Spree.
Berichtigung betr. der Obstausstellung. In Heft 24 der Gartenflora
1898 S. 653 steht, dass ich, nachdem ich auf die wertvollsten Sorten der von mir
ausgestellten Aepfel aufmerksam gemacht, gesagt haben soll, dass ich, da ich
keine vorschriftsmässigen, guten Früchte ausgestellt habe, auf die mir zu-
erkannte kleine silberne Medaille verzichte. Dies ist ein Irrtum; ich habe
gesagt, da die von mir ausgestellten Früchte (nach Ansicht der Preisrichter)
nicht alle ausstellungsfähig gewesen sein sollen, verzichte ich. Ich bemerke
hierzu, dass man vielfach der Ansicht war, meine Kollektion enthielte die
schönsten Früchte und besten Sorten, und gab mir den Rat, da dies nicht
gebührend berücksicht sei, sollte ich die kleine silberne Medaille zurückweisen,
was ich auch gethan habe.
Im übrigen bemerke ich noch, dass die beschränkte Ausstellung voll-
ständig ihren Zweck verfehlt hat, da eine Berichterstattung, welche soviel hätte
sagen können und sagen sollen, ausgeblieben ist.*) Der Hauptzweck war,
die Sorten und Früchte danach zu beurteilen, auf was für Boden die eine
oder andere Sorte besser gedeiht, um den Liebhabern einen Fingerzeig zu
geben: für diesen oder jenen, trocknen oder nassen Boden sind die hier
gezeigten Sorten anzupflanzen; wozu wären denn auch sonst die Zettel
auszufüllen gewesen? Ob eine Frucht verkäuflich ist oder nicht, bedarf wahrlich
keiner Beantwortung, denn jeder gute Apfel findet immer seinen Abnehmer.
C. Dressler.
2. Winterfest des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues,
Donnerstag, den 19. Januar im Hotel Imperial pünktlich 8 Uhr.
Anmeldungen nur bis n. Januar an Herrn Kgl. Hoflieferant J. F. Loock,
Berlin X., Chausseestr. 52 a.
*) Herr Junge hat in der Versammlung am 24. November Bericht erstattet. L. W.
Cattleya Trianae „Hofgärtner Wundel".
__. Hierzu Tafel i.pN.
'■]1£) lüten sehr gross und von vollendet schöner Form. Blumenblätter sehr breit,
(^=9 zartrosa mit karminrotem Mittelstreifen, der sich von der Basis der
Kelch- und Kronenblätter nach der Spitze hinzieht und sich gegen den Rand der
Kronenblätter in besonders schöner Weise verbreitert. Unterseite weisslick-
rosa, Lippe mit einem bis zum äussersten Rande gehenden prachtvoll karmin-
roten breiten Saum (viel schöner als auf unserer Abbildung*), der sich nach
dem dunkelgoldgelben Schlünde hin scharf abgrenzt.
Diese herrliche Varietät wurde von Herrn Orchideenzüchter Wundel in
Oranienburg am 5. Februar 1898 dem Verein zur Beförderung des Gartenbaues
vorgeführt und mit dem Wertzeugnisse gekrönt (Gartenfl. 1898, S. 99). Die
Preisrichter hoben noch besonders hervor, dass sie sowohl für Liebhaber, als
auch für Handelsgärtner einen hervorragenden Wert besitze.
Cattleya Trianae Linden et Reichb. f. ist benannt zu Ehren des um die
Flora von Columbien hochverdienten Botanikers Jose Triana in Bogota (f zu
Paris). Sie gehört, so gut wie C. Mossiae. botanisch zur grossen Art C. labiata
und unterscheidet sich von C. Mossiae durch hellere Blätter und besonders
durch die längere Röhre der Lippe, gärtnerisch vor allem aber dadurch, dass
sie in den Wintermonaten blüht, während C. Mossiae meist im Sommer ihre
Blumen entfaltet.
Benannt ist sie von Herrn Wundel zum Andenken seines verstorbenen
Vaters, des llofgärtners Wundel in Potsdam.
Diese Varietät steht der Cattleya Trianae var. Capartiana L. Lind, in
Lindenia vol. IX 1893 t. 426 am nächsten, die sich aber besonders dadurch
unterscheidet, dass allein die Blumenblätter einen karminroten Mittelstreifen
haben, der sich nur von der Spitze bis zur Mitte hinzieht. L. W.
854. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues
am 29. Dezember 1898.
I. Der Direktor des Vereins Kgl. Gartenbaudirektor Lackner widmete dem
verstorbenen Mitgliede Herrn Goeschke in Cöthen warme Worte der
Anerkennung für sein rühmliches Streben, namentlich auf dem Gebiete
der Frdbeerzüchtung, und die zahlreich Erschienenen erhoben sich zum
Ausdruck der Teilnahme von ihren Sitzen.
*) Die schwar/en Flecke, welche die Abbildung zeigt, sind gar nicht vorhanden; der
Lithograph hat leider statt dunkles Roth — Schwarz genommen.
• ) I 854- Versammlung des Vereins Zur Beförderung des Gartenbaues ete.
II. Vorgeschlagen wurden zu wirklichen Mitgliedern:
1. Herr S. Thon, stellvertretender Direktor der »Victoria«, Gross-
Lichterfelde, durch L. Wittmack.
2. „ Kaufmann und Importeur mexikanischer Landesprodukte Emil
Heese, Gross-Lichterfelde, Lutherstr. 4, durch Herrn Urban.
3. ., Kgl. Hofgärtner Rosenberg, Potsdam, durch L. Wittmack.
4. ,. Henne, W. Kurfürstenstrasse 13, Geschäftsführer der Firma
J. Ilaack, Nachfolger R. Köhler, durch Herrn Hofgärtner
II offmann.
5. ,, Obergärtner Füller, Colonie Grunewald, Herthastrasse 7 8,
durch Herrn Hoflieferant Kropp.
6. ,, Gärtnereibesitzer Käding, Zossen, durch Herrn Marquardt.
7. „ Dr. Paul Graebner, Friedenau, Rembrandtstr. 6 (vom 1. Mai
ab Gross-Lichterfelde, Victoriastr. 8) durch L. Wittmack.
III. Ausgestellte Gegenstände: 1. Die Firma Eugen Blasberg, Berlin,
führte die bei dem vom »Praktischen Ratgeber« veranstalteten Leiter-
Wettbewerb unter 32 eingegangenen Leitern mit dem ersten Preis
gekrönte Leiter »Gnadenfrei« vor. Die Leiter ist eine Art Tritt- oder
Stehleiter und hat nach den Erläuterungen des Herrn Vogt, Vertreter
der Firma, folgende Vorzüge: 1. Sie hat Stufen statt der Sprossen und
drückt daher nicht so auf die Sohlen. 2. Die Stützen sind mit einem
(harnier versehen, durch Herausziehen eines kleinen Stiftes kann man
die Stütze abnehmen und die Leiter als Anlegeleitel" verwenden. 3. Die
Stützen haben Schlitze, die es möglich machen, dass sie einen festen Halt
geben, trotzdem sie aus dünnem Holz sind. 4. Das Charnier der Stützen
hat oben jederseits einen Stützpunkt, so dass sich die Stützen oben nach
aussen nicht verrücken können (nur nach innen) und eine Seitwärts-
bewegung ausgeschlossen ist. 5. Oben sind zwei Anstelleisen, so dass
man bei Wandspalieren sie anlegen kann, ohne die Wand zu beschädigen.
6. Die Leiter hat ein sehr geringes Gewicht.
Herr Brodersen bemerkt, er habe sich eine solche Leiter gekauft,
sei aber sehr enttäuscht. Die erste Bedingung, dass die Leiter fest stehe,
sei nicht vorhanden. Sowie man mit ihr auf der Strasse arbeitet, sind
sämtliche Vorzüge verschwunden, auf weichem Boden mag sie fest stehen.
Herr Kotte würde solche Leiter auf seinem abschüssigen Terrain auch
nicht brauchen können. Er empfiehlt, sich die Leitern, wie sie das
Reinigungs-Institut zum Fensterputzen benutzt, zum Muster zu nehmen,
oben aber noch eine Stange anzubringen. Eine solche dreibeinige Leiter
steht überall fest, eine vierbeinige nicht; die letztere lässt sich auch nicht
beim Schneiden von Pyramiden verwenden. Bei einer dreibeinigen steckt
man die Stange durch die Pyramide und hat den Baum unter sich.
2. Herr Goedecke in Seehof bei Gross-Lichterfelde erfreute die Ver-
sammlung abermals durch herrliche, abgeschnittene, getriebene Rosen,
die er diesmal ausser Wettbewerb vorführte. Um zu zeigen, dass die
Rosen nicht etwa verspätete Herbstblüher seien, führte er auch einen
kräftigen, 1,62 m langen, in den letzten vier Wochen gewachsenen Trieb
vor. Herr Goedecke, der die Vereinigten Staaten und (anada bereist
hat, bedauerte, dass man bei uns noch immer bezweifle, dass es möglich
854. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. nc
sei, Rosen ununterbrochen wachsend und blühend zu haben wie in
Amerika. Er habe freilich lange probieren müssen, ehe er die geeignetsten
Sorten gefunden habe. Diese sind besonders: Ferd. Jamin, la Franc-.
Kaiserin Auguste Victoria, Belle Siebrecht, Bridesmaid (Sport von Catherine
Mcrmet). Eine Firma (der Name war unverständlich) in Chicago hat
40000 Rosenstöcke und schneidet täglich 10 15000 Rosen. Er selbst hofft
im nächsten Winter täglich 100 Dutzend schneiden zu können. Hat man
klares Wetter, so blühen die Rosen natürlich leichter, aber es geht auch
bei trübem. Ich war. berichtete er. in Canada bei 300 Kälte und trübem
Wetter. Kein Haus wurde gedeckt. Abends sind wir mit der Spritze
umhergegangen und haben alle Fugen mit Wasser bespritzt; dies gefror
sogleich und dichtete die < »Öffnungen. Für Palmen und Azaleen aber ist
es besser zu decken, für Pflanzen, die bald blühen sollen, nicht.
Ähnlich grossartig ist die Nelkenkultur in Amerika. Es kommt vor,
dass ein Farmer zuerst vielleicht 1 — 2 Nelkenhäuser und zuletzt davon
40 hat; alle Nelken werden aber im Hause ausgepflanzt, und da kann man
zu Weihnachten 100 langstielige Nelken für 2 Dollars (8,50 M.) liefern.
Herr Ilofgärtner Iloffmann: Auch in Russland werden in der grossen
Treiberei die Häuser nicht gedeckt.
Herr F. Dietze: Ich habe einst auch um diese Zeit Rosen vorgeführt
und dafür sogar die grosse silberne Staatsmedaille erhalten; aber ich
konnte mit manchen sich schwerer treibenden .Sorten nicht zurecht-
kommen, z. B. la France etc. Der diesjährige Winter ist so ausser-
ordentlich günstig, ein solcher kommt aber selten vor. In Amerika hat
man viel Sonne, wenn auch grosse Kälte; bei uns haben wir mit zu vielen
Niederschlägen zu kämpfen. Ich hatte s. Z. noch grössere Blumen und
verlangte für das F)utzend 5 Mark, erhielt das aber nicht. Im Januar und
Februar könnten wir Rosen haben, um jetzige Zeit ist es zu kostspielig.
Ich glaube nicht, dass Herr Goedecke es mit seinen Rosen so lange
aushalten wird bis wir Schutzzoll erhalten. Im Augenblick sind freilich
die Blumen teuer, weil Italien viel Kälte gehabt hat.
Herr Kgl. Übergärtner Habermann: Ich bin der festen Überzeugung,
dass wir bald die italienischen Rosen satt haben werden, die besseren
Geschäfte haben wenig mehr davon; der schwindelhafte Flandel, der nur
schlechte Ware aus Italien zu uns bringt und andererseits der Flciss der
deutschen Gärtner wird sie verdrängen. Alan wrird lieber etwas mehr
Geld für die deutschen Rosen zahlen. Als man einst in Berlin sagte, in
Hamburg könnte man deshalb so gut Rosen ziehen, weil dort der Golf-
strom wirke, entgegnete der verstorbene Berliner Rosenzüchter II. Wendt:
»Der Golfstrom wirkt in Hamburg so viel auf die Rosen, wie in Berlin
die Panke!«
Herr Kotte: Ich bestreite, dass die Rosenkultur für Januar und
Februar rentabel ist; als ich junger Anfänger war. sah ich noch rosiger
in die Zukunft. Jetzt weiss ich, dass ich vor Monat März keine Rosen
haben darf. Warum? Das steht in meinen Büchern. Die Hamburger
sind alle an der Rosentreiberei untergegangen.
Herr Hunholtz, der einen grossen Teil der Goedeckeschen Rosen
abnimmt, bemerkt, dass Herr Goedecke den ganzen Winter Kosen lieferl
•>5 854. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc.
und dass das Publikum die höheren Preise willig zahlt. Die italienischen
Rosen kosten jetzt 2,50 — 4,50 M. für das Publikum, zu Neujahr werden
sie wohl auf 4—6 M. kommen; diese Waare muss noch dazu gedrahtet
werden und hält sich nicht lange. Solche Rosen, wie Herr Goedecke
liefert, halten sich viel länger, eine La France in Knospen bis 14 Tage.
Sicherlich werden sie die Italiener verdrängen.
Herr Hab ermann: Der Preis wird nicht so sehr durch die italienischen
Rosen gedrückt als durch die inländische Konkurrenz. Wenn einer
Rosen treibt, thun es gleich alle.
Herr A. Drawiel-Lichtenberg: Herr Goedecke hat ein ganz neues
Terrain. Auf einem solchen und in neuen Häusern treiben sich erfahrungs-
gemäss die Rosen besser. Im Anfange meiner Thätigkeit hatte ich auch
schöne Rosen, weil ich ein neues Terrain hatte. Da kamen die Ham-
burger mit ihren Rosen und wollten alles tot machen, aber sie sind
untergegangen und bei mir hat es auch abgenommen. Ich habe mehrfach
Professoren um Rat gefragt, aber keiner konnte mir sagen, warum sie
nicht mehr so blühen wollten. Der alte Bouche und andere sagten mir
gleich: »Wenn Sie Ihre Häuser erst länger haben, werden die Rosen schon
nachlassen.« So ist es auch gekommen und ähnlich ging es auch bei
Herrn Dietze und Herrn Buntzel. Übrigens sind jetzt meine Rosen
wieder etwas besser.
Herr Kotte: Herr Goedecke hofft, täglich 100 Dutzend absetzen zu
können, aber Herr Hunholtz nimmt vielleicht täglich nur 3 — 4 Dutzend,
wo bleiben die übrigen? Jedenfalls bezweifle ich, dass Herr Goedecke
seine 100 Dutzend mit Gewinn absetzen wird.
Herr I) Htm an n -Eberswalde: Die Äusserungen, die hier gefallen, sind
keine Ermutigung für den jungen Anfänger. Ich muss Herrn Goedecke
die Anerkennung zollen, dass seine Rosen sehr schön sind. Wir wollen
Fortschritte machen, keine Rückschritte, und darum haben wir in der
< iktobersitzung Herrn Schlegel -Reinickendorf für seine Rosen die
goldene Medaille beMrilligt. Wenn die deutschen Gärtner eine Besteuerung
der italienischen Rosen wünschen, müssen sie auch gute Waare liefern.
Freuen wir uns, dass Herr Goedecke ein so schönes Beispiel giebt
und hotfen wir, dass seine Kulturen sich bewähren werden. (Bravo!)
Herr Goedecke: 100 Dutzend Rosen abzusetzen ist nicht so schwer,
denn Berlin hat ca. 1500 ^Blumengeschäfte. Wenn ich 0,70 bis 10 Mark
für das Dutzend fordere, hat Niemand sich geweigert das zu zahlen.
Leider treiben die Gärtner aber hier noch nicht genug Spezialkulturen
und andererseits macht sich der Xeid so oft geltend. Auch Russland
ist ein guter Abnehmer. Bei uns haben die Gärtner vielerlei, aber nicht
viel. In Amerika hat ein Züchter Wortmann in (der Ort war
unverständlich) allein 80 Häuser mit Medeola.
3. Herr Hapt-Nieder-Schönhausen überbrachte als Merkwürdigkeit
am 27. Dezember im freien Lande geerntete Gemüse: Blumenkohl,
Kohlrabi und verschiedene Sorten Radieschen. Der Winter behandelt
uns in diesem Jahre, bemerkt Herr Hapt, äusserst milde, ich weiss mich
eines ähnlichen Falles nicht zu erinnern. Jm vorigen Jahre hatten wir
zwar auch einen milden Winter, aber doch mehrere Tage anhaltenden
854- Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. -in
Frost. Wenn der lllumenkohl sechs Tage Frost gehabt hätte, wäre nichts
aus ihm geworden. Diesmal hatten wir nur ein paar Tage Frost und
nachher wurde es wieder warm. Wenn die Ptlanzen unberührt stehen
bleiben, zieht der Frost vollkommen wieder aus.
4. Aus dem botanischen Garten der Universität Utrecht
(Holland) war durch den Garteninspektor Herrn Budde daselbst eine
hübsche hybride Bromeliacee, als Topfexemplar übersandt. Dieselbe
hat als Mutter die Billbergia nutans, der Vater ist nicht sicher bekannt.
Am meisten hat die Pflanze, wie L. Wittmack auseinandersetzt, Ähnlich-
keit mit Billbergia hybrida leodiensis II. L. B. (B. vittata 9 X nutans).
beschrieben und abgebildet von II. Witte in »Gartenflora« 1891 S. .~'':-
Auch Herr Garteninspektor E. Th. Witte-Leiden, Nachfolger seines
Vaters in Leiden, schreibt Herrn Budde, dass sie dieser am ähnlichsten
sei. Herr Budde bemerkt freilich, dass B. nutans nicht im Spiele sein
könne, da im Utrechter Garten B. vittata nicht vorhanden ist. Wahr-
scheinlich ist aber eine verwandte Art oder ein Bastard von ihr da.
IV. Hierauf schreitet man zur Neuwahl des 1. Stellvertreters des Vereins-
direktors. Zu Stimmzählern wurden vom Direktor ernannt die Herren Inspektor
Dressler, Kgl. Garteninspektor Echtermeyer und Architekt Urban.
Wie am 28. Oktober wurde durch Selbstzählen die Zahl der Stimm-
berechtigten ermittelt und es ergab sich die Zahl von 121. Hierauf wurden die
Stimmzettel eingesammelt (leider nicht gleich gezählt) und es ergaben sich
für Herrn Konsul Seifert 62 Stimmen,
,, ,, Kgl. Garteninspektor Perring oi Stimmen.
Es waren mithin zwei Stimmzettel zu viel abgegeben. Die Wahl musste
deshalb für ungültig erklärt und auf die nächste Vereinssitzung, welche
am 26. Januar stattfindet, vertagt werden.
V. Hierauf hielt Herr Prof. Dr. B. Frank von der landwirtschaftlichen Hoch-
schule Berlin einen mit lebhaftestem Beifall aufgenommenen Vortrag über
die in Deutschland vorkommenden Obstbaum-Schildläuse in ihrer Be-
ziehung zur San Jose-Laus und mit besonderer Berücksichtigung des
Obstbaues in Tirol. Der Vortrag wird in der »Gartenflora« erscheinen.
VI. Hierauf wurden ohne Debatte 300 Mark dem Verbände der Handels-
gärtner Deutschlands zu den Kosten der Schutzzoll-Erhebungen bewilligt.
VII. Herr städtischerGarteninspektor Axel Fintelmann erklärtmitBezugauf die
in der letzten Versammlung (Gartenflora 1898 S. 655) gemachten Äusserungen
betreffs der Verlegung eines Weges im neuen Königlichen botanischen
Garten in Dahlem, dass nicht nach seinem Projekte gearbeitet worden s
*) Herr Garteninspektor Fintelmann hat nachträglich folgende Berichtigung eingesandt:
In der November-Sitzung wurde im Anschluss an eine Bemängelung der Führung des Fahr-
weges in dem neuen botanischen Garten, Seite <~>?5 d. Gartenrl. 1898, darauf hinuewiesen, dass
der ganze Plan zu dem Garten und auch der betr. Weg nach Rücksprache mit den Herren
Geheimrat Engler und Garteninspektor Perring entworfen und gezeichnet worden sei.
Nachträglich habe sich allerdings eine Verschiebung des Weges wegen eines Tümpels, den
man glaubte zuschütten zu dürfen, als notwendig erwiesen. Hiernach könnte sich leicht die
Ansicht Geltung verschaffen, dass der Fahrweg nach meinem Entwürfe ausgeführt bezw. die
Verschiebung desselben mit meinem Einverständnis vorgenommen worden sei. Es veranlasst
mich dies, ganz besonders darauf aufmerksam zu machen, dass bisher nach meinem Plane
nicht gearbeitet wurde, dass weder Lage, noch Form und Inhalt des zur Ausführung
gelangten Fahrweges übereinstimmend sind mit meinem Entwürfe.
Berlin-Humboldthain. Axel Fintelmann, Stadt. Garteninspektor.
o§ Rhynchanthus Bluthianus Wittmack.
Herr Garteninspektor Perring bemerkt, dass Herr Fintelmann jetzt
ersucht worden sei. ein neues Projekt betreffs des Weges auszuarbeiten,
und dass bereits an massgebender Stelle beschlossen sei, den Weg nach
dem neuen Fintelmann sehen Vorschlage auszuführen. Die Sache sei
damit erledigt.
Herr Gartenbaudirektor Hampel bedauert, dass der Vorstand der
Anregung, die in letzter Sitzung gegeben sei, die Sache weiter zu ver-
folgen, nicht nachgekommen wäre. Ihm wurde bemerkt, dass ein dahin
gehender Beschluss nicht gefasst sei; nur einzelne Mitglieder des Gehölz-
ausschusses hätten nach der Sitzung den Wunsch ausgesprochen, dass-
die vereinigten Ausschüsse den fraglichen Weg besichtigen möchten. Der
General-Sekretär habe sich dann an die massgebenden Stellen gewandt
und es sei ihm gesagt, man möge doch nicht eher aburteilen, bis die
Sache fertig wäre. Herrn Brodersen sei aber infolge dessen Gelegenheit
gegeben, die Pläne einzusehen.
Herr Brodersen spricht seine Freude darüber aus, dass auf seine-
Anregung hin nun doch die Sache gebessert werde.
VIII. Hierauf wurde vom Direktor mitgeteilt, dass die grosse Winter-Blumen-
Ausstellung Mitte Februar 1900 im Zoologischen Garten stattfinden
werde. Die Direktion desselben wolle einen Vertragsentwurf einreichen.
IX. Aufgenommen wurden als wirkliche Mitglieder die in der letzten Ver-
sammlung Vorgeschlagenen (siehe Gartenflora 1898 S. 650).
Carl Lackner. L. Wittmack.
Rhynchanthus Bluthianus Wittmack, eine neueZingiberaceen-Art.
Von L. Wittmack.
Gattungscharakter: Rhynchanthus Hook. f. in Bot. Mag. t 6861.
Wurzelstock knollig; Fasern stark behaart. Stengel beblättert. Blätter länglich-
lanzettlich. Ähre endständig. Kelch cylindrisch, undeutlich gezähnt. Kronen-
röhre lang, fast cylindrisch. Kronenabschnitte ei-lanzettlich, zugespitzt. Seitliche
Staminodien fehlend; Lippe verkümmert; Staubfaden lang, lineal, seine
Ränder eingebogen, Spitze desselben fadenförmig; Antherenfächer aneinander-
liegend, ohne Kamm. Fruchtknoten dreifächerig; Samenanlagen viele, über-
einander. Griffel fadenförmig, Narbe klein, kreiseiförmig. Kapsel und Samen
unbekannt.
Artcharakter: Knollen kugelig-eiförmig, Stengel 30 cm hoch, Blätter
zweizeilig, ei-lanzettlich, sitzend, mit langer offener Scheide stengelumfassend,.
12 cm lang, 2 — 4 cm breit, die untersten auf scheidenartige Niederblätter reduziert.
Ähre wenigblütig (zweiblütig), jede Blüte ca. 5 cm lang, aus der Achsel eines
rötlich-grünen Deckblattes entspringend, das unterste Deckblatt mit laubartiger
Spitze. Kelch und Blumenblätter schön karminrot, Lippe und Staminodien
fehlend. Der einzige Staubfaden tutenförmig, mit seinen Rändern verwachsen,
gross, schön weiss, an der Spitze den gelben Staubbeutel tragend, Griffel
durch den Staubbeutel hindurchgehend, Narbe kugelig. Stylodien (verkümmerte
seitliche Griffel) nur 1 statt 2.
Ijber anatomische Merkmale bei Berberis-Arten. oq,
Diese Pflanze benenne ich zu Ehren des Herrn Gärtnereibesitzer Franz
Bluth in Gross-Lichterfelde bei Berlin, bei dem sie mit Orchideen aus Ost-
indien aufgegangen ist. Herr Bluth sandte mir die Pflanze als sie zum erstenmal
blühte, am 15. August 1896 zur Bestimmung. Sie hatte damals nur eine einzige
Blume, aber an dem grossen weissen, horizontal abstehenden tutenförmigen
Staubgefäss erkannte ich bald, dass sie zur Gattung Rhynchanthus (d. h. Schnabel-
blume), von der erst eine Art, R. longitlorus Hook. Bot. Mag. 6861, bekannt
ist. gehören müsse.
Im Oktober 1898 erhielt ich die Pilanze wieder, leider schon fast verblüht;
sie war grösser geworden, aber die Ähren doch nur zweiblütig. Immer mehr
wurde mir klar, dass sie neu sei, zumal im Kgl. Botanischen Museum, wo
Herr Prof. K. Schumann neuerdings die Scitamineen durcharbeitete, sich
nichts Ähnliches findet. Der Sicherheit wegen schickte ich aber Photographie
und farbige Abbildungen auch nach Kew an Dr. J. G. Baker, der die Scitamineae
für Hookers Flora of British India bearbeitet hat, und dieser schreibt mir
freundlichst unter dem 27. Dezember 1898:
»Wir haben dieselbe Pflanze im Kew-IIerbarium als eine unbenannte Art
von Rhynchanthus. Unser Exemplar erhielten wir im September 1897 von
Herrn Dr. G. Walker, 12 Springlicld road, Wimbledon. Es wurde uns geschickt,
um benannt zu werden.«
Darnach ist anzunehmen, dass vielleicht mit einem und demselben Trans-
port von Orchideen diese Ptlanze in mehreren Exemplaren eingeführt ist.
Obwohl der Kontrast zwischen dem weissen tuten- oder kahnförmigen
Staubfaden und dem schönen Karminrot von Kelch und Krone ein sehr hübscher
ist. ist die Pflanze, wenn sie nicht von selbst allmählich oder durch die Kultur
gezwungen mehr Blumen ansetzt, gärtnerisch von keinem grossen Wert,
mehr von botanischem Interesse. Sie zieht im Winter ein wie die Canna,
welche bekanntlich auch eine Zingiberaceae ist.
Über anatomische Merkmale bei Berberis-Arten.
Von E. Koehne. [Fortsetzung statt Schluss.]
(Eingereicht am 22. November 1898.)
4. Hypodermales Sklerenchym*) in den Blättern. Unter der Epidermis
der Blattoberseite können, aber nur bei immergrünen Arten, dickwandige,
schmale, aber langgestreckte, chlorophyllfreie Zellen in einer Schicht, bei
B. trifoliolata und japonica in 2— 3 Schichten auftreten. Unter den Mahonien
zeigen diese Erscheinung B. Fremonti. B. Fortunei Lindl., B. trifoliolata,
B. nervosa, B. nepalensis, B. japonica, unter den Euberberis
B. Darwini, B. actinacantha Mart., B. Darwini X empetrifolia, B. em-
petrifolia. B. ilicifolia Forst., B. ruseifolia Lam., jedenfalls auch noch
ander'- Arten. Jedenfalls fehlt dies hypodermale Sklerenchym bei B. repens,
Aquifolium, Aqu ifolium X vulgaris. B. pygmaea Koehne (=microphylla
Förster?), buxifolia Poir., congestiflora Gay, concinna, asiatica und
Wall i Chiana, sowie wohl sicher bei allen sommergrünen Arten.
*) Festigungsgewebe unter der Oberhaut-Zellschicht.
^O Über anatomische Merkmale bei Berberis-Arten.
5. Sonstiges Blattsklerenchym. Stets ist das Gefässbündel der Mittel-
rippe von einem schwach gelblich gefärbten Sklerenchymring umgeben, der
an beiden Seiten nur sehr schwach, d. h. auf eine Zellbreite beschränkt, oder
auch ganz unterbrochen sein kann. Konstanz scheint hierin nicht zu bestehen.
Nach der Oberseite hin kann der Ring durch einen schmalen bis kräftigen
Pfeiler mit der Epidermis in Verbindung treten. Selten schiebt sich zwischen
den Pfeiler und die Epidermis in einer oder zwei Schichten ein Stückchen
Gewebe ausZellen mit weisslicheren Wandungen undmitmehrkollenchymatischem
Aussehen, noch seltener chlorophyllhaltiges Gewebe. Letzteres beobachtete
ich gelegentlich z. B. bei B. Aquifolium und B. Wallichiana. Unten be-
rührt der Sklerenchymring der Mittelrippe nur selten unmittelbar die Epidermis.
Meist drängt sich dazwischen in 1 — 6 Schichten ein Gewebe mit nicht gelblichen,
weniger dicken Wandungen von mehr kollenchymatischem Aussehen, manch-
mal mit, manchmal ohne Intercellularräume, zuweilen sogar recht dünnwandig
und Chlorophyll führend. Systematisch verwertbar scheinen aber diese Ver-
hältnisse nicht oder in geringem Grade zu sein. An den Seitennerven und
Adern wiederholt sich die Sklerenchymbildung in geradweise abgeschwächtem
Masse, sodass Nerven und Adern an getrocknetem Material beiderseits vor-
springen, auf der Unterseite natürlich deshalb stärker, weil hier das Schwamm-
parenchym zwischen den Adern beim Trocknen stärker einsinkt als oberseits
das Pallisadenparenchym.
Der Rand des Blattes ist ebenfalls stets durch etwa 1 — 10 Sklerenchym-
lagen verstärkt, welche bei den oberseits mit hypodermalem Sklerenchym ver-
sehenen Arten durch dieses letzte mit den oberen Sklerenchympfeilern der
Nerven und Adern in Verbindung treten. Unter der Lupe erscheint das Rand-
sklerenchym als durchscheinende Berandung. Die Dornzähne am Blattrande
bestehen ganz aus solchemSklerenchym. Als ArtenmerkmalistdieseSklerenchym-
bildung von geringem Wert, da sie je nach der Nähe der Zähne schwächer
und stärker sein kann und. wenn auch stets innerhalb gewisser Grenzen,
schwankt. Immerhin kann man Arten mit starkem und solche mit schwachem
Randsklerenchym unterscheiden.
Metamorphosieren sich die ganzen Blätter in Dornen, wie es bekanntlich
an den Langtrieben der Fall ist, so nähert sich das Randsklerenchym der
Mittelrippe und tritt mit deren Sklerenchym oberseits in unmittelbare Ver-
bindung, während von dem dünnwandigen Parenchym des Blattes nur eine
kleine, fast ringsherum vom Sklerenchym umschlossene Zellgruppe übrig bleibt.
Auch unterseits kann sich endlich das Sklerenchym um diese Gruppe herum
völlig zusammenschliessen. Bei dieser ganzen Sachlage ist der Bau der Dornen
überaus einförmig und, soviel bisher zu ersehen, systematisch ohne Wert.
6. Pallisadenparenchym. Es tritt namentlich bei immergrünen, selten
bei sommergrünen Arten in 2—3 Schichten auf, ist aber auch bei ersteren
häufig einschichtig. Konstanz bei ein und derselben Art besteht im all-
gemeinen nicht, nur insofern, als bei den meisten sommergrünen Arten die
Schichtenzahl 1 niemals überschritten wird. Jedenfalls ist die Zahl der
Schichten für die Art-Unterscheidung nur von geringem Belang. Die Gesamtdicke
des Pallisadenparenchyms kann der des Schwammparenchyms gleichkommen,
aber auch weit dahinter zurückbleiben. Die Wahrscheinlichkeit, in diesen
Verhältnissen systematisch verwendbare Unterschiede zu finden, ist sehr gering.
Bericht über Jie Kulturversuche im Jahre [898. _| 1
7. Bau der jüngeren Zweige. Hierin hoffte ich von vornherein gute
Unterschiede zu rinden, da die Zweige bald grau, bald lebhaft braun gefärbt,
bald drehrund, bald feingestreift, bald tiefgefurcht sind. Ich wurde aber
durch die anatomischen Befunde enttäuscht, da sich hierin die äusseren
l'nterschiede lange nicht so scharf ausprägten, wie ich geglaubt hatte erwarten
zu dürfen. In den Ilauptzügen ist der Stammbau sehr einförmig.
Die Zellen des Markes sind bei Euberberis meist dünnwandig und
ziemlich spärlich getüpfelt, bei Mahonia erheblich dickwandiger und reichlich
getüpfelt. Die Markstrahlen sind meist sehr schmal, zuweilen ein wenig breiter,
bieten aber wenig Aussicht auf systematische Verwendbarkeit. Die Sklerenchym-
sichel, welche den Holzteil der Leitbündel vom Marke trennt, ist überall
gleichförmig. Sie ist selten, und wie es scheint, in unbeständiger Weise von
dem sklerenchymatischen, durch Berberin gelb gefärbten Teil des Holzgewebes
durch eine schmale Lücke getrennt, vielmehr geht sie in letzteres meist
unmittelbar über, welches seinerseits im mittleren Teil des Bündels bald nur
sehr kleine, bald grössere oder ansehnliche, mehr oder weniger zusammen-
tli essende, auch die grossen Gefässe mit umfassende, unregelmässige Gruppen
dünnwandigen Gewebes übrig lässt. Anhaltspunkte für Artunterscheidung
scheint die grössere oder geringere Ausbildung des sklerenchymatischen Anteils
im Holzteil der Leitbündel nicht zu bieten. Auch im Kambial- und Siebteil,
sowie im chlorophyllführenden Rindenparenchym habe ich bisher nichts
Bemerkenswertes gefunden. Bei kantiger Zweigform ist schon der ganze Gefäss-
bündelring mehr oder weniger deutlich eckig, und das Rindenparenchym pflegt
in die Zweigkanten hinein mit deutlicher Verstärkung vorzuspringen, sodass
es als die eigentliche Ursache der Rippenbildung sich darbietet, und seinen
Umrissen die weiter aussen liegenden Gewebemassen im wesentlichen nur
tolgen. (Schluss folgt.)
Bericht über die Kuiturversuche im Jahre 1898,
die unter Leitung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den Preussischen Staaten
auf den Rieselfeldern der Stadt Berlin in Blankenburg ausgeführt wurden.
Erstattet von
Joseph Klar, Berlin, Samenhandlung, Hoflieferant Sr. Majestät des Kaisers und Königs
und Otto M e n d e , Obergärtner der Stadt Berlin, zu Blankenburg.
(Fortsetzung.
Myosotis oblongata perfecta Q. Eine grossblumige Abart des bekannten
Winterblühers M. oblongata vera, die übrigens den ganzen Sommer in Blüte
stand, während die vorhergehenden Arten und Abarten mit der zunehmenden
Hitze das Blühen einstellten. Die Pflanze ist äusserst robust, hat dicke Blüten-
stiele, die sehr lang sind, und ist mit grossen leuchtend blauen Blumen ver-
sehen. Da die Myosotis oblongata, wie bemerkt, Winterblüher sind, so kann
man die Pflanzen, im Falle sie zu gross werden, zum Herbst hin zurück-
schneiden und werden sie dann noch kräftiger.
Eeuchera sanguinea vor. alba %. Die im verflossenen Jahre ausgesäeten
Samen standen nunmehr als vollständig blühende Pflanzen vor uns. Wir waren
immerhin etwas enttäuscht, denn die Blumen sind nicht reinweiss, sondern
schmutzig weiss, auch mattrosa. gelb etc., dabei gross- und kleinblumig. Durch
42 Bericht über die Kulturversuche im Jahre 1898.
strenge Zuchtwahl dürften indes reinweiss wie auch noch andere Farben sich ein-
stellen. Immerhin eine zu empfehlende neue Farbe dieser beliebten und mit Recht
begehrten Perenne, die für die Binderei noch besonders zu empfehlen ist.
Viola trieolor maxima „Feenkönigin" 0. Eine himmelblaue Spielart mit
grossem weissen Saum, das ist Alles, wodurch wir dieses schöne Viola
charakterisieren; dies reicht aber aus, dieses Stiefmütterchen voll und ganz
würdigen zu können. Die Pflanzen waren konstant aus Samen, und dies will
auch etwas sagen. Die Blumen waren nur massig gross, bilden indes eine
wertvolle Bereicherung in diesem unendlich grossen Sortiment!
Viola trieolor maxi um „La Brillante" 0. Mit grösseren Blumen als vorher-
gehende, aber nicht so treu in der Farbe, welch letztere sich in den matten
Nuancen des Hellweinrot bewegen. Darunter einige recht schön rotblühende.
Salpiglossis variabilis superbissima 0. Die alte S. var. grandiflora in vor-
trefflicher Verbesserung. Im Wuchs gedrungener, konzentriert sie ihre grossen
schönen Blumen mehr am Stamm und ist höher als die alte bekannte S. Die
Blumen sind getreu der grandiflora in blauen, gelben etc. Farbentönungen ge-
halten, die sämtlich durch Goldadern unterbrochen sind und auf diese Weise
marmoriert erscheinen. In den letzten Jahren sind die Salpiglossis wieder
mehr in Aufnahme gekommen und würden noch beliebter sein, falls die Pflanzen
zuweilen nicht so plötzlich eingingen ohne jegliche Veranlassung. Empfindlich
sind diese Annuellen immerhin, und will man sie schön auf Gruppen haben, so
muss man ihnen einen warmen Untergrund geben.
Lohelia erinus pumila sjilendcns 0. Diese dunkelblaue Gruppenpflanze mit
ihrem weissen Zentrum erinnert an L. Schwabenmädchen und war ziemlich
neu aus Samen.
Ethulia conyxoides Q. (Composite.) Die Pflanzen wurden einen Meter
hoch und erinnern an Eupatoria, den Wasserdost. Die Blätter sind ebenfalls
schmal, auf den langen Stengeln befinden sich violettrosa doldenähnliche
Blüten, die man ebenso wie das Blattwerk zur Binderei verwenden kann.
Diese einjährige Pflanze kommt aus Ostindien und ist nicht direkt Neuheit.
Malcolmia litiorea Q tf . (Grucifere.) Ein ein- und zweijähriges niedliches
Pflänzchen, das in seinem Äussern an Cheiranthus maritimus erinnert und auch
nur so hoch wird Die Blumen sind rosa mit weisser Mitte. Die Blätter sind
schmal und silbergrau.
Chrysanthemum maximum „Triumph" %. Wohl mit eine der besten Schnitt-
blumen, die wir in diesem Jahre in den Handel bekommen haben. Die Blumen,
über 8 cm im Durchmesser gross, sind reinweiss und stehen auf langen, ziem-
lich harten Stielen, was sie zur Binderei sehr geeignet macht. Das Zentrum
der Blume ist dunkel und markiert sich hierdurch viel intensiver. Diese
Marguerite ist würdig, in jeden Katalog aufgenommen zu werden und übertrifft
Chrys. maximum Perfectior.
Gaillardia perennis grandiflora compaeta %. Niedrigbleibend, grossblumige
Neuheit der perennierenden Gaillardien, die ausserordentlich dankbar im
Blühen und von gedrungenem Wuchs ist. Die Blumen halten sich in den
bereits zur Genüge bekannten Nüancierungen und werden jetzt gern gekauft.
Cynoghssum furnatum tf. (Asperifoliaceae.) Bildete starke dunkelgrüne
Büsche mit langen, spitz auslaufenden Blättern. Leider blühten die Pflanzen nicht,
sodass wir uns im nächsten Jahre nochmals hiermit beschäftigen müssen.
Bericht über die Kulturversuche im Jahre 1898. ^
Dahlia variabilis multiflom „Etoih de feuu Q. Eine aus Samen treugebliebene
cactusartige Dahlia oder Georgine, die 60 cm hoch wird und einfach blüht.
Die Blumen sind prachtvoll leuchtend purpur blutrot und sind die Blumen-
blätter leicht gedreht, rinnenförmig und an den Spitzen zurückgebogen. Die
Pflanzen standen bereits im Juni in Blüte, und wo man in der Parkanlage
mit Massives wirken will, sind sie ausserordentlich zu empfehlen. Eine Neuheit
ersten Ranges.
Reseda od. grandifl. „Rubin" Q. Diese Reseda wäre in der That ein Edel-
stein, wenn die einzelnen Blumen nicht so schnell verblühen würden und die
Blütentrauben auf dem Rieselfelde nicht mehr Samenansatz zeigte als Blumen.
Ob dies anderweitig auch der Fall ist, möchten wir im Interesse diest-r
Ilandelspflanze nicht glauben. Die Farbe der Blumen ist rotbraun und
sind die Trauben sehr gross. Die unter dieser Aussaat vorgefundenen falschen
Exemplare waren in Bau und Farbe eine Reseda Machet, von welcher die Sorte
sicher abstammt. Sonst gut.
Helianthus annuus foL mir. rar. „Goldrand1' Q. Etwa 2 m hoch werdende,
gewöhnliche Samen rosa, deren Blätter zum Teil goldgelb gefleckt waren.
Sobald erst diese panaschierte Pflanze echt sein wird, was bis jetzt nur zur
Hälfte der Fall war. dürfte dieser Liebling der grossen Masse sich noch mehr
Freunde verschaffen. Pflanze und Blume nur von Mittelstärke.
Mimuliis tigrinus nanus roseus O- Eine ins Rosa übergehende Gaukler-
blume, die uns aber nur unscheinbar vorkam. Die Farbe sahen wir aller-
dings noch nicht, aber die recht stark gefleckten leuchten mehr und sind uns
lieber.
Iberis Timoryi fol. nur. rar. 0 Diese einjährige Neuheit hat gelbgraue
Belaubung, die aber wenig auffällt. Die Blumen sind weiss, wie bei der gewöhn-
lichen Schleifenblume, Iberis amara. Unter dieser Aussaat befanden sich
Exemplare mit gewöhnlichem grünen Laube, deren Blumen von besonderer
Pracht und an Dankbarkeit im Blühen unerreicht waren. Einige Blüten-
Stände massen 60 cm im Durchmesser. Die einzelnen Stengel verzweigten sich
mehr am Stamme und es genügte eine einzige Pflanze, um eine Jardiniere zu
füllen. Diese Pflanze ist jedenfalls noch entwicklungsfähig und dürfte sich
für Gruppen- wie Topfkultur eignen.
Meliea eiliata alba %. Eine Abart des bekannten Perlgrases, das ausdauernd
ist. Die von Natur weissen Blütenrispen können einen wichtigen Platz in der
Makartbinderei ausfüllen, da die meisten Ziergräser zu diesem Behufe erst
gebleicht werden müssen.
Rudbeekia bicolor superba Q. Eine einjährige vielblühende Rudbeckia, die
etwa 60 cm hoch, die durch ihre Blumen sehr besticht. Die gelben Strahlen
bluten haben leuchtend dunkelbraune Flecke und ebenso dunkelbraun ist die
Scheibe. Selbst rein.<;elbe waren darunter. Die Blütenstiele sind lang, aber
sehr krautig und weich, daher auch wohl empfindlich. Es ging ein grosser
Posten von Pflanzen während der Blüte ein. wurden schwarz und verdorrten
Sonst aber sehr schön und autfallend.
Helianthus perennis hybridus %. Recht schöne neue Samenblume, die in
dem verschiedensten Gelb ihre Blumen leuchten liess. Die Blumen dieser
einfachblühenden Perenne waren nur so gross wie eine Caillardia. die Höhe
der Pflanze 90 cm. Für Binderei sehr gut.
ji Bericht über die Kulturversuche im Jahre 1898.
Nicotiana nortifloria Book., vor. altiflora Comes. Neue Tabakart, deren Blätter
an Nicotiana glauca erinnern, also graugrün, klein und glatt sind. Die Pflanze
blüht reichlich und hat einen stattlichen Wuchs. Die Blumen sind weiss, einige
auch mattrosa, aufrechtstehend. Für grössere Gruppen sehr geeignet, umsomehr.
da sie dankbar blüht.
Nicotiana sylvestris Q Spegaz. Wir haben es hier mit einer graziösen
Solitär- wie auch Gruppenpflanze zu thun, welche auf ca. 2 m Höhe ihre
schneeweissen Blumen entwickelt und die alte Nicotiana affin is übertrifft. Der
Bau der Pflanze ist elegant zu nennen; die breiten Blätter werden über 1 m
lang und kommen den grössten Tabakblättern in jeder Weise nach. Die
Blumen sind gross und hängend und von herrlichem Wohlgeruch. Erst der
Frost machte ihrer Pracht 'ein Ende.
Helenium Bigelowi %. Eine langgestielte Perenne mit gelben Strahlen-
blumen und schwarzer Mitte. Sie soll aus Amerika stammen, von wo sie vor
längerer Zeit nach hier importiert, jetzt aber erst wieder in Kultur genommen
ist. Der sehr fleischige Stiel der Blume dürfte diese Staude zur Binderei un-
geeignet machen. Es wird übrigens bald nicht mehr herauszufinden sein aus
den vielen Rudbeckia, Helenium, Helianthus und sich sonst ähnelnden Schnitt-
blumen, welche heute den Markt beherrschen. Ein Blick in ein Schaufenster
eines besseren Blumengeschäfts dürfte dies bestätigen.
Heliotropium hybridum giganteum Q| . Dieses Heliotrop wurde im verflossenen
fahre eingeführt. Die Blütenstände dieser Sommerwende waren bei manchen
Pflanzen 30 cm und darüber im Durchmesser, die Farbe vom hellsten bis zum
dunkelsten Blau, das Laub sehr kräftig und gross. Hochstämme, von den
echten grossblumigen gezogen, müssten grossartig wirken. Leider gehören
hochstämmige Heliotrop jetzt zu den Seltenheiten.
Verbesina virginiea %. Die Pflanzen haben kantige, geflügelte Stämme und
wurden über 1 m hoch, leider ohne zu blühen, während einzelne Knospen sich
bereits bemerkbar machten. Diese Staude, welche aus Nordamerika stammt.
scheint ziemlich hart zu sein, da der bereits stattgehabte Reif sie nicht
beschädigte. Die Verbesina ist nicht mehr ganz neu. jedoch fast nirgends
anzutreffen.
Rudbeckia radula %. Eine Einführung von 1896, die mit ihren goldgelben
Strahlenblüten und schwarzer Scheibe sich von weitem bemerkbar machte.
Zur Bouquetfabrikation vorzüglieh geeignet.
Pyrnanthemuni pilosum 9) . (Labiatae.) Mit Astrantia minor ähnlichen Blumen
trat diese 30 cm hoch werdende Staude bescheiden im Laufe des Herbstes
hervor, kam aber nicht mehr recht zur Entwicklung. Hoffentlich wird Pyr-
nanthemum hier den Winter aushalten.
Petunia hybrida man. multifl. „Schneeball" Q. Wir hatten uns bereits im
verflossenen Jahre über diese Hybride geäussert, fügen nur noch hinzu, dass
die Pflanzen ziemlich konstant aus Samen waren. Zum Herbst nahmen aber
die Blumen ihre frühere Farbe, rot mit weiss gefleckt, an.
Thunbergia (data Q. Eine alte niedliche Schlingpflanze, die in ihren in
verschiedenem Gelb blühenden einfachen Blumen stets eine schwarze Mitte zeigt,
wodurch dieser Schlinger äusserst zierlich erscheint. Das Wachstum ist nur
massig. Die Aussaat glückte im freien Lande. (Schluss folgt.)
Pflanzenschmuck am Geburtstage Seiner Majestät des Kaisers.
[5
Pflanzenschmuck am Geburtstage Seiner Majestät des Kaisers
in der Kgl. landwirtschaftl. Hochschule zu Berlin.
(Hierzu Abb. 8.)
k er grosse Hörsaal der landwirtschaftlichen Hochschule, vielen Lesern
bekannt, da in ihm die Versammlungen des Vereins zur Beförderung
des Gartenbaues stattfinden, erhält alljährlich zum Geburtstage Seiner Majestät
des Kaisers einen testlichen Schmuck, den wir in unserer Abbildung 8
wiedergeben. Vor der schwarzen Wandtafel ist ein rotbrauner Baldachin
errichtet, dessen Hintergrund das Banner der Hochschule ziert, während vor
[lern Banner die Büste Seiner Majestät des Kaisers Aufstellung erhält. Zu beiden
Abb. 8. Pflanzenschmuck am Geburtstage Sr. Maj. des Kaisers in der Kgl. landwirtschaftl.
Hochschule zu Berlin.
Photograpliiert von L. W i 1 1 m a c U.
Seiten sind Fahnen angebracht und weiter links und rechts — auf dem Bilde
nicht mehr sichtbar — nehmen die Vertreter des Ausschusses der Studierenden
und der verschiedenen Vereine und Korporationen der Studierenden in vollem
Wichs mit ihren Bannern und gezogenen Schlägern Aufstellung.
Den Hintergrund bilden die Pflanzenschätze des botanischen Instituts
(Prof. Dr. L. Kny, Gärtner Behse) und des Instituts für Pflanzenschutz (Prof.
Dr. B. Frank, Gärtner W. Vorwerk), erstere vorzugsweise links vom Be-
schauer, letztere besonders rechts. Zu beiden Seiten der Büste Seiner Majestät
des Kaisers stehen zwei säulenförmige Cypressen, Cupressus sempervirens,
weiterhin folgen Viburnum Tinus, Cryptomeria elegans, Lorbeeren, Oleander,
Veronica speciosa, Aralia Sieboldi etc.
Auf dem langen Laboratoriumstische, in dessen Mitte das Rednerpult
sichtbar, finden wir an den Ecken kleine Latania borbonica Lam. oder richtiger,.
Aß Grosse Allgemeine Chrysanthemum-Ausstellung zu Hannover.
um mit Otto Kuntze zu reden. Saribus chinensis Blume"), während im übrigen
eine reiche Fülle von Crocus, Hyacinthen, Maiblumen, getrieben von Herrn
Vorwerk, untermischt mit dem Grün von Pteris serrulata, Tradescantia
elongata (T. Sellowiana), Panicum plicatum etc., die an sich kahle Fläche beleben.
Unser Bild ist nach der Feier am 26. Januar 1898 aufgenommen: im
wesentlichen ist es aber alle Jahre das gleiche und immer aufs Neue fesselnde.
Um aber die Wirkung voll zu ermessen, muss man sich die Chargierten der
Studierenden in ihrem schönsten Schmuck, die stattliche Zahl der Festgäste,
die dichten Reihen der Lehrer und Studierenden im Geiste mit vorstellen,
man muss dem Gesang der Liedertafel der Studierenden und vor allem der
weihevollen Festrede lauschen, dann wird man unwillkürlich mit einstimmen
in den Ruf: Seine Majestät der Kaiser, er lebe hoch! hoch! hoch! L. YV.
Grosse Allgemeine Chrysanthemum -Ausstellung zu Hannover
nL^ vom 24. bis 30. November 1898.
ÜJ^Niese Ausstellung, infolge ungünstiger Witterung der Monate September und
^^ Oktober auf das Ende November verlegt, fand in dem Konzert- und
Palmengarten zu Hannover statt. Der Gartenbauverein von Hannover, welcher
auf eine mehr denn 100jährige Thätigkeit zurückweisen kann, in den letzten
Dezennien beruflicherseits aber wenig an die Oeffentlichkeit getreten ist.
feierte mit dieser Ausstellung gleichsam ein Auferstehungsfest. Die heute
an der Spitze des Vereins stehenden Kräfte spornten die Mitglieder zu
dieser Lebensäusserung nicht nur an, sondern verstanden auch, hierbei durch
Stiftung hoher Preise die Interessen der Liebhaber aufs Neue in den Kreis
gemeinsamer Thätigkeit hineinzuziehen. Unter Voraussetzung dieser Thatsachen
durfte man eine allgemeine Beteiligung seitens der Fachkreise wohl erwarten.
Allein diese Erwartungen sind nicht nur erfüllt, sondern übertroffen worden
und nimmt dies Urteil, als ein allgemein geltendes, in erster Linie auf die die
Ausstellung beschickenden Kultivateure Bezug, wie sie in und mit ihren
Erzeugnissen hier öffentlich deutschen Fleiss und deutsche Fachkenntnisse
bekundeten. Ich schätze als wesentlichstes Moment dieser Ausstellung das-
jenige der kulturellen Leistung deutscher Züchter, gegenüber hervorragenden
bisherigen Leistungen ausländischer Züchter auf diesem Spezialgebiete. Gerade
dieser Umstand in Verbindung mit der Thatsache eines aus sich heraus selbst-
ständig entstandenen Unternehmens in durchaus gelungener Darstellung bilden
den Wert der Chrysanthemum-Ausstellung zu Hannover. Blieb auch bezüglich
der Einrichtung und Anordnung dies und das zu bemängeln (und wo wäre das
nicht jedesmal noch der Fall?), so bilden diese Mängel doch nicht den Tenor
eines Berichtes.
Zunächst eine kurze Skizzierung des Ausstellungsraumes, der in vier
Abteilungen gegliedert, uns zunächst einen grossen rechtwinkligen Saal zeigt.
In der Mittelaxe (Tiefe des Rechtecks) dem Eingange gegenüber, springt eine
Kaisergruppe, halbkreisförmig die eine Längslinie des Rechtecks unterbrechend,
vor. In der Längsaxe des Saales finden wir auf der rechten wie linken Seite
*) Siehe Gartenflora d. J. Heft 1 S. 7.
Grosse Allgemeine Chrysanthemum-Ausstellung zu Hannover. An
(vom Eintritt aus) grössere wie kleinere Gruppen, meist in kreisförmiger oder
•oval gehaltener Anordnung im Räume verteilt, im Wesentlichen aus Chry-
santhemum bestehend. Der zur rechten Hand, an der kurzen Seite des
Rechtecks sich erhebenden Felspartie (dekorative Ausschmückung mit Palmen,
Blattpflanzen, Orchideen) gegenüber, befindet sich links vom Eintritt ein
Kiosk, dessen beide Seiten mit Blattpflanzen-, sowie Cyclamen - Gruppen
flankiert sind.
Saal Xo. 2, unmittelbar an diesen ersten anstossend, enthält im Wesent-
lichen Bindereien. Blumenbindereien, Blumenarrangements vornehmlich aus
Chrysanthemum.
3. Die Emporen, Bühnenräume dieses Sales, eine Etage hoch gelegen,
beherbergten auf beiden kurzen Saalseiten rechts das grosse Heer der Pläne (in
Kojen), sowie an Kulturpflanzen: Primeln, Eriken, Nelken, Ardisien, Pteris:
links, gegenüber: Stauden, Rosen, Bouvardien, Nelken, Dahlienblumen in ab-
geschnittenem Zustande, zwei grössere Yeilchensortimente; die Emporen an
beiden Längswänden Chrysanthemum, Dahlien. Pelargonien-Blumen, ab-
geschnitten, Nelken. Primeln, Cyclamen-Sortimente in Töpfen sowie eine
Weintraubensammlung.
4. In dem Überbau (halbe Strassenbreite), der Tiefe des vorigen Saales
angefügt, waren dagegen nur Chrysanthemum-Marktpflanzen aufgestellt.
So bildete also das Chrysanthemum-Material den Grundton; die ander-
weitig zu dieser Jahreszeit noch oder bereits in Blüte befindlichen Kultur- und
Blattpflanzen gaben einen angenehmen Kontrast den ersteren gegenüber.
Als Züchter in Chrysanthemum-Kulturen: Schaupflanzen, Hoch- und
Ilalbstämmen traten wesentlich hervor: F. Kirsten-Klein - Flottbek bei Ham-
burg (Kaiser-Medaille); K. Schuhmacher-Hamburg (goldene Vereinsmedailie
und 100 M.); Daiker &. Otto-Langenweddingen; H. Bartels und F. Kracke-
Döhren; W. Meyer-Kirchroda; F. Wellhausen-Hannover; A. Bayer-Linden;
0. Ileyneck-Magdeburg; F. Sperling und J. Dannenbaum-Hildesheim.
Zu diesen traten noch in Abteilung »Neuheiten« hinzu: Koenemann
«V Maasser-Remscheid, Dittmann-Neumünster, Thürnau-Hannover, Chr.
Küster & Sohn-Döhren; während in den »Sortimenten in abgeschnittenen
Blumen« Bornemann-Blankenburg , Daiker & Otto-Langenweddingen.
Warnecken-Blankenese, C. Danner und IL Walter-Wandsbek, Dittmann-
Darmstadt, A. Etzold-Altenburg u. a. ihre Hauptkraft bewiesen.
Unter den in Cyclamen -Kulturen hervortretenden Firmen nenne ich
hier: Th. Grabbe-Braunschweig, Fr. Kraacke-Döhren, Tutesche Gärtnerei
und J. Gerke-Hannover, F. Kirsten- Hamburg, J. Dannenbaum-Hildesheim.
In Orchideen, namentlich Cattleyen und Cypripedien: S. Chollet-
Eilbek - Hamburg; F. Sperl ing-Hildesheim, P. Tagmann-Döhren. In Nelken:
Fr. Brau ck mann und J. Dannebaum-Hildesheim, Th. Grabbe-Braunschweig;
in Primeln (chinensis und obeonica): Chr. Küster & Sohn-Döhren, H. Meyer-
Kirchroda. J. & C. Gerke-Ilannover; II. Dörrie-Vahrenwald; in Citrus
chinensis mit Früchten: F. W. Böttcher-Hamburg, Laurentius & Co.-
Crefeld; in Pelargonium scarlet: W. Reid-London: in Veilchen: Drube-
Schönhausen , IL Wre de - Lüneburg; in Bouvardien: F. Wellhausen-
Ilannover: in Eriken: IL Samson-Crefeld, C. Thürnau-Hannover, P. Tag-
mann-Döhren. Die von Vollmar-Frankfurt a. M. ausgestellten drei Wein-
lX Grosse Allgemeine Chrysanthemum-Ausstellung zu Hannover.
sorten: Black Alicante, Black Hamburgh und Black Muscat bilden die Haupt-
treibsorten der betreffenden Weinanlage. Genannte Firma befasst sich indes
nicht nur mit Heranzucht der Trauben, sondern auch mit Weintreibanlagen.
Eine Vorführung der Entwicklungsgeschichte des Chrysanthemum in lebenden
Bildern, d. h. Pflanzenformen, rührte von G. Cap eile -Springe her. Leider
mangelte es hier an der botanischen Bezeichnung, indessen so viel konnte auch
der Unkundigste heraussehen, dass von dem einfachsten Chrysanthemum, jener
dem Pyretbrum nahestehenden Form, bis hin zu den kultivierten Formen des
Chrysanthemum indicum, ein grosser Schritt in der Entwicklungslinie dieser
Pflanzenart gethan sein musste. Der an sich schüchterne Versuch, gewisser-
massen ein Erläuterungsprogramm zu den vorliegenden Errungenschaften auf
dem Züchtungsgebiete, verdient im Prinzip fachlicherseits mehr Beachtung.
Derartige Dinge sind nicht nur dazu angethan, dem Laien begrifflich
näher zu rücken, ihm das Verständnis zu öffnen, sondern auch andererseits
seine Achtung unseren Leistungen in Zucht und Kreuzungen gegenüber heraus-
zufordern.
Unter den letztjährigen deutschen, englischen, französischen und ameri-
kanischen Züchtungen, soweit diese hier zur Vorführung gelangten, möchte ich
besonders erwähnen: Mad. Edmond Roger, weiss mit grünen Spitzen, von ganz
besonderem Effekt, Züchtung von Calvat in Grenoble; Secretaire Rivoire, fein
gelb in lila übergehend, verspricht eine gute Schnittblume; General Paquee,
leuchtend rotgelb, französische Züchtung; Mad. Bouidoin, rosa, nach innen
weiss, desgl. Topace Orientale, strohgelb, einwärtsgebogen; Vicar of Exmouth,
Bmarantrot; Marfa, orange rot: Natacha, leuchtend amaraDtrot; Marie Calvat,
leuchtend rosa; le grand Dragon, lebhaft orange; Sonne von Blankenburg,
dottergelb, gute Schnittblume, Bornemannsche Züchtung; Simplicity, reinweiss,
amerikan. Züchtung, N. C. S.*) Jubilee, lila-rosa; Charles Davis, altgold, Sport
von Viviand Morel; Fee du Champsaur, reinweiss, Züchtung von Calvat; Le
Colosse grenoblois, lila mit grau; Mad. Charles Capitant, centifol. rosa; Mr. E.
G. Whittle, malmaison-fleischfarben; Mrs. H. Weeks, weiss, ziemlich spät;
James Bidencope , amarantroth; Mme. Gustave Henry, reinweiss, besonders
gute Schnittsorte für Freiland; Beauty of Shoking, bernsteinfarben; Black
Hawk, dunkelblutrot, amerikanische Züchtung.
Xeben den zumeist sehr hervorragenden Kulturleistungen, der Fülle
grosser, zahlreicher Arrangements wie Tafeldekorationen, einer Hauptzierde,
zählten die vorhandenen Pläne, sichtbare Zeichen der Landschaftsgärtnerei, mit
zu den wesentlichsten Glanzpunkten der Ausstellung. Um es hier kurz zu
erwähnen: Zu den drei Preisaufgaben a) Villengarten, b) Vor-, c) Hausgarten
nach gegebenen Verhältnissen, waren gegen ca. 60 Lösungen erschienen, unter
denen auffallend viele von sogenannten Bureau-Zeichnern herrührten. Die
Namen E.Böttcher, E. Schultz-Berlin, G. Potente-Hannover, kehren mehrfach
ausgezeichnet wieder , von selbständigen Geschäftsinhabern dagegen u. a.
Hardt & Schmidts-Düsseldorf, Körner-Steglitz. Den Grund für diese, wenn
auch an sich günstige, so doch vorwiegend einseitige Beteiligung glaube ich
in erster Linie dem Umstände zuschreiben zu müssen, dass betreffs der Auf-
gaben, bei aller sonstigen Sorgfalt der Angabe detaillierter Terrainverhältnisse,
die Aufgabe an sich noch zu abstrakt hingestellt wird. Will sich der Land-
*) Nationel Chrysanthemum Society.
Hillmanns Zement-Isolier-Bausteine für Gärtnereien.
49
schafter in wirklich künstlerischer Weise bewähren, so kann er dies doch in
erster Linie nur in glücklicher Einfügung seines geplanten Bildes in die den
Teil umgebende Landschaft, den Teil einschliessende Umgebung thun. Es
gehören meines Erachtens nach, soll das Ganze recht wirken und entsprechend
disponiert sein, zu jeder Aufgabe genaue Andeutungen über Ort, Lage, Boden-
beschaffenheit des nächsten Gesamt-Landschaftsbildes. Ich meine, dass wir über
die Zeit, nur ideelle Aufgaben für derartige Zwecke stellen zu können, bereits
hinweg sind. Denn eine dahingehörige Disposition gleicht mehr oder minder
einem Schlag ins Wasser. Allein auch in Darstellung eigener Anlagen herrscht
grosser Wetteifer und namentlich wirkten hier u. A. die Vorführungen einer
Yillegiaturanlage auf dem Deister Gebirge von Herrn Gartendirektor Trip-
Hannover, durch die Fülle interessanter Einzelheiten.
Auch die Fortbildungsschüler fehlten hierbei nicht mit z. T. recht
anerkennenswerten Leistungen bez. Fleiss und Geschicklichkeit in der Aus-
führung. Das Fortbildungsschulwesen trägt hier den Stempel einer hervor-
ragenden Leistung und wird den kommenden Berufstechnikern nur zum Vorteil
gereichen. Über die wesentlichen Momente des betr. Unterrichtes gelegentlich
an einer anderen Stelle. Hoffmann.
Hillmanns Zement-Isolier-Bausteine für Gärtnereien.
ufmerksam gemacht durch die Herren Gärtnereibesitzer Kretschmann-
Pankow und H. Mehl-Weissensee, besichtigte ich am 30. November v. J.
Zementsteinfabrik des Herrn Georg Hillmann in Waidmannslust bei
Berlin (an der Xordbahn) und sah dann in dem nahen Hermsdorf, dass nicht
nur Mistbeetkästen oder Gewächshäuser (wie bei den genannten Herren und
Herrn Reinhold Hoffmann-Weissensee), sondern auch ganze Villen aus
Zement-Isolier-Steinen erbaut werden.
In der Fabrik des Herrn Flillmann werden ferner, vermittelst der voll-
kommensten Maschinen und Modelle, aus scharfem Sand und bestem Portland-
zement viele andere Arten Bausteine in bemerkenswertem Umfange hergestellt,
wie Isolier-Gewülbsteine, Pfeiler- und Sockelsteine für Thorwege und Front-
gitter, Treppenstufen, Steine für Schornsteinanlagen, Platten für Trottoir- und
Hofpflaster, Rinnen- und Gossensteine, Dachfalzziegel und vieles andere mehr.
Die Isolier-Bausteine, welche in verschiedenen Grössen, von 5000 cm
und in Stärken von 20—15 — 10 und 7 cm angefertigt werden, sind in ganzer
Höhe mit durchgehenden Kanälen von entsprechenden Dimensionen versehen.
Bei Villenbauten werden für die Aussenwände doppelte Wände mit Luft-
schicht, für die Zwischenwände einfache Isolier-Bausteine angewendet. Durch
die in den Kanälen eingeschlossene Luftschicht werden die Räume zweckmässig
temperiert; sie sind im Sommer kühl und im Winter warm. Das Aufmauern
dieser Steine geht ausserordentlich rasch von statten, und sehen alle daraus
gefertigten Bauten sehr sauber aus. Von nicht zu unterschätzendem Vorteil ist
ferner, dass die Steine leicht mit Meissel und Bohrer bearbeitet werden können.
Aus Hillmanns Zement-Isolier-Bausteinen aufgeführte Mauern und Wände
sind nicht nur teuer- und schwammsicher, sondern auch vollkommen wider-
standsfähig gegen YV'itterungseinflüsse, wie die seither in Hermsdorf und
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
Umgebung aufgeführten Bauten unzweifelhaft darthun. Auch hinsichtlich ihrer
Tragfähigkeit ist die Festigkeit der Isoliersteine durch Atteste der königlichen
Prüfungsstation für Baumaterialien genügend nachgewiesen und es übernimmt
daher Herr Hillmann eine vieljährige Garantie für die Güte seiner Fabrikate.
Aus dem Handelsblatt für den deutschen Gartenbau 1898, S. 402, ersehen wir.
dass Herr Reinhold Hoffmann bereits eine Erdbude von 40 m Länge hat
erbauen lassen, Herr Mehl zwei Gewächshäuser, Herr Kretschmann gleich-
falls zwei Gewächshäuser; alle sprechen sich lobend über die hierzu ver-
wendeten Isolier-Bausteine aus und heben besonders hervor, dass dieselben
durchaus zweckmässig und dauerhaft seien. Über die Winterfestigkeit können
sie noch kein Urteil fällen, weil die Häuser erst im Sommer 1898 errichtet
worden sind. Herr Hillmann hat aber einen Anbau seines eigenen Gewächs-
hauses in Hermsdorf vor drei Jahren aus solchen Steinen hergestellt und zeigt
derselbe, wie wir uns überzeugen konnten, keine Beschädigungen durch Frost etc.
Die Zement-Isolier-Steine scheinen sich sonach in jeder Weise zu bewähren
und wäre damit für Gärtnereien ein äusserst empfehlenswertes Material, mit
dem sich leicht hantieren lässt, gegeben. Auch für andere Bauten
eignen sich die Zement-Isolier-Bausteine gut. Wie wir hören, sind u. a. seitens
der Kruppschen Germania- Werft und seitens der Borsigschen Fabrik grössere
Bestellungen auf diese Steine erfolgt, welche sie zu Zwischenwänden für ihre
neuen Fabrikgebäude in Tegel verwendet haben. L. Wittmack.
Neue und empfehlenswerte Pflanzen etcr
Neue Cactus-Dahlien für 1899,
angeboten von Thomas S. Ware, Ltd.,
Haie Farm Nurseries, Tottenham, London, N.
Nach den Beschreibungen der Züchter.
Antelope.
Kirsch-karmoisin, die Spitzen der
Fetalen mit einem grünlichen Gelb
betupft. Sehr schöne Form. 1 m hoch.
Captain Broad.
Farbe vom leuchtendsten Kirschrot
klar und bestimmt ohne jede Schattie-
rung. Petalen sehr lang, gedreht und
gewunden, geben der Blume ein ent-
zückendes Aussehen. Stiel lang, steif
und aufrecht. 1 m hoch.
Countess of Lonsdale.
Eine ausgesuchte Schattierung von
reich lachsrot, mit einem Anflug von
Aprikosen-Farbe an der Basis der
Petalen, geht nach den Petalenspitzen
in ein zartes, weiches Blass-karmin
über. Reichblühend. 0,90 m hoch.
Debonair.
An der Basis der Petalen zimmet-
farbig, nach den Spitzen sich zu einer
reichen Kupferfarbe vertiefend. Petalen
lang und schmal, nach der Mitte der
Blume zusammengebogen. Eine der
schönsten Varietäten, die je gezüchtet.
0,90 m hoch.
E. 0. Greenincj.
Dunkel-purpur, lange gedrehte Pe-
talen. Volle runde, schön geformte
Blüte. Reichblühend.
Ebony.
Eine sehr schöne Kaktus-Form von tief
schwärzlicher Ebenholzfarbe, beinahe
ganz schwarz, mit einem leuchtenden
Glanz auf den Petalen. Die dunkelste
Cactus-Dahlie, die je gezüchtet.
Exquisite.
Rötlich-zimmet- oder blassrot apri-
kosenfarben. Die langen vogelklauen-
artigen Petalen geben der Blume ein
hübsches Ansehen. Ausserordent-
lich reichblühend. Stengel lang..
0,90 m hoch.
Kleincrc Mitteilungen.
51
Firebrand.
Ein sehr reiches sammtig Karmoisin.
Petalen lang, schmal und spitz. Eine
wertvolle Einführung in dieser Farbe.
1,35 ni hoch.
Lucius.
Tief orange. Blume von sehr guter
Qualität, gutem Habitus und Wuchs.
Sehr reichblühend. 0,90 m hoch.
Magnificent.
Hell orange mit stumpf ziegelbraun.
Petalen röhrenförmig, sternartig, ähnlich
Starfish. Stengel lang und kräftig.
Blume ist sehr gross und hat ein selten
schönes Aussehen. Entschieden eine
Errungenschaft in der Klasse der
Cactus-Dahlien.
Radiance.
Lebhaft orange-scharlach. Eine sehr
distinkte Blume. Reichblühend und
gut für Ausstellungen. 0.75 m hoch.
Sylvia.
Silberig lila, schattiert karmin,
Petalen dunkel gerändert. Sehr zarte
Farbe. Kräftiger, langer Stengel.
Blume bis 15 cm im Durchmesser.
Ausgezeichnet für Schnitt. Sehr
unempfindlich gegen kaltes und nasses
Wetter und ausserordentlich dauerhaft.
Sehr zu empfehlen. 1.25 m hoch.
The Clown.
Eine sehr bemerkenswerte Blume.
Die Grundfarbe ist weich ziegelrot
und jedes Petal bis zur halben Länge
weiss betupft. Ausgezeichnet gut ge-
formte Blüte. Stengel lang und steif.
1.25 m hoch.
Viscountess Sherbrook.
Leuchtend rötlich terracotta, apri-
kosenfarbig übergössen. Petalen lang
schmal und zusammengedreht. Sehr
reichblühend. 0,90 m hoch.
Wallace.
Leuchtend bernsteinfarbig. Die
Rückseite der Petalen mit einem
weichem Rot Übergossen. Blüte voll-
kommen distinkt und sehr brauchbar.
1,25 m hoch.
William Cuthbertson.
Reich karmoisin-lackfarben, gegen die
Spitzen der Petalen in ein leuchtend
Karmin übergehend. Sehr lange und
und gewundene Petalen. Sehr reich-
blühend an langen steifen Stengeln.
Blume sehr dauerhaft. 1,25 m hoch.
Obige Sorten sind eine Auslese der
schönsten neueren englischen Kaktus-
Dahlien.
* *
Neuheiten von 1898.
Amber, Arachne, Capstan, Colonel'
Wilson, Daffodil, E. J. Deal, Eastern
Queen, Island Queen, King Fisher,
Taverstock Beauity, Mary Service, Miss
Agnes Box, Night, Porcupine, Ruby.
Tillie, Casilda Falka, Keynes White,
die beste weisse Kaktus-Dahlie.
* *
Neuheiten von 1897
sind African, Bridesmaid, Cedric,
Cinderella, Cycle, Dr. Jameson, Ensign,
Fantasy. Flossie, Harry Stredwick, Iona.
Tessie, Mrs. Kingsley Foster, Mrs.
G. Cole, Miss Webster, Ophelia, Prinzess
Ena, The Queen.
Kleinere Mitteilungen.
Dankschreiben der Kaiserin an Georg Egger.
Dem Sammler. Züchter und Exporteur
syrischer Blumenzwiebeln Georg
Egg er in Jaffa, welcher anlässlich
des Kaiserbesuches Ihrer Majestät der
Kaiserin eine Kollektion Blumen-
zwiebeln des heiligen Landes ein-
sandte, ging aus dem Kabinet der
Kaiserin und Königin ein Dankschreiben
zu, worin bemerkt wurde, dass auf
Allerhöchsten Befehl Ihrer Majestät
diese Blumenzwiebeln in Sanssouci
eingepflanzt worden sind.
Preisgekrönte Entwürfe.
Am Sonnabend wurden im Rathause
zu Schöneberg unter dem Vorsitz des
ersten Bürgermeisters Herrn Wilde
von der Jury die Preise verteilt für
die Entwürfe zur Ausschmückung des
Platzes Z., für welche die Berliner
Bodengesellschaft eine Konkurrenz
ausgeschrieben hatte. Der 1. Preis
mit dem Motto Ruhe« wurde dem
königl. Garteninspektor, Lehrer der
königl. Gärtnerlehranstalt Encke,
Wildpark. Viktoriastr. 41, der 2. Preis
52
Kleinere Mitteilungen.
mit dem Motto »Ruhe 2« dem städtischen
Friedhofverwalter und Landschafts-
gärtner Georg Beitz, Köln-Merheim,
der 3. Preis mit dem Motto »Con amore«
dem Architekten H. A. Krause,
Berlin W.,Culmstr. 5, zuerkannt. Ferner
wurde der Ankauf der Projekte »Stadt-
recht« von Fritz Schultz e, Grunewald
und Richard Köhler, Inhaber der
Firma J. Haack Nachf. H. Köhler,
Berlin W., Nettelbeckstr. 15, und
»Exzentrisch« von Paul jatzow und
Schweitzer, Schöneberg, Goethestr.6,
empfohlen. Sämtliche prämiierte Ent-
würfe sind im Rathaus zu Schöneberg
zur Besichtigung ausgestellt.
Ein Verfahren zur Behandlung natürlicher
Blumen und Blätter,
um dieselben als Dauerblumen zu
dekorativen Zwecken verwenden zu
können, wurde kürzlich durch Patent
in Deutschland geschützt. Bei diesem
Verfahren werden die natürlichen
Blumen und Blätter einseitig mit einer
erstarrenden, das Wesen der Blume hin-
sichtlich ihrer Form nicht beeinflussen-
den Masse bestrichen. Eventuell kann
hierzu auch eine aus Gewebe, Papier,
Draht oder dergleichen bestehende
Einlage angewandt werden. Die Gegen-
stände werden sodann, wie uns das
Patentbureau von H. & W. Pataky,
Berlin mitteilt, mittels trockener Luft
oder auf sonst geeignetem Wege ge-
trocknet und schliesslich in eine er-
starrende Masse, beispielsweise Gips,
Zement, Wasserglas, Salzlösung, oder
dergleichen eingetaucht.
Die beste Zeit zum Schneiden der Edelreiser
ist nach der »Dresd. ldw. Pr.« vom
November bis Februar, wenn der Saft
zurückgetreten und kein Trieb in ihnen
ist. Die Reiser, welche man zum Ver-
edeln nimmt, müssen gesund, im Kern
nicht rot und an der Rinde nicht
schwärzlich sein. Auch der Baum
muss gesund sein. An der Mittagsseite
oder am Wipfel des Baumes findet man
die besten Reiser. Fruchtreiser oder
Wasserschosse soll man nicht nehmen.
Bis zum Gebrauche legt man dieselben
im Garten in die Erde oder auch im
Keller in feuchten Sand. Reiser, die
man aus anderen Gegenden erhält und
welche vielleicht schon etwas trocken
aussehen, legt man erst etwa 24 Stunden
in frisches Wasser. Die Stellen, welche
in der Erde oder im Sand gesteckt
haben, schneidet man beim Verbrauche
ab und wirft sie weg. Reiser, welche
im Herbst zeitig oder im Frühjahr
spät geschnitten werden, schlagenbesser
aus, wenn man sie erst eine Zeitlang
vor dem Gebrauch in die Erde steckt,
damit der Saft aus ihnen verdunstet.
Anlage von Frühbeetkästen.
Die Tiefe des Frühbeetkastens richtet
sich nach den unterzubringenden Dung-
stoffen und auch nach der Höhe des
Grundwassers. Wo solches vorhanden
ist und im Winter sehr hoch tritt, soll
die Erde nach dem »Ldw. Anz. f. g.
Dtschld.« niemals so tief ausgehoben
werden wie in Lagen, wo Grundwasser
nicht oder nur selten zu Tage tritt.
Für gewöhnlich werden die Frühbeet-
kästen 50 bis 70 cm tief ausgeworfen.
In Fällen aber, wo das Frühbeet oder
der Frühbeetkasten nicht auf die an-
gegebene Weise benutzt werden soll,
grabe man alle darin befindliche Erde
und so auch den Dünger im Herbst
aus, werfe sie neben das Beet oder
schaffe sie an eine andere Stelle. Es
ist stets gut, wenn der Frühbeetkasten
im Herbst schon geleert wird, man
hat ihn so zur nächsten Bestellung frei
und kann ihn leichter wieder mit
Dünger oder Erde füllen; wartet man
hingegen mit dem Ausleeren bis zum
Frühjahr, so ist dies, weil die Erde
bisweilen sehr lange nass bleibt, viel-
umständlicher als im Herbst und Winter,
oder will man warten, bis sie trocken
ist, so muss man sich mitunter sehr
Tange gedulden, ehe man zum Bestellen
kommen kann.
Wagners Nähr-Salz in der Praxis.
Von Adam Hey dt, Kunstgärtner.
Wenn auch von verschiedenen Seiten
praktischer Gärtner nicht jene
glänzenden Resultate erzielt worden
sind, die man erhoffte, so ist es doch
entschieden Thatsache, dass Wagners
Nähr-Salz für die gärtnerischen Kulturen
von hoher Bedeutung ist. Die ver-
schiedenen Versuche, die ich damit
gemacht habe, haben dies bewiesen.
Es muss jedoch die Anwendung mit
gewisser Vorsicht geschehen, denn
gerade von dieser richtigen Ausführung
hängt der ganze Erfolg ab.
In der irrigen Meinung, die in vielen
Kreisen der Praktiker herrscht, dass,
Unterrichtswesen.
53
je stärker dieDunggabe,destointensiver
das Wachsthum sei, wird dem Erfolg
der Todesstoss gegeben. Solche
Praktiker linden die Lösung von 3 g
Salz auf t Liter Wasser zu schwach,
schon weil das Wasser nicht die geringste
Trübung zeigt. Es wird dann zu viel
Salz gegeben, was einen Misserfolg in
der Kultur zur Folge hat, und dann
wird kurzweg gesagt, das Salz taugt
nichts.
Neben der richtigen Gabe ist auch
notwendig, dass die 1 lauptbedingungen
wie Luft, Schatten, Bewässerung u. s.w.,
im Auge behalten werden, denn nur
da, wo sachliche Behandlung im Verein
mit richtiger Düngung Hand in Hand
geht, kann auf guten Erfolg gerechnet
werden, [ch kann Wagners Salz
jedem zur Benutzung empfehlen, ein
sicherer Erfolg, bei ganz reinlichem
Arbeiten, ohne jeden pestilenzartigen
Geruch,sind sehr zubeachten deFaktoren.
Bei Topfgewächsen des Hauses wie
im Freiland wirkt es gleich gut.
Sägespäne für Mistbeetkästen.
Von Adam Hey dt, Kunstgärtner.
Im Bereiche d'-r Topfpflanzenkultur
spielen warme .Mistbeetkästen eine
grosse Rolle, und es gilt, besonders im
Frühjahr, dieselben recht lange warm
zu erhalten. Wenn guter Mist ver-
wendet und der Kasten auch gut ge-
packt wird, so trägt dies sehr dazu
bei. Allein, wenn dann Erde in den
Kasten kommt, in den die Pflanzen ein-
gesenkt werden sollen, so wärmt sich
der Kasten schlecht und verliert be-
deutend von seiner Wärme. Will man
daher letztere recht lange erhalten,
so muss das Fütterungsmaterial eben-
falls wärmehaltig sein. Der Eine be-
nutzt Lohe, der andereKoaksascheu. s.w.,
hingegen viel zuwenig werden die Säge-
späne zu diesem Zweck benutzt. Säge-
späne, besonders aus Buchenholz, sind
sehr vorteilhaft. Sic wärmen gut. ver-
dunsten gut die Feuchtigkeit, lassen nicht
-n s< hnell Moos autkommen, versauern
die Luft nicht, und es sieht immer
reinlich aus. Ich benutze Sägespäne
zum Einfüttern von Cyclamen, Begonien,
Farnen,Maranten,Achimenes,( rloxinien,
Primeln. Bouvardien u. s. w. Ich habe
hierbei immer eine schöne, last egale,
langanhaltende Wärme beobachtet und
cm sehr tlottes Wachstum aller Pflanzen,
was mich auch bewog. Sägespäne zur
vermehrten Benutzung zu empfehlen.
Besonders im Frühling sind sie gut am
Platze. Ficusstecklinge wurzelten, in
Sägespäne gesteckt, recht bald und
streuten sozusagen ihre Wurzeln in den
Spänen ganz umher. Es muss jedoch
darauf geachtetwerden. dass die Wärme
nicht zu hoch wird.
Bestimmung der Himmelsgegend.
Der Landwirt und Gärtner kommt
oft in die Lage, sich in der freien
Natur orientieren zu müssen, ohne
immer einen Kompass bei sich zu
führen. Mit Hilfe der Sonne und einer
gewöhnlichen Taschenuhr kann man
aber nach der »Balt. Wochenschr.«
jederzeit dieXord-Südlinie leicht linden.
Man halte die Taschenuhr mit dem
nach oben gerichteten Zifferblatte vor
sich hin und drehe sich so lange, bis
der kleine Zeiger genau nach der
Sonne gerichtet ist. Die Nord-Süd-
richtung wird dann durch die Linie
markiert, welche den Winkel zwischen
dem kleinen Zeiger und der Zahl XII
des Zifferblattes halbiert. Die Stellung
des grossen Zeigers kommt gar nicht
in Betracht. Ist es z. B. morgens
LO Ihr. wenn man die Bestimmung
vornehmen will, so wird die Meridian-
linie durch die Linie angegeben, welche
durch die Zahl XI gezogen wird.
Wird dagegen die Beobachtung am
Nachmittag um 4 Uhr gemacht, so
giebt die durch die Zahl II gezogene
Linie die Richtung des Meridianes an.
Unterrichtswesen.
Kursus über Obstwein- und Obst-Schaumwein-
Herstellung in Geisenheim.
Im die neueren Fortschritte auf dem
Gebiete der Obstweinbereitung speziell
im gewerblichen Betriebe weiteren
Kreisen zugänglich zu machen, findet
in der Zeit vom 0. bis -'5. Februar 1899
an der önochemischen Versuchsstation
der Königl. Lehranstalt zu Geisenheim
ein Kursus über Herstellung und Be-
handlung der Obstweine und Obst-
schaumweine statt. .Nähere Auskunft
erteilt der Leiter der genannten
Station. Dr. P. Kulisch in Geisenheim.
34
Litteratur. — Ausstellungen und Kongresse.
Litteratur.
Fr. Paeske, Conraden. Welche
Waldbäume sind auf den w e n i g
oder g : a r n i c h t landwirtschaftlich
benutzbarenBö den, insbesondere
auf Sandböden mit und ohne
jM er gelbe im ischung zu bauen?
Diese kleine, auf Veranlassung des
Landwirtschaftlichen Kreisvereins ge-
druckte Schritt enthält viele praktische
Winke über die Anforderungen, welche
die einzelnen Baumarten an Boden und
Klima stellen, sowie eine Zusammen-
stellung der für verschiedene Boden-
arten passenden Bäume. Die kleine
Abhandlung dürfte manchem Praktiker,
der in die Lage kommt, grössere An-
pflanzungen von Waldbäumen machen
zu müssen, recht willkommen sein.
Zawodny: Pflanzen ph y s i o 1 o -
gische Betrachtungen über die
Zu a im er Gurke und deren Kultur.
S.-A. a. d. Jahresbericht der Gesell-
schaft »Flora« zu Dresden.
Wissenschaftliche Ali tteilun gen, welche
man in dieser Abhandlung nach
dem Titel erwarten könnte, findet man
in derselben nur einige. Dagegen wird
der praktische Gurkenbauer manche,
freilich mehr interessante als belehrende
Gesichtspunkte in der kleinen ..Me-
trachtung" linden, so speziell über den
Verein. .Interessenschutz der Exporteure
konservierter Gurken'", sowie über die
Znaimer Marktordnung. Dr. Kr.
Bericht über dieThätigkeit des
chemischen Untersuchungsamtes
der Stadt Dresden für die Zeit vom
1. August bis 31. Dez. 1896. Desgl. bis 1897.
Jahresbericht der K. K. Samen -
kontrollstation in Wien. Heraus-
gegeben vom Direktor Ritter von
W e i n z i e r 1 .
E. Licrcke und Dr. D. Morck, Chry-
santhemum-Düngungsversuche. 1897.
Herausgegeben von der Agrikultur-
Abteilung des Verkauf-Syndikats der
Kaliwerke in Leopoldshall-Stassfurt.
Die Verfasser verwandten drei ver-
schiedene Nährsalze und erhielten
ungefähr dieselben Resultate. Kali
scheint für Chrysanthemum weniger
nötig als Stickstoff und Phosphorsäure.
Sie gaben 5 g Nährsalz per Liter und
gössen damit alle 8 bis 14 Tage (auf
eine Giesskanne von 10 1 Inhalt 50 g
Nährsalz).
Ausstellungen und Kongresse.
Petersburg. III. internationale
Garten bau- Ausstellung vom 5.19.
bis 15./27. Mai 1899. Anmeldungen bis
spätestens zum 1. 13. März an Geheim-
rat Exzellenz Prof. Fischer von
Waldheim, Kaiserl. bot. Garten.
1. Alle Ausstellung^ - Gegenstände
haben keinen Zoll zu zahlen, falls
selbige zwei Monate nach Schluss
der Ausstellung über die Grenze zu-
rückbefördert werden (sie zahlen also
Zoll nur im Fall, wenn sie hier im
Lande bleiben, also verkauft, ver-
schenkt etc. werden). Die Gegenstände
müssen mit einer Etiquette von der
Kaiserl. Russische Gartenbau- Gesell-
schaft mit der Aufschrift »transito
Ausstellung« versehen sein, siepassieren
dann die Grenze ohne Aufenthalt und
werden erst im Ausstellungsgebäude
geöffnet.
2. Alle Exponate zahlen nichts für
den Rücktransport von der Ausstellung
biszurGrenzstation. überweiche selbige
vom Auslande nach Russland kamen.
3. Um eine Preisermässigung (Gratis-
rückfahrt) der nach der Ausstellung
vom Auslande kommenden Kommissare,
Delegierten, Preisrichter, Exponenten
und Begleiter der Exponate sind Ver-
handlungen eingeleitet, über deren
Resultat jedoch noch nichts bekannt ist.
4. Für die Vorkultur der aus-
zustellenden Pflanzen werden im
'Bäurischen Garten zwei grosse Ge-
wächshäuser vorhanden sein mit dem
dazu nöthigen Personal. Herr Siess-
meyer jun. will die Sache überwachen.
Ausserdem werden wohl zwei Ge-
wächshäuser von 140 Fuss Länge für
die auszustellenden Gegenstände extra
erbaut werden.
Aus den Vereinen. — Gewerbliche Angelegenheiten — Preisverzeichnisse.
-
Für bevorstehende Festlichkeiten isl
ein Komitee gebildet winden, welches
auch für Wohnungen etc. zu sorgen hat.
Alle Exponenten können auch zu-
gleich Preisrichter sein, natürlich in
einer anderen Preisbewerbung.
(Letzteres erscheint auch uns in
diesem Falle empfehlenswert. Es
wird sich Mancher eher entschliessen
in Petersburg Pflanzen und abge-
schnittene Blumen auszustellen, wenn
er sie selbsl mitnehmen, bezw. über-
wachen kann.) I.. W.
Mont-St. Amand bei Gent. Grosse
i n ternation ale Garl e n bau - A u s-
stellung (Grande Exposition inter-
nationale d'Horticulture) vom 30. April
bis 9. Mai 1899. Das Programm von
derselben isl erschienen.
Aus den Vereinen.
Deutsche Dahlien-Gesellschaft.
Erste Jahres-Versammlung, Sonntag
den 39. Januar, nachmittags 2 1/2 Uhr,
in den Räumen des Clubs der Land-
wirte, Berlin SW., Zimmerstrasse 90 91.
Tagesordnung: 1. Erstattung des
Jahres- und Kassenberichtes; 2. Vor-
standswahl; 3. diesjährige Ausstellungs-
besprechung; 4. neue Anträge zu den
Wertzeugnisbestimmungen und daran
anschliessend Bekanntgabe der letzt-
jährigen Dahlienausstellungen; 5. Ver-
schiedenes. Nach der Sitzung findet
gemeinsames Abendessen, ä Couvert
l,50 M., statt. Um recht zahlreichen
Besuch der Mitglieder sowie Dahlien-
liebhaber bittet
Der Vorstand
C. Kotte, Präsident.
Potsdamer Gartenbau Verein.
In der General- Versammlung am
4. Januar d. J. wurde der bisherige
eiste Vorsitzende des Vereins, der
Inspektor der Königl.Gärtnerlehranstarl
am Wildpark bei Potsdam. Herr Th.
Echtermeyer, wiederum einstimmig
zum ersten Vorsitzenden gewählt.
Gewerbliche Angelegenheiten.
Wirtschaftlicher Ausschuss.
her Staatssekretär des Innern hat
den Verein zur Beförderung des Garten-
baues ersucht, einen Vertreter zu
entsenden zu einer am 21. Januar im
Reichsamt des Innern stattfindenden
Versammlung des wirtschaftlichen Aus-
schusses zur Besprechung der wirt-
schaftlichen Verhältnisse der Gärtnerei
und etwa zu machenden Erhebungen.
Der Vorstand hat den Direktor des
Vereins, Herrn Königl. Gartenbau-
direktor
ernannt.
Lackner, zum Vertreter
Schutzzoll-Versammlung in Berlin.
Am 11. fanuar fand in denGermania-
sälen ein e gn »sseVe rsam m Lung(i 500] 'e 1-
sonen) der Handelspartner der Povinz
Brandenburg, einberufen vom Verbände
der Handelspartner, statt in welcher
Lebhaft für den Schutzzoll gesprochen
wurde. Ein näherer Bericht kann erst
in nächster Nummer erfolgen.
Eingesandte Preisverzeichnisse.
Adolph Demmler, Perlin und
Friedrichsfelde, Preisverzeichnis über
Sämereien. — Haage & Schmidt.
Erfurt. Ilauptverzeichnis über Samen
und Pflanzen1 mit Abb.). — Gebr. Dippe,
Quedlinburg. Samenkataloe. Joseph
Klar in Perlin, Linienstrasse, Haupt-
Preiskourant (mit Abb.). — Ernst
Strauss in Köln -Ehrenfeld, Garten-
geräte (mit Abb.). — Martin Grashof
in Quedlinburg.Feld-,1 remüse-, Garten-,
Gras- und Waldsamen, Blumensamen
(mit Abb.). Vilmorin, Andrieux
& ( o. in Paris, Engros- Preisverzeichnis
über Gemüse-, Feld- und Blumen-
sämereien (mit Abb.). Sattler
Personal-Nachrichten. — Winterfest.
& Bethge in Quedlinburg, Engros-
Preisliste über dasselbe (mit Abb.).
— Otto Putz (Ferdinand Jühlke Nach-
folger) in Erfurt, dasselbe (mit Abb.).
— Kohlmannslehne r & Schwenke
in Schöneberg - Berlin . dasselbe für
Handelsgärtner.
Personal-Nachrichten.
Der Kgl. Gartenbaudirektor Lackn er
in Steglitz. Direktor des Vereins zur
Beförderung des Gartenbaues, ist von
der bayerischen Gartenbau-Gesell-
schaft zum korrespondierenden Mit-
gliede ernannt.
Am 3. Dezember starb zuWernigerode
der Kunst- und Handelsgärtner Ulrich
Pitt im 70. Lebensjahre. Er war lang-
jähriges Mitglied des Vereins zur Be-
förderung des Gartenbaues, ein ge-
borener Jeveraner. aber fast 40 Jahre
in Wernigerode etabliert und als
Knollenbegonienzüchter in weiteren
Kreisen bekannt. Einer der »Getreuen
aus Jever«, hat er wiederholt in wohl-
gelungenen Versen den Alt-Reichs-
kanzler begrüsst und dafür warme
Anerkennung und Dank empfangen.
garten-Inspektor nach Oliva bei Danzig
an Stelle des verstorbenen Rad icke
berufen und wird am 1. Februar sein
neues Amt antreten.
Der Professor der systematischen
Botanik an der deutschen Universität
in Prag. Dr. Richard v. Wettstein,
ist vom Professorenkollegium der
Wiener Universität unico loco zum
Professor der Botanik und Direktor
des Botanischen Gartens der Wiener
Universität vorgeschlagen worden.
Der Obergärtner des botanischen
Gartens in Zürich. Erich Wocke.
Mitglied des Vereins zur Beförderung
des Gartenbaues, ist als Kgl. Schloss-
Der Direktor der Royal Botanie
Gardens, Kew bei London, William
Turner Thiselton Dyer Esq.. ist in
Anerkennung seiner Verdienste, die er
den englischen Kolonialregierungen
erwiesen, von I. M. der Königin von
England zum Kommandeur des hohen
Ordens von St. Michael und St. George
ernannt und führt damit das Prädikat
»Sir«. Wir freuen uns herzlich über
diese Auszeichnung.
Winterfest des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues.
Abendessen und Ball.
Donnerstag, den 19. Januar 8 Uhr präc, im Hotel Imperial, Unter den Linden 44.
Auf vielfachen Wunsch ist die Anmeldefrist bis zum 16. Januar verlängert.
Meldungen mit Angabe der Zahl der Damen und der Herren an Herrn Hof-
lieferanten J. F. Uoock, Berlin X., Chausseestr. 52a. Telephon-Amt III, 183.
Tagesordnung
für die
855. Versammlung des Vereins z. Beförderung d. Gartenbaues i. i pr. Staaten
am Sonnabend den 28. Januar 1899, 6 Uhr,
im grossen Hörsaal der Königl. landw. Hochschule, Invalidenstrasse 42.
1. Ausgestellte Gegenstände. 2. Abermalige Wahl des 1. Stellvertreters des
Direktors, da die Wahl am 29. Dezember nicht zu Stande gekommen ist.*) ?. Vortrag des
Herrn Kgl. Gartenbaudirektors Carl Hampel: Die Verschönerung der Städte. 4. Verschiedenes.
*) her Wahlzettel liegt für die hiesigen Mitglieder diesem Heft bei.
Neue Mitteilungen über die europäischen Obst-Schildläuse im
Vergleich zur San Jose-Schildlaus.
_^j Von Professor Dr. Frank-Berlin.
v>b eit vergangenem Winter wissen wir, dass die San Jose-Schildlaus aus
£&T Amerika mit lebenden Pflanzen und Obst zu uns herübergebracht wird.
Deshalb hat seitdem die europäischen Regierungen und Obstplantagenbesitzer
die Frage beschäftigt, ob der amerikanische Schädling etwa bereits in unsere
heimischen Obstkulturen übergegangen ist. Denn wenn derselbe auch erst seil
verhältnismässig kurzer Zeit in so verheerenden Dimensionen in den nord-
amerikanischen Staaten selbst sich ausgebreitet hat. so war bei unserem regen
Verkehr mit Amerika und bei der thatsächlich bereits vielfach konstatierten
Einschleppung der Schildlaus auf importiertem Obst die Befürchtung, dass
Europa bereits verseucht ist, sehr naheliegend. Jedenfalls würde dies in ab-
sehbarer Zeit mit Sicherheit zu erwarten sein, ebenso wie wir früher durch
die unbeschränkte Aufnahme amerikanischer Produkte uns die Blutlaus, die
Reblaus, die Wein-Peronospora geholt haben. Bei allen diesen Schädlingen
haben wir die rechte Zeit verpasst, um durch geeignete Einfuhrbeschränkungen
der Invasion zuvorzukommen. Bezüglich der San Jose-Schildlaus liegt in diesem
Augenblicke die Sache noch anders. Dank der Nachforschungen, die durch
eine ganze Kette von Sachverständigen bis jetzt in Deutschland vorgenommen
worden sind, darf man mit grosser Wahrscheinlichkeit annehmen, dass unsere
( »bstkulturen von diesem amerikanischen Eindringling augenblicklich noch frei
sind, denn er ist bis jetzt noch nirgends auf unseren deutschen Obstbäumen
gefunden worden.
Xun hat man aber von gewissen Seiten der Sache wieder eine ganz
andere Auffassung gegeben durch die Vermutung, dass die bei uns seit langer
Zeit als einheimisch bekannte Obstschildlaus Aspidiotus ostreaeformis nichts
anderes als die amerikanische San Jose-Schildlaus sei, nur in ihren Formen
durch das europäische Klima verändert, mit anderen Worten, dass es zwecklos
wäre, die Einwanderung der San Jose-Laus aus Amerika zu verhindern, da
dieselbe, wenn sie wirklich nach Europa überginge, hier im Gewände der
ostreaeformis, die eben schon da ist, sich fortpflanzen würde.
Zwischen der San Jose-Schildlaus (Aspidiotus perniciosus) und unserem
Aspidiotus ostreaeformis bestehen allerdings, wie ich gemeinschaftlich mit
Herrn Dr. Krüger gezeigt habe, grosse Ähnlichkeiten, was wir durch die
Bezeichnung des einheimischen A. ostreaeformis als Pseudo-San Jose-Schildlaus
zum Ausdruck brachten; trotzdem haben wir doch in der mikroskopischen
Struktur des Hinterleibes der Weibchen beider Tiere so bedeutende,
charakteristische Unterschiede festgestellt, dass die Annahme, so etwas könne
rg Neue Mitteilungen über die europäischen Obst-Schildläuse.
durch das Klima verändert werden, höchst unwahrscheinlich erscheint, worin
uns auch von zoologischer Seite zugestimmt wird.
Immerhin ist damit jene Vermutung in zwingender Weise noch nicht
widerlegt. Am leichtesten würde man ja die Sache entscheiden können, wenn
man San Jose-Schildläuse in Europa weiterzüchtete, natürlich unter der
erforderlichen Isolierung; doch dürfte ein solcher Versuch mit Rücksicht auf
das Gemeinwohl vielleicht zu gefährlich erscheinen.
Ich habe inzwischen auf einem anderen Wege der Entscheidung dieser
Frage näher zu treten gesucht. Wäre die Vermutung richtig, dass die in
Deutschland vorkommende Pseudo-San Jose-Laus eine durch das Klima ver-
änderte echte San Jose-Schildlaus sei, so müsste man dieselbe in einem
europäischen Lande, welches klimatisch mit den amerikanischen San Jose-
Schildlaus-Ländern übereinstimmt, in der amerikanischen Form auffinden,
d. h. es müsste dort die echte San Jose-Schildlaus vorhanden sein. Ein
solches Land ist Südtirol, wo bekanntlich auch ein bedeutender Obstbau
getrieben wird.
Diese Erwägung veranlasste mich, die südtiroler Obstbaugegenden behufs
Erforschung der dort auftretenden Obstschildläuse zu bereisen. Dies geschah
in den Monaten August und September vorigen Jahres und erstreckte sich
erstens auf das Hauptobstgebiet Südtirols, nämlich auf das Etschthal bei Bozen.
Hier kamen besonders die Umgegend von Bozen sowie die Eppaner Hochebene
oder Überetsch, das sogenannte Paradies von Tirol, zwischen Bozen und Kaltem,
in Betracht, wo gemischt mit den Weingärten die Obststücke liegen, in denen
der Pfirsichbaum, aber auch viel Äpfel-, Birnen- und Pflaumenbäume vertreten
sind. Ferner wurde die Gegend von Lana bei Meran untersucht, weil sie das
Hauptproduktionsgebiet der aus Tirol exportierten Äpfel ist. Diese Gegend
bietet obstbaulich ein hohes Interesse, weil die Obstkulturen, hier durchgängig
rein aus Apfelbäumen bestehend, feldmässig angelegt sind in mächtigen Gras-
gärten, welche mit Ausnahme der eigentlichen Etsch-Aue die ganze Thalsohle
bis zu den untersten Anhöhen bedecken, über welchen sich dann erst die
Hänge mit Weinbau und darüber die Kastanien anschliessen. Jene Apfelbaum-
pflanzungen bestehen zwar meist aus Bäumen mittleren Alters, vielfach mit
jungen Nachpflanzungen; hin und wieder sind aber auch Apfelbäume in den
allerältesten Individuen zu sehen, wahre Riesen mit ungeheurer Krone, die in
weitem Umkreise um den Stamm bis zur Erde hängt und urwaldartig in ihrem
dichten Zweiggewirr alte Astleichen birgt, weil an solchen Bäumen ein Aus-
schneiden und Ausputzen kaum ausführbar erscheint. Endlich habe ich aber
die Untersuchungen auch auf die Brixener Gegend ausgedehnt, denn sie bildet
klimatisch den Übergang zu den deutschen Obstländern; vom Brenner nach
Süden liegt Brixen in derjenigen Thalweite, in welcher man den ersten
bedeutenden Obstbau antrifft. Ausserdem habe ich auch das südlichste Baden,
nämlich die Umgegend von Konstanz und besonders die Insel Mainau, die durch
ihr südliches Klima ausgezeichnet ist, wo die ersten Cypressen im Freien aus-
halten und wo überall viel Obst gebaut wird, untersucht, desgleichen auch den
angrenzenden schweizer Kanton Thurgau, wo ein ausgedehnter Obstbau ge-
trieben wird.
Das Ergebnis der Untersuchung war, dass in keinem der genannten
Länder auch nur eine Spur der San Jose-Schildlaus gefunden wurde, dass viel-
Neue Mitteilungen über die europäischen Obst-Schildläuse. -q
mehr dort nur dieselben Schildlausarten auf den Obstbäumen vorkommen, wie
in Deutschland, insbesondere dass die Pseudo-San Jose-Schildlaus(Aspidiotus
ostreaeformis) dort in allen mikroskopischen Details mit unserem deutschen
Insekt genau übereinstimmt und selbst in den wärmsten Lagen der südtiroler
Obstgegenden seine Merkmale in keiner Weise im Sinne der amerikanischen
San Jose-Schildlaus abgeändert zeigt. Da die letztere in Amerika die Pfirsich-
bäume als ihre liebsten Nährpflanzen bevorzugt, so habe ich der Pseudo-San
Jose-Schildlaus auf den Plirsichbbäumen in Südtirol noch besondere Auf-
merksamkeit geschenkt, aber auch hier mit dem gleichen soeben ausgesprochenen
Resultate.
Da nun also die Pseudo-San Jose-Schildlaus in den wärmsten Teilen
Südtirols genau in allen den charakteristischen mikroskopischen Details sich
zeigt, wie überall in Deutschland bis Ostpreussen, so kann darüber kein
Zweifel sein, dass das Klima die morphologischen Merkmale dieser Schildlaus
in keiner Weise zu verändern vermag. Dass sie eine veränderte San Jose-
Schildlaus sei, wird dadurch nur noch unwahrscheinlicher. Sie ist eben eine
andere Schildlaus-Art, welche Europa angehört und mit der amerikanischen
San Jose-Laus nichts zu thun hat.
Dies wird übrigens auch durch die Beziehungen der Pseudo-San-Jose-
Laus zum Klima bestätigt, welche andere sind, als die der amerikanischen
Laus. Die letztere bevorzugt das wärmere Klima, wie deutlich daraus hervor-
geht, dass sie in Nordamerika in den südlichen Staaten eine viel grössere
Verbreitung hat als in den nördlichen Staaten der Union und in Kanada. Die
Pseudo-San [ose-Schildlaus dagegen tritt, während sie in ganz Deutschland
verbreitet ist und hier an manchen Orten in sehr starkem Grade sich vermehrt
hat, in Südtirol mehr untergeordnet und soweit ich gesehen habe, nirgends
bedenklich auf.
In Südtirol ist vielmehr die vorherrschende und hin und wieder bereits
schädlichen Einfluss äussernde Obst-Schildlaus, die Diaspis fallax, eine
Species, die gleich den beiden im Vorhergehenden besprochenen Läusen eben-
falls unter runden Schildern lebt, sich aber schon durch die rote Farbe der
weiblichen Tiere sowie durch ihre sehr hellen, fast weisslichen Schilder unter-
scheidet. Diese Schildlaus ist in Deutschland wenig verbreitet. Ich habe sie
auch im südlichen Baden gefunden und sie geht den Rheinländern entlang
bis in den Rheingau, wo sie schon länger bekannt ist. Offenbar ist dies also
eine den wärmeren Ländern nachgehende Schildlaus und für diese könnte sie
bei weiterer Zunahme wohl zu einem gefährlichen Feinde werden.
Ausserdem kommt in Südtirol und den übrigen obengenannten südlichen
Ländern auch die Kommalaus (Mytilaspis conchaeformis), die bei uns in
Deutschland die gemeinste Obstschildlaus ist, nicht selten vor. am häutigsten
an Apfelbäumen; in geringer Menge habe ich auch das in Deutschland weit
verbreitete Lecanium Persicae in Südtirol gefunden, an Aprikosen. Pflaumen
und Birnen.
Der Nachweis, dass in Tirol keine San Jose-Schildlaus vorhanden ist.
kann uns bei der massenhaften Einfuhr des tiroler Obstes nach Deutschland
wegen etwa zu befürchtenden schädlichen Infektionen unserer eigenen Obst-
kulturen beruhigen. In Tirol hätte man meiner Ansicht nach ganz besonderen
Grund, wegen der möglichen Einschleppung des amerikanischen Schädlings
(5q Neue Mitteilungen über die europäischen Obst-Schildläuse.
auf der Hut zu sein; er würde dort jedenfalls sehr günstige, seinen heimischen
Verhältnissen ähnliche klimatische Bedingungen vorfinden. Thatsächlich hat,
wie mir erzählt wurde, amerikanisches Obst schon bis nach Bozen seinen Weg
gefunden. Es ist zu hoffen, dass die auch von der österreichisch-ungarischen
Regierung verfügten Beschränkungen des amerikanischen Pflanzen- und Obst-
importes die in dieser Beziehung für Österreich-Ungarn und für Deutschland
bestehende Gefahr beseitigen werden.
Da bei uns in Europa Durchforschungen eines ganzes Landes speziell
hinsichtlich des Schildlausbefalles der Obstpflanzungen bis jetzt wohl noch
nicht vorgenommen worden sind, so mag hier auf Grund meiner tiroler Unter-
suchungen das Bild des Schildlausbefalles, wie es sich thatsächlich in
jenem Lande zeigt, in seinen Hauptzügen beschrieben werden.
Im allgemeinen lässt sich derselbe in Tirol zur Zeit als ein entschieden
gutartiger bezeichnen. Die dortigen Obstkulturen in ihrem überreichen Frucht-
anhange und in ihrem Aussehen überhaupt lassen kaum ein ernstliches Leiden
erkennen. Allerdings fielen Äpfel- und Birnbäume im Monat August hin und
wieder durch dünne Belaubung auf. Die Ursache davon aber war meistens in
etwas anderem zu finden, besonders in dem blattverderbenden Pilze Fusicladium,
der wie bei uns in der neueren Zeit, so auch dort sich ziemlich stark ent-
wickelt hat, ferner an den Birnbäumen bisweilen in dem Blattpilze Sphaerella
nigerrima, ausserdem sehr oft auch im Befall durch die rote Spinne, die durch
die enorme Hitze begünstigt wurde. Nur die rote Schildlaus, Diaspis fallax,
habe ich, wie schon angedeutet, an einzelnen Birnbäumen in solcher Menge
angetroffen, dass die letzteren dadurch augenscheinlich schon stark geschwächt
waren und dass hier für die Zukunft eine gewisse Gefahr bestehen dürfte.
Das Steinobst ist in Tirol sehr wenig von Schildläusen befallen. An den
Pfirsichbäumen tritt sowohl Diaspis fallax als auch Aspidiotus ostreaeformis
auf, beide nur in massigem Grade. Pflaumenbäume zeigen wenig Diaspis fallax.
An Aprikosen habe ich mit Ausnahme von etwas Lecanium Persicae keine und
an Kirschbäumen überhaupt nichts von Schildläusen in Tirol gefunden.
Das Kernobst ist dagegen weit mehr dem Schildlausbefall ausgesetzt.
Hier ist die rote Diaspis fallax die häufigste und gefährlichste auf Birnen- wie
auf Apfelbäumen. Oft gesellt sich zu ihr. ebenfalls auf beiden Obstgattungen,
der gelbe Aspidiotus ostreaeformis, jedoch wie schon erwähnt weit minder
häufig. Auch die Komma-Schildlaus macht sich in manchen tiroler Apfelbaum-
Pflanzungen bemerklich.
Bemerkenswert ist das Befallungsbild in der einzelnen Obstplantage. Es
macht sich hier oft ein einheitliches Verhalten des einzelnen Baumindividuums
geltend. Ist der Baum von Mytilaspis infiziert, so sieht man den Stamm und
von diesem aus alle einzelnen Zweige oft nur mit dieser Laus besetzt. Ist ein
anderer Baum von der Diaspis befallen, so gilt derselbe einheitliche Charakter
vom ganzen Baum. Dies tritt besonders auch an den an einem und demselben
Spalier stehenden Bäumen hervor; es können hier ein Mytilaspis-Baum und
ein Diaspis-Baum und auch ein ganz lausfreier Baum mit einander wechseln,
was deutlich die individuelle Infektion erkennen lässt, die sich an dem einzelnen
Baume dadurch vollzieht, dass die Nachkommen der Schildläuse, deren Ahnen
einstmals die ersten Ansiedler an dem Baume waren, sich allmählich über das
ganze Baumindividuum verbreiten.
Neue Mitteilungen über die europäischen Obst-Schildläuse. 6l
Auch nach Obstplantagen ist manchmal der SchilaTaüsbefall ungleich.
Man trifft Obstpflanzungen, wo alle Bäume z. 1!. nur die Mytilaspis zeigen,
andere, wo die Diaspis sehr verbreitet ist, dagegen von der Kommalaus nichts
oder weit weniger gefunden wird. Auch das kann nur das Resultat der im
Laufe der Jahre fortgegangenen allmählichen Verbreitung der ersten Schildlaus-
Ansiedler in der betreffenden Plantage sein. Die Verbreitung der Schildläuse
im Obstgarten selbst unter den freistehenden Bäumen von einem Baum zum
andern durch die Luft ist. wenn auch erschwert, aber doch möglich, und zwar
durch den Wind, nämlich im Larvenzustande der Schildläuse, wo diese Tiere
frei auf den Zweigen umherlaufen und bei ihrer ausserordentlichen Kleinheit
schon von schwachen Luftbewegungen fortgeblasen werden können, wovon ich
mich überzeugen konnte.
Es war mir von Interesse, zu finden, dass auch in Tirol die Obst-
schildläuse ihre natürlichen Feinde haben, die an der Zerstörung dieser
Schädlinge arbeiten. Obenan stehen die Schlupfwespen. Wie man in Amerika
einen Befall der San Jose-Schildlaus durch Schlupfwespen kennt, so ist uns
auch in Deutschland an den Obstschildläusen in weiter Verbreitung das Vor-
kommen solcher Schlupfwespen bekannt geworden. Ich habe dieselbe Er-
scheinung nun auch in Tirol beobachtet. Vielfach sind hier wie bei uns die
Schilder der Kommalaus, sowie der Pseudo-San Jose-Laus angelocht und
darunter die Leiche der durch die Schlupfwespe angestochenen und getöteten
weiblichen Schildlaus zu finden, deren Haut dann immer ungewöhnlich ver-
dickt, gebräunt und erhärtet ist. was als ein sicheres Kennzeichen für Schlupf-
wespentod gelten kann. Auffallend war es mir, die rote Diaspis fallax nur
sehr selten, meist gar nicht von Schlupfwespen befallen zu finden. Man könnte
versucht sein, darin einen Grund dafür zu sehen, dass diese Laus zur schäd-
lichsten tiroler < »b.-tschildlaus sich entwickelt hat, und annehmen, dass die
anderen Obstschildlausarten durch die Schlupfwespen in Schranken gehalten
werden. Doch spielen dabei unzweifelhaft auch Abhängigkeiten der Schild-
läuse von klimatischen Einflüssen eine Rolle.
Auch ein Pilzbefall kommt an den tiroler Obstschildläusen vor. In
Amerika hat man das Gleiche an den San Jose-Schildläusen beobachtet, und
kürzlich insbesondere eine Sphaerostilbe-Art als Schildlauspilz gefunden, den
man durch Züchtung zu vermehren und als Schildlausvertilger zu benutzen
beabsichtigt. Ich habe an den verpilzten Schildläusen, die ich vielfach bei
uns gefunden habe, noch nicht die sichere Überzeugung gewinnen können.
dass dieselben durch den Pilz getötet worden waren; immer war die Annahme
zulässig, dass die Tiere aus irgend einem anderen Grunde verkümmert und
ihre Leichen dann erst von dem Pilze in Besitz genommen worden waren.
Meistens ist es ein steriles Pilzmycelium, welches bei uns in Deutschland und
auch in Tirol mit seinen Fäden auf und in dem Körper toter weiblicher Schild-
Läuse wachsend gefunden wird; seinem Aussehen nach dürfte dieses Mycelium
mit den Baumrinden bewohnenden Pilzformen Fumago oder CTadosporium ver-
wandt oder identisch sein. In Tirol und auf der Insel Mainau habe ich die
Weibchen der Pseudo-San Jose-Schildlaus auch durchwuchert gefunden von
einem Pilzmycelium, welches an der Oberfläche des verpilzten Tieres die
Sporenfrüchte eines Phoma entwickelt hatte, nämlich rundliche, am Scheitel
mit einem runden Porus versehene, bräunliche Pykniden, von 0,04 bis 0,1 mm
g'2 Neue Mitteilungen über die europäischen Obst-Schildläuse.
Durchmesser, die mitunter auch zu mehreren verschmolzen sind und dann
mehrfachen Durchmesser haben. Die kleinen, ovalen, farblosen, einzelligen
Sporen sind 3,5 bis 5.5 /< lang und werden nach Phoma-Art in Schleimranken
aus dem Porus entleert. Es steht zu vermuten, dass auch dieser Pilz von
dem Baume aus auf die Schildläuse übergeht. Aber von den bei Saccardo
zusammengestellten bekannten Phoma-Formen, die auf Pomaceen und Amygda-
laceen vorkommen, stimmt keine mit dieser überein, sie muss also erst einen
Namen erhalten, und ich werde sie Phoma Coccorum nennen.
Da ich im Jahre 1898 von Ausgang Winter bis in den Spätherbst die
einheimischen Obstschildläuse in ihrer Entwickelung von Zeit zu Zeit verfolgt
habe, so sind damit die Entwickelungsphasen dieser Tiere im ganzen
Jahrescyclus festgestellt worden. Es ist dadurch eine fühlbare Lücke in
unseren Kenntnissen ausgefüllt worden, denn man wusste bis jetzt über die
Häufigkeit der Vermehrung, also über die Zahl der Generationen im Jahre
nichts Genaues, und doch ist es zur Beurteilung der Bedeutung dieser Schäd-
linge wichtig, dies zu wissen. Ich lasse die betreffenden Angaben für die
einzelnen Schildläuse folgen.
1. Mytilaspis conchaeformis. Bereits im März befinden sich unter
den jetzt völlig erwachsenen weiblichen Schildern die abgelegten Eier; aus
letzteren kommen im Mai und Juni die kleinen Larven heraus, welche sich nun
auf den Zweigen neue Ansiedelungspunkte suchen und allmählich heranwachsen.
Schon Ende Juli sind einige derselben zu geschlechtsreifen Weibchen geworden;
doch dauert diese Entwickelung für die Gesamtheit der Tiere bis in den
Oktober, wo man neben vielen bereits erwachsenen weiblichen Schildern,
unter denen schon jetzt Eier abgelegt sind, auch noch halbwüchsige Schilder
findet, unter denen noch nicht vollentwickelte Weibchen sich befinden. Das
Tier hat also nur eine einzige Generation und überdauert den Winter vor-
wiegend im Zustande abgelegter Eier; die in der Entwickelung zurückgebliebenen
Weibchen gelangen vielleicht erst im zeitigen Frühling zum Eierlegen oder
gehen möglicherweise zu Grunde. Männchen habe ich noch keine gefunden.
Will man sich eine Vorstellung von der Stärke der Vermehrung machen, so
ergiebt sich diese aus der Zahl der unter den weiblichen Schildern liegenden
Eier, welche nach meinen Zählungen durchschnittlich 35 betragen dürfte.
Nimmt man an, dass die Hälfte der Nachkommen zu Grunde geht, so würde
die Kommalaus ihre Zahl jährlich etwa versiebzehnfachen.
2. Aspidiotus ostreaeformis. Im April finden sich neben zahlreichen
Weibchen, welche geschlechtsreif oder bereits mit embryonenhaltigen Eiern
im Leibe versehen sind, auch noch unfertige Weibchen, zugleich aber
auch männliche Tiere in allen Stadien, bis zu fertigen geflügelten Männchen.
Die allmähliche Reifung der Geschlechter zieht sich bis in den Mai hin.
Die Eier werden hier, schon die Embryonen enthaltend, abgelegt (ovivivipar).
Im Juni und Juli zieht die junge Larvenbrut unter den mütterlichen
Schildern hervor nach neuen Ansiedelungspunkten und hat sich bis zum
September grossenteils zu jungen, aber noch geschlechtsunreifen Weibchen,
zum Teil zu männlichen Puppen entwickelt; die Entwickelungsphase schliesst
sich also wieder an den beschriebenen Frühlingszustand an; diese Laus hat
ebenfalls nur eine einzige Generation. Die Zahl der in den reifen Weibchen
liegenden Eier kann zu durchschnittlich 50 angenommen werden; rechnet man
Neue Mitteilungen über die europäischen Obst-Schildläuse. go
davon die Hälfte ab, welche zu Männchen werden oder zu Grunde gehen, so würde
man bei dieser Laus auf eine 25 fache Vermehrung im Jahre schliessen können.
3. Diaspis fallax. Entsprechend dem wärmeren Klima, welchem diese
Schildlaus angehört, zeigt ihre Entwickelung im Frühjahr einen bedeutenden
Vorsprung. Schon im April sind die Weibchen geschlechtsreif und haben oft
schon Eier im Leibe. Die Männchen sind um diese Zeit schon verschwunden,
ihre zahlreich vorhandenen Schilder sind bereits leer. Anfang Juni haben die
Weibchen die Brut abgesetzt; die Larven suchen jetzt die neuen Ansiedelungs-
punkte auf. Aus ihnen sind im August schon junge, vielfach aber auch schon
geschlechtsreife Weibchen geworden, neben denen allerdings auch noch ver-
spätete Larvenzustände vorkommen; zugleich sind jetzt viele männliche Puppen,
manchmal auch schon fertige ausgeschlüpfte, also begattungsfähige Männchen
vorhanden. Hier fällt also die Geschlechtsreife und die Begattung bereits in
den Herbst; bei Verspätung und in weniger warmen Ländern vielleicht auch
erst ins zeitige Frühjahr; aber auch hier giebt es nur eine einzige Generation.
Ich zählte ungefähr 40 Eier im reifen Weibchen; nach der für die vorigen
Schildläuse angenommenen Berechnungsweise würde hier eine ungefähr 20 fache
jährliche Vermehrung sich ergeben.
4. Lecanium Persicae. Die Ueberwinterung geschieht im Zustande
ovaler flacher 1 — 2 mm langen Larven, die im Herbst sich zerstreut an den
Zweigen festgesetzt haben. Sie wachsen erst im Frühling zu den grossen
weiblichen Schildläusen heran, und zugleich erscheinen jetzt auch die Männchen.
Im Juni haben die weiblichen Schilder Eier unter sich; von Anfang Juli an
wandern die ausgekommenen zunächst sehr kleinen Larven nach ihren
Ansiedelungspunkten und erreichen bis zum Herbst die oben angegebene
Grösse. Es giebt also nur eine einzige Generation. Ein weibliches Tier hat
ungefähr 400 Eier unter sich; nach der vorigen Berechnungsweise würde dies
eine etwa aoofache Vermehrung ergeben, doch dürfte auch diese nur unter
I'mständen, die für die Läuse besonders günstig sind, zutreffen.
Alan sieht, dass bei allen diesen Schildläusen die Entwickelungsgeschichte
in einem gewissen gleichen Grundzug überall wiederkehrt, wenn dieselbe auch
in ihren einzelnen Phasen bei den verschiedenen Schildlausarten in etwas
ungleiche Zeiten fällt. So trifft namentlich für die drei echten Schildläuse
allgemein zu, dass die Geschlechtsreife im Herbst oder in dem darauffolgenden
Frühjahr erreicht wird, die Jungen im Frühjahr erscheinen und bis zum Spät-
sommer oder Herbst wieder zu fertigen Läusen sich entwickelt haben. Nur
das Lecanium überwintert im Larvenzustände, wird erst im Frühjahr zu
Weibchen und Männchen und erzeugt erst gegen den Sommer hin die Jungen.
Vor allen Dingen ist aber auch die Übereinstimmung zu konstatieren, dass
überall nur eine einzige Generation im Jahre erzeugt wird, und zwar sogar
in dem klimatisch so äusserst begünstigten Südtirol, denn aus den von mir
dort vorgefundenen lebenden Stadien und Überresten der früheren Generation
liess sich der vollständige Entwicklungscyklus in Lebereinstimmung mit den
deutschen Verhältnissen konstruieren.
Es erregt mir daher Zweifel, ob die Amerikaner mit ihrer Angabe Recht
haben, wonach die San Jose-Schildlaus drei Generationen im Jahre haben soll
und wonach die Nachkommenschaft eines einzigen Weibchens in einer Saison
auf 1,608,040,200, in einem anderen Falle auf 3,216.080 berechnet wird.
Qa Neue Mitteilungen über die europäischen Obst-Schildläuse.
Wenn ein europäischer Forscher Gelegenheit hätte, in Amerika ein ganzes
Jahr oder "wenigstens von Ende Winter bis Anfang des nächsten Winters zu-
zubringen und die Entwickelungsphasen dieser Schildlaus zu verfolgen, so würde
die Sache am besten aufgeklärt werden können. Ich habe zu dem Aushilfs-
mittel gegriffen, dass ich mir zu verschiedenen Zeiten während der Vegetations-
periode aus Amerika Baumzweige, die von der San Jose-Laus befallen sind,
zur Untersuchung kommen liess. Das Syndikat der Kaliwerke zu Stasfurt hat
sich das grosse Verdienst erworben, durch seine dortige Vertretung dieses
Material beschaffen zu lassen. Das letztere ist jedesmal mit besonderem Dispens
des Herrn Reichskanzlers unter allen Vorsichtsmassregeln in der Original-
verpackung direkt in mein Institut übergeführt und erst hier entleert worden,
um jede Verbreitungsgefahr auszuschliessen. Es stand jedesmal in so reicher
Menge zur Verfügung, dass damit der Untersuchung die beste Gelegenheit
geboten wurde. Das Material entstammt den drei Monaten: Ende April, Ende
Juni, Anfang September. Die Befunde, welche bei der fleissigen Durchforschung
dieses Materials sich ergaben, stelle ich in Folgendem nebeneinander:
1. Ende April. In grosser Menge sind vorhanden die kleinsten Schildchen,
unter denen die Larven sich befinden; ausserdem grössere Stadien, in denen
bereits junge Weibchen, selbst schon geschlechtsreife und sogar Embryonen
enthaltende Weibchen vorhanden sind, zugleich aber auch männliche Schilder,
unter denen teils noch männliche Puppen, teils fertige geflügelte Männnchen
sich befinden, oder die auch bereits von den Tieren verlassen sind; es sind
also eigentlich alle Stadien der Schildlausentwickelung zugleich vorhanden.
2. Ende Juni. Männchen sind nicht mehr zu finden, die etwa noch vor-
handenen männlichen Schilder sind alle leer. Aus den Larven sind grössten-
teils junge Weibchen geworden; auch finden sich entwickelte Weibchen bis zu
solchen mit Eiern im Leibe.
3. Anfang September. Die Zweige sind in reichster Menge bedeckt
mit neuen ganz kleinen Schildchen, unter denen die jüngsten Larvenzustände
sitzen, die also die junge Generation darstellen, welche jetzt ihre Niederlassungen
begründet hat. Die männlichen Schilder, soweit solche noch übriggeblieben
sind, sind leer: höchstens enthält eine oder das andere die Leiche des aus
irgend einem Grunde während derEntwickelung abgestorbenen und bis jetzt liegen
gebliebenen Männchens. Auch die grossen weiblichen Schilder der vorher-
gegangenen Generation sind fast alle abgefallen oder wenn noch solche vorhanden,
so bergen sie die eingeschrumpfte leere Haut des Weibchens, aus welcher vor-
dem die junge Brut ausgewandert ist.
Aus diesen Bildern scheint mir eine grosse Ähnlichkeit mit dem Ent-
wickelungsgange der europäischen Schildläuse zu sprechen. Das Erscheinen
der Geschlechter und der Geschlechtsakt dürfte hiernach in das zeitige Frühjahr
fallen. Der Sommer scheint zur Entwickelung der neuen Brut verbraucht zu
werden, die bis zum Herbst in ihren Jugendstadien ins Leben getreten ist und
im nächsten Frühlinge ihre Geschlechtsreife erreicht. Das würde also auch
bei der San Jose-Schildlaus für eine einzige Generation sprechen. Allerdings
tritt dabei auffallend hervor, was übrigens auch bei den einheimischen Schild-
läusen zu bemerken ist, dass die einzelnen weiblichen Individuen nicht alle in
gleichem Tempo sich entwickeln, sondern ihre Reife zu sehr ungleichen Zeiten
erreichen, sodass man eben im Frühling die allerverschiedensten Stadien neben-
Neue Mitteilungen über die europäischen Obst-Schildläuse. ßc.
einander rindet. Das würde aber noch nicht zu dem Schlüsse berechtigen,
dass hier eine Aufeinanderfolge verschiedener Generationen in demselben
Sommer vorliegt. Indessen ich gebe zu, dass mit diesen Beobachtungen noch
nicht endgiltig über die Zahl der Generationen bei dieser Schildlaus ent-
schieden ist.
Es verlohnt sich aber, näher nachzusehen, wie die Amerikaner zu der
Annahme der mehrfachen Generation der San Jose-Schildlaus in einem Jahre
und zu den obigen erschreckenden Zahlen der Vermehrung des Tieres ge-
kommen sind. Howard*) beschreibt dies wie folgt: »Auf in Blumentöpfen
stehenden Bäumen sei je ein einziges Weibchen überwintert worden, die Nach-
kommen dieses Individuums, die sich über den Baum verbreiteten, seien wieder
bis auf ein trächtiges Weibchen abgenommen worden, und so habe man drei
Generationen im Sommer bekommen, deren jede etwa sechs Wochen in An-
spruch nehme. Die Zahl der jedesmal einem Weibchen entstammenden Jungen sei
dabei auf über 100, 200, 300,400, 500, in einigen Fällen auf fast 600 durchZählung der
auf dem Yersuchsbaume gefundenen Individuen berechnet worden; ein Weibchen
müsse danach alle 24 Stunden 9 — 10 Junge zur Welt bringen. Hiergegen ist
zunächst folgendes einzuwenden: Im Leibe eines trächtigen San Jose-Weibchens
zählt man mikroskopisch, wie aus den Abbildungen, welche die Amerikaner
selbst geben, und wie wir nach unserem amerikanischen Materiale bestätigen
können, durchschnittlich nur 30 Embryonen und Eier, eine Zahl, die ziemlich
mit der entsprechenden für unsere verwandte einheimische Aspidiotus-Art
gefundenen übereinstimmt. Dass die bei diesem Versuche auf einem Baume
wirklich gezählten Individuen alle nur einem einzigen stehen gelassenen
Weibchen entstammt sein sollen, scheint mir durchaus nicht bewiesen. Vor
und nach dem Winter sitzen die Zweige befallener Bäume so voll von ungeheuer
kleinen Larven der San Jose-Schildlaus, dass es kaum möglich erscheint,
dieselben alle bis auf ein Weibchen abzulesen. Bleiben davon aber welche
sitzen, so werden sich diese allmählich weiterentwickeln und zu verschiedenen
Zeiten im Sommer ihre Brut zur Welt bringen müssen. Solange also solche
Versuche nicht gewissenhafter und einwandfreier angestellt werden, halte ich
die Mehrfachheit der Generationen der San Jose-Schildlaus nicht für erwiesen.
Bestreiten will ich sie nicht, sie scheint mir aber nach den obigen eigenen
Beobachtungen und auch nach Analogie mit den europäischen Schildlausen
nicht sehr wahrscheinlich.
Nehmen wir aber auch nur eine einfache Generation an und lassen die
San Jose-Laus ihre Zahl in jedem Jahre verdreissigfachen, so wäre das auch
schon genug, um einen Baum in wenigen Jahren zu unterdrücken. Dass dies
die San Jose-Schildlaus thut. das lehren uns die vorliegenden Photographien
amerikanischer Obstplantagen, sowie die Obstbaumzweige, die ich aus AJherik 1
zu den erwähnten Untersuchungen erhielt, die auf dem zwei- und mehrjähr
Holze meist so dicht von den San Jose-Schildläusen besetzt sind, dass kaum
noch ein freier Punkt auf der Rinde vorhanden ist.
Somit wird auch in jener Auffassung sich nichts ändern, dass die San
Jose-Schi ldl uns ein sehr gefährliches Tier ist. und dass die Fei nhaltung derselben
vi in Europa eben nicht nur im deutschen, sondern im europäischen Intcr
Bulletin des Departem. of Agriculture. The San Jose Scale, Washington 1896. S. |;.
(5(5 Sauromatum venosum Schott.
liegt. Die deutsche Reichsregierung ist zuerst in Europa der Gefahr entgegen-
getreten durch die bekannte Beschränkung der Einfuhr amerikanischer Pflanzen
und amerikanischen Obstes; denselben Massnahmen haben sich im Laufe des
Sommers auch Österreich - Ungarn, Holland, Belgien und die Schweiz an-
geschlossen, und kürzlich hat auch die französische Republik zur Verhütung der
Einschleppung der San Jose-Schildlaus die gleichen Anordnungen getroffen, die
für die genannten anderen Staaten ergangen sind.
Berlin, im Dezember 1898.
Institut für Pflanzenphysiologie und Pflanzenschutz
der kgl. landwirtschaftlichen Hochschule.
Sauromatum venosum) Schott
Eine Pflanze, die ohne Erde und Wasser Blüten bringt.
(Hierzu Abb. 9 u. 10.)
[4^1 err Architekt Et. Stöckhardt-Berlin übersandte uns im Februar 1898
eine grosse farbige, von ihm selbst gemalte Abbildung einer Pflanze, die,
wie er schrieb, ohne Erde und Wasser Blüten bringt und deren Knollen als
Arum cornutum oder A. Sauromatum im Handel angeboten werden. Arum
cornutum und A. Simlense sind aber nur Gartennamen, in Wirklichkeit heisst
die Pflanze Sauromatum venosum Schott. Prodromus Systematis Aroidearum
Wien 1860 S. 71.
Engler, der beste Kenner der Araceae, der sie monographisch in
de Candolle Suites au Prodromus II bearbeitet hat, schildert in Engler & Prantl
natürliche Pflanzenfamilien, diesem nicht genug zu empfehlenden Werke IL Teil
3. Abt. S. 141 die zur Unterabteilung der Areae gehörige Gattung Sauromatum
in folgender Weise:
Staubbeutel mit dünnem Gonnectiv (Mittelband), Fächer mit ovalen Poren.
Fruchtknoten mit 2 — 4 basalen Samenanlagen. Blätter lang gestielt, fussförmig
zerschnitten. Blütenstand kurz gestielt, mit einigen Xiederblättern im Frühjahr
entwickelt. Scheide mit langer geschlossener Röhre und lang - lanzettlicher
Spitze, innenseitig dunkel purpurn, verschiedenartig gelleckt, Kolben durchweg
zylindrisch; oberhalb des weiblichen Teils des Blütenstandes zahlreiche, lang-
keulenförmige Pistillodien (verkümmerte Blütenanlagen), oberhalb des zylindrischen
männlichen Teils des Blütenstandes ein sehr langer, stielrunder Anhang.
Die Art Sauromatum venosum Schott, beschreibt Engler in de Candolle
Suites au Prodromus II S. 570 folgendermassen:
Stiel des Blattes gefleckt, Abschnitte der Blattspreite länglich, gegen die
Basis hin keilförmig, an der Spitze zugespitzt, Mittelrippe und Nerven 1. Grades
sehr zahlreich, dicht, gelblich. Blütenstiel sehr kurz (? W.), mit einem lanzettlichen,
bleichen Niederblatt, violett gefleckt. Blütenscheide aussen etwas purpurn,
innen gelblich und sehr dicht mit kleinen länglichen purpurnen oder dunkel-
purpurnen Flecken bedeckt. Anhang des Kolbens sehr lang, cylindrisch, gegen
die Spitze wenig verschmälert.
*) Sauros griechisch = Eidechse, venosus lat. geädert, hier gefleckt.
Sauromatum venosum Schott.
6?
Syn. Sauromatum guttatum*) Bot. Mag. t 4465, II. d. serres t 1334.
S. Simlense Schott in Ocst. bot. Zeitschr. 1 S58 p. 349. Prod. 72. Arum
Simlense Hort.
Stiel des ausgewachsenen Blattes bis 1 m lang, mittlere Lappen der Blatt-
ei reite 20 cm und darüber lang, 10 cm breit, seitliche kleiner. Ülütenstiel
Abb. 9. Sauromatum venosum (Arum cornutum).
Eine Zimmerpflanze, welche ohne Wasser und Krde eine ca '/? m lange
Blume entwickelt. Gezogen und nach der Natur genial! von II. Stöckhardt,
Berlin, den 29. Januar 1898- I >ie Figur links am 5. Februar iStjS. Knolle
bräunlich -grau, Niederblätter bleich, Blutenscheide aussen weisslich, mit
braunen Längsstreifen, innen auf gelblich wei-sem Grunde mit blutroten
Flecken, der lange wurmförmige Kolben schwarzbraun. Auf der Figur links
sieht man die Pistillodien entwickelt.
bleich, sparsam gefleckt, 7 — 8 cm lang. Rühre der Blütenscheide ca. 8 — 10 cm
lang, unten 4 — 5 cm weit; ihre Spreite 35 — 40 cm lang, unten 0 cm breit, von
der Mitte nach der Spitze nur 2 — 3 cm breit. Weiblicher I;lütenstand des
Kolbens (der unterste Teil) 1,5 cm lang, von dem 2 cm langen männlichen
*) Das echte S. guttatum Schott ist eine andere Art. L. \Y.
58 Über anatomische Merkmale bei Berberis-Arten.
durch einen 5—6 cm langen Zwischenraum getrennt. Anhang des Kolbens 35 cm
lang, unten 1 cm, oben 7,5 mm dick.
Vaterland Ostindien, Simla.
An dem Exemplar des Herrn Stöckhardt war die Blüte im Ganzen
1 '._, m lang.
Wir haben hier einen ähnlichen Fall wie bei der Sprekelia formosissima
Herb. (Amaryllis formosissima L.). die auch im Winter, warm gehalten, ohne
Erde und Wasser vor den Blättern blüht. Die Knollen desSauromatum venosum, die
gegenwärtig in vielen Läden feilgeboten werden, sind grau,
flachkugelig, bis 9 cm im Durchmesser, bis 4 cm dick,
unten flach gewölbt, ohne alle Wurzeln, oben mit Wurzel-
narben versehen und um das Zentrum durch die Narben
der abgestorbenen Blätter geringelt. Sie muss nach
Angabe des Herrn Carl Kuntze (J. C. Schmidt) Berlin
bei 140 R. am Lichte kultiviert werden.
Abb- IO- Herr Stöckhardt schreibt uns noch unter dem
Eine Knolle des Sauromatum , , j t c i j j j- r i -ix-
venosum von J.C.Schmidt, iö. Januar d. J.: »Schade, dass die so farbenprächtige
DurrcLetsne^n4JcamUdkk.C- Blüte nicnt farbig dargestellt werden konnte! Dagegen
Ende Januar' war der Trieb ist ^ie Zinkographie wirklich sehr gut gelungen, der
7 cm hoch. o r 000
Massstab hätte etwas grösser sein können.
Jedenfalls freue ich mich sehr darüber, dass meine aus reiner Freude
an der Schönheit der Blume entstandene Arbeit in Ihrer so viel gelesenen Zeit-
schrift Aufnahme gefunden hat.
Zu der mich sehr interessierenden Besprechung der Pflanze vermag ich
weder Neues hinzuzufügen, noch Änderungen vorzunehmen. Die fünf Zwiebeln,
welche ich besass, unterschieden sich in ihrer äusseren Erscheinung durch
ihre Farbe, aber auch dadurch, dass einige mehr glatte, die anderen mehr
schuppige Oberfläche zeigten. Sollten hier etwa Varietätenunterschiede sich
bemerkbar machen? Der Geruch der Blüte war nicht gerade angenehm zu
nennen, er war aber doch nur in nächster Nähe derselben bemerkbar; ich
glaube der Ausdruck: »pestilenzialisch«, den, wie Sie schreiben, eine junge
Dame dafür gebrauchte, ist zu hart, ich meine, »widerlich« genügt."
Die Pflanze lässt sich im Sommer als Blattpflanze im Freien verwenden.
L. W.
Über anatomische Merkmale bei Berberis-Arten.
Von E. Koehne. [Schluss.]
(Eingereicht am 22. November 1898.)
Nach aussen wird das Rindenparenchym begrenzt von einem gänzlich
chlorophyllfreien, mächtigen Gewebe, das erst an der Epidermis seine Grenze
findet, seinerseits aber in drei verschiedene Abteilungen zu zerfallen pflegt.
Für das Verständnis dieser Abteilungen dürfte am besten von B. nervosa
auszugehen sein, die bei ihrem kaum 2—3 cm über den Boden sich erhebenden
Stengel der geringsten Festigungs-Einrichtungen in diesem bedarf. In der That
liegt hier zwischen Epidermis und Rindenparenchym ein fast gleichartiges,
mächtiges Gewebe aus isodiametrischen Zellen mit dünnen, schwach gefärbten
Über anatomische Merkmale bei Berberis-Arten.
6g
Wandungen. Nur etwa die zwei äussersten Zellschichten haben Wandungen,
die gleich den Seiten- und Innenwandungen der Epidermis sehr dunkelbraun
gefärbt sind. Eingebettet liegen in diesem Gewebe ganz vereinzelte und
zerstreute kleine oder sehr kleine, oft nur auf eine Zelle reduzierte Sklerenchym-
gruppen. Bei B. repens sind diese Gruppen schon von erheblicher Grösse
und Dicke, meist tangential gestreckt, sodass hier schon ein ziemlich voll-
ständiger, aber durch viele schmälere oder breitere Lücken zerrissener
Sklerenchymring zu stände kommt. Bei den übrigen Mahonien ist dieser Ring
noch vollständiger geschlossen, da die Sklerenchymgruppen noch mehr tangential
gestreckt, die Lücken zwischen ihnen durchweg noch kleiner und weniger
zahlreich sind. Bei allen Euberberis endlich ist der Sklerenchymring völlig
geschlossen oder nur ausnahmsweise hier und da durch eine kleine Lücke
unterbrochen. Seine Zellen haben fast immer etwas rötlich-gelb oder sehr hell
braunrötlich gefärbte Wandungen, die ziemlich dick sind, vom Zellraum aber
doch immer noch einen beträchtlich grossen Teil übrig lassen. Bei kantiger
Stengelform ist der Sklerenchymring über den oben erwähnten Parenchym-
rippen zuweilen bis etwa auf das Doppelte, zuweilen aber auch gar nicht
verstärkt.
Der Sklerenchymring zerlegt nun das bei B. nervosa ziemlich einheitliche,
extraparenehymatische Gewebe bei den übrigen Arten in einen inneren Teil,
der stets aus charakteristischen Korkzellen besteht, und einen äusseren, ab-
weichend gebauten Teil, den ich als hypodermales Gewebe bezeichnen will.
Jene Korkzellen liegen in 1 bis etwa 4 oder 5 Schichten, überall auf dem
Stengelcruersehnitt last gleichmässig ausgebildet, wobei zu bemerken ist, dass
ich nur ein- oder zwei-, auch dreijährige Zweige untersucht und auf etwaige
Veränderungen dieses Korkgewebes im zweiten und dritten Jahre mein Augenmerk
noch nicht gerichtet habe. Es hat mir aber nicht den Eindruck gemacht, als ob
es im Verlaufe dieser Zeiträume Veränderungen erlitte. Möglich, dass in der
Stärke dieses Korkgewebes bei gleichaltrigen Zweigen verschiedener Arten
kleine spezifische Unterschiede zu finden sind.
Das oben erwähnte hypodermale Gewebe scheint noch am meisten Aus-
sicht auf Auffindung brauchbarer Artunterschiede unter allen Geweben des
Stengels zu bieten. Es ist nämlich zuweilen sehr dünn, auf 1 — 3 oder 4 Zell-
schichten beschränkt, aus mehr oder wenigerplattgedrückten, oftsehrundeutlichen
Zellen zusammengesetzt, deren Wände hin und her gebogen und sehr dunkel
rotbraun gefärbt sind. Dann sind auch die Wände der Epidermiszellen ebenso
gefärbt, mit Ausnahme der gelblich bleibenden Aussenwand. So bei den
meisten Arten mit glänzend braunroten blühbaren Zweigen. Häufig nimmt dies
Gewebe zwischen den vorspringenden Rippen des Sklerenchymringes etwas an
Mächtigkeit zu, sodass die Vertiefungen mehr oder weniger ausgeglichen und
die Rippen äusserlich abgeschwächt werden.
In anderen Fällen, und zwar besonders bei grauzweigigen Arten, ist das
hypodermale Gewebe oft aus zahlreicheren Zellschichten zusammengesetzt; die
Zellen sind isodiametrisch, ihre Wandungen schwach oder fast gar nicht gefärbt.
Auch hier kann es in den Vertiefungen zwischen den Sklerenchymrippen an
Mächtigkeit zunehmen.
Über diese Verhältnisse werden sehr ausgedehnte Untersuchungen nötig
sein, um über ihre systematische Verwendbarkeit ein Urteil zu gewinnen.
>-q Bericht über die Kulturversuche im Jahre i8q8.
Aus allen vorstehenden Bemerkungen geht jedenfalls soviel hervor, dass
auf keine der beobachteten anatomischen Merkmale eine natürliche Einteilung
der ganzen Gattung gegründet werden kann. So würde z. B.. wollte man die
Arten mit hypodermalem Sklerenchym oder diejenigen mit Papillen auf der
Blattunterseite vereinigen, die so offenbar natürliche Untergattung Mahonia
zerrissen werden müssen, und es müssten Mahonia- mit Euberberis-Arten
in verschiedenen Gruppen vereinigt werden. Es scheint klar, dass die
anatomischen Kennzeichen nur in untergeordneter Weise innerhalb natürlicher,
auf Grund anderer Merkmale gewonnener Gruppen verwendbar sein werden.
Bericht über die Kulturversuche im Jahre 1898.
die unter Leitung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den Preussischen Staaten
auf den Rieselfeldern der Stadt Berlin in Blankenburg ausgeführt wurden.
Erstattet von
Joseph Klar, Berlin, Samenhandlung, Hoflieferant Sr. Majestät des Kaisers und Königs
und Otto Mende, Obergärtner der Stadt Berlin, zu Blankenburg.
(Schluss.
Tropaeolum peregrinum oder canariense Q. Kleinblumige gelbe Kresse, die
z. Z. in Sanssouci, Potsdam, viel verwendet wurde. Dieses Tropaeolum ist
entgegengesetzt zu der vorher genannten Pflanze äusserst starkwüchsig.
Clilorix polystackya. Aus den Gärten verschwundenes Ziergras, das 30 cm
hoch wird und in dieser Höhe durch je ca. 12 regelmässig verteilte Blüten-
ähren gekrönt wird. Ein solcher Blütenstand sieht wie ein Quirl oder Kreuz-
spinne aus. Dies Gras gehört der Makartbinderei. da es die Sträusse sehr
locker und leicht macht.
( hUichroa platyglossa Q. (Composite.) Eine ältere Pflanze, als frühes
leuchtend gelbblühendes Sommergewächs mit weissem Saum: für Gruppen
sehr zu empfehlen, aber fast nicht mehr anzutreffen.
Oirsium Vdenovskyi tf. Diese Prachtdistel beschäftigte uns bereits mehrere
Male. Die purpurviolettroten Köpfe unserer Solitärpflanzen imponieren sehr,
die Knospen dienen der Trockenbinderei.
Gosmea bipinnata alba ©. (Composite.) Bekannte weissblühende 1 m hoch
werdende Schnittptlanze, die bis zum Frost unaufhörlich Blumen brachte. Es
giebt auch lila-, purpurrot- und gelbblühende Spielarten.
Tagetes lucida ©. Kleinstblumige Studentenblume, deren Blüten gelb und
wohlriechend sind, auch trifft das letztere bei den Blättern zu. Zum Garnieren
der Blumengestelle vorzüglich und unentbehrlich.
Datum Wrigkti (meteloides) l mit ihren violetten grossen Blumen, D. tmmilis
flava fl. pl. mit gefüllten gelben und D. fastuosa Huberianä fl. pl. mit gefüllten
gelben und violetten Blumen sind fast in keiner Gärtnerei mehr zu finden. Erstere
Pflanze lässt sich so leicht in einem Jahre heranziehen und hat wohlriechende
Blumen. Alle Stechäpfel werden über 1 m hoch.
Physales Francheti %. Die im verflossenen Jahre von Veitch aus Japan
eingeführte Solanacee hingen wir hiermit nochmals in Erinnerung. Speziell
im Herbst durch ihre leuchtend orangeroten Samenkapseln beliebt geworden,
hat sich schnell eingebürgert. Die Fruchtstände sind schon in sämtlichen
besseren Blumengeschäften zu sehen und werden gern gekauft.
Bericht über die Kulturversuche im Jahre 1898. 71
II. Gemüse und Futterpflanzen.
Radies erste Ernte. Eine schön leuchtend rote Sorte, deren Form, wie be-
schrieben, oval ist. Die Blätter dieses Wurzelgewächses sind gross, mehr
rettigartig, so dass die Pflanzen im Frühbeet mehr Raum beanspruchen als
erwünscht ist. Diese Neuheit ist einige Tage früher als andere Sorten.
Wirsingkohl „Eisenkopf. Dieser Kohl hat unseren Beifall gefunden. Der-
selbe ist rundköpfig, mittelgross, gelbgrau und. was ihn noch wertvoller macht,
sehr zeitig. Es ist möglich, das vorstehende Kohlsorte Aufnahme in die
Kataloge finden dürfte, vorausgesetzt, dass er sich so weiter bewährt und
konstant bleibt.
Rotkohl, Zittauer Riesen. Dieser Salatkohl hatte schön dunkelrote Farbe,
entwickelte sich hier aber spät, so dass Mitte ' »ktober die Köpfe noch klein
waren. Das Fleisch dieser Neuheit schien indes grob und dies dürfte die
Einführung erschweren. Ein ähnliches Urteil ist uns bereits bekannt.
Rotkohl, grosser Mammuth. Auch dieser war sehr spät, sodass wir ohne
Resultat blieben.
Rosenkohl, murr verbesserter Zwerg-. Die 00 cm hohen Pflanzen waren dicht
besetzt mit Rosen, die ziemlich zeitig sich zeigten und fest waren. Ob nicht
eine höhere Pflanze ergiebiger sein kann und ist. dürfte doch fraglich sein.
Ein empfehlenswertes Gemüse.
Eine ebenfalls ganz niedrige neue Abart nennt sich wunderbarerweise
Rosenkohl Herkules. Die Pflanzen gleichen aber in jeder Beziehung der vorigen
Sorte. Wir haben es hier mit zwei unter sich gleichen Neuheiten zu thun, die
nur der Name trennt. Letztere Sorte ist wohl mit Unrecht »Herkules« getauft.
Zur besseren Kontrolle hatten wir noch angebaut:
Rosenkohl, halbhoher Pariser der Halle, der etwa noch einviertelmal so hoch
wird (75 cm) und seinen Ruf bisher bewährte, sowie
Rosenkohl „Perfection", der eine neuere Einführung, sich in Vollkommenheit
und Grösse mit den zuletzt genannten deckt.
Wirsingkohl von Aubervilliers. Ein grossköpfiger Kohl, der vor ca. 5 Jahren
eingeführt wurde und mit zu den frühen zählt. Wir können genannten nicht
genug empfehlen und doch rinden wir ihn zu wenig in Kultnr.
Mais, sehr früher August- •). Äusserst früher, kaum 30 cm hoher türkischer
Weizen, welcher nach 3 Monaten der Aussaat bereits einige kleine Kolben zur
Reife brachte. Er bleibt also niedriger als Nanerottolo, ist aber früher als der
Letztere. Die Kolben sowie die einzelnen Samen sind kleiner als die von
Nanerottolo. indes von gleicher heller, gelblicher Farbe. Die hier im Norden
sicher reif werdenden Maisarten haben natürlich nur Wert, wenn auf Körner-
ertrag hin gebaut wird. Ein gutes Geflügelfutter.
Rheum hybridurn Florentini 9|. Diese Neuheit ist eine Kreuzung des
R. Collinianum mit officinale und stammt aus Frankreich. Die Pflanzen
erreichten gleich in diesem Jahre eine Ausdehnung an Blättern und Stielen,
die auf ein interessantes Resultat hoffen lassen. Die Stiele waren braun, auch
grün und hätten schon zu Kompott dienen können. Ein Näheres später.
Mirakel- Speisekürbis mit schalenlosem Kern. Dieser Kürbis entfaltete sich
sehr spät und die Frucht wurde infolge dessen nicht gross. Letztere ist grün
und gelb gestreift und in Form mehr spitz. Ob die Samen so beschaffen sind
wie angegeben, werden wir später erörtern.
72 Grosse allgemeine Schutzzoll-Versammlung.
Zwerg- Stangenbohne, türkische Perl. War wie im verflossenen Jahre mit
Hülsen, die sehr kurz sind, voll behangen. Als Einmachebohne wie geschaffen.
Rumex hymenosepalus %. Torr. (Canaigre.) Wurde im Freien ausgesäet
und verpflanzt. Anfangs wuchs diese berühmte Gerbpflanze ganz gut, um
später aber fast ganz einzugehen. Das Kraut bekam hellbraune Flecke, ver-
schwand nach und nach und kleine rübenartige Gebilde blieben zurück.
Hoffentlich treiben diese Wurzeln im nächsten Jahre wieder aus.
Atriplex sewiibaccatum %. Bereits vor 2 Jahren in der Gartenflora erwähnte
Meldeart, die zur Begrasung trockener, schlechter selbst salziger Bodenarten
warm empfohlen zu werden verdient, die den unwirtlichen Steppen unserer
Kolonien wenigstens noch Schaffutter abringt. Leider überwinterte die Melde
nicht und ging ein. Es ist aber nochmals ein Versuch gemacht und werden
wir im kommenden Jahre auf das Ausdauern zurückkommen.
Zum Schluss bitten wir um Verzeihung, wenn wir zu lang geworden sind,
wir konnten uns aber nicht kürzer fassen, wollten wir auch nur die aller-
wichtigsten Eigenschaften der Neuheiten etc. hervorheben.
Grosse allgemeine Schutzzoll-Versammlung
des geseamten Gärtnerstandes für Berlin und die Provinz Brandenburg
fam II. Januar 1899.
on den 17 Rednern des Abends, unter denen nur ein Redner gegen den
Schutzzoll auftrat, wurde die sehr zahlreich, von c. 1000 — 1400 Gärtnern
besuchte, gegen 3Y2 Stunden währende Versammlung, über Wesen und Wert
des Schutzzolles belehrt. Zu Referenten in dieser höchst wichtigen Angelegenheit
waren die Herren van der Smissen, Kotte. Hapt, Kohlmann, Jung-
clausen aus den Kreisen der Samen-, Pflanzen-, Gemüse-, Baumschul- und
Obstzüchter sowie der selbständigen Händler zunächst beordert. An der Hand
zahlreicher Illustrationen aus dem täglichen Geschäftsleben und unter lebhaften
Beifallsbezeugungen sprachen die Befürworter des Schutzzolles, und zwar unter
namentlicher Betonung, dass seit den zu Anfang der 90er Jahre geschlossenen
Handelsverträgen des deutschen Reiches mit auswärtigen Staaten, in all den
vorgenannten Abteilungen lebhafte Preisrückgänge zu konstatieren seien, ob-
schon der Verbrauch im allgemeinen als ein ganz enorm hoher bezeichnet
werden müsse. Der einzige Gegner des Schutzzolles, der das Wort ergriff.
Herr van Thiel, versuchte seinen ablehnenden Standpunkt damit zu begründen,
dass angesichts der Konkursstatistik aus den Jahren 1896 und 1897 unter den
Gärtnerfirmen die Prozentzahl der Konkurse sich von 0,60 auf 0.50 % erniedrigt
habe; im Verhältnis zu anderen Branchen die ö, 7. 8 ja bis 38 % aufweisen, sei
dies als sehr günstig für den Gärtnereibetrieb anzusehen. Aus den Reihen der
eingeladenen Reichstagsabgeordneten: von Oueis-Malshöven, Dr. G. Oertel,
Dr. Hahn, Geschäftsführer des Bundes der Landwirte, wurde darauf hin-
gewiesen, wie enorm hohe Summen das deutsche Reich z. Zt. für gärtnerische
Produkte dem Auslande zahle. Der statistische Zahlennachweis von 1892 bis
1897 bekunde, dass die Einfuhrziffer in genanntem Zeiträume für Blumen.
Obst, Gemüse, Pflanzen um 28527000 Mark gestiegen sei. die Ausfuhrziffer
Bei wem soll ein junger Gärtner in die Lehre treten? no
in diesen Artikeln dagegen nur um 1244400(1 Mark, mithin die Einfuhr ein
Mehr von 16083000 Mark ergebe*), welche Summe vom deutschen Reiche dem
Auslande geopfert worden sei. Eine so erhebliche Ausgabeziffer in einer Branche
verlange dringend nach einer Korrektur, einer ausgleichenden Gerechtigkeit
seitens der Reichsbehörde. Es sei im Sinne Bismarckscher Politik: »der ein-
heimische Markt möge der einheimischen Arbeit angehören«, erst seien der
Produktion und dann erst dem Handel die geigneten Wege zu bahnen. Nichl
Unbilliges werde gefordert, noch weniger sollten dadurch die guten Beziehungen
zu auswärtigen Staaten getrübt werden, sondern nur an die ausgleichen'!-
Gerechtigkeit der Staatsbehörden interpelliere man.
Die Versammlung fasste schliesslich mit allen Stimmen gegen kaum
50 Stimmen folgende Resolution:
»Die am 11. Janur 1899 m den Germaniasälen in Berlin tagende,
von über 1000 Gartenbau-Interessenten aus Berlin und der Provinz Branden-
burg besuchte Versammlung beschliesst: Nachdem die masslose Zunahme
der zollfreien Einfuhr aller Cartenbauprodukte die schon im vorigen
Jahrzehnt schwere Existenz der Handelsgärtner u. s. w. jetzt nahezu un-
haltbar gestaltet hat, spricht die Versammlung die Erwartung aus, dass
bei dem Abschluss der neuen Handelsverträge die deutsche Gärtnerei
gebührenden Schutz finde. Die Versammlung richtet an die hohe Reichs-
. ierung sowie an die gesetzgebenden Körperschaften die dringende
Bitte, den von allen Seiten im Deutschen Reiche ausgesprochenen Wünschen
der Gärtner gerecht zu werden, zum Schutze ihrer Produktion wie zur
Erhaltung ihrer Existenz. Die Versammlung beauftragt den Verband der
Handelsgärtner Deutschlands als den berufenen Vertreter der deutschen
Handelsgärtnerei, mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln dahin zu
wirken, dass sämtliche Produkte des Gartenbaues sobald wie angängig
mit einem Eingangszoll belegt werden.« Hoftmann.
Bei wem soll ein junger Gärtner in die Lehre treten?
Von G. Körper- Fürstenwalde.
,m letzten Frühjahr ist in verschiedenen Zeitungen und zwar von gärtnerischer
:> Seite aus vor der Erlernung des Gärtnerberufes gewarnt, weil derselbe zu
schwer und ungesund sei.
Es liegt mir fern, dem im ganzen widersprechen zu wollen, jedi ch sei es
mir als (leider) altem Gärtner gestattet, hier meine diesbezüglichen Ei fahrungen
und Ansichten mitteilen zu dürfen. Wer allerdings glaubt, dass nur diejenigen
Gärtner seien, welche in einer Gärtnerei gelernt haben, wo lediglich, möglichst
aber recht viel Gewächshäuser vorhanden sind, also Anzucht. Kultur und
Treiberei von Topfgewächsen die Hauptsache sind, wem ferner absolut nur
eine solche Gärtnerei vornehm genug erscheint, um in einer solchen seinen
Sohn oder Pflegebefohlenen lernen zu lassen, der darf allerdings nicht zuviel
darauf rechnen, dass der Lernende in solchen Eiskellern oder Schwitzkästen
Siehe Gartenflora 1898 S. 53i und die Denkschrift des Verbandes der Handelsgärtner
Handelsblatt No. 36, 189«. Wir haben in Gartenflora 1. c. berechnet, dass die Ausfuhr sogar
nur um 9 479 ooo Mark gestiegen ist. f.. W.
~ja Bei wem soll ein junger Gärtner in die Lehre treten?
von Gewächshäusern, welche noch obendrein sehr oft den Zellengefängnissen
gleichen, die Gesundheit sonderlich wahren, geschweige dieselbe fördern resp.
erlangen wird, und gerade das letztere ist doch wohl bei sehr vielen der
Grund, diesen Beruf zu erwählen. Es ist ja auch sehr leicht erklärlich, dass
wenn man fast alle Tage und beinahe ganze Tage mit verschwindend geringen
Unterbrechungen sich nur in den Gewächshäusern aufhält, in denen, je nach
Jahres- und Tageszeit und je nachdem, was eben in denselben kultiviert wird,
mehr oder weniger eine sehr feuchte, kalte oder heisse Luft und eine
Temperatur von 3 — 25 Grad R. und oft noch mehr, herrscht, und dann mit
einemmal heraus und direkt in das Freie und somit in die bei weitem niedrigere
also immerhin (wenn man in den Warmhäusern war) kältere und im Winter
sehr oft recht kalte Temperatur und zugige Luft kommt, es einem selbst nicht
viel besser ergeht und gehen kann als den Pflanzen, die aus solchen Häusern
kommen (und wie es solchen Pflanzen geht, wird wohl jeder Gärtner und
Blumenfreund erfahren haben). Das heisst, er wird häufiger das Gegenteil von
dem, was er durch Erlernung des Gärtnerberules erhoffte (nämlich recht gesund
und kräftig zu werden) erleben und den fast ständigen Begleiter vieler Gärtner,
nämlich Rheumatismus etc. nicht viel los werden, geschweige sich stärken und
kräftigen können. Es kann hier von Stärkung und Kräftigung des Körpers
und der Gesundheit umsoweniger die Rede sein, als eben die Beschäftigung
nicht danach ist; das Hantieren und Kultivieren der Gewächshauspflanzen und
die damit verbundene Arbeit stellt nie oder doch nur äusserst selten solche
Anforderungen an die Körperkräfte, wie die Freilandgärtnerei etc.; hier werden
die Muskeln und die Gesundheit, wenn ich so sagen darf, gekräftigt und gestärkt,
während dieses in jenen Gärtnereien weit weniger der Fall ist, indem es ganz
andere und viel leichtere Arbeiten sind. Sehr oft kann von einer richtigen
Bewegung in den Gewächshäusern gar nicht die Rede sein, weil sie, wie schon
vorhin gesagt, den Zellengefängnissen (die ich ja Gott sei Dank aus eigener
Erfahrung nicht kenne, aber man hört und liest doch genug davon) gleichen,
denn man kann in vielen derselben weder recht stehen noch gehen, geschweige
sich in denselben derart bewegen und wie man so zu sagen pflegt, so aus-
arbeiten, dass dadurch Geist, Körper und Gesundheit gestärkt, gestählt und
gehärtet werden könnten. Hierbei möchte ich nun noch der Beschäftigung und
des Aufenthalts in den Kalt- und den sogenannten Erdhäusern etwas Erwähnung
thun. In denselben ist in der Regel die Luft kalt und feucht, weil hier nicht
eher und nicht mehr geheizt wird als um die in denselben befindlichen
Pflanzen gegen das Erfrieren zu schützen. Eine ganz unausbleibliche Folge der
feuchten Luft ist nun die, dass sehr viele der hier befindlichen und zu über-
winternden Pflanzen gelbe und faule Blätter etc. derart bekommen, dass sie von
Pilz und Moder vollständig überzogen werden; um nun die Pflanzen vor gänz-
licher Fäulnis und dem Verderben zu schützen, müssen dieselben des öfteren
ausgeputzt (sehr häufig sagt der Gätner und beinahe mit Recht, ausgemistet
werden). Diese Arbeit erfordert in den meisten Fällen nicht nur viele Stunden,
sondern viele Tage und gerade diese kalten, feuchten Lläuser und diese
Arbeit, welche noch weniger Bewegung bietet, als sie Schuster und Schneider
haben, sind es, welche Gicht und Rheumatismus etc. zur Folge haben. Ich
kann dieses zu erwähnen umsoweniger unterlassen, als ich dieses leider an
meinem eigenen Leibe in früheren Jahren erfahren habe.
Bei wem soll ein junger Gärtner in die Lehre treten:
73
Also hinweg mit dem ganz unbegründeten Vorurteil, dass man nur in
den eingangs erwähnten Gärtnereien ein wirklicher, ein sogenannter K.unst-
gärtner und später, oder wohl in vielen Fällen richtiger gesagt, recht bald
etwas Grosses werden könne. Deshalb noch einmal hinweg mit solchem
Vorurteil und zwar deshalb, weil man auch ohne in einer solchen Gärtnerei,
wo man eingestandenermassen seine Gesundheit, anstatt sie zu erlangen und
zu fördern, aufs Spiel setzt, zu lernen resp. gelernt zu haben, sehr wohl ein
recht tüchtiger und sehr brauchbarer Gärtner werden kann, Ind wer es nun
einmal darauf abgesehen hat, der kann auch etwas Grosses werden, auch wenn
er nicht gerade in den zuerst bezeichneten Gärtnereien gelernt hat. Denn es
giebt. ganz respektable Gärtnereien, wo gar keine oder doch nur ganz
nebensächliche Gewächshäuser vorhanden sind und ebenso Topfpflanzen kultur
und das Treiben von Blumen und Pflanzen als Nebensache betrachtet werden.
Ich nenne als solche Gärtnereien in erster Linie Baumschulen jeder Art und
Landschaftsgärtnereien. Die Inhaber der letzteren oder die, welche Land-
schaftsgärtnerei betreiben, nennen sich oder werden genannt Landschaftsgärtner,
( '.artenkünstler. Garteningenieure, auch Gartenarchitekten oder wohl gar Gartenbau-
meister. Man sieht also, dass man gerade in diesem Zweig der Gärtnerei
gewiss '-ine schöne Auswahl und Aussicht hat, etwas Grosses werden zu
können.
Ferner giebt es sogenannte gemischte Gärtnereien; das sind solche,
in welchen zwar auch Gewächshäuser vorhanden, aber nicht immer die Haupt-
sache sind. Auch die Gärtnereien, in denen Samenbau von Blumen und Gemüse
oft in recht erheblichem Umfange betrieben wird, sind zu erwähnen und zu
empfehlen. Ferner hat man schon seit Jahren die sogenannten Freiland- oder
Staudengärtnereien, das sind solche, in denen die schönsten und mannigfachsten
Blumen und Gartengewächse, welche Sommer und Winter im freien Lande
ausdauern, kultiviert werden oder, richtiger gesagt, nur die schönsten Blumen
und Gewächse kultiviert werden sollten.
Alsdann möchte ich die Obstgärtnereien nicht unerwähnt lassen, welche,
allem Anschein nach zu urteilen, eine sehr gute Zukunft haben. In all diesen
Gärtnereien kann man, wie schon gesagt, auch etwas Grosses werden, denn es
giebt unter diesen wie jenen Gärtnereibesitzern Ökonomie- und Kommerzien-
räte sowie Gartenbau-Direktoren etc., nur wird derart Grosses nicht aus dünkel-
haftem Vorurteil hervorgehen und weder in jenen noch in di
Gärtnereien aus Stecklingen gezogen.
Nun werden ja allerdings manche der verehrten Leserinnen oder Leser
dieser Zeilen sagen und fragen: »Haben denn die so besonders empfohlenen
Gärtnereien resp. die Beschäftigung in denselben nicht auch ihre Schatten-
seiten?« Jawohl, auch diese haben, wie jedes Ding, namentlich bei Sonnenschein,
ihre Schattenseiten; hier sind sie:
In all diesen Gärtnereien ist man allerdings mehr als in jenen dem Wind
und Wetter ausgesetzt. Man wird da oft durchnässt bis auf die Haut, und es
kommt wohl öfter vor, dass man sich nicht immer gleich umziehen kann, es
kommt hier das Sprichwort zur Geltung: AVer mich nass gemacht hat, der
kann mich auch wieder trocken machen! Also es ereignet sich wohl, dass
der auf dem Leibe nass gewordene Anzug auch auf dem Leibe wieder trocken
werden muss. und er wird auch wieder trocken.
nß Bei wem soll ein junger Gärtner in die Lehre treten?
Es passiert aber nicht allein dies, sondern es stellt sich infolge dessen
auch öfter ein recht unangenehmer Schnupfen und sonstiges Unbehagen ein.
Man ist ferner nicht nur Wind und Wetter, sondern auch oft den sengendsten
Sonnenstrahlen ausgesetzt und es giebt weder dort einen Regenschirm, noch
hier einen Sonnenschirm, sondern es heisst einfach aushalten und man
lernt auch aushalten und hält es aus, indem man sich gar bald daran gewöhnt.
Die Gesundheit wird aber bei alledem nicht so leicht aufs Spiel gesetzt, weil
man hier nie einem so plötzlichen und schädlichen Temperaturwechsel als in
den zuerst erwähnten Gärtnereien ausgesetzt ist, sondern man erlangt hier,
wenn man sie nicht schon hat, in den meisten Fällen seine Gesundheit, indem
man nicht nur den ganzen oder fast den ganzen Tag, sondern beinahe alle
Tage und das ganze Jahr in Gottes freier, frischer und gesunder Natur sich
befindet und somit die schönste Gabe Gottes, ich möchte beinahe sagen
umsonst empfangt.
Und gerade dieses alles, nicht allein die schönen Blumen und Früchte
(wie es in den abratenden Artikeln heisst) ist resp. sind es, dass der Gärtner
soviel um seinen schönen Beruf beneidet wird und viele veranlasst, Gärtner
zu werden.
Wer nun etwa an dem Gesagten zweifeln sollte, der sehe sich die Leute
an, die in solchen Gärtnereien arbeiten resp. sich diesen Zweigen der Gärtnerei
gewidmet haben, dem werden die wettergebräunten Gesichter sowie die Körper-
haltung und Bewegung mehr oder weniger bestätigen, was ich gesagt habe.
Und wenn es diese noch nicht zur Genüge thun, so werden es wohl unsere
Herren Ökonomen und auch wohl, wenn auch nicht in dem Masse , die
Förster thun. Ich für meinen Teil treue mich stets, wenn ich solche wetter-
feste, kernige Leute sehe. Xun zu dem Gesagten noch einige Beispiele: Ich
habe vor einer längeren Reihe von Jahren ein paar Lehrlinge gehabt, die so
schwach und klein waren, dass ihnen anfänglich selbst die Verrichtung der
leichtesten Arbeiten zu schwer war; der eine von ihnen hatte ein ganz
blasses Gesichtchen mit eingefallenen Backen. Nachdem er erst längere
Zeit bei mir war. wurde er nicht allein verhältnismässig gross und stark,
sondern er hatte im Laufe der Zeit derart zugenommen, dass er von jedem
nicht anders als der »Dicke« genannt wurde. Ähnlich war es mit dem zweiten.
Dieser war auch derart gross und stark geworden, dass er gleich im ersten
Jahre seiner Gestellung Soldat wurde. Ein anderer, neuerer Fall: Vor einigen
Jahren kam ein Knäblein zu mir und fragte, ob er bei mir in die Lehre
kommen könnte. »Mein Kind«, sagte ich, »wie alt bist Du denn?« »Ich komme
Ostern (es war damals einige Wochen vor Ostern) aus der Schule.« Ich muss
gestehen, ich sah mir dieses Kind von Knaben ordentlich mitleidig an und
sagte: »Um Gärtner zu werden bist Du doch allzu klein und schwach.« Darauf
machte dieser Kleine ein recht betrübtes Gesicht und dies that mir so leid,
dass ich ihn, in der Hoffnung, dass er ja doch noch, wie man so sagt, werden
könne, ersuchte, mit seinem Vater, zu mir zu kommen. Jetzt machte er aber
ein vergnügtes Gesicht und kam wenige Tage nachher mit seinen Eltern
wieder und wir wrurden einig, sodass dieses Kind von Knaben zu mir in die
Lehre kam und siehe da, es dauerte nicht allzu lange, da wrurden ihm all seine
Kleidungsstücke zu klein und eng, er musste neue und nach nicht allzu langer
Zeit abermals neue und immer wieder neue Kleidung haben. Auch seine Kräfte
Das Winterfest des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues. rn
nahmen derart zu. dass er schon im zweiten Jahr seines Hierseins ziemlich
schwere und im dritten Lehrjahre selbst die schwersten Männerarbeiten
fast spielend verrichten konnte. Nun der neueste derartige Fall: Vor etwa
2V2 Jahren habe ich aus Berlin einen Knaben in die Lehre bekommen; obschon
derselbe damals schon 15' L, Jahre alt war, so war er doch noch so elend und
schwach, dass ich auch hier recht sehr Bedenken trug, dass aus ihm etwas
werden würde. Aber trotz Essen und Trinken wollte aus ihm absolut nichts
werden, bis vor nun etwa i'/2 Jahren. Da fing er endlich an, etwas Gesichts-
farbe und auch neue Kräfte zu bekommen. Viel grösser ist er nun allerdini;-
nicht geworden, aber seine Kräfte haben derart zugenommen, dass er jetzt so
leicht keine Arbeit, auch wenn sie einmal etwas schwer ist. scheut und es
beinahe übel nimmt, wenn ich ihm bei schwerer Arbeit sage: »Na, schaffst Du
das auch?« (Eben sagt er mir. dass er hier doch i!/2 Fuss grösser ge-
worden sei.)
Was nun meine Wenigkeit selbst betrifft, so kann ich sagen, dass ich mich
bei einem Alter von 62 Jahren körperlich und geistig noch recht frisch und
wohl fühle und glaube ich, dies nur meinem Beruf als Freilandgärtner danken
zu können. Ausser einer etwa 14 Tage dauernden Krankheit im vorigen Jahre
hat mir sonderlich ausser Geld noch nichts gefehlt, und wenn mir. was ja
allerdings in einem so langen Zeitraum wohl öfter vorkommt, einmal nicht ganz
so war, wie mir sein musste, wie man so zu sagen pflegt, nun. dann bin ich in
meinen Garten gegangen und es hat dann niemals allzulange gedauert, so
fühlte ich mich wieder wohl und munter.
Währenddem ich mit dem Schreiben dieses Artikels bis hierher gekommen
bin, besucht mich in geschäftlicher Angelegenheit ein recht vornehmer Fabrik-
besitzer und sagt mir unter Anderem, dass er schon seit längerer Zeit alle
Tage mehrere Stunden im Garten arbeite, und das mache ihm solche Freude
und bekomme ihm so gut, dass er es nicht mehr lassen könnte und möchte.
Dem Leser dieses aber, welcher einen Garten oder auch nur ein Gärtchen
hat, möchte ich zurufen: »Gehe hin und thue desgleichen, und es wird Dir auch
bald gelohnt werden.«
Zum Schluss möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass ich dieses nur
geschrieben habe für die, welche die Sache nicht kennen, nicht aber für die.
welche sie schon kennen, am allerwenigsten aber für die, die alles können.
alles kennen und schon alles wissen.
Das Winterfest des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues
am 19. Januar 1899.
x V
|Y/l it hoher Befriedigung kann der Festausschuss auf seine rhätigkeit zurück-
ij=35^: blicken. Nicht weniger als 365 Personen nahmen an dem Feste im
Hotel Imperial teil und einstimmig \wn- der Dank, der vor allen den Herren
Loock, Habermann. Hampel, Hering, Junge und Neumann für ihre
treffliche Leitung des Festes gespendet wurde.
n£ Das Winterfest des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues.
Der grosse Saal des Hotel Imperial zeigte in der Mitte der Rückwand die
Kaisergruppe von Herrn Clotofski, vornehmlich aus Palmen bestehend; an
den Ecken des Saales hatte Herr Clotofski Dracaenen und Blattpflanzen auf-
gestellt, alles geschmackvoll und nicht zu weit vortretend, um die Tanzenden
nicht zu hindern.
Die Sträusse für die Tafel hatte Herr Fasbender geliefert und hierzu
nur deutsche Blumen und deutsches Bindegrün benutzt. Herr Clotofski
hatte in liebenswürdigster Weise das Material für die zahlreichen grossen
Tafelsträusse: Flieder und Schneeball etc., gespendet. Vor jedem Gedeck stand
eine kleine Vase in der Form der einfachen kleinen Zimmervasen, wie sie im
Kgl. Schloss benutzt werden (abgebildet in Gartenflora 1898 S. 505 und 511,)
gefüllt mit Maiglöckchen, Farnen etc. Abwechselnd damit waren kleine Ständer
aus Draht aufgestellt, die ein enges Gläschen trugen, das ähnlichen Schmuck
enthielt. Da Vasen und Gläschen mit Wasser gefüllt waren, so blieben die
Blumen während der recht langen Dauer der Tafel frisch. Schliesslich ver-
kündete der Vorsitzende des Festkomitees, der Kgl. Hoflieferant Loock, zur
Freude aller Damen, dass sie nicht nur die Sträusschen, sondern auch die
Vasen und Gestelle zum Andenken mitnehmen möchten. Selbstverständlich
waren die Vasen nicht aus so kostbarem Opalglase wie im Kgl. Schloss,
sondern nur aus einfachem weissen Glase, das am Halse mit einer hübschen
grünen Schleife verziert war.
Der Direktor des Vereins, Kgl. Gartenbaudirektor Lackner, brachte das
Hoch auf S. M. den Kaiser, den Allerhöchsten Protektor des Vereins, aus, der
Vorsitzende des Verbandes der Handelsgärtner Deutschlands, C. van der
Smissen, widmete dem Vorstande sein Glas, Herr Garteninspektor Perring
dankte und trank auf das Wohl des Vereins, wobei er hervorhob, wie wünschens-
wert es sei, alle Interessen sowohl die der Gärtner wie die der Lieb-
haber zu berücksichtigen. Herr Hofgärtner Hoffmann toastete auf die Damen,
Herr Bluth auf den Festausschuss, Herr Junge auf die Gäste, in deren Namen
Herr Dr. Thost dankte.
Besonders verschönert wurden die Freuden der Tafel durch den herr-
lichen Gesang des Frl. Hering und des Frl. Schmidt, Tochter des Herrn
Obergärtner Schmidt. Villa Dellschau-Pankow, ferner durch den gemeinsamen
Gesang eines Kaiserliedes und eines vom Vereinssekretär Herrn S. Braun
gedichteten, höchst scherzhaften Liedes: »Vereinsvorkommnisse«.
Beim Tanze fehlte es natürlich nicht an Überraschungen. Bei der Polonaise,
die übrigens nicht, wie sonst, zu Beginn des Balles, sondern erst viel später
stattfand, erhielten die Teilnehmer die verschiedenartigsten Kopfbedeckungen
und führten die Reise nach Palästina vor. Beim Kotillon erschien Herr
O. Neumann als invalider Drehorgelspieler und bot den Damen in seiner
Orgel die schönsten Orden für die Herren dar; die Damen erhielten pracht-
volle Sträusse etc. etc. Kurz, alle waren hochbefriedigt.
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
79
Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc.
Neuheiten-Liste für 1898 99
von
F. C. Heinemann, Erfurt.
Nach den Beschreibungen des Züchters.
Salpiglossis variabiiis superbissima.
Neue Kaiser-Salpiglossen.
(Hierzu Abb. n.i
Meine neuen Kaiser-Salpiglossen
haben von allen Seiten uneinge-
schränktes Lob erhalten. Der von mir
voriges Jahr verkaufte Same brachte
neben einigen wenigen Farbennüancen
namentlich die Farbe »Chamois«, ich
kann dieses Jahr diese Farbe und
noch vier andere prachtvolle Nuancen
sortenrein anbieten.
Die Kaiser-Salpiglossen werden bald
die alte Form dieser beliebten Sommer-
blume ganz verdrängen, da ihre Ver-
wendbarkeit eine bei weitem viel-
seitigere ist und die Schönheit ihrer
Blumen unerreicht dasteht.
1. Chamois. Die Blume ist auf
allen fünf Blumenlappen dunkelblutrol
gezeichnet und bis in den Schlund
hinein mit goldenen Adern durch-
zogen.
2. Purpurviolett. Prachtvolle, bis
jetzt noch gar nicht bei Salpiglossen
gekannte Farbe. Fin leuchtendes
Karmin wird nach der Mitte der
Blumen hin von einem tiefen, sammet-
artig glänzenden Purpurviolett über-
zogen. Die Blumen sind besonders
gross, rund und wie eine Superbissima-
Petunie geformt. Der kurze und weit
geöffnete Schlund ist ganz dunkel und
glänzt seidenartig. Der Bau der Pflanze
ist besonders kräftig, sie wird ca. Socm
hoch.
Abb. ii. Salpiglossis variabiiis superbissima.
Abb. 12. Begonia hybrida gigantea Mammut.
8o
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
3. Purpurbraun mit Gold. Diese
Sorte, etwas niedriger bleibend als die
übrigen, ist besonders blütenreich. Die
ganze Pflanze ist wie ein grosses
ßouquet. Grundfarbe ein gesättigtes
Purpurbraun, reich durchwirkt mit
kräftigen goldenen Adern.
4. Dunkelscharlach. Gleich der
»Purpurviolett« von sehr kräftigem
Bau, circa 80 cm hoch. Die schön ge-
öffneten Blumen sind dunkelscharlach
mit gleichmässig über die ganze Blume
verteilter goldener Aderung.
Begonia hybrida marmorata.
„Der Schmetterling".
(Hierzu Abb. 13.)
Entgegen den früheren, gestreiften
Begonien ganz konstant aus Samen.
Der Wuchs ist kräftig wie bei der
Gigantea-Klasse, und auch ihre Blumen
sind trotz reichen Blühens von ansehn-
licher Grösse. Die Grundfarbe ist
entweder lebhaft Scharlach oder
glänzend Karmin, wovon sich die
unregelmässig aufgetragenen weissen
Flecken vorteilhaft abheben.
Diese Sorte ist der gestreuten be-
deutend überlegen.
Abb. i3.
Begonia hybrida marmorata.
5. Rosa. Die Grundfarbe ist ein
lebhaftes Rosa mit bläulicher Abtönung,
meist ringsum goldig geädert, sehr
grossblumig und reichblühend. Die
Pflanze wächst sehr kräftig und bleibt
niedrig, ca. 70 cm hoch.
Begonia hybrida gigantea Mammut.
(Hierzu Abb. 12.)
Eine vorjährige Einführung. Zeichnet
sich aus durch riesigen Wuchs, wie
er im ganzen Begoniensortiment bisher
nicht bekannt war, und leuchtend
scharlachrote Blumen. Zur Frühkultur
sehr geeignet und konstant.
Abb. 14. Gloxinia hybrida grandiflora „Coquette'
Schlund gelb.
Gloxinia hybrida grandiflora „Coquette".
(Hierzu A.bb. 14.)
Von allen bisher gekannten Gloxinien-
Varietäten weicht diese Sorte dadurch
bedeutend ab, dass alle ihre Blumen,
sie mögen blaue oder rote Farben-
schattierungen aufweisen, einen gelben
Schlund haben. Es ist dies deshalb
schon bemerkenswert, weil die gelbe
Farbe hier noch gar nicht vertreten
ist und der Gedanke, eine reingelbe
Gloxinie auf diesem Wege zu erzielen.
ist nicht fernliegend.
Die Blumen sind fast alle drei-
farbig gezeichnet, wie ich das im
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
ein Sommergewächs, in jeder Ver-
wendungsari effektvoll wirkt. Mag man
sie als Topfpflanze, im freien Land'
Einfassung oder in ganzen Gruppen
benutzen, überall wird sie durch ihren
wunderschönen Flor, der beim winzi
Pflänzchen beginnt und bis in den
Winter hinein dauert, entzücken und
befriedigen.
Die Farbe der Blumen ist feurig-
dunkelkarmin mit bläulichem Reflex,
der namentlich im Aufblühen dieBlume
in einem tiefgesättigten Farbenton er-
scheinen lässt. Der Schlund ist fast
reinweiss, was sich sehr Wirkung*
ausnimmt.
Die Pflanze wird höher als die be-
kannte Petunia »Schneeball , welch
letztere sich bei Gruppenpflanzüng
vortrefflich als Einfassung für Ad
eignet.
Begonia hybritla „mit gelber Mitte".
(Hierzu Abb 16.)
Die gelbe Mitte, die sich oft bis tief
goldgelb färbt, hebt sich auffällig von
dem sie umgebenden, mehr oder weniger
breiten roten Rande ab. Die Pflanze
blüht sehr willig und reich und hat
allen Besuchern meiner Kulturen aus-
nahmslos gefallen.
Abb. [5. Petunia hybrida „Adonis'-.
Blumen dunkelkarmin, Schlund weiss.
Cliche zu veranschaulichen versucht
habe.
Das Farbenspiel auf den ver-
schiedenen Pflanzen variiert von
Hellblau über Lila nach Dunkelblau,
von Rosa, Lilarosa bis Dunkelrot. Die
Zeichnungsfarbe ist oft kräftig auf-
getragen oder auch nur leicht ge-
tuscht, sodass zarte liebliche .Nuancen
mit tiefen Farbentönen aliwechseln.
Petunia hybrida „Adonis".
(Hierzu Abb. 15.)
Es ist mir gelungen, in »Adonis«
eine Hybride konstant zu bekommen,
die mit ihrer Blütenpracht, wie selten
\ . [6. Begonia hybrida „mit gelber Mitte
82
Kleinere Mitteilungen.
Myosotis alpestris stricta alba.
Weisses Säulen vergissmeinni cht.
Die neue Stricta-Klasse hat sich sehr
gut eingeführt und ist schnell ungemein
beliebt geworden. Dies Jahr kann ich
den beiden vorher eingeführten Farben
(rosa und blau) noch die weisse hinzu-
fügen, die das Sortiment vervollständigt.
Sie ist ebenso zierlich wie reichblühend
und bildet sowohl als Topfpflanze als
auch als Gruppenpflanze eine wirkliche
Zierde. Die drei erwähnten Farben
dieser Klasse erhielten vom Verein zur
Beförderung des Gartenbaues in den
preussischen Staaten eine silberne
Vereinsmedaille als Anerkennung.
Kleinere Mitteilungen.
Rosentreiberei in Amerika.
Zu seinem Bericht über die Rosen-
treiberei in Amerika (Gartenfl. Heft 2,
S. 34) giebt uns Herr Goedecke noch
folgende Nachträge:
Reinberg Bros. Ghicago*) ist heute
wohl die erste tonangebende Firma,
sie hat nach den neuesten Berichten
600000 DFuss unter Glas, hauptsächlich
Rosen zum Schnitt. 40000 American
Beauty (richtiger Mad. Ferd. Jannin)
haben sie diesen Sommer in die
Häuser gepflanzt, ausserdem noch
Kaiserin, Bridesmaid u. s. w. — Nach
ihnen folgt wohl Bas sett & Washburn,
Hinsdale, Chicago. Diese Firma hatte
1895 schon 80000 Rosen, hiervon 40000
Mad. Ferd. Jamin in Häusern, wie ich
diese hier kultiviere. Früher, vor circa
6 Jahren war John N. May, Summit,
New-Jersy wohl die erste Firma in
Rosen, Chrysanthemum, Nelken. Was
die Häuser anbetrifft, so ist deren
Grösse ganz verschieden, ich habe sie
da angetroffen von 20 m bis zu 200 m,
also ist es richtiger, wenn man sagt,
so und soviel JFuss oder so und soviel
Morgen für die und die Pflanzen ist
unter Glas. Bei Mrs. Reinberg Bros,
wären es ungefähr 17 Morgen.
Es giebt in Amerika noch viele grosse,
schöne Gärtnereien, z. B. Asmus,
West-Hoboken; Sieb recht & Sons,
New-Rochelle; Gebr. Dailledouze,
Flattbush, alle nahe New-York. Ich
habe bei der letzten Versammlung an-
*) Ich habe deren Häuser und die von
Bassett. schon i8g5 S. 197 d. Gartenfl. ab-
gebildet, ebenso die von C. Strauss & Co.-
W'ashington, S. 227. Schon damals habe ich
betont, dass bei Gebr. Reinberg die längere
Seite des Daches nach Norden gerichtet ist.
L. W.
genommen, dass die grösseren Gärt-
nereien täglich 6 — 10000 Rosenblumen
schneiden; es werden vielleicht mehr
sein, aber ich wollte keine höhere
Zahl nennen.
Williams gute Christenbirne
hat sich in Schlesien als eine der besten
Birnen für den Markt und zur Bereitung
von Konserven bewährt. Dieselbe trägt
zeitig und ist sehr fruchtbar, wenn sie
in milden, mehr sandigen, aber frucht-
baren Boden gepflanzt wird. Wegen
seiner reichen Tragbarkeit ist es er-
forderlich, dass der Baum wenigstens
alle 2 Jahre gedüngt wird. Die Birne,
welche auf den Breslauer Märkten im
Schlesierdialekt »Bonkertiner« genannt
wird und sehr gesucht ist, muss, um
den Transport auszuhalten, 8 Tage vor
der vollen Reife gepflückt werden.
Die Reifezeit ist hier Mitte bis Ende
September. Strauwald-Kosel.
Für eine neue Gartenhalle im Zoologischen
Garten
war kürzlich ein Wettbewerb aus-
geschrieben worden, wozu zahlreiche
Arbeiten eingegangen waren. Da
manche von diesen die geforderte
Mitverwendung von Birkenstämmen
oder ähnlichem Naturholz nicht ge-
nügend berücksichtigten, andere aber
das verlangte Obergeschoss und damit
die malerische Dachbildung zu stark
betont hatten, wurden schliesslich nur
dreizehn Projekte für die engere Wahl
zugelassen. Es erhielten den ersten
Preis von 500 Mark die Architekten
Zaar und Vahl (Motto: „Birkenhalle"),
den zweiten Preis von 300 Mark Ar-
chitekt Friedrich Schulze (Grune-
wald), den dritten Preis (200 Mark)
Kleinere Mitteilungen.
83
Architekt Voigt in Eisleben (Motto:
., Stämmig'-). Dem Preisgericht ge-
hörten u. a. die Bauräte Böckmann,
und v. Grossheim an, ebenso die
Gartendirektoren Mächtig und
Geitner. Betreffs der Zeichnungen
von Zaar und Vahl wurde bemerkt,
dass der Entwurf sich besonders gut
der gärtnerischen Umgebung anschliesst
und dass es sehr vorteilhaft sei, die
Halle an der vorhandenen ,,Wald-
schänke" vorbei zu führen. Dieser
Entwurf wurde zugleich für die Aus-
führung empfohlen. Die sämtlichen
Blätter sind in den nächsten Tagen in
der Bibliothek des Architektenvereins
(Wilhelmstrasse 92/93) ausgestellt.
Etwas über Pflege erkrankter Gloxinien.
Vim Adam Hey dt, Kunstgärtner.
Wenn auch die Pflege der Gloxinien
eine bekannte ist, so tritt doch zu
leicht bei verkehrter Behandlung
der Gloxinienpilz auf, jener ge-
fährliche Pilz, der oft ganze Bestände
vernichtet. Der Pilz, der sich durch
rostgelbe, terracottafarbene Flecken
kennzeichnet, ist gewöhnlich die Folge
von trockener Luft oder Temperatur-
schwankungen. Gloxinien verlangen
eine gleichmässige Temperatur von
15— 200 R. und feuchte Luft bei
ziemlicher Beschattung.
Sobald sich der Pilz zeigt, nehme
man die befallenen Pflanzen bei Seite,
spritze sie mit einer Lösung von
Kupferzuckerkalkpulver, was in etwa
vierzehn Tagen nochmals geschieht.
Alsdann bringt man die kranken
Pflanzen in einen warmen Kasten bei
20 — 24" R. Bodenwärme, hält sie
geschlossen, schattig und spritzt öfter.
Binnen kurzer Zeit entwickelt sich
ein neues Leben, und wenn sich ein
Teil neuer Blätter gebildet hat, entfernt
man die kranken und bringt die Pflanzen
in einen mehr kalten Kasten, wo zeit-
weise, je nach Umständen, gelüftet
werden kann: hier wird dann bald von
der Krankheit bei ordentlicher Pflege
wenig zu sehen sein.
Ausserordentliche Kälte in Amerika.
In den östlichen Staaten der Union
herrschte ausserordentliche Kälte. In
New-York stand am 11. Januar der
Wärmemesser nur auf 9 Grad
Fahrenheit über dem Nullpunkte.
In dem gleichfalls im Staate New-
York gelegenen Saratoga aber
herrschte eine Kälte von 32 Grad unter
Null und in Pittsburg und Pennsyl-
vanien hatten die Einwohner gar eine
solche von 40 Grad unter Null aus-
zuhalten. Viele Menschen sind erfroren
und die Sterblichkeit hat bedeutend
zugenommen. In vielen Dörfern auf
dem Lande mussten wegen der grossen
Kälte die Schulen geschlossen werden.
Unter den Armen herrscht viel Elend.
Die Niagara-Fälle haben vom ameri-
kanischen nach dem kanadischen Ufer
eine Eisdecke gebildet. Es wird ein
Eispalast gebaut, der sich schon seiner
Vollendung nähert, (-f- 90 Fahrenheit
ca. -r- 13° C, -=- 320 F. - = -=- 35,4° C,
40" F.
39,9° C. Die Red.)
Unterirdische Bewässerung von Strassenbäumen.
In einer Nummer des »Prakt. Ratgeb.«
veröffentlicht Stadtgärtner Degenhard
in Dresden einen beachtenswerten
Aufsatz über die unterirdische Be-
wässerung von Strassenbäumen mit
Hilfe von Bewässerungsröhren, durch
welche den Bäumen fortgesetzt Wasser
zugeführt werden kann, ohne dass der
Verkehr auf den Strassen dadurch be-
rührt wird. Diese Art derBewässerung
empfiehlt sich zwar besonders für
öffentliche Plätze und mit Bäumen
bepflanzte Strassen in verkehrsreichen
Städten, sie dürfte sich aber auch für
ländliche Baumanlagen, insbesondere
um das Wohnhaus herum eignen, zumal
der Bau einer unterirdischen Wasser-
leitung in dem weichen Landboden,
dessen Oberfläche ausserdem kein
Pflaster deckt, welches aufgerissen
werden müsste, billiger zu stehen
kommt als in städtischen Anlagen.
Behandlung der Melonen, die keine Früchte
ansetzen wollen.
Von Adam Heydt, Kunstgärtner.
Es kommt sehr leicht vor, dass
Melonen, selbst bei guter Kultur, sehr
schlechte oder nur wenige Früchte
ansetzen wollen; es empfiehlt sich dann,
nachbenanntes Verfahren, welches ich
bewährt gefunden habe, zu versuchen.
Sobald die Melone einigermassen ins
Kraut gewachsen, hebt man die Fenster
ab und setzt die Pflanzen ganz den
I nbilden des Wetters aus. Nur wenn
sogenannter Landregen eintritt, bedeckt
84
Kleinere Mitteilungen.
man die Melonen. Jegliches Begiessen
und Bespritzen wird unterlassen, so
dass die Pflanzen förmlich zusammen-
schrumpfen. Wenn dieser Zeitpunkt
eingetreten, werden die Fenster wieder
aufgelegt und die Melonen wieder
ordnungsmässig behandelt. Es zeigt
sich dann nach kaum wenigen Tagen
ein guter Fruchtansatz: nun entferne
man alles überflüssige Holz und belasse
einer Pflanze höchstens 8 — 10 Früchte,
vergesse aber nicht, die Melonen gut
zu ernähren. Hochwichtig für Melonen
ist. dass sie immer warm gehalten
werden.
Schöne Skelette von Laubblättern
kann man, wie längst bekannt ist,
dadurch erhalten, dass man die Blätter
in stehendes Wasser legt, das Moos,
Algen und andere Wasserpflanzen
enthält. Nach einigen Monaten sind
dann alle weicheren Teile des Blattes
verschwunden und nur die Blattnerven
übrig geblieben. Man hat angenommen,
dass diese Veränderung auf der Thätig-
keit von Bakterien und Pilzen beruhe.
Jedoch lehren Versuche, die Albert
F. Woods vom U. S. Department of
Agriculture soeben in der, .Science" ver-
öffentlicht hat, dass die Skelettierungs-
arbe.it vorzugsweise von mikro-
skopischen Wassertierchen geleistet
wird, nämlich von Muschelkrebsen
(Cyprididae), jenen kleinen, von einer
zweiklappigen Schale umhüllten Krebs-
tieren, die man fast in jeder einem
Teich entnommenen Wasserprobe findet.
Die von Woods bei Aquariumversuchen
beobachteten Tierchen gehörten zur
Gattung Cypridiopsis. Ihre Schale ist
Va— i mm lang und halb so breit und
hoch; die Fresswerkzeuge sind kräftig
und zum Nagen gut geeignet. Bei der
Untersuchung des Darmkanals wurden
zahlreiche Blattreste in halbverdautem
Zustande gefunden. Hiernach konnten
wenig Zweifel über die Thätigkeit der
Tierchen bestehen. Ueberzeugend war
aber folgender Versuch. Es wurde
neben dem Aquarium, in dem sich die
Muschelkrebse befanden, noch ein
zweites aufgestellt, das Verwesung er-
regende Pilze und Bakterien, aber keine
Cypridiopsis enthielt. In jedes Aqua-
rium wurde eine Anzahl Blätter ver-
schiedener Bäume gelegt. In dem
zweiten Aquarium (ohne Muschelkrebse)
schritt der Verwesungsvorgang rasch
vor, aber noch nach 1V2 Monaten war
kein Anzeichen von Skelettierung an
den Blättern zu erkennen. In dem
Aquarium mit Cypridiopsis dagegen
begann die Arbeit fast sogleich. An
den von einer Fleckenkrankheit be-
fallenen Blättern wurden die toten
Flecke in 24 Stunden skelettiert; in
vier Wochen war das ganze Werk
vollbracht. Nachdem die weiche Blatt-
masse völlig entfernt ist, beginnen die
Tierchen, wenn sie hungrig sind, auch
die feineren Nerven anzufressen; man
thut daher gut, die Blätter nicht länger
als nötig im Wasser liegen zu lassen.
Wenn man sie dann zwischen Lösch-
papier schwach presst, so erhält man
sehr schöne Blattskelette.
Erigeron aurantiacum.
Von Adam Hey dt, Kunstgärtner.
Immer noch wenig in Gärten an-
gepflanzt findet man die Stauden im
dekorativen Sinne. obwohl nichts
die Schönheit einesParkes mehr hebt als
Dekorationsstauden, selbstverständlich
wenn sie an der geeigneten Stelle ge-
pflanzt werden.
Ich möchte heute einmal die Auf-
merksamkeit auf Erigeron aurantiacum
richten, eine jener Stauden, die dem
obigen Sinne entspricht. Erigeron
aurantiacum ist eine Composite. Sie
wird bis 1,20 m hoch und bildet einen
breiten Busch. Die Blumen entwickeln
sich auf hohen Stielen, fast in der Form
von Disteln, und in goldgelber Farbe.
Die Blätter sind eirund lanzettlich,
etwas gewellt, 15 — 20 cm lang und
3 — 5 cm breit, auf der Lichtseite glatt
und auf der Unterseite rauh. Die
Blume bildet eine Strahlenblüte in
Büschelform und ist von langer Dauer.
Der Flor beginnt gegen Juli und dauert
bis Ende September. Auch für die
Binderei ist sie sehr vorteilhaft zu ver-
wenden.
Litteratur. — Ausstellungen und Kongresse. — Gewerbliche Angelegenheiten. 8c
Litteratur.
Zeitschrift für Landschafts-
gärtnerei und Gartenarchitektur.
Herausgegeben von E. Pf y ff er
von Alt is holen. Garteningenieur
und Gartenarchitekt in München
(I »rleansplatz 5). Die uns vorliegende
erste Nummer dieser neuen Zeitschrift
ist reich mit Plänen und Abbildungen
versehen, die allerdings z. T. Cliches
zu sein scheinen, die von einer Bau-
gesellschaft entliehen sind. Sie er-
scheint monatlich einmal und ist
speziell für Garten -Architekten. -In-
genieure, Landschaftsgärtner, Baum-
schul-, Villen- und Gartenbesitzer
bestimmt. Jede Xummer soll eine
Preisaufgabe enthalten.
Normal - Sortiment des Kernobstes,
festgestellt auf dem Pomologen-Kon-
gress in Breslau, herausgegeben vom
Verein der Pomologen und 1 »bstzüchter
für Anhalt und Provinz Sachsen.
Gilbert II. Ilicks and Sothoron
Key, Additional Notes on Seed
Testing, S.-A. aus } earbook of Depart-
ment ofAgriculturefor 1 897, Washington.
Die Verfasser empfehlen als Keimbett
zum Samenprüfen Gefässe aus Gips und
geben eine Methode zum Herstellen
derselben an. Ferner haben sie einen
verbesserten Spiegelkasten erfunden,
um taube Grassamen zu erkennen, und
endlich schildern sie auchdiefür die ver-
schiedenen Sämereien besten Methoden.
Bei einigen Bohnensorten keimten un-
geritzte Samen noch nach 48 Tagen,
geritzte dagegen in 4 Tagen mit 90 pCt.
L. W.
Ausstellungen und Kongresse.
Petersburg. III. internationale
Gartenbau- Aus Stellung vom 5. 17.
bis 15. 27. Mai 1899. Anmeldungen bis
spätestens zum 1. 13. März an Geheim-
rat Exzellenz Prof. Fischer von
Waldheim, Kaiser!, bot. Garten. Die
Einladungen an die Preisrichter sind
letzt versandt worden.
Antwerpen. Internationale Aus-
stellung vom 9. — 13. April 1899 zur
Feier des 30« jährigen Geburtstages von
Anton van Dyck.
Gent. 30. April bis 9. Mai 1899
grosse internationale Ausstellung der
Ligue horticole L'Union zu Mont
St. Amand bei Gent. Das Programm
ist ausserordentlich umfangreich, gegen
1000 Aufgaben.
Dresden. Jubiläums - Ausstellung
des Landesobstvereins für das König-
reich Sachsen vom 14. — 19. Oktober.
Das Programmm ist zu beziehen:
Gerokstrasse 45.
Dresden. Anfang Mai 1900 Früh-
jahrsausstellung der Feronia.
London. Internationale Konferenz
über Bastard- und Kreuzungs-
pflanzen, veranstaltet von der Royal
Horticultural Society am 11. und
12. Juli 1899. Anmeldung von Artikeln
und Pflanzen an W. Wilks, Secretan.
117 Victoria Street, Westminster S\V.
Gewerbliche Angelegenheiten.
Sitzung der gärtnerischen Kommission des
wirtschaftlichen Ausschusses.
Am Sonnabend den ai. d. M. trat
unter Vorsitz des Herrn Geh. Ober-
regierungsrat Wer muth im Reichsamt
des Innern eine Kommission zusammen.
I deren Mitglieder auf Grund von Vor-
schlägen gärtnerischer lachvereine
und Korporationen, der gärtnerischen
Presse u. a. berufen wurden, um über
etwaige handelspolitische Massnahmen,
soweit sie das gärtnerische Gewerbe
86
Eingesandte Preisverzeichnisse.
im deutschen Reiche betreffen, in Be-
ratung zu treten.
Es waren erschienen die Herren
Bauer, Handelsgärtner in Danzig,
Beissner, Königl. Garteninspektor in
Bonn, Kommerzienrat Benary-Erfurt,
Brettschneider, Vertreter der Lor-
bergschen Baumschule in Berlin, Peter
F e 1 1 w e i s, Handelsgärtner in Uerdingen,
Hoss, Handelsgärtner in Frankfurt a.M.,
Carl Lackner-Steglitz, Mietzsch,
Baumschulenbesitzer in Dresden,
Möller, Redakteur der Deutschen
Gärtnerzeitung in Erfurt, Müller (in
Firma J. C. Schmidt), Erfurt, van der
S m i s s e n-Steglitz, Oekonomierat S t o 11-
Proskau.
In der Einführungsrede des Herrn
Geh. Oberreoierungsrat Wermuth
proklamierte derselbe mit bezug auf
die Einzelheiten der Verhandlungen
Amtsverschwiegenheit.
Am Schlüsse der Verhandlungen,
welcher um 4 Uhr nachmittags ein-
trat, wurde eine Unterkommission ge-
bildet, welche aus acht Herren, und
zwar: Stoll für Obstbau, Benary für
Samenbau und Samenhandel, Fettweis
für Gemüsebau, Hoss: frische Blumen
und Blätter, Müller: getrocknete
Blumen und Blätter, Mietzsch für
Baumschulartikel, Carl Lackner für
Topfpflanzen und Handelsgärtnerei,
van der Smissen für Blumenzwiebeln
und Knollen, zusammengesetzt ist und
die mit der weiteren Bearbeitung und
Berichterstattung in ihren Spezial-
fächern beauftragt wurde.
Eingesandte Preisverzeichnisse.
F. C. Heinemann, Kgl. Hoflief.,
Erfurt. General-Katalog No. 208/9. ~~
Wilhelm Rückert, Görlitz. Saat-
kartoffeln.— Vilmorin, Andrieux &
Cie., Paris. Liste des nouveautes. -
Wilh. Pfitzer, Stuttgart. Samenver-
zeichnis. — Gustav Scherwitz,
Königsberg i. Pr., landw. Sämereien. —
C. Rusteberg & Günther, Zeitz,
Prov. Sachsen. Saatgetreide und Futter-
Sämereien. — Joseph Mock, Trier.
Samenverzeichnis. — Samenkulturen
Mechau (Gartendirektor F. Wegner)
in Mechau, Post Schüttlau, Reg.-Bez.
Breslau. Engros-Verzeichnis No. 14 über
Gemüse-, Feld- und Blumensamen. —
Kelway & Son, Langport, Somer-
setshire, England. Manual of Horti-
culture (Haupt-Preisverzeichnis von
Samen, Zwiebeln undPflanzenm. Abb.). —
W.Atlee, Burpee & Co., Philadelphia,
Burpee's Seed - Annual. Samenver-
zeichnis (Riecherbsen. Tomaten etc.,
etc. m. Abb.). — Gius eppe Siebzehn er,
Florenz. Lorbeerblätter und anderes
Bindegrün. — Bernhard Haubold,
Laubegast-Dresden. Räucherapparat. —
Jacob Zopes, Fischenich b. Köln a. Rh.
Haupt-Preisverzeichnis über Gemüse-,
Feld-, Gras-. Gehölz- und Blumen-
Sämereien (m. Abb.). — Friedrich
Roemer, Quedlinburg a. Harz. Preis-
verzeichnis über dasselbe. — Peter
Smith & Co., Hamburg, Gr. Burstah 10.
Haupt-Preisverzeichnis über dasselbe
und Apparate. — Friedrich Spittel,
Arnstadt b. Erfurt. Desgl. (m. Abb.). —
H. Cannell & Sons, Swanley, Kent.
Desgl. (m. Abb.), auch Apparate. -
Kohlmannslehner & Schwenke,
Schöneberg-Berlin. Engros -Preisliste
über dasselbe. —Vilmorin, Andrieux
& Cie., Paris. Quai de la Megisserie.
Desgl. (m. Abb.). — Sam. Lor.
Ziemann, Quedlinburg. Desgl. — Max
Kornacker.Wehrden a. Weser. Haupt-
Preisverzeichnis über dasselbe. —
Wilhelm Mühle, Temesvär. Desgl. —
J. C. Schmidt, Erfurt. Auszug aus
dem Hauptkatalog (m. Abb.). —
Kohlmannslehner & Schwenke,
Schöneberg - Berlin. Engros -Angebot
von Samenneuheiten (m. Abb.); die-
selben, von Neuheiten (m. Abb.);
dieselben, echte Cactus-Dahlien. —
Peter Smith & Co., Hamburg, Gr.
Burstah. Haupt-Verzeichnis über Koni-
feren, Bäume, Sträucher etc. — ■ Van
den Blink & Aaij, Brielle (Holland).
Gemüse etc. — Harlan P. Kelsey,
Boston, Mass. Harte amerikanische
Pflanzen und Carolina - Gebirgs -
blumen, Galax-Blätter, Ginseng etc. —
V. Lemoine et fils, Nancy-Neuheiten
von Abutilon, Fuchsien, Pelargonium
zonale, Pentstemon etc. etc. —
J. Lambert & Söhne, Trier. Haupt-
verzeichniss von Samen.
Personal-Nachrichten.
\
Personal-Nachrichten.
Beim Krönungs- und Ordensfest
haben erhalten: den Stern zum Roten
Adler-Orden II. Kl. mit Eichenlaub:
Dr. A 1 1 hott". Wirkl. Geh. Ober-Reg.-
Ratu. Ministerialdirektor im Ministerium
der geistl. etc. Angelegenheiten:
Dr. Thiel, Wirkl. Geh.Ober-Reg.-Rat
u. Ministerialdirektor im Ministerium für
Land\v.( V> irsitzenderd. Kuratoriums der
kgl. Gärtner-Lehranstalt zu Potsdam):
den Roten Adler-Orden III. Kl. mit
der Schleife:
Dr. Reinke, Geh. Reg.-Rat, ordentl.
Professor und Direktor des bot. Gartens
an der Universität Kiel;
den Roten Adler-Orden IV. KL:
Dr. Traugott Müller, Geh. Reg.-
Rat und vortragender Rat im Ministerium
für Land \\ (Dezernent für Gartenbau);
Dr. Pflug, Rechnungsrat im Reichs-
Schatzamt. Mitglied des Vereins zur Be-
förde] m . les Gartenbaues;
das Allgemeine Lhrenzeichen :
i '. abbe. ( rartenarbeiter zu Sanssouci;
Lauften' rster Gartengehilfe im
Schlossgarten zu Brühl; Vogt, Ober-
gärtner in der Karlsau bei Kassel;
/immer. Gartenarbeiter zu Wilhelms-
höhe bei Kassel.
Aus Ajilass der Anwesenheit S. M.
des Kaisers in Konstantinopel sind ver-
liehen: Dem Hofgartendirektor Adam
Schi« rfi daselbst der Kgl. Kronen-
orden 4. Kl., dem Hofgärtner Wienhold
das Allgemeine Lhrenzeichen.
Geh. Reg.-Rat Seh wenden er, Di-
rektor des botanischen Instituts dei
Universität Berlin, feiert am 10. Februar
seinen 70. Geburtstau,. Es werden von
seinenSchülern und Freunden zu diesem
Feste viele Vorbereitungen getroffen.
Der weltbekannte Botaniker J. G.
Baker in Kew gab seine Stellung am
Kgl. l : im : a >< Lbsl am 1 2. Januar
auf, um in den wohlverdienten Ruhe-
stand zu treten. Baker hat sich auch
um die Gartenbotanik hoch verdienl
gemacht, indem er sehr „handliche"
Handbücher über Amaryllidaceen,
Bromeliaceen, sowie Uebersichten über
Liliaceen etc. etc. schrieb.
Johan ring, Rosenschulen-
besitzer zu 1 Htm ach au in Schlesien,
f am mbei 1 sn\ im \o. Lebens-
jahre. Er hatte die frühen- Rosen-
Kaufmanns Rad ig zu
-er Blüte gebracht.
Garteninspektor E.Ortgies in Kilch-
berg bei Zürich, der 3S Jahre lang,
bis zum 1. April 1894, im botanischen
Garten zu Zürich tätig war, feiert am
19. Februar seinen 70. Geburtstau. Wir
brachten seine Biographie mit Portrait
in Gartfl. 1894 S. 225 und berichteten
über sein 50jähriges Gärtner-Jubiläum
daselbst S. 168, 200, 279, 282, 312.
Matthias Gebhardt, unseren ver-
einten Lesern aus früheren Jahrgängen
durch mehrere Abhandlungen über die
Weltausstellung in Chicago und den
amerikanischen Gartenbau bestens be-
kannt, ist seit 1. Januar in der Firma
J. C. Schmidt in Erfurt mit der
Stellung eines Obergärtners betraut
worden.
Johannes Mahlin g, seither Ober-
gärtner in der Hauptgärtnerei der
Firma J. C. Schmidt in Erfurt, wurde
die Stellung des erstenKorrespondenten
bei derselben Firma übertragen.
Der frühere Gärtnereibesitzer, jetzige
Rentier Jean Louis Mathieu. Berlin,
langjähriges Mitglied des Vereins zur
Beförderung des Gartenbaues, f am
23. Januar im 09. Lebensjahre. Der
Verstorbene war der Sohn des rühm-
lichst bekannten Louis Mathieu.
nach dem die Mathieustrasse benannt
ist, und der Vetter des Kgl. Garten-
baudirektors Carl Mathieu.
Otto Bissmann, < ibstbaulehrer in
Gotha, winde vom Herzog zu Sachsen-
Koburg-Gotha zum Obstbau -Inspektor
ernannt.
Karl Bierwitz, Gutsgärtner in
Meerchin, wurde das preussische All-
gemeine Ehrenzeichen verliehen.
I lerKunstgärtnerViktor Hägemann
im Kgl. Doraänenpark zu Gatersleben
,1. Harz f am 31. Dezember 1898 im
Alter von 76 Jahren.
n8
Unentgeltlich abzugebende Samen.
Unentgeltlich abzugebende Samen.
Njr für die Mitglieder des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues.
Meldungen bis zum 15. Februar an das General-Sekretariat in Berlin N., Invalidenstrasse 42.
Nur die gewünschten Nummern aufschreiben; nur einige auswählen, nicnt alle;
10- oder 20- event. 25- oder 5o-Pfennig-Marke beitiu.
1. Dill. Anethum graveolens. 48. Antirrhinum majus nan., niedrigstes
2. Köll- oder Bohnenkraut, einjährig. : Löwenmaul, alle Farben gemischt.
8.
9-
10.
1 1.
12.
13-
14-
15.
16.
17-
18.
19.
20.
21.
2 2.
23-
34-
28.
29.
30-
3i-
32.
33-
34-
35-
36.
37-
39-
40.
4'-
42-
43-
44-
45-
40.
47-
Tomate Ficarazzi, früheste.
» Albino, gelbfrüchtig, neu.
Petersilie, gewöhnliche Schnitt-.
Thymian, Sommer- oder franz.
Gurken, Japan. Kletter-, Formosa-.
» lange Berliner Aal-.
Speise-Kürbis, mehrere Sort., gem.
Zier-Kürbis, in guter Mischung.
Erbse, Pahl-, de Grace, niedrig.
» Gold- oder Wachs-.
» Mark-, Klars Riesen-Stangen-.
Stangen-Bohnen, Schneide-, aller-
grösste Schlachtschwert-.
Krup-Bohnen, Flageolet-, Victoria.
» » früheneuezartschot.Brech-
Blumenkohl, Erfurter grosser früher.
Weisskohl, Klars Liebling, früh.
Rotkohl, früher schwarzroter.
Wirsing, Berl. mittelfrüher, gelber.
Rosenkohl, hoher vorzüglicher.
Blätterkohl, niedr., krauser grüner.
Kohlrabi,Wiener, kurzl. frühe weisse.
Mohrrüben, Douwicker.
» lange rote Braunschw.
Pastinakwurzel, lange glatte.
Petersilien würz., kurze dicke Zucker.
Sellerie, Berl. grosser Knollen-.
Salatrüben, echte schwarzrote lange.
Kopfsalat, Rudolfs Liebling.
Schnitt- oder Stechsalat, früher
gelber mooskrauser.
Feldsalat od. Rabinschen, dunkelgr.,
vollherziger, breitbl.
Spinat, grossblättriger, de Gaudry.
Zwiebeln, weisse Valencia-.
Porree, Ostia, dunkelgrüner.
Radies, runde KlarsZwerg-, karmin-
rote, früheste kurzlaubigste Sorte.
Radies, Woods längste rosenrote.
Rettig, Mai-, golgelber ovaler.
» Winter-, weisser Münchener.
Aster. Juwel- od. Ball-, gem. alle Färb.
» Komet- oder Pudel-, gemischt.
Chrysanthemum-, gemischt.
Levkoyen.grossblum.engl.Sommer-,
gemischt.
» grossblum. Riesen-Sommer-, gem.
Goldlack, einf. Pariser, hellbraun.
Rittersporn, Delphinium consolida
cand. fi. pl., alle Farben gemischt.
Balsaminen, Impatiens bälsamina
ilore pleno, gemischt.
49-
50.
51-
52.
53-
54-
tf
-
Lathyrus odoratus, Eckfords Pracht-
sorten gemischt.
Mirabilis Jalappa, alle Färb. gem.
Papaversomnifer.pl., alle Färb. gem.
Salpigl. var. nan.. alle Färb. gem.
Scabiosa grandiflora, alleFarb.gem.
Mola tricolor maxima, von den aus-
gezeichnetsten Muster- und Aus-
stellungsblumen gemischt.
Acacia lophanta (Albizzia).
Amarantus salicifolius.
57 Aquilegia vulgär, fl. pl.
58. Asperula azur. setosa.
59. Bellis perennis, fl. pl.. gemischt.
Brachycome iberidifol.
Centaurea nana compacta Victoria.
Chelone barbata.
Coix Lacrymae aurea zebrina.
Convolvulus, gemischt.
Cosmea bipinnata albitlora.
66. Dianthus caryophyllus Rem. Mar-
garitae, Margareten-Xelke.
» chinensis. fl. pl., gemischt.
» diadematus plen.
Godetia Whitneyi, Lady Albemarle.
Gypsophila elegans.
Helianthus cucumerifolius Stella.
» mollis.
Heliotrcpium hybr. gigant., Riesen-.
Heuchera sanguinea.
Iberis amara umbellata, purpurrot.
Lobelia Erinus ramosa.
Lupinus, gemischt.
Myosotis alpestris, rob. grandiflora.
Nemophila maculata, gemischt.
Panicum tonsum.
Perilla nankin. macr. crispa comp.
Petunia hybrida, schöne Färb., gem.
Phlox Drummondi, alle Färb. gem.
Portulaca grandifl.. alle Färb. gem.
Primula veris.
Reseda odorata grandifl. Gabriele.
Ricinus Zanzibarensis.
Schizanthus grdfl. alb. atropurpur.
Tagetes erecta nana »Ehrenkreuz«.
Tropaeolum Lobbian., Kresse, gem.
» majus nanum King Theodore.
« Mammouth-, gemischt.
Wigandia Caracasana.
Zinniaeleg. fl.pl., grandifl.plenissima.
Capsicum annuum, span. Pfeffer,
Paprica, Cardinal.
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61.
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63-
64-
65.
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68.
69.
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89.
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91.
92.
93-
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95-
Gartenflora 1899.
1459.
MAGNOLIA WATSONI. j. d. hook.
Magnolia Watsoni J. D. Hooker.
f (Hierzu Tafel 1459.
ir John Dalton Ilooker beschreibt in Botanical Magazine 1891 t. 7157
diese von ihm an gedachter Stelle neu aufgestellte Art folgendermassen:
»Ganz glatt, Blätter 4 — 7 Zoll lang, 2 — 3V2 Zoll breit, ziemlich kurz
gestielt (y2 — 1 Zoll), länglich oder verkehrt- eiförmig oder kreisförmig verkehrt-
eiförmig, etwas spitz oder zugespitzt, an der Basis keilförmig oder abgerundet,
etwas wabig, oberseits dunkelgrün, gelb gerandet, unterseits bleich, die jüngeren
seidenhaarig; Nerven jederseits 10 — 15, bogenförmig, oberseits tief eingedrückt
und wie die Mittelrippe gelblich; Blumen wohlriechend, einzeln, mit den
Blättern gleichzeitig, 5—6 Zoll im Durchmesser, Kelchblätter länglich oder
linear-länglich, sehr konkav, später zurückgeschlagen, rosa oder blass-purpurn;
Blumenblätter breit, verkehrt-eiförmig, sehr konkav, stumpf, ungleich, aus-
gebreitet, rahmweisslich; Staubgefässe sehr zahlreich, V3 so lang wie die
Blumenblätter, vielreihig, zurückgebogen, einen breiten Ring bildend; Staubfäden
blutrot, so lang wie die linearen, stumpfen, schmutzig-rötlichgelben Staubbeutel;
Fruchtknotenstand länglich, dick, gestielt, die einzelnen, sich dachig deckenden
Fruchtknoten lanzettlich, zugespitzt, aufrecht, leicht zurückgebogen; Narben linear.
Kleiner Baum, Zweige glatt, rund, geringelt. Blätter 4—7 Zoll lang,
2 — 3V2 Zoll breit.«
Vergleicht man diese Beschreibung und die Abbildung im Bot. Mag.
t. 7157 mit unserer Abbildung, so wird man kleine Unterschiede finden, die
aber nur darauf beruhen , dass im Bot. Magazine eine Blume im weiter
aufgeblühten Stadium, daher mit zurückgebogenen Staubfäden und mehr auf-
gesprungenen Staubbeuteln und entwickelten Narben dargestellt ist, wodurch
der Fruchtblätterstand länglicher und höher wird, während bei uns die Blume
eben aufgeblüht ist.
J. D. Ilooker bemerkt, er sei zögernd an die Aufstellung einer neuen
Art gegangen, da die chinesischen und japanischen Arten der Gattung Magnolia
unvollkommen beschrieben seien, und sagt: Dass es nicht M. parviflora ist, ist
einleuchtend wegen der Grösse der Blumen. Von M. parviflora sah er ein gut
getrocknetes Exemplar und eine treffliche Abbildung in dem Werke von
Keisuke Ito, Professor der Botanik an der Universität Tokio, in »Figures and
descriptions of plants in the Koishikawa Botanical Gardcns (Tokio)« vol. I t. 13
und diese stimmten vollkommen mit der von Siebold und Zuccarini ge-
gebenen Beschreibung, die ihr kleine kreisrund-verkehrt-eiförmige zugespitzte,
häutige Blätter mit wenigen Nerven (6—8 Paar) und kleine Blumen mit langem,
schlankem Blütenstiel zuschreiben. M. Watsoni steht viel näher der M. hypoleuca.
Sieb, et Zucc. (Keisuke Ito t. 14), welche eine grössere Pflanze darstellt
mit kräftigen Zweigen, grossen länglichen Blättern, die dicht bereift, unterseits
dünn behaart sind und mehr oder weniger zwei Jahre dauern.
QO 855. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc.
Hook er benannte die Pflanze zu Ehren des Herrn Watson, Assistent-
kurator (d. h. Assistent des Inspektors) der Kgl. Gärten zu Kew. der so manche
Pflanze zur Blüte brachte, die im Bot. Magazine abgebildet ist.
Der Strauch, nach welchem Hooker die Art benannte, wurde für die
Kgl. Gärten in Kew aus demjapanischenlfof auf der Pariser Weltausstellung 1889
gekauft und blühte zuerst im freien Grunde in Kew im Juni 1890. Die Blumen
hatten einen sehr kräftigen Geruch nach Calycanthus.
Das Exemplar, nach welchem unsere Abbildung angefertigt wurde, ist
von Herrn Ökonomierat Späth 1895 lebend aus Japan eingeführt.
Nachdem die Pflanzen, welche durch den Transport etwas gelitten hatten,
im ersten Jahre in Töpfen kultiviert waren, wurden sie im nächsten Jahre, aber
ziemlich spät, erst im Juni, ins freie Land gepflanzt und erklärt es sich dadurch,
dass die Blüte, welche unsere Abbildung zeigt, erst am 18. September zum
Aufblühen kam. Die normale Blütezeit wird also wahrscheinlich Juni sein,
wie auch Herr Hofmarschall v. St. Paul in Fischbach beobachtet hat. Letzterer
gab eine sehr charakteristische Beschreibung der Blüte in Gartenzeitung 1894,
S. 386. Die abgebildete Blume hatte 11 cm Durchmesser und zeichnete sich
besonders durch einen köstlichen Duft aus. Die Kelchblätter waren hellrosa,
dem Stiele anliegend, die Staubfäden dunkelbraunrot, die Staubbeutel lachs-
farben, die Blumenblätter elfenbeinweiss und fleischig. Xach den Notizen des
Herrn Prof. Koehne sind die Blätter unterseits entschieden grau (bei hypoleuca
mehr weisslich), mit feinen Härchen gleichmässig bestreut, an der Mittelrippe
mit ziemlich langen, sehr feinen Haaren reichlich besetzt. L. W.
855. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues
am 28. Januar 1899.
I. Der Direktor des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues, Kgl. Gartenbau-
direktor C. Lackner, bemerkte zunächst, dass wegen der Feier des
Geburtstages S. M. des Kaisers in derlandw. Hochschule die Versammlung
vom 26. auf den 28. Januar verlegt sei.
IL Zum Andenken der verstorbenen Mitglieder Gärtnereibesitzer Feigenspan
in Forst N. L., kaiserl. russ. Hofgärtner a. D. Schulz in Cöln und Rentier
Louis Mathieu in Berlin erhoben sich die zahlreich Erschienenen von
ihren Sitzen.
III. Vorgeschlagen wurden:
1. zum Ehrenmitgliede Herr Geh. Regierungsrat Prof.Dr. Schwendener,
dem das Diplom am 10. Februar, seinem 70. Geburtstage, überreicht
werden soll;*)
2. zu wirklichen Mitgliedern:
1. Herr Th. Lange, Garteninspektor der Gärtner-Lehranstalt zu
Oranienburg;
2. » Otto Platz, Gärtnereibesitzer, Charlottenburg;
3. » W. Boeck, Versicherungsdirektor, Steglitz;
4. » G. Bartsch, Obergärtner, Berlin;
5- » F. Goe dicke, Gärtnereibesitzer, Seehof bei Teltow;
*) Der Bericht über die Feier des 70. Geburtstages folgt in Heft 5.
855. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. ((1
6. Herr Freitag, Maurermeister, Sommerfeld;
7. » Gottschall, Ilandelsgärtner, Seehof bei Teltow;
8. » Rudolf Meyer, Rentier, Charlottenburg;
9. » C. von Reklam, Major, Berlin;
10. » Dr. Thost, Inhaber der Verlagsbuchhandlung Gebr.
Bornträger, Berlin;
11. » P. Kirchner, Stadtgärtner, Dessau.
IV. Auf allgemeinen Wunsch wurde sofort die Wahl des 1. Stellvertreters
des Direktors vorgenommen. Um Irrtümer zu vermeiden, wurden alle
Stimmberechtigten ersucht, aus dem Saale hinauszugehen und beim Wieder-
eintritt ihren Stimmzettel an den Wahlvorstand, die Herren Inspektor
Dressler, Garteninspektor Echtermeyer und Architekt Urban, ab-
zugeben. Der Direktor verlas ein Schreiben des Herrn Kgl. Garten-
inspektors Per ring, in welchem dieser erklärte, dass er eine etwa auf
ihn fallende Wahl ablehnen würde, und in welchem er weiter im
Interesse des Vereins die Bitte aussprach, einen Liebhaber, in diesem
Falle Herrn Konsul Seifert, zu wählen. Von den 112 abgegebenen
Stimmen fielen
7S auf Herrn Konsul Seifert,
31 » » Kgl. Gartenbaudirektor Hampel,
1 » » Perring,
1 » » Bluth,
1 » » Hofgärtner Hoffmann.
Herr Konsul Seifert ist somit gewählt. Er hatte schriftlich erklärt, dass
er, im Fall die Wahl auf ihn fiele, dieselbe annehmen werde.
V. Ausgestellte Gegenstände waren sämtlich ausser Preisbewerb vor-
geführt.
1. Als eine ganz hervorragende Leistung ist eine für Ende Januar
ausserordentlich reichhaltige Sammlung von Äpfeln und Birnen des
Herrn Kgl. Gartenbaudirektors Carl Mathieu-Charlottenburg, Ehren-
mitglied des Vereins, zu bezeichnen. Sie umfasste 65 Sorten Äpfel
und 11, Sorten Birnen. Herr Direktor Mathieu hob als besonders
empfehlenswert hervor: Von Äpfeln Ontario, Xorthern Spy, Calvill von
Oullins, Winter-Rambour, ganz besonders für die Rheingegenden von
Lambert & Reiter in Trier empfohlen, eine belgische Reinette deChenee,
den kleinen Api als Topfobst (vielleicht das Pomum Appianum der
Römer) und Elise Rathke, deren Stamm bekanntlich einen Trauer-
baum bildet; von Birnen: Triomphe de Touraine (neu), Chs. Cognee,
Olivier de Serres.
Herr Mehl möchte bei den Birnen Six1 Iiutterbirne (Beurre Six) als
höchst empfehlenswert hinzugefügt sehen, sie dürfte in Wohlgeschmack
und Tragbarkeit wohl von keiner anderen übertroffen werden; leider
bleibt sie grün, ist aber glatt und schön geformt. Herr A. Drawiel
bestätigt das; sie habe sich bei ihm dies Jahr ausnahmsweise gut
gehalten, ihre Schale sei sehr dünn und das Fleisch sehr schmelzend.
Herr Kgl. Garteninspektor Weidlich rühmt noch, dass sie im
Borsigschen Garten in Berlin trotz der ungünstig-ten Verhältnisse immer
rein bleibe und gut trage. Herr Hofgärtner Iloffmann bemerkt, dass
Q2 855. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc.
die Birne Olivier de Serres sich dies Jahr nicht so gut halte, im übrigen
ist sie sehr zu empfehlen wegen Fruchtbarkeit und Aroma.
2. Herr Gartenbaudirektor Carl Mathieu legte ferner eine Frucht der
Anona squamosa, ein beliebtes tropisches Obst, vor, die sein von West-
afrika zurückgekehrter Sohn auf Madeira das Stück zu 50 Pf. gekauft hatte.
3. Herr Gärtnereibesitzer G. Marquardt-Zossen führte sein neues
Veilchen Kaiser Wilhelm II. in mehreren Töpfen sowie in vielen
abgeschnittenen Exemplaren vor, deren köstlicher Duft den ganzen Saal
erfüllte. Herr Marquardt berichtete: Dieser Sämling ist 1896/97 aus
vier verschiedenen Veilchen gezogen, die Mutter ist Viola canina, das
Hundsveilchen, drei andere Sorten wurden mit diesem wilden Hunds-
veilchen in drei verschiedenen Mistbeeten zusammengepflanzt. Die Be-
fruchtung habe ich nicht besorgt, sondern die Insekten. Ganz be-
sonders hervorzuheben sind die langen Stiele, die bis 30 cm Länge
erreichen; ferner die Grösse der Blumen (sie bedecken mitunter einen
preussischen Thaler), die schöne dunkelblaue Farbe und der herrliche
Geruch. Allerhöchsten Ortes ist ihm die Ermächtigung erteilt, dem
Veilchen den Namen S. M. des Kaisers zu geben, auch sind bereits zwei-
mal zum Geburtstage S. M. von ihm Veilchen übersandt worden. Herr
Marquardt hat ca. 15 — 20 000 Stück herangezogen und wird diese Neuheit
am 1. April in den Handel geben.
Herr de Coene: Wenn es sich um die Grösse handelt, so ist das
Veilchen von Millet in Bourg-la-Reine wohl ebenso gross oder noch grösser.
Herr Inspektor Dressler stellt den Antrag, das Veilchen zu Versuchs-
zwecken anzuschaffen, was stillschweigend genehmigt wird. Herr Hof-
gärtner Hoffmann findet an dem schönen Veilchen nur das eineBedenk-
liche, dass die Stiele etwas schlaff sind. Herr Marquardt: Da wir lang-
stielige Blumen haben wollen, so züchte ich hauptsächlich darauf hin,
ich fürchte, den Stiel nicht stärker erhalten zu können, denn ich halte das
Haus auf 12 ° R. Übrigens haben nur die Blüten der Ranken schlaffe
Stiele, die aus der Mitte nicht. Einer der vorgeführten Töpfe hat
44 Blumen incl. der Knospen. Auch die kleinsten Spitzen blühen.
Herr Garteninspektor Lindemuth: Nach Herrn Marquardt soll Viola
canina die Mutter gewesen sein. Die ist aber geruchlos und viel heller.
Da nun die Neuheit dunkelblaue Blumen und sehr schönen Geruch hat, so
muss der Vater durchschlagend gewesen. Ähnliches habe ich selber früher
'bei Begonienkreuzungen gefunden, wo die Nachkommen ebenfalls mehr
dem Vater als der Mutter glichen.
Herr Direktor Lackner: Auch bei Rhododendronkreuzungen ist der
Vater immer ausschlaggebender als die Mutter.
Herr Dietze: Ich kann mir nicht denken, dass die Blumen bei 12 ° R.
getrieben sind, dazu ist die Farbe zu dunkel.
Herr Marquardt: Es sind gegen 12 ° und ich treibe zugleich Kaiserin
Auguste Victoria, die muss ich so warm halten. Bei Sonnenschein gebe
ich mittags natürlich Luft.
Herr Dietze: Wenn man abends und über Nacht wollte 12 ° behalten,
so würden die Stiele zu schlaff werden, bei 8 — 9 Grad würden sie
straffer bleiben.
855. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. qo
4. Herr Kgl. Hofmarschall v. St. Paul, Ehrenmitglied des Vereins
zur Beförderung des Gartenbaues, übersandte eine Ranke von Lapageria
rosea mit folgendem Schreiben: »Diese Ranke ist von derselben Pflanze,
von welcher ich früher eine Ranke sandte, welche 1898 in Heft 4 S. 101
der »Gartenflora« abgebildet ist. Wer sich für diese Pflanze interessiert
— und ich hoffe, ihre Liebhaber werden sich stets mehren — kann daraus
ersehen, dass bei verständiger Kultur aus den Blattachseln nicht einzelne
Blüten, sondern Blütenstände mit 3 — 5 und mehr Blüten hervorbrechen.
Ein solches Stück Ranke in voller Blüte ist ein fertiger Strauss für sich
und hält sich 14 Tage bis 3 Wochen in einer Vase. Sie blühte hier gerade
um die Weihnachtszeit und wollte ich das Prachtstück nicht dem
damaligen Postpacket-Trubel anvertrauen, sonst hätte ich sie Ihnen mit
Blüten gesandt.«
L. Wittmack bemerkte, in Gartenflora 1876 p. 9 nehme ein Herr E. M.
(wohl E.Mayer, Garteninspektor in Karlsruhe) an, dass vonLapageria ver-
schiedene Varietäten existieren müssten, seine Exemplare hätten immer
nur 1 Blume im Blattwinkel erzielt, anderswo habe er viel mehr Blumen
gesehen. An seiner Kultur habe es nicht gelegen, denn nachdem er sich
die reichblühende Varietät verschafft, habe diese unter denselben Ver-
hältnissen auch reich geblüht. Herr de Coene meint, es läge doch an
der Kultur, die Blätter werden bei guter Kultur auch viel grösser. Herr
Direktor Lackner: Man hat allerdings verschiedene Varietäten, aber bei
guter Kultur blühen sie alle reich. Ganz besonders schön war der
Flor im Frankfurter Palmengarten im letzten Herbst, Herr Hofgärtner
Hoff mann: Ausgepflanzt blüht L. viel besser als im Topf; meist wird
sie zu warm gehalten und dann leicht von der Spinne befallen. Die
Temperatur sei nicht zu hoch, aber gleichmässig.
5. Herren Spielberg & de Coene führten eine Vriesea hybr.
Leodiense*) vor, die auffallenderweise statt einer einzigen Ähre, deren
mehrere gebildet hatte, sodass der Blütenstand eine Rispe darstellte.
L. Wittmack wies darauf hin, dass bei Vrieseen das öfter vorkäme
und er schon früher darauf hingewiesen habe, dass die Einteilung der
Vriesea-Arten nach dem Blütenstande mitunter irreführe.
6. L. Wittmack legte Champignonbrut aus Sporen gezogen, sogen,
sterilisierte Brut, aus dem Institut Pasteur-Paris vor, die ihm Herr
Kritter, Spezialist für Champignonkultur, Berlin X., Treskowstrasse 35,
freundlichst überlassen hatte. Man zieht im Institut Pasteur aus den
Sporen der besten Champignons das Mycel in wahrscheinlich sterilisiertem
Pferdedünger in Form von Halbcylindern, sogenannten Cartouchen und
von da weiter in gewöhnlichen Fladen (galettes). Herr Amelung, Ober-
gärtner am Joachimsthalschen Gymnasium, zieht auch die Brut aus Sporen
und Herr Kritter bemerkte dem Vortragenden, dass Herr Amelung in
Gartenflora d. J. Xo. 1 S. 11 die Entwicklung sehr richtig geschildert
habe. Erst bilde sich eine feine Haut und nachher erst die sichtbaren,
stärkeren Fäden.
*) Y. Leodiensis Hort Leodiensis l l.eodium^Lüttich t ist ein Rustard von V. Morre-
niana )< Barilletti üartrl. 1893 S. 340 und ähnlich dem umgekehrten Bastard, der als
V. Wmmackiana Kittel in Gartrl. 1888 t. 12NH abgebildet ist. Vergl. Mez in Suites au Prodro-
mus IX 567.
Q/l 855. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc.
Herr Amelung: Schon vor drei Jahren habe ich im Blumen- und
Gemüseausschuss darüber gesprochen, wie wichtig es sei, die Brut aus
Sporen zu ziehen, da man dann gute Rassen erhalten kann. Ich habe in
einer grossen Berliner Champignonzüchterei die Brut aus dem Institut
Pasteur mit gutem Erfolge verwenden sehen, sie ist nur sehr teuer, eine
Cartouche kostet 80 Pf., und man braucht zum Belegen von 1 qm für
2 M. Brut, von deutscher Brut nur für 75 Pf. Jedenfalls sollte man aber
in Deutschland es ähnlich machen wie in Paris.
7. Herr Goedecke zu Seehof bei Gross-Lichterfelde führte zum
dritten Mal herrliche Rosen vor, um zu beweisen, dass er so gut wie
im Oktober, November und Dezember auch im Januar Rosen liefern könne.
Dass es mit dem Frei-Auspflanzen der Rosen in den Häusern bei uns
gehen müsse, sei dadurch bewiesen, dass es selbst in Dänemark gehe.
Dort haben sich Gärtner zusammengethan. ein Haus erbaut und darin
Rosen getrieben, um der Regierung zu zeigen, dass sie selbst Rosen
liefern können. Infolge dessen ist jetzt ein sehr hoher Schutzzoll von
2 Kronen = 2,25 M. auf 1 kg in Dänemark eingeführte Rosen gelegt.
Herr Hofgärtner Hoffmann, der sich die Kulturen des Herrn Goedecke
angesehen, erklärte dessen Bestreben als ein ausserordentlich anerkennens-
wertes. Es sei doch etwas anderes, ob man an einer Rose im Topf
4 — 6 Blumen oder an einer Rose im freien Beete 15 — 20 Blumen ziehe.
Dazu komme noch ganz wie bei den Rosen, die man einst in Russland
bewunderte, eine gute Kultur und ein herrliches Farbenspiel. Er habe
einige der Goedecke'schen Rosen 14 Tage im Zimmer gehabt und
sie hätten kaum etwas von ihrer Farbe eingebüsst.
8. L. Wittmack legte einen aufgesprungenen $ Zapfen von Dioon
edule vor, der sich durch lockig wollige Behaarung an den Spitzen
der Schuppen auf deren Aussenseite von den normalen Zapfen unter-
scheidet und den er var. lanuginosum nennt.
VI. Hierauf hielt Herr Kgl. Gartenbaudirektor Carl Hampel einen mit
grossem Beifall aufgenommenen Vortrag über die Verschönerung der
Städte, in welchem er den von Herrn Prof. Begas im vorigen Jahr im
Lokalanzeiger ausgesprochenen Tadel, dass man bei uns Denkmäler und
Fassaden durch Bäume verdecke, zu widerlegen versuchte. Der Vortrag
wird besonders abgedruckt werden. Nur der Teil, der sich auf die
Prachtstrasse in Steglitz und die Köpenicker Landstrasse bezieht, und die
Diskussion seien hier kurz wiedergegeben.
Herr Hampel tadelt die Art der Baumpflanzung in der Pracht-
strasse. Erst kommt zu beiden Seiten ein übermässig breiter Bürger-
steig, dann jederseits am Rande desselben eine Baumreihe, darauf ein
Absatz (eine Bordschwelle) und dann jederseits ein Geleise für die
elektrische Bahn, dann wieder je eine Reihe Bäume, darauf wieder ein
Absatz und dann der Fahrdamm in der Mitte. Die beiden Absätze
werden im Winter bei Schnee und Glatteis Manchen zu Fall bringen, die
Droschken und Privatwagen können nicht vor dem Bürgersteige halten,
weil die elektrische Bahn dazwischen liegt, und beim Umzüge werden
den Bewohnern dadurch viel Unannehmlichkeiten erwachsen. Vor allem
beschatten aber die vier Baumreihen mehr die elektrische Bahn als den
855. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc.
Bürgersteig und die Bäume werden in wenigen Jahren unten immer aus-
geputzt werden müssen, da für die elektrische Bahn bis 5 m über dem
Boden die Aste störend sind. — Auch auf der Köpenicker Landstrasse
hat man das eine Gleis der elektrischen Bahn zwischen die Baumreihen
gelegt und musste die Bäume 5 m hoch aufstutzen.
Herr Direktor Lackner bedauerte auch, dass oft da, wo allein dei
Gärtner sprechen sollte, nur der Architekt zu sprechen habe; bezügli« h
der Prachtstrasse aber müsse er sagen, dass die jetzige Lösung die bi
sei. Wäre die elektrische Bahn in die Mitte des Fahrdammes gelegt, so
würden die anderen Wagen stets in Gefahr kommen.
Herr Perring schliesst sich betreffs der Prachtstrasse Herrn Lackner
an, nur sei der Fahrdamm zu schmal, vielleicht weil man an Asphalt
habe sparen wollen. Die billigeren Bürgersteige seien zu breit.
Herr Amts Vorsteher a. D. Martin Hoffm an n -Treptow bemerkt, da>s
viel mehr Leute eine elektrische Bahn benutzen als eine Droschke, es sei
daher gut gewesen, die elektrische Bahn dicht an den Bürgersteig zu
legen. — Auf der Köpenicker Landstrasse habe man nur aus Xot das
eine Gleis zwischen die Baumreihen gelegt, da der Damm nur 12 m
breit war. Es sei zweckmässig, bei elektrischen und Kleinbahnen die Geleise
ganz vom anderen Fuhrwerksverkehr zu trennen. --In Bezug auf die
technische Hochschule müsse er Herrn Prof. Begas Recht geben, sie sei
zu sehr durch Bäume verdeckt. Vor dem Museum sind die Vorpflanzungen
jetzt auch zu hoch geworden, doch im allgemeinen muss man sagen.
- Umpflanzungen, wie alle Umrahmungen, den Wert eines Kunstwerkes
erhöhen. — Bei Anlage von Plätzen, wie in Schöneberg, müssen oft so viel
Privatinteressen mit in Berücksichtigung gezogen werden, dass sich nicht
immer vom idealen Standpunkt aus verfahren lässt. Bei Verkehrswegen
über einen Platz dürfte die Diagonale, trotzdem sie nicht schön, immer
die zweckmässigste sein.
Herr Hofgärtner Martin Hoffmann trat für die Gleichberechtigung,
der Gartenkunst- mit der Baukunst und den anderen Künsten ein. Ein
Dozent an der früheren Bauakademie habe ihm gegenüber einst selbst
das Bedauern ausgesprochen, dass aus Mangel an Zeit den Baubeflissenen
kein Unterricht in landschaftsgärtnerischen Darstellungen gegeben werden
könne. Da dies nicht geschehen kann, so hat sich eben als ein besonderer
Zweig der Kunst die Landschaftsgärtnerei entwickelt. - Gerade eine
grüne Umrahmung belebt die Städte.
Herr Brodersen: Als die technische Hochschule fertig war. hat es
an Bemühungen, die Bäume zu entfernen, nicht gefehlt. Wie man erzählt,
hat man die Erlaubnis Sr. Majestät des hochseligen Kaisers Wilhelm I..
der sich die Bäume ansah, u. a. dadurch zu erlangen gesucht, dass einer
der Räte sagte, die Bäume seien doch schon recht alt. Da aber habe
der Kaiser geantwortet: dann mögen sie auch stehen bleiben, bis sie von
selber sterben.
Herr Hampel: Professor Begas ist eben im Irrtum, wenn er meint,
dass die Gärtner schuld daran seien, wenn die Bäume vor der technischen
Hochschule stehen. Ähnlich ist es in manchen Fällen, wo die Krone
mitzureden hat. Der hochselige Kaiser Wilhelm I. war bekanntlich ein
96_
Riesen-Eichen.
grosser Verehrer älterer Bäume. Man denke nur an die dicke Pappel in
der Potsdamerstrasse. Was das Museum betrifft, so ist es richtig, dass,
wenn man von der Schlossbrücke kommt, man das Museum nicht sofort
sieht, weil die vielen Bäume davor stehen. Das Museum soll aber doch
vorzugsweise vom Schloss aus gesehen werden und von dort aus ist die
Einrahmung nicht störend. Indes dies würde eins derjenigen Gebäude
sein, von denen ich in meinem Vortrage sagte, dass man Bäume fehlen
lassen muss. Bei alten Baumpflanzungen hat sich das Publikum aber
schon so daran gewöhnt, dass eine Entfernung schwer ist. Vor der
Thomaskirche wurden die Bäume fortgenommen, weil sie den Blick auf
die Kirche von der Köpenickerstrasse aus störten; jetzt verlangen die
Umwohner, dass wieder Bäume geflanzt werden. Bei Anlage von Plätzen
sollen auch die Privatinteressen berücksichtigt werden, aber die all-
gemeinen müssen vorgehen. In Stadtgegenden, wo der Grund und Boden
teuer ist, wird man nicht so ausgiebige Plätze anlegen können, anderer-
seits ist aber nicht zu vergessen, dass durch die Plätze die Grundstücke
wieder wertvoller werden.
VII. Herr Kohlmannslehner lud zur Versammlung deutscher Dahlienzüchter
am 29. Januar ein.
VIII. Der Vereinsdirektor teilt hierauf mit, dass der Vorstand beschlossen
habe, den Ordnern und einigen anderen Männern, welche sich um die
Jubiläums-Ausstellung besonders verdient gemacht haben, eine Anerkennung
zu verleihen. Es besteht diese in einer grossen Reliefmedaille aus echter
Bronze in einem Holz-Rahmen, der den Xamen des Besitzers trägt. Die
Medaille ist angefertigt nach dem Modell des Prof. Schley von unserem
Mitgliede Otto Schultz, Naunynstrasse 19.
IX. Aufgenommen wurden als wirkliche Mitglieder die in der letzten Ver-
sammlung Vorgeschlagenen. (Siehe Gartenfl. Heft 2 S. 34.)
Carl Lack n er. L. Wittmac k.
Riesen-Eichen.
(Hierzu Abbildung 17 — 20.)
,ede und einsam erscheint im Winter die Xatur, wenn sie ihren Blätter-
- schmuck verloren und Bäume und Sträucher ihre kahlen Zweige gegen den
Himmel strecken.
Um so interessanter ist es aber, dann Beobachtungen anzustellen über den
Aufbau von Wäldern und die in diesen vorkommenden Eigentümlichkeiten,
betreffend die Gestalt mancher Baumriesen.
Der Verfasser führt den Leser dieser geschätzten Zeitschrift in die Um-
gegend Dessaus, der Hauptstadt Anhalts, und werden noch Manchem, gelegent-
lich der dendrologischen Versammlung in Wörlitz, die Schöpfungen der gross-
artigen Parkanlagen in Wörlitz, Oranienbaum sowie vieler anderer Orte, die
wegen ihrer schönen Lage zu anziehenden Aufenthaltsorten im Sommer um-
gewandelt und die die Residenz selbst förmlich wie ein grosser Garten
einschliessenden Anlagen in Erinnerung sein. Lange sind die Schaffer zur
Riesen-Eichen.
«>7
ewigen Ruhe eingegangen, jedoch die grossen Bäume, unter ihnen die knorrigen
Eichen, die in einigen bemerkenswerten Formen in laubtreiem und in
belaubtem Zustande zur bildlichen Darstellung gelangen, mögen anzeigen, wie
manches Jahr über ihren Häuptern dahingegangen und sie dennoch zum Teil
prächtige belaubte Kronen zur Schau bringen.
Einer der ältesten dieser Baumriesen ist wohl die »Franzosen-Eiche«,
die an dem früheren Knüppeldamm* jetzt Fahrweg zwischen zwei weit aus-
einander liegenden Forsthäusern Hohe Strasse« und »Speckinge«, steht und
ihre weit ausgebreiteten Aste gegen den Himmel streckt. In diesem früheren
leuchten Gelände mag sie wohl durch den Bau der Strasse gelitten haben, so
Abb. 17. Eiche im Luisium bei Dessau, unbelaubt.
dass sie jetzt nur noch mit den ihr belassenen trockenen Zweigen düster dasteht,
und als ein Wahrzeichen vergangener Zeiten in Ehren gehalten wird. Als
besonders erwähnenswert sei, dass nach der Schlacht bei Leipzig 1S13 flüchtende
Franzosen in dem hohlen Stamm Unterkommen gefunden und sich längere Zeit
dort verborgen gehalten hatten. Sie misst ungefähr 1 m über dem Erdboden,
trotz der schon auf einer Seite abgewetterten Rinde 3,80 im Umfang.
In einem anderen Forstrevier, »zum Sieglitzer Berg", ist ein den Namen
I'teifen-Eiche« tragendes Exemplar zu erwähnen, da dieses in seinen unteren
Zweigpartien eine die Form einer Riesenpfeife darstellende Verwachsung hat.
Es ist diese Bildung nicht auf künstlichem Wege hervorgerufen, sondern sich
im Anfang scheuernde Zweige sollen durch Aneinandcrwachsen dieses Xatur-
q8_
Riesen-Eichen.
gebilde hervorgerufen haben. Durch die Reihe der Jahre sind die schwächeren
Astpartien abgebrochen, sodass ein fast 50 cm umfassender Ast das scheinbare'
Pfeifenrohr bildet. Der Umfang des Stammes 1 m über dem Erdboden beträgt
4,20 m.
Viele prächtige Eichen bergen die ausgedehnten Forsten und Parkanlagen
in und um Dessau, so dass man noch manches prächtigen Exemplares gedenken
könnte, jedoch sei hier nur noch ihres stattlichen Baues und Grösse wegen zweier
Bäume Erwähnung gethan. und zwar eines im herzoglichen Garten Luisium
stehenden sehr grossen Baumes, der wegen seiner Höhe und seines sich kaum
3 m über dem Erdboden teilenden Stammes bemerkenswert ist. Die sechs von
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Abb. 18. Eiche im Luisium bei Dessau, belaubt.
der Teilung ausgehenden Äste haben an ihrer Basis einen Umfang von 1 bis
1,50 m. Leider ist schon einer der gewaltigen Zweige einem heftigen Wirbel-
winde unterlegen und 2 m über der Basis abgebrochen. Der Stamm hat 1 m
über dem Erdboden einen Umfang von 6,20 m.
Lange nicht so hoch und alt ist eine im Tiergarten stehende Eiche, die
wegen Ihres schönen Baues, der weniger hochgehenden, aber sehr breiten
Krone den Namen »schöne Eiche« führt und einen Stammumfang von 2,50 m hat.
Alle hier aufgeführten Eichen gehören sämtlich der grösseren Abteilung
der Stiel-Eichen, Ouercus pedunculata, an.
Dessau. • P. Kirchner.
Die Gegenwart und Zukunft der deutschen Champignonzucht.
99
Die Gegenwart und Zukunft der deutschen Champignonzucht.*)
f
lu-r drei Jahre sind verflossen, seit ich im Jahre i s < > 5 V>. 1 Seite 14 der
Gartenflora eine Anregung zur Champignonzucht gab und dabei die
Frage stellte, ob es in Deutschland möglich sei. eine Champignonzucht rentabel
zu gestalten.
Wenn ich mir nun heute erlaube, die Spalten der Gartenflora ein v
in Anspruch zu nehmen, so geschiehl es deshalb, 1. um klarzustellen, wie sich
die seiner Zeit von mir empfohlene Methode, Champignons in leeren Cement-
fässern, und zwar in Räumen ohne Heizung, zu züchten, bewährt hat; 3. möchte
ich einen kurzen Überblick geben, welchen Aufschwung die Champignonzucht
Abb. K). Eiche im Tiergarten bei Dessau, unbelaubt.
in Deutschland seit meiner Anregung genommen hat; 3. will ich versuchen,
darzustellen, wie in Zukunft die Champignonzucht gefördert und zum Allgemeingut
der Deutschen gemacht werden kann.
Obwohl ich mich nunmehr seit iS Jahren mit der Champignonzucht be-
schäftige, wozu ich durch den Umstand angeregt wurde, dass ich schon als
Kind Gelegenheit hatte, auf einer von der braunschweigischen Kammer seiner
Zeit angelegten Rieselwiese, welche vormals Jahrzehnte hindurch Viehtrift war,
viele Jahre hindurch von Anfang September bis Ende Oktober die schönsten
Champignons zu suchen, so waren mir doch bis vor einem Jahrzehnt die inneren
Vorgänge in einem künstlich angelegten Champignonbeete noch recht unklar.
*) Vergl. auch den Aufsatz des Verfassers: „Ein Beitrag zur Keimung von Champignon-
sporen-', Gartenrlora i8<io Heft 1 S. 1 1 und Heft | S. u.\ D. Red.
100
Die Gegenwart und Zukunft der deutschen Champignonzucht.
Um über diese Unklarheit hinwegzukommen, legte ich Beete in auseinander-
nehmbaren Kästen und schliesslich in Fässern an, so dass ich alle Stadien
der Entwicklung genau beobachten konnte; zugleich lernte ich auch bei Ver-
wendung verschiedener Dünger diejenigen kennen, welche auf eine reiche
Entwicklung von Pilzen Einfluss hatten.
Waren die ersten Fässer, welche ich benutzte, nur Versuchszwecken ge-
widmet, so habe ich später, bei Verwendung einiger Dutzend Fässer, doch meine
Rechnung gefunden, so dass ich diese Methode der Öffentlichkeit übergab mit
dem Bewusstsein, dass sie dem Privatmann nützen könnte, denn als Wett-
bewerb für den rationellen Züchter konnte sie nicht in Betracht kommen.
Ziehe ich nun die Resultate, wie sie mir aus den verschiedenen Teilen
Deutschlands sowohl wie vom Auslande vorliegen, zusammen, so ergiebt
sich, dass sich die Fasskultur im Privat gebrauch als handlich
v». -, Rfc>
...
Abb 20. Eiche im Tiergarten bei Dessau, belaubt.
und reinlich bewährt hat. Während die Tragfähigkeit in trockenen
Räumen etwa 14 Tage betrug, erhöhte sich selbige in Räumen, welche fast
immer etwas Grundwasser hatten, aber durch indirekt zugeführte Wärme auf
durchschnittlich io° R. gehalten werden konnten, auf 4 Wochen.
Ich selbst benutze die Fässer z. Z. nur noch zu Versuchszwecken, da
ich für die rationelle Zucht jetzt einen trockenen Keller habe; im übrigen
übertrage ich die bei der Fasskultur gesammelten Erfahrungen auf die Frei-
beetkultur.
Recht erfreut bin ich, dass meine Anregung und Bekanntgabe einer ver-
einfachten Kulturanweisung dazu beigetragen hat, dass die künstliche Champignon-
zucht in Deutschland seit einigen Jahren im Aufschwung begriffen ist. Nicht
bloss beschäftigen sich die Privatgärtnereien wieder mehr als vor Jahren damit,
zum eigenen Gebrauch der geernteten Pilze, sondern auch viele grössere
Handelsgärtnereien, ja selbst rein landwirtschaftliche Betriebe haben sie als
I>ie Gegenwart und Zukunft der deutschen Champignonzucht. 101
Nebenzweig ins Auge gefasst. Jedenfalls trägt hierzu auch der Umstand bei,
dass viele Landwirt'' durch Lieferung anderer Produkte mit den Delikatessen-
geschäften und Konsumenten der grösseren Städte durch unsere vorzüglichen
Verkehrsmittel im regen Geschäftsverkehr stehen und auf diese Weise erfahren.
dass die Nachfrage inbezug auf die Champignons grösser ist als das Angebot.
Ein gutes Zeichen des Emporblühens der Champignonzucht in Deutschland
möchte ich auch noch in dem Umstände erkennen, dass sich mit der
Grosskultur nicht mehr so viel Laien beschäftigen, sondern Fachleute,
die schon ein gut Teil Erfahrung mit ins Geschäft bringen.
Aber nicht nur der deutsche Züchter hat erkannt, dass die Kultur des
(,'hampignons unter gewissen Umständen lohnend ist, auch der Konsument
besonders in Berlin, schätzt die frische, feste deutsche Ware, welche
auf den Markt gebracht wird, sodass die Einfuhr frischer Champignons aus
Frankreich sehr nachgelassen hat.
Ich komme nun zu dem dritten Punkt meiner heutigen Betrachtung:
Wie kann in Zukunft die deutsche Champignonzucht gefördert werden?
Infolge der Regsamkeit, welche hier in den letzten Jahren auf dem Gebiete
der Champignonzucht zu verzeichnen ist, hat sich auch die Fachliteratur ge-
hoben. Einige ältere Werke über Champignonzucht haben neue Auflagen
erfahren, einige sind auf Grund praktischer Erfahrungen entstanden. Wenn
nun auch in diesen Werken die Champignonzucht im allgemeinen behandelt
wird, so befassen sich die Autoren doch vorwiegend mit der Treiberei, d. h.
Gewinnung des Champignons zu einer Zeit, wo es im Freien keine giebt. Die
in Deutschland in bedeckten resp. heizbaren Räumen gezogenen Champignons
werden vorwiegend frisch verbraucht, deswegen wäre zu wünschen, dass man
sich an geeigneten Orten in Zukunft mehr mit der Zucht des Freiland-
Champignons beschäftigen möchte. Einerseits deshalb, um die auf diese Weise
gewonnenen Pilze zu Konservenzwecken in Massen zu verwenden, wodurch
die sehr rege Einfuhr von Konserven aus Frankreich abgeschwächt würde,
anderseits aber, um auch die geringwertigeren Pilze, welche man auf den
Märkten sieht, zurückzudrängen. Ich meine, es sei ebensogut möglich, in
Deutschland den Champignon zum Allgemeingut der Volksernährung zu
machen, wie man neuerdings den Seelisch durch geeignete Massnahmen der
ärmeren Bevölkerung zugänglich gemacht hat. Die Frage, auf welche Weise
der Freiland-Champignon in Massen gezüchtet werden könnte, möchte ich auf
Grund meiner Beobachtungen und Versuche folgendermassen zu beantworten
suchen.
Der Champignon ist ein Pilz, der mit Vorliebe in tierischen Excrementen
gedeiht, deshalb finden wir ihn auch an solchen Stellen im Freien wildwachsend,
wo Pferde. Schaf-- und Kühe aufwiesen und Triften geweidet haben, oder aber
in Wäldern, wo Hirsche, Rehe und Hasen zur Atzung sich aufhielten. Aber
auch in den in Verwesung begriffenen Bestandteilen unserer heimischen
Laub- und Nadelhölzer gedeiht der Champignon, besonders in Verbindung mit
Moos und kurzem ('.rase. Jedoch gedeiht der Champignon im Freien nur an
solchen Stellen, die weder vom Grund-, noch vom Stauwasser belästigt
werden, also nur da, wo eine massige Feuchtigkeit herrscht.
Wenn sich nun zunächst die Forstverwaltungen bemühen würden, bei
Einrichtung von Schonungen in der einfachsten Weise dem Boden Champignon-
102 Die Gegenwart und Zukunft der deutschen Champignonzucht.
mycel einzuverleiben, so könnte ein Wald durch eine einmalige Anlage auf
eine lange Reihe von Jahren durch die Champignonzucht nutzbar gemacht
werden.
Auf ähnliche Weise könnte auch der Landwirt hochgelegene, kurzgrasige
Wiesen doppelt ausnützen, indem er sie in zweckmässiger Weise mit Champignon-
brut infiziert. Je nach der Witterung würde die Ernte der Champignons
entweder im April bis Mai oder im September bis Oktober stattfinden, sodass
die Heuernte nicht darunter leiden würde. Die Kosten zu diesem Beginnen
sind meinen Berechnungen nach gering, noch dazu, da das dazu verwendete
Material dem Graswuchs noch zu statten käme.
Dass man die Champignonzucht mit Spargelanlagen verbinden kann, ist
nicht mehr neu, denn es wurden vor Jahren im Königreich Sachsen sowie im
Braunschweigischen damit Versuche angestellt, die auch zum Teil ganz zufrieden-
stellende Resultate ergeben haben. Es fällt hierbei nur ins Gewicht, dass man
jedes Jahr genötigt ist, Brut zu legen, da das Pilzmycel durch die Bearbeitung
der Spargelbeete zerrissen wird. Trotz alledem möchte ich diese Art von
Freilandkultur für solche Betriebe empfehlen, wo doch jahraus, jahrein Leute
beschäftigt werden und wo die Brut ohne grosse Umstände herangezogen
werden kann.
Ferner möchte ich auch noch für die Champignonkultur im Freien die
Ausnutzung der mit Obstbäumen bestandenen Grasgärten empfehlen. Wo
jetzt der Obstbau im Aufschwung begriffen ist, wird der Landmann auch daran
denken, seine oft recht vernachlässigten Obstbäume in den Grasgärten zu düngen,
und es würde auch bei dieser Gelegenheit jeder praktisch denkende Landwirt.
Förster und Gärtner imstande sein, die Kultivierung von Champignons damit
zu verbinden, zumal in solchen Grasgärten, wo Kühe und Schafe weideten,
sehr häufig die Champignons schon wild vorkommen.
Wenn ich mir nun bei den Vorschlägen, die ich nicht etwa aus der Luft
gegriffen habe, sondern nach den Versuchen in den hiesigen Anlagen (durch
Auslegen von Brut unter Bäumen, in Strauchpartien, auf Rasenplätzen u. s. w.)
für ausführbar halte, nicht verhehle, dass man z. B. bei der Anlage in
Schonungen damit zu rechnen hat, das Mycel eines schon im Boden befind-
lichen geringwertigen Pilzes könnte die Champignonbrut unterdrücken oder das
Weidevieh könnte die Champignonernte auf einer Wiese beeinträchtigen, so
sage ich mir doch, dass man unter bedingten Verhältnissen auch zu über-
raschenden Resultaten kommen kann.
Ich will heute von meinen noch nicht abgeschlossenen Versuchen in
dieser Hinsicht nur hervorheben, dass man das Anpassungsvermögen des
Mycels dem Nährboden gegenüber in erster Linie in Betracht ziehen muss,
d. h. man muss Brut in ähnlichem Material heranziehen, worin sie später
anwachsen und Resultate zeitigen soll.
Ganz besonders sei diese Anregung Interessenten empfohlen, die im Besitz
solcher Gelände sind, auf denen Champignons seit Jahren wild vorkommen;
wenn hier die Natur in ihren Bestrebungen durch den Menschen unterstützt
wird, so kann auf dem Gebiete der Freiland-Champignonzucht als Mittel
zur Volksernährung in Zukunft noch viel geleistet werden.
Berlin, Joachimsth. Gymnasium. H. Amelung.
hie Verschönerung des Berliner Tiergartens 10^
Die Verschönerung des Berliner Tiergartens.
-cLyja die jetzigen Ausholzungen im Tiergarten in den Tageszeitungen z. T.
^Z-, abfällig besprochen sind, so erscheint es : cht, das mitzuteilen.
was im Gehölz- und Obstausschuss des Vereins zur Beförderung
baues darüber geäussert ist. Allgemein Mar man der Meinung, dass die Aus-
holzungen höchst zweckmässig seien, dass sie sogar schon viel früher hi
vorgenommen werden können. Es ist nicht beabsichtigt, aus dem Tiergarten
einen englischen Park mit grossen Rasenflächen zu schaffen. Das würde
der langgestreckten Form desselben kaum möglich sein, ohne dann auch die
umgebenden Häuserreihen mit sichtbar zu machen, was doch vermieden w< i
muss. Es müssten dann auch viele der schönen Alleen lallen, weh he fast alle
Fuss- und Fahrwege begleiten. Der Tiergarten soll den Charaktereines Hai
behalten und durch die jetzigen Ausholzungen soll ihm nur eine günstige
Zukunft geschaffen werden.
Im Laufe der Jahre haben sich viele 10 — 12 m hohe Stangen gebildet,
die einzeln nur wenig Blätter haben, gemeinsam aber doch ein Dach bilden,
das kein Unterholz autkommen lässt. Infolge dessen hat auch die Zahl der
Singvögel abgenommen. Es soll frisches Unterholz angepflanzt werden, um
auch die Vögel zu vermehren.
Durch das Auslichten kommen andererseits die vielen alten schönen
bäume mehr zur Geltung; sie sollen künftig besser ernährt, gedüngt und be-
gossen werden, was bisher nicht möglich war. In die Linken werden gut
belaubte Gehölze gepflanzt werden, namentlich Rotbuchen. Wo sich blühende
Sachen eignen, sollen auch diese angebracht werden: bis jetzt mangelt es daran
im Tiergarten ganz.
Entschieden wird durch die Ausholzungen auch die Lutt im Tiergarten.
die an einzelnen Stellen sehr dumpfig ist. verbessert und die Wege werden
trockener werden, zumal jetzt auch die Gewässer im Tiergarten, seitdem Was
aus dem Landwehrkanal hineingeleitet ist, ein grösseres Gefälle nach
Spree haben.
Wir wollen auch an den Ausspruch des grossen französischen Landschafts-
gärtners Ed. Andre erinnern, der bezüglich des Tiergartens 1897 sich auch
für Ausholzung aussprach und scherzhaft hinzufügte: »Pour avoir une ome
il faut casser des oeufs.« (Siehe Gartfl. 1.897 S. 333.)
Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc
Neue Gemüse-Samen von Dammann & ; Eierfrucht, lange Hom-
Co. in San Giovanni a Tetluccio bei
Neapel.
Nach den Beschreibungen der Züchter.
Eierfrucht, grüne Campania-.
Runde grosse Frucht, grün mit weiss,
ungemein fleisch i-i.
Frucht länglich, reinweiss mit grün
gestreift, sehr früh reitend.
Eierfrucht, runde Riesenbirne von Guadeloupe.
Früchte reinweiss, mit schön \ iolett
Längsstreifen, von enormer Grösse
und sehr vollfleischig.
io4
.Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
Abb. 21. Gurke, persische Trauben-.
Eierfrucht, Tricolore.
Sehr grosse, lange, starkfleischige
Frucht, oben hellgrün, die untere
Hälfte weiss mit hellviolett gestreift
und gefleckt; ganz eigenartig.
Gurke, persische Trauben-.
Hierzu Abb. 21.)
Zu den Traubengurken gehörig,
zeichnet sie sich durch sehr frühe
Reife aus. indem sie innerhalb fünf
Wochen vom Tage der Aussaat an
vollständig gebrauchsfertig ist. Die
kurzen, 15 — 20 cm langen Früchte sind
schön rund geformt, dunkelgrün, mit
braunen Stacheln schwach besetzt.
Eine höchst schmackhafte und wert-
volle Art. die in keinem Gemüsegarten
fehlen sollte.
Melone Cilento.
Frucht glatt, mittelrosa, oval, dunkel-
grün. Fleisch grünlich, fast weiss,
überaus saftig und süss. Was aber
diese Melone besonders wertvoll
macht, ist, dass sie sich an einem
trockenen Platze monatelang, unter
günstigen Verhältnissen bis zum Früh-
jahr aufbewahren lässt. Sie ist ver-
schieden von der neapolitanischen
Wintermelone, auch sind ihre Samen
verschieden von denen irgend einer
anderen Melonenart. Sehr zu em-
pfehlen, da sie zudem auch sehr reich
trägt.
Melone Abundantia.
Von allen kultivierten Arten sicher
die reichtragendste, denn das Land
scheint buchstäblich mit Früchten
bedeckt. Die ovalrunde, mittelgrosse,
gerippte, hellgrüne Frucht besitzt grün-
liches Fleisch von ausgezeichnetem
Aroma. Eine der frühesten Melonen,
daher auch für nördliche Länder zum
Anbau wärmstens zu empfehlen.
Abb. 22. Celosia pyramidalis monstrosa.
Blumen dunkelrot.
Neue eingeführte Blumensamen.
Celosia cristata „Rubin". O
Die Pflanze wird ca. 30 cm hoch,
ihre edelgeformten Blüten sind lebhaft
kirschcarmoisin, welche schillernde
Färbung namentlich im Sonnenschein
einen bezaubernden Anblick gewährt.
Gehoben wird diese herrliche Blüte
noch durch die gleichfarbigen Stiele
sowie durch die stark ins braun über-
gehend gefärbten Blätter.
Celosia pyramidalis monstrosa. G
(Hierzu Abb. 22.)
Mit dieser beginnt eine Zwischenart
der C. cristata und pyramidalis. Ihr
buschiger Bau gleicht dem der C. py-
ramidalis, während die Blüten,
namentlich diejenigen der Haupttriebe,
sich den cristata-Formen nähern. Die
Farbe der Blumen ist tiefbraunrot, die
Blätter dunkelgrün mit mehr oder
weniger braunrot gefleckt. Die
Pflanze erreicht die Höhe bis 1V2 m>
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
lo:
wächst ungemein üppigj ist daher für
höhere Gruppen von unschätzbarem
Werte.
Clinopodium argenteum.
(Hierzu Abb. 23.)
Diese für Gruppenpflanzung äusserst
wertvolle Melisseae verdient einen
bevorzugten Platz in jedem Blumen-
garten. Die Ptlanze erreicht eine
Höhe von 30 cm. Die gegenständigen
Blätter sind lebhaft grün, schwach
behaart und ovalrund, in deren Achsen
die unzähligen reinweissen kleinen
Blüten sich während des ganzen
Sommers entfalten.
Collinsia bicolor rosea. O
Den bereits existierenden Farben
der mit Recht so beliebten Collinsia
lügen wir in diesem Jahre obige bei,
welche sich durch ihre lebhaft rosa
Blüten von allen bisher im Handel
befindlichen Collinsien, wesentlich auch
noch durch ihre bedeutend grösseren
Blumen unterscheidet.
Dianthus laciniatus rubro-striatus. G
Eine sehr reichblühende Abart von
20 — 25 cm Höhe. Die weisse Grund-
farbe der Blumen ist mit lilaroten,
sehr zahlreichen Streiten versehen.
Ueberaus effektvoll und eine sehr wert-
volle Bereicherung des Sortimentes.
Epilobium hirsutum var. adenocaulum
(Hausknecht). %
(Hierzu Abb. 24.)
Eine prächtige, aus Kleinasien
stammende Abart; die bis 70 cm hohen
Pflanzen sind an den Rispen mit leb-
haft lilaroten Blüten reichlich besetzt.
Eine sehr dankbare Perenne.
Eupatorium altissimus L. % U
Diese sehr widerstandsfähige Perenne
erreicht eine Höhe bis zu 2 m. Ihre
zierlichen, bis 8 cm langen, sehr
schmalen Blätter geben der robusten
Pflanze ein schönes Aussehen. Die
Blüten, welche sich den ganzen Sommer
hindurch unermüdlich erneuern, sind
reinweiss.
Eupatorium serotinum Mich. Qj
Bau. Blüte und die hervorragenden
Eigenschaften theilt diese Pflanze mit
der vorhergehenden, nur sind ihre
Blätter kürzer, in der Form des Eupa-
torium riparium, jedoch noch bedeutend
länger und schmäler als die letzt-
genannte. Für Schnittblumen sind
beide von unschätzbarem Werte.
Abb. 2^. Clinopodium argenteum.
Blumen reinweis.
Abb. 24.
Epilobium hirsutum var. adenocaulum Hausknecht.
Blumen lila rosa.
io6
Kleinere Mitteilungen.
Kleinere Mitteilungen.
Ktiolls Aluminium -Etiketten.
(D. R.-G.-M.).
Hierzu Abbildung 25.
Bereits seit Jahren arbeitete ich an
dem Problem, ein für den Gärtner
passendes Etikett zu finden, da die
bisher gebräuchlichen mehr Fehler
als Vorteile besassen. Ilolzetiketten
Alle diese Nachteile beseitigt das
von mir nunmehr in den Handel ge-
gebene Aluminium-Etikett, denn es
ist vor allen Dingen billig und schön;
es bleibt silberweiss, da es nicht
oxydiert; es lässt sich leicht beschreiben;
die Schrift ist tiefschwarz und ver-
wittert nicht; es ist infolge des erhaben
Abb. 25. Aluminium-Etiketten von F. Knoll, Leipzig-Lindenau.
sind zwar billig, doch ist die Schrift
bald verwischt, solche von Zink
oxydieren zu schnell, setzen Belag
an und sind ebenfalls sehr bald un-
leserlich. Etiketten von Celluloid
zerfrieren zumeist im Winter, solche von
Glas und Porzellan sind zu teuer und
besonders leicht zerbrechlich, auch
muss die Inschrift vom Fabrikanten ein-
geätzt werden, so dass man meist nicht
die Etiketten-Inschriften auf Lager hat,
welche benötigt werden.
gepressten Randes besonders dauer-
haft und unzerbrechlich; es ist leichter
als Ilolzetiketten!
Sie werden bis jetzt in fünf Formen
angefertigt: No. I, rund, 4,8 cm Durch-
messer, Xo. II, oval, 6,5 cm Durch-
messer, No. III, eckig, 6,5 cm lang,
unten und oben 5 cm breit, No. IV,
lang, 8.5 cm lang, 2 cm breit, No. V.
herzförmig, 4.5 cm Durchmesser.
F. Knoll, Leipzig-Lindenau.
Kleinere Mitteilungen.
'"7
Die Etiketten sind besonders zur Be-
zeichnung von Rosen und Obstbäumen
geeignet; für botanische Gärten müssen
sie grösser sein, was wohl leichl gemachl
werden kann.
Dinte nebst Gebrauchsanweisung
wird beigegeben. Die Etiketten
sehen sehr sauber aus. L. W.
Jetzt zu vermehrende feine Schmuckpflanzen
für Hausdekoration und fürs Freie.
Je mehr das Frühjahr herannaht, desto
mehr beginnt das Wachstum in unseren
Glashäusern. Es ist jetzt in den ersten
Monaten des Jahres die Zeit zur Ver-
pflanzung und Vermehrung unserer
leinen Schmuckpflanzen gekommen,
welche wir während des Sommers an
geschützten Orten auch im Freien aus-
pflanzen resp. aufstellen können. Im
Folgenden seien einige Winke in dieser
Hinsicht gegeben.
In den letzten Jahren haben die
Croton immer mehr an Beliebtheit
zugenommen und man hat einsehen
gelernt, dass wenigstens einige Sorten
sehr leicht zu kultivieren sind. Herr
W. A. Taplin, dessen Ausführungen
im »American Florist« wir hier in
der Hauptsache folgen, giebt nach-
stehende Kulturanweisungen. Man
schneidet die Stecklinge von halb-
ausgereiftem Holze, steckt sie in ein
YiTinehrungsbeet, Sand, und hält sie
auf warmem Fusse geschlossen. Besser
ist es noch, sie einzeln in zweizöllige
Töpfe in sandige Cocosfasererde zu
bringen oder auch mehrere zusammen
in einen 4 — 5 zölligen Topf. Diese
Töpfe kommen in den Vermehrungs-
raum. Man hat hierbei die einzelnen
Stecklinge besser unter Kontrole und
es wird ein geringerer Prozentsatz ver-
loren gehen.
Will man die Croton recht schnell
zum Frühjahr heranziehen, so halte
man die Temperatur während der
Nacht auf 700 F.. 2 i°C, sorge für feuchte
Luft und lasse am Tage die Sonne voll
einwirken. Natürlich müssen die
Bilanzen nach und nach etwas ab-
gehärtet werden, ehe man sie zum
Verkauf bringt, denn sonst sind sie zu
zart und zu wenig widerstandsfähig.
Auch A< al y ph en und Sanchezien,
welche zum Verkauf im Frühjahr oder
zum Auspflanzen im Sommer heran-
gezogen weiden sollen, können gleicher-
weise wie Croton kultiviert werden.
Bei Acalyphen ist indes eine niedrig
Temperatur besser, man kann sie etwa
so behandeln wie man Coleus heran-
zieht. Von den A.calyphen sind
A. nuisaii a. tnoolor und marginata
wohl die brauchbarsten Arten, [hre
prächtige Färbung und ihr üppige]
Wuchs machen sie füi grosseBeete sehr
geeignet und schmuckvoll.
Auf der letzten Genter Ausstellung
waren von Sander-Brügge zwei neue
Ao.ilyphen ausgestellt, A. Sander i-
ana und l rod seffiana. Erste] e, von
welcher schon mehrfach in dieser Zeit-
schrift die Rede war, zeichnet sich
durch Grösse der Belaubung und
prächtig rote, lange Blütenähren aus.
Letztere ist viel kleiner, aber infolge
der bunten Blattfärbung sehr dekorativ
und wohl auch deswegen wertvoll,
weil sie härter als A. Sander i-
ana ist. Diese soll übrigens weiter
nichts sein als die alte A. hispida,
wie in neuerer Zeit gesagt wird, immer-
hin ist sie sehr interessant.
Von Sanchezien sind die Arten
Sanchezia nobilis varieg. und S.
glaucophylla die besten. Beide
wachsen willig und haben breite,
streifte Blätter, sobald das Erdreich
und die Feuchtigkeit ihnen halbwegs
zusagten. Stecklinge von jungen Trieben
wurzeln in sehr kurzer Zeit. Man pflanze
sie dann gleich in dreizöllige Töpfe,
da sie das Verpflanzen nicht lieben.
Auch die immer beliebten Aspi-
distra (Plectogyne) können jetzt \ei-
mchrt werden. 1 »ieskannnichl nur durch
Teilung der beblätterten Rhizome ge-
schehen, sondern auch durch Rhizome
ohneBlätter können sie Vermehrtwerden.
Man schneidet diese in etwa zollange
Stücke, steckt sie in Töpfe oder Schalen
in Sand oder sandige Erde, indem man
sie etwa 1 Zoll hoch bedeckt und stellt
sie in ein Warmhaus bis das erste Blatl
treibt, dann werden sie in kleine 1
gepflanzt und bald zu kleinen, brauch-
baren Exemplaren heranwachsen.
Nicht minder wertvoll als die bisher
genannten Pflanzen sind einige Aralia-
A.rten zur Dekoration. Zuerst nennen
wir Aralia Sieboldii. welche Viel-
fach unter dem Namen Fatsia
japonica geht. Sowohl die grüne
tuch die 2 bunten Formen dieser
Art sind ausgezeichnet für Hauskultur.
Die grüne Stammform wird bei kühler
io8
Aus den Vereinen.
Anzucht ebenso hart und widerstands-
fähig wie eine Aspidistra.
Fatsia (Aralia) papyrifera ähnelt
der ersteren etwas im Wuchs. Auch
sie wird durch Aussaat oder Wurzel-
schnittlinge vermehrt. Diese letztere
Art ist sehr leicht und empfehlenswert,
zumal die Pflanzen selten Samen
bringen.
Aralia Veitchii und ihre schmal-
blättrige Form, welche als A. gracil-
lima bekannt ist. gehören zu den
schön belaubten Pflanzen für Winter-
gärten, Fenster u. s. w., allein sie sind
leider etwas schwierig heranzuziehen,
ausgenommen durch Veredlung auf
A. reticulata oder A. Guilfoylei.
Diese veredelten Pflanzen gelten meist
als zu langsam wachsend und zu zart
für den Handelsgärtner, aber A.
Veitchii ist doch nicht so zart wie
sie erscheint, ausgenommen, wenn in
einer sehr hohen Temperatur heran-
gezogen. Man kann Pflanzen zwei bis
drei Sommer zur Dekoration von
Vasen etc. in Hallen u. s. w. ver-
wenden.
Pandanus Veitchii und Ficus
elastica dürfen wir bei der Frühjahrs-
vermehrung nicht vergessen ; wenn auch
Stecklinge dieser Pflanzen auch zu
anderer Jahreszeit wachsen, so ist jetzt
doch entschieden die geeignetste Zeit
zur Vermehrung. C.
Aus den Vereinen.
Die Kaiserl. Russ. Gartenbau-Ge-
sellschaft hat am 16./28. Januar den
Direktor des Kaiserlich botanischen
Gartens in Petersburg, Se. Excellenz
Herrn Wirklichen Staatsrat Professor
Dr. Fischer von Waldheim, zu
ihrem Vicepräsidenten erwählt.
Fränkischer Gartenbauverein.
In der am 10. Dezember 1898 in den
Zentralsälen abgehaltenen General-
Versammlung erstattete der erste
Vereins - Vorstand, Herr Hofrath
Seuffert, den Jahresbericht über die
Thätigkeit des Jahres 1898: Es wurden
zehn Vereinsversammlungen mit Vor-
trägen aus dem Gebiete der Botanik,
ßlumistik und Obstkultur abgehalten.
Durch die stets mit diesen Versamm-
lungen verbundenen Blumen-Ver-
losungen gelangten etwa isooblühende
und Dekorationspflanzen, unter diesen
auch recht seltene Pflanzenneuheiten,
in die Hände der Vereinsmitglieder.
Um der Hauptaufgabe des Vereins, der
Förderung der unterfränkischen Obst-
kultur, gerecht zu werden, brachte der
Vereins-Ausschuss im Frühjahr 1. J.
203 veredelte Obstbäume an Obstbau-
vereine und Obstbau treibende Ge-
meinden Unterfrankens, 3100 Obst-
wildlinge an unterfränkische Schul-
gärten, 39 000 Edelreiser der wertvollsten
und reichtragendsten Obstsorten an
Obstbauvereine, Gemeinden. Pfarrer.
Lehrer und Obstproduzenten Unter-
frankens unentgeltlich zur Verteilung.
Die überaus reiche Zwetschenernte
dieses Jahres gab demVereinsausschuss.
um solche im Interesse unserer Land-
wirte möglichst nutzbar zu machen,
willkommenen Anlass, am 24. September
1. J. in der städtischen Ludwigshalle
zu Würzburg eine Ausstellung der
besten, vollkommensten und wert-
vollsten Zwetschen- Sorten zu veran-
stalten, um die edelsten und schönsten
Spielarten der in früheren Jahren
weithin renommierten und im Handels-
verkehr sehr begehrten Franken-
zwetsche kennen zu lernen und solche
weiter zu verbreiten. Es gelangten
aus allen Teilen Unterfrankens über
60 Zwetschen-Sorten, zum Teil von
vorzüglicher Güte und Vollkommenheit,
zur Ausstellung und wurden für die
besten Leistungen durch das Preis-
gericht 6 Preis-Medaillen nebst Diplom
zuerkannt.
Auch in diesem Jahre wurden an-
fangs Oktober, um den Verkehr mit
frischem Obste im Interesse der
Obstproduzenten und Konsumenten
reger zu gestalten, auf dem Neumünster-
platz zu Würzburg zwei Obstmärkte
veranstaltet, welche ungeachtet der
im ganzen geringen Obsternte mit
durchgehends schönen Aepfeln und
Birnen von guten wertvollen Sorten,
zumeist auch in zweckentsprechender
Teilungen und Kongresse.
109
Verpackung, befahren waren. Im
ganzen gelangten auf diesen Märkten,
die sich unverkennbar gul hier ein-
gebürgert haben, gegen 500 Ztr. zumeist
schönes Tafelobst zu sein- guten Preisen
zum Verkauf. I >em Herrn Pfarrer
Marschall zu Wintersbachj dem
Begründer der Heidelbeerverwertungs-
Genossenschaft »Vorspessart«, sowie
den Herren Lehrern Hellmuth zu
Wittershausen, Nunn zu Prappach,
Lehritter zu Reichartshausen und
Stock zu Sommerau, welche sich in
hervorragender Weise und in den
verschiedensten Richtungen um die
liebung der unterfränkischen Obst-
kultur verdient gemacht haben, wurden
von der General - Versammlung auf
Antrag des Ausschusses Ehrenpreise,
dem sehr pflichteifrig und erfolgreich
Baumwart Herrn En n es zu Miinnerstadt
wirkenden aber eine Ehrengabe von
zehn Mark bewilligt. Im Verlauf der
General-Versammlung wurde das durch
Herrn Stadtgärtner und Anlagenin-
spektor Sturm in dankenswerterweise
geordnete und übersichtlich aufgestellte
Obstkabinett, welches die edelsten und
wertvollsten fürUnterfranken besonders
geeigneten Obstsorten in naturgetreuen
Nachbildungen enthält, von den an-
wesenden Vereinsmitgliedern besichtigt.
Die vom Vereinskassierer, Herrn Pri-
vatier Breiting, vorgelegte Vereins-
rechnung pro 1898 schliesst ab mit
2588,21 Mark Einnahmen, 2359.85 Mark
Ausgaben, sohin mit einem Aktivrest
von 228,36 Mark. Dem Herrn Vereins-
kassierer Breiting wurde für seine
opferwillige Thätigkeit, sodann den
Herren Kreiswandererlehrern Oekono-
mierat Schmitt und Albert für ihre
unermüdliche und pflichteifrige Thätig-
keit zur Vervollkommnung der unter-
fränkischen Obstkultur, weiterhin noch
der verehrlichen Verlosungs-
kommission für ihre eifrige umsichtige
und erfolgreiche Thätigkeit der be-
sondereDank im Namen des fränkischen
Gartenbauvereins durch den ersten
Vereins-Vorstand zum Ausdruck
bi acht.
Die Wiederwahl des Vereins- Aus-
schusses, welchem die Herren Ober-
landesgerichtsrat Wissel und Herr
Hauptmann a. D. Faulhaber für
seine seitherige Thätigkeit in warmen
herzlichen Worten den Dank Namens
der Vereinsmitglieder zum Ausdruck
gelangen Hessen, erfolgte du ich
Akklamation. Mit einem von Herrn
Hauptmann Faulhaber der Vorstand-
schaft und dem Vereinsausschuss ge-
brachten dreimaligen Hoch sei:
die sehr gut besuchte General -Ver-
sammlung.
(Neue Würzburger Zeitung.)
Vereinigung derMaiblumenzüchter und -Händler.
Auf Wunsch der Herren J. Hansen-
Pinneberg und A. Krause-Roitzsch
berief Herr Gartenbaudirektor G. A.
Schultz - Lichtenberg - Berlin. als
I. Vorsitzender der Vereinigung, eine
Versammlung der Sachverständigen
für streitige Fälle am 18. Januar 1899
in Berlin zusammen.
Es fungierten als solche einerseits:
die Herren Gartenbaudirektor C.
Lackn er- Steglitz, Gärtnereibesitzer
Paul George-Berlin O., Gärtnerei-
besitzer Franz Goetze - Stralau.
Andererseits: die Herren Gärtnerei-
besitzer C. Graf-Petersroda. A.Spiess-
Roitzsch, W. Berger-Roitzsch.
Nach längeren Verhandlungen gelang
es, den verwickelten Fall, dank den
eifrigen Bemühungen des Herrn Vor-
sitzenden und denen der Herren Sach-
verständigen, gütlich beizulegen. Da
das streitige ' »bjekt ein grösseres war,
so erzielte die Einigung auch bei den
streitenden Parteien allgemein'- Be-
friedigung.
C. Schwartz-Tempelhof, Schriftführer.
Ausstellungen und Kongresse.
Petersburg. III. internationale
Gartenbau-Ausstellung vom 5. 17.
bis 15. 27. Mai 1899. Anmeldungen bis
spätestens zum 1. 13. März an Geheim-
rat Excellenz Prof. Fischer von
Waldheim, Kaiserl. bot. Garten. Es
haben schon 120 auswärtige Preisrichter
ihre Mitwirkung zugesagt. Von neuen
1 10
Litteratur.
Preisen sind folgende hinzugekommen:
1. EinWertgegenstand von Ihrer Kaiserl.
Hoheit der Frau Grossfürstin Elisabeth
Feodorowna (für eine Gruppe Lathyrus
odoratus oder Theerosen in Blüte).
2. Desgl. von Ihrer Kaiserl. Hoheit der
Frau Grossfürstin Alexandra Josephowna
(für beste Gesamtleistung in Abt. V.
des Programms). 3. Desgl. von Seiner
Kaiserl. Hoheit dem Grossfürsten
Michael Nikolajewitsch (Preisbewer-
bung noch unbestimmt). 4. Zwei Geld-
prämien zu je 100 Rubel vom Grafen
Orloff Dawydoff. 5. Fünf grosse gol-
dene, drei grosse und zwei kleine sil-
berne Medaillen vom Ministerium der
Agrikultur und Reichsdomänen. 6. Vom
Departement der Apanagen eine gol-
dene Medaille. 7. Vom Präsidenten
der Kaiserl. Russ. Gartenbau-Gesell-
schaft, General Speransky, zwei gold.
Medaillen. 8. Vom Vicepräsidenten der
Kaiserl. Russ. Gartenbau-Gesellschaft,
Fischer von Waldheim, zwei goldene
und drei silberne Medaillen. 9. Vom
Dresdener Gartenbau-Verein ein Wert-
gegenstand im Werte von 120 Mark.
10. Vom Mitgliede der Gesellschaft,
Herrn Freundlich, ein Wertgegen-
im Preise von 150 Rubel (für eine
Kollektion Theophrasten). 11. Desgl.
von Herrn Schmölling drei goldene
und drei silberne Medaillen. 12. F)esgl.
von Herrn Seetingson eine goldene
Medaille. 13. Von Herrn Plautin 100
Rubel. 14. Von Herrn Röderscheidt
zwei silberne Medaillen. 15. Von Frau
Andrejeff zwei silberne und zwei
bronzene Medaillen.
Wie uns Herr Professor Zacharias-
Hamburg mitteilt, wird Flerr Wm.
Minlos- Lübeck am 9. Mai einen
Dampfer von dort nach Petersburg
senden, der am 13. — 14 daselbst ein-
trifft. Fracht pro 50 kg 1.50M. -j- !5%
sog. »Caylaken« für den Kapitän.
Antwerpen. Internationale Aus-
stellung vom 9. — 13. April 1899 zur
Feier des 3ocjährigen Geburtstages von
Anton van Dyck.
Gent. 30. April bis 9. Mai 1899
grosse internationale Ausstellung der
Ligue horticole L'Union zu Mont
St. Amand bei Gent. Das Programm
ist ausserordentlich umfangreich, gegen
1000 Aufgaben.
Dresden. Jubiläums -Ausstellung
des Landesobstvereins für das König-
reich Sachsen vom 14. — 19. Oktober.
Das Programmm ist zu beziehen:
Gerokstrasse 45.
London. Internationale Konferenz
über Bastard- und Kreuzungs-
pflanzen, veranstaltet von der Royal
Horticultural Society am 11. und
12. Juli 1899. Anmeldung von Artikeln
und Pflanzen an W. Wilks, Secretary,
117 Victoria Street, Westminster SYV.
Litteratur.
Die Schädlinge des Gemüse-
baues und deren Bekämpfung. Ein
Volksbuch für Gartenfreunde, Gärtner,
Samenzüchter. Würzkräuter- und Apo-
thekerptlanzen Anbauende. Von Heinrich
Freiherr von Schilling. Mit viel-
farbigen Tafeln nach Aquarellen des
Verfassers. Frankfurt a. Oder, Verlag
von Trowitzsch & Sohn, 1898. —
Preis geb. 2 M., 10 Exemplare 17.50 M.,
30 Exemplare 45 M.
Seinem bekannten und weitver-
breiteten Werke: Die Schädlinge des
Obst- und Weinbaues, hat Freiherr
von Schilling jetzt als sehr will-
kommene Ergänzung das oben genannte
folgen lassen. Durch 77 farbige Ab-
bildungen hat sich Verfasser bemüht,
die Schmarotzer auf den ersten Blick
kenntlich darzustellen, und der Verlags-
buchhandlung ist es gelungen, durch
sorgfältige Wiedergabe dieser Absicht
des Verfassers gerecht zu werden. In
kurzen Worten giebt Letzterer Be-
schreibungen der Schmarotzer — fast
durchweg von Insekten — und ihres
Vorkommens und fügt jedesmal, was
dem Praktiker die Hauptsache ist, die
Mittel zur Bekämpfung hinzu. Es ist
jedem Gartenfreunde dringend zu
empfehlen, dieses Buch zu erwerben
und bei jeder Gelegenheit zu Rate zu
Eingesandte Preisverzeichnisse. — Personal-Nachrichten.
l I l
ziehen; er wird bei Befolgung der
darin gegebenen Vorschriften sich vor
manchem Schaden bewahren.
Dr. Joh. Thiele.
Verhandlungen der Li. Haupt-
versammlung des Vereins deuts
Gartenkünstler vom 31. Juli bis2. August
zu Köln a. Rh. Mit einem Vortrage des
Stadtobergärtners Jung: Die öffent-
lichen Anlagen der Stadt Köln. Sehr
oswert!
Kitu-r v. Weinzierl. Zur I 1
des ameri kan ischen Rotklees. Publ.
d. K. K. Samenkontrollstation zu Wien.
Eingesandte Preisverzeichnisse.
C. van der Smissen, Steglitz-Berlin.
No. 60 Preisliste über Gartengeräte;
No. öi Samenpreisliste; No. 64 Geor-
ginenpreisliste; No. 65 Frühjahrs-
preisliste.— Rivoire pere et fils in
Lyon. Gemüse, Blumen, Baumschul-
artikel etc. (m. Abb.). — Ernst Bena ry
in Erfurt. Hauptverzeichnis über
dasselbe (m. Abb.). -- Jacob Zopes
in Fischenich bei Köln. Desgl.
Dammann & Co. in San Giovanni a
Teduccio bei Neapel. Desgl. - Metz
& Co. in Steglitz bei Berlin. Haupt-
verzeichnis über dasselbe und über
Baumschulartikel. — Dieselben: Säm e-
reien etc. für die grossen Kulturen der
Land- und Forstwirtschaft. — Otto
Meyer in Tecklenburg bei Lengerich
i. W.Gemüse, Blumen, Obstbäume etc.
A. Metz & Co., Berlin, Bülowstr.
Hauptverzeichnis. — Victor Lagar-
rique in Murviel bei Beziers
ikreich). Canna, Chrysanthemum
und Dahlien. — Vallerand freres in
Asnieres (Seine) und Tave] -< ».).
Begonien, Cyclamen, Gloxinien. Canna
etc. — Walter Siehe in Mersina
(Turquie d'Asie, Briefe via Marseille!).
I'i eislistefürWiederverkäufer.Aroideen,
Galanthus Cilicicus, Sternbergia ma-
crantha, diverse Neuheiten, Gehölz-
sämereien, Tafeltrauben. — Billiard
et Barre in Fontenay-aux-Roses (Seine).
Canna, Dahlien etc.
Personal-Nachrichten.
Gelegentlich des 40jährigen Bestehens
der königl. bayerischen Gartenbau-
Gesellschaft ist Herr Geh. Reg.-Rat
Prof. Dr. Engler, Direktor des königl,
botanischen Gartens, Berlin, zum Ehren-
mitglied ernannt, städtischer Garten-
inspektor Axel Fintelmann - Berlin
und städtischer Garten dir ektor Ko-
wallek-Köln zu korrespondierenden
Mitgliedern.
Der Veteran der Berliner Gärtner.
Herr Demmler-Friedrichsfelde, feiert
am 23. Februar seinen 90. Gebui:
Charles Joly, Ehren-Vizepräsidenl
der Soc. nat. d'hort. d. France Paris,
korrespondierende^ Mitglied des Ver-
eins zur Beförderung des Gartenbaues,
ist zum Ritter der Ehrenlegion ernannt,
eine Ehre, die diesem verdienten Manne
von seinen Freunden schon seit langen
Jahren gewünscht wurde. Darum ist
jetzt die Freude um so grösser; es
wird ein Festessen veranstaltet und
Herrn Joly ein Fhrengeschenk über-
reicht.
Der kgl. wirkliche Rat Max Kolb,
< »berinspektor am kgl. botanischen
Garten in München feiert am 19. März
sein 40jähriges Dienstjubiläum und
zugleich seine 40jährige Mitgliedschaft
derbayerischen Gartenbau-! resellschaft
Henry Leveque de Vilmorin,
Vizepräsident derSoc. d'hort. deFrance,
Ehrenmitglied des Vereins zur Be-
rung des Gartenbaues, ist zum
Offizier des Merite agricole ernannt.
Mit Recht sagt Gard. Chron., dass keine
□ dieser Arl die Achtung, die
Henry de Vilmorin bereits besitzt.
not h erhöhen ki">nnen.
I 12
Sprechsaal.
Sprechsaai.
Frage 1. »Wie kultiviert man
Fuchsia corymbiflora, damit selbe nicht
nur zu stattlichen Büschen heran-
wachsen, sondern auch einen reich-
lichen Blüthenflor entwickeln?« Ich
habe schon die verschiedensten Kultur-
methoden in Anwendung gebracht, aber
noch ganz wenig Blüten erzielt.
K. L. in O. Böhmen.
Antwort. Fuchsia corymbiflora ist
eine von jenen langblumigen Arten,
welche ihren Flor gleich F. boliviensis.
serratifolia u. a. erst am alten aus-
gereiften Holz entwickeln. Obgleich
sich nun diese holzigen, strauchartigen
Sorten durch den Charakter der
Pflanzen selbst sowie ihrer Blüten-
bildung in Trauben wegen mehr zur
Hochstammform eignen, so können
durch richtige Vorbereitung doch
buschige Pflanzen erzogen werden.
Immerhin ist es etwas gewaltsam, sie
wie die gewöhnlichen Marktfuchsien
ziehen zu wollen.
Man pflanze sie in 1/2 Rasenerde,
V2 Lauberde und groben Sand, gebe
mehr flache als tiefe Gefässe und
drainiere gut. Einjährige überwinterte
Pflanzen schneide man bei Beginn des
Triebes kurz zurück, um möglichst
viel Triebe von unten zu erhalten; die
sich zeigenden, schwachen Triebe ent-
ferne man gänzlich. Diese in nicht
zu warmen Kasten und nahe dem Licht
vorzunehmende Anzucht kann durch
Kubdung unterstützt werden. Noch
einmal nun verpflanzt, sind die
Pflanzen immer mehr abzuhärten, bis
sie gänzlich ins Freie gebracht werden
können. Kann es geschehen, so gebe
man ihnen einen möglichst sonnigen
Platz, etwa jenem entsprechend, welchen
man Azaleen, Rhododendron gern zur
guten Knospenbildung reserviert. Dort
werden sie eingefuttert und die Töpfe
mit kurzem Dung gedeckt. Ein Ver-
brennen der Blätter kann nur bei lässig
abgehärteten Pflanzen vorkommen, bei
in der Sonne gewachsenen Blättern
geschieht es nicht. Die langsame
Triebentwicklung in voller Sonne
sichert ein Blühen an jeder Spitze;
jedenfalls ist dasGegenteil, eineschnelle
Triebbildung, möge sie noch so kräftig
sein, ohne richtige Reife des Holzes,
die Ursache ihres unwilligen Blühens.
Schliesslich sei noch erwähnt, dass
zu diesem Ausreifen auch die richtige
Ueberwinterung gehört. Ausser Vege-
tation sollen die Pflanzen kalt — in
einem nur eben frostfreien Raum — und
trocken gehalten werden. G. Kittel.
Frage 2: Entwickelt Arum palaesti-
num, syn. sanctum, syn. Richardia
sancta, während der Blütezeit einen
schlechten Geruch, wie beispielsweise
Arum Dracunculus oder andere Arum-
Arten?
Antwort: Nur in nächster Nähe ist
der Geruch etwas unangenehm; bei
weitem nicht so stark wie A. Dra-
cunculus. Der Blumen-Ausschuss.
Tagesordiiiui
für die
856. Versammlung des Vereins z. Beförderung d. Gartenbaues i. d. pr. Staaten
am Donnerstag, den 23- Februar 1899, 6 Uhr,
im grossen Hörsaal der Königl. landw. Hochschule, Invalidenstrasse 42.
1. Professor Dr. Carl Müller: Über das Ives'sche Verfahren der Reproduktion von
Photographien in natürlichen Farben und seine Bedeutung für den Gartenbau. (Mit Demon-
stration des Chromoskopes). 2. Ausgestellte Gegenstände. 3. Antrag der vereinigten Ausschüsse:
a) den Fonds der Kaiser Wilhelm- und Augusta-Jubelstiftung für Gärtner von 6S00 auf 10000 M.
zu erhöhen; b) der Kgl. Gärtner-Lehranstalt Potsdam zu ihrem 70 jährigen Jubiläum eine
Summe von 5ooo M. unter dem Namen „Stipendienfonds des Vereins zur Beförderung des
Gartenbaues" zu überweisen. 4. Vorlage des Programms der grossen Winterblumen-Aus-
stellung im Februar 1900 im Zoologischen Garten. 5. Verschiedenes. — Mit Rücksicht auf
die Vorführung farbiger Photographien wird um pünktliches Erscheinen gebeten.
Die Baumschulen der Herren Jurissen & Sohn
in Naarden (Holland).
,,_. Von L. Wittinack.
m 2. Üsterleiertage, den 11. April 1898, tuhr ich von Amsterdam mit
einem Zuge der Holländischen Eisenbahngesellschaft nach der südöstlich
gelegenen Station Naarden-Bussum, zwei Vororten von Amsterdam mit vielen
Villen, die z. T. von Amsterdamern bewohnt werden. Mich überraschten in den
Eisenbahnwagen die grossen schönen Photographien, welche die bemerkens-
wertesten Gegenden, die von der Holländischen Eisenbahngesellschaft berührt
werden, darstellen und die von den Photographen Brainick & I.eusink in Arn-
heim angefertigt sind. Da sah man z. B. Alkmar, den Stadtwall zu Amersfoort,
den Markt zu Xymwegen (Xijmegen), den Park zu Ilet Loo etc. etc. Mag das
vielleicht auch Reklame der Photographen sein, jedenfalls lässt man sich eine
derartige belehrende, künstlerisch ausgeführte Reklame gern gefallen.
Nachdem man in unmittelbarer Nähe von Amsterdam viel Gartenland
und viele kleine Kanäle passiert, durchschneidet die Bahn den grossen Polder
>Watergraafsmeer« mit ausgedehnten grünen Wiesentlächen, berührt das
Städtchen Weesp an der Vecht, wo sich die grossen Gebäude der Kakaofabrik
des Herrn van Houten befinden, der für seine Angestellten eine grosse schöne
Parkanlage schaffen wird, fährt weiter durch das eingedeichte ehemalige
»Xaardener Meer« und ist in 33 Minuten schon in Naarden-Bussum.
Mein Ziel war die berühmte Baumschule der Herren Jurissen & Sohn
in Naarden*), die nicht fern von der Station gelegen, und unter der freundlichen
Führung des Vaters und seiner Söhne konnte ich eingehender dieselbe be-
sichtigen, wenngleich die Jahreszeit noch zu wenig vorgeschritten war, um die
Laubgehölze im Blätterschmuck zu schauen. Um so mehr fesselten daher die
Koniferen und andere immergrüne Gehölze die Aufmerksamkeit.
Die Baumschule besteht aus drei z.T. etwas weit von einander liegenden
Teilen und umfasst im Ganzen ca. 50 ha.
Der Boden ist in der Oberkrume ein humoser. z. T. anmooriger Boden,
im Untergrund ist bis zu 40 cm Tiefe guter humoser Sand. In der ganzen
Umgegend von Xaarden lag ursprünglich eine 3 — 4 m hohe Sandschicht über
dem fruchtbaren Humusboden. Seit 80 — i<><> Jahren hat man angefangen,
den Sand abzutragen, diesen auf Kanälen nach Amsterdam etc. zu schaffen, wo
er zu den Hafenbauten u. s. w. verwendet wird, und li.it nach der Abtragung
ein Land erhalten, so wertvoll, dass es statt früher 300 ^oo fl. jetzt 3000 bis
3000 fl. pro ha kostet.
• Die direkte Linie Berlin Rheine— Almelo Hilverssum— Amsterdam berührt auch
Naarden. Der Zug 10 Ihr abends Berlin, Friedrichstrassc. ist am nächsten Vormittag 9 Uhr
schon in Naarden.
"4
Die Baumschulen der Herren Jurissen & Sohn.
Die vielen Kanäle erleichtern auch den Betrieb der Baumschule ungemein.
alles kann per Kahn herbeigeschafft und ebenso damit abgeführt werden. Der
Boden ist ausserdem leicht zu bearbeiten und leicht rein zu halten. Die niedrige
Lage und vor allem die Xähe der Zujdersee bewirkt eine grosse Feuchtigkeit,
namentlich der Luft, und so ist denn das Wachstum der Pflanzen ein höchst
erfreuliches, wie auch der Graswuchs auf den vielen Wiesen in der Umgegend
ein sehr üppiger ist. Das Grundwasser steht in 1 — 1V2 m Tiefe. Beim Rigolen
kommt der Dünger deswegen auf den zweiten Spatenstich, nicht in den kalten
Untergrund.
In dem ersten Teil der Baumschule, der am nächsten der Bahn belegen,
werden besonders die Sortimente gehalten. Hier sah man u. a. eine Picea
Omorica. die Herr Jurissen aus Potsdam erhalten, Thuja Lobbiana, Picea
excelsa pendula*), eine hübsche hängende Fichte aus Frankreich, Berberis
stenophylla Mast. (B. Darwini X empetrifolia), schmalblättrige Berberitze, die
viel von Landschaftsgärtnern gekauft wird, Chamaecyparis pisifera aurea,
viel hübscher als plumosa aurea, wundervoll gelb, Thuja occidentalis Hoveyi
Hort., eine hübsche hellgrüne aufrechte Form, die aber unter Schneedruck
etwas leidet, Hex aquifolium aurea, sehr schön, oben gelb, unten weiss, I. a.
bromeliaefolium maculatum, Pinus ayanensis Fisch, (früher Alcockiana Yeitch.),
unterseits blauweiss. sehr schön, und viele Blutbuchen, die namentlich stark
nach Deutschland gehen. Linden sind in vielen schönen Exemplaren vor-
handen und werden u. a. waggonweise nach Deutschland und Dänemark ge-
schickt. Von Ulmen wird für Alleen viel die von Rinz in Deutschland ge-
züchtete Ulmus campestris monumentalis begehrt, weil diese nicht so in
die Breite wächst. Umgekehrt wird Ulmus c. horizontalis sehr breit und finden
sich zwei Reihen schöner Exemplare nach Herrn Jurissen auf dem Fischmarkt
in Lüttich, die in 6 m Höhe gepfropft sind und mit ihren breiten, horizontalen
Kronen den ganzen Platz beschatten.
Hübsch baut sich Ulmus campestris suberosa pendula, eine hängende Form
der Korkulme. Die Vermehrung der gewöhnlichen holländischen Ulmen
erfolgt durch Ableger, die dann eventuell einjährig veredelt werden.
Sehr gesucht sind jetzt Platanen, die kaum zu haben sind. Sie werden
durch Stecklinge vermehrt. Auffallend ist auch die Nachfrage nach Pirus
salicifolia pendula, dem Lieblingsbaum des verstorbenen Hermann Jäger; jähr-
lich werden ca. 500 Stück verkauft. Vom Kirschlorbeer besitzt Herr Jurissen
eine kaukasische Varietät, die viel dunkler und breiter ist (Wohl ähnlich wie
Herrn Späths schipkaensis). Von Herrn Frahm-Elmshorn hat er die neue
schwarze Blutbuche bezogen, welche die Jurissen sehe grossblätterige aber
nicht übertreffen soll.
Von Birnbäumen wird eine holländische Lokalsorte, die Dirkjes Birne,
sehr viel herangezogen; sie reift im August und September, ist eine gute Koch-
birne und bildet sehr gesunde, schöne Bäume, die in der Baumschule im Alter von
5 — 7 Jahren schon 12 — 16 cm Umfang erreichen und viel von der ländlichen
Bevölkerung gekauft werden. Auch mehrere Hunderte Birnen in feinen Sorten,
ebenfalls von 12 — 16 cm Stammumfang stehen als Prachtbäume abgebbar da.
*) Ob identisch mit der von L. Späth angebotenen Picea excelsa pendula major.'
L. W.
Die Baumschulen der Herren Jurissen & Sohn. ! , r
Zur Zwischenveredelung benutzt man besonders die St. Nicolasbirne, auch
die normannische Ciderbirne, doch ist letztere nicht so <rut. Zwischen-
veredelungen wendet man an bei Jägerbirnc. bunte Juliusbirne, Winterdechants-
birne etc.
Ann Kirschen ist die Köstliche von Erfurt in tragbaren starken
Pyramiden viel vorhanden. Diese Sorte ist spätreifend und von J. C. Schmid t-
Erfurt sehr empfohlen.
Für Friedhöfe sind hängende Prunus Mahaleb pendula, Salix vitellina
pendula u. a. sehr zu empfehlen.
Vor dem Verlassen des ersten Teils der Baumschule besichtigen wir
noch einen höchst zweckmässigen Schuppen, der, trotzdem er 20 m lang und
5 m breit ist. nicht mehr als ca. 800 M. kostet. Das Gerippe besteht aus
starken Pfosten, die Wände sind aus einem Rohrgeflecht, das mit Gips be-
worfen ist, das Dach ist aus Rohr. An den Seiten sind einige Fenster, so dass
es im Innern sehr hell ist. Die Rohrwand und das Rohrdach bewirken, dass
der Raum im Winter nicht zu kalt, im Sommer nicht zu warm wird.
Der zweite Teil der Baumschule enthält Obst- und Zierbäume. Ein Teil
der Birnbäume war nicht okuliert, sondern auf den Wurzelhals gepfropft; man
thut das dann, wenn die Unterlage schon sehr stark ist. Die Kirschen waren
schon vor vier Wochen gepfropft, also schon in der 1. Hälfte des März. So
früh könnte man das bei uns nicht machen. Der Wuchs der Kirschbäume ist
ausserordentlich; Bäume, die vor zwei Jahren einjährige Veredelungen waren,
sind jetzt 3'/3 m hoch. Der Boden ist auch so fruchtbar, dass man bei Wiesen-
acker, (wenn umgebrochene Wiesen benutzt werden), die ersten 4— 6 Jahre gar
keinen Dünger braucht. Ebenso üppig wachsen die Ulmen. Wenn diese an
der Basis abgeschnitten werden, machen sie Triebe bis 4 m; dies gilt von der
sogenannten holländischen, grossblätterigen Ulme. Ähnlicher Wuchs herrscht
bei den Pappeln, von denen namentlich die canadische viel gepflanzt wird.
Pappelholz ist in Holland sehr gesucht, es dient zu Kisten, zur Bekleidung der
Wände in den Häusern und besonders zu Ilolzsc huhen. Besonders viele
Pappeln finden sich in den Provinzen Nord-Brabant und Zeeland, in 20 Jahren
erreicht eine Pappel einen Wert von ca. 25 Gulden.
Der dritte Teil der Baumschule beherbergt besonders die Koniferen.
Wir sehen schöne Nordmannstannen und viele junge Pseudotsuga
Douglasii, die für die Forsten verlangt werden. Sehr schön ist eine bunt-
blätterige Form von Chamaecyparis Lawsoniana, welche nach Dr. Wester-
mann als var. Westermanni bezeichnet wird; selbst die Triebe sind panachiert.
Dass Araucaria imbricata meist, wenn auch nicht immer, im Freien aushält,
darf in Holland vielleicht nicht Wunder nehmen. Picea excelsa aurea wird
im Sommer grün, ist aber im Winter schön goldgelb und verdient daher in
der Xähe der Wohnungen einen Platz.
Von Laubgehölzen seien noch hervorgehoben: der hängende Maulbeer-
baum, Morus alba pendula, neu; Prunus Pissardi als Pyramiden gezogen, Blut-
buchen desgleichen, Tilia euchlora, von der einige sehr starke kürzlich nach
Wiesbaden geliefert, und Prunus cerasus globosa Späth, eine herrliche
Ku.uelform, die man in kleinen Städten Sachsens sogar als Alleebäume benutzt,
Prunus pumila pendula etc. Von hochstämmigen Kirschen sahen wir sehr
schöne einjährige Veredelungen mit vier Asten.
1 i (3 Obstbau und Obsthandel in England.
Noch vieles wäre zu sehen gewesen, doch die Zeit drängte und wir
eilten nach Hause. Der Weg führte über eine höchst originelle Drehbrücke,
wie sie vielfach bei kleineren Kanälen benutzt werden. Ein Brett ist auf einer
Seite mit zwei Sandkästen beschwert und stellt sich dadurch wie eine Wippe
hoch, so dass die Schiffe vorbeigehen können; will eine Fussgänger das Brett
als Brücke benutzen, so wird es heruntergezogen und herumgedreht.
Obstbau und Obsthandel in England.
Vom Landwirtschaftlichen Sachverständigen bei der Kaiserlichen Botschaft in London.
rz^c^ (Veröffentlicht in den Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft.;
4LS))as britische Ackerbau-Ministerium giebt in seinen jährlichen »Agricultural
\^£~> Returns« u. a. auch eine Statistik über die Ausdehnung sowie Abnahme
oder Vermehrung der Obstgärten von Grossbritannien. Die Statistik ist, wie
das Ministerium selbst dazu bemerkt, nicht ganz sicher. Sie teilt die zum Obstbau
benutzten Ländereien seit dem Jahre 1888 ein in »orchards«, d. h. mit Obst-
bäumen bepflanzte Gärten, und in »acreage under small fruit", d. h. Flächen,
welche der Zucht von Erdbeeren, Stachelbeeren, Johannisbeeren und anderen
kleinen Früchten dienen. Weil aber häufig Ländereien mit beiden Obst-
Gattungen zusammen bepflanzt sind, so erscheinen sie, soweit das der Fall ist.
in beiden Abteilungen. Ausserdem waren bei früheren Schätzungen Irrtümer
in der Bezeichnung und Unterbringung der verschiedenen Fruchtsorten unter
die beiden erwähnten Arten vorgekommen. Dieser Umstand hatte bedeutende
Berichtigungen in den letzten »Returns« für 1897 gegenüber denen der früheren
Jahre nötig gemacht und mit dazu beigetragen, die angegebene Fläche für
kleinere Früchte im Jahre 1897 um mehr als 6000 Acker*) zu verringern. Die
Abnahme ist aber, wie ausdrücklich dazu bemerkt wird, nicht allein auf
Rechnung dieser Berichtigungen zu schreiben. Es hat vielmehr an einzelnen
Orten auch eine wirkliche Abnahme im Anbau der kleineren Fruchtsorten
stattgefunden. Diese wirkliche Abnahme wird dem Wettbewerb der von den
Kanal-Inseln und anderswoher eingeführten Früchte zugeschrieben.
Diese Erörterungen schienen nötig, um den Wert der nachstehenden
Zahlen über die Ausdehnung des Obstbaues in Grossbritannien in das richtige
Licht zu stellen. Es sind zunächst die Baum-Obst-Gärten und dann die Gärten
für kleinere Früchte zu besprechen.
Die Obstgärten (orchards) von Grossbritannien zeigen seit den letzten
20 — 25 Jahren eine fast ununterbrochene, wenn auch zuletzt eine langsame Zu-
nahme. Ihre Gesamtfläche betrug im Jahre 1875 155 000 Acker, im Jahre 1S97
aber 224116 Acker. Die Zunahme der letzten Jahre ergiebt sich ausfolgenden
Ziffern, welche die Gesamtfläche der Obstgärten in den Jahren 1891 — 1897
zeigen:
1891
209 996 Acker,
1892
208 950 »
1893
2 1 1 664 »
1894
214 187
1895
218 428 Acker,
1896
221 254 »
1807
224 1 16 »
1 acre (Acker) = 40,45 Ar.
Obstbau und Obsthandel in England.
"7
Dir Fläche verteilt sich au! England, Wales und Schottland in den
genannten Jahren in folgendem Verhältnisse:
1S91 1892 1S93 1894
1896
1897
England. .
204530
203 .--J"
200314
-'•■X 82 1
2 l _' 963
2 15 642
3l8 3Ö1
Wales . . .
3 539
3509
3 429
3 509
3 677
3 7"7
Sch» ittland . .
1 927
1 921
1 921
1 857
1 901
1935
2 I4S
England hat hiernach bei weitem den grössten Anteil an der Obstgarten-
fläche Grossbritanniens. Es zeigt sich gleichzeitig auch die stärkste Zunahme
desselben. Dies erklärt sich aus Boden und Klima. Der weitaus grösste Teil
der Obstgärten liegt im Süden und Südwesten von England, d. h. denjenigen
Grafschaften, deren Klima dem Obstbau am günstigsten ist. Dies ergiebt sich
aus der nachstehenden Übersicht, welche 12 Grafschaften Englands mit den
grössten Obstgartenflächen aufzählt:
1 896.
26944
36 347
-,4MS"
24 093
20 165
13 724
5 096
4830
4 593
4 530
3 9V
3 535
Diese 12 Grafschaften enthalten zusammen 10.8637 Acker oder dreiviertel
der Gesamt-Obstgartenfläche von England. Mit Ausnahme von Kent, dem s. g.
Garten von England im Südosten und von Middlesex bei London, liegen sie
sämtlich dicht beieinander im westlichen England. Von ihnen weisen nur zwei.
Cornwall und Dorset, im letzten J2hre keine Zunahme auf.
Es darf nicht angenommen werden, dass alle als »Obstgärten« bezeichneten
Flächen diesen Namen verdienen und wirkliche Obstgärten sind. Es wird
selbst in der amtlichen Statistik dazu alles »pflügbare oder unter Gras Liegende
Land« gerechnet, welches Obstbäume irgend welcher Art trägt, daneben aber
oder sogar hauptsächlich für andere landwirtschaftliche Zwecke gebraucht wird.
In den meisten Fällen handelt es sich nur um Weideland, das mit Apfel- oder
Birnbäumen bepflanzt ist, welche mehr oder weniger sich selbst überlassen
bleiben und keine aufmerksame Fliege erhalten. Von den 318000 Acker Obst-
gärten« in England bestehen volle 170000 aus solchem Weide- und Grasland.
Auch diese Einschränkung lässt nicht die Verwahrlosung voll ersehen, in
welcher sich ein grosser Teil der Obstbäume auf diesen Grasländereien befindet.
Das englische Ackerbau-Ministerium hat eine eingehende Prüfung der gej
wältigen Lage des Obstbaues in England angestellt und in der letzten Nummer
seines »Journal« zum ersten Male unter dem Titel »english orchards eine amt-
Grafschaft:
1897.
Devon . . .
27 093
Hereford . . .
26 392
Sommerset . .
24 732
Kent ....
24 2 1 1
Worcester . . .
20 568
Gloucester . .
18 920
Cornwall . .
5074
Middlesex . .
4 895
Salop . . .
4699
Dorset . . .
4 392
Munmouth . .
4 0 1 2
Wilts ....
• 3 649
iSm7 verglich
en mit 1896.
Zunahme.
Abnahme.
149
—
45
—
343
—
1 l8
—
4" 3
—
L96
—
—
a
65
—
106
—
—
138
35
—
04
—
Il8 Obstbau und Obsthandel in England.
liehe Veröffentlichung darüber veranlasst. Leider ist bisher nur ein Teil der
Ergebnisse der bezüglichen Untersuchungen in dem genannten ».Journal« ver-
öffentlicht. Die bisherigen Mitteilungen über den Zustand der Obstgärten sind
aber schon von grossem Interesse.
Der Bericht des Ackerbau-Ministeriums beginnt mit der Feststellung, dass
ein grosser Teil der Gras-Obstgärten nicht die Hälfte der erzielbaren Früchte
trägt und dass ein grosser Teil des Obstes selbst von gewöhnlicher, sogar
dürftiger Beschaffenheit ist. Es wird dabei ausdrücklich hervorgehoben, dass
dieses Urteil für den grösseren Teil sämtlicher s. g. Gras-Obstgärten, sowohl
im Osten wie im Westen, gilt und dass die einzige Rettung in der Vernichtung
der alten Bäume und ihrer Ersetzung durch neue und gute Sorten bestehen würde.
Zunächst ist bei Anlage von Obstgärten in der Auswahl der richtigen
Obstbäume und Obstsorten viel versehen. Trotz vieler Bemühungen, hierin
einen Fortschritt herbeizuführen, hält der englische Farmer an der »guten
alten Methode« fest und bequemt sich nicht zur Annahme »unpraktischer
Erfindungen der Neuzeit«, wie er sie nennt. Selbst die erdrückende Einfuhr
von Obst aus den Vereinigten Staaten und Kanada hatten ihn nicht zu grösserer
Rührigkeit anspornen können.
Ferner ist aus »Unwissenheit und Nachlässigkeit«, wie der Bericht sagt,
viel beim Pflanzen der Bäume und noch mehr bei ihrer späteren Pflege gesündigt
worden. Junge Bäume werden beim Umpflanzen oft und zu lange ausserhalb
der Erde gelassen. Ihre Wurzeln werden nicht richtig behandelt. Die Löcher,
in welche sie gepflanzt werden sollen, sind zu klein, zu flach oder zu tief. Der
junge Baum hat daher von Haus aus kein gesundes Wachstum und ist den
Angriffen der Feinde, schädlicher Insekten und Schwämme, mehr als nötig aus-
gesetzt. Dann ist er nicht genügend gegen das um ihn herum weidende Vieh
und die Kaninchen geschützt, oder, selbst wenn er geschützt ist, mit Draht und
Stricken so fest an die schützenden Pfähle gebunden worden, dass seine Rinde
darunter leidet. In einem gewöhnlichen Garten ist selten ein Baum zu finden,
der nicht Zeichen dieser schlechten Behandlung an sich trägt. Die Einschnitte
der Drähte haben zu Schwellungen der Rinde Anlass gegeben, welche nach
dem Bericht des Ackerbau-Ministeriums zu Herden der Nectria ditissima und
Schhizoneura lanigera geworden sind. Eine regelmässige Düngung der Bäume
findet in den Durchschnitts-Gärten überhaupt nicht statt. Sie wird sogar noch
immer vielfach für ganz überflüssig gehalten. Das Gras wächst bis an den
Stamm der Bäume und entzieht ihren Wurzeln die Düngestoffe und die Feuchtig-
keit. Ebensowenig Aufmerksamkeit wird der regelmässigen Beschneidung der
Bäume gewidmet. Ein sogenannter englischer Obstgarten macht daher im
Durchschnitt einen mehr oder minder verwahrlosten Eindruck. Der Bericht
des Ministeriums bedauert daher mit Recht den »beklagenswerten Zustand einer
grossen Zahl englischer Obstgärten.»
Über die Gärten mit »small fruit«, d. h. die mit kleineren Gartenfrüchten
bebauten Grundstücke, äussert sich der bisher veröffentlichte Teil des Berichts
noch nicht. Die Ausdehnung der den kleineren Früchten gewidmeten Flächen
ist nach der amtlichen Statistik in den Jahren 1S93— 1897 folgende gewesen:
1896 76 245 Acker,
1897 69794
1893
59 694 Acker,
1894
62 457 »
1 895
68 122
Obstbau und Obsthandd in England. i ig
Die teils scheinbare, teils wirkliche Abnahme dieser Flachen ist bereits
im Eingang besprochen worden. Im allgemeinen möge bemerkt werden, dass
den festländischen Reisenden die geringe Aufmerksamkeit und Pflege bei de]
Zucht dieser Gartenfrüchte, selbst für den privaten Gebrauch, befremdet.
Diese Vernachlässigung erscheint noch wunderbarer, wenn dabei der absatz-
fähige Markt in Betracht gezogen wird, den das reiche England fast überall,
selbst in scheinbar entlegenen Bezirken, bietet. Aber Obststräucher, Pflanzen
und Beete befinden sich meist in einer völlig urzuständlichen Verfassung, was
die Auswahl der Fruchtsorten, wie auch die Haltung und das Aussehen der
Pflanzungen betrifft. Die llimbeer-, Johannisbeer- und Stachelbeer-Sträuch<i
sind verwahrlost, unbeschnitten, der Boden um sie herum ist, wenn er überhaupt
bearbeitet ist, nicht aus Rücksicht auf die Sträucher bearbeitet worden, sondern für
andere Gartenzwecke. Die Erdbeerbeete sind ungehackt, hart und von Unkraut so
überwachsen, dass die Früchte nicht Luft noch Licht erhalten. Kurz, es drängt
sich dem Beschauer sofort der Eindruck auf, dass es dem Durchschnitts-Farmer
in England fern liegt, aus der Obstzucht einen Erwerbszweig zu machen.
Natürlich befinden sich nicht alle Fruchtgärten in dem geschilderten,
beklagenswerten Zustande. Die guten sind aber in der Minderheit, und nur
selten sieht man Gärten, die eine dauernde aufmerksame Pflege und die Absicht
verraten, mit dem Anbau und dem Verkauf von Obst Geschäfte zu machen.
Namentlich sind es die schwarzen Johannisbeeren, die für den englischen Markt
gebaut werden und leicht Absatz finden. Der Verbrauch dieser Beeren in
gekochtem Zustande ist hier sehr bedeutend. Die Beeren werden als Kompot,
in Kuchen u. s. w. in grossen Massen genossen. Man kann fast sagen, dass
man die guten, planmässig bebauten und betriebenen Obstgärten sofort an ihrer
regelmässigen Bepflanzung mit Johannisbeersträuchern erkennt. Sie sind meisl
reihenweise unter die höheren Fruchtbäume gepflanzt, machen das Gras über-
flüssig und gewähren die Möglichkeit einer besseren Bearbeitung des Bodens
auch zum Vorteil der höheren- Fruchtbäume.
Die Zucht von edlem, an Mauern und Spalieren gezogenem Obst, wie
Pfirsichen, Weintrauben u. s. w.. ist fast noch mehr vernachlässigt wie die der
gewöhnlichen Obstsorten. Von den Luxus-Obstgärten der reichen Landeigen-
tümer oder Gross-Kapitalisten, die ihre Landhäuser damit umgeben, soll hier
nicht die Rede sein. In ihnen werden die Früchte hauptsächlich für den eigenen
Bedarf gezogen und kommen nicht auf den Markt. Jene Vernachlässigung muss
auffallen. Der englische Markt -- der Markt Londons mit seinen o Millionen
Abnehmern und derjenige der andern grossen Städte Englands ist ungeheuer
aufnahmefähig! ' Die Preise, welche dort willig für Obst gezahlt werden, sind
ganz unverhältnismässig hoch. Ein essbarer Apfel ist auf dem Londoner Markt
nicht unter 1 — 2 Silbergroschen (1—2 d) zu haben, eine gute Hirne nicht unter
3—4 Silbergroschen. Und doch sind es fast ohne Ausnahme eingeführte Früchte,
die man dort kauft. Englisches Obst ist auf dem Markt überhaupt nicht oder
doch nur für Kochzwecke zu haben. Nichts ist schwerer, als auf dem Markt
in London einen essbaren englischen Apfel oder eine gute englische Birne zu
finden. Fs ist sogar schwer, sie in dem vFruchtgarten vor. England . im
Herzen von Kent, zu kaufen.
Der Durchschnitts-Farmer hat wenig Sinn und Verständnis für gutes Obsl
und kann sich noch weniger in den Geschmack des Städters, der jeden Preis
1 20 ' Obstbau und Obsthandel in England.
dafür zu zahlen bereit sein würde, hineindenken. Er kennt weder die outen
Obstsorten, noch kümmert er sich um den Zustand, in welchem das Obst zu
Markte kommt. Es wird in der sorglosesten Weise von den Bäumen genommen,
geschüttelt, abgeschlagen. Es wird unsortiert und schlecht verpackt auf den
Markt geschickt, um dort zu irgend einem Preise verkauft zu werden. Es ist
daher sehr natürlich, wenn sich das englische Obst neben dem sorgfältig aus-
gesuchten und verpackten Obst aus Frankreich, den Vereinigten Staaten oder
den Kolonien nicht behaupten kann. Es ist daher im allgemeinen nur für Koch-
zwecke oder für billigen Verkauf an die ärmere Stadtbevölkerung verwendbar.
Der Farmer hat aber auch hier eine Entschuldigung. Selbst wenn er
den Obstbau mehr pflegen wollte, so würde es für ihn ein gefährliches Unter-
nehmen sein, die ersten grossen Ausgaben dafür zu machen. Sein Pacht-
vertrag giebt ihm nicht die Sicherheit, dass er diese Auslagen verzinsen oder
wieder erhalten kann. Der grösste Teil der Pachtverträge in England läuft nur
von Jahr zu Jahr. Der Grundeigentümer kann die Farm stets mit einjähriger
Kündigung zurückfordern. Die Wiedererstattung der Auslagen für Ver-
besserungen bei der Rückgabe der Farm findet nur nach einem sehr bescheidenen
Massstabe statt. Der Farmer wagt es daher nicht, grössere und kostbare Anlagen
zu machen, zumal in einer Zeit, in der sein Kapital infolge des langjährigen
Darniederliegens der Landwirtschaft sehr vermindert ist.
Ein ferneres Hindernis für die Ausdehnung des Obstbaues in England ist
der unentwickelte Zustand derjenigen Industrien, welche die Präservierung
des Obstes in dieser oder jener Form zum Gegenstand haben. Allerdings ist
hier in gewissem Sinn die Wirkung auch die Ursache. Der mangelhafte
Zustand des Obstbaues hat es zu einer lohnenden Industrie für Verarbeitung
von Obst nicht kommen lassen. Die früher blühende »Cider«-Industrie ist
beispielsweise zurückgegangen, weil die englische Obstzucht ihr nicht mehr
die richtigen Sorten von Äpfeln und Birnen liefern konnte. Thatsache ist aber
doch, dass das Fehlen der Gelegenheit, den Überschuss von Obst in guten
Obstjahren durch Trocknen. Einkochen u. a. zu verwerten, dazu beigetragen
hat. die Farmer von der Ausdehnung der Obstzucht abzuhalten. Die Obst-
preise sind in solchen Jahren in Ermangelung anderweiter Verwertbarkeit so
gedrückt worden, dass es sich nicht bezahlt machte, das Obst von den Bäumen
zu nehmen. Die Royal Agricultural-, sowie die Royal Horticultural-Society
haben sich zwar sehr bemüht, in dieser Beziehung Hilfe zu schaffen und
Anregung sowohl zum Trocknen der Früchte nach neuem Verfahren als auch
zum Einmachen derselben zu geben. Indes ist trotz der in dieser Beziehung
gemachten Fortschritte das bekannte Wort Gladstones, dass der englische
Farmer in seiner Not zur Herstellung von »jams«, zum Einmachen von Früchten,
übergehen müsse, bisher in ausgedehntem Umfange noch nicht befolgt worden,
obgleich die billigen Zuckerpreise England in den Stand setzen sollten, diese
Industrie mit Erfolg zu betreiben. Dieser letztere Umstand ist sogar wieder-
holt als der englischen Industrie zu gute kommend hervorgehoben worden.
In dem Journal des »Board of Agriculture« vom Dezember 1894 wird beispiels-
weise zur Hebung der Obstzucht in England die Gründung von Jams-Fabriken
in den hauptsächlichsten Obstbezirken Englands vorgeschlagen und dabei
bemerkt, dass die Entwicklung der wichtigen Industrie der Fruchtpräservierung
in Form von eins,emachten oder getrockneten Früchten der Ausdehnung des
Obstbau und Obsthandel in England. I 2 i
Obstbaues Vorschub Leisten müsse, »wenn der Zucker weiter so billig bliebe
wie jetzt«. Es wird dann hinzugefügt, »dass die Billigkeil des Zuckers in
England den Wettbewerb aller andern Länder in der Einmachung von Früchten
beeinträchtigen, wenn nicht ganz verhindern und die britischen Hersteller in
den Stand setzen müsse, ihre Ausfuhr darin bedeutend auszudehnen. Ein Jahr
später heisst es in demselben Journal vom Dezember 1895, dass die britischen
Obstzüchter infolge der Billigkeit des Zuckers einen grossen Vorteil in der
Einmachung von Früchten vor allen anderen Wettbewerbsländern hätten und
diesen Vorteil wahrnehmen sollten.
Dass der Handel mit den in dieser Weise verarbeiteten Früchten trotz
der Billigkeit des Zuckers sich noch nicht sehr entwickelt hat, beweisen die
englischen Ausfuhrlisten. In ihnen wird dieser Ausfuhrzweig noch gar nicht
besonders aufgeführt, sondern einbegriffen in die Gruppe pickles, preserved
fruits, confectionary etc., und diese zeigt eine zwar regelmässige, aber doch nicht
sehr schnelle Zunahme von 1 102 000 £ im Jahre 1893 auf 1319000 £ imjahre 1897.
Über das Trocknen von Obst äussert sich das Journal des »Board of
Agriculture« vom Dezember 1895 ebenso kurz wie bestimmt, dass in dieser
Beziehung bisher in Grossbritannien noch nichts gethan worden sei. Dieses
Urteil gilt auch noch heute. Zwar hat sich auch in dieser Beziehung die
Royal Agricultural-Society bemüht, die englischen Farmer zu erziehen. Auf
der landwirtschaftlichen Ausstellung der genannten Gesellschaft im
Jahre 1896 in Leicester hielt Flerr Dr. Voelker, ein Beamter der Gesellschaft.
Vorlesungen über die in Deutschland angewandten Trocknungsverfahren bei
gleichzeitiger Erklärung der dazu benutzten Trockengeräte. Irgendwelche
bemerkbare Fortschritte hat aber die Obsttrocknung noch nicht gemacht.
Endlich werden auch die Eisenbahngebühren für Obst in England dafür
verantwortlich gemacht, dass der Obstbau keinen grösseren Umfang angenommen.
Es wäre indes die Aufgabe der Farmer gewesen, durch erhöhten Obstbau und
die Fähigkeit, den englischen Markt zu versorgen, eine Tarifherabsetzun^
herbeizuführen. Unter diesen Umständen ist es dem fremden Obst leicht
gelungen, sich auf dem englischen Markte einzubürgern; beteiligt daran sind
vor allem die Vereinigten Staaten von Amerika, Kanada, Australien, Tasmanien.
Sie haben die Grosshandelspreise auf diesen Plätzen für bestimmte Obstsorten
derartig gedrückt, dass ein Wettbewerb der entsprechenden englischen Obst-
sorten auf ihnen kaum noch möglich erscheint. Die englische Ware sieht
sich, wie auch bei Butter und Fleisch, auf die kleinen Märkte, zu denen die
Einfuhrware noch nicht gedrungen ist, beschränkt. So werden aus den
besseren Obstgärten von Kent, die vor den Thoren Londons liegen, gute Apfel
und Birnen statt nach London nach Schottland und anderwärtshin geschickt.
Eine allgemeine Herabsetzung der Eisenbahnfrachten für diese Obstsorten würde
unter solchen Verhältnissen dem fremden Obst noch mehr zu statten kommen als
dem heimischen und es ihm ermöglichen, auch von denjenigen Märkten Besitz zu
ergreifen, welche bisher noch einen Sonderbesitz des englischen Obstes bildeten.
Aus dieser Bemcrkun- darf nichl entnommen werden, dass das fremde
Obst auf dem Londoner Markt zahlenmässig billiger als das englische Obst ist.
Das Gegenteil ist der Fall. Im Jahre 1896 hatten beispielsweise eingeführte
Äpfel mit einem Durchschnittspreise von über 5 sh für den bushel fast den
doppelten Preis als englische Äpfel mit etwa .»' _. bis 3 sh. Sie waren aber ver-
122
Obstbau und Obsthandel in England.
hältnismässig billiger als die englischen Äpfel; denn bei ihnen handelte es sich
stets um sortierte und wohlverpackte gute Waare. während das englische Obst
unsortiert, unausgesucht und unverpackt auf den Markt kam und daher mit
jedem Preise zufrieden sein musste.
Was nun die Höhe der Einfuhr fremden Obstes nach England betrifft, so
geben die Einfuhrlisten leider keine genaue Auskunft über die verschiedenen
eingeführten Obstsorten. Sie unterscheiden unter rohem Obst nur Äpfel, Birnen,
Kirschen, Pflaumen, Weintrauben, Zitronen, Orangen und Xüsse. Alle übrigen
Fruchtsorten, wie z. B. Erdbeeren. Himbeeren und dgl., erscheinen zusammen
unter dem allgemeinen Titel »unenumerated«. Die einzelnen Sorten sind nicht
aufgeführt. Neben dem rohen Obst wird ferner noch unterschieden: 1. ein-
geführtes »getrocknetes« Obst, 2. ohne Zucker preserviertes, aber nicht ge-
trocknetes Obst, und 3. mit Zucker behandeltes Obst. Soweit die Arten von
rohem Obst einzeln aufgelührt und ihre Ursprungsländer angegeben sind, lässt
sich eine Verschiedenheit in Zufuhren erkennen, je nachdem sie aus den Ver-
einigten Staaten und Kolonien kommen, oder aus den Ländern des europäischen
Festlandes. Es wiederholen sich auch hier aus denselben mehr oder weniger
ausgesprochenen Gründen dieselben Erscheinungen, auf welche bereits bei der
Besprechung der Einfuhren anderer landwirtschaftlicher Erzeugnisse aufmerksam
gemacht wurde. Die Einfuhren von Äpfeln beispielsweise, welche aus denKolonien
kommen, zeigen einesehr starkeZunahme, während diejenigen ausden europäischen
Nachbarländern abnehmen. Die Einfuhr von Birnen weisen eine ähnliche Entwick-
lung auf. Birnen sind jedoch ein feineres, empfindlicheres Obst. Ihre Einfuhr hat
sich daher noch nicht so bedeutend entwickelt wie diejenige der härteren
Äpfel. Es treten bei ihr die angeführten charakteristischen Erscheinungen nicht
in dem Grade hervor wie bei der Einfuhr von Äpfeln. Die Einfuhren anderer
Fruchtsorten aber, bei denen die Vereinigten Staaten und Kolonien die
europäischen Länder nicht unterbieten, zeigen eine andere Bewegung. Hier
findet auch aus europäischen Ländern eine Zunahme der Einfuhren statt. Bei
einzelnen Fruchtsorten, namentlich bei Äpfeln und Zitronen, vor allem aber
bei Orangen, hat Spanien sich den Kolonien angeschlossen oder ihre Rolle
übernommen und seine Einfuhren nach England auf Kosten der anderen Länder
ausgedehnt. Ähnlich sucht in neuerer Zeit auch Portugal durch Entwicklung
seiner Obstausfuhren sich ein neues Absatzgebiet zu schaffen.
Die Einfuhrzahlen von Äpfeln für die letzten 5 Jahre geben folgendes Bild:
Aus
1803 1894
bushelä36lj bushel
i«95
bushel
1896
bushel
1897
bushel
Deutschland . .
00 000
50 000
27 000
1 4 000
27 OOO
Holland ....
588 000
505 000
243 000
52 000
387 OOO
Belgien ....
1 000000
1 160 000
58 1 000
3 1 1 000
383 OOO
Frankreich . . .
504 000
5 1 0 000
185 000
2 1 7 000
173000
Verein. Staaten .
472 000
1 442 000
984 000
2 ö 1 4 OOO
1 S08 OOO
Kanada ....
4S3 000
1 082 000
1 007 000
2 624 OOO
1 021 OOO
Tasmanien . . .
121 000
135 000
1 2 2 000
152 OOO
135 OOO
Spanien ....
1 000
1 700
342
5 262
59 OOO
Portugal . . .
95 000
65 000
91 000
146 OOO
14O OOO
Obstbau und Obsthandel in England.
123
Die Gesamteinfuhr von Äpfeln in England aus allen Ländern betrug:
1893
bushel
1894
bushel
1895
bushel
1896
bushel
1897
bushel
3460000 | 4969000 3292000 | 6177000 4120000
Im Jahre 1896 betrugen die Zufuhren aus den Vereinigten Staaten und
(,'anada 5230000 bushel von der Gesamt-Einfuhr von 6177000 bushel, also
85 v. H. Das Jahr 1896 hatte eine besonders reiche Ernte in Amerika gezeitigt.
Unter dem Druck derselben litten die Zufuhren aus andern Ländern natürlich
noch unverhältnismässig mehr als sonst.
Die Einfuhr an Birnen in denselben Jahren betrug:
1893
1894
1895
1896
1897
aus
bushel
bushel
bushel
bushel
bushel
Deutschland . .
39 000
18 000
8 000
2 500
23 000
Holland ....
54 000
103 000
43000
4S 000
134 000
373 000
693 000
116 000
143 000
529 000
Frankreich . . .
430 000
445 000
189 000
239 000
269 000
Verein. Staaten .
3 7oo
32 000
41 000
38 000
87 000
Die Kolonien beteiligen sich vorläufig an der Birneneinfuhr aus den
oben angeführten Gründen noch nicht, oder doch nur mit ganz kleinen
Beträgen. Mit den neuerdings ins Leben gerufenen Kühlvorrichtungen bei
der Beförderung dürfte indes Kanada sehr bald diesen Handelszweig ent-
wickeln.
An Kirschen stieg die Einfuhr aus Deutschland von 31 000 bushel im
Jahre 1893 allmählich und ununterbrochen auf rund 57 000 bushel im Jahre 1897;
die Einfuhr von Frankreich von 174000 auf 193000. An Pflaumen wuchs die
Einfuhr in denselben Jahren aus Deutschland von 189000 bushel auf 287000;
aus Holland von 122000 auf 150000; aus Frankreich von 327000 auf 510000.
Nur die belgische Einfuhr fiel von etwa 139000 bushel auf 90000.
Dagegen führten die Vereinigten Staaten, welche im Jahre 1893 mit der Ein-
fuhr von nur 90 busheis angefangen hatten, im Jahre 1897 bereits etwa
5 400 bushel ein.
Von den anderen unaufgezählten Obstsorten führten die hauptsäch-
lichsten Länder folgende Beträge nach England ein:
1893
1894
1895
1896
1897
bushel
bushel
bushel
bushel
bushel
Deutschland . .
76 000
132 000
192 000
136 000
1 10 000
Frankreich . . .
106 000
159 000
8< > 000
90 000
133000
Holland ....
149 000
2711 000
1 s 1 000
131 000
148 000
Spanien ....
351 000
351 000
371 000
436 000
534000
Can. Inseln . . .
252 000
> 10 000
3 1 5 000
485 000
569 000
Die Vereinigten Staaten und die Kolonien beteiligen sich an dieser Ein-
fuhr nur in verschwindendem Lmfange.
124
Obstbau und Obsthandel in England.
Dagegen haben sich beide in den letzten Jahren auf die Einfuhr von
preserviertem Obst gelegt, und zwar von Obst, das ohne Zucker preserviert
wird. Die Statistik über diese Einfuhren ist sehr interessant:
Aus
1893 1894 1895
In tausend Pfund
1897
Frankreich . . .
3 357
3 36o
4 066
3653
4098
Spanien ....
2 212
2 164
2856
7211
7845
Italien ....
20 281
26 510
19992
21 844
23 064
Griechenland . .
459
391
764
1 063
2 174
Verein. Staaten .
1958
3042
3638
3763
5 951
Pacifisch. Gebieten
6 245
3 213
6 142
11 409
10 010
Im ganzen wurden aus fremden Ländern in den genannten Jahren nach
England an Früchten, ohne Zucker preserviert (in tausend Pfund), eingeführt:
1893: 35433> 1894: 39947, 1895: 39155, 1896: 49Q59, 1897: 554H- Aus den
Kolonien dagegen gingen in der gleichen Zeit ein: 1893: 2202, 1894: 2928
1895: 6702, 1896: 13028, 1897: 10403. Kanada beteiligte sich an dieser Einfuhr
in den betreffenden Jahren mit folgenden, eine rasche Zunahme zeigenden
Zahlen: 178000, 434000, 828000, 1319000 und 1561000. Das übrige kam fast
ganz und gar aus den Straits Settlements und bestand vermutlich ausschliesslich
aus tropischen Früchten. Diese letzteren interessieren Deutschland ebensowenig
wie die Zitronen und Orangen, von denen erstere zum bei weitem überwiegenden
Teil aus Italien, die letzteren aus Spanien kommen. Von 8777000 bushel
Orangen kommen beispielsweise im Jahre 1897 allein 7903000 bushel aus
Spanien.
Die Frage ist nun die, wie weit Deutschland Aussichten hat, seine Obst-
ausfuhr nach England zu entwickeln. Der Wettbewerb des englischen Obstes
steht derselben nicht im Wege. Das englische Obst, soweit es überhaupt auf
den Markt kommt, ist »billig und schlecht« Der englische Markt für Obst
dagegen ist ein ungeheurer, der bereit ist. für gute Ware die besten Preise
zu zahlen. Es kommt nur darauf an, dass wirklich gute Ware hierher geliefert
wird. Dies geschieht, was Äpfel und vermutlich bald auch Birnen betrifft, von
den Vereinigten Staaten, Canada und überhaupt den Kolonien. Da von dieser
Seite planmässig vorgegangen und die Anlage neuer Pflanzungen, sei es von
den Regierungen selbst oder von den grossen Land- und Eisenbahn-Gesell-
schaften dauernd beaufsichtigt wird, so wird es für einen neuen Mitbewerber
um den englischen Markt schwer werden hier Fuss zu fassen. Es würde dazu
gehören, dass sich diese oder jene deutschen Äpfel einen Xamen, eine Marke
schafften, wie es amerikanische, canadische und tasmanische Äpfel gethan
haben. Auf gut Glück hier herüber geschickte Äptelsorten würden das Schicksal
der englischen teilen und als Waren zweiter und dritter Klasse keine Preise
erzielen. Das schliesst nicht aus, dass ganz feine Tafel-Äpfel oder -Birnen
zu hohen Preisen einen guten Absatz finden würden. Frankreich und Belgien
machen hierin gute Geschäfte. Es würde sich darum handeln, mit den Londoner
Lieferanten Verbindungen anzuknüpfen. Wahrscheinlich würde die Birne dabei
noch mehr Erfolg haben als der bereits mehr umstrittene Apfel. Dagegen
würde das s. g. kleinere Obst, wenn in guter Auswahl und gutem Zustande
Stand der Obstbaumdüngungsversuche der D. L. G. 12 5
hergesandt, in England einen vorzüglichen Markt finden müssen. Abgesehen
von den sehr teuren Tafelfrüchten, Erdbeeren, Kirschen u. s. \v., welche zur
Schau in den Fenstern der angesehenen Fruchthandlungen oder auf grossen
Diners ausgestellt werden, sind auf dem Eondoner Markt auch diese kleinen
Früchte unbefriedigend. Der Berliner Markt stellt in der Auswahl und in dem
Aussehen seiner Früchte ganz London in den Schatten. Es müsste in London
als eine allgemeine Wohlthat begrüsst werden, wenn ihm in gehörigen Mengen
und zu annehmbaren Preisen Früchte zugesendet würden, welche mit guten
deutschen Früchten wetteifern könnten. Die Anlage der hierzu erforderlichen
Pflanzungen, die schon nach wenigen Jahren tragen, ist leichter ausführbar als
die erst nach vielen Jahren tragenden Obstgärten Es würde sich daher für
den deutschen Obstzüchter immerhin empfehlen, sein Auge auf den englischen
Markt zu richten. Erdbeeren, Himbeeren, Stachelbeeren, Johannisbeeren und
Pflaumen würden dabei in erster Linie in Betracht kommen. Die vielen neueren
Vervollkommnungen im Versand hinsichtlich Kühlvorrichtungen u. s. w. dürften
die Zufuhren und das Geschäft erleichtern. Ich brauche nicht ausdrücklich
anzuführen, dass es mir eine grosse Befriedigung sein würde, bei der An-
knüpfung von Verbindungen behilflich zu sein bezw. auf Wunsch einzelne
weitere Ratschläge zu erteilen.
Stand der Obstbaumdüngungsversuche der D. L. G.
Vorläufiger Teil-Bericht von Prof. Dr. Barth-Colmar.
£7~ mx Feststellungdes Xährstoffbedürfnisses der Obstbäume sind auf Veranlassung
^L-/ des Sonderausschusses für Obstbaumdüngung der D.L.G. unter anderen Unter-
suchungen auch 90 Analysen von Vegetationsorganen der Obstbäume ausgeführt
worden. Diese Arbeiten werden gegenwärtig noch durch zahlreiche Frucht-
untersuchungen vervollständigt; sie sollen auch im nächsten Jahre durch eine grössere
Zahl von Wurzelholzanalysen, insbesondere von Steinobst, fortgesetzt werden.
Immerhin bieten bereits die bis jetzt gewonnenen Ergebnisse ein derartiges
Interesse, dass ein Ueberblick über sie schon heute gegeben werden möge.
Zur Ableitung einer rationellen Düngung der Obstbäume und einer sach-
gemässen Grundlage für die Obstbaumdüngungsversuche dienen ausser diesen
Untersuchungen die Ermittelungen des Herrn Dr. Steglich von der Versuchs-
station Dresden über Ilolzzuwachs, Laub- und Fruchtwachstum. Die folgenden
Angaben sind von Bäumen mit 5 m Kronendurchmesser und etwa 20 qm Standort-
fläche auf 1 qm Standortfläche berechnet. In einem Jahre bringt ein Baum
von 5 m Kionendurchmesser an Trockenmasse hervor:
,,, ,. , „ . . Astholz und . . r- - u.
Wurzelholz Stammholz .. , . . Laub Fruchte
1' rucntholz
Kirschbaum 1847 g 1846 g 1846 g 9050 g 6020 g
Zwetschenbaum 1805 g 1806 g 1806 g 2451g 7495 g
Apfelbaum 1994 ff 1993 ff *993 g 4"73 g 6929 g
Birnbaum 1395 g 1295 g 1394 g --73 ff 15548 g
Die Durchschnittswerte des Gehaltes der Trockenmasse der verschiedenen
j 26 Stand der Obstbaumdüngungsversuche der D. L. G.
Organe an einzelnen Nährstoffen, nach den beiden Gruppen Steinobst und
Kernobst zusammengestellt, ergeben folgende Übersicht:
Wurzelholz Stammholz
Steinobst 0,37 v. H. 0,36 v. H.
Kernobst 0,36 „ 0.58 ,,
Stickstoff
Kali . .
Fruc
itholz
Laub
Früchte
0,90
v. H.
1,80 V. H.
0,86 v. H.
o,99
,,
1,70 „
0,56 „
0,40
,,
2,20 „
1,80 „
0,50
>>
1,20 ,,
1,11 „
0,24
55
0,36 „
o,37 „
0,19
))
0,20 „
0,19 „
2,10
>5
4,00 „
0,15 M
2,63
!s
2,70 „
0,12 „
littlerer Nährstoffbedai
f für 1 qm
Kali
Phosphorsäure Kalk
15.95
g
3-1 g
21.05 g
10,63
g
2-3 g
8,42 g
7,3°
g
1,5 g
9,8o g
IO.90
er
8
2,1 g
6,7o g
( Steinobst 0,21 ,, 0,21 ,,
( Kernobst 0,30 ,, 0.32 „
Phosphor- [Steinobst 0,11 ,, 0,09 „
säure . . ( Kernobst 0,15 ,, 0,13 ,,
f Steinobst 0,60 ,, 0,80 .,
Kalk . . . , , ,
{ Kernobst 0,70 ,, 1,26 ,,
Aus diesen Angaben berechnet sich e
Standortfläche an:
Stickstoff
Kirschbaum 11.9 g
Zwetschenbaum 7,0 g
Apfelbaum 7,1 g
Birnbaum 7,5 g
Besonders bemerkenswert ist hier die Feststellung, dass im grossen und
ganzen in allen Obstbäumen vom Wurzelholz durch das Leitholz zum Frucht-
holz und bis zum Laub die Trockenmasse beständig in ihrem Anteil-Gehalt an
wertvolleren Pflanzennährstoffen zunimmt. Während ferner in allen Holzteilen
der Gehalt an Stickstoff höher ist als der an den übrigen Nährstoffen, mit
Ausnahme des Kalkes, tritt er im Laub und noch mehr in den Früchten hinter
das Kali zurück. Die Steinobstbäume sind in ihren Holzteilen ärmer an Kalk,
im Laub dagegen — ebenso in den Früchten, wenn auch in stark ab-
geschwächtem Verhältnis — erheblich kalkreicher als die Kernobstbäume.
In den Steinen der Kirschen und Zwetschen aber tritt, wie besondere Unter-
suchungen gelehrt haben, wiederum der Stickstoff gegenüber sämtlichen Mineral-
bestandteilen überaus stark hervor, unter den letzteren überwiegt teilweise die
Phosphorsäure. Mit diesen Feststellungen ist unter anderem ein weiterer Beleg
für die Wichtigkeit der Rolle gegeben, welche dem Kali bei der Erzeugung
und dem Hochtreiben des Zuckers in der Pflanze zufällt.
Den bisherigen Ermittelungen zufolge wird auch nach deren Vervoll-
ständigung eine grundsätzliche Änderung des Obstbaumdüngungs -Versuchs-
planes voraussichtlich nicht erforderlich. Der Plan geht von Nährstoffmengen
aus, welche wenigstens annähernd in dem Verhältnis zu einander stehen wie
die hier festgestellten, nämlich auf 1 qm Standortfläche 10 g Stickstoff, 15 g Kali,
5 g Phosphorsäure und 20 g Kalk. Auch in dieser Zusammenstellung herrscht,
abgesehen vom Kalk, das Kali vor; im übrigen wird darin den durch grosse
Laubentwickelung begründeten grösseren Ansprüchen der Kirschbäume wesent-
lich Rechnung getragen. Wenn die Zusammenstellung an Phosphorsäure etwas
mehr bietet, als dem jährlichen Bedarf entspricht, so ist dies zum mindesten
für die erstmaligen Düngungen bei der ausserordentlichen Schwerbeweglichkeit
der Phosphorsäure im Boden kein Fehler. Jedenfalls lassen die durch den
Versuchsplan vorgeschriebenen Düngemengen, infolge des dem thatsächlichen
Bedarf entsprechenden Arerhältnisses der einzelnen Nährstoffe zu einander,
klare Antworten auf die gestellten Düngungsfragen erwarten.
(Aus: Mitteilungen der D. L. G.)
Kremurus robustus var. Elwesianus Leichtlin.
127
Eremurus robustus var. Elwesianus Leichtlin.
Von W. .1. Goverts, Hamburg-Eilbek.
, s^ (Hierzu Abb. 26 u.
L^ereits erwähnt Herr Köngl. Garten-Inspektor PerrinL; auf seiner Reise
:£j4 nach Belgien und Holland (Gartcntlora 1 S<>5 S. 191) bei einem Besuche
der Krelageschen Gärtnerei die dort blühenden Kremurus-Arten, darunter
E. Elwesii*), der wahrscheinlich vom Elbrus (Persien) stammt. Auch
diese Art lässt kaum ahnen, dass aus ihren am Hoden liegenden Blättern
Blütenschäfte von 1—2.30 m Höhe aus dem Herzen emporschiessen.
Herr Inspektor Perring bezweifelt (1. c), dass die Kultur von E. Elwesii
im Freien gelingt; ich erlaube mir zu bemerken, dass dies sehr wohl möglich
ist, denn wenn auch die Pflanze im Winter resp. Frühling gedeckt werden
muss, hat sie doch eine hohe Triebkraft. Obgleich sie 1898 zwei Blütenschäfte
von ca. 1,60 m getrieben, schoss sie im Oktober — trotzdem die Blätter
und Blütenschäfte entfernt waren — wieder aus. Ein Beweis also, dass sie am
richtigen Standort, wo sie verbleibt, sich akklimatisiert, natürlich, wie gesagt
bei gehöriger Deckung.
Doch nun zur Erklärung des Bildes. Die Aufnahme fand im
Hamburger botanischen Garten 1897 statt; im Hintergründe sieht man das
Inspektorats-Gebäude und den Hörsaal wie auch einen Teil der Obstbaum-Allee.
Den Vordergrund nimmt ein Teil der Monocotyledonen ein, ganz vorn als
Paradestück: Eremurus Elwesii mit 2.40 m hohem Blütenschaft. Rechts vom
Beschauer unser Obergärtner Herr Widmaier, links meine Wenigkeit. Zu
bemerken ist noch, dass Eremurus Elwesii bei uns willig Frucht ansetzt.
Flerr Stadtrat Leichtlin, Baden-Baden, Besitzer des »Hortus botanicus
Aquis Aureliis«, der diesen Eremurus eingeführt hat, schreibt uns unter dem
30. Januar 1899 folgendes:
>Yor etwa 15 Jahren kaufte ich von einem Privatimport Regeis ein Quantum
Eremuri, von denen einer durch seine grünen — nicht bläulich-grünen —
Blätter mir auffiel; das Jahr darauf hatte ich ein halbes Dutzend E. robustus
(von Regel hinlänglich in den Acta Petrop. beschrieben) und auch den grün-
blättrigen in Blüte; diesem gab ich zum Unterschied von der typischen Form
nach den botanischen Nomenclaturvorschriften den Namen Eremurus robustus
var. Elwesianus. er konnte nicht Elwesii heissen, weil mein Freund Elwes
gar nichts mit der Ptlanze zu thun hatte. Es ist also eine superiore Form von
robustus. Unterschiede: grüne Blätter, welche erst nach der Blüte abwelken,
während sie bei der typischen Form schon Ende der Blütezeit welk und gelb sind.
2 — 2V2 m hohe Blütenstände (bei robustus i '/,- 2 m). grössere Ülumenfülle.
besser geformte und kräftiger gefärbte Blumen, auch grössere Früchte. (Die
Blumenblätter sind nach einer Skizze des Herrn Leichtlin oval, nicht lanzettlich,
auch grösser.) Die Pflanze ist unbedingt winterhart, hält selbst 200 R. ganz
gut aus, nur verlangt sie in solchen Fällen Schneedecke oder eine handvoll
* L'nter dem Namen Eremurus Elwesii scheint diese Art von E. H. Krelage-Haarlem
verbreitet zu sein. Der richtige Name ist, wie aus dem unten folgenden Schreiben hervorgeht
E. robustus var. Elwesianus Leichtlin.
128
Eremurus robustus var. Elwesianus Leichtlin.
trockenes Laub über den Kopf. Die Hamburger Herren verstehen die Kultur
nicht ganz, anders hätte die Pflanze nicht schon im Oktober in Trieb sein dürfen.«
* . *
Nachtrag.
Auf Veranlassung des Herrn Max Leichtlin wandten wir uns an Herrn
Marc Micheli in Gent, der uns freundlichst eine Photographie der in seinem
an Seltenheiten so reichen Garten 1898 blühenden Exemplare dieses Eremurus
sandte. Herr Micheli bemerkt uns dazu, dass diese Spezies, wie er in »Revue
Abb. 26. Eremurus robustus var. Elwesianus Leichtlin
im bot. Garten zu Hamburg, 2,40 m hoch! Von \V. J. Goverts 9. Juli 1897 übersandt.
horticole« 1897 S. 280 nachgewiesen habe, sich wegen ihres botanischen
Charakters weit mehr dem Eremurus himalaicus nähert als dem robustus.
Man müsse entweder daraus eine eigene Spezies machen oder sie nennen
E. himalaicus var. Elwesianus. Wir geben anbei einen Abdruck nach der
Photographie des Herrn Marc Micheli und bemerken, dass auch die »Revue
de rhorticulture beige«, 1. Oktober 1898, sowie »Gardeners Chronicle« 1898 II
S. 157 (hier als Eremurus Elwesianus) nach Michelis Photographie Abbildungen
brachten. Eremurus robustus ist beschrieben und farbig abgebildet von Regel
in »Gartenflora« 1873 s- 257 mit farbiger Tafel 769- Hier sind die Blüten blass-
Eremurus robustus var. Elwesianus Leichtlin.
I 20
Abbildung 27. Eremurus robustus var. Elwesianus
im Garten des Herrn Marc Micheli in Genf. Mai I898.
rosa; in »The Garden« vol. XXIX 1886 S. 96 t. 529 sind sie etwas dunkler und
etwas grösser. In »The Garden < vol. XLIX 1896 S. 131 ist Eremurus himalaicus
abgebildet, ferner S. 133 E. Bungei. Eine Übersicht aller Arten gab Baker im
»Journal of the Linnean Society Botany« vol. XV 1877 S. 279. Dort fehlt
natürlich noch Elwesianus. I- Wittmack.
13°
Der Gemüsebau in den Vereinigten Staaten.
Der Gemüsebau in den Vereinigten Staaten.
Von L. Wittmack.
Vorbemerkung: Dieser Abschnitt ist bisher nicht gedruckt worden, da im amtlichen Bericht
,-a ^r, des Reichskommissars s. Z. kein Raum mehr war.
Ulster Gemüsebau gliedert sich in den Vereinigten Staaten in zwei ver-
.^^ schiedene Arten von Betrieben, einmal wird sogenannte »Markt-
gärtnerei« betrieben, die ihren Sitz in der Nähe der Städte hat und die
Erzeugnisse mittels Gespann etc. in dieselben schafft, zweitens aber sogenannte
»Truckfarming«, Gemüsezucht im Grossen, wobei Eisenbahnen oder
Wasserwege zum Versand der Produkte benutzt werden. Im allgemeinen ist
der Bedarf an eigentlichem Gemüse nicht so gross wie in Europa; namentlich
isst man weniger Blattgemüse, dagegen ist aber, wie Oetken in seinem treff-
lichen Werk »Die Landwirtschaft in den Vereinigten Staaten«. Berlin 1893,
S. 413 mit Recht bemerkt, bezeichnend der ausserordentliche Verbrauch an
Gemüsen, die einen obstartigen Charakter haben, wie namentlich Tomaten,
Wassermelonen, Melonen, Kürbisse etc. In den Aordstaaten wird aber auch
viel Kohl gebaut, z. B. bei Boston, ferner viel Bleichsellerie.
1. Truckfarming, Gemüsebau im Grossen.
Nach dem 11. Census von 1891 wurden 1889 534440 acres*) im Werte von
70 156 294 $ von den Truckfarmers benutzt. Der Ertrag ward auf 76 517 155 $ nach
Abzug der Kosten für Fracht und Kommission geschätzt. Beschäftigt wurden
216765 Männer, nur 9254 Frauen und 14874 Kinder, 75866 Pferde und Maul-
tiere. Der Wert der Geräte (implements, Oetken übersetzt Inventar) betrug
8 971 206,70 $.**)
Im einzelnen fallen auf die verschiedenen Gemüse folgende Anbau-
flächen:
*)
Spargel . . .
37 9"o
acres,
Gurken ....
4721
acres,
Bohnen . . .
12 607
»
Wassermelonen .
114381
»
Weisskohl . .
17 094
>
Andere Melonen .
28 021
»
Grünkohl . .
2 962
»
Erbsen ....
56 162
*
Spinat . . .
20 195
»
Süsse Kartoffeln
Frühkartoffeln
28 046
»
Batatas edulis .
28 621
»
Rüben . . .
2 420
»
Tomaten . . .
22 802
»
Sellerie . . .
153S1
>
Verschiedenes
82 601
»
Bezüglich näherer statistischer Einzelheiten sei auf den Auszug, den
Oetken aus dem 11. Census gegeben, hingewiesen. Hervorzuheben ist, dass
ein Fünftel der ganzen Truck-farmingfläche auf die Umgegend von New-York
und Philadelphia fällt (108 315 a = 43 254 ha, Wert der Produkte ca. 80 Millionen
Mark), etwa ebenso viel (111441 a = 44576 ha) auf die südatlantischen
*) 1 acre = 0.40 ha, 1 $ (Dollar) = 4,20 M.
**) Proceedings of the Amer. Pomological Society for 1891 S. 94.
***) Dies scheint zu niedrig, da in der Tabelle der Saat-Farmen in The American Florist-
Company Directory 1896 S. 35 für Gurken zur Saat im Ganzen 10 210 acres Gurken angegeben
werden. Maurice de Vilmorin giebt folgende Übersicht:
Hectar Wert der Produkte in M. rund
1. Südstaaten u. Golf von Mexiko 55 576 53 Millionen
2. Umgegend von New-York u. Philadelphia . . 43 254 84 ,,
3. Central-Staaten: Ohio, Michigan, Illinois . . . 42 qo5 62 ,,
4. Umgegend von Norfolk in Virginien .... 18 i5o i3 „
Der Gemüsebau in den Vereinigten Staaten. I 2 |
Staaten Nord-Carolina, Süd-Carolina, Georgia und Florida, endlich ungefähr
die gleiche Zahl (107414 a = 42905 ha, Wert der Produkte 61 Millionen
Mark) auf die Centralstaaten. Auf die Umgegend von Norfolk, Virginien, die
wegen Frühgemüse wichtig, kommen 45 375 acres = 18 150 ha mit einem Wert
der Produkte von 18 Millionen Mark, schliesslich 3^130 a = 14492 ha auf
die Golfstaaten (das Mississipithal).
Uns interessieren am meisten die grossartigen Truckfarms im Süden,
wo besonders Frühgemüse gebaut wird, das dann nach dem Norden geht, ähn-
lich wie die dort gebauten Erdbeeren, während umgekehrt im Sommer ein
wenn auch weit kleinerer Teil aus dem Norden nach dem Süden versandt
wird. Über diesen Gegenstand ist eine Reihe wichtiger Artikel von Maurice
de Vilmorin in Sagnier's Journal de l'Agriculture, Paris 1894, S. 13 ff., erschienen,
die um so mehr Beachtung verdienen, als Herr M. de Vilmorin im Frühj ahr in
jenen Gegenden war und die Felder z. T. noch bestanden sah. Ich konnte
Florida, Ost-Georgia und Ost- Virginien im September wegen des in New-Bruns-
wick (Georgia) ausgebrochenen gelben Fiebers nicht besuchen, würde um jene
Zeit auch wenig gesehen haben. Auf der Reise von Los Angeles nach New-
( irleans und von da durch Alabama, Georgia, Süd- und Nord-Carolina sowie
Virginien nach Washington sammelte ich aber manche Nachrichten. Wert-
volles Material verdanke ich auch den Herren Roelker & Sons in New-York,
Herrn Thilo w von der Firma Henry A. Dreer-Philadelphia sowie vielen
anderen.
Die Gemüsekultur in den Südstaaten begann gleichzeitig mit der Erd-
beerkultur bald nach dem Secessionskriege. Die freigewordenen Sklaven fingen
an, kleine Gärten anzulegen oder in solchen gegen Lohn zu arbeiten, die weisse
Bevölkerung musste aus Mangel an Arbeitskräften ihre Kraft auf kleinere
Flächen beschränken und so entstand aus Ackerbau Gemüse- und Erdbeer-
kultur. Diese wurde begünstigt durch die immer besseren Verbindungen nach
dem Norden (oft 1000 — 1800 km), weiter durch den guten, verhältnismässig nicht
zu teuren Boden, die reichlichen Arbeitskräfte, das warme Klima und das
intensive Licht.
Wegen der schnellen Verbindungen und der guten Verpackung kommen
die Gemüse aus dem Süden im Norden meist gut an und werden vom grossen
Publikum, das die vierfachen Preise für im Norden getriebenes Gemüse nicht
zahlen kann, gern gekauft, gerade wie bei uns im Winter das Gemüse aus
dem Süden.
Trotzdem wird der Gemüsegärtner im Norden, wie Maurice de Vilmorin
auseinandersetzt, dadurch nicht ruiniert. Die intensiven Kulturen in der Nähe
der grossen Städte des Nordens sind im allgemeinen doch gewinnbringend.
Häufig sind sie mit Konservenfabriken verbunden, ausserdem stehen sie
telephonisch mit dem Markte und den grossen Kommissionären in Verbindung
und der Marktgärtner (marketgardener) des Nordens hat oft mehr Gewinn als
die Truckfarmer des Südens (siehe auch weiter unten Gemüsetreiberei).
Die Züchter in den Staaten am Golf von Mexiko (Louisiana, Alabama,
Mississipi , Florida) und in den südatlantischen Staaten (Georgia. Nord-
und Südkarolina) ernten im freien Felde das für den Norden bestimmte
Frühgemüse: der Gemüsetreiber im Norden kultiviert unter Glas, in Mistbeeten
und unter Glocken etc. für die reichen Leute meist ausserordentlich schöne
I«2 Der Gemüsebau in den Vereinigten Staaten.
Gemüse, die teuer verkauft werden. Zwischen beiden Kulturarten hat sich
eine dritte geschoben, eine, die nach Vilmorin am meisten zugenommen hat,
das ist die Anzucht von Frühgemüse auf freiem Felde in Virginien, in der
Nähe von Norfolk, von wo aus die Waren meist zu Schiff nach Philadelphia,
New-York etc. gehen.
Das Seeklima von Virginien ist milde, das Frühjahr tritt bald ein, die
Entfernungen nach den grossen Zentren sind nicht gross und die Waren treffen
dort in gutem Zustande ein zu einer Zeit, wo dort das Freilandgemüse noch
nicht entwickelt ist.
So sind es also, um mit Vilmorin zu reden, drei Hauptgegenden, welche
die weitentfernten Märkte versorgen: 1. der Süden in Bezug auf Frühgemüse,
im Winter und ersten Frühjahr; 2. in Carolina, aber besonders in Virginien
im Frühjahr; 3. in einigen mittleren und einigen nordöstlichen Staaten zur
normalen Zeit für die grossen Städte und auch für den Süden, der dann nichts
mehr erntet.
Betrachten wir jetzt die einzelnen Gegenden genauer.
2. Die Gemüsekultur in den Golfstaaten.
Das Zentrum dieser nicht sehr ausgedehnten Kulturen ist Mobile. Von
dort werden meist die in den drei Staaten: Louisiana, Mississipi und Alabama
geernteten Produkte verschifft.
Die Grösse der Gemüseländereien ist nach Maurice de Vilmorin
gewöhnlich 15 — 20 ha, der Boden ist sandig, aber frisch, der Preis beträgt pro
ha 1000 — 1500 Mark. Viele Züchter sind Farbige, die aber sehr gut wirtschaften.
Der Wert der Ausfuhr wurde 1890 auf fast 2 Millionen Mark geschätzt, dabei
sind aber die FrühKartoffeln und Zwiebeln, die auf landwirtschaftlichem Terrain
erbaut werden, nicht mitgerechnet. Das Meiste geht zu Schiff fort, nur die
ersten Bohnen per Bahn. Die Produktion fällt in die Monate Dezember bis
März und hört dann ganz auf, ausgenommen die Wassermelonen, welche erst
Anfang Sommer reifen. Meist wird nur eine Ernte entnommen, 1 — 8 Monate
liegen manche Stücke brach.
Die wichtigsten Gemüse sind: 1. Spargel. Dieser wird auf Rücken ge-
baut, mit Guano gedüngt und bleibt meist nur 4 Jahre am Platze. Die
Spargelkultur ist fast die einzige, welche viel Handarbeit erfordert, denn nach
der Ernte muss man die Rücken einebnen und das Land reinigen. Die Ernte
findet im Februar statt; man bindet Bunde im Gewicht von zwei Pfund und
2 — 3 Dutzend Bunde kommen in eine Kiste. Die ersten Spargel werden oft zu
8 M. das Bund verkauft; nachher sinkt der Preis schnell, trotzdem soll das ha
500—600 M. Reinertrag abwerfen.
2. Grüne Bohnen. Beliebt sind die Sorten Red Valentin und Newhawk
Man säet die Bohnen im November oder Dezember und erntet sie im Februar
oder März. Reinertrag 400 M. pr. ha.
3. Kohl. Man baut frühen Weiss- und Wirsingkohl; von letzterem
werden die jungen Pflanzen, die noch keine Köpfe gebildet haben, im Norden
besonders geschätzt. Reinertrag des im Winter A'erpflanzten Kohl 800 M.
pr. ha.
4. Frühkartoffeln. Dies ist die Hauptfrucht, sie nimmt fast die Hälfte
der Gemüseländereien ein. Die Saatkartoffeln bezieht man meistens aus den
Nordstaaten, besonders von New-York, wo sie im August reifen. Man kann sie
Der Gemüsebau in den Vereinigten Staaten. p^
dann im Oktober oder November schon wieder legen. Hauptsorte ist die Early
Rose, die in Amerika viel mehr als Speisekartoffel geschätzt wird als bei uns.
Die Kartoffelfelder werden stark gedüngt und bringen einen Reinertrag von
500—600 Mark. Alljährlich breitet sich diese Kultur weiter aus.
Die Gemüsewirtschatten in der Golfregion sind zwar nur klein, bringen
aber, wie oben gezeigt, gute Erträge und alle Jahre entstehen neue. Das
Personal besteht ausser dem Chef fast nur aus Farbigen; man rechnet 1 Mann
für 4 ha und zahlt ihm täglich im Durchschnitt 3,60 M. Auf 8— 10 ha rechnet
man 1 Gespann. Der Boden wird im Herbst mit Baumwollsamenkuchen,
Guano, Phosphaten oder Kalisalzen, je nach der Gemüseart, gedüngt. Gehackt
wird zwischen den Reihen möglichst mit einer Pferdehacke, in den Reihen mit
der Hand.
3. Jacksonville (Florida).
Viel grossartiger sind die Frühgemüse-Anlagen in Florida, das im Klima
ähnlich ist wie Alabama.
Ananas. Der südliche Teil der Halbinsel dient besonders zur Anzucht
von Ananas im freien Felde. Man pflanzt sie auf sandigem, drainierten, aber
seine Frische bewahrenden Boden im Winter in Reihen, die 1,20 — 1,50 m ent-
fernt sind, und nimmt dazu Seitensprossen von der Basis alter Pflanzen, sogenannte
»Kindel«. Im ersten Jahre schon bringt die Pflanze eine Frucht, aber erst die
des zweiten Jahres ist versandfähig. Alan schneidet sie ab und alsbald treten
an der Basis der Pflanze 5 — 6 Kindel hervor, von denen man aber nur eine
stehen lässt. Diese giebt wieder eine einzige Frucht und so fährt man noch
zwei Jahre fort, ehe man die Plantage umbricht. Hauptsorte ist die rote
spanische Ananas.
Etwas weiter nördlich baut man in Florida besonders Bataten, Tomaten,
Frühkartoffeln, Bohnen, Kohl, Kürbisse u. s. w.
Die Bataten, Convolvulus Batatas, Batatas edulis. Sweet potatoes, werden in
Amerika sehr viel gegessen und auch viel weiter nördlich als Florida, z. B. bei
Philadelphia und inNew-Jersey viel gebaut. Unsmuss das wunderbar erscheinen. da
man dort doch auch gute Kartoffeln bauen könnte, die doch viel besser schmecken.
Aber der gewöhnliche Amerikaner hat wenig gute Kartoffeln, so wenig wie
der gewöhnliche Engländer, trotzdem wir einige der besten Sorten von ihnen
bekommen haben; viele Eingeborene essen die uns widerlich süss er-
scheinenden Bataten lieber. Man bringt die Bataten meist ungeschält, gedämpft
auf den Tisch, wie überhaupt das Dämpfen von Kartoffeln sehr üblich ist.
Besonders beliebt sind für letzteren Zweck recht grosse lange Kartoffeln.
Diese werden auch ungeschält gedämpft, der Länge nach aufgeschnitten, ein
Stück Butter hineingethan und nun mit einem Löffel das Innere heraus-
gegessen.
Um auf die Bataten zurückzukommen, so werden in Florida alte Knollen
unter Glas auf Beeten von Sand und Lauberde oder reinem Sand angetrieben,
die bewurzelten Triebe abgenommen und im April gepflanzt; im Sommer kann
man dann die meist spindelförmigen, mitunter aber auch rundlichen Knollen
versenden. Man schätzte die Ernte von Florida 1891 auf 620000 hl.
In der Nähe von Philadelphia, jenseits des Delaware, also schon im
Staate Xew-Jersey, werden auf dem leichten, sandigen, durchlässigen, gut ge-
düngten Boden, der zwei Jahre hindurch Erdbeeren getragen, ebenfalls sehr
134
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
viel Bataten gezogen. Nach Abernten der Erdbeeren pflanzt man die Knollen
vom 1. — 10. Juni auf einzelnen l m hohen, 37 cm von einander entfernten
Hügeln und zieht die windenden Stämme, die Ranken, immer an den Hügel
heran, sieht aber streng darauf, dass die Knoten nicht Wurzel schlagen, damit
alle Kraft in die Knollen gehe. Den ganzen Sommer gehen deswegen Arbeiter
mit Stöcken umher, um das Wurzelschlagen zu verhindern. Zum Ausheben
der Knollen bedient man sich eines mit einem Gitter versehenen Pfluges. Die süssen
Kartoffeln müssen sehr sorgfältig behandelt werden. Schon auf dem Felde
werden sie mit einer weichen Bürste abgebürstet, machen dann noch einen
Schwitzprozess durch, während welcher Zeit sie offen stehen müssen, und werden
hierauf versandt. Auch im Winter faulen sie leicht, man legt sie deshalb in
Florida auf Horden und hält sie bei 200 C.
In anderen Gegenden pflanzt man die Bataten in Furchen, immer aber lässt
man erst die alten Knollen in Mistbeeten austreiben und pflanzt die Triebe im
Mai oder Juni. Ertrag 3 — 4 Bushel*) p. acre. Das kleine New-Jersey erzeugte
schon 1880 über 2 Millionen Bushel, Virginien und Süd-Carolina etwa ebenso
viel, Alabama und Mississippi je ca. 3V2 Millionen, Georgia und Nord-Carolina
aber ca. 41 2 Millionen.
Tomaten werden im nördlichen Florida vielmehr gebaut als in den Golf-
staaten. Man säet den Samen im Januar unter Glas und verpflanzt im Februar
bis März ins Freie. Hauptsächlich baut man runde, keine kantigen Früchte,
besonders die Sorten Trophy, Acme, Perfection. Der Versand wurde 1891 auf
ca. 13 Millionen Mark geschätzt.
Dass in Florida als Nachfrucht von Frühkartoffeln viel Erdbeeren ge-
zogen werden, ist bereits beim Obstbau erwähnt. Über die Menge der er-
zeugten Frühkartoffeln in Florida liegen keine Daten vor, für 1888 werden
155 000 Bushel Kartoffeln angegeben, was wahrscheinlich alles Frühkartoffeln
sind. (Fortsetzung folgt.)
*) 1 Bushel = 36 1.
Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc.
Begonia „Louise de Vries".
DieseZüchtung von Aug. W.deVries,
Handelsgärtner in Iserlohn, Westfalen,
ist mit dem Wertzeugnis des Verbandes
der Handelsgärtner Deutschlands aus-
gezeichnet. Sie ist halbstrauchig, rein-
weiss, kamellienartig gefüllt und wird
als Bindeblume wie als Topfpflanze
empfohlen.
Neue Fuchsia „Frau Ida Noack".
Diese in Hamburg 1897 prämierte und
mit dem Wertzeugnis des Gartenbau-
vereins von Hamburg, Altona und Um-
gegend gekrönte Fuchsia ist jetzt von
Struss & Noack zu Bergedorf bei
Hamburg in den Handel gegeben. Sie
zeichnet sich durch ein gedrungenes
Wachstum, kleine, schmale, lebhaft
grüne, an Fuchsia Riccartonii er-
innernde Blätter und kleine, hängende,
in grossen Mengen erscheinende Blumen
aus. Kelchblätter und Staubfäden
mattrot, Kronenblätter violett-blau. Zur
Kronen- und zur Buschform geeignet.
Cyclamen Papilio.
Das gefranste Cyclamen Papilio
(Schmetterling), das zuerst in Gent 1897
ausgestellt wurde, ist von L. P. De
Langhe -Vervaene in Brüssel, rue
de Constantinople 150, gezüchtet, aber
jetzt auch von deutschen Firmen zu
beziehen.
Neue und empfehlenswerte I'tianzen.
«35
Neue eingeführte Blumensamen
von Dammann & Co. in San Giovanni
a Teduccio bei Neapel.
Nach den Beschreibungen der Züchter.)
Heterospermum Xanthii A. Gray. Q (Compositae.)
1 1 lierzu Abb. 2S.1
Diese im westlichen Nordamerika
einheimische Pflanze empfehlen wir
auf das wärmste. Wuchs und Blüte
erinnern sowohl an Tagetes signata
pumila, als an Sanvitalia procumbens.
Sie wird 20—25 cm hoch, ist mithin
als Rabattenptlanze höchst empfehlens-
wert. Die Blumen sind klein, tief
Chromgelb mit canariengelbem Anflug
an den Spitzen der Petalen. Der
herrliche Blütenflor dauert von Anfang
Juni bis in den Spätherbst und ist
daher diese Pflanze noch besonders
da zu empfehlen, wo es auf einen sehr
frühen Flor ankommt, da sie bereits
vier Wochen nach der Aussaat zu
blühen beginnt. Die sehr fein ge-
fiederte Belaubung wird thatsächlich
gänzlich von Blüten überdeckt.
Kuhnia eupatorioides, L 2J j-> (Compositae.)
Halbstrauch, mit sehr schönen rahm-
weissen Blüten, welche sich bis zum
Herbst erneuern. Die feinen, wechsel-
ständigen schmalen Blätter sind nur
2 cm lang. Die sehr üppig wachsende,
anspruchslose Pflanze erreicht eine
Höhe bis i]/2 m-
Englische Sommer-Levkoje, cremegelb.
Eine neue Farbe und wertvollste
Bereicherung des Sortiments. Durch
reichlichen und anhaltenden Flor
zeichnet sich diese prächtige Sorte noch
besonders aus.
Winter-Levkoje mit Lackblatt, canariengelb.
Ein würdiges Seitenstück zu der
von uns vor Jahren eingeführten und
zu so grosser und verdienter Beliebt-
heit gelangten reinweissen Winter-
Victoria-Levkoje. Was diese neue
Art übrigens noch besonders wertvoll
macht, ist, dass sie sich gut treiben
lässt und eine sehr feine Schnittblume
liefert, weshalb wir sie SpezialZüchtern
auf das Wärmste empfehlen.
Oenothera Johnsoni Parry. O
Hierzu Abb. 29.)
Eine bis i1-, 111 hohe äusserst stark-
wüchsige Annuelle mit langen Rispen
citronengelber Blüten von ca. 3 cm
Durchmesser. Wegen ihres schnellen
Abb. 28. Heterospermum Xanthii.
lilumen tief Chromgelb.
Wuchses ist diese Pflanze mit Vorteil
auch da zu verwenden, wo es gilt,
eine Lücke in höheren Sträucher-
gruppen während des Sommers aus-
zufüllen. Unser Bild stellt eine
einzelne Pflanze dar, die zwei Monate
nach der Aussaat bereits in Blüte
stand. Am besten sagt ihr ein nahr-
hafter Boden von möglichst sonniger
Lage zu. Die einzelnen Triebe sind
von unten auf mit länglich schmalen
Blättern gleichmässig besetzt, so dass
die Pflanze auch ohne Blüten noch
■ .■ " '""-, ', '"■ '
Abb. 29. Oenothera Johnsoni Parry.
Blumen citronengelb.
i36_
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
einen dekorativen Werth besitzt. Die
Aussaat kann im März ins freie Land
bewirkt werden. Der Blüthenflor
erstreckt sich auf den ganzen Sommer.
Polypteris callosa A. Gray (Compositae.)
Circa 60 cm hoch mit sehr feiner,
zierlicher Belaubung. Während des
ganzen Sommers ist die Pflanze von
einem Flor kleiner, herrlicher rosa-
lila Blüten bedeckt. Eine der reich-
blühendsten Pflanzen, die wir je in
Kultur hatten. Auch für Bindezwecke
ist die Pflanze sehr gut zu verwenden.
Silene pendula compacta fol. aureis Venus. O
Hervorgegangen aus unserer S. pen-
dula compacta fol. aureis Luna, trägt
diese reizende neue Art reinweisse
Blumen. Der Kontrast der gelben
Belaubung und der weissen Blumen
mit dem umgebenden Grün Iässt diese
Xeuheitbesonders wertvoll für Teppich-
gruppen erscheinen.
Vernonia arkansana (Compositae). %
Eine Perenne, die in keinem Garten
fehlen sollte. Sie wird ca. 1 m hoch,
wächst sehr schön buschig und leistet
jedwedem Witterungseinfluss Wider-
stand. Auch in Bezug auf Boden-
beschaffenheit ist sie nicht sonderlich
wählerisch, da sie in unseren Gärten
trotz enormer Hitze bei geringen
Wassergaben ihren Blütenflor ununter-
brochen vom Juli bis November er-
neuerte. Die äusserst zahlreich er-
scheinenden Blüten sind purpuiiila.
Die sehr langen, schmalen, zugespitzten
Blätter verleihen der Pflanze auch
ohne Blumen schon ein dekoratives
Aussehen. Als Schnittblume unent-
behrlich.
Neue eingeführte Schlingpflanzen.
Ipomoea imperial. s „Aphrodite".
Unter den von uns in den Handel
gebrachten Ip. imperialis fehlte bisher
noch eine solche mit reinweissen
Blüten. In diesem Jahre haben wir
diese Lücke durch obige Neuheit
ausgefüllt.
Ipomoea imperialis aurata ,,Cleopratra".
Laub goldgelb schillernd. Blüten
leuchtend karmin mit weissem Rand
und Schlund. Ein wertvoller Zuwachs
zu der wirklich herrlichen aurata-
Klasse.
Ipomoea imperialis collata carminea albo-
marginata.
Den sehr schnell beliebt gewordenen
I. collata-Sorten fügen wir dieses Jahr
einige sehr schöne neue Sorten hinzu.
Die prachtvollen Blüten der obigen
sind dunkelkarmin mit weissem Rand
und mattrosa Schlund. Sehr effektvoll.
Ipomoea imperialis collata „Diana".
Tief dunkelblau mit zartrosa Schlund
und weissem Rand. Ein brillantes
Farbenspiel, das von keiner anderen
übertroffen wird.
Abb. 3o. Luffa acutangula.
Luffa acutangula.
(Hierzu Abb. 30.)
Für Freunde der bekannten Bade-
schwämme, Luffa cylindrica und acu-
tangula. bilden wir hier die letztere ab.
Kleinere Mitteilungen.
L37
Kleinere Mitteilungen.
San Jose-Schildlaus auf Dörrbirnen in Danzig
gefunden.
Hochgeehrter Herr Geheimrat!
Erlaube mir Ihnen mitzuteilen, dass
ich gestern bei der in meiner Eigen-
schaft als Sachverständiger ausgeführten
Untersuchung einer hier seewärts ein-
gegangenen Sendung amerikanischer
Birnen (Fancy unpared pears halves*)
die echte San Jose-Schildlaus gefunden
habe, allerdings nur in wenigen, soweit
ersichtlich toten Exemplaren. Ur-
sprünglich müssen die Früchte, wie aus
den zahlreichen Narben ersichtlich ist,
massenhaft von Schildläusen besetzt
gewesen sein; doch dürften die letzteren
bei der Austrocknung der Früchte zum
grössten Teil abgefallen sein.
Dr. Kumm,
Kustos am Provinzial-Museum.
Vernichtung der Reblaus.
Eine von der Landwirtschaftskammer
der Provinz Sachsen nach Freyburg
a. d. Unstrut einberufene Versammlung
von Winzern aus dem Saal- und Unstrut-
gebiet beschloss um die Aufhebung
des jetzigen Verfahrens zur Vernichtung
der Reblaus bei der Staatsregierung
zu petitioniren. und erkärte sich für
die Verwendung amerikanischer Reben
bei Xeuanpflanzungen.
Helianthus cueumerifolius.
Von Adam Heydt, Kunstgärtner.
Unter der artenreichen Gattung der
Helianthus ist mir besonders Helian-
thus cueumerifolius. die gurkenblättrige
Sonnenblume, wert geworden. Diese
ist nicht eine jener gigantischen Sonnen-
blumen, für die man gewöhnlich keine
Verwendung hat und die nur Lieb-
habereien dient. Im Gegenteil, Helian-
thus cueumerifolius ist eine nur
massig hohe, sehr schätzbare Sonnen-
blume sowohl für den Betrieb des
Berufsgärtners, als auch für den Garten
des Liebhabers.
Recht vielseitig ist ihre Verwendung;
sie dient zum Bepflanzen von Gruppen,
zur GehOlzvorpflanzung und nament-
lich für moderne Bindezwecke.
Helianthus cueumerifolius wird bis
70 80 cm hoch, trügt die Blumen
* | D. h. halbe ungeschälte Birnen. L.W.
auf hohen testen Stielen, die sich
etwas rauh anfühlen. Die Blumen,
prächtige Strahlenblüten in reinster,
leuchtender, goldgelber Farbe mit
schwarzem Zentrum, werden 5 — 7 cm
breit, haben also gerade eine für
Binderei am besten geeignete Gr<
Die Blütezeit dauert von Juli bis
gegen Oktober.
Gruppen, mit diesen Helianthus be-
pflanzt, machen einen guten Effekt,
zudem ist die Anzucht einfach.
Alan säet den Samen im April in
einen lauwarmen Mistbeetkasten, unter
der üblichen Behandlung, die über-
haupt Sommerblumen widerfährt. So-
bald die Pflanzen sich einigermassen
entwickelt haben, ist es sehr gut, sie
zu pikieren und dann erst nach ge-
nügendem Erstarken auf recht sonnige
Beete zu pflanzen.
Für Gruppenpflanzung empfehle ich,
ja recht dicht, etwa 15 cm. zu pflanzen,
damit die Pflanzung von Anfang an
voll aussieht.
Einen Schutzzoll auf Obst
verlangen jetzt auch unsere mär-
kischen Obstzüchter. Zur Beratung
der Angelegenheit tagte kürzlich in
Werder eine Versammlung der
Obstzüchtervereine von Werder, Glin-
dow, Geltow, Caputh, Bornstedt.
Krielow und Michendorf. Der Vor-
sitzende des Obstbauvereins zu Werder
erklärte, dass die Notlage der Obst-
züchter diese jetzt unabweisbar zu
energischem Vorgehen zwinge, um an
zuständiger Stelle die Einführung eines
Schutzzolles auf Obst zu erstreben.
Nach den statistischen Feststellungen
seien die Preise für alle Obsterzeug-
nisse seit 1873 fortgesetzt im Rück-
gang begriffen. Auch die sämtlichen
übrigen Redner sprachen sich ent-
schieden für den Schutzzoll aus. worauf
dann einstimmig eine Erklärung an-
genommen wurde, worin es heisst:
Es ist bedauerlich, beobachten zu
müssen, wie das geschmack- und
gehaltvollere einheimische Früh- und
Spätobst durch Spekulation aus-
ländischer Händler von unseren Märkten
verdrängt wird. Die Versammlung
richtet an die hohe Reichsregierung
sowie an die gesetzgebenden Körper-
13Ä
Kleinere Mitteilungen.
schaften die dringende Bitte, die Ge-
fahren, -welche für den Obstbau in hie-
siger Gegend durch die Konkurrenz des
Auslandes entstanden sind und noch
entstehen können, durch einen ent-
sprechenden Schutzzoll zu beseitigen
und zu verhüten. Die Versammlung
beauftragt den gewählten Ausschuss,
mit allen ihm zu Gebote stehenden
Mitteln dahin zu wirken, dass unsere
Beschlüsse an geeigneter Stelle zum
Ausdruck gebracht werden. Zur stän-
digen Wahrnehmung der Interessen
der Obstzüchter wurde dann ein Zentral-
ausschuss gebildet, und endlich wurde
beschlossen, die Obstbaugegend von
Werder und dem ganzen Umkreise
.,Havel-Obstgau"zu benennen. (Voss.Z.)
Champignon-Brut aus Sporen.
(Blanc vierge der Franzosen.)
Das aus Sporen erzogene Mycelium
ist der wichtigste Faktor bei einer
rationellen Champignon-Kultur. Unsere
deutschen Züchter tragen diesem Um-
stände leider immer noch zu wenig
Rechnung und dieses ist wohl auch
in den meisten Fällen die Hauptursache
vieler Misserfolge.
Die Mehrzahl unserer Züchter ver-
wendet zur weiteren Zucht Brut aus
tragenden Beeten und züchtet sich auf
diese Weise Generationen heran, welche
mehr und mehr ausarten.
Xoch unzweckmässiger aber ist es,
Brut aus abgetragenen Beeten zu ver-
wenden, und doch wird hierin noch
vielfach gesündigt
Es liegt auf der Hand, dass solche
Brut mit allen möglichen Bakterien
behaftet und verseucht sein muss, daher
vollkommen wertlos ist. Die Folge
davon ist entweder gar keine oder eine
schlechte Ernte von dünnen, weichen
Pilzen, welche auf dem Beete faulen
und die ganze Anlage verderben.
Diesem Uebelstande hilft nun in
neuerer Zeit das »wissenschaftliche
Institut Pasteur« in Paris ab. Dasselbe
liefert den Züchtern jungfräuliche
Sporenbrut (Blanc vierge), direkt aus
Sporen besonders ausgewählter Cham-
pignons gezüchtet, und zwar in zwei
Formen:
1. Blanc de semis sterilise in Form
einer grossen Cartouche (Patrone).
2. Blanc vierge de semis (jung-
fräuliches Sporenmycel) in Kisten.
3-
I. Blanc de semis sterilise.
Ein völlig neues Produkt, welches
durch Keimen von Sporen ausgesuchter
Champignons erlangt wird; jede
Cartouche enthält den ersten
Anfang dieser Keime.
Das Produkt hat zahlreiche Vorteile
vor dem bisher verwendeten Mycelium :
1. Das Produkt ist rein und folglich frei
vonKrankheiten (sog. Grünspan, Er-
weichung, Tropfen, Schimmel etc.).
2. Es wird erhalten von ausgesuchten
Champignons einer sehr produk-
tiven Rasse und ist für den
Handel sehr geeignet.
Durch die Züchtungsmethode ist
jederzeit dieselbe Varietät wieder
zu erhalten.
4. Das Mycel nimmt mit Schnelligkeit
an und spinnt gleichmässig mit
hohem Ertrage.
Da diese Cartouchen den ersten
Anfang der Keimung enthalten, so sind
dieselben zur Brutselbstzucht ganz be-
sonders geeignet.
II. Blanc vierge obtenu de semis.
Diese zweite Form wird vom Institut
Pasteur als fertiges Blanc vierge eben-
falls direkt aus Sporen ausgewählter
Champignons geliefert. Der Züchter
ist sicher, wirkliches Blanc vierge aus
Champignon - Sporen und nicht ab-
getragene und teilweise wieder belebte
Brut zu erhalten.
Das Blanc vierge de semis wird nur
in ganz trockenem Zustande geliefert,
nicht nach Gewicht, sondern in Post-
kisten für 16 — 17 Dm Beetfläche und
in Kisten für die doppelte Beetfläche.
Vom Institut Pasteur ist mir die Ver-
tretung desselben in Preussen über-
tragen und bin ich zu weiteren Mit-
teilungen gern bereit.
Berlin N., Treskowstr. 25
Ad. Kritter.
Spezialist für Champignon-Kultur.
Bocconia cordata.
Von Adam Hey dt, Kunstgärtner.
Sehr wenig findet man in unseren
Gärten Bocconia cordata, auch Macleya
japonica genannt, angepflanzt, obwohl
sie besonders in den Ziergärten und
Parks als Gruppen- und Dekorations-
staude sehr zu verwenden ist. Ihr
malerischer Wuchs, verbunden mit
ihrem hübschen Aussehen als Blatt-
und Blutenpflanze, sollten die Auf-
Kleinere Mitteilungen.
L39
merksamkeit der Berufsgürtner auf
diese Staude wenden.
Bocconia cordata isteinePapaveracee.
Sie wird bis über 2 m hoch und be-
sitzt einen starken Wuchs. Die Blätter,
spiralförmig um den glatten, matt-
glänzenden, grüngelben Stengel in etwa
10 cm weiten Internodien verteilt, sind
ähnlich einem Eichblatt eingebuchtet,
von schöner, zierlicher Form. Die
Lichtseite ist dunkelgrün mit helleren
Adern, während die Unterseite filzig
grau ist; Blattstiel etwa 5 cm lang.
Die Blumen erscheinen in einer bis
80 cm langen Rispe auf bis 2 m hohen
Stielen. Die einzelnen Blütchen sind
cremegelb undbesitzen einen schwachen
Geruch.
Bocconia cordata verbreitet sich
durch Rhizome , verunkrautet jedoch
das Land nicht in der Weise, wie
Polygonum amplexicaule u. a.
Die Anzucht ist leicht und geschieht
entweder durch Samen oder Stock-
ausschläge, wie auch durch Teilung.
Einerlei, wie sie vermehrt wird, ist
als Bestimmungsort kein gar zu
schattiger Ort zu wählen, denn wenn
auch Bocconia noch im Schatten ge-
deiht, so ist ein recht sonniger Platz
ihr am zusagendsten und nur dort ge-
deiht sie prächtig und entwickelt sich
in ihrer ganzen Vollkommenheit. Um
sie zur höchsten Entwicklung zu be-
kommen, ist sie von Zeit zu Zeit gehörig
zu düngen, denn zu viel schadet nicht
leicht, wohl aber das, was sie nicht
erhält.
Gaillardia grandiflora ., Golden Sunset".
Von Adam Hey dt, Kunstgärtner.
Schon seit man die Gaillardien kennt,
hat man sie ihrer schönen Blumen
wegen in Kreisen der Schnittblumen-
züchter gepilegt. Hier möchte ich die
Varietät: »GoldenSunset«, eine englische
Züchtung, besonders hervorheben.
»Golden Sunset« wird bis 1 m hoch.
Der Wuchs ist wie bei allen Gaillardien
mehr breit als kompakt. Die Blätter
sind dreizählig, das Hauptblatt ist etwa
12 — 15 cm lang, lanzettlich, ca. 1 cm
breit, die beiden anderen am selben
Stiele sitzenden Blätter sind bis 5 cm
lang und 1/-> cm breit; Blätter leicht
behaart.
Die Blumen sitzen auf hohen bis
7<> cm langen glatten Stielen und sind
doldenähnlich gestellt, 5 — 7 cm breit
und von schönster, reiner, leuchtender,
dem Auge wohlgefälliger goldgelber
Farbe. Die Blumen erscheinen in
unzähliger Menge von Juli bis Ende
Oktober. Der Blütenflor grenzt an
das Märchenhafte. Die Illumcn
bilden einen ganz vortrefflichen Werk-
stoff für allerlei Bindearbeiten und
verdienen die vollste Beachtung aller
blumenkonsumierenden Praktiker und
Dilettanten.
Die Anzucht geschieht durch Samen,
der im März entweder in Schalen oder
ins Mistbeet gesäet werden; nach dem
genügenden Erstarken pikiert man die
jungen Pflanzen in Kästen, um sie
später an Ort und Stelle zu pflanzen,
wo sie dann mehrere Jahre verbleiben
können.
300 Jahre alte Buche.
In den letzten Tagen wurde im
Ilaardtgebirge eine etwa 300 Jahre
alte Buche gefällt, die einen Meter
über der Erde sich in zwei mächtigen
Stämmen emporreckte. Beim Zerlegen
entdeckten die Holzknechte, dass in
einen der beiden Stämme das Skelett
eines Pferdekopfes hineingewachsen
war. Eine nähere Erklärung über
dieses Naturwunder konnte nicht ge-
geben werden.
Krankheit der La France-Rosen.
Der in den Berliner Gärtnereien in
grossem Massstab getriebenen Zucht
der La France-Rosen droht eine ernste
Gefahr. Die Rosen dieser Art werden
neuerdings von einer bisher nicht
beobachteten Krankheit heimgesucht,
die kurz vor der Blütezeit, also während
die Pflanze sich in vollster Vegetation
befindet, akut auftritt, und die sich
darin äussert, dass die einzelnen
Triebe schlaff werden und innerhalb
weniger Tage die Blätter fallen lassen.
Über die Ursache der Krankheit gehen
die Meinungen noch auseinander.
Während einige auch hier die Wirkung
eines Pilzes, und zwar eines Wurzel-
pilzes, vermuten, neigt Prof. Sorauer
der Ansicht zu, dass es sich um
eine allgemeine Schwächeerscheinung
handelt. Die Krankheit ist jetzt auch
bei Marechal Xiel beobachtet.
140
Unterrichtswesen.
Unser frühestblühendes Freiland-Rhododendron.
Dies ist nach meinen Beobachtungen
das in den Gärten noch seltene, aus
Sibirien stammendeRhododendron par-
vifolium Adams.
Es bildet einen ca. meterhohen, etwas
sparrig wachsenden Strauch, dessen
dünne, leicht gewundene Zweige teil-
weise überhängen und mit kleinen,
schmal länglichspitzen, mit Schilfer-
schüppchen bedeckten, immergrünen
Blättern besetzt sind. Die kleinen,
karminfarbenen Blüten stehen zu 4
bis 5 in Dolden am Ende der Zweige,
erscheinen in reichlicher Anzahl, nicht,
wie in den deutschen Dendrologien
irrtümlich angegeben, im Juli — August,
sondern gegen Mitte bis Ende März
und halten sich mehrere Wochen am
Strauche.
Das ausnahmsweise milde Wetter
dieses Winters brachte die Blüten sogar
schon um die Mitte des Januar zur
Entfaltung, wo die Blütenknospen des
Rhododendron mucronulatun eben zu
schwellen begannen und die von Rho-
dodendron dahuricum sich noch gar
nicht rührten.
Obgleich der Blütenflor des Rho-
dodendron parvifolium von beschei-
! denerer Schönheit ist als der der lezt-
genannten beiden Arten, so macht
doch seine frühzeitige Entwicklung
die Pflanze für unsere Gärten wertvoll.
Die ersten Boten des erwachenden
Frühlings sind wohl jedem Menschen,
dem der Sinn für die Schönheiten der
Natur nicht ganz verloren gegangen
ist, doppelt lieb; als einen solchen
möchte ich deshalb Rhododendron
parvifolium jedem Gartenfreund zur
Anpflanzung warm empfehlen.
L. Späth.
Baumschulenweg b. Berlin.
Riesen-Heliotrop
mit Blütenständen von 30 — 40 cm Durch-
messer in den drei Farben: tief dunkel-
blau, fliederfarbig oder himmelblau,
werden von We igelt & Co.-Erfurt an-
geboten. Aus Samen erzielt man in
vier Monaten fertige Pflanzen.
Unterrichtswesen.
Das 75jährige Jubiläum der Königl. Gärtner-
Lehranstalt.
In wenigen Monaten werden 75 Iahre
verflossen sein, seitdem die Königliche
Gäiiner-Lehranstalt am Wildpark bei
Potsdam, die älteste Unterrichtsstätte
für Gärtner, im Frühling 1824 eröffnet
wurde. Infolge eines im Verein zur
Beförderung des Gartenbaues in den
preussischen Staaten gestellten An-
trages unseres Altmeisters Lenne
wurde sie gegründet, und unter dem
Schutze des Vereins wurde sie auf die
richtige Bahn zu einer erfolgreichen
Thätigkeit geleitet. Eine stattliche Zahl
von Schülern ist aus der Königlichen
Gärtner-Lehranstalt am Wildpark und
Potsdam-Schöneberg hervorgegangen,
welche sich zum grössten Teil in hervor-
ragenden Stellungen des In- und Aus-
landes befinden und in Gemeinschaft
zahlreicher Freunde der Anstalt die
Gelegenheit freudig begrüssen, den
Dank gegen die alte Bildungsstätte
durch eine würdige Feier des 7 5 jähr.
Jubiläums zu bekunden.
Bereits am 29. April 1897 wurden
die ersten Schritte für die geplante
Feier gethan. Eine Sitzung des Vor-
bereitungs- Komitees tagte im Hotel
Imperial zu Berlin und fasste den Be-
schluss, anlässlich der Jubelfeier der
Anstalt und zum bleibenden Andenken
an diese Zeit einen Fonds zu gründen,
aus dessen Zinserträgen würdige Eleven
unterstützt werden sollen. Der aus
neun Herren gebildete Vorstand erliess
dann im November 1897 zur Be-
schaffung des erforderlichen Grund-
kapitals an die früheren Schüler der
Anstalt und an die Freunde der
letzteren ein Schreiben, in welchem
um Zeichnung von Beiträgen gebeten
wurde. Die gezeichneten und einge-
gangenen Beiträge belaufen sich gegen-
wärtig auf rund 13000 M. ■ — So er-
freulich auch dies Resultat ist, so
reicht diese Summe doch nicht an-
nähernd hin für eine erspriessliche
Unterstützung in dem gedachten Sinne,
da in der Hauptsache die Absicht vor-
liegt, aus dem Zinserlös des Jubiläums-
Unterrichtswesen.
141
fonds Reise - Stipendien zu ver-
leihen.
Wir sehen uns daher gezwungen,
noch einmal mit der ergebensten Bitte
um weitere Beiträge an unsere Fach-
genossen und an die Freunde der An-
stalt heranzutreten. Die erste An-
regung wurde bisher nur von wenigen
berücksichtigt, was wohl dem Um-
stände zugeschrieben werden darf, dass
die in Aussicht genommene Feier da-
mals noch in weiter Ferne lag. Um
das allgemeine Interesse für diese Feier
und für die Sammlung auch in ent-
ferntere Kreise zu tragen, ist am
31. Januar dieses Jahres beschlossen
worden, das bisherige »Ausschuss-
Komitee« zu erweitern. Das ursprüng-
liche »Vorbereitungs - Komitee« für
unsere Feier ist unter Heranziehung
noch anderer Herren zu einem »er-
weiterten Komitee« umgewandelt
worden. — Die Geldbeträge wolle
man gefälligst nur an die Kasse der
Königlichen Gärtner - Lehranstalt am
Wildpark bei Potsdam einsenden.
Für die Feier selbst ist vom engeren
Komitee Folgendes in Aussicht ge-
nommen: Die Feier findet statt vom
Freitag den 3o. Juni bis Sonntag den
2. Juli 1899 einschliesslich.
Vorabend: Begrüssung der an-
kommenden Teilnehmer auf der Wild-
parkstation. Konzert. Illumination der
Anstalt.
I. Tag. Eröffnung der Feier im Ge-
bäude der Königlichen Gärtner-Lehr-
anstalt am Wildpark, a) Festrede (Herr
Ministerialdirektor Dr. Thiel, Ehren-
präsident), b) Frühschoppen auf der
Anstalt, c) Wagenfahrt durch die Pots-
damer Parkanlagen, d) Fest-Diner mit
Damen.
II. Tag. a) Von 2 Uhr nachmittags
ab Dampferfahrt auf der Havel (mit
Damen), b) Abends 8 Uhr Fest-Kommers.
III. Tag. a) Von 2 Uhr nachmittags
ab Exkursion nach den Baumschulen
des Königl. Oekonomierat F. Späth in
Baumschulenweg bei Berlin, b) Zwang-
loses Zusammensein im Ausstellungs-
park, Berlin.
Die Zusendung des Festprogramms
wird zur geeigneten Zeit erfolgen. Den
Teilnehmern an der Feier wird eine
Festschrift überreicht werden, welche
am Schluss ein Verzeichnis aller bis-
herigen Anstalter enthalten wird.
Das Ausschuss-Komitee
für die Feier des 75 jährigen Jubiläums der
Königlichen Gärtner-Lehranstalt am Wildpark
bei Potsdam.
Dr. II. Thiel. Königl. Wirkl. Geheimer
Ober-Regierungsrat und Ministerial-
direktor,Ehrenpräsident. Fintelm an n,
Königlicher Ilofgarten-Direktor und
Direktor der Königlichen Gärtner-
Lehranstalt am Wildpark bei Potsdam,
Sanssouci bei Potsdam, Vorsitzender.
Mächtig, Garten-Direktor der Haupt-
und Residenzstadt Berlin, erster Stell-
vertreter, Berlin N„ Humboldthain.
Brandt, Königlicher Gartenbau-Direk-
tor, Charlottenburg, zweiter Stellver-
treter. C. Lackner, Königlicher Gar-
tenbau-Direktor, Steglitz bei Berlin,
dritter Stellvertreter.
Beirat:
Buntzel, Königlicher Gartenbau-
Direktor, Niederschönweide bei Berlin.
Otto Chone, Direktor, Kolonie Grune-
wald, Boothstr. 44. A. Demmler sen..
Rentier, Friedrichsfelde bei Berlin.
A. Fintelmann, Städtischer Garten-
inspektor, Berlin, Flumboldthain.
Hampel, Königlicher Gartenbau-
Direktor, Berlin, Vor dem Schlesischen
Thore. H. Jancke, Königlicher Hof-
gärtner, Schloss Bellevue bei Berlin.
R. Meyer, Handelsgärtner, Wildpark
bei Potsdam. K. Nietn er, Königlicher
Hofgärtner, Babelsberg bei Nowawes-
Neuendorf. F. Späth, Königlicher
Oekonomierat und Baumschulen -Be-
sitzer, Baumschulenweg bei Berlin.
Schulz, Direktor der Realschule, Pots-
dam. Wittmack, L., Geh. Reg.-Rat,
Prof. Dr.. Berlin N.. Invalidenstr. 42.
Probst, Rendant, Bornstedt (Mark),
Kassierer. Th. Echtermeyer. In-
spektor der Königlichen Gärtner-Lehr-
anstalt am Wildpark b. Potsdam, Wild-
park. Geschäftsführer.
Gärtner-Lehranstalt Köstritz i. Thür.
1 las laufende Wintersemester iSqs 99,
das 24. seit dem Bestehen der Anstalt.
wird von 111 Berufs-Gärtnern. besucht,
deren Nationalität sich wie folgt ver-
teilt: Braunschweig 3, Hannovers.
Hessen 6, Posen 1, Pommern 4. I »st-
und Westpreussen 4, Rheinprovinz 4.
Schlesien 10, Schleswig 2, Westfalen 8,
Prov. und Kgr. Sachsen 20, Baden 2.
14-
Ausstellungen und Kongresse. — Litteratur.
Württemberg 3, Bayern 5, kleinere
Staaten und freie Städte 20, Oester-
reich 5, England 2, Frankreich 1. Bra-
silien 1, Russland 1, Guatemala 1.
Die Frequenz hat sich, Sommer- und
Wintersemester zusammengestellt, wie
folgt gestaltet: 1S87 17, 1888 23. 1889
25, l 8 90 43, 1891 03, 1892 90, 1893 111,
1894 128, 1895 167, 1896 170, 1897 177.
1898 190.
Das Abgangszeugnis erhielten auf
Grund der mündlichen und schrift-
lichen Schlussprüfung am Ende des
Sommersemesters 1S98: 26 Gehilfen,
unter diesen C. Bruns, Hauwick, für
hervorragende Leistungen gleichzeitig
den Semester-Ehrenpreis.
Die Prüfung als Obergärtner be-
standen nach der Prüfungs- Ordnung
vom 1. April 1892 der Gehilfe Curt
Rottig, Wiehe a. U.
Die Berechtigung zum Einjährig-frei-
willigen Dienst erhielt Erich Lehmann.
Steglitz.
Der Unterricht wird in 5 Abteilungen
von 10 Lehrern erteilt, und in jeder
WTeise dafür Sorge getragen, dass die
Gehilfen sich eine zeitgemässe, ab-
geschlossene Fachbildung aneignen.
Der nächste Kursus beginnt den
20. April er. und ist der Direktor Dr.
H. Settegast zu jeder näheren Auskunft
stets bereit.
Gartenbau- und Haushaltungs-Schule in
Friedrichshafen.
Im schön gelegenen Friedrichshafen
am Bodensee wird im Anschluss an
das Lehrerinnenheim am 1. April eine
Gartenbau- und Haushaltungs-Schule
für Mädchen gebildeter Stände eröffnet.
Anmeldungen an Frau Oberbürger-
meister von Rümelin, Stuttgart.
Ausstellungen und Kongresse.
Berlin. Grosse deutsche Winter-
blumen - Ausstellung, Mitte Februar
1900 im Zoologischen Garten. Das
Programm, das Medaillen und Geld-
preise im Gesamtbetrage von nicht
weniger als 20000 Mark aussetzt,
ist am 23. Februar vom Verein
zur Beförderung des Gartenbaues
genehmigt und wird nun gedruckt
werden.
Petersburg. III. internationale
Gartenbau-Ausstellung vom 5./17.
bis 15./27. Mai 1899. Anmeldungen bis
spätestens zum 1. 13. März an Geheim-
rat Excellenz Prof. Fischer von
Wald heim. Kaiserl. bot. Garten.
Antwerpen. Internationale Aus-
stellung vom 9. — 13. April 1899 zur
Feier des 3ocjährigen Geburtstages von
Anton van Dyck.
Gent. 30. April bis 9. Mai 1899
grosse internationale Ausstellung der
Ligue horticole L'Union zu Mont
St. Amand bei Gent. Das Programm
ist ausserordentlich umfangreich, gegen
1000 Aufgaben.
Dresden. Jubiläums -Ausstellung
des Landesobstvereins für das König-
reich Sachsen vom 14. — 19. Oktober.
Das Programmm ist zu beziehen:
Gerokstrasse 45.
Litteratur.
Mitteilungen der DeutschenDen-
drologischen Gesellschaft 1897.
Enthält den Bericht über die Thätig-
keit der Gesellschaft im Jahre 1897,
sowie eine Reihe interessanter und
belehrender Vorträge und sonstiger
Aufsätze aus dem Gebiete der Baum-
und Gehölzkunde. Besonders interessant
ist eine farbige Abbildung von Rho-
dodendron mucronulatum. Ein Mit-
gliederverzeichnis bildet den Beschluss.
Der Bericht über die Acker- und
Gartenbau-Ausstellung zu Nizza, welche
vom 31. März bis 3. April 1898 statt-
fand, ist erschienen. Derselbe enthält
Eingesandte Preisverzeichnisse.
'43
u. a. auch ein Verzeichnis der Prä-
miierungen. ____
Albert Maumene. L'arf du
ileuriste. Paris, Verlag der Librairie
agricole du »Jardin< 1897. so. 239 S.
33 Abb.
Die Kunst des Blumenbinders
wird hier in hübscher Sprache vor-
gelührt. und diese Schrift wird auch
dem deutschen Leser viel Interesse
gewähren, um zu sehen, in welcher
Form in Paris Blumenzusammen-
stellungen verwendet werden und
welche Regeln dabei gelten. Das Ganze
ist in einem anmutigen Plauderton ge-
schrieben und behandelt auch all-
gemeinere Verhältnisse. So z. B. die
Blumen bei den Völkern in den ver-
schiedenen Zeitaltern; ferner: Woher
kommen die Blumen? Wohin gehen
.sie? Weiter werden ausser den eigent-
lichen Bindereien besprochen: Blumen
für Balkons und Fenster, Blumen
an Häusern, Guirlanden etc., schliess-
lich die Blumen im Auslande. Ueber
Deutschland sagtder Verfasser p.228:
»Deutschland und Oesterreich, wo der
Blumenhandel sehr bedeutend ist, sind
noch zu nennen. Aber wenn auch
manche ihrer Zusammenstellungen
hübsch sind, so sind andere doch wenig
zierlich und von zweifelhaftem Ge-
schmack. (Ist das in Frankreich nicht
ebenso? L. W.)
In Deutschland besonders macht
man sehr schwereZusammenstellungen;
die Kränze, meist aus Blättern, die
dicht aufeinander gelegt sind, ge-
bildet, sind zuweilen ziemlich
grob.*) Aber man muss anerkennen.
dass, wenn manche Zusammen-
stellungen., wie die, wo Vögel auf den
Henkeln wie auf Stangen sitzen,
sich etwas vom guten künstlerischen
Geschmack entfernen (sehr wahr. L.W.),
dagegen andere Blumen-Motive sich
durch äusserste Gewähltheit und voll-
kommene Erfassung einer Idee aus-
zeichnen. Manche Sträusse, bei denen
die Maiblume ott das vorwiegende
Element ist, die auf der Basis von
langen Cycas-Wedeln ruhen und mit
einer grossen Schleife aus Band ver-
bunden sind, dessen Enden zierlich
herabhängen, sind höchst elegant:
diese Sträusse sind meistens für Be-
gräbnisse bestimmt. Von origineller
Erfindung, sind sie gewissermassen die
Signatur der grossen deutschen Blumen-
binder, welche dadurch die kleinlichen
und schlechten Geschmack zeigenden
Leistungen der Blumenbinder von wenig
Talent zurückweisen wollen.
Die Sträusse und Vorderstücke der
Kreuze, Kränze und Trauerkissen sind
ebenfalls mit diesen Cycaswedeln ge-
schmückt, welche man im Innern be-
festigt oder quer über die Kränze hin-
geworfen hat. Alan betreibt Spezial-
kulturen von Cycas, um die ab-
geschnittenen Wedel zu liefern.
Unsere Pariser Blumenbinder wenden
jetzt auch Wedel von Cycas und ge-
wissen Palmen in grosser Menge für
ihre reichen Gebilde an.«
*) Der abgebildete Kranz aus Blättern im
deutschen Stil, anscheinend ein uraltes Gliche,
ist allerdings wenig schön. Es giebt aber viel
bessere. L. W.
Eingesandte Preisverzeichnisse.
\V. Weisse in Kamenz i. Sachs. Coni-
feren, Zierbäume, immergrüne Pflanzen.
Stauden, Obstbäume etc. — Fürst von
Lobkowitzsche Baumschulen in
Eisenberg (Böhmen). — Au gusteCh an-
tin in Paris. Rhododendion. Orangen,
Myrten, Araucarien, Palmen, Orchi-
deen etc. — Köhler & Rudel in
Windischleuba-Alteuburg (S.-A.). Spe-
zial-Preisliste über Cactus - Dahlien,
Chrysanthemum, Canna. Schnittstauden
und div. Samen. — J. Kmetsch in
Burg bei Hoyerswerda (Schlesien).
Baumschulartikel. Po m m ers c he
Obstbaum- und Gehölzschulen zu
Radekow bei Tantow (Berlin-Stettiner
Bahn). Dasselbe. — A. Seh wiglewsk i
in Carow b. Berlin, Post Blankenburg
(Mark). Dahlien (mit Abb.). A.
Metz & Co. in Berlin, Bülowstrasse.
Grassämereien. W. Pfitzer in
Stuttgart. Pflanzen -Verzeichnis über
Diverses (mit Abb.). — Karl Rein seh
in Dresden. Windmotoren für Maschinen
und Pumpen.
i44
Persunal-Nac brich tun.
Personal-Nachrichten.
Der 70. Geburtstag des berühmten
Botanikers Geh. Regierungsrat Prof.
Dr. Simon Seh wendener. Mit-
glied des Vereins zur Beförderung des
Gartenbaus zu Berlin, geb. zu Buchs,
Kanton St. Gallen, wurde am 10. Februar
festlich begangen. Es erschienen u. a.
der Rektor der Universität, Geh. Rat
Waldeyer und der Dekan Professor
Schwarz. Geh. Reg.-Rat Engler
überreichte im Namen der Freunde
ein grosses, in Leder gepunztes Album
mit etwa 200 Photographien und verlas
die darauf bezügliche Adresse. (Das
Album ist von G. Hulbe, die Adresse
vom Hofkalligraphen Sack gefertigt.)
Prof. Asche rson verlas die Adresse
des bot. Vereins der Provinz Branden-
burg, L. Wittmack die der Gesellschaft
naturforschender Freunde; Gartenbau-
direktor Lackner und Perring über-
reichten das Diplom als Ehrenmitglied
des Vereins zur Beförderung des Garten-
baus, Prof. Haberlandt aus Graz
namens der Schüler eine mit dem
Hilde Schwende n er s gezierte inhalts-
reiche Festschrift etc. etc. Am fol-
genden Tage fand ein Festessen im
^Englischen Hause« statt, bei welchem
der Rektor der Universität, Geh. Rat
Waldeyer, das Hoch auf S. M. den
Kaiser ausbrachte. Prof. Haberlandt
begrüsste den Jubilar namens der
deutschen bot. Gesellschaft, Professor
Engler im Namen der Berliner Freunde,
Prof. Volkens im Namen der Schüler,
der Gesandte der Schweiz, Minister
Roth, als schweizerischen Veteran
der Wissenschaft, Geh. Rat Diels
sprach im Namen der Akademie der
Wissenschaften, Prof. Schwarz im
Namen der philosophischen Fakultät.
Hierauf antwortete Geh. Rat Seh wen-
dener in längerer Rede. Prof. Kny
trank auf die Gäste, Prof. Lasson
in Versen auf die deutsche bot. Ge-
sellschaft, Geh. Rat Wagner auf die
Schweiz, L. Wittmack erklärte die
Tischkarte, die er mit Zeichnungen aus
Schwendeners Werken durch Herrn
Schade hatte schmücken lassen, und
trank auf die deutschen Universitäten.
Prof. an der Universität Heidelberg,
Geh. Hofrat Dr. Ernst P fitz er und
den Prof. an der Universität Kopen-
hagen Dr. Eugenius Warming zu
korrespondierenden Mitgliedern, in
ihrer physikalisch - mathematischen
Klasse gewählt.
Der 90. Geburtstag des Hrn. Adolph
Demmler wurde am 23. Februar im
Kreise der Familie festlich begangen.
Der Vorstand des Vereins zur Be-
förderung des Gartenbaues überreichte
dem immer noch frischen Greise die
Vermeilmedaille für Förderung der
Zwecke des Vereins durch allgemeine
Förderung des Gartenbaues
Der Verein zur Beförderung des
Gartenbaues hat innerhalb acht Tagen
drei langjährige Mitglieder verloren.
Am iü. Februar verstarb der Rentner
B. Schäffer, Berlin, Begründer der
Firma Schäffer & Walcker, der in
Herischdorf in Schlesien sich der
Pflege seines Gartens mit grosser Liebe
widmete. — Am 18. Februar verschied
nach langen Leiden der allezeit
opferfreudige Kommerzienrat Otto
Dellschau, dessen Garten in Pankow
von Herrn Obergärtner Schmidt so
wohl gepflegt wird, und dessen
Azaleen ein Schaustück auf allen
Berliner Ausstellungen waren. - Am
19. Februar verstarb plötzlich, nachdem
er sich von längerer Kränklichkeit fast
ganz wieder erholt hatte, im 59. Lebens-
jahre der Kgl. Gartenbaudirektor und
Kgl. Hoflieferant Gustav Adolph
Schultz, Lichtenberg bei Berlin, ein
Mann, der sich aus den kleinsten An-
fängen zu einem der ersten Handels-
gärtner Deutschlands aufgeschwungen
hatte. Wie hoch dieser Mann angesehen,
ergab sich am besten aus der
nach Hunderten zählenden Trauer-
versammlung bei seinem Begräbnis.
Wir werden seine Biographie in nächster
Nummer bringen.
Die königl. Akademie der Wissen-
schaften hat den Professor an der
Akademie zu Münster i. W., Geheimen
Regierungsrat Dr. Oskar Brefeld, den
Der grosse Gartenliebhaber Kom-
merzienrat Ranniger in Altenburg,
Besitzer eines herrlichen Winter-
gartens, Mitglied des Vereins zur
Beförderung des Gartenbaues, f am
23. Februar nach einem nur Stägigen
Krankenlager.
Gartenflora 1899.
LISSOCHILUS GRAEFII. kränzlin.
Lissochilus Graefii Krzl.
rz^ry- Von F. Kränzlin, (Hierzu Tafel 1460.)
-3^jie hier abgebildete schöne Erdorchidee hat für Berlin eine besondere Be-
^£% deutung insofern, als sie in unmittelbarer Nähe der Hauptstadt, nämlich
in Steglitz, zum erstenmale geblüht hat und von hier aus als neue Art be-
kannt gemacht wurde. Es ist ein stattliches Gewächs mit faustgrossen, prallen,
eiförmigen Knollen und grossen, im allgemeinen an Curculigo erinnernden
Blättern. Der Blütenschatt erreicht eine Höhe bis zu 1,25 Meter und trägt
oberseits eine reichblütige, etwas lockere Rispe der schönen Blumen, welche
die beifolgende Tafel in natürlicher Grösse und Färbung zeigt. Der Haupt-
unterschied von ähnlichen Arten, von denen aber keine z. Z. bei uns in Kultur
ist, besteht in dem mittleren Lappen der Lippe. Bei allen anderen Arten
dieses Formenkreises bildet derselbe eine wenn auch zusammengefaltete, so doch
leicht in eine Ebene ausbreitbare Fläche, bei L. Graelii ist dieser Teil ein
solider, beilklingenähnlicher Körper, welchen flach auszubreiten unmöglich ist.
Dies ist das am meisten charakteristische Merkmal, die anderen mehr auf
botanischen Subtilitäten beruhenden lasse ich hier um so eher bei Seite, als sie
alle nur mit Hilfe von Vergleichsmaterial gewürdigt werden können. Die
Pflanze hat eine amüsante und für den Besitzer erfreuliche Vorgeschichte. Herr
Dr. Graef*) erstand bei der einstmaligen Firma Seeger & Tropp zu East-Dulwich
bei London einen Posten Laelien und Cattleyen zu einem sehr geringen Durch-
schnittspreis (ich glaube 1 Sixpence das Stück). Darunter befand sich eine
verschrumpfte, sehr dürftig aussehende Knolle, welche Herr Dr. Gr. für Cattleya
citrina hielt, womit sie in der ThatÄhnlicheit hatte, und welche er nach Art dieser
Pflanzen kultivierte, d. h. den Gipfel nach unten. Der neue Trieb wuchs aber
nicht in der Art von Gattl. citrina abwärts, sondern die Blätter wandten sich
sofort aufwärts. Die Pflanze wurde nun aus ihrer Zwangslage erlöst und ein-
getopft. Die neue Behandlung schlug so gut an, dass die neue Bulbe mehr
als doppelt so gross wurde wie die erste und die dritte wieder grösser. Ich
erinnere mich der alten Bulben noch sehr genau. Im zweiten Jahre blühte
dann die Pflanze, machte aber im darauffolgenden Jahre ausser noch grösseren
Bulben und Blättern einen noch viel höheren Blütenstand von den oben an-
gegebenen Dimensionen. Die Beobachtungen zweier Jahre und eine genaue
wissenschaftliche Beschreibung nebst einer Discussion über die systematische
Stellung habe ich zuerst in Gard. Chronicle 1893, I. 740 publiziert; eine noch
detailliertere Beschreibung mit deutschem Text und einer farbigen Tafel in dem
dritten Bande der Xenia Orchidacea, Seite 125 (mit Tafel 272). Ich halte die Art
als solche aufrecht, trotz Herrn Allen Rolfes Einwand, welcher sie in Bd. 7 der
Flora of Tropical Africa (S. 91) mit Lissochilus Krebsii Rchb. f. vereinigen will.
*) Herr Dr. Graef in Steglitz ist leider am 2. März im 72. Lebensjahre verschieden.
IA(j 856. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc.
Herr Rolfe bat die Pflanze nicht lebend untersucht und aus seiner Beschreibung
geht hervor, dass er das Hauptmerkmal, wodurch sich beide Arten unter-
scheiden, nicht4gesehen hat. Ueberdies hat L. Graefii grössere Blüten, als sie
je bei L.^Krebsii'vorkommen.
Erklärung der aus Xenia Orchidacea III t., 272 entlehnten Analysen:
1. Blüte von vorn. 2. Labellum von der Seite (verkleinert). 3. Pollenmassen
von vorn. 4. Dieselben von hinten. 5. Anthere von innen, ö. von aussen ge-
sehen. (3 — 6 schwach vergrössert).
856. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues
am 23. Februar 1899.
I. Der Vereinsdirektor, Kgl. Gartenbaudirektor Lackner, wies daraufhin, dass
der Verein innerhalb kurzer Zeit mehrere schwere Verluste erlitten habe,
und widmete den Dahingeschiedenen: Herren Ulrich Pitt-Wernigerode,
Rentner B. Schäffer-Berlin, Kommerzienrat Dellschau-Berlin und Kgl.
Gartenbaudirektor Gust. Ad. Schultz-Lichtenberg bei Berlin, warme
Worte der Anerkennung. Die zahlreich Versammelten (darunter auch
viele Damen) erhoben sich zum Zeichen der Teilnahme von ihren Sitzen.
II. Vorgeschlagen wurden zu wirklichen Mitgliedern:
1. Herr Schlossgärtner Ad amHeydt,Dallmin an der Berl. Hamburger
Bahn, durch L. Wittmack;
2. » Kommerzienrat Hugo Landau, Berlin W., Wilhelmstr. 71,
durch Herrn Dr. Freiherrn von Landau;
3. » Gärtnereibesitzer M. Rist ig, Zehlendorf, durch Herrn
Wienholz;
4. » Rentier Meermann, Birkenwerder, durch Herrn Lehmann.
III. Als ein freudiges Ereignis teilte der Direktor mit, dass heute Herr
Adolph Demmler seinen 90. Geburtstag feiere und dass ihm dazu vom
Vorstande die Vermeilmedaille überreicht sei.
IV. Alsdann begrüsste er den in der letzten Versammlung als zweiten Vor-
sitzenden gewählten Herrn Konsul Seifert. Dieser dankte in herzlichen
Worten für seine Wahl und erklärte, er wolle sich nach besten Kräften
bemühen, allen Interessen gerecht zu werden und die Ziele des Vereins
nach jeder Richtung zu fördern. (Bravo!)
V. Alsdann hielt Herr Prof. Dr. Carl Müller einen mit vielem Humor
gewürzten und mitreichem Beifall aufgenommenen Vortrag über das Ivessche
Verfahren der Reproduktion von Photographien in natürlichen Farben
und seine Bedeutung für den Gartenbau. Herr Prof. Müller entwickelte,
wie man das weisse Sonnenlicht durch ein Prisma in die Regenbogen-
farben zerlegen könne und wie weiter sich diese Farben in drei Grund-
farben: rot, grün und blau, zusammenfassen lassen. Wenn man nun einen
Gegenstand erst durch ein rotes Glas photographiert, dann durch ein
grünes, dann durch ein blaues, von diesen Aufnahmen drei durchsichtige
Glasphotographieen (sog. Diapositive) herstellt, diese wiederum durch
Einschalten der entsprechend gefärbten Gläser (rot, grün und blau) färbt
856. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. \An
und mit Hilfe des [vesschen Lichtbilderapparates (des ..Chromoskopes")
die aul einen weissen Schirm geworfenen Bilder übereinander schiebt,
so erbickt man bei völliger I)eckung der Bilder den Gegenstand in
natürlichen Farben. Der Redner dankte dem Herrn Prof. Dr. Börnstein
von der landw. Hochschule, welcher ihm das Chromoskop nebst elektrischen
Lampe zur Verfügung gestellt hatte, ebenso der Gesellschaft Urania für
Überlassung einer Anzahl zugehöriger Diapositive
Die auf eine weisse Wand geworfenen Bilder einer Vase mit Blumen,
eines Tellers mit Früchten, eines Schmetterlings etc. etc. wurden über-
raschend in ihren natürlichen Farben wiedergegeben. Prof. Müller legte
dar, dass man Bindereien, Blumen, Teppichbeete etc. auf diese Weise
sich in ihren natürlichen Farben wieder vorführen könne; allerdings
bedarf es vorläufig dazu noch der komplizierten Apparate, deren vor-
zügliche Leistungen aber die angemalten Photographien als einen nur
wenig befriedigenden Notbehelf erscheinen lassen.
VT. Ausgestellte Gegenstände: i. Herr Obergärtner Lehmann legte aus
dem Garten des Herrn Leutnant Wollank in Dammsmühle*) mehrere
sehr schöne Exemplare des Bismarckapfels vor und bemerkte, dass
dieser Apfel erst im Januar bis März wohlschmeckend wird: wegen dieser
Dauerhaftigkeit, seines schönen Aussehens und seines guten Geschmacks
verdiene er die weiteste Verbreitung. Er fault nicht so, wie der Kaiser
Alexander. Herr Inspektor Dressler stimmte dem bei ; wenn er auch
kein ganz feiner Apfel ist, so verdient er doch aus den angegebenen
Gründen Empfehlung.
2. Vorgelegt wurden die in Gartenflora Heft 4 S. 100 abgebildeten
Aluminium-Etiketten von F. Knoll-Leipzig-Lindenau sowie dessen
praktische Baumbänder. Auf Antrag des Herrn Hofgärtner Hoffmann
beschloss der Verein, eine'Anzahl Etiketten, die Herr Bluth nach seinen
allerdings erst kurzen Versuchen empfahl, kommen zu lassen. Herr
Prof. Dr. Carl Müller bemerkte, dass. wenn man Wasser in Gefässen
aus Aluminium koche, das Aluminium wie alle Erdmetalle etwas zersetzt
werde, es frage sich, ob im heissen Sommer, wenn Regen auf die Etiketten
falle, nicht auch eine leichte Zersetzung stattfinde. Das müsse der Ver-
such lehren. Herr Hofgärtner Hoffmann führte noch an. dass, wenn man
die gewöhnlichen Zinketiketten, nachdem sie beschrieben, mit Kopallack
auf beiden Seiten überstreiche, sie sich viel besser halten.
3. Herr Prof. Dr. Carl Müller zeigte ein bereits fast verblühtes
Sauromatum venosum (abgeb. Gartentlora Heft 3 S. 67), L. Wittmack
ein solches noch vor dem Aufblühen vor. Letzterer hatte die Knolle
durch Güte des Herrn J. Kuntze (i. Fa. J. C. Schmidt), Berlin, der
ca. 3000 Stück in diesem Winter verkauft hat, erhalten. Herr Prof.
Müller bemerkte, dass der lange, wurmförmige Fortsatz am Kolben vor
der Blütezeit reich mit Stärke gefüllt sei. Diese Stärke wird offenbar
durch den Athmungsprozess verbrannt und infolge dessen entsteht auch
hier die bei vielen Araceen in der Blütenscheide beobachtete Wärme-
entwicklung. Wenn man den Kolben kurz vor dem Aufblühen anfühlt,
*) Siehe die Beschreibung von Dammsmühle in Gartrl. i8<j8 S. 400.
]A$ 856. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc.
spürt man eine Wärme von ca. 30 — 32 ° C. Herr Privatdozent Dr.
Kolkwitz hat in seiner Habilitationsrede berechnet, dass sich, wenn
man die Wärme sammeln könne, ein Glas Wasser zum Kochen bringen
lasse. Der Geruch zur Blütezeit sei übrigens recht unangenehm, wie bei
Aaspflanzen.
4. Herr Lehmann legte abermals sehr schöne riesige gefüllte Blumen
von Datura suaveolens vor (vergl. Gartenflora 1898 S. 652). Die Pflanzen
haben den ganzen Sommer über geblüht und blühen auch jetzt wieder.
Um das zu erreichen, hat Herr L. die Töpfe über Wasser gestellt und
recht gut gepflegt. Die trocken gehaltenen haben weder Blätter noch
Blüten. Auch eine hellrosa und eine dunkelrote Varietät besitzt Herr
Lehmann. Er empfahl sehr, diese schöne Blume, die sich für grosse
Bindereien sehr eignet, als WTnterblume zu ziehen, nur dürfte sie sich
abgeschnitten nicht lange halten. Herr Lackner bemerkte, dass Datura
suaveolens auch bei J. C. Schmidt in Steglitz blühe. Dasselbe ist bei
Herrn Mehl und noch einigen Herren der Fall. Herr Lehmann fügte
noch hinzu, dass Stecklinge vom Frühjahr bereits im Sommer blühen, und
zwar ebenso gross wie die alten. Der Geruch ist bei den weissen be-
sonders des Morgens schön, bei den roten ist er schwach.
5. L. Wittmack zeigte zwei Aststücke von den jetzt so viel be-
sprochenen alten Taxus-Bäumen aus dem Garten des Herrenhauses vor,
die das Museum der landw. Hochschule durch Güte des Herrn Re issig,
Bureaudirektor des Herrenhauses, bereits 1897 erhalten.
VII. Eine lange Debatte erhob sich über den folgenden Antrag der Ver-
einigten Ausschüsse:
a) den Fonds der Kaiser Wilhelm- und Augusta-Jubelstiftung für
Gärtner von 6800 auf 10000 M. zu erhöhen;
b) der Kgl. Gärtner-Lehranstalt Potsdam zu ihrem 75jährigen
Jubiläum eine Summe von 5000 M. unter dem Namen »Stipendien-
fonds des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den
preussischen Staaten« zu überweisen und dessen Verwaltung dem
Direktorium der Anstalt zu übertragen.
Herr Direktor Lackner erläutert die Geschichte dieses Antrages: Am
25. Januar 1898 hatten die Herren städtischer Obergärtner Weiss und Ge-
nossen einen Antrag beim Vorstande eingebracht, von dem Überschuss
der Jubiläumsausstellung 1897, der auf ca. lbooo M. anzunehmen sei,
10 000 M. dem Vereinsvermögen zuzuführen, von dem Rest die eine Hälfte
der Kaiser Wilhelm- und Augusta-Jubelstiftung für Gärtner zu überweisen,
die andere Hälfte (also ca. 3000 M.) dem jetzt in der Bildung begriffenen
Stipendienfonds der Kgl. Gärtner - Lehranstalt. Dieser Antrag konnte
damals nicht verhandelt werden, weil die Abrechnung über die Aus-
stellung noch nicht vorlag, die übrigens auch heute noch nicht dechargiert
ist. In der Sitzung des Gehölz- und Obstausschusses vom 8. Dezember 1898
stellte Herr Gartenbaudirektor Hampel den Antrag, statt 3000 M. 5000 M.
nach Potsdam zu geben, aber diese Summe nicht mit dem allgemeinen
Stipendienfonds zu verquicken, sondern als besonderen Fonds zum ewigen
Gedächtnis an den Verein als Stipendienfonds des Vereins zur Beförderung
des Gartenbaues von der Direktion der Gärtner-Lehranstalt, aber unter den-
856. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. ^M)
selben Bedingungen wie den grossen Stipendienfonds verwalten zu lassen.
I mos wurde angenommen. Ebenso erklärten sich die übrigen Ausschluss-,
wenn auch im Blumen- und Gemüseausschuss einige abweisende Stimmen
laut wurden, dafür. Der Vorstand dagegen gab in einer Sitzung aller
Ausschüsse zur Erwägung, ob es nicht besser sei, der Gärtner-Lehr-
anstalt 3000 M. zu ihrem allgemeinen Stipendienfonds ohne jede Be-
dingung zu geben. Die vereinigten Ausschüsse aber beschlossen, der
Versammlung die 5000 AI. zu empfehlen. Darüber, dass der Fonds der
Kaiser Wilhelm- und Augusta-Jubelstiftung auf 10000 AI. erhöht werden
müsse, waren alle einig.
Ehe die Diskussion begann, ging ein schriftlicher Antrag von Herrn
Inspektor Dressler und Genossen ein:
1. den Fonds der Kaiser Wilhelm- und Augusta-Jubelstiftung auf
15000 M. zu erhöhen und aus den Zinsen dieses Fonds Stipendien
zu zahlen, und zwar abwechselnd einmal einem jungen Mann, der
die Potsdamer Lehranstalt besucht hat, das andere Mal einem
jungen Mann, welcher vom Verein zur Beförderung des Gartenbaues
hierfür als würdig befunden wird;
2. die beantragte Summe von 5000 M. zum Jubiläumsfonds der Gärtner-
Lehranstalt in Potsdam abzulehnen.
Herr Inspektor Dressler begründete diesen Antrag. Er und seine
Genossen wollten nicht Geld sparen, aber das Geld solle in der Ver-
waltung des Vereins bleiben, damit es nicht nur den Zöglingen der
Gärtner-Lehranstalt zu gute komme.
Herr Kgl. Gartenbaudirektor Hampel sprach für den Antrag der ver-
einigten Ausschüsse; die Anstalt in Potsdam sei ein Kind des Vereins, der
Verein habe im Kuratorium eine Stimme, habe über das Wohl und Wehe
mit beraten, aber pekuniär bisher nichts dazu beigesteuert, da gezieme es
sich wohl, beim 75. Jubiläum die Hand aufzuthun, zumal unsere Finanz-
lage günstig sei. Es würde das Stipendium ein dauerndes Andenken an
den Verein sein, wenn auch die Anstalt verstaatlicht würde.
Herr Hofgärtner Hoffmann befürwortet ebenfalls den Antrag der ver-
einigten Ausschüsse. Für die Kaiser Wilhelm- und Augusta-Stiftung könne
man alljährlich im Etat etwas aussetzen, um auch deren Fonds zu erhöhen.
Herr Inspektor Per ring begründet den Beschluss des Vorstandes.
,;"<>M M. zu geben; die Kaiser Wilhelm-Stiftung bedürfe dringend einer
Erhöhung, damit auch Unterstützungen gezahlt werden können. Der
Stipendienfonds der Gärtner-Lehranstalt betrage jetzt schon 13000 M.; die
5000 Mk. würden Verwaltungsschwierigkeiten machen.
Herr Inspektor Echtermeyer empliehlt den Antrag der Ausschüsse.
Der Vorschlag des Herrn Dressler. alle zwei Jahre das Stipendium an
die Gärtner-Lehranstalt zu geben, würde auf Schwierigkeiten stossen, da
nicht beabsichtigt sei, durchaus alle Jahre den Fonds zu verteilen. Es
würde gewiss im Ministerium, das dem Verein Beihilfen gewähre, mit
Befriedigung anerkannt werden, dass der Verein seine Mittel auch für
die Gärtner-Lehranstalt verwende, wie schon L. Wittmack in den
Ausschusssitzungen dargelegt habe; die Kaiser Wilhelm-Stiftung bleibe
ja in der Pflege des Vereins.
j cq 856. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc.
Herr Brettschneider: Ich bin dem Antrag Dressler beigetreten,
weil in kurzer Zeit die Potsdamer Anstalt aus der Verbindung mit
unserem Verein ausscheidet; es ist nicht gesagt, wie weit der Verein einen
Eintluss bei der Verleihung des Stipendiums haben würde.
L. Wittmack, der die historische Seite noch ergänzt, bittet, den An-
trag der vereinigten Ausschüsse zuerst zur Abstimmung zu bringen; die
A'erwaltung werde keine Schwierigkeiten machen.
Herr Hampel bemerkt Herrn Per ring gegenüber, dass die 13000 M.
von Freunden und Schüler gegeben seien; der Verein würde auch in Zu-
kunft gewiss stets bereit sein, auf Antrag des Vorstandes die Kaiser
Wilhelm-Stiftung weiter zu erhöhen. Die Ausschüsse hätten den Antrag
reiflich geprüft, und wenn deren Anträge nicht angenommen würden, so
verlören die Ausschüsse ihre Bedeutung.
Der Vereinsdirektor bemerkt dem gegenüber, dass zwar dem Votum
der Ausschüsse ein grosser Wert beigelegt werde, dass die Vereins-
versammlung aber absolut souverän sei.
Herr Cordel berichtet, er habe in der Sitzung der vereinigten Aus-
schüsse mit mehreren Genossen den Antrag gestellt, die 5000 M. unter
der Verwaltung des Vereins zu belassen, er habe ihn später zurückgezogen.
Herr Hapt habe ihn aber in der Form wieder aufgenommen, dass die
5000 M. an die Kaiser Wilhelm-Stiftung gegeben werden und abwechselnd
ein Zögling der Gärtner - Lehranstalt, und ein Anderer unterstützt
werden solle.
Herr Bluth ist für den Antrag der vereinigten Ausschüsse. Die
Kaiser Wilhelm-Stiftung und der Jubiläumsfonds der Gärtner-Lehranstalt
hätten nichts mit einander zu thun. Der Verein habe den Überschuss
der Ausstellung erworben durch die Thätigkeit seiner Mitglieder, durch
Gaben von Staat, Stadt, Behörden und Privaten, da könne er auch die
5000 M. zu wohlthätigen Zwecken verwenden.
Herr Echtermeyer: Was der Verein stiftet, giebt er nicht dem Staat,
sondern der Gärtner-Lehranstalt. Das Geld wird nur an wirklich tüchtige
Zöglinge gegeben werden.
Herr Inspektor Perring erwidert Herrn Hampel, die vereinigten Aus-
schüsse könnten sich nicht verletzt fühlen, wenn ihr Antrag nicht an-
genommen werde, ebenso wenig wie der Vorstand, falls sein Antrag nicht
den Beifall der Versammlung finde.
Herr Hampel: Wenn die Gärtner-Lehranstalt nach Dahlem kommt,
werden auch Handelsgärtner, Obst- und Gemüsegärtner in ihr aus-
gebildet werden.
Herr Inspektor Lange ist für 5000 M., wünscht sogar, dass dieser
Betrag später noch erhöht werde.
Herr Hofgärtner Hoffmann spricht nochmals für die 5000 M.; der
Stipendienfonds soll dem ganzen Stande zur Ehre gereichen, das Ministe-
rium werde es gewiss anerkennen, dass der Verein auch etwas
Ordentliches leiste.
Herr Geschäftsführer Junge: Das Ministerium schenkt dem Verein
Vertrauen, erweisen auch wir dem Staate bezW. der Gärtner-Lehranstalt
Vertrauen, dass die Verwaltung des Fonds gut geführt werde; 3000 M.
Gustav Adolph Schultz t. |- i
sind als Separat-Stipendienfonds zu wenig, es müssen 5000 M. sein. In
Jen letzten Jahren hat der Verein durch seinen Vertreter im Kuratorium
einen ganz erfreulichen Einfluss ausgeübt.
Herr Schatzmeister Loock: Als es sich zeigte, dass die Jubiläums-Aus-
stellung einen Überschuss ergeben würde, hat der inzwischen leider
dahingeschiedene Direktor Herr v. Pommer Esche bereit- angeregt,
den Fonds der Kaiser Wilhelm-Stiftung auf 10000 M. zu erhöhen. Da zeigte
sich, dass der Überschuss grösser war, und infolge dessen wurde der
Antrag Weiss eingebracht. Ich bin der Meinung, dass auch der Vorstand
5000 M. nach Potsdam geben kann.
[nfolge eines Schlussantrages kamen mehrere Redner nicht mehr
zum Wort.
Bei der Abstimmung wurden die beiden Anträge der vereinigten
Ausschüsse (siehe oben S. 14S a und b) mit sehr grosser Majorität an-
genommen. (Eine zweite Abstimmung erfolgt am 23. März, da die
\ ersammlung am 30. März des Gründonnerstags wegen nicht statt-
finden kann.)
YIII. Ohne Debatte genehmigte sodann dieVersammlung das vorgelegte Programm
der Grossen deutschen Winterblumen- Ausstellung Mitte Februar
1900 im Zoologischen Garten und erklärte sich damit einverstenden, dass,
um diese Ausstellung zu einer des neuen Jahrhunderts würdigen zu ge-
stalten, 20000 Mark zu Medaillen und Geldpreisen ausgesetzt werden,
lies beschränkten Raumes wegen können Obst, Gemüse, Gartenpläne und
gewerbliche Gegenstände nicht ausgestellt werden, das Hauptgewicht soll
eben auf Blumen gelegt werden. Auch hierüber erfolgt die 2. Abstimmung
am 23. März.
IX. Aufgenommen wurden als wirkliche Mitglieder die in der letzten Ver-
sammlung Vorgeschlagenen. (Siehe Heft 4 S. 90.)
Carl Lackner. L. Wittmack.
Gustav Adolph Schultz "f.
(Hierzu Abb. 3i, Portrat.)
Am 19. Februar starb unerwartet der Kgl. Gartenbaudirektor Gustav
A d 0 Iph Schultz in Lichtenberg b. Berlin. Mit ihm ist einer der
bedeutendsten Handelsgärtner des Deutschen Reiches dahingegangen, ein Mann,
der. wie Herr 0. Xeumann mit Recht im Handelsblatt für den Deutschen
Gartenbau S. 64 sagt, ganz besonders für die Berliner Handelsgärtnerei ein
\ orl ild gewesen ist. indem er mit weitem kaufmännischen Blick seine Gärtnerei
zu einem Weltgeschäft machte. Er arbeitete eben nicht, wie die meisten
anderen Berliner Handelsgärtnereien (von den grossen Baumschulen sehen wir
hier ab), nur für den Berliner Markt, sondern suchte überall, auch im Auslande.
'-.'. Seine Maiblumenkeime gingen nach allen Teilen Europas, besonders
nach England, aber selbst nach Amerika; seine Hyacinthen und Tulpen, seine
Palmen und Blattpflanzen fanden ihren Weg nach allen Teilen Deutschlands
und auch nach dem Auslande. Durch ihn wurden die Berliner Maiblumen
weltbekannt.
152
Gustav Adolph Schultz f.
Gustav Adolph Schultz wurde am 27. April 1840 zu Hamburg geboren.
Sein Vater war praktischer Arzt in Elmshorn, wo der Knabe die Bürger-
schule des Dr. Stoessinger besuchte. Im Oktober 1856 kam er in die Lehre bei
dem Gärtner II. Jensen in Hamburg-Hohenfelde und trat im April 1860 als
Gehülfe in die damalige Gemüsegärtnerei von Carl Chone. Berlin, Frank-
furter Allee ein. wo er sechszehn Jahre blieb. Während seiner dortigen Thätigkeit
entwickelte sich die anfänglich kleine Gemüsegärtnerei zu einem grossen
Kultur- und Versandgeschäft von Handelspflanzen, in welchem Schultz als
- A
Gustav Adolph Schultz f.
Abb. 3i.
Geschäftsführer arbeitete, rege durch Mittel von dem Chef unterstützt, der sein
Talent anerkannte und in schönster Harmonie mit ihm lebte.
Nach dem Tode Carl Chones nahm Schultz 1874 die Zietemannsche
Gärtnerei in der Koppenstrasse in Pacht, siedelte aber, da das Grundstück bald
verkauft wurde, 1876 nach seinem bereits früher erworbenen eigenen Grund-
stück am „Eckartsberge", neben der Eckertschen Fabrik (jetzt Petersburger-
strasse), über. Das Geschäft blühte hier immer mehr auf und das Terrain,
welches anfänglich nur 350 Ouadratruten (ca. Va ha) umfasste, wurde allmählich
auf 1200 Ouadratruten (ca. 1,7 ha) vergrössert. In der richtigen Voraus-
sicht aber, dass das Grundstück bald der Bebauung unterliegen werde, kaufte
Schultz in Lichtenberg (Röderstrasse) ein Grundstück von 15 Morgen (3,75 ha)
Dioon edule und Dioon edule var. lanuginosum Wittmck.
und richtete dort eine zweite Gärtnerei ein. Im Jahr 1895 verkaufte er
seinen Besitz aut Eckartsberg, liess die dort befindlichen Gewächshäuser nach
Lichtenberg" bringen, vermehrte deren Zahl durch neue, die er nach belgischem
Muster im Zusammenhang errichtete, und erbaute sich noch eine stattliche.
höchst geschmackvolle Villa. — Allein auch dies Land reichte nicht aus: er
erwarb noch ein grosses. 6.5 ha umfassendes Terrain in Rummelsburg-Friedri' :hs-
felde. wo er, gleichwie auf 7.5 ha Pachtland, hauptsächlich Maiblumen, Blumen-
zwiebeln und Flieder kultivierte, während als Wechselfrucht Gemüse gebaut
wurde. Im Ganzen umfasste die Schultzsche Gärtnerei demnach 17.75 ha.*)
Schon auf der Berliner Gewerbe-Ausstellung 1S70 wurde ihm die Grosse silberne
Staatsmedaille für Leistungen im Gartenbau zu teil; auch bei der Berliner Ge-
werbe-Ausstellung 1896 beteiligte er sich auf das rühmlichste während der
u.mzen Dauer derselben. Auf den eigentlichen Gartenbau-Ausstellungen Berlins
fehlte er nie, und seine Leistungen waren immer von hervorragender Bedeutung.
schon 188] errang er die Goldene Medaille Sr. Maj. des Kaisers, der ihn später
durch die Verleihung des Titels eines Kgl. Hotlieferanten und nach der
Erbauung der Samariter-Kirche, für die er viele Opfer gebracht, durch den Kgl.
Kn>nenorden 4- Klasse auszeichnete. Infolge seiner hervorragenden Leistungen
auf der Jubiläumsausstellung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues
1897 beantragte der Vorstand für ihn beim Ministerium für Landwirtschaft den
Gartenbaudirektor, welchem Ersuchen auf das bereitwilligste entsprochen
wurde.
Nun ist er dahingegangen; seine Witwe aber ist entschlossen, das Geschäft
unter der Leitung tüchtiger Fachmänner weiter zu führen, und wir geben uns
der Hoffnung hin, dass noch auf lange Zeiten die von G u s t a v A. Schultz
begründete Gärtnerei mit ihrem grossen Export eine Musteranstalt bleiben
werde.
G u s t a v A. S c h u 1 1 z war ein Mann, der fast niemals über das Geschäft
klagte, er erklärte meistens, es ginge gut, und er hatte Recht; erst in der letzten
Zeit, bei dem immer bedrohlicher werdenden Import, wünschte auch er Mass-
regeln gegen denselben ergriffen. Wie schon gesagt, suchte Gustav A.
Schultz besonders den Export zu heben, und wir möchten wünschen,
dass die jüngere Generation der Berliner Gärtner sich an ihm ein Beispiel
nehmen und sich dem jetzt etwas weniger gepflegten Berliner Exportgeschäft
w Leder mehr zuwenden mösre. L. W.
Dioon edule und Dioon edule var. lanuginosum Wittmck.
Von L. Wittmack.
(Hierzu Abbildung ?2 — 3g.)
\y or einigen Jahren übersandte mir Herr Obergärtner R. Müller aus der
• Gärtnerei des Herrn Rathke & Sohn in Braust bei Danzig einen Wedel
eines weiblichen Dioon edule (Gycadaceae) und einen weiblichen Zapfen der-
selben Pflanze. Dieser Zapfen war zuerst geschlossen und fast kugelig, oben
zugespitzt; nach dem Eintrocknen aber lösten sich die Schuppen an ihren
*) Eine Beschreibung derselben findet sich in Gartenrl. 1897, S. 1.67.
Dioon edule
und Dioon edulev*^1^
inosum Wittmck,
/!
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i.^
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Abb" 32- ,• u 7anfen aufgesprungen.
i te var lanuginosum, weiblicher Zapfen, S
Abb. 32. Dioon edule var.^g ^ ^ ^^
um wie unsere Abb. 3^
Spißen a— e, ^ -*£ ^^ «. i-ffÄ
Dioon edule und Dioon edule var. lanuginosuni Wittmck.
_L55
aus dem dortigen botanischen Garten übersandte (Abb. 6), trat der Unterschied
des ersteren Exemplars um so klarer hervor.
Während die Spitzen der Schuppen bei dem Palermitaner Zapfen wie bei
allen normalen aussen mit weisslichen. glatt anliegenden, spinnweben-
artig verfilzten Haaren, die fast eine Art Haut bilden, besetzt sind, fehlen diese
weisslichen Ilaare bei dem Exemplar aus Praust: die Spitze ist dagegen bei
diesem stark mit lockiger brauner Wolle besetzt, wie Abb. 35 zeigt. Auch
die Innenseite der Schuppen ist viel krauser wollig als bei der Normalform
(vergl. Abb. 34 mit Abb. 39). Mitunter zeigten sich auch verwachsene Schuppen
- ■ ■''■•' -
Abb. 34.
Dioon edule var. lanuginosum.
Schuppe von innen, unten zwei
Samenanlagen.
Abb. 35.
Dioon edule var. lanuginosuni.
Schuppe von der Seite.
Abb. 36.
Dioon edule var. lanuginosum.
Zwei verwachsene Schuppen.
(Abb. 36) und in diesem Falle waren stets vier Samen an der Basis statt zwei
an der normalen.
Schon Zu ccar ini (der 1 845 die GattungDioon Plat y z ami a , die gewöhnliche
von Lindley Bot. Reg. 1843 app. 59 beschriebene Art Dioon edule: P. rigida
nannte) spricht in den Abhandlungen der Bayer. Akad.. Band IV. Abt. 2,
S. 23 t. 4 von einer möglicherweise zweiten unbekannten Art. von der er nur
einzelne, offenbar kurz nach der Befruchtung gesammelte Schuppen sah. Diese
seien viel länger gestielt, der Stiel oberhalb der P.asis eingefügt, der obere
Teil der Schuppe viel dichter mit Wolle besetzt.' Er bildet die Schuppe
1. c. t. 4. Abb. l6 ab. Diese ist noch etwas grösser, namentlich breiter, und
länger gestielt, aber an der Spitze nicht so stark behaart wie die unsrige.
1 - (5 Dioon edule und Dioon edule var. lanugincsum Wittnick.
Die silberige Haut an der Spitze der Schuppen der Hauptart und ihre
Entstehung müsste einmal näher untersucht werden. Sie gleicht äusserlich dem
papierähnlichen Gewebe des Hausschwammes. Mikroskopisch sieht man. dass
es eigentlich keine Haut ist, sondern dass die Haare durch eine in Alkohol und
Äther nicht lösliche Masse verklebt sind.
Die Gattung Dioon ist in Mexiko heimisch und zählt nur zwei Arten, von
denen bekanntlich die eine, D. edule. deren stärkereiche Samen im Vaterlande
gegessen werden, eine ziemlich häufige Dekorationspflanze ist. Die andere Art,
Dioon spinulosum Dyer, ist sehr selten.*) Von einer dritten Art D. pectinatum
(Autor?) erschien eine prachtvolle Abbildung als Supplement zu Gardeners
Chronicle 1893 I. S. 718 nach einem Exemplar in Kew. Die Blätter (Wedel)
sind bei diesem 1,60 m lang und 30 cm breit, die Fiedern dichter. Ich möchte
aber diese Art für die var. imbricatum Miq. (als Art) von D. edule ansehen.
Regel sagt Gartenfl. 1896 S. 371, dass je nach der Kultur die schmalblättrige
Form in die breitblättrige übergeht.**)
Sir Thiselton Dyer, Direktor des botanischen Gartens in Kew, dem i< b
s. Z. Wedelteile und Schuppen des Prauster Exemplars übersandte, meinte damals,
er könne keinen besonderen Unterschied rinden, alle Zapfen aber, die ich bisher
verglichen habe, zeigten die geschilderte lockig-wollige Behaarung nicht; ich
halte es daher für gut, um in Zukunft die Aufmerksamkeit mehr darauf zu
lenken, diese Abart oder Form mit einem besonderen Varietätnamen: lanugi-
nosum, die wollige, zu bezeichnen.
Erklärung der Abbildungen zu Dioon.
32. Weiblicher Zapfen von Dioon edule var. lanuginosum aus Praust bei
Danzig im aufgesprungenen Zustande; 33. Stück des Wedels; 34. Schuppe von
innen, stark lockig behaart, an der Basis zwischen den zapfenförmigen Fort-
sätzen mit den zwei Samenanlagen; 35. dieselben von der Seite; man sieht, dass
die krauswollige braune Behaarung aussen sich bis zur Spitze erstreckt;
36. zwei verwachsene Schuppen; 37. Dioon edule, normale Form, aus Palermo.
38. weissliche Spitze einer Schuppe desselben mit hautartig verklebten Haarer.,
von aussen, 39. Schuppe desselben, von innen. Die Zapfen etwa l/2> das Übrige
Vi nat. Grösse.
Nachtrag.
Einen Korrekturabzug vorstehender Zeilen mit den Abbildungen habe
ich an Sir Thiselton Dyer geschickt und besonders wegen Dioon pecti-
natum angefragt. Derselbe lässt mir durch Herrn S. T. Dünn einen Brief
schreiben, den er selbst noch mit Zusätzen versehen hat. Darnach ist die
Synonymie von Dioon edule vollständig gegeben von Th. Dyer in Hemsley,
Biologia Centrali-Americana III p. 191, in welchem Werk Dyer die
Cycadeen bearbeitet hat. Macrozamia pectinata Liebm. ist daselbst zurück-
geführt auf Dioon edule.
*) Diese Art ist nach einem zwischen Thiselton Dyer in Kew und A. W. Eichler-
Berlin getroffenen Abkommen von ersterem benannt. Beschrieben und abgebildet ist sie
aber zuerst von Eichler in Gartenzeitung (nicht Gartenflora) i883, S. 411, dann von Dyer
in Hemsley, Biologia Centrali Americana III, S. 191.
**) Nach Dyer ist es seine var. Dioon edule fi Iatipinna. Siehe im Nachtrag.
Dioon edule und Dioon edule var. lanuginosuin Wittmck.
r.
Ein Exemplar, welches Hermann Wendland ^Dionn pectinatum
nannte, wurde von Dyer zu seiner Varietät Dioon cdulc var. Iatipinna
gestellt. Ob dies das Exemplar in Kew ist. welches in Card. Chron. 1893 1. c.
abgebildet wurde, wird im Briefe nicht gesagt. In Hemsley's Biologia findet
sich der Xame Dioon pectinatum noch nicht.
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Abb. 37. Abb. 39.
Abb. 37. Dioon edule, weibl. Zapfen, normal. Abb. 38. Spitze der Schuppe eines normalen Zapfens
iuit spinnwebenartig verfilzten Haaren, von aussen. Abb. 3g. Schuppe eines normalen Zapfens von der
Innenseite, unten die zwei Samenanlagen.
Da es wenigen möglich sein wird. Hemsleys Biologia Centrali Americana,
deren 3. Band zu London 1882/86 erschienen ist. einzusehen, so will ich daraus
den D verschen Artikel fibersetzen und noch bemerken, dass Dyer die nicht
herausgegebenen Zeichnungen Liebmanns aus dem Kopenhagener Herbar zur
Ansicht erhalten hatte. Dyer sagt in Hemsley III p. 191:
■- Dioon Lindl. Bot. Reg. 1S43 app. p. 59 (Dioon). Platyzamia Zuccarini
in Abh. bayer. Akacl. IV p. 23 t 4. Zwei Arten sind Mexiko eigen.
I el§ Dioon edule und Dioon edule var. lanuginosum Wittmck.
Dioon edule Lindl. Bot. Reg. 1. c. (Hierzu giebt Dyer eine schwarze
Tafel LXXI, die einen weibl. Zapfen darstellt.)
Dioon edule Miq. in Act. Inst. reg. Sc. Neerl. ser. 3 IV p. 2 t. 3 u. 4
Fig. a, b, c. -- Lern, in 111. Hort. II p. 91, mit t. t. D. C. Prodi. XVI, Teil 2.
P- 533- _~ Dioon imbricatum Miq. in Wiss. Tijdschr. I p. 30, Act. Inst, t 4
Fig. d, e. D. angustif olium Miq. Lei p. 37 Fig. f. -- D. aculeatum Lern,
in 111. hört. II Mise. p. 91. Platyzamia rigid a Zucc. in Abh. bayr.
Ak. IV 23 t 4. — Zamia Maeleni Miq. in Linn. XVIII p. 97. Z. Friederici-
Guilelmi Hort. Parmentier ex Miq. Prodr. Syst. Cycad. p. 22. Macrozamia
pectinata Liebm. ic. ined. in Herb. Haun. M. littoralis Liebm. ic. ined.,
ebenda. Südmexiko, Colipa (wohl Colima. L. W.), Laguna verde (Liebmann)
Hort et Herb Kew.
Die Blätter variieren sehr in Grösse und Form bei verschiedenen Individuen
und besonders, wie gewöhnlich bei Cycadeen, mit dem Alter der Pflanze. Die
Abschnitte (die einzelnen Fiedern) können sein linear oder breit, entfernt oder
dichtdachig. Sehr junge Blätter sind ott gegen die Spitze hin dornig.
Die männliche Pflanze ist gut abgebildet in Bot. Mag. t. 6184. Zuccarinis
Abbildung des weiblichen Zapfens ist ganz und gar unähnlich (inadaequate*)
und die auf t LXXXI der Hemsleyschen Biologia gegebene Abbildung ist des-
halb nach einem weiblichen Zapfen, der in Kew erzeugt war, gemacht. (Folgt
Tafelerklärung Fig. 1 weiblicher Zapfen in natürlicher Grösse, 2 losgelöste
Schuppe.)
ß latipinna Dyer t. LXXXI Fig. 3 — 5.
Abschnitte (Fiedern) 5/8 Zoll engl, breit, die unteren gegen die Spitze hin
dornig. Südmexiko? und Hort. Kew.
(Folgt Erklärung von Fig. 3 — 5. Fig. 3 Basalteil der Blattspindel, zeigend
gezähnte, reduzierte Abschnitte, 4 Abschnitt vom untern Teil des Blattes,
5 desgl. von der Mitte eines Blattes; alles nat. Gr.)
[Dioon strobilosum Lern, in 111. hört. 10 Mise. p. 4. D. strobilaceum D. C.
Prodr. VI 2 p. 537 ist mir unbekannt. Es ist möglicherweise ein Zustand zu
D. edule.]
2. Dioon spinulosum Dyer-Eichler in Gartenzeitung 1883 p. 4, t LXXXII
in Hemsley Biologia 1. c.
Blätter kurz gestielt, länglich lanzettlich, starr, flach, fiederschnittig (pinnati-
seeta), gegen 3 Fuss engl. lang. Segmente (Fiedern) ungefähr 70 auf jeder
Seite, die mittleren grösser, einander fast gegenüberstehend, lineal lanzettlich,
kurz zugespitzt, 18 — 23nervig, gegen 4 Zoll lang, in der Mitte x ., Zoll breit, an
der Basis schmäler, beiderseits mit stechenden Dornen, gegen die Basis hin
ganzrandig, die unteren in fiederteilige Zähne übergehend. — Zapfen?
Südmexiko, Tuxtla; Yucatan, Progreso (C. J. Höge) Herb. Kew. (Folgt
Erklärung der Tafel LXXXII. Die Figuren zeigen die oberen und unteren Teile
eines Blattes des Exemplars von Yucatan in nat. Gr.)«
*) Es scheint bei Zuccarini ein halbaufgesprungener Zapfen abgebildet zu sein.
L. W.
Ältere empfehlenswerte LHanzen.
1 M»
Aeltere empfehlenswerte Pflanzen
von Dammann & Cie. ■ San Giovanni ä Teduccio.
Lagenaria vulgaris Ser. longissima
(Cucurbita leucantha Duch. longissima).
(Hierzu Abb. )o.|
Die Herkuleskeulen, Lagenaria. .sind
ähnlich wie die Zierkürbisse höchst
beliebte Schmuckgegenstände und sind
auch für Schaufenster von Samen-
händlern geeignet. Bei uns reifen sie
im Freien nur in warmen Sommern
an Mauern. Dagegen sind sie eine
herrliche Zierde der Warmhäuser, be-
sonders der Viktoriahäuser.
Celosia cristata nana alba.
i Hierzu Abb. 41.)
I »er Hahnenkamm, Celosia cristata L..
ist eine erblich gewordene kamm-
förmige YerbänderungderC. argenteaL.,
die pyramidenförmige Blütenstände
zeigt. Das Vaterland der letzteren ist
* Istindien. Die niedrigen Formen
kommen. wiedie hohen. in verschiedenen
Farben vor: abgebildet ist eine weisse
Varietät. Der Hahnenkamm ist ein
einjähriges Gewächs und gehört zur
Familie der Amararitaceen.
Limabohne San Giuseppe.
(Hierzu Abb. \.z.
Die Limabahn en, Phaseolus lunatus
L.. eignen sich nur für Gegenden mit
sehr wannen Sommern; in den Ver-
einigten Staaten werden die aus-
gehülsten Samen viel gegessen. Die
Samen sind sehr flach, meist sehr
gross und schön radienartig geädert.
Die Samen sind meistens weiss, doch
W
Abb. 40. Lagenaria vulgaris longissima.
c yk
Abb. 42. Limabohne San Giuseppe (Phaseolus lunati
ibo
Kleinere Mitteilungen.
Abb. 43.
Oenothera odorata. Blumen gelb, wohlriechend.
giebt es auch rotbraun gelleckte. Die
Sorte San Giuseppe windet nach An-
gabe von Dammann & Cie. sehr hoch
und hat sehr schmale Blätter. Die
Hülsen reifen früh und den ganzen
Sommer und Herbst hindurch. Bohnen
weiss, mittelgross. Für unsere Kolonien
sind die Limabohnen sehr geeignet.
Neuerdings hat man auch niedrige
Sorten. Sehr ähnlich ist Phaseolus
inamoenus L. , die unschöne Bohne;
vielleicht sind beide identisch.
Oenothera odorata Jacq., Wohlriechende
Nachtkerze.
(Hierzu Abb. 43.)
Diese Nachtkerze aus Patagonien ist
eine ein- oder zweijährige Pflanze, wie
O. Drummondi und O. Johnsöni und wie
die bei uns aus Amerika eingeschleppte
O. biennis, während die meisten Arten
ausdauernd sind. Sie bildet, wie Voss
in Vilmorins Blumengärtnerei mitteilt,
60—80 cm hohe Stengel mit grossen
gelben Blüten in langen Trauben.
Besonders geeignet für gruppenweise
Anordnung oder zerstreut auf Rabatten.
Kleinere Mitteilungen.
Berichtigung zu Eremurus Elwesianus.
Zu der Notiz in Gartenflora S. 127
über Eremurus Elwesianus erlauben
wir uns ergebenst die Bemerkung,
dass wir dieselbe niemals als Elwesi,
sondern stets als Elwesianus an-
geboten haben, und zwar
1804 Katalog No. 470
1895
1896
1897
1898
47Q B
488 B
496 B
520 B
Seite 101,
» 91,
78,
79-
E. H. Krelage & Sohn, Haarlem.
Thunbergia alata L.
Von Adam Heydt, Schlossgärtner in
Dallmin (Priegnitzi.
Unter den Schlingpflanzen von mehr
hängendem Charakter ist mir immer
die Thunbergia alata aufgefallen. Ihr
üppiges Grün mit den nankinggelben,
schwarz gezeichneten Blumen lassen
eine grosse Verwendung zu. Thun-
bergia alata zählt zu den Acanthaceen.
Linnee widmete sie dem schwedischen
Professor der Botanik Thunberg.
Am zweckmässigsten ist es, diese
Thunbergia als Annuelle zu behandeln.
d. h. sie alljährlich aus Samen frisch
zu erziehen, und zwar auf zwei Arten,
entweder hängend, als Ampelpflanze,
zur Bekleidung von Blumentischen,
oder auch als Schlingpflanze an Stäben
oder Gestellen. Zu beiden Zwecken
ist sie benutzbar, und in beiden Fällen
blüht sie reichlich. Als Ampelpflanze
bilden die hübschen gelben Blüten
einen angenehmen Kontrast zu den
blauen Blumen, der hängenden Lobelia
Erinus Riccartoni.
Die Blätter sind schildförmig, fast
dreieckig, dunkelgrün, etwas rauh und
sitzen auf plattgedrückten Stielen. Die
Blumen sind nankinggelb mit schwarzer
Mitte und blühen in Dolden. Es giebt
auch verschiedene Abarten, so Thun-
bergia alata alba und Th. alata
Barkeri. Erstere besitzt weisse Blüten
mit schwarzem Auge, während die
letztere Art ganz reinweisse Blumen hat.
Man säet den Samen im März in
Schalen in eine Erdmischung aus Laub-,
Kleinere Mitteilungen.
IUI
Iltitleerde und Sand. Bis zum Aufgehen
müssen dieSamcn feucht, warm und recht
hell gehalten werden. Nach dem Auf-
gehen, wenn sich diePflänzchen einiger-
massen entwickelt haben, pflanzt man
sie in kleine Töpfe unter Anwendung
von Laub- und Mistbeeterde mit ent-
sprechender Zugabe von Sand. Die
eingepflanzten Thunbergien stellt man
dann in einen lauwarmen Kasten, der,
sobald es die Witterung gestattet, ge-
lüftet wird. Es empfiehlt sich,
möglichst wenig zu beschatten, im
Gegenteil die Pflanzen recht an die
Sonne gewöhnen. Sind die Pflanzen
durchwurzelt, was gegen Mitte Mai
einzutreten pflegt, so werden sie noch-
mals in 4 — 5 zöllige Töpfe verpflanzt,
und zwar benutzte man nur Mistbeet-
erde mit Sand vermischt. Die Pflanzen
stellt man dann in ein Kalthaus und
bindet die Ranken ordnungsmässig auf.
Hier werden sie weniger beschattet,
aber desto mehr wird gelüftet und ge-
spritzt. Gegen Anfang— Mitte Juni be-
ginnt der langanhaltende Blütenflor,
der bis Oktober bleibt.
Es ist klar, dass im Laufe der Zeit
die Nahrung in dem Topfe nachlässt
und man muss Sorge tragen, diese
durch Düngen zu ersetzen. Wie fast
bei allen Kulturen, so ist auch hier
aufgelöster Rinderdung am Platze, auch
künstliche Dünger, besonders Professor
Wagners Ptlanzennährsalz. erzielen sehr
gute Erfolge.
Thunbergia alata ist keine Pflanze
für Massenzucht, aber für Blumen-
freunde und als Nebenkultur auch für
den Berufsgärtner ist sie am Platze.
Die Wirkung
des Schattens auf das Pflanzenwachstum
hat der amerikanische Botaniker
Halsted auf Grund von interessanten
uchen testgestellt. Er beschattete
eine Reihe von Pflanzen, die in freier
Krde standen, mittelst beweglicher
Schutzwände, die derart aus Holz-
platten zusammengesetzt waren, dass
zwischen jeder Latte ein Zwischen-
raum von derselben Breite blieb. Auf
diese Weise wurde demnach die Hälfte
der direkten Sonnenstrahlen zurück-
gehalten. Die mittlere Temperatur
hinter dem Holze war wesentlich ge-
er als in vollem Sonnenscheine.
und zwar um 4 Grad im Mai bis zu
fast 8 Grad im August. Die Keimung
der Samen wurde im Frühling durch
den Schatten verzögert, im Sommer
dagegen beschleunigt, woraus man den
Schluss ziehen kann, dass die Sonnen-
strahlung im Sommer wegen ihrer zu
grossen Intensität der Keimung hinder-
lich ist, während sie im Frühling durch
ihren massigen Betrag beschleunigend
dazu wirkt. Von den Nutzpflanzen
kann im allgemeinen gesagt werden,
dass sie besser im Schatten stehen,
wenn sie der Blätter wegen gebaut
werden, und besser in der Sonne,
wenn man von ihren Wurzeln Nutzen
ziehen will. Rüben, Mohrrüben und
Kartoffeln entwickeln nämlich im
Schatten einen stärkeren Blattwuchs,
aber weniger Wurzeln; dasselbe ist
bei Salat, Spinat und Sellerie der Fall.
für die es also sehr von Vorteil ist.
der direkten Sonnenhitze entzogen zu
sein. Andererseits schadet der Schatten
allen den Pflanzen, die man ihrer
Körner und ihrer Frucht wegen zieht,
also z.B. den Bohnen, Erbsen. Tomaten
und Gurken. Sowohl die Blüte wie
die Reife wird durch direkte Sonnen-
strahlung verzögert . gleichzeitig
schiessen sie ins Kraut und die Farbe
ihrer Blätter wird dunkler. Bei der
Bohne kann jeder beobachten, dass die
Stellung der Blätter sich je nach dem
Sonnenstande ändert, um eben der zu
starken Bestrahlung auszuweichen; bei
den in Halbschatten versetzten Pflanzen
rindet diese Bewegung der Blätter nicht
mehr in merklichem Grade statt.
Einzelne Pflanzen verändern auch ihr
äusseres Aussehen merklich, je nach-
dem sie im Schatten oder im Sonnen-
lichte stehen, die Wasserfarne z. B.
senken im Schatten ihre Blätter.
während sie diese in der Sonne fasl
aufrecht tragen und dann weit weniger
schön aussehen. Es geht aus allen
diesen Angaben hervor, dass die genaue
wissenschaftliche Untersuchung der
unterschiedlichen Wirkung von Sonne
und Halbschatten durch sorgsame Ver-
suche für alle Zweige der Pflanzen-
kultur von hoher Bedeutung ist. V.
120 000 M. für eine Nelke.
Ein Bostoner Gärtner hat eine neue,
sehr schöne, riesengrosse, kraus-
blättrige und tiefrote Nelke erzielt. Er
sab dieser Nelke den Namen Mrs.
IÖ2
Kleinere Mitteilungen.
Lawson, nach der Frau eines der
reichsten Leute der Stadt. Mrs. Law-
son hat nun das Anrecht dieser pracht-
vollen neuen Varietät für 120 000 M. von
dem Gärtner erworben.
Winterfest des Vereins zur Beförderung
des Gartenbaues.
Zu dem Bericht über das Winterfest
Heft 3 , Seite 78, bemerken wir der
Deutlichkeit wegen, dass Herr Hermann
Fasbender dieganze Tafeldekoration
nebst den Vasen etc. geliefert hatte,
und zwar nur aus deutschen Blumen
und deutschem Bindegrün. Herr
Clotofski erbot sich freundlichst für
die grossen Vasen das Material, Flieder
und Schneeball, zu geben. Beim Fest-
ausschuss ist leider der Name des Herrn
Crass I ausgelassen worden.
800 Jahre alte Taxusbäume.
Aus der Neumark, 23. Februar,
schreibt man der Deutschen Tages-
zeitung: Da Sie in Ihrer Zeitung der
beiden Taxusbäume im Garten des
alten Herrenhausgebäudes als besonders
alter Exemplare gedachten, so teile
ich Ihnen mit, dass sich im Parke des
Rittergutes Wuthenow bei Soldin in
der Neumark, das einem Herrn Wurl
gehört, zwei ausserordentlich grosse
und nach sachverständiger Schätzung
mindestens 800 Jahre alte Taxusbäume
mit einem Stammdurchmesser von
ca. 50 cm und ausserordentlich breiten
Kronen befinden. Die Bäume sind
wirklich eine Sehenswürdigkeit.
Libonia floribunda und ihre Kultur.
Von Adam Hey dt, Schlossgärtner in Dallmin
(Priegnitz).
Wenn auch schon oft auf Libonia
floribunda hingewiesen, so bedarf sie
noch sehr der Empfehlung, denn so-
wohl in Kreisen praktischer Gärtner,
als auch in denen der Liebhaber wird
Libonia kaum geachtet, trotzdem sie
sich durch prachtvolle Blumen, schönen
Wuchs, leichte, einfache und sichere
Kultur sowie reichen Blütenflor aus-
zeichnet.
Libonia zählt zu den Acanthaceen
und wurde von Carl Koch nach Libon,
einem eifrigen Pflanzensammler in
Brasilien, benannt. Ihre Heimat sind die
Hochebenen von Brasilien. Libonia
floribunda, die reichblühende Libonia,
wird bis 60 cm hoch. Blätter länglich
elliptisch, ca. 2 cm lang, Blüten meist
gepaart, auf fein behaarten Stielen in
den Achseln der obersten Blätter.
Blumenröhre am untersten Ende feuer-
rot, gegen das obere Ende hin heller,
Zipfel hellgrün.
Die einfachste Anzucht der Libonien
ist die durch Stecklinge, und zwar im
zeitigen Frühjahr, im März bis April,
denn je zeitiger man die Stecklinge
macht, desto bessere Pflanzen erzielt
man.
Zu Stecklingen benutzt man junge,
im Verholzen begriffene Zweige, die am
unteren Blattknoten glattgeschnitten
und zur Bewurzelung in Torfund Sand
gesteckt werden. Die Bodenwärme
hält man auf 20 — 220 R. In zwei bis
drei Wochen werden die Stecklinge be-
wurzelt sein und man pflanzt sie dann
in kleine Töpfe. Als beste und zu-
sagendste Erde habe ich Laub- und
Heideerde mitSand vermischtgefunden.
Beim Pflanzen drücke man die Erde
nicht zu fest an.
Am besten ist es jetzt, wenn man die
jungen Libonien auf einen warmen
Kasten bringt. Legt man den Kasten
mit Mist an und verwendet statt Erde
Sägespäne, so wird die Wärme bedeutend
länger erhalten. Die Töpfe werden
bis zum Topfrande eingesenkt und
massig angegossen. Die weitere Be-
handlung besteht jetzt vorerst im Be-
wässern, Bespritzen, Beschatten, Lüften,
je nachdem das eine oder andere nach
der Witterung notwendig wird. Selbst-
verständlich deckt man die Fenster in
der Nacht zu. Treiben die Pflanzen
stark und entwickeln nur einen Trieb,
so werden diese entspitzt.
Anfang Mai oder besser Mitte Mai,
wenn die Nachtfröste vorüber sind,
lege man ein Kastenbeet an, welches
man mit einer Erdmischung aus Haide-
und Lauberde mit Sand vermischt an-
füllt. In dieses Beet pflanzt man die
jetzt kräftigen Libonien in einem Ab-
stand von etwa 25 cm nach allen Seiten.
Mit dem Pflanzen ist, jedoch nur wenn
erforderlich, ein Stutzen auszuführen.
In den ersten Tagen werden die
Libonien schattiert und später die
Pflanzen ganz der Sonne ausgesetzt.
Es ist jetzt Hauptsache, dass alles
Lnkraut entfernt und dieErde, wenn nötig,
gelockert wird. Sind die Pflanzen gehörig
Aus den Vereinen.
.«»3
im Wachstum, so werden sie alle acht
Tage gedüngt. Im September topft man
die starken Libonien ein und hält sie
einige Tage unter Glas, bis sie sich
von der Operation des Verpflanzens
erholt haben. In den Küsten verbleiben
Sie Libonien, bis der Eintritt von Frost
ein Einräumen ins Kalthaus notwendig
macht.
Im Kalthaus stelle man die Libonien
recht hell auf. begiesse vorsichtig,
vermeide aber grosse Trockenheit. Im
Februar stellt man die Ptlanzen wärmer
und bringt sie hier zur Blüte. Sobald
der Flor beendet, schneidet man die
Ptlanzen zurück, stellt sie kühler und
pflanzt sie im Mai von neuem aus. Im
übrigen gleicht die Pflege derjenigen
im Vorjahre.
Ich ziehe die Kultur des Ausptlanzens
vor, weil man viel grössere Pflanzen
erzielt und eher blütenfähige Exemplare
erhält, als wenn man die Libonien
von Jugend an in Töpten pflegt.
Will man dennoch die Topfkultur
anwenden, so benutzt man obige Erd-
mischung und verpflanzt jedesmal dann,
wenn es die Umstände erheischen. Es
empfiehlt sich für Topfkultur das fort-
währende Halten der Libonien unter
( rlasfenstern.
P.lühende Libonien bilden einen
grossen Schmuck für allerlei Deko-
rationen im Zimmer, auf Blumentischen,
im Glashaus und dergl., auch können
die abgeschnittenen Blütentriebe für
die Binderei verwendet werden.
Preisausschreiben für Binderei.
Ein Preisausschreiben für
Blumenbinderei veranstaltet die
»Bindekunst« in der ersten Nummer
des am 1. April beginnenden dritten
Jahrganges. Der erste Preis wird ein
Kunstgegenstand im Werte von 300 M
sein. Näheres über dieses Preis-
ausschreiben wird in No. 1 des neuen
Jahrganges der »Bindekunst« ver-
öffentlicht. Diese Nummer wird aut
Verlangen vom »Bindekunst-Verlag«.
Erfurt, postfrei zur Ansicht versandt.
An dem letzten Preisausschreiben,
welches für angehende Binder und
Binderinnen ausgeschrieben war, be-
teiligten sich 94 Bewerber, unter denen
17 Preise im Gesamtwert von circa
200 M. zur Verteilung gelangten.
Aus den Vereinen.
Der Allgemeine Deutsche Gärtnerverein
1 Berlin, Weissenburgerstr. 66)
Abteilung für Stellennachweis, ver-
öffentlicht soeben in seinen »Bewe-
gungen auf dem gärtnerischen Arbeits-
markte« den Monatsbericht für Januar,
dem wir folgendes entnehmen: Bei der
Geschäftsstelle Berlin wurden im Januar
gemeldet an offenen Stellen a) für
Berlin und Vororte S2 in der gewerb-
lichen Gärtnerei. Nachweisbar besetzt
wurden davon 02; 14 erledigten
sich, indem diese jedenfalls bei Um-
gehung des Nachweises von anderen
Seiten besetzt wurden. Für 3 Stellen,
die zum Hausierhandel mit Sämereien
ausgeschrieben waren, fanden sich
keine Bewerber. Unbesetzt waren zwei
Stellen wegen zu niedrigen Lohnange-
bots (18 Mark monatlich bei freier
Station) und eine, weil dort die Ge-
hilfen regelmässig ihren Lohn erst
einklagen müssen. Von ausserhalb.
einschliesslich Ausland, wurden 25
Stellen der gewerblichen Gärtnerei
gemeldet, die meist den jeweils nächst-
gelegenen Zweiggeschäftsstellen im
Reiche zur Erledigung überwiesen
wurden. Der Privatgartenbau meldete
38 Stellen an, davon 31 für ledige und
7 für verheiratete Gärtner. Während
4 der letzteren keine näheren Be-
merkungen über gewünschte familiäre
Verhältnisse enthielten, waren eine an
die Bedingung geknüpft »jedoch kinder-
los«, eine »kinderlos oder nur er-
wachsene Kinder«, eine »Frau muss
mit thätigsein, wenn's geht, auch Sohn
und Tochter zur Arbeit stellen« (Baron
von C). Stellensuchende Hessen
sich einschreiben 96 für die gewerb-
liche Gärtnerei und 34 für Privatstellen.
(Für letztere sind von früher her noch
50 vornotiert). Fast ausschliesslich
begehrt wurden in der gewerblichen
Gärtnerei die Alterklassen von 20 bis
164
Litteratur.
23 Jahren-; ältere warten schon wochen-
bezw. monatelang auf Arbeit, sind je-
doch schwer unterzubringen. Lieber
wird noch zu den jüngeren gegriffen.
Verheiratete sind hier überhaupt nicht
unterzubringen. Zu erwähnen ist noch
folgendes: Während im Dezember sich
im Nachweise zur Sprechzeit täglich
nur 3 — 6 Stellenbewerber durchschnitt-
lich einfanden, wies der Januar regel-
mässig 10 — 25 auf. Seit Eintritt des
Frostwetters hat das Angebot offener
Stellen plötzlich nachgelassen und die
Stellensuchenden häufen sich.
Verein zur Förderung der Blumenpflege
bei Schulkindern.
Der Berliner Verein hielt am 7. März
im Bürgersaale des Rathauses unter
Vorsitz des Schulinspektors Dr. Zwick
seine zweite Jahresversammlung ab.
Der erste Jahresbericht führte 36 Berlin er
Gemeindeschulen auf. deren Kinder
sich der Blumenpflege widmeten; diese
Zahl hat sich im zweiten Jahresbericht
nur um eine vermehrt. 30 Schulen
sind der Blumenpflege treu geblieben,
sechs haben sie wieder aufgegeben,
sieben sind neu für die Bestrebungen
gewonnen worden , 190 Gemeinde-
schulen stehen der Sache überhaupt
noch fern. Die Zahl der ausgegebenen
Pflanzen, ,die im ersten Jahre 5894 be-
trug, hat sich im zweiten Jahre auf
6354 erhöht , dank reicheren Zu-
wendungen von Gönnern, unter denen
Geh. Kommerzienrat Veit und Kauf-
mann Seldis-Steglitz besonders genannt
werden. Die städtische Parkdeputation
spendete über 1000 Pflanzen und die
erforderliche Blumenerde für alle
Töpfe. Die Belehrung über die Blumen-
pflege wurde im naturkundlichen
Unterricht gegeben und an besonderen
Exemplaren, die während des ganzen
Sommers am Fenster der Schulstube
ihren Platz hatten, wurde die Pflege
gelehrt , die für das Gedeihen der
Blumen unerlässlich ist. Die Mitglieder-
zahl des Vereins ist von 070 auf 740
gestiegen, in diese Zahl einbegriffen
sind die 130 ausserordentlichen Mit-
glieder und Wohlthäter. Die Ein-
nahmen des Vereins beliefen sich auf
500, die Ausgaben auf 457 M. Der
Vorstand wurde wiedergewählt. Herr
Dr. Dammer hielt alsdann einen Vortrag
über Zimmerpalmen-Kultur.
Deutscher Po mologen verein.
Statuten und Verzeichnis der Mitglieder
(Bestand vom 1. Juli 1897).
36/37. Jahresbericht des Garten-
bau-Vereins für die Oberlausitz.
Enthält kurze Berichte über die ein-
zelnen Vereinssitzungen, sowie Ver-
zeichnisse der Mitglieder und der
Bibliothek.
Litteratur.
Prof. Dr. R. Sadebeck, Direktor
des botan. Museums und des botan.
Laboratoriums für Warenkunde in
Hamburg, Die Kulturgewächse der
deutschen Kolonien und ihre Erzeug-
nisse. Für Studierende und Lehrer der
Xaturwissenschaften, Plantagenbesitzer,
Kautleute und alle Freunde kolonialer
Bestrebungen. Jena. Verlag von
Gustav Fischer 1899. Gr. 8°. 366.
137 Abbildungen. Preis 10 M.. geb.
11 M.
Dieses Werk kommt gerade zur
richtigen Zeit, da das Interesse für die
Kolonien ein überall rege gewordenes
ist. Es bietet, wie schon der Titel
sagt, so zu sagen Jedem etwas, dem
Mann der Wissenschaft, wie dem
Praktiker, und die zahlreichen schönen,
meist Original-Abbildungen, die nur
mitunter etwas zu stark schattiert sind,
erleichtern das Verständnis sehr. Die
meisten Artikel sind vom Verfasser,
der bei seiner Stellung ein reiches
Material zur Verfügung hatte, selbst
geschrieben, manche aber von Spe-
zialisten durchgesehen. Behandelt
wurden: 1. Palmen. 2. Getreide und
Zuckerrohr. 3. Knollen- und Zwiebel-
gewächse. 4. Essbare Früchte und
Gemüse. 5. Eigentliche Genussmittel
(Ivaffee, Thee. Kakao etc.). 6. Gewürze.
7. Tabak (wird sonst auch zu den Ge-
nussmitteln gerechnet). 8. Fett- und Öl-
Gewerbliche Angelegenheiten.
l65
pflanzen. 9. Färb- und Gerbstoff-
pflanzen. 10. Gummi, Harze undKopale.
1 1 . Kautschuk- und ( '.uttaperchaptlanzen.
12. Faserstoffe. 13. Nutzhölzer. 14. Me-
dizinalpllanzen. Bei der Getreideart
Eleusine coracana ist uns aufgefallen,
dass Verfasser E. Tocussa nicht er-
wähnt, es hätte wenigstens, da dieser
Xame oft vorkommt, angegeben werden
können, dass es wohl nur eine Varietät
von E. coracana ist. Über die Be-
reitung" des Kaffees zur Handelsware
hätten doch wohl statt der Semmler-
schen Angaben solche von den Plan-
tagenbesitzern selbst gebracht werden
können. Bei den tropischen Getreide-
arten und Hülsenfrüchten wären Ab-
bildungen der Körner bezw. Samen
erwünscht gewesen, da diese gerade
im Handel und Wandel allein vor-
kommen. Doch das sind kleine Aus-
stellungen. I>as Buch verdient in jeder
Hinsicht die wärmste Empfehlung, und
das um so mehr, als es eine Menge
weniger bekannte ('.'-wachse bespricht
und z. T. auch charakteristisch ab-
bildet, so z. B. die Xaras-Ptlanze, eine
Cucurbitaceae, auf den Dünenhügeln
der Walfischbai. Auch die Krankheiten
der betr. Pflanzen sind meist be-
sprochen. Die gefürchtete Sereh-
krankheit des Zuckerrohres wird jetzt
als eine erbliche Degenerationserschei-
nung angesehen. L. Wittmack.
Mitteilungen über Düngungs-
v er suche. Herausgegeben vom Syn-
dikat der Kaliwerke Leopoldhall-
Stassfurt. Xo. 11 Gemüse. 2. Teil. Mit
sehr interessanten Darstellungen nach
Photographien.
Gewerbliche Angelegenheiten.
Frachtermässigung.
Eine wesentliche Ermässigung des
Gütertarifs auf den preussischen Staats-
bahnen, die in der Hauptsache land-
wirtschaftlichen Erzeugnissen zu Gute
kommt, hatsoeben derMinister Thielen
angeordnet. Danach werden vom
1. April 1899 an Butter, sämtliche
Gartenprodukte und geräucherte He-
ringe zum Frachtgütertarif angenommen
und als Eilgüter befördert. Durch
diese Anordnung tritt eine Verbilligung
der Fracht um die Hälfte ein.
Gärtnerische Kommission des wirtschaftlichen
Ausschusses.
In dem Bericht über die erste Sitzung.
Heft 3 S. 85, ist aus Versehen unter
den Anwesenden Herr M. Liebau
fi. F. Liebau & Co.), Samenhandlung,
Erfurt, nicht aufgeführt.
Die süddeutschen Gärtner beklagen
sich in der Frankfurter Gärtnerzeitung,
keiner von ihnen in diese Kom-
mission berufen sei. Wir können aber
die Versicherung geben, dass die
Berliner« daran wirklich unschuldig
sind. Die Einladungen scheinen sich
vorläufig nur auf Preussen beschränkt
zu haben.
Erleichterung
im Verkehr mit amerikanischem Obst.
Aus Hamburg schreibt man der
Voss. Zeitung: Xach einer von zu-
ständiger Seite uns zugehenden Mit-
teilung ist für den Verkehr mit ame-
rikanischem Obst die Erleichterung
eingetreten, dass durch Verfügung des
Reichskanzlers jetzt die Durchfuhr von
frischem und getrocknetem Obst, sowie
von Obstabfällen aus Amerika ohne
vorherige Untersuchung auf das Vor-
handensein der San Jose-Schildlaus
unter der Bedingung gestattet ist. dass
die Waren unter Zollverschluss durch
das deutsche Zollgebiet durchgeführt
werden. Auch solche Sendungen, die
im hiesigen Freihafengebiet für die
Einfuhr untersucht und mit der San
Jose-Schildlaus besetzt befunden worden
sind, können auf einen an das Dekla-
rationsbureau zu richtenden Antrag zur
Durchfuhr durch das Zollgebiet unter
Zollverschluss zugelassen werden.
i66
Ausstellungen und Kongresse.
Ausstellungen und Kongresse.
Pankow - Schönhausen. Allge-
meine Gartenbau - Ausstellung des
Pankow - Schönhausener Gartenbau-
vereins, 19. — 24. Mai 1900, im
Restaurant Linder, Rreitestr. 34. An-
fragen sind zu richten an W. Kretsch-
mann, Handelsgärtner in Pankow-
Berlin.
Berlin. Grosse deutsche Winter-
blumen-Ausstellung, Mitte Februar
1900 im Zoologischen Garten. Das
Programm, das Medaillen und Geld-
preise im Gesamtbetrage von nicht
weniger als 20000 Mark aussetzt,
ist am 23. Februar vom Verein
zur Beförderung des Gartenbaues
genehmigt und wird nun gedruckt
werden.
Dresden. Jubiläums - Ausstellung
des Landesobstvereins für das König-
reich Sachsen vom 14. — 19. Oktober.
Das Programmm ist zu beziehen:
Gerokstrasse 45.
Dresden. Anfang Mai 1900 Früh-
jahrsausstellung der Feronia.
London. Internationale Konferenz
über Bastard- und Kreuzungs-
pflanzen, veranstaltet von der Royal
Horticultural Society am 11. und
12. Juli 1899. Anmeldung von Artikeln
und Pflanzen an W. Wilks, Secretary,
117 Victoria Street, Westminster SW.
Antwerpen. Internationale Aus-
stellung vom 9. — 13. April 1899 zur
Feier des 3ocjährigen Geburtstages von
Anton van Dyck.
Gent. 30. April bis 9. Mai 1899
Grosse internationale Ausstellung. Die
Ligue horticole L'Union zu Mont
St. Amand bei Gent versendet ein sehr
geschmackvolles Plakat zu ihrer Aus-
stellung.
Petersburg. III. internationale
Gartenbau-Ausstellung vom 5./17.
bis 15./27. Mai 1899. Unter dem 6. März
übersandte uns der Reichskanzler
(Reichsamt des Innern) die Abschrift
einer Verbalnote der Kaiserlich
russischen Botschaft vom 15. Februar
d. J., die wir liier in Uebersetzung
folgen lassen.
Zugleich bemerkt uns das Reichs-
amt des Innern, dass wegen Ver-
günstigungen anf den preussischen
Eisenbahnen Verhandlungen mit dem
Königlich preussischen Herrn Minister
der öffentlichen Arbeiten eingeleitet
sind. Ueber das Ergebnis wird s. Z.
berichtet werden.
Abschrift zu III A. 908.
Russische Botschaft.
Berlin, 3./ 15. Februar 1899.
Verbalnote.
Die Kaiserliche Botschaft ist be-
auftragt, zur Kenntnis zu bringen, dass
Personen, welche an der Internationalen
Gartenbau- Ausstellung in St. Petersburg,
die vom5./i7-bis 15. 27. Mai stattfindet,
teilzunehmen wünschen, Zoll- und
Transport-Erleichterungen eingeräumt
werden.
1. Der Transport der Ausstellungs-
gegenstände von der Grenze bis zur
Ausstellung erfährt keine Reduktion
des gewöhnlichen Preises. Hingegen
sind alle Gegenstände, welche von
St. Petersburg durch das gleiche Zoll-
amt zurückgeschickt werden, welches
sie bei der Einsendung passierten,
befreit von Zollausgaben.
2. Nach Schluss der Ausstellung
werden die Gegenstände unentgeltlich
von St. Petersburg bis zu ihrer An-
kunftsstation vom Auslande trans-
portiert (also bis zur Grenze).
3. Zum Zweck der freien Durchfuhr
durch die russischen Grenz-Zollämter
müssen die Ausstellungsgegenstände
die Aufschrift tragen: »Transit —
Exposition« und ausserdem mit be-
sonderen Karten versehen sein, welche
die Kaiserliche Gartenbaugesellschaft
auf Wunsch der Aussteller entsprechend
der deklarierten Zahl der Colli oder
Kisten liefert.
4. Die Zollrevision der Ausstellungs-
gegenstände aus dem Auslande wird
im Aus Stellungsgebäude selbst
stattfinden.
5. Alle Pflanzen müssen von Attesten
begleitet sein, welche feststellen, dass
Eingesandte Preisverzeichnisse. — Personal-Nachrichten.
I<»7
sie von der Phylloxera nicht befallen
sind.
Es muss noch hinzugefügt werden,
dass man die Absicht hegt, einige
Eisenbahnwagen für die Versendung
der Pflanzen speziell einzurichten, die-
selben zu heizen und mit Wasser zu
versehen, um die Pflanzen während
der Reise im guten Zustande zu er-
halten.
Eingesandte Preisverzeichnisse.
J. M. Helms Söhne. Gross-Tabarz,
Thüringen. Forst- und landwirt-
schaftliche Samen. — Sander & Co.,
St. Albans, England, New Orchids,
new Palms, new Carnations (Xelken).
beautiful foliage plants etc. —
H. Severin (vorm. C. Ilaacke Wwe.),
Kremmen bei Berlin, Schnittstauden,
Chrysanthemum, Edel-Georginen. —
J. M. Krannich, Mellenbach i. Thür.,
Holzwaren, Namenhölzchen, Kisten etc.
— G. Bornemann. Blankenburga.Harz,
Neueste und beste Blütenpflanzen.
Zonale-Pelargonien mit farbigen Abb.,
Canna,I)ahli en, Begonien, Fuchsien etc.
— H. Henkel. Darmstadt, Koniferen etc.
Grassamenmischungen. Samen von
Brahea Roezli von C. A. Purpus in
Kalifornien an ihrer nördlichsten
Verbreitungsgrenze gesammelt. —
Boettcher & Voelcker, Gr.-Tabarz
1. Thür., Laub- und Nadelholz, Gras-
und Oekonomiesamen. — Carl Grone-
mann, Ploflieferant, Blomberg in Lippe,
Hauptverzeichniss der Spezial-Nelken-
zucht. Dr. G. Di eck in Zusehen.
Reg.-Bez. Merseburg, die Moor- und
Alpenpflanzen (Eiszeitflora) des National-
Arboretums und Alpengartens Zöschen
und ihre Kultur; ein ausserordentlich
reichhaltiges Verzeichnis mit tabel-
larischen Angaben über Vaterland.
Boden, Wuchs etc., derselbe: Neu-
heitenliste. — J. C. Schmidt, Erfurt,
landw. Frühjahrsaussaaten, desgl. Ver-
zeichnis praktischer und neuer Geräte
für Haus und Hof, Garten und Feld. —
Otto Froebel, Zürich, illustrierter
und erläuternder Generalkatalog über
sämtliche Kulturen der Firma: I. Ge-
wächshauspflanzen (hierzu ein farbiges
Bild des Cyclamen Papilio), II. Winter-
harte Freilandpflanzen, Alpen-, Zwiebel n-
und Knollengewächse, III. Zierbäume
und Sträucher, Nadelhölzer, Obst etc.
Unter den vielen schönen Abbildungen
sei hervorgehoben: ein Teil des Froebel-
schen Seerosenbassins mit nur winter-
harten Nymphaeen, ferner die neue
Picea pungens glauca pendula.
Personal-Nachrichten.
Der bekannte Pomologe Friedrich
Jacob Dochnahl zu Neustadt am
Hardt. Ehrenmitglied des Vereins zur
Beförderung des Gartenbaues, feierte
am 4. März seinen 80. Geburtstag.
Jakob Sturm, Kunst- und Ilandels-
gärtner in Erfurt, wurde zum königl.
württembergischen Hoflieferanten er-
nannt.
Der Obergärtner Wiss vom Park-
revier Sanssouci ist zum Königlichen
Hofgärtner ernannt worden ; ihm
wird vom 1. April an die Stelle des
dann pensionierten Hofgärtners Merle
zu Homburg vor der Höhe über-
tragen.
Otto Busse, bisher Obergärtner an
der Gärtner-Lehranstalt zu Köstritz,
wurde als Kreis -Obergärtner nach
Centhin, Kreis Jerichow, berufen. An
seine Stelle trat W. Voegler-Scherf .
bisher in der väterlichen Gärtnerei in
Annaberg beschäftigt, früherer Schüler
der Gärtner-Lehranstalt Köstritz.
Am 28. Februar f im 52. Lebens-
jahre plötzlich am Gehirnschlage der
i68
Personal-Nachrichten. — Tagesordnung.
Königliche Garteninspektor a. D.
Berthold Stein in Breslau. Stein
war früher Inspektor des botanischen
Gartens in Breslau. Er schrieb u. a.
ein bekanntes Buch über die Orchideen,
war auch botanisch, namentlich in
Flechten sehr bewandert. Im Jahre 1886
war er Redakteur der Gartenflora.
R. Mertens, Obergärtner und Obst-
baulehrer an der königl. Lehranstalt
für Obst-, Wein- und Gartenbau zu
Geisenheim, wurde als Landes-Obstbau-
Inspektor für das Königreich Bayern
- mit dem Wohnsitze in Nürnberg —
angestellt. Für Geisenheim ist das ein
grosser Verlust und für Bayern ein
grosser Gewinn, sagt Möllers Gärtner-
zeituns mit Recht.
C. Voland, bisher in Breslau be-
schäftigt, wurde vom Kreisausschusse
des Kreises Kempen als Kreisgärtner
angestellt.
Der ausserordentliche Professor an
der Universität Halle Dr. Zopf, früher
an der landwirtschaftlichen Hochschule
in Berlin, ist zum ordentlichenProfessor
der Botanik an der Kgl. Akademie zu
Münster in Westfalen ernannt.
Karl Lücke, der am 1. Oktober
seine Stelle als Institutsgärtner an der
Obst- und Weinbauschule in Wittstock
aufgab, hat die Anlage und Leitung
der gräflich Hadikschen Obstplantage
und Baumschule in Nadaska (Ober-
Ungarn) übernommen.
Hofgarteninspektor RudolphNoack
in Darmstadt trat in den Ruhestand
und erhielt als Anerkennung seiner
Leistungen das Ritterkreuz des Ordens
vom Zähringer Löwen verliehen.
Am 1. Februar starb im Alter
von 78 Jahren der gräflich von
Bennigsensche Gartenmeister a. D.
H. Heike in Banteln. Nachdem es
ihm vergönnt war, vor einigen Jahren
sein 50 jähriges Dienstjubiläum zu
feiern, trat er am 1. Mai 1896 in den
Ruhestand, In den weitesten Kreisen
wird der Tod des tüchtigen Fach-
mannes lebhaft bedauert, und sein An-
denken wird von allen seinen Freunden
und Bekannten, die Gelegenheit hatten,
den allezeit liebenswürdigen alten
Herrn kennen zu lernen, hoch in Ehren
gehalten werden.
Johann Ilthal, Begründer und lang-
jähriger Leiter des Dorj ewschen Parks
bei Schpola (Russland), gab diese
Stellung auf und übernahm die Ober-
gärtnerstelle bei Baron W ran gel in
Kosatzkaje (Russland).
Dem Gartendirektor der Deutschen
Botschaft in Konstantinopel, Wentzel.
ist der Kgl. Kronenorden IV. Klasse
verliehen.
Dem Rentier Agathus Thiel-
Charlottenburg, früher Inhaber des
rühmlichst bekannten Bindereigeschäfts
Kgl. Hofl. A. Thiel- Berlin, ist der
Kgl. Kronenorden IV. Klasse verliehen.
Lg
Tagesordnun;
für die
857. Versammlung des Vereins z. Beförderung d. Gartenbaues i. d. pr. Staaten
am Donnerstag, den 23. März 1899, 6 Ohr (nicht am 3o. März),
im grossen Hörsaal der Königl. landw. Hochschule, Invalidenstrasse 42.
1. Ausgestellte Gegenstände. 2. Vortrag des Herrn Geh. Regierungsrat Professor Dr.
Orth: Reisebilder von einer Orientreise. (Zu diesem Vortrage sind auch die
verehrten Damen der Mitglieder freundlichst eingeladen.) 3. 2. Abstimmung über die Anträge
der vereinigten Ausschüsse, den Fonds der Kaiser Wilhelm- und Augusta-Jubelstiftung auf
10 000 M. zu erhöhen und ein Stipendium von 5ooo M. für die Kgl. Gärtner-Lehranstalt zu
Potsdam zu stiften (vergl. S. 1 12 und 148). 4. 2. Abstimmung über die Bewilligung von 20000 M. zu
Prämien für die grosse Deutsche Winterblumen-Ausstellung Mitte Februar 1900. 5. 1. Lesung
des Etats für 1899. 6. Entlastung des Schatzmeisters für die Rechnung über die Jubiläums-
ausstellung und für die Jahresrechnung 1897.
Die botanische Zentralstelle für die deutschen Kolonien.
(Aus der dem Reichstag überreichten Denkschrift betreffend die Verwendung des Afrikafoi
jie botanische Zentralstelle am königlichen botanischen ('.arten zu Berlin
hat dank der erhöhten Mittel, welche ihr zuteil wurden, ihre Thätigkeit
mit Beginn des laufenden Etatsjahres viel umlassender gestalten können, als es
bis dahin möglich gewesen ist. Zur Bestätigung dieses sei zunächst darauf
hingewiesen, dass die an die verschiedensten Stationen unserer Kolonien ge-
lieferten kleineren und grösseren Mengen von Samen tropischer und subtropischer
Nutzpflanzen, von Gemüsen, Getreidearten, Futter- und Ziergewächsen gegen
1000 Nummern betragen haben. Naturgemäss flössen die Sendungen vorzugs-
weise denjenigen Plätzen zu, an denen staatlicherseits botanische und Versuchs-
gärten unterhalten werden, so namentlich Viktoria, Dar-es-Saläm und Kwai;
aber auch kleinere Stationen, wie Moschi, Kilema, Dabaga und Iringa in Ost-
afrika, Lome und Kete-Kratyi in Togo, Buea und Johann-Albrechtshöhe in
Kamerun, Windhoek und Salem in Südwestafrika, nicht minder einzelne Private
wie die Deutsch - Ostafrikanische Gesellschaft und die Friedrich-Hoftmann-
Pflanzung in Useguha, konnten bedacht werden. Bei der Auswahl des Saatgutes
wurde einerseits den geäusserten Wünschen thunlichst Rechnung getragen,
andererseits waren die klimatischen Verhältnisse des jeweiligen Bestimmungs-
ortes und damit die Möglichkeit eines Kulturerfolges in Rücksicht zu ziehen.
Um einiges Wichtigere herauszugreifen, erhielten unter Beachtung dieser beiden
Momente sowohl ost- wie westafrikanische Stationen Saatgut wertvoller Nutz-
hölzer, als Teakholz, indisches Sandelholz, Blauholz, Mahagoni, Polisander,
Ebenholz, verschiedene Eisenhölzer und Eucalypten. Sappan- und Zuckerkisten-
holz, ferner tropische Obstarten wie Sapotillapfel, Guayaven. Jambosen, Granaten
und Citronen. Mit Ziergehölzen, Florblumen und Palmen aller Art wurden
vorzugsweise Dar-es-Saläm, Viktoria und Buea versehen, Futtergräser und Ge-
treidesorten gingen nach Kwai, Atakpame, Kete-Kratyi, Gerbakazien und Dividivi
ebendahin und nach Mohorro. Der gebirgigen Lage Kwais. Moschis, Iringas
und Bueas Rechnung tragend, wurde auch der Versuch gemacht, diesen eine
Reihe europäischer und nordamerikanischer Nadelhölzer, Laubbäume und
Sträucher zuzuführen, von denen echte Kastanie. Oelbäume. Wein. Mandel,
Walnuss und virginischer Wachholder erwähnt sein mögen. Medizinal- und
i dpllanzen empiing besonders Kwai, Schatten- und Alleebäume Dar-es-Saläm,
Viktoria und Windhoek.
Zu Versuchen im grösseren standen im vergangenen Jahre vier Arten
von Nutzpflanzen zur Verfügung, nämlich Friobotrya japonica. die echte, aus
Indien bezogene Indigopflanze, die Dattelpalme und der Matestrauch der Süd-
amerakaner. Die erste konnte an fast sämtliche in Betracht kommende
Plätze verteilt werden, die zweite erhielt Kete-Kratvi, die dritte Dar-es-Saläm.
1 70 Die botanische Zentralstelle für die deutschen Kolonien.
Kwai, Lome, Kete-Kratyi, Windhoek und Salem, den Matestrauch Kwai, Viktoria
und Kete-Kratyi. Eine Übersicht über alle nach unseren Kolonien ver-
schickten Samensorten giebt das Notizblatt des botanischen Gartens und
Museums No. 15.
Weniger umfangreich, teils der hohen Kosten, teils der nur selten vor-
handenen Gelegenheit zur Ueberführung wegen, gestaltete sich die Versendung
lebender Nutzpflanzen im Wardschen Kasten. Immerhin hat die Anzahl der ab-
gegebenen Arten 81, der Exemplare 274 betragen, bei weitem mehr also als je in
einem der vergangenen Jahre. Bei der Auswahl der Arten waren hier natur-
gemäss in erster Linie die Wünsche der Stationsleiter massgebend und so
gingen nach Kwai von Gewürzpflanzen die Muskatnuss und Zimmt, von Obst-
arten Achras Sapota, Aegle marmelos, Spondias dulcis und Anonen, von Reiz-
pflanzen der Kolabaum und Guarana, von Nutzhölzern Pockholz, Campecheholz,
australisches Eisenholz und Schleichera trijuga, ferner Medizinalpflanzen, wie
Strophanthus, Tolubalsambaum und Maticostrauch, dann Feigenbäume, Illipe
latifolia, Bambus und die Kautschukpflanze Castilloa elastica. Die Friedrich-
Hoffmann-Pflanzung in Useguha wurde mit einer Reihe von Schattenbäumen
für Kaffee bedacht, daneben mit Nutzhölzern (Polisander, Pterocarpus santalinus,
Pockholz, Cedrela odorata), Obstarten (Anonen, Jambosen, Baumstachelbeeren),
Olpalmen, besonders aber mit einer Stecklingssendung der Gespinstpflanze
Boehmeria nivea (Ramie), die sie im grossen in Kultur zu nehmen gesonnen
ist. Herr Direktor Dr. Preuss in Viktoria erbat und erhielt von Medizinal-
pflanzen Smilax officinalis, Toluifera Pereira, Erythroxylon novogranatense,
Croton betulinus und Eluteria, von Obstarten Aegle marmelos, Anona, Cheri-
molia, Achras Sapota, von sonstigen Nutzpflanzen Dividivi, Ravenala madagas-
cariensis, Ficus bengalensis, Illipe latifolia, Dendrocalamus strictus u. s. w.
Der Versendung lebender Pflanzen wird die botanische Zentralstelle in
Zukunft darum eine noch grössere Beachtung schenken als bisher, weil sich
herausgestellt hat, dass sie für das Gelingen einer Einführung mehr Gewähr
bietet als die Verteilung von leicht verderbbarem und immer nur teilweise
zur Keimung gelangendem Saatgut. Sie hat deshalb durch Aussortieren
manches Überflüssigen und Unbrauchbaren in den Kulturhäusern des
botanischen Gartens Raum für vermehrten Anzuchtsbetrieb des Wertvolleren und
für Aufnahme von Neuheiten geschaffen. Um letztere zu erlangen, hielt sie
nicht nur den bestehenden, auf Austausch gegründeten Verkehr mit vielen
botanischen Gärten des In- und Auslandes aufrecht, sondern knüpfte auch neue
Verbindungen an und erwarb durch Kauf bei hervorragenden Firmen, wie
William Brothers (Ceylon), Schenkel (Teneriffa), Christy (London) und Klar
(Berlin), manches von dem, was bisher gefehlt hatte. Aus den auf diese Weise
für die Kulturhäuser gewonnenen Zugängen seien hervorgehoben: Die Muskat-
nuss, eine Anznhl lebender, später nach Kamerun überzuführender Bambusen
aus Kalkutta, ein Wardscher Kasten, gefüllt mit Stecklingen der wichtigen
Kautschukpflanze Castilloa elastica aus London, 15 Arten Sämereien aus Madras.
78 aus Saigon, 28 aus Kalkutta, 2 aus Gabun, 57 aus Baroda (Indien), 112 aus
Sydney. Stecklinge des Guttaperchabaumes, die Herr Konsul Eschke in einem
Wardschen Kasten aus Singapore zu schicken die Freundlichkeit hatte, kamen
leider schon halbabgestorben an und waren trotz aller Bemühungen nicht am
Leben zu erhalten.
Die botanische Zentralstelle für die deutschen Kolonien.
171
Eingänge aus unseren Kolonien sind für alle Abteilungen der botanischen
Zentralstelle zu verzeichnen, wenn auch nicht verhehlt werden darf, dass sie
in ihrem Umfange noch keineswegs den berechtigten Erwartungen entsprechen.
Die gan-z überwiegende Mehrzahl der Stationen steht den Bestrebungen, durch
Übersendung von getrockneten Pflanzen und Produkten zur Kenntnis des Landes
beizutragen, noch teilnahmslos gegenüber. Um so mehr ist die Thätigkeit ein-
zelner anzuerkennen. Kwai schickte 9 diverse lebende Nutz- und Zierptlanzen
für den botanischen Garten, die Friedrich-HolTmann-Pilanzung 10, Buea gegen
30. aber leider mangelhaft verpackt, so dass nur ein Teil davon gerettet werden
konnte. An Sämereien gingen ein: grössere Kollektionen durch Direktor Kick
aus Kwai und durch Regierungsrat Dr. Stuhlmann aus Dar-es-Saläm, kleinere
durch Graf Zech und Dr. Kersting aus Togo und durch Landwirt Dintert
aus Südwestafrika. Der Aufforderung, durch Einsendung hervorragender Nutz-
gewächse einen Austausch zwischen Ost- und Westafrika anzubahnen, ist bisher
nur Kwai nachgekommen, indem es die Samen der ostafrikanischen Ölpflanze
Telfairia pedata, einer wilden Musaart und zweier schöner Waldbäume seiner
Umgebung in grösserer Menge nach Berlin gelangen liess. Es konnten damit
nicht nur die westafrikanischen Stationen, sondern auch eine Reihe tropischer
botanischer Gärten versehen und dadurch wenigstens teilweise den Ver-
pflichtungen nachgekommen werden, den der kostenfreie Bezug von Saatgut aus
englischen und französischen Kolonien der botanischen Zentralstelle auferlegt.
Las botanische Museum verdankt Hauptmann v. Elpons verschiedene
Früchte aus Hohenlohe-Langenburg. Direktor Eick ebensolche und Proben
europäischer Kulturgewächse aus Usambara, dem Grafen Zech Indigo aus Togo,
Herrn Knochen hauer Gummisorten aus Ostafrika, Herrn Conrau versteinerte
Hölzer und Produkte aus Kamerun, Regierungsrat Dr. Stuhlmann Mangrove-
Rinden und diesem wie Direktor Eick je eine Sammlung sehr willkommener
Photographien von Vegetationstypen. Das meiste Interesse beanspruchen Proben
von Nutzhölzern, die Lieutenant Brosig aus Kilossa, Plantagenbesitzer Kurt
Hoff mann aus Useguha und Graf Zech aus Togo zur Verfügung stellten.
Namentlich die des ersteren, die infolge Beigabe von Blatt- und Blütenzweigen
fast sämtlich zu bestimmen waren, geben einen wertvollen Beitrag zur Kenntnis
der technisch brauchbaren Bäume Ostafrikas ab. (S. Notizblatt des botanischen
Gartens und Museums No. 15.) An Herbarpflanzen wurden schliesslich über-
wiesen aus dem Nachlass des in Kamerun verstorbenen Gärtners St au dt 221.
von Direktor Dr. Preuss in Viktoria 80, von Dr. Lauterbach aus Neu-
Guinea 92, von den Gärtnern Deistel 77 und Lehmbach 289 aus Kamerun,
von Direktor Eick aus Usambara etwa 60, von Herrn Zenker in Bipinde gegen
500 und von Herrn Dinklage aus Liberia, Gabun und Kamerun 1500 Nummern.
Die wissenschaftliche Bearbeitung der Eingänge hat dank der geschaftenen
Organisation, die Beamten des Museums zu Spezialisten für die einzelnen unter
sie verteilten Pllanzenfamilien heranzubilden, auch in diesem Jahre keine Unter-
brechung erlitten. Als Ergebnis dieser Bemühungen, die einen grossen Teil
der Zeit des Direktors, fast aller Angestellten und auch einiger, nicht dem
Verbände des Museums angehöriger Privater in Anspruch nahmen, liegen eine
Reihe abschliessender Abhandlungen vor, die teils in Englers botanischen
Jahrbüchern, teils im Notizblatt des botanischen Gartens und Museums zum
Abdruck gelangten. Genannt davon seien:
172 Die botanische Zentralstelle für die deutschen Kolonien.
i. Aus den Jahrbüchern:
A. Engler: Icacinaceae, Aristolochiaceae , Anarcardiaceae africanae
E. Gilg: Sapindaceae, Gentianaceae africanae und zwei neue Capparidaceen-
Gattungen aus Afrika; G. Lindau: Acanthaceae africanae; K. Schumann:
Gramineae. Cyperaceae, Commelinaceae afric; L. Diels: Campanulaceae afric:
M. Gurke: Ebenaceae, Labiatae afric; M. Dammer: Eine interessante Con-
volaceae aus Kamerun: P. Hennings: Fungi novo-guineenses; W. Schmidle:
Die von Professor Dr. Volkens und Dr. Stuhlmann in Ostafrika gesammelten
Desmidiaceae; A. Froehner: Die Gattung Coffea und ihre Arten; F. Kränzlin:
Orchidaceae africanae.
2. Aus dem Notizblatte:
A. Engler: Chlorophora excelsa. ein wertvolles Bauholz in Deutsch-O-t-
afrika; Über Cardiogyne africana, ein Farbholz aus Deutsch-Ostafrika: Herrn
M.Dinklages Beobachtungen über die Raphia-PalmenWestafrikas ; Bestimmungen
wertvoller, von Herrn Premierleutnant Brosig gesammelter Nutzhölzer
aus Kilossa. G. Volkens: Bericht über Kulturversuche in Deutsch-Ostafrika:
Kulturerfolge des Versuchsgartens von Viktoria mit den von der botanischen
Zentralstelle gelieferten Nutzpflanzen; Zur Frage der Aufforstung in Deutsch-
Ostafrika; Identifizierung ostafrikanischer Rinden und Hölzer (zusammen mit
Dr. Gurke); Gummi aus Deutsch-Ostafrika; Über Gambia-Mahagoni in Ost-
afrika. M. Gurke: Über den Gerbstoffgehalt einiger Mangrove-Rinden.
K. Schumann: Die Flora von Xeu-Pommern und über die Centrifugation der
Kautschuksäfte. E. Gilg: Camptostylus, eine neue Gattung der Flacourtiaceae.
C.Jürgens: Über Kulturgewinnung des Mate. IL Thoms: Über ein deutsch-
ostafrikanisches Gummi und über das Oel von Telfairia pedata.
Eine neue Publikationsgelegenheit, die den Eingängen bei der botanischen
Zentralstelle und im weiteren der Kenntnis der Flora unserer Kolonien zu
gute kommt, wurde durch die Entschliessung des Direktors geschaffen, einzelne
hervorragende afrikanische Familien und Gruppen monographisch teils selbst
zu bearbeiten, teils von anderen bearbeiten zu lassen und in gesonderten
Heften herauszugeben. Zwei von diesen, die Moraceae von A. Engler mit 18
und die Melastomaceae von E. Gilg mit 10 Tafeln, sind bereits erschienen,
ein drittes, die Combretaceae von A. Engler und L. Diehls mit etwa 30 Tafeln,
ist in Vorbereitung.
Die mit Demonstrationen verbundenen Vorträge kolonialbotanischen
Inhalts, die während der Sommermonate im Hörsaal des botanischen Museums
gehalten wurden und die den Zweck haben, weitere Kreise für die Entwicklung
unserer Kolonien zu interessieren, hatten sich eines immer steigenden Besuchs
zu erfreuen, so dass manchmal der vorhandene Raum kaum ausreichte. Es
sprachen Geheimrat Professor Dr. Engler: Über die Palmen Afrikas; Professor
Dr. G. Volkens: 1. Über die tropischen Obsarten; 2. Über die Pflanzenwelt
Ostafrikas und 3. Über die Art des Reisens in Afrika; Prof. Dr. K. Schumann:
Über Guttaperchapflanzen; Dr. M. Gurke: Über Sisal und Mauritiushanf.
Der Besuch der Vorträge ist für die Gärtner und Volontäre des botanischen
Gartens, die sich für eine Anstellung in den Kolonien beim Auswärtigen Amt
oder bei privaten Gesellschaften haben vormerken lassen, seitens der Direktion
für obligatorisch erklärt. Sie erwerben hierdurch, wie durch besondere
Unterweisungen die ihnen Professor Volkens und Dr. Gurke im botanischen
Die botanische Zentralstelle für die deutschen Kolonien.
'73
Museum zuteil weiden lässt, zu ihrer in den Nutzpflanzenhäusern des Gartens
gewonnenen praktischen Ausbildung die nutwendigen theoretischen Kenntnisse,
um dann später nach erfolgtem Dienstantritt in den Kolonien sich auch der
floristischen Erforschung des Landes mit Erfolg widmen zu können. Von so
vorgebildeten Gärtnern trat im vergangenen Jahre C. Sander in den Dienst
einer Plantagengesellschatt, C. Hoffmann in den der Plantagengesellschaft
Wiese und Wilkens in Usambara, W. Goetze trat im Auftrage der Wentzel-
I leckmann -Stiftung eine Reise nach Ostafrika an mit der speziellen Aufgabe,
die botanischen und kulturellen Verhältnisse von ["liehe und dem Gebirgslande
im Norden des Nyassa-Sees zu erforschen. Ferner wurde der Gärtner Scholz,
welcher einige Jahre im botanischen Garten in Viktoria (Kamerun) thätig ge-
wesen war und nach seiner Rückkehr im hiesigen botanischen Garten wieder
beschäftigt wurde, von Herrn Baumeister Gurt Hoffmann in Useguha zur
Leitung seines Plantagenbetriebes engagiert. Die vier letztgenannten, ebenso
die Herren Dr. Kandt, Dr. IL Meyer, Dr. Preuss, Lehmbach, Zenker,
Stolz. Dinklage, Conrau und Frau Dr. Kummer wurden mit botanischen
Ausrüstungsgegenständen, wie Pflanzenpressen und Papier. Pappdeckeln. Samen-
kapseln, Gläsern etc., versehen.
Die Sammlung tropischer Nutzpflanzen des botanischen Gartens, die
parallel mit den Vorträgen während der Sommermonate in einem besonderen
Schauhause zu einer Ausstellung vereint wurden, wurde an beiden dafür be-
stimmten Wochentagen stets reichlich besucht und hat sicher zu ihrem
Teil mit dazu beigetragen, die Aufmerksamkeit des Publikums auf die Be-
deutung kolonialer Produkte in erhöhtem Masse zu lenken. Von denjenigen
Nutzpflanzen, welche in grosser Zahl vermehrt worden sind, wurden auch an
andere botanische Gärten Deutschlands Exemplare abgegeben, damit auch an
diesen Stellen das Interesse für jene Pflanzen gefördert wird.
Zum Schluss sei der Erfüllung der Aufgabe gedacht, die sich die bo-
tanische Centralstelle seit ihrem Bestehen inbezug auf Erteilung von Auskünften
und Ratschlägen aller Art und auf Einholung von Gutachten über den Handels-
wert gewisser Produkte der Kolonien gestellt hat. Aus diesem Zweige ihrer
Thätigkeit sei für das verflossene Jahr folgendes hervorgehoben: Untersuchung
und Bewertung ostafrikanischer Mangroverinden, ostafrikanischen Gummis, des
' >ls der Telfairia pedata, des in Togo verwendeten Indigos, Auskunft über die
Möglichkeit der Anpflanzung des Mangabeira-Kautschukbaums in Ostafrika,
über Mohrs Pflanzen- und Tierschutzmittel, über Vorschläge zu Anforstungen
in den Schutzgebieten, über das Tabakdüngemittel Martellin, über in den
Tropen brauchbare Pfianzen-Etiquetten, über Bedingungen und Aussichten einer
Ramie-Kultur in Ostafrika, über Strophanthus als Medizinalpflanze, über die
Einführung der Pistazie in Südwestafrika und über den Wert des Kiekxia-
Kautschuks. Eine grössere Anzahl von Holzproben aus Ost- und Westafrika
wurde zu einer technischen Prüfung an die Firmen C. R. Meyer und Verband
vereinigten Tischlermeister Berlins übergeben; ein Gutachten über sie steht
aber noch aus.
Nicht unerwähnt darf bleiben, dass die Wirksamkeit der botanischen
Zentralstelle erheblich dadurch gewonnen hat. dass Prof. Dr. Volkens als
Kustos am botanischen Museum angestellt wurde und nunmehr den grössten
Teil seiner Thätigkeit den kolonialen Angelegenheit ganz besonders widmet.
_L74_
Ein Weizenschiff aus Palästina.
Ein Weizenschilf aus Palästina.
Hierzu Abb. 44.)
L=<ei Gelegenheit der offiziellen Festfahrt zur Einweihung der Erlöserkirche
in Jerusalem wurde am 6. November 1898 die in erfreulichem Aufblühen
begriffene deutsche (württembergische) Kolonie Haifa am Vorgebirge Karmel
besucht. Die Ankunft so zahlreicher deutscher Gäste erregte überall die
grösste Freude, und in liebenswürdigster Weise wurde Gelegenheit gegeben,
die wirtschaftlichen Eigentümlichkeiten der Kolonie kennen zu lernen.
Die massiv und solide aufgeführten Gebäude, mit roten Ziegeln gedeckt,
wie in Deutschland, machten überall einen sehr vorteilhaften Eindruck.
Der Unterzeichnete nahm Veranlassung, den grössten Grundbesitzer der
Kolonie, zugleich Kaufmann. Herrn Abraham Duck, zu besuchen und seine
Abb. 44. Ein Weizenschiff aus Palästina.
Von Abraham Duck in Haifa.
Haus- und Hofvvirtschaft sowie den schön und sauber gehaltenen grossen
Garten desselben zu besichtigen.
Der Grundbesitz des Herrn Duck umfasst 100 württembergische Morgen
(31,5 ha). Es werden gehalten 9 Pferde und 17 Stück Rindvieh, dagegen gar
keine Schafe und Schweine. Es werden gebaut Weizen, Gerste und Hafer als
Winterfrucht nach Brache; als Sommerfrucht dagegen Durra oder Dari
(Andropogon Sorghum oder Sorghum vulgare) u. a. Bestellt wird ganz anders wie
bei den Eingeborenen, mit württembergischen, z. T. zweischarigen Pflügen
aus Zuffenhausen und Ulm. Geerntet wird mit Mähemaschine und Dresch-
maschine.
Der württembergische Morgen ward vor ca. 30 Jahren mit 200 bis
300 Francs bezahlt, derselbe kostet jetzt 800 bis 1000 Francs. Während man
früher mehr Orangen und Flachs baute, ist man jetzt mehr zum Weinbau über-
Das Schneeglöckchen, Galanthus. [hl
gegangen und der Wein kann zu einem sehr billigen Preise abgegeben werden.
Es ist ein feuriger, kräftiger Wein, welcher wie der von der deutschen Kolonie
Rephaim zu Jerusalem sich wahrscheinlich bald mehr in Deutschland ein-
führen wird.*)
Von besonderem Interesse waren zwei eiserne Göpel zur Wasserhebuni;
für den 1 ha grossen Garten, welcher, unterstützt durch reichliche Bewässerung,
sich in üppigster subtropischer Vegetation präsentierte, von der nur auf Bananen,
Myrten, grossfrüchtige Orangen, einzelne Palmen aufmerksam gemacht sein mag.
Der Besitzer hatte die Güte, mich mit verschiedenen Produkten seines
Ackerbaues, insbesondere mit dem vorstehend abgebildeten, von arabischer
Hand mit Geschick geflochtenen »Weizenschiff* zu beschenken. Die auf-
rechten, lang und schwarz begrannten Ähren des dort gebauten harten Weizens
(Triticum durum) bedeuten hier also einen Mastenwald, die Schiffsschnäbel
sind ebenfalls von Ähren dargestellt. Das Ganze hat ein höchst gefälliges
Aussehen und wird deshalb hier zu allgemeiner Kenntnis gebracht. Die Länge
des »Weizenschiffs« ist 0,53 m, die Höhe 0,33 m.
Herrn Abraham Duck verfehle ich nicht, auch an dieser Stelle für
die liebenswürdige Aufnahme und diese Schenkung den verbindlichsten Dank
auszusprechen und die besten Wünsche für das Wohlergehen der dortigen
Landsleute und das Gedeihen der Kolonie hinzuzufügen.
Berlin. 25, März 1899. Prof. Dr. A. Orth.
S"
Das Schneeglöckchen, Galanthus.
Blätter zu ihrer Geschichte von Carl Hansen, Kopenhagen.
as Schneeglöckchen, Galanthus nivalis, welches im 16. Jahrhundert,
^^^f vielleicht früher, aus seiner Heimat, Mittel- und Süd-Europa und
West- Asien, nach Nord-Europa gebracht wurde und jetzt selbst im nördlichsten
Norwegen kultiviert wird, vielfach auch in Parks oder Wäldern verwildert ist,
erregt überall bei seinem Erscheinen grosse Freude. Mit Recht heisst es von
ihm, dass es in schweren Zeiten sich zeigt, wenn Freunde und Freuden selten
sind. Wenig sind der anderen Blumen zur Zeit, wenn das Schneeglöckchen blüht,
aber es ist regelmässig da, ob auch der Winter noch so hart ist. LJnd dann
bleibt es treu, wenn es einmal vorhanden ist. Linnee liebte dies niedliche
Zwiebelgewächs und baute es an in seinem interessanten Garten zu Hammarby
bei Upsala. Die meisten der seltenen Pflanzen, welche zur Zeit dieses Blumen-
königs dort florierten, sind verschwunden, aber das Schneeglöckchen rühmt
und lobt noch heut den grossen Meister. In Dänemark heisst die Pflanze am
häufigsten „Vintergjaek", das bedeutet Gecker oder Necker des Winters, und
sehr viel wird die Blume zwischen jugendlichen Korrespondenten ausgewechselt,
welche sich einen Spass machen, sich gegenseitig gecken oder necken wollen
und dabei ein wenig die poetische Ader fliessen lassen. Es gibt in der skandi-
navischen Literatur viele Gedichte dieser Art und besondere kleine Bücher mit
derartigen Reimereien. In England nennt man die Schneeglöckchen u. a.
*) Der Weinbergbesitzer Johannes Pross zu Haifa liefert 1 Liter Wein frei Berlin zu
85 Pfennig.
I>yg Das Schneeglöckchen, Galanthus.
,,candlemas bells". Lichtmessglocken, weil sie gewöhnlich am 2. Februar da
sind, auch heissen sie ,.Fair-maids" (schöne Mädchen) und „purification-flowers"
(Reinheitsblumen) als ein Bild der Schönheit und Reinheit. In Wales ist die
Blume besonders hoch in Gunst und heisst dorten ,,clock-maben", was Kinder-
glocke bedeuten soll. Ein gewöhnlicher englischer Name ist .,fair maids of
February" und dieser Name hat seinen Ursprung in alten Ceremonien. Früher
war es häufiger als jetzt, dass eine Legende oder eine gewisse Blume an die
damals so zahlreichen kirchlichen Feiertage geknüpft wurde. Es wurde ge-
sagt, dass das Schneeglöckchen sich gezeigt hätte an jenem Tage, als Maria
zum ersten Male das Christkind mit zum Tempel in Jerusalem führte; am
Jahrestage dieses Ereignisses, am 2. Februar, wurde desshalb ihr Bild in der
Kirche mit diesen weissen Blumen geschmückt und ,,fair maids". junge
Mädchen, trugen in Prozession Kränze von Schneeglöckchen zur Kirche hin.
In der Schweiz heisst die Blume „Schneetröpli" oder „Schneeglöckli", aber
auch ,,Amselblümli". weil die Blume blüht, wenn die Amsel zu singen,
beginnt. In vielen Gegenden Deutschlands und Österreichs hat die Pflanze
eine Reihe sehr bezeichnender Namen wie „Schneeflocken", ,, Schneeblümchen",
..Jungfer im Hemd" u. s. w. u. s. w. und wird als ein Symbol jugendlicher
Liebe und Reinheit aufgefasst.
In einer Legende wird der Ursprung der Pflanze folgendermassen erzählt:
Eva sass auf der wüsten kalten Erde und weinte bei dem Gedanken an alle
die schönen Blumen des Paradieses. Da nahte sich ein Engel aus dem Para-
dies, um sie zu trösten. Seit dem Sündenfall hatte keine Blume sich vor Eva
entfaltet, dagegen fiel der Schnee unaufhörlich. Der Engel wollte nun be-
weisen, dass es wieder einmal Sommer werde, er athmete auf eine Schnee-
flocke und diese fiel zur Erde als eine niedliche kleine Blume. Auch wo
seine Flügel die Erde berührt hatten, wuchsen die schönen weissen Blumen
hervor. Dass die Blume durch den Schnee emporschiesst, ist wohl bekannt,
und hierauf wird hingedeutet in mehreren Namen, wie zum Beispiel in dem
französischen ,,perce neige".
Fast überall ist die Blume beliebt, aber in Devonshire, im südlichen
England, wird sie gefürchtet. Dort meint man, die Blume gleiche einem
weissgekleideten Leichnam, und man liebt nicht, dass eine Blüte des
Schneeglöckchens einem ins Haus geschickt wird. An anderen Orten Englands
wird, wie in Dänemark, mit der Blume viel Scherz getrieben und besonders
am Valentinstage, den 14. Pebruar. Dann sagen jugendliche Seelen einander
per Brief oft die grössten, wenn auch nicht immer die angenehmsten Wahr-
heiten und die Blume spielt hierbei eine Rolle. Die Gedichte, welche hierbei
folgen, gleichen in mehreren Beziehungen den in Dänemark gebräuchlichen
Geck- oder Neckbriefen. Aber die Poesie dieser ..Valentines" steht nicht
immer so hoch wie die schönen Strophen zur Ehre der Blumen, welche
u. a. bei Tennyson, Burns und mehreren englichen Dichtern zu finden sind.
Ausser der Maria ist die Blume im Laufe der Zeiten allen Jungfrauen
gewidmet worden und namentlich solchen, welche den Schleier nahmen.
Mehrere Schriftsteller suchen den Grund hierfür darin, das die Pflanze sich
so oft in Klostergärten findet, und die kleine, nonnenartige Blume mit herab-
hängendem Kopf sollte eine Übereinstimmung zeigen mit dem einförmigen
traurigen Leben, welches die Bewohner der Klöster tühren.
Das Schneeglöckchen, Galanthus. \nn
Man hat in früheren Zeiten selten von anderen als weissen Schneeglöckchen
reden gehört. Mine Legende erzählt, warum sie weiss seien. Als in den
Tagen, wo die Welt geschaffen wurde, alles Farbe erhalten hatte, der Himmel
Blau, die Wolken Grau, die Erde Braun und die Blumen alle möglichen Farben,
da nahte der Schnee sich dem Schöpfer und fragte ihn. ob für ihn gar keine
Farbe übrig geblieben sei. Der Schöpfer gebot dem Schnee, sich an die reich
gefärbten Blumen zu wenden und sich dort eine Farbe auszusuchen. Der Anfang
wurde bei der Rose gemacht, aber diese wollte von ihrer schönen roten Farbe
nichts abgeben. Der Schnee zog sich trauererfüllt zurück, da hörte er. wie
die kleine Galanthus- oder Milchblume ganz leise flüsterte, wenn ihre Farbe
ihm nützlich sein könnte, so würde sie ihm gern damit helfen. Seit jenen
Zeiten besteht ein inniges Verhältnis zwischen dem Schnee und dem Schnee-
glöckchen. Der Schnee deckt und wärmt die Freie rings um die Ptlanze und
giebt dem niedlichen Blümchen Feuchtigkeit und Kraft, emporzuschiessen.
Es ist auch in Ländern, wo der Schnee häutig vorkommt, Glaube oder fast
Aberglaube geworden, dass die Blume sich nicht recht wohl befindet, ehe ihr
Freund, der Schnee, sie umarmt hat.
An einigen Orten wird die Blume als eine Art Wetterprophet angesehen,
und sagt man, dass der Sommer kurz werde, falls die Blumen schnell welken.
Die Blume entfaltet sich in den verschiedenen Jahren zu sehr ver-
schiedener Zeit, je nachdem das Wetter ist, und in der Regel dauert die Blüte
viele Tage, ja Wochen. Es ist dies notwendig, damit das Blühen ein Resultat
geben könne, denn es müssen Insekten bei der Befruchtung thätig sein.
So früh sind aber wenig Insekten da, die Bienen ziehen noch nicht gern aus
und es scheint eine kleine Fliege zu sein, welche das Schneeglöcken besucht,
teils um in der Blume Schutz zu suchen, teils auch um Blütenstaub zu finden.
Nun ist aber die Blume so gestaltet, dass das kleine Tierchen bei seinem
Besuch die kleine Glocke so zu sagen zum Klingen bringt. Aber wegen der
seltenen Besuche muss die Blume sich lange halten -- zu der Freude ihrer
vielen Gönner.
Man kann sagen, dass mit wenigen Blumen so viele, leider aber miss-
lungene Versuche gemacht seien, sie durch Treibcultur zum früheren Blühen
zubringen alsmitdemgemeinenSchneeglöckchen. IndieserBeziehungistGalanthus
nivalis auch von vielen anderen Zwiebelgewächsen sehr verschieden. Vielen
Gärtnern und Amateuren war darangelegen, Schneeglöckchen zu Weihnachten
hervorzutreiben. Es zeigte sich auch bei angewandter künstlicher Wärme
etwas beschleunigter Wuchs; aber die Blüten waren nie normal und ver-
verwelkten bald, oft eben, wenn die Blüten sich öffneten.
Man versuchte, in grösseren Beständen von Schneeglöckchen einige Pflanzen
herauszusuchen, welche sich etwas besser wie andere zur Treibkultur zu eignen
schienen, aber sehr viel war dadurch nicht erreicht.
Die europäischen Schneeglöckchen sind in dieser Beziehung etwas zähe
und so zu sagen widerspenstig, mit Ausnahme einiger Formen, welche in
Griechenland wild wachsen. Diese kommen öfter früher in Blüte, und zwar
schon zu Ende des Jahres.
Von den westasiatischen Arten sind mehrere noch williger in solchem
frühen Blühen und florieren überhaupt mehr oder minder leicht zu verschiedenen
Perioden der letzten Hälfte des Jahres. Dies ist namentlich der Fall mit der
1^8 Das Schneeglöckchen, Galanthus.
in den letzten Jahren eingeführten, beschriebenen und abgebildeten schönen
Galanthus cilicicus Baker aus Cilicien.*) Mit dieser Art machte ich im ver-
gangenen Sommer Versuche und legte einfach Zwiebeln teils in Blumentöpfe
in der Stube, teils auch in einen Blumenkasten ausserhalb eines Erkers, also
so zu sagen im Freien. Zwiebeln im August gelegt blühten schon einen Monat
später. Es sah ganz wunderbar aus, in sommerlicher Umgebung eine so-
genannte Winterblume in Blüte zu sehen. Seite an Seite mit den Schnee-
glöckchenblühten nämlich Pelargonien, Tropaeolum. Levkojen, Nyctaginen, Helio-
trop, Petunien. Verbenen und dergleichen Sommer-Florblumen.
Wie weit nun die Galanthus cilicicus sich zur Kultur in Gärten eignen
werden, kann wohl kaum schon ausgemacht sein, weil die Art noch so neu
und unbekannt ist. Vielleicht ist sie nicht so ausdauernd, so winterhart und
so genügend willig blühend in jedem Jahre, wie der alte Galanthus nivalis,
aber jedenfalls können wir an der neuen Art viel Vergnügen haben, und viel-
leicht lässt sie sich akklimatisieren. Diejenigen Galanthus, welche zu Weihnachten
blühen, sind immerhin von grösstem Interesse für die Blumengärtner. Es sollen
nun hier einige Formen erwähnt werden, welche früher heranwachsen und ihre
Blüten ausbilden als der alte Galanthus nivalis.
Galanthus Olgae Orph. wurde gefunden auf dem Berge Taygetus vom
griechischen Professor Orphanides, welcher sie nach der Königin Olga von
Griechenland benannte, weshalb die Pflanze in den Gärten auch oft Galanthus
Reginae Olgae heisst. Sie ist noch heutzutage ziemlich selten und teuer. Die
Blume ist ganz weiss ohne die grünen Flecken von G. nivalis.
Galanthus Rachelae wurde 1884 auf dem Berge Hymettus vom Professor
Mahaffy gefunden. Diese Art wird gewöhnlich als eine frühblühende Varietät
von G. nivalis angesehen, welcher sie auch in Beziehung auf Wuchs sehr ähn-
lich ist, aber die Blätter sind schmäler und entwickeln sich erst, wenn die
Blüten da sind. Sie kann schon zu Oktober blühen.
Galanthus octobrensis hört, gleicht der eben genannten sehr. Er stammt
aus Albanien und kann schon im Oktober blühen.
Galanthus corcyrensis wurde auf Corfu gefunden. Blüht mitunter
schon im Dezember und Januar und wird gewöhnlich als eine Varietät des
Galanthus nivalis betrachtet, aber er ist im ganzen etwas kleiner und
weniger hart. In der seltenen Pflanzensammlung des Herrn Max Leichtlin
zu Baden-Baden befinden sich mehrere Formen, welche etwas früher blühen.
im Dezember oder noch früher.
Galanthus praecox ist mitunter ein Gartenname für G. corcyrensis.
Galanthus Elsae ist ebenfalls eine frühblühende Form von Galanthus
nivalis. Er stammt aus dem Athos-Gebirge in Griechenland, von wo er vor
etwa zehn Jahren nach Nord-Europa eingeführt wurde. Er blüht im Dezember,
bisweilen auch noch etwas früher. Die Blumen sind klein, aber von sehr
schöner Form.
Diese vorgenannten frühblühenden Schneeglöckchen sind einige der
bekanntesten dieser Rasse; es könnten noch andere erwähnt werden, welche
aus einfachen und gefüllt blühenden Schneeglöckchen ausgesucht wurden.
*) Ist neuerdings bekanntlich von Walter Siehe in Mersina wieder eingeführt und
hat überall, weil sie sich treiben lässt, sehr gefallen.
Das Schneeglöckchen, (hilanthus. | -, ,
Die ganz gewöhnliche Meinung, dass ein Schneeglöckchen weiss wie
Schnee sein müsse, hält nicht mehr Stand, weil man nun auch Schneeglöckchen
in mehreren Farben hat. In England baut man ein paar Varietäten von ent-
schieden gelber Farbe, welche, wie es scheint, sehr beliebt sind. Vor etwas
mehr als zwanzig Jahren wurde in Xorthumberland in einem alten Garten der
erste gelbe Galanthus gefunden, und zwar in einem grossen Bestände von lauter
weissen Galanthus nivalis. Er ist sehr schön und hat den Xamen Galanthus
lutescens bekommen. Eine andere gelbe Form wurde vor einigen Jahren eben-
falls in Xorthumberland gefunden. Sie ist etwas grösser als der soeben genannte
und wächst etwas kräftiger heran, weshalb sie auch etwas leichter vermehrt
werden kann. Sie erhielt den Xamen Galanthus flavescens.
Galanthus pallidus Smith ist eine blassgelbe etwas grüngezeichnte
Form von G. nivalis. Er blüht etwas früher.
Es soll auch rotblühende Schneeglöckchen geben, sagt Max Leichtlin
in Baden-Baden, und ein bekannter englischer Schriftsteller, A. D. Webster, be-
richtet, er habe ein rotes Schneeglöckchen in Llandegai nahe den Penrhyn-
Castle-Wäldern in Wales gefunden.
Rotblühende Schneeglöckchen sind auch mitunter durch Kunst hergestellt
worden, um den einen oder anderen Amateur oder Redakteur zu mystifizieren.
Dies war der Fall im Jahre 1887, als von mehreren Seiten rote Schnee-
glöckchen an eine englische Gartenzeitung gesandt wurden. Es stellte sich
heraus, dass Judsons Magentalarbe oder Cochenille hier Verwendung ge-
funden hatte.
Rote Dinte hat nach Versuchen, welche ich gemacht habe, etwas schneller
gewirkt als verschiedene andere Lösungen. Will man überhaupt weisse Blumen
färben, dann ist die rote Dinte, etwas verdünnt, ein erprobtes Mittel.
Es giebt auch verschiedene Formen oder Varietäten von grüngefärbten
Schneeglöckchen mit Blüten, welche grüngeadert, aber gewöhnlich doch etwas
weissgerändert sind. Eine besondere Type hiervon ist die Galanthus virescens.
Albino-Formen, welche noch mehr von Grün frei sind als die vorgenannte
G. Olgae sind oft gefunden worden. Eine solche ist der schöne Galanthus
pauliformis Hort., welche von D. Melville um Dunrobin - Castle in Gross:
britannien herangezogen ist.
Eine beinahe reinweisse Art ist der schöne Galanthus latifolius
Ruprecht. Er wächst wild im Kaukasus in einer Höhe von 6000 bis 8000 Fuss.
Er ist sehr kenntlich an den glänzend grünen, sehr auffallend breiten Blättern
und den kleinen weissen Blüten. In Gärten wird er mitunter G. Redoutei
benannt.
Galanthus latifolius major ist eine neuere Varietät, welche grössere
Blumen hat.
Einige Schneeglöckchen blühen später als der gewöhnliche G. nivalis
und seine gefüllten Varietäten; dies ist der Fall bei folgenden interessanten
und schönen Arten:
Galanthus Elwesii.Hook. Dieser wurde schon 1854 von Balansa ent-
deckt, aber erst 1^74 zum erstenmale eingeführt durch II. J. Elwes Esq. den
bekannten Verfasser eines grossen Werkes über Lilien. Diese Art hat ihre
Heimat in der Umgebung von Smyrna und ans dieser sind schon verschiedene
sehr schöne Varietäten entstanden.
jgo Dahlie „Königin der Weissen" (Cactus-Hybride).
Galanthus praecox Orph. gleicht zum Teil der letztbesprochenen. Er
stammt von der Insel Chios, wo er auf dem Gebirge Pellinos in einer Höhe
von 3000 bis 4000 Fuss gefunden worden ist.
Galanthus Fosteri Baker aus Amasia in Klein-Asien ist eine sehr
variable Pflanze, welche von einigen Pllanzenkennern für eine Hybride zwischen
G. latifolius und G. Elw.esii angesehen wird. Er wurde Ende der achtziger
Jahre nach Nord-Europa gebracht.
Max Leichtlin schätzt G. Forsten hoch und betrachtet diesen als den König
der Schneeglöckchen.
Galanthus plicatus Bieb. hat seine Heimat in der Krim und in
Kaukasien und ist. selbst wenn er nicht blüht, leicht erkennbar an seinen
fusslangen gefalteten Blättern.
Schneeglöckchen mit mehreren Blüten am Stiele sind mitunter, wenn
auch nicht oft, gefunden. Galanthus Cathcartiae ist ein solches Zwillings-
Schneeglöckchen, welches in Schottland zwischen gewöhnlichen G. nivalis
gefunden worden ist.
Galanthus Sharlocki Gaspari ist eine sehr charakteristische Varietät
von G. nivalis, welche sehr oft. ja sozusagen immer, mit gespaltener Spalte
auftritt. Sie wurde in verwildertem Zustande in Westpreussen gefunden und
ist für Kenner von hohem Interesse. (Fortsetzung folgt.)
Dahlie „Königin der Weissen" (Cactus-Hybride).
Neuheit für 1899.
Züchter R. .1 a h n k e in Pankow b. Berlin.
... } _ (Hierzu Abb. 45).
'jlNlM ebenstehend abgebildete, von mir aus Samen erzogene und bereits drei
.^1 (/ Jahre erprobte Xeuheit ist als eine verbesserte ..Kaiserin Auguste
Viktoria'' zu betrachten, von der sie übrigens nicht gefallen ist. Die Pflanze
ist, im Gegensatze zur Kaiserin Augusta, hellgrün belaubt und hat wenig ge-
zähnte Blätter, sie baut sich gut, wird ca. 1 m hoch und ist ein dankbarer
Frühblüher, da Ende Mai, Anfang Juni schon die ersten Blumen zum Vor-
schein kommen. Auch als Topfpflanze ist sie nicht hoch genug zu schätzen.
Die Blumen sind blendend rein weiss, und trägt diese Dahlie daher mit
Recht den Xamen „Königin der Weissen"; keine der anderen, die als rein
weiss bezeichnet werden, kann mit ihr verglichen werden, denn es zeigen
alle anderen mehr oder weniger einen gelblichen oder grünlichen Schein.
Die Blumen werden 12 bis 14 cm gross, sind von langanhaltenderBlüten
dauer, und tragen sich sehr gut auf ausserordentlich langen, festen, 25 bis
40 cm langen Stielen über dem Laube, so dass die Pflanze einen imposanten
Eindruck macht. Diese Dahlie ist nicht nur als Solitäpflanze sehr schön,
sondern auch als Schnittblume allerersten Ranges zu bezeichnen. Es brachten
einzelne Pflanzen bis 500 Blumen, denn die Knospen erscheinen bis zu drei
Stück in einem Blattwinkel, wie nebenstehende Abbildung eine Blume und
zwei Knospen zeigt. Kräftige Landknollen sowie bewurzelte Stecklinge sind
abzugeben.
Dahlie „Königin der Weissen" (Cacius-Hybride).
[81
Abb. 45. Neue Dahlie „Königin der Weissen"
Von R. Jabnke. Pankow bei Berlin.
l82
Der Gemüsebau in den Vereinigten Staaten.
Der Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den preussischen Staaten
würde dieser Dahlie sicherlich das Wertzeugnis erteilt haben, wenn dieselbe
nicht schon auf einer grösseren Ausstellung mit einem Preise bedacht worden
wäre. Bereits prämiierte Pflanzen dürfen aber nicht mehr mit einem Wert-
zeugnis gekrönt werden.
Der Gemüsebau in den Vereinigten Staaten.
Von L. Wittmack.
(Fortsetzung.)
4. Norfolk (Virginien).
Obwohl auch die Staaten Georgia, Nord- und Süd-Carolina Frühgemüse
ziehen, die selbstverständlich später auf den Markt kommen als die aus
Florida, bietet doch ein weit grösseres Interesse die Gemüsezucht im östlichen
Virginien, in dem dem Meere nahe gelegenen sogenannten Tidewater- (Flut-
wasser-) Distrikt bei Norfolk. Die dort befindlichen Farmen, gegen 1000 an
der Zahl, sind nach Maurice de Vilmorin wahre Musteranlagen und man
schätzt den Jahresertrag auf 20 Millionen Mark. Nach den Berichten der
Handelskammer von Norfolk (Vilmorin 1. c. p. 91) betrug der Versand im
Jahre 1893 von Frühgemüsen:
Wert 1 735 200 Mark,
» 710 400 »
982 400 »
6 000 000 »
» 1 14 400 »
» 41 7 600 »
» 277 ooo »
» 485 600 »
1 2S9 600 »
3 785 600 »
Kopfkohl . . . 347 130 Fässer,
Anderer Kohl . 177 707 »
Spinat .... 122 S29 »
Kartoffeln . . . 500 000 »
Salat 8 174 Körbe,
Melonen .... 856 152 »
Tomaten ... 92 591 Kisten,
Grüne Bohnen . 80 935 »
Grüne Erbsen . 185 425 Körbe,
Erdbeeren ... 0 465 306 Kisten ä 1 1,
Bis zu den ersten Tagen des Juli 1893 war der Gesamtwert schon auf
18886400 Mark geschätzt, dazu werden noch einige spätere Sendungen ge-
kommen sein.
Die Gemüsefarmen sind fast alle weniger als zwei englische Meilen vom
Meer gelegen, und da dieses dort mit zahlreichen Armen ins Land eindringt,
kann die Hälfte der Farmen direkt auf Schiffe verladen, die übrigen befördern
mit den beiden Eisenbahnen, welche Norfolk berühren und diese haben
eigens Zweiggeleise in die Gemüsegegenden gelegt.
Der Boden ist ein fast ebener Alluvial- (Schwemmland-) Boden, halb thonig,
mit feinem Sand bedeckt. Man pflügt ihn mit zwei Pferden, düngt im Herbst
stark mit Guano und lässt ihn in Ruhe liegen, bis man gegen Februar mit der
Saat oder Pflanzung beginnt. Man hackt mittels einer Pferdehacke ein- bis
zweimal, nimmt aber statt der Pferde Maultiere, weil diese kleinere Hufe haben
und geschickter sind. (In den Südstaaten, z. B. New-Orleans, werden vielfach
die Strassenbahnen auch von Maultieren gezogen.) Später wird mit der Hand
gehackt.
Der Gemüsehau in den Vereinigten Staaten. igo
Der Flächeninhalt der Gemüsefarmen ist im Durchschnitt 30 — 40 ha, doch
giebt es auch solche bis 120 ha und darüber.
Diese Gemüsezucht erfordert natürlich viele Arbeiter und Arbeiterinnen;
an ihnen fehlt es aber nicht, denn die Baumwollernte und die Erdnussernte
im Herbst, der Austernfang und Versand im Winter geben während der übrigen
Zeit Beschättigung und so hat sich denn um Norfolk eine Arbeiterbevölkerung
von 40000 Seelen ansässig gemacht. Die meisten Arbeiter sind Farbige, die
Männer erhalten 2,80 — 3,60 M. für den Tag, die Frauen fast ebenso viel, der
weisse Arbeiter fängt nicht unter 4 M. an, erhält im zweiten Jahre die Hälfte
mehr und wird nicht selten am Gewinn beteiligt. Viele tüchtige junge Leute
werden bald Obergärtner, und wenn sie sich ein kleines Kapital erspart haben,
übernehmen sie oft selber eine Farm.
Bei der Gleichförmigkeit des Bodens ist es ziemlich gleichgiltig, wo man
die einzelnen Gemüse baut, dagegen sorgt man aber um so mehr für eine Frucht-
folge zwischen den verschiedenen Arten. Die Hauptgemüse sind:
Frühkartoffeln. Ausschliesslich Early Rose. Gepflanzt im Januar, ge-
erntet im Mai und Juni. Preis pr. Fass 12 M.
Kopfkohl. Wird während des Winters aus den Kästen ins Freie ge-
pflanzt. Hauptsorten: Express, d'Etampes, Early Jersey, Wakefield etc.
Grünkohl, Kaie. Wird auch Borecole genannt. Man säet ihn im
September und pflückt im Winter und Frühjahr die Blätter. Eine in den Samen-
Verzeichnissen oft genannte Sorte ist der niedrige Deutsche Grünkohl, ausser-
dem werden krauser Mosbacher und niedriger purpurroter aufgeführt.
Spargel. Meist wird »holländischer« gebaut und in Bündeln von 1 bis
2 Pfund verschickt. Unter ihm zieht man oft Erdbeeren. Letztere werden
aber nicht immer in Rotation mit Gemüse gebaut, sondern oft als eigene Zucht
von anderen Farmern. Eine Erdbeerplantage bei Plymouth, West-Norfolk, ist
80 ha gross.
Tomaten werden unter Glas im Winter angezogen und auch noch einmal
unter Glas verpflanzt.
Erbsen werden wie Salat, grüne Bohnen, Tomaten und Erdbeeren in
Lattenkisten versandt.
Nachdem alles abgeerntet, lässt man die Felder brach liegen und sie
bedecken sich dann mit crab-grass, Digitaria sanguinalis. ein auch bei uns in
Gemüsegärten lästiges Unkraut, das in Amerika in den Südstaaten auch in
Mais- und Baumwollfeldern auftritt, oft so massenhaft, dass, wenn man es zu
Heu machte, sein Ertrag grösser sein würde als die ganze Ernte. *)
Auch in Virginien wird dies Gras geerntet oder man säet Mais auf die
Gemüsefelder; derselbe wird noch vollkommen reif.
Bei der grossen Konkurrenz bezahlen sich um Norfolk nicht alle Kulturen
gut, aber alles in allem gerechnet, machen die tüchtigen Farmer doch gute
Geschäfte, einer gab Vilmorin 8 — 10 % im Minimum an.
5. Die Gemüsezucht in den Sommermonaten.
Wenn mit Juni die grossen Gemüseversendungen aus Norfolk aufhören,
beginnt in den nördlicheren Staaten, Pennsylvanien, New-York, Massachusetts,
aber auch in Süd-Illinois und Südwest-Michigan, die grosse Gemüseproduktion.
*) Prof.. Phares, Mississippi, zitiert in Vasey, The agricultural grasses of the U.S.,
Washington 1884, S. 33.
Spargel 2 636 ha,
Runkelrüben 345 »
Bohnen 1 084 »
Sellerie . : 1 623 »
Kohl 10421 »
Gurken 348 »
184 Der Gemüsebau in den Vereinigten Staaten.
Pennsylvanien liefert besonders nach Philadelphia, der Staat New-York
nach der Stadt New-York, Massachusetts nach Boston und New-York, Süd-
Illinois nach St. Louis, Südwest- Michigan nach Chicago, Milwaukee und
Detroit.
Fast dieselbe Gegend am Ostufer des Michigan-Sees, die so schöne
Pfirsiche und Wein erzeugt/-1) ist auch für Gemüse berühmt und der Verkehr zu
Wasser erleichtert auch hier den Transport. Einzelne Orte eignen sich be-
sonders für die Kultur von Sellerie, so Kalamazoo, Jackson und Tecumseh.
deren Ertrag aus Sellerie auf mehrere Millionen angegeben wird. Ähnlich
grosse Selleriekulturen sah ich in Arlington bei Boston. Man zieht in Amerika
fast nur Bleichsellerie, der bei keiner Mahlzeit fehlen darf. In Arlington wird
er meist zwischen zwei Reihen Brettern gebleicht, die der Länge nach zwischen
den Reihen dachförmig hingelegt werden. Dies erleichtert die Arbeit sehr.
doch geschieht das Bleichen auch dort mitunter durch Anhäufeln.
In Pennsylvanien und New-York wurden 1890 folgende Anbauflächen
ermittelt (nach Vilmorin):
Melonen u. Wassermelonen 5 826 ha.
Erbsen 3 778 »
Kartoffeln 944
Bataten 1 864 »
Spinat 1 304 »
Tomaten 2 796 »
Gesamtfläche 43 254 ha. Die Hauptsache ist der Kohl, wie bei uns; auffallender-
weise aber nur 50 ha Grünkohl, der doch im Winter so viel aus dem Süden
eingeführt wird.
Die Kohlpflanzungen sind teilweise so grossartig wie auf den Rieselfeldern
vieler europäischer Städte oder wie in jenen Gegenden, die von altersher eine
Sonderzucht von Kohl betreiben. Alle Truckfarmer aber bearbeiten das Land
zu Kohl fast nur mit dem Pfluge und behaupten, dass dadurch und durch das
nachfolgende Eggen der Boden besser umgearbeitet werde als mit dem Spaten.
Sie lassen über Winter das Land in rauher Furche liegen, der strenge Frost
wirkt noch weiter zerkrümelnd ein und tötet zugleich viele Insekten. Haupt-
sorten sind der frühe Jersey, Wakefield und Hendersons früher Sommerkohl.
Von Beten, Beta vulgaris, baut man natürlich möglichst dunkelrote und
recht frühe, so die Eclipse mit kleinem Kopf, die extra frühe egyptische,
welche aber im Alter holzig wird, Burpees extra early u. s. w.
Gurken bilden, wie alles saftige Früchte besitzende Gemüse, in der heissen
Zeit eine willkommene Speise und werden viel gebaut. Hauptsorten: White
spine (weisse, dornige), extra early white spine, eine Neuheit, und Chicago
white.
Erbsen werden viel in den Staaten New-York und Pennsylvanien
für den Markt gebaut, in den Neu-Englandstaaten aber, besonders in Maine, für
Konservenfabriken. Noch weiter nördlich, an der canadischen Grenze und in
Canada, werden Erbsen besonders zur Saat gezogen, weil sie da mehr frei
bleiben vom Erbsenkäfer, Bruchus pisi.
In den mittleren Staaten, von Ohio im Osten bis Nebraska im Westen
werden ausser anderem Gemüse namentlich Melonen und Sellerie gebaut.
*) Siehe Gartenflora 1898 S. 387.
Der Gemüsebau in den Vereinigten Staaten. |,X-
Melonen, sowohl Wassermelonen wie eigentliche Melonen, sind im
heissen Sommer nächst Tomaten das allerbeliebteste Erfrischungsmittel. Schon
zum Kaffee morgens erhält man in den besseren Hotels eine halbe kleine
Moschus-Melone, die man vor dem Kaffee geniesst, indem man sie mit einem Thee-
löffel ausschält, oder man erhält aut Wunsch auch ein riesiges Stück von
einer Wassermelone. In den Centralstaaten wird die mit Melonen bebaute
Fläche auf 4SS4 ha angegeben. Streng genommen kann man nicht nur die
mittleren Staaten als Hauptgegenden für Melonen nennen, sie werden ebenso
viel in Maryland, in Georgia u. s. w. gebaut. Am 21. Juli war auf der Aus-
stellung schon eine reife riesige Wassermelone von 1 m Länge ausgestellt.
Berühmt ist auch das Muskatine County in Iowa wegen seiner Melonen. End-
lich darf Californien nicht vergessen werden, wo man vielfach in den ersten
Jahren zwischen den Reihen junger Obstbäume Melonen zieht.
Die Kultur der Melonen erfordert viel Sorgfalt und einen lockeren,
frischen Boden. Bei St. Louis*) pflügt man den Boden tief und eggt tleissig,
dann bildet man Hügel, welche in jeder Richtung 4 — b Fuss von einander ent-
fernt sind: kleinere Sorten, wie Xet Gern (eine Xetzmelone), brauchen nur 4 Fuss;
Wassermelonen erhalten mitunter auf sehr reichem Boden 8 — 10 Fuss Ent-
fernung. Man düngt entweder das ganze Feld vorher reichlich mit Stalldung
oder, da dieser oft knapp ist, nur die Hügel, indem man für 400 Hügel einen
zweispännigen Karren verrotteten Düngers verwendet. Dieser wird etwa 3 Zoll
hoch mit loser Erde bedeckt. In Lrmangelung von Stalldünger, der immer der
beste ist, giebt man jedem Haufen einen Esslöffel voll Guano und Phosphate.
Wassermelonen werden 5 — b Kerne auf einen Hügel gelegt, und wenn das
dritte Blatt 1—2 Zoll breit ist. wird alles bis auf eine Pflanze auf jedem Hügel
ausgebrochen; bei anderen Melonen (nutmegs) nimmt man sogar 10 — 12 Kerne
und lässt zwei Pflanzen stehen. Eine grosse Plage sind die Mäuse, die dem
Melonensamen sehr nachstellen und empfiehlt deshalb W. S. Ross einen guten
Rattenfänger (muse-dog). Auch Insektenlarven (striped bogs) thun oft grossen
Schaden; durch Pflügen und Hacken vertilgt man sie am besten. Pflügen und
Hacken geschieht aber auch ausserdem fortwährend, um den Boden locker zu
erhalten, bis Mitte Juli oder selbst später, mitunter sogar wenn die Früchte
halb ausgewachsen sind, wobei man dann natürlich sorgfältig die Ranken auf
die Flügel legen muss.
Eine Hauptsache ist gute Saat und mit Recht wird empfohlen, nur die
allerbeste zu wählen oder sie selbst zu ziehen. Eine fernere Hauptsache ist,
nur gute Melonen zu verschicken, da geringe die Preise verderben, selbst wenn
man gute und geringe gesondert versendet. Bei St. Louis hat ein Verein des-
halb 1892 einen Inspektor angestellt, der alle geringe Ware vom Versand mit
den Wagen des Vereins ausschliesst, und die Preise hielten sich gut, selbst
wenn 4 5 Eisenbahnwagen an einem Tage verschickt wurden. Diese Wahr-
heit gilt natürlich nicht nur für Melonen, sie gilt für alle Lrzeugnisse.
In anderen Gegenden pflanzt man nicht auf Hügeln, sondern in Furchen,
pflügt im Herbst den Dünger unter und giebt vor dem Pflanzen in die Furche
noch etwas Dünger. In den mittleren Staaten zieht man auch die Melonen
vorher unter Glas an und bringt sie dann in die Furchen.
*) Melon Culture von W. S. Ross in Transactions of the Illinois State Horticultural
Society, 1892, S. 169.
1 §(5 Der Gemüsebau in den Vereinigten Staaten.
Sellerie. Der grossen Selleriekulturen bei Kalamazoo etc.. in Michigan und
bei Boston ist schon oben (S. 184) gedacht, aber auch bei Horsehead in New-York
wird viel Sellerie gebaut. Bekanntlich hat man neuerdings Sorten, die sich von
selbst bleichen, so Golden Self-Blancbing Celery und White Plume. William
Meggat von Wethersfield, Connecticut, bemerkte aber auf dem Kongress der
Samenzüchter in Chicago,*) dass, wenn man alle grünen Exemplare ausreisse,
die Konstitution und Grösse der Ptlanzen geschwächt würde, dass die Samen
von grünen Pflanzen kräftigere Stöcke geben.
In Illinois, Ohio und ebenso in New-York werden auch viel Zwiebeln
gezogen, teils zur Saat, teils und besonders zu Steck- und Setzzwiebeln.
Letztere werden auf leichtem ungedüngten sandigen Boden aus Samen, die man
gegen Mai säet, in dichten Reihen erzogen. Man nimmt die kleinen Pflanzen
im August heraus und lässt sie langsam unter einer Schicht Heu eintrocknen.
Die kleinen Zwiebeln von Erbsen- bis Haselnussgrösse werden dann an die
Truckfarmers im Süden und an die Marktgärtner im Osten verkauft, welche
sie auf Beeten, die lockeren, aber stark gedüngten Boden haben, im ersten Früh-
jahr aussetzen. Sobald die Zwiebeln die halbe normale Grösse haben, werden
sie schon auf den Markt gesandt, um als erste die höchsten Preise zu erzielen.
In Virginien und Maryland pflanzt man die Steckzwiebeln etwas später
und lässt sie zur vollen Grösse auswachsen. Man erhält so grosse Mengen und
grosse Exemplare und betreibt das Ganze mehr landwirtschaftlich.
Tomaten. Wie schon mehrfach erwähnt, spielen die Tomaten in den
Vereinigten Staaten eine ganz ausserordentliche Rolle. Man isst sie sozusagen
zu jeder Mahlzeit, auch in Scheiben geschnitten, mit Essig und Öl und etwas
Pfeffer und Salz oder auch unter Hinzuthun von etwas Zucker. Ausserdem
werden sie gekocht, gefüllt u. s. w. Ganz besonders werden sie aber ein-
gemacht, nicht die ganzen Tomaten, sondern der Brei, und viel zu Saucen ver-
wendet. Eigene Fabriken beschäftigen sich wie in England mit der Her-
stellung verschiedener Saucen und unter diesen spielt »Catsup« eine der
wichtigsten Rollen. Catsup ist aber eben vorwiegend aus Tomaten bereitet.
In den Restaurants steht sozusagen auf jedem Tisch eine Flasche mit
Catsup, aus welcher der (last nach Belieben nehmen kann. Dabei ist die Zucht
der Tomaten eine noch verhältnismässig neue und doch verkauft einer der
Haupt-Samenzüchter auf diesem Gebiet, Herr Livingston in Firma
A. W. Livingstons Sons in Columbus, Ohio, jährlich, wie er mir mitteilte,
6'/.,, tons. ca. 117 Zentner Samen, das ist so viel, dass 200 000 acres. 80000 ha,
damit bebaut werden können. Bedenkt man nun, dass noch viele andere
grosse Firmen. W. Attlee, Burpee & Co. -Philadelphia, Peter Henderson
& Sons-New-York, J. C. Vaughan in Chicago u. s. w. Spezialisten sind oder
wenigstens viel Samen verkaufen, so erscheint die Angabe im Census, dass
22 802 acres mit Tomaten bebaut werden, viel zu niedrig, selbst wenn man
annimmt, dass obige Schätzung etwas hoch sei. A. W. Livingston ist einer
der Pioniere auf diesem Gebiete und hat viele neue Sorten gezogen, wie auch
die anderen obigen Firmen zum Teil. Auf dem Gartenbau-Kongress zeigte
*) Selection in Seed Growing. Embracing papers read at the Worlds Horticultural
Congress. Modern Methods of the Seed Trade; Seed growing at Fordhook Farm. Heraus-
gegeben von der grossen Samenhandlung W. Attlee, Burpee & Co., Philadelphia. Herr Burpee
ist Präsident der American Seed Trade Association.
Her Gemüsebau in den Vereinigten Staaten. 187
Herr Livingston seine neue Züchtung Buckey State Tomate vor, eine runde,
schön dunkle Frucht, die 37 cm Umfang hatte. Dabei hat sie «-ine schön
dunkelrote Farbe und eine ganz glatte Gestalt, nicht gerippt; sie soll sehr
ertragreich sein. Zum Einmachen am besten geeignet sind Livingstons New
Stone red und L. Stone purpur.*) Von Attlee, Burpee & Co. -Philadelphia
ist eine ganz dunkelrote Fordhooks First in den Handel gegeben. Die
Hendersonschen Züchtungen sind in Europa schon bekannter.**)
Die Tomaten gedeihen bei dem warmen Sommer fast in allen Staaten.
in den nördlichen muss man, wie bei uns, die Blätter entfernen, wenn die
Früchte ausgewachsen sind, damit sie sich färben. Das ist weiter südlich nicht
nötig. In Süd-Illinois säet man die Saat Ende März oder Anfang April in
Mistbeeten, die in Ermangelung von Glas auch wohl mit Musseline gedeckt
und stets um die Mitte des Tages reichlich gelüftet werden. Die Durchschnitts-
temperatur in den Kästen ist ca. 20° C. Wenn die Pflanzen 2 Zoll hoch sind,
versetzt man sie in kalte Kästen und bringt sie dann schliesslich auf ein stark
mit Stalldünger oder Handelsdünger gedüngtes Stück Land in der ersten Hälfte
des Mai. Frank G. Austin berechnet die Kosten folgen dermassen*) für
10 acres
Pacht von 10 acres Land ii 2 s • • 5 20, —
Pflügen. Pulverisieren und Markieren ä 1.50 . . . » I5r
1000 Pfund (Handels-)Dünger » 17,50
Unterbringen des Düngers »10, —
30300 Pflanzen, das Tausend 50 es » 18,15
Aussetzen derselben auf das Feld » 10,—
Kultivieren, 5 mal mit einem 2 spännigen Kultivator » 15,
Zweimal Hacken, zweites und letztes Pflügen . . . » 20. —
Summa $ 125.05.
Eine Tomatenptlanze giebt bei sorgfältiger Kultur 1 Peck (V4 Bushel) bis
Va Bushel, d. h. 9—18 1 Früchte, mitunter selbst 1 Bushel. Aber selbst nur 1 Peck
angenommen, ergiebt pro acre 3630 Pecks oder 90772 Bushel. Ein Bushel wird
von den Konservenfabriken mit 20 cents (80 Pf.) bezahlt, nach unseren Begriffen
ein sehr niedriger Preis; das macht für 1 acre 181,50, für 10 acres 1815 $. Hier-
von gehen noch ab die Kosten für Pflücken und Verpacken, was der Farmer
aber z. T. selbst thun würde, mit 4 es per bushel.
Zum Schluss rechnet Austin einen Reinertrag von 70 Dollars pro acre,
aber selbst bei nur «/4 Peck Ertrag, also 2'/4 1, würden noch 45 $ pr. acre
= 450 M. pr. ha sich ergeben. Er selbst hatte von einem halben acre
67,50 $ Reinertrag. Er empfiehlt besonders, die Tomaten zwischen jungen Obst-
bäumen zu bauen, da sie die Bäume nicht so beschatten wie Mais und den
Boden locker und feucht erhalten. (Schluss folgt.)
* Livingston hat auch eine besondere Schrift herausgegeben: Livingston and the Tomato
(Preis 1 | ■
**] Der Verein zur Beförderung des Gartenbaus hat von fast allen genannten Herren
mehrfach Samen erhalten, wofür diesen auch hier verbindlichsten Dank gesagt sei.
'■'■'■ Transactions of the Illinois Horticultural Society [892 S. .^Si.
i88
Neue und empfehlenswerte Pflanzen. — Kleinere Mitteilungen.
Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc,
Neues Veilchen „Rubin".
(Ein Sämling von Kronprinzessin v. Deutschland.)
Vor drei Jahren in der Gärtnerei
von A. Lutzenberger in Zehlendorf ge-
fallen und vermehrt, zeichnet sich das
Veilchen „Rubin" neben allen be-
kannten guten Eigenschaften der
Stammformen durch seine leuchtend
tief dunkel purpurvioletten Blumen
hervorragend aus. Die Veilchen haben
eine vorzügliche Lichtfarbe in einer
bisher bei Veilchen noch nicht er-
reichten rothen Schattierung. „Rubin"
ist sehr grossblumig, langstielig, stark
duftend und ein gutes Treibveilchen
von Januar ab. Seine tiefe Färbung
bewährt sich besonders in der Treiberei.
Der Versand dieser Neuheit beginnt
Mitte April in kräftigen . reichbe-
wurzelten Stecklingspflanzen, zum Aus-
pflanzen fertig. Der Alleinverkauf der
Neuheit erfolgt durch C. van der
Smissen, Steglitz-Berlin.
Herr van der Smissen sandte uns
am 18. März einige Blumen dieser
Sorte zu. die in der That wegen
ihres roten Farbentons den Namen
„Rubin" sehr verdienen. Der Geruch
ist sehr schön.
Neuere Birnsorten.
Herr Gartenbaudirektor C. Mathicu
legte am 13. Oktober 1898 im Gehölz-
und Obstausschuss mehrere Neuheiten
von Birnen vor, die der Verein zur
Beförderung des Gartenbaues bezogen
hatte.
1. Conference Riv ers. Scheint ein
Sämling der Marie Louise, ist sehr süss,
hateinedickeSchale. was für den Trans-
port gut ist.
2. Direktor Hardy. Ahnelt der
Clairgeau, ist wahrscheinlich ein
Sämling von ihr. Hat ein bedeutend
besseres Aroma als Conference Rivers.
3. Idaho. Süss und sehr muskiert.
Als ältere gute Sorten wurden vor-
gelegt: Beurre Prengalle. Birne von
Tongern. Unvergleichliche vonBeaurain.
Kleinere Mitteilungen,
Das Denkmal der Königin Luise
im Tiergarten wurde am Ge-
burtstage der Königin kurz vor 9 Uhr
vormittags vom Kaiserpaar besucht.
Der Chef der Tiergartenverwaltung,
Präsident Kayser und der Tiergarten-
direktor Geitner begrüssten den
Kaiser und seine Gemahlin. Für
den Schmuck des Denkmals hatte
die warme Witterung dieses Winters
eine grossartige Entfaltung der herr-
lichsten Blütenpracht gestattet. 4300
Blumenstöcke und Pflanzen waren
zu einem farbenreichen Bilde vereinigt.
Die hohe Taxuswand, die den Denk-
malplatz umgiebt, war in ihrem oberen
Teil freigeblieben und bildete so
einen wirkungsvollen dunklen Hinter-
grund für die Flieder- und Schnee-
ballsträucher, deren Blütenzweige sich
straussartig ausbreiteten. Erhöht
wurde die schöne Wirkung durch die
mattroten Azaleen, die tuffartig den
Fuss der Sträuche verhüllten. Zu
Seiten des Denkmals prangten mäch-
tige Rhododendron inmitten niedrig
gehaltener Blumen, deren Beet von
blauen und weissen Krokus eingefasst
war. Am Denkmalgitter zogen sich
grüne Gewinde hin, die dort, wo die
Säulen sich erheben, in Blumenkränze
zusammenliefen. Der Platz zwischen
Gitter und Denkmal bildete ein ein-
ziges Blumenmeer von Azaleen, Rhodo-
dendron, Goldlack, Cinerarien, Tulpen.
Hyacinthen u. dergl. An den Treppen-
wangen standen Gruppen von hoch-
stämmigen Rosen u. dergl.. die sich
um getriebene Magnolien anordneten.
Helle Tulpenbeete bildeten auf dieser
Seite der Anlagen den Abschluss der
grossartigen Ausschmückung. Nicht
minder schön nahm sich das halbrunde
Parterre gegenüber dem Denkmal-
platze aus. Auf dem Luisenstein
lagen frische Blumen und am Gitter
Kleinere Mitteilungen.
l8q
des Denkmals Friedrich Wilhelms III.
prangten Blumengewinde.
(Voss. Ztg.)
Schwammpilze an den Obstbäumen.
Bei einem Gange durch Obstalleen
sieht man besonders an älteren Bäumen
am Stamme öfter grosse Fruchtträger
verschiedener Pilzarten. sogenannte
Schwämme, welche das Holz zersetzen
und das allmähliche Absterben des
Baumes herbeiführen. Wie kommen
denn solche Schwämme an unsereObst-
bäume? Diese Frage kann leicht be-
antwortet werden. Durch den Wind
oder durch Insekten werden an Rinden-
wunden oder auf unbedeckte Ver-
letzungen des Stammes oder der Äster
Sporen gebracht, diese keimen dort,
entsenden Schläuche in das Innere des
Baumes, welche in demselben, Mycelium
bildend, weiterwuchern, die Rot- und
Weissfäule des Holzes hervorrufen und
schliesslich ihre Fruchtträger an der
Aussenseite des Stammes erscheinen
lassen, von denen aus sich wieder die
Sporen auf Wundflächen an anderen
Bäumen ansiedeln.
Der Schaden, den diese Pilze an-
richten, ist noch viel zu wenig bekannt,
oft erst nach Stürmen, welche die
morsch gewordenen Bäume umwarfen
oder die .i.ste von den Stämmen ab-
schlitzten, bemerkt der Baumbesitzer,
wie die Pilze das Holz schon lange
Zeit vorher durchwuchert hatten und
die Pilzfäule hervorriefen. Die ver-
schiedenen Arten besitzen auch eine
verschiedene Lebensdauer; während
einige Pilze nur einige Monate vege-
tieren, um aber am gleichen Baume,
oft an gleicher Stelle wieder zu er-
scheinen, sind andere ausdauernder
und erreichen ein Alter von mehreren
Jahren.
Von den Schwämmen linden wir
nachstehende Arten am meisten auf
den Bäumen vor:
llydnum Schied erm ayri. Frucht-
r erscheint im September bis
Oktober, sieht knollig, höckerig aus,
breitet sich mitunter meterweit aus,
hat ein schwefelgelbes, amLichte rotes.
später bräunlich-rotes Aussehen, kommt
meistens am Apfelbaume vor.
Polyporus cinnamomeus. Der
Fruchtkörper ist ausdauernd, holzig,
zuerst kugel-, später hutförmig, 6 bis
8 cm lang und 5 — 7 cm dick. Die
Oberfläche ist gelbbraun bis braun,
die Löcherschicht zimmtbraun. Findet
sich sowohl aui Apfel- und Birn-, als
auch auf Kirschbäumen vor.
Polyporus hirsutus. Der Frucht-
körper ist korkig, lederartig, halb-
kreisförmig, bis 8 cm lang. üeisch-
weiss, hat etwas gewölbte Oberfläche;
ist mit grau-braunen Haaren besetzt,
kniiimt aui dem Kirschbaume vom
Spätherbste bis Frühjahr vor.
Polyporus hispidus. Der weiche,
schwammige, konsolförmige Frucht-
träger ist anfangs gelbbraun, wird
später kastanienbraun, die Oberfläche
ist mit dunkelbraunen bis schwarzen
Haaren bedeckt. Befällt Apfel- und
Nussbäume.
Polyporus igniarius. Frucht-
trägerist kugelknollig, später huf- oder
polsterlörmig, holzig, ausdauernd, innen
rostbraun gezont. Die Oberfläche ist
anfangs gelbbraun, später wird sie
schwarzbraun, zeigt konzentrische
Furchen und abgerundeten, stumpfen
Rand. Kommt seht häufig auf Apfel-,
Birn-. Kirsch-, Zwetschen- und Nuss-
bäumen vor.
Polyporus su lphureus. In jungem
Zustande ist der Fruchtkörper weil h-
fleischg, später erhärtet sich das weiss-
gelbe Fleisch, breitet sich halbkreis-
förmig aus, wird bis 30 cm lang. Die
hell- bis orangengelbe glatte Ober-
fläche wird zuletzt weisslich. Findet
sich vom Juni bis November auf
Kirsch- und Birnbäumen vor.
Polyporus spumeus. Der Frucht-
körper ist weichfleischig, 5 cm lang,
5 — 6 cm dick, das Fleisch ist zuerst
rötlich-violett, wird später bräunlit h.
die Oberfläche ist höckerig, kommtauf
Apfelbäumen vom August bis No-
vember vor.
Sobald die angeführten oder auch
sonstige, an Birn-. Kirsch- und Xuss-
bäumen vorkommende Schwammpilze
bemerkt werden, sind sie sofort, selbst
wenn bei den ausdauernden Meissel
und Schnitzmesser verwendet werden
müssen, zu entfernen und zu ver-
brennen. Xach dem Entfernen der
Schwämme sind die glatten bezw. ge-
glätteten Schnittwunden sorgfältig mit
Steinkohlenteer zu verstreichen, doch
nicht allein die befallene Stelle, sondern
auch jede entrindete Stelle, selbst die
kleinste Wunde. Das Verstreichen mit
Baummörtel hilft hier nicht, das in
i9°
Kleinere Mitteilungen.
dem Teer enthaltene Kreosot soll
hierbei das Mycel zerstören.
Als Vorbeugemittel wäre zu em-
pfehlen: Vermeidung aller grösseren
Schnittflächen, sauberer glatter Schnitt,
wenn solcher nötig ist, und Ver-
streichen sämtlicher Wunden mit
Baumsalbe.
Rezept zur Baumsalbe: 500 g
weisses Harz, 500 g Teer, 250 g Leinöl
sind unter gelindem Feuer miteinander
auflösend zu vermischen, wobei die
Mischung umzurühren ist. Sollte die
Baumsalbe zu flüssig sein, so kann man
zur Erhärtung nötigenfalls 00 g Spiritus
zusetzen. Ein von anderer Seite em-
pfohlener Zusatz von Zinkweiss ist
völlig zu verwerfen. Fehlt die Baum-
salbe, so bestreiche man die Wund-
stellen der Bäume wenigstens vorläufig
bis zur Beschaffung mit Oelfarbe.
Bei der Gemeingefährlichkeit der
Baumschwämme sollte von seiten der
Obstbaumbesitzer selbst darauf ge-
drungen werden, dass alle befallenen
Bäume in der Gemeinde durch die
Baumwarte sachgemäss behandelt
werden.
Hohenheim. Garteninspektor Held.
(Württemberg, landw. Wochenblatt).
Wie soll ein guter Obstbaum aussehen?
(Aus der Beilage der Hannoverschen Land-
und forstwirtschaftlichen Zeitung:
„Unser Obstgarten".)
Die Wurzel soll vor allen Dingen
gesund sein, beim Ausheben nicht
zu sehr beschädigt, und nicht zu kurz
abgestochen. Ferner soll keine starke
direkt nach unten gehende Pfahlwurzel
vorhanden sein, sondern gut verzweigte
Seitenwurzeln etwa von der Stärke
eines Daumens bis zu Bleistiftstärke.
An solchen Wurzeln werden sich an
der Schnittstelle sehr leicht und sehr
schnell wieder junge Saugwurzeln
bilden.
Weniger Werth braucht man auf
das Vorhandensein der feinen Faser-
würzelchen zu legen, denn diese sind
meist schon kurze Zeit nach dem
Herausnehmen des Baumes aus dem
Erdboden abgestorben. Bei dem
Stamme kommt die Gesundheit eben-
falls wieder in erster Linie in Be-
tracht. Ferner dürfen keine Wunden
daran sein, etwa Krebswunden oder
andere Beschädigungen. Froststellen
oder dergleichen. Die Veredlungs-
stellen müssen gut vernarbt sein,
der Stamm muss glatt und gerade
gewachsen sein, nach der Krone zu
sich etwas verjüngend.
Darauf zu achten ist ebenfalls, dass
der Baum möglichst frei von Ungeziefer
ist, damit nicht irgend ein gefährlicher
Obstbaumschädling mit verschleppt
wird. Die Höhe des Stammes soll
für einen normalen Hochstamm 2,oobis
2,20 m sein. Selbstverständlich muss
der Stamm auch genügend stark sein,
damit er den Einflüssen der Witterung
auch erfolgreich Widerstand leisten
kann. Gesundheit ist auch bei der
Krone die erste Bedingung. Dem-
nächst soll sie nicht zu alt oder gar
überständig und oft zurückgeschnitten
sein, sondern jung mit kräftigen
wüchsigen Jahrestrieben.
Die Anzahl der Triebe hängt ganz
davon ab, welche Form man dem
zukünftigen Baum geben will, sei es
nun Pyramiden- oder Kesselform oder
irgend welche andere. Dies wären
einigen Anhaltspunkte für Obstbaum-
käufer.
Selbstverständlich kann ja nun nicht
jeder Baum allen diesen Anforderungen
entsprechen, doch muss es das Be-
streben des Obstzüchters sein, nur
möglichst gute Bäume zu pflanzen,
wenn er Erfolg von der Obstzüchterei
haben und sich selbst vor Schaden
bewahren will.
Billbergia nutans als Zimmer- und Marktpflanze.
In der Sitzung der Ausschüsse für
Blumen - und Gemüsezucht am
2. Februar d. J. stellte Herr Carl
Crass II. ein hübsches Exemplar von
Billbergia nutans, noch im Knospen-
zustande, aus, die er als gute Zimmer-
pflanze sehr empfahl. Bei ihm steht
ein Exemplar schon ein Jahr im Zimmer.
Man vermehrt sie am besten durch die
zahlreich sich bildenden Seitensprossen,
die sog. Kindein. Wenn diese ab-
genommen und für sich ge-
pflanzt werden, blühen sie schon im
nächsten Jahre. Lässt man aber die
Kindein stehen, so wird die Pflanze
hübsch buschig.
Die Pflanze bildet nur wenig Wurzeln
und beansprucht daher nur einen
kleinen Topf. Für Verkaufspflanzen
nimmt man aber besser etwas grössere
Kleinere Mitteilungen.
igi
Töpfe, da zu kleine leicht umfallen.
Man hält sie am besten bei S — 10 ° K..
giebt ihr halb Laub-, halb Ileideerde
und kultiviert sie im Sommer im
kalten Kasten oder im Freien. Will
man sie früher, etwa um Weihnachten,
in Blüte haben, so hält man sie etwas
wärmer. Herr Kgl. Obergärtner Haber-
mann, Monbijou-Garten. bemerkte noch.
dass diese Bromeliaceae ausser-
ordentlich widerstandsfähig ist; sie ist
sehr geeignet für Dekoration von
Tuffsteinen etc., aber dicht unter dem
Glase. Sobald die Pflanzen geblüht
haben, werden sie bei ihm ab-
geschnitten und bilden dann reichlich
Seitensprossen.
Fuchsien als Vasendekoration.
Die Verwendung der Fuchsien zu
allen möglichen Dekorationen ist
eine so vielseitige, dass es eigentlich
überflüssig erscheint, wenn noch mehr
darübergeschrieben wird; aber dennoch
kann ich nicht unterlassen, auf obige
Verwendungsart aufmerksam zu machen,
es wird damit ein Effekt erzielt, der
geradezu Bewunderung hervorruft, und
dann lassen sich hauptsächlich solche
Fuchsien dazu verwenden, welche einen
hängenden Wuchs besitzen und so von
ihrem erhöhten Stand in den Vasen
so recht zur Geltung kommen, indem
die Blüten der hängenden Fuchsien,
von unten gesehen, ihre Formen so
recht dem Auge darbieten.
So eine bepflanzte Vase auf einem
erhöhten Ständer . welche bis zum
Fusse der Vase durch höhere Pflanzen
verdeckt wird , ist von unerreicht
guter Wirkung als Mittelpunkt eines
grossen Beetes oder als Krönung
einer Terrassenmauer, doch am
schönsten machen sie sich da. wo man
irgend einen thorartigen Eingang mit
lebendem Zaun oder mit einen immer-
grünen Zaun hat, dereinengeradem Weg
einfasst oder als Abteilung im Garten
mit regelmässigen Wegen in die Nähe
des Wohnhauses etc. geführt ist; dieser
Zaun, welcher eine beliebige Höhe,
jedoch nicht unter i1'2 m haben soll,
isi so rechl geeignet, mit Vasen, welche
mit Fuchsien bepflanzt sind, garniert
zu werden, und zwar so, dass in den
Zaun Ständer, worauf die Vasen be-
festigt sind, so angebracht werden.
dass der Fuss der Vase genau mit der
Oberkante des Zaunes abschneidet;
eine regelmässige Einteilung der Vasen
auf den Zaun ist innezuhalten, auch ist
darauf zu sehen, dass dieselben nicht
zu dicht zu stehen kommen, indem
sonst die gewünschte gute Wirkung
nicht erreicht wird und eine Über-
ladung sieht nicht gut aus. Am
schönsten machen sich die immer-
grünen Zäune, wie Thuja occidentalis
oder Taxus, zu dieser Dekoration sehen
aber auchZäune aus Rosen und Liguster
rechl gu1 mit den Vasen aus.
Damit nun die Fuchsien auch einen
Lebhaften Wuchs entwickeln, müssen
die Vasen mit einer recht kräftigen
Erde, der man noch einige Hände voll
Hornspäne (sogenannte Drehspäne)
beimischt, gefüllt werden; diese Horn-
späne haben die lägen schaff, sich
allmälig aufzulösen . indem die ab-
gedrehten Späne zum teil ganz feine
sind, die schon in acht Tage wirken
und dann auch wieder gröbere, die
in einigen Wochen sich auflösen; auf
diese Weise wird den Fuchsien bei
fleissiger Bewässerung den ganzen
Sommer über der nöthige Stickstoff'
durch die sich auflösenden Hornspäne
zugeführt und die Blüten sind dann
zuletzt ebenso gross wie zu Anfang.
Zu bemerken hätte ich noch, dass
die Vasen nicht zu gross, aber auch
nicht zu klein zu nehmen sind, sie
müssen das richtige Verhältnis zur
Höhe und Stärke des Zaunes etc. haben.
Indessen nicht allein zur Bepflanzung
der Vasen auf Zäunen etc. möchte ich die
Fuchsien verwendet wissen, über-
haupt wo Vasen zur Verwendung
kommen, soll die Fuchsie als das ge-
eignetste Bepflanzungsmaterial Be-
nutzung linden und auch da, wo z. B.
in der Mitte eine Yucca gepflanzt ist,
machen sich die Fuchsien als Ein-
fassung im Verein mit einigen Hänge-
pilanzen recht gut. und was die Flaupt-
sache ist, es ist immer ein feines
Arrangement, das jedem Garten zur
Zierde gereicht.
J. Bi emulier,
Gr.-Tabarz (Villa Spindler).
Das Erfrieren der Pflanzen.
I >as interessanteste und lohnendste
Studium für den praktischen Gärtner
bietet offenbar die Pflanzenphysiologie.
Ein solches Studium verschafft nicht
!9:
Kleinere Mitteilungen.
nur manche angenehmeStunde. sondern
lässt auch manche Schlüsse auf die
praktische Thätigkeit zu. Daher sollte
denn auch der Gärtner und mit ihm
der Pflanzenfreund überhaupt keine
sich ihm bietende Gelegenheit mit der
Pflanzenphysiologie vertrauter zu
werden , unbenutzt vorüber gehen
lassen.
Ich glaube nun den gesch. Lesern
dieser Zeitschrift einen Dienst zu er-
weisen, wenn ich an dieser Stelle auf
einige physiologische Vorgänge im
Pflanzenleben aufmerksam mache,
denen bis vor kurzem nur wenige
Aufmerksamkeit geschenkt werden
konnte. Hierbei habe ich das Er-
frieren der Pflanzen im Auge. Wenn
ich eben sagte, das diesem physio-
logischen Vorgange bislang nur wenig
Aufmerksamkeit geschenkt werden
konnte, so ist dieses darauf zurück-
zuführen, dass es an geeigneten In-
strumentenfehlte, umdieunerlässlichen
ein gehendenBeobachtungen anzustellen.
Herrn Prof. Dr. Hans Molisch ver-
danken wir nun die Erfindung eines
äusserst einfachen Apparates, mittels
dessen wir in aller Behaglichkeit in
einem angenehm erwärmten Zimmer
eingehend die Vorgänge im Innern der
Pflanze während des Erfrierens be-
obachten können. Ein doppelwandiger
Kasten, dessen Zwischenräume mit
Sägespänen ausgefülltsind, nimmt einen
zweiten Kasten, in welchem wir ein
Mikroskop unterbringen, auf. Zwischen
beide Kästen füllen wir eine Kälte-
mischung (Eis und Kochsalz) und
unsere Beobachtungen können be-
ginnen. Bemerkt sei noch, dass zur
Beleuchtung sowie zur Bewegung des
zu beobachtenden Objekts geeignete
Vorkehrungen getroffen sind.
Aeusserst überraschend sind die
Bilder, die wir da erschauen. Ich
muss mich hier auf die Wiedergabe
der wesentlichsten Erforschungen, die
nach dieser Richtung bisher erzielt
wurden, beschränken. Es zeigte sich
bei der Beobachtung der verschiedensten
chemischen Stoffe, welche im Pflanzen-
leben eine Rolle spielen, wie auch
einzelner Pflanzenteile, dass die Eis-
bildung unter Einwirkung der durch
die Kältemischung erzielten niedern
Temperatur stets wohl in derselben
Weise, nicht aber immer an derselben
Stelle erfolgte. Ebenso ergab sich
auch ein unterschiedliches Verhalten
der Objekte während des Aufthauens.
Beim Gefrieren toter Gegenstände,
wie Stärkekleister, Eiweiss. Milchsaft
vom Gummibaum, verschiedener Salz-
und Farbstofflösungen krystallisierte
stets reines Eis heraus, wodurch die
Form der Stoffe sehr verändert ward;
die festen Körper wurden zusammen-
gedrängt, die Lösungen konzentriert,
oft auch aus diesem feste Körper aus-
geschieden. Nach dem Aufthauen
nahmen einzelne Objekte ihren alten
Zustand wieder an , andre dagegen
nicht.
Die Pflanzenzelle zeigte beim Ge-
frieren ähnliche Vorgänge; auch hier
bildete sich stets reines Eis, welches
die festen Bestandteile der Zelle auf
einen kleinen Raum zusammendrückte
und die verschiedenen Farbstoff-
lösungen konzentrierte. Während aber
bei den Zellen einiger Pflanzen die
Eisbildung innerhalb der Zelle er-
folgte, entstand das Eis bei andern —
diese Pflanzengruppe bildet die Regel
— ausserhalb der Zelle, diese dabei
arg zusammendrückend. In vereinzelten
Fällen traten beide Erscheinungen
auch zugleich auf.
Noch einem eigentümlichen Umstand
müssen wir hier einige Beachtung
schenken. Es zeigte sich nämlich, dass
nahe bei einander liegende Zellen nicht
immer ein gleiches Verhalten der
Kälte gegenüber zur Schau trugen.
So sind die Schliess- und Haarzellen
verschiedener Pflanzen wesentlich
widerstandsfähiger gegen die Kälte,
als es die umgebenden Zellen sind.
Diese Entdeckung verdanken wir dem
erwähnten Professor; dass die Schliess-
zellen andern Einflüssen (grosse Hitze)
gegenüber besonders widerstandsfähig
sind, ist bereits seit längerer Zeit be-
kannt.
Von wesentlicher Bedeutung für den
praktischen Gärtner ist nun die Ant-
wort auf die Frage: .,Wann stirbt die
Pflanze?" Bisher war allgemein die
Anschauung vertreten, dass die Pflanze
erst während des Aufthauens zu Grunde
geht, und dass infolgedessen es auch
möglich sei, erfrorene Pflanzen bei
vorsichtiger Aufthauung zu retten.
Als solches betrachtet man in den
Gärtnereien das Überbrausen mit
kaltem Wasser. Es sei hier jedoch
gleich bemerkt, dass durchÜbergiessen
Kleinere Mitteilungen.
m
mit kaltem Wasser kein Langsames
Aufthauen, sondern eher ein
schnelles Aufthauen erfolgt.
Die neuesten Untersuchungen haben
nun dargelegt, dass die erfrorene
Pflanze nicht erst beim Aufthauen,
sondern bereits beim Gefrieren resp.
im gefrorenen Zustand abstirbt. Es
ist dies an einer ganzen Reihe von
Versuchspflanzen unwiderleglich fest-
gestellt. Auch stellte es sich heraus,
dass keinerlei Unterschied an den
Pflanzen, welche schnell und langsam
aufgethaut wurden, zu konstatieren
war. Die gleichen Pflanzenarten,
welche bei langsamer Aufthauung am
Leben blieben, litten auch nicht bei
rascher Aufthauung und umgekehrt
waren durch langsames Aufthauen
auch solche Pflanzen nicht zu retten,
die bei raschem Aufthauen zu Grunde
gingen. Pline Ausnahme von dieser
Regel machten allerdings, aus bisher
unerklärlich gebliebenen Gründen,
einige Apfel- und Bimsorten, sowie
die Blätter von Agave americana.
Wenn wir von einem Erfrieren der
Pflanzen reden, so stellen wir uns hier-
unter allgemein eine Schädigung der
Pflanze infolge der unter o° gesunkenen
Temperatur vor. Xun hat es sich aber
herausgestellt, dass verschiedene
Pflanzen bereits bei einer Temperatur,
die etwas über dem Eispunkt liegt,
unter denselben Erscheinungen zu
Grunde gehen, wie solche bei unter
o° erfrorenen Pflanzen auftreten. Und
so eigentümlich es auch berühren mag,
kann man doch mit Fug und Recht
von dem Erfrieren der Pflanzen bei
einer Temperatur über o° reden. Ver-
schiedene Pflanzenphysiologen sind
übereingekommen, zwischen Erfrieren
und Cr ef rier en derart zu unterscheiden,
dass unter Erfrieren eine Schädigung
oder Absterben der Pflanze infolge
niederer Temperatur (event. noch
etwas über o°), unter Gefrieren jedoch
die Eisbildung innerhalb der Pflanzen-
organe verstanden wird; ohne Einfluss
ist hierbei, ob die Pflanze infolge der
Eisbildung abstirbt oder nicht einmal
Schaden leidet.
Die Ursache des Erfrierens einer
Pflanze bei einer Temperatur über
Null ist auf zwei Ursachen zurück-
zuführen. Entweder wirkt die Kälte
derartig auf die Wurzeln ein. dass
diese unfähig werden, für die weitere
Saftzirkulation zu sorgen, so dass also
die Pflanze schliesslich wegen allzu-
grossen Wasserverlustes durch die
Transpiraiion verwelken muss, oder
aber dass durch die niedere Temperatur
irgendwelche Störungen im chemischen
Getriebe der Nährstoffe hervorgerufen
werden. Über diesen letzteren Punkt
herrscht jedoch noch keine voll-
ständige Klarheit, möglich ist auch,
dass hierbei rein physikalische Vor-
gänge eine Rolle mitspielen.
Ziehen wir nunmehr das Fach aus
unsern Beobachtungen, da haben wir
zunächst noch festzustellen, dass bei
o° überhaupt noch keine Pflanze ge-
friert , im Gegenteil muss die
Temperatur erst unter, oft sogar sehr
weit unter o° sinken, bis eine Eis-
bildung erfolgt. E>as Eigentümliche
| hierbei ist jedoch, dass die Eisbildung
dann bei einer höheren Temperatur
erfolgt. Oder mit andern Worten,
irgend eine Pflanze, nehmen wir die
Kartoffel, muss erst bis auf — 30 C. ab-
gekühlt sein , bis Eisbildung erfolgt,
wobei jedoch die Temperatur der
Kartoffel plötzlich wieder auf — 1" C.
steigt. Bei andern Pflanzen gelten natür-
lich andere Zahlen. Der Botaniker nennt
diese niedere Temperatur den Cber-
kältungspunkt, die höhere, bei der
die Eisbildung praktisch erfolgt, den
Gefrierpunkt. Bei dem Gefrieren
wird nun. und zwar meist ungemein
schnell, der Zelle das Wasser entzogen,
und dieser Wasserentzug ist es denn
auch, worunter die Pflanze zu leiden
hat resp. woran sie zu Grunde geht.
Je weniger saftre'ch eine Pflanze ist.
um so weniger ist sie der Gefahr des
Gefrierens ausgesetzt. Daher denn
auch die Thatsache, dass von zwei
gleichen Pflanzen zunächst diejenige
erfriert, welche ammeistenFeuchtigkeit
enthält, während die trockene wider-
standsfähiger bleibt.
Herrn. Holm.
Stylvolle Bindereien
und Pflanzenzusammenstellungen.
Am 23. März hat unser Landsmann
L. Winter in Bordighera im Hause
des Bechsteinsaales zu Berlin, Link-
strasse 42, einen höchst geschmack-
vollen Laden eröffnet und durch
prächtige, mit farbigen Vignetten ge-
schmückte Prospekte zur Besichtigung
eingeladen. Wirmöchten allenPtlanzen-
194
Unterrichtswesen. — Litteratur.
und Blumenliebhaber den Besuch
dringend empfehlen, denn sie sehen
dort in höchst origineller Anordnung
sowohl Früchte, Zapfen, Zweige, Blumen
etc., zu Sträussen, Stillleben etc. ver-
arbeitet. Sie sehen ferner schöne
Terracotten von der berühmten Manu-
fatture di Signo. einem kleinen Ort
bei Florenz, vor allem aber prächtige
Palmen, Cycas etc., von denen ein
grosser Teil wegen der seit Mitte
März bei uns eingetretenen Kälte in
den riesigen elektrisch beleuchteten
Kellerräumen untergebracht ist.
Näheres in der folgenden Nummer.
In glücklicher Weise hat auch Herr
O. Möhrke. Schillstrasse 15, neue
Ideen in der Binderei zur Ausführung
gebracht. Er benutzt besonders farbige
Thongefässe, die er nach eigenen An-
gaben fertigen lässt, und hat solchen
Zuspruch, dass er seinen Laden durch
einen zweiten erweitern muss.
Endlich sei in dieser Richtung
auch A. Hedenus, Potsdamer-
strasse 129, genannt, der in seinem
Schaufenster originelle Kränze, Kissen
etc. mit Flechten, Palmfrüchten etc.
geschmückt zeigt.
Unsere Bindereien aus reinen Blumen
werden darunter nicht leiden; es ist
aber erfreulich, dass neue Ideen uns
vorgeführt werden.
Giftigkeit oder Ungiftigkeit der Eibe,
Taxus baccata.
Es ist nicht richtig, dass die Tiere
keine Eibennadeln fressen, weil sie
wissen, dass sie giftig seien. Im Gegen-
teil, sie fressen sie gern und leiden
keinen Schaden, wenn sie sie frisch
zu sich nehmen; es scheint ein Magen-
und Appetit anregendes Mittel für sie
zu sein. Ganz anders ist es, wenn man
ihnen gepulverte trockene Taxusnadeln
giebt, wie das von Bauernburschen
mitunter geschieht, wenn die Pferde
nur Körnerfutter erhalten und dieses
satt bekommen. Getrocknete Taxus-
nadeln sind unzweifelhaft giftiger als
frische, und wenn die Tiere das geringste
Quantum zu viel erhalten, besonders
wenn Pferde nicht an Eibennadeln ge-
wöhnt sind, können sie daran sterben.
Das beste Schutzmittel gegen Ver-
giftung durch Taxus ist, dass man
einzelne Taxusbäume in die Hecken
der Weideflächen oder auf diese selbst
pflanzt.
(C. W. Strickland in Gardeners'
Chronicle 1895 II 160.)
Unterrichtswesen.
Gartenbauschule für Damen.
Am 22. März fand in der von Frl.
Dr. Elwira Castner zu Friedenau bei
Berlin geleiteten Gartenbauschule für
Damen wiederum ein Examen statt,
bei welchem die Schülerinnen tüchtige
Kenntnisse und vor allem Verständnis
des Vorgetragenen aufwiesen. Drei
der Damen erhielten das Zeugnis
,,gut", eine das Zeugnis „sehr gut".
Im Oktober wird die neue viel grössere
Anstalt in Marienfelde bezogen werden,
welche Raum für 30 Pensionärinnen
bietet. Gegenwärtig wird die Schule
von 26 Damen besucht.
Frühjahrskurses im Obstbau.
Der diesjährige Frühjahrskursus im
Obstbau für Lehrer wird am Kgl. po-
mologisehen Institut zu Proskau vom
10.-22 April abgehalten. Der hierzu
als Ergänzung dienende Sommerkursus
findet vom 14. — 24. August statt.
(Proskauer Obstbau-Zeitung.)
Litteratur.
Max Schulze(Jena). DieOrchidaceen
Deutschlands, Deutsch - Oesterreichs
und der Schweiz. Mit 92 Farbentafeln,
1 Tafel in Schwarzdruck und 1 Stahl-
stich. Gera Untermhaus. Verlag von
Friedrich von Zezschwitz (vormals
Fr. Eugen Köhlers Botanischer Verlag,
1894.
Litteratur.
IQ:
Der Verfasser, einer der besten
Kenner der Erdorchideen, giebt in
diesem Werke die vollständigste Zu-
sammenstellung aller Arten, Abarten
und Bastarde, und können wir allen
Botanikern und Gärtnern, die sich für
Orchideen interessieren, die Anschaffung
dieses Werkes, das von 13 M. auföM.
(Halbfranzband 7,50 M.) herabgesetzt
ist, aufs beste empfehlen. Allein die
92 Tafeln sind so viel wert. L. W.
Cyperaceae et Gramineae. Her-
ausgegeben von den Professoren v.
Schlechtendahl, Langethal und
Fr. E. Schenk. Revidiert von Prof.
Ernst Hallier-München. Verlag von
Friedrich von Zezschwitz, vormals
Fr. Eugen Köhlers Botanischer Verlag.
940 S. Text und 436 Tatein. 30 Liefe-
rungen ä 1 M.
Uns persönlich gefällt das kleine
Format und das bläuliche Grün der
Biälter nicht. Im Uebrigen ist das
Buch, das ein Sonderabdruck aus der
grossen, viele Bände umfassenden
Schlechtendahl-Hallierschen Flora ist,
besonders der zahlreichen Abbildungen
wegen, zu empfehlen. Wir hätten bei
der Gattung Carex lieber gesehen,
wenn zu anfang gleich eine Uebersicht
über sämtliche Untergattungen oder
Stämme, wie Hallier sie nennt, gegeben
wäre, ähnlich wie das in Engler
u. Prantl, Xatürl. Pflanzenfamilien ge-
schehen ist. Text und Abbildungen
passen vorläufig noch nicht zu-
sammen. L. W.
Aus dem Verlage von Trowitsch
& Sohn, Frankfurt a. O. liegt jetzt in
dritter vermehrter Auflage das »Garten-
buch für Anfänger« von Joh.
Böttner vor. Es ist eine erfreuliche
Thatsache, dass der Gartenbau von
Jahr zu Jahr unter allen Berufsklassen
sich mehrFreunde erwirbt. Noch grösser
würde ihre Zahl sein, wenn nicht so
Mancher glaubte, die Gartenkunst berge
Geheimnisse, die nur einem gelernten
Gärtner offenbar würden. Diesem
Glauben kann das obenerwähnte Buch
mit dem grössten Erfolge entgegen-
treten. Für Anfänger ist es geschrieben,
und wir können allen solchen nur
dringend raten, sich dieses Buch an-
zuschaffen. Mit Freuden wird sich
Jeder der Lektüre desselben widmen
und im Umsehen wird er durch die
kurze und durchaus klare Schreibweise
des Verfassers angespornt werden zu
eigenen Versuchen, die an der Hand
der zahlreichen, den Text in bester
Weise begleitenden Abbildungen kaum
misslingen können. Mit den einfachsten
und billigsten Mitteln lernt der An-
fänger in diesem vortrefflichen Buche
die »Geheimnisse« der Gartenkunst,
die ihm bald eine reiche Quelle
ständigen Genusses sein werden.
Im Interesse der Ziele unseres Vereins
müssen wir dem Böttnerschen Garten-
buch die weiteste Verbreitung wünschen.
Ad. Dr.
John M. Coulter, Haupt-Professor
der Botanik an der Universität Chicago.
The Origin of Gymnosperms and the
seed habit. Sep.-Abdr. aus Bot. Gazette
XXVI p. 153—168. (Ursprung der
nacktsamigen Gewächse und der Cha-
rakter des Samens). Der Verfasser isl
der Ansicht, dass die fossilen Samen-
pflanzen von einer Gruppe, die durch
die fossile Gattung Cordaites*) im
weiteren Sinne vertreten wird, ab-
stammen. Ferner, dass diese wieder
von Farnkräutern, welche den heutigen
Marattia-Arten ähnlich sind, sich ab-
leiten lassen, und von diesen die
Gymnospermen (Koniferen und Cyca-
deen), endlich, dass die Samen durch
Verkümmerung des sog. Makro-
sporangiums der Selaginellen etc.
entstanden und. da die Hülle fehlte,
sich mit einer Samenschale um-
gaben.
Die Gartenkunst, Zeitschrift für
die Gesamtinteressen der Gartenkunst
und Gartentechnik sowie der damit
verwandten Zweige des Gartenbaues,
herausgegeben vom Verein deutscher
Gartenkünstler. Verlag von Gebr.
Bornträger, Berlin. Monatlich ein
Heft in gr.40 mitvielenTextabbildungen.
Preis 15 M.
*) Cordaites ist ein Nadelholz mit auf-
rechtem Stamm und verzweigter Krone,
linealen oder auch breiten Blattern, die mit
elliptischer Basis dem Zweige ansassen. l>ie
Blüten sassen im Winkel von spiraligen Deck-
blättern und bildeten Ähren. Die weiblichen
trugen auf dem Scheitel einen Büschel ver-
kümmerter Biälter. Die Samen erinnern an
Taxus und Gingko oder Cycas etc. L. W.
i9<L
Ausstellungen und Kongresse.
Nachdem nunmehr drei Hefte dieser
Zeitschrift vorliegen, können wir unser
Urteil dahin aussprechen, dass hier
wirklich etwas Gediegenes geboten
wird, und man kann dem Verein
deutscher Gartenkünstler Glück
wünschen, dass er in Herrn Dr. Thost,
dem Inhaber der Firma Gebr. Born-
träger, einen Verleger gefunden hat,
der sich ernstlich der Vereinszeitschrift
annimmt.
No. 1 bringt u. a. die fürstlichen
Parks und Gärten zu Wernigerode
a. Harz mit drei Plänen und drei An-
sichten, von C. Koopmann, Araucaria
imbricata in Blasewitz bei Dresden
m. Abb. von F. Ledien, die sogenannte
Lohkrankheit der Bäume m. Abb. von
P. Sorauer; No. 2 u. 3 die preis-
gekrönten Entwürfe betr. des Platzes
Z. in Schöneberg mit Plänen etc., den
Borsigschen Garten m. Abb. von
H. Weidlich, die Pläne zu der Garten-
bauabteilung auf der Pariser Welt-
ausstellung (nach Le Jardin etc.),
Baumpflanzungen in städtischen Strassen
von Weiss etc.
Ausstellungen und Kongresse.
Petersburg. III. internationale
Gartenbau-Ausstellung vom 5./17.
bis 1 5-/2 7. Mai 1899. Der Nachtrag II
zum Programm ist soeben erschienen
und enthält eine grosse Zahl Ehren-
preise und verschiedene Bestimmungen.
Wir empfehlen allen, die nach Peters-
burg reisen, sich denselben kommen zu
lassen. Eine Anzahl Exemplare sind
uns zur Verteilung übersandt.
Die Anmeldefrist ist auf unsere
Bitte bis zum 15. 27. April ver-
längert, und empfehlen wir allen, die
irgend dazu in der Lage sind, im
Interesse des deutschen Garten-
baues sich zu beteiligen. Baldige
Angabe des Raumes ist aber geboten.
Wie wir privatim hören, ist grosser
Platzmangel. Das Taurische Palais
bietet einen gedeckten Raum von
2800 qm, dazu kommen noch drei zu
erbauende Gewächshäuser von je 30 m
Länge, ob aber das genügen wird, ist
zweifelhaft. Da einige Aussteller, Preis-
richter etc. ihre Damen mitbringen
wollen, so können wir mitteilen, dass
für diese bestens gesorgt werden
wird.
Notwendig zur Reise ist ein von einer
russischen Gesandtschaft oder einem
russischen Konsulat visierter Pass;
ferner zu empfehlen Baedekers Russ-
land, ein warmer Überzieher, ein Frack.
Wohnungsbestellungen sind baldigst
an Geheimrat Fischer von Waldheim,
kaiserl. bot. Garten, zu richten. Die
Stadt Petersburg hat 2000 Rubel zum
Empfang ihrerseits ausgesetzt. Im
Marientheater findet am 7./19. Mai eine
Gala-Vorstellung statt etc. Bis jetzt
haben 79 deutsche Preisrichter an-
genommen, wir werden die Namen in
nächster Nummer veröffentlichen. Im
ganzen werden 200 ausländische Preis-
richter erwartet.
Besonders gern gekauft werden
in Russland', kleine und mittlere
Palmen, Araucarien, Rosen etc.. keine
grossen Exemplare! Dies zur Notiz
für Aussteller. Von Baden ist der
Geh. Hofrat Prof. Dr. Pfitzer, Direktor
des bot. Gartens in Heidelberg, zum
Delegierten ernannt, von Preussen Geh.
Rat Prof. Dr. Engler, Direktor des
Kgl. bot. Gartens, Berlin, Kgl. Garten-
baudirektor Lackner, Steglitz, Direktor
des Vereins zur Beförderung des
Gartenbaues, und L. Wittmack.
Lyon. Vom 3. bis 12. November 1899.
Allgemeine Gartenbau-Ausstellung der
Societe d'horticulture du Rhone, ver-
bunden mit einer Ausstellung von
darauf bezüglichen Kunst- und ge-
werblichen Gegenständen bei Gelegen-
heit des 4. Kongresses der französischen
Chrysanthemum-Züchter. Aus diesem
Anlass wird ein internationaler
Wettbewerb in Chrysanthemum
damit verbunden sein. Fahrpreis-
ermässigungen um 50% sind erbeten.
Programme beim General-Sekretär
G. Chabonne, Palais des Arts in
Lyon (Rhone).
Aus den Vereinen.
L97
Berlin^ Grosse deutsche Winter-
blumen - Ausstellung. Mitte Februar
1900 im Zoologischen Garten. Das
Programm, das Medaillen und Geld-
preise im Gesamtbetrage von nicht
weniger als 200011 Mark aussetzt,
ist am 23. Februar vom Verein
zur Beförderung des Gartenbaues
genehmigt und wird nun gedruckt.
Pankow - Schön hausen. Allge-
meine Gartenbau - Ausstellung des
Pankow - Schönhausener Gartenbau-
vereins, 19. — 24. Mai 1900, im
Restaurant Linder, Breitest!". 34. An-
fragen sind zu richten an W. Kretsch-
mann, Handelsgärtner in Pankow-
Berlin.
London. Internationale Konferenz
über Bastard- und Kreuzungs-
pflanzen, veranstaltet von der Royal
Horticultural Society am 11. und
12. Juli 1899. Anmeldung von Artikeln
und Pflanzen an W. Wilks, Secretary,
117 Victoria Street, Westminster SW.
Antwerpen. Internationale Aus-
stellung vom 9. — 13. April 1S99 zur
Feier des 3ocjährigen Geburtstages von
A n t o n v a n D y c k.
Gent. 30. April bis 9. Mai 1899
Grosse internationale Ausstellung. Die
Ligue horticole L'Union zu Mont
St. Amand bei Gent versendet ein sehr
geschmackvolles Plakat zu ihrer Auf-
stellung.
Internationaler Gärtnerischer
Kongress in Paris während der
Gartenbau - Ausstellung vom 24. bis
29. Mai. Es werden halbe Fahrpreise
gewährt. Meldungen nur bis zum
15. April: rue de Grenelle 84, Bureau
I der Soc. nationalle d'hortic. de France.
Aus den Vereinen.
Aus der Sitzung des Liebhaber-Ausschusses
am 6. Februar 1899.
Geheimrat Hauchecorne teilt mit,
dass er auf dem Rennsteige bei Ruhla
an einem Wiesenbache massenhaft
Mimulus luteus gefunden hat. Es stellte
sich heraus, dass diese Pflanze aus dem
Meininger Schlossgarten, einem Wasser-
laufe folgend , ausgewandert war.
Gerade im Wasser hält sie sich, wie
Dr. Dammer bemerkt, gut und über-
dauert unsere Winter.
Herr Prof. Roden waldt empfiehlt
1. Tropaeolum speciosum, welches er
bei Herrn v. St. Paul als Vorpflanzung
in Gebüschen gesehen; 2. Campanula
lactiflora, die grosse Büsche bildet,
ebenfalls bei v. St. Paul; 3. Phytolacca
acinosa variegata (esculenta).
Ihrr Dr. Dammer legt die 1. Bände
der von ihm herausgegebenen Garten-
bau-Bibliothek. Verlag von Karl
Sigismund, vor. Bd. I Zimmer-Blüten-
pflanzen, II Zimmer - Blattpflanzen,
VI Balkonpflanzen.
Herr Geheimrat Hauchecorne er-
bietet sich, im Sommer Samen von
Lathyrus latifolius zu sammeln und ab-
zugeben.
Herr Prof. Rodenwaldt empliehlt
Thonkästen für Balkons vom Töpfer-
meister Schmidt - Gharlottenburg,
Schulstrasse 10, ä Stck. 1,25. Den
Rand oben lässt Herr Schmidt auf
Wunsch abschlagen.
Herr Peschke: Hoftöpfermeister
Schöffel.Lindowerstrasse 10/1 1, macht
auch solche Kästen in jeder Grösse
und Form.
Herr Demharter: Die Thonkästen
müssen möglichst gross sein, damit sie
nicht so leicht austrocknen. Töpfer
Schleinitz in Weissensee macht sehr
grosse Kästen. Xach Herrn Peschke
sind diese Kästen aber aus gröberem
Thon.
Geschäftsbericht der Deutschen Dahlien-
Gesellschaft über das erste Jahr (1898) ihres
Bestehens.
Die Deutsche Dahlien-Gesellschaft,
die heute auf ihr einjähriges Bestehen
zurückblickt, wurde nach voran-
gegangenem Aufruf in allen Fach-
Mattern am 17. November 1807 in
Steglitz begründet, und es verhiess das
damals schon zutage tretende Intere —
der aus vielen Teilen Deutschlands
j98
Aus den Vereinen.
Krscliienenen der zeitgemässen, natio-
nalen Vereinigung eine sichere Lebens-
fähigkeit.
Mit den Vorarbeiten beauftragt,
berief der damalige provisorische
Vorstand die erste ordentliche Ver-
sammlung auf den 13. März 1898
nach Leipzig ein. Dieselbe bestätigte
den bisherigen Vorstand, welchem
ergänzend 3 Beisitzer zur Seite ge-
stellt wurden. In dem Bestreben, der
deutschen Dahlienzucht, welche be-
reits Ende der sechziger Jahre eine
für damalige Verhältnisse führende,
erste Weltstellnng eingenommen,
später aber von England überflügelt
wurde, weil sie es nicht verstand, dem
Zeitgeiste Rechnung zu tragen und
neue Formen aufzunehmen, die gerade
diese Pflanzengattung wieder einreihten
unter die für alle Zwecke verwend-
baren Modeblumen, diese führende
Stellung wieder zurück zu erobern,
gelangten die Entwürfe für eine
systematische Wertzeugnisbestimmung
in ihren Grundzügen einstimmig zur
Annahme. Um der breiten Öffent-
lichkeit sofort einen Beweis ihres
Bestehens zu geben, beschloss die
Gesellschaft einmütig, schon im ersten
Jahre eine ., Special- Dahlien- Aus-
stellung" zu veranstalten.
Die Wahl des Ortes fiel auf Magde-
burg, als aufblühende Gärtnerstadt
im Herzen Deutschlands. Angeregt
durch öfteres Anwesendsein einiger
Herren des Vorstandes und opfer-
freudiges Eintreten des Magdeburger
Ausstellungs-Ausschusses, konnte trotz
vorangegangener sehr ungünstiger
Witterung, Hitze und Dürre, mit
Unterstützung dort einheimischer Gärt-
ner eine Dahlienblütenschau eröffnet
werden, wie solche bisher in Deutsch-
land nicht gesehen wurde.
Wenn auch das finanzielle Ergeb-
nis der Ausstellung den Erwartungen
nicht entsprach und das Gesellschafts-
vermögen dabei mit einem ziemlichen
Beitrage herangezogen werden
musste, so waren in idealer und be-
lehrender Hinsicht die Erfolge unver-
kennbar grosse. Die Berichte sämt-
licher deutschen Gartenzeitschriften
sowie der gute Besuch seitens der
Magdeburg nahevvohnenden Gärtner-
schaft, sind Anerkenhungen, die uns
weiter anspornen werden, auf diesem
öffentlichen Wege rüstig fortzu-
schreiten. Wir hoffen, dass eine
nächste Ausstellung, die in Berlin
abgehalten werden soll, neben zu er-
wartendem grösserem Liebhaberbesuch
auch finanziell günstig ausfallen wird.
Die Ausstellung gab Veranlassung,
die beiden Züchter, bei welchen
gleichzeitig die synonymen Cactus-
Dahlien „Hohenzollern" und ,. Gold-
krone" entstanden waren, zu bestimmen,
dieselben nun unter dem Namen
„Hohenzollern" zu führen, da letzterer
Name als der zuerst in die Öffentlich-
keit eingeführte anerkannt werden
musste. Nach öfteren schriftlichen
und mündlichen Verhandlungen er-
klärte sich der Verband der Mandeis-
gärtner bereit, sein im Jahre 1897
auf den Namen „Goldkrone" erteiltes
Werthzeugnis in „Hohenzollern" um-
zuschreiben.
Wiederholt wurde die Deutsche
Dahlien-Gesellschaft in diesem Jahr
um Prüfung deutscher Neuzüchtungen
ersucht. Es wurden auf Grund der
Bestimmungen Wertzeugnisse ver-
liehen-
Der Firma Daiker & Otto, Langen-
weddin gen, auf ein stimmigen Antrag
der Beurteiler ein solches für
deren Neuzüchtung „Goldelse",
ein Sport von „Gloriosa", ferner
derselben Firma für einen anderen
Gloriosa-Sport „Badenia" durch
Stimmenmehrheitsbeschluss. Kohl-
mannslehner & Schwenke, Schöne-
berg-Berlin, beantragten ebenfalls
für die in Handel zu bringenden
Tölkhausschen Züchtungen Be-
urteilung und erhielten für „Sedan"
mit Stimmenmehrheit, für „Nacht-
falter" durch einstimmiges Votum
Wertzeugnisse, während „Königin
Wilhelmine von Holland" lobend
im Protokoll anerkannt wurde.
Soweit die von jeder Sorte gezeigte
Ursprungspflanze bei Besichtigung
am 6. November dies gestattete,
erkannten die Preisrichter auch
die von der Firma Goos & Koene-
mann, Nieder-Walluf, vorgeführten
Neuheiten „Siegmund" und „Sieg-
linde" in beiden Fällen einstimmig
des Wertzeugnisses für würdig.
Wir veröffentlichen um so lieber
diese Erfolge deutscher Zucht, als
dieselben den besten englichen Neu-
einführungen vollständig ebenbürtig
sind.
Eingesandte Preisverzeichnisse. — Personal-Nachrichten.
199
Zwei ordentliche Mitglieder-Ver-
sammlungen fanden in dem Jahre statt,
die anregend auf die Teilnehmer wirkten,
auch neue Mitglieder der Gesellschaft
zuführten, welche am Jahresschluss
aus nahezu 80 Mitgliedern bestand.
Den Jahreseinnahmen von 1354,15 M.
stellten sich 1146,64 M. Ausgaben
gegenüber, so dass heute das Gesell-
schaftsvermögen 207.51 M. beträgt.
Wir treten hoff'nungsfreudig in das
zweite Geschäftsjahr ein und nochmals
sei allen Denen, die das gesellschaft-
liche Wohl im vergangenen so nach-
haltig förderten, besonders auch den
Herausgebern aller deutschen Fach-
blätter, welche unsere Veröffent-
lichungen immer bereitwilligst auf-
nahmen, aufrichtigster herzlichster! )ank
gesagt. An die geehrten Mitglieder
richten wir noch die Bitte fernerer
fleissiger Mitarbeit, sie dient ja im
Besonderen dem Weiterausbau der
deutschen Dahlienzucht, wie auch im
weiteren Sinne dem -reimten
deutschen Gartenbau.
Berlin, den 31. Dezember iS^s.
Der Vorstand der Deutschen Dahlien Gesellschaft
C. Kotte, Präsident. E. N o n n e , 2. Vor-
sitzender. Heinr. Kohlmannslehner,
Geschäftsführer. G. B o r n e 111 a n n , Schritt-
führer. Ed. Grass, Schatzmeister. I C.
Hanisch, Beisitzer. Eug. Daiker
Beisitzer. W i 1 h, T h ü r m e r , Beisitzer.
Eingesandte Preisverzeichnisse.
Paul Parey, Verlagsbuchhandlung,
Berlin. Verzeichnis der daselbst 189S er-
schienenen Werke: überLandwirtschaft,
Gartenbau und Forstwesen. — Herrn.
A. Hesse. Baumschulen in Weener
(Prov. Hannover). Spezialofferte über
Koniferen. — Ellwanger & Barry
in Rochester N. Y. Novelties in Fruit
and Ornamental Trees.Shrubs, Rosesetc.
(m. Abb.) — K. J. Kuyk (Nachfolger
von Aug. van Geert) in Gent (Belgien).
Hauptpreisverzeichnis nur für Handels-
gärtner über die Spezialkulturen, z. B.
Azaleen , Camellien , Rhododendron,
Palmen, Farne, Selaginellen, Anthurien,
Aralien, Araucarien, Aspidistra, Be-
gonien , Bromeliaceen etc. etc. —
Wallpach - Seh wanenfeld in Inns-
bruck. Forst- und Feldsamen (,, Alpines
Saatgut"). -- Max Deegen (Christian
Deegen's Nachfolger) in Köstritz, Thü-
ringen. Dahlien, Rosen. Gladiolen,
Obstbäume , Ziergehölze. Otto
Heyneck in Cracau-Magdeburg. Chry-
santhemum und Caladium, Derselbe
Nachtrag zum Sortimentskatalog. —
Louis Schön. Crimmitschau(Sachsen).
Baumbänder, Cocosstricke, Raffiabast
Leimringe, Raupenleim etc. — Fred'k
W. Kelsy, NewYork. Trees. Ever-
greens, Shrubs. Roses, Vines. Hardy
Plants and best fruits. - V. Lemoine
et fils, Nancy (France). Neuheiten
und Diverses. — Koenemann &
Maassen, Inhab. Reinh. Koenemann.
Remscheid. Neuheiten. Dahlien, Chry-
santhemum. Stauden u. a. — Koll &
I Sonntag in Hilden bei Düsseldorf-
| Chrysanthemum, Neuheiten und aus-
I gewählte ältere Sorten. — Severin
j in Kremmen b. Berlin. Edel-Georginen.
- J. C. Schmidt in Erfurt. Diverse
I Arrangements mit Abb. (sehr als Vor-
1 bilder zu empfehlen!)
Personal-Nachrichten.
Der Kgl. Garteninspektor Karl
Salomon am bot. Garten zu Würz-
burg f am 7. Februar im Alter von
69 Jahren. Er gehörte zu den heut
zu Tage leider recht seltenen Gärtnern,
die auch tüchtige botanische Kennt-
nisse besitzen, und war schriftstellerisch
sehr thätig. Er schrieb einen Nomen-
klator der Getässkryptogamen, der
auch für Botaniker sehr brauchbar
ist, ferner über winterharte Ziergehölze,
über Palmen, über höhere Pflanzen-
2,00
Berichtigung. — Bitte.
kultur etc. Seine letzte Arbeit über I schien 1849—51. Im Jahre 1852 be-
Melastomaceen erschien in der Garten- | gründete er mit Ule die noch heut
flora 1898. : bestehende Zeitschrift »Die Natur«.
Dem Wirkl. Rat Max K o 1 b ,
München, wurde zu seinem 40jährigen
Dienstjubiläum am 19. März u. a ein
Kunstschrein mit Silberbesteck gestiftet.
G. Reich. Stadt-Obergärtner des
Herrenkrugs bei Magdeburg, tritt am
1. April in den Ruhestand.
Gustav Bahr, pens. Eisenbahn-
Sekretär in Warnick. Küstrin II, starb
18. März. Es verliert der Verein zur
Beförderung des Gartenbaues, dessen
Mitglied er war, in ihm einen der tüch-
tigsten Privat-Pomologen, der in seiner
Bescheidenheit sein Glück nur in seinem
Obstgarten suchte und fand. Er war
unverheiratet. W.
Karl Eu nicke, bisher im bot.
Garten zu Berlin, trat für die Firma
C. Woermann, Hamburg, eine Reise
nach Kamerun an.
Prof. Karl Müller in Halle a. S.,
geb. 16. Dezember 1818 zu Allstedt,
f am 9. Februar. Er war einer der
besten Mooskenner und sein Herbarium
ist vom Kultusministerium für die
Universität Halle angekauft. Sein
Hauptwerk über die Laubmoose er-
Prof. Dr. Richard von Wettstein.
Prag, ist als Nachfolger von Kerner
v. Marilaun zum Universitätsprofessor
und Direktor des bot. Gartens in Wien
ernannt.
G. Heine, bisher in Hofgarten zu
Kl. Glienicke bei Potsdam ging als
Pflanzungsassistent der Plantagen der
Neu-Guinea-Kompagnie nach Stephans-
ort in Neu-Guinea. Erst im Herbst 1898
war er aus Kiautschou, wo er im See-
bataillon diente, zurückgekehrt.
Chr. Drescher in Berlin, der
berühmte Kranzbinder, feierte am
10. Februar sein 25jähriges Geschäfts-
jubiläum. Er ist am 10. Februar 1845
in Sorge, Kreis Krossen, geboren und
seit 1S63 in Berlin ansässig und In-
haber der Rettungsmedaille am Bande.
E. Henze, bisher stellvertretender
Obergärtner, wurde an Stelle des ver-
storbenen A. Mathson zum Ober-
gärtner der städtischen Gruson-Ge-
wächshäuser in Magdeburg ernannt.
Hermann Lern bke, bisher Handels-
gärtnerin Altona, wurde zum städtischen
Friedhofsverwalter daselbst erwählt.
Berichtigung.
In dem Aufsatz Dioon edule, Heft 6,
S. 155 Zeile 1 von oben lies Abb. 37 statt Abb. 6,
S. 157 » 2 von unten lies (Dion) statt (Dioon),
S. 158 » 2 von oben lies Tafel LNXXI statt LXXI.
S. 158 » 14 von unten lies Prodr. XVI statt VI.
L. Wittmack.
Bitte.
Mit einer Monographie der Musaceae beschäftigt, bedarf ich lebender
Blütenstände von Heliconia und Strelitzia. Ich würde den Herren zu grossem
Danke verpflichtet sein, welche mich durch Uebersendung derselben unter-
stützen wollten. Prof. K. Schumann, Berlin, Grunewaldstr. 0 ;.
Gartenflora 1899.
1461.
DlER VILLA WAGNERI kumezow.
D. florida S. et Z. X Middendorffiana Carr.)
Diervilla Wagneri mihi
(D. florida S. et Z. x Micldendorffiana Carr.).
Von Professor X. J. Kusnezow, Direktor Jes Botanischen Gartens zu Jurjew (Dorpal
—^ I Hierzu Tafel i (.61.)
triebe zweistreifig, behaart. Blätter gewimpert, oberseits wie auch unterseits
kahl und nur auf den Nerven etwas behaart. Blüten einzeln, blattwinkel-
ständig, kurzgestielt, fast sitzend. Kelchzipfel lanzettlich, V3 der Kronenröhre
erreichend, nur am Rande gewimpert, ganz getrennt oder etwa bis zur Mitte alle
oder zu 3- -3 verwachsen, alle oder fast alle von einer und derselben Crosse.
Blumenkrone etwa 3 cm lang, rosa mit gelblichweissen Pa'rtieen, aber
ohne dunkelgelbe oder purpurne Flecken, aus engem Grunde plötzlich stark
erweitert, nicht zweilippig, mit 5 gleich tiefen Einschnitten, innen unten über
der Staubblatteinfügung etwas filzig; Saumlappen von etwa Ya Röhrenlange.
Staubfäden am Grunde etwas haarig. Staubbeutel etwas verfilzt. Griffel kahl.
Fruchtknoten sparsam behaart.
Dieser interessante Bastard stammt von der Kreuzung, die der berühmte
Ilandelsgärtner F.Wagner in Tukkum (Kurland, Russland) vor 8 Jahren
zwischen I>. florida S. cl Z. (Nordchina) und D. Middendoi-ffiana Carr. (Ostsibir.,
Nordchina, Japan) ausgeführt hat. Wie bekannt, ist bei uns (in den Ostsee-
provinzen) D. Middendorffiana nebst Forsythia der erste Blütenstrauch im Früh-
jahr, während Diervilla florida erst im Juni anfängt zu blühen; ihre Blütendauer
erstreckt aber sich bis zum August, zu einer Zeit, wo die />. Middendorffiana
einen zweiten, wenn auch schwächeren Flor entwickelt. Mit dem Pollen der zweiten
Blüte der D. Middendorffiana befruchtete nun Herr Wagner vor 8 Jahren Ende August
eine D. florida (von der Vor. Mad. < buturier), im Top! stehend, und brachte die Pflanze
in ein ungeheiztes Gewächshaus. Von den angesetzten Früchten fielen alle mit
Ausnahme einer Kapsel ab, die im Oktober reif wurde und nur wenige Samen
enthielt, von denen drei keimten, doch wieder bis auf einen umkamen. Diese
eine Pilanze zeichnete sich sofort durch starken Wuchs und eine ganz besondere
hellgrüne Färbung aus, die weder Ähnlichkeit mit derjenigen der l>. Midden-
dorffiana noch der von D. florida hat. Merkwürdig ist es, dass es fast 8 Jahre
gedauert hat, bis die Pflanze jetzt zum erstenmal blühte, während D. Midden-
dorffiana bei zeitiger Aussaat bekanntlich schon im Herbst desselben Jahres.
die übrigen Diervilla aber auch sehr früh blühen. Auch aus Stecklingen er-
erzogene Bilanzen wollten sich nicht bei Herrn Wagner zum Blühen be-
quemen. Herr Wagner meint aber, dass der Charakter der Pflanze in dieser
Hinsicht sich ändern wird, sobald Stecklinge einer Pflanze die schon geblüht
hat, entnommen werden. Ob der Strauch Kapseln mit keimfähigen Samen
hervorbringen wird, ist bis jetzt unbestimmt, denn in diesem Jahre, wo die
Pflanze zum erstenmal blühte, blieb sie noch steril. Weder die mit ei-
202 Diervilla Wagneri mihi.
Pollen bestäubten Blüten noch andere mit Varietäten der D. florida bestäubte
setzten Früchte an.
Herr Wagner meint mit vollem Recht, das späte Blühen und schon
früher den mangelhaften Samenansatz nur dadurch zu erklären, dass es sich um
eine extreme Kreuzung (zweier Subgenera) handelt. Die Kultur der Pflanze
scheint sehr einfach zu sein. Sie wächst, nach Wagners Angaben, eher
wie Unkraut, im Gegensatz zu 1>. Middendorffiana, die nicht überall, nament-
lich im Westen, gedeihen will. Auch in Jurjew (Dorpat) wächst diese Art
recht kümmerlich. Wagners Mutterstrauch von I>. Wagneri ist circa
1 Meter hoch und ebenso breit, dürfte auch keinen grösseren Wuchs erreichen;
der Wuchs ist nicht so sparrig (sondern viel buschiger) als der von I>.
Middendorffiana, von der sowohl, wie von der sogen. Weigelia er sich schon aus
der Ferne unterscheidet. Herr Wagner hegt für diese Neuheit grosse Hoff-
nung vom gärtnerischen Standpunkte, da die Pflanze die guten Eigenschaften
beider Eltern in sich vereinigt, namentlich die Stammmutter einer neuen Reihe
schöner Formen werden dürfte. Die Bastarde und Varietäten von Diervilla
florida, hortensis, coraeensis, japonica etc. sind in Kurland nicht winterhart,
während D. Wagneri sich unserem Klima gegenüber ganz wie sein Vater
(D. Middendorffiana) verhält, also absolut widerstandsfähig gegen Kälte ist.
Hervorzugehen ist noch, dass die gelbe Farbe des Vaters, die in der Blüte der
D. florida fehlt, auf den Bastard übergegangen ist, während die charakteristische
Punktierung des Schlundes der D. Middendorffiana fehlt. Im Gegensatz zu
D. Middendorffiana ist die Blumenkrone aus fünf regelmässigen Abschnitten
gebildet. Überhaupt aber hat sie mehr die Muttereigenschaften beibehalten,
wie es aus der obengegebenen Beschreibung klar hervorgeht.
Was die Blütezeit des neuen Bastardes in A^ergleich mit der seiner
Eltern anbelangt, so kann man folgendes darüber mitteilen : Wie oben
schon angedeutet ist, treibt D. Middendorffiana sehr früh und ist schon im
April belaubt, blüht meistens Anfang Mai und zum zweitenmal Ende Juli und
August und noch später, die Früchte reifen im Juli und dann wieder Ende
September. 1>. flor/dn blüht im Juni, entwickelt aber Blüten nach und nach
bis Ende August, in diesem Jahre noch später, die Früchte reifen vom August
an. I). Wagneri blühte bisher von Ende Mai bis Anfang Juni, es ist aber
immerhin möglich, dass sie im Herbst noch einen zweiten Flor entfaltet.
Als Speziesnamen wähle ich für diesen neuen Bastard D. Wagneri
zur Ehre des verstorbenen Vaters Herrn F. Wagners, des berühmten Gärtners
aus Riga, dessen Verdienste für Gärtnerei bei uns in Russland unbestritten
sind und der auch der erste I). Middendorffiana aus den Samen, die ihm von
dem Akademiker Middendorff etwa 1850 übergeben wurden, erzog. Diese erste
Pflanze wurde von Lemaire im ,, Illustration horticole" T. 115 Jahrg. 1S.57 unter dem
Namen Wagneria Middendorffiana beschrieben. Dieser Name blieb, bis es sich
herausstellte, dass die Pflanze zum Genus ^/Vr/vV/rt gehörte. Dippel (Handbuch
der Laubholzkunde. Bd. I. p. 2O7) hat durch irgend welche Verwechselung
Wagneria Middendorff iai/a als Synonym zu D. sessilifolia Buckly gestellt, was
ein offenbarer Irrtum ist, da I). sessilifolia aus Amerika stammt und mit
I>. Middendorffiana absolut nichts zu thun hat.
SSj. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. 20^
857. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues
am 23. März 1899.
T. Der Direktor des Vereins, Herr Lackner -Steglitz, widmete den dahin-
geschiedenen Mitgliedern, Kommerzienrat und Senator Ranniger in Alten-
burg und Eisenbahn -Sekretär I». Bahr in Warnick, Küstrin II, warme
Worte der Anerkennung, und die Anwesenden erhoben sich zum /eichen
der Teilnahme von ihren Sitzen.
II. Vorgeschlagen wurden zu wirklichen Mitgliedern:
1. Herr Obergärtner Ferdinand Greinig in Köpenick (C. Bolles
Obstplantage), durch Herrn Garteninspektor Weber;
2. .. Kreis-Obergärtner Otto Busse, Genthin, durch Herrn
Kies e w e 1 1 e r ;
3. .. Kautmann (i. Schlochow, Friedenau, durch Herrn G. Ileyden;
4. .. Obergärtner Karolewsky, Wannsee, Villa Wild, durch Herrn
K r o p p ;
5. .. Blumenhändler Möhricke, Berlin, Schillstr. 15. durch Herrn
W i en holtz.
III. Ausgestellte Gegenstände: 1. Herr K retsc h m a n n - Pankow führt au-
gezeichnete Primula obeonica grandiflora vor. Herr Kretschmann be-
merkte, dass er, als er vor vielen Jahren sich Samen dieser Pflanze be-
schaffte, nur unscheinbare Blumen davon erhalten habe, als er dann
aber bei Gelegenheit einer Ausstellung des Vereins in der Flora zu
Charlottenburg die herrlichen Exemplare der Herren Arends und Pfeiffer
in Nieder- Ronsdorf, Rheinprovinz, gesehen, habe er sich davon kommen
lassen und immer nur von den schönsten Ptlanzen den Samen weiter-
gezüchtet. Aus solchen Samen sind die vorliegenden erwachsen. Im
vorigen Jahre stellte er eine Anzahl im Hause auf Tafeln auf und hat sie
als Schnittblumen leicht verkauft, da sie langstielig sind und sich sehr
gut halten, wenigstens länger als Primula chinensis. Die Pflanze eignet
sich aber auch sehr gut zum Topfverkauf. Der Same ist erst spät
gesäet, einmal um besser Samen ziehen zu können, zweitens weil die
Blütezeit sonst mit der der Cineracien zusammengefallen wäre und der
Verkauf schwieriger gewesen sein würde. Er hofft, auf der Grossen
Winterblumen-Ausstellung Mitte Februar 1900 schöne Schau-
pflanzen vorführen zu können.
Die Kultur ist einfach. Man säet die Primula obeonica grandiflora von Juli
1ms August kalt aus. kultiviert sie im kalten Kasten und überwintert sie ent-
weder in einem heizbaren Mistbeet-Kasten, der nur eben frostfrei ge-
halten wird, oder in einem eben frostfreien Hause. Herr Kretschmann
glaubt, dass P. obeonica eine Zukunft habe.
1. Herr A. Drawiel- Lichtenberg legt mehre Apfel vor und bemerkt
dazu folgendes:
.1. Neuer Berner Rosenapfel zeichnet sich durch angenehmen
Geruch und lieblichen Geschmack aus und kann wegen seiner
schönen leuchtenden Farbe (earminrot) als Tafelapfel empfohlen
werden. Auch seine frühe Tragbarkeit ist eine gut< Kigenschaft.
Der grösste von den 5 Stück, die ich geerntet, wog 285 g.
204 ^-*7* Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc.
b. Coulon's Reinette ist eine gute Tatel-Frucht und eine tragbare,
nicht empfindliche Sorte.
c. Newton Wunder. Das Reis erhielt ich von Herrn Mathieu am
9, Mai 1896. Schon am einjährigen Holze zeigte das Reis Blüten-
knospen, welche aber nicht zur Ausbildung kamen. Das Reis hat
drei Früchte gebracht, wovon die grösste am 9. Oktober bei der
Abnahme 480 g wog. Heute wiegt die Frucht 100 g weniger.
Die Sorte scheint frühtragend zu sein, denn das Reis ist wieder
mit mehreren Fruchtknospen besetzt. Die Frucht, welche ich vor
vier Wochen geprobt, war saftig und von süss-säuerlichem Geschmack.
Die grosse Frucht soll gemalt werden.
Herr Mehl fügt hinzu: Wenn wir Apfel wünschen, die noch im Früh-
jahr gegessen werden sollen, so ist vor allem auch der Northern Spy zu
nennen. Er ist ansehnlich, wohlschmeckend, saftig und hält sich ein
ganzes Jahr; allerdings trägt er erst spät. Vielleicht müsste man die
Sorte auf alte Bäume veredeln. Herr C. Mathieu führte ihn voriges Jahr
vor, und er fand allgemeine Anerkennung.
IV. Hierauf hielt Herr Geh. -Rat Prof. Dr. Albert Orth einen mit grossem
Beifall autgenommenen Vortrag über seine Reise nach Ägypten und Palästina
gelegentlich der Einweihung der Erlöserkirche in Jerusalem. Unterstüzt
durch zahlreiche grosse Photographien und Zeichnungen (letztere von
Herrn Geh. Holrat von Eyth, dem Begründer der Deutschen Landwirtschafts-
gesellschaft, selbst gefertigt und dem Museum der landw. Hochschule verehrt),
schildert der Redner eingehend den Boden, sowie Land und Leute. Er hatte
das Glück, in Ägypten gerade zu einer Zeit zu sein, wo der Nil wie vor
Jahrtausenden das ganze Unterägypten überschwemmte und gab ein klares
Bild der eigenartigen Bewässerungs-Vorrichtungen. Weiter besprach
er Palästina, die Wüste Juda, ein Hochplateau, das steil nach dem Jordan-
thal abfällt, welches viel tiefer liegt als das Mittelmeer. Anknüpfend
an seinen Besuch in Haifa führte er das schöne, in Gartenflora Heft 7, Seite
74 abgebildete, aus Weizenähren geflochtene Schiff vor, welches Herr
Abraham Duck ihm verehrt, und das er mit vieler Mühe unbeschädigt
nach Berlin gebracht. Der Vortrag wird in den Nachrichten aus dem
Klub der Landwirte zu Berlin erscheinen.
V. Einstimmig wurden in 2. Lesung genehmigt: Die Anträge der vereinigten
Ausschüsse: a) den Fonds der Kaiser Wilhelm- und Augusta-Jubelstiftung
für Gärtner von 6800 M. auf 10000 M. zu erhöhen; b) der Königlichen
Gärtner-Lehranstalt zu Potsdam zu ihrem 75 jährigen Jubiläum eine
Summe von 5000 Mark zu überweisen mit der Massgabe, dass die
Zinsen als „Stipendium des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues"
vergeben werden. (Vergl. S. 112, 148, 168.)
VI. In zweiter Abstimmung wurde ferner die Bewilligung von 20000 Mark
zu Prämien für die Grosse deutsche Winterblumen-Ausstellung
Mitte Februar 1900 im Zoologischen Garten ausgesprochen.
VII. Hierauf wurde der den einzelnen Mitgliedern in der Versammlung über-
gebene Etat für 1899, der von dem des Vorjahres wenig abweicht, in
erster Lesung genehmigt. Hierbei ward ein Antrag des Herrn Hof-
Englische Garten. 20-,
gärtner Hoffmann angenommen, künftig den Etatsentwurf 14 Tage vorher
den hiesigen Mitgliedern mit der Gartenflora zugehen zu lassen.
YIII. Herr llientzsch erstattete namens des Revisions- Ausschusses kurz
Bericht über die Rechnung für die grosse Jubiläums-Ausstellung
von 1.897, die incl. der aufgelaufenen Zinsen einen Cberschuss von
17 250.10 M. ergeben hat, und beantragt, dem Schatzmeister, Herrn Kgl.
Hoflieferant J. F. Loock, Entlastung zu erteilen. Ebenso beantragte er
Entlastung betr. der Jahresrechnung für 1897.
Nachdem der Vereinsdirektor Herrn Loock für die ganz ausser-
ordentliche Mühewaltung, die namentlich die Jubiläums-Ausstellung ihm
verursacht, den wärmsten Dank des Vereins ausgedrückt hatte, sprach
die Versammlung unter lebhaftem Beifall ihm die Decharge aus.
IX. Das Comite für die Berliner Kunstausstellung hat beschlossen, in
diesem Jahre die Räume des Landes-Ausstellungsgebäudes, namentlich
die zwei vorderen Säle, mehr als bisher gärtnerisch zu schmücken, und
erbietet sich, Gärtnern ohne Platzmiethe den nötigen Raum dafür zu
gewähren. Sie können dann auch ihre Firma dabei anbringen.
Von mehreren Sachverständigen wurde hervorgehoben, dass niemand
ohne Entschädigung einen ganzen Sommer hindurch seine Pflanzen dort
aufstellen werde, da das ganz gewaltige Opfer koste. Hofgärtner Hoff mann
und L. Wittmack empfahlen, um den Künstlern möglichst entgegen-
zukommen, zu beantragen, dass die Gärtner dann wenigstens in irgend
einer Form prämiirt werden möchten. Die Versammlung aber sprach
sich dagegen aus, da sie eine Beteiligung ohne Entschädigung in Geld
für aussichtslos hielt.
X. Das Preisgericht, bestehend aus den Herrn Habermann, Xeuheisel
und W i e n h o 1 1 z , sprach Herrn Kretschmann für seine Primula
obconica grandiflora den Monatspreis von 15 M. zu.
XI. Vor der Sitzung wurden eine Anzahl Samen, Syringa japonica etc. verteilt,
die unser Ehrenmitglied, Herr Hofmarschall von Saint Paul Illaire
zu Fischbach im Riesengebirge, Präsident der Deutschen dendrologischen
Gesellschaft, dem Verein freundlichst zur Verfügung gestellt hatte.
Carl Lackner. Wittmack.
Englische Gärten.
(Vortrag, gehalten im Verein zur Beförderung des Gartenbaues am 24. November [898
ri ^ von A. Brodersen.)
];--)ic von mir im Sommer 1S98 unternommene Reise nach England hatte in
-*— , erster Linie den Zweck, die englischen Gärten und Parkanlagen zu
studieren; es war aber auch mein Wunsch, mich über die Gärtnerei im all-
gemeinen zu belehren und die Vorzüge Englands kennen zu lernen. Ausser
Londoner Gärten habe ich den Südwesten Englands gesehen, und beziehen
sich meine Ausführungen nur auf diese Teile. Es kann ja sein, dass in
anderen Gegenden anderes zu beobachten ist, doch kann ich darüber nicht
sprechen.
20Ö Englische Gärten.
Im ganzen habe ich auf einer vierwöchentlichen Reise nicht weniger als
60 Park- und Gartenanlagen grösseren Stiles besuchen können, und wenn es
mir gelungen ist, in dieser kurzen Zeit so viel zu sehen, so ist das besonders
dadurch herbeigeführt, dass mich deutsche Männer in England unterstüzt haben,
namentlich Herr F. W. Meyer, der Landschaftsgärtner der Firma Robert
Veitch in Exeter, welcher sogar eine Zeit lang mich auf der Reise begleitet
hat. Dadurch bin ich in die Lage gekommen, einen viel tieferen Einblick in
englische Gartenbauverhältnisse zu thun , als sonst möglich gewesen sein
würde.
Nachdem ich zurückgekehrt bin, ist mir vielfach die Frage entgegen-
gehalten: »Wie haben Ihnen die englischen Gärten gefallen? Wie unterscheiden
sie sich von den deutschen?« So einfach wie diese Frage ist, so ist sie nicht
so einfach zu beantworten. Um sich über die Gesichtspunkte, die bei der
Anlage englischer Gärten massgebend sind, klar zu werden und um sagen zu
können, ob sie einem gefallen, muss man sich erst mit dem englischen
Charakter, mit Gewohnheiten und Sitten bekannt gemacht haben.
Vor allem macht sich da das Freiheitsbestreben der Engländer geltend,
d. h. eine Freiheit, die sie sich anderen gegenüber erlauben, ohne dass andere
ihnen gegenüber sich solche gestatten dürften, das würden sie sich sehr ver-
bitten. So ist es auch im Garten. Der Gartenbesitzer will von seinem Hause
aus möglichst die Gegend geniessen; manche haben ja auch so grosse
Besitzungen, dass ihnen die ganze Gegend gehört, andere wollen sie wenigstens
mit den Augen beherrschen. Andererseits möchte aber keiner erlauben, dass
irgend einer der Passanten in seinen Garten schaut. Bei uns dagegen öffnet
man an einzelnen Stellen die Pflanzungen, um die Passanten hineinblicken zu
lassen.
Würde der englische Gartenbesitzer, um das Hineinschauen der Vorüber-
gehenden zu verhindern, auf seiner Grenze Pflanzungen oder Mauern errichten,
so würde er selber nicht frei ausschauen können. Er greift da oftmals zu einem
anderen Mittel: er versenkt ohne Weiteres die Fahrwege, oft mit grossen
Kosten. In vielen Ortschaften, z. B. Torquay, findet man in den mit Villen
und Gärten bebauten Teilen öffentliche Fahrstrassen, gleichgültig, ob das
Terrain schräg oder gerade ist, 2 — 4 m tief eingeschnitten und das anstossende
Terrain durch starke Mauern, meistens aus Quadern, Kalkstein u. s. w. gestützt.
Man wandert so zwischen Mauern dahin. Bei uns ist es in manchen Gemeinden
vorgeschrieben, dass keine Mauern erbaut werden dürfen, weil die Schönheit
des Ortes darunter leidet.
Ahnlich ist es bei der Vorfahrt zu den Grundstücken. Der Zufahrtweg
ist meistens so gehalten, dass man von ihm aus nicht in den Garten hinein-
schauen oder doch nur die nebensächlichen Teile sehen kann. Der Besitzer
liebt es nicht, von einem Besucher gesehen zu werden, bevor ihm gemeldet
ist, von wem und in welcher Angelegenheit er zu sprechen ge-
wünscht wird.
Damit will ich aber nicht sagen, dass es schwer sei. die Erlaubnis zur
Besichtigung der Gärten zu bekommen. Wir sind mit der grössten Liebens-
würdigkeit aufgenommen , so dass sich mancher Deutsche ein Beispiel
daran nehmen kann. Von dem Augenblick an, wo man angenommen ist, wird
einem Alles gezeigt und man geniesst die vollste Gastfreundschaft.
Englische Gärten. 207
Bezüglich der Wegeführung im allgemeinen war ich etwas enttäuscht.
Man legt nicht solchen Wert auf die Art der Wegeführung, sondern diese ist
meist eine zufällige.
Fragt man, warum ein Weg nicht so oder so gelegt ist, so erhält man
zur Antwort: Sie müssen doch zugeben, dass die Wegelage praktisch ist. Man
will nämlich schnell von einem Platz zum andern kommen. Die Engländer
haben auch gar nicht so das Wegebedürfnis wie wir. Bei uns sind die Wege
die stummen Führer des Parkbesuchers; in England kehren sich die Parkbesucher
gar nicht an die Wege. In den öffentlichen Anlagen sind die Wege nur für
diejenigen,, welche schnell hindurch wollen. Die andern Besucher gehen bei
gutem Wetter auf die Rasenflächen und legen sich auch wohl darauf. Wenn
wir die Wege als stumme Führer betrachten, so müssen wir auch die Pflanzungen
mit Rücksicht auf die Betrachtung der geschaffenen Bilder von diesen Wegen
aus möglichst abwechselungsreich gestalten.
Hinsichtlich der Anordnung der Pflanzungen scheue ich mich nicht zu
sagen, dass die Engländer uns darin meist ausserordentlich nachstehen. Die
Pflanzungen sind zum grössten Teil nach unseren Begriffen sehr willkürlich
und ohne eine massgebende Idee für die Gesamtwirkung gemacht. Nur die
vom Wohnhause aus sichtbaren Parkteile und die Ausschmückung um das
Flaus lassen eine beabsichtigte Wirkung durch die Gruppierung erkennen.
Für die Anordnung der Pflanzungen wird das Hauptgewicht darauf gelegt
den verschiedenen Pflanzungen solchen Standort zu geben, der ein gutes Ge-
deihen erwarten lässt, ohne hierbei besonders ängstlich auf die Gesamtwirkung
zu achten.
Damit soll aber nicht gesagt sein, dass in den englischen Anlagen keine
schönen Bilder zu linden seien, im Gegenteil ausserordentlich viele. Man ist
dort ja nicht gezwungen, bestimmten Pinien (den Wegen) nachzugehen, sondern
man begiebt sich auf die Rasenflächen und dort öffnen sich auf Schritt und
Tritt schöne Bilder, je nachdem das Licht wirkt.
In einzelnen grösseren Parks und grossen städtischen Anlagen ist von
einer Pflanzung wie bei uns keine Rede. Einen solchen der Natur abgelauschten
Aufbau der Gehölze findet man in England nicht. Ebenso wenig findet man
ein Auflösen der Pflanzungen durch in die Rasenbahnen vorgeschobene Gruppen;
Vorpflanzungen einzelner Bäume sind nicht selten, allein Strauchpflanzungen
als kleinere Gruppen oder Staudenpflanzen frei vor den grösseren Massen
stehend, die Konturen der Pflanzung lockernd, fehlen, wie auch die Verbindung
der Bäume durch niedrige Gruppen, bestehend aus baumartigen Sträuchern,
selten beobachtet wird.
Das einzige Mittel, durch welches die Bäume verbunden werden, bilden
die in grossen Massen auftretenden immergrünen Sträucher, vor allem Kirsch-
lorbeer. Diese werden aber oft nur gepflanzt, um den Rasen unter den grossen
Bäumen zu ersetzen. In einzelnen Fällen wirkt solche Unterpflanzung, be-
sonders bei älteren Bäumen und an Abhängen, recht gut, allein diese Art der
Ptlanzung ist so allgemein, dass der Reiz völlig verloren geht.
In allen grösseren Parkanlagen sieht man weidendes Vieh; damit dieses
die Pflanzen nicht beschädigt, ist jeder Baum und fast jeder Strauch mit einem
Schutzgitter umgeben. So anmutig das weidende Vieh auch ist, die Zäune sind
eine empfindliche, störende Zugabe.
2o8 Englische Gärten.
Bezüglich des Gehölzmaterials sind wir sehr im Nachteil; in England
hat man ein herrliches mannigfaltiges Material zur Verfügung. Wenn wir
Deutschen nur ein annähernd so reiches hätten, könnten wir etwas ganz anderes
leisten. Wenn ein deutscher Gärtner in deutschem Geschmack in England
arbeiten könnte, würde er dort grosse Erfolge erringen können; aber die Eng-
länder haben für fremde Art wenig Verständnis. Die Engländer denken oft
nicht nach, ob das, was sie in eine Gruppe hineinpflanzen, in der Wirkung
auch harmoniert. Das Material in den Gruppen ist oft vorzüglich und trotzdem
die Wirkung mangelhaft.
Bei uns wird grosse Sorgfalt auf die Gestalt der Gruppe gelegt, aber
unsere Gartenliebhaber haben wenig Interesse für die einzelne Art des Strauches,
ob z. B. eine Schneebeere durch einen besseren Strauch ersetzt werden könnte,
fragen sie sich nicht. In England ist es umgekehrt, der Engländer interessiert
sich für die einzelne Sorte; das sieht man auch bei den Blumengruppen. Man
findet die allerunglaublichsten Zusammenstellungen, aber jedes Exemplar ist
eine gute Sorte und von guter Kultur. Ein Besitzer interessiert sich z. B. für
Bambusen, ein anderer für Rhododendron, der dritte für Schlingpflanzen, der
vierte für Alpenpflanzen, Fuchsien oder Pelargonien u. s. f. Jede einzelne
Spezialität wird mit grosser Sorgfalt betrieben. Die Liebe für das Einzelne
wird in einer Weise ausgeübt, wie wir es leider nur selten beobachten.
Sollte es uns gelingen, eine ähnliche Liebe auch bei uns erwecken zu
können, so würden wir ein grosses Arbeitsfeld, eine weite Ausdehnung unseres
Betriebes erlangen.
Um nun einiges Spezielle zu schildern, sei gesagt: es herrscht in den
Londoner Parks eine solch ausserordentliche Blumenfülle, in den für Massen-
wirkung berechneten Anpflanzungen, dass es schwer ist, ohne es gesehen zu
haben, sich eine richtige Vorstellung davon machen zu können. Fast gleichgültig
ist es dabei, ob der Park im Norden oder Westen von London liegt.
In einem einzigen Londoner Park sind mehr Blumen als in sämtlichen
Berliner öffentlichen Anlagen zusammen, nicht nur was die Sorten
und die Schönheit, sondern auch was die Zahl anbetrifft. Die Zahl ist in
Berlin ja auch nicht gering, aber das Material ist bei uns so traurig, dass es
nicht recht zur Geltung kommt. In England dagegen ist jedes Stück eine Aus-
stellungspflanze; die Blumen aus dem Hydepark würden alle unsrigen schlagen.
Da findet man Bougainvillea, Pelargonien, Fuchsien in Pyramiden, und sobald
die Blumen den geringsten Mangel zeigen, werden sie entfernt. Der Reichtum
an Material ist geradezu bewunderungswürdig.
Wenn ich einen Vergleich zwischen einem Berliner und einem Londoner
Park, zwischen dem Tiergarten und dem Hydepark ziehen soll, so ist es, als
ob ich den Tiergarten mit dem Tempelhofer Felde vergleichen müsste. Das
Tempelhofer Feld mit einigen Tausend grossen Bäumen bestanden, durch grosse
Teiche belebt und an einzelnen Stellen reich mit Blumen geschmückt, die
weiten Flächen mit sich kreuzenden Wegen durchzogen, mit den weidenden
Schafheerden, mit den auf den Rasenflächen spielenden und ruhenden Menschen
würde eher dem Hydepark gleichen wie der Tiergarten.
Während der Tiergarten wenig Luft und Licht bietet*), ist der Hydepark
*) Auch der grosse französische Landschaftsgärtner Ed. Andre hat sich dahin aus-
gesprochen, dass an mehreren Stellen im Tiergarten mehr gelichtet werden müsse. (Siehe
Gartenflora 1897 S. 334.) Glücklicherweise geschieht das jetzt. L. W.
Englische Gärten. 200
nur Luft und Licht; während der Tiergarten nur wenig Rasen hat, ist dort
alles Rasen, während im Tiergarten nur hier und da ein kleines Plätzchen für
Kinder ist. ist der ganze Ilydepark ein Spielplatz.
Könnte man das nicht auch in angemessener Weise bei uns einführen?
Könnte man den Tiergarten dadurch nicht nutzbarer machen.' Könnte man
nicht manche völlig vernachlässigte, unzugängliche und ungesunde Flächen, die
seit unzähligen Jahren nicht gelichtet sind, abholzen, und durch geeignete
Massnahmen grosse, gesunde Kinderspielplätze schaffen? Durch solche Ein-
griffe würde der Tiergarten in keiner Weise leiden oder in seinem Charakter
geändert werden. Man könnte immer noch genügend Gehölzpartien sich vor-
behalten, und wenn man jetzt die Siegesallee ausschmückt, so sollte man auch
an anderen Stellen Schmuck anbringen und neben schattigen Wegen auch freie
Flächen schaffen, die der Bevölkerung zum Nutzen gereichen.
Eine Anlage, die mir sehr imponiert hat, ist der botanische Garten in
kew. Ich habe demselben anderthalb Tage gewidmet, und ich habe gesehen,
mit welcher ausserordentlichen Sorgfalt derselbe angelegt ist. Er dient zunächst
wissenschaftlichen Zwecken, dazu dient auch das grosse Arboretum und die
vielen botanischen Pflanzen, die alle gut etikettiert sind, sodass jeder Besucher
sie kennen lernen und geniessen kann. Alles wird dem Publikum in angenehmer
Form dargebracht; überall sind Wegweiser, sodass man in kurzer Zeit zu Hause
ist. Jeder Baum und jeder Strauch tritt Einem angenehm entgegen. Lern
Publikum ist nicht verboten, auf den Rasen zu gehen, man kann daher auch
jeder Pflanze näher treten; ja auf den grossen Rasenflächen sind besondere
geschorene Rasenbahnen, auf denen das Publikum lustwandeln kann.
Im botanischen Garten ist sogar ein Theehaus, und es stehen in der Nähe
Stühle auf dem Rasen, sodass man in Ruhe eine Tasse Thee oder Kaffee trinken,
ev. ein Butterbrot zu sich nehmen kann; es will dies bei uns nicht viel be-
deuten, aber in England muss es hoch angeschlagen werden. Man versteht es
eben ausgezeichnet, den Garten dem Publikum angenehm zu machen und man
erzieht dadurch wirkliche Pflanzen- und Gartenliebhaber.
Der Kewgarten ist im allgemeinen nur eine ebene Fläche, aber alles ist
so gut angeordnet, dass man das kaum empfindet. An einer Stelle ist auch
eine Art Hohlweg angelegt, und da finden sich herrliche Rhododendron,
Kamellien und Hex in 25—30 Fuss hohen Prachtexemplaren. Da sieht man.
dass alles hergerichtet ist zur Freude der Besucher, nicht damit bloss die Art
vertreten sei.
Wenn ich hiermit das Terrain vergleiche, auf dem der neue Berliner
botanische Garten entstehen wird, so kann ich nur sagen: wir haben, was Lage
und Formation anbetrifft, Verhältnisse, die es möglich machen, wenn auch in
bescheideneren Grenzen, so aber doch dem inneren Werte nach, einen Garten
zu schaffen, der demjenigen von Kew nicht nachsteht.
Hoffen wir daher, dass in Dahlem ein Institut entsteht, dem es neben
segensreicher wissenschaftlicher Forschung obliegt, nach den Grundsätzen, wie
solche in Kew-Gardens befolgt werden, reiche Früchte zutragen, unser deutsches
Volk zu wirklichen Garten- und Pllanzentreunden zu erziehen.
2io Motive zu Teppichbeeten. — Der Gemüsebau in den Vereinigten Staaten.
Motive zu Teppichbeeten aus Haeckels ..Kunstformen der Natur".
t (Hierzu Abb. 46 u. 47.)
urz bevor ich die warm empfundene Rezension des Herrn Landes-
ökonomierat A. Goethe in Geisenheim über Haeckels »Kunstformen
der Natur« erhielt, die in dieser Nummer Seite 2 16 abgedruckt ist, hatte ich.
in gleicher Begeisterung" wie Goethe über das neueste Werk meines verehrten
einstigen Lehrers, der allen, welche sich an der Festgabe zu seinem 60. Ge-
burtstag 1894 beteiligten, die 1. Lieferung als Geschenk zusandte, den Verfasser
um die Erlaubnis gebeten, einige der schönen Formen kopieren zu dürfen. Er
sowohl, wie die Verlagshandlung, das Bibliographische Institut in Leipzig,
haben das bereitwilligst gestattet, wofür ich ihnen den lebhaftesten Dank aus-
spreche, und so erhalten die verehrten Leser zwei Abbildungen (Fig. 11 u. 12
der Tafel 5 in Haeckels Werk) eines Teiles von Querschnitten durch die Wand
von zwei Kalkschwämmen, welche als prächtige Motive für Teppichbeete und
Blumengruppen (und ebenso gut für Stickmuster) dienen können. Fig. 46
Sycarium elegans Haeckel, Fig. 47 Sycaltis perforata Haeckel.
Im Übrigen schliesse ich mich ganz Herrn Landesökonomierat Goethe an
und kann noch hinzufügen, dass auch in den Ausschüssen des Vereins zur Be-
förderung des Gartenbaues Haeckels Werk die allgemeinste Bewunderung
erregt hat. Dabei ist der Preis von 3 Mark für 10 so prächtige Tafeln mit
Text, wie sie die 1. Lieferung bringt, geradezu erstaunlich niedrig.
Die tierischen Schwämme bieten übrigens eine wahre Fülle zierlicher
Gebilde. Herr Geh. Reg. -Rat Prof. Dr. Franz Eilhard Schulze, Direktor
des zoologischen Instituts an der Universität Berlin, der Spezialist der tierischen
Schwämme, welcher mich freundlichst über den Bau noch näher orientierte, bat
mir eine ganze Reihe reizender Formen der Nadeln etc. von Kieselschwämmen
vorgeführt, wie sie u. a. in seiner Bearbeitung der Kieselschwämme der»Challenger
Expedition« abgebildet sind. L. Wittmack.
Der Gemüsebau in den Vereinigten Staaten.
Von L. Wittmack. [Schluss.]
Gemüsetreiberei.
Wie schon in der Einleitung über den Gemüsebau gesagt ist, finden, trotz
der massenhaften Einfuhr von Frühgemüse aus dem Süden, die Gemüsetreiber
im Norden immer noch ihre Rechnung. Sie ziehen hauptsächlich solche Gegen-
stände, die sich nicht weit versenden lassen, oder, wenn es auch dieselben
Dinge sind wie die aus dem Süden kommenden, so erhalten sie, weil die
Gemüse frischer sind und von den reichen Bewohnern der grossen Städte
bevorzugt werden, doch höhere Preise.
Um ein Beispiel zu geben, wie eine solche Gemüsetreiberei eingerichtet
ist, sei die des Herrn Wiles in Beideman in der Nähe von Philadelphia
beschrieben, die ich unter freundlicher Begleitung des Herrn Eisele, Geschäfts-
führers des Herrn Henry Dreer in Philadelphia, am 2. Oktober 1893 besuchte.
Herr Wiles hat 18 Gewächshäuser, die alle miteinander in Verbindung
stehen. Im ersten, 170 Fuss lang, 19V2 Fuss breit, war nichts weiter als Peter-
Motive zu Teppichbeeten aus Haeckels „Kunstfbrmen der Natur". 211
Abb. 46. Teil eines Querschnittes aus der Wand eines Kalkschwammes,
Sycarium elegans Haeckel.
Nach Haeckel, Kunstformen der Natur.
Abb. 47. Teil eines Querschnittes aus der Wand eines Kalkschwammes,
Svcaltis perforata Haeckel.
Nach H ae c kel, Kunstformen der Natur.
2i2 Der Gemüsebau in den Vereinigten Staaten.
silie in drei langen Beeten an der Erde; im zweiten Hause dasselbe. Mitunter
wird die Petersilie erst im Freien ausgesäet und die Wurzeln dann nachher
ins Haus gepflanzt, diese war aber direkt im Hause ausgesäet. Mehrere der
folgenden Häuser standen voll Salat. Dieser wird im Freien ausgesäet und
dann hierher verpflanzt, wobei man die alten Blätter abschneidet. Die Mist-
beete enthielten Sellerie, der gebleicht werden sollte. Er stand ausserordentlich
dicht; die einzelnen Stauden werden mit Papiercylindern umgeben, damit
sie bleichen. Herr Wiles treibt auch Sauerampfer, doch ist er fast der
einzige in seiner Gegend, der das thut, da die Nachfrage nur gering ist. Der
Sauerampfer wird im Freien angezogen, die Blätter werden im Herbst ab-
geschnitten und die Wurzelstöcke im Hause ausgepflanzt.
Überall war in den Häusern etc. Wasserleitung; drei Beete Salat wurden
gerade in meiner Anwesenheit bewässert. Die betr. Sorte hat Herr Wiles aus
England bezogen (des Namens erinnerte er sich nicht mehr), jetzt zieht er selber
Samen und wählt mit grosser Sorgfalt die Samenträger und den Samen selber aus.
Auch Bohnen werden getrieben, und zwar Lima-Bohnen (Phaseolus lunatus).
Da diese sehr hoch ranken, war ein Drahtgeflecht dafür errichtet. Andere
Bohnen treibt er wenig, weil sie von weit her nach den Märkten des Nordens
gesandt werden. Als Sorten benutzt er Valentine und die goldene Wachsbohne.
Gurken treibt er nicht, teils weil sie auch aus weiter Ferne nach Phila-
delphia gesandt werden, teils weil sie in den östlichen Staaten getrieben werden,
namentlich in Arlington bei Boston*). Dagegen spielt die Anzucht der To-
maten (an Fäden), eine grosse Rolle. Die grünen Tomaten werden gekocht und an
die Hühner verfüttert, von denen Herr Wiles eine grosse Zahl besitzt. Alles
Federvieh, das eingeschlossen gehalten wird, muss nach Herrn Wiles etwas vege-
tabilische Nahrung (er meint etwas Grünes) haben. Auch Tauben zieht er
viel und verkauft oft 25 Paar junge Tauben die Woche.
Von Kulturen ist ferner die Treiberei des Blumenkohls hervorzuheben,
den Herr Wiles in grosser Menge zieht und zwar den „Frühen Erfurter Zwerg".
— Den ganzen Winter zieht er Radieschen. Die ersten werden noch im freien
Felde ausgesäet und das Feld, wenn Kälte droht, mit Heu belegt. Ich sah
solche, die vor 10 Tagen, also Ende September, gesäet waren und in 4 Wochen
verkaufsfähig sein sollten. Später säet er sie im kalten Kasten und endlicq
im Gewächshause. Brunnenkresse ist ebenfalls zu finden, und zwar nicht weniger
als 4 Häuser voll. Diese wächst auch auf trockenem Boden. Auch etwas
Minze, Speermint wird kultiviert, sowie rote Beete.
Überblicken wir alles, so finden wir hauptsächlich folgende Artikel bei
Herrn Wiles: 1. Salat, 2. Petersilie, 3. weisse und rote Radieschen, 4. Minze
(speermint) , 5. Sauerampfer, 6. Blumenkohl, 7. Bleichsellerei, 8. rote Beete,
9. Brunnenkresse. Man sieht, es sind meist Sachen, die keinen zu weiten Trans-
port ertragen. — Wir sahen uns auch den Komposthaufen an; namentlich mit
Hilfe des Kompost hat Herr Wiles seinen anfänglich armen Boden so an-
gereichert. Er benutzt dazu 1. Pferdedünger, 2. abgebrühte Hopfenzapfen aus
Brauereien, 3. Mergel , 4. menschliche Abfallstoffe , 5. Federviehdünger; das
Ganze wird selbstverständlich im Jahre 4 — 5mal umgegraben. — Die Gemüse
werden mittels eigenen Wagens nach Philadelphia gefahren und einem
*) Bei Arlington ist sehr grosse Gemüsekultur, wie in der ganzen Umgegend von Boston.
Den Bleichsellerie sah ich dort zwischen Brettern bleichen, auch durch Anhäufeln.
Kleinere Mitteilungen.
213
Kommissionär übergeben. Dieser rechnet alle Woche ab und erhält 10% Ver-
mittlergebühr. Herr Wiles hat weiter keine Umstände und ist mit diesem
Modus sehr zufrieden, er wollte sich nur noch ein Bank-Konto anlegen. -
Weniger befriedigt äusserte er sich über die Arbeiterverhältnissc. Die Arbeiter
treiben ihm zu viel Politik, namentlich zur Zeit der Wahlen, und ein Arbeite]-,
der sonst 1 — 11,2 Dollar pro Tag erhält, verdient zur Wahlzeit 5 Dollar pro
Tag, wenn er anderen bei den Wahlbeeinflussungen hilft oder seine Stimme
verkauft. — Herr Dreer hat weniger über die Arbeiter zu klagen, da seine
Gärtnerei weiter ab von der Stadt liegt.
Wir sehen aber, wenngleich die Arbeiterverhältnisse nicht günstig sind
aus diesem einen Beispiel schon, dass es drüben sich doch noch lohnt, im
Winter Gemüse zu treiben, trotz aller Konkurrenz des Südens: man muss nur
die richtigen Arten wählen.
Sollte das bei uns nicht auch möglich sein? Wir könnten Beispiele an-
führen, dass regelmässig mitten im Winter Gurken und grüne Bohnen aus Wilna
nach Berlin gesandt und gut verkauft sind, während unsere Gemüsezüchter
sagen, sie könnten nichts absetzen. Die Hauptsache ist, dass man regel-
mässig liefern kann. Es nützt dem Händler mit Delikatessen nichts, wenn
ihm einmal ein Posten feinen getriebenen Gemüses angeboten wird, er muss
darauf rechnen können, dass er es dauernd erhalten kann.
In Wien zahlte man einem Gemüsetreiber im Winter für 1 kg Prinzessin
bohnen 10 iL = 17 M., für eine Gurke 1 fl., für eine grosse Erdbeere 00 Kreuzer
Und dabei hat Wien Italien noch viel näher als wir.
Kleinere Mitteilungen.
Streptocarpus Hybriden.
Beigegebene Abbildung*) veranschau-
licht eine i1/i Jahr alte Pflanze dieser
schönen Gesneracee und ersieht man
aus diesem Bilde so recht, was uns mit
derselben für ein vorzügliches Deko-
rationsmaterial an die Hand gegeben
ist. Da diese Streptocarpus wenig
Anspruch in bezug auf die Kultur
machen, so sind sie so recht dazu ge-
schaffen, im Sommer leerstehende
Gewächshäuser zu schmücken, und
wenn man dieselben im Sommer
schattig und recht luftig hält, kann
man den Flor bis tief in den Dezember
ausdehnen, wenn sie Anfang September
in ein Warmhaus gebracht werden, wo
dann die Blumen einen ganz aus-
gezeichneten Werkstoff für feinere
Binderei abgeben.
*) Die Abbildung ist leider zu klein, so
dass wir sie nicht bringen können.
I). Red.
Auch zum Ausschmücken derZimmer
sind dieselben recht gut zu verwenden,
indem die ganze Pflege nur in tleissigem
Begiessen besteht, bis die Blüten all-
mählich nachlassen und dann die Ruhe-
zeit eintritt, wo nur noch soviel Wasser
gereicht werden darf, dass die Wurzeln
nicht vertrocknen. Im März beginnt
sich dann der Trieb wieder zu regen,
wo die günstigste Zeit zum Verpflanzen
gekommen ist; als Nährboden gebe
man Lauberde, der man etwas Ilorn-
späne beimischt. Im Laute desSommers,
überhaupt in der Vegetationszeit gebe
man wöchentlich zweimal einen Dung-
guss und Hornspanwasser, was die
Blütenbildung ungemein befördert,
indem sich gleichzeitig die Blätter recht
krät'tigausbilden. und müssen dieselben,
da sie sehr leicht brechen, recht vor-
sichtig behandeltet werden, damit die
Pflanze dadurch nicht verunstaltet wird.
Und nicht allein dieses, auch die
Blütenstiele, welche sich auf der Basis
214
Kleinere Mitteilungen.
des Blattes bilden, gehen zurück, wenn
ein Blatt zerbrochen wird, wie ich
dieses bisher sehr oft beobachtet
habe. Jedes Blatt bringt 8 — 9 Blüten-
stiele, wovon wieder ein jeder bis
6 einzelne Blumen bringt; also je mehr
gut ausgebildete Blätter vorhanden,
je mehr Blütenstiele werden hervor-
kommen,und ist es daher recht lohnend,
wenn man ältere Pflanzen kultiviert,
die nicht selten 25 Blütenstengel auf
einmal über die Blätterrosette erheben,
wie die Abbildung zeigt. Diese Pflanze
ist Ende August photographiert und
heut, am 6. Dezember, sind noch
32 Blumen geöffnet.
Ganz besonderes Gewicht ist darauf
zu legen, dass die Entwicklung durch
nichts gestört wird, dann kann man
durch nochmaliges Verpflanzen im
Juli wahre Ausstellungspflanzen kulti-
vieren, sodass sich im Laufe des
Sommers ca. 20 Blätter ausbilden, was
160 — 180 Blütenstiele giebt, alle wieder
mit durchschnittlich je 6 Blüten; so
produziert eine gut kultivierte Pflanze
über 1000 Blumen, die nun bei den
neuen Hybriden von weiss bis in
violett variieren und recht grossblumig
sind; und was die Hauptsache ist, sie
lassen sich recht gut zur Binderei ver-
wenden. Auch als Topfpflanzen werden
sie willig Käufer finden und die wenige
Mühe reichlich lohnen. Stellt man die
temperiert überwinterten Streptocarpus
nach dem Verpflanzen auf warmen Fuss,
so kann man schon von Mitte April
ab blühende Pflanzen haben, welche
bei vorsichtiger Behandlung bis im
Herbst uns durch ihre Blumen erfreuen
werden.
Gr.-Tabarz (Villa Spindler).
J. Biemüller.
Das ungewöhnlich milde Wetter
der letzten Tage, schrieb die Voss.
Ztg. am 17. Februar, hat die Vegetation
im Freien ausserordentlich beeinflusst.
Eine ganze Anzahl Sträucher haben
ihre Knospen geöffnet und die jungen
Triebe sind zum teil schon mehrere
Zentimeter lang. Aber nicht nur junges
Laub, sondern auch Blüten treten schon
vielfach auf, und zwar nicht nur die un-
scheinbaren Kätzchen der Haseln und
Erlen, sondern auch bunte Blumen,
wie die reizenden roten Blumen der
dahurischen Alpenrose (Rhododendron
dahuricum), diemattrosa, süssduftenden
Blumen des Seidelbastes (Daphne
Mezereum). Ja selbst Monatsrosen, die
ungedeckt durch den Winter gingen,
beginnen, die Knospen, die sie im
Herbst gebildet hatten, zu öffnen. An
den Pfirsichsträuchern färben sich die
Blütenknospen schon deutlich rosen-
rot. Noch grösser ist die Zahl der
jetzt im Freien blühenden krautigen
Gewächse. Die verschiedenen Schnee-
glöckchen, die Winterlinge, die Helle-
borusarten stehen schon seit längerer
Zeit in voller Blüte, die gelbe Stern-
bergia lutea blüht nun schon seit
Oktober ununterbrochen. Die ver-
schiedenen Krokusarten, die im Früh-
jahr blühen, haben zum teil bereits
ihre Blumen geöffnet, zum teil stehen
sie unmittelbar vor dem Aufblühen.
Veilchen giebt es bereits in grösserer
Menge , ebenso frische , stengellose
Primeln (Primula acaulis).
Mit dem Plan eines Nordparkes,
wie er für die Reh- und Wurzelberge
in Aussicht genommen ist, beschäftigt
sich jetzt die städtische Bauverwaltun^.
Sie hat zunächst das Gelände dieser
,,Gebirgs"-Landschaft festzulegen, um
das Ganze dem Bebauungsplan an-
zupassen und die notwendig werdenden
Abänderungen der Baufluchtlinien in
den Stadtplan einzuzeichnen. Der
grössere Teil des fraglichen Gebiets
befindet sich in fremdem Besitz, so-
dass später auch noch Verhandlungen
mit den betreffenden Eigentümern
erforderlich werden. Nach alledem
dürften die Anpflanzungen in diesem
Jahre kaum noch in Angriff genommen
werden können. (Der Plan des Herrn
Gartendirektors Mächtig ist ein-
zwischen genehmigt.)
Neuerungen in der Berliner Kunst-Ausstellung.
In der diesjährigen Grossen Berliner
Kunst-Ausstellung werden einige Neue-
rungen geplant. Unter anderem soll
die grosse Vorhalle, die bisher für
die Werke der Plastik verwendet
wurde, in eine Art Gewächshaus oder
Orangerie mit exotischem Pflanzen-
werk umgewandelt und mit behaglichen
grösseren Nischen versehen werden,
in welchen die Plastik Aufstellung
finden soll. Insbesondere sollen dort
einige bereits angemeldete Brunnen-
Kleincrc Mitteilungen.
■2 1
Gguren inThätigkeit aufgestellt werden,
die dazu dienen werden, in der heissen
Jahreszeit den Besuchern der Aus-
stellung Erholung und Erfrischung zu
spenden. Die teilweise sehr hohen
Ausstellungsräume, die im ganzen einen
kalten und nüchternen Eindruck hervor-
riefen, sollen durch wirksame Yelarien
in behagliche, intime Räume um-
gestaltet werden.
Zur Bekämpfung des Apfelblütenstechers.
Garten-Inspektor Held an der land-
wirtschaftlichen Akademie in Hohen-
heim bei Stuttgart hat eine Reihe von
Versuchen über die Bekämpfung des
Apfelblütenstechers. jenes kleinen
Käferchens, das unter den Rinden-
schuppen unserer Obstsäume lebt, an-
gestellt, und ist zu dem Resultat ge-
kommen, dass von den Bekämpfungs-
mitteln, welche er angewendet hat,
diejenigen die besten waren, welche
am wenigsten kosteten, und zwar:
1. Das Umwickeln der Bäume
mit Heuseilen.
2. Das Abklopfen.
Heuseile wurden im Oktober und
November 1897 um die Bäume gelegt.
Ich möchte aber vorschlagen, sie schon
im Juli umzulegen, da ein gut Teil
der Käferchen schon in diesem Monate
Schlupfwinkel sucht. Dieses Verfahren
ist übrigens sehr alt und auch bei uns
noch da und dort »gegen die Hexen«
üblich, damit dieselben die zukünftige
Ernte nicht beschädigen. Bei uns
werden die Strohseile aber viel zu
spät, wenn der Baum schon entlaubt
ist. umgelegt, reber das Heuseil hat
nun Held 4 — öfach zusammengefaltetes
Pack- oder Zeitungspapier mittels Bind-
faden befestigt und darunter im Fe-
bruar 1898 von 2100 Bäumen 22000
Käferchen, also pro Baum 10 Käferchen
gefangen, die schon einen recht er-
heblichen Schaden angerichtet hätten.
Als die beste Yertilgungs-Methode
bezeichnet aber Held das Abklopfen
der Bäume, das er an 3000 Obstbäumen
ausführte.
Der Versuch dauerte vom 28. März
bis 2. Mai und ergab, dass nur das
Abklopfen und Autlesen der Schädlinge
von durchgreifendem Erfolge ist.
Man legte unter die Bäume ein
Wagenlaken oder grosse Tücher. Zum
Abklopfen wurden Stangen benutzt,
an deren Spitze sich ein Stück Hisen-
röhre betindet, die mit Gummi oder
Lappen überzogen ist. Dieses Ab-
klopfen ist besser als das Abschütteln.
hie Z<-it zum . Vlddopfen ist früh von
5 — 7 Uhr, wenn die Käferchen noch
steif sind. Die Tierchen werden dann
zusammengekehrt und in einem Behälter,
in dem sich Kalkmilch und etwas
Petroleum befindet, getötet.
C. Reichelt, Ratg. f. Obst- u. Gartenb.,FriedbcrL\
Ein Reichs-Versuchsgarten
wird an der von Steglitz nach Dahlem
führenden Chaussee gegenüber dem
Haupteingang zum neuen Botanischen
('.arten angelegt. Dieser Versuchs-
garten untersteht dem Reichsgesund-
heitsamte in der Klopstockstrasse
und hat mit dem Botanischen Garten
nichts zu thun. Der Zweck der neuen
Anlage, die nördlich der Dahlemer
Chaussee ein weit ausgedehntes, vor-
läufig von einem Drahtzaun einge-
schlossenes Gelände umfasst, besteht
lediglich darin, gewisse Krankheits-
erscheinungen bei Pflanzen zu beob-
achten und die Urschen und Ver-
hütungen derartiger Erkrankungen zu
ergründen.
Rosenkrankheit.
Grosse Niedergeschlagenheit, schreibt
die Voss. Ztg., herrscht unter den
Rosenzüchtern, denn es ist noch nicht
gelungen, dem heimtückischen Krank-
heitserreger der La France-Rose
richtig auf die Spur zu kommen.
Während mikroskopische Untersuchun-
gen das Vorhandensein eines Wurzel-
pilzes nicht ergaben und Prof. Dr.
Sorauer der Ansicht zuneigt, es
handle sich nur um eine allgemeine
Sohwächeerscheinung. will der Rosen-
züchter Kinkel-Rosenheim beobachtet
haben, dass die vorjährige grosse
Hitze im August die Hauptursache
der Zerstörung abgegeben habe.
Neuerdings will man eine ähnliche
Krankheitserscheinung auch bei der
Marschall Niel-Rose testgestellt haben.
2l6
Litteratur.
Litteratur.
Kunst-Formen der Natur.
Vor einigen Monaten kündigte das
Bibliographische Institut in Leipzig
unter diesem Titel ein in etwa fünf
Lieferungen zu je 3 M. erscheinendes
Werk an, dessen Urheber Professor
Ernst Haeckel in Jena ist. Wer mit
dem Mikroskope arbeitet, findet manch-
mal unter demDeckglase Anordnungen,
Gliederungen an und für sich sehr
wenig bedeutender oder wenig ge-
kannter Objekte, die Ausrufe der Be-
wunderung hervorlocken, weil die
Umrisse des Ganzen und der einzelnen
Teile die Empfindung des Schönen
auf das lebhafteste erwecken. Oft
genug staunt man über harmonische
Gestaltung und edlen Aufbau, wo man
sie gar nicht vermutet hätte, und auch
die allerkleinsten Schöpfungen der
allwaltenden Natur tragen mitunter in
ihrer äusseren Erscheinung den Stempel
des Schönen in so hervorragendem
Masse, dass man nur bedauern muss,
dass ein solcher Anblick, eine solche-
Quelle des reinsten Genusses, verhältnis-
mässig nur wenigen zugänglich ist.
Empfindungen dieser Art waren es,
die mich bald in den Besitz der ersten
Lieferung dieses Werkes kommen
Hessen; versprach doch Haeckels Name
auch in dieser Richtung Hervorragendes.
Meine Erwartungen sind aber um ein
Vielfaches übertroffen worden, und ich
kann mich an den herrlichen Formen
von ebenso grosser Mannigfaltigkeit
als von eigenartiger Anordnung gar
nicht satt sehen. Welche Anregung wird
aus diesen Abbildungen ein Gärtner
empfangen, dessen Auge die Dinge
mit dem Massstabe der Schönheit zu
messen gewohnt ist?! Welche herrlichen
Vorbilder für das Blumenbeet, für die
Binderei und für Ausschmückungen
aller Art bieten sich hier in den Dar-
stellungen der verschiedensten Meeres-
bewohner dem formenfreudigen Auge?!
Wie Haeckel selbst über die Sache
denkt, das mögen einige Sätze der von
ihm verfassten Vorrede ausdrücken.
Gleich zu Anfang heisst es: „Die Natur
erzeugt in ihrem Schosse eine un-
erschöpfliche Fülle von wunderbaren
Gestalten, durch deren Sehönheit und
Mannigfaltigkeit alle vom Menschen
geschaffenen Kunstformen weitaus
übertroffen werden. Die Naturprodukte,
aus deren Nachahmung und Model-
lierung die bildendeKunst desMenschen
hervorgegangen ist , gehören be-
greiflicherweise solchen höheren
Gruppen des Pflanzenreichs und des
Tierreichs an, mit denen der Mensch
in beständiger Berührung lebte, vor
allem den Blütenpflanzen und Wirbel-
tieren. Dagegen ist den meisten
Menschen grösstenteils oder ganz un-
bekannt jenes unermessliche Gebiet
der niederen Lebensformen, die ver-
steckt in den Tiefen des Aleeres
wohnen oder wegen ihrer geringen
Grösse dem unbewaffneten Auge ver-
schlossen bleiben."
,,Die vorliegenden ..Kunstformen der
Natur" verfolgen den Zweck, jene ver-
borgenen Schätze ans Licht zu ziehen
und einem grösseren Kreise von
Freunden der Kunst und der Natur
zugänglich zu machen. Seit frühester
Jugend von dem Formenreize der
lebendigen Wesen gefesselt und seit
einem halben Jahrhundert mit Vorliebe
morphologische Studien pflegend, war
ich nicht nur bemüht, die Gesetze
ihrer Gestaltung und Entwicklung zu
erkennen, sondern auch zeichnend und
malend tiefer in das Geheimnis ihrer
Schönheit einzudringen. Auf zahl-
reichen Reisen, die sich auf einen Zeit-
raum von fünfundzwanzig Jahren er-
strecken, habe ich alle Länder und
Küsten Europas kennen gelernt und
auch an den interessantesten Gestaden
des nördlichen Afrika und des süd-
lichen Asien längere Zeit gearbeitet.
Tausende von Figuren, die ich auf
diesen wissenschaftlichen Reisen nach
der Natur gezeichnet habe, sind bereits
in meinen grösseren Monographien
publiziert; einen anderen Teil will ich
bei dieser Gelegenheit veröffentlichen.
Ausserdem werde ich bemüht sein,
aus der umfangreichen Litteratur die
schönsten und ästhetisch wertvollsten
Formen auszulesen und zusammen-
zustellen."
Und schliesslich sagt Haeckel: „Die
Quellen ästhetischen Genusses und
veredelnder Erkenntnis, die überall
in der Natur verborgen sind, sollten
mehrundmehr erschlossen undGemein-
gut weitester Bildungskreise werden."
Litteratur.
2 i 7
Gärtnerische Kreise dürfen dem
Herrn Verfasser und in zweiter Linie
seinen Mithelfern sowie der Verlags-
buchhandlung für die Veröffentlichung
gerade dieses Werkes grossen Dank
wissen. Uns aber erfüllt es mit Stolz
und Freude , einen Forscher wie
Haeckel in Sachen der Schönheit der
.Natur auf unserer Seite zu sehen und
von ihm eine so wirksame Unter-
stützung zu empfangen. Den Sitz alles
wahrhaft Schönen in der Natur zu
suchen, dazu die jungen Gärtner, die
1 räger der nächsten beruflichen Ge-
neration immer mehr anzuleiten und
darauf zu verweisen, das sollte eine
der Hauptaufgaben der Lehrer des
Gartenbaues sein. Wenn erst die Natur
als die unerschöpfliche Quelle aller
Schönheits-Begriffe allgemein benutzt
wird, dann nimmt der Gartenbau in
seinem ganzen Umfange einen neuen
Aufschwung!
L.-Oek.-R. R. Goethe-Geisenheim.
II. Graf zu Solms-Laubach, Pro-
fessor der Botanik an der Universität
Strassburg i. E., Weizen und Tulpe
und deren Geschichte. Mit i Tafel
in Handkolorit. Leipzig. Verlag von
Arthur Felix 1899.
Eine echte deutsche Gelehrtenarbeit,
wie wir sie stets in den Schriften des
Reichsgrafen zu Solms-Laubach
finden, liegt auch in dieser Schrift
vor. Schade, dass er nicht zwei Ver-
öffentlichungen daraus gemacht hat,
dann würde die Zahl der Käufer
vielleicht doppelt so gross werden,
denn viele interessieren sich nur für
den Weizen, andere nur für die Tulpe.
Wir schli essen uns bezüglich des Weizens
der Auffassung des Verfassers an. dass
man Körnicke's fünf Unterarten
von Triticum vulgare, dem gemeinen
Weizen: vulgare im engeren Sinne, tur-
gidum. durum, Spelta und dicoecum,
besser als Arten aufführt. Wir haben
das zwar früher selbst nicht gethan,
sondern sind Alefeld und Körnicke
in mancher Hinsicht gefolgt. Wenn
man aber wünscht, dass die Landwirte
die lateinischen Namen bei Getreide
anwenden sollen, muss man die Sache
1 hst vereinfachen und nicht sagen:
Triticum vulgare durum etc., sondern
einfach I riticum durum.
Dil Hauptfrage, die der Verfasser zu
lösen sucht, ist die nach dem Vater-
lande des Weizens. Während fast
alle Vorgänger die Heimal in West-
asien suchen, nimmt er Mittelasien an,
weil sonst nicht erklärlich sei, dass
in China der Weizen schon im 3. Jahr-
tausend, in Aegypten erst im 4. Jahr-
tausend vor Chr., kultiviert winde.
Auch führt er als ausgezeichnet. 1
Paläontologe die Verhältnisse der Vor-
welt, z.T. unter Benutzung von Englers
Arbeiten, zur Begründung an.
Leider sind fossile od er prähistorische
Weizenproben in Zentralasien bis jetzt
nicht gefunden. Dass die Weizenkultur
in Zentralasien uralt, ist gewiss nicht
zu bestreiten; aber man kann sich
vielleicht ebensogut vorstellen, dass
sie von Vorderasien nach Zentralasien
und von da nach China sich aus-
gebreitet habe.
Die prähistorischen Funde bespricht
der Verfasser eigentlich viel zu wenig.
Des Referenten Arbeiten, z. B. seine
Ansicht, dass T. dicoecum der Urform
am nächsten stehen möchte, eine An-
sicht, der auch Kör nicke zuneigt,
scheinen dem Verfasser nicht bekannt
zu sein.
Für den Gärtner viel wichtiger ist
die auch räumlich ausgedehntere Ab-
handlung über die Geschichte der
Tulpen in Mittel- und Westeuropa.
Solms bespricht 1. die Feldtulpen,
2. die Gartentulpen. Er weist nach,
dass die gelbe wilde Tulpe, Tulipa
silvestris, die jetzt bis zum südlichen
Schweden wächst, ursprünglich nur in
einem begrenzten Bezirk Italiens bei
Barga, im oberen Serchiothal in den
Apenninen und bei Bologna einheimisch
war und erst später, im vorigen Jahr-
hundert, bei uns verwildert ist.
Die Gartentulpe wurde von Busb ecq,
dem Gesandten Kaiser Ferdinands I.
beim Sultan für die Gärten entdeckt.
Als er im Jahre 1554 nach Kon-
stantinopel reiste, sah er in einem
Garten zwischen dieser Stadt und
lladrianopelzum ersten Mal dieseBlume
(Solms zitiert die betr. Stelle aus dem
Reisebrief); merkwürdigerweise sah
Conrad Gesner sie schon 1559 'n
Augsburg aus Samen gezogen. Clusius,
dei 157;-; nach Wien kam, traf dort
mit Busbecq zusammen, der ihm viele
Samen schenkte, auch Tulpensamen.
Ausserdem ist die Tulpe, ehe Clusius
sie inHolland verbreitete, schon um 1570
in Mecheln gewesen, 1574 blühte die
2l8
Litteratur.
erste in Brüssel, 1594 war sie schon
in mehreren Sorten in Breslau.
In Holland unterscheidet man heute
1. einfarbige oder Muttertulpen, 2. bunt-
farbige oder gebrochene, von letzteren
wieder a) Bizarden, mit gelbem
Grund und verschiedener Panachierung,
b) Flamands, die weissgrundig sind
und, wenn die Panachierungsfarbe
violett ist, Bybloemen (sprich Bei-
blumen), wenn sie rot ist, »Roses«
heissen. Alle die berühmten alten
Sorten, wie Semper Augustus, Admiral
Liefkens, Gouda (sprich Gauda) u. s. w.,
von denen wir noch kolorierte Ab-
bildungen besitzen, sind nach Solms
durchweg Bybloemen oder Roses.
Solms hatte das Glück, die gross-
artige Bibliothek des Herrn E. H.
Krelage in Haarlem eingehend durch-
sehen zu können, und auf Grund dieser
Studien und anderer Originalquellen
giebt ereineganz eingehende Geschichte
derselben, namentlich auch des Tulpen-
schwindels.
Wir lächeln heute über die hohen
Preise, die damals für Tulpen gezahlt
wurden, aber ist es heute bei den
Orchideen, z. B. den Cypripedien, nicht
ähnlich? Der Unterschied ist nur der,
dass man bei den Tulpen eine Art
Terminhandel trieb, dass man Blumen
verkaufte, die man noch gar nicht hatte.
Solms geht auch auf die Ab-
stammung der Gartentulpen ein und
schliesst mit folgenden Sätzen:
Es stellt sich heraus, dass die
Gartentulpen die variable Progenies
(Nachkommenschaft) zwischen nicht
näher bestimmbaren asiatischen Spezies
der Gattung, dass die wilden Alt-
tulpen Europas reine, aus dem Osten
gekommene Arten darstellen, dass
endlich die Neutulpen (Neotulipes der
Italiener) sich als Abkömmlinge der
Gartentulpen erweisen, die wieder in
wilden Zustand gelangt sind, und dass
deren häufiges Neuauftreten der geringen
Konstanz der Vererbung bei der Fort-
pflanzung mittels Samen, gegebenen-
falls der Sportbildung zur Last zu
legen ist.
Die Einzelheiten möge man in Solms
trefflichem Werk selber lesen!
Die beigefügte Tafel giebt drei
berühmte Tulpen farbig wieder:
1. Viseroy (weiss mit violetter
Panachierung), 2. Semper Augustus,
3. Gouda (beide weiss mit roter
Panachierung). L. W.
A. Voss, Gärtnerisches Zentralblatt.
Referierendes und forschendes Organ
für den gesamten Gartenbau u. s. w.
Berlin, Weissenburgerstrasse 66.
Zentralblätter giebt es bereits, auf
den verschiedensten Gebieten der
Naturwissenschaften und verwandter
Disziplinen. Sie haben den Zweck, in
kurzer und gedrängter Form möglichst
vollständig alle Arbeiten und sonstigen
Mitteilungen, die in dem betreffenden
Fach erschienen sind, zu bringen, und
sie sind infolge dessen für Forscher
und Interessenten eine grosse Er-
leichterung bei ihren Arbeiten. Mit
Freude ist daher auch das bisher
noch nicht existierende gärtnerische
Zentralblatt zu begrüssen. Damit aber
ein derartiges Werk ein wirkliches
,, Zentralblatt'' und ein zuverlässiges
Nachschlagewerk sei, ist es freilich u.a.
absolut notwendig, dass es die betr.
Artikel bald bringt und nicht um
mehrere Jahre nachhinkt , wie dies
leider bei manchen ähnlichen „Zentral-
blättevn" der Fall ist, ferner, dass es
alle litterarischen Erscheinungen
möglichst vollständig giebt und nicht
einzelne Gebiete bevorzugt, und endlich,
dass die betr. Referate und sonstigen
Mitteilungen objektiv wiedergegeben
werden. Dass möglichst viele Mit-
arbeiter an einem solchen Zentral-
blatt thätig sind, kann dasselbe nur
fördern und vor Einseitigkeit bewahren.
In wie weit Herr Voss sich auf den
angegebenen Standpunkt stellen wird
und will, muss die Zukunft lehren.
Jedenfalls war es bedenklich, von dem
ersten Heft gleich etwa ein Achtel mit
der unglücklichen Nomenklaturfrage
zu füllen. .Glücklicherweise sind die
folgenden Nummern in dieserBeziehung
besser.
Wir wünschen dem Unternehmen
des Herrn Voss von ganzem Herzen
nach jeder Richtung hin den besten
Erfolg, denn ein gärtnerisches „Zentral-
blatt" ist thatsächlich ein Bedürfnis.
Mögen diese Zeilen dazu beitragen,
aus seiner Zeitschrift ein „Zentralblatt"
im wahrsten Sinne des Wortes zu
machen, dann wird auch der pekuniäre
Erfolg nicht ausbleiben.
Dr. Kr.
Ausstellungen und Kongresse.
2 ig
Ausstellungen und Kongresse.
Petersburg. III. internationale
Gartenbau-Ausstellung vom 5./17.
bis 15.27 Mai 1899.
Alphabetisches Verzeichnis der deutschen
Preisrichter
tür die internationale Gartenbau-Aus-
stellung in Petersburg vorn 5.1 7. bis
15. 37. Mai 1899 (soweit sie bis zum
28. März gemeldet waren), unter Weg-
lassung der Titel. Es sind 78, von
von 21 Herren steht die Erklärung
noch aus.)
Benary, E., Erfurt.
Bertram, Dresden.
Betten, R , Frankfurt a. O.
Bluth, Franz, Gr.-Lichterfelde b. Berlin.
Bornemann, Blankenburg a. H.
Buchner, M., München.
Bunt/el.Max, Xieder-Schönweide b. Berlin.
Bunker, Hamburg.
Chrestensen, \. I.., Erfurt.
Conwentz, Danzig.
Dippe, C, Quedlinburg.
Drude, O., Dresden.
Fchtermeyer, Th., Wildpark b. Potsdam.
Engler, A. W., Berlin.
Fintelmann, G., Sanssouci b. Potsdam.
Grünenthal, G., Berlin.
Grussdorf, H., Quedlinburg.
Hammelbacher, J. O., München.
Harms, Fr., Hamburg.
Hauber, J., Cassel.
Haubold, B., Laubegast-Dresden.
Heinemann, F. C, Erfurt.
Heibig, H. F., Laubegast.
Henckel, H., Darmstadt.
Hering, C, Potsdam.
Hesdörfler, Berlin.
Heyneck, O., Magdeburg.
Hoffmann, Mart, Treptow b. Berlin.
Höss, A., Frankfurt a. M.
Jawer, Th., Nieder-Schönhausen b. Berlin.
Jürgens, R., Hamburg.
Kallmevcr, Stettin.
Kaiser, W., Würzburg.
Knöfek Dresden.
Kolb, M., München.
Koopmann, K., Wernigerode a. H.
Kracke, Döhren.
Krantz, II.. Mittelhufen b. Königsberg.
Kränzlin, F., Gr.- Lichterfelde b. Berlin.
Kuntze, C, Berlin.
Lackner, C, Steglitz b. Berlin.
Lambert, !'.. Trier.
Lindberg, A., I .übeck.
Loock, I. F.. Berlin.
Mette, Heinr.. Quedlinburg.
Mietsch, C. W., Dresden.
Müller, F., Erfurt.
Neumann, O., Schöneberg b. Berlin.
( Hberg, O., Dresden.
Paulig, Ph., Lübeck.
Putzer, F., Heidelberg.
Rathke, Fr., Praust b. Danzig
Raue, H., Dresden.
Reimers, Th., Altona Ottensen.
Richter, L. R., Strehlen- Dresden.
Riechers, F. A., Söhne, Hamburg.
Röthcke, G., Frankfurt a. M.
Ruschpier, P., Dresden-Strehlen.
Rüppel, Hamburg.
Schmidt, G., Erfurt.
Schröder, Mainz.
Seeligmüller, E. C, (Tonberg.
Seidel, IL, Laubegast Dresden.
Seidel, R., Laubegast- Dresden.
Seyderhelm, H., Hamburg.
Siebcrt, A., Frankfurt a. M.
Siesmayer, J., Frankfurt a. M.
Singer, A., Kissingen,
van der Smissen, G, Steglitz b. Berlin.
Stehen, R., Dalldorf b. Berlin.
Stoldt, C, Wandsbeck-Marienthal b. Ham-
burg.
Strassheim, Frankfurt a. M.
Tiefenthal, O., Wandsbeck b. Hamburg.
Trip, J., Hannover.
Wagner, A., Leipzig-Gohlis.
Weissbach, R., Laubegast-Dresden.
Wiese, A., Stettin.
Wittmack, L., Berlin.
Herr Wm. Minlos (Dampfschiffs-
Rhederei Lübeck und Hamburg) hat
sich bereit erklärt, den Dampfer
..Marie Louise", Kapt. Xachtwey, am
Dienstag den 9. Mai von Lübeck
nach Petersburg abfahren zu lassen.
Ankunft in Petersburg, Seezollamt am
13.— 14. Alai (von dort können die
( Titer in 30—40 Minuten per Wagen
zur Ausstellung befördert werden).
Der Dampfer bietet neben vielem
Deckraum auch Platz für ca. 2<> Pas-
sagiere. Herr Min los bietet den Aus-
stellern eine Sonderfracht und Passage
an, nämlich eine Seefracht für Bäume
und Pflanzen von M. 1.50 4- 15% Cap-
laken pro 50 kg gegen die Taxfracht von
1 Rubel = 2,2'> M. + 15% Gapl. pro
50 kg und eine Passage von 50 M.
inclusive Beköstigung für die Einzel-
fahrt gegen Taxe von 60 M. pro Person.
Die Seeversicherung würde Herr
Minlos im Raum mit ' ,"„ und auf
Deck mit l/a% besorgen.
Bei Deckverladung würden Vor-
kehrungen getroffen werden, um die
220
Ausstellungen und Kongresse.
Pflanzen thunlichst gegen Seewasser
und Sonnenstrahlen zu schützen.
In Lübeck sind die Ausstellungs-
gegenstände an die Firma Wm. Minlos
zu adressieren. Spätestens am 8. Mai
abends müssten die Güter in Lübeck
eintreffen.
Etwa drei Wochen vor dem Abgangs-
termin des Dampfers ist das ungefähr
zur Verladung kommende Quantum an
Gütern Herrn Minlos aufzugeben.
Hamburg, 22. Januar 1899.
Prof. Dr. Zacharias,
Botanischer Garten.
Frachtermässigung für die Petersburger
Ausstellung.
Der Staatssekretär des Innern über-
sendet uns unter dem 6. April 1899
III A. 1460 Abschrift eines Schreibens
des Königlich preussischen Herrn
iMinisters der öffentlichen Arbeiten und
Chefs des Reichsamts für die Ver-
waltung der Reichseisenbahnen, das
wir hiermit zur Kenntnis bringen:
Die Königlichen Eisenbahndirek-
tionen, die Kaiserliche Generaldirektion
der Eisenbahnen in Elsass-Lothringen
und die Direktion der Main-Neckar-
Eisenbahn sind ermächtigt worden, die
Pflanzen und sonstigen Gegenstände,
die auf der vom 17. bis 27. Mai d. ].
in St. Petersburg stattfindenden inter-
nationalen Gartenbau-Ausstellung aus-
gestellt und nicht verkauft werden,
unter den im Deutschen Eisenbahn-
Verkehrs-Verbande vereinbarten Be-
dingungen an die Versandstation und
den Aussteller des der Sendung auf
dem Hinwege beigegebenen Fracht-
briefes frachtfrei zurückzubefördern.
Den Preussischen Privateisenbahnen
wird die Genehmigung hierzu von den
zuständigen Königlichen Eisenbahn-
kommissaren ebenfalls erteilt werden.
Dem Antrage der Russischen Re-
gierung auf Gewährung von Fahrt-
erleichterungen zum Besuche der Aus-
stellung vermag ich nicht zu ent-
sprechen. Gelegentlich derStockholmer
Kunst- und Industrie-Ausstellung im
Jahre 1897 ist mit Rücksicht auf die
damals vorliegenden besonderen Ver-
hältnisse ausnahmsweise eine all-
gemeine Verlängerung der Geltungs-
dauer der bestehenden Rückfahrkarten
bis zu 30 Tagen zugestanden worden.
Im Verkehr zwischen preussischen
Stationen und St. Petersburg werden
Rückfahrkarten z. Z. überhaupt nicht
ausgegeben, so dass schon aus diesem
Grunde die etwaige Gewährung
einer ähnlichen Vergünstigung aus-
geschlossen sein würde. Zur Gewährung
anderer Fahrterleichterungen dürfte
aber die bevorstehende Ausstellung
keinen Anlass bieten.
Ehrenpreise.
Ausser den im 2. Nachtrag zum
Programm aufgeführten Ehrenpreisen
sind noch folgende hinzugekommen:
Von Ernst Benary-Erfurt eine grosse
Vermeil- (vergoldete silberne) Medaille
im Wert von 100 M. für die besten
aus Samen vom Aussteller gezogenen
Pflanzen. VomMinisterium derFinanzen:
1 gr. goldene, 3 kl. goldene, 5 gr.
silberne, 10 kl. silberne, 15 bronzene
Medaillen und 20 Diplome zur Ver-
fügung der Preisrichter. Herr Du mo wo
hat 4 gr. goldene Medaillen gestiftet:
1. für looSpecies Palmen, 2. 50 Sorten
Cycadeen, 3. 50 Croton, 4. 25 Sorten
Araucarien.
Von den Preisen im 2. Nachtrag
nennen wir u. a.: Ehrenpreis der Pro-
tektorin der russ.Garlenbaugesellschaft,
Grossfürstin Elisabeth Feodorowna, für
die beste Gruppe Lathyrus odoratus
oder für Theerosen in Blüte. Ehren-
preis des Grossfürsten Michael Niko-
laewitsch für eine Sammlung von mehr
als 6 Palmen oder Cycadeen in grossen
Exemplaren (56a). Vom Ministerium
für Ackerbau 1 goldene, 1 gr., 1 kl.
silberne Medaille für Obst- u. Beeren-
weine (181a), neue Konkurrenz; von
der Apanagen-Hauptverwaltung 1 kl.
gold. Med. für 40 oder mehr Arten
buntblättriger Caladien (64a, neue Kon-
kurrenz). Von der Gesellschaft »Flora«
in Dresden 1 Kunstgegenstand aus
Meissener Porzellan im Werte von
120 M. für die beste Rosenunterlage.
Vom Handelsgärtner W. K. Freund-
lich ein Kunstgegenstand im Werte
von 150 Rubeln für die beste Gruppe
Theophrasteae, oder für Croton. Vom
Präsidenten der russ. Gartenbaugesell-
schaft, Generalmajor S. J. Speransky
a) 1 gr. gold. Med. für die beste Gruppe
Orchideen einer Art oder Abart (99b.
neue Konkurrenz), b) 1 kl. gold. Med.
Ausstellungen und Kongresse.
22 I
für Garten- und Parkpläne (199). Vom
Vizepräsidenten Geheimral A. Fischer
von Waldheim a) 1 kl. gold. Med.
für die praktischste Beschattungs-
vorrichtung, b) 1 gr. u. 1 mittlere
silb. Med. für die praktischsten und
elegantesten Etiketten (202a, neue
Konkurrenz).
Anmeldungen mit vollständigen
Listen der Gegenstände werden noch
bis zum 20. April (2. Mai) an-
genommen, jedoch ohne Garantie, dass
dieselben im Hauptkatalog Aufnahme
finden.
Herr \. von Plautin, Mitglied der
Kommission für den Empfang der
fremden Gäste, bittet, dass allePersonen,
welche dasl'rn^iamm etc. wünschen, sich
an diese Kommission wenden. Annoncen
für den Katalog nimmt der Sekretär
der auswärtigen Abteilung, Woldemar
Ender, Mytninsky Quai, Haus 11,
Logcs 18, bis 20. April 12. Mai) entgegen.
Frankreich macht L;anz besondere
Anstrengungen; es hat sich ein grosses
Komitee gebildet und die Regierung
giebt den Ausstellern Beihilfen. Belgien
hat ausgezeichete Gegenstände an-
gemeldet. Aus Dänemark werden ca.
50 Aussteller erwartet. Sachsen und
Hamburg werden voraussichtlich viel
schicken, auch aus anderen Gegenden
Deutschlands ist viel angemeldet.
Vor wenigen Wochen herrschte in
Petersburg noch grosse Kälte, in der
Nacht zum 13./25. März 220 R., dabei
viel Schnee.
* * *
Auswärtige Staats - Delegaten und Kommissare.
Fü r d as Den tsche Reich: a) Baden, \
Geh. Hofrat Prof. Dr. E. Pfitzer,
Direktor des botanischen Gartens
in Heidelberg, b) Bayern: König-
licher Rat Max Kolb, Inspektor
des Königlichen botanischen
Gartens in München (Kommissar).
c) IIa m b u r g : P rof. Dr. Zach a-
rias, Direktor des botanischen
Gartens in Hamburg (Kommissar).
d) Preussen: Geh. Regierungsrat
Prof. Dr. A.W. Engler, Direktor
de, Königlichen botanischen
Gartens. Berlin. Königl. Gartenbau-
direktor Carl Lackner. Steglitz,
Direktor des Vereins zur Beförde-
rung des Gartenbaues in den
preussischen Staaten. Geh. Reg.-Ral
Dr. L. W Htm ack, Professor an der
Königl. landw. Hochschule und an
der Universität, General-Sekretär
des Vereins zur Beförderung des
Gartenbaues, d) Sachsen: Prof.
Dr. Oskar Drude, Direktor des
Königl. botanischen Gartens in
I >i esden 1 1 »elegat und Kommi
F ü r Leli; i en : Graf de Kercho^ e
de Denterghem. Präsident der
K. Gesellschaft für Ackerbau und
Botanik in Gent. . (Delegat.)
l duard Pynaert-Van -Geert.
Chef-Redakteur der ..Revue de
l'Horticulture Beige et Etrangi
und Albert Mae 1 teils. Kom-
missionsmitglied der K.< lesellschaft
für Ackerbau und Botanik in Cent
(Kommissare).
Für Frankreich: Die Herren II.
I.cv equ e d e Vilmorin, Vice-
PräsidentderNationalenGartenbau-
Gesellschaft Frankreichs zu Paris:
Ab. Chatenay, General-Sekretär
derselben Gesellschaft . und
Truffaut Vorsitzender des Syn-
dikats französischer Gärtner in
Paris (Delegaten). II. Martinet,
Professor der Gartenbauschule zu
Versailles (Kommissar).
Für Holland: Die Herren Kr n est
K r e 1 a ge, Haarlem,undG aleslo ot,
Amsterdam (I »elegaten).
Für Persien: Mirza Samad Khan
Momtazis-Saltaneh,Chambellan,
Rat der persischen Mission in
St. Petersburg (Kommissar).
Bestand der Auswärtigen Abteilung
der Internationalen Gartenbau-Ausstellung:
Vorsitzender: S. Excellenz, Herr
Geheimrat A. A. Fischer von
Wald he im, Direktor des Kaiserl.
Botanischen Gartens. Ehrenmitglied
und Vizepräsident der Kaiserl.
Russischen Gartenbau-« lesellschaft.
Sekretär: Titulärrat YV. Ende] .
Beamter des Kaiserl. Russischen
i »epartement für Ackerbau. Zweiter
Sekretär der Kaiserl. Russischen
( '.artenbau-Gesellschaft, Mytninski-
Quai \o. 11.
Mitglieder: K. J. Bart eisen, Ober-
gärtner des Kaiserl. Botanischen
Gartens; IL F. Eilers, Hofliefe-
rant und Handelsgärtner in St.
Petersburg . Kamennoostrowski-
Prospekl X". 33; W. K. freund-
lich. Gärtnereibesitzer inZars
22 2
Aus den Vereinen.
Eingesandte Preisverzeichnisse.
Sselo; A. A. Gramberg, Hof-
gärtner in Michailowka bei
Strelna.
* *
Zu beachten für Reisende nach Russland.
Ein Pass ist absolut notwendig. Auch
lerne man möglichst die russischen
gedruckten Buchstaben und die Zahlen,
nehme auch ein kleines Wörterbuch
mit, in welchem die russischen Wörter
mit lateinischen Buchstaben geschrieben
sind. Warme Kleidungsstücke! Kein
Zeitungspapier zum Einwickeln! Bae-
decker nicht vergessen! Von Berlin
werden die meisten Preisrichter am
Sonnabend den 13. Mai, abends 11 Uhr
3 Min., vor. Bahnhof Friedrichstrasse
fahren, dann trifft man in Petersburg
Montag den 15. Mai, 10 Uhr morgens,
ein. Preis von Berlin nach Wirballen
I. Kl. 67,50 M, II. Kl. 50.10 M.; von
Wirballen nach Petersburg I. Kl.
24,05 Rubel Silber (1 Silberrubel ca.
2.23 M.), II. Kl. 1445 Rubel. An der
russischen Grenze den amtlichen Eisen-
bahn- und Dampfschiffsführer (60 Ko-
peken) kaufen, anderswo erhält man
ihn schwer.
Der Zoll für Pflanzen beträgt 50 Ko-
peken pro Pud.
Gent. 30. April bis 9. Mai 1899.
Grosse internationale Ausstellung. Das
Komitee der Ligue Ilorticole L'Union
zu Mont St. Amand bei Gent hat in
seiner letztenSitzung beschlossen, sämt-
lichen ausländischen Handels-
partnern, welche zu ihrer vom
30. April bis 9. Mai stattfindenden All-
gemeinen Gartenbau -Ausstellung in
Gent anwesend sind, freien Eintritt
zu gestatten, und bittet Kollegen, welche
von dieser Einladung Gebrauch zu
machen wünschen, diese sobald als
möglich dem Komitee anzuzeigen, damit
dasselbe ihnen eine Eintrittskarte für
die Dauer der Ausstellungzustcllen kann.
Internationaler Gärtnerischer
Kongress in Paris während der
Gartenbau - Ausstellung vom 24. bis
29. Mai. Es werden halbe Fahrpreise
gewährt. Meldungen nur bis zum
15. April: nie de Grenelle 84, Bureau
der Soc. nationalle d'hortic. de France.
Berlin. Grosse deutsche Winter-
blumen-Ausstellung. Mitte Februar
1900 im Zoologischen Garten. Das
Programm, das Medaillen und Geld-
preise im Gesamtbetrage von nicht
weniger als 20000 Mark aussetzt,
liegt dieser Nummer der Gartenflora
bei, ist auch vom Verein zur Beförder-
ung des Gartenbaues. Invaliden-
strasse 42, zu erhalten.
Aus den Vereinen.
Verzeichnis
der im Sommer 1899 seitens der ver-
einigten Ausschüsse des Vereins zur
Beförderung des Gartenbaues be-
absichtigten Exkursionen.
Mai: Noch nichts festgesetzt.
Juni: Wörlitz und Dessau.
ca. 31.: Stiftungsfest.
Juli: Pfaueninsel bei Potsdam.
August: Neustrelitz.
September: 14.: Landsberg a. W.
(Ausstellung des Märkischen Obst-
bauvereins).
Oktober: Dresden (Jubiläums- Aus-
stellung des Landesobstbauvereins
für das Königreich Sachsen).
Ausserdem ist es den einzelnen
Ausschüssen überlassen, für sich Aus-
flüge zu veranstalten.
Eingesandte Preisverzeichnisse.
Anatole CordonnieretlilsinBailleul
(Nord), France, Catalogue et guide pour
l'amateur de Chrysanthemes ä grandes
tleurs, mit vielen Abbildungen. — Die-
selben. Comment obtenir 30 grandes
ileurs de Chrvsanthemes sur une seuie
tige? [Wie erhält man 30 grosse Chry-
santhemum auf einem Stengel?] (Em-
pfehlung des Düngers „Papillon".) —
Dieselben, La question des engrais en
horticulture. (Die Düngerfrage.) —
A. Schwiele wski. Carow bei Berlin.
Personal-Nachrichten.
22'-!
Posl Blankenburg (Mark), Georginen
(Dahlien). Luigi Cane in Casa-
lecchio de Renn, Bologna (Italien),
Listino dell Sementi. Besonders Gehölz-
samen. — W. A. Manda (Universal
Horticultural Establishment) in South
Orange, New- Jersey U. S. A., New rare
and beautiful plants, seeds and bulbs.
u. a. Rosa Wichuriana-Hybriden, Warm-
hauspflanzen etc. - Rivoire pere et
fils in Lyon. l6 rue d'Algerie, I'lantes
ä massifs et en collections (Gruppen-
pflanzen und Sammlungen und Lobelia
Gerardi). Dieselben, Nouveau soufre
ipite Schloesing ä la nicotine.
(Schwefelblüte mit Nikotin, soll sehr
wirksam sein) und Zerstäuber.
Personal-Nachrichten.
Der Geheime Regierungsrat und
frühere Telegrapheningenieur im
Reichspostamt Dr. Philipp Wilhelm
Brix, seit 1866 Mitglied des Vereins
zur Beförderung des Gartenbaues, ist
am 31. März in Charlottenburg im
82. Lebensjahre verschieden. Geboren
zu Berlin, studierte er hier und in
Königsberg Mathematik und Natur-
wissenschaften, um Lehrer zu werden.
Im Jahre 1847 übertrug ihm das
preussische Handelsministerium durch
Yermittlungdes Vereins zur Beförderung
des Gewerbefleisses „Untersuchungen
über die Heizkraft der wichtigeren
Brennstoffe", die ihn bis 1851 be-
schäftigten; sein darüber geschriebenes
Werk (gedruckt 1853) wird noch jetzt
in der Wissenschaft geschätzt. Die
entscheidende Wendung in seinem
Leben brachte das Jahr 1853: der
deutsch -österreichische Telegraphen-
verein übertrug ihm die Redaktion
seiner Zeitschrift , der ersten wissen-
schaftlichen Zeitschrift auf dem Gebiete
der Telegraphie, welche Brix von
1 \: 4 bis 1869 herausgab. Im Jahre
1 86 1 trat er in ein engeres Verhältnis
zur preussischen Telegraphenver-
waltung, indem er als Lehrer an der
I elegraphenschule angestellt wurde.
Zugleich war er Lehrer der elektrischen
Telegraphie an der Bauakademie,
später an der Technischen Hochschule,
eine Stellung, die er bis 1882 bekleidete.
Als in der Mitte der siebziger Jahre
die zunehmende Ausbreitung des
elektrischen Telegraphen an die
Telegraphenverwaltung auch in wissen-
schaftlicher Beziehung erhöhte An-
forderungen stellte, wurde Brix im
Jahre 1876 zum Ingenieur beimGeneral-
Telegraphenamt ernannt. Als technisch-
wissenschaftlicher Beirat der Tele-
graphenverwaltung hat er sich um
die Entwicklung der deutschen Tele-
graphie grosse Verdienste erworben.
Wie der Geistliche am Sarge hervor-
hob, wandte Brix, der allein durchs
Leben wandelte, seine besondere Li
dem Gartenbau zu. In seinem Garten
zog er besonders viel Obstsorten, aber
auch Blumen. — Seit Begründung des
Liebhaber - Ausschusses des Vereins
zur Beförderung des deutschen Garten-
baues wurde er zum Vorsitzenden er-
wählt, legte das Amt aber vor drei
Jahren wegen Altersschwäche nieder.
(Berl. Lokal-Anzeiger.)
Unser verehrter Kollege, Professor
Dr. Bernhard Frank von der land-
wirtschaftlichen Hochschule. Mitglied
des Vereins zur Beförderung des
Gartenbaues, ist in das Kaiserliche
Gesundheitsamt berufen worden.
Sein Eintritt in das Amt
hängt mit der Errichtung der biolo-
gischen Abteilung für Pflanzenschutz
beim Gesundheitsamte zusammen. Mit
ihm ist auch Dr. Friedrich Krüger,
gleichfalls Mitglied des Vereins zur
Beförderung des Gartenbaues über-
getreten. Ausgeschieden ist aus
dem Dienste des Gesundheitsamtes
u. a. Prof. Dr. Behrens von der
technischen Hochschule in Karls-
ruhe, der erst im vorigen Jahre im
Interesse der biologischen Abteilung
für das Gesundheitsamt angeworben
wurde. Er ist nach Karlsruhe zurück-
gekehrt.
Eine von Berlins grössten Industrie
firmen, die Maschinenfabrik von
Carl Beermann, begeht am 15. April
224
Feldmessunterricht.
die Feier ihres 50jährigen Geschäfts-
jubiläums. Die derzeitigen Inhaber
des Etablissements, die Herren
Hermann Beermann und Georg Beer-
mann. Mitglieder des Vereins zur
Beförderung des Gartenbaues, haben
für die Feier dieses goldenen Jubiläums
ein grosses Programm entworfen, das
sich vornehmlich als ein Arbeiterfest
gestalten soll. Die Firma ist im Jahre
1849 von dem Ingenieur Carl Beer-
mann in der Dresdener Strasse be-
gründet und im Jahre 1856 auf ein
grosses Gelände vor dem Schlesischen
Thor verlegt worden. Hier hat das
Unternehmen den gewaltigen Auf-
schwung des 19. Jahrhunderts im
Maschinenwesen mitgemacht und ihn
durch eigene Erfindungen gefördert.
Charles Xaudin, Direktor des
Laboratoriums für den höheren Unter-
richt der Villa Thuret in Antibes, f
19. März im 84. Lebensjahre. Naudin.
geboren am 15. August 1815 zu
Autun, schrieb über die Vegetation
der Solanaceen, über Melastomaceen
und vor allem über Cucurbitaceen etc.
Er war Leiter des reichen Akklimati-
sationsgartens der Villa Thuret.
Der Verein zur Beförderung des Garten-
daues verdankt ihm mancherlei Samen,
Der Unterzeichnete aber wertvollen
Rat, namentlich in Bezug auf Cucur-
bitaceen. L. W.
Gottlieb Schober, herrschaftlicher
Gärtner zu Karlsdorf, Kreis Nimptsch,
erhielt das Allgemeine Ehrenzeichen.
Joh. Njehus, bisheriger Gehilfe des
Bot. Gartens in Würzburg, wurde zum
Nachfolger des f Inspektors Salomon
ernannt.
Heinrich Schultheiss, der Gründer
der Rosenfirma Gebr. Schultheiss zu
Steinfurt bei Nauheim f am Herz-
schlage am 28. März, 53 Jahre alt.
J. Kesselring, Mitinhaber des
Pomologischen Gartens Dr. E. Regel
& Kesselring, Schwiegersohn Regeis,
feierte am 3. März seine silberne Hoch-
zeit.
In Erfurt ist beschlossen worden,
einen städt. Gartendirektor anzustellen.
Gehalt anfangs 3Ö00 M.
Der k. u. k. Hofgartendirektor Anton
Umlauft in Schönbrunn und unser
Mitglied Gartendirektor Wilhelm
Lauche in Eisgrub in Mähren erhielten
den kaiserl. österreichischen Franz-
Josephs-Orden.
Feldmessunterricht.
Der Unterricht im Feldmessen an der städtischen Fachschule für Gärtner,
unter Leitung des Kgl. Gartenbaudirektor Hampel, Städtische Baumschule
vor dem Schlesischen Thor, Sonntags von 8 — 10 Uhr, beginnt daselbst
Sonntag, den 7. Mai. Honorar 3 Mark. Um zahlreiche Beteiligung wird
gebeten.
Tagesordnung
für die
858. Versammlung des Vereins z. Beförderung d. Gartenbaues i. i pr. Staaten
am Donnerstag, den 27. April 1899, 6 Uhr,
im Königl. botanischen Museum, Grunewaldstr. 6-7 (im Königl. botanischen Garten).
NB. Vom April bis August finden die Versammlungen des Vereins zur Beförderung
des Gartenbaues im Königl. botanischen Museum, <> Uhr, statt.
1. Ausgestellte Gegenstünde. 2. Vortrag des Herrn Professor Dr. Carl Müller:
Ueber die Blütenfarben, ihre Entstehung und Nuancierung. 3. Zweite Lesung des Etats.
4. Die Petersburger Ausstellung. 5. Verschiedenes.
Das Schneeglöckchen,
Galanthus.
Blätter zu ihrer Geschichte von Carl Hansen,
Kopenhagen.
Hierzu Abbildung 48 — 52.)
A.bb. 48.
Galanthus Elwesii. [Schluss.J
Eine der ersten Abbildungen von Galanthus nivalis ist der charakteristische
Holzschnitt bei L'Obel in seinem »Stirpium Ilistoria«, 1576 zu Antwerpen
publiziert. Gerarde in England benutzte 1597 L'Obels Bild und noch ein
anderes Bild eines Galanthus, welches mutmasslich nach englischen Angaben
G. Imperati oder vielleicht G. plicatus sein könnte. Clusius giebt 1601 in
seiner »Ilistoria« diese beiden Abbildungen und sagt uns, dass der grössere
Galanthus zu uns kam nach Europa von Konstantinopel oder Byzantium. wie es
damals genannt wurde.
Sehr wahrscheinlich ist es, dass die Mönche schon viel früher Galanthus-
zwiebeln nach England und somit nach Nord-Europa gebracht haben.
Noch verdienen erwähnt zu werden:
Galanthus nivalis serotinus. klein, aber schön.
G. n. caucasicus ist gross und spätblühend.
G. n. caspicus ist eine Form des vorigen.
G. grandis ist eine schöne Form von G. nivalis und ähnelt am meisten
der G. n. caucasicus.
G. Imperati giebt es in mehreren Formen. Der echte Galanthus Imperati
Bertoloni stammt aus Italien, wird aber gewöhnlich für eine gigantische Form
des G. nivalis angesehen. Es ist auch schwer zu sagen, wo G. nivalis aufhört
und G. Imperati anfängt. In der Sektion, zu welcher G. Imperati gehört,
Qnden sich mehrere höchst liebliche Schneeglöckchen, und eines der schönsten
ist die Melvillesche Dunrobin-Form. G. nivalis Atkinsi ist vielleicht die aller-
grösste und eine stark wachsende Form. Sie ist am besten bekannt als G. Imperati
Atkinsi.
226 L)as Schneeglöckchen, Galanthus.
Galanthus major Ruprecht ist ein grossblühender G. nivalis.
Galanthus Melvillei hört, scheint eine bestimmte Form des G, nivalis,
aber von allen verschieden durch niedrigen Wuchs und grosse Blüte.
G. nivalo-pli catus »Valentine« ist eine gute Hybride.
Galanthus Van Houttei ist eine schöne Form des G. nivalis und gleicht
viel G. n. caucasicus.
Galanthus umbrensis hört, stammt aus Italien. Sie ist viel früher
blühend als G. nivalis, aber von etwas schwächerem Wuchs.
Galanthus reflexus Herbert ist eine eigentümliche Form des G. nivalis,
sie wurde auf Mont Garganus gefunden.
Galanthus aestivalis ist eine eigentümliche Form des G. nivalis.
Galanthus Allen i wird als eine Hybride zwischen G. latifolius und
G. caucasicus angesehen und hat in seinen Merkmalen etwas von beiden. Die
Blüte ist etwas ähnlich dem G. latifolius. aber doppelt so gross und die Blätter
korrespondieren in Grösse.
Von gefüllt blühenden Schneeglöckchen bat man, ausser dem gewöhnlichen
G. n. fl. pl. noch ein zweites und zwar besser gestaltetes:
Galanthus nivalis fl. pl. Allen, von welchem gesagt wird, es sei
ebenso schön und dicht gefüllt wie eine Ranunkel.
Galanthus nivalis plenissimus soll aus Aussaaten von den letzten
Jahren stammen und wird als sehr gross und schön beschrieben.
Die Kultur des Schneeglöckchens ist sehr leicht, selbst für den wenig
geübten Pflanzenzüchter. Giebt es eine Blume, welche nur geringe Pflege ver-
langt, so ist es diese, und man kann beinahe sagen, dass sie um so besser gedeiht,
je weniger sie kultiviert wird.
Gar zu zärtliche Pflege scheint sie gar nicht zu schätzen, sie erträgt da-
gegen sehr viel harte Behandlung. Zum Beispiel verträgt sie ganz gut aus der
Erde genommen und umgepflanzt zu werden, wenn sie in voller Blüte steht. Wenn
die Erde einigermassen passend ist, und nicht zu lehmig oder zu trocken, ge-
deiht sie in der Regel ganz gut, am besten jedoch in einem etwas sandigen, aber
doch nahrungsreichen Boden. Das Vorkommen der Pflanze in unserer Flora,
als verwildert, im Gebüsch und auf Wiesen zeigt darauf hin, dass sie sehr
genügsam ist. Im Gebüsch und überhaupt zwischen Sträuchern gedeiht der
Galanthus oft überraschend gut, selbst wenn die Strauchwurzeln die ganze Erd-
masse durchwebt haben. Sein Vorkommen auf Wiesen, überhaupt zwischen
Gras, zeigt auch, dass er so wenig wie eine andere Wiesenblume, im Wege
für seine Nachbarn ist. Da die Blüten eine gar nicht geringe Handelswaare
geworden sind, welche auf ähnliche Art wie die Veilchen eine gewisse Zeit
des Jahres vielen Menschen Gewinn bringen, so wäre es nicht unzweckmässig,
wenn man mehr davon zöge. Wegen der leichten Kultur und bei der gegen-
wärtigen Kenntnis der bedeutenden Variation, würde es ziemlich leicht ge-
lingen, soviel davon zu schaffen, als eben verlangt würde.
Nicht immer giebt es in etwas südlicheren Landstrichen früher Blüten
als wie in den nördlicheren. So wird z. B. in englischen Zeitschriften
behauptet, dass die Blüten des Schneeglöckchens in Schottland sich um acht
Tage früher öffnen als bei London, wohin dann sehr grosse Mengen des
schottischen Schneeglöckchens auf den Markt gebracht werden.
Das Schneeglöckchen, Galanthus. 2'2~
Eine allgemeine Erfahrung is1 es, dass Schneeglöchen etwas früher blühen
dort, wo Baumkronen und Sträucher die Pflanze etwas beschatten und auch
gegen Wind schützen.
Es giebt deswegen sozusagen in allen grösseren Gärten, in Gebüsch-
gruppen u. s. w., Plätze, wo gute Standorte für das Schneeglöckchen wären, und
mancher Ort. wo es heut gar nicht gesehen wird, könnte zu Tausenden
damit bepflanzt werden, ohne dass sie anderen Pflanzen im Wege ständen.
Dass es auf Wiesen sich so gut entwickelt, hat veranlasst, dass man in einigen
Parks und Gärten es zu Massen in den Rasen pflanzte. Dies lässl sich nur
machen, wo vieljährige Gräser zu dauerndem Rasen angewandt sind und der
Rasen nicht gar fein gehalten werden soll. In Raigrasrasen passen die Schnee-
glöckchen nicht, aber einem ein wenig vernachlässigten Rasen steht die
Blume vortrefflich; Schöneres giebt es dort kaum während der Blütezeit, und
die dunklen Blätter welken doch ab, wenn sie ihre Funktion vollendet haben,
um der Zwiebel für das nächste Jahr Nahrung zuzuführen, dann sind sie gar
nicht im Wege. Im Rasen wuchern die Schneeglöckchen oft sehr und geben
hier und dort guten Samen und neue Varietäten. Besonders schön wirkt das
Schneeglöckchen in den schattigen Rasenflächen, und wo Gras nicht mehr
fortkommt, kann das Schneeglöckchen noch sehr üppig sein. Oft wächst das
Schneeglöckchen am besten und sein Samen reift leichter, wenn die Pflanze
eben zwischen Gras und im Schatten von grossen Bäumen steht. In England
hat man an solchen Orten 12 bis 16 Zoll lange Blätter gemessen, und es wird
erwähnt, dass unter einer einzigen Krone eines Apfelbaumes für 20 Pfund
Sterling Schneeglöckchen-Blumen gepflückt seien. Und das in einem Jahr.
Recht oft hat es sich gezeigt, dass die Pflanzen am besten da gedeihen, wo
sie gar nicht umgepflanzt wurden. Aber die einfach blühenden und die ge-
füllten sind in der Beziehung etwas verschieden. Die gefüllten scheinen ein
und sogar ein wiederholtes Umpflanzen am besten zu ertragen und ist dies
Umpflanzen auch zweckmässig, weil sie ausschliesslich oder hauptsächlich durch
Umpflanzung oder Teilung der Stöcke vermehrt werden. Man hat hier und da
gesehen, dass einfachblühende ausstarben, aber die gefüllten gediehen da .oft
gut, selbst wenn die einzelnen durch Pilze vernichtet wurden oder durch dürre
Erde oder sonst aus unerklärlichen Umständen zu Grunde gingen. Es ist eine
nicht ganz ungewöhnliche Behauptung, dass die einfachblühenden zuletzt in
gefüllte übergehen, das glaubt man an einem oder dem anderen Ort erfahren
zu haben. An einigen Stellen hat sich erwiesen, dass die gefüllten am dauer-
haftesten sind. Es giebt aber auch wieder Angaben, dass die einfachblühenden
am widerstandsfähigsten seien. Sodann wird berichtet, z. B. von Dunrobin Castle,
N. B., dass die einfachen Arten weit besser im Gras und im Schatten gedeihen
.als die gefüllten. Und dort nehmen die Schneeglöckchen ein Areal von drei
acres, über ein Hektar ein.
In Grossbritannien widmet man überhaupt der Schneeglöckchenkultur sehr
[nteresse. Hier und dort kultivieren Farmer und Cottagers sie im
Garten wie auch im Felde, um die Zwiebeln zu verkaufen. Diese werden in
Zwischenräumen von ein paar Jahren aus der Erde herausgeholl und sortiert.
: kleinsten Zwiebeln werden wieder gepflanzt, um erst später verkauft zu
weiden. In England kann man auch Moorlandstücke von 1 bis 2 acres Grösse
mit Schneeglöckchen bepflanzt sehen und gedeihen diese darauf sehr gut.
228
Das Schneeglöckchen, Galanthus.
In solchen grossen Kulturen hat eine Krankheit oft recht viel Schaden
gemacht, die durch den Pilz Polyactis galanthina R. B. verursacht ist. Man
will bemerkt haben, dass der Pilz häufig plötzlich auftritt, gleich nach einem
mm
V/VA-
Abb. 49. Galanthus cilicicus Baker.
Cliche von Herrn Hoflieferant F. C. Heinemann. Erfurt.
Schneefall und dass sowohl Blätter als wie Blütenstiele befallen werden. Die
Zwiebel wird dadurch auch weich und verrottet. In einigen Gärten wurden
die Pflanzen angegriffen, als sie erst wenig aus der Erde herausgewachsen
Das Schneeglöckchen, Galanthus.
229
waren, und in diesen Fällen sagl man, dass die Krankheit nicht so sehr an-
kend wirkte als wie sonst, indem ganz gesunde Zwiebeln mit kranken
zusammen standen. Verschiedene Mittel gegen Pilze sind angewendet worden.
aber nicht immer mit gutem Erfolg. An einzelnen Orten hat man die kranken
Pilanzen dadurch gerettet, dass man sie ganzlich in Ruhe Liess und höchstens
mit einer Schicht Sand oder sandiger Erde bedeckte.
Im Tierreich scheint diese Pflanze nicht viele Feinde zu haben. Der
scharte, beizende, etwas giftige Saft der Pflanze scheint sie gegen Tierfeinde zu
verteidigen. Mäuse und Kahlfrost thun mitunter im Winter etwas Schaden.
Bisweilen macht der Frost die Pflanze leidend aussehen, wenn nämli< b
nach längerer Zeit milden Wetters plötzlich kaltes kommt und die Pflanzen
schon ein paar Zoll über die Erde herausgewachsen sind. Die Platter ziehen
Abb. 5o. Galanthus Elwesii.
m
Abb. 5i. Galanthus latifolius.
sich dann zusammen und scheinen auf dem Wege zu welken. Aber damit ist
nicht gesagt, dass sie zum Tode verurteilt sind. Die Säfte wandern in diesem
Fall in die Zwiebel hinunter und wirken von da aus als eine Art Reservoir.
Verblieben die Säfte alle in den Blättern oben, dann würde die Pflanze leichter
et werden. Dass die Säfte später hinaufsteigen, zeigt sich sehr deutlich
dadurch, dass man, wenn man blühende Pflanzen umpflanzt, die Zwiebeln sehr
reduziert findet, sie sind weich, schwammig und klein, die Kraft ging nach oben.
Die Vermehrung der Schneeglöckchen geht gewöhnlich und am häufigsten
auf vegetativem Wege von statten, indem die Stöcke geteilt, die kleinsten
Zwiebeln herausgelöst werden und allen mehr Platz gegeben wird.
Die Vermehrung durch Samen wird seltener vorgenommen, aber kann
sehr gute Resultate geben, und auf diese Art hat man viele interessante Varie-
täten gewonnen. Darum ist es von Wichtigkeit, dass man dem Samen Auf-
merksamkeit schenke.
2^0 Das Schneeglöckchen, Galanthus.
Bei Galanthus cilicicus reift der Samen erst im nächsten Jahr, d. h. wenn
die Pflanzen, wie bei mir, im Spätsommer geblüht haben.
Erfahrene Kultivateure von Schneeglöckchen raten an. die Samen solange
sitzen zu lassen, bis sie völlig reif sind und auszufallen drohen. Der geerntete
Samen muss an einem schattigen, luftigen Ort. z. B. oben auf dem Boden oder
an ähnlichen Stellen hingelegt und dann baldmöglichst gesäet werden, nachdem
er nur eine oder zwei Wochen durchlüftet war.
Die Aussaat direkt im Freien giebt nicht immer das beste Resultat. Mit-
unter macht man die Aussaat in kleinen Kisten, solchen z. B., welche als
Emballage für Kognakflaschen gedient haben und die besonders gut verwendbar
sind. Diese sind ziemlich stark, aus gutem Holz angefertigt und nicht zu tief.
In den Boden der Kiste werden etwa 24 Löcher mit einem Centrumbohrer für
den Wasserabzug gemacht, und an beiden Enden ein Stück Brett untergenagelt,
sodass die Kiste, wenn sie im Garten hingestellt wird, auch von unten Luft-
zufuhr hat und der Wasserablauf nicht gehindert wird. In die Kiste selbst
legt man Scherben über die Löcher und noch einige mehr dazu. Die Erde
darf nicht gar zu humos sein, muss aber locker und lose sein und dies wird
durch Zumischung von Kies und Sand erreicht.
Der Samen wird in 3/4 Zoll tiefe Rilleu gelegt und die Rillen mit Sand
zugemacht, dann bringt man noch über die ganze Bodenfläche eine 1/i Zoll
dicke Sandschicht. Diese Kisten werden ins Freie gestellt ohne auf irgend
eine Art gedeckt zu werden. Sie erfordern nicht viele Pflege, nur dann und
wann ein Begiessen und ein Jäten, wenn sich L'nkraut einfindet. Im zweiten
Jahr legt man eine kleine Schicht Erde auf. um nachzufüllen, wenn die Erde
zusammengesunken ist.
Die Samenpflanzen müssen in den Kisten bleiben, bis sie blühbar sind,
was gewöhnlich erst im vierten Jahre nach der Aussaat eintritt.
Der Same keimt sehr ungleichmässig, was sich zu erkennen giebt, wenn
schliesslich alle Pflanzen herausgenommen werden, einige Zwiebeln sind dann
nicht grösser als wie Weizenkörner, während andere gleichzeitig die gewöhn-
liche blühfähige Grösse erreicht haben. Der Samen von Galanthus lutescens
liegt in der Regel mehrere Jahre in der Erde, ehe er keimt. Man hat Beispiele,,
dass von verschiedenen Galanthus-Arten die gleichzeitig gesäet waren, einige
gleich gekeimt und im vierten Jahre blühfähig wurden, während zu dieser Zeit
der Galanthus lutescens erst anfing zu keimen. Wenn Schneeglöckchensamen
den Winter durch trocken aufbewahrt wird, kann es leicht passieren, dass er
erst ein Jahr später keimt.
Die jungen Samenpflanzen, welche im vierten Jahre blühen, sind noch
keineswegs als normal entwickelt anzusehen. Erst, wenn sie drei- oder vier-
mal geblüht haben, ist es möglich, über den Charakter und Wert zu urteilen.
Es vergehen also etliche Jahre, ehe man wissen kann, ob eine neue schöne
Form entstanden ist.
Xicht alle Galanthusformen halten im Laufe der Jahre gleich gut aus.
Von der echten Type des Galanthus nivalis kann man am sicherten sagen,
dass sie gewöhnlich wahrhaft ausdauernd ist, und in der Regel ist dies auch der
Fall mit Galanthus plicatus, aber es hat sich gezeigt, dass einige der neueren
und schönen Formen, welche man davon erhalten hat, die unglückselige
Eigenschaft haben, unbeständig zusein und plötzlich aussterben können. Solche
Das Schneeglöckchen. Galanthus. 23 I
müssen immer nach verschiedenen Methoden kultiviert werden, um dadurch
ihr gänzliches Aussterben zu verhindern. Galanthus Elwesii gedeiht ge-
wöhnlich nicht gut in gar zu fester, lehmiger, bindiger Erde. Galanthus lati-
folius und Galanthus caucasicus lieben am meisten eine kiesige, griffige,
etwas sandige Erde, welche, auch andere, wie z. B. Galanthus Fosteri
lieben.
Sowohl britische wie dänische Erfahrungen sprechen dafür, dass es ratsam
sein kann. Torferde. d. h. Tortstaub, mit Steingrus gemischt zu verwenden.
Man hat ferner die Erfahrung gemacht, dass Schneeglöckchen mit stark
grüngefärbten Blättern schneller und kräftiger heranwachsen als andere.
Die gelben Schneeglöckchen wachsen dagegen nur sehr langsam, sind zart und
sehr schwer zu vermehren. Dies ist der Fall mit Galanthus Scharlockii,
G. poculiformis und G. lutescens.
Schon beim Pflanzen kann man an den Zwiebeln die verschiedenen Galanthus
etwas unterscheiden und man findet drei verschiedene Typen. So ist
die Zwiebel des Galanthus nivalis nahezu eiförmig, die des G. plicatus ist
mehr rhomboidal oder spindelförmig, während der Galanthus Elwesii eine mehr
runde Zwiebel hat.
Dr. J. G. Baker giebt eine Diagnose sämtlicher Arten in seinem Iland-
book of Amaryllidaceae, Eondon p. 16 — 18 und in Gardener's Chronicle vom
April 1889 pag. 458. Er giebt 7 Arten den Vorrang als typische und bezeichnet
ihre Verbreitungsareale und Blütezeiten wie folgt:
1. Galanthus nivalis E. : Pyrenäen bis Kaukasus. Unterarten sind
Galanthus Imperati und G. caucasicus. Blütezeit Februar — März.
2. Galanthus graecus. Orph. Insel Chios und Pellinos- Gebirge.
Blütezeit April.
3. Galanthus Elwesii Hook. fil. Klein-Asien nahe Smyrna und in
Höhe von 3700 Fuss auf der Manissa-Gebirgskette. Blütezeit Mai. (Blüht
früher.)
4. Galanthus latifolius, Ruprecht. Kaukasus. Blütezeit Mai.
5. Galanthus Olgae, Orph. Griechenland. Oktober.
6. Galanthus plicatus M. B. Krim und Dobrudscha - Gebirge. März
bis April.
7. Galanthus Fosteri. Baker. Amasia in der Provinz Sirwas. nördliches
( !entral-Klein-Asien. April.
Die Zwiebeln der verschiedenen Schneeglöckchen-Typen variieren in
Bezug der Grösse übrigens nicht sehr viel. Galanthus nivalis-Zwiebeln können
von J ._.— ;: 1 Zoll Durchmesser haben und so ziemlich die Grösse einer Ilaselnuss
erreichen. E)ie gefülltblühenden haben jedoch gewöhnlich etwas grössere
Dimensionen.
Galanthus plicatus und G. Imperati haben Zwiebeln, welche 1 Zoll und
mehr im Durchmesser gross werden, und sowohl in Beziehung auf Grösse wie
Form können sie etwa einem Taubenei ähnlich sein.
Mit einiger Übung kann man sodann auf Grund der Verschiedenheiten wohl
mitunter die verschiedenen Typen unterscheiden, und gelten dann auch die
Farben der äussersten Zwiebelschalen, welche von gelblich und hell bis
dunkler und braungefärbt variieren können. Obgleich die Blütezeit für die ver-
schiedenen Arten, wie oben angegeben, sehr verschieden ist, ist doch wohl
232_
Das Schneeglöckchen, Galanthus.
Grund da, Kreuzbefruchtungen zu versuchen. Um solche zu ermöglichen,
pflanzt man die verschiedenen Arten Zwiebeln zu verschiedenen Zeiten des
Jahres, um so zu probieren, die Blüten zu gleicher Zeit in Flor zu bekommen.
In England hat man viel experimentiert mit der Kreuzung verschiedener Arten
und man hat wirklich viel Glück damit gehabt, unter anderen ist der Galan-
thus nivalo-plicatus »Valentine« auf diese Art entstanden.
Noch einmal möchten wir zum Schluss den Blumenfreunden die Kultur
und selbst die Vermehrungskultur von Galanthus auf das wärmste empfehlen.
Die Zwiebeln der gewöhnlichen Schneeglöckchen sind so billig und erfordern,
wie schon gesagt, so wenig Pflege, dass es eigentlich auffallend ist. wie wenig
sie kultiviert werden. Bereits oben ist hervorgehoben, dass grosse Gebüsch-
areale kaum auf andere Art als durch Schneeglöckchen ausgenutzt werden
können, — jedenfalls schwerlich besser.
Sehr oft werden auch die Galanthus als Kant- oder Einfassungspflanzen
benutzt, bisweilen gemeinsam mit- den herrlichen blauen Scilla, was eine schöne
Zusammenstellung giebt, — mitunter kommt die Scilla jedoch später.
Auf Friedhöfen sind besonders viele passende Lokalitäten für die Schnee-
glöckchen, und doch sieht man derartige Anlagen, wo die Blume sich gar
nicht findet. Die vielen Hecken und kleinen Gesträuche geben eben sehr
passende Örtlichkeiten für diese niedlichen Blumen. Und in der Symbolik der
Blume ist so viel Schönes niedergelegt, dass sie alle ästhetischen wie
sentimentalen Gefühle ansprechen muss.
In manchen Park- und Promenadenwäldern wäre es wünschenswert, die
Schneeglöckchen sogar im Grossen zu naturalisieren. Die so reizende, eigen-
tümliche Schönheit der bescheidenen Blume, nicht nur die der schon ent-
falteten Glocke, sondern auch die der zierlichen, eine Zeitlang grün gekleideten
Knospe, welche in aufrechter Stellung aus der Erde hervortritt, würden jeden
Spaziergänger erfreuen. Wären die selteneren und neueren Formen etwas
allgemeiner bekannt, würde das Galanthusgeschlecht. unsere lieben Schnee-
glöckchen, noch weit mehr populär werden.
Abb. 52. Galanthus nivalis h\ pl. u. andere.
Dekoration zum 5ojührigen Geschäftsjubilaum der Firma Carl Beermann-Berlin. «23
Dekoration zum 50jährigen Geschäftsjubiläum der Firma
Carl Beermann-Berlin.
r^V/um Empfang der verschiedenen Deputationen bei Gelegenheit des 50jährigen
^r Geschäftsjubiläums am 15. April (vergl. Heft 8, S. 223) hatten die Herren
Hermann Beermann und Georg Beermann, die beiden Sühne des bereits
im 39. Lebensjahr verstorbenen Begründers der grossen landw. Maschinen-
fabrik Carl Beermann, vor dem Schlesischen Thor, Berlin, ihr grosses
Komptoir durch Herrn Landschaftsgärtner W. Wendt, BerlinS., Ilasenhaide 56,
in einen wahren Illumensalon verwandeln lassen. Alle Pulte etc. waren ent-
fernt, schöne Teppiche gelegt und an allen Wänden ein reicher Pflanzenschmuck
angebracht.
Links an der Wand, nahe dem Eingang, standen die Büsten der Kaiser-
lichen Majestäten in einem Magnolien- und Lorbeerhain, weiterhin folgte an
derselben Wand eine Gruppe von Palmen, Dracaenen, Magnolien, Cytisus
Attleyanus etc., an der Basis von Tulpen, buntblättrigen Funkien etc. ab-
geschlossen. Diese Gruppe diente als ansprechender Hintergrund für ein auf
einer Staffelei aufgestelltes etwa 1,25 m hohes, von M. Patke echt künstlerisch
ausgeführtes farbiges Gedenkblatt, das die Arbeiter der Fabrik ihren Chefs
gewidmet hatten. Meisterhaft wie das Bild selbst, war auch der in Leder ge-
punzte Rahmen vom Ilofbuchbinder Coli in.
Die Rückwand des Saales nahm in ihrer ganzen Breite eine ganz aus-
gezeichnet zusammengestellte Gruppe aus blühenden und nichtblühenden
Pflanzen ein: In der Mitte eine hohe Dracaena lineata, links und rechts je eine
Phoenix canariensis, in den Ecken hohe Lorbeerpyramiden, vor diesen wieder
Palmen, Chamaerops excelsa, nach der Mitte zu, mehr im Vordergrunde, wieder
eine Dracaene, links und rechts davon blauer Flieder, hochstämmige Schnee-
bälle und vor diesen getriebener weiss-bunter Ahorn, Acer Xegundo. In
diesem Blütenhain stand eine zweite kostbare Ehrengabe: die Bronzestatue eines
Schmiedes, modelliert von Eberlein, gegossen von Schaeffer & Walcker, A. G.,
umrahmt nach vorn von einem Halbkreis niedriger Blütenpflanzen, Azaleen,
Spiraea japonica etc., abgeschlossen dureh Selaginellen.
An den Fensterpfeilern wieder Magnolien, Kentien, Deutzien, Cytisus,
Cinerarien etc. Die beiden Geldschränke, welche wegen ihrer Schwere nichl
hatten entfernt werden können, waren in geschickter Weise durch Epheu und
Palmen verdeckt. Das über dem kleineren Geldschrank hängende Bild des
Geschäftsbegründers hatte eine hübsche Umrahmung aus kleineren Blumen
erhalten; ganz besonders zierlich nahmen sich unter diesen die weissen Allium
neapolitanum aus.
Endlich rechts vom Eingange fand sich eine Gruppe von Dracaenen,
Lorbeeren, Magnolien und blühenden Pflanzen.
Die hier öfter genannten Magnolien sind nicht blühende M. Soulangeana
oder dergl., die viel zu steifgewirkt hätten: es waren Magnolia grandiflora,
die nur als Blattpflanzen Verwendung gefunden hatten. Erst vor wenigen
Wochen hatte Herr Wendt diese in Italien so häutige Art erworben, und wohl
zum ersten Mal sah man sie in grösserem Masse verwendet. Ihre grossen
glänzend grünen Blätter machen sie für Dekorationen recht geeignet.
irtA Einige frühblühende Crocus-Arten.
Eine besondere Zierde erhielt der Saal noch durch die schönen Bindereien,
welche von Freunden des Hauses Beermann gespendet und geschickt in den
Fensternischen aufgestellt waren.
Der Raum reichte für sie aber bei Weitem nicht aus, ein Nebenzimmer
war noch ganz mit Bindereien angefüllt. Unter ihnen sei ein aus Rohr ge-
bildeter kleiner Schwingpflug (d. h. ein Pflug ohne Räder) hervorgehoben.
Ein Pflug ist an und für sich ein etwas steifer Gegenstand; hier aber war
durch Anbringung von Blumensträussen an den beiden Sterzen und am Vorder-
ende des Pflugbalkens sowie durch Hindurchleitung von zartem durchbrochenen
rosa seidenen Band, das sich von hinten nach vorn zog, dem Ganzen ein sehr
gefälliges Ansehen gegeben. Sehr schön waren auch mehrere Blumenjardinieren
aus Kork arrangiert, ebenso die hohen Blumenkörbe u. s. w., kurz, Alles war
höchst geschmackvoll, sowohl die Dekoration des Herrn Wen dt wie die
Bindereien.
In einem anderen Raum des Geschäftshauses wurde nach Empfang der
Deputationen ein Frühstück eingenommen, am Nachmittag fand für das ganze
Personal eine Sondervorstellung im Schillertheater (Ehrliche Arbeit) statt und
abends ein Ball. Am nächsten Tage, einem Sonntage, besichtigten mehrere
Mitglieder des Vereins diese »Blumen-Ausstellung«, und zu Hunderten wanderten
die Beamten und Arbeiter mit ihren Frauen hin, um den Schmuck zu schauen.
Die schönste Weihe aber gaben die jetzigen Geschäftsinhaber dem Feste, indem
sie loooooMark zu einer Wohlthätigkeitsstiftung für ihr Personal spendeten.
L. W.
Einige frühblühende Crocus-Arten.
Ll/rühlingsblüher im Garten sind stets willkommen. Je reicher wir den
A^% Blumenflor in des Jahres ersten Monaten ausstatten können, desto lieber
wird es uns sein. Wir wollen deshalb heute auf einige Crocus-Arten hin-
weisen. Von S. Arnott werden in einer der Februar-Nummern des ,,Gardeners'
Chronicle" vier, in unseren Gärten leider noch so seltene Crocus beschrieben.
Wir geben im Folgenden die Ausführungen Arnotts wieder.
Wer möchte die Crocus im Frühling missen? Wohl niemand. Sie er-
schliessen sich mit den ersten wärmeren Sonnenstrahlen des Vorfrühlings.
Ehe wir es ahnen, sind sie da und grüssen uns. Gold, purpurn, lila, weiss
oder gestreift ist ihr Kleid. Alles, was wir in den Gärten zumeist als Crocus
sehen, sind holländische Abarten. Wir wissen ihren Wert zu schätzen. Allein
es giebt doch noch andere Crocus, echte ,, Arten". Mit diesen können wir
unsern Garten recht hübsch schmücken. Sie bieten einerseits eine grössere
Abwechselung, anderseits sind sie zu verschiedenen Zeiten in Blüte. Heute
seien einige Arten beschrieben, die zu den frühblühendsten der Gattung zählen.
Wir ordnen sie in chronologischer Reihenfolge, der Zeit ihres Erscheinens
entsprechend.
Unsere Crocus stellen sich nicht immer zur gleichen Zeit ein. Ihr Er-
scheinen ist abhängig von der Witterung. Das nicht nur in Bezug auf ihre
Triebzeit, sondern auch hinsichtlich der Witterung, welche in den vorher-
gehenden Monaten herschte. Es kann also ihr Erwachen manchmal schon
Einige truhblühende Crocus-Arten. 23^
— im Januar — ehe der Winter recht vergangen, eintreten, manchmal lassen
sie uns bis in den März warten.
Crocus Imperati. Wer in die Lage versetzt sein sollte, eine Auswahl
unter den frühen Crocus zu treffen, würde wahrscheinlich diese prächtige Art
vor allen wühlen. Obgleich Italien ihre Heimat ist, ist sie sehr hart und
macht uns so wenig Mühe wie alle anderen Safrane. Crocus Imperati !s1
schön, sei es in noch geschlossenem Zustande, wenn seine hellbraunen Seg-
mente sich uns zeigen, sei es offen im Sonnenschein, wenn seiner Blumen
reiches Purpur uns mit Staunen erfüllt. Je günstiger die Lage, desto zeitige]
erschliesst er sich, in England oft schon vor Neujahr.
Es giebt eine weisse Abart hiervon, welche indes einige Schwierigkeiten
in der Kultur zu machen scheint.
Sonst kann man im allgemeinen zwei Farbenvariationen bei diesem
Crocus unterscheiden. Die eine — die zierlichere von beiden — blüht zeitiger
und ist hübsch schwarzpurpurn punktiert auf der Aussenseite. Die andere
Varietät ist meist ähnlich gezeichnet an der Aussenseite der äusseren Segmente
und gewöhnlich kleiner. C. Imperati bringt reichlich Samen. Man kann
diesen sofort nach der Keife aussäen. Sämlinge blühen nicht vor dem dritten
oder vierten Jahre.
("rocus vitellinus. Dieser hübsche und kleine Crocus erscheint etwa
gleichzeitig mit C. Imperati. Seine Blüten zeigen ein tiefes Goldgell».
was weithin leuchtet. Es ist eine der Arten, deren Blumen gleichzeitig mit
den Blättern erscheinen. Dieser Umstand wird vielen schätzenswert dünken.
Die Aussenseite der Blütenblätter ist manchmal bronzefarben angehaucht.
Die Antheren sind gelb oder orangefarben und die Narben scharlach oder
orange. C. vitellinus ist in Nordpalästina und Syrien zu Hause. Er ist
ganz hart und einer weiten Verbreitung wert.
Crocus Crewei. Der seltene C. Crewei ist C. biflorus nahe ver-
wandt. Man hönnte zweifelhaft sein, ob man ihn als eigene Art aufstellen
solle -- ausgenommen seiner dunklen, fast schwarzen Antheren halber. Er
blüht zur selben Zeit wie die vorhergehende Art. Kann er mit dieser
auch nicht hinsichtlich der leuchtenden Färbung der Blüten sich messen, so
ist er doch recht hübsch und wertvoll. Die weisslichen äusseren Segmente
sind schön chokoladenfarben angehaucht und das weisse Blüteninnere steht
in hübschem Gegensatz zu dem tiefen Chokoladenbraun der Antheren.
Dieser Crosus wurde zuerst von Elwes im Jahre 1874 in Syrien ge-
funden: wir erhielten ihn aber auch aus Klein-Asien.
»rocus ancyrensis. Ein anderer recht hübscher Safran, welcher bald
nach C. vitellinus erscheint, ist C. ancyrensis, der Angora-Crocus. Er ist
dunkler in der Färbung als C. vitellinus. Seine Blütenfarbe ist fast tief-
orange. Die Segmente sind nicht gestreift. Eine kleine Gruppe des Angora-
11s mit seinen grasartigen Blättern und leuchtenden Blumen schaut gar
nett aus. In manchen Teilen Klein-Asiens soll er sehr häufig sein, er ist indes
nicht so häufig in Kultur, als man erwarten sollte.
Die eben beschriebenen Safrane sind nur einige wenige Vertreter dei
artenreichen Gattung. Sie erfreuen uns zu einer Zeit, in der die kleinste Blume
hoch im Preise steht. S.
236
Die beiden alten Eiben im Garten des Herrenhauses zu Berlin.
Die beiden alten Eiben (Taxus baccata)
im Garten des Herrenhauses zu Berlin.
^ (Hierzu Abb. 53 u. 54.)
(4-V4^ie alten Eiben im Garten des Herrenhauses erfreuen sich mit Recht
<£^P einer grossen Berühmtheit,*) gehören sie doch zu den stärksten und
höchsten Exemplaren unseres Vaterlandes. Conwentz**), der sich ganz speziell
mit der Eibe in der Vorwelt und Gegenwart beschäftigt, führt als stärkstes
lebendes Exemplar in Westpreussen die Eibe am Rande des Ziesbusches bei
Lindenbusch an. Dasselbe misst über dem Erdboden 180 cm und in 1 m
Höhe 156 cm Umfang und übertrifft daher die bekannten Bäume auf der
Heidelberger Schlossterrasse (in 1 m Höhe 136 cm Umfang, 1880 von Conwentz
gemessen). Hingegen, sagt Conwentz, wird unsere Taxus aus dem Ziesbusch
an Dicke übertroffen, z. B. von der stärkeren Eibe an der Südfront des Herren-
hauses in Berlin (in 1 m Höhe 170 cm Umfang, 18S9 von Conwentz gemessen,
jetzt 175 cm bei einer Höhe von 11,60 irr. der schwächere 0,93 in einer Höhe
von 11,85 ni, teils nach in meiner Gegenwart vorgenommennen Messungen
des Herrn Völckel , teils nach Messungen des Herrn Reg. - Baumeister
Fritsch. L. W.), von der Eibe an der alten Schweizerei im Fürstensteiner
Grund mit 230 cm Umfang (wo?), 1889 von Conwentz gemessen, von
der in Petersdorf in Schlesien fast 3 m Umfang nach Fiek, vom sog. Ibenbom
(d. h. Eibenbaum) zu Mönkhagen bei Rostock, 291 cm Umfang nach Krause,
von der Eibe des bot. Gartens in Frankfurt a. M. 238 cm Umfang, 1889 von
Conwentz gemessen, von mehreren Exemplaren im Bodethal u. a. m.
Kein Wunder, dass, als der Neubau des Herrenhauses eine Verpflanzung
der beiden Eiben nötig machte, man mit der grössten Umsicht vorging, um
diese alten Wahrzeichen am Leben zu erhalten, und diese Vorsicht wurde um
so grösser, als der Erbauer des Abgeordneten- und des Herrenhauses, Herr
Geh. Baurat Schulze, Mitglied des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues,
selbst ein grosserKoniferenkenner ist. — Die ganze Arbeit wurde Herrn Landschafts-
gärtner L. Maecker, Friedenau, übertragen.
Mehrere Jahre hindurch wurden die Bäume vorbereitet, um ihren »Umzug«
bewerkstelligen zu können. Auf Rat der Herren Geh. Reg. -Rat Prof.
Dr. Engler, Garteninspektor Perring und Landschaftsgärtner Maecker
wurde die obere Erde durch bessere ersetzt und, um zu sehen, ob sich in
der Peripherie bei guter Nahrung neue Wurzeln bilden würden. Ende Juli 1894
an einem Teile des Umfanges ein U/^m langer, 75 cm breiter und 1,5 m tiefer
Graben in Gestalt eines Kreissektors in 212 m Abstand vom Stamm ausgehoben,
wobei eine Anzahl von 1 — 2 cm starken Wurzeln durchstochen werden
mussten. Der Graben wurde mit guter Erde angefüllt und im nächsten Jahre,
im April 1895, wieder untersucht. Da zeigte sich, dass die abgeschnittenen
Wurzeln förmliche Besen von Saugwurzeln gebildet hatten.
Anfänglich war beabsichtigt gewesen, wenn der Erfolg günstig ausfiele,
drei solcher Sektoren in einem Jahre mit guter Erde zu füllen und in dem folgenden
*/ Siehe Th. Fontane, Havelland, S. 126. — J. Trojan an verschiedenen Orten.
**; Prof. Dr. H. Conwentz, Direktor des Westpreussischen Provinzialmuseums zu Danzig,
,,Die Eibe in Westpreussen, ein aussterbender Waldbaum''. Abhandlungen zur Landeskunde der
Prov. Westpreussen, Heft 111, S. 45, Danzig 1892. Ausserdem viele andere Veröffentlichungen
von demselben über die Eibe.
Die beiden alten Eiben im Garten des Herrenhauses zu Berlin. 2^7
Jahre drei dazwischen liegende, so dass dann im ganzen l'mfang neue Saug-
wurzeln sich landen. — Da aber der erste Versuch so glänzend ausgefallen war,
glaubte man, zumal die Aste zurückgeschnitten wurden, auf einmal einen
ganzen Kreis in Gestalt eines Grabens mit guter Erde und zugleich starke
Fassdauben, die eine Art Kübel ohne Boden bildeten, an der Peripherie an-
bringen zu können. Und so geschah es. Die Bäume wurden gut gepflegt und
besonders regelmässig bespritzt; aber trotzdem wurden im nächsten Jahr
(1896) die Nadeln rot und dass ganze Aussehen ein bedenkliches,
so dass die gärtnerischen Sachverständigen das Fortkommen für wenig
aussichtsvoll erklärten. Herr Geh. Baurat Schulze Hess sie aber
Abends fleissig bespritzen , und das hatte den Erfolg, dass im Jahre
darauf (1897) an den Ästen und namentlich an den Stämmen selbst eine
grosse Anzahl neuer Triebe erschienen. Während des ganzen Sommers
1897 und 1898 sind die Bäume wiederum reichlich bespritzt worden,
auch die Erde wurde gelockert und alles zur Förderung des Wuchses gethan.
Hätten sie so noch ein Jahr länger an ihrer Stelle bleiben können, so wäre
wohl jede Gefahr ausgeschlossen gewesen. Das war aber nicht möglich. Der
Xeubau erforderte, dass die Bäume schon in diesem Frühjahre an eine andere
Stelle gerückt wurden.
Ende März 1899 etwa wurde am Rande der Baumscheiben aufgegraben,
da stellte sich leider heraus, dass die Wurzeln nicht, wie man erhofft, in das
neue Erdreich gegangen waren, dass die abgeschnittenen Wurzeln auch keine
Saugwurzeln gebildet hatten, wie sie doch 1895 gezeigt, sondern im Gegenteil
vielfach bis auf einen Meter rückwärts von der Schnittfläche schwarz und
verstockt waren. Nur an wenigen Stellen waren Wurzeln in den guten Boden
an der Peripherie gedrungen.
Erfreulicherweise zeigte sich aber, dass in der Nähe des Stammes eine
ganze Anzahl neuer Saugwurzeln entstanden sind, und dies giebt Hoffnung auf
ein glückliches weiteres Gedeihen.
Die faulen Wurzeln wurden nun abgeschnitten und der Wurzelballen
infolgedessen bedeutend verkleinert, was den späteren Transport erleichterte.
Ursprünglich 5 m im Durchmesser, mass der Wurzelballen jetzt nur 3 m.
Der Transport sollte wegen des ungeheuren Gewichtes des Ballens, das
man immer noch auf 550—600 Zentner schätzte, in der Weise erfolgen, dass
die Bäume nicht herausgehoben, sondern in einem eigens dazu gefertigten
Stichkanal oder breiten Graben — senkrecht stehen bleibend — fortgewalzt
werden sollten.
Die Hauptschwierigkeit aber lag darin, den Wurzelballen auch unten frei
zu machen. Zu dem Zweck musste der ganze Ballen so zu sagen untertunnelt
und dem Kübel ein Boden aus dicken Bohlen gegeben werden. Der so
hergestellte Kübel wurde dann auf Walzen gebracht, welche sich auf einem
immer wieder weiter vorgelegten Bohlenbelag bewegten und durch Drahtseile,
die mit zwei Flaschenzügen in Verbindung standen, weiter gezogen.
■Wiederum bewährte sich hier das Wrort des Archimcdes: »Gebt mir. einen
festen Punkt, und ich werde die ganze Erde aus ihren Angeln heben.«
In der Nähe der Westgrenze des Ilerrenhausgartens war dieser feste
Punkt gegeben:, ein mächtiges Bohlwerk, in Gestalt etwa eines Prellbocks bei
Eisenbahnen, war errichtet und an dieses der eine starke Flaschenzug mit
238_
Die beiden alten Eiben im Garten des Herrenhauses zu Berlin.
Schraube angebracht; für den zweiten Flaschenzug diente eine dicke Rüster als
Befestigungspunkt.
Ungefähr fünf Mann zogen an jedem Flaschenzuge ohne grosse Anstrengung
- nur zu Anfang wegen der grösseren Reibung mehr sich mühend — und
ganz, ganz langsam, aber auch ganz sicher rollte der Baum weiter.
Die kleinere Eibe wurde zuerst, Anfang April, versetzt. Sie hatte einen
weit längeren Weg, etwa 50 m zurückzulegen, wozu im ganzen 16 Stunden
erforderlich waren. Die grössere brauchte nur 20 m zu machen und iührte
diesen Marsch am 17. April in 9 Stunden aus.
Abb. 53. Gesamtansicht der beiden alten Eiben
im Herrenhausgarten kurz nach dem Transport der kleineren.
Photographien von Fritz Regung.
Am 17. April ist die Arbeit beendet worden. Nun stehen die Bäume
nahe der westlichen Grenze des Herrenhausgartens. Hoffen wir, dass sie die
vielen Mühen, die auf ihre Erhaltung verwendet sind, lohnen werden und sie
sich auch in den Kronen wieder üppiger entwickeln, denn letztere — das
lässt sich nicht leugnen — machen jetzt einen nicht gerade schön zu nennenden
Eindruck.
Die Hauptfrage nach dem Alter der Bäume kann immer noch nicht
endgültig entschieden werden. Ein Zählen der Jahresringe der abgeschnittenen
Aststümpfe und daraus Berechnung der Jahresringe des Stammes ist. wie
Die beiden alten Eihen im Garten des Herrenhauses zu Berlin. 23Q
Conwentz I.e. S. 44 bemerkt, nicht zulässig, da die Jahresringe des Astholzes
im allgemeinen enger sind als die des Stammholzes.
Auch Vergleiche mit abgehauenen Stämmen führen zu keinem sichern
Resultat, da die Bäume individuell sehr verschiedene Weite der Jahresringe
zeigen können. Ein drastisches Beispiel führt Conwentz an. Wenn er nach
dem einen der zwei abgehauenen Exemplare aus Lindenbusch das Alter
des dort lebenden Exemplars berechnet, kommt er aui 943 Jahre, was er selbst
als wahrscheinlich zu hoch ansieht; wenn er es nach dem andern schätzt,
kommt er nur auf 311 Jahre. — In den letzten zehn Jahren ist der Umfang
der stärkeren Eibe des Herrenhauses, wie oben erwähnt, von 170 aui 17- cm
gestiegen.
Gegen ein sehr hohes Alter der Herrenhaus-Eiben spricht ein neuer-
dings entdeckter Umstand. Bei den Vorbereitungen für den Transport der
Abb. 54. Transport der kleineren alten Eibe im Herrenhausgarien.
Photographien von Fritz Regling.
Bäume stiess man 60 cm unter den tiefsten Wurzeln auf Kalksteinfundament;
ein Beweis; dass die Bäume auf aufgeschüttetem Boden stehen. Auch Ziegel-
steine sind gefunden, ein wohlerhaltencr Ziegel ist 10 Zoll lang, 5 Zoll breit,
_> Zoll hoch. Das ist nicht das Format der mittelalterlichen Ziegel, sondern
das des vorigen und etwa der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts.
Au<h einige Muffeln von der 1750 nebenan errichteten Kgl. Porzellan-
Manufaktur sind gefunden.
Das alle- spricht dafür, dass die Bäume frühestens um die Mitte des
gen Jahrhunderts hierher Verpflanzt worden sind. Wie alt sie damals
schon waren, steht freilich nicht fest; es ist aber wohl nicht anzunehmen,
dass man sehr alte Bäume gewählt hat. im Gegenteil jüngere.
Herr Kommerzienrat Schutt, gleichfalls Mitglied des Vereins zur Be-
förderung des Gartenbaues, hat Herrn Geh. Baurat Schulze mitgeteilt, dass er
2io Beiträge zur chemischen Zusammensetzung verschiedener Apfel- und Birnensorten.
vor 25 Jahren fünf sechsjährige Eiben in seinem Garten in Steglitz gepflanzt
hat, die jetzt schenkeldick sind.
Wir dürfen wohl annehmen, dass die Schätzung der Herren Engler.
Perring und Maecker auf 200 Jahre bei der stärkeren, mit 100 bei der
schwächeren Eibe das Maximum sein wird.
Abschnitte der Äste sowie einen Längsschnitt durch zwei zusammen-
gewachsene Aste dieser berühmten Eiben hat Herr Geh. Baurat Schulze dem
Museum der Königl. landwirtsch. Hochschule zum Geschenk gemacht, wie
bereits im Jahre 1897 der Bureaudirektor des Herrenhauses, Herr Reissig.
dem gedachten Museum Abschnitte der Aststümpfe, übersandte. Beiden sei
auch an dieser Stelle der wärmste Dank dafür ausgesprochen. Auch eine
interessante hohle Linde, in deren Hohlraum sich ein mächtiger Zopf von
Wurzeln gebildet, ist dem Museum von Herrn Geh. Baurat Schulze überwiesen.
L. Wittmack.
*
Nachtrag.
Wie in No. 189 der Voss. Zeitung vom 23. April 1S99 mitgeteilt wird,
sind die Häuser der Leipzigerstrasse nicht, wie in Xo. 175 der Voss. Zeitung
berichtet, auf ehemaligen Tiergartenterrain, sondern auf Wiesengrund erbaut.
Das Grundstück Leipzigerstrasse No. 3 (das jetzige Herrenhaus) war zuerst,
nach 1735, von Leutnant von der Groben bebaut worden. Zu Nicolai's
Zeit (1778) lag hier das Gotzkowskysche Haus, und wird von Nicolai aus-
drücklich erwähnt, dass hinter demselben ein schöner Garten sei. Ferner
berichtet er an anderer Stelle von diesem Garten : Er ist auch wohl angelegt.
In demselben sind zwei grosse Salons von hohen Kastanienbäumen und ein
angenehmes Labyrinth etc. Der alten Eiben gedenkt er nicht, sie können also
noch nicht bemerkenswert gewesen sein. Der augenscheinlich sehr gut
orientierte Verfasser des Artikels in der Voss. Zeitung sagt : Jedenfalls ist an-
zunehmen, dass die Bäume (er sagt der Baum) in der zweiten Hälfte des vorigen
Jahrhunderts in den Garten verpflanzt worden sind, denn zu Anfang dieses
Jahrhunderts gehörten Haus und Garten dem Generalintendanten von der Recke,
und der damalige Kronprinz, spätere König Friedrich Wilhelm IV., hat
als Knabe viel unter dem alten Eibenbaum gespielt. — Die Familie
Mendelssohn ist erst später (um 1820 nach der Notiz in No. 175 der Voss.
Zeitung) in den Besitz des Grundstückes gekommen, das zum Bau des Herren-
hauses erworben wurde, nachdem im Jahre 1852 die »Erste Kammer« in der
Oberwallstrasse abgebrannt war. Das aufgefundene Fundamentmauerwerk
dürfte aus der ersten Zeit der Bebauung des Grundstückes stammen.
Beiträge zur chemischen Zusammensetzung verschiedener
Äpfel- und Birnensorten
aus dem Königl. pomologischen Institut zu Proskau O.-S.
Von Dr. Richard Otto,
^ Leiter der ehem. Abteilung der Versuchsstation am Königl. pomologischen Institut.
Mi im Herbste des Jahres 1898 wurden seitens der chemischen Abteilung der
*>sn> Versuchsstation des Königl. pomologischen Instituts eine grössere Anzahl
der verschiedensten Äpfel- und Birnensorten, welche sämtlich hier im Institut
Beiträge zur chemischen Zusammensetzung verschiedener Äpfel- und Birnensorten. 04 1
gewachsen und deren sonstige Vegetationsbedingungen (Bodenverhältnisse,
Klima etc.) uns somit bekannt waren, einer chemischen Untersuchung aut
ihre wichtigsten, insbesondere für die Obstverwertung (Obstweinbereitung) in
Betracht kommenden Bestandteile unterzogen.
Die Resultate dieser Untersuchungen, welche an einem anderen < »rte aus-
führlicher veröffentlicht werden, sollen im Nachfolgenden kurz (es ist aus
diesem Grunde hier auch auf die einschlägige Litteratur nicht näher ein-
gegangen) mitgeteilt werden, da sie uns ein treffendes Bild geben von dem
Gehalt der einzelnen Sorten an den wichtigsten, besonders für die Obstwein-
bereitung in Frage kommenden Bestandteilen, um so mehr, als diebetreffenden
Früchte im Sommer und Herbst 1898 an demselben Orte, also unter ganz
gleichen Yegetationsbedingungen, sich entwickelt haben.
Diese Untersuchungen hier kurz mitzuteilen, erscheint mir auch aus dem
Grunde wünschenswert, weil in vielen älteren Büchern über Obstverwertung etc.
sich Angaben über den Zucker-, Säure- etc. Gehalt der einzelnen Frucht-
sorten finden, die jetzt als falsch gelten müssen, da die betreffenden Be-
stimmungen nach veralteten und ungenauen Methoden ausgeführt sind, wo-
durch häufig die in Betracht kommenden Bestandteile zu niedrig gefunden sind.
Die vorliegenden Bestimmungen sind nach den neuesten und jetzt wohl
allgemein gewählten chemischen Methoden durchgeführt. So ist z. B. für die
Gesamtzuckerbestimmung die äusserst genaue gewichts-analytische Methode der
Zuckerbestimmung nachAllihn gewählt, nachdem zuvor die zu untersuchende
Substanz mit Salzsäure in der vorgeschriebenen Weise invertiert wurde.
Die Säure wurde als Gesamtsäure mit V10 Xormallauge titrimetrisch nach
der Tüpfelmethode bestimmt und auf Äpfelsäure, als der in reifen Äpfeln und
Birnen in grösster Menge sich vorfindenden organischen Säure, berechnet. In
der nachstehenden Tabelle ist die Säure aufgeführt „pro mille", d. h. in 1 1
Saft (Most) sind Gramm Äpfelsäure enthalten.
Alle Untersuchungen wurden an möglichst gleichmässigen und, wenn
nichts Anderes bemerkt, an reifen Exemplaren durchgeführt. Von einer grossen
Anzahl von Früchten einer Sorte wurde eine gute Durchschnittsprobe her-
gestellt und diese Früchte dann auf einer Reibemaschine zerkleinert und darauf
sogleich mittelst einer sog. Haushaltungspresse stark abgepresst. In dem klaren,
ev. vorher filtrierten Moste wurden dann sofort die betreffenden Bestimmungen
vorgenommen. Die gefundenen Prozent- ev. Promillezahlen beziehen sich also
dem Gebrauche bei Weinuntersuchungen gemäss auf das Mostgewicht, d. h. in
100 cem Most sind enthalten Gramm.
Auch auf Stärke wurde bei den einzelnen Sorten geprüft, doch war nur
selten solche nachzuweisen, da, wie erwähnt, die Früchte in der Regel im
reifen Zustande zur Untersuchung gelangten.
In der nachfolgenden Tabelle sind die Untersuchungsdaten mit Angabe
der Zeit der Untersuchung mitgeteilt.
Ausser dem chemisch quantitativ genau ermittelten Gesamtsäure- und
Gesamtzuckergehalt (ev. auch Rohr- und Traubenzuckergehalt bei einigen
Sorten, wie grosse Casseler Reinette etc.) finden wir in dieser Tabelle noch
Angaben über den Gehalt der einzelnen Äpfel- und Birnensorten-Moste anöchsle-
Graden (ermittelt mit der Ochsle'schen Mostwage bei 150 C.) und Angaben
über das spez. Gewicht der Moste bei 150 C, sowie über den Zuckergehalt.
'2A2 Beiträge zur chemischen Zusammensetzung verschiedener Äpfel- und Birnensorten.
bestimmt mit der Üchsle'schen Mostwage nach der Formel: die Anzahl
< »chsle-Grade durch 5 dividiert und 0.5 zuaddiert, ergeben bei den
reinen Äpfelmosten den mit der quantitativ chemischen Zucker-
bestimmung ziemlich genau übereinstimmenden Zuckergehalt in
Prozenten; ferner auch über den Zuckergehalt, ermittelt mit der Klosterneu-
burger Mostwage bei 17,5° C. Diese beiden letzteren annähernden Zucker-
bestimmungsmethoden wurden als in der Praxis übliche mit herangezogen
sowohl zum Vergleiche unter sich, als auch zum Vergleiche mit der quantitativ
chemischen Zuckerbestimmung. Ebenso sind zum Vergleiche unter sich zwei
Extrakt-Bestimmungen aufgenommen, einmal die nach meiner Ansicht genauere
aus dem spez. Gewicht, unter Zugrundelegung der von Haien ke und Möslinger
berechneten Tabellen*) , sodann die Extrakt-Bestimmung mittels des
Balling'schen Saccharometers bei 15 ° C.
I. Äpfel.
Nach den nebenstehenden Untersuchungen ist also bei uns der zucker-
reichste Apfel der Königliche Kurzstiel mit 19,24 g Gesamtzucker
in 100 ccm Most. Auch anderwärts ist der Königliche Kurzstiel als der
zuckerreichste Apfel gefunden. So hebt Professor Behrend in Hohenheim in
seiner Schrift „Beiträge zur Chemie des Obstweines und des Obstes'" im Jahre
1892 den Königlichen Kurzstiel als die zuckerre ichste Sorte (mit 17%) her-
vor. Hotter (vergl. III. Bericht über die Thätigkeit der pomologischen Ver-
suchs- und Samen-Kontroll-Station für Mittelsteiermark, Graz 1895) fand sogar
in 1 1 Most dieses Apfels 215 g Zucker, d. i. in 100 ccm = 21,5 g Zucker.
Ordnen wir die untersuchten Apfelsorten nach ihrem Gehalt anZucker,
so ergiebt sich folgendes :
I. Äpfelsorten mit hohem Zuckergehalt (über 14 g Zucker
in 100 ccm Most). [%]
Königlicher Kurzstiel (19,24 g), Gelber Richard (18.97 g), Schöner Pfäffling
(16,50 g), Grosse Casseler Ränette (14,79 g), Scheibenränette (14,74 g), Hightop
(14,46 g), Wintergoldparmäne (14,21 g).
II. Äpfelsorten mit niederem Zuckergehalte (bis 10 g Zucker
in 100 ccm Most). [%]
Possarts Nalivia (6,81 g), Florianer Pepping (7,22 g), Mauss-Reinette (7,32 g),
Knolls Mostapfel (9,28 g), Kaiser Alexander (9,36 g), Doppelter Holländer
(9,53 g), Landsberger Ränette (9,77 g), Marabot (9,90 g).
III. Äpfelsorten mit mittlerem Zuckergehalt (von 10 — 14 g Zucker
in 100 ccm Most). [%]
Hierher gehören alle nicht unter I. und II. aufgeführten der unter-
suchten Sorten.
Der Gehalt an Gesamtsäure (ber. als Äpfelsäure) stellt sich wie folgt:
IV. Äpfelsorten mit hohem Säuregehalt (über 9 g Gesamtsäure
in 1 1 Most). [9—14 °/oo]
Kunzens Königsapfel (13,90 g), Weisser Sommercalville ? (11,25 g), Blut-
roter Cardinal (9,983 g), Türkenapfel (9,980 g), Carpentin (9,782 g) , Welscher
*) Vergl. Fresenius, Anleitung zur chemischen Analyse des Weines von Dr. E.
Borgmann, II. Auflage, 1898, S. 206 u. folg.
Beitrage zur chemischen Zusammensetzung verschiedener Äpfel- und Birnensorten. 043
Im Moste der nachstehenden Sorten sind enthalten:
I. Äpfel:
Datum
der
Bezeichnung
C.e-
samt-
säure
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— ~ü
Gesamtzucker
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Spec.
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der
Sorte
(Äpfel-
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55
(quantitativ)
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Bemerkungen
1898
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1. 10.
Tom Pütt
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gere Zeit gelegen
und etwas einge-
schrumpft. Reit'.
2
11. 10.
Marabot
1.340
—
9,90
48,0
1,0480 10,10
—
12,60
—
Aepfel direkt dem
Baum entnommen.
Keif.
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3
13. 10.
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w enig
Stärk.
13,89
71,7
1.0717 1 1 si
15,25
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Goldriinette
4
14. 10.
< leflammt. weiss.
Cardinal
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0
12,00
55,8
1,055811,68
12,50
14,66
—
>>
5
17. 10.
Süsser Holaart
1,407
gross.
Meng
11,69
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1 054511,30
12,00
14,31
Geschm. sehr süss,
Fleisch weiss, hart.
6
21. 10.
Polnischer
8,911
viel
11,88
58,0
1,0580
12,10
12,70 1"
15,00
Geschm. säuerlich,
Papierapfel
Stärk.
Fleisch « eiss, ihm h
hart.
7
21. 10. Luikenapfel
7.370
0
11,39
53,2
1,053211,14
12,00
13,97
13,40
Reif.
s
2."). 10. Kais. Alexander-
apfel
26 ID. Türkenapfel
6,499
0
9,36
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1,0490,10,30
11,00
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13,00
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9
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13,80
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1,065213,54
14,50
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10
26./10.
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8,210
0
13.27
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1.0641 i 13,42
14,00
16,98
17,00
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11
27. 10.
Weiss. Sommer-
Calville
11,256
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13,12
65,1
1,065113,52
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17,11
16,20
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12
28. 10.
Welsch. Weinling
9,780
0
11,10
54,0
1,054011,30
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14,18
14,00
••
13
31./10.
Engl. Bellerleur
7,102
wenig
Stark.
12,82
63,7
1,0637 13,24
13,70
16,71
16,20
11
14
31. 10.
Edelrother
5.360
0
11,45
56,0
1,0560 11.70
12,25
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15,50
>J
15
2./11.
Kunzens Königs-
apfel
Woltmanns
13,900
0
10,91
55,7
1,0557
11,64
12,00
14,63
14,00
11
16
2. 11.
7,639
0
10,74
50,4
1,0501
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11,25
13,23
14,00
>l
Schlotterapfel
17
3. 11.
Froms Goldrän.
7,839
0
12,94
62,6
1,0626
13 02
13.20
16,45
15,50
»
18
4/11.
Batullenapfel
6,867
0
10,31
52,4
1,0524
10,98
11,75
13,76
13,50
11
19
4. 11.
Possarts Nalivia
8,006
0
6,81
38,4
1,0384
7.35
8,25
10,08
9,00
,,
20
10./11.
Dopp. Holländer
4,596
0
9,53
45,8
1,0458
9,66
10,00
12 03
12.00
11
21
ll./ll.
Gubener
5,561
0
11,47
53,2
1,0532
11,14
11,90
13,97
13,25
))
Waraschke
22
24. 11. Muscat-Ränette
4,448
0
10,49
55
1,0550 11,50
12,1
1 1,11
13,90
"
23
25/11. Blutrot. Cardinal
9,983
0
11.30
57
1,057011,90
12,00
14,97
1 1,00
11
24
7./9.
Grosse Casseler
10,264
3,99
1 7,50
,. QojTraub.Z.
1 Rohr-Z.
49
1,0190
10,30
—
12,87
Aepfel noch grün,
Fleisch grün, Ge-
schmack noch zn-
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ammenziehend u.
herbe. Unreif!
25
21. 9.
do.
9,413
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t 7,33
10,10 Tr!$ 7
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54,8
1,0518
11,46
14,39
Aepfel meist grün,
1 leisch weiss. Ge-
schm. nicht mehr
zusammenz. gras-
ahnl. süssl. U n rei f.
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do.
8,509
1,60
1 9,76
1 n oeJTraob. TL.
1^.00 ._,,,,
v Rohr-Z.
61,8
1,0618
12,80
—
16,24
—
Farbe gelblich, Ge-
schmack aneenehm
süss, Fleis h noch
hart. Unreif!
27
19. 10.
do.
7,900
0
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12,79 Tr;V.!!;-A
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62,0
1,0620
12.90
13,50
16,29
15,90
Aeusserl. wenig seit
5/10. vei iindert, Ge-
schmack dgl. nicht.
Noch unreif!
28
14. 12.
do.
7,705
0
13,20
14 7q|Traub.Z
1 *tiv\ 1.51
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71.1
1,0714
1 1,78
15,12
18,77
17,50
Fleisch gelol. w eiss,
saftig, weinig ge-
würzt. Geschmack
zieml. süss. Reif!
2 4_1 Beiträge zur chemischen Zusammensetzung verschiedener Apfel- und Birnensorten.
M
Datum
der
Unter-
such
ung
Bezeichnung
der
Sorte
Ge-
samt-
Z. Ml
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(Äpfel-
2 =
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So
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(°Ao)
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(quantitativ)
/o
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des
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/o
/o
Bemerkungen
29
14./11.
30
18./11.
31
2./11.
32
16./11.
33
34
35
36
28./11.
29./11.I
30./11.1
1./12.I
37
38
39
1./12.I
2./12.
2./12.I
40
3./12.
41
42
5./12.
5./12.
43
44
45
6./12.
6./12.
8 '/12.
46
8./12.
47
9./12.
48
9./12.
49
10./12.
50
12/12.
51
12./12.
52
13./12.
53
15./12.
54
55
56
15./12.
16./12.
17./12.
57
19./12.
58
59
19./12.
20./12.
Florianer
Pepping
Grosser Bohn-
apfel
Rheinischer
Krummstiel
Gulderling
Schöner Pfäff ling
Königl. Kurzstiel
Gelber Richard
Gredes Quitten-
ränette
Weisser Matapfel
Boikenapfel
Baumanns
Ränette
Weisser Winter-
taffetapfel
Carpentin
Winter-Gold-
parmäne
. Hightop
Knolls Mostapfel
Köttenischer
Streifling
Gelber Winter-
Karthäuser
Florianer Rosen-
apfel
Administrator-
apfel
Brüsseler ge-
fleckte Ränette
Ränette von
Montmorency
Blutrote rhei-
nische Ränette
Königin Sophien-
apfel
Winter-Gold-
parmäne (s.5./i 2.)
Staatenparmäne
Mauss Ränette
Landsberger
Ränette
Doppelter süsser
Agatapfel
Ribston Pepping
Scheiben- Ränette
7,169
0
7,135
0
5,862
0
8,375
Stark.
vorh.
1,306
0
9,112
6,630
7,906
0
0
0
8,174
6,968
0
0
5,628
0
7:370
0
9,782
0
5,695
0
7,303
8,241
0
0
4,482
0
6,097
0
4,382
0
3,082
0
6,030
0
9,514
0
3,283
0
2,680
0
6,365
0
4,690
1 3,484
0
0
j 5,159
0
1,675
0
6.432
0
8,241
0
10,35
, 0,60
7 99)Tr;uib.Z.
' **A\ 0,59
1 Rohr- Z.
8,50
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1,75
Rohr-Z.
8,86
QiTraub.Z.
10,38| 1M
v Rohr-Z.
r 9,73
91 ITraub.Z.
U^1! 0,46
1 Rohr-Z.
16,50
19,24
18,97
10,61
11,92
10,09
11,29
11,49
13 61
11,68
14,46
9,28
10,24
1189
11,19
10,46
10,69
12,65
10,37
13,52
1421
11,98
7.32
9,77
12,50
11,70
14,74
38,5
49,1
49,6
51,1
77.9
95,6
92,6
54,4
62
51
55,4
59,7
65
63,2
73,3
47
50,2
58,6
55,2
50,5
57,1
600
49,3
662
67,4
60,6
33,9
49,1
63,0
58,1
73,0
1,0385
1,0491
1,0496
1,0511
8,20
10,32
10,52
8,60 10,11
12,90
9,70 F;irl:,e grün, Ge
schmack säuerlich.
TJmeif!
13 00 Farbe grün , Ge-
schmacksäuerlich
Unreif!
11,00
10,90 13,03 12,00 Unreif
10,7211,30 13,4213,00 Noch unreif
1,0779 16,08 16,25 20 49 19,C0 Reif.
1,0956 19,62 19,? 0 25,21 23,00 „
1,0926 19,02 19,00 24,40 22,50 „
1,054411,3811,6014,2813,00 „
1,0620 12,90 13,50 16,29 15,40 „
1 0510 10.70 11,25 13,39 13 00 „
14,5513 60 „
1,0554,11,58
I
1,059712,44
1.065013,50
12,00
12,90
14,00
15,68
17,08
14,80
16,90
1,063213.14 13 50
1,0733
1,0470
1,0502
1,0586
1,0552
1,0505
1,0571
1,0600
1,0493
1,0662
1 ,0674
1,0606
1.0339
1,0491
1,0630
1,0581
15,1615,70
9.9010,50
10 541100
12,5212,60
11.9012,20
10,60 11,25
11,92 12,30
!
12.50 12,90
16,601500
19,27 —
12,34 12,00
13,1812,80
15,3914,80
14,4913,50
13,2612,90
15,00 14,30
15,76
10,36 10,50 12,95
13,74!14,00
13,98
12,62
7,28
10,52
14,90
17,39
17,71
13,1015,92
7,60; 8,90
10,7512,90
13,10 13,60 16,55
14,90
12,00
16 50
16 60 Früchte gross. als bei
' 1 No. 42, docli auch
mit Fusid adium
befallen. Reif.
15,00 Reif.
9,90 „
12,50
15,00
12,32;12,75 15,26 14,00
1,0730 15,10 15,25:19,1917,00
Beitrage zur chemischen Zusammensetzung verschiedener Äpfel- und Birnensorten. 24^
II. Dirnen
Datum
Ge-
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Spec.
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der
Bezeichnung
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1 3./10.
\\ ildling von
6,767
— *> 11,01 62 1
1,062113,00 13.75 16,39
16 50
1,70 Frisch d. Baume
Einsiedel
entnommen.
2 3. 1»).
Weilersche
5,896
—
9,92 59,4
1,05! »4 L2,38 L3.00 L5,60
15,50
3,15 1 lisch d. Baume
Mostbirne
entnommen.
:; :.. 11.
Ochsenherzbirne
3,350
—
12,05
69,5
1,069514,3514,40 18,27 17,00
0.01)7 Viel Pectinstoffe.
1 7. 11.
Lange, grüne
2,144
—
11.06
59,0
1,0590 L2,30 12,75 15,50 14,40
0,001 „
Herbstbirne
5 s. 11.
Winter-Nelis
3. 551
—
10.70
58,5
1,0585 12,20 12.75
15,37 11.50
0.010
<; 9. 11.
Spörlberg
2,613
—
6,32
37,5
1,0375 8,00 «,70 9,85 9,90
O.02O
7 in 11.
/.ephirine
Gregoire
Löwenkopf
2,680
—
9,40
52,8
1,0528 11. iis 11,50 13,87 13,00
0.01)2
8
13. 12
4,212
—
12,58
61,4
1,0611 L2,78|l3,25 16, 13 14,60
0,000
•i
*) Birnen wurden alle in reifem Zustande untersucht, deshalb nicht auf Stärke geprüft.
Weinling (9,780 g), Ränette von Montmorency (9,514 g), Königlicher Kurz-
stiel (9,112 g).
V. Äpfelsorten mit niedrigem Säuregehalt (bis 3 g Gesamtsäure
in 1 1 Most). [ -3 %o |
Schöner Pfäffling (1,306 g), Marabot (1,340 g), Süsser Holart (1,407 g),
Doppelter süsser Agatapfel (1,675 g), Tom Pott (2,479 g), Königin Sophienapfel
(2,080 g).
VI. Äpfelsorten mit mittlerem Säuregehalt (3— 9 g Gesamtsäure
in i 1 Most). [3—9 ü/oo |
Hierher gehören alle nicht unter IV. und V. aufgeführten der unter-
suchten Sorten.
VII. Äpfelsorten mit hohem Zucker- (über 14 g Zucker in 100 cem Most)
und hohem Säuregehalt (über 9 g Säure in 1 1 Most).
Königlicher Kurzstiel (19.24 % Zucker, 9,112 °/oo Säure).
VIII. Äpfelsorten mit niedrigem Zucker- (bis 10 g Zucker in 100 cem Most)
und niedrigem Säuregehalt (bis 3 g Säure in 1 1 Most).
Marabot ((».90 % Zucker; 1,340 u/oo Säure).
IX. Äpfelsorten mit mittlerem Zucker- (10—14 g Zucker in 100 cem Most)
und mittlerem Säuregehalt (3 g g Säure in 1 1 Most).
Hierher gehören alle untersuchten Sorten mit Ausnahme des Königlichen
Kurzstiels (VII) und Marabot (VIII).
Der Königliche Kurzstiel in erster Linie und alle übrigen unter-
suchten Sorten, mit Ausnahme von Marabot. dürften sich also wohl lür die
tweinbereitung empfehlen, soweit nur das Verhältnis von Gesamtzucker
und Gesamtsäure in Betracht kommt.
Die vorstehende Tabelle zeigt uns weiter, dass man bei Äpfelmosten
für die Praxis genau genug den Zuckergehalt mit der Öchsleschen
2A.G Beiträge zur chemischen Zusammensetzung verschiedener Äpfel- und Birnensorten.
Mostwage ermitteln kann. Und zwar wird bei den reinen Äpfelmosten
der Zuckergehalt ziemlich genau übereinstimmend mit dem durch
die quantitative chemische Analyse ermittelten Werte gefunden,
wenn man die bei 150 C. ermittelten Öchsle-Grade durch 5 dividiert
und zu der erhaltenen Zahl 0,5 hinzuaddiert. Für ein Gemisch von
Äpfel- und Birnensorten mag die von Kulisch angegebene Methode: ,,Man
teilt die Anzahl der Grade Öchsle durch 5 und zählt zu der erhaltenen Zahl
1 hinzu" völlig genau genug sei, für reine Äpfelmoste erscheint jedoch
nach den vorliegenden Untersuchungen die Addition von 0,5 dem wirklichen
Zuckergehalt noch mehr zu entsprechen.
Dagegen sehen wir, dass mit der Klosterneuburger Mostwage der Zucker-
gehalt in reinen Äpfelmosten bei weitem nicht so genau gefunden wird wie
mit der Öchsleschen Mostwage.
Auch der Extraktgehalt wird für reine Äpfelmoste viel genauer aus dem
spez. Gewicht unter Zugrundelegung der Tabellen von Halenke und Mös-
linger gefunden als mittels der Ballingschen Saccharometers.
II. Birnen.
Von den untersuchten Birnensorten hat sich am zuckerreichsten erwiesen
Löwenkopf (in 100 ccm Most 12,58 g Zucker), es folgen: Ochsenherzbirne
(12,05 g), lange grüne Herbstbirne (11,06 g), Wildling von Einsiedel (11,09 g)<
Winter-Nelis (10,70 g), Weilersche Mostbirne (9,92 g), Zephirine Gregoire (9.40 g).
Am wenigsten Zucker enthält Spörlberg (6.32 g).
Der Gesamtsäuregehalt ist nirgends ein hoher, am säureärmsten ist
die lange grüne Herbstbirne (2,144 g in 1 1 Most), dann aufwärts steigend:
Spörlberg (2,013 S), Zephirine Gregoire (2,680 g), Ochsenherzbirne (3,350 g),
Winter-Nelis (3,551 g), Löwenkopf (4,212 g), Weilersche Mostbirne (5,896 g)
und Wildling von Einsiedel (6,767 g).
Als gleichzeitig zuck er- und säurereich kann von den untersuchten
Sorten eigentlich nur Wildling von Einsiedel und vielleicht noch die Weilersche
Mostbirne gelten, welche sich auch durch einen sehr hohen Gerbstoffgehalt
auszeichnen und deswegen längst gern zur Obstweinbereitung verwendet
werden.
Die Birnen sind also im Gegensatz zu den Äpfeln, wie dies ja wohl
auch bekannt ist, im allgemeinen sehr säurearm.
Im übrigen zeigten die untersuchten Birnensorten einen hohen Gehalt an
Pectin-, Gerbstoffen etc. Daher mag es wohl kommen, dass sich bei den
reinen Birnenmosten die mit der Öchsleschen und Klosterneu-
burger Mostwage ermittelten Zuckerwerte durchaus nicht an-
nähernd mit den durch die quantitative Bestimmung gefundenen
decken, sondern öfters über 2% von diesen differieren. Es lässt
sich somit für reine Birnenmoste der Zuckergehalt mit einer dieser
Mostwagen nicht genügend genau ermitteln. Auch Hotter (1. c.) hat
die gleiche Beobachtung gemacht, dass der Birnensaft ganz allgemein eine
grössere Menge von Nichtzuckerstoffen enthält als der Apfelsaft, und dass man
beim Birnenmost nicht mit derselben Sicherheit wie beim Apfelmost aus dem
Mostgewichte einen Schluss auf den wahrscheinlichen Zuckergehalt ziehen
Kleinere Mitteilungen.
247
kann , da der Gehalt an Nichtzuckerstoffen im Birnensafte stärkeren
Schwankungen unterworfen ist.
Erwähnt sei noch, dass die meisten der vorstehenden analytischen Be-
stimmungen in dankenswertester Weise Herr Dr. v. Wahl, Assistent an der
ehem. Abteilung der Versuchsstation, ausgeführt hat.
Chemische Abteilung der Versuchsstation des
K g 1. pomologischen Instituts zu P r o s k a u, im Februar 1 899.
Kleinere Mitteilungen.
Fäulnis des Fruchtfleisches verursachende Pilze.
Professor Dr. J. Behrens, an der
landwirtschaftl. botanischen Versuchs-
station in Karlsruhe, veröffentlichte
eine grössere wissenschaftliche Ab-
handlung: Beiträge zur Kenntnis
der Obstfäulnis in dem Zentralblatt
für Bakteriologie, Parasitenkunde und
Infektionskrankheiten, II. Abteilung,
IV. Band, 1898. Verlag von Gustav
Fischer in Jena. Für uns Praktiker
entnehmen wir aus dieser 53 Seiten
grossen wissenschaftlich wichtigen Ab-
handlung:
Als Fäulniserreger der Fruchtfäule
sind folgende Pilze thätig:
Penicillum gl au cum Lk. auf
Aepfeln, Birnen, Trauben und der
äusseren Schale der Wallnüsse, nur
auf saftigen Früchten, nicht auf anderen
Pflanzenteilen;
Penicillum luteum Zuk. auf
Aepfeln, wenig vorkommend;
Mucor stolonifer Ehrb. auf Birnen
und Tomaten, nur auf saftigen Früchten,
nicht auf anderen Pflanzenteilen;
Botrytis vulgaris Fr. (= cinerea
Pers.) auf Aepfeln, Birnen, Erdbeeren,
Johannisbeeren und Traubenbeeren,
Wallnüssen, Hagebutten, auch auf an-
deren Pflanzenteilen vorkommend, ist
daher weit gefährliger als Penicillum.
< »idium f ruetigenu m Lk.(Mon ilia
fruetigena Pers.) auf Aepfeln. Birnen,
Pflaumen, Kirschen, Aprikosen, Pfir-
sichen. Mirabellen. Quitten u. s. w.
Vielfach werden die Pilze durch
Micken und Wespen u. s. w. verbreitet,
welche, auf faulen Früchten sitzend und
an den Polstern des Pilzes saugend,
zwischen den Haaren an den Beinen,
am Rüssel und an anderen Körper-
teilen durch Abstreifen Oidiumsporen
erhalten und dann diese, wenn sie
Wundstellen gesunder Früchte auf-
suchten oder unverletzte gesunde
Früchte annagen, auf die Wundstellen
durch Abstreifen übertragen. In dem
an Wespen so reichen Jahre 1895
konnte man bedeutend mehr durch
Oidium fruetigenum befallene Aepfel
finden als 1896, 1897 und 1898, wo
der Wespenflug gering war.
Die Vernichtung kann nur durch
Sammeln und Verbrennen der be-
fallenen Teile erfolgen, denn das
empfohlene Bespritzen der Zweige,
kurz vor dem Aufbruch der Knospen,
mit Kupferkalkflüssigkeiten hat nach
eingehenden Versuchen wenig, beinahe
gar keine nachweisbaren Vorteile ge-
bracht.*)
Garteninspektor Ph. Held, Hohenheim.
Ein Teil des Parks von Sanssouci
und der Anlagen des Neuen
Orangeriegebäudes soll nach
Art der schwebenden Gärten der
Semiramis zu Babylon nach einem
von dem Kaiser genehmigten Entwurf
im Taufe der nächsten Jahre um-
gestaltet werden. Es handelt sich, wie
die ,,Potsd. Corr." schreibt, um die
Ausführung einer Lieblingsidee Kaiser
Friedrichs, für die der verstorbene
Hof-Gartendirektor Walther umfang-
reiche Pläne entworfen hat. Danach
wird die unterste Terrasse des Neuen
Orangeriegebäudes über die Chaussee
hinweg bis zum Park von Sanssouci
durch einen grossen Strassenüberbau
*) Letzteres trifft nach Frank und Krüger
nicht zu. 1). Red.
248
Kleinere Mitteilungen.
erweitert. Im Park steigt dann die
Anlage terrassenförmig bis zu dem
Hauptweg abwärts. Auf . den neu
geschaffenen Terrassen sollen die
prächtigsten Gartenpflanzen angebaut
werden; zwei mächtige Springbrunnen,
sowie reichhaltiger Skulpturenschmuck
sind vorgesehen. Dem Projekt sollen
die Hofgärtnereien an der sogenannten
Maulbeerallee sowie das allen Be-
suchern Potsdams bekannte Cafe
Blume am Fusse des neuen Orangerie-
gebäudes, das Eigentum der Krone
ist, zum Opfer fallen. Ein Modell des
Projekts in Gyps, das sich jetzt im
Neuen Palais befindet, soll in diesem
Jahre in der Berliner Kunstausstellung
zu sehen sein. — Weiter wird uns
mitgeteilt, dass die Pläne dazu im
Auftrage des verstorbenen Garten-
direktors Walther von dem Baumeister
Felix Wolff entworfen worden sind.
Der Wassersturz im Victoriapark
am Kreuzberg hielt am Sonntag den
23. April mittags anlässlich der Ab-
nahme der sechs Hermendenkmäler der
Freiheitssänger Rückert, Körner,
v. Schenckendorf, Kleist, Arndt
und Uhland durch die Abnahme-
kommission der städtischen Behörden
sein diesjähriges Proberauschen zur
vollen Zufriedenheit der Vertreter der
städtischen Behörden und des an-
wesenden Publikums ab. Zur Abnahme
der Denkmäler und Besichtigung des
Wassersturzes waren Stadtbaurat Ho ff-
mann, Stadträthe Kochhann und
Wagner sowie die Stadtverordneten
Baurat Kyllmann, Rechtsanwalt
Ladewig, Paul Singer und Reich-
now und die Schöpfer der Denkmäler
erschienen. Bürgermeister Kirschner
warverhindert, sich an derBesichtigung
zu beteiligen. Die Besichtigung und
Abnahme der Denkmäler erfolgte unter
Führung des Gartenbaudirektors
Mächtig. Die Ausführung und Auf-
stellung der Denkmäler fand die volle
Zufriedenheit der Abnahmekommission
bis auf die Aufstellung Uhland s, der
etwas in das mit einer Bank umgebene
Halbrondel zurückgesetzt werden soll.
, Nach Massgabe der vorhandenen Mittel
sollen dem Victoriapark noch einige
Kunstzierden in Gestalt plastischer
Werke zuteil werden. Beabsichtigt ist
u. a. die Aufstellung einer weiteren
Bronzegruppe analog der vor dem
Wassersammeibassin des Wassersturzes
»Ein seltener Fang«. (Voss. Z.)
Meine Erfahrungen und Resultate
mit dem Sterilisierungsverfahren der Firma
J. Weck, Oeflingen (Baden).
(Hierzu Abb. 55.)
Vor ungefähr drei Jahren machte
ich nach obigem Verfahren die ersten
Versuche, Obst und Gemüse in Gläsern
zu sterilisieren. Es waren von Früchten
zunächst Kirschen, Zwetschen,
Mirabellen und Birnen; von Ge-
müsen grüne Erbsen, Bohnen,
gelbe Rüben, Spargeln, welche die
Probe bestehen mussten. Der Erfolg
war geradezu verblüffend, denn nicht
nur waren die mitten im Winter zur
Verwendung gelangenden sterilisierten
Sachen von seltener Güte und bestem
Wohlgeschmack, als wären sie frisch
dem Garten entnommen, sondern es
erhöhte auch das Bewusstsein, diese
Speisen selbst gezogen, eingeheimst
und mit peinlicher Reinlichkeit in die
Gläser eingelegt zu haben, ganz wesent-
lich den Genuss, und der für ein ver-
feinertes Geschmacksorgan stets vor-
handene , oft gesundheitsschädliche
Metallgeschmack der früher ver-
wendeten gekauften Blechkonserven
kam bei den J. Weckschen Gläsern
ganz in Wegfall. Auch war bei der
also ermöglichten Verwertung eigener
Gartenerzeugnisse zur Sterilisierung
die grösste Billigkeit gegenüber den
gekauften Konserven ganz wesentlich
ins Gewicht fallend, während ander-
seits die Anschaffungskosten des
Apparates und der Gläser im Vergleich
zu den Vorteilen, die derartig sterili-
sierte Nahrungsmittel in Bezug auf
Gesundheit undReinlichkeit bieten,
um so weniger in Betracht kamen, als
sämtliche Utensilien zu gleichen
Zwecken jahrelang verwendet werden
können.
Ich bürgerte in der Folge das
J. Weck sehe Sterilisirungsverfahren
im hiesigen Krankenhaus ein, wo
nun die Krankenschwestern seither
emsig bemüht sind, das im Spital-
garten erzeugte oder zu diesem Zweck
eingekaufte Obst und Gemüse im
J. Weckschen Apparat zu sterilisieren,
um es den Winter über als Kranken-
kost zu verabreichen. Früher waren
Kleinere Mitteilungen.
249
die Kranken Lediglich auf Dörrobst und
Kellergemüse alsZuspeisen angewiesen,
da das hiesige Gemeinde-Krankenhaus
die Ausgaben für die teuren Konserven
sich nicht leisten konnte: nun aber
war es mit dem J.W eck sehen Apparal
leicht ermöglicht, den Kranken die
feinsten Obst- und Gemüsekonserven
jederzeit zu verschalten. Wer aber
nur einmal J. Wecksche Konserven
verkostet hat. der weiss, wie seh m a c k-
haft und leicht verdaulich be-
sonders für Magenkranke und Re-
konvaleszenten die so präparierten
Speisen sind.
Abb. 55.
Gestell zum Sterilisieren von J. Weck,
Oeflingen (Baden).
So sollte der unübertreffliche Sterili-
sierungsapparat des Herrn J. Weck
in keiner Familie, besonders aber in
keinem Krankenhaus fehlen.
Herr Weck hat seinen Apparat in
mehreren Grössen konstruiert und hält
die dazu nötigen Gläser und Glasdeckel
in den verschiedensten Dimensionen
und Formen vorrätig; auch ist der
liebenswürdige Erfinder stets gern
bereit, diesbezügliche Anfragen jeder
Art zu beantworten und die betreffenden
Pr< »spekte und Kochrezepte einzusenden.
Ebenso sind bei demselben Obst und
Gemüse sowie die feinsten Fleisch-
und Fischspeisen aller Art in Gläsern
genussfertig sterilisiert erhältlich.
Georg Kerner, prakt. Arzt,
Wehr (Baden).
Bemerkung der Redaktion: Herr
Weck hat uns eine Broschüre über-
sandt, aus der hervorgeht dass sein
Apparat ein von ihm verbesserter
1 ! üssenersch er ist. Der eigentliche
Erfinder ist der Chemiker I >r. R em pel.
Als dieser bald nach der Patentierung des
Apparates starb, übernahm das Patent
Herr Fabrikdirektor A. Hüssener in
□ und jetzt hat Herr Weck ihn.
\\ ie gesagt, vei \ dlkommt. Schon früher
sind viele günstige Zeugnisse über den
Apparat veröffentlicht, namentlich im
Praktischen Ratgeber, u. a. von Herrn
Hofmarschall v. St. Paul Fischbach.
Camassia esculenta und Scabiosa caucasica.
zwei hübsche Stauden für den Schnitt.
Von Adam Heydt, Schlossgärtner in Dali min.
Es wird jeder, der sich mit Blumen-
kultur befasst, wohl wissen, dass
gegen Ende Mai — Juni der Blumen-
reichtum noch kein so mannigfaltiger
ist. deshalb sollte man den um die
Zeit florierenden Pdumen Achtung
zollen, besonders dann, wenn die Aus-
wahl da sein soll. Eine solche ist
Camassia esculenta, eine Liliacee.
Die Blumen sind hellblau, in langer
Rispe auf hohen, bis zu 60 cm langen
Stielen, die im Mai bis Juni blühen. Wie
die meisten Liliaceen. so treibt auch
diese Art im Frühjahr aus und zieht
nach der Blüte ein. um im nächsten
Jahre erneut zu blühen.
Die Vermehrung geschieht durch
Teilung, wie durch Samen, letzterer
setzt sich in grosser Menge an.
Scabiosa caucasica. Scabiosacau-
casica blüht von Mai ab fast den ganzen
Sommer hindurch bis ein Frost sie im
Herbst zerstört. Sie bildet breite.
spaarige Büsche von starkem Wuchs
und ist nur zum Schnitt oder zu
Gruppen anzupflanzen. Die jüngeren,
oben sitzenden Blätter sind etwas
schmaler als die unteren.
Die Blumen entwickeln sich auf ca.
60 cm langen Stielen . die fest und
stabil sind und dadurch zu Binde-
zwecken wie geschaffen sind. Die
Blumen bilden einen 5 — 7 cm breiten
himmelblauen Kopf. diesichmitLeucan-
themum maximum und Gaillardia
granditlora „Golden Sunsett" zu-
sammen recht gut verwenden lassen
und solchen Bindestücken einen guten
Effekt verleihen.
Die Anzucht von Scabiosa caucasica
geschieht durch Samen, am besten im
250
Kleinere Mitteilungen.
zeitigen Frühjahr mit etwasBoden wärme
und fortwährender massiger Boden-
feuchtigkeit. Ich fand, dass Scabiosa
sehr langsam und schwer keimt.
Winteräpfel.
Von Adam H e y d t, Schlüssgärtner des von
Podhielskischen Schlossgartens zu Dallmin
(Prignitzj.
Betreffs der neueren Obstsorten, die
Herr Drawiel-Lichtenberg sowie Herr
Mehl in der letzten Vereinsversamm-
lung empfohlen haben (Gartenfiora,
Heft 8, S. 203) und die auch L.Späth
in seinem Verzeichnis hervorhebt,
möchte ich nur zu Versuchen raten,
nicht aber sofort zur Massenpflanzung.
Dazu ist noch zu wenig Erfahrung vor-
handen, und wir haben unter unseren
alten Sorten auch sehr empfehlens-
werte. Von dem mir unterstellten, etwa
100 Morgen umfassenden Gartenbetrieb
sind 10 Morgen nur mit Obst bestellt;
davon sind 5 Morgen ums Jahr 1820
bepflanzt, und auf ihnen finden sich
Sorten, die heute noch vortrefflich sind,
speziell für den Zweck des Genusses
im Frühjahr, also Winteräpfel, wie
z. B. der gelbe Stettiner-, dessen Früchte
tadellos sind und als Tafelfrucht dienen,
sodann die graue Reinette und einige
Peppings, doch letztere weniger. Ausser
diesen hier schon alten Sorten halte
ich für Dauerobst sehr geeignet:
Kasseler Reinette, Goldreinette von
Blenheim, Königl. Kurzstiel, Eiser-
apfel (hier schon gegen 1800 gepflanzt),
Bellefleur, Boikenapfel, Harberts Rei-
nette, Pariser Rambour, Cox-Ürangen-
Reinette u. s. w.
Es sind dies Sorten, die sich zur
Massenkultur lohnen und auch hier in
den etwa 60 Morgen umfassenden, von
dem verstorbenen Schlossgärtner Volk
angelegten, jetzt dem Obergärtner
Hillmann unterstellten Obstanlagen
Sr. Excellenz v. Podbielski quartier-
weise angepflanzt sind. Nebenbei be-
merkt , werden diese immer noch
mehr erweiterten Obstanlagen mit
der Zeit zu den mustergültigsten
iJeutschlands gehören und in der
Provinz Brandenburg eine beachtens-
werte Sehenswürdigkeit werden.
Clematis graveolens.
Diese gelbblühende Clematis ist
infolge ihrer Widerstandsfähigkeit
gegen Kälte und in Bezug auf den
Boden eine sehr zu empfehlende
Schlingpflanze, indem gerade gelb-
blühende Schlingpflanzen, die obige
Eigenschaften besitzen, nicht allzu-
häufig anzutreffen sind. Da diese
hübsche Clematis bezüglich des
"Wuchses sowie in der Blüte viel
Ähnlichkeit mit vitalba hat, so klettert
dieselbe ebenfalls in dieser Weise an
den zu bekleidenden Gegenstand in
die Höhe und überzieht in kurzer
Zeit ganze Wände. Allerdings empfiehlt
es sich dann auch, ihr einen gut-
gelockerten, nichtzuleichten. abernahr-
haften Boden zu verabfolgen, der, wenn
kalkarm, von Zeit zu Zeit pulverisierten
Aetzkalk, im Herbst in die Nähe der
Wurzel erhalten muss. Dann entwickelt
sich der Strauch ungemein schnell und
erfreut uns im Sommer mit seinen
hübschen gelben. in Rispen er-
scheinenden Blumen, die sich gar
lieblich zwischen dem Blau der
Clematis Jackmanni abheben.
Auch zur Bildung von Festons und
zur Bekleidung von Laubengängen ist
Clematis graveolens recht gut zu ver-
wenden. Eine reichliche Bewässerung,
hauptsächlich an trockenen Haus-
wänden, und Verabreichen eines
Dunggusses und Untergraben von
Dünger im Herbst in die Nähe der
WTurzel trägt zur guten Ausbildung
wesentlich bei, andernfalls wächst sie
nur kümmerlich und bringt wenig
Blumen hervor und verdient dann nicht
angepflanzt zu werden, wie dieses mit
so vielen Clematis der Fall ist, die
infolge mangelhafter Pflege verhungern
und nur kleine oder gar keine Blumen
hervorbringen.
Die Vermehrung der Clematis gra-
veolens ist durch Samen und durch
Veredeln auszuführen. Die durch
Samen gewonnenen' jungen Pflanzen
blühen meist schon im dritten Jahr.
Daher ist diese Vermehrung sehr
zu empfehlen und lohnend, indem aus
den Sämlingen verschiedene gelbe
Nuancen gewonnen werden können;
vieleicht ist mit der Zeit auch eine
grossblumige Sorte daraus zu erziehen.
Durch Pfropfen auf Wurzelstöcke
der Cematis Viticella ist die Ver-
mehrung ebenfalls leicht, jedoch nur
dann ausführbar, wenn Edelreiser
in nicht ganz ausgereiftem Zustande
Kleinere Mitteilungen.
O1
\ ei wendet werden, diedürien aberkeine
Blutenknospen haben, indem sonst das
Edelreis wohl anwächst, aber keine
I riebe macht oder sich nur selten
ein solches Auge zu einer Triebknospe
umwandelt. Die geeigneste Zeit zum
Veredeln ist das Frühjahr, entweder
im Warmhaus oder in einem Warm-
kasten. Die nötigen Reiser verschaffe
man sich dadurch, dass im Herbst
eingepflanzte Clematis angetrieben
werden und die Wurzeln der Clematis
Yiticella im Herbst gesammelt werden,
die dann frostfrei zu überwintern sind:
aber zu beachten ist dabei, dass an
den Wurzeln nicht Oben und Unten
verwechselt werde, da die Reiser
stets auf die Oberseite der Wurzel-
stückchen einzusetzen sind, andern-
lalls ist nicht, darauf zu rechnen, dass
die Veredlung wachsen würde. Die
veredelten Wurzelstücke werden mit der
Veredlung so tief eingesetzt, dass das
Edelreis, welches nur zweiBlätter haben
darf, mit der Erde abschneidet, und die
Yeredelungsstelle ganz mit Erde bedeckt
ist. Sind dieselben angewachsen, so
sind sie allmählich an Luft und Licht
zu gewöhnen und im Laufe des
Sommers auf ein gut vorbereitetes
Beet zu pflanzen, wo sie sich in zwei
Jahren recht kräftig entwickeln.
Zu bemerken ist noch, dass die
Stecklinge schattig und massig feucht
zu halten sind.
Villa Spindler, Grosstabarz.
J. B i e m ü 1 1 e r.
Rasenpflege nach der Praxis.
Von Adam Heydt, Kunstgärtner.
Nicht die Anlage eines Rasens,
sondern die Unterhaltung desselben
soll hier besprochen werden.
Im April, sobald neues Leben er-
wacht, beginnt auch die Arbeit für
den Rasen. Er wird erst mit einem
Besen abgekehrt, dann mit ehr Sense
geschnitten und hierauf mit der Mäh-
maschine nachgeschnitten. Die Kanten
werden mit einer Rasenscheere ge-
schnitten. Wenn dann der Rasen zum
erstenmale gemäht ist. so wird er egal
gewalzt, jedoch muss die Walze lang-
sam bewegt werden, weil sonst, wenn
sie zu schnell geht, der Rasen leicht
uneben wird.
Treten jetzt trockne Tage auf, so
wird der Rasen morgens gehörig be-
gossen oder bespritzt, freilich, wo keine
Wasserleitung vorhanden ist. muss
man es schon unterlassen, weil dann
die Unterhaltung, soll das Wasser mit
Kannen beigetragen werden, zu kost-
spielig wird. Wird der Rasen gut
bewässert, so verliert er sehr selten
seine üppige Farbe, während, wenn
nicht begossen, er mehr hellgrün
wird.
In trüben Tagen ist es gut, den
Rasen zu düngen. Las beste Dünge-
mittel ist das Begiessen mit aufgelöstem
Nährsalz; eine solche Düngung ist
nicht ein schmutziges Geschäft, hinter-
lässt keinen Geruch und kräftigt das
Gras in jeder Weise, sodass es üppig
treibt.
Das Schneiden des Rasens erfolgt
bis Oktober alle acht bis zehn I
jedoch darf es nicht an zu heissen
Tagen geschehen, denn sobald dann
das Gras weggeharkt wird, verbrennt
der Rasen binnen wenigen Stunden,
deshalb halte ich die Maschinen mit
Rasen-Fangkörben nicht für praktisch.
Hat man begonnen, den Rasen zu
schneiden, und es wird nachher zu
heiss, so lasse man das Gras liegen
bis zum nächsten Tage; dann geharkt,
verbrennt der Rasen nicht mehr so
leicht.
Vielerorts wird im Herbst und
Winter der Rasen mit Mistbeeterde
oder Kompost befahren und das als
sehr gut für denselben hingestellt. Ich
kann dieses in keiner Weise em-
pfehlen; wenn auch eine positive
Dungkraft nicht zu leugnen ist, so
wird doch mit der Misterde, über-
haupt mit Befahren von Erde eine
so grosse Menge von Unkrautsamen
in den Rasen gebracht, dass das Un-
kraut mehr schadet und den Rasen
verunziert, als die Düngung genützt
hat. Wer nicht mit Nährsalz (Ge-
misch von künstlichem Dünger)
düngen will, dem empfehle ich das
Düngen mit Chilisalpeter, der, im
Herbst und Winter wie im Frühjahr
gestreut, sehr gut wirkt. Das Düngen
mit Jauche halte ich aus bekannten
Gründen, wenigstens in der Nähe
eines Schlosses, Herrenhauses oder
Wohnhauses nicht für angebracht.
Die Ilauptbedingungen zur Erhaltung
eines guten Rasen sind: ., Düngen,
rechtzeitiges Schneiden, Bewässern
2=>2
Kleinere Mitteilungen.
sowie Reinhalten von Unkraut und
Entfernen desselben. Auch ist das
Walzen nicht zu umgehen.
Eine Krankheit der Agaven.
Es giebt Krankheiten und Schädi-
gungen an Pflanzen, die mitunter plötz-
lich auttreten und sich verbreiten.
Man weiss oft keine Erklärung für das
Erscheinen derselben, bis man durch
Zufall dahinter kommt, dass irgend ein
Schmarotzer möglicherweise mit einer
neu erworbenen Pflanze eingeführt sein
könnte. So ergeht es auch mit der
heute zu beschreibenden Agavenkrank-
heit. Ein grosses Gartenetablissement —
der Name thut nichts zur Sache -- er-
warb von einer bekannten Firma zur
Bereicherung seiner Sukkulenten-
sammlung eine Anzahl Kakteen und
Agaven, deren letztere in ziemlich
grossen Exemplaren vertreten waren.
Dieselben wurden dem Sortiment ein-
verleibt und während der Sommers-
zeit auf Felspartien im Freien auf-
gestellt. Bei dem Einstellen der
Pflanzen zur Überwinterung in die
Gewächshäuser zeigte sich, dass eine
Anzahl von den Agaven viele kleine
Bohrlöcher an den Blättern, namentlich
an den jüngsten, aufwiesen, welche
von irgend einem Insekt herrühren
mussten. Alan suchte eifrig nach und
machte die Entdeckung, dass eine
kleine Made die Urheberin der Be-
schädigung war. Dieselbe hatte etwa
eine Länge von 8 — 12 mm bei einer
Dicke von 2 mm, der Körper war
rosa, wie bei der gewöhnlichen ( >bst-
made, und der Kopf schwarz. Sobald
das Tier, das selten an die Blattober-
fläche kam, sich entdeckt sah, schlüpfte
es in eines der vorhandenen Bohr-
löcher oder liess sich an einem Ge-
spinstfaden herab und suchte möglichst
zu entkommen. Dass sein Fang bei
der Stachelbewehrung der Agaven-
blätter nicht leicht war, ist erklärlich.
Dennoch gelang es, eine grosse An-
zahl dieses kleinen Wüstlings zu er-
halten, um dieselben teils zu vernichten.
teils sachverständigen Wissenschaftlern
zur Untersuchung und Feststellung
seiner Herkunft und Art zu übergeben.
Jedoch keiner der befragten Gelehrten
konnte eine sichere Auskunft erstatten,
weil es eben nicht möglich war. die
vollendete Form des Insektes, das eine
Fliege oder eine Motte sein muss.
herbeizuschaffen.
Trotz des eifrigsten Absuchens
musste es nicht gelungen sein, den
Schmarotzer völlig aus seinen An-
siedlungen zu vertreiben, und so sah
man im zweiten Jahre eine immer
weiter um sich greifende Verwüstung
bei den Agaven. Nicht nur die eben
entwickelten und schon älteren Blätter
waren wiederholt von Bohrlöchern ver-
unstaltet und durchzogen, sondern
selbst oder richtiger, besonders das
Herz. Die sich erst bildenden Blätter
der Agaven zeigten durch die vielen
Anbohrungen, dass das Insekt nicht
nur nicht vertilgt, sondern sich be-
deutend vermehrt hatte. Wieder wurde
nach dem Feinde gefahndet, wieder
wurde abgesucht, mit Seife gewaschen.
mitFichtenöl und Tabakslauge gespritzt,
mit Schwefel- und Tabakstaüb gestreut,
es wurde geräuchert, kurz alle nur
erdenklichen Mittel angewendet, um
den Schädling, dessen Name und Her-
kunft man nicht einmal kannte, zu
vertreiben. Vergebens, die fleischigen
Agavenblätter boten ihm einen so
sicheren Unterschlupf, dass alle an-
gewendeten Mittel nichts halfen, und
so schritt man denn im dritten Jahre
mit schwerem Herzen zu dem Radikal-
mittel, alle die Pflanzen, welche Spuren
des iDsektenfrasses zeigten, zu ver-
nichten, d. h. dem Feuer zu übergeben.
Selbstverständlich wirkte diese letzte
Instanz prompt, aber welche Opfer
hatte sie gefordert. Eine ganze Reihe
schöner, alter und seltener Exemplare
mussten dem Feuertode preisgegeben
werden, wollte man nicht noch weitere
Verheerungen durch Belassen der
Pflanzen in dem Sortiment unter-
stützen.
Es dürfte vielleicht von Interesse
und der Allgemeinheit von Nutzen
sein, diese Erscheinung zur Kenntnis
zu bringen, denn das Auftreten und
Verbreiten jenes Insektes kann nur
durch direkte Einführung mit neuen
Agaven herbeigeführt sein, da die jahr-
zehntelange Kultur der Sukkulenten
in besagtem Etablissement nie einen
derartigen Fall aufwiesen und es viel-
leicht nahe liegt, dass auch anderwärts
der Schädling eingeführt wurde und
dann verwüstend sich bemerkbar ge-
macht hat. — a —
Ans Jen Vereinen.
253
Scirpus natalensis.
Von Ad am Hey dt, Schlossgärtner in
Dallmin-Prignitz.
Eine in früheren Jahren geschätzte.
jetzt kaum mehr anzutreffende Pflanze,
die eine vielseitige Verwendung hal
und sich leichi und ganz einfach heran-
ziehen lässt, ist Scirpus natalensis.
Dej Natal-Scirpa ist eine Cyperaceae.
Scirpus natalensis bildet einen kom-
pakten Husch, dessen Blätter sich gra-
ziös erheben und ähnlich einer Dra-
caene elegant überhängen. Für Blumen-
tische, Jardinieren u. s. w. im Winter is1
sie deshalb mit zu benutzen, weil sie sich
in ganz kleinen Töpfen heranziehen
lüsst, die zwischen grössere gestellt
werden können. Auch als Einzelpflanze
ist sie hübsch. Die Blätter lassen sich
zur Binderei benutzen, selbsl bei kleinen
^nstecksträusschen sind sie verwend-
bar, indem man die Blätter teilt und
als Schleifen die Blattstreifen benutzt.
Sie liehen das Kalthaus und können
selbst unter einer Stellage Aufstellung
erhalten, jedoch müssen sie vor Fäulnis
behütet werden, denn wenn sie zu
nass stehen, stocken gern die Pflanzen.
Besser ist es selbstverständlich, wenn
man den Scirpus einen lichteren Platz
erteilt als unter einer Stellage.
I >i e Anzucht besteht vor allem in
einjähriger Kultur. Den Samen säet
man in leichte, sandige Erde im März
aus. hält ihn bis zum Keimen feucht,
jedoch nicht zu warm: sobald die
Sämlinge fassbar sind, pflanzt man sie
in kleine Töpfe und 1>i ingl sie in einen
kalten Kasten. Hier werden sie kühl
gehalten, weil nur dadurch üppige
Pflanzen erzielt werden. Gegen Mai
hin verpflanzt man die Scirpus in 3- bis
höchstens 31 ..zöllige Töpfe, und zwar in
Mistbeeterde, Kinderdung und -
Usdann stein man die Pflanzen ins
Freie, und zwar auf ein etwas schattig
gelegenes Pect, wo sie bis zum Topf-
rand eingesenkt werden.
Im Sommer besteht die ganze Pflege
nur im tüchtigen Bewässern, denn
Scirpus verlangt viel Wasser, auch
muss später tüchtig mit Dünger dem
Wachstum nachgeholfen werden. Im
Freien bleiben lie Scirpus von Mitte
bis Ende < »ktober, dann räume man
sie ins Kalthaus ein.
Im Kaufe des Winters bilden sie
eine willkommene Pflanze sowohl für
den Privat- wie Berufsgärtner.
Aus den Vereinen,
Allgemeiner Deutscher Gärtnerverein
Abteilung für Stellennachweis),
Perlin. Weissenburgerstr. 66. Im Monat
März wurden für Berlin und Vororte
310 offene Stellen der gewerblichen
Gärtnerei gemeldet, davon etwa der
dritte Teil für Landschaftsgärtnerei,
die übrigen für die Branche der
I landelsgärtnerei (Blumen- und Pflanzen-
kulturen). Das Angebo1 von Arbeits-
kräften war demgegenüber ein recht
minimales, nämlich nur 118. Als
natürliche folge stellte sich denn auch
eine kleine Steigerung der Löhne ein.
Die Handelsgärtnerei bot für junge
Gehilfen durchschnittlich _c: Mark pro
Monat bei freier Station , bei Wohnung
und Kaffee 54 bis 65 Mark. Aeltere
und Obergehilfen erzielten 30 (-Mark
bei freier Station oder 60 bis 90 Mark
bei Wohnung und Katfee. Verschiedent-
lich tauchen auch schon Wochenlohn-
zahlungen auf. Die Landschaftsgärtnerei
bewilligte fast allgemein einen Stunden-
lohn von 35 Pf, für selbständig
Arbeitende (1 ibergehilfen) bis 45 Pf.
Einige grössere ältere firmen zahlten
ausnahmsweise auch für jüngere Leute
30 und 33Pf, während Blumengeschäfts-
inhaber, die nur für kurze Zeiten Ge-
hilfen einstellen, allgemein 40 Pf. be-
willigten (Vorgarten- und Balkon-
arbeiten). AK allgemein bemerkens-
werte Erscheinung ist hervorzuheben,
dass Gehilfen über 25 Jahr, die bis
dahin nur in Handelsgärtnereien thätig
waren, häufig wider eigenen Willen
die Saisonarbeit im Landschaftsfach
anzunehmen sich gezwungen sehen.
weil die Handelsgärtnerei nur in
äussersten Notfällen noch auf diese
reflektiert. Aussei' den genannten 210
Stellen, welche teils schriftlich, teils
telephonisch der Geschäftsstelle über-
254
Litteratur.
mittelt wurden , wurde noch ein
grösserer Teil von Engagements ausser-
halb der Geschäftszeiten im Verkehrs-
lokale des Nachweises, wo sich häutig
Prinzipale persönlich einfanden, ab-
geschlossen. Der Privatgartenbau
meldete 20 Stellen, wovon nur wenige
besetzbar waren.
Litteratur.
Anleitung zum gärtnerischen
Planzeichnen von Fritz Encke,
Kgl. Garteninspektor. Lehrer der
Gartenkunst an der Kgl. Gärtner-
lehr anstalt zu Wildpark. Verlag
von Paul Parey -Berlin. 8 Mark,
Verfasser, seit Jahren an der Königl.
Gärtnerlehranstalt zu Wildpark bei
Potsdam als Lehrer der Gartenkunst
thätig, hat sich der dankenswerten Auf-
gabe unterzogen, den Schülern der
Gärtnerlehranstalt in dem vorliegenden
Werke einen Leitfaden in die Hand zu
geben, der es ihnen ermöglichen soll,
selbständige Übungen im Planzeichnen
zu pilegen. In ausgezeichneter Weise
ist ihm die Lösung dieser Aufgabe
gelungen. In klarer, übersichtlicher
und anschaulicher Weise führt er uns
die Technik des Planzeichnens im all-
gemeinen, der Darstellung der ver-
schiedenen Gegenstände in einem
Gartenplane, der Profile, der Horizontal-
kurven, der Bergschattierung durch
Bergstriche etc. im besonderen vor
Augen und giebt zum Schlüsse eine
Beschreibung der zum Planzeichnen er-
forderlichen Zeichengeräthe, sowie
einige beherzigenswerte Winke für
deren Handhabung. Unter den mannig-
fachen in neuerer Zeit erschienenen,
eine Anleitung zum Planzeichnen
gebenden Werken nimmt das vor-
liegende eine besonders bevorzugte
Stelle ein und steht zu hoffen, dass es
bei dem im Verhältnis zu seiner ge-
diegenen Ausstattung und den in
sauberer verständnisvoller Ausführung
beigegebenen 16 Tafeln durchaus
niedrig zu nennenden Preise die
weiteste Verbreitung finden werde.
A. Fintelmann.
BotanicoBogariensi coluntur, herbaceis
exceptis. Fasciculus I. Farn I, Ranun-
culaceae — Fam X Polygalaceae.
Botaviae 1899.
Der Adjunkt des Direktors des
Botanischen Gartens in Buitenzorg. der
bekanntlich von Herrn Prof. Dr. Treub
geleitet wird, giebt hier eine höchst
sorgfältige Zusammenstellung aller in
dem reichen Garten zu Buitenzorg
kultivierten Gewächse, mit Ausnahme
allerdings der krautartigen, unter ge-
nauer Angabe der Orte, wo die Arten
beschrieben sind und der Synonyme.
Der erste Katalog erschien von B 1 u m e
1823. der zweite von Hasskarl 1844,
der dritte von Teysmann et Binnen-
dijk. Viele Arbeiten sind von dem
Verfasser neu autgestellt und mit Be-
schreibungen versehen. Das Werk ist.
da es für die ganze Welt bestimmt
ist, in lateinischer Sprache abgefasst,
und ist für Systematiker sehr wichtig.
L. Wittmack.
J. C. Bo erläge, Catalogus plan-
tarum Phanerogamarum quae in Horto
Notizblatt des Kgl. bot. Gartens
und Museums zu Berlin N., 17. Band
IL enthält I. E. Gilg, giftige und
essbare Strychnos. II. H. Thoms Unter-
suchung der Strychnos Dekindtiana.
III. G. Volkens, die kaktusartigen
Euphorbien Ostafrikas, IV. Neue Nutz-
pflanzen Ostafrikas, 1. Mascarenhasia
elastica K. Schum (mit Abb.), höchst
wichtiger Kautschukbaum, 2. Cana-
rium Liebertianum Engl, (liefert Harz)
Erythrophloeum guineense Don, Holz
vorzüglich, Rinde sehr giftig, zu Gottes-
urteilen, 3. Cordyla africana Lour.
Obst- und Schattenbaum, V. Neue Ein-
führungen des Berliner botanischen
Gartens. VI. Diagnosen neuer afrika-
nischer Pflanzenarten.
Ausstellungen und Kongresse. — Eingesandte Preisverzeichnisse.
2.55
Ausstellungen und Kongresse.
Petersburg. III. internationale
G a r t e n b a u - A u s s t e 1 1 u n g vom 5 . 1 ; .
bis 15./37 Mai 1899.
Es empfiehlt sich, schon Sonnabend,
den i3. Mai, Morgens 9 Uhr 2 Min.
von Berlin abzureisen. Man ist dann
nur eine Nacht auf der Eisenbahn
undkommtSonntag. den 14. Mai, Abends
ca. 7 Uhr 30 Min. in Petersburg an.
In Petersburg kein Wasser trinken!
* u. *
Wichtig für Reisende nach Russland.
In Gartenflora No. 8, S. 222 — ..Zu
beachten für Reisende nach Russland"
— möchte es lauten:
1. Ein -vom russischen Konsul
visierler' Pass ist absolut notwendig.
Um das Visum anstandslos beim Konsul
zu erhalten, ist es geraten, im Besitz
irgend eines Dokumentes zu sein, wel-
ches beweist, dass man nicht Israelit
ist. z. I!. Taufschein. Konfirmations-
schein, Trauschein oder dergl.
2. Der Zoll für Pflanzen beträgt pro
Pud 50 Kop. in Gold. (Ein Goldrubel
ist ca. 4 M., also ca. 2 M. für 15 kg).
3. Ein Rubel ist ca. 2 Mark 16 Pfg.
4. Wegen Logis wende man sich an
die Empfangskommission der
Intern. Gartenbau - Ausstellung
St. Petersburg*), und bemerke thun-
lichst, zu welchem Preise man ein
Zimmer wünscht — von 1 Rubel bis
2, 3 und 5 Rubel, und für mehrere
Zimmer zusammen -bis 10 Rubel und
teurer; erstere zwei Preise beziehen
sich mehr auf Chambre garnis. —
Weiter wolle man bemerken, ob man
im Zentrum der Stadt — was an-
zuraten ist — oder näher bei der Aus-
stellung zu logieren wünscht.
5. 99 Cigarren sind zollfrei.
II. F. Eiler s, St. Petersburg,
Kameno-< >strow-Prospekt 23.
*) Adresse Karavannaja N. 20.
Gent. 30. April bis 9. Mai 1899.
Grosse internationale Ausstellung. Das
Komitee der Ligue Horticole L'Union
zu Mont St. Amand bei Gent hat in
seiner letztenSitzung beschlossen, sämt-
lichen ausländischen Handels-
gärtnern, welche zu ihrer vom
30. April bis 9. Mai stattlindenden All-
gemeinen Gartenbau -Ausstellung in
Gent anwesend sind, freien Eintritt
zu gestatten, und bittet Kollegen, welche
von dieser Einladung Gebrauch zu
machen wünschen, diese sobald als
möglich dem Komitee anzuzeigen, damit
dasselbe ihnen eine Eintrittskarte für
die Dauer der Ausstellung zustellen kann.
Bei dieser Gelegenheit veranstaltet die
L'Horticulture Internationale vormals
Linden am 1. und 2. Mai in Brüssel
eine grosse Pflanzen-Auktion.
Strassburg (Elsass). Gartenbau-
Ausstellung des Gartenbau- Vereins
des Unter-Elsasses vom 10. Mai an.
Anmeldungen an den Vereinspräsi-
denten Wagner, Strassburg-Neudorf,
Polygonstrasse 49.
Paris. Früh jahrs -Aus Stellung
der Societe nationale d'Horticulture
de France vom 24. — 29. Mai. Anmel-
dungen an die Geschättsstelle der Ge-
sellschaft in Paris, Rue de Grenellc 84.
G r e i f e n b e r g. F r ü h j a hrs-Aus-
stellung des Gartenbau -Vereins am
28. Mai. _■
Bie brich. Rosen -Ausstellung
des Gartenbau-Vereins im Juni.
( ! enf. Internationale Gartenbau-
Ausstellung der Societe liehetique
d'Horticulture de Geneve vom 14. bis
20. Juni. Anmeldungen an G.N il seh n er
fils, Rue de Mont Blanc 17 in ( renf.
Eingesandte Preisverzeichnisse.
II. Hildmanns Cacteen-Züchtcrei Aloe etc. etc.) Reinhold Schröter,
(H. Fröhlich) Birkenwerder bei Berlin, dingen bei Greussen in Thüringen
an der Nfordbahn, Hauptverzeichnis i Xaturholz-Gartenmöbel, C.A.Dietrich
der Fettpflanzen-Sammlung. (Cacteen, j ebendaselbst. Tuffsteine, Grottensteine.
256
Personal-Nachrichten. — Sprechsaal. — Berichtigungen.
Personal-Nachrichten.
A. Förstel, Stadtgärtner inHermann-
stadt (Siebenbürgen), trat von seiner
Stellung zurück und liess sich in
Klagenfurt als Handelsgärtner nieder.
A. Rosmanit, Obergärtner der von
Bredenschen Gärtnerei in Wien, wurde
als Stadtgärtner in Hermannstadt an-
gestellt.
J. Xemeczek, kaiserlich königlicher
Hofgärtner in Miramare, trat in den
Ruhestand und wurde ihm das goldene
Verdienstkreuz mit der Krone ver-
liehen.
Hektor Eck, Garten -Ingenieur in
Dresden -Blasewitz, beging in aller
Stille am 3. April sein 5ojähriges Fach-
jubiläum. Seine früheren Obergärtner
widmeten ihrem verdienstvollen Meister
eine kunstvolle Glückwunschadresse.
Paul Kynast, Kreis-Obergärtner in
Peiskretscham (O.-S.), wurde daselbst
von seinen Freunden und Kollegen aus
Anlass seines 2 5 jährigen Fachjubiläums
am 3. April eine grössere Ehrung dar-
gebracht.
Franz Frydrych, bisher Gärtner
des pomologischen Instituts in Troja
bei Prag, wurde als Gartenbaulehrer
nach Tatar Pazardzik (Bulgarien) be-
rufen.
Josef Peschek, Schlossgärtner des
Grafen Schönborn in Lukawitz, trat
in den Ruhestand.
Sein Nachfolger wurde J. Bauer,
bisher Schlossgärtner in Dlaskowitz.
Joseph Häberlein, bisherigem An-
staltsgärtner in Landsberg, wurde vom
15. März ab die Stelle eines zweiten
Obergärtners an der kgl. Gartenbau-
schule in Weihenstephan übertragen.
Franz Rehberg er, erzherzoglicher
Schlossgärtner in Wallsee a. d. Donau,
erhielt das silberne Verdienstkreuz mit
der Krone.
V. Vacek, Baumschulbesitzer in
Pametnik (Böhmen), erhielt das goldene
Verdienstkreuz mit der Krone.
J. Rosen bürg, Obergärtner des
Baron Pirquet in Hirschstetten, über-
nahm die Leitung der Gärten und
Baumschule der Domäne Zinkau.
Anton Kropatsch, pensionierter
kaiserlich königlicher Hülfsgärtner,
starb in Wien im Alter von 78 Jahren.
Sprechsaal.
Frage 3: Welches ist die Stamm-
pflanze der japanischen Pflaumen?
Antwort. Prunus triflora Roxb.
aus Indien und China. Mit dieser sind
in Amerika die europäischen Pflaumen
gekreuzt. L. W.
Berichtigungen.
S. 203 lies unter den vorgeschlagenen Mitgliedern 5. Herr Blumenhändler
Möhrcke, nicht Möhricke.
S. 21g lies unter den Petersburger Preisrichtern A. IIoss, Frankfurt
a. M., nicht Höss.
Gartenflora 1899.
1462.
AMPELOPSIS GRAEBNERI c bollen. sp
Ampelopsis Graebneri,
eine neue Schlingpflanze des freien Landes.
Beschrieben von Dr. (.'.. Bolle.
(Hierzu Tafel i (.62. 1
s giebt eine wohlbekannte Gruppe weinähnlicher Schlingpflanzen, deren
Nomenklatur, fast drei Jahrhunderte zurückreichend und hauptsächlich
durch dieLinneischel ledera quinquefolia charakterisiert, sich neuerdings, derZeit-
strömung entsprechend, ungemein kompliziert hat. Heutzutage muss man ihre
disjeeta membra unter den Benennungen Ouinaria, Parthenocissus und Tetra-
stigma suchen, wenn anders man es nicht vorzieht, bei dem seit lange üblichen
Namen Ampelopsis Michx. stehen zu bleiben. Wir ziehen letzteres jener eben
erwähnten Zersplitterung vor, auf die Gefahr hin, uns nicht auf der modernsten
Höhe zeitgenössischer Systematik zu halten. Es ist ja doch weniger die strenge
Direktive wissenschaftlicher Axiome als vielmehr individuelle Geschmacks-
richtung, die bei solchen Dingen entscheidet.
Die Familie der Ampelideen, so weit über die gemässigte Zone verbreitet, ja
südwärts über diese hinausgreifend, nimmt ein besonderes Interesse in Anspruch,
da wenigstens eine der wichtigsten Nutzpflanzen des Menschengeschlechts ihr an-
gehört. Zumal die Gattung Vitis ist es, welche hierbei in Betracht kommt.
Wenn, der Tracht nach, die Grundform des Schlinggewächses hier fast aus-
schliesslich dominiert, so spaltet dagegen die Blattgestalt alles hierzu Gehörige
in zwei ganz verschiedene Abteilungen, je nachdem der Umriss des Laubes
einfach, mehr oder weniger gelappt oder zusammengesetzt, gefingert, seltener
gefiedert sich darstellt. Letztere Bildung wollen wir in Nachstehendem vor-
zugsweise ins Auge fassen; sie ist der Typus des unserer täglichen Anschauung
so vertrauten sogenannten wilden Weins (Ampelopsis hederacea). Verfolgen
wir die mythologischen Wurzeln dieser Vokabel ins Altertum hinauf, so leiten
uns dieselben zu der anmutigen Erscheinung eines Götterjünglings, des schönen
Ampelos, dem als einem Liebling des Bacchus, Verehrung gezollt ward. Nur
durch die etwas zugespitzte Ohrmuschel verrät die antike Kunst an ihm eine
Beimischung faunischen Bluts. Leicht erinnert uns dies daran, wie in dei
Gegenwart Lombroso wieder auf solch ein atavistisches .Merkmal, wenn auch
nach ganz anderer Richtung hin. Gewicht legen konnte.
[ene Traubenfülle, die, in Noah und Bacchus zuerst verkörpert, sich dem
stimmungsvollen Genuss menschlicher Daseinsfreude darbietet, bleibt der
Gattung Ampelopsis fremd. I)ie Arten, welche sie zusammensetzen, erzeugen,
im Gegensatz zu Vitis. nur winzige und saftarme Beeren, die sich, für uns
hmacklos, nur fruchtfressenden Vögeln, zumal des Drosselgeschlechts, als
Nahrung darbieten. Dieser Mangel gleicht sich andererseits in befriedigendster
\\ ise aus. wie sehr auch sogar der Wohlgeruch der Blüte zurücktritt, deren
2^8 Ampelopsis Graebneri.
Unscheinbarkeit später nur Früchte zeitigt, von welchen wir Nutzen weder
empfangen noch begehren. Dagegen entwickelt sich hier der Totalwuchs zu
Gestaltungen, die an das Schönste heranreichen, welches wir von der Lianen-
form zu erwarten gewohnt sind. Wenige Gewächse scheinen mehr zum
Schmuck der ßaumwelt und des Gesteins geschaffen. Mit geschmeidigem
Stamm und üppigem Gerank zu schwindelnder Höhe hinanreichend, entfaltet
der Wildwein, weitausgreifend, einen Glanz und eine Eleganz des Laubes, die
Bewunderung erwecken müssen. Bald spielt der Wind mit der Beweglichkeit
guirlandenartig niederhängender Ranken, bald sehen wir wehmütig die Nähe
des Herbstes durch den reichen Purpur des Blattausreifens verkündigt. Unschein-
bare Mauerhöhen bedecken sich mit lieblichem Grün, mancherlei Unschönes
sanft verhüllend, und je höher die moderne Architektur ihre Bauten auf-
türmt, um desto wertvoller und unentbehrlicher erscheinen sothane Pflanzen
für den Garten, wohl am meisten diejenigen, welche mit dem stärksten Saug-
apparat ausgerüstet, als Selbstklimmer mitunter kostspielige Vorrichtungen an
der kahlen Wand entbehrlich machen.
Denn das ist ihr Hauptvorzug, dass sie mittels axillärer Ranken jene
Schröpfköpfen vergleichbare Saugnäpfe besitzen, die die blossen Saug- und Luft-
wurzeln des Epheus und derBignonien übertreffend, ihr Aufschweben zu höheren
Regionen erleichtern. Allerdings sind sie. je nach den Spezies, in verschiedenem
Maasse mit solchen ausgestattet.
Diese Vorzüge sind es gewesen, welche früh schon die Ampelopsis der
Kultur zuführten. Europa war ihrer ursprünglich nicht teilhaftig geworden; es
war erfreut, sie, zuerst wenigstens eine Spezies davon, aus Amerika zu erhalten,
Dies geschah im Beginn des 17. Jahrhunderts zur Zeit der ersten Kolonisierung
Canadas durch die Franzosen. Seitdem kennt Deutschland diese Lianenform
als wilden Wein, Frankreich sie als Vigne vierge, England als Virginian creeper.
Weit später erst hat der ferne Orient, am Himalaya beginnend und in Japan
endigend, uns wertvolle Bereicherungen verwandter Art dargeboten, unter
welchen Ampelopsis Veitchii durch enormes Saugwurzelvermögen wohl die
am höchsten zu schätzende sein mag.
Bei alledem scheint die westliche Hemisphäre, Heimat des am frühesten
zu uns gekommenen Wildweines, ihr Füllhorn voll nahestehender Bildungen
noch nicht erschöpft zu haben. Neuerdings erst hat sie uns durch die blau-
grünschimmernde A. Engelmanni überrascht, welche von den so reichen
Späthschen Baumschulen aus jetzt die Runde durch Deutschland zu machen
verspricht. Wir schätzen uns glücklich, dieser eine andere folgen zu lassen,
deren Kenntnisnahme sicher Interesse erregen wird. Bis jetzt besitzt dieselbe,
und zwar anonym, allein der Berliner botanische Garten, aus welchem sie erst,
klein und winzig, den Weg in nahegelegene andere Kulturen gefunden haben
dürfte. Ihre Geschichte ist in zwei Worten erzählt. Angeblich wurde sie vor
wenigen Jahren als Parthenocissus sp. aus Nordafrika importiert. Dort mag
sie zuerst in Kultur genommen worden sein. Die Analogien der Pflanzen-
geographie sowie alle Ähnlichkeiten äusserer Bildung weisen jedoch gebieterisch
auf Nordamerika als eigentliches Vaterland hin. Bei uns hat diese jedenfalls
neue Ampelopsis an einem Baumstamm rankend, sieben Jahre im Freien aus-
gedauert und dabei 15 m Höhe erreicht. Man will in einem Sommer Schöss-
linge von 6 m Länge sich entwickeln gesehen haben.
Ainpelopsis Graebneri.
259
Da es nicht gelungen ist, auch nicht in der amerikanischen Litteratur,
etwas über diesen hier zu charakterisierenden Wildwein aufzuspüren, mag es
gerechtfertigt erscheinen, wenn ich von ihm hier Namen sowohl wie Diagnose
gebe und ihn als eine höchst beachtungswerte Neuheit der Publizität über-
liefere. Er sei demjenigen Botaniker gewidmet, der zuerst meine Aufmerksamkeit
aut ihn hinlenkte und ebenso Kulturversuche mit ihm angestellt hat. Es isi
dies Herr Dr. P. Graebner, dem seine Forschungen auf dem Gebiet der
deutschen Ilaideflora schon früh einen ehrenvollen Platz in der Gelehrtenwelt
gesichert haben, während er zur Zeit als Mitarbeiter an hervorragenden Floren-
werken sich anschickt, die Klassicität unseres Ascherson zu teilen.
Im Begriff, die Diagnose zu liefern, verweilen wir einen Augenblick lang
mit einer Empfindung, die nicht alle Dunkelheiten überwunden hat. bei der
Thatsache sehr grosser Ähnlichkeit, welche, wie die Ampelopsisarten überhaupt,
so auch die gegenwärtige mit ihren Gattungsverwandten verbindet, ferner mit
dem Bewusstsein des Besitzes von nur massig ausreichendem Material, da
Blüte und Fruchtbildung hiesigen Orts noch nicht stattgefunden haben, also
auch nicht berücksichtigt werden konnten. Habitus und biologische Eigen-
tümlichkeiten müssen hier aushelfen und den Mangel strengerer botanischer
Kennzeichnung vor der Hand in etwas ausgleichen. Uns erschien als wünschens-
wert, dem Namen die Priorität, der Pflanze die Notorietät zu sichern. Jeden-
falls hiltt auch das beigefügte wahrhaft vortreffliche und dabei überaus treue Bild.
von der Pland der Frau Dr. Marie Graebner, Mutter des Botanikers, gezeichnet
und koloriert, über alle Wortschilderung hinaus, um trotz der Beschränkung
letzterer auf rein vegetative, zum Teil sogar nur relative Kennzeichen, eine
leichtere Anschauung von dem spezifischen Wert der Pflanze zu gewinnen.
Ampelopsis Graebneri. Ble. Frutescens, alte scandens, summopere vegeta,
ramis crebris acetabulis palmitium insigniter adhaerentibus, junioribus tenuibus,
dense velutinis, gemmis rubris, foliis digitatis, foliolis subelongatis, apice pro-
dueto, margine grosse-serratis, plerumqüe minoribus quam in speciebus affinibus,
marginali parvulo, omnibus undique velutinis, laete viridibus. auetumnalibus
splendide purpurescentibus, colore firmo, coma serius cadente. Flore fruetuque
hueusque ignotis.
Es zeichnet sich mithin die Neuheit vor A. quinquefolia aus durch sehr
viel stärkere Vervollkommnung der Saugnapfbildung und durch allseits sammet-
artige Behaarung von Blatt und Blättchen; ferner durch noch weit intensiveres
Herbstkolorit; A. Engelmanni hat im Gegensatz zu Graebneri blaugrünes und
unbehaartes Laub und ebenso wie A. quinquefolia grüne, nicht rote Knospen.
A. hirsuta unterscheidet sich auf den ersten Blick eine fast zottige Behaarung. A.
radicantissima durch das Zurückstehen der auctumnalen Verfärbung.
Es würde zu weit führen, alle übrigen Unterscheidungsmerkmale zwischen
A. Graebneri und seinen Gattungsverwandten des Breiteren aufzuführen.
Schliesslich sei noch bemerkt, dass sich die rote Herbstfärbung selbst in vollem
Schatten herstellt und erhält. Dem Kultivateur wird es wichtig sein, dass
.linge unserer Art sich mit Leichtigkeit bewurzeln, während dies bei A.
hü bekanntlich den grössten Schwierigkeiten begegnet. Für schnelle Ver-
breitung der Neuheit dürften die Bedingungen daher günstiger sein. Auch als
Zimmerpflanze hat sich A. Graebneri erfahrungsgemäss bewährt; möge sie daher
au> all diesen Gründen weiteren Kreisen recht angelegentlich empfohlen sein.
26o 858. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc.
858. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues
am 27. April 1899.
I. Der Direktor des Vereins, Kgl. Gartenbaudirektor Carl Lackner, verlas
das Dankschreiben des Herrn Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Schwendend"
für seine Ernennung zum Ehrenmitgliede, das besonders abgedruckt wird.
(Siehe S. 27g.)
IL Vorgeschlagen wurde zum wirklichen Mitgliede:
Herr C. Jokisch, Obstbaumschule in Gransee, durch Herrn Hof-
lieferant J. F. Loock.
III. Ausgestellte Gegenstände. 1. Herr Rentier Carl Kneiff in Nordhausen
hatte ausser Wettbewerb eine Neuheit: Aruncus Silvester Kosteletzky
var. Kneifii Zabel, die sich durch ihre fein zerschlitzten Blätter auszeichnet,
übersandt, mit der er zum eisten Male einen Lreibversuch gemacht hatte.
»Leider«, schrieb Herr Kneiff, »ist die Blüte bei dem Mangel an Sonnen-
schein nicht so weit entwickelt, wie ich es gewünscht hätte. Es ist der erste
Versuch, und müssen die Pflanzen wahrscheinlich zu dem Zweck vor-
bereitet werden«. Über diese Pflanze wird später ein besonderer Artikel
erscheinen.
2. Geradezu Bewunderung erregten die zahlreichen (ca. 40) Körbe mit
Äpfeln aus dem Garten des Herrn Kommerzienrat C. Bolle zu Marienhain
bei Köpenick, die Herr Obergärtner Greinig ausser Preisbewerb vorführte.
Sie waren so schön erhalten, als wenn sie vor kurzem erst gepflückt
wären. Herr Grein ig hatte sie in Torf streu aufbewahrt, die aber gesiebt
war, um die gröbsten Teile zu entfernen. Diese Torfstreu muss man
aber während des ganzen Sommers flach ausgebreitet liegen lassen und
öfter wenden, damit sie ihren Geruch verliert. Vor allem muss man
auch das Obst erst nach dem Schwitzen einlegen. In einer Kiste von
1 qm Fläche kann man 4 — 5 Ctr. Obst aufbewahren.
3. Die Firma Mayfarth & Co.. Berlin-Frankfurt a. Main, hatte bereits
vor der Versammlung eine neue Spritze zum Töten der Blutläuse im
Garten demonstriert. Die Spritze an sich ist zwar nicht neu, es ist die
bekannte und bewährte Syphonia-Spritze, die mit komprimierter Luft
arbeitet, neu ist aber daran, dass ein Apparat eingeschaltet ist, um eine
Mischung von Petroleum und Wasser vornehmen zu können. Dieser
Apparat ist von Dr. Lossen in Wiesbaden erfunden und der Firma
Mayfarth & Co. zur Fabrikation übergeben. Es ist eine Flasche, die
3/4 mit Petroleum gefüllt wird; 1n diese tritt der Wasserstrahl und mischt
sich mit Petroleum, reisst dieses mit sich fort und bildet eine so feine
Emulsion, dass sie wie Milch erscheint.
Bei den Versuchen im Freien hatte sich ergeben, dass der Apparat
das Gemisch ausserordentlich fein zerstäubt, man hatte aber die Be-
fürchtung, dass die Blätter durch das Petroleumgemisch litten. Für be-
laubte Pflanzen ist übrigens die Lösung gar nicht bestimmt, sondern viel-
mehr zur Bespritzung der Bäume im unbelaubten Zustande.
Die Syphonia-Spritze selbst dient zum Bespritzen der Weinstöcke und
Obstbäume mit Kupferkalk- (Bordelaiser) Brühe, sowie neuerdings auch
858. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. o'H
zum Vernichten des Hederichs durch Bespritzen mit verdünnter Eisen-
vitriollösung.
Herr Prot'. Dr. Sorauer: Im Kgl. botanischen Garten ist auf meine
Anregung eine Ma\ farthsche Syphonia-Spritze angeschafft, um verschiedene
Üespritzungsmittel zu probieren und ist man mit ihr sehr zufrieden, nur
beim Bespritzen mit Kupiervitriol-Kalkbrühe tritt, wenn letztere anfängt
etwas dick zu werden, leicht Verstopfung ein. Aber gegen Blutläuse
dürfte alles Spritzen nicht helfen, da man die in den Ritzen sitzenden
Läuse nicht alle treffen kann. Das beste Mittel ist da das Ausbürsten
der befallenen Stellen mit Petroleummischung oder Petroleum-Seifen-
mischung im Winter, und wenn sich im Sommer doch noch Zweige be-
lallen zeigen, das Abschneiden und Verbrennen derselben.
Herr Lehmann empfiehlt die Spritze von C. Jokisch in Gransee. die
nur 3,75 M. kostet und bis 6 m hoch spritzt; auch in Züllichau, wo ver-
schiedene Spritzen ausgestellt waren, fand sie vielen Beifall; Herr Jokisch
verkauft Tausende. Herr Prof. Sorauer bittet, dass Herr Jokisch sie
dem Verein vorführen möge. Herr Kgl. Garteninspektor Weber be-
merkt, dass die Jokischsche Spritze eine ganz gewöhnliche Handspritze
sei, aber eine Manschette in der Mitte habe, die es verhindert, dass der
Spritzende sich beschmutzt.
Herr Mehl empfiehlt die Gewächshausspritze des Herrn Klempner-
meister Hildebrandt in Lankwitz bei Berlin, die in eine Wanne gesetzt
wird und sowohl beim Auf- wie beim Niederziehen spritzt und ca. 20 bis
22 M. kostet. Herr Bluth: Die Hildebrandtsche Spritze ist ein so-
genannter Zerstäuber für Gewächshäuser, ein Mann kann mit dem Fuss
dieselbe festhalten, mit der einen Hand drücken, mit der anderen den
Schlauch leiten, sie arbeitet gut, aber blau wird der Spritzer von Kupfer-
vitriollösung auch. Das feine Verstäuben führt bei starkem Winde nicht
zum Ziel, da der Wind den Staub ablenkt, ausserdem kann man auf
einer Leiter stehend, sie nicht anwenden. Herr Mehl: Es ist nicht nötig,
auf einer Leiter zu stehen, ich habe bis 5 m hohe Pyramiden damit
bespritzt.
4. Herr Dittmann - Eberswalde erläutert an Beispielen die Ver-
edelung neuer Cactus-Dahlien auf Knollen älterer Georginen-
sorten, das sich bei ihm ausgezeichnet bewährt hat. Die Knollen
werden in Töpfe gepflanzt, in den Spalt gepfropft, mit Lehm umschmiert,
mit feuchtem Moos umwickelt und in einen warmen Mistbeetkasten
gesetzt, da wachsen die Edelreiser in 8 — 14 Tagen an. Die austreibenden
Triebe kann man wieder zur Veredelung benutzen und so aus einem
grünen Triebe 9 — 10 Pflanzen machen.
Herr Kohlmannslehner warnt vor dieser Veredelung, weil in sehr
vielen Fällen die so veredelte Knolle im nächsten Jahre nicht austreibt.
Es empfiehlt sich, wenigstens recht tief zu pflanzen, so dass das Edelreis
Wurzeln und selbst Knollen bildet. Die deutsche Dahlien-Gesellschaft
hat ihre Mitglieder gebeten, das Verfahren nicht anzuwenden. Wenn es
sich nur um die Vermehrung neuer Sorten handelt, ist es sehr vorteilhaft.
Herr Dittmann verteidigt sein Verfahren und bemerkt, es sei nicht aus-
geschlossen, vielleicht dadurch Pfropfhybriden zu erzeugen. Herr van
252 858. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc.
der Smissen tritt Herrn Kohlmannslehner bei, es ist leider oft die
Erfahrung zu machen, dass, wenn man Neuheiten gekauft hat, sie im
nächsten Jahre nicht austreiben, weil sie veredelt waren. Er bittet mit
dem Urteil bis zum nächsten Jahre zu warten. Herr Wien holz: Um
blühende Topfpflanzen zu erhalten, ist die Veredelung sehr gut, aber zur
Weiterkultur im Lande nicht. Zur Vermehrung ist es viel besser, Steck-
linge zu machen.
5. Aus dem Königl. botanischen Garten war eine Reihe höchst
interessanter Pflanzen ausgestellt. Herr Obergärtner Strauss führte be-
sonders schöne Neuholländer vor, Herr Obergärtner Cornils ein
wahres Schaustück: Acalypha hispida Blume, mit fast V2 m langen
purpurroten Ähren, die wie beim Fuchsschwanz herabhängen, eine Pflanze,
welche unter dem Namen A. Sanderi in Gent 1S98 so grosses Aufsehen als
Neuheit gemacht hat, sowie ferner Amorphophallus bulbifer Blume var.
lineatus Engl, eine Araceae mit seltsamem Blütenstande. Von den Neu-
holländern zeichneten sich besonders aus: Aotus gracillima mit schön
goldgelben Ähren und Pimelea spectabilis.
Herr Cornils bemerkte, dass die Acalypha hispida sehr viel Dung
und sehr viel Sonne erhalten habe, er habe in andern Gärten Exemplare
gesehen, die nicht so der Sonne ausgesetzt waren und infolge dessen nicht
so intensive Blütenfarbe zeigten. L. Wittmack wies darauf hin, dass die
Pflanze bis jetzt nur in weiblichen Exemplaren eingeführt sei und dass
die zahlreichen purpurroten Narben es sind, welche dem Blütenstand die
schöne Farbe verleihen. Die Pflanze ist abgebildet Gartenfl. 1898 S. 276.
Herr Bluth berichtete von der früher so sehr verbreiteten Kultur der
Pimelea spectabilis. Vor 40—50 Jahren wurde sie in Berlin von
Zietemann, Priem u. a. massenhaft gezogen, es war eine Marktpflanze,
fast so häufig wie Pelargonien, man erhielt auf dem Dönhoffsplatz für
einen Topf etwa 8 gute Groschen, also 1 Mark. Es ist eine ausgezeichnete
Pflanze, ob man sie aber jetzt verkaufen würde, bleibt fraglich. (Herr
Kohlmannslehner: Sicherlich!) Alle schönen Neuholländer, Chori-
zema etc. etc., die auf Ausstellungen in grossen Kulturexemplaren ge-
zeigt werden, wurden früher als Marktpflanzen gezogen. Herr Haubold
in Dresden, der auch die Liebe zu den Neuholländern wieder entflammen
möchte, hat die Kultur der Mitraria coccinea wieder begonnen, aber
rechten Anklang finden sie nicht. Dass die Neuholländer heute so wenig
gekauft werden, liegt z. T. daran, dass die Gärtner nicht mehr direkt
mit dem Publikum, sondern mit dem Händler verkehren. Der Händler
aber nimmt nur das, was schlanken Absatz findet, sich leichter trans-
portiert und ihm am meisten Verdienst abwirft. In kleineren Städten,
namentlich auch in Badeorten, werden seltenere Pflanzen weit eher
gekauft.
Betreffs der Acalypha bemerkte Herr Bluth, dass auch von Acal.
musaica nur die weibliche Pflanze in Kultur sei.
Herr Professor Dr. Carl Müller wies im Hinblick auf den aus-
gestellten Amorphophallus bullifer auf den Riesen unter den
Araceen: Amorphophallus Titanum Beccari hin, den Beccari auf
den malayischen Inseln entdeckt hat. Der Knollen hat \'.2 — 3/4 m Durch-
858. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. 263
messer, der Blütenschaft die Dicke eines Armes, die Blütenscheide einen
oberen Durchmesser von :! \ m und die ganze Pflanze eine Höhe von
3 — 4 m. Das ist nur zu erklären durch den reichen Humus des dortigen
l'rwaldes. Auch in der Technischen Hochschule zu Charlottenburg er-
zielt Herr Obergärtner Müller bei Amorphophallus Rivieri ausgezeichnete
Resultate, indem er ihm im Herbst eine fette Kompostmasse bereitet.
6. Herr Robert Moncorps legte die vor Kurzem aus Italien be-
zogenen Kartoffeln »Ätna« vor. welche angekeimt versandt, aber nicht
gewachsen und jetzt ganz verfault sind. Er fürchtet, sie seien ge-
räuchert gewesen, um das zu schnelle Auskeimen zu verhindern. Herr
Prof. Sorauer bezweifelt das. Die andere Sorte »Vesuv« hat sich besser
entwickelt.
7. Herr Dietze erfreute die Versammlung durch wahrhaft entzückende
Marschall-Niel-Rosen von einer fast ungesehenen Grösse. Er berichtete
darüber: Die Rosen sind 1886 gepflanzt, und zwar in einem Hause von
2^ m Länge und 3 m Breite 24 Stück; von denen finden sich jetzt noch
id. die alle noch vortrefflich tragen. Oft meint man, die Niel-Rosen
tragen nur in der Jugend gut, das ist nicht richtig, man muss nur die
Rosen nach dem Abblühen gut düngen und reichlich giessen, damit sie
kräftiges Holz machen. Die Blütezeit wird bei mir jetzt in 3—4 Wocheu
beendet sein, dann fülle ich Kuhdung auf die Beete, auf denen die Rosen
ausgepflanzt stehen, und begiesse diesen mit dem Schlauch. Nach 4 Tagen
kommt der Dung wieder hinaus, dann aber dünge ich noch einmal
während des Sommers mit lU kg Chilisalpeter und nach 14 Tagen noch
einmal mit der gleichen Menge. Vor der Blütezeit gebe ich etwas schwefel-
saures Ammoniak und schreibe ich diesem den schön rötlichen Hauch
der Blumen zu. Zu viel darf man aber nicht düngen, sonst fallen die
Knospen ab, darum darf man auch nicht gleich nach dem Ausstreuen
des Düngers Wasser darauf giessen.
8. Herr Kgl. Gartenbaudirektor Carl Mathieu legt die Birne »Directeur
Alphand«, eine hübsche Schaufrucht, vor, wie die Belle Angevine und die
Späte von Toulouse, aber ebenso wie diese von Geschmack einer Kohlrübe.
IV. Hierauf hielt Herr Prof. Dr. Carl Müller einen mit ausserordentlichem
Beifall aufgenommenen Vortrag über die Blütenfarben, ihre Entstehung
und Xüancierung. Wir hoffen diesen interessanten Vortrag gelegentlich
bringen zu können. Heute sei nur kurz erwähnt, dass das Weiss der
Blumen durch farblose Zellen, zwischen denen viele Luftlücken sind, er-
zeugt wird, das Blau durch blauen Zellsaft, der sich durch Säuren rot
färbt, das Gelb durch gelb gefärbte Protoplasmakörner (Xanthophyll)
ähnlich wie das Grün durch die Chlorophyllkörner. Anknüpfend an
--inen Vortrag über das Ivessche Dreifarbensystem (Gartenfl. 1899,
S. 147). wies der Redner daraufhin, dass die Natur ebenfalls mit 3 Farben,
aber nicht Blau, Rot, Grün, sondern Blau, Rot und Gelb arbeitet. Das
sammetartige Aussehen wird durch dichte, hervorstehende Zäpfchen (Haare)
wie beim echten Sammet bewirkt.
V. Der Etat für 1890 wurde in zweiter Lesung ohne Debatte genehmigt. Er
schliesst in Einnahme mit 22592 M. 50 Pf., in Ausgabe mit 20295 M. ab.
Hierin sind einbegriffen 2000 M. für Vorbereitung der Grossen deutschen
2(5/1 Primula obconica, ihr Wert, ihre Verwendung und Anzucht.
Winterblumen-Ausstellung im Zoologischen Garten, sodass ein Überschuss
von 2297 M. verbleibt.
VI. Auf eine Anfrage des Herrn Kgl. Gartenbaudirektor Grussdorf. Quedlin-
burg über Gewächshäuser aus hohlen Glaskörpern, bemerkt Herr Bluth.
dass sich feine Haarrisse in dem Glase bilden, durch die Wasser nach
dem Innern der hohlen Körper tritt und sich daselbst Rost ansetzt. Herr
Cornils berichtet, dass sich öfter ein Riss nahe am Boden bildet und
dann mit einem Knall der Boden abspringt. Auch sammelt sich im
Winter der Schnee in den Fugen.
VII. Das Preisgericht, bestehend aus denHerren Rosenzüchter Hering, Potsdam,
Gartenbaudirektor C. Mathieu, Charlottenburg und Geh. Rechnungsrat
Schmidt, Berlin, sprach den schönen Xiel-Rosen des Herrn E. Dietze-
Steglitz den Monatspreis von 15 Mark zu.
C. Lackner. L. Wittmack.
Primula obconica, ihr Wert, ihre Verwendung und Anzucht.
Von Adam Heydt, v. Podbielskischer Schlossgärtner zu Dallmin (Prignitz).
)|ln Xo. 8 unserer »Gartenflora« S. 203 wird in dem Bericht der Versammlung
^ vom 23. März der Primula obconica Erwähnung gethan und von Herrn
Kretschmann-Pankow besonders hervorgehoben, dass sie zur Schnittblumen-
zucht und als Topfpflanze sehr geeignet sei. Dieses giebt mir Veranlassung
zur Besprechung obigen Themas.
Primula obconica wurde früher gar nicht geachtet; nachdem aber dieselbe
von Arends & Pfeiffer in Xieder-Ronsdorf (Rheinprovinz) durch sorgfältige
Kultur verbessert worden, hat sie sich nach und nach die Gunst vieler be-
deutender Fachleute erworben. Herr Kretschmann sagt, die Kultur sei sehr
einfach und säe er sie zwischen Juli und August aus. Demgegenüber möchte
ich erwidern, dass für die Aussaat die allergünstigste Zeit wohl März — April
ist, ich aber die Aussaat im Februar — April — Mai für am vorteilhaftesten
halte, und zwar aus folgenden Gründen: Die P. obconica, die jetzt gesäet
werden, blühen von August, ja schon von Juli bis Juni des folgenden Jahres
ab, so zu sagen immerwährend, vorausgesetzt, dass sie gut gepflegt werden.
Die Zeit im Spätherbst, nachdem die Chrysanthemum verblüht sind, ist diejenige,
von welcher ab die P. obconica als Schnittblume hervortritt; besonders dem
kleineren Handelsgärtner sind sie dann willkommen, besitzen sie doch lange,
kräftige Stiele und eine Blumenfarbe moderner Richtung, die sich zu fast allen
Bindereien gut benutzen lässt. Doch das nicht allein, sie ist eine der dank-
bar blühendsten Topfblumen für das Zimmer und ich möchte den Mitgliedern
des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues, die sich mit Zimmergärtnerei
befassen, nur anraten, sich diese P. obconica zuzulegen; die Freude daran
bleibt nicht aus, ist es doch eine Pflanze, die auch einmal sehr trocken oder
auch einmal etwas zu nass werden kann, ohne dass dieses ihr sehr schadet.
Sie verlangt im allgemeinen feuchten Boden und fühlt sich am Fensterbrett
des Zimmers am wohlsten.
Doch zurück zu dem Standpunkt, von dem aus Herr Kretschmann die
P. obconica-Kultur betrachtet, welche wohl darin besteht, speziell fürs Frühjahr
Primula obconica. ihr Wert, ihre Verwendung und Anzucht. 26^
blühende Pflanzen zu haben; dann mag für den Grossbetrieb die Aussaat im
Sommer passen, da ist sie angebracht, doch sollte der Handelsgärtner nicht
übersehen, dass, wenn die Blüte im Herbste beginnt und ununterbrochen anhält,
ihm diese Primel eine gute Einnahme verspricht, er auch im Frühjahr keinen
Nachteil von den dann einjährigen Primeln hat. Handelsgärtner sollen und
müssen bei jeder Kultur zuerst den pekuniären Erfolg im Auge haben. Auch
ich kultiviere P. obconica seit einigen Jahren zur Winterblumenzucht mit dem
besten Erfolg.
Gewöhnlich säe ich, wie auch heuer, den Samen, in Lauberde und Sand,
so etwa im Februar — März aus, mit anderen im Februar zu säenden Topf-
pflanzen. Den Samen stelle ich dann bis zum Keimen ins Temperierhaus und
wird er eben feucht gehalten. Bedecken mit Glasscheiben erfolgt nicht, denn
dieses ist überflüssig. Sobald sich die Samenpfiänzchen soweit entwickelt
haben, dass sie pikierfähig sind, werden sie in genügendem Abstand in genannte
Erdmischung pikiert und bleiben die Kästen vorläufig in demselben Haus.
Begiessen und Spritzen erfolgt, wenn notwendig; dieses sind Handgriffe, die ein
Fachmann von selbst verstehen muss. Wachsen die P. nun ordentlich heraus,
so stelle ich sie ins Kalthaus, pikiere sie auch nochmals, wenn es eben er-
forderlich ist; dann, so um Mai herum, wenn einige Fenster in den Mist-
beeten frei werden, wird die Misterde in denselben mit Sand vermengt und
die P. in Abstand von 20 — 25 cm ausgepflanzt. Nach etwa 14 Tagen, wenn
die P. im Zuge sind, d. h. kräftig in Entwicklung treten, werden die Fenster
auf Latten gelegt, so dass etwa 10 cm hoch Luft nach allen Seiten hinzu kann.
Die Fenster bleiben darauf liegen und wird bei Sonnenschein schattiert, am
besten mit Deckbrettern. Das Schattieren durch Bestreichen der Fenster mit
Kalk habe ich aus praktischen Gründen: weil bei mangelndem Sonnenlicht die
Pflanzen zu düster stehen und das Schattieren nur einige Stunden notwendig
ist. weiter nicht angewandt, wie ich überhaupt diese Schattierung nicht weiter
empfehlen mag.
Im Laufe des Sommers werden nun die P. feucht gehalten und morgens
vor dem Beschatten, sowie mittags nach demselben leicht bespritzt. Ein weiteres
Haupterfordernis ist das Auskneifen der Knospen, damit sich vorerst genügende
Blätter mit Reservenahrung bilden, die nachher im Stande sind, grosse und
viele Blumen dauernd zu ernähren. Die Knospen lasse ich erst von Mitte
August ab durchgehen, damit im September, falls ein Nachtfrost die Blumen
im Freien zerstört, die Primeln ein verwendbares Material liefern. Die
Pflanzen den Sommer über blühen zu lassen ist deshalb unnütz, weil um diese
Zeit genug andere Blumen blühen und Primula obconica viel zu wertvoll ist,
um als Sommerblume zu dienen.
Um die Pflanzen zu stärken und zu kräftigen, ist es thunlich, dieselben
alle 14 Tage zu düngen. Im letzten Jahre verwandte ich sehr vorteilhaft
ers Nährsalz«, doch vorher immer verdünnten aufgelösten Hühnermist.
Mitte August pflanzt man die dann sehr starken Primula obconica in 5Z0II.
Töpte und pflegt sie vorerst auf bekannte Art, wie man eben frisch eingetopfte
Pflanzen zu halten gewohnt ist. Nachher lüfte man tleissig und bringe die
Primeln ja nicht zu früh ins Gewächshaus. Ich empfehle, einen Teil in kalten
Kästen zu belassen, da Frost, wenn die Kästen bedeckt, nicht weiter schadet,
und man nachher, wenn der getriebene Teil nachlässt, frische Pflanzen ins
2(5(5 Primula obconica, ihr Wert, ihre Verwendung und Anzucht.
Haus stellen kann. Auf diese Art und Weise hat man im Winter die Primeln
in Hülle und Fülle in Blüte.
Am besten blühen sie in einem recht hellen, mit nicht zu feuchter Luft
erfüllten Hause bei 10 — 12 ° Wärme. Bei höherer Wärme beobachtete ich
kleinere Blüten und mattere Farbe derselben.
Vor einiger Zeit ging eine Notiz durch die Zeitung, dass Primula obconica
giftig sei, d. h. dass die feinen Härchen der Blatt- und Blumenstiele bei Be-
rührung mit der Haut der Hand Schwellungen u. s. w. verursachen;
dies mag wohl zutreffen bei solchen Personen, die ganz zarte Hände haben,
aber mir persönlich ist ein solcher Fall nicht bekannt, weshalb ich, trotzdem
ich viel mit P. ob. hantierte, dieser Eigenschaft keine oder wenige Beachtung
schenkte. Der Wert in blumistischer Beziehung ist viel zu gross, sei es fin-
den Handelsgärtner oder Dilettanten, als dass eine derartige Eigenschaft mass-
gebend werden darf, um diese Primel der Kultur vorzuenthalten.
Im Zimmer hält sich P. obconica ebenfalls sehr lange und gut. In diesem
Jahre will ich versuchen, ob sich Primula obconica als Gruppenpflanze
verwenden lässt und werde dann das Resultat hier bekannt geben.
Auch hege ich die Absicht, meine jetzt schon lange pikierten Primeln
auf der grossen Berliner Winterblumen-Ausstellung im nächsten Jahr aus-
zustellen, um einen Vergleich mit Herrn Kretschmanns Sommeraussaaten zu
haben, die zu der Zeit dann erst zu blühen anfangen, während die meinigen
dann schon viele Blumen gebracht haben.
Bei Durchsicht des Obigen wird man ersehen, dass die Anzucht und
Pflege dieser Primeln sehr lukrativ ist, Pflanzen bis 60 cm Durchmesser mit
Blumen übersäet zu haben, ist weiter nichts besonderes, wenigstens bin ich es
so gewohnt.
Bemerken will ich nur noch, dass die Aufmerksamkeit, welche ich dieser
Primel zuwende, infolge meines vor etwa 5 Jahren erfolgten Besuches bei der
Firma Arends <fc Pfeiffer in Ronsdorf, Rheinland, veranlasst wurde, denn die
dortigen Kulturen dieser Pflanze haben etwas musterhaftes, zudem die Inhaber der
Firma mit Rührigkeit an Verbesserung dieser Primeln arbeiten.
*
Bemerkung zu vorstehendem Artikel.
Von W. Kretschmann, Pankow-Berlin.
Zu dem Artikel des Herrn Heydt über Primula obconica hätte ich Nach-
stehendes zu bemerken:
Im grossen Ganzen pflichtet Herr Heydt meinen Ausführungen bei, er
scheint nur damit nicht einverstanden, dass man die Aussaat im Juli — August
macht, giebt aber auch zu, dass, wer die Pflanzen im März — April blühend
haben will, im Juli aussäen muss. Es ist von Herrn Geh. Rat Wittmack
nicht richtig aufgefasst, wenn er schreibt „man säet die Pr. obc. im Juli — August
aus". Ich habe von den ausgestellten Pflanzen gesprochen. Nach dem Wort-
laut in dem Bericht könnte man annehmen, dass im allgemeinen die Aussaat-
zeit im Juli sei. Ich möchte dem ergänzend hinzufügen, dass ich meine erste
Aussaat Mitte April mache. Für mein Pflanzen-Versandgeschäft ist es nötig,
dass ich Aussaaten von April bis Anfang August von vierzehn zu vierzehn
Tagen mache, damit Jeder für die Zeit, wo er die Pflanzen blühend haben will
Prim.ula obconica, ihr Wert, ihre Verwendung und Anzucht. 267
(es kaufen bei mir Ilerrschafts- und Handelsgärtner), Pflanzen bekommen kann.
Ein früheres Aussäen halte ich für Handelspartner nicht ratsam: wenn man
die Pflanzen zum Winterschnitt haben will, genügt die April-Aussaat vollkommen.
Ich habe in meinem kurzen Bericht gesagt, dass ich die ausgestellten Pr. obc.
Ende Juli ausgesät, um die Pflanzen im April Mai blühend zu haben. Zu
einer Zeit, wo die Winter- und Frühlingsblumen aufgehört und Sommerblumen
noch nicht viel blühen, (ich beziehe das hauptsächlich auf niedrige
Pflanzen), gerade in diesem Übergangsstadium werden Pr. obc. gern gekauft
und können in Massen verkauft werden. Ferner mache ich die Aussaat des-
wegen so spät, weil ich von dieser Aussaat meine Pflanzen zur Samengewinnung
auswähle. Wenn nun auch, wie Herr Hey dt ganz richtig sagt, Pr. obc. fast
unaufhörlich blüht, so sind doch bekanntlich die ersten Blumen die grössten
und bestausgebildetsten.
Bei Beurteilung über die Verwendung und Verwertung der Pflanzen ist
wohl mehr oder weniger eine geteilte Ansicht zwischen Handelsgärtnern und
Privat- oder Herrschaftsgärtnern. Wir Handelsgärtner in grösseren Städten
haben mit dem Import aus dem Süden zu rechnen, können nur dann unsere
Ware verwerten, wenn wir vom Süden nicht überschüttet werden, und eben
deswegen, weil wir Handelsgärtner vor allem den pekuniären Erfolg im Auge
haben müssen, müssen wir die Aussaaten der Blüthezeit anpassen. Der Privat-
gärtner oder Liebhaber hat keine Veranlassung, sich danach zu richten, er
kann seine Pflanzen zu jeder beliebigen Zeit blühend haben.
Bei den fast immer überreichlichen Tagesordnungen in den Sitzungen
de- Vereins zur Beförderung des Gartenbaues unterliess ich es absichtlich, über
die Kultur eingehend zu berichten, glaubte nur darauf hinweisen zu müssen.
dass die Kultur einfach sei. Dies giebt ja auch Herr Heydt zu, er geht sogar
noch weiter und meint, die Pflanzen wären gar nicht so empfindlich gegen
einmal zu trocken oder zu nass werden. Darauf sollte man sich aber doch
nicht so sehr verlassen. Ich war im zeitigen Frühjahr in einer Handelsgärtnerei,
in der sonst vorzügliche Kulturen anderer Gewächse waren und sah dort
Primula obc, die meiner Ansicht nach gründlich vergossen waren.
Wenn ich sagte, dass die Kultur einfach sei, meinte ich damit, dass eine
besondere Pflege nicht notwendig sei. Pr. obc. beansprucht eine nahrhafte,
lockere Erde, ich benutze dazu nicht zu sehr veraltete Misterde, etwas Tort-
grus und Sand.
Ich säe Pr. obc. in einem kalten, sogenannten Doppelhause in Thonschalen
aus, pikiere dieselben in Pikierkästen erst enger, das zweite mal etwas weiter,
damit ich kräftige Pflanzen zum Versand habe. Sobald die Pflanzen nach dem
zweiten Pikieren anfangen zu wurzeln, stelle ich dieselben in kalte Mistbeet-
kästen, und wenn dann stark genug, werden dieselben in Stecklingstöpfe in
i'lu-n angeführte Erde gepflanzt, wieder auf kalten Kasten gestellt, anfänglich
etwas schattiert und geschlossen gehalten. Schattieren sollte man so wenig
wie möglieh, aber viel Lütten. Ich überwintere meine Pflanzen in heizbaren
Mistbeetkästen, die Kästen sind jedoch nur soviel heizbar, um sie frostfrei zu
halten. Will man die Pflanzen im Gewächshause überwintern, so wähle man
ein recht helles Haus, mit guter Lüttungsvorrichtung; besonders Pflanzen, die
man zum Topfverkauf haben will, müssen nahe am Glase stehen, viel gelüftet
und nur frostfrei gehalten werden, weil sonst die Blätter leicht zu lang werden.
2-70 Amaryllis. .
Ich pflichte Herrn Heydt bei, dass Pr. obc. eine der dankbarsteu Zimmer-
pflanzen ist und hoffe auch, dass selbe noch mehr verbessert und mehr Lieb-
haber finden wird.
Amaryllis.
Von Otto Thalacker-Leipzig-Gohlis.
(Hierzu Abbildung 56.)
jie Amarylliskultur nimmt eine der ersten Stellen in meinem Geschäft ein
K^gr^ und wird seit zehn Jahren mit grosser Aufmerksamkeit gepflegt. Die
Mutterzwiebeln wurden damals von Paris. London und Holland bezogen und
die besten und vollkommensten Blumen zur Befruchtung ausgewählt. Das
Augenmerk war von vornherein darauf gerichtet, durch Massenkulturen zu
massigen Preisen eine gute, starke Qualität zu liefern und die Verwendung als
Schnittblume und als Topfpflanze noch mehr einzuführen; die Erfolge waren
anfangs klein, erst als ich in Berlin.*) Dresden, Hamburg schöne Kollektionen
ausstellen konnte, wurde der prächtigen Pflanze immer mehr Beachtung ge-
schenkt und es war in den letzten Jahren nicht möglich, alle Aufträge in
Blumen und Pflanzen mit Knospen zu erledigen. Besonders im Frühjahr hat
sich eine grosse Vorliebe, Amaryllis für Bindezwecke zu verwenden, gezeigt;
ich bin auch der Überzeugung, dass sich die Amaryllis auch für die Zukunft
für grosse Tafelaufsätze, in Töpfen stehend, zur Dekoration sehr leicht ver-
wenden lassen. Ich freue mich, dass viele meiner Herren Kollegen der
Amarylliskultur ihre Aufmerksamkeit widmen, und bin überzeugt, dass sich
besonders die leuchtendroten und dunklen Farben einen dauernden Platz in
der Bindekunst erringen werden.
Über die Kultur bemerke ich folgendes: Die Amaryllis werden im Früh-
jahr, wenn sie Leben zeigen, gewöhnlich in der ersten Hälfte des März, in
nicht ganz verrottete Lauberde, die mit etwas klarem Kuhdünger und Holz-
kohlenstückchen vermischt ist, verpflanzt und, nachdem sie im Warmhaus etwas
angezogen haben, nach etwa vierzehn Tagen in einen gut erwärmten Kasten
gebracht. Reichliches Spritzen, massiges Begiessen und gleichmässige Wärme
fördern das Wachstum der Amaryllis. Nachdem der Trieb abgehärtet ist, wird
öfter gelüftet und in warmen Sommernächten lasse ich die Fenster ganz ab-
nehmen. Mit dem Eintritt des August wird allmählich der Schatten von den
Kasten entfernt, so dass die volle Sonne das Ausreifen der Zwiebeln fördert.
Ferner ist dann ein allmähliches Einschränken des Begiessens notwendig, damit
die Pflanze nicht zu neuem Leben gereizt wird. Später kommen die abgereiften
Zwiebeln in ein Gewächshaus, wo sie bei einer Temperatur von 10 — 120 R.
überwintern. Hauptbedingungen sind demnach: Nahrhafte durchlässige Erde,
feuchte hohe Wärme während der Triebentwicklung, gutes Ausreifen der
Zwiebeln und Überwintern im temperierten Hause.
*j In Berlin erregten die herrlichen Amaryllis des Herrn O. Thalacker 1807 auf der
Jubiläumsausstellung in Treptow die allgemeinste Aufmerksamkeit, namentlich wegen ihres
schönen runden geschlossenen Baues, wie sie die von J. Yeitch & Sons in London und die
von Kerr in Liverpool haben, sowie wegen ihrer leuchtenden Farben. Sie wurden mit dem
Ehrenpreise des Klubs der Landwirte gekrönt. L. W,
Veredelung von Clianthus Dampieri. — Werder in der Baumblüte. 271
Veredelung von Clianthus Dampieri auf Colutea arborescens.
__ (Hierzu Abb. ?-.
• /•
',;--lianthus Dampieri A. Cunningham (al »gebildet in Bot. Mag. t. 5051),
cSXj diese herrliche Leguminose, ist von sehr schwieriger Kultur. Da sie
besonders gegen Feuchtigkeit emplindlich ist. kommt sie selten zu schöner
Blüthe und nur zu oft geht sie ein im Moment, wo die Knospen sich zum
Öffnen anschicken. Man kann diese Schwierigkeit aber überwinden, wenn man
gleich nach der Keimung eine besondere Pfropfung vornimmt.
Man säet zur Seite von Clianthus Dampieri. Clianthus puniceus oder besser
("lutea arborescens. Sofort nach der Keimung nimmt man der Colutea die
Endknospe und ersetzt sie durch die de* Clianthus, die man zwischen den
Keimblättern einfügt. Dieses Verfahren, welches durchaus nicht schwierig ist,
gelingt mindestens einmal von zweien und man erhält auf diese Weise kräftige
Pflanzen, welche im Laufe des Sommers zu blühen anfangen und, wenn sie der
vollen Sonne ausgesetzt werden, während der ganzen guten Jahreszeit Blumen
bringen, ja selbst im Winter im Gewächshause damit fortfahren.
Marc Micheli. Genf.
Anmerkung d. Red. Clianthus Dampieri ist farbig auch abgebildet in
Vilmorins Blumengärtnerei*) von Siebert & Voss t. 19 Fig. 73. Voss beschreibt
noch verschiedene andere Pfropfmethoden. — Urlandt empfahl inGartenflora 1S87
S. 227 die Kultur in Weidenkörbchen und besprach zugleich die damals noch
ziemlich neue Sorte »Deutsche Flagge« von Louis Vie weg in Quedlinburg,
welche die schönste von allen ist und reinweisse, scharlach geränderte, in
der Mitte schwarze Blumen besitzt. Vieweg selbst empfiehlt in Möllers Dtsch.
Gärtnerztg. 1897 S. 225 Veredeln auf Sutherlandia frutescens, Clianthus puniceus
und Astragalus glycyphyllos.
§ Werder in der Baumblüte.
n einem herrlichen Frühlingstage, Sonnabend, den 29. April, fuhr ich mit
etwa 100 Studierenden der landwirtschaftlichen Hochschule, der tier-
ärztlichen Hochschule und der Universität nach Werder. Die Baumblüte war
in ihrer schönsten Entwickelung und unter der sachkundigen Führung des Herrn
Carl Puhlmann, Vorsitzenden des Obstbauvereins in Werder, sowie des Herrn
Kgl. Hoflieferanten Fritze, die uns bereits am Bahnhof empfingen, hatten wir
die schönste Gelegenheit, die Art der Kultur und zugleich den Umfang der-
selben kennen zu lernen. Überblickt man von einem der Aussichtspunkte oder
gar von einem der jetzt immer zahlreicher werdenden Aussichtstürme die
herrliche Landschaft, so schaut man meilenweit nur auf blühende Obstgärten,
namentlich Kirschenanlagen. Früher nur auf WTerder beschränkt, haben jetzt
alle Xachbargemeinden, die nicht zu tief liegen, den Obstbau aufgenommen und
an der Bahn ziehen sich die Pflanzungen bis nach der Station Gross-Kreuz hin.
Es ist heute nicht Raum, dies näher zu schildern, nur das sei noch hinzu-
gefügt, dass ausser dem Versand frischer Früchte jetzt auch die Beeren-Wein-
fabrikation sehr zugenommen hat. und die Studierenden hatten durch Güte des
Wirtes auf der Bismarckhöhe, Herrn Altenkirch, selber Gelegenheit, sich von
*) Verlag von Paul Parey, Berlin.
27'
Werder in der Baumblüte.
den Keltereinrichtungen und von der Güte des Erdbeer- und Johannisbeer-
weins zu überführen.
Am Sonntag darauf, den 30. April, regnete es in Strömen, trotzdem sollen
Abb. 5j. Clianthus Dampieri,
veredelt auf Colutea arborescens im Garten des Herrn Marc Micheli in Genf.
Blume scharlachrot, Grund der Fahne schwarz, Behaarung silbergrau.
25 000 Personen sich die Baumblüte angesehen haben. Leider aber trat dann
hier wie in ganz Deutschland, so kalte, nasse Witterung ein, dass die Blute
schwer gelitten haben dürfte. - Wir fügen zum Schluss ein bisher noch nicht
Werder in der Baumblüte
273
veröffentlichtes Gedicht an, das uns Herr Fritze zum Abschied freundlichst
übergab und welches treffend die Stimmung aller Besucher beim Anblick
dieser Blütenpracht wiedergiebt, deren blendendes Weiss sich so malerisch von
den blauen Fluten der seenartig die Werderschen Höhen umspühlenden Havel
abhebt. L. W.
Gruss an Werder!
Dir gilt mein Gruss, Dir will ich Kränze winden.
Dir Havelstadt, gehüllt in Blütenpracht.
Voll Dankgefühl will ich ein Loblied singen,
Weil Du das Herz mir froh und weit gemacht.
Von Bergeshöh' sah ich auf Dich hernieder,
Du Paradies, vom Sonnenstrahl erhellt;
Und andachtsvoll sprach ich, ins Weite schauend:
>Wie gross ist Gott — wie herrlich seine Welt!<
Mein Auge hing, von allem Schönen trunken.
Entzückt an Dir und Allem um Dich her.
Und während ich auf Dich herniederschaute,
Fand ich des Prächt'gen immer mehr und mehr.
Des Schönen voll, bin ich zu Thal gestiegen,
Nahm schweren Abschied dann von Blut' und Blatt.
1 »arauf hat mich das Dampfross fortgetragen
Zurück nach meiner lieben Kaiserstadt.
Doch ob ich fern, ob weit von F)ir geschieden.
Du lebst in der Erinnerung ewig fort,
Und meines Herzens allertreusten Grüsse
Sie eilen hin zu Dir von jedem Ort.
Gott segne Deine Fluren. Deine Auen,
Die Winzer, arbeitsam und lohneswert.
Dass sich die Bäume immer tiefer neigen.
Von schönen Früchten reich und voll beschwert.
Mög1 jede Blüte sich zur Frucht gestalten.
Ein jedes Reis zum vollen Strauch gedeihn.
Dann wird bis in die allerfernsten Zeiten
Mein schönes »Werder« reich und glücklich sein.
Den Bewohnern Werders aus dankbarer Erinnerung gewidmet im Mai
1881 von Marie Rohlwes.
27A
Kleinere Mitteilungen.
Kleinere Mitteilungen.
Hibiscus Cooperi (tricolor).
Zum Bepflanzen von Jardinieren
empfehle ich diesen Hibiscus ganz
angelegentlich; derselbe ist leicht zu
kultivieren und infolgedessen in Massen
zu vermehren. Die Vermehrung kann
zu jeder Jahreszeit vorgenommen
werden, jedoch ist das Frühjahr die
empfehlenswerteste Zeit, weil sich im
Sommer die Blätter schön färben und
dann für den Herbst und den Winter
ein vorzügliches Material zu obigem
Zweck liefern. Aber es ist doch auch
so einzurichten, dass man das ganze
Jahr junge gut gefärbte Pflanzen mit
kleinen Topfballen zur Verfügung hat.
Die Stecklinge, welche warm zu
stecken sind, bewurzeln sich innerhalb
einiger Wochen; beim Einpflanzen ist
Vorsicht geboten, damit die jungen
steifen Wurzeln nicht zerbrechen; ich
stecke deshalb meine Stecklinge
gleich in kleine Töpfchen, dadurch
kommen dieselben 14 Tage früher als
solche, die beim Einpflanzen durch
das Zerbrechen der Wurzel zurück-
gekommen sind.
Die bewurzelten Stecklinge kommen
nun anfangs auf warmen Fuss zu stehen
und werden allmählich an Luft und
Sonne gewöhnt, die dann ungehindert
auf dieselben einwirken können;
nur bei ganz wolkenlosem Himmel
wird ein leichter Schatten verabreicht.
Eine feuchte Luft ist stets zu unter-
halten und bei günstiger Witterung
Luft zuzulassen. Verpflanzt wird nur.
wenn unbedingt nothwendig, denn je
kleiner der Topf ist, desto schöner
die Färbung, die noch durch einen
Dungguss bedeutend gehoben werden
kann. Ein Entspitzen ist zu Anfang
behufs reichlicher Verzweigung an-
zurathen.
Sobald im Spätsommer die dächte
kühler werden, ist es geraten, die
Hibiscus in ein Warmhaus zu bringen
und ihnen den sonnigsten Stand auf
einem Hängebrett zu geben; die Über-
winterung soll bei 10—15° R. erfolgen
und ein öfteres Bespritzen darf nicht
versäumt werden, indem sich sonst
leicht der Trips einstellt.
Um grössere Pflanzen zu Dekorations-
zwecken zu ziehen, verwende man
zweijährige Pflanzen, welche durch
öfteres Verpflanzen bei angeführter
Kultur sich bis zum Herbst ebenfalls
prächtig gefärbt haben, sehr wider-
standsfähig sind und zur Aus-
schmückung von Blumentischen etc.
ein gesuchtes Material liefern. Auch
zu feiner Binderei sind die ab-
geschnittenen Zweige sehr wertvoll
und gereichen jedem Arrangement zur
Zierde; die jungen Pflanzen mit den
kleinen Topfballen und ihrer intensiven
Färbung, die in weiss, rot, karmin,
grün und grau in allen Xuancen
schimmert, halten sich wochenlang in
Jardinieren. Mögen diese Zeilen, dazu
beitragen, dass dieser schöne Hibiscus
recht viel Freunde finde.
Villa Spindler, Gr.-Tabarz.
J. Biemüller.
Einige hübsche Sommerblumen.
Yen Adam H e y d t , Kunstgärtner.
Cynoglossum linifoLium, das
weisse Sommervergissmeinnicht. Sein
Wuchs und ganzer Bau gleicht dem
des echten Vergissmeinnicht, die Blätter
sind graugrün, ziemlich glatt, in der
Form von Vergissmeinnichtblättern. Die
Blumen erscheinen auf hohen Stielen
in langer Rispe und sind reinweiss,
infolge der grauen Belaubung erhalten
sie aber den Schein, als seien sie
silbergrau. Die hübschen Blütenrispen
bilden einen guten Werkstoff für
Binderei, wie auch die Pflanze sich sehr
zu Töpfen eignet. Als Gruppenpflanze
sowie zur Einfassung hoher Sommer-
blumen auf Beeten dient sie vortrefflich.
Sie wird bis 50 cm hoch.
Senecio elegans pomponicus,
eine hübsche Abart des beliebten
Senecio elegans plenissimus. Dieser
Senecio wird bis öo cm hoch, besitzt
einen regelmässigen, kompakt eleganten
Wuchs und hübsche Blumen in Dolden-
Rispen. Jeder Zweig und jedes
Zweiglein garniert sich von Juli bis
Oktober über und über mit Blüten
von schönster Pomponforrh in fast
den meisten Farben, wie rot, blau,
weiss und in Untermischung der ge-
nannten Farben. Senecio elegans pom-
ponicus eignet sich sowohl gut als
Gruppenpflanze wie zum Schnitt, und
Kleinere Mitteilungen.
-73
es verdient ihre Dauer ganz besonders
hervorgehoben zu werden.
Mimulus pictus cardinalis, eine
neue Verbesserung des alten cardinaliSj
hat hübsche goldgelbe, mit scharlach-
rot gezeichnete Blumen. Von vielen
Gauklerblumen ist diese Art mit am
meisten zu empfehlen. Besonders für
Gruppen eignel sie sich gut, muss aber
gut und dicht gepflanzt werden. Blüht
uli bis ( >k tober.
\ metia rompaeta alba ist eine
jener ^< -mmerblumen, die man wenig
•, und zwar deshalb, weil sie nur
Wert als Gruppenpflanze haben. Die
bluten ähneln denen von Vergiss-
meinnicht und sind reinweiss. Die
Büsche bedecken sich mit einer Un-
menge weisser Blüten von Juni bis
September, und eine Gruppe von
Xemetia gewährt immer einen guten
Anblick. Für Einfassungen ist sie be-
sonder.- gul geeignet. Die Büsche
werden bis 30 cm hoch und bei sehr
fetter Erde auch höchstens 30 cm.
Chrysanthemum inodorum p 1 c -
nissi m u m. Eine besonders für Schnitt
geeignete Sommerwucherblume. Die
Blumen sind dicht gefüllt, in reicher
Dolde reinweiss. Blätter fein , gras-
artig kraus. Wuchs sehr stark, wird
bis 1 m hoch und blüht ungeheuer
reich und ununterbrochen von Juni
bis Oktober. Als Gruppenpflanze von
grossem Wert.
Die Anzucht aller genannten Blumen
geschieht durch Samen, der im März
bis April in laue Mistbeetkasten gesäet
wird. Sobald die Sämlinge einiger-
massen erstarkt, werden sie in gutes
nahrhaftes Land auf Beete ausgepflanzt.
Alle lassen sich auch vor und
während der blute mit Ballen ver-
pflanzen.
Re< iit husch ist auch die blaue
Xemetia. die ich wie die weisse Art
zu I '<k"iat innen auf Blumen tische effekt-
voll verwendete, nachdem ich sie mit
Ballen während der Blüte eingepflanzt
hatte.
Obstblüte in Meran.
Meran, den 24. April. Die Obst-
bäun • jetzt noch in vollem Flor,
eil in den musterhaften Calvill-
Kulturen. Leider war während der
Blütezeit viel Regen, auch sind
Blüten abgefallen. Im
vorigen Jahre verursachte die schlechte
Witterung während der Blüte gegen
30000 Gulden Schaden. Heute ist der
eiste wirklich schöne Tag seit längerer
Zeit. Das ungünstige Wetter ist die Ur-
sache, dass die 1 »bstblüte ungefähr zu
gleicher Zeil mit der in Werder, nur
wenig früher, stattfand. An den Berg-
hängen sind noch viele Bäume ganz
kahl, für Ende April hier ein gewiss
seltenes Erei^niss. Dagegen sah ich
gestern auf dem 550 m hoch gelegenen
W rissplatten Gerste bereits in Aehrm.
Der Wein fängt eben erst an aus-
zutreiben.
Vor vierzehn Tagen sprach ich unser
Mitglied, Herrn Kommerzienrat Hugo
Köhler aus Altenburg in Arco. Der-
selbe hat sein Grundstück sehr ver-
grössert und zeigten seine Palmen.
Cycadeen und Koniferen das saftigste
Grün. An einigen Cycas revoluta
sollen 100 — 150 Wedel sein. Herr
Kommerzienrat II. Köhler hat auch
bei Limone am Gardasee, einem der
mildesten Orte, ein Grundstück gekauft,
auf welchem nach seinen Mitteilungen
die schönsten Oclbäume, Limonen
(Citronenj und Orangen wachsen.
- Den 27. April. Die Obstblüte ist
so ziemlich vorüber. Das Wetter ist
für die vorgerückte Jahreszeit noch
immer sehr kühl, gestern regnete es
wieder entsetzlich und heute stürmt
es aus Nord. Heiss war es hier im
April gar nicht.
Dr. Frhr. Wilhelm von Landau.
Eröffnung des Palmengartens.
Am zu. April ist in Leipzig der
grossartige Palmengarten eröffnet
worden. Direktor des Gartens ist Herr
Do ebner.
Ausgestellte Pflanzen des Kgl. bot. Gartens
in vier Versammlung des Vereins zur Be-
tonierung des Gartenbaues in den Kgl. Preuss.
Staaten um 27. April i8qq.
Der Obergärtner IL Strauss stellte
aus: 2 Aotus gracillima Meissn.,
Australien, 1 Acacia hastulata Sm.,
Südwest-Australien. 1 Pimelea speeta-
bilis Lindl.. West-Australien, 1 Pimelea
Preissii Meissn.. West - Australien,
2 Pimelea rosea K. Br. var. Ilendersonii
(Grab.) Meissn.. West - Australien,
1 Ilelichrysum sesamoides Willd., Kap-
land. 2 Aeathosma imbricata Willd.
276
Aus den Vereinen.
var. acuminata Sorsd., Kapland, 1 Rhodo-
dendron linearifolium S. et Z., Japan.
Der Obergärtner V. Cornils stellte
aus: 1 Acalypha hispida Burm., (A.
Sanderi), Neu -Pommern. N. E. Br.,
1 Amorphoxjhallus bulbifer Bl. var.
lineatus Engl., Ost-Indien.
Vom Riesengebirge.
Es wird von dort geschrieben; Auf
der letzten Hauptversammlung des
Riesengebirgsvereins war beschlossen
worden, zum Schutze der Primula
minima (Habmichlieb) den Erlass einer
Polizeiverordnung zu erwirken , da
namentlich an dem Himmelfahrtstage
und an den Pfingsttagen durch das
rücksichtslose Ausreissen ganzer Rasen
der zierlichen — zum Vereinszeichen
des R. G. V. erkorenen — Pflanze
deren Fortbestehen im Gebirge ge-
fährdet erscheint. Dem Landrat von
Küster ist jedoch von dem Regierungs-
präsidenten v. Heyer in Liegnitz die
Zustimmung zu der ihm unterbreiteten
Polizeiverordnung mit der Begründung
versagt worden, dass er .die Not-
wendigkeit einer derartigen Verordnung
im Hinblick auf die §§ 18 bezw. 30,
5 des Gesetzes vom 1. April 1880
nicht anzuerkennen vermöge. Man
wird nun von dem Verein Wächter
an der Schneekoppe und an den Schnee-
gruben an den gefährlichsten Tagen
aufstellen, welche das Ausreissen des
Habmichlieb verhindern sollen.
Taxus baccata als Waldbaum in Ostpreussen.
Als ich im Jahre 1894, damals im
Dienste des landwirtschaftlichen
Zentral-Vereins für Litauen und
Masuren, mich im Dorfe Schareyken,
zwischen Marggrabowa und Goldap
gelegen, aufhielt, wurde mir durch
Herrn Rektor Maurach dortselbst die
Mitteilung gemacht, dass sich in dorti-
ger Gegend Taxus baccata wild-
wachsend vorfände. Um mich zu
überzeugen, begaben wir uns auf den
Weg zu dem Standort und erreichten
in einer Stunde einen der höchst-
gelegenen Berge dortiger Gegend,
dessen Name (Seeskerberg?) mir nicht
mehr genau erinnerlich ist. Dort fand
ich erstaunt eine grosse Zahl alter
Taxus baccata, bis 1.25 Meter gross,
in einer Schlucht unter hohen Bäumen
als Unterholz ein meist kümmerliches
Dasein fristend. Dieser hochgelegene
Standort unweit der russischen Grenze
i dürfte, wenn auch vielleicht nicht die
nördlichste, so doch sicher die öst-
lichste Grenze wildwachsender Eiben
in Deutschland darstellen. Ich selbst
bin zu wenig Botaniker, um zu er-
messen, ob das Vorhandensein der
Eiben an dieser Stelle in weiteren
Kreisen bereits bekannt ist und dem-
selben besondere Bedeutung beigelegt
wird, möchte andernfalls aber nicht ver-
säumen, auf das Vorkommen der Eibe
als Waldbaum an genannter Stelle
besonders hingewiesen zu haben.
Stobbe,
Garteninspektor der Landwirtschaftskammer
für die Provinz Pommern.
Furchtbare Hitze und Trockenheit
herrscht in ganz Spanien. Wenn es
innerhalb acht Tage nicht regnet,
wird die gesamte Getreideernte, die
herrliche Aussichten bot, verloren
gehen. Die Obsternte wurde durch
die Märzfröste bereits zerstört. Dazu
gesellt sich im Süden die Heuschrecken-
plage; alles Grüne ist abgefressen, die
Schwärme sind so gross, dass sie
vielfach Eisenbahnzüge aufhalten.
Dies alles wird nicht ohne verhängnis-
vollen Rückschlag auf die Steuer-
einnahmen bleiben.
Aus den Vereinen.
Deutsche Dahlien-Gesellschaft.
Die deutsche Dahlien -Gesellschaft
beabsichtigt, Sonntag d. 28. Mai in
Leipzig, ihre Frühjahrs- Versammlung
abzuhalten.
Ausstellungen und Kongresse.
-77
Ausstellungen und Kongresse.
Berlin, 36. April 1899.
Petersburg. III. internationale
< ; .1 1 t enb au - Au sst ellu n g vom 5. 17.
bis 1 5. .'7. Mai 1899.
Rücksendung der Ausstellungsgegenstände
von St. Petersburg.
Der Staatssekretär
des Innern.
III A.
Eurer Hochwohlgeboren teile ich
unter Bezugnahme auf mein Schreiben
vom L2. d. M. - III A 15S7 — er-
gebenst mit. dass der Bundesrat
folgenden Bescbluss, betreffend den
zollfreien F.inlass der von der dies-
jährigen internationalen Gartenbau-
Ausstellung in St. Petersburg zurück-
gelangenden Güter, gefasst hat:
1. Deutsche Güter, welche aus dem
deutschen Zollgebiete zu der in der
Zeit vom 17- bis 2-. Mai 1899 in
St. Petersburg stattfindenden inter-
nationalen Gartenbau-Ausstellung ge-
sendet worden sind und von derselben
mit dem Anspruch auf zollfreien
Einlass zurückgebracht werden, sind
vor dem Abgang in St. Petersburg
von dem zuständigen Versender dem
Kaiserlichen Generalkonsul daselbst
unter Übergabe von Verzeichnissen
über den Inhalt der zu versendenden
Kolli anzumelden.
2. Der Kaiserliche Generalkonsul
erteilt nach erfolgter Prüfung den
Rücksendungsnachweis nach Massgabe
eines Formulars, welches die
Bezeichnung des Empfängers, an
den die Sendung zurückgeht,
Zeichen und Nummer, Anzahl, Art
der Verpackung, Gewicht und
Inhalt der Kolli zu enthalten hat.
I >ie < Gewichtsangabe kann unterbleiben,
wenn sich das Gewicht der Kolli
wegen unzureichender Tragfähigkeit
der auf der Ausstellung vorhandenen
W nicht feststellen Lässt In
m Falle ist von dem Kaiserlichen
Talkonsul eine bezügliche Be-
scheinigung in dem Formular abzu-
geben.
3. Von Anlage eines Zollverschlusses
wird s hen, dagegen die Zoll-
freiheit der Güter davon abhängig
.cht, dass die Kolli mit von dem
rlichen Generalkonsul zu lie-
fernden und seine Amtsbezeichnung
tragenden Zetteln versehen weiden.
auf welchen der Name des Empfängers
des zurückgehenden Ausstellungsguts,
der Bestimmungsort und die Ordnungs-
nummer angegeben ist. Das Anbringen
von -wichen Zetteln an die einzelnen
Kolli kann jedoch unterbleiben, wenn
Letztere in den Ausstellungsräumen in
Eisenbahnwagen verladen und diese
russiächerseits mit Plomben zollamt-
lich verschlossen werden. In solchen
Fällen sind zum Ausweise für die
Einfuhr nach dem deutschen Zoll-
gebiete die Schiebethüren der Eisen-
bahnwagen mit je einem der fraglichen
Zettel zu versehen.
4. Sendungen dieser Art können
aufGrund des Rücksendungsnachweise,
an der Grenze zollfrei in den freien
Verkehr gesetzt werden; wird die
Abfertigung bei dem Amte des Be-
stimmungsorts beantragt oder ergeben
sich bei der Abfertigung an der Grenze
Anstände, so sind die Güter unter
Zollkontrole mit dem Rücksendungs-
nachweise dem zuständigen Amte zu
überweisen, welchem die Schluss-
abfertigung obliegt.
5. Soweit der nach Ziffer 2 erteilte
Rücksendungsnachweis Menge und
Gattung der Güter nicht so genau
bezeichnet, dass hiernach die Ein-
reihung der Waren unter eine
statistische Nummer erfolgen kann.
auch der Grenzeingangsdeklarant nicht
zur sofortigen Ergänzung der erforder-
lichen Daten im Stande ist, kann die
Ablassung der Güter in den freien
Verkehr dennoch gemäss Ziffer 4
erfolgen. Die Ergänzung der statisti-
schen Angaben erfolgt pach den
Vorschriften im § 1 Abs. 6 der Aus-
führungsbestimmungen zum Gesetze,
betreffend die Statistik des Waaren-
\ '•! kehrs.
Hierzu wird bemerkt, dass den
Bundesregierungen seitens des Reichs-
kanzlers Proben der unter Ziffer 3 des
Beschlusses bezeichneten Zettel zur
Mitteilung an die Zollbehörden zugehen
w erden.
I. V.: (gez.) Rothe.
An
den ordentlichen Professor an der
König!. Landwirtschaftlichen Hochschule
Herrn Geh. Reg. -Kai Dr. Wittmac k.
~7N
Aufstellungen und Kongresse.
Das Reichsamt des Innern über-
sendet uns ferner eine Bekanntmachung
der russ. Regierung, aus der folgendes
hervorgeht:
1. Blühende Pflanzen werden mit
Personenzügen inWaggons transportiert,
welche für den internationalen Möbel-
transport bestimmt sind.
2. Härtere Palmen werden als Eilgut
zum Tarif des Frachtgutes befördert.
3. Der Rücktransport der Pflanzen
von der Ausstellung erfolgt kostenlos
von St. Petersburg bis zur Grenze.
Der deutsche Gartenbau wird auf
der Petersburger Ausstellung durch
das Königreich Sachsen glänzend ver-
treten sein. Es beteiligen sich folgende
Firmen: 1. J. C. H a n i s c h, Leipzig,
25 Araukarien. 2. Bernhard Hau-
bold, Laubegast-Dresden, Calla
aethiopica, Margueriten-Schaupflanzen.
3. T. J. Seidel, Laubegast-Dresden,
300 Rhododendron, 150 Azalea indica.
4. AlbertWagner, Leipzig-Gohlis,
100 Palmen und Cycadeen, eine Gruppe
Acer japonicum, 25 Araucarien, Juni-
perus hispanica. 5. Wilhelm
Weisse, Kamenz in Sachsen, 26
Arten und Varitäten Koniferen in
29 Exemplaren. 6. Max Ziegen-
balg, Laubegast-Dresden, 50 Phoenix
canariensis, 30 Araucarien. 7. Otto
Olb er g, Dresden-Striesen, 50 Aza-
leen, 50 Rhododendron. 8. Otto
Thalacker, Leipzig-Gohlis , drei
Gruppen mit 100 Remontant-Xelken.
50 Anthurium Scherzerianum grandi-
florum. 9. Paul Hauber, Tolke-
witz-Dresden, 25 Formobstbäume.
10. H. F. H e 1 b i g, Laubegast-Dresden.
Warm- und Kalthauspflanzen. 11. O.
Poschars k y , Laubegast -Dresden,
buntblätterige Gehölze. 12. Robert
Weissbach, Laubegast - Dresden
50 Rhododendron. 13. E. F. Thiers.
Dresden-Striesen. zwei Heizapparate
für Gewächshäuser in rauhem Klima
und eine Warmwasser-Xiederdruck-
heizung. Der Vorsitzende des Sächsi-
schen Gartenbau-Verbandes, Herr
T. J. Rudolf Seidel, Laubegast-
Dresden, wird den Eingang der
sächsischen Ausstellungsgüter selbst
überwachen und die Aufstellung leiten.
Aus Westpreussen wird die grosse
Baumschule A. R a t h k e & Sohn
in Praust bei Danzig, Mitglied des
Vereins zur Beförderung des Garten-
baues, schöne Koniferen ausstellen;
Dr. J. Schlimann in Linde, Kreis
Flatow. Beerenwein: das westpreuss.
P r o v i n z i a 1 - M u s e u m in Danzig
(Direktor Prof. Dr. C o n w e n t z)
grosse Abbildungen seltener und bisher
unbekannter Baumformen, die auf
Grund photogr. Aufnahmen und Skizzen
teils von dem Oberlehrer Rehberg
in Marienwerder, teils von dem Ober-
lehrer Dr. Korella, Danzig, in
grösserem Massstabe ausgeführt sind.
— Die Petersburger-Ausstellung wird
sehr schön werden. — Die fran-
zösische Regierung hat 30000 Frcs. für
dieselbe ausgesetzt.
Zum Schluss geben wir noch folgende
Bekanntmachungen aus dem Nach-
trage III zum Programm wieder:
Der Magistrat der Stadt St. Peters-
burg hat 500 Rbl. für Preise der Stadt
angewiesen.
Herr Kommerzienrat D i p p e in
Quedlinburg hat einen Preis von
100 Rbl. gestiftet.
Die ausländischen Gäste werden am
Bahnhofe von Mitgliedern der Kommis-
sion empfangen und ihnen Wohnungen
in Gasthäusern oder Privatlogis ange-
wiesen. Wir raten den Herren Aus-
ländern, das für die Zehrung bis
Petersburg bestimmte Geld in Berlin
oder an einer der beiderseitigen
Grenzstationen in russisches umzu-
setzen, da ausländisches Geld auf den
Stationen der Eisenbahnen bis Peters-
burg keinen Cours hat.
Wegen der im voraus zu bestellen-
den Logis ist von jetzt ab die be-
treffende Korrespondenz an den
Vorsitzenden der Empfangs-Kommis-
sion F. J. Koechly, Gorochowaja
1 7 50. zu richten.
Von den Russischen Staatsbahnen
Avird, infolge der in letzer Zeit er-
folgten beträchtlichen Herabsetzung
des Tarifs für Personenverkehr, keine
weitere Ermässigung desselben gewährt.
Das Programm der bevorstehenden
Festlichkeiten und Ausflüge ist folgender-
massen beschlossen:
Am 4. (16.) Mai. um 10 Uhr mor-
gens : Empfang der Preisrichter im
Kaiserl. Taurischen Palais. Arbeiten
des Preisgerichts. Um 2 Uhr: Frühstück.
Am 5. (17.) Mai: Arbeiten der Er-
gänzungsexpertise im Taurischen Palais.
Feierliche Eröffnung der Ausstellung.
Personal-Nachrichten.
2 79
Um 7 Uhr abends: Banquet im grossen
Lorbeerhause des Taurischen Palais,
veranstaltet von der Gesellschaft zur
Feier der I »elegierten. Damen und
Herren, welche an demselben theil-
zunehmen wünschen, werden gebeten.
zYnmeldungen hierüber spätestens bis
zum 1. (13.) Mai an den Vorsitzenden
des Empfangs-Komitees, F. J. Koechly,
Gorochowaja 175'». adressieren zu
wollen. Preis pro Person 6 Rbl.
Am 6. (1S.) Mai: Feierliche Messe
in der Isaaks-Kathedrale, gelegentlich
des Geburtsfestes Sr. Maj. des Kaisers.
Am 7. (19.) Mai, um 2 Uhr: Feier-
liche Sitzung der Kaiserl. Russischen
< '.ai tenbau-Gesellschaft. Um 8 Uhr
abends: Gala-Vorstellung im Kaiserl.
Marien- Theater. (Ballet.)
Am 8. (20.) Mai. um 10 Uhr morgens:
Besuch des Kaiserl. Botanischen
Gartens und Ausflug auf die Inseln.
Vom 9. (21.)— 15. (27.) Mai ver-
schiedene Ausflüge nach Peterhof,
Zarskoje Sselo, Pawlowsk etc. Das
Programm wird voraussichtlich noch
mannigfaltiger werden.
Staats-Delegaten, die nach Erscheinen des
II. Nachtrags offiziell angemeldet wurden.
Von Japan: Herr H. Foukouba,
Direktor des Kaiserl. Gartens
Schiniucan in Tokio.
Von Luxe m b u ig: 1 lerr C a r 1
G e m e n . Mitinhaber der Firma
»Gemen und Bourg* in Luxemburg.
Von Österreich-Ungarn: Herr
Wilhelm Lauche, Fürstlich
Liechtensteinscher Hofgarten-1 »irek-
tor in Eisgrub (Mähren).
NB. Ein Auskunfts-Bureau befindet
sich auf dem Warschauer Bahnhof und
ein zweites auf der Aufteilung selbst.
Als deutsche Preisrichter haben sich
bei der Redaktion noch gemeldet:
Herr Max Bürger-Halberstadt.
., Hofgärtner II offmann -Berlin.
Berlin. Grosse Winterblumen-
Ausstellung Mitte Februar 1900.
Herr H. Severin in Kremmen macht
im Flandelsblatt für den deutschen
Gartenbau, Seite 112. dem Herrn
H. Michel-Zittau den Vorschlag, auf
der Grossen Berliner Winterblumen-
Ausstellung Mitte Februar 1900 im
Zoologischen Garten mit seinem Pelar-
gonium zonale Turtles Surprise zu er-
scheinen, um sich mit diesem mit
Severins Sport Nordlicht als Winter-
blüher zu messen. -- Hoffentlich geht
Herr Michel darauf ein. — Der
Leipziger Gärtner-Verein bringt
derAusstellungdas lebhafteste Interesse
entgegen.
Personal-Nachrichten.
Dankschreiben des Herrn Geheimen Reg. -Rats
Prof. Dr. Schwendener für seine Ernennung
zum Ehrenmitgliede.
Berlin, den 24. April 1899.
An den Vorstand des Vereins zur Be-
förderung des Gartenbaues in den
preussischen Staaten.
Hochgeehrte Herren!
1 '1 'schon ich den Mitgliedern des
Vorstandes, welche mir an meinem
70. Geburtstage im Namen des Vereins
zur Beförderung des Gartenbaues in
den preussischen Staaten persönlich
ihre Glückwünsche darbrachten und
zugleich meine Ernennung zum Ehren-
mitglied des Vereins öffentlich kund
gaben, bereits mündlich meinen herz-
lichen Dank für diese Auszeichnung
ausgesprochen habe, ist es mir doch
Bedürfnis, diese Dankbezeugung nach-
träglich noch schriftlich zu Händen
des Vereins zu wiederholen und zu
bekräftigen.
F)ie Geschichte der Botanik stand
von jeher im Zusammenhang mit der
Geschichte der Gärten und der Kunst.
Pflanzen zu kultivieren. Darum habe
ich es bei der Uebernahme meiner
Professur in Berlin als eine natürliche
Pflicht, gewissermassen als Ehrensache
betrachtet, Ihrem Verein beizutreten -
zwar nicht um aktiv an Ihren Be-
strebungen mitzuwirken (denn dazu
fehlte mir die Zeit), aber doch, um
mein Interesse hieran zu bethätigen.
Und so lebt in mir auch heute neben
dem Gefühl des Dankes, dem ich vor
Allem Ausdruck geben wollte, das der
Zusammengehörigkeit mit allen denen.
280
Berichtigung. — Tagesordnung.
die sich mit der Pflanze und ihrem
Leben und mit den Bedingungen ihres
Gedeihens befassen.
Ich schliesse mit dem Wunsche,
dass der Verein zur Beförderung des
Gartenbaues auch fernerhin blühen
und wachsen möge.
Hochachtungsvoll
Ihr ergebener
S. Seh wenden er.
Se. Maj. der König haben den Ober-
förster Dr. Möller zu Eberswalde zum
Professor der Botanik zu ernennen
geruht. Letzterem ist die neu zu
bildende Stelle des Vorstehers der
mykologischen Abteilung bei der mit
der Forstakademie zu Eberswalde
verbundenen Hauptstation des forst-
lichen Versuchswesens übertragen
worden.
Max Görlich, seit Jahren am Pomo-
logischen Institut zu Reutlingen thätig,
wurde der Titel Inspektor verliehen.
K. So eil, Schlossgärtner auf Schloss
Ortenberg. wurde die neubegründete
Stadtgärtnerstelle in Offenburg über-
tragen.
Eugen Seitz, bisher in der Stadt-
gärtnerei zu Mannheim thätig, wurde als
Schlossgärtner auf Schloss Ortenberg
angestellt.
K. Seufferheld wurde als Fach-
lehrer für Weinbau und Kellerwirtschaft
an der Lehranstalt für Wein-. Obst-
und Gartenbau zuGeisenheim angestellt.
Professor Dr. Oscar Drude, Direktor
des Königl. botanischen Gartens in
Dresden ist zum Geh. Hofrat ernannt.
Am 8. April verschied in Untermais
bei Meran nach längerer Krankheit
an einem Nierenleiden im 34. Lebens-
jahre Paul Kunb erger, aus Zuffen-
hausen bei Stuttgart gebürtig, Ober-
gärtner des Herrn Realitätenbesitzers
und Obstzüchters S. Freudenfels,
dessen Calvill-Anlagen weit bekannt
sind. Er war nicht nur bei seinem
Chef, sondern auch bei seinen Kollegen
sowohl durch seine Fachkenntnisse als
auch durch sein ehrenwertes und ge-
fälliges Wesen sehr beliebt. Besonders
war es der Obstbau und vor allem
die Behandlung und Leitung der
grossen Calvill-Anlagen des Herrn
S. Freudenfels, denen er seit mehr
als fünf Jahren in unermüdlicher Für-
sorge seine ganze Aufmerksamkeit
widmete. Erst' im vergangenen Herbst
nahm er wieder eine grosse Neuanlage
zur Anzucht von Weissen Winter-
Callvill für seinen Chef in Tscherms
bei Meran in Angriff, leider aber wurde
er durch den unerbittlichen Tod von
der Vollendung des begonnenen Werkes
abberufen.
Berichtigung.
In Heft 8 ist auf Tafel 1461 bei Diervilla Wagneri irrtümlich als Autor
Kumezow gedruckt, es muss heissen Kusnezow, wie auch im Text S. 201 steht.
Vom 13. Mai bis Anfang Juni bin ich verreist und bitte alle Sendungen
für den Verein zur Beförderung des Gartenbaues an den Sekretär des Vereins.
Herrn S. Braun, Berlin N.. Invalidenstrasse 42, richten zu wollen.
L. Wittmack.
Tagesordnung
für die
859. Versammlung des Vereins z. Beförderung d. Gartenbaues i. d. pr. Staaten
am Donnerstag, den 25- Mai 1899, 6 Ohr,
im Königl. botanischen Museum, Grunewaldstr. 6-7 (im Königl. botanischen Garten).
1. Ausgestellte Gegenstände. . 2. Diskussion über Obstsorten für Liebhaber, eingeleitet
von Herrn Oscar Cordel. 3. Neuwahl sämtlicher Ausschüsse. 4. Verschiedenes.
Die internationale Gartenbau-Ausstellung in St. Petersburg.
it dem höchsten Glanz ist die grosse internationale Ausstellung am
5./17. Mai im Taurischen Palais eröffnet worden. Um 1 Uhr erschien
die hohe Protektorin der Kaiserl. Russischen Gartenbau-Gesellschalt,
die Grossfürstin Jelisaweta (Elisabeth) Feodorowna, die Schwester der
Kaiserin von Russland, am Arme ihres Gemahls, des Grossfürsten Sergius
AI exandro witsch. Sie durchschritten zunächst die Reihen der in den
glänzendsten Uniformen erschienenen Mitglieder der Ministerien. Botschaften und
sonstigen Eingeladenen und deren in die geschmackvollsten Frühlingstoiletten
gekleideten Damen, um in der Mitte der Säle unter einem in griechischem
Stil errichteten Zelt Aufstellung zu nehmen. Alsdann fand, wie das in Russ-
land üblich, ein kurzer feierlicher Eröffnungs- und Weihegottesdienst statt,
wobei schöner Gesang der Ghorknaben ertönte.
Hierauf wurden die Delegierten der einzelnen Staaten und die als Preis-
richterinnen wirkenden Damen der Grossfürstin vorgestellt, und diese hatte für
jeden in seiner Landessprache einige freundliche Worte, die sich oft zu einer
längeren Unterhaltung ausdehnten.
Um 2 Uhr erschien S. M. der Kaiser, der Protektor der Aus-
stellung, bot der Grossfüstin Elisabeth den Arm und machte unter Führung
der Herren des Komitees einen Rundgang, der etwa l1/.? Stunden währte. Ganz
besonders interessirte sich der Kaiser u. a. für die Cacteen des Herrn Fr.
Ad. Haage jun., Erfurt.
Die Ausstellung ist sehr schön arrangiert und macht dem Herrn Regel,
der den Ausstellungsplan entworfen, grosse Ehre.
Als hervorragendste Leistung müssen wir die Rosen des Herrn
Freundlich in Zarskoe-Selo nennen, die in staunenswerter Menge und in
unübertrefflicher Schönheit vorgeführt wurden. Ihm ist auch der Preis S. M.
des Kaisers für inländische Aussteller verliehen worden. Vorzüglich ist auch
die französische Abteilung; diese bildet, dank der guten Organisation
und Unterstützung der Aussteller durch die französische Regierung, ein einheit-
liches Ganze dar. während die deutschen Ausstellungsgegenstände zum Teil
hier und da zerstreut waren. Indes bildeteten die meisten der sächsischen
Ausstellungsgegenstände im Verein mit den hamburgischen auch ein Ganzes
und die herrlichen Flieder des Herrn Paulig-Lübeck hatten einen Ehrenplatz
zur Seite des Dioramas der Ausstellung, welches das kaiserliche Lustschloss
zu Livadia in der Krim darstellte.
Die Preiszusprechung bot anfangs viele Schwierigkeiten, da die Nummern
zum grossen Teil noch nicht angebracht waren, der Katalog erst halb fertig
war, und die Führer daher die Konkurrenzen nicht linden konnten. Aber
diese Unannehmlichkeiten scheut der Besucher der Ausstellung nicht, für ihn
282 Über einige Fraxinus-Arten.
handelt es sich um das grosse Ganze, und in der Hinsicht muss man sagen:
die Ausstellung ist sehr gelungen.
Infolge der vielen Ausflüge, Festlichkeiten u. s. w., welche die russischen
Herren zu Ehren der Fremden veranstalteten, ist es nicht möglich, heute
einen näheren Bericht zu geben. Nur das sei hervorgehoben, dass auch
der Herr Minister für Landwirtschaft und Domänen, der Ehrenpräsident des
Preisgerichts, in hervorragender Weise sich an den Sitzungen etc. beteiligte.
Er veranstaltete auch einen Empfangsabend in seinen prächtigen Räumen,
wie er andererseits mit Gemahlin auf dem Empfangsabend, den Geh. Rat
Fischer von Waldheim arrangierte, anwesend war. L. W.
Über einige Fraxinus-Arten.
Von E. Koehne.
kurch die Ergebnisse meiner anatomischen Untersuchungen bei Berberis*)
(3££^f ermutigt, habe ich bei den kultivierten Fraxinus-Arten, deren Bestand
im Späthschen Arboret ich nach Exemplaren vom Sommer 1898 fast voll-
ständig zu revidieren hatte, zunächst die Oberhaut der Blätter mikroskopisch
untersucht und in der That auch hier einige wertvolle Ergebnisse gewonnen.
Die Form und Grösse der Epidermiszellen kommt für die Artunterscheidung
kaum in Betracht, da sie ähnlich wie bei Berberis innerhalb weiterer oder
engerer Grenzen schwankt, jedenfalls für die Diagnostik nicht hinreichend
definierbar ist. Aber zweierlei besondere Vorkommnisse sind für eine kleine
Anzahl von Arten von hervorragendem Wert.
I. Papillen auf der Blatt Unterseite.
Sie finden sich ausschliesslich bei den wenigen Arten (alle amerikanisch)
mit ausgesprochen weisslicher oder grauer Unterseite und dienen einerseits zu
deren sicherer Kennzeichnung, selbst wenn die Blattunterseite stark grünlich
wird, was zuweilen vorkommt, andererseits zu ihrer Unterscheidung von solchen
ähnlichen Arten, bei denen zuweilen, namentlich an Herbarexemplaren, die
*) Vergl. diese Zeitschr. No. 1 — 3. Aus einer ausführlichen Arbeit von P. E. Citerne
Berberidees et Erythrospermees, Paris 1892 (Theses presentees ä la Faculte des Sciences de
Paris), mit der ich durch die Güte des Herrn Dr. F. Fedde in Breslau bekannt wurde, habe
ich leider inzwischen ersehen müssen, dass meine Beobachtungen fast sämtlich für die
Wissenschaft nicht neu waran. Mein Artikel ist trotzdem wohl nicht überflüssig gewesen, da
Citerne's Abhandlung nur sehr wenigen Lesern der Gartenflora bekannt sein dürfte. Im
Botanischen Jahresbericht für 1891 und folgende Jahre wird sie nicht erwähnt, obgleich ich
bei dessen Redaktion eine grosse Anzahl von Zeitschriften genau und regelmässig durchsehe,
insbesondere das Botanische Centralblatt, das Bulletin de la Soc. Bot. de France nebst Revue
bibliographique, die reichen französischen Litteraturberichte des Journal de botanique u. s. w.
Dazu kommt, dass Citernes Arbeit mit vielen anderen anatomischen Arbeiten einen sehr
grossen Fehler teilt, der ihren Wert sehr stark beeinträchtigt. Der Verfasser hat nämlich
offenbar die Bestimmungen der Berberis in den von ihm benutzten Sammlungen im
wesentlichen auf Treu und Glauben als richtig angenommen, was zu zahlreichen und grossen
Irrtümern führen kann. Denn man kann niemals wissen, ob seine Angaben auch wirklich die
von ihm genannte Art und nicht irgend ein falsch bestimmtes Exemplar, also eine andere
Art betreffen. Aus diesem Grunde muss die ganze Arbeit noch einmal gemacht werden,
sofern jemand die oft ungemein sicheren anatomischen Merkmale zur besseren Sichtung der
Arten, zur Trennung bisher verwechselter, zur Vereinigung bisher unnötig geschiedener
Pflanzen, zur richtigen Bestimmung falsch bestimmter Exemplare, zur Aufklärung von Ver-
wandtschaftsverhaltnissen und dergleichen mehr verwerten will.
Über einige Fraxinus-Arten. 283
Unterseite ebenfalls ins Graue spielen und so zu Verwechselungen führen kann.
Ich selbst hatte einige Blattexemplare meines Ilerbars falsch bestimmt. Die
mikroskopische Untersuchung führt in solchen Zweifelsfällen augenblicklich
zum Ziel, da bei keiner anderen, als den unten aufgeführten drei Eschenarten,
auch nur eine Spur der Papillenbildung nachzuweisen ist, selbst wenn man
die Unterseite als grau ansprechen möchte. Die Papillen sind meist sehr
hoch, vom Scheitel aus stark strahlig gerunzelt; die von einer Papille herab-
steigenden Runzeln steigen auf den benachbarten Papillen wieder empor.
Einzelne Runzeln erheben sich zwischen je zwei Papillen zu je einer hohen
Leiste, wodurch die Oberfläche der Blattunterseite über und über netzig-
grubig wird. Alan könnte also die Blattunterseite als netzleistig-papillös
mit strahlig gerunzelten Papillen bezeichnen. Jede Papille steht auf einer
Epidermiszelle, die verbindenden hohen Leisten gehen quer über die Seiten-
wände der Zellen hinweg. Um die Schliesszellen der Spaltöffnungen neigen
sich die Papillen oft eng gedrängt zusammen, sodass die ganze Erscheinung
wohl als eine Einrichtung zur Erschwerung der Verdunstung anzusehen ist.
1. F. americanaL. Hierzu rechne ich noch jetzt, wie in meiner
Dendrologie S. 511, der Linneschen Diagnose entsprechend, nur die Formen
mit ganzrandigen, unterseits weisslichen Blättern. Im Arboret Späth
führte sie früher den Xamen F. Novae Angliae. Sie ist eine der schönsten
Eschen mit dunkelgrün glänzender Blattoberseite. Die Papillen und Netz-
leisten sind sehr hoch und zweifellos die Ursache der weissen Färbung der
Unterseite.
2. F. juglandifolia Lam., nicht Willd. Die sämtlichen Exemplare, die
Willdenow in seinem Herbarium unter diesem Namen aufbewahrte, haben
eine gänzlich papillenfreie Unterseite und gehören deshalb nicht zur Lamarck-
schen Art. sondern zu F. viridis Michx., wie Sargent in der North amer.
Silva VI. S. 50 sehr richtig citiert.*) Ich rechne zur Lamarckschen Art alle
Formen mit deutlich gesägten, unterseits grauen, selbst graugrünen (nicht
weisslichen). oberseits kaum glänzenden, weit matter grün als bei americana
gefärbten Blättchen. Sargent unterscheidet americana und juglandifolia
gar nicht, eine Auffassung, der ich mich bis jetzt nicht anschliessen kann.
Beide scheinen mir, wenigstens bei uns, stets leicht unterscheidbar. Die Ab-
bildung, welche Sargent a. a. O. VI. S. 43 Taf. 268, 269 für americana giebt,
stellt wegen der gesägten Blättchen F. juglandifolia Lam. dar. Die Papillen
und die verbindenden Netzleisten sind nicht ganz so hoch, wie bei americana,
oft sogar ziemlich niedrig, immer aber unter dem Mikroskop auf den ersten
Blick zu erkennen.
Bei beiden Arten, obgleich sie seit dem vorigen Jahrhundert bei uns
kultiviert werden, haben sich die den wilden Pflanzen zukommenden Netzleisten
und Papillen vollständig unverändert erhalten, liefern also ein überaus zu-
verlässiges Merkmal.
* Er fasst übrigens F. viridis nur als var. lanceolata Sarg, von F. pen nsylvanica
Marsh, auf, da, namentlich im westlichen Verbreitungsgebiet beider Formen, ein Auseinander-
halten nicht möglich sei. In der That gehen auch in unseren Kulturen beide mit sehr ver-
schiedenen Graden der Behaarung in einander über, sodass eine Grenze kaum gezogen werden
kann und die Aufstellung und Abgrenzung einzelner Formen nach dem Vorgange Boscs zu
ziemlich willkürlichen Auffassungen führt.
2§4 Über einige Fraxinus-Arten.
Für mein Herbar erhielt ich die F. juglandifolia unter folgenden
Namen (M. bedeutet Muskau, S. = Späth, Z. = Zoeschen): americana (S.).
amer. longifolia (S., mit auffallend schmalen Bläftchen), amer. macrophylla
(S.), amer. macroph. glauca (Z.), amer. salicifolia (S., Z.), atropurpurea
(Z.), epiptera (M., S.). juglandifolia (S.), oxycarpa epiptera (S.),
pennsylvanica (M.. S.), platycarpa macrophylla (Z.), pubescens (M., S.),
pubesc. longifolia (M., S., mit auffallend schmalen Blättchen, dasselbe wie
oben genannte amer. longif.), tomentosa (M.). Aus diesem Verzeichnis
ersieht man, wie wenig juglandifolia noch richtig erkannt wird.
3. F. Texensis Sarg. a. a. O. S. 47 Taf. 270. Meiner Ansicht nach konnte
Sargent, wenn er diese, von Torrey und Gray als Varietät von americana
betrachtete Pflanze zum Range einer Art erhob, auch F. juglandifolia den
Artenrang zuerkennen. Sie unterscheidet sich von der letzteren namentlich
durch die rundliche, stumpfe Form der Blättchen. Die weisse Farbe der Blatt-
unterseite wird auch hier durch hohe Netzleisten und Papillen verursacht. Ich
erhielt 1894 drei einzelne Blättchen und fünf zum Teil zerbrochene Früchte
durch Herrn L. Beissner, der sie seinerseits von den Herren Boettcher und
Voelcker empfangen hatte, und bestimmte diese Bruchstücke schon damals
richtig, obgleich mir der anatomische Charakter noch nicht bekannt war. Die
Früchte stammten aus Texas und die Einsender beabsichtigten, sie in den
Handel zu bringen, haben aber, nach brieflicher Mitteilung, davon Abstand
genommen.
II. Spaltöffnungen auch auf der Blattoberseite.
1. F. anomala Torr. Hier fand ich das. Merkmal zuerst. Da nun die
Heimat dieser Pflanze, Süd-Utah und Colorado, eigenartige klimatische Ver-
hältnisse besitzt, so legte ich mir die Frage vor, ob nicht vielleicht auch bei
Fraxinus-Arten des Mittelmeer- und des asiatischen Steppengebiets dasselbe
Merkmal festzustellen sei, da ich bei Berberis oberseitige Spaltöffnungen nur
bei Pflanzen dieser Gebiete wahrgenommen hatte. Meine Frage fand eine
bejahende Antwort. Von den in meiner Dendrologie aufgeführten Eschenarten
zeigte ausser einigen wenigen, jene Gebiete bewohnenden keine einzige jemals
auch nur eine Spaltöffnung auf der Blattoberseite, trotzdem ich hunderte von
Exemplaren geprüft habe. Eine physiologische Erklärung der Erscheinung
wage ich noch nicht zu geben; sie ist mir vorläufig, da sie eine Verstärkung
der Verdunstung bedingt, noch recht überraschend. Viele Pflanzen jener Ge-
biete sind ja im Gegenteil mit mannigfaltigen Einrichtungen zur Abschwächung
der Verdunstung versehen. Wenn die Erscheinung auch durch klimatische
Einwirkungen ursprünglich entstanden sein dürfte, so hängt sie doch von
solchen nicht unmittelbar ab, insofern sie unter ganz veränderten klimatischen
Bedingungen nicht verschwindet, sondern in unseren Kulturen in voll-
kommenster Ausbildung erhalten bleibt. Eine Art, die seit 100 Jahren bei uns
kultiviert wird, besitzt noch jetzt genau so zahlreiche oberseitige Spaltöffnungen
wie bei ihrer Einführung. Auf dieser Beständigkeit des Merkmals beruht nun
die Möglichkeit, es zur sicheren Unterscheidung mancher bisher schlecht
erkannter oder verkannter Arten zu benutzen und in der That hat sich gezeigt,
dass es in dieser Richtung ganz unentbehrlich und von dem grössten Nutzen
ist. Die betreffenden Arten gehören sämtlich zur Untergattung Fraxinaster
(während F. anomala zu Leptalix zu rechnen ist) und sind folgende:
Über einige Fraxinus-Arten. 285
>. F. syriaca Boiss. Die kultivierten Exemplare, die ich in meiner
Dendrologie hierzu gezogen habe, sind richtig bestimmt, denn sie haben, gleich
den Boissierschen Originalien dieser Art, sehr zahlreiche Spaltöffnungen
oberseits. Dagegen ist das Synonym F. Sogdiana Bunge zu streichen, da die
Bungeschen Originalien keine Spur solcher Spaltöffnungen besitzen und nur
die Form der Blättchen eine äusserliche Ähnlichkeit aufweist, die ich jetzt
nicht mehr so gross finde wie früher. Als Synonym bestehen bleibt
F. Sogdiana Dippel, insofern es kultivierte Exemplare betrifft. Boiss ier hat
seine in den Diagnoses Ser. I. 11. S. 77 aufgestellte Auffassung der syriaca
als einer selbständigen Art später verschlechtert, indem er sie in der Flor.
or. IV. S. 40 als Var. ß. oligophylla zu F. oxyphylla M. B. (=oxycarpa W.)
zog. Letztere hat aber durchaus keine oberseitigen Spaltöffnungen, so viele
Exemplare man auch untersucht. Ich erhielt F. syriaca als F. Sogdiana
(M..S.), als Sogdiana argentea (Z.), als Spez. von Taschkent (Z.), als turkes-
tanica (S., Z.). Nach diesen Bezeichnungen zu urteilen, wäre syriaca viel
weiter verbreitet, als Boissier angiebt, der ausser Syrien das persische Kurdistan,
Nordpersien und Afghanistan anführt. Untersucht habe ich ausser den
kultivierten nur syrische Exemplare.
3. F. persica Boiss. Diagn. 1. Ser. I. 11, S. 78. ebenfalls später in ver-
schlechterter Auffassung F. oxyphylla b. subintegra Boiss. Fl. or. IV. S. 41.
Südpersien, bei uns nicht in Kultur. Spaltöffnungen oberseits sehr zahlreich.
Ob nur Varität der vorigen, wage ich jetzt nicht zu entscheiden. Bei Dippel
steht F. persica Boiss. als Synonym unter F. parvifolia, Avas ganz unzulässig
ist, denn parvifolia hat nur unterseits Spaltöffnungen.
4. F. Willdenowiana Koehne, eine ausgezeichnete, seit 100 Jahren viel-
fach und immer wieder verkannte Art, mit vorigen beiden sehr nahe verwandt.
Spaltöffnungen oberseits sehr zahlreich. Ich besitze die Ptlanze unter den
Gartennamen F. rotundifolia argentea (M.. S.), argentea (S.) und oxy-
carpa argentea (Z.).
Willdenow hat die Pflanze bald für F. rotundifolia, bald für parvi-
folia angesehen; wenigstens ist von den beiden unter No. 19236 seines Herbars
befindlichen Exemplaren das eine die echte F. rotundifolia Lam., das andere
aber F. Willdenowiana und das einzige parvifolia-Exemplar seines Flerbars
Xo. 19224 ist ebenfalls Willdenowiana. Letztere befindet sich als »parvi-
folia« auch im Herbarium generale zu Berlin, aus dem Botanischen Garten
zwischen 180O und 1812 entnommen. Nach allen diesen Exemplaren hat die
Art seit fast 100 Jahren in unserem Klima ihre Spaltöffnungverteilung noch
nicht verloren. Karl Koch (Dendrol. II. 1, S. 247) ist der richtigen Erkenntnis
der systematischen Stellung der Pflanze nahegekommen, indem er sagt:
F. angustifolia Vahl sei die echte Willdeno wsche parvifolia und Fraxinus
syriaca Boiss. vermöge er ebenfalls nicht zu unterscheiden. Die Vahlsche
An gehört wenigstens in die Nähe, die Boissi ersehe aber unmittelbar neben
Willdenowiana, ohne dass indessen an eine Vereinigung zu denken wäre.
F. angustifolia führt auf der Oberseite keine Spaltöffnungen.
Dass die Blumenesche Fraxinus argentea Loiseleur mit der nackt-
blütigen, blumenblattlosen Willdenowschen Pflanze nichts zu thun habe, hat
Karl Koch (a. a. O. S. 236) ebenfalls sehr richtig erkannt, denn er führt sie
unter F. Ornus L. auf. Das Original-Exemplar des Berliner Herbars, worauf
286 Über einige Fraxinus-Arten.
er sich beruft, ist von Reqien auf Korsika gesammelt worden und hat eine
gänzlich spaltöffnungsfreie Blattoberseite. Auf S. 246 bemerkt Koch, dass
nach De Candolle (Prodr. VIII. S. 276) F. argentea Lois. zu oxyphylla
gehöre, was ich nach dem Reqien sehen Exemplar für ganz ausgeschlossen
halte.
Dippel (Laubholzkunde I. S. 83) führt den Namen parvifolia Willd.
nach Vorgang anderer Autoren, aber mit entschiedenem Ausdruck des Zweifels
bei seiner F. excelsior d. parvifolia an. Der Zweifel, begründet namentlich
auf die braunen Knospen, die für Willdenows Pflanze sehr richtig angegeben
worden sind, war berechtigt. Dagegen erinnerte die Abbildung bei Dippel
(Laubholzk. I. S. 62) für seine F. rotundifolia argentea mich sehr lebhaft
an meine F. Willdenowiana, während sie dem mir bekannten Exemplar der
F. argentea Lois. wenig entspricht. Auf Anfrage hatte Herr Prof. Dippel
jedoch die Güte, mir mitzuteilen, dass er den abgebildeten Zweig zwar nicht
mehr besitze, dass er aber von der Späthschen rotundifolia argentea (meiner
Willdenowiana) gänzlich verschieden gewesen sei. Es würde mich gefreut
haben, wenn ich auch an dem Dippelschen Exemplar der argentea den
Mangel der Spaltöffnungen und somit die Zuverlässigkeit dieses Merkmals hätte
bestätigen können.
Die ihr zukommende, jetzt durch die Spaltöffnungen sicher gestellte Selbst-
ständigkeit und zugleich die richtige Stellung*) am Schluss der Untergattung
Fraxinaster hat die Pflanze — vielleicht zum ersten Male — in meiner Dendro-
logie (S. 515) erhalten. Einen etwaigen älteren Namen, der an Stelle des von
mir gewählten zu treten hätte, kenne ich noch nicht. Ob mit F. pallida h.
non Bosc. und mit F. obliqua Tausch (Flora XVII, S. 521) dieselbe Art
gemeint ist, müsste erst festgestellt werden. Beide kenne ich noch nicht aus
eigener Anschauung. Letztere wird von Dippel bei parvifolia, von Koch
bei oxycarpa genannt.
Im Königlichen Herbar ermittelte ich bisher nur ein wild gewachsenes
Exemplar, das zu Willdenowiana zu ziehen ist, obgleich es auf der Blatt-
oberseite erheblich weniger Spaltöffnungen trägt als die sämtlichen kultivierten
Exemplare. Es stammt aus Anatolien, wurde von Bornmüller gesammelt
(No. 3170) und von Haussknecht als F. oxyphylla Bieb- bestimmt. Heimisch
ist die Art jedenfalls im Mittelmeergebiet und im Orient und es wäre erwünscht-
dass ihr Verbreitungsbezirk genau festgestellt würde. Allzu häufig dürfte sie
nicht sein.
5. u. 6. F. Regeli Dippel und F. potamophila Herder. Die Unter-
schiede beider wollen mir immer noch nicht recht einleuchten. Jeden-
falls vermag ich sie gegebenenfalls nicht mit Sicherheit zu unterscheiden.
Was ich an Material besitze, zeigt auch bezüglich der Spaltöffnungen genau den
gleichen Charakter. Bei beiden sind nämlich die oberseitigen Spaltöffnungen
nur sehr vereinzelt vorhanden und müssen mühsam aufgesucht werden, ja an
einzelnen Exemplaren konnte ich sie überhaupt nicht auffinden, während sie
bei den vorhergehenden vier Arten schon auf dem kleinsten Epidermisstückchen
sogleich ins Auge fallen. Sie stehen der echten Sogdiana Bunge, deren
Blättchen ebenfalls lang gestielt sind, sehr nahe, nur dass diese längere und
*) Nur hätte F. syriaca Boiss. unmittelbar vor Willdenowiana gestellt werden
müssen.
Über einige Fraxinus-Arten. 287
schmalere Blättchen (bis jetzt ohne oberseitige Spaltöffnungen) besitzt. Fraxinus
petiolulata Boiss. stand mir zum Vergleich nicht zur Verfügung.
III. Über F. australis »Gay incd.« in Dippel.
Von der F. australis Jo. Gay befindet sich seit dem Erwerb der
Sprengeischen Pflanzen im Königlichen Herbar zu Berlin ein Originalexemplar
des Autors. Es hat schwarze Knospen und eine Behaarung der Blattunter-
seite genau vom Typus der Fraxinus excelsior, von der es sich nur durch
kleinere und am Grunde mehr keilförmig verschmälerte Blätter unterscheidet.
Ich halte deshalb jetzt die Auffassung von Grenier und Godron für unbedingt
richtig, die in der Flore de France II. S. 472 F. australis Gay ined. für eine
Var. von F. excelsior erklären. Möglicherweise fällt sie mit dem zusammen,
was Dippel F. excelsior d. parvif olia nennt. Ich besitze eine F. stilboanthe
Gandoger, die sehr ähnlich ist, aber ich würde ihre Knospen für dunkelbraun,
nicht für schwarz ansehen; diese Pflanze würde sich dann F. Elonza Dippel
sehr nähern, sie hat aber breitere, aus keilförmigem Grunde verkehrt-längliche
(ausgerandete) Früchte.
Grenier u. Godron nennen noch eine F. australis Moni., die sie zu
oxyphylla Bieb. (= oxycarpa W.) ziehen. Möglicherweise ist dies die von
Dippel gemeinte Pflanze, je mehr ich aber afrikanische Eschen mit der
Dippelschen australis und numidica verglichen habe, um so schwieriger
erscheint es mir, diese beiden einerseits von F. parvifolia Lam., andererseits
von F. angustifolia Vahl zu unterscheiden, da in der Heimat der beiden
Dippelschen Arten, z. B. in den kabylischen Gebirgen, die er für numidica
angiebt, durchaus kahle Eschen vorkommen, die in der Blattform parvifolia
nahestehen, ohne aber mit Sicherheit dieser zugewiesen werden zu
können. Auch die Früchte sind bei völliger Übereinstimmung der Blätter bald
spitz, bald stumpf bald stark ausgerandet. Je mehr Material man vergleicht,
um so mehr steht man der Formenfülle ratlos gegenüber. Nur ein ganz
spezielles langwieriges Studium der tamariscif olia Vahl, oxycarpa, angusti-
folia, parvifolia, australis Dippel, numidica u. s. w. kann hier Klarheit
bringen. Vielleicht stellen sich hier noch andere anatomische Charaktere als
die der hier versagenden Blattepidermis als brauchbar heraus. Soviel steht
fest, dass der Dippelsche Name F. australis fallen muss, einen andern an
seine Stelle zu setzen oder die Pflanze mit einer andern Art zu identifizieren
wäre aber verfrüht.
Mit Hilfe des neuen Merkmals könnte man jetzt die für uns wichtigsten
Arten von Fraxinaster mit nicht zweihäusigen Blüten folgendermassen
ordnen:
A. Blättchen oberseits ohne Spaltöffnungen, sitzend oder sehr kurz gestielt
(nur ausnahmsweise an sehr üppigen Trieben lang gestielt).
1. F. excelsior L. (nebst var. australis Gay ined.),
2. F. Elonza Dippel,
3. F. tamariscifolia Vahl,
4. F. oxycarpa W.,
5. F. angustifolia Vahl,
6. F. australis Dippel, non Gay ined..
7. F. numidica Dippel,
8. F. parvifolia Lam.
Früchte von Akebia quinata Decaisne.
B. Blättchen oberseits ohne oder nur mit sehr vereinzelten Spaltöffnungen,
fast sämtlich langgestielt.
9, F. Sogdiana Bunge (nicht in Kultur),
10. F. Regeli Dippel,
11. F. potamophila von Herder;
C. Blättchen oberseits mit vielen Spaltöffnungen, sitzend oder kurz
gestielt.
12. F. Willdenowiana Koehne,
13. F. syriaca Boiss.,
14. F. persica Boiss. (nicht in Kultur).
YÄ
Früchte von Akebia quinata Decaisne.
Von L. Wittmack.
(Hierzu Abbildung 38__ut3or)
m 13. Oktober 1898 sandte uns Herr Späth (Baumschulenweg bei Berlin) die
beifolgend abgebildeten Früchte von Akebia quinata, einer bekannten
Schlingpflanze aus Japan. Die violetten Blumen dieser Pflanze sieht man vielfach,
selten aber Früchte; selbst in Italien sind sie nicht häufig, wie Herr H. Bredemeier
in Pallanza in Wittmack und Perring, Deutsche Gärtnerzeitung 1886 S. 536 be-
richtete, und deshalb eine Abbildung der Frucht (auch der Blüte) gab. In der Garten-
flora 1892 S. 585, teilte dann Herr Graebener, Carlsruhe, jetzt Hofgartendirektor
daselbst, mit, dass in der Baumschule des grossherzogl. Schlossgartens
daselbst etwa ein Dutzend Früchte gereift seien. Eine derselben haben wir
in Gartenfl. 1893 S. 185 abgebildet und beschrieben. Interesant ist, dass Herr
Graebener vom Reifen in der Baumschule spricht. Ganz dasselbe
berichtet uns im Herbst 1898 Herr Späth. Während die starken Exemplare
des Herrn Ökonomie-Rat Späth trotz reichlichen Blühens noch niemals Früchte
getragen haben, hat eine viel jüngere, erst zwei Meter hohe, in der Baumschule
solche hervorgebracht.
Besonders wichtig ist, dass an dem uns überbrachten Fruchtstande, der
im ganzen vier Früchte aufweist, drei davon in einem Quirl stehen, während
die vierte etwas höher eingefügt ist. Diese drei Früchte gehören zusammen ;
es sind in diesem Falle einmal alle drei getrennten Fruchtblätter*), welche
den Fruchtknoten einer Blüte bilden, zur vollen Reife gelangt, während ge-
wöhnlich nur eins davon sich entwickelt. Ein solches ist die vierte Frucht,
die aus einer anderen Blüte stammt.
Wir haben hier ein ähnliches Verhältnis wie bei der Sumpfdotterblume,
Caltha palustris, der Bauernrose, Paeonia, oder dem Sternanis etc., wo auch
die Fruchtblätter nicht mit einander verwachsen sind. Hier aber wird die Frucht-
wand fleischig und bildet so die Einzelfrucht, eine Beere, die später an der
Bauchnaht aufklafft, also ein Mittelding zwischen Beere und Balgkapsel ist.
Im unaufgesprungenen Zustande vergleicht Herr Graebener die Früchte
treffend, wenn er auch den Ausdruck unpoetisch findet, mit einer Leberwurst,
sagen wir mit einer kurzen, etwas abgeplatteten Leberwurst, denn sie sind
*) Es sollen bei Akebia auch bis neun Fruchtknoten vorkommen.
Früchte von Akebia quinata Decaisne. 289
nur ca. 11 — 13 cm lan£ bei 4— 5 cm Breitc und 3— 4 cm Dicke. Die I-arbe
ist anfänglich graugelb; mit der Reife aber nimmt die Schale der Frucht
immer mehr einen blauroten Ton an, so dass die Farbe zuletzt so blaurot
wird, wie bei der blauen Gartenbohne Phaseolus vulgaris Lucasianus oder
der blauroten für 1899 in den Handel gegebenen Markerbse „Nero'' der Firma
(". Platz & Sohn. Erfurt.
Die zahlreichen Samen sind in der Jugend der Fruchtwand angewachsen,
nach dem Aufklaffen der reiten Früchte sieht man sie aber von derselben
abgelöst, wenigstens an der klaffenden Bauchseite der Frucht, und zu einem
centralen weissen höckrigen Körper vereinigt, der entfernt einem kleinen
Maiskolben gleicht. Die schwarzen Samen selbst sieht man anfangs noch
nicht; sie liegen eingebettet in einem weissen gallertartigen Brei, der nach
den Autoren aus dem Fruchtfleisch besteht, nach meiner Vermutung aber
vielleicht aus den tleischig gewordenen Samenmänteln (wie bei Taxus) her-
vorgegangen sein möchte, da sich der Brei hauptsächlich nur an der Basis
der Samen findet.
Jeder Same veranlasst einen kleinen Höcker an der Aussenfläche des
weissen, ca. 2V2 cm dicken Centralkörpers, und dieser Höcker ist mit einem
kleinen weissen Zipfel wie dem einer Nachtmütze gekrönt. Die Fasern, aus
denen dieser Zipfel besteht, sind die Gefässbündel des Nabelstranges, der von
der Fruchtwand abgerissen ist. Die Samen liegen in ziemlich regelmässigen
Längsreihen, davon etwa 12 — 10 vorhanden sind, in jeder Längsreihe bis ca.
20 Stück.
Nicht lange nachdem die Beere (eigentlich fleischige Balgkapsel) auf-
gesprungen ist, klafft auch der centrale maiskolbenähnliche Teil der Beere
auf, und nun treten die etwa erbsengrossen schwarzen, etwas glänzenden
Samen auf dem weissen Untergrunde sehr schön hervor.
Sie sind länglich rund, etwas abgeplattet, kantig (Bredemeier 1. c. nennt
sie linsenförmig), ca. 8 mm lang und 5 mm dick. Der weissliche Nabel liegt
am unteren breiteren Ende, und oberhalb desselben befindet sich eine grosse
weissliche runzelige, gallertartige, aber doch ziemlich feste Samenschwiele.
Die Samenschale ist dünn, das Nährgewebe gross, der Embryo sehr klein.
Die Frucht hat einen schwach ananasartigen, an Bananen erinnernden
Geruch, und mit den Bananen hat die Frucht auch das gemein, dass sich die
Schale leicht vom innern Fruchtbrei trennen lässt. In Japan, wo die Pflanze
den Namen Fagi-Kadsura-Akebi oder kurz Akebi führt, werden die Früchte
gegessen, wahrscheinlich nur das Innere, da die dicke, etwas lederartige
Schale fade schmeckt, während der Brei, wie ich fand, einen angenehmen
süssen Geschmack hat. Leider dürften die zahlreichen grossen Samen den
(irnu^ etwas beeinträchtigen, was freilich beim Granatapfel ähnlich ist,
der trotzdem gern gegessen wird.
Es giebt noch eine zweite Art in Japan, Akebia lobata Decaisne,
welche nach Müller-Beeck*) den Namen Mitsuba Akebi führt und ebenfalls
gegessen wird. Da er bei beiden Arten angiebt ,. wächst wild", so scheint
man sie der Früchte wegen nicht zu kultivieren: als Zierpflanze dürften sie
*) Verzeichnis der essbaren Pflanzen Japans von Müller-Beeck, Yokohama. Ver-
öffentlicht vom Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den preuss. Staaten 1880. 8°. 18 S.
290
Früchte von Akebia quinata Decaisne.
aber doch wohl angebaut werden. A. lobata ist in Bot. Mag. 1899 abge-
bildet.
Von den beiden anderen Arten, welche Siebold und Zuccarini aufgestellt
haben, dürfte die eine: A. clematifolia mit A. quinata, die andere:
A. quercifolia mit A. lobata synonym sein.
Die Gattung Akebia gehört zu der kleinen Familie der Lardizabala-
ceae, die in der Xähe der Ranunculaceae, Magnoliaceae etc. steht. Man hat
sie oft mit den Berberidaceen und auch mit den xMenispermaceen ver-
Ahh. 58. Akebia quinata. Oben drei Früchte im Quirl.
einigt. Sie unterscheidet sich aber von den Berberidaceen durch die Mehrzahl
der Fruchtknoten (bei Berberis nur einer), die nach aussen aufspringenden
Staubbeutel, die flächenständigen Samenanlagen und die Zweigeschlechtlich-
keit (Diclinie.) Gewöhnlich sind die zwei unteren Blüten der kurzen Trauben
weiblich, alle andern männlich (siehe die Abbildg. von Bredemeier 1. c).
Mit den Me'nispermaceen haben sie den meist schlingenden Wuchs, die meist
bandförmigen Blätter etc. gemein, unterscheiden sich aber durch den mehr-
samigen Fruchtknoten und den kleinen Embryo. (Vergl. Prantl in Engler &
Prantl, Natürl. Ptlanzentamilien III. T. 2. Abt. S. 69.)
Früchte von Akebia quinata Decaisne.
191
Wir alier möchten zum Schluss diesen schönen Schlingstrauch, der nach
Siebold und Zuccarini auf den Gebirgen Japans in 2000 — 3000 Fuss Höhe
vorkommt, bei uns im Winter fast immergrün bleibt und sich sowohl zu zier-
lichen Laubengängen, wie zur Bekleidung von Mauern etc. (möglichst in süd-
licher Lage) vortrefflich eignet, nochmals gleich den Herren Bredemeier
Abh. 5(|. Akebia quinata.
Frucht aufgesprungen, in nat. Grösse. Links die schwarzen Samen noch mit weissem Brei bedeckt, rechts
daraas hervorschauend, a, b, c Samen mit dem weissen Samenmantel, c durchschnitten, unten links der
kleine Embryo im grossen Nährgewebe, rechts der dunklere Teil der grosse Nabel, der hellere der
weisse Samenmantel.
und Graebener auf das wärmste empfehlen, zumal er so früh im Jahre,
April bis Mai. schon blüht. \ lelleicht haben seine Pfleger dann auch einmal
das Glück, Früchte zu ernten. — Die schönste farbige Abbildung findet sich in
Siebold et Zuccarini, Flora japonica LT. 77 (Leiden 1835). ein Prachtwerk, das
in der Bibliothek des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues (leider nicht
vollständig) vorhanden ist.
2Q2 Nepenthes-Arten des Kap York (Nord-Australien).
Nepenthes-Arten des Kap York (Nord-Australien).
fn den »Beiträgen zur Flora von Queensland« beschreibt Prof. F. Man so n
Bailey drei neue Kannenträger, die auch gleichzeitig in dem Hefte vom
1. November 1898 abgebildet sind. Die jetzt schon artenreiche Gattung zählt
mit diesen und den zwei neueren Arten N. Rowanae Bail. und X. Jardinei Bail.
(Queensland Agricultural Journal Vol. I, Part. 1. Juli 1897) über 70 Spezies.
Es ist sehr wahrscheinlich, dass das Kap York noch mehr unbekannte birgt,
wo man in kurzer Zeit fünf neue Arten gefunden hat. Die interessanteste von
all diesen scheint N. Rowanae zu sein, sie erinnert in Form und Textur sehr
an X. Treubii Warb. Die Kanne ist einen halben Fuss lang, rotpurpurn
gezeichnet und hat einen Durchmesser von 7 cm. Sehr distinkten Charakters ist
ausserdem N. Alicae, eine ganz niedrig bleibende Pflanze, die schon von 7 — 9 cm
Grösse Kannen entwickelt. Ihre totale Grösse beträgt einen Fuss. Die sieben
Arten der Kap York Peninsula sind von F. M. Bailey wie folgt beschrieben:
NT. Jardinei Bail. (n. sp.) (nach Frank L. Jardine). Mehrerere ziemlich
kräftige Stämme entspringen von einem harten, knotigen Rhizom, sie sind zwei
bis drei Fuss hoch und nicht kletternd, zuweilen verzweigt, ihre Blätter besitzen
in den meisten Fällen Kannen. Die jungen Triebe sind mehr oder weniger mit
weichen Haaren besetzt, von denen die kürzeren sternartig, die längeren
häufig einfach sind. Die Blätter sind stengelumfassend und an demselben
hinunter verlängert. Der Stiel ist 5 cm lang und geflügelt. Die Blattspreite
21 cm lang und 5 — 7 cm breit in der Mitte, nach den Enden spitz zulaufend.
Die Mittelrippe ist anfangs purpurrot, die Zahl der Längsnerven 6. Die Ver-
längerung der Mittelrippe (an welcher sich der Becher befindet) misst 15— 17 cm.
Die Kanne ist 15 — 18 cm lang, 4I/2 cm breit nahe der Öffnung und im unteren
Teile nahezu 7 cm. Ihre zahlreichen Längs- und netzartigen Adern sind
hervortretend, die zwei vorderen mit schmalen roten Flügeln versehen. Die
( »ffnung ist weit und steigt nach hinten zu an, der schmale, 2 mm breite Rand mit
vielen Quernerven versehen und der hintere Sporn zurückgekrümmt. Der
Deckel ist elliptisch und trägt auf seiner Innenseite verschieden grosse kreis-
runde Drüsen. Die Innenseite der Kanne ist mehr oder weniger purpurrot.
Der rf Blütenstand, eine dichte Traube, ist 10 — 20 cm lang und der 9 kürzer.
Die 4 Blätter der -j' Blumenhülle sind oval, 6 mm lang, zurückgebogen und am
Grunde zusammenhängend. Das Aridroeceum ebenso lang, Antherenkopf
2 mm breit.
Der O Blütenstand wie der vorige, Xarbe sitzend. Kapsel lederartig,
2 cm lang, 4teilig. Heimat: Somerset, Cape York Peninsula (Frank L. Jardine).
— Oueensl. Agr. Journ. Vol. I, Part. 1, p. 3.
X. Rowanae Bail. (n. sp.) (nach Mrs. Rowan, einer Malerin australischer
Blumen). Die an der Basis kurz und scharf gekrümmten Kannen sind gegen
15 cm lang. Sie erweitern sich der Öffnung zu und messen hier 7V2 cm.
Ihre Farbe, wenn noch im frischen Zustande, ist prächtig rötlich. An der
Aussenseite sind die Kannen hervorragend durch schräg verlaufende Parallel-
und Xetznerven gezeichnet, und vorn haben sich die zwei Rippen zu schmalen
roten Flügeln entwickelt. Der hintere Sporn ist flach und filzig behaart. Die
Öffnung ist sehr weit, der Rand 6 — 8 mm breit, mit eng aneinander liegenden
Quernerven; der Deckel, fast kreisrund, etwa dxj2 cm im Durchmesser, trägt
Nepenthes-Arten des Kap York (Nord-Australien). 293
auf seiner Innenseite zahlreiche kreisrunde Drüsen. Heimat: Somerset, Cape
York Peninsula (Frank L. Jardine). — Oueensl. Agr. Journ. Vol. I, Part. 1, p. 4.
X. albo-lineata Bail. (n. sp.). Die Ptlanze ist schwach filzig behaart.
Blätter etwas stengelumfassend. Blattspreite 16V2— 18V2 cm lan§ un& 5 72 cm
breit, nach beiden Enden zu sich verschmälernd. Verlängerung der Mittelrippe
l6] 2 cm. Kannen grün (schwach weiss gestreift — F. L. Jardine), 1672—1872 cm
lang, ihr schmaler Unterteil erweitert sich nach oben zu etwa 3 cm. Die
Vorderrippen sind nicht geflügelt, aber bis zu 7; ihrer Länge scharf hervor-
tretend, letzteres ist bei den Längs- und Netznerven nicht der Fall. Rand
schmal, hinterer Sporn ziemlich breit, filzig und stark zurückgebogen. Deckel
elliptisch, glänzend und mit zahlreichen Drüsen versehen, rf Blütenstand
terminal oder fast so. Die Spindel ist 13 cm lang, filzig behaart. Traube etwa
i8'/o cm lang. Blüten zahlreich. Blumenblätter 5 mm, linearisch, Androeceum
ebenso lang, Antherenkopf i'A, mm breit. Weibliche Blüten unbekannt. Heimat:
Cape York Peninsula (F. L. Jardine). — Oueensl. Agr. Journ. Vol. III, Part 5, p. 355.
X. Moorei Bail. (n. sp.) (nach C. Moore F. L. S., viele Jahre Direktor
des Sidneyer botanischen Gartens und einer der Ersten, denen die Gattung in
Australien auffiel und die darüber berichteten). Stengel wenige Fuss hoch, nicht
kletternd. Blätter fast glatt, im breitesten Teile 2{j., cm, nach beiden Enden
zu sich verschmälernd, ohne Stiel und von dünner Textur. An jeder Seite der
Mittelrippe laufen 4 oder 5 Nebennerven. Die Kannen sind 8 — 12 cm lang,
21 ., — 3'/o cm breit, glatt oder schwach behaart, über dem Grunde etwas
erweitert. Yrorderrippen. ohne Flügel zu bilden, hervortretend. Längsnerven
zahlreich und wie die Xetznerven mehr oder weniger hervortretend. Rand
schmal, hinterer Sporn etwas aufrecht, aber zurückgebogen, harzig. Der Deckel
elliptisch, nicht ganz 4 cm im Durchmesser, harzig. $ Blütenstand blatt-
gegenständig, Spindel 11 — 15 cm lang und wie die Unterseite der Blumen-
blätter behaart. Blüten zahlreich, doch nicht besonders dicht, ihr Stiel
8 mm, ihre Blättchen zurückgebogen, 4 mm lang und 2 mm breit, bis nahe zum
Grunde frei. Antherensäule 4 mm lang und ihr Kopf 1 mm Durchmesser.
Weibliche Pflanzen scheinen schwächeren Wuchses zu sein. Ihre Traube misst
8— io7a cm, und ihre Blumenblätter sind schmäler als bei den männlichen.
Fruchknoten filzig behaart. Kapsel 16 mm lang. Heimat: Cape York Peninsula,
(F. L. Jardine). — Oueensl. Agr. Journ. Vol. III, Part. 5, p. 355.
X. Alicae Bail. (n. sp.) (nach Miss Alice Jardine). Eine niedrige Pflanze.'
die in einer Grösse von 8 — 11 cm schon Kannen bildet. Von einem kriechenden
Rhizom aufsteigend, erreicht sie nur eine Höhe von 1 Fuss. Blätter zahlreich,
sitzend, stengelumfassend. Blattspreite sichelartig zurückgebogen, lanzettförmig
und gefaltet, 6 — 9 cm lang und, wenn flach ausgebreitet, 11 /2 — 2 cm breit. Neben
der Mittelrippe laufen jederseits 3 — 4 Nebennerven, die schlanke Verlängerung
ersterer ist 8 cm lang. Kannen 4 — 6 cm lang (der Abbildung nach meist
ebenso lang wie die Cirrhe. B.j, i' ., — 2 cm Durchmesser, schwach sich vom
Grunde aufwärts vergrössernd, ebenso sich nahe der ( Iffnung wieder erweiternd.
Vorderrippen 11,, mm breit, geflügelt. Zahlreiche parallele Längsnerven, die
gleich den Netznerven hervortreten. Rand schmal, hinterer Sporn zurück-
gebogen, ziemlich lang und oft flach. Deckel kreisförmig, 16 mm breit,
purpurn und mit Drüsen besetzt. Blüten und Früchte unbekannt. Heimat:
Cape York Peninsula (F. L. Jardine). — Oueensl. Agr. Journ. Vol. III, Part. 5, p. 350.
2QJ. Die Musterform der Edel- oder Kaktus-Dahlie.
X. Bernaysii Bail. (n. sp.) Stämme kurz, kletternd. Kannen unterhalb
der Mitte ausgebaucht. Vorderrippen geflügelt, Flügel weit gewimpert. Spindel
10— 15V2 cm lang, kurzfilzig behaart, mehr oder wenig auffällig gestreift.
Traube 13 — 20 cm lang, tf Blüten etwas gedrängt, deren Stiel 10 mm lang,
lilzig behaart, wie auch die Unterseite ihrer Blätter. Diese sind verkehrt
ei-keilförmig und nur halb so lang. Antherensäule auch nur 5 mm lang,
Antherenkopf i.1/2 mm breit. Heimat: Cape York Peninsula. — Oueensl. Agr.
Journ. Vol. I, Part. 5, p. 2.
X. Kennedyi F. von Müller. Stengel lang, kletternd. Kannen unterhalb
der Mitte erweitert, mit nicht geflügelten Vorderrippen. Cape York Peninsula.
— Oueensl. Agr. Journ. Vol. I, Part. 5, p. 2. B.
M
Die Musterform der Edel- oder Kaktus-Dahlie.
Von Aug. Koenemann, Nieder-Walluf (Rheingau).
Vortrag, gehalten in der Jahressitzung der Deutschen Dahlien-Gesellschaft
am 29. Januar zu Berlin.
as wir heute als Musterform der Kaktus-Dahlie bezeichnen würden,
"C)T wurde etwas anders aussehen, als vor 6 — 8 Jahren, wo kurz nach der
Eintührung der »Iuarezi« im blinden Xeuheiteneifer so viele Sorten unter
dem Xamen Kaktus-Dahlie angeboten wurden, die nichts Anderes mit der
ursprünglichen Iuarezi-Form gemein hatten, als eben den, in den meisten
Fällen völlig unrechtmässig adoptierten Xamen.
Um eine Grundlage zu schaffen, und um etwas Klarheit in den schon
verworren gewordenen Begriff, was eigentlich unter einer Kaktus-Dahlie zu
verstehen sei, zu bringen, versuchte seit Jahren die englische »Dahlia-Society«
ein Xormalsortiment von Kaktus-Dahlien zusammenzustellen, welches gewisser-
massen Musterblumen verkörpern sollte. Dass das aber nicht so leicht war
und Irrtümern unterworfen, zeigte noch das aufgestellte Xormalsortiment des
letzten Jahres, wo unter anderem noch die Sorte »Delicata« als Musterblume
mit aufgeführt war, die kaum je ein Rückwärtsrollen der Blumenblätter zeigt.
Um diesen Schaden wieder gut zu machen, verfallen nun die Engländer in
diesem Jahre scheinbar in ihren grossen Xationalitätsfehler der Übertreibung,
da sie unter anderem jetzt schon die prachtvolle »Gloriosa« aus ihrem Muster-
sortiment gänzlich ausgeschlossen haben, vielleicht, weil sie ausgeklügelt, dass
die in ihrer Art tadellos gedrehten Blätter nicht nadelspitz genug sind. Es
wäre aber doch schade, wenn nach solcher Vorwärtsbewegung schliesslich
nur eine einzige Schablonenform übrig bliebe, von der dann alle Sorten nur
ein Abguss mit anderer Farbenmischung wären.
Wenn wir uns eine Kaktus-Dahlie vorstellen, so ist damit selbst-
verständlich der Eindruck der kielförmig zurückgebogenen Blumenblätter ver-
bunden, es sollte aber, meiner Meinung nach, gleichgültig sein, ob die so
gebildeten Röhren mehr oder minder nadelspitz auslaufen, solange nicht die
gefällig leichte Schönheitsform der Blume, die in ihrer zierlichen Anmut
immer das eigentümlich Reizvolle einer Kaktus-Dahlie bildet, dadurch gestört
wird. Dies sollte immer bei der Beurteilung dieser Blumen der massgebende
Gesichtspunkt sein! Den Sorten, die wir in dem Übergang zu unseren heutigen
Die Musterform der Edel- oder Kaktus-Dahlie.
2Q3
Kaktus-Dahlien kennen lernten, und die wir jetzt unter dem Namen
Kaktus-Dahlien-IIybriden zusammenlassen, haftete immer noch etwas störend
Plumpes an. das man wohl — ich möchte sagen -- »fühlte«, dessen Ursprung
man aber nicht so leicht erkannte.
Vorbilder von vollendeter Schönheit brachten uns erst im Vergleich zur
Erkenntnis dessen, was jenen mangelte, und diese Erkenntnis giebt uns
Klarheit darüber, wie die Musterform einer Kaktus-Dahlie beschaffen sein
soll, damit ihre Schönheit nicht beeinträchtigt wird.
Versuchen wir nun einmal den Stift zur Hand zu nehmen und eine
Blume zu zeichnen, die als Musterblume zu Grunde gelegt werden könnte bei
der Erage, ob eine neuauftauchende Sorte eine echte Kaktus-Dahlie genannt
werden kann. Wenn wir von einer Sorte verlangen, dass sie ihre Blumen auf
festem Stiel frei über dem Laube trage, so ist das für ihre allgemeine Weit-
bestimmung sehr wichtig, ist aber doch für die grundsätzliche »Formfrage«
nebensächlich. Die echte Kaktus-Dahlie rollt schon, nachdem sie die ersten
Blumenblätterreihen geöffnet, die einzelnen Blättchen sofort bis zum Grunde
herunter zurück in pfriemen- oder federkielartiger Form und fährt auch darin
im langsamen Weiteröffnen der Blume gleichmässig fort, in ihrer Mitte
höchstens noch zwei unentwickelte Blumenblätterreihen zeigend, die noch die
glatte flache Eorm haben. Da aber diese inneren, flachen Blättchen noch
klein sind, so verdecken sie nicht viel und stören den allgemeinen zierlichen
Eindruck der Blume noch nicht. Wenn eine Sorte in der Regel erst in der
vierten Reihe die Blumenblätter zurückrollt, so verdecken die drei inneren
noch flach ausgebreiteten Blumenblätter die dahinter liegenden, leichten
Formen und lassen die Blume schwer erscheinen. Eine solche Blume erfüllt
dann also die Erwartungen nicht, die man von ihr zu verlangen berechtigt
ist. --Es giebt nun noch andere Blumen des »Halbbluts«, die die echte Form
im Zurückrollen der Blätter scheinbar getreulich nachahmen, auch ohne
weiteres den Anspruch machen, als echte Form angesprochen zu werden,
doch aber auf uns stets den unbehaglichen Eindruck des plumpen Empor-
kömmlings machen. Sehen wir uns diese Geschöpfe ein wenig schärfer an.
so finden wir den Grund, der uns anfänglich entgangen war, darin, dass zwar
alle Blätter von der Spitze aus gedreht sind, aber höchstens bis zur Mitte
ihrer Länge, wo sie schon in ihrer vollen Breite platt ausliegen, in der Mitte
der Ülume also eine platte, flache Masse bilden, während die Aussenränder
iuuter Dreiecken bestehen, gebildet aus der zusammengerollten Spitze, die
bis zur sichtbaren Mitte breit ausläuft. Das ist das Halbblut der
I »reieckblumen. —
Aus dem oben Gesagten geht nun hervor, dass man von einer Blume,
die von jetzt an in die echten Kaktus-Dahlien eingereiht werden soll, verlangen
muss, dass sie in der Mitte nicht mehr als zwei noch unentwickelte Blumen-
blätterreihen flach ausgebreitet hat, während schon die dritte sich nach
rückwärts rollt, und ferner, dass dieses pfriemen- oder federkielartige Gerollt-
sein sich mindestens bis über die Hälfte der Länge der Blumenblätter
erstrecken muss. — Da jede Dahlienpflanze je nach Klima und Witterungs-
verhältnissen auch unvollkommene Blumen bringt, so können natürlich obige
Regeln stets nur bei einer Sorte mit dem Zusätze zur Anwendung kommen:
. Wenigstens in der Mehrzahl ihrer Blumen.«
296
Lupinus arboreus Sims.
Lupinus arboreus Sims.
Von Marc Micheli in Genf. (Hierzu Abb. öo.)
äese schöne im Bot. Mag. t. 682 abgebildete Art stammt aus Kalifornien
und ist schon seit Ende des vorigen Jahrhunderts in Europa eingeführt.
In Mitteleuropa kann sie nicht als vollkommen hart angesehen werden,
man muss sie daher an einer Mauer überwintern und im Winter leicht
bedecken, wie das an der abgebildeten Pflanze geschehen ist. Aber Lupinus
arboreus verdient mehr kultiviert zu werden, als es im allgemeinen
Abb. öo. Lupinus arboreus Sims.
Im Garten des Herrn Marc Micheli in Genf.
Blumen schwefelgelb.
geschieht. Im Mai und Juni, wo sie reich mit Trauben schwefelgelber
wohlriechender Blüten bedeckt ist, macht sie einen dekorativen Eindruck
ersten Ranges.
Lupinus arboreus Sims, wird im Bot. Mag. vol. 1S (1805) t. 682 folgen-
dermassen beschrieben:
Strauchartig, Blumen fast quirlig, gestielt, ohne Vorblättchen, beide Kelch-
lippen ganzrandig, Schiffchen innen gewimpert; Blättchen lanzettlich-linear,
spitz, unterseits weichhaarig. L. W.
Über die Verschönerung der Städte. 2Q7
Über die Verschönerung der Städte.
Vortrag, gehalten im Verein zur Beförderung des Gartenbaues am 28. Januar i8qq
vom Kgl. tlartenbaudirektor Carl Hampel.
j[L n einem Artikel des Herrn Professor Begas im Berliner Lokal-Anzeiger
-^ lasen wir Anschauungen dieses Künstlers über die Beziehungen gärt-
nerischen Schmuckes, zu plastischem bezw. architektonischem, welche ungemein
befremden.
Für alle diejenigen, welche diesen Artikel nicht kennen sollten, will ich
denselben hier verlesen: „Wenn also der neue Oberbürgermeister für die
grosse Bewegung der Neuzeit Verständnis bethätigen sollte, so wäre das sehr
schön. Sehr schön aber wäre es auch, wollte er begreifen, dass gärtnerischer
und plastischer bezw. architektonischer Schmuck zwei Dinge sind, die gar
nicht zu einander gehören. Bei uns besteht eine wahre Wut, Denkmäler oder
Fassaden durch Bäume zu verwischen. Wie weit dies getrieben werden kann,
ist an dem Bau der Technischen Hochschule erkennbar. Trotz seiner un-
geheuren Ausdehnung ist das ganze Gebäude durch Bäume verdeckt, und von
seiner schönen Front ist nichts zu sehen. Auch vor Schinkels Museum gehören
keine Bäume. Im Sommer eine unruhige grüne Masse und im Winter eine
Reihe von Besen! So wird die herrliche Nachbildung griechischer Baukunst
verunziert. Die alten Hellenen haben solche Thorheit nicht gemacht. Ich bin
deshalb sehr froh, dass mein Kaiser Wilhelm-Denkmal einen Platz erhalten
hat. wo ihm der Berliner Baum-Kultus nichts anhaben kann. Ich resumire also:
Verständnis für Sport und die Schöpfungen der Kunst erwarte ich von dem
kommenden Mann."
Begas tadelt darin, dass die Technische Hochschule von einer grossen
Reihe alter Linden begleitet ist, die die Fassade verdecken und von dem
schönen Bau nichts zur Geltung kommen lassen. Es ist ihm durchaus zu-
zugeben, dass das Gebäude gewinnen würde, wenn es freistände. Dass dies
nicht der Fall ist. dafür den Gartenkünstler verantwortlich zu machen, hat
Herr Professor Begas kein Recht, da ihm die Verhältnisse nicht bekannt sind.
Der Gärtner war gar nicht in der Lage, die Bäume zu beseitigen, so gern er
es auch gesehen hätte. Auch in Bezug auf die sonstigen Anordnungen vor
dem Gebäude wären so manche Änderungen gewiss erwünscht, doch scheint
der Gärtner auch hierzu nicht die alleinige Disposition gehabt zu haben.
Die Erhaltung der alten Linden ist ein lebhafter Wunsch des hochseligen
Kaisers Wilhelm I. gewesen, auf dessen ausdrücklichen Willen sie stehen ge-
blieben sind; die Frage der Beseitigung war damals eine sehr lebhafte. Es ist
bekannt, wie sehr dieser grosse Monarch gerade die Erhaltung alter Bäume
befürwortete und nur ungern seine Einwilligung zur Entfernung gab. Diese
Liebe zu den alten Bäumen ist wohl zu verstehen und hier besonders be-
greiflich, wo die Bäume mit den übrigen Reihen zusammen an sich einen
herrlichen Schmuck geben und der ganzen Strasse den Charakter seit langen
Zeiten gegeben haben.
Wenn der Herr Professor dann weiter sagt, dass er froh sei. dass sein
Denkmal nicht von Bäumen verdeckt sei — er also gewissermassen das herrliche
Grün davon verbannt — , so befremdet mich das. da ich eigentlich von Begas
ein anderes Verständnis für die Umrahmung eines Bildwerkes voraussetzen
2Q§ Über die Verschönerung der Städte.
muss. Ich meine, er sollte zugeben, dass sich Säulenhallen aus weissem
Material in der Anordnung, wie beim Kaiser-Denkmal, aus grünem Hintergrund
viel wirkungsvoller abheben, als aus einem so unruhigen, wie es die rote
Fläche der dahinter liegenden ehemaligen Bau-Akademie mit den mancherlei
anderen Bauwerken bildet. Die einzelnen Teile dieses Denkmals, die für sich
betrachtet wundervoll sind, lassen das Denkmal in der Gesamtkomposition
nicht ebenso erscheinen, weil der richtige Hintergrund fehlt, von dem das
Denkmal sich wirkungsvoll abheben könnte. Die dahinter liegenden Baulich-
keiten wirken hier durchaus störend. Nur an einer Stelle - - wenn man
nämlich von der Schlossfreiheit kommend das Auge auf die hinter dem
Denkmal stehende Baumgruppe richtet — hat man das richtige Bild, und der
Wunsch tritt auf, diesen Hintergrund für das ganze Denkmal zu haben. Dass
er sich hier ohne weiteres nicht schaffen lässt, ist eine andere Sache.
In ähnlicher Weise urteilen auch so manche Architekten, und das ist
um so bedauerlicher, als der Architekt vermöge seiner Stellung oftmals in die
Lage kommt, ein Wort über gärtnerische Anordnungen mitzusprechen und
leicht bei der grossen urteilslosen Menge sich Geltung verschafft zum Nachteil
des Ganzen. Ohne Bedenken wird dann später die Schuld an den begangenen
Fehlern dem Gärtner in die Schuhe geschoben. Ein Beispiel liefert uns der
neue botanische Garten in Dahlem, worüber erst kürzlich hier im Verein ein-
gehend gesprochen worden ist. Der Architekt hatte nach seinem Ermessen
Wege durchgeführt ohne Rücksicht auf das Projekt des Gartenkünstlers und
die Scenerie wie Bodenlage. Der Einspruch des Gartenbau-Vereins führte
zur Beseitigung des grossen Fehlers. Der Architekt hat auch das Palmen-
haus auf die Höhe gelegt und zu einem Point de vue gemacht, was besser
unterblieben wäre. Dem Auge ist es unangenehm, auf eine glitzernde Fläche
schauen zu müssen. Dergleichen Punkte dürfen nur mit architektonischen
Bauwerken, Denkmälern und sonstigem bildnerischen Schmuck gekrönt werden,
die das Auge anziehen, und woran es Befriedigung findet; letzteres vermögen
aber Glasflächen nie. Es ist deshalb fehlerhaft, dasselbe so zu disponieren wie
geschehen und namentlich im botanischen Garten in Dahlem, wo dasselbe die
ganze Gegend beherrscht. Diese Stelle lässt sich auch nicht einmal vom
Kulturstandpunkte aus rechtfertigen. Die Villenbewohner, welche sich darum
ansiedeln sollen, werden ihre Freude haben, wenn sie zum Fenster hinaus-
gucken und dann geblendet durch das Glaslicht sich schnell zurückziehen müssen.
Die Ausstellung der Konkurrenzarbeiten zum Platz »Z« in Schöneberg
hat wohl allgemein dargethan, dass die sich daran beteiligenden Architekten
die Aufgabe nicht beherrschten. Man musste hier staunen über das geringe
Verständnis für die Gesamtdisposition. Bei allen Arbeiten hebt sich ein Gegen-
stand besonders hervor, wie Obelisk, Denkmal u. dergl., ohne dass die übrige
Anordnung auch nur annähernd mit diesem Objekt in Verbindung steht,
dergestalt, dass alle Teile ein wohlgeordnetes Ganzes ausmachen; das Objekt
steht vielmehr losgelöst von allem Anderen im Platz. Besonders auffallend ist
dies bei der einen Arbeit, die zum Ankauf empfohlen ist. Der Verfasser muss
anscheinend mit den dortigen Absichten genauer bekannt sein und wissen,
dass dort später vielleicht einmal ein Regierungsgebäude erbaut werden wird:
dementsprechend hat er den Plan entworfen, d. h. er hat in der Richtung vor
dem Gebäude, das seitlich auf dem Platz zu stehen kommen würde, eine grosse
Über die Verschönerung der Städte. 2QQ
architektonische Anlage geplant, was an sich nicht talsch wäre; dann hat er
aber daran anschliessend eine zweite kleine und dann eine Allee in stumpf
dazu laufendem Winkel angebracht, ohne eine klare und zielbewusste Gesamt-
disposition. Es liegt hierin ein Anhäufen architektonischer Objekte, die die
eigentliche Aufgabe, hier einen Garten mit architektonischem Schmuck zu
schaffen, ausser Acht lässt.
Es leuchtet ein. dass Architekt wie Bildhauer in ihrem eigenen Interesse
besser thäten, dem Gartenkünstler die Ausübung seiner Werke allein zu über-
Lassen. Wie weit beide zum Vorteil der Sache Hand in Hand gehen können
und es immer sollten, werde ich in folgendem zeigen, womit ich zu meinem
eigentlichen Thema: »die Verschönerung der Städte«, übergehen will.
Wir haben dabei zu berücksichtigen: 1. die Anordnung im Gesamtplan
und 2. die Ausschmückung durch Architektur, Garten- und Baumschmuck und
durch Werke der Bildhauerkunst.
Die Verschönerung des Stadtbildes hat den Zweck, eine schöne Stadt zu
schaffen, Geist und Auge zu befriedigen und überall anziehende Bilder zu ge-
stalten, um auch damit veredelnd und erziehlich auf dem Menschen einzuwirken.
Dabei soll die Gesamtdisposition im Stadtplan so aufgestellt sein, dass
die Einteilung eine zweckmässige ist, dass ein Jeder sich leicht darin zurecht-
linden kann.
Bei der Aufstellung eines Grundplanes für eine Stadt, einen Stadtteil
etc. kommt der Tiefbau-Architekt zunächst in Betracht; wer wollte es auch
bezweifeln, dass ihm diese Aufgabe zuerst zufällt! Er sollte aber nicht ans
Werk gehen, ohne die einschlägigen Faktoren zu Rate zu ziehen, wie den
Architekt für Plochbau, den Gartenkünstler, weil letzter das Pflanzenmaterial
und seine Entwicklung allein kennt. Derselbe wird dabei auch die ästhetische
Seite besonders berücksichtigen und in Bezug auf den öffentlichen Verkehr
durch wertvolle Ratschläge helfen und fördern können, hat er doch bei seinen
eigenen Projekten auch diese Seite beständig zu berücksichtigen und zu
studieren, sie ist ihm also nicht unbekannt.
Bei der Aufstellung eines Stadtprojektes sind zuerst die grossen Züge ins
Auge zu fassen und festzulegen. Dabei ist es nicht nötig, dass diese nur in
geraden Linien geführt werden, im Gegenteil scheint es erwünscht, auch die
gewundenen Linien zu berücksichtigen. An diese grossen Züge schliessen sich
dann die Strassenzüge von grösserer oder geringerer Breite und Ausdehnung an,
je nach ihrer WichtigKeit in Bezug auf den Verkehr oder dem besonderen
Charakter der Gegend.
Wertvoll ist es, wenn zugleich mit der Aufstellung und Einteilung der
Strassen diejenigen Baumarten ins Auge gefasst werden, welche später Ver-
wendung finden sollen. Es kann damit ein anmutvolleres und abwechselungs-
reicheres Bild geschaffen werden, als wenn die Wahl ohne Rücksicht auf das
allgemeine Bild je nach Laune und Bequemlichkeit getroffen wird, wie das
leider heut noch allgemein üblich ist.
Weiter ist notwendig, Strassen mit breiten Promenaden, welche entweder
nur mit Bäumen zu besetzen oder mit Anlagen zu schmücken sind, zu berück-
sichtigen. Sie werden am besten durch das grosse Stadtbild gelegt und, ist
dasselbe von grösserer Ausdehnung, mehrere solcher; diese werden am besten
in Kurvenform oder auch wechselnd in geraden und krummen Linien geführt.
■9Q0 Über die Verschönerung der Städte.
Hierzu eignen sich besonders die oben erwähnten grossen Züge. Auch die
Vorgärten-Frage soll erwogen und entschieden werden. Hier wird es sich aber
immer empfehlen, Vorgärten nur dahin zu legen, wo auch wirklich auf eine
gute Ausgestaltung und Pflege gerechnet werden kann.
Besonders wichtig aber sind die Plätze, gleichviel ob sie einen hainartigen
Baumwuchs tragen, oder gärtnerischen Schmuck erhalten sollen. Sie sollten
möglichst gleichmässig über das gesamte Stadtbild verteilt werden, nicht aber
darf man einen Stadtteil besonders begünstigen und sie darin anhäufen, einen
andern dafür stiefmütterlich behandeln. Bei dieser Verteilung sind dann weiter
zu berücksichtigen Plätze von grösserem oder geringerem Umfange. Zu verkennen
ist dabei nicht, dass dieses Prinzip schwieriger durchzuführen ist. Es ist aber
überall da möglich, wo Neuanlagen durchgeführt oder ganze Stadtviertel um-
gearbeitet werden. Jedenfalls haben die verschiedenen Teile einer Stadt das
Recht, gleichmässig mit Plätzen bedacht zu werden, wobei nicht ausgeschlossen
sein braucht, dass in dicht bevölkerten Teilen etwas mehr gethan wird, um
hier den Gesundheitszustand heben und ihn gut erhalten zu können. In den
vornehmeren Gegenden, denen schon in den Vorgärten ein grösserer Schmuck
gegeben ist, ebenso durch die vornehmere und hervorragende Architektur, wird
das Bild immer ein gutes und unterhaltendes sein.
Ist dergestalt die Grundlage für das Städtebild gegeben, so kommt es
darauf an, dasselbe durch die verschiedenen Werke der Kunst zu schmücken.
Hervorragend künstlerische Architekturen werden sich immer nur in
den besten Gegenden finden lassen, seltener in entlegenen oder den sehr
bevölkerten Teilen, ebenso in den Gegenden, darin sich das Geschäftsleben
abspiegelt und der Verkehr daran vorüberhastet; hier begnügt man sich
mit einfachen Fassaden, die dabei doch stilvoll gehalten sein sollen und selbst
eine gewisse Eleganz, den Namen des Geschäftshauses entsprechend, aufweisen
dürfen.
Überall aber, wo sich reiche Architektur findet, sollten auch Vorgärten
diese begleiten, die es ermöglichen, die einzelnen Werke durch grösseren oder
geringeren gärtnerischen Schmuck zu trennen, um sie so in ihrer Eigenart
wirkungsvoller heraustreten zu machen. Denn die Werke der Architektur
einfach an einander gestellt, verlieren; sie gewinnen, wenn sie durch leichten
Baumschmuck oder sonstiges Grün getrennt werden. In vielen Fällen wird
diese Trennung schon durch eine einfache Weinrebe, am Hause hochgelührt.
zu machen sein. Eine gute Architektur gereicht der Gegend immer zum Vorteil.
Nächst den Werken der Architektur ist es die gärtnerisch künstlerische
Ausgestaltung der Plätze, welche unsere Aufmerksamkeit erfordert; sind sie
doch ganz besonders geeignet, zu schmücken. Hierbei naben wir zu unter-
scheiden zwischen Plätzen in den vornehmeren Teilen und solchen in verkehrs-
reichen Gegenden und denen der Arbeiterbevölkerung. Die ersteren müssen
wir künstlerisch ausgestalten und damit in Einklang zur Umgebung bringen.
die anderen sind einfacher zu halten, entsprechend den jeweiligen Verhältnissen.
Hier wird man mehr auf Spielplätze Bedacht nehmen müssen. Überall,
namentlich aber in geschäftlich verkehrsreichen Gegenden, wird bei der Ein-
teilung der Plätze auf den Verkehr Rücksicht zu nehmen sein. In dieser Be-
ziehung gerät der Gartenkünstler mit dem Architekt nur zu leicht in Wider-
streit, wie sich dies an Beispielen der Neuzeit besonders leicht nachweisen
Über die Verschönerung der Städte. qqi
lässt, beides immer zum Nachteil der Gesamtdisposition. Der Architekt will
auf allen Wegen einfach diagonale Wege haben, ohne Rücksicht darauf, dass
durch eine solche Anordnung, wenn sie allgemein durchgeführt werden würde,
eine unliebsame Einförmigkeit und Gleichmässigkeit sich entwickeln müsste,
schablonenhafte Anlagen, die eine künstlerische Einrichtung vollständig ent-
behren, weil sie sie kaum zulassen. Diese Art ist ja allerdings die be-
quemste und macht keinerlei Kopfzerbrechen.
Richtig ist, dass der Verkehr zu berücksichtigen ist, aber ich meine,
man hat da zu unterscheiden zwischen Gegenden mit einem starken ge-
schäftlichen Verkehr und solchen, wo das Geschäftliche nicht in den Vorder-
grund tritt. Eine freie Gestaltung in den Platzanlagen, worin auch die Gesichts-
punkte nach dem Aufbau der Schwere und der Gliederung nach Mitte, Höhe
und Basis erfolgen, lassen eine grosse Mannigfaltigkeit in der Gestaltung und
dem künstlerischen Aufbau zu und geben die beste Gelegenheit zur Unterbringung
bildnerischen, architektonischen und Wasserschmucks.
Bei der eingangs erwähnten Schöneberger Konkurrenz hatte ein Baurat
eine Skizze ausser Wettbewerb eingesandt, auf der er den Platz »Z« einen
Fehler -nannte und dafür als massgebendes Beispiel die ganze Fläche zu einem
kleinen Kreise zusammenzog, darauf die Strassen einmünden; dieser Kreis
hatte den Fahrverkehr zu vermitteln. Vielleicht dürfte dem Autor der Ge-
danke dabei geleitet haben, dass Plätze nicht in den Strassenzügen liegen
sollten, sondern abseits einzufügen sind, da sie so eine grössere Ruhe bieten.
Ich kann dem nicht unbedingt zustimmen. Lange Strassenzüge erhalten durch
solch eine Platzanlage eine angenehme Unterbrechung; das frische Grün thut
dem Auge wohl und der geringe Umweg, der für den Verkehr etwa daraus
entsteht, ist immer nur von minimaler Bedeutung, für das Strassenbild sind
solche Plätze aber von hohem ästhetischen Wert.
Diese Betrachtungen führen uns dahin, die Plätze zu gliedern in 1. Plätze
mit künstlerischem Schmuck, 2. Verkehrsplätze, 3. Spielplätze.
Was zunächst die letzteren anbelangt, so möchte ich nicht, dass sie einfach
Spielplätze, mit Kies bedeckt und mit einigen Bäumen bestanden, seien, sondern,
dass sie in Pflanzungen und Rasen liegen, damit auch dem Auge etwas geboten
und das Gemüt der heranwachsenden Jugend durch den dauernden und inni-
geren Verkehr in und mit der Natur mehr veredelt werde. Die Erfahrung hat
gelehrt, dass darin ein wichtiges erziehliches Moment liegt, allerdings gehört
auch die erforderliche Pflege auf den Plätzen dazu. Hierzu soll ein reicher
Baumschmuck kommen, welcher die endlosen und eintönigen Fassaden verdeckt
und dadurch dem ganzen Stadtteil ein angenehmes und wohnlicheres Äussere
giebt.
Auf den Verkehrsplätzen ist für diesen besonders Rechnung zu tragen
und demnach auch der Schmuck und die Bepflanzung zu wählen, im
allgemeinen einfacher, doch da, wo die Umgebung es bedingt, auch reicher
ausgestattet.
In den besseren und vornehmeren Teilen werden die Plätze reine Schmuck-
plätze sein, in malerischer Ausstattung mit Bildwerken aller Art geschmückt.
Sie eignen sich vorzüglich zur Aufstellung von Denkmälern und architek-
tonischem Schmuck. Es liegt ein Irrtum darin, wenn Architekten und Bild-
hauer dem Gartenkünstler vorwerfen, er wolle solchen Schmuck nicht in
oq2 Über die Verschönerung der Städte.
seinen Anlagen. Das Gegenteil ist der Fall! Der Gartenkünstler sieht in der
Aufstellung solcher Bildwerke ein weiteres Mittel, die Plätze anziehend
und unterhaltend zu gestalten, allerdings dürfen sie damit nicht über-
laden sein.
Einen hervorragenden Schmuck bildet auch das Wasser in Form von
Fontainen, architektonischen Brunnen oder auch in Becken in natürlichem
Ausbau. Es sollen aber Wasserkünste auf Plätzen, welche nicht weit von
einander entfernt liegen, eine Verschiedenheit in der Behandlung des Wassers
zeigen, was auch bei architektonischem und bildnerischem Schmuck notwendig
ist, um dem Strassenbild durch diese Abwechslung erhöhten Reiz
abzugewinnen.
Also nochmals Reichhaltigkeit in bildnerischem und architektonischem
wie Wasserschmuck sollen die Plätze, als diejenigen Orte im Städtebild haben,
welche sie am besten aufnehmen können, aber in der richtigen Einfügung
zum Ganzen und frei von jedem Zuviel, immer der Grösse des Platzes und
seiner Umgebung angepasst.
Xun zur Ausschmückung durch das Grün selbst! Wie das Strassenbild
in der Architektur eine Mannigfaltigkeit zeigt, so soll es auch hinsichtlich des
pflanzlichen Materials sein, welches auf den Plätzen zur Verwendung kommt,
es sollte also der eine mit diesem, der andere mit jenem Material ausgestattet
werden, sind sie doch besonders geeignet, die mannigfaltigen Formen der Gehölze
und Pflanzen zu zeigen. Leider wird in dieser Beziehung noch sehr viel
gesündigt. Im allgemeinen ist es so, das ich aus dem Gehölzmaterial eines
Platzes schon im voraus weiss, was der folgende mir zeigen wird.
Ähnlich sieht es mit dem Blumen- und Blattpflanzenschmuck aus. Ich
bin der Ansicht, dass auch hier nahe bei einander gelegene Plätze durchaus
verschieden behandelt und bepflanzt sein sollten.
Es ist ja wohl richtig, dass im Städtebild das Grün, sowohl dass der
Rasenbahnen, als der Bäume und Sträucher dem Auge höchst wohlthuend ist
und einen besonderen Schmuck abgiebt; es lässt sich aber anderseits nicht
verkennen, dass das Auge auch angenehm berührt wird, wenn es schönen
Blumenschmuck findet.
Die Umrahmung auf den Plätzen durch Bäume wird überall da, wo es
sich nicht um besondere Architekturen handelt, eine vollständige sein können,
um auch den nötigen Schatten zu geben. Da aber, wo besonders in die Augen
springende Architekturen am Platz stehen, erfordern es diese, die Pflanzungen
zu unterbrechen und die Architektur in den Platz hineinzuziehen. Hierin
liegt zugleich oft ein Mittel, den Platz grösser erscheinen zu lassen, als er
wirklich ist. Es empfiehlt sich auch besonders hervorragende Bauwerke
durch geschickte Disposition der Einrichtung auf dem Platz sowohl in der
Grundform, wie im Aufbau durch Gehölze so einzurahmen und mit dem Platz
in Verbindung zu bringen, als ob beide zusammenhingen. Dasselbe gilt auch
von anderen Baumanpflanzungen, z. B. an Strassen. Es ist durchaus kein
Fehler, diese in ihrer Anordnung zu unterbrechen, um ein dazwischen auf-
tretendes Denkmal, einen herrlichen Bau oder dergl. mehr zu zeigen; dergleichen
Sehenswürdigkeiten sollen nie durch Bäume verdeckt stehen. Wenn man
längere Zeit zwischen Bäumen gewandelt ist und wird durch plötzliche Unter-
brechung darin auf einen hervorragenden Gegenstand hingewiesen, so liegt darin
Eintragung von Prlanzennamen als Warenzeichen. oqq
eine angenehme Überraschung, die gern empfunden und dankbar ange-
nommen wird.
Wenn dem gegenüber Herr Professor Begas in seinem eingangs erwähnten
Artikel sagt, ..der Gärtner habe eine wahre Wut, Denkmäler und Fassaden
durch Bäume zu verwischen", so ist das ein Ausspruch, den ich nicht verstehe,
und für den auch Herr Professor Begas den Beweis schuldig geblieben ist;
auch wird es ihm nicht leicht werden, ihn zu führen, denn das von ihm an-
geführte Beispiel ist keins. Gewundert aber hat es mich zu lesen von „dem
unruhigen Grün im Sommer und den Besen im Winter". Meint das der Herr
Professor wirklich ernst? Ich kann es mir kaum denken. Von jeher noch
haben die Menschen die Natur bewundert, sie haben in ihr Erholung und Stärke
gesucht und sie zum Studium für ihre Bildungen benutzt; wir lernen auch
heute noch aus ihr. Die verschiedenen Bäume aber mit ihrer Verzweigung
und Belaubung zeigen uns Kraft und Stärke, wie in der Eiche und Buche,
Weichheit wie in der Linde, das Spielerische und Unbestimmte wie in der Birke;
ich meine, da kann man nicht mehr von Besen sprechen.
Könnte es erreicht werden, dass Architekten mit den Gartenkünstlern
Hand in Hand gehen wollten, würden die Erfolge, die sich daraus ergeben,
grosse sein, namentlich in Bezug auf die Verschönerung der Städte, und es
dürfte deshalb zu wünschen sein, dass dies je eher je lieber sich vollziehen
möchte.
Eintragung von Pflanzennamen als Warenzeichen.
^ _^_ Von C. Bloch.
-KAie Eintragung von Pflanzennamen als Warenzeichen ist bisher seitens
<3^; der Gärtner und Pflanzenzüchter zwar unterblieben, nichtdestoweniger
scheint es aber für diese Kreise durchaus empfehlenswert, sich die Vorteile
des Gesetzes vom 12. Mai 1894 zu Nutze zu machen, und nicht erst solange
damit zu warten, bis eine Schädigung durch andere Interessentenkreise ein-
getreten ist.
Um gleich auf ein praktisches Beispiel zu kommen, würde es sich
durchaus empfehlen, das neu gezüchtete Veilchen ..Kaiser Wilhelm II" als
Warenzeichen in Klasse I Ackerbau anzumelden, da trotz der persönlichen
Erlaubnis Sr. Majestät es heute jedermann freisteht, diesen Namen als Waren-
zeichen anzumelden und vielleicht (??) auch eingetragen zu erhalten, da das
Patentamt historische Persönlichkeiten als Warenzeichen bisher einzutragen
pflegte, ohne die Genehmigung derselben zu verlangen. Eine derartige Ein-
tragung würde nun, nachdem sie von einem Anderen als dem Züchter nach-
gesucht, zur Folge haben, dass niemand ausser dem Eingetragenen die
Bezeichnung ., Kaiser Wilhelm II-Veilchen" im schriftlichen Verkehr benutzen
darf. Dem wirklichen Züchter und den Vertreibern dieses Veilchens würde also
der fernere Gebrauch dieses Wortes unbedingt nach den bestehenden Gesetzen
verboten werden können, wie ich dies schon wiederholt in anderen Branchen
erfahren habe. Eine einfache Anzeige bei der Staatsanwaltschaft genügt, um
ein entsprechendes Verbot der Weiterführung zu erlangen und den unberech-
tigten Benutzer der Bezeichnung vor die Strafkammer zu ziehen.
3°4
Das Aufbewahren von Obst in Torfstreu.
Dass es unter diesen Umständen lediglich der Unkenntnis der Gärtner
und Pflanzenzüchter zuzuschreiben ist, wenn Fälle dieser Art noch nicht
vorgekommen sind, ändert nichts an der Thatsache, dass es auf Grund des
Gesetzes vom 12. Mai 1894 möglich ist, dass sich auch Unbefugte ihnen eigentlich
nicht zukommende Bezeichnungen schützen lassen und in der geschilderen
Weise vorgehen.
Unter diesen Umständen ist es durchaus geraten, dass sich der Züchter
einer neuen Pflanzenspezies den gewählten Namen sofort als Warenzeichen
eintragen lässt und damit nicht erst solange wartet, bis ihm ein anderer
zuvorkommt. Mit der Zeit würden hierdurch durchaus geregelte Verhältnisse
geschaffen werden, da die Priorität des Züchters durch die Eintragung fest-
gestellt wird, und das durch die Eintragung erlangte Recht würde in der Praxis
darin bestehen, dass der Eingetragene allein berechtigt bleibt, die betreffende
Bezeichnung in Reklamen, d. h. in Annoncen und Katalogen, zu gebrauchen,
während die Benutzung im mündlichen Verkehr jedem Händler und Liebhaber
freigestellt bliebe, wie dies durch eine Reichsgerichtsentscheidung vom
5. Mai 1898 ein- für allemal entschieden ist. Züchter, welche dann die Bezeichnung
ebenfalls in ihren Reklamen benutzen wollen, müssten sich mit dem Inhaber
des Zeichens in Verbindung setzen, damit dieser ihnen die Erlaubnis hierzu
erteilt, und dies könnte für die Hochhaituns der Preise nur von Nutzen sein.
Das Aufbewahren von Obst in Torfstreu.
Von Obergärtner Grein ig.
jer Leiter der Obstplantage des Herrn Kommerzienrat C. Bolle in
c^^ Marienheim bei Köpenick hatte am 27. April, also in höchst vorgerückter
Jahreszeit, in der Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues
so ausserordentlich wohl erhaltenes Obst ausgestellt, dass es die allgemeinste-
Bewunderung erregte. Herr Greinig hat uns darüber freundlichst folgende
Angabe gemacht:
Die Früchte, welche ich ausgestellt hatte, waren in Torfstreu aufbewahrt.
Ich halte diese Aufbewahrungsmethode für eine ganz vorzügliche, namentlich
für Familien, denen nur wenig oder ungenügende Aufbewahrungsräumlichkeiten
zur Verfügung stehen.
In eine Kiste von 1 Kubikmeter Rauminhalt kann man gut 4— 5 Zentner
Obst einlegen. Besser ist es noch, man nimmt zwei Kisten zu je '/ä Kubikmeter
Rauminhalt, welche dann nötigenfalls übereinanderstehend aufbewahrt werden
können. Versieht man eine derartige Kiste dann noch mit einem verschliess-
baren Deckel, so schützt man sich zugleich noch gegen Näscherei, Diebstahl etc.
Wird das Obst mit einiger Sachkenntnis (welche man sich leicht aneignen
kann, indem in jedem grösseren Kataloge die verschiedenen Reifezeiten ver-
zeichnet stehen) eingelegt, so kann man auf diese Weise bis August schöne
tadellose Früchte auf die Tafel bringen, ohne grosse Verluste durch Fäulnis
beklagen zu müssen.
Ich würde nun z. B. von den hier aufgestellten Früchten als unterste
Lage in die Kiste bringen für
Das Auf bewahren von Obst in Torfstreu.
39b
Monat Juli/August: Rother Eiserapfel, Grosse Kasseler Reinette.
Juni: Grüner Fürstenapfel, Champagner-Reinette.
Mai: Rheinischer Bohnapfel, Purpurroter Cousinot.
April: Baumanns Reinette. London Pepping.
März: Königlicher Kurzstiel, Parkers Pepping.
Februar: Pariser Rambour-Reinette, Ribston Pepping.
Januar: Danziger Kantapfel, Harberts Reinette.
Dezember: Englische Winter-Goldparmaine etc.
Ausserdem giebt es ja noch viele andere Sorten, die sich zu diesem
/wecke gut eignen würden. Ich habe aber eben nur solche angeführt, von
denen ich hier Früchte aufgestellt habe; auch sind sämtlich hier verzeichnete
Sorten vom »Deutschen Pomologen-Yerein« zum allgemeinen Anbau empfohlen
worden und daher überall leicht käuflich zu haben.
Bei dem Einlegen dieser Früchte müssen verschiedene Punkte besonders
genau beachtet werden;
1) nehme ich nicht das sogenannte Torfmull, welchem immer ein
etwas unangenehmer Geruch anhaftet, sondern gewöhnliche Torfstreu,
die in Ballen zu kaufen und sehr billig ist. Durch ein grobes Sieb
gerieben, erfüllt dieselbe vollständig den gewünschten Zweck;
2) muss auch diese Torfstreu vollständig geruchlos gemacht werden,
was ich dadurch erreiche, dass ich sie den ganzen Sommer hindurch
an einem hinreichend luftigen Orte auseinander breite und öfters
umrühre:
3) muss jede Frucht zuvor einzeln in Papier gewickelt werden, wozu
sich Zeitungspapier sehr gut eignet;
4) dürfen nur solche Früchte zu diesem Zwecke verwendet werden,
welche weder Druck- noch Faulstellen aufweisen;
5) was die Hauptsache ist. darf das Obst nicht zu früh in die Torfstreu
eingelegt werden, da. wie wohl die meisten der verehrten An-
wesenden aus Erfahrung wissen, dasselbe einige Zeit nach Abnahme
vom Baume anfängt feucht, ja sogar nass zu werden, man sagt
dann gewöhnlich: »Das Obst schwitzt«. Dieses tritt meistens Mitte
November ein.
Werden nun die Früchte vor dieser Periode verpackt, so wird das Papier,
worin dieselben eingewickelt sind, sowie das sie umgebende Torfmull, feucht
und zieht bei der allerkleinsten Fehlerhaftigkeit derselben leicht Fäulnis nach
sich. Verfahrt man jedoch, wie oben angegeben, und legt die Früchte erst
nach der sogenannten Schwitzperiode, also Ende November oder Anfang
Dezember, in Torfstreu ein, so kann man dieselben, ohne dass sie den ge-
ringsten Beigeschmack annehmen, lange Zeit tadellos frisch erhalten.
Die benutzte Torfstreu kann man noch jahrelang zu demselben Zwecke
verwenden. Allerdings darf sie nicht nach dem Gebrauch Sommer und Herbst
über in der Kiste stehen bleiben, sondern muss, wie bereits bemerkt, an einem
luftigen Orte aufbewahrt werden.
Zum Schlüsse will ich noch einige Obstsorten bezeichnen, welche sich
auf unserm schlechten Flugsandboden, allerdings bei reichlicher Bewässerung
und Düngung, durch fast alljährliche reiche Tragbarkeit auszeichnen.
3o6_
Kleinere Mitteilungen.
Es sind dies von
Aepfeln: Charlamowski, Geflammter weisser Kardinal, Harberts Reinette,
Winter-Goldparmaine, Grosse Kasseler Reinette, Grüner Fürsten-
apfel, Purpurroter Cousinot, London Pepping und Danziger Kant-
apfel.
Birnen: Williams Christbirne, Clapps Liebling, Forellenbirne, Prinzessin
Marianne, Grosser Katzenkopf, Amanlis Butterbirne, Bacheliers-
Butterbirne, Clairgeaus Butterbirne, sowie Esperens Herrenbirne und
Gute Louise von Avranches.
Kleinere Mitteilungen.
Die beiden Eiben im Herrenhausgarten.
Die Vossische Zeitung schreibt mit
Bezug auf unsern Artikel über die
Eiben des Herrenhauses: Da das
Vorhandensein von Fundamenten von
vielen Seiten bezweifelt und von den
eifrigsten Gegnern die von uns er-
wähnten alten Kalksteine als »zer-
bröckeltes« und »durchgesunkenes«
Mauerwerk erklärt wurde, so sei aus-
drücklich darauf hingewiesen, dass
beide Eiben auf einem über 20 Meter
langen, mit der alten Herrenhausfront
parallel laufenden durchgehenden
Fundament gestanden haben. Dieses
Fundament war nach Angabe des
Geheimrats Schulze nur von massiger
Breite, so dass es schwerlich einer
tragenden Mauer als Unterlage diente
und sehr wahrscheinlich nur einer
Garten- oder Abschlussmauer des
v. d. Gröbenschen Grundstücks an-
gehörte. Dafür spricht auch, dass von
der Südseite des Geländes her in
späterer Zeit zerbrochene Muffeln und
andere Abfälle zum Aufhöhen des
Grundstücks angeschüttet wurden.
Der Umstand, dass die Eiben über
solchem Fundament standen, beweist
doch zweifellos, dass die Anpflanzer
dieser Bäume von dem ehemaligen
Vorhandensein einer Mauer an dieser
Stelle keine Kenntnis mehr hatten,
so dass zwischen dem Mauerbau und
der Eibeneinpflanzung eine geraume
Zeit verstrichen gewesen sein muss!
Nun aber können auch die Eiben nur
jung gewesen sein, da man älteren
Eiben mit ihren Wurzeln sicher ein
tieferes Bett gegraben und dann die
Mauer darunter gefunden haben würde.
Dass man in dem aufgehöhten Gelände
die Bäume nur etwa 40 bis 50 Zenti-
meter tief einsetzte, beweist also, dass
es junge Eiben waren, die nach Er-
fahrungen mit Stecklingen in dem
Garten des Kommerzienrats Schutt
in Steglitz schon mit dreissig Jahren
eine Stärke von Schenkeldicke er-
reichen. Die Einpflanzung ohne jede
Kenntnis von dem Hausbau setzt eine
Zwischenzeit von etwa zehn bis zwanzig
Jahren voraus, jedenfalls aber einen
Besitzwechsel. Nimmt man alles zu-
sammen, so ist es am wahrschein-
lichsten, dass die Anpflanzung nach
der Übernahme durch den Freiherrn
von der Recke erfolgte, also 1778
oder 1780. Waren dann die jungen
Eiben auch zwanzig oder dreissig
Jahre alt, so kommt man auf rund
150 Jahre, nach Wittmack auf
höchstens 200 Jahre. Wenn dem
gegenüber nach einem im »Bär« ver-
i öffentlichten Bericht Herr Stadtrat
Friedel in der »Brandenburgia« an
dem thatsächlichen hohen Alter der
Eiben bisher festgehalten hat, so wird
die Veröffentlichung des Geheimrats
Prof. Dr. Wittmack die Legende von
den achthundertjährigen Eiben wohl
für immer beseitigt haben.
Ich habe ..jetzt die Abschnitte
der untersten Äste, welche Herr Geh.
Baurat Schulze dem Museum der
Kgl. landwirtschaflichen Hochschule
zur Verfügung stellte, durch den
Modelltischler der Hochschule, Herrn
August Michel, glätten lassen und
dieser, ein grosser Holzkenner, hat
so wie ich selbst, eine Zählung der
Kleinere Mitteilungen.
327
Jahresringe vorgenommen. Wir kamen
an den zwei verwachsenen Asten auf
90 Jahre bei dem stärkeren Ast, auf
75 Jahre bei dem schwächeren. Der
stärkere Ast ist im Querschnitt 18 cm
lang, 12 cm breit, der schwächere
im Querschnitt 14 cm lang, 10 cm
breit. Beide sind excentrisch gewachsen.
Die mittleren Jahresringe am excen-
trischen Teil sind sehr breit, bis 2 mm,
die letzten dagegen sehr schmal, die
allerletzten drei nur V3 rnm. L. W.
Primula obconica als Krankheitserreger.
Aul Seite 366 dieser Zeitschrift
erwähnt Herr Ileydt in seinem Artikel
über Primula obconica die Giftigkeit
dieser Pflanze. Ich möchte zu dieser
Frage eine Mitteilung geben, die Herrn
Ileydt und den geschätzten Lesern
nicht uninteressant sein dürfte. Vor
Jahren kam die Giftigkeit dieser Primel
inderFrankfurterGartenbaugesellschaft
zur Sprache. Bei dieser Gelegenheit
fand ein spezieller Krankheitsfall Er-
wähnung. Eine Frankfurter Blumen-
liebhaberin hatte ein Prachtexemplar
dieser Pflanze etliche Tage gepflegt
und wurde plötzlich von einem schmerz-
haften, nesselartigen Ausschlag auf
beiden Armen befallen. Der herbei-
geholte Arzt schrieb diese Erkrankung
einer kaustischen Eigenschaft der
Primula zu. Die Heilung erfolgte erst
nach mehreren Monaten. Als ich
gelegentlich im Kreise einiger Berufs-
kollegen obigen Fall zur Sprache
brachte, wurde mir von einem Kollegen
versichert, dass er in den Primel-
kulturen einer Quedlinburger Firma
beim Umgange mit den Primeln (es
waren jedoch nicht ausschliesslich
obconica) stets ein schmerzhaftes Jucken
in der Haut empfunden habe. Dieser
Schmerz und die damit verbundene
Röte der Hand sei allerdings stets nach
wenigen Tagen wieder verschwunden.
In ähnlicher Weise äusserte sich auch
kürzlich Herr Ernst Benary-Erfurt
in »Gard.Chron.« BeianderenKollegen,
welche ebenfalls viel in Primeln und
auch in Primula obconica arbeiteten,
war eine Krankheitserscheinung voll-
ständig unbekannt. Meiner Ansicht
nach lässt sich nicht bestreiten, dass
diese schöne Primel ein wirklicher
Krankheitserreger ist. jedoch erscheint
mir die Gefahr so minimal, dass kein
Grund vorliegt, der weiteren Verbreitung
dieser herrlichen Blüher entgegenzu-
treten. Die übergrosse Mehrzahl der
Menschheit wird wohl gegen die
Primelkrankheit immun sein, und wen
sie wirklich packt, bei dem muss es
wohl »im Blut liegen^. Also nur nicht
ängstlich. Herrn. Holm.
Das Anpflanzen von Gehölz- und Baumgruppen
in Parks.
Von Adam Hey dt, Kunstgärtner.
Wenn man verschiedene Gärten
betreten hat, so wird einem immer
die verschiedene Gruppenzusammen-
stellung und Bepflanzweise auffallen.
In einem Garten ist zu dicht gepflanzt,
im anderen verkehrt gewählt, wieder
andere Gruppen stehen an recht un-
passendem Ort, wo sie weder zur
Geltung kommen, noch dem Garten
zur Zierde dienen, ja oftmals sogar
unangenehm berühren.
Es ist ja freilich nicht angebracht,
eine bestimmte Form der Anpflanzung
zu geben, doch soll bei der Anlage
in erster Linie die spätere Entwickelung
in Betracht gezogen werden. Dem
Pflanzer müssen daher vor allem die
Eigenschaften der zu pflanzenden
Gehölze bekannt sein, weil nur dann
eine angenehm berührende Harmonie
erzielt werden kann. Sträucher.
die nur drei bis vier Meter hoch
werden, können in einer Entfernung
von einem Meter gepflanzt werden,
damit bald die Pflanzung dicht aus-
sieht. Sollen aber verschiedene Zier-
bäume, wie z. B. Weissbirken, Blut-
buchen, Pterocarya, Eschen u. s. w.. in
Gruppen gepflanzt werden, so muss
der Abstand zum mindesten drei bis
vier Meter betragen, weil sonst die
Bäume nur in ihrem jugendlichen
Stadium imponieren und später ganz
gedrückt stehen und. gar nicht so zur
Geltung kommen. als wenn sie
weiter gepflanzt worden wären.
Vor allem muss man den Charakter
der Bäume studieren, damit die An-
ordnung passend getroffen wird und
später nicht eine solche Gruppe einem
plumpen Haufen von Zweigen und
Grün gleiche. Recht zierlich nimmt
es sich aus, wenn man neben Silber-
pappeln dunkelblättrige Zierbäume, wie
etwa Blutbuchen oder auch Goldeichen.
pflanzt. Zierweiden dazwischen harmo-
io8
Kleinere Mitteilungen.
nieren auch gut. Solche Gruppen
dürfen jedoch nicht zu nahe am
Wege stehen, da durch die sich ent-
wickelnden Zweige der Weg versperrt
und durch das Ausschneiden die
Gruppe verunziert wird. Steht die
Gruppe zu nahe am Weg. so hat man
auch gar keinen rechten Überblick, es ist
schon besser, um sich an ihrer Schön-
heit zu erfreuen, sie etwas abseits zu
pflanzen. Hat man, um gleich dichte
Gruppen zu haben die Lücken mit
Decksträuchern bepflanzt, so müssen
diese nach einigen Jahren, sobald die
Lücke dicht wird, entfernt werden,
weil durch zu dichtes Stehen viele
Zweige ersticken, die, wenn sie freien
Raum hätten, gerade dekorativ wirken.
Es gilt, besonders bei Nadelhölzern
darauf zu achten, dass keine zu dichte
Pflanzung stattlindet, weil dadurch
die unteren Zweige leiden und auch
die Pflanzen einseitig werden, und
gerade bei ihnen muss man besonders
darauf achten, dass sie nach allen
Seiten egal gebaut sind. Sobald die
Coniferen sich beengen, muss man sie
auseinanderpflanzen, und es darf
unter keinen Umständen versäumt
werden, wenn man nicht die Schön-
heit der Pflanzen opfern will.
Mimulus Intens.
Wie gelbe Streifen schlingen sich
die Bewässerungsgräben durch die
saftiggrünen Wiesen und an den
leuchten Stellen derselben haben sich
förmliche gelbe Klumpen gebildet,
welche sich bei näherer Betrachtung
als Mimulus luteus, die bei uns wild-
wachsende Gauklerblume, entpuppen.
Wie reizend haben sich die gelben
Gauklerblumen doch hier an ihrem
natürlichen Standort entwickelt, fast
:; i Meter hohe Blütenstengel, die dicht
mit Blumen besetzt sind und jede
Pflanze bringt über ein Dutzend Blüten-
stiele hervor , die zu einer gelben
Pyramide vereint sind.
Zur Bepflanzung von Teichufern und
der Wassergräben giebt es wohl so
leicht nicht eine ähnliche Pflanze, die
in Bezug auf Pflege so wenig Ansprüche
macht, wie dieser Mimulus; er gedeiht
sowohl im Wasser sowie an feuchten
Stellen, die selbst längere Zeit des
Jahres trocken sein können. Das gute
Gedeihen desselben hängt hauptsäch-
lich von einem feuchten, schweren
Boden ab.
Die Vermehrung ist eine ungemein
leichte und ist am einfachsten durch
Teilung nach der Blüte zu bewerk-
stelligen, die Stolonen sind mit zahl-
reichen Wurzeln ausgestattet, ebenso
wie die der anderen Mimulus, und infolge-
dessen wächst jedes Stückchen bald
an, wenn es an feuchten Stellen be-
festigt wird. Hat man erst einmal
einige Pflanzen von diesem Mimulus,
so sorgt die Mutter Natur schon ganz
allein für dessen Verbreitung, denn
der ausfallende sehr feine Samen
wird vom Wasser mit fortgeführt und
an den Ausbuchtungen oder Krüm-
mungen der Flussufer angeschwemmt,
wo derselbe bald keimt und sich mit
seinen Würzelchen festhängt, sodass
das Wasser die jungen Pflänzchen
nicht mit fortführen kann. Dies ist
auch die Ursache, dass dieser Mimulus
in manchen Thälern so verbreitet ist.
Dann trifft man wieder stunden-
weit nicht eine einzige Pflanze, bis
das Wasser des Flusses wieder lang-
sam fliesst und an einer Niederung
teilweise über die Ufer tritt, wo diese
hübsche Pflanze dann mit einemmal
wieder auftritt und bei geeignetem
Nährboden sich üppig entwickelt hat.
Die Blumen erreichen dieselbe
Grösse wie bei Mimulus tigrinus, und
gar lieblich macht sich dieser Mimulus
an einem Teichrand, wo das Wasser
gerade noch bis an die Wurzel reicht
oder die Pflanze theil weise mit Wasser
bedeckt und mit dem Grün der
Wiesen und den gelben Blumen ver-
schwommen ist, oder zwischen dem
Ufergebüsch hindurch schimmert; die
gelben Blütenrispen nehmen sich gar
hübsch zwischen den Schilfarten aus
und bringen Abwechslung in das Ein-
förmige der Binsen- und Carexarten.
dann wieder zwischen dem Gestein
der herabfallenden Wasser im Ver-
ein mit Campanula urticifolia und
Valeriana officinalis zwischen dem
Lysimachia numularia den Boden
dicht bedeckt.
Für Landschaftsgärtner hat daher
dieser Mimulus grossen Wert und
empfiehlt es sich, recht viel davon zu
verwenden, da die Blütezeit vom
Sommer bis in den Herbst andauert,
indem sich die Pflanzen allmählich
Kleinere Mitteilungen.
309
entwickeln; zuerst beginnt der Flor
der alten Pflanzen und dann folgt der
der Sämlinge und derjenigen, die
wenig begünstigten Standort haben.
Auch als Schittblumen sind die
langen Blütenrispen gut zu verwenden.
da, wenn in Wasser gestellt, allmählich
alle Knospen zur Entwicklung kommen.
f. Hiemüller,
Gr.-Tabarz (Villa Spindler).
Am Tage von Grossgörschen,
am _\ Mai, dem Ehrentage des 1. Garde-
Regiments z. F.. überreichte, wie
nachträglich bekannt wurde, das Offi-
zierkorps des Regiments dem Kaiser
eine Anzahl grüner Zweige von den
Lebensbäumen und Epheuranken des
Friedhofes zu Grossgörschen, sowie
Primeln von den dortigen Wiesen, die
dem ( »tlizierkorps auf seinen besondern
Wunsch von Grossgörschener Schul-
kindern gesammelt und zugesandt
worden waren. Der Kaiser freute
sich sehr über diese Aufmerksamkeit.
Das Offizierkorps sandte den kleinen
Sammlern folgende Depesche: »Seine
Majestät der Kaiser und König hat
sich über die Spende der Gross-
görschener Schule an das Offizier-
korps des 1. Garde-Regiments z. F.
aufrichtig gefreut und spricht ihr
seinen Königlichen Dank aus.«
San Jose-Schildlaus.
Mit der San Jose-Schildlaus besetzt
gelunden wurden in Hamburg Anfang
1898 344 Kisten kalifornischer Aepfel,
in der Saison 1898/99 675 Kisten und
27 Fässer westamerikanischer Aepfel,
sowie ein Fass aus Virgrinien.
Neuere Erzeugnisse aus Papierstoff.
In einer der letzten Versammlungen
der Polytechnischen Gesellschaft hielt
der Chemiker Ferenci, Redakteur
der »Papierztg.«, einen eingehenden
Vortrag über »NeuereErzeugnisse aus
Papierstoff . An der Hand zahlreicher
Muster wurden vornehmlich solche
technisch wichtigen Waren beschrieben,
bei deren Herstellung die Zellenform
des Rohstoffes (Pflanzenfaser) durch
chemische Vorgänge zerstört wird.
Da ist zuerst das Pergamentpapier,
das dem aus Tierfei] hergestellten
echten Pergament durchaus ähnelt
und ebenso wasserdicht ist. Es wird
gewonnen, indem man ungeleimtes
Papier in Schwefelsäure von 500 Gr.
Be. taucht und den Säureüberschuss
durch Waschen und Neutralisieren ent-
fernt. Je nach der Dicke und Stoff-
zusammensetzung des benutzten
Papieres wird es als »Emballage-
pergament« zur Verpackung von
Butter, Käse, Konserven etc., als »Seiden-
pergament« zum Ersatz des Stanniols
für Kanditen, Schokoladen u. s. w..
als »Einsiedepergament« zum Ver-
schluss von Dunstobstgläsern, als
»Osmosepergament« zum Entzuckern
der Nachprodukte von Rübenzucker-
fabriken und als »Pauspergament';
zum Durchpausen von Zeichnungen
vielfach vorteilhaft verwandt. Neuer-
dings dient es auch in besonders
grossen Blättern als »Leichenhülle«,
und verhindert, mit desinfizierenden
Stoffen getränkt, das Durchsickern von
Zersetzungsflüssigkeit aus den Sarg-
fugen, wie es andererseits den Leichen-
geruch hinreichend lange zurückhält.
Durch andauerndes Mahlen von Sullit-
zellstoff, also ohne chemische Ein-
wirkung, stellt man ein Pergament-
Ersatzpapier her, das anDurchsichtigkeit
undUndurchdringlichkeit gegen Wasser
und Fett dem vorgenannten Pergament-
papier nahekommt und nur halb soviel
kostet. Sehr dünn, glasig durchsichtige
Sorten werden »Pergamyn« genannt
und dienen in den verschiedensten
Färbungen zum Verpacken feinerer
Waren. Setzt man das Zermahlen
des Zellstoffs bis zur vollkommenen
Faservernichtung fort und lässt den
erhaltenen Brei durch freiwillige Ver-
dunstung trocknen, so erhält man
Blöcke amorphen Zellstoffes, das Cellu-
lith, das sich wie Florn, Ebonit u. dgl.
Stoffe bearbeiten lässt und als Binde-
mittel für Schmirgel-Schleifscheiben
sich besonders bewährt hat; ebenso
haben sich Dichtungsringe von Cellu-
lith genügend elastisch und sehr
widerstandsfähig erwiesen. Einen
vierten Stoff, die Vulkanfiber, erzielt
man durch l^mwandlung des Zellstoffs
mittels konzentrierter Lösungen von
Zinkchlorid oder Kupferoxydammoniak:
aus ihr werden ausser einer vor-
züglichen Pappe in biegsamer Form,
der llexibelen Vulkanfiber«, Ersatz-
stücke für Gummi und Leder (Pumpen-
klappen, Ventilsitze, Röhren, Stock-
3io
Unterrichtswesen. — Aus den Vereinen.
griffe etc.), in harter Form, in neuester
Zeit auch Zahnräder hergestellt, die
sich durch einen stossfreien, nahezu
geräuchlosen Gang auszeichnen. Papier
ist auch die Grundlage für die
Fabrikation des bekannten Celluloids.
das aus einer Art Schiessbaumwolle
mit Kamphor gemischt besteht und
zur Herstellung von Schmuck- und
Galanteriewaren viel benutzt wird ;
auch die kinematographischen Bilder
bestehen daraus. Ein Nachteil ist
seine Leichtentzündlichkeit, die auch
seinerzeit den furchtbaren Brand des
Wohlthätigkeitsbazars in der Rue Jean-
Goujon zu Paris veranlasst hat, indem
ein Celluloid-Plakat Feuer fing. Ein
Celluloseprodukt, das von dem eng-
I lischen Ghemiker Gross erfundene
I Pergamoid, besitzt dessen gute Eigen-
| schaften, aber seine Leichtempfindlich-
keit nicht, so dass ihm eine grosse
j Zukunft blühen dürfte. Die hiesige
I Pergamoid-Gesellschaft bringt u. a.
Tapeten, Gewebe, Kunstleder etc. in
den Handel, die wasserdicht und ab-
waschbar zugleich sind; selbst Kunst-
seide wird daraus hergestellt, die.
wenn sie auch nicht ganz die Festig-
keit der aus Coconfäden hergestellten
erreicht, diese an Glanz übertrifft. —
Zum Schluss seines Vortrags erwähnte
Redner noch die Viscose und das
Viscoid, wovon die erstere als Appre-
turmittel für Gewebe eine aus-
gezeichnete Verwendung findet.
Unterrichtswesen.
Ausbildung in der Landwirtschaft.
Ausser der israelitischen Erziehungs-
anstalt in Ahlem bei Hannover, wo
seit einigen Jahren mit gutem Erfolge
jüdische Gärtner ausgebildet werden,
finden jetzt bei dem Vorstandsmitgliede
des »Vereins zur Förderung der Boden-
kultur unter den Juden Deutschlands«,
dem Rittergutsbesitzer Dr. S. Papilsky
in Gablenz bei Gassen, Provinz Branden-
burg, jüdische landwirtschaftliche
Eleven Aufnahme und Gelegenheit,
sich nicht nur in der praktischen,
sondern auch in der theoretischen
Landwirtschaft auszubilden. Einige
Zöglinge sind bereits aufgenommen,
darunter einer, der die jüdische Gärtner-
schule in Ahlem durchgemacht hat.
Dr. Papilsky, der bereits vor neun
Jahren in verschiedenen jüdischen
Blättern für Gründung von Vereinen
zur Ausbildung jüdischer Landwirte
eingetreten ist und im Jahre 1892 mit
dem Baron Hirsch darüber eingehend
konferiert hatte, beabsichtigt nun, wenn
eine Anzahl geeigneter jüdischer junger
Leute sich meldet, eine jüdische land-
wirtschaftliche Privatschule zu organi-
sieren. Ferner hat Dr. Papilsky, um
weiter Propaganda für die Sache
machen zu können, es übernommen,
ein Adressbuch der jüdischen Grund-
besitzer, Gutspächter und Inspektoren
etc. herauszugeben.
Aus den Vereinen.
Allgemeiner Deutscher Gärtnerverein,
Abteilung Stelle nn ach weis (Berlin,
Weissenburgerstr. 66). Die Bewegungen
auf dem Arbeitsmarkte zeigten im
Monat April ein ähnlichesBild wie der
März, mit dem einzigen unterschiede,
dass die Nachfrage nach Arbeits-
kräften ein wenig stärker hervortrat.
Für Berlin und Vororte meldete die
gewerbliche Gärtnerei 231 offene
Stellen, während sich nur 112 Stelle-
suchende einschreiben Hessen. Ver-
schiedene bezw. die meisten der sich
meldenden Stellesuchenden hatte ihre
bis dahin innegehabten Stellen wegen
zu langer Arbeitszeit (13 und 14 Stunden
täglich) aufgegeben. Die schon vorigen
Monat eingetretene Steigerung der
Löhne hielt an. Sehr bemerkenswert
ist, dass ein geradezu verschwindender
Zuzug von »Ausgelernten« stattfand,
die in früheren Jahren um diese Zeit
Litteratur.
3U
die Reichshauptstadt überfluteten. Es
musste daher so mancher Prinzipal,
der sonst regelmässig aus diesen an-
gehenden Flora-Jüngern sein Personal
zu ergänzen pflegt, nach eine etwas
ältere Jahresklasse greifen. — Die von
ausserhalb der Provinz Brandenburg
gemeldeten Stellen blieben überhaupt
unbesetzt. Ein grösserer Teil von
Engagements wurde übrigens, ausser
den in den Büchern vermerkten, auch
wieder ausserhalb der Geschäfts-
stunden im Verkehrslokal abge-
schlossen. — Der Privatgartenbau ver-
langte 16 Gärtner, jedoch sämtliche
als »ledig«.
Litteratur.
Dr. August Garcke, Professor an
der Universität und Kustos am Kgl.
Botanischen Museum zu Berlin,
Illustrierte Flora von Deutsch-
land. 18. neubearbeitete Auflage, mit
760 Originalabbildungen, Berlin, Ver-
lagsbuchhandlung Paul Parey 1898.
Mit Recht heisst es in der Vorrede
dieser trefflichen Flora: Wenn ein
Buch während eines Zeitraumes von
fast 50 Jahren (am 16. Dezember 1848
wurde der Verlagsvertrag abge-
schlossen) in der achtzehnten Auflage
erscheint und in mehr als 55000 Exem-
plaren verbreitet ist, so darf man
annehmen, dass es sich der Gunst
des Publikums erfreut. Dem ist in
der That so, und wir wüssten kaum
etwas Neues zu seinem Lobe zu sagen.
Erfreulich ist, dass der Verfasser
nicht dem strengsten Prioritätsprinzip
folgt und in dieser neuesten Auflage
mehrere allbekannte Namen wieder
eingeführt hat. Bei einer neuen Auf-
lage hätten wir den Wunsch, dass die
allgemeiner verbreiteten Gartenpflanzen
etwas mehr berücksichtigt werden
möchten; das ist z. B. in Wunsches
Flora und in Potonies Flora geschehen;
freilich auf Kosten der genauen Stand-
orte der wilden Pflanzen, die Garckes
Flora gerade so wertvoll machen.
L. Wittmack.
Die neu begründete Biologische Ab-
teilung des kaiserlichen Gesundheits-
amtes veröffentlicht ihre erste Arbeit
unter dem Titel: Autforderung zum
allgemeinen Kampf gegen die
Fusicladium- oder sogen. Schorf-
krankheit des Kernobstes von
Prof. Dr. Frank-Berlin, und giebt
darin eine ähnliche Abbildung be-
spritzter und unbespritzter Apfel, wie
die Gartenflora sie in No. 1 d. J. brachte.
Die Aufforderung verdient die grösste Be-
herzigung, und um der kleinen, vierSeiten
umfassenden Schrift die allgemeinste
Verbreitung zu verschaffen, ist sie bei
der Verlagsbuchhandlung Paul Parey-
Berlin zu 5 Pfennig, 25 Exempl. zu
80 Pfennig zu haben. Yiele gärtnerische
und landwirtschaftliche Vereine haben
sie ihren Mitgliedern zugesandt.
L'horticole coloniale. Ueber die
Neubegründung einer grossen Gesell-
schaft in Brüssel mit einem Kapital
von 2 400 000 Frcs. unter dem Namen
»L'horticole coloniale« berichtet die
belgische »La Chronique«: Der Zweck
der Gesellschaft ist die Pflege des
tropischen Gartenbaues und die Auf-
zucht von Pflanzen, welche den Kolo-
nien nützlich sein können. Die neue
Gesellschaft wird unter der Leitung
des weitbekannten M. Lucien Linden
stehen, dessen Name allein schon für
die nutzbringende Thätigkeit der Ge-
sellschaft bürgt. Die Gesellschaft hat
die Anlagen und Grundstücke des
L'horticulture international im Leopold-
park sowie die Gewächshäuser von
Moortebeke erworben, von denen die
letzteren durch die grossartigen Orchi-
deenkulturen von Lucien Linden & Co.
bekannt sind. Ausserdem erbaut die
Gesellschaft in Linthout neue Gewächs-
häuser, in denen in grossen Mengen
( »ekonomiepflanzen, wie Kautschuck,
( luttapercha. Kaffee, Kakao u. a., auch
Arzneipflanzen gezogen werden sollen,
um dann in die Kolonien zum Weiter-
anbau geschickt zu werden. J. B.
Lehrhefte für den Einzelunter-
richt an Gewerbe- und Iland-
werkerschulen. 7. Für Gärtner, be-
312
Ausstellungen und Kongresse. — Personal-Nachrichten.
arbeitet von Wilhelm Wassberge,
Stadt. Obergärtner und Fachlehrer an
der Handwerker- und Kunstgewerbe-
Schule in Hannover. Leipzig. Verlag
von Seemann & Comp. 1899.
Das Heft umfast 6 Tafeln , Zeich-
nungen mit erläuterndem Text. Die
ersten vier Tafeln zeigen geometrische
Figuren, die das Quadrat, den Kreis
und Halbkreis zur Grundform haben;
Tafel 4 giebt verschiedene Grund-
formen. Tafel 5 giebt Anleitung zum
Zeichnen von Gehölzgruppen und
Tafel 6 einen vollständigen Garten-
Grundplan. Die Anordnung ist klar
und bestimmt, und deshalb verdient
das Werk für den beabsichtigten Zweck
wohl empfohlen zu werden. H.
Die bisher in Hamburg erschienene
Zeitschrift »Der Landschaftsgärtner«
ist in den Besitz des Herrn E. Pfyffer
von Altishofen übergegangen und
wird vom Juni ab mit der »Zeitschrift
für Landschaftgärtnerei und Garten-
Architektur« verschmolzen werden.
Ausstellungen und Kongresse.
Bie brich. Rosen -Ausstellung
des Gartenbau-Vereins im Juni.
Genf. Internationale Gartenbau-
Ausstellung der Societe helvetique
d*Horticulture de Geneve vom 14. bis
20. Juni. Anmeldungen an G.Nitschner
fils. Rue de Mont Blanc 17 in Genf.
Stuttgart. Rosen-Ausstellung
in Verbindung mit der Jahresversamm-
lung des Vereins deutscher Rosen-
freunde Anfang Juli. Anmeldungen an
Wilhelm Pfitzer in Stuttgart. Militär-
strasse 74.
Dortmund, 14-— -4- September 1899.
Der Gartenbau -Verein zu Dortmund
wird vom 14. — 24. September 1899
eine grössere Gartenbau - Ausstellung
in den Räumen und Anlagen des
»Fredenbaum« abhalten. Die Aus-
stellung soll umfassen: Alle Erzeug-
nisse des Garten- und Obstbaues, ferner
Garten - Architektur, Ornamentik und
Binderei. Gewächshaus- und Heizungs-
anlagen, Erzeugnisse der Forstkultur
und Bienenzucht, sowie alle technischen
Hilfsmittel, litterarischen Werke und
Pläne vorgenannter Fächer. Anfragen
sind an den Ausschuss der Gartenbau-
Ausstellung, z. H. des Herrn Stadt-
gärtner Schmidt, zu richten.
Landsberg a. W., 21. — 24. Sep-
tember 1899. Obst- und Gartenbau-
Ausstellung des Märkischen Obstbau-
Vereins. Anfragen an das Komite der
Ausstellung in Landsberg a. W.
Dresden. Jubiläums - Ausstellung
des Landesobstbau-Vereins für das
Königreich Sachsen vom 14. — 19. Ok-
tober. Das Programm ist zu beziehen:
Gerokstrasse 45.
Personal-Nachrichten.
Dem Gärtnereibesitzer G. van
Noordt, Inhaber der Firma P. van
Noordt u. Söhne zu Boskoop. (Holland)
ist das Prädikat eines Kgl. preussischen
Hoflieferanten verliehen worden.
Am 1. Mai feierte der Kgl. Garten-
baudirektor Franz Goeschke den
Tag seiner 25jährigen Thätigkeit am
Königl.
Proskau.
pomologischen Institut zu
F)er Vorsteher der erst vor kurzem
begründeten biologischen Abteilung
des Kaiserlichen Gesundheitsamtes zu
Berlin, Professor Dr. Frank, Mitglied
unseres Vereins, ist zum Kaiserlichen
Geheimen Rearierun2,srat ernannt.
^J&Z>~,
Bougainvillea glabra Choisy var. Sanderiana.
Von L. Wittmack. Hierzu Tafel 1463.)
lie von Commerson zu Ehren des berühmten französischen; See-
fahrers Louis Antoine de Bougainville (* 11. November 1729
f 31. August 1781) aufgestellte Gattung Bougainvillea gehört zu der mit den
Xelkengewächsen und Amarantaceen verwandten kleinen Familie der Nycta-
ginaceae, zu denen auch die bekannte Wunderblume, Mirabilis Jalappa, gehört.
Charakteristisch ist für die ganze Familie, dass die Blüten fast immer
am Grunde von Hochblättern umgeben sind, die besonders bei Bougainvillea
meist eine prächtige Farbe annehmen. Diese Hochblätter oder Deckblätter
sind bei Bougainvillea meist zu drei vorhanden, ihre Mittelrippe ist an der
Basis dem Blütenstiel fest angewachsen und das ganze Gebilde fällt als ein
Ganzes ab, um, wieHeimerl inEngler & Prantl, Natürliche Pflanzenfamilien
III 1, Abt. b, S. 20 treffend bemerkt, ähnlich wie bei unsern Linden fortgetragen
zu werden.
Choisy charakterisiert die Gattung Bougainvillea in De Candolle Pro-
dromus XIII 2., S. 4^7, folgendermassen:
Hülle oder Deckblatt, gross, häutig, an der Basis jeder Blüte, dieser
fast bis zur Mitte ansitzend, Blütenstiel dem Deckblatt angewachsen. (Blumen-
krone fehlend L. W.) Perigon (Blüte) röhrenförmig, Saum kurz (in der Knospe
eingekrümmt L. W.) Staubgefässe 7 — 8, eingeschlossen, unten verwachsen.
Griffel seitlich, Narbe verdickt oder keulenförmig (vgl. dagegen Fig. h unserer
Tafel, sie ist lineal, allmählich zugespitzt und einseitig mit Narbenhaaren besetzt).
Sträucher oder kleine Bäume, oft kletternd und dornig, Blumen gehäuft und
durch die Brakteen schön gefärbt; Blätter abwechselnd. Alle Arten in Süd-
amerika, eine zweifelhafte in Asien. Der Name ist, wie Choisy mit Recht her-
vorhebt, Bougainvillea zu schreiben, obwohl Commerson denselben
Buginvillea, Andere noch wieder anders schrieben.
An gedachtem Orte giebt Choisy auch die Beschreibung der von ihm
aufgestellten Art B. glabra.
A rtcharackter. Bougainvillea glabra Choisy. Stengel strauchig,' glatt,
dornig, Dornen, kurz, kaum hakenförmig. Blätter lanzettlich, zugespitzt,
glatt, kurz gestielt, Rispe endständig, mittelgross, Deckblätter anfangs elliptisch-
lanzettlich, endlich elliptisch-eiförmig, aderig-durchscheinend, Perigon (Blüte)
ungefähr so lang wie die Deckblätter. An hoch gelegenen Orten der Pro-
vinzen Rio de Janeiro, St. Paulo, Minas Geraes, Moritiba, Ilheos und weiter in
Brasilien.
Strauch rötlich, beblättert, Blätter meist lederartig, 1—2 Zoll lang.
Blattstiel drei Linien lang. Deckblätter etwa zolllang, rosa, die älteren stumpf.
Perigon acht Linien lang. Frucht fünfrippig, vier Linien lang, glatt, grau.
Variiert mit bald kleineren, bald grösseren Blättern.
o\a Bougainvillea glabra Choisy var. Sanderiana.
Unterscheidet sich von der bekannten B. spectabilis Willd. und der un-
schönen B. virescens Choisy. die grünliche Deckblätter hat. dadurch, dass sie
in allen Teilen ganz glatt ist, während bei B. spectabilis Zweige und Blätter
weichhaarig, bei B. virescens die Zweige sogar zottig sind, ferner durch
mehr verlängerte und dünnere Blätter.
Vergleicht man die von Choisy angegebenen Masse mit denen unserer
Abbildung, so erkennt man deutlich, wie viel grösser die Pflanze in der
Kultur, besonders die Varietät Sanderiana ist. Letztere wurde von unserem
Landsmann F.Sander & Co., S. Albans und Brügge, am 1. Oktober 1894 In
den Handel gegeben; wir sahen sie in Paris ausgestellt im Mai 1895 in ca.
2 m hohen herrlichen Exemplaren (vergl. „Gartenflora" 1895, S. 345). Herr
Georg Kittel s. Z. Obergärtner im Gräfl. Magnischen Garten zu Eckersdorf
bei Neurode in Schlesien, jetzt Inspektor bei Herrn Königl. Gartenbaudirektor
Haupt in Brieg, bei dem er schon früher tätig war, bezog von Sander ein
Exemplar, und bei Kittels anerkannter Meisterschaft in der Kultur erzielte er
gar bald herrliche Resultate. Am 28. Juli 1898 überraschte er den Verein
durch einen ca. 1 m hohen und 7c cm breiten Ast, der überreich mit Blüten
bezw. den schönen Blütenhüllen besetzt war. Wie wir ,, Gartenflora" 1898, S. 430,
bereits berichtet, zählten wir auf 2/3 qm Fläche ca. 250 Blüten.
Ein Teil dieses Astes ist auf beifolgender Tafel 1463 von Herrn Schade
trefflich wiedergegeben. Die Farbe der Deckblätter variiert mit dem Alter, in
der Jugend sind sie am dunkelsten.
Sander & Co. bildeten die Pflanze auf der Rückseite ihres Kalaloges von
1894 in einem Holzschnitt als Topfgewächs ab und empfahlen sie als eine
neue, leicht wachsende und reich blühende Pflanze für Schnittzwecke. Sie
schreiben: „Wir haben diese neue Bougainvillea in einem Gewächshaus ge-
zogen, wo sie während 7 Monaten unaufhörlich geblüht hat, und zwar waren
junge wie ältere Pflanzen gleichmässig wie mit Blumen übersäet. Das Haus
glich einem Blumenmeer und noch jetzt — Ende Dezember — ■ sind Hunderte
von Pflanzen in Blüte. Die vollen leuchtenden Blumen sind ausserordentlich
haltbar und massgebendem Urteil zufolge wird unsere Bougainvillea eine vor-
zügliche Marktpflanze werden. Die Kultur ist äusserst einfach.'"
Herrliche kleine Topfpflanzen sahen wir von Herrn Sallier auf der Peters-
burger Ausstellung, thatsächlich wie Sander beschrieben, mit Blüten
übersäet.
Die an der Riviera und in ganz Italien die Wände bekleidende Bougain-
villea, die nach Herrn Gartenbaudirektor Lackner besonders im Botanischen
Garten zu Palermo so schön ist (Gartenfl. 1898 S. 430) ist, so viel wir aus
E. Sauvaigo, Les Cultures sur le Litoral de la Mediterranee, Paris 1894, S. 24,
ersehen, Bougainvillea spectabilis Willd. (B. fastuosa Herinq). Sie gedeiht in
leichtem Boden, muss aber Schutz vor Winden haben. Man schneidet und
pinziert die langen Triebe, um kurze Zweige, die blühen, zu erzielen. Die
Vermehrung erfolgt nach Sauvaigo im Herbst oder im Frühjahr durch Steck-
linge von jungem, halbreifen Holz, auf warmen Beeten in Sand oder Haide-
erde, auch durch Ableger oder Wurzelstecklinge.
Herr Sander schreibt uns: Bougainvillea glabra sei an der Riviera selten,
meist sei es B. spectabilis.
Bougainvillea glabra Choisy var. Sanderiana. 3 1 5
Herr Ed. Andre, der eine prachtvolle Abbildung von B. glabra in der
Revue horticole 1889 S. 276 gab und der selber eine Villa an der Riviera hat,
telegraphirt uns aber es sei B. glabra.
Herr Dr. II. Ross, früher in Palermo, jetzt Custos am Kgl. botanischen
Garten in München, schreibt uns: Die Bougainvilleen im Gewächshause des
botanischen Gartens in Palermo sind vier verschiedene Arten; die schönste und
grösste ist B. speetabilis! Die im Freien dort häufig angepflanzte ist eben-
falls B. speetabilis.
l'fber Bougainvillea glabra Sanderiana bemerkt uns Herr Sander, es sei
ein reichblühender Sämling, der sich durch freieren Wuchs, grössere Blumen,
schönere Farbe und namentlich durch seine Blühwilligkeit auszeichnet, während
die Stammart B. glabra nicht leicht blüht. Er hat noch ca. 12 andere Sämlinge,
die aber nicht hervorragend sind, ebenso hat er Kreuzungen vorgenommen,
die indess noch nichts Gutes ergeben haben.
Herr Kittel berichtet uns über die Kultur der Bougainvillea glabra
folgendes: Ein Zufall wollte es, dass dieser reizenden Schlingpflanze des Kalt-
hauses ein Platz angewiesen wurde, an welchem sie sich recht bald als
„kalkliebend" kennzeichnete. Sie wurde ausgepflanzt und das Pflanzloch an
einer Stelle des Hauses ausgeworfen, deren Untergrund aus altem Bauschutt
bestand. Als sie das ihr gereichte Material, Lauberde, Sand und etwas Lehm
durchwurzelt und Fühlung mit der sie umgebenden Masse bekam, schien ihr
neues Leben gekommen. Die Pflanze verlor gänzlich ihren ehemaligeu strauch-
artigen Character und bildete von unten aus lange Wurzelschösslinge (Loden),
welche schnell nach dem Glase emporstrebten. Es wurden nun, dem Platz
entsprechend, die zwei stärksten Triebe gewählt und hinaufgeleitet, alle anderen
aber zurückgeschnitten. Die alte, ursprüngliche Pflanze wurde erhalten und
erst später, nach und nach, zu Gunsten der neuen Leittriebe reduzirt und dann
schliesslich gänzlich fortgenommen.
Die hochgezogenen Loden blieben bis zum Glase ohne jede Verzweigung,
erst von der Biegung an, also in wagrechter Lage weiterlaufend, bildeten sie
eine reiche Verästelung mit gleichzeitigem Blütenansatz. Gärtner, wie Lieb-
haber waren entzückt über den nun folgenden Flor; tausende offene Blumen
gaben eine herrliche Gesamtwirkung, die das Auge immer und immer wieder
hinlenkten auf dieses prächtige Blütendach.
T a f e 1 e r k 1 ä r u n g.
a. Stück eines 3 , m langen Zweiges in natürlicher Grösse, b. Die
3 Blüien eines Blütenstandes mit ihren 3 Hüll- oder Deckblättern, c Perigon
in der Knospe, d. Oberer Teil desselben zur Blütezeit. e. Perigon und
Fruchtknoten im Längsschnitt, mit dem einzigen Samen auf einer centralen
Placenta (Mutterkuchen), f. Staubfäden, unten verwachsen, und Fruchtknoten,
g. Staubbeutel mit 2 fast kugeligen Hälften, h. Fruchtknoten mit linealer ein-
seitswendig behaarter Narbe.
ßl6 859. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc.
859. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues
am 25. Mai 1899.
Vorsitzender: Der 2. Stellvertreter des Direktors, Herr Königl. Garteninspektor
W. Perring.
I. Der Vorsitzende weist darauf hin, dass er für diese Sitzung durch einen
merkwürdigen Zufall der einzige Vertreter des Vorstandes sei, indem
Herr Direktor Lackner, Herr Schatzmeister Loock und Herr Geheimrat
rat Wittmack zur Zeit noch auf der internationalen Gartenbau-Ausstellung
in Petersburg weilten, und Herr Konsul Seifert von seiner Reise nach
dem Kaukasus noch nicht zurückgekehrt sei.
IL Vorgeschlagen wurden zu wirklichen Mitgliedern:
1. Herr Max Drope zu Havelhausen bei Oranienburg, durch Herrn
Grünenthal;
2. „ Max Schwenke, Schöneberg-Berlin, durch Herrn Geheimrat
Wittmack;
3. „ Gärtner Lehmbach, botanische Zentralstelle für die deutschen
Kolonien im botanischen Garten, durch Herrn Garteninspektor
W. Perring;
4. „ Obergärtner Mangeot, Borgsdorf bei Berlin, Plantage, durch
Herrn Lehmann.
111. Ausgestellte Gegenstände: 1. Herr C. Jokisch von der Obstbaumschule
zu Gransee führt persönlich seine ., Märkische Obstbaumspritze" vor und
bemerkt, dass er diese höchst einfache Handspritze mit zwei abnehmbaren
Messingbrausen zunächst nur für seinen Privatgebrauch hergestellt und
auch in der ersten Zeit keinerlei Reklame dafür gemacht habe. Erst als
sich die Brauchbarkeit seiner Spritze herumgesprochen und häufig Nach-
frage darnach gekommen sei, habe er den Vertrieb eingerichtet. Das sei
kaum zwei Jahre her, und er habe bereits über 2000 Stück versandt. Zum
Spritzen nehme er eine dünne Kalkmilch, oder setze eine Brühe an, die
aus 8 Pfd. Kalk, 1U Pfd. Kienruss und 100 1 Wasser bestände. Seine
; Spritze, die nur 3,75 M. koste, also wesentlich billiger sei als die teuren
Spritzapparate, erfülle vollständig ihren Zweck. Er habe sodann noch die
Erfahrung gemacht, dass durch frühzeitiges Spritzen, etwa Ende März,
der Apfelblütenstecher den Bäumen fern bleibe und auch die Komma-
schildlaus und die Schorf krankheit nicht aufkomme. Schliesslich weist
Herr Jokisch noch auf die günstige Beurteilung seiner Spritze durch
Herrn Prof. Dr. Stoll-Proskau in der Mainummer der Proskauer Obstbau-
Zeitung hin.
Herr Dr. Krüger hat doch leise Zweifel, dass die vorgelegte Spritze
ebenso viel und so Gutes leiste wie die eigentliche Peronospora-Spritze.
Herr Perring bemerkt, dass für den botanischen Garten eine Jokisch-
Spritze angeschafft und damit Versuche gemacht werden sollen, über die
er dann später berichten werde. Herr Obergärtner Lehmann hat die
..Märkische Obstbaumspritze" bereits in Dammsmühle eingeführt und
ist mit ihrer Arbeitsleistung nach jeder Richtung hin sehr zufrieden. Herr
Garteninspektor Weber-Spindlersfeld meint, dass es eine bessere und
leistungsfähigere Spritze kaum geben werde. Bei ihm habe ein Junge
85q. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. 017
damit in 2 Tagen 2500 Zwergbäume ohne grosse Anstrengung bespritzt;
auch fände bei dieser Spritze kein Besudeln statt. Dass diese Spritze zum
Zerstäuben von Petroleum vielleicht ungeeignet sei, wolle er gern glauben.
Herr Inspektor Dressler -Dalidorf lobt ebenfalls die „Märkische
Obstbaumspritze'"' und bemerkt, dass sie bei guter Arbeit 6—8 m hoch
reiche. Auch Herr C. Junge - Steglitz hat wegen der Höhe kein
Bedenken, die Spritze sei ein einfaches und leicht zu handhabendes Gerät und
bewirke die Zerstäubung der Kupfer- Kalkbrühe vortrefflich. Er müsse
aber doch feststellen, dass die jetzt von Herrn Jokisch in den Handel
gebrachte Spritze nichts Anderes sei als die verbesserte Werdersche
( »bstbaumspritze. Herr Gärtnereibesitzer A. Drawiel giebt einen kurzen
Rückblick auf frühere Spritzen, erwähnt speziell die alte sog. Hydronette
und empfiehlt die Hildebrandtsche Spritze als durchaus praktisch. Es
wird beschlossen, in einer späteren Versammlung weitere Erfahrungen
über die „Märkische Obstbaumspritze" auszutauschen.
2. Herr Ernst Benary-Erfurt hat einige Blumen einer neuen brillant-
rosa gefärbten Cocardeau-Winterlevkoye eingesandt, welche er in
diesem Jahre einführen wird und deren ausserordentlich schöne Färbung
allgemein anerkannt wurde.
3. Herr Heinrich Gerdessen in Brück i. d. Mark führte eine Kollek-
tion getriebener Rosen in kleinen Töpfen vor und theilte mit, dass er die
Rosen im Jahre 1897 veredelt, im Spätherbst 1898 in Töpfe gepflanzt, im
kalten Kasten überwintert und vom Februar d. J. langsam zur Vegetation
angeregt und von Mitte Mai ab zur Blüte gebracht habe. In Folge dieses
vereinfachten Verfahrens könne er die Pflanzen bedeutend billiger ver-
kaufen als ein Jahr zuvor in Töpfen kultivirte Exemplare und dadurch
eine schnellere Einnahme und einen guten Nutzen dabei erzielen. Zur
Frühtreiberei könnten frisch eingepflanzte Rosen aber nicht verwendet
werden. Von mehreren Seiten wurde darauf hingewiesen, dass dies Ver-
fahren durchaus nicht neu sei, aber nicht immer ein so gutes Resultat
erzielt werde.
4. Herr Inspektor Dressler-Dalldorf legt einige sehr schöne gross-
blumige französische Maiblumen vor, die der Verein vor mehreren Jahren
von Fortin bezogen hat.
III. Hierauf erfolgte die Neuwahl sämtlicher Ausschüsse; es wurden die
Herren Crass I, C. Junge und Prof. Rodenwaldt vom Vorsitzenden
zu Stimmzählern ernannt. Das Resultat der Wahl war, dass sämtliche
vorgeschlagenen Mitglieder der technischen Ausschüsse wiedergewählt
wurden. Nur in den Ausschuss zur Neuwahl des Vorstandes wurde
auf Antrag des Vorstandes an Stelle des Gärtnereibesitzers Schwarz-
burg-Pankow, der durch den Tod seines einzigen Sohnes so schwer
heimgesucht ist und sich deshalb an den Beratungen dieses Ausschusses
wohl nicht werde beteiligen können, Herr Geschäftsführer C. Junge-
Steglitz gewählt. Dieser Ausschuss besteht nunmehr aus den Herren
Urodersen, Moncorps, Crass I, Junge, Urban.
IV. Hierauf hielt Herr Stadtrat Töbelmann-Berlin einen mit grossem Beifall
aufgenommenen Vortrag über Buschobst. Derselbe wird besonders ab-
gedruckt werden.
2 1$ 859. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc.
V. teilt der Vorsitzende ein Schreiben mit, welches Herr Wirkl. Geh. Ober-
Regierungsrat und Ministerialdirektor Dr.Thiel namens des Kuratoriums der
Königl. Gärtner-Lehranstalt zu Wildpark an den Verein gerichtet hat,
worin für die generöse Stiftung der 5000 M. für den Stipendienfonds
herzlich Dank gesagt und die Erklärung abgegeben wird, dass das Stipen-
dium unter den von dem Verein gestellten Bedingungen verwaltet
werden soll. (Siehe S. 333.)
VI. wird das Unterstützungsgesuch des arbeitsunfähigen und auch in seiner
Familie schwer heimgesuchten Gärtners G. Güttner in Schönebeck
a. d. E., sowie das die Würdigkeit und Bedürftigkeit des p. Güttner be-
fürwortende Schreiben des dortigen Bürgermeisters Schaumburg zur
Kenntnis der Versammlung gebracht. Es wird darauf beschlossen, dem
Güttner zu der Beschaffung eines künstlichen Beines eine ausserordent-
liche Unterstützung bis zu 100 M. zu bewilligen.
VII. liegt ein Antrag des Versuchsausschusses für Topfdüngungsversuche vor,
dem Ausschuss jährlich 50 M. zur Prüfung von Geheimmitteln zur
Bekämpfung von Pflanzenkrankheiten zu überweisen. Nach längerer
Debatte wird der von Herrn Inspektor Dressler gestellte Antrag auf
Ablehnung der geforderten 50 M. angenommen. Massgebend war dabei
hauptsächlich die Erwägung, dass die Landwirtschaftskammer schon Ver-
suche in dieser Richtung mache, und dass es zu viel Geheimmittel
gebe.
VII. Hierauf teilt der Vorsitzende noch mit, dass es dem Landes-Obstbau-
verein für das Königreich Sachsen vergönnt ist. in diesem Jahre
auf eine 25jährige erfolgreiche Verein sthätigkeit zurückzublicken und
dass aus dieser Veranlassung im Herbst dieses Jahres eine Allgemeine
Deutsche Obstausstellung in Dresden stattfinden soll. Das
Direktorium des Landes-Obstbauvereins habe die Bitte ausgesprochen,
der Verein z. B. d. G. möchte die Ausstellung durch Gewährung eines
Ehrenpreises auszeichnen. Die Versammlung beschliesst, 1 goldene,
1 grosse silberne und 1 kleine silberne Vereins-Medaille zu bewilligen,
doch soll der Obst-Ausschuss an die Verleihung dieser Medaillen einige
Bedingungen knüpfen.
VIII. Endlich dankt Herr Königl. Gartenbau direktor Hampel-Berlin für
seine Wiederwahl in das Kuratorium der Königl. Gärtner-Lehranstalt zu
Wildpark und' teilt mit, dass jetzt die Entscheidung gefallen wäre, und
die Gärtner-Lehranstalt als Staatsinstitut nach Dahlem verlegt werden
würde, eine Hochschule aber würde sie nicht. Vorbedingung für den
Besuch der Anstalt, für den 2 Jahre in Aussicht genommen, sei eine
4jährige praktische Thätigkeit. Als Lehrfächer sollen besonders Obstbau,
Pflanzenkunde und Gartenkunst in Betracht kommen.
IX, Als wirkliche Mitglieder wurde die in der letzten Versammlung Vor-
geschlagenen aufgenommen,
W. Perring. I. V.: Braun.
Aufforderung zur Beteiligung an der Pariser Weltausstellung. ojq
Aufforderung zur Beteiligung an der Pariser Weltausstellung.
Der Reichskommissar hat an eine Anzahl hervorragender Firmen folgendes
Schreiben gerichtet:
Berlin, den 6. Juni 1899.
Nachdem vor wenigen Tagen die französischen Reglements über die
dauernden und zeitweisen Ausstellungen in der Gruppe für Gartenbau und
Baumzucht auf der Weltausstellung in Paris 1900 hier eingegangen sind, habe
ich am 30. v. Mts.*) mit einer Reihe hervorragender Sachverständiger die Frage
erörtert, ob und in welcher Weise der deutsche Gartenbau sich an der Pariser
Weltausstellung beteiligen solle. In Übereinstimmung mit dem Urteil dieser
Herren halte ich es im Interesse sowohl des deutschen Gartenbaues wie des
gesamten Auftretens Deutschlands in Paris für dringend erwünscht, dass die
ausgezeichneten Leistungen, die Deutschland auf diesen Gebieten aufzuweisen
hat. in Paris in würdiger und eindrucksvoller Weise zur Repräsentation
gelangen. Es kommt hierfür weniger die Rücksicht auf die Frage der fran-
zösischen Konkurrenz in Betracht, als vielmehr der Umstand, dass in Paris
sämtliche übrigen Nationen, mit denen Deutschland auf dem Weltmarkte kon-
kurriert, vertreten sein und die grössten Anstrengungen machen werden, ihre
kommerzielle Stellung nicht nur zu behaupten, sondern auch zu erweitern.
Nachdem Deutschland auf der kürzlich abgehaltenen Gartenbauausstellung
in St. Petersburg von Neuem den Beweis geliefert hat, dass es auf fast allen
Gebieten des Gartenbaues und der Baumzucht mit den übrigen Nationen zum
Mindesten völlig ebenbürtig dasteht, glaube ich, dass es umsomehr geboten
ist, nunmehr auch den Wettkampf in Paris aufzunehmen.
Indem ich mir vorbehalte, Ihnen binnen Kurzem die in Übersetzung be-
findlichen Reglements zugehen zu lassen und bemerke, dass die Anmeldungen
für dauernde Ausstellungen durch meine Vermittlung bei der französischen
Ausstellungsbehörde anzumelden sind, beehre ich mich, Sie zu ersuchen, mir
bis spätestens den 12. d. Mts., eventuell unter Benutzung des anliegenden
Anmeldebogens, mitzuteilen, ob und mit welchen Gegenständen Sie sich an
der deutschen Gartenbauausstellung in Paris beteiligen wollen.
Sollte nach dem Ergebnis dieses Rundschreibens eine den deutschen
Gartenbau wirklich repräsentirende, seine besten Leistungen umfassende Aus-
stellung zu erwarten sein, so bin ich bereit, aus den zur Verfügung stehenden
Reichsmitteln einen angemessenen Betrag zu den Unkosten der Ausstellung
zu gewähren.
Ich gestatte mir hinzuzufügen, dass Ausstellungsgüter auf deutschen
Bahnen für den Hin- und Rücktransport eine Ermässigung von je 5o°/0, auf
französischen Bahnen für den Hintransport 25, für den Rücktransport 75% der
taritm.is>iL,ren Frachtsätze gemessen*.
* An dieser Versammlung nahmenteil: Kommerzienrat Friedrich Benary, i. F. E. Benary-
Frr'urt ; ( iarteninspektor Axel Fin telmann- Berlin, Ludwig Möller- Erfurt; Wilhelm Pfitzer
Stuttgart; T. J. Rudolf Seidel-Dresden-Laubegast und C. van der Smissen-Steglitz. —
Dci I nterzeichnete war auch eingeladen, aber noch nicht von seiner Reise zurück. In der grossen
Gartenbauhalle stehen tür die Deutsche Abteilung 25o qm zur Verfügung; von diesen sind
100 qm Wandfläche für Pläne des Vereins deutscher Gartenkünstler reservirt. — Der
sächsische Gartenbauverband hat für die 1. temporäre Ausstellung am 17. April ?oo — 400 qm
bestellt. L. Witt m a c k.
020 Die internationale Gartenbau-Ausstellung in St. Petersburg.
Wir empfehlen dringend eine reiche Beteiligung sowohl an den
dauernden wie an den temporären Ausstellungen. Diese finden etwa zweimal
im Monat statt und werden wir die Details darüber in nächster Nummer bringen.
Die internationale Gartenbau -Ausstellung in St. Petersburg.
ii.
Von L. Wittmack.
jer Taurische Palast ist selbst manchen Petersburgern kaum bekannt.
c^^f da er weit ausserhalb des Centrums liegt. Das Gebäude ist, wie uns
Baedeker, dieser getreue Führer durch Russland, belehrt, von Katharina II.
durch Starow 1783 erbaut und nach der Eroberung der Krim*) dem ,, Helden
von Taurien", Potemkin, geschenkt. Nach dessen Tode 1791 fiel das Palais
an die Krone zurück, wurde von Paul I. 1797 der ,, Garde zu Pferde" über-
wiesen, von Alexander I. aber in seinen früheren Zustand versetzt und diente
wiederholt fremden Fürsten zur Wohnung (u. a. Friedrich Wilhelm III. 1817).**)
Der südliche Teil des schönen Parks ist im Sommer dem Publikum geöffnet.
Der westliche Teil enthält das riesige Palmenhaus, für Petersburg auffallender-
weise mit gewölbten Glasdächern. In diesem Hause werden von Herrn Hof-
gärtner v. Siessmayer die grossen Palmen in sehr kleinen Kübeln gezogen,
welche bei den Festlichkeiten am Hof im Winter dienen und über die Herr
Dr. Damm er in Gartenflora 1897 Seite 40 ausführlich berichtet hat.
Für die Ausstellung ist das Taurische Palais auf Staatskosten ganz neu
getüncht bez. ausgebessert worden und die hohen Räume machen einen im-
posanten Eindruck, nur ein Gesamtbild Hess sich nicht erzielen, weil eben
mehrere von einander getrennte oder wenigstens durch mächtige Säulen ge-
schiedene Säle verwendet werden mussten. Insofern war die Michael-Manege
1869 und 1884 günstiger, sie litt aber wieder an der für die grosse Länge zu
geringen Höhe.
Die Ausstellung war eine im vollsten Sinne des Wortes internationale.
Die Zahl der russischen Aussteller betrug ca. 275, dagegen die der auswärtigen
ca. 300, wie Geheimrat Prof. Fischer vonWaldheim bei dem Festessen***) am
Eröffnungstage, den 17. Mai mitteilte. Herr Gartenbaudirektor Lackner hat
auf Grund des Hauptkataloges und des französischen Spezialkataloges fest-
gestellt, dass unter den Ausländern 79 Deutsche und 72 Franzosen waren. Von
den 79 Deutschen brachten 39 Pflanzen und Gemüse etc., 3 Bindereien, 14 Garten-
pläne und 23 Geräte etc.
*) Die Halbinsel Krim ist Taurien im engeren Sinn, das Gouvernement Taurien
umfasst auch die nördlich davon gelegene Steppe Nogay.
**) Was Baedeker nicht erwähnt, wohl aber ein ältererer englischer Führer, Murrays
Handbook of Russia 2. Aufl., London 1868, ist, dass auch die Königin Luise im Taurischen
Palais gewohnt hat. Es muss dies gegen Ende des Jahres 1808 gewesen sein.
***j Dieses Festessen hatte man aus Mangel an einem anderen Lokal in einer offenen
Veranda des Ausstellungsgebäudes, die gegen das eisige „Mailüfterl" nur durch Pläne ge-
schützt war, sowie in einem Zelte — also zwei getrennte Parteien — serviert. Man sass trotz
Frack und weisser Binde im Winterüberzieher und mit Cylinder an der Tafel, die glücklicher-
weise trotz der 14 Toaste schnell verlief. Trotzdem haben sich Einzelne stark erkältet.
Die internationale Gartenbau-Ausstellung in St. Petersburg. 02 [
Entgegen dem sonst bei internationalen Gartenbau - Ausstellungen
üblichen Brauch, die Gegenstände nicht nach Ländern getrennt aufzustellen,
sondern je nachdem, wie sie zum Gesamtbild passen, war hier bezüglich
Frankreichs eine Ausnahme gemacht. Frankreich hatte bekanntlich 30 000 fr.
zur Unterstützung der Aussteller und zur würdigen Aufstellung ausgesetzt, die
Regierung hatte einen besonderen Kommissar, Herrn Martinet, Redakteur des
„Jardin", ernannt, der seit Monaten wöchentlich einmal im Ministerium für
Landwirtschaft Sprechstunden abhielt, um den Ausstellern mit Rat und That
zur Seite zu stehen. Er war seit Anfang Mai in Petersburg, belegte mehrere
Säle die mit französischen Fahnen und anfangs mit der Aufschrift ,. Exposition
Irancaise" geschmückt wurden und reservierte auch im Garten eine grosse Fläche
für die französischen Formobstzüchter etc. Es war diese Konzentrierung hier
im Taurischen Palais möglich, weil eben mehrere Säle vorhanden waren; indes
wir haben schon im ersten Artikel gesagt, dass auch die sächsischen und Ham-
burger Aussteller vereint gewissermassen ein Ganzes bildeten. Es war dies in
der Rotunde, nahe dem Eingange. Hier hatte T. J. Seidel, Laubegast bei Dresden,
die Hälfte eines Riesenbeetes mit Azaleen besetzt, während die andere Hälfte
mit Azaleen aus dem Kaiserlichen Hofgarten zu Jelagin (einer Insel bei Peters-
burg) bestellt war. Im Umkreise fanden sich u. a. die besten Araucarien der Aus-
stellung, die des Herrn Ru nde - Wandsbek, der durch Zwischenlegen von
Papier zwischen die einzelnen Quirle sie so untadelhaft hergebracht hatte, als
wenn sie direkt bei ihm ständen. Nicht fern davon fanden sich die Araucarien
desHerrn Krantz-Königsberg und der anderen. Wir können hinzufügen, dass auch
in einem zweiten Saale deutsche Aussteller sozusagen das Terrain beherrschten.
Das war der Fall mit den Palmen von Albert Wagner in Leipzig-Gohlis, sowie
denen von Max Ziegenbalg-Laubegast-Dresden, weicheneben denen desGenerals
Dournowo-St.Petersburg fast die ganzen riesigen Längswände einnahmen. Leider
mussten sie viel zu dicht aufgestellt werden, da von den angemeldeten 500 Quadrat-
metern der sächsischenAussteller 125 Quadratmeter gestrichen wurden. Ein gutes
Beispiel gab in Beziehung auf freie Aufstellung die Societe gantoise, Direktor
Wartel-Gent, die viele seltene Palmen ausgestellt hatte. Einen würdigen
Hintergrund in der ersterwähnten Rotunde bildeten übrigens die riesigen
Palmen aus dem Taurischen Garten, die Oberhofgärtner von Siessmayer
hatte aufstellen lassen.
Noch in einem dritten Saale, z. T. geschmackvoll um eine Fontäne
gruppiert, fanden sich sächsische Aussteller, so T. J. Seidel - Laubegast mit
Rhododendron, H. F. Helbig-Laubegast und M. Ziegenbalg-Dresden mit
Araucarien etc., R. Weissbach mit Rhododendron, Otto Olberg-Dresden-
Striesen mit Azaleen und Rhododendron, Bernhard Haubold mit Calla und
Chrysanthemum frutescens etc.
Max Ziegenbalg-Dresden hatte neben seinen Palmen auch eine grosse
Sammlung schöner Nelken aufgestellt.
Des herrlichen Flieder von Paulig-Lübeck, der sehr viel nach Russland
exportiert, haben wir schon S. 281 gedacht; es war eine wahre Lust, diese
weisse Riesenwand zu schauen, nicht minder aber auch Pauligs Maiblumen zu
Fü-^sen des Flieder und in ihrer Nähe die schön porzellanblauen Blumen der Phlox
divaricata var. canadensis von P. Ruschpler-Dresden. Vor allem müssen wir
aber noch den gefüllten Flieder von Fr. Harms-Hamburg hervorheben.
Q22 Die internationale Gartenbau-Ausstellung in St. Petersburg.
Geradezu verblüffend wirkte auf die Fremden die imposante Cacteen-
sammlung des Herrn Fr. Adolph Haage-Erfurt, der auch -mehrere Neuheiten
ausgestellt hatte. Seine Majestät der Kaiser Nikolaus interessierte sich be-
sonders für den Greisencactus, für die monströsen und für die gepfropften
Exemplare und kam. als mau ihn auf die gegenüberstehenden schönen Or-
chideen des Herrn Noeff- Moskau aufmerksam machte, mehrmals wieder auf
die Cacteen zurück.
Ottomar Ziegler & Co.- Erfurt waren neben Ker- Liverpool die ein-
zigen Aussteller von Amaryllis, und wenn sie auch mit diesem ersten Züchter
sich nicht ganz messen konnten, so verdient ihre Leistung doch die vollste
Anerkennung. Auch die Stiefmütterchen, Aurikeln und Primeln von H. Wre de-
Lüneburg wollen wir nennen, wenngleich die Stiefmütterchen noch nicht völlig
entwickelt waren. Otto Heyneck-Cracau bei Magdeburg hatte hübsche
Caladien ausgestellt, welche der Kaiserliche botanische Garten in Petersburg
(Obergärtner Bartelsen) für ihn angetrieben hatte. Friedrich Roemer-
Quedlinburg Cinerarien und Stauden, Herrn. Krantz-Königsberg noch Phoenix
canariensis, Axel Haagström-Wandsbek Croton. Doch wir können nicht
alle aufführen.
Im Freien finden wir die grosse Sammlung auserlesener Coniferen von
A. Rathke u. Sohn in Praust bei Danzig, welche dem Aussteller eine Fracht-
ausgabe von 1500 Mark verursachte, ihm aber auch einen ersten Preis ein-
trug, die Coniferen von Wilh. Weisse-Kamenz in Sachsen, ferner die schönen,
kräftigen Rosen-Hochstämme (in blattlosem Zustand) des grossen Rosenzüchters
Carl Hering (in Firma Carl Görms Nachfolger) Potsdam, die niedrigen
Rosen von Steffen in Dalldorf bei Berlin, die buntblätterigen Gehölze
von O. Poscharsky - Laubegast - Dresden und, last not least, die gerade-
zu musterhaften Formobstbäume von Paul Hauber-Tolkewitz bei Dresden,
so schön gezogen, dass selbst die Franzosen, von denen Honore Defresne in
Vitry-sur-Seine eine treffliche, noch reichere Sammlung ausgestellt, erklärten,
sie könnten sie auch nicht besser ziehen; ja unter den Preisrichtern waren,
wenn wir recht hörten, einige, die da meinten, die Formbäume von Hauber
seien die besten auf der Ausstellung.
In Gemüse war Deutschland auch gut vertreten, so namentlich durch
die getriebenen Gurken, Kohlrabi, Bohnen etc. des Herrn Kais er- Würzburg,
der seine Körbe sorglich als Passagiergut mitführte, durch die Bohnen und
Gurken etc. unseres Mitgliedes Herrn Hermann Zschäckl, Fürstl. Reusssche
Gartenverwaltung inTrebschen bei Züllichau, durch die Spargel vonA. Schwenke
in Braunschweig, die schönen Gurken von Chr. Jacobsen in Apenrade
(Schleswig, nicht Schlesien, wie im Katalog steht). Getriebene Erdbeeren
brachte E. Pönicke-Weimar.
Der Gartenpläne aus Deutschland waren so viele, dass sie leider nicht
einmal alle aufgehängt werden konnten. Wir nennen in erster Reihe die ausser
Wettbewerb ausgestellten des Herrn Garteningenieur Jürgens-Hamburg, der
ein Spezialist in der Anlage und gärtnerischen Ausschmückung von Rennbahnen
ist und der auch die Pläne und Abbildungen der bekanntlich von ihm ent-
worfenen Hamburger Ausstellung von 1897 ausstellte; ferner die Pläne von
Gebr. Siessmayer - Frankfurt a. M. - Bockenheim, vom Friedhofsinspektor
Rudolf Kiersky-Potsdam, E. Ferber-Hamburg, Otto Schönen - Königs-
Sonderberichte über die internationale Gartenbau-Ausstellung in Petersburg. 029
berg i. Pr., Robert Müller-Berlin, Hermann Terbrack- Altenessen b. Essen,
J. F. Lammen-Mannheim, C. Jelinek-Hügel, Rheinpreussen, Leonard Dillis-
Neufriedheim bei München, Arthur Wichulla - Königsberg i. Pr., Max
Bertram - Dresden.
Wir führen diese nach dem Katalog an; da viele aufgerollt bleiben
mussten. haben wir nicht alle gesehen.
Sehr schön waren die Abbildungen interessanter Bäume aus Russland,
Deutschland und Schweden, welche das Westpreussische Provinzial-Museum in
Danzig. Direktor Professor Dr. H. Con wentz, ausgestellt hatte (s. No. 10, S. 278),
interessant die Insektenbeschädigungen von Wilhelm Kuhn, Stadtgärtner in
Kulmbach, im modernen Stil gehalten die Vasen des Vereins der Kunstfreunde
in Hamburg u. s. w. — Es würde heute zu weit führen, noch alle Ausstellt- r
von Gewächshausanlagen, Heizungen, Geräten u. s. w. aufzuführen; aus dem
Angeführten ersieht man schon, dass Deutschland würdig vertreten war, und
Eduard Andre, der Herausgeber der Revue horticole, einer der kompetentesten
Beurteiler, sagt in Xo. 11 seiner Zeitschrift S. 262:
„Deutschland hat brillant gegeben. Die Dresdner Gärtner namentlich
haben mit ihrer schönen Kultur von Rhododendron triumphiert/' Er sagt
weiter: „Von den Firmen Seidel, Weissbach undOlberg-Dresden waren ganze
Loose kleiner Rhododendron, 30—40 cm hoch, eingesandt, die 3—4 Blüten-
köpfe auf ebenso vielen Zweigen brachten. Die Sorten weiden (was in Frank-
reich unbekannt scheint. L. W.) auf eine ausdauernde, durch Stecklinge ver-
mehrte Sorte, Cunninghams White, veredelt, eine Varietät von Rhododendron
caucasicum, die vor 40 Jahren in Dresden von Peter Smitt (soll wohl heissen
von Peter Smith & Co. in Hamburg-Bergedorf) eingeführt wurde. Diese
Pflanzen sind Gegenstand eines beträchtlichen Handels. Sie werden 2—3 Jahre
nach der Veredelung mit 4—7 Knospen verkauft und ihr Preis übersteigt nicht
1 M. bis 1 M. 25 Pf. das Stück. Man veredelt auch Azaleen auf diese Rhodo-
dendronsorte. In dieser Thatsache liegt eine Idee, um daraus für unseren Handel
mit Marktpflanzen zu schöpfen." (Fortsetzung folgt.)
Sonderberichte über die
internationale Gartenbau-Ausstellung in Petersburg, Mai 1899.
I. Die Bromeliaceen.
Von F. Bluth.
Die Sektion 21 war zur Beurteilung der ausgestellten Bromeliaceen be-
rufen. Zum Vorsitzenden dieser Sektion gewählt, bemühte ich mich, die
freilich nur aus wenigen Einlieferungen bestehenden Konkurrenzen so bald als
möglich zu erledigen, und die Herren Preisrichter arbeiteten, unterstützt durch
den gut deutsch sprechenden Schriftführer Herrn Michaelowsky, einen
.^chen Gartenliebhaber, so schnell, dass selbst die russische Übersetzung
bald der Gesamt-Jury übergeben werden konnte.
Zuerst waren die in der französischen Abteilung aufgestellten, wie sich
später herausstellte von Duval (Versailles) herrührenden Bromeliaceen zu
beachten, die alle gestellten Anforderungen erfüllten, bis auf die nicht erreichte
Anzahl von 40 Stück. Die Pflanzen waren nämlich, um in verschiedenen
•>24 Sonderberichte über die internationale Gartenbau-Ausstellung in Petersburg.
Nummern konkurrieren zu können, auseinander gezogen worden und bildeten
eigentlich drei Gruppen. Die Preisrichter erbaten jedoch von der Chef-Jury die
für 40 Exemplare ausgesetze kleine goldene Medaille, da, ganz abgesehen
von den schönen, in voller Blüte befindlichen 15 Vriesien, die übrigen, sowohl
buntblätterigen wie blühenden Bromeliaceen sich in so ausgezeichneter Kultur
befanden, dass wir sie als die besten auf der ganzen Ausstellung erkannten.
Ebenso konnten wir der von Duval ausgestellten Neuheit in Blüte (einer blau
blühenden Tillandsia) den ersten Preis zuerkennen, ja auch als beste Kultur-
pflanze wurde eine Pflanze von Duval, das Canistrum Sallieri mit dem ersten
Preis bedacht. Jacob Makoy & Co. aus Lüttich hatten etwa dieselben Kon-
kurrenzen beschickt. Wenn auch die Pflanzen dieser Firma ganz ausgezeichnete
Blüten hatten und gut kultiviert waren, so konnten sie den Duvalschen
doch den Sieg nicht streitig machen, sie erhielten aber den nächst höchsten
Preis. Von anderen Ausstellern waren nur einige Bromeliaceen zur Kon-
kurrenz um die beste Kulturpflanze eingesandt. Dieselben wurden aber eines
Preises nicht für würdig befunden.
2. Die Bindereien.
Zunächst einige Vorbemerkungen über die Reise und die Organisation
des Ganzen. Mit gemischten Gefühlen wurde wohl von Manchem die Reise
nach St. Petersburg angetreten, namentlich die Pass- und Reiseeffekten-Visitation
in dem Grenzorte Wirballen sollte den Erzählungen nach nicht gerade zu den
Annehmlichkeiten gehören; aber dank dem St. Petersburger Empfangs-Comite
war die Untersuchung nur eine formelle; gar bald erhielt man seinen Pass
zurück, ein gutes Glas Thee und ein nicht zu billiger Cognac beruhigte die
Nerven und fort ging es mit den bequem eingerichteten Wagen der Grossen
Russischen Eisenbahn, welche zum Teil noch mit Stearinkerzen beleuchtet sind,
während die Lokomotiven mit Holz geheizt werden.
St. Petersburg, die Gründung Peters des Grossen, mit ihren kolossalen
Dimensionen in Bezug auf Strassen, Plätze und Baulichkeiten, war von Berlin
aus in 34 Stunden erreicht.
Auf dem Ausstellungsgelände, dem Taurischen Palais, empfing am Tage
vor der Eröffnung der Herr Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten.
Exzellenz von Yerrnoloff, im Beisein des Staatssekretärs Baron von Witte.
des Präsidenten der auswärtigen Abteilung, Geheimrat Fischer von Wald -
heim, des Vize - Präsidenten J. Köchly, des Gärtnereibesitzers Eilers und
anderen Herren die Aussteller, Delegierten und Preisrichter.
Nachdem die üblichen Begrüssungen und Ansprachen vorüber waren,
wurde die grosse Anzahl von zirka 200 Preisrichtern nach Sektionen namentlich
aufgerufen und es galt nun, die mitunter einander ganz fremden Herren zu-
sammenzubringen. Da die Pflanzen - Aussteilung bereits fertig (die Binderei
wurde erst am Eröffnungstage gebracht), so traten die Preisrichter für Pflanzen
sofort in Wirksamkeit.
Wie überall bei sehr umfangreichen Ausstellungen, war es gewiss nicht
leicht, ein richtiges und jedermann befriedigendes Urteil zu fällen, zumal der
Apparat ein so grosser war. Aber auch hier heist es: „Alles verstehen, alles
verzeihen."
Sonderberichte über die internationale Gartenbau-Ausstellung in Petersburg. 925
Eine Anzahl von Preisrichter-Gruppen war recht bald mit den ihnen
übertragenen Aufgaben fertig, indes eine grössere Anzahl konnte die zu be-
urteilenden Gegenstände nicht finden, denn es war bei vielen der ausgestellten
Gegenstände weder Xame noch Konkurrenz-Nummer angebracht.
Die Bindereien.
Wenn ich nun zu der von mir zum Bericht gewählten Abteilung V, den
Bindereien, übergehe, so bestand diese nach dem Programm nur aus drei
Xummern:
Xo. 169. Tafel-Bouquets aus frischen Blumen,
„ 170. Tafel-Aufsätze ,, „ „
„ 171. Hand-Bouquets, Kränze, Kopfputze und andere Arrangements aus
frischen oder trockenen Blumen.
Diese Abteilung hatte den Vorzug, dass ihr Preisrichter - Kollegium aus
Damen der russischen Hofgesellschaft bestand; denselben waren einige Damen
von renommierten Bindereigeschäften des Auslandes zugeteilt, auch hatte man die
Liebenswürdigkeit, die Damen der Delegierten hinzuzuziehen; es war somit
die ansehnlichste und zahlreichste Gruppe des ganzen Preisgerichts. Ein jedem
Mitgliede der Sektion 30 zugestelltes Buch zeigte unter No. 171 26 Konkurrenz-
nummern. Wegen Mangels an Raum war davon jedoch nur sehr wenig ge-
bracht, und das Wenige weder nummeriert, noch mit dem Namen des Ausstellers
versehen, wie ich schon vorhin bei den Pflanzen bemerkte.
An der Abteilung für Bindereien beteiligten sich vorwiegend nur zwei
Nationen: Russen undFranzosen; eine einzige deutscheFirma, Joh. Nicolaysen,
Hamburg, war in der russischen Abteilung mit aufgestellt.
Die Ausstellung der beiden Nationen war auch räumlich getrennt. Der
russische Teil befand sich auf zwei Emporen an beiden Seiten des Haupt-
einganges zum grossen Saal, war also sehr eingeschränkt und ungünstig plaziert,
bei trübem Wetter war es total dunkel.
Der französische Teil befand sich in einem schönen hellen Saal, rechts
vom Haupteingang, man hatte somit den Fremden den besseren Raum über-
lassen.
Die russischen Ausstellungs-Gegenstände zeigten den Charakter derjenigen
welche jetzt in Deutschland beliebt sind; ebenso fand man in ihnen dasselbe
Blumen-Material wie bei uns: Orchideen, Rosen, Flieder, Maiblumen und haupt-
sächlich viele Lilium Harrisi in ganz vorzüglicher Qualität; nur schien es
mir, als wenn zum Teil die Drahtverwendung eine zu grosse war,
Blumen- und Blätter - Material war bei keiner Binderei gespart, und ich
hätte gern gesehen, wenn die Farbenzusammenstellung etwas dezenter und das
Zuviel der Blumen bei einigen Arrangements vermieden gewesen wäre.
Einige recht hübsche Sachen hatte die weltbekannte Firma H. F. Eilers-
St. Petersburg gebracht. Ich erwähne eine Staffelei mit rotvioletter Plüsch-
umrahmung, als Untergrund ein leichtes Altgoldgewebe, dekoriert mit rötlich
violettem Odontoglossum und Cypripedien.
Eine sehr hübsche Lyra hatte als Untergrund gelbe Margueriten. während
die graziös arrangierten Sträusse aus gelben Rosen, Lilium auratum, Cymbidium,
Stanhopea u. s. w. bestanden, die durch eine gelbe Bandschleife verziert waren.
Die Farbenzusammenstellung zeigte entschieden einen guten Geschmack.
32Ö Sonderberichte über die internationale Gartenbau-Ausstellung in Petersburg.
Eine etwas veraltete Idee, in der Ausführung indes nicht zu tadeln, war
verkörpert durch einen Spiegel, umrahmt von hellen Azaleenblüten in ab-
getönten Farben, die Sträusse aus Lilium Harrisii, Orchideen und Rosen, garniert
mit rosa Bandschleifen. Die beiden nicht rein weissen Tauben hätten fehlen
können.
Ein Deckelkorb mit sehr schönen roten und dunkelroten Rosen und hellen
pontischen x^zaleen, mit einer hellgrünen Schleife verziert, war ebenfalls recht
hübsch zu nennen.
Rempen & Sohn, St. Petersburg hatten nur zwei Gegenstände zur Schau
gebracht. Ein Kranz aus allen möglichen Palmenwedeln. Croton, Farnen und
Begonienblättern etc. mass ca. 2 m im Durchmesser. Eine Staffelei hatte eine
Umrahmung von olivgrünem Plüsch, Untergrund resedafarbiger Seidenstoff mit
Schleifen von gleicher Farbe, sie war dekoriert mit Lilium Harrisi, Orchideen,
Palmen und Farnwedeln. Die Staffelei hatte leider in einer Nische einen
schlechten Platz, welcher glücklicherweise bei Dunkelheit elektrisch be-
leuchtet wurde. Beide Gegenstände waren eine vorzügliche Leistung, höchstens
könnte man die übermässigen Dimensionen tadeln, jedoch das auch nur in
Bezug auf den Platz, an welchem sich dieselben befanden; die Staffelei in
einem geeigneten Salon aufgestellt, wäre so ganz mein Fall gewesen; eine
grossartige Blumenspende!
Th. Gerstner, St. Petersburg hatte einige ganz hübsche Gegenstände
ausgestellt. Ein Braut-Bouqet aus Rosen, Myrten. Maiblumen und Orchideen
war geschmackvoll, ebenso eine Staffelei aus hellem Plüsch, mit ebenso hellen
Orchideen, Lilium Harrisii, Nelken u. s. w. garniert. Ein Kranz von Cycas-
wedeln mit Strauss von Rosen, Orchideen und Lilien war recht gut arrangiert.
Ausser zwei anderen Staffeleien sah man noch verschiedene Blumenkörbe in
dieser Gruppe; ob dies alles zusammengehörte, konnte ich nicht feststellen.
C. Settingson präsentierte eine Staffelei aus Naturholz mit gelbem
Untergrund, die Blumendekoration, bestand aus Anthuriumblüten. Ein
Birkenstamm als Jardiniere gearbeitet, war dekoriert mit Malmaison-Rosen. Recht
anziehend war ein Blumenkorb mit rosa und rot abgetönten Rosen. Ein
Schiff, dekoriert mit Orchideen, fand weniger Beifall.
John Nicolaysen - Hamburg hatte seine Gegenstände fertig von
der Heimat hergesandt; dieselben hatten aber doch wahrend der Reise gelitten
und mussten ausgebessert werden. Von gutem Geschmack zeugten zwei Staffe-
leien in salmfarbigem Plüsch, dekoriert mit ebensolchen Orchideen, und eine
in rot, dekoriert mit Anthurium.
U. A. Dmitriew hatte eine Anzahl etwas zu bunt arrangierter Gegen-
stände gebracht. Man sah aber bei dieser Firma eine Anzahl gewöhnlicher
Blumen, wie Iris, Viola tricolor, Narzissen und ähnlicher verarbeitet, trotzdem
Rosen, Orchideen, Lilien und Amaryllis ebenfalls nicht fehlten und zum Theil
recht gut verwendet waren.
Wenn ich nun noch die Firmen Leubner & Schalje. J. G. Kamarow
erwähne, so ist dies alles, was von russischer Seite auf dem Gebiete der
Binderei geleistet ist; schade, dass der Ausstellungsraum ein für diese Abteilung
so ungünstiger war; es hätte sich mit den vorgeführten Gegenständen ein ganz
anderes Bild erzielen lassen, denn das verarbeitete Material war vorzüglich
und die Ideen in den einzelnen Arrangements durchdacht und künstlerisch aus-
Sonderberichte über die internationale Gartenbau-Ausstellung in Petersburg. 327
geführt. Dagegen war es bei der Lage der Sache nicht zu vermeiden, dass
ein einzelnes Stück die ganze Binderei-Ausstellung unharmonisch beein-
flussen konnte.
Die französische Abteilung war nur durch drei Aussteller vertreten und
die ausgestellten Gegenstände waren meist aus Orchideen, Anthurium und
Asparagus-Grün angefertigt. Es zeigte alles einen ganz anderen Charakter als
die russische Abteilung. Wenn ich zurückdenke an die Zeit vor vierzig Jahren,
von 1859 bis 1870, so war um jene Zeit der französische Geschmack durch
das sog. Teller-Bouquet charakterisiert, und dies war einzig und allein „chic':
auf dem ganzen Kontinent. In der Zeit von 1871 bis 1879, in welch letzterem
Jahren die erste Berliner Gewerbe-Ausstellung stattfand, entwickelte sich der
deutsche Geschmack; man beliebte die Sträusse ohne Draht und Manschette in
den Vordergrund zu bringen. Dies ist inzwischen vollständig gelungen und
die in tiefe Bonbondüten gesteckten französischen Bouquets sind, wie es scheint,
auch in Paris total verschwunden.
Delavier-Paris hatte eine Vase besteckt mit Rosen Präsident Carnot
vorgeführt ; es war dies keine grosse Leistung, indes mir imponierten die
wunderschönen kräftigen Rosen. Ein Teil einer Tisch-Dekoration ein flacher
länglicher Korb mit zwei Henkeln, und ein Ständer aus Bambusrohr waren sehr
leicht und zierlich mit Orchideen, Anthurium und Asparagus dekoriert.
Der J ardin d'Hiver zu Paris hatte etwas ähnliches, indes weniger
zierlich, gebracht; durch übergrosse Künstelei hatten die verwendeten Orchi-
deen, hauptsächlich Cyrnbidium, ihre graziöse natürliche Form verloren. Da-
gegen hatte die Firma Lach aume (Gabriel Debrie und Marie Lachaume) in Paris*)
in Bezug auf Neuheit und geschmackvolles Arangement das beste geleistet. Wenn
auch die Farbenzusammenstellung ziemlich monoton — es waren bei der Tisch-
Dekoration fast nur Oncidium, Cyrnbidium, Cypripedium mit nur sehr wenig
Asparagus verwendet — , so machte dies gerade einen bestechenden Eindruck
durch die leichte, überaus zierliche Anordnung an den Bambus- und Draht-
bögen, aus welchen man eine Tafel-Dekoration herstellen kann. Die Bambus-
bögen waren unten mit kleinen Blechkästen versehen, die bepflanzt waren mit
niedrigen Farnen und Zwergpalmen. Die Anbringung der Blumen an die
Bögen geschah in Moosbündchen, welche wenig zu bemerken waren, weil die
Moosfarbe dem dunkeln Bambus ähnlich. Ich bemerkte, dass die Blumen
selbst nach einigen Tagen in den Moosbündeln noch vollständig frisch waren,
mithin die Nachahmung dieser Tischdekoration sehr zu empfehlen ist. Interessant
war eine Vase mit Bougainvillen und Lilien, dagegen waren die zum teil recht
hübsch bepflanzten Körbchen durch zu grelle und zu grosse Schleifen verunziert;
diese Seite des französischen Geschmacks möchte ich daher nicht empfehlen.
Abgeschnittene Blumen waren auf der Ausstellung ausser einem sehr
schönen Paeonien-Sortiment nicht zu finden; leider hatte dasselbe aber auf der
Reise stark gelitten. Im übrigen erfreuten mich die Kulturen von sog. Sommer-
blumen von F. Nojeff-Moskau, als Goldlack und Winterlevkojen, sowie die
Lathyrus odoratus von Settigsohn. J- F. L.
* Wir haben die Leistungen' dieser Firmen auch in Paris i8g5 bewundert und in Garten-
tlora \X<>'~> S. 327 und ?2N einige Abbildungen ihrer Meisterstücke gebracht. L. W,
928 „Das Haus im Busch."
„Das Haus im Busch."
Der Sommer-Palast t'Huis ten Bosch und sein Oranien-Saal.
(Hierzu Abb. 61 u. 62.)
feder Fremde, der in die Königliche Residenzstadt Haag (holländisch
'sGravenhage) kommt, besucht auch »Het Bosch«, den Haagschen Busch,
einen der schönsten Naturparke unseres Vaterlandes, der 1820 auf Befehl des
Königs Wilhelm I. durch A. von der Spuy verschönert worden ist. Auf
Kosten des Landes hat dieser Künstler den prachtvollen See geschaffen, welcher
noch heute die Bewunderung der Besucher davon trägt.
Am Ende dieses wunderschönen Parkes findet man den obengenannten
kleinen Palast, das Haus im Busch. Im Jahre 1645 für den prachtliebenden Prinzen
Fredrik Hendrik*) von Oranien-Nassau durch dessen Architekten Pieter
Post im Plane entworfen, ist es mehr Denkmal als Wohngebäude geworden;
denn das Werk war noch nicht fertig als der Bauherr 1647 starb. Seine
Wittwe, die Prinzessin Amalie von Solms, vollendete nicht allein, was ihr Gatte
angefangen hatte, sondern erhob das Gebäude zu einem Denkmal, das den
grossen Thaten des Prinzen gewidmet war.
Prachtvolle Wandgemälde von berühmten Meistern schmücken den grossen
Saal, den Oraniensaal, ein Achteck mit grossen Gemälden aus Rubens Schule,
Szenen aus dem Leben des Prinzen Friedrich Heinrich darstellend. Die Wände
sind 15 m hoch (Bädecker, Belgien und Holland, S. 317).
Aber nicht allein die ruhmvollen Kriegsthaten des Prinzen werden auf
diesen Gemälden allegorisch verherrlicht, sondern auch der Friede; letzterer
besonders mit Bezug auf den 1648 zu Münster geschlossenen Frieden
der den 30jährigen Krieg beendigte. Gerade eine der schönsten allegorischen
Darstellungen soll zeigen, dass der Friede höher zu schätzen ist als der
Kriegsruhm.
Ultimus ante omnes de pacta pace triumphus (der schönste aller
Siege ist der, durch welchen der Friede erworben ist) steht auf einer Schrift-
rolle, die von einem Kinde gehalten wird.
Es ist daher von Bedeutung, dass gerade in diesem Palast, der einem der
grössten Fürsten seiner Zeit gewidmet ist, die Abgeordneten zum Friedens-
kongress, der vom Kaiser Nikolaus zusammen gerufen, sich versammeln.
Nicht aber der Palast an sich soll der Gegenstand dieses Aufsatzes sein,
sondern der Garten, der, obwohl nicht von grosser Ausdehnung, in der Ge-
schichte der alt-holländischen Gartenkunst eine wichtige Stelle einnimmt und
einer der ältesten Garten Hollands ist.
Im allgemeinen wird die alt-holländische Gartenkunst im Auslande falsch
beurteilt ; es wird von den meisten Schriftstellern angenommen, dass
die holländische Gartenkunst zwar eine ganz besondere Stelle einnahm, dass
aber diese Stellung eine ganz kleingeistige war und dass alle kleinlichen und
hässlichen Dinge, welche später in die Gartenkunst eingeführt wurden oder
auf's neue in Gebrauch kamen, holländischen Ursprungs sein sollten.
Es ist jetzt nicht meine Absicht, diese falsche Vorstellung hier, aus-
führlich zu widerlegen, aber die beigegebenen Abbildungen sind ebenso viele
*) Unter dem milden Friedrich Heinrich ( 1 6 2 5 — 47) erreichte die Holländische Republik
ihre grösste Macht.
„Das Haus im Busch.'' ft,2()
Beweise, dass die holländischen Künstler, so weit Raum und Mittel es erlaubten,
so gut wie die ausländischen dem Geiste der Zeit gemäss arbeiteten.
Die älteste, hier nicht wiedergegebene Abbildung zeigt uns den Plan des
Gartens, wie er 1647 — 52 nach dem Entwurf von P. Post ausgeführt ist. Der von
Mauern umschlossene Blumengarten hat nur 2 ha Oberfläche, und wir müssen
zugeben, dass die dort angebrachten vier quadratiörmigen Broderie-Teppichbeet-
Parterres übereinstimmen mit denjenigen, welche in Frankreich von Mollet,
Royceau de la Randiere und vorzüglich Rahel (1621) dargestellt wurden.
Das Grundstück, auf dem der Palast und der Garten errichtet werden
sollte, war ganz flach und morastig, ohne eine einzige Anhöhe. Dieses Umstandes
wegen musste für den Bau des Palastes die morastige Grundfläche aufgehöht
werden, was die tür damalige Zeit sehr hohe Summe von 75000 fl. gekostet hatte.
Damit man das Gesamtbild der Blumenbeete übersehen konnte, wurden
zu beiden Seiten des Palastes deichförmige Terrassen angelegt.
Die Blumenbeete, von verschiedener Form, sind zu einem Ganzen
z-usammengeordnet, ein Gebrauch, welcher von früherer Zeit herrührt und
welchen man schon in allen Gärten im 16. Jahrhundet finden konnte.
Ähnliche Blumenbeete, ebenfalls, wie sonst gebräuchlich, einfach von
Form, sehen wir an beiden Seiten der Teppichbeete. In der Mitte dieser
Blumenbeete sind auf kleinen Anhöhen Lauben erichtet.
Unsere Abbildung ist der französischen Beschreibung des Palastes ent-
nommen, die 1721 aufs neue herausgegeben ist durch van der Aa in Leiden.
Zur Zeit des Prinzen Wilhelm III., König von Gross-Britannien und Stadt-
halter der Vereinten Provinzen, wurde der Garten wieder umgestaltet, wie man
auf unserer Abbildung 60 sehen kann.
Die Teppichbeete sind verändert und nach Le Nötreschen Prinzipien, wahr-
scheinlich von dem bekannten Daniel Marot, dem prinzlichen Architekten
von französischer Herkunft, umgestaltet.
Das gesamte Bild der Teppichbeete wird umschlossen von Hecken.
Die Zwischenräume hinter diesen Hecken hat man, dem kleinen Umfange des
('.arten entsprechend, für niedrige Früchtbäume oder Blumen benutzt.
Die beiden alten Lauben sind beibehalten, aber die Blumenbeete sind
verändert teils in einen Irrgarten (rechts), teils in Baumgärtchen, von
Hecken umsäumt. Auch Fontänen und Marmorfiguren schmücken jetzt die Gärten.
Xach dem Tode des Prinzen Wilhelm III. (1714) kam der Palast durch
Erbschaft in den Besitz des Königs von Preussen, aber 1734 durch Vergleich
wieder in den Besitz des Hauses Oranien, und zwar zunächst des Prinzen
Wilhelm Karl Hendrik Friso. der 1747 Stadthalter der Vereinten Pro-
vinzen wurde.
Der Palast war inzwischen zu dem Umfange vergrössert, in welchem wir
ihn heut zu Tage kennen. Auch der Garten wurde umgestaltet.
Nach der Flucht des Prinzen Wilhelm V. im Jahre 1795 wurde der
Palast Xationaleigentum. Während der Herrschaft der eingeladenen fran-
zösischen Verbündeten sind viele Kunstsachen durch diese nach Paris gelührt;
die schönen Gemälde aber sind gerettet worden.
.Nachdem der Palast nach der Revolution auch als Gefängnis gedient
hatte, wurde er durch den König Louis Napoleon wieder für königlichen
Aufenthalt eingerichtet.
330
,,Das Haus im Busch."
Nach 1813 Staatsdomäne geblieben, wurde der Palast dem König Wilhelm I.
und seiner Dynastie zur Verfügung gestellt; er wurde aber nicht immer
bewohnt.
Es ist anzunehmen, dass der Garten schon unter dem König Louis
Napoleon nach landschaftlichem Stile umgewandelt worden ist,
wie denn überhaupt dieser Monarch während seiner kurzen Regierung viel
auf diesem Gebiete in unserem Vaterlande zur Ausführung brachte. Obwohl
der Palast nicht immer bewohnt war, ist der Garten nicht vernachlässigt
worden; grosser Luxus war aber nicht vorhanden. Die Königin Sophie,
Das Haus im Bi
33J
331
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
Prinzessin von Württemberg, weilte gerne in diesem Palast und ist auch in
demselben gestorben.
Obwohl der Garten vergrössert worden ist, hat er keine bedeutende Aus-
dehnung. Die Lage ist nicht günstig, zu feucht, und doch giebt es zahlreiche
schöne Bäume, vorzüglich Linden, Buchen u. s. w., in demselben. Bewerkens-
werth ist ein sehr alter Zuckerahorn, Acer saccharinum, von grossem Um-
fang, ebenso mehrere prachtvolle Ouercus phellos und andere ausländische
Bäume. Heutzutage ist der Palast als ein Museum zu betrachten. Ehe die
junge Königin die Regierung übernahm, kam sie im Winter oft dahin, um auf
den umliegenden Kanälen Schlittschuh zu laufen.
Im letzten Jahre sind einige Abänderungen nach meinen Anweisungen
vorgenommen worden. Leonard A. Sprenger, Wageningen.
Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc.
Prunus Gloria d'Epinay.
Zuerst erschien obige Pflaume vor
der Societe nat. d'Hortic. de France
1898, dort wurde ein Zweig vorgelegt,
der überladen war mit grossen und
schönen Früchten. Sie wurde von
dem Obstzüchter Toussaint Gorion
zu Epinay (Seine) ausgestellt und war
so bemerkenswert, dass eine Spezial-
kommission ernannt wurde, welche
sich über den Baum und seine An-
pflanzung näher orientieren sollte. Die
noch wenig bekannte Pflaume ist rund,
gross, blau und sehr schön. Holz und
Belaubung ähneln der Sorte Mon-
sieur, aber die Frucht ist besser an
Qualität. Die Reife liegt zwischen der-
jenigen der Sorten Monsieur und
Reine-Claude. Sie verdient
ptohlen zu werden. Abbildung
genaue Beschreibung, besonders
gäbe der Vorzüge vor den beiden ge-
nannten anderen Sorten finden sich
in Revue horticole 1898 p. 86/87.
em-
und
An-
Clematis Ville de Lyon.
Clematis mit grossen Blüten, welche
Baron Veillard in Orleans unter den
Namen Madame Edouard Andre
zuerst kultivierte und im Jahre 1892
in Tours ausstellte, wo sie mit einer
goldenen Medaille ausgezeichnet wurde,
sind seitdem nicht übertroffen. Erst
jetzt hat Francisko Morel in Lyon-
Vaise aus Samen eine neue Art ge-
zogen, welche die erstere durch den
Farbenton und die Frische des Ko-
lorites übertrifft. Sie werden Ville
de Lyon nach der Vaterstadt des
Züchters genannt. Die Blüten sind
8—10 cm im Durchmesser gross. Die
Ville de Lyon wird als die schönste
der Clematisarten Epoche machen.
Im Jahre 1900 wird sie in den Handel
kommen und sicherlich einen grossen
und dauernden Erfolg haben. Die Ab-
bildung und Beschreibung dieser präch-
tigen, rotblühenden Art findet sich in
Revue horticole 1899 p. 184.
Arundinaria nobilis.
The Gardeners Chronicle 1899 Pag 2
berichtet von einem neuen Bambus, der
53 Fuss hoch wird und einer der
schönsten dieser Pflanzengruppe ist.
Seine Heimat ist sicher nicht bekannt,
wahrscheinlich ist sie China. Mr. Mit-
ford hat ihm den passenden Xamen
Arundinaria nobilis gegeben. In
den Kulturen begegnet man dieser
Pflanze unter dem Namen A. falcata,
Thamnocalamus Falconeri und
auch A. khasiana, aber sie zeigt von
diesen Arten typische Unterschiede.
Sie ist widerstandsfähiger als A. fal-
catu und Th. Falconeri, welche die
beiden einzigen Bambusarten mit ge-
streiften Blättern sind, die in unseren
Gärten cultiviert werden. Nur in sehr
strengen Wintern erfrieren die ober-
irdischen Sprosse der Pflanze, während
die Wurzeln lebend und unverletzt blei-
ben. Gigantischer Wuchs, schöne
Färbung und Eleganz der Form geben
dem neuen Bambus einen ornamentalen
Wert.
Kleinere Mitteilungen. — Unterrichtswesen.
233
Kleinere Mitteilungen.
Weymouthskiefern-Blasenrost.
Wie Zusendungen und Anfragen an
die biologische Abteilung des Kaiser-
lichen Gesundheitsamtes in Berlin be-
weisen, steht der Blasenrost der Wey-
mouthskiefer jetzt (Anfang bis Mitte
Mai) in voller Blüte. Die gelben
Sporensäckchen des Parasiten bedecken
dieOberiläche der Rinde von erkrankten
Aesten und Stämmen und lassen ihr
gelbes Pulver massenhaft ausstäuben.
Es wurde zwar im Vorjahre schon
mehrfach auf diese wichtige Krankheit
und ihre Bekämpfung aufmerksam ge-
macht, die eingehenden Anfragen zeigen
aber, dass es nicht unnütz ist, noch-
mals auf dieselbe hinzuweisen.
Das jetzt ausstäubende, gelbe Sporen-
pulver des Pilzes kommt alsbald auf
den Blättern von Johannisbeer- und
Stachelbeersträuchern und erzeugt
dort die zweite Generation im Sommer.
Von diesen Blättern fliegen die Sporen
der zweiten Generation wieder ab auf
die Zweige der Weymouthskiefer, um
in dieselben einzudringen.
Es sind daher Johannisbeer- und
Stachelbeersträucher in der Nähe von
Weymouthskiefern möglichst nicht zu
dulden.
Die von dem Parasiten befallenen
Aeste und Stämme der Weymouths-
kiefer sterben allmählich ab. Sie sind
daher rechtzeitig abzuschneiden.
Aeltere Stämme kann man noch
längere Zeit erhalten, wenn man die
kranken Stammstellen ausschneidet und
verbindet.
Leider wird die Krankheit vielfach
durch den Versand junger, bereits von
dem Pilze befallener Weymouthskiefer-
Pflanzen verbreitet. Es ist daher seitens
der Baumschulenbesitzer scharf darauf
zu achten, dass nur gesunde Pflanzen
verkauft werden, seitens der Käufer
ist aber die Gesundheit der jungen
Pflanzen gut zu kontrollieren.
In Gärtnereien, wo gleichzeitig Wey-
mouthskiefern und Ribespflanzen in
Massen gezogen werden, kann es leicht
zu vollständigen Epidemien kommen.
i Bei dieser Gelegenheit sei auch vor
Ankauf von Weymouthskiefer-Pflanzen
gewarnt, welche mit der weissen Woll-
laus bedeckt sind, da dieses Insekt ein
häufiger Schädling dieses Baumes ist.
Es wäre erwünscht, wenn Zusen-
dungen des Weymouthkiefernrostes und
Mitteilungen über sein Vorkommen an
die biologische Abteilung des Kaiser-
lichen Gesundheit - Amtes in Berlin
NW., Klopstockstrasse 20, gemacht
würden.
Le pziger Palmengarten.
Wie die »Gartenwelt« mitteilt, waren
für den kürzlich eröffneten neuen
Leipziger Palmengarten bis zum 19. Mai
mehr als 30ooDauerkarten für Familien,
1787 Dauerkarten für einzelne Personen,
396 Se*nesterkarten für Studierende
und 596 Dauerkarten für Aktionäre
entnommen.
Die Erweiterung
der Blumenhalle in der Markthalle II in Berlin.
Die Blumenhalle in der Markthalle II
in der Lindenstrasse soll erweitert
werden. Die Kosten des Erweiterungs-
baues sind auf 79 000 M. veranschlagt.
Unterrichtswesen.
Dankschreiben des Kuratoriums der König).
Gärtner-Lehranstalt für das vom Verein ge-
stiftete Stipendium*).
Berlin, den 13. Mai 1899.
Auf das gefl. Schreiben vom 10. huj.,
betr. die Stiitung eines Stipendien-
fonds von 5000 Mk. für die Königl.
Gärtner-Lehranstalt, beehren wir uns
dem Verein unsern herzlichsten Dank
*) Siehe Gartenflora 1899, S. 204.
für diese generöse Schenkung erge-
benst auszusprechen. Diese Gabe ist
für die Lehranstalt ungemein wertvoll,
nicht nur wegen des hohen Betrages,
sondern auch vornehmlich wegen der
Anerkennung der Wirksamkeit der
Anstalt, welche darin liegt, dass ein
so kompetenter Beurteiler der Erfolge
der Potsdamer Schule, wie es der erste
gärtnerische Verein Deutschlands un-
334_
Aus den Vereinen. — Litteratur.
bestreitbar ist, seine Teilnahme an dem
weiteren Gedeihen der Anstalt durch
eine solche reiche Schenkung aus-
drückt.
Wir erklären uns hiermit gern be-
reit, das Stipendium unter den von
dem Vereine gestellten Bedingungen
anzunehmen, und verpflichten uns, den
Fonds in entsprechender Weise zu
verwalten.
Den Betrag bitten wir an die Kasse
der Königl. Gärtner - Lehranstalt in
Wildpark zu schicken.
Für das Kuratorium
der Königl. Gärtner- Lehranstalt zu Wildpark.
gez. H. Thiel.
Wirkl. Geh. Ober-Regierungsrat
und Ministerial-Direktor.
An
den Verein zur Beförderung des
Gartenbaues in den Preussischen
Staaten.
Hier.
Aus den Vereinen.
Hauptversammlung des Vereins deutscher
Gartenkünstler.
Der Verein deutscher Gartenkünstler
hält seine diesjährige Hauptversamm-
lung am 9., 10. und 11. Juli zu Mann-
heim ab. Seitens der Stadtbehörde,
die bedeutende Geldmittel bewilligt
hat, wird eine Ausstellung von Plänen,
Zeichnungen und Photographien öffent-
licher Parks, Schmuckplätze, Schul-
garten in deutschen Städten veranstaltet,
und verspricht dieselbe, den bisher
eingegangenen Anmeldungen zufolge
eine sehr reichhaltige und äusserst
interessante zu werden. Auf der Tages-
ordnung stehen neben dem kurzen ge-
schäftlichen Theil sehr anregende
Fragen, wie: »Allgemeine Grundsätze
für die Anpflanzung von Bäumen in
den verschiedenartigsten Strassentypen,
Feststellung der bewährtesten Methoden
für Bewässerungseinrichtungen in be-
festigten Strassen, und ein Vortrag des
Herrn Cordes - Hamburg über die
Kunst im Gartenbau und die Archi-
tektur, sodass die Beratungen von weit-
gehendstem Interesse für die All-
gemeinheit sein dürften. Neben der
Besichtigung der städtischen Anlagen
von Mannheim sind Ausflüge nach
Heidelberg. Ludwigshafen und anderen
benachbarten Städten vorgesehen.
Der Verein zur Förderung des Frauenerwerbs
durch Obst- und Gartenbau
will sich in einer Petition an den
Kultusminister wenden, dass die Re-
gierungen angewiesen werden möchten,
alle Urlaubsgesuche von Lehrerinnen
zum Besuch eines Blumenpflegekursus
zu bewilligen und nötigenfalls Unter-
stützungen hierzu zu gewähren. Die
Entwicklung der Obst- und Garten-
bauschule für Frauen in den ersten
4V2 Jahren ihres Bestehens schilderte
am 28. April im Falk-Realgymnasium
Frl. Dr. Castner. Die Anstalt, die
sich jetzt in Friedenau befindet, aber
im Oktober nach Marienfelde über-
siedelt, weil sie sich zu klein erwiesen,
um alle Lernenden aufzunehmen, hat
seit ihrer Eröffnung 102 Schülerinnen
Aufnahme gewährt, 69 Damen machten
einen ein- bis zweijährigen Kursus
durch, 24 waren Hospitantinnen,
9 erlernten den Baumschnitt und 4 be-
suchten einen Kursus für Baumpflege,
Von den Schülerinnen legten 16 das
Gärtnerinnenexamen ab, 4 machten
sich selbstständig, 10 nahmen Stel-
lungen an; gegenwärtig zählt die
Anstalt 23 Schülerinnen und 3 Hos-
pitantinnen. Von Ausländerinnen sind
nur eine Russin und eine Österreicherin
in der Schule.
Litteratur.
Neue Beobachtungen über die Eibe,
besonders in der deutschen Volks-
kunde. Nach einem Vortrag des Herrn
Prof. Dr. Conwentz in der anthro-
pologischen Sektion der Naturforschen-
den Gesellschaft in Danzig am 22.
Februar 1899. Der Vortragende be-
spricht hauptsächlich eine Reihe von
Ausstellungen und Kongresse. — Personal-Nachrichten.
333
Funden von Gegenständen, die aus
Eibenholz hergestellt waren und in
verschiedenen Museen aufbewahrt wer-
den und die zum Teil aus prähis-
torischer Zeit stammen. J. B.
»Nerthus«. Wochenschrift für
Pflanzen- und Blumen freunde. Aquarien-,
Terrarien- und Vogelliebhaber. Heraus-
gegeben von Kriele und Adolff,
Altona-Ilamburg. Der Preis dieser
neuen, sonntäglich erscheinenden Zeit-
schrift beträgt, durch die Post oder
Buchhandlung bezogen, für das Halb-
jahr 3 M., direkt vom Herausgeber
unter Kreuzband 3,50 M. J. B.
E. Pfyffer von Altishofen,
Blumenparterre - Album. Sammlung
neuer Entwürfe zu Teppichbeeten und
Blumenparterres mit Bepflanzungs-
an gaben, Konstruktionszeichnungen
und Anleitung zum Uebertragen der
Entwürfe aufs freie Land. München
1899. Die Sammlung erscheint in
zwanglosen Heften ä 1 M. In jeder
Lieferung sind 5 Tafeln nebst 18 Seiten
Text enthalten. J. B.
Ausstellungen und Kongresse.
Berlin. Grosse deutsche Winter-
blumen - Ausstellung, Mitte Februar
1900 im Zoologischen Garten.
Dresden. Jahresversammlung der
Deutschen dendrologischen Gesellschaft
7. bis 9. August.
Wildpark. 75-jährige Jubiläums-
feier der Königl. Gärtner-Lehr-
anstalt vom 29. Juni bis 2. Juli 1899.
Haupttage: 30. Juni und 1. Juli.
Krefeld. Grosse Allgemeine
Ausstellung für die Rheinprovinz.
16. — 25. September. Anmeldungen an
Albert Samson, Krefeld, Leyenthal-
strasse 101.
Landsberg a. W., 21. — 24. Sep-
tember 1899. Obst- und Gartenbau-
Ausstellung und Versammlung des
Märkischen Obstbau-Vereins. Anfragen
an das Komite der Ausstellung in
Landsberg a. W.
Personal-Nachrichten.
In der Jahressitzung der Kaiserlich
Russischen Gartenbau-Gesellschaft am
18./30. Mai sind auf Vorschlag Seiner
Exzellenz des Herrn Geheimrat Prof.
Dr. Fischer von Waldheim folgende
Personen zu Ehrenmitgliedern erwählt:
Geh. Regierungrat Prof. Dr. Engler-
Berlin, Graf O. de Kerchhove de
Denterghem-Gent, J.Veitch-London,
Seine Exzellenz der Minister Viger-
Paris, Henri Leveque de Vilmor in-
Paris, L. Wittmack- Berlin. Ferner
sind zu Ehrenmitglieder ernannt die
Herren: von Siessmeier sen., St.
Petersburg, Mitbegründer der Garten-
bau-Gesellschaft, General Speranzky,
Präsident der Gesellschaft und Admiral
Koznakojef.
Am 24. Mai verschied, durch Mörder-
hand schwer verwundet, der einzige
Sohn, das letzte Kind, des Gärtnerei-
besitzers Albert Schwarzberg in
Pankow und seiner Gattin Luise geb.
Namslau, der Gärtner Richard
Schwarzburg im 23. Lebensjahre.
In den weitesten Kreisen hat diese
Nachricht die innigste Teilnahme für die
schwer geprüften Eltern hervorgerufen.
Hugo Baum, mehrere Jahre Revier-
gehilfe im Königl. bot. Garten zu
Berlin, nimmt an der Forschungsreise
einer englischen Expedition theil, die
am 21. Juni von Lissabon aufgebrochen
ist, um im Innern Afrikas pflanzen-
morphologische Studien zu machen.
August Fehringer, Inspektor der
Kaiserlichen Obstgärten in der Krim
und Baumschulbesitzer in Moskau,
wurde der russische Stanislaus-Orden
336
Sprechsaal. — Ausflug. — Mitglieder-Beiträge. — Tagesordnung.
3. Kl. für seine Verdienste im russischen
Obstbau verliehen.
Dem Königl. Gärtner Joseph Preu ss
in Gross-Mohnau und dem Kunstgärtner
Sbach in Gr.-Spiegelberg ist das
Preussische Allgemeine Ehrenzeichen
verliehen.
Otto Bruders, Geschäftsführer der
C. Stoelckerscben Baumschulen in
Ettenheim (Baden) ist zum Obstbau-
lehrer an der Landw. Obst- und Wein-
bauschule in Marburg an der Drau
ernannt.
Dem fürstlichen Gartendirektor a. D.
Albrecht Hermes zu Schloss Dyck
im Kreise Grevenbroich ist der Kgl.
Kronenorden 4. Kl. verliehen. Herr
Hermes leitete 1867 den »Preussischen
Garten« auf der Pariser Weltausstellung.
Unserem Ehrenmitgliede , Hof-
marschall a. D. v. St. Paul zu Fisch-
bach im Riesengebirge, Vorsitzender
der Deutschen dendrologischen Gesell-
schaft, ist das Kommandeurkreuz des
Anhaltinischen Hausordens verliehen.
Stadtgärtner Beithner-Bonn wurde
zum Gartendirektor ernannt.
Sprechsaal.
Frage 4. Ist ein Mittel gegen den
jetzt, wahrscheinlich infolge der
schroffen Temperatur-Differenzen, so
stark auftretenden Pilz auf den Nerven
der Platanenblätter Glooeosporium
nervisequum bekannt? M. H.
Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den Preuss. Staaten.
Zur Feier des 77. Stiftungsfestes Donnerstag den 22. Juni 1899 Ausflug mit
Damen per Extrazug nach Eberswalde. Abfahrt vom Stettiner Bahnhof pünktlich 2 Uhr 20 Min.,
vom Gesundbrunnen 2 Uhr 25 Min. Aussteigen Haltestelle am Wasserfall vor Eberswalde;
daselbst Kaffe und Kuchen frei. Spaziergang im Walde und Besichtigung der Forst-Gärten.
Bierpause auf dem Gesundbrunnen. Abends 7 Uhr Festessen im Schützenhause
ä Gedeck 2 M. Rückfahrt von Eberswalde mit Extrazug um 10 Uhr.
Anmeldungen bis spätestens Dienstag den 20. Juni mittags, mit Angabe der Zahl
der Damen und Herren im General-Sekretariat Invalidenstr. 42. Gäste willkommen.
Teilnehmer am Feste zahlen 2,5o M. die Person für Hin- und Rückfahrt, sowie für
allgemeine Unkosten. Versammlung in der Vorhalle des Stettiner Hauptbahnhofes, bezw. am
Bahnhof Gesundbrunnen. Um zahlreiche Beteiligung bittet Der Vorstand.
Aufforderung zur Einsendung der Mitglieder-Beiträge.
Diejenigen Mitglieder des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues,
welche ihren Beitrag für 1899 noch nicht entrichtet haben, werden ersucht, ihn
bis zum 1. Juli an den Schatzmeister, Kgl. Hoflieferanten J. F. Loock,
Berlin X., Chausseestr. 52 a, einzusenden. Von denen, die ihn bis dahin nicht
eingeschickt haben, wird angenommen, dass ihnen die Einziehung durch die
Post erwünschter ist. Der Beitrag beträgt für Berlin und Umgegend 20 M., für.
das übrige Deutschland und Oesterreich-Ungarn 13 M., für das Ausland 15 M.
Der Vorstand.
Tagesordnung
für die
Jahresversammlung des Vereins z. Beförderuno d. Gartenbaues i. d.'pr. Staaten
am Donnerstag, den 29. luni 1899, 6 Uhr,
im Königl. botanischen Museum, Grunewaldstr. 6-7 (im Königl. botanischen Garten).
1. Ausgestellte Gegenstände. 2. Erstattung des Jahres- und des Kassenberichts. 3. Neu-
wahl des RsSPBran'äes. 4. Verschiedenes.
3
3
S
ls in der ersten Sitzung des Vereins zur Beförderung des Garten-
£b baues am l. Dezember 1822 in dem von Sr.'Maj. dem König erkauften
Schützschen Etablissement zu Xeu-Schöneberg der Direktor des Königlichen
botanischen Gartens Professor Link die Eröffnungsrede hielt, sagte er u. a.:*)
Wir empfehlen vorläufig Ihrer Aufmerksamkeit und Mitwirkung eine in diesem
Lokale anzulegende Gartenschule. Ein ausführlicher Plan soll Ihrer Beurteilung
in der Eolge vorgelegt werden. Wir haben diesen Ort zur Anlage gewählt aus
mehreren Gründen. Zuerst und vorzüglich, damit wir diese Schule mit dem
Verein in eine nähere Verbindung bringen können, um Ihre Urteile, Ihre Vor-
schläge, Ihre Prüfungen zu benutzen; dann hat auch die Nähe des Königlichen
botanischen Gartens Einfluss darauf gehabt Wer das Ganze übersieht,
wird sich leicht im Einzelnen finden .... Auch soll die Gartenschule nicht
junge Männer bilden, welche bestimmt sind, Beete abzutreten und Bohnen zu
legen, sondern welche in dem Distrikte, wohin sie kommen, und in dem Fache,
welches sie vorzugsweise erwählt haben, als Lehrer auftreten können.«
Am 2. November 1823 genehmigte der Verein die ihn betreffenden Teile
der Statuten und des Verwaltungs-Planes der Gärtner-Lehranstalt zu Schöneberg
und Potsdam sowie der Landesbaumschule. Der Verein erwarb dadurch grosse
Rechte und grosse Pflichten, denn § 39 der Statuten sagt: »Die beiden Direktoren
der Gärtner-Lehranstalt bilden in Vereinigung mit einem auf drei Jahre zu
wählenden Abgeordneten des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues das
Vorsteheramt jener Anstalt. In dem Vorsteheramt vereinigt sich die gesamte
Verwaltung und Leitung der inneren und äusseren Angelegenheiten der Gärtner-
Lehranstalt« etc.
Noch heute ist der Verein durch ein Mitglied im Kuratorium der be-
sonders auf seine Veranlassung ins Leben gerufenen Anstalt vertreten, wenn
auch manches anders geworden ist. Die Schöneberger Abteilung der Garten-
schule und die Landesbaumschule sind eingegangen, bezeichnend ist aber,
dass dieselben Gründe, welche einst dafür sprachen, die untere Abteilung in
die Nähe des botanischen Gartens in Schöneberg zu legen, jetzt wieder dahin
führen, die ganze Anstalt in die Nachbarschaft des neuen botanischen Gartens,
nach Dahlem, zu bringen.
Sicherlich ist diese nahe Beziehung zu dem botanischen Garten für die
Gärtner-Lehranstalt von dem grössten Segen, und um so schöner wird sich
die ganze Anstalt weiter entwickeln, wenn, wie beabsichtigt, sie zu einem
Staatsinstitut erhoben wird.
* Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues Band 1 S. 22. Siehe
ferner daselbst S. 259 ff.
Zum 75 jährigen Jubiläum
der Königlichen Gärtner- Lehranstalt.
oo§ Vier neue Holzgewächse.
Wie alle, welche der Gärtner-Lehranstalt nahe stehen, so ruft auch der
Verein zur Beförderung des Gartenbaues, der Mitbegründer der Anstalt, ihr zu
ihrem Jubelfest von ganzem Herzen zu:
„Glück auf!"
Vier neue Holzgewächse
(Ribes Späthianum, Cornus Purpusi und C. Hessei, Viburnum Sargenti).
Von E. Koehne.
ibes Späthianum n. sp. (Subsect. Nigra, Verwandtschaft von R. cereum
.^T'V Dougl.) niedrig, im Wuchs R. cereum ähnlich. Altere Zweige schwärz-
lich aschgrau, jüngere dunkel gelbbraun, unbehaart, mit schülferigen
Drüsenhöckerchen zerstreut besetzt. Blätter klein, ganz wie die von
R. cereum gestaltet, aber stark klebrig und von starkem, angenehm
aromatischem Geruch, besonders jung mit zerstreuten klebrigen Drüsen
besetzt, auf drüsigen und öfters sehr dicht und kurz sammethaarigen Stielen.
Doldentrauben wie bei R. cereum, bis fünfblütig; Blütentragblätter etwas
schmäler, vorn weniger abgestutzt, gar nicht oder oben oberwärts ein-
geschnitten-gesägt, drüsig. Fruchtknoten mit zerstreuten, sehr kurz ge-
stielten Drüschen besetzt. Kelch fleischfarbig, seine Röhre unterwärts
etwas bauchig erweitert; Blumenblätter weiss. Blüten sonst wie bei R.
cereum. Frucht noch unbekannt (bei cereum ist sie orangegelb, mit grünen
Samen).
Im Arb. Späth und im botanischen Garten zu Darmstadt als „Ribes
spec. Colorado, Black Canon, Purpus 1893" erzogen. Die entsprechenden
Herbar-Exemplare, die ich jedoch nicht gesehen habe, führen No. 496 und 510.
Ausserdem besitze ich ein Exemplar, das von C. A. Purpus ebenfalls in
Colorado, aber an trockenen Stellen an Felsen auf dem Rimrock, Mesa grande,
in einer Meereshöhe von 10000—11000 Fuss unter No. 244 gesammelt wurde.
Dort wird der Strauch meterhoch.
R. cereum unterscheidet sich leicht durch die weniger lebhafte Farbe
der jüngeren Zweige, durch deren zwar sehr kurze, aber dichte und sehr lange
bleibende sammetartige Behaarung, durch die weniger lebhaft grüne Färbung,
das Fehlen der Klebrigkeit, das Fehlen des aromatischen Geruches des Laubes,
durch die breiteren, vorn oft etwas abgestutzten und stets daselbst ein-
geschnitten gesägten Blütentragblätter, durch den nicht mit Drüsen besetzten
Fruchtknoten, endlich durch die wachsweisse Kelchfarbe.
Cornus Purpusi n. sp. (Subsect. Amblycaryum Koehne in Garten-
flora 45. 1896 S. 286 und 46. 1897 S. 96.) Ältere Zweige in frischem Zustande
grüngelb, jüngere Zweige gelbrot, alle fast drehrund, dicht anliegend behaart,
im zweiten Jahre hier und da verkahlend. Blätter auf 7—25 mm langen
Stielen, am Grunde spitz, breit bis schmal elliptisch (2— 3mal, an
kurzen Seitenzweigen oft fast 4mal so lang wie breit), ziemlich plötzlich zu-
gespitzt, papierartig, mit 5 oder 6 Nervenpaaren, oberseits bei der Entfaltung
anliegend behaart, aber rasch verkahlend, unterseits bleibend zerstreut
behaart, mit kurzen anliegenden Härchen und daselbst gelblich- oder
Vier neue Holzgewächse. 22G
graugrün (unter dem Mikroskop mit dichtstehenden, kleinen,
rauhen Papillen und verbindenden Netzleisten und Runzeln); Länge
von Laubtriebblättern etwa 7—8 cm, Breite 32—40 mm, Grösse der Blüten-
zweigblätter oft etwas, die der Blätter kurzen Seitenzweige oft viel geringer
(3V2— S cm : 12 — 20 mm). Blütenstand sehr dicht, gewölbt, seine Ver-
zweigungen nicht dicht anliegend — oder kaum abstehend — be-
haart. Blüten ziemlich klein. Kelchzipfel etwa von halber Länge des
Fruchtknotens oder noch länger. Blumenblätter etwa 4 — 5 mm lang,
Staubblätter dieselben an Länge übertreffend. Griffel unter der Narbe
plötzlich zu einer kugeligen Keule verdickt, Narbe dick scheibenfömig,
schmaler als die Keule. Frucht trüb blau, etwa 5 — 6 mm dick, mit
bleibendem Griffel. Stein 4 mm breit, etwa 3 — 3V3 mm dick, 3V2 mm hoch,
schief, mit etwa sechs fein erhabenen, oberwärts verschwindenden Linien,
ausserdem besonders oberwärts schwach und unregelmässig stumpf gerippt.
Ohio, in Wäldern westlich von Toledo am Eriesee von J. A. Purpus
1887 entdeckt und im botanischen Garten zu Darmstadt kultiviert. Nach
brieflicher Mitteilung von Herrn Purpus auch bei Herrn Hesse in Weener-
Ostfriesland in Kultur und daselbst als C. Amomum aus Nordamerika
bezogen.
Herr Purpus bemerkte an genanntem Fundort ausser dieser Art nur
noch C. candidissima Mill. Der Strauch, beladen mit hübschen blauen
Beeren, fiel ihm durch seine Schönheit auf. Mitgenommene Samen ergaben
zu Darmstadt Sträucher, die sowohl einander, wie auch der wilden Form voll-
kommen glichen. In Darmstadt geerntete Samen, wiederholt ausgesäet, er-
wiesen stets vollkommene Samenbeständigkeit der C. Purpusi, sodass wohl nicht
daran zu denken ist, es könnte eine Bastardform vorliegen.
Zum Vergleich mit Cornus Purpusi können nur Arten mit derselben
eigentümlichen Griffelbildung herangezogen werden. Die Species mit ab-
weichender Gestaltung des Griffels sind so leicht und sicher von ihr zu unter-
scheiden, dass auf weitere Unterschiede nicht eingegangen zu werden braucht.
Einen ebenso keulenförmigen Griffel besitzen nun
1. C. paucinervis Hance aus China, Blätter mit nur 2 — 4 Nerven-
paaren; vielleicht auch
2. C. quinquenervis Franch. aus China, mir nicht näher bekannt, mit
eckigen Zweigen und schmal-lanzettlichen, kahlen Blättern.
3. C. corynostylis Koehne vom Himalaya , mit ebenfalls 4seitigen
Zweigen und viel grösseren, breiteren, eiförmigen (nicht elliptischen) unter-
seits weisslichen Blättern mit 6 — 8 Nervenpaaren.
4. C. sanguinea L., und
5. C. australis C. A. Mey., die beiden Europa und dem Orient zu-
gehörigen Arten, mit schwarzen, selten grünen Früchten, sind auch mikro-
skopisch sehr verschieden, indem die Epidermis der Blattunterseite keine Spur
von Papillenbildung aufweist.
6. C. Amomum Mill. ist der C. Purpusi jedenfalls am ähnlichsten,
unterscheidet sich von ihr aber ebenfalls sehr scharf durch das-
selbe mikroskopische Merkmal des gänzlichen Papillenmangels auf
der Blattunterseite. Ausserdem hat C. Amomum anfangs dunkelrote,
später braunrote Zweige. Die Haare auf der Blattunterseite sind, besonders
o_^o Vier neue Holzgewächse.
auf den Nerven, zuletzt stets braun, die Verzweigungen des Blütenstandes
bleiben allezeit dicht rauhaarig, Blütenstände und Blüten sind grösser, die
niedergedrückten Steine sehr stark gerippt und oben gespitzt.
7. C. pubescens Nutt.., wie ich sie bisher aufgefasst habe, hat ebenfalls
die keulige Griffelverdickung (Blütenexemplar aus Californien, Coli. Jones No.
3289); aus europäischen Gärten sah ich bisher nur ein einziges echtes, von
Sargent an Späth gesandtes, aber noch nicht zur Blüte gekommenes Exemplar.*)
Coulter und Evans (Bot. Gazette 15. 1890 p. 37. Revision of North American
Cornaceae) erwähnen nichts von einer Griffelkeule bei C. pubescens, noch bei
deren Varietät californica, unterscheiden vielmehr davon ausdrücklich
als neue Art eine
8. C. Green ei Coult. et Evans wegen ihrer keuligen Griffelverdickung.
Jedenfalls sind aber sowohl C. pubescens wie C. Greenei von C. Purpusi
schon durch die krauswollige Behaarung der Blattunterseite leicht zu unter-
scheiden. Ausserdem hat C. pubescens weisse Früchte; bei der kalifornischen
C. Greenei werden sie als dunkelblau angegeben.
Alle übrigen bekannten Cornus-Arten haben keine kugelig-keulige
Verdickung des Griffels unter der Narbe.
Cornus Hessei n. sp. (Subs. Amblycaryum). Internodien der Haupt-
zweige nur etwa 1 cm lang, die zahlreichen kurzen Seitenzweige deshalb sehr
gedrängt, mit (im August) nur 2 — 3 mm langen Internodien. Blätter gegen-
ständig, wegen der sehr kurzen Internodien zu dichten Massen zu-
sammengedrängt, auf 4 — 9 mm langen Stielen, klein (nur 2,5 — 5,5 cm lang,
8 — 22 mm breit), aus spitzem Grunde elliptisch oder länglich (Breite zur Länge
= i :': 21/, bis 3), papierartig, mit 4 — 5 unterseits wenig vorragenden Nerven-
paaren, beiderseits ungefähr gleich stark behaart, unterseits grauweisslich (von
mikroskopischen, wie bei C. alba Wang. ziemlich entferntstehenden, rauhen.
durch niedrige Netzleisten und feine Runzeln verbundenen Papillen). Blüten-
stand (nur 3 cm breit), halbkugelig, seine Verzweigungen anliegend und
nicht dicht behaart. Junge Früchte (im August) niedergedrückt-kugelig,
reif, nach Hesse brieflich, (wie bei C. tatarica Mill.) bläulichweiss. Frucht-
griffel aufallend kurz und dick (1 bis höchstens 1,5 mm lang), bleibend,
ohne keulige Verdickung. Kelchzähne winzig, Narbe kaum breiter als das
Griffelende. Stein (unreif) um fast Y3 kürzer als breit, an beiden Enden un-
gespitzt, seitlich zusammengedrückt (etwa r3 weniger dick als breit), mit
schwacher, ringsumlaufenden Nahtrinne, sonst mit glatter Oberfläche.
Der Strauch erwuchs Herrn A. Hesse in Weener nach gütiger brieflicher
Mitteilung unter Sämlingen von Crataegus chlorosarca, wozu das Saatgut aus
St. Petersburg bezogen worden war, ursprünglich in zwei unter sich, in der
Jugend wenigstens, etwas verschiedenen Exemplaren. Das eine davon ging
später ein. Herr Hesse bemerkt, dass hochstämmige Veredlungen des
Strauches eine Kugel bilden und sich sehr schön ausnehmen.
Zwei Zweige mit halb ausgereiften Früchten erhielt ich von Herrn J. A.
Purpus aus dem botanischen Garten in Darmstadt. Obgleich ich die Blüten
noch nicht zu beurteilen in der Lage bin, so glaube ich doch durch obige
*) Alle mir sonst als C. pubescens zugegangenen Exemplare zeigten nicht die Merk-
male dieser Species,
Vier neue Holzgewächse. jaj
Beschreibung dargelegt zu haben, dass hier eine ganz eigenartige Pflanze vor-
liegt, die keiner andern Cornus-Art ähnelt. Von C. tatarica, der sie
wohl am nächsten steht, unterscheidet sie sich nicht blos durch die kleinen.
überaus dicht zusammengedrängten Blätter und den übermässig gedrängten
Wuchs, sondern auch durch die Früchte, die, obgleich noch nicht reit", doch
erhebliche Abweichungen schon mit voller Klarheit hervortreten lassen. Bei
C. tatarica sind nämlich die Früchte stets ein wenig länger als dick, ent-
sprechend der Form des Steines, der mindestens so lang, meist aber erheblich
länger als breit, ausserdem meist an beiden Enden, jedenfalls aber am Unterende
deutlich gespitzt ist. Ferner ist der Fruchtgriffel bei C. tatarica iw2bis2mal
so lang wie bei C. Hessei, dabei aber dünner, sodass der Griffel ersterer Art
lang und schlank, der der letzteren kurz und plump erscheint. Von den
feinen erhabenen Längslinien des tatarica-Steines ist bei C. Hessei nichts
zu sehen; der hinreichend vorgeschrittene Entwickelungsgrad der Steine
bei letzterer lässt auch nicht erwarten, dass solche Linien sich später noch
ausbilden.
C. Hessei wird in unsere Gärten bei seiner Eigenart sich gewiss bald
Eingang verschaffen.
Viburnum Sargenti n. sp. (Sekt. Opulus.) Ist V. Opulus L. und V.
americanum Mill. sehr ähnlich, unterscheidet sich aber von beiden sofort
ausser durch den starken Wuchs mit sehr kräftigen, straff aufrechten Haupt-
stämmen durch die dichte rauhe Behaarung der Blattstiele und der ein-
jährigen, oft auch noch der zweijährigen Zweige. Blattstiele kräftig,
am Grunde mit zwei schmalen Nebenblättern, am Ende mit zwei, selten vier
grossen, flach schüsseiförmigen Drüsen, seine oberseitige Rinne etwas schmaler
zusammengezogen als bei V. americanum, aber nicht ganz so schmal wie
bei V. Opulus. Blätter unterseits behaart, die der Blütenzweige und unteren
Blätter der Laubtriebe denen der beiden genannten Arten durchaus ähnlich;
mittlere Blätter der Triebe dreilappig und übrigens ganz- (oder fast ganz-)
randig, die drei Lappen viel länger und schmaler zugespitzt, und die seitlichen
mehr auswärts gebogen als bei entsprechenden Blättern von Opulus und
americanum, der Mittellappen mehr verlängert; oberste Blätter der Triebe
mit sehr verlängertem, lanzettlichem Mittellappen undsehr kurzen, fast wagerechten
Seitenlappen, deshalb fast spiessförmig (Blätter der letzteren Form sah ich bei
den beiden anderen Arten noch nicht). Blütenstand und Blüten, Früchte und
Steine wie bei V. Opulus, doch scheinen die Randblüten etwas grösser zu
werden; die Staubbeutel sind purpurn.
Ich habe den ornamentalen Strauch drei Jahre lang im Arboret des
Herrn Uekonomierat Späth beobachtet und bin zu der Überzeugung ge-
kommen, dass er eine eigene Art vorstellt. Jedenfalls ist er sehr viel leichter
von den beiden verwandten Arten zu unterscheiden als diese unter sich. Er
stammt aus China und wurde von C. S. Sargent als ,,V. Opulus aus den
Gebirgen von Peking-' verbreitet. :
342
Geschichte der kultivierten Stiefmütterchen.
Geschichte der kultivierten Stiefmütterchen
nach V. B. Wittrock.
ri^ry^ (Referat von L. W i 1 1 m a c k.)
^Ner Direktor des botanischen Gartens in Stockholm, Veit Brecher
tsP^T Wittrock, hat in den Verhandlungen des Stockholmer Gartens (Acta
Horti Bergiani) Band II, No. 7, einem Heft, welches bereits 1895 erschienen
ist, eine eingehende Studie über die Geschichte der kultivierten Stiefmütterchen
veröffentlicht, welcher er in dem später ausgegebenen stärkeren Heft, Band II,.
No. 1 1897, eine Darstellung der Wuchsverhältnisse und der zahlreichen
Varietäten des wilden Stiefmütterchens Viola tricolor und seiner nächsten Ver-
wandten mit 14 höchst sorgfältig ausgeführten Farbentafeln folgen liess.
Uns interessiert bezüglich der Geschichte hauptsächlich Band II, No. 7>
der in vielen Textabbildungen die Stamm- und Gartenformen des Stiefmütterchens
darstellt.
In der Einleitung bemerkt Wittrock, dass Charles Darwin den Ver-
such aufgegeben habe, die Abstammung zu ergründen, nachdem er zahlreiche
Varietäten verglichen habe, da das zu schwer sei für Jemanden, der nicht
Botaniker von Fach ist. W. O. Focke sagt in seinem wichtigen Werk »Die
Pflanzen-Mischlinge« 1881, S. 49: Viola altaica Pallas wurde 1818 in die Gärten
eingeführt und von ihm sollen die Gartenstiefmütterchen (Pensees) abstammen.
Wahrscheinlich hat eine Kreuzung mit V. grandiflora Hudson stattgefunden.
Dagegen ist es wenig glaublich, dass Formen von V. tricolor und V. sudetica
in nennenswertem Grade zu den Pensees beigetragen haben, da keine charakte-
ristischen Merkmale von diesen bei den Gartenstiefmütterchen gefunden werden.
Th. Rümpler sagt in »Die Stauden etc.« 1887, S. 104: Die Pensees sind,.
wie bekannt, aus V. altaica und V. tricolor hervorgegangen.
V. von Borbas dagegen bemerkt in der neuesten Auflage von Kochs
Synopsis der deutschen und schweizer Flora: Die Pensees, besonders die mit
vorherrschend gelben Blumen, stammen von V. lutea ab. Manche der übrigen
sind teils Kulturformen von Viola tricolor L. var. hortensis D. C., Prodromus
I. 303 mit stark sammetartigen Blumenblättern, die viel grösser als der Kelch,,
nämlich die mit schwarz violetten und schwarzbraunen Blumen, teils künstliche
Bastarde von V. tricolor, lutea und altaica sind.
Eichler, Warming und die meisten neueren Systematiker sehen
V. altaica als Stammpflanze an. Voss sagt in Vilmorins Blumengärtnerei S. 94
bei V. tricolor: Die Pflanze ist ungemein veränderlich, in Kultur ist nur eine
Bastardform, deren Abstammung unbekannt. S. 95 heisst es b>.-i V. altaicar
Stellung der Kronenblätter wie beim Gartenstiefmütterchen, als dessen Stamm-
formen man hier und da V. lutea, V. altaica und V. olympica Boiss. be-
trachtet.
Wir wollen hinzufügen, was Wittrock noch nicht erwähnen konnte, da
das betr. Heft erst 1895 erschien, dass in Lief. 119 der natürlichen Pflanzen-
familien von Engler & Prantl auch die Bearbeiter der Violaceae, K. Reiche
und P. Taubers S. 3351, Viola altaica Pall. in Südrussland und Sibirien als die
Stammpflanze unserer zahlreichen Gartenstiefmütterchen bezeichnen.
Wie wir seilen werden, ist Wittrock anderer Ansicht. Er giebt aber
zunächst eine Geschichte.
Geschichte der kultivierten Stiefmütterchen.
343
I. Die Stiefmütterchen im unveredelten Zustande
im 16. bis 18. Jahrhundert.
Die alten Botaniker erwähnen nur V. odorata, das wohlriechende Veilchen,
vielleicht weil V. tricolor in Griechenland sich nur in wenigen Gebirgszügen
findet. In Italien ist sie zwar nicht selten, aber man machte damals wenig
botanische Studien in der Natur. In den mittelalterlichen Schriften findet man
das Stiefmütterchen auch nicht erwähnt, doch sah Ch. Morren eine Ab-
bildung in den Miniatur-Malereien eines Manuskripts in der Bibliothek zu
Brüssel.
Erst Otho Brunfels bildet in seinem Ilerbarum vivae eicones,
II. Aull. I, p. 73, Strassburg 1536, es deutlich unter dem Namen Herba
Trinitatis, Dreyfaltigkeytblümlein (wegen der drei Farben) ab. Der Xame
Pensee kommt zuerst bei dem Franzosen Jeannes Ruellins in De natura
stirpium libri tres Basel, 1537, p. 449 vor, wo er sagt: Das geruchlose Veilchen
scheint das zu sein, was die Franzosen vulgär Pense nennen. Von der Kultur
redet zuerst Leonhard Fuchs in De historia stirpium Basel 1542, S. 804.
Ilerba trinitatis kommt bisweilen wild vor, sei aber oft im Garten angepflanzt
und werde dort schöner. Die oberen Blumenblätter beschreibt er als purpurn,
die beiden seitlichen als weiss und das unterste als gelb.
Auch sein Zeitgenosse Hieronymus Bock (Tragus) De stirpium etc.,
Strassburg 1552, S. 563, kennt das wilde und das kultivierte Stiefmütterchen
und beschreibt von letzterem schon drei Farben-Varietäten: 1. obere Blätter
purpurn, seitliche und untere blau, welche er die gewöhnlichste nennt, eine
zweite gleich der von Fuchs, eine dritte oben Blumenblätter purpurn, die drei
anderen lavendelblau (caesii). Er erwähnt auch des gelben Sternes (des Honig-
fleckes) in der Blume sowie der 5 oder 6 schwarzen radienartigen Linien und
sagt, dass sie in Gärten ohne Schaden überwintern.
Bei dem Niederländer Rembertus Dodonaeus, Stirpium historiae
Antwerpen 1583 S. 157 findet man zuerst den Namen Viola tricolor; er
sagt, dass der Name Pensees nicht nur von Franzosen, sondern auch von
Wallonen und Vlamländern gebraucht werde, und giebt eine sehr schöne Ab-
bildung des kultivierten Stiefmütterchens.
Jac. Dalechampius und Joh. Molinaeus, zwei Franzosen, sagen in
ihrer Historia generalis plant., Leiden 1587, S. 800, dass Viola flammea, bei
den Franzosen pensees und menues pensees, in Frankreich gezogen werden,
und im Garten bedeutende Farbenveränderungen zeigen.
Bei Carolus Clusius, Rariorum aliquot stirpium etc., Antwerpen 1583,
findet sich eine neue Art als Gartenpflanze, Viola tricolor odoratissima, die er
bei Camerarius in Nürnberg gesehen, welcher sie aus den Schweizer Bergen
eingeführt. Es handelt sich hier aber um eine Form von V. lutea, am meisten
übereinstimmend mit var. V. sudetia Willd. Clusius sah sie auch im Garten
des Landgrafen Wilhelm von Hessen-Cassel, Camerarius erhielt sie aus dem
Stuttgarter Garten. Im Hortus Eystettensis des Bischofs Joh. Conrad von
Gemmingen bei Nürnberg.
Basel 1613, sind vier grossblumige Stiefmütterchen abgebildet, welche
Wittrock als V. lutea Hudson grandiflora Vill. deutet. Aber auch eine Form
von V. tricolor wird abgebildet. Alle waren wahrscheinlich von Camerarius
in Frankfurt gekauft.
3Ä
Geschichte der kultivierten Stiefmütterchen.
In England wird Viola tricolor zuerst in Gerard, The Herball, erwähnt,
London 1597 S. 703; Parkinson nennt in seinem Paradies, London 1629, drei
Sorten: einfache V. tricolor, doppelt gefüllte und V. lutea.
Wir übergehen das Weitere und wenden uns gleich zu dem
Zustand im 19. Jahrhundert.
Ragonot Godeffroy, Paris, 1844, erzählt, dass ernstlich mit der Zucht
der Stiefmütterchen sich zuerst eine Dame Mary Bennet (nicht Tennet),
Tochter des Grafen Tankervill in Walton an der Themse seit 1810 beschäftigt
habe. Ihr Gärtner Richard schenkte einige an Lee, und dieser war von der
Schönheit so hingerissen, dass er auch eifrig mit der Zucht begann. Das fand
bald Nachfolger. Wieder war es eine Dame, Lady Ledelay, welche die
grösstblumigen Formen auswählte und bald wurde das Pensee. eine Lieb-
lingsblume in England. Zahlreiche Gartenbau- Gesellschaften setzten Preise
dafür aus. . - .
Übrigens berichtet Thomson in Iver bei London in Floricultural Cabinet
und Floristos Magazine vol. 9 pag. 222 (1S40) [daraus in Gard. Chron. 1886
p. 787], dass Lord Gambier ihm 1813 oder 1814 einige Pflanzen des gewöhnt
liehen weissen und gelben Stiefmütterchens gegeben und ihn ersucht habe, sie
zu kultivieren. Er that das und war so erstaunt über die Verbesserung bei
Samenzucht, dass er alle Varietäten sammelte. Von Brown in Slough und
anderen erhielt er eine dunklere Sorte, die aus Russland eingeführt war.*)
Thomson gab seinen Züchtungen dann auch Namen, der erste war Lady
Gambier; die zweite viel grössere war Ajax, aber sie war noch lang und
schmal, hufeisenförmig. Dann folgte Thomsons King. Er fand, dann ein aus
Selbstaussaat entstandenes Stiefmütterchen mit dunklem Fleck wie ein Katzen-
gesicht, und dieser Fleck wurde später als Haupterfordernis für gute. Stief-
mütterchen angesehen.
1837 fand er die erste bronzefarbige »Flumium«. Sein Ausgangspunkt
scheint nicht die gewöhnliche V. tricolor gewesen zu sein, sondern die var-
arvensis, . da er sagt, er hätte von Lord Gambier die gewöhnlichen gelben
und weissen erhalten, das sind aber die Farben von V- tricolor var.
arvensis.
William Herbert berichtet 1819 in der Trans. Hort. Soc. London vol. 4,
London, gedruckt 1822, p. 15, in einem Aufsatz .Ȇber die Erzeugung hybrider
Vegetabilien» , dass die grossblumigen Pensees, welche unter dem Namen
V. grandiflora im Covent Garden verkauft werden, angehören den in Yorkshire
und Durham wildwachsenden V. lutea Huds., und. bemerkt, dass V. lutea nicht
immer rein gelbe, sondern mitunter auch dunkelpurpurne und zuweilen teils
purpur-, teils gelbgefärbte Blumen (V. amoena) habe.
In der Zeit von 1827 — 33 sollen nach J. Harrison (Floria Cabinet, I 1833)
gegen 200 neue Pensees entstanden .sein, und ersagt mit Recht: »Wir sind erst
im Beginn der Aera.«
Von 1836 an bestrebte man sich möglichst kreisrunde Blumen zu er-
zielen, doch suchte man sie auch breiter als hoch zu machen. Thomsons
Neplus ultra, fast schwarz, scheint vielleicht von V. altaica abzustammen.
Im Jahre 1836 und .1837 erschienen in London sogar Monatshefte: »Ge-
schichte und Beschreibung der im Britischen Garten kultivierten Pensees«, mit
*J Ob dies vielleicht V. altaica war? L. Wittmack.
Geschichte der kultivierten Stiefmütterchen.
345
24 farbigen Abb., von J. Sinclair und J. Freeman. Die Forderungen, welche
man 1842 an mustergültige P. stellte waren nach The Gardener and practical
Florist 18425 No. 19 übersetzt in Otto und Dietrichs Mlgem. Gartztg. 11. Jahrg..
Berlin 1843, p. 62, folgende:
1. Die Blume muss kreisrund sein, flach und eben am Rande, jede Ein-
schrägung, Zahn oder Unebenheit ist ein Fehler.
2. Die Blumenblätter müssen fleischig und sammetartig sein.
3. Die drei unteren Blumenblätter müssen alle drei Farben haben.
4. Wenn Flecke und Zeichnungen vorhanden, müssen diese leuchtend,
bestimmt und rein sein.
5. Die beiden oberen Blumenblätter müssen einander gleich sein, entweder
dunkel oder hell, mit einer Randeinfassung, oder punktiert. Die beiden seit-
lichen müssen auch einander gleich sein und das unterste dieselbe Grundfarbe
haben. Die zentrale Zeichnung der drei unteren Blätter dürfe nicht Striche
haben, die von der Peripherie der Zeichnung ausgehen.
i). Ist eine Blume in jeder anderen Hinsicht vollkommen, so ist sie um
so wertvoller, je grösser sie ist. Keine Blume soll einen Preis erhalten, die
unter l1^ Zoll (38 mm) Durchmesser hat.
Die Rettung vor zu grosser Regelmässigkeit kam endlich von Frank-
reich in Form der sogenannten Phantasie-Stiefmütterchen. Hier fand man
gerade starke Abwechslung in der Farbe und den Farbenschattierungen schöner.
Die Franzosen katten die grossblumigen Pensees von England s. Z. erhalten,
arbeiteten aber freier damit. Schon Ragonot Godefroy bildet 1840 einige ab.
die nicht so regelmässig sind; aber einen sehr grossen Fortschritt in Farben-
schönheit und Zeichnung machte Miellez in Lille um 1852 durch seine
Imperatrice Eugenie und Napoleon III. Erstere war rosenrot und weiss, mit
anderen Nuancen von rot und blau; letztere hatten eine purpurviolette und
gelbe Grundfarbe, dazu noch weiss etc. Die drei unteren Blumenblätter hatten
einen hellen Saum.
In derselben Richtung arbeiteten Charpentier und H. de May und der
Liebhaber James Odier, Besitzer des Schlosses Bellevue bei Paris. Er zog
die berühmten Odier-Pensees, die sich durch einen grossen dunklen Mittel-
fleck auszeichnen, wie ihn die meisten jetzigen Phantasie-Stiefmütterchen haben,
besonders die Odier-, Cassier-, Buquot- und Trimardeau-Rassen.
Dann traten Vilmorin, Andrieux cV Co. 1SS3 mit ihren gross-
fleckigen auf. Auch L. v. Houtte-Gent und andere Belgier verbesserten die
Pensees.
In England wurden die Phantasie-Pensees dann auch wieder verbessert.
In Deutschland wurde 1^20 sowohl Y. tricolor wie die schweizerische
Y. lutea v. grandiflora gezogen, welch letztere nicht bloss gelb, sondern auch
bunt blüht.
Im Jahre 1820 wurde in Deutschland auch V. altaica als Ziergewächs
gebaut. P. F. Bouche bemerkt 1838 in »Die Blumenzucht«, 3. T., S. 552. man
könne V. altaica benutzen, um grössere Blumen zu erhalten.
Im Laut der 30er Jahre kamen die veredelten engl. Pensees nach Deutsch-
land. II. Böckmann-Hamburg bietet in seinem Katalog 1S41 ein Sortiment von
134 engl. Snrten zu 2s Hamburger Mark = ä 1,20 Mark heutiger Reichswährung
an (1 Ex. zu 4 Schilling 30 Pf. nach heutigem Gelde.)
046 Sonderberichte über die internationale Gartenbau-Ausstellung in Petersburg.
Die besten Züchter um 1850 waren Moschkowitz & Siegling-Erfurt
J. J. Gotthold -Arnstadt. Abbildungen finden sich in Xeuberts Gart. Magazin
1852 und 58, Gartfl. 1857 t 196, 1861 t 329. (Daselbst der Tigertypus.)
1850 traten auch R. Neumann-Erfurt und der heute noch wirkende
C. Schwan ecke in Oschersleben auf. Ersterer zog Dr. Faust oder Mohren-
könig (Neub. Gart. Mag. 1861), kohlschwarz, eine der bekanntesten heutigen
Sorten.
C. Schwanecke berichtete in Gartfl. 1891 p. 429, dass Mitte der 50er
Jahre bei Gebr. Mette - Quedlinburg die blaue »Azurea« entstand, bei
C. Schwanecke selbst 1861 der atlasschwarze »Negerfürst« durch Auswahl
aus Mohrenkönig.
Chr. Lorenz-Erfurt züchtete 1872 »Kaiser Wilhelm« ultramarinblau mit
purpurviolettem Mittelfleck, recht samenbeständig, Doeppleb 18S1 »Goldorange«,
einen deutlichen Abkömmling von V. lutea grandiflora.
H. Wrede-Lüneburg zog 1883 sein veredeltes Stiefmütterchen weiss mit
drei dunkelblauen Mittelflecken.
Von Ernst Benarys Sorten wurden 1888 eine grosse Anzahl im Garten
der Br. Hort. Soc, London, angebaut, und erregten viel Aufmerksamkeit. 1894
gab er eine grosse Farbentafel heraus, die grössten haben 10 cm Durch-
messer,
Zusammenfassung.
Die Heimat der veredelten Stiefmütterchen ist England. Mit dem zweiten
Jahrzehnt dieses Jahrhunderts begann man dort V. tricolor und V. lutea zu
züchten. Dass V. altaica auch eine Rolle dabei gespielt hat, ist nicht zu
bezweifeln, doch kann sie nicht gross gewesen sein, da die kultivierten Stief-
mütterchen wenig vom Charakter der V. altaica zeigen, ausser der Grösse der
Blumen.*)
Mitte 1860 verwendeten die Engländer und Schotten auch V. cornuta
von den Pyrenäen mit zur Zucht, und daraus entstanden die wohl-
riechenden Sorten. Ein anderer Teil dieser stammt von V. lutea, welches in
letzterer Zeit in England und Schottland angewendet wurde. Sehr selten
scheinen V. calcarata von den Alpen und V. stricta Dickson verwendet worden
zu sein.
Sonderberichte über die
Internationale Gartenbau -Ausstellung in Petersburg, Mai 1899.
3. Die Palmen.
Von Th. Ja wer.
Selten wohl bot sich Gelegenheit, schöne Palmen in so grosser Zahl
zu sehen wie in Petersburg. Einmal trug dazu der Umstand viel bei, dass die
Ausstellung im Taurischem Garten stattfand, in welchem unter Hofgärtner
von Siessmayer so viele stattliche Palmen gezogen werden, zweitens aber
*) Als Hauptcharakter von Viola altaica werden angeführt: Eine kriechende kräftige
Perenne, Stengel dicht beblättert, nur oben aufwärtsgerichtet, fast vollständig glatt, Nebenblätter
gezähnt.
Sonderberichte über die internationale Gartenbau-Ausstellung in Petersburg. ■> i-
auch der, dass man auch von Seiten der Liebhaber in Petersburg viel Wen
auf Palmen legt. Dies hatte wohl auch veranlasst, dass von Belgien und
Deutschland viele Palmen eingesandt waren. Besprechen wir nun die Einzel-
heiten nach den einzelnen Ländern.
I. Russland,
a) Fürstliche Gärten.
Die Palmen des Taurischen Gartens, Plofgärtner von Siessmayer,
waren meist in kolossalen Exemplaren vorhanden, und bildeten mit die Haupt-
dekoration der Ausstellung. Hervorzuheben wären: Areca sapida, Chamae-
rops Martiana, Cocos Yatai und Blumenavia, Corypha australis, Daemonorops
spectabilis. Jubaea spectabilis, Howea (Kentia) Belmoreana, aurea und australis.
Livistona jenkinsi und Hoogen dorpiana, Plectocoma crinita, Wallichia disticha,
Abb. 62.
Gesamt-Ansicht des Taurischen Palais von der Schpalernaja Strasse aus gesehen.
Auf dem Vorraum Lorbeerbäume aus dem Taurischen Garten, vor dem Portal hohe Pyramiden und Kugel-
lorbeer ebendaher, rechts und links davon winterharte Coniferen vom Hofgärtner "Gau gl e r - Peterhot'
Sabal glaucesens und longifolia, Pritchardia macrocarpa. Ohne diese Palmen
hätte sicherlich die Ausstellung, bei den hohen Räumen, sehr an Ansehen
eingebüsst.
Sehr schöne Dekorationspalmen in grossen und kleinen Exemplaren
lieferte auch der Hofgarten zu Jelagin, darunter besonders hervorzuheben
Latania borbonica foliis argenteo variegatis, eine Gruppe Cycadeen in grossen
fehlerfreien Pflanzen der Kaiserliche botanische Garten zu St. Petersburg,
bemerkenswert: Ceratozamia longifolia, Cycas madagascariensis, Encephalartos-
Arten und Dioon edule. Die Grossfürstin Alexandra Jossifowna in
Pawlosk (Hofgärtner T. K atz er) stellte eine Gruppe Chamaedorea concolor
und Ernesti Augusti aus.
Der Grossfürst Michael Nikolae witsch zu Strelna bei Petersburg liess
eine mittelgrosse Dekorationsgruppe aus den empfehlenswerthesten Palmen
0/1.8 Sonderberichte über die internationale Gartenbau-Ausstellung in Petersburg.
und verwandter Pflanzen aufstellen, unter letzteren fiel auf Curculigo sumatrana
fol. rar.
b) Russische Liebhaber.
Der General Dournowo-St. Petersburg (Obergärtner Th. Vogel)
brachte ausser 50 schönen Palmen auch 40 Cycadeen, allein 6 Cycas: C. sia-
nensis, Wendlandi, Dournowiana, media, circinalis und Rumphii. 8
Encephalartos, darunter E. Gaffer var. Lepeschkini, E. regalis, ferner Stangeria
Sanderiana. Von seinen Palmen seien genannt: Griesebachis pumila, Kentia
Kirsteniana und Sanderiana, Sabal filifera etc.
Herr von Hundekoff, Gut Erlins, Gouv. Rijazow, stellte eine Gruppe
Palmen in meist kleinen Pflanzen aus. darunter Caryota caroliniana und majestica,
Gocos nucifera aurea, Geonoma rubricoulis. imperialis, Seemanni und
Schottiana, Yeitchia Johannis etc. General von Affanano witsch. St. Peters-
burg, der Hauptordner der Ausstellung, hatte nur eine kleinere Gruppe, aber
in sehr schönen Schaupflanzen eingeliefert, von denen Areca rubra. Chamae-
dorea graminifolia und C. Ernesti-Augusti, Ptychosperma Alexandrae etc.
hervorgehoben seien.
W. A. Bolotin-St. Petersburg stellte 6 Palmen aus, unter denen
Calamus Lewisianus, Bismarckia nobilis etc. bemerkenswert waren. Ausser-
dem waren noch von einigen anderen Liebhabern kleinere Gruppen ohne
besonders nennenswerte Exemplare eingesandt.*)
II. Deutschland.
Albert Wagner-Leipzig-Gohlis hatte, wie schon bei der allgemeinen
Beschreibung der Ausstellung hervorgehoben ist. eine grosse Gruppe Palmen
in recht guter Handelsware eingeliefert, besonders schön waren: Areca
Baueri, Cocos campestris, Distyospermum porphyracanthum, Sabal-Palmetto etc.;
aus seinen grossen Cycaskulturen waren ebenfalls schöne Exemplare vor-
handen. Max Ziegenbalg-Dresden. A. Seemann-Wandsbek bei Hamburg,
H. F. Helbig-Dresden und Philipp Paulig-Lübeck hatten gleichfalls Handels-
ware in den gangbarsten Palmensorten geliefert.
III. Frankreich.
Jean Moser- Versailles, der sich besonders durch seine grossen Rho-
dodendron auszeichnete, hatte auch eine Gruppe meist starker Palmen aus
dem freien Lande eingesandt, so Chamaerops, Phoenix, Brahea, Chamaedorea
etc., ausserdem auch Phormium tenax etc.
IV. Belgien.
Wie schon S. 321 hervorgehoben, war die Gruppe der Societe anonyme
horticole Gantoise in Gent ganz besonders weitläufig aufgestellt, so dass jedes
Exemplar in seinem Charakter voll hervortrat. Wir nennen unter den 50 Arten:
Areca Verschaffelti Ilsemanni, Chamaerops hystrix und graminifolia. Calamus
intermedia, 6 Kentia-Arten , darunter die ganz überhängende K. pendula,
*) Im allgemeinen erschien die Beteiligung der Liebhaber, besonders in Palmen, dcch nicht
so gross wie 1884, trotzdem ein besonderer Liebhaberverein existiert. Vielleicht fürchteten
sie mit den grossen Pflanzen der Gärtner nicht konkurrieren zu können. Dass glücklicher-
weise noch viel schöne Pflanzen von Liebhabern gezogen werden, sahen wir mehrfach. Bei
Prof. Woronin, der die Botaniker eines Tages in seinem gastlichen Hause zu einem gemüt-
lichen Mittagessen geladen, stehen zwei schöne Palmen schon seit 12 Jahren immer auf der-
selben Stelle im Zimmer in einer Ecke. Die Fenster werden in der Nähe nie geöffnet, auch
im Sommer nicht. L. W.
Sonderberichte über die internationale Gartenbau-Ausstellung in Petersburg. oaq
I »idymospermum porphyrocarpum . Oncosperma van Iloutteana, eine Fieder-
palme, Licuala grandis, ein Prachtexemplar von Phoenicophorium Seychellarum,
Latanauia Commersoni, Geonoma intermedia etc.
Ad. De Clercq van Ghyseghem-Ledeberg, bei Gent, hatte ausser
vielen anderen Handelspflanzen, Rhododendron etc. etc., auch die bekanntesten
Handelspalmen sowie eine Gruppe Areca lutescens ausgestellt.
V. England.
Hier ist besonders die neue Palme Roman owia Nicolai von
F. Sander & Co.-St. Albans und Brügge hervorzuheben, die Herr Sander bei
Eröffnung der Ausstellung dem Kaiser widmete, nachdem er vorher dessen
G en eh m i gu n g e i n geholt.
(Liese noch kleine Palme, die auch nach Geh. Ilofrath Drude neu sein
dürfte, zeichnet sich dadurch aus, dass sie aus der Basis Sprossen bildet (hier 3).
Die Blätter sind gefiedert, bis jetzt 5 paarig, die Fiederblättchen stehen ab-
wechselnd, sind keilförmig, vorn gestutzt und gezähnt, unterseits blassgrün,
die Adern blasspurpurn, oberseits glänzend dunkelgrün, etwas bräunlich
purpurn getönt. L. W.)
Ausserdem stellte F. Sander & Co. noch an Palmen, meist in jüngeren
Exemplaren, aus: Areca Ilsemanni, Iguanura Speranskyana, Kentia Kirsteniana,
K. Sanderiana. K. Warteli, Latania aurea, Linospadix Petrickiana und
L. Miecholitzii.
4. Die Cycadeen.
Von Albert Wagner, Leipzig-Gohlis.
Cycadeen waren auf der Petersburger Ausstellung in zwei grösseren
Gruppen und verschiedenen einzelnen Exemplaren vertreten.
Die Gruppe des Herrn Dournowo zeichnete sich durch Reichhaltigkeit
der Arten und gute Kultur besonders aus. Die schönsten Exemplare in der
Gruppe waren die folgenden:
Encephalartos Altensteini, E. Lehmanni, E. pungens, eine Abart von
E. caffra, E. horrida; E. villosa. Ceratozamia muriegata; Zamia Van Houtte.
Zamia Noeffiana; ferner waren in der Gruppe dieses Liebhabers noch vor-
züglich kultivierte Exemplare von Cycas revoluta. C. media, C. Dournocoviana,
C. siamensis, und ein prachtvolles Exemplar von Cycas circinalis; ausser diesen
hervorragenden Exemplaren waren noch circa 40 seltene Cycadeen in kleinen
und mittleren Exemplaren vertreten.
Nicht weit entfernt von dieser Gruppe waren die Cycadeen des botanischen
Gartens (von St. Petersburg) mit einem schönen Hintergrund hoher Palmen
und decorativer Warmhauspflanzen aufgestellt; besonders hervorragend in
dieser Gruppe waren folgende Exemplare: Ceratozamia longifolia, ein ganz
besonders starkes Exemplar: zwei Encephalartos Altensteini mit vielen langen
Wedeln, Encephalartos caffra; Cycas madagascariensis. Die übrigen Exemplare
waren in guter Kultur und meistens von mittlerer Grösse, im ganzen ein reich-
haltiges Sortiment.
m Kaiserlichen Garten in Jelagin war ein besonders schönes Exemplar
von Cycas revoluta mit i1,2 m Stammhöhe und reicher Wedelzahl ausgestellt.
Von Albert Wagner in Leipzig-Gohlis waren vier Stück Cycas revoluta
in guter Kultur ausgestellt. Was sonst noch von Cycadeen vorhanden war,
befand sich in gemischten Gruppen und trat weniger hervor.
o^o Das 77- Stiftungsfest des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues.
Die Ausstellungen 1S69 und 1884 waren reichhaltiger mit Cycadeen
beschickt, die Zahl der Liebhaber für Cycadeen hat einesteils abgenommen
und auf der anderen Seite bringt mancher Liebhaber nicht gern das Opfer,
Cycadeen oft auszustellen; auch sind in den letzten Jahren wenig seltene
Cycadeen eingeführt worden, weil sie nur schwer und vereinzelt Käufer finden.
Das 77. Stiftungsfest
des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues.
as 77. Stiftungsfest des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues wurde
am 22. Juni unter reicher Beteiligung gefeiert. Während in den letzten
Jahren immer die ruhigen Gewässer der Havel, Spree oder Dahme
mit ihren ausgedehnten Seen und schönen waldigen Umrahmungen zum Ziel-
punkt gewählt waren, und es kaum möglich erschien, ohne eine Dampferfahrt
auszukommen, um ein solches Fest für die grosse Anzahl der Teilnehmer als
lohnend erscheinen zu lassen, hatte man in der letzten Sitzung den Vorschlag
gemacht, eine Partie nach den Wasserfällen bei Eberswalde zu machen. Der
Fest-Ausschuss wurde gewählt und mit Rücksicht auf das Ziel in diesem Jahr
sogar von 3 auf 5 Personen erweitert. Leider liegen die Züge für eine
halbtägige Partie nach Eberswalde nicht günstig; die Bitte, den Zug 2 Uhr
30 Minuten am Wasserfall halten zu lassen, wurde aus Betriebsrücksichten
abgelehnt, und von den Abendzügen, deren erster bereits um 9, der zweite
aber erst um 12 Uhr nach Berlin zurückkehrt, war keiner zu gebrauchen.
Somit musste ein Sonderzug bestellt werden, der anfänglich sehr billig erschien,
bei endgültiger Berechnung sich aber auf 368 Mark stellte. Die Verhandlungen
darüber nahmen soviel Zeit in Anspruch, dass die Bekanntmachung des Festes
bis in die letzten Tage verzögert wurde. Im letzten Augenblick sollte sogar an
der Station Gesundbrunnen, wo mehrere Mitglied er einsteigen wollten, nicht gehalten
werden, was ausdrücklich ausgemacht war, und nur dem Entgegenkommen des
Stationsvorsteher auf dem Stettiner Bahnhof ist es zu danken, dass doch gehalten
wurde. Am Wasserfall vor Eberswalde wurden die Teilnehmer, deren Zahl
140 betrug, mit einem Tusch der Eberswalder Stadtkapelle begrüsst, und von
den Herren der Forst-Akademie, Herrn Geh. Reg. -Rat Prof. Altmann, Prof.
Schwappach, Prof. Eckstein und Forstassessor Herrmann im Auftrage des
Direktors, Hrn. Landforstmeisters Dankelmann, sowie von mehreren Mitgliedern
des Schwestervereins Feronia. an der Spitze der Vorsitzende, Herr Gärtnerei-
besitzer Dittmann, sowie vom Schlossgärtner Herrn Schumann empfangen.
Herrlich sass sich's unter den hohen Buchen am Wasserfall und herzlich er-
klangen die Begrüssungs worte des Herrn Dittmann. Nach dem gemein-
schaftlichen Kaffee erfolgte ein Spaziergang durch den schönen Wald nach
dem alten Wasserfall und darauf die Besichtigung des Botanischen Gartens,
sowie des Forstgartens und einiger Forstkulturen unter Führung der Herren
von der Forstakademie, sodass es ermöglicht wurde, die schönen Kulturen
ausländischer Koniferen, namentlich Pseudotsuga Douglasii, Chamaecyparis
Lawsoniana, Picea sitchensis. Abies concolor etc.. welche meist an etwas ge-
Russland auf der Petersburger Ausstellung. o^i
schützten Stellen gepflanzt sind, bewundern zu können. Die nicht wissen-
schaftliche Abteilung der Gesellschaft hatte die entfernter liegenden Kulturen
nicht besichtigt, sondern es vorgezogen, auf dem Gesundbrunnen eine kurze
Bierstudie zu machen.
Bei dem Eintritt in den Garten des Festlokals (Schützenhaus) mit Fanfaren
empfangen, begab man sich gar bald in den Saal, den HerrDittmann höchst
anmutig dekoriert hatte, namentlich waren die grossen natürlichen Sträusse von
prächtiger Wirkung. Der Wirt, Herr Paul Berchner, bemühte sich redlich, den
Verein durch Speise und Trank zu erquicken, und gar bald begannen die
Tischreden.
Herr Direktor Lackner pries den deutschen Gartenbau und wies darauf
hin. dass der deutsche Gärtner im Norden und im Süden von Europa der
Pionier ist. dass deutsche Männer es sind, die sowohl in Russland, wie auch
in Süd-Italien an der Spitze des Gartenbaues stehen. Er schilderte, wie sehr
die Liebe zum'.Gartenbau von den Hohenzollen gepflegt werde, und Hess seine
Rede ausklingen mit einem Hoch auf unseren allerhöchsten Protektor, unseren
Kaiser und König Wilhelm II.
Herrn Geheimrath Wittmacks Toast galt dem Verein; er betonte, dass
der Verein seinen 77. Geburtstag feiere, und das die doppelte 7 nicht ein
Zeichen des Unglücks, sondern des Glücks bedeuten möge, zumal der Verein
im Februar des nächsten Jahres die grosse Winterblumen -Ausstellung vor
sich habe, und es dann an der Zeit sei, zu zeigen, was der deutsche Garten-
bau leisten könne zu solcher aussergewöhnliche Zeit.
Auf den Vorstand sprach Herr Dr. Thost und auf die Damen in launigen
Worten Herr Schriftsteller Cordel. Den Herren von der Forst-Akademie und
denen vom Verein Feronia, insonderheit dessen Vorsitzenden, Herrn Gärtnerei-
besitzer Dittmann, dankte Herr Loock und bedauerte, dass er wegen der
Kürze der Zeit nicht jedem der Herren einen Extra-Toast bringen könne.
Herr Stadtrat Brandt sprach dem Fest-Ausschuss den wärmsten Dank aus. Zwei
schöne Lieder, eines von Fräulein Schmeisser, eines von Herrn Sekretär Braun,
wurden gesungen und allgemeiner Frohsinn herrschte in der Runde. Leider
aber musste schon um 9/ •_> Uhr die Tafel schnell aufgehoben werden, denn um
i" I'hr war der Sonderzug zur Abfahrt bereit. Eiligst gings zum Bahnhof und
alle schieden hochbefriedigt von der Aufnahme in Eberswalde. Wir aber
scheiden mit dem Wunsche, dass den Teilnehmern das 77. Stiftungsfest in an-
genehmer Erinnerung bleiben, und wir uns im Januar auf dem Winterfest mit
gleichem Humor wiedersehen mögen. J. F. L.
f Russland auf der Petersburger Ausstellung.
chon in den voraufgehenden Artikeln sind einige Gegenstände hervor-
loben, durch die Russland auf der Petersburger Ausstellung geradezu
glänzte. Es waren das einmal die Palmen, über die bereits eingehender ge-
sprochen ist. anderseits die Rosen.
Es ist schon 1884 die ausserordentliche Kunst der Russen in der Rosen-
treiberei hervorgehoben worden, und es ist erfreulich, dass Männer deutscher
o-2 Russland auf der Petersburger Ausstellung.
Abkunft es waren, welche dort diese Kultur einführten. Begünstigt mag diese
Treiberei trotz aller Schwierigkeiten, die das Klima bietet, werden durch die
langen Tage im Sommer, mit anderen Worten durch das viele Licht. Kann
man doch bis 12 Uhr Nachts in Petersburg im Sommer zur Not lesen, und
beginnt doch schon um 2 Uhr wieder die Dämmerung. Da kann die Assimilation,
die Aufnahme des Kohlenstoffes aus der Kohlensäure der Luft also lange,
lange stattfinden, es können aus dem Kohlenstoff viel Kohlehydrate (Stärke)
gebildet werden und so die Rosen viel Nährstoffe für den Winter in ihren
Stöcken ablagern.
W. K. Freundlich, Handelsgärtner in Zarskoje Selo, der den Kaiserpreis
erhielt, hatte die grössten Leistungen in Rosen aufzuweisen: 50 Remontantrosen
in 100 Exemplaren, 25 in 50, 25 Thea- und Theehybriden in 75, 10 Theehybriden
in 50 Exemplaren, ferner 12 neue Rosen seit 1S99 im Handel, dann neue Rosen,
seit 1894 im Handel, und 12 grosse Schaupflanzen von Rosen. — Ausserdem
hatte Herr Freundlich aber noch schöne Winterlevkoyen, Reseda, Odier-
Pelargonien, Lilium auratum und Harrisi, Philadelphus coronarius und Cam-
panula medium ausgestellt. Die Kultur von Campanula medium ist in Russland
geradezu hervorragend, die grösste Menge davon und schöne Exemplare sahen
wir bei Herrn Noj eff in Moskau, aber auch bei Herrn Eilers, Herrn Freundlich
etc. finden sich viele.
In Rosen zeichneten sich ferner aus: W. A. Ratjkow in Roschnow bei
Oranienbaum (Obergärtner Th. O.-Ponjatowsky); der Hofgarten zu Strelna,
Hofgärtner W. Step an off, der auch Viburnum macrocephalum und prächtige
blühende Begonien geliefert; K. A. Beklemischeff etc. Grossartig waren
auch die Leistungen in Lilium Harrisi, besonders von F. Noj eff, Moskau, und
unserm Landsmann G. F. Eilers, ebenso dessen Cyclamen. von denen eine
weisse Sorte geradezu unglaubliche Dimensionen angenommen hatte, sowie
seine Flieder und Pelargonien. — Schöne grossblumige Pelargonien brachte
auch Hofgärtner R. K atz er in Pawlowsk.
Dass Grosses in Orchideen geleistet werden kann, bewies Herr Noj eff aus
Moskau. Noch mehr aber interessierten wohl alle dessen Hyazinthen aus
Suchum Kaie (sprich Suchum Kaie) im Kaukasus, am Süd-Ostufer des Schwarzen
Meeres. Bereits 1884 ist auf dem Kongress zu Petersburg über die Möglichkeit
der Kultur von Hyazinthen an der Küste des Schwarzen Meeres gesprochen
worden, heute zieht Herr Noj eff dort Tausende. Die Urteile über die Ren-
atbilität sind aber sehr verschieden, die Holländer fürchten die Konkurrenz
nicht, da die Zwiebeln immer kleiner werden sollen, Andere behaupten, es sei
günstiger. Das Ufer bei Suchum Kaie ist übrigens, wie wir hören, sehr steinig
und durchaus nicht sandig wie die Gegend bei Haarlem, was die Kultur sehr
erschwert. Übrigens muss die Hyazinthus orientalis doch in jener Gegend
wohl zu Hause sein. Weiss Niemand etwas Sicheres über ihr Vaterland?
Wir nennen ferner die bereits erwähnten schönen Azaleen der Kaiser-
lichen Hofgärtnerei auf Jelagin, die Warmhauspflanzen der Grossfürstin Alexandra
Jossifowna (Garteninspektor F. Katzer in Pawlowsk): Theophrasta, Aukuben
etc., die Anthurium Scherzerianum von F. Noj eff, Moskau, sowie dessen
Azalea pontica, Winterlevkoyen und ganz schwarzbrauner Goldlack.
In vortrefflicher Weise beteiligte sich der Kaiserlich botanische Garten
zu Petersburg. Als Neuheit desselben war Orchis georgica Klinge, var.
Russland auf der Petersburger Ausstellung.
103.
ochroleuca aus dem Kaukasus ausgestellt, nur eine botanische Merk-
würdigkeit; den Gärtner interessierten viel mehr die übrigen, trefflich kultivierten,
blühenden Stauden und die Warmhauspflanzen, besonders die Nepenthes, die
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Ilymenophyllacecn, die Bertolonien, die Araceae und andere Blattpflanzen,
ferner die Cycadeen und Farne, Aloe und Agaven, Cacteen etc. Besonders
verdient gemacht hatte sich der Garten auch dadurch, dass er gleich wie der
Taurische Garten für Auswärtige bereitwilligst Pflanzen angetrieben hatte.
3^4 Festlichkeiten und Ausflüge bei Gelegenheit der Petersburger Ausstellung.
Unter den russischen Liebhabern verdient besonders noch Herr Koechly
genannt zu werden, der die schwierigen Blattorchideen Anoectochilus, Goodyera
etc. sogar im Zimmer kultivirt, gewiss eine seltene Leistung.
Der Hofgärtner Grünerwald zu Gatschina lieferte getriebene Digitalis
so schön, wie wir sie in Paris im Mai zu sehen gewohnt sind, Hofgärtner
A. Gramberg in Michailowka Palmen und andere Blattpflanzen, Hofgärtner
G augler-Peterhof die für Petersburg winterharten Koniferen, Hofgärtner
W. Stephanow hatte seine getriebenen Weintrauben in Form einer Reben-
laube ausgestellt, was das Publikum sehr anzog, ausserdem hatte er Erdbeer-
pflanzen mit zahlreichen Früchten, Rosen und das leuchtend weisse Viburnum
macrocephalum ausgestellt, diese zur Sektion Tinus gehörige chinesische
Schneeballart, die bei uns noch nicht als Treibstrauch bekannt scheint, sich
aber sehr empfehlen dürfte.
Über die Baumschulartikel, Gemüse und Obst wird ein besonderer Artikel
folgen. — Aus allem Obigen ersieht man aber schon, dass man in der Blumen-
zucht in Russland ebenso weit ist, wie wir; nur ist das nicht so allgemein,
was sich schon in der geringen Zahl der Blumenläden ausspricht.
Herr Geh. Rat Prof. Dr. Fischer von Waldheim, Direktor des bot.
Gartens in St. Petersburg hatte die Liebenswürdigkeit, uns eine Anzahl
Photographien von der Ausstellung zu übersenden, die von einem Justizbeamten
Herrn Sokoloff in trefflicher Weise angefertigt sind. Es ist das um so höher
anzuerkennen, als die Beleuchtung in einigen Sälen keine günstige war.
• *
*
Katalog der Petersburger Internationalen Ausstellung.
Der Katalog der Petersburger Ausstellung ist gegen Einsendung von
75 Pfg. von Herrn Ender im Ministerium für Landwirthschaft zu St, Petersburg
zu beziehen.
Die Festlichkeiten und Ausflüge bei Gelegenheit der
Petersburger Ausstellung.
enau, wie im Programm vorgeschrieben, vollzogen sich die Festlichkeiten:
Am Dienstag den 16. Mai Frühstück der Preisrichter, am Mittwoch den
17. Mai Eröffnung der Ausstellung durch den Kaiser und die Grossfürstin
Elisabeth, abends das bereits erwähnte Festmahl in der offenen Halle, am
18. Mai feierliche Messe in der Isaakskathedrale gelegentlich des Geburtsfestes
Sr. Majestät des Kaisers von Russland. Den fremden Gästen waren besondere
Plätze reserviert worden, d. h. Stehplätze, denn in der griechisch-katholischen
Kirche giebt es keine Sitzplätze, und manchem der älteren Herren wird das
ungewohnte lange Stehen, da die Messe etwa von io'/2 — 1 Uhr dauerte, etwas
beschwerlich geworden sein. Die ganze Generalität und die Beamten erschienen
in grosser Uniform, die Geistlichkeit nicht minder, und gewährte es einen
grossartigen Anblick, gegen 40 Geistliche in ihren kostbaren Goldbrokat-
Gewändern hier amtieren zu sehen. Herrlich war auch der Gesang des Chores,
noch herrlicher aber der des einen Vorsängers, dessen kräftiger Bass geradezu
unübertroffen genannt werden kann.
Festlichkeiten und Ausflüge bei Gelegenheit der Petersburger Ausstellung. o- -
Nach der Messe folgte eine Anzahl der Preisrichter einer Einladung des
Herrn Eilers zum Frühstück, der überhaupt fast jeden Tag offene Tafel hielt
und geradezu grossartige Gastfreundschaft allen Nationen gegenüber übte. Am
Abend gab Se. Exzellenz der Minister für Landwirtschaft, Herr Yermoloff und
seine Frau Gemahlin einen Raoüt, auf welchem besonders die von innen durch
farbige Glühlichter erleuchteten riesigen Eisblöcke und ein Steinsalzwürfel, der
ebenfalls von innen erleuchtet war, auf dem reich ausgestatteten Schenktisch
imponierten.
Am Donnerstag den 19. Mai. 2 Uhr, fand eine feierliche Sitzung der
Kaiserlich-Russischen Gartenbau-Gesellschaft in dem ganz neuen Cercle militaire,
nahe der Ausstellung, statt. Der grosse Saal ist ein Meisterwerk im edelsten
Renaissancestiel und es hätte kein würdigerer Raum für diese Festsitzung gefunden
werden können. Der Herr Minister für Landwirtschaft, Exzellenz Yermoloff,
erschien in grosser Uniform, desgleichen das Komitee, eine Anzahl eingeladener
Gäste, die Delegirten der verschiedenen Nationen und einige Preisrichter. Im
Uebrigen aber blieb der schöne Saal leer, denn die meisten Fremden hatten,
da ihnen durch die Festsetzung der Sitzung auf 2 Uhr der ganze Tag zerrissen
wurde, es vorgezogen, Ausflüge in die Llmgegend zu machen; eigentlich wenig
höflich gegenüber den Einladenden. Exz. Yermoloff begrüsste die Anwesenden.
Graf Kerckhove de Denterghem dankte, dann betrat Henri Leveque de
Y ilmor in-Paris die Rednerbühne und sprach in französischer Rede über
die»Anwendung künstlicherDüngemittel imGartenbau«. Ihm folgte L. Wittmack-
Berlin mit einem Vortrage in deutscher Sprache, betitelt: »Russlands Pflanzen-
schätze in unseren Gärten«, und dann Dr. Nadsen mit einer Rede in russischer
Sprache über die Bakterien im Gartenbau.
Am 19. Mai. 8 Uhr abends, sah man alle Fremden wieder beisammen,
bei der grossen Galavorstellung im Kaiserlichen Marientheater (Ballet).
Am Sonnabend den 20. Mai, 10 Uhr, fand eine Besichtigung des Kaiserlichen
botanischen Gartens statt, nach welchem die zahlreichen Teilnehmer mittels
eines von der Gartenbau-Gesellschaft gestellten Dampfers befördert wurden.
Nach dem Eintritt übergab der Direktor, Exzellenz Fischer von Waldheim,
jedem einen farbigen Plan des Gartens, der bekanntlich mit zu den reichsten
der Erde gehört. Bei dem Rundgang fielen ganz besonders die guten Kulturen
in den Gewächshäusern auf, die unter Leitung des Herrn Bartelsen stehen;
grossartig war in ihnen auch das Topfstaudensortiment unter Leitung des Herrn
Iloeltzer. Geradezu imponierend wirkt das noch im Bau befindliche neue
Palmenhaus, dessen Heizung von der Berliner Firma Growe geliefert wird.
Auch das botanische Museum und das Herbar wurden in Augenschein genommen.
Ein treffliches Frühstück beendete diesen Besuch. Die Herren von der Aus-
stellungsleitung und manche andere kehrten zur Stadt zurück, um die
Kaiserin-Witwe in der Ausstellung zu empfangen, während ein kleinerer Teil
mit einem Tourendampfer nach den Inseln fuhr und den herrlichen
Blick auf das Meer von der sog. Pointe aus genoss, wobei zugleich die Vor-
bereitungen für den am selben Abend dort stattfindenden Blumenkorso betrachtet
wurden. Dem Korso selbst konnten manche nicht beiwohnen, da am
Abend Geh. Rat Fischer von Waldheim zu einem Raoüt eingeladen
hatte, auf welchem auch der Herr Landwirtschaftsminister und Gemahlin
erschienen.
^l(5 Festlichkeiten und Ausflüge bei Gelegenheit der Petersburger Ausstellung.
Der Sonntag, der 21. Mai, war freigelassen. Wir benutzten ihn u. a. zu
einer Besichtigung der Kaisergräber in der Festung, wobei uns der Schmuck
der Marmor-Sarkophage mit frischen Blumen und die Aufstellung von
Palmen und Blattpflanzen an den verschiedensten Stellen der Kirche sehr an-
genehm berührte. Dann sahen wir das einfache Haus Peters des Grossen, von
dem aus er die Anlage der Stadt leitete. Man muss, wenn man die grosse
Ausdehnung der Stadt, die breiten Strassen, vor allem aber die schwierigen
Terrainverhältnisse, den morastigen Boden betrachtet, geradezu staunen, mit
welch weitem Blick jener Herrscher in die Zukunft schaute. Wie er gross
an Körper war (in der Eremitage zeigt man an einem Stab, wie hoch seine
Gestalt), so war er es auch an Unternehmungsgeist. — Am Nachmittage
machten wir bei herrlichstem Wetter eine Dampferfahrt nach Peterhof.
Trotzdem das Kaiserpaar am selbigen Xachmittag sein Hoflager von Zarskoje
Selo nach Peterhof verlegt hatte, ward die Besichtigung des Schlosses gestattet,
denn das Kaiserpaar wohnt in einem abseits gelegenen Palais. Herrlich war
der Blick auf die berühmten Fontänen, die zum ersten Mal sprangen, und auf
das Meer; dank der freundlichen Führung des Herrn Hofgärtners Gaugier
konnten wir sogar die Olga -Insel besuchen, auf welcher bei Anwesenheit
unseres Kaisers das grossartigste Seeballet aufgeführt wurde, das wohl je die
Welt gesehen. Man hatte als Kulissen künstliche Felsen mit Korallen,
Muscheln etc. geschaffen und den Fussboden über dem See mit Spiegeln belegt,
sodass es aussah, als ob die Balleteusen auf dem Wasserspiegel tanzten. Die
Prima-Ballerina entstieg dabei einer sich öffnenden Muschel.
Ein gemütliches Abendessen, zu dem Herr Hofgärtner Gaugier und
seine verehrte Frau Gemahlin eingeladen, im Kreise alter und neuer
Bekannter, beendete diesen schönen Tag. Xicht unerwähnt wollen wir
lassen, dass bei Herrn Gaugier eine höchst imposante Blattpflanze im Zimmer
gezogen wird, die man sonst selten sieht: Yillaresia megaphylla Miers (V.
grandifolia Fisch et Meyer), eine Olacaceae aus Brasilien.
Am Montag den 22. Mai, mittags 12 Uhr, war offizieller Ausflug nach Zars-
koje Selo. Ein Extrazug war gratis gestellt, und sofort nach der Ankunft begab
man sich in die grossartigen Rosentreibereien des Herrn Freundlich, wobei
selbstverständlich auch seine sonstigen Kulturen betrachtet wurden. Herr
Freundlich und seine verehrte Frau Gemahlin, die gleich Herrn Eilers
schon die Tage vorher allen Fremden ihr gastliches Haus geöffnet hatten,
Hessen es sich nicht nehmen, auch die heutige zahlreiche Versammlung aufs
glänzendste zu bewirten.
Zu Wagen gings nun weiter nach dem Park und dem Schloss von Zarskoje
Selo, wobei der liebenswürdige Herr Rittmeister von Plautin vom Garde-
Husarenregiment die Führung übernahm. Xach Besichtigung des Schlosses
und der grossen Treibereien des Flerrn Flofgärtners Sohrt ging die Fahrt weiter
nach dem unmittelbar an den Park von Zarskoje Selo sich anschliessenden
Park von Pawlowsk, der sich durch grössere Terrainbewegung unterscheidet.
In Pawlowsk ist alles für zahlreichen Besuch eingerichtet, denn die an schönen
Sommerabenden dort gegebenen Konzerte erfreuen sich einer europäischen
Berühmtheit.
Am Montag den 22. Mai, Abends 10V2 Uhr, ging eine sozusagen erst
in letzter Stunde eingeladene Anzahl von ca. 70 Fremden mit
Festlichkeiten und Ausrlü^e bei Gelegenheit der Petersburger Ausstellung.
337
einem auf Anregung der Prolektorin, der Grossfürstin Elisabeth, von dem
Herrn Eisenbahnminister unentgeltlich zur Verfügung gestellten Extrazuge, alles
Schlafwagen 1. Klasse, nach Moskau. i_> Stunden hin, 12 Stunden dort,
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12 Stunden zurück. So lautete das Programm, und dieses wurde dank der
trefflichen Leitung des Herrn Schubin-Pozdeyeff streng inne gehalten. In
Moskau am Dienstag den 23. Mai, 11 Uhr. angekommen, wurde den Gasten im
org Festlichkeiten und Ausflüge bei Gelegenheit der Petersburger Ausstellung.
grossen Saale des Moskowiter Restaurants, einem Raum, der in Bezug auf
seine edlen Formen sich mit den feinsten Pariser Restaurants messen kann,
sie aber durch Grösse wohl übertrifft, ein warmes Frühstück — wie wir an-
nehmen, von der Kaiserl. russ. Gartenbau-Gesellschaft in Petersburg — ge-
spendet, und dann der Kreml unter Führung des Kommandanten des Kreml
besichtigt. Uns, die wir Moskau schon zweimal, 1869 und 1884, gesehen,
interessierte ganz besonders das seitdem errichtete Denkmal Alexanders IL, in
Erz gebildet, den Monarchen unter einem baldachinartigen Kuppelbau dar-
stellend, der auf drei Seiten von Säulenhallen umrahmt ist. Hell schien die
Sonne und vergoldete die 400 Kuppeln Moskaus, schöner konnte schwerlich
die Aussicht sein als sie es heute war, und begeistert von ihr, fast
erdrückt von den Schätzen, welche die Schlösser auf dem Kreml und
seine Kirchen bergen, verliessen die Anwesenden diese heilige Stätte. —
Einige Stunden standen noch zur Verfügung. Wir entschlossen uns rasch noch,
nach den Sperlingsbergen zu fahren und die berühmte Aussicht zu geniessen,
aber wir fanden den Weg hinauf fast noch ebenso schlecht wie vor 15 Jahren.
Wird sich die Stadt Moskau denn nicht endlich entschliessen, die Fahrstrasse
zu bessern? Freilich, man wird uns entgegnen: Es fährt ja eine Dampfbahn
hinauf. Ja, aber der Fremde kann nicht warten, bis diese geruht, zu fahren;
er muss eine Droschke nehmen. Und es war gut, dass wir das gethan, denn
nun hatten wir den Abend zur Vertagung und konnten auf der Rückfahrt noch
die grossartige Gärtnerei des Herrn Xojeff auf halber Höhe der Sperlings-
berge besichtigen.
Am Mittwoch, den 24. Mai bald nach der Rückkehr in Petersburg, führte
ein Dampfer der Kaiserlichen Marine die Gäste nach Peterhof; es war der
offizielle Ausflug dahin, der gleich mit einem grossartigen Frühstück begann,
das, auf Befehl Sr. Majestät des Kaisers den Fremden gegeben wurde. Wir
konnten leider nicht daran teilnehmen, da wir noch vor der Abreise die
grosse Baumschule von Regel & Kesselring besichtigen mussten.
Am Freitag, den 26. Mai, 2 Uhr Nachmittags, fand im grossen Rathaus-
saale 2 Uhr die feierliche Zuerkennung der Preise statt. Der Minister für
Landwirtschaft A. P. Yemoloff eröffnete, wie wir der Petersburger Zeitung
No. 136 entnehmen, die Feier mit einer warmen Ansprache an die Aussteller
in französischer Sprache und dankte zugleich den Leitern des Unternehmens.
Die beiden Preise S. M. des Kaisers, je eine herrliche Vase, erhielt als Inländer
W. K. Freundlich, Zarskoje-Selo, für seine herrlichen Rosen, als Ausländer
Jean Moser, Versailles, für seine riesengrossen prächtigen Rhododendron,
Azaleen, Clematis, Freilandfarne etc. Den Preis der Stadt Petersburg, eine
kostbare silberne Fruchtschale, wurde dem französischen Ackerbauministerium
für dessen hervorragende Teilnahme an der Ausstellung zuerkannt. (Sollte es
dem französischen Ackerbauministerium nicht lieber gewesen sein, wenn dieser
Preis einem französischen Aussteller zu teil gaworden wäre? L.W.)
Näheres über die Prämiirungen später.
Wir können aber nicht schliessen, ohne den Mitgliedern des Fest-Komitees,
besonders Llerm Schubin-Pozdeyeff, Herrn Martzinie witsch, Herrn von
Schmoelling und allen anderen für die ausgezeichnete Durchführung ihres
reichen Programms den herzlichsten Dank zu sagen, nicht minder aber all
den Freunden, die uns Fremde so liebenswürdig aufgenommen, L. W.
Der Obstbau in den Vereinigten Staaten. ocq
Der Obstbau in den Vereinigten Staaten.
Von Dr. L. Wittmack.
Aus dem amtlichen Bericht des Reichskommissars für die Weltausstellung in Chicago 1893.
Pflaumen.
Pflaumen gedeihen in den mittleren Staaten besonders auf schwerem
Lehm vortrefflich, doch sind es meistens solche, die frisch verzehrt werden
müssen: unsere deutsche Zwetsche, die sich so vorzüglich zum Einmachen
und Dörren eignet, sieht man weniger, am meisten wohl noch in Pennsylvanien.
• ib es an Kalk mangelt? Sie wird in den Baumschulkatalogen als »German
Prune« geführt und ist auch allgemein unter diesem Namen bekannt. Die
Frucht ist auch in Amerika nur mittelgross, aber saftig, reich und von feiner
Qualität, der Baum, wie mir Herr Baumschulbesitzer Fred. W. Kelsey,
New- York, mitteilte, kräftig und ertragreich; sie reift auf der Breite von
Xew-York im September.
Der wahre Sitz der Grosskultur von Pflaumen zum Dörren ist Kalifornien
und nächstdem Oregon, ein Teil freilich wird auch in den Obststaaten, aber
wohl nur für den Hausgebrauch, gedörrt. — Um so recht die Bedeutung der
Pflaumen zu illustrieren, hatte die Santa Clara County in Südkalifornien im
Kalifornien-Staatsgebäude eine Reiterstatue ganz aus Backpflaumen, die Ver-
zierungen an der Schabracke, am Zügel etc. aus Ringäpfeln, errichtet. Ein
grosses Plakat besagte: 1891 erzeugte Santa Clara 20 Millionen Pfund
Pflaumen.
Auf der Ausstellung waren von frischen Pflaumen aus der Shasta County.
Xordkalifornien, besonders die Peachplum, Plirsichpflaumen, die nach Downing
richtiger »Xectarine« zu nennen ist, ausgestellt. Es ist eine der allergrössten,
blassrot, mit etwas Reif, Qualität nur massig, besser ist nach Downing die
Columbia, die selbst noch grösser wird. — Oregon hatte ganz vorzügliche
Pflaumen, namentlich die Champion prune, 14,7 cm Umfang, 7 cm Länge.
Aus den übrigen Staaten sah man die Washington, die Jefferson etc., welche
auch bei uns bekannt sind und im Geschmacke der Reine Claude, die drüben
auch nicht fehlt, nahe kommen. Aus Illinois waren u. a. die Forest rose,
klein, schön gelb mit roter Backe, aus New- York die Bradshaw, eine sehr
gute Pflaume von Henry Lutts, Niagara River Nursery, Youngstown, Xew-
York, ausgestellt; ferner Lincoln, eine neuere Sorte und ein Sämling, getauft
Empire Plum, fast kugelrund von E. Smith & Sons, auch grüne
Reine Claude.
Hine der grössten aller Pflaumen ist die Murdy Plum, eine neuere Sorte
von der Albaugh Nursery Co. zu Dayton, Ohio, von der schon 10000 bis 15000
Bäume verkauft sind.
Kanada lieferte u. a. sehr schöne gelbe Eierpflaumen, Jowa dagegen
russisi he Pflaumen, die Professor Budd in Arnes aus Russland mitgebracht,
um zu prüfen, ob sie nicht dem strengen Winter dort besser widerstehen;
eine darunter, Early red, schien gut, ebenso eine lange goldgelbe: Yoronesh
yellow.
Im allgemeinen erträgt in Amerika der Pflaumenbaum die grösste Kälte
ohne zu erfrieren, um so auffallender ist, dass, wie gesagt, die Zwetsche
nicht so gut gedeiht; fast möchte man glauben, dass ihr die Sommer zu heiss
ogo Der Obstbau in den Vereinigten Staaten.
sind. — Neuerdings baut man auch vielfach japanische Sorten, z. B. die
Kelseypflaume.
Interessant waren auch mehrere wilde Pflaumensorten, die Jowa aus-
stellte, abstammend von der Chickasawpflaume, Prunus Chicasa Michaux, die
dort besonders am Missouri viel vorkommt. Sie führten die Namen De Soto
(nach dem ersten Reisenden im Lande) und Pottawattomie, im allgemeinen
heissen sie alle wild goose. Man hat in Amerika drei essbare wilde Pflaumen-
sorten [vergl. Downing und Asa Gray*)] und hofft durch Kreuzung derselben
bessere Sorten zu erhalten.**)
1. Die Chickasawpflaume. Prunus Chicasa Michaux, von Maryland bis
Florida, westlich bis Süd-Indiana, Kansas und Texas verbreitet, mit runden,
etwa 2 cm grossen, rötlichen oder gelbrötlichen Früchten, die eine dünne
Haut fast ohne Reif und einen angenehm, etwas säuerlichen Geschmack haben.
Der Stamm wird meist 3 bis 5 m hoch, auf den Prairien von Arkansas und
Texas aber oft nur 1 m, dort heisst sie nach Downing Dwarf Texas plum.
2. Wilde gelbe oder rote Pflaume, Prunus americana Marshall. Wald-
land und Flussufer von Canada bis zum Golf von Mexiko, überall gemeine
Frucht, fast reiflos, rundlich oval, Schale dick, gelb, rot, orange, ca. 12 — 20 mm,
kultiviert bis 25 mm Durchmesser. Baum dornig, 2 — 6 m hoch.
3. Bucht- oder Sandpflaume, Prunus maritima Wangenheim. An den
Seebuchten und sandigen Küsten von Neu-Braurjschweig bis Virginien. Ein
niedriger, oft ausgebreiteter. y3 — 2 m hoher Strauch, Frucht kugelig, purpurn
oder karmoisinrot, mit Reif bedeckt, 12 — 25 mm Durchmesser, reift selten,
angenehm, aber etwas zusammenziehend.
Man verspricht sich von den einheimischen recht viel und hat schon
sehr viele Sorten, in Illinois werden genannt: Munson, Wolf, Ash Lombard,
Norman, Pottawattomie, Spears round plum, Parson Rolingstone, Wayland,
Robinson, Miner.***)
Die Pflanzenbäume leiden in Amerika an zwei sehr gefährlichen Übeln,
einmal an dem Black knot, der schwarzen Knotenkrankheit, und zweitens an
dem schon bei der Aprikose erwähnten Rüsselkäfer, Curculio gewöhnlich
genannt.
Der Black knot wird durch einen Pilz. Sphaeria morbosa oder Plowrightia
morbosa, den ich auch auf wilden Pflaumen bei Santa Cruz und im Yosemite-
thal fand, erzeugt und lässt sich durch fleissiges Zurückschneiden der auf-
getriebenen, mit schwarzem Sporenpulver bedeckten Zweige bekämpfen. Den
Rüsselkäfer kann man durch sorgfältige Behandlung einschränken. In der
grossen Baumschule von Ellwanger & Bary in Mount Hope Nurseries, Rochester,
wird, wenn die Früchte ansetzen, der Boden um die Stämme gereinigt und
geebnet. Sobald der Käfer sein Eierlegen beginnt, wird ein grosses Laken
*) Asa Gray, Manual of the Botany of the Northern United Stades (east of the
Mississippi).
**) Nach R. P. Speer in Bulletin No. 4 of Jowa Agricultural Experiment Station sind
manche wilde Prlaumensorten zum Einmachen nicht den kultivierten nachzustellen, besonders
die dünnschaligen. Bei einem Probekochen fand man die „Maquoketa" und die „Black-Hawk"
am besten, die Schale zerging ganz; die „De Soto" war etwas dickschaliger, aber trägt
sicherer, was beide vorigen nicht thun. In Pennsylvanien waren Pottawattomie und Miner
die besten.
***) Transaction of the Illinois State Hort. Soc. for 1802, S. 117.
Kleinere Mitteilungen.
36 I
um jeden Baum ausgebreitet und letzterer so geschüttelt, dass alle angestochenen
Früchte und die Käfer darauf fallen. Heide werden dann vernichtet. — In
'Illinois leiden die Zwetschen, Prunus domestica, trotz alles Fangens sehr von
diesem Käfer; da sie ferner bei dem dichten Zusammenstehen der Früchte
leicht faulen, wenn im Juli und August grosse Feuchtigkeit und Wärme ein-
treten, so ist ihre Kultur im allgemeinen, unsicher, auch die der Pflaumen,
ausgenommen die blaue Damascene.**) (Fortsetzung folgt.)
Kleinere Mitteilungen.
Uebergang des Instituts für Pflanzenphysiologie
und Pflanzenschutz zu Berlin an die biologische
Abteilung des Kaiserlichen Gesundheitsamts.
Von Geh. Regierungsrath Prof. Dr. Fr an k.
/ Den deutschen, Land- und Forst-
wirten zeige irh hierdurch an, dass
zufolge Fntschliessung des preussischen
Herrn Landwirtschaftsministers und
•des Herrn Staatssekretärs des Innern
das bisher unter meiner Leitung ge-
standene Institut für Prianzenphy-
siologie und Pflanzenschutz mit allen
seinen auf dem Gebiete dfes Pflanzen-
schutzes liegenden Aufgaben an die
biologische Abteilung des Kaiserlichen
Gesundheitsamtes, die meiner Leitung
anvertraut worden ist, übergegangen ist.
Die biologische Abteilung soll in
.enge Beziehung zur praktischen Land-
und Forstwirtschaft treten und wird
deshalb ihre Hauptaufgabe in freier
wissenschaftlicher Forschung ihrer
Mitglieder auf dem Gebiete der die
einheimischen Kulturpflanzen schädlich
oder nützlich beeinflussenden Lebe-
wesen rinden, um daraus die zur Be-
kämpfung bezw. Förderung dieser Ein-
flüsse geeigneten Maassregeln ableiten
zu können.
Die Anstalt wird daher in der
gleichen Weise, wie es mit meinem
bisherigen Institute der Fall war, in
die Reihe der schon bestehenden ver-
wandten Institute, welche gleiche Ziele
verfolgen , treten , ohne dass dabei
irgendwie an eine Beschränkung der
selbständigen Wirksamkeit jener an-
deren Anstalten zu denken wäre. Die
Naturvorgänge, welche das Arbeits-
gebiet aller dieser Anstalten und ihrer
Forscher ausmachen, sind so zahl-
reirhe und gehören zu so schwierigen
**) Ebenda S. 1 16.
Problemen der Naturforschung, dass
man nur wünschen muss, es möchten
recht viele wissenschaftliche Kräfte
in den einzelnen deutschen Ländern
sich mit diesen Fragen befassen. Aber
auch wenn dies der Fall sein sollte.
darf man doch nicht gleich erwarten,
dass alle diese schwierigen Fragen
schon inkürzester Zeitihre befriedigende
Lösung finden werden; vielfach wird
es jahrelanger Vertiefungen der be-
treffenden Gelehrten dazu bedürfen.
Auch die Auskunftserteilung an
praktische Land- und Forstwirte beim
Auftreten von Pflanzenbeschädigungen
wird unter den gleichen Bedingungen,
wie sie in meinem bisherigen Institute
stattgefunden hat und in anderen ähn-
lichen öffentlichen Instituten statt-
findet, d. h. kostenlos und thunlichst
umgehend, in der neuen Anstalt weiter
fortgesetzt werden, und ersuche ich
die Fragesteller, nunmehr ihre An-
fragen und Einsendungen von Proben
der kranken Pflanzen , soweit nicht
andere ähnliche öffentliche Anstalten
Ihnen näher liegen, an die Adresse:
Kaiserl. Gesundheitsamt, Biologische Abteilung,
Berlin N.W., Klopstockstrasse 19 20
zu richten.
Die biologische Abteilung wird auch
dafür sorgen , dass die beteiligten
Kreise durch Flugblätter auf dem Ge-
biete des Pflanzenschutzes aufgeklärt
und zur Ergreifung praktischer Pflanzen-
schutzmittel angeregt werden.
Die Ergebnisse der eigenen wissen-
schaftlichen Forschungen werden in
einem besonderen , in zwanglosen
Heften erscheinenden Werke: »Arbeiten
aus der biologischen Abteilung des
362
Kleinere Mitteilungen.
Kaiserlichen Gesundheitsamtes« ver-
öffentlicht werden.
Es ist mir zugleich ein Bedürfnis,
entgegen gewissen unzutreffenden Auf-
fassungen, welche in der letzten Zeit
an die Öffentlichkeit getreten sind,
hier zu erklären, dass ich die Freiheit
der wissenschaftlichen Forschung, die
für meine Kollegen an der biologischen
Abteilung und für mich eine wesent-
liche Bedingung ist, am Kaiserlichen
Gesundheitsamte in keiner Weise be-
schränkt gefunden habe.
Obstdauerwaren.
Die Deutsche Landwirtschafts-
Gesellschaft teilt uns mit, dass die
Obstdauerwaren für Ausfuhr und
Schiffsbedarf, welche sich an der 1898
von der Deutschen Landwirtschafts-
Gesellschaft ausgeschriebenen Prüfung
von Dauerwaren beteiligt haben (es
handelt sich um 30 Gegenstände von
12 Ausstellern), von ihrer Prüfungs-
reise nach Australien in Bremen wieder
angekommen und nach Berlin über-
führt worden sind , um dort am
34. Mai von den Preisrichtern geprüft
und beurteilt zu werden. Danach
sind sie auf der Ausstellung in
Frankfurt a. M. vom 8. bis 13. Juni
in der Abteilung »Erzeugnisse« aus-
gestellt worden.
Die Schattenmorellen als Nutz- und Ziersträucher.
Von Adam Heydt, Kunstgärtner.
Die praktische Verwendung der
Schattenmorellen, die sich sehr
lohnend erweist, wird viel zu wenig
beachtet, ja ist unter Berufsgärtnern
kaum bekannt. Giebt es doch viele
Häuser, deren nach der Schattenseite
belegene Wände man so gerne be-
pflanzt sähe, wenn man nur wüsste,
womit dies geschehen könnte! Wenn
es gerade keine eingeschlossene Lage
ist, dann ist es angebracht, ja
besser gesagt, recht praktisch, diese
Wände mit Schattenmorellen zu be-
pflanzen, worunter bekanntlich die
grosse, lange Lotkirsche, eine Sauer-
kirsche, zu den Weichsein gehörig,
zu verstehen ist.
Um sie erfolgreich zu erziehen, muss
die WTand mit einem 5 — 6 m hohen
Gerüst (Spalier) versehen werden,
denn höher wird diese Kirsche nicht.
Auch empfiehlt es sich, wenn der Grund
etwa aus Bauschutt besteht, die Baum-
löcher mit guter Erde zu befahren.
Die Pflanzung geschieht entweder im
Herbst, was das beste ist, oder im
Frühjahr, was jedoch nur in nassem,
schwerem Boden am Platze ist. Ge-
deiht die Schattenmorelle auch in
schattiger Lage, so ist ein sonniger
Platz immer besser. Ich hatte
Gelegenheit, Pflanzen, die schattig, und
solche, die sonnig standen, zu be-
obachten, und fand, dass, wenn sie auch
im Schatten gedeihen, letzteres doch
hinsichtlich der Reife einen Unterschied
von 2 — 4 Wochen ausmacht. Sonst bleibt
es sich indessen gleich, der Geschmack
ist derselbe.
Die Anzucht am Spalier geschieht
auf die bekannte Weise, indem man
vor allem Leitzweige zu erhalten
sucht, und zwar so viel, bis das Gerüst
voll bekleidet ist.
Sodann sucht man nur immer
tüchtig Fruchtholz zu gewinnen, was
durch den Sommerschnittleicht möglich
ist, durch dessen Anwendung man
auch alle Zweige in Ordnung erhalten
kann und so den Baum in den Händen
hat, dass er niemals den einmal an-
gewiesenen Raum überschreitet. Der
Sommerschnitt wird an den Frucht-
zweigen ausgeführt , selten an den
Leitzweigen. Man kneipt zum ersten-
mal auf ein nach vorn gerichtetes
4. — 5. Auge, sobald dieZweige2o — 30cm
lang geworden sind. Entwickeln sich
diese, so werden die Zweige weg-
gekneipt bis auf den untersten, der
nochmals entspitzt wird. Wird dieses
Verfahren gut gehandhabt, und sach-
lich, nicht schablonenmässig ausgeführt,
so ist und bleibt der Baum immer in
Ordnung.
Ich beobachtete selbst in ganz un-
günstigen Obstjahren, dass diese Haus-
spaliere sehr gut trugen und allen
Ostbäumen im Erfolg voran waren,
dabei war es eine Freude, solche
Früchte zu pflücken, wo eine immer
so schön war, wie die andere. Die
Früchte dienenzum Einmachen, für Kon-
serven u. s. w. und sind ein sehr ge-
suchter Artikel. Die Pflege der
Schattenmorellen an Hauswänden ver-
dient Empfehlung , zumal da eine
solche Anpflanzung gleichzeitig eine
grosse Zierde ist.
Kleinere Mitteilungen.
3(33
Die alten Eiben im Garten des Herrenhauses
sind jetzt mit hohen Sonnenkulissen
versehen worden. An der Südseite
der beiden Bäume hat man je ein
haushohes Gestell aus hölzernen Stan-
gen errichtet und dessen Zwischen-
räume mit Packleinen überspannt. Die
so hergestellte Schutzwand umgibt nach
Art einer spanischen Wand die Sonnen-
seite der Bäume und überragt ihre
Wipfel. Die Kulissen haben den Zweck,
die Sonnenstrahlen von den neu ver-
pflanzten Bäumen abzuhalten, da man
von dem Einfius der Hitze schädliche
Wirkungen auf das Gedeihen der Bäume
fürchtet.
Eine alte Eibe in der Schweiz.
Eine alte, sehr schöne Eibe, wohl
das grösste Exemplar, in der Schweiz,
steht aut dem Bauerngute »im Gerstler«,
Gemeinde Heimiswyl (Bern). Die
Höhe des Baumes beträgt 15 m und
es mass der Baum im Jahre 1895
gerade 4 m Umfang, 1 m über Boden
gemessen. Das schöne . urkräftige
Exemplar, dessen Alter auf über 700
Jahre geschätzt wird, ist vollkommen
regelmässig entwickelt und teilt sich
3,5 m über dem Boden in zwei gleich
stark entwickelte Gipfel. Von der
Bahnstation Burgdorf aus kann man in
1^2 Stunden auf schattigen Waldwegen
den sehenswerten Baum leicht er-
reichen. M. Löbner.
Wädensweil, Schweiz.
Oisraeli und die Primel.
Man fragt sich oft, wie die Primel
dazu kam. Benjamin Disraeli gewidmet
zu werden, der sich so wenig um
diese bescheidene Blume kümmerte,
dass sie nur ein einziges Mal in seinen
zahlreichen Romanen erwähnt wird,
und zwar in Verbindung mit der Zu-
bereitung von Salat. Auf dem Grab-
mal des Ministers, den Königin Viktoria
mit der Bezeichnung „mein treuer
Freund" beehrte, wurde diesmal am
19. April, ebenso wie vor 18 Jahren
und seither jedes Jahr ein Kranz Primeln
niedergelegt, den die Königin gespendet
hatte. Als der erste Kranz Primeln
am 19. April 1S81 in der Kirche von
Hughendon Manor auf das frische Grab
gelegt wurde, war ein von der Königin
beschriebener Zettel daran, der besagte,
dass die Primel ,, seine'- Lieblings-
blume war. Die Königin hatte den
Prinzen Albert, ihren Gemahl, im Sinn.
Das Publikum aber glaubte, die Worte
bezögen sich, auf den verstorbenen
Staatsmann, und so entstand die fromme
Sage vom Primelntag, so entstand
auch die Primeln-Liga zum Schutz der
Verfassung, der Kirche und des
britischen Weltreiches. Dem Lord
und besonders der Lady Randolph
Churchill gebührt das Verdienst, die
Primeln-Liga und den Kultus Lord
Beaconsfields als Heiligen des Primeln-
tages zu Parteizwecken ausgebeutet
und dieses über das ganze Land ver-
breitete Netzwerk von konservativen
Verbänden, Habitations geheissen, mit
Rittern, Komturen und Damen, ge-
schaffen zu haben, an deren Spitze
als Grossmeister Lord Salisbury steht,
den Benjamin Disraeli im Unterhaus
als „den Meister des Spotts und
Hohnes" hingestellt hatte. (Voss. Z.)
Gefülltblühender Apfel.
Ribston Pepping, jene gewürzhafte,
köstliche Frucht, blühte bei- uns als
Spalierbaum an sonniger Wand bereits
Ende April. Einige Blütenbüschel
(vier an der Zahl) aber wollten mit
den blühenden nicht Schritt halten;
statt mitaufzublühen, rundeten sich die
länger gestielten Knospen immer
mehr, und nun'4 zieren seit einigen
Tagen gefüllte Blumen mit 12 — 15
Blumenblättern diese Büschel. Ist
eine Apfelblüte und insbesondere die
Knospe des Ribston Peppings schon
an und für sich ein schöner Anblick,
so war der Anblick dieser gefüllten
Blüten für mich ein herzerquickender.
Ich habe die Zweiglein mit den
Büscheln gefüllter Blumen abgeringelt
und werde dieselben im Frühjahr
nächsten Jahres auf Zwergunterlage
veredeln. Vielleicht gelingt es mir,
dieses schöne Spiel einer bewunderns-
werten Natur konstant, zu einem
bleibenden Geschenk derselben zu
machen. M. Löbner.
Wädensweil, Schweiz.
Einige Äpfel für jeden Boden passend.
Von Adam Hey dt,
Schlossgärtner, Dallmin (Prignitz).
Zur heutigen Zeit wird allen Garten-
besitzern, sei es in der Stadt oder
auf dem Lande, vielfach angeraten.
3ö4_
Kleinere Mitteilungen.
Obstbäume zu pflanzen. Beson-
ders werden Äpfel und Birnen
empfohlen und das ist auch ganz gut,
allein meistens werden dem Dilettanten
nicht die richtigen Sorten angegeben,
die Lokal-Sorten, d. h. diejenigen, die
gerade in der betreffenden Gegend
am besten gedeihen, vielmehr wird
mancher Baumschulbesitzer dabei
gerade die Sorte los, die in Zukunft
immer mehr und mehr für ihn an
Wert verliert. Kommt dann einmal
nach Jahren endlich etwas Frucht an den
Baum und sieht man, dass die betreffen-
den Sorten ungeeignet, dann ist es meis-
tens zu spät, um Ersatz zu fordern.
Anders ist es, wenn man sich von einem
Baumschulbesitzer seine Sorte, garan-
tieren lässt, d.: h. dass man, wenn
sich später herausstellt, dass es nicht
die gewünschte Sorte ist, Ersatz erhält.
Eine jede reelle Baumschule wird
ihren Käufern dieses wohl nicht ver-
sagen. Wer jedoch gar keine Kennt-
nis von Sorten besitzt, dem möchte
ich folgende Sorten besonders em-
pfehlen, wobei ich noch vor allem
warne, sich die neu auftauchenden
Obstsorten aufhängen zu lassen. Der
Privatmann sollte zweifelhafte Sorten
überhaupt nicht so schleunig an-
pflanzen, haben wir doch so viele
bewährte Sorten. Da ist zuerst der
grosse Bohnapfel, ctenn der Charla-
mowski, der geflammte Kardinal,
der doppelte Melonenapfel, der Prinzen-
apfel, Grosse Kasseler Reinette, die
Landsberger Reinette, Schöner von
Boskoop, Roter Stettiner und Trieri-
scher rother Weinapfel.
Es sind diese zehn Sorten wohl
diejenigen, die sich für trocknen
Boden eignen, ja einige, wie Prinzenapfel,
Kasseler Reinette, die auch noch im
feuchten gute Erträge liefern, und selbst
in den rauhesten Lagen noch gepflanzt
werden können. Wer daher nicht
Kenntnis von Obstsorten besitzt, dem
empfehle ich obige Sorten; er kann
versichert sein, dass er Bäume erhält,
deren Früchte gut sind und die sich
lohnen, gepflanzt zu werden.
Drosseln und Eichkätzchen,
zwei Feinde für den Garten — und doch gern
gesehene Gäste.
Von Adam Heydt, Kunstgärtner. '
Drosseln und Eichkätzchen zieren
zwar einen Garten, sehr, sind aber im
Reservegarten, Küchengarten schlimme
Gäste, und das Wort »Feinde« ist
wohlauf am Platze, denn wenn man sie
einmal im Garten hat, so wird man
sie auch nicht so schnell, los. Ilaben
sie an der einen Pflanzenart genug,
so fangen sie, geht diese zur Neige,
gewiss an einer anderen Stelle zu
rauben an.
Im Ziergarten und Park jage ich
dagegen niemals auf beide Tiere,, ja hier
sehe ich es sehr gern, wenn die
flinken Drosseln so behende durch die
Zweige der Bäume hüpfen und das
Eichkätzchen von Baum zu Baum
springt.
Sobald freilich die Erdbeeren reif
werden, kommen diese kleinen Räuber
in den Küchengarten. Nicht nur, dass sie
die Beeren anfressen, nein, das Eich-
kätzchen z. B. sucht sich gewöhnlich
eine der allergrössten Früchte aus,
behält sie im Maul und klettert auf einen
Baum, wo es dann gemütlich seinen
Raub verzehrt. Die Drosseln picken
die Früchte nur an, was zur Folge
hat, dass sie dann bald faulen. Nicht
minder gefährlich sind letztere den
Himbeeren und Johannisbeeren. Wenn
diese alle sind, so fressen die Drosseln
die Kohlköpfe an und besonders den
Wirsing. Solche Kohlplantage bleibt
aber von Raupen verschont! Wenn
also keine Beeren geschädigt werden
können, so vertreibe man die Drosseln
nicht, denn sie halten die Raupenplage
fern, was mehr wert ist, als einige
angepickte Kohlköpfe. Im anderen
Fall empfiehlt es sich jedoch, gegen
diese kleinen Räuber vorzugehen,
und zwar ist das einfachste Mittel,
diese Missetäter zu vertilgen, sie
wegzuschiessen. Drosseln halten ihren
Raubzug gewöhnlich morgens, Eich-
kätzchen mittags. Hat man auf
Drosseln früh einige Schüsse abgegeben,
so sind sie auf einige Stunden
verscheucht. Ich machte gewöhnlich
früh einen Gang durch den Garten,
wobei ich einige der Drosseln weg-
schoss, mittags ging es gegen die Eich-
katzen; von diesen schoss ich einmal
in einer halben Stunde vier Stück weg.
Frachtermässigung für Obst in Wagenladungen.
DerLandeseisenbahnrat hielt kürzlich
seine Sommersitzung ab und be-
schäftigte sich zunächst mit der Frage
Kleinere Mitteilungen.
365
der Frachtermässigung für Obst in
Wagenladungen. Er erklärte sich ein-
stimmig dafür, dass die Einführung
von Ausnahmetariten für Obst für
einzelne bestimmte Stationen oder
Bezirke nicht thunlich, dagegen eine
Frachtermästigung für Obst überhaupt
in Aussicht zu nehmen sei. Auch be-
züglich der Tarifieruiig von sonstigen
Garten- und Feldirüchten waren eine
Reihe von Wünschen und Anträgen
der Tarükommissioh an den Landes-
eisenbahnrat ergangen. Man wünschte
nicht nur eine Ermässigung der Tarife,
sondern auch Erleichterungen bei der
Verladung. Der Landeseisenbahnrat
hat beschlossen, die Anträge seiner
Tarifkommission, die eine Ermässigung
und Erleichterung herbeiführen wollen,
zu befürworten.
New Yorker Dachgärten.
New-York ist eineStadt der Kontraste!
Vor einer Woche noch klapperten wir
während eines schneidenden Nordosts
mit den Zähnen, und jetzt befinden
wir uns bereitsinmittendergrimmigsten
llundstage. Das Quecksilber hält sich
mit unerschütterlichster Beharrlichkeit
in den höheren Regionen seines
gläsernen Gefängnisses und kletterte
vor einigen Tagen sogar bis zu 111
Grad Fahrenheit , gleich 35 Grad
Reaumur, empor! Die Spalten der
Zeitungen füllten sich mit Ver-
zeichnissen solcher Personen, die am
Hitzschlag starben; die von den wohl-
habenden Klassen bewohnten Strassen
veröden infolge der Flucht ihrer Be-
wohner mehr und mehr, wohingegen
die von den ärmeren Klassen be-
völkerten (Juartierc doppelt so belebt
als früher erscheinen, besonders zur
Abendzeit , während welcher jeder
sich beeilt, den von der Sonne durch-
glühten Wunden zu entrinnen , um
einige Mundvoll kühlere Luft zu er-
ringen.
Von ~>eit<n der städtischen Behörden
und Wohlthätigkeitsgesellschaften ge-
schieht allerdings viel, um auch den
auf ihr Schattenseite des Lebens Ge-
borenen ihr Los zu erleichtern.
ich fahren mehrere im Dienst
wohrtbätiger Anstalten stehende, grosse
Dampfer, sogenannte Kinderhospital-
schifff. bis zur Grenze ihres Fassungs-
vermögens mit Säuglingen und deren
Müttern gefüllt, in die offene See hin-
aus, um die unter der furchtbaren
Hitze am meisten Leidenden der Er-
quickungen der Meeresbrise .teilhaftig
werden zu. lassen. Eine städtische
Einrichtung aber, deren sich bis jetzt
kein zweiter Ort der Welt rühmen
kann, sind die sogenannten Pier- und
Roofgärten, dem Luftzug ausgesetzte
Erholungsplätze, die auf weit in den
Hudson und East River hinaus-
reichenden Werften oder auf den
flachen Dächern grosser öffentlicher
Gebäude liegen und dem gesamten
Publikum frei zugängig sind.
Die Roof- oder Dachgärten sind eine
ureigene New- Yorker Erfindung, durch
die Notwendigkeit hervorgerufen und
durch die Findigkeitder Amerikaner zur
höchsten Vollendung gebracht. An
zahlreichen Bier- und Konzertgärten
hatte die starke deutsche Bevölkerung
von New-York es von jeher ja
nicht fehlen lassen, aber der Nachteil
der meisten dieser Erholungsplätze
war, dass sie zwischen himmelhohen
Häuserkolossen eingeschachtelt lagen,
wohin die kühle, erquickende Abend-
luft nur in beschränktem Masse Z u
gang finden konnte. Es bedurfte ein e
unternehmenden Geistes, um Wand e
zu schaffen. Ein solcher erschien, und
er verlegte mit kühnem Entschluss die
Konzertgärten einfach auf die Dächer
derselben Häuserkolosse, die vordem
die Grenzen der Erholungsplätze ge-
wesen waren; hoch droben in den
luftigen Höhen, wo allabendlich von
Osten her die erfrischende Seebrise
breit undmächtigeinherflutet, erstanden
die Konzertgärten in neuer Pracht und
Herrlichkeit.
Sie wären allerdings nicht möglich
gewesen, wenn nicht eine andere echt
amerikanische Erfindung, die Elevatoren
oder Personenaufzüge, vorausgegangen
wäre, denn die Amerikaner, noch mehr
die Amerikanerinnen , sind die er-
klärtesten Gegner des mühseligen,
atemraubenden Treppensteigens. Da
es beim Elevator nur eines Finger-
drucks oder langsamen Anziehens des
Drahtseiles bedarf, um einige Dutzend
Personen mit Windeseile in die
luftigen Höhen emporzutragen, so war
das schwerste Bedenken, das man
gegen die Dachgärten hätte vorbringen
können, siegreich aus dem Felde ge-
schlagen. Die Eröffnung des ersten
366
Unterrichtswesen.
Dachgartens erregte seinerzeit selbst
in der durch Sensationen aller Art
verwöhnten Weltstadt beträchtliches
Autsehen. Ganz New-York beeilte
sich, die neue Schöpfung zu beaugen-
scheinigen und ein Gutachten darüber
abzugeben. Man kam, sah und wurde
besiegt. Die Dachgärten eroberten
sich im Nu die Gunst des Publikums
und wurden zu einer so feststehenden Ein-
richtung des New-Yorker Lebens, dass
man neuerdings vielfach begonnen hat,
Dachgärten auch auf den Dächern der
Privat-Häuser einzurichten. Die
Menschenfreunde der Stadt beeilten
sich auch, den ärmeren Klassen zu
ähnlichen Erholungsplätzen zu ver-
helfen, wo sie mit ihren Kindern und
leidenden Personen ungehinderten Zu-
tritt von früh morgens bis in die Nacht
hinein finden können.
Selbstverständlich bestehen auch
zwischen diesen Dachgärten die ge-
waltigsten Unterschiede. Die Aus-
stattung der Jedermann zugängigen
Dachgärten beschränkt sich auf eine
stattliche Anzahl von Bänken und
Stühlen , einige Licht verbreitende
elektrische Sonnen und die Anlage
von Wasserständen und Bedürfnis-
anstalten, wohingegen die nur gegen
Entrichtung eines Obolus zugängigen
Dachgärten der vornehmen Welt zu
Schauplätzen des verschwenderischsten
Luxus geworden sind.
Yerlässt man in Kirchturmhöhe
den Personenaufzug, so befindet man
sich plötzlich inmitten eines wahren
Feenreiches, umfangen von einem
Meer sanft gedämptten, buntfarbigen
Lichts. Ueppige Tropengewächse
hängen von den die Lampions tragenden
Bogen hernieder oder klettern die
schlanken, gusseisernen Säulen empor.
Prächtige Blattpflanzen und Palmen
wiegen sich im lauen Abendwind;
die weichen Weisen irgend eines
neuen Walzers schlagen an unser Ohr
oder ein von einer Magyarenkapelle
mit aller Schneidigkeit ausgeführter
Csardas erweckt in unseren Füssen
eine kaum zu bekämpfende Tanzlust.
Kaum sind die elektrisierenden Klänge
verrauscht , so wetteifern kühne
Akrobaten, prickelnde Chansonnetten-
sängerinnen oder fingerfertige Taschen-
spieler, uns mit ihren Künsten zu
unterhalten. Es folgen entzückende
lebende Bilder; es treten orientalische
und spanische Tänzerinnen auf und
berauschen uns mit ihren feurig-sinn-
lichen oder eleganten , an die Be-
wegungen eines edlen arabischen
Rosses erinnernden Tänzen. Kurz,
was die zu so hoher Entwicklung ge-
kommene Welt der fahrenden Künstler
zu bieten vermag, das zieht in diesen
luftigen Höhen an unseren Augen und
Ohren vorüber.
Wohl unzweifelhaft waren die sagen-
haften, hängenden Gärten der Semiramis,
wenn dieselben thatsächlich bestanden
haben sollten, nichts Anderes als Dach-
gärten desselben Charakters. Aber
einen solchen Reichtum an Unter-
haltung, einen solchen Ausblick auf
eine von Millionen Lichtern er-
strahlende Riesenstadt, auf so stolze
von unzähligen Schiffen durchfurchte
Wasserstrassen und auf ein so ge-
waltiges, fern im silbernen Monden-
schein erglänzendes Meer vermochte
sie doch wohl nicht zu bieten. Und
dennoch: was sind diese Zauberabende
gegenüber den wunderbar schönen
Sommermonaten in Deutschlands
Bergen, am Rhein oder an der Ostsee.
O Buchenwälder Rügens, wie viel
' schöner ist doch euer vom Sonnen-
gold durchflutetes Gezweig als die
Palmen der New-Vorker Dachgärten !
Du Rauschen der Ostsee,' wie viel
traulicher klingst Du ins Ohr als das
Knallen der Champagnerpfropfen in
dem sommerlichen Neu-Babylon!
(Berliner Lok.-Anz.)
Unterrichtswesen.
Obst- und Gemüseverwertungskurse in Cassel.
In dem pomologischen Institut zu
Cassel finden unter der Leitung des
Vorstehers des pomologischen Gartens
Herrn Karl Huber auch in diesem
Jahr wieder für Herren und Damen
getrennt abgehaltene viertägige Obst-
und Gemüseverwertungskurse statt.
Der der Verwertung von Frühobst und
Frühgemüse dienende erste Abschnitt
Litteraiur.
3<>7
dieser Kurse für Damen rindet vom
18. bis einschl. 21. Juli statt. Der
zweite Abschnitt, der Verarbeitung von
Spätobst und Spätgemüse gewidmet,
beginnt am 12. und endigt am 15. Sep-
tember; für Herren wird ein be-
sonderer Kursus vom 22. bis 25. August
dieses Jahres abgebalten
Litteratur.
Gartenkunst und gärtnerisches Plan-
zeichnen von Lothar Abel. Zweite
umgearbeitete Auflage. Erweitert
durch Ausführungen über städtische
Pflanzungen. Parkanlagen, Thiergärten
und Glashäuser von Alfred Reinhold,
Architekt, Docent an der Gartenbau-
schule der k. k. Gartenbau-Gesellschaft
in Wien. 25 Tafeln in Mappe nebst
Textschrift. Verlag von Carl Graeser,
Wien, g Mark.
Der beigegebene kleine Text be-
handelt geometrische Zeichnungen,
Feldmessen , Höhenmessungen und
Nivellieren, Prinzipien der Garten-
kunst, Regeln für den Entwurf eines
Gartenplanes , eine Aufzählung ver-
schiedener Gehölze , Wasserformen,
Farbenlehre , Blumengärten , Park-
walze, Thiergärten, städtische Pflan-
zungen und zuletzt noch Gewächshäuser
in so auszugsweisen Angaben, dass
das Werk zum Studium sich gar nicht
eignet. Die Blumenstücke bieten in
ihren Anordnungen nichts Neues. Die
Wasserformen aber sind unnatürlich
und unschön, ihnen liegt die Form
einer Malerpalette oder einer ein-
geschnürten Fischblase zu Grunde,
auch die beigegebenen Pläne entbehren
einer wirklich künstlerischen Auf-
fassung und können deshalb als Muster-
Zeichnungen nicht empfohlen werden.
Wir linden in dem Buch auch
treffende Gesichtspunkte, die von den
Gartenkünstlern wohl zu beachten sind;
so sagt der Verfasser sehr richtig:
demeinheitlichen Prinzip derGrundriss-
darstellungim Gartenplan entsprechend,
dürfen Bäume und Pflanzungen eben-
falls nur im Grundriss dargestellt
werden. Bäume im Aufriss in einem
Plan darzustellen, ist bei perspekti-
vischen Ansichten geboten, in Plänen,
he nur der Darstellung eines
Grundrisses entsprechen, wider-
sinnig. Diese Darstellung findet
sich oft in schlecht gezeichneten
Gartenplänen, wo vielfach nicht ein-
mal der Massstab eingehalten ist und
die Bäume im Verhältnis viel zu gross
gezeichnet sind."
Da wir heute häufig dieser ganz falschen
Darstellungsweise das Wort wieder
reden hören, möchten wir eindringlich
warnen, auf dem falschen Wege nicht
fortzuschreiten und die obigen Aus-
führungen , die eine unumstössliche
Wahrheit zeigen, zu beherzigen. II.
Gärtnerische Feldmesskunde. Ein
Leitfaden für den Unterricht in der
Feldmesskunde an Gärtnerlehranstalten
und ähnlichen Instituten, sowie zum
Selbstunterricht für junge Gärtner, be-
arbeitet von B. Goerth, Königl. Ober-
gärtner und Lehrer des Gartenbaues
am Kgl. pomologischen Institut in
Proskau O.-Schl. Mit 15 Tafeln und
64 Abbildungen nach Aufnahmen und
Zeichnungen des Verfassers. Proskau
O.-Schl. Verlag von A. Kaiesse.
Der Verfasser hat dies Buch in erster
Linie für die Hand des Schülers be-
stimmt und ihm damit ein treffliches
Buch zur Auffrischung und zum Nach-
schlagen des Gelernten gegeben.
Der I. Teil behandelt die gebräuch-
lichen Masse und Winkeln dienenden
Längemasse und Instrumente mit
eingehender Beschreibung derselben.
An der Hand von praktischen Bei-
spielen weist der Verfasser ihre An-
wendung und Gebrauch sowohl, als
auch die Art und Weise, wie die Auf-
nahmen zu machen sind, nach und
giebt Anweisungen für die Übertragung
des Entworfenen vom Papier ins Freie.
Zahlreiche Übungsaufgaben vervoll-
ständigen das Ganze.
Der II. Teil behandelt das Nivellieren.
In derselben eingehenden Weise wird
auch dieses wie der I. Teil behandelt
mit der Anweisung, wie man aus
dem aufgenommenen Nivellement mit
Leichtigkeit die Erdarbeiten sowohl
aus den Horizontalen oder nach Pro-
filen berechnen kann.
36^
Ausstellungen. — Preisverzeichnisse. — Personal-Nachrichten.
Im III. Teil wird gezeigt, wie die
Anwendung der ebenen Trigono-
metrie im gärtnerischen Feldmessen
vorteilhaft zur Anwendung gebracht
wird.
Wir können das Buch allen denen,
die sich mit der Feldmesskunde be-
schäftigen, warm empfehlen. H.
Gärtnerisches Zentral- Blatt re-
digiert von Andreas Voss. Nachdem
uns nunmehr Heft 5 dieses Blattes vor-
liegt, möchten wir die Aufmerksamkeit
unserer Leser abermals auf dieses neue
zweckmässige Unternehmen lenken.
Alles weitere ist aus dem dieser Xo.
beiliegenden Prospekt zu ersehen.
Ausstellungen und Kongresse.
Berlin. Grosse deutsche Winter-
blumen - Ausstellung, Mitte Februar
1900 im Zoologischen Garten.
London, 11. und 12. Juli. Inter-
nationale Konferenz über Hybri-
disation von Arten und Varietäten.
Am 11. Juli in Chiswick, am 12. in
London. Alle Züchter von Bastarden
werden gebeten solche einzuschicken
an die R. Hort. Society in Chiswick
ne ar London. Die ersten Kräfte
Europas und Amerikas werden Vor-
träge halten. Wir können leider der
freundlichen Einladung nicht Folge
leisten, werden aber Bericht bringen.
Gent. 25jähr. Jubiläum der Staats-
gartenbauschule im Juli, verbunden
mit einer Ausstellung. Auch an dieser
Feier, zu der wir freundlichst geladen,
können wir leider nicht teilnehmen.
Eingesandte Preisverzeichnisse.
GustavA.Schultz,Kgl. Hoflieferant,
Lichtenberg-Berlin O. Preisliste über
selbstkultivierte Blumen-Zwiebeln und
Topfgewächse, Warm- und Kalthaus-
pflanzen, Dekorationspflanzen etc. —
Otto Heyneck-Magdeburg u. Cracau.
Listen über Chrysanthemum und
Caladium bulb. — Dammann & Co.,
San Giovanni a Teduccio bei Neapel,
Italien 1899. Verzeichnis von Blumen,
Zwiebeln, Knollengewächsen, Erd-
orchideen etc. — . Max Deegen,
Georginenzüchter in Köstritz, Reuss-
Thüringen. 1899 Haupt-Preisverzeichnis
über Dahlien, Rosen, Gladiolen, Obst-
bäume, Zierbäume und Sträucher. —
J. C. Schmidt, Erfurt, Landwirtschaft-
liche Frühjahrsaussaaten 1899. —
James Veitch & Sons, London,
Catalogue of plants enthält Neuheiten,
Orchideen, Freiland- und Gewächs-
hauspflanzen, Palmen. Farne, Gehölze
etc. — Carl Schliessmann, Hof-
lieferant, Garten-Ausstattungsgeschäft,
Fabrik für Gartenartikel, Spalier-
bauwerke und Arbeiten, Zugjalousieen,
Rollläden etc., Castel-Mainz. — Haage
& Schmidt, Erfurt, Hauptverzeichnis
über Samen und Pflanzen 1898. —
Ludwig Möller, Gartentechnisches
Geschäft, Erfurt, Preisverzeichnis über
Gartenausstattungen No. 54, 1 899 .
— Tugaux metalliques flexibles,
Ch. Rudolph, Paris, Rue duTheatreöö.
• — Michel Favrichon, Lyon-Mon-
plaisir (Rhone), Catalogue general,
1869. — Reinhold Schröter,
Clingen bei Greusseu i. Th., Naturholz-
Gartenmöbelfabrik, Gartenausstattungs-
geschäft.
Personal-Nachrichten.
Carl Hampel, Königlicher Garten-
bau-Direktor, Stadt - Obergärtner in
Berlin ist in die neuerrichtete Hof-
Garten - Direktor - Stelle für Schwerin
und Ludwigslust in Mecklenburg mit
dem Wohnsitz in Schwerin berufen
worden und tritt die Stellung am
1. August an. Mit uns freuen sich
gewiss Viele sehr über diese Nachricht,
so schmerzlich wir auch Herrn Hampel
in unserer Mitte vermissen werden.
L. W.
(jartenflora , 1899.
RHYNCHANTHÜS BLUTHIANU!
WITTMACK.
Rhynchanthus Bluthianus Wittm. n. sp.
Hierzu Täte! 1464.)
Wir geben auf Tafel 1464 die farbige Abbildung dieser neuen Pflanze
und verweisen wegen der Beschreibung auf Heft 2 d. J. S. 38, wo sie bereits aus-
führlich gegeben ist.
860. Versammlung und zugleich Jahresversammlung des Vereins
zur Beförderung des Gartenbaues am 29. Juni 1899.
Vorsitzender: Der Direktor des Vereins, Königl. Gartenbaudirektor Lackner.
I. Vorgeschlagen wurden zu wirklichen Mitgliedern:
1. Herr Gärtnereibesitzer W. Kaiser-Würzburg, durch Herrn Lackner;
2. „ Baumschulbesitzer E. T. F. Keck-Zehlendorf, Lindenhof, durch
Herrn Dr. Merker;
3. Der Verein zur Förderung des Frauenerwerbs durch Obst- und
Gartenbau in Steglitz durch Frl. Dr. Castner;
4. Herr Rentier Koppe-Zehlendorf, Ahornstr. n, durch Herrn Crass I;
5. ., Kaulmann Krause-Berlin, Gneisenaustrasse 113, durch Herrn
Kropp.
If. Ausgestellte Gegenstände: Herr Kgl. Garteninspektor Lindemuth
führte eine Kitaibelia vitifolia vor, die durch Veredelung auf Abutilon
Thompsoni bunt geworden war, dann aber selbstständig als Steckling
fortgepflanzt war, um zu zeigen, dass sich die Bunttleckigkeit bei dieser
Pflanze auch an den Stecklingen erhält. Herr Gartenbauinspektor
Lindemuth wird darüber einen besonderen Artikel veröffent-
lichen. Die Versammlung zollte ihm wegen seiner Erfolge lebhaften
bei fall.
Herr Prot. Dr. Sorauer bemerkte, dass die interessanten Versuche
Lindemuths über die Buntblätterigkeit auch für den Physiologen von
Bedeutung seien. Im Allgemeinen nimmt man an, dass die Buntblätterig-
keit eine Art Schwächezustand anzeige. Die Chlorophyll- (Blattgrün)
keiner zeigen an den gelblichen oder weisslichen Stellen, abgesehen
von ihrer Verfärbung, nicht .so scharfe Umrisse, werden schliesslich
qz wolkig und verlieren die Körnchengestalt. Da der grüne Farbstoft
mangelt, können sich die Pflanzen nicht so gut ernähren und werden
weichlich. Weissbunte Triebe von Acer Xegundo, dem eschenblätterigen
.., -q 860. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc.
Ahorn. z.B. leiden viel mehr von Frost und Hitze als die grünen; ähnlich
ist es bei vielen anderen Pilanzen. Interessant ist nun eine Beobachtung
des holländischen Forschers Beyerinck, der vor etwa zwei Monaten eine
Untersuchung über die Buntblätterigkeit der Tabaksblätter, die sog.
Mosaikkrankheit, veröffentlichte. Die Mosaikkrankheit ist sowohl in
Holland selbst wie in Java seit etwa 12 Jahren sehr gefährlich geworden.
Die Pflanzen werden schon in der Jugend gelbfleckig und bleiben infolge-
dessen im Wachsthum sehr zurück. Parasiten sind nicht zu finden,
zuletzt findet man zwar Bakterien, die Beyerinck aber nicht als die
Ursache ansieht, wenngleich sie von einem anderen holländischen und
einen russischen Forscher als solche betrachtet werden. Nach Beyerinck
lässt sich die Buntfleckigkeit durch Impfung übertragen. Er glaubt, dass
in den Zellen ein Giftstoff, ein lebendiger Virus vorhanden sei, der aber
durch die Impfung auf gesunde Pflanzen übergeführt werde. Es wäre
wohl möglich, dass auch in anderen Fällen wir ähnliche Verhältnisse
haben, dass eine gewisse Stoffmischung sich bildet, die noch nicht grade
als Gift wirkt, aber das Chlorophyll löst. Auf diese Weise würde sich
auch die Uebertragung der Panachüre durch Veredelung erklären lassen.
Herr Hofg. Hoffmann: Die Buntblätterigkeit ist nicht konstant, sie
verschwindet allmählich, wenn man die Pflanzen aus der Sonne in den
Schatten bringt. So z. B. wurden grosse buntblätterige Buxus, die
später in den Schatten gepflanzt wurden, vollständig grün. Die Steck-
linge davon, in die Sonne gebracht, sind aber wieder bunt geworden.
Die Buntblätterigkeit ist also nur mit Hilfe des Sonnenlichtes möglich.
Herr Kgl. Garten-Inspektor Perring: Das dürfte wohl nicht in allen
Fällen zutreffen. Buntblätterige Acer Xegundo erhalten im Schatten eine
viel schönere weisse Farbe als im Sonnenlicht, wo sie leicht verbrennen.
Im allgemeinen sind buntblätterige Pilanzen gegen Sonne viel empfind-
licher als grüne, sie sind auch schwachwüchsiger. Der bunte Acer Negundo
bleibt eigentlich immer ein Strauch oder ein Baum vierten Grades,
während der grüne viel höher wird. Die grössten Acer Negundo fol.
var. sind wohl in der Flora zu Charlottenburg.
Herr Bluth: Bei Croton zeigt sich, dass je bunter sie sind, sie auch
um so empfindlicher sind, dass sie im Schatten üppiger und härter, aber
auch grüner werden. Jeder Crotonzüchter lässt deshalb seinen Pflanzen
so viel wie möglich Sonne zukommen.
Herr Garteninspektor Lindemuth: Licht und Sonne fördern ent-
schieden die Panachüre, eine Topfpflanze von Kitaibelia viridifolia fol. var.,
die er wegen des kalten Wetters in ein Haus genommen habe, sei lange
nicht so schön gelbfleckig wie die vorgeführte aus dem Freien, die
Flecken seien mehr grüngelb. Die in der Sonne erzeugten Flecken
sind allerdings auch empfindlicher, es bildet sich bald in der Mitte der
Flecken eine trockene Stelle und die Blätter haben keine lange Lebens-
dauer. Bunte Pflanzen bleiben meist niedriger, z. B. Kerria japonica
fol. var.
2. Herr Fabrikbesitzer Hillmann in Waidmannslust (Nordbahn) hatte
Cementplatten mit Isolirröhren ausgestellt, die nach den Ausführungen
seines Vertreters sich sehr für Gewächshausbauten, Kästen u. s. w.
86o. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. nn\
bewähren und bereits in mehreren Gärtnereien eingeführt sind, so bei
Herrn K r etschman n-Pankow , Hof fmann-Weissensee, Schläger-
Reiniekendorf u. s. w. Die Mauern aus diesen Cem entplatten stellen
sich 7s billiger als aus Ziegelsteinen, der Aufbau geht viel schneller,
jeder Laie kann das Aufmauern ausführen, es wird nur Platte gegen
Platte gesetzt und die Fugen mit Cement vergossen. Zugleich gewinnt
man an Raum, denn man braucht nur halb so starke Wände, eine Platte
von 10 cm Stärke hat dieselbe Tragkraft wie eine aus Mauersteinen
hergestellte von 20 cm. Besonders wichtig ist die Isolierschicht wegen
der Erhaltung der Wärme im Winter. L. Wittmack bemerkte, dass er
sogar Villen aus solchen Cementplatten. ebenso Kästen u. s. w. in
llermsdorf, von Herrn Hillmann ausgeführt, gesehen habe und verwies
auf seinen Artikel in Gartenflora 1899, Heft 2 S. 49.
3. Herr Prof. Dr. Paul Magnus legte die zweite Lieferung des von
Herrn Lehrer W. Krieger in Königstein in Sachsen herausgegebenen
Herbars, betitelt: »Schädliche Pilze der Kulturpflanzen« (Preis
10 M.) vor, und empfahl dasselbe ebenso angelegentlichst wie die erste
Lieferung im Jahre 1896. (Siehe Gartenflora 1896 S. 371. Der Sammlung
wurde damals, wie S. 374 zu ersehen, eine kleine silberne Medaille
verliehen und sie von Herrn Prof. Frank zum Ankauf empfohlen.) Herr
Krieger giebt, wie Prof. Magnus bemerkte, bei jedem Pilz eine kurze
Beschreibung und wo möglich auch die Gegenmittel. In dieser zweiten
Lieferung sind ausser den neueren Arten der Getreideroste, die Pilze
auf Johannisbeeren, Birnen, Äpfeln, Kirschen, Epheu, Buchsbaum u. s. w.
behandelt.
III. Hierauf erfolgte die Verlesung des Jahresberichtes, der besonders
abgedruckt wird (siehe S. 372). Am Schluss desselben erhoben sich die
zahlreich Versammelten und stimmten begeistert auf das von Herrn
Gartenbaudirektor Lackner ausgebrachte Hoch auf S. M. den Kaiser,
den erhabenen Protektor des Vereins, ein.
IV. Der Schatzmeister, Kgl. Hofl. J. F. Loock, erstattete den Kassenbericht,
der gedruckt vorlag und erläuterte ihn näher. Betreffs der Kaiser
Wilhelm und Augusta Jubelstiftung bemerkte derselbe, dass der Fonds
ausser durch die Zinsen sich nur um 3 M. vergrössert habe, die
Herr Obergärtner Ahlisch j 898 gespendet, wie er das Gleiche auch
im Jahre 1899 gethan habe. Auf eine Anfrage des Direktors an den
\ "rsitzenden des Revisions-Ausschusses, Herrn Geh. Rech. -Rat Schmidt,
ob die Revision schon beendet sei und die Entlastung erteilt werden
könne, antwortete dieser, dass die Rechnung erst am 10. Mai ihm zu-
gegangen sei, nachdem sie vorher kalkulatorisch geprüft worden, und
noch zirkuliere; es wurde deshalb die Dechargierung bis zur nächsten
Sitzung verschoben.
V. Der Direktor kündigte an, dass in einer vorhergegangenen Sitzung des
Vorstandes in Gemeinschaft mit den Vorsitzenden der technischen
Ausschüsse für die am Jahresfeste vorzunehmende hohe Auszeichnung
durch die Yermeilmedaille vorgeschlagen seien:
1. als Liebhaber: Herr Kgl. Kommerzienrat F. W. Schutt-Steglitz.
2. als Gärtner Herr Kgl. Hoflieferant f. F. Loock.
37A
Jahresbericht.
Die Versammlung genehmigte ohne Debatte einstimmig diese Vor-
schläge. (Unter Vermeilmedaüle ist die vergoldete grosse silberne
Medaille zu verstehen. Sie wird verliehen für Förderung der Zwecke des
Vereins durch allgemeine Förderung des Gartenbaues.)
VI. Zu Ehrenmitgliedern wurden vom Vorstande und den Vorsitzenden
der technischen Ausschüsse vorgeschlagen:
1. Herr Geheimrat Prof. Dr. Fischer von Waldheim- Exzellenz,
Direktor des Kaiserlichen botanischen Gartens in St. Petersburg.
2. Herr Kaiserl. Hoflieferant H. F. Eilers, St. Petersburg.
MI. Hierauf trat man in die Neuwahl des Vorstandes, nachdem Herr
Dieckmann den abtretenden Mitgliedern desselben den wärmsten Dank
für ihr eifriges Mühen namens der Versammlung ausgesprochen hatte
Zu Stimmenzählern wurden die Herren Brettschneider, Dr. Deite
und Agathus Thiel ernannt. Das Resultat war die Wiederwahl der bis-
herigen Vorstandsmitglieder und besteht der Vorstand demnach aus
folgenden Personen:
1. Direktor: Kgl. Gartenbaudirektor Lackner.
2. Erster Stellvertreter des Direktors: Konsul Seifert.
3. Zweiter Stellvertreter des Direktors: Kgl. Garteninspektor Perring.
4. Schatzmeister: Kgl. Hoflieferant J. F. Loock.
5. General-Sekretär: Geh. Regierungsrat Prof. Dr. L. Wittmack.
VIII. Aufgenommen wurden als wirkliche Mitglieder die in der letzten Ver-
sammlung Vorgeschlagenen. «
Carl Lackner. L. Wittmack.
Jahresbericht
über die Thätigkeit des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues im Geschäfts-
jahre vom 30. Juni 1898 bis 29. Juni 1899.
„ Erstattet vom Vorstande.
4L$?))as 77- Lebensjahr des Vereins, welches heute vollendet wird, hat neben
(ä^; manchen glücklichen Stunden leider auch viele ernste gebracht. Kurz
nach Beginn desselben, am 5. August 1898, verschied nach nur kurzem Kranken-
lager unser unvergesslicher Direktor, Herr Wirklicher Geheimer Ober-Finanzrat
und Provinzial - Steuerdirektor von Pommer-Esche, und mehrere Monate
ernster Erwägungen betreffs der Neuwahl folgten. Sein Tod gab Veranlassung,
mit den alten Traditionen des Vereins zu brechen, als ersten Vorsitzenden einen
höheren Beamten zu wählen. Am 28. Oktober 1898 ward ein Fachmann, der
Königl. Gartenbaudirektor Lackner an die Spitze des Vereins gestellt, und
wiederum bedurfte es reiflicher Überlegung, wer an seiner Statt mit der zweiten
Stelle im Vorsitz betraut werden solle, bis am 28. Januar 1809 ein Liebhaber,
Herr Konsul Seifert, als erster Stellvertreter des Vorsitzenden erwählt wurde.
Der unerbittliche Tod hat uns aber ausser unserm Vorsitzenden noch
viele andere zum Teil langjährige, treue Mitglieder und grosse Förderer des
Gartenbaues geraubt. Die Zahl der Dahingeschiedenen ist grösser als je zuvor,
wie aus der nachstehenden Übersicht über den Mitgliederbestand hervorgeht.
Jahresbericht. 373
I. Mitglieder. Die Mitgliederzahl weist eine Abnahme von 11 Personen
auf, indem die Zahl der wirklichen Mitglieder von 715 auf 704 heruntergegangen
ist. Die Hauptursache dieser Abnahme liegt in den Todesfällen; nicht weniger
als 23 Heimgegangene (gegen 14 im Vorjahre) sind zu beklagen. 35 Personen
(gegen 42 im Vorjahre) sind zum Teil freiwillig ausgeschieden, zum Teil auf
Beschluss des Vorstandes wegen nicht erfolgter Zahlung aus der Mitgliederliste
gestrichen.
Im Einzelnen ergiebt sich die Bewegung in der Mitgliederzahl aus Folgendem:
Bestand am 30. Juni 189S 715 wirkliche Mitglieder.
Abgang durch Tod 23
« « freiwilliges Ausscheiden oder
Streichung ■ ■ • 35
Zusammen 58 wirkliche Mitglieder.
Bleiben 657 wirkliche Mitglieder.
Zugang durch Aufnahme 47 * *
Ist-Bestand 704 wirkliche Mitglieder.
Ehrenmitglieder zählte der Verein 19
Abgang durch Tod: 1. Prof. Dr. Ferd. Cohn,
Geh. Reg.- Rat, Ehren-
bürger der Stadt Breslau
2. Dr. Brix, Geh. Reg.-
Rat Charlottenburg . 2
bleiben 17
Zugang: Prof. Dr. Schwenden er, Geh. Reg.-
Rat, Mitglied der Akademie der Wissenschaften 1
Ist-Bestand 18
Korrespondierende Mitglieder waren ... 43
Diese Zahl ist unverändert geblieben.
Von den wirklichen Mitgliedern sind hiesige . . 436
,, „ auswärtige . 2(>8
Zusammen 704
Liebhaber sind . . 285 gegen 296 im Vorjahre,
Berufsgärtner sind. 355 « 3.52 « «
Vereine sind ... 64 « 07 "■ «
Zusammen 704 gegen 715 im Vorjahre.
Die Zahl der Vereine, Gesellschaften, Redaktionen u. s. w., mit denen
der Verein im Tauschverhältnis steht, beträgt wie im Vorjahre 71.
II. Die Monatsversammlungen waren durchschnittlich sehr gut besucht,
auch meist reich mit Pflanzen und anderen Gegenständen beschickt, und boten
die vielen interessanten Vorträge, sowie die daran sich knüpfenden Diskussionen
eine reiche Fülle von Belehrung und Anregung.
III. Es wurden folgende Vorträge gehalten:
Am js. Juli 1898: Herr Kgl. Prinzl. Hofgärtner Hoffmann-Berlin:
Belgische ( '.ärtnereien.
Am 35. Augusl 1898 versammelte sich der Verein zu einer Trauerfeier
für seinen verstorbenen Direktor von Pommer-Esche, wobei der
Gartenbaudirektor C. Lackner-Steglitz die Gedächtnisrede hielt.
374
Jahresbericht.
Am 28. Oktober 1898: Herr Kgl. Prinzl. Hofgärtner Hoffmann-Berlin:
Belgische Privatgärten.
Am 24. November 1898: Herr Landschaftsgärtner Brodersen-Berlin:
Englische Gärten.
Am 29. Dezember 1898: Herr Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Frank-
Berlin: Neue Mitteilungen über die europäischen Obstschildläuse.
Am 28. Januar 1899: Herr Gartenbaudirektor Hampel-Berlin: Die
Verschönerung der Städte.
Am 23. Februar 1899: Herr Prof. Dr. C. Müll er -Berlin: Das Ivessche
Verfahren der Reproduktion von Photographieen in natürlichen
Farben und seine Bedeutung für den Gartenbau.
Am 23. März 1899: Herr Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Orth-Berlin:
Meine Reise nach Egypten und Palästina gelegentlich der Einweihung
der Erlöserkirche in Jerusalem.
Am 27. April 1899: Herr Prof. Dr. Carl Müller-Berlin: Die Blüten-
farben, ihre Entstehung und Nüancierung.
Am 25. Mai 1899: Herr Stadtrat Töbelmann-Berlin: Über Buschobst.
IV. In den Sitzungen der verschiedenen technischen Ausschüsse,
von denen jeder fast regelmässig alle Monate tagte, sowie in den gemeinsamen
Sitzungen aller Ausschüsse wurden zum Teil interne Vereinsangelegenheiten
beraten, zum Teil standen auch wichtige Tagesfragen zur Erörterung, für deren
eingehende Behandlung sich unter den Ausschussmitgliedern ein reges Interesse
kund gab. Sodann trat der neugewählte Programm-Ausschuss in Thätigkeit
und entledigte sich der schwierigen Aufgabe, für die Grosse Deutsche
Winterblumen-Ausstellung im Februar 1900 ein geeignetes Programm
aufzustellen, in zahlreichen Sitzungen. Der im Vorjahr erwählte Dekorations-
Ausschuss nahm mehrere grossartige Dekorationen in Augenschein und
würdigte die Leistungen durch entsprechende Preise.
V. An Ausflügen aller Ausschüsse wurden folgende unternommen:
Am 14. Juli 1898 Besuch von Dammsmühle bei Schönwalde, dem
Wohnsitz des Herrn Leutnants Wollank.
Am 4. August 1898 Besichtigung der Pfirsich- und Weintreibereien in
den Königl. Gärten zu Sanssouci.
Am 19. Januar veranstaltete der Verein sein zweites Winterfest im Hotel
Imperial, das wie das erste zur allgemeinsten Zufriedenheit, dank dem Eifer
des Festausschusses, verlief. Ebenso ist das Stiftungsfest am 22. Juni d. J. unter
reger Beteiligung in Eberswalde gefeiert worden und gebührt ausser den
hiesigen Mitgliedern des Festausschusses besonders Herrn Dittmann in Ebers-
walde dafür der wärmste Dank.
VII. An Medaillen für andere Vereine wurden verliehen:
1. Dem Gartenbau-Verein zu Hannover 2 grosse silberne, 2 kleine
silberne, 2 bronzene Vereins-Medaillen.
2. Dem Märkischen Obstbauverein 1 grosse silberne, 1 kleine silberne,
1 bronzene Vereins-Medaille.
3. Dem Oberschlesischen Gartenbau-Verein zu Oppeln 2 grosse silberne,
1 bronzene Vereins-Medaille.
4. Dem Obst- und Gartenbau-Verein zu Cosel 1 grosse silberne.
1 kleine silberne, 1 bronzene Vereins-Medaille.
Jahresbericht.
.315
5. Dem Verein Deutscher Rosenfreunde für seine Ausstellung in
Stuttgart 1 grosse silberne, 1 kleine silberne Vereins-Medaille.
6. Dem Landes-Übstbau-Verein für das Königreich Sachsen zu
seinem 25jährigen Jubiläum 1 goldene, 1 grosse silberne, 1 kleine
silberne Vereins-Medaille.
Zusammen: 1 goldene, 8 grosse silberne, 6 kleine silberne, 5 bronzene
A'ereins-Medaülen.
VIII. Die Verme ilmedaille wurde am 23. Februar 1899 Herrn Adolf
Demmler zu seinem 90. Geburtstage vom Vorstande überreicht.
IX. Zum Gedächtnis des 100jährigen Geburtstages des am 22. März 1S71
verstorbenen Professors der Botanik Dr. C. H. Schultz-Schultzenstein,
langjährigen Vorsitzenden der Gesellschaft der Gartenfreunde Berlins, legte am
8. Juli 1898 eine Deputation einen Lorbeerkranz auf dem Grabe des Ver-
ewigten nieder.
Für das Denkmal unseres Landsmannes Ferdinand von Müller im
botanischen Garten zu Melbourne wurden 100 M. aus der Vereinskasse
bewilligt.
Zweien seiner Mitglieder und Inhabern der Vermeilmedaille konnte der
Vorstand Glückwunschadressen überreichen, am 13. August Herrn Geheimen
Ober-Bergrat Dr. Hauch ecorne zu seinem 70. und am 9. August Herrn
Gärtnereibesitzer A. Drawiel-Lichtenberg zu seinem 80. Geburtstag. Am
1. September 1898 beging Herr Königl. Obergärtner Habermann, Berlin,
Schloss Monbijou, sein 2 5jähriges Jubiläum im Dienste der Königl. Garten-
verwaltung, und wurde ihm eine grosse silberne Medaille mit entsprechender
Inschrift vom Vorstande überreicht.
Am 10. September feierte Herr Königl. Gartenbaudirektor C. Lackner-
Steglitz, Direktor unseres Vereins, in Wiesbaden seine silberne Hochzeit
und wurde ihm dort durch Herrn Direktor Seeligmüller-Cronberg eine
Adresse des Vereinsvorstandes und der vereinigten Ausschüsse und bei seiner
Rückkehr eine mit herrlichen Blumen geschmückte Porzellan-Vase überreicht.
X. Das Vereinsorgan, die »Gartenflora«, erfreute sich wie früher einer
zahlreichen Mitarbeiterschaft, so dass manche Artikel nicht sofort erscheinen
konnten. Mit dem Ende des Jahres 1899 läuft der 6jährige Vertrag mit der
Druckerei von W. Büxenstein ab und ist vom Vorstand gekündigt worden.
Es wird noch eines besonderen Vereinsbeschlusses bedürfen, wie die Heraus-
gabe künftig erfolgen soll. Bereits haben mehrfache Beratungen des Redaktions-
ausschusses, des Etats- und Kassenausschusses wie des Vorstandes stattgefunden,
und ist namentlich die Frage erwogen, ob der Verein die Gartenflora selber
weiter führen oder nach dem Muster mancher anderer Vereine den Vertrieb
einem tüchtigen Buchhändler überlassen soll.
XI. Die Bibliothek hatte sich eines recht regen Besuches zu erfreuen
und wurden 279 Werke an 75 Leser ausgeliehen. Ausserdem wurden in den
regelmässig stattfindenden Ausschusssitzungen viele Werke und Zeitschriften
eingesehen bezw. ausgegeben.
XII. Versuchswesen. Wie alljährlich führte der Ausschuss für Topf-
düngungsversuche auch im Herbst 1898 in den Räumen des Klubs der Land-
wirte den .sämtlichen Ausschüssen die vorjährigen Kulturen vor. Es war im
Jahre 1898 als Versuchspflanze das Chrysanthemum indicum gewählt worden.
376.
Jahresbericht.
Verein zur Beförderung des
Garten-
jahres-
Der Etat
setzt aus
Einnahmen
Titel und Gegenstand der Einnahmen
M.
JV.
3 906 5o
2 940
i8 830
3oo
2 85o
3o
22 856 5o
IQ.
7.
97
1Ö.
/ •
97
4
3.
98
II,
III,
IV,
V.
VI,
I. An Zinsen von belegten Kapitalien .
„ Zuschüssen
„ Mitglieder-Beiträgen
„ An Resten vom vorigen Jahr . .
Aus Vermächtnissen
,, dem Vereins-Organ
„ unvorhergesehenen Einnahmen .
Summa
Baare Einnahme
„ Ausgabe .
Überschuss
Vermögensbestand am 31. Dezember 1898.
An Barbestand, Überschuss aus dem Jahre 1898
„ ,, aus der Jubiläums-Ausstellung .
„ „ Überschuss aus dem Jahre 1897
und früher
Summa
Angekauft von obiger Summe:
An 2000 Mark 372% Preuss. Pfandbrief bank .
„ 18000 ,, 3V2% Meininger Pfandbriefe .
„ 5 000 „ 3 % Westpreuss. Pfandbriefe .
Summa
Mithin Baarbestand am 1. Januar 1899.
An Effekten:
„ 373 % Landschaftl. Pfandbriefe. . .
v 372% Preuss. Konsols
„ 4 % Berliner Pfandbriefe ....
,, 472% Berliner Pfandbriefe ....
j) 372% Meining. Pfandbriefe ....
» 372% Preuss. Pfandbrief bank . . .
v 3 % Westpreuss. Pfandbrief.- . . .
Ein Sparkassenbuch
Effekten zum Nennwerte von in Summa
Total-Summe
Der- S
22 062 \3y
18086 57
3 075
3 075 So
17367 10
1 3 006 70
33 449 60
2 024 3 5
1 7 983 40
4673 20
5 600
82 400
1 800
1 200
18 000
2 000 | —
5 000 —
263 I-
41 14
3 848
2 94O
]2 IO7
43
3oo
2818 98
4 10
22 002 \J7
3J449
24 680 o5
60
8768 6
116004 14
1 1 6 3o_i 1 4
eh atzm
120072 JQ
eisten
doch zeigte sich, dass dieser Nimmersatt mit den homöopathischen Gaben
künstlicher Düngemittel, wie ihn die meisten Pflanzen lieben, nicht zu-
frieden ist.
XIII. Über die Kulturversuche auf den städtischen Rieselfeldern haben
die Herren Kgl. Hoflief. J. Klar und städt. Obergärtner Mende in der Garten-
flora 1899 S. 1, 41 u. 70 eingehend berichtet. Allen, am Versuchswesen Be-
teiligten, sei der wärmste Dank des Vereins ausgesprochen.
Jahresbericht.
377
baues in den Königl. Preuss. Staaten.
Reclinmiff is'»s.
her Etat
setzt aus
Ausgaben
Titel und Gegenstand der Ausgaben
Jt
i ooo
800
1, 800
420
5oo
400
200
i> 3o5
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
vn.
VIII.
[Xa.
IX b.
Laut
Besoldungen
Amtliche und ökonomische Bedürfnisse . .
Zu den Sammlungen des Vereins . . . .
Kosten des Vereins-Organs
Zu gUrtnerischen Versuchen
Zum gärtnerischen Kortbildungs- Unterricht
Zu Prämien bei Ausstellungen
Zu den Kosten des Jahres- u. Winterfestes
Kuhrkosten u. unvorhergesehene Ausgaben
Ein Mitglieder-Verzeichnis
Beschlüssen des Vereins verwendet . . .
Summa
Kaiser Wilhelm- und Augusta-Stiftung.
An Effekten
,. 1 Sparkassenbuch
.- Bar .
Summa
6 5 00 —
252 14
q3
6 845 47
J. F. I.oock.
3 800
—
1 6o3
3i
434
20
10 271
36
528
1 1
420
—
392
34
633
35
28
5o
184
i5
6qi
2 5
18986 b-
nen Verteilung. Von den unentgeltlich, nur an Mitglieder des Vereins
abzugebenden Samen wurden 1943 Proben an 80 Empfänger versandt, gegen
Proben und 88 Empfänger im Vorjahre.
XIV. Fachschule für Gärtner. Die städtische Fachschule für Gärtner,
:i<- von der Stadt Berlin und dem Verein gemeinsam unterhalten wird,
erlitt eine Einbusse am Besuch, weil die Märkische Vereinigung des Allgemeinen
Deutschen Gärtnervereins selber eine Winterschule eröffnete. Da in dieser
37i
Die Festschrift etc.
Winterschule der Unterricht spät abends 9 — 11 Uhr abgehalten wird, so sagte
das Vielen mehr zu, als die Stunden von 6 — 9 in der städtischen Fachschule
Offenbar ist auch der Anfang 6 Uhr für Berliner Verhältnisse zu früh und
wird der Unterricht im kommenden Semester erst um 7 Uhr beginnen, dafür
aber ein Tag mehr eingesetzt werden. Dringend nötig ist es aber, dass die
Prinzipale ihre Untergebenen, besonders die Lehrlinge, zum Besuch der Fach-
schule anhalten. Der Feldmessunterricht im laufenden Sommer ist gut besucht.
XV. Das Vermögen des Vereins betrug am 31. Dezember 1898 125072 M.
79 Pfg. im Vorjahre 104301 M. 22 Pfg., indem der Überschuss der Jubiläums-
Ausstellung dem Vereinsvermögen hinzugefügt worden ist. Von dieser Summe
gehen aber wieder ab: 5000 M. an die Kgl. Gärtner-Lehranstalt, 3800 M. an
die Kaiser Wilhelm- und Augusta Jubel-Stiftung. Über die Kassenverhältnisse
wird der Herr Schatzmeister referieren.
XVI. Von wichtigen Beschlüssen im abgelaufenen Vereinsjahr seien hervor-
gehoben: 1. Das Vermögen der Kaiser Wilhelm- und Augusta- Jubelstiftung soll
von 6800 Mark auf 10 000 Mark erhöht werden. 2. Der Kgl. Gärtner-Lehranstalt
zu Wildpark ist zu ihrem 75jährigen Jubiläum, dessen Feier gerade am
heutigen Tage beginnt, eine Summe von 5000 Mark überwiesen, welche als
»Stipendienfonds des V. z. B. d. G.« besonders geführt, aber nach den Grund-
sätzen des neu gebildeten allgemeinen Jubiläums-Stipendienfonds verwaltet
werden soll.
XVII. Gelegentlich der internationalen Ausstellung in Petersburg ward
dem Verein die Ehre zu teil, dass die drei von preussischer Seite ernannten
deutschen Delegirten: die Herren Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Engler, Gartenbau-
direktor Lackner und L. Wittmack aus seiner Mitte entnommen wurden,
wie auch viele andere seiner Mitglieder dort als Preisrichter thätig waren.
XVIII. Eine höchst wichtige Aufgabe steht jetzt dem Verein bevor: Die
grosse deutsche Winterblumen-Ausstellung im Februar 1900 in den
Räumen des Zoologischen Gartens, für welche an 20000 Mark zu Preisen aus-
gesetzt sind. An alle Mitglieder, aber auch an alle sonstigen deutschen Gärtner
ergeht die dringende Bitte, alle Kräfte anzustrengen, um diese Ausstellung zu
einer glänzenden des deutschen Gartenbaues, gegenüber der ausländischen
Konkurrenz, würdigen zu gestalten.
Die Festschrift zur Erinnerung an das 75 jährige Bestehen
der Kgl. Gärtner-Lehranstalt am Wildpark bei Potsdam.
oo (Hierzu Abb. 65 — 68.)
lyl nter dem Titel: »Die Kgl. Gärtner-Lehranstalt am Wildpark bei Potsdam
G£j 1824 — 1899« ist eine von dem Inspektor der Anstalt, dem am Jubeltage
zum Königlichen Gartenbaudirektor ernannten Herrn Th. Echtermeyer
verfasste, im Verlage von Paul Parey, Berlin, erschienene Festschrift
herausgegeben, welche allen Teilnehmern am Feste zur Erinnerung überreicht
wurde, jetzt aber auch durch den Buchhandel bezogen werden kann. Es ist
das eine Festschrift im vollsten Sinne des Wortes sowohl was den Inhalt wie
die trefflich ausgeführten Illustrationen anbetrifft. Nicht weniger als 50 vor-
Die Festschrift etc.
3J79
zügliche schwarze Abbildungen nach Photographien schmücken das Werk,
und ist in Anbetracht dessen der Preis von 8 M. ein niedriger. Xicht
nur für die Freunde der Anstalt, sondern für alle Freunde Potsdams hat
diese Schrift ein grosses Interesse, denn die Abbildungen stellen nicht bloss
Teile der Anstalt, sondern auch die schönsten Punkte von Potsdam überhaupt
Abb. 65. General-Hofgarten-Direktor Lenne, Gründer der Kgl. Gärtner-
Lehranstalt am Wildpark bei Potsdam,
geboren am 29. September 1789, gestorben am 23. Januar 1866.
dar. Wir geben in unserer heutigen Xummer einige Probebilder, um zu zeigen,
wie schön sie ausgeführt sind, und sprechen zugleich der Verlagshandlung unsern
verbindlichsten I)ank dafür aus, dass sie uns die Stöcke zur Verfügung stellte.
Die Abbildungen sind nach Photographien gefertigt; welche die Anstalt
zum 0 Teil Herrn YV. < >. Link. Potsdam verdankt. Von Interesse sind
auch die Pläne der ehemaligen Palaisbaumschule und die der Lehranstalt
1 S 74 und iS.
o$0 Das 75jährige Jubiläum der Königlichen Gärtner-Lehranstalt Wildpark.
Vor dem Titelblatt befindet sich das treffliche Bild Lennes. des Be-
gründers der Anstalt, dessen eifriges Wirken für das Inslebentreten derselben
wie für das der Landesbaumschule Echtermeyer eingehend in dem 1. Ab-
schnitt: Geschichte, Entwickelung und Stand der Anstalt schildert. In dem
2. Abschnitt wird der Zweck der Anstalt besprochen, im 3. Kuratorium Lehrer-
schaft und Angestellte, im 4. folgt der Prospekt nebst den Aufnahme-
Bedingungen, im 5. die Stundenpläne, im 6. werden zum Teil ganz eingehend
die Lehrgänge, d. h. also die in den Vorlesungen der Reihe nach zu behandeln-
den Gegenstände in den einzelnen Fächern besprochen. Es ist dieses einer
der wichtigsten Abschnitte, da er zeigt, wie eingehend die Fächer durchgenommen
werden, und wer Gelegenheit gehabt hat, dem Examen beizuwohnen, weiss
dass das Gelernte auch gut »sitzt«. Auch aus dem 7. Abschnitt: Themata bei den
Abgangsprüfungen während der letzten 7 Jahre geht hervor, welch hohe An-
forderungen gestellt werden. Endlich folgt im 8. Abschnitt: Vorschrift über
die Obergärtner-Prüfung. (Abgedruckt in Gartenflora 1898 S. 642.)
Als Anhang sind gegeben: Hauptverzeichnis ehemaliger Schüler nach
den Jahrgängen, ferner Übersicht nach der beruflichen Thätigkeit, alphabetisches
Verzeichnis, Verzeichnis der Mitglieder des Kuratoriums, der Direktoren,
Inspektoren und Lehrer.
Wir empfehlen die wichtige Schrift allen auf das eindringlichste, L. W.
Das 75jährige Jubiläum
der Königlichen Gärtner-Lehranstalt zu Wildpark bei Potsdam.
fl. Vorabend und erster Tag.
chöne Tage waren es, die da die zahlreichen Teilnehmer am Jubelfeste in
den Tagen vom 29. Juni bis 1. Juli zusammenführten. — Am 29. Juni
Abends versammelten sich auf der Wildparkstation bereits über 200 Personen
aus allen Teilen Deutschlands und selbst aus Frankreich, Italien, Oesterreich,
Russland und wurden vom Kgl. Hofgarten-Direktor Gustav Fintelmann herz-
lichst begrüsst. Herr Kgl. Garten-Inspektor Echtermeyer als Vorsitzender
des Vereins ehemaliger Wildparker, bewillkommnete später gleichfalls die Gäste,
und bei den Klängen der Kapelle des Lehr-Infanterie-Bataillons vergingen an
dem sternenhellen Abend die Stunden in dem immer mehr sich lullenden
Garten in heiterster Stimmung.
Am anderen Morgen zeigte sich der Himmel in Wolken gehüllt, ja er
begann sogar Thränen zu vergiessen, als die Hauptfeier um 11 Uhr im Freien
begann, sicherlich Thränen der Wehmut über die in einiger Zeit bevorstehende
Verlegung der Anstalt nach Dahlem.
Der Eingang zum Gebäude der Kgl. Gärtner-Lehranstalt war reich mit
Fahnen, Guirlanden, Blumen- und Blattpflanzen geschmückt; die offenen Ge-
wächshäuser, das Staudenquartier, alles, alles zeigte den schönsten Flor; doch
kaum blieb Zeit, die trefflichen Kulturen zu bewundern. Alles strömte zum
Festplatze, einer grünen Rasenfläche, auf der ein Rednerpult errichtet war,
während hinter demselben einfache, aber geschmackvolle Vorhänge einen Ab-
schluss des Platzes gaben.
Das 75jährige Jubiläum der Königlichen Gärtner-Lehranstalt Wildpark. o§i
Nachdem ein schöner Quartett-Gesang die Feier eingeleitet, bestieg der
Vorsitzende des Kuratoriums, Herr Wirkl. Geh. Ober-Regierungsrat und Ministe-
rialdirektor Dr. Hugo Thiel die Rednerbühne und beantwortete in seiner
trefflichen Festrede die Frage, welche Ziele sich Lenne bei der Begründung
der Anstalt gestellt habe und führte des näheren aus. dass die hohen Aufgaben,
dank dem Eifer der Lehrer und der Schüler, trotz verhältnismässig beschei-
dener Mittel im grossen und ganzen während der abgelaufenen 75 Jahre er-
reicht seien; er gedachte dabei in ehrender Weise auch der regen Unterstützung
der Kgl. Hofgarten-Verwaltung und des Vereins zur Beförderung des Garten-
baues, welche diese der Anstalt von Anfang an haben zuteil werden lassen. —
Al'er die Neuzeit stelle noch weitere Aufgaben, die sich auf dem beschränkten
Terrain, bei der Enge der Räume nicht erfüllen Hessen. Darum habe das
Ministerium die Verlegung der Anstalt nach Dahlem in der Nähe des neuen
Kgl. botanischen Gartens und zugleich die Verstaatlichung der Anstalt be-
schlossen. Das Internat und die praktische Arbeit sollen aufgehoben, jedem
aber, der es wünscht, Gelegenheit zur Beteiligung an den praktischen Arbeiten
gegeben werden. Um praktisch besser vorgebildete Schüler zu erhalten, wird
eine vierjährige Beschäftigung in Gärtnereien vor Eintritt in die Anstalt ge-
fordert, im übrigen aber der zweijährige Kursus beibehalten werden. Dabei
ist gedacht, dass im ersten Jahr die allgemeinen Fächer gelehrt werden, während
im zweiten Jahre die Zöglinge sich nach ihrer Neigung mehr der Landschafts-
gärtnerei, der Gehölz- und Obstzucht oder der Pflanzenkultur event. mit be-
sonderer Rücksicht auf botanische und Kolonialgärtnerei, widmen können. Die
Domäne Dahlem soll, soweit sie nicht zu wissenschaftlichen Zwecken benutzt
wird, in eine Yillenkolonie verwandelt werden und dürfte sich bei Anlage der
Gärten daselbst den Schülern auf lange Jahre Gelegenheit bieten, praktisch mit
thätig zu sein. Wenn auch durch die Verlegung die nahe Verbindung mit den
Kgl. Hofgärten aufhöre, so sei bei den guten Verkehrsverhältnissen ein häu-
tiger Besuch derselben doch ins Auge gefasst, andererseits aber würde die Nähe
des botanischen Gartens, der biologischen Abteilung des Kaiserl. Gesundheits-
amtes und anderer wissenschaftlicher Institute, sowie der schönen öffentlichen
und Privatgärten der Stadt Berlin und ihrer Vororte neues Material den Ler-
nenden bieten. In der Hoffnung, dass die freundschaftlichen Beziehungen zu
den Kgl. Gärten die alten bleiben, die Verlegung aber der Anstalt zum Segen
gereichen möge, x bloss der Redner mit einem Hoch auf den Kaiser.
Wiederum folgte herrlicher Ouartettgesang und dann sprach Herr Geh.
Ober-Regierungsrat Dr. Traugott Müller im Namen des Herrn Ministers für
Landwirtschaft der Anstalt seine Glückwünsche aus. Er betonte, dass die Kgl.
Staa: mg von 75 jährigen Jubiläen amtlich keine Notiz zu nehmen pflege,
heut' lürfe eine Ausnahme gemacht werden, denn es sei gewissermassen
zugleii h ein Abschiedsfest. Aus diesem Grunde habe auch der Herr Minister
zwei bewährte Lehrer an der Anstalt, Herrn Garteninspektor Echtermeyer
und Herrn < '.arteninspektor Encke , zu Gartenbaudirektoren ernannt und
gere; hm zur grossen Freude, die Ernennungsdekrete den Genannten über-
bringen zu können.
Herr Kgl. Hofgartendirektor Fintelmann dankte in warmen Worten für
di'-. ! hrung, wie allen Anwesenden für ihr Erscheinen, und hierauf begann die
lange Reihe der Beglückwünschungen durch Deputierte, die durchaus nichts
;82
Das 75jährige Jubiläum der Königlichen Gärtner-Lehranstalt Wildpark.
von den bei solchen Gelegenheiten leicht eintretenden Wiederholungen boten
und daher die etwa 300 Anwesenden bis zum letzten Augenblicke fesselten.
Sehr zweckmässig liess die Geschäftsleitung inmitten der Begrüssungen auch
einmal eine Pause eintreten, in welcher wieder ein Quartettgesang erschallte.
Da wir selber während der Begrüssungen keine Notizen machen konnten, lassen
wir im Nachstehenden den treuen Bericht in No. 152 des Potsdamer Intelligenz-
blattes folgen.
„Herr Oberbürgermeister Jahne sprach über die alten guten Beziehungen,
die stets zwischen Potsdam, das ja seine grosse Bedeutung als Gartenstadt alle-
Das 75jährige Jubiläum der Königlichen Gärtner-Lehranstalt Wildpark.
Ä
zeit gehabt habe, und der Anstalt bestanden hätten und gab seiner Hoffnung
dahin Ausdruck, dass diese beim Scheiden der Anstalt, was ihn mit einem
gewissen Anflug von Wehmut erfülle, stets dieselben bleiben möchten. Er rief
der Anstalt für die Zukunft ein herzliches Glückauf zu. Landesökonomierat
Goethe überbrachte die Glückwünsche der königl. Lehranstalt für Obst-, Wein-
und Gartenbau zu Geisenheim am Rhein und überreichte im Auftrage derselben
eine prächtige Adresse des dortigen Lehrerkollegiums, die ihre Verlesung fand.
Im Xamen des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den preuss. Staaten gra-
Abb. 67. Staudengarten der Kgl. Gärtner-Lehranstalt.
tulierte Gartenbaudirektor Lackner und für den Verein deutscher Gartenkünstler
sprach Inspektor Fintelmann. Für die Landwirtschaftliche Hochschule zu Berlin
war Geh. Reg. Rat Prof. Dr. Wittmack in Vertretung des verhinderten Rektors
erschienen. Er schilderte, wie schon bisher die landwirtschaftliche Hochschule
der Potsdamer Lehranstalt besonders nahe gestanden habe durch die gemeinsame
Grundlage und die Verfolgung ähnlicher Ziele. Er gab dem Wunsche Aus-
dick, dass sich die bisherigen engen Beziehungen bei der Uebersiedelung
nach I>ahlem zu noch innigeren gestalten möchten. Gartendirektor Seelig-
müller-Frankfurt a. M. beglückwünschte die Jubelanstalt namens der Frank-
furter Gartenbaugesellschaft und überreichte eine kunstvolle Adresse. — Für
den Potsdamer Gartenbauverein sprach Herr Rudolph Meyer warm-
^84 ^as 75jährige Jubiläum der Königlichen Gärtner-Lehranstalt Wildpark.
empfundene Worte. Der königl. Sächsische Gartenbaudirektor Bertram-
Dresden, der, ein Potsdamer Kind nebenbei gesagt, gestern gerade seinen
50. Geburtstag feierte, sprach Worte der Anerkennung der Anstalt aus, von der
er sagte, dass sie unter allen Instituten Europas den grössten und vorzüglichsten
Ruf geniesse. Für den sächsischen Gartenbauverband gratulierte Obergarten-
direktor Bouche-Dresden, zugleich auch im Namen der Gesellschaft „Flora" zu
Dresden. Er wünschte, dass die Reorganisation nicht allein zum Wohle Preussens,
sondern zur A'erschönerung des gesamten Deutschlands in gartenkünstlerischer
Weise gedeihen möge. Für die ehemaligen Zöglinge redete der neuernannte
Gartenbaudirektor Encke. Sie alle, so meinte er, die in so stattlicher Zahl
erschienen seien, habe nicht nur das Pflichtgefühl hierher geführt, sondern der
in Wildpark herrschende schöne Anstaltsgeist. Ihm brachte der Redner ein Hoch
aus. Der Vertreter der nichtpreussischen Anstalt zu Köstritz. Dr. Settegast,
feierte die alma mater horticulturae. Nachdem die Hauptredner geendet hatten,
intonierten die Sänger noch ein neues Lied, worauf die Gesellschaft nach dem
Bahnhofe aufbrach. Der so schönen und erhebenden Feier that ein unange-
nehmer Regen etwas Abbruch, der gerade einsetzte, als man zu reden be-
gonnen, glücklicherweise jedoch dann bis zur Beendigung der offiziellen Feier
aussetzte, allerdings nur, um hierauf um so stärker und anhaltender wieder
anzufangen. Verschiedene aufgestellte Photographie-Apparate nahmen Gruppen-
bilder von der mehr als 300 Personen zählenden Festversammlung und einzelnen
Rednern auf. Unter den Erschienenen, unter denen die bedeutendsten Ver-
treter der edlen Gartenbaukunst sich befanden, bemerkten wir noch den Pots-
damer Polizeipräsident von Balan, den Kgl. Oekonomierat F. Späth-Baum-
schulenweg, als Vertreter der Landwirtschaftskammer für die Provinz Branden-
burg: die Herren Kgl. Oek.-Rat Fr. Schneider-Wittstock, Geschäftsführer
Grandke, Direktor Haekel-Crossen und Geschäftsführer Junge-Steglitz.
Ferner Direktor Settegast-Koestritz, Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Frank-Berlin,
Geh. Rat Prof. Dr. von Bergmann; als Vertreter des Potsdamer Gartenbau-
vereins die Handelsgärtner R. Meyer und Bellair; dann Oberstleutnant
Freytag-Gr.-Lichterfelde, Garten-Direktor Geitn er- Charlottenburg, Handels-
gärtner Winter-Bordighera (Italien), Geh. Ober-Reg.-Rat Eberhard-Potsdam,
Stadtältester Miethe-Potsdam, die Stadtgarten-Direktoren Mächtig-Berlin,
Seh och -Magdeburg, Tripp-Hannover, Kommandeur von Haslingen, Polizei-
rat Janke, Schriftsteller Johannes Trojan, Gartendirektor Fr. Bouche-
Dresden u. v. A. m., die alle aufzuzählen, es uns an Raum mangelt. Excellenz
Freiherr von Lyncker und Oberpräsident von Achenbach hatten leider
der Feier nicht beiwohnen können. — Nach einem Frühstück in Ockhardts
Bahnhofs - Restaurant, Wildparkstation, wurde eine Wagenfahrt durch
Potsdams Gärten angetreten. Die Fahrt ging durch den Sicilianischen Garten,
dann zu Fuss durch den Marlygarten, dieser Perle deutscher Garten-
kunst, nach dem Mausoleum des Hochseligen Kaisers Friedrich. Am Obelisken
wurden die Wagen wieder bestiegen und nach dem Pfingstberg gefahren. Bei
anfangs strömendem Regen schlängelte sich die lange Wagenreihe, 58 Equipagen,
aus dem Wildpark der Stadt zu". Bald stellte sich prächtiges Wetter ein und die
Naturschönheiten Potsdams kamen voll und ganz zur Geltung.
Wir berichten nun selber weiter. Auf dem Pfingstberge erfreute alle
die grossartige Aussicht, namentlich vom Theehäuschen aus, dann gings durch
Das 75jährige Jubiläum der Königlichen Gärtner-Lehranstalt Wildpark. oX^
den neuen Garten, vorüber an dem in herrlichster Blütenpracht dastehenden
Rosengarten und am Marmorpalais, nach Glienicke, wo im Cafe Glienicke der
Kaffee eingenommen wurde. Und nun begann bei klarem Himmel die herrliche
Fahrt durch den ganzen Park von Babelsberg. Wie schon die Kgl. Hofgarten-
verwaltung den Festteilnehmern eine grosse Aufmerksamkeit dadurch erwiesen
hatte, dass sie die Fahrt durch die Königlichen Gärten, in denen bekanntlich
sonst Privatwagen nicht fahren dürfen, gestattete, so hatte sie hier in Babelsberg
noch eine besondere Überraschung vorbehalten, sie liess zum ersten Male seit dem
Ableben des grossen Kaisers Wilhelm I. die Riesen-Fontäne am Ufer der Havel
springen, was schon von der Glienicker Brücke — einem der schönsten Punkte
auf der ganzen Erde, wie wir geradezu sagen möchten — einen grossartigen
Eindruck machte. Auch einen bisher nur ausgegrabenen Teich im neuen Teil
am Babelsberg mit Wasserfall hatte sie füllen lassen, so dass auch hier sich
ein neues schönes Bild bot. Geradezu rührend war es zu hören, wie überhaupt
alle Beamten, vom obersten bis zum untersten, sich bemüht hatten, alles in den
Kgl. Gärten für die Gäste aufs schönste herzurichten.
Auf der Rückfahrt nach der Stadt wurde noch die Rosenschule des Herrn
Carl Hering (in Firma Carl Görms), der freundlichst zu einem Glase Bier
eingeladen hatte, besichtigt, wo besonders ein ca. 8 m langes, 4 m hohes
Spalier mit »Crimson Rambler« alle Welt entzückte.
Ein treffliches Mahl im grossen Saal des Cafe Sanssouci beschloss den
schönen Tag. Über 260 Personen, darunter ein reicher Damenflor, nahmen
daran teil. Herr Ministerialdirektor Dr. Thiel brachte das Hoch auf S. M. den
Kaiser aus, Hofgartendirektor Fintelmann hielt alsdann eine längere Ansprache
und nahm dabei Bezug auf ein Lied, das am 25. Stiftungsfest gesungen war, ein
Lied, welches wieder den innigen Zusammenhang der Anstalt mit dem Verein
zur Beförderung des Gartenbaues wiederspiegelte. Er gedachte der dahin-
geschiedenen Meister und Leiter und trank auf das Gedeihen der Anstalt.
Gartenbaudirektor Echtermeyer feierte das Kuratorium, seinen Kapitän und
die beiden Offiziere; im Xamen des Kuratoriums antwortete Hofgartendirektor
Hampel und brachte ein Hoch auf die Gesundheit des Lehrkörpers aus.
Landesökonomierat Göthe sprach in warmen, so recht zu Herzen gehenden
Worten auf die Gartenkunst. Anknüpfend an ein von ihm verfasstes Lied, das
wir S. 388 folgen lassen, mahnte er die Jünger der Kunst, nicht die
Xatur zu vergessen. Die deutsche Gartenkunst, sie unterscheidet sich dadurch
von mancher anderen, dass eine Seele in ihr wohnt. Sie spiegelt sich in der
Natur und was in der Xatur Schönes ist, glänzt auch in der deutschen Garten-
kunst dem Beschauer entgegen. Alle forderte er auf, dahin zu streben, dass
die deutsche Gartenkunst immer würdiger in der Reihe der bildenden Künste
dastehe, dass das Vorurteil, welches der Gartenkunst gegenüber noch teilweise
bestehe, immer mehr verschwinde und sie sich immer mehr als eine wahre
Kunst erweise.
Herr Hofprediger Wendland als Geistlicher an der Friedenskirche sprach
in erhebenden Worten als ..getreuer Xachbar'' zu der Jugend, zu den Eleven,
auf die unsere Hoffnung gestellt ist. »Alt werden schadet nicht, aber alt denken !«
Ihrr Geschäftsführer Junge sprach im Xamen der Landwirtschaftskammer die
< '.lückwünsche aus und trank auf die Stadt Potsdam, L. Wittmack auf die
Damen, der Eleve Xvhuis auf die Gäste. Darauf wurden die zahlreichen
o$6 Das jSjährige Jubiläum der Königlichen Gärtner-Lehranstalt Wildpark.
Depeschen verlesen und allgemeiner Frohsinn hielt die Teilnehmer noch
lange beisammen, bis endlich die junge Welt sich dem Vergnügen des Tanzes
hingab. L. W.
II. Zweiter und dritter Tag.
Hatte der WTildparker Jubiläumsfeier erster Tag zunächst der offiziellen
Festlichkeit gegolten, so trat mit den Veranstaltungen des folgenden Tages der
Charakter einer Feier in die Erscheinung, wie sie die Vereinigung einer grossen
Familie, als deren Angehörige und Gäste die Festteilnebmer sich freudig fühlten,
mit sich bringt.
Gegen zwei Uhr nahm der für die Havelfahrt bestimmte, mit Guirlanden
und Blumen geschmückte Dampfer die in reicher Zahl erschienene Fest-
gesellschaft auf und richtete seinen Bug nach den herrlichen Seen, in denen
ein blauer Himmel sich spiegelte, während glänzender Sonnenschein über die
so reizenden Ufer und ihre prächtigen Park-Anlagen flutete.
Die Fülle landschaftlich so reizvoller Eindrücke, sowie die Anwesenheit
eines stattlichen Damenflores bei der Fahrt förderten die festliche Stimmung
an Bord, wo bald heller Frohsinn herrschte. Noch manches Wiedersehen alter
Studiengenossen wurde gefeiert, noch manches Erkennen lang getrennter Freunde
aus schöner Jugendzeit bildete den Gegenstand manch reizender Scene.
Vorbei an Schloss Babelsberg, wo, wie tags zuvor die grosse Fontaine
ihre grosse Wassermassen emporschleuderte, zum erstenmale seit Kaiser
Wilhelms des Grossen Zeit, vorbei an der malerischen Kirche von Sacrow,
vorbei an der lieblichen Pfaueninsel, mit deren „altem Insulaner" herzlichst
Gruss und Wink ausgetauscht wurde, ging die Fahrt nach Wannsee, wo der
Mittagstisch gedeckt war und die Gesellschaft zu fröhlichem Mahle versammelte.
Ein inzwischen aufgestiegenes Gewitter verzog sich nach Erguss einiger
weniger Regentropfen ohne die Stimmung auf der Rückfahrt zu beeinträchtigen.
Den Schluss des Tages bildete der programmgemässe Kommers, der Jung
und Alt im Cafe Sanssouci vereinigte. Ernst oder heiter und scherzdurchwürzt
waren die Reden, die hier »stiegen«, immer wieder aber kam in denselben das
herzliche, freundschaftliche Verhältnis zum Ausdruck, welches die Lehrer den
jetzigen oder früheren Schülern entgegenbringen oder bewahren, immer wieder
offenbarte sich die Verehrung der Schüler für ihre Lehrer, ihre Anhänglichkeit
an die früheren Bildungsstätten und ein Aufleuchten alter lieber Erinnerungen.
Donnernder Zuruf begrüsste die „alten Häupter" beim Semesterreiben,
während bei dem „Salamander" des ältesten Herrn, Herrn Bethge, die Corona
es sich nicht nehmen liess, „mitzuspinnen".
Das für dieselben frei gehaltene Podium war mit einem Kranze mitfeiernder
Damen besetzt, welche mit Interesse den zumeist ungewohnten Vorgängen an
der Kneiptafel folgten und die Herrn Prof. Müller zu einem höchst launigen Trink-
spruch begeisterten, in dessen ,,Hoch" die Versammlung donnernd einstimmte.
Wie lange der Kommers gedauert? Ich weiss es nicht, aber es soll —
wie ich höre — lediglich an der kurzen Sommernacht gelegen haben, dass des
Morgens Grauen, vielleicht der helle Tag in die ,,Fidelitas" hineingeschaut haben.
Für den Sonntag war eine Reihe Verschiedener Besichtigungen und Besuche
Berliner Gärtnereien vorgesehen worden, u. a. Besichtigung des neuen botanischen
Gartens in Dahlem, die unter Leitung des kgl. Garteninspektors Perring erfolgte.
Das 75jährige Jubiläum der Königlichen Gärtner-Lehranstalt Wildpark.
387
Ihr Berichterstatter schloss sich der Fahrt nach der Baumschule des
Herrn Oekonomie-Rat Späth, Baumschulenweg, an, an welcher sich etwa hundert
Personen beteiligt hatten. Eine lange Reihe von Wagen, von Herrn Späth
den Besuchern zur Verfügung gestellt, führte dieselben vom Bahnhofe Baum-
schulenweg nach der Villa Späth, wo dieselben vom Besitzer und dessen
Gattin in deren Familienkreise begrüsst und freundlichst autgenommen wurden.
388_
Das 75jährige Jubiläum der Königlichen Gärtner-Lehranstalt Wildpark.
Bestrickte schon die freundliche Herzlichkeit dieses Empfanges, so zeigten
sich Herr und Frau Oekonomie-Rat Späth auch weiter als gute und auf-
merksame Wirte, bei denen ihre Gäste sich zu Hause fühlen durften, und die
liebenswürdige SorgÜchkeit, mit welcher die Frau des Hauses persönlich nach
den Rechten sah, wird ihren Gästen die schönste Erinnerung an den reichen
Empfang in ihrem gastlichen Hause sein.
Xach aufgehobener Frühstückstafel, welche teils auf der das Arboretum
überschauenden Veranda, teils vor derselben im Freien gedeckt Avar und nach-
dem die der Villa zunächst gelegenen Kulturen zu Fuss durchgewandert waren,
wurden die Wagen bestiegen, um die 800 Morgen grosse, mustergiltige Baum-
schule zu besichtigen. Die Beschreibung des Gesehenen liegt nicht innerhalb
des Rahmens dieses Berichtes und würde denselben weit überschreiten.
Xach Rückkehr von dieser Umfahrt unterhielten Herr und Frau Oekonomie-
Rat Späth ihre Gäste nochmals in den Räumen der Villa, bis gegen Anbruch
des Abends die Fahrt nach dem Kreuzberg, Berlin, angetreten wurde, zu der
Herr Späth abermals die Wagen zur Verfügung stellte.
Unter Führung des Herrn Obergärtner Clemen wurden die herrlichen
Anlagen des Kreuzbergs, eine Schöpfung des Herrn Gartendirektor Mächtig,
unter Leitung des Herrn Obergärtner Clemen ausgeführt, in Augenschein
genommen. Die reizende Anlage, obgleich erst wenig Jahre alt, weist einen
Bestand herrlicher Bäume und Gehölze auf, ein wahres Schmuckstück einer
Parkschöpfung. Der von der höchsten Höhe des Kreuzberges sich ergiessende
Wasserfall springt über zahlreiche Kaskaden in die Tiefe und gereicht der
gesamten Anlage zur besonderen Zierde.
Dem Entgegenkommen des Magistrats von Berlin verdankte die Festver-
sammlung das märchenhafte Schauspiel einer aussergewöhnlichenBeleuchtung des
Wasserfalles in farbigem Lichte und gab sich lange dessen fesselndem Reize hin.
Xoch einmal Arereinigten sich die Teilnehmer zu kurzer Rast im nahe
gelegenen Tivoli. So verrauschte das schöne Fest mit seiner Fülle des Ge-
botenen und dankbar Genossenen und man trennte sich mit dem lauten oder
stillen Wunsche: Auf Wiedersehen zum „Hundertjährigen". Putz-Erfurt.
Gärtnerlied.
Ich bin ein junger Gärtnersmann,
Dem offen steht die ganze Welt,
Bald wandre ich, bald halt ich an.
Wo es mir grade gut gefällt.
Heut geht es durch das weite Thal
Am Fluss entlang durch saft'ges Grün,
Die Landschaft glänzt im Sonnenstrahl,
Am Himmel lichte Wölkchen ziehn.
Und morgen streif ich durch den Wald,
Wo mächt'ge Tannen ernsthaft stehn,
Wo Farn in zierlichster Gestalt
Im leisen Hauch des Windes wehn.
Im Schatten rast' ich allgemach
Auf weichem Moos am stillen Quell,
Es stiehlt durch dichtes Blätterdach
Das goldene Tageslicht sich hell.
Hörst Du des Bächleins Rauschen wohl,
Wie es durch Felsen rasch sich zwängt
Und jugendlichen Mutes voll
Vom Berg hinab zum Thale drängt?
Und drunten spiegelt sich im See
Der grüne Hang, der Bäume Kranz,
Des Fischers Kahn, das flüchfge Reh
Im warmen Abendsonnenglanz.
O Gott, wie ist die Welt so schön,
Natur, dein Werk so wunderbar;
Lehr" mich dies Alles recht verstehn,
Dass meinem Sinn es werde klar,
Dass ich, was ich bei dir geseh'n,
Begeistert habe eingetauscht,
Im Garten lasse neu erstehn.
Was ich dir selig abgelauscht.
R. Goethe.
Sonderberichte über die internationale Gartenbau-Ausstellung in Petersburg. -.>X<_)
Sonderberichte über die
Internationale Gartenbau-Ausstellung in Petersburg, Mai 1899.
5. Treibflieder.
^^ Von Friedrich Harms, Hamburg.
A-/v/ar Treibflieder in dieser Ausstellung auch nicht in dem Umfange wie
XcT die Kosen zur Anschauung gebracht, so fehlte es doch nicht an einigen
kleineren Gruppen, die einen Schluss auf die Leistungsfähigkeit, die Ge-
schicklichkeit der russischen Gärtner auch in diesem Kulturzweig gestatteten.
Ich will vorweg bemerken, class die ausgestellten Flieder-, d. h. die Rohpflanzen
in St. Petersburg oder überhaupt in Russland nicht angezogen, sondern nur dort
am Platze getrieben waren, da die Anzucht von Treibflieder in der Petersburger
Gegend, wenn auch nicht unmöglich, so doch noch erst sehr vereinzelt, fast nur
versuchsweise bis jetzt betrieben wurde. Die schönen, in dem hinteren grossen
Quersaal (Abb. Gartenfl. Heft 13, S. 353), zur Ansicht gebrachten Pflanzen
waren höchstwahrscheinlich deutschen Ursprungs. Dass der Treibflieder in
verhältnismässig nur geringem Umfange vertreten war, mochte auch seinen
Grund darin haben, dass die Haupttreibperiode für denselben wie auch für
Maiblumen und Hyazinthen etc. zu Ende ging, die Vorräte deshalb so ziemlich
geräumt waren, wenn man nicht die in Eis- oder Kühlräumen, wie ich sie bei
Herrn Eilers sah. aufbewahrten Vorräte von Rohpflanzen in Betracht ziehen
will. Das »Übersommerungsverfahren« bei verschiedenen Pflanzengattungen
scheint hier nämlich (in der Gärtnerei) in selbsterbauten, zweckentsprechend
konstruierten Eismagazinen schon in bedeutendem Umfange betrieben zu werden.
Flieder, Maiblumenkeime, Lilien etc. lagerten hier und warteten des ge-eigneten
Zeitpunktes, wo mit ihrer Treiberei bezw. ihrer Weiterkultur mit Vorteil
wieder begonnen werde.
Als eine Ilauptleistung in der Fliedertreiberei waren die beiden von
Eilers ausgestellten, wenn auch nur kleinen Gruppen von gefülltem Flieder,
Mine. Lemoine, natur-rein weiss, und Michel Buchner, schön rosa zu bezeichnen.
Es mochten reichlich je 12, ca. 2 Fuss hohe Exemplare sein, die gemischt in
zwei Gruppen Aufstellung gefunden hatten, deren eine Einfassung aus schön
getriebenen Maiblumen, deren andere aus Spiraea (Hotteia) iaponica bestand,
wodurch die Wirkung der Gruppen noch erhöht wurde. Die betreffenden
Pflanzen waren ohne Ausnahme regelmässig reichlich mit Blütenrispen besetzt,
ausserdem mit genügend üppig belaubten Blatttrieben versehen, wodurch die
prächtigen Blumen recht zur Geltung kamen und den Gruppen ein frisches,
feines, zu allgemeiner Bewunderung hinreissendes Aussehen gaben. Die einzelnen
Blütenrispen waren ohne Ausnahme gut entwickelt, schön pyramidenförmig,
gestreikt, nicht zu dicht oder plump. Die Einzelnblüten waren bei beiden
Sorten gross, wie man sie nur in vollkommenem Zustande antrifft. Mine.
Lemoine war natürlich reinweiss, Michel Buchner hatte eine feine Rosaiarbe,
nicht lila, natürlich bei weitem schöner als im Freien. Die beiden herrlichen
Gruppen waren als Glanzleistung ersten Ranges der Fliedertreiberei, als Perlen
der Ausstellung zu bezeichnen, als welche ich keinen Augenblick Anstand
nehme, sie hiermit unverhohlen anzuerkennen.
Eine zweite grössere Gruppe war in demselben Saal von Philipp P aulig
Handelspartner in Lübeck, ausgestellt. Die Pflanzen waren zu geeigneter Zeit
3£2_
Sonderberichte über die internationale Gartenbau-Ausstellung in Petersburg.
vorher an einen Petersburger Handelsgärtner. J. Fischer-Zarskoje-Selo, als
Rohpflanzen geschickt und von diesem mit Umsicht und Sachkenntnis in seinen
Treibhäusern getrieben, wo ich Gelegenheit hatte, sie am Sonntag vor Er-
öffnung der Ausstellung zu sehen; ebenso die schönen halb- oder hochstämmigen
Kronenbäumchen von Schneeball desselben Ausstellers, die zwischen dem Flieder
geschmackvoll verteilt waren und den Reiz der Gruppe noch bedeutend er-
höhten. Den Hintergrund der Gruppe bildeten grössere Palmen, der Untergrund
war durch kleinere Palmen (Kentien, Cocos Wedelliana, Phoenix.. Handels-
pflanzen) und Araucarien, die Einfassung aus Maiblumen gebildet.
Als Fliedersorten waren hier vertreten: Mehrere besonders schöne, circa
1 m Strauchhöhe habende Kronenbäumchen von Marie Legraye; sie waren
tadellos, sehr schön, was Blüten sowohl, wie Belaubung anbelangt. Neben
den Schneeballbäumchen würden farbige Fliederbäumchen noch mehr Effekt
gemacht haben, als es die, wenn auch schöne oder schönste, weisse Flieder-
sorte that. An farbigerem, lilafarbigem Flieder waren nur kleinere, d. h.
niedrigere Exemplare in Buschform vorhanden. Es war die allbekannte Sorte
Charles X., der Königsflieder, in zahlreichen Exemplaren. Sie waren mit Blüten-
rispen genügend besetzt, die Färbung derselben war aber ohne Ausnahme zu
sehr violett oder bläulich, nicht schön rötlich lila, wie sie hochgeschätzt und
von den guten Blumengeschäften verlangt wird. Von gefüllten Sorten waren
auch mehrere vertreten, wie z. B. Mme. Lemoine, Michel Buchner, Leon Simon,
nur gebleicht (weiss), und einige andere, doch leider nicht in angenehmer,
charakteristischer Farbentönung. Die Pflanzen waren gut getrieben, doch
scheint der betreffende Kultivateur noch Neuling in diesem Zweige der Treiberei
zu sein,- um den richtigen Zeitpunkt für das Anslichtbringen der Pflanzen,
zwecks Färbung der Rispen, genau zu wählen, was man durch längere Praxis
erst erlernt.
In einem der Nebensäle in der französischen Abteilung war auch von
L. Paillet, Vallee de Chatenay, bei Paris, eine kleine Gruppe von Treibflieder
in meistens kleinen, niedrigen Pflanzen, wie sie für den Topfverkauf erwünscht
sind, ausgestellt. Vertreten waren die Sorten Charles X., Marie Legraye.
sinensis oder richtiger Rothomagensis. Rispen und Einzelnblüten Hessen zu
wünschen übrig, sie waren zu klein, selbst Marie Legraye war massig, die
Färbung von Charles X. und Rothomagensis war nicht schön.
Der Vollständigkeit wegen will ich nicht unerwähnt lassen, dass auch
von mir einige (12 Stück) gefüllte Flieder »Mme. Lemoine« in Buschform, in
Ballenpflanzen (nicht Topfkultur), wie ich sie in grösseren Partien von Neu-
jahr an für den Blumenschnitt treibe und gut verwerte, eingesandt waren. Sie
hatten auf der langen Landreise (über acht Tage dicht eingepackt) doch ge-
gelitten, ebenso oder noch mehr einige Sorten in abgeschnittenen Blumen; sie
konnten sich schon deshalb mit den in voller Frische zur Ausstellung ge-
brachten, auch sonst gut getriebenen Petersburger Pflanzen nicht messen. Sie
waren im Freien aufgestellt und hatten dort alle Unbilden der Witterung zu
ertragen, welcher Uebergang auf solche, aus längerer Verpackung kommenden
Pflanzen gerade nicht vorteilhaft einwirkt.
Mein Urteil über die Fliedertreiberei in St. Petersburg geht dahin, dass
die dortigen Gärtner, besonders die bedeutenden, hauptsächlich für Blumen-
bazars arbeitenden Geschäfte, wie Eilers, Rempen. Freundlich etc.. falls sie
Litteratur. — Ausstellungen und Kongresse.
39'
gute und genügend Rohware von Treibflieder beschaffen, bei ihren gut ein-
gerichteten Treibräumen, hei ihrer Meisterschaft im Treiben, seien es Rosen,
andere Blütensträucher, Blumenzwiebeln oder Maiblumen, auch sehr wohl im
stände sind, den Markt mit tadellosem, ja zum Teil mit prachtvollem Treib-
flieder während der ganzen Saison zu versehen.
Litteratur.
I>r. Damm er und Karl Siegismund,
G a rtenbaubibliothek. Unter der
Redaktion des Herrn Dr. Dammer hat
der Verleger Carl Siegismund zehn
Bändchen einer Gartenbaubibliofhek
erscheinen lassen, von denen uns in-
dessen nur fünf zur Rezension ein-
gesandt sind.*) Band 1 führt den Titel:
Monatskalender des Pflanzen- und
Cartenfreundes, von Dr. Dammer
selbst verfasst und bringt das Wesent-
lichste von dem, was der Verfasser seit
10 Jahren allmonatlich unter dem Titel
»Für den Garten« in der Voss. Ztg. ver-
öffentlicht hat, No. 3 behandelt die Ge-
würzkräuter von Alexan der Bod e, ein
Buch, das gewiss manchem willkommen
sein wird, da es wenigLitteratur darüber
giebt. No. 5 betrifft die Zimmer-
blütenpflanzen und ist wiederum von
Dr. Da mm er in der bekannten klaren
Weise geschrieben. In No. 8 behandelt
Insp. W. Mönckemeyer in trefflicher
*) Die anderen sind inzwischen auch ein-
gegangen. L. W.
Weise die Farnpflanzen unserer Gärten,
und inNo. 10 der Kgl. Gartenbaudirektor
Franz Göschke gleich sorgfältig die
Staudengewächse, wobei er seine Lieb-
linge, die Herbstastern, gebührend be-
rücksichtigt. Die Schriften sind be-
sonders den Laien sämtlich zu empfehlen.
L. W.
Die im Verlage von Gebr. Born-
traeger - Berlin erscheinende »Zeit-
schrift für bildende Gartenkunst« bringt
in ihrer Nummer vom l. Juli zwei
prächtige Kunstdruckbeilagen: An-
sichten aus dem Stadtpark in Mann-
heim, nebst Beschreibungen dieses Parks.
Es ist dies zu Ehren des in Mannheim
seine Jahresversammlung abhaltenden
Vereins deutscher Gartenkünstler ge-
schehe«, für welche die Stadt Mann-
heim 3000 Mark bewilligt hat. Es
ist dies das erste Mal, dass eine Stadt
auch pekuniär sich an einer Jahres-
versammlung des gedachten Vereins
beteiligt und darum besonders dankbar
anzuerkennen. L. W.
Ausstellungen und Kongresse.
Programm für die Jahresversammlung der
Deutschen Dendrologischen Gesellschaft zu
Dresden, den 7. 8. und 9. August 1899.
Versammlungsort: Evangel. Vereins-
haus Dresden A., Zinzendorferstr. —
Dort ist auch Wohngelegenheit.
Anzug: Bei allen Veranstaltungen Reise-
Anzug.
Anfragen: An den Schriftführer des
Lokalkomitees. Kgl. Garteninspektor
Ledien, Botanischer Garten. Dres-
den A.
Vorabend, Sonntag, den 6. August:
Ungezwungenes Beisammensein der
einheimischen und Begrüssung der
auswärtigen Dendrologen in Müllers
Restaurant am Schlossteich im Kgl.
»Grossen Garten«.
Montag, den 7. August. 0 Uhr: Ver-
sammlung. Vorträge und Verhand-
lungen mit einer Frühstückspause.
(Tagesordnung weiter unten.) 2 Uhr:
Gemeinsames Mittagessen. Nach-
mittag: Besuch des botanischen
Gartens, in welchem eine kleine
Ausstellung veranstaltet werden
wird. Später: Besuch des Grossen
Gartens.
Dienstag, den 8. August. 9 Uhr: Ver-
sammlung. Vorträge und Verhand-
lungen. Nachmittag: Besuch des
Forstgartens in Tharandt.
Mittwoch, den 9. August: Ausflug nach
Pillnitz und der sächsischen Schweiz.
Morgens 9 Uhr mit einem Dampfer
nach Pillnitz (Blasewitz, Laubegast).
392
Personal-Nachrichten. — Tagesordnung.
Mittags 1V2 Uhr: Mit Dampfer von
Pillnitz nach Wehlen. Essen auf
der Bastei. Rückfahrt Abends von
Rathen.
Den Herren, welche an dem Aus-
flüge der sächsischen Schweiz nicht
teilnehmen, oder welche einen vierten
Tag verwenden wollen, wird der Be-
such der grossen Gärtnereien bei
Dresden und der Baumschule des Herrn
Weisse in Camenz empfohlen. Die
»Genossenschaft Flora«, welche unser
Lokalkomitee gebildet hat, wird die
Güte haben. Führer zu stellen.
Das Lokalkomitee wird auch »Stunden-
zettel« ausgeben, welche die Zeiten der
verschiedenen Veranstaltungen genau
enthalten werden.
Tagesordnung für die Versammlungen am
7. und 8. August.
Montag, den 7. August, 9 Uhr: Eröff-
nung der Jahresversammlung.
Angemeldete Vorträge:
Beissner, Königl. Garteninspektor,
Poppeisdorf, Geschäftsführer der D.
D. G.: »Empfehlenswerte Bäume zur
Forstkultur unter Berücksichtigung
der Forstästhetik«.
Nobbe, . Geheimer Hofrat und Prof.,
Tharandt: »Ueber den forstlichen
Samenhandel«.
Frühstückspause.
von St. Paul, Vorsitzender der D. D.
G., Fischbach im Riesengebirge;
Geschäftsbericht. Rechnungs-Offen-
legung. Wahl des Vorstandes für
1900. Anmerkung: Als Ort der Jahres-
versammlung für 1900 ist bereits im
Vorjahre Karlsruhe gewählt und von
Seiner Königlichen Hoheit dem Gross-
herzog von Baden genehmigt worden.
Für 1901 ist München vorgeschlagen
worden.
Professor Dr. O. Drude, Direktor des
Kgl. botanischen Gartens, Dresden:
»Botanisch - dendrologische Mittei-
lungen«.
Professor Dr. Koehne, Vice-Präsident
der D. D. G., Friedenau: »Ueber
Spaltöffnungen der Blätter auch als
Erkennungsmerkmale«.
W. Weisse, Baumschulenbesitzer,
Kamenz (Sachsen): »Ueber Massen-
anpflanzung einiger empfehlenswerter
Nadelhölzer aus Nordamerika und
Japan in Parks, sowie Anpflanzung
von Wäldern und Waldsäumen«.
Dienstag, den 8. August, 9 Uhr: Er-
ledigung der etwaigen Reste der
Tagesordnung von gestern.
Zabel. Kgl. Gartenmeister a. D., Gotha:
»Neues und Interessantes über Laub-
gehölze unter Vorlegung getrockneter
Pflanzen«.
Usteri, Landschaftsgärtner, Zürich:
»Ueber das Geschlecht der Berbe-
ritzen«.
Beissner, Poppeisdorf: »Lieber inter-
essante Coniferen«.
Mitteilungen aus dem Kreise der An-
wesenden.
Der Vorsitzende von St. Paul.
Personal-Nachrichten.
Den Kgl. Garteninspektoren Echter-
meyer und Encke ist gelegentlich
des 75jährigen Jubiläums der Kgl.
Gärtner - Lehranstalt zu Potsdam der
Titel Kgl. Gartenbaudirektor verliehen.
Dem Garten - Inspektor Adolf
H o 1 1 m e r am Herzogl. botanischen
Garten zu Braunschweig wurde
das Verdienstkreuz I. Klasse ver-
liehen.
Tagesordnun
für die
861. Versammlung des Vereins z. Beförderung d. Gartenbaues i. d. pr. Staaten
am
Donnerstag, den 27. Juli 1899, 6 Uhr,
im Königl. botanischen Museum, Grunewaldstr. 6-7 (im Königl. botanischen Garten).
1. Ausgestellte Gegenstände. 2. Antrag des Vorstandes, die ,, Gartenflora" der Verlagsbuch-
handlung Gebr. Borntraeger in Verlag zu geben. 3. L. Wittmack: Russlands Pflanzen-
schätze in unsern Gärten. 4. Verschiedenes.
Der deutsche Gartenbau auf der Pariser Weltausstellung 1900.
tm 11. Juli fand im Reichsamt des Innern zu Berlin eine zweite Ver-
sammlung betreffs der Beteiligung deutscher Gärtner an der Pariser
Weltausstellung statt.*) Anwesend waren die Herren Geh. Reg.-Rat Lewald,
stellvertretender Reichskommisar, Regierungsrat Berg, dessen Mitarbeiter,
städt. Garteninspektor Axel Fintelmann, Berlin, Vorsitzender des Vereins
deutscher Gartenkünstler, Landschaftsgärtner Jürgens, Vertreter des Garten-
bauvereins für Hamburg-Altona, Gartenbaudirekfor Carl Lackner, Steglitz,
Ludwig Möller, Erfurt, Rudolf Seidel, Dresden, C. van der Smissen,
Steglitz, Ökonomierat Franz Späth, Baumschulenweg bei Berlin, und
L. Wittmack. Entschuldigt waren die Herren Kommerzienrat Friedr.
Benary. Erfurt und Wilh. Pfitzer, Stuttgart.
Die Gartenbauausstellung in Paris zerfällt in zwei Abteilungen, eine
für die dauernde Ausstellung, also Gehölze, Obstbäume, Stauden, Georginen,
Canna u. s. w. und eine für die temporären Ausstellungen. Zunächst handelt
es sich nur um Anmeldungen für die Dauerausstellung. Da der Raum im
Freien sehr beschränkt ist, können auch die französischen Gärtner selbst nicht
viel Platz erhalten, die fremden Nationen natürlich noch weniger, und
wenn auch die Anmeldungen zur Dauerausstellung deutscherseits bis jetzt
nicht gross sind, so werden sie doch genügen, um den Raum beim deutschen
Hause in Paris zu schmücken. Hoffentlich kommen noch manche hinzu.
Die Obstbäume werden aus Mangel an Raum nicht auf dem eigentlichen
Ausstellungsterrain aufgestellt werden.
Viel leichter wird es für die meisten deutschen Gärtner sein, sich an
den temporären Ausstellungen zu beteiligen. Es ist von der französischen
Gartenbau-Abteilung geplant, eine dieser Ausstellungen, wahrscheinlich die
am 8. Mai, so zu sagen zu einem grossen internationalen Tournier zu gestalten,
zu einer fete des fleurs. Auf diesem werden ganz besonders die sächsischen
Aussteller mit ihren Rhododendron, Azaleen u. s. w. erscheinen, wahrscheinlich
auch ein grosser Berliner Orchideen- und Fliederzüchter und hoffentlich noch viele
andere Aussteller aus ganz Deutschland. Selbstverständlich ist ausserdem bei
jeder der temporären Ausstellungen die Beteiligung gestattet und kann somit
Jeder zu der ihm am passendsten erscheinenden Zeit das Seinige bringen, sicher-
lich auch, wenn es nicht im Programm steht; denn das französische Programm
soll nur einen allgemeinen Anhalt geben und wird wahrscheinlich noch ganz
umgearbeitet werden.
Viel Anklang fand der von einer Seite angeregte Gedanke, dass die
deutschen Gärtner im Herbst 1900 in Paris eine Cyclamen-Ausstellung ver-
*J Die erste Versammlung und die Aufforderung zur Beteiligung siehe Heft 12
Seite 3iq d. J. D. Red.
3Q4 ^'e Beteiligung Frankreichs etc. auf der Petersburger Ausstellung.
anstalten möchten. Vielleicht liesse sich auch eine Dahlien-Ausstellung, eine
Astern-Ausstellnng (beides in abgeschnittenen Exemplaren) u. s. w. oder 211
anderen Zeiten eine andere deutsche Spezial- Ausstellung veranstalten.
Der stellvertretende Reichskommissar teilte u. a. mit, dass eine nam-
hafte Summe zu Beihilfen für gärtnerische Aussteller ausgesetzt sei,
und da an und für sich schon die Transportkosten um 50 pCt. ermässigt sind,
so dürfte unter diesen Umständen die Betheiligung eine rege werden.
Der Stellvertreter des Reichskommissars schloss die eingehenden Be-
ratungen mit dem Hinweis darauf, dass die meisten der Anwesenden sich
für eine Beteiligung ausgesprochen hätten, und dass es nun an der Zeit sei,
ein Komitee mit dem Rechte der Kooptation zu bilden, welches die Sache in
die Hand nehme. Er ersuchte den Geh. -Rat. Wittmac k, dies Komitee zu-
sammenzuberufen, dieser lehnte aber ab, mit dem Bemerken, dass ein Fach-
man an der Spitze stehen müsse. Auf seinen Vorschlag wurde, nach Auf-
hebung der offiziellen Sitzung, Herr Rudolph Seidel, Laubegast-Dresden zum
Vorsitzenden erwählt. Das Komitee wird den Namen führen:
»Komitee für den Deutschen Gartenbau in Paris 1900.«
Es besteht zunächst aus folgenden Herren:
T. J. Rudolph Seidel, Laubegast-Dresden, Vorsitzender, Kommerzien-
rat Ernst Benary, Erfurt, Gartenbauingenieur Jürgens, Hamburg,
Gartenbaudirecktor Lackner, Steglitz-Berlin, Wilhelm Pfitzer,
Stuttgart, C. van der Smissen, Steglitz, L. Wittmac k, Berlin.
Wir empfehlen nochmals dringend die Beschickung der Pariser Welt-
ausstellung. Man sage nicht, dass nach Frankreich doch nur wenig exportiert
werde. Die Pariser hoffen, dass ihre Weltausstellung von 60 Millionen besucht
wird. Unter diesen sind auch viele kaufkräftige Personen aus anderen
Staaten und sie werden dort auf unsere Artikel aufmerksam. Deutschlands
Gärtner brauchen ihr Licht nicht unter den Scheffel zu stellen; ihr Export
aber muss gehoben werden, und dazu ist eines der Mittel die Pariser Welt-
ausstellung, denn Angebot bringt Nachfrage.
Wir möchten namentlich zunächst diejenigen bitten, welche noch an
der Dauerausstellung sich beteiligen wollen, sich baldigst zu melden.
Alle Schreiben sind zu richten an Herrn T. J. Rudolph Seidel, Vorsitzenden
des Komitees für den Deutschen Gartenbau in Paris, Laubegast-Dresden.
L. W.
Die Beteiligung Frankreichs, Hollands, Belgiens,
Englands und Dänemarks auf der Petersburger Ausstellung.
,-^s-j Von L. Wittmack.
v}li2/ereits wiederholt ist darauf hingewiesen, wie ausserordentlich reich sich
(&Fy Frankreich beteiligt hatte, und Herrn Martinet, dem franz. Kommissar,
der bereits früh ernannt war, gebührt das Lob, dass er alles zu Gunsten seiner
Landsleute aufs beste ausführte. Er gab auch einen Spezialkatalog heraus, der
aber sehr spät erschien, sodass wir ihn erst nach der Ausstellung erhielten.
Der Riesen-Exemplare von Rhododendron des Herrn Jean Aloser in
Versailles ist schon gedacht. Sie standen nicht in der französischen Abteilung,
Die Beteiligung Frankreichs etc. auf der Petersburger Ausstellung. oq-
sondern z. T. in der Eingangshalle, zum grösseren Teil am Kaiserzelt. Dort
sahen wir u. a. die Sorte »The prisoner of Wilhelmshöhe«; auf einer inter-
nationalen Ausstellung würden wir Sorten mit derartigen Namen lieber nicht
sehen. Mosers Azaleen etc. waren ebenfalls schön. Die Rosen und Baumschul-
artikel werden besonders besprochen. Die Bromeliaceen von Dural et fils-
Versailles sind bereits rühmend hervorgehoben, das Gleiche verdienen seine
Anthurium Scherzerianum.
Von Blumen ist vor allem die reiche Sammlung Orchideen des grossen
Liebhabers Mantin in Olivet (Loiret) zu nennen, die fast allein einen Saal
füllte, Herr de la Devansaye-Chateau du Fresne (Maine et Loire) stellte seine
Sämlinge von Anthurium Scherzerianum aus, ferner ein Anthurium hybr.
Fraxinense (nach seinem Schloss benannt), ein Bastard von A. cordifolium
Schott r X colocasiaefolium, auf den wir noch zurückkommen, ferner sind zu
nennen die schönen Canna von Mol in in Lyon, angetrieben im Kaiserl. bot. Garten
zu Petersburg, die Paeonien von Croux et fils, Val d'Aulnay*), die Hortensien und
die schönen Clematis von G. Boucher, unter letzteren die Sorten La Lorraine,
Daniel Deronde, Leopold etc. J. Sa liier in Xeuilly (Seine) brachte ausser den
bereits S. 314 erwähnten niedrigen Prachtpflanzen von Bougainvillea glabra noch
herrliche, dunkelblaue Hortensien, Phlox etc., Chantrier freres in Mortefontaine
schön geformte Croton, Nepenthes und Anthurien etc., Magne, ein Liebhaber in
Boulogne (Seine) Cypripedien und Anthurium Andreanum-Hybriden, E. Delavier-
Paris gute Eriken.
Über die zahlreichen Pläne wird besonders berichtet. Wir müssen noch
der Litteratur gedenken, besonders der Revue horticole von Ed. Andre.
Nicht genug kann die französische Obstausstellung hervorgehoben werden,
die vielleicht auf uns noch mehr Eindruck machte als auf die Russen, denn
diese sehen in den Petersburger Obstgeschäften am Xewsky-Prospekt täglich
schöne getriebene Früchte. Wir waren nicht wenig erstaunt, in diesen Läden
am 15. Mai ausser prachtvollen konservierten Äpfeln, teils aus Frankreich,
teils aus der Krim, und getriebenen Erdbeeren schon Pfirsiche und sogar gelbe
Eierpflaumen und Himbeeren zu sehen. Woher die gelben Pflaumen stammten,
haben wir nicht ermittelt, wahrscheinlich auch aus Frankreich, obwohl in der
französischen Abteilung der Ausstellung keine waren. Herrlich waren aber
auf der Ausstellung die Pfirsiche von Leon Parent in Rueil (Seine et Oise),
besonders Amsden (7 cm lang, 6\'.2 cm Durchmesser) und Grosse Mignonne
h.itive. Von Erdbeeren war die Sorte Dr. Morere, von Himbeeren »Hörnet«,
von Kirschen May Duke, von Pflaumen Monsieur hätif, Reine Claude ä Juillet
ausgestellt.
Bördelet fils ainc in Rosny sur Seine, lieferte prachtvolle Erdbeeren in
sauberen Kistchen, besonders die ganz schwarzrote Sorte General Chancy, in
Riesenfrüchten, 5 cm lang, 4 cm breit, einzelne kammförmige 6 cm breit,
4,5 cm hoch. Das Syndicat central des primeurs francais**) hatte Erdbeeren,
Champignons und Xarcissen, Laurent-Paris Gurken gesandt, Etienne Salomon in
'■■■ Im trän/;' isischen Spezialkatalog sind diese Paeonien nicht bei Croux et fils ver-
zeichnet: vielleicht habe ich also den wahren Aussteller nicht notiert. — Meine Notizen sind
meist in den allerersten Tagen, wo z. T. noch gar keine Namen und Nummern an den Pflanzen
waren, gemacht und erklären sich dadurch einzelne Ungenauigkeiten, was wohl jeder billig
Denkende unter den Umständen entschuldigen wird. L. \\ .
**) Dies steht nicht im amtlichen französischen Katalog.
oqö Die Beteiligung Frankreichs etc. auf der Petersburger Ausstellung.
Thomery, der bekannte Weinzüchter, brachte Gutedel (Chasselas) an
konservierten Reben. Das Publikum erfreute sich besonders an den prachtvoll
erhaltenen Calvillen von Arnoux-Pelerin in Bagnolet (Seine), der mit Hilfe
einer Schablone, die er an den Äpfeln während ihres Reifens befestigt hatte,
den russischen Adler durch das Sonnenlicht hatte darauf zeichnen lassen.
Wir hätten gewünscht, dass der einzige Aussteller von konservierten Äpfeln
aus Deutschland diese herrlichen Calvillen gesehen hätte; seine Äepfel waren
verschrumpft, mit Rost bedeckt und garnicht ausstellungswürdig. Da hätten
die 40 Körbe trefflich konservierter Äpfel, die Herr Greinig, Obergärtner bei
Herrn Kommerzienrat Bolle-Berlin, im April im Verein zur Beförderung des
Gartenbaues ausgestellt hatte, hingehört. Die würden Effekt gemacht haben!
Nicht genug kann unsern deutschen Ausstellern empfohlen werden, nur
erstklassige Waare auszustellen und in schöner Verpackung. Ein deutscher
Gemüsezüchter hatte gar keine Papierteller mitgeschickt. Woher sollte man
die im Augenblick nehmen? Freilich, bei uns werden die Aussteller oft ver-
wöhnt. Das Ausstellungs-Komitee besorgt die Spedition, die Teller u. dergl.
Das ist im Ausland nicht immer so. Herr Kaiser-Würzburg hatte sein Gemüse
hübsch auf Moos ausgelegt. Dass es durch die Sonne litt, trotz der Schatten-
vorrichtung, die er angebracht, war nicht seine Schuld; es ging Frau
Gratscheff-Petersburg ebenso.
Von hoher Bedeutung ist für fürstliche Hofhaltungen und ähnliche die
Spargeltreiberei in Häusern, wie sie Guillaume Compoint in St. Ouen (Seine)
in Zeichnungen vorführte. Dieser hatte auch die Spargelpflanzen in verschiedenen
Jahrgängen, freilich mit etwas zu viel Dekoration, ausgestellt.
Aus Belgien waren nicht viele Aussteller. Der Leistungen in Palmen
von der Societe gantoise und von De Clerq van Gyseghem in Gent ist schon
gedacht. Letzterer hatte noch viele andere Marktpflanzen zum Verkauf geschickt.
Sehr schön waren die grossen Neuholländer A'on Bedinghaus in Gent, die
Orchideen, besonders Cattleyen, und die Anthurien von A. A. Peters in Brüssel,
die Orchideen von Vincke -Duj ardin in Brügge, die Anthurien von
J. F. Vervaene-Vervaert & Co. in Ledeberg bei Gent, die von Alex Dalliere
in Gent und die von Arthur de ßmet in Gent. Wir sind im Zweifel, ob wir
Herrn Sander als Belgier oder als Engländer rechnen sollen; da er die meisten
Pflanzen wohl aus Brügge geschickt haben wird, möge er unter Belgien rangieren.
Seine Neuheiten waren z. T. schon in Gent 1898 vorgeführt. Wir nennen Areca
Ilsemanni, Kentia Kirsteniana, K. Sanderiana, K. Warteliana, Linospadix
Petrickiana, eine hübsche Fiederpalme, Corypha Wogani, ferner Micania Sanderi,
eine kletternde Composite mit grossen herzförmigen Blättern, Evodia elegans
(Rutaceae), Acalypha Godseffiana mit weiss berandeten Blättern, eine hübsche
Einfassungspflanze, Dracaena Cantleyi, D. Prince Albert, schmalblättrig, weiss
gestreift, D. lentiginosa, ebenfalls schmalblättrig, schön bräunlich rot, und
drei Blattorchideen: Anoectochilus Siessmayerianus, A. Wogani und A. Noevi
(nach Herrn Nojefi in Moskau benannt). Der neuesten Palme, Romanovia Nicolai,
ist schon Seite 349 gedacht.
Holland war sehr wenig vertreten. Im Freien war ein Beet Hyazinthen
ausgestellt.
Wenn wir von Sander & Co. absehen, hatte England nur zwei Aus-
steller, aber zwei ganz hervorragende. W. Ker, Liverpool brachte seine schon
Sonderberichte über die internationale Gartenbau-Ausstellung in Petersburg. 3Q7
in Gent 1898 so rühmlich anerkannten Amaryllis, die namentlich sich durch
Rundung der Blumen und dunkle Farbentöne auszeichnen. James Veitch & Sons,
London, hatten auf Amaryllis, in denen sie ja auch so Grosses leisten, ver-
zichtet, brachten dafür aber ihre andere Spezialität: Xepenthes und andere
Schlauchpflanzen, wie X. Mastersiana, N. Burkei excellens. X. Amesiana, N. mixta,
Sarracenia purpurea, S. Drummondi, Darlingtonia californica, Drosera binata
und die seltene Heliamphora nutans.
Dänemark lieferte Baumschulartikel und besonders viele Samen, ferner
Ziergräser etc.; namentlich reich war die Sammlung von M. Wiboltt in Xakskov.
Ganz besonders müssen wir aber der höchst geschmackvollen Blumen-
vasen, namentlich der kleineren gedenken, welche die Kgl. Porzellanfabrik in
Kopenhagen ausgestellt hatte. Sie gefielen so, dass sie bald alle verkauft
waren. Man kann dieselben auch in Berlin bei Keltz & Alein ers haben, und
wenn auf unserer grossen Winterblumenausstellung im Zoologischen Garten
im Februar 1900 nur Platz wäre, würden wir sie gern dort sehen.
Wir sind zu Ende und können nur noch einmal wiederholen: die Aus-
stellung war eine höchst sehenswerte. Und wir wiederholen auch laut und
deutlich noch einmal: Deutschlands Gärtner haben sich in Petersburg ihren
Genossen aus anderen Ländern völlig ebenbürtig gezeigt. Darum auf zu
neuem Wettstreit! Zunächst zur grossen deutschen Winterblumen-
Ausstellung in Berlin, Mitte Februar 1900, die wahrscheinlich auch von
manchem Gärtner des Auslandes besucht werden wird, und dann — nach Paris!
1
Sonderberichte über die
Internationale Gartenbau-Ausstellung in Petersburg, Mai 1899.
5. Die Rosen.
Von Hofgärtner M. Hoffmann.
Mit vollem Recht hat man die Leistungen in getriebenen Rosen von
W. Freundlich-Zärskoje-Selo, mit zu den hervorragendsten gärtnerischen der
Ausstellung hingestellt. Genau so, wie bei irgend einer Pflanzengattung durch
das Treiben an sich noch lange nicht eine vollkommene Blume erzielt wird,
obwohl das als eine selbstverständliche Forderung betrachtet werden mag,
genau so ist es auch auf dem Gebiete der Rosentreiberei. Man konnte dabei
dem Freunde wohl Glück wünschen, das höchste Ziel: ein Kaiserliches Ehren-
geschenk*) als Belohnung erreicht zu haben. War doch der Vater des Aus-
stellers vor 30 Jahren ebenso glücklich, für seine getriebenen Rosen diese
höchste Auszeichnung zu erlangen.
Bezüglich der in betr. Gruppen besonders hervortretenden Sorten, möchte
ich nur aufmerksam machen auf: Kaiserin Auguste Victoria; mit ihr identisch ist
die von Leveque-Sory bei Paris 1897 veröffentlichte Sorte: Grand Duchesse
Olga**), Mad. Hoste, Mad. de Watteville, Xiphetos, Mad. Caroline Testout,
*) Dasselbe bestand in einer verhältnismässig kleinen Vase, ganz im Gegensatz zu den
grossen prächtigen Vasen, welche vor 3o Jahren der Vater als gleiche Auszeichnung eroberte.
**) Mit welchem Rechte Leveque diese selbständige Umänderung vorgenommen, ist
z. Zt. noch unaufgeklärt, und könnte von Leveque am besten beantwortet werden.
og% Sonderberichte über die internationale Gartenbau-Ausstellung in Petersburg.
LTnnocence (die weisse Testout) the Queen. Mad. Contin. Paul Xabonnand.
uise Mereau. Litta de Rothschild, Mad. Jeanne Cabaud, Souvenir Elise
Vandance, eine prachtvolle rosa Theehybrid-Sorte, die nur leider in den Über-
winterungszeiten sehr leidet, daher sehr selten geworden. Unter den Neu-
heiten seit 1S94 verdienen hervorgehoben zu werden: Mad. Cadeau Ramey,
Mad. Jules Groley. Comte Chaudou, Ferd. Batel.
Aber sämtliche Rosen besassen neben vorzüglicher Blütenausbildung
einen reichen Knospen-Ansatz, volle üppige Belaubung, und keine
Spuren von Ungeziefer. Ohne weiter hier auf die Einzelheiten der
Treibereivorschriften einzugehen, sei hinsichtlich der Anzuchts- und Ve:-
edelungsmethode erwähnt, dass in Petersburg die glattschalige Rosa Canina
(sub - spec. uralensis) als Sämlings - Unterlage allen andern vorgezogen
wird. Die etwa fingerstarke Unterlage ist in Höhe von 30 bis 45 cm.
palisirt auf ein oder mehreren Zweigen, eine Veredelungsform, der man z. Zt.
auch in Frankreich allgemein huldigt. Die Veredelungszeit für die im Mai
blühenden Rosen pflegt Mitte bis Ende Dezember zu fallen. Man gewinnt auf
diese Weise nicht nur an Zeit, sondern die kräftige Unterlage und mehrfache
Veredelungsreiser geben eine kräftiger entwickelte Krone. Ein grosses Haupt-
gewicht beim Treiben legt man auf eine möglichst gleichraässig hohe
Temperatur.
Besondere Aufmerksamkeit verdiente die von Hofg. Siessmayer im Tau-
rischen Garten vorgeführte niedrig blühende Crimsou Rambler Gruppe,
sowohl bezüglich der Farbenpracht wie des reichhaltigen Flors halber. Die von
dem Oberg. Schönberg des General Sinnojeff-Petersburg-Schlüsselburg aus-
gestellten niedrig veredelten Rosen, wie Grand Duc Adolphe St. Luxembours. .
Niphetos, Mad. Hoste, Belle Siebrecht, waren in guten Exemplaren vertreten,
sonst liess diese Sammlung bez. richtiger Bezeichnung zu wünschen übrig.
Auch von A. Ratjkow-Roshnow-Doubki b. Oranienbaum, einer dortigen Baum-
schulanlage, sahen wir Treibsorten, die allerdings denjenigen der beiden vor-
genannten Aussteller erheblich nachstanden. Die Probe zeigte nur, dass die
Treiberei in Russland nicht eine gleichmässig gute allüberall ist. Die in der
französischen Abteilung getriebenen höchst. Rosen, von Honore Desfresne
fils-Vitry s. Seine ausgestellt, liessen neben einer guten Sortenwahl einen
geschickten Treiber in dem Aussteller vermuten. Auch hier dieselbe Ver-
edlungsmethode, wie be den russischen Leistungen. Sämtliche Rosen waren
auf sehr starken Unterlagen an zwei bis drei Stellen der Krone pausiert.
Der junge Trieb muss hier vielfach durch Anbinden an Stäbchen unterstützt
werden. Im getriebenen Zustande sehen allerdings derartig veredelte Kronen
voll besetzt aus; im trocknen Zustande (wie solche von der betr. Firma
draussen im Freien angepflanzt waren) kann uns eine derartige Kronenbildung
nicht imponiren, es fehlt ihnen der regelrechte Schnitt und entsprechend
gleichmässige geordnete Verzweigung. Bei letzterem Vergleiche treten die
Rosen (gleichfalls trockne Ware) von Carl Görms, Inhaber Carl Hering-
Potsdam ganz bedeutend in den Vordergrund und verdienten diese Hochstämme
mit Recht die Auszeichnung einer goldenen Medaille. Der Hering'schen
Leistung stand würdig zur Seite die von Steffen-Dalldorf ausgestellte Gruppe
niedrig veredelter Rosen. 200 Stück in 7 Sorten, eine sehr gute, gangbare
Versandware, welche als Auszeichnung: die silberne Medaille erhielten.
Sonderberichte über die internal irtenbau-Ausstellung in Petersburg. -, n
Zu erwähnen sind sodann noch die Neuheiten von P. I ambert-Trier
und Freundlich-Zarskoje-Sselo. (Die beiden Sorten Papa Lambert und
Hofg. Graebner erhielten eine goldene Medaille als Auszeichnung.) Papa
Lambert, rosa, ein Abkömmling von Carol. Testout verspricht für die Zukunft
eine brauchbare Sorte zu werden: Hofg. Graebner, gelblich weiss, ein Ab-
kömmling von white Lady wird dagegen bei der hängenden Haltung der
Blumen wohl nicht so erfolgreich zu kultivieren sein. Die \on Freundlich
vorgeführte gestreifte Neuheit, z. Zt. Doch unbenannt, Sport von »George
Bankrott« Lässt sich wohl mit Vick's Caprice« vergleichen, ist indessen nicht
so lebhaft gefärbt, als die letztere uns bereits bekannte Sorte.
6. Baumschulartikel.
Von Hofgärtner M. Hoffmann.
bei der Abteilung »Baumschulartikel« konnte man in Vergleich der
Reichhaltigkeit ausgestellter Objekte zwischen den Ausstellungen der Jahre
1884 und L899 sieh nur zu dunsten der 1899er Ausstellung entscheiden. Denn
neben den 4 deutschen sowie _> russischen Firmen glänzten hier 6 Franzosen,
in teilweis sehr hervorragenden Leistungen, sowie 0 Dänen; letztere, soweit
die Ausstellungs-Comites sich bemüht hatte, die betr. Einsendungen aus-
zupacken und autstellen zu lassen. Österreichische Einsendungen waren über-
haupt nicht an den Ort ihrer Bestimmung angelangt, sondern durften sich
auf den Grenzstationen inzwischen im Verwesungsprozess üben. Auffüllig
musste die französische Beteiligung gerade dieser Artikel erscheinen, sofern
der Norden Russlands klimatisch zur Aulnahme solcher im Süden und Westen
gezogener Obstgehölze, Formobst, Cordons, Spaliere etc.. sowie Coniferen,
nichts weniger denn günstig erscheinen dürfte. Erwägt man indessen,
dass die Kulturentwickelung Russlands auch hier mit eiserner Notwendigkeil
den Fortschritt fordernd, dazu auf Jahre hinaus des Zuschusses geeigneten
Materials gerade in dieser Abteilung bedarf, so wird, ganz abgesehen von
irgend politischen Momenten, diese Zufuhr aus Frankreich und Holland be-
sonders für das gemässigte Klima Kusslands, bald erklärt. Für klimatisch so
ungünstige Lagen, wie der Norden, die nächste Umgebung Petersburgs, werden
freilich so abgehärtete Pflanzen, wie die Coniferen von Rathke & Sohn-
Praust sowie diejenigen von Weisse-Camenz den sonst nach dorthin
arbeitenden Lieferanten den Rang ablaufen. Unter den in Rathkes Sammlung
vorhandenen Exemplaren ist u. a. namentlich hervorzuheben: Chamaecyparis
Nutkaensis glauca, hört. Picea excelsa Remonti, hört.. Thuja gigantea, hört.
Th. orientalis nana compaeta, eine besonders langsam wachsende Thuja
Rathke'scher Züchtung.« Thujopsis dolobrata variegata, hört., Th. oeeid.
aurea globosa, hört., Chamaecyparis Lawsoniana lutea, hört. Die für diese
Gruppe seitens der Preisrichter zuerkannte goldene Medaille war
hier mit vollem Rechte gegeben, die Leistung eine vorzügliche zu
nennen. Ebenbürtig zur Seile stand das Linus-, Picea- und Abies-
Sortiment von Weisse-Camenz, das zur Veränderung unter dem stolzen
Titel »Guillaume Weisse, horticulteur, Fournisseur de la cour, ä Kamenz (Saxe)
prangte. (Ob wohl * Guillaume« eine Ahnung von der Vertretung deutscher
Ausstellungsobjekte in Petersburg hatte.') Dagegen war es Poscharsky-
Laubegast glücklich beschieden, seine bunten, niedrig veredelten Gehölze mit
400
Sonderberichte über die internationale Gartenbau-Ausstellung in Petersburg.
deutscher Firma schmücken zu können, da er im Zusammenhang mit den
Dresdener Firmen unter Seidels Führung, sich dieser Ausnahme erfreuen durfte.
A. Wagner-Gohlis-Leipzig brachte eine kleine Kollektion interessanter Juni-
perus hispanica Pyramiden zur Darstellung. Die von Krantz-Königsberg
ausgestellten Lorbeeren konnten vollauf mit der gleichen Leistung von De
Clerq van Ghyseghem konkurrieren.
Die Firmen: Bruneau-Bourg la reine sowie Honore Defresne fils-Vitry
s. S. traten namentlich mit Leistungen in Obstspalieren, Cordons, Uformen,
Pyramiden u. s. w. hervor: Honore Defresne fils. Croux & fils-Chatenay,
sowie E. Bedinghaus-Gent besonders mit Goniferen: Abies, Picea. Taxus,
Cedrus. Juniperus, meist Pflanzen mittelhohen Schlages. Magne-Boulogne in
Stauden, und L. Paillet-Chatenay in immergrünen Pflanzen: Buxus, Phylliraea,
Ligustrum, Arbutus Unedo Pyramiden.
Dem gegenüber bekundeten die Dänen und Schweden sich hier als
Hauptlieferanten von halbhohen Alleebäumen, Sträuchern, Gehölz-Sämlingen
u. s. w. Mathiesen-Corsör, Gronelli-Ankerkeby, Gramm-Soro, vertraten
nur Artikel ersterer Gattung; G. Ibsen-Odensee, höchst. Obst-Pyramiden sowie
Brunsvicker Feigenstämme; Koldby, Madsen, Salber, Th. Lamborgs-
Hobro kultiviren namentlich Gehölz-Sämlinge, welche, da in diesem Artikel
reiche Auswahl vorhanden, jedenfalls im nördlichen Russland viel begehrt
zu werden scheinen. Die an der Ostseeküste gelegenen grösseren Hafenstädte
Deutschlands, Dänemarks und Schwedens decken z. Zt. den Bedarf an Pflanzen
und Baumschulartikel im nördlichen Russland.
7. Gartenpläne.
Von Hofgärtner M. Ho ff mann.
Ueber den Umfang landschaftsgärtnerischer Arbeiten, Pläne, Darstellungen
u. s. w., war man um so mehr erstaunt, je weniger und geringwertiger diese
Kunst auf der 1884er Ausstellung Vertretung gefunden. Mochte auch immer-
hin noch so manche Einsendung in ihrer Umhüllung ruhen, das Dargebotene,
weil verschiedenen Nationen entstammend, zeigte nicht nur ein wechselreiches
sondern auch inhaltreiches Bild. Eine scheinbar geringe Zahl, vier Deutsche, drei
Russen, sechs Franzosen, bewies in den vorgeführten Arbeiten ein Wissen und
Können, über das man sich als Fachmann nur von Herzen freuen konnte.
Muss man die Entwürfe von K ierski-Potsdam, Gebr. Siessmayer-Frankfurt*)
Menzel-Breslau, Jürgens-Hamburg, als vollwertige und korrekt gezeichnete
Arbeiten bestätigen, so betraf die Mehrzahl der Entwürfe meist nur Anlagen
mittleren Umfanges. Der in das Grosse gehende Zug einer Menzel'schen
Anlage (Garten des Herrn Gamper-Kramatoskaya-Charkow) sowie die Jürgens-
schen Rennbahnprojekte für Köln sowie die Hamburger 1898er Ausstellung,
trat in den Plänen von Kuphaldt-Riga (Park Dakomus im Kaukasus) und
Seher-Kiew (Park des Grafen Const. Podotzki bei Peczora und Bug)
gleichzeitig hervor. Die von Pawlowitsch-Wilna gelieferten Arbeiten steckten
allerdings noch sehr in den Kinderschuhen und kontrastirten so erheblich
mit den Arbeiten jetzt russischer, ehemals deutscher Kollegen. Schwunghaft
*) Kierski mit zahlreichen Planen, unter denen namentlich zwei Entwürfe für Privat-
gärten hervorragten, Gebr. Sie ssmayer welche ausser den Entwürfen zu zahlreichen Bade-
Anlagen Süd-Deutschlands einen Plan der Parkanlage des Barons Riedesel-Siekendorf bei
Lauterbach ausgestellt hatten.
Zuerkannte Preise für deutsche Aussteller etc.
401
in Linien und Bewegung erwies sich eine grössere Anzahl Pläne französischer
Gartenarchitekten. Nach den auf der Genter 1898er Ausstellung von Nivet
und andererseits J. Buy ss er s -Paris, dem conducteur des traveaux des parcs
et des jardins, geleisteten Proben zu urteilen, mussten diese hier in so reicher Aus-
wahl vorhandenen Entwürfe um so gerechter Erstaunen erregen. Allen voran
stehen: Rene Ed. und Edouard Andre, Eug. Thouret, H. Martin et,
Ed. Redout-Paris, Andre nur mit Entwürfen russischer Anlagen, indess die
Andern meist teils aus der Umgebung von Paris, teils aus französischen
Bäderanlagen ihren Gegenstand gewählt hatten. Das Wertvolle dieser Dar-
stellungen bestand neben einer meist flott ausgeführten Zeichnung, vor allem
in den dahin bezüglichen Terrain- wie Detail-Angaben in teils profilirter teils
horizontaler Wiedergabe. Wie verlautet, arbeiten einige französische Land-
schaftsgärtner, so u. a. Martinet-Paris, mit ehemaligen Potsdamer Eleven.
Es liegt hierin nicht allein indirekt eine Anerkennung der Leistungsfähigkeit
der Potsdamer Anstalt auf landschaftsgärtnerischem Gebiete, sondern es ist
damit direkt der Beweis geliefert, dass die Kunst internationales Gemeingut
civilisirter Völker ist. Dass es der Gartenkunst vorbehalten war. auch an
ihrem Teile zur Verständigung sonst vorhandener politischer Gegensätze mit
beizutragen, ist als ein besonders erfreuliches Ereigniss zu begrüssen. Plin-
sichtlich der Darstellungsform bekunden die französischen Pläne diejenige
der deutschen Schule; man hat der früheren, auch in Holland, Belgien sonst
üblichen Manier, den Laufpass gegeben, die ja namentlich in ihrer Ausführung:
»profilirte Aufzeichnung der Gruppen auf horizontalem Terrain« eine Art Janus-
kopf darstellte.
Zuerkannte Preise für deutsche Aussteller
auf der Petersburger internationalen Gartenbau-Ausstellung.*)
Die Prämie des Dresdener Gartenbauvereins »Flora«, ein Kunstgegenstand
aus sächsischem Porzellan, ward dem Gärtner J. J. Schönberg aus Ust-Ishora
(Gouvernement St. Petersburg) für eine Gruppe Thee-Rosen aus 25 Sorten in
50 Exemplaren zuerkannt. Von den zwei Prämien ä 50 Rubel des Herrn
H. Leveque de Vilmorin fiel die eine dem Herrn Wilhelm Kaiser aus
Würzburg für eine Kollektion Treib-Gemüse zu. Die Prämie des Samenzüchters
Ernst Benary in Erfurt, eine grosse »Ernst Benary« Vermeil-Medaille, wurde
Herrn A. de la Devansaye, Amateur aus Noyant (Maine et Loire) für Anthurien
zuerkannt.
Ein Ehren diplom, als höchste Prämie der Gesellschaft, wurde Herrn
T. J. Seidel, Handelsgärtner in Dresden, für Rhododendron und Azaleen
verliehen.
Die grosse goldene Medaille erhielten: Friedrich Ad. Haage jun. aus
Erfurt für eine Kollektion von 50 verschiedenen Cacteen; T. J. Seidel, Handels-
gärtner in Dresden, für Rhododendron und Azaleen; A. Rathke & Sohn,
Baumschulenbesitzer in Praust, für in Petersburg winterharte Koniferen.
:;: Meist nach der Petersburger Zeitung, z. T. nach eigenen Mitteilungen, noch nicht
vollständig.
402 Zuerkannte Preise für deutsche Aussteller etc.
Mittlere goldene Medaillen sind zuerkannt worden den Herren:
Albert Schwenke, Plantagen-Besitzer in Braunschweig, für »Braunschweiger
Riesenspargel«; W. Runde, Gärtnereibesitzer in Hamburg, für eine Sammlung
von Araukarien; Otto Olberg, Handelsgärtner in Dresden, für eine Gruppe
Azaleen: Wilhelm Weisse, Handelsgärtner in Kamenz (Sachsen), für eine
Sammlung von 25 verschiedenen in Russland im Freien überwinternden
Koniferen.
Kleine goldene Medaillen haben erhalten die Herren: Karl Hering
i. Fa. K. Goerms in Potsdam für Stamm - Rosen ohne Blätter und Blüten;
Wilhelm Burmester in Berlin für Garten - Instrumente und Gerätschaften;
Wilhelm Kaiser, Handelsgärtner in Würzburg, für eine Kollektion Treibgemüse;
Philipp Paulig, Handelsgärtner in Lübeck, a) für eine Flieder-Sammlung,
b) für grosse Kronen - Lorbeerbäume; O. Ziegler & Cie., Handelsgärtner in
Erfurt, für eine Kollektion von 50 Sorten Amaryllis vittata hybr. ; Fr. Adolf
Haage jun., Handelsgärtner in Erfurt, für eine von ihm selbst in Europa ein-
geführte und noch nicht im Handel befindliche Cacteen-Art; E. F. Tiers,
Fabrikant in Dresden, für eine Wasserheizung in Betrieb; J. K. Ilanisch,
Handelsgärtner in Leipzig, für eine Araukarien-Sammlung aus 2s verschiedenen
Sorten; R. Weissbach, Handelsgärtner in Dresden, für eine Sammlung von
50 verschiedenen Rhododendron in Blüte: Otto Olberg, Handelsgärtner in
Dresden, für eine Sammlung Rhododendron in 50 Exemplaren in Blüte;
H. F. Heibig, Handelsgärtner in Dresden, für eine Sammlung von Warm- und
Kalthauspflanzen; O. Poscharski, Handelsgärtner in Dresden, für eine Sammlung
veredelter buntblättriger Baumarten; Albert Wagner, Handelsgärtner in Leipzig-
Gohlis, für eine Gruppe Palmen und Cycadeen in 100 Exemplaren.
Grosse silberne Medaillen sind zuerkannt worden den Herren:
S. Blättner in Hamburg für kombinierte Gärtnermesser mit Glaserdiamant;
Otto Schönen, Garteningenieur in Königsberg, für eine Sammlung Gartenpläne;
Gustav Zschäkel. Prinzl. Reussscher Schlossgärtner in Trebschen bei Züllichau,
für abgepflückte Bohnen in acht Sorten: Chr. Jakobsen, Handelsgärtner in
Apenrade (Schleswig), für getriebene Gurken; Flermann Krantz, Handelsgärtner
in Mittelhufen bei Königsberg, für eine Sammlung Araukarien: Wilhelm Kaiser,
Handelsgärtner in Würzburg (Bayern), für eine Sammlung Treib - Kohlrabi;
Ernst Benary, Samenzüchter in Erfurt, für ein Tableau chromolithographischer
Darstellungen von Blumen und Gemüsen; Philipp Paul ig, Handelsgärtner in
Lübeck, für eine Gruppe blühender Maiblumen; Alfred Menzel, Garten-Ingenieur
in Breslau, für eine Sammlung ausgeführter Garten- und Park-Anlagen; Gebrüder
Siesmayer in Frankfurt für Garten- und Parkpläne; August Schenk für
Maiblumen-Eiskeime; Friedrich Adolf Haage in Erfurt für eine Sammlung von
50 Aloe-Arten: John Nikolaysen, Handelsgärtner in Hamburg, für Binderei;
Otto Thalacker, Handelsgärtner in Leipzig, a) für eine Gruppe Nelken in
Blüte und b) für eine Gruppe Authurium Scherzerianum; Max Ziegenbalg,
Handelsgärtner in Dresden, für eine Gruppe Phoenix canariensis; Albert
Seemann, Handelsgärtner in Hamburg, für eine Sammlung verschiedener
Palmen; Albert Wagner, Handelsgärtner in Leipzig-Gohlis, a) für eine Gruppe
Araukarien und b) für eine Gruppe Juniperus hispanica.
Die übrigen Preise sind noch nicht bekannt gemacht, die offizielle
Liste soll bald erscheinen.
Muskau.
403
Muskau.
^5.-» (Hierzu Abbildung 69)
H^y eistehende Abbildung eines der 7 auf der Jubiläums-Ausstellung des Ver-
(^4' eins zur Beförderung des Gartenbaues im Treptower Park 1897 vor-
geführten Dioramen stellt das Muskauer Schloss von der Südseite gesehen dar
und ist von der Karpfenbrücke aus vom Künstler aufgenommen.
Der das Schloss jetzt von drei Seiten umfliessende Luciensee wurde
vom Fürsten Pückler im Jahre 1819 in Angriff genommen. Es waren hierbei
Abb. 69. Das Muskauer Schloss von der Südseite.
Diorama auf der Jubiläums-Ausstellung zu Berlin. Gemalt, wie die übrigen sechs Dioramen, von den
Herren Jos. Rum m e 1 s p a c he r, Landschattsmaler, Berlin, und W. Herwarth, Lehrer an der
Königl. Kunstschule, Gr.-Lichterfelde.
viele Schwierigkeiten zu überwinden, denn die heutige Seefläche war mit
vielen Wirtschaftsgebäuden bestanden, die erst abgebrochen und anderweitig,
soweit es nötig, neu aufgeführt werden mussten.
Ausserdem musste eine aus der nahe gelegenen Stadt Muskau am
Schlosse vorbeiführende Strasse vollständig kassiert werden, um den nötigen
Platz für die beabsichtigten landschaftlichen Anlagen zu gewinnen.
Die beim Ausgraben des Seebeckens gewonnene Erde wurde zu den
Anschüttungen des jetzigen Schlossgartens und zum Verfüllen des alten
sumpfigen Wallgrabens, der unmittelbar das Schloss umgab, verwendet.
J04 ^er Obstbau in den Vereinigten Staaten.
Nun handelte es sich darum, dem See frisches Wasser zuzuführen, und
zu diesem Zweck wurde ein Flussarm nach der ca. 600 m entfernt vorüber-
fliessenden Neisse gegraben. Die künstlichen Wasseranlagen im Park bis
.zum Wiedereinfluss in die Neisse, die der Fürst nach und nach bis zu Anfang
der 30er Jahre zu Ende geführt, betragen etwas über 15 Morgen, wovon 5 Morgen
auf den Luciensee entfallen.
Bei dem ziemlich starken Gefälle des Terrains sind vier Wasseranstauungen
nötig gewesen, um die Wasserflächen auf der gewünschten Höhe halten zu
können. Diese Stauungen sind künstlerisch in verschiedener Form als Wasser-
fälle verwertet worden und beleben das Ganze ungemein.
Die Seeufer in ihren malerischen Buchtungen, verbunden mit der wahr-
haft künstlerischen Bepflanzung derselben, bieten nach allen Seiten hin die
schönsten Bilder und lassen den Besucher des Parks gar nicht vermuthen.
dass die Stadt mit ihren zumeist recht hässlichen Hintergebäuden kaum 50 m
vom Schlosse entfernt liegt. Hierin, sowie in der meisterhaften, zweckmässigen
Führung der Wege hat der Fürst gleich von Anfang an seinen hohen Kunst-
sinn voll zum Ausdruck gebracht und wird darum noch lange Zeit die ihm
stets entgegengebrachte Bewunderung als Landschaftskünstler behalten. Ebenso
ist der auf dem beigegebenen Bilde gebotene Fernblick über den See nach
NW. in die weiten Parkpartien wohl einer der schönsten, die der Muskauer
Park von ihm aufzuweisen hat. Roth, Parkinspektor.
Der Obstbau in den Vereinigten Staaten.
Von Dr. L. W i 1 1 m a c k.
Aus dem amtlichen Bericht des Reichskommissars für die Weltausstellung in Chicago 1893.
(Schluss.)
Bezüglich der zum Trocknen verwendeten Sorten ist zu erwähnen, dass man
in Oregon besonders die französische Zwetsche, French prune, auch Petite
genannt, verwendet, die hier viel grösser wird als in Kalifornien, wie mir
Herr Sargent, Sekretär des State Board of Horticulture of Oregon in Portland,
mitteilte. Ferner die Robe de Sergent, genannt Prune d'Agen, wohl kaum von
ersterer verschieden, dann die italienische Zwetsche, auch Fellenberg genannt,
und die Silver prune oder Coes golden drop. Ich sah alle diese auf der Besitzung
des Herrn Dr. Cardwell, des Vorsitzenden des genannten Vereins auf Alders-
prings, und bei Herrn Dosen, der nicht fern davon, in Hillsdale, wohnt, beides
in der Nähe von Portland. Interessant ist schon die Fahrt dahin; man fährt
mit einer Dampfstrassenbahn etwa 15 Minuten durch einen herrlichen Wald,
man möchte sagen Urwald, von riesigen Douglasfichten und sieht dann auf
einem freien Terrain grossartige Obstanlagen, wobei man zugleich bei günstigem
Wetter schöne Blicke auf die fernen Berge hat.
Auch A. H. Carson zu Grants Pass nennt in einem Vortrage über die
Pflaumen*) die drei Zwetschen: Petite, italienische und Silberzwetsche als,
die besten, warnt dagegen vor den ungarischen, bulgarischen und deutschen
*) Second biennial Report of the Oregon State Board of Horticulture i8q3, Salem, Oregon
\ S. 216.
Der Obstbau in den Vereinigten Staaten. 405
Zwetschen, da nur wenig Wert in ihnen sei. Die französische Zwetsche
(Petite) ist nach ihm die beste; der Baum ist sehr hart, sein Holz zäh und die
Zweige mögen noch so mit Frucht behangen sein, dass sie sich bis zum Boden
neigen, sie brechen nicht. Die Früchte sind sehr süss, fast zu süss zum Roh-
eisen und halten sich lange, so dass der Dörrprozess bis sechs Wochen aus-
gedehnt werden kann. Die zweite ist nach ihm die Fellenberg oder italienische
Zwetsche, sie giebt ein dunkleres Dörrprodukt, das 1 — l'/a Cents für das
i'fund höher bezahlt wird, aber sie ist nicht so ertragreich und lässt sich nicht
so schnell dörren. Die Silberpflaume (Coes golden drop) ist, wie schon der
.\ame sagt, sehr hell und wird hoch, zu Liebhaberpreisen bezahlt, ist aber
selbst in Südoregon nicht hart. — Herr Bosch hält die Robe de Sergent für
die beste zum Dörren, sie giebt 40 Prozent trockene Ware auf 100 Prozent
frische, die Fellenberg odei italienische 35, die Petite (französische) 33 Prozent.
Das Pfund wird mit 8 Cents = ca. 33 Pfennig bezahlt. Er verkauft von Robe
de Sergent jährlich 30000 Pfund.
Die Bäume sind in Oregon, wie auch in Kalifornien, wo meist dieselben
Sorten gezogen werden, wieder alle Halbstämme, der Stamm nur 1,25 m hoch, die
Fntfernung beträgt 20 Fuss im Quadrat, so dass 108 auf 1 acre (etwa ir2 Morgen)
gehen. Wenn sie gepflanzt werden, schneidet man den Stamm bis auf l/s m
vom Boden (10 Zoll engl.) zurück, so entsteht dann die niedrige Krone. Die
langen Holztriebe werden im Winter auf % zurückgeschnitten, selbstverständlich
die schwachwüchsigen mehr, bis auf l,'.2. Im fünften Jahr ist der Obstgarten
ertragfähig. Der Boden zwischen den Reihen wird bei Herrn Dosch zwölfmal
im Jahr kultiviert, davon viermal gepflügt! Im ersten Jahr giebt er Knochen-
mehl und Kali. Im Frühjahr wird um jeden Baum gehackt.
Das Dörren geschieht bei dem feuchten Klima Oregons in Dörrapparaten
und man hat hierzu grosse feststehende gemauerte, von denen später bei den
Dörren*) die Rede sein soll; in Süd-Kalifornien aber trocknet man an der Sonne.
In beiden Staaten und überhaupt überall, wo Pflaumen gedörrt werden, sortiert
man sie erst nach der Grösse durch weitmaschige Rüttelwerke und taucht sie
eine kurze Zeit ('/._, Alinute) in kochende Pottaschenlauge, 1 Pfund auf 16 bis
20 Gallonen Wasser (72 — 90 1). Dadurch wird das Wachs (der Reif) von der
Schale entfernt und die Haut poröser, so dass sie leichter das Wasser verdampfen
lässt. Nach dem Eintauchen, das in Oregon mittels durchlöcherter Blechgefässe
geschieht, bringt man sie in drei bis vier verschiedene Gefässe mit kaltem
Wasser, damit der Laugengeschmack entfernt werde.
Bei uns scheint dieses Eintauchen in Lauge ganz unbekannt zu sein und
sollte jedenfalls versucht werden. Der Einzige, der in Berichten über Amerika
dies genauer erwähnt, ist Dr. Hey er, seine Angabe scheint aber ganz über-
sehen zu sein.**)
Das Grossartigste im Pflaumentrocknen sieht man in dem südlichen Teile
von Mittel-Kalifornien und in Süd-Kalifornien. In Los Gatos, bei S. Jose (Mittel-
Kalifornien), besuchte ich u. a. Herrn F. G. Hume, Glen Una Ranch, der
769 acres Land besitzt, davon 350 acres (ca. 525 Morgen oder 130 ha) Zwetschen,
*) Der Artikel über die Dörren ist bereits in der Gartennora 1897 erschienen, die in
Oregon gebräuchlichen sind S. 35 1 beschrieben.
**) Dr. F. Hey er, „Obstbau und Obstnutzung in den Vereinigten Staaten", Berlin, Verlag
von Paul Parey, 1886, S. io3.
zLOÖ Der Obstbau in den Vereinigten Staaten.
meist prune d'Agen, einige Robe de Sergent (was doch nach unseren Begriffen
dasselbe ist) und etwa 210 acres Aprikosen, 200 acres sind nicht bestellt.
Gewöhnlich nennt man irrtümlich einen 120 ha grossen Pflaumengarten im
Salinathal bei Templeton, San Luiz Obispo, Co., als den grössten.
In dem 185 Fuss langen, 55 Fuss breiten, erst 2—3 Wochen alten Ge-
bäude (selbstverständlich aus Holz), das mit elektrischem Licht beleuchtet
werden kann, befinden sich 36 Abteilungen (bins), von denen jede 15 t Obst
fassen kann. Ein Elevator bringt die vorher auf einem 5 m langen Hamil-
ton sehen Fruit-grader in vier Grössen sortierten Zwetschen in die kochende
Lauge des »Prune Dipper«, d. h. des Gefässes mit Pottaschenlösung (Cunning-
Prune Dipper von L. Cunningham in Saratoga, Ka.) und auch wieder hinaus
in kaltes, reines Wasser, dann kommen sie auf hölzerne Horden mit festem
Boden, von denen 13000 vorhanden sind, und werden mittels Feldeisenbahnen
auf die Wiese gefahren, wo man die Horden auslegt. Eine Dampfmaschine
von 35 Pferdekraft und 2 Dampfkessel sorgen für den maschinellen Betrieb,
während die Handarbeit von fleissigen Japanern besorgt wird, die Herr Hume
engagiert hatte, weil zu jener Zeit (14. September 1893) eine starke Agitation
gegen die Beschäftigung chinesischer Arbeiter sich in Kalifornien geltend
machte. Das Ganze war so im grossen Stile, dass man glaubte, in eine Zucker-
fabrik zu treten, und doch alles so einfach und praktisch. Die liebe Sonne
besorgt das Trocknen oft in vier Tagen, schlimm ist es aber, wenn Nebel
eintreten, wie das im September bei der Nähe der Küste nicht ganz selten ist.
In solchen Fällen muss man länger trocknen, in einzelnen Fällen sogar Dörr-
apparate, hier ähnlich den doppelten Ryder sehen, zur Hilfe nehmen.
Die ersten Versuche, Pflaumen (Zwetschen) an der paeifischen Küste zu
ziehen, wurden nach A. II. Carson*) um das Jahr 1856 bei San Jose in
Kalifornien von einem Manne namens Pellier. der die Edelreiser aus Frank-
reich brachte, gemacht, doch dauerte es lange, ehe man sich entschloss. sie
zu trocknen; man glaubte, Pflaumen ziehen und trocknen könne nur jemand,
der sein Leben lang in dem Geschäft in Frankreich oder Deutschland thätig
gewesen sei, und jetzt konkurrieren die paeifischen Backpflaumen mit Erfolg
mit denen von Frankreich, Deutschland uud Bosnien etc. in Chicago und New-
York. ' Immerhin wurden im Jahre 1889 noch 43717353 Pfund, 1890, trotz
doppelt so grosser Ernte, sogar 61 905 782 Pfund eingeführt.
In Oregon ist man ganz begeistert für Pflaumenanlagen und die klima-
tischen und Bodenverhältnisse sind dort auch sehr günstig. Der frühere
Sekretär S. W. Allen sagt in dem bereits öfter angeführten Second biennial
Report of the Oregon State Board of Horticulture: Frankreich, Deutschland
und Italien sind die grossen prune (Zwetschen) erzeugenden Länder Europas,
die französische, die deutsche, die italienische Zwetsche, jede ist angepasst
ihrem Heimatslande, aber in Oregon gedeihen sie alle drei gleich gut und jede
erreicht den höchsten Grad von Vollkommenheit. Die Zwetsche ist sehr
nahrungsbedürftig und gedeiht am besten in einem reichen, schweren, gut
durchlässigen Boden, aber mit genügender Feuchtigkeit. Haupteigenschaften
*) A. H. Carson in Second biennial Report of the Oregon State Board of Hort., Salem,
Oregon, i8q3 S. 216, 221. Siehe auch die eingehend beschriebene Geschichte der Einführung bei
J. Laverriere, Culture industrielle du prunier en Californie d'apres un rapport presenie ä
la societe horticole de cet Etat im Bulletin du Minisiere d'agriculture, Paris j8q3. S. 406.
Der Obstbau in den Vereinigten Staaten. 407
einer guten Zwetsche sind: 1. solides festes Fleisch, das nicht am Stein während
des Trocknens in Gärung übergeht, 2. reicher fruchtartiger Geschmack und
Bouquet. und 3. Dauerhaftigkeit, sodass sie getrocknet Monate oder Jahre lang
aufbewahrt werden kann, ohne merklich einzuschrumpfen. Je nach dem Boden
(und der Sorte L. W.) geben 4 Pfund oder schon aVa Pfund frische Pflaumen
1 Pfund trockene.
Die Rente veranschlagt Allen folgendermassen:
Kosten von 108 Bäumen pro acre, 20 Fuss entfernt, einschliesslich Pflügen,
Pflanzen und nötiges Kultivieren während drei Jahren, bei einem Obstgarten
von nicht weniger als 20 acres, 50 Dollar (200 M.). Die Bäume werden im
dritten Jahr zu tragen beginnen und im siebenten ihre volle Tragbarkeit er-
reichen. Aut einen Baum kann man 150 Pfund frische Frucht als niedrigen
Durchschnittssatz rechnen und l1,'-., Cents das Pfund frisch als niedrigen Preis.
Das würde also 243 Dollar pro acre betragen, und da 43 Dollar reichlich die
jährlichen Ausgaben für die Kultur decken, so bleibt ein Überschuss von ca.
200 Dollar = 800 M. pro acre. — Beim Dörren wird dieser noch grösser und
Allen ruft zum Schluss: Ist es ein Wunder, dass volltragende Zwetschengärten
auf 1000 (4000 M.) pro acre = 2800 M. pro Morgen geschätzt werden?
Diese Zahlen sind wohl etwas zu sanguinisch aufgefasst. An einer anderen
Stelle des Berichts, Seite 59, erfahren wir von Herrn James A. Varney, In-
spektor of fruit pests, dass bei Herrn H. A. Adam auf 14 acres, davon 3/5
»Petite«, das übrige italienische, Silber- und bulgarische Zwetsche, auf 5 — 7
Jahre alten Bäumen, allerdings etwas zu dicht gepflanzt, 1892 20000 Pfund
Backpflaumen ä 8V2 — 10 Cents gewonnen wurden. Rechnet man im Durch-
schnitt 1 Pfund Backpflaumen gleich 3 Pfund frische und letztere zu 1V2 Cents,
so ergiebt sich 900 Dollar, oder pro acre nur ca. 64 Dollar, ca. Ö40 M. pro ha,
was immerhin noch eine gute Rente ist. Herr Adam nahm freilich, da er nicht
frisch, sondern gedörrt verkaufte, pro acre ca. 143 Dollar, abzüglich 43 Dollar
Kosten (ungerechnet das Dörren), also 100 Dollar ein, die Hälfte des Obigen.
In Kalifornien ward die Produktion von Backpflaumen 1891 auf 27 Millionen
Pfund im Wert von 10612014 Francs angegeben, der Import der Vereinigten
Staaten auf 34281 322 im Wert von 10 272 430 Francs, sodass Kalifornien allein
fast ebensoviel erzeugt als eingeführt werden.*) Im Jahre 1890, einem sehr reichen
Obstjahr, gaben Bäume von 4 — 6 Jahren häufig 1400 — 2800 M. Ertrag pro ha, im
allgemeinen rechnet man bei Bäumen von über 3 Jahr 1000 M. pro ha.
Hauptsitze der Kultur sind in Nord-Kalifornien Auburn und Newcastle,
in Placer County, in Mittel-Kalifornien San Jose und das ganze Santa Clara
County, in Süd- Kalifornien Pomona, in Los Angeles Co., Ventura, in Ventura Co.,
Chino, in San Bernardino Co., ferner Kern County etc.
Unser Landsmann E. W. Hilgard, Direktor der Agricultural Experiment
Station der University of California in Berkeley bei San Francisco, der den
zahlreichen Besuchern im Jahre 1893 so freundlich mit Auskunft entgegenkam,
und der vor allem durch die umfassenden Untersuchungen der alkalihaltigen
Böden in den Wüsten und Empfehlung des Gipses, zu deren Verbesserung sich
*) Die Produktion von 27 Millionen Pfund im Jahre 1891, wie sie von Laverriere
nach dem kalifornischen Bericht angegeben, ist allerdings ganz auffallend hoch, 1890 war sie
nur 12, 1889 |5, 1888 nur 2 Millionen. Dagegen war die Einfuhr 1891 auffallend niedrig,
1890 betrug sie 58093410 Pfund, 1889 46254825 Pfund. Siehe die etwas abweichenden
Zahlen auf voriser Seite.
4o8
Der Obstbau in den Vereinigten Staaten.
die grössten Verdienste um Kalfornien erworben, hat auch Analysen von
Obst und Wein anstellen lassen. In dem Bulletin 101 der Calif. Agr. Exp. Station
veröffentlicht Geo. E. Colby eine ausführliche Untersuchung über Zwetschen,
Pflaumen, Aprikosen und Nektarinen. Dabei zeigte sich ein Prozentverhältnis
des Steins zum Fleisch: Stein der ungarischen Zwetsche 3,7 Prozent des Ge-
wichts der Frucht, deutsche Zwetsche 4,7 Prozent, Robe de Sergent 75 Prozent,
Durchschnitt aller französischen Zwetschen 5,8 Prozent, Durchschnitt aller
Zwetschen ebenso.
Im allgemeinen enthalten also die Zwetschen 17 mal so viel Fleisch als
Stein; die Pflaumen aber 2omal soviel.
Europäische Analysen ergaben 5,4 Prozent Stein.
Das Verhältnis des Saftes zum Fleisch stellt sich bei den französischen
Zwetschen am günstigsten, 4,3 Prozent über den Durchschnitt aller Zwetschen,
nämlich 83 Prozent oder ca. 4/s des Fleisches. Die ungarische Zwetsche,
obwohl die grösste, hatte 13 Prozent weniger Saft, nur 70, die deutsche 71,5,
die St. Katharinen-Zwetsche nur 69,4; der Durchschnitt aller Zwetschen betrug
78.8. Auch der Zuckergehalt des Saftes war bei den französischen am grössten,
23,69 Prozent, gegen den Durchschnitt von 20 Prozent, der Säuregehalt am
niedrigsten bei der Prune d'Agen, 0,23 Prozent, am grössten bei der ungarischen,
0,95, bei der deutschen Zwetsche 0.53, im Durchschnitt aller 0,40.
Von Interesse ist die Schlusszusammenstellung über den prozentischen
Gehalt verschiedener getrockneter Früchte.
Zusammensetzung
Fran-
zösische
Zwetschen
Aprikosen
Wein-
trauben
c
u
Oß
e
.SP
'S
tu
3
u
gedörrter Früchte
S.So
isch
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XI
u
Essbar
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Malva:
,,Orape 1
Kaliforn
weis
adriati
Europa
(Smyi
■73
o.
0
3
25 20
32,44
1,38
34,83
1,16
25.00
2,24
20,03
2,45
33/0
1,50
1,40
Rohprotein
2,80
2,90
2,94
4,50
5,70
1,70
Rohfaser .
—
—
3,70
—
—
8 30
Sticktofffreie
Extraktstoffe
29,77
32,18
2,17
10,11
13,82
21,60
Fett . .
40,53
29,59
1,51
0,56
52,50
0,85
57,60
58,00
Zucker
32,CO
Freie Säure,
als Schwefelsäure SO s berechnet
0,40
0,45
2,00
Gerbstoff".
1,29
—
—
—
Summa
100
100
100
100
100
100
Die Angaben für europäische Feigen und Äpfel beruhen auf europäischen
Analysen; die Weintrauben scheinen einer besonderen Behandlung unterlegen
zu haben, da sie als »Grape Food«, Traubenfutter, eingesandt von R. E. Wood,
Rutherford, Xapa Co., Kai., bezeichnet wurden.
In Bezug auf Prote'ingehalt stehen, wie man sieht, die Feigen oben an,
während der Apfel sehr zurücktritt, ebenso sind sie am reichsten an Zucker,
während die Aprikosen darin selbst hinter den Äpfeln zurückstehen.
Der Obstbau in den Vereinigten Staaten. 4-OQ
Wenn Colbey angiebt. dass nach europäischen Analysen der Saft von
Zwetschen im Durchschnitt nur 6,15 Prozent Zucker enthalte, während in
Berkeley 20 Prozent gefunden wurden, ebenso Aprikosen 4,69 gegen 13,31
drüben, so ist da ein kleiner Irrtum untergelaufen; die von ihm offenbar aus
König, Zusammensetzung der Nahrungsmittel, 3. Aufl.. entnommenen Zahlen
beziehen sich auf die ganze Frucht, immerhin aber haben in Kalifornien die
Zwetschen im Durchschnitt 15,35, die Aprikosen 11,10, die Pürsiche 12,50
Prozent Zucker in der ganzen Frucht. Pfirsiche und Nektarinen haben in
Kalilornien ca. 17 Prozent Zucker im Saft. Dieser grosse Zuckerreichtum
erklärt, dass die Früchte sich dort so vorzüglich zum Dörien eignen. -- Fin
wenig günstiger für die europäischen wird das Verhältnis, wenn man den
Zucker in der Trockensubstanz vergleicht. Dieser ist nach König bei
europäischen Zwetschen 32.35, bei den kalifornischen (nach meiner Rechnung)
51,53 Prozent; die europäischen sind wasserreicher, und das erklärt wohl
auch, dass bei europäischen Backpflaumen (Zwetschen) nach König 44,41
Prozent Zucker im Durchschnitt in der lufttrockenen Substanz sich finden,
gegen nur 40,53 Prozent drüben.
Kirschen.
Kirschen gedeihen in vielen Gegenden nicht so gut wie in iVIitteleuropa,
und Downings schon 1845 ausgesprochener Wunsch, dass man ebenso schöne,
schattige Kirschenpflanzungen an den Wegen anlegen möchte wie in Deutsch-
land und Mähren, ist noch immer nicht in Erfüllung gegangen.*)
Wieder sind es die Staaten Washington und Oregon, in welchen die
Kirschen vorzüglich gedeihen, und wenn Oregon an seiner Austeilung in
Chicago in grossen Buchstaben die Worte: »Two bites to a cherry« (Zwei
Bissen auf eine Kirsche) anbrachte, so hatte es fast nicht zu viel gesagt.
Zwei Sorten werden besonders gebaut: »Royal Ann« und ^Lewelling« oder
»Black Republikan«. Beides sind Herzkirschen, »gute Schiffer«, Royal Ann
weisslich gelb mit roter Backe, Lewelling schwarz. Alan legte in Chicago die
Kirschen auf Teller so, dass die Stiele nach innen kamen, wras sehr gut aussah.
Auch grosse Zweige wurden vorgeführt, um den reichen Ertrag zu zeigen, so
von Judge Flinn, Albany, Or. Sie waren, als ich sie sah, schon 15 Tage vom
Baume gebrochen und noch sehr frisch. Eine Black Tatarian (unsere schwarze
tatarische Kirsche) hatte einen Umfang von 8Va cm und einen nui kurzen Stiel von
3V2 cm. Die Blätter waren bis 13 cm lang und 7V2 cm breit, ihr Stiel 5 cm lang.
Auch Kalifornien liefert viele Kirschen, mit die ersten; es sind meist
helle Varietäten, besonders wieder die Royal Ann, von denen ich auf der
*) Downing hat die deutschen Kirschenalleen nicht selbst gesehen, er zitiert nur
Loudon, der in seinem Arboretum britannicum sagt: „Auf dem Kontinent, und spezieller in
Deutschland und der Schweiz, wird die Kirsche viel als Strassenbaum benutzt, besonders in
den nordlichen Teilen Deutschlands, wo Apfel und Birne nicht gedeihen (? L. W.). In
einigen Landern geht die Fahrstrasse viele Meilen durch eine Alle von Kirschbäumen. So
in Mähren die Strasse von Brunn nach Olmütz, über 60 englische Meilen, und im Jahre 1828
reisten wir mehrere Tage durch eine fast fortlaufende Allee von Kirschbäumen, von Strassburg
auf einer Rundreise nach München. Die Alleen werden auf Wunsch der Regierungen ge-
pflanzt, nicht nur zum Schatten für den Reisenden, sondern auch damit die armen Wanderer
sich erquicken können. Jeder darf pflücken, nur die Bäume nicht beschädigen; aber die
Haupternte wird vom Besitzer vorgenommen, und wenn dieser die Früchte von einem beson-
deren Baume behalten will, wird ein Stiohwisch darum gemacht. Das Zeichen respektiert
Jeder." — Wie ganz anders ist es in Wirklichkeit, wenigstens jetzt. Der Strohwisch ist ja ein
Zeichen, dass die Bäume verpachtet sind, und strenge Strafen sind auf Obstdiebstahl gesetzt !
410
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
Strasse in einem Obstladen Chicagos Exemplare bis 2' a cm Durchmesser
mass, so waren sie aber fast alle.
In den Xordoststaaten werden besonders gebaut:
Herzkirschen: Black Eagle, Black Tatarian. Elton, Knights Early.
Knorpelkirschen (Bigarreau): Cleveland, Napoleon, Tradescants Black
(Elkhorn).
Baumweichsein und Sauerkirschen: Aren Duke, May Duke, Reine
Hortense, English Morelle etc.
Neu empfohlene Sorten sind: Bing. Mercer, Hoskins etc.
Der Kirschbaum liebt hohe trockene Lagen mit durchlässigem Untergrund,
erträgt aber das extreme Klima nicht gut. Er wird meist auf Prunus Mahaleb
veredelt, da diese Unterlage härter ist.
Sehr zu beklagen ist, dass durch die Mac Kinley Bill die Einfuhr von
Kirschsaft, der früher so viel nach den Vereinigten Staaten ging, fast ganz
untergraben ist, und doch kann man in Amerika den Bedarf durch das ein-
heimische Produkt schwerlich befriedigen.
Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc.
Acer monspessulanum Biedermann! (f. nov.)
Von Fritz Graf Schwerin, Wendisch-
Wilmersdorf.
Blätter von normaler Spreite, an
üppigen Trieben gezähnt; sehr reich
gelblich gefleckt und marmoriert. Diese
bunte Färbung ist eine konstante, so-
dass keine grünen Blätter neben den
panachierten auftreten, und alle Blätter
in gleichem Masse reich gezeichnet sind.
Es ist dies das erste Mal, dass eine
Farbenvarietät bei Acer monspessu-
lanum L. aufgefunden wurde, und be-
nenne ich diese daher nicht nur schöne,
sondern auch sehr interessante Form
nach dem Entdecker, der so gütig war.
mir seinen Fund mitzuteilen. Herr
E. Biedermann, Kgl. Forstmeister in
Zechlin, Ostpriegnitz, schrieb mir unter
Beifügung von frischem Material der
betreffenden Pflanze:
„Vor mehreren Jahren erhielt ich von
Herrn Gebbers -Wiesenburg einige
Dutzend Sämlinge von Acer monspessu-
lanum, die ich zunächst in einem Pflanz-
garten unterbrachte und einige Jahre
später z. T. zur Ausschmückung des zu
meinem Dienstetablissement gehörigen
Parkes verwandte. Unter den von jetzt
an mit grösserer Aufmerksamkeit be-
trachteten Exemplaren befindet sich
dasjenige, von welchem der eingesandte
I kleine Zweig entnommen ist. Die
I reizende Blattzeichnung erregte zwar
1 sofort mein Interesse, ich betrachtete
sie aber zunächst nur als immerhin
ungewöhnliches Beispiel einer Fort-
pflanzung der Varietät durch Samen,
in der Voraussetzung, dass die Varietät
bei den Gärtnern längst bekannt sein
würde. Erst die Durchsicht zahlreicher
Kataloge, die sämtlich von einerFarben-
varietät des Acer monspessulanum
nichts enthielten, und schliesslich die
Notiz auf S. 42 Jahrgang 1896 der
..Mitteilungen der deutschen dendro-
logischen Gesellschaft'-, wonach diese
Art nur in der Form der Blattspreite
und trotz grosser Aussaaten bisher nie
in der Farbe variirte. belehrte mich,
dass ich mich im Besitz einer grossen
Seltenheit befinde.''
Incarvillea grandiflora. Bur. et Franch.
Die Familie der Bignoniaceen, welche
i sich durch Schönheit der Form und
j Farbe in den Blüten auszeichnet.
bietet in den meisten der zu ihr ge-
! hörigen kultivierten Arten schöne
! Klettergewächse mit Greifranken, wie
I z. B. die prächtige Bignonia bucci-
j natoria; nur einige Gruppen sind
keine Kletterer, wie die Gattungen
I Amphicome und Incarvillea. In
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
411
Westfrankreich und in der Umgegend
von Paris wurden bisher erfolgreich
im Kalthause die rosa. resp. rot blü-
hende A. Emodi und A. arguta kul-
tiviert. Die verwandte Gattung
Incarvillea war in den beiden letzten
Jahrzehnten anfangs nur durch die
I. Olgae in den Gewächshäusern ver-
treten. 1880 wurde sie zuerst aus
Turkestan als eine schöne Pflanze
mit aufrechten Zweigen, gefiederten
Plättern und schönen zarten Rosa-
blüten bekannt. Es folgten bald darauf
I. Koopmanni, eine Varität der
ersteren, die 1S81 im Bot. Magaz. t.
6593 abgebildet ist, I. sin e nsis, welche
der I. Olgae im Laub ähnelt, und
I. Delavayi. Letztere trifft man zwar
noch selten an, sie ist aber im Begriff
sich schnell zu verbreiten. In der Revue
hört. 1893 p. 544 und in Gartenflora
1894 t. 1398 ist sie koloriert dargestellt.
Ihre Heimat ist das Yunnangebirge in
China, wo sie in einer Höhe von
2-3500 m über dem Meere durch den
Abt Delavay entdeckt wurde.
Die prächtigste aller Arten ist aber
die I. grandiflora, sie ist noch
schöner als die vorhergehende. Sie
wurde auf der Reise des Prinzen
Heinrich von Orleans nach Central
Asien, 1890, von Gabriel Bonvaldt
in Batang in der Provinz Se-Tchuen
gesammelt. 1895 erhielt Maurice de
Yilmorin Samen aus Tchonkinn in der
genannten Provinz durch den Abbe
Farges. Die hieraus gezogenen
Pflanzen blühten in Barres 1897, die
Abbildung in der Revue horticole
dieses Jahres p, 12 jedoch ist nach
der Exsiccata des Herrn Gabriel
Bonvalot hergestellt. Von einem
fleischigen Wurzelstock erhebt sich eine
grosse Rosette 30 — 40 cm langer fieder-
spaltiger Blätter. Zahlreiche aufrechte
Stengel tragen viele 7 cm lange, röhren-
förmige rosa karminrote, im Schlünde
weisse Blüten, deren Durchmesser
flach ausgebreiteter Säume dieselbe
Grösse erreicht. Die Blütezeit ist der
Mai. Die Früchte sind Kapseln. Die
wundervollen Pflanzen haben bereits
Samen getragen, so dass Hoffnung ist,
sie weiter zu verbreiten. Die Kultur ist
dieselbe wie bei I. Delavayi. J. B
Acalypha Chantrieri.
In neuester Zeit sind eine Reihe Aca-
lyphen entstanden, die sich von den
bisherigen rötlich oder gelblich be-
blätterten ornamentalen Euphorbien
durch dunkelgrünes Laub auszeichnen,
das an den Rändern weiss gefleckt
oder bordiert ist. Alle neuen Arten
sind Warmhauspflanzen und Hybriden
zwischen verschiedenen Typen. So
ist die A. Chantrieri eine Kreuzung
zwischen A. Hamiltoniana und A.
macrophylla. Zur selben Gruppe
gehört A. morfontanensis, welche
hervorgegangen ist aus einer Kreuzung
zwischen A. Hamiltoniana und A.
marginata. Sie unterscheidet sich
durch ihre Heterophyllie, ist aber in
Färbung der Blätter der obigen gleich.
A. Godseffiana hat ovale gezähnte
Blätter mit einem breiten weissen
Rand. Sie stammt aus Neuguinea und
wurde gleichzeitig mit der A. hispida
im vorigen Jahre in Gent von
F. Sander & Co. ausgestellt. Die ver-
schiedenen Arten, wie A. macro-
phylla, A. Macafeana. A. hispida,
A. Chantrieri, A. Godseffiana etc.
wachsen alle sehr schnell und können
ausgezeichnet dekorativ wirken. Die
in der Ueberschrift genannte Art ist
abgebildet in der Rev.hortic. 1899 p.208.
Rhododendron ciliocalyx.
Auf ihren Reisen im östlichen Tibet
und im Yunnan Gebirge in China im
Jahre 1886 haben der Abbe David
und Abbe Delavay nach den Be-
arbeitungen von Fr an ch et*) 36 neue
Arten gefunden, die der Gattung Rho-
dodendron angehören. Später sind
dieser Zahl noch viele weitere hinzu-
gefügt, sodass die genannten Gebirge
als das Zentrum des Verbreitungs-
gebietes der Gattung Rhododendron
anzusehen sind.
Alle Arten verdienen jedoch nicht
das gleiche gärtnerische Interesse,
aber unter ihnen ist eine grosse Zahl
von ornamentalem Wert. Franchet
empfahl der Kultur in unseren Gärten
besonders folgende Arten: Rh. calo-
phyllum mit sehr breiten Blättern
und grossen weissen Blüten, Rh. ro-
tundifolium, dessen Blätter an ein
Limnanthemum erinnern, Rh. Da-
vid i, das sehr blütenreich ist, Rh. De-
lavayi mit dichten Büscheln kirsch-
roter Blüten, Rh. dendrocharis,
*) Franchet in Bull. Soc. bot. France
XXX11I p. 225.
4-J 2
Kleinere Mitteilungen.
Rh. moupinense, Rh. campylo-
gynum mit tief dunkelroten Blüten,
die an Glockenblumen erinnern, Rh.
ciliocaly, die sich in schöner Ab-
bildung in der Revue hortic. 1899
p. 36 findet. Sie ist eine der schönsten
und hat zum ersten Male bei A. Milne-
Edwards in Xogent-le-Rotrou geblüht.
Die Samen dieser Pflanzen waren eben-
falls vom Abbe Delavay gesammelt
worden. Die weissen Blüten stehen in
Büscheln von 7 — 10 Stück. Die Krone
ist ungefähr 5 cm gross. Durch die
grossen glockenähnlichen Blüten ähnelt
die vorliegende Pflanze der Himalaya
Art Rh. Dalhousiae. Sie wurde im
Yunnan Gebirge in 2400 m ü. d. M.
nahe bei Mo-so-yn entdeckt. Sie ist
eine sehr schöne Eroberung für unsern
Garten, da sie einmal, wie zu hoffen
ist, im Handel schnelle Verbreitung
linden wird und zweitens grosser Kälte
zu widerstehen vermag. J. B.
Lobelia Rivoirei.
Vor mehreren Jahren veröffentlichte
die Revue horticole (1893 p. 519) eine
neue Lobelia-Varietät, die von
Chabanne und Goujon, botanischer
Garten in Lyon, L. Gerardi ge-
nannt wurde und aus einer Kreuzung
der schönen Varietät von L. cardi-
nalis, genannt Queen Viktoria, und
einer Form der L. syphilitica hervor-
gegangen war. Es war eine prächtige
Pflanze von 1,50 m Höhe, die sich
während der ganzen Saison mit zahl-
reichen Büscheln violetter Blüten be-
deckte. Chabanne erzeugte zwei
Jahre später aus diesem Bastard sechs
neue Formen, die er folgendermassen
benannte: L. Gerardi corrallina
mit korallenroten Blüten; L. G. lug-
dunensis, zart rosa; L. G. amaran-
tina, samtartig rot; L. G. splendens,
rot wie die Queen Victoria; L. G.
Malmaison, rot gefärbt. Diese Arten
waren im vorigen Jahre sämtlich aut
der Gartenbauausstellung zu Lyon zu
sehen. Zu derselben Gruppe von Lo-
belien gehört die schöne Pflanze,
welche die Herren Rivoire & Sohn
zu Lyon unter den Namen L. hybrida
Rivoirei gezüchtet haben. Eine präch-
tige Abbildungund genaue Beschreibung
in der Revue hört. 1899 p. 60 zeigt
die Form und die Farbenpracht der
Pflanze sehr exakt. Sie wird bereits
seit zwei Jahren kultiviert und in den
Handel gebracht; sie trägt den ganzen
Sommer über rosenrote Blüten und wird
etwa 1 m hoch. Sie ist ein kostbares
Kleinod für die Ziergärten, sie verlangt
Halbschatten, da Pflanzen, die der
Sonne direkt ausgesetzt waren, trotz
Bewässerung verbrannten. J. B.
Kleinere Mitteilungen.
Der Garten des Herrn Demharter in
Gr.-Lichterfelde.
Am 10. Juli besuchten einige Mit-
glieder des Liebhaber-Ausschusses den
Garten ihres »Genossen« Herrn Dem-
harter in Gr.-Lichterfelde und waren
erstaunt über die reichen Pflanzen-
schätze, die hier auf kleinem Raum
vereinigt sind. Nachdem zunächst
einige Cacteen besichtigt waren, auf
die Herr Demharter aber nicht so
viel Wert legt, da er diese bei seinem
Freunde Fferrn H e e s e - Gr.-Licht erfeld e
in grosser Zahl geniessen kann, ging
es in ein kleines Orchideenhaus, wo
Coelogyne Lemoinei, Vanda Lemoinei,
Cymbidium Lowii, Angraeceun Scotti-
anum, Vanda Kimballiana, Phalaenopsis
Schilleriana u. s. w. in gesunden
kräftigen Exemplaren standen. Ausser-
dem aber fanden sich noch Bromelia-
ceen,wieTillandsiaLindeni,Nidularium,
Innocentii u. s. w. und eine sehr
seltene kleine Warmhauspflanze Utri-
cularia Forgetiana (?), für 25 M. von F.
Sander & Co. erworben, weiter die
schöne Ampelpflanze, Aeschynanthus
pulchra, mit fast purpurnen Blättern,
die im Winter grün werden und mit
schön scharlachroten Blumen die sich
abgeschnitten 8 Tage halten.
In einem zweiten an ersteres
stossenden Orchideenhause sind Cattleya
Eldorado, von denen Herr Demharter
25 Stück von Herrn Heese bezogen; sie
sind, trotzdem sie schwierig zu kulti-
vieren sind, sehr gut gediehen, was wohl
mit darauf zurückzuführen ist, dass sie an
Kleinere Mitteilungen.
413
Kork befestigt sind. Weiter sahen
wir Cattleva Gaskelliana, C. gigas,
C. chrysotoxa, Oncidium funereum,
das Toten-Oncidium , mit welchem
die Mexikaner am Totenfeste die
Gräber schmücken, 0. pulvinatum,
Laelia anceps alba, Yanilla planiiolia,
eine grosse L. purpurata, Üdonto-
glossum Edwardi (will etwas wärmer
stehen) O. cucullatum, O. sphacelatum
O. sarcodes, Laelia Gouldiana (anceps
X autumnalis) L. anceps Barkeri, eine
seltene Varietät, von der sich F.
Sander & Co. das zweite Exemplar
ausbaten, L. anceps Morado u. s. w.,
Laelia grandis tenebrosa, mit sehr
schöner karminroter Lippe,. C. Wal-
keriana, fast die einzige Art dieser
Gattung, welche ihren Blütenstiel seit-
lich aus dem Scheinknollen entwickelt,
lerner Cypripedien, u. a. C. montanum,
eine Form von C. insigne, auch
Phyllocacteen, Opuntia frutescens, bei
der sich nach Herrn Urban aus dennoch
fest sitzenden Früchten gleich die
jungen Pflanzen entwickeln, u. s. w.
In einem Erdkasten stehen ein
grosses Crinum (giganteum ?) C. nobile,
Bonapartea hystrix, Oncidium bictoni-
ense, Odontoglossum crispum u. s. w.
Früher liess Herr Demharter diesen
Kasten im Sommer ganz offen; er
hält es jetzt aber für besser, ihn doch
mit Fenstern zu bedecken und nur
eine Stelle im Dach offen zu lassen.
Höchst einfach und zweckmässig
ist die Schattenvorrichtung, die Herr
Demharter anwendet. An einer
Rouleaustange befestigt er sogenannte
Tapezier-Leinewand, ein lockeres Ge-
webe ä Meter 25 Pfg. An der Stange
ist in der Mitte eine Oese und mittelst
eines Stockes, der am oberen Ende
einen Nagel hat, wird die Schatten-
vorrichtung aut das Dach geschoben.
Im Garten selbst sahen wir u. a.
Incarvillea Delavayi, Viola cornuta
tricolor, und geradezu Prachtexem-
plare von Campanula carparthica in
grossen Stauden. Die Yucca waren
auch sehr schön, sie erhalten viel
Dünger und die unteren Blätter werden
stets abgenommen.
Die Gewächshäuser und die Heiz-
vorrichtungen des Herrn Demharter
sind um so interessanter, als er, der
ursprünglichPräcisionsmechanikerwar.
fast alles selbst gebaut hat, und es ist
eine Freude zu sehen, mit welchem
Eifer der jetzige Rentier sich seinen
Pilanzen widmet. Sie lohnen es ihm
aber auch! I,. \Y.
Ein einfaches Zerstörungsmittel für
Pilze und Insekten.
In einer Privatgärtnerei in England
waren die Weinstöcke in zwei Wein-
häusern im vergangenen Sommer
stark mit Meltau befallen, der sich
so stark entwickelte, dass die ganze
Ernte vollständig ruiniert wurde. Die
verschiedenen Bekämpfungsmittel
wurden angewendet, nichts half.
Frühzeitig in diesem Jahre wurden
die Weinhäuser aufs sorgfältigste
gesäubert, die oberen Erdschichten
der Beete und Steige abgenommen
und fortgeschafft und frische aufgefüllt.
Die Stämme der Weine wurden mit
einer starken Lösung von Schwefel-
blüte und schwefelsaurem Kali be-
strichen, aber ohne besonderen Erfolg,
denn der Meltau brach an verschiedenen
Stellen im »frühen Hause« wieder
hervor, als die Pflanzen zur Blüte
kamen. Radikalmittel erschienen jetzt
als eine Notwendigkeit, und auf Anraten
versuchte man heisses Wasser, womit
die Pflanzen bespritzt wurden. In einiger
Entfernung von den Weinen brachte
man das Wasser zum Kochen. So
schnell wie nur möglich wurde es
zum Besprengen ins Haus getragen und
mit gehöriger Kraft durch eine Hand-
spritze den Pflanzen verabreicht. Die
Spritze wurde, um die Hände des Ar-
beiters vor Verbrühen zu schützen,
mit einem Tuche umgeben. Die Weine
wurden zweimal tüchtig durchgespritzt,
ebenso erhielt die Oberfläche des
Beetes eine Bewässerung um die event.
hier hinauf gefallenen Sporen zu töten.
Wunderbar in der That ist es, dass
kein Blatt, keine Blüte durch diese
Heisswasserkur irgend welchen Schaden
erlitten hat. Auch die jungen Triebe
sind nicht beschädigt, aber hoch an
den .Stämmen entspringende Luft-
wurzeln wurden schwarz. Am nächsten
Tage konnte man nicht mehr die ge-
ringste Spur lebenden Meltaus ent-
decken, braune Flecke aber an den Blät-
tern, Stellen, wo derselbe bisher gear-
beitet hatte, erschienen zahlreich. Diese
Blätter wurden entfernt, an den üb-
rigen hat sich bis jetzt nichts Mieder
4'4
Kleinere Mitteilungen.
gezeigt. Nachträglich wurde noch ein
Weinstock »White Tokay« ganz be-
sonders vorgenommen. Da derselbe
durch seine geschmacklose Frucht hier
von keinem erheblichen Wert war, so
verabreichte man das Wasser dem
Siedepunkt so nahe als möglich, auch
hier war keine Beschädigung bemerk-
bar. Ausser der Vernichtung des
Meltaus ist lestgestellt, dass auch
Insektenschädlinge dem heissen Wasser
in seiner Wirkung unterliegen. Die
weisse Wolllaus, welche sich nament-
lich in Warmhäusern festsetzt und dem
Gärtner viel Arbeit verursacht, wurde
auf diese Weise getötet. Der Bericht-
erstatter im »Gardener's Chronicle«
meint, warum sollte heisses Wasser
auch nicht bei Phylloxera ebenso wirk-
sam sich erweisen, als bei der Woll-
laus. Diese Thatsachen erscheinen
wirklich wichtig genug, um weitere
Versuche, wenn nicht mit heissem
Wasser, so vielleicht mit Dampf vor-
zunehmen. Die Weine, welche den
ersten, oben geschilderten Versuchen
Widerstand leisteten, waren: Muscat,
Madresiield Court, White Tokay und
Lady Downes Seedling. Sie sind sämt-
lich in vollem Wachstum, und wie
auch die Beeren, unbeschädigt ge-
blieben.
Zur Vernichtung aller Arten Insekten
auf Pflanzen erscheint ein so hoher
Wärmegrad nicht unbedingt nötig, viele
Pflanzen werden ihn überhaupt nicht
ertragen können. So erfahren wir an
anderer Stelle, dass Wasser bis zu
77° C. erwärmt, imstande ist. das ver-
schiedenste Ungeziefer zu töten. Zu
diesem Zwecke taucht man die Pflanzen
in Gefässe, oder legt sie auf die Seite
und spritzt sie tüchtig. Durch diese
Lage der Pflanzen verhütet man ein
Beschädigen der Wurzeln, da das
Wasser nicht an sie herankommt. In
der Landwirtschaft ist diese Methode
längere Zeit in Gebrauch, und zwar um
Getreidekörner von Pilzen (Brand-
sporen) zu reinigen. Das Wasser wird
aber in diesem Falle nur bis zu 520 C.
erhitzt.
Für die Gärtnerei ist es sicher von
grösster Wichtigkeit, weitere Versuche
auszuführen und über die damit ver-
bundenen Erfolge und Misserfolge be-
richtet zu sehen, denn nichts Be-
quemeres und Billigeres kann wohl
denselben Zweck erfüllen. E. B. B.
Das Besprengen der Obstbäume und Sträucher
mittelst Dampfspritzen.
In den letzten Sitzungen des Garten-
bauvereins sind wiederholt Hilfsmittel
zur Insektenvertilgung von Frucht-
bäumen vorgeführt und eingehend be-
sprochen worden. Es kamen hierbei
verschiedene Fabrikate von Hand- und
Druckspritzen in Betracht. Die von den
Herren vorgebrachten Erfahrungen
lauteten bald günstig bald ungünstig,
sodass es in der That schwer erschien,
überhaupt ein Instrument zu liefern,
das nach allen Richtungen hin zu-
friedenstellende Resultate aufweist und
allen Anforderungen entspricht. Von
welch grosser Wichtigkeit dieser
Gegenstand im Obstbau ist, liess die
heisse Debatte erkennen. Er ist aber
nicht nur bei uns, sondern in allen
Ländern, wo der Obstbau gepflegt
wird, eine brennende Frage. Zu be-
grüssen sind auch daher die neuer-
dings angestellten Versuche in England
mit extra für diesen Zweck eingerich-
teten Dampf - Pumpmaschinen oder
Dampfspritzen, die sehr zufrieden-
stellende Erfolge ergeben haben. Die
Maschine stammt aus derweltbekannten
Fabrik der Herren Merryweather &
Sons und soll alles bisher für diese
Zwecke angewendete weit übertreffen.
Sie ist von zwei Mann leicht von
einem Ort zum andern zu befördern
und kann gleichzeitig in Feuersgefahr
verwendet werden. Lieber die auf
mehreren Obstplantagen ausgeführten
Versuche entnehmen wir dem »Gard.
Chronicle« folgendes: Die Maschine ist
ähnlich dem »Valiant Typus« der
obengenannten Firma und dient dazu,
besonders hergestellte Emulsionen von
einem Bassin auf grosse Entfernung
durch eiserne Rohre oder biegsame
Schläuche nach verschiedenen Punkten
zu drücken, von wo aus die Leitung
sich wiederum verzweigt. So viel als
24 grosse Schlauchmündungen können
auf einmal thätig sein, sodass eine
grosse Plantage in verhältnismässig
kurzem Zeiträume behandelt werden
kann. Der erste Versuch fand im
Etablissement des Herrn Best, Suckley,
Worcester statt. Es waren hier
Pflaumenbäume, die bis in ihre höchste
Spitzen von 20 Fuss Höhe wirkungs-
voll bearbeitet wurden. Herr Best
war über die Funktion des Apparates
höchst erfreut. Der nächste Versuch
Kleinere Mitteilungen.
4lD
wurde in Toddington angestellt, auf
der Orchard Co. 's Pflanzung unter
Leitung des Herrn C. D. Wise, bei
welchem die Grösse und Kraft der
Maschine dieselbe wiedie derzumersten
Versuche verwendeten waren.
Hier wurde die Lösung durch eine
Schlauchlänge von 1500 Fuss (3V4 cm
Stärke des Schlauches) eine Anhöhe
von 150 Fuss mit vollständigem Fr-
folg hinaufgepumpt. Auch Stachel-
beerbüsche wurden hier besprengt.
In den Obstanlagen des Herrn Isaak
Reader in Paddock Wood wurde der
dritte Versuch gemacht. Die Länge
betrug 1600 Fuss. Reader sprach
seine volle Anerkennung aus und
meinte, dass solch ein Apparat schon
seit Jahren gewünscht ist, auch dass
es unmöglich wäre, grosse Bäume auf
eine andere Weise zu säubern. — Die
Maschine kann auch in der Landwirt-
schaft vielfach Verwendung finden,
namentlich aber für grosse Anlagen
wird sie durch Billigkeit in Unter-
haltung und wirkungsvolles Arbeiten
sehr wertvoll sein. Ein Punkt von
grosser Wichtigkeit tritt noch in der
Einrichtung der Saugapparate zu Tage,
es ist nämlich möglich, Wasser und
Chemikalien aus verschiedenen Bassins
in bestimmten Teilen, gerade wie es
verlangt wird für besondere Zu-
sammenstellung, durch sie heraus-
zuziehen. E. B. B.
Manettia bicolor.
The Garden giebt in seiner Xummer
vom 1. Juli eine schöne farbige Ab-
bildung dieser von Flerrn Stadtgärtner
Kirchner in Dessau in Gartenflora
I898 S. 214 mit Abbildung so warm
empfohlenen Schlingpflanze. In Eng-
land ist sie wohl nur im Gewächs-
hause zu ziehen. während Herr
Kirchner sie auch zu Fenstern im
Freien verwendet. Wir sahen sie
auch sehr schön im bot. Garten in
Utrecht im Gewächshause. Die Ver-
mehrung erfolgt leicht durch Steck-
linge.
Diervilla Weigela („Eva Rathke")-
Über diese in Gartenflora 1891 S. 337
t 1350 zuerst beschriebene und farbig
abgebildete Züchtung der Baumschule
Rathke & Sohn in Praust bei Danzig
sagt The Garden vom 1. Juli S. 6:
Während Weigela und Diervilla
praecox als die frühesten empfohlen
sind, hat Eva Rathke den gleichen Wert
als diejenige Sorte, welche den Flor
dieser schönen Pflanzengattung ver-
längert. Sie blüht, wenn alle andern
vorüber, und zwar fast den ganzen
Sommer, zuweilen bis zum Herbst.
Diese Weigela ist jetzt ziemlich wohl
bekannt und allgemein kultiviert.
Die Blumen sind (dunkel) karminrot und
grösser als bei einigen älteren ebenso
gefärbten. Ein Beet davon in Kew
ist jetzt gerade sehr anziehend.
Orchideen-Verkauf.
Der Verkauf von überzähligen Pflan-
zen der Sammlung F. Hardy Esq.
Tyntesfield durch die Herren Prothe-
roe und Morris schuf viel Inter-
essantes und zog auch eine Menge
Käufer herbei. Bekanntlich werden in
England enorme Preise für gute und
seltene Orchideen - Varietäten erzielt.
Man glaubt zwar oft hier, ein Fleck
mehr oder weniger genügt, um einen
englischen Liebhaber zu verleiten,
eine horrende Summe für ein Pflänz-
chen, dessen Färbung der Blüte von
der der Schwester in so unerheblichem
Maasse abweicht, niederzulegen. Dies
ist aber ein Irrtum. Der Verkauf
dauerte 2 Tage, nicht weniger wie
1900 £ (38 000 M.) wurde für die ver-
hältnissmässig geringe Anzahl Pflanzen
eingenommen. Die wichtigsten Exem-
plare und Preise mögen hier besonders
hervorgehoben wrerden. — Cypripedium
Fred Hardy 55 £ 10 sh. — Cypri-
pedium C. F. H. Veitch mit zwei
Trieben 84 £; dieselbe Hybride mit
einem Trieb 54 £ 12 sh — C. insigne
Sanderae 32 £ lr sh — Cattleya Men-
deli 47 £ 5 sh — C. Mendeli Quorn
House Varietät 44 £ 4 sh — C. Mos-
siae Wagneri 22 £ 1 sh — Laelia
Cattleya Bella 48 £ 0 sh Laelia
Cattleya Pallas superba \z £ — L. C.
Macfarlanei 23 £ 2 sh — Laelia pur-
purata Hardyana 18 £ 18 sh — Laelia
aneeps Amesiae \\ £ \\ sh.
E. B. B.
Beschädigungen an Pflanzen durch Rauch.
Von R. Müll er- Praust.
Vor einiger Zeit, um Mitte Juni, be-
merkten wir auf einer ziemlich grossen
mit Maiblumen bestandenen Fläche an
4«6
Kleinere Mitteilungen.
den Blättern gelbe Flecken, als wenn
sie vom Froste gelitten hätten. Da
wir aber schon längere Zeit keinen
Xachtfrost gehabt hatten, so musste
die erwähnte Erscheinung eine andere
Ursache haben. Die Maiblumen,
welche sich ausnehmend schön ent-
wickelt hatten, stehen jetzt traurig da,
und sieht das ganze Stück wie ver-
sengt aus. Schon fürchteten wir, es
mit einer neuen, noch unbekannten
Krankheit zu thun zu haben, als wir
bemerkten, dass auch viele andere
Pflanzen, als Stauden, Sträucher,
Beerenobst, ja sogar Coniferen, ähnliche
Beschädigungen zeigten. Die Wahr-
nehmung, dass auch eine Anzahl Linden
einer dicht an der Gärtnerei gegen
Norden vorbeiführenden Chausee zum
Teil recht stark gelitten hatten, führte
uns auf die gesuchte Ursache hin.
Etwa fünfzig Schritte von der
Chaussee entfernt liegt gegen Norden,
in eine kleine Bodenerhebung einge-
baut, eine kleinere Ziegelei nach alter
Bauart. Der Rauch entweicht bei
derselben durch eine grössere Zahl
nur niedriger in der Decke des Ziegel-
ofens vertheilter Schornsteine. Es
konnte also nur von dieser Seite der
schädliche Einfluss gekommen sein.
Am 13. und 14. Juni hatten wir bei
Nordwest- bis Nordwind fortwährendes
Regenwetter. Die Niederschläge be-
standen jedoch meistens in einem
feinen Staubregen. In der Nacht vom
13. zum 14. Juni ist nun der mit Stein-
kohlen gefüllte Ofen angesteckt worden.
Durch die Windrichtung wurde der
Rauch über einen Teil der Rathke'
sehen Gärtnerei, welche Stauden-
quartiere, Senkschule und junge
Sträucher enthält, geführt und durch
den feinen Sprühregen zur Erde
niedergedrückt. Der Ziegler hat dies
selbst genau beobachtet, wie er bei
eingezogener Erkundigung mitteilte.
Jedenfalls ist die Kohle sehr gasreich
gewesen und haben die Verbrennungs-
gase die Zerstörung eines Teiles der
Blätter bewirkt. Die Pflanzen, welche
nächst den Maiblunen am meisten
gelitten haben, gehören der Familie
der Liliaceen oder diesen nächst
verwandten Familien an, als: Antheri-
cum Liliastrum, Lilium candidum,
Lilium speciosum (laneifolium) Funkia
(besonders die buntblätterigen),
Hemerocallis, Gladiolus, während Iris
mit Ausnahme von J. graminifolia
unberührt blieben. Von Stauden zeigten
sich noch geschädigt: Epimedium,
Lathyrus, Lychnis chalcedonica, Soli-
dago, Rhabarber und Farnkräuter,
auch Paeonia tenuifolia und sinensis,
während Anthericum Liliago, Delphi-
mum,Esdragon, Harparlium, Helianthus
und Potentilla, welche in gleicher
Linie mit den beschädigten stehen
gar keine Schaden genommen hatten.
Folgende Staucher zeigten viele stark
angegriffene Blätter: Amygdalus nana.
Syringa vulgaris, Hypericum calycinum.
Haselnüsse, Stachelbeeren, Johannis-
beeren, Centifolien-undPimpinellrosen,
Azalea mollis und pontica.
Von Coniferen litt besonders eine
Rottannenhecke an ihrer Nordwest-
seite, ferner ein Beet mit vier bis
fünfjährigen Pseudotsuga Douglasi und
eine grosse AbiesNordmanniana, welche
sehr entfernt im Vorgarten steht; um
zu dieser zu gelangen, musste sich der
Rauch zwischen zwei Gebäuden hin-
durchdrängen. Es ist hieraus zu
ersehen, wie man ausser durch
pflanzliche und tierische Parasiten
noch auf andere ganz unvorhergesehene
Weise zu grossem Schaden kommen
kann. Die Ziegelei besteht schon seit
vielen Jahren und länger als der be-
troffene vor 25 Jahren hinzugekaufte
Teil als Gärtnerei. Wir haben bisher
wohl öfters Belästigungen durch den
Rauch, aber noch nie einen wirklichen
Schaden erlitten. Nur Lilium candidum
ist schon öfter nach Bildung der
Blütenstengel in ähnlicher Weise im
Wachstum gestört worden. Es drängt
sich einem hierbei die Frage auf, ob
nicht das immer mehr zu bemerkende
Verschwinden einzelner, früher all-
gemein vorhandener Pflanzen , wie
Lilium candidum und Hesperis matro-
nalis fl. pl. aus den Hausgärten auf
den in Folge der immer mehr um sich
greifenden Bebauung vermehrten Rauch
mit zurückzuführen sein dürfte.
Niederlegung eines Kranzes am Grabe Lennes.
Am 29. Juni, dem Vorabend des
Jubiläums der Kgl. Gärtner-Lehranstalt,
legten Vormittags 11 Uhr eine De-
putation, bestehend aus den Herren
Echtermeyer, Probst und Rosen-
berg, einen geschmackvollen Kranz
aus Cvcaswedeln etc., der in der
Aus den Vereinen.
417
Gärtner-Lehranstalt gefertigt war. am
Grabe Lennes nieder.
Teltower Kreis-Versuchsfeld.
Am Sonntag den 16. Juli, 5 Ihr, fand
eine Besichtigung des auf Anregung
des Herrn Oberamtmann Abgeordneten
Ring und mehrerer anderer Land-
wirte, vor allem auch des Landrats
Herrn Stubenrauch, für den Kreis
Teltow anf ewige Zeiten eingerichteten
Versuchsfeldes am Chausseehause zu
Nächst-Neuendorf bei Zossen statt und
die grosse Zahl der Erschienenen be-
wies, welches Interesse man der Sache
entgegenbringt. Besonders erfreulich
war, dass so viele bäuerliche Besitzer,
für die das Versuchsfeld ja recht
eigentlich bestimmt ist, anwesend
waren. Aber auch Gärtner und andere
Bewohner von Zossen waren anwesend*),
endlich auch eine namhafte Zahl Gross-
grundbesitzer, Gelehrte u s. w. Das
2]'.2 ha (10 Morgen) grosse Versuchs-
feld, dessen äusserst sandiger Boden
im vorigen Jahr erst eine Gründüngung
von Lupinen erhielt, ist in drei Teile
geteilt. Der eine stellt die alte Teltower
Wirtschaftsweise dar (Roggen, Hafer,
Kartoffeln - • diese allein gedüngt —
Roggen), der zweite ist ebenso, ■ aber
mit künstlichemDüngerzusatz, derdritte
eine viehlose Wirtschaft, also nur
mit künstlichem Dünger. Geradezu
*) Herr Töpfermeister Julius Mahling-
Zossen machte uns auf eine Doppelähre im
Roggen aufmerksam, die wir für das Museum
der Landwirtschaftlichen Hochschule mit-
nahmen. L. W.
schlagend war der Vergleich zwischen
der ersten, der zweiten und der dritten
Parzelle, und meinte Herr Ring, der
vor dem Rundgange eine Erläuterung
gab, wohl mit Recht, dass die alte
Teltower Wirtschaft schwerlich einen
Reinertrag geben werde. Am Schluss
des Jahres werden die Ergebnisse ver-
öffentlicht werden.
Rhynchanthus Bluthianus.
In Heft 14, dem die Tafel 1464
Rhynchanthus Bluthianus beigegeben
ist, wurde leider versäumt, auf S. 369
die Tafelerklärung hinzuzufügen. Wir
geben sie daher nachstehend: a. oberer
Teil der Pflanze in natürlicher Grösse,
b. Blütenstand etwas vergrössert, c. die
j ganze Pflanze 1896, d. dieselbe 1898,
e. die zu einer Scheinachse aneinander
gereihten Knollen, f. der zu einer Tute,
einem Kahn oder Schnabel um-
gewandelte Staubfaden mit dem Staub-
beutel und der A'arbe, g. Staubbeutel
und Narbe, von vorn, vergrössert, der
Kamm am Staubbeutel ist kaum so
deutlich wie er gemalt ist, h. dasselbe
wie g, aber von der Seite, i. Frucht-
knoten mit dem rötlichen breit ei-
förmigen Vorblatt, das Deckblatt und
der grüne Stiel der nächstoberen Blüte
abgeschnitten, k. Fruchtknotenspitze
mit dem unteren Ende des normalen
Griffels und nur einem (nicht zwei)
gelblichweissen länglich eiförmigen
Stylodium, d. h. verkümmerter seit-
licher Griffel, 1. Querschnitt durch den
dreifächerigen Fruchtknoten, vorn das
Deckblatt, hinten das Vorblatt.
Aus den Vereinen.
Ausflug nach der Kolonie Grunewald.
Berlin. Die vereinigten Ausschüsse
des Vereins zur Beförderung des Garten-
baues besichtigten am Donnerstag den
20. Juli eine Anzahl Villengärten in
der Kolonie Grunewald unter Führung
des Herrn Landschattsgärtners Krahn.
Wer hätte je geahnt, dass aus tiefen
Torf-Sümpfen (Fennen) lachende Seen,
dass aus trockenem Kiefernwald saftig
grüner Rasen, herrliche freudig grüne
Baumgruppen entstehen könnten. Das
verdankt Berlin namentlich dem Herrn
Booth, der zuerst, wenn wir nicht
| irren, den Gedanken der Gründung der
Kurfürstendamm-Gesellschaft anregte,
der es durch Vermittlung des Fürsten
Bismarck durchsetzte, dass der Fiskus
ein Stück des Grunewalds der Gesell-
schaft verkaufte, der dann schöne An-
lagen schuf und vor allem die Sümpfe
ausbaggern liess. — Das Verdienst,
die Anlage der Kolonie aus einem
Guss, von Anfang an in einheitlichem
Style hergestellt zu haben, gebührt
j in erster Linie dem ehemaligen tech-
I nischen Direktor der Kurfürstendamm-
I Gesellschaft Herrn Baurat Höh mann.
4i8
Aus den Vereinen.
Jetzt reiht sich eine Villa an die
andere, und der Preis für Grund und
Boden ist so gestiegen, dass z. B. in
der Winklerstrasse, wie uns Herr
Dr. Maren mitteilt, das am See
gelegene Terrain mit 1000 M. pro
Ouadratrute bezahlt wird.
Zuerst ward der Garten des Herrn
Wirkl. Geh. Ober-Regierungsrat Lud er s
an der Ecke der Delbrückstrasse und
der Bismarck-Allee besichtigt, wobei
Herr Geh. R. Lüders selbst die Er-
läuterungen gab. Die Lage des Gartens
ist eine der schönsten in der ganzen
Kolonie; von dem Plateau vor der Villa
hat man einen gradezu malerischen
Blick auf den Hertha-See und den
gegenüber liegenden Park des Herrn
Franz von Mendelssohn. Der Plan
zum Garten ist von Herrn Schulz,
Obergärtner an der Kgl. Porzellan-
manufaktur, entworfen, die Ausführung
erfolgte im vorigen Jahre durch Herrn
Krahn. Trotz der kurzen Zeit des
Bestehens ist die Anlage schon stellen-
weise sehr schattig, während an den
sonnigen Stellen der Blumenflor recht
zur Geltung kommt. Der Garten fällt
nach dem Seeufer sehr ab und führen
hübsch gezogene Wege hinunter.
Nahe am See ist ein Felspflanzengarten
errichtet. — Ein winterhartes Teppich-
beet mit Sedum Lydium, Spergularia
pilifera aurea etc. wird Herr Geh. R.
Lüders anders bepflanzen, da das Sedum
nicht winterhart ist, daher oft Lücken
aufweist und stellenweise wie verbrannt
aussieht. Herrlich machten sich die
Koniferen, die Stauden, der vielfarbige
Mohn etc., und wir entdeckten in Herrn
Geh. R. Lüders, den wir die Ehre haben,
schon, seit langen Jahren auf dem
Gebiete der Kunst als ausgezeichneten
Förderer zu kennen, einen ganz be-
geisterten Gartenfreund.
Naturgemäss wandte man sich nun
dem nächsten Nachbarn, Herrn Franz
von Mendelssohn, zu. Sein Garten,
der von Herrn Obergärtner Hiller,
Mitglied des Vereins zur Beförderung
des Gartenbaues, geleitet wird, ist
einer der grössten der Kolonie, gleich
anmutig wie der Lüderssche am Hertha-
See gelegen. Um nicht etwa künftig
ein Vis-ä-vis zu erhalten, hat Herr
vonMendelssohn das gegenüberliegende
Terrain noch zugekauft und durch
eine Brücke über einem schmalen Arm
des Hertha-Sees mit dem Haupt-
grundstück verbunden.
Die grosse, schlossartige Villa,
vom Hotbaurat Ihne im englischen
Cottage-Stil erbaut, hat ihre Haupt-
front nach dem See. Der Garten
ist erst vor zwei Jahren nach den
Plänen des Herrn Köhler (in Firma
Hauck Nachfolger) angelegt, der neue
Teil ist noch jünger. Besonders schön
ist die Wegeführung in den Park-
anlagen, ferner die Rosenterrasse auf
einem Abhang oben am See; zu ihren
Füssen stehen Formobstbäume, während
in der Villa eine geräumige offene
Halle, mit Blumen geschmückt, zum
Genuss des schönen Blickes über den
See einladet.
Höchst elegant und dabei doch zweck-
mässig sind die Gewächshäuser, welche
den Erbauern, Herren Liebenow &
Jarius, Rixdorf, alle Ehre machen.
Der Fussboden ist mit kleinen Fliesen
belegt und daher alles sehr sauber.
Es sind vier Haupthäuser nahe der
Villa vorhanden; ein Wintergarten, ein
Kalt- und ein Warmhaus, ein Ver-
mehrungshaus und ausserdem etwas
entfernter ein Rosenhaus. In der Nähe
der ersteren Häuser finden sich Blumen-
quartiere, die vielleicht nach und nach
zu Teppichbeeten umgestaltet werden
könnten, was sich von der Strasse aus
sehr schön machen würde. Die hohen
Ufer am Hertha-See sind mit steilen
Mauern eingefasst, die aber mit wildem
Wein und anderen Klettergewächsen
bepflanzt sind, so dass sie in einigen
Jahren ganz mit Grün bekleidet sein
werden.
An die Villa schliesst sich nach
Norden ein langer Laubengang, weiter
kommt man zu einem hübschen, aussen
mit Blumen geschmückten Pavillon^
der den Anfang der höchst eleganten
Kegelbahn bildet. Ausser Pflanzen
werden im Garten auchRasse-Kaninchen
gehalten, die in sehr schönen Käfigen
hausen und einen besonderen, ganz
abgeschlossenen, am Grunde cemen-
tierten Tummelplatz im Freien haben.
Höchst sehenswert ist auch der Pferde-
stall an der anderen Seite der Strasse
und die daselbst aufgestellte Maschine
für die elektrische Beleuchtung nebst
den zugehörigen Akkumulatoren.
Hierauf wurde die Besitzung des
Herrn Bankier König in der Königs-
Aus den Vereinen.
ÄL9_
allee (Obergärtner Chr. Böhm?) in
Augenschein genommen, ein gross-
artiger Park -- aber ohne Villa. Nur
eine kleine Unterkunftshütte ist vor-
handen, denn Herr König weilt
nur stundenweise in seinem Idyll. In
der Nähe der Hütte sah man die
Wirkungen eines Blitzstrahles, der
kürzlich an einer Kiefer herabgefahren.
Endlich ging's nach dem Garten des
Herrn Grafen Griebenow, dessen
schlossartiger Wohnsitz im Rokokostil
dem davor belegenen Johannaplatz
einen so trefflichen Hintergrund giebt,
während man umgekehrt vom Hause
aus einen schönen Blick auf den Platz
hat. Xahe der Strasse ist ein hübscher
Pavillon, gegenüber am Hause eine
von Säulen getragene halbkreisförmige
Veranda. Auch der elegante Pferde-
stall nebst der hübschen Wagenremise,
die sich hinter demselben hinzieht, sind
sehenswert; besonders aber fesselten
die buschigen Partien im Park.
Leider gestattete die vorgerückte
Zeit und die grosse Hitze nicht den
Besuch weiterer Gärten. Die Teil-
nehmer versammelten sich zur Er-
holung schliesslich in Restaurant Hu-
bertus und blieben noch lange im
Austausch über das viel Gesehene bei-
sammen, dankbar gegen den Führer,
Herrn Krahn, der alles trefflich ge-
leitet. L. W.
Deutsche Dahlien-Gesellschaft.
Am 23. und 24. September findet die
zweite Dahlien-Ausstellung in Leipzig
statt. Von der Direktion des Palmen-
gartens daselbst ist in liebenswürdigster
Weise das Orangeriegebäude zur Ver-
fügung gestellt worden. Das Programm
wird in nächster Xummer bekannt
gegeben.
Ausflug des Liegnitzer Gartenbau-Vereins
nach Fischbach.
Liegnitz, 19. Juni.
Der Liegnitzer Gartenbau -Verein
besichtigte am 18. Juni den herrlichen
Park des Herrn Hofmarschall von
Saint-Paul, unseres Ehrenmitgliedes,
in Fischbach. Wir entnehmen darüber
einem ausführlichen Artikel in Xo. 143
des »Liegnitzer Tageblattes« folgendes:
»Es war inzwischen drei Uhr ge-
worden, als sich der Verein, unter
Führung der Vorstandsmitglieder, nach
den berühmten Parkanlagen des Herrn
Hofmarschall von Saint-Paul-Illaire
begab. Der Herr Ilofmarschall er-
wartete in Gemeinschaft mit dem
Grossherzoglich Hessischen Oberförster
Herrn Mettenhainer den Verein vor
der Terrasse seines Schlosses. Xach
erfolgter Vorstellung der Vorstands-
und Vereins-Mitglieder, unter welchen
sich auch der als Gartenfreund
hochgeschätzte Regierungsrat Herr
Kieckhöfer befand, richtete Herr
Hofmarschall von Saint-Paul ausser-
ordentlich warme Begrüssungs- und
Bewillkommnungsworte an den Verein.
Sodann legte der Herr Hofmarschall
seine Motive klar, welche ihn bei
dem Aufbau seiner Parkanlagen be-
gleitet und beseelt hätten. Kein
Kunstwerk, dem man die Künstelei
ansieht, habe er hier, in dem von
Gottes Allmacht so herrlich aus-
gestatteten Rahmen, schaffen wollen,
sondern im Gegenteil seinen Xatur-
park der vorhandenen, unvergleichlich
schönen Landschaft nur angepasst.
Man vermisse deshalb auch bei ihm
sauber gepflegte Blumen-Parterres und
smaragdgrün gehaltene Rasenflächen.
In die herrlichen Wiesenteppiche mit
ihrer eigenen Blumen-Aue habe er
z. B. Tausende von Blumenzwiebeln
aller Art hineingewoben, um den Reiz
der ungebundenen Xatur zu erhöhen.
Während der Ansprache des Herrn
Hofmarschalls lichtete sich der noch
immer das Hochgebige bedeckende
Xebel, und es entrollte sich ein Land-
schaftsbild auf der Schlossterrasse,
welches allen Teilnehmern unvergess-
lich bleiben wird. Mit jugendlichster
Elastizität, beseelt von dem Feuereifer
des Landschaftsgärtners und des
Pflanzenkenners, führte nun der Herr
Hofmarschall den Gartenbau-Verein
durch seinen grossartigen Park. Mit
Andacht und höchstem Interesse
lauschten nicht nur die Fachleute und
(iartenfreunde, sonden auch die zahl-
reich teilnehmenden Damen den
erklärenden, fesselnden Worten des
Herrn Hofmarschalls. Soll man die
prächtigsten Xadelhölzer. unter welchen
die kostbarsten Vertreter in herrlichen
Exemplaren vertreten waren, mehr
rühmen, als die seltensten und dekora-
tivsten Vertreter der Gehölze und vor
allern der Stauden? Es ist, als ob von
allem Guten das Beste sich in diesen
420
Aus den Vereinen.
Anlagen ein Stelldichein gegeben
hätte. Die Silberfichten (Picea pungens
argentea Hrt.) sind in Hunderten von
Exemplaren vertreten, nicht etwa
zerstreut, sondern in kompakten
Gruppen auftretend. Schlagend bewies
der Herr Hofmarschall bei dieser
Gelegenheit, dass nur die Sämlings-
pflanzen der Silberfichten von grossem
Werte für die Zukunft seien, da alle
veredelten Exemplare bei einigem
Alter unten kahl würden. Einige
Baumschul-Ouartiere solcher Sämlinge
erregten nach dieser Richtung die
allgemeinste Bewunderung. Picea
Engelmanni Engelm., Alcockiana Carr.
und viele andere herrlich gefärbte
Fichten standen an hervorragenden
Stellen in den Parkanlagen. Ein
wahres Entzücken rief eine Abies
concolor, die kalifornische Weisstanne,
hervor, und man konnte dem Herrn
Hofmarschall den Stolz auf dieses
einzige Exemplar nachfühlen. Wir
wollen von zahlreichen Nordmanns-
tannen, Cupressus-Arten und sonstigen
herrlichen Nadelhölzern nur noch
auf ein wahres Prachtexemplar von
Tsuga Hookeriana hört. (Hemloktanne)
mit ihrer silbergrauen Belaubung hin-
weisen. Die Coniferen zeigten sämmt-
lich einen viel gedrungeneren Wuchs,
veranlasst durch das Gebirgsklima,
als bei uns in der Ebene. Unter den
Gehölzen fielen durch ihre intensive
Färbung die jetzt so schnell beliebt
gewordenen japanischen Ahorn- Arten
auf, ebenso zeichnete sich eine aus
Japan stammende Birke (Betula Maxi-
mowicziana) durch ihre eigenthümliche
Zweigstellung und Schnittform aus.
Hervorragend vertreten sind in
Tausenden von Exemplaren, meist
als Vorläufer von Gehölzgruppen an-
gepflanzt, die vielen Arten resp. Varie-
täten der ungemein dekorativ wirkenden
Rosa rugosa Thbg., welche ebenfalls
aus China und Japan stammt. Jede
der Damen erhielt bei dieser Gelegen-
heit einen Strauss der entzückend
gefärbten "Rosen. Hier ist auch der
niedrigste Sauerdorn (Berberis Thun-
bergii D. C.) zu erwähnen. Wahre
Juwele unter den seltensten Stauden,
dem besonderen Steckenpferde des
Herrn Hofmarschall, wurden dem
Verein vorgeführt. Wir wollen nur
wenige Vertreter in das Gedächtnis
zurückrufen: da ist die noch ungemein
seltene, bisher noch nicht für winter-
hart gehaltene Ostrowskia magnifica
Rgl. Sie ist die grösste Vertreterin
der Glockenblumen. Die Blüte, lila
und blau gefärbt, erreicht die statt-
liche Länge und Breite von 10 und
12 cm. Ferner die herrliche stolze,
aus China stammende Incarvillea
Delavayi Franchet, mit den stolzen
Blättern und den herrlichen purpur-
rosenroten Blüten*]. Aufsehen erregten
die Riesenblumen von Iris germanica
macrantha (Schwertlilien). Auf einem
märchenhaft schön gelegenen Weiher
begannen sich rosa Seerosen zu ent-
falten. Ein ungemein elegantes und
doch fremdartiges Blatt präsentierte
die japanische Rodgersia podophylla
A. Gr., während Hemerocallis Dumor-
tieri Mow. durch die orangefarbenen
Blüten und ihren seltenen Duft auffiel.
Ebenso erregten die Kreuzung des
Herrn Hofmarschall von der weissen
und rothen Primula japonica, welche
sich als weiss mit rotem Auge präsen-
tiert, allgemeine Bewunderung.
(Auszug aus dem Liegnitzer Tageblatt No. 143.)
hofft
Mittel
sehr
Stettin. Jahresbericht über die Ver-
handlungen des Stettiner Gartenbau-
Vereins im Jahre 1898. Stettin 1899.
Der im 37. Lebensjahr stehende Verein
kann auf eine rege Thätigkeit im Jahre
1898 zurückblicken, ganz besonders auf
seine Ausstellung im Oktober. Trotz-
dem aber musste er den Unterricht im
Planzeichnen und Feldmessen eingehen
lassen, weil die dafür bisher (von
wem?) bewilligten Mittel nicht mehr
gewährt wurden. Der Verein
aber, dass die Regierung die
gebe. Die Protokolle weisen
interessante Vorträge auf. Angehängt
ist ein Obstsortiment für die Provinz
Pommern. L. W.
Jahresbericht des Schlesischen
Zentral- Vereins für Gärtner und
Gartenfreunde zu Breslau. Enthält kurze
Protokolle über die Sitzungen des
sehr rührigen Vereins, der 184 Mit-
glieder zählt, und einen Katalog der
Bibliothek, die 534 Nummern aufweist;
hierbei ist aber jeder Jahrgang einer
Zeitschrift als eine besondere Nummer,
gerechnet. Das erleichtert das Notieren
beim Ausleihen sehr. L. W.
* Ahgeb. Gartenflora 1894 T. 1 3q8 S. 1.
Litteratur. — Gewerbliche Angelegenheiten.
421
Litteratur.
E. Pfyffer von Altiskofen. Die
Paeonien und ihre Kultur. München
1899. Augenblicklich erfreuen sich
die Paeonien, nachdem es in den
letzten Jahren verschiedenen Züchtern
gelungen ist, in Farbe, Form und
Grösse prachtvolle Sorten hervor-
zubringen, allgemeiner Beliebtheit, auch
leisten sie dem Landschaftsgärtner wie
dem Blumenbinder gleich gute Dienste.
Sie werden bereits im Grossen kul-
tivirt, und dürfte es daher manchem
Gärtner willkommen sein, in dem vor-
liegenden Büchlein eine gute Kultur-
anweisung und Aufzählung der gang-
barsten Sorten zu finden.
A. Paillieux und D. Bois, Le
Potager d'un Curieux. Histoire, culture
et usages de 250 plantes comestibles
peu connues ou inconnues. 3. Aufl.,
82 Abb. Paris, Verlag der Maison
rustique 1S99. Ein höchst interessantes,
678 Seiten gr. Oktav umfassendes Werk,
in welchem alle selteneren Gemüse-
arten aufgeführt und von einem tüch-
tigenBotaniker, wiellerr Bois ist, syste-
matisch genau beschrieben und z. T.
auch abgebildet worden. A. Paillieux
hat diese 3. Auflage nicht mehr erlebt,
er ist am 16. Februar 1899 im Alter
von 85 Jahren in Paris gestorben. Er
gefiel sich darin, neue Gemüse ausfindig
zu machen, und ihm verdanken wir die
Crosnes, d. h. die Stachys affinis Bunge,
die jetzt noch in Frankreich sehr ver-
breitet, während sie bei uns fast wieder
verschwunden ist. Man braucht aber
nur den Artikel Crosne im Buche auf-
zuschlagen, um zu erkennen, wie sorg-
fältig in systematischer, anatomischer
historischer und praktischer Hinsicht
Bois verfahren ist. Das Werk ist auch
für die Geschichte der Pflanzenwelt,
von bleibendem Wert. L. W.
Gewerbliche Angelegenheiten.
Zentralstelle für Obstverwertung in Stettin.
Die Zentralstelle für Obstverwertung
zu Stettin, Kronenhofstrasse 12, Hof
part. 1., begann mit dem 1. Juli d. Js.
ihre diesjährige Saison und Thätigkeit,
welche darin besteht, Angebote und
Nachfragen von pommerschem Obst
in wöchentlichen Listen aufzustellen
und an die Interessenten zu verschicken.
Die Aufnahme in die Listen ist
schriftlich auf besonderen Formularen
zu beantragen und erfolgt kostenlos.
Alles Nähere ist in dem Geschäfts-
reglement der Zentralstelle ersichtlich,
welches durch die Geschäftsführung
jederzeit kosten- und portofrei auf
Wunsch übersandt wird.
Deutschlands Produktion und Handel in Gras-
und Kleesamen.
Am 13. Juli fand im Reichsamt des
Innern zu Berlin eine Sitzung zur
Feststellung der Fragebogen für die
oben bezeichneten Gegenstände statt.
Anwesend waren die Herren Dr.
Boenisch vom Reichsamt des Innern,
Salomon (Mitinhaber der Firma Wilh.
Werner & Co.) Berlin und Wissinger-
Berlin als Samenhändler, Ludwig
Möller- Erfurt als Mitglied der Garten-
bau-Abteilung des wirtschaftlichen
Ausschusses und L. Wittmack-Berlin.
Der vorgelegte Entwurf zu einem
Fragebogen wurde, nachdem Herr
Wissinger eine längere Darlegung über
die leider sehr zurückgegangene Pro-
duktion gegeben und Herr L. Möller
sowie L. Wittmack*) über die Mög-
lichkeit der Hebung dieser Produktion,
ersterer namentlich von der Eifel und
sonstigen Gebirgsgegenden gesprochen,
mit einigen Aenderungen gutgeheissen
und soll nun an eine Anzahl Samen-
händler versandt werden.
*) Vergl. Wittmack, Hebung des deutschen
Grassamenbaues, Jahrbuch d. D. L. G., Bd. 12
[897, S. 164; daselbst S. i-3 Otto C. Ernst,,
Hamburg, über denselben Gegenstand.
4.22 Unterrichtswesen. — Ausstellungen und Kongresse. — Preisverzeichnisse.
Unterrichtswesen.
Gent. Das 50jährige Jubiläum der
Staats-Gartenbauschule in Gent ist vom
8. bis 11. Juli in glänzender Weise ge-
feiert worden. Das Fest bestand aus
drei Teilen: einer Ausstellung, einem
Kongress über Unterrichtswesen und
in der Bildung eines Vereins ehemaliger
Schüler. Die Anstalt ist ursprünglich
als Privatanstalt von Louis van
Houtte begründet, an dessen Denkmal
in Gentbrügge die ehemaligen Schüler
einen Kranz niederlegten. Auch das
Grab des zweiten Direktors, Herrn
Prof. Kickx, wurde mit einem solchen
geschmückt. Dem fast 40 Jahre an
der Anstalt wirkenden jetzigen Direktor,
Prof. Rodigas, wurde bei der Fest-
tafel ein Blumenkranz überreicht. Die
Ausstellung war sehr reich beschickt.
Am Kongress nahmen als auswärtige
Delegierte teil: Prof. Maxime Cornu,
Direktor des bot. Gartens, Paris,
Krapovitzky, Direktor der Garten-
bauschule inPensa (Russland), Lauche,
Direktor der Gartenbauschule in Eis-
grub (Mähren), Johannsen, Professor
an der Kgl. Akademie in Kopenhagen,
Oekonomierat Prof. Dr. St oll, Direktor
des Pomolog. Instituts Proskau (welches
unsere Quelle, »La Semaine horticole«,
nach Oesterreich verlegt), Meinard-
Merens, Generalkonsul von Serbien,
Dr. Cattie, Direktor der Gartenbau-
schule in Wageningen (Holland), X a n o t ,
Direktor der Gartenbauschule in
Versailles, StephanNyeland, Direktor
der Gartenbauschule in Charlottenland
bei Kopenhagen. Man beschloss drei
Arten des Unterrichts, niederen, mitt-
leren und höheren. Der höhere soll
kein Universitätsunterricht sein, son-
dern eine Vervollkommnung des mitt-
leren, ähnlich wie in der landwirtsch.
Lehranstalt zu Gembloux (Belgien). Zu
dem Zwecke sprach man den Wunsch
aus, dass an der Genter Schule dem
jetzt dreijährigen Studium noch ein
viertes hinzugefügt werde.
Berlin. Der Unterricht in der
städtischen Fachschule für Gärtner
wird am Dienstag den 10. Oktober inder
Gemeindeschule, Hinter der Garnison-
kirche 2, wieder beginnen. Vielfach
geäusserten Wünschen zufolge findet
der Unterricht nicht von 6 — 9, sondern
von 7 — 9 Uhr statt. Dafür ist aber
ein Tag mehr angesetzt: Dienstags,
Mittwochs und Freitags; ausserdem
Sonntag Vormittag. Die Fächer sind
so gelegt, dass man nicht alle drei
Abende die Schule zu besuchen braucht.
Ausstellungen und Kongresse.
London. Die Hybridisations-Kon-
ferenz vom 11. Juli war trotz der
grossen Hitze betriedigend besucht
und die damit verbundene Ausstellung
von Bastardpflanzen sowie die Demon-
strationen höchst lehrreich. Das
Gard. Chron. brachte die Porträts
der berühmtesten ..Kreuzer". Ein aus-
führlicher Bericht folgt in nächster No.
Gent, 12.— 14. Nov. 1899. 164. Aus-
stellung der Soc. roy. d'agric. et de
botanique de Grand. Chrysanthemum.
Zierpflanzen, Orchideen und Obst. Aus-
länder sind ebenfalls zugelassen. An-
meldungen an Herrn Sekretär Fierens-
Coupoure 1 — 5 in Gent, bis 4. Xovember
7 Uhr Abends.
Eingesandte Preisverzeichnisse.
L. Späth, Baumschule, Baumschulen-
weg bei Berlin, 1899, No. 103; über
Blumenzwiebeln, Stauden, Paeonien,
Erdbeeren, Rosen, Maiblumen, Kakteen,
Koniferen u. s. w. — Albertsche Garten-
und Blumendünger. Hochkonzentrierte
reine Pflanzennährstoffe für Garten-
und Blumenkulturen aller Art, Zier-
sträucher, Beerenobst, Obstbäume und
Weinreben u. s. w. Chemische
Werke, vorm. H. & C. Albert,
Biebrich. — Illustrierter Spezial-Pro-
spekt über die neue Patent - Spritze
»Syphonia« zur Vertilgung des wilden
Personal-Nachrichten.
4^3
Senfs und des Hederichs von Ph. May-
farth & Co., Maschinenfabriken, Eisen-
giesserei und Pflugbauanstalt, Frank-
furt a. M., Berlin, Wien, Posen, Inster-
burg und Osnabrück 1899. — Ditta
Luigi Cane, Bologna 1899, Catalogo
di Sementi e Bulbi. — Heinrich
Henkel, Darmstadt, 1899. Sonder-
angebot neuer und seltener Pflanzen.
— Rivoire, pere et fils, Lyon 1899.
Catalogue special des semis d'ete et
d'automne, plantes de Cineraires et
PrimevereSj Sacs ä Raisains. — Herb
& Wulle, bulb and seed growers,
Neapel 1899, Generalkatalog über
Blumenzwiebeln. — HonoreDefresne
fils, Vitry (Seine) 1899, catalogue
general et catalogue special. —
Kelseys Hardy American Plants and
Caroline Mountain flowers von Harlan
P. Kelsey 1106 Tremont Building.
Boston Mass. — Joseph Klar, Hofl.
Sr. Maj. des Kaisers und Königs,
Berlin C, Linienstrasse 80. Preis-
kourant über Haarlemer und Berliner
Blumenzwiebeln, Saatgetreide und
andere Herbstartikel. — Uberto Ilille-
brand,Pallanza, LagoMaggiore. Italien,
Blumenzwiebeln und Knollengewächse.
— PinehurstXursery(OttoK atzenstein.
Manager), Pinehurst North Carolina.
Amerikanische Samen von Coniferen,
Palmen, Gehölzen und Kräutern für
Herbst.— G.Beranek- Paris,Orchideen-
import aus Brasilien und Columbien.
Derselbe: Grossblumige Nelken.
Personal-Nachrichten.
Am 9. Juli entschlief nach kurzem,
schwerem Leiden das langjährige Mit-
glied des Vereins zur Beförderung des
Gartenbaues, der frühere Gärtnerei-
besitzer Wilhelm Koschmann in
Pankow, im 66. Lebensjahre.
Dem Amtsrat Schmidt zu Löhme
bei Bernau ist der Rote Adlerorden
4. Klasse verliehen.
Der Geh. Regierungsrat Prof. Dr.
Max Delbrück ist von Sr. Maj. dem
Kaiser zum etatsmässigen Professor an
der Kgl. landwirtschaftlichen Hoch-
schule in Berlin ernannt.
Unser verehrter Mitarbeiter Stadt-
Obergärtner K. He icke in Aachen
wurde zum städtischen Garteninspektor
daselbst ernannt.
Dr. Maxwell Masters, Redakteur
des Gardener's Chronicle, korresp. Mit-
glied des Vereins zur Beförderung
des Gartenbaues, und
Prof. Rodigas, Direktor der Staats-
Gartenbauschule in Gent, wurde das
Offizierkreuz des belgischen Leopold-
ordens verliehen.
In Folge eines Herzschlages f am
6. Juli in Berlin im 50. Lebensjahre
der k. k. österreichische Hof- Kunst-
gärtner Conrad Rosenthal.
Dem Vorsteher der Station fürPfianzen-
schutz in Halle a. S. Dr. Hollrung ist
das Prädikat »Professor« verliehen.
Seine Majestät der Kaiser haben
Allergnädigst geruht: den Professor
Dr. Rörig und den Privatdozenten an
der Universität München Dr. Freiherrn
v. Tubeuf zu Kaiserlichen Regierungs-
räten und Mitgliedern des Kaiserlichen
Gesundheitsamtes zu ernennen.
Die Königliche Akademie der Wissen-
schaften hat den Professor an der
Universität Graz Dr. Gottlieb Plaber-
landt, den Professor an der Universität
Strassburg Dr. Hermann Grafen zu
Solms-Laubach und den Professor
an der Universität Wien, Hofrat Dr.
Julius Wiesner zu korrespon-
dierenden Mitgliedern in ihrer
physikalisch-mathematischen Klasse ge-
wählt.
Am 17. Juli d. J. starb in Bergedorf,
68 Jahre alt, Herr Julius Rüppell,
Mitinhaber der Firma Peter Smith
& Co., und wurde am 20. Juli unter
sehr grosser Beteiligung seiner Kollegen,
Freunde, sowie der Bevölkerung zur
letzten Ruhe gebracht. J. Rüppell
war wohl derbedeutendsteLandschafter
des mittleren Norddeutschlands und
schuf viele grosse und schöne Anlagen,
wiche zum grössten Teile vorbildlich
424
Berichtigung. — Wertzeugnis.
wurden. Die Firma P. Smith & Co.,
welche er 1862 in bescheidenem Um-
fange mit übernahm, erhielt durch
seinen rastlosen Fleiss ihren bekannteu
Weltruf. Seine Verdienste um eine
einheitliche Koniferenbenennung sind
bekannt. Mit J. Rüppell verliert die
Hamburger Gärtnerei einen ihrer mar-
kantesten und tüchtigsten Vertreter.
Sein Charakter war gerade und edel.
Möge ihm die Erde leicht sein.
(Handelsblatt.) Max Krey er, Bergedorf.
Dr. Karl Giesenhagen, Privat-
dozent und Kustos am pflanzen-
physiologischen Institut der Universität
München, ist von hier abgereist, um
über Genua, Suez und Aden sich zu-
nächst nach Java zu begeben. Er hatzum
Zwecke naturhistorischer Forschungen
im südlichen Asien aus Reichsmitteln
einen Zuschuss von 6000 M. erhalten.
Giesenhagens Untersuchungen gelten
besonders der Pflanzenwelt Malaccas
und Sumatras.
Berichtigung.
In dem Aufsatze »Das Haus im Busch« haben sich, da der Kürze der Zeit
wegen dem Autor keine Korrektur geschickt werden konnte, leider mehrere
störende Fehler eingeschlichen, die wir zu verbessern bitten:
Seite 329 Zeile 8 von oben statt Royceau de la Randiere lies: Boyceau de
la Baraudiere,
ebendaselbst statt Rahel lies: Rabel.
Seite 329 Zeile 21 und 22 statt des Satzes: Unsere Abbildung ist der französischen
Beschreibung des Palastes entnommen, die 1721 aufs neue herausgegeben
ist durch van der Aa in Leiden,
muss es heissen: Unsere Abbildung giebt den Garten wieder, wie er nach
den Veränderungen durch Marot um 1690 gestaltet war.
Seite 330. Die Unterschrift unter der Abbildung des Gartens muss demnach
lauten: Abb. 60. Der Sommer-Palast »Das Haus im Busch« beim Haag
um 1690 (nicht 1720).
Seite 332. Der Name des Verfassers ist Leonard A. Springer, Wageningen,
nicht Sprenger.
— >-> Wertzeugnis <•<—
des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den preussischen Staaten
für einen Haemanthus-Bastard des Herrn Johannes Nicolai in Coswig-Dresden.
Die unterzeichneten Preisrichter haben einstimmig beschlossen, der neuen
Züchtung des Herrn Johannes Nicolai in Coswig-Dresden, einer Kreuzung
von Haemanthus puniceus 9 X Katherinae cT das Wertzeugnis des Vereins zur
Beförderung des Gartenbaues zu erteilen.
Begründung: Die Pflanze zeichnet sich aus durch einen ausserordentlich
kräftigen Wuchs, der den der Eltern bei weitem überragt. Sie vereinigt
deutlich die Charaktere der Eltern und ihre prächtigen, kugelförmigen, schön
zinnoberroten Dolden auf einem fast 1 m hohen Stiel, mit dem die wellen-
förmigen Blätter in schönem Verhältnis stehen, machen sie zu einer vorzüglichen
Schaupflanze. Sie ist sowohl für Liebhaber wie für Handelsgärtner sehr zu
empfehlen und ist auch von botanischem Interesse.
R. Brandt. H. Weidlich. C. Mathieu. Emil Heese. Fr. Weber.
H. Amelung. M. Demharter. V. Cornils, H. Strauss.
Sartenflora 1899.
Tafel 1465
ACALYPEM
HISPIDA.
Acalypha hispida ßurm.
Rauhhaarige Acalypha. (Euphorbiaceae.)
Vim L. Wittmack. (Hierzu Tafel 1465.)
weihäusiger Strauch von 3 — 5 m Höhe, Blätter fast horizontal abstehend,
langgestielt, breit eiherzförmig oder rhombisch eiförmig, zugespitzt, scharf
oder stumpf gekerbt gesägt, an der Basis abgerundet oder breit keilförmig,
glatt oder etwas weich behaart, oberseits glänzend grün oder bläulich grün
(trocken blaugrün), unterseits heller, Blattstiel so lang oder kürzer als die
Blattspreite, weichfilzig. Weibliche Aehren sehr lang, bis 50 cm, hängend,
fast bis zur Basis sehr dichtblütig, Blüten in kleinen Knäueln, mit Deck- und
Vorblättern, Deckblätter unscheinbar, Vorblätter sehr klein, pfriemlich oder
lanzettlich, Kelchblätter vier, eiförmig, spitz, rauhhaarig, Blumenblätter fehlend,
Fruchtknoten klein, durch weisse Haare sternförmig rauh, Griffel kurz,
Narben 3, sehr lang, in sehr lange Haare zerschlitzt, schön blutrot. Männliche
Blüten unbekannt.
A. hispida Burm. Fl. Ind. p. 203 (infolge eines Druckfehlers ist ge-
setzt 303) t 61, Fig. (excl. cit. Rheede). Benth. in Hook. Lond. Journ. Bot II
(1843) p. 232, Mueller Argov. in D. C. Prod. XV, pars II p. 815. Schum. in
Notizblatt K bot. Gart. u. Mus. Berl. II, p. 127. (Schon hier machte Schumann
darauf aufmerksam, dass nach Warburg A. Sanderi mit A. hispida identisch
sein möchte). Hook. Fl. Brit. Ind. V p. 417, J. D. Hook, in Bot. Mag. 1899 t. 7632.
A. densiflora. Blume Bijdr. p. 628. Miq. Fl. Ind. Bat. I, pars II. p. 405.
A. Sanderi. N. E. Brown in Gard. Chron. 1896, vol. II, p. 392, 1898
vol. I, pag. 24S Fig. 93. Andre in Rev. hortic 1898, p. 458 mit Abb. Gartenfl.
1898. p. 275, mit Abb. Tijdschrift voor Tuinbouw 1898 mit färb. Abb.
A. rubra Noronha ex Hassk. in Hoev. et de Vries Tijdschr. Nat. Ges. XI
(1844) p. 216, nur Name.
Caturus spiciflorus Roxb. Fl. Ind. III, p. 760*) A. Jussieu Tentam.
Euphorb. pp. 45. 115 t. 14, Fig. 45 (non Linn.).
Cauda felis agrestis. Rumph Herb. Amb. IV, t. 57, Fig. 1 männlich,
Fig. 2 weiblich.
Diese herrliche Warmhauspflanze, welche von F. Sander & Co.-Albans
und Brügge zum erstenmal in Gent 1898 als Neuheit unter dem Namen
A. Sanderi N. E. Brown ausgestellt war, hat sich nach Sir J. D. Hookers
*) Diese Angabe bezieht sich auf Roxburgh's Flora, Carey edition 1 832. Im Jahre
1874 ist aber Roxburgh's Flora indica in einer billigeren Ausgabe in einem Bande noch
einmal, wörtlich nach Carey Edition, abgedruckt, London L. Thacker & Co., und dort steht
es Seite 714. L. W.
A26 86 1. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc.
Untersuchungen (Bot. Mag. 1899. t. 7632) als eine in der Literatur längst be-
kannte Pflanze erwiesen, welche in Indien und den malayischen Inseln
seit langer Zeit kultiviert wird. Ihr eigentliches Vaterland war bisher nicht
bekannt, und es ist darum von grosser Wichtigkeit, dass Sanders Reisender,
Micholitz, sie wild an den Küsten des Bismarck-Archipels in Neu-Guinea
1896 fand.
Rumphius, der 1690 schrieb, bildete sie ab in seinem Herbarium
Amboynense, das erst 1750 erschien, und sagt, sie sei in Amboina selten, und
nur in Gärten bekannt. Roxburgh beschrieb sie vor 60 Jahren unter dem
falschen Namen Caturus spiciflorus Willd. nach Exemplaren im Garten der
Ostindischen Compagnie in Calcutta. In Werken über die Botanik der Malayischen
Inseln wird sie erwähnt als in Singapore und Java kultiviert. Nach Bentham
ist sie auf den Fidji-Inseln gefunden, obwohl nie bewiesen ist, dass sie dort
einheimisch. Da sie jetzt im Bismarck-Archipel gefunden ist, wäre ihr Vor-
kommen auf den Fidji-Inseln vielleicht auch möglich.
Bis jetzt ist nur die weibliche Pflanze bekannt, denn Hooker bezweifelt,
dass die auf t. 38 des Herbarium Amboynense abgebildete Pflanze ein männliches
Exemplar sei, obwohl sie dafür gehalten wurde; Rumphius selber beschreibt
sie auch nicht als männliche.
Im Fluge hat sich Acalypha hispida die Welt erobert. Sie wächst
ausserordentlich leicht aus Stecklingen, und das auf Tafel 1465 abgebildete
Exemplar ist ein Kopfsteckling, den Herr Königl. Gartenbauinspektor Weidlich
im Borsigschen Garten, der ein Exemplar von Sander bezogen hatte, im
Februar 1899 an den Königl. bot. Garten in Berlin abgab. Es konnte im Verein
zur Beförderung des Gartenbaues schon am 27. April 1899 von Herrn Ober-
gärtner Cornils blühend ausgestellt werden und hatte eine Höhe von über 1 m.
— Herr Weidlich selbst hat von der Pflanze wieder Stecklinge gemacht und
diese ebenfalls blühend in einer Sitzung der technischen Ausschüsse im Juni
als hohe Pflanzen ausgestellt.
Erklärung der aus Bot. Mag. t, 7632 entnommenen Analyse: 1. Weibliche
Blüten mit Deckblatt und Vorblättern, 2. Kelchblätter, 3. Fruchtknoten mit
Griffel und Narben, 4. Kelch und Fruchtknoten, nach Entfernung der Narben,
5. Fruchtknoten, quer durchschnitten, nebst Kelch. Alles vergrössert.
861. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues
am 27. Juli 1899.
I. Der Direktor des Vereins, Kgl. Gartenbaudirektor Lackner, macht der
Versammlung Mitteilung von dem Hinscheiden des langjährigen Mitgliedes
Herrn Koschmann in Pankow und erheben sich die Anwesenden zum
Zeichen der Teilnahme von ihren Sitzen.
Nach Schluss der Versammlung wurde auch die Nachricht von dem
am 17. Juli erfolgten Ableben des korrespondierenden Mitgliedes Herrn
Rüppell, Mitinhaber der Firma Peter Smith & Co., Bergedorf bei Hamburg,
des grossen Koniferenzüchters, bekannt.
86 1. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. 427
II. Vorgeschlagen wurden zu wirklichen Mitgliedern:
1. Herr Baumschulbesitzer A. Po mmerencke -Ludwigslust in Mecklbg.,
durch Herrn Gramm-Malchin.
2. ,, Baumschulbesitzer C. A. Voss-Güstrow in Mecklbg., durch Herrn
Gramm.
3. „ Gartentechniker Böttcher-Berlin, Usedomstr. 13a, durch Herrn
Fintelmann.
4. ., Gärtnereibesitzer Rössel-Pankow, Mühlenstr. 31, durch Herrn
Loock.
5. „ Gärtnereibesitzer Bellair (Schaper Nachflg.), Potsdam, Albrecht-
strasse 1, durch Herrn Hering.
6. ,, Obergärtner Goese, Versuchs- und Lehrbrauerei, Berlin N.,
See- und Torfstr.-Ecke, durch Herrn Kropp.
7. ,, Obergärtner Herrn. Amelung-Deutsch-Wilmersdorf, Berlinerstr. 3,
durch Herrn Heinr. Amelung.
III. Ausgestellte Gegenstände: 1. Herr Hermann Amelung, Ober-
gärtner bei Herrn Bankier Engelhard, Deutsch-Wilmersdorf, Berliner-
strasse 3, überbrachte zwei Exemplare der „Berliner Netzmelone"
ä L1V2 Pfund (5% kg). Er bemerkte, diese Sorte sei besser und wider-
standsfähiger als die andern von ihm versuchten; seit längeren Jahren
nahm er stets die besten Früchte zu Samen. Auch im Winter setzt sie
gut Früchte an. Das Fleisch ist sehr saftig und wohlschmeckend, vor
allem auch sehr stark, da nur wenig Samen vorhanden sind. Die Melonen
sind Mitte März in kleinen Töpfen ausgesäet, nachher in sogenannte
16er Töpfe gesetzt und Ende April in einen Kasten ausgepflanzt, wo sie
sich gut entwickelt haben. Bei starkem Sonnenbrand wird vor dem
Fruchtansatz schattiert, nachher aber nicht mehr. Auch im vorigen Jahr,
wo das Wetter nicht günstig, war der Ertrag ein guter.
2. Aus dem Kgl. botanischen Garten war durch Herrn Obergärtner
Cornils eine Gruppe Farne, besonders Gymnogramme-Arten und Bastarde
ausgestellt, so: G. chrysophylla und ehr. Laucheana, G. Spielmanni,
ähnlich mit goldfarbigem Wachs auf der Unterseite wie vorige, ist aber
empfehlenswerter, weil sie, wenn Wasser darauf stehen bleibt, z. B. nach
dem Begiessen, nicht schwarz wird, was bei Laucheana leichter geschieht,
G. Wettenhalli. G. ferruginea etc., ferner Adiantopsis radiatum u. A. pedata.
3. Herr Inspektor Dressler- Dalidorf legte einige Exemplare des
Eiserapfels vor, um auf diese alte Sorte wieder aufmerksam zu machen,
da sie sich bis zur neuen Ernte gut hält. Wenn das Mus aus diesen
Äpfeln jetzt zu süsslich ist, kann man etwas Zitronensäure zusetzen.
4. ImGegensatz dazu überbrachte Herr Gartenbaudirektor Carl Mathieu-
Chartottenburg den ersten Apfel diesjähriger Ernte, nämlich den „Weissen
Klarapfel", auch Transparent jaune genannt, eine alte Sorte, den die
Landwirtschaftskammer für die Provinz Brandenburg jetzt mit zum Anbau
empfohlen hat. Derselbe wird noch etwas früher reif als der weisse Astrachan
und ist wegen der Fruchtbarkeit sehr zu empfehlen, zumal er sich für alle
Formen etc. eignet. Gerade in der Nähe grosser Städte sind frühe Äpfel
sehr gesucht. Er ist säuerlich von Geschmack, nicht so süss wie der
weisse Astrachan.
428 86 1. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc.
5. Ferner legte Herr C. Mathieu drei Sorten der stachellosen
Stachelbeere vor, die der Verein bezogen hat. Die Früchte sind nicht
ganz so gross wie bei manchen stacheligen Sorten, aber auch nicht so
dickschalig. Am meisten ist zum Anbau zu empfehlen: Belle de
Meaux; weniger gut wächst Edouard Lefort und am schwächsten Souvenir
de Billard, die sehr gedrungen ist und vielleicht als Topfobst geeignet wäre.
Herr Inspektor Dressler bemerkte, dass die stachellose Stachelbeere
doch Stacheln habe, sie seien zwar nicht so lang, aber doch emp-
findlich schart.
6. L. Wittmack legte eine Durchwachsung der Blüten bei Lilium
candidum vor. Anstatt nahezu an einem Punkt sechs normale Blüten-
blätter zu bilden, ist die Achse der Blüte stark verlängert und hat zahl-
reiche spiralig gestellte, schmale weisse Blütenblätter, keine Staub- und
Fruchtblätter gebildet. Er verdankt dieseMissbildungHerrn Hofbuchdrucker
Radetzki, der sie von Herrn A. Overmeyer in Quakenbrück erhalten hat.
Herr Kohlmannslehner-Schöneberg hob im Anschluss daran hervor,
dass zwei Drittel der Blütenstiele von weissen Lilien in diesem Jahre
nicht ausgebildet seien, wahrscheinlich sei ein Pilz die Ursache und nicht
das kalte Wetter. Herr Konsul Seifert bestätigt das aus seinem Garten
in Neu-Babelsberg, namentlich nachdem die Blüten angesetzt, sind sie
zurückgegangen. Herr Inspektor Dressler bemerkt, dass bei ihm die
beblätterten Lilienstengel schon eingingen, als sie ca. 15 cm hoch waren.
Auch bei Herrn Carl Crass II. sind die weissen Lilien nicht zur
Entwicklung gelangt und bekamen früh gelbe Blätter; einige, die geschützt
an einer Fliederhecke standen, wurden zwar auch an den Blättern gelb,
bluten aber doch auf. Herr Obergärtner Am elung am Joachimsthalschen
Gymnasium macht darauf aufmerksam, dass häufig die Larve des Lilien-
hähnchens, eines roten Käfers, Crioceris merdigera, schuld sei; diese sitzt
unter den Blättern und frisst die Knospen ab, das kommt auch bei Lilium
bulbiferum und Martagon vor. Herr Kohlmannslehner bemerkt, dass
dieser Käfer nicht an L. candidum gehe. Er empfiehlt, die Angelegenheit
Herrn Prof. Dr. Sorauer zu unterbreiten; die Zwiebeln selbst waren
gesund, nur etwas früh abgereift.
Herr Obergärtner Lehmann führt bei dieser Gelegenheit an, dass er
jetzt ein überwintertes Exemplar von Lilium auratum mit 41 Blumen zur
Blüte gebracht habe.
7. Herr Gärtnereibesitzer Kör per- Fürstenwalde a. d. Spree überbrachte
eine Auswahl blühender Stauden etc., z. T. ältere Arten, um darauf wieder
hinzuweisen: 1. Echinops bannaticus, eine Kugeldistel von riesigem
Wuchs und für landschaftliche Zwecke als Solitärpflanze zu empfehlen,
ebenso wegen der blauen kugeligen langgestielten Blütenköpfe für gewisse
Bindereien; 2. E. Ritro will seit Jahren trotz aller Mühe nicht
blühen; 3. Wahlenbergia grandiflora, eine sehr dauerhafte Glocken-
blume, schön für Beete und für Binderei; 4. Chelone barbata wird
jetzt häufiger gesehen; 5. Delphinium chinense, schön dunkelblauer
Rittersporn, bringt den ganzen Sommer bis zum Frost Blumen, die sich
für Gruppen und für Binderei eignen; D. formosum blüht dagegen nur
kurze Zeit und ist für Binderei etwas zu dicht; 6. Eryngium bannaticum,
S6i. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. 42Q
sowohl für die Landschaftsgärtnerei, als auch für grosse Bindereien, wie
überhaupt Herr Körper Wert darauf legt, dass seine Pflanzen sich
möglichst für mehrseitigen Gebrauch eignen; 7. Aster globosus, eine
ganz kugelrunde Staudenaster, die viel Schnittgrün liefert und später mit
hunderten von Blüten bedeckt ist; 8. Bocconia (Maccleya) cordata
Willd., diese Pflanze wird von Vielen getadelt, weil sie so wuchert, und
allerdings, wenn man sie in den Rasen pflanzt, wird man sie nicht
wieder los. Man muss sie auf Beeten ziehen und nicht alt werden lassen.
Das vorgeführte Exemplar ist erst voriges Jahr gepflanzt und jetzt 2 m
hoch. Die Blätter lassen sich als Manchetten, die Blütenstiele für gewisse
Bindereizwecke benutzen; 9. Arenaria caespitosa, so dicht wie Moos,
ausgezeichnet für Teppichbeete, von schönem Grün und im Frühjahr mit
einer Unzahl kleiner weisser Blumen; 10. Saxifraga globosa;
11. Veronica repens, bildet einen ausserordentlich dichten Teppich,
giebt den feinsten Rasen und schöne Bänder von zwei Finger Breite, im
Frühjahr mit schön weissen oder bläulichen Blüten bedeckt;
12. V. spicata, bekannte lange blaue Ähre; 13. Monarda didyma;
14. Carex elegans, auch schön für Binderei; 15. Elymus glaucus,
für Landschaftsgärtnerei; 16. Sedum lydium, für Teppichbeete;
17. Astrantia major, für Binderei, nicht für Landschaftsgärtnerei,
macht keinen Effekt; 18. Symphyandra Hoffmanni, eine weisse
Glockenblume, reich verzweigte buschige Pflanze zur Vorpflanzung, für
Beete und Binderei; 19. Campanula pyramidalis, diese alte Pflanze
ist noch immer nicht genug verbreitet. Als Herr Körper am Bahnhof
Alexanderplatz ausstieg, fragten ihn viele Herrschaften, was das für eine
herrliche Blume sei.
Herr Körper warnt dagegen vor Monarda fistulosa, Erigeron speciosus
und Helianthus giganteus.
Herr Crass IL sah Monarda didyma als M. splendens zu Vorpflanzungen
im Marlygarten; der Geruch der Blätter ist angenehm. Herr Crass ist
bereit, Stolonen abzugeben.
Herr Kohlmannslehner möchte die Monarda fistulosa nicht ganz
verachten, in Halbschatten wachsen sie gut und blühen auch ganz
leidlich. Helianthus giganteus wird bei uns allerdings nicht hoch, in
wärmeren Lagen aber, z. B. in Tirol, sah Herr Kohlmannslehner sie
zu riesenhaften Pyramiden, über und über blühend, erwachsen.
Herr Konsul Seifert findet nach Erfahrungen in seinem Garten, dass
Symphyandra Hoffmanni nicht so schön aussieht, weil die vertrockneten
Blumen an demselben Stiele mit den blühenden stehen bleiben.
Herr Dressler meint, der Geschmack sei verschieden, er halte
Monandra und Helianthus für viel wertvoller als die Symphyandra, die
weder für Gruppen noch für Bindereien sich recht eigne, Helianthus
giganteus sei auch für letztere geeignet.
L. Wittmack und C. Lackner treten zu Gunsten von Erigeron
speciosus ein, von dem die Staudenzüchter jetzt sehr leuchtende Varietäten
erzogen haben.
Herr Obergärtner Grüner empfiehlt Campanula pyramidalis
aufs wärmste.
A'XO 86 1. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc.
Herr Körper bemerkt, dass Symphyandra Iloffmanni zu den
wenigen Blumen gehöre, die den ganzen Sommer blühen, sie sei auch
sehr anspruchslos; die vertrockneten Blüten müsse man abschneiden.
IV. Herr Pfarrer B ehrend fragt an, was gegen Schnecken zu thun sei. In
einem 8 ha grossen Park eines Bischofs in Ungarn sind weissliche
Schnecken mit weissem Gehäuse zu einer grossen Plage geworden.
Herr Obergärtner Lehmann empfiehlt, süsses Braunbier in flachen
Schalen aufzustellen und das öfter zu erneuern; die Schnecken trinken
gierig davon und gehen dann zu Grunde. Auch ist es gut, Enten in den
Park zu schicken. Besonders eifrig im Schneckensuchen sind die
chinesischen Enten.
Herr L. Urban bemerkt, dass auch gewöhnliches Bier genüge, er habe
damit eine Unzahl nackter Schnecken gefangen.
V. Vorgelegt wurde die farbige Abbildung des Blütenstandes eines herrlichen
Haemanthus-Bastardes des Herrn Johannes Nicolai in Coswig-
Dresden, der einstimmig am 21. Juli mit dem Wertzeugnis gekrönt ist.
(S. Gartentl. Heft 15 S. 424.)
VI. Desgleichen wurden vorgelegt prachtvolle Photographien aus dem
Kaiserl. botanischen Garten in St. Petersburg, welche Se. Excellenz
Herr Geh. Rat Professor Fischer von Waldheim an L. Wittmack
gesendet. Herr Direktor Lackner bemerkt, um ein Bild von der Aus-
dehnung allein der Gewächshäuser des Gartens zu geben, dass die Wege
in ihnen 2 km! lang seien.
VII. Hierauf wurde der Vertrags-Entwurf des Vereins mit der Verlagshandlung
Gebrüder Borntraeger-Berlin SW., Schönebergerstr. 17a, betreffs der
Gartenflora vorgelesen und einstimmig genehmigt. Die Gartenflora bleibt
demnach Eigentum des Vereins, wird aber vom 1. Januar 1900 im Verlage
der genannten Firma erscheinen.
VIII. Desgleichen wurde die Ausgabe von 54 Mark genehmigt, die für eine
nicht im Etat der städtischen Fachschule vorgesehene nachträglich hinzu-
genommene Unterrichtsstunde entsteht.
Im Anschluss hieran wurde bekannt gegeben, dass an Stelle des Berlin
verlassenden Herrn Grossherzogl. Hofgartendirektors C. Hampel Herr
Gartentechniker Böttcher in Humboldthain vom Kuratorium der Fach-
schule als Lehrer für Planzeichen und Feldmessen erwählt ist.
IX. Der Direktor des Vereins teilte mit, dass die Prüfung der Rechnung noch
nicht ganz beendet sei und erst in der nächsten Versammlung Bericht
darüber erstattet und Decharge beantragt werden könne.
Herr Geh. Rechnuugsrat Schmidt, Vorsitzender des Ausschusses für
Revision der Kasse, bemerkte, es sei dem Ausschusse in der letzten
Vereinsversammlung durch Zwischenrufe gewissermassen ein Vorwurf
gemacht, dass er seine Arbeit noch nicht vollendet habe. Die Prüfung
erfordere aber viel Sorgfalt; der Ausschuss sei gewählt, um auf Ordnung
und Sparsamkeit- zu sehen und wrerde sich durch etwaiges Gerede von
Bureaukratismus und Pedanterie nicht irre machen lassen. Wenn, was
zwar nicht zu befürchten, einmal Unregelmässigkeiten in der Kasse ein-
treten sollten, so würde der Revisionsausschuss mit in erster Linie dafür
verantwortlich erklärt werden. Die Rechnung sei bereits vor vier Wochen
Kitaihelia vitifolia Willd. mit goldgelb marmorierten Blättern. Ari\
geprüft, es hätte nur noch nicht die Sitzung mit dem Vorstande, in
welcher die Monita zu erledigen sind, stattgefunden, dazu sei die Zeit zu
kurz gewesen. Inzwischen sei eine solche Sitzung abgehalten, aber man
sei noch nicht zu Ende gekommen.
Herr Urban erklärte, dass er sein Amt niedergelegt habe. Der Vor-
stand habe geglaubt, den Antrag auf Decharge stellen zu müssen, das
sei Sache des Revisionsausschusses.
Herr Direktor Lackner bemerkte, er habe nicht die Decharge, sondern
nur den Bericht über die Rechnung erbeten, der Vorstand habe sich
überzeugt, dass die Mühe der Herren Revisoren eine sehr grosse ist, er
hofft, dass die Schwierigkeiten bis zur nächsten Monatssitzung überwunden
sein werden und die Rechnungsangelegenheit dann erledigt werden könne.
Der zweite Vorsitzende, Herr Konsul Seifert, wies darauf hin, dass
sowohl der Ausschuss wie der Vorstand die Pflicht habe, auf Ordnung
zu sehen. Wenn die Statuten vorschreiben, dass der Direktor in der
Jahresversammlung die Höhe des Vermögens angeben solle, so sei klar,
dass die Rechnung bis dahin geprüft sein müsse, auch sei es allgemein
üblich, dass bei Jahresversammlungen dem Schatzmeiser Decharge erteilt
werde. Es habe sich herausgestellt, dass unsere ganze Rechnungsführung,
zum mindesten gesagt, veraltet sei, und es sei schon in der gemeinsamen
Sitzung von Vorstand und Ausschuss beschlossen, Vorschläge zu einer
neuen Art der Rechnungsführung zu machen.
X. Den Vortrag des Abends hielt L. Wittmack über: »Russlands
Pflanzenschätze in unseren Gärten.« Derselbe wird später ab-
gedruckt werden.
XL Das Preisgericht, bestehend aus den Herren Crass IL, Dressler und
Kohlmannslehner, sprach sowohl Herrn Obergärtner Hermann
Amelung für Malven als auch Herrn Körper-Fürstenwalde a. Spree, je
einen Monatspreis von 15 Mark zu.
XII. Aufgenommen wurden 1. als Ehrenmitglieder:
Se. Excellenz Herr Geheimrat Prof. Dr. Fischer von Waldheim,
Direktor des Kaiserl. bot. Gartens zu St. Petersburg, und
Herr Kaiserl. Hoflieferant Eilers -St. Petersburg.
2. als wirkliche Mitglieder die in der letzten Versammlung Vor-
geschlagenen. (Siehe Heft 14. S. 369).
C. Lackner. L. Wittmack.
Kitaibelia vitifolia Willd. mit goldgelb marmorierten Blättern.
Vorgeführt dem
Vereine zur Beförderung des Gartenbaues in der Jahresversammlung vom 29. Juni 1899.
,-^ Von H. Lindemuth. (Hierzu Abb. 70.)
m 24. September 1896 zeigte und besprach ich an derselben Stelle Pfropf-
versuche zwischen zahlreichen Malvaceen und Solanaceen. Ich habe
dann einige dieser Versuche in der Gartenflora (Jahrg. 1897, S. 1) beschrieben.
Durch Veredelung mit dem buntblättrigen AbutilonThompsoni hatte ich bunt-
432 Kitaibelia vitifolia Willd. mit goldgelb marmorierten Blättern.
blättrige Pflanzen von Althaea officinalis L., dem Eibisch, und von Kitaibelia
vitifolia erzielt. Ich knüpfte hieran folgende Fragen: Werden buntblättrige
Zweige von Althaea und Kitaibelia, abgeschnitten und vom Einfluss des Abutilon
getrennt, als Stecklinge fortgepflanzt und selbständig gemacht, bunt bleiben,
zunächst während des Sommers, und werden, nach dem E; lziehen und der
Winterruhe in blattlosem Zustande, auch im darauf folgenden Frühjahre aus
dem Stocke wiederum bunte Triebe hervorspriessen, oder mit anderen Worten:
Kann man dauernd buntblättrige Stauden durch den Einfluss des Edel-
reises gewinnen? — Werden bei Verlust der sämtlichen Laubblätter die
Wurzeln, bezw. Winterknospen, sich als Erhalter und Träger der Bunt-
blättrigkeit erweisen?
Im vorigen Jahre pflanzte ich buntgewordene Zweige von Althaea
officinalis durch Stecklinge fort; sie blieben während des Sommers bunt.
Vier Exemplare pflanzte ich in das freie Land; sie haben sich in diesem Jahre
zu üppigen Stöcken entwickelt, tragen aber zur Zeit nur grüne Blätter.
Der Eibisch besitzt übrigens keine Eigenschaften, die ihn, selbst mit
bunten Blättern, als Zierpflanze hervorragend wertvoll würden erscheinen lassen.
Die Kitaibelia dagegen ist eine schöne, ansehnliche, 2 — 3 m hohe Pflanze,
mit grossen, drei- bis fünflappigen, bis 25 cm breiten Blättern und ziemlich
grossen, weissen, etwas versteckten, nicht auffallenden Blüten; sie hat hier und
da als Zierpflanze Eingang in die Gärten gefunden. Die ersten Blüten entfalten
sich meist nicht, sondern vertrocknen, zum Teil in fast ausgewachsenem Zustande.
Erst im Hochsommer, nachdem die Stöcke ihrer Vegetationskraft genügt haben,
kommen die Knospen zur Blüte und ergeben zum Teil reife Samen. Der Samen-
ertrag ist nur gering.
Ich pflanzte im Sommer des vorigen Jahres 6 Stecklinge von Kitaibelia,
die durch den Einfluss des Abutilon Thompsoni bunt geworden waren, in das
freie Land. Ein Exemplar versetzte ich im Herbste in einen Topf und über-
winterte es im Kalthause. Dasselbe starb oberirdisch bis auf den Grund ab,
wo indess einige kurze Triebe mit kleinen Blättern den ganzen Winter hindurch
sich erhielten. Im Frühling sprossten acht Triebe kräftig hervor, von der
Basis an mit weisslich-gelb bis goldgelb marmorierten Blättern dicht besetzt.
Die längsten Sprosse messen 1,15 m, die Breite der grössten Blätter beträgt
15 cm.
Auch im freien Lande zieht die Kitaibelia nicht so vollkommen ein, wie
Althaea, welche am Wurzelstocke besondere, grosse, dicke Dauerknospen, um-
geben von schuppenartigen Niederblättern und Blattstielen mit reduzierter
Spreite bildet. Bei Kitaibelia finden sich immer am Grunde sehr kleine
Blättchen, aber keine so ausgesprochen abgeschlossene Winterknospen wie bei
Althaea. Diese Blättchen sind wahrscheinlich bessere Träger der Panachure
als die Dauerknospen der Althaea.
Die beschriebene, im Topfe befindliche Pflanze zeigte, dass Kitaibelia,
eine Staude — durch den Einfluss von Abutilon Thompsoni bunt geworden —
im Topfe sich dauernd bunt erhält. Natürlich sind die Topfpflanzen in allen
Teilen schwächer und kleiner als die grünen Exemplare des freien Landes.
Fünf buntblättrige Exemplare waren im freien Lande verblieben. Zu
meiner Freude erschienen in diesem Frühjahre die meisten Sprosse sogleich
von unten auf mit prächtig goldgelb marmorierten Blättern. Einzelne Triebe
Kitaibelia vitifolia Willd. mit goldgelb marmorierten Blättern.
433
waren anfangs grün beblättert, aber bald erschien ein Blatt mit Spuren der
Panachure, die nun rasch von Blatt zu Blatt an Ausdehnung zunahm und meist
schon mit dem vierten oder fünften Blatte die volle Intensität erreichte.
Die grösste und schönste Pflanze hat zwölf Triebe, die zum Teil 1,50 m
hoch sind. Acht Triebe zeigten sich entweder sofort oder nach wenigen
grünen Blättern buntblättrig. An vier Trieben, die auf derselben Seite dicht
beisammenstehen, lassen sich bis jetzt Spuren von Panachure noch nicht wahr-
nehmen, aber unzweifelhaft werden schliesslich alle Sprosse gleichmässig, innig
und vollkommen ergriffen und durchdrungen, die Pflanzen vollkommen und
dauernd bunt werden.
1 Abutilon Thompsoni, buntblättrig;
1 3
Abbildung 70.
2 Kitaibelia vitifolia, grünblättrig; 3 dieselbe buntblättri^
Vielfach werden bunte Pflanzen kleiner als die grüne Art. Wenn auch,
nach den angegebenen Massen, die bunten Pflanzen nicht ganz die Höhe grüner
Triebe, die bunten Blätter nicht ganz die Breite der grünen Blätter alter
Stöcke erreicht haben, so stehen sie doch da in Üppigkeit und Kraft,
imposante Pflanzen mit goldig leuchtender Belaubung. Es ist erfreulich, dass
die bunten Exemplare in ihren Dimensionen den grünen nahe kommen, die
letzteren im nächsten Jahre vielleicht fast erreichen werden.
Ich halte die neue bunte Kitaibelia für eine wertvolle, sehr schöne bunt-
blättrige Staude, die wie ein Strauch erscheint, geeignet zu vielfacher
Verwendung. Kein buntblättriges Abutilon kommt an schnellem Wuchs,
Schönheit und Grösse der Blätter und Intensität der Buntfärbung ihr gleich.
i-> t Die Lage der Kunst- und Handelsgärtnerei in Berlin im Jahre 1896.
Die Abutilon muss man einpflanzen, im Warmhause überwintern, oder neue
Pflanzen aus Stecklingen erziehen. Die Kitaibelia dagegen dauert an ihrem
Platze aus, treibt zeitig im Frühjahr von neuem und erreicht in kurzer Zeit
eine beträchtliche Höhe. Je sonniger die Pflanzen stehen, desto vollkommener
entwickelt sich die Panachure.
Von Interesse ist es auch zu erfahren, ob die bunten Pflanzen reife
Samen liefern, und ob aus diesen bunte Individuen hervorgehen werden. Man
kann die Kitaibelia sehr leicht aus Stecklingen vermehren und diese aus den
Töpfen im Juli oder August in das freie Land pflanzen. Im nächsten Jahre schon
erhält man auf diese Weise recht starke Exemplare.
Die Abbildung, nach einer von mir aufgenommenen Photographie, zeigt
in der Mitte ein grosses, buntes Blatt von Abutilon Thompsoni, rechts ein
buntes Blatt von Kitaibelia, links ein grünes derselben Art. — Die Panachure
tritt an dem inficirten Blatte der Kitaibelia selbst auf der schwarzen Abbildung
sehr deutlich hervor. Es fällt auf, dass die Form des bunten Blattes, mit dem
grünen verglichen, etwas verändert erscheint. Die gelbliche Blattfläche erreicht
häufig nicht die der grünen gleiche Ausdehnung; daher kommt es, dass die
grüne Blattfläche oft Blasen bildet, die gelbe aber sehr glatt und gespannt ist.
Aus dem gleichen Grunde erscheinen die Blattzipfel häufig verschmälert, die
Ränder eingezogen und wellig. Die am hellsten gefärbten Blätter sterben am
frühesten ab. Inmitten der grössten und hellsten, oft fast weissen Flächen
bildet sich ein brauner, aus totem Gewebe bestehender Fleck. Von diesem
aus schreitet das Absterben fort. Die Lebensdauer eines jeden Blattes wird
bestimmt durch die Grösse und Mischung der weissen, gelben und grünen
Flächen.
Die besprochenen Eigenschaften kommen vielen buntblättrigen Pflanzen
zu, ohne ihre Schönheit wesentlich zu beeinträchtigen.
Die Lage der Kunst- und Handelsgärtnerei in Berlin
im Jahre 1898).
(Aus dem Bericht der Aeltesten der Kaufmannschaft.)
I. Allgemeiner Teil.
Eine wesentliche Änderung des Geschäftes ist gegen das Vorjahr nicht
zu verzeichnen, dasselbe lässt trotz grosser Umsätze auf einzelnen Gebieten
viel zu wünschen übrig. Der ungeheure Import von Schnittblnmen aus dem
Süden, der mit jedem Jahre mehr zunimmt, neuerdings auch der von Palmen
und anderen lebenden Pflanzen von der Riviera, die wachsende Einfuhr von
Blumenzwiebeln und Gehölzen aus Holland, von marktfähigen Topfgewächsen
aus Belgien und Frankreich, von Gemüse aus fast allen Ländern, begünstigt
durch den schnellen und billigen Transport, drücken die Preisse der hiesigen
Gartenerzeugnisse ausserordentlich. Dazu kommt noch, dass mit dem höheren
Wert der hiesigen Grundstücke die Pachtpreise steigen; ferner treten hinzu
die erhöhten Löhne und Gehälter, die grösseren Spesen, die höheren Abgaben,
*) Bericht des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den Kgl. preussischen Staaten.
Die Lage der Kunst- und Handelsgärtnerei in Berlin im Jahre 1896. 49c
vor allem die neuerdings eingeführte Grundwertsteuer, welche den gärt-
nerischen Ertrag oft weit übersteigt. Alle diese Umstände sind dazu angethan,
dem Gärtner den notwendigen Gewinn zu verkürzen.
Die früheren Hauptabsatzgebiete unserer Produkte, Russland, Schweden,
Norwegen, Dänemark, Österreich-Ungarn u. s. w.. haben alle einen Schutzzoll
eingeführt. Sie hindern dadurch unsere Ausfuhr, fördern aber ihren eigenen
Gartenbau. Deutschland dagegen lässt alles frei ein, und seine Gartenbau-
beflissenen sind schutzlos. Deutschland wäre vermöge der Intelligenz seiner
Gärtner wohl in der Lage, einen grossen Teil der benötigten Erzeugnisse selbst
zu produzieren, ja sogar noch an andere Länder abzugeben, aber da die Aus-
fuhr behindert ist, die freie Einfuhr die Preise drückt, so ist an einen gedeih-
lichen Fortgang in vielen Zweigen, namentlich in der Blumenzucht, nicht zu
denken. Kein Wunder daher, dass immer allgemeiner der Ruf nach Schutzzoll
ertönt, und auch eine am 11. Januar 1899 in Berlin abgehaltene, von über
1000 Gärtnern der Provinz Brandenburg besuchte Versammlung hat sich gleich
vielen anderen, die im Deutschen Reiche im Jahre 1898 abgehalten sind, fast
einstimmig für einen solchen ausgesprochen. In einer Denkschrift des Ver-
bandes der Handelsgärtner Deutschlands, die der Verein zur Beförderung des
Gartenbaues auch seinen Mitgliedern zur Kenntnisnahme mitgeteilt hat, ist
eingehend das übermässige Anschwellen des Importes und die Notwendigkeit
eines Schutzzolles dargelegt.
Man verlangt nicht übermässig hohe Zölle, man will nicht die Einfuhr
ganz unterdrücken, man hofft aber, dass durch einen Zoll wenigstens die
minderwertige Waare in abgeschnittenen Blumen u. s. w. zurückgehalten
werde, da sie keinen Zoll tragen kann.
Als eine erfreuliche Besserung ist zu melden, dass die Auktionen von
Blumen und Bindegrün auf der Post bedeutend nachgelassen haben, Dank der
regelmässigen und strengen Beobachtung der Käufer seitens einer Anzahl von
Handelsgärtnern aus der Umgegend von Berlin, die sich hierzu freiwillig er-
boten hatten. Dagegen ist aber anzuführen, dass sich grosse Produzenten aus
dem Süden jetzt in den deutschen Grossstädten ansässig machen und direkt
an das Publikum verkaufen.
II. Spezieller Teil.
1. Blumen und Blattpflanzen. In blühenden Pflanzen und Blatt-
gewächsen war das Wintergeschäft 1897/98. sowie das Frühjahrsgeschäft 1898
ein recht gutes, wenn auch nicht gerade hervorragend lohnendes zu nennen.
Die Vorräte wurden bei massigen Preissen gänzlich geräumt und zu Zeiten
auch etwas bessere Preise erzielt, während mitunter zu solch niedrigen Preisen
verkauft werden musste, dass im ganzen ein erfreulicher Fortschritt leider
nicht zu verzeichnen war. Die Ausschmückung von Balkons sowie die
Dekoration der Grabhügel hat zugenommen; doch hat die Konkurrenz diesen
Zweig der Gärtnerei so in die Hand genommen und eine solche Menge leicht
und schnell wachsender Pflanzen herangezogen, die für billiges Geld verkauft
werden, dass dieses Geschäft nicht in Einklang mit den teuern Lohnverhält-
nissen zu bringen ist.
Das Sommergeschäft innerhalb der Reisezeit, in den Monaten Juni bis
Oktober, war ganz leblos, wie seit Jahren.
4^6 Die Lage der Kunst- und Handelsgärtnerei in Berlin im Jahre 1896.
Für Blattgewächse, namentlich für bessere Palmen, wurden noch leidliche
Preise gezahlt; doch ist leider für solche Pflanzen das kaufende Publikum
ein beschränktes, da sie einesteils nur für Balkons, Wintergärten u. s. w. Ver-
wendung finden, andernteils der Preis nicht Jedem diesen Luxus gestattet.
Dasselbe gilt für andere feine Solitairpflanzen, als Auraucarien, schön
blühende Schaupflanzen u. u. w. Dagegen wurden Farne und andere kleinere
Pflanzen für Jardinieren in grossen Massen, jedoch zu sehr niedrigen Preisen
abgesetzt. Die Preise für Maiblumen. Veilchen, Rosen, diese drei Hauptblumen
der Gärtnerei, sind ganz gewaltig gesunken. Wie war das Publikum früher
erfreut, die ersten getriebenen Rosen, die ersten Maiblumen und Veilchen sehen
zu können! Jetzt giebt es keine Periode der Xeuheiten mehr; fast das ganze
Jahr hindurch dieselben Blumen. Ist das eigene Land nicht im Stande, durch
die Natur oder durch Treiben unsere schönen Blumen hervorzuzaubern, dann
liefert sie das Ausland, durch seine klimatischen Verhältnisse begünstigt.
Aber auch dann schon, wenn die hiesigen Gärtner für die durch Treiberei
gewonnenen Blumen noch einen guten Preis erzielen könnten, leiden unsere
Artikel unter der bereits erwähnten Konkurrenz.
2. Gemüse. Das Gemüsegeschäft hat sich auch im Jahre 1898 noch
verschlechtert. Der ausserordentlich gelinde Winter gestattete die Einfuhr aus
den klimatisch günstiger gelegenen Ländern ohne jede Unterbrechung; infolge-
dessen wurden unsere überwinterten Gemüse nur schwer geräumt. Wenn
auch die eigentliche Gemüsetreiberei infolge der zollfreien Einfuhr aus dem
Süden in Berlin und Umgegend fast aufgehört hat, so suchen grössere Ge-
müsetreibereien bisher doch immer noch ihre vielen Mistbeetfenster u. s. w.
durch Anzucht von Treibsalat und frühem Blumenkohl in Kästen auszunützen.
Infolge des nasskalten, trüben und immer regnerischen Frühlings des Jahres
1898 wurde der Erfolg dieser Kultur so beeinträchtigt, dass die darauf ver-
wendeten Mühen, Arbeit und baaren Auslagen nicht gelohnt wurden.
Aber auch Salat aus dem freien Grund hatte schlechte Preise und konnte
bei Weitem nicht geräumt werden, während Kohlrabi im ganzen Geschäfsjahre
flott abgesetzt wurde, wenn auch die Preise, namentlich für die Erstlinge,
zurückgegangen sind. Die Frühkohle fanden wie bisher guten Absatz. Mit
Eintritt der Reisesaison und bei der abnormen Hitze im August war das Ge-
schäft schlecht, bei Eintritt kühlerer Witterung besserte es sich aber wieder;
Sellerie konnte indess nur unter gedrückten Preisen, dagegen Karotten gut
verwertet werden.
Die Gemüsezucht leidet unter der zollfreien Einfuhr in einer Weise,
dass jede Rentabilität auf die Dauer ausgeschlossen bleibt. Wird ihr kein Zoll-
schutz gewährt, so muss sie wie die Gemüsetreiberei für den hiesigen Gärtner
aufhören.
3. Baumschulartikel. In diesem Zweige der produzierenden Gärtnerei
sind wesentliche Abweichungen gegen das Vorjahr nicht zu verzeichnen.
Die Nachfrage nach hochstämmigen Obstbäumen, besonders Äpfeln, blieb
rege; es konnten nicht alle Anforderungen befriedigt werden; besonders da
diese sich immer mehr und mehr auf einzelne Sorten zuspitzen, unter Ver-
nachlässigung und Abweisung ähnlicher und gleichwertiger, so dass die ge-
wünschten in der Qualität schwächer als sonst abgenommen wurden. Die
Preise hierfür zogen trotzdem an. Formobst ging in kräftigerer Ware gut ab,
Die Hybridisation-Konferenz in London. 437
wenn auch die einzelnen Posten nicht immer umfangreich waren. — Beeren-
obst zeigte keine Veränderungen, und wurden namentlich in Johannisbeeren
(Hochstämmen) die Vorräte fast geräumt. Die Preise konnten sich aber
nicht heben.
Alleebäume in besonderen Stärken blieben gefragt und gut bezahlt;
schwache Waare (für Landstrassen) wurde von ausserhalb wieder sehr billig
angeboten und dieses Angebot drückte die Preise.
Ziergehölze, sowohl laubabwerfende als Nadelhölzer, blieben vernach-
lässigt; wenigstens übersteigt das Angebot die Nachfrage derartig, dass eine
lohnende Preisbildung ganz ausgeschlossen ist. Die Angebote einzelner Landes-
teile, z. B. Holsteins, sind in diesen Artikeln so massenhaft und gewähren so
viele Vorteile an Kredit, Fracht u. s. w., dass von einer Erzielung der Pro-
duktionskosten keine Rede mehr ist. Wie schon im vorigen Jahre angedeutet
ist, äussert sich hier die enorme Preissteigerung der Grundstücke in der
Umgebung Berlins sowie die darauf lastende Wertsteuer dadurch, dass nur
kleine Parzellen zur Bebauung kommen, von denen für einen Garten nur wenig
übrig bleibt. Die Anlagen, in denen grössere Mengen von Gehölzen verwendet
werden können, sind sehr gering. Die Rosenpreise konten sich infolge der un-
geheuren Massenanzucht ebenfalls nicht erholen. Treibware ging sämtlich
ab, doch meistens mit ganz geringem Gewinn, häufig nur mit Deckung der
Produktionskosten.
Treibgehölze gingen in der von den Treibgärtnern bevorzugten hiesigen
Ware sämtlich an diese über und wurden geräumt. Obstwildlinge in bester
Qualität blieben gefragt; dagegen ist mit Forstpflanzen infolge der auswärtigen,
fast fabrikmässigen Anzucht kein Erfolg zu erzielen, wenn auch pflanzbare
Ware grösstenteils geräumt wurde.
Eine Hebung des Exportes nach ausserdeutschen Ländern ist infolge der
Zollschwierigkeiten vorläufig unmöglich, besonders wenn noch rigorose Ver-
packungsbestimmungen hinzukommen, wie solche z. B. Rumänien und Bulgarien,
der Reblaus wegen, vorschreiben. Der Export von starker Ware ist immer
mehr beschränkt und kommen nur junge Massenartikel in Betracht.
(Schluss folgt.)
Die Hybridisation-Konferenz in London
^^ am II. und 12. Juli.
3§?))ie Royal Horticultural Society zu London hat sich ein grosses Verdienst
^4s^ erworben, dass sie diese Konferenz zusammenrief. Der Zweck war, die
Leistungen auf dem Gebiete der Hybridenzucht einmal in einer Ausstellung
zusammenzutragen und zugleich die Kenntnisse über die Hybridenzucht
durch eine Reihe von Vorträgen zu verbreiten. Die Ausstellung fand am
11. Juli d. J. in dem Garten der Gesellschaft zu Ghiswick bei London statt, die
Konferenz am n. ebendaselbst, am 12. aber in der Stadt. Dr. Masters er-
öffnete die erste Sitzung, die unter einem Zelt, das im Garten aufgestellt war,
abgehalten wurde, was wegen der gerade herrschenden Hitze sehr an-
genehm war.
438 Die Hybridisation-Konferenz in London.
Dr. Masters eröffnete die Sitzung mit folgender Rede (die uns im
Korrektur-Abzug übersandt und jetzt in der Nummer vom 15. Juli des Gardeners
Chronicle abgedruckt ist):
Unsere erste Pflicht, und zwar eine sehr angenehme,, ist es, unsere aus-
ländischen Gäste, unsere Freunde von jenseits des Meeres, wie ich sie nennen
will, zu begrüssen und den Dank für ihr Erscheinen auszuprechen und zu
hoffen, dass ihr Verweilen unter uns ihnen angenehm und nutzbringend
sein möge. Zugleich bedauern wir, dass einige derselben, wie Herr Dr. Focke,
der Vater der Hybridenzucht, unserer Versammlung nicht beiwohnen können,
wie wir es gehofft hatten. Auch können wir auf dieser Versammlung nicht
umhin, den Verlust des grossen Hybridenzüchters, Charles Xaudin. zu be-
klagen, obgleich er ein hohes Alter erreicht hat.
Unsere nächste Pflicht ist es, dem Vorstand der Royal Horticultural
Society zu danken, dass er uns Gelegenheit gegeben, wieder einmal in diesen
vielgerühmten Gärten unsere Gedanken austauschen zu können, was äusserst
wichtig für den modernen fortschreitenden experimentalen Gartenbau ist. Ich
brauche die Ausdrücke »fortschreitend und experimental« mit Absicht, weil
ich glaube, dass die Zukunft des Gartenbaues auf gut geleiteten Versuchen
beruhen wird.
Was die Einzelheiten der praktischen Kultur betrifft, so gehen wir nicht
in den Fusstapfen unserer Väter. Wir haben unendlich grössere Hilfsquellen
und wir haben sie gebraucht, und wenn jene dieselben gehabt hätten, würden
sie wohl dasselbe geleistet haben wie wir. Wir sind im Stande, auf unsere
Kunst nicht nur die Hilfsquellen der Civilisation anzuwenden, und zwar in einer
Weise, wie es unsern Vorfahren unmöglich gewesen wäre, sondern wir können
auch Nutzen ziehen aus den Lehren der Wissenschaft und können sie anwenden
zum Nutzen der Gartenkunst. Augenblicklich sind wir reine Kinder darin.
Wir können nur dunkel ahnen, welche ungeheure Schritte die Gartenkunst
gehen würde, wenn sie mehr geführt und geleitet würde auf wissenschaftlichen
Grundlagen. Ein Gegenstand dieser Konferenz wird es sein, zu zeigen, dass
kulturelles Können allein einen sicheren Fortschritt nicht garantirt und sie soll
auch den Fortschritt beschleunigen, indem wir das Thema der Kreuzung und
Barstardzucht vom wissentlichen Standpunkt aus erörtern. Um die Wichtig-
keit der Kreuzung und Bastardzucht richtig würdigen zu können, brauchen
wir nur einen Blick auf unsere Ausstellungen zu werfen, oder in den Katalogen
unserer Blumenzüchter zu blättern. Die natürliche Auswahl hat viel gethan
und thut noch viel für die Vervollkommnung unserer Pflanzen. Aber die
Kreuzung ist es, welche uns das Material für die Auswahl erst gegeben hat.
Vor einigen Jahren noch verstanden wir unter der Rubrik »neue Pflanzen« aus
anderen Ländern neu eingeführte Pflanzen. Die Orchideen ausgenommen,
ist die Zahl der neuen Pflanzen jetzt sehr gering. Die neuen Pflanzen
von heute, wie Rosen, Chrysanthemum und Fuchsien und viele andere
sind die Erzeugnisse gärtnerischer. Kunst. Vom Pfirsich bis zur Kartoffel,
von der Erbse zur Pflaume, von der Erdbeere bis zum Kohl sehen wir durch
die Arbeit des Züchters die Qualität und Quantität verbessert. Wir sehen sie
den verschiedenen Klimaten und Bedingungen angepasst. Wir sehen ihre
Reifung im Frühjahr beschleunigt und im Herbst verspätet. Hierin haben wir
unsere Vorfahren übertroffen.
Die Hybridisation-Konferenz in London. 49Q
Aber wir wollen nicht vergessen, dass sie uns den Weg dazu gezeigt
haben. Ich will mich nicht eingehend verbreiten über den Anteil, welcher
Camerarius, Millington, Grew, Morland und anderen am Ende des
17. Jahrhunderts an dem Aufbau der Lehre der Sexualität der Pflanzen ge-
bührt, aber ich will hervorheben, dass diese Lehre auf das Experiment und
nicht auf Spekulation oder auf Beobachtung beruhte und ich will zeigen, dass
unsere englischen Gärtner und Experimentatoren ganz fest von der Wichtigkeit
ihrer Entdeckung überzeugt waren und unserem Herbert und Darwin Vor-
läufer waren in den Folgerungen, die sie hieraus zogen. Zum Beweise erlaube
ich mir ein Werk von Richard Bradley: »New Improvements of Planting
and Gardening, both Philosophical and Practical« veröffentlicht im Jahre 1717,
Capitel II zu zitieren. Indem er auf die Entdeckung der Methode der Be-
fruchtung der Pflanzen anspielt, sagt er:
»Durch diese Kraft sind wir im Stande, die Eigentümlichkeit und den
Geschmack irgend einer Frucht zu ändern, indem wir die eine Pflanze mit
dem Blütenstaub einer andern derselben Klasse befruchten, so z. B. einen
Codlin (Küchenapfel) mit einer Parmaine, welche den ersteren so ändern
wird, dass er einmal länger ausdauert und einen schöneren Geschmack
erhält, oder wenn die Winterfrüchte befruchtet werden durch den Staub von
sommerlichen Arten, so würden sie vor ihrer gewöhnlichen Zeit reifen; und
von der zufälligen Befruchtung des Blütenstaubes der einen Pflanze auf eine
andere würde es abhängen, dass in einem Obstgarten, wo verschiedene Varie-
täten von Äpfeln stehen, sogar die Äpfel, welche von demselben Baum ge-
sammelt sind, in Geschmack und Reifezeit verschieden sein werden; und weiter
die Samen dieser Äpfel, welche auf diese Weise von ihren natürlichen Eigen-
schaften verschieden sind, werden verschiedenartige Früchte hervorbringen,
nachdem sie ausgesät sind.«
»Also von der zufälligen Bestäubung würden demnach die zahllosen
Varietäten von Früchten und Blumen, die täglich aus Samen gezogen werden,
herrühren.«
»Weiter könnte eine wunderliche Person jetzt so wunderbare Arten von
Pflanzen erzeugen, wie sie vorher nicht gesehen wurden, indem sie zwei
Pflanzen zu ihrem Vorhaben auswählt, welche in ihren Organen sich ähneln,
aber hauptsächlich in ihren Blüten und Samen abweichen; z. B. Carnation
(Xelke) und Sweet William sind in gewisser Hinsicht sich ähnlich, der
Blütenstaub der einen befruchtet die andere, und der so gewonnene Samen
wird eine von beiden verschiedene Pflanze hervorbringen; so kann man zur
Zeit im Garten von Thomas Fairchild in Hoxton eine Pflanze bewundern,
die weder Sweet William noch Nelke ist, aber beiden sehr ähnlich ist, welche
gezogen war aus dem Samen einer Carnation, die mit dem Blütenstaub eines
Sweet William befruchtet war.«
Hier haben wir den ersten künstlich erzeugten Bastard vor uns, und es
ist bemerkenswert, dass dieser erzeugt war, nachdem Kölreuter vor 40 Jahren
seine sorgfältigen Versuche begonnen hatte. Fairchild war der Freund und
Mitarbeiter von Philipp Miller und Genosse einer kleinen Anzahl von Denkern
und Forschern, welche sich vereinten zur »Society of gardeners«. »Er wird in dem
zitierten Werke von Bradley,« so sagt Johnson in seiner Geschichte der
englischen Gartenkunst, »als ein Mann von allgemeinem Wissen, der Wissenschaft-
440_
Die Hybridisation-Konferenz in London.
liehe Forschung liebt, dargestellt, auch werden von ihm viele seiner Experimente
geschildert, welche das Geschlecht der Pflanzen demonstrieren sollen. Er war
ein Handelsgärtner zu Hoxton, der eine der grössten Blumenzüchtereien besass.
Er war einer der grössten englischen Weinzüchter und besass einen Weinberg
in Hoxton um 1722. Er starb 1729 und hinterliess einen Fonds für die Ab-
haltung eines jährlichen Gottesdienstes in der St. Leonhard-Kirche zu Shore-
ditch am dritten Pfingstfeiertage über das Thema: »die wundervollen Werke
Gottes in der Natur« oder »die Wiederauferstehung' vom Tode«, welche Themata
erläutert werden sollten durch Beispiele aus dem Leben der Tiere und
Pflanzen der Schöpfung.«
Fairchild war so nicht nur der Züchter der ersten Garten-Hybride,
sondern auch der Urheber der Blumengottesdienste (Flowers Services), welche
jetzt in unseren Kirchen so beliebt sind.
Von jener Zeit bis aut Linne im Jahre 1759 wurde von planmässig ge-
zogenen Hybriden nichts bekannt. Dieser grosse schwedische Forscher suchte,
nachdem er in seinem Garten, ein Tragopogon, wahrscheinlich ein Bastard
von T. pratensis und T. porrifolius. beobachtet hatte, sich zu vergewissern,
ob diese Wahrscheinlichkeit richtig war. Er brachte Pollen von T. porri-
folius auf die Narben von T. pratensis und erhielt Samen, aus denen er
dann den Bastard zog.
Um dieselbe Zeit begann Kölreuter ums Jahr 1760, seine sorgfältigen
Versuche, aber sie basierten nicht auf praktischer Grundlage und gerieten
infolgedessen in unverdiente Vergessenheit.
Einige Jahre später nahm der Präsident unserer Gesellschaft, Thomas
Andreas K night und vor allen Dean Herbert die Arbeit wieder auf. Mit
welch grossartigen Resultaten, ist Ihnen allen bekannt!
Es ist indessen wunderbar, die Einwände und Vorurteile kennen zu
lernen, die sich von zwei Seiten erhoben. Viele Leute von Ruf wandten
gegen die Produktion von Bastarden ein, dass es ein gottloser Eingriff in die
Gesetze der Natur sei. Diese Vorurteile dehnten sich derartig aus, dass eine
alte Blumenzüchterei in Tooting, die ihrer Zeit wegen ihrer Kulturen, unter
anderen von Eriken, berühmt war, in der Absicht, die Empfindlichkeit des
Publikums zu umgehen, als neue Spezies vom Kap der guten Hoffnung Formen
ausstellte, welche sie durch Kreuzung in ihren eigenen Gärten gezüchtet hatte.
Die beste Antwort wurde diesen Vorurteilen durch Dean Herbert zu
teil, welcher frei von Aberglauben war. Er hatte, ebenso wie Linne vor
ihm, die Existenz natürlicher Bastarde beobachtet und prüfte experimentell die
Richtigkeit seiner Beobachtung. Es gelang ihm ebenso, wie es Engleheart
nach ihm gelungen, viele Narcissen- Bastarde durch künstliche Kreuzung zu
züchten, welche er wild in den Pyrenäen beobachtet hatte. Wenn solche
Formen in der Natur existieren, so kann nichts Ungehöriges darin liegen,
dieselben durch die Kunst des Gärtners zu erzeugen.
In neuester Zeit beschrieb Reichenbach auf Grund von Beobachtungen
zahlreiche natürliche Orchideen - Bastarde. Veitch und andere haben seine
Beobachtungen bestätigt, indem sie durch künstliche Befruchtung genau dieselben
Formen erzeugten, welche der Botaniker beschrieb. Es erübrigt nun, das
zweite bedeutende, aber irrige Vorurteil zu erörtern, welches sich gegen die
Die Hybridisation-Konferenz in London. aa\
Ausbreitung der Hybridenzucht erhob. Es thut mir weh, sagen zu müssen, dass
dieses von Seiten der Botaniker ausging. Es überrascht indes nicht, wenn die
Botaniker den Schwierigkeiten und Wirrungen entgegengetreten sind, die ihrem
System der Klassifikation der Pflanzen drohten durch die Erzeugung von
Hybriden und Blendlingen, und wenn sie den Hybridenspezies und noch mehr
den Hybridengattungen feindlich entgegentraten. Aber es würde sehr unwissen-
schaftlich sein, die Interessen unseres Systems der Verbreitung der Wahrheit
voranzustellen.
Ich möchte zwei Fälle erwähnen, wo betreffs der wahren Xatur gewisser
Pflanzen noch heute Zweifel bestehen. Clematis Jackmani unserer Gärten,
gezüchtet, wie versichert wird, durch Mr. Ja c km an zu Woking (Gardener's
Chronicle, 1864, p. S25) wurde von Decaisne und La v alle e für eine
wirkliche japanische Art gehalten und nicht für einen Bastard. Es mag so
sein, aber es ist nicht absolut unmöglich, dass die japanische Pflanze und die
kultivierte in derselben Weise entstanden sind. Mr. Culverwell's sogenannter
Bastard zwischen der Erdbeere und der Himbeere soll ebenfalls kein Bastard
sein, sondern Rubus Leesii. Aber wras, so fragen wir, ist Rubus Leesii?
Es scheint eine sterile Form zu sein, die näher der Himbeere als der Erdbeere
verwandt ist. Ist es nicht möglich, dass Mr. Culverwell diese Form künstlich
fabriziert hat?
Die Zeit, wo die Spezies für sacrosanct angesehen und die Systeme für
natürlich gehalten wurden, sind vorbei, und Darwin hat uns, genau wie Herbert
es in einer andern Weise that, gelehrt, die Bastardbildung zu bewillkommnen
als ein Mittel, die wahre Verwandtschaft der Pflanzen und die Spezies und
Gattung derselben zu erkennen.
Darwins Forschungen und Experimente über Kreuzungsbefruchtung
erschienen vielen Forschern als eine Offenbarung, und wir erinnern uns mit
einiger Beschämung, wie wir selbst vor Jahren betreffs des bezüglichen Zu-
sammenhanges zwischen kurzgriffligen und langgriffligen Formen der Primeln
urteilten, ohne die weitgehende Wichtigkeit dieser scheinbar unbedeutenden
Formverschiedenheiten, zu verstehen.
Ich würde zu weit gehen, wenn ich mich über die Arbeiten von Gaertner,
Godron, Xaudin, Naegeli, Millardet, Lord Penzance, Engleheart
und andere verbreiten würde.
Ich will nur noch kurz die wundervollen morphologischen Resultate er-
wähnen, die erzielt wurden durch successive Kreuzung und Wiederkreuzung
von Knollen-Begonien. Sie veränderten sich derartig, dass ein französischer
Botaniker sogar ein neues Genus: Lemoinea aufstellte; so sehr hatten sie sich
von den typischen Begonien entfernt.
Aus wissenschaftlichen und besonders aus praktischen Gründen ist das
Studium der Kreuzung höchst wichtig, und wir begrüssen das glückliche
Schicksal, dass unsere Versammlung unser Wissen über das Leben der Pflanzen
zu vermehren Gelegenheit geben wird, im vollen Vertrauen darauf, dass nicht
bloss unsere Kenntnisse zunehmen werden, sondern dass sie uns auch befähigen
werden, dieselbe weiterhin zum Wohle der Menschheit zu verwerten. J. B.
442
Stundenplan. — Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
Stundenplan
für die städtische Fachschule für Gärtner in Berlin im Winterhalbjahr 1899/1900.
Schulgebäude: Hinter der Garnisonkirche 2.
Honorar 3 Mk. Anmeldungen täglich, ausser Mittwoch und Sonnabend, abends
7 — 8 Uhr und Sonntag vormittags 8—9 Uhr bei Herrn Rektor Drehmann daselbst.
Anfang Dienstag, den 10. Oktober d. J., abends 7 Uhr.
Tage:
Sonntag.
Dienstag.
Mittwoch.
Freitag.
Stunden:
Vormittags
v. g — 12 Uhr.
Abends
v. 7— 8 Uhr.
Abends
v. 8 — qUhr.
Abends Abends
v. 7— 8 Uhr. v. 8— 9 Uhr.
Abends
v. 7— 8 Uhr.
Abends
v. 8— 9 Uhr.
I. Ab-
teilung:
Zeichnen.
E. Böttcher,
Garten-
techniker.
Pflanzenkulturen.
F. Bluth,
Gärtnereibesitzer.
Buchführung.
Hertel,
Stadt. Lehrer.
Obst- u. Gemüsebau.
H. Mehl,
Gärtnereibesitzer.
II. Ab-
teilung:
Zeichnen.
M.Hoffmann,
Hofgärtner.
Deutsch.
J. Peuckert,
Stadt. Lehrer.
Rechnen.
J. Peuckert,
Stadt. Lehrer.
Botanik.
Dr. F. Krüger.
Bodenkunde
u.
Düngerlehre.
Dr. Berju.
Deutsch.
J. Peuckert,
Stadt. Lehrer.
Rechnen.
J. Peuckert,
Stadt. Lehrer.
Sommerhalbjahr 1900.
An 12 Sonntagen von 8 — 10 Uhr Unterricht im Feldmessen durch Herrn
Gartentechniker E. Böttcher. Beginn am 6. Mai. Honorar 3 Mark.
Anmeldungen bei Herrn Rektor Drehmann (siehe oben) und vor den Unter-
richtsstunden bei Herrn Gartentechniker E. Böttcher. Berlin N.
Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc,
Gazania montana Sprenger, n. sp.
Von Carl Sprenger in Neapel.
Gazania montana keimte im März
1898 unter einer Portion Samen, welche
uns von Herrn Dittrich in Hermanns-
burg in Natal übersendet wurden, als
einzige Pflanze. Die Papierhülle, welche
eine grosse Zahl verschiedener Samen-
körner enthielt, trug nur die lakonische
Bemerkung „zugesandt". Aber es stellte
sich später heraus, dass dieselben von
Freunden des vorgenannten Sammlers
in den Gebirgen des inneren Natal für
mich gesammelt waren. Die Pflanze
ist dem Boden dicht angeschmiegt,
absolut niederliegend und blüht reich-
lich im andern Frühling nach der
Aussaat. Die zahlreichen Blumen sind
kleiner als die der bekannten G. splen-
dens der Gärten und blassgelb. Sie
*) Herba perennis, caule surfruticoso, brevis-
simo, multicipiti, ramis pendentibus; fol.
subradicalibus, petiolatis. petiolo remote et
rigide ciliato, supra glabris, nitidis, subtus
nervo excepto cano-tomentosis, obtusiusculis,
marginibus revolutis integerrimis, quandoque
subrepando-ciliatis; scapis foliis subaequantibus
adscendentibus, involucrisque glabriusculis;
involucro obovato, lobis biserialibus, inaequa-
libus, ambis vel acuminatis, nigro-marginatis,
tubo brevioribus.
Hab. in Africa australis ad montis natalensis.
Ligulae flavae, basi maculis albis, dorso
fascia obscuriore donatae.
Affinis G. hirtellae, a qua diff'ert foliis in-
tegris nunquam pinnatipartitis ; supra glaber-
rimis non setoso-hirtellis; ligulis intus basi
maculis albis nee fuscis notatis.
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
443
sind nichts destoweniger schön und
krönen die kurzen nach oben stehenden
Stengel. Sie ist die am frühesten ihre
Blüten entwickelnde Gazania; blüht bei
mir bereits Ende Februar des Jahres.
Sie blüht ununterbrochen und ist sehr
wahrscheinlich eine vorzügliche Felsen-
und Einfassungspflanze! Sie ist immer-
grün und sehr wahrscheinlich in
Deutschland im kalten Hause oder
Kasten zu überwintern.
Neue Rhododendron.
Rhododendron dilatatum. Diese Art
gehört in die Sektion Azalea und ist
eine der zuletzt eingeführten Pflanzen
von Japan. Sie blühte in denKew-Gärten
im Frühjahr 189S. Ihren Wert jedoch
hat man erst in diesem Jahre kennen
gelernt, da der Blütenreichtum den
vorhergehendenbei weitem übertraf. Rh.
dilatatum ähnelt sehr dem Rh. (Azalea)
rhombicum japanische Botaniker haben
sogar beide Pflanzen für dasselbe ge-
halten. Es hat dieselben länglichen
Blätter, die zu dreien quirlförmig
angeordnet und nicht immergrün
sind. Die Blüten besitzen auch den
bläulichen Purpur, sind aber grösser
als wie die des Rh. rhombicum. Ihre
Oeffnung misst über 6 cm. Die Blüten-
zeit ist um 3 Wochen früher.
Was gärtnerischen Wert anbetrifft, so
wird diese Art der sehr schönen, doch
noch seltenen Rh. rhombicum wenig
nachstehen. Als bemerkenswert ist
noch hervorzuheben, dass, obgleich die
zwei Arten eine sehr grosse Aehnlich-
keit zu einander haben, sie sich doch
durch einen wichtigen Charakter von
einander unterscheiden, der den alten
Botanikern genügend erschien Azalea
von Rhododendron zu trennen. Dies
ist die Anzahl der Staubgefässe. Bei
Rh. dilatatum besitzt die einzelne
Blüte fünf, bei Rh. rhombicum sind
dagegen stets zehn vorhanden. Rh.
dilatatum hat seine Heimat in der
Provinz Senano in Japan. Für das
Bot. Mag. ist eine Abbildung von
dieser neuen Einführung angefertigt.
Rh. Przewalskii. Die Anzahl von
Arten chinesischer Rhododendron,
welche den Kulturen fremd und nur
nach Herbarexemplaren bekannt sind,
ist sehr gross, fast in jedem Jahre
wird eine oder gar mehrere unsern
Sammlungen beigefügt. Erst ganz
kürzlich ist diese Spezies über
St. Petersburg nach Kew eingeführt.
Es ist eines der immergrünen Rhodo-
dendron und scheint zum ersten Male
von Przewralski in der Provinz
Kansu, China, 1872 gesammelt zu
sein. Dasselbe hat bis jetzt noch nicht
in Kew geblüht, doch kennen wir
seine Blüten als von weisser Farbe
und zwölf bis fünfzehn zu einer
Doldentraube vereinigt.
Die Blüte ist glockenförmig und hat
fünf rundliche, eingeschnittene Läpp-
chen. Der Kelch ist klein und glatt.
Die Blätter sind lederartig von 9 — 12 cm
Länge. Diese Art erreicht eine ziem-
liche Grösse. Ueber gärtnerischen
Wert ist anderes noch nicht zu sagen,
als dass sie vollkommen winterhart
erscheint.
Rh. rubiginosum. Ein Xame, der
stets eng verknüpft bleiben wird mit
der Entdeckung und Einführung
chinesischer Rhododendron, ist der
des Abbe Delavay. Auch in diesem
Falle gebührt ihm das Verdienst, die
Pflanze zuerst entdeckt zu haben. Er
fand sie vor etwa fünfzehn Jahren am
Tsang-chan-Berge in der Provinz
Junnan, in einer Meereshöhe von
8200 Fuss. Sie blühte zum ersten
Male in England, in den Kew-Gärten
im verflossenen Jahre, worauf auch
bald eine Abbildung im Bot. Mag.
(t, 7621) erschien. Nach den gemachten
Erfahrungen zu urteilen, verspricht
sie in der That ein wertvoller Zuwachs
zu werden. Die Pflanze ist von ge-
drungenem Wuchs und mehrere Fuss
hoch. Die Blätter sind oberseits
dunkel und glänzend, unterseits dicht
mit rostfarbigen Schuppen besetzt.
Die Blüten erscheinen in kleinen,
gipfelständigen Büscheln zu vier bis
acht vereinigt. Die trichterförmige
Korolla misst 5 cm im Duchmesser,
ist rosa-fliederfarbig und kastanien-
braun gefleckt. Während Mitte und
Ende April war der Blütenreichtum
der beste. Die Pflanzen waren über
und über von Blüten bedeckt und
vom Frost nicht im geringsten be-
schädigt. In Bau und auch in an deren
Eigenschaften erinnert diese Art an
das nordamerikanische Rh. punetatum,
blüht aber einige Wochen früher. In
diesem Jahre übertraf sie alle zu
gleicher Zeit im Freien blühenden
Rhododendron.
444
Kleinere Mitteilungen.
Rh. Junnanense. Von all den neuen
Rhododendron Chinas, die bis jetzt hier
zur Blüte gelangt sind, ist vielleicht Rh.
racemosum das beliebteste. Ihm
zuächst aber, glauben wir, steht Rh.
Junnanense als der anziehendste.
Die Pflanze ist von M. Franchet be-
nannt und von Delavay entdeckt.
Sie bildet einen Strauch mit schlanken
Zweigen. Die 5 bis 8 cm langen
Blätter sind lanzettförmig, oberseits
mit kurzen, straffen Haaren besetzt,
die Unterseite, welche mehr bläulich
schimmert, zeigt drüsenartige Flecke.
Die Blüten stehen 4 bis 6 in gipfel-
ständigen Büscheln, sind 5 cm breit
und sehr zart fliederfarbig mit zwei
Stellen blutroter Punkte. Dieser
Rhododendron scheint ebenfalls voll-
kommen winterhart zu sein und be-
sitzt einen ganz eigenartigen Reiz,
dass er sich zweifellos Beliebtheit
erringen wird. Seine Schönheit tritt
am besten im Ende Mai hervor. (Gard.
Chron.)
Nymphaea Mariae Lagrangei.
Unter obigem Xamen stellte der
Blumenzüchter Herr Lagrange zu
Ouillins (Rhone) im vorigen Jahre in
der Gartenbauaustellung zu Lyon eine
prächtige Nymphaea aus, die er
aus Samen gezogen hatte'. Herr
Lagrange führte eine sehr schöne
und sehr vollständige Kollektion von
Seerosen vor, ungefähr 33 Arten und
Varietäten, aber obige Neuheit brillierte
vor allen anderen Pflanzen durch die
lebhafte Farbe und die grossen ent-
falteten Blüten. Eine prächtige farbige
Abbildung und genaue Beschreibung
derselben findet sich in der Revue
horticole 1899 p. 136. Sie ist durch
Kreuzung der Nymphaea Lotus und
der N. dentata entstanden und er-
innert sehr an die N. Sturtevanti,
ist jedoch viel schöner als diese.
Seit einer Reihe von Jahren kulti-
viert der amerikanische Züchter
Sturtevant halbharte Nymphaeen. Er
nennt sie Night- blooming Water-
Lilies und empfiehlt besonders Nym-
phaea devoniensis, N. Sturte-
vanti, N. rubra und N. dentata zur
Kultur. Diese Pflanzen öffnen ihre
Blüten nachts, bis 10 Uhr morgens.
Jede Blume öffnet sich drei Nächte
hintereinander. Diesen gegenüber
stehen andere Arten, die ihre Blüten
den ganzen Tag geöffnet lassen und
beim Züchter daher mehr Wohlgefallen
erwecken. N. gigantea, aus Australien
1852, mit zahlreichen Blüten, öffnet am
morgen die Blüten und schliesst sie
erst am Abend, sie sind von schöner
blauer Farbe; N. stellata, aus dem
tropischen Asien und Afrika, die Blüten
sind wie bei der vorgenannten geöffnet
und blass-blau; N. coerulea, am Kap
einheimisch, wohl synonym mit N.
capensis Thunb., hat auch blassblaue
Färbung. Ihre Blüten öffnen sich am
morgen, schliessen sich aber schon
mittags.
Ueber die Art der Kultur des Herrn
Lagrange und des berühmten Züchters
Latour-Marliac vergleiche Revue
hortic. 1899 p. 137. J. B.
Kleinere Mitteilungen.
Hybride Zwerg-Gladiolen.
Betreffs des Ursprungs der Zwerg-
gladiolen ist zunächst zu bemerken,
dass wir es mit Gartenpflanzen zu thun
haben, an denen es unmöglich erscheint,
irgend welche botanischen Typen zu
konstatieren. Sie sind hervorgegangen,
nach der jetzt herrschenden Ansicht,
aus einer Reihe Spezies und Hybriden
der Gattung, und zwar hauptsächlich
aus folgenden: Gladiolus blandus
Soland., vom Kap der guten Hoffnung
1774, rot blühend mit einem purpur-
violetten Längsband auf den inneren
Perigonblättern. Er blüht im Juni.
G. cardinalis Curt. vom Kap der
guten Hoffnung, 1789, mit schönen,
lebhaft roten Blüten, mit einem weissen
Fleck auf den drei inneren Blumen-
blättern. Blütezeit Juli— August. G.
Colvillei Sweet., eine Hybride
zwischen G. cardinalis und G. tristis,
mit rotvioletten Blüten und gelbem
Fleck auf den drei inneren Segmenten.
Blütezeit Juni — Juli. G. floribundus
Jacq., vom Kap der guten Hoffnung
Kleinere Mitteilungen.
j4.45
1788, mit zahlreichen, sehr grossen
roten und weissen Blüten, blüht im
Juni und Juli, ist dem G. blandus sehr
nahe stehend. G. ramosus Paxt., vom
Kap der guten Hoffnung, mit grossen
roten Blüten und einem roten, dunklen
Fleck am Grunde der Perigonblätter.
G. tristis L., vom Kap der guten
Hoffnung 1745, mit nur wenigen Blüten
von gelbbräunlicher Farbe und roten
Linien und Punkten, die in der Nacht
einen Geruch aushauchen. Ferner soll
hierher noch der G. trimaculatus
Lam. zu zählen sein.
Fast aus jeder der genannten Pflan-
zen ist eine Serie von Hybridenformen
hervorgegangen. Hauptsächlich den
Holländern und Engländern verdanken
wir diese hübschen Pflanzen und die
Verzeichnisse der Spezialzüchter nennen
ca. 50 Varietäten von Zwerg-Gladiolen
mit früher Blütezeit. Diese sind meist
aus G. cardinalis entstanden, während
G. ramosus höher ist. Sie weichen von
einander durch die Grösse der Blüten,
deren Färbung und die Anordnung der
Flecken an den Segmenten ab. So
z. B. stammt von G. cardinalis die
prächtige Form Königin Wilhelmina
ab, die von der Firma Krelage in
Haarlem gezüchtet ist.*) Im vorigen
Jahre auf der Gartenbauausstellung der
Tuilerien wurden zum ersten male von
Thiebaut-Paris solche Zwerg-Gla-
diolen ausgestellt. Sieben der von ihm
ausgestellten Varietäten bringt die
Revue hortic. 1899 p. 112 in schönen
kolorierten Abbildungen. Sie zeigen
die graziösen Blüten und die Frische
des Kolorites ganz vorzüglich.
Die Arten werden im Durchschnitt
50 bis 60 cm hoch. Die ausgestellten
Formen waren benannt wie folgt:
Alexis, mit grossen rosa Blüten mit
mittelgrossen gelben, blassen Flecken;
Blushing Bride, mit weissen Blüten,
eine sehr hübsche Varietät; Mac-Intosh,
lebhaft zinnoberrot mit drei weissen
Flecken; Duchess of Albany, rosa-
rot mit weissen Flecken; El vir e, mit
grossen rosa Blüten und weissen Flecken;
General Grant, ebenfalls rosablühend
mit weissen Flecken; General Scott,
weissblühend mit drei grossen gelben
Flecken; Henry Irving, mit weiss-
violett-rosa Blüten; La Virginite,
weissblühend; L'Eclair, rotblühend;
*) Abgeb. Gartfl. 1897 S. 169 t. i437.
Mathilde, rosä-violette Blüten; Ma-
dame Cousin, weiss und blass-violett
blühend.
In Paris blühten alle Gladiolen im
Juni und Juli, jedoch kann man sie
schon im Mai zur Blüte bringen. Man
hat daher zwei Kulturformen zu unter-
scheiden: 1. die normale Kultur, 2. die
forcierte Kultur. Beide linden sich
eingehend in der Revue hortic. 1899
p. 114 beschrieben. J. B.
Abgebrochener LiquidambarstyracifluainWörlitz.
Im dendrologischen Interesse habe
ich Ihnen mitzuteilen, dass bei dem
orkanartigen Sturm am Sonntag den
23. Juli, nachmittags gegen 5 Uhr, der
vielen Besuchern des Wörlitzer Gartens
bekannte Liquidambar styraeiflua,
welcher in Neumarks Gartenteil an-
gepflanzt war, mitten abgebrochen ist.
Der Stamm, beiläufig gesagt, jetzt
in Meterhöhe 250 cm Umfang, kann,
obgleich er noch ein paar geringe
Zweige hat, kaum stehen bleiben, denn
er zeigt an der Bruchstelle, dass er
innen vollständig faul und nur die
äussere Rinden- und Splintschicht noch
erhalten ist.
Ed. Richter, Ilerzogl. Hofsrärtner.
Verpflanzung von Edelweiss an die Rhön.
Ein Fuldaer Gärtner hat im vorigen
Jahre den Versuch gemacht, das Edel-
weiss an die Rhön zu verpflanzen. Zu
diesem Zwecke wurden 500 Edelweiss-
pflanzen auf der Milseburg und den
benachbarten Bergen an geeigneten
Stellen angepflanzt. Dieser Tage wurde
nun verschiedentlichEdelweiss in voller
Blüte vorgefunden, sodass der Versuch
gelungen zu sein scheint.
Der Tulpenbaum, Liriodendron tulipifera L,
und die beste Zeit zu seinem Verpflanzen.
Von R. Müller-Praust.
Der Tulpenbaum gehört von jeher,
und das mit vollkommenem Rechte,
zu den beliebten Bäumen. Die Gärten
und Parke, in denen alte schöne
Tulpenbäume stehen, erfreuen sich
einer gewissen Berühmtheit und bilden
während der Blütezeit einen An-
ziehungspunkt für Blumen- und
Pflanzenfreunde.
Leider sind die Tulpenbäume nicht so
sehr willig im Wachsen, besonders als
grössere Exemplare. Der schöne
446
Aus den Vereinen.
Tulpenbaum, welchen ich vor mehr
als 25 Jahren im Schlossgarten zu
Steglitz kennen lernte, ist meines
Wissens seiner Zeit von Friedrich
Wilhelm IV., als junger Prinz, gepflanzt
worden und zwar als kaum meterhohe
im botanischen Garten zu Berlin er-
zogene Topfpflanze. Am sichersten
wächst ja ein 5 — öjähriger, wenigstens
zweimal verpflanzter junger Baum;
aber auch ältere und grössere Stämme
können noch mit Erfolg gepflanzt
werden. Es kommt nur darauf an,
den richtigen Zeitpunkt dafür zu
wählen. Die beste Zeit zum Ver-
pflanzen grösserer Tulpenbäume ist im
Frühjahr bei oder kurz vor Beginn
des Austreibens. Vor mehr als
30 Jahren wollte die Stadt Basel eine
neue Strasse mit schon möglichst
grossen Tulpenbäumen bepflanzt haben.
Diese wurden auch beschafft, den
Lieferanten wurde aber die Bedingung
gestellt, die Bäume nicht früher aus-
graben zu lassen, als bis sie eben zu
treiben beginnen wollten. Soviel ich
weiss, ist die Pflanzung gelungen. Da
der damalige mir befreundete Stadt-
gärtner bald starb, hatte ich keine
Gelegenheit zur Einziehung von Er-
kundigungen,
Im vorigen Herbste hatten wir für
eine grössere öffentliche Anlage, welche
kontraktlich fertiggestellt werden
musste, auch einen starken Tulpen-
baum mit geliefert. Wie wir gleich
fürchteten, ist derselbe nichtgewachsen.
Der Ersatz für denselben wurde erst
Mitte Mai verlangt als die Bäume schon
Blätter hatten. Der Baum wurde gut
ausgegraben, nach Wegschneiden der
Blätter zur Pflanzstelle abgeliefert und,
selbstredend ohne Zurückschneiden
der Zweige, dort gepflanzt. Jetzt Ende
Juni ist der Baum als sicher wachsend
anzusehen.
Eine Versuchsstation des Verbandes deutscher
Müller
ist mit Unterstützung des Staates und
des Reiches an der Berliner königl. land-
wirtschaftlichen Hochschule errichtet
worden; die Station untersteht der
Leitung des Geh. Reg.-Rats Prof. Dr.
Wittmack und wird durch ein Kura-
torium von sieben Personen überwacht.
Zum Vorsitzenden dieses Kuratoriums
ist Geh. Reg. -Rat Dr. Traugott
Müller, zum stellvertretenden Vor-
sitzenden Direktor J. van den Wyngaert
gewählt worden. Als nächste Auf-
gaben der Station sind in Aussicht
genommen: Untersuchungen vonMehlen
und Kleien für Behörden, insbesondere
für Zollbehörden, Landwirtschafts-
kammern, Müllereiverbände, Handels-
korporationen und Private, für diese
auch Untersuchungen von Oelkuchen
und anderen Futterstoffen. Raterteilung
an Müller und Bäcker bei Störungen
im Betriebe, Prüfung von Geräten.
Untersuchung über die Wirkung der
Lagerung des Mehles, seine Selbst-
erwärmung, Einfluss der Lagerung
auf die Backfähigkeit. Ursachen der
verschiedenartigen Backfähigkeit der
verschiedenen Weizensorten. Ueber
das Auftreten von Diastase in Mehlen,
die Aufstellung von Mehltypen und
anderes mehr.
Aus den Vereinen.
Allgemeiner Deutscher Gärtnerverein.
Abteilung für Stellennachweis.
(Berlin, Weissenburgerstr. 66.) Der
Monat Juni brachte für Berlin und
Umgegend nur ein massiges Angebot
von offenen Stellen: 78 der gewerb-
lichen Gärtnerei und 10 des Privat-
gartenbaus. Diesem standen 112 Stellen-
bewerber gegenüber. Dieses Resultat
würde für die Gehilfenschaft sich noch
etwas ungünstiger gestaltet haben,
wenn nicht durch entsprechende Hin-
weise dem Zuzug von ausserhalb einiger
Abbruch gethan worden wäre. Be-
zügliche Hinweise in dem Verbands-
organ ,, Allgemeine Deutsche Gärtner-
zeitung" vermögen einen immer mehr
regulierenden Einfluss für den Arbeits-
markt auszuüben; denn eine allgemeine
Orientierung über die jeweilige Lage
lässt sich dadurch gut bewerkstelligen,
da der Verein bereits über 88 Zweig-
vereine mit ca. 3000 Mitgliedern und
1000 Einzelmitgliedern, im ganzen
Ausstellungen und Kongresse. — Personal-Nachrichten.
447
Reiche zerstreut, verfügt, ausserdem
die Zeitung noch an 280 Zahlstellen
der Krankenkasse für deutsche Gärtner
verschickt wird. Es steht zu erhoffen,
dass infolge eifriger Organisations-
thätigkeit und Weiterausbau des Stellen-
nachweises, der schliesslich ein dicht-
maschiges Netz über das ganze Reich
bilden muss, es sich wird verhindern
lassen, dass an einzelnen Orten, be-
sonders den Grossstädten, sich über-
flüssige Arbeitskräfte ansammeln,
während an anderen Orten diese
vielleicht fehlen, — Was die in diesem
Monat gemeldeten offenen Stellen an-
betrifft, so muss hervorgehoben werden,
dass etwa die Hälfte resp. mehr solche
waren, die zur Stammkundschaft des
Nachweises gehören d. h. im Jahre
oftmalig als offen gemeldet werden.
Die Stellesuchenden waren in nur ver-
schwindendem Masse vorher im Land-
schaftsfach thätig gewesen, was be-
sondere Beachtung verdient, da wir
vorausgesetzt hatten, dass gerade diese
Branche schon im Juni die meisten
Stellesuchenden liefern würde. Am
schwersten nachzuweisen waren per-
fekte Yeredler, die als Saisonarbeiter
bezw. Gehilfen verlangt wurden. Die
Veredlungsarbeiten sollten meist im
Akkord vergeben werden.
Preisausschreiben.
Der vom Stettiner Gartenbauverein
auf Veranlassung des Dr. Dohrn aus-
gesetzte Preis von 500 M. über die
Verbreitung von Pflanzenschädlingen
wurde dem Herrn Leopold Krüger-
Stettin zuerkannt. Von den drei Preis-
richtern hatte sich Geh. Rat Frank
gegen die Zuerkennung des Preises,
die Professoren Kar seh und Sorauer
für dieselbe ausgesprochen.
Ausstellungen und Kongresse.
Krefeld. Grosse Allgemeine
Ausstellung für die Rheinprovinz.
16. — 25. September. Anmeldungen an
Albert Samson, Krefeld, Leyenthal-
strasse 101.
Berlin. Grosse Winterblumen- Aus-
stellung im Februar 1900. Der Herr
Minister für Landwirtschaft etc. hat für
diese Ausstellung 12 grosse und 24 kleine
silberne und 24 bronzene Medaillen
bewilligt.
Dresden. Grosse deutsche Garten-
bau-Ausstellung Frühjahr 1900. Die
Pflanzen-Gruppen sollen eine freiere
Aufstellung erhalten und dadurch ein
möglichst landschaftlicherCharakter des
Ganzen angestrebt werden. Programme
beim Ausschussamt der Ausstellung.
Personal-Nachrichten.
Hofgärtner E. Kellner-Gotha tritt
am 1. Oktober in den Ruhestand. Auf
seine Stellung wurde zu genanntem
Zeitpunkt
Hofgärtner M. Lichtenecker, jetzt
in Reinhardtsbrunn, berufen. Nach
Reinhardtsbrunn kommt
Xusspickel, derzeit Schlossgärtner
auf Schloss Greinburg in Ober-
Oesterreich.
F. G. Fröhle, Handelsgärtner in
Hamburg, starb am 13. Juli im Alter
von 70 Jahren. Fröhle war einer der
Gärtner des alten Hamburg, dessen
Leistungen, besonders jene in der
Camellien-Kultur, wesentlich mit zu
dem guten Rufe der Handelsgärtnerei
Hamburgs beitrugen.
O. Bruders wurde als Obstbau-
lehrer an der Obst- und Weinbau-
Schule zu Marburg a. d. Drau angestellt.
G. F. Mücke, Gärtner der Anlagen
der königl. Ritterakademie zu Liegnitz,
ist am 27. Juni 80 Jahre alt gestorben.
44*
AusHin
Tagesordnung.
August Pohl, gräflich Saurma-
scher Schlossgärtner in Laskowitz,
Kreis Ohlau, starb am 13. Juli nach
nur zweitägiger Krankheit im hohen
Alter von 86 Jahren. Der Verstorbene
hat durch 60 Jahre, von 1834—1894,
ununterbrochen der gräflichen Familie
in 3 Generationen treu gedient, bis er
in den wohlverdienten Ruhestand trat.
Giese, Gutsgärtner in Rosenhof, und
Wilhelm Krause, Obergärtner
in Kurzig, wurde das preussische
Allgemeine Ehrenzeichen verliehen.
Adolf Denner, Leiter der ausge-
dehnten Gartenkulturen auf Schloss
Bockdorf bei Kempen a. Rh., wurde als
freiherrlich von Werthernscher Garten-
vorsteher nach Grossneuhausen berufen.
A. Bode, Gartenbaulehrer an der
landwirtschaftlichen Schule in Alten-
burg (S.-A.), wurde als Obst- und
Gartenbaulehrer der landwirtschaft-
lichen Vereine in Sachsen-Altenburg
und der landwirtschaftlichen Schule in
Altenburg angestellt.
J. F. S ch u 1 d t , Handelsgärtner in Horst
(Holstein), ist gestorben.
Kommerzienrat Emil Hoesch in
Düren, Direktor der Abteilung für
Garten- und Obstbau des landwirt-
schaftlichen Vereins für Rheinpreussen,
starb am 13. Juli. Der Verstorbene
war für die Förderung des landwirt-
schaftlichen Obstbaues Jahrzehnte hin-
durch mit grossen Erfolgen ihätig.
Garteninspektor Otto Lämmerhirt
wurde zum stellvertretenden Direktor
der Gartenbauschule des Gartenbau-
verbandes für das Königreich Sachsen
zu Dresden ernannt.
Ausflug
sämtlicher Ausschlisse des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues
am
Donnerstag den 17. August 1899
nach Neu-Strelitz.
Besichtigung des Schlossgartens, der Schlosskoppel und des Tiergartens
unter Leitung des Grossherzoglichen Hofgärtners und Gartenvorstandes Herrn
C. Becker. Gemeinsames Mittagessen im »Fürstenhof«, 1,50 Mark ohne
Weinzwang.
Abfahrt: 10 Uhr 30 Min. vom Stettiner Bahnhof.
Rückfahrt: 7 Uhr 22 Min., Ankunft in Berlin: 9 Uhr 7 Min.
8 Uhr 22 Min., » »11 Uhr 8 Min.
Auch andere Mitglieder können sich beteiligen.
Tagesordnung
für die
862. Versammlung des Vereins z. Beförderuno d. Gartenbaues i. d. pr. Staaten
am Donnerstag, den 31. Äugnst 1899, 6 Uhr,
im Königl. botanischen Museum, Grunewaldstr. 6-7 (im Königl. botanischen Garten.
1. Ausgestellte Gegenstände. 2. Vortrag des Herrn Hofgärtner Hoffmann: Russische
und finnische Handelssärtnereien. 3. Verschiedenes.
Die Lage der Kunst- und Handelsgärtnerei in Berlin
im Jahre 1898.
(Aus dem Bericht der Aeltesten der Kaufmannschaft.)
(Schluss.)
Das Auktionswesen, dieser ungesunde Punkt im Gärtnereibetriebe, hat
andere Formen angenommen, nachdem das bisherige System der bestmöglichen
Verwertung durch die Gewerbegesetz-Novelle beseitigt ist. Jetzt sendet der
Produzent gegen angeblich feste Rechnung dem Auktionator, welcher sehr
selten Gärtner ist, seine Ware zu, welcher dann als selbständiger Eigentümer
des Transportes die Versteigerung vornimmt. In wie grossem Umfange die
deutsche Gärtnerei durch diese Auktionen geschädigt wird, lässt sich ermessen,
wenn deren Entstehung bekannt wird. Die Inhaber (Vertreter) grösstenteils
holländischer Baumschulen bereisen im Sommer monatelang Deutschland,
suchen jeden, auch den kleinsten Betrieb auf, selbst Blumengeschäfte in Kellern
und kleinste Kirchhofsgärtnereien. Sie bieten ihre eigene und solche Ware,
deren Verkauf sie sich gesichert haben, zu gebräuchlichen Preisen mit Auf-
wand möglichster Überredungsgabe an und sammeln so Aufträge, bevor die
verkaufte Ware noch gewachsen ist oder es sich erkennen lässt, ob diese
sich in angebotener Weise entwickeln wird. Sind diese Reisende im Spätsommer
zurückgekehrt und haben über die verkauften Waren Bestimmung getroffen,
dann wird etwa übrig bleibende, teils minderwertige Ware dem Auktionar
gegen feste Rechnung übergeben, und es tritt der Fall ein, dass diese Reste
zeitiger und zu niedrigeren Preisen an das Publikum gelangen, als der be-
stellende Handelsgärtner seine zu höheren Preisen bestellte Ware in Händen
hat. Die Herren, denen die Aufträge erteilt sind, sind für deren Bezahlung
gesichert, wenn auch ein unmässiger Kredit gewährt wird, und haben den
Schaden, den sie durch die geringere Bezahlung der Auktionsware erleiden
könnten, schon vorher gedeckt. Wenn einige Firmen der Niederlande sich
auch verpflichtet haben, selbst keine Pflanzen zur Auktion zu stellen, so be-
deutet dies gar nichts, wenn nicht auch deren Lieferanten, kleine Züchter u. s. w.
sich dieser Verpflichtung anschliessen.
Dass durch die Verauktionirung von Obstbäumen auch der deutsche
Obstbau insofern geschädigt wird, als keinerlei Sicherheit für die Richtigkeit
der Sorten sich bietet, sei nebenher erwähnt und der Beachtung der mass-
gebenden Stellen empfohlen.
4. Samenhandel, a) Wintergeschäft 1897/98. Das Geschäft war zu
Anfang des Jahres schleppend. Durch frühere Misserfolge bei zu teurem
_1'0 Die Lage der Kunst- und Handelsgärtnerei in Berlin im Jahre 1898.
Einkauf entmutigt, warteten Manche erst die Konjunktur ab, die sich übrigens
für landwirtschaftliche Sämereien dann besser gestaltete.
Infolge des milden Winters Hessen sich viele Artikel, namentlich Klee,
schwer dreschen, und es mag dies vielleicht eine Ursache mit gewesen sein,
dass die Kleearten spät auf den Markt kamen und zum grössten Teil im Preise
anzogen. Deutschland konnte speziell von Rotklee nicht viel abgeben. Gelb-
klee war auffällig niedrig im Preise, Wundklee etwas höher. Luzerne hielt
sich auf ihrem bisherigen Stande, während Thimothee infolge der reichlichen
Ernte im Preise sehr herunterging. Französisches Raigras erzielte kaum
normale Preise und englisches und italienisches standen auf einem niedrigeren
Niveau. Agrostis sank im Preise. Alte Lagerbestände von Wiesenschwingel
drückten auch dessen Preis herab und selbst für Poa pratensis konnten nur
niedrige Preise verzeichnet werden. Dagegen war Phalaris arundinacea ein
sehr gesuchter Artikel und im Preise sehr hoch.
Von den Gemüsesamen waren infolge der Nässe verschiedene Artikel
missraten. Spinat zog sehr im Preise an und erreichte im Laufe des
Sommers eine ungewohnte Höhe. So erfüllte sich denn die im vorigen Bericht
ausgesprochene Erwartung, dass für den Spinatsamen-Züchter bald bessere
Konjunkturen eintreten würden. Auch Bohnen wurden höher bezahlt, Zwiebeln
und Porree dagegen niedriger als sonst. Im allgemeinen war das Geschäft
in Gemüsesamen ein mittelmässiges.
Inbetreff des Blumensamen-Geschäfts ist nichts Besonderes hervorzu-
heben; nur zeigte sich, dass Astersame wenig gekauft wurde.
In kolonialen oder tropischen Artikeln waren die Samen der verschie-
denen Kautschuk liefernden Gewächse gesucht und ebenso Samen von Kaffee,
besonders Liberia-Kaffee (Coffea liberica).
b) Sommer- und Herbstgeschäft. Wenngleich der Winter wie im Vor-
jahr verhältnismässig gelinde war, anderseits auch das Frühjahr sehr zeitig
einsetzte, so verzögerte sich doch im allgemeinen die Bestellung der meisten
Gemüsearten und Feldfrüchte durch die andauernd ungünstigen Witterungsver-
hältnisse sehr, und auch das nasse und kalte Wetter der Monate Juni und Juli
war der Entwicklung der Samenpflanzen durchaus nicht günstig. Hingegen
hat die im Monat August eintretende Wärme noch vieles nachgeholt, so dass
das Ernteresultat im allgemeinen besser ist als im Vorjahre, abgesehen von
einigen wenigen Gemüsearten, welche infolge der erhaltenen Nässe schlecht
durchwintert hatten, wie Spinat, Zwiebeln, Möhren u. s. w., welche auch eine
mehr oder minder geringe Ernte ergaben. Namentlich ersterer ist infolge
dessen sehr knapp geworden und ausserordentlich hoch im Preise ge-
stiegen.
Im grossen und ganzen ist quantitativ reichlich geerntet, und sind die
Preise, abgesehen von einzelnen Artikeln, wohl über einen normalen Stand
nicht hinausgegangen.
Blumensamen ist mit wenigen Ausnahmen gut geerntet, wie auch die
Qualität des Samens zeigt. Auch quantitativ ist die Ernte eine verhältnis-
mässig gute zu nennen.
Grassamen ist zum Teil recht gut (wie namentlich Agrostis, Cynosurus,
Phlcum, Poa u. s. w.), Lolium ist qualitativ und quantitativ sehr gut geerntet,
so dass die Preise hierfür sehr niedrig sind, während sie für die grössere
Die Lage der Kunst- und Handelsgärtnerei in Berlin im Jahre 1898. Ar\
Mehrzahl der Grasarten in den verschiedenen Produktionsgegenden sehr ver-
schieden sind.
Von landwirtschaftlichen Sämereien, als Klee, Luzerne u. s. w., ergaben
die einzelnen Arten in den verschiedenen Produktionsgebieten zum Teil bessere,
zum Teil minder gute Ernten, und sind die Saaten bezüglich der Qualität und
des Preises sehr verschieden, jedoch findet bei den guten Verkehrsmitteln ein
Ausgleich sowohl hinsichtlich der Preise wie der Vorräte statt.
5. Abgeschnittene Blumen. In dem Geschäft für abgeschnittene
Blumen ist auch im Jahre 1898 für deutsche Ware wegen des im allgemeinen
Teil schon besprochenen massenhaften Importes keine Besserung zu ver-
zeichnen.
In die Länder, in denen ein Schutzzoll besteht, kann nur ganz gute
Ware eingeführt werden; denn die geringere oder minderwertige kann keinen
Zoll tragen. In den Ländern aber, wo freie Einfuhr besteht, wird alles, was
nur Blume heisst, zu Markte gebracht. Von Jahr zu Jahr wird mit dieser
geringen Qualität in immer grösser werdenden Posten Deutschland, besonders
Berlin, überflutet. Diese minderwertige Ware wird auf alle mögliche Weise
dem kauflustigen Publikum vorgeführt und zwar vielfach von solchen Leuten,
die keine Fachkenntnisse haben. Auf Qualität wird nicht gesehen, sondern
nur auf Quantität und auf den Preis.
In den Sommermonaten ist der Verbrauch der abgeschnittenen Blumen
im ganzen nicht gross. Deutsche Ware ist jetzt aber auch im Winter nur
an solchen Tagen verkäuflich, wenn von Süden wegen Regen oder anderer
Umstände keine Ware ankommt. Diese Tage sind aber ganz vereinzelt.
Mithin ist das Geschäft kein befriedigendes.
In den Monaten Januar, Februar, März waren Maiblumen sehr gedrückt
im Preise, zeitweise unverkäuflich. Frisch getriebene Rosen waren nur in
kleinen Posten abzusetzen. Für Amaryllis, Nelken, Lilien sind keine festen
Preise zu verzeichnen. Sie mussten oft für jeden Preis verkauft werden.
Camellien, Eucharis, Azaleen, Veilchen, Cyclamen u. s. w. blieben ganz ver-
nachlässigt. Dagegen erzielten Orchideen, Flieder, Gardenien bessere Preise
und waren leicht verkäuflich. Im April, Mai und Juni war das Geschäft für
deutsche Ware günstiger, zeitweise recht rege. Frisch getriebene Rosen
waren in grösseren Posten leicht verkäuflich; auch andere deutsche Ware
konnte in grösseren Posten zu annehmbaren Preisen leicht untergebracht
werden. Doch viele Produckte waren vorher bereits abgeerntet, und es konnte
nicht nachgeholt werden, was in den vorhergehenden Monaten verloren ge-
gangen war. Im Juli und August war, wie in früheren Jahren, ein stilles
Geschäft. Im September und Oktober aber war es sehr rege. Sämtliche
Waren wurden bei erhöhten Preisen leicht verkauft. Im November und
Dezember dagegen war deutsche Ware schwer unterzubringen. Nur gute
Maiblumen waren gesucht. Die Hauptsaison beherrschten eben die Südländer
mit ihrer Ware.
6. Getrocknete Bumen. Infolge der gelinden Witterung in den ersten
wie in den letzten Monaten des Jahres 1898, in welchen diese Artikel haupt-
sächlich zu Kränzen u. dergl. verarbeitet werden, war die Nachfrage geradezu
gering, das Geschäft daher ein wirklich schlechtes zu nennen.
Ar 2 Die Lage der Kunst- und Handelsgärtnerei in Berlin im Jahre i8q8.
Die kleine, gute Ernte von Statice, Ammobium, Rhodanthe. Heliehrysum
wurde von den Züchtern zu billigen Preisen an die Händler abgesezt; aber
dieselben werden lange zu thun haben, ehe sie dieselben verkaufen können.
Bromus brizaeformis und einige andere Arten Ziergräser sind an das Ausland
abgegeben; hauptsächlich scheint erstere Art gesucht zu sein.
Wie vorauszusehen, hat sich der Preis für Eulalia japonica und Cap-
blumen I. Grösse das ganze Jahr hindurch hoch gehalten. Erstere hatte
während der Ernte durch Überschwemmung gelitten und war zum Teil total
verdorben. Capblumen I. Grösse waren in geringer Menge vorhanden; infolge-
dessen war der Preis fest. Der Handel in französischen Immortellen war sehr
schwach, zu unveränderten Preisen. In der Herbst- und Winterzeit, wo sonst
unsere Strohblumen und die französischen Immortellen vom Publikum begehrt
waren, wurde aus dem Süden wegen der gelinden Witterung eine solche Fülle
frischer Blumen, welche zeitweise halb verdorben hier ankamen, an den Markt
geworfen, dass jedes reelle Geschäft aufhörte, weil eine Preisfestsetzung fehlte.
Allem Anscheine nach ist der Höhepunkt in dieser schädlichen Konkurrenz
noch nicht erreicht; denn wie schon im allgemeinen Teil gesagt, machen sich
jetzt grosse südliche Produzenten in den Hauptstädten ansässig und suchen
durch Annoncen in den vom besser situierten Publikum gehaltenen Zeitungen
die Konsumenten zum direkten Ankauf nicht nur von Schnittblumen, sondern
auch von Topfpflanzen u. s. w. zu bewegen.
Cycas-Wedel, getrocknete Palmblätter, wie Chamaerops, Chamaedorea,
Areca u. s. w. werden in grossen Mengen eingeführt, um zu den präparierten
Palmen verbraucht zu werden. Die oft minderwertige Arbeit in diesen Artikeln
ruiniert aber auch dieses Geschäft, und eine Besserung der ganzen Geschäfts-
lage steht nicht in Aussicht.
7. Landschaftsgärtnerei. Die Geschäftslage der Landschaftsgärtnerei
im verflossenen Jahre kann nicht als günstig bezeichnet werden. In der Land-
schaftsgärtnerei herrschte noch mehr als in den Vorjahren das System, die
Arbeit auf dem Wege der Submission zu vergeben, ohne Rücksicht darauf,
ob bei den aufs äusserste betriebenen Preisunterbietungen noch Gärten ge-
schaffen werden können, deren Gedeihen für die Zukunft gewährleistet ist.
Die geforderte und gern geleistete zweijährige Garantie für gartenkünstlerische
Arbeit bedeutet in Wirklichkeit als Gewähr für eine gute Arbeitsausführung
gar nichts. Der Mangel tritt erst nach Ablauf der Garantiezeit ein. Viele
Obstbaumpflanzungen beispielsweise zeigen nur zu deutlich, wie mangelhaft
oft die Arbeiten ausgeführt werden. Wenn die Zeit kommt, zu der unter
normalen Verhältnissen die Bäume Früchte tragen, ist die Lebenskraft des
Baumes erschöpft infolge der mangelhaft ausgeführten Vorbereitung des Bodens
und der ungenügenden Nährstoffzufuhr. Der erhoffte Obstertrag bleibt infolge
falscher Sparsamkeit aus. Es sollte heute doch Jedem klar sein, dass nur bei
bester Bodenkultur und reichlichster Pflanzenernährung auf gute Resultate in
der Zukunft gerechnet werden kann.
Ein weiterer Grund der Klage liegt in dem Verschwinden der alten
schönen Gärten im Innern der Stadt. Wo dieselben noch vorhanden sind, ist
sicher darauf zu rechnen, dass sie infolge der hohen Bodenpreise in nächster
Zeit verschwinden. Auch in Charlottenburg beginnen die Gärten den Miets-
kasernen Platz zu machen. Diese Thatsache, so bedauerlich sie ist, würde
Die Lage der Kunst- und Handelsgartnerei in Berlin im Jahre 1898. 4S3
geschäftlich nicht so sehr ins Gewicht fallen, wenn neue, gleichwertige Gärten
entstünden. Dem ist aber nicht so. Die Zahl der Gärten wird zwar nicht
geringer, im Gegenteil, sie nimmt zu. Aber der Wert der Gartenanlagen
sinkt. In den Vororten entstehen mit wenigen Ausnahmen nur Gärten von
geringem bis mittlerem Wert. Besonders zu beklagen ist das Schwinden der
Liebe zur Gartenkultur, wie solche früher in den alten Berliner Privatgärten
bethätigt wurde.
Reich ausgestattete, mit Blumen geschmückte Gärten sind sehr selten.
Die Ausgaben für die Gartenausschmückung werden auf das mindeste Mass
beschränkt. Das persönliche Interesse des Gartenbesitzers für seinen Garten
geht verloren.
Als eine Widerspiegelung dieser Thatsachen ist es wohl anzusehen, dass
auch die Ausschmückung der städtischen Gartenanlagen mit blühenden Pflanzen
gering ist. Die Dürftigkeit der Beetbepflanzungen in den Berliner städtischen
Gartenanlagen, die im übrigen wegen der sauber gehaltenen Rasenflächen und
der sorgfältigen Gestaltung der Gehölzgruppen volles Lob verdienen, trägt
sicher nicht dazu bei, die Liebe für die Pflanzenkultur zu heben, was im
Interesse der Landschaftsgärtnerei im besonderen und der gesamten Gärt-
nerei im Allgemeinen zu wünschen wäre.
Handel mit Obst*).
Die Obsternte des Jahres 1898 ist in Deutschland durchschnittlich als
eine Mittelernte zu bezeichnen. Besonders begünstigt waren Baden und
Württemberg, während die nördlichen Distrikte hinter einer Mittelernte etwas
zurückgeblieben sind. Für die Versorgung Deutschlands mit Äpfeln, welche
stets durch Bezüge aus Nachbarländern ergänzt werden muss, kam namentlich
Böhmen und Steiermark in Betracht. Steiermark hatte eine reiche Mittelernte
zu verzeichnen; doch haben die Qualitäten im allgemeinen den gehegten
Erwartungen nicht entsprochen. Fast gänzlich ausgefallen sind Tirol, Italien
und Holland. Das Wenige, was Tirol in diesem Jahre an feinem Tafel-Obst
anzubieten hatte, wurde mit enormen Preisen bezahlt. Im übrigen wurden
feine Tafelfrüchte aus Süd-Italien und aus Amerika bezogen. Amerika hatte
jedoch nur wenig Gutes aufzuweisen, und die Preise waren derartig hoch,
dass von der so gefürchteten Konkurrenz dieses Landes nicht ernsthaft ge-
sprochen werden konnte. Der amerikanische Apfel wird, auch wenn er teuer
ist, immer Liebhaber finden; niemals aber, es sei denn in den Jahren des
Überflusses, wie sie in einem Menschenalter höchstens einmal vorzukommen
pflegen, wird die amerikanische Produktion im Stande sein, das deutsche Obst
aus dem Markte zu verdrängen. Die Preise des reichen Erntejahres 1896
waren derart niedrig, dass sie in vielen Fällen kaum den Aufwand für
Emballagen und Seefracht deckten, im Durchschnitt aber für den Produzenten
bedauerlich wenig übrig Hessen, so wenig, dass ein Export auf Basis solcher
Preise für alle Zeiten ausgeschlossen erscheint.
Erfreulicher Weise beginnt man sich in den Kreisen deutscher Pomologen
infolge der amerikanischen Konkurrenz nun energisch zu rühren; man legt
Wert auf Sorten- und Massenbau, und so ist zu hoffen, dass nach Verlauf von
ein oder zwei Dezennien mehr deutsches Produkt unsere Tafel zieren und
*) Dieser Bericht ist nicht vom Verein zur Beförderung des Gartenbaues.
AZ.A Ausschüsse des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues.
deutsches Produkt sich fremde Märkte erobern wird. Die Preise für deutsche
und österreichische Äpfel betrugen im letzten Jahre 5 bis 10 M. pro Zentner,
für Birnen 8 bis 20 M.
Die Ernte von Steinobst war in Deutschland ausserordentlich gering.
die Preise daher ziemlich hoch, und erzielten Pflaumen 6 bis 10 AI.. Kirschen
10 bis 25 M. pro Zentner.
Der Import von Tafeltrauben aus Italien war um etwa 100 Waggons
grösser als im Vorjahre, so dass der Konsum sich dauernd billig mit dieser
schönen Frucht zu versorgen vermochte.
Ausschüsse des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues.
Gewählt am 25. Mai 1899.
V. — Vorsitzender. St. = Stellvertretender Vorsitzender. Seh. — Schriftführer.
1. Ausschuss zur Vorbereitung der Neuwahl des Vorstandes.
1. Herr Landschaftsgärtner A. Brodersen. V. 4. Herr C. Junge.
2. „ Rentier C. Crass I. 5. „ Architekt L. Urban.
3. „ Kgl. Garteninspekt. Robert Moncorps.
2. Ausschuss für Revision der Kasse und der Bibliothek etc.
1. Herr Stadt. Garteninspektor A. Fintelmann. 4. Herr Geh. Rechnungsrat Schmidt. V.
2. „ Kaufmann R. Hientzsch. 5. „ Architekt L. Urban.
3. „ Garteninspektor H. Lindemuth.
3. Ausschuss für Erziehung von Blumen und für Treiberei.
1. Herr Gartenbaudirektor R. Brandt. V. kooptiert: Herr Gärtnereibesitzer Bacher.
2. „ Gärtnereibesitzer C. Crass II. „ „ Gärtnereibesitzer de Coene.
3. „ Gartenbaudirektor C. Lackner. „ „ Gärtnereibesitzer Dietze.
4. ,, Garteninspektor W. Perring. „ -, Kgl. Obergärtn. Habermann.
5. „ Gärtnereibesitzer A. Schwarzburg. „ „ Gärtnereibesitzer Hoffmann-
6. „ Garteninspektor F. Weber. St. Treptow.
7. „ Garteninspektor H. Weidlich. „ ,, Gärtnereibes. Kretschmann.
,. ., Gärtnereibesitzer Kuntze.
4. Ausschuss für Gehölzkunde und bildende Gartenkunst.
1. Herr Geschäftsführer F. Brettschneider. 7. Herr Ober- und Landschaftsgärtner
2. „ Stadt. Obergärtner E. Clemen. St. 0. Vogeler.
3. „ Stadt. Garteninspektor A. Fintelmann. kooptiert: Herr Gärtnereibesitzer Hering.
4. „ Gartenbaudirektor C. Hampel. V. *> ., „ Kiersky, Inspektor der städt.
5. „ Hofgärtner M. Hoffmann. Kirchhofe zu Potsdam.
6. „ Landschaftsgärtner Klaeber. „ „ Städt. Obergärtner Weiss.
5. Ausschuss für Obstbau.
1. Herr Geschättsführer C. Junge. 7. Herr Stadtrat H. Töbelmann.
Garteninspektor H. Lindemuth. St. kooptiert: Herr Gartenbaudir. Echtermeyer.
Gartenbaudirektor C. Mathieu. V. „ „ Obergärtner Greinig.
Gärtnereibesitzer H. Mehl. „ „ Inspektor Grünenthal.
Städt. Obergärtner 0. Mende. „ .. Obergärtn. Herrmann Schulz.
Lehrer und Hausvater R. Schulze.
*) Hierfür ist eine Neuwahl vorzunehmen, da Herr Hampel als Hofgartendirektor nach
Schwerin übergesiedelt ist.
2.
11
3.
11
4.
11
b.
6.
)'
Ausschüsse des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues.
IO0
6. Ausschuss für Gemüsezucht.
i. Herr Obergärtner Amelung.
2. „ Rentier C. Crass I. St.
3. „ Inspektor E. Dressler. V.
4. „ Gärtnereibesitzer E. Hapt.
5. Herr Kaufmann R. Hientzsch.
6. „ Hoflieferant Josef Klar.
7. „ Kgl. Garteninspektor R. Moncorps.
kooptiert: Herr Obergärtner Beuster.
7. Ausschuss für gewerbliche Angelegenheiten.
Herr
Gärtnereibesitzer F. Bluth. V.
Landschaftsgärtner A. Brodersen.
Geschäftsführer C. Junge. Seh.
Hoflieferant F. W. Kropp. St. des Seh.
Hoflieferant J. F. Loock.
Gärtnereibesitzer 0. Neumann. St.
7. Herr Gärtnereibesitzer J. Tübbecke.
kooptiert: Herr Geschäftsf. F. Brettschneider.
,, ., Gärtnereibes. Kretschmann.
,, „ Gärtnereibesitzer Mehl.
,, „ Handelsgärtner Taube.
„ ,, Gärthereibesitz. Tubbenthal.
8. Ausschuss für die Interessen der Liebhaber
. Herr Schriftsteller 0. Cordel. St. kooptiert: Herr
„ Kustos Dr. Udo Dammer. „ „
„ Kaufmann Demharter. „ „
„ Geh. Ober -Bergiatl)r.Hauchecorne.V. „ ,,
„ i)r. Freiherr von Landau. „ „
„ Geh. Rechnungsrat Schmidt. „ „
„ Architekt L. Urban. „ ,,
ooptiert: Frl. Blohm. „ „
,, Herr Kaufmann Heese.
Dr. med. Maren.
Rentier Martini.
Ingenieur Peschke.
Prof. Rodenwaldt.
Kommerzienrat Schutt.
Konsul Seifert.
Schriftsteller J. Trojan.
Leutnant Wollank.
9. Ausschuss für Redaktions-Angelegenheiten.
1. Herr Geschäftsführer F. Brettschneider.
2. „ Schriftsteller 0. Cordel.
3. .. Inspektor E. Dressler.
4. „ Gartenbaudirektor C. Hampel
5. Herr Hofgärtner M. Hoffmann.
6. „ Gartenbaudirektor C. Mathieu.
7. ,, Garteninspektor R. Moncorps.
10. Ausschuss für Versuche.
Herr Geschäftsführer F. Brettschneider. 4. Herr Gartenbaudirektor C. Mathieu. V
Gärtnereibesitzer E. Dietze.
Hollieferant J. Klar.
Stadt. Obergärtner 0. Mende.
Gärtnereibesitzer A. Schwarzburg.
II. Mitglieder des Vereins im Kuratorium der Fachschule für Gärtner.
Vorsitzender Herr Dr. Deite, ernannt von der städtischen Gewerbedeputation,
i. Herr Stadt. Obergärtner E. Clemen. 5. Herr Ober- u. Landschaftsgrtn.O. Vogeler.
2. „ Gärtnereibesitzer C. Crass II. 6. ,, Kgl. Garteninspektor H. Weidlich.
?. „ Stadt. Garteninspektor A.Fintelmann. 7. „ Geh. Reg.- Rat Prof. Dr. L Wittmack
4. „ Garteninspektor H. L ndemuth. (Dirigent der Fachschule).
12. Mitglied des Kuratoriums der Kgl. Gärtner-Lehranstalt pro 1899—1902.
Herr Gartenbaudirektor C. Hampel. ^Hierfür ist eine Neuwahl vorzunehmen,
Hampel als Hofgartendirektor nach Schwerin übergesiedelt ist.)
da Herr
13. Ausschuss für Düngungsversuche.
Herr Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Märcker, Halle. 4.
„ Prof. Dr. Sorauer, Berlin. 5.
„ Gärtnereibesitzer F. Bluth, Steglitz. 6.
Herr Hofgärtner M. Hoffmann, Berlin.
,, Garteninspekt. Weber, Spindlersfeld.
„ Garteninspektor H. Weidlich, Berlin.
Herr Schriftsteller 0. Cordel.
,, Gärtnereibesitzer Fasbender.
„ Stadt. Garteninspektor Fintelmann.
„ Königl. Gartendirektor Geitner.
„ Königl. Obergärtner Habermann. Y.
,, Kunst- und Handelsgärtner Janicki.
14. Ausschuss für Dekorationen.
Herr Gartenbaudirektor Jawer.
Hollieferant Klings.
8.
9-
10.
1 1.
12.
Hoflieferant J. F. Loock.
Landschaftsgärtner Maecker.
Garteninspektor Weber.
Kunst- u.Landschaftseärtn.W.Wendt.
Wer ausserdem den Sitzungen eines technischen Ausschusses regelmässig
beizuwohnen wünscht, wolle das dem General-Sekretär anzeigen; der betr.
Ausschuss wird dann das Weitere veranlassen.
ALß Caladium.
Caladium.
s giebt wohl keine Pflanzengattung. welche so mannigfaltige Farbenspiele
zu verzeichnen hat wie das Caladium. Leider werden diese schönen
bunten Blattpflanzen viel zu wenig als Handelspflanzen für den Blätterschnitt
sowie besonders für Schauhäuser herangezogen.
Als Schnittpflanzen eignen sich Caladium vorzüglich, namentlich die
kleinblättrigen Sorten, in erster Reihe C. argyrites, welches geradezu entzückend
wirkt in Arrangements. Diese Sorte sollte niemals fehlen, wo Schnittblumen
oder buntes Grün gebraucht wird.
Ferner sind zu empfehlen als bessere Sorten zum Blätterschnitt: Michel
Buchner, Comte de Germiny, Reine de Danemark, Else Voigt und andere
Sorten. (Die Blätter sind grösser wie argyrites, von mittlerer Grösse).
Für Schauhäuser, bin ich überzeugt, werden die Caladium nicht genug ge-
würdigt. Der lange Winter hat uns genug blühendes gebracht, als Hyazinthen,
Azaleen, Flieder, Maiblumen, Rosen und mehr. Der gut gestellte Privatmann,
Graf oder Baron, Excellenz .verlangt nach etwas anderem, representablem, um
seinen Bekannten, geladenen Gästen oder Geschäftsfreunden etwas Neues zu
zeigen, wie schön füllen da die Caladium eine Lücke aus. Man kann die
Caladium zu jeder Zeit haben, vom Dezember ab oder früher, je nachdem man
dieselben einziehen lässt. Ich selbst pflanze meine Knollen in 3 bis 4 Sätzen
ein; den ersten Anfang Februar und den letzten Satz Anfang Juni, je nachdem
die Knollen zum Versand gebraucht oder verkauft werden.
Gerade hier in meiner Vaterstadt wurden Caladium schon mit grosser
Vorliebe kultiviert in der Gärtnerei des Herrn Geheimrat Gruson. Schon als
junger Gehülfe war ich stets begeistert von den grossartigen farbenreichen
Blattzeichnungen, so dass Caladium heute einen Spezialzweig meines Geschäftes
bildet. Man brachte dieCalad ium im GrusonschenGarten zu grossartigerEntwicklung,
so dass in den letzten Jahren nicht nur ein Haus, sondern mehrere Häuser Caladium
enthielten, man befruchtete fleissig mit den neuesten Sorten und hatte auch gross-
artige Resultate. Es sind zum Beispiel folgende herrliche Sorten (unter der
damaligen Leitung des thatkräftigen Obergärtners Rössing) hervorgegangen:
Geheimrat Gruson, Else Voigt, Editha Gruson, Hans Hildebrandt u. s. w.;
es entwickelte sich ferner aus einer Befruchtung von Xanthosoma violacea und
Caladium bulb. Kaiser Wilhelm, eine Bastard-Pflanze, von Wuchs der
Xanthosoma, aber hellmaigrün mit roten unregelmässigen Flecken, ziemlich so stark
wachsend wie Xanthosoma violacea; diese Sorte sieht herrlich zwischen den
Caladium aus. Botanisch ist die Pflanze wertvoll, gleichfalls auch für eine
Sammlung. (Ich hatte diese Sorte auf der letzten Berliner Ausstellung, Treptower
Park, ausgestellt, und hat die Pflanze eine botanische Anerkennung er-
halten.
Mit diesen letzten Worten will ich nur gesagt haben, dass man die Ca-
ladium in der Gruson'schen Gärtnerei sehr gepflegt hatte.
Xach dem Ableben des Geheimrats gingen die Pflanzenschätze in den Besitz
der Stadt Magdeburg über. Caladium werden dort heute noch von dem rührigen
Obergärtner Henze mit besonderer Vorliebe gepflegt und stehen jetzt gerade
in schönster Entwicklung. An dieser Stelle möchte ich gleichfalls darauf auf-
merksam machen, nicht zu versäumen, bei Gelegenheit der Durchreise durch
Caladium.
457
Magdeburg die Gewächshäuser in Augenschein zu nehmen Die Häuser ent-
halten herrliche, seltene und wertvolle Pflanzenschätze.
Jedoch nun zur Cultur.
Die Vermehrung geschieht durch Knollenteilung oder auch durch Samen,
letzteres jedoch nur für Neuheitengewinnung. Ende Januar — Februar, März
beginne ich damit, zerlege mit einem scharfen Messer die zur Vermehrung be-
stimmten Knollen, jedes Stückchen muss ein Auge haben, wenn auch blindes
Auge, dasselbe treibt in Folge der Bodenwärme doch aus. Nachdem man die
Stückchen sauber auf eine Glasplatte gelegt hat, muss die Schnittstelle mit
heisser Holzkohle bestrichen werden. Dazu nehme ich einfach einen Spiritus-
kocher auf dem eine Eisenplatte liegt, auf der Platte die feingesiebte Holzkohle,
und reibe dann die Schnittstellen auf die heisse Holzkohle; nachdem dieses
geschehen ist, nimmt man recht schönes weiches Moos, wickelt jedes
Stückchen darin ein, und pflanzt dann diese so bewickelten Stückchen in recht
kleine Töpfchen ein. Die Erdmischung besteht zur Hälfte aus Heideerde und
Laub mit einem Zusätze von Sand und Holzkohlen. Die Töptchen werden als-
dann in einen Schwitzkasten mit einer Bodenwärme von ca. 25 — 30 ° R. ge-
stellt. Bodenwärme und leichte Feuchtigkeit ist eine erste Bedingung. In 14
Tagen bis 3 Wochen werden sich die ersten kleinen Pflänzchen zeigen; was
ausgetrieben hat, wird verpflanzt und zwar auch in leichte Erde. Auf diese
Weise erhält man bis zum Herbst schöne niedliche Knollen für das nächste Jahr.
Die Knollen werden je nach Bedarf eingepflanzt, ohne Dünger, in eine
Mischung zur Hälfte Laub und Heideerde mit Holzkohle und etwas Sand, jede
Knolle wird in Moos gehüllt, Bodenwärme 20 — 25 ° R. Die Knollen treiben
und wachsen mit einer Moosumhüllung bedeutend besser. Es ist interessant,
Versuche zu machen, um den Unterschied kennen zu lernen. Haben sich nun
die Pflanzen im ersten Topf entwickelt, so werden dieselben wieder verpflanzt,
man nehme dieselbe Erdmischung, nur grobstückiger, mit einem Zusatz von im
Winter umgearbeitetem grobem Torf mit Fäkalien oder Kuhfladen, die
Pflanzen entwickeln sich sehr kräftig darin; das Haus muss eine Temperatur
von 15— 18 ° R. haben. (Von der Sorte Walter Scott hatte ich im Jahre 1898
Blätter von 60 cm. Länge und 45 cm. Breite.) Die Pflanzen werden im Laufe
des Sommers je nach Bedarf umgepflanzt.
Jm Monat August lässt man mit dem Giessen nach, sodass die Pflanzen
Ende September oder Anfang Oktober vollständig eingezogen sind. Die Töpfe
dürfen niemals zu kalt oder feucht stehen. Im November, Dezember nehme man
die Knollen aus den Töpfen, (ich lasse das Moos um die Knollen) schüttle die
Erde aus, und lege die Knollen nach Sorten in Töpfe mit Holzkohlen.
Die mit Knollen und Holzkohlen angefüllten Töpfe stelle man auf die
Röhren der Wasserheizung, jedoch nicht direct, erst ein paar Querhölzer, auf
diese Bretter und auf die Bretter die Töpfe. Gut thut man, die Töpfe
mit Papier abzureiben, damit kein Wasser auf die Knollen läuft, dagegen sind
die Knollen sehr empfindlich. Die Temperatur im Ueberwinterungsraum darf
niemals unter 15° R. sein, auf diese Weise habe ich bisher wenig oder keine
Verluste der Knollen gehabt.
Es sollte mich sehr freuen, wenn diese Zeilen dazu beitragen, die Kultur
dieser schönen Pflanzengattung zu fördern. Otto Höpner, Magdeburg.
458
Verzeichnis der Wildrosen-Species.
Verzeichnis der Wildrosen-Species
in der Rosenzüchterei des Herrn J. Gravereaux in L'Hay bei Bourg-Ia Reine (Seine) Frankreich.
Herr Gravereaux, Besitzer der Roseraie de L'Hay, hat eine der
grössten botanischen Sammlungen von Rosen und ist bereit, mit Interessenten
zu tauschen. Wir veröffentlichen deshalb seine Liste.
I.
Rosa acicularis Lindl.
„ alba L.
,, alpina L.
„ anemonaeflora Fort.
„ arvensis Huds.
„ blanda Ait.
„ Banksiae R. Br.
,, „ Var. lutea.
„ Beggeriana Schrnk.
„ Boreana Beraud.
„ bracteata Wendl.
,, californica Ch. & Seh.
„ canina L.
„ Carolina L.
„ Centifolia Mill.
„ Chaboissaei Gren.
„ cinnamomea L.
„ clinophylla Thory.
„ complicata Gren.
„ dahurica Pall.
„ damascena Mill.
„ dumetorum Thuill.
„ Fortuneana Lindl.
„ Fedschenkoana Regel.
„ fraxinifolia Borck.
„ gallica L.
„ gigantea Crep.
„ Guepini Desv.
,, hispida Sims.
,, hybrida Schicht.
„ hystrix Lindl.
„ indica Lindl.
,, Jundzilliana Bess.
,, kamtschatica Vent.
„• laevigata Michx.
„ laxa Retz.
„ lucida Ehrh.
„ lutea Mill. und lutea Var. punicea.
,, macrantha Desf.
„ macrocarpa Merat.
„ Malyi Kerner.
Abzugebende Arten:
Rosa moschata Herrm.
multiilora Thumb.
myriacantha d. C.
myriantha Carr.
nitida Willd.
nutkana Desf.
obtusifolia Ait.
omissa Dsgl.
pendulina Ait.
pisocarpa A. Gray.
Pissardi Garr.
pomifera Herrm.
pyrenaica Gouan. ■
psilophylla Dsgl.
Rapa Bosc.
Rapini Boiss.
rubifolia R. Br.
rubiginosa L.
rubrifolia Vill.
rugosa Thunb.
Sancta Andr.
Sayi Schwein,
semperflorens Curt.
sempervirens L.
sepium Thuill.
Seraphini Viv.
sericea Lindl.
setigera Michx.
spinosissima L.
spinosissima Var. altaica.
spinulifolia Dematra.
sulfurea Ait.
tomentella Leman.
tomentosa Sm.
xanthina Lindl.
velutina Clairv.
villosa L.
„ Var. pomifera.
Watsoniana Crepin.
Webbiana Wall.
Wichuraiana Crepin.
Verzeichnis der Wildrosen-Species.
t59
II. Fehlende in dieser Ko
Rosa abyssiuica R. BR. Abyssinie.
,. acuta Fisch. Caucase.
„ Alberti Rgl. Turkestan.
.. Andreae Lange. lies Sachalin.
„ arguta muss. Purseh. Caucase.
„ arkansanaPort.&Coult. Amer. Sept.
,, armena Boiss. Armenie.
„ asperrima Godet. Perse.
„ atropurpurea Brot. Portugal.
„ Aucheri Crep. Perse.
„ baicalensis Turcz. Siberie.
„ Balansae Dsgl. Asie Mineure. ■
„ berberifolia Pallas. Perse.
„ Boissieri Crep. Asie Mineure.
„ Braniciana Andrz. Russie.
,, Braun ii Keller. Autriche.
„ Brotheri Scheulz. Caucase.
„ cabulica Boiss. Afghanistan.
,, canariensis Dsgl. Canaries.
„ carpatica Kit. Europe.
,, caucasica Lindl. Caucase.
„ cochinchinensis G. Don. Cochin-
,, Colletti Crep. Birmanie. [chine.
„ coriifolia Fries.
,, corylifolia Yukot. Croatie.
„ Davidi Crep. Chine.
„ didoensis Boiss. Orient.
,, djimilensis Boiss. Asie Mineure.
„ elasmacantha Trautv. Asie Sept.
„ elymaitica Boiss. etHaussk. Perse.
„ Engelmann i Watson. Amer. Sept.
,, Fendleri Crep. Californie.
„ ferox Bieb. Perse.
„ flava Donn. Chine.
,, foliolosa Nutt. Amer. Sept.
„ Gebleriana Schrenk. Siberie.
,, glandulosa Dsgl. France.
,, glutinosa Sieb. & Sm.
., Gmelini Bunge. Siberie.
„ gymnocarpa Nutt. &Torr. Am. Sept.
,, haematodes Boiss. Caucase.
„ Heldreichü Boiss. &Reut.Thessalie.
.. heteracantha Kar. & Kir. Siberie.
„ hispanica Mill. Espagne.
„ humilis Marsh. Amerique Sept.
„ inermis Bosc. Chine.
,. involucrata Roxb. Chine.
Llektion, daher erwünscht.
Rosa Iwara Sieb. Japon.
,. Jacquemontii Crt'p. Himalaya.
., japonica Waitz. Japon.
„ kaschgarica Rupr. Turkestan.
„ Kotschyana Boiss. Perse.
„ lacerans Boiss. & Buhse. Perse.
,, Lawrenceana Sweet. Chine.
,, Lehmanniana Bunge. Turkestan.
„ Leschenaultiana Red. & Thory.
Indes-Orient.
,, leucantha Loisel. Orient, [chine.
„ Loureiriana G.Don. Chine, Cochin-
„ lucida Andr. Chine.
,, Lucisae Franch & Rochebr. Japon.
,, lusitanica Boiss. Portugal.
,, macrocarpa Boiss. Asie Mineure.
,, macrophylla Lindl. Himalaya,
Chine.
,, maracandica Bunge. Turkestan.
„ mexicana S. Wats. Mexique.
„ ,, Willd. Mexique.
„ Meyeniana Steud. Chili.
,, micrantha Sm. Europe, Asie Mi-
,, microcarpa Lindl. Chine, [neure.
„ ,, Retz. Siberie.
,, microphvlla Roxb. Chine.
,, minutifolia Parry. Californie.
,, Montezumae Humb. & Bonpl. Mexi-
„ nanula Hoffmgg. Chine. [que.
., numidica Gren. Afrique boreale.
„ Oplisthes Boiss. Caucase.
„ orientalis Dupont. Asie Mineure,
„ oxyodon Boiss. Caucase. [Perse.
,, paueiiflora Lindl. Siberie.
„ pentaphylla Schrenk. Chine.
,, phoenicea Boiss. Cilicie, S)7rie.
„ procumbens Roxb. Inde.
,, pruinosa Lindl. Siberie.
,, pulverulenta Bieb. Caucase.
,, Regelii Reut. Chine.
„ rulicaulis Ehrh. Ameri([ue Sept.
,, Ruprechtii Boiss. Caucase.
,, Sancta A. Rieh. Abyssinie.
,, scabrata Henning. Caucase.
„ Schergiana Boiss. Syrie.
„ Schrenkiana Crep. Asie Centrale.
„ Sieboldii Crep. Japon.
AÖO Bericht der Obst- und Weinbau-Abteilung der Landwirtschafts-Gesellschaft.
Rosa stylosa Desv. Europe Alerid.
„ thyrsiflora Leroy. Japon.
„ tonkinensis Crep. Asie.
,, turkestanica Regel. Turkestan.
„ tuschetica ßoiss. Caucase.
Rosa undulaeflora Andr. Amerique Sept.
„ Vanheurckiana Crep. Armenie.
., viminea Lindl. Russie.
,, Willdenowii Spreng. Region Cas-
pienne (Siberie).
etc. etc.
Aus dem Berichte der Versammlung der
Obst- und Weinbau-Abteilung der Deutschen Landwirtschafts-
Gesellschaft zu Frankfurt am Main.
I. Obstsortenwahl.
Obstbaulehrer Karl Reichelt-Friedberg führt zu Obstsortenwahl im
siebenten Gau folgendes aus:
Die Auswahl wertvoller Obstsorten ist im siebenten Gau stetig im Auge
behalten worden; Diehl hat Ende des vorigen und Anfang unseres Jahrhunderts
eifrig in diesem Sinne gesammelt und gestrebt; Christ hat von Rodheim und
Kronberg aus wertvolle Sorten verbreitet. Seit dem Aufrufe Semlers 1883
an die deutschen Obstbauer und dem Stuttgarter Preisausschreiben Seiner
Majestät des Kaisers 1889 ist die Frage der Sortenauswahl auch im siebenten
Gau sehr in Fluss gekommen. Aber mit welchem Erfolge? Man nehme nur
drei solcher Sortimente, so findet man durchweg einige wenige verbreitete
Baumschulsorten, sonst aber die besten Ortssorten, d. h. Sorten, die sich in
bestimmten Verbreitungsgebieten bewährt haben. Die Normalsortenaufstellungen
haben in Gegenden, in denen der Obstbau neu ist, zum allgemeinen Anbau
dieser Sorten geführt, in denjenigen mit altem Obstbau viel Gutes geleistet;
aber es erhalten sich vornehmlich diejenigen bewährten Sorten, deren Bäume
auch den Winter 1879/80 überstanden haben, mit Recht im Massenobstbau, und
zwischendurch werden bei Neuanlagen die empfohlenen Sorten gepflanzt oder
man pfropft einen Teil der schlechtesten Sorten mit ihnen um. Aber auch
beim Umpfropfen zieht man die bekannten bewährten Sorten vor. Man hat
vielfach auch das amerikanische Verfahren angestrebt, nach welchem wo-
möglich eine Sorte gepflanzt werden soll. Manche Gründe sprechen dafür,
dass dieses Verfahren in einzelnen Bezirken und Gemeinden durchgeführt
werde.
In erster Reihe hat die Obstweingewinnung hier ihren Hauptsitz und ihr
muss der Obstbauer vor allem Rechnung tragen. Sie verlangt aber keine
einzelnen Sorten, sondern gemischtes Obst, da nur dann die verschiedenen
Eigenschaften eines guten Obstweines zu erreichen sind, wenn Obst von ver-
schiedener Beschaffenheit verwendet wird.
Aber auch dem Bedürfnis der städtischen Haushaltungen muss Rechnung
getragen werden. Die Hausfrauen sind zum grössten Teile nicht gewohnt,
Obst im kleinen vom Höker einzukaufen; sie kaufen sich womöglich ihren
Wintervorrat vom Obstbauer und erst, wenn der aufgezehrt ist, gehts zum
Händler. Da das Obst im Hessenland ein Bedürfnis für alt und jung geworden
Bericht der Obst- und Weinbau- Abteilung der Landwirtschafts-Gesellschaft. 46 1
ist, gebrauchen sie grosse Mengen. Aber sie verlangen Abwechslung, nicht
eine Sorte, die Obstplatten sollen bunt aussehen. Mit den Anforderungen der
Familien decken sich aber diejenigen der Händler, die recht spätreitende,
leicht zu befördernde Sorten haben wollen, da sie meist nicht vor Weihnachten
zu Markte ziehen. Endlich verbrauchen unsere Dauerwarenfabriken am Main
und Rhein grosse Mengen meistens frühreifen Obstes.
Ausser dem Absatzgebiet muss aber auch dem Obstbauer Rechnung ge-
tragen werden. Der grosse Landwirt wird wegen der leichteren und
schnelleren Ernte immer das Mostobst vorziehen, dagegen kann sich der kleinere
viel mehr der Zucht des Tafelobstes widmen.
Schliesslich wären noch die Boden- und klimatischen Verhältnisse zu
berücksichtigen. Im Rheingau und den südlichen hessischen Provinzen ge-
deiht alles Tafelobst auch am Hochstamm; an den Abhängen des Taunus und
Vogelberges, sowie in der Wetterau zieht man spätblühende vor, die auch
höhere Ansprüche an den Boden stellen können. In der Lahngegend, im
Westerwald und im früheren Kurhessen sind spätblühende Sorten mit
geringeren Ansprüchen an den Boden zu wählen, während in den geschützteren
Teilen Mitteldeutschlands wieder anspruchsvollere Sorten gewählt werden
können.
II. Obstbaumdüngung.
Herr Dr. Steglich -Dresden spricht über Obstbaumdüngung:
Die Düngung ist zur Erzielung nachhaltiger Ernten für den Obstbau
zweifellos ebenso notwendig, wie für den Ackerbau. Wenn nun auch der
durch natürliche Ursachen bedingte häufige Ausfall der Obsternten durch die
Düngung niemals zu beseitigen sein wird, so lässt sich doch jedenfalls eine
schnellere Erholung des vom Fruchtertrage erschöpften Baumes und bei jungen
Bäumen ein früherer Eintritt der Tragbarkeit durch sie herbeiführen. Die zur Er-
nährung des Obstbaumes erforderlichen Grundnährstoffe sind bekanntlich die-
selben, wie für die übrigen Anbaupflanzen.
Bezüglich ihres gegenseitigen Mengenverhältnisses haben die vom Sonder-
ausschuss für Obstbaumdüngung veranlassten Untersuchungen schon jetzt mit
Sicherheit ergeben, dass der Phosphorsäurebedarf der Obstbäume verhältniss-
mässig gering, der Stickstoffbedarf 2 — ßmal und der Kalibedarf 3— 4mal so
hoch ist als ersterer, und zwar sind auf 1 qm Standortsfläche etwa 10 — 16 g
Stickstoff, 5 g Phosphorsäure und 15— 20 g Kali erforderlich. Erheblich ist
ferner nach Ausweis der analytisch-statistischen Untersuchungen der Kalk-
bedarf. 40 g auf 1 qm Standortsfläche.
Die Zumessung der Düngergabe geschieht in sachgemässer Weise nach
dem Stammumfange des Baumes, etwa in Brusthöhe gemessen, und zwar ent-
spricht das Quadrat des zehnfachen Stammumfanges ungefähr der zu düngenden
Standortsfläche.
Bezüglich der Form der Dungstoffe, sowie der Zeit und Art ihrer An-
wendung bedingt die Lebensart des Baumes hingegen wesentliche Abweich-
ungen gegenüber anderen Pflanzen.
Die Notwendigkeit, den Dünger in tiefere Bodenschichten, in das Bereich
der Baumwurzeln zu bringen, weist unbedingt auf die Verwendung leicht-
löslicher Düngemittel hin. Es ist deshalb für die laufende Düngung die
Anwendung von Chlorkalium bezw. 40 % Kalisalz, sowie von Superphosphat,
Afß2 Bericht der Obst- und Weinbau-Abteilung der Landwirtschafts-Gesellschaft.
von schwefelsauerem Ammoniak im Herbste bezw. Chilisalpeter im Frühjahr
zu empfehlen.
Die Verwendung von organischem Stickstoffdünger, ebenso von Knochen-
mehl, Thomasmehl und Kainit ist nur bei Neuanlagen zu Grunddüngungen in
den Baumgruben anzuraten. Der Kalk wird je nach Umständen in Form von
Aetzkalk oder Marmormehl zu geben sein.
Jauche, Abort-, Schlachtbofdünger u. s. w. erfordern immer Zusätze von
Kali und Phosphorsäure zur Einhaltung des richtigen Nährstoffverhältnisses.
Stallmist ist für Obstbaumdüngung ungeeignet. Sehr im Auge zu behalten
ist die Gründüngung wenn gleichzeitig Kali und Phosphorsäure reichlich
gegeben wird.
Die grössten Schwierigkeiten bei der Obstbaumdüngung verursacht die
Unterbringung von Düngemitteln und das Vorhandensein von Unterpflanzungen.
In letzterem Falle ist reichlichere Düngung zu geben. Am ungünstigsten ist
es, wenn der Boden berast ist, weil ihm dann die wohlthätige Durchlüftung
fehlt. Wo es die Verhältnisse gestatten, sind die Düngemittel so tief unter-
zugraben, wie es ohne Verletzung der Wurzeln möglich ist. Mangelhafter ist
schon das Einstreuen in 50 — 60 cm tiefe Bohrlöcher auf der Standortsfläche
des Baumes, noch weniger günstig ist das Einstreuen des Düngers in kreis-
förmige Gräben im Umfange der Baumkrone oder auf der Baumscheibe, weil
sich an diesen Stellen erst ein dichteres Netz von Saugwurzeln bilden muss
und allmählich auch bildet. Die Wirkung der Düngung tritt deshalb
bei diesen Verfahren erst später ein. In der Praxis wird sich eine
andere Auf- und Unterbringung des Düngers aber meist nicht durchführen
lassen.
Wenn bei der Neupflanzung die Baumgrube gut gedüngt und später die
Baumscheibendüngung fortgesetzt wird, bildet sich hier ein so dichtes Netz von
Saugwurzeln, dass die Baumscheibendüngung auch künftig mit Erfolg aus-
geführt werden kann.
Nachdem die Ansprüche, welche der Obstbaum bezüglich der Düngung
macht, nunmehr ziemlich aufgeklärt sind, wird es Aufgabe der Baumwirte
sein, bei Anlage und Anordnung von Neupflanzungen darauf Rücksicht zu
nehmen, dass eine regelmässige und wirksame Düngung der Obstbäume durch-
geführt werden kann, und dass die Rücksichten auf die Zwischen- und Unter-
nutzungen hierbei nicht hemmend wirken.
III. Aufgabe der kleineren Obstbauschulen.
Herr Dr. H. von Peter, Direktor der Grossherzogl. Obstbau- und land-
wirtsch. Schule in Friedberg (Hessen) behandelt das Thema: Welches ist die
Aufgabe der kleineren Provinzial- oder Bezirksobstbauschulen?
Wie es die Aufgabe früherer Jahrzehnte war, das Real- und technische
Unterrichtswesen in einheitliche Beziehungen zu bringen, und es geraume Zeit
gedauert hat, bis genügend und tüchtig vorgebildete Lehrkräfte vorhanden
waren, so besteht gegenwärtig die Aufgabe, dem Unterrichtswesen in den
technischen Einzelfächern, darunter Obst-, Wein- und Gartenbau, in seinen
verschiedenen Stufen neuen Plan und Einrichtung zu geben, da diese Schulen
Über die Versuchszeit hinaus sind und ihr Bedürfnis in den bestehenden ver-
schiedenen Formen anerkannt ist.
Bericht der Obst- und Weinbau-Abteilung der Landwirtschafts-Gesellschaft. aQq
Da es sich um Sonderschulen handelt und diese Anstalten nur durch
weitgehendste Beschränkung und Vertiefung ihres Gebietes wirken können, so
muss unter den einzelnen Anstalten wieder eine gewisse Arbeitsteilung ein-
treten, sowohl in dem Sonderfach als in dem Lehrstoff und dessen Umfang,
wie auch in dem Unterrichtsziel.
Der Obstbau bedarf folgender Kräfte:
1. Gründlich vorgebildete Lehrer und Sachverständige, die an einer Schule
bezw. einer Anstalt und von derselben aus zu lehren haben. Dieselben müssen,
falls sie später nicht mehr in der Lage sind, wissenschaftlich zu arbeiten,
wenigstens während ihrer Studienzeit einmal selbständig wissenschaftlich ge-
arbeitet haben, um planmässiges Überdenken, Anlegen und Arbeiten kennen
zu lernen und befähigt zu werden, folgerecht zu denken und zu urteilen.
2. Tüchtig vorgebildete Praktiker, sog. Obstbautechniker, als technisch
ausführende Beamte und Aufsichtsbeamte zur Beaufsichtigung der Baumwärter
in grösseren öffentlichen Betrieben.
3. Tüchtige Baumwarte als Vorarbeiter und Arbeiter für Staats-, Kreis-,
Gemeinde- und Privatpflanzungen.
4. Praktische Obstbauer im Gross- und Kleinbetrieb, die Gruppe der
Interessenten aller Art.
Dementsprechend muss es Fachschulen geben:
1. im Range einer Hochschule, ausgestattet mit allen Einrichtungen für
wissenschaftliche Forschung, woselbst ein junger Mann mit naturwissenschaft-
licher oder landwirtschaftlicher Vorbildung in 1 — 2 Halbjahren die Ausbildung
als Obstbaulehrer erlangen kann:
2. bedürfen wir Mittelschulen für Ausbildung der höheren technischen
Beamten, für junge Leute, die nach einer gründlichen praktischen Vorbildung
die Schule besuchen, welche neben theoretischem Unterricht weitere praktische
Schulung, namentlich an der Hand von Versuchen und Demonstrationen
bieten muss;
3. sind notwendig: Fachschulen zur Ausbildung des unteren technischen
Personals in genügend langen, mindestens zehnwöchentlichen Ausbildungs-
lehrgängen und darauf aufgebauten späteren Wiederholungslehrgängen.
Je nach Bedürfnis können Schule eins und zwei vereinigt sein oder zwei
und drei, wie das mehrfach bereits der Fall ist; aber alle drei Schulen, dazu
noch besondere Lehrgänge aller Art an einer Schule zu vereinigen, ist zum
mindesten mit sehr grossen Schwierigkeiten verbunden; eine Abteilung wird
jedenfalls darunter notleiden.
Alle genannten Arten von Fachschulen müssen mit tüchtigen Fach-
lehrern, die hierfür vorgebildet sind, besetzt werden; ausserdem muss ein
Naturwissenschaftler, der Chemiker, Botaniker und Bakteriologe zu sein hat,
angestellt werden.
Diese Anstalten sind nicht nur Schulen, die sich darauf beschränken
können, die zur Zeit geltenden Ansichten lehrend zu verbreiten; sie müssen
vielmehr im stände sein, in die Praxis einzugreifen, dem Praktiker Auf-
klärung und Hilfe in den vielen Fällen des Zweifels und der Ratsbedürftigkeit
zu geben.
.164 '->er Obst- un^ Weinbau auf der Ausstellung der Landwirtschafts-Gesellschaft.
Man denke nur an die Stationen für Pflanzenkrankheiten; wie wenig ge-
schieht im allgemeinen auf diesem Gebiet, weil sachgemässe Hilfe und Auf-
klärung zu weit entfernt ist, weil der Stationen zu wenige sind.
Hier können grosse Anstalten als Mittelpunkt nicht helfen, hier muss
»auf die Dörfer gegangen« werden, und gerade Aufgabe der provinziellen und
Bezirks-Obst- und Weinbauscbulen ist es, da thatkräftig einzugreifen. Das
können sie aber nur, wenn sie Beamte zur Verfügung haben, einmal eine
grössere Anzahl von Lehrern und Hilfskräften, vor allem aber Techniker und
Wanderlehrer, die mit der Schule und der Anstalt vorwärts schreiten und die
Lehren der Schule hinaustragen ins Leben.
Techniker und Anstalt, Schule und Fachverein gehören zusammen. In
dieser Zusammensetzung werden die kleineren Fachschulen in ihrem Bezirk,
der nicht zu klein sein darf — sonst fehlen die Mittel und das Arbeitsfeld —
unendlich viel leisten.
Der Obst- und Weinbau auf der Ausstellung
der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft in Frankfurt a. M.
^ vom 8. bis 13. Juni 1899.
*j|Ln der Gruppe Obst- und Weinbau, Obst und Gemüse brachte der hessische
^ Landwirtschaftsrat eine Sammel- Ausstellung von Frischobst 1898er Einte.
Es handelte sich um einen Versuch, welche Konservierungsmethode die
günstigsten Erfolge habe. Es wurden die Früchte der verschiedensten Obst-
sorten auf folgende 4 verschiedenen Methoden aufbewahrt:
1. Die Früchte in Seidenpapier eingewickelt und in Torfmull in Kisten
verpackt.
2. Die Früchte nicht eingewickelt, in Torfmull in Kisten verpackt. Auf-
bewahrung der Kisten im Keller.
3. Die Früchte in Seidenpapier eingewickelt und in Torfmull in Kisten
verpackt. Aufbewahrung der Kisten im Erdboden durch Eingraben,
so dass der Deckel etwas über \'2 m dem Erdboden ist.
4. Die Früchte, in Seidenpapier eingewickelt, im Obstkeller auf Hürden
gelagert, aber nicht verpackt.
Als die beste Konservierungsmethode im Durchschnitt sämtlicher
Sorten stellte sich die Einhüllung in Seidenpapier und Einpackung in Torf-
mull dar.
Auch der nassauische Landes-Obst- und Gartenbauverein brachte Äpfel
und Birnen von 1898 zur Ausstellung, und zwar von den wichtigsten Sorten
des Handels, welche ebenfalls einzeln in Zeitungspapier eingewickelt
und in Kisten mittelst Torfmulls eingeschichtet waren. Es zeigte auch dieses
Sortiment, dass, wenngleich die verschiedenen Sorten eine sehr verschiedene
Haltbarkeit haben, doch die gedachte Konservierungsmethode ein Mittel ist,
um einen grossen Prozentsatz der betreffenden Früchte gut in das Frühjahr
und in den Vorsommer hinein aufbewahren, und auf den Markt bringen
zu können.
Der Obst- und Weinbau auf der Ausstellung der Landwirtschafts-Gesellschaft. 46:
Unter frischem Obst und Gemüse erregte die Sammel-Ausstellung des
hessischen Landwirtschaftsrats, insbesondere die in der Umgegend von Mainz
gezogenen Spargeln, allgemeine Bewunderung. Die Spargeln hatten einen
Durchmesser von ca. 3—4 cm und eine Länge von 15 — 20 cm. und waren von
tadelloser Weisse und Feinheit. Der Spargelbau hat nach den beigegebenen
Notizen in der Gegend von Mainz und an der Bergstrasse eine sehr grosse
Ausdehnung. Eine ebenfalls grosse Bedeutung hat in dortiger Gegend der
Anbau der Pflückerbse. Beide gehen grösstenteils an Konservefabriken. Auch
die ausgestellten Erdbeeren und Kirschen zeigten den hohen Stand dieser
Obstkultur.
Die in der Obst- und Schaumwein-Kosthalle vereinigten Weine aus
Äpfeln (darunter auch Äpfelweine aus bestimmten Sorten wie Speierling,
Borsdorfer), Johannisbeeren, Stachelbeeren, Heidelbeeren, auch die aus diesen
Früchten bereiteten Schaumweine, wie sie von einer Reihe Frankfurter Fabri-
kanten (A. Sturmfels, Gebrüder Feist & Söhne, Adam Rackles, Gebr. Freieisen,
J. Fromm), ausserdem vom Nassauischen Landes-Obst- und Gartenbauverein,
von der Westerwälder Obstverwertungsgenossenschaft Kurtscheid und vom
hessischen Landwirtschaftsrat ausgestellt waren, gaben Jedermann Gelegenheit
sich ein Urteil über den Wert dieser Produkte zu bilden. Diese Kosthalle
hat sich als ein sehr gutes Mittel erwiesen, das Interesse für Beerenweine und
Äpfelweine in immer weitere Kreise zu tragen.
Eine weit höhere volkswirtschaftliche Bedeutung kommt der Weinkost-
halle zu, in welcher dafür gesorgt ist, dass man die Erzeugnisse der ver-
schiedenen WTeinbaugebiete aus den Kellern der Produzenten selbst, sogar
glasweise, versuchen und vergleichen kann. In Frankfurt waren folgende
Weinbaugebiete vertreten: Oberelsass, Unterelsass, Oberbaden, Unterbaden,
Württemberg (Freih. von Gaisberg'sche Gutsverwaltung Helfenberg, Fürstl.
Hohenlohe-Langenburg'sches Rentamt Weikersheim, Württembergischer Wein-
bauverein, Weingärtnergesellschaft Heilbronn), Franken, bairische Pfalz,
Rheinhessen, Nahethal. Rheingau, Moselthal, Saarthal, Ahrthal, Mittel- und
Ostdeutschland.
Unter den Dauerwaren für Ausfuhr und Schiffsbedarf, worunter ein-
gemachte Früchte, Weine, Säfte, gedörrte Früchte gehören, verdienen die
unvergorenen, alkoholfreien Trauben- bezw. Obstweine, ausgestellt von der
ersten deutschen Gesellschaft zur Herstellung solcher in Worms a. Rh. einer
besonderen Erwähnung. Nach dem neuen Verfahren von Prof. Dr. Müller-
Thurgau in Wädensweil werden die Säfte von der Kelter weg sofort mittelst
eines besonderen Wärmegrads unter Luftverschluss sterilisiert, dann filtriert,
in Flaschen abgefüllt und in diesen nochmals erwärmt d. h. sterilisiert. Diese
Weine sind somit naturrein, halten sich Jahre lang unverändert, sind fürs
Inland, für Ausfuhr und Schiffsbedarf bestimmt, besonders auch für die Tropen-
länder. Der Schaumwein wird ebenso hergestellt, nur ist er nach Abfüllung
in Flaschen mit Kohlensäure imprägniert.
466
Obst- und Gemüsebau und Obsthandel in Australasien.
Obst- und Gemüsebau und Obsthandel in Australasien.
iic Ausdehnung des Obstbaues nimmt in Australasien mit der Entstehung
J-^^C neuer Ansiedelungen stetig zu. Boden und Klima sind ihm in allen
Kolonien auf weite Strecken günstig. Es werden alle Obstarten gezogen —
ausgenommen Nüsse. Kastanien und Mandeln — vom harten und widerstands-
fähigen Apfel des südlichen Neuseelands bis zum feinen Tafelobst der ge-
mässigten und subtropischen Zone, welches die Obstgärten Tasmaniens und
des Festlandes in grösster Mannigfaltigkeit hervorbringen, und ferner in Nord-
(Jueensland die Früchte der tropischen Zone. Äpfel, Birnen, Orangen und
Bananen, sind eine ständige Marktware; Aprikosen, Pfirsiche, Pflaumen, Kirschen
und alle Beerenarten werden mehrere Monate hindurch auf den Märkten und
in den Strassen feilgeboten. In der Nähe der grossen Städte hat sich der
Obstbau wegen der günstigen Absatzgelegenheit am besten entwickelt und
wird da auch verhältnismässig am stärksten betrieben.
Mit Ausnahme von Tasmanien, wo der Obstbau auf dem Lande bereits
einen grossen Umfang angenommen hat, ist er in den ländlichen Gebieten der
anderen Kolonien noch vielfach sehr vernachlässigt. Deutsche Ansiedler gelten
als gute Obstzüchter; Gemüsebau wird fast nur von Chinesen betrieben. Den
Grosshandel mit Obst nach überseeischen Ländern vermitteln kapitalkräftige
Yerschiffüngsgesellschaften, während der Kleinhandel in den Städten, mit
wenigen Ausnahmen, in den Händen von Italienern liegt. Ein grosser Teil
des auf den Märkten nicht absetzbaren Kern- und Steinobstes wird mit Zucker
in Fabriken eingekocht und unter der Bezeichnung »jams« in den Handel
gebracht.
Über die Ausdehnung des Obst- und Gemüsebaues in den sieben Kolonien
Australasiens vom Jahre 1881 bis zum Jahre 1896 ist folgende Zusammen-
stellung veröffentlicht worden:
1881
189
1896
<u
D
D
Kolonie
englische
Äcker
v. H. der
gesamten
Anbaufläch
englische
Äcker
v. H. der
gesamten
Anbaurläch
englische
Acker
v. H. der
gesamten
Anbaufläch
24 565
4,3
40 116
4,7
56 885
2,4
20 630
1,4
37 435
1,8
45 734
1,7
3 262
2,8
9 758
4,0
10 399
3,3
9 864
0,4
14 422
0,7
18 415
0,8
—
—
—
2 736
•2,5
6 717
4,5
10 696
6,4
11 753
5,1
16 360
1,5
29 235
2,0
39 215
2,5
Zusammen
81 398
1,5
141 662
2,1
185 137
2,1
Für das Jahr 1897 sind die entsprechenden Zahlen noch nicht vollständig
bekannt geworden; doch darf man annehmen, dass die Gesamtfläche der Obst-
und Gemüsegärten nicht grösser als rund 190000 englische Acker sein wird.
In letzter Zeit versucht man in einigen Obstgärten den Ertrag der Obst-
bäume durch künstliche Bewässerung zu steigern. Man hofft dadurch die Ver-
Obst- und Gemüsebau und Obsthandel in Australasien. 4Ö7
nichtung der Obstgärten durch anhaltende Dürren in erheblichem Masse
abzuwenden. Ob aber diese Bewässerungsanlagen auch dazu beitragen werden,
die Wirkungen der aus dem Landinnern kommenden trockenheissen Winde
den Obstanlagen weniger fühlbar zu machen, muss erst die Zukunft lehren.
Die folgende Übersicht giebt Aufschluss über den Handel mit frischem,
eingemachtem und eingekochtem Obst im Jahre 1896:
Kolonie Einführ Ausfuhr
eigene Ware
£ £
Neusüdwales 201297 100092
Viktoria 71 149 31 721
Queensland 68 308 67 013
■Südaustralien 1S628 19411
Westaustralien 13402
Tasmanien 9 398 139 902
Neuseeland 89 803 1 333
Zusammen 531985 359472
Die überseeische Obsteinfuhr kommt von den Südseeinseln, aus Kalifornien
und Italien. Die grosse Ausfuhr der Kolonie Tasmanien besteht hauptsächlich
in Kernobst (Äpfel und Birnen), weniger in Stein- und Beerenobst. In letzter
Zeit ist auch noch die Ausfuhr von Dörrobst und eingekochtem Obst hinzu-
gekommen. Der tasmanische Apfel hat sich auf dem Londoner Markte bereits
einen Namen gemacht, und seine Ausfuhr dorthin betrug im Jahre 1898 rund
130000 Büschel. Zur Ausfuhr nach London gelangen nur die besten und
dauerhaftesten Sorten.
Die Preise für frische Früchte sind in den letzten Jahren beträchtlich
gefallen. Man wendet sich daher jetzt mehr dem Dörrverfahren zu, das sich
gut bezahlt und das in Tasmanien schon ziemlich verbreitet ist. Die grösste
Dörranstalt dieser Kolonie für Obst besteht in Port Cygnet. Sie hat im Jahre
1898 2000 Tonnen Obst verarbeitet. In dieser Anstalt sind sieben kleine
Maschinen in Betrieb, die das Obst schälen, entkernen und schneiden. Ein
gewandter Arbeiter kann mit einer Maschine täglich bis zu 40 Busche! zu-
bereiten. Die Darre vermag 250 Büschel Obst aufzunehmen. Nach dem Ver-
lassen der Darre wird das Obst eine kurze Zeit der freien Luft ausgesetzt,
dann verpackt und versendet. Neusüdwales und Westaustralien sind die Haupt-
abnehmer von getrockneten Äpfeln. Auch nach Indien gehen Sendungen
solcher Äpfel; die Verpackung für dorthin muss aber in Blechdosen erfolgen.
Sydney ist der beste Kunde der genannten Dörranstalt, und deren Erzeugnisse
werden dort höher geschätzt, als die von Kalifornien. Nach Angabe von
Grosshändlern soll tasmanisches Dörrobst durchweg um l/a — 1 Penny für das
englische Pfund höhere Preise erzielen, als die Erzeugnisse kalifornischer
Fabriken, doch ist die Verpackung der letzteren besser, als die der tasmanischen.
Während der letzten drei Jahre bestand in Sydney eine so starke Nachfrage
nach tasmanischem Dörrobste, dass die Vorräte bald aufgekauft waren und die
Ware für längere Zeit aus dem Markte verschwunden war.
Neusüdwales übertrifft in der Einfuhr von frischem, gedörrtem und
präserviertem Obst und Obstmus (jams) alle anderen australischen Kolonien:
in der Ausfuhr dieser Waren steht es an zweiter Stelle. Ein grosser Teil der
Ausfuhr besteht in Orangen und geht nach London. Erwähnenswert ist, dass
a(5$ Zuerkannte Preise an sächsische Aussteller in Petersburg.
der grösste Teil der Einfuhr der Kolonie Neuseeland, von den Fidschi- und
Tongainseln kommt, und hauptsächlich in Bananen besteht. Ihre Ausfuhr ist
im Verhältnis zur Einfuhr verschwindend klein. Auch die Kolonie Viktoria
führt grösstenteils Bananen ein.
Der Gesamtwert der Erzeugnisse des Obstbaues und der Gemüsegärtnerei
betrug im Jahre 1896 in den sieben Kolonien Australasiens:
Kolonie Wert in £
Neusüdwales 470 350
Viktoria 929 035
Queensland 255 598
Südaustralien 380 240
Westaustralien 49615
Tasmanien 176295
Neuseeland 859 822
Zusammen 3120955
In Viktoria und Neuseeland ist der Gartenbau sehr bedeutend, und die
anderen australischen Kolonien sind zur Deckung ihres Bedarfes an Gemüse
auf Zufuhren von dort angewiesen. Mitt. d. D. L.-G.
Zuerkannte Preise an sächsische Aussteller
auf der internationalen Gartenbau-Ausstellung in Petersburg.
Von sächsischen Ausstellern erhielten, soweit mir bekannt geworden:
P. Hauber, Tolkewitz, für Formobst die kleine goldene Medaille;
E. F. Thiers, Dresden, für Wasserheizungsanlage die goldene Medaille des
Minist, für Ackerbau;
J. C. Hanisch, Leipzig, für Araucarien die kleine goldene Medaille;
R. Weissbach, Laubegast, für Rhododendron die kleine goldene Medaille;
0. Thalacker, Leipzig, für Nelken und Anthurium je eine grosse silb. Medaille:
Max Ziegenbalg, Laubegast, für Phönix eine grosse silberne, für Araucarien
eine bronzene Medaille des Ministers für Ackerbau;
O. Olberg, Dresden, für Azaleen eine mittlere, für Rhododendron eine kleine
goldene Medaille;
H. F. Heibig, Laubegast für Kalthauspüanzen die kleine goldene Medaille;
O. Poscharsky, für Gehölze, getriebene, die kleine goldene Medaille;
B. Haubold, Laubegast, für Margueriten die bronzene Medaille;
Alb. Wagner, Leipzig, für Palmen die kleine goldene, für Araucarien und
Juniperus je eine grosse silberne, für Acer jap. eine mittlere silberne
Medaille;
A. Müller, Dresden, für Pläne die grosse silberne Medaille;
Carl Maurer, Gohlis, die kleine silberne Medaille;
T. J. Seidel, für Rhododendron und Azaleen die grosse goldene Medaille des
Minist, für Ackerbau;
W. Weisse, Kamenz, für Koniferen die mittlere goldene Medaille.
T. J. Rudolph Seidel.
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
469
Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc
Buddleya variabilis Hemsley
(Hierzu Abb. 71.)
(Journ. Linn. Soc. 1894) ist abgebildet im
Bot. Mag. Tab. 7609 und in La Revue
machen seine Einführung zu einer sehr
wertvollen und interessanten. Das hier
abgebildete Exemplar ist amFusse einer
nach Süden gelegenen Mauer gepflanzt.
'
-, , j
JS*>
Abb. 71. Buddleya variabilis.
Im Garten des Herrn Marx Micheli in Genf. Blumen lilarot.
Horticole 1898, p. 132. Diesen be-
merkenswerten Zierstrauch trifft man
in den Gärten Europas seit 1895 an.
Er stammt aus China und der Reich-
tum und die Schönheit seiner Blüten
Seine Stämme erreichen 3—4 Meter
Höhe und bedecken sich vom Juli bis
September mit gefällig herabhängenden
lilaroten Aehren. Dieser Zierstrauch
ist zwar nicht genügend winterfest.
47°
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
verdient aber doch, in irgend einem
luftigen Räume mit etwas Tageslicht
nur frostfrei überwintert zu werden.
Kultur in kräftiger, mit Sand gemischter
lockerer Erde, auch in recht geräumigen
Gefässen. Das Verpflanzen geschieht
am besten im März oder nach der
Blütezeit. Die Vermehrung geschieht
durch Spross- (d. h. krautartige) Steck-
linge im Lauwarmbeete oder in kleinen
Töpfen, die ins warme Wohnzimmer
kommen. Max Micheli. Genf.
Cienkowskia Kirkii Hook.
Diese seltsame und hübsche Pflanze
stammt aus dem südlichen Ostafrika,
aus dem Küstengebiet gegenüber der
Insel Zanzibar, von wo sie 1871 durch
Kirk nach Kew geschickt wurde und
wo sie im Jahre darauf blute. Die
Gattung Cienkowskia gehört zur Fa-
milie der Zingiberaceen, welche der
kleinen Ordnung der Scitamineen
angehört. Sie unterscheidet sich von
Kaempferia besonders dadurch, dass
die Blätter des inneren Blüten-
perigons verwachsen sind und eine
dreilappige Lippe bilden. Gezogen
wird diese schöne Art im Warmhaus.
Die Blätter und Blüten entwickeln sich
gleichzeitig, was bei Kaempferia
nicht der Fall ist. Am besten ist für
die Kultur ein Gemisch lockerer und
festerer Erde und zur Zeit der stärksten
Entwicklung ein wenig flüssiger Dung.
Eine sehr hübsche kolorierte Abbildung
zeigt die Revue horticole 1899 p. 160,
welche nach dem Aquarell von M. J.
Buyssens hergestellt ist. J. B.
Anmerkung. Die Gartenflora gab
1892 S. 57 t 1364 Beschreibung und
farbige Abbildung. Dort ist auch
auseinandergesetzt, dass Graf Solms
empfiehlt, Cienkowskia zu Kaempferia
zu rechnen. So ist es auch beiBent-
ham cS: Hooker, Gener. Plant., sowie
in Engler &Prantl, Natürl. Pflanzen-
fam.. geschehen. L. W.
Ist Ampelopsis Graebneri (Bolle) eine neue
Species?
In Heft 10 (15. Mai 1899) der Garten-
flora fand ich auf Tafel 1462 eine
allerdings schöne Abbildung einer
neuen Ampelopsis unter dem Namen
Amp. Graebneri Bolle n. spec.
Ist diese aber wirklich etwas Neues?
Der Beschreibung nach stimmt sie mit
der von Lauche benannten Amp.
radicantissima, nur soll diese
letztere sich im Herbste weniger rot
färben.
Seit Jahren wird in holländischen
Baumschulen eine Ampelopsis kultiviert,
die wie beide obengenannten Pflanzen
mittelst Saugwarzen am Ende der
klauenartigen Ranken an Bäumen und
Mauern hinauf klettert und wegen
ihrer eclatanten Herbstfärbung hoch
geschätzt ist, nicht weniger wie Amp.
Veitchi. Diese Ampelopsis ist der
Amp. radicantissima ganz ähnlich,
nur ist die samtartige Behaarung der
Blätter und jungen Triebe nicht com-
tant, und man trifft zahlreiche Pflanzen
an, deren Triebe und Blüten ganz
kahl oder nur in den ersten Tagen
ein wenig behaarr sind.
Meines Erachtens hat die Amp.
Graebneri Bolle auch nichts be-
sonderes und ist höchstens nur eine
Varietät mit ein wenig stärkerer Be-
haarung. Die mehr oder weniger
schöne Herbstfärbung ist kein durch-
gehendes Kennzeichen und von vielen
Ursachen, wie Boden, Wetter u. s. w.
abhängig. Ein guter Beobachter findet
leicht bei vielen jungen Pflanzen Ab-
weichungen, vorzüglich bei Sämlingen
vor, so trifft man z. B. bei Populus
tremula, Ouercus sessiliflora u. a.
viele Exemplare, welche entweder ganz
glatte oder völlig behaarte junge
Triebe und Blätter haben. Durch das
Annehmen solcher kleiner Ab-
weichungen als Kennzeichen neuer
Species oder neuer Varietäten wird
die unselige Verwirrung in der
Dendrologie vergrössert. Welchen
praktischen Nutzen haben beim Ge-
brauch der Pflanzen solche kleineu
Merkmale, da sie auf das Gesamt-
bild der Pflanze nicht den geringsten
Einfluss haben?
Nur die Sucht, etwas Neues vor-
bringen und seinen Namen mit einer
Pflanze anbinden zu wollen, ist oft der
einzigste Beweggrund, dass Gärtner
und Botaniker uns mit sogenannten
Neuheiten überschütten.
Wageningen.
Leonard A. Springer.
Herr Dr. Bolle hat es abgelehnt, auf
diesen Artikel des Herrn Springer
zu antworten und sich in eine Polemik
einzulassen. Es wird aber von anderer
Kleinere Mitteilungen.
All
Seite nächstens nachgewiesen werden,
dass Ampelopsis Graebneri wirklich
eine gute Art ist. L. W.
Neue Formen von Helianthus cucumerifolius.
Die Firma Martin Grashoff (In-
haber Hermann Grussdorf, Königl.
('.artenbau - Direktor), Quedlinburg,
welche im vorigen Jahre Helianthus
cucumerifolius ..Strahlensonne ' als
neue Einführung in den Handel gab,
übersendet uns mehrere weitere Formen
von Helianthus cucumerifolius (im
Ganzen mit den älteren 8), welche neu
bei ihr im vorigen Jahr entstanden
sind und sich in diesem Jahr als
ziemlich konstant erwiesen haben.
Leider waren wir abwesend und haben
die Schönheit der Blumen nicht selbst
bewundern können. L. W.
Kleinere Mitteilungen.
Ein Beitrag zur Bekämpfung der Blutläuse.
Von Adam Hey dt, Schlossgärtner,
Dallmin (Prignitz.)
Es ist erwiesen, dass die Blutlaus
eines der schädlichsten Insekten für
den Apfelbaum ist. Sie zu vernichten
ist daher im Interesse aller Obstbau-
interessenten dringend geboten. Leider
sind aber die meisten Mittel, die zum
Vertilgen empfohlen werden, und viel-
fach Geheimmittel sind, ganz unbrauch-
bar. Ich mag nichts mit solchem Zeug
zu thun haben, und bleibe bei dem,
was in der Praxis sich bewährte und
äusserst einfach ohne hohe Kosten zu
beschaffen ist.
Nachdem sich daher vor einiger
Zeit unter meinen etwa 5 — 600 trag-
kräftigen Obstbäumen an einigen etwa
80jährigen Stämmen die Blutlaus ein-
stellte, benutzte ich die altbewährte
Petroleumbrause zur Vertilgung der
Thiere, und zwar bereitete ich mir das
Mittel selbst durch Kochen von Pe-
troleum mit Seife.
Das Abkochen ist wegen der Feuer-
gefährlichkeit im Freien zu machen.
Man benutzt zwei Backsteine, welche
aufrecht hingestellt werden, legt zwei
Eisenstäbe darüber und stellt darauf
den Kessel, in dem man die Brause
bereiten will. Darunter unterhält man
ein kleines Holzfeuer. Zuerst wird die
Seife auf einem Reibeisen gerieben, in
kochendem Wasser aufgelöst und dann
das Petroleum zugegossen. Damit die
Verbindung inniger wird, spritzt man
die Mischung unter sich mit einer
Gewächshausspritze durcheinander. Hat
sich die Mischung verbunden, etwa 15
Minuten Kochzeit, so giesse ich die
Flüssigkeit in einen Eimer und das
Streichen der befallenen Stellen kann
losgehen.*)
Ich lasse diese Arbeit in der Regel
von einem meiner Gehilfen ausführen,
weil solche gewissenhafter und flotter
arbeiten als Gartenarbeiter. Das
Streichen muss äusserst genau gemacht
werden, dabei gilt als Grundsatz, lieber
eine Viertelstunde länger und peinlichst
sorgfältig arbeiten, als schnell fertig
sein und pfuschen. Das Streichen, resp.
Betupfen der Blutlausstellen hat sich
sehr gelohnt, denn ich habe an diesen
Bäumen bis jetzt trotz der grossen
Flitze der letzten 4 Wochen nichts mehr
von den Blutläusen gesehen. Ich habe
dieses Mittel schon früher als praktisch
gefunden, deshalb halte ich es für an-
gebracht, .es zu empfehlen.**) Ist es
doch viel einfacher als alle die Geheim-
mittel!
*) Anmerkung der Redaktion: Nach der s.
Zt. von Dr. Krüger gegebenen Vorschrift —
vergl. diese Zeitschrift 1896, Seite 99 ff. — soll
man 1 Kilo Seife in 1 Kilo Wasser, siedend
heiss unter Umrühren lösen, dann die Lösung
vom Feuer nehmen und 1 1 Petroleum hinzu-
thun und bis zum Erkalten durcheinander
spritzen. Ein ähnliches Gemisch ist die im
Handel bei Klönne & Müller, Berlin, Luisen-
strasse 49 erhältliche Petroleum-Emulsion.
Man kann auch andere Mengenverhältnisse
wählen, jedoch auf 4 — 5 Teile Petroleum
mindestens 1 Teil Seife, da sich sonst beim
Verdünnen Petroleum ausscheidet.
**) Es ist bereits von verschiedenen anderen
Seiten her richtig bereitete Petroleum-Emulsion,
speziell die von Klönne & Müller, als eins der
besten Blutlaus-Vertilgungsmittel empfohlen
worden.
47A
Kleinere Mitteilungen.
Das Königliche Schloss zu Charlottenburg,
dessen Geschichte mit derjenigen des
Hohenzollernhauses aufs engste ver-
knüpt ist, blickte am 1. Juli auf
sein 20ojähriges Bestehen zurück.
Im Frühjahr 1695 schenkte Kurfürst
Friedrich III. seiner zweiten Gemahlin
Sophie Charlotte ein Landhaus bei dem
damaligen Dorfe Liezen oder Lützen
nebst dem umliegenden Terrain behufs
Anlegung eines Lustschlosses. Der
Kurfürstliche Befehl an die Amts-
kammer, ..die Lietze sofort an Ihre
Durchlaucht die Kurfürstin zu über-
geben", ist datiert vom 9. Mai 1695.
Auf den Bau, der Schlüter übertragen
war und bei dem mehrere Kompagnien
Soldaten verwendet wurden, wurden
in den ersten drei Jahren nacheinander
die Summen von 23000 Thalern an-
gewiesen. Im Jahre 1698 war der neue
Sommersitz, damals Lützenburg genannt,
in wohnlichem Zustande; die förmliche
Einweihung erfolgte aber erst am
1. Juli 1699, und zwar fand dieselbe,
nach der Erzählung eines Hofchronisten,
in nachstehender Weise statt: „Auf den
Abend des 1. Juli des Jahres 1699
hatten Ihre Kurfürstliche Durchlaucht
die Kurfürstin Charlotte Seine Kur-
fürstliche Durchlaucht, sowie auch
den ganzen Hof und alle fremden
Minister nach Lützenburg geladen, den
43. Geburtstag Ihres Durchlauchtigsten
Gemahls daselbst zu feiern und mit
diesem Fest dieses Ihr Lützenburg ein-
zuweihen. Der Saal war mit gefloch-
tenem Blumenwerk und mit dazwischen
gesetzten Sinnbildern ausgezieret und
die Tafel darin also gesetzet, dass man
ohne aufzustehen das hernachmals an-
gesteckte Feuerwerk nebst der Illu-
mination sehen konnte. Die Einfahrt
zu dem Hause war ebenfalls mit aller-
hand Blumen ausgeflochten, und über
dem Thor waren in goldenenBuchstaben
lateinische Verse zu lesen, die der eng-
lische Gesandte Mr. Stepney verfertigt
und in der Uebersetzung also lauteten:
„Dies Haus von Dir erbaut, doch das
soll mir gehören,
Will Dein Geburtsfest heut, als seines
Stifters ehren;
Sey gütig und lass zu, dass wir Dir
dankbar seyn,
Dies bittet Dein Gemahl, die Liebe
stimmt mit ein."
Se. Kurfürstliche Durchlaucht haben
sich bei diesem Feste, nebst der ganzen
Gesellschaft so vergnügt und freudig
erwiesen, dass man sozusagen über
Tisch und Bänke gesprungen, und Seine
Kurfürstliche Durchlaucht, Ihrer ei-
genen gnädigsten Aussage nach, sich
nicht besinnen, sich jemals so freudig
erwiesen zu haben." — Das ursprüng-
liche Gartenschloss ist noch heute als
Mittelpunkt der Schlossanlage erhalten.
Inmitten dieser stillen Umgebung und
einer reichen Fülle gärtnerischer An-
lagen lebte die Kurfürstin Sophie
Charlotte frei von jedem Zwange der
Hofetiquette, vielfach im persönlichen
Verkehr mit dem Philisophen Leibniz.
Hier leitete die hohe Frau auch häufig
berühmt gewordene musikalische Auf-
führungen; hier spielten sich viele
dramatische Aufführungen, Masken-
scherze und Tanzvergnügungen ab.
Nach dem Tode der philosophischen
Königin legte Friedrich I. dem durch
das Andenken an die unvergessliche
Gemahlin geheiligten Lützenburg am
1. April 1705 den Namen Charlottenburg
bei. Das Schloss wurde sodann durch
Freiherrn v. Eosander zu einer grösseren
Anlage erweitert und im Jahre 1717
in seiner heutigen Gestalt vollendet.
Obstausstellung der Westpreussischen Land-
wirtschaftskammer in Dresden.
Die Westpreussische Land wirtschafts-
kammer gedenkt sich auf Anregung
des Ministers für Landwirtschaft mit
einer Kollektiv-Einsendung west-
preussischen Obstes an der in diesem
Jahre vom 14. bis 19. Oktober in
Dresden stattfindenden Jubiläums-Obst-
ausstellung des Landesobstbauvereins
für das Königreich Sachsen zu be-
teiligen. Diese Beteiligung hat den
Zweck, die Obstproduktion unserer
Provinz in weiteren Kreisen bekannt
zu machen. Die Kammer ersucht des-
halb die Vereine, ihr von den Obst-
früchten, welche im Vereinsbezirk zu-
meist und am besten gebaut werden,
mindestens je zehn Pfund zur Ver-
fügung zu stellen. Die Einsendungen
werden auf der Ausstellung mit dem
Namen des Züchters versehen. Die
Kosten für Verpackung und Fracht
trägt die Landwirtschaftskammer. Die
Früchte sollen in der Zeit vom 1. bis
5. Oktober an einem Orte der Provinz
Kleinere Mitteilungen.
473
(wahrscheinlich Graudenz) zunächst
gesammelt werden und dann in einer
Sendung nach Dresden abgehen. Auf
Wunsch entsendet die Kammer den
Obstbauwanderlehrer zur näheren
Aufschlusserteilung in die nächsten
Sitzungen der Vereine.
Vom Humboldthain in Berlin.
An landschaftlicher Schönheit ge-
winnt der Humboldthain von Jahr zu
Jahr durch die prächtige Entwickelung
seiner nach »Zonen« angepflanzten Ge-
hölze, durch deren Gruppirung an und
auf weiten Rasenflächen die Kunst des
Altmeisters Gustav Meyer herrliche
Fernsichten zu schaffen wusste. Die
breiten Promenadenwege, auch zwei
Fahrstrassen, durchschneiden den
Park, bieten fast von jeder Stelle aus
den Anblick eines neuen Bildes, das
den Naturfreund zu sinnigem Beschauen
fesselt. Besonders reizvoll ist die
Aussicht vom Ufer des Weihers, den
der Abfluss der am Fusse der Felsen-
gruppe entspringende Quell speist.
Der Genuss des Wandeins in dem
»Tempel der Natur«, den die Stadt
aus Anlass des hundertsten Geburts-
tages Alexanders v. Humboldt be-
gründete, wird erhöht durch die neben
den zahlreichen fremdländischen und
den weniger bekannten einheimischen
Bäumen und Sträuchern angebrachten
Tafeln, die Namen, Vaterland u. s. w.
der einzelnen Gewächse bezeichnen
und so zu weiterer Belehrung über sie
anregen, eine Einrichtung, die sich
auch für die übrigen Parks empfehlen
würde. In der »asiatischen Abteilung«
des Hains, die sich vor dem villen-
artigen Verwaltungsgebäude ausdehnt,
erfreut das Auge reicher Rosen-
und Päonienschmuck. Hier sieht man
u. A. auch wohl ein Dutzend stattliche
Exemplare des »Kaiserbaums« aus
China — Japan (Paulownia imperialis).
In nächster Nähe belinden sich der
städtische Schulgarten, sowie die Ge-
wächshäuser und Anzuchtbeete für die
Blatt- und Blütenpflanzen zur Ver-
schönerung der öffentlichen Plätze.
Bemerkt mag noch werden, dass jetzt
sämtliche Wege des Hains durch
niedrige Eisengeländer eingefasst
werden, um die »Vegetationsgebiete«
gegen Beschädigungen durch die Fuss-
gänger zu schützen.
Forschungs-Beihilfe.
Die Akademie der Wissenschaften in
Berlin hat Herrn Professor Dr. Con-
wentz in Danzig, korrespondierendes
Mitglied des Vereins zur Beförderung
des Gartenbaues, zur Fortsetzung der
Untersuchungen über die Waldbäume
der Gegenwart und Vergangenheit, be-
sonders in Schweden und Norwegen,
eine Beihilfe von 1000 Mk. bewilligt.
Auf Ischia.
Von Carl Sprenger.
Casamicciola, den 20. Juli.
liier ist es paradiesisch! In einem
weiten Thale, umrahmt von lieblich
grünen Bergen, über freundliche Hügel
und durch märchenhafte Schluchten
weithin gestreckt liegt das neue Casa-
micciola. Dazwischen ruhen, man
möchte sagen, freundlich lächelnde
Ruinen der alten malerischen Stadt,
und auf den schönsten Hügeln der
Schutt der Villen, von denen keine
Säule in jener fürchterlichen Nacht
stehen blieb.
Drohend erhebt der schlummernde
Epomeo sein viel gegipfeites Haupt in
den tiefblauen Aether und ringsum zu
seinen Füssen und hinauf zu seinen
Höhen blühet ihm ein ewiger Frühling.
Muss es nicht paradiesisch sein, das
Stückchen Erde, wo der furchtbar heim-
gesuchte Mensch, der vielleicht all die
Seinen, sicher alles Hab und Gut in
wenig Sekunden verlor und immer
wieder verlieren kann, neue Hoffnung
pflanzt? Er verlässt es nicht, und wie
den dunklen Mächten im glühenden
Schosse der Erde zum Trotze steht
heute nach kaum 15 Jahren nach jener
schaurigen Juli-Nacht das junge Leben,
die neue Stadt auf den Ruinen.
Die reiche wunderschöne Insel ist
so fruchtbar, dass alles gedeiht, was
der Mensch auch bringen mag. Er
braucht nicht zu pflügen, noch zu graben
oder zu hacken, es wächst in einer Fülle
und in einer Ueppigkeit, die uns in
Erstaunen setzt. So weit das Auge
reicht, grüne Rebenhügel, und das weite
Thal von Forio ist ein ganz gewaltiger
Weingarten. Die weissen und goldenen
Ischiaweine sind feurig und lieblich
zugleich. Sie erfreuen das Herz und
schaden nicht dem Denken oder Sinnen.
Alle Früchte der gemässigten und sub-
474
Kleinere Mitteilungen.
tropischenZone reifen in seinen Thälern,
und wenn der Mensch hier so arbeiten
wollte und könnte als vielleicht der
andere Mensch im deutschen Norden,
kein Land der Welt könnte es diesen
Ländern gleich thun an Kulturprodukten
der Felder und der Fluren.
Die Flora ist reich, aber ärmer als
die des ternher schimmernden Capri
oder gar des nahen Capo Miseno des
Festlandes. Gussone schrieb, ich
glaube in den 40er Jahren, seine Flora
inamivensis von Ischia.
An den Hängen oberhalb Forio sah
ich ganze Halden mit goldenblühendem
Ginster, Spartium junceum; Orchideen
sind merkwürdigerweise seltener als
drüben am Festlande, wo alle Serapias
in Millionen wachsen. In den Grotten
und Höhlen, welche ebenso zahlreich
am Gestade wie an den Höhen, z. B.
am Epomeo, sich finden, wachsen
prächtige Farnbestände. Das über-
all gemeine Adiantum capillus Veneris
fehlt nirgends. aber auch Scolo-
pendrium, Pteris und ganz besonders
prächtig die schöne Woodwardia ra-
dicans beleben selbst in den feuchten
Lavaschluchten diesonstsoöden düstern
Reste der einst wild gewordenen Natur.
Die Cypresse fehlt fast gänzlich auf
den Friedhöfen. Sie ist vertreten durch
überaus malerische Aleppokiefern, deren
freundlich grüne Kronen mir will-
kommener erscheinen als die düsteren
Cypressen. Pinus Pinea wächst auf
nackten Lavaströmen auch aus jüngster
Zeit, nahe der Küste und an den Berges-
halden, überall. In einem wilden
wonnigen Parke auf alten Laven in
Ischia aufgebaut, und Eigentum des
Professors Dr. Dohrn, des berühmten
deutschen Gelehrten Neapels, sieht man
die schönsten Pinien weit und breit.
Dort auch sah ich eben jetzt im Juli
Bougainvillea glabra Sanderiana in
voller Bracteenpracht. In den Gärten
blühen zur heissen Sommerszeit Jasmin
und Petunien, Pelargonien, Geranien,
Gardenien und Tigerlilien. Die wunder-
schöne Ipomoea Leari überspinnt alles,
blüht reich in der Sonne, arm im
Schatten, wo sie dafür um so üppiger
wächst. Plumbago capensis mit lila
Blütentrauben, die fast in des Himmels
Bläue schimmern, ist in allen Gärten
zu finden und seltsam, in der heissen
Sonnenglut sehe ich überall ungemein
üppig gedeihen die schöne rosafarbene
Hydrangea Otaksa, welche doch noch
garnicht so lange her von Japan zu uns
kam. Wie kommt sie nur hierher in
solcher Menge? Im Meere, nahe am
Strande bei Lacco Ameno, steht ein
seltsamer dunkelaschbrauner Tufffelsen,
den das Volk »II fungo di Locca
Ameno« richtig nennt, Er gleicht auf
ein Haar in Form und Farbe einem
von Schnecken etwas angenagten
Steinpilz (Boletus edulis).
Auf den Ruinen der letzten Kata-
strophe haben sich in diesen 15 Jahren
verschiedenePhanerogamen angesiedelt,
welche sich bemühen, den Jammer
freundlich zu umspinnen. Besonders
auffallend ist Xicotiana glauca, welche
besonders auf den Resten der Häuser-
stöcke in den Schluchten und Thälern
oder den Hügeln der unteren Zone ganze
WTäldchen bilden, deren Bäumchen
oder Gestrüppe, 3 — 4 oder 5 m hoch,
malerisch die Ruinen verschleiern.
Dieser Amerikaner ist hier vollkommen
verwildert und als Schuttpflanze ohne
Gleichen imstande, den dürren Kalk
und die nacktesten Wände oder Felsen
und Mauern, in deren Ritzen seine
Wurzeln haften, zu beleben und auch
zu zerstören. Er blüht das ganze Jahr
und seine Samen, vom Winde leicht
getragen, keimen, wo es am heissesten
und trockensten ist. Mich wundert,
dass die findigen Raucher nicht sein
Laub sammeln und es rauchen.
Zur Pflege der Coniferen.
Vor. R. Müller-Praust.
Vor einiger Zeit hatte ich Gelegen-
heit, als Gast an einer sonntäglichen
Exkursion des Danziger Gartenbau-
Vereines nach den Gütern seines Mit-
gliedes des Herrn Rittergutsbesitzers
v. Grass in Klanin und Kl. Starsin bei
Putzig teilzunehmen. Beide Orte liegen
ungefähr 7 Kilometer von der Ostsee
entfernt. Es ist hier nicht der Platz
und wohl auch nicht meines Amtes
über die überaus freundliche Aufnahme
und alles Sehenswerte zu berichten.
Ich wollte mir nur erlauben, über
eine Anzahl von Coniferen Mitteilung
zu machen, welche in Klanin in Exem-
plaren vorhanden sind, wie man sie
selten in solcher Grösse und Voll-
kommenheit antrifft.
Der Park ist um die Mitte der sechs-
ziger Jahre auf freiem Felde angelegt.
Kleinere Mitteilungen.
475
Der Boden ist von mittlerer Güte, nicht
sehr tiefgründig; der Untergrund wird
als gering geschildert. Trotzdem haben
sich die Coniferen in besonders hervor-
ragender Weise und jede in der ihr
eigentümlichen Schönheit entwickelt.
Vor Allen ist es eine Wellingtonia
gigantea Lindl., welche die Bewun-
derung Aller hervorrief.
Dieses Prachtexemplar. welches
vor Kurzem durch den Direktor des
Provinzialmuseums zu Danzig, Herrn
Professor Dr. Conwentz*), gemessen
worden ist, hat eine Stammhöhe von
ca. 17 m, an der Erde einen Stamm-
umfang von 3,70 m und 1 m über der
Erde einen solchen von 2.50 m. Es
ist dies das schönste Exemplar wohl
in Nord-, wenigstens in Nordost-
Deutschland. Man sieht dem Baume
nirgends einen etwa erlittenen Frost-
schaden an, und kann sich die Phantasie
beim Anblick desselben ein Bild von den
Riesenbäumen in seinem Vaterland
Californien machen. Ein anderer
Schmuck des Parkes ist eine Abies
nobilis Lindl. var. argentea, an
welcher auch einige der interessanten
grossen Zapfen zu sehen waren. Der
Besitzer derselben erzählte, dass dieser
Baum vor einigen Jahren eine grosse
Zahl (wieviel ist mir entfallen) solcher
Zapfen gebracht habe, und dass er da-
durch sehr im Wachstum zurückge-
blieben sei; jetzt war nichts mehr
davon zu sehen. Von sonstigen schönen
und grossen Coniferen nenne ich noch
Abies Nordmanniana Spach, Abies
Pinsapo Boiss. und Picea alba Lk.
var. coerulea. Letztere zwei waren
leider an der Hinterseite unten etwas
kahl und hat dies seinen Grund darin,
dass bis vor einigen Wochen noch
eine dritt Tanne da gestanden hatte,
und zwar eine Picea sitchensis
Trautv. et Mey. Seitwärts vom
Wirtschaftshofe lag noch der Stubben
dieser Tanne, nach welchem man
sich ein Bild von der Grösse der-
selben machen kann. Derselbe hat
einen Durchmesser von ca. 2 m und
*) Das Westpreuss. Provinzialmuseum, dessen
Direktor Herr Prof. Conwentz ist, hatte in
seinen grossen Sammlungen von Photographien
und Zeichnungen bemerkenswerter Bäume
auf der Jubiläums-Ausstellung in Berlin 1897
auch mehrere der schönen Coniferen des
Herrn v. Grass -Klanin ausgestellt, die allge-
meine Bewunderung erregten. L. W.
die abgehauenen Hauptseitenwurzeln
solche von 40 — 50 cm. Von Picea
pungens Engelm. var. argentea und
Picea Engelmann i Engelm. sind auch
schon recht ansehnliche Exemplare
vorhanden, ebenso von Thuyopsis
dolabrataS.undZ.undmehrereFormen
von Chamaecvparis Lawsoniana
Pari.
Der Hauptzweck meiner heutigen
Mitteilungen ist aber der, bekannt zu
geben, wodurch es der Besitzer dieser
schönen Bäume verstanden hat. die-
selben zu pflegen und zu behandeln,
dass sie so hervorragend prächtige
Einzelerscheinungen geworden sind.
Derselbe unterwirft sämtliche als Ein-
zelpflanzen in seinem Parke stehenden
Coniferen folgenderBehandlung: Regel-
mässig alle zwei Jahre werden sie, wie
Herr v. Grass es nennt, geringelt. Man
darf dabei selbstredend nicht an das
Ringeln der Obstbäume etc. denken.
Dicht vor den äussersten Spitzen der
untersten, meist auf dem Rasen auf-
liegenden Aeste wird im Spätherbste
oder Anfang Winters um jede Conifere
herum ein, einen Ring bildender,
Graben von, je nach Alter und Grösse,
40 — 50 cm. Breite und 60 — 70 cm.
Tiefe ausgeworfen. Der Graben wird
dann bis zu dreiviertel wieder zugefüllt.
indem die Rasensoden nach unten
kommen und je nach Grösse eine oder
mehrere Karren Composterde beige-
mischt werden. So bleibt er nun den
Winter über liegen, so dass alle Winter-
feuchtigkeit, Regen und Schneewasser
durch ihn festgehalten und dem Boden
zugeführt wird. Im Frühjahr wird
dann der Graben vollends zugefüllt,
die Erde gut angetreten, verebnet und
mit Grassamen neu angesäet. Die Er-
folge sprechen für die Vorteilhaftig-
keit dieser Behandlung, was ja auch
jedem Sachverständigen einleuchten
muss. Es kommt eben darauf an,
dass die Arbeit und die Kosten, welche
sie verursacht, nicht gescheut werden.
Man hört es dem Herrn v. Grass aber
auch an, mit welcher Liebe er an
seinen Coniferen hängt und hat er sich
nur mit schwerem Herzen zur nöthigen
Entfernung oben erwähnter Picea sit-
chensis entschliessen können. Aber
nicht nur die seltenen Tannen hat er
in dieser Weise gepflegt. Im Parke
steht auch eine hübsche Gruppe ge-
wöhnlicher Roth tannen, welche vor einer
4?6
Kleinere Mitteilungen.
Reihe von Jahren ihres schlechten Ge-
sundheitszustandes wegen abgeholzt
werden sollten. Durch oben erwähnte
Behandlung haben sie sich wieder voll-
ständig erholt. Alle so behandelten
Einzelpflanzen zeichnen sich durch ge-
drungenen Wuchs und dichte Belau-
bung aus.
Dass bei Gelegenheit des Zufüllens
der Gräben auch künstliche Düngung,
z. B. durch Kalk und Thomasmehl,
Anwendung finden kann, ist meiner
Ansicht nach keine Frage.
Wettbewerb staatlicher Institute in Frankreich.
Auf dem, wie alljährlich im Mai statt-
findenden gärtnerischen Kongress in
Paris, am 20. Mai 1 898 hatte die Versamm-
lungbeschlossen, zu bitten, dass die Obst-
treiberei in der nationalen Gartenbau-
schule zu Versailles eingeschränkt
werde und nur, soweit der Unterricht
es erfordere, betrieben werde. Der
Minister für Landwirtschaft sagte das
zu, wie am 26. Mai 1899 im Kongress
verkündet wurde. Ein Kongressmit-
glied, Herr Salomon, erklärte aber,
sie sei nur ganz unbedeutend einge-
schränkt worden, und wird nun der
Vorstand der nationalen Gartenbau-
gesellschaft nähere Erkundigungen
darüber bei der Verwaltung ein-
ziehen.
Die vorzüglichsten Hyacinthensorten für die
Winterblumentreiberei.
Von Adam Heydt, Schlossgärtner,
Dallmin (Prignitz).
Es ist nicht leicht, aus den vielen
Sorten von Hyacinthen, die in den
Katalogen angeboten werden, ohne
Fachkenntnisse die passendsten auszu-
wählen, zumal manche Sorten nicht so
gut sind, wie sie der Empfehlung nach
sein sollen.
Von den frühen Hyacinthen sind
mir die einfachen die liebsten, denn
auch ich habe gefunden, dass die ge-
füllten sich für die Frühtreiberei gar
nicht eignen, das sollten sich namentlich
auch die Blumenliebhaber, die Hya-
cinthen im Zimmer treiben, ' merken.
Ueber die Treiberei im Zimmer jedoch
ein andermal.
Von denjenigen Hyacinthen, die
vor und um Weihnachten blühen.
empfehle ich zuerst Homerus, erst
rosarot und zuletzt ins karminrot über-
gehend. Die Sorte hat die lobenswerte
Eigenschaft, sich äusserst leicht zu
treiben, ich habe oft stundenlang
ihre Entwicklung dabei verfolgt. Auch
General Pellissier entwickelt sich
um Weihnachten mit Leichtigkeit, hat
jedoch leider den Nachteil, dass die
Blätter nicht lang genug werden, auch
bleibt die Spitze der Traube grün und
öffnet sich schwer vollständig, was
z. B. bei Homerus nicht der Fall ist.
Auch Gertrud e, fleischfarbig-rosa
mit einer dichten Traube, blüht mit
Leichtigkeit im Dezember.*) Von ein-
fach weissen ist Blanchard zum Früh-
treiben die beste. Ich habe ausserdem
noch versucht: Montblanc, Mina, La
Neige, Baron v. Thuyll, La Grandesse,
L'Innocence, Norma, Emilius, Leonidas
u. s. w., fand aber, dass sie zur Weih-
nachtstreiberei nicht besonders passen;
aber gegen Neujahr und im Januar
blühen diese Sorten herrlich.
Für Mitte Dezember fand ich, um
noch einmal zusammenzufassen, zum
Treiben empfehlenswert: Homerus,
General Pellissier, Gertrude, Blanchard
und von blauen, wenn auch nicht jede
Zwiebel rechtzeitig kam, die Sorten
Leonidas, Czar Peter und Emilius; ich
möchte jedoch raten, nicht zu eilig mit
dem Treiben dieser letzteren Sorten
zu sein.
Von Januar ab ist bedeutend
mehr Auswahl in Treibsorten; ich
nenne: Emilius, hellblau, Leonidas,
himmelblau, Czar Peter, Charles
Dickens, hell violettblau mit dunkleren
Streifen Regulus, hellblau, sehr gross-
glockig. Von gelben ist Ida im Januar
in Blüte zu haben, die wohl auch die
schönste in dieser Farbe ist, ausserdem
möchte ich darin noch Duc de Mala-
koff empfehlen. Von roten Sorten oder
auch rosafarbenen, die von Januar ab
blühen, seien genannt: Baron v. Thuyll,
Fabiola, Gigantea, Robert Steiger, Maria
Cornelia, Norma, Roi des Beiges und
Schiller; von weissen Sorten: Baron
v. Thuyll, Blanchard, Mina, Grand
Vainqueur und Vesta.
Von Februar ab kann man die
weiteren hübschen Sorten in Blüte
haben: a. Rot oder rosa: Lord Ma-
*) Diese Sorte ist jetzt bei einigen Berliner
Züchtern sehr beliebt. L. W.
Litteratur.
AT.
cauley, Maria Cornelia, Solfatare und
Mons. Hoboken. b. Blaue: Baron v.
Thuyll, Grand Lilac, Marie, Leopoldll.,
Tienemann, Regulus, King of the blues,
Lord Derby und Grand Maitre. c.W ei s s e :
La Grandesse, Madame, V. A. Hoop,
Vesta und Voltaire. Von den ge-
füllten Hyacinthen sind am empfehlens-
wertesten: Zar Nicolas, Friedrich der
Grosse, Lord Wellington, Prinz von
Oranien, La tour dAuvergne (früh.),
Miss Nightingale, Bouquet, Goethe,
Charles Dickens, Garrick, van Speyk
und Rembrandt.
Dem Unerfahrenen sei noch mit-
geteilt, dass es unter den Hyacinthen
viele Sorten giebt, die verschieden ge-
färbt sind, jedoch ein und denselben
Namen führen, so giebt es zum Beispiel:
Baron v. Thuyll, weiss, Baron v. Thuyll
blau und Baron v. Thuyll rosa-rot;
auch Charles Dickens rot und Gharles
Dickens blau und auch Charles Dickens
blau, gefüllt. Und so giebfs noch viele
Sorten, die in verschiedenen Farben
blühen, deshalb genügt nicht die An-
gabe des Namens allein, sondern es
muss auch die Farbe und noch ange-
geben werden, ob einfach oder gefüllt.
Bestellt man z. B. nur Charles Dickens,
so weiss der Lieferant gar nicht, welche
gemeint ist, ob die einfach rote Charles
Dickens oder die einfach blaue oder
gar die gefüllte blaue Charles Dickens
verlangt wird. Darum immer genaue
Angabe des Namens und der Farbe.
Litteratur.
Asche rson-Graebner, Flora des
Nordostdeutschen Flachlandes
(ausser Ostpreussen), Berlin. Verlag
von Gebrüder Borntraeger, 1898-99,
mit 14 Abb. im Text. 8°, 875 Seiten.
Preis 20 M.
Diese Flora ist als 2. Auflage von
Aschersons Flora der Provinz Branden-
burg, die 1864 erschien, anzusehen und
auch als solche auf dem Titel be-
zeichnet; aber sie ist auf das ganze
nordostdeutsche Flachland ausgedehnt
(warum ausser Ostpreussen?) und wird
dadurch um so mehr Freunde, ja wir
möchten sagen Bewunderer finden.
Ascherson war, als er seine Flora von
Brandenburg schrieb, noch ein junger
Mann und hatte doch schon viel Material
darin kritisch bearbeitet; jetzt, im
reiferen Alter, gestützt auf vieljährige
Reisen und Exkursionen im Gebiet und
bis in die Oasen Egyptens, unterstützt
von vielen Fachgenossen, hat er all
die Forschungen der letzten Jahrzehnte
voll und ganz benutzt, kritisch ge-
sichtet und hier dargebracht. Unser
verehrter Kollege Paul Ascherson,
korrespondierendes und wirkliches Mit-
glied des Vereins zur Beförderung des
Gartenbaues, ist Dr. medicinae etphilo-
sophiae und Professor der Botanik an
der Universität Berlin; schon der Um-
stand, dass er Doktor der Medizin und
auch der Philosophie, lässt darauf
schliessen, dass er »fleissig studiert mit
heissem Bemühen«. Er ist in der That
eine Art Faust, der auf allen Gebieten,
namentlich auch in der Philologie zu
Hause ist, und darum sind auch seine
Namen-Erklärungen in der Flora von
hohem Werte.
Ascherson hat das Glück gehabt, in
den letzten Jahren einen eifrigen Schüler
und Assistenten zu finden, einen jungen
Gärtner, der dann sein Abiturienten-
Examen machte und jetzt Assistent am
Kgl. Botanischen Garten in Berlin ist,
Herrn Dr. Paul Gr aebner, Mitglied
des Vereins zur Beförderung des
Gartenbaues. Aus dem Verhältnis
des Lehrers zum Schüler und
Assistenten ist ein inniges Freund-
schaftsverhältnis geworden, und so ist
aus gemeinsamer Arbeit dieses wahr-
haft klassische Werk hervorgegangen,
während gleichzeitig ein noch weit
umfassenderes: die »Synopsis der
mitteleuropäischen Flora« im Er-
scheinen begriffen ist.
Die dem Direktor des Botanischen
Gartens in Berlin, Adolf Engler, ge-
widmete Flora umfasst zu unserem
freudigen Erstaunen auch eine ganze
Anzahl Gartenpflanzen. Wer hätte je
gedacht, dass ein Florist sich so weit
dazu herbei lassen würde, während
umgekehrt der Laie nicht begreift, dass
die Pflanzen, die in seinem Garten
478
Aus den Vereinen.
blühen, meist nicht in den Floren
stehen. Wir finden Spiraea crenata,
S. hypericifolia, S. japonica (callosa)
Douglasi etc. Die Aufnahme derartiger
Pflanzen verdanken wir gewiss Herrn
Dr. Graebner. Umgekehrt vermuten
wir, dass die Weglassung aller Autoren-
namen auf Veranlassung Aschersons
geschehen ist. Er hat damit allen
Prioritäts - Jägern die Angriffspunkte
genommen. Im Register sind aber die
Autoren doch aufgeführt. — Von
Kleinigkeiten sei bemerkt, dass im
Text und im Register Festuca
pratensis Hudson, Wiesenschwingel,
fehlt und nur F. elatior aufgeführt
ist, während gerade die meisten
Floristen jetzt den Xamen Festuca
pratensis vorziehen, auch unter diesem
Namen das Gras in den Samenkatalogen
allein geführt wird. Nebenbei bemerkt,
es ist bedauerlich, dass von den Samen-
händlern die verwandte grössere Art,
Festuca arundinacea, immer als
F. elatior aufgeführt wird. Es giebt
dies die grössten Verwirrungen. Sie
sollten schreiben: Festuca pratensis
Hudson (= F. elatior L.) Wiesen-
schwingel und Festuca arundinacea
Schreb., Rohrschwingel.
Die Verfasser schreiben bei F. elatior:
„Diese Art gehört zu den besseren
Futtergräsern: sie hätten lieber sagen
sollen: zu den besten. Ueberhaupt
hätten sie betreffs der Verwendung und
des Werts der Gräser Sachverständige
zu Rate ziehen sollen.
Nicht einverstanden können wir uns
damit erklären, dass die Verfasser, wie
es übrigens schon in der ersten Auf-
lage geschehen ist, Seeale cereale den
Roggen, als Triticum cereale aufführen,
also die Gattung Seeale ganz einziehen.
Der Roggen hat kein Gipfelährchen,
die Hüllblätter sind einnervig, pfriemen-
förmig, das Deckblatt ist sehr ungleich-
seitig gekielt, wie die Verfasser selbst
hervorheben, während sie nicht aul-
führen, was aber Kollegen Asche rson
sehr wohl bekannt ist, dass der Roggen
am Embryo vierWürzelchen, derWeizen
nur drei hat.
Wenn die Verfasser ferner bei Tri-
ticum turgidum, englischer Weizen,
sagen: ,, Nur versuchsweise gebaut", so
haben sie wohl nicht an die grossen
Felder des ,, Rauhweizens", oder Rivett-
Weizens, oder Rivetts Bearded in der
Provinz Sachsen gedacht, wo gerade
diese Varietät des T. . turgidum
wegen ihrer riesigen Erträge sehr
beliebt ist.
Doch das sind Kleinigkeiten, die den
hohen Wert des Buches nicht beein-
trächtigen. Es ist — um es noch ein-
mal zu sagen — ein klassisches Werk,
auf das wir Deutschen stolz sein können.
Wer auf dem weiten Erdenrund wissen-
schaftlich Floristik treiben will, wird
Ascherson - Graebner zur Hand
nehmen müssen; somit ist es nicht nur
ein Lokal- sondern auch ein kosmo-
politisches Werk.
L. Wittmack.
Aus den Vereinen.
Allgemeiner Deutscher Gärtnerverein,
Abteilung für Stellennachweis,
Berlin, Weissenburgerstr. 66.
Der Monat Juli war für die Ge-
schäftsstelle Berlin anscheinend auch
im allgemeinen recht ruhig. Offene
Stellen meldete die gewerbliche Gärt-
nerei 79, der Privatgartenbau 10,
unter letzteren 2 für Verheiratete.
Einschreiben Hessen sich 80 Stellen-
suchende. Während die jüngeren Ge-
hilfen stets leicht wieder Arbeit be-
kamen, waren die älteren sehr schwer
unterzubringen. Wie schon im Vor-
monate, so fehlte es in diesem noch
mehr an flotten Veredlern. Da diese
Saisonarbeit allgemein verhältnis-
mässig gut bezahlt wird (meist werden
Akkordveredler verlangt), um diese
Zeit gerade auch in allen anderen
Branchen der Gärtnerei eine gewisse
Flaue herrscht, kann nur geraten
werden, dass sich mehr Gehilfen die
erforderlichen Kenntnisse im Veredeln
aneignen. Manche älteren Gehilfen, die
sonst zur Hochsommerzeit wochenlang
arbeitslos werden, würden von der Ar-
beitslosigkeit verschont bleiben, wären
sie für das Veredlungsfach (besonders
in Rosen) gerüstet.
Ausstellungen und Kongresse.
_479
Ausstellungen und Kongresse.
Berlin. Grosse deutsche Winter-
blumen - Ausstellung, Mitte Februar
1900 im Zoologischen Garten. Das
Programm, das Medaillen und Geld-
preise im Gesamtbetrage von nicht
weniger als 20000 Mark aussetzt,
ist auch vom Verein zur Beförderung
des Gartenbaues, Invalidenstrasse 42,
zu erhalten.
Paris. Internationaler gärtnerischer
Kongress, 25. und 26. Mai 1900.
Düren, Grosse allgemeine Garten-
bau-Ausstellung nebst Obst- und Saat-
gutmarkt im Stadtpark, 23 — 25. Sep-
tember 1899. Anmeldungen bis 15. Sep-
tember an die Ausstellungs-Kommission
zu Düren, Landratsamt. Da eine grössere
Ausstellung in Düren seit vielen Jahren
nicht stattgefunden, hofft man auf be-
sonders reiche Beteiligen«;.
Programm der Zweiten Deutschen
Dahlien-Ausstellung im Palmengarten zu Leipzig
am 23. und 24. September 1899
veranstaltet von der Deutschen Dahlien-
Gesellschaft.
Gab die »Deutsche Dahlien-Gesell-
schaft« schon im vorigen Jahre, im
ersten ihres Bestehens, in Magdeburg
ein sichtbares Zeichen ihres Wirkens
in der Oeffentlichkeit, um das zu zeigen,
was »Dahlien« heute sind, welche gross-
artige Vervollkommnung diese Blume
in wenigen Jahren erreicht hat, so
soll es bei folgenden Veranstaltungen
der Gesellschaft vornehmstes Streben
sein, die deutsche Dahlien-Zucht zu
fördern, sie mit den Erfolgen Englands
auf gleiche Stufe zu bringen.
Auf einstimmigen Beschluss der Mit-
glieder ist die Wahl des diesjährigen
Ausstellungsortes auf Leipzig gefallen,
und ist uns die dortige Palmengarten-
gesellschaft in dankenswertester
Weise entgegengekommen. Leipzigs
gärtnerische Bedeutung, sowie die
engere Wahl des dortigen Ausstellungs-
feldes lassen uns besten Erfolg hoffen.
Eine Prämiierung findet nicht statt!
Es soll ein Jeder versuchen, das Beste
zu leisten, denn freier, ehrlicher Wett-
streit geizt nicht nach Preismünzen,
ihm ist das allgemeine Urteil recht
und gut genug.
Ist auch im allgemeinen eine mög-
lichst einheitliche Anordnung der Aus-
stellung geplant, so hat dennoch jeder
Aussteller die Freiheit, seine Objekte
nach seiner Ueberzeugung für an-
sprechende Wirkung aufzustellen. Dass
die Blumen thunlichst langstielig vor-
geführt werden, ist der Wunsch
der Ausstellungs-Leitung. Der Ver-
wendungswert besonders neuer Sorten
muss möglichst ersichtlich sein. Ein-
heitliche Ausstellungs-Gläser hält der
Ausschuss bereit gegen Erstattung
massiger Benutzungsgebühren.
Das Ausstellen von Dahlienblumen
und Dahlien in Töpfen oder Vorführen
besonderer Gruppen, ist nur den Mit-
gliedern der »Deutschen Dahlien-
Gesellschaft« gestattet.
Die Binderei-Ausstellung, der vor-
nehmste Teil jeder Blumenausstellung
soll in ihren Objekten die Dahlien als
hauptsächlichsten Werkstoff vorführen
und kann von Jedermann beschickt
werden. Besonders an die Leipziger
Blumenkünstler ergeht unsere Bitte
um regeste Betheiligung.
Platzmiete erhebt die Ausstellungs-
leitung nicht!
Wie im Vorjahre soll Neuheiten,
die sich noch nicht im Handel befinden,
mit Vorzug deutschen Züchtungen, der
möglichst beste Raum zugewiesen
werden. Anmeldungen zum Wert-
zeugnis für Neuzüchtungen wollen die
Herren Aussteller vor der Ausstellung
der Blumen beim Vorstand einreichen;
derselbe beschliesst darüber, ob die
Wertbeurteilung — die später an den
Pflanzen vorgenommen wird — statt-
linden soll, und können dann solche
Blumen mit entsprechenden Auszeich-
nungen versehen werden.
Eine Schönheits - Konkurrenz findet
wieder statt. Die Ausstellungsleitung
behält es sich vor, von jedem Aus-
steller solche Blumen resp. Sorten zu
entnehmen, welche sie für besonders
wertvoll erachtet, diese kommen auf
eine Tafel in einheitlicher Anordnung
zur Schau, damit das Publikum an
dieser engeren Wahl sein Urteil ab-
geben kann. Gleichzeitig findet auch
für den ersten Tag eine Schönheits-
Konkurrenz für die eingelieferten
Bindereien statt.
480
Personal-Nachrichten.
Der Ausstellungsraum, die grosse
Orangerie des Leipziger Palmengartens,
bietet hinreichend Platz für weit-
gehendste Beteiligung.
Aussteller-Dauerkarten, sowie solche
für Angestellte können an der Kasse
des Palmengartens unentgeltlich er-
hoben werden. Die von der „Deutschen
Dahlien- Gesellschaft" besonders aus-
gestellten Interimskarten berechtigen
zur Empfangnahme solcher Aussteller-
Dauerkarten.
Die Ausstellung ist den Besuchern
des Etablissements unentgeltlich ge-
öffnet. Das Eintrittsgeld erhebt der
Palmengarten.
Reklamationen und sonstige Wünsche
können nur beim Vorstande während
der Ausstellungstage geltend gemacht
werden. Späteres Einbringen hat keine
Berücksichtigung zur Folge.
Am 24. September hält die »Deutsche
Dahlien-Gesellschaft« ihre 3. Jahres-
versammlung, jedenfalls im oberen
Saale des Kuhturm -Restaurants (inner-
halb des Palmengartens gelegen) ab,
auf welche besondere Plakate in der
Ausstellung noch aufmerksam machen.
Der Zutritt ist Jedermann gestattet.
Die Aufstellung der Ausstellungs-
gegenstände kann schon am 22. Sep-
tember erfolgen, muss aber bis 9 Uhr
am Eröffnungstage beendet sein.
Sonnabend, den 23. September, um
11 Uhr wird die Ausstellung eröffnet.
Ohne gesellschaftlichen Zwang
aufzuerlegen und ohne offiziell zu
gelten, wird das Mittagessen an beiden
Ausstellungstagen gemeinschaftlich im
Garten eingenommen.
Anmeldungen für die Beschickung
der Ausstellung, mit gefl. näherer Be-
zeichnung, ob dieselben Blumen oder
Bindereien betreffen, mit möglichst
genauer Angabe des beanspruchten
Raumes (in Dm angegeben), wolle man
bis zum 10. September an den Ge-
schäftsführer der »Deutschen Dahlien-
Gesellschaft« Herrn Heinr. Kohl-
mannslehner, Schöneberg - Berlin
einsenden, wohin auch sonstige An-
fragen zu richten sind.
Wir laden unsere geehrten Mitglieder
zu einer möglichst reichhaltigen Be-
teiligung, sowie alle Fachgenossen und
Liebhaber zumBesuche der2. Deutschen
Dahlien-Ausstellung freundlichst ein
und zeichnen
hochachtungsvoll
Deutsche Dahlien-Gesellschaft.
Der Vorstand.
C. Kotte, Südende-Berlin, Präsident.
Edwin Nonne, Ahrensburg, Vicepräsident.
Heinr. Kohlmannsleh ner, Schöneberg-
Berlin, Geschäftsführer.
G. Bornemann, Blankenburg a. H., Proto-
kollführer.
Ed. Crass, Mariendorf-Berlin, Schatzmeister.
Wilh. Thürmer, Diemitz-Halle, Beisitzer.
Eugen Daiker, Langenweddingen, Beisitzer.
Der Ausstelluiigs-Ausschuss.
J. G. Hanisch, Hoflieferant, Leipzig.
F. Knoll, Lindenau-Leipzig.
Kgl. Garteninspektor Mönkemeyer, Leipzig.
Otto Mossdorf, Lindenau-Leip'ig.
Otto Jaenisch, Lindenau-Leipzig.
F. E. Kaiser, Lindenau-Leipzig.
von Vloten, Gohlis-Leipzig.
Heinr. Zimmermann, Roitzsch-Wurzen.
Rieh. Tasche, Leutzsch-Leipzig.
Personal-Nachrichten.
Herrn Gärtnereibesitzer Robert
Moncorps in Hohenschönhausen
wurde das Patent als königl. Garten-
inspektor, in Anerkennung verdienst-
vollen Wirkens für Hebung ver-
schiedener Zweige des Gartenbaues,
überreicht.
S. Maj. der König haben Aller-
gnädigst geruht, der Witwe des König-
lichen Gartenbau -Direktors Schultz,
Bertha geborenen Rösenick, zu
Lichtenberg bei Berlin, das Prädikat
einer Königlichen Hoflieferantin zu
verleihen. Frau Schultz führt be-
kanntlich das Geschäft ihres ver-
storbenen Gemahls unter der alten
Firma Gustav Adolph Schultz
weiter.
Am 23. August ist Herr Henry de
Vilmorin, der Mitinhaber der welt-
berühmten Samenhandlung Vilmorin-
Andrieux & Co., Ehrenmitglied des
Vereins zur Beförderung des Garten-
baues, zu Paris plötzlich verstorben.
Gartenflora 1899.
Tafel 1466.
aa- kleiner fleiner; *** Gustavs Dauerapfel.
Gustavs Dauerapfel.
Von Obergärtner Max Löhner, Wädensweil bei Zürich.
_. _. (Hierzu Tafel 1466.)
^xlV^on der weisen Auswahl einer geringen, aber doch auch nicht zu kleinen
"$($ Anzahl von Obstsorten für jedes bestimmt abgegrenzte Lokalgebiet wird
die Zukunft des landwirtschaftlichen Obstbaues, jenes wichtigen Faktors zur
Mehrung des Volkswohlstandes, wesentlich abhängen. Daneben wird es dem
Obstliebhaber, dem Gartenbesitzer ein dankbares Gebiet neuer Anregungen
und erneuter Freude sein, grössere Sortimente und auch Neuheiten zu
studieren. Diese Neuheiten müssen aber andererseits auch geprüft werden.
Neuheiten sind als Sämlinge meist widerstandsfähigerer Konstitution, und manch-
mal — leider aber häufiger nicht — findet man Sorten, die vor den älteren
grosse Vorzüge aufweisen und letztere fast verdrängen können. Ich erinnere
an den Schönen von Boskoop, der, in manchem Lokalgebiet vor wenigen Jahren
noch völlig unbekannt, dortselbst bereits zur Hauptsorte des Züchters geworden
ist. Nun zu Gustavs Dauerapfel. Diese Neuheit ist in der Nähe von Konstanz,
also am Bodensee und auf lehmigem Boden, in einigen grösseren Exemplaren
aufgefunden worden. Hat sie Vorzüge vor anderen? Ja. Ein schönes Aus-
sehen, eine lange Haltbarkeit, gute Qualität, festes Fleisch und die richtige,
mittlere Versandgrösse machen sie wertvoll. Ob sich die Sorte für leichtere
Böden, trockenere Lagen eignet, ist zweifelhaft und kann nur erprobt werden.
Für Seelagen aber, etwa für die deutsche Nord- und Ostseeküste, für Lagen
an grösseren Gewässern und besonders auf Lehmboden, sowie für den Liebhaber
möchte ich sie zum Probeanbau sehr empfehlen. Wenn die edleren Ananas-
Reinette, Pariser Rambour (Stern-Reinette) zu Ende sind, giebt es keine bessere
Sorte als Gustavs Dauerapfel.
Ich habe den Apfel meinem Vater, dem Kaufmann Gustav Löbner in
Markranstädt bei Leipzig, zu Ehren, der ein sehr grosser Obstbaumliebhaber
ist, Gustavs Dauerapfel benannt. Äusserlich gleicht er sehr dem besonders
in Württemberg verbreiteten Kleinen Fleiner, von dem er vielleicht auch ab-
stammt. Wer will das wissen? Gustavs Dauerapfel ist aber farbenprächtiger
— die Farbe kommt erst auf dem Lager zum vollen Durchbruch — , länger haltbar
und von besserer Qualität.
Reiser der Sorte habe ich in Freundeshand gegeben und auf eine Notiz
im »Schweizerischen Gartenbau« (8, 1899) zu meiner Freude an verschiedene
Interessenten versenden können. Auch die bekannten deutschen Baumschulen
von L. Späth-Baumschulenweg bei Berlin und J. C. Schmidt in Erfurt er-
hielten auf Wunsch Edelreiser; die Sorte dürfte somit an letzteren Stellen
bald erhältlich sein.
A%2 862. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc.
Des Herrn Oekonomie - Rats Späth Beschreibung der Sorte in Xo. 5
des laufenden Jahrganges der Pomologischen Monatshefte S. 99 möge hiermit
folgen:
Gestalt: über Mittelgrösse, von der Form des Taubenapfels, Kelchfläche
häufig schräg. Querschnitt fast rund bis undeutlich flachkantig.
Kelch: Geschlossen bis halb offen, stark grünfilzig, in weiter, wenig
tiefer, faltiger Senkung.
Stiel: Kurz, meist nicht den Rand der Höhlung überragend; letztere
weit und tief (ähnlich wie beim Alantapfel), mit feinem, gelblich-grauem
Roste bekleidet.
Schale: Grundfarbe gelb, von dieser ist jedoch meist wenig zu sehen,
da der grösste Teil der Frucht prachtvoll rot überzogen und marmoriert,
darüber mehr oder weniger dunkelrot gestreift ist. Punkte fein und ziemlich
zahlreich, im Rot durch ihre gelbe Farbe charakteristisch hervortretend.
Kernhaus: Hoch zwiebeiförmig, Kammern sehr wenig geöffnet, deren
Wände meist stark zerrissen, Kerne kurz, eiförmig - spitz, zum Teil fehl-
schlagend.
Kelchröhre: Kurzkegelig, Staubfäden unter der Mitte.
Fleisch: Gelblich, fest, fein, saftig, sehr angenehm süssweinig.
Reifezeit: Dezember bis Mai.
Ein Apfel, der sich, wenn sich seine Tragbarkeit, wie dies in der Heimat der
Fall sein soll, als eine gute bewährt, seiner Schönheit, langen Haltbarkeit,
seines festen Fleisches und schweren Gewichtes wegen für den Markt
vorzüglich eignen dürfte und als Spätfrucht auch für die Tafel sehr will-
kommen sein wird.
862. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues
am 31. August 1899.
Vorsitzender: Der Direktor des Vereins, Königlicher Gartenbau -Direktor
C. Lackner-Steglitz.
I. Der Vorsitzende macht der Versammlung Mitteilung von dem Hinscheiden
zweier sehr werter Vereinsmitglieder, denen er warme Worte des Dankes
und der Erinnerung widmet. Es sind das:
Frau Ministerial-Di-rektor Freund -Berlin.
Herr Henri Leveque de Vilmorin, Paris und Verrieres-le-Buisson,
Ehrenmitglied des Vereins.
Die Anwesenden erheben sich zum Zeichen der Teilnahme von ihren Sitzen.
II. Vorgeschlagen wurden zu wirklichen Mitgliedern:
1. Herr Bankier Carl Xeuburger, Grunewald, Winklerstr. 22, durch
Herrn Grünenthal.
2. „ Gärtnereibesitzer C. Weber, Lichtenberg, durch Herrn
Perring.
III. Ausgestellte Gegenstände: 1. Herr Obergärtner Beuster-Biesdorf hat
eine Kollektion sehr schöner Artischocken, Cynara scolymus L., aus-
862. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. 480
gestellt, die er alle Jahre neu aus Samen zieht. Herr Dressler
bemerkt, dass sich diese Kulturmethode bei Artischocken auch bei ihm
sehr gut bewährt habe und dass sie sehr dankbar tragen. Den Samen
habe er von Herrn Hoflieferanten Klar-Berlin bezogen. Für ihn sei
übrigens die Artischocke eine sehr fragliche Delikatesse, sie gebe auch
nicht genug aus, sodass man von einem Dutzend nocht nicht satt werde.
Kr könne sie nur als eine Leckerei ansprechen.
Herr Hofgärtner Iloffmann bemerkt, dass die Artischocken jetzt sehr
viel in Privatgärten gezogen würden und ihr Genuss sehr in Aufnahme
gekommen sei. Ihr Geschmack gleiche dem von sehr wohlschmeckenden
Gemüsen und habe Ähnlichkeit mit dem von Spargel. Sie seien ausser-
ordentlich bekömmlich und man verstünde ihre Zubereitung besonders
gut in Frankreich.
Herr Konsul Seifert tadelt, dass die Artischocken in Deutschland
immer noch im Preise so hoch seien. In Norwegen und Schweden, wo
sie ein tägliches Gemüse wären, bekämen sie die Kinder mit nach der
Schule. Er hoffe, dass sie sich auch bei uns immer mehr einführten und,
mit Essig verspeist, zu einer Art Xationalgemüse würden. Herr Klar
bemerkt noch, dass er sie in Paris mit Pfeffer und Salz roh gegessen
habe, und Herr Obergärtner Schultz, der früher am Rhein sehr viele ge-
zogen hat. hat dort das Stück mit 25 Pf. verkaufen können.
2. Herr Gärtnereibesitzer und Königlicher Garteninspektor Robert
Moncorps-Hohen-Schönhausen legt im Hinblick auf den Bericht über die
Vereinsversammlung im Juli d. J. (Gartenflora S. 427) ein Exemplar der
„Berliner Netzmelone" von i93A Pfund vor und bemerkt, dass er
wiederholt Exemplare von 26 Pfund erzielt habe. Die von Herrn
Amelung-Wilmersdorf empfohlene Kulturmethode, dass man den Samen
Mitte März in kleine Töpfe aussäe, nachher in sogenannte 16er Töpfe
setze und Ende April in einen Kasten auspflanze, möge wohl für Privat-
gärtner genügen, ein Handelsgärtner könne aber dabei niemals bestehen.
Er pflanze die Melonen Mitte April aus. um sie daun alle acht Tage
wieder zu verpflanzen. Ein tüchtiges Verschneiden sei dabei sehr vorteil-
haft. Schattieren sei aber unnötig. Er habe in diesem Jahre eine Lieferung
von Melonensamen übernommen und gebrauche zu einem Pfund Samen
3 Zentner Netzmelonen. Er liefere einem Konditor alle Melonen von
12 Pfund und darüber zu einem festgesetzten Preise und mit der Bedingung,
dass ihm dafür das ganze, die Samen enthaltende Innere unbeschädigt
zurückgegeben werde. Herr Obergärtner H. Amelung-Berlin tritt für
seinen leider abwesenden Bruder ein und meint, dass derselbe wegen
seiner sehr sounigen Lage in Wilmersdorf zu schattieren genötigt sei.
Ferner bemerkt er, dass der Bericht in der Gartenflora S. 427 den Passus
enthalte: „Auch im Winter setzte die Melone gute Früchte an."' Das sei
natürlich unrichtig und sei wohl nur von der Berichterstattung falsch
aufgefasst. Sodann hat Herr Moncorps noch ein Kästchen mit Cham-
pignons ausgestellt, die er in seinen Treibhäusern in Sommerkultur
gewinnt. Eins sei dabei sehr misslich. Sobald nämlich die Temperatur
über 200 steigt, verschwinden sämtliche Champignons auf 1 — 2 Tage von
der Bildfläche. Er ernte etwa 17 Pfund pro Tag.
a$A 862. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc.
3. Aus dem Königlichen botanischen Garten war durch Herrn
Obergärtner Strauss ausgestellt: 1 Adenium obesum (Forsk.) Roem.
et Schult. Sein Vaterland ist Süd-Arabien, Ost-Afrika und die Wüsten.
Es gehört zu der Familie der Apocynaceae. Dieses Exemplar stammt
von der Friedrich Hoffmann-Plantage in Ost-Afrika, wo es von
dem Vorsteher derselben, Herrn Georg Scholz, gesammelt und dem
hiesigen Garten zugeschickt wurde. Die Adenien sind unbewehrte Fett-
gewächse mit etwas fleischigen Blättern und plumpen, unförmlichen, dicken
Stämmen, gewissermassen die »Elephanten« in dieser Pflanzenfamilie
darstellend, die meistens nur zierliche Schlinggewächse und Stauden oder
Bäume enthält.
4. Herr Max Schwenke - Schöneberg- Berlin führt seine neueste
Cactus-Dahlie »Progenitor« vor und bemerkt dazu, dass das neue
Jahrhundert in dieser Dahlie einen eigenartig schönen Zuwachs bekomme.
Die breiten Petalen (richtiger die Zungenblüten) seien an dem Ende tief
eingeschlitzt, wodurch die Blume das so charakteristische krause Aus-
sehen erhalte. Die Farbe der Blume sei karminlackrot. Die Blume trage
sich auf drahtartigem, langem, schwarzrotem Stiele. Der Züchter dieser
Sorte sei Keynes, Williams & Co., Salisbury, von dem er schon die
1898er Sorte »Keynes white« zum Generalvertrieb für Deutschland er-
halten habe. Auch die neue Sorte vertreibe er und vom Mai 1900 an
liefere er Stecklinge.
5. Herr Kohlmannslehner, Schöneberg, Merseburgerstr. 9, stellt
ausser Wettbewerb eine äusserst reichhaltige und prächtige Sammlung-
neuester Cactus-Dahlien sowie Goldhopfen, Smilax aspera und Scilla
maritima, aus. Sein darüber eingereichter Bericht wird in No. 19 be-
sonders abgedruckt werden.
6. Herr Inspektor Dressler-Dalldorf legte die neueren vom Verein
beschafften Canna vor; sein Bericht wird besonders abgedruckt
werden.
7. Herr Gärtnereibesitzer Körper-Fürstenwalde a. d. Spree überbrachte
einige schöne Gladiolen, deren Anbau und Kultur er warm empfahl.
IV. Nachdem Herr R. Hientzsch für den verhinderten Vorsitzenden des
Revisions- Ausschusses, Herrn Geheimen Rechnungsrat Schmidt, Ent-
lastung für den Vorstand und Schatzmeister betreffs der Jahresrechnung
1898 beantragt hatte, genehmigte die Versammlung die Decharge.
V. Herr Direktor Lackner brachte ein sehr warm empfundenes Abschieds-
schreiben des nach Schwerin als Grossherzoglicher Hofgarten-Direktor be-
rufenen Herrn Königl. Gartenbau-Direktors Hampel zur Verlesung.
VI. Dem Gartenbau-Verein Landsberg a. W. wurde für seine gemeinschaft-
lich mit dem Märkischen Obstbauverein veranstaltete Ausstellung vom
21. bis 24. September d. J. eine grosse silberne, eine kleine silberne
und eine bronzene Vereinsmedaille bewilligt, deren Verleihung aber an
die Erfüllung bestimmter Aufgaben geknüpft werden soll.
VII. Die Versammlung nimmt von einem Schreiben des Herrn Bürgermeisters
Schaumburg in Schönebeck a. d. E. Kenntnis, in welchem derselbe
namens des invaliden Gärtners Büttner für die Zuwendung von 50 Mark
zur Beschaffung eines künstlichen Beines dem Verein seinen Dank sagt.
Die Maiblumen in der St. Petersburger Ausstellung. ^$l
VIII. Das Preisgericht, bestehend aus den Herren Eduard Crass, Weber und
Wendt, sprach Herr Obergärtner Beuster-Biesdorf für seine Arti-
schocken den Monatspreis von 15 Mark und Herrn Gärtnereibesitzer
KOnigl. Garteninspektor Kob. Moncorps-Hohen-Schönhausen eine kleine
silberne Medaille zu.
IX. Die in der letzten Versammlung Vorgeschlagenen wurden als wirkliche
Mitglieder aufgenommen (siehe Gartenflora Heft 16 Seite 427).
C. Lackner. I. V.: Braun.
Die Maiblumen in der St. Petersburger Ausstellung.
Von Fr. Harms, Hamburg
oTfhT attP aucn um Jene Zeit (^e zwerte Hälfte Mai) selbst für St. Petersburg
<3z-,-^ die Maiblumentreiberei gewissermassen ihr Ende erreicht und be-
durften die Treibkeime auch nicht mehr der hohen künstlichen, sonst ge-
bräuchlichen Treibwärme wie im Winter zu ihrer vollen Entwicklung, so
waren die in der Ausstellung vorgeführten Maiblumen (abgesehen von einer
Pariser Einsendung) doch immerhin für die dortige Gegend noch als ge-
triebene, durch künstliche Wärme zur Blüte gebrachte zu bezeichnen.
Manche Fachleute wollten diese Leistung der Einsender nur als eine geringe
anerkennen; und dennoch weiss der Praktiker recht gut. dass es oft schwerer
hält, mindestens ebensoviel Aufmerksamkeit und Sachkenntnis erfordert, um
die angegebene Zeit, wenn am Tage nämlich bisweilen schon fast tropische
Wärme, heisser Sonnenschein mit trocknen Winden, wie auch dort zu jener
Zeit, herrscht, schöne, gedrungene, widerstandsfähige Maiblumen mit sich eben
über die Belaubung nur erhebenden grossglockigen Blüten, mit kräftigem Blüten-
stengel zu liefern, wie man sie hier in so tadelloser Art zu sehen Gelegenheit
hatte. Ein guter Kenner, der die verschiedenen Einsendungen aufmerksam
prüfte, fand denn auch leicht die kleinen Unterschiede in den verschiedenen
Einsendungen, die Vorzüge der einen vor der andern heraus, die bei ober-
flächlicher Betrachtung kaum in die Augen fielen.
Ich weiss zwar nicht, wie das Preisgericht entschieden hat, meiner un-
massgeblichen Meinung nach aber gebührte den Eilersschen Maiblumen, die
als breite Einfassung um eine Fliedergruppe desselben Ausstellers angebracht
waren, der Vorrang, der erste Preis. Es waren tadellose, gleichmässig ent-
wickelte, grossglockige Blumen auf steifen, gedrungenen Stielen, die sich nur
wenig über das ebenso kurz gedrungene Laubwerk erhoben, wie sie ebenso
während der ganzen Winter-Treibperiode zu tausenden und abertausenden
ununterbrochen in erster Linie für die sechs oder sieben eigenen Blumen-
bazare in der Stadt, aber oft auch noch zur Aushilfe an andere Geschäfte ge-
liefert werden.
Ueber die Kultur, die Treiberei der Maiblumen in der Eilersschen
Gärtnerei, wie sie in St. Petersburg fast allgemein gebräuchlich ist und in
einigen Punkten von den Gepflogenheiten mancher deutscher Gärtner ab-
weicht, werde ich am Schlüsse einige Bemerkungen bringen. Die in der
Ausstellung zur Ansicht gebrachten Eilersschen Maiblumen entstammten aus
Deutschland eingeführter erstklassiger Rohware, aus den Philipp Paulig-
Agß Die Maiblumen in der St. Petersburger Ausstellung.
sehen Kulturen in Lübeck. Dies renommierte Lübecker Geschäft, Ph. Paul ig.
hatte ebenfalls blühende Maiblumen in zwei kleineren Gruppen und als Ein-
fassung seiner Fliedergruppe ausgestellt. Die Rohkeime waren an Herrn
Fischer, Handelsgärtner in Zarskoje Selo, eingeschickt und von diesem nach
der Petersburger Methode getrieben. Wenn auch schön und ersten Ranges,
ähnlich wie die Eilersschen, so blieben sie doch etwas hinter diesen zurück.
Obgleich jedenfalls auch hier erstklassige Rohkeime zur Verwendung ge-
kommen, denn die Anzahl der Glöckchen an je einem Stiel war ungefähr die
gleiche, so hatten sie doch nicht ganz das straffe, gedrungene Äussere der
Eilersschen und schienen auch nicht so widerstandsfähig gegen die in einigen
Teilen des Ausstellungsraumes am Tage bisweilen herrschende trockene
Zugluft.
Ein dritter Aussteller, wenn ich recht unterrichtet bin, E. A. Bekle-
mischeff, Handelsgärtner in St. Petersburg (der Xame war nur in russischer
Sprache angebracht), hatte Maiblumen im Freien neben seinen Hyacinthen.
deren Kultur er im Kaukasus, am Schwarzen Meere, betreibt,*) ausgestellt. Sie
waren auch wie die anderen Petersburger Maiblumen kultiviert, in Körbchen
gepflanzt und so getrieben, doch standen sie den beiden vorerwähnten Ein-
sendungen bedeutend nach; sie waren ungleichmässig entwickelt, mit massigeren
Blütenstielen und kleineren Glocken.
In der französischen Abteilung fanden sich noch einige Töpfe mit Mai-
blumen, von Charles Beranek (?), Handelsgärtner in Paris, ausgestellt. Es
waren natürlich keine getriebene, sondern höchstwahrscheinlich in der Ent-
wicklung zurückgehaltene Keime. Die Einzelblüten, die Glöckchen, waren
gross, die Stiele und das Laub aber lang, zu lang, schlotterig, nicht straff.
Ob es die gute Hamburger oder Berliner Treibsorte war, konnte ich nicht
genau feststellen; ich möchte es fast bezweifeln, da die Blätter zu sehr zu-
gespitzt und nicht stumpf abgerundet waren.
Zum Schluss noch einige Bemerkungen über die in den bedeutendsten
Gärtnereien St. Petersburgs allgemein gebräuchliche Treibmethode der
Maiblumen.
Die Treibkeime werden im Herbst und Anfang Winter in viereckige
Spahnkörbe von ca. 30 cm Länge, 20 cm Breite und ca. 10 cm Tiefe gepflanzt,
meistens je 105 Stück in einen Korb, und werden in diesen später getrieben,
nicht, wie in Deutschland noch sehr viel, in die Treibbeete in Sand eingelegt
und dann später zum Verkauf kurz vor der Blüte in Töpfe gepflanzt oder zum
Schnitt auch bisweilen nach erfolgter Abhärtung unmittelbar aus dem Beete
verkauft. Wie ich in der Eilers'schen Gärtnerei sah, sind die zum Treiben
der Maiblumen-Körbchen bestimmten Kästen ziemlich tief, sodass die sich ent-
wickelnden Blumen nicht ganz nahe unter dem Glase der dichtgeschlossenen
Fenster zu stehen kommen. Der Treibkasten befindet sich über den Heizrohren
an der Vorderseite des Hauses, jedenfalls mit den nötigen Wasserbehältern
zum Verdunsten von Wasser, mit durchlässiger Unterlage, auf welche die
Körbchen mit kleinen Zwischenräumen zum Durchlassen der warmen feuchten
Luft auf Leisten gestellt werden. Die Wärme wird hier sehr gleichmässig
auf 250 R. (oder gar 27 Grad, wenn ich nicht irre) gehalten. Sobald die
*) Letzteres geschieht von Nojeff in Moskau. L. W.
Berichtigungen. — Die Hybriden-Konferenz in London. 4^87
Blumen sich genügend entwickelt haben, ohne dass die Blütenstiele zu lang
geworden, werden die Körbe herausgenommen und auf Borte freistehend im
Hause mit niedrigerer Temperatur und nicht zu gespannter feuchter Luft zur
Weiterentwicklung und Abhärtung aufgestellt. Sobald die Blumen genügend
entwickelt sind (man rechnet bei etwaigem kleinen Ausfall auf 100. Blumen
in je einem Korbe), werden dieselben ungeteilt in die Blumenbazare geliefert und
finden hier in diesem Zustande, oder aussen etwas verziert oder gedeckt, auch
mehrfach willige Käufer.
Berichtigungen.
In meinem Fliederartikel, Heft 14 S. 389, finden sich leider einige
kleine Druckfehler: Seite 390, Zeile 11 von oben, muss es heissen Stamm-
statt Strauchhöhe, Zeile 15 farbigem statt farbigerem und Zeile 16 niedrige
statt niedrigere.
In dem Artikel »Rosen« von Herrn Hofgärtner Hoffmann, Heft 15 S. 397,
sind einige unrichtige Rosenbezeichnungen, auf die ich hier noch aufmerksam
machen möchte, und zwar Seite 398 : Mad. Contin statt richtig Mme. Cusin, Marquise
Merean Litta statt richtig Marquise Litta de Breteuil, nicht Litta de Rothschild,
sondern Meriame de Rothschild, Mme. Jeanne Cabaud weiss ich nicht richtig
zu stellen, Souvenir d'Elise Vandance muss heissen S. d' E. Vardon, Comte
Chaudon heisst C. Chandon, dann 24. Zeile von unten Grand Duc Ad. St. Luxem-
bourg muss heissen Grand Duc Ad. de Luxembourg.
Die Rosen des Herrn Defresne waren einfach auf Nebenzweige, nicht,
wie meistens in Deutschland, unmittelbar in die Rinde des Wildlingsstammes
okuliert. Es ist wohl bekannt, dass dies in Frankreich, Luxemburg, England
fast ohne Ausnahme geschieht und deshalb die Augen etwas entfernteren
Ansatz (wo gerade der Nebenzweig sitzt) haben. Angebunden müssen junge
Edeltriebe bei unserer Okuliermethode meistens auch werden, bis sie mit der
Unterlage sicher (fest) verwachsen sind. Fr. Harms.
Die Hybriden-Konferenz in London.
(Fortsetzung.)
Am ersten Sitzungstage, dem 11. Juli d. J., wurde über die nachfolgenden
Themata, welche hier der Reihe nach kurz erwähnt werden sollen, referiert.
Hybridenzucht und Kreuzbefruchtung, eine Methode wissenschaftlicher
Forschung.
Mr. W. Bateson eröffnete die Reihe der Vortragenden mit diesem
Thema. Er sei, sagt er, mit grossem Vergnügen der Einladung des Komitees
gefolgt, um hier eine Versammlung von Personen anzutreffen, die sich für diesen
Gegenstand interessieren. Solch eine Gelegenheit kann nicht besser benützt
werden als dadurch, dass er genau klarlege, was der eigentliche Zweck der
vorliegenden Methode sei. Der wissenschaftliche Wert liege besonders in
der Festsetzung der Spezies. Obgleich wir jetzt glauben, dass alle Formen
488 Die Hybriden-Konferenz in London.
im Leben in einer zusammenhängenden Reihe stehen, so ist dennoch die That-
sache, dass sie in Spezies getrennt sind, sicherlich richtig. Das Vorhandensein
der Arten ist eine Thatsache, der wir gegenüberstehen. Wie entstehen nun
die Arten in der Entwicklungsreihe?
Zwei Schwierigkeiten stehen allen Deszendenztheorien entgegen:
1. Wenn die Variationen zu spezifischen Unterschieden zu gering sind.
wie können sie dann von Wert sein?
2. Warum gehen solche Anfangs-Variationen bei der Zwischenkreuzung
nicht verloren?
Hier greift die Thätigkeit des Züchters ein. Nur seine Experimente allein
können diese Fragen beantworten. Durch seine Kunst, so sagt Mr. Bateson,.
ist bereits gezeigt worden, dass die Variation oft bedeutend war und dass
die Abänderungen nur allmählich entstanden sind; ferner dass solche Varietäten
nach der Kreuzung beständig waren und nicht oblitterieren.
Unsere Aufgabe ist es, zu zeigen, welche Variationen allmählich hervor-
gebracht wurden und welche nicht. Wir haben lange genug Vermutungen an-
gestellt über die allgemeine Theorie der Entwicklungsreihe. Es ist aber
besser, die Frage dahin zu spezialisieren, wie entstand eine Spezies A aus der
Spezies B? Indem wir die Behaarung und Kahlheit als typische Formen der
Variation aufstellen, wurde gezeigt, dass bei Matthiola incana, Lychnis
vespertina und Biscutella laevigata, obgleich die Entwicklungsreihe in
jedem Fall unterbrochen ist, die Art und Weise, durch welche die Unter-
brechung stattfindet, verschieden ist.. Pflanzen dieser Spezies wurden ge-
zogen, um die Experimente zu illustrieren, welche von Miss. J. R. Saun d er s
in Cambridge gemacht wurden, von welcher diese Resultate herstammen. Die
Ergebnisse der Kreuzbefruchtung zeigen, dass Varietät und Type in ver-
schiedenem physiologischen Verwandtschaftsverhältnis zu einander stehen. Wir
sprechen von Spezies und Varietät, als ob die Phänomene, welche diese Worte
bedeuten, homogen sind. Durch die Kreuzung wird gezeigt, dass ganze Reihen
verschiedener Phänomene zusammengeworfen sind unter diese beiden Bezeich-
nungen. Um einen Ausdruck aus dem Gebiete der Chemie zu gebrauchen, so
müssen durch die Kreuzbefruchtung die genetischen Eigenschaften der Spezies
und Varietäten geprüft werden, genau so wie die Verwandtschaft chemischer
Körper.
Auf diesem Wege können die wirren Massen der sich widersprechenden
Eigentümlichkeiten, welche jetzt den Spezies anhaften, abgestreift werden und
wir können befreit werden von den fruchtlosen Debatten über diesen ziellosen
Gegenstand.
Als praktisch bezeichnet es Mr. Bateson, mit der experimentellen Kreuzung
der nächsten Verwandten zu beginnen. Es ist wesentlich, dass über die Erfolge
eine Statistik geführt wird. Solche Statistiken mögen anfangs ganz primitiv sein,
aber ein paar Bemerkungen, wie z. B. ihr Verhältnis zu ihrem Ursprung, welche
den abweichenden Charakter bezeichnen, sind absolut notwendig.
Mr. Bateson schliesst damit, dass diejenigen, welche an dieser Arbeit
teilnehmen, den Dank der Nachwelt ernten und aller Wahrscheinlichkeit nach
den Grundstein zu einem neuen Wissenzweige der Naturgeschichte legen
werden.
Yanilla aromatica.
489
Hybride Anthurien.
Monsieur A. de la Devansaye sprach über die Fruchtbarkeit bei der
Gattung Anthurium. Zwei Gesetzmässigkeiten beherrschten bisher die
Fruchtbarkeit in der Gattung Anthurium. Eine dritte wird durch Redner
bekannt und eingehend besprochen. Diese drei sind:
1. Die Befruchtung vollzieht sich bei der Gattung Anthurium unter der
Bedingung, dass die Blüte, welche das zu bestäubende Pistill enthält,
und die Blüten, von denen der Pollenstaub herrührt, von ver-
schiedenen Samen abstammen.
2. Die Bestäubung durch Pollen von verschiedenen Spezies derselben
Gattung, z. B. Spathiphyllum, hat positiven Erfolg. Die Befruchtung
ist sicher und Verschiedenheiten in der Farbe der Blume und der
Form der Blätter sind häufig das Resultat.
3. Trotz der Kreuzbefruchtung treten häufig Fälle ein, wo in der ersten
oder zweiten Generation die gewünschten Variationen in den Pflanzen
nicht in die Erscheinung treten. Gewöhnlich werden die Versuche
dann unterbrochen und die Samen vernichtet. Mit Unrecht. Das
gewünschte Resultat wird oft erst in der dritten oder vierten
Generation erzielt. Wird die Variation schon nach der ersten Ernte
erreicht, so ist sie meist sehr unbeständig. In der dritten Generation
besitzen die Abkömmlinge gewöhnlich zur Hälfte die Variation, in
der vierten sogar zu 75 — 80 pCt. (Fortsetzung folgt.)
(Nach Gardeners Chronicle.)
Yanilla aromatica.
(Hierzu Abb. 72.)
lie Gattung Vanilla enthält nur wenige Arten mit langen, klimmenden
<kg^ Stengeln, die mit dunkelgrünen, fleischigen, länglichen, zugespitzten Blättern
besetzt sind. Die zahlreichen langen Wurzeln, welche dicht neben den Blättern
am Stengel entlang entspringen, dringen mit Vorliebe in den Boden ein, um
hier Nahrung aufzunehmen. Die Blüten stehen in Trauben, stets in den Blatt-
winkeln, auf kurzem fleischigen Blütenstiel; derselbe ist zuweilen verlängert
und trägt dann schuppenartige Hochblätter.
Die Vanilla-Arten zeichnen sich weder durch ihre Farbe, noch durch
ihre Gestalt aus; ihre fleischigen, leicht hinfälligen Blumenblätter sind grünlich
weiss gefärbt. In der Regel blühen stets zwei Blumen zu gleicher Zeit auf,
um sich nach 2 — 3 Stunden wieder zu schliessen. Dann öffnen sie sich
nicht wieder, sondern lösen sich nach 1 — 2 Tagen von dem langen Frucht-
knoten los, welcher erst nach 5 — 6 Tagen eintrocknet und dann abfällt.
So wenig schön und interessant die Vanilleblumen sind, so wichtig ist
die Verwendung der langen, reichlich aromatische Stoffe enthaltenden Frucht-
knoten, welche bekanntlich als sogenannte Vanilleschoten in den Handel
kommen und zur Bereitung von Chokolade sowie als Gewürz von Getränken,
Eis u. s. w. vielfach benutzt werden.
In den Tropen wird die Vanille zur Gewinnung der Früchte angebaut;
die langen Stengel werden an entsprechend hohen Pfosten emporgeleitet und
49°
Vanilla aromatica.
angebunden. Die ganze Anpflanzung sieht einem Weinberge nicht unähnlich.
Bei uns gedeiht die Vanille am besten in einem Warmhause; man
pflanzt dieselbe in ein geräumiges Gefäss mit gutem Wasserabzug in ein
Gemisch von Heideerdebrocken, Sphagnum und Holzkohle. Der ziemlich schnell
wachsende Stengel wird dann an einem dicht unter dem Glasdache angebrachten
Draht weitergeführt.
Nebenstehende Abbildung ist einer dem verstorbenen Herrn Kommerzien-
rat Ranniger gehörenden Pflanze entnommen. Dieselbe hat bereits eine Länge
von 12 — 14 m erreicht und besitzt mehrere 2 — 3 m lange Nebentriebe.
Abb. 72. Vanilla aromatica.
2/3 natürl. Grösse. Blühend im Ranniger'schen Garten in Altenburg. Gez. von A. ß o d e. Blumen grünlichweiss.
Im vorigen Jahre, ebenfalls im Mai, zeigte sich die erste und einzige
Blüte, die sich regelrecht entwickelte; in diesem Jahre aber öffnen sich bereits
die Blumen eines zweiten Blütenstandes und noch drei andere sind in der Ent-
wicklung begriffen.
Bei sonnigem Wetter blühen die Blumen frühmorgens auf; das Gewächs-
haus füllt sich dann mit einem feinen, aromatischen Vanille-Duft. Eine Be-
fruchtung der Blumen ist mir bisher nicht gelungen; in Anbetracht der kurzen
Blütendauer scheint es sehr schwer zu sein, den richtigen Augenblick zur
Befruchtung zu erfassen. A. Bode-Altenburg
Ausflug der Ausschüsse nach Neu-Strelitz. ^.qi
Ausflug der Ausschüsse des
Vereins zur Beförderung des Gartenbaues nach Neu-Strelitz
am 17. August 1899.
|ie Besichtigung des der grossherzoglichen Familie von Mecklenburg-
, Strelitz gehörigen Schlossparkes Neu-Strelitz darf man wohl mit Fug und
Recht zu den interessantesten diesjährigen Ausflügen rechnen. Die Entstehuug
dieses Neustrelitzer Parkes, dessen Gründung in das letzte Dezennium des
vorigen Jahrhunderts fällt, ist in seinen Einzelheiten zu charakteristisch, um
hier nicht kurz angedeutet zu werden. Ende der 8oer Jahre des vorigen Jahrhunderts
war das Schloss und Alt-Strelitz durch Feuer fast zerstört und die laut Landes-
gesetz vorhandene Bestimmung, bei Wiederaufbau des Schlosses werkthätige
Hülfe und Unterstützung zu leisten, blieb trotz wiederholter Aufforderung des
Regierenden unbeachtet. Dem Trotze der renitenten Bürger setzte der
regierende Herzog Carl kurz entschlossen sein ,.quos ego" gegenüber. Er
antwortete damit, dass er in etwas grösserer Entfernung von Alt - Strelitz
inmitten einer hügeligen Waldlandschaft, geschmückt durch den- grossen Zirker
See, ein neues Schloss aufzubauen befahl. Jedenfalls zeugte die Wahl der
Lokalität von sehr gutem Geschmack, und zum höchsten Erstaunen der
Alt - Strelitzer entwickelte sich in nächster Umgebung dieses neuen Schlosses
eine neue Residenz; Neu-Strelitz wurde, alsbald Regierungssitz des 1813 zum
Grossherzog ernannten Herzogs Carl. Leider ist von der ursprünglichen An-
lage des Schlossgartens, dem alten Teil des jetzigen Parkes, kein Plan erhalten.
Genug, dass Lennc anfangs der 20er Jahre die Anlage dieses älteren Teiles
im Stile Lenötres in symmetrischer Einteilung zur Ausführung brachte und
dieselbe heut noch deutlich dies Gepräge trägt. An diesen älteren Teil grenzt
ein neuerer, der in den 50er Jahren durch Hofgärtner Starke (damaligen
Leiter der grossherzoglichen Gärten) im sogenannten englischen Stile angelegt
wurde; die vereinte Wirkung beider Teile entbehrt jedenfalls für den Fach-
mann nicht eines humoristischen Beigeschmackes. Das Hauptbild des älteren
Teiles, eine perspektivisch geptlanzte Linden -Allee, zeigt uns, vom Schlosse
aus gesehen, in ihrem Brennpunkte einen Tempel mit der Statue der Hebe von
Canova und bildet hierzu der Zirker See den anmutigen Hintergrund. Etwa
1 m breite Taxuswände, kurvenartig geschnitten, schliessen die oberste Schloss-
terrasse gegen die nächsten Partien soweit ab, dass man über die Einbuchtung
der Hecke hinweg die Baumkronen der angrenzenden Partien zu sehen ver-
mag. Zwei kleine Fontainen sowie je eine starke Abies Nordmanniana auf
der rechten und linken Flanke des Schlosses schmücken im Verein mit bunten
Blumenrabatten diese obere Terrasse. Gleichzeitig bilden diese Abies Nord-
manniana den Endpunkt zweier breiter Fahrwege, die, von der Basis vorerwähnter
Linden-Allee ausgehend, zur Schlossterrasse hinaufführen. Auf der kurzen,
östlich gelegenen Giebelseite des Schlosses befindet sich vorn neben der Aut-
fahrt (von der Stadtseite her) ein jetzt zum Speise - Salon eingerichtetes
ehemaliges Orangeriegebäude mit daranstossendem Parterre. Dieser Teil, in
gleichfalls symmetrischer Anordnung, liegt bedeutend tiefer als die Schloss-
terrasse und bietet hier, in der Fülle hoher Myrten, Evonymus. Mespilus,
Granaten und diverser alter Neuholländer (Melaleuken etc.), ein stilles, vor den
Winden geschütztes Plätzchen. Oben dagegen, auf der Terrasse, wehen stets
aq2 Ausflug der Ausschüsse nach Neu-Strelitz.
frische Winde, welche, über Wald und Wasser hinweg streichend, auch im
heissen Sommer Erfrischung gewähren. Auf der Frontseite des Schlosses
vermag man von der Terrasse aus auch eine Hauptstrasse der Stadt entlang
zu sehen und das Auge ruht hier im Mittelgrunde auf dem in der Strassenaxe
erhöht stehenden Denkmal des Grossherzogs Georg von Mecklenburg - Strelitz.
des Vaters des jetzt regierenden Grossherzogs. Auch dieses Strassenbild
schliesst der die Stadt umgebende Forst ab, sodass man hier völlig den
Eindruck einer im Waldesgrün gelegenen Stadt erhält.
Der auf der Schlossterrasse liegende Weg führt zu einem Rosarium an
der kurzen, westlich gelegenen Giebelseite des Schlosses, das mit seinen
Fontainen und Laubganganlagen neuerdings noch der nachbessernden Hand
des derzeitigen Hofgärtners Becker bedarf. Steigt man von hier aus zu den
Oekonomiegebäuden hinunter, so gelangt man zunächst in ein grösseres Par-
terre, den ehemaligen Weinberg, dessen schönster Schmuck hier hoch-
stämmige Lantanen, Heliotrop, Fuchsien etc. in reicher Blütenfülle bilden.
Von hier führt uns der Weg in die freie, englische Anlage, die eigentlich nur
noch die sogen. Clump-Pflanzungen mit dem englischen Parke gemeinsam
hat. Vorüber an so manchem, im dichtesten Gedränge stehenden schönen
Baum- und Strauchmaterial leitet der Pfad zur Anhöhe, die, von einem Mau-
soleum gekrönt, den Wanderer hier plötzlich überrascht. Dem Andenken
an Preussens unvergessliche Königin Luise geb. Prinzess zu Mecklenburg-
Strelitz ist diese Stätte geweiht und ein sinnvoller Wandspruch am Kopfende
der von Rauch geschaffenen ruhenden königlichen Figur: ,,Edle Frau aus
edlem Stamme, ruhe sanft im ew'gen Frieden, nach des Lebens wilden Stürmen!"
kündet in kurzen, schlichten Worten Werden und Vergehen des ringenden
Menschengeschlechtes. Die Lage des Mausoleums von der Höhe nach dem
Parke zu, andererseits nach dem Zirker See ist als eine an sich höchst
stimmungsvolle zu bezeichnen. Von hier lenken sich unsere Schritte vorbei an
einer zum Hochstamm gewachsenen Pyramiden-Eiche, einem starken Gymnocladus
canadensis, in die jenseits der ersterwähnten Linden-Allee befindliche Götter-Allee.
Zwischen den Statuen weiss angestrichener Götterbildsäulen dahin wandelnd,
gelangt man an dem sogen. Bade vorbei direkt zum Ufer des Zirker Sees, der
sich inmitten der Waldlandschaft im weiten Halbkreis ausdehnt, reich an
Fischen und Wasservögeln ist. In der Rüster - Allee am See-Ufer entlang
schreitend, gelangen wir bald zur Grenze des eigentlichen Schlossparkes. Von
hier bildet eine neu gepflanzte Allee mit gemischtem Bestände die Ver-
bindung zwischen dem Schlossparke und der sogen. Schlosskoppel — einem
Wildgarten. Zur Linken dieser neuen Allee liegt in massiger Höhe die
Schlossgärtnerei. Sie umfasst zehn Gewächshäuser (darunter ein Warmhaus mit
einer Warmwasserheitzung) sowie die Treibkästen, Rabatten für Blumen- und
Gemüse-Anzucht. Vorzügliche, im Kasten kultivierte Ananaspflanzen ver-
mochten unseren gärtnerischen Sinn eher zu reizen als die in möglichst
antikem Stile gehaltene Bauart der Häuser. Zur rechten Seite der Allee, nach
dem See zu gelegen, dehnen sich die Gemüse- (Deputat-) Felder der zum Schlosse
gehörigen Bediensteten. Und drüben am Ende der Allee beginnt dann die
sogen. Schlosskoppel, ein wilder Teil, in dem Wiese und Gebüsch mit
grösseren Baumbeständen abwechselnd dem Wanderer schattige Spaziergänge
darbieten. Die Anlage dieses regellosen Parkes stammt von dem ehemaligen
Die elektrische Beleuchtung im Viktoriapark zu Berlin. 4QS
Hofmarschall von Höbe her, dem zu Ehren auch der Grossherzog hier im
tiefsten Waldesinnern einen Gedenkstein hat setzen lassen. Diesen Park land-
si haftsgärtnerisch auszugestalten, würde eine dankbare Aufgabe sein, denn das
Terrain ist hier vielfach coupiert und mit zum Teil wundervollem Baum-
bestande (Pinus cembra!) geschmückt. Nach längerer Wanderung erreichen
wir sodann noch den auf der Nordseite des Schlosses sich ausdehnenden Forst,
der mit seinen hohen prächtigen Buchen, dem Stolze der Mecklenburger Fände,
sowie von zahlreichen Herden leicht dahineilender Rehe und Hirsche be-
völkert, uns die Jagdgründe der Altvordern in lebhafte Erinnerung zu ge-
stalten vermag. Gärtnerisch ist hier im Schlossparke nur den einfachsten
Bedürfnissen Rechnung getragen; die Blumen- sowie Obst- und Gemüse-
Abteilung sind je einem Obergärtner unterstellt, indess der Hofgärtner Becker,
unser freundlicher Führer, die gesammte Aufsicht und Verwaltung zu leiten
hat. Zum Schaden einer freieren Entwicklung hemmen die enggezogenen
Etatsfesseln; hier wie so mannigfach bei uns. Alles Andere kann etwas kosten,
nur der Garten soll immer billig bleiben und verwaltet werden. ■ — Schade nur, dass
der Besucher unsererseits so wenige an Zahl (zehn Mitglieder und zwei Gäste)
waren! Zu allen derartigen Ausflügen müssten doch sämtliche Mitglieder
des Vereins direkt Einladung erhalten! Etwaige Andeutungen in der Monats-
schrift veranlassen die wenigsten zur Beteiligung.*) Jedenfalls hatte unser
freundlicher Führer es verstanden, mit Bezug auf die drei Begriffe: Küche,
Keller, Kunstgenuss, sich unser aller Dank reichlich zu verdienen!
Hoff mann.
Die elektrische Beleuchtung im Viktoriapark zu Berlin.
Machdem im vergangenen Jahre die sogenannte Effektbeleuchtung des
Wassersturzes im Viktoriapark ins Leben getreten ist, ist nun in diesem
Jahre noch die elektrische Beleuchtung des ganzen Parkes mit 30 Bogenlampen
hinzugekommen. Dadurch ist auch dem tagüber Beschäftigten Gelegenheit
gegeben, sich abends in dem erfrischenden Parke erholen und die Natur-
schönheiten desselben in zauberhaftem Lichterglanze bewundern zu können.
Auf 8 m hohen, schlanken und reich verzierten Ständern aus Gusseisen, die
oben in Form eines Bischofstabes gebogen sind, hängen die Lichtspender in
40 cm Durchmesser haltenden Glaskugeln geborgen elegant herab und über-
ziehen Busch und Fels, Rasen und Blumen mit jenem magischen überirdischen
Glänze, der dem elektrischen Lichte eigentümlich ist und selbst den auf den
näher liegenden Bänken Ausruhenden die Lektüre der Zeitung oder eines
Buches gestattet. Der Idealist fragt nicht nach dem Wie oder Woher, aber
der Realist und Praktiker möchte auch gern etwas über die technische Aus-
führung der Einrichtung erfahren und ihnen möchte ich im Folgenden eine
flüchtige Skizze derselben vor Augen führen.
Der für die Beleuchtung nötige elektrische Strom wird dem Kabel der
Strassenbahn in der Kreuzbergstrasse entnommen. Von hier wird derselbe
*) Es waren ca. 80 Ausschussmitglieder schriftlich eingeladen, ausserdem die Exkursion
amtlich gross gedruckt in No. 16 der Gartenflora S. 448 bekannt gemacht. D. Red.
aqa Die elektrische Beleuchtung im Viktoriapark zu Berlin.
zunächst durch Kabel in das Maschinengebäude, in dem die Gasmotoren zum
Emporheben der Wassermassen für den Wassersturz befindlich sind, nach
einem Zählapparat geleitet, der die verbrauchte Strommenge in Kilowattstunden"
angiebt. Von dem Zählapparat führen Kabel zu den 30 Bogenlampen, die
ziemlich gleichmässig über das ganze Parkgelände verteilt sind. Je 10 Lampen
haben einen gemeinschaftlichen Einschalthebel, dieselben können also zu gleicher
Zeit mit Licht versehen oder ausgelöscht werden. Geht eine Lampe von selbst
aus, so brennen die anderen 9 ruhig weiter, indem dann der Strom durch
einen Nebenschluss-Widerstand weitergetührt wird. Da jedoch der elektrische
Strom der Strassenbahn in der Stärke von 500 Volt*) und 50 Ampere**) für
die Beleuchtung zu stark ist, so wird er durch Widerstände, von denen auf je
10 Lampen 2 kommen, auf eine Stärke von 42 Volt und 10 Ampere reduziert,
wodurch eine Lichtstärke von 1000 Kerzen pro Lampe hergestellt wird. Die
Anlagekosten dieser Einrichtung betrugen gegen 9000 Mark, während sich der
Stromverbrauch incl. Kohlen auf 5,55 Mark pro Stunde beläuft. Hierzu kommen
noch die Bedienung und Beaufsichtigung der Lampen, Reinigen derselben etc.,
was etwa mit 0,75 Mark pro Stunde berechnet werden kann.
Derselbe Strom, der die Bogenlampen speist, wird auch für die elektrische
Beleuchtung des Wassersturzes im Viktoriapark verwendet, jedoch dient derselbe
nur indirekt zur Lichterzeugung, indem er vermittelst eines Elektromotors eine
im Maschinenhause aufgestellte Dynamomaschine treibt, welche erst den mi-
die Lichtwirkung der Scheinwerfer nötigen elektrischen Strom von' 65 Volt und
277 Ampere erzeugt. • Von hier gelangt der Strom vermittelst Kabel nach den 9
zu beiden Seiten des Wassersturzes in kleinen, durch Pflanzenwuchs verdeckten
Bretterhäuschen untergebrachten Scheinwerfern. Diese letzteren sind von ver-
schiedener Grösse; es sind vorhanden: 5 Siemenssche Scheinwerfer mit einer
Lichtquelle von je 25 Ampere und 65 Volt (750 Kerzenstärken), 2 Schuckertsche
Scheinwerfer mit einer Lichtquelle von je 42 Ampere und 65 Volt (1250 Kerzen-
stärken) und 2 Schuckertsche Scheinwerfer mit einer Lichtquelle von je
35 Ampere und 65 Volt (1000 Kerzenstärken). Die Stromstärke für die Licht-
quelle der Scheinwerfer wird durch Widerstände, die in den Häuschen an-
gebracht sind, reguliert. Durch die Scheinwerfer wird die Lichtstärke mindestens
verdoppelt.
Die Farben, in denen der Wassersturz beleuchtet wird, sind folgende:
Weiss, grün, rot, gelb, blau und regenbogenfarben. Hervorgerufen werden
dieselben durch entsprechend gefärbte Glastafeln, die in ein vor der Licht-
quelle drehbar befestigtes Rad eingesetzt sind. Alle drei Minuten wird mit
der Farbe gewechselt, was durch eine elektrische Klingel dem Mann im
Scheinwerferhäuschen angezeigt wird, worauf derselbe das Rad einfach etwas
nach rechts dreht, so dass die nächste bunte Glasscheibe zwischen Scheinwerfer
und Öffnung in der vorderen Wand des Häuschens tritt.
Um die Wirkung der Beleuchtung zu erhöhen, sind an einigen Stellen
des Wassersturzes mit der Wasserleitung des Parkes in Verbindung stehende
Spritzköpfe aus Messing angebracht, welche über dem Wasser einen leichten
Sprühregen erzeugen.
*) Volt bezeichnet die Einheit der elektromotorischen Kraft.
**) Ampere bezeichnet die Einheit der Stromstärke.
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
495
Die Anlagekosten für die elektrische Effektbeleuchtung betragen circa
_j4"t><> Mark. Die Unterhaltungskosten belaufen sich vom 1. Mai bis 15. Oktober,
während welcher Zeit die Beleuchtung an zwei Abenden in der Woche
(Mittwochs und Sonnabends) vom Einbruch der Dunkelheit bis io Uhr statt-
findet, auf ca. 2000 Mark. Giemen.
Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc.
Ceanothus integerrimus.
C integerrimus
Sierra Nevada von
Britisch-Columbien.
2000 und 4000 Fuss
vorkommt, und
Washington bis
stammt aus der
Kalifornien und
wo er zwischen
über dem Meere
erstreckt sich von
St. Bernardino und
bis Südost-Arizona. "Er gehört zu den
vielen Neuheiten von David Douglas
vom Jahre 1833, welcher eine schmal-
blättrige Form desselben sammelte, die
an verschiedenen Orten im Gebiete
der Spezies vorkommt. J. D. Hook er
fand sie auf seiner Reise mit Dr. Gray
1877 im September fruchtend in
Strawberry Hill Valley nahe Mount
Shasta und im Wellingtonia Grove von
Galaveras. In Kew wurde sie im
Arboretum viele Jahre kultiviert und
blühte im Freien im Juni. C. integerrimus
ist ein aufrechter Strauch mit vielen
Zweigen. Die Blätter alternieren, sind
kurzgestielt, 1 — 3 Zoll lang, oval, oben
dunkelgrün, unten blass, zuweilen
behaart. Die Blüten sind klein, weiss
oder blassblau, auf sehr schlanken
Stielen, welche sich vereinen zu kugel-
runden Köpfchen, die wieder in runden
oder zylindrischen, 2—4 Zoll langen
Blütenständen angeordnet sind. Ab«-
gebildet ist die Pflanze- in Curtis' Bo-
tanical Magazine 1899 No. 650 tab. 7640.
J. B.
Epilobium obcordatum.
Dies ist die schönste Spezies, welche
von dieser Gattung kultiviert wird,
und als Alpinumpflanze findet sie kaum
ihres Gleichen. Sie stammt ebenfalls
aus der Sierra Nevada von Kalifornien,
aus Höhen von 8000 — 11000 Fuss, von
Tulare County, 360 nördl. Breite, nord-
wärts bis zum Sacramento River, 420
nördl. Breite. Zusammen mit Dr. Gray
fand sie J. D. Hooker 1877 im Sep-
tember in Frucht an felsigen Plätzen
auf dem Mount Stanfort bei Truckee.
Ausserdem kommt sie in den Humboldt-
bergen in Nevada vor. Der Royal
Garden in Kew erhielt ein lebendes
Exemplar von E. obcordatum 1894
von H. Seife Leonard aus Hitherbury.
welches seitdem alle Jahre im Juli im
Alpinum blühte. Die Pflanze ist ganz
kahl, 6 — 8 Zoll hoch; die Blätter sind
etwas länger als die Internodien, gegen-
ständig, sitzend, ungefähr 1 Zoll lang,
dunkelgrün; die Blüten stehen in den
Achseln der oberen Blätter büschel-
förmig angeordnet und sind 1V4 Zoll
imDurchmesser gross; die Blumenkrone
ist hellrosa gefärbt, die Blumenblätter
sind tief zweiteilig. Eine hübsche Ab-
bildung der Pflanze giebt Curtis' Bo-
tanical Magazine 1899 No. 650 tab. 7641.
J. B.
Dendrobium capillipes.
Ein sehr hübsches kleines Dendro-
bium. gesammelt von dem ver-
storbenen Rev. C. Parish auf den
Hügeln nördlich von Thayet-Myo (Bir-
ma), von welchen er nach Kew im
Jahre 1872 lebende und getrocknete
Exemplare sandte. Es hat wahr-
scheinlich eine ausgedehnte Ver-
breitung in den Gebirgen Birmas, wo
es 1875 im Yanyalindistrikt und wo
von H. Collett auf dem Shangebirge
in 3000 Fuss ü. d. M. eine gross-
blütige Varietät gesammelt wurde.
Es wurde viele Jahre im Orchideen-
hause des Royal Garden in Kew kulti-
viert, wo es jährlich zwischen April
und Juli blüht. Die Blätter dieser Or-
chidee sind 5 — 6 Zoll lang, ungefähr
7a Zoll breit, spitz und hellgrün. Der
seitlich stehende Blütenspross ist sehr
schlank, aufrecht und trägt 3 — 4 hän-
gende Blüten. Das Perianth derselben
misst im Durchmesser 1 Zoll und ist
goldgelb. Die drei äusseren Blätter
49^
Kleinere Mitteilungen.
sind linear-oblong, zugespitzt, kürzer
als die kreisförmigen Petalen. Die Lippe
ist fast so gross als die ganze übrige
Blüte, kreisförmig, ausgerandet und
flach ausgebreitet, an der Basis in
einen sehr kurzen Nagel zusammen-
gezogen und mit einem orangefarbenen
Fleck am Grunde oder mit einigen
roten Strichen an jeder Seite gefärbt.
Abgebildet ist die Pflanze in Curtis'
Botanical Magazine 1899 No. 050 tab.
7639. J. B.
Kleinere Mitteilungen.
Zur Vergrösserung des Bahnhofs Wildpark bei
Potsdam,
die wegen des Anschlusses der Neben-
bahn Nauen - Kaputh - Beelitz -Treuen-
brietzen notwendig geworden ist, hat
die Eisenbahnverwaltung das umfang-
reiche Grundstück des Kunstgärtners
Fricke erworben. Dieser hat erst
kürzlich einen neun Jahre währenden
Prozess gegen den Eisenbahnfiskus
wegen Entschädigung für die Ab-
sperrung des Grundstücks durch einen
Zaun von der öffentlichen Strasse
gewonnen.
Ueber Wanderraupen
als Hindernis des Eisenbahnverkehrs
berichtet die ,.Oppelner Ztg.": Einen
unfreiwilligen Aufenthalt erlitt Zug 463
am 11. Juli (?) welcher den hiesigen
Bahnhof um 8 Uhr 48 Min. früh ver-
lässt, bei Station Trentschin-Königs-
huld. Hinter Trentschi. . waren aus
dem Walde Wanderraupen in so
enormen Mengen auf das Schienen-
geleis gekrochen, dass es der Maschine
des Zuges bei der grössten Anstrengung
nicht mehr möglich war, ihn weiter
fortzubewegen. Die Räder waren durch
die klebrige Masse nicht mehr be-
wegungsfähig. Der Zug musste in zwei
Teile getrennt werden, wovon der
erstere in Station Königshuld abgesetzt
wurde und dann erst der zweite Teil
nachgeholt werden konnte, was immer
noch mit Schwierigkeiten verknüpft
war, da immerwährend die Schienen
von dem lästigen Ungeziefer überzogen
wurden. Die Raupen halten sich schon
mehrere Wochen in den dortigen
Waldungen auf und haben fast alles
Laub am Untergehölz aufgefressen.
Perleberger Stadtforst veranschlagt;
das Hauptabsatzgebiet war natürlich
Berlin. Die Beeren sind von armen
Leuten und Kindern gesammelt worden,
denen ihr Fleiss gut gelohnt wurde.
Einnahmen an Heidelbeeren.
Auf 30 000 Mark wird der Ertrag der
diesjährigen Heidelbeerenernte aus der
Im neuen Botanischen Garten
ist vor einiger Zeit auch das unmittel-
bar an der Potsdamer Chaussee erbaute
Inspektorhaus gerichtet, während die
beiden an der Dahlemer Chaussee lie-
genden grossen Direktorialgebäude im
Rohbau schon vollständig fertig sind.
Alle drei Gebäude sind in Rohziegeln
aufgeführt worden und haben, ent-
sprechend ihrer landschaftlichen Um-
gebung, einen villenartigen Charakter.
An der Dahlemer Chaussee zeigt die
neue Anlage eine sehr reiche Vege-
tation ; die im Frühjahr hier eingesetzten
Bäume und Sträucher haben sich in
jeder Beziehung gut entwickelt. Auch
die Bepflanzung der zahlreichen, lang-
gestreckten „Gebirgszüge", welche in
der Nähe der Dahlemer Chaussee
künstlich angelegt worden sind und
zur Kultivierung der alpinen Flora
dienen, ist zum Teil bereits erfolgt.
Namentlich sind es junge Fichten und
Tannen, die hier eingesetzt worden
sind und augenblicklich schonin einiger
Höhe zwischen den Felsmassen hervor-
spriessen.
Der grosse Spielplatz im Treptower Park
ist endlich wieder freigegeben worden,
nachdem er seit Frühjahr 1895 der
Benutzung entzogen gewesen war. Der
3V2 ha grosse, von einer vierreihigen
Platanenallee umrahmte Platz darf —
anders als die Spielplätze der übrigen
städtischen Parkanlagen — nicht nur
von spielenden Schülern, sondern von
jedermann betreten werden. Die Be-
völkerung des Ostens hat denn auch
sofort von dem lange entbehrten Platz
Kleinere Mitteilungen.
497
Besitz ergriffen, und an schönen Nach-
mittagen tummeln sich nun wieder
viele Hunderte von Kindern und Er-
wachsenen auf dem weiten Rasen.
Hinter Treptow, im Plänterwald, ist
noch ein neuer Spielplatz angelegt
worden, der erst im nächsten Frühjahr
freigegeben wrerden soll.
Ratschläge
und Warnungen für die gegenwärtige Zeit.*)
Sorgt für schnelles Absammeln alles
Fallobstes unter den Obstbäumen!
Hierin liegt ein Hauptmittel gegen die
Beschädigungen und grossen Verluste,
welche der Apfelwickler und der
Pflaumenwickler durch das Madig-
werden und frühe Abfallen derAepfel.
Birnen und Pflaumen veranlassen. Das
Absammeln des Fallobstes sollte wo-
möglich täglich erfolgen. Bei Unter-
lassen dieser Massregel gehen die
Larven alsbald aus den befallenen
Früchten zur Ueberwinterung in den
Erdboden, wo man ihrer nicht mehr
habhaft werden kann und A*on wo aus
sie im nächsten Jahre hervorkommen
und ihr Zerstörungswerk wieder be-
ginnen. Verwertung des gesammelten
Fallobstes, besonders der Aepfel, zum
Mosten oder, in Stücke geschnitten
und an der Luft getrocknet, zur Gelee-
bereitung; der Pflaumen und Zwetschen
zum Branntwreinbrennen in Fässer ge-
stossen.
Versäumet nicht die nötigen Mass-
regeln zum Schutze der Obstbäume
gegen den Frostspanner und gegen
den Apfelblütenstecher! Ein sicheres
Mittel gegen den nächstjährigen Frass
der Frostspanner - Raupen an den
Blättern der Obstbänme sind die Kleb-
gürtel an den Baumstämmen, weil die
flugunfähigen weiblichen Schmetter-
linge behufs Eierablage an den Zweigen
im Herbst oder Winter den Stamm
erklettern müssen und auf den Kleb-
gürteln festgehalten und gefangen
werden. Die wichtigste Bedinguug ist
daher ein möglichst lückenloser An-
*) Aus Prlanzenschutzliche Nachrichten für
Acker-, Obst- und Weinbau. Herausgegeben
unter Mitwirkung der Auskunftsstellen für
Pflanzenschutz der Deutschen Landwirtschafts-
Gesellschaft von Dr. B. Frank, Geheimer
Regierungsrat, Vorsteher der biologischen
Abteilung des Kaiserlichen Gesundheitsamtes
zu Berlin.
schluss des Leimgürtels an die Ober-
fläche der Rinde, die erforderlichen-
falls zu diesem Zwecke vorher zu
glätten ist. Es giebt verschiedene
Arten von Frostspannern, die auch zu
ungleichen Zeiten im Herbst oder
Winter die Stämme ersteigen; daher
müssen dieKlebgürtel für diesen ganzen
Zeitraum wirkungskräftig, d. h. von
klebriger Beschaffenheit erhalten, also
zeitweilig mit einem neuen Anstrich
von Raupenleim versehen werden.
Jene kritische Zeit umfasst die Monate
Oktober bis März. Man beginne also
mit dem Anlegen der Gürtel schon
Ende September und erhalte sie bis
in den März klebekräftig. Ein anderer
Obstfeind allerersten Ranges für den
Apfelbaum ist der Apfelblütenstecher.
Auch gegen ihn empfiehlt sich dringend
ein allgemeines Vorgehen. Dasselbe
kann mit demjenigen gegen den Frost-
spanner verbunden werden. Denn
die an den Stämmen überwinternden
Rüsselkäfer, welche im Frühjahr her-
vorkommen und die Apfelblüte zer-
stören, können ebenfalls durch Fallen,
die im Herbst an die Stämme zu
legen sind, gefangen werden. Als
gute Apfelblütenstecher - Fallen haben
sich die Heuseile bewährt. Sie sind
oberhalb der Klebgürtel anzulegen
und man wird gut thun, sogar mehrere
auch an den stärksten Aesten des
Baumes anzubringen, da die Rüssel-
käfer an allen Teilen des Baumes nach
Winterverstecken suchen. Die Heu-
seile werden spätestens im Oktober
angelegt und über diese ein 4—6 fach
zusammengefaltetes Pack- oder Zei-
tungspapier mittels eines Bindfadens
befestigt. Gut bewährt haben sich
als Apfelblütenstecher - Fallen sowie
auch zum Abfangen der Obstmaden
die Gürtel aus Wellpappe, welche
schon vom Juli an um die Stämme zu
legen sind. Eine zweckmässige Ver-
einigung dieser Fallen mit den gegen
den Frostspanner nötigen Klebgürteln
sind die von Hinsberg - Langenau,
Rheinhessen, neuerdings hergestellten
und in den Handel gebrachten In-
sektenfanggürtel »Einfach« (Rollen von
30 m Länge, 15 Pf. für das Meter).
Diese Fanggürtel sind im Juli oder
August um die Stämme zu legen, im
Oktober zu teeren, vor dem Frühjahr,
etwa schon im Januar, abzunehmen
und so mit dem darin liegenden Un-
49Ä
Kleinere Mitteilungen.
geziefer zu verbrennen. Abkratzen
von Moos und Flechten von den Baum ■
stammen ist daher auch notwendig,
weil das ebenfalls Schlupfwinkel für
den Apfelblütenstecher sind.
Achtet auf die Monilia - Krankheit
der Obstbäume! Im Herbst sind die
dürren Zweige und besonders die-
jenigen, an welchen die vertrockneten
Blütenbüschel vom Frühjahr her noch
zu sehen sind, möglichst aus den
Baumkronen herauszuschneiden und zu
verbrennen; auch die verdorbenen,
auf den Zweigen sitzen gebliebenen,
mit dem Monilia-Schimmel bedeckten
Früchte sind im Herbst zu beseitigen.
Es ist dringend zu empfehlen, in Obst-
pflanzungen, wo die Krankheit sich
nur erst in den Anfängen bemerkbar
machen sollte, rechtzeitig dagegen ein-
zuschreiten: dann wird sie in Schranken
gehalten werden können, während ihre
Bekämpfung in solchen Pflanzungen,
wo sie sich seit Jahren ungehindert
entwickeln konnte, jetzt schon viel
grössere Schwierigkeiten macht. Xach
den angestellten Erhebungen ist die
Krankheit auch im vorigen Jahre über-
all da wieder aufgetreten, wo sie sich
schon in den früheren Jahren gezeigt
hat; auch im gegenwärtigenn Jahre
ist das Gleiche beobachtet worden.
Vielfach ist sie auch von den Kirsch-
bäumen auf andere Stein- und Kern-
obsgehölze übergegangen. Auch im
Westen und Süden des Deutschen
Reiches ist die Krankheit festgestellt
worden.
Die diesjährigen Obsternte-Aussichten.
Nach den vom ., Praktischen Rat-
geber" in Frankfurt a. O. veröffent-
lichten Obsternteberichten aus den
einzelnen Provinzen und Ländern hat
Deutschland eine im ganzen geringe
Ernte zu erwarten. Nur Ostpreussen
macht erfreulicherweise eine Aus-
nahme, denn nach dem Durchschnitt
der von hier eingegangenen dreizehn
Berichte über die diesjährige Frucht-
ernte sind die Aussichten für Aepfel
gut. für Birnen gut bis mittel, für
Steinobst mittel bis gut. Kein anderes
Land oder Provinz berichtet so günstig.
Für das wichtigste Obst, die Aepfel,
sind die Aussichten in Hannover,
Bremen, Brandenburg, Posen, Prov.
Sachsen und Rheinprovinz mittel, in.
Westpreussen, Schleswig - Holstein,
Hamburg, Thüringen, Westfalen. Lippe
und Waldeck, Hessen - Nassau, Bayern.
Württemberg und Hohenzollern, Gross-
herzogtum Hessen, Braunschweig und
Anhalt, Königreich Sachsen mittel bis
gering, in der Pfalz, Baden, Schlesien.
Oldenburg, Mecklenburg, Pommern ge-
ring und in Elsass - Lothringen sogar
sehr gering. Ostpreussen hat somit
Aussicht, das Obst in diesem Jahre gut
zu verwerten. Der Ostpreusische
landwirtschaftliche Centralverein wird,
wie früher, auch in diesem Jahre
wieder zur Förderung des Absatzes
der Früchte Anfang Oktober einen
Obstmarkt (verbunden mit einer Aus-
stellung) abhalten, dessen Beschickung
unter Berücksicktigung der oben an-
gegebenen Obsternteverhältnisse der
westlichen Teile Deutschlands einen
besonderen Erfolg versprechen dürfte.
Pilzkrankheiten aller Art bedrohen in
diesem Jahre in besonders starkem
Masse die Früchte und die Bäume,
so dass wir noch mit einer entsprechen-
den Verringerung der Früchte zu
rechnen haben. Auch die plötzliche
und, wie es scheint, andauernde Hitze,
die schroffe Folge dieser auf die kühle
Frühjahrs- und Vorsommerperiode be-
wirken noch ein reichliches Abfallen
der Früchte. Immerhin hängen jedoch
viele Bäume so voller Aepfel, dass
eine massige Verringerung den ver-
bleibenden Früchten nur zum Vorteil
gereichen kann.
Caladium.
Berichtigungen und Zusätze zu dem Artikel in
Heft 17 S. 456 von Otto Heyneck-Magdeburg.
1. In meinem Artikel in Heft 17 muss
die Namensunterschrift heissen: Otto
Heyneck, nicht Otto Höpner.
2. In dem Satze: »Gut thut man, die
Töpfe mit Papier abzureiben«, muss es
heissen: abzudecken (mit dickem
Packpapier, damit kein Tropfen Wasser
auf die mit Knollen gefüllten Töpfe
kommt).
Einige Worte möchte ich über die
Verpackung der Caladien beim
Versand sagen: Jedes Knöllchen wird
in Watte gehüllt, alsdann kommt um
die Watte festes Pergamentpapier.
Es wiederholt sich nun dieses Einhüllen
der Knollen mehrere Male, je nachdem
die Witterung zur Zeit des Versandes
Kleinere Mitteilungen.
_499
ist. Bei grösseren Entfernungen, nach
Russland, Amerika u. s. \v., werden die
Knollen viermal mit Watte und viermal
mit Pergamentpapier abwechselnd um-
hüllt; es sind bisher noch niemals
Klagen über schlechtes Ankommen der
Knollen an mich gelangt.
Otto Hey neck, Cracau-Magdeburg.
Eine alte Eibe (Taxus baccata) in Wien.
Das Interesse, das jetzt den Eiben
vielfach gewidmet wird, erinnert mich
ebenfalls an eine alte gesunde Eibe in
Wien, die reichlich rote Beeren trug
und die ich in den Jahren zwischen
1842 und 1844ZU bewundern Gelegenheit
hatte. An der Strasse, Rennweg ge-
nannt, stand ein altes Gebäude, das
über dem Thore die Aufschrift trug:
»k. k. Militair - Medicamenten - Regie«;
in dem Gärtchen des Direktors dieser
Anstalt stand dieser Baum, weit hinten
zwischen dem botanischen Garten
und Belvedere. Es ist einige Wahr-
scheinlichkeit, dass er noch da steht,
denn in dieser Gegend, scheint mir,
hat die Neuzeit keine wesentlichen
Veränderungen hervorgerufen. Ich
habe aber jetzt in Wien keinen
Menschen mehr, den ich darnach
fragen könnte, auch war er sogar in
der damaligen Zeit fast von Niemandem
gekannt; vielleicht gelingt es, auf
diesem Wege die Aufmerksamkeit der
Wiener darauf zu lenken. Dass in
Wien im allgemeinen die Eiben nicht
vergessen sind, beweist das schöne
praktische Spalier, das die Plätze am
Maria Theresien - Denkmal zwischen
den Museumsgebäuden einfasst; aber
es ist ein grosser Unterschied zwischen
einem solchen Spalier und einem
grossen, nie von Messer oder Schere
berührten Baume. Den vor Augen zu
führen, schrieb diese Zeilen
Peter Hoser in Warschau.
Ueberschuss der Hamburger Gartenbau-
Ausstellung von 1897.
Die Abrechnung der Allgemeinen
Gartenbau-Ausstellung von 1897 hat
vorbehaltlich einiger noch ausstehender
kleinen Regulierungen einen Ueber-
schuss von 20 000 M. ergeben. Dieser
Ueberschuss soll nachdem genehmigten
Antrage des Komitees dem Gartenbau-
Verein für Hamburg, Altona und Um-
gegend überwiesen werden.
Obstausfuhr aus Böhmen.
Täglich gehen ganze Schiffsladungen
frischen böhmischen Obstes auf der
Elbe über die Grenze, bisher meist
Pflaumen und Frühbirnen, die in
Dresden, Leipzig und Berlin sehr gute
Preise erzielen. Auch minder schöne
Ware ist sehr im Werte gestiegen.
Heidelbeeren werden in ganzen Waggon-
ladungen nach Glatz, Mittelwalde und
Habelschwerdt verfrachtet, das Kilo
wird mit 4 — 6 kr. bezahlt. In Prag
haben sich die Preise von Obstsorten
bedeutend verteuert.
Liegnitzer Gemüseversand.
Von dem Liegnitzer Gemüse gehen
alljährlich Tausende von Zentnern nach
allen Städten Schlesiens, nach den
Landeshauptstädten und nach dem
Auslande; namentlich bilden Zwiebeln
den Haupt-Exportartikel nach England',
während Weisskraut nach Oesterreich
hin lebhaften Absatz' findet. Es wurden
nach dem städtischen Verwaltungs-
bericht im Jahre 1898/99 mit der Eisen-
bahn versandt: 153200 Ztr. frische
Gurken, 87940 Ztr. Zwiebeln, 139940
Ztr. Kraut. 18 180 Ztr. diverses Grün-
zeug, 100140 Ztr. Kartoffeln, 11 900 Ztr.
Rüben, 31 440 Ztr. saure Gurken und
Sauerkohl, im ganzen sonach 542 74oZtr.
Vermächtnis.
Der kürzlich verstorbene Handels-
gärtner Dehler in Koburg hat der
Stadt Koburg 40000 M. zu wohlthätigen
Zwecken vermacht.
San Jose-Schildlaus.
Zur Verhütung der Verbreitung der
San Jose-Schildlaus hat der Ober-
präsident der Rheinprovinz mit Zu-
stimmung des Provinzialrats unter
Aufhebung aller früheren hierauf be-
züglichen Verordnungen bestimmt, dass
in den Kraut- und Geleefabriken, die
Obst oder Obstteile amerikanischen
Ursprungs verarbeiten, sämtliche Ver-
packungsgegenstände dieser Sendungen
spätestens binnen 24 Stunden nach der
Entleerung innerhalb der Fabrikgrund-
stücke verbrannt werden müssen. Zieht
es der Besitzer vor, so können auf
dessen Kosten diese Gegenstände unter
Aufsicht und nach Anordnung der
Polizeibehörde desinfiziert werden.
Keinerlei Obstteile amerikanischen Ur-
500
Kleinere Mitteilungen.
sprungs dürfen in ungekochtem Zustande
aus den Fabriken entfernt werden.
Anzucht von Kolonialpflanzen.
In Brüssel ist eine Gesellschaft
L'Horticole coloniale mit einem
Kapital von 2400000 Frcs. gebildet,
welche die Anzucht von Kolonial-
pflanzen betreiben will. Direktor ist
Lucien Linden. Es gehören dazu 1. die
Etablissements der L'Horticulture inter-
nationale im Park Leopold; 2. die zu
Mortebeeke (Lucien Linden & Co.);
3. ein grosses Kolonial-Etablissement
zu Lindhout.
Bericht über die vom Verein zur Beförderung
des Gartenbaues angekauften neuen
Canna-Sorten.
Auf Anregung des Schreiber dieses
wurden im letzten Frühjahr von Dam-
mann & Co. in San Giovanni a
Teduccio bei Neapel und von W.
Pfitzer, Stuttgart, neuere Cannasorten
bezogen, um diese auf ihren Wert für
die hiesigen klimatischen Verhältnisse
zu prüfen. Es stellte sich sofort heraus,
dass die italienischen Canna einen
viel stärkeren, robusteren Wuchs
zeigten und infolgedessen sehr hoch
wurden. Auch die Blüten sind viel
grösser als die der Pfitzerschen Sorten
und rechtfertigen die Bezeichnung
»orchideenartige«, denn sie haben eine
ganz andere Form; nur haben sie den
Fehler, dass fast immer nur eine,
höchtens zwei Blumen zu gleicher Zeit
an jedem Blütenstiel geöffnet sind.
Die Pfitzerschen Sorten bleiben
durchweg niedriger, blühen aber viel
williger und machen Blumenähren von
bis zu acht offenen Blumen zu gleicher
Zeit. Wenn auch die Blüten die Grösse
der italienischen nicht erreichen, so
sind sie zur Bepflanzung von Gruppen
viel mehr geeignet, weil sie durch
den Blütenreichtum einen ganz anderen
Effekt hervorbringen als die immer-
hin sehr interessanten Dammannschen
Züchtungen.
Von Dammann & Co. wurde bezogen:
1. Britannia, sehr grosse Blume, über
15 cm Durchmesser, gelb und i
rot, ähnlich der bekannten Italia,
Blumenstiel 2 m hoch, grüne Be-
laubung, sehr stark wüchsig.
2. H. Wendland, Blume der vorigen
ähnlich, nicht ganz so hoch, grüne
Blätter.
3. Professor Treub, gelbrote, etwas
gestreifte Blume, mit dunkel-
braunen Blättern. Die Farbe der
Blumen ist nicht rein und macht
daher nicht besonderen Effekt.
4. Parthenope, wie die vorige, eine
gelbrote, nicht recht zu be-
schreibende Farbe, Blumenstiel sehr
hoch, grüne Blätter, mit schmaler,
brauner Kante.
5. La France, die Farbe auch dieser
Sorte, zwischen rot und gelb, ist
schwer zu beschreiben, sie hat dagegen
sehr schöne dunkelbraune, etwas
gestreifte Blätter.
6. Charles Naudin hat noch nicht
geblüht, da sie, wie es scheint,
schwachwüchsig ist.
Die Sorten von W. Pfitzer-Stuttgart
sind:
1. Stadtrath Heidenreich, leuchtend
dunkelrote Blumen, sehr dankbar
blühend mit braunen Blättern.
2. Hofgartendirektor Wendland, rote
Blumen mit gelber Einfassung, ähn-
lich der Königin Charlotte, aber viel
schöner, sehrreich blühend; Blumen-
stiele verzweigen sich, so dass an
einem Stiel 4 — 5 Blumenähren zu
gleicher Zeit blühen. Hat grüne
Blätter; ist sehr zu empfehlen.
3. Hofgartendirektor Walter, sehr
schöne dunkelrote Blume, niedrig
bleibend.mitganz dunklen Blättern ;
sehr schön.
4. Präsident Meyer, leuchtend rote,
grosse Blume, dankbar blühend,
macht grossen Effekt. Sehr schön,
braune Blätter.
5. Frau Holgärtner Singer. Hell-
gelb eBlumen, niedrig, grüneBlätter,
würde sich der Abwechselung wegen
für Gruppen eignen.
6. Obergärtner Krauss. Hellrote
grosse Blume mit dunkler Belau-
bung, sehr schön.
E. Dressler.
Ausstellungen und Kongresse.
501
Ausstellungen und Kongresse.
Kaiserpreis für die grosse deutsche Winter-
blumen-Ausstellung im Februar 1900 zu Berlin.
Dem Verein zur Beförderung des
Gartenbaues ist nachstehendes Schrei-
ben des Herrn Ministers für Landwirt-
schaft, Domänen und Forsten zu-
gegangen:
Berlin, 2. September 1899.
„Seine Majestät der Kaiser und
König haben auf meinen Antrag für
die beste Leistung auf der nächst-
jährigen grossen deutschen Winter-
blumen-Ausstellung des Vereins
einen Ehrenpreis in Gestalt der in
Gold auszuprägenden Gartenbau-
Staatsmedaille zu bewilligen geruht.
Die Uebermittlung dieses Ehren-
preises an den Verein wird recht-
zeitig erfolgen.
(gez.) von Hammer stein."
Dortmund, 14.— 24. September 1899.
Der Gartenbau-Verein zu Dortmund
wird vom 14.— 24. September 1899
eine grössere Gartenbau - Ausstellung
in den Räumen und Anlagen des
»Fredenbaum« abhalten. Anmeldungen
zu richten an Herrn Stadtgärtner
Schmidt, Dortmund.
Krefeld. Grosse Allgemeine
Ausstellung für die Rheinprovinz.
16. — 25. September. Anmeldungen an
Albert Samson, Krefeld, Leyenthal-
strasse 101.
Landsberg a. W., 21. — 24. Sep-
tember 1899. Obst- und Gartenbau-
Ausstellung und Versammlung des
Märkischen Obstbau-Vereins. Anfragen
an das Komite der Ausstellung in
Landsberg a. W.
Leipzig. Dahlien-Ausstellung der
Deutschen Dahlien - Gesellschaft am
23. und 24. September 1899. (Näheres
siehe in Heft 17 S. 479.)
Düren, Grosse allgemeine Garten-
bau-Ausstellung nebst Obst- und Saat-
gutmarkt im Stadtpark, 23 — 25. Sep-
tember 1899. Anmeldungen bis 15. Sep-
tember an dieAusstellungs-Kommission
zu Düren, Landratsamt. Da eine grössere
Ausstellung in Düren seit vielen Jahren
nicht stattgefunden, hofft man auf be-
sonders reiche Beteiligung.
Dresden. Allgemeine deutsche
Obst-Ausstellung des Deutschen Pomo-
logen-Vereins vom 14.— 19. Oktober.
Anmeldungen an die Geschäftsstelle
des Landes-Obstbauvereins für das
Königreich Sachsen, Dresden-Neustadt,
Glacisstrasse 7.
Gent, 12. — 14. Nov. 1899. 164. Aus-
stellung der Soc. roy. d'agric. et de
botanique de Gand. Chrysanthemum,
Zierpflanzen, Orchideen und Obst. Aus-
länder sind ebenfalls zugelassen. An-
meldungen an Herrn Sekretär Fierens,
Coupure 1 — 5 in Gent, bis 4. November
7 Uhr abends.
Ungarische Landes-Obst-, Ge-
müse- und Blumen- Ausstellung
in Budapest. Die Obst- undGartenbau-
Ausstellung wird vom 7. bis 15. Oktober
d. Js. in den Hallen des Handels-
Museums arrangiert. Die Ausstellung
ist national, aber es ist eine inter-
nationale Abteilung für auslän-
dische Maschinen und Geräte zur
Obstvera rbeitungund Verwertung
gebildet, in welcher Abteilung auch
ausländische Fabriken teilnehmen kön-
nen. In dieser Abteilung kommen zur
Ausstellung Dörröfen, Obstkochkessel,
Cider- und Obstmahlmühlen, Obstschäl-
und -Schneidemaschinen. Zur Prä-
miierung dieser Maschinen und Apparate
stehen dem Ausstellungskomitee vom
königl. ung. Ackerbauministerium ge-
stiftete goldene, silberne und bronzene
Staatsmedaillen, ferner silberne und
bronzene Vereinsmedaillen zur Ver-
fügung. Es wird keine Platzmiete be-
zahlt, doch hat die Aufstellung der
Gegenstände der Aussteller selbst zu
besorgen und die Gegenstände franko
einzusenden. Anmeldungen zur Be-
teiligung in der internationalen Ab-
teilung für Gartenbau, Maschinen und
Werkzeuge sind bis spätestens den
25. September d. Js. zu richten an das
Ausstellungskomitee des ungarischen
Landes - Gartenbau -Vereins (Orszägos
Magyar Kerteszeü Egyesület IV. Ker.
Koronaherczegutcza lü) Budapest.
502
Litteratur. — Eingesandte Preisverzeichnisse.
Litteratur.
Die Obstweinbereitung. An-
leitung zum Keltern des Apfelweins
und der anderen Obst- und Beeren-
weine, sowie zur richtigen Pflege des
Weines auf dem Fasse und in der
Flasche. Von Johannes Böttner,
Chefredakteur des Praktischen Rat-
gebers im Obst- und Gartenbau.
Sechste Auflage. Mit 56 Abbildungen.
1,50 M. Verlag von Trowitzsch
Sohn in Frankfurt a. Oder.
Der Verfasser hat in diesem Jahre
sein weitverbreitetes Buch über die
Obstweinbereitung vollständig neu be-
arbeitet und ist es soeben in sechster
Auflage erschienen.
Es lehrt die Obstweinbereitnng voll-
ständig sowohl für das Haus zum
eigenen Verbrauch wie zum Erwerb,
das heisst für den Verkauf. Besonders
berücksichtigt es die Herstellung des
Apfelweins. Es bespricht die Sorten,
die sich besonders zur Weinbereitung
eignen, erklärt die nötigen Geräte vom
Kleinbetrieb bis zur fabrikmässigen
Herstellung, zeigt in Worten und be-
sonders anschaulich auch im Bilde
die verschiedenen Stufen der Bereitung,
dasZerkleinern, Pressen, Keltern u. s.w.,
die notwendige Beschaffenheit und
Einrichtung der Räume und Fässer
und die Behandlung der Weine im
Fasse bis zum Abfüllen auf Flaschen.
Auch die Fehler und Krankheiten der
Weine und ihre Behandlung sind be-
rücksichtigt.
Die Obstweinbereitung erwirbt sich
in jedem Jahre neue Freunde und mit
Recht, denn es giebt für die Verdauung
und Gesundheit kein zuträglicheres
Getränk als einen reinen, wohl-
schmeckenden Apfelwein, der natürlich
dann am besten schmeckt, wenn man
genau weiss, wie er entstanden, das
heisst, wenn man ihn selbst gekeltert
hat.
Cornell University agricultural Ex-
periment Station, Ithaca N. Y. Bulletin
168, May 1899, Studies and illustrations
of Mushrooms IL, behandelt drei ess-
bare Spezies von Coprinus, nämlich
C. comatus, C. atramentarius, C. mica-
cens. — M. O. Reinhardt, Plasmoly-
tische Studien zur Kenntnis des Wachs-
tums der Zellmembran Berlin 1899,
Sonderabdruck aus der Festschrift für
Schwendener -- Plan du Jardin im-
perial de Botanique ä St. Petersbourg,
1899. ~~ 0- Comes. Monographie du
genre Nicotiana, comprenant le classe-
merrt botanique des tabacs industriels.
Naples 1899. — Contributions from
the Botanical laboratory of the Uni-
versity of Pennsylvania I. No. 2, 1893.
J. W.« Harshberger, a botanical and
economie study on maize. — Axel
Pihl und Jacob Eriksson, Svenska
fruktsorter i färglagde afbildninger,
Stockholm 1899, tteft 1! Preis 3 Kr.
75 Öre, enthält Apfelsorten, nämlich
Gravensteiner, Gragylling, Gul Richard
oder Stintenburger, Ribston oder Eng-
lische Granatreinette, Stenkyrke-äpple
und Akero-äpple.
J. B.
Eingesandte Preisverzeichnisse.
C. Petrick in Gent, Belgien. Aza- I
leen, Araucarien, Palmen, Camellien, '
div. Kalt- und Warmhauspflanzen etc.
- C. Platz & Sohn in Erfurt. Haar-
lemer Blumenzwiebeln. Knollen und
Wurzelgewächse, Obst- und Zierbäume,
Sträucher, Rosen. Stauden etc. —
C. Jokisch in Gransee. Obstbäume
und Utensilien. — James Veitch &
Sons, London, Chelsea, S. W. Zwiebel-
pflanzen, Utensilien etc. — J. C.
Schmidt, Hoflieferant, Erfurt. Saat-
getreide und andere Samen für
Herbst, Blumenzwiebeln, Obstbäume,
Rosen, Erdbeeren. — F.C. Heinemann,
Hoflieferant, Erfurt. Herbstkatalog
No. 211. Enthält u. a. als Neuheit ab-
gebildet eine in der Weihnachtszeit
blühende hellblaue Hyazinthe »Königin
der Frühen«. — Spielberg &deCoene,
Französisch Buchholz bei Berlin. Spe-
zialkulturen von Araucaria, Asparagus,
Personal-Nachrichten.
503
Adiantuin. Amaryllis, Rromeliaceen,
( hrvsanthemum, Orchideen, Warmhaus-
pflanzen etc. — P. Lieben ow&Jarius,
Britz-Berlin. Abt. 1: Frühbeetfenster,
Gewächshäuser, Heizungen; Abt. 2:
Motoren, Spritzen etc. — J. F. Loock,
Hoflieferant, Berlin. Engros-Preisliste
getrockneter Blumen und Immortellen,
Palmenwedel./ iergräser. Kränze, Makart-
Bouquets und Bedarfsartikel für Binderei.
— Gebr. Van V eisen, Overveen bei
Haarlem. Blumenzwiebeln und Knollen
aller Art. — Charles Vuylsteke
in Loochristi bei Gent. Warm-, Kalt-
haus- und Freilandpflanzen, Azaleen,
Palmen, Rhododendron, Orchideen. —
Haage & Schmidt, Erfurt. Blumen-
zwiebeln und Knollengewächse, sehr
reiche Auswahl. — Metz & Co., Steglitz-
Berlin. Getreide, Gräser, Blumen-
zwiebeln etc. — Johs. Telkamp, Hille-
gom bei Haarlem. Blumenzwiebeln. —
Carl Kaiser, Nordhausen a. H. Ge-
müse-, Gras- und Blumensamen. —
R. van der Schoot & Sohn, Hillegom
bei Haarlem. Blumenzwiebeln (gute
Abbildungen). — J. A. Topf & Söhne,
Erfurt. Schmidts Warmwasser-Röhren-
kessel» Erfordia«. — Gebr. Schroeter,
Könnern a. S. Blumenzwiebeln etc. ■ —
A lu miniumw a r e n f a brik » A m b o s «,
Dresden-A. Pflanzenschilder etc.- So-
ciete Horticole Gantoise in Gent.
Reiche Auswahl in Palmen, Aroideenund
anderen Gewächshaus- und Freiland-
pflanzen.— Gebr. Dippe, Quedlinburg.
Haarlemer Blumenzwiebeln und diverse
Samen. — Museum d'histoire
naturelle de Paris (d. h. bot. Gart* n
in Paris). Plantes Vivantes offertes en
echange aux jardins botaniques.
Paul Huber, Halle a. S. Baumschul-
artikel, mit genauen tabellarischen An-
gaben über Form des Baumes, Frucht,
Boden, Tragbarkeit etc. Beigegeben
sind 4 farbige Abbildungen: Winter-
goldparmäne, Gravensteiner, Grosse
Kasseler Reinette. Pariser Rambour-
Reinette (Canada-R.). — Friedrich
Spittel, Arnstadt, Viola tricolor
maxima, Blumenzwiebeln etc.
Metallwerke Bruno Schramm, Ilvers-
gehofen bei Erfurt, Abteilung für
Gärtnerei-Anlagen, Wintergärten, Ge-
wächshäuser, Heizungen etc.
Personal-Nachrichten.
Die Stelle eines Wanderobst-
gärtners für die Pro vinzSchlesien
soll demnächst besetzt werden. Aus
den Kreisen der Gutsbesitzer, der Be-
sitzer grösserer Obstgärten. Obsttriften
u. s. w. ist häufig die Klage gehört
worden, dass es an praktischen und
fachmännisch geschulten Kräften fehle,
welche die Leitung und Ausführung
der praktischen Arbeiten bei der An-
lage von Obstpflanzungen aller Art,
ferner den Schnitt und die sonstige
Pflege der Obstbäume übernehmen
und ausführen können. Um diesem
längst gefühlten Bedürfnisse abzuhelfen,
hat die Landwirtschaftskammer für
die Provinz Schlesien unter Mitwirkung
des Provinzialvcrbandes Schlesischer
Gartenbauvereine die Anstellung einer
geeigneten Persönlichkeit als Wander-
obstgärtner beschlossen.
Der anzustellende Wanderobstgärtner
wird am pomologischen Institute zu
Proskau stationiert. Bewerbungen um
diese Stelle sind baldigst an den Vor-
stand der Landwirtschaftskammer für
die Provinz Schlesien zu Breslau.
Matthiasplatz 6, zu richten.
Dem aus Berlin geschiedenen jetzigen
Grossherzoglich Mecklenburgischen
Hofgartendirektor Carl Hampel in
Schwerin wird am 16. September im
Architektenhause zu Berlin von Kollegen
und Freunden ein Festessen gegeben
und ein Andenken überreicht werden.
Prof. Volkens von der Universität
Berlin, dessen Forschungen am Kili-
mandscharo unsern Lesern noch in
Erinnerung sein werden, ist nach unseren
neuen Besitzungen, den Carolinen- und
Marianen-Inseln, entsandt, um die Vege-
tationsverhältnisse etc. zu studieren.
Dem Kgl. Gartendirektor Geitner,
Charlottenburg, ist gelegentlich der
Enthüllung der Denkmäler Karls IV.
504
Ausflug. — Tagesordnung.
und Friedrichs II. in der Siegesallee
zu Berlin am 26. Augustder Kgl. Kronen-
orden 4. Klasse verliehen. Se. Maj.
der Kaiser rief auf dem Wege vom Denk-
mal Karls IV. nach dem Friedrichs II.
Herrn Direktor Geitner herbei, um mit
ihm einige Einzelheiten der weiteren
Ausschmückung der Siegesallee zu be-
sprechen.
Unserm Mitgliede, dem Verwaltungs-
direktor Seeligmüller auf Schloss
Friedrichshof bei Cronberg im Taunus
(bekanntlich der Kaiserin Friedrich
gehörig), und dem Justitiar unseres
lebenslänglichen Mitgliedes Geheimen
Kommerzienrats Krupp, Herrn Assessor
a. D. Korn zu Essen ist der Königl.
Kronenorden 4. Kl. verliehen. — Dem
Obergärtner des Herrn Krupp, Flerrn
Veerhoff zu Hügel, ist das Allgemeine
Ehrenzeichen verliehen.
Frau Oberberghauptmann und Mi-
nisterial-Direktor Freund, Berlin, eine
für den Gartenbau sehr begeisterte
Dame, welche dem Verein zur Be-
förderung des Gartenbaues lange Jahre
als Mitglied angehörte, starb am
26. August zu Bad Grund (Harz) an
Herzlähmung im Alter von 54. Jahren.
Herr Jules Matern, der s. Z. bei
dem verstorbenen Gartenbaudirektor
Hampel in Koppitz, Schlesien, aus-
gebildet wurde, dann nach Natal ging,
ist jetzt Garteninspektor der Stadt
Johannesburg in Transvaal.
Ferdinand Bergmann, einst Leiter
des Rothschildschen Gartens in
Ferneres - en - Brie, der neben der
Munificenz seines Besitzers Bergmanns
trefflichen Kulturen seine Berühmtheit
verdankt, starb am 10. August 1899,
73 Jahr alt, in Raincy (Seine et Oise).
Ferd. Bergmann ist der Vater des
korrespondierenden Mitgliedes des
Vereins zur Beförderung des Garten-
baues Herrn Ernest Bergmann.
Ausflug
sämtlicher Ausschüsse des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues
am
Donnerstag den 21. September 1899
nach Lands berg a. W.
zur Obst- und Gartenbau-Ausstellung.
Abfahrt mit D-Zug Bahnhof Friedrichstrasse 9 Uhr 18 Min.
Rückfahrt mit D-Zug 9 Uhr 21 Min., Ankunft in Berlin Friedrichstrasse
11 Uhr 31 Min.
Beide D-Züge führen auch III. Klasse.
Auch andere Mitglieder können sich beteiligen.
Tagesordnung
für die
863. Versammlung des Vereins z. Beförderung d. Gartenbaues i. d. pr. Staaten
am Donnerstag, den 28. September 1899, 6 Uhr,
im Grossen Hörsaal der Königl. landwirtschaftlichen Hochschule, Invalidenstr. 42.
NB. Vom September bis März finden die Versammlungen im grossen Hörsaal
der Kgl. landw. Hochschule statt.
1. Ausgestellte Gegenstände. Angemeldet von Otto Heyneck-Magdeburg: Grossblumige
Chrysanthemum 2. Vortrag des Herrn Hofgärtner Hoffmann über einige russische und
finnische Handelsgärtnereien. 3. Verschiedenes.
Russlands Pflanzenschätze in unsern Gärten.
Vortrag, gehalten in der feierlichen Sitzung der Kaiserlich-Russischen Gartenbau-Gesellschaft
zu St. Petersburg am ig. Mai 1899 von L. Wittmack.*)
Hochverehrte Anwesende!
Wohl geziemt es sich in dieser feierlichen Sitzung der Kaiserlich-
Russischen Gartenbau-Gesellschaft der zahlreichen Pflanzenschätze zu gedenken,
welche Russland uns gegeben zum Schmucke unserer Gärten — unserer Gärten
im weitesten Sinne gesprochen, denn der Gartenbau ist international.
Für uns Deutsche haben diese Pflanzen ein ganz besonderes Interesse,
denn neben russischen Botanikern waren es namentlich Deutsche, welche die
Schätze sammelten oder beschrieben.
Die erste Flora Sibiriens ist von einem Deutschen, Joh. G. Gmelin**) aus
Tübingen (f als Professor in Petersburg), geschrieben. Er hatte gemeinschaftlich
mit einem anderen Deutschen, dem berühmten G. W. Steller aus Weinsheim
(f Petersburg 1746), ferner mit Stephan Krascheninikow und einigen
Anderen die Reise nach Sibirien unternommen, die 10 Jahre dauerte.
Viel bekannter ist aber Simon Pallas, 1741 in Berlin geboren und auch
daselbst 1816 gestorben. Ihn berief die Kaiserin Katharina II. als Adjunkt der
Akademie nach Petersburg und übertrug ihm 1768 die Leitung einer grossen
wissenschaftlichen Expedition nach dem russischen Asien, einer Reise, an der
auch Ssokolow, Sujew und Rytschkow teilnahmen. Auch das südöstliche
europäische Russland wurde dabei mit durchforscht und erst nach sechs Jahren
heimgekehrt. Pallas' Flora Rossica, ein Prachtwerk in Folio, Petersburg 1784
bis 1888, ist leider unvollendet geblieben, noch heute aber erfreut man sich
an den naturgetreuen Abbildungen und dem eingehenden Text.
Wir nennen weiter Marschall von Bieberstein, geb. zu Stralsund 1768,
f zu Charkow 1826, dessen Flora Taurico-Caucasica zu Charkow 1808 — 1819
erschien, dann Karl Friedrich von Ledebour, geb. zu Stralsund 1785, f zu
München 1851, Professor in Dorpat von 1811 — 1836, dessen Flora altaica
1829 — 34 erschien, während seine noch heute recht brauchbare Flora rossica
zu Stuttgart 1842—53 in vier Bänden veröffentlicht wurde. Ferner Wilhelm
Besser, geb. zu Innsbruck 1784, der besonders die Pflanzen Volhyniens
beschrieb, dann Karl Koch, 24 Jahre Generalsekretär des Vereins zur Be-
förderung des Gartenbaues in den preussischen Staaten, geb. zu Weimar 1809,
f zu Berlin 1879, dessen Reise durch Russland nach dem kaukasischen Isthmus
1842 — 43 erschien und der in seiner Dendrologie (Erlangen 1869 — 1873) auch
die vielen Gehölze aus Russland eingehend besprach.
*) Es wurde in der Sitzung selbst nur das Interessanteste aus Nachstehendem vor-
getragen. L. W.
**) Gmelin, Flora sibirica, Petersburg 1747 — 69. 4 Bände mit 216 Kupfertafeln 4°.
Reise durch Sibirien, Göttingen 1 j5 1 — 52. 4 Teile 8".
ro(5 Russlands Pflanzenschätze in unsern Gärten.
Vor allem aber nenne ich aus neuerer Zeit Eduard Regel, den lang-
jährigen Direktor des Kaiserlich botanischen Gartens zu Petersburg, geb. zu
Gotha 1815, dann Inspektor des botanischen Gartens in Zürich, von wo er
1855 nach Petersburg kam und hier 1892 f, sowie seinen Sohn, Dr. Alb ert Regel,
der 1876 seine grosse Reise nach Turkestan begann, bis Kuldscha, bis zur chine-
sischen Grenze vordrang und seine Gesundheit opferte im Dienste der Wissen-
schaft. Vater und Sohn wirkten hier einmütig zusammen; was der Sohn
gesammelt, säete und pflanzte der Vater und verbreitete es durch die ganze
weite Welt, machte es auch namentlich durch die Gartenflora wissenschaft-
lich bekannt.
Endlich mögen aus der Gegenwart auch einige deutsche Baumschulen-
besitzer genannt werden: Dr. Dieck, Zöschen bei Merseburg, der selber eine
Reise nach dem Kaukasus unternahm, ausserdem aber auch viele Pflanzen aus
Russland einführte, und Oekonomierat Späth-Berlin, der in seiner Baumschule,
wohl der grössten der Erde, besonders auch den Pflanzen aus Russland grosse
Beachtung schenkte und mehrere jetzt allgemein verbreitete in den Handel gab.
Von russischen Forschern will ich nur einige hervorheben; ihre Zahl
ist zu gross. Ich nenne: Krascheninikow, dessen Beschreibung von
Kamtschatka, Petersburg 1755, wohl die älteste ihrer Art ist, ferner Lepechin,
Gueldenstaedt, Weinmann, Andrzejowski, Demidoff, Turczaninow,
Trautvetter, v. Middendorff, Ruprecht, Fischer und Meyer, Bunge,
Fleischer, Beketoff, Tscher nia Jeff, von Glehn, Russow, M eins-
hausen, Fedschenkoff, Schmalhausen, Radde und vor allen Dingen
Maximowicz, der auf seinen grossen Reisen bis Japan ausserordentlich viel
sammelte und mit peinlichster Sorgfalt beschrieb. Wir verdanken ihm be-
sonders die eingehendste nähere Kenntnis über die Pflanzen des Amurlandes
und des chinesisch-japanischen Gebietes.
Fragen wir uns nun, warum gerade Russland so viele Pflanzen uns für
unsere Gärten geschenkt, so ist die Antwort bald gegeben. Es ist einmal die
grosse Ausdehnung des Landes an sich: vom Eismeer bis nahe zum Persischen
Golf, vom Baltischen Meer bis zum Stillen Ocean; es sind die dadurch bedingten
verschiedenen klimatischen Faktoren, es sind ferner die wechselnden Boden-
verhältnisse, da das Terrain von der Ebene und der Steppe aufsteigt bis zum
Hochgebirge des Ural, des Kaukasus, des Altai, Tianschan, Alatau u. s. w., es
ist vor allem aber das kontinentale Klima mit seinen Temperatur-
extremen, seinen strengen Wintern und heissen Sommern, welches die Pflanzen
auch für uns, namentlich bezüglich der Winterhärte geeignet macht. Und
diese Extreme, wir linden sie besonders in der Steppe vertreten, und darum
haben wir so viele Steppenpflanzen, besonders Knollen, Stauden und Zwiebel-
gewächse von dort erhalten. Schnell, so wie der Winter vergeht, beeilen
sich die Pflanzen, zu keimen, um, ehe der sengende Sonnenbrand des Sommers
erscheint, ihre Blumen entfaltet zu haben, oft noch schneller als nötig, wie
Griesebach hinsichtlich der Tulpe sagt.
Doch nicht nur die Steppen, auch die Wälder und die Gebirge mit ihren
Wiesen und Schluchten, sie haben uns viel Material geliefert, sowohl Gehölze
wie Stauden. Die schöne Tulpia Greigii z. B. ist nicht aus der Steppe, sondern
vom Plateau des Sooo Meter hohen Mandschylkek-Gebirges, woher auch viele
Iris-Arten stammen.
Russlands Pflanzenschätze in unsern Gärten.
507
Bei der grossen Ausdehnung des Landes und den verschiedenen klima-
tischen Verhältnissen ist auch die absolute Zahl der Pilanzenarten viel grösser
als beispielsweise in Deutschland und somit an und für sich schon eine grössere
Auswahl geboten.
Ledebour giebt in seiner Flora rossica 1842 — 1853 interessante Zahlen
für die einzelnen Familien im Vergleich mit Deutschland, die sich jetzt natür-
lich noch weit mehr zu Gunsten Russlands verschoben haben. Als Beispiel
seien aus Ledebour aufgeführt:
Zahl der Arten:
Russland
Deutschland
gemeinsam
Ranunculaceae
228
] IO
30
Cruciferae
393
190
ll6
Silenaceae
147
92
46
Papilionaceae
568
221
158
(davon allein die
Gattung Astragalus
168)
Rosaceae
155
83
57
Pomaceae
42
19
14
Compositae
890
424
253
Primulaceae
47
51
23
Cupuliferae
12
14
9
Polygonaceae
88
35
33
Chenopodiaceae
184
43
40
Liliaceae
160
80
51
Iridaceae
51
24
15
Gentianaceae
62
38
22
Xehmen wir jetzt die einzelnen Familien näher durch, so wollen wir be-
ginnen mit den
1. Koniferen:
Sind es unter den Koniferen auch nicht viele, die eine weitere Ver-
breitung in unsern Gärten erhalten haben, so sind es doch sehr hervorragende.
Als bemerkenswerteste von allen ist die Nordmannstanne zu nennen, Abies
Xordmanniana Stev., aus dem westlichen Kaukasus, die gemeinsam mit Picea
orientalis in 2000 Meter Höhe Wälder bildet. Kaum kann man es fassen, dass
dieser jetzt allgemein bei uns verbreitete Baum, von welchem Staatsrat Radde
dem bekannten Berliner Dendrologen Dr. Bolle gegenüber bemerkte, es gäbe
in Berlins Vorgärten mehr Nordmannstannen als um Tifiis, erst etwa 1848 ein-
geführt ist. Und doch ist dem so. Alex, von Nordmann, nach K. Koch,
Dendrologie II 2. p. 219, 1S03 in Ruothenthalmi in Finland geboren, war zwar
sein ganzes Leben hindurch gezwungen, an der Krücke zu gehen, machte aber
doch viele Reisen. Nachdem er seine Studien in Abo 1821 begonnen, ging er
1827 nach Berlin, wurde 1832 Professor der Naturgeschichte am Lyceum in
Odessa, 1833 Direktor des botanischen Gartens daselbst. Von dort aus bereiste
er die Krim und die Westseite des Kaukasus, wo er nicht fern von Batum, im
Adschar-Gebirge, diese schöne Fdeltanne entdeckte, die Steven 1838 in Bull,
d. 1. soc. d. natur. d. Mose. XI 45 nach ihm benannte. Mag Pariatore
sie auch mit unserer Edeltanne vereinigt haben, sie ist als Parkbaum weit
5o^
Russlands Pflanzenschätze in unsern Gärten.
schöner, "wie Beissner*) mit Recht sagt, und unterscheidet sich durch die
mehrreihigen Xadeln, die halbwalzenförmigen, nicht so deutlich gescheitelten
Zweige, die sich auch unten am Stamm länger erhalten. Weiter haben wir
Abies sibirica Ledebour. vom östlichen europäischen Russland bis zum
Amur verbreitet, und dort mit Picea obovata. Larix dahurica und Picea
ajanensis sowie mit Birken grosse Wälder bildend, schon 1820 in die euro-
päischen Gärten eingeführt, sehr langsam wachsend, aber von hübsch schlankem,
schmal pyramidalem Wuchs, mit weichen schmalen Xadeln. Auch die schöne
Abies sachalinensis Masters, eine nahe Verwandte der A. Veitchii aus
Japan, erst 1879 eingeführt und daher heut noch in jüngeren Exemplaren,
wird dereinst, wie Beissner mit Recht meint, berufen sein, einen hervor-
ragenden Schmuck unserer Gärten zu bilden.
Von Picea- Arten ist die der serbischen Omorika-Fichte ähnliche Picea
Glehni, vom Amur bis Jeso, erst wenig bei uns in Kultur.
Picea Schrenkiana Fisch, et Mey., im Tian-Schan und im Alatau-
Gebirge wie in der songarisch-kirgisischen Steppe Wälder bildend, ist zwar
unserer Fichte ähnlich, hat aber viel längere Nadeln und nähert sich dadurch
der Picea Morinda Lk. vom Himalaya; sie ist aber härter; bei uns erst in
jungen Exemplaren vorhanden.
Noch näher steht unserer Fichte, der Picea excelsa, die sibirische Fichte.
Picea obovata Ledeb, die von der skandinavischen Halbinsel bis nach
Kamtschatka und den Kurilen verbreitet ist und um 1852 eingeführt wurde.
Sie wird von Manchen nur als klimatische Varietät unserer Rottanne an-
gesehen, unterscheidet sich aber durch die meist blaugrünen Xadeln, die nach
vorn breit abgerundeten, glatten, ganzrandigen Zapfenschuppen und den zier-
licheren Wuchs.
Sehr beliebt ist in unseren Gärten die bereits 1837 eingeführte Picea
orientalis Link, vom Kaukasus und Taurus, weil sie als ein bei uns nicht
hoch werdender zierlicher Baum sich für kleinere Gärten eignet und völlig winter-
hart ist. Als letzte der Fichten sei genannt Picea aj anensis Fisch., Ostsibirien
bis Jeso, eine zierliche Silberfichte und daher mit Recht bei uns hoch geschätzt.
Von Lärchen ist die sibirische Lärche nur als Varietät der europäischen
anzusehen; dagegen haben wir in Larix dahurica Turcz., dem im ganzen
Amurgebiet verbreitetsten Baum, eine gute, durch die geringe Zahl der Zapfen-
schuppen auffallende Art.
Pinus-Arten haben wir aus Russland kaum erhalten, denn alle russischen
Arten kommen auch bei uns, bezw. in Südeuropa vor; dagegen ist eine der
ältesten Einführungen der allbekannte abendländische Lebensbaum, Thuja
orientalis oder Biota orientalis, der vom Kaukasus bis Japan verbreitet ist
und bereits 1752 in Europa kultiviert wurde.
Von Wacholdern ist der hohe Sadebaum, Juniperus excelsa, von
dem griechischen Archipel bis West-Tibet verbreitet und schon 1830 eingeführt.
Der ihm nahe stehende J. foetidissima ist erst wenig bei uns vorhanden.
2. Laubgehölze.
Wenden wir uns zu den Laubgehölzen, so wollen wir zunächst des Maul-
beerbaums gedenken. Zwar stammen unsere Maulbeeren wohl mehr aus Süd-
*) Beissner, Handbuch der Nadelholzkunde, Berlin 1891, S. 436.
Russlands Pflan^enschätze in unsern Gärten.
3°9
europa, aber Friedrich der Grosse hat noch in seinen letzten Lebens-
iahren, wie mir Herr Dr. Carl Rolle mitteilte, befohlen, den Maulbeer-
baum von der unteren Wolga, weil er härter sei, kommen zu lassen.
Wir haben weiter des gemeinen Wallnussbaums zu gedenken, der vom
Banat bis Japan seine Heimat hat, dessen Holz aber einen wichtigen
Exportartikel im Kaukasus bildet. Freilich werden unsere Wallnüsse nicht von
dort, sondern schon aus Südost-Europa zu uns gekommen sein, aber in solcher
Menge wie im Kaukasus dürften sich die Bäume heute nur noch in Persien finden.
Ihre Verwandte, Juglans mandschurica, von Maximowicz 1859 beschrieben,
ist bei uns meist nur in Sammlungen vorhanden, dagegen ist Pterocarya
caucasica ein allgemein bei uns verbreitetes Gehölz.
Unter den Pappeln interessiert uns die durch Dr. Dieck-Zöschen in
den Handel gegebene Euphrat-Pappel, Populus euphratica Olivier, die von
Xordafrika bis Sibirien und dem Himalaya vorkommt und die den Ereb, Arab,
Araba oder Garab der Bibel darstellt, was Luther mit »Weide« übersetzte.
Das sind die Weiden, an welche die Juden in der babylonischen Gefangenschaft
ihre Harfen hingen. Es sind eben keine Weiden, sondern Pappeln. P. euphratica
hat in der Jugend schmale ganzrandige, an alten Exemplaren rundliche Blätter
mit wenigen, grossen Zähnen. Ferner ist hervorzuheben Populus alba
Bolleana, die Pyramiden-Silberpappel, vom Gartenbaudirektor Carl Koopmann
in Wernigerode einst aus Taschkent eingeführt und von Herrn Ükonomierat
Späth in den Handel gebracht. Letzterer hat die ganze Strasse von Rixdorf
bis nach seiner Baumschule in Baumschulenweg abwechselnd damit und mit
der weiter unten zu erwähnenden Kugelrüster, Ulmus campestris var. umbra-
culifera, bepflanzt.
Neuerdings eingeführt sind Populus tristis aus Nordasien, ferner
P. Rasumowskiana, ein in den Gärten des landwirtschaftlichen Instituts
Petrowski-Rasumowski bei Moskau entstandener Bastard zwischen der Ontario-
pappel, P. candicans Ait., und P. suaveolens Loud. P. suaveolens kommt von
Peking bis Kamtschatka vor, wird aber von Dippel als Varietät der nord-
amerikanischen P. balsamifera angesehen. Sehr schön ist die für Sibirien
charakteristische Lorbeerpappel, Populus laurifolia, deren Blätter teils
eiförmig, teils lanzettlich und freudig-grün sind. Sie ist fast nur in älteren
Anlagen echt zu finden, wie Dippel*) bemerkt. Im Berliner botanischen Garten
stand früher ein schönes Exemplar.
Von Weiden haben wir nur wenige charakteristische Arten, von Birken
dagegen Betula Ermani Chamisso, Ostsibirien, Mandschurei, B. alnifolia,
Japan, Mandschurei, B. dahurica Pallas, B. fruticosa Pall. und B. Midden-
dorffii Trautv. et Meyer, Ostsibirien, Amur.
Von Erlen ist Alnus subcordata C. A. Mey., die orientalische Erle,
hervorzuheben, von Haselnüssen Corylus mandschurica und C. pontica, von
Eichen ist nur O. mongolica Fisch, zu nennen, die bei uns etwas empfindlich ist,
von Ulmen Ulmus pumila L. Ostsibirien, Nordasien und Turkestan, U. elliptica
ist von C. Koch in Transkaukasien gefunden. Ein interessanter Baum unter den
Ulmen ist Ulmus campestris var. umbraculifera, die Kugelulme, von
Eriwan, von welcher bereits bei den Pappeln die Rede war. Zu erwähnen
sind ferner Zelkowa carpinifolia Spach. aus den Kaukasusländern, Celtis
*) Dippel, Handbuch der Laubholzkunde II, 209.
rjo Russlands Pflanzenschätze in unsern Gärten.
Tournefortii Lam. Orient und C. glabrata Steven, letzterer aus der Krim.
Transkaukasien und dem Orient.
Von den Polygonaceae oder Knöterich- (Buchweizen-) Gewächsen verdient
das windende Polygonum baldschuanicum Regel.*) aus der Bucharei zwar
kaum ein Gehölz genannt zu werden, es findet aber wegen seiner grossen
rosaweisslichen Blütenrispen immer mehr Verbreitung.
Von Gehölzen unter den Ranunculaceae sind die gelb blühenden Clematis
glauca und eriopoda, sowie die weisse autrechte C. songarica Bunge
erwähnenswert.
Berberis liefert uns Turkestan und die Songarei in B. heteropoda,
Sibirien in B. sibirica Pallas, Philadelphus das Amurgebiet in P. Schrenkii
und tenuifolius.
Ribes-Arten hat uns Russland nicht so viele gegeben wie Amerika: zu
nennen sind: R. fragrans Pall. vom Altai bis Dahurien (ist nach K o eh ne**) früher
im Botanischen Garten zu Berlin gewesen), R. Diacantha Pall., Sibirien,
R. pulchellum Turczaninow, aus Sibirien und der Mongolei, R. caucasicum.
R. petraeum, von Osteuropa bis zum Amurgebiet, Nicht vergessen wollen wir
aber, dass unsere schwarze und rote Johannisbeere von Mitteleuropa bis Ost-
sibirien verbreitet sind.
Ein durch seine im Frühjahr braunrote Blattberandung interessanter Strauch
ist Parottia persica aus Persien und Transkaukasien, die aber in Nord-
deutschland im Winter oft leidet. Auch der Platanen wollen wir nicht ver-
gessen, zumal Platanus cuneata aus dem Kaukasus stammt.
Wir kommen nun zu der grossen Familie der Rosacea e. Von Rosen
selbst haben wir nur wenige allgemeiner kultivierte zu verzeichnen: Rosa
Beggeriana, aus dem nordöstlichen Persien, Afghanistan, Turkestan, der
Songarei und dem Altai, ferner Rosa davurica und R. Alberti, zu Ehren
Dr. Albert Regeis benannt, aus der Songarei und Turkestan; aber auch Rosa
rugosa dürfen wir wohl mit nennen, da sie von Japan bis Kamtschatka vor-
kommt. Rosa rugosa, diese jetzt geradezu allgemeine Rose, ist von Herrn Hof-
marschall von St. Paul, Fischbach im Riesengebirge, in sehr verschiedenen
Formen verbreitet, auch von manchen Züchtern mit anderen Rosen bastardiert.
Geradezu grossartig vertreten ist die Gattung Spiraea im russischen
Gebiet. Viele Arten sind uns als erste Frühjahrs- und Sommerblüher in
unseren Gärten ganz unentbehrlich geworden, darunter ganz besonders die
Sp. chamaedryfolia, confusa, crenata, cana, hypericifolia, ferner
Sp. flexuosa, aus der Songarei und dem südlichen Sibirien bis Dalmatien, deren
übergebogene Zweige mit den weissen Blüten geradezu übersäet sind;
weiter Sp. alpestris, alpina, bracteata, angustiloba, palmata, carat-
schatica, 3 m hoch, dahurica, dubia, laevigata, trilobata, betu-
laefolia etc., im ganzen 18 Arten. Von im Sommer blühenden sind zu
nennen: Spiraea sorbifolia, grandiflora, amurensis und die allgemein
verbreitete Sp. salicifolia etc.
Die schöne Exochorda Alberti sei hier gleich angeschlossen. Auch
zwei Cotoneaster, C. uniflora aus Sibirien und dem Altai, C. integerrima
aus Europa, Sibirien und Turkestan, sind zu nennen, dann vier Weissdorne,
*) Gartenflora 1888 S. 409 t. 1278.
**) Koehne, deutsche Dendrologie S. 194.
Russlands Pflanzenschätze in unsern Gärten. ^n
Crataegus sanguinea aus Sibirien und dem Amurland, die grünfrüchtige
Crataegus chlorosarca aus der Mandschurei, C. pectinata vom Kaukasus
und C. pinnatifidum vom Amur, Nordchina und der Mandschurei.
Sie alle aber werden weit übertroffen durch die Schönheit der wilden
Zieräpfel- und Birnenarten, vor allem Pirus salicifolia aus Transkaukasien,
P. heterophylla von Turkestan, Malus prunifolia, Sibirien und Xordchina,
und der allgemein bekannten Malus baccata, die im Ilimalaya, China, Amur-
gebiet und Sibirien verbreitet ist. Der gewöhnliche Apfelbaum ist in den
Gouvernements Olonetz, St. Petersburg und Pskow nach Batalin wild*), der
Birnbaum in Mittelrussland unter dem Breitengrade von Kaluga. Von grosser
Wichtigkeit sind die russischen Apfelsorten besonders für Nordamerika ge-
worden, wo ähnliches kontinentales Klima herrscht. In meinem Bericht über
den Obstbau in den Vereinigten Staaten gelegentlich der Weltausstellung in
Chicago habe ich darauf näher hingewiesen, ganz besonders beliebt ist die
Sorte »Oldenburg« (Charlamowsky).
Auch das Steinobst ist reich vertreten. Zwetschen- und Pflaumen kommen
aber nur verwildert vor, Süss- und Sauerkirschen im Süden.
Die als Unterlagen in den Baumschulen so viel benutzte Prunus Myro-
balana ist im Orient, Turkestan und Südwest-Sibirien heimisch, ihre braun-
rotblättrige Form ist als P. Pissardi Carr. noch viel bekannter. Noch manche
andere Arten Prunus kommen im russischen Gebiet vor: P. Maackii
incana, pedunculata vom Altai etc., P. baldschuanica in der Bucharei
und die wilden Aprikosen P. mandschurica und sibirica, letztere ungeniess-
bar. Der echte Aprikosenbaum ist in den Wäldern Mittelasiens wild.
Charakteristisch ist für die sog. Waldsteppe Prunus fruticosa Pallas (Chamae-
cerasus Jacquin), die Zwergkirsche, bei uns ein beliebter Zierstrauch.
Die sogenannte wilde Pfirsich, Amygdalus nana, ist von Niederösterreich
bis Ostsibirien verbreitet, der Mandelbaum kommt im südlichen und östlichen
Teil von Transkaukasien vor, bis in 2000 m flöhe.
Von Leguminosen seien genannt: Cladrastis amurensis, Calophaca
wolgarica und grandiflora, aus dem Süden des europäischen Russlands;
dann aberfolgt die grosse Zahl der Caraganen, echte Steppensträucher, viele aus
Sibirien, C. arborescens, C. Redowskii, C, Frutex, letztere schon im süd-
lichen europäischen Russland; ferner C. j üb ata mit ihren mähnenartigen Blatt-
stielresten, tragacanthoides, spinosa, aurantiaca, grandiflora vom
Kaukasus etc., alle gelb blühend. Und dann der schöne rosablütige Salz-
Steppenstrauch, Halimodendron argenteum, von Sibirien bis Persien
verbreitet. Auch der neuerdings eingeführte kleine Strauch oder Staude
Hedysarum multijugum aus Sibirien, der Mongolei und China, ein Verwandter
unserer Esparsette, sei nicht vergessen.
Als typische Pflanze des Amurgebietes haben wir den dortigen Korkbaum,
Phellodendron amurense, zu verzeichnen, der bis Japan (Hondo) verbreitet
ist und bei uns gut gedeiht, bei Dr. C. Bolle auf Scharffenberg auch schon
Kork bildet. Skimmia japonica Thunb. kommt auch auf Sachalin vor und
gehört deshalb in unsere Liste. Von Euphorbiaceae haben wir Securinega
ramiflora J. Müll, aus Südsibirien als das einzige harte Gehölz in dieser Familie,
von Celastraceae: Evonymus nana Bieb., Kaukasus bis Westchina, E. alata
*) Gartenflora 1886, S. 67'^. Auszug aus landw. u. stat. Nachrichten aus Russland.
^12 Russlands Pflanzenschätze in unsern Gärten.
Japan, Mandschurei, China, E. Bungeana Max. Mandschurei, E. Hamiltoniana
und Staphylaea colchica Stev. im Kaukasus, als häufigen Strauch bei uns.
Kann sich betreffs der Ahornarten Russland auch nicht mit Nordamerika
messen, so bietet doch Acer tataricum L., der freilich schon in der Krim und
Galizien vorkommt, einen charakteristischen Vertreter, noch mehr A. Ginn ala
Max. aus der Mandschurei; ferner A. in sign e Boiss. et Buhse vom Kaukasus
und Persien und sein Verwandter A. Trautvetteri Medwedjeff, A. pictum
Thunb., Japan, Mandschurei u. s. w.
Unter den Sapindaceae ist Xanthoceras sorbifolia Bunge, Nordchina
und Mongolei, ein beliebter Zierstrauch, der vor 20 Jahren auch zur Treiberei
benutzt wurde, jetzt leider fast nicht mehr.
Von Rhamnaceae: Rhamnus grandifolia F. et M., Kaukasus, Persien,
nach Koehne wohl noch nicht in Kultur, R. imeritina, R. Erythroxylon
Kaukasus, Sibirien, Mongolei, R. dahurica Pallas, wohl mehr Varietät von
R. cathartica.
Der Weinstock ist bekanntlich in Südeuropa, Nordafrika und Vorderasien
zu Hause, von wildem Wein haben wir V. aegirophylla Planchon in Zentral-
asien, Ampelopsis brevipedunculata Max., heterophylla Sieb., Japan,
Mongolei, Vitis amurensis Ruprecht.
Tiliaceae. Die Linden sind echt russische Bäume. Tilia mandschurica
Ruprecht et Max. ist nahe verwandt mit T. alba Ait. aus Amerika. Tilia
Carinthiaca Bosc ist uns bekannter durch ihre Form T. euchlora K. Koch =
dasystyla Loud., die sog. Krimlinde, welche wegen ihrer Schnellwüchsigkeit
und wegen ihres freudig grünen Laubes besonders bei Berlin für Alleen höchst
beliebt ist. Endlich seien genannt die gewöhnlichen, auch bei uns wild vor-
kommenden Linden: Tilia platyphyllos Scop. (grandifolia Ehrhart) und
T. cor data Miller (ulmifolia Scop., parvifolia Ehrhart) mit der var. mandschurica
und der v. sibirica.
Von Dilleniaceae ist Actinidia Kolomikta Max., Ost-Sibirien, die einzige
bei uns aushaltende Verwandte der A. polygama Planch aus Japan.
Hypericaceae: H. calycinum Turk., Transkaukasien, ist ein allbekanntes
Ziergewächs.
Von Tamarix-Arten, den charakteristischen Steppensträuchern, ist nur
T. tetrandra Pallas, Südost-Europa und Orient, aus der russischen Flora in
unseren Gärten, ausserdem die zu denTamaricaceae gehörende Myrica davurica
Ehrenberg.
Aus der Familie der Thymelaeaceae ist Stellera Alberti A. Regel
aus der Bucharei, ein zwergiger, noch immer seltener Strauch. Daphne altaica
Pallas und D. caucasica Pall. erscheinen mit ihren weissen (nicht roten) Blüten
erst nach der Belaubung, im Gegensatz zu unserer D. Mezereum. D. glomerata,
Lam. stammt aus Klein-Asien und dem Kaukasus.
Araliaceae: Dimorphanthus mandschuricus Max. ist nach Koehne
noch nicht in Kultur; was er sah, war immer Aralia chinensis L. Vorhanden
sind aber Eleutherococcus senticosus Max., Ostasien, Panax sessili-
tolium Rupr. et Max., Amur, Nord-China, Ussurigebiet, Acanthopanax
ricinifolium Decaisne et Planch., Japan, China, Mandschurei; allbekannt ist
Hedera colchica C. Koch wegen ihres freudig grünen Laubes, aus Trans-
kaukasien.
Russlands Pnanzenschätze in. unsern Gärten.
513
Unter den Comaceae ist weitverbreitet Cornus tatarica Miller, durch
ganz Sibirien bis Nord-China; eineVarietät davon ist die allbekannte C. sibirica,
deren Zweige sich im Winter korallenrot färben.
Ganz neu ist Cornus Hessei Koehne, die in der Gartenflora 1899 S. 340
veröffentlicht worden ist, nahe verwandt der vorigen.
Unter den Ericaceae finden wir die herrlichen Rhododendron, in erster
Reihe das allbekannte Rh. ponticum. Was wären unsere Gärten und Park-
anlagen im Frühjahr ohne sie? Wir haben weiter Rh. caucasicum Pallas und
als ersten Frühjahrsblüher Rh. dahuricum, sowie seinen Verwandten Rh.
mucronulatum. das Hofmarschall von St. Paul in den Mitt. d. Deutschen
dendrol. Gesellschaft 1898 so schön abgebildet hat, ferner Rh. parviflorum,
Adams purpurn und weiss, Ostsib., Dahurien und Rh. chrysanthum Pallas,
Sibirien bis Kamtschatka, Rh. Smirnowi, karminrot, Rh. Ungerni Trautv., weiss,
Kaukasien.
Zur Untergattung Azalea gehören ferner Rhododendron camtschaticum
Pall., bis Nordwest-Amerika, und Rh. flavum G. Don. Orient, Kaukasien. Vor
allem dürfen wir aber Azalea pontica, diesen beliebten Zierstrauch, nicht
vergessen.
Von Oleaceae sind zu nennen Syringa amurensis Rupr., Mandschurei.
S. villosa Vahl., Mandschurei, Nordchina, besonders aber S. persica, Kaukasus bis
Afghanistan. Weiter: Phyllyrea Vilmorinian a Boiss., Kaukasus. Fraxinus
raibo carpa Regel, die krummfrüchtige Blumenesche, Ost-Bucharei, Turkestan.
F. mandschurica Rupr. F. Regeli Dipp., Turkestan, F. potamophila von
Herder, Ufer-Esche, Ost- Turkestan, Songarei.
Caprifoliaceae giebts in Russland eine grosse Zahl; so Viburnum
burejaeticum von Herder et Regel. Ost-Sibirien, V. dahuricum Pallv Diervilla
Middendorfiana, Ost-Sibirien und Japan, davon durch Kreuzung mit D. florida
(Weigela rosea) entstanden die neue, in Gartenflora No. 8 d. J. S. 201 t 1401
abgebildete Diervilla Wagneri Kusnezow.
Weiter nennen wir Lonicera Maximo wiczi . Amur, Blume dunkelpurpur-
violett, L. Chamissoi Bunge (Kamtschatka, nicht in Kultur), L. Kesselringi
Regel, Kamtschatka, Blüte tiefrot, L. orientalis Lamarck, Klein-Asien, Kaukasus,
Himalaya, L. micrantha Regel, Turkestan, L. tatarica Süd-Ost-Russland, be-
sonders häufig nach Pallas bei Samara, Tatarei, Sibirien, bei uns fast
wild, L. floribunda Boiss. et Buhse, Transkaukasien, L. Ruprechtiana
Regel, Süd-Mandschurei, L. chrysantha Turcz., Mongolei, Sachalin, L. Maacki.
Amur und China.
Auffallenderweise ist von den schlingenden Caprifolien keine Russland
allein eigentümlich, L. Caprifolium kommt freilich im Kaukasus vor.
3. BT u m e n.
Betreffs der Blumen muss ich auf den Anhang verweisen, ihre Zahl ist
zu gross. Ich kann Sie betreffs dieser wie auch der Gehölze nur einladen,
sich unter Führung des Herrn Geh. -Rat Prof. Fischer von Waldheim im
kaiserlichen botanischen Garten die pflanzengeographischen Gruppen, die
Flora des Kaukasus, des Amurlandes, Sibiriens etc. anzuschauen. ' Uebrigens
sind auch in Berlin ähnliche pflanzengeographische Gruppen zu rinden
und in neuerer Zeit ist unter Leitung des Geh. -Rat Prof. Dr. Engler die
sibirische und ostasiatische Flora noch sehr vervollständigt worden.
514
Russlands Pflanzenschätze in unsern Gärten.
Hier sei nur eine kurze Schilderung des Wichtigsten, nach der Blütezeit
geordnet, gegeben.
Wenn im Frühjahr die höher steigende Sonne kaum den Schnee hinweg-
geleckt, spriessen neben dem gewöhnlichen Schneeglöckchen Galanthus
latifolius vom Kaukasus und G. plicatus aus der Krim, abgesehen von anderen
südlicheren Arten. Fast zugleich mit ihnen erscheinen die blauen Scilla, von
denen eine am bekanntesten ist unter dem Namen S. sibirica Hort., eine
Pflanze, die aber in Sibirien selbst nicht vorkommen soll, sondern im Süden
des europäischen Russlands und im Kaukasus sich findet und besser S. cernua
Red. heisst. Sternbergia macrantha blüht schon vor Winter, S. Fischeri
im Februar. Es spriessen weiter die schönen Lerchensporne, die Cory-
dalis-Arten hervor, C. bracteata, C. Kolpakowskyana, Semenowii,
Sewerzowii etc. Als unentbehrlich für Steinpartien und Einfassungen in
Vorgärten erblüht Arabis albida, in ihrem reinen Weiss noch einmal die
Felsen wie mit Schnee bedeckend.
Im späteren Frühjahr folgt das grosse Heer der Tulpen, von denen
Russland allein über 20 gute Arten birgt. Unter ihnen sind jedenfalls auch
die Stammpflanzen unserer Gartentulpen, die in Holland zu so grosser Schönheit
erzogen sind. Auf Grund vieler Studien an lebenden Pflanzen bei Krelage&Sohn
in Haarlem und in deren grosser Bibliothek ist Graf Solms in seiner neuen
Veröffentlichung »Weizen und Tulpe« zu der Ansicht gekommen, dass unsere
Gartentulpen wahrscheinlich natürliche Kreuzungen asiatischer Tulpen sind.
Aber auch schon im Süden des europäischen Russlands prangt die Steppe im
Frühlinge mit Tausenden von Tulpen, besonders T. Gesneriana und Tulipa
biflora. Weiter haben wir die bereits oben Seite 506 erwähnte T. Greigi,
Turkestan. mit schwarz gefleckten Blättern, ferner T. turkestanica und
T. Kaufmanniana, eine schöne Pflanze und sehr früh, weiss und gelb, T. violacea,
die allerfrüheste, magentarot, T. Kolpakowskiana, T. Batalini zwergartig, blassgelb.
Narcissen fehlen merkwürdigerweise fast ganz.
Auch die Fritillarien beginnen zu blühen, F. lutea, aurea, pallidiflora,
latitolia, kamtschatkensis etc., ferner Colchicum speciosum und candidum.
Es erblühen alsbald auch die Stiefmütterchen, von denen man annahm,
dass die grossblumigen hauptsächlich durch Kreuzung unseres wilden Stief-
mütterchens, Viola tricolor, mit V. altaica entstanden seien, während Wittrock*)
neuerdings nachgewiesen hat, dass das nur im beschränkten Maasse der Fall
gewesen sein kann, dass vorwiegend die. Viola tricolor selbst sowie V. lutea
und V. cornuta von den Pyrenäen in England, von wo die Verbesserung der Stief-
mütterchen schon im Anfange dieses Jahrhunderts ausgegangen ist, benutzt
wurden.
Als Gruppen- oder Solitärpflanzen verwendet der Gärtner einige Saxi-
fragaceen: Bergenia cordifolia etc., während er Cerastium Bieber-
steinii vom Kaukasus mit seiner silbergrauer Behaarung wie C. tomentosum
zu Einfassungen benutzt.
In der Blütezeit folgen die Aquilegien, besonders A. sibirica, Kaukasus,
und glandulosa, Altai, die Rittersporne Delphinium elatum, auch bei uns
*J Siehe Gartenflora 1899 S. 342, wo ein eingehender Auszug aus Wittrocks Pense-
Studien von mir gegeben ist. L. W.
Pavillon im Park der Villa Spindler zu Gross-Taharz, Thüringen. r]i
auf den Alpen, D. cheilanthum. grandiflorum, speciosum, Kaukasus und das düstre
1 >. triste aus Sibirien.
Von Bauernrosen haben wir aus dem Süden des europäischen Russlands
Paeonia tenuifolia und P. Wittin an nian a, letztere mit gelben Blumen,
ferner P. obovata aus Sibirien, von Mohnblumen Papaver Orientale mit der
Varietät bracteatum.
Nun folgt das grosse Heer der Iris, von denen Russland allein 38 Arten erb-
und eigentümlich sind, darunter besonders schön I. iberica, 1. reticulata und
persica, zwei beliebte Treibsorten, Bakeriana, ganz dunkelblau, Histrio,
Kolpako wskiana. Krelagei. Die Gattung Gladiolus ist nur durch G.
Kotschyanus (armeniacus) vertreten, der im Gegensatz zu den meisten-
anderen sich durch seine violette Färbung auszeichnet und sicherlich, wrie
Hr. Krelage jr. meint, dem wir diese Mitteilungen und viele andere verdanken,
zu Kreuzungen, die diese Farbe zeigen, benutzt ist.
Lanzenartig schiessen im Juni und Juli aus grünen Blattrosetten die
2 bis 3 m hohen Schäfte der Eremurus- Aehren hervor: E. Bungei, E. Elwesianus,
robustus etc., die höchsten dortigen Vertreter der Monocotyledonen.
Endlich erblühen die meisten Compositen und ihre Verwandten: die
Pyrethrum-Arten, P. roseum und caucasicum, die Insektenpulver-Pflanzen,
die durch die Kunst des Gärtners so sehr verschönert sind, desgl. die Scabiosa
caucasica, heute eine Schnittblume ersten Ranges.
Gerade bei der heutigen Vorliebe für Blüten mit langen Stielen bieten
die Stauden Russlands uns ein reiches Material.
Und immer neue Arten treten hinzu, besonders Dank dem Sammeleifer
der russischen Botaniker, Dank aber auch der guten Pflege, die die neuen
Pflanzen in den botanischen Garten des russischen Reiches erhalten, Dank der
Liberalität, mit der diese Gärten denen der ganzen Welt ihre Schätze mitteilen.
Ich bin zu Ende. Meine Herren! Als 17S8 Pallas seine ^Flora rossica«
schrieb, schmückte er das Titelblatt mit dem Bilde der Kaiserin Catharina II.
als Pallas Athene, in der Hand eine Blume, wenn ich richtig deute, Rhodo-
dendron chrysanthum, als Beschützerin der Flora. Von jener Zeit an haben
Russlands Fürsten stets der Botanik und dem Gartenbau ihre besondere Liebe
geschenkt, und so dürfen wir hoffen, dass auch unter dem Schutze des gegen-
wärtigen Monarchen, auf dessen Anregung hin gestern, an seinem Namenstage, die
Friedenskonferenz im Haag eröffnet ist, in langem Frieden die reichen Pflanzen-
schätze des russischen Reiches, auch selbst in den fernsten Teilen, aber auch
im Grenzgebiet, im westlichen China, wo russische, deutsche, französische und
englische Botaniker sich freundlich die Hand reichen, immer mehr gehoben
werden zum Segen des ganzen Gartenbaues!
Pavillon im Park der Villa Spindler zu Gross-Tabarz, Thüringen.
ri^r^ Hierzu Abb. 73.)
4j^\er in Abbildung 73 dargestellte Pavillon liegt am Fusse des Zimmer-
<^Z berges im Park der Villa Spindler an einer hervorspringenden Waldecke.
Auf der Ostseite dehnt sich vor demselben eine grosse Wiesenfläche, die sanft
5l6
Neueste und neuere Cactus-Dahlien etc.
am Zimmerberg ansteigt, aus, und nach Westen wird er vom Teppichparterre
begrenzt. Dieser Pavillon ist einer der liebsten Sitzplätze der Familie des
Geh. Kommerzienrat Spindler-Berlin, da er nicht nur in den heissen Mittags-
und Xachmittagsstunden Schatten bietet, sondern auch vor Wind geschützt
liegt.
Für Landschaftsgärtner bietet dieses Bild vielleicht ein willkommenes
Motiv, was mich veranlasste, dieses reizende Landschaftsbild der Gartenflora
zu widmen. J. Biemüller, Gr.-Tabarz.
Abb. j3. Pavillon im Park der Villa Spindler zu Gr.-Tabarz, Thüringen.
Neueste und neuere Cactus-Dahlien etc.
Ausgestellt in der Versammlung des Vereins zur Belörderung des Gartenbaues am 3 1 . August 1 899.
Von H. Kohlmannslehner, Schöneberg, Merseburgerstrasse 9.
Eigene Einführungen 1899.
Oetopus, Bindefarbe apartester Art, Grund milch weiss, zart lila genervt, nach
dem Rande zu rosig lila gefärbt. Busch kompakt und wüchsig, Blüten aus
dem Laube, Stiel gut halblang, die Blume in schöner Haltung tragend.
Eine der all er wert vollsten und reichblühendsten Züchtungen.
Ethel, bis heute die edelste Form unter allen gelbblühenden Cactus-
Dahlien. Von wirklich majestätischem Wüchse, ragen die knospen- und
blütengeschmückten Zweige weit aus dem Busch heraus. Die mittel-
grosse, ganz feinstrahlige, fast nadelpetalige Blume entwickelt sich be-
sonders schön bei schönem, nicht zu heissem Wetter, ist satt schwefelgelb
nach aussen Chromgelb verlaufend.
Palästina, sehr vollkommen, sammetig violett-purpurfarbene Blüte, deren
lange spitze Blumenblätter in der Mitte leicht einwärts gekrümmt sind.
Neueste und neuere Cactus-Dahlien etc. ^ i -
während die äusseren Reihen bis fast auf den Stiel zurückfallen. Sie
ist eine der besten deutscher Zucht, blüht willig an langen Stielen
in guter Haltung.
Irrlieht, brennend scharlachrote Phantasie -Cactus-Dahlie, halbgefüllt, enorm
blütenreich und sehr langstielig. Für Bindewerke ihrer leichten Form
wegen gut geeignet.
Kiautschou, tief weinrot bis purpurlila, neue aparte Farbe, eine gute Sorti-
mcntsblume.
Sedan (Wertzeugnis der Deutschen Dahlien - Gesellschaft), ungeheuer reich-
blühend, stets gute Füllung bei edler Cactus-Form, auch langstielig, aus
dem Laube herausblühend. Von der Jury der Deutschen Dahlien-Gesell-
schaft als wertvolle Neuheit bezeichnet, gehört »Sedan« zu den land-
schaftlich dekorativen Sorten, hat dabei gesunden Wuchs, wird l/a m hoch
und leuchtet weit mit ihren tief sammetig scharlachfarbenen Blüten
aus dem Busch hervor.
Nachtfalter. Die Blüte erinnert an die Sorte »Matchless«, doch ist sie mehr
bräunlich gefärbt. Die Blumen stehen an besonders langem, festem
Stiel, sind spitz gedreht und haltbarer als die der Vergleichssorte.
Im reichen Blühen steht sie dieser um nichts nach, übertrifft dieselbe
aber durch ihre stets tadellos vollkommene Füllung. Erhielt ebenfalls
das Wertzeugnis der Dahlien-Gesellschaft.
Königin Wilhelmine von Holland. In ihrer Form ist diese Sorte den besten
Auslands - Züchtungen ebenbürtig. Die ganz schmalen, nadelartigen
Blütenblätter sind leicht einwärts gebogen. Die Färbung der mittel-
grossen Blüte ist salm orange, Mitte grünlich Chromgelb, angenehm
dazu kontrastierend. Wenn auch kein reicher Blüher, so verdient diese
Sorte wegen ihrer aparten Binde-Farbe und sehr wertvollen Form grösste
Beachtung.
Spreenixe, überaus vollblühende, dekorative Pompon - Cactus - Dahlie mit
schöner Blumenhaltung und niedrigem Wüchse. Sammetig dunkel-
scharlach, Spitzen magenta erhellt.
Englische Einführungen 1899.
Arachne, ganz bizarre, stark gedrehte Blume mit sehr feinen, einwärts gedrehten
Petalen. karminfarben, Mitte Scharlach. Ab und zu ändern die
Blüten die Farbe. Trotz dieser unschönen Eigenschaft, schlechter
Blütenhaltung und spärlichen Pflanzenwuchses verdient die schöne Form
der Blüte Beachtung und die Sorte ihren Xamen in der That.
Britannia, weich salmrosa, bräunlich aprikosenfarbig nach dem Zentrum,
früh und reichblühend bei niedrigem Wuchs, riesengrossen Blüten und
langem straffen Stiel.
( 'apstan mit guter Blumenhaltung, auch dankbar und langstielig, schöne ein-
wärts gedrehte Blume, Farbe leuchtend scharlach-o ränge.
Falka, eine Verbesserung von Robt. Cannell, Blüten tief magentarosa. Petalen
breit, ganz spitz zulaufend.
Island Queen, einzig schöne Fliederfarbe (mauve), die mittelgrossen, gut lang-
stieligen Blumen sind das Ideal einer modernen Bindeblume. Sie ist
ein später, nicht sehr dankbarer Blüher, ihrer herrlichen Farbe wegen
aber eine der wertvollsten Einführungen.
r ig Neueste und neuere Cactus-Dahlien etc.
Hohmxollern, deutsche Züchtung, ein clivienfarbiger Sport der bekannten
Sorte »Gloriosa«. Die leuchtende, schwer genau zu beschreibende Farbe
sowie ihre sonstigen von der Stammsorte geerbten vorzüglichen Eigen-
schaften rechtfertigen das vom Handelsgärtner-Yerband erteilte Wert-
zeugDis. Die Sorte wird bald überall verbreitet sein.
King Msher, eigenartige bläuliche Purpur- Farbe und ganz phantastisch und
verworren gedrehte Blume, ähnlich »Fantasy«. Sie ist gut langstielig,
auch wüchsig.
Laverstoek Beauty mit prächtigem, weit aus dem Laube herausstehendem Blüten-
stiel und bester Blumenhaltung, weich zinnoberrot, Mitte gelblich
Scharlach erhellt, die scharfen Spitzen nach vorn gebogen.
Mary Service, wahrhaft einzige Bindefarbe, eine Mischung aus rosa und heliotrop,
im Zentrum gelblich bronce. mit sehr feinstrahligen Blumen, auf langen,
festen Stielen über dem Laubwerk stehend, eine Neuheit von hervor-
ragendem Werte.
Miss Finch, ein volles Karminrosa, karmoisin beschattet, schöne leichte
Form, auch ziemlich freiblühend.
Night soll eine verbesserte Matchless sein. In Färbung wenig unterschiedlich,
ist sie wohl von feinerer Form wie jene, hat auch kräftigen Stengel,
bringt aber bei heissem Wetter leicht Krüppelblumen, weshalb ihr an
Verbrauchswert trotz hellerer Farbe unsere »Nachtfalter« über ist.
OcMands, ziemlich regelmässige, in guter Haltung stehende Blume mit kurz
gedrehter Spitze, ein früher, dankbarer Blüher und kräftig wachsende
Pflanze. Die anmutige auch bindewertige Farbe ist ein Zwischenton
von lachsrosa und terrakotta.
Standard Bearer, bis heute wrohl die feinste Form von allen rein feurig
scharlachroten Sorten, von ganz prächtigem, gedrungenem Pflanzenwuchs,
jede der sehr langstieligen Blüten in vornehmer Haltung weit aus dem
Busch tragend, eine Landschaftsgärtnern sehr zu empfehlende Ein-
führung.
Stella, eine vornehme Ausstellungsblume, lebhaft karminrot mit langen, schön
einwärts gekrollten Blumenblättern und langem Stiel.
The Czar hat kurzen, gedrungenen Bau und frische, grüne, sehr dekorative Be-
laubung. Die tief sammetig braunroten Blüten sind von einer edlen
Form, haben starke Stengel, sind ebenso eigenartig wie schön, auch
bindewertig.
True Friend, fast ähnliche Färbung, mehr dunkelkarmin nuanciert, langpetalig.
stets vollkommen erblühend. Die Pflanze ist ziemlich sperrigen Wuchses
und immer reichblühend.
Walküre (Phantasie-Cact.-D.), ein Gegenstück zu unserer Einführung »Irrlicht«
halbgefüllt, fast schwarz (Bidens-Farbe), ganz spitz gedreht. Die hervor-
tretenden gelben Staubfäden erhöhen die Wirkung dieser für Binderei
wertvollen Züchtung.
Wertvolle neuere Züchtungen.
Abgir (eigene Einführung 98), edle, bizarre Blüte von reiner Gloriosa-Farbe.
Petalen ganz röhrenförmig gedreht, sehr langstielig, nur 3/4 m hoch, eine
vornehme Dekorationspflanze und edle Schnittsorte, allseitig als sehr
wertvoll anerkannt.
DenJrobium Falkoneri Hook.
-'•'
Stern von Schöneberg (98er eigene Einführung), sammtig violettfarb en,
sterniger Biütenbau und schöne Sortimentsblume.
Strahlenkrone, ebenfalls durch uns im Vorjahre eingeführt und durch Wert-
zeugnis des Deutschen Handelsgärtner-Verbandes ausgezeichnet,
grosse, sehr feinstrahlige Blume, ganz spitz gedreht. Die Farbe ist ein
weiches, wohlthuendes Scharlach, während der Blüte das Zentrum
gelblich schimmernd. Die halbhohe Pflanze blüht früh und ungeheuer
reich.
Oporto Tait, obwohl seit drei Jahren im Handel, noch wenig verbreitet, da sie
sich schwer vermehrt. Es ist die erste Topf-Cactus-Dahlie, ganz ge-
drungenen, 1 — 1 V2 I,uss hohen Wuchses, dabei reichblühend und ihre
leuchtend orangefarbenen Blüten am kräftigen Stiel schön tragend.
Ferner stellte die Firma aus:
I. Blattzweige des neuen Gold-Hopfens (Humulus Lupulus aureus), ein sehr
wertvolles Dekorationsmaterial für die Landschaftsgärtner. Das metallisch
goldschimmernde Laub wird vorzüglich zu feinen Bindereien zu ver-
wenden sein. Die Züchtung ist nur in männlichen Pflanzen vorhanden,
also ein Sport, der konstant geblieben ist bei vieljähriger Beobachtung.
Unsere ausdauernden Schlingpflanzen sind durch diese Neuheit um ein
effektvolles Kontrastmaterial bereichert. Die Vermehrung ist ebenso
einfach wie bei unserem wildwachsenden Hopfen.
II. Junge Pflanzen von Smilax aspera. Diese nirgends verbreitete Schling-
pflanze, zu dem Medeolen-Geschlecht gehörig und den Asparagus ver-
wandt, wird sich ähnlich Medeola asparagoides viel verwenden lassen
für alle Tafeldekorationen, zum Ausschmücken von Körben, Staffeleien
und mannigfaltigen Bindereien. Das Laub ist grösser als das von
Medeolen, lanzettlich spitz und sehr hart, und die in einjähriger Kultur
ca. 2 m hoch werdenden Ranken, mit feinen, nicht verletzenden Stacheln
besetzt, geben leichte, natürliche Guirlanden. Smilax aspera ist eine
Pflanze des temperierten Hauses, wächst willig an Stecklingen und dürfte
weitester Verbreitung empfohlen werden. — Farbig abgebildet Garten-
flora 1897 S. 505 t. 443.
III. Eine Riesenzwiebel von Scilla maritima (echte Meerzwiebel) mit 34 m
hohem Blütenschaft, dicht mit hunderten weisslichen Blütchen besetzt,
im freien Lande erblüht.
a;
Dendrobium Falkoneri Hook.
(Hierzu Abb. 74.)
£$i^/ie die Abbildung zeigt, gehört D. Falkoneri zu den Arten mit hängendem
Wuchs. Die Stengel sind dünn, stark verzweigt, mit den charakte-
ristischen Knoten versehen und tragen in der Jugend einige schmale, scharf
zugespitzte Blätter. Die Pflanzen erreichen eine Länge von 80 — 100 cm und
mehr; infolge der zahlreichen dünnen Stengel mit wenigen Blättern und vielen
weissen Luftwurzeln gleichen sie einem Gewirr von Pflanzenteilen, von welchem
kaum ein so prächtiger Blumenflor zu erwarten ist. Dennoch zählt diese Art
320
Dendrobium Falkoneri Hook.
mit zu den schönsten ihrer Gattung, dank der hübschen, im Mai und Juni er-
scheinenden, einzeln stehenden Blumen. Dieselben sind 5 — 6 cm gross und
sitzen an 2^2 — 3 cm langen Stielen, stets an alten blattlosen Stengeln. Die
schmalen Sepalen, die breiteren zugespitzten Petalen sowie die gerollte Lippe
sind reinweiss; die Spitzen der ersteren sind jedoch dunkel purpurrot gefärbt,
während die Lippe einen ebenso gefärbten Schlund nebst Spitze besitzt und
an den zurückgebogenen Rändern orangerot gefärbt ist.
Die Blüten dauern 8 — 10 Tage. D. Falkoneri gehört zu denjenigen Arten,
welche nicht immer willig blühen, besonders wenn die Pflanzen an einem ihnen
■'\ -..,..
Abb. 74. Dendrobium Falkoneri.
-j3 natürl. Grösse. Gez. von A. Bode. Blumen weiss mit roten Spitzen.
nicht zusagenden Platze stehen bezw. hängen. Es ist daher ratsam und geboten,
den Standort zu wechseln, sofern sich keine Blumen entwickeln. Es heimatet
im nördlichen Indien, Assam, Bhotan und kommt dort auf Bergen bis zu 4000'
Höhe vor.
In temperierten Häusern mit 10 — 12 ° R., dicht am Glase des Daches,
gedeiht es bei uns sehr gut. Während des Sommers verlangen die Pflanzen
reichlich Wasser; mit Eintritt der Ruheperiode im Spätherbst wird dasselbe
bis zur Blüte fast ganz entzogen. Sofern das Wachstum bis in den Winter
hinein dauert, ist eine Bewässerung auch dann noch notwendig, wenn sich die
Pflanzen kräftig entwickeln sollen. A. Bode, Altenburg.
Die Hampel-Feier. — Mitteilungen über die Jubiläums-Ausstellung in Dresden. ^21
Die Hampel-Feier.
in schönes Festessen wars, das am Sonnabend den 16. September im
Architektenhause zu Berlin in einem vom Landschaftsgärtner Friedrich
Maecker-Friedenau herrlich geschmückten Saale veranstaltet wurde. Galt es
doch, dem zum Grossherzogl. Mecklenburgischen Hofgartendirektor in Schwerin
ernannten bisherigen städt. Obergärtner und Kgl. Gartenbau-Direktor C a r 1 H am p e 1
in Schwerin noch einmal Lebewohl zu sagen. Der städische Garteninspektor
Axel Fintelmann, Vorsitzender des Vereins deutscher Gartenkünstler, hob in
seiner Begrüssungsrede hervor, wie der Scheidende auf den verschiedensten
Gebieten sich verdient gemacht habe, um den Verein deutscher Gartenkünstler,
den er ins Leben gerufen, um die Gartenkunst im allgemeinen, um die Aus-
stellungen des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues u. s. w.
Herr Stadtrat Brandt überreichte im Namen der Kollegen und Freunde
als dauerndes Andenken einen Silberkasten und im Anschluss daran widmete
L. Wittmack der Gattin und den beiden Töchtern ein Glas.
Hierauf dankte Herr Hampel, tief bewegt, in längerer Rede.
I)er Kgl. Hofgartendirektor Gustav Fintelmann hob die Verdienste
Hampels um die Gärtner-Lehranstalt hervor, der er sich in seiner Eigenschaft
als vom Verein zur Beförderung des Gartenbaues gewähltes Kuratoriums-
Mitglied so sehr gewidmet habe, Hofgärtner Hoff mann sprach auf die
Verbindung von Kunst und Praxis, Gartenbaudirektor Enke im Namen des
Lehrerkollegiums der Gärtner-Lehranstalt, Redakteur Adam i in humoristischer
Rede auf das Bündnis zwischen Berlin und Schwerin. C. v. d. Smissen
dankte im Namen der Handelsgärtner für die Sorgfalt, die Hampel ihnen auf
der Gewerbe-Ausstellung erwiesen, Herr Inspektor Dressler sprach auf die
von fernher Gekommenen: Ober-Hofgartendirektor Bouche-Dresden, Garten-
baudirektor Bertram-Dresden, Garteninspektor Kaehler-Celle; Ober-Hof-
gartendirektor Bouche toastete auf das Festkomitee, besonders Herrn städtischen
Obergärtner Weiss, F. Bluth auf den Schmücker der Tafel, Herrn xMaecker,
und endlich verlas Herr Weiss die eingegangenen Telegramme.
Nach Tisch wurde noch eine fidele Kneiptafel arrangiert, bei der Herr
Adami abermals durch köstlichen Humor die Anwesenden erheiterte.
Die früher unter Herrn Hampel thätigen Beamten haben ihm eine höchst
geschmackvoll ausgeführte Adresse überreicht. L. W.
Mitteilungen über die Jubiläums-Ausstellung des Landes-
Obstbauvereins für das Königreich Sachsen
in Verbindung mit der allgemeinen deutschen Obst-Ausstellung bei Gelegenheit
der XV. Versammlung deutscher Pomologen und Obstzüchter vom 14. bis
einschliesslich 19. Oktober in Dresden.
I. Allgemeines.
Die Ausstellung findet im städtischen Ausstellungspalast an der Stübel-
allee statt. Die nach der Ausstellung führenden elektrischen Bahnen und
Pferdebahnwagen haben entsprechende Aufschriften am Wagen. Das
L22 Mitteilungen über die Jubiläums-Ausstellung in Dresden.
Ausstellungsbüreau befindet sich im Verwaltungsgebäude auf dem Aus-
stellungsplatz.
Die Versammlungen deutscher Pomologen und Obstzüchter finden im
grossen Saale, kleinere Versammlungen eventuell in den Xebensälen des
Vereinshauses, Dresden- A., Zinzendorfstr. 17, statt. Als Hotel bietet das Vereins-
haus gute Unterkunft. Preis des Zimmers von 2 M. an aufwärts.
Die Ausstellung ist von morgens 8 Uhr bis abends 7 Uhr geöffnet.
Eintrittspreise in die Ausstellung: Da besondere Gebühren von den Aus-
stellern mit Ausnahme der auf Seite 4 des Programms angegebenen nicht
erhoben werden, so haben auch die Herren Aussteller Eintrittsgeld zur
Ausstellung zu zahlen, und zwar kosten: Dauerkarten 2 M.; eine Karte am
Eröffnungstag, Sonnabend den 14. Oktober, vormittags 2 M.; eine Karte am
Eröffnungstag, Sonnabend den 14. Oktober, nachmittags von 2 Uhr an 1 M.;
eine Karte an den andern Tagen 50 Pf.; Kinder zahlen am Eröffnungstage
vormittags den vollen Preis, in der übrigen Zeit die Hälfte des jeweiligen
Preises.
Teilnehmerkarten am Kongress sind zum Preise von 3 M. im Ausstellungs-
bureau zu entnehmen und wird dafür die stenographische Aufnahme der Ver-
handlungen des Deutschen Pomologenvereins kostenfrei nachgeliefert.
Teilnehmerkarten zum Ausflug und Fest in Meissen, Montag den 16. Oktober,
nachmittags, kosten pro Person 2 M., gewähren freie Eisenbahnfahrt und Teil-
nahme am Fest; sie sind bis Sonnabend den 14. Oktober, abends 6 Uhr. im
Ausstellungsbüreau zu lösen.
Das Direktorium des Uandes-Obstbauvereins hatte sich an die General-
direktion der Königl. Sachs. Staatseisenbahnen mit der Bitte um Fahrpreis-
ermässigungen für die Ausstellungsbesucher gewendet, leider ohne Erfolg.
IL Endgültiges Fest- und Verhandlungsprogramm für die Jubiläums-Ausstellung
des Landes-Obstbauvereins für das Königreich Sachsen und für die XV. Ver-
sammlung deutscher Pomologen und Obstzüchter in Dresden
vom 14. bis 19. Oktober 1899.
Da sich mancherlei Abänderungen des früher ausgegebenen Programms
nötig gemacht haben, so lassen wir nachstehend das endgültige Programm folgen:
Tagesordnung:
Freitag den 13. Oktober. Vormittags 9 Uhr:
Versammlung der Herren Preisrichter und Sortenbestimmungs-Kommissions-
mitglieder im Verwaltungsgebäude auf dem Ausstellungsplatz. Wahl der
Gruppenvorstände, Empfang der Unterlagen und Beginn der Arbeiten in den
einzelnen Gruppen.
Nachmittags 6 Uhr:
Sitzungs des Landes-Obstbauvereins im unteren grossen Saal des Königl.
Belvedere auf der Brühischen Terrasse. Bekanntgabe der vom Direktorium
verliehenen Auszeichnungen an Vereinsmitglieder gelegentlich der Jubiläums-
feier des Landes-Obstbauvereins.
Abends 8 Uhr:
In demselben Saal Begrüssung der eingetroffenen Kongressteilnehmer
durch den Vorsitzenden des Landes-Obstbauvereins für das Königreich Sachsen,
Herrn Königl. Kammerherrn Amtshauptmann von Schröter-Meissen.
Mitteilungen über die Jubiläums-Ausstellung in Dresden. -23
Sonnabend den 14. Oktober. Vormittags 9—11 Uhr.
Erste Sitzung deutscher Pomologen und Obstzüchter.
Tagesordnung:
1. Begrüssung der Teilnehmer durch den Vorsitzenden des Deutschen
Pomologenvereins, Herrn Ökonomierat Späth.
2. Bericht des Geschäftsführers, Herrn Direktor Lucas.
3. Wahl des Versammlungsvorstandes.
4. »Pomologische Rückblicke.« Vortrag des Herrn Geheimrat Professor
Dr. Seelig-Kiel.
5. »Versuche über Anzucht der Obstbäume.« Vortrag des Herrn Direktor
Brugger -Bautzen.
6. Vortrag des Herrn Dr. Steglich-Dresden über die vom Landes-Obst-
bauvereinfür das Königreich Sachsen veranstalteten Obstbaum-Düngungs-
versuche.
Diese Sitzungen, welche im grossen Saale des Vereinshauses Dresden-
Altstadt, Zinzendorfstr. 17, 10 Minuten vom Ausstellungslokal, stattlinden, sind
öffentlich, und sind die Mitglieder der Bezirks-Obstbauvereine sowie alle Obst-
interessenten zum Besuch derselben freundlichst eingeladen.
Mittags 12 Uhr: Feierliche Eröffnung der Ausstellung.
Nachmittags: Besichtigung von Obstgärten und Baumschulen im oberen Eibthal.
und zwar: nachmittags Vs3— V>4 Uhr: P. Haubers Baumschulen in Tolkewitz
a. E.; nachmittags 4— Va5 Uhr; Rentier J. Herings Formobstgärten in Klein-
Zschachwitz a. E.; nachmittags 5— V26 Uhr: B. Junghanns Obstplantage (Berg-
lehne) in Hosterwitz a. E., unter Führung der Herren Besitzer. Treffpunkt:
Paul Haubers Baumschule in Tolkewitz.
Hinkommen: Mit elektrischer Strassenbahn vom Altmarkt bis Tolkewitz
gelbe Wagen, oben ein grünes S, 20 Minuten Fahrzeit; oder mit Dampfschiff.
Abfahrt Terrassenufer (l00, l30 oder 200 Uhr nachmittags bis Tolkewitz).
Bemerkung: Die nach Tolkewitz-Laubegast gehenden gelben Wagen sind
auch vom Ausstellungsplatz aus mit roten Wagen, Linie Blasewitz, durch Um-
steigen am Fürstenplatz zu erreichen.
Nachmittags 6 — 8 Uhr.
Zweite Sitzung deutscher Pomologen und Obstzüchter.
Tagesordnung:
7. VortragdesHerrnLandesökonomierat Direktor Goethe-Geisenheim: »Die
Schildläuse mit besonderer Berücksichtigung der San Jose-Schildlaus.«
8. Auf welche Weise kann dem immer weiteren Umsichgreifen des
Fusicladium dendriticum vorgebeugt werden und welche Sorten haben
sich bis jetzt dem Pilze gegenüber am widerstandsfähigsten gezeigt?
1. Referent Herr Dr. Aderhold-Proskau.
2. Referent Herr Dr. Krüger von der biologischen Abteilung des
Kaiserlichen Gesundheitsamts in Berlin.
9. Vortrag des Herrn K. Reichelt. Lehrer an der Grossherzogl. Obstbau-
schule in Friedberg in Hessen, über: »Neuere Erfahrungen über Obst-
baumschädlinge aus dem Tierreich.«
10. Welche Sommer-Obstsorten eignen sich besonders zur Anpflanzung in
der Nähe grosser Städte sowie von Bade- und Luftkurorten?
1. Referent Herr Direktor Schüle-Vendenheim bei Strassburg i. E.
2. Referent Herr C. Jokisch, Obstzüchter in Gransee a. Nordbahn.
L2J. Mitteilungen über die Jubiläums-Ausstellung in Dresden.
11. »Die Haselnusskultur.« Vortrag des Herrn Dr. E. S. Zürn in Xaundorl
bei Leipzig.
12. Vortrag des Herrn F. Goeschke, Königl. Gartenbaudirektor, Proskau,
über die wichtigsten Erdbeersorten für verschiedene Verbrauchszwecke.
Sonntag den 15. Oktober. Vormittags 11 Uhr.
Offizielle Bekanntgabe der Prämiierungen im Hauptsaal des Ausstellungs-
palastes.
Mittags 12 — 2 Uhr.
Dritte Sitzung deutscher Pomologen und Obstzüchter.
Tagesordnung:
13. Welche Terrains eignen sich besonders für landwirtschaftlichen Obstbau
und welche Baumformen sind für denselben die empfehlenswertesten?
1. Referent Herr Provinzial-Wanderlehrer Lesser-Kiel.
2. Referent Herr Direktor Schüle-Vendenheim bei Strassburg i. E.
3. Referent Herr C. John, Obergärtner an der Grossherzogl. Obst-
bauschule in Friedberg in Hessen.
14. Vortrag des Herrn Dr. von Peter, Direktor der Grossherzogl. Obst-
bauschule inFriedberg in Hessen, über die Entwicklung des Baum wärter-
Ausbildungswesens und zeitgemässe Vorschläge zur Verbesserung
desselben.
15. Kritische Bemerkungen zum Schnitte unserer Zwergobstbäume von
Herrn Franz Langauer, Leiter der Zwergobstbaumschulen »Kanzelhof«
in Maria-Lanzendorf bei Wien.
Nachmittags: Besuch des Kurortes »Weisser Hirsch« bei Dresden.
Hinkommen: Mit elektrischer Strassenbahn drei Linien: ab Hauptbahnhof,
ab Altmarkt (auch Haltepunkt: Ausstellungsplatz) und ab Schlossplatz, oder
mit Dampfschiff nach Loschwitz, dann mit Drahtseilbahn (Rückfahrtscheine)
zum »Weissen Hirsch«.
Besichtigungen: 1. Nachmittags 4 Uhr: Musterformobstgarten des Herrn
Bankier A. Pekrun, Führung und Demonstration durch denselben; 2. Dr. med.
Lahmanns Sanatorium nebst Waldpark; 3. Kommerzienrat Eschebacbs Villa
mit Park. Abends geselliges Beisammensein im Bergrestaurant Louisenhof
(prachtvolle Aussicht ins Eibthal).
Bemerkung: Der Pekrunsche Obstgarten steht während der ganzen Aus-
stellungszeit den Besuchern offen.
Montag den 16. Oktober. Vormittags 9—11 Uhr.
Vierte Sitzung deutscher Pomologen und Obstzüchter.
Tagesordnung:
16. Über wirtschaftlich wertvolle Haselnusssorten für das Normalsortiment.
1. Referent Herr Grossh. Garteninspektor Maurer- Jena.
2. Referent Herr Königl. Gartenbaudirektor F. Goeschke-Proskau.
17. Vortrag des Herrn Professor Dr. Kulisch-Geisenheim über die heutige
Apfelweinbereitung in ihrer Bedeutung für den deutschen Obstbau.
18. Vortrag des Herrn Dr. Wilh. Lenz -Halle a. S. über Anwendung und
Wirkung reingezüchteter Weinhefen bei der Bereitung von Obst- und
Beerenweinen und über einige Feinde der Gärungen.
ig. Vortrag des Herrn Dr. Otto Wiedfeldt-Dresden über Obstverwertungs-
Genossenschaften.
Mitteilungen über die Jubiläums- Ausstellung in Dresden. ^23
20. Die Frage der Zölle für Obst und Obstfabrikate. Referent Herr
Geheimrat von Langsdorff-Dresden.
31. Welche Schritte sind erforderlich zur Verhinderung der immer mehr
zunehmenden Verfälschungen der Erzeugnisse der Obstverwertung.
Referent Herr B. L. Kühn-Rixdorf.
22. Die Tariffrage für Obst. Referent Herr ökonomierat Späth-Baum-
schulenweg.
23. Antrag des Herrn H. Riemenschneider, Lehrer in Schloss Ricklingen.
auf Verschärfung des Gesetzes, betreffend den Obstdiebstahl. Vertreter
des Antrages Herr Ökonomierat Späth-Baumschulenweg.
Vormittags 11 — 1 Uhr:
Generalversammlung des Deutschen Pomologe n-Vereins.
Tagesordnung:
24. Beschlussfassung über die Annahme des von den Herren Maurer und
Goeschke vorgeschlagenen Normalsortiments der Haselnüsse.
25. Bericht der Kassenrevisoren.
26. Neuwahl des Vorstandes und der Kassenrevisoren.
27. Bestimmung von Zeit und Ort der nächsten Generalversammlung.
Nachmittags: Ausflug mit der Bahn nach Meissen: Abfahrt von: Dresden-
Altstadt (Hauptbahnhof) nachm. 1 Uhr 45 Min.; Dresden-Altstadt (Wettinerstr.)
nachm. 1 Uhr 51 Min.; Dresden-Neustadt (Leipz. Bahnh.) nachmittags 2 Uhr 4 Min.
Ankunft auf dem Bahnhof Meissen-Cölln nachmittags 2 Uhr 51 Min. Empfang
der Gäste durch einen Winzerzug. Zug nach dem Markt. Darbietung eines
Willkommentrunkes, Besuch der Sehenswürdigkeiten von Meissen. Nachmittags
5 Uhr Fest in der Geibelsburg. Auf dem Rückwege zum Bahnhof Cölln-Meissen
Beleuchtung der Albrechtsburg.
Dienstag den 17. Oktober.
Ausflug mit der Bahn nach Bautzen und .Wilthen.
Anmeldungen zur Teilnahme hierzu sind bis Sonntag den 15. Oktober
mittags im Ausstellungsbureau zu bewirken, um bei genügender Beteiligung
eine Fahrpreisermässigung zu erwirken, anderenfalls sind Rückfahrkarten
zu lösen. Abfahrt in: Dresden-Altstadt (Hauptbahnhof) 8 Uhr 46 Min. vorm.:
Dresden-Altstadt (Wettinerstr.) 8 Uhr 53 Min. vorm.; Dresden-Neustadt (Schles.
Bahnh.) 9 Uhr 5 Min. vorm. Ankunft in Bautzen 10 Uhr 45 Min. vorm. Empfang
auf dem Bahnhof. Fahrt nach den Aussenbaumschulen. 12 Uhr mittags Empfang
in der Aula der Lehranstalt; kleines Frühstück; Besichtigung der Anstalt und
des Anstaltsgartens. 2 Uhr 6 Min. Abfahrt nach Wilthen. 2 Uhr 38 Min.
Ankunft in Wilthen. Besichtigung der Obstverwertungsanstalt des Herrn
Hünlich, der grössten derartigen Anstalt im Königreich Sachsen. 5 Uhr 47 Min.
nachm. Rückfahrt über Bautzen nach Dresden. 7 Uhr 28 Min, abends Ankunft
in Dresden.
Das Direktorium des Landes-Obstbauvereins für das Königreich Sachsen.
v. Schroeter.
Der Vorsitzende des Deutschen Pomologenvereins.
Späth.
,26
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc.
Gentiana Burseri.
Diese schöne Gentiana ist sehr
nahe verwandt mit G. punctata,
welche in den bergigen Regionen der
Provence bis zu den Karpathen ein-
heimisch ist und ihr Gebiet auch auf
die Berge Rumeliens erstreckt. Sie
unterscheidet sich von jener durch die
grösseren Blätter, welche sieben Nerven
zeigen. Bei beiden finden sich Formen,
deren Korolla mit schwarzen Flecken
gesprenkelt ist. Das Hauptverbreitungs-
gebiet der G. Burseri sind die Pyre-
näen, wo sie nach Bentham gemein
ist. Auch in den Alpen von Piemont,
der Provence und der Dauphinee kommt
sie vor. Bentham unterscheidet von
ihr zwei Varietäten in den Pyrenäen,
1. die Form mit der schwarz punk-
tierten Korolla, 2. var. ß hybrida
mit nicht punktierter Korolla, welche,
obgleich seltener, von Lapeyrouse
als Type angesehen wird. Diese var. ß
fand er am Mont Louis, wo sie ver-
mischt mit der Type und mit G. lutea
wuchs, und da er dort alle Zwischen-
stadien zwischen diesen beiden Spezies
fand, erklärte er die var. ß für einen
Bastard und bezeichnete sie so. Die
in Curtis' Botanical Magazine 1899
No. 650 tab. 7637 abgebildete G. Bur-
seri blühte im Juli 1898 zu Upton
Cheyney bei Bristol in dem Garten
des Red. C. F. Parker. Letzterer fand
die Pflanze im Val de Lys bei Luchon,
wo ein sehr schönes Exemplar zufällig
auf einem umgefallenen Baum wuchs.
Die Pflanze wird 3 — 4 Fuss hoch.
Die unteren Blätter sind 8 — 10 Zoll
lang, oval-ellitpisch, abgerundet, sieben-
nervig, von der Basis zusammen-
gezogen in einen kurzen, dicken Stiel.
Die Nerven treten auf der unteren
Seite sehr stark hervor. Die oberen
Blätter sind sitzend, oval- bis herz-
förmig, fünfnervig. Die Blüten stehen in
Büscheln in den Achseln der oberen
Blätter, sie sind sehr kurz und dick-
gestielt. Die Blumenkrone ist 1V2Z0II
lang, röhren- bis glockenförmig, blass-
gelb mit grünlichem Schimmer. J. B.
Elaeagnus macrophylla.
E. macrophylla hat eine weite öst-
liche Verbreitung, von der Halbinsel
Korea bis Japan und Formosa, wo sie
nach Mr. Maries bis 7000 Fuss ü. d.
M. vorkommt. Eine prachtvolle Ab-
bildung dieser Pflanze findet sich in
Curtis' Botanical Magazine 1899 No.
650 tab. 7638. In demselben Werke
ist bereits auf tab. 7341, ebenfalls aus
Japan stammend, die E. multiflora
abgebildet. Das Exemplar, nach
welchem die vorliegende E. macro-
phylla abgebildet ist, blühte in den
Gärten von Veiten & Sons zu Combe
Wood im Oktober und reifte im fol-
genden Mai die Früchte. Es war von
Japan 1879 importiert. Das grösste
Exemplar wurde 6 Fuss hoch. E.
macrophylla ist ein Strauch oder
ein kleiner ästereicher, dornloser Baum.
Die Rinde der Zweige ist graubraun.
Die jüngsten Zweige und die Unter-
seite der Blätter, die Inflorescenzen und
Früchte sind silberweiss, mit einem
dichten Ueberzug feiner Schüppchen
bekleidet; die Zweige ausserdem rot-
braun gesprenkelt. Die Blätter sind
3 — 4 Zoll lang, kurz gestielt, oval ab-
gerundet, oben dunkelgrün und spär-
lich beschuppt. Die Mittelrippe und
sechs paar Nerven der Unterseite sind
rotbraun. Ebenso ist der wellige
Rand gefärbt. Die Stiele sind dick
und 7a Zoll lang. Die Blüten sind zahl-
reich und stehen in axillären Büscheln.
J. B.
Mitteilungen
von Züchtern über ihre Neuheiten.
Rosen-Neuheiten
Nicolas
für 1900
Welter.
von
(Eigene Züchtung.)
Hybrid-Rose Rote Baronne de Rothschild, ge-
nannt „Gruss aus Pallien".
(Baronne de Rothschild X Princesse de Bearn.)
»Gruss aus Pallien« hat in Wuchs,
Holz und Belaubung dieselben Eigen-
schaften wie Baronne de Rothschild.
Knospe sehr lang, beim Oeffnen kelch-
förmig, hält sich als halboffene Blume
sehr lange an der Pflanze. Eine schönere,
grössere und edler gebaute halboffene
Knospe als »Gruss aus Pallien« giebt
es unter den Hybridrosen nicht. Farbe
glänzend feuerrot, Mitte purpurrot.
Offene Blumen haben dieselbe Form
Kleinere Mitteilungen.
?-:
und Füllung der Baronne de Rothschild.
Gerucli der Prinzesse de Bearn. Un-
empfindlich gegen die grösste Hitze
und Nässe, da sie stets die reine Farbe
behält. Sehr wertvolle Binderose.
»Gruss aus Pallien« wird eine der
besten Treib-Schnittrosen, da dieselbe
beide Eigenschatten der Stammeltern
in sich vereinigt.
Thee-Hybrid-Rose „Frau Dr. Burghardt".
Belle Siebrecht X Marie van Houtte.)
Wuchs, Blattform und Stacheln ähneln
der Belle Siebrecht. Blume gross,
stark gefüllt und edel geformt, auf
langen Stielen, einzeln. Farbe der
äusseren Blumenblätter gelblichweiss,
Mitte gelblichrosa. Köstlicher Duft.
Vorzügliche Treib- und Freilandrose.
Einer Rosenfreundin aus Alderley-Edge,
England, gewidmet.
Thee Rose „Dorothea Söffker".
(Marie van Houtte X Marie Lambert.)
Blume gross, stark gefüllt weiss mit
rahmgelb, ähnelt in Form der The
Bride. Knospe lang gestreckt, willig
sich öffnend, sehr reichblühend. Wuchs
buschig gedrungen. Pflanze mehltaufrei.
Blattform der Marie van Houtte. Eine
der schönsten, weissgelben Theerosen,
da sie ununterbrochen blüht. Der leider
zu früh gestorbenen Tochter eines
treuen Freundes gewidmet.
Thee Hybrid-Rose „Kaiserkrone".
(Kaiserin Aug. Victoria ■' MIle.AntoinetteDurieu.)
Blume gross, stark gefüllt, edelgebaut,
Farbe dunkelgoldgelb. Knospe lang,
öffnet sich leicht. Sehr blühbar und
köstlicher Duft. Weithin auffallende
Farbe. Eine leicht blühende Mme.
Eugenie Verdier. da Kaiserkrone deren
Farbe und Blumenform besitzt. Blume
einzeln. Der Wuchs ist stark mittel-
hoch. In Wuchs und Belaubung die
Vater- und Mutterrose erkennbar. Vor-
züglicheTreib-, Schnitt- und Gartenrose.
Ich habe Kaiserkrone als Theehybride
angegeben, da der Wuchs mehr aufrecht
ist, als bei den Thee, die Belaubung
aber mehr zu den Theerosen neigt.
Kleinere Mitteilungen.
Anweisung zur Kultur der Artischocken.*)
Will man recht gute und grosse
Artischocken haben, so muss man
keine alten Pflanzen überwintern,
sondern alle Jahre neue Artischocken aus
Samen ziehen, denn die Artischocken
werden aus Samen viel zarter und
grösser als aus alten Pflanzen. Die
Artischocken werden in Deutschland
noch zu wenig gezogen, und doch sind
sie ein feines Gemüse, das bei keiner
herrschaftlichen Tafel fehlen sollte.
Man säe die Artischocken Anfang
Februar in einem Warmhaus aus. in
kleine Kästen oder grössere Töpfe;
sind sie gut aufgegangen, pikiere man
sie in 3 — 4zöllige Töpfe, 10 — 12 Pflanzen
in jedem Topf und stelle sie im Warm-
hause auf Hängebretter, damit sie dicht
unter Glas zu stehen kommen. Sind
sie gut entwickelt, pflanze man die
Artischocken in kleinere Töpfe einzeln
und bringe sie auf einen Mistbeet-
kasten, damit sie abgehärtet werden,
um sie im freien Lande auspflanzen zu
*) Vergl. Gartenflora Heft 18 S. 483.
können. Die Artischocken lieben recht
feuchten, moorigen, lockeren Boden
und viel Dünger. Den Boden für
Artischocken soll man im Winter ra-
jolen, den Dung 1/4 m unter die Ober-
fläche mit unterrajolen, damit die
jungen Pflanzen gleich genügend
Nahrung finden. Auf diese Weise
kann man bei Artischocken in einem
Jahr sehr gute Resultate erzielen. Als
Sorten kann ich die violette und franzö-
sische grüne empfehlen, das sind die
besten Sorten. Den Samen bekommt
man echt aus Kopenhagen.
Rixdorf bei Berlin.
Beuster. Obergärtner.
Afrikanische Miste Igewächse und die
Bestäubung durch Honigvögel im allgemeinen.
In der Februarsitzung des Botanischen
Vereins für die Provinz Brandenburg
machte Herr Prof. Volke ns sehr inter-
essante Mitteilungen über die Blüten-
biologie afrikanischer Mistelgewächse
(Loranthaceen). Jene Beobachtungen
beziehen sich in erster Linie auf Lo-
528
Kleinere Mitteilungen.
ranthus Ehlersii, der seinen Namen zu
Ehren des in Neuguinea ermordeten
Forschungsreisenden führt. Diese
Schmarotzerpflanze kommt am Kilima-
Ndscharo ganz allgemein vor und
ist nicht an eine bestimmte Wirts-
pflanze gebunden, sondern tritt fast
auf jedem Baum und Strauch der ver-
schiedensten Gattungen und Arten auf.
Am merkwürdigsten ist, dass man sie
häufig auf Wolfsmilchgewächsen antrifft,
namentlich auf solchen, die eine
ausserordentliche Fülle von höchst
giftigem Milchsaft enthalten. Sie bildet
auf diesen Bäumen Büsche, die bei
einem Umfange von kaum Y2 m
mitunter 4 — 500 Blüten zugleich tragen.
Die Blüten stehen in Scheindolden zu
30 — 40 bei einander. In der Knospe
sind die vier klappig aneinanderliegen-
den Blütenhüllblätter mit einander
verklebt; später werden sie durch einen
in der Längsrichtung wirksamen Zug
auseinandergesprengt. Dieser Zug
wird durch die Staubfäden ausgeübt,
die das Bestreben haben, sich einzu-
rollen, und sich daher in Zugspannung
befinden. Dass sie dieser nicht vor-
zeitig nachgeben können, wird durch
eine besondere Klemmvorrichtung
bewirkt, bestehend aus einem an der
Uebergangsstelle zwischen Staubbeutel
und Staubfaden befindlichen Spitzchen,
das sich gegen das kugelige Ende
des Griffels stemmt. Die vollständige
Oeffnung der Blüte wird durch Vögel
hervorgerufen. durch Honigvögel
(Nectärinidae), die in Afrika die Koli-
bris vertreten und ihnen ähnlich sind
durch den dünnen, gekrümmten
Schnabel, die sich in pinselartige
Borsten verlängernde Zunge und durch
den Metallglanz des Gefieders. In
ähnlicher Weise wie die Schwärmer
(Sphingidae) umschwirren sie die
blühenden Büsche, berühren die Blüten
mit ihrem Schnabel und den Füssen
und bewirken das Aufreissen der
Blütenhülle, die Blätter schlagen sich
plötzlich um, die Staubfäden rollen
sich spiralförmig zusammen und der
Vogel wird mit dem Blütenstaub be-
streut, den er dann beim Besuch einer
anderen Blüte auf deren Narbe absetzt
und so das Bestäubungsamt verrichtet.
Aehnliche Blüteneinrichtungen findet
man nach den Beobachtungen von
Professor Volkens bei den Proteaceen
und die grosse Uebereinstimmung
zwischen dieser Familie und den
Loranthaceen berechtigt dazu, beide
mit einander zu vereinigen: die Loran-
thaceen sind nach des Vortragenden
Auffassung nichts anderes als Protea-
ceen, die auf Bäume geklettert sind
und schmarotzende Lebensweise an-
genommen haben. Der Vortragende
ging dann auf die Erscheinung der
Ornithophilie, d. h. des Blütenbesuchs
durch Vögel, näher ein. Die sehr zer-
streute Litteratur über diesen Gegen-
stand ist im vorigen Jahre von Prof.
E. Loew zusammengestellt und kritisch
erörtert worden. In zoologischen
Werken findet man häufig als Ergebnis
neuerer Beobachtungen die Angabe,
dass die Kolibris die Blüten nicht be-
suchen, um den Honig zu saugen,
sondern dass sie vielmehr den in den
Blüten befindlichen Insekten nachgehen.
Prof. Volkens beobachtete nun das
Verhalten der Honigvögel an einer
Aloe, die vor dem Stationshause am
Kilima-Xdscharo zweimal im Jahre
blühte und dann regelmässig von einem
Nectarinienpärchen besucht wurde.
Zunächst konnte er wahrnehmen, dass
die Vögel, die niemals im Fluge den
Schnabel in die Blüten steckten, sondern
sich vorher immer auf den Bluten-
ständen niederliessen, stets verhältnis-
mässig lange, oft eine volle Minute,
an einer Blüte verweilten. Er unter-
suchte nun kurz vor dem Besuch des
Pärchens einen grossen Teil der Blüten
und fand, dass nur ganz wenige ein
winziges Insekt enthielten. Aus diesen
Wahrnehmungen gewann Prof.V olk e ns
die bestimmte Ueberzeugung, dass die
Vögel wirklich saugen; ihr ganzes Be-
nehmen war das eines saugenden
Schmetterlings. Auch Scott-Ell iot.
über dessen Beobachtungen Loew be-
richtet, giebt an, dass die Nectarinien
den Honig aus den Blüten als Nahrung
aufsaugen, fügt aber hinzu, dass jeden-
falls alleUebergänge vorkämen zwischen
solchen, die sich ausschliesslich von
Honig nähren und solchen, die ganz
ausschliesslich von Insekten leben.
Die von Honigvögeln besuchten Blüten
sind immer hängend und zumeist ge-
krümmtröhrig, mit einer Krümmung,
die der des Vogelschnabels entspricht.
Zumeist halten sich die Tiere beim
Saugen an den Stengeln oder Blüten-
ständen mit den Füssen fest; zuweilen
sammeln sie auch im Fluge, z. B. an
Kleinere Mitteilungen.
529
gewissen in Trauben herabhängenden
Blüten. Die Farbe der Blüten, die
von Nectariiiien aufgesucht werden, ist
gewöhnlich sehr grell. namentlich
kommt ein leuchtendes Rot und „papa-
geienartige" Färbung, die vorzugsweise
in einer Zusammenstellung von Gelb.
Grün und Rot besteht, häufig vor.
Anknüpfend an das vom Vortragenden
geschilderte Verhalten der Blütenhüll-
blätter von Loranthus teilte Prof
Schumann einige bemerkenswerte
Fälle späterer Verkettung von ursprüng-
lich getrennt angelegten Blütenteilen
mit. — Dr. Lindau legte in derselben
Sitzung vor und besprach das kürzlich
erschienene Werk „Die Farnkräuter
der Erde*' von dem Baseler Professor
Christ, ein Buch, das nicht nur für
den Botaniker bestimmt ist, sondern
auch für den Laien, der sich in die
Farnkunde einarbeiten will, und für
den Gärtner, der sich über die von
ihm gezüchteten Formen Auskunft
holen möchte. (Voss. Z.)
Eine neue Richtung im Gewächshausbau.
Eine sehr wichtige Frage im Ge-
wächshausbau ist in den letzten Jahren
recht oft erörtert worden, und wenn
heute Fachmänner auf dieses Thema
zurückkommen, so wird meist einem
Punkte die Hauptaufmerksamkeit ge-
widmet, nämlich dem, der die Vor-
und Nachteile des Materials beherrscht.
Es handelt sich entweder um Eisen-
oder Holzkonstruktion, selten nur will
man eine Vereinigung beider zu einem
Ganzen. Bei den aus Holz gebauten
Häusern wird auch gewöhnlich etwas
Eisen verwendet, sei es als Stütze,
Träger oder zum dauernden Halt des
Sattels eines Hauses. Man ist hierbei
von der Ueberzeugung geleitet, dem
Gebäude eine längere Existenzfähigkeit
zu schaffen, was ja thatsächlich der
Fall ist. Wir sind in den letzten
Jahrzehnten vielfach den Prinzipien
der Engländer gefolgt und haben an
deren Systemen zu verbessern gesucht,
heute bricht sich aber drüben schon
wieder eine neue Richtung Bahn, die
in dem Masse bisher nirgends zur An-
wendung gekommen ist. Der Eng-
länder baut lange nicht mehr aus Eisen,
ausgenommen grosse Palmhäuser,
während all die kleinen schablonen-
mässig eins ans andere gereihten,
ganze Morgen von Bodenfläche be-
deckenden Häuser der Gärtnereien
lediglich Holzbauten sind. Dies mag
auch den Unternehmern ausreichend
erscheinen, so lange kleine Sattel-
häuser in betracht kommen, doch wo
grössere Räumlichkeiten erforderlich
sind, wie es in botanischen und Privat-
Gärten der Fall ist, haben augen-
scheinlich andere Ideen Platz ergriffen.
In den Königl. botanischen Gärten in
Kew ist der Anfang gemacht, ein Ge-
rippe vollständig aus Eisen aufzuführen,
und nur diejenigen Teile, die keine
grossenLasten zu tragen, keinen grossen
Widerstand zu leisten haben, wie die
Sprossen, aus Holz zu fertigen. Dies
ist nicht nur bei dem Aufbau der
beiden Endflügel des Wintergartens,
auch temperiertes Haus genannt,
durchgeführt, nebenbei bemerkt dem
grössten Gewächshaus der Erde, dessen
Grundfläche sich auf etwa 2 Morgen
beläuft, sondern auch bei den neu
aufgebauten Warmhäusern. Während
meines Aufenthaltes in Lew in diesem
Jahre wurde gerade das Gerippe in
Eisen vom Nutzptlanzenhause fertig-
gestellt. In Fensterbreite sieht man
kräftige J. Eisen, die mit den da-
zwischen geschobenen Fenstern das
Dach bilden. Auch die mehrere Fuss
hohen Stehfenster ruhen zwischen
diesen Eisenträgern. Die grossen Vor-
teile, wrelche in dieser Konstruktions-
art zu tage treten, sind, die 1) grosse
Dauerhaftigkeitdes Ganzen, 2) das leichte
Reparieren der einzelnen Teile, die
jederzeit bald ein- und ausgesetzt
werden können, sowie 3) eine gute Licht-
gewinnung für die Pflanzen im Hause.
Diese Idee wird zweifellos grosse
Verbreitung finden.
Juli 1899. E. B. B.
Vanille Kultur auf Tahiti.
Die Ausdehnung der Pflanzungen
soll sich zusehends und riesig ver-
grössern. Mit nur wenigen Ausnahmen
beschäftigen sich alle Eingeborenen
mit dem Anbau der Pflanze und widmen
ihm die grösste Sorgfalt und Aufmerk-
samkeit. Besonders trifft dies bei der
Präparation der Früchte zu. Die Aus-
fuhr, welche im Jahre 1893 29858
engl. Pfund betrug und die einen
Wert von 7S 760 M. repräsentiert, er-
reichte in 1898 die ganz enorme Höhe
53°
Kleinere Mitteilungen.
von 92 137 Pfund. Durch ein Sinken der
Marktpreise aber betrug die Einnahme
nur 409 360 M., wogegen 75 740 Pfund
in 1897 die kolossale Summe von
717 240 M. einbrachten. E. B. B.
Zur Hebung der Fabrikation von Rosenöl
(Attar) in der Türkei.
In einer der letzten Nummern der
»Bulgarische Handels - Gazette«, dem
amtlichen Organ der Regierung, wird
hervorgehoben, dass von der tür-
kischen Regierung Anweisungen er-
folgt sind zum Erlass des Zehnten
für alles Land, das für Handelsz wecke
mit Rosen bebaut ist, sowie für alle
Rosenschulen und andere Rosen-
anpflanzungen während einer Periode
von fünfzehn Jahren. Die Rosenkultur
soll hierdurch eine Stütze erhalten,
und wie man hofft bedeutend an Um-
fang zunehmen. Die meisten Rosen-
schulen befinden sich heute wohl in
Brussa (Klein - Asien) wenigstens
solche, die gleichzeitig als Lehr-
institut für die Gewinnung und Fabri-
kation von Rosenöl wirken, aber auch
in Salonica (Macedonien) befinden sich
eine grössere Anzahl, vereinzelt sind
auch noch einige in anderen Teilen
des Reiches anzutreffen. Kazanlik, am
Südabhange des Balkans, war vor
noch nicht so langer Zeit der be-
kannteste Ort. In Brussa sind aber
die Resultate überaus zufriedenstellend
gewesen, sowohl in der geernteten
Menge wie auch in der Beschaffenheit
der Anpflanzungen. Den Südbulgaren,
welche bisher die Hauptkulturen be-
trieben, wird dies einen namhaften Ab-
trag verursachen, weniger aber uns
Deutschen, wie das Gardeuers Chro-
nicle schreibt, denn das um Leipzig
und Magdeburg gewonnene Oel ist
rein und übertrifft an Feinheit die
orientalischen ätherischen Oele bei
weitem, wogegen letztere meist mit
indischem Geraniumöl verfälscht in
den Handel kommen. Das deutsche
Produkt hat aber noch nicht
eine Jahresmenge von 80 kg über-
stiegen. Die Preise des Attar sind
grossen Schwankungen unterworfen,
und belaufen sich auf 500 — 1000 M.
das Kilogramm. E. B. B.
Die Akazie.
In jüngster Zeit hat der preussische
Landwirtschaftsminister die Bezirks-
regierungen darauf aufmerksam ge-
macht, dass das Holz der Akazie (Ro-
binia pseudacacia) einen Gegenstand
wachsender Nachfrage bilde, nament-
lich werde dasselbe zur Herstellung
von Rebpfählen und Grubenhölzern
in steigendem Masse begehrt. Die
Akazie vermöge in fünfzehnjährigem
Niederwaldumtriebe erhebliche Rein-
erträge abzuwerfen. Das sei besonders
wichtig im Hinblick auf die geringeren,
mit Eichenschälwald bestockten Böden,
die infolge der sehr gesunkenen Rin-
denpreise schon seit Jahren eine be-
friedigende Rente nicht mehr lie-
ferten. Die Regierungen werden sodann
aufgefordert, ihre Aufmerksamkeit dem
Anbau der Akazie zuzuwenden.
In der That hat die im Jahre 1638
durch Robin aus Virginien eingeführte
Akazie in Deutschland viel zu wenig
Beachtung gefunden. Ihre Ansprüche
an den Boden sind sehr gering. Nässe
kann sie nicht ertragen, aber Trocken-
heit und selbst Hitzigkeit des Bodens
schaden so wenig wie Bindigkeit. Sie
gedeiht an Stellen, wo nicht einmal
Gras und Kräuter wachsen, besser als
unsere bescheidensten heimischen
Hölzer. Ausserordentlich anspruchs-
voll an Licht, ist sie für den Hoch-
wald nur erfolgreich, wenn man der
Krone freien Stand sichert. Dazu
wächst sie als Baum meist ästig und
sperrig, Im Mittelwalde ist sie als
Oberholz wegen ihrer lichten Be-
schattung brauchbar und für den
Niederwald ist sie durch die Fähig-
keit, sich reichlich durch Wurzelbrut
fortzupflanzen und durch die in der
Jugend sehr grosse Raschwüchsigkeit,
besonders wertvoll.
Die Robinia gehört zur Familie der
Hülsenträger (Leguminosae), von denen
man in neuerer Zeit behauptet, dass
sie den Boden durch Stickstoff be-
reichern. Sie begünstigt den Gras-
wuchs auf trockenen Weiden und ist
hervorragend geeignet, an Eisenbahn-
böschungen durch die unverwüstliche
Wurzelbrut den Boden zu befestigen.
Die Blätter sind ein treffliches Vieh-
futter, am besten vom Juli bis zum
September. Die Brennkraft ist be-
deutend und giebt derjenigen des
Buchenholzes nichts nach. In der Aus-
bildung eines festen, schweren und
dichten Kernholzes steht die Akazie
trotz des raschen Wachstumes obenan
Kleinere Mitteilungen.
531
unter sämtlichen Bäumen der ge-
mässigten Zone und nähert sich dadurch
manchen tropischen Hölzern. Das
Kernholz ist ausgezeichnet durch
Festigkeit, Elastizität, Härte und Wider-
standsfähig gegen Fäulnis. Es schwindet
nur in geringerem Grade und ist dem
Wurmfrass nicht unterworfen. Das
Holz ist von schön gelber Farbe. Für
Speichen, Radkämme, Hammerstiele,
und Rebpfähle ist es sehr geeignet.
Es wird von Wagnern und Maschinen-
bauern, die seine wertvollen Eigen-
schaften einmal kennen gelernt haben,
ausserordentlich gesucht und teuer
bezahlt.
Die Erziehung der Akazie ist leicht.
Sie trägt fast jährlich reichlich Samen.
Die Hülsen mit dem Samen bleiben
über Winter an den Bäumen und
können leicht gesammelt werden. Der
Same behält die Keimfähigkeit mehrere
Jahre. Das Pflanzenmaterial erzieht
man in einem zum Schutze gegen
Hasen und Kaninchen umfriedigten
Kampe mit lockerem und frischem
Boden. Man säet den Samen wegen
der Frostgefahr nicht vor Ende
April dünn in 30—80 cm entfernten
Rillen, auf den Ar 0,6 — 1 kg. Die
jungen Pflänzchen können schon im
Alter von einem Jahre ins Freie ver-
pflanzt werden. Wünscht man stärkere
Pflanzen zu erzielen, so müssen die
einjährigen Pflänzchen in 0,3 m
Abstand verschult werden. Längere
Pfahlwurzeln möge man vorher kürzen.
Oefteres Behacken der Saat- und
Pflanzenbeete sowie der Kulturen ist
von grossem Nutzen. Die Aufforstung
einer Fläche mit der Akazie geschieht
am besten durch Pflanzung einjähriger
unverschulter oder zweijähriger ver-
schulter Pflanzen in 1,2 — 1,5 m
Verband im Herbst oder Frühjahr.
Für die Anlage eines Niederwaldes
ist Stummelpflanzung zu empfehlen,
wenn man nicht vorzieht, das Stummeln
der Pflanzen erst nach einigen Jahren
vorzunehmen. Das Abstummeln ge-
schieht auf 10 — 15 cm Länge; den
Stock darf man nicht spalten. Wenn
man kümmernde Kulturen sofort auf
die Wurzel setzt, so bessert sich der
Wuchs regelmässig. Beim Abtriebe,
der im Spätherbst oder Winter erfolgt,
muss der Hieb tief und glatt geführt
werden, damit der neue Bestand durch
Wurzelbrut gebildet werde. Die beste
Umtriebszeit ist 15 Jahre. Nach
neueren, in Deutschland und in Ungarn
gemachten Beobachtungen wird der
Wuchs der Akazie nach 20 Jahren viel
geringer. In einem neueren Gutachten
des ungarischen Landforstmeisters
Soltz heisst es :
„Die Akazie wurde schon vor vielen
Jahrzehnten als eine Holzart erkannt,
die für die Aufforstung der zahlreichen
Sandflächen des ungarischen Tief-
landes von hervorragender Wichtig-
keit ist. Besonders in den letzten
zwei Dezennien gewann sie sehr an
Verbreitung und tritt gegenwärtig auf
einer Fläche von 70,000 ha bestand-
bildend auf, besonders im Sande der
Ebene, aber auch im Hügellande und
den südlichen Hängen des Vor-
gebirges, woselbst sie bei der Auf-
forstung von Oedland. von Wasser-
rissen und steilen Böschungen aus-
gedehnte Verwendung findet und
ausgezeichnete Dienste leistet. Die
geringen Bodenansprüche und das
trotzdem vorzügliche Wachstum sowie
die unverwüstliche Wurzelbrut sind
Eigenschaften, die neben der Vor-
züglichkeit ihres Holzes der Akazie
einen so hohen Wert verleihen. Im
Xiederwalde — dies ist die nach dem
ersten Abtriebe wegen des grossen
Ausschlagvermögens einzig mögliche
Betriebsart — erreicht die Akazie auf
besseren Standorten in 20 Jahren etwa
20 m Höhe und 15 — 20 cm Stärke in
Brusthöhe, wobei sich pro ha ungefähr
250 Festmeter Holzmasse ergiebt".
Auf den Staatswrerken in Saarbrücken
hat man vor etlichen Monaten be-
gonnen, über die Gebrauchsfähigkeit
einiger Holzarten zum Grubenausbau
umfangreiche Versuche anzustellen.
Anlass hierzu hat der seit Jahren be-
obachtete Rückgang in der Verwen-
dung von Buchenholz gegeben. Die
vergleichenden Versuche haben mit
Buchen-, Eichen-, Fichten-. Kiefern-
und Akazienholz stattgefunden. Sie
haben ergeben, dass das letztere eine
grosse Widerstandsfähigkeit gegen die
zerstörenden Einflüsse der Grubenluft
besitzt. Wenn auch ein abschliessen-
des Urteil noch nicht gestattet ist, so
steht doch bereits fest, dass die Akazie
ein für den Grubenbetrieb ausser-
ordentlich geeignetes Holz ist, das
namentlich als Ersatz für das immer
teuerer werdende Eichenholz zur Thür-
532_
Kleinere Mitteilungen.
stockzimmerung verwendet werden
kann.
Die Anpflanzung der Akazie kann
nachdrücklich empfohlen werden. Ihr
steht eine grosse Zukunft bevor.
(Köln. Volkszeitung.)
Prächtige Schmarotzer.
Eine Kulturpflanze von Orobanche
speciosa, die mir kürzlich zu Gesicht
kam. ruft einen Vorfall aus meiner
Praxis mir wieder ins Gedächtnis, den
ich derVergessenheit entreissen möchte,
weil selbiger Nachahmung verdient.
Der Besitzer eines grösseren Gartens,
der, nebenbei gesagt, etwas an den
Garten wandte, wollte wieder einmal
etwas Besonderes haben, er that sich
eben auf seine Anlage etwas zu Gute.
Nach einigen Ratschlägen wurden
schliesslich in einigen Gehölzpartien
etliche Puffbohnen ausgesät, jedesmal
drei oder vier Stück in ein Loch.
Nachdem die Pflanzen sich leidlich
entwickelt hatten, wurde auf den
Wurzeln derselben Orobanche speciosa,
die Sommerwurz, ausgesät. Diese Aus-
saat mag im Mai erfolgt sein. Die
Sommerwurz keimte auch alsbald und
entfaltete im Juli ihre etwa 20 — 25 cm
langen Blütenstiele zu solcher Pracht,
dass unser Gartenbesitzer ganz ausser
sich war. Die Puffbohnen wurden, um
die Sommerwurz ordentlich zur Geltung
kommen zu lassen, ziemlich zurück-
geschnitten. Mehr Vergnügen noch
als die Blumen bereitete dem Besitzer
der Umstand, dass er es hier mit einer
so eigentümlichen Pflanze zu thun
hatte, einer Pflanze, die auf anderer
Kosten lebte.
Dieser letzte Umstand scheint mir
grade dazu angethan, die Sommerwurz
für den Landschaftsgarten zu empfehlen.
Namentlich ist ihre Anpflanzung dort
angebracht, wo der Gartenbesitzer auch
ein Interesse für das Pflanzenleben zeigt.
Die Anzucht der Sommerwurzgewächse
ist eine leichte, wie der oben erwähnte
Fall zeigt. Am empfehlenswertesten
ist jedenfalls Orobanche speciosa,
welche sich auf den Wurzeln der Puff-
bohne (Vicia alba) vorzüglich ent-
wickelt. Der Blütenstand bildet eine
schlanke Aehre. Die einzelnen Blumen
sind von ansehnlicher Grösse, glocken-
förmiger Gestalt und weissgrauer Farbe,
die noch durch bläuliche oder matt
purpurne Streifen ausgezeichnet ist.
Nach demVerblühen nimmt die Blumen-
krone eine gelbliche Farbe an.
Eine andre ebenfalls sehr beachtens-
werte Spezies ist O. ramosa (Hanftod),
welche mit Vorliebe auf den Wurzeln
des Hanf gedeiht, aber auch auf Tabak
vorkommt. Die Blume ist bläulich bis
blau. Es giebt zwar unter den Sommer-
wurzgewächsen noch manche prächtige
Art, für den Landschaftsgarten seien
aber vornehmlich die beiden erwähnten
empfohlen. Guter keimfähiger Samen
dürfte durch jede bessere Samen-
handlung zu erhalten sein.
H. Holm.
Grosser Blumenladen in Hamburg.
In Hamburg ist ein grossartiger
Blumenladen von H. Scharnberg,
der vor 24 Jahren ganz bescheiden in
einem Keller ein Blumen- und Pflanzen-
geschäft begründete, in St. Georg,
Steindamm 25, eröffnet worden. Nach
den Beschreibungen zu urteilen, muss
er zu den ersten Deutschlands zählen.
Näheres in der folgenden Nummer.
Dietze's Drillingsheizkessel.
Der von dem Gärtnereibesitzer D i etz e
in Steglitz erfundene Drillings-Heiz-
kessel „Sonne" D.R.P. No. 98473/100571
ist an die in Gärtnerkreisen bekannte
Firma Metallwerke Bruno Schramm
G. m. b. H. in Jlversgehofen-Erfurt
verkauft worden. Der Kessel ist
während zweier Winter vom Verband
der Handelsgärtner Deutschlands ge-
prüft und mit dem Wertzeugnis prä-
miiert worden.
Schutzzoll auf Gartenerzeugnisse.
Auch die Altenburger Gärtner einig-
ten sich in der Erklärung, dass die Ein-
führung eines Schutzzolles für aus-
ländische Gartenprodukte ein längst
gefühltes Bedürfnis sei, weil die Ein-
fuhr so stark geworden ist, dass die
Frühzucht verschiedener Früchte bei
hiesigen Gärtnern sich fast nicht mehr
lohne und dass die Ausfuhr in keinem
angemessenen Verhältnis zur Einfuhr
mehr stehe. — In Bonn fand eine
leider nur schwach besuchte Ver-
sammlung aller garten- und gemüse-
bautreibenden Interessenten von Bonn
und seiner Umgegend statt, um über
die Fragebogen des Ministeriums der
Unterrichtswesen.
i>3i
Landwirtschaft über die Wünsche des
Gärtnergewerbes bezüglich der Han-
delsverträge und über seine Lage zu
beschliessen. Die erschienenen Inter-
essenten einigten sich dahin, eine
Kommission zu ernennen, die die Beant-
wortung der gestellten Fragen vor-
nehmen soll. Aus den Verhandlungen
ging hervor, dass die Beteiligten die
Einführung eines Schutzzolls auf alle
Gartenprodukte ais unbedingt notwendig
erachten und das alleinige Mittel darin
sehen, die wirtschaftlichen Verhält-
nisse zu bessern und die Rentabililät
des heimischen Gartenbaues wieder
herzustellen. Fernerwurde beschlossen,
die Staatsregierung zu ersuchen, alle
Zweige des Gartenbaues, gleich wie
die Landwirtschaft, von der Gewerbe-
steuer zu befreien und eine wesent-
liche Einschränkung des Hausierhandels
mit allen gärtnerischen Artikeln den
Ortsbehörden zur Pflicht zu machen.
(Deutsche Tageszeitung.)
Die Victoria regia im botanischen Garten
zu Berlin.
Selten hat die Victoria regia so reich
geblüht wie in diesem Jahre. Sie
brachte nicht weniger als 28 Blumen.
Die erste Blüte öffnete sich am 16. Juli;
abends um 6\2 Uhr begannen sich die
ersten Blätter zu lösen und um 7V4 Uhr
war sie vollständig entwickelt. Am
folgenden Tage öffnete sie sich um
4 Uhr nachmittags. Die nächsten
Blüten erscheinen immer etwas später,
jedoch ist der Unterschied ein so
geringer, dass nur eine genaue Be-
obachtung denselben konstatieren kann.
Die 28. Blüte öffnete sich am
20. September abends um 5V3 Uhr, und
blühte, ohne sich zu schliessen, bis zum
22. d. M. morgens. Dieses ereignete
sich bei den letzten Blüten häufig, wohl
aus Mangel an Sonnenlicht. Das Wetter
ist überhaupt von grossem Einfluss;
bei schlechtem Wetter verzögert sich
das Oeffnen der Blüte oft um 24 Stunden.
V. Cornils.
Sind die Eiben in der Mark noch wild?
In der Maisitzung des Botanischen
Vereins der Provinz Brandenburg war
der Auffindung einer möglicherweise
wild (spontan) erwachsenen Eibe
(Taxus) im Laubwalde der Fasanerie von
Buch gedacht worden. Der Fund würde
deshalb von Bedeutung sein, weil
sonst kein wirklich wildwachsender
Taxus in der Mark Brandenburg mehr
bekannt ist. seitdem auch die beiden
Herrenhauseiben als angepflanzte
Bäume erkannt worden sind. Der
Direktor des westpreussischen Pro-
vinzialmuseums in Danzig, Prof. Con-
wentz, der den aussterbenden Wald-
bäumen unseres Landes besondere
Aufmerksamkeit zuwendet, hat im
Sommer in Begleitung vonProf. Asch er-
son und anderen Botanikern einen
Ausflug nach Buch unternommen, um
die fragliche Eibe und ihren Standort
in Augenschein zu nehmen. Es ergab
sich, dass an der betreffenden Oert-
lichkeit nicht eine, sondern zahlreiche
Eiben vorhanden sind. Sie werden
teilweise von alten Fichten (Picea)
beschattet, neben denen Lärchen, Ross-
kastanien, Robinien, Weisstannen und
andere nicht einheimische Holzarten
stehen. Daher ist die Annahme, dass
Taxus dort urwüchsig sei, nicht be-
gründet, und die Spontaneität der
Eibe in der Mark nach wie vor nicht
erwiesen. (Voss. Ztg.)
Unterrichtswesen.
Berliner städtische Fachschule für Gärtner.
Der Unterricht in der von der Stadt
Berlin und dem Verein zur Beförderung
des Gartenbaues gemeinsam ver-
anstalteten Fachschule für Gärtner
beginnt am Dienstag den 10. Oktober,
7 Uhr Flinter der Garnisonkirche 2.
(Stundenplan siehe Heft 16 S. 442.)
Wir bitten alle Prinzipale nochmals,
ihre Untergebenen darauf aufmerksam
zu machen.
Gartenbauschule für Damen in Friedenau.
Am 15. September unterzogen sich
drei Schülerinnen, Fräulein Passarge-
Ostpreussen, Fräulein Knischewsky-
534_
Litteratur.
Stettin und Fräulein Gardenine -Russ-
land dem Examen.
Geprüft wurde in Obst- und Wein-
bau. Gemüse und Blumenzucht, Botanik,
Gehölzkunde und Landschaftsgärtnerei,
Zoologie und Chemie.
Die Damen bestanden vortrefflich,
so dass allen Dreien das Prädikat
»Sehr gut!« erteilt wurde. Dem Fräu-
lein Knischewsky wurde sogar die
Prüfung in Chemie erlassen, zumal sie
bereits ein halbes Jahr lang Assistentin
des Lehrers für Chemie war. — Dem
Examen wohnten mehrere Damen, so-
wie Praktiker, Beamte und Gelehrte bei.
Es war das letzte Examen im alten Hause,
mit Anfang Oktober siedelt die Anstalt
in das neue Heim in Marienfelde über.
Ein Verfahren, Zeichnungen, Grundrisse bezw.
Umrisse von Pflanzen und Tieren herzustellen.
Dr. John Harschberger von der
Universität Pennsylvania Pa. empfiehlt
den Lehrern, selbst Zeichnungen,
Grundrisse bezw. Umrisse der Pflanzen
und Tiere zu machen, und zwar auf
schwarzem Rollenpapier mit gewöhn-
licher Tafelkreide; das ist billig und
sieht gut aus. Um die Kreidestriche
zu fixieren, bespritzt er die Striche
mittels eines Eau-de-Cologne-Spritz-
apparates oder eines grösseren Spritz-
apparates mit einer gesättigten Lösung
von Mastix-Gummi in 95prozentigem
Alkohol. Das Papier wird auf Musselin
gezogen. Kosten für 200 Tafeln 100
bis 200 M.
Litteratur.
Mitteilungen der Verlagsbuch-
handlung Paul Parey. Verlag für
Landwirtschaft, Gartenbau und Forst-
wesen inBerlinSW., Hedemannstrasse 10.
Diese Mitteilungen geben allen denen,
welche in der Landwirtschafts- Wissen-
schaft arbeiten, den Professoren und
Lehrern an landwirtschaftlichen Insti-
tuten und Schulen, Versuchs-Stationen,
Studierenden und Praktikern, welche
die Entwickelung der Wissenschaft und
Litteratur der Landwirtschaft verfolgen,
Auskunft über die Veröffentlichungen
der Verlagsbuchhandlung.
Einen Teil der vorliegenden 2.
Nummer bildet die Inhaltsangabe der
im laufenden Jahre erschienenen Hefte
der Landwirtschaftlichen Jahrbücher,
der Landwirtschaftlichen Versuchs-
Stationen, des Journal für Landwirt-
schaft, grösserer Arbeiten aus der
Deutschen Landwirtschaftlichen Presse.
Ausserdem enthält das Heft den Be-
richt über die vom Januar bis August
dieses Jahres bei Parey erschienenen
Bücher, Zeitschriften und Fachkalender.
Jede Nummer der „Mitteilungen"
wird umsonst und postfrei versandt an
jeden Interessenten, welcher der
Verlagsbuchhandlung den Wunsch aus-
spricht, die., Mitteilungen" zu empfangen.
Von Lucas' »Lehre vom Baum-
schnitt« ist soeben die siebente Auf-
lage erschienen. Das Buch, welches
gewiss vielen unserer Leser bekannt
ist. hat nur geringe Aenderungen in
dieser Auflage erfahren. Wenn auch
seit der vorletzten Auflage neun Jahre
verstrichen sind, so bürgt doch schon
der Umstand, dass das Buch es zu
einer siebenten Auflage gebracht hat.
der gewiss noch mehr folgen werden,
für die Güte desselben. Es ist nicht
viel darüber zu referieren. Während
der erste Abschnitt in klarer, kurzer
Form das Theoretische behandelt, giebt
der zweite Teil, welcher den Haupt-
inhalt des Buches bildet, das Wissens-
werteste über die Praxis des Baum-
schnittes. Von speziellem Interesse
für den Referierenden war hierbei der
Weinschnitt. Es wäre zu wünschen,
dass in der folgenden Auflage zu den
angeführten Weinschnittmethoden noch
der Ersatzreben- oder Wechselschnitt
beschrieben würde, der nach den
neuesten Erfahrungen doch mit die
besten Resultate giebt. Ebenso könnten
wohl auch so vorzügliche Weinsorten,
wie Buckland Sweetwater, und fürs
Freie der verbesserte Frühe Leipziger:
Broodland sweetwater (Reaumur), auch
die Diamant-Varietäten, z. B.: Chasselas
Duc de Malakoff, Chass. Duhamel etc.
einen Platz in dem Buche finden. Ge-
wiss wird das Buch auch in der neuen
Auflage sich manchen Freund erwerben.
Weissensee bei Berlin. H. Mehl.
Ausstellungen und Kongresse.
533
Aus den Vereinen,
Allgemeiner Deutscher Gärtnerverein
(Abteilung für Stellennachweis).
Berlin, Weissen burger Strasse 60. —
Im Monat August hielten sich wider
Erwarten Angebot und Nachfrage so
ziemlich die Wage. Die gewerbliche
Gärtnerei meldete 104, der Privat-
gartenbau 7 offene Stellen, während
Stellesuchende für die erstere 113, für
die letztere aber 20 sich einschreiben
li essen. Die Landschaftsgärtnerei war
ziemlich unbeteiligt. Erst in den beiden
letzten Tagen des Monats häuften sich
plötzlich die Stellesuchenden so, dass
am 30. August allein sich 28 und am
1. September gar 32 Bewerber bei
dem Nachweis während der mittäg-
lichen Geschäftszeit einfanden. Da
nur wenig offene Stellen vorlagen,
reisten nach einigen Tagen Wartens
mehrere Gehilfen von Berlin ab. Mit
zu bemerken ist, dass sich, auch wenn
sehr geringe Aussicht fürArbeitsuchende
vorhanden ist, binnen kurzer Zeit im
Bannkreise von Berlin und Vororten
Stellung zu erhalten, höchstselten
Jemand bewegen lässt, von ausserhalb
gemeldete offene Stellen anzunehmen,
meist des grösseren Fahrgeldes wegen
und weil fast niemals Genaueres über
Lohnbedingungen und Arbeitszeit an-
gegeben ist. Da der Stellennachweis
jetzt 30 Geschäftsstellen in Deutschland
hat, ist es am zweckmässigsten, dass
die offenen Stellen stets der nächst-
gelegensten Geschäftsstelle übermittelt
werden. Die meiste Aussicht, Stellung
zu bekommen, bieten zur Zeit West-
falen und Rheinland.
Ausstellungen und Kongresse.
Zeitweilige Ausstellungen auf der Pariser
Weltausstellung.
Auszug aus Klasse 40.
Zierbäume, Ziersträucher, Zierpflanzen
und Blumen.
Es finden folgende zeitweilige Aus-
stellungen statt:
17. April.
1. Einjährige, zweijährige, Zwiebel-
oder perennierende Pflanzen.
Partie von 100 verschiedenen Amaryllis.
Sammlung von 25 hybriden Amaryllis.
Partie von gelullten und einfachen
Goldlackarten (4 von jeder Färbung).
Sammlung von 25 Niesswurzarten
(2 von jeder).
Sammlung von einfachen und gefüllten
holländischen Hyacinthen (2 von
jeder Art).
Sammlung von abgeschnittenen hollän-
dischen Hyacinthen (2 Gläser von
jeder Art).
Partie von 50 Büschen grossblumiger
Maiglöckchen.
8. Mai.
2. Ziersträucher.
Sammlung von 30 Exemplaren von
Azalea mollis.
Sammlung von 20 Exemplaren von
Azalea mollis.
Sammlung von 30 hochstämmigen
Exemplaren von Azalea mollis und
Azalea pontica.
Sammlung von 20 hochstämmigen
Exemplaren von Azalea mollis und
Azalea pontica.
Gruppe von 6 kräftig entwickelten
Exemplaren von Azalea mollis.
21. August.
Sammlung von grossblumigen gefüllten
Dahlien.
Sammlung von gefüllten Liliput-Dahlien.
Sammlung von gefüllten Dahlien mit
kaktusartiger Blüte.
Sammlung von gelullten kaktusartigen
Zier-Dahlien.
Sammlung von 30 einfachen Dahlien.
Sammlung von abgeschnittenen ein-
fachen und doppelten Dahlien.
25. September.
Sammlung von grossblumigen gefüllten
Dahlien.
Sammlung von gefüllten Liliput-Dahlien.
Sammlung von gefüllten Dahlien mit
kaktusartiger Blüte.
Sammlung von gefüllten kaktusartigen
Zier-Dahlien.
*6
Litteratur. — Eingesandte Preisverzeichnisse.
Sammlung von 30 einfachen Dahlien.
Sammlung abgeschnittener einfacher
und gefüllter Dahlien (1 Glas von
jeder Art).
9. Oktober.
Sammlung von grossblumigen gefüllten
Dahlien.
Sammlung von gefüllten Liliput-Dahlien.
Sammlung von gefüllten Dahlien mit
kaktusartiger Blüte.
Sammlung von gefüllten kaktusartigen
Zier-Dahlien.
Sammlung von 30 einfachen Dahlien.
Sammlung abgeschnittener einfacher
und gefüllter Dahlien (1 Glas von
jeder Art).
Klasse 47. Gewächshauspflanzen.
Diese Klasse enthält keine Aufgaben
für die dauernde Ausstellung. Es sind
also alleszeitweise Ausstellungen. Diese
finden statt am 8. Mai und besonders
am 22 Mai, 17. Juli, 11. September,
9. Oktober, ausserdem noch am
23. Oktober.
Eingesandte Preisverzeichnisse.
Jac. Beterams Söhne, Geldern
am Niederrhein, Baumschulbesitzer.
Engros-Offerte. — O. Poscharsky,
Laubegast bei Dresden. Ausführliches
Preisverzeichnis der Baumschule und
Spezial-Kultur feiner Gehölze, mit
drei Plänen. — Louis De Smet,
Ledeberg-lez-Gand, Belgien. Azaleen,
Camellien, Knollenbegonien, Gloxinien,
ferner Palmen, Anthurien und andere
Warm- und Kalthauspflanzen. — Arends
& Pfeifer, Ronsdorf (Rheinland).
Hauptverzeichnis winterharter Stauden
und Florblumen. Sehr reichhaltig. —
Tempelhofe r Baumschulen, Ober-
gärtner Carl Gaude, Tempelhof bei
Berlin SW. Obstbäume, Gehölze,
Schlingpflanzen, Stauden. — Nicolas
Welter, Pallien - Trier a. d. Mosel.
Rosenkatalog. — Pinehurst Nurseries,
Geschäftsführer Otto Katzenstein,
Pinehurst, Moore Co. N. C. North
Carolina woody and herbaceous plants,
immergrüne Gehölze etc. Die Baum-
schule ist laut Attest frei von schädlichen
Insekten. — L. Späth, Baumschulen-
weg bei Berlin. Preisverzeichnis N. 104.
Dieser Katalog des 1720 gegründeten
Etablissements, das jetzt 200 ha Baum-
schul-Areal umfasst, zeichnet sich nicht
nur durch seinen überaus reichen
Inhalt, sondern auch durch einen
höchst geschmackvollen Umschlag aus.
Das Titelblatt des Umschlages stellt
zwei schöne Wandmalereien aus einem
erst vor einigen Jahren ausgegrabenen
Hause, der Casa Vetti, in Pompeji dar.
Auf einem schwarzen Ouerstreifen des
in pompejanischem Rot gehaltenen
Titelblattes sehen wir eine schöne
Weinguirlan de mit Trauben pflückenden
Putten, auf einem zweiten Ouerstreifen
Genien, die Blumen zu antiken Kränzen
winden. Die Rückseite des Um-
schlages zeigt uns den Packhof der
Späthschen Baumschule. Auf die
Neuheiten kommen wir noch zurück.
— Rivoire pere et fils, Lyon.
Blumenzwiebeln, Erdbeeren etc. Carl
Görm's, Rosenschule, Potsdam.
Personal-Nachrichten.
Die Firma Gustav Adolph Schultz
(Inhaberin Frau Königl. Hoflieferantin
Schultz), Lichtenberg bei Berlin,
feiert am 1. Oktober ihr 2 5jähriges
Jubiläum.
Karl Schmidt, Gutsgärtner in
Gross-Schottgau, Kr. Breslau, und
Wiechert, Gutsgärtner in Grunenfeld,
wurde das Allgemeine Ehrenzeichen
verliehen.
Berichtigung.
In Heft 18, Seite 504. des Yereinsorgans ist eine Mitteilung enthalten,
wonach der Justitiar Korn- Essen den Kronenorden 4. Klasse erhalten hat. Dies
ist dahin zu berichtigen, dass demselben der Rote Adler-Orden 4. Kl. ver-
liehen wurde.
Gartenflora 1899.
Tafel 1467.
a
CORYLOPSIS PAUCIFLORA s. et z.
Corylopsis pauciflora Sieb, et Zucc.
Von L. Späth und L. Wittmack. (Hierzu Tafel 1467.)
fnser Bestand an Blütensträuchern, die im ersten Frühjahr ihren Flor ent-
falten, ist nicht allzu gross; deshalb kann jede Bereicherung desselben
nur sehr willkommen geheissen werden.
Einen solchen Zuwachs bildet die in Rede stehende Art, welche erst in
neuerer Zeit aus Japan eingeführt wurde und daher in unseren Gärten noch
eine Seltenheit ist.
In den Gebirgen ihres Vaterlandes heimisch, hat sich Corylopsis pauciflora
in unseren Breiten als vollkommen winterhart bewährt. Sie wächst zu einem
ii/2 — 2 m hohen, ausgebreiteten Strauch mit dichter, feiner und graziös über-
hängender Bezweigung heran, der auch während des Sommers schon mit seiner
zierlichen, bläulich-graugrünen Belaubung eine niedliche Erscheinung ist. Doch
sein Hauptzier wert zeigt sich im beginnenden Frühjahr, wo er mehrere Wochen
hindurch -- ungefähr von Ende März bis gegen Ende April — mit kleinen,
hellgelben Blütenähren dicht bedeckt ist, die im Verein mit dem aus purpurn
beschuppten Knospen in braunrotem Ton hervorbrechenden Laube ein reizendes
Farbenbild abgeben.
Da diese Art ausserdem in der Kultur keine Schwierigkeiten bietet, so
kann sie jedem Gartenliebhaber auf das wärmste empfohlen werden.
L. Späth.
Corylopsis pauciflora Sieb, et Zucc. (Wenigblütige Scheinhasel.)
Dieser im ersten Frühjahr blühende von Siebold und Zuccarini, Flora
japonica I S. 48 t. 20 zuerst beschriebene und abgebildete Zierstrauch gehört
nebst der verwandten C. spicata S. et Z. (1. S. 47 t. 19) zu der kleinen Familie
der Hamamelidaceae, die ausserdem in unseren Anlagen nur noch durch
Hamamelis, Fothergilla, Parottia und Liquidambar vertreten ist.
Die Hamamelidaceae wieder gehören mit den Crassulaceae, Saxifragaceae,
Platanaceae, Rosaceae und Leguminosae zur grossen Reihe oder Ordnung der
Rosales. Die Charaktere der Hamamelidaceae sind (nach Koehne, Deutsche
Dendrologie S. 177, und nach Niedenzu in Engler & Prantl. Natürl. Pflanzen-
familien III, 2. Abt. a., S. 115) folgende: Blattscheiden nicht tutenförmig (im
Gegensatz zu den Platanaceae) ; Blätter wechselständig, einfach, oder hand-
förmig gelappt, meist mit Nebenblättern; Blüten zwitterig oder eingeschlechtig ;
Blumenblätter, wenn vorhanden, 4—5, meist schmal, gelb, einem sehr kleinen
Kelchbecher eingefügt; Staubblätter 4—8, oder zahlreich, in letzterem Fall
keine Staminodien. Staubbeutel mit seitlichen Längsspalten oder 1— 2ilügeligen
Klappen aufspringend, häufig von einer Kegelspitze überragt. Fruchtknoten 1.
aber oben etwas 2 lappig, 2 griffelig, 2 fächerig, mit meist einsamigen Fächern,
og Corylopsis pauciflora Sieb, et Zucc.
halb unter- bis fast oberständig. Griffel meist bleibend und erhärtend, Samen-
knospen (Ovula) hängend, Kapsel 2 spitzig, 2 klappig, die äussere, holzig-lederige
Wandschicht sich von der innern hornigen oder knorpeligen lösend. Samen oval.
Die Gattung Corylopsis wird von Koehne 1. c. 201 folgendermassen
charakterisiert: Blätter hand- und liedernervig, mit kleinen, beg rannten
Zähnchen. Blüten in etwas lockeren Aehren, im Frühjahr vor der
Belaubung, 4- und 5 zählig, in den Achseln grosser, hellgelber Trag-
blätter. Blumenblätter kurz gestielt, verkehrt eiförmig bis länglich,
hellgelb. Staminodien 2 teilig. Staubfäden mindestens so lang wie die
Blumenblätter, die Beutel mit 2 Längsspalten aufspringend, Griffel lang.
Sonst wie Hamamelis, d. h. Fruchtknoten grösstenteils oberständig, Fächer
eineiig, Kapsel holzig, fachspaltig.
Corylopsis pauciflora S. et Z. Blätter 2,5—4 cm lan&> breit herz-
förmig, mit 5 — 7 Nervenpaaren. Aehren 2 — 3blütig, Blütezeit Anfang bis Ende
April, zuweilen noch bis Ende Mai. Japan.
Corylopsis spicata S. et Z. unterscheidet sich durch viel grössere,
7 — 10 cm lange, herzförmig-rundliche Blätter, die wenig zugespitzt, unferseits
graugrün und weichhaarig sind, auch nur 1 Nervenpaar haben, ferner durch die
mehrblütigen Aehren. Höhe 1 m.
Unser Bild ist nach einem in der L. Späth sehen Baumschule zu Baum-
schulenweg bei Berlin SO. im April 1899 blühenden Strauche gemalt.
Nach dem lebenden Exemplar wollen wir noch einige Ergänzungen geben.
Die Blüten kommen aus gemischten Knospen hervor, die an der Basis
von wenigen braunen, eiförmigen Knospenschuppen umgeben sind. Die darauf
folgenden Knospenschuppen sind schon bleich gelb, höchstens an der Spitze
braun, sehr gross und breit eiförmig, fast 1 cm lang und l/2 cm breit. Die
obersten sind wieder schmäler eiförmig, mitunter etwas gelappt und dienen
als Tragblätter der Blüten. Diese bilden eine meist 2blütige kurze, nur 2 cm
lange Aehre, deren Achse erst nach dem Abfallen der Tragblätter deutlich
sichtbar wird und sich, wie es scheint, dann noch verlängert. Die eine Blüte
schliesst die Achse oben ab, die andere (wenn vorhanden) sitzt etwas
tiefer, ungestielt. Mitunter ist noch eine dritte Blüte vorhanden.
Der Fruchtknoten ist halb unterständig, kreiseiförmig. Die 5 Kelchblätter sind
klein, rundlich eiförmig, stumpf, bleich gelbgrün, die 5 Blumenblätter eilänglich,
genagelt, blassgelb, beim Verblühen goldgelb. Nach ihrem Abfall sieht man die
Staminodien deutlich. Es sind dies 5 kleine grüne, 2spitzige ovale Schüppchen
von der Grösse der Kelchblätter, die, soweit wir sahen, erst nach
dem Abfallen der Blumenblätter Honig abscheiden. Sicherlich erfolgt
also die Bestäubung durch Insekten. Niedenzu in seiner trefflichen Bearbeitung
der Hamamelidaceen (in Engler & Prantl, Natürl. Pflanzenfamilien III, T. 2,
Abt. a, S. 119) schliesst das auch daraus, dass die Blumen bei Corylopsis in
Farbe und Geruch an Primeln erinnern.
Siebold und Zuccarini bemerken 1. c. S. 49, dass beide Arten,
C. spicata und pauciflora, in Japan viel kultiviert würden; wild hätten sie die-
selben nie gesehen, doch wissen wir jetzt, dass sie in der Montanregion des
mittleren Japan vorkommen.
Eine dritte Art C. Kesakii, S. et Z. 1. c. S. 49, wächst auf den hohen
Bergen von Kiusiu und soll sich durch ihre Blätter und Früchte unterscheiden;
o. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. c-iq
S. et /. geben aber die Unterschiede nicht an. Eine vierte ist C. gla-
brescens Franchet et Savatier Enum. PI. Jap. II 307, eine fünfte, C. multiflora
Ilance, kommt in der chinesischen Provinz Fokien vor und endlich eine sechste
C. himalayana Griffith in Hinterindien in Bhotan (2000 bis 2700m) und dem
Khasiagebirge in 1300 — 2000 m Höhe.
Alle diese verdienen noch eingeführt zu werden. C. himalayensis ist nach
\i< denzu schon eingeführt, während er auffallenderweise C. paucitlora nicht
als solche aufführt. Sie ist aber bereits um 1890 von J. Yeitch & Sons, London, in
den Handel gegeben.
Mit Recht macht Niedenzu 1. c. S. 122 darauf aufmerksam, dass noch
einige andere Arten der Hamamelidaceae verdienten, in unsere Gewächs-
häuser eingeführt zu werden, so Bucklandia populnea R. Brown, ein über
50 m hoher Baum in den Bergwäldern des östlichen Himalaya, Borneo und
Sumatra, der prächtige purpurstreifige Blätter von mehreren Decimetern Durch-
messer besitzt, ferner Rhodoleia Championi Hook. fil. von Hongkong, ein
rhododendron-ähnliches Bäumchen mit prächtigen nickenden kamellien-
ähnlichen rosenroten Blütenkörbchen. Der auch zu dieser Familie gehörige
Rasomalabaum, Altingia excelsa Noronha, im Bergwald von Java (schöne
Abbildung in Engler & Prantl 1. c. S. 125 nach einer Photographie von Prof.
Warburg) ist der König der Wälder von Java. Sein hartes, braunes, balsam-
duftendes Holz ist als Nutzholz sehr geschätzt.
Tafel-Erklärung: a) blühender Zweig, aus der Späthschen Baumschule,
b) beblätterter Zweig mit Frucht nach Siebold et Zucoarini, c) Blüte, d) Frucht-
knoten im Längsschnitt, e) Staminodien als Nektarien, f) Staubfäden und Griffel,
g) Griffel und Narbe, h) abgeblühte Ähre mit verlängerter Achse und aus-
nahmsweise 3 Blüten. L. Wittmack.
863. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues
am 28. September 1899
in der Königlich landwirtschaftlichen Hochschule.
I. Der Direktor des Vereins. Königlicher Gartenbau-Direktor Lackner, teilte
mit, dass Herr Gustav Krehl, Teilhaber der Firma Ravene, heim-
gegangen, sowie dass der vormalige 'Hausinspektor der Königlich landwirt-
schaftlichen Hochschule, Heinrich Mil ting -Steglitz, der viele Jahre
lang als Sekretär des Vereins thätig war, am 25. September im 70. Lebens-
jahre verschieden sei. Die Versammelten erhoben sich zum Zeichen der
Teilnahme von ihren Sitzen.
II. Vorgeschlagen wurde zum wirklichen Mitgliede:
Herr Baumschulbesitzer Hermann Riss zu Oliva bei Danzig durch
L. Wittmack.
III. Ausgestellte Gegenstände: 1. Von Herrn Otto Heyneck in Magde-
burg-Cracau war eine sehr früh blühende und doch sehr grossblumige
Sorte von Chrysanthemum indicum in abgeschnittenen Zweigen übersandt.
Mme. Gustav Henrv, über die er selber in der Gartenflora noch näher
z.A.0 863. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc.
berichten wird. Herr Rotte bemerkte, er habe diese Sorte auch in
Dresden auf der am 23. und 24. September stattgehabten Dahlien-Aus-
stellung von Herrn Heineck ausgestellt gesehen, wo sie sehr aufgefallen
sei, zumal diese Sorte sonst erst gegen Weihnachten blüht, für die jetzige
Jahreszeit seien die Blumen sehr gross.
2. Herr Körper-Fürstenwalde überbrachte verschiedene Ziergräser
und Dekorations-Blattpflanzen, besonders ein winterhartes Panicum
ATirgatum (?), dessen hohen Blütenstände schon seit Monaten vorhanden und
das sich als Einzelpflanze empfiehlt, ferner Barbar aea vulgaris fol. aur.
var. (lies: foliis aureo variegatis), gemeine Winterkresse mit gelbbunten
Blättern. Die Winterkresse ist eine bei uns an feuchten Stellen vielfach
wildwachsende Pflanze; auch diese gelbbunte Sorte ist völlig winterhart
und eignet sie sich gut zu Gruppen oder zu Einfassungen.
3. Herr Königlicher Gartenbau-Inspektor Robert Moncorps-Hohen-
Schönhausen legte die 2 Sorten Kartoffeln: Aetna und Vesuv vor,
welche der Verein aus Italien bezogen. Er hatte bereits im Frühjahr,
kurz nach der Ankunft der Knollen, einige vorgelegt, um zu zeigen, dass
sie schlecht keimten; er habe damals angenommen, dass sie vielleicht ge-
räuchert sein möchten, um sie länger im Jahr versenden zu können. Die
eine Sorte war soweit zugrunde gegangen, dass man nicht mehr eine
ganze Knolle legen konnte; sie wurden deshalb erst in Töpfe gelegt, um
sie nur überhaupt erst zum Leben zu erwecken. — Nach der Beschrei-
bung sollten beide Sorten früher sein als unsere bekanntesten frühen
Kartoffeln, sie sind aber jetzt noch nicht einmal reif. Dabei hat
Aetna die unangenehme Eigenschaft, sehr ins Kraut zu wachsen, dies
wird bis 1V2 m lang und legt sich dann über. Der Ertrag von mittleren
Stauden scheint ein guter, aber die Augen liegen sehr tief und die Sorte
sieht nicht gut aus. — Die Sorte „Vesuv" ist glatter und macht den
Eindruck, als ob sie sich gut kochen würde, geprüft ist sie daraufhin
noch nicht, da beide Sorten eben erst aus der Erde genommen sind.
Jedenfalls sind beide Sorten nicht das, was sie sein sollen, sie sind
nicht früh. Sollten sie sich recht gut kochen, so könnten sie vielleicht
als späte Verwendung finden, aber das Aussehen der Aetna spricht nicht
dafür.
Herr Obergärtner Lehmann: Diese Kartoffeln möchten sich wegen
ihres hohen Krautes vielleicht für Fasanerieen oder Wildgärten eignen.
Die Fasanen könnten sich gut darin verstecken, die Hirsche und Rehe
die Knollen herausscharren.
Herr Moncorps: Dann müsste man aber nicht die übliche Pflanzweite
von 18 Zoll (46 cm), sondern 2V2 Fuss (80 ctm) nehmen, denn sie machen
auch viele Seitentriebe.
Herr Obergärtner Amelung: Für Fasanerieen sind Topinambour (Erd-
birnen, Helianthus tuberosus) noch besser, die sind viele Jahre perennierend,
die Knollen können auch über Winter in der Erde bleiben und ebenso
bleibt das Kraut stehen.
4. Herr Otto Neumann (jetzt Zehlendorf) berichtete namens des betr.
Preisgerichts über eine zur Bewerbung um ein Wertzeugnis eingesandte
neue Form der Hedwigs-Nelke, Dianthus chinensis Heddewigii. An-
863. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. c± \
statt ganze Pflanzen zu schicken, an denen man Wuchs und Blütenreichtum
hätte beobachten können, waren nur kleine Sträusschen gesandt, die aller-
dings mit dem darin verwendeten Adiantum-Grün ganz hübsch aus-
sahen. Machte man aber die kleinen Sträusschen, sozusagen Kotillon-
sträusschen, auf, so sah man, dass die Blumen nur wenige Centimeter
lange Stiele hatten; auch fand man in der sternförmigen Ausbildung der
Blumen eher einen Rückschritt als eine Verbesserung. Das Wertzeugnis
konnte deshalb nicht erteilt werden.
5. Herr Gartenbaudirektor Stadtrat Brandt übergab eine Hibiscus-
Art aus der städtischen Baumschule in Charlottenburg zur Bestimmung.
(Dieselbe erwies sich als H. rosa sinensis.)
ö. Herr Klempnermeister Misch, Berlin N., Chausseestrasse 22, führte
einen neuen Spritzapparat vor, den er nach Angaben des Herrn Prof.
Dr. Herzfeld, Vorsteher des Laboratoriums des Vereins der deutschen
Zuckerindustrie, gefertigt hatte. Der Apparat ist ähnlich wie die
Peronospora-Spritzen, die mit höherem Druck arbeiten, aber kleiner, so
dass auch Liebhaber ihn benutzen können. Dabei ist ein wesentlicher
Vorteil, dass er sich leicht reinigen lässt. Es ist nämlich ein offener
Cylinder aus verbleitem Eisenblech; in diesen füllt man die Borderaux-
brühe oder irgend ein anderes Bespritzungsmittel bis zu % der Höhe.
Dann schraubt man den Deckel auf, der durch einen Gummiring ge-
dichtet ist, und pumpt nun mittels einer einfachen Radfahrer-Luftpumpe
Luft in den leeren Teil des Cylinders, bis das Manometer drei Atmo-
sphären anzeigt. Alsdann wird die Pumpe entfernt und das Spritzen
kann beginnen. Der Inhalt reicht für einen Garten von l/4 ha oder für
ca. 200 Rosenstöcke aus. Preis 19 M. Die Pumpe 3 bis 4 M. Der
Apparat soll noch einen Bügel erhalten, um mittels eines Riemens wie
ein Seitengewehr getragen zu werden.
Herr Garteninspektor Perring wies darauf hin, dass man im nächsten
Jahre wohl mehr das Bespritzen vornehmen müsste, die Pilze au Aepfeln
(Fusicladium dendriticum) und die am Wein (Oidium Tuckeri und Pero-
nospora viticola) haben sehr zugenommen. Der Wein ist stellenweise
total vernichtet.
An der weiteren Diskusion über diesen Apparat, der eine Stunde vor-
her einigen Mitgliedern schon praktisch vorgeführt worden war, be-
teiligten sich die Herren Hering, Dressler, Amelung, de Coene,
Lehmann, Martiny, Hofg. Hoffmann, Weidlich, Herzberg, Konsul
Seifert, Wittmack etc.
Es wurde u. a. die Frage aufgeworfen, ob der Zusatz von Kalk zum
Kupfervitriol nötig sei. Diese Frage wurde von Herrn Konsul Seifert
bejaht; es enthält das Kupfervitriol des Handels oft etwas Eisen, welches
beim Lösen des Kupfervitriols in Wasser einen gelben Absatz von basisch
schwefelsaurem Eisenoxyd bildet; hauptsächlich aber soll der frisch gelösch-
te Kalk (nur solcher darf genommen werden) die saure Eigenschaft des
Kupfervitriols abstumpfen. — Es entsteht dann unlösliches fein verteiltes
Kupferoxyd und schwefelsaurer Kalk (Gyps), der sich z. T. im Wasser löst. —
Lässt man die Brühe ruhig stehen, so ist die überstehende Schicht
farblos, beim Gebrauch muss man aber umrühren, denn in der über-
CA2 863. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc.
stehenden Flüssigkeit ist kein Kupferoxyd enthalten, weil es eben unlös-
lich ist. Eine Verstopfung des Hahns an den Spritzen wird bei richtiger
Bereitung, wenn man die Kalkmilch, falls sie Stückchen Kalk enthält,
durch ein Tuch geseiht hat, selten eintreten. Bei der Misch'schen Spritze
lässt sich eine solche Verstopfung auch leicht beseitigen. — Um die
Bordelaiser Brühe besser auf den Pflanzen haftend zu machen, kann man
bekanntlich Zucker zusetzen.
Dergleichen Spritzapparate eignen sich selbstverständlich auch zum
Bespritzen mit Nikotinlösungen etc.
Anknüpfend hieran wurde auch über das neue Mittel „Halali" ge-
sprochen. Wie Herr Boettner, Redakteur des „Praktischen Ratgebers",
Herrn Garteninspektor Perring vor einigen Tagen mitgeteilt, ist Halali
kein Universalmittel; gegen manche Insekten und Pilze ist es gut, in
anderen Fällen nicht.
7. Vorgelegt wurden Photographien von Sonnenblumenkulturen, die
sich in der bisher wohl bei uns nie gesehenen Ausdehnung von 12 Morgen
(3 ha) erstrecken. Es ist diese Anlage auf dem Gute Seehof bei Gr.-
Lichterfelde O. von dem Herrn Oberstleutnant a. d. Weissenborn.
Teltow, Kurhaus Seehof und A. Rene in Gr. -Lichterfelde ausgeführt und
zeigt, wie der General-Sekretär sich persönlich überzeugte, ein sehr gutes
Gedeihen.
IV. Hierauf machte der Direktor die Mitteilung, dass seitens des Aktienvereins
„Zoologischer Garten" wegen der Grossen deutschen Winterblumen-
Ausstellung Mitte Februar in letzter Zeit äusserst erschwerende Be-
dingungen gestellt seien, so dass der Vorstand und der Programm- Aus-
schluss ein anderes Lokal, den Luisenhof, Dresdener Strasse 34 — 35,
in Aussicht genommen hätten.
Herr Konsul Seifert erläutert dies näher. Der Zoologische Garten
verlange, dass alle Aktionäre und Abonnenten freien Eintritt in die Aus-
stellung haben sollten. Da nun allein 2000 Aktionäre sind, die für sich
und 6 Personen freien Zutritt haben, so würden 14000 der zahlungs-
fähigsten Personen kein Entree zu entrichten haben; dazu kommen noch
die vielen Abonnenten und Freikarteninhaber. Endlich ist jetzt für die
Wintermonate noch ein Abonnement zu halben Preisen eingerichtet, so
dass zu gewärtigen stehe, dass die Räume schon von nicht zahlenden
Personen ganz gefüllt würden; ausserdem liegt aber die Befürchtung vor,
dass die Räume bei der in Aussicht stehenden reichen Beschickung nicht
ausreichen. — Es ist nun gelungen, ein viel geräumigeres Lokal in dem
Luisenhof zu gewinnen. Es enthält derselbe einen sehr geschmackvollen
Konzertsaal in Form eines Theaters mit 3 Rängen, wo überall schönes
Licht vorhanden ist. Ausserdem steht ein im Erdgeschoss belegener und
ein sehr grosser im 2. Stocke befindlicher Raum zur Verfügung. Herr
Konsul Seifert hat mit dem Bevollmächtigten bereits eine vorläufige
Vereinbarung getroffen und sind die Bedingungen sehr günstige.
Nachdem noch die Herren Dressler, Perring, Thiel und andere
den Vorschlag empfohlen hatten, wurde der Luisenhof einstimmig als
Ausstellungslokal angenommen und der Vorstand ermächtigt, einen end-
gültigen Vertrag abzuschliessen.
863. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. ljo
V. Alsdann wurde beschlossen, die gesellige Zusammenkunft nach der Sitzung-
versuchsweise wieder im Restaurant „Kuhstall" abzuhalten und bat Herr
Inspektor Perring, dass alle Mitglieder sich dort einfinden möchten,
damit keine Zersplitterung eintrete, wie das leider im vorigen Jahre
öfter geschehen sei.
VI. Hierauf hielt Herr Hofgärtner Hoffmann einen mit vielem Beifall auf-
genommenen Vortrag über russische und finländische Handels-
gärtnereien. Ueberall zeigt sich in Russland und Finland das
Bestreben, auf eigenen Füssen zu stehen, und ist an eine Hebung des
deutschen Exportes dahin deshalb wenig zu denken. Nachahmungswert ist
für uns, dass mehrere der grössten Gärtnereien in der Stadt selbst
Blumengeschäfte haben und somit möglichst für diese arbeiten, ja dafür
noch zukaufen müssten. Eilers in Petersburg besitzt ca. 00 Gewächs,
häuser und hat in der Stadt 7 Blumenläden, Freundlich in Zarskoje
Selo hat ca. 60 Gewächshäuser und in Petersburg 5 Läden. Ueberhaup:
geht das Streben der russischen Gärtner dahin, möglichst direkt mit dem
Publikum zu verkehren. In Petersburg herrscht eine grosse Liebe zu
Blumen, und diese werden gut bezahlt, aber die Ladenmieten sind auch
sehr hoch. Die Hauptsache ist, dass sich die Petersburger Gärtner ihre
Liebhaber heranziehen; das sollten wir auch thun und das Verständnis
für gute Ware wecken, indem wir den Liebhabern solche vorführen.
Das ist bei uns freilich schwierig, da bei uns der Zwischenhandel so
sehr entwickelt ist. Die Zentral-Markthalle für Blumen in Berlin (in der
Markthalle II, in der Linden- und Friedrich-Strasse) reicht schon nicht
mehr aus, es haben sich noch 63 Bewerber um Plätze gemeldet und muss
die Halle vergrössert werden. — Aber auch in Petersburg macht sich
die Konkurrenz der Blumen von der Riviera schon bemerkbar, dennoch
wird gute eigene Ware noch immer gut bezahlt.
Der Redner besprach dann die grosse Gärtnerei von Nojeff in Moskau
und den blühenden Gartenbau in Helsingfors. Er empfahl schliesslich,
sich an Dresden ein Beispiel zu nehmen, wo mit Hochdruck gearbeitet
wird; nicht vielerlei soll man ziehen, sondern viel.
VII. Im Anschluss hieran legte L. Wittmack eine Photographie der Victoria
regia aus dem botanischen Garten in Helsingfors (Finland) vor,
die Herr Prof Dr. Fredr. Elfving freundlichst übersandt hatte, um zu
zeigen, dass diese Blume auch dort gut gedeiht. Die Blätter haben
einen Durchmesser von 2 m ; das eine zeigt auf der Photographie, um
die Tragkraft zu beweisen, drei auf ihm sitzende Kinder, von denen eins
6 Jahre, eins 3 Jahre, eins 4 Monate alt ist.
Herr Hofgärtner Hoff mann bemerkt dazu, dass der botanische
Garten in Helsingfors auch viele schöne Bäume enthält, so eine herrliche
Gruppe Picea Omorica und La rix americana Michr (L. microcarpa
Bedf). Auch das Alpinum ist sehr schön.
VIII. Der Direktor teilt darauf mit, dass, wie ihm Ihre Excellenz Frau Geheim-
rat von Pommer Esche geschrieben habe, am Mittwoch den
18. Oktober, 1 Uhr, auf dem alten Dorotheenstädtischen Kirchhofe
am Oranienburger Thor das Denkmal ihres am 5. August 1898 dahin-
geschiedenen Sohnes, des Wirkl. Geh. Oberfinanzrates und Provinzial-
544
Eine Bazar-Dekoration.
Steuerdirektors Albert von Pommer Esche, unseres allverehrten
Vereinsdirektors, enthüllt werden soll, und ladet zu reger Beteiligung ein.
IX. Das Preisgericht, bestehend aus den Herren Clemen, Kretsch-
mann und Maecker sprach Herrn Körper-Fürstenwalde für seine
Stauden ein Anerkennungsdiplom zu.
Carl Lackner. Wittmack.
Eine Bazar-Dekoration. )
(Hierzu Abb. -jb.)
nfang Dezember 1897 bekam ich den Auftrag, für die Zwecke eines
Bazars und einer Ausstellung das ehemalige Gräflich Stolbergsche
Palais in der Wilhelmstrasse für den Zeitraum von 8 Tagen zu dekorieren.
Der Bazar war veranstaltet vom Verein zur Pflege armer Wöchnerinnen,
und die damit verbundene Ausstellung betraf die Kindererziehung und Kinder-
pflege. Das ganze ziemlich umfangreiche Unternehmen war von der Berliner
Haute-Volee mit zahlreichen Geschenken ausgestattet worden.
Zur Erhöhung der Einnahmen waren während der Zeit der Ausstellung
durch die Opferfreudigkeit einiger Professoren sowie mehrerer Damen der
höchsten Aristokratie verschiedene Geselligkeits- und Vortragsabende ver-
anstaltet worden, die sich trotz des hohen Entree von 10 M. eines ungemein
starken Besuches zu erfreuen hatten. Fast für jeden dieser Abende musste die
Dekoration in kürzester Zeit dem Zweck entsprechend verändert werden.
Die beigefügte Abbildung stellt ein Büffet dar, welches an einem Thee-
abende den Mittelpunkt des Festes bildete. Bei allen diesen Arrangements
handelte es sich namentlich darum, die sehr wenig konservierten Räume des
Hauses wieder auf einige kurze Augenblicke aufzufrischen und oft grosse kahle
Wandflächen zu dekorieren, die früher vielleicht mit kostbaren Gobelins bekleidet
waren, jetzt aber einen sehr traurigen Eindruck machten, nachdem dieses einst
so grossartige Palais seit mehreren Jahren von seinem fürstlichen Besitzer
verlassen ist und inzwischen nur Hotelzwecken und vorübergehenden Ver-
mietungen hatte dienen müssen. Ausserdem spielte die Platzfrage eine be-
deutende Rolle, da der Andrang zur Ausstellung und noch mehr zu den
Gesellschaftsabenden ein sehr starker war und die Räumlichkeiten zum Teil
recht beengt waren. Aus diesen Gründen wurden die Wände vielfach mit
weissem oder rotem Stoff bekleidet, dabei trug die reichliche Verwendung von
Guirlanden in meist architektonischen Formen wesentlich dazu bei, den alters-
grauen Räumen ein frisches Ansehen zu verleihen. In grosser Menge habe
ich ferner — namentlich auf den Treppen und Korridoren — Wacholder und
Rottannen verbraucht, sollte doch der ganze Charakter des Unternehmens
eine weihnachtliche Stimmung verursachen.
Durch Verbindung von Stoffdekorationen mit Guirlandenverzierung war
auch das Gerüst zu dem erwähnten Theetisch hergestellt, der den Mittelpunkt
des Verkehrs an einem Theeabend bildete, zu welchem sich die Elite der
Berliner Gesellschaft zusammengefunden hatte. An der Rückseite des Büffets
*) Yergl. Gartenflora 18(17 S. 654.
Russlands PHanzenschätze in unsern Gärten.
545
waren zwei kuppelförmig mit weissem Stoff bekleidete Fensternischen angebracht,
um einen kleinen Wald von Tannenbäumen aufzunehmen. Die aus dem Grün
der Tannen herausragenden weiblichen Figuren mit den Beleuchtungskörpern
vervollständigten das Ganze zu einem stimmungsvollen Bilde. Der vordere
Teil des Tisches war durch Guirlanden von Asparagus-Ranken, durch Palmen-
wedel und kleine bouquetartige Arrangements von leichterem Grün, mit
blühenden Blumen durchsetzt, geschmückt. Echt chinesische kunstvolle Lampions
und einige feinere orientalische Dekorationen vervollständigten die Wirkung
dieses Theetisches.
Grunewald-Berlin. Robert Müller, Landschaftsgärtner.
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Abb. 75. Theetisch im Stolberg'schen Palais
bei der historischen Ausstellung für Kinderpflege und Kindererziehung.
Vom Landschaftsgärtner Robert Müller, Grunewald.
Russlands Pflanzenschätze in unsern Gärten.
Vortrag, gehalten in der feierlichen Sitzung der Kaiserlich-Russischen Gartenbau-Gesellschaft
zu St. Petersburg am 19. Mai 1899 von L. Wittmack.
Anhang.
Verzeichnis der Blumen aus der Flora Russlands in unseren Gärten.
Während im Vorstehenden hinsichtlich der Blumen nur eine kleine Aus-
wahl getroffen wurde, möge als Anhang ein ausführlicheres Verzeichnis der-
selben folgen. Für Gehölze ist namentlich Koehnes deutsche Den-
drologie, Kochs Dendrologie, Dippel, Handbuch der Laubholzkunde, und
Beissners Handbuch der Nadelholzkunde bei der Auswahl benutzt worden,
für die Blumen dagegen besonders der Index Kewensis, die Gartenflora (vor allem
Z.A.Q Russlands Pflanzenschätze in unsern Gärten.
die Reisebeschreibungen Dr. Albert Regeis in den Jahrgängen 1876, 1880, 1881),
Grisebach, Vegetation der Erde, Englers Jahrbücher und Vilmorins illustr.
Blumengärtnerei von Siebert & Voss zu Rate gezogen. Die Anordnung der
Familien ist nach letzterem Werk. Es sind nur die gärtnerisch wichtigeren,
nicht alle in den botanischen Gärten kultivierten aufgenommen, um nicht
zu viel zu geben.
Ranunculaceae: Clematis fusca Turcz. aus Nordasien, C. heracle'ifolia;
D. C. mit vielen Formen, blau oder weiss, Ost-Sibirien, Nord-China, Japan,
C. orientalis L. mit der Unterart graveolens, Asien, Kaukasus; Thalictrum
petaloideum L., weiss; Ranunculus asiaticus; Caltha polypetala, Kaukasus,
Nord-Persien; Trollius caucausicus Stev., T. altaicus, C. A. Mey.; T. patulus,
Kaukasus, T. Ledebouri Rchb., Sibirien, T. asiaticus L. Sibirien, mit europaeus
der schönste.
Ganz besonders schön sind die Helleborus, z. B. abschasicus A. Br.
Kaukasus, mit ihren vielen Gartenformen und H. guttatus A. Br. et Sauer bei
Tiflis, ferner H. Kochii Schiffn., Kaukasus.
Actaea davurica Franchet, dem Aruncus Silvester im Habitus ähnlich.
Aquilegia viridiflora Pall., Ost-Sibirien, A. sibirica Lam., lila oder
fleischrot, Sibirien und Amur, A. glandulosa Fisch., Altai.
Delphinium cheilanthum Fisch., Sibirien, schön himmelblau, D. grandi-
florum L., Sibirien, China, D. hybridum Well., Kaukasus, Ungarn, L. elatum,
Sibirien und Schweiz, D. speciosum M. B., Kaukasus, D. triste Fisch., Sibirien.
Paeonia Wittmanniana Hartw., Kaukasus, gelb, selten, P. obovata Max.,
Ostsibirien und Japan, auf Gebirgsspitzen, Paeonia tenuifolia L., Südosteuropa
und Kleinasien. In Pallas sind abgebildet: Paeonia albiflora, sibirica, hybrida
und tenuifolia.
Menispermaceae: Menispermum davuricum D. C. für Felsen.
Berberidaceae: Epimedium pinnatam, Persien, Kaukasus, gelb.
Papaveraceae: Papaver Orientale L., Armenien, Kaukasus.
Fumariaceae: Corydalis Ledebouriana, Kar. et Kir., Altai, purpurn,
C. Kolpakowskyana Rgl., Turkestan, rosenrot und weisslich, C. Semenowii
Rgl.. gelb, C. Sevverzowii Rgl., goldgelb, wohl der schönste der gelben,
C. nobilis Pers., Sibirien, etwas empfindlich.
Von Cruciferen ist ein erster Frühjahrsblüher Arabis albida Stev. vom
Kaukasus (siehe S. 514), ferner zu nennen : Macropodium nivale R. Br. vom
Altai, bei uns nur auf Alpenanlagen, Alyssum podolicum Boiss (Schivereckia
podolica Andr.), selten.
Allbekannt ist das schöne, safrangelbe Erysimum Perowskianum,
F. et M. vom Kaukasus, Aethionema grandiflorum, Boiss. et Hohen, vom
Elbrus, karminpurpurn, Crambe cordifolia.
Violaceae: Viola altaica Pall. (Siehe S. 514.)
Unter den Nelkengewächsen haben wir eine stattliche Reihe: Silene
compacta Hörn, vom Kaukasus, S. Schafta Gmel., Kaukasus. Lychnis chalce-
donica L., nach Grisebach die Lilie der Bibel, L. fulgens, Sibirien und
L. Haageana (Bastard zwischen beiden vorigen), ferner Gypsophila elegans M. B.,
Kaukasus, Taurien, G.acutifolia Fisch., desgl. G. altissima, Sibirien, G. Steveni,und
glauca Kaukasus. Ferner Cerastium Biebersteinii D. C, Taurien, ähnlich wie
C. tomentosum, zu Einfassungen.
Russlands Pflanzenschätze in unsern Gärten. C47
Malvaceen: Althaea ficifolia Cav., Sibirien.
Geraniaceen: Granium ibericum Cav., Kaukasus.
Papilionaceae: (Vergl. S. 511.) Lespedezia bicolor Turcz., Amur und
Sibirien. Calophaca wolgarica und grandiflora, Südrussland, Lathyrus rotundi-
folius. Taurien.
Rosaceae: Potentilla Salessowi, Sibirien, davurica, parviflora, Songarei.
Saxifragaceae: Bergenia (Saxifraga) cordifolia A. Br. und crassifolia
Engl., Altai. Saxifraga Cymbalaria L., Orient, Kaukasus.
Crassulaceae, Sedum Sempervivum Led., Kleinasien, sehr beliebt,
scharlachrot; S. Maximowiczii RgL, Sibirien, goldgelb, S. Ewersii Ledeb.,
purpurrosenrot, S. spurium M. B., rosenrot, S. roseum Stev., S. populifolium
L., Sibirien. Sempervivum caucasicum, Rupr.
Umbelliferen: Heracleum villosum Fisch. (H. giganteum), Taurien,
Kaukasus; H. caspicum D. C; EL erubescens M. B., Kaukasus, Taurien, wie
11. persicum Dest. alles prächtige Solitärpflanzen; H. platytaenium Boiss.
Orident, Peucedanum Besserianum D. C, bei Odessa.
Dipsaceen: Scabiosa caucasica M. B., Kaukasien, Songarei. (Siehe S. 515.)
Compositae: Artemisia Stelleriana Boiss., Kamtschatka; A. frigida.
Höchst wertvoll sind Chrysanthemum Marschallii Aschers. (Pyrethrum
roseum AI. B.) und Chr. roseum, Web. et Mohr. (P. carneum M. B.), die be-
kannten Insektenpulver-Pflanzen (Siehe S. 515)- Von den 1000 Arten Senecio
ist nur S. flammeus D. C, in Dahurien auf Wiesen, zu nennen. Die nahe
verwandten Ligularien, für Mittelasien so charakteristisch, sind fast nur durch
Ligularia sibirica Cass. aus Osteuropa und dem Kaukasus vertreten.
Inula glandulosa Willd. vom Kaukasus ist eine hübsche Staude mit grossen
gelben Blütenköpfen. Von Kornblumen ist Centaurea depressa M. B.,
Kaukasus und Kleinasien, unseren blauen Kornblumen sehr ähnlich, C. deal-
bata Willd., Kaukasus und Nordasien, rotblühend, hat Blätter, die unterseits
schneeweissfilzig sind, erreicht aber nicht die Schönheit von C. pulcherrima
Willd., Gebirge Kleinasiens, Iberien, mit purpurroten Blüten. Schön ist endlich
Mulgedium macrophyllum D. C, Kaukasus und Klein -Asien, eine
Schattenpflanze ersten Ranges.
Campanulaceae. Adenophora liliifolia Ledeb. aus Osteuropa und Sibirien,
nur ein bescheidenes Blümchen, für Halbschatten geeignet.
Ostrowskia magnifica RgL, aus Mittelasien, Bucharei, ist die schönste
Glockenblume, aber immer noch selten, in Baden-Baden bei Max Leichtlin,
vollkommen hart. Noch weniger bekanntistSymphyandraWanneriHeuff. (Campa-
nula Wannen Roch.). S. pendula A. D. C. u.ossetica vom Kaukasus sowie Phyteuma
campanuloides M. B. Von eigentlichen Campanula haben wir C. alliariaefolia
Willd. (C. macrophylla) vom Kaukasus, C. punctata Lam., Ostsibirien.
Die Cyananthus-Arten von den Gebirgen Mittel- und Ostasiens sind noch
sehr selten, höchstens in Alpenanlagen, ebenso die von dort stammenden
Codonopsis-Arten. Viel bekannter ist Platycodon grandiflorus A. D. C.
in der Mandschurei, China und Japan.
Plumbaginaceae. Ausserordentlich reich sind die Statice -Arten, so
Statice venusta Fenzl. (Armeriastrum dianthifolium O. Kuntze), Taurus. Statice
tatarica L. (Goniolimon tatari cus Boiss.), rosenrote, allbekannte Art, ähnlich
G. callicomus Boiss., G. eximius Boiss., sehr schön, S. conspicua Sims., chinesisch-
54§_
Russlands Pflanzenschätze in unsern Gärten.
songarische Steppe, sehr schön, G. eximius, Songarei, China. G. elatus Boiss.
Südrussland, schön violettrot, alle auch für Trockenbouquets. G. Kaufmannianus
Voss (St. K. Regel), Gebirge Ost-Turkestan. Statice latifolia Lam. ist ein Kind
des Kaukasus und viel bei uns gepflanzt. Neuerdings bekannt geworden sind
Statice Suworowii Rgl. aus West-Turkestan und S. superba Rgl. (S. Suw.
leptostachya) wegen ihrer schönen rosaroten Blüten.
Die Primulaceae sind besonders vertreten durch die schöne P. cortu-
soides L., Sibirien und Altai, ähnlich der P. Sieboldii Morr., aber härter,
purpur-rosenrot, P. Kaufmanniana Rgl.,Turkestan, ähnlich, tiefviolett, P. amoena
M. B., Kaukasus, Elbrus, purpurrot, P. nivalis Pall., Altai, Turkestan, Tibet,
Himalaya, purpur-weiss, eine der schönsten Freilandprimeln (P. purpurea Rgl.),
auch einige Cyclamen, wie C. Coura und iberium verdanken wir Russland.
Im Allgemeinen ist aber Mitteleuropa reicher an Primeln als Russland.
Vergl. die Tabelle S. 507.
Gentianaceae: Gentiana septemfida, Kaukasus, Taurien; G. algida.
östliches Sibirien, und viele andere Arten.
Asperifoliaceae, Altaigebirge; Symphytum caucasicum, Kaukasus;
Myosotis amoena, Kaukasus; Arnebia decumbens, Nordafrika, Südostrussland,
Sibirien, Altai.
Convolvulaceae: Convolvulus dahuricus, Taurien, Kaukasus, Sibirien.
Scrophulariaceae: Verbascum speciosum, Armenien, Nordpersien;
Veronica squamosa, Europa, Altai; V. gentianodes, Gebirge Iberiens und des
Kaukasus.
Dracocephalum Moldavica. Südöstl. Europa; D. Ruprechtii, Turkestan;
D. Ruyschiana. Europa, Russisch- Asien; D. altaiense, Altaigebirge; D. imberbe,
Alpen Sibiriens, Dschungarei.
Nepeta sibirica, Altaigebirge; N. grandiflora, Kaukasus; N. Mussinii, Ge-
birgsweiden Kleinasiens, Kaukasus.
Stachys grandiflora, Sibirien. Scutellaria altissima, Südosteuropa, Kau-
kasus. Eremostachys laciniata, Orient, Kaukasus. Phlomis tuberosa, Osteuropa,
Mittelasien.
Polygonaceae: Polygonum sachalinense, Insel Sachalin; S. baldschu-
anicum, Buchara.
Rheum undulatum, Tatarei, Südsibirien; R. officinale. Hochgeb. Tibets;
R. palmatum, Gebirge Tanguts, Tatarei.
Monokotyledonen: Iridaceen sind, wie schon S. 515 gesagt, in nicht weniger
als 38 Iris vertreten u. a.: Iris Bakeriana, dunkelblau, Histrio, histrioides,
ensata (pabularia), laevigata, reticulata, iberica, caucasica, critronengelb,
orchioides, orangegelb, Fosteriana persica, beliebte Treibsorte, Suwarowi
Kolpakowskyana, Krelagei, rötlich-purpur, reticulata.
Amaryllidaceae: Galanthus latifolius, Kaukasus; plicatus Krim.,
Ixiolirion tataricum (I. montanum var. tatarica), Kolpakowskyanum, Turkestan.
Liliaceae: Vor allem Tulpen, in 30 Arten. T. Gesneriana und biflora
schon im südlichen europäischen Russland, erstere aber bis zum Altai und
Amur verbreitet; ferner T. Karelini, Sewerzowi, Batalini, zwergartig blassgelb,
linifolia, Scharlach; Maximowiczii, montana (wollig behaart), turkestanica, sehr
früh, weiss und gelb; violacea, die allerfrüheste, magentarot; Kolpakowskyana,
suaveolens, Südeuropa und Kaspisches Meer; T. Greigei, Turkestan, nach Regel
Scharnbergs Blumenladen in Hamburg. ^q
der König der Freilandtulpen, erfriert leicht im Frühjahr (vergl. auch S. 514)-
Kaufmanniana, rosafarbig, besser als turkestanica; Eichleri, Transkaukasien;
Eremurus spectabilis, Kaukasus; Olgae, Turkestan, robustus dgl., Elwesianus,
Bungei, himalayensis. Von Lilien erstreckt sich unser Türkenbund, Lilium
Martagon, bis Sibirien, von Russland eigenen sind zu nennen: L. davuricum,
(L. monadelphum feuerrot) var. Szowitzianum schwefelgelb, tenuifolium, Altai,
Amur.
Colchium speciosum Stev., Kaukasus; C. candidum, Taurien und klein-
asiatische Gebirge in 1100 m Höhe.
Allium Rosenbachianum, giganteum, oreophilum, stipitatum, coeruleum,
asiat. Russland; Puschkinia scilloides, Kaukasus, blau; Scilla puschkinoides,
Turkestan; S. cernua Red. (fälschlich sibirica) von Serbien durch mittel- und
südeuröpäisches Russland (siehe S. 514), Sternbergia macrantha und Fischeri.
Scharnbergs Blumenladen in Hamburg.
~SV^ "Teichen Aufschwung in der Gärtnerei die Bindekunst genommen, war
7^^ auf den Ausstellungen der letzten Jahre in Berlin, Dresden, Hamburg.
Leipzig, St. Petersburg etc. zu erkennen, und ist es geradezu erstaunlich, wie
sich der Geschmack des Publikums in den letzten 25 Jahren geändert hat.
Während es vor 1870 in allen grösseren Städten nur vereinzelte Blumen-
und Pflanzen-Geschäfte gab, welche neben dem Verkauf von Topfpflanzen, ein-
fachen Gewinden, Kränzen und Guirlanden eigentlich nur die sogenannten
französischen Bouquets von angedrahteten, kurzstieligen Blumen (Camellien, gef.
Primeln, Veilchen, Rosen, Maiblumen u. s. w.) gefertigte, in Papier oder
Spitzenmanchetten gehüllte, teilweise Mosaikwagenrädern gleichende abgeflachte
»Bindereien« gab, zu welchen Draht und Drahtgestelle unerlässlich waren,
erfordert das heutige Blumengeschäft neben einem hervorragenden Talent künst-
lerische Auffassung, Kenntnis der Farbenlehre und vor allem Anpassung an
den modernen Geschmack.
Die Blumengeschäfte vor einem Vierteljahrhundert glichen sich nahezu
in allen Städten. Ein einfach eingerichteter Laden mit einem oder zwei
■ grösstenteils kleineren Schaufenstern, einige Topfpflanzen und vorstehend ge-
schilderte Bouquets enthaltend, bildeten den mit Petroleumlampen, hin und
wieder auch mit Gasflammen spärlich erleuchteten Verkaufsstand, während
heute fast jedes Blumengeschäft durch den verwöhnten Geschmack des Publikums
wie durch die Konkurrenz gezwungen ist, für das Schaufenster zu arbeiten,
d. h. fast täglich eine Ausstellung kleineren Stils zu veranstalten.
Ein Beweis, wie schnell die Anforderungen an die »Bindekunst« in jeder
Beziehung gestiegen sind, liefert die in Hamburg seit 1876 bestehende Firma
H. Scharnberg, St. Georg, Steindamm Xo. 31. In einem kleinen, bescheidenen
Keller begründet, hat sich dieses Geschäft in den letzten 23 Jahren so ent-
wickelt, dass sich der Inhaber veranlasst sah, dasselbe dem heutigen
verfeinerten Geschmack des Publikums entsprechend zu verlegen, und zwar
nach einem hochmodernen Eckladen. Es sind in diesem Verkaufshallen ge-
schaffen, die besonders des Abends bei elektrischer Beleuchtung einen feen-
haften Eindruck hervorrufen. Welches Geschäft eignete sich auch wohl gerade
lcq Pellionia Daveauana, eine Kanonierpflanze.
besser dazu, die technischen Errungenschaften der Neuzeit auszunutzen, als
eine Blumenhandlung.
Herr Scharnberg hat ein Blumen-Warenhaus bezw. Blumen-Atelier ge-
schaffen, das mit seinen Einrichtungen und Austattungen in Deutschland
wohl kaum seines Gleichen findet, und dasselbe dürfte bis auf weiteres das
Ziel aller Hamburg besuchenden Kollegen sein.
Der Laden selbst bietet eine Ausstellung von Pflanzen- und Blumen-
Arrangements; bei der Einrichtung aber haben die hervorragendsten Künstler
und Architekten mitgewirkt, denen es gelang, ein Werk zu schaffen, welches
die Bewunderung aller Kenner erregt. Von 10 Bogen- und vielen Glühlampen
erleuchtet, präsentieren sichdie von demDekorationsmaler J. Schott ausgeführten
Malerarbeiten auf das vorteilhafteste, desgleichen die vorzüglich gelungenen
Arbeiten des Tischlermeisters Kobrow jr. Die gesamte geschnitzte Laden-
einrichtung, von Genanntem hergestellt, ist aus Naturholz in englisch grüner
Farbe gehalten. Während englische rotseidene Polsterstühle und Diwans zum
Ausruhen einladen, findet das kaufende Publikum Gelegenheit, an einem
eleganten Schreibpult im Geschäft selbst Korrespondenzen zu erledigen, ebenso
sind für dasselbe Wascheinrichtungen geschaffen, kurzum der Inhaber hat es
verstanden, allen modernen Anforderungen Rechnung zu tragen. Die Räume
zur Anfertigung der Bindereien, zur Aufbewahrung der Pflanzen, Blumen und
aller in einem modernen Blumengeschäft erforderlichen Hilfsmittel, als Körbe,
Jardinieren, Porzellan, Glas, Band, Papier etc. sind auf das praktischste ein-
gerichtet und zeugen von der Tüchtigkeit des Geschäftsinhabers, nach dessen
Angaben die Bauten von dem Architekten J. Faulwasser und dem Maurer-
meister J. H. C. Harten ausgeführt wurden. Sämtliche oberen und unteren
Räume sind mit einer Dampfheizung versehen, ferner besorgen Spülvorrichtungen
die schnellere Reinigung der Schaufenster.
Pellionia Daveauana, eine Kanonierpflanze.
(Hierzu Abb. 76.)
lie bekannte Urticacee Westindiens, Pilea serpyllifolia, deren besonderer
d^£^ Reiz darin besteht, dass die Blütenknospen nach dem Bespritzen oder
Eintauchen der ganzen Pflanze platzen und den Blütenstaub in kleinen Wölkchen
von sich werfen, was ihr den Namen Kanonier-, Artillerie- oder Feuerwerks-
pflanze eintrug, wird weit übertroffen durch die hübsche Pellionia Daveauana.
Auf kräftigen Stielen stehen die Batterien über dem zierlichen Blattwerk
aufgepflanzt. Der ganze Vorgang des Explodierens ist um das Doppelte heftiger,
wie auch die Knospen resp. Blumen in denselben Grössenverhältnissen der Pilea
gegenüber stehen.
Ganz abgesehen von den übrigen Vorzügen der Pflanze, den reizend
braunrot und silbrig-grün gefärbten Blättern, welche sich in der Art der
Tradescantien nach allen Seiten herabhängend präsentieren, ist diese Kanonade
ein höchst interessantes Schauspiel. Selten platzt die Knospe auf einmal und
zeigt dann die Umwandlung in einen fünfteiligen, weissen Stern: in den meisten
Fällen lösen sich die Teile derselben einzeln, den Blütenstaub bei ruhiger Luft
nach allen Richtungen schleudernd. G. Kittel, Grossbaudiss (Schlesien).
Die Ausstellung der Deutschen Dahlien-Gesellschaft.
i>5_l
Die Ausstellung der Deutschen Dahlien-Gesellschaft
am 23. und 24. September im Orangeriegebäude des Leipziger Palmengartens
war für die Veranstalter derselben ein voller Erfolg. Die einfach, aber passend
dekorierte Halle Hess die grossen Sortimente abgeschnittener Dahlien auf
langen, breiten Tischen voll zur Geltung kommen; die verschiedenartige Aus-
stellungsweise, in Gläsern, auf Moos, mit und ohne Laub, half eine sonst kaum
ausbleibliche, obwohl farbenprächtige Einförmigkeit vermeiden. Das Platz-
komitee und die Aussteller hatten tüchtig gearbeitet, damit die Ausstellung um
1 1 Uhr morgens programmgemäss in Anwesenheit einer zahlreichen Gesell-
Abb. 76
Pellionia Daveauana, eine neue Kanonierpflanze in einer Ampel
Photographien von G. Kittel.
schaft durch C. Kotte-Perlin eröffnet werden konnte, welcher in einer kurzen
Ansprache die Ziele der D. D. G. klarlegte. An beiden Tagen war der Besuch
der Ausstellung ein überaus reger, am Nachmittage des zweiten Tages geradezu
beängstigend. Als praktisch hat sich die Neueinrichtung bewährt, sämtlichen
Ausstellungsgruppen tadellose Blumen zu entnehmen, dieselben auf einem
Tische, deutlich mit Namen bezeichnet, zusammenzustellen, um dem Publikum
die Auswahl der schönsten Sorten zu erleichtern. Von einer Preis-
zuerkennung hatte man abgesehen, dafür jedoch an das Publikum Schön-
heitskonkurrenzzettel verteilt, hauptsächlich deshalb, um eine tiefere Anteil-
nahme an die ausgestellten Objekte zu bewirken. Das Resultat einer solchen
Abstimmung hat nach Ansicht des Referenten nur einen geringen Wert; die
cc.2 Die Ausstellung der Deutschen Dahlien-Gesellschaft.
Konkurrenzzettel haben jedoch angesprochen und sind fleissig benutzt
worden.
Obwohl die letzten nasskalten Wochen der Entwickelung von Dahlien-
blumen durchaus nicht günstig gewesen waren, so hatten die Aussteller doch ein
durchweg gutes Material gebracht, welches den Interessenten ermöglichte, sich
besonders über die Neuheitenblumen ein Urteil zu verschaffen. Zwar ist ein
solches Urteil auch nur einseitig, denn ausser Bau und Farbe sind die sonst
wissenswerten Eigenschaften nur den Beschreibungen in den Katalogen zu ent-
nehmen. Ich will mich in folgendem deshalb kurz fassen und nur der Neu
heiten etwas eingehender gedenken.
Die Sammlung von Goos und Koehnemann aus Nieder-Walluf war in
Bezug auf Aufstellung und Blumen tadellos. Die Neuheiten eigener Zucht ge-
fielen allgemein; „Nibelungen", karmesinrot, schwarz-sammetig angehaucht, ist
der Beginn einer neuen Rasse, da sie eine ausgesprochene Nadelform zeigt;
„Sieglinde", ist hellbernsteinfarbig und ,, Siegmund" leuchtend rosakarmin. —
„Capt. Broad", feurigscharlach, Countess of Lonsdale, Viscountess Sherbroke,
Konigin Wilhelmina, Mrs. Dixon, Loreley, Hohenzollern, Britannia, Ruby,
Keynes White, Brema u. a. m. sind, jede in ihrer Art, von ausgesuchter
Schönheit. Auffällig war, dass fast in allen Kollektionen ., Brema" sehr massig
ausgebildet war, ihr scheint das Wetter nicht gepasst zu haben.
G. Bornemann, Blankenburg a. EL, brachte eine kleine, aber gewählte
Neuheiten-Auswahl, unter denen mir besonders folgende gefielen: Mary Service,
Falka, Alfred Vasey, A. F. Angus, Grace Darling, Capt. Broad und Ruby. Die
Interessenten werden in den Katalogen der betreffenden Firmen dasNötige finden.
Ed. Krass, Mariendorf bei Berlin, zeigte Elsa, Hertha und Meteor in gut
ausgebildeten Blumen vor, J. C. Schmidt, Erfurt, zwei, Bravo und Trumpf
genannte Neuheiten, über deren Wert ich aber noch kein Urteil abgeben möchte.
H. Severin, Kremmen bei Berlin, brachte als Neuheit „Witwe Haacke",
welche in Form und Farbe an Loreley erinnert.
Nonne & Höpker aus Ahrensburg brachte sowohl qualitativ als quanti-
tativ eine ungemein reichhaltige Sammlung abgeschnittener Blumen. Ausser
bereits genannten Sorten gefielen besonders Austin Cannell, Cinderella, Herder,
Fritz Reuter, Schiller, König von Siam, Miss Webster, Ensign und The Clown.
Als Verbesserung der bekannten Charlotte Deegen brachte ihr Züchter Max
Deegen aus Köstritz die „Sonnenstrahlen", citronengelb, weiss geflammt, ausser-
dem noch eine Reihe nummerierter Neuzüchtungen, welche erst im nächsten
Jahre in den Handel gelangen.
Daiker & Otto - Langenweddingen hatte besonders gut ausgebildet
„Badenia" ausgestellt. In Form der immer noch schönen Gloriosa gleich,
unterscheidet sie sich durch eine scharlachrote Strichelung und Streifung auf
goldorangefarbenem Grunde. Der Hohenzollern ähnlich, aber dunkler im
Ton ist Halloria, eigene Züchtung von Max Rosenberg in Halle a. S.
Auch W. Tölkhaus, Broxten, Post Venne, stellte unter Nummern eine
Anzahl von Neuheiten aus. Die Flut von Neuheiten wächst gewaltig, eine grosse
Anzahl von Neuheiten wird ebenso schnell verschwinden als sie aufgetaucht ist,
es wird immer schwerer, das Bessere vom Guten zu scheiden.
Halbentz & Engelmann, Zerbst, brachte zur Freude vieler neben den
Kaktusdahlien auch noch eine Auswahl von Pompondahlien. Sie sind in ihrer
Berichtigung. — Kleinere Mitteilungen. S^^
Art doch auch sehr schön, und es ist eigentlich etwas undankbar, sie ganz
über Bord werfen zu wollen. Ich kann es Herrn Engelmann nicht verdenken,
wenn er sie ebenso behütet und pflegt wie die Modedahlien, wir wissen doch
nicht, wie manche Erinnerung er mit ihnen gemeinsam hat. — Ich will nicht
monoton werden, muss deshalb über die übrigen Aussteller kurz hinweggehen,
trotzdem ihre Leistungen das vollste Lob verdienen, über ihre ausgestellten
Gegenstände liesse sich noch manches Interessante sagen. Es hatten sich um
das Gelingen der Ausstellung noch verdient gemacht: Otto Mann, Leipzig-
Eutritzsch mit Topfexemplaren, einfachen, Dekorations- und Kaktus-Dahlien;
Koehler und Rudel - Altenburg mit guten, abgeschnittenen Blumen, desgl.
H. Zimmermann-Roitzsch bei Würzen, Aug. Dieckvoss-Leipzig-Paunsdorf, Richard
Tasche-Leipzig-Leutzsch, Th. Moench jr. -Leipzig, Hoflieferant J. C. Hanisch-
Leipzig. Kohlmannslehner & Schwencke-Berlin-Schöneberg, die Stadt. Garten-
verwaltung Vogelgesang-Magdeburg (Obergärtner Schreiber), und last not least
W. Knopf-Rossdorf-Genthin.
Die Binderei war im allgemeinen nur massig vertreten, da die Aussteller
derselben nur lokales Interesse haben, so sei sie hiermit erwähnt.
Am 24. September, mittags 11 Uhr, fand eine zahlreich besuchte Sitzung
im weissen Saale des Palmengartens statt, welche recht interessante Themata
behandelte und sich speziell mit dem weiteren Ausbau der Gesellschaft
befasste. Es wurde beschlossen, den Jahresbeitrag auf 6 Mark (statt 10 Mark)
vom nächsten Jahre an festzusetzen, Frankfurt a. M. (Palmengarten) zum
nächstjährigen Versammlungs- und Ausstellungsort zu wählen und in Paris
nicht auszustellen. Ein gemeinsames Festessen hielt die aus Nah und Fern
herbeigeeilten Kollegen noch längere Zeit zusammen und alle schieden in dem
Bewusstsein, Zeit und Geld in Leipzig nicht umsonst geopfert zu haben.
Mönkemeyer- Leipzig.
Berichtigung.
Heft 19 S. 527. Der Wohnort des Verfassers der Anweisung zur Kultur
der Artischocken, Herr Obergärtner Beuster, ist nicht Rixdorf, sondern
Biesdorf bei Berlin.
Kleinere Mitteilungen
Der Park in Neu Strelitz und Lenne. | regelmässige Teile in seinen Garten-
in der Schilderung des Ausflugs nach ] anlagen entworfen hat, vielmehr dass
Neu-Strelitz (Heft 18 vom 15. Septbr.
Seite 491) wird angegeben, dass Lenne'
anfangs der 20er Jahre die Anlage des
alten Teils des jetzigen Parks im Stile
Lenötres in symmetrischer Ein-
teilung zur Ausführung brachte.
Lies muss ein Irrtum sein. Es ist
ausgeschlossen, dass Lenne anfangs
der 20er Jahre selbst nur beschränkte
er gar im Stile Lenötres Schöpfungen
gedacht. Damals wurde Lenne aus-
schliesslich von der freien malerischen
Bildungsweise beherrscht. Nur in ihr
bewegte er sich. Die ersten An-
regungen zur regelmässigen Anordnung
der Umgebung des Hauses sind auf
den KronprinzFriedrich Wilhelm (später
König Friedrich Wilhelm IV.) zurück-
554.
Kleinere Mitteilungen.
zuführen und gehen nicht weiter als
in die Mitte der zwanziger Jahre zurück.
Er hatte italienische Vorbilder im Sinne.
Schinkel verfolgte diese Anregung
weiter. Für Meyer wurde diese gerade
in seine Entwicklung fallende Zeit-
strömung der Anlass, der Anordnung
der regelmässigen Teile im Garten ein-
gehendes Studium zu widmen und es
hierin zu einer hervorragenden Meister-
schaft zu bringen. Ueber ein Gewähren-
lassen seines Schülers Meyer ist Lenne
in den seinen Namen tragenden Garten-
anlagen, soweit sie regelmässige Teile
enthalten, wohl kaum hinausgegangen.
Ich bezweifle, dass er je grössere
regelmässige Teile in seinen Anlagen
selbständig entworfen.
In Neustrelitz hat Lenne vielleicht
einen älteren regelmässigen Garten
vorgefunden und diesen in seinen
wesentlichen Formen, dem Beispiel
seines Lehrers S k e 1 1 folgend
(Schwetzingen, Nymphenburg), beim
Entwurf der Neuanlage erhalten.
G. Schoch, Magdeburg.
Odontoglossum blandum, Rchb. fil.
Wie bei vielen anderen Orchideen ist
bei dieser schönen Spezies eine falsche
Behandlung die Ursache ihrer grossen
Seltenheit, und dürfte die Kenntnis
ihrer heimatlichen Lebensweise zur
Nachahmung und erfolgreichen Kultur
führen. Vergeblich wird sie in den
Sammlungen gesucht, und es werden
nur wenige der grösseren Liebhaber
sie noch besitzen.
Odont. blandum ist eine derjenigen
Orchideen, welche ihrer Einführung
nicht geringe Schwierigkeiten ent-
gegensetzte. Tausende von Pflanzen sind
gesammelt und importiert worden,
beinahe alle sind sie entweder schon
auf der Reise oder in der Kultur durch
Fäulnis wieder zu Grunde gegangen.
Als Blunt 1863 — 1865 in Neu-Granada
Orchideen, besonders Odontoglossum,
sammelte und auch diese Art fand,
sandte er eine stattliche Zahl nach
Europa; dieser ging es wie denen von
Roezlund anderen späteren Sammlern,
nur wenige lebende Pflanzen sollten
uns erreichen. Im Jahre 1871 kam
die erste Pflanze in Chiswick zur Blüte,
welche einer Auktion gemischter Or-
chideen, aus den bekannten Auktions-
Lokalitäten von Stevens entstammte.
Erst 1879 &elang es Herrn Kalbreyer
durch besonders gewissenhafte Packung
und durch die Beförderung auf dem
Magdalenenstrom eine grössere Menge
gesunder Pflanzen einzuführen.
Auf dem Alto de Camerone, einem
Ausläufer der östlichen Gordilleren
von Neu-Granada, welcher mit dem
Magdalenenstrom parallel läuft und in
dessen Nähe die Stadt Ocana liegt, ist
die Heimat dieses schönen Odonto-
glossum. Es wächst dort in fort-
währender Feuchtigkeit auf den moos-
bedeckten Stämmen verschiedener
Melastomaceen in einer Meereshöhe
von 5500 — 6500 Fuss und blüht fast
das ganze Jahr in diesen Verhältnissen.
Die Nässe soll dort infolge der Regen-
zeit so gross sein, dass das Wasser
fortwährend an den Stämmen herab-
rieselt, während die alles überziehenden
Moospolster berufen sind, durch
Sättigung die Feuchtigkeit für lange
Zeit hinaus aufzuspeichern.
Odont. blandum ist eine niedrige
Art mit zusammengepressten ellip-
tischen Bulben in Wallnussgrösse.
Blätter schmal, lanzettlich, 15 — 25 cm
lang. Blütenrispe geneigt, von der
Länge der Blätter. Blumenblätter
lanzettförmig in eine scharfe Spitze
auslaufend, rein weiss, rötlich-
purpur gefleckt. Lippe oval, zu-
gespitzt, wellig und fein gezähnt
mit zwei grösseren Flecken auf dem
schmalen oberen und mehreren kleinen
zerstreut liegenden Punkten auf dem
breiteren mittleren Teil. Der Kelch
endigt in zwei gelbe stosszahnförmige
Plättchen. Die Säule zeigt 3 — 4 ge-
gabelte Schuppen auf jeder Seite der
Spitze.
Unser Odontoglossum ist nun leider
ebenso selten als schön, und die
wenigen glücklichen Besitzer desselben
sollten es sich angelegen sein lassen,
es mit erneutem Fleiss weiter zu
züchten und womöglieh für Vermehrung
zu sorgen, da Herr Kalbreyer s. Z.
versicherte, dass es auf dem einzigen
bis jetzt bekannten Fundorte, dem be-
sagten Alto de Camerone fast völlig
ausgerottet und vorläufig auf keine
weiteren Importe zu rechnen sei.
G. Kittel.
Kleinere Mitteilungen.
153.
Die San Jose-Laus in Illinois
(nach University of Illinois Agri-
cultural Experiment Station Urbana,
July 1899, Bulletin No. 56. Recent
work on the San Jose Scale in Illinois:
Neue Arbeiten über die San Jose-
Schildlaus in Illinois.)
Es sind jetzt 11 neue inlizierte Stellen
aufgefunden, im ganzen 30, besonders
an jungen Bäumen. Betreffs der
Untersuchung der Baumschulen sagt
S. A. Forbes, der Staatsentomologe,
mit Recht, dass der Inspicient sehr
vom guten Willen der Baumschul-
besitzer abhängt, ob sie ihm ihr
ganzes Terrain zeigen oder nicht, ob sie
nur die in der Baumschule stehenden
Bäume, die besichtigt sind, verkaufen
oder zukauten. In 9 von 21 behandelten
Stellen ist die San Jose - Laus aus-
gerottet. Das Bespritzen wurde von
den Assistenten ausgeführt.
Gut hat sich auch das Einimpfen eines
schädlichen Pilzes, der die Laus tötet,
bewährt, Sphaerostilbe coccophila
Tul. Professor P. H. Rolfs an der
landwirtschaftlichen Versuchsstation
in Florida, experimentierte zuerst mit
diesem Pilz, den er auf einer an Wasser-
Eichen häufigen Schildlaus, Aspidiotus
obscurus, fand. Forbes machte Rein-
kulturen des Pilzes. Die Conidien
(Sporen) sind gekrümmt, keimen in 4 — -5
Stunden und das Pilzgewebe wird nach
fünf Tagen charakteristisch rot; in acht
Tagen wurden wieder Sporen erzeugt,
wobei die betr. Stellen des Mycels
dunkler rot wurden. Die Sporen bilden
sich am besten, wenn der Pilz auf
Maismehl und Fleischsaft oder auf Brot-
stücken, die damit getränkt sind, ge-
züchtet wird. Es ist viel Feuchtigkeit
nötig, wenn sie sich gut entwickeln
sollen. Man braucht auch nur Zweige
der Eichen, die den Pilz auf ihren
Schildläusen zeigen, an die mit der
San Jose-Laus behafteten Zweige zu
binden.
Tafel I giebt die geogr. Verbreitung
der San Jose-Laus in Canada, Tafel II
die Abbildung einer fahrbaren Spritze
mit Gasolin-Motor, Triplex-Pumpe und
doppeltem Behälter für Walfischöl-
Seifen - Lösung; Tafel III Gasolin -
Maschine des Motors und Anordnung
der Gasolin-Brenner unter jedem Bassin
zum Kochen der Seifen - Emulsion;
Tafel IV Parasiten der San Jose-Laus:
1. Chilocorus bivulnerus, Larve, 2. Er-
wachsener Käfer (eine Art Marienkäfer).
3. Aphelinus diaspidis, kein Parasit der
San Jose-Laus, aber nahe verwandt
mit A. mytilaspidis, die parasitisch auf
der San Jose-Laus ist, 4 — 6. Pentilia
misella, ein Käfer, 7. Sphaerostilbe
coccophila, der erwähnte Pilz, unter
den Rändern der Schildläuse hervor-
tretend. L. W.
Verein für deutsch - evangelische Kolonisation
in Palästina.
In Jaffa (Palästina) hat sich infolge
der Anwesenheit des Kaisers ein Aus-
schuss für wirtschaftliche Angelegen-
heiten der evangelischen Gemeinde
Jaffa gebildet, dessen Schriftführer Herr
Georg Egger, Samen- und Blumen-
zwiebelzüchter undExporteurist. Dieser
Ausschuss will einen Verein für deutsch-
evangelische Kolonisation in Palästina
bilden, dessen Mitglieder durch Ueber-
nahme von mindestens je ein Anteil-
schein zu 100 Mark das zum Ankauf
von 2000 ha Land benötigte, in 1000 An-
teilscheine äiooMark eingeteilte Kapital
aufzubringen hätten. Die Anteile
werden mit 4 pCt, verzinst und inner-
halb 12 Jahren zurückgezahlt. Bei der
Gemeinnützigkeit der Sache empfehlen
wir dieselbe angelegentlichst.
Erdbeeren.
Als neue Sorten empfiehlt G. Solt-
wedel in Deutsch-Evern: Vielfrucht,
Aprikose, Sieger, Kaiser Nikolaus,
Sankt Joseph, Leitstern.
Berliner Rieselfelder.
Zur Erweiterung der Rieselfelder
beabsichtigt der Berliner Magistrat,
Ländereien in Zepernick, Schönow und
Birkbusch in einer Grösse von 587 ha,
für welche der Kaufpreis sich auf etwa
l 108 000 M. belaufen wird, zu er-
werben. Im jetzigen Besitz der Stadt-
gemeinde Berlin befinden sich folgende
Grundflächen im Norden der Stadt:
Malchow 1583 ha, Blankenfelde 1943 na-
Falkenberg 1626 ha, Buch 1259 ha,
zusammen 6411 ha. Davon scheiden
aus 303 ha; mithin bleiben zur Be-
rieselung 6108 ha. Erforderlich sind
aber 8675 ha, so dass noch zu er-
werben bleiben 2567 ha. Der Magi-
strat hat nun beschlossen, bei der
Stadtverordneten-Versammlung die Be-
556
Litteratur.
willigung der angegebenen Summe
zum Ankauf der betreffenden Län-
dereien von 587 ha aus Anleihemitteln
zu beantragen. (Ausserdem befinden
sich im Süden der Stadt auch noch
5000 ha. D. Red.)
Litteratur.
Pfirsiche und Aprikosen. Von
W. Kotelmann. Band 12 der Garten-
bau-Bibliothek. Herausgegeben von
Dr. Udo Dammer, Verlag K.Siegismund,
Berlin. Immer neue Bücher und
Schriften über Obstzucht, obgleich wir
an den Werken von Lauche, Lucas,
Gaucher etc., die ausländischen gar
nicht zu rechnen, eigentlich vollauf
genug hätten, da sie stets ihren beson-
deren Wert behalten werden. Diese
Werke umfassen alle Arten des Obstes,
Kern-, Stein- und Beeren-Obst, ihre
Kultur vom Sämlung, Ableger oder
von der Veredelung an bis zur Ernte
der Früchte; wozu nun noch jede ein-
zelne Obstart beschreiben oder aus
den grossen Werken abschreiben?
Jedes Ding hat aber seine zwei Seiten,
so auch die Werke über Obstbau. Ein
Obst-Liebhaber z. B., der seinen
mehr oder weniger grossen Garten
hat, wird besonders kleinere Werke
über Obstarten mit Freude begrüssen,
wie gewiss viele Andere die einzelnen
Werke über Gemüse, Blumenzucht,
Wasserpflanzen, Zimmergärtnerei u.s.w.
lieber nehmen als die dickbäuchigen,
grossen Gesamtwerke, in denen sie i
zwar ihre Lieblingspflanze auch finden,
dagegen das Andere, was sie nicht
interessiert, als Ballast betrachten.
Dies ist besonders auch in der Obst-
zucht der Fall. Bei Florblumen und
Gemüsen wird ein Liebhaber mit Hilfe
seines Gärtners, sei dieser auch selbst
noch Hausverwalter, Thürhüter, Jagdhü-
terund Diener, so ziemlich fertig, aber die
Obstkultur? Ja! einen Obstbaum richtig
pflanzen, weiter ziehen, Früchte er-
zielen, die einzelnen Kunstformen in
Schnitt und Ordnung halten, ja! hie
haeret aqua. Herr Kotelmann hat nun
als besonderen Band der Bibliothek
des Gartenbaues die Pfirsiche und
Aprikosen beschrieben. Wir sind gar
nicht gegen diese einzelnen Kultur-
beschreibungen, denn man vermeidet
dadurch, dass der Liebhaber sich
teure Gesamtwerke anschaffen muss.
Werkchen, wie das vorliegende, kann
man ohne grosse Unbequemlichkeit in
der Brusttasche mit in den Garten
nehmen, sich vor seine Sphinx in
Gestalt einer VerrierPalmutte, Spindel-,
Pyramiden-, Becher- etc. Form stellen
und mit Hilfe des Buches lernen, er-
raten und die Form weiter ziehen,
wenn man einigermassen Verständnis
für die Sache hat.
Dies ist auch wohl der Grund
gewesen, weshalb diese Bibliothek ins
Leben gerufen wurde; wir wollen nicht
entscheiden, ob die andere Seite der
Wagschale mit der auri sacra fames
und der Spekulation auf den Geld-
beutel nicht auch ihren guten Anteil
dabei hatte, vielleicht mehr als das
Ziel, zu belehren; indessen, wenn der
Zweck erreicht wird, gönnen wir jedem
ehrlichen Arbeiter seinen Lohn für die
Mühe und Arbeit.
Was nun die besondere Arbeit des
Herrn Kotelmann betrifft, so haben
wir hier in gedrängter Kürze die
Pfirsich- und Aprikosen-Kultur vor uns.
Es ist dies keine Arbeit eines Lepere,
Hardy etc., es soll es auch nicht sein
und kann es nicht sein, denn dazu
genügt unser Land nicht bezüglich des
Gedeihens der Pfirsiche wie in Frank-
reich. Der Verfasser fängt mit dem
Boden, Lage und der Pflanzung an,
wie es richtig ist, und geht dann die
Kultur bis zur Ernte der Früchte durch,
giebt auch die Feinde im Pflanzen- wie
im Tierreich an und schliesst mit einer
genügenden Liste der besten Sorten
dieser Früchte. — Wir wollen wünschen,
dass die Ratschläge auf verständnis-
vollen Boden fallen, der Liebhaber
seine Freude an seinen Kultur-Erfolgen
habe und dass der Unternehmer der
Bibliothek auch seine Arbeit belohnt
finde. C. Mathieu.
Heinemanns Ab reiss- Kalender
für das Jahr 1900 von F. C. Heine-
Litferatur.
557
mann. Erfurt, Hoflieferant Sr. Maj. des
Kaisers, liegt uns in hübscher Aus-
stattung;- vor. Die einzelnen Blätter
des Tagesblocks enthalten allgemein
verständliche Ratschläge für Blumen-
und Gemüse-, für Obst-, ('.arten- und
Zimmerkultur, über Pflege des Xutz-
und Ziergeflügels , Aquarium, Vivarium
u. s. w. Als etwas ganz Neues bringt
er gärtnerische Rätsel, Charaden u. s. \v.
in poetischer Form etc. Ein ein-
gehefteter Gutschein berechtigt zur
Empfangnahme eines hübsch aus-
gestatteten Blumensamen-Sortimentes
unter Erfüllung beigedruckter Be-
dingungen. Ferner liegt ein leichtes
Preisrätsel für die Kinderwelt bei, was
wir bisher in keinem Abreiss-Kalender
fanden. Die Firma sendet auf ein-
gegangene tausende von richtigen
Lösungen seit zwei Jahren Blumen-
samen-Sortimente in hübschen, mit
Kulturanleitungen versehenen ko-
lorierten Düten direkt an die Kinder.
Preis des Kalenders mit Packung und
Porto 75 Pf.
Allerlei nützliche Garten-
insekten. Von Heinrich Freiherrn von
Schilling. 2. Auflage 189g. Nützlich
und angenehm ist es für jedermann,
Freund und Feind erkennen und unter-
scheiden zu können, und so ist es für
jeden Gartenbesitzer und Naturfreund
von grosser Wichtigkeit, unter den
vielen schädlichen Insekten, welche
Freiherr von Schilling uns früher
kennen gelehrt hat, nun auch die nütz-
lichen herauszufinden. Das ermöglicht
genanntes Werkchen an der Hand zahl-
reicher Abbildungen ; durch liebevolles
Studium der Natur hatder Verfasser sich
über das Wirken jener häufig ver-
kannten und verfolgten Tierchen unter-
richtet, die besser als wir es vermögen,
ihres Gleichen verfolgen und unter-
drücken. Wie ungemein nützlich uns
Insekten werden können, ist u. A.
unlängst in Portugal erwiesen, wo
eine eingeschleppte Schildlaus, Icerya
purchasi, die herrlichen Orangen- und
Zitronengärten zu vernichten drohte,
bis auf Veranlassung zweier Deutschen
ein Käfer, Vedalia cardinalis, eingeführt
wurde, welcher unter den Schildläusen
so aufgeräumt hat, dass unsere Lands-
leute geradezu als Vaterlandsretter be-
zeichnet wurden. Aehnlich verhält es
sich auch bei uns mit den Schlupf-
wespen und manchem anderen [nsekt,
daher ist dasStudium desSchillingschen
Bim lies jedem Praktiker dringend zu
empfehlen. J. Th.
|. K'iinkr (Geh. Regierungsrat, Prof.
Dr., Direktor des Bot. Gartens in Kiel.
Mitglied des Herrenhauses). Gedanken
über das Wesen der Organisationen
(S. A. aus -Biologisches Zentralblatt«,
1. Febr. 1899). Der Verfasser giebt in
diesem philosophisch gehaltenen Auf-
satze gewissermassen einen Auszug aus
seinem Werk: »Die Welt als That.
Berlin 1899.« Er legt besonders dar,
dass die blossen Materialien, aus denen
eine Zelle besteht, noch keine Zelle
bilden. Sie bedarf der Energien. Aber
wie bei Maschinen genügen dieEnergien
noch nicht, sie müssen auch plan-
mässig gelenkt werden und diese
lenkenden Kräfte nennt Reinke Do-
minanten. Zerriebenes Protoplasma
ist kein Organismus mehr, dieChemosen
sind geblieben, aber die Organisation
ist zerstört, die Dominanten sind ver-
nichtet. L. W.
Der Zwergobstbaum und seine
Pflege. Ein Anleitung für Garten-
freunde und Obstzüchter von Max
Loebner, Obergärtner an der deutsch-
schweizerischen Versuchsstation und
Schule für Obst-, Wein- und Gartenbau.
Mit 43 Abbildungen. Verlag von
Gustav Schmidt, Berlin.
In einer kurzen Einleitung warnt der
Verfasser davor, Zwergobstkultur aus
Spekulation zu treiben, wenn neben
Fachbildung nicht alle günstigen Ver-
hältnisse in Bezug auf Lage, Boden
und Absatzgebiet vorhanden sind. Da-
gegen ist sie für den Liebhaber mit
der nötigen Sachkenntnis fast überall
anwendbar und »eine Quelle reinsten
Genusses!«
Nach einer ebenso kurzen Erläuterung
über die einfachsten und daher besten
Formen beginnt- sofort ein langes
Kapitel: »Ueber den Schnitt der Leit-
zweige«,worin für denSachverständigen
in durchaus klarer, selbständiger und
teilweise neuer Art alles Wissenswerte
über Schnitt und Formierung der
gebräuchlichen Formen gegeben und
durch gute, z. T. vorzügliche Ab-
bildungen nach der Natur unterstützt
wird. Für den Laien, ja selbst für
viele Gärtner, wird es aber schwer
,58
Unterrichtswesen.
halten, dem Verfasser zu folgen, da
vielfach Kunstausdrücke gebraucht
werden, die erst später auf Seite 63
in dem sehr verständlich gehaltenen
Kapitel: »Das Fruchtholz und seine
Behandlung« und dem folgenden über
Kerb-, Ringel- und Schröpfschnitte aus-
führlich erklärt werden.
Ich fürchte, mancher Leser wird da-
durch ermüden und das sonst vortreff-
liche Buch fortlegen, bevor er zum
»Pflanzen des Baumes« u. s. w. ge-
kommen ist.
Der Verfasser hätte lieber mit den
Kapiteln über »Bodenverbesserung,
Pflanzung, Leben des Baumes« anfangen
und einige Erklärungen über Kunst-
ausdrücke vorangeben, oder sie im
Text anbringen sollen. So folgen die
Kapitel ohne System und fast will-
kürlich aufeinander, wie eine Reihe
interessanter Vorträge in einem
Gartenbauverein.
Sehr gut und durchaus ohne An-
lehnung an »Berühmte Muster« ist
alles, was der Verfasser über das
Pinzieren und besonders über »Mittel
zur Erhaltung und Wiederherstellung
des Gleichgewichts«, was leider viel
zu wenig beim Schneiden beachtet
wird, sagt. Die Kapitel über Boden-
verbesserung, Pflege der jungen Bäume
und Düngung, über Einrichtung von
Spaliergerüsten u. s. w. bringen zwar
nichts besonderes Neues; sind aber
durchaus korrekt, leicht verständlich
und klar ausgedrückt.
Den Schluss bildet eine wenig
erschöpfende Anweisung zur Be-
kämpfung von Baumkrankheiten und
Feinden des Obstbaues, eine kleine,
aber wertvolle Zusammenstellung von
Sorten, welche sich zur Zwergobstzucht
besonders eignen, eine kurze Anweisung
über Ernte und Aufbewahrung des
Obstes und über Topfobstkultur.
Ich kann das Buch, dem man es
überall anmerkt, dass es von einem
passionierten, tüchtigen Pomologen ge-
schrieben ist, allen empfehlen, die, ohne
sich durch einen zu grossen Ballast
von gelehrten Abhandlungen durch-
arbeiten zu müssen, sich für die Praxis
gründlich unterrichten wollen.
G. Töbelmann.
Unterrichtswesen.
Allgemeiner Deutscher Gartnerverein.
(Abteilung für Fachschulwesen.)
Berlin, Weissenburgerstr. 66. — Die
»Märkische Gauvereinigung« des A.
D. G. V. hat ihre im vorigen Jahr ein-
gerichtete »Gärtnerische Winter-
schule« einem bedeutendem Ausbau
unterzogen. An Stelle der vorjährigen
Zentralschule in Berlin treten in dem,
in der ersten Oktoberwoche be-
ginnenden, neuen Semester nunmehr
4 selbständige Abteilungen in Wirk-
samkeit. I. Gr.-Lichterfelde-West;
IL Friedrichsberg, III. Pankow,
IV. Charlottenburg. Jede Abteilung
hat wöchentlich zwei Unterrichts-
abende mit je zwei Stunden. Infolge
der Möglichkeit eines schnelleren Er-
reichens der Lehrstätten kann gegen-
über dem Vorjahre der Unterricht
eine halbe Stunde früher, d. i. 87a Uhr,
beginnen. Lehrfächer sind: Deutsch
und Korrespodenz, Buchführung, Plan-
zeichnen, Bodenkunde und Dünger-
lehre, Obstbau, Pflanzenbestimmung
(Botanik), Vermehrung der Laub- und
Nadelhölzer nnd deren Veredlung.
(Zwei Abteilungen haben je 4 Kurse
ä 12 Abende und die beiden anderen
Abteilungen je 3 Kurse ä 12 Abende
und ein Kursus hat 24 Abende.) Ausser
den genannten Schulkursen ist noch
für jeden Monat ein »Gemeinsamer
grosser Vortragsabend« angesetzt, der
in Berlin abgehalten werden wird.
Als Vortragende haben zugesagt die
Herren: Kunst- und Handelsgärtner
C. Kotte-Südende (Oktober: »Ueber
Gswächshausbau«; November: »Ueber
Heizungssysteme und Heizungstechnik« ;
Februar; »Die moderne Schnittblumen-
gewinnung unter dem Einflüsse der
Schutzzollbestrebungen« ) ; Rechts-
anwalt E. St ölte (Dezember: * Neues
Bürgerliches Gesetzbuch, a) All-
gemeines«; Januar: »Dasselbe, b) Der
Arbeits- und Dienstvertrag»); Professor
Dr. Paul Sorauer (März: »Ueber im
Gewerbliche Angelegenheiten. — Ausstellungen und Kongresse.
559
Jahre 1899 an gärtnerischen Kultur-
pflanzen aufgetretenen Krankheiten«).
Schulplan bei dem Vertreter des
Schul-Ausschusses Franz Behrens,
Berlin, Weissenburgerstr. 60. Noch
zu bemerken ist. dass Lehrlinge sich
unentgeltlich am Unterricht beteiligen
können.
Gewerbliche Angelegenheiten.
Winke für Bestellung, Kalkulation und
Verzollung von Auslandswaren.
Unter diesem Titel hat die »Zentral-
stelle für Vorbereitung von Handels-
verträgen« eine Uebersicht und Er-
läuterung der wichtigsten Bestimmungen
herausgegeben, die iür die praktische
Ausübung der Warenverzollung in be-
tracht kommen. Diese — für jeden
Importeur und Exporteur wissens-
werten, aber nicht jedem bekannten —
Vorschriften und Usancen sind auf
Veranlassung der Zentralstelle von
einem Beamten des praktischen Zoll-
abfertigungsdienstes zusammengestellt
worden. Sie behandeln: I. Die Ver-
packung, und zwar: 1. zolltechnische
Begriffe für Umschliessungsarten, 2. Er-
mittelung des zollpflichtigen Gewichtes,
3. Eintluss der Umschliessung auf den
Zollsatz. II. Das Verzollungsgeschäft,
und zwar : 1 . Inhaltsangaben, 2 . Zahlungs-
form. Das Heftchen ist ursprünglich
nur für Mitglieder bestimmt, kann aber
im Falle speziellen Interesses auch von
Xichtmitgliedern zum Selbstkosten-
preis von 25 Pfennig vom Bureau der
Zentralstelle, Berlin W., Linkstr. 7 I,
bezogen werden.
Ausstellungen und Kongresse.
Lyon. Vom 3. bis 12. November 1899.
Allgemeine Gartenbau-Ausstellung der
Societe d'horticulture du Rhone, ver-
bunden mit einer Ausstellung von
darauf bezüglichen Kunst- und ge-
werblichen Gegenständen bei Gelegen-
heit des 4. Kongresses der französischen
Chrysanthemum-Züchter. Aus diesem
Anlass wird ein internationaler
Wettbewerb in Chrysanthemum
damit verbunden sein. Fahrpreis-
ermässigungen um 50 ° 0 sind erbeten.
Programme beim General-Sekretär
G. Chabonne, Palais des Arts in
Lyon (Rhone).
Berlin. Grosse deutsche Winter-
blumen - Ausstellung, Mitte Februar
1900. Der in Aussicht stehenden
reichen Beteiligung wegen ist statt des
Zoologischen Gartens ein grösseres
Lokal, der Luisenhof, Dresdener
Strasse 34/35 gewählt. Das Pro-
gramm, das Medaillen und Geld-
preise im Gesamtbetrage von nicht
weniger als 20000 Mark aussetzt,
ist auch vom Verein zur Beförderung
des Gartenbaues, Invalidenstrasse 42,
zu erhalten.
Pankow - Schönhausen. Allge-
meine Gartenbau - Ausstellung des
Pankow - Schönhausener Gartenbau-
vereins, 19. — 24. Mai 1900, im
Restaurant Linder, Breitestr. 34. An-
fragen sind zu richten an W. Kretsch-
mann, Handelsgärtner in Pankow-
Berlin.
Paris. Internationaler gärtnerischer
Kongress, 25. und 26. Mai 1900.
Dresden. Grosse deutsche Garten-
bau-Ausstellung Frühjahr 1900. Die
Pflanzen-Gruppen sollen eine freiere
Aufstellung erhalten und dadurch ein
möglichst landschattli eher Charakter des
Ganzen angestrebt werden. Programme
beim Ausschussamt der Ausstelluno-.
s6o
Eingesandte Preisverzeichnisse. — Personal-Nachrichten. — Tagesordnung.
Eingesandte Preisverzeichnisse.
Illustrierter Katalog der Baumschulen
von Paul Hau ber, Tolkewitz-Dresden,
überObstbäume, Formobstbäume,Rosen,
Ziergehölze, Coniferen, Beerenobst,
reichhaltige Sortenwahl. — C. Platz
& Sohn, Erfurt, Neuheiten für 1900
von Blumen und Gemüsesamen eigener
Züchtung. — Köhler & Rudel, Alten-
burg und Windischleuba. Saison 1900.
Engros-Katalog über Freilandneuheiten,
Alpenpflanzen, feinste Schnitt- und
Treibstauden. — Carl Görms, Roseri-
schule Potsdam 1899/1900. — Transon
Fr er es Baumschulen, Barbier & Co.,
Orleans, Engros - Preisverzeichnis,
Herbst 1899, Frühjahr 1900. — V.
Lemoine et Fils, Nancy, Katalog
und Preiskourant 1899/1900 — Fritz
Lorenz sen., Zainhammer bei Ebers-
walde, Preisverzeichnis der Natur-,
Park- und Gartenmöbelfabrik. —
Mecklenburgische Baumschulen in
Doberan, Finksches Etablissement,
Doberaner Bordorfer Reinette. — B.
Müllerklein, Baumschulen zu Karl-
statt in Bayern, Herbst 1899, Früh-
jahr 1900. — Haage & Schmidt,
Erfurt, Neuheiten von Samen eigener
Züchtung oder Einführung für 1900.
Personal-Nachrichten.
Das 50jährige Jubiläum des Hauses Robert
Warschauer, Berlin,
Am 1. Oktober feierte das weltbe-
kannte Bankhaus Robert Warschauer
das 50jährige Bestehen in Berlin und
damit zugleich Herr Geh. Kommerzien-
rat Veit, Ehrenmitglied des Vereins
zur Beförderung des Gartenbaus, sein
50jähriges Jubiläum als Mitinhaber
dieses Geschäftes. Herr Geheimer
Rat Veit, dem der Verein schon so
manche Spende zu danken hat, über-
wies demselben aus dem erwähnten
Anlass 500 Mark zur Unterstützung hilfs-
bedürftiger Gärtner. Die Zahl der
Festgaben, namentlich in Bindereien,
war ausserordentlich gross, und alle
letzteren bekundeten einen edlen Ge-
schmack. Eins der grossartigsten
Geschenke bestand in einer silbernen
Vase der Firma Knoop in Petersburg,
deren Wert auf 8000 Mark geschätzt
wurde, während der Orchideen strauss
in ihr 670 Mark kostete.
Mittwoch den 18. Oktober, 1 Uhr, findet
auf dem alten Dorotheenstädtischen
Friedhof am Oranienburger Thor die
Enthüllung des Denkmals des ver-
storbenen Vereinsdirektors, Herrn Pro-
vinzial - Steuerdirektor von Pommer
Esche statt.
Professor Dr. G. Ritter Beck von
Ma nn agetta, korrespondierendes Mit-
glied des Vereins zur Beförderung des
Gartenbaues, ist zum Direktor des
deutschen botanischen Instituts in Prag
ernannt.
Tagesordnung
für die
864. Versammlung des Vereins z. Beförderung i Gartenbaues i. i pr. Staaten
am Donnerstag, den 26. Oktober 1899, 6 Uhr,
im Grossen Hörsaal der Königl. landwirtschaftlichen Hochschule, Invalidenstr. 42.
1. Ausgestellte Gegenstände. 2. Die grosse deutsche Winterblumen- Ausstellung Mine
Februar igoo. 3. Bericht über die Ausstellung des deutschen Pomologenvereins und den
Kongress in Dresden. 4. Verschiedenes.
Gedenkfeier für Robert von Pommer Esche.
m 18. Oktober fand auf dem alten Dorotheenstädtischen Friedhof am Grabe
des verewigten Robert von Pommer Esche, des früheren Direktors
des Vereins zur Beförderung des Gartenbaus, eine erhebende Gedenkfeier statt.
Um die hochbetagte Mutter, Ihre Excellenz von Pommer Esche, und den gr<
Kreis der nächsten Verwandten scharten sich die zahlreich herbeigeeilten
Freunde und Verehrer des Frühvollendeten, insbesondere der Vorstand und
viele Mitglieder des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues sowie viele
seiner ehemaligen Beamten, um der Enthüllung eines Denkmals beizuwohnen,
das die schwesterliche Liebe erdacht und dem eine befreundete Künstlerhand
zur Vollendung gehollen. Nach einem Eingangschoral, den die Kapelle des
Königin-Augusta-Regiments spielte, senkte sich langsam die Hülle des Denkmai>:
Eine edle Jünglingsgestalt, die die Züge des in jungen Jahren dahingeschiedenen
Bruders, Reinhold von Pommer Esche, trägt, setzt, sich ein wenig verneigend,
einen Fuss auf den Gedenkstein Roberts von Pommer Esche und legt einen
Lilienzweig darauf nieder.
Hierauf hielt Herr Generalsuperintendent Faber auf Grund des Bibel-
wortes: „Friede sei mit Euch!1' eine trostreiche Ansprache und wies darauf
hin, dass der Gedenkstein, der die sterblichen Reste des Verewigten decke,
ein Labradorstein sei, eine Gesteinsart, die Robert von Pommer Esche schon
im Leben allen andern vorgezogen habe, weil ihr reizvolles Farbenspiel dem
Sternenglanz auf blauem Grunde gleiche. Auch auf dem Lebensgange des
Frühvollendeten hätte der Sternenglanz einer schönen Menschenliebe geleuchtet,
und der wetterharte Steincharakter dieses norwegischen Labradors decke sich
mit dem Wahlspruch derer von Pommer Esche: „Semper idenr" (Immer derselbe).
.Nachdem die Trauerversammlung noch den zweiten Vers von ..Jesus meine
Zuversicht" gesungen hatte, schloss die Hymne von Beethoven die würdige
Feier. S. Braun.
1
Die grosse deutsche Winterblumen-Ausstellung
vom Donnerstag den 22. bis Mittwoch den 28. Februar 1900 im Luisenhof
zu Berlin, Dresdenerstrasse 34-35.
er heutigen Nummer der Gartenflora liegt das endgültige Programm zur
s^, grossen deutschen Winterblumen-Ausstellung bei. Wie aus
dem Protokoll der Vereinsversammlung vom 28. September (Gartenflora,
Heft 30 S. 542) zu ersehen, hat der Verein zur Beförderung des Gartenbaues in
den preussischen Staaten aus verschiedenen Gründen, namentlich aber weil
der Raum bei der in Aussicht stehenden reichen Beteiligung zu klein erschien,
'(5o Die grosse deutsche "Winterblumen-Ausstellung.
vom Zoologischen Garten abgesehen und ein viel geräumigeres, sehr geschmack-
volles Lokal, den Luisenhof, Dresdenerstrasse 34-35, im Zentrum der
Stadt, an der Ringbahn und anderen Strassenbahnen belegen, für die Aus-
stellung erwählt.
Seine Majestät der Kaiser und König, der Allerhöchste Protektor des
Vereins zur Beförderung des Gartenbaues, haben Allergnädigst geruht, in
Anerkennung der hohen nationalen Bedeutung dieser Ausstellung als Ehrenpreis
für die beste Leistung
die grosse in Gold auszuprägende Gartenbau-Staatsmedaille,
einen Preis, der nur höchst selten vergeben wird, zu bewilligen.
Seine Excellenz der Herr Minister für Landwirtschaft, Domänen und
Forsten hat aus gleichem Anlass
12 grosse silberne Staatsmedaillen,
24 kleine silberne Staatsmedaillen,
24 bronzene Staatsmedaillen
zur Verfügung gestellt, und der Verein selber hat aus eigenen Mitteln nicht
weniger als 20000 Mark zu Medaillen, Geldpreisen etc. ausgesetzt. Sollten
andere Vereine oder Privatpersonen zur Aufmunterung des heimischen Garten-
baues, speziell der Anzucht von Winterblumen geneigt sein, Ehrenpreise zu
stiften, so würden diese mit grösstem Dank entgegengenommen und nach den
Bestimmungen der Stifter verwendet werden.
Ein Vergleich des ersten, vor längerer Zeit ausgegebenen Programms mit
dem jetzigen zeigt, dass die Zahl der Aufgaben vermehrt, und dass besonders
fast überall eine bestimmte Stückzahl der geforderten Pflanzen eingesetzt ist.
Es hätte sehr nahe gelegen, eine ganze Anzahl von Pflanzen zu fordern, die
bisher wenig zur Treiberei verwendet sind, allein es würde dann das Programm
mit einer ganzen Zahl Aufgaben gefüllt worden sein, welche vielleicht doch
nicht gelöst werden. Darum hat man es vorgezogen, dies allgemeiner zu
fassen und hinter jeder der Gruppen eine Aufgabe zu setzen, welche die
Bezeichnung trägt: »Für hierher gehörende und nicht genannte
Gegenstände zur Verfügung der Preisrichter«.
Ganz besonders würde es erwünscht sein, wenn recht viele getriebene
Sommerblumen, Annuelle und Perenne vorgeführt würden, da voraussichtlich
noch viel Gutes für die Treiberei sich darunter finden dürfte. Wir erinnern
nur an Delphinium, Aquilegia, Digitalis, Lathyrus etc. etc. — Xicht minder
aber erscheint es wichtig, auch auf die alten, in früheren Jahrzehnten so be-
liebten Neuholländer und Cappflanzen zurückzugreifen, überhaupt auf Pflanzen,
deren normale Blütezeit bei uns in den Winter fällt.
Die Preise für einzelne Aufgaben sind z. T. sehr hoch. Für die Kaisergruppe
ist eine goldene Medaille und dazu 500 Mark ausgesetzt, für die Dekoration
eines Wintergartens der gleiche Preis, für 200 Orchideen ein Preis von 1000 Mark,
für 200 Rosen der gleiche Preis, für 500 Hyazinthen 500 Mark etc.
Seit langen Jahren hat in Berlin keine Winterblumen-Ausstellung statt-
gefunden; die von 18S1 war die erste in Deutschland, und sie ist Veranlassung
geworden, dass auch an anderen Orten ähnliche veranstaltet wurden, fast überall
mit grossem Erfolg.
Mit dem Beginn des neuen Jahrhunderts aber erscheint es angemessen,
ganz besondere Anstrengungen zu machen, um den gewaltigen Fortschritt zu
Düngungsversuche bei Gemüsearten (Salat, Kohlrüben und Kohlrabi). lQ^
zeigen, den die deutschen Gärtner in der Treiberei und in der Anzucht von
Winterblumen gemacht haben.
Darum ruft der Verein zur Beförderung des ( '.artenbaues in den preussischen
Staaten alle deutschen Gärtner und Gartenfreunde zum regen Wettstreit herbei.
Obwohl der Termin zur Anmeldung für grössere Gruppen erst 14 Tage, für
andere Gegenstände erst 8 Tage vor der Ausstellung abläuft, da man bei
manchen Pflanzen nicht genau vorher wissen kann, ob sie aufblühen werden,
so wäre es den Generalordnern, Herrn Kgl. Gartendirektor Geitner und
seinem Stellvertreter, Herrn Kgl. 1 »bergärtner Hab ermann, doch sehr erwünscht,
möglichst bald eine Übersicht über die Beteiligung zu erhalten, um
darnach den Plan der Ausstellung entwerfen zu können.
Es wird daher gebeten, die dem Programm beiliegenden Anmeldebogen
recht bald in zwei Exemplaren auszufüllen und dem Generalsekretariat
Invalidenstrasse 42 zu übersenden. Sollte später durch Witterungs- oder
sonstige Verhältnisse ein Anmelder genötigt sein, seine Anmeldung wieder
zurückzuziehen, so ist das weniger störend, als wenn im letzten Augenblick
noch Hunderte von Anmeldungen eingehen, auf die bei dem Plan für das
Arrangement der Ausstellung keine Rücksicht hatte genommen werden können.
Düngungsversuche
bei Gemüsearten (Salat, Kohlrüben und Kohlrabi).
Von Dr. Rieh. Otto,
Leiter der chemischen Abteilung der Versuchsstation am Kgl. pomologischen Institut zu Proskau.
^T^Aie nachstehenden Düngungsversuche bei Gemüsearten*) (Salat, Kohl-
^^ rüben und Kohlrabi), welche ich im Sommer 1898 ausführte, bezweckten
festzustellen die Wirkung der einzelnen Düngemittel:
1. auf den Ertrag,
2. auf die bei der Kultur in Betracht kommenden Varietäteneigen-
tümlichkeiten (Marktwert, Grösse und Ausbildung der Köpfe,
Blätter etc.),
3. auf die Abweichungen (hervorgerufen durch die verschiedene
Düngung) von der normalen chemischen Zusammensetzung der be-
treffenden Gemüsearten.
Die Versuche wurden im Jahre 1898 durchgeführt bei: a) Salat (Kopf-
salat Erstling), b) Kohlrüben (platte, runde, gelbe Apfelkohlrübe) und c) Kohl-
(verbesserte, blaue).
Die Versuchsanstellung war kurz folgende:
Auf dem Versuchsfelde des Kgl. pomologischen Instituts, einem für unsere
Verhältnisse verhältni.smäs.sig leichten Boden, waren nebeneinander 11 Beete
abgeteilt von 1 m Breite und 5 m Länge, also jedes Beet 5 nm Fläche. Nach-
dem im Jahre zuvor die ganze Fläche als Grunddüngung eine gleichmässige
Stallmistdüngung erhalten hatte, wurden die einzelnen Beete Ende April wie
'■■■ Vergl. hierzu auch R. Otto, Vergleichende Düngungsversuche bei Salat, Kohlrabi
und Winterkohl ; (uirtenrlora 1898, S. 4?m — 444.
rßA Düngungsversuche bei Gemüsearten (Salat, Kohlrüben und Kohlrabi).
folgt gedüngt, indem die betreffenden künstlichen Düngemittel mit Erde
gemischt, gleichmässig ausgestreut und oberflächlich untergegraben wurden.
Der Stalldünger und Kompost wurden gleichfalls untergegraben.
Die verabreichten Düngermengen sind im landwirtschaftlichen Sinne
als starke Düngungen anzusehen. Es erhielten:
Parzelle I (O) je ein Beet von 5 Qm Fläche mit Salat, Kohlrüben und
Kohlrabi) keine Düngung.
., II (M) eine normale Stallmistdüngung.
,, III (C) eine normale Kompostdüngung.
,, IV (N) eine einseitige Stickstoffdüngung in Form von Chilisalpeter,
und zwar pro iQm 23 g Chilisalpeter, also pro Beet (5 Gm)
115 g Chilisalpeter.
,, V (P) eine einseitige Phosphorsäuredüngung in Form von Super-
phosphat (18%) pro 1 Gm 77 g Superphosphat, also pro Beet
385 g Superphosphat.
,, VI (Th) eine einseitige Phosphorsäuredüngung in Form von Thomas-
mehl (20%) pro 1 Gm 115 g Thomasmehl, also pro Beet 575 g
Thomasmehl.
., VII (K) eine einseitige Kalidüngung in Form von Kainit (12,5%)? Pro
1 H m 55 g Kainit, also pro Beet 275 g Kainit.
,, VIII (PX) eine Düngung mit Phosphorsäure und Stickstoff in Form von
385 g (18 o/J Superphosphat und 115 g Chilisalpeter pro Beet von
5 □ m Fläche.
IX (KX) eine Düngung mit Kali und Stickstoff in Form von 275 g
Kainit und 115 g Chilisalpeter pro Beet von 5 □m Fläche.
,, X (KP) eine Düngung mit Kali und Phosphorsäure in Form von
275 g Kainit und 385 (18%) Superphosphat pro Beet von
5 □m Fläche.
„ XI (KPN) eine Düngung mit Kali, Phosphorsäure und Stickstoff in
Form von 275 g Kainit, 385 g (18%) Superphosphat und 115 g
Chilisalpeter pro Beet von 5 □m Fläche.
Es haben also erhalten pro inm:
o Nährstoff Parzelle I = ungedüngt.
sämtliche f „ II = normale Stallmistdüngung,
Nährstoffe \ .. III = normale Kompostdüngung.
,, IV 23 g Chilisalpeter, enthaltend 3,0 g Stickstoff,
„ V 77 g Superphosphat (18%), enthaltend 13,8 g wasser
lösliche Phosphorsäure.
,, VI 115g Thomasmehl (20%), enthaltend 23 g Phosphorsäure.
„ VII 55 g Kainit (12,3%), enthaltend 6,9 g Kali.
VIII 77 g Superphosphat, enthaltend 13.8 g wasserlösliche
Phosphorsäure, und 23 g Chilisalpeter, enthaltend 3,0 g
Stickstoff.
IX 55 g Kainit, enthaltend 6,9 g Kali und 23 g Chili-
salpeter, enthaltend 3,0 g Stickstoff.
X 77 g Superphosphat, enthaltend 13.8 g wasserlösliche
Phosphorsäure, und 55 g Kainit. enthaltend 6,9 g Kali.
je 1 Nähr
stoff
je 2 Nähr-
stoffe
Dün^un^sversuche bei Gemüsearten Salat, Kohlrüben und Kohlrabi). ^65
je 3 Nähr- Parzelle XI 77 g Superphosphat, enthaltend 13,8 wasserlösliche
Stoffe Phosphorsäure., 55 g Kainit, enthaltend 6,9 g Kali, und
23 g Chilisalpeter, enthaltend 3,6 g Stickstoff.
Die Behandlung (Behacken, Giessen etc.) der einzelnen Parzellen war
während der Versuchsdauer selbstredend in allen Fällen die gleiche.
Die Beobachtungen und Ergebnisse dieser Düngungsversuche bei den
nachstehenden Gemüsearten waren nun folgende:
I. Salat (Kopfsalat Erstling.)
Gute gleichmässige Pflanzen wurden am 3. Juni in gleicher Zahl und Ent-
fernung verbandweise auf die verschieden gedüngten Beete ausgesetzt. In der
ersten Zeit bis zum 15. Juni konnten noch keine wesentlichen Unterschiede
konstatiert werden, doch schienen am 15. Juni die Parzellen II, III, IV und XI
etwas besser zu stehen als die übrigen. Am 28. Juni standen sichtlich besser
die Parzellen II (Stallmist). III (Kompost), ferner X (Kali und Phosphorsäure)
und XI (Kali, Phosphorsäure und Stickstoff). Die übrigen Parzellen waren
nicht so weit wie diese. Am 5. Juli war der Stand der Pflanzen ein guter, am
besten der von II (Stallmist) und III (Kompost). Auch am 12. Juli wurde ein
gleiches beobachtet; es konnten die Parzellen II, III und IV (Chilisalpeter) als
sehr gut gelten.
Die Ernte des Salates erfolgte am 21. Juli. Die Pflanzen wurden beet-
weise im lufttrockenen Zustande gewogen, nachdem die Wurzeln und Unrein-
Lichkeiten entfernt waren; es wurde nur das Gewicht der normalen und
gebrauchsfähigen Pflanzen ermittelt.
I. Den grössten Marktwert hatten augenscheinlich die Reihen II (Stallmist),
III (Kompost), X (Kainit und Superphosphat), XI (Kainit. Superphosphat und
Chilisalpeter), indem hier schon äusserlich die grössten und festesten Köpfe
zu konstatieren waren.
II. Es wurden geerntet bei den einzelnen Reihen an marktfähiger
W are:
Parzelle Köpfe Gewicht
I (ungedüngt) 27 (Köpfe sehr klein) 1860 g. d. i. pro Kopf = 68. 8 g
II (Stallmist) 25 (gute, sehr feste) 3760 ., ,, = 150.4 ..
III (Kompost) 23 (gute, feste) 3200,, ,. .. .. ,, = 139, i ,,
IV (Chilisalpeter) 28 (nicht so fest) 2380.. .. ,. .. ,, = 85,0 „
V (Superphosphat) 25 (gute) 3100,, ., ,, „ ,, = 124,0 .,
VI (Thomasmehl) 32 (nicht so fest) 3000,, , 93>75 „
VI] (Kainit) 24 (fast keine Köpfe) 1740.. „ = 72,50..,
,,... (Chilisalpeter , . . ^
VHI (u. Superphosph.) -"' (wenig fest) 2620 „ 9o,34 „
rv (Kainit u. Chili- , . . ,,
K salpeter) 31 (wenig fest) 2300,, , 74,2 „
.. (Kainit u. Super- ,r ..
X phosphat) 31 (lest) 3410-
... (Kainit. Chilisalp. ,, .
XI u. Superphosphat) -• (fest) 3 • - -«3.3-
Hiernach steht also im Ertrage (dem Gewichte nach) obenan
die Stallmistdüngung, demnächst die Kompostdüngung. Es folgt
die Düngung mit Superphosphat, welche einen höheren Ertrag ge-
56 Düngungsversuche bei Gemüsearten (Salat, Kohlrüben und Kohlrabi;
geben hat als Parzelle XI (Kainit. Chilisalpeter und Superphosphat )
und Parzelle X (Kainit und Superphosphat). Sehr im Ertrage zurück
steht I (ungedüngt). sodann Y II (Kainit). IX (Kainit und Chilisalpeter),
IV (Chilisalpeter).
Die festesten Köpfe sind erzielt worden bei Stallmist, Kompost.
Superphosphat, Kainit und Superphosphat, und Kainit. Chilisalpeter
und Superphosphat; Chilisalpeter sowohl wie Kainit für sich allein,
als auch beide zusammen scheinen sehr wenig feste Köpfe zu bilden,
auch das Thomasmehl hatte nicht so feste Köpfe erzeugt als andere
Düngungen.
IL Kohlrüben (platte, runde, gelbe Apfelkohlrübe).
Das Aussetzen guter gleichmässiger Pflänzchen erfolgte am 2b. Mai. Bis
zum 15. Juni waren auf den einzelnen Düngungsparzellen noch keine wesent-
lichen Unterschiede zu konstatieren. Es hatten nachher allerdings die auf den
Parzellen II, III, IV, YIII und XI die grössten Blätter, d. i. also auf denjenigen
Parzellen, die Stallmist und Kompost sowie Chilisalpeter, also Stickstoff-
düngung, erhalten hatten. Später, am 28. Juni, zeigten äusserlich am Kraute
den besten Stand die Parzellen II, IV, YIII und X. Am 5. Juli sowie am
12. Juli standen die Kohlrüben fast alle gut, am weitesten erschienen äusserlich
die der Parzellen II, III. IV und YIII. Die Pflanzen wuchsen dann normal
weiter bis zum 10 Oktober, wo die Ernte erfolgte.
Die Pflanzen wurden im lufttrockenen (frischen) Zustande gewogen, nach-
dem die Blätter und Wurzeln entfernt waren.
Es wurden erhalten als marktfähige Ware:
Parzelle I (ungedüngt) 2 7 Köpfe i. Ges. -Gew. = 17900 g, d. i. pro Kopf = 602.9g
II (Stallmist) 25 „ ,.
,, III (Kompost) 20 ,,
IV (Chilisalpeter) 27
., V (Superphosph.)2 5 .. „ ,,
VI (Thomasmehl) 27 ,, ., ,,
VII (Kainit) 21 ,. ..
., .. = 896,0..
= 17200 ., „ „
» ;, =~: V'!'-"--
- 19650 „ „ „
„ „ 737,8,,
= 12350 .., „ „
,. n = 494,0»
= 16800 ,, ,, ,.
1, v 622,0,.
- 13000 ,
.. .. 047.'...
19450
;; „ =77s-"--
„ „ -598.1,.
11 13° 1
,, 1, =412,2,,
(Chilisalpeter
» WJi u. Superph.) ä *' "
T (Kainit und
]A Chilisalpeter) 27 " "
(Kainit und
" Superphosph.) 2"' "
,„ (Kainit, Chili- , ,a
., XI v , c , 1 35 „ ,, .. = loo^o .. ,. .. ., ,. = 680,2..
salp., Superph.) : *v^o^ „ „ „ •>
Dem Ertrage nach hat hier also am besten gewirkt die Stall-
mistdüngung, sodann Kompost, dann Parzelle YIII (Chilisalpeter
und Superphosphat), welcher sich Xo. IV (Chilisalpeter) anschliesst.
Erst an fünfter Stelle, kommt Parzelle XI (Kainit. Chilisalpeter und
Superphosphat). wo der Ertrag im Durchschnitt nicht viel besser
ist als bei ungedüngt. Xoch schlechter wie ungedüngt sind die Er-
träge bei Kainit (VII) und Thomasmehl (VI). Sehr gering sind sie
ausgefallen bei IX 'Kainit und Chilisalpeter), Superphosphat (Y) und
Kainit und Superphosphat (X).
Düngungsversuche bei Gemüsearten Salat, Kohlrüben und Kohlrabi .
r';:
III. Kohlrabi (verbesserte, blaue).
Die Yersuchsanstellung war die gleiche wie bei Salat und Kohlrüben.
Die Kohlrabipflänzchen wurden am 27. Mai ausgepflanzt.
Am 15. Juni standen am besten die Pflanzen der Parzelle II und III,
sonst waren noch keine wesentlichen Unterschiede zu erkennen. Auch am
28. Juni waren II und III am weitesten, es folgten dann die Parzellen VII und
VIII, die übrigen waren noch nicht ganz soweit. Am 5. Juli standen am besten
Parzellen II und III. dagegen am schlechtesten infolge von Hasenfrass die
Parzellen XI und X. Im Kopfansatz sowohl als auch in der Grösse der
Blätter waren am 12. Juli die Parzellen II, III und IV am weitesten. Das
gleiche war auch am 25. Juli zu konstatieren; doch waren auch um diese Zeit
infolge von Hasenfrass die Beete X und XI die schlechtesten. Bis zum 10. August
standen in jeder Hinsicht die mit Stallmist (II) und Kompost (III) gedüngten
Pflanzen obenan.
I. Hinsichtlich des Marktwertes konnten am 11. August bezeichnet
werden:
sehr gut die Parzellen II (Stallmist) und III (Kompost),
gut die Parzellen YII (Kainit). V (Superphosphat), IV (Chilisalpeter)
und XI (Kainit, Chilisalpeter und Superphosphat).
genügend die übrigen Parzellen.
II. Die Ernte der Kohlrabi erfolgte am 16. August. Nachdem die
Wurzeln und die Blätter sorgfältig entfernt waren, wurden die Köpfe im luft-
trockenen Zustande gewogen.
Es ergaben an marktfähiger Ware:
Parzelle I (ungedüngt) 39 Köpfe im Gewicht v. 3060g, d. i. pro Kopf = 105,5 g
II (Stallmist) 25 .,
III (Kompost) 31 ,.
IV (Chilisalpeter) 30 ,.
V (Superphosph.) 31
VI (Thomasmehl) 29 ..
YII (Kainit) 29 ..
vnT (Chilisalpet. u.
Superphosph.) 6 -
Tv (Kainit und
1V Chilisalpeter) 29 ■■
(Kainit und „
' Superphosph.) 2l
(Kainit, Super-
•M phos.u. Chilis.) 29 »
Bei Parzelle II wog der grösste Kopf 910 g
III .. ., 752,,
IV „ .. 340,,
V „ .. 482,,
.. VI
Hiernach steht also im Ertrage oben an die Parzelle II (Stall-
mist), ihm folgt III (Kompost), dann X' III (Chilisalpeter und Super-
phosphat). IX (Kainit und Chilisalpeter). XI (Kainit. Superphosphat
und Chilisalpeter), IY Chilisalpeter. Also alles Düngemittel, in
denen Stickstoff gegeben wurde. Weniger haben die phosphor-
6666 .. ..
.. = 2Ö(
6692 „ „
;. = 209,0 „
4545 „ ••
. .. =151,4»
3861.. ..
.. =12 1..)..
35V... ..
- 123,0 „
4137- ••
.. =142.'..
5021 .. ..
= 105."..
4695 •• -
•• =101,9,,
34<->5 •• ••
.. =12KO„
44:"
'53-4 -
Bei Parz. YII wogder grösste Kopf 400 g
„ VIII „ .. 442,,
IX .. • .. 345 „
X .. .. 32-..
XI .. .. 465 ..
5Ö8_
Düngungsversuche bei Gemüsearten (Salat, Kohlrüben und Kohlrabi i.
säurehaltigen Düngemittel V (Super phosphat), VI (Thomasschlacke)
gewirkt, auch Kainit und Super phosphat (X) haben nicht sehr viel
Ertrag gegeben gegenüber der ungedüngten Parzelle I. Es ist hier
also durchschnittlich durch die Stallmistdüngung ein 21/9facher,
durch die Kompostdüngung ein 2facher und durch die übrigen
stickstoffhaltigen Düngungen (VIII, IX. XI und IV) ein l^facher
Ertrag gegenüber ungedüngt erzielt.
III. Die chemische Zusammensetzung der verschieden gedüngten
Köpfe zeigt uns die Abweichungen (hervorgerufen durch die ver-
schiedene Düngung) von der normalen chemischen Zusammen-
setzung der Kohlrabiköpfe.
Von jeder Parzelle wurde behufs chemischer Untersuchung eine gute
Durschnittsprobe entnommen und diese zur Herstellung des Analysenmaterials
verwendet.
Die von dem früheren Assistenten der chemischen Abteilung der Ver-
suchsstation, Herrn Dr. K. v. Wahl, ausgeführten analytischen Bestimmungen
ergaben bei den verschiedenen Düngungen folgende Resultate, die in den
nachstehenden Tabellen zusammengestellt sind:
i~ .
In ioo Teilen Asch
; sind
c A
5
wo
ken-
tanz
n d
cker
tanz
enthalten :
u
off
cket
anz
Bezeichnung
CS
U Ü3
o x>
l2 3
O "3
O U S-j
n s a
=*o
5>.2§
'H°*,
2 «^.
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Tro
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V D^
«u
« MS
WM
° :S —
■- t- t/5
<(J "" '
X —
eu
<Sl -T3
/o
0/
10
/o
/o
/o
/o
10
10
90,40
9,60
9,08
11,92
3,01
29,5
19,65
3,00
II. (Stallmist)
91.77
8,23
10.27
9,13
3 35
44,33
13,47
5,42
88,79
11,21
9,99
10,24
2,81
33,89
15,31
5,09
IV. (Chilisalpeter)
—
—
8,76
12,27
3,93
38,87
12,80
432
V. (Superphosphat;
86 20
13,80
9,03
11,52
2,32
31,99
15,73
3,00
91,71
8,29
8,66
12,32
7,25
27,61
16,26
3.24
11,68
11,07
10,23
4,06
34,46
13,63
3,89
VIII. (Chilisalpeter u.Superphosphat
86,63
13,37
10,60
10,92
432
35,57
14,43
3,85
IX. (Kainit und Chilisalpeter) .
87,.">3
12.47
9,05
8.99
5,42
43,11
13,00
4 9U
X. (Kainit und Superphosphat;
90,18
9,82
11,19
8,97
4,21
43,14
14,00
3,98
XI. (Kainit,Superphosph. , Chilisalp. i
89,15
10,85
10,75
8,84
3,35
43,47
14,03
4.10
Berechnet auf die Trockensubstanz
stellen sich die einzelnen Aschenbestanteile wie folgt:
ezeichnung
Magnesia
(MgO)
Kali
(K,0)
Phosphor-
säure
(P2o5)
I, (ungedüngt)
11. Stallmist;
III. (Kompost) . .
IV. (Chilisalpeterj
V. (Superphosphat)
VI. (Thomasmehl)
\ II. i Kainit)
VIII. Chilisalpeter und Superphosphat)
IX. (Kainit und Chiiisalpeter) . . . .
X. Kainit und Superphosphat) . . . .
XI. Kainit, Superphosphat, Chilisalpeter)
1,153
0,937
1,03
1,07
1,04
1,07
1,13
1,13
0,81
1,00
0,95
0,29
0,36
0,28
0,27
0,21
0,63
0,45
0,46
0,49
0,47
0,36
2,89
4,55
3,38
3,32
2,88
2,39
3,83
3,77
3,85
4,53
4 67
1,90
1,37
1,53
1,12
1,42
1,41
1.50
1,52
1,17
1,55
1,51
Düngungsversuche bei Gemüsearten (Salat, Kuhlrüben und Kohlrabi). egg
Analysenergebnisse: Vergleichen wir die Analysenresultate, so finden
wir den höchsten Trockensubstanzgehalt der frischen Köpfe bei der
Superphosphatdüngung (13,80%), sodann bei Chilisalpeter und Superphosphat
('3>37%), auch bei Kainit und Chilisalpeter (12,47%) ist er noch hoch. Am
niedrigsten ist er dagegen bei der Stallmistdüngung (8,24%), sodann bei Thomas-
mehl (8,66%), ungedüngt (9,60%) und Kainit und Superphosphat (9,82%).
Der Wassergehalt der frischen Köpfe steht natürlich im um-
gekehrten Verhältnis zu dem Trockensubstanzgehalt. Der Wassergehalt ist hier-
nach am höchsten bei der Stallmistdüngung (91,77%), sodann beim Thomas-
mehl (91,71%), ungedüngt (90,40%) und Kainit und Superphosphat (90,18%).
Den niedrigsten Wassergehalt zeigt die Superphosphatdüngung (86,20%), Chili-
salpeter und Superphosphat (86,63%), ferner Kainit und Chilisalpeter (87,53%).
Der Stickstoffgehalt der Köpfe ist am höchsten gefunden bei der
Stallmistdüngung (5.42 %), sodann beim Kompost (5,09%), dem Kainit und
Chilisalpeter (4,90%), beim Chilisalpeter allein (4,32%) und schliesslich bei
Kainit. Superphosphat und Chilisalpeter (4,10%). Es ist also überall ein
hoher Sticksto f f g ehalt der Köpfe zu konstatieren, wo bei der Düngung
stickstoffhaltige Düngemittel zur Verwendung gelangten. Es sind
das die gleichen Resultate beim Kohlrabi, wie sie schon früher
beim Salat (vergl. Gartenflora 189S p. 440) gefunden wurden. Den
niedrigsten Stickstoff gehalt weisen ungedüngt (3 %) und Superphosphat
1. auch Thomasmehl (3,24%), also die phosphorsäurehaltigen Dünge-
mittel, au f.
Der Aschengehalt der Köpfe ist am höchsten gefunden bei Kainit
und Superphosphat (11,19%), demnächst bei Kainit (11,07), am niedrigsten bei
Thomasmehl (8.66%), Chilisalpeter 8.76%.
Die Zusammensetzung der einzelnen Aschenbestandteile nach
Prozenten lässt folgendes erkennen:
Der grösste Phosphorsäuregehalt findet sich bei ungedüngt (19,65,%),
sodann bei den Phosphorsäuredüngemitteln Thomasmehl (16,26%) und Super-
phosphat (15,73%), und auch beim Kompost (15,31%), der niedrigste bei Chili-
salpeter (12,80%) und bei Kainit und Chilisalpeter (13%).
Der Kaligehalt ist am höchten bei der Stallmistdüngung (44,33 %), so-
dann bei Kainit, Superphosphat und Chilisalpeter (4347%), ferner bei Kainit
und Superphosphat (43,14%), auch bei Kainit und Chilisalpeter (43,11%), also
überall dort, wo- in der Düngung gleichzeitig mit anderen Stoffen Kali zu-
geführt war, während in der alleinigen Kalidüngung durch Kainit (VII) nur
34,46% Kali gefunden wurden. Am niedrigsten ist der Kaligehalt bei un-
gedüngt (29.5 %) und bei Superphosphat (31,99%).
Im Magnesiagehalt steht sehr weit oben an die Düngung mit Thomas-
mehl (7.25%), es folgt dann die mit Kainit und Chilisalpeter (5.42 %); sehr
niedrig ist der Magnesiagehalt bei Superphosphatdüngung (2,32%), dann bei
Kompost (2,81° 0).
Ein sehr hoher Kalkgehalt in der Asche ist bei den beiden kalkreichsten
Düngemitteln, dem Thomasmehl (12,32%) sowie dem Superphosphat (11,52%)
gefunden. Nicht nach steht hier die Düngung mit Chilisalpeter (12,27%);
ebenso zeigt ungedüngt 11,92%. Am niedrigsten ist der Kalkgehalt bei Kainit,
Superphosphat und Chilisalpeter (8,84%), Kainit und Superphosphat (8,97%),
sowie bei Kainit und Chilisalpeter (8,99%),
cno Prämiierung sächsischer Aussteller auf der St. Petersburger Ausstellung.
Dasselbe Verhältnis zeigen natürlich die einzelnen Aschebestandteile,
wenn dieselben auf die Trockensubstanz berechnet werden, wie das in der
zweiten Tabelle geschehen ist. —
Herr Dr. K. v. Wahl spreche ich für seine freundliche Unterstützung bei
den vorstehenden Untersuchungen meinen besten Dank aus.
Chemische Abteilung der Versuchsstation des
Königl. pomologischen Instituts zu Proskau O.-S., im Oktober 1899.
Prämiierung
der sächsischen Aussteller auf der Internationalen Gartenbau-Ausstellung zu
St. Petersburg im Mai 1899.
Wir geben nunmehr die vollständige Liste im Anschluss an die vor-
läufige Uebersicht Seite 468.
T. J. Seidel, Laubegast - Dresden: ein Ehrendiplom der Kaiserlich, russ.
Gartenbaugesellschaft und die grosse goldene Medaille für Azaleen und
Rhododendron.
Paul Hauber, Tolkewitz-Dresden: eine kleine goldene Medaille für Form-
obstbäume.
Robert Weissbach, Laubegast: eine kleine goldene Medaille für Rhodo-
dendron.
Max Ziegenbalg, Laubegast: eine grosse silberne Medaille für grosse Phönix
und die Bronce-Medaille des Finanzministeriums für Araucarien.
Otto Olberg, Striesen - Dresden: eine mittlere goldene Medaille für Azaleen
und eine kleine goldene Medaille für Rhododendron.
H. F. Heibig, Laubegast: eine kleine goldene Medaille für eine Sammlung
Warm- und Kalthauspflanzen.
O. Poscharsky, Laubegast: eine kleine goldene Medaille für veredelte bunt-
blättrige Gehölze.
B. Haubold. Laubegast: eine Bronce-Medaille für Margeriten.
Adolf Müller, Dresden: eine grosse silberne Medaille für landwirtschaftliche
Baupläne.
E. F. Thiers, Striesen-Dresden: die goldene Medaille des Ackerbauministeriums
für eine Warmwasserheizanlage im Betrieb und Modelle.
Karl Maurer, Gohlis b. Dresden: eine kleine silberne Medaille für Scolo-
pendrium Maurerianum.
Wilhelm Weisse, Kamenz, Sa.: die mittlere goldene Medaille für Coniferen.
J. C. Hanisch, Leipzig: die kleine goldene Medaille für Araucarien.
Otto Thalacker, Leipzig: je eine grosse silberne Medaille für Nelken und
Anthurium.
Albert Wagner, Leipzig: eine kleine goldene Medaille für Palmen; je eine
grosse silberne Medaille für Araucarien und Juniperus hispanica und
eine mittlere silberne Medaille für Acer japonicum.
Nach autentischen Nachrichten aus dem Sekretariat der Kaiserl. russischen
Gartenbaugesellschaft. L — n.
o Sonnenblumen.
511
86000 Sonnenblumen.
(Hierzu Abbildung 77. Vergl. auch S. 5(2.
um erstenmale ist in diesem Jahre der Versuch gemacht worden, ob bei
uns die Sonnenblume als Feldfrucht gedeiht. Die Herren Oberstleutnant
a. D. Weissenborn, Teltow. Kurhaus Seehof, und A. Renne in Gr.-Lichter-
521
Die Gartenbau-Ausstellung in Düren.
felde-Ost haben von dem Gute Seehof 12 Morgen Sandboden gepachtet und
dieselben mit Sonnenblumen bepflanzt. Trotz ungünstiger Verhältnisse — es
konnte des Märzfrostes wegen erst am 9. April mit der Aussaat begonnen
werden, das Saatgut war mangelhaft, beide Pächter sind nicht Landwirte —
ist im Durchschnitt der Stand der Pflanzung recht befriedigend, wie die um-
stehende photographische Abbildung zeigt, welche etwa vier Wochen vor der
eigentlichen Ernte aufgenommen ist.
Wir sehen, dass schon zu dieser Zeit die Stämme sich 3— 3V2 m hoch
entwickelt haben und die Blumen ganz hübsche Dimensionen aufweisen.
In volkswirtschaftlicher Beziehung ist diese Probepflanzung von grosser
Bedeutung, denn die Sonnenblume ist eine Kulturpflanze allerersten Ranges.
Obgleich sie an den Boden und die Bearbeitung verhältnismässig geringe An-
forderungen stellt, ist jeder ihrer Teile industriell zu verwerten.
Aus dem reichlich in der Blume vorhandenen Samenkorn wird gutes Oel
gepresst und ergeben die Pressrückstände einen sehr nahrhaften Futterkuchen.
Das durch den ganzen Stamm gehende sehr leichte Mark, spez. Gew. 0,028^
besitzt im Wasser eine Tragfähigkeit, welche achtmal grösser ist als Kork
und sich daher zu Schwimmkörpern aller Art (D. R. P. Ko. 88 490) vorzüg-
lich eignet.
Aus der Rinde wird in Kansas Papier hergestellt und auch die in
Deutschland damit angestellten Versuche bewiesen, dass die Faser der Rinde
eine gute Papiermasse ergiebt.
Die grossen Blätter können grün oder eingelegt verfuttert werden.
Aus dem Blumenkelch und den Wurzeln kanu man durch Verbrennen
rohe Pottasche gewinnen.
Die obengenannten Herren stehen im Begriff, eine Gesellschaft zu gründen,
welche die Ausnutzung der Sonnenblume rationell in die Hand nehmen soll,
und sind gern bereit, jede gewünschte Auskunft zu erteilen.
Die Gartenbau-Ausstellung in Düren.
f (Hierzu Abb. 78.)
om 23. bis 25. September fand in den Anlagen des Stadtparkes die von der
Lokalabteilung des Landwirtschaftlichen Vereins für Rheinpreussen in
Gemeinschaft mit dem Gartenbau-Verein veranstaltete Ausstellung statt.
Der eigentliche Zweck, ein Bild von dem Stande des Gartenbaues Dürens
und dessen Umgebuug zu gewinnen, ist vollständig erreicht, indem die Be-
teiligung eine sehr grosse war; auch bekannte auswärtige Firmen hatten sich
eingefunden.
Der Hauptanteil fiel natürlich auf Dürens grosse Privatgärten; es ist von
je her in der bekannten, durch grosse Industrie berühmten Millionenstadt dem
Gartenbau viel Sorgfalt gewidmet und sind ihm grosse Opfer gebracht worden.
Hauptsächlich findet man grosse, wohlgepflegte Gärten mit ausgedehntem Obst-
und Gemüsebau. Die Pflanzenkultur ist mehr auf blühende Sachen gerichtet,
bedingt durch Liebhaberei für dieselben, sei es zur Ausschmückung der
Gärten oder der Wohnungen.
Die Ciartcnbau-Ausstellung in Düren.
?::>
Die Stadtparkhalle bot ein übersichtliches vollkommenes Ganzes, es war
nach einem einheitlichen Plan gearbeitet, was freilich für manchen unbequem,
für das Ganze aber nur von Vorteil war.
1 )as. Mittelschiff nahmen die grossepDekorationsgruppen ein, so gestellt, dass
ein Durchblick durch die 40 m lange Halle blieb. Es waren daran hauptsächlich
beteiligt die Gärtnereien von Kommerzienrat Philipp Schöller, Heinrich
Schöller, Arnold Schöller. Wilhelm Iloeseh aus Düren und Wilhelm
znA Die Gartenbau-Ausstellung in Düren.
Winkelmann jr. aus Rodenkirchen b. Köln, jede Gruppe hatte ihre besonderen
Schönheiten, Teppichbeete, Pflanzen und Früchte, in Nischen aufgestellte Blumen-
arrangements etc.; den Hintergrund bildeten Panoramen von Rheinlandschaften
mit den dazu gehörigen Lauben und einem natürlichen Wasserfall. Besonders
reichlich waren schöne alte Palmen, Latanien, Kentien, Areken, Chamaerops,
sowie Araucarien, Pandanus und Farne verwendet.
Mit Handelspflanzen waren nur folgende Firmen in grösserem Masse
beteiligt: WilhelmWinkelmann j r. -Rodenkirchen. Tonisek-Baur-Eschweiler,
Lambert &Reiter-Trier, dann Hermann Kieseist ein undBöking-Düren; diese
Herren sind nach eigener Versicherung sehr zufrieden, da trotz der kurzen
Dauer viel verkauft wurde.
Obst- und Obstverwertung, in welchen Abteilungen ja eigentlich der
Hauptwert der Ausstellung lag, waren reichlich vertreten; das Obst bedeckte
bei möglichst dichter Stellung eine Tischfläche von 140 □ m. Es zerfiel in
drei Hauptgruppen.
1. Sortimente nach der Reifezeit geordnet. Hauptaussteller mit
Sortimenten von 100— 150 Sorten waren Arnold Schöller, Heinrich
Schöller, Kommerzienrat Philipp Schöller, Rudolph Schöller aus
Düren. Ferner Troitzheim -Wenau, Freiherr von Bondtscheidt-
Arnoldsweiler und kleinere Sortimente in reicher Zahl.
2. Xormalsortimente für den Kreis Düren und die Rheinprovinz.
Hierin war die Beteiligung recht rege, da gerade hierfür hohe Preise
ausgesetzt waren. Wir sind nach vielen Mühen endlich hier soweit,
12 Aepfel- und 7 Birnensorten als die besten für allgemeinen Anbau
empfehlen zu können.
3. Verkaufsobst war von 28 Seiten durch Muster aufgestellt, und erzielte
bei flottem Absatz folgende Durchschnittspreise: Tafelobst 15 — 25 M.
Wirtschaftsobst 8 — 16 M. pro Centner. Eine Ausnahme machen die
hier besonders beliebten Ananas-Reinetten (Citronen genannt), welche
I. Qualität 35— 40, IL Qualität 25 — 30 M. brachten und dennoch ganz ge-
räumt wurden.
Bei der Gruppe Obstverwertung fielen besonders viele Einsendungen
von Beerenweinen auf; auch war hervorragend die Landwirtschaftliche Winter-
schule in Eschweiler mit Gemüse und Obstkonserven beteiligt.
Gemüse war im ganzen wenig ausgestellt, was recht zu bedauern ist,
da hier und in der Umgegend viel Gemüsebau betrieben wird. Die Gemüse-
gärtner treiben starke Agitation für einen Schutzzoll auf holländisches Gemüse,
halten es aber nicht der Mühe wert, bei solchen Gelegenheiten zu zeigen,
dass sie imstande sind, den Bedarf zu decken, wie sie sich auch nicht bemühen,
weitere Absatzgebiete zu suchen.
Von den vielen nützlichen und reichlich vertretenen Gartengeräten
sei besonders der von Herrn Otto Plinsberg auf Insel Langenau erfundene
Insektenfanggürtel »Einfach« erwähnt; derselbe ist aus Wellpappe derart
angefertigt, dass ab- und aufsteigende Insekten sicher gefangen werden. Wir
haben -denselben hier seit Jahren erprobt und möchten ihn nicht mehr ent-
behren. Jetzt sucht Herr Hinsberg ein Pulver herzustellen, welches bei
leichtester Anwendung alle Pilzkrankheiten beseitigt, denn ein Mittel, welches
zu jeder Zeit anwendbar ist, ohne Nachteil für die Pflanzen, fehlt bis heute noch.
,Velthai", ein neuer Krankheitszerstörer für Ptianzenr r^r
Nicht unerwähnt lassen dürfen wir die Ausstellung von Schulkindern;
dieselbe birgt, wie Herr Landrat von Breunig in der Eröffnungsrede besonders
hervorhob, viel Fleiss und Ausdauer der Kleinen, und ist überhaupt die Blumen-
pflege in jungen Jahren von grosser Bedeutung für die sittliche Erziehung der
Kinder.
Der Kreis Düren vergiebt schon seit langen Jahren jedes Frühjahr
Stecklingspflanzen von Pelargonien, Begonien, Petunien, Lobelien, Fuchsien
u. dgl. an die Volksschulen, welche dieselben geeigneten Kindern überlassen.
rUle 3 Wochen giebt dann ein Obergärtner eine Stu nde Unterricht im
Beisein der Lehrer und Lehrerinnen; zu diesen Stunden bringen die
Kinder die Pflanzen mit und wird ihnen das Verpflanzen, Giessen, Anbinden
sowie alles für die Pflege Erforderliche gezeigt. Im Herbst ist dann grosse
Besichtigung, wobei die besten Pfleger Prämien erhalten; auch Lehrer und
Lehrerinnen, welche sich der Sache besonders annehmen, erhalten
Geschenke.
ZumSchluss wollen wir nicht unerwähnt lassen, dass im Verkaufsbuch
ein Gesamtumsatz von 48600 M. verzeichnet ist, was immerhin bei der kurzen
Dauer der Ausstellung befriedigend ist. Der Besuch war ein sehr reger,
trotz des recht schlechten Wetters.
Das Komitee, welches durch die jährlichen Obstmärkte sozusagen ein
ständiges ist, hat durch diese erste grössere Veranstaltung gewiss dem Obst-
und Gartenbau des Kreises viel genützt. A. K.
„Veltha", ein neuer Krankheitszerstörer für Pflanzen?
Von Dr. Rieh. Otto in Proskau.
Dp^in früherer Schüler des Königl. pomologischen Instituts zu Proskau, Herr
(-*&{ C. Engelmann, sandte uns im Juli d. J. aus Saffron Waiden (Essex) in
England eine Probe eines „neuen Krankheitszerstörers für Pflanzen'',
welcher dort in diesem Jahre in den Blättern viel annonciert wird. Dieses
grossartige Mittel soll nach den Angaben des Einsenders „ein Vorbeugungs-
mittel gegen alle möglichen Pilzkrankheiten sein und gleichzeitig
das Land düngen". Es führt den Namen „Veltha" und wird angewandt,
indem man nach dem Pflanzen der Gewächse, oder nachdem der Samen auf-
gegangen ist, pro Quadratmeter 10 g dieses Mittels möglichst gleichmässig
auf die Oberfläche des Bodens, wenn derselbe feucht ist, ausstreut. Auch das
Bespritzen erkrankter Pflanzen mit einer lprozentigen Lösung wird empfohlen.
Einsender hatte das Mittel in diesem Jahre angewandt; der Effekt war jedoch,
wie er schreibt, „zum wenigsten zweifelhaft".
Ich habe nun dieses verheissungsvolle und im allgemeinen wohl bei uns in
Deutschland noch wenig bekannte Mittel einer chemischen Untersuchung auf seine
iWstandteile unterzogen, um zu erfahren, inwieweit es „düngend wirken und
dabei gleichzeitig alle möglichen Pilzkrankheiten zerstören kann".
Die Untersuchung ergab folgendes: Das Präparat, welches schon mit
blossen Augen als ein Gemenge zu erkennen ist, stellt ein schwarzes Pulver
dar, welches mit gröberen weissen, erdigen Partikelchen und deutlichen
C.76 „Veltha", ein neuer Krankheitszerstörer für Pflanzen?
Krystallen durchsetzt ist. Diese in Wasser leicht löslichen und in der Lösung
sauer reagierenden Krystalle erwiesen sich als Eisenvitriol (schwefelsaures
Eisenoxydul), FeS04+7H20; die erdigen, auch in Wasser leicht löslichen und
sauer reagierenden Körner hingegen bestanden aus saurem phosphorsauren
Kali (primäres Kaliumphosphat). KH2POt. Der in Wasser, Säuren und in
Königswasser ganz unlösliche, sehr bedeutende Rückstand erwies sich als
Kohle nebst sehr viel Sand.
Das Mittel besteht also zum grössten Teile aus Kohle und sehr viel
Sand. In geringerer Menge und als verhältnismässig grosse Krystalle rindet
sich in dem Gemisch Eisenvitriol und daneben saures phosphorsaures
Kali. Doch tritt letzterer Bestandteil ganz erheblich zurück. Vom Eisenvitriol
und dem sauren phosphorsauren Kali rührt auch die saure Reaktion her, wenn
das Präparat mit Wasser behandelt wird. —
Wie steht es nun mit den angeblichen guten Eigenschaften dieses
I'n i versalmittels ?
Von einer erheblichen Düngerwirkung kann bei dem sehr geringen
Gehalt an saurem phosphorsauren Kali wohl kaum die Rede sein, ebenso
dürfte für die Düngerwirkung der Gehalt an Eisenvitriol nicht wesentlich in
Betracht kommen, ganz und gar aber nicht der hohe Gehalt an Kohle und
und Sand. Wenn es demnach mit der Düngerwirkung dieses Präparates schlecht
bestellt ist, wie verhält sich dasselbe nun als ..Vorbeugungsmittel gegen
alle möglichen Pilzkrankheiten der Pflanzen"? Hierfür könnte doch
hauptsächlich nur der Eisengehalt des Mittels in Betracht kommen, und dass
man Eisen als Yorbeugungsmittel gegen alle möglichen Pilzkrankheiten mit
Erfolg verwenden kann, ist mir und wahrscheinlich auch Anderen nicht bekannt.
So erklärt es sich auch wohl, weshalb der Einsender des Präparates bei seiner
Anwendung keine Erfolge erzielt hat. Auch Andere werden schwerlich solche
aufweisen können.
Ganz merkwürdig ist nun aber die Empfehlung des Bespritzens erkrankter
Pflanzen mit einer lprozentigen Lösung des Mittels. Das Präparat löst sich
ja gemäss seiner chemischen Zusammensetzung nur sehr wenig in Wasser,
denn Kohle und Sand sind doch in Wasser ganz unlöslich. In einem solchen
wässrigen Auszuge können dann nur Eisenvitriol und die geringen Mengen
sauren phosphorsauren Kalis in Lösung sein, diese werden ja in den geringen
Quantitäten einer sog. lprozentigen Lösung den Pflanzen bei dem Bespritzen
nichts schaden, aber ob sie düngend wirken und gleichzeitig die betreffenden
Pflanzen gegen alle möglichen Pilzkrankheiten schützen, ist doch wohl mehr
als zweifelhaft.
Bei diesem Alittel wird wahrscheinlich, wie bei fast allen derartigen
Präparaten, eine Menge Geld für ganz wertlose Sachen, in diesem Falle für
Kohle und Sand, ausgegeben, ohne dass überhaupt ein Erfolg zu sehen ist. in
vielen Fällen nimmt man grade das Gegenteil, eine Schädigung der betreffenden
Gewächse, wahr. — Leider hat der Einsender den Preis des Präparates nicht
mitgeteilt; ganz billig dürfte es aber bei den angepriesenen guten Eigenschaften
nicht sein.
Seiner chemischen Zusammensetzung nach kann, wie gesagt, das genannte
Mittel seine ihm nachgerühmten a;uten Eigenschaften nicht erfüllen.
Die Jubiläums-Ausstellung in Dresden. :,--
Ich glaubte diese Zeilen hier veröffentlichen zu sollen, um vor der Ver-
wendung des Mittels, das zum Glück bei uns in Deutschland noch nicht sehr
bekannt zu sein scheint, zu warnen.
Chemische Abteilung der Versuchsstation des Kgl. pomologischen
Instituts zu Proskau. im Oktober 1899.
Die Jubiiäums-Ausstellung des Landes-Obstbauvereins
für das Königreich Sachsen
in Verbindung mit der Allgemeinen Deutschen Obstausstellung bei Gelegenheit
der XV. Versammlung deutscher Pomologen und Obstzüchter vom 14. bis
19. Oktober 1899 zu Dresden im Städtischen Ausstellungspark.
Von L. Wittmack.
it hoher Befriedigung kann der Landes-Obstbauverein für das Königreich
\/\
4JJt Sachsen auf die von ihm veranstaltete Ausstellung zurückblicken, denn
eine gediegenere, geschmackvoller arrangierte Obstausstellung ist wohl selten
gesehen worden.
Vielen unserer Leser werden dieRäume von 1896 her, von der internationalen
Gartenbau-Ausstellung, mit der sie eröffnet wurden, durch eigene Anschauung
oder durch Abbildungen bekannt sein (Gartenflora 1896, S. 297 Grundriss.
S. 323 Seidels Rhododendronthal, S. 388 Hauptsaal). Inzwischen sind einige
Veränderungen darin vorgenommen, namentlich ist für die diesjährige Kunst-
ausstellung im Hauptsaal eine Doppeltreppe errichtet, die zu einer Empore
führt. Zwischen den beiden Treppenwangen ist ein Fontänenbassin eingerichtet
mit einer kolossalen Merkurgruppe, die, wie wir hören, für Bremen in Bronze
ausgeführt werden soll. — Dieser Hauptsaal war für die Ausstellung des
Landes-Obstbauvereins für das Königreich Sachsen bestimmt, die nach
den einzelnen Bezirken geordnet war. Auf der Empore war das Übst aus
den höheren Lagen, auch das von Chausseen und das der Gärtnerlehranstalt
zu Bautzen. Direktor Brugger, nebst ihren Lehrmitteln ausgestellt.
Im allgemeinen hat Sachsen in diesem Jahr viel ungünstiges Wetter
gehabt, und ist daher die Qualität des Obstes meist nur eine mittlere
-■worden; umsomehr musste es überraschen, zu sehen, welch schönes Obst
noch in hohen Lagen, z. B. in Walddorf. 450 m hoch (bei Herrnhut im Erz-
gebirge) z.T. erzielt werden kann. Ein Korb mit Äpfeln »Schöner von Boskoop«
zeigte geradezu tadellose Exemplare. Viel Interesse bot auch das Obst von
den Chausseen, und namentlich die farbigen Karten über die Verschiedenheit
der Erträge in Mark pro Kilometer Strassenlänge waren sehr lehrreich. Nicht
genug kann eine Nachahmung des sächsischen Beispiels überall empfohlen
werden.
In einem zweiten Saal, rechts vom Eingang, hatte die Land-
wirtschaftskammer der Provinz Sachsen in einer grossartigen Weise
ausgestellt. Wenn man die weiten Zuckerrüben- und Weizenfelder, den aus-
gedehnten und doch so intensiven landwirtschaftlichen Betrieb der Provinz
Sachsen sieht, der in manchen Gegenden keinen Baum, keine Hecke aus Mangel
L78 Die Jubiläums-Ausstellung in Dresden.
an Raum duldet — aber auch kein Unkraut am Wege, geschweige auf den
Feldern, so sollte man kaum glauben, dass so viel Wert auf den Obstbau gelegt
werde. Aber die Provinz Sachsen ist gross, es giebt viele Gegenden um den
Harz und nach Thüringen hin etc., die seit alter Zeit Obstbau treiben, es giebt
manche Lagen, in denen der Boden nicht so fruchtbar, nicht so geeignet ist
für Weizen und Rübenbau wie in der Magdeburger oder Halleschen Gegend.
Hier hat der Obstbau festen Fuss gefasst und dank den Bemühungen der Land-
wirtschaftskammer und speziell des Provinzial-Obstgartens in Diemitz bei Halle
ist er jetzt überall aus seiner untergeordneten Rolle zu einer mehr beachteten
emporgestiegen. — In einer Riesenpyramide hatte man die gangbarsten Apfel-
sorten der Provinz zusammengestellt: Winter-Goldparmaine, Canada-Reinette,
graue französische Reinette, grosse Kasseler Reinette, Gravensteiner, Schöner
von Boskoop, roter Eiserapfel etc.
Rund herum war Handelsobst in Spahnkörben, deren Rand mit rosa etc.
Papier umsäumt war, ausgestellt, ausserdem Sortimente. In einem Xeben-
saale hatte der Verein der Pomologen und Obstzüchter für Anhalt und Provinz
Sachsen ausgestellt, weiter folgte der Oberhessische Obstbauverein zu
Friedberg in Hessen mit einer ausserordentlich reichen Ausstellung, die
mehrere Säle füllte. Hier sah man, schön geographisch geordnet, das Obst von
der Nord-, Ost-, West- und Südseite des Vogelsberges, das des Taunus u. s. w.
und konnte so recht verfolgen, wie mit der besseren Lage die Grösse der Früchte
zunahm. Ähnlich schön war das Obst des Rheingauer Vereins für Obst-,
Wein- und Gartenbau in Geisenheim a. Rhein. Die Perle von allen, in
Bezug auf Grösse und Schönheit der Früchte war die Ausstellung der Königl.
Lehranstalt für Obst- und Weinbau zu Geisenheim a. Rhein selbst.
Duftig in gekräuselter Holzwolle gebettet und von einer Fruchtschale mit Obst
und Blättern in roter Herbstfärbung überragt, lagen da die riesigen Schaufrüchte
der Belle Angevine, 15 cm lang, mit 34 cm Umfang, einer Birne, die aller-
dings nur zum Kochen dient, und die in Frankreich von einem Diner zum
andern als Schaufrucht verliehen werden soll. (Ist dies wirklich der Fall?)
Und daneben die »holzfarbige Butterbirne« eine herrliche Tafelfrucht, hier fast
11Y2 cm lang bei 30 cm Umfang, ganz gelb. Weiter die schönen Äpfel von Kaiser
Alexander, Diels Butterbirne, 29 cm Umfang, die Louise Gregoire, die
Feigenbirne von Alengon, die Birnen President Mas, de Tongres, Forellenbirne,
Herzogin von Angouleme, van Marum.
Aber auch nördlichere Gebiete waren gut vertreten. Die Landwirtschafts-
kammer der Provinz Brandenburg hatte die besten in der Provinz gedeihenden
Sorten in grossen Körben zu je 12,0 kg in guter Verpackung ausgestellt, ausser-
dem daneben einzelne Früchte aus den Körben entnommen, um die schöne
Qualität zu zeigen.
Ganz besonderes Interesse erregte ferner das schöne Obst der Landwirt-
schaftskammern für Westpreussen und noch mehr der für Ostpreussen.
Das westpreussische Obst lag leider zu tief in der Holzwolle eingebettet, ob-
wohl die Kisten nur flach waren, man konnte deshalb die Form der Früchte
nicht genau erkennen; das ostpreussische aber lag frei auf Tellern und konnten
alle Besucher nicht genug das vortreffliche Aussehen der Früchte loben. Ein
ausführlicher Katalog mit Lageplan und Abbildung der Provinzial-Gärtn er-
Lehranstalt zu Tapiau war beigegeben, ebenso ein Verzeichnis des Normal-
Verteilung der hauptsächlichsten Preise auf der Dresdener Ausstellung. t^g
Sortiments für Ostpreussen. Auf dem Titel stand: »5. bis 6. Tausend der
dritten Autlage«, ein Beweis, wie stark diese Schrift verbreitet ist.
Neben diesen Kollektiv-Ausstellungen waren viele Einzelaussteller, doch
ist heute nicht Raum, darauf näher einzugehen, nur die grössten: Oekonomierat
Späth-Berlin, Baumschulenweg, Rentier Pekru n-Dresden - Weisser Hirsch,
Direktor Lucas-Reutlingen und Kommerzienrat Bolle-Berlin wollen wir
nennen, auch Herrn Dressler-Dalldorf nicht vergessen, der zwar eine kleinere,
aber sehr gute Sammlung vorführte.
Im Uebrigen waren viele Obstbäume, z.T. zuGärten arrangiert.Obstprodukte,
zahlreiche Geräte, darunter viele für Obstverwertung in Thätigkeit, wissen-
schaftliche Darstellungen etc. vorhanden. (Fortsetzung folgt.)
Verteilung der hauptsächlichsten Preise auf der Dresdener
Ausstellung.
kl'/.ir teilen nachstehend die in Dresden verteilten hauptsächlichsten Preise
mit: Den Ehrenpreis Sr. Majestät des Kaisers (eine goldene Preismünze)
für die beste Leistung auf der Ausstellung erhielt die Landwirtschaftskammer
der Provinz Sachsen; den Ehrenpreis Sr. Majestät des Königs (silberner Riesen-
humpen): die Kollektiv-Ausstellung der Oberlausitz; den Ehrenpreis Sr. Königl.
Hoheit des Prinzen Friedrich August (silberner Humpen): Herr Frhr.
v. Friesen-Rötha.
In Abteilung I erhielten: Den Ehrenpreis des Königl. sächs. Ministeriums
des Innern (eine silberne Medaille): der Obst- und Gartenbauverein „Marne"
in Holstein; den Ehrenpreis des Königl. preuss. Ministeriums für Landwirtschaft,
Domänen und Forsten (silberne Staatsmedaille): Herr Schweinecke-Osterburg;
den Ehrenpreis des Rates der Stadt Dresden (silberne Medaille): Herr Dr.
Xeubauer-Krosigk; den Ehrenpreis von Kassel: Herr A. Duchmann-
Weilbach.
In den anderen Abteilungen erhielten u. A.: Den Ehrenpreis des Vogt-
landes Herr Johann Fischer-Fellen; den 1. Ehrenpreis des Vereins zur Be-
förderung des Gartenbaues in Preussen (goldene Medaille): der Obstbauverein
zu Neuburg; den Ehrenpreis der Provinz Brandenburg (goldene Medaille): Herr
Dr. Kolbe-Radebeul; den Ehrenpreis des Rates zu Dresden (silberne Medaille):
Herr Inspektor Dressler-Dalldorf; den Ehrenpreis des preussischen land-
wirtschaftlichen Ministeriums: Herr Frei-Hosterwitz; den Ehrenpreis des erz-
gebirgischen Gartenbauvereins in Chemnitz (silberner Pokal): der Bezirks-
obstbauverein in Herrnhut; den Ehrenpreis des Staatsministeriums in Altenburg:
Herr F. Pieper in Weistropp; den Ehrenpreis des Bezirksobstbauvereins in
Meissen: Herr Direktor Endler-Meissen; den Ehrenpreis des Gartenbauvereins
in Hamburg (goldene Medaille): Herr Ökonomierat Späth in Baumschulenweg
bei Berlin; den Ehrenpreis des bayerischen Staatsministeriums: das pomologische
Institut zu Reutlingen; den Ehrenpreis des Staatsministeriums in Anhalt: der
Bezirksobstbauverein in Dresden; den Ehrenpreis des Deutschen Pomologischen
Vereins: Herr C. Heger-Dresden; den Ehrenpreis des Bezirksobstbauvereins
in Glauchau (Tafelaufsatz): Herr Rittergutsbesitzer Degenkolb.
r^Q Die Baumschule der Firma A. Rathke & Sohn in Praust b. Danzig.
Für die ganz hervorragenden Leistungen der Kgl. Lehranstalt für Obst-
und Weinbau zu Geisenheim a. Rh., des Rheingauer und des Oberhessischen
Vereins sollen besondere Auszeichnuntren erbeten werden. |< ibstmarkt.)
Die Baumschule der Firma A. Rathke & Sohn in Praust b. Danzig.
__, Von L. Wittmaek.
feit vielen Jahren hatte ich die oben genannte Baumschule, die schon längst
übrigens dem Sohn des Begründers gehört, nicht gesehen und war hoch-
erfreut, am 4. September d. J. die bedeutende Yergrösserung und die mannig-
fachen Veränderungen zu schauen.
Vor allem ist ein ganz neues Stück, unmittelbar nahe dem Bahnhof, auf
dem sog. Rostrauer Feld, von 76 Morgen (=19 ha) hinzugekommen, welches
bereits in der Danziger Niederung liegt und das besonders zur Anzucht von
Obstbäumen, aber auch von Gehölzen dient.
Die alte Baumschule, an deren Eingang Herr Rathke sich eine geschmack-
volle Villa erbaut hat, umfasst 70 Morgen (i712ha), ist mit einem 2 Meter
hohen Bretterzaun umgeben und dient besonders der Anzucht von Koniferen,
die Herr Rathke als Spezialität betreibt. Unterstützt wird er hierbei, wie bei
allen seinen Arbeiten, durch seinen langjährigen Obergärtner, unsern verehrten
Mitarbeiter Robert Müller, dessen Sohn auch bereits im Geschäft thätig ist
und während der internationalen Gartenbauausstellung mit Herrn Rathke in
Petersburg weilte.
Ausserhalb der Umzäunung sind noch 100 Morgen (25 ha) zum Teil der
Anzucht von Alleebäumen und Wildgehölzen, zum Teil dem Samenbau
gewidmet.
Unter den Koniferen findet sich eine sehr dichte und schöne Form der
Thuja nana compacta. ferner viel Hängefichten und Traueriichten. Besonders
interessant ist, dass hier Veredelungen sich finden von der durch Prof. Conwentz-
Danzig zuerst bekannt gemachten Trauerfichte aus dem Stelliner Forst bei der
kaiserlichen Besitzung Cadinen. Diese Fichte, über die noch Herr Obergärtner
R. Müller in der Gartenflora genauer berichten wird, hat vollständig das Aussehen
einer Säule und wurde von Herrn Prot. Conwentz auch anfangs Säulenfichte
genannt; da aber die einzelnen Zweige herabhängen, was bei echten Säulen-
fichten nicht vorkommen soll, so ist der Xame später in ,, Trauerfichte" um-
geändert. Von den Trauerfichten sind nun wieder die Hängefichten zu unter-
scheiden; bei ersteren hängen schon die Hauptzweige, bei der Hängefichte die
Zweige zweiter und dritter Ordnung.
Am meisten interessierten uns prachtvolle Halb- und Hochstämme von
Flieder, Syringa vulgaris, in vielen Sorten, auch viele gefüllte. Auch mehreren,
gleichzeitig mit mir anwesenden Baumschulbesitzern aus Holstein schienen
diese ganz besonders zu gefallen, denn sie unterhandelten eifrig wegen Ankaufs
derselben. Es ist seltsam, dass bei uns kleine Hochstämme von Flieder, etwa
in der Grösse von Prunus triloba, aber auch weit grösser, in Parkanlagen fast
gar nicht gesehen werden, und doch müssen sie an passenden Stellen, in regel-
mässigen Gärten sehr hübsch aussehen.
Der Kaiserliche botanische Garten in St. Petersburg. z.$[
DieWeigela oder Diervilla ..Eva Rathke" ist natürlich sehr reichlich
vorhanden, sie ist zuerst durch die Gartenflora, die 1891 S. 337 t. 1350 eine
farbige Abbildung gab, weiteren Kreisen bekannt geworden, und erst kürzlich
haben wir sie aus England wegen ihrer bis in den Herbst fortdauernden
Blütezeit und ihrer dunklen, karmoisinroten Farbe rühmen hören (Gartenflora
1899, Heft 15, S. 415). Neuerdings sind aber noch einige verwandte Sorten
entstanden: Anna Rathke, Anton Rathke und Obergärtner R. Müller, die in
anderen roten Färbungen, aber ebenso andauernd blühen, jedenfalls • eine
Bereicherung des Sortimentes, wenngleich wir persönlich die „Eva" vorziehen.
In ausserordentlich grosser Zahl sahen wir die Haselnüsse vermehrt, und
dabei war das ganze Quartier geräumt gewesen! Haselnüsse müssen im öst-
lichen Deutschland viel mehr gekauft werden als bei uns.
Viel Gewicht wird auch gelegt auf Fuchsia coccinea fürs Freie. Sie wird
im Herbst an der Erde abgeschnitten, mit etwas Laub gedeckt und hält dann
ganz gut aus. Sie ist besonders schön als Einzelpflanze auf Rasen und möchte
sich wohl auch für die Plätze in Berlin eignen. Man vermehrt sie im Frühjahr aus
Steckholz, welches über Winter in die Erde eingegraben war.
Riesig entwickelt waren die Trugdolden von Sambucus pubens maxima, den
bekanntlich Herr Hesse in Weener (Ostfriesland) in den Handel gegeben. (Siehe
darüber Gartenflora 1898. S. 540 und 582). Dieser Hollunder blüht später
als S. pubens, hat viel grössere Blätter und besonders grössere Blättchen, sowie
grössere Dolden (wir massen bis 40 cm), setzt aber weniger Früchte an.
Wir nennen noch Tamarix Odessana als sehr schön, Rubus phoenicolasius,
dessen Früchte ohne Wert, Rubus sorbifolia. am 4. September noch in Blüte. Es
ist das die neuerdings viel besprochene Erdbeer-Himbeere, die aber fade
schmeckt. Von Blumen sind besonders viel Lilien, Georginen (Thekla Winter-
stein, kleinblumig, weiss, sehr schön) etc. vorhanden. Auch Freilandfarne
werden viel gezogen. Dies nur eine schwache Andeutung der Schätze, welche
die Baumschule birgt. Wer nach Danzig reist, soll nicht versäumen im Vorort
Praust auszusteigen und sich das Rathkesche Etablissement anzusehen.
Der Kaiserliche botanische Garten in St. Petersburg.
n Stelle des gegenwärtigen Kaiserlichen botanischen Gartens in St. Peters-
burg wurde 1714 von Peter dem Grossen auf einer der Inseln — der
späteren Apotheker-Insel — ein Garten zur Anzucht von Heckenpflanzen gegründet.
Jedoch erst 1823, zur Zeit Alexanders I., wurde der Garten vollständig reorganisiert
und erhielt seit jener Zeit den Titel eines Kaiserlichen botanischen Gartens.
Der erste damalige Direktor, F. G. L. von Fischer, früher Direktor des
botanischen Gartens des Grafen Razumoffsky in Gorenkis bei Moskau, wurde mit
der Umgestaltung des Gartens beauftragt. Ihm verdanken ihre Entstehung die
Mehrzahl der jetzigen Gewächshäuser, das Herbar und die Bibliothek.
Gegenwärtig umfasst der Garten einen Flächenraum von über 20 Hectar.
Der östliche Teil, in französischem Styl, hat mehrere schattenreiche Alleen
aus Linden, Ahorn. Lärchen und anderen Bäumen; der übrige, grössere Teil
ist im englischen Styl gehalten Ungefähr in der Mitte des Gartens, mehr nach
582
Der Kaiserliche botanische Garten in St. Petersburg.
Norden gelegen, bilden die Gewächshäuser ein langes, zusammenhängendes
Viereck, in welchem noch 2 Reihen Häuser sich befinden, im Ganzen 4 Längs-
reihen, von Osten nach Westen gerichtet, die 26 Gewächshäuser mit 33 Abteilungen
umfassen und eine Länge von über 1 Kilometer besitzen. Besonders erwähnens-
wert sind die 2 neuen Gebäude — das Palmenhaus, im mittleren Teil über
20 Meter hoch und im Ganzen 60 Meter lang, mit einfacher Verglasung und in
Eisen ausgeführt; sowie das Victoria-Haus — das grösste Europas. Beide sind
erst in diesem Jahre vollendet und kosteten über 200 000 Rubel.
Die Gewächshäuser beherbergen 24176 Arten und Abarten in 78115
Exemplaren. Die wichtigsten Sammlungen sind folgende:
Arten
Farne 767
Orchideen 1528
Cacteen 713
Palmen 350
Cycadeen 67
Coniferen 359
Ericaceen 184
Aroideen 650
Bromeliaceen .... 394
Agaven u. Succulenten,
Dasylirion und Yucca 177
Neuholländer .... 724
Exempl
111
2391
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3035
J'
2136
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2130
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1129
;:
1233
))
3258
Arten Exempl.
Acacien 181 in 709
Süd-europäische Bäume
u. Sträucher . . . 522 ,, 1290
Japan, u. Chines. Bäume
u. Sträucher . . . 1150 ., 5260
Americ. trop. und sub-
tropische 843 „ 3003
Trop. Dicotyl. und
Monocotyl 2534
Perenne, Stauden . . 9820
Topf- Arboretum . . . 1268
11624
19748
3379
u. s. w.
Die Gewächshäuser wurden im verflossenen Jahre von über 24 Tausend
Personen besucht. Der Besuch der Häuser steht jedermann, ohne Karte, frei,
vom Vormittag bis zum Abend.
Im Freien werden 1224 Arten und Abarten von Bäumen und Sträuchern
kultiviert, sowie von Kräutern 2775 mehrjährige und 1362 einjährige Arten und
Abarten.
An die Gewächshäuser stossen noch das Herbar und die Bibliothek, das
botanische Museum und das biologische Laboratorium.
Das Herbar zählt über iij2 Millionen Exemplare und ist das reichhaltigste
der Erde, was russische und asiatische Pflanzen anbelangt. Als wichtigste und
grösste Sammlungen sind zu erwähnen die von Stephan, Mertens (35000 Arten
in 105000 Exempl.), Riedel, Schrader, Fischer (60000 Arten), Ledebour (5000
Arten), J. Gay, v. Trautvetter (4500 Arten in ca. 60000 Exempl.), Alb. Regel
(an 100000 Exempl.), Korschinsky, Roborowsky u. a.
Die Bibliothek umfasst 14040 Werke in 27588 Bänden, fast ausschliesslich
botanischen Inhalts.
Das botanische Museum enthält 4 Abteilungen: 1) die carpologische mit
27414 Nummern; 2) die dendrologische mit 7171 Nummern; 3) die paläonto-
logische mit 2061 Nummern und 4) pflanzliche Produkte mit 2206 Nummern.
Der Garten besitzt noch ein Seminarium und eine Samenkontroll-Station.
Dem Garten ist die St. Petersburger Gartenbau-Schule angegliedert.
Das ständige Personal besteht aus 1 Direktor, 3 Oberbotanikern, 5 Kon-
servatoren, 1 Bibliothekar, 1 Sekretär und dessen Gehilfen, 2 Obergärtnern mit
2 Gehilfen, 38 Gärtnern, 60 Garten-Arbeitern und -Arbeiterinnen u. a., im
ganzen ca. 140 Personen.
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
583
Das Jahresbudget beträgt über 76 000 Rubel, ist aber gegenwärtig
ungenügend.
Die wissenschaftlich-litterarische Thätigkeit des Gartens bekundet sich in
der Herausgabe einzelner Arbeiten seines wissenschaftlichen Personals und der
„Acta horti Petropolitani", von denen 15 Bände erschienen sind und 3 noch im
Druck sich befinden. Ausserdem erscheint alljährlich ein Samenverzeichniss
für Tausch, unter dem Titel „Delectus seminum" etc.
Der Garten entsendet und unterstützt alljährlich mehrere seiner Botaniker
oder auch andere Reisende um für ihn Pflanzen und Samen zu sammeln,
namentlich in Turkestan, Sibirien und der Mandschurei. Er verkehrt fast mit
allen existierenden botanischen Gärten und Anstalten und vielen einzelnen
Personen. Er verfolgt nicht nur rein wissenschaftliche Zwecke, sondern auch
praktische, das Gebiet des Gartenbaus, der Acclimatisation und der Land-
wirtschaft berührende. Er trug auch wesentlich zur Verbreitung nützlicher
und vieler neuer Pflanzen bei.
Der jetzige Direktor des Kaiserlichen botanischen Gartens, Prof. Dr.
A. Fischer v. Waldheim, früher viele Jahre Direktor des botanischen
Gartens in Warschau, den er vollständig neugestaltete, ist erst seit 21/-2 Jahren
ernannt. Ungeachtet dessen ist unter seiner Leitung eine wesentliche Hebung
des Gartens zu konstatieren, indem nicht nur die Kultur der Pflanzen gegen-
wärtig allen Ansprüchen entspricht, sondern auch neue Anlagen teils vollendet,
teils in Angriff genommen sind, so die Abteilungen officineller, technischer
und dekorativer Pflanzen und das System. Auch ist ein bedeutender Fort-
schritt in der Bearbeitung der reichhaltigen Sammlungen des Herbars zu er-
wähnen. Desgleichen sind die vielen alten Gewächshäuser und Wohnungen
teils umgebaut, teils wesentlich verbessert worden u. s. w.
Zur Feier des 75 jährigen Bestehens des Gartens als Kaiserlicher wurde
unlängst, auf Anregung und unter Teilnahme des jetzigen Direktors, eine
„Historische Skizze des Kaiserlichen botanischen Gartens der letzten 25 Jahre
seines Bestehens'', in russischer Sprache herausgegeben, die viele interessante
Daten über den Garten enthält und über 20 Bogen stark ist. Dem Werke ist
ein neu aufgenommener Plan des ganzen Gartens beigefügt, der den Besuchern
zur Zeit der Internationalen Gartenbau-Ausstellung überreicht wurde.
Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc,
Gazania montana Sprenger.
iHicrzu Abb. 71.)
Nachdem wir in lieft 16 d. J. S. 442
die Beschreibungdieser neuen Sommer-
blume gebracht haben, sind wir jetzt
in der Lage, nach einer Beistiftzeich-
nung, die Herr Carl Sprenger in
Vomero-Neapel uns freundlichst zur
Verfügung stellte, eine Abbildung zu
geben. Gazania montana hat, wie
uns Herr C. Sprenger schreibt, reich-
lich Samen getragen und ist dieser
von ihm bereits wieder ausgesäet.
Chrysanthemum indicum MadameGustav Henry. *)
Die besonderen Vorzüge dieser Sorte
sind: Zu jeder Zeit blühend, vom Sep-
tember ab. Da es dem Gärtner, ob
Privat- oder Handelsgärtner, daran ge-
legen sein muss, sobald der Frost die
*) Siehe Gartenflora Heft 20 S. 53q.
5&4_
Kleinere Mitteilungen.
Dahlien u. s. w. im Freien zerstört,
ein oder' mehrere Stände Blumen zu
haben, so ist diese dafür sehr geeignet.
Henry eignet sich auch zum Pflücken,
sowie zum Einpflanzen, um kleine
Blumen zu haben; sie bringt aber
auch sehr grosse Blumen, bis 25 cm
Durchmesser, blüht reinweiss, verpilzt
nicht, ist nicht empfindlich, niedrig
wachsend und deshalb eine gute Markt-
und Topfpflanze. Die beste früh reife
Sorte zum Schnitt; bringt stets runde
Blumen und wenn sie noch so klein.
Ich glaube in dieser Pflanze eine Sorte
zu empfehlen, welche allen Ansprüchen
genügt.
In der Sitzung der Deutschen Dahlien-
Gesellschaft zu Leipzig erregte diese
Sorte die allgemeine Aufmerksamkeit der
Kollegen und fand grosse Anerkennung.
Otto Hey neck, Cracau-Magdeburg.
wl\/f
Abb. 00 Gazania montana Spreng, n. sp. Blumen gelb.
Kleinere Mitteilungen.
Die auf der II. Deutschen Dahlien-Ausstellung
zu Leipzig von den Besuchern höchstbewerteten
fünf, bezw. zwanzig Dahlien.
D
I)
D
D
D
D
Xo. 1. Loreley . .
., 2. Hohenzollern
3. Sonnenstrahlen
4. Britannia . .
I)
5. Brema
m. 887 St.
,. 529 .:
•- 33s ••
,. 311 „
:, 289 „
6.
9-
10.
1 1 .
1 2.
13-
14-
Ruby ....
LaFrance(riesenbl
Schau-Dahlie)
Nibelungen .
Niph . . .
Keynes' White
Beatrice . .
Matchless . .
Arachne . .
KöniginWilhelmina
van Hollande . .
Island Oueen . .
277
236
223
205
199
197
191
185
182
137
Xo.
16.
17.
20.
D
Octopus . .
Siglinde . .
]S. the Clown
19. Wwe. Haacke
Halloria . .
= deutsche Züchtung.
Die Stimmenzahl gerechnet, haben
demnach die deutschen Züchtungen
die höchste Bewertung und Würdigung
seitens des Publikums erhalten. K.
136 St.
133 „
131 -
98 „
95 „
Die alte Eibe in Wien.
In Nummer 18 der Gartenflora vom
15. September S. 499 fand ich unter den
»Kleineren Mitteilungen« eine Notiz
unter dem Titel: »Eine alte Eibe in
Wien.« Da ich selbst Wiener bin und
seit einer Reihe von Jahren dem Ver-
bände des Wiener botanischen Gartens
angehöre, in dessen Nachbarschaft sich
der in Rede stehende Taxus befindet,
Kleinere Mitteilungen.
>»5
erlaube ich mir. die Mitteilung zu
machen, dass die Eibe im Garten der
k. k. Militär-Medikamenten-Regie noch
vorhanden ist; leider hat der Baum
durch einen Schneesturm Anfangs
November iS;^ gelitten. Es wurden
damals eine Anzahl Aeste dieser Eibe
abgebrochen.
Wien. Dr. Karl Rechinger.
Die Einrichtung der Blüte der Victoria regia.
In dem gegenwärtigen Jahrgang der
»Bibliotheca botanica« hat Eduard
Knoch eine Reihe neuer Unter-
suchungen über die Blüte jener wunder-
baren Wasserpflanze veröffentlicht, und
wir sind daher in der Lage, zu dem
vielen, was alljährlich über dies Natur-
wunder geschrieben wird, um die Auf-
merksamkeit der Pflanzenfreunde auf
die Sehenswürdigkeit des Botanischen
Gartens hinzulenken, etwas Neues hin-
zuzufügen. Dabei steht eine Eigenheit
der Pflanze im Vordergrunde, nämlich
ihre Befähigung, aus sich heraus eine
nicht unbedeutende Wärmemenge zu
erzeugen, wie ähnliches übrigens auch
bei manchen Mitgliedern der Pflanzen-
familie der Araceen, insbesondere bei
der Gattung Arum vorkommt, zu der als
einheimischePflanzederbekannteArons-
stab gehört. Die Victoria regia wurde,
woran nur kurz erinnert sei, zuerst
von dem französischen Botaniker
Bonpland, der 1799 Alexander v.
Humboldt nach Südamerika begleitete
und später seine erfolgreichen bo-
tanischen Studien in jenem Erdteil
fortsetzte, 1827 in einigen Armen des
Amazonenstromes entdeckt und erst
zehn Jahre später von dem deutschen
Botaniker Schomburgk in dem
Britischen Guyana gefunden, woher
jetzt wohl alle Pflanzen bezogen werden,
die die Gewächshäuser unserer bo-
tanischen Gärten zieren.*) Die äussere
Erscheinung der Victoria regia, und
zwar sowohl ihrer kolossalen kreis-
förmigen, von einem aufgebogenen
Rande umzirkelten Blätter wie der
seltenen, kurzlebigen Blumen, muss als
bekannt vorausgesetzt werden, dagegen
wollen wir uns den inneren Bau der
Blüte genau ansehen. Sie wird von
vier Kelchblättern umhüllt, innerhalb
derer die Blumenblätter stehen,
Sie werden jetzt bei uns aus Samen er-
zogen. L. W.
zwischen 57 und 71 an der Zahl, von
aussen nach innen an Höhe und Breite
allmählich abnehmend. Noch weiter
im Innern folgen 15 — 26 fleischige
Staubblätter, die keine Staubgefässe
tragen, dann die Staubgefässe selbst,
deren Fäden mehr oder weniger nach
Art eines Knies gebogen sind. Die
Zahl letzterer ist eine ausserordentlich
grosse und schwankt von 166 bis über
200, sie werden nach der Mitte zu
ebenfalls immer kleiner und schmäler
und gehen schliesslich zu den Blüten-
teilen über, die der Botaniker bisher
als Paracarpelle bezeichnet hat, weil
sie als zurückgebliebene Fruchtknoten-
blätter erklärt wurden. Knoch hat
eine Umtaufe an diesen Blütenorganen
vorgenommen und sie mit dem Namen
Schliesszapfen belegt, deren Funk-
tionen wir bald kennen lernen werden.
Sie sind nach der Annahme dieses
Forschers aus Staubblättern entstanden.
Ihre Zahl schwankt zwischen 19 und
28. Die Form ist lanzettlich und der-
art knieförmig gebogen, dass das Knie
gegen die Mitte der Blüte gerichtet ist.
Auf diese Weise werden die Schliess-
zapfen ihrem Namen gerecht, indem
sie das Innerste der Blüte zu schliessen
vermögen. Das eigentlich Innerste
nun wird von den Fruchtblättern, 33
bis 39 an der Zahl, gebildet, die mit
ihren Rändern zu einem unterständigen
Fruchtknoten verwachsen sind und an
ihrer Spitze je ein eigentümliches An-
hängsel von der Form eines Sigma (c)
tragen. Von der Blüte entstehen die
äusseren Kelchblätter und die Blätter
der Blumenkronen zuerst, dann erst
die Staubgefässe, so dass eine Ent-
wicklung der Blüte von aussen nach
innen erfolgt. Die hauptsächlichen
Phasen der Blume selbst beschreibt
Knoch nach seinen in Marburg vor-
genommenen Beobachtungen etwa
folgendermassen: Die Blume blüht in
den Abendstunden zwischen 6 und 8
Uhr auf, unter Entwicklung eines
starken Duftes und bedeutender Wärme.
Sowohl der Duft wie die Wärme sind
dazu bestimmt, die Insekten in mög-
lichst grosser Zahl in das Innere der
Blüten hineinzulocken. Gleichsam als
Wegweiser dahin dient die rote Farbe
der Staubgefässe und Schliesszapfen,
die von dem reinen Weiss der Blumen-
blätter stark absticht und den weit
offenen Kanal zu dem Innern der
586
Kleinere Mitteilungen.
Blüte umgiebt. Die Insekten, die selbst-
verständlich bei der Befruchtung der
Blüte eine wichtige Rolle zu über-
nehmen haben, geniessen in deren
Innerem keine unbedingt angenehme
Gastfreundschaft, vielmehr schliessen
sich die knieförmig gebogenen Staub-
gefässe und Schliesszapfen über ihnen
und verhindern die Insekten an dem
Verlassen der Blüte, bis die männ-
lichen Geschlechtsorgane ihre Reife
erlangt haben und erfolgreich be-
fruchten können. Dann öffnet sich die
Blüte wieder, die zurückgeschlagenen
Staubgefässe streuen den befruchtenden
Blütenstaub in das Innere hinein, die
Insekten, meist Käfer, können ihren
Kerker verlassen und mit den Pollen
beladen jüngere Blüten aufsuchen,
um dort das gleiche Schicksal von
neuem durchzumachen. Xunmehr
haben sich alle Blütenteile rot ge-
färbt, die Wärme in den einzelnen
Organen ist verschieden. Ist die Be-
fruchtung nun beendet, so schliesst
sich die Blüte von neuem und sinkt
ins Wasser zurück. Ein besonderes
Interesse hat Knoch der Wärme-
erzeugung der Blüte zugewandt und
in der That ist diese Erscheinung
wohl die merkwürdigste von allen
Eigenschaften der Victoria regia. Die
Erwärmung beginnt schon vor dem
eigentlichen Aufblühen, und zwar
wenigstens neun Stunden vorher. Bis
zur vollständigen Entfaltung der Blüte
nimmt sie fortgesetzt zu und erreicht
ihr Maximum zwischen 5 und 8 Uhr
abends am ersten Tage des Blühens;
dann sinkt die Temperatur, um am
Morgen des nächsten Tages einen Tief-
stand zu erreichen, dann wieder zu
steigen und so bis zum Abende dieses
Tages einem zweiten kleineren Maxi-
mum zuzustreben. Die eigentlichen
Heizkörper sind die Staubblätter, die
Schliesszapfen und die Anhängsel der
Fruchtblätter; der Fruchtknoten selbst
und die Blätter der Blütenkrone nehmen
an der Erwärmung nur sehr wenig
teil. Der Betrag der Wärmesteigerung
ist verhältnismässig ein sehr be-
deutender und mancher Ofen in
unseren Zimmern bringt zur Winters-
zeit das nicht zu stände, was die Vic-
toria regia mit ihrer inneren Heizung
leistet. Von den tropischen Vertretern
der Gattung Arum sind Temperatur-
erhöhungen bis zu 15 Grad berichtet
worden und von der Victoria regia
giebt Knoch immerhin eine Heiz-
fähigkeit von etwa 12 Grad über die
Temperatur der umgebenden Luft
hinaus an. Diese höchste Erwärmung
ist an die Anhängsel der Fruchtblätter
gebunden, die Staubblätter erwärmen
sich um höchstens 6 Grad und die
Schliesszapfen um etwa ebensoviel.
Jene beschriebenen sigmaförmigen An-
hängsel der Fruchtblätter sind also
die hauptsächlichen Heizapparate der
Blüte, wie übrigens auch die alleinigen
Erzeuger ihres Riechstoffes. Der Duft
der Victoria regia ist in seiner Ent-
stehung abhängig von dem Zutritt
freien Sauerstoffs aus der umgebenden
Luft und seine Entwicklung beginnt
gleichzeitig mit der Erwärmung des
Blüteninneren. Der Riechstoff ist ein
eigentliches Gas und Knoch betont
besonders, dass derselbe den ersten
bekannten Fall darstellt, in dem ausser
Kohlensäure von einer höheren Pflanze
bei der Atmung noch ein anderes Gas
ausgeschieden wird. Gleichzeitig voll-
zieht sich in dem eigentlichen Körper
der Blütenteile noch eine wichtige
physiologische Veränderung. Vor der
Heizung besteht der Zellinhalt zum
grössten Teil aus Stärke, neben der
sich einige Tropfen eines fettartigen
Körpers befinden. 24 Stunden nach
Entfaltung der Blüte zeigen sich die
Zellen beinahe ganz frei von Stärke,
während jener fettartige Körper auf-
fallend an Menge zugenommen hat.
Nach abermals 24 Stunden, etwa zu
der Zeit, da die Blüte wieder ins
Wasser taucht, hat sich die Stärke
völlig in den Zellen gelöst, und nur
die stark lichtbrechenden Fetttropfen
sind in reichlicher Menge vorhanden,
ausserdem noch eine gerbstoffartige
Substanz, die schon vorher in kleinen
Mengen anwesend ist und sich an-
scheinend während der Blütezeit nicht
verändert. Aus dieser anziehenden
Beschreibung der Vorgänge, die sich
in dem Zeiträume von zweimal 24
Stunden in der Blüte der Victoria
regia vollziehen, zeigt sich in schönster
Form, wie sich die Energie eines
Pflanzenlebens steigern kann, um in
kurzer Zeit alles für die Erhaltung
der Art Unentbehrliche zu leisten.
Aus der Kürze der Blütezeit erklärt
sich zwanglos auch die starke Wärme-
und Duftentwicklunsr der Blüte, denn
Aus den Vereinen.
^7
sie hat keine Zeit zu verlieren und
muss zu den wirksamsten Mitteln
greifen, um die zur Vornahme der Be-
fruchtung unentbehrlichen Insekten in
ihren Kelch zu locken.
E. Ti essen in Voss. Zeit»'.
Aus den Vereinen
Der Gartenbauverein zu Potsdam
feierte am 21. Oktober im Cafe Sans-
souci sein 33. Stiftungsfest in gewohnter
Weise durch Festessen und Ball.
Verein Deutscher Gartenkünstler.
In einer besonderen Schrift, betitelt:
Verhandlungen der 12. Hauptversamm-
lung des Vereins Deutscher Garten-
künstler am 9.— 12. Juli 1899 zu Mann-
heim nebst einem Vortrage des Herrn
Architekten Cordes, Direktor des
Centralfriedhofes zu Hamburg: ..Die
Kunst im Gartenbau und die Archi-
tektur" hat der Verein die zahlreichen
Gegenstände der Tagesordnung kurz
zusammengestellt. Wohl noch nie ist
der Verein so glänzend aufgenommen
wie in Mannheim. Der Verein zählt
527 Mitglieder, Einnahme 6290 M.,
Ueberschuss 68 M. 67 Pf. Vereins-
vermögen 1300 M. Das Vereinsorgan,
das jetzt im Verlage von Gebr. Born-
traeger unter dem Titel: „Die Garten-
kunst" erscheint, ist gegen früher
gänzlich umgewandelt und hat sich
ganz bedeutend verbessert.
Besonders wichtig ist Punkt 7 der
Verhandlungen: Allgemeine Regeln für
die Anpflanzung von Bäumen mit
Rücksicht auf die verschiedenen
Strassentypen, Punkt 8: Bewässerungs-
einrichtungen für Bäume an befestigten
Strassen. An der Pariser Weltaus-
stellung wird sich der Verein glänzend
beteiligen. Wir freuen uns darüber
ganz besonders. Während viele
deutsche Gärtner, z. T. infolge der
Artikel in einigen Blättern der Pariser
Ausstellung noch immer kühl gegen-
überstehen, und sich auf den engen
Standpunkt stellen. Frankreich werde
ihnen doch nichts abkaufen, nimmt
der Verein Deutscher Gartenkünstler
den richtigeren, weiteren Standpunkt
ein. den auch schon der Reichs-
kommissar (siehe Gartenflora d.J. S. 319)
betont hat. dass in Paris die deutschen
Erzeugnisse von sämtlichen Nationen
gesehen werden.
Die deutschen Gärtner klagen über
abnehmenden Export, aber die meisten
thun nichts, um ihn zu heben, sie
wollen die schöne Gelegenheit, ihre
Sachen in Paris anzubieten, nicht be-
nutzen. Wir aber wiederholen: Nur
Angebot bringt Nachfrage. Hoffentlich
entschliessen sich noch viele Gärtner,
wenigstens an den zeitweisen (tempo-
rären) Ausstellungen sich zu beteiligen.
L. Wittmack.
Eine Sitzung des Landesobstbauvereins für das
Königreich Sachsen
fand am 13. Oktober, abends 6 Uhr,
im königlichen Belvedere in Dresden
unter dem Vorsitz des Herrn königl.
Kammerherrn Amtshauptmann von
Schroeter statt. In dieser Sitzung er-
folgte die Auszeichnung von Mitgliedern
der Bezirks-Obstbauvereine anlässlich
des 25jährigen Bestehens des Landes-
Obstbauvereins. Es wurden diefolgenden
Auszeichnungen verliehen: 1. Die
Ehrenmitgliedschaft des Landes-Obst-
bauvereins den Herren: Freiherrn von
Friesen, königlicher Kammerherr auf
Schloss Rötha, Geheimen Oekonomie-
rat Münzner in Dresden. - 2. Die
silberne Medaille den Herren Geheimen
Oekonomierat Professor vonLangsdorff,
Generalsekretär des Landeskulturrats
in Dresden, Otto Lämmerhirt, könig-
licher Gartendirektor und Geschäfts-
führer des Landes - Obstbauvereins in
Dresden, Geheimen Baurat Lehmann,
Strassenbaudirektor in Dresden, Rentier
A. Pekrun in Dresden, Ritterguis-
besitzer H. Degenkolb auf Rottwern-
dorf, Dr. Steglich, Vorstand des land-
wirtschaftlichen Versuchswesens im
Königreich Sachsen, Dr. Fleischer.
Oberlehrer am Realgymnasium zu
Döbeln, Oberregierungsrat von Döring.
Vorsitzender des Bezirks - Obstbau-
vereins Bautzen, J. Brugger. Direktor
588
Litteratur.
der Obst- und Gartenbauschule zu
Bautzen, Rentier Wilhelm Wendler in
Dippoldiswalde, Stadtrat a. D. Rössler
in Freiberg, Direktor Ohnesorge in
Sebnitz, Geheimer Regierungsrath von
Polenz in Plauen i. V., Rittergutsbe-
sitzer Kreller auf Weischlitz in Plauen
i. V., Endler, Direktor der landwirt-
schaftlichen Schule in Meissen. — Die
bronzene Medaille den Herren Be-
zirkssekretär Carl Ferdinand Wendel in
Annaberg i. S., Brandversicherungsin-
spektor Frenzel in Döbeln, Weinbergs-
besitzer G. Lamsbach in Xiederlöss-
nitz, Garteninspektor Braunbart in
Bautzen, Kunst- und Handelsgärtner
I'inkert in Riesa, Baumschulenbesitzer
Max Jubisch in Kittlitz bei Löbau,
Aug. Adam Privatus in Gavernitz bei
Priestewitz. — 4. Das Ehrendiplom
den Herren: Kunst- und Handelsgärtner
Langer in Annaberg, Stadtgutsbesitzer
O. Müller in Dippoldiswalde, Kunst-
und Handelsgärtner Florenz Philipp in
Dippoldiswalde, Strassenwärter Chri-
stoph in Löbau in S., Baumwärter
Gutsbesitzer Johann Stöckel inRupperts-
grün. — Abends 8 Uhr erfolgte die
Begrüssung der eingetroffenen Kon-
gressteilnehmer durch den Vorsitzen-
den des Landes-Obstbauvereins für das
Königreich Sachsen, Herrn kgl. Kam-
merherrn Amtshauptmann v. Schroeter.
Sodann erstattete Herr königlicher
Gartenbaudirektor Lämmerhirt den Be-
richt über die Thätigkeit des Landes-
Obstbauvereins seit dessen Bestehen.
(Dresdener Nachrichten.)
Litteratur.
Der Gartenrasen von Alexander
Bode. Gartenbau - Bibliothek
Band 7. Verlag von Karl Siegis-
m und. Berlin. Fl er ausgegeben von
Dr. Udo Damm er. Ein 50 Seiten
grosses, ebenfalls in Oktavform ge-
haltenes Buch, mit 14 Abbildungen ver-
sehen, nach welchem sich ein Laie
sehr wohl einen Rasen, eine der
wichtigsten Sachen in einem Garten,
anlegen kann.
Es werden eingehend die Aussaat,
Düngung, Pflege desRasens, Bearbeitung
des Bodens etc. sowie die hierzu ge-
hörigen Gräsersorten besprochen. Ich
halte das Walzen des Bodens vor dem
Säen nicht für nötig, indes ist dies
nur meine Ansicht. Eine Kreuzsaat,
d. h. nach zwei Richtungen hin den
Samen auszustreuen, um recht gleich-
massig zu säen, ist erschwerend für
den Gartenfreund. Die Sache ist mir
zugleich auch neu. — Was die Ver-
dünnung des Rasens durch Vögel auf
sich hat. ist mir unverständlich, auch
wirken die vielen Kunstdüngerarten
sowie die Rezepte auf den Leser beun-
ruhigend.
Das Ausflicken alten Rasens durch
Belegen dieser Stücke sollte nur in
grossen Anlagen angewandt werden,
um sogleich eine Kontur zu haben.
Auch dürfte ein Privatmann seinen
Obst-, Gemüse- oder Blumengarten zum
Heranbilden von Flickrasen nicht gern
hergeben. Auf die Grassortenwahl des
Autors will ich nicht eingehen, heut
wird schliesslich Alles hierzu verwandt.
Wir, die wir im praktischen Leben
stehen, wissen genau, welcher Gräser
wir uns zu bedienen haben, und spielen
die hier zur Verfügung stehenden
Mittel eine grosse Rolle. Der Name
Tiergarten-Mischung ist sehr vieldeutig,
und ist diese Mischung in jeder Samen-
handlung anders zusammengesetzt.
Was die Unkräuter in einem Garten
betrifft, so lassen sich diese nicht von
vornherein bestimmen. Sie richten
sich nach den nachbarlichen Kulturen
oder der ganzen Gegend. Einige von
diesen unliebsamen Gästen kehren
allerdings wieder, resp. sind häufiger
im Gefolge der Gartengräser. Um die
Bekämpfung der Unkräuter aber
intensiv aufzunehmen, ist erforderlich,
den jungen Rasen vor dem ersten
Schnitt zu jäten — nicht nach dem
Mähen mit der Sense.
Joseph Klar.
Gartenbau-Bibliothek, heraus-
gegeben von Dr. Udo Dammer,
Band 6. Die ein- und zwei-
jäh r i g e n G a r t e n p fl a n z e n von F r a n z
Goeschke. Verlag von Karl Siegis
Ausstellungen und Kongresse.
589
mund, Merlin. Die in einem etwas weit-
läufig gedruckten. loSeiten einnehmen-
den Verzeichnis aufgeführten 99 ein- und
zweijährigen Gartenpflanzen werden
auf 102 Seiten in kleinem 1 »ktavformat
behandelt und beschrieben. Einige
Katalog - Clich es illustrieren dieses
Schriftchen und machen auf die
bekanntesten Gewächse aufmerksam.
Der Autor sagt sehr treffend, dass grade
diese Ptlanzen einen hervorragenden
Anteil nehmen an der blumistischen
Ausschmückung unserer Gärten.
Es werden die verschiedenen Aus-
saatmethoden erläutert in Bezug auf
l >rt, Zeit etc. sowie die Erdverhältnisse
oder Bodenansprüche, dargethan. Der
Vermehrung durch Samen, der Ge-
winnung desselben, sowie der Behand-
lung der jungen Ptlanzen bis zum Ge-
brauch resp. Auspflanzen ist Erwähnung
gethan. Auch die Verwendung der
verschiedenen ein- und zweijährigen
Gewächse ist hier vorgesehen.
Ein Gartenliebhaber kann sich dieses
Werkchen ganz gut als Richtschnur
nehmen. um seinen Garten zum
Schmuckkasten umzugestalten. Gern
hätte ich allerdings gesehen, dass die
gleich zu behandelnden Pflanzen zu-
sammen besprochen worden wären,
um dem Betreffenden die Kulturen
noch zu erleichtern, als dies durch
alphabetische Anordnung möglich ist.
Die Schrift ist schliesslich leicht ver-
ständlich geschrieben und wird sich
bald einbürgern. Selbst manchem
Gärtner möchte ich es empfehlen, da
dieser heut oft nur noch Spezialist ist
und hier auch anderes sogleich findet.
Joseph Klar.
F e s ts c h r i f t zu Ehren derjahres-
Ve r s a m m lu n g d er D eu ts c h en D e n-
drologischen Gesellschaft 1899
zu Dresden. Diese mit zahlreichen
vorzüglich ausgeführten schwarzen Ab-
bildungen gezierte Schrift isteinSonder-
abdruck aus dem Jahresbericht der
Genossenschafts-Flora, Gesellschaft für
Botanik und Gartenbau zu Dresden 1899,
und enthält folgende wichtige Aufsätze:
0. Drude, l'eber die Herkunft der in
der deutschen Dendrologie verwendeten
Gewächse nebst einer Eiste derselben
und einer Karte: F.Bouche, Der Kgl.
Schlossgarten zu Pillnitz mit Ab-
bildung der 100jährigen Camellia und
I schöner Koniferen ; F. Bedien. Winter-
| harte Rhododendron mit Abbildungen
des in Striesen errichteten Rhododen-
dron-Hains unter Kiefern von T.J.Se
in Laubegast bei Dresden; G. Büttner,
Der forstbotanische Garten zu Tharandt
mit Abbildung des Rhododendron
maximum und der Pseudotsuga Dou-
glasii daselbst. L. V.
Sitzungsbericht und Abhand-
lungen der Genossenschaft Flora,
Gesellschaft für Botanik und Gartenbau
zu Dresden. 3. Jahrgang der neuen Folge
1898/99, herausgegeben von Franz
Eedien. Kgl. Garten - Inspektor am
Kgl. botanischen Garten zu Dresden.
Enthält ausser in den vorstehend bereits
aufgeführten Abhandlungen, die als Fest-
schrift für die dendrologische Gesell-
schaft erschienen sind, auch in den
Sitzungsberichten viel Interessantes,
u. a. auch über die Wirksamkeit des
Ober - Gartendirektors Bouche. E)ie
Jahresrechnung weist ein Vermögen
von 164239,26 M. auf, wovon 100000 M.
in Hypotheken angelegt sind. Darnach
wäre die Flora wohl der reichste
Verein Deutschlands. L. W.
Julius Wortmann. Ueber das Um-
schlagen der Weine, mit Abb. (S. A.
aus «Weinbau und Weinhandel |.
Jakob Erikson, Henry Leveque de
Vilmorin f. Mit Portrait (S. A. aus
Svenska Trädgardföreningens Tid-
skrift S. 129).
Ausstellungen und Kongresse.
Obst- und Gartenbau-Aussteilung
zu Landsberg a. W. vom 21.— 24. September 1899
Die nach Programm vielverheissende
Ausstellung entsprach leider nicht den
gehegten Erwartungen. Wenn auch die
Leistungen Einzelner, namentlich in den
< ibstabteilungen, als »gut« bezeichnet
werden mussten. so doch nicht die
39°
Ausstellungen und Kongresse.
der Gesamterscheinung. Und in noch
geringerem Masse gilt dies von der
Gartenbau-, d. h. Pflanzenabteilung.
An letztere anknüpfend, so sind hier
auf dem Gebiete der Topfpflanzen (in
der im ganzen 24 Aussteller zählenden
Abteilung) hervorzuheben: C. Ehrend-
Zielenzig mit sehr schönen Cyclamen
persicum, S c h at t li n g - Landsberg
mit Farnen, S c h u lz e - Landsberg
mit Palmen und Primula obconica
rosea, Forck-Landsberg und O. Herz-
Dammkrug mit Baumschulartikeln,
Wernicke-Landsberg, Ruthe-Vietz,
Zschäckel-Trebschen mit Gemüse
(Gurken, Tomaten, Salate, Bleichsellerie).
Auf dem Gebiete ^Blumen-Arran-
gements« waren sehr schöneLeistungen,
allerdings auch einzelne, auf welchen
so mancherlei Verirrungen, Geschmack-
losigkeiten («Mein Herz ist wie ein
Bienenhaus« etc.) sich bekundeten; wir
landen u. A. einen Gyclamen-Korb
und ein Trauerbouquet vonBengisch-
Landsberg, einen Kranz mit Lapageria
alba, sowie Brautbouquet von Sturm-
Schneidemühl, Caladien - Kranz mit
Asparaguswedel von Merten sen.-
Landsberg, Zusammenstellungen, über
die man sich wohl freuen konnte.
Aber damit waren denn auch diese
Aufgaben erschöpft und wendete sich
das Interesse hauptsächlich der ersteren
Abteilung, den »Früchten«, zu. Hätten
hier neben einigen Privaten nicht die
bekannten Mitglieder des Märkischen
Obstbau-Vereins: Driese, Gr. -Camin,
Vietz, Werder a. H., Soldin und Calau
ihre Ehre eingesetzt, Brauchbares zu
liefern, so wäre auch diese Abteilung
in ihrem Werte ganz bedeutend ge-
sunken. Wieder mal ein Beweis, dass
zum Gelingen einer Ausstellung es
nicht lediglich einer leitenden Behörde
bedarf, sondern vor allem der selbst-
ständigen Arbeit der der Ausstellung
bedürftigen Unternehmer. Die Samm-
lung Früchte (Aepfel und Birnen, der
Reifezeit nach geordnet) in Pyramiden-
form von Fabrikbesitzer Jähne-Lands-
berg legte Zeugnis ab von dem Ver-
ständnis des Liebhabers, von dem guten
Kultivateur. Sorten wie: Müllers
Spitzapfel, Reinette d'Angleterre, Idas
Liebling, Geflammter Cardinal, Moh-
runger Rosenapfel, und Birnen:
Gellerts Butterb., Boscs Flaschenb.,
Pitmaston, General Tottieben, Clairgeau,
Williams Christbirne; ferner: Grosse
Casseler Reinette, Gelber Richard.
Hawthornden, Landsberger R., Weisser
Winter-Calvüle von Frau Knell-
Campehl bei Neustadt a. D., Driese,
Gr. - Camin und Ouilitz-Landsberg,
dann gelber Bellefleur, Kaiser
Alexander, Schöner von Pontoise
von Flick-Stennewitz, Birnen: Köst-
liche A*on Charneu, Klapps Liebling.
Pastorenbirne, gute Luise von Cantor
Blauert und C. Winter - Vietz.
R. Fluder- Alt-Döbern, Schattling
und Forch- Landsberg sind Früchte,
die sich auf jeder Ausstellung sehen
lassen können. Seitens der Gemeinden
Vietz, Soldin, Calau, Werder verdienen
namentlich letztere wegen Einführung
neuerer bezw. wenig bekannter Sorten
von Birnen, wie: Lelectier, Margar.
Marillat, President Maas, Gute von
Ezee, Birne von Tongres, Minister Dr.
Lucius, Triumph von Vienne, dem
umfangreichen Apfel-Sortiment, wie
der Pflaumen-Sorten: Anna Späth, Her
Majesty, Unvergleichliche, Diamant,
Königsgeschenk von Neapel, gelbe Eier-
pflaume, besonderer Erwähnung. Des-
gleichen lobenswert war die Vorführung
an Dörrobst von: Langtons Sonder-
gleichen, Charlamowsky, Sommer- und
Gold-Parmäne, Birnen: Capiaumont,
Esperens, rote Herbst - Bergamotte
seitens der Vietzer Gemeinde. Hin-
sichtlich der Neuheiten Apfelsämling,
grosse Frucht, grün, Sonnenseite stark
gerötet, Frau Luise Forch benannt von
Forch-Landsberg; Idas Liebling, eine
mittelgrosse, hellgelbe Frucht, mit tief-
liegendem schwarzen Blütenkelch,
tiefem Stielansatz von den beiden Aus-
stellern Ouilitz und Jähne-Lands-
berg, sowie des lebhaft rot schattierten
länglich geformten Hermanns-Apfel von
Driese- Gr. -Cammin muss uns erst die
Erfahrung lehren, welche unter diesen
begehrens- und empfehlenswert sein
könnten. Idas Liebling sowie der
Hermanns-Apfel werden schon jetzt von
den betr. Besitzern rühmlichst erwähnt.
Als wesentliches Ergebnis hat die
Ausstellung indirekt den Beweis
geliefert, dass in Berücksichtigung von
Ausstellungs-Objekten wir nur dann
von wirklichem Fortschritt reden,
teilnehmender Unterstützung seitens
Behörden wie Liebhaber gewärtig sein
dürfen, sobald unsere Leistungen die
drei Grundforderungen: Verstand, Fleiss
und Mühe erkennen lassen. H.
Eingesandte Preisverzeichnisse.
59'
Die Eröffnung der Allgemeinen Deutschen Obst-
ausstellung in Dresden
fand am 14. Oktober, mittags 12 Uhr.
im städtischen Ausstellungspalaste statt.
Dem feierlichen Akte wohnten bei
Se. Exzellenz der Herr Staatsminister
von Metzsch. Ihre Exzellenzen der
preussische Gesandte Graf von Dönhoff,
der bayerische Gesandte Freiherr von
Niethammer und der österreichische
Gesandte Graf Lützow, Geh. Rat
Meusel, Geh. Oekonomierat Münzner,
Geheimer Regierungsrat Amtshaupt-
mann Dr. Schmidt. Amtshauptmann
von Burgsdorff. königlicher Kammer-
herr Amtshauptmann von Schroeter,
zahlreiche Mitglieder des Rats mit den
Herren Oberbürgermeister Geheimer
Finanzrat Beutler und Bürgermeister
Leupold an der Spitze, viele Stadt-
verordnete, Vertreter der Bezirksobst-
bauvereine, Vorstände und Mitglieder
der verschiedenen Ausstellungsaus-
schüsse u. a. m. Um 12 Uhr erschien
der hohe Protektor der Ausstellung,
Se. königliche Hoheit Prinz Friedrich
August, welchem beim Eintritt in die
Ausstellungshalle von der Tochter des
Herrn Dr. Steglich ein prächtiger
Blumenstrauss überreicht wurde. Se.
Majestät der König wohnte der Er-
öffnungsfeier nicht bei. Im Xamen
der Ausstellungsleitung begrüsste Herr
königlicher Kammerherr Amtshaupt-
mann von Schroeter Se. königliche
Hoheit mit einer kurzen Ansprache,
welche in ein begeistert aufgenommenes
Hoch auf Se. Majestät den König, auf
den hohen Protektor der Ausstellung,
Se. königliche Hoheit Prinz Friedrich
August, sowie auf die ganze königliche
Familie ausklang. Unter Führung des
Herrn Amtshauptmann von Schroeter
trat Se. königliche Hoheit alsdann
einen Rundgang durch die Aus-
stellung an. (Dresdener Nachrichten.)
Lyon. Vom 3. bis 12. November 1899.
Allgemeine Gartenbau-Ausstellung der
Societe d'horticulture du Rhone, ver-
bunden mit einer Ausstellung von
darauf bezüglichen Kunst- und ge-
werblichen Gegenständen bei Gelegen-
heit des 4. Kongresses der französischen
Chrysanthemum-Züchter. Aus diesem
Anlass wird ein internationaler
Wettbewerb in Chrysanthemum
damit verbunden sein. Fahrpreis-
ermässigungen um 50 ° 0 sind erbeten.
Programme beim General-Sekretär
G. Chabonne, Palais des Arts in
Lyon (Rhone).
Gent, 12. — 14. Nov. 1899. 104. Aus-
stellung der Soc. roy. d'agric. et de
botanique de Gand. Chrysanthemum,
Zierpflanzen, Orchideen und Obst. Aus-
länder sind ebenfalls zugelassen. An-
meldungen an Herrn Sekretär Fierens,
Coupure 1 — 5 in Gent, bis 4. November
7 Uhr abends.
Paris. Internationaler gärtnerischer
Kongress, 25. und 20. Mai 1900.
Eingesandte Preisverzeichnisse.
Otto Putz. Erfurt. Blumensamen-
Neuheiten eigener Zucht 1899/1900. —
Josef Mock. Trier. Obstbaum-,
Pflanzen- und Rosenkatalog für Herbst
und Frühjahr 1899/1900. — Verkaufs-
verzeichnis der Obst- und Gehölz-
baumschulen des National-Arboretums
und Alpengartens Zöschen bei Merse-
burg. Herbst 1890 bis Frühjahr 1900.
— Desgl. Neuheiten-Liste 1899 nebst
einem Anhang über Magnolien, Hex
und verschiedene seltenere Pflanzen.
— R. Kiese wetter, Genthin. Preis-
verzeichnis 1899/1900, Rosen-Baum-,
Gehölzschulen und Koniferen. Spezial-
Kultur Rosen. — P. Lambert, Trier.
Rosenzüchterei 1899/190«.». für Laien mit
Angabe der besten Sorten. — Wilhelm
Putzer, Stuttgart. Preis-Verzeichnis
über Rosen und holländische Blumen-
zwiebeln nebst einem Auszug aus dem
Hauptkatalog über Neuheiten von Topf-
und Freilandpflanzen, Sträucher, Beeren-
früchte und Samen zur Herbstaussaat.
j — Fr. Jak. Dochnahl sen., Neustadt
1. a. d. Haardt. Preis-Verzeichnis Herbst
1899, Frühjahr 1900. — F. C. Heine-
mann, Erfurt. Neuheitenliste für
1S99/1900. — Fratelli Scartratti,
Padua. Preis-Verzeichnis Herbst 1899.
r«,2
Personal-Nachrichten.
— Pomologisches Institut, Reut-
lingen. 1899/1900. Preis-Verzeichnis
über Kern-. Stein- und Schalenobst-
bäume, Stachel- und Johannisbeeren,
Himbeeren, Brombeeren, Erdbeeren,
Zierbäume, Sträucher, Rosen, Werk-
zeuge,Bücher und Sämereien. — Martin
Grashoff, Quedlinburg. Sommer-
blumen-Neuheiten 1899/1900, besonders
neue Formen von Helianthus cucumeri-
folius eigener Züchtung.
Personal-Nachrichten.
Unserem verehrten korrespondieren-
den und wirklichen Mitgliede Herrn
Prof. Dr. Paul A seh er son -Berlin ist
anlässlich der Vollen düng der Ascherson-
Graebnerschen Flora des nordöstlichen
Deutschland (siehe Seite 477) der Rote
Adlerorden 4. Klasse verliehen.
Der Oekonomierat Sie wert zu West-
end bei Berlin, langjähriges Mitglied
des Vereins zur Beförderung des Garten-
baues, f am 17. Oktober, erst 47 Jahre
alt. Der Verstorbene war ein eifriger
Förderer des Gartenbaues und der
Landwirtschaft. Er war Ehrenbürger
der Stadt Strelitz i. M., Ehrenmitglied
des dortigen Männer-Gesangvereins und
des dortigen Männer-Turnvereins. Alle
drei waren durch Deputationen (letztere
beiden mit ihren Fahnen) bei der Be-
erdigung auf dem Mathäikirchhof am
21. Oktober vertreten.
Dem Hofgärtner Neumann in Karls-
ruhe (Oberschlesien) wurde die Königl.
württembergische Verdienstmedaille
verliehen.
Dem Herrschaftsgärtner Friedrich
Klatte inBialskosch ist das preussische
Allgemeine Ehrenzeichen verliehen.
Oscar Nicol, bisher Lehrer für
Garten- und Obstbau an der Provinzial-
Gartenbau- und Obstbauschule zu Witt-
stock, wurde als Stadt-Obergärtner in
Magdeburg angestellt.
Prof. Dr. Max Barth, Dirigent der
landwirtschaftlichen Reichs-Versuchs-
anstalt zu Colmar starb Ende August
in Rufach i. Elsass, wo früher diese
Anstalt belegen war, im Alter von
44 Jahren. Er veröffentlichte 1893 eine
Preisschrift: Die künstlichen Dünge-
mittel im Getreide-, Futter- und Handels-
gewächsbau (Verlag von Paul Parey)
und widmete sich in den letzten Jahren
besonders der Weinuntersuchung und
der Obstbaumdün^unof.
Paul PI um ecke, Handelsgärtner in
Nieder-Schönhausen bei Berlin, f am
17. September im 35. Lebensjahre.
Der Rentier C. Schulz, Charlotten-
burg (Schwager des Herrn Dr. Carl
Bolle), Mitglied des Vereins zur Be-
förderung des Gartenbaues, f am
22. Oktober. Derselbe war Stadt-
verordneter in Charlottenburg und
eifriger Förderer von Wohlthätigkeits-
bestrebungen.
Prof. Dr. August Garcke, der
bekannte Verfasser der Flora von
Deutschland, die jetzt in 18. Auflage
erschienen ist, langjähriges Mitglied
des Vereins zur Beförderung des Garten-
baues, feierte am 25. Oktober seinen
80. Geburtstag.
Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Seelig-
Kiel ist zum Ehrenpräsidenten, Garten-
baudirektor Carl Mathieu-Charlotten-
burg zumEhrenmitgliede des Deutschen
Pomologenvereins ernannt.
Die durch den Abgang des hiesigen
Grossherzogl. Gartendirektors Hampel
in Schwerin erledigte städtische Ober-
gärtnerstelle in Treptow ist durch
Herrn städtischen ObergärtnerClemen,
bisher im Victoriapark, besetzt worden,
in die Clemensche Stelle ist darauf
Herr städt. Obergärtner Weiss gerückt,
und für die dadurch frei gewordene
Stelle seitens der Park-Deputation der
Gartentechniker Böttcher in Vorschlag
gebracht worden. (Herr Böttcher
leitet auch nebst Herrn Hofgärtner
Hoffmann den Zeichenunterricht in
der Städtischen Fachschule für
Gärtner.)
'Gartenflora 1899
Tafel 1468.
BlLLBERGIA HYBRIDA ULTRA JE CTENSIS
Billbergia hybrida ultrajectensis Wittm.
(B. nutans vittata?).
Hierzu Tafel 1468.
'flanze von aufrechtem, steifem Wuchs. Unterste Blätter lineal, allmählich
' zugespitzt, zurückgebogen, die folgenden breiter, die obersten (innersten)
breit riemeniörmig, steifer, den Blütenschaft umhüllend, aufrecht, an der Spitze
mehr oder weniger zurückgebogen. Der Rand mit entfernten, nach vorwärts
gerichteten Zähnen, die Spreite oberseits glänzend, an den innersten aber stumpf-
graugrün, unterseits stumpf-graugrün, und daselbst mehr oder weniger mit
weisslichen Ouerbinden.
Blütenschaft aufrecht, kräftig, an der Spitze übergebogen, etwa so lang
als die Blätter, von grossen, schön karmin-rosaroten Hochblättern umhüllt.
Die obersten Hochblätter abstehend, länglich, zugespitzt, nur die beiden aller-
obersten fruchtbar und daher als Deckblätter anzusehen, in der Achsel dieser
beiden je vier Blumen.
Blütenstand fast nickend, traubig (oder, da die beiden untersten Blüten-
stiele .iblütig sind, im unteren Teile rispig), die Achse hin und her gebogen,
grün. — Vorblättchen kurz, eiförmig, das der untersten Blüte halb so lang wie
der Fruchtknoten und rot, das der übrigen ein Viertel so lang und grün.
Blüten fast sitzend; Kelch cylindrisch, Kelchzipfel lanzettlich, zugespitzt,
rosarot, an der Spitze indigoblau; Blumenblätter zungenförmig, zugespitzt, ab-
stehend, zuletzt zurückgekrümmt, indigoblau, an der Basis mit zwei wenig
gezähnten Schüppchen. Staubbeutel über die Blumenblätter hervorragend,
goldgelb, Narben anfangs spiralig zusammengedreht, später entfaltet, so hoch
stehend wie die Staubbeutel. Fruchtknoten cylindrisch, 9 furchig. Samenanlagen
(( »viila) länglich, stumpf (ohne Anhang).
Fruchtknoten 15 mm lang, 5 mm dick, Kelch 20 mm lang, Blumenblätter
35 mm lang. Pollenkörner goldgelb, 0,040 mm lang, 0,020 mm breit.
Diese schöne, im Winter blühende Bromeliaceae wurde uns ohne Xamen
von Ihn. C.arteninspektor J. K. Budde am botanischen Garten in l'trecht
(Holland) im blühenden Zustande am 18. Dezember 1S98 übersandt und in der
Versammlung des Vereins z. B. d. G. vom 29. Dezember 1898 vorgeführt. (Siehe
das Protokoll in Gartenflora 1899 S. 37). Wie Herr Budde schrieb, stammt
dieselbe von einer Befruchtung von Billbergia nutans (der nickenden Billbergia)
mit einer anderen nicht näher bekannten Art. — Allem Anschein nach muss
dies Billbergia vittata (die gestreifte Billbergia) gewesen sein, da die Pflanze
ganz die Gharaktere eines Bastardes von B. nutans und B. vittala zeigt. Herr
Budde bemerkte demgegenüber freilich, dass B. vittata unmöglich im Spiel
sein könne, weil B. vittata im Botanischen Garten zu l'trecht gar nicht vor-
handen sei. Vielleicht ist sie aber dort unter einem andern Xamen, oder es
-Q4 ^64. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc.
sind Bastarde von ihr vorhanden. Ich habe schon in der Vereinssitzung am
29. Dezember erklärt, dass die Pflanze der Billbergia hybrida leodiensis»
der Lütticher Billbergia, sehr ähnlich sei, und diese ist ein Bastard von B. vittataQ
X nutans cf. Herr Garteninspektor a. D. H. Witte hat Billbergia leodiensis und
die umgekehrte Kreuzung B. intermedia (B. nutans Q x vittata cf) ein_
gehend beschrieben und nebst den Eltern sehr charakteristisch abgebildet in
Gartenflora 1891 S. 563. Wir empfehlen allen Interessenten, diese Abbildungen
anzusehen, da sie deutlich zeigen, wie die Mutter den Habitus des Bastardes,
wenigstens bei Bromeliaceen, beeinflusst.
Auch Herr E. Th. Witte in Leiden, der Nachfolger seines Vaters, hat
Herrn Budde geschrieben, dass seine Pflanze der B. hybr. leodiensis am
ähnlichsten sei.
Vergleicht man unsere heutige Tafel mit der schwarzen Abbildung von
B. leodiensis Gartenflora 1891, S. 563. so findet man, dass die Pflanze aus
Utrecht noch etwas steifer ist (noch mehr aus Blech oder, wie die Franzosen
sagen würden, aus Zink), dass die Blätter den Blütenschaft noch dichter um-
hüllen, dass der Blütenstand etwas aufrechter ist, dass die weissen Querbinden
deutlicher sind; aber das sind alles nur graduelle Unterschiede. Der Blüten-
stand der B. leodiensis ist auf der Abbildung 1. c. auch etwas hängender,
doch liegt das vielleicht nur daran, dass die Pflanze mehr im Abblühen war.
Da nun aber nicht genau feststeht, welche Arten bei unserm Bastard beteiligt
sind, und gärtnerisch betrachtet die angeführten Unterschiede der Utrechter
Pflanze doch einen anderen Charakter geben, so halte ich es für besser, sie
vorläufig wenigstens mit einem neuen Xamen zu versehen und nenne ich sie,
da Utrecht bei den Römern »Ultrajectum ad Rhenum« hiess, Billbergia hybrida
ultrajectensis.
Von Billbergia nutans hat die Pflanze eigentlich sehr wenig geerbt,
nur die schön rosa-karminrote Farbe der Hochblätter dürfte durch sie beein-
flusst sein, da diese bei B. vittata mehr zinnoberrot sind.
Erklärung der Abbildungen: a. Blüte, b. dieselbe im Längsschnitt,
c. Blumenblatt mit den zwei Schüppchen (ligulae), d. Narbe, e. Ovula, f. Pollen.
L. Wittmack.
864. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues
am 26. Oktober 1899
in der Königlich landwirtschaftlichen Hochschule zu Berlin.
I. Der Direktor des Vereins, Kgl. Gartenbaudirektor Lackner, widmete
den dahingeschiedenen Mitgliedern, Ökonomierat Siewert-Westend und
Rentier C. Schultz- Charlottenburg, warme Worte der Teilnahme und
erhoben sich die zahlreich Versammelten zu deren Gedächtnis von ihren
Sitzen.
II. Der 1. Stellvertreter des Direktors, Konsul Seifert, wies darauf hin, dass
gestern, am 25. Oktober, ein langjähriges, weltbekanntes Mitglied, Professor
Dr. August Garcke, seinen 80. Geburtstag gefeiert habe, was leider
dem Vorstande nicht rechtzeitig bekannt geworden sei. Garcke, der
864. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. CQt
ursprünglich Theologe war, ist seit 1856 Kustos am Berliner Königl.
Herbarium, dem jetzigen Kgl. botanischen Museum, aber erst mit 51 Jahren
hat er seine Lehrthätigkcit an der Universität begonnen, seitdem aber
Tausende von Schülern ausgebildet. Allbekannt ist, welch grosse Verdienste
sich Garcke durch Herausgabe seiner Flora von Deutschland, die in den
18 Auflagen in 55000 Exemplaren verbreitet ist, erworben hat. — Es
wurde beschlossen, dem Herrn Professor Garcke noch nachträglich die
Glückwünsche darzubringen. *)
III. Vorgeschlagen wurde zum wirklichen Mitgliede:
Herr Obergärtner Busse in Britz b. Berlin, durch Herrn Ober-
gärtner Nahlopp.
[V. Ausgestellte Gegenstände waren in reicher Zahl vorhanden.
1. Herr Adam Hey dt, Schlossgärtner auf Schloss Dallmin (West-
I'rignitz), Station Karstadt der Berlin-Hamburger Bahn, der Besitzung Seiner
Exzellenz des Herrn Staatssekretärs des Reichspostamtes von Podbielski,
hatte eine grosse Zahl Äpfel und eine kleine Anzahl Birnen, im ganzen
37 Sorten eingesandt, darunter zum Teil bekannte, zum Teil Lokalsorten,
um deren Bestimmung er bat. Herr Königl. Gartenbaudirektor
Carl Mathieu, Herr Lehrer R. Schulze und Herr Geschäftsführer
Junge unterzogen sich dieser schwierigen Aufgabe. - Interessant war,
dass Herr Hey dt angegeben hatte, in welchem Jahre der betreffende
Baum gesetzt war. Einzelne waren schon um 1780 gepflanzt.
Herr Landschaftsgärtner Vogel er- Charlottenburg bemerkt, dass
Dallmin, nördlich von Perleberg, ein altes von Jagowsches Gut sei;
zuletzt hatte es aus dieser Familie der Oberpräsident von Jagow im
Besitz, nach dessen Tode kam es in die Hände seines Schwagers, des Generals
von Podbielski, der Vater des jetzigen Staatssekretärs. Dallmin hat,
wie die ganze Prignitz, einen grossen Obstbau, und zeichneten sich die
Jagowschen Güter von je her durch Obstbau aus. Anfang der 70er Jahre
wurde Herr Vogeler auf Veranlassung des f Hofgartendirektors Jühlke
nach diesen Gärten, zu denen noch Rühstädt, Ouitzöbel und Friedrichs-
walde gehören, gesandt. Alle drei liegen in der Eibniederung und
ziehen viel Obst, namentlich Ouitzöbel. Damals ging das Obst kahn-
weise nach Berlin und wurde hier als »böhmisches« Obst verkauft.
2. Herr Hofmusikalienhändler Bahn-Gross-Lichtertelde erfreute die
die Versammlung durch ein Sortiment abgeschnittener herrlicher gross-
blumiger Chrysanthemum indicum in Riesenexemplaren. Sein Ober-
gärtner, Herr Seelbinder, gab dazu folgende Erläuterungen: Die Haupt-
bedingung, um grosse Blumen zu erzielen, ist, dass man sich kräftige
Stecklinge verschafft. Zu dem Zweck bringe ich die alten Pflanzen,
wenn sie abgeblüht haben, in einen Mistbeetkasten und überwintere sie
kalt. Ende März und Anfang April pflanze ich sie ins Freie und nehme
nur die stärksten Zweige zu Stecklingen. Diese stecke ich in kleine
Töpfe, die auf einen warmen Mistbeetkasten kommen und gebe erst nur
*) Dies ist am Sonntag, den 2(j. Oktober, durch den Direktor des Vereins und den
General-Sekretär geschehen, unmittelbar nachdem auch der Vorstand der Deutschen botanischen
Gesellschaft, vertreten durch Geheimen Regierungs-Rat Schwendener, Professor Kny und
I-. Wittmack, denen sich Professor Warburg angeschlossen, seine nachträglichen Glück-
wünsche dargebracht hatte.
rq6 864. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc.
leichte Erde. Später werden sie in grössere Töpfe gebracht und endlich
noch einmal in noch grössere, in welchen sie blühen sollen. Ich dünge
so viel wie der gärtnerische Blick lehrt. Bei weissen Sorten muss man
vorsichtig sein mit dem Giessen.
Die Sorten waren folgende: William Sewart, dunkelbronze, Hairy
Wonder, gelb, behaart, Mrs. C. Harmann Payne, rosa, William Tricker,
rosa, Baron Hirsch, eingekrümmt, rosa, Viviand Morel, die altbekannte
rosa Sorte, Mr. E. S. Trafford, bronzefarben, John Lightfoot, rosa, Emily
Salisbury, rahmweiss. Charles Davis, rosa, Mme. Carnot, röhrenförmig,
sehr gross weiss, W.H.Lincoln, bekannte Sorte, Lily Love, weiss mit grün-
lichem Schein, Louis Böhmer, röhrig, behaart.
Herr Gartenbaudirektor Lackner wies auf die ausserordentliche
Schönheit der Blumen nochmals hin.
3. Herr Gärtnereibesitzer Emil Di etze-Steglitz brachte abgeschnittene
La France-Rosen von wunderbarer Schönheit. Es sind, wie er be-
merkte, Blumen von wurzelechten Rosen. Die Stecklinge sind Mitte
April auf einen warmen Kasten gesteckt in sandige Erde, Torfmull
mit Sand gemischt, dann kamen sie in kleine Stecklingstöpfe, Mitte
Mai in grössere, 31/2 Zoll grosse Töpfe (sog. 14er) und blieben darin,
bis sie durchgewurzelt waren. Hierauf wurden sie in einem Hause, das
von Norden nach Süden gelegen ist, auf Beete ausgepflanzt. Die Beete
stellt Herr Dietze sich sehr billig her. Alle 2 m liegt eine Querlatte
auf hoher Kante, auf dieser liegen 6 Latten wieder auf hoher Kante,
das Ganze ist bespannt mit billigem Drahtgeflecht von 4 cm Maschenweite,
von welchem 1 qm nur 43 Pf. kostet. Vorn wird ein Brett vorgestellt
und das Geflecht mit 4 Zoll (10 cm) guter Komposterde bedeckt. Alk-
Knospen, welche bis Juli erscheinen, werden ausgekniffen; erst von da
ab dürfen sie sich ausbilden. Vor 4 Wochen, ehe der erste Frost kam, sind
Fenster aufgelegt worden, aber so, dass zwischen je zwei Fenstern ein
offener Zwischenraum von 10 — 15 cm blieb, in den die Luft von aussen
eintreten konnte. Seit 4 Wochen ist auch jeden Abend auf 6— 7 0 R. ge-
heizt worden; die Heizung wurde die ganze Nacht unterhalten und betrug
die Wärme morgens noch 4 °. Unter solchen Verhältnissen öffnet auch
die schwer autblühende La France ihre Knospen; wenn man aber die
Häuser ganz geschlossen hält, werden die Blumen blau. In diesem Jahre
sind die Preise gut, von Privatleuten erhält Herr Dietze 50 Pf. bis 1 M.
pro Stück. — Die Rosen werden während des ganzen Herbstes ge-
heizt, nur etwas trockner gehalten. Im Januar wird stärker geheizt, so
dass sich junge Triebe entwickeln, die Fenster aber werden dichter
geschlossen, weil sonst leicht Schimmel auftritt. So behandelt, bringen
die Pflanzen im Frühjahr noch einen kräftigen Flor. Nachdem dieser
abgeblüht ist, werden Stecklinge gemacht und die alten Pflanzen fort-
geworfen.
Allgemein wurde die Schönheit der Blumen und ihr herrlicher Geruch
bewundert.
4. Herr Rosenzüchter P. Lambert, Trier (St. Marien), hatte einige
Herbstblumen seiner neuen Züchtung ,,Leonie Lambert", eine klein-
blumige Polyantha - Rose (Aglaia $ X Sämling von Polyantha cf) von
864. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. c^y
leuchtend dunkel kupferroter, innen gelblicher Farbe, die in seinem
neuen Katalog S. 61 näher beschrieben ist, eingesandt. (Yergl. S. 611.)
Herr Carl Hering, Rosenzüchter in Potsdam, bemerkt, dass Herr
P. Lambert nur gute Neuheiten in den Handel gebe; von manchen
sonst angebotenen Neuheiten müsste man mitunter 95 pCt. fortwerten.
5. Herr Gartenbaudirektor Lackner-Steglitz überraschte die Ver-
sammlung durch ausgezeichnete Kulturexemplare von Orchideen,
namentlich fiel eine Vanda Kimballiana mit wohl 50 Blütenstielen (an
jedem viele Blumen) auf. Es waren die Exemplare in diesem Topfe
selbstverständlich zusammengepflanzt, jedes Exemplar blüht mit 1 bis
4 Blütenstielen und prangt dieser Topf alljährlich in gleicher Schönheit.
(Siehe die Photographie eines ähnlichen Topfes Gartentlora 1896 S. 338
und daselbst die farbige Abbildung t. 1428 nebst der weissen Varietät
Lacknerae.) Ausserdem war vorhanden Vanda coerulea in 2 Exemplaren-.
Leider zeigt diese bei Abendlicht die schöne porzellanblaue Farbe nicht,
sondern sieht fast weiss aus. Wie Herr Lackner bemerkte, liebt sie
es nicht, im Hause umgestellt zu werden, sondern will eine ganze Reihe
von Jahren immer an demselben Platze stehen» Bis vor einiger Zeit waren
alle Exemplare bis unten hin mit Blätter besetzt, als aber wegen Umbau
des Hauses sie umgestellt wurden, verloren sie die unteren Blätter.
Ferner machte Herr Lackner auf das so dankbare Cypripedium
•Charlesworthii (Gartenflora 1895 S. 1 t. 1410) aufmerksam, bei dem
jeder Trieb in jedem Jahre Blumen bringt. In diesem Jahre sind sie
etwas kurzstieliger, weil sie im Frührjahr geteilt wurden. L. Wittmack
bemerkte, Herr Lackner besitze mehrere Tausend Exemplare, und es
sei eine wahre Freude, den Blütenreichtum zu sehen. — Endlich sei noch
die hübsche Cattleya Schilleriana hervorgehoben.
6. Herr Kgl. Garteninspektor Lindemuth Berlin, Kgl. Universitäts-
garten, führte neue Veredelungsversuche vor. Während er sonst
meist mit Malvaceae operierte (siehe seinen letzten Aufsatz über
Kitaibelia vitifolia mit goldgelb geränderten Blättern, Gartenflora 1899
Heft 16 S. 431 m. Abb.), hat er es in diesem Jahre auch mit Cruciferen
versucht, namentlich Kohl-Varietäten und Arabis albida. Ausgestellt war
u. a. eine Arabis albida veredelt auf Wirsingkohl, die; trotzdem beide
nicht nahe verwandt sind, sehr starkwüchsig geworden war. Die Veredelung-
wurde am 1. Juli vorgenommen, die Exemplare blieben 14 Tage im
Hause nnd wurden dann ausgepflanzt. Leider konnte Herr Lindemuth
wegen Erkrankung die Pflanze nicht vor 4 Wochen ausstellen, wo sie
noch viel schöner war, jetzt hatte sie 4 Wochen im Hause unter einer
Glocke gestanden. Die Hauptfrage ist nun, wie lange die Pflanze leber
wird. Wirsingkohl ist zweijährig, Arabis albida aber ausdauernd. Trotz-
dem nur ein kleiner Zweig von Bleistiftstärke veredelt wurde, hat die
Pflanze in den 2 Monaten, wo sie ausgepflanzt war (Ende Juli bis Sep-
tember), grosse Dimensionen angenommen.
Ferner wurde vorgeführt Sinapis auf Blumenkohl veredelt, schon
abgeblüht.
Weiter kam Herr Lindemuth auf die Veredelung von Althaea rosea,
unserer Stockrose oder Malve, bekanntlich einer 2jährigen Pflanze, die
lq8 864. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc.
er 1S76 am 20. Mai auf Abutilon Thompsoni, einer Staude, veredelt hatte,
zurück. Die Unterlage lebte bis 18S9, das aufgesetzte kleine Reis von
Althaea rosea aber nur 3 Jahre, es brachte immer nur 4 — 5 Blätter. In
diesem Frühjahr versuchte er wieder durch Veredelung von Althaea
rosea auf buntblättriges Abutilon die erstere buntblättrig zu machen.
Eine Schwierigkeit beim Veredeln besteht aber darin, dass die Malven-
sprossen fast gar keinen Stengel haben. Darum hat Herr Lindemuth
Althaea in diesem Jahre aus Samen gezogen. Die jungen Pflanzen
bilden bald rübenförmige Wurzeln, und diese Samenpflanzen wurden mit
der Wurzel auf Abutilon kopuliert, das gelang sehr gut. Bei einigen
Exemplaren sind die Malven grün geblieben, eines der vorgeführten
zeigte aber schon bunte Blätter an der Malve, die Unterlage hatte einen
bunten Trieb. Das Grünbleiben tritt immer ein, wenn die Unterlage
(Abutilon) gar keine bunten Blätter hat. Das buntgewordene Malven-
Edelreis soll nun abgeschnitten und in einen Stecklingskasten gesetzt
werden, damit es sich bewurzele, dann wrird man eine wurzelechte bunt-
blättrige Althaea rosea erhalten.
Die Behandlung dieser Veredelungen ist etwas schwierig, Abutilon ist
eine Warmhauspflanze, Althaea überwintert im Freien, stellt man sie
warm, so leidet Althaea, und umgekehrt.
Auffallend ist, wie trotz der Verwachsung die aufgesetzten Edelreiser
das Bestreben haben, sich wieder selbständig zu machen. Diesen Um-
stand könnte man vielleicht benutzen, um Pflanzen, die aus Stecklingen
schlecht wachsen, zu besserem Wachstum zu zwingen. Man müsste das
betreffende Reis, statt es zu stecken, auf eine Verwandte veredeln, das Edel-
reis wird bald an der Basis Wurzelanlagen und Luftwurzeln bilden; ist
dies geschehen, so kann man es abnehmen und in Erde setzen, dann
wird es bald stark wachsen- (Bravo!)
Herr Hering: Ist nicht zu befürchten, dass. wenn ein durch Ver-
edelung bunt gewordenes Edelreis abgeschnitten und gesteckt wird, die
Blätter wieder grün werden?
Herr Lindemuth: Xein. Ich habe früher viele Abutilon-Arten durch
Veredelung auf A. Thompsoni bunt gemacht und dann als Stecklinge
behandelt, sie sind bunt geblieben. Ist der Zweig einmal angesteckt, so
pflanzt sich die Panachure fort.
7. Herr Kgl. Gartenbaudirektor Carl Mathieu - Charlottenburg legte
1. die Birne Conference, von Rivers in Sawbridgeworth, vor, auf Ver-
einskosten bezogen. Herr Mathieu veredelte die übersandten Exemplare
auf seine Probebäume und haben die Reiser jetzt überall getragen. Es
ist eine sehr schöne schmelzende Birne, besser als die Marie Louise, von
der sie wahrscheinlich gefallen ist. Sie ist bis zur Hälfte zimmetrostig,
für Liebhaber als Pyramide besonders zu empfehlen, da sie sehr tragbar
ist, allerdings ist sie schon jetzt, wo man noch viele andere Birnen hat, reif.
2. Die Birne Sanguinole oder Sanguine de France (nicht zu verwechseln
mit Sanguine dTtalie). Es ist eine inwendig ganz rot marmorierte Koch-
birne. Bei Herrn Späth ist dieselbe oder eine ähnliche unter dem
Namen ,. rotfleischige." 3. Den Apfel Peasgood Non Such, ein sehr
grosser schöner Apfel, allen zu empfehlen, Baum kräftig wachsend.
864- Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. cqq
V. Grosse deutsche Winterblumen-Ausstellung vom Donnerstag den
22. bis Mittwoch den 28. Februar im Luisenhof, Dresdenerstrasse 34/35. Der
General-Sekretär teilte mit, dass der Vertrag wegen des Lokals unter-
zeichnet sei, dass das definitive, erweiterte Programm der Gartenflora
No. 21 am 1. November beigelegt und auch sonst weitverbreitet werde.
Er bat dringend, bald, wenigstens im allgemeinen, anzumelden. Herr
Kgl. Obergärtner II ab ermann, als stellvertretender General-Ordner,
unterstützte letztere Bitte lebhaft und bemerkte, dass den weitgehendsten
Ansprüchen auf Raum im Luisenhof entsprochen werden könne; überall
sei elektrisches Licht und Wasserheizung, auch guter Platz zur Auf-
bewahrung der Emballage.
Herr Kgl. Garteninspektor Perring bemerkt, es sei von mehreren
Seiten gesagt worden, warum nicht das Krollsche Lokal genommen sei;
dies sei aber nicht zu haben gewesen, der Vorstand habe den General-
Sekretär ersucht, persönlich der General-Intendantur der Kgl. Schauspiele
ein dahingehendes Schreiben 2u überreichen, aber ohne Erfolg, weil über
die Säle nicht die General - Intendantur, sondern die Restaurations-
pächter Gebr. Moritz zu entscheiden haben und diese schon Herrn
Direktor Lackner gegenüber abgelehnt hätten. Herr Direktor Lackner
wies noch darauf hin, dass bei Kroll grosse Unkosten enstanden sein
würden, allein für die 2 oder 3 oder mehr ausfallenden Theatervorstellungen
hätte der Verein je 3000 M. zahlen sollen.
Herr Kgl. Gartenbaudirektor Echtermeyer-Wildpark, der über den
Luisenhof als Lokal nur Gutes gehört hat, giebt zur Erwägung, ob man
nicht nun, wo mehr Platz vorhanden, auch Obst, Gemüse, Pläne und
Litteratur zulassen wolle. — Herr Direktor Lackner bemerkt, dass
dann zu den 20 000 M. Preisen noch wieder neue kommen müssten, man
habe früher im Prinzip beschlossen, sich auf Blumen und Pflanzen zu
beschränken. — Herr Garteninspektor Perring unterstützt das letztere;
die Gemüsegärtner legten keinen Wert darauf. (Herr Moncorps: Nein,
gar nicht!) Obst sehe man sehr schön in den Läden und in der Markt-
halle, Litteratur habe auf Ausstellungen gar keinen Zweck. Besser sei es,
mehr Räume für die Restauration einzuräumen, was namentlich bei einer
Winterausstellung notwendig sei.
Herr Echtermeyer zieht hierauf seine Anregung zurück. Herr
Habermann und Herr Konsul Seifert weisen noch einmal auf
die Vorzüge des Luisenhofes hin; wenn nur schöne Blumen ausgestellt
werden, werde das Publikum auch dahin gehen; es sei sehr günstig im
Zentrum gelegen.
VI. Hierauf erfolgten Berichte über die grosse Dresdener Obstausstellung,
wobei die Herren C. Mathieu (Obst), C. Junge (Versammlungen), Hof-
gärtner Hoffmann (Neuheiten, Baumschulartikel etc.), Inspektor Dressler
(Ausflüge) ersucht waren, das Referat zu übernehmen. Heute konnten nur
die Herren Mathieu und Junge das Wort ergreifen, da die vor-
geschrittene Zeit weitere Mitteilungen nicht erlaubte. Die Berichte
werden besonders abgedruckt werden, desgleichen die daran
geknüpften Diskussionen, die sich besonders auf die Bordelaiser Brühe
bezog.
(5oo *5. Versammlung Deutscher Pomologen und Obstzüchter.
VIL Das Preisgericht, zu dem die Herren Hering, Lehmann und C. Mathieu
vom Vorsitzenden ernannt waren, sprach folgende Preise zu :
1. Herrn Hof-Musikalienhändler Bahn, Gr. -Lichterfelde (Obergärtner
Seelbinder), für Chrysanthemum - Blumen eine kleine silberne
Medaille.
2. Herrn Gärtnereibesitzer Dietze, Steglitz, fürabgeschnitteneLaFrance-
Rosen den Monatspreis von 15 Mark.
Aufgenommen wurde als wirkliches Mitglied Herr Baumschulenbesitzer
Hermann Riss in Oliva bei Danzig.
Carl Lackner. Wittmack.
15. Versammlung Deutscher Pomologen und Obstzüchter
und Generalversammlung des Deutschen Pomologen -Vereins
in Dresden am 14.— 16. Oktober 1899.
Von C. Junge, Steglitz.
27 Punkte standen auf der Tagesordnung, welche der Vorstand des
Deutschen Pomologen-Vereins mit der Einladung zu diesen Verhandlungen
verschickt hatte, so dass mit Recht Bedenken darüber geäussert wurden, ob
es möglich sein würde, die lange Reihe zum grössten Teil wichtiger und
interessanter Punkte in der zur Verfügung stehenden Zeit zu verarbeiten. Dass
es gelungen ist, rechtzeitig am letzten Verhandlungstage damit fertig zu werden,
ist hauptsächlich der geschickten Leitung der Versammlungen durch den Vor-
sitzenden des Deutschen Pomologen-Vereins, Herrn Oekonomierat Späth, zu
danken. Die Versammlungen erfreuten sich reger Teilnahme und boten des
Lehrreichen und Interessanten viel.
Nicht würdiger konnten diese letzten Verhandlungen des Deutschen
Pomologen-Vereins am Schlüsse des Jahrhunderts eingeleitet werden, als durch
den Vortrag des Geheimrats Professor Dr. Seelig-Kiel, der als eines der
ältesten Mitglieder des Deutschen Pomologen-Vereins der Berufenste war, um
über das Thema: »Pomologische Rückblicke« an dieser Stelle zusprechen.
Es war nicht nur ein Rückblick auf die Zeit seit Gründung des Deutschen
Pomologen-Vereins, der uns hier in formvollendeter Weise geboten wurde,
sondern ein Rückblick von den ersten Anfängen der Forschung auf dem Gebiete
der Pomologie im vorigen Jahrhundert bis auf die heutige Zeit. Welch ein
Unterschied zwischen damals und jetzt. Damals ganz auf die Thätigkeit einzelner
angewiesen, dann am Anfang dieses Jahrhunderts im Fortschritt gehemmt durch
die Kriegszeiten, und heute — die Beschäftigung und, was wichtiger ist, der
Lebensberuf Vieler, damals unbeachtet, heute gefördert und geschützt von
den Behörden. Es fehlt leider der Raum, um eingehend über die einzelnen
Punkte, welche der Vortragende berührte, zu berichten. Ich kann sie deshalb
nur andeuten. So zeigte er, wie die Sortenklärung schon viel geholfen hat,
aber noch weiter fortgesetzt werden muss. Er sprach über die Förderung,
welche der Obstbau durch die Wissenschaft in der neueren Zeit erfahren hat,
sowohl in Bezug auf die Ernährung der Bäume als auch bezüglich der Be-
kämpfung der Schädlinge, der tierischen wie der pflanzlichen, über die Be-
i5. Versammlung Deutscher Pomologen und Obstzüchter. ßoi
schränkung der Sortenzahl im praktischen Obstbau, die Grundzüge der Obst-
anlagen für die verschiedenen Aufgaben, Liebhabergärten, Obstbau in der
Nähe grösserer Absatzplätze. Obstbau für den Versand im grossen, die Not-
wendigkeit, dem Obstbau besonders auch bei dem kleinen Landwirt, welcher
seine Bäume selbst pflanzt, und bei den Landarbeitern Eingang zu schaffen,
und hob die von den Provinzialbehörden, Landwirtschaftskammern erfolgte
Anstellung von Wanderlehrern, die Einrichtung von Obstmuttergärten und von
Versuchsgärten hervor. Dabei machte er darauf aufmerksam, dass die Prüfung
neuer Sorten nicht vernachlässigt werden darf, und zeigte als Beweis dafür
eine Frucht der »Henzes Butterbirne« vor, welche der Napoleons Butterbirne
äusserlich sehr ähnlich ist, dieselbe aber sowohl an Wohlgeschmack als auch
an Gesundheit des Baumes und der Früchte übertrifft, so dass sie als Ersatz
für diese vielfach nicht gut gedeihende Sorte der Beachtung empfohlen wird.
Es geht schon aus dieser kurzen Aufführung einzelner Punkte hervor, wie
interessant der Vortrag war. Er wurde denn auch mit Spannung von Anfang
bis zu Ende verfolgt.
Der nächste Punkt lautete: »Versuche über Anzucht der Obst-
bäume«, Vortrag des Herrn Direktor Brugger-Bautzen. Diesen Vortrag,
welcher sehr sorgfältig vorbereitet und ausführlich war, so dass er für das
reiche Verhandlungsprogramm eigentlich zu lang war, hier auch nur im Skelett
wiederzugeben, ist unmöglich. Ich muss mich auf Einzelheiten beschränken.
Die in Bautzen ausgeführten Versuche bestehen in erster Linie in der Auswahl
des Saatgutes. Es werden nur die grössten und vollsten Körner ausgesäet,
hauptsächlich von Holzbirnen und Holzäpfeln. Die jungen Sämlinge werden
dann krautartig sehr früh pikiert, wobei wieder nur die kräftigsten Pflanzen
genommen werden, in Neuzucht entspitzt und okuliert. Hierauf bleiben sie ein
Jahr stehen und werden dann aufgeschult. Bei der Besprechung wurde haupt-
sächlich der Rückschnitt zur Bildung des Stammes besprochen. Eine Einigung
wurde nicht erzielt. In Bautzen schneidet man, wie ich später sah, die Seiten-
zweige zu früh fort, wodurch die Verstärkung des Stammes vermindert wird.
Wenn in Bautzen die Stämme trotzdem ziemlich stark waren, so ist das wohl
im wesentlichen auf die reichliche Ernährung und gute Bodenbearbeitung
zurückzuführen.
Da der Vortrag des Herrn Dr. Steglich-Dresden über: »Die vom
Landesobstbauverein für das Königreich Sachsen veranstalteten
Obstbaumdüngungsversuche« ausfiel, so schloss sich hieran der Vortrag
des Herrn Landes-Oekonomierat Direktor Goethe-Geisenheim über:
»Die Schildläuse mit besonderer Berücksichtigung der San Jose-
Schi ldl aus.« Der Herr Vortragende beschrieb eingehend die Einteilung der
Schildlausgruppen und ihre Unterscheidungsmerkmale. Bezüglich ihrer Ver-
mehrungsfähigkeit machte er darauf aufmerksam, dass die Schildläuse in
Deutschland in einem Jahre nur eine Generation haben, während man in
Amerika bei der San Jose-Schildlaus 3—4, ja 5 Generationen beobachtet haben
will. Auffällig sei, dass bei uns in manchen Jahren fast nur Männchen, in
anderen fast nur Weibchen vorkommen. Dadurch wird natürlich die Häufigkeit
des Vorkommens der Tiere mit erklärt. Auch mangelhafte Ernährung der
Bäume trage zur Vermehrung der Tiere bei. Ob die San Jose-Schildlaus bei
uns ihre günstigen Lebensbedingungen finden würde, sei fraglich, und also auch,
(3q2 *5. Versammlung Deutscher Pomologen und Obstzüchter.
ob sie hier grossen Schaden verursachen würde. Als bestes Mittel zur Be-
kämpfung der Schildläuse hat sich ein Bepinseln mit Petroleum, wobei man
aber vorsichtig sein muss, damit nichts in die Knospen kommt, oder ein Be-
spritzen mit einer Mischung von vier Liter Wasser und ein Liter Petroleum
bewährt. Kalkmilch hat nicht so gute Erfolge gehabt. In der Besprechung
wurde die Ansicht geäussert, dass die wegen der San Jose-Schildlaus erlassenen
Verordnungen resp. Absperrmassregeln doch wohl zu weit gegangen seien,
zumal auch die Amerikaner selbst eingesehen haben, dass die von ihnen über
die Schädlichkeit und Verbreitungsfähigkeit des Tieres gehegten Befürchtungen
nicht ganz zuträfen und nur ausnahmsweise ein verheerendes Auftreten zu
erwarten sei, worauf der Herr Vortragende erwiderte, dass nach den Berichten,
welche s. Z. von Amerika vorlagen, grosse Vorsicht geboten war und man
doch auch nicht wissen kann, wie sich das Insekt bei uns entwickeln wird.
Zu dem folgenden Punkte: »Auf welche Weise kann dem immer
weiteren Umsichgreifen des Fusicladium dendriticum vorgebeugt
werden, und welche Sorten haben sich bis jetzt dem Pilze gegenüber
am widerstandsfähigsten gezeigt?«, sprach Herr Dr. Aderhold-Proskau
in sehr eingehender, klarer Weise. Da in dieser Zeitschrift Ende vorigen und
Anfang dieses Jahres (Seite 656, No. 24, Jahrg. 1898 und Seite 1, No. 1, Jahrg.
1899 mit Abbildungen) von Herrn Dr. Krüger über die Möglichkeit und Not-
wendigkeit der Bekämpfung dieses Pilzes eingehend berichtet worden ist, kann
ich auf diese Artikel verweisen. Herr Dr. Ad er hold lenkte die Aufmerksamkeit
besonders noch darauf, dass der Pilz sowohl auf den Trieben als auf den
Blättern und auf den Früchten vorkommt. Er wächst auch auf den Blättern
selbst dann noch weiter, wenn sie schon abgefallen sind; dadurch trägt gerade
das Vorkommen des Pilzes auf den Blättern viel zu seiner Weiterverbreitung
bei, denn auf ihnen kommen die Fruchtkörperchen des Pilzes im Frühjahr zur
Reife, sie platzen auf und schleudern die Pilzsporen in die Luft. Hier werden
sie vom Winde auf die Bäume getrieben und befallen dort wieder die Zweige,
die Blätter und die Früchte. Es ist deshalb dringend zu raten, die Blätter
unter den Obstbäumen im Herbst fortzuharken, auf einen Haufen zu bringen
und handhoch mit Erde zu bedecken. Die aus der Verwesung dieser Blätter
entstehende Erde darf man aber vorsichtshalber nicht im Obstgarten verwenden.
Wie auf den Blättern, überwintert der Pilz auch auf dem Holze. Aus diesem
Grunde ist es nötig, die Bäume während des Winters schon mit Kupferkalk-
brühe abzuspritzen. Da Ende April, Anfang Mai die Hauptvermehrung des Pilzes
stattfindet, so müssen die Bäume um diese Zeit nochmals bespritzt werden,
nach etwa 14 Tagen wiederum und nach 4 Wochen nochmals. Auf die Anfrage
nach der zweckmässigsten Zusammensetzung der Kupferkalkbrühe, empfahl
der Vortragende 2 Kilo Kupfervitriol und 2 Kilo Kalk in je 50 Liter Wasser in
besonderen Gefässen aufzulösen und erst für den Gebrauch zusammenzugiessen.
Als Zusatz ratet er, dem Kupfervitriol 50 g Eisenvitriol zuzusetzen. Die
Flüssigkeit darf nur in Thauform, nicht tropfenweise auf die Blätter und Früchte
kommen. In der hierauf folgenden Besprechung empfiehlt Herr Landes-
ökonomierat Goethe für das Bespritzen im Winter eine stärkere Lösung, bis 4%,
im Sommer dagegen nur iVa% zu nehmen.
Nach den Beobachtungen Herrn Dr. Aderholds ist es nicht wahr-
scheinlich, dass man gegen den Pilz widerstandsfähige Sorten wird feststellen
i3. Versammlung Deutscher Pomologen und Obstzüchter.
_6o3
können. In einem Jahre befällt er diese, im andern jene Sorte mehr davon. Das
wird von verschiedenen Seiten bestätigt. Herr Dr. Krüger, welcher als zweiter
Referent genannt war, war leider verhindert.
Herr Reichelt-Friedberg in Hessen hatte in seinem Referat über:
»Neuere Erfahrungen über Obstbauschädlinge aus dem Tierreiche«
sich die Aufgabe gestellt, für die Organisation eines Systems von Pflanzen-
schutzstationen über das ganze Deutsche Reich zu wirken, welche sowohl die
Überwachung der ihnen zuerteilten Bezirke, als auch besonders der aus dem
Abb. 80.
Amaryllis von Otto Thalacker, Leipzig-Gohlis, auf der Jubiläums-Ausstellung zu Berlin 1897.
Auslande kommenden Sendungen von Pflanzen, Obst und dergl. mehr zu besorgen
haben. Er schlug der Versammlung zu dem Zweck eine Resolution vor, welche
aber abgelehnt wurde, weil man befürchtete, dass dadurch eine überflüssige
Belästigung des Handels bewirkt werden würde. Dagegen wurde eine andere
aus der Mitte der Versammlung vorgeschlagene Resolution angenommen, nach
welcher die Reichsregierung gebeten werden soll, die Bestimmungen der
Reblauskonvention, soweit sie sich auf andere Pflanzen beziehen, aufzuheben,
weil sie den Verkehr unnötig erschweren.
(Fortsetzung folgt.
(5Q1 Amaryllis von Otto Thalacker, Leipzig-Gohlis.
Amaryllis von Otto Thalacker, Leipzig-Gohlis.
(Hierzu Abb. 80.)
ufder Ausstellung zum 75jährigen Jubiläum des Vereins zur Beförderung des
Gartenbaues, die vom 22. April bis 12. Mai 1897 im Treptower Park statt-
fand, erregten zwei Amaryllis-Sammlungen das allgemeinste Interesse: die
des Herrn Otto Thalacker-Leipzig-Gohlis, welche mit dem Ehrenpreise des
Klubs der Landwirte zu Berlin gekrönt wurde, und die des Herrn Martin
Hoffmann -Treptow, welchem für Amaryllis und Flieder der Ehrenpreis des
Gartenbauvereins für Hamburg, Altona und Umgegend zu teil wurde. Herr
Thalacker hat zwar selbst schon über seine Amaryllis und deren Kultur
Gartenflora 1899 Heft 10 S. 270 m. Abb. berichtet, wir geben heute aber die
Abbildung der Thalackerschen Gruppe in Treptow, jedoch nur eines kleinen
Teiles derselben, und bemerken, dass sie sich äusserst schwer photographieren
liess, weil der Apparat gegen das Fenster gerichtet werden musste. Kein
Liebhaber oder Fachphotograph hat sich an diese Gruppe gewagt; meinem
damaligen Assistenten, Herrn Lauck, und meinem Diener H. Maass ist es aber
doch gelungen, sie aufzunehmen.
O. Thalackers Amaryllis zeichnen sich durch einen schönen runden
geschlossenen Bau der Blumen, wie ihn die besten englischen von Yeitch &
Sons-London und Kerr-Liverpool haben, sowie durch schöne leuchtende
Farben aus. L. Wittmack.
Die Herbst-Gartenbau-Ausstellung in St. Petersburg')
vom 8.— 17. Oktober 1899.
m 20. September a. St. (8. Oktober n. St.) um zwei Uhr nachmittags wurde
die Allrussische Gartenbauausstellung im Taurischen Palais mit den
üblichen Feierlichkeiten eröffnet. Die gegenwärtige Ausstellung ist als Ab-
schluss der grossen internationalen Ausstellung aufzufassen, die im Mai d. J.
in denselben Räumen des Taurischen Palais mit so ausserordentlich glänzendem
Erfolg arrangiert wurde. Damals, im Mai, erwiesen sich die weiten Räume
des prächtigen Hauses des prachtliebenden Tauriers trotz der ausgedehnten
Anbauten als zu eng; heute macht es fast den Eindruck, als ob dieselben
Räume etwas zu weit bemessen sind. Allerdings ist es ein ander Ding,
prächtige Pflanzen oder bescheidenes Gemüse und anspruchsloses Obst arran-
gieren zu müssen, — trotzdem hätte sich eine gewisse Nüchternheit im Konzert-
saal vermeiden lassen können, wenn die dort aufgestellten langen Reihen von
Tischen mit Obst von einigen der hübschen Vitrinen unterbrochen worden
wären, die jetzt in einem niedrigeren und recht ungünstig beleuchteten Neben-
raum nicht ganz zur Geltung kommen. Ebenso wäre es durchaus angebracht
gewesen, wenn die kostbare Sammlung von Arzneipflanzen und technisch
wichtigen Gewächsen des Kaiserlichen Botanischen Gartens eine ihr würdigere
Aufstellung im Konzertsaal gefunden hätte. Auf diese Weise wäre das kalte
Einerlei der gewaltigen weissschimmernden Säulenschäfte angenehm gemildert
worden. Da die Ausstellung nicht nur für Fachmänner, sondern auch für das
*) Petersburger Zeitung.
Die Herbst-Gartenbau-Ausstellung in St. Petersburg. ßo
D
grosse Publikum berechnet ist, so halte ich es für verfehlt, dass die ganze
Vorderwand des Konzertsaales keinen dekorativen Schmuck trägt, der doch so
leicht zu beschaffen gewesen wäre.
Trotz dieser Unterlassung macht aber die Ausstellung einen ungemein
Ireundlichen und anheimelnden Eindruck. Man sollte es gar nicht glauben,
dass unser griesgrämiger und kalter Norden um diese späte Jahreszeit eine
derartige Überfülle von leuchtenden, duftenden und formvollendeten Blüten
hervorzubringen vermag. Die ausländischen Fachgenossen, welche im vorigen
Mai die Leistungen unserer Gärtner anstaunten, würden heute ihrer Anerkennung
superlativisch Ausdruck geben müssen, denn wir begegnen auf Schritt und
Tritt chef d'oeuvres gärtnerischer Kunst, die unsere spröde Natur wie Wachs
modelt. Dies bedeutende Können und zielbewusste Streben finden wir jedoch
nicht allein bei den Berufsgärtnern, sondern auch, was uns gerade ungemein
wichtig scheint, bei den zahlreichen Amateurs, die der Ausstellung einen ge-
wissen intimen Reiz verleihen. Gerade diese Liebhabergärtner sind die Ele-
mente, welche das Verständnis, die Lust und die Liebe zur Gartenbaukunst in
die weitesten Schichten der Gesellschaft leiten und auf diese Weise ganz in
der Stille ein braves Stück Kulturarbeit leisten. Die stattliche Phalanx der
Amateurs lässt uns auch übersehen, dass sehr viele unserer hervorragendsten
Gärtner der Ausstellung fern geblieben sind, wenngleich es doch wohl Ehren-
sache und auch Geschäftssache gewesen wäre, die Ausstellung zu beschicken.
Sicher auffällig ist es, dass das Baltikum mit seinen anerkannt sehr leistungs-
fähigen Gärtnern numerisch äusserst schwach vertreten ist; auch sonst fehlen
viele, sehr viele Xamen die dem Katalog zur Zierde gereicht hätten. . . .
Da die Blumenpracht der Ausstellung die Masse des Publikums am meisten
interessieren dürfte, so beginnen wir unseren Rundgang mit der Besichtigung
der selten schönen Gruppen und Einzelpflanzen. Gleich in der Rotunde stossen
wir auf herrliche Arrangements von Chrysanthemen, die von der Gärtnerei des
Kommandanten des Hafens von Kronstadt, von Herrn Hofgärtner Siesmayer
und von Herrn Nojew (Moskau) gestellt sind. Das Chrysanthemum, nächst der
Lilie die modernste unserer Blumen, ist auch in den übrigen Räumen ausser-
ordentlich stark und gut vertreten. Pierre Loti und die Gebrüder Concourt
haben es sich wohl nie einfallen lassen, dass der durch sie aufgebrachte
Japonismus so weite Kreise ziehen wird, die Kunst, Litteratur, Industrie und
(Tirtnerei ergriffen haben. Für das Chrysanthemum müssen wir ihnen dankbar
sein, denn es ist eine Pflanze, die trotz ihrer Stilisiertheit, wenn man sich so
ausdrücken darf, ungemein vielseitig in Form und Farbe ist. Das schönste der
Chrysanthemen-Arrangements in der Rotunde ist jedenfalls das des Herrn Koppe
(Wilna). Die Formen der Blüten sind klassisch regelrecht, die Farben von
zartester Xuancierung. Die Krone gebührt aber Herrn Hofgärtner Katzer
(Pawlowsk), dessen Chrysanthemen geradezu Unika in Form und Farbe sind;
ein plus ultra scheint auf dem Gebiete der Chrysanthemenzucht nach den
K atz er sehen Leistungen ausgeschlossen. An diesen Pflanzen sind im Interesse
des herrlichen Flors alle anderen Organe auf das äusserste beschränkt worden.
Prächtige Chrysanthemen stellen ferner aus Herr Hin der (Kamennoostrowsches
Palais, Abolin (Staraja Russa) Pohl. Jegorow (Jelagin), Wulfsohn (Orangerien
des Prinzen A. P. v. Oldenburg) u. a. m. Das Pendant zum Chrysanthemum,
die einst vergessene und nun wieder zu hohen Ehrea gebrachte Cactusdahlie
(5o6 l^'e Herbst-Gartenbau-Ausstellung in St. Petersburg.
ist von der Gärtnerei von Issajew in zwei wunderbar schönen und effekt-
vollen Gruppen ausgestellt worden. Die Cactusdahlie ist hier noch wenig ver-
breitet, während sie in Deutschland und in England in den prächtigsten
Varietäten gezüchtet wird. Jedenfalls wird sie auch hier Terrain erobern, denn
ihre Blüten sind von sehr gefälliger, etwas bizarrer Form und von ungewöhn-
licher Leuchtkraft, die allerdings dem saftlosen modernen Hang nach stumpfen
Halbtönen nicht ganz entspricht . . .
Rosen haben in für die Jahreszeit wunderbaren Exemplaren ausgestellt
Herr Hin der und die Gräfin Mordwinow, aus deren Orangerien eine reiche
Kollektion von prächtigen Thee- und Remontantrosen in Töpfen stammt, die
ohne weitere Vorkehrungen ins freie Land gepflanzt werden können, da die
Töpfe sinnreich mit Schlitzen versehen sind. Herr Abolin (Staraja Russa)
stellt geschnittene Freilandrosen aus, ebenso Herr Werkmeister (Odessa),
dessen Kollektion ganz besonders reichhaltig ist. Allgemein interessant ist
eine Gruppe von einjährigen Rosenveredelungen von F. Daugull (Dorpat).
Die Unterlage bildet die R. cynamomea intermedia, vermutlich eine Hybride
von R. cynamomea und R. acicularis. Die Akten über die Entstehung dieses
Wildlings sind noch nicht geschlossen; soviel steht aber fest, dass diese Unter-
lage absolut winterhart und dabei von exorbitanter Schnellwüchsigkeit ist.
Veredelungen auf der intermedia sind eine Spezialität der bestrenommierten
Daugullschen Gärtnerei. Die Jährlingstriebe dieser Gruppe überraschen
jeden Kenner durch ihre strotzende Kraft und durch den reichen Flor.
Von geschlossenen Gruppen sind noch zu erwähnen die prächtigen
Cyclamen von Nojew und die Kulturen derselben Pflanze von Herrn Wulf-
sohn. Orchideen stellen in gleicher für die Saison seltenen Pracht aus die
Herren Seetingsohn und Nojew. Vorzüglich sind Seetingsohns Odonto-
glossum grande, Cypripedium und Cattleya; ihnen stehen würdig gegenüber
X oje ws neue Catasetum und einige neuere Cypripedien, Gladiolus stellen in
prächtigen Gruppen aus Siesmayer, Hinder und Seetingsohn. Von hohem
Reiz sind die für diese Jahreszeit doppelt wertvollen, leuchtenden, farbensatten
Cinerarien des Hofgärtners Stepanow (Strelna). Leider ist diese köstliche
Gruppe recht ungünstig plaziert. Maiblumen in selten schönem Flor stellen
Seetingsohn und Hinder aus. Maiblumentreibkeime stammen von Daugull,
der diesen Artikel in enormen Massen züchtet und die ausländische Konkurrenz
erfolgreich geschlagen hat.
Von den Florblumen wenden wir uns zu den dekorativen Blattpflanzen
und zu den gemischten Gruppen. Von unerreichter Schönheit sind die bunt-
blättrigen Croton verschiedener Sorten von Hofgärtner Jegorow (Jelagin) und
die gleichwertigen tropischen Blattpflanzen desselben Ausstellers.
Eine Zierde der Ausstellung ist die grosse gemischte Gruppe des Herrn
Hinder, bestehend aus Rosen, Maiblumen, selten schönen Tuberosen, Lilien
und Adianthen. Die Einfassung bildet die schöne Primula obconica, die Herr
Hinder trotz der späten Jahreszeit zu prächtigem Flor gebracht hat.
Die Fürstin Meschtscherski (Amateur) stellt sehr gute Croton, Adian-
thum Farleyense und Viola aus, welche letzteren für die Jahreszeit etwas ver-
spätet sind. Von A. Petersohn stammt eine sehr reiche und interessante
Kollektion von Aroideen, Stuben- und Gewächshauskultur, in der auch einige
bemerkenswerte Neuheiten vertreten sind. Herr N. W. Danilewski (Amateur)
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
bO-J
stellt beachtenswert gute Stubenkulturen von Araucaria Bidwilli und excelsa,
Cocos Wedelliana und von bunten Bambusen aus. Hochinteressant und effekt-
voll ist W. X. Muratows (Amateur) Gruppe von Begonia rex mit nicht weniger
als 98 Hybriden. Von sorgfältigster und liebevollster Pflege zeugt die Gruppe
des Oberstlieutenants Schulz, bestehend aus einer für Stubenkultur selten
schönen Cycas revoluta mit 20 Wedeln, Maranta Veitchii, Cacteen und schönen
Koniferen. D. N. Poleshajew (Amateur) glänzt durch Stubenkultur von
Koniferen und Taxus, Frau Pohl (Amateur) durch eine prächtige Kentia
Forsteriana. Ein selten schönes Stück ist die im Zimmer kultivierte Metter-
nichia des Herrn Obergärtner II. Höltzer.
Erwähnt müssen ferner noch werden die Latania borbonica, Zimmer-
kultur von Lofhagen und die neue hellblättrige Varietät von Phoenix, Kultur
des Herrn Wulfsohn.
Zum Schluss müssen die sehr eleganten Bindereien des Herrn Hinder
genannt werden, die sich durch Geschmack und Grazie auszeichnen, was man
sonst von den Erzeugnissen unserer Binder nur in den seltensten Fällen sagen
kann. Das Mittelstück, der schöne Orchideenkorb, ist ein kleines Kunstwerk
in seiner Art.
Ueber die Sektion Obst, Gemüse, Baumschulen, Wissenschaftliches, Hilfs-
mittel und Produkte werde ich in weiteren Mitteilungen berichten. Erwähnt
sei noch, dass die Ausstellung bis zum 5. Oktober geöffnet sein wird, dass
dortselbst eine gute Militärkapelle spielt und ein relativ wohlfeiles Büffet für
des Leibes Notdurft und Nahrung sorgt. — g.
Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc.
Sommerblumen-Neuheiten fürl899 1900
von Martin Grashoff, Quedlinburg.
Eigene Züchtung.
'Nach Mitteilungen des Züchters.)
Helianthus cueumerifolius • Neuheiten.
1 Gurkenblättrige Sonnenblumen.)
Unter den Schnittblumen nehmen in
neuererZeit »Helianthus cueumerifolius«
und Varietäten neben den gefüllten
Cactus-Dahlien unstreitig den ersten
Rang ein. Auch als elegante Zier-,
Dekorations-, Park- und Solitär-Pflanze
zählt sie zu den besten und schönsten.
In meinen Kulturen sind durch
strenge Auswahl eine grössere Anzahl
Varietäten hervorgegangen, die in
Bezug auf elegante Form und Grösse
der Blumen, Gestalt und Stellung der
Blumenblätter vorteilhaft von einander
abweichen.
Der Wuchs der Pflanze ist elegant
pyramidenförmig, geschlossen, ge-
drungen und sehr stark verzweigt.
Der Durchmesser derselben beträgt
60—80 cm; die Höhe ist je nach der
Varietät verschieden. Besonders hervor-
gehoben zu werden verdient der überaus
reiche Blütenflor. Jede Pflanze trägt
graziös auf langen Stielen, die dunkel-
grüne Belaubung überragend, im
Durchschnitt 80—100 Blumen von rein
goldgelber Farbe mit tiefschwarzer
Mitte. Die Blütezeit tritt Mitte Juni ein
und dauert bis zum Spätherbst; bei
milder Witterung selbst bis in den
Winter hinein.
Für die gesamte Binderei und für
alle Dekorationszwecke sind diese
Neuheiten von höchstem Wert. Be-
sonders der Schnittblumenzüchter wird
in seinem Interesse handeln, dieser
Neuzüchtung die vollste Beachtung zu
schenken.
Für nächste Saison hoffe ich eine
weisse Varietät in den Handel geben
zu können.
£jq§ Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
Abb. 81. Helianthus cucumenfolius grandiflorus „Riesenstern'
Abb. 82. Helianthus cucumerifolius grandiflorus „Excelsior11
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
_6oy
Nachstehend aufgeführte
Sorten offeriere ich hier-
mit zum ersten Male:
Helianthus cucumerifolius grandi-
florus „Riesenstern".
(Hierzu Abb. Si.l
Höhe ca. 160 — 180 cm.
Blume 12 — 15 cm Durch-
messer gegen 8 — 9 bei
Strahlensonne. »Riesen-
stern« besitzt nach aussen
umgeschlagene, röhren-
förmig erscheinende, dicht
aneinanderstehende Rand-
blüten, an eine moderne,
grossblumige einfache
Cactus-Dahlie erinnernd.
Helianthus cucumerifolius
„Excelsior".
Höhe ca. 140- — 150 cm,
Durchmesser der Blume
7 — 8 cm. Blumenblätter
lang, gedreht und gelockt,
vor- und rückwärts gerollt
und gebogen; ähnlich einer
einfachen Hybrid-Cactus-
Dahlien, nur ist bei erste-
rer der Stand der Rand-
blüten ein viel dichterer
als bei letzterer.
Helianthus cucumerifolius grandi-
florus „Excelsior."
(Hierzu Abb. 82.)
Höhe circa 160 — 180 cm.
Blume 12 — 15 cm Durch-
messer. Im Bau und Cha-
rakter genau der vor-
stehenden Varietät gleich,
nur ist die Blume fast
doppelt so gross.
Helianthus cucumerifolius
grandifl. „flore pleno."
(Hierzu Abb. 83.)
Höhe der Pflanze ca.
130 — 140 cm. Durchmesser
der Blume 7 — 9 cm.
Letztere sind von gold-
gelber Farbe, flachge-
wölbt, dichtgefüllt und mit
einer ca. 1 cm breiten, aus
teils gerollten und teils
glatten Randblüten ge-
bildeten Manschette um-
säumt.
Abb. 83.
Helianthus cucumerifolius grandirlorus „flore pleno'
Abb. 84.
Helianthus cucumerifolius „Strahlensnnne".
6io
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
Helianthus cucumerifolius „Strahlensonne".
(Hierzu Abb. 84.)
Höhe ca. 140—150 cm. Blume
8 — 9 cm Durchmesser. Siehe nähere
Beschreibung in meinem vorjährigen
Kataloge.
Helianthus cucumerifolius grandiflorus „Stella".
(Hierzu Abb. 85.)
Höhe der Pflanze ca. 160 — 180 cm,
Blume 12 — 15 cm Durchmesser, gegen
7 — 8 bei der alten Varietät Stella.
Abb. 85. Helianthus cucumerifolius grandiflorus „Stella"
Andere Grashoffsche Neuzüchtungen
für 1899/1900.
Grossblumige Zwerg-Chrysanthemum-Aster,
helllasurblau.
Neue ausserordentlich zarte Farbe,
in diesem hervorragenden Astersorti-
ment bisher noch nicht vertreten.
Triumph-Aster, weiss mit rosa Schein.
Neue aparte, reizende helle Farbe.
Im Aufblühen weiss, geht sie später
in ein feines, zartes Rosa über; neben
weiss die erste helle Farbe in diesem
Sortiment.
Modell-Aster, dunkelblau.
Prächtige neue, rein dunkelblaue
Farbe dieses Sortiments. Höhe der
Pflanze 25—30 cm. Habitus ein ge-
schlossenes, säulenförmiges Bouquet
bildend.
Dahlia variabilis „Feuerkönig".
Eine einfachblühende, rein scharlach-
rote Dahlie. Die Pflanze bildet hübsche,
kräftige, reich verzweigte Büsche von
ca. 1 — 1V4 m Höhe. Die 7—8 cm
grossen, gutgeformten, scharlachroten
Blumen erscheinen sehr zahlreich auf
langen Stielen frei über der frischen,
grünen Belaubung stehend.
Blütezeitvom juni an ununter-
brochen bis zum Eintritt des
Frostes.
Für Gruppen, Rabatten etc.
und vorzüglich für dieBinderei
ist diese Neuheit von be-
sonderem Werte.
Dahlia variabilis „Goldelse".
Seitenstück zu der vor-
stehenden Varietät, mit 7-9 cm
grossen, rein gelben Blumen.
Höhe der Pflanze 1 — 1V1 m.
Schnittblumenzüchtern sind
diese beiden Neuzüchtungen
besonders zu empfehlen.
Dahlia hybrida „Excelsior".
Der Habitus der Pflanze
entspricht genau dem der
einfachen Cactus-Dahlie, in
der Form der Blume weicht
sie jedoch wesentlich von
letzterer ab. Die Petalen sind
lang, leicht gelockt und halb
gerollt und gebogen, etwas
unregelmässig geordnet, wo-
durch die Blume leicht locker und
bizarr erscheint. Das Farbenspiel ist
sehr reichhaltig.
Rosen-Neuheiten
für 1899 1900 von P. Lambert, Trier.
Eigene Züchtungen.
(Nach Mitteilungen des Züchters.)
Bengalrose Frau Syndica Roeloffs.
1 Vallee de Chamounix ,p >( Laurette Messimy tf .)
Pflanze von massigem Wuchs, Zweige
seitwärts wachsend, fast stachellos,
Laub mittelgross, glänzend grün. Blumen
zu 1 — 3 auf starken Stielen, beim
völligen Erblühen etwas hängend;
Kleinere Mitteilungen.
611
mittelgross, gefüllt. schalenförmig:
äussere Petalen breit, die der Mitte
schmäler, Knospe sehr lang, spitz ei-
förmig, gut öffnend. Farbe rein leuch-
tend gelb mit kupfrig roter und pfirsich-
rosa Schattierung, besonders kräftig
nach der Mitte zu.
Die Sorte ist ungemein reichblühend,
stark und angenehm duftend. Sie eignet
sich ebensogut zur Topfkultur wie auch
für Hochstämme. Einer grossen Blumen-
freundin aus Hamburg gewidmet.
Niedere Polyantha Eugenie Lamesch.
(Aglaia .P William Allen Richardson ^f.)
Strauch buschig, niedrig, kräftig
wachsend, lebhaft grün belaubt, Zweige
mit wenigen, aber kräftigen Stacheln
besetzt; Laub mittelgross. Die mittel-
grossen Blumen erscheinen zu 5 — 30
auf einem Stengel den ganzen Sommer
hindurch in grossen, lockern Dolden;
die Seitenaugen treiben leicht aus und
endigen stets in Knospen. Farbe der
aufblühenden Knospe rein leuchtend
ockergelb, in hellgelb mitrosa schattiert
übergehend. Form schön regelmässig,
becherförmig. Knospe kupfrig rotgelb,
gut gefüllt. Duft hochfein gewürzt,
stark nach Apfel riechend.
Niedere Polyantha Leonie Lamesch.
(Aglaia Sämling Polyantha q — [Migno-
nette X Shirley Hibberd]).
Strauch aufrecht, starkwüchsig,
40 — 50 cm hoch werdend, buschig;
Holz bräunlich, mit einzelnen, sehr
grossen roten Stacheln besetzt. Laub
mittelgross, die einzelnen Blättchen
schmal dunkelgrün, Rückseite der
jungen Blätter braunrot, oben hellgrün.
Blumen erscheinen oft einzeln, oft zu
2 — 5, klein bis mittelgross, hoch kugel-
förmig, gut gefüllt; die Farbe ist auf-
fallend und einzig in ihrer Art; bis
jetzt giebt es unter den Rosen keine
einzige Sorte, die ein solch schönes,
leuchtendes, dunkles Kupferrot zeigt!
Die Mitte ist leuchtend reingelb, die
einzelnen Blumenblättchen sind auf
der Rückseite dunkler und am obern
Rande auch innen kupferrot schattiert,
berandet und gelleckt, sodass die Blume
zuweilen eine leuchtende 3 farbige
Rosette darstellt. Die halboffene Knospe
ist dunkel blutrot. Geruch kräftig.
Diese Sorte wird für denRosenfreund
wegen ihrer Farbe eine Überraschung
bilden und Rosenneuheiten - Züchter
dürften durch Befruchtung mit dieser
reichblühenden Halb-Polyantha wert-
volle Resultate zu erwarten haben.
Beide Polyantha sind nach den zwei
Töchtern des Rosenzüchters Lamesch
zu Dommeldingen (Luxemburg) benannt.
Die letztere Sorte wurde in der Ver-
sammlung des Vereins zur Beförderung
des Gartenbaues am 26. Oktober vor-
gelegt.
Reids Treibgurke „1900".
Herr E. Geo Reid, Beckenham Hill
London 5E, bringt unter obigem Namen
eine neue Gurke in den Handel, die
nach den vorliegenden Zeugnissen alle
anderen übertreffen soll. Herr Emil
Zimm ermann, Obergärtner bei Herrn
Prof. Dr. Schottelius zu Freiburg im
Breisgau, giebt folgende Erträge von
je einer Pflanze in Gramm an:
Reids Treibgurke 1900 36710 g Gurken
Triumph 34580 «
Rollisons Telegraph . 25620 « «
Kleinere Mitteilungen.
Die Beschädigungen an den Statuen in der
Siegesallee.
Grosse Entrüstung herrscht in allen
Kreisen Berlins über die mutwillige
Zerstörung einiger der Marmorbild-
werke, welche auf VeranlassungSr.Maj.
des Kaisers in der Siegesallee auf-
gestellt sind. Glücklicherweise sind
es nicht die Statuen selbst, sondern
nur die Nebenfiguren, die zerstört sind,
aber die Thatsache, dass so etwas
möglich, bleibt darum ebenso be-
klagenswert. Der Kaiser hatte ab-
sichtlich keine Gitter oder dergl. um
die Bildwerke anbringen lassen, in der
Hoffnung auf den gesunden Sinn der
Berliner; er lässt auch jetzt die Hoff-
nung nicht sinken, sondern soll gesagt
haben, dass gegen Roheit Niemand
etwas thun könne. Er hat nur Herrn
•6 12
Kleinere Mitteilungen.
Gartendirektor Geitner beauftragt,
hinter den Statuen ein Gitter anzu-
bringen, damit wenigstens vom Gebüsch
her keine Beschädigungen erfolgen
können. Auch sollen vorne Ketten
angebracht und die Statuen Nachts
besser bewacht werden.
Denkmal für Jean Linden.
Am 5. November wurde in Brüssel
das Denkmal von Jean Linden
enthüllt.
Die schöne Orchideensammlung,
die Major Mason seit mehreren Jahren
in der Grafschaft Warwick gesammelt
hatte, ist, wie man aus Brüssel schreibt,
jetzt versteigert worden. Die Ver-
steigerung umfasste 6000 Pflanzen und
dauerte drei Tage. Der Gesamterlös
ergab 17750 Frcs. Das Hauptlos be-
stand aus zwei Pflanzen desCypripedium
insigne giganteum, die den Preis von
3675 Frcs. erreichten. Zwei junge
Pflanzen des Cypripedium Lawren-
ceanumHyeanum erbrachten 2125 Frcs.,
eine alte und eine junge Pflanze der-
selben Art erreichten 1917 Frcs. Eine
alte Pflanze und eine junge Pflanze des
Cypripedium callosum Sanderianum
wurde mit 1887 Frcs. verkauft.
Zur Nomenklatur der Liliifloren.
Das Notizblatt des Kgl. botanischen
'Gartens zu Berlin No. 18 enthält eine
sehr eingehende »Handliste der in
unseren Warm- und Kalthäusern sowie
anderweitig als Topfpflanzen zu kul-
tivierenden Liliifloren«. Verlag von
Wilhelm Engelmann, Leipzig, 1,20 M.
Diese Liste wird, wie die Redaktion
mit Recht sagt, auch für Handels-
gärtner von Wichtigkeit sein, da in
derselben die Namen der Pflanzen und
die Angaben über ihr Vaterland genau
kontrolliert sind. Schade, dass nicht
auch die Freiland - Liliifloren aufge-
nommen sind. L. W.
Pflanzen in den Berliner Krankenhäusern.
Zur Anzucht von immergrünen
Pflanzen für die städtischen Kranken-
häuser bewilligte die Stadtverordneten-
Versammlung am 19. Oktober 3000 M.
Es ist ein schöner Gedanke, die armen
Kranken durch den Blick auf frisches
Grün im Krankenzimmer zu erfreuen.
Rhabarberkultur in Frankfurt a. Oder.
In der Umgebung von Frankfurt a. Oder
sind seit einigen Jahren grosse Rha-
barberfelder entstanden und breitet
sich die neue Kultur dort immer weiter
aus. Vor etwa 12 Jahren war Rhabarber
noch ganz unbekannt. Seit jener Zeit
aber hat man sich bemüht, die Rha-
barberstiele als angenehmes Frühjahrs-
kompott in den Küchen einzubürgern,
unddiesesistinso überraschenderweise
gelungen, dass jetzt auf dem Wochen-
markte hunderte von Zentnern umge-
setzt werden, die dann selbst in den
einfachsten Küchen eine sehr beliebte
Verwendung finden.
Die Rhabarberkultur gehört zu den
Kulturen, die mit dem denkbar gering-
sten Aufwand an Kunstfertigkeit und
Arbeitsleistung betrieben werden
können. Ein kräftiger, starker Boden,
rigolt und stark gedüngt, braucht nur
mit Stauden einer dankbaren Sorte
bepflanzt zu werden und dann kann
man vom nächsten Jahre ab fast alle
acht Tage Mengen dickerStiele brechen.
In Frankfurt ernten die Züchter 20oZent-
ner vom Morgen, und der Zentner wird
durchschnittlich mit 6 — 7 M., anfangs
aber selbst mit 12 M. und im Klein-
verkanf noch viel höher bezahlt. So
bringt ein Morgen Land mit Rhabarber
bepflanzt thatsächlich mehr als ein
Morgen Spargel- und Erdbeerland, und
dabei wächst die Nachfrage und der
Versand nach auswärts, namentlich
nach Berlin, so sehr, dass die grösseren
Züchter immer noch nicht genug Rha-
barberstiele liefern können.
Eine Hauptsache aber, wodurch
allein diese hohen Erträge erzielt
werden, ist es, dass hier eine vorzüg-
liche, sehr marktfähige Sorte gebaut
wird, als solche gilt gegenwärtig
»Verbesserter Vikto ria - Rhabar-
ber«. Sehr schön aussen und innen
rot ist »Verbesserter Rotstieliger*.
Der bekannte Gärtnereibesitzer
H. Jungclaussen in Frankfurt a. Oder
hat über die Rhabarberkultur eine
kleine Schrift im Selbstverlag heraus-
gegeben. Wenn man darin liest, wie
leicht es gewesen ist, die Rhabarber-
stiele in den Frankfurter Haushaltungen
einzubürgern, muss man sich eigentlich
darüber wundern, dass es noch so
viele grosse Städte giebt, in denen man
dieses ausgezeichnete Gewächs noch
Unterrichtswesen. — Litteratur.
613
gar nicht kennt, und dass nicht mehr
Gärtner und Landwirte sich auf diesen
einfachen und lohnenden Erwerbszweig
legen.
Topfdüngungsversuche.
Die vom Versuchs -Ausschuss des
Vereins zur Beförderung des Garten-
baues am 9. November im Klub der
Landwirte vorgeführtenChrysanthemuro
zeigten eine ausgezeichneteEntwicklung.
Ambesten hatte schwefelsaures Ammo-
niak gewirkt.
Berichtigung
zu Heft i<) S. 505. Marschall von
Bieberstein ist nicht zu Stralsund,
sondern zu Stuttgart 170S geboren.
Unterrichtswesen.
Anfertigung von Zeichnungen für den Unterricht.
Vielleicht interessiert es Sie, nach
der Mitteilung auf Seite 534 Heft 19
der Gartenflora, dass ich seit mehr
als einem Dutzend Jahren bei allen
meinen Vorlesungen schwarzes Papier
gebrauche, worauf ich mit gefärbter
Kreide von Johann Froeschless und
weisser Magnesiakreide, die ihrer
Weichheit willen besser ist als ge-
wöhnliche Kreide, Zeichnungen, Grund-
risse und Diagramme verfertige, welche
mit einer Auflösung von Schellack in
5oProc. Alkohol und 5oProc. Aether
bespritzt werden, um sie zu fixieren.
Die hiesige Reichs - Gartenbauschule
besitzt von meiner Hand eine Menge
derartiger Zeichnungen, welche in der
Anfertigung sehr billig und auf grosse
Entfernungen sehr gut sichtbar sind.
Für schematische Zeichnungen von
Blumen oder Diagrammen, für Kelch,
Krone, Staubblätter und Ovar benutze
ich dienatürlichenFarben,und das giebt
den Schülern sofort ein klares Bild,
das in ihnen gewöhnlich Jahre lang
haftet, weil sie es in ihren Diktaten
mit der Farbe eintragen. Ich kann
diese Methode auf Grund einer fast
dreissigjährigen Praxis sehr empfehlen.
Dr. Cattie,
Direktor der Reichs - Gartenbauscliule zu
Wageningen, Holland.
Allgemeiner Deutscher Gärtner-Verein
(Abteilung für Fachschulen),
Berlin, Weissenburgerstrasse 66. —
Die »Gärtnerische Winterschule« der
Märkischen Gauvereinigung des A. I >.
G. V. hielt am Donnerstag den 12. Ok-
tober im Saale des »Berliner Hand-
werkervereins«, Sophienstrasse, ihren
ersten »Grossen Monats-Vortragsabend«
ab, der von etwa 150 Zuhörern besucht
war. Herr Kunst- und Handelsgärtner
Kotte-Südende -Berlin sprach über
»Gewächshausbau« in recht anziehender
und belehrender Weise. Der Vortragende
entrollte zunächst ein Bild über die in
den letzten dreissig Jahren auf diesem
Gebiete gemachten Fortschritte und
betonte sodann, dass man seit erst
recht kurzer Zeit und noch jetzt erst
in den wenigsten Gärtnereibetrieben
mit genügender Beobachtung der
pflanzen -physiologischen Gesetze die
Treibhausbauten aufführet. Der Vor-
tragende, welcher in bezw. bei Berlin
schon drei Jahrzehnte lang sich vor-
zugsweise mit Treibpflanzenkulturen
bezw. Blumentreiberei beschäftigt, hat
auf dem Gebiete des Gewächshausbaues
die verschiedensten Experimente vor-
genommen und seinen Betrieb den not-
wendigen Anforderungen nach Möglich-
keit anzupassen gesucht.
Litteratur.
I >er Erdbeerfreund« vonHechler
im Verlag von Fr oh berger, Erfurt, er-
schienen, bietet dem sich fürErdbeeren-
Kulturen Interessenten alles Wissens-
werte, und zwar nicht nur die prak-
tischen Anleitungen, sondern auch eine
614
Aus den Vereinen.
botanische Abhandlung, sodass neben
der Praxis auch die Theorie ausführlich
behandelt wird. Die ganze Schreib-
weise ist dabei anregend, belehrend
und unterhaltend, sodass Jeder, der
das Buch liest, befriedigt sein wird.
Von den nötigen Arbeiten ist alles ge-
sagt, selbst wenn Jemand ohne die
gärtnerischen Erfahrungen an eine
neue Anlage herangeht, um es richtig
zu machen. Von ganz besonderer
Wichtigkeit ist auch der Rat, nicht
auf Empfehlung bestimmte Sorten an-
zupflanzen, sondern erst selbst zu
prüfen, welche Sorten sich für den
Boden und die Lage besonders eignen
und am besten gedeihen, und diese
dann in grossen Mengen anzupflanzen.
Das Buch ist Allen, welche sich mit
der Erdbeerkultur beschäftigen oder
beschäftigen wollen, sehr zu empfehlen.
Dressler.
Die Gartenbau - Gesellschaft
»Flora« zu Dresden versendet soeben
ihren Jahresbericht.*) Derselbe ist in
hervorragender Weise mit Abbildungen
ausgestattet, welche die berühmtesten
Gehölzsammlungen aus Dresdens Um-
gebung zum Gegenstande haben. Die
Bildersammlung wurde hergestellt, um
die Festschrift für die Dendrologen-
versammlung im August d. J., welche
einen Separatabdruck aus dem Jahres-
bericht der »Flora« darstellt, zweck-
entsprechend ausstatten zu können
und hat in den weitesten Kreisen der
*) Obwohl wir diesen Jahresbericht schon
kurz in No. 21 besprochen haben, geben wir
bei der Bedeutung des diesmaligen Berichtes
gern einer ausführlicheren Besprechung Raum.
deutschen Dendrologen grosse Freude
erregt.
Die Bilder führen besonders schöne
Koniferen aus dem Pillnitzer Kgl. Hof-
garten und dem Kgl. Forstgarten zu
Tharand, ferner Rhododendrongruppen
aus Tharand und dem berühmten Rho-
dodendronhain der Firma T. J. Seidel-
Laubegast vor. Die dazugehörigen
Artikel, so besonders derjenige aus
der Feder des Herrn Obergartendirektor
Bouche über Pillnitz, behandeln das
geschichtlich sowie dendrologisch
Merkwürdige in diesen Anlagen zum
erstenmale in dieser Ausführlichkeit.
Einen besonderen wissenschaftlichen
Wert erhält der Jahresbericht durch
eine Arbeit des Herrn Geheimrat Prof.
Dr. Drude über die in Deutschland
verwendeten fremden Gehölze und ihre
Herkunft; diese Arbeit ist von einer
die Klimaprovinzen des deutschen
Gartenbaues abgrenzenden Karte be-
gleitet.
Von anderen Abhandlungen heben
wir eine höchst wertvolle Abhandlung
von Dr. Hiltner in Tharand hervor
über ein neues Verfahren, die Keimung
gärtnerischer Sämereien zu be-
schleunigen. Die praktische Seite des
gärtnerischen Berufes, beleuchtet vom
physiologischen Standpunkte aus, eine
Abhandlung des Herrn Prof. Dr.
Sorauer aus Berlin über »Die Kunst
des Giessens«.
Für den Buchhandel ist der vom
Garteninspektor Ledien redigierte Be-
richt in kommissionsweisen Verlag der
Hofbuchhandlung von H. Burdach
zu Dresden-A. gegeben und zum Preise
von 3,50 M. zu haben.
Aus den Vereinen.
Allgemeiner Deutscher Gärtnerverein
(Abteilung für Stellennachweis),
Berlin, Weissenburgerstrasse 66. —
Der Monat September zeigte auf der
Geschäftsstelle Berlin ein Bild, das
mit denen der letzten drei Vorjahre
in keinem rechten Einklang steht, den
85 offenen Stellen der gewerblichen
Gärtnerei und 4 des Privatgartenbaues
standen 154 und 7 Bewerber gegenüber.
An Altersklassen waren dabei zu etwa
dreiviertel die Jahre 18 — 21 beteiligt.
Wie erklärlich, mussten diesmal Viele
zwei, drei Wochen warten, bevor sich
etwas Passendes für sie fand. Zu be-
merken ist, dass sich höchst selten
Jemand bewegen lässt, den Bannkreis
der weiteren Umgebung von Berlin zu
verlassen. So lange man noch über
einige Mittel verfügt, glaubt man, es
»abwarten« zu können, bis sich Passendes
bietet; sind diese aber erschöpft, dann
Ausstellungen und Kongresse. — Personal-Nachrichten.
615
verbietet es sich ganz von selbst, eine
grössere Reise zu unternehmen, etwa
nach Westfalen, von wo aus stetig die
meisten Stellen gemeldet werden. Hier-
durch entstehen die periodenweisen
Anhäufungen, wie sie diesmal in ziem-
lich ausgeprägter Weise der September
brachte. Während in diesem Monat
die Landschaftsgärtnere i fast gar keine
Arbeitskräfte verlangte, setzte sie mit
Anfang Oktober gleich ziemlich stark
ein, sodass vorläufig wieder so gut
wie; »aufgeräumt« ist. Es ist gar nicht
ausgeschlossen, dass bis zum Totenfest
ein gewisser »Mangel an Arbeitskräften
eintreten kann; denn Mitte Oktober
beginnt die »Akkordkranzbinderei <.
Dann aber geht's zum »Einwintern«.
Ausstellungen und Kongresse.
Berlin. Grosse deutsche Winter-
blumen-Ausstellung, 22. bis 28. Februar
1900. Der in Aussicht stehenden
reichen Beteiligung wegen ist statt des
Zoologischen Gartens ein grösseres
lokal, der Luisenhof, Dresdener
Strasse 34/35 gewählt. Das endgültige
Programm, das Medaillen und Geld-
preise im Gesamtbetrage von nicht
weniger als 20000 Mark aussetzt,
ist vom Verein zur Beförderung
des Gartenbaues, Invalidenstrasse 42,
zu erhalten. Seine Majestät der Kaiser
haben die grosse goldene Staats-
medaille, der Herr Minister für Land-
wirtschaft, Domänen und Forsten 12
grosse silberne, 24 kleine silberne und
24 bronzene Staatsmedaillen bewilligt.
Hamburg. Chrysanthemum -Aus-
stellung 24. bis 26. November und
Versammlung der Deutschen Chrysan-
themum-Gesellschaft im Velodrom.
Das Verzeichnis der auf der
3. internationalen Gartenbau - Aus-
stellung in Petersburg im Mai d. J.
prämiierten Aussteller ist jetzt in
französischer Sprache erschienen unter
dem Titel: Liste des exposants ayant
regu des prix etc. (Par ordre alpha-
betique.)
Personal-Nachrichten.
Sr. Exzellenz dem Geh. Rat Prof. Dr.
Fischer v. Waldheim, Direktor des
kaiserlichen botanischen Gartens in
St. Petersburg, ist anlässlich der inter-
nationalen Gartenbau-Ausstellung der
Stern zum Wladimir-Orden, eine sehr
hohe Auszeichnung, desgl. das Gross-
offizierkreuz des Luxemburgischen
Ordens der Eichenkrone mit dem Stern
verliehen.
Unserm verehrten korrespondieren-
den Mitgliede, Gartenbaudirektor
Siebert, Direktor des Palmengartens
in Frankfurt a. M., wurde vom Gross-
herzog von Luxemburg das Ritterkreuz
des Militär- und Zivilverdienstordens
Adolphs von Nassau verliehen.
Der Garten-Inspektor Lämmerhirt-
Dresden, Geschäftsführer der Landes-
obstbauvereins für das Königreich
Sachsen, ist anlässlich des 25jährigen
Jubiläums des Vereins zum Kgl. Garten-
baudirektor ernannt.
Ernannt: Dr. C. C or r e n s zum ausser-
ordentl. Professor in Tübingen. -- Dr.
Bohumil Nemec zum Privatdozenten
für Anatomie und Physiologie der
Pflanzen an der böhmischen Universität
in Prag. -- Prof. Dr. August Napoleon
Berlese, bisher Professor der Botanik
an der Universität Camerino, zum Pro-
fessor der Naturwissenschaften am Kgl.
Lyceum. Dr. Joh. Bapt. De Toni
zum Professor der Botanik und Direktor
des botanischen Gartens der Universität
Camerino. Die Adresse des letzteren
bleibt Padua. — Der Privatdozent Prof.
Dr. Mez in Breslau zum ausserordent-
lichen Professor in Halle. — Prof. Dr.
Ambronn in Leipzig zum ausser-
ordentlichen Professor in fena.
Prof. Dr. Knuth, Kiel, bekannt
wegen seines Handbuches der Bliiten-
biologie (noch nicht ganz vollendet)
ist verstorben.
(5i(5 Besichtigung des Luisenhofes. — Tagesordnung.
Besichtigung des Luisenhofes, Dresdenerstrasse 34—35.
Im Denen, welche bei der Grossen deutschen Winterblumen-
Ausstellung, 22. bis 28. Februar 1900, sich zu beteiligen gedenken, Gelegenheit
zu geben, das Lokal kennen zu lernen und mit den General-Ordnern, Herren
Königl. Gartendirektor Geitner und Königl. Obergärtner Habermann, Rück-
sprache zu nehmen, wird am
Donnerstag den 23. November, nachmittags 3 Uhr,
eine Besichtigung des Luisenhofes, Dresdenerstrasse 34—35, nebst einer
Beleuchtungsprobe veranstaltet werden. Um zahlreichen Besuch wird gebeten.
An die verehrlichen Leser der Gartenflora.
achdem der Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den preussischen
~£~)\? Staaten sechs Jahre lang die Gartenfiora im eigenen Verlage heraus-
gegeben, hat er sich entschlossen, dem Antrage der Verlagsbuchhandlung
Gebrüder Borntraeger (Inhaber Dr. Thost in Berlin) entsprechend, dieser
Firma vom 1. Januar 1900 ab die Gartenflora in Verlag zu gehen.
Im Übrigen bleibt die Gartenflora unverändert. Redaktion und Verlag
werden bemüht sein, sie nach besten Kräften auszugestalten, dabei aber die
alte Tendenz, welche die bis jetzt erschienenen 48 Bände beherrschte, Praxis
mit Wissenschaft zu verbinden, auch ferner wahren.
Der Umstand, dass die Firma Gebrüder Borntraeger u. a. auch die »Berichte
der Deutschen botanischen Gesellschaft«, die »Verhandlungen des botanischen
Vereins der Provinz Brandenburg«, die »Gartenkunst«, Zeitschrift des Vereins
Deutscher Gartenkünstler, verlegt, dürfte eine Gewähr dafür sein, dass nur Ge-
diegenes von ihr geboten wird.
Unsere Leser bitten wir daher, der alten Gartenflora auch im neuen
Verlage ihr Wohlwollen zu erhalten und neue Freunde für sie zu werben.
Für Mitteilung von Adressen, denen eine Probenummer erwünscht sein könnte,
ist die unterzeichnete ATerlagsbuchhandlung jederzeit dankbar.
Ganz besonders aber ergeht an die Männer der Wissenschaft, an die Vor-
steher der botanischen Gärten und sonstiger wissenschaftlicher Institute, nicht
minder herzlich an die Männer der Praxis die Bitte, die Gartenflora fleissig
mit Beiträgen beehren zu wollen. Auch die kleinste Mitteilung ist willkommen.
Die Redaktion. Die Verlagsbuchhandlung.
L. Wittmack, Gebrüder Borntraeger,
Berlin N., Invaliden str. 42. Berlin SW., Schönebergerstr. 17a.
Tagesordnung
für die
865. Versammlung des Vereins z. Beförderung i Gartenbaues i. i pr. Staaten
am Donnerstag, den 30- November 1899, 6 Uhr,
im Grossen Hörsaal der Königl. landwirtschaftlichen Hochschule, Invalidenstr. 42.
1. Ausgestellte Gegenstände. 2. Vortrag des Herrn Kgl. Obergärtners Hab ermann:
Die Gärten an der Riviera. 3. Vortrag des Herrn Busse in Orizaba (Mexicoi: Die Vanille-
kultur. 4. Bericht über die diesjährigen Topfdüngungsversuche, Referent Herr Hoffmann.
5. Verschiedenes. 6. Wahl eines Mitgliedes in das Kuratorium der Kgl. Gärtnerlehranstalt.
Die Trauerfichte bei Cadinen, W.-Pr., u. einige ähnliche Formen. )
Von K. Müller-Praust.
(Hierzu Abbildung 86 und 87.)
I ie von den in Deutschland bekannten Trauerfichten (Picea excelsa Lk. f.
v^^C pendula Jacq. et Her.) schönste und interessanteste ist unstreitig das zuerst
durch Herrn Professor Dr. Conwentz, Direktor des Provinzialmuseums zu Danzig,
bekannt gewordene Exemplar in der Stelliner Forst bei Cadinen, Kreis Elbing.
Erst im Sommer 1892 fanden Ausflügler aus dem Städtchen Tolkemit zufällig
diese Fichte. Durch einen Korrespondenten des Westpreussischen Provinzial-
Muscums wurde Herr Professor Dr. Conwentz davon benachrichtigt. Dieser
reiste dann auch noch in demselben Sommer hin. Dass der Baum, welcher
wohl dem Förster des Schutzbezirkes nicht unbekannt war, nicht früher
entdeckt wurde, liegt wohl mit daran, dass er abseits vom Wege stand und von
dicht dabei stehenden Bäumen bedrückt und verdeckt wurde. Dank der
Bemühungen des Herrn Professor Dr. Conwentz ist die Fichte in dessen Beisein
durch die Forstverwaltung im Jahre 1893 freigestellt und ein Durchhau nach
dem nächsten Waldweg hergestellt worden. Nach der Freistellung ist das
' iriginal der hier beigegebenen Abbildung 86 angefertigt worden. Wie ich vor
kurzem von einem Lehrer aus der dortigen Gegend, der zum Obstbau-Kursus
hier in Praust war, hörte, ist diese Fichte dort jetzt im Volksmunde als ,, Kaiser-
fichte" oder „Kaisertanne" bekannt.
Sobald ich in einer Zeitung — in welcher, ist mir entfallen — von der zuerst
durch Herrn Professor Dr. Conwentz „Säulenfichte" genannten Tanne gelesen
hatte, ward auch der Wunsch in mir rege, den Baum mit eigenen Augen zu
sehen. Ich machte sofort, es war mitten im Wrinter, einem Freunde und
Namensvetter, auch früherem Baumschulengärtner, in Elbing davon Mitteilung.
Derselbe konnte aber den Sommer nicht erwarten und schrieb mir nach
ungefähr 8 Tagen, dass er trotz hohen Schnees eine Schlittenfahrt nach den
StellinerForst unternommen und mitllülfc des Revierförsters Steckel die Säulen-
fichte auch gefunden habe. Damals war noch nichts zur Lichtung und bequemeren
Erreichung der ,, Säulenfichte" gethan. Durch alles, was mir mein Freund
sonst noch schrieb, wurde in mir der Wunsch, den Baum zu sehen, nur noch
grösser. Leider kam ich im nächsten Jahre wieder nicht dazu; zwei mein« r
Söhne suchten sie aber in Begleitung des genannten Freundes auf. Ich selbst
konnte die kleine Reise erst im Jahre 1894 unternehmen. Am ersten Pfingst-
feiertage früh fuhr ich per Bahn nach Elbing, wo mich mein Freund am Bahn-
hofe erwartete. Wir eilten nach dem bald abgehenden Dampfschiffe, welches
uns in angenehmer Fahrt und in einer guten Stunde nach Cadinen, dem
*) Unter Benutzung des Werkes „Beobachtungen über seltene Waldbäume in West-
preussen" von H. Conwentz. Mit gütiger Erlaubnis des Verfassers.
öi 8
Die Trauerrichte bei Cadinen, W.-Pr., u. einise ähnliche Formen.
jetzigen Besitztum unseres Kaisers,
brachte. Ein nicht anstrengender
Marsch von etwas mehr als einer
Stunde brachte uns an unser Ziel.
Dieses liegt 5 Kilometer vom
frischen Haff entfernt, und ist der
Weg jetzt leicht zu erfrageD.
Ich kann versichern, dass mich
die Reise nicht gereut hat. Man
muss eben Natur- und Pflanzen-
freund sein, um verstehen zu
können, wie man sich an dem
Anblick eines seltenen, schönen
Baumes erfreuen und erheben
kann. Als eine dicht mit dünnen
langen Zweigen besetzte 24 m*)
hohe Säule von 2V2 — 3 rn Durch-
messer, welche sich erst bei 2/3
ihrer Höhe allmählich nach oben
verjüngt, ragt er schlank und
kräftig in die Luft hinein. Dabei
ist kaum eine Lücke zu linden,
fast als wäre der Baum ge-
schoren. Der Stammumfang ist
unten an der Erde 1,83 m, 1 m
über der Erde 1.06 m. Der ast-
reine Schaft ist kaum 1Y2 rn lang.
Die Astquirle sind 10 bis 16 cm
voneinander entfernt, was man
aber nur bei genauer Unter-
suchung findet, da sich zwischen
den Quirlen noch viele einzel-
stehende Aeste befinden. Warum
nun diese Tanne den so be-
zeichnenden Xamen ., Säulen-
fichte" nicht weiterführen kann,
hat Herr Professor Dr. Conwentz
schon im November 1S93 dargelegt. Derselbe hat nach genauen Unter-
suchungen festgestellt, dass der in Rede stehende Baum den Charakter der
Trauerfichten (Picea excelsaLk. f. pendula Jacq. et Her.) trägt. Bei letzteren hängen
sowohl die Hauptäste als auch die Aeste des zweiten und der folgenden Grade
(Seitenäste) lang strickartig am Stamm herunter, was den Baum wiederum
von der ,.Hängef ichte" (Picea excelsa Lk. viminalis Casp.) unter-
scheidet. Bei dieser sind die Hauptäste wie bei der gewöhnlichen Fichte in
Quirlen angeordnet, und hängen nur die Aeste des zweiten und der folgenden
Abb. 86. Die Trauerhchte bei Cadinen.
Das Cliche stellte im; Herr Dr. Potonies aus seiner
Naturwissenschaftlichen Wochenschrift freundlichst zur
Verfügung.
*) Sämtliche hier angeführten Masse sind dem im Jahre 1895 herausgegebenen, oben
erwähnten Buche des Herrn Professor Dr. Conwentz entnommen; sie dürften sich jetzt wohl
etwas, wenn auch nicht bedeutend, verändert haben.
Die Trauerrichte bei Cadinen, W.-Pr., u. einige ähnliche Formen.
619
Grade lang peitschenförmig herab. Bei unserer Fichte in der Stelliner Forst
streben nur die obersten jüngsten Aeste aufwärts, dann werden sie wagerecht
und nehmen nach unten zu eine immer mehr hängende Richtung an, sodass die
Spitzen der untersten, über 2V2 rn langen Aeste sich il/a rn unter dem Ansätze
derselben befinden. Die Spitzen der Aestchen biegen sich bisweilen am Ende
wieder leicht nach oben. Dass nach Carriere*) schon eine Säulenfichte (Picea
excelsa columnaris Carr.) existiert, hätte ja sonst meiner Ansicht nach nicht
soviel zu sagen, da wir, wie ich nachher noch anführen will, auch noch
verschiedene Trauerfichten haben. Unbestritten wird bleiben, dass der Baum
einzig schön in seiner Art und wert ist, von jedem Naturfreunde, der Gelegen-
heit dazu hat. aufgesucht zu werden. Bietet doch auch sonst Cadinen, Halte-
punkt der neu eröffneten Haffuferbahn, des
Anziehenden und Interessanten mancherlei.
Trauerfichten giebt es noch vereinzelt
an verschiedenen Orten Deutschlands, von
denen ich einige hier kurz antühren will.
Eine derselben steht im Bauernwald von
Jegothen, Kreis Heilsberg, in Ostpreussen;
sie steht in der allgemeinen Tracht ihrer
Schwester in Westpreussen am nächsten.
Der Bau ist aber lockerer, und sind die
Aeste gröber und nicht so dicht stehend.
Zwei andere von einander verschiedene
Trauerfichten befinden sich im Harz und
zwar im Fürstlich Stolberg'schen Forst-
revier Schierke; dieselben sind wohl mehr
interessant als schön. Auch der Park von
Wilhelmshöhe bei Kassel beherbergt ein
schönes Exemplar der Trauerfichte, und
so wird wohl noch an anderen Orten hin
und wieder ein schönes Exemplar stehen.
Zum Schluss will ich nun noch eine
im Handel befindliche, schon mehr ver-
breitete Trauerfichte nennen, nämlich
Picea excelsa inverta Carr. Bei
dieser ist der Charakter der
Trauerfichte am deutlichsten aus- ==^s^-r
geprägt, indem die nicht in regel-
mässigen Abständen erscheinenden
Aeste mit deren Seitenästen scharf
am Stamme herunterhängen. Der
Baum bildet so eine schmale kom-
pakte Säule, deren untersten Aeste
dicht den Boden bedecken. Nach
Carriere ist diese Trauerfichte
in England gefunden worden. Das Abb. 87.
Die Trauerrichte von Barbier & Co. in Beuvronne.
* Carriere; Traite generale des Das CHdl- ste,|te uns Hcrr Prof Dr. Conwentz freund-
coniferes. 2 ed. 33o. liehst zur Verfügung-
52 -
^MMm^^^^^^^^
Ö20
Die Anzucht von Schnittblumen unter Glas.
Exemplar, nach welchem die umstehende Abbildung gemacht ist, steht in der
Baumschule der Herren Barbier & Cie. (früher Transons fr er es) in Orleans und
zwar zu Beuvronne 24 Kilometer von Orleans. Der Baum war vor einigen Jahren
8 m hoch, und hatten die untersten Aeste eine Länge von 2.50 m. Schon junge
Pflanzen (Veredelungen) von 40 bis 50 cm zeigen die hängenden Zweige. In vielen
Baumschulen findet man schon Exemplare von mehreren Metern Höhe; doch
scheinen auch falsche mit unterzulaufen, welche den Habitus der Hängefichten
und nicht den der Trauerfichten zeigen.
Die Anzucht von Schnittblumen unter Glas
im Nordosten der Vereinigten Staaten von Nordamerika.
Von W. Th. Goethe.*)
I. Allgemeine Betrachtungen.
Die Anzucht und Kultur von Zierpflanzen unter Glas gehört zu den jüngsten
Zweigen des amerikanischen Gartenbaues.
Nach den Angaben älterer Fachleute war die Anwendung von Glas-
häusern zu Handelskulturen noch vor 50 Jahren beinahe unbekannt und diente
hauptsächlich dazu, die Bedürfnisse reicher Privatleute zu befriedigen.
Erst im Laufe der letzten Jahrzehnte ist die Gewächshausgärtnerei,
wesentlich beeinflusst durch die fortschreitende Kultur und Hebung des all-
gemeinen Wohlstandes, mehr und mehr in den Vordergrund getreten.
Das rasche Wachstum und Emporblühen der grossen Städte des Ostens
rief aber nicht allein eine vermehrte Nachfrage nach getriebenem Gemüse
herbei, sondern steigerte auch die Liebhaberei für Gewächshauspflanzen und
abgeschnittene Blumen um ein Bedeutendes.
Welchen Grad der Entwicklung die Blumenkultur unter Glas seit den
letzten Jahren erreicht hat, geht am besten aus einigen Zahlen hervor.
Das Census-Bulletin von 1891, die neueste Schätzung, welche mir zur
Verfügung stand, enthält für die in Betracht kommendenStaaten folgendeStatistik:
Zahl
der Geschäfte
Gesamtwert in $
Maine . . .. •. . . . 45
183 613 $ 50 cts
New-Hamshire
42
i 162 827 ,, 28 .,
Vermont . . .
29
108 955 „ 13 „
Massachussets .
407
2 663 587 „ 08 „
Rhode Island
102
526507 „ 68 .,
Connecticut .
120
936 955 „ 60 „
New-York
793
9 254 873 » °3 »
Pennsylvania
544
5 641 513 >. 92 „
Xew-Jersey .
306
3 666 518 „ 46 ,,
Maryland . .
102
758 904 ., 48 „
Delaware
19
99 750 ,, 00 ,,
Dist. of Columl
)ia
• 35
571 392 „ 80 „
*) Herr W. Th. Goethe, Sohn des Hrn. Landesökonomierats Goethe-Geisenheim,
hat interessante Berichte über seine Studienreise in den Vereinigten Staaten an das
Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten eingesandt, die uns bereitwilligst von
den Beteiligten zum Abdruck überlassen sind. Wir werden dieselben nach und nach ver-
öffentlichen. D. R.
Die Anzucht von Schnittblumen unter Glas. 521
Die vorstehenden Zahlen, die sich während der letzten Jahre
mindestens verdoppelt haben dürften, geben nur eine allgemeine Vorstellung
von der Ausdehnung der winterlichen Gewächshausgärtnerei überhaupt, die
Bedeutung der einzelnen Kulturen geht aber keineswegs aus ihnen hervor.
Erst ein genaues Studium der Verhältnisse an Ort und Stelle selbst führt
zu der Erkenntnis, dass die Massenanzucht blühender sowie Blattpflanzen noch
immer von den Importen aus Belgien, England und den Bermudas beeinflusst
wird. Dagegen ist die Erzeugung und der Verkauf von Schnittblumen zu einer
Industrie von ganz bedeutendem Umfange herangebildet worden, welche
Tausenden Beschäftigung giebt und den Bedarf der Städte an Schnittmaterial
vollkommen deckt.
An der Hand des ,, American Florist Companys Directory" liess sich
bezüglich der Menge der einzelnen Geschäfte in den Nordoststaaten folgende
Zusammenstellung machen (auch hier muss eine entsprechende Vergrösserung
der Zahlen mit den letzten Jahren angenommen werden):
Zahl der Blumenläden Schnittblumen- Geschäfte mit Schnittblumen
und Zwischenhändler Spezialgeschäfte und Pflanzenkultur
Maine 3 2 86
Xew-Hampshire 1 56
Vermont 3 200
Massachussets 71 68 21
Rhode-Island 7 13 727
Connecticut 1 1 16 142
Xew-York 344 182 242
Xcw-Jersey 40 189 1 083
Pennsylvania 117 133 507
Delaware 1 849
Maryland 61 9 22
Dist. of Columbia 7 2 55
Die rasche Entwicklung der amerikanischen Schnittblumenkultur hat sich
wohl hauptsächlich unter dem Einflüsse einer wachsenden Liebhaberei und
höherer Ansprüche von seiten des blumenliebenden Publikums vollzogen.
Um sie zu ihrer heutigen Ausdehnung und Bedeutung zu bringen, haben
aber noch Beweggründe anderer Art mitgewirkt. Dies waren vor Allem die
immer grössere Vereinfachung des ganzen Verfahrens, welche es ermöglicht,
auch grössere Anlagen mit verhältnismässig geringen Unkosten zu errichten
und zu betreiben. Ferner die bessere Ausbildung der Fachleute selbst, welche
viel eher wie früher im Stande sind, durch sorgfältige Kultur und Heranzucht
geeigneter Sorten die gewünschte Ware zu beschaffen. Daran reiht sich noch
als sehr wichtiger Punkt eine bessere Art der Verpackung und Aufbewahrung,
sowie eine vorteilhafte Transportgelegenheit, welche den Züchter befähigt, sein
Produkt in genügend frischem Zustande den Markt erreichen zu lassen.
Schon im vergangenen Jahre und gegen Ende eines mehrwöchigen
Aufenthaltes in den Vereinigten Staaten hatte ich den Entschluss gefasst, meine
Wahrnehmungen über diesen Gegenstand in einer zusammenhängenden Schil-
derung niederzulegen. Es stellte sich aber heraus, dass das vorhandene Material
zu umfangreich sei, und sein Studium daher einen grösseren Aufwand an Zeit
erfordere.
(322 Die Anzucht von Schnittblumen unter Glas.
Erst nach weiteren Beobachtungen in zahlreichen Geschäften New-Yorks,
Bostons und Philadelphias, sowie Rücksprache mit hervorragenden Fachleuten
war ich vorbereitet genug, um den vorliegenden Bericht über dieses Spezial-
gebiet anzufertigen.
Er verfolgt den Zweck, die amerikanische Schnittblumenkultur nach ihrer
heutigen Entwickelung übersichtlich darzustellen und diejenigen Punkte be-
sonders hervorzuheben, welche für deutsche Verhältnisse verwertbar sind.
Meine Schilderungen, besonders diejenigen der einzelnen Kulturmethoden,
haben nicht selten die beabsichtigte Ausdehnung überschritten. Dieser
anscheinende Nachteil war aber bei der Reichhaltigkeit des zu behandelnden
Themas nicht zu umgehen. Eine kurze Aufzählung flüchtig erhaltener Ein-
drücke kann niemals ein richtiges Bild von der amerikanischen Schnittblumen-
kultur unter Glas geben.
Mehr noch wie in vielen anderen Ländern, sieht sich der Züchter des
nördlichen Amerikas, wenn er zum Ziele kommen will, genötigt, der
Glashauskultur ganz besondere Sorgfalt zuzuwenden. Der strenge nordische
Winter mit seinen tiefen Kältegraden und oft langem Verweilen ist — ■ und
dies gilt besonders von Neu-England der Winterkultur so wenig günstig,
dass eine Massenerzeugung ohne ausgiebige Verwendung von Glas im Verein mit
leistungsfähigen Heizungssystemen gar nicht denkbar ist.
Wer daher die amerikanischen Schnittblumengeschäfte besucht, wird
rinden, dass die Errichtungsweise der Glashäuser und die Verwendung sonstiger
Hilfsmittel eine Vielseitigkeit erreicht hat. die vielleicht einzig in ihrer Art
dasteht und einen deutlichen Beweis von der hohen Entwicklung dieser
Kultur giebt.
Mit Ausnahme ganz umfangreicher Anlagen, wie diejenigen der „American
Rose Company mit 48 Gewächshäusern und derjenigen von Asmus & Son
in West-Hoboken mit 60 kleineren Häusern, geht der grösste Teil der östlichen
Schnittblumengeschäfte nicht über Mittelgrösse hinaus. Ein Betrieb in zu
kleinem Massstabe erweist sich selten als lohnend, weil derselbe nicht aus-
reicht, um bei lebhafter Konkurrenz ein genügendes Ouantum Blumen innerhalb
kurzer Zeit zu beschaffen. Der Züchter in der Umgebung von New-York be-
ginnt gewöhnlich mit 3 — 4 Häusern und steigert deren Zahl je nach Bedart
auf 8 — 10, Weitere Vergrösserungen bedingen schon einen stets guten Markt
und eine Vermehrung der teuren Arbeitskräfte.
Letztere stehen ihrer Zahl nach wohl niemals im gleichen Verhältnis mit
europäischen Geschäften ähnlicher Art. Bei der grossen Einfachheit des
Kulturverfahrens genügen schon in den meisten Fällen für 4 — 5 Häuser von
je 40 m Länge und 4 — 5 m Breite 2 tüchtige und umsichtige Arbeiter. Diese
»hands« oder »helps«, die je nach Bedarf eingestellt und in grossen Betrieben
zeitweilig auch wieder entlassen werden, sind fast immer ohne fachliche Vor-
kenntnisse, denn ein Lehrlings- und Gehilfenwesen existiert hier ebensowenig
wie in England und Frankreich. Nur der »foreman« oder Geschäftsführer
besitzt die zur Leitung und Überwachung nötige praktische Erfahrung.
Diese Zustände finden aber leicht ihre Erklärung, wenn man in Betracht
zieht, dass die angenommenen Arbeiter oft zeitlebens in ihren Stellungen ver-
bleiben und dann häufig einen bedeutenden Grad von Geschicklichkeit und
Fertigkeit erlangen.
hie Anzucht von Schnittblumen unter Glas. Öl?,
Zu den wichtigsten Arbeiten, die der eigentlichen Kultur vorangehen.
gehört der Bau von Gewächshäusern, welche man fast nur aus Holz und Glas
herstellt. Die Wälder der Vereinigten Staaten sind so reich an geeigneten
Holzarten, dass es keinerlei Schwierigkeiten macht, das gewünschte Material
schnell und verhältnismässig billig zu beschaffen. Als sehr wertvoll für diese
Zwecke hat sich das sogenannte »Cypress-Luraber« erwiesen (Holz von
Taxodium distichum, Chamaecyparis sphaeroidea und andern Cypressenarten).
Es ist sehr dauerhaft und tragkräftig, ausserdem billiger als die besseren
Kiefernholzarten des Handels, nimmt den Anstrich sehr gut an und wird unter
dem Finflusse der Wärme nicht so leicht rissig. Man giebt dem Cypressen-
holz aus den Golfstaaten den Vorzug, da es sehr schnell trocknet und sich
daher bald verarbeiten lässt. (Der Verbrauch an Cypressenholz zu Bauzwecken
ist in den Vereinigten Staaten ein sehr starker, und die vorhandenen Vorräte
werden in absehbarer Zeit erschöpft sein, da Xachpflanzungen, wenn solche
überhaupt stattfinden, Jahrzehnte nötig haben, um denselben Gebrauchswert zu
erlangen.)
Bei der Herstellung der Seitenwände ist man weniger wählerisch und benutzt
das billigere Tannenholz. Damit jene einen besseren Schutz gegen Temperatur-
einwirkungen gewähren, werden sie doppelt angefertigt und der vorhandene
Zwibchenraum von 10—12 cm mit Sägespänen, Asche ausgefüllt.
Der zur Erbauung notwendige Zeitraum schwankt und richtet sich ganz
nach der Grösse und Form, welche man der Anlage zu geben wünscht. Zwei
intelligente Arbeiter sind gewöhnlich im Stande, ein Glashaus von 30 m Länge
und ca. 4—5 m Breite innerhalb drei Wochen fertig zu stellen. Dies ist ein
grosser Vorteil der amerikanischen Schnittblumenkulturen, der nicht wenig
zu ihrer raschen Verbreitung beigetragen haben mag.
Sehr eingehend beschäftigt sich der amerikanische Züchter mit der Frage,
wie nun am vorteilhaftesten zu bauen sei. Er muss darauf bedacht sein, jeden
Sonnenstrahl auszunützen; ferner sollen seine Häuser aber auch genügende
Widerstandsfähigkeit gegen die rauhen nördlichen Winter besitzen. — Es herrscht
daher bezüglich der Form, welche man in den einzelnen Geschäften dem
('.lasdache giebt. eine geradezu überraschende Mannigfaltigkeit. Ganz und gar
nicht mehr gebräuchlich ist das schmale und kleine Haus mit spitzem und
regelmässigem Satteldache. Es ist zu wenig geräumig, um eine anhaltend
gleichmässige Temperatur zuzulassen, und bietet ausserdem, wenn von Osten
nach Westen laufend, den von Süden her einfallenden Sonnenstrahlen zu wenig
Fläche dar. (rn der Topfptlanzenkultur hat man gute Erfolge mit einer Reihe
von Norden nach Süden gelegener Sattelhäuser erzielt, zur Anzucht von Schnitt-
blumen ist die Morgen- und Abendsonne des Winters zu wenig intensiv.) Mehr
Anerkennung haben dagegen geräumige Glashäuser gefunden, bei deren unregel-
mässigem Satteldache die breitere Seite ganz flach nach Süden zu liegen
kommt, während der nach Norden gerichtete, kürzere Teil steil abiällt. Es ist
dies die Form, welche der Rosenzüchter in Madison, Xew-Jersey, fast aus-
schliesslich anwendet. Zur Winterzeit stehen hier die Sonnenstrahlen mit dem
langen und breiten südlichen Glasdache im rechten Winkel. In dem grossen
und luftigen Innenraume, welcher infolge dieser luftigen Bauart entsteht, kann
die Temperatur ohne Schwierigkeit auf der gewünschten Höhe gehalten
werden.
ß2A Die Anzucht von Schnittblumen unter Glas.
Verschiedene neuere Schnittblumengeschäfte haben erst kürzlich ein
anderes System angewendet, bei welchem die kürzere Seite schroff, fast senk-
recht nach Süden zu liegt; die breitere Hälfte ist flach und nach Xorden ge-
gerichtet.
Es hat sich herausgestellt, dass durch diese Methode das Sonnenlicht
besser in die hinteren (nördlichen) Teile des Hauses getragen wird; dabei
wirft aber der vordere, kürzere Teil des Glasdaches oft einen lästigen Schatten
auf die Pflanzenstellagen. Ausserdem bleibt der Schnee auf der breiteren
nördlichen Seite länger liegen und ruft starke, das Wachstum der Kulturen
schädigende Verdunkelungen hervor. Eingehende Erkundigungen nach dieser
Richtung hin ergaben, dass sich das geräumige Glashaus mit regelmässigem
Satteldach sowie das ungleichseitige, mit kurzem, steilem Dach nach Süden
zur Kultur der, Nelken und Chrysanthemum recht gut geeignet ist, während
die Treiberei der Rosen hauptsächlich in dem ungleichseitigen, mit breiter
Glasfläche nach Süden gerichteten Hause die vollkommensten Resultate liefert.
Alle Anlagen sind so ausgeführt, dass jedes einzelne Glashaus in den
schmalen querlaufenden Packraum ausmündet. Damit eine möglichst gleich-
massige Temperatur erhalten werde, besitzen . die Häuser an ihrem freien,
oberen Ende nur selten Thüren.
Auch die Höhe, welche man in Amerika dem »up to date«- Schnittblumen-
haus giebt, zeigt oft beträchtliche Verschiedenheiten. Gewöhnlich variiert die
Höhe der Kulturhäuser zwischen 2,50 und 3 — 4 m. Solche von 5 — 8 m Höhe
gehören schon zu den Seltenheiten.
Bei der Anschaffung und Verwendung von Glasscheiben geht der Züchter
von dem Grundsatze aus, möglichst wenig Holzsprossen, aber recht viel Glas-
fläche, damit den Pflanzen ein ausgiebiges Mass von Licht zukommt. Am
brauchbarsten sind Scheiben von etwa 3U m Länge und 25 cm Breite. Zu ihrer
Befestigung auf den Holzsprossen dient eine dünne Schicht Kitt, die eine
genügend feste Verbindung zwischen ersterem und dem Glase herstellt. Ein
eigentliches Verkitten, wie es bei uns in Deutschland noch da und dort im
Gebrauche ist, findet gar nicht statt.
Wenn Aufbau und Verglasung vollendet, wird sämtliches Holzwerk mit
einem Anstrich in weisser Farbe versehen, welchen man alljährlich mit grosser
Gewissenhaftigkeit erneut, um schädliche Insekten fernzuhalten und dem Ganzen
einen freundlichen Anblick zu verleihen.
Der Einfachheit des äusseren Autbaues entspricht auch die innere Ein-
richtung des amerikanischen Schnittblumenhauses. DasDach wird von mehreren,
reihenweise angeordneten Eisensäulen, seltener von Holzpfosten getragen; auch
die dünnen, aufgebrauchten Röhren einer Dampfheizung werden mit Vorliebe
zu Stützen benutzt.
Die Stellagen, welche zur Aufnahme der Pflanzen dienen, werden fast
alle aus Holz und nach demselben einfachen Muster hergestellt. Solche aus
Eisen haben sich hier gar nicht eingebürgert. Jedenfalls stellt sich ihre An-
lage gegenüber dem billigeren und in Amerika ja massenhaft vorhandenen
Holze zu teuer.
Zur Anfertigung der Holzstellagen genügt schon die Verwendung einer
billigen Holzart (Fichtenholz), da eine Erneuerung oder ein teilweiser Ersatz
ohnehin alle drei Jahre stattfindet. Die Höhe der sich aus Brettern zusammen-
Die Anzucht von Schnittblumen unter Glas. 62^
setzenden Seitenränder beträgt fast immer 10—15 cm. Auch der Boden, auf
welchen die Erdschicht zu liegen kommt, besteht aus Holz ; zuweilen sah ich
ihn auch aus Steintafeln angefertigt. Diese sind zwar dauerhafter, verteuern
aber die Einrichtung der ganzen Anlage unnötig.
Bei dem Aufbau der Stellagen wird sehr darauf geachtet, dass sie die
richtige Höhe haben. Länge des Blütenstieles, Wachstum der anzupflanzenden
Sorte und die Jahreszeit, in welcher man die Haupternte zu haben wünscht,
sind hierbei ausschlaggebend. (Für winterblühende Schnittblumen von nur
geringer Stiellänge wird man ohne Bedenken die Entfernung von der Glas-
fläche möglichst gering nehmen können; dagegen muss jene für Beete, die erst
in den Monaten März und April ihre Haupterträge abwerfen, beträchtlich grösser
sein, damit die intensive Frühjahrssonne keine Brandflecken auf den Blättern
und Knospen verursacht.) Rosensorten, deren Triebe eine Länge von 2 m und
mehr erreichen, werden wohl immer einen Platz inmitten eines geräumigen
Hauses beanspruchen.
Noch einfacher als die beschriebenen Stellagen sind Beete, die man
direkt auf dem Erdboden anlegt; von letzterem sind sie aber durch eine dicke
Steinschicht getrennt. Sie werden neuerdings wieder mehr angewendet und
scheinen auch ganz gute Resultate zu liefern (z. B. bei Asmus, West-Hoboken).
Die Art der Lüftung ist bei dem amerikanischen Schnittblumenhause fast
ebenso vielseitig wie seine äussere Form. Von den zahlreichen Systemen,
deren man sich bedient, kann ich nur die am häufigsten benutzten erwähnen.
Allgemein betrachtet, ei folgt die Lüftung entweder auf der Süd- oder auf der
Nordseite, oder auf beiden Seiten zugleich, in seltenen Fällen aber auch aus-
schliesslich auf der Nordseite. Eine mehr ältere Methode besteht darin, dass
schmale Luken, etwa 3/4 m lang und 35 cm breit, entweder einzeln mit der
Hand oder durch einfache Hebel geöffnet werden. Bei den Systemen neueren
Datums wird das etwas zeitraubende Einzelöffnen weit schneller durch Dreh-
vorrichtungen besorgt; dabei heben und senken sich entweder einzelne Luken
oder schmale Streifen der betreffenden Dachseite.
Neben dem letztgenannten Verfahren, welches sich für Spezialkulturen
sehr gut bewährt hat, wendet man aber auch ebenso häufig die Einzellüftung
an. Sie eignet sich gut dazu, die Entwicklung der Pflanzen auf einzelnen
Beeten zu beschleunigen oder zurückzuhalten und bietet daher kleinen Ge-
schäften manches Vorteilhafte.
Ob das Öffnen der Klappen nach oben oder nach unten zu vorgenommen
werden soll, hängt auch wieder ganz von der Ansicht des Einzelnen ab. Meine
eigenen Beobachtungen über diese Frage ergaben, dass ein nennenswerter
Unterschied in der Wirkung dieser beiden Lüftungsarten kaum bestehe. Das
Öffnen der Klappen nach oben zu soll bewirken, dass die erwärmte und ver-
brauchte Luft nach oben zu entweicht, ohne einen allzu plötzlichen Ersatz der
kalten herbeizuführen. Auf der anderen Seite sollen aber Niederschläge aller
Art leichter eindringen und das Faulen von Pflanzenteilen hervorrufen können.
Man hat in letzter Zeit die beiden beschriebenen Lüftungsweisen zu vereinigen
gesucht und Klappen auf beiden Seiten angebracht. Anscheinend erzielt man
damit recht gute Erfolge.
Bemerkenswert ist, dass der Amerikaner untere, seitliche Lüftungs-
vorrichtungen so wenig anwendet. Für die oft sehr niedrigen Seitenwände
Ö2Ö Die Anzucht von Schnittblumen unter Glas.
mag sie auch häufig überflüssig erscheinen, immerhin ist ihr Fehlen sehr nach-
teilig und begünstigt die Ausbreitung von Pilzkrankheiten.
Entsprechend ihrer grossen Wichtigkeit wird der Beantwortung der
Heizungsfrage ganz besondere Aufmerksamkeit zugewendet. Man kann wohl
sagen, dass der Amerikaner einen guten Teil der Erfolge auf dem Gebiete der
Schnittblumenzucht seinen verbesserten und leistungsfähigen Heizungseinrichun gen
verdankt. Zahlreiche Systeme sind während der letzten Jahre erfunden und
dem Handel übergeben worden. Man hat sie alle mit durchschnittlich gutem
Erfolge angewendet und keins lässt sich als das wirklich beste und leistungs-
fähigste bezeichnen. Ein gutes Heizungssystem muss, soll es zur Schnittblumen-
kultur tauglich sein, etwa folgende Eigenschaften haben:
1. Es muss dauerhaft gearbeitet und so beschaffen sein, dass sich Ver-
grösserungen, entsprechend der Zunahme des Gewächshausareales schnell und
leicht vornehmen lassen.
2. Die Röhrenstränge müssen so gelegt sein, dass eine recht gleichmässige
Verteilung der Wärme stattfindet.
3. Es müssen Einrichtungen vorhanden sein, welche eine beliebige Ver-
änderung der Temperatur innerhalb kurzer Zeit ermöglichen.
Die Frage, ob Wasser- oder Dampfheizung für den Betrieb geeigneter
sei, ist vielleicht nirgends so eingehend erörtert worden, als in den Vereinigten
Staaten.
Man ist dabei häufig zu ganz andern Schlüssen gekommen als bei uns,
wo man der durch Dampf erzeugten Wärme eine austrocknende Wirkung zu-
schreibt. Es hat sich sogar herausgestellt, das letztere für manche Kulturen,
z. B. die Treiberei der Rosen, geradezu unentbehrlich ist.
Als Resultat der Erkundigungen über diesen Punkt konnte ich folgendes
zusammenstellen :
Bei ausgedehnten Betrieben und Glashäusern von grosser Länge und
Breite ist die Anwendung von Dampf vorteilhafter. Die Röhren mit ihrem
geringen Durchmesser können verhältnismässig leicht den Ecken und Biegungen
des ganzen Umlaufes angepasst werden. Ihre grössere Billigkeit gestattet eine
ausgiebigere Vermehrung der Röbrenstränge und somit auch eine bessere Ver-
teilung der Wärme. Letztere ist bei Dampfheizung einer grösseren und plötz-
licheren Steigerung fähig. Von Nachteil ist dagegen die Möglichkeit einer
ungenügenden Dampferzeugung, wodurch in kalten Winternächten Frostschäden
entstehen können, sowie die grossen Unterhaltungskosten bei mittelgrossen und
kleinen Betrieben.
Wo nur kleine Anlagen mit kleinen und wenig geräumigen Häusern be-
absichtigt sind, ist Wasserheizung gebräuchlicher. Bei ihrer Anwendung hält
sich die Wärme im Hause besser und die Gefahr des Einfrierens ist nicht vor-
handen. Dagegen kann die einmal vorhandene Temperatur nicht schnell ver-
ringert und gesteigert werden. Die grossen Röhren sind teuer und lassen sich
nicht so leicht den Verhältnissen anpassen. Ausserdem erfordert das Einsetzen
grosse Genauigkeit und Sorgfalt.
Mein Bericht könnte keinen Anspruch auf Vollständigkeit machen, wenn
nicht auch einige Angaben über die Kosten eines Schnittblumenhauses darin
enthalten wären. Ohne mich ins einzelne verlieren zu wollen, gebe ich die
Professor Dr. Paul Knuth f.
627
Unkosten der Errichtung eines Glashauses von 60 Fuss Länge und 20 Fuss Breite:
Ankauf von Holz
Zimmermannsarbeit
Allgemeine Arbeiten
Eisenmaterialien
Ankauf von Glas
Yerglasung . . .
Farbe und Anstrich
Kleinere Ausgaben .
Dampf heizungsanlage
Summa der Errichtungskosten
■ 99 5
61 cts.
72 „
75 „
• "3 ••
63 ,.
. 48 ..
16 ..,
. 02 ..
37 .,
. l8 ..
13 »
14 .,
52 „
20 ,,
36 „
• 375 „
00 ..
n: 774 5
53 cts.
Professor Dr. Paul Knuth *J\
(Hierzu 1 Portrait, Abbildung 88.)
1 den Disziplinen, welche den Gartenbau mit der wissenschaftlichen
Botanik verknüpfen, gehört nicht in letzter Linie auch die Blütenbiologie.
Lange hat es gedauert, bis sich die Forschungen auf diesem Gebiete allgemeine
Anerkennung verschafft haben, und erst die Gegenwart hat sie als vollwertigen
Zweig der botanischen Wissenschaft anerkannt. Dass aber ein Gebiet, welches
die vielseitigen und oft dem Beschauer undurchdringlich scheinenden Vorgänge
bei der Befruchtung der Blüten zum Gegenstande der Untersuchung macht,
auch für den rationellen Gärtner und Züchter von grosser Bedeutung ist,
braucht wohl nicht erst besonders betont zu werden, tritt ja durch die Ueber-
tragung der wissenschaftlichen Erkenntnisse in die Praxis an Stelle der tastenden
Versuche das wissenschaftlich begründete und wohlüberlegte Handeln.
So hat auch der Gartenbau durch den Tod Knuths, dessen Name unter
den Blütenbiologen eine der bedeutendsten Stellen einnimmt, einen Verlust
erlitten, der es rechtfertigt, ihm an dieser Stelle einige Worte des Gedenkens
zu weihen.
Geboren am 20. November 1S54, studierte K. in Greifswald vom Winter-
Semester 1873 bis ebendahin 1876 Naturwissenschaften, um sich der Laufbahn
als Lehrer in diesem Fache zu widmen. Mit einer chemischen Arbeit erwarb
er sich am Schlüsse seiner Studienzeit den Grad eines Doktors der Philosophie
und trat darauf in den Lehrkörper der Realschule zu Iserlohn ein. Im Herbst
188 1 wurde er jedoch bereits an die Oberrealschule in Kiel berufen, an
welcher er bis zu seinem Tode wirkte.
War es im Anfange die Chemie, welcher er sein wissenschaftliches
Streben zuwandte, so gaben ihn besonders die eigentümlichen Florenverbältnisse
der Küste Schleswig-Holsteins und der friesischen Inseln Anregung, sich mehr
und mehr mit botanischen Fragen zu beschäftigen. Mit der ihm eigentümlichen
Intensität des Arbeitens machte er sich zunächst an die Lösung systematisch-
botanischer Fragen, bald aber erregten Phaenologie und vor allem die Blüten-
biologie seine Aufmerksamkeit, und so war es wohl nur natürlich, dass er die
letzten zehn Jahre seines Lebens vorwiegend Fragen aus diesen Gebieten
bearbeitete.
628
Professor Dr. Paul Knuth f.
Ausser zahlreichen kleineren Arbeiten, die Einzelbeobachtungen und neu
aufgefundene Beziehungen zwischen den Blüten und ihren Besuchern behandeln,
sind es einige Werke mehr zusammenfassender Natur, welche ihm den Dank
der botanischen Kreise sichern und sein Andenken wach erhalten werden.
Es sind dies vor allem seine Xeuherausgabe von Conrad Sprengeis „Das
Abb. 88. Professor Dr. Paul Knuth,
geb. am 20. November 1854, gest. in Kiel am 30. Oktober ü
entdeckte Geheimnis der Natur im Bau und der Befruchtung der Blüten",,
seine „Grundriss der Blütenbiologie", „Blumen und Insekten auf den nord-
friesischen Inseln" und das „Handbuch der Blütenbiologie".
Für alle die, die sich in kurzer Weise bekannt machen wollen
mit den Einrichtungen der Blüten und den Beziehungen, welche zwischen
der Blumen- und der Insektenwelt bestehen, sind die „Blütenbiologischen
Beobachtungen" ein Führer, der in klarer Sprache ihnen an der Hand
Heinrich Henkel f. Ö2Q
zahlreicher, geschickt gewählter Beispiele den Weg zu eigenen Beobach-
tungen zeii^t.
Das Handbuch dagegen ist ein Nachschlagebuch, in dessen I. Bande eine
ausführlichere Einführung in das Wissensgebiet der Blütenbiologie gegeben
ist, und in dessen II. Band alle bis jetzt in Europa und dem arktischen Gebiete
gemachten Beobachtungen zusammengestellt sind. Das Werk ist leider noch
nicht ganz vollendet, da noch ein III. Band vorgesehen ist. welcher die Ver-
hältnisse der Blumen aussereuropäischer Gebiete enthalten soll. Da das Material
zu diesem Bande bis jetzt zu spärlich war, hatte es Knuth unternommen, auf
einer von der Akademie der Wissenschaften subventionierten Reise um die
Welt dasselbe zu ergänzen. Reich war seine Ausbeute, die er besonders in Java,
Japan und dem westlichen Amerika zusammengebracht hatte und schon wollte
er sich, glücklich zurückgekehrt, an die Bearbeitung des Materiales machen,
als ihn am 30. Oktober der Tod ereilte. Da das Material vorhanden ist, be-
steht jedoch begründete Hoffnung, dass trotzdem das Lebenswerk Knuths in
nicht allzu ferner Zeit vollendet wird und damit das Denkmal seiner Liebe zur
Wissenschaft und seiner nie rastenden, aufopferungsfähigen Arbeit vollendet der
Nachwelt ersteht.
Dass einem solchen Manne auch die äussere Anerkennung nicht fehlte,
ist wohl begreiflich. Ausser den Auszeichnungen, die er in seinem Berufsleben
erfuhr., bezeugen dies seine Ernennung zum korrespondierenden Mitgliede der
botanischen Gesellschaft ,,Dodonaea" zu Gent und seine Aufnahme unter die
Mitglieder der Leopoldina-Carola, Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften
zu Halle.
Allen denen aber, denen seine Arbeit mit verholten hat zu wahrer Erkenntnis
in der Natur, wird er unvergesslich bleiben. Dr. Otto Appel.
Heinrich Henkel *J*.
(Hierzu 1 Portrait, Abbildung 8g.)
^m Donnerstag den 16. November verschied in Göttingen, wo er Heilung
von seinem Leiden gesucht hatte, der Hoflieferant, Kunst- und Handels-
gärtnereibesitzer Heinrich Henkel aus Darmstadt. Wer kannte sie nicht,
diese lebensfrohe, glückliche Natur, diese kraftvolle, biedere und aufrichtig
denkende Persönlichkeit! Sei es auch wo immer sich die Wege mit ihm
kreuzten, überall und bei jeder Gelegenheit zeichnete er sich durch eine
liebenswürdige Zuvorkommenheit und durch eine unverbrüchliche Recht-
schaffenheit aus. In aller Einfachheit und bei strenger Arbeit gross geworden,
erlernte er an der Hand seines Vaters die Gärtnerei. Zu eng aber wurde
ihm seine Heimat. Sein Wissensdrang und seine natürliche Veranlagung
Hessen ihn nicht an der Scholle daheim, er zog mit seinem älteren Bruder
Christian hinaus ins Leben, das ihn stählen und vorbereiten sollte zur
Lösung grösserer Aufgaben in seiner engeren Heimat. Und hier in der
hessischen Residenz, seinem über alles geliebten Darmstadt, übernahm er im
Jahre 1875, vereint mit seinem älteren Bruder und wohl ausgerüstet mit einem
ernsten Wollen und einem sichern Können das von den Eltern begründete
63°
Heinrich Henkel f.
Geschäft, welches er, nachdem sein Bruder Christian eine eigne Gärtnerei
in Auerbach (Hessen) errichtete, für alleinige Rechnung übernahm und es bis
zu der hohen Blüte emporführte, wie es sich uns heute in der Ausdehnung
und in den mannigfaltigsten Kulturzweigen repräsentiert.
Die alleinige Geschäftsübernahme erfolgte im Jahre 18S8. Seine älteste
Schwester Marie war ihm eine treue Mitarbeiterin, sie besorgte speziell das
Ladengeschäft, später traten noch seine jüngere Schwester wie auch sein
jüngster Bruder ein.
Nicht einseitig, sondern recht vielseitig sein, war die Tendenz des
Abb. 89. Heinrich Henkel f.
geschäftlichen Charakters; zunächst wohl durch allgemeine und örtliche Ver-
hältnisse bedingt, hat das Geschäft sich fortgesetzt in diesem Sinne weiter
ausgebaut und bildet nunmehr eine der wenigen sogenannten Sortiments-
gärtnereien, wie wir sie vor Jahren mehr noch zu sehen Gelegenheit hatten.
In Heinrich Henkel haben wir einen Gärtner von echtem Schrot
und Korn verloren. Er hatte eine ausgesprochene Liebe für die Pflanzenwelt,
ja für die gesamte Natur und seine Künstlerhand, sein frisch und lebendig
dareinschauendes Auge wusste alles geschickt zu verwenden und entsprechend
anzugliedern. Handelte es sich um grosse Dekorationen oder kleinere Schau-
und Effektstücke für besondere Gelegenheiten, so zeigte er sich in deren Aus-
Verzeichnis der Preise der deutschen Aussteller. ßo \
führung als ein wahrhafter Meister. Aber nicht um des Verdienstes willen
war er begeistert für seinen Beruf, er besass jene Ideale, sich selbst über die
eigene Schaffensfreudigkeit zu begeistern und andern Freude zu machen. Sein
arbeitsames Leben stellte er gern auch in den Dienst der Allgemeinheit. Vom
beruflichen Standpunkt weiss davon zu erzählen der Handelsgärtnerverband,
denn er war lange Jahre Vertreter der Gruppe Hessen und Hessen - Nassau
und das wissen alle, die mit ihm in Verkehr standen.
Seit Jahren bekleidete er eine Reihe Ehrenämter, er war Stadtverordneter,
und als solcher Mitglied vieler Kommissionen in der Kommunal - Verwaltung,
er war Aufsichtsrat derDarmstädter Volksbank, Hoflieferant des darmstädtischen,
englischen und russischen Hofes, Inhaber militärischer Ehrenzeichen und des
russischen St. Stanislausordens III. Klasse etc. Im Jahre 1892 gründete er die
Darmstädter Handelsgärtner-Verbindung. Daher war und ist auch die Trauer
um den so frühzeitig — Henkel stand erst im 50. Lebensjahr — Heim-
gegangenen eine allgemeine. Und das bewies am besten und deutlichsten der
gestrige Beisetzungstag auf dem Darmstädter Kirchhof, denn eine so ausser-
ordentliche Teilnahme aller Militair- und Zivilkreise von Xah und Fern ist
würdig nur eines Mannes wie des dahingeschiedenen treuen und aufrichtigen
Freundes. Möge er sanft ruhen!
Frankfurt a. M., den 20. November 1899. August Siebert.
Verzeichnis der Preise der deutschen Aussteller
auf der Internationalen Gartenbau-Ausstellung im Mai d. J. zu St. Petersburg.
Aus der jetzt erschienenen offiziellen Liste entnehmen wir folgende
Prämiierungen.
I bedeutet grosse goldene Medaille, II mittlere goldene, III kleine goldene,
IV grosse silberne. V mittlere silberne, VI kleine silberne. VII bronzene.
Ernst Benary, Erfurt: Chromolithographien von Blumen und Gemüsen IV.
F. Birnstiel. Koburg: Gartenmöbel VI. S. Blättner, Hamburg: Glaser-
diamanten IV. W. Burmester, Berlin: Gartengeräte III des Finanzministeriums.
M. ]■:. Ferber, Hamburg: Gartenpläne V. Gerntz, Potsdam: Champignons IV.
Fr. Ad. Haage, Erfurt: Kakteen I, II, III. IV, IV und goldene Medaille des
landwirtschaftlichen Ministeriums. Axel Haagström, Wandsbek: Croton IV
und V, 1 Bromeliacee VI. J. C. Hanisch, Leipzig: Araukarien III. Fr. Harms,
Hamburg: Flieder V, VI, Asparagus-Ranken VI. P. Hauber, Tolkewitz-Dresden:
Obstbaumspaliere III. B. Ilaubold, Dresden: Chrysanthemum frutescens VII
des Finanzministeriums. H. F. Helbig, Laubegast-Dresden: Warm- und Kalt-
hauspflanzen III. Carl Hering (i. Fa. Carl Goerms), Potsdam: Hochstämmige
Rosen (im ruhenden Zustande) III. Otto Heyneck, Cracau - Magdeburg:
Caladien V, Leipzig, Palmengarten, Gartenpläne IV. R. Jürgens, Hamburg:
Gartenpläne V. Wilhelm Kaiser, Würzburg: Gemüse IV, und III der Sektion
der Kaiserlich russischen Gartenbau- Gesellschaft in Kronstadt. Rudolph
Kierski, Inspektor der Friedhöfe in Potsdam: V. Otto Krakow, Berlin:
Aluminium-Etiketten VI von A. A. Fischer von Waldheim. Hermann
Krantz, Mittelhufen-Königsberg i. Pr.: Araukarien IV, Lorbeeren VII, Phoenix
(3->2 Chrysanthemum überall.
canariensis VI. Wilhelm Kuhn, Culmbach: Präparate über die Entwicklung
schädlicher Insekten IV des Finanzministeriums. P. Lambert. Trier: Rosen III.
Lefeld & Thiele, Hamburg: Bambusstäbe VI. Carl Maurer, Dresden: Scolo-
pendrium Maurerianum VI. Dr. A. Maurizio, Berlin: Werk über schädliche
Algen VII. Alfred Menzel, Breslau: Pläne IV. Rud. Otto Meyer, Hamburg:
Heizkessel I des Herrn H. F. Eilers. J. Mortensen, Altona: Bindereien IV.
Adolph Müller, Dresden: Pläne IV. John Nicolaysen. Hamburg:
Bindereien IV. Noupnau, Hamburg: Maiblumenkeime VI. Otto Olberg,
Dresden: Azaleen II, Rhododendron III. Philipp Paulig, Lübeck: Flieder III.
Lorbeer III, Maiblumen IV, Handelspflanzen III. Ekhardt Poenicke, Weimar:
Erdbeeren VI des landwirtschaftlichen Ministeriums. O. Poscharsky, Laubegast-
Dresden: Buntblättrige Gehölze III. Rathke & Sohn, Praust: Coniferen I.
Paul Ruschpier, Dresden: Phlox divaricata V. W. Runde, Wandsbek-
Hamburg: Araukarienil. Albert Seemann, Wandsbek-Hambuig: Palmen IV.
T. J. Seidel, Dresden: Rhododendron und Azaleen I und Ehrendiplom.
Aug. Schenk, Braunschweig: Maiblumen IV. Dr. J. Schümann, Linde
(Westpr.): Beerenweine I. Otto Schönen, Königsberg i. Pr. : Pläne IV.
Albert Schwenke, Braunschweig: Frischer Spargel II, Spargelpflanzen VI.
Gebr. Siesmayer, Frankfurt a. M.: Pläne IV. Verein der Kunstfreunde.
Hamburg: Vasen etc. V. Robert Steffen, Dalldorf-Berlin: Rosen VI. Adolph
Stolze, Eisleben: Konserviertes frisches Obst V. J. A. Teifler, Rechenberg:
Pelargonien V, Gartenpläne VI. Otto Thalacker. Leipzig: Nelken IV,
Anthurium Scherzerianum grandiflorum IV. E. F. Thiers, Dresden: Heizungen,
goldene Medaille des Landwirtschaftlichen Ministeriums. O. Tiefen thal,
Wandsbek-Hamburg: Araukarien IV, Acer japonicum V. P. Vogel, Ober-
gärtner, Tamsel: Herbarium der Pflanzenkrankheiten III. Albert Wagner.
Leipzig-Gohlis: Palmen und Cycadeen II. Araukarien IV, Acer japonicum V.
Juniperus hispanica IV. K. Weissbach, Dresden: Rhododendron III. Wilhelm
Weisse, Kamenz i. Sa.: Coniferen IL Arthur Wichulla, Königsberg i. Pr.:
Pläne V. H. Wrede, Lüneburg: Primeln VI, Pensees V, Aurikeln VI, Spargel-
pflanzen AT. Max Ziegenbalg, Dresden: Phoenix canariensis III, Araukarien VII
des Finanzministeriums. Otto Ziegler, Erfurt: Amaryllis III. Ed. Zimmer-
mann, Altona: Pläne und Zeichnungen von Gewächshäusern V. Gustav
Zschäckel, Trebschen bei Züllichau: Getriebene Gurken V, getriebene
Bohnen IV, Champignons VI.
Chrysanthemum überall.
m Buss- und Bettage, Mittwoch den 22. November, haben an mehreren
Orten Chrysanthemum-Ausstellungen meist privater Natur stattgefunden,
in Magdeburg von der Firma Daiker & Otto, Langenweddingen. in Steglitz
von E. Dietze; in Hamburg aber hatte der Verein Deutscher Chrysanthemum-
Züchter eine Ausstellung veranstaltet.
Wir besichtigten die Dietze'sche Ausstellung, über die ein besonderer
Bericht folgt; ferner noch die Chrysanthemum in der Gärtnerei des Herrn
Gartenbaudirektors Carl Lackner, der eine grosse Anzahl der schönen
Sorten vorführte, welche er Herrn Geo Reid, London-Sydenham. verdankt.
Die Chrysanthemum-Ausstellung des Herrn Emil Dietze in Steglitz. 6^3
Alsdann sahen wir die Riesenblumen im Schaufenster des Herrn Riemann,
Steglitz, und fuhren mit dem glücklichen Züchter derselben, Herrn Ober-
gärtner Gierth, nach Zehlendort, um die Pase waldtsche Gärtnerei, aus
welcher diese schönen Blumen stammen, eingehend zu mustern. Ich hatte
einen trefflichen Begleiter. Herrn kgl. Garteninspektor Weber-Spindlersfeld,
der selbst bekanntlich ein grosser Chrysanthemumzüchter ist. Er sowohl, wie
ich, waren sehr erfreut über den ausserordentlich kräftigen Wuchs der Pflanzen,
die dabei in verhältnismässig kleinen Töpfen standen. Herr Gierth hatte
uns gesagt, es sei nichts mehr zu sehen, da die Zeit vorüber; aber wir haben
doch noch viel gesehen, namentlich noch manche gute späte Sorte kennen
gelernt. Dazu gehört vor allem: Monsieur Chenon de Leche, kupferig-rosa
mit gelber Rückseite, sehr schön; Jubilee, rosa: Fee de Champsaur, weiss,
etwas ähnlich der Tangarita, behält ihr Laub bis zur Basis; G. W. Childs,
blut- oder braunrot; Bellem oder Winterkönigin, zart rosa, wird oft weiss;
Sunstone, gelb, eingekrümmt, davon auch einige Hochstämme; Pullmann, gelb,
sehr gut zum Schneiden, fest und gut zu verwenden; Golden Gate (goldenes
Thor), gelb; Edmund Roger, grünlich - weissgelb, sehr schön, eingekrümmt;
James Bidencope, amarantrosa; Mme. Gustav Henry, eine der frühesten, war
auch noch da, als Kronenknospe besonders schön. Bei Spielberg & de Coene,
Franz. Buchholz sollen Exemplare mit 10 — 12 Blumen gewesen sein.
Ausserdem werden in der Pasewaldt'schen Gärtnerei von Herrn Gierth
Myosotis. Cyclamen etc. und besonders treffliche Farne gezogen, namentlich
Pteris tremula und arguta in ausserordentlicher Üppigkeit. L. W.
Die Chrysanthemum-Ausstellung des Herrn Emil Dietze
in Steglitz.
Mom 22. bis 26. November d. Js. hatte der Gärtnereibesitzer Herr Emil
"wdf Dietze in Steglitz im Logengarten daselbst zum Besten des Frauen-
vereins im Kreise Teltow eine Chrysanthemum- Ausstellu ng veranstaltet,
die um so beachtenswerter erscheint, als die ausgestellten blühenden Pflanzen,
die abgeschnittenen und die in der Binderei verarbeiteten Blumen in der
Gärtnerei des Ausstellers selbst gezüchtet waren.
Obschon derartige Ausstellungen einzelner Gärtnerfirmen gerade nichts
Neues sind, ich erinnere nur an die Rhododendron-Ausstellung der Firma
Seidel-Dresden seiner Zeit im Wintergarten, so ist es doch, soweit mir be-
kannt, das erste Mal, dass ein hiesiger Handelsgärtner in dieser Weise
selbständig vorgeht, um dem Publikum seine Erzeugnisse vorzuführen, und
ich meine, es ist dieses »Sichfreimachen« von dem Althergebrachten ein
Fortschritt, der zu begrüssen und umsomehr anzuerkennen ist, als die durch
den Besuch erzielte Einnahme einem guten Zwecke dient.
Herr Dietze hatte es verstanden, mit seinem guten Material unter Zu-
hilfenahme der Dekoration die Besucher der Ausstellung sofort für sich zu
gewinnen. Eine grosse Mittelgruppe blühender Chrysanthemum der bekannten
guten Sorte > Yiviand Morel«, mit einer Reihe der für den Schnitt so begehrten
»Florence Davis« cingefasst, legten Zeugnis ab von der guten Kultur der
6"2A. J5. Versammlung Deutscher Pomologen und Obstzüchter.
Pflanzen und dem Fleiss, der darauf verwandt worden. Rechts von dem seit-
lichen Saaleingange erhob sich aus einer Gruppe von Lorberen und Palmen,
am Fusse eingefasst mit dem Chrysanthemum »Modesto« (goldgelb, ballförmige
Blume mit abstehenden Randblütchen). die Büste des Kaisers; an den Wänden
entlang hatte man als Deckung hohe Dracaenen und gegenüber der Kaiser-
gruppe zwei prächtige Kirschlorberen aufgestellt, während linker Hand in
einem Nebenraume abgeschnittene Blumen, die Binderei, einige blühende
Cypripedium und schönblühende Cyclamen aufgestellt waren.
Von den als Sommerstecklinge, einstielig, mit einer Blume gezogenen
Chrysanthemumsorten waren besonders gelungen und sind hervorzuheben:
Western King (weiss, eingebogen, prachtvoll), Viviand Morel (leuchtend rosa),
Florence Davis (weiss, vor dem vollständigen Aufblühen meergrün, Randblüten
herabhängend, Mitte eingerollt). Simplicity (weiss, vielleicht die grossblumigste
aller weissen, aber etwas empfindlich), George W. Childs (leuchtend dunkel-
rot mit etwas eingebogener Mitte und strohgelber Rückseite), Rose Wynne
(ballförmige, weisse, zuweilen mattrosa angehauchte Blume) und verschiedene
andere mehr, alles bereits gute Bekannte, die auch der Aussteller in seinen
abgeschnittenen Blumen in noch grösserer Vollkommenheit vorführte. Wenn
man nun früher immer meinte, die grossen Blumen der Chrysanthemen Hessen
sich eigentlich in der Binderei nicht gut oder doch nur ganz beschränkt ver-
wenden, so konnte der von Frau Dietze ausgestellte schöne grosse Kranz,
aus den grossen Blumen der »Viviand Morel« gearbeitet und mit feinen Adi-
antumgrün durchzogen, andere Meinung hervorrufen; auch eine Tochter des
Hauses hatte sich an der Binderei beteiligt und sich lobend eingelührt; ganz
besonders gefiel ein grosser Kranz, in welchem mit Flechten bewachsene,
trockene Tannenzweige geschmackvolle Verwendung gefunden hatten.
Nicht unerwähnt möchte ich die schönen, abgeschnittenen Rosen der
Rose »La France« lassen, die uns Herr Dietze bereits des öfteren in
Zwischenräumen vorgeführt hat und über die vielleicht einmal später, nachdem
sich seine Methode bewährt hat, ein Bericht erscheint.
So kann man denn mit Recht dem Veranstalter der Ausstellung zu seinem
Werke beglückwünschen; es ist ihm gelungen. Hoffen wir nun auch, dass
dieser Erfolg ihm nutzbringend sein möge, und dass ein reger Besuch der Aus-
stellung den Zweck des Frauenvereins des Kreises Teltow hat fördern helfen.
Der Dekorations-Ausschuss des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues
beantragte für Herrn Dietze's Leistung eine goldene Medaille. Fr. W.
15. Versammlung Deutscher Pomologen und Obstzüchter
und Generalversammlung des Deutschen Pomologen -Vereins
in Dresden am 14.— 16. Oktober 1899.
Von C. Junge, Steglitz. [Schluss.]
Der nächste Punkt betraf die Frage: »Welche Samenobstsorten
eignen sich besonders zur Anpflanzung in der Nähe grosser
Städte, sowie von Bade- und Luftkurorten?« Der erste Referent, Herr
Direktor Schüle-Hohenheim, wies auf den grossen Nutzen hin, welchen der
l5. Versammlung Deutscher Pomologen und Obstzüchter. 633
Anbau von Frühobst dem Besitzer in der Nähe solcher Orte gewährt, an
welchen ein stärkerer Bedarf an frischem Obst vorhanden ist, und nannte eine
grössere Anzahl von Obstsorten, welche er für beachtenswert gefunden hatte.
Diese Liste wurde noch durch den zweiten Referenten, Herrn Jokisch-
Gransee, ergänzt, sodass ein ziemlich grosses Verzeichnis daraus wurde. Ich
nehme Abstand davon, alle diese Sorten hier zu nennen, und rate denjenigen,
welche für Frühobst gute Absatzgelegenheit zu haben glauben, sich bei der
Anpflanzung an diejenigen Sorten zu halten, welche sich in ihrer Gegend gut
bewährt haben. Andere Sorten, welche noch nicht an Ort und Stelle erprobt
sind, sollten so lange nur in geringem Umfange angepflanzt werden, bis die
Erfahrungen bewiesen haben, dass sie besser sind, als die bis dahin schon
als gut erprobten. »Ebenso gute«, oder »auch ganz gute« sollte man aber
für den grösseren Anbau ausschliessen, da ein Nutzen daraus nicht erwächst,
wohl aber durch die unnötige Vermehrung der Sortenzahl der Absatz nur
erschwert und die Preise gedrückt werden.
Der Vortrag des Herrn Dr. Zürn in Naundorf bei Leipzig über »Hasel-
nusskultur« fiel aus. Herr Gartenbaudirektor Göschke-Proskau betonte
in seinem Vortrage über »die wichtigsten Erdbeersorten für ver-
schiedene Verbrauchszwecke«, dass auch bei den Erdbeeren für Markt-
kultur für die Auswahl der Sorten ihre Rentabilität die Richtschnur geben
müsse, ein Grundsatz, welchen man für jeden Nutzobstbau beachten sollte.
Die Liebhaberei darf für diesen Zweck keinen Einfluss haben. So z. B. ist der
Rote Eiserapfel für viele Verhältnisse wegen seiner Anspruchslosigkeit, seiner
guten Tragbarkeit und seines leichten Absatzes sehr rentabel und wird des-
halb vielfach angepflanzt. Würde man nur persönlicher Liebhaberei folgen,
dann würde man auf ihn oft verzichten und andere, wohlschmeckendere Aepfel
wählen. Es ist erfreulich, dass dieser Grundsatz mehr und mehr anerkannt
wird. Das ist für die Erhöhung des Nutzens aus Obstpflanzungen nur vorteil-
haft. Für Marktkultur empfahl Herr Göschke folgende Sorten:
Frühe: Laxtons Noble, Kaisers Sämling und Helgoland.
Mittelfrühe: König Albert, Theodor Mulie und Sharpless.
Späte: Lucida perfecta und Komet.
Für Liebhaber: Frühe: Scarlet Queen, Garteninspektor Koch.
Mittelfrühe: La Constante, Weisse Ananas und Rudolf Göthe.
Späte: Dr. Hogg. Esmeralda.
Für Sandboden: Laxtons Noble, König Albert. Lucida perfecta.
Für schweren Boden: Theodor Mulie, Garteninspektor Koch, Jucunda.
In der darauf folgenden Besprechung wurde darauf aufmerksam gemacht,
dass auch die Erdbeersorten in den verschiedenen Gegenden und Bodenarten
sehr verschieden gedeihen. Herr Redakteur Böttner meinte, dass Laxtons
Noble jetzt wohl die verbreitetste Sorte in den Grosskulturen sei. Auch hier-
bei wird also weiter probiert werden müssen.
Bei dem folgenden Verhandlungsgegenstande: »Welche Terrains
eignen sich besonders für landwirtschaftlichen Obstbau und
welche Baumformen sind für denselben die empfehlenswertesten?"
platzten die Meinungen heftig aufeinander. Herr Provinzial-Wanderlehrer
Lesser-Kiel, welcher das erste Referat hierzu erstattete, warnte mit Recht,
unbrauchbare Grundstücke zum Obstbau zu verwenden, wozu heute vielfach
•636 i5. Versammlung Deutscher Pomologen und Obstzüchter.
Neigung unter den Landwirten vorhanden sei. Grundstücke mit schlechtem
trockenen Boden und solche, welche zu feucht oder fortwährenden Ueber-
schwemmungen ausgesetzt sind seien für Obstbau nicht geeignet. Er
empfiehlt, die Pflanzungen so einzurichten, dass landwirtschaftliche Kulturen
darunter betrieben werden können, und hält deshalb nur die Hoch- und Halb-
stammformen für den landwirtschaftlichen Obstbau für geeignet. Zum Schlüsse
wendete er sich sehr energisch gegen die jetzt vielfach empfohlene Buschobst-
kultur. Infolgedessen traten die Herren Böttner, Kr ü Igen und Möller
gegen diesen Angriff auf das Buschobst zur Verteidigung auf. Herr
Böttner beschränkte sich in seiner Antwort auf die Mitteilung, dass
in diesem Jahre auf dem Hedwigsberge in Frankfurt a. Oder 98 Buschbäume
der Wintergoldparmäne, welche auf Entfernungen von 2 m gepflanzt sind,
durchschnittlich 32 Pfund guter Früchte pro Baum gebracht haben. Die Herren
Krütgen und Möller gingen scharf gegen den absolut ablehnenden Standpunkt
des Herrn Lesser vor und sprachen ihre Ueberzeugung aus, dass für manche
Verhältnisse Buschobst entschieden anderen Baumformen vorzuziehen sei. Die
Acten sind über diese Frage nach meiner Ueberzeugung noch lange nicht
geschlossen. Es ist aber zu bedauern, dass sowohl in der Presse, als in Ver-
sammlungen mit einer Schärfe dagegen und dafür gekämpft wird, welche ganz
unnötig ist und ruhiger urteilende häufig abhält, durch Mitteilung der eigenen
Erfahrungen zur Beurteilung solcher wichtigen Frage Material bekannt zu geben.
Herr Dr. von Peter, Direktor der Grossherzoglichen Obstbauschule in
Friedberg i. Hessen, welcher über ..die Entwicklung des Baumwärter-
Ausbildungs wesens und zeitgemässe Vor schlage zur Verbesserung
desselben" sprach, wies auf die Wichtigkeit der Baumwärter für die
allgemeine gute Pflege der Obstbäume und die Erhöhung der Rentabilität des
Obstbaues hin. Dafür sei aber eine gründlichere Ausbildung der Baumwärter
notwendig. Die jetzigen Unterrichtskurse seien zu kurz und die Leute würden
zu früh und ohne hinreichende Erfahrung sich selbst überlassen. Er hält es
deshalb für erstrebenswert, dass die Dauer der Baumwärterkurse verlängert
wird. Ferner wünscht er, dass sie bei Schluss des Kursus einer Prüfung unter-
zogen werden und ihnen über den Ausfall derselben ein Zeugnis erteilt wird,
sowie dass sie 2 Jahre unter der Leitung eines Obstzüchters praktisch thätig
sind, dass ihre Kenntnisse in einem Wiederholungskursus aufgefrischt und ver-
mehrt werden und dass sie dauernd unter der Aufsicht oder in sonst einem
näheren Verhältnis zu einem von der vorgesetzten Behörde dazu autorisierten
Obstbautechniker (Provinzial-, Kreis- oder dergl. Obstbautechniker) stehen.
Ueber wirtschaftlich wertvolle Haselnusssorten für das
Normalsortiment sprachen hierauf die Herren Gartenbauinspektor
Maurer-Jena und Gartenbaudirektor Goeschke-Proskau. Herr Maurer
hatte die Ernteergebnisse einer grösseren Anzahl von Haselnusssorten, sowie
die Gewichtsverhältnisse der Nüsse, Schalen und Kerne nach der Winter-
lagerung zusammengestellt und als Manuskript gedruckt mit schönen Abbildungen
der Kerne dieser Sorten in der Versammlung verteilt und bot damit den An-
wesenden eine interessante Arbeit von dauerndem Werte, wofür ihm der beste
Dank ausgesprochen wurde.
Das von ihm vorgeschlagene Sortiment war folgendes: Cosford Nuss,
Fichtwerdersche Zeller N.. Gunslebener Z. N.. Hallesche Riesennuss,
i5. Versammlung Deutscher Pomologen und Obstzüchter. 637
Lambert Filtert, Neue Riesennuss, Römische Nuss, Kaiserhasel am
Trapezunt, Volle Z. N.-, Weisse Lambertnuss. Diesem Vorschlage schloss
sich der Herr Korreferent an. Anstatt der von Herrn Maurer ausserdem noch
vorgeschlagenen Sorten: Daviana und Gubener Barcelloner einigten sich beide
Herren auf Burchardts Z. N. und Kaiserin Eugenie, so dass das Sortiment
aus diesen 12 Sorten besteht.
Von den übrigen auf der Tagesordnung stehenden Gegenständen kamen
nur noch die beiden über „Zölle für Obst und Obstfabrikate" und über
„Die Tariffrage für Obst'- zur Verhandlung. Ueber letztern sprach Herr
Oekonomierat Späth seine Ansicht dahin aus. dass die Regelung der Tarife
für Obst in Zusammenhang stehe mit derjenigen der Zölle. Zur Zeit sei man
in vielen Gegenden Deutschlands deshalb gegen eine Verbilligung der Obst-
tarife, weil derselbe ohne weiteres dem ausländischen Obst auch zustatten
kommt und man dadurch die ausländische Konkurrenz noch mehr erleichtern
würde. Es würde deshalb nützlich sein, die Tariffrage bei Gelegenheit der
Zollfrage mit zu erörtern.
Herr Geheimer Oekonomierat von Langsdorff-Dresden erstattete hierauf
sein Referat über „Die Frage der Zölle für Obst und Obstfabrikate" in
musterhaft fesselnder, Weise. Gegner wie Freunde der Einfuhrzölle stimmten
darin überein, dass ihnen hier mit grosser Unparteilichkeit in erschöpfender
F'orm, ein ausgezeichnetes Material zur Beurteilung dieser Frage geboten worden
war und der dem Redner bewiesene Dank war deshalb einmütig und kam von
Herzen. Ich muss es mir leider versagen, an dieser Stelle näher auf diesen
schönen Bericht einzugehen, kann aber auch deshalb gern darauf verzichten,
weil inzwischen ein noch eingehenderer Bericht des Herrn von Langsdorff,
welchen derselbe im Landeskulturrat des Königreichs Sachsen über diese
Frage erstattet hat, im Druck erschienen ist. Interessenten verweise ich
deshalb auf diesen Bericht. Die vorgerückte Zeit liess eine eingehende Debatte
über diese Frage nicht mehr zu. Einige Herren aus Süddeutschland sprachen
sich im Interesse der Obstweinfabrikation gegen einen Schutzzoll aus. während
Schreiber dieses dagegen auf die Nachteile hinwies, welche den Obstzüchtern
der Provinz Brandenburg und der benachbarten Provinzen durch die schranken-
lose Zufuhr ausländischen Obstes nach Berlin und anderen grösseren Städten
erwachsen, während die Obstausfuhr nach Russland und Skandinavien durch
die dortige Zollgesetzgebung gleichzeitig erschwert sei. Die Verhandlungen
wurden hierauf abgebrochen und es begann die Generalversammlung des
Deutschen Pomologenvereins.
Nach Annahme des oben angefühlten von den Herren Maurer und Goeschke
vorgeschlagenen Normalsortiments der Haselnüsse erfolgte der Bericht der
Kassenrevisoren, auf deren Antrag unter dem Ausdrucke des Dankes für seine
sorgfältige, fleissige Führung der Geschäfte dem Geschäftsführer des Deutschen
Pomologen-Vereins Herrn Direktor Lucas, Reutlingen F^ntlastung ertheilt wurde.
Bei der Neuwahl des Vorstandes wurde in Folge der Erklärung des
Herrn Geheimrat Prof. Dr. Seelig, dass er seines hohen Alters wegen eine
Wiederwahl nicht annehmen könne, Herr Landesökonomierat Goethe-Geisen-
heim zum stellvertretenden Vorsitzenden und an dessen Stelle Herr Garten-
inspektor Maurer- Jena zum Beisitzer gewählt. Eine Ehrenpflicht erfüllte die
Versammlung, indem sie dem hochverehrten Herrn Geheimrat Seelig, welcher
(5q8 ^'e Jubiläums-Ausstellung in Dresden.
viele Jahre Mitglied des Vorstandes war, als Dank für seine fast fünfzigjährigen
treuen und erfolgreichen Bemühungen zur Hebung des Obstbaues, einstimmig
zum Ehrenvorsitzenden des Deutschen Pomologen-Vereins, und unseren ver-
ehrten, lieben Freund Herrn Gartenbaudirektor Mathieu-Charlottenburg,
der in seiner stillen, aber gleichfalls unermüdlichen Weise sich um den Obst-
bau ausserordentlich verdient gemacht hat, zum Ehrenmitglied ernannte. —
Als Ort der nächsten Generalversammlung im Jahre 1902 wurde auf Einladung
der Landvvirtschaftskammer für Pommern Stettin gewählt.
Die Jubiläums-Ausstellung des Landes-Obstbauvereins
für das Königreich Sachsen
in Verbindung mit der Allgemeinen Deutschen Obstausstellung bei Gelegenheit
der XV. Versammlung deutscher Pomologen und Obstzüchter vom 14. bis
19. Oktober 1899 zu Dresden im Städtischen Ausstellungspark.
(Fortsetzung.!
Herr Königl. Gartenbaudirektor Carl Mathieu berichtete in der Ver-
sammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues am 26. Oktober ein-
gehend über die Obstausstellung in Dresden. Wir entnehmen seinem Bericht
auszugsweise Folgendes:
Die schönste Ausstellung war von der Königl. Lehranstalt für Obst-
und Weinbau zu Geisenheim a. Rhein (Direktor: Landesökonomierat
Goethe). Goethe hat in Birnen Ausgezeichnetes geleistet, das schöne Klima
und die günstige Lage bringen Färbungen hervor, wie wir sie hier gar nicht
haben, sicherlich wird auch viel Dünger und Wasser gegeben sein. Dagegen
schienen mir und anderen Herren die Äpfel keineswegs schöner als unsere.
Bei Äpfeln findet man überhaupt, dass viele Sorten im Süden nicht so voll-
kommen werden wie im Norden. Die württembergischen Äpfel haben vor den
unsrigen nichts voraus. In Frankreich wird der Gravensteiner nicht geachtet,
weil die Wärme den guten Geschmack verringert; er will Seeklima und gedeiht
bekanntlich am besten in Holstein, Mecklenburg und Pommern etc.
Die Ausstellung der L. Späthschen Baumschule zu Baumschulenweg bei
Berlin SO. war ebenfalls vorzüglich und eine der schönsten sowohl in
pomologischer wie in kultureller Hinsicht. Namentlich ausgezeichnet waren
die Äpfel, besonders die von Topfbäumen. Eine Kaiser Alexander war ganz blutrot.
Mehrere Provinzen hatten Kollektiv - Ausstellungen veranstaltet. Ganz
besonders trat die Provinz Sachsen hervor, die fast eine Verschwendung in
Obst getrieben hatte und gewiss mehrere Tausend Mark für die Ausstellung
geopfert hat. In der Mitte des Saales stand eine grosse Etagere mit den acht
besten Apfelsorten; das übrige Obst war nicht, wie bei vielen Ausstellern, auf
Tellern ausgelegt, sondern in viereckigen, halb gefüllten Körben von etwa
45 cm Länge und 30 cm Höhe, die ca. 5 kg enthielten. Diese Ausstellung sah
sehr schön aus, und kann man wahrlich sagen: Die Provinz Sachsen hat sich
um das Vaterland verdient gemacht.
Im Königreich Sachsen wirkt der Landesobstbau-Verein seit 25 Jahren
mit grossem Erfolge. In seiner grossen Ausstellung fanden die Mitglieder der
Die Jubiläums-Ausstellung in Dresden. goq
Bestimmungskommission, zu der ich auch gehörte, noch recht viele unrichtige
Namen, teilweise falsch geschrieben, teilweise falsch bestimmt. Oft liess sich
der richtige Name nach den Früchten aber nicht ermitteln. Ein Missstand
scheint zu sein, dass in Höhenlagen manche kleinere Besitzer Sorten bauen,
die nicht dahin gehören. Anstatt die Sorten zu nehmen, die der Landesobst-
bauverein für das Königreich Sachsen empfohlen hat. hat es den Anschein,
als wenn manche Züchter sich aus Baumschulen ohne Sortenangabe einfach
Sommer- oder Winteräpfel schicken lassen. Sie erhalten dann oft Sorten, die
zwar im milden Klima gedeihen, aber nicht auf der Höhe. Manches Obst aus
diesen höheren Lagen zeigte auch viel Fusicladium.
Die Hauptsache ist. die Obstzüchter zu veranlassen, von zu vielen zum
Teil minderwertigen Sorten zu lassen und nur die empfohlenen zu bauen.
Dem märkischen Obstbauverein ist das unsern starrköpfigen Märkern gegen-
über auch schwer geworden, aber wir haben es doch erreicht und wir haben
die Freude, jetzt auf unsern Ausstellungen nur wenige Sorten unter richtigen
Namen zu sehen.
Die Landwirtschaftskammer der Provinz Brandenburg hatte 22 Sorten in
grösseren Quantitäten in guter Verpackung ausser Preisbewerb ausgestellt und
fand diese Ausstellung viel Anerkennung. Von jeder Sorte waren 12V2 kg,
jede Frucht in Seidenpapier und dann in Holzwolle verpackt.
Die Provinz Ostpreussen hatte, wie gewöhnlich, auch eine sehr hübsche
Ausstellung veranstaltet, die vom Forstmeister Wolfram geordnet war. West-
preussen war ebenfalls gut vertreten. Das kontinentale Klima in diesen
Provinzen scheint die Äpfel sehr zu begünstigen. Nach dem langen Winter
bricht das Frühjahr fast plötzlich herein und Nachtfröste sind namentlich in
Ostpreussen seltener als bei uns. Die Sonne wirkte im Sommer stärker als im
mittleren Deutschland und daher wird die Färbung der Früchte eine sehr intensive.
Ausgezeichnet waren wie immer die Ausstellungen des Oberhessischen Obst-
bauvereins zu Friedberg in Hessen und ebenso die des Rheingauer Vereins zu
Wiesbaden, doch kann ich der Kürze der Zeit wegen hierauf nicht näher eingehen.
In der Diskussion bemerkte Herr kgl. Garteninspektor Lindemuth, dass
er fast alle Jahre aus Geisenheim und Proskau Obst zur Demonstration bei
seinen Vorträgen über Obstbau an der Landwirtschaftlichen Hochschule erhält;
da zeigte sich stets, dass die gleichen Sorten Geisenheimer Birnen die Proskauer
bedeutend überragen, umgekehrt seien die Proskauer Äpfel schöner als die
Geisenheimer. Der Unterschied sei aber nicht so gross wie bei den Birnen.
Herr kgl. Gartenbaudirektor Echterm eyer- Wildpark bestätigt das.
Der Unterschied beruht wohl auf dem Boden, Proskau hat schweren Lette-
boden; immerhin erzeugt Proskau doch sehr schmackhafte Birnen. Er
erwähnt alsdann den Fleiss, den man in der Provinz Sachsen auf die Aus-
stellung verwandt, nicht minder aber die kartographischen Darstellungen des
Königreichs Sachsen, welche in so anschaulicher Weise erkennen lassen, wie
viel z. B. die Obstbäume an den verschiedenen Chausseen einbringen. Sehr
nachahmungswert ist, dass die Sektion Dresden in der Markthalle dortselbst
einen Glasschrank hat aufstellen lassen, in welchem sich die empfehlens-
wertesten Obstsorten in Nachbildungen rinden, so dass jeder Verkäufer, falls
er den Namen seines Obstes nicht weiss, denselben erkunden kann, umgekehrt
jeder Käufer sich vergewissern kann, ob er auch die richtige Sorte erhält.
Qaq Dresdener Jubiläums-Ausstellung des Landes-Obstbau-Vereins.
Dresdener Jubiläums-Ausstellung des Landes-Obstbau-Vereins
für das Königreich Sachsen vom 14. bis 19. Oktober 1899.
Neuheiten. — Chaussee- Obst. — Lokal-Sorten. — BaumschulartikeL
Formobst. — Pläne. — Bücher.
fnter den auf dieser Ausstellung vorhandenen Neuheiten gebührte den
Äpfeln entschieden der Vorrang. Zunächst sei genannt: I. Minister von
Hammerstein, ein dem Geisenheimer Institute entstammender Apfelsämling,
in Form der Champagner-Reinette, mittelgross, etwas flach gedrückt, allgemein
grün in Grundfarbe, mit geröteter Sonnenseite; soll neben reicher Tragbarkeit
von besonderer Haltbarkeit sein und so eine wertvolle Neuheit bilden. II. Den
an Neuheiten grössten Satz enthielt u. a. die Späthsche Sammlung. Aus dieser
seien vorzugsweise erwähnt: a) Prinz Albrecht von Preussen, eine Abart
von Kaiser Alexander, von längerer Haltbarkeit als der Stammvater, grosse,
lebhaft gerötete Frucht: b) Hofg. Braun, mittelgross, grün, sehr tragbar, gut
im Geschmack; c) Neuer Berner Rosen-Apfel, gross, dunkelrot; d) Neuer
roter Himbeer-Apfel, mittelgross, lebhaft gerötet; e) Fruchtbarer von
Frogmore, gross, rot gesprenkelt, trägt reich; f) Pohls Schlotterapfel,
gut im Geschmack, sehr haltbare Frucht; meist Früchte, die oft schon in
Cassel und Breslau Empfehlung fanden. Unter den 18 amerikanischen Sorten
treten namentlich hervor: 1. Salome, rötlich, mittelgross; 2. Little maid, lebhalt
gefärbt; 3. King of Tomkins county, gross, breit, sehr viel auf dem Berliner
Markt; 4. Grünling von Rhode Islands; 5. Baldwin, fest, hart; 6. Wagenerapfel;
7. Ontario, grün; 8. Jonathan; 9. Winter-Bananenapfel, sehr würzig im Geschmack.
xMan mag über den Wert oder Unwert einzelner Neuheiten urteilen, wie man
will, soviel steht fest: der aufmerksame Züchter wird sie nicht übersehen
dürfen. Es wird bei ihm Prinzip bleiben, neue Erscheinungen zu prüfen, sich
über den Wert der Einzelnen Klarheit zu verschaffen suchen, um sie auch
entsprechend als Geschäftsmann verwerten zu können. Ob dabei das Ursprungs-
land Europa, Asien, Afrika oder Amerika sein darf, wird zur müssigen Frage-
stellung und bedarf daher nicht erst der Widerlegung. Die amerikanischen
Äpfel sind ein auf unserem Markte gesuchtes Obst, und ist es daher der Firma
Späth nur zu danken, wenn sie sich um Einführung dieser Sorten verdient
macht. Die betreffenden Früchte bekundeten ein vorzügliches Aussehen und
fanden allgemeinen Beifall. III. Metz er Reinette, ein mittelgrosser, lebhaft
gefärbter Sämling des Baumschulbesitzers Metz-Kalbsburg. IV. Herrmanns
Apfel von Driese-Gr. Cammin, mittelgrosse lebhaft gefärbte Frucht, die
ihren scheinbaren Doppelgänger, den Halberstädter Jungfern apfel, an Feinheit
und Süssigkeit bei weitem übertrifft. V. Eva -Apfel, ein vollgebauter, gelber
Sämling von Trachte-Neuhausen (Nieder-Bayern). VI. Ein grüner, mittel-
grosser mit glasiger Schale versehener Sämling von Hassel b ach- Laubegast,
nach Angabe des Züchters sehr haltbare Frucht. VII. Ein lebhaft geröteter,
spitz gebauter Sämling von Jos. Jägei -Tiechlowitz (Böhmen). VIII. Ein desgl.
Sämling von Warn er-Süd-Dithmarschen, der gleichfalls sehr haltbar sein soll.
IX. Rosmarin-Sämling von Fischer-Willerswalde, gross, gelb, hoch mit
lebhaftgefärbter Sonnenseite. X. Doberaner Borsdorfer, eine Abart des Bors-
dorfer, von Fink-Doberan. XI. Loddington, eine neuere aus England ein-
geführte Frucht, gross, grün, von Pekrun- Weisser Hirsch bei Dresden. XII. Die
Englische Cactus-Dahlien-Neuheiten 1899/1900. 641
beiden Sorten: Ilohenzollern und Halloren- Apfel von M. Huth-Diemnitz
bei Halle, deren grosse grüne Frucht, nach oben kantig werdend, den ent-
sprechend englischen Neuheiten ebenbürtig zur Seite steht. Ausserdem waren
von Pietzsch-Oberlösnitz unter dem 14 Sorten zahlenden Pfirsichsortiment
zwei Aprikosen-Pfirsiche: La Chalonaise und Languinolle, letztere, eine
grossfrüchtige. spätreifende Sorte, sowie von Endl er-Meissen ein Blutpf irsich-
Sämling ( Amygdal persica fol. purpur.) »Rudolph«, sowie von der vonOlden-
burgschen Obst-Plantage bei Osterode a. Harz die neue Himbeersorte »Immer-
tragende von Feldbrunn< in reich besetzten Zweigen vorgeführt.
(Schluss folgt.) Hoffmann.
Englische Cactus-Dahlien-Neuheiten 1899 1900.
Von E. Geo Reid,
in Firma Reids Nursery, Beckenham-Hill, London 3 E.
Bericht über die Englischen Cactus-Dahlien-Neuheiten 1899/1900,
welche 1901 in Deutschland verbreitet werden.
fchon im vorigen Jahre habe ich einen gleichen Bericht über die vorjährigen
englischen Züchtungen gegeben, welche nun im kommenden Frühjahre.
1900, von verschiedenen deutschen Firmen angeboten werden.
I >ie Dahlien-Ausstellung in Leipzig hat bewiesen, wie richtig mein vor-
jähriges Urteil gewesen. Möllers deutsche Gärtner-Zeitung bringt in Xo. 43
eine Beschreibung der verschiedenen englischen Neuzüchtungen von 1899, die
meinen Bericht vom vorigen Jahr vollständig bestätigen.
Herr Georg Bornemann,. Blankenburg am Harz, warnt vor englischen
Neuzüchtungen, führt aber in einem Atem acht diesjährige englische Neuheiten,
welche ihm wertvoll erscheinen, auf, die alle deutschen Neuheiten weit über-
treffen.
Diejenigen Dahlien, welche inEngland einWertzeugnis erhalten, sind gewöhn-
lich gut. Irren ist menschlich; bis jetzt habe ich aber die Erfahrung gemacht, dass,
wenn eine Dahlie mit einem Wertzeichen bedacht worden war, sie dann auch
gut ist.
Wenn Herr Bornemann schreibt, es thut der Sorte für Schnittzwecke
keinen Abbruch, wenn sie ihre Blumen unter dem Laub versteckt hält oder
hängen lässt, so beweist Herr Bornemann, dass er die Wünsche der Schnitt-
blumengärtner nicht kennt. Starke, lange Stiele aufrecht über dem Laub, das
sind die Sorten, welche für den Schnitt geeignet sind, manchmal wird auch
noch eine hängende Sorte, weil es gerade keine andere giebt, so mitgenommen.
Heute sind aber sämtliche Farben mit langgestielten Blumen vertreten.
Man vergleiche die Ausstellungsberichte der Leipziger Dahlien-Ausstellung
und man wird sehen, dass die englischen Züchtungen die besten sind.
\ur derjenige, der etwas geleistet hat, weiss den Wert eines andern ge-
wöhnlich zu schätzen. Darum warnt auch Herr Koenemann auf der Jahres-
versammlung der Deutschen Dahlien-Gesellschaft in Leipzig vor »Selbst-
überschätzung«. Vor allen Dingen, sagt der Herr, sollten die Dahlienzüchter
sich nicht gegen das Ausland verschliessen, sondern das Gute auch des Aus-
landes voll anerkennen.
ß*2 Englische Cactus-Dahlien-Neuheiten 1899/1900.
Die deutschen Dahlienzüchter müssen den englischen dankbar sein, denn
diese haben ihnen das Blut geliefert und liefern es heute noch, das Blut, mit
dem es ihnen möglich ist, Neuheiten zu erzielen.
Es ist anerkennenswert, dass einige hübsche deutsche Züchtungen ent-
standen sind und man sich bemüht, dem Ausland den Rang abzulaufen; dadurch
wird die Entwicklung der Dahlienblume nur gefördert.
Wer die diesjährigen englischen Dahlien-Neuheiten gesehen hat, musste
schon mehr wie blind sein, wenn er nicht ohne weiteres zugestehen wollte,
dass England den deutschen Züchtungen weit voraus ist.
Die steife Form der Blüten ist schon gebrochen. Sorten, wie True Friend,
Exquisite, sind die Vorläufer gewesen. Progenitor bringt eine andere Art
Variation in die Formen. Wo sind die deutschen Züchtungen echter Cactus-
Dahlien, die so reich blühen wie Capitain Broad, Countess of Lonsdale,
Exquisite, Sparkler und viele andere, die so hoch über dem Laube blühen
und auf testen Stielen stehen? Brema, welche über dem Laube blüht, hatte
bei mir eine etwas violette Rosenfarbe, sonst ist sie gut; ich will gleich zu-
geben, dass ich auch etwas besser gefärbte Blumen dieser Sorte gesehen habe
auf meiner achtwöchentlichen Reise durch Deutschland, in welcher Zeit ich
die Gelegenheit hatte, einen grossen Teil der deutschen Züchtungen an der
Pflanze zu sehen.
Ich würde mich freuen, deutsche Züchtungen kaufen zu können, welche
den englischen besten Neuheiten den Rang ablaufen, bis jetzt war es noch
nicht der Fall.
Doch nun will ich auf meinen Bericht eingehen und die Leser dieser
Zeitschrift mit den besten englischen Neuzüchtungen für 1901 bekannt machen.
Englische Cactus - Dahlien für 1901.
Zweiter jährlicher Bericht.
Wieder ist die Zeit herangekommen, die Neuheiten der Cactus-Dahlien
zu prüfen, und wieder wie im vorigen Jahr ist die Zahl derselben sehr gross.
In der That ist die Arbeit der Auswahl beträchtlich schwerer als im
vorigen Jahr oder in irgend einem Jahre vorher.
Die beständige wachsende Nachfrage nach wirklichen Verbesserungen in
dieser Sektion der Dahlien hat die Zahl der Züchter bedeutend vergrössert,
welche alle versuchen, das möglichst Vollkommene zu erzielen. Die Zahl der
Neuzüchtungen ist daher sehr gross geworden, und eine rücksichtslose Auswahl
unter diesen absolut notwendig, um die Anzahl in praktischen Grenzen
zu halten.
Ein interessanter Punkt dieser Saison ist die enorme Grösse einer dieser
Neuheiten, mir aber erscheint es angemessen, die Aufmerksamkeit der Leser
auch auf den kleineren Typus zu lenken, welcher die Pompon- oder
Miniatur-Cactus-Dahlien darstellt. Es ist dieses nicht die erste Saison
ihrer Einführung, doch ihr Wert als Dekorationspflanzen für öffentliche Gärten
und zum Blumenschnitt ist jetzt ausgeprobt.
Wie im vorigen Jahr sind die Qualifikation zur Aufnahme in diesen Be-
richt: Echte Cactus-Form, reiches Blühen und feste Blumenstiele, die die Blumen
hoch über dem Laube tragen.
Zum Schluss ist eine Aufzählung der besten Cactus-Dahlien gegeben,
sowie eine kurze Liste der besten Pompon - Cactus-Dahlien. Individueller
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
643
Geschmack mag vielleicht eine oder die andere Sorte mit einschliessen, aber
für den Hauptzweck ist die Auswahl vollständig gross genug.
Die Zeichen F. C. C. bedeuten Wertzeugnis erster Klasse, A. M. Verdienst-
Wertzeugnis oder besser Wertzeugnis zweiter Klasse.
Weiss. Die beste weisse Sorte ist: »Greens White« F. C. C. und A. M.
Die Mitte dieser Sorte ist etwas grünlich, welche Farbe den Wert der Blume
eher erhöht als erniedrigt. »W.Treceder« ist nicht ganz rein weiss, nicht bestimmt
in der Erscheinung und ist mit der Sorte Electric Light wenigstens für jetzt
entbehrlich.
Gelb: In der gelben Farbe begrüssen wir mit Freude die wirklich schöne,
citronengelb gefärbte »Mr. Sanders«, F. C. C., und »Mrs. J. J. Crowe«, F. C. C.
und A. M. Letztere ist eine wirklich rein gelbe Cactus-Dahlie mit etwas heller
Rückseite, eine prachtvolle Neuheit. Sie kann wohl als die beste dieser Saison
bezeichnet werden und bringt nun endlich auch diese Farbe auf die Höhe der
von mir gestellten Anforderungen. Die Blumen sind ganz aufrecht und haben
lange, feste Blumenstiele, welche die Blumen über dem Laube tragen.
»Golden Plover« ist goldgelb und hat alle die guten Eigenschaften der
letzten Sorte, ist dabei frühblühend.
Nachdem wir diese drei ausgewählt, ist es nicht nötig, Eclipse, Narcisse,
Mrs. Serace Dickens oder Eclaire aufzunehmen.
Bernsteingelb: Auf die bernsteingelbe Farbe eingehend, linden wir
»Maurice S. Walsh«, F. C. C. und A. M. Die Farbe ist citronengelb, nach
der Mitte hin lachsfarben schattiert; es ist eine neue, ungewöhnliche Schattierung.
»Mayor Tuppenney«, F. C. C. und A. M., giebt uns eine andere Kombination
von Farben. Hier ist die Mitte gelb und der andere Teil der Blume bisquit-
farbig, mit einem braun-orangeroten Rand, eine komische, aber harmonische
Farbenzusammenstellung.
»Wallace«, eine Sorte der letzten Saison, hat sich in diesem Jahre sehr
gut gemacht und ist wohl wert, kultiviert zu werden; Farbe: bernsteingelb mit
etwas bronze schattiert.
Orange. Eine brillant orange gefärbte Varietät »Sylph«, F. C. C. und
A. M., ist eine entschiedene Verbesserung dieser Farbe und eine Schattierung,
welche viel gefordert wird. Die letzte dieser Farbe, welche wir in Betracht
ziehen wollen, ist »Debonair«, ein warmes Kupferorange und eine Sorte, die
viel gezogen werden wird.
»Lodestone« ist vielversprechend, »Ajax« ist eine andere schöne Sorte,
aber diese sowie die folgenden möchte ich lieber für das folgende Jahr lassen;
es sind: »Mrs. F. Scharp«, »Mrs. W. A. Kent«, »Lovely Flynsford«, »Decima «
und »Lady Rawson«. (Schluss folgt.)
Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc
Schmetterlings-Alpenveilchen.
(Cyclamen persicum Papilio).
Von E. Benary, Erfurt.
(Hierzu Abbildung 90 und 91.)
Die neuen Schmetterlings-Alpen-
veilchen, welche wir einem der tüch-
tigsten belgischen Spezialisten verdan-
ken, dürfen unbestritten als die hervor-
ragendste Einführung der letzten Jahre
unter den Florblumen bezeichnet
werden. Der Züchter hatte sich die
Aufgabe gestellt, die etwas enge und
644
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
steife Form der Blumen unserer Cycla-
men in eine leichtere, gefälligere um-
zuwandeln, und es ist ihm gelungen,
eine ganz neue Gruppe zu schaffen und
Abb. 90. Cyclamen Papilio.
die Gattung Cyclamen um Varietäten
zu bereichern, welche nicht nur in der
Blütenform von den bisherigen gänz-
lich abweichen, sondern auch eine
Reihe neuerFarben von überraschender
Schönheit aufweisen.
Was die Form anlangt, so geben die
hier beigefügten Clicheabdrücke die-
selbe am deutlichsten wieder: während
Abb. 91. Cyclamen Papilio.
man bisher nur Cyclamen mit spitz
zulaufenden Blumenblättern kannte,
werden letztere bei den C. Papilio nach
oben breit und sind am Rande fein
gekraust oder gewellt, was den grossen
Blumen ein ebenso eigenartiges wie
reizendes Aussehen verleiht. Zu dieser
bizarren, schönen Form kommen die
ganz prächtigen Farben , und zwar in
erster Linie alle jene mannigfaltigen
Uebergänge von weiss bis dunkelrot.
welche der früheren Klasse eigen sind,
sodann aber auch creme, hellgelb und
grünlich-gelb; letztere Nuancen er-
scheinen meistens als feine Umrandung
und auf diese Weise entstehen reizende
und vollständig neue Farbenver-
bindungen.
Diese neuen Cyclamen blühen äusserst
reich und lange, sie sind deshalb,
sowie ihrer leichten Kultur wegen,
wohl die dankbarsten Zimmerpflanzen;
ausserdem liefern die Blumen, an lan-
gen, schlanken Stielen getragen, ein
Material für feine Bouquets von un-
schätzbarem Werte.
Die beste Aussaatzeit der Cyclamen
fällt bekanntlich in die Monate August
bis Januar, je nachdem man einen
Winter- oder Frühjahrsflor erzielen
will; sie verlangen eine humusreiche,
dabei leichte, durchlässige Erde und
müssen vor Insekten behütet werden.
Vom Originalzüchter habe ich den
grössten Teil seiner diesjährigen Ernte
erworben.
Anm. d. Red. E. Benary hat eine
grosse colorierte Abbildung der neuen
Schmetterlings - Alpenveilchen anfer-
tigen lassen, welche die Farbenver-
schiedenheit so recht zeigt. Er giebt
folgende Sorten in den Handel: weiss
mit rot, rosa, rosa mit rot, rot, weiss.
Samen - Neuheiten für 1900 von
Wilhelm Pfitzer.
Begonia semperflorens „Anna Regina".
Die Königin der semperflorens Begonien.
Schon seit Jahren war man darauf
bedacht, eine Begonia semperflorens-
Sorte zu züchten, welche aus Samen
gezogen werden kann und die gleichen
Eigenschaften wie Begonia semper-
florens elegans (welche nur durch
Stecklinge vermehrt wird) besitzt.
Dies ist nun wirklich gelungen!
Begonia semperflorens,, Anna Regina"
fällt treu aus Samen und kommt der
Begonia semperflorens elegans anSchön-
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
645
heit gleich. Die Pflanze ist von ganz
regelmässigem, graziösem Wuchs und
wird nicht höher als 25 cm. Ihre
zierlichen Blätter sind glänzend lackiert,
dunkelgrün mit Metallschimmer und
gleichmässiger karminpurpurroter Bor-
dierung. Die zahlreichen Blumen er-
scheinen als Knospen dunkelkarminrot,
sind beim Aufblühen hellkarmin und
gehen beim Verblühen in ein liebliches
dunkelrosa über.
Den ganzen Sommer über sind die
Bilanzen mit Blüten überdeckt, sodass
eine Gruppe davon immer den gleich
grossen Effekt hervorbringt.
tlAnna Regina" eignet sich deshalb
sowohl zum Anpflanzen von recht son-
nigen Beeten (wo sie am besten gedeiht),
wie auch für halbschattige Lagen besser
als alle anderen Begoniasemperflorens-
Sorten. Auch zur Topfkultur kann sie
vorzüglich verwendet werden.
Ueberall wird sie durch liebliche
Färbung, Blütenreichtum und eleganten
Habitus auffallen und ist eines Ehren-
platzes in jedem Garten wert.
Begonia semperflorens hybrida flore pleno.
Dass dieBegonia semperflorens-Rasse
einst eine so bedeutende Rolle in der
Blumenwelt spielen werde, wie dies
heute der Fall ist, hätte wohl vor
einem Jahrzehnt niemand gedacht,
noch viel weniger aber, dass es auch
dieser schönen dankbaren Pflanze vor-
behalten war, mit gefüllten Blumen
geziert zu werden, genau wie dies
bei Geranien, Knollenbegonien, Pe-
tunien etc. durch fortgesetzte künst-
liche Befruchtung erreicht worden ist.
Nachdem ich vor wenigen Jahren
die ersten Anfänge einer Verdoppelung
der Blumenblätter in meinen Kulturen
entdeckte, ist es der unermüdlichen
gärtnerischen Hand gelungen, gefüllte
Blumen in den verschiedensten Farben
vom reinsten Weiss bis zum tiefsten
Dunkelrot zu erzielen. Dieselben stehen
reizend über den zierlichen glänzenden,
teils metallisch rot schimmernden
Blättern und blühen wie die Stamm-
form unaufhörlich fort.
DiePflanzenhaben einen gedrungenen
Bau und sind von üppigem Wuchs,
können deshalb für Topf- und Land-
kultur gleich gut verwendet werden.
Ein Hauptvorteil besteht noch darin,
dass dieselben ziemlich treu aus Samen
lallen, wodurch diese ausgezeichnete
Neuheit am raschesten verbreitet
werden wird. In diesem Frühjahr habe
ich 3 Sorten, Stuttgardia, Hugo Fuchs,
Klara Pützer, als Pflanzen in den Handel
gegeben, und haben sich dieselben
vorzüglich bewährt.
Ich hatte diesen Sommer ein Haus
voll mit gefüllten semperflorens Bego-
nien in allen Farben in der Blüte, das
alle Besucher meines Gartens, darunter
die ersten Autoritäten der Gartenwelt,
zur Bewunderung hingerissen hat.
Papaver Orientale neue Hybriden
(Züchtung Putzer).
Rosa, lila, kupferrot.
Durch jahrelang fortgesetzte künst-
liche Befruchtung aller existierenden
orientalischen Mohn ist es mir gelun-
gen, ganz neue Farben zu erzielen.
Dieselben haben in den letzten Jahren
bedeutendes Aufsehen erregt. Im freien
Land machen sie grossen Effekt, eben-
so sind sie zur Binderei wegen ihrer
eigenartigen Färbung sehr geeignet.
Reseda odorata maxima. Rote Goliath.
Die Firma Pape & Bergmann-
Quedlinburg fügte ihrem Prospekte
No. 77, Neuheiten für 1900 von
Blumen- und Gemüsesamen eine
sehr treffliche farbige Tafel obiger
Riesen-Reseda bei. Eine schönere
Resedaart als die vorliegende lässt
sich kaum denken ; keine der bekannten
Sorten kommt der leuchtendroten
Goliath bezüglich der Grösse der ein-
zelnen Blumen, welche imDurchmesser
18 mm erreichen, oder der Stärke der
Rispen nahe. Die prächtigen, dicht-
geschlossenen Terminalrispen werden
160 bis 180 mm lang bei einem Durch-
messer von 65 mm. Die einzelnen
Blüten sind intensiv leuchtend rot, so
dass sie auch feuerrot genannt werden
können.
Die Pflanze baut sich kandelaber-
artig auf, sodass die ungemein dicken,
schön abgestumpften Rispen, welche
aufrecht auf steilen steifen Stengeln
stehen, jede einzeln zur vollen Gellung
kommt und sich von der schönen
irisch grünen Belaubung äusserst effekt-
voll abhebt. Die Rote Goliath ist eine
Neuheit, die nach der Beschreibung
der Züchter, auf das wärmste zu em-
pfehlen ist. J. B.
646
Kleinere Mitteilungen.
Reseda Machet Rubin.
Diese sogenannte rote Machet-Reseda
wurde zuerst von Pape & Bergmann
in Quedlinburg kultiviert und in den
Handel gebracht. Sie eignet sich ganz
vorzüglich für Topfkulturen und für
Beete. Die zahlreichen Blütenrispen
besitzen eine leuchtende. kupfer-
scharlachrote Färbung, welche sich
von der saftig dunkelgrünen Belaubung
sehr effektvoll abhebt. Die Pflanze ist
eine schnell beliebt gewordene Varietät
und der Emptehlung wert. J. B.
Neue Coleus, .,Frau Malwine Mauthner".
Eine ganz neue prächtige Blattpflanze
mit grossen hellgrünen Blättern, die
eine strohgelbe, karminrosa getuschte
Herzzeichnung hat. Die Pflanze baut
sich recht gleichmässig auf und wird
in kurzer Zeit weit verbreitet sein.
Dieser Neuzüchtung reiht sich »Graf
von Bülow« mit ebenfalls grossem
citronengelben, maigrün getuschtem
Blatt an, welches eine rosafarbene
Mitte hat. Als ganz vorzügliche Sorte
sowohl für Beete als für Topfkulturen gilt
die Neuzüchtung »Max Hesdörtfer«.
welche die Reihe der sogenannten
Landcoleus wertvoll bereichert. Da-
Blatt ist gross, sammetig, rotbraun und
hat eine starkgezähnte und gewellte,
goldgelbe Umrandung. Alle drei
Coleus-Neuheiten verdanken wir der
Firma Sattler & Bethge A.-G. in
Quedlinburg. J. B.
Kleinere Mitteilungen.
Sämereien-Bericht von Metz & Co.
Steglitz-Berlin, 15. Novbr. 99.
Im Anfange der verflossenen Woche
erschien unser Engros-Preisverzeich-
nis No. 104. Die zahlreichen Anfragen
und Aufträge auf div. Klee-, Gras- und
Runkelsämereien, die wir hierauf in
den letzten Tagen erhielten, zeigten
uns, dass einzelne Artikel doch sehr
knapp und die Händler heute gern die
geforderten, verhältnismässig hohen
Preise bewilligen. In erster Linie
wurden Rotklee und Alsike*) sehr be-
gehrt und gaben unsere angemessenen
Forderungen zu einer günstigen Ein-
deckung Veranlassung. Gradein diesen
beiden Artikeln war es uns durch
zeitige Kaufabschlüsse möglich, mit
jeder beliebigenFirma zu konkurrieren.
Alsike sowohl, als auch Rotklee, haben
unseren Gefühlen nach ihren Höhe-
punkt noch nicht erreicht, da über
ersteren die Nachrichten aus Amerika
und Ganada von Tag zu Tag un-
günstiger lauten, und letzterer durch
den nicht enden wollenden Regen,
namentlich in Böhmen, Mähren. Ga-
lizien und Oesterreich-Ungarn quanti-
tativ und qualitativ mehr wie man an-
*) Alsike ist ein Kirchdorf in Schweden
bei Upsala, nach ihm wird der schwedische
oder Bastardklee, Trifolium hybridum, auch
Alsikeklee genannt. L. W.
fangs annahm, gelitten hat. Wegen
der grossen Preisdifferenz zwischen
hiesiger und amerikanischer Saat
wurde mit Vorliebe amerikanische
Saat gehandelt. Von den Gräsern war
Dactylis in diesen Tagen das Ge-
fragteste. Dieses Gras wird durch die
ungünstige Ernte in Amerika und
Australien noch sehr knapp werden
und wird die hiesige, in Qualität und
Quantität sehr gute Ernte sehr bald
zu erhöhten Preisen ihr Unterkommen
finden. Agrostis, Lolium perenne und
italicum haben auch in der Berichts-
woche weiter angezogen, und ist wohl
anzunehmen, dass diese sehr begehrten
Gräser ihren Einfluss auch auf die an-
deren Gräser ausüben werden. Der
Runkelmarkt hat sich in diesen Tagen
weit günstiger gezeigt, wie man der
ungünstigen Witterung zufolge an-
nahm. Die Eckendorfer und wal-
zenförmige Runkel sind nur einige
Mark teurer, als im vergangenen
Jahre, dagegen haben allerdings die
Oberndorfer und die Mammuth
eine ziemlich bedeutende Preiserhö-
hung erfahren. Wir sind heute in der
günstigen Lage, von allen Sorten Run-
keln jedes Quantum zu den billigsten
heutigen Notierungen abzugeben, so-
wie wir auch mit den verschiedenen
Sorten knapp geernteten Möhrensamens,
in erster Linie mit der so beliebten
Litteratur. — Eingesandte Preisverzeichnisse.
§47
goldgelben, cylinderförmigen, stumpfen
Riesen-Futtermühre preiswert auf-
treten können. Unsere heutigen No-
tierungen sind pr. 50 kg. ab Steglitz:
Echte Prov. Luzerne 58— 04 M., ital.
50 — 56, böhm., russ.. ungar. Rotklee
52 — 72 M.. Weissklee 35— 05. Schwed.
Klee 40 — 75 M., Wundklee 55 — 72,
Gelbklee 18—23. Incarnat 28 — 32 M..
alles seidefrei. Esparsette, einschürige
15 — 17, zweischürige 13 — 16, engl. Ray-
gras 12 — 15, ital. Raygras 16 — 20, Ti-
mothee 17 — iz M., Knaulgras 35 — 50,
Schafschwingel 18—30, Honiggras 12 bis
j". Wiesenfuchsschwanz 40— 55, Wie-
senschwingel 35 — 48, Seradella 6—8,
Vicia, gewöhnl. 7—8 M., Peluschken
8 — 9 M., Oelrettig 15 — 17, weisser
Senf 14 — 17, Sandwicken 11 — 13, do.
mit Johannisroggen 10 — 11, Johannis-
roggen 8,50 — 9,00, Rohrglanzgras pr.
50 kg 180 M. Kartoffel »Kaiserkrone«
pr. 50 kg 6 M., 1000 kg 95 M.
Einweihung des Palmenhauses in Petersburg.
Im kaiserlich botanischen Garten zu
St. Petersburg ist das neue Palmenhaus,
eines der grössten der Erde, am 18. No-
vember n. St. feierlich eingeweiht
worden.
Litteratur.
»DieGärtnereialsLebensberuf«
von Carl Gräber kann als eine
weitere Klarlegung der im gärtnerischen
Berufeso viel vorkommendenEnttäusch-
ungen mit Freude begrüsst werden und
ist gleichzeitig als eine Fortsetzung
der im Jahre 1898 erschienenen »Schule
und Praxis des Gärtners« von dem-
selben Verfasser anzusehen. Auch das
neue Buch giebt so viel Beachtens-
wertes, dass man nur wünschen kann,
es möchte eine recht grosse Verbreitung
rinden. Einzelne Abschnitte sind von
ganz besondererWichtigkeit, besonders
der: wo soll ein junger Mann als Lehr-
ling eintreten. Diese Frage ist darum
so schwer zu beantworten, weil man
selten vorher weiss, in welchem Be-
triebe man später eine Stellung ein-
nehmen wird, und dass diese sehr ver-
schieden sein kann, wird im vor-
liegenden Buch sehr ausführlich be-
schrieben. In einem Punkte bin ich
mit dem Verfasser nicht einverstanden,
und zwar dem, dass er befürchtet, es
möchte seine Schrift bei vielen Gärt-
nern Missstimmung hervorbringen. Ich
bin der Meinung, dass dies gar nichts
schaden würde, denn dies können nur
Männer sein, die mit der Zeit und
ihren Ansprüchen nicht mitge-
gangen sind. Dressler.
Eingesandte Preisverzeichnisse.
A. Anton Schlösser, Köln-Ehren-
feld, 18. Jahrg. Beschreibendes Ver-
zeichnis über abzugebende selbst-
gezogene Obstbäume, Edelreiser, Beeren-
obst, Schnittlinge und Stecklinge nebst
einer kurzen Anleitung zur Bepflanzung
und Behandlung der Obstbäume. —
Etablissement d'Horticulture et d'accli-
matation Glü Sahut, Montpellier,
1809/1900. — Fred'k W. Kelsey,
.\<-\v-York. Trees, shrubs, bulbs and
plants for autumn planting. — Pape
& P. ergmann, Quedlinburg. Neuheiten
für 1900 von Blumen- und Gemüse-
samen. Xo. 77. Dem Prospekt liegt
eine farbige Tafel von Reseda odo rata
maxima (Rote Goliath) bei. Etwas
Schöneres unter den Reseden als diese
leuchtend rote Goliath wird es
schwerlich geben. Die einzelnen
Blumen erreichen auffallende Grösse
(12 mm), die prächtigen dicht ge-
schlossenen Mittelrispen werden im
Durchschnitt 180 mm lang bei einem
Durchmesser von 65 mm. Die Farbe
der Blüten ist intensiv leuchtend rot.
— Leveque et fils, Ivry sur Seine.
Arbres et arbustes d'ornement,coniferes
ou arbres resineux, plantes grimpantes,
chrysanthemes, oeillets remontants
648
Personal-Nachrichten.
glaieuls, plantes vivaces, pivoines,
camelias, dahüas etc. — Bernard
Vandevelde, Gand, automne 1899,
printemps 1900. Catalogue des arbres
fruitiers, rosiers, arbres et arbustes
d'ornement, Coniferes, Rhododendrons
et Azalees de pleine terre. — Adam
Heydt, Dallmin - Karstadt. Preis-
verzeichnis 1899 für Pflanzen zur Winter-
treiberei für Schnitt, Gruppen und
Pflanzendekorationen. — Harlan P.
Kelsey, Boston 1899/1900. Highlands
nursery, hardy american plants and
Carolina mountain flowers. — Ditta
Luigi Gane, Gasalecchio di Reno-
Bologna (Italia). Anno 1899. Catalogo
di Sementi e Bulbi (Catalogue de
Graines et de Oignons). — H. Henkel,
Darmstadt. Samen frischer Ernte der
von C. A. Purpus in den höchsten
Regionen der nordamerikanischen
Hochgebirge gesammelten Pflanzen,
darunter fünf neue und seltene Koniferen:
Picea argentea pendula, P. Engel-
manni glauca pendula, Pseudo-
tsuga Douglasi glauca pendula,
Abies subalpina var. coerules-
cens, Abies subalpina glauca. —
H. Henkel, Darmstadt. Sonderangebot
No. 46 wertvoller, neuer und seltener
Pflanzen. — C. A. Purpus, San Diego,
Kalifornien-Darmstadt. SpezialOfferte
über Original-Kakteen, seltene neue
und schöne Arten aus Kalifornien, Utah
undColorado. — Gebrüder van Velsen,
OverollenbeiHaarlem. Preisverzeichnis
1899 über selbstgezogene Haarlemer
Blumenzwiebeln und diverse Knollen-
gewächse. — Sattlerf& Bethge A.-G.,
Quedlinburg a. Harz. Neuheiten-Liste
für 1900. — Haage & Schmidt,
Erfurt. Neuheiten von Samen für 1900.
— Neudammer Holzindustrie, Seiffert
& Schmidt, Neudamm N.-M. Preis-
liste für Obstaufbewahrungsgestelle
und Schränke aus Pappelholz.
J. C. Schmidt, Erfurt. Winter
1 899/1900, Kotillon-Verzeichnis.
Personal-Nachrichten.
Herr Kohlmannslehner ist aus
der Firma Kohlmannslehner &
Schwencke ausgeschieden und wird
ein eigenes Geschäft in modernen
Blumen eröffnen. Seine vorläufige
Adresse ist: Britz bei Berlin, Rudower-
strasse 31.
Herrn Hofgärtner F. von Siesmayer,
dem verdienstvollen Leiter des Tau-
rischen Gartens in St. Petersburg, wurde
von Sr. Majestät dem Kaiser von Russ-
land der St. Wladimir-Orden III. Klasse
zum Tragen am Halse für seine auf-
opfernde Thätigkeit bei der Vor-
bereitung und Durchführung der Inter-
nationalen Gartenbau- Ausstellung ver-
liehen. Herrn von Siesmayer ist bereits
früher der erbliche Adel verliehen
worden.
Dem grossherzoglich badischen Hof-
Gartendirektor L. Gräben er in Karls-
ruhe i. B. wurde der königl. preussische
Rote Adler-Orden IV. Klasse verliehen.
Der Firma M. Peters eim, Kunst-
und Handelsgärtnerei in Erfurt, wurde
der grossherzoglich badische Hof-
lieferanten-Titel verliehen.
Dem erblichen Ehrenbürger, Handels-
gärtner H. F. Eilers in St. Petersburg,
wurde von Sr. Majestät dem Kaiser
von Russland der St. Annen - Orden
III. Klasse verliehen.
J. Poetz, bisher am Neuen Palais bei
Potsdam beschäftigt, wurde die Leitung
der königl. Baumschule zu Wirthy bei
Bordzichow (Westpreussen) übertragen.
H. Sievert, bisher im königlichen
botanischen Garten zu Berlin be-
schäftigt, verlässt am 10. Dezember d. J.
Deutschland, tritt von genanntem Tage
an in den Dienst der Kamerun Land-
und Plantagen-Gesellschaft und über-
nimmt die Leitung der Station Kriegs-
schiffhafen, Bezirk Viktoria (Kamerun).
Klemens Sonntag, bisher Mit-
1 inhaber der Firma Koll & Sonntag
I in Hilden, trat bei der Firma Goos &
[ Koenemann in Nieder-Walluf als Ober-
gärtner ein.
jartenilora lö^y.
Tafel 1469.
ZEPHYRANTHES AJAX SPRENGER.
(Z. Candida X citrina.)
Zephyranthes Ajax Spr.
(Zephyranthes Candida citrina) Ex horto Dammann 1895*).
^^^ Hierzu Tafel 146g.
*^<rwiebel birnförmig, grösser als die beider Eltern, zusammengedrückt, Zahl-
er reiche Brutzwiebeln treibend, mit langem Halse und brauner Tunica.
Blätter frisch grün, glänzend, wie lackiert, etwas konkav, stumpf, ca. 30 cm
lang und so breit, wie diejenigen vom Z. citrina, zu 3 — 4 im zeitigen Frühlinge
erscheinend, im Süden immergrün. Schaft so lang oder etwas länger als die
Blätter, fast cylindrisch, grün, an der Basis bräunlich. Blütenhülle 3—4 cm
lang, bräunlich, an der Spitze nicht geteilt. Stiel zuerst kürzer als die Hülle,
später viel länger. Blumenkrone viel grösser als die beider Eltern
seidenartig, blass kanariengelb, an der Aussenseite bräunlich, roth getuscht und
mit lichtgrünem Schlünde. Die Röhre fehlt ganz und die Abschnitte sind weit
zurückgeschlagen. Staubfäden ungefähr halb so lang als die Abschnitte, An-
theren dottergelb. Griffel länger als die Staubfäden. Narbe 3 lappig. Kapsel
bräunlich olivenfarben, Samen schwarz, glänzend und leicht keimend.
Diese sehr schöne, überaus leicht und dankbar blühende Hybride, steht
genau, was ihre frische Blütenfarbe betrifft, inmitten beider Eltern, sie hat die
rötlichen Zeichnungen der Z. Candida geerbt, übertrifft aber beide sowohl an
Grösse, Habitus und Blütenreichtum, als auch im üppigen Wachstum und
grosser Härte d. h. Widerstandsfähigkeit. Sie entsprang einer Bestäubung der
Z. Candida Herb, mit dem Pollen der schönen, tief citronengelben, fast goldigen
Z. citrina Baker, die auf fast allen Inseln Westindiens gemein ist. Z. Candida
dagegen kommt auf Wiesen in La Plata vor; beide aber sind nahe mit ein-
ander verwandt. Daher mag es auch wohl erklärlich sein , dass diese
echte und rechte Hybride vollkeimenden Samen erzeugt, die auch sehr wahr-
scheinlich vollkommen konstante Pflanzen geben werden. Die Sämlinge blühten
bereits im 3. Jahre, vollkommen entwickelt aber erst im vierten. Sie sind
ganz im Freien erzogen und die Bestäubung fand unter den Eltern, die im
freien Grunde standen, im Monate September bei feuchtem Wetter statt. Alle
Zephyrblumen sind prächtige, überaus dankbare und leicht zu kultivieren de Zwiebel-
gewächse, die man ganz mit Unrecht vernachlässigt, obwohl ihre Kultur über-
aus einfach ist und sie keinerlei besondere Aufmerksamkeiten erheischen. Man
sieht sie nur da und dort in Warmhäusern, denen man selten frische Luft zu-
führen kann, kümmerlich ihr blütenarmes Leben fristen und darf sich dann
nicht sehr wundern, wenn ihr Züchter unzufrieden mit ihnen ist. Aber wer
konnte in sich gehen und gestehen, dass er selber gefehlt hat? Alle Zephy-
ranthes sind Kinder blumenreicher Bergorte, Hügelwiesen oder sie wachsen
auf fetten Weiden der Ebenen jener Lande Süd-Amerika's welche ein Klima
wie das Griechenlands z. B. haben. Sie sind also Kinder der sonnigsten Ge-
:;: Wir hören nachtraglich zu unserem Bedauern, dass dieser Bastard nicht mehr vor-
handen ist. Er lässt sich aber leicht wieder erzeuuen. L. W.
(5io 865. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc.
filde, die zugleich zu mancher Jahreszeit Regen und Thau geniessen und in
solcher kühlen, erfrischenden Atmosphäre überreich blühen. Man sollte sie
deshalb in kühlen, gemauerten Kästen kultivieren, die man jederzeit, so oft
es geht, lüften kann und von denen man die Fenster von März bis Oktober
ganz fern halten kann. Jeder Sonnenstrahl, jeder nicht mit Hagel gemischte
Regen, jeder Nebel, ja jede feuchte und kühle Nacht ist ihnen genehm, und sie
lieben die Winde und verkümmern ohne frische Luft. Behandelt man sie
richtig, dann ist es erstaunlich, welche Fülle von Blüten sie erzeugen. Unser
Bild ist streng wahr nach der Natur gemalt und diese Menge Blüten wieder-
holt sich oft im Laufe des September bis November. Z. Atamasko aber und
Z. nivea oder auch Z. citrina und Z. verecunda blühen den ganzen Herbst und
fast bis Weihnacht in einer Fülle, von der man sich nur schwer eine Vor-
stellung zu machen im Stande ist. C. Sprenger, Neapel.
865. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues
am 30. November 1899.
Vorsitzender: der Kgl. Gartenbaudirektor Carl Lackner.
I. Zum Ehrenmitglied wurde seitens des Vorstandes vorgeschlagen: Herr
Kgl. Gartenbaudirektor Stadtrat Rudolf Brandt, Charlottenburg; das
Diplom soll dem um den Verein so hochverdienten Manne an seinem
70. Geburtstage, den 15. Dezember, überreicht werden.
II. Zum wirklichen Mitgliede wurde vorgeschlagen:
Der Verein der Zossener Kunst- und Handelsgärtner zu
Zossen, durch Herrn Gärtnereibesitzer Keyssner daselbst.
III. Ausgestellte Gegenstände: 1. Von Herrn Schlossgärtner Adam
Heydt, Schloss Dallmin, West-Prignitz, waren mehrere Blattpflanzen
eingesandt, um ihre schnelle Entwicklung zu zeigen: »Ktenanthe setosa«
(gewöhnlich als Phrynium bezeichnet) im März geteilte, also halbjährige
Pflanzen, bis 1 m Höhe mit 20 bis 40 Blättern, eine beliebte Pflanze für
Blumentische, 2. Clivia miniata. ebenfalls halbjährige geteilte Pflanzen,
im Sommer im Freien gehalten und jetzt schon mit Blüten, 3. Strobi-
lanthes maculata Nees (Ruellea maculata Wall.), eine Acanthaceae
mit schön silberig gefleckten Blättern, aus Stecklingen von Anfang Mai,
und eine Billbergia rhodocyanea, die mit B. nutans im Sommer im
Freien auf einer Steingruppe verwendet wurde. Aus der Versammlung
wurde bemerkt, dass man nicht wisse, wie gross die zu teilenden Pflanzen
gewesen seien und deshalb kein Urteil fällen könne.
2. Herr Gärtnereibesitzer Marquardt-Zossen erfreute die Versammlung
durch prachtvolle scharlachrote Blumen der Lobelia fulgens »Queen
Victoria«, die er dadurch zur jetzigen Zeit erhalten, dass er die
Samen erst im Juni aussäete. Ein neuer Gedanke! Näheres in Nr. 1, 1900.
3. Herr Herzberg, Charlottenburg, erntete gleiche Bewunderung für
seine herrlichen Cyclamen. Es waren das einige der 500 Pflanzen, von
denen er Samen zieht, und kann man nach solchen Blumen von seinem
Samen ganz besonders Gutes erwarten.
865. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. 6^,1
4. Herr Hoflieferant J. F. Loock wies daraufhin, dass jetzt zu Trauer-
dekorationen viel vom Süden importierte Zapfen etc. verwendet werden,
was sich namentlich am Totenfest, den 26. November, gezeigt habe. Er
legte solche aus Pallanza am Lago maggiore ihm gesandte Zapfen vor,
z. B. Cedrus Libani. Pinus Laricio, Cupressus und Zweige mit Zapfen der
Magnolia granditlora.
Herr Vogeler wies namentlich auch auf die Verwendung langnadliger
Pinus-Arten in denjetzigen Phantasiekränzen hin. — Hr.Kohlmannslebner
bemerkte, dass die Idee, Zapfen zu verwenden wohl zuerst vor einigen
Jahren von dem Geschäft ^Kranzspende« ausgegangen ist und zwar von
dessen Heiter Hr. Iledenus, der jetzt ein eigenes Geschäft hat. Im
Uebrigen berichtete er, dass er in Hamburg kürzlich vergebens nach solchen
Phantasiekränzen mit Zapfen sich umgesehen habe, während in Berlin sie
so sehr verbreitet sind.
Herr Vogeler meint demgegenüber, die Zapfen habe Hr. Drescher
zuerst bei uns eingeführt, und schon seit mehreren Jahren, das lang-
nadelige Pinus-Grün erscheine aber in diesem Jahre zum ersten Male.
5. Herr Körper- Fürstenwalde legte ganz ausserordentlich kräftige
Rosenwildlinge, die aus Senkern erzogen waren, vor. Aus jedem
in die Erde gebogenen Zweige oder Senker erhält man 2 — 5 Stöcke
und hält Hr. K. dies Verfahren für viel besser als die Anzucht aus Samen.
6. Herr Kgl. Gartenbaudirektor Lackner - Steglitz hatte herrlichen
blühenden Schneeball ausgestellt, den man so früh getrieben wohl selten
gesehen. Er bemerkte, dass in diesem Jahre der Schneeball (Viburnum
Opulus) sich sehr leicht treiben lässt, dagegen der Flieder ausser-
ordentlich schwer, wahrscheinlich infolge des nassen Septembers.
7. Herr L. Wittmack legte die schöne grosse Farbentafel des
Cyclamen persicum Papilio (Gartenfl. Xo. 23 S. 643) von E. Benary,
Erfurt vor. Herr Herzberg bemerkte, dass an den Exemplaren, die
er aus Benary 'sehen Samen erzogen, die Blumenblätter nicht aufrecht
stehen, wie auf der Abbildung, sondern sich nach unten neigen und ge-
dreht sind, wie die sog. »Windmühlenblumen« bei Cyclamen.
8. Vorgelegt wurde die farbige Abbildung der prächtigen Pitcairnia
regia aus dem Nederland'schen Tuinbouwblad. Dieser Bastard ist von Herrn
II. Witte in Leiden als Bastard zwischen P. corallina und P. bracteata
gezogen und wird Herr Witte selbst darüber in der Gartenflora berichten.
Dr. Robert Regel-Petersburg hatte eine schöne Abbildung der Incar-
villea compaeta aus dem botanischen Garten in Warschau übersandt.
IV. Hierauf hielt Herr Plantagenbesitzer Bussler aus Pankow, jetzt in
1 irizaba, einen mit grossem Beifall aufgenommenen Vortrag über die
Gartenbauverhältnisse in Mexico und besonders über die Vanille-
Kultur. Der Vortrag wird besonders abgedruckt werden; ebenso die
sich daran schliessenden Bemerkungen der Herren Konsul Seifert,
Garteninspektor Perring, Lehmann, Brettschneider und Obergärtner
Lehmbach, welch letzterer die Vanillekultur in Victoria, Kamerun,
betrieben hat.
Herr Kgl. Obergärtner Hab ermann, der zu Gunsten des bald
abreisenden Herrn Bussler diesem den Vorrang überlassen hatte, wird
652 865. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc.
seinen Vortrag über die Gärten an der Riviera am Donnerstag,
den 28. Dezember halten.
V. Herr Wittmack legte Knollen von Cattleyen vor, die durch die Larven
der sog. Cattleyafliege, eigentlich einer Wespe, Isosoma orchi-
dearum Westwood (in Gard. Chronicle 1869 S. 1230 m. Abb.) beschädigt
waren. Er hatte dieselben von Herrn Kgl. Hofgärtner Jancke-Schloss
Bellevue erhalten und war die Bestimmung des Insekts von Herrn
Dr. Stadelmann von der entomologischen Abteilung des Museums für
Naturkunde ausgeführt worden. Herr de Coene bemerkte, das einzige
Gegenmittel sei, die jungen Triebe, die sich durch eine An-
schwellung als befallen kenntlich machen, abzubrechen und zu ver-
brennen. Herr Hofgärtner Jancke hat es auch so gemacht. Herr Gartenbau-
direktor Lackner und sein Obergärtner Herr Schwabel bemerkten, dass
dies zwar das radikalste Mittel sei, dass aber doch mehrere Jahre vergehen,
ehe das Insekt ganz ausgerottet sei. Uebrigens sei bisher stets mit neuen
Importationen das Insekt immer wieder von neuem eingeführt worden.
VI. Herr Hofgärtner Hoffmann erstattete kurz Bericht über die Topfdüngungs-
versuche bei Chrysanthemum (Gartenfl. Heft 22 S. 613) und verwies auf die
später in der Gartenflora zu veröffentlichenden ausführlichen Mitteilungen.
VII. Die vom Ausschuss für Topfdüngungsversuche beantragten, in der Mai-
sitzung abgelehnten 50 M. zur Prüfung von Geheimmitteln wurden auf
eine nochmalige Anregung des Herrn Prof. Dr. Sorauer hin bewilligt.
VIII. Der Vorsitzende teilte mit, dass auf Ersuchen des Vorstandes Herr
Architekt Ludwig Urban wieder in den Ausschuss für Revision der
Kasse eingetreten sei und begrüsste ihn als Mitglied desselben.
IX. Beschlossen wurde, wieder eine neue Mitgliederliste drucken zu
lassen und dazu bis 200 M. zu bewilligen.
Es wird gebeten, von Adressenveränderungen baldigst dem General-
Sekretariat Berlin N., Invalid enstrasse 42, Mitteilungen zu machen und
recht viel neue Mitglieder anzumelden.
X. Eine längere Debatte erhob sich über den einstimmig gestellten Antrag
des Dekorationsausschusses, Herrn Emil Dietze- Steglitz für die
Dekoration bei seiner Chrysanthemum-Ausstellung eine goldene Medaille
zu verleihen, da sich ergab, dass diese Medaille nicht nur für die De-
koration, sondern auch mit Berücksichtigung der guten Kultur beantragt sei.
Mit 41 gegen 38Stimmen wurde der Antrag in der vorgelegten Form abgelehnt.
XI. Als neues Mitglied im Kuratorium der Kgl. Gärtner-Lehranstalt zu Wildpark,
an Stelle des auf seinen Wunsch ausgeschiedenen Herrn Grossherzogl.
Hofgartendirektor Hampel-Schwerin, wurde einstimmig auf Antrag der
sämtlichen Ausschüsse Herr städtischer Garteninspektor Axel Finte 1-
mann-Berlin, Humboldthain, erwählt.
XIL Das Preisgericht, bestehend aus den Herrn Dietze, Kretschmann und
Mehl, hatte folgende Preise zuerkannt:
1. Herrn Gärtnereibesitzer Georg Marquardt-Zossen für spätblühende
Lobelia fulgens »Queen Victoria« eine kleine silberne Medaille.
2. Herrn Gärtnereibesitzer Herzberg-Charlottenburg für reichblühende
Cyclamen persicum den Monatspreis von 15 M.
Carl Lackner. L. Wittmack.
Dresdener Jubiläums-A-usstellung. 653
Dresdener Jubiläums-Ausstellung des Landes-Obstbau- Vereins
für das Königreich Sachsen vom 14. bis 19. Oktober 1899.
Von M. Hoffmann. [Fortsetzung.]
II. Lokalsorten. Dass in Ländern, wie Sachsen, welche starken Obst-
bau betreiben, sich vielfach Lokalsorten vorrinden, darf nicht Wunder nehmen.
Meist sind es von aufmerksamen Obstzuchten] am Orte erzogene
Sämlinge, und weil den klimatischen Verhältnissen der jeweiligen Lokalität
sich anpassend, reichlich lohnend, als wirtschaftlich vorteilhaft befunden
worden, und haben derartige Vorzüge die betreffende Sorte innerhalb des
Bezirkes verbreiten helfen. Nicht minder natürlich wird die Mitteilung
berühren, dass es an Lokalsorten in der Jubiläums-Obst-Ausstellung die Hülle
und Fülle gab. Unter dieser Menge seien nur einzelne hervorragende Aepfel-
und Birnen-Typen genannt, und zwar insofern diese sich als wesentliche Erschei-
nungen auf den jeweiligen Obstmärkten bemerkbar machen, daher auch vielfach
in den einzelnen Amtshauptmannschaften des Königreichs Sachsen Verbreitung
gefunden: a) Aepfel: gelbe sächsische Reinette, mittelgrosse, gelbliche Frucht,
in grossen Posten auf dem Obstmarkte anzutreffen; b) Laub - Reinetten, hoch,
grün, etwas gerötet, gleichfalls stark verbreitet; c) Zimmt-Reinette = Forellen-
Reinette, mittelgross, grau mit dunkelrötlichen Streifen, an Muskat - Reinette
sehr erinnernd; d) Himmelhahn, ein gröberer, Küchenzwecken dienender
Apfel, viel in rauhen Lagen verbreitet; e) Welschweinling (Rambour), ein
grüner, im Winter auf Lager sich gelblichfärbender Apfel; f ) Lausitzer Nelken-
Apfel, klein, flach, grün, mit stark geröteter Sonnenseite, stark verbreitet;
g) kleiner Langstiel, Borsdorf- artig; b) kleiner Herrenapfel, gelb, rötlich;
i) grauer Kurzstiel, kleine platte Frucht; k) Bischofshut, gross, länglich, stark
gerötet; 1) Graf Nostiz, kleinfrüchtig, platt, gelb, stark verbreitet. Birnen:
l. Röthaer Rettigsbirne, gelb, mittelgross; 2. grüne Hoyerswerder, mit grünlich-
gelber Schale, stark ausgeprägtem Kelchteil; 3. Klinkhardts Butterbirne, mittel-
gross; 4. Elbersdorfer (Butterbirne), mittelgross (viel in der Oberlausitz vor-
handen), gute Marktsorte; 5. Moritzburger Goldbergamotte, mittelgross, gelb,
früh; 6. Rabenauer Butterbirne, mittelgross, grau-rötlich; 7- Ananas-Birne,
mittelgross, dickbauchig; 8. Franciscus - Birne, sehr grosse Frucht, auch in
hohen Lagen (Cunnerswalde 350—400 m über N. S. Sp.) verbreitet.
III. (haussee-Obst. Mit der Abteilung Lokalsorten eng zusammen-
hängend, weil vielfach sich dabei geltendmachend, bildete eines der inter-
essantesten Ausstellungsobjekte das Chausseeobst, zunächst dasjenige des
Königreichs Sachsen. Erwägt man, welchen wirtschaftlich wichtigen Faktor
der Obstbau auf der Landstrasse,, speziell im Königreich Sachsen, bildet, so
dürfte ein kurzer Ueberblick wohl der Mühe verlohnen. Bereits 1886 auf der
Meissner Obstausstellung traten die Leistungen der einzelnen Chausseebau-
Verwaltungen Sachsens sehr in den Vordergrund und erregten damals
allgemeines Aufsehen. Seit dieser Zeit sind in Sachsen auf diesem Gebiete
ganz namhafte Fortschritte zu verzeichnen. Man kann mit gewissem Rechte
sagen, die Chaussee-Obst-Bepflanzung leistet gewissermassen die Pionierdienste
dem später in betreffender Umgebung sich ausdehnenden Obstbau, Exempla
docent! Der Landmann will das erste Opfer von der gemeinsamen Verwaltung
getragen wissen, bevor er, seiner Meinung nach, sich zum Opfer bereit erklärt.
Qc.A Dresdener Jubiläums-Ausstellung.
Denn als ein Opfer erscheint ihm zumeist der Zustand, in dem er nicht
morgen ernten kann, was er heute säete. Gleichzeitig muss uns aber auch
pomologisch eineUebersicht von einigen 30 verschiedenenBezirken*) interessieren,
die allein schon bezüglich ihrer Höhenlage, von 72 — 500 m über dem Ostsee-
spiegel wechselnd (Leipzig- Walddorf, Ober-Neukirch), mithin die 3 Zonen:
a) Weinbaubetrieb, b) Weizen, Winterweizen noch mit Erfolg, c) Winterroggen
- und zwar innerhalb des 50— 530 n. Br. voll umfassen. Hier finden wir
neben den mancherlei zuvorgenannten Lokalsorten in tiefer liegenden Gegen-
den (Flachland) vorzugsweise die Birne, in den höheren (Gebirgslagen) dagegen
den Apfel besser entwickelt. Selbstredend schliesst das nicht aus, dass z. B.
im Dresden-A. Bezirk, neben den Lokal - Birnensorten, wie: Leipziger
Rettigbirne, holzfarbige Butterbirne, besonders auch Apfelsorten, wie: Kleiner
Langstiel, kleiner Herrnapfel, Schafsnase, Bischofshut etc., oder im Kamenzer
Bezirk: gute Luise, Olivier de Serres, Neue Poiteau gegenüber dem gelben
Edel-Apfel neben Maibier's Reinetten (Lokalsorte) gleichrnässig gut zur Ent-
wicklung gelangen. Auch darf es dabei nicht wundernehmen, wenn selbst in
kälteren Höhenlagen der Oberlausitz neben den Birnen: Triomphe de Jodoigne,
Grumbkower, Neue Poiteau, Winter Dechant, doppelte Philippsbirne die
Apfelsorten Schöner von Boskoop, Fürst Bismarck gleichrnässig viel im An-
bau anzutreffen sind. An Birnensorten sind vorherrschend als viel verbreitete
Sorten anzutreffen : Leizpziger Rettigbirne. grosse Katzenkopf, doppelte Philipps-
birne, Elbersdorfer Butterbirne, an Apfelsorten: gelber Edelapfel, Welschwein-
ling, Edelborsdorfer, Lausitzer Nelkenapfel etc. Zur weiteren Erläuterung
bezw. Uebersicht waren dieser Abteilung 2 Uebersichtskarten (Königreich
Sachsen) beigefügt, von denen die eine genauere statistische Angaben über
Baumbestand pro 1 Kilometer Strasse, eine zweite den Erlös (Gewinn) pro
1 Kilometer Strassenbepflanzung mit Obstbäumen veranschaulichte. Die An-
gaben bezüglich des Jahresertrages des einzelnen Baumes weisen eine Diffe-
renz von r — 85 Pfennig nach, und sind danach die niedrigsten Werte in den
höchsten Gebirgslagen, die höchsten dagegen in den niedrig gelegenen, nament-
lich grösseren Flussthälern, zu konstatieren. Ausser diesen speciell den Obst-
bau im Königreich Sachsen betreffenden kartographischen Darstellungen
fanden wir noch zwei gleichfalls gute Übersichtskarten, und zwar eine solche
von Zeitz und Umgegend, sowie eine zweite der Landwirtschaftskamraer der
Provinz Sachsen, welche beide die nähere Verteilung bezüglich des über-
wiegenden Vorkommens von Birnen, Aepfeln, Süss- und Sauerkirschen, je nach
Farben gesondert, in den einzelnen Bezirken, angeben. Derartige Übersichten
bieten nicht nur dem Beschauer ein interessantes Studium, sondern sind für
Behörden wie namentlich Ortseingesessene von grosser Bedeutung, andererseits
für den Obst-Aufkäufer ein zweckmässiges Orientierungsmittel.
*) Dresden-A., Dresden-N., Bautzen, Borna, Auerbach, Annaberg, Chemnitz, Döbeln,
Dippoldiswalde, Flöha, Freiberg, Glauchau, Grimma, Grossenhain, Leipzig, Löbau, Kamenz,
Meissen I und II, Marienberg, Oelsnitz, Oschatz, Pirna, Plauen, Rochlitz, Sayda, Schandau,
Schwarzenberg, Zittau, Zwickau, Walddorf, Zschopau.
(Schluss folgt.)
Englische Cactus-Dahlien-Neuheiten 1809/1900. g- r
Englische Cactus-Dahlien-Neuheiten 1899 1900.
Von E. Geo Reid,
in Firma Reids Nursery, Beckenham-Hill, London 3 E.
(Schluss.)
Lachsfarbe. In dieser Farbe nehmen wir nur »Britann ia«; die Sorte
ist nicht neu, aber unübertroffen, und wenn wir die vorjährigen Neuheiten
haben, so können wir wohl ohne »A. F. Angus« und »Mrs. Ed. Talbot <
auskommen.
Rosa. Reines Rosa mit leichter Heliotrop-Schattierung und gelber Mitte
giebt uns die Sorte »Elsie«, F. C. C; es ist eine reizende, reine Farben-
srhattierung, dabei kräftig und leuchtend in den Farben.
Die nächste ist »Zephyr«, F. C. C; eine hochrosa Farbe mit zartrosa über-
legt, gewiss eine ganz neue Farbe. Einige andere Neuheiten, welche nicht
ganz den Ansprüchen genügen, aber wohl schön sind, sind folgende: »Sylvia«,
Yiolet Cornich«, »J. H. Luxombe« und »Maitre Labori«.
C arm in. Von den Carmin- oder ähnlichen Schattierungen wollen wir
nur »Airs. Murray Ind« als die einzige wählen ; es wäre nicht weise, »Up to
Date«, »Wisdom«, »PTopia«. »Olive«, »Mrs. Stevenson Clarke«, »Miss Finch«
und »Imperator« in diese Auswahl einzuschliessen. Wenn wir rötliche
Schattierungen hier besprechende möchten wirnur »LaverstockBeauty« erwähnen,
welche zwar nicht neu ist, aber von jedem angeschafft werden sollte, der sie
noch nicht besitzt.
Die Neuheiten: »Pumilus«, »Mrs. Kleinwort«, »Whirlwind«, »Flamingo«,
»Xerxis«, »Daniel Wilson«, »S. W. Seagrane«, »Cornucopia«, »Leader«,
»Mrs. Bernard Parker«, »Sir Alfred Milner«, »Miss Gretta Parker« und
»Fearnaught« müssen noch weiter geprüft werden.
Scharlach. Jetzt haben wir die Scharlachfarbe erreicht und wählen
zuerst den Riesen »Red Rover«. Dieses ist die schon soviel erwähnte Sorte,
deren Farbe karmin-scharlachrot ist. Eine neue Sorte ist »August Hare«, F.C.C.
und A. M.. ihre Farbe ist ein intensives Orange mit einem tiefen karmin-
scharlach Rand an den Petalen, die Farbenwirkung ist ausserordentlich intensiv.
Die ältere Sorte »J. E. Fr e wer« ist bis jetzt noch die beste und leuchtendste
der scharlachgefärbten. Die Form ist gut, die Blume dabei reichblühend.
Wir erwähnen daher nur die nachfolgenden Sorten: »Dr. Nansen«, »Stella«,
»The Crab«, »Royalty Spincy«, »Abbott«, »Rev. Wilks«, »The Emperor <, »Ilies«,
Gleadness Meteor«, »F. M. Nokes«, »Roff«, »Baldwin«, »Folm Halifax« und
> Stanmore Beauty .
»Innovation«, F.C.C. und A. M., ist die Neuheit, welche die bekannte
»Arachne« ersetzt. Die Stiele dieser Neuheit sind fest, jeder Dahlien-Freund
wird erfreut sein, in so kurzer Zeit die als Blume zwar hübsche Sorte »Arachne«
so schnell verbessert zu besitzen durch eine Blüte mit festen Stielen.
Violett. Die Grundfarbe ist weiss mit roter Einfassung an jedem Petalum.
Bei genauer Prüfung der violettpurpurnen Sorte finden wir nur die Sorte
»Emperor«; diese Sorte ist nicht mit »TheEmperor« zu verwechseln. Die
Farbe ist ein schönes Rosapurpur, eine sehr schöne Neuheit. Wir übergehen
die Sorten »Corsair«, »Tottie«, »E. O. Greening«. »Mrs. Beran Clarke«, »Violet«
und »Challenge«.
6bö
Englische Cactus-Dahlien-Neuheiten 1899/1900.
Karminpur pur. Karminpurpur ist durch die ausserordentlich schöne,
neue Sorte »Mayor Weston«, F. C. C. und A. M., vertreten, es ist eine brillant
karmin gefärbte Blume, und wird dieselbe auf langen, festen Stielen getragen.
»Mrs. Carter Page« F. C. C, ist eine schöne, dunkel-weinrote Blume, welche
ebenfalls hoch über dem Laube blüht und dabei reichblühend ist. Für dies-
mal will ich folgende Sorten übergehen: »Grandee«, »W. J. Frost«, »W. F. Baldry <
»Col Wilson« und »Erasmus«.
Kastanienbraun(Maroon) oder schwarz: Diese letzte Sektion ist zahlreich
vertreten; ich führe nur einige neue Sorten an. Da ist »Uncle Tom«, F. C. C.
und AM, eine der besten, beinahe schwarz, mit langen Blütenstielen über
dem Laube blühend. »Ranje« ist eine vorzügliche Sorte, blüht spät und
muss in guter Lage gepflanzt werden ; es ist entschieden die schönst geformte
Blume, diese Sorte wurde schon im vorigen Jahr in den Handel gegeben. Die
Farbe ist schwarz-maroon. >Madame Afedora Henson«, F. C. C, ist eine
dunkelkarminrote Varietät mit marooner Mitte, ganz verschieden in der Form
der Blume von all den vorher genannten. Die Sorten »Daisy Lucius«, »Ebony .
»Hobbies Pet« und »Empress of Austria« können wir gerne entbehren.
Aufzählung der besten englischen Cactus-Dahlien.
Ich habe mich bemüht, in dieser Aufzählung die besten Cactus-Dahlien
aufzuführen, welche bis heute eingeführt wurden. Wahrscheinlich mag einer
oder der andere noch manche Sorte mit aufgeführt wissen; aber ich glaube, hiermit
die richtige Auswahl der englischen Züchtungen getroffen zu haben.
Nach Farben geordnet.
Name
Keynes White
(in ins Whiü
Mrs. {Sanders
fflhel
Primrost Dann
Mrs. ./ ./. ( rowt
Golden Plower
K.njiiisili
Wallace
Mmirin |
./. Walsh |
Mayor )
Tuppt rntct/ J
Ämber
Princess Ena
Sylph
Lucius
Debonnairt
Mrs. Vhthttj
Britannia
Magnificent
Mary Servißt
Farbe Züchtungsjahr
weiss, Neuheit 1897
1899
zitronengelb
schwefelgelb
primelgelb
gelb
goldgelb
zimmetrehfarben
bernsteingelb
gelbeMitte. äussere
Pet. lachsfarben
gelbe Mitte, äussere
Pet. falbenfarbig
bernsteingelb
orange
brillantorange
dunkelorange
kupferorange
Campbell
Yerniclium orange
fleischlachsfarben 1897
rosalachsfarben 1899
gelb, braun und
1899
1898
1898
1899
1899
1898
1898
1899
1899
1899
1887
1898
1898
1899
1898
aprikosenfarben
189^
Name
Elsit
Zepkyr
Mrs. Dickson
Laver stock Beauiy
Mrs. Murray Tnd
Rädiance
Prank Woodgait
E. -/. Deal
■I. E. Fnirir
Eed Rover
August Ihr'
Ihr 1 lown
Innovation
Emperor
König of Siam
Violett Star
Progenitor
Farbe Züchtungsjahr
heliotroprosa 1899
bläulichrosa i8gq
rosa gelbe Basis 1898
weiches Rot 1806
rosa magenta L899
orange, Scharlach 1S98
orange und R
Scharlach Basis ~*
tiefes Scharlach i8qS
brillantscharlach 1897
krimson. Scharlach 1899
orange, krimson
Rand
halb weiss.
halb braungelb
weiss intensive
karmin Rand
rosa purpur
purpur maroon
violett
hell krimson
1899
L899
1899
\Viii.< 'iilhht ■rfsmt karminscharlach
AeteJop kirsch krimson
Capt. Broad feuriges krimson
1899
1896
1898
1899
1898
1898
1808
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
,;-7
Name
Alfred Veirsey
Viscountess |
Sht rbrookt j
( 'ountess oj
LondsdaL
( 'apitain
TiUie
Island Queen
Beairia
Li onora
Farbe Züchtungsjahr
rötlich bernstein-
l8q7
1899
gelb mitrosaviolett
terracotta-
Lachsfarben
lachsfarben.
aprikosenfarben u. 1899
hellrosa
lachsrot \^^:
lachsrosa und „ o
violettrot
hell fliederfarben 1898
hell violettrosa 1896
dunkelrosa 1896
Farbe Züchtungsjahr
hcllkrimsonpurpur 1898
sammetkrimson 1898
weinfarben. 8 <,
gelbe Basis
Mayor Weslon intensives krimson 1899
True Friend dunkelkarmin 1898
krimsonro, ig
maroon Mitte
sammetkarmin „ ,>
maroon
tiefes Maroon 1898
schwarz Maroon 1898
beinahe schwarz 1899
Name
Regulus
Firt brand
Mrs.l 'arter Pavu
Mad. Medora
III nson
Gijpsy
Night
Romji
I 'i/rh Tum
Aufzählung der besten Pompon-Cactus-Dahlien,
englische Züchtungen, vorzüglich zum Schnitt und zur Dekoration für Gärten.
Tiny altgold,
1 >asy Belle, orange und rosa violett,
Aurora, lachsorange,
Miss Green, lachsfarben, rosa schattiert.
The Pet,bernsteingelb.goldu. heliotrope
Robin Hood, kirschrot,
Röchet, rot,
Dragon Fly, krimsonrot,
Profusion, purpur,
Sparkler, karmin.
Ich möchte nun noch einige Worte zum Schluss sagen. Es scheint seit
ein oder zwei Jahren recht Mode geworden zu sein, die englischen Xeu-
züchtungen als wertlos zu bezeichnen. Diese Strömung geht von einigen
jungen Handelsgärtnern aus, welche ein oder zwei Jahre hier in England ver-
weilt und sich jetzt in Deutschland etabliert haben.
Es sind gerade diese Firmen, welche die englischen Neuheiten kaufen,
um in Deutschland Geschäfte zu machen.
Es wäre aber viel angebrachter, erst etwas zu leisten, als lustig darauf los zu
schimpfen. Bis jetzt sind mehr wie 80% der in Kultur befindlichen wertvollen Sorten
englische Züchtungen. Es ist wohl anzuerkennen, dass einige deutsche Züchter
schon etwas geleistet haben, doch wenn diese Herren die neuesten Züchtungen
hier in England auf den letzten Ausstellungen gesehen hätten, so würden sie
sich doch selber sagen müssen: noch haben wir es nicht erreicht, solche
Neuheiten zu produzieren. E. Geo. Reid, in Firma Reids Nursery,
Beckenham Hill, London 3 E.
Wir haben an Herrn Reids Aeusserun^en. obwohl sie uns etwas zu scharf
scheinen, fast nichts verändert. Die deutschen Züchter, namentlich Herr
Bornemann, mit dem Herr Reid früher in Gompagnie war. werden wohl zu
antworten wissen. D. R.
Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc.
Chilenischer Crocus.
(Tecophilaea c\ anoerocus.)
Dieses prächtige Zwiebelgewächs ist
in unseren Gärten bisher wenig ver-
breitet. Sie gehört zur Familie der
A maryllidaceen. Von dem Botaniker
Baker in Kew wurde die Pflanze, von
welcher »Le Moniteur d'Horticulture«,
6^8
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
Paris 1899 No. 19 p. 222, eine farbige
Tafel bringt, unter den Namen T. cyano-
crocus beschrieben. Sie wächst auf
ziemlich hohen Bergen in Chile. Ihre
ausserordentlich schönen Blüten stehen
einzeln und sind ziemlich lang gestielt;
sie sind prächtig blau, entwickeln einen
süssen zarten Duft und blühen in
unseren Kulturen im Februar und April.
Bei der Kultur des chilenischen
Crocus empfiehlt es sich, dieselbe nicht
auf freiem Felde zu bewerkstelligen,
da, wie bereits gesagt, die Pflanzen im
Februar-April bereits blühen und dann
durch Einflüsse der Witterung sehr
leicht geschädigt werden. Es ist dem-
nach vorzuziehen, die Zwiebeln in
Töpfen zu kultivieren, um sie vor Wind
und Wetter schützen zu können. Man
pflanzt sie im Herbst, etwa zehn in
einem Topf, in frischer, sandiger Erde
und überwintert sie einfach hinter
Doppelfenster in kalten Räumen. Ist
die wunderbare schöne Blütezeit vorbei,
so stellt man allmählich das Begiessen
der Töpfe ein und bewahrt sie trocken
während der Ruheperiode der Bulben
auf, die von Mai bis September reicht.
Seit der Einführung in Europa sind
von dem chilenischen Crocus zwei
Formen unterschieden worden. Die
schönere von beiden führt den Namen
Leichtlini hört. Von Liebhabern wird
sie wegen der prächtigen Blüten ge-
schätzt, welche glänzend blau sind mit
einem reinweissen Schlund. Die zweite
Form heisst Regeli. sie hat zum
Unterschied von der typischen Form
viel schmälere Perigonblätter. (Le
Moniteur d'hortic.) J. B.
Neue oder dem Sortiment neu hinzu-
gefügte Apfel-Sorten in der Baum-
schule von L. Späth, Baumschulenweg
bei Berlin.
Erklärung der Zeichen und Abkürzungen:
* bedeutet Tafelfrucht, f Wirtschaftsfrucht.
Die Verdoppelung dieser Zeichen und ! zeigt
den grösseren Wert für diesen oder jenen
Zweck an.
Ferner bedeutet: Fl. = Fleisch; Fr. =
Frucht; gr. = gross; kl. — klein; mgr. =
mittelgross; schm. Fleisch schmelzend
(meist etwas weniger saftreich als butterhaft);
a. W. = auf Wildling.
Apfel aus Lunow. Jan. — Aug. Her-
vorragende Grösse, schöne Form und
prächtiges Aussehen werdem diesem,
in jeder Bodenart, auch in rauher Lage
noch gut gedeihenden Apfel nach-
gerühmt. Der Baum hat pyramidalen
WTuchs und zeichnet sich durch späte
Blüte und reiche Fruchtbarkeit ganz
besonders aus.
Bananenapfel, Winter- (Winterbanane).
Jan. — April. Ein ausgezeichneter, gold-
gelber Tafelapfel mit bananenartigem
Duft und ebensolch gewürztem Ge-
schmack. Das Fleisch ist saftig, fein
und wohlschmeckend, süssweinig. Es
ist ein amerikanischer Apfel; der Baum
soll früh- und reichtragbar sein.
Benoni. Aug. Fr. mgr., blassgelb,
dunkelkarmoisin schattirt und gestreift,
mit hellen Punkten. Fl. gelblich, zart,
saftig, sehr angenehm säuerlich. Er
ist ein vorzüglicher Frühapfel ameri-
kanischen Ursprungs, eine sehr wert-
volle Markt- und Tafelfrucht, und
zeichnet sich der Baum noch durch
seinen starken Wuchs, seine Härte,
besonders aber durch seine Tragbar-
barkeit aus.
Bow Hill Pippin. Okt. — Febr. Ein
sehr grosser, schön gefärbter, neuer
Tafel- und Wirtschaftsapfel englischen
Ursprungs, ähnlich Peasgood's Gold-
reinette. Die Frucht wird namentlich
als Marktfrucht sehr empfohlen.
Edelrambour von Winnitza. Xovbr. bis
Febr. Ein Apfel von erstaunlicher
Grösse, der nach Angabe des Züchters
aus Podolien stammt. Die Frucht ist
gelb, mit wenigen Karminstreifen am
Kelchrande. Das Fleisch soll bei
seiner Festigkeit doch sehr saftig und
von süsswreinigem, angenehmem Ge-
schmack sein.
Messet's Erstling. Frucht gross bis
sehr gross, rund, gelb mit roter Sonnen-
seite und karminroten Streifen. Fleisch
weiss, saftig und von angenehmem,
weinsäuerlichem, erfrischendem Ge-
schmack. Der Apfel ist nutzbar vom
November — Februar und übertrifft an
früher Eruchtbarkeit denBismarckapfel.
Der Baum wächst sehr kräftig und
fällt durch sein üppiges Blattwerk auf.
Goii/priii;. Auf der Stuttgarter Aus-
stellung des deutschen Pomologen-
Vereins fiel diese dem Prinzenapfel
nahestehende Sorte durch ihre herr-
liche Färbung besonders auf.
Goldreinctte Freiherr von Berlepsch,
Ziemlich grosser, plattrunder, hell-
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
659
gelber, etwas rotgestreifter Apfel von
süssweinigem, fein und leicht ge-
würztem Geschmack. Es soll ein sehr
haltbarer, später Winterapfel, der Baum
starkwüchsig und sehr tragbar sein.
Graham's Königin - Jubiläumsapfel
(Grahams Royal Jubilee). Neu. Ich
erhielt diesen neuen Apfel aus Eng-
land, wo selbiger auf allen Obst-
ausstellungen Bewunderung hervorrief.
Es ist eine grosse, konische Frucht
von schöner, goldgelber Farbe, festem
Fleisch und gutem Geschmack. Sie
verträgt den Transport gut, ist daher
bei ihrer prächtigen Färbung eine
Marktfrucht allerersten Ranges, die
sich von Okt.— März hält. Der Baum
wächst kräftig, blüht sehr spät und
ist alljährlich sehr tragbar.
Gravensteiner, Henzen's. Ein Sämling
des Gravensteiners, diesem an Güte
völlig gleich, aber reichtragender und
kugelförmig pyramidal wachsend.
Himbeerapfel, Neuer röhr. :i:;: Nov. bis
1 »ez. Sämling des »Himbeerapfel von
Holowaus«, diesem an Güte gleich,
aber ihn durch frühe und reiche, auch
im Alter andauernde, regelmässige
Tragbarkeit übertreffend. Fr. mgr.,
gelbgrünlich, fast purpurrot bedeckt
und dunkelkirschrot gestreift. Fl.
weiss, mürbe, saftig, süss himbeer-
artig schmeckend. Von sachkundigen
Obstkennern zum Anbau empfohlen,
Himbeerapfel von Holowaus. "ff Xov.bis
Febr. Mgr. bis gr., sonnenwäfts kar-
moisin überzogen und gestreift, Fl.
weiss, unter der Haut rötlich, fein,
mürbe, von wahrhaft himbeerartigem,
köstlich gewürztem Geschmack; reich-
tragend. Auf der Jubiläumsausstellung
in Wien 1888 bezeichnete der Kaiser
von Oesterreich diese Sorte als den
vorzüglichsten Tafelapfel seiner Mo-
narchie.
Hofgärtner Braun. Mgr., von sehr
gutem reinettenartigen, süssweinigem
Geschmack, die Frucht erlangt erst im
April ihre volle Güte und hält sich bis
zum Juni.
Joseph Musch. ** Jan. — Febr. Eine
gr. bis s. gr. rote Reinette von be-
sonderer Schönheit und Güte. Baum
sehr reichtragend.
Kai rill. Engl, weisser Winter. Neuheit
L. Späth 1892 93, **ff Dez. — Jan. Gr.,
saitig, erfrischend, himbeerartig ge-
würzt. Ein ausserordentlich edler
Apfel, der die weiteste Verbreitung
verdient, da er im nördlichen Klima
gut gedeiht, gesund bleibt und reich-
lich trägt. Es ist eine Winter-Tafel-
frucht allerersten Ranges, die Weih-
nachten ihre Glanzzeit hat.
Knl rill Grossherzog Friedrich von
Baden. Ein dem weissen Winter-Kalvill
in Form und Farbe ähnlicher, grosser
bis sehr grosser Apfel von sehr an-
genehmem, feinem, gezuckertem Ge-
schmack. Er reift von Okt. — Dez. und
es wird seine ausserordentliche Frucht-
barkeit, selbst schon in jüngeren
Jahren, rühmend hervorgehoben.
Knirill, Mulm/t Lesans'. **\ Nov. bis
April. Ein grosser, schön zitronen-
gelber Apfel von der Gestalt des
weissen Winter-Kalvill. Fl. gelb, locker,
fein, erdbeerartig gewürzt. Der Baum
wächst rasch und bildet breit- pyra-
midale Kronen. Ein sehr edler, guter
Apfel.
Kalvill- Sämling, Aderslebener. Ein Säm-
ling des »Weissen Winter-Kalvill« ver-
einigt er das herrliche Aroma, den
köstlichen Kalvill - Geschmack mit
früherer Reifezeit, Fruchtbarkeit und
grosser Anspruchslosigkeit an Boden
und Lage. Die Frucht ist gross und
zeigt noch Mitte April einen hervor-
ragend guten Geschmack, Saftreichtum
und ein ganz ausgezeichnetes Gewürz.
Klarapfel. Weisser, (JJurchsichtigi r
Sommerapfel.) (Transparente jaune,
Yellow Transparent.) M. Juli. Ein
schön gefärbter, mittelgr. Frühapfel,
der seines dankbaren und frühen
Tragens wegen als der beste Sommer-
apfel gilt.
Köstlichster uns Böhmen. (Exquise de
Boheme.) Neuheit L. Späth 1897 98.
Diese Sorte ist bei einem mir be-
kannten, zuverlässigen Obstzüchter in
Böhmen aus Samen entstanden und
mir mit den besten Empfehlungen zur
Verbreitung übergeben; die Frucht
wird als Tafelfrucht ersten Ranges ge-
lobt, ist mittelgross, wachsgelb, stark
karmoisin gefärbt und von feinstem
Wohlgeruch. Fleisch weiss, fein mürbe,
massig saftig, von süssweinigem, alant-
artig gewürztem Geschmack. Reife-
zeit Oktober bis Ende Dezember, ein-
zelne der mir eingesandten Früchte
hielten sich bis März. Baum wächst
kräftig, ist früh- und reichtragend.
Lady Sudeley. Aug.— Sept. Der eng-
lische Züchter, welcher den Apfel 1885
<56o
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
zu den besten Tafeläpfeln und sagt,
dass er der edelste aller Herbstäpfel
sei. Die Frucht ist prächtig karmin-
rot gestreift, das Fl. fein, schmelzend
und würzig.
Langford. Grosser, dunkelroter,
amerikanischer Winterapfel, geschätzt
wegen seiner Güte, seiner Fruchtbar-
keit und langen Dauer.
Leckerbissen, Böhmischer. (Delices de
Boheme) (Edelrother X Alantapfel).
Dez. — Jan. Fr. mgr., konisch, mit
glänzend lichtgelber Schale, sonnen-
wärts lebhaft karmin und karmoisin
verwaschen. Fl. weiss, zartmürbe, von
einem süsslich rosmarin- und bitter-
mandelartigem Wohlgeschmack. Baum
sehr regelmässig, kandelaberartig und
reichtragend.
Melonenapfel, Boter. (Roter Prinzenapfel)
**ff Nov. — Jan. Mgr., prächtig rot ge-
färbt, mit fein mürbem, saftigem, sehr
angenehm gewürzten Fleisch. Dank-
bar und reichtragend.
Minister von Hammerstein. **! Dez. bis
April. Dieser von dem Herrn Landes-
ökonomierat Goethe in Geisenheim
aus Samen, und zwar aus einem Kern
der Landsberger Reinette gezogene
Apfel darf nach dem Urteil des
Züchters unseren besten Tafeläpfeln
gleichgestellt werden. Die Frucht ist
gross, platt, in der Gestalt einer
Champagner-Reinette nicht unähnlich.
Die Schale ist dünn, glänzend, blass-
grüngelb, in voller Reife wachsartig
weissgelb, sonnenwärts goldig, oft zart
rotbraun oder blass zinnoberrot an-
gehaucht oder verwaschen, dicht punk-
tiert. Fl. gelblich, locker und mürbe,
sehr saftreich und erquickend, stark
gewürzt, mit einem ganz besonderen,
im Munde lang anhaltendem Wohl-
geschmack. Der Baum wächst stark
und es trägt der Mutterbaum in Geisen-
heim seit 1891 reichlich. Da dieser
Apfel noch der Prüfung in anderen
Gegenden bedarf, empfehle ich ihn zu
Anbauversuchen ganz besonders.
Newton Wonder. Nov. — Mai. Diese
Sorte stellt ein Mittelding zwischen
Wellington und Goldreinette von Blen-
heim dar, die Frucht ist gross, von
schönem Aussehen und vorzüglicher
Güte. Es soll eine der besten neueren
Sorten sein. Baum kräftig von Wuchs
und ungemein fruchtbar.
Okdbena. Dez. Mgr. Neu. Von allen
neuen amerikanischen Apfelsorten wird
dieser die grösste Winterhärte, das
beste Wachstum nachgerühmt. Der
Baum soll gegen höchste Kältegrade
unempfindlich sein, regelmässig und
reich tragen. Die Frucht ist mittel-
gross, sonnenwärts prächtig karmoisin
gestreift, dabei feinfleischig und vor-
züglich wohlschmeckend. Ein ausser-
ordentlich empfohlener Apfel.
Ontario. Jan. — April. Gr., flachrund,
schön gefärbt, sehr wohlschmeckend,
früh und überreichtragend. B. wächst
stark und ist zu jeder Form geeignet.
In Deutschland erprobt und als eine
der vorzüglichsten, neueren amerika-
nischen Apfelsorten anerkannt.
Paradiesapfel, Dühmarscher. **-j-j- E.
Sept.— Dez. Eine erprobte holsteinische
Züchtung, die wegen ihres prächtigen
Aussehens wie auch vorzüglichen Ge-
schmackes warm empfohlen wird.
Paragon. Amerik. Züchtung. Seine
Grösse, Schönheit, lange Dauer, sowie
vorzügl. Versandfähigkeit und aus-
gezeichneter Geschmack machen ihn
nach dortigen Angaben zu einer sehr
wertvollen Markt- und Haushaltfrucht.
Baum starkwüchsig, früh und reich
tragbar. Fr. gr., rundlich, dunkelrot,
leicht gestreift. Fl. fest, gelb, gewürzt,
säuerlich, saftig.
Parmäm Erinnerung >ni Oberdieck. **
Dez.- — Jan. Fr. gr.. goldreinettenartig
gezeichnet. Rostflecken goldocker-
farben. Fl. gelblich, fein, süsszitronen-
artig gewürzt. Baum kräftig, kugel-
förmig, bald und gut tragbar. Von
sachkundigen Obstkennern zum Anbau
empfohlen.
Fear um in < 'hristmas. Nov. — Dez. Eine
Frucht von ausgezeichnetem Ge-
schmack, für die Tafel und für den
Markt gleich gut geeignet. Die Schale
ist auf der Sonnenseite schön scharlach-
farben und zeigt hier und da Rost-
anflüge. Der Baum soll sehr kräftig
wachsen und überaus tragbar sein.
Pepping, Nyack. *ff Aug. — Sept.
Grossfrüchtige amerikanische Sorte,
prächtig gefärbt, wegen ihrer Frucht-
barkeit und Güte dort sehr geschätzt.
Pippin Allington. Nov. — Febr. Der
Apfel ist neu und erst 1896 im Handel
erschienen. Der Züchter sagt von ihm,
dass er der beste Apfel sei, der seit
Entstehung von Coxs Orangen Reinette
verbreitet worden ist. Als eine
Kreuzung zwischen King Pippin
(Winter - Gold - Parmäne?j und Coxs
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
66 1
i »rangen-Reinette hat er von erstercm
die reiche Tragbarkeit, von letzterer
den edlen Geschmack geerbt. Die
Frucht ist mittelgross, rundlich kegel-
förmig trübgelb, sonnenwärts rot ge-
streift, von ausgezeichnetem, würzigem
( leschmack. Für alle Formen geeignet.
Prinz Albreehi von Preussen. Nov. —
(an. S. gr., saftig, süssweinig, leicht
alantartig gewürzt. Sämling vom
Kaiser Alexander«, den er durch
längere Haltbarkeit, Schönheit und
C.üte übertrifft. Er fault nicht wie
dieser und ist sehr tragbar.
Prinxenapfel, Winter. **ff Dez. — April.
Eine grosse, ganz wie der gewöhnliche
I'rinzenapfel geformte Frucht, hell-
gelblich-grün mit geringen Anflügen
von brauner Röte. Fl. weiss, ziem-
lich locker, saftig, süss, mit dem an-
genehmen Gewürz des Prinzenapfels.
Ein vorzüglicher Ersatz des Prinzen-
apfels von Ende Dezember ab.
Prinzessin Luise (Princess Louise).
Winter. Mgr., fein glänzend, blassgelb,
an der Sonnenseite leucht. karmin.
Fl. fein mürbe, fein anisartig gewürzt.
Unempfindlich gegen Trockenheit und
hohe Kältegrade. Sehr reichtragend.
Red Oder. Ein mgr. amerikanischer
Winterapfel, prächtig kirschrot ge-
färbt und sehr fruchtbar.
RemeMt Friedrieh der (iros.se. Neuheit
L. Späth 1892/93. Dez. — April. Mgr.
bis gr. Eine prächtige, hochgoldgelbe,
sonnenwärts dunkelkarmoisinrot ge-
färbte Frucht mit gelblichem, fein
markigem, saftreichem Fl. von köst-
lich gewürztem, weinigem Zucker-
geschmack. Es ist eine Tafelfrucht
von höchster Vollkommenheit, dabei
zeichnet sich der Baum durch seine
vorzügliche Tragbarkeit aus.
Reinette Grossfürst Nikolaus (Reinette
Grossfürst Nicolai Michäilovitsch).
Neuheit L. Späth 1897/98. Ein aus
Böhmen stammender Sämling, dessen
Früchte mir besonders als Tafelfrüchte
I. Ranges empfohlen sind. Frucht
mittelgross, grünlichgelb, fein grau
punktiert, an der Sonnenseite orange
und hellrot verwaschen und getuscht.
Fleisch lichtgelb, sehr fein, reinetten-
artig, mürbe, von würzigem, süss-
zitronensäuerlichem, fein reinetten-
artigem Wohlgeschmack. Die Früchte
sind Anfang November, in warmen
Sommern Ende Oktober zu pflücken,
reifen, auf Lager gebracht, im März
und halten sich bei guter Aufbe-
wahrung bis Ende Mai. Baum wächst
lebhaft und ist sehr tragbar.
Reinette, Metxs. *\\ Dez. Mai. Ein
erprobter, ganz vorzüglicher Tafelapfel.
Baum schön pyramidal. Fr. gross, von
lachend schönem Aussehen, hellgelb
mit lebhaft roter Sonnenseite. Fl. weiss,
fein, saftreich, von edelgewürztem,
süssweinigem Geschmack. Schönheit,
Güte und Haltbarkeit empfehlen ihn
als äusserst wertvollen Handelsapfel.
Beinette, Von Berlcs'. Neuheit L. Späth
1892/93. **ff Jan. — Mai. Mgr., köst-
lich reinettenartig, süssweinig gewürzt.
Hält sich bis Mai ohne zu welken und
trägt reich. Der vorzügliche Ge-
schmack, sowie ihre schöne Färbung
und regelmässige Gestalt reihen diese
herrliche Frucht unsern edelsten Rei-
netten als vollkommen gleichwertig
an.
Reim tti .
Dez. — März
Von Zjttccalmaglios. :ff
Ein edler Apfel, wegen
seiner ausserordentlichen Tragbarkeit
sehr zu empfehlen.
Rosenapfel, Neuer Berner. *.*!■(■ Dez. bis
Mai. Fr. ansehnlich gr., hochgebaut,
mit feiner, leuchtend karminroter
Schale und herrlichem Duft. Fleisch
gelblich weiss. oft ins Rötliche
schimmernd, zart mürbe und von
süssweinigem, balsamisch gewürztem
Geschmack. Ganz besonders hervor-
ragend durch ihre Schönheit und Güte.
Rosmarinapfel, Von hiptays. **\ Jan. bis
März. Der mittelgrosse schön geformte,
längliche Apfel stammt aus Ungarn
und zählt zu den wertvollsten Tafel-
äpfeln. Die Schale ist glatt, glänzend
goldgelb, sonnenwärts lebhaft karmin-
rot verwaschen und mit zahlreichen
Punkten besetzt. Fl. sehr saftreich,
mürbe, von angenehmem, süssweinigem,
gewürztem Geschmack.
Sii/mi/r. *f Winter — Sommer. Ein
grosser, gelber rotbackiger Apfel von
angenehmem, kräftig süssweinigem Ge-
schmack, den er bei guter Auf-
bewahrung selbst noch bis in den Mai
und Juni hinein behält, wreshalb er
ganz besonders wertvoll ist.
Schlotterdpfel, Pohls, Dez. — Mai. In
ihrer Gestalt an einen breiten Prinzen-
apfel erinnernd, ist die Frucht hell-
grünlichgelb, sonnenwärts lebhaft rot,
dunkler marmoriert und vereinzelt ge-
streift. Das Fleisch ist weiss, locker
saftig und süssweinig mit prinzenapfel-
662
Kleinere Mitteilungen.
artigem Gewürz. Es ist ein sehr
schöner und feiner Tafelapfel, der durch
seine lange Dauer die grösste Beach-
tung verdient und dessen Fruchtbarkeit
eine ausserordentlich reiche ist.
Schöner von Nordhausen. Fr. gr., ähn-
lich der Pariser Rambour-Reinette. Fl.
weiss, zart, saftreich, weinsäuerlich
süss; schon vom Baume herunter
mürbe, hält er sich bis April, ohne zu
welken. B. hoch pyramidal, blüht sehr
spät und trägt alljährlich. Es ist ein
prächtig gefärbter Tafelapfel I. Ranges,
der selbst in rauhen Gegenden, in
trockenen wie auch feuchten Lagen
gut gedeihen soll.
Seedling, Bramleys. Dez. — April. Nach
der Beschreibung des englischen Züch-
ters ein flachrunder, schön rotbackiger
Apfel von angenehmem, weinigem Ge-
schmack. Der Baum verbindet kräf-
tiges Wachstum mit regelmässiger
Tragbarkeit, und die Frucht ist nament-
lich als Wirtschaftsfrucht hoch-
geschätzt.
Seedling, Gaseoynes Scarlet. (Glory of
England). Jan. — März. Dieser herrlich
gefärbte Apfel, welcher aus der Graf-
schaft Kent (England) stammt, soll nach
dem Züchter von vorzüglichem Ge-
schmack und ein Schmuck für die
Fruchtschale sein. Das Fl. ist weiss-
lich gelb, locker, angenehm süss,
durch leichte Säure gehoben, erdbeer-
artig gewürzt. Die ausserordentliche
Fruchtbarkeit und das kräftige Wachs-
tum des Raumes werden hervorgehoben.
Seedling, Hambliugs. Dez. — März. Eine
sehr gr. Fr., die 1894 in den Handel
gegeben wurde, vom Züchter als I.
Güte für Tafel und Haushalt bezeichnet
und sehr warm empfohlen wird.
Seedling Ofine. Nov. — April. Gr.
bis s. gr., Frucht sehr schwer, fein
reinettenartig. Sehr tragbar. Die röt-
liche Reinette durch Güte bei weitem
übertreffend, auch in Wuchs, in Form
und Farbe sich von dieser unter-
scheidend.
Star. Juli — -Sept. Ein gr. amerik.
Frühapfel von überreicher Tragbarkeit,
vorzügl. Marktfrucht, von höchst er-
frischendem, köstlichem Geschmack:
dort sehr gerühmt.
Studnicne. Febr. — Mai. Erhielt ich
mit den besten Empfehlungen aus
Böhmen. Danach ist es ein sehr
grosser, prächtig gefärbter Winterapfel,
der als Tafelobst, besonders aber für
die Wirtschaft von sehr grossem Werte
sein soll.
Irauhenapfel Nathusms\ **f Dez. bis
April- Eine Tafelzierde I. Ranges.
Fleisch fein und zart, etwas bitter-
mandelartig gewürzt. Der Baum trägt
früh und reich und zeichnet sich durch
seine auffallend schön gefärbten, gr.
Früchte aus.
Trdika. Eine Tafel- und Schaufrucht
von ganz hervorragender Güte. Wird
nach Italien. Egypten und selbst Indien
exportiert. Kein Apfel verträgt den
Transport so gut; Druckstellen faulen
nicht nach. Hält sich ganz vorzüglich
ein Jahr. Fr. s. gr., zitronengelb,
sonnenwärts meist leuchtend lackrot.
von verlockendem Aussehen. Fl. weiss,
sehr fest, erfrischend süssweinig, sehr
wohlschmeckend. Baum raschwüchsig
und gut tragbar.
Wunder r<nt Chelmsford (Chelmsford
Wonder). Winter — Frühjahr. Gr. bis
sehr gross. Dieser neuen englischen
Sorte wird grösste und regelmässige
Fruchtbarkeit nachgerühmt. Die Fr.
ist rundlich, dunkelgelb, sonnenwärts
karmesinrot, Das Fl. ist gelblich, zart,
angenehm säuerlich mit feinem Ge-
würz. Eine Marktfrucht allerersten
Ranges.
Kleinere Mitteilungen.
Die blaue Farbe der reifen Wacholderbeeren
soll nach einer Arbeit des Prager
Botanikers Dr. Xestler, die Dr. Kolk -
witz in der letzten Sitzung der Deut-
schen Botanischen Gesellschaft vorlegte,
eine eigentümliche Entstehungs-
ursache haben. Die Veranlassung zu
den Nachforschungen Nestlers, der
sich amtlich mit der Untersuchung
von Lebensmitteln beschäftigt, bot die
Thatsache, dass in neuerer Zeit ge-
stossen er Pfeffer vielfach durch Wachol-
derbeeren verfälscht wird; es handelte
sich darum, ein Verfahren ausfindig zu
Kleinere Mitteilungen.
663
machen, um diese Verfälschung festzu-
stellen. Bei den darauf gerichteten
Untersuchungen machte nun Nestler
die Entdeckung, dass sich in den blauen
Wacholderbeeren stets ein Pilz der
Gattung Aspergillus vorfindet; die
jungen, grünen Beeren enthalten da-
gegen niemals den Pilz. Als nun
Nesfler grüne Beeren mit blauen un-
ter einer Glasglocke zusammenbrachte,
zeigte es sich, dass erstere in kurzer
Zeit auch blau wurden, während grüne
Beeren für sich allein ihre Farbe be-
hielten. Nestler schliesst daraus, dass
die grünen Beeren durch die blauen
infiziert werden, und dass der Pilz die
wesentliche Ursache der Entstehung
der blauenFarbe sei. Da grüne Beeren,
die mit einer sterilisierten Nadel ange-
gestochen waren, sich rings um die
Wundstelle bläuten und da ausserdem
die Oberhaut der blauen Beeren sich
stets als abgestorben erwies, so nimmt
N estler an, dass die bläuende Wirkung
des Pilzes auf der Tötung der Ober-
hautzellen beruhe. (Voss. Ztg.)
Die Schutzmittel der Pflanzen gegen Kälte.
In einem frühern Artikel*) in dieser
gesch. Zeitschrift habe ich bereits
dargethan, inwieweit die Pflanze durch
mancherlei Einrichtungen gegen die
Kälte geschützt ist. Wir haben da die
Kleinheit der Zelle und die eigen-
tümliche Zusammensetzung des Zell-
saftes als Mittel kennen gelernt, welche
das Erfrieren der Pflanzen wesentlich
hemmen. Weiter haben wir in diesem
Artikel gesehen, dass bei gar manchen
Pflanzen die Schliesszelle und die
Haare sehr widerstandsfähig gegen die
Kälte sind und selbst dann noch ihre
Funktionen vollziehen können, wenn
andere Zellen bereits den Einwirkungen
der niedern Temperatur erlegen waren.
Es lassen sich somit gewissermassen
also auch diese widerstandsfähigeren
Zellen als Schutzmittel gegen Kälte
erachten.
Aeusserst interessant sind die äusseren
Vorrichtungen, welche mancher Pflanze
zum Schutz gegen Kälte zur Verfügung
stehen. Es sind dieses vielfach Vor*
richtungen oder Erscheinungen im
Ptlanzenleben, die schon gar mancher
beobachtet hat, ohne sich über den
•) Das Erfrieren der Pflanzen. Seite iqi,
eigentlichen Zweck oder das Wesen
derselben klar zu werden. Wollen wir
diese Schutzmittel von rein äusserlicher
Natur richtig verstehen, so ist es not-
wendig, dass wir uns hier die ja
allgemein bekannte Thatsache ins Ge-
dächtnis zurückrufen, dass die Pflanze
zu ihrer Entwiekelung einer gewissen
Menge WTärme bedarf. Auch ist es ja
bekannt, dass die Pflanzen durch
mancherlei Anpassungs-Einrichtungen
imstande sind, selbst unter sonst un-
günstigen Verhältnissen das nötige
Wärmequantum aufzuspeichern. Diese
am Tage aufgesogene Wärme müsste
nun doch in der kühleren Nacht, nament-
lich dann, wenn sich gar Fröste ein-
stellen, sehr leicht verloren gehen,
wenn nicht die weise Allmutter
Natur bei den Pflanzen gewisse
Schutz vor richtungen gegen über-
mässigen Wärmeverlust vor-
gesehen hätte.
Es mögen hier nur einige Beispiele
angeführt werden. Die Blüte, unstreitig
der wesentlichste Teil der Pflanze,
liegt ihr doch die Erhaltung der Art
ob, bedarf zur Erfüllung ihres Zweckes
mehr oder minder viel Wärme. Damit
das am Tage aufgesogene Sonnenlicht
den Fortptlanzungsorganen in der Nacht
nicht verloren geht, so schliessen
manche Blumen Nachts ihre Blumen-
krone. Andere Blumen nehmen die
sogenannteSchlafstellungein.das heisst,
das Antlitz der Blume neigt sich der
Erde zu. Wieder bei andern Pflanzen
sehen wir die Blumen des Nachts durch
darüber gelegte Blätter geschützt, wie
wir es z. B. so schön bei der Sonnen-
blume beobachten können. Durch all
diese Vorrichtungen wird ein über-
mässiger Wärmeverlust verhindert.
Wir haben es hier also unstreitig mit
Schutzmitteln gegen die Kälte zu thun,
wenngleich auch dieser Schutz nicht
immer der alleinige Zweck der
Schlafstellung ist. Wie die Natur oft
dasselbe Ziel auf verschiedene Wege
erreicht, so erfüllt sie gelegentlich auch
mit einem Mittel verschiedene Zwecke.
Wie die Blumenblätter sich schützend
um Staubgefäss und Stengel legen, so
hüllen bei manchen Sämlingen die
Keimblätter den jungen Spross während
der kühlen Nacht ein. Ein sehr gutes
Beispiel dieser Art liefern uns Gurken-
und Kürbissämlinge.
(564
Ausstellungen und Kongresse.
Auch die Blätter, die Ernährer der
Pflanze, benutzen die Schlafstellung
nicht selten als wirksamen Schutz
gegen die Kälte. Ein mit der Breit-
seite dem Xachthimmel horizontal-
zugekehrtes Blatt ist gegen die Aus-
strahlung nicht so geschützt, wie das
Blatt in vertikaler Stellung. Daher
gehen denn auch die Blätter mancher
Pflanzen während der Nacht in die
Schlafstellung über; namentlich ist dies
bei Pflanzen mit gefiederten oder ge-
fingerten Blättern der Fall.
Selbst darin können wir schon einen
Schutz gegen die Kälte erblicken, dass
junge Sprosse im Frühjahr sich in der
Yertikalrichtung entwickeln, wofür uns
die Kirsche ein eklatantes Beispiel
liefert.
Doch nicht nur in ihren einzelnen
Organen weiss sich die Pflanze gegen
Wärmeverlust zu schützen, sondern das
ganze Individuum streckt sich manch-
mal — in des Wortes vollster Be-
deutung -- nach der Decke. Da sind
z. B. die Legföhren der Hochalpen,
welche ihren Stamm in mehr oder
minder ausgeprägt wagerechter Rich-
tung nahe über dem Erdboden hin-
strecken, weil der winterliche Schnee
eine willkommene Decke ist, durch
welche sich die Pflanze wirksam gegen
das Erfrieren schützt. Die einzeln auf-
strebenden Zweige dieser Föhre sind
so biegsam, dass sie sich unter einem
hereinbrechenden Schneesturm eben-
falls gegen den Erdboden drücken
lassen, um unter dem Schnee den ge-
suchten Schutz zu finden.
Einen vielfachen Schutz erzielt die
Natur mit dem Laubfall der Blätter.
Erst schützt sich die Laub abwerfende
Pflanze durch das Abwerfen der Blätter
an und für sich. Mit dem abgefallenen
Laub deckt sich die Pflanze ihren
Wurzelstock und endlich wird auch
andern kleinern Pflanzen noch ein
Schutz durch das abgeworfene Laub
in freigiebiger Weise gewährt.
fn dem Wasserentzug, den die meisten
Pflanzen im Herbste vornehmen,
schützen diese ihre oberirdischen Teile
in nicht minder wirksamer Art. Dies
wird uns durch den Umstand bewiesen,
dass z. B. empfindlichere Sträucher im
Freien stets nach einem nassen Herbste,
wo das Holz nicht ,, ausreifen'1 konnte.
wie wir Gärtner sagen, am meisten
zurückfrieren. Ist dagegen der Herbst
trocken und warm, sodass das Holz
gehörig ausreift, d. h. dass die Pflanze
den erforderlichen Wasserentzug vor-
nehmen kann, so schadet der Frost
weniger.
Zum Schlüsse sei hier noch auf eine
Gruppe von Pflanzen verwiesen, die
einen strategischen Rückzug vor der
Kälte antreten, und sich dadurch vor
dem sichern Untergang schützen. Wie
unsere Laubhölzer die Blätter abwerfen,
so werfen andere Pflanzen, als Stauden,
Zwiebel- und Knollengewächse die
sämtlichen oberirdischen Organe ab
und ziehen sich mit dem Reste ihrer
Herrlichkeit in den schirmenden Schoss
der Erde zurück, oder sie gehen, wie
einige Wasserpflanzen, im Schlamm des
Teiches vor Anker, wo sie der Frost
nicht erreicht. Derartiges Anpassungs-
vermögen ist doch ebenfalls mit Recht
zu den Schutzmitteln der Pflanzen gegen
Kälte zu zählen. Holm.
Teilnahme der Lehrerinnen an Obst- und
Gartenbau-Kursen.
Auf eine Petition des Vereins für
Obst- und Gartenbau in Berlin an das
Kultusministerium wegen Teilnahme
der Lehrerinnen an Kursen über Obst-
und Gartenbau ist dem Verein eine
zusagende Antwort geworden. Der
Minister steht der Angelegenheit wohl-
wollend gegenüber. Die Lehrerinnen,
die an einem Kursus über Obst- und
Gartenbau in der Gartenbauschule des
Frl. Dr. Castner in Marienfelde teil-
nehmen wollen, sollen dieselbe Unter-
stützung von der Regierung erhalten
wie die Lehrer, die einen Kursus zu
ihrer weiteren Ausbildung besuchen.
Ausstellungen und Kongresse.
Berlin. Grosse deutsche Winter-
blumen-Ausstellung, 22. bis 28. Februar
1900. Das schöne Lokal, der Luisen-
hof, Dresdenerstrasse 34/35. gleicht
einem Theater mit 3 Rängen, aber
ohne Bühne. Die Anmeldungen sind
Personal-Nachrichten.
Ö63
bereits sehr bedeutende. Das endgültige
Programm, das Medaillen und Geld-
preise im Gesamtbetrage von nicht
weniger als 20000 Mark aussetzt,
ist vom Verein zur Beförderung
des Gartenbaues, Invalidenstrasse 43,
zu erhalten. Seine Majestät der Kaiser
haben die grosse goldene Staats-
medaille, der Herr Minister für Land-
wirtschaft, Domänen und Forsten 12
grosse silberne, 24 kleine silberne und
24 bronzene Staatsmedaillen bewilligt.
Pankow - Schönhausen. Allge-
meine Gartenbau - Ausstellung des
Pankow - Schönhausener Gartenbau-
vereins, 19. — 24. Mai 1900, im
Restaurant Linder, Breitestr. 34. An-
fragen sind zu richten an W. Kretsch-
mann, Handelsgärtner in Pankow-
Berlin.
Dresden. Grosse deutsche Garten-
bau-Ausstellung Frühjahr 1900. Die
Pflanzen-Gruppen sollen eine freiere
Aufstellung erhalten und dadurch ein
möglichst. landschattlicherCharakter des
Ganzen angestrebt werden. Programme
beim Ausschussamt der Ausstellung.
Paris. Internationaler gärtnerischer
Kongress, 25. und 26. Mai 1900.
Personal-Nachrichten.
Das langjährige, stets so eifrige
Mitglied des Vereins zur Beförderung
des Gartenbaues, Wirtschaftsinspektor
Dressler in Dalldorf, Vorsitzender des
Gemüseausschusses, f nach längerem
Leiden am 6. Dezember im 60. Lebens-
jahre und wurde unter ausserordentlich
zahlreicher Beteiligung am 10. Dezember
zur letzten Ruhe bestattet.
Der stellvertretende Amtsvorsteher
Martin Hoff mann in Treptow feierte
am 5. Dezember mit seiner Gemahlin,
einer Tochter des verstorbenen grossen
Coniferenliebhabers Hofbuchdrucker
Hähnel in Magdeburg, seine silberne
Hochzeit. Auch die 84 jährige Frau
Oekonomierat Hoffmann, die Mutter
des Herrn Hoffmann, eine geborene
Bouche, nahm nebst vielen Verwandten
und Freunden an der Feier teil. Die
Ausschüsse für Blumen- und Gemüse-
zucht, vertreten durch die Herren
Brandt, Grass I, Schwarzburg und
Wittmack, überreichten Herrn Hoff-
mann als Mitglied des Blumen-
ausschusses eine geschmackvolle
Adresse.
Der Kgl. Gartenbaudirektor Stadt-
rat a. D. Otto Lämmerhirt in Dresden,
Geschäftsführer des Landes -Obstbau- |
Vereins für das Königreich Sachsen.
der sich u. a. um dessen Jubiläums-
ausstellung im Oktober dieses Jahres
so viele Verdienste erworben, f nach
schweren Leiden am 29. November im
64. Lebensjahre.
Markus Kehraus, Obergärtner der
Villa Braunschweig in Wien-Hietzing,
wurde als Obergärtner Sr. königl.
Hoheit Don Alfonso, Infant von Spanien,
auf Schloss Ebenzweier (Ober-Oester-
reich) angestellt.
Aug. Lenz, Handelsgärtnerin Xeuen-
dorf, wurde der königl. preussische
Kronen-Orden IV. Klasse verliehen.
Karl Riedel. Herrschaftsgärtner in
Grunwitz. erhielt das preussische All-
gemeine Ehrenzeichen.
R. Schwab, bisher Reviergehülfe
im königl. botanischen Garten zu Berlin,
geht am 30. November als Leiter der
Plantage Schwaben nach Kap Palmas
(Liberia- Westafrika).
Philipp Siesmayer, Mitinhaber
der Firma Gebrüder Siesmayer in
Bockenheim - Frankfurt a. M., erhielt
den russischen St. Annen-Orden 3. Kl.
X. Löscher, fürstlich Reussischer
Hof-Garteninspektor in Ebersdorf, trat
in den Ruhestand.
Richard Bölcke, Handelsgärtner
in Rathenow, starb am 3. Oktober.
666
An die verehrlichen Leser der Gartennora. — Tagesordnung.
Paul Kapitz, bisher Obergärtner
im Stadtgarten zu Augsburg, wurde in
gleicher Eigenschaft für den Park und
das Parterre im Palmengarten zu
Leipzig angestellt.
An seine Stelle trat E. Helfer, bis-
her in der fürstlich Thurn und Taxis-
schen Hofgärtnerei in Regensburg thätig,
als Obergärtner des Stadtgartens zu
Augsburg.
Wilhelm Lange, Kunstgärtner in
Weidenvorwerk, und
Samuel David, Obergärtner in
Gross-Steinort, wurde das preussische
Allgemeine Ehrenzeichen verliehen.
A. Schrandebach wurde als Ober-
gärtner der Baumschulen von E. Hergers
Nachfolger in Köstritz angestellt.
An die verehrlichen Leser der Gartenflora.
achdem der Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den preussischen
Staaten sechs Jahre lang die Gartenflora im eigenen Verlage heraus-
gegeben, hat er sich entschlossen, dem Antrage der Verlagsbuchhandlung
Gebrüder Borntraeger (Inhaber Dr. Thost in Berlin) entsprechend, dieser
Firma vom 1. Januar 1900 ab die Gartenflora in Verlag zu geben.
Im Übrigen bleibt die Gartenflora unverändert. Redaktion und Verlag
werden bemüht sein, sie nach besten Kräften auszugestalten, dabei aber die
alte Tendenz, welche die bis jetzt erschienenen 48 Bände beherrschte, Praxis
mit Wissenschaft zu verbinden, auch ferner wahren.
Der Umstand, dass die Firma Gebrüder Borntraeger u. a. auch die »Berichte
der Deutschen botanischen Gesellschaft«, die »Verhandlungen des botanischen
Vereins der Provinz Brandenburg«, die »Gartenkunst«, Zeitschrift des Vereins
Deutscher Gartenkünstler, verlegt, dürfte eine Gewähr dafür sein, dass nur Ge-
diegenes von ihr geboten wird.
Unsere Leser bitten wir daher, der alten Gartenflora auch im neuen
Verlage ihr Wohlwollen zu erhalten und neue Freunde für sie zu werben.
Für Mitteilung von Adressen, denen eine Probenummer erwünscht sein könnte,
ist die unterzeichnete Verlagsbuchhandlung jederzeit dankbar.
Ganz besonders aber ergeht an die Männer der Wissenschaft, an die Vor-
steher der botanischen Gärten und sonstiger wissenschaftlicher Institute, nicht
minder herzlich an die Männer der Praxis die Bitte, die Gartenflora fleissig
mit Beiträgen beehren zu wollen. Auch die kleinste Mitteilung ist willkommen.
Auf Wunsch werden den Herren Mitarbeitern bis 50 Sonderabzüge
unentgeltlich geliefert, eine grössere Anzahl zu tarifmässieren Preisen.
Die Redaktion.
L. Wittmack,
Berlin N., Invalidenstr. 42.
Die Verlagsbuchhandlung.
Gebrüder Borntraeger,
Berlin SW., Schöneheraerstr. 17a.
Tagesordnung
für die
866. Versammlung des Vereins z. Beförderung d. Gartenbaues i. d. pr. Staaten
am Donnerstag, den 28. Dezember 1899, 6 Uhr,
im Grossen Hörsaal der Königl. landwirtschaftlichen Hochschule, Invalidenstr. 42.
1. Ausgestellte Gegenstände. 2. Vortrag des Herrn Kgl. Obergärtner Habermann:
Die Gärten an der Riviera. 3. Antrag des Herrn Cordel betr. Dilettanten-Konzert und Tanz
am 11. Januar 1900. 4. Verschiedenes.
INHALT.
I. Abbildungen.
a) Tafeln.
(Die Zahlen bedeuten die Nummer der Tafel.)
Acalypha hispida 1465.
Ampelopsis Graebneri 1462.
Billbergia hybrida ultrajectensis 1468.
Bougainvillea glabra var. Sanderiana 1463.
Cattleya Trianae „HofgärtnerWundel" 1458.
Corylopsis paucirlora 1467.
Diervilla Wagneri Kusnezow 1461.
Gustavs Dauerapfel 1466.
Lissochilus Graefii Kränzlin 1460.
Magnolia Watsoni J. D. Hook. 1459.
Rhynchantus Bluthianus Wittmack 1464.
Zephyranthes Ajax. 1469.
b) Abbildungen im Text.
(Die Zahlen bedeuten die Seite.)
Abutilan Thompsoni 433.
Aepfel, Goldparmänen bespritzt und un-
bespritzt 3.
Aluminium-Etiquetten von Knoll 106.
Akebia quinata 290, 291.
Amaryllis hybrida grandiflora 268, 269.
von Thalacker 268, 6o3.
Bazardekoration, Theetisch im Stolberg-
schen Palais 545.
Begonia hybrida gigantea Mammut 79, mar-
morata 80, mit gelber Mitte 81.
Blohm, L. F., Hamburg-Horn, Obsthaus
i5, 16, Villa 18, Weinhaus i3.
Buddleya variabilis 469.
Celosia cristata nana alba i5g, pyramidalis
monstrosa io5.
Champignonbrut, Entwickelung 11.
Clinopodium argenteum io5.
Cyclamen persicum Papilio 644.
Dahlie ,, Königin der Weissen" 181.
Dendrobium Falkoneri 520.
Dioon edule i5y, var. lanuginosum i5^, 1 55.
Düren, Ausstellung, Gesamtansicht 573.
Eiben, alte, im Herrenhausgarten 238, 239.
Eiche im Luisium bei Dessau, unbelaubt
97, belaubt 98, im Tiergarten bei Dessau,
im belaubt 99, belaubt loo.
Epilobium hirsutum var. adenocaulum
Hausknecht io5.
Eremurus robustus var. Ehvesiamus
Leichtlin 128, 129.
(«alanthus cilicicus Baker 228, Ehvesii
225, 229, latifolius 229, nivalis 232.
Gärtner- Lehranstalt, Kgl., Gewächshaus-
Anlage 387, Hauptgebäude 382, Stauden-
garten 383.
Gazania montana Sprenger 584.
Gestell zum Sterilisieren 249.
Gloxinia hybrida grandiflora „Coquette" 8a
Gurke, persische Trauben- 104.
Haeckel, Kunstformen der Natur, Ab-
bildung eines Kalkschwammes 211.
„Haus im Busch" 33o, 33 1.
Helianthus cueumerifolius grandiflorus
,,Excelsior"öo8,„flore pleno" 609, ,, Riesen-
stern" 608, „Stella" 610, „Strahlensonne"
609.
Henkel f 63o.
Heterospermum Xanthii i35.
Hochschule, Kgl. Landwirtschaft!., Berlin,
Pflanzenschmuck am Geburtstag S. Maj.
des Kaisers 45.
Kitaibelia vitifolia 433.
Knuth f 628.
Lagenaria vulgaris longissima 159.
Kenne, General Hofgarten-Direktör 379.
Limabohne San Guiseppe \5g.
Luffa acutangula i36.
Lupinus arboreus Sims 296.
^Iuskauer Schloss 4o3.
Xepenthes Kanne als natürliche Blumen-
vase 8.
Oenothera Johnsoni Parry 1 35, odorata 160.
■668
Sachverzeichnis.
l*ellionia Daveauana, neue Kanonier-
pflanze 55 1.
Petersburger Ausstellung, Blick vom Kaiser-
pavillon in den hinteren Saal 353, Gesamt-
Ansicht des Taurischen Palais von der
Schpalernaja Strasse aus gesehen 347,
Der Mittelsaal im Taurischen Palais 35j.
Petunia hybrida „Adonis" 81.
Salpiglossis variabilis superbissima 79.
Sauiomatum venosum (xAxum cornutum) 67
Schultz, G. A. i52.
Schwetzingen (Baden), ältester Plan der
Gärten 6.
Sonnenblumen. Anbau im Grossen 571.
Spindlers Villa, Pavillon im Park zu Gross-
Tabarz 5 16.
Teil eines Querschnittes und der Wand
eines Kalkschwammes 211.
Trauerfichte bei Cadinen 618.
Trauerrichte von Barbier & Co. im
Beuvronne 6i9.
Vanilla aromatica 490.
Weizenschifl' aus Palästina 174.
2. Sachverzeichnis.
Acalvpha Chantrieri 411, hispida 262, 425.
Acer monspessulanum Biedermanni 410.
Aelteste der Kaufmannschaft, Bericht 444,
449-
AepteL und Birnen, chemische Zusammen-
setzung 240, Neuheiten von Späth 658,
Agaven, Krankheit 252.
Adenium obesum 484.
Ageratum Biue Perfection 9.
Akazie 53o.
Akebia quinata Decaisne, Früchte von 288.
Allgemeiner Deutscher Gärtnerverein i63,
3 10, 446.
Althoff, Ordensauszeichnung 87.
Aluminium-Etiketten von Knoil 106.
Amarantus quadricolor 10.
Amaryllis 270.
Amaryllis von Thalacker 270, 604.
Ambronn, ausserordentlicher Professor in
Jena 61 5.
Amelungs H., Berliner Netzmelone 427.
Amerika, ausserordentliche Kälte 83.
Amerikanisches Obst, Erleichterung im
Verkehr i65.
Ampelopsis Graebneri (Bolle) 257, 470.
Apfel, gefülltblühender 363, einige, für jeden
Boden passend 363.
Antirrhinum majus grandiflorum 10.
Antwerpen, Internationale Gartenbau-Aus-
stellung 3i, 85, 110, 142, 166, 197.
Apfel. Bismarck- 147.
Aepfel von Heydt 5g5.
Apfel Peasgood Non Such 598.
Apfelblütenstecher, Bekämpfung 21 5.
Artischocken, Anweisung zur Kultur 527,
von Beuster 482.
Arum pala^stinum, syn. sanctum 112.
Aruncus Silvester 260.
Arundinaria nobilis 332.
Ascherson, Ordensauszeiehnung 592.
Aspidiotus ostreaeformis 62.
Aster, Straussenfeder-, weiss 10, Triumph-,
weiss 9.
Atriplex semibaccatum 72.
Ausbildung in der Landwirtschaft 3 10.
Ausflug nach der Kolonie Grunewald 417.
Ausstellungen und Kongresse 3o, 54, 85,
109. 142, 166, 196, 219, 255, 277, 335, 35i,
35g, 391, 422, 447. 479, 5oi, 535, 559,
589, 61 5, 664.
Bahn's Chrysanthemum indicum 5g5.
Bahr f 200.
Barth f 592.
Baker, S. G., in den Ruhestand 87.
Balsamine, verbesserte Camellien, reinweiss
(alba perfecta) 10.
Bann, Forschungsreise nach Afrika 335.
Baumschule der Firma A. Rathke u. Sohn
in Praust bei Danzig 58o.
Bazar, Dekoration 544.
Beermann, C, 5ojähriges Geschäftsjubiläum
'224-.
Begonia hvbrida gigantea Mammut 80, mit
gelber Mitte 81, marmorata 80, ,, Louise
de Vriest! 1 34-, semperflorens „Anna
Regina" 644, hvbrida flore pleno 64b.
Beithner, Gartendirector 336.
Bei wem soll ein junger Gärtner in die
Lehretreten? 73.
Bekämpfung der Blutläuse, ein Beitrag 471,
der Schädlinge des Gemüsebaues 110.
Beobachtungen über die Eibe 334.
Berberis-Arten, anatomische Merkmale 19,
39, 68.
Bergmann, F., f 5o4.
Berichtigungen 32, 37, 200, 256, 280, 424.
487, 536, 553, 61 3.
Berlese, Professor am Kgl. Lyceum in
Camerino 61 5.
Berliner Kunst Ausstellung, Neuerungen 214.
Berlin, Kunst- und Handelsgärtnerei 444, 449,
Unterricht in der städtischen Fachschule
422.
Beschädigungen an Pflanzen durch Rauch
41 5, an den Statuen in der Siegesallee 61 1.
Besichtigung des Luisenhofes 616.
Bestimmung der Himmelsgegend 53.
Biebrich, Rosen-Ausstellung 255, 3 12.
Bierwitz, Karl, allg. Ehrenzeichen 87,
Sachverzeichnis.
669
Billbergia hybrida ultrajeetensis Wittm. 593,
leodiensis H. L. B. 37, nutans als Zimmer
und Marktpflanze 190, rhodoeyanea 65o.
Binderei, Preisausschreiben i63.
Rindereien, stylvolle 193.
Birne Conference 5q8, Sanguinole 398.
Birnsorten, neue 188.
Bissmann. Otto, Obstbau Inspektor 87.
Bitte betr. Musaceae 200.
Blattpflanzen von Körper 340, vonHeydt65o.
Blohm, L. F., Garten in Hörn bei Ham-
burg 1 2.
Blumensamen, Neu eingeführte, von
Dammann u. Co 104, i35.
Blumenbinders, Kunst des 14.1.
Blumenhalle in der Markthalle II zu Berlin.
Erweiterung 333.
Blumenparterre Album 335.
Blytt, Professor, Axel, v 3i.
Bocconia cordata 1 38.
Bode, Obst- u. Gartenbaulehrer in Sachsen-
Altenburg 448.
Bolle:, Aepfel 260.
Bolcke, R. 665.
Borntraeger's Vertragsentwurf 43o.
Botanischer Garten, Kgl., Farne 427.
Botanischer Garten, im neuen 496.
Bot. Garten und Museum zu Berlin, Kgl.,
Notizblatt 254.
Böttcher, in Vorschlag als städtischer Ober-
gärtner an Stelle von Weiss 592.
Bougainvillea glabra Choisy var. Sanderi-
ana 313.
Brefeld, korrespondierendes Mitglied der
Akademie der Wissenschaften 144.
Breslau, Jahresbericht des Schlesischen
Zentral- Vereins 420
Brix f 223.
Br'üders.ObstbaulehreanderObst-undWein-
bauschule in Marburg an derDrau 336, 447.
Buche, 3oo Jahre alt i3g.
Budapest, ungarische Landesausstellung 5oi.
Buddleya variabilis Hemsley 469.
Buschobst, Vortrag von Töbelmann 317.
Busse, Kreisgärtner in Genthin 117.
Büttners Dank 4^4.
Caladium 456, 498.
Callichroa platyglossa 70.
Camassia esculenta 249.
Campanula persieifolia alba var. „Back-
house" 10.
Canna von Dressler $4.
Catalogus plantarum Phanerogamarumquae
in HortoBotanico Bogariensi coluntur 254.
Cattleya Trianae ..Hofgärtner Wundel" 33.
Cattleyenwespe sog. C. -Fliege 652.
Ceanothus integerrimus 493.
Celosia cristata nana alba 159, ., Rubin" 104,
pyramidalis monstrosa 104.
Centaurea imperialis (Hort. Herb.) 22, alba
22, lilacina 23, Alariae (Hort. Herb.) 23.
Champignonbrut und Sporen o3, 1 38.
Champignonsporen, Beitrag zur Keimung 1 1 .
Champignonzucht, Gegenwart u. Zukunft 99.
Chloris polystaehya 70.
Clivia miniata 65o.
Crysanthemumfest in Stuttgart 24.
Chrysanthemum indicum von Heyneck 53g,
von Bahn 595, indicum Madame Gustav
Henry 583, inoclorum plenissimum 273.
maximum „Triumph" 42, überall 632.
Cienkowskia Kirkii Hook 470.
Cirsium Velenowskyi 70.
Clematis graveolensis 25o, Ville de Lyon 332.
Giemen, Obergärtner in Treptow 592.
Clinopodium argenteum io5.
Clianthus Dampieri 272, Veredelung auf
Colutea arborescens 271.
Coleus, neue „Frau Malwine Mauthner" 646.
Cdllinsia bieoior rosea io3.
Coniferen-Pflege 474.
Cornell L'niversity agricultural Experiment
Station 5o2.
Cornus Purpusi und C.-Hessei 338.
Correns, ausserordentlicher Professor in
Tübingen 61 3.
Corylopsis paucillora 537.
Cosmea hipinnata alba 70.
Crocus-Arten, frühblühende 234.
Cyclamen, Einfüttern in Sägespäne 27,
Papilio 134, 65 1, Herzbergs 65o.
Cynoglossum furcatum 42. linifolium 274.
Cyperaceae et Gramineae ig5.
I>ahlia hybrida „Excelsioru 610, variabilis
multiflora „Etoile de feu" 43, variabilis
„Feuerkönigu6io,variabüis,, Goldelse" t"> 10.
Dahlie ,. Königin der Weissen" 180, Edel
oder Kaktus, Musterform 294.
Dahlien, Cactus-, neue von Thomas S. Ware,
Ltd. 5o, Progenitor 484, englische Neu
liehen von Reid 641, 655, von Kohlmanns
lehner 484, neueste und neuere von
Kohlmannslehner 5 16, Veredelung neuer
auf Knollen älterer Georginensorten 261.
Dahlien - Ausstellung in Leipzig, zweite,
Programm 479, 33 1, 591.
Dahlien-Gesellschaft, deutsche, Geschäfts-
bericht 55, 197, 276, 4i<), Ausstellung
53 1, 591.
Dammann & Cie., Neuheiten 104, i35,
Aeltere empfehlenswerte Pflanzen i5g
Dankschreiben des Kuratoriums der Kgl.
Gärtner - Lehranstalt für das vom Verein
gestiftete Stipendium 333.
Datura Wrighti meteloides) 70.
David, S. 666.
Dekoration zum 5oj"ährigen Geschäfts
Jubiläum der Firma C. Reermann,
Berlin 233, in der landwirtschaftlichen
Hochschule 45.
Dekorationsausschuss 652.
Delbrück, etatsmässiger Professor der Kgl.
landwirtschaftlichen Hochschule 423.
Dellschau, Otto f 144.
Demmler, 90. Geb. 111, 144.
Dendrobium capillipes 495, Falkoneri
Hook. 519.
Dendrologische Gesellschaft, Mitteilungen
142. Deutsche, Programm für die Jahres-
versammlung 3qi.
Ö70
Sachverzeichnis.
Denkmal der Königin Luise 188.
Denner, Gartenvorsteher in Gross- Neu-
hausen 448.
Deutschlands Produktion und Handel in
Gras- und Kleesamen 421.
Dianthus laciniatus rubro striatus io5.
Diaspis fallax 5q, 63.
Diering, Johannes f 87.
Diervilla Wagneri Kusnezow 201, (Weigela)
Eva Rathke 415.
Dietzel La France-Rosen 596, Chry-
santhemum-Ausstellung 633.
Dioon edule i53, var. lanuginosum Witt-
mack 1 53, spinulosum 1 58.
Disraeli und die Primel 363.
Dochnahl, F. J., 80. Geburtstag 167.
Dortmund, Gartenbauausstellung 3 12, 5oi.
Drescher, 25. Geschäftsjubiläum 200.
Dresden, allgemeine deutsche Obst -Aus-
stellung des deutschen Pomologen-
vereins 5oi, Verteilung der hauptsächlich -
sten Preise 579, Eröffnung 5qi, Frühjahrs-
ausstellung der Feronia 85, 166, Gartenbau-
Gesellschaft Flora 614, Grosse deutsche
Gartenbau- Ausstellung 1900 447, 559,
Jahresversammlung der deutschen dendro-
logischen Gesellschaft 335, Jubiläums-
Ausstellung 85, 109, 142, 166, 3i2, 5",
638, 653, Mitteilungen über die Jubiläums-
Ausstellung des Landesobstbauvereins des
Königreichs Sachsen 52i, Obstausstellung
der Westpreussischen Landwirtschafts-
kammer 472, Obstausstellung, Bericht 599,
Versammlung deutscher Pomologen und
Obstzüchter und Generalversammlung
des Deutschen Pomologen-Vereins 600, 634.
Dressler f ^5~.
Drosseln und Eichkätzchen 364.
Drude, Geh. Hofrat 280.
Düngungsversuche, Mitteilungen i65, bei
Gemüsearten (Salat, Kohlrüben und
Kohlrabi) 563.
Durchwachsung der Blüten bei Lilium
candidum 428.
Düren, Grosse allg. Gartenbau- Ausstellung
479, 5oi, 572.
Dyer, Esqu., Kommandeur des hohen
Ordens v. St. Michael und St. George 56.
Echtermever, Kgl. Gartenbaudirektor 392.
Eck, 5ojähriges Fachjubiläum 256.
Edelreiser, beste Zeit zum Schneiden 52.
Egger, Dankschreiben der Kaiserin 5i.
Eiben, alte 236, in der Mark 533, im
Herrenhausgarten 3o6. 363, alte in der
Schweiz 363, alte in Wien 499, 584.
Eierfrucht, grüne Campania io3, lange
Hörn- io3, runde Riesenbirne von
Guadeloupe io3, Tricolore 104.
Eilers, H. F., silberne Hochzeit 3 1, Ordens-
auszeichnung 648.
Einfuhr nach Bulgarien 27.
Eingesandte Preisverzeichnisse 3i, 55, 86,
III, 143, 167, iqq, 222,255, 368,422,502,
536, 56o, 591, 647;
Eiserapfel v. Dressler 427.
Engler, Ehrenmitglied der bayerischen
Gartenbaugesellschaft 111, Ehrenmitglied
der Kaiserl. russischen Gartenbau- Ge-
sellschaft 335.
Englische Gärten 2o5.
Englische Sommer-Levkoye 1 35.
Entwürfe, preisgekrönte 52.
Epilobium hirsutum var. adenocaulum
(Hausknecht) io5, obcordatum 495.
Erdbeerfreund 61 3.
Erdbeeren, neue Sorten 555.
Etat für 1899 2Ö3.
Ethulia conyzoides 42
Etiketten von Aluminium 147.
Eremurus Elwesianus, Berichtigung 160,
robustus var. Elwesianus Leichtlin 127.
Erfrieren der Pflanzen 191.
Erfurt, städt. Gartendirektor 224.
Erigeron aurantiacum 84.
Eröffnung des Palmengartens in Leipzig
275.
Ennicke, Reise nach Kamerun 200.
Eupatorium altissimus L. io5, serotinum
Mich. io5.
Fachschule, städtische in Berlin, Lnter-
richt 422. 533.
Farne aus dem kgl. botanischen Garten
427.
Fäulnis des Fruchtfleisches verursachende
Pilze 247.
Fehringer, Ordensauszeichnung 335.
Feldmessunterricht 224.
Festschrift zur Erinnerung an das 75 jährige
Bestehen der Kgl. Gärtner Lehranstalt
zu Wildpark 378.
Feijoa Sellowiana Berg 22.
Finteiniann, Axel, Korrespondierendes Mit-
glied der bayrischen Gartenbauges. 111,
Berichtigung 37, Kuratoriumsmitglied 652.
Flora des nordostdeutschen Flachlandes
477, von Deutschland, illustrierte 3u.
Forschungs-Beihilfe 473
Förstel, Handelsgärtner 256.
Frachtermässigung i65, für Obst in
Wagenladungen 364.
Frank, Berufung in das Kaiserliche Ge-
sundheitsamt 223, Kaiserl. Geh. Regie-
rungsrat 3 12.
Frankfurt a. M. Obstbau-Kongress 29.
Fränkischer Gartenbauverein 108.
Fraximus-Arten, über einige 282.
Freund, Frau f 504.
Friedrichshafen., Gartenbau und Haus-
haltungs-Schule 142.
Fröhle, F. G. f 447.
Frühbeetkisten, Anlage 52.
Früh jahrskurse im Obstbau 194.
Frvdrych, Gartenbaulehrer in Tatar
Pazardzik Bulgarien) 256.
Fusicladium 1, Aufforderung zum allge-
meinen Kampf 3 11.
Fuchsia corymbiflora-Kultur 112, neue, Frau
Ida Noaclt 134.
Fuchsien als Vasendekoration 191.
Fungi, edible and poiso nous 29.
Sachverzeichnis.
"7 l
Crabbe, allg. Ehrenzeichen 87.
Gaillardia grandiflora „Golden Sunset"
i3<>, perennis grandiflora compacta 42.
Garcke, 80. Geburtstag 592. 594.
Gartenbauausstellung in Petersburg. Fischer
von Waldheim Vizepräsident 108, siehe
auch Petersburg.
Gartenbau Bibliothek 3gi. 588.
Garteninsekten, allerlei nützliche 557
Gartenbauschule für Damen in Frieden au
5.">J, für Damen 194.
Gartenbuch für Anfänger m?.
Garten des Herrn Demharter in Gross
1 .ichterfelde 412.
(Iarten des Herrenhauses, alte Eiben 236.
Gartenflora, an die Leser derselben 616, 658,
Gartenkalender, Deutscher 28. [666.
Gartenkunst ki5, und gärtnerisches Plan-
zeichnen 367.
Gartenpflanzen, ein- und zweijährige 5t 8.
Gartenpflanzennamen, richtige 7.
(iartenrasen 588.
Gärtnerei als Lebensberuf »147.
Gärtnerische Feldmesskunde 367.
Gärtner - Lehranstalt , Kgl. zu Wildpark,
75 jähriges Jubiläum 140, 335, 337, 38o.
Gärtner-Liederbuch. Deutsches 29.
Gärtnerverein, allgemeiner deutscher 25 1,
558, 6i3, Abteilung für Fachschul -n 6i3,
Abteilung türStellennach\veis478, 535, 614.
(järtnerisches Centralblatt 218.
Gazania montana Sprenger 442, 583.
Gebhardt, Matthias, Obergärtner bei
J. C. Schmidt- Erfurt 87.
(jedanken über das Wesen der Organi-
sation 557.
Geheimmittel 3i8, 652.
Gehölz und Baumgruppen, Anpflanzen in
Parks 307.
Geisenheim, Kursus über Obstwein- und
Obst- Schaum wein- Herstellung 53.
Geitner, Ordensauszeichnung 5o3.
Gemüsebau in den Vereinigten Staaten i3o,
182, 210.
Gemüse Samen, neue, von Dammann & Co.
in San Giovanni a Teduccio bei Neapel jo3.
Gemüsetreiberei 210.
Genf, internationale Ausstellung 25 ;, 3 12.
Genossenschaft Flora, Dresden, Sitzungs-
bericht und Abhandlungen 589.
Gent, Ausstellung der Soc. roy. d'agric. et
de botanique de Gand 422, 5oi, 5qi,
5o jähriges Jubiläum derStaats-Gartenbau-
schule 422, internationale Ausstellung 85,
110, 142, 166, 107, 222, 255, 3i2, Staats-
Gartenbauschule 3o, 368.
Geniiana Burseri 026.
Gewerbliche Angelegenheiten 27, 28, 85,
i65, 421, 559.
Gewächshausbau, eine neue Richtung 5ag.
Gicse, allg. Ehrenzeichen 448.
Gladiolen von Körper 484.
Gloeosporium nervisequum 336.
Gloxinia hybrida grandiflora ..Kokette" 80.
Gloxinien, Pflege erkrankter 83.
Goedecke's Rosen 94.
Goeppert-Denkmal in Sprottau 3i.
Goeschke, 25jähriges Jubiläum 3i2.
Görlich, Inspektor 280.
Gräbener, I... Ordensauszeichnung 648.
GrashofF's Neuheiten 607.
Greifenberg, Frühjahrsausstellung 255.
Grossgörschen, am Tage von, 309.
Gurke, persische Trauben- 104, Neids Treib-
Gustavs Dauerapfel 481. [„1900" 6ir.
Gütertarif, neuer preussischer 28.
Haheilandt, korrespondierendes Mitglied
der Kgl. Akademie der Wissenschaften 423.
Hüberlein, zweiter Obergärtner in Weihen-
stephan, 256
Haemanthus Bastard 4^0, Wertzeugnis 424.
Hägemann, Viktor f 87.
Hamburg, Ghrysanthemum-Austellung 6i5.
Hamburger Gartenbau-Ausstellung, Ueber-
schuss 499.
Hampel, Hofgartendirektor in Schwerin 368.
Hampels Abschiedsschreiben 484, Ab-
schiedsessen 5o3, Feier 52 1.
Handelsgärtnereien, russische und tinn-
ländische, Vortrag von Hoffmann 043.
Hannover, (Chrysanthemum - Ausstellung
„Haus im Busch" 328. [3o, 46.
Heicke, Garteninspektor in Aachen 323.
Heike, H. f 168.
Heinemanns Ahreiss-Kalender 556.
Helenium Bigolowi 44.
Helfer, E. 666.
Helianthus annuus fol. aur. var. „Gold-
rand" 43, cueumerifolius 137, 607, cueu-
merifolius „Excelsior"öo9, cueumer folius,
neue Formen 471, cueumerifolius „Strah-
lensonne" 6 10, cueumerifolius grandirlorus
„flore pleno 609, cueumerifolius grandi
fiorus „Riesenstern" 609, cueumerifolius
grandirlorus „Stella" 610, perennis hy-
brid us 43.
Heliotrop, Riesen- 140.
Heliotropium hybridum giganteum 44.
Helfl't-Berlin, Geh. Kommerzienrat 3t.
Henkel t 629.
Henze, Obergärtner der Gruson-Gewächs-
häuser in Magdeburg 200.
Heimes, Ordensauszeichnung 336.
Hertzot;, Rudolph, neue Ausschmückung
des Erholungsuartens 25.
Heterospermum Xanthii A. Gray (35.
Heuchera sanguinea var. alba 41.
Heydts Aepfel 5g5.
Heyneck's Chrysanthemum 53g.
Hibiscus Cooperi tricolor) 274, rosasinensis
Hillmanns Cementplatten 370. [54 1.
Hitze in Spinien 276.
Hochschule, kgl. landwirtschaftliche Berlin,
Pflanzenschmuck am Geburtstage Seiner
Mnjestät des Kaisers 45.
Hoeppner, Dr., Assistent in Geisenheim 3i.
1 [offmanns Vortrag über russische und finn
ländische Handelsuärtnereien 543.
Hollmann, silb. Hochzeit 658.
Hollmer, Ordensauszeichnung 392.
Hollrung, Professor 423.
672^
Sachverzeichnis.
Holzgewächse, vier neue 338.
Humboldthain in Berlin 473.
Hyacinthensorten, die vorzüglichsten für
die Wintertreiberei 476.
Hybride Anthui ien 489, Zwerg- Gladiolen 444.
Hybridenzucht und Kreuzbefruchtung, eine
Methode wissenschaftlicher Forschung 487.
Hybrids and their utilization in plant-
breeding 29.
Hvbridisation-Konferenz in London 437.
lberis Timoryi fol. aur. var. 43.
Ilthal, Obergäitner bei Baron Wrangel in
Kosatzkaje (Russland) 168".
Incarvillea grandiflora 410.
Institut iür Pflanzenphysiologie u. Pflanzen-
schutz zu Berlin, Lehergang an die
biologische Abteilung des Kaiserl. Ge-
sundheitsamtes 36i.
Ipomoea imperialis „Aphrodite" 1 36, collata
carminea albomarginata 1 36, aurata
„Cleopatra" 1 36, collata „Diana" 1 36.
Ischia 473.
Isosoma orchidearum 652.
Jokisch's Märkische Obstbaumspritze 314.
Joly, Charles, Ritter der Ehrenlegion m.
Kaiser Wilhelm- und Augusta- Stiftung,
Erhöhung 148.
Kälte, Schutzmittel der Pflanzen 663.
Kanonierpflanze, neue 55o.
Kapitz 666.
Kartoffeln „Aetna" 263, „Frühe Vesuv" 23,
„Violette Aetna" 24.
Kehraus 665.
Kellner, E., Ruhestand 447.
de Kerchhove de Denterghem, Graf,
Ehrenmitglied der Kaiserl. russischen
Gartenbaugesellschaft 335.
Kesselring, silberne Hochzeit 224.
Kirschen in den Vereinigten Staaten 409.
Kitaibelia vitifolia Willd. mit goldgelb
marmorierten Blättern 369, 43 1.
Klathe. allg. Ehrenzeichen 592.
Klarapfel, weisser, v. Dressler 427.
Kleinere Mitteilungen 24, 5i, 82, 106, 137,
160, 188, 21 3, 247, 274, 3o6, 33 5, 36 1, 412,
444, 471, 496, 527, 553, 584, 611, 646.
Knuth f 61 5, 627
Kohlmannslehner's Kaktus-Dahlien 5 16.
Kohlmannslehner aus der Firma Kohl-
mannslehner&Schwencke ausgeschieden,
648.
Kolb, Max, 40Jähriges Dienstjubiläum und
40jährige Mitgliedschaft der bayerischen
Gartenbaugesellschaft 111, Ehrung zum
40jährigen Dienstjubiläum 200.
Kolonialpflanzen, Anzucht 5oo.
Kommslaus 59.
Korn, Ordensauszeichnuno 504, 536.
Körpers ausgestellte Pflanzen 428, Blatt-
pflanzen 540, Ziergräser 540, Rosen 65 1.
Koschmann f 423.
Kowallek, korrespondierendes Mitglied der
bayrischen Gartenbaugesellschaft 111.
Köstritz in Thür., Gärtner- Lehranstalt 141.
Koznokojef, Ehrenmitgl ed der russischen
Gartenbaugesellschaft 338.
Krause, allgemeines Ehrenzeichen 448.
Krefeld, grosse allgemeine Ausstellung 335,
Kropatzih f 256. [447? 5oi.
Krüger, Dr. Friedrich, Uebertritt in das
Kaiserl. Gesundheitsamt 223.
Ktenanthe setosa 65o.
Kuhnia eupatorioides 1 35.
Kulturgewächse der Deutschen Kolonien 164.
Kulturversuche im Jahre 1898, Bericht 9,
Kunberger f 280. [41, 70.
Kunstformen der Natur 216, Motive zu
Teppichbeeten von Haeckel 210.
Kunst- u. Handelsgärtnerei in Berlin 444, 449.
Kvnast, Ehrung 256.
L«ackner, korrespondierendes Mitglied der
bayrischen Gartenbau- Gesellschaft 56.
Lackners Orchideen 597.
Lagenaria vulgaris Ser. longissima i5q.
Lamberts Rosen-Neuheiten 596, 610.
Lämmerhirt, Gartenbaudirektor 61 5, f 665.
Landesobstbauverein für das Königreich
Sachsen, Sitzung 587.
Landsberg a. W., Obst- und Gartenbau
ausstellung 3i2, 5oi, 589, dem Gartenbau-
verein bewilligte Medaillen 484.
Landwirtschaftsgesellschaft, Deutsche, Be-
richt der Versammlung der Obst- und
Weinbauabteilung in Frankfurt a. M. 460,
der Obst- und Weinbau auf der Aus-
stellung in Frankfurt a. M. 464, Saat-
stelle 27.
Lange, W. 666.
Lapageria rosea 93.
Laubert, Dr., Assistent in Geissenheim 3i.
Lauche, Ordensauszeichnung 224.
Latania 7.
Lecanium Persicae 63.
Lehre vom Baumschnitt 534, bei wem soll
ein junger Gärtner in die L. treten? 73.
Lehrerinnen, Obstbaukurse 664.
Lehrhefte für den Einzelunte rieht 3 11.
Leipzig, Dahlien-Ausstellung, Deutsche 5oi,
Leipziger Palmengarten 333. [584.
Leiter „Gnadenfrei" 34.
Lembke, Friedhofsverwalter in Altona 2oo.
Lenne, Niederlegung eines Kranzes am
Grabe 416.
Lenz 665.
L'horticole coloniale 3 11.
Libonia tioribunda und ihre Kultur 162.
Lichtenecker, Hofgärtner in Gotha 447.
Liebhaber-Ausschuss, Sitzung 25.
Liegnitzer Gartenbau- Verein, Ausflug nach
Fischbach 419, Gemüseversand 499.
Liliifloren, Nomenklatur 612.
Limabohne San Giuseppe 159.
Lindemuths Kitaibelia vitifolia 369, Ver-
edelungsversache 597.
Linden, Jean, Denkmal 612.
Liquidambar styraeiflua, abgebrochener in
Wörlitz 445.
Lissochilus Graefii Krzl. 145.
Sachverzeichnis.
'»73
Litteratur 54,85, no, 143, 104, 194, 28,216,
254, 3 n, 334 367, 3gi, 421,477,502, 534,
556, 61 3, 047.
Livistona 7.
I.obelia erinus pumila splendens 42, Ri-
voirei 412, fulgens Queen Victoria 65o.
London, internationale Konferenz über
Bastard- und Kreuzungspfianzen 85, 110,
197, 368, 422, 4*7.
Löscher, N. 66?.
Lupinus arboreus Sims. 296.
Lücke, Karl, Leiter der gräfl. Hadikschen
Obstplantage in Nadaska (Ob. -Ungarn) 168.
Luffa acutangula 1 36.
Lyon, Gartenbau-Ausstellung i<»6, ?5y, 5qi.
Hagnolia Watsoni J. D. Hooker 8<>.
Mahling, Johannes, Korrespondent bei
J. C. Schmidt, Erfurt, 87.
Maiblumen, französische von Dressler 317.
Maiblumenzüchter u. -Händler, Vereinigung
Mais, sehr früher August- 71. [109.
Mtlcolmia littorea 42.
Managetta, Beck von, Direktor des deut-
schen botanischen Instituts in Prag 56o.
Manettia tricolor 415.
Matern, Garteninspektor in Johannesburg,
Transvaal 504.
Mathieu, Jean Louis f 87.
Mathieus Aepfel und Birnen 91, Weisser
Klarapfel 427, Stachellose Stachelbeere
428, Ehrenmitglied des deutschen Pomo-
logenvereins 592.
Masters, Ordensauszeichnung 423.
Meissen, Chrysanthemum - Ausstellung 3o.
Melica ciliata alba 43.
Melone Abundantia 104, Cilenta 104.
Melonen, die keine Früchte ansetzen
wollen 83, Berliner Netz- 427, 483.
Mertens, Landes - Obstbau - Inspektor in
Bayern 168.
Mez, ausserordentl. Professor in Halle 6i5.
Mimulus luteus 3o8, pictus cardinalis 275,
tigrinus nanus roseus 43.
Minlos, Damplschiffrhederei in Lübeck 219.
Mirakel- Speisekürbis mit schalenlosem
Kern 71.
Mitteilungen der Verlagsbuchhandlung Paul
Parey 534, von Züchtern über ihre Neu-
heiten 526.
Misch's Spritzapparat 541.
Mistelgewächse, afrikanische, und die Be-
stäubung durch Honigvögel im allge-
meinen 527.
Müller, Oberförster, Professor 280.
Moncorps, Garteninspektor 480.
Monographie du genre Nicotiana 5o2.
Mont St. Amand bei Gent, Internationale
Gartenbau-Ausstellung ??.
Mücke, G. F., f 447.
Müller, Traugott, Ordensauszeichnung 87.
Müller t 200.
Müllerei-Versuchsstation 446.
Müllers Vortrag über farbige Photographien
146, über die Blütentarben, ihre Ent-
stehung und Nüanzierung 263.
Muskau 403.
Myosotis alpestris ,',Distinction1' 10, stricta
alba 82, »tricta coelestina 10, „Triumph"
10, oblongata perfecta 41, palustris grandi-
flora „Nixenauge'' 10.
Mytilaspis conchaeformis 62.
Xaarden (Holland), Baumschulen der
Herren Jurissen & Sohn 11 3.
Naudin f 224.
Nelke, eine für 120000 Mark 161, Hedwigs-,
von Neumann 540.
Nepenthes-Kannen als natürliche Blumen
vasen 8.
Nemec, Privatdozent in Prag 61 5.
Nemeczek, goldene Verdienstkreuz 256.
Nemetia compacta alba 275.
Nepenthes-Arten des Kap York Nord-
Australien) 292.
Netzmelone, Berliner 427, 483.
Neue und empfehlenswerthe Pflanzen 28,
5o, 79, io3, 134, 188, 332, 410, 442, 469,
495, 526, 583, 607, 643.
Neuheiten von Benary 643, von Dammann
104, 1 35, von Grashoff 607, von F. C.
Heinemann 79, von Herb & Wulle,
Neapel 22, von Reid 641, Samen , von
Pfitzer 644.
Neumanns Hedwigs-Nelke 540.
Neumann, Verdienstmedaille 592.
Neustrelitz, Park und Lenne' 553.
New- Yorker Dachgärten 365.
Nicolai, Wertzeugniss für Haemanthus
Bastard 424.
Nicol, Stadtobergärtner in Magdeburg 592.
Nicotiana noctiflora Hook., var. altiflora
Comes 44, silvestris 44.
Nizza, Bericht über die Acker- und Garten-
bauausstellung 142.
Noack, R. Ordensauszeichnung 168.
Noordt, Hoflieferant 3 12.
Nordpark geplant 214.
Normal-Sortiment des Kernobstes 85.
Njehns, Inspektor in Würzburg 224.
Nusspickel, Hofgärtner in Reinhardtsbrunn
447-
Nymphaea Mariae Lagrangei 444.
©berlausitzer - Gartenbauverein, Jahresbe-
richt 164.
Obst, Aufbewahren in Torfstreu 304.
Obst u. Gemüsebau u. Obsthandel in
Australasien 466.
Obst- und Gemüseverwertungsküche in
Kassel 366.
Obstausfuhr aus Böhmen 499.
Obstbau u. Obsthandel in England 116.
Obstbau in den VereinigtenStaaten 359, 404.
Obstbaukurse f. Lehrerinnen 664.
Obstbaum, wie soll ein guter aussehen I90.
Obstbäume u. Sträuchen, Besprengen mittels
Dampfspritzen 414.
Obstblüte in Meran 27?.
Obstbaumdüngungs versuche der D.L.G. 125.
Obstdauerwaren 362.
Obsternte-Aussichten, diesjährige 498.
^74
Sachverzeichnis.
Obstweinbereitung 3o2.
Odontoglossum blandurh 554.
Oenothera Johnsoni Parry 1 35, odorata 160.
Orchidaceen Deutschlands 194.
Orchideen von Lackner 597.
Orchideensammlung 612.
Orchideen-Verkauf 415.
Ortgies, C, 70. Geburtstag 87.
Paeonien und ihre Kultur 420.
Palmenhaus-Einweihung in Petersburg 647.
Pankow-Schön hausen, Gartenbauaus-
stellung 166, 197, 559.
Papaver Orientale, neue Hybriden 645.
Papierstoff, neuere Erzeugnisse aus 3og.
Paris, Frühjahrsausstellung 255, inter-
nationaler gärtnerischer Kongress 197, 222,
479, 559, 591.
Pariser Weltausstellung, Aufforderung zur
Beteiligung 319, der deutsche Gartenbau
393, zeitweilige Ausstellungen 535.
v. St. Paul-Illaire, Ordensauszeichnung 336.
Pellionia Daveauana, eine Kunonierpnanze
55o
Personal-Nachrichten 3i, 56, 87, 111, 167,
199, 223, 256, 279, 3i2, 335, 368, 392, 423,
447, 480, 5o3, 536, 56o, 592,615,648,665.
Petersbourg, Plan du Jardin impe'rial de
Botanique 5o2.
Petersburg, III. internationale Gartenbau-
Ausstellung 3o, 54, 85, 109, 142, 166, 196,
219, 255, 277, 282, 320, 346, 389, 394, 397,
401, 412, 485, 6i5, 63i.
Petersburger Ausstellung, Baumschulartikel
399, Bestand der auswärtigen Abteilung
der internationalen Gartenbau-Ausstellung
221, Beteiligung Frankreichs, Hollands,
Belgiens, Englands und Dänemarks 394,
Bindereien 324, Bromeliaceen 323, Cy-
cadeen 349, Ehrenpreise 220, Fracht-
ermässigung 220, Festlichkeiten und Aus-
flüge 354, für Reisende dahin zu beachten
222, Gartenpläne 400, Maiblumen 485,
Palmen 346, Rosen 394, Treibflieder 389,
Prämiirung der sächsischen Aussteller 570,
Russland auf der 35i, Sonderberichte
323, 346, 389, 397, 485, Staats-Delegate
und auswärtige Kommissare 221, Staats-
Delegate, Nachtrag 279, Verzeichnis der
deutschen Preisrichter, alphabetisch 219,
Verzeichnis der Preise der deutschen
Aussteller 63 1, zuerkannte Preise für
deutsche Aussteller 401, zuerkannte Preise
an sächsische Aussteller 468.
Petersburg, Herbst- Gartenbau-Ausstellung
604, der kaiserl. botanische Garten 58i.
Petersburger Gartenbauverein, Verzeichnis
der prämiirten Aussteller 61 5.
Petersburg, Einweihung des Palmen-
hauses 647.
Peterseim, M., gi ossherzogl. badischer Hof-
lieferant 648.
Petunia hybrida „Adonis" 81, hybrida nan.
multifl. „Schneeball" 44.
Pfitzer, C., korrespondierendes Mitglied der
Akademie der Wissenschaften 144.
Pfirsiche und Aprikosen 556.
Pflanzen, ausgestellte des Kgl. botanischen
Gartens 27?, ausgestellte von Körper 428,
in den Berliner Krankenhäusern 612.
Pflanzennamen, Eintragung als Waren-
zeichen 3o3.
Pflanzenphysiologische Betrachtungen über
die Znaimer Gurke und deren Kultur 5_|.
Pflanzenzusammenstellungen iq3.
Pflaumen in den Vereinigten Staaten 35<>.
Platanenblätter 336.
Pflug, Ordensauszeichnung 87.
Plümecke f 592.
Photographieen in natürlichen Farben 146..
Physahs Francheti 70.
Picea excelsa Lk. f. pendula Jacq. et Her.
618, inverta Carr. 619.
Pimelea spectabihs 262.
Pitcairnia regia 65 1.
Pitt f $6.
Planzeichnen, Anleitung 254.
Poetz, Leiter der König!. Baumschule zu
Wirthy b. Bordzichow, Westpreussen 648.
Pohl f 448.
Polvptens callosa A. Gray 10 i.
Pommer-Esche, Denkmal 543, Denkmals-
enthüllung 56o, Gedenkfeier 56i.
Pomologisches Institut Reutlingen 592.
Pomologenverein, Deutscher 164.
Potager d'un Curieux 421.
Potsdamer Gartenbauverein 55, 587.
Preisausschreiben über die Verbreitung von
Pflanzenschädlingen 447.
Preuss, allgemeines Ehrenzeichen 336.
Primula obconica, Bemerkungen 266, ihr
Wert, ihre Verwendung und Anzucht 264,
als Krankheitserreger 307.
Prunus Gloria d'Epinay 332.
Purpus, A., Garteninspektor 01.
Pycnanthemum pilosum 44.
Radies, erste Ernte 71.
Ranninger f I44.
Rathkes Baumschule in Praust b. Danzig 58o.
Ratschläge und Warnungen lür die gegen-
wärtige Zeit 497.
Reblaus-Vernichtung 137.
Rechnungsprüfung 430.
Rehberger, Verdienstkreuz 256.
Rehnelt, F., Garteninspektor 32.
Reich, in den Ruhestand 200.
Reichs-Versuchsgarten 21 5.
Reinke, Ordensauszeichnung 87.
Reseda od. grandifl.„Rubin"43,Machet-Rubin
646, odorata maxima, Rote Goliath 645.
Rheum hybridum Florentini 71.
Rhododendron ciliocalyx 411, parviflorum,
frühesiblühendes Freiland 140, neue 413.
Rhynchanthus Bluthianus 38, 369, 417.
Rib'es Späthianum 338.
Riedel 665.
Rieselfelder, Berliner 555.
Riesen- Eichen 96.
Riesengebirge, vom 276.
Rodigas, Ordensauszeichnung 423
Rörig, Kaiserl. Regierungsrat 423.
Sachverzeichnis.
675
Rose, Bengal-, Frau Syndica Roeloffs 610,
Hybrid, Rote Baronne de Rothschild 526,
niedere Polyantha Eugenie Lamesch 611,
Thee , ,. Dorothea Saffker" 527, Thee-
Hybrid, Frau Dr. Burghardt 527, Thee-
Hybrid Gloire Lyonnaise 26, Thee-
Hybrid „Kaiserkrone" bi~.
Rosen, la France von Dietze 5qü, von
(joedecke in Seehot" 34, Neuheiten von
Lambert 5g6, tiio, Neuheiten von Nicolas
Welter 526.
Rosenöl, Hebung der Fabrikation in der
Türkei 53o.
Rosenburg, Leiter der Garten- und Baum-
schule der Domäne Zinkau 256.
Rosenkohl, halbhoher Pariser der Halle 7,
Herkules 71, neuer verbesserter Zwerg 71,
,,Perfection" 71.
Rosen-, La France, Krankheit 139.
Rosenkrankheit 21 5.
Rosenpflege nach der Praxis 25i.
Rosenthal f 423.
Rosentreiberei in Amerika 82.
Rosenwildlinge aus Senkern 65 J.
Rosmanit, Stadtgärtner in Hermannstadt 256.
Rotklee, amerikanischer, Zur Frage des in.
Rotkohl, grosser Mammuth 71, Zittauer
Riesen 71.
Rudbeckia bicolor superba 40, radula 44
Ruellei maculata 65o.
Rumex hvmenosepalus 72.
Rüppell f 42J, 426.
Russlands Ptianzenschätze in unseren Gärten,
Vortrag v. L. Wittmack 43 1, 5o6, 545.
Sägespäne für Mistbeetkästen 53.
Salomon, K. f 199.
Salpiglossis vari ibilis superbissima 42, j<j.
Sämereien-Bericht von Metz 646.
San Jose' Schildlaus 3o9, 499, auf Dörrbirnen
in Danzig i3y, in Illinois 5?\
Sanssouci, Teil des Parks 247.
Saribus 7.
Sauromatum venosum 147, 66.
Scabiosa caucasica 24g.
Scirpus natalensis 253.
Schärfer, B. t '44- [54Q.
Scharnbergs Blumenladen in Hamburg 532.
Schattenmorellen als Nutz- und Zier-
pflanzen 362.
Schildläuse, Einschleppung in Neuseeland28,
Obst-, neue Mitteilungen im Vergleich
zur San Jose-Schildlaus 5j, Vortrag von
Geheimrat Frank 37.
Schlerff, Ordensauszeichnung 87.
Schlesien. Wanderobstgärtner 5o3.
Schlingpflanzen, neu eingeführte, von
Dammann & Go. [36.
Schmarotzer, prächtige 532.
Schmetterlings Alpenveilchen 643.
Schmidt, Ordensauszeichnung 423, K., allg.
Ehrenzeichen
Schmuckpflanzen für Hausdekorationen und
fürs Freie 107.
Schneeball, früh getrieben 65i.
Schneeglöckchen. Galanthus 175, 225.
Schnittblumen - Anzucht unter Glas im
Nordosten der Vereinigten Staaten von
Nordamerika 620.
Schober, allg. Ehrenzeichen 224.
Schorfkrankheit der Obstbäume, Be-
kämpfung 1.
Schrandebach, A. 666.
Schul- und Hausgarten 29.
Schultheiss, H. f 224.
Schultz, G. A. f 144, i5i, 25jühr. Bestehen
der Firma 536.
Schultz, Bertha, Kgl. Hoflieferantin 480.
Schultz, G. j 592.
Schutzmittel gegen Kälte 663;
Schutzzoll- Erhebungen 37.
Schutzzoll auf Gartenerzeugnisse 53o, aut
Obst 1 Sj", -Versammlung 72.
Schwab 665.
Schwammpilze an den Obstbäumen 189.
Schwarzburg jun. f 335.
Schwendener 70. Geburtstag 87, 144, Dank-
schreiben 279.
Schwetzingen (Baden), Schlossgarten,
ältester Plan 5.
Seelig, Ehrenpräsident des deutschen
Pomologenvereins 592.
Seeligmüller, Ordensauszeichnung 504.
Seitz, Schlossgärtner auf Schloss Orten-
berg 280.
Senecio elegans pomponicus 274.
Seufferheld, Fachlehrer in Geisenheim 280
Siebert, Ordensauszeichnung 61 5.
Siesmayer, v., Ehrenmitglied d. Russ. Garten
baugesellschaft 335. Orden «548.
Siesmayer, P., Ordensauszeichnung 665.
Sievert, H., Leiter der Station Kriegsschiff-
hafen, Bezirk Viktoria (Kamerun) 648.
Siewert f 592.
Silene pendula compaeta 1 36.
Skelette von Laubblättern 84.
Soell, Stadtgärtner in Offenburg 280.
Solms- Laubach, Graf, korrespondierendes
Mitglied der Kgl. Akademie der Wissen-
schaften 423.
Some edible and poisonous fungi 29.
Sonnenblumen, einige hübsche 274.
Sonnenblumen, 86000 571.
Sonntag, H., Obergärtner hei der Firma
Goos u. Koenemann, Nieder- Walluf 648.
Speranzky, Ehrenmitglied der Russischen
Gartenbaugesellschaft 335.
Spindler-Spindlersfeld. Ehrenbürger der
Stadt Köpenick 3i.
Spindlers Villa, Pavillon im Park zu Gross-
Tabarz 5i5.
Spritzapparat von Misch 541.
Spritze, Märkische Obstbaum-, von
Jokisch 3 14, neue von Mayfarth u. Go. 260.
Sprechsaal 112. 256, 336.
Stachelbeere, stachellose 428.
Stangenbohne, Zwerg-, türkische Perl 72.
Stein, B. f 167.
Stellennachweis des allgemeinen Deutschen
Gärtnervereins 253, '114.
Sterilisierungsverfahren der Firma Week,
Oefiingen (Baden) 248.
676
Sachverzeichnis.
Stettin, Jahresbericht über die Verhand-
lungen des Stettiner Gartenbauvereins 420.
Stiefmütterchen, Geschichte des kulti-
vierten 342.
Stipendienfonds für Wildpark 3 18.
Strassenbäume, unterirdische Bewässe-
rung 83.
Strassburg, Gartenbauausstellung 255.
Strauss, H., zum 25jährigen Jubiläum, si
berne Medaille 3i.
Streptocarpus Hybriden 2i3.
Strobilanthes maculata 65o.
Stundenplan tür die städtische Fachschule
für Gärtner in Berlin 442.
Stuttgart, Rosenausstellung 3 12.
Svenska fruktsorter 5o2.
Syndikat der Kaliwerke zu Stassfurt i65.
Tagetes lucida 70.
Taxus baccata, Giftigkeit oder Ungiftig-
keit 194, als Waldbaum in Ostpreussen
276. (Siehe auch Eiben.)
Taxusbäume, 800 Jhr. alt 162.
Tecophilaea cyanocrocus 657.
Teltower Kreis-Versuchsfeld 417.
Thalackers Amaryllis 604.
Thiel, Ordensauszeichnung 87, 168.
Thunbergia alata 44, 160.^
Tiergarten, Berliner, Verschönerung io3.
Tomate „Wunder von Italien" 23.
De Toni, Professor der Botanik u. Direk-
tor des botanischen Gartens der Uni-
versität Camerino 61 5.
Topfdüngungsversuche 61 3, 652.
Trauerfichte bei Cadinen W. - Pr. und
einige ähnliche F. rmen 617.
Treptower Park, der grosse Spielplatz
496.
Tropaeolum peregrinum od. canariense 70.
v. Tubeuf, Freiherr, Kaiserl. Regierungs-
rat 423.
Tulpenbaum 445.
Umlauft, Ordensauszeichnung 224.
Umschlagen der Weine 589.
Unterrichtswesen 3o, 53, 140, 194, 3io, 333,
366, 422, 533, 558, 61 3.
Vanilla aromatica 489.
Vanille-Kultur auf Tahiti 529, in Mexico 65i.
Veilchen Kaiser Wilhelm II. 92, „Rubin"
188.
Veit, 5ojhrg. Mitinhaber der Firma Robert
Warschauer 56o.
Veitch, Ehrenmitglied der Kaiserlich
Russischen Gartenbaugesellschaft 335.
„Veltha", ein neuer Krankheitszerstörer
für Pflanzen? 575.
Verbesina virginica 44.
Veredelungsversuche von Lindemuth 597.
Verein deutscher Gartenkünstler 111, 334,
587.
Verein für deutsch- evangelische Koloni-
sation in Palästina 555.
Vereinswesen 29, 55, i63, 197, 222, 253,
271",, 3io,334, 4T7, 446,478, "535, 587, 614.
Verein zur Beförderung des Gartenbaues,
Ausflug nach Eberswalde zur Feier des
jj. Stiftungsfestes 336, Ausflug nach Neu-
Strelitz 491, Ausflug sämtlicher Ausschüsse
nach Landsberg a. W. 504, Ausflug sämt-
licher Ausschüsse narh Neu-Strelitz 448,
Canna-Sorten 5oo, Ehrenmitglieder 372,
Gesellige Zusammenkunft 543, Gewählte
Ausschüsse 454, Grosse Deutsche Winter-
blumen-Ausstellung 3o, 38, 142, i5i, 166,
197, 222, 279, 335, 368, 447, 479, 5oi, 542,
559, 56 1,599, 61 5, 6 16, 664, Jahresbericht 371,
372, Liebhaber-Ausschuss, Sitzung 197,
Mitgliederbeiträge, Aufforderung zur Ein-
sendung 336, Neuwahl des ersten Stell-
vertreters desVereinsdirektors 37, Neuwahl
sämtlicher Ausschüsse 317, Samen, un-
entgeltlich abzugeben 88, Stiftungsfest jj,
336, 35o, Stipendienfonds 148, Tages-
ordnung 56, 1 12, 168, 224, 28o,336, 392,448,
504, 56o, 6i6,658, 666,Vermeilmedaüie 371,
Versammlungen 33, 56, 90, 146, 2o3, 260,
3 14, 369, 426, 482, 539, 594, 65o, Wahl des
I. Stellvertreters des Direktors 91, Winter-
blumenausstellung, Kaiserpreis 5oi,
Winterfest 32, 56, 77, 162.
Verein zur Förderung der Blumenpflege
bei Schulkindern 164.
Verein zur Förderung des Frauenerwerbes
durch Obst- und Gartenbau 334.
Verfahren zur Behandlung natürlicher
Blumen und Blätter 52.
Vermächtnis 499.
Vernonia arkansana i36
Verschönerung der Städte 94, 297.
Vertragsentwurf mit Gebrüder Borntraeger
43o.
Verzeichnis der Blumen aus der Flora
Russlands in unseren Gärten 545.
Verzeichnis der im Sommer 99 seitens der
Ausschüsse gemachten Exkursionen 222.
Viburnum Sargenti 338.
Victoriapark zu Berlin, elektrische Be-
leuchtung 493, Wassersturz 248.
Victoria regia, Einrichtung der Blüte 585,
im botan. Garten zu Berlin 533, Photo-
graphie derselben aus Helsingfors 543.
Viger, Ehrenmitglied der Kaiserl. Russischen
Gartenbaugesellschaft 335.
Vilmorin, Henri Leveque de, Offizier des
Me'rite agricole 111, f 480, 589.
Viola tricolor maxima „Feenkönigin" 42,
„La Brillante" 42.
Voegler-Scherf, Obergärtner der Gärtner-
Lehranstalt zu Köstritz 167.
Vogt, allg. Ehrenzeichen 87.
Voland, C., Kreisgärtner des Kreises
Kempen 168.
Vorschriften der bulgarischen Regierung
über den Pflanzen- etc. Verkehr 27.
Vriesea hvbr, Leodiense 93.
Wachholderbeeren, Ursache der Farbe 662.
Wagners Nährsalz in der Praxis 52.
Waldheim, Fischer v., Ordensauszeichnung
61 5.
Verzeichnis der Mitarbeiter.
Ä77
Waldbäume auf Sandböden 54.
\V;inderraupen als Hindernis des Eisen
bahn Verkehrs 496.
Warming,Eugenius, korrespondierendes Mit-
glied der preuss. Akademie der Wissen-
schaften 144.
Warschauer, Robert, 5ojähriges Bestehen
des Hauses 56o.
Weiss, Obergärtner an Clemens' Stelle
592.
Welssenborn, nach Wittstock berufen 3i.
Weizenschiff aus Palästina 174.
Weizen und Tulpe 2 1 7.
Wentzel, G. A., f 3i.
Wentzel, Ordensauszeichnung 168.
Werder in der Baumblüte 271.
Wertbestimmungen der wichtigsten land-
wirtschaftlichen Sämereien 29.
Wertzeugnis 424.
Wettbewerb staatlicher Institute in Frank-
reich 476.
Wetter, ungewöhnlich milde 214.
Wettstein, v., Professor in Wien und
Direktor des bot. Gartens 56, 200.
Weymoutskiefern Blasenrost 333.
Wiechert, allg. Ehrenzeichen 536.
Wienhold, allg. Ehrenzeichen 87.
Wiesner, korrespondierendes Mitglied der
preuss. Akademie der Wissenschaften 423.
Wildpark bei Potsdam, Vergrösserung des
Bahnhofes 496.
WUdrosen-Species des Herrn J. Gravereaux
in L'Hag bei Bourg la Reine (Seine) 458.
Williams gute Christbirne 82.
Winteräpfel 2 5o.
Winterlevkoje Cocardeau 3i5, mit Lack-
blatt i35.
Winke für Bestellung, Kalkuiarion und
Verzollung von Auslandswnren 55g.
Wirkung des Schattens auf das Pflanzen-
wachstum 161.
Wirsingkohl von Aubervilliers 71, „Eisen-
kopf" 71.
Wirtschaftlicher Ausschuss, Sitzung der
gärtnerischen Kommission 85, i65, Ver-
treter 55.
Wiss, Hofgärtner 167.
Wittmack, Ehrenmitglied der Kaiserlich
Russischen Gartenbaugesellschaft 335,
Vortrag über Russlands Pflanzenschätze
in unseren Gärten 431, 5o5, 545.
Wocke, Kgl. Schlossgarten Inspektor in
Oliva bei Danzig 56.
Zapfen in Kränzen toi.
Zeichnungen für den Unterricht 6i3, Grund-
risse bezw. Umrisse von Pflanzen und
Tieren herzustellen 534.
Zeitschrift für bildende Gartenkunst 3gi,
für Landschaftsgärtnerei 85.
Zement-Isolier-Bausteine von Hillmann für
Gärtnereien 49.
Zentralstelle, botanische, für deutsche
Kolonien 160, für Obstverwertung in
Stettin 421.
Zephyranthes Ajax 65o.
Zerstörungsmittel, einfaches, für Pilze und
Insekten 41 3.
Ziergräser von Körper 540.
Zimmer, allg. Ehrenzeichen 87.
Zingiberaceen-Art, neue 38.
Zoologischer Gürten, neue Gartenfulle 82.
Zopf, ordentl. Professor in Münster 168.
Zwergobstbaum und seine Pflege 55j.
3. Verzeichnis der Mitarbeiter und der besprochenen Schriftsteller.
Abel 367.
Amelun.ü, H. 1 1, 99.
Appel ui~.
Ascherson-Graebner 477.
Barth-Golmar [25
Bcusrer ?ij.
Biemüller 191, 2:0, 21 3, 274. 3o8, 5i5.
Bloch 3o3.
Bluth 323.
Bode 48g, 5 19, 588.
Boerlage 254.
Bolle, C. 257.
Borntraeger 3gi.
Böttner, \<>5. 502.
Braun, S. 56i.
Brodersen 205.
Cattie 61 3.
Giemen 493.
Comes 5o2.
Conwentz 334.
Dammer & Siegismund 39 1.
Dressler 5oo, 6i3, 647.
Encke 2.^4.
Ericksson 5o2, 58g.
Farlow, Dr. W. G. 29.
Frank 57, 3 11, 36 1, 497.
<*arcke 3li.
Goerth 367.
Goeschke 588.
Goethe, R. 216, 388.
Goethe, W. Th. »',20.
Goverts, W. .1, 127.
( Jräber 647.
j Greinig 304.
j Haeckel, lernst 216.
I Hampel 297.
1 Hansen, C. ij5. ii5.
§7JL
Verzeichnis der Mitarbeiter.
Harms 38g, 485.
Harshberger 5o2.
Hechler 61 3.
Held 24, 189.
Heydt, A., 26, 27, 52, 53, 83, 84, 89, i3;,
r 38, 139, 160, 162, 249, 25o, 25 1, 253, 264,
274, 307, 362, 363, 364, 471, 471 1.
Heyneck, O., 498, 583.
Hi-ks, Gilbert H. and Sothoron Key 85.
Hoffmann 46, 72, 397, 493. 640, 653.
Holm 191.
Höpner 456.
Hoser 499.
Jahnke 180.
Jawer 346.
Junge, C, 600.
Kirchner, P., 96.
'Kittel, G., 112, 55o, 554.
Klar, S , 9, 41. 70, 588.
Knoll, F., 106.
Koehne 19, 39, 68, 282, 338.
Koenemann 294.
Kohlmannslehner 5i6.
Körper, G., 73.
Koteimann 555.
Kränzlin 145.
Kret>chmann 266.
Kriele & Adloff 335.
Kritter, Ad., i38.
Krüger, Dr. Fr., 1.
Kumm, Dr., 137.
Kuntze, Dr. Otto, 7.
Kusnezow 201.
Liandau, Freiherr v., 273.
Leic tlin 127.
Lindemuth 431.
Löbner 363, "481, 55j.
Loock 324, 35o.
Lucas 534.
Mathieu, C., 556.
Maumene, Albert 143.
Mende, Otto, 9, 41, 70.
Micheli 128, 271, 290, 469.
Mönlumeyer 553.
Müller, R. 415, 445, 474, 617.
Orth 17L
Otto, R. 240, 563, 575.
Paeske, Fr. 54.
Paillieux u. D. Bois 421.
Pfyfier v. Altishofen 85, 335, 421.
Pihl 5o2.
Putz 386.
Rechingen, C. 584.
Reid 641, 655.
Reinke, S. 55j.
Rohlwes, M. 273.
Roth 403.
Sadebeck 164.
Sakellario 29.
Schilling, Freiherr von 110, 557.
Schlechtendahl, v., Langethal u. Schenk 195.
Schneider. Gamillo 107.
Schoch 553.
Schulze, Max 194.
Schwartz, C. 109.
Schwerin, Graf 410.
Seidel, T. .1. R. 468.
Siebert 629.
Solms-Laubach, Graf 217,
Späth, L. 140, 537.
Sprenger, C. 442, 473.
Springer, Leonard A. 5, 328, 470.
Stobbe 276.
Strauvvald 3i, 82.
Swingle, Walter T. 2g.
Thalacker 270.
Thiele, Dr. Joh. 1 10.
Töbelmann, G. 557.
Voss, A. 218.
Wagner 349.
Webber, Herbert J. 29.
W'einzierl, Ritter von 11 1.
Wittmack, L. 12, 33, 38, 45, 49, 66, 85, n3,
127, i3o, 1 53, 182, 210, 218, 233, 236,271,
281, 288, 3o6, 3i3, 320, 342, 394,404,425,
471, 477, 5oi, 537, 555, 577, 58o, 587, 5q3,
(104, 632.
Wortmann 58<»
Zacharias 219.
Zawodnv 54.
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