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Full text of "Gartenflora"

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ARTENFLORA 


ZEITSCHRIFT 


1  ü  r 


Garten-  und  Blumenkunde. 

(Begründet  von  Eduard  Regel.) 

48.  Jahrgang. 

Organ  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  in  den  preussischen  Staaten. 

LIBRARY 

Herausgegeben   von  MEW  YORK 

BOTANICAL 
_  ......  ÜARDBN. 

Dr.  L.  Wittmack, 

Geheimer  Regierungsrat,  Professor  an  der  Universität  und  an  der  König),  landwirtschaftl.  Hochschule 
in  BeTlin,  General-Sekretär  des  Vereins. 

Mit  12  Tafeln  und  91  Textabbildungen. 
Berlin  lsW. 

Selbstverlag  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  in  den  preussisch.  Staaten,  N.,  Invalidenstr.  42. 
In  Kommission  bei  Paul  Parey,  Verlagshandlung  für  Landwirtschaft,  Gartenbau  und  Forstwesen 

S\V.,   Hedemannstrasse   10. 


A  ^r 
#7: 


LIBRARY 
NEW  YORK 
BOTANICAL 

GARDü-N. 

Die  Bekämpfung  der  sog.  ..Schorfkrankheit"'  der  Obstbäume. 

Von  Dr.  Friedrich  Krüger. 
(Hierzu  Abb.   i.) 
;ie  allgemein  bekannt  sein  dürfte,   haben  manche  Sorten  von  Apfel-  und 
rvc  v     Birnbäumen    in    den    letzten  Jahren   ganz    ausserordentlich   stark   unter 
einem  Pilz,    den   man    im   gewöhnlichen  Leben  als  Fusicladium  bezeichnet,    zu 
leiden  gehabt. 

Dass  Fusicladien  auf  Apfel-  und  Birnbäumen  vorkommen,  ist  schon  sehr 
lange  bekannt;  sie  sind  so  allgemein  darauf  verbreitet,  dass  man  kaum  einen 
Obstbaum  finden  dürfte,  der  ganz  frei  von  ihnen  ist.  Die  Fusicladien  sind 
zwar  typische  Parasiten,  d.  h.  sie  befallen  lebende  und  noch  vollständig  gesunde 
Bäume,  aber  trotzdem  ist  bei  einem  schwachen  Befall  der  Schaden,  den  sie 
verursachen,  im  grossen  und  ganzen  meistens  nicht  allzu  gross,  da  er  nur 
darin  besteht,  dass  kleine  Flecke  auf  Blättern  und  Früchten  entstehen  (Rost-, 
Russ-,  Regen-  oder  Wasserflecke  genannt),  wodurch  speziell  die  Früchte  zwar 
unansehnlicher,  im  übrigen  jedoch  normal  entwickelt  zu  werden  pflegen.  Die 
Erscheinungen,  die  dabei  an  Apfel-  und  an  Birnbäumen  auftreten,  sind,  mit 
blossem  Auge  betrachtet,  ziemlich  gleich;  da  jedoch  die  von  dem  Apfelbaum- 
Fusicladium  gebildeten  Fruktifikationsorgane  bei  mikroskopischer  Untersuchung 
sich  von  denen  des  Birnbaum-Fusicladiums  unterscheiden,  so  werden  beide 
als  zwei  verschiedene  Spezies  aufgefasst,  und  man  bezeichnet  die  auf  Apfel- 
bäumen vorkommende  Form  als  Fusicladium  dendriticum  (Wallr.)  Fckl. 
=  Venturia  inaequalis  (Woke)  Ad.*),  die  auf  Birnbäumen  dagegen  als  Fusi- 
cladium pirinum  (Lil.)  Fckl.  =  Venturia  pirina  Ad. 

Beide  Formen  haben  nun  aber,  wie  schon  oben  erwähnt,  in  manchen 
Gegenden  Deutschlands,  so  z.  B.  im  ganzen  Nordwesten,  ferner  auch  in  der 
Mark  etc.  seit  den  letzten  Jahren  insofern  einen  anderen  Charakter  angenommen, 
als  sie  dort  in  äusserst  verderblicher  Weise  die  Bäume  befallen.  Das  Apfelbaum- 
Fusicladium  zeigt  sich  nämlich  schon  im  zeitigen  Frühjahr  auf  den  Blättern, 
auf  denen  es  zunächst  grau-grüne,  bald  dunkler  werdende,  strahlige  Flecke 
hervorruft.  Diese  nehmen  rasch  an  Umfang  und  Zahl  zu,  so  dass  bald  sämtliche 
Blätter  erkrankt  sind  und  gegen  Ende  Juli  oder  Anfang  August  abzufallen 
beginnen.  Die  Bäume  pflegen  dann  zwar  nochmals  auszuschlagen,  da  dies 
aber  nur  auf  Kosten  der  Reservestoffe  bezw.  der  Assimilationsprodukte 
geschehen  kann,  die  für  andere  Zwecke,  so  für  die  Ausbildung  der  reifenden 
Fcröchte,  für  den  nächstjährigen  Holztrieb  etc.  bestimmt  sind,  so  müssen  die 
^rae  schwer  unter  einem  derartigen  Eingriff  in  ihrer  normalen  Entwicklung 
n.     Gleichzeitig    geht    der  Pilz    aber  auch  auf  die  reifenden  Früchte  über 

C\)  *j  Vergl.  Ader  hold:  Über  die  in  den  letzten  Jahren  in  Schlesien  besonders  hervor- 
getretenen Schäden  und  Krankheiten  etc.  Vortrag,  gehalten  1897  in  der  Schlesischen  Gesell- 
schaft für  vaterländische  Kultur,  Sektion  für  Obst-  und  Gartenbau. 


Die  Bekämpfung  der  sog.  „Schorfkrankheil"-  der  Obstbäume. 


und  verbreitet  sich  so  schnell  und  so  reichlich  auf  denselben,  dass  er  bald 
einen  grossen  Teil  ihrer  Oberfläche  einnimmt,  was  zur  Folge  hat,  dass  sie 
unansehnlich,  klein  und  verkrüppelt  bleiben,  in  ihrer  gleichmässigen  Ausbildung 
gehemmt  werden,  oft  auch  unter  Schwarzfärbung  teilweise  aufreissen,  kurzum 
vollständig  unverkäuflich  werden.  Aber  auch  aus  den  weniger  heftig  erkrankten 
Früchten  derartig  stark  infizierter  Bäume  kann  nicht  viel  Gutes  werden,  denn 
da  die  zur  Ernährung  nötigen  Blätter  selbst  kranken,  oder  gar  noch  während 
der  Reife  der  Früchte,  wie  oben  gezeigt,  abfallen,  können  die  sich  entwickelnden 
Äpfel  nur  klein  bleiben,  oder  aber  sie  werden  bereits  vorzeitig  in  noch  unreifem 
Zustande  abgeworfen. 

Ähnlich  intensive  Erkrankungserscheinungen  verursachte  auch  das  Fusi- 
cladium  pirinum  in  den  letzten  Jahren  an  Birnbäumen,  wenngleich  die 
Blätter  der  letzteren  bisweilen  nicht  so  stark  unter  dem  Pilz  zu  leiden  haben 
wie  diejenigen  der  Apfelbäume.  An  den  Birnbäumen  werden  aber  auch  die 
Triebe  stark  von  dem  Pilz  befallen,  der  an  ihnen  anfangs  graue,  bald  sammet- 
schwarz  gefärbte  Flecke  hervorruft,  die  später  blasenartig  auftreiben,  dann 
aufspringen  und  als  harte,  schwarze  Borke  hervortreten,  eine  Erscheinung,  die 
dem  Praktiker  unter  dem  Namen  Grind  bekannt  ist. 

Es  kommen  zwar  derartige,  durch  Fusicladium  hervorgerufene  Gewebe- 
wucherungen auch  an  Apfelbäumen  vor,  wovon  ich  mich  mehrfach  zu  über- 
zeugen Gelegenheit  hatte,  doch  soll  die  Erscheinung  im  allgemeinen  an 
letzteren  seltener  sein  als  an  Birnbäumen. 

Nicht  alle  Äpfel-  und  Birnensorten  werden,  wie  jedem  Praktiker  bekannt, 
von  den  Fusicladien  gleich  stark  befallen,  von  ersterem  sind  es  beispielsweise 
Ribston-Pepping,  Goldparmänen,  Calville,  Cellini,  Gravensteiner,  von  letzteren 
namentlich  die  Grumbkower,  die  besonders  unter  diesen  Pilzen  zu  leiden  haben. 
Was  die  Ursache  von  diesem  ungleichen  Verhalten  ist,  mag  hier  zunächst 
unerörtert  bleiben,  ebenso  soll  auf  die  Frage  hier  nicht  weiter  eingegangen 
werden,  welche  Faktoren,  unter  denen  Witterungsverhältnisse*)  wohl  in  erster 
Linie  in  Betracht  kommen  dürften,  die  Veranlassung  gewesen  sind,  dass  die 
Fusicladien  jetzt  vielfach  einen  so  perniciösen  Charakter  angenommen. 

Angesichts  des  Umstandes  jedoch,  dass  die  Fusicladien  gerade  in  den 
letzten  Jahren  unausgesetzt  mehr  und  mehr  um  sich  gegriffen  haben,  und  die 
Ernte  infolgedessen  in  manchen  Gegenden  bereits  gleich  Null  geworden,  kann 
die  Bekämpfung  dieser  Pilze  nur  dringend  empfohlen  werden,  und  zwar  um 
so  mehr,  als  wir  in  den  Kupferpräparaten  ein  so  ausgezeichnetes  Mittel  gegen 
dieselben  besitzen.  Der  Erfolg  eines  solchen  Vorgehens  wird  naturgemäss  um 
so  durchschlagender  sein,  je  allgemeiner  die  Massnahmen  sind,  da  sonst  die 
durch  die  Kupferbespritzung  gesäuberten  Bäume  infolge  der  Übertragung  der 
Pilzsporen  durch  Wind  u.  s.  w.  nur  zu  leicht  von  dem  kranken  Nachbar  von 
neuem  infiziert  werden  können. 

Was  für  einen  Erfolg  man  von  einer  richtig  durchgeführten  Bespritzung 
der  Bäume  erwarten  kann,  das  zeigt  nebenstehende  Photographie.     (Abb.  i).**) 

*)Aderhold  1.  c. 

**)  Wir  gaben  dies  Bild  bereits  in  No.  24    der  Gartennora    S.  656,  wiederholen    es  aber 

im  Interesse    der  vielen    neu  hinzugekommenen    Leser.      Herr    Professor    Pynaert-Gent    hat 

sich  das  Cliche  für  das  Bulletin  d'arboriculture  ausgebeten    und  schreibt  uns:   „Solch    ein  Bild 

wirkt  mehr  als    eine    sechs  Seiten    lange  noch  so  wissenschaftlich  geschriebene  Abhandlung". 

Die  Redaktion. 


Die  Bekämpfung  der  sog.  „Schorfkrankheit"  der  Obstbäume. 


3 


Dieselbe  repräsentiert  Äpfel  —  Goldparmänen  — ,  von  Bäumen, 
die  auf  meine  Veranlassung*)  zum  teil  mit  Kupferbrühe  bespritzt 
wurden,  zum  teil  unbehandelt  blieben,  während  im  übrigen  die  Be- 
handlung der  Bäume  eine  absolut  gleiche  war.  Links  im  Bilde  befinden 
sich  die  Früchte,  welche  von  bespritzten  Bäumen  stammen,  rechts  solche  von 
unbespritzten;  erstere  sind  vollständig  gesund  und  zeigen  eine  glatte  Ober- 
fläche, letztere  sind  dagegen  infolge  des  Fusicladium-Befalles  stark  schwarz- 
fleckig und  unansehnlich.  Ferner  sind  aber  auch  die  Grössenunterschiede 
zwischen  den  behandelten  und  unbehandelten  Früchten  sehr  verschieden,  sowie 
die  ganze  Ausbildung  und  Entwickelung  der  Früchte  überhaupt,  denn  die 
Früchte  der  bespritzten  Bäume  wiegen  durchschnittlich  ca.  175  g,  die  der 
unbespritzten  dagegen  noch  nicht  100  g  und  erstere  haben  einen  Durchmesser 
von  6 — 7,5  cm,  die  der  letzteren  von  5,5 — 6  cm. 

Es  sei  hierzu  noch  bemerkt,  dass  die  Äpfel,  von  denen  obige  Photographie 
hergestellt  ist,  nicht  etwa  besonders  »ausgesuchte«   sind;   sie    stellen    vielmehr 


bespritzt 
Durchschnittsgewicht  175  g. 


Abb.    1.     Aepfel  (Goldparmänen). 
Photographien  von  Dr.  Friedrich  Krüger. 


unbespritzt 
Durchschnittsgewicht  mk>  g. 


den  Durchschnittscharakter  der  Ernte  dar.  Auch  sind  nicht  etwa  von  den 
bespritzten  Bäumen  vorher  Früchte  entfernt,  um  den  hängengebliebenen  Rest  zu 
solcher  Entwickelung  zu  bringen.  Im  Gegenteil,  gerade  die  unbespritzten  haben 
sehen  während  des  Reifeprozesses  eine  Menge  noch  unentwickelter  Apfel 
abgeworfen,  während  dies  bei  den  bespritzten  nicht  der  Fall  ist.  »Zufälligkeiten« 
oder  durch  Bodenverhältnisse  oder  sonstige  unbekannte  Faktoren  hervor- 
gerufene Täuschungen  sind  deshalb  ausgeschlossen,  weil  alle  bespritzten 
Bäume  derartige    Unterschiede   im  Gegensatz  zu  den  unbehandelten  autwiesen. 

Damit  die  Bespritzung  Erfolg  habe,  ist  freilich  die  Beobachtung  mehrerer 
Momente  von  der  allergrössten  Bedeutung;  vor  allen  Dingen  muss  dieselbe 
zur  richtigen  Zeit  und  mit  richtig  bereiteter  Brühe  ausgeführt 
werden. 

Die  Regel  lautet,  dass  das  junge  Laub  zunächst  bald  nach  seiner 
Entwickelung  —  also  schon  bevor  sich  die  Flecke   zeigen!  —  bespritzt  werde, 


*)  Herrn    Obergärtner    H  e  1  b  i  g  -  Blankenfelde,    der    die  Bespritzung    ausführte,    möchte 
ich  auch  an  dieser  Stelle  nochmals  meinen  Dank  für  seine  Bemühungen  aussprechen. 


Die  Bekämpfung  der  sog.  „Schorfkrankheit"  der  Obstbäume. 


und  dass  dann  einige  Wochen  später  noch  eine  gleiche  Behandlung  folge.  Dass 
der  Zeitpunkt  für  diese  letztere  richtig  gewählt  werde,  ist  besonders  wichtig 
und  insofern  schwierig,  als  sich  bestimmte,  ein  für  alle  Mal  feststehende  Angaben 
über  diesen  Zeitpunkt  nicht  angeben  lassen,  für  den  die  jeweiligen  Witterungs- 
einfiüsse,  speziell  Regen  ausschlaggebend  sind.  Xach  den  bis  jetzt  vorliegenden, 
mehrfach  an  verschiedenen  Stellen  gemachten  Beobachtungen  soll  die  zweite 
Bespritzung  etwa  dann  stattfinden,  wenn  die  jungen  Früchte  »nussgross«  sind. 
Die  Äpfel,  nach  denen  unsere  Photographie  gefertigt  ist,  sind  allerdings  nur 
einmal  und  zwar  als  sie  »nussgross«  waren,  bespritzt,  doch  dürfte  nach  meinen 
Beobachtungen  in  bereits  stark  infizierten  Beständen  eine  relativ  so  späte 
Behandlung  keinen  ausreichenden  Schutz  gegen  den  Fusicladium-Befall  gewähren. 
Eine  dritte,  noch  später  ausgeführte  Bespritzung  der  Bäume  ist  im  allgemeinen 
unnötig,  doch  hängt  auch  das  wiederum  von  den  gerade  obwaltenden  Regen- 
verhältnissen ab.  Dass  man  sie,  wenn  irgend  möglich,  vermeide,  ist  schon  — 
ganz  abgesehen  von  Zeit.  Arbeitskräften  und  Geld  ■ — ,  deshalb  wünschenswert, 
damit  später  die  reifen  Früchte  kein  Kupfer  auf  ihrer  Oberfläche  mehr 
enthalten.  Man  braucht  übrigens  allzu  grosse  Befürchtungen  in  dieser 
Hinsicht  nicht  zu  haben,  denn  die  Kupferbehandlung  der  Früchte  ist  durchaus 
nichts  Neues.  So  werden  beispielsweise  angeblich  die  vom  Auslande  her  zu 
uns  kommenden  feinen  Tafelfrüchte  nur  dadurch,  dass  sie  während  ihrer 
Reife  mit  Kupferpräparaten  behandelt  werden,  vor  dem  Pilzbefall  etc.  ge- 
schützt, und  dass  bereits  auch  in  deutschen  Weinbergen  die  Bespritzung  der 
Weinstöcke,  an  denen  sich  schon  reifende  Trauben  befinden,  ganz  allgemein 
ist,  dürfte  ebenfalls  nicht  unbekannt  sein. 

Weiter  kommt,  damit  eine  Kupferbespritzung  nicht  mehr  schade  als 
nütze,  sehr  viel,  wie  schon  erwähnt,  auf  die  Brauchbarkeit  der  Kupfer- 
brühe an.  Man  kann  sich  dieselbe  nach  der  altbekannten  Vorschrift*)  entweder 
selbst  bereiten  oder  aber  durch  Auflösen  der  im  Handel  käuflichen  Präparate, 
so  z.  B.  von  Dr.  Aschenbrandt-Strassburg  i.  E.  oder  Jean  Souheur-Antwerpen 
und  anderen  herstellen.  Der  Erfolg  dieser  verschiedenen  Kupferbrühen  ist  im 
allgemeinen  derselbe.  Wir  haben  in  dem  oben  beschriebenen  Fall  —  mehr 
zufällig  als  absichtlich  —  Souheurs  Fostite-Brühe  benutzt,  hätten  aber  ebensogut 
eine  beliebige  andere  wählen  können.  In  Tirol,  wo  die  Kupferbespritzung 
nicht  nur  der  Weinstöcke,  sondern  auch  der  Obstbäume  bereits  eine  ganz 
allgemeine  ist,  pflegt  man  meistens  eine  1%  selbstbereitete  Bordelaiser- 
Brühe  zu  gebrauchen. 

Zur  Ausführung  der  Bespritzung,  die  übrigens  nicht  in  direktem  Sonnen- 
schein stattfinden  soll,  kann  man  zwar  jede  beliebige  Gartenspritze  verwenden, 
jedoch    ist    die  Benutzung  derselben  insofern  unpraktisch,    als    man    bei    ihrer 


*)  Herstellung  der  selbstbereiteten  Bordelaiser-Brühe:  Man  löse  in  einem 
hölzernen  Gefäss,  z.  B.  einer  alten  gereinigten  Petroleumtonne,  2  Kilo  rohes  Kupfervitriol 
(zu  beziehen  aus  einer  Droguenhandlung)  in  5o  Liter  Wasser  auf.  Dies  geschieht  am  besten 
in  der  Weise,  dass  das  in  einem  Säckchen  liegende  Kupfervitriol  in  den  oberen  Teil  des 
Wasser  gehängt  und  bisweilen  hin  und  her  bewegt  wird.  Die  Auflösung  dauert  mehrere 
Stunden,  doch  kann  man  dieselbe  durch  Anwendung  von  heissem  Wasser  sehr  beschleunigen. 
Ferner  lösche  man  in  einem  andern  Gefäss  2  Kilo  guten  gebrannten  Kalk  und  versetze  ihn 
allmählich  mit  5o  Liter  Wasser,  sodass  eine  gleichmässige,  milchige  Flüssigkeit  entsteht. 
Darauf  werden  beide  Flüssigkeiten  unter  Umrühren  zusammen  gegossen.  Zur  Bereitung  der 
zuckerhaltigen  Brühe  versetze  man  den  aus  2  Kilo  Kalk  erhaltenen  Kalkbrei  mit  o,3  Kilo 
Krystallzucker  oder  einer  entsprechenden   Menge  Melasse. 


Der  älteste   Plan  des  Schlossgartens  \0n   Schwetzingen  (Baden). 


Verwendung  zu  viel  Spritzflüssigkeit  verbraucht,  und  trotzdem  die  zu  be- 
handelnden Gegenstände  nicht  überall  benetzt  werden.  Empfehlenswerter 
sind  vielmehr  die  extra  für  solche  Bespritzungen  konstruierten  Apparate  von 
Mayfarth  in  Berlin  (Chausseestrasse)  und  Frankfurt  a.  M..  oder  von  Alhveiler 
in  Radolfzell  (Baden),  Souheur  in  Antwerpen,  Lambert  in  Trier,  Platz 
in  Deidesheim  u.  a.,  welche  die  Spritzflüssigkeit  fast  nebelartig  fein  ver- 
theilen,  sodass  sie  infolge  dessen  äusserst  sparsam  arbeiten  und  die  Zweige 
auch  in  den  äussersten  Spitzen  treffen.  Auch  verteilen  sie  die  Flüssigkei 
gleichmässig,  wie  dies  mit  einer  gewöhnlichen  Gartenspritze  ganz  unmöglich  ist. 
Dass  eine  allgemein  durchgeführte  Bespritzung  der  Obstbäume  noch 
manche  interessanten  und  lehrreichen  Momente  ergeben  wird,  ist  ganz  zweifellos. 
Immerhin  haben,  wie  aus  diesen  Zeilen  hervorgeht,  auch  die  Resultate  der 
bisherigen  Versuche  schon  ergeben,  dass  eine  richtig  ausgeführte  Be- 
spritzung nur  nützen  kann,  und  dass  die  Unkosten,  die  dieselbe  verursacht, 
reichlich  durch  den  Erfolg  aufgewogen  werden;  denn  was  heutzutage  für  einen 
schönen,  gut  entwickelten,  dem  Auge  wohlgefälligen  Apfel,  speziell  in  den 
grösseren  Städten,  bezahlt  wird,  ist  allgemein  bekannt.  Mögen  diese  Zeilen 
dazu  beitragen,  dass  endlich  auch  der  deutsche  Obstzüchter  in  dieser  Beziehung 
erfolgreich  mit  den  Ausländern  in  Konkurrenz  treten  kann. 
Institut  für  Pflanzen  Physiologie  und  Pflanzenschutz  an  der  Kgl. 
landwirtschaftlichen  Hochschule  Berlin. 


Der  älteste  Plan  des  Schlossgartens  von  Schwetzingen  (Baden). 

(Hierzu  Abb.  2. 
jV/|  it  grossem  Interesse  habe  ich  das  Buch  der  Herren  Jung  und  Schröder, 
^§^  über  die  rheinischen  Gärten,  Heidelberg  und  Schwetzingen  gelesen. 
Was  mir  aber  auffiel,  war,  dass  hier,  wie  bei  anderen  Beschreibungen  der 
Gärten  von  Schwetzingen,  immer  nur  der  Plan  zu  finden  ist,  den  Zeyher  für 
seine  Beschreibungen  von  Schwetzingen  gezeichnet  hat.  Dieser  Plan,  auch 
zu  finden  in  verschiedenen  Büchern  über  Geschichte  der  Gartenkunst,  giebt 
nicht  die  Gärten  wieder,  wie  sie  von  Pigage   1743  entworfen  waren.*) 

Beigehend  sende  ich  zur  Reproduktion  einen  älteren  Plan  mit  drei  Detail- 
plänen**) und  können  Sie  sehen,  dass  die  Parterres  des  grossen  Zirkels  ganz 
anders  gezeichnet  waren,  als  wie  sie  auf  den  späteren  Plänen  zu  sehen  sind. 
Dieser  Plan,  zu  linden  im  grossen  Kupferwerke  von  Le  Rouge  i7s7 
jungefähr),  war  viel  umfangreicher,  ist  aber  nicht  ganz  zur  Ausführung 
gekommen.  Der  Plan  ist  nicht  mehr  im  reinen  Le  Nötre-Stil,  sondern  gehört 
mit  mehr  Recht  dem  Rokoko-Stile  an.     Die  vielen  gebogenen  Linien  der  Wege 


*  Deutsche  Gartenzeitung  1886  S.  43g  (siehe  auch  Phsters  Berichtigungen  zu  dem 
Plane  daselbst  S.  566.  L.  W.l  H.  Jäger,  Garten  und  Gartenkunst  sonst  und  jetzt.  Ompteda, 
Rheinische  Gürten.  Diese  beiden  sind  sehr  schlecht.  J.  C.  Loudon,  Encvclopedie  des 
Gartenwesens  182!-!.  In  der  kleinen  Schrift:  Beschreibung  der  Gartenanlage  zu 
Schwetzingen  von  Zeyher  und  G.  Roemer  ist  ein  Plan  mit  Skell'schen  Umänderungen, 
wo  aber  das  grosse  Bassin  noch  in  seiner  regelmässigen  Form  zu  finden   ist. 

**)  Wir  haben  des  Raumes  wegen  nur  den  Gesamtplan  gebracht,  die  übrigen  stellen 
nur  Teile  desselben,  z.  B.  das  Parterre  in  grösserem  Massstabe  dar.  Diese  Zeichnungen  sind 
aber  auch  genügend  auf  dem  Gesamtplan   zu  erkennen.     D.   Red. 


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Richtige  Garten  ptlanzennamen. 


durch    Gehölzgruppen    (Bosquets)     sind     dem    Le    Nötreschen    System     nicht 
anzupassen. 

Le  Nötre,  der  im  Alter  von  S;  Jahren  schon  im  Jahre  1700  gestorben  ist, 
kann  auch  keinen  Anteil  an  der  Darstellung  des  Entwurfes  gehabt  haben. 
Wageningen,  Dezember  1898.  Leonard  A.  Springer,  Gartenkünstler. 


«ei 


Richtige  Gartenpflanzennamen. 

Saribus:  Livistona:  Latania. 

m  Jahre  1789  stellte  Jussieu  in  »Genera  plantarum«  S.  39  die  Gattung  Latania 
auf,  die  sich  durch  Zweihäusigkeit,  zahlreiche  Staubfäden,  kätzchen-  oder 
kolbenförmige  inflorescenzzweige  u.  s.  w.  gut  von  Saribus  Rumpf  1741, 
Burmann  1769,  Jussieu  1789  =  Livistona  R.  Br.  1810  unterscheidet,  welche  Gattung 
Saribus  Jussieu  1789  mit  Sabal  noch  und  mit  der  Notiz:  »An  genera  diversa?« 
unter  Corypha  aufführte  und  welchen  Namen  Saribus  auch  Blume  1836,  Hass- 
karl  1842,  Lindley  1847  und  ich  1891  anwendeten.  Es  hat  also  der  bei  Gärtnern 
vielfach  noch  übliche  Name  Livistona  vom  Jahre  1810  keinerlei  Berechtigung 
vor  Saribus  1741  — 17S9  und  hat  Saribus  chinensis  Blume  für  Livistona  chinensis 
Martius  zu  gelten;  dagegen  ist  der  Gärtnername  Latania  borbonica  Lam.  hierfür 
total  zu  streichen,  weil  dieses  eine  Species  confusa  ist,  welche  den  Blättern 
nach  allerdings  hierzu  gehört,  aber  den  von  Lamarck  beschriebenen  Blüten  und 
Inflorescenzen  sowie  dem  Vaterland  nach  zu  Latania  gehört.  Lamarck  hatte 
—  wie  er  selbst  angiebt  —  unter  den  Commersonschen  Pflanzen  noch  andere 
und  zwar  die  richtigen  Blätter  von  Latania  gefunden,  aber,  diese  verwechselnd, 
die  falschen  Blätter  unter  Latania  borbonica  beschrieben.  Infolgedessen  kann 
aber  Latania  borbonica  Lam.  auch  nicht  unter  der  Gattung  Latania  gültig  bleiben; 
vielmehr  kommt  nun  der  Artname  von  dem  nächstältesten  Synomym:  Gleophora 
lontarodes  Gärtner  1791  zur  Geltung,  welcher  Name  älter  als  Latania  Commersonii 
Gmelin  ist,  weil  Gmelin  schon  den  Gärtnerschen  Namen  dabei  zitiert;  diese 
Art  mit  den  rötlichen  Blättern  und  dorniggezähnten  Blattsegmenten  ist  demnach 
Latania  lontarodes  0.  K.  zu  nennen. 

Die  einzige  Rumpfsche  Saribus- Art  in  »Herb. Amboin.«  1:4a  tab.  &ist  =  Corypha 
rotundifolia  Lam.  1784  =  Saribus  rotundifolia  Blume.  Die  letzte  Art,  welche 
Blume  noch  benannte:  S.  cochinchinensis,  hatte  Loureiro  1790  schon  Corypha 
Saribus  genannt,  sodass  sie  nach  dem  Pariser  Codex  von  1867  nun  Saribus 
Saribus  0.  K.  zu  nennen  ist.  Gegen  derartige  Doppelnamen  hatte  ich  mich 
früher  gewehrt;  aber  sie  sind  klassisch,  weil  Linne  genug  solche  Tautologien 
anwendete,  z.  B.  Cuminum  Cyminum,  Centaurea  Centaurium,  Pinus 
Pinea  u.  s.  w.,  und  sie  sind  gerechtfertigt,  weil  ein  Name  keinen  Sinn  zu 
haben  braucht.     Un  nora  est  un  nom,  schrieb  schon  A.  de  Candolle. 

Die  Angabe,  dass  Saribus  Rumpf  nicht  =  Saribus  Blume  sei,  ist  unrichtig; 
die  übrigen  Saribus-Arten  benannte  ich  in  meiner  »Revisio  generum«,  soweit 
dies  noch  nötig  war.  Dr.  Otto  Kuntze,  San  Remo. 


Nepenthes-Kannen  als  natürliche  Blumenvasen. 


Nepenthes-Kannen  als  natürliche  Blumenvasen.*) 

(Hierzu  Abb.   3.) 
lie  Firma  Th.  Hübner-Berlin  brachte  zum  ersten  Winterfeste  des  Vereins 
zur  Beförderung  des  Gartenbaues  am   13.  Januar  1898.  bei  welcher  Feier 
obiger  Firma    die  Ausschmückung    der    Tafel    übertragen    war.    als    reizende 
Neuheit  Nepenthes-Kannen  als  Blumenvasen. 


Abb.  3.     Nepenthes-Kanne  als  natürliche   Blumenvase. 
Von  Th.  Hübner-Berlin.   Photographien  von  L.  Wittmack. 

Der  natürliche  Stiel  einer  Nepenthes-Kanne  wird  in  Form  eines  Henkels 
nach  unten  gebogen  und,  wie  auf  der  Abbildung  ersichtlich,  an  einem  drei- 
teiligen Drahtständer  befestigt,  welch  letzterer  dem  ganzen  Arrangement 
Halt  verleiht. 

Dadurch  erhält  das  Pflanzengebilde  die  Form  einer  natürlichen  Vase, 
welche,  mit  Maiblumen  und  Adiantum  gefüllt,  eine  reizende  Couvertbeigabe  für 
Damen  ist. 

Ganz  besonders  von  Vorteil  ist,  dass  das  Kännchen  mit  Wasser  gefüllt 
werden  kann  und  somit  die  hineingestellten  Blumen  frisch  bleiben. 


*J   Vergl.  Gartenflora    1808  S.  69  u.   S.    14; 


Bericht  über  die  Kulturversuche  im  Jahre   ii 


Mit  Recht  ist  darauf  hingewiesen,  dass  es  sich  wohl  verlohnen  dürfte, 
solche  Nepenthes-Vasen  auch  in  Porzellan  oder  Glas  nachzubilden;  denn  nicht 
jedem  stehen  die  kostbaren  natürlichen  Xepenthes-Kannen  zur  Verfügung. 
Andererseits  aber  sollten  nicht  nur  die  Privatgärtner,  sondern  auch  die  Handels- 
gärtner es  sich  angelegen  sein  lassen,  mehr  Nepenth.es  zu  ziehen.  Sie  würden 
sicherlich  leichten  Absatz  der  Kannen  zu  lohnenden  Preisen  linden. 


Bericht  über  die  Kuifurversuche  im  Jahre  1898, 

die  unter  Leitung  des  Vereins  zur    Beförderung  des    Gartenbaues  in    den  Preussischen  Staaten 
auf    den    Rieselfeldern    der    Stadt    Berlin    in    Blankenburg    ausgeführt    wurden. 

Erstattet  von 
Joseph  Klar,  Berlin,  Samenhandlung,  Hoflieferant  Sr.  Majestät  des  Kaisers  und  Königs, 
und  Otto  M  e  n  d  e  ,  Ohergärtner  der  Stadt  Berlin,  zu  Blankenburg. 
jie  trockene  Witterung  im  Frühjahr,  der  verregnete  Juli  und  die  abnorme 
d^;  Hitze  im  August  haben,  wie  überall,  so  auch  unser  Versuchsfeld  hart 
mitgenommen,  zumal  hier  noch  ein  Hagelwetter  hinzukam.  War  doch  der 
anhaltende  Regen  im  Juli  nahe  daran,  die  ganze  Ernte  zu  Grunde  zu  richten, 
sodass  die  Preise  einiger  Saaten  heute  noch  darauf  hindeuten,  wie  sie  in  die 
Höhe  gingen.  Ein  Glück,  dass  der  Monat  August  eine  Wendung  zum  Besseren 
eintreten  liess;  der  langersehnte  Sommer  trat  ein,  sodass  überall  das  Ein- 
heimsen der  Saaten  vor  sich  gehen  konnte.  Die  furchtbare  Hitze,  die 
nunmehr  die  Oberhand  gewann,  brachte  aber  wieder  manchen  Schaden. 

Wir  wollen  uns  nunmehr  der  angenehmen  Pflicht  entledigen,  die  im 
Jahre  189S  auf  dem  Versuchsfelde  gemachten  Erfahrungen  wiederzugeben,  die 
freilich  für  manche  Pflanzen  nicht  immer  massgebend  sind,  indes  zum  grossen 
Teile  zutreffen  werden.  Denjenigen  unserer  verehrten  Mitglieder  des  Vereins 
zur  Beförderung  des  Gartenbaues,  welche  in  der  Umgegend  von  hier  wohnen, 
dürfte  es  zu  empfehlen  sein,  öfter  sich  unser  Versuchsfeld  anzusehen,  da  ein 
einmaliger  Besuch  resp.  eine  Exkursion  selbstredend  nur  das  präsentieren  kann, 
was  gerade  zu  der  Zeit  in  Blüte  ist.  Die  anderen  Artikel  kommen  dann  nur 
teilweise  zur  Geltung  oder  sind  bereits  aus  der  Anlage  entfernt.  Die  Stettiner 
Bahn  führt  mit  dem  Vorortszuge  in  15  Minuten  dorthin,  unmittelbar  am  Bahnhof 
in   Blankenburg  ist  die  Anlage  belegen. 

I.  Neue  Blumen,  ein-,  zwei-  und  mehrjährige  Gewächse. 

Ageratum  Bitte  Perfeetion  Q.  Eine  niedrig  bleibende  Composite,  ähnlich 
dem  bereits  existierenden  Ageratum  »Imperial  Dwarf«.  Diese  Abart  ist  aber 
in  der  Blüte  dunkler  und  macht  mit  ihren  amethystblauen  Dolden  einen  recht 
angenehmen  Eindruck,  für  Teppichbeete  ein  äusserst  wichtiges  Material.  Die 
Blätter  sind  dunkler  grün. 

Triumph- Aster,  weiss  O-  Die  Farbe  dieser  Aster  war  eher  mattrosa  als 
weiss  zu  nennen,  aber  als  solche  ebenso  schön.  Vor  10  Jahren  kam  die 
Triumph-Aster  in  den  Handel,  und  zwar  war  die  erste  Farbe  feurigscharlach. 
Es  ist  zu  verwundern,  dass  das  Sortiment  dieser  Prachtaster  sich  noch  nicht 
mehr   vervollkommnet   hat.     Sie   ist    für  Topfkultur    sowohl    wie  für  Teppich- 


]q  Bericht  über  die  Kulturversuche  im  Jahre    1898. 

beete  besonders  zu  empfehlen;  die  Paeonienform  der  Blumen  sowie  ihr  aufrecht- 
stehender Wuchs  sind  herrlich  zu  nennen. 

Straussenfeder- Aster,  weiss  Q.  Schön  gefüllt  blühende  langpetalige  weisse 
Aster,  die  mittelhoch  wurde  und  konstant  in  der  Farbe  ist.  Die  Blumen 
erinnern  an  die  Riesen-Komet-Aster,  doch  sind  sie  noch  lockerer  gebaut.  Diese 
für  den  Schnitt  bestimmte  Aster  scheint  der  Komet-  oder  Pudel-Aster  zu  ent- 
stammen. 

Amarantus  quadrieolor  Q.  Eine  äusserst  effektvolle  Blattpflanze  mit 
leuchtend  scharlachroten  Blättern,  die  zum  Teil  mit  dunkelbraun,  hellgelb  und 
grün  durchsetzt  sind.  Der  Bau  dieses  Fuchsschwanzes  ist  pyramidal,  seine 
Blätter  sind  lanzettförmig.  Wir  fanden,  dass.  sobald  die  Spitzen  aus  den 
Pflanzen  entfernt  wurden,  dieselben  noch  schöner  wurden.  Die  unteren  Blätter 
sind  nämlich  mehr  leuchtend  rot  und  kommen  dadurch  mehr  zur  Geltung. 
Durch  den  Schnitt  aber  wird  sie  mehr  für  Teppichbeete  geeignet.  Als  Solitär- 
pflanze  ist  sie  gleich  wertvoll.    Sie  wird  40  cm  hoch. 

Antirrhinum  majus  grandiflorum  <$.  Wir  haben  es  hier  mit  einem  etwas 
grossblumigeren  Löwenmaul  zu  thun,  das  in  den  Farben  weiss,  rot,  gelb 
und  gestreift  nunmehr  in  den  Handel  kommt.  Ein  Vergleich  mit  dem 
gewöhnlichen  Antirrhinum  Hess  nur  schwer  einen  Unterschied  in  der  Grösse 
konstatieren.  Diese  zweijährige  Pflanze  ist  nun  wieder  als  langstielige  Schnitt- 
pflanze hervorgeholt  worden  und  grosse  Posten  werden  hiervon  in  den  Markt- 
hallen konsumiert. 

Balsamine,  verbesserte  Camellien,  reinweiss  (alba  perfecta)  Q.  War.  wie  an- 
gegeben, reinweiss  mit  äusserst  gefüllten  Blumen,  die  aber  bald  zu  Grunde 
gingen  aus  Anlass  des  schlechten  Wetters,  da  die  Balsamine  Wärme  resp. 
Sonne  bedarf. 

Campanula  persicifolia  alba  rar.  „Backhouse"  %.  Eine  pyramidenförmig 
wachsende  Abart  der  C.  persicifolia.  die  weiss  blühte;  auch  einige  blau-  sowie 
gefüllt  blühende  waren  darunter.  Nachdem  diese  Glockenblume  zeitig  zurück- 
geschnitten war,  entfaltete  sie  noch  einen  Xachflor.  Nicht  allein  als  Schnitt- 
blumen sind  jetzt  die  Campanula  wieder  Mode,  man  sieht  sie  jetzt  vielfach 
auch  auf  Gruppen.  TJnter  anderen  sahen  wir  hier  Gruppen  in  der  Siegesallee 
vor  den  neuen  Denkmälern,  welche  viel  Publikum  anlockten  und  grossen  Bei- 
fall fanden.  Sämtliche  Campanula.  von  der  kleinen  Alpine  C.  pulla  bis  zu  der 
grossen  C.  medium  pyramidalis  etc.  sind  empfehlenswert. 

Myosotis  palustris  grandiflora  „Nixenauge"  21 .  Zwar  nicht  mehr  ganz  neu,, 
aber  äusserst  schön  grossblumig.     Zur  Massenkultur  sehr  zu  empfehlen. 

Myosotis  alpestris  „Triumph"  Q.  Das  frühe  Blühen  dieser  Varietät  war 
auffallend.  Im  Habitus  kommt  M.  »Triumph«  am  meisten  der  robusta  grandi- 
flora nahe,  auch  sind  die  himmelblauen  Blumen  schön  und  gross  zu  nennen. 
Für  die  Binderei  sowie  für  Gruppen  gut. 

Myosotis  alpestris  stricta  coelesiina  Q.  Ein  eigenartiger,  gedrungen  aufrecht- 
stehender Wuchs  ist  diesem  Myosotis  eigen,  das  in  dieser  Beziehung  an  die 
fast  vergessene  Lobelia  ramosa  erinnert.  Ein  niedliches  Vergissmeinnicht,  das 
für  Topfkultur  sich  am  besten  eignet. 

Myosotis  alpestris  „Distindion"  ■• .  Auch  dieses  M.  blühte  wie  M.  »Triumph« 
Mitte  Juni  und  ist  empfehlenswert.     Eine  seit  zwei  Jahren    eingeführte  Pflanze. 

(Fortsetzung  folgt). 


Ein  Beitrag  zur  Keimung  von  Champignonsporen. 


I  I 


Ein  Beitrag  zur  Keimung  von  Champignonsporen. 

(Hierzu  Abb.    |. 
eifolgende   Abbildung    giebt    eine    Darstellung    der   Keimung    und    Weiter- 
@Ty   entwickelung    von   Uhampignonsporen.     Unter  Sporen    versteht    man   be- 
kanntlich die  staubähnlichen  Gebilde,  die  Fortpflanzungsorgane,  welche  sich  auf 


Abb.  4.     Entwickelnd  der  Champignonbrut 

aut  einer  2  mal  zusammen  gefaltet  gewesenen  Pappe  von  H.  Amelung. 

Photographien  von  L.  Wittmaek. 

den    Blättern    oder    Lamellen    an    der    Unterseite    des    Hutes    ausgewachsener 
Pilze    befinden  und  bei  trockenem  Wetter  ausfallen. 

Solche  Sporen  streute  ich  nun  im  Herbst  1897  auf  starke  Pappe,  welche 
vorher  mit  Pferdeurin  durchtränkt  wurde,  aus  und  legte  sie  in  iS(l  R  warmen, 
mä-sig  feuchten  Pferdedünger.  Die  Pappe  wurde  zweimal  gefaltet,  und  jetzt 
haben  sich,  ein  Jahr  nach  der  Aussaat,  die  Pilzfäden  innerhalb  der  Faltung 
entwickelt;  die  stärksten  Fäden  sind  bereits  in  dem  Stadium,  wo  eine  Knötchen- 


jo  Der  Garten  des  Herrn  L.  F.  Blohm  in  Hörn  bei  Hamburg. 

bildung  bei  Vereinigung  derselben  stattfindet.  Etwa  acht  Tage  nach  dem 
Ausstreuen  der  Pilzsporen  zeigen  sich  kleine  fadenähnliche  Gebilde,  die  den 
Fühlhörnern  einer  Schnecke  nicht  unähnlich  sind.  Diese  Gebilde  senken  sich 
auf  den  Nährboden  und  bilden  später  eine  breite  schimmelähnliche  Masse,  aus 
der  sich  erst  nach  einigen  Monaten  weisse  Stränge  (die  eigentliche  Brut)  ent- 
wickeln, welche  zunächst  auseinanderlaufen  (den  Nährboden  durchspinnen), 
später  sich  aber  wieder,  wenn  sie  die  Stärke  eines  Zwirnfadens  erreicht  haben, 
vereinigen.  Aus  einer  solchen  Vereinigung  bilden  sich  kleine  Knötchen,  der 
Ausgangspunkt  der  Hüte  des  Champignons. 

Man  hat  es  also  in  der  Champignonzucht  mit  mehreren  Stadien  zu  thun; 
tritt  nun  bei  der  Kultur  eine  Störung  ein,  sei  es.  dass  ein  Beet  zu  nass  oder 
zu  trocken  gehalten  wurde,  oder,  dass  ein  Wechsel  in  der  Temperatur  eintrat, 
so  wird  dadurch  die  Rentabilität  mehr  oder  weniger  in  Frage  gestellt.  Also 
ist  es  wichtig,  diese  Stadien  bei  der  Kultur  zu  beobachten,  um  darnach 
Temperatur  und  Feuchtigkeit  zu  regeln,  ähnlich  wie  wir  dieses  bei  der  Treiberei 
von  Früchten  thun  müssen;  ich  meine  bei  diesen  die  Blüthezeit,  den  Frucht- 
ansatz, die  Kern-  oder  Steinbildung  und  die  Ausschwellung  der  Frucht. 

Die  Art  dieser  Darstellung  der  Mycel-Entwickelung  ist  insofern  noch 
interessant,  als  man  häufig  annimmt,  dass  sich  die  Weise  der  Brutverzweigung 
nach  der  Strohhalmlage  oder  überhaupt  nach  der  Lage  des  Nährbodens  richten 
müssse.  während  sich  hier  auf  der  glatten  Fläche  der  Pappe  zeigt,  dass  die 
Verzweigung  des  Gewebes  ganz  unabhängig  vom  Substrat  ist. 

H.  Amelung, 
Obergärtner  am  Joachimthalschen  Gymnasium,  Wilmersdorf  bei  Berlin. 


Der  Garten  des  Herrn  L.  F.  Blohm   in  Hörn  bei  Hamburg. 

Von    L.   Wittmack. 
oo,  (Hierzu  Abbildung  5,  (5,  7). 

1  Yj  nmittelbar  neben  der  bekannten  Missions-  und  Erziehungsanstalt,  dem 
Q-j  »Rauhen  Hause«  in  Hörn  bei  Hamburg,  liegt  der  schöne  Garten  des 
Herrn  L.  F.  Blohm,  der  in  den  23  Jahren,  seitdem  er  Besitzer  des  Grundstücks 
ist,  ausserordentlich  viel  gethan,  um  den  Garten  zu  einer  Sehenswürdigkeit 
ersten  Ranges  zu  machen  und  in  Herrn  Obergärtner  Bünger  einen  Mann 
gefunden  hat,  welcher  die  grössten  Leistungen  auf  kulturellem  Gebiete  mit 
einem  feinen  Geschmack  verbindet. 

Allen  Besuchern  der  Hamburger  Ausstellung  von  1897  ist  noch  in  Erinnerung 
ein  Glaskasten  mit  Weinreben,  gewissermassen  einen  Querschnitt  aus 
dem  Weinhause  des  Herrn  Blohm  darstellend,  den  Herr  Bünger  dort  vor- 
geführt; nicht  weniger  als  22  riesige  Trauben  hingen  an  dem  einen  Stocke, 
Black  Hamburgh.  und  ca.  44  an  dem  anderen,  Royal  Muscadine.  Black  Hamburgh 
wurde  mit  der  grossen  goldenen  Staatsmedaille,  Royal  Muscadine  mit  der 
grossen  goldenen  Komiteemedaille  prämiiert.  Kein  Wunder,  dass  es  da  unser 
Wunsch  war,  auch  einmal  das  Haus  selbst  zu  sehen.  Am  16.  September  wurde 
uns  dieses  unter  der  freundlichen  Führung  des  Herrn  Bünger  ermöglicht,  und 
wir  waren  hocherfreut  über  den  reichen  Behang  der  meisten  Reben,  während 
ein    Teil    selbstverständlich    schon    abgeerntet    war.     Herr    und    Frau    Blohm 


\a  Der  Garten  des  Herrn  L.  F.   Blohm  in  Hörn  bei  Hamburg. 

erzählten  uns  nachher,  eine  junge  Dame  aus  Würzburg,  die  bei  ihnen  zum 
Besuch  gewesen,  hätte  herzlich  darüber  gelacht,  dass  man  sich  in  Hamburg 
mit  dem  Wein  solche  Mühe  gebe;  aber  dass  die  Beeren  solcher  getriebener 
Weintrauben  doch  neben  der  bedeutenderen  Grösse  noch  einen  ganz  anderen 
Geschmack  haben  wie  die  aus  dem  Freien,  wird  wohl  niemand  leugnen.  Der 
Schnitt,  den  Herr  Bünger  anwendet,  ist  der  sogenannte  Wechselschnitt.  Man 
bildet  eine  Art  U-Form,  der  eine  Schenkel  ist  die  Tragrebe,  der  andere  die 
Ersatzrebe;  erstere  wird  im  Herbst  weggeschnitten  und  die  Ersatzrebe  wird 
zur  Tragrebe,  worauf  wieder  eine  neue  Ersatzrebe  herangezogen  wird.  — 
Nachstehend  lasse  ich  die  Beschreibung  dieses  Hauses,  die  Herr  Bünger 
freundlichst  sandte,  folgen:  Das  Weinhaus  ist  25,50  m  lang,  die  Höhe  der 
Hintermauer  beträgt  4,65  m,  die  vordere  Höhe  beträgt  1,40  m,  davon  kommen 
auf  die  Stehfenster  zum  Lüften  0,70  m,  und  0,70  m  ist  die  Höhe  der  Mauer, 
die  das  äussere  Beet  für  die  Weinwurzeln  abschliesst;  diese  vordere  Mauer 
ist  wie  üblich  auf  Bogen  gemauert,  sodass  die  Stöcke  die  im  Hause  gepflanzt 
sind,  leicht  in  das  äussere  Beet  gelangen  können.  Dass  äusere  Beet  ist  2,20. 
das  innere  3,10  m  breit.  Die  Tiefe  der  beiden  Beete  beträgt  2  m;  die  Sohle 
der  Beete  ist  mit  einer  ca.  50  cm  starken  Drainage,  bestehend  aus  Drainröhren 
und  groben  Ziegelsteinstücken,  versehen.  Die  Breite  des  Weges  im  Hause  be- 
trägt 0,75  und  die  Breite  einer  schmalen  Rabatte  an  der  Hintermauer  0,40  m. 
(Abb.  5.) 

Nicht  weniger  sehenswert  ist  das  Haus  für  die  Obsttreiberei.  Hier 
stehen  frei  ausgeflanzt  im  Mittelbeet  hoch-  und  halbstämmige  Pfirsiche  und 
Nectarinen:  Noblesse,  Royal  George  etc.,  auf  den  Seitenbeeten  Pfirsiche  und 
Nectarinen  in  Töpfen.  Herr  Bünger  beschreibt  dies  Haus  folgendermassen : 
Das  Obsthaus  (Sattelhaus)  misst  von  der  Sohle  bis  zum  First  3.75  m,  von 
der  Sohle  bis  zur  Wasserrinne  1,60  m,  die  Länge  beträgt  17,30  m.  Der  Innen- 
raum ist  eingeteilt  in  ein  Mittelbeet,  für  ausgepflanzte  Pfirsiche,  von  2,90  m 
Breite,  einen  Weg  um  das  Mittelbeet  von  0,85  m  Breite  und  an  jeder  Seite  ein 
Beet,  zum  Aufstellen  der  Topfobstbäume,  von  1,30  m  Breite.  Sämmtliche 
Seiten-  und  Giebelfenster  lassen  sich  zum  Lüften  öffnen.  Im  Winter  und 
Frühjahr  finden  hier  die  Obstbäume  in  Töpfen  ihren  Platz,  die  man  hier 
abblühen  lässt  und  dann  erst,  im  Mai,  hinausbringt.     (Abb.  6.) 

Jetzt  sahen  wir  das  Topfobst  an  einer  geschützten  Stelle  draussen  stehen 
und  müssen  bekennen,  dass  wir  selten  schönere  Exemplare  geschaut  haben. 
Herr  Bünger  behandelt  seit  13  Jahren  die  Bäume.  Durch  sachgemässen  Schnitt 
erzielte  er  nach  und  nach,  dass  die  Pyramiden  keinen  grösseren  Durchmesser 
haben  als  der  Topf,  in  dem  sie  stehen  —  das  ist  normal  — ,  und  doch  voller 
Früchte  hängen.  Letzteres  wird  mit  erreicht  durch  eine  Düngung  mit  Kuhdung 
und  Wagnerschera  Nährsalz.  Um  jeden  Stamm  liegt  auf  der  Erde  des  Topfes 
ein  ca.  4  cm  hoher  kreisrunder  Zinkstreifen,  der  als  Giessrand  dient,  damit  die 
Bäume  immer  gleichmässig  viel  Wasser  erhalten.  Besonders  gut  hatten  dies 
Jahr  die  Birnen  angesetzt,  namentlich  Winter-Nelis,  die  Lieblingsbirne  des 
Herrn  Blohm,  Diel,  Souvenir  du  Congres,  Doyennee  du  Comice,  Beurre  Hardy, 
Bachelier,  Vicar  of  Wakefield,  Marie  Louise,  Olivier  des  Serres  etc. 

Auch  im  Freien  findet  sich  noch  viel  Obst  an  Spalieren,  und  die  Erträge 
aller  dieser  Obstkulturen  werden  in  einem  sehr  zweckmässig  eingerichteten 
Raum,    der   ganz   verdunkelt    werden    kann,    aufbewahrt.      Die   Früchte    ruhen 


Der  Garten  des  Herrn  L.   F.  Blohm  in  Hörn  bei  Hamburg.  ]  - 

daselbst   auf  abnehmbaren   Lattenhorden,    einige  der   letzteren    sind    auch    zum 
Herausziehen  eingerichtet. 

Doch  auch  die  Gewächshäuser  für  Blumen  etc.  sind  sehr  sehenswert. 
In  dem  sogenannten  Kulturhause  linden  sich  schöne  Croton  und  auf  der 
hinteren  Tablette  spanischer  Pfeffer,  Capsicum  annuum.  aber  nicht  mit  roten, 
sondern  mit  gelben  Früchten;  dies  ist  nach  Herrn  Blohm  die  echte  Sorte, 
welche  seine  Freunde,  Herren  aus  dem  spanischen  Amerika,  mit  Vorliebe 
roh  essen. 

Im  Warmhause  sehen  wir  eine  Spezialität  des  Herrn  Bünger,  riesige 
Schaupflanzen  von  Farnen,  speziell  von  Adiantum,  von  denen  ein  reiches 
Sortiment  vorhanden  ist:  Ad.  Veitchi,  das  sich  mit  den  in  der  Jugend  roten 
Trieben  so  herrlich  ausnimmt,  A.  Weigandi,  A.  gracillimum  «Charlotte-, 
A.  St.  Catharinae,  A.  formosum,  A.  trapeziforme,  Farleyense  etc..  ausserdem 
Cypripedien  in  starken  Pflanzen.  In  der  kalten  Abtheilung  desselben  Hauses 
stehen  jetzt  die  Caladien,  die  im  vorigen  Jahre  auf  der  Ausstellung  so  viel 
Bewunderung  erregten  und  mit  dem  ersten  Preis:  kleine  goldene  Staatsmedaille 
und  einem  Ehrenpreis  von  300  Mark  prämiiert  wurden,  und  hochstämmige 
Fuchsien;  im  Frühjahr  ist  es  mit  Theerosen  in  Töpfen  gefüllt.  Dies  Haus  ist 
ganz  neu,  aus  Pitchpine,  die  Thüren  sogar  aus  Teakholz,  das  zwar  sehr  teuer, 
aber  auch  um  so  dauerhafter  ist  und  nicht  so  quillt. 

Rund  um  das  Haus  im  Freien  stehen  Theerosen,  die  mit  den  Töpfen  in 
die  Erde  eingelassen  werden. 

In  der  kalten  Abteilung  eines  höchst  geschmackvollen,  mit  Kuppeldach 
in  der  Mitte  versehenen  Hauses  fanden  sich  (am  16.  September)  schon  einige 
sehr  schöne  Chrysanthemum  in  Blüte.  H.W.  Lincoln,  gelb,  Rayonnante,  igelartig 
röhrig,  rosa.  Izerette,  William  Tricker,  die  grünlich-weisse  Florence  Davis.  Ganz 
besonders  hervorzuheben  sind  aber  auch  die  Hortensien  mit  Riesenblumen, 
Stecklinge  vom  Februar  d.  J.,  mit  auf  einem  Stiel  gezogenen  Blütenständen  von 
45  cm  Durchmesser,  etc.  —  Die  Mitte  war  mitherrlichen  hochstämmigen  Fuchsien 
besetzt,  während  im  Spätherbst  eine  Stellage  mit  Chrysanthemum,  im  Frühjahr 
die  Theerosen  ihre  Stelle  einnehmen. 

Der  kleine  Mittelbau,  welcher  als  Durchgang  zum  Warmhause  dient,  ist 
an  der  Rückwand  nischenartig  gehalten.  Hier  finden  sich  Palmen  etc.,  während 
aus  Ampeln  zwei  schöne  Exemplare  von  Asparagus  Sprengen  und  zwei  grosse 
Polypodium  Reinwardti  malerisch  herabhängen.  Eine  grosse  Schaupflanze 
von  Adiantum  euneatum,  1,30  m  Durchmesser  und  90  cm  Höhe,  schmückt 
den  Tisch. 

In  der  warmen  Abteilung  sind  besonders  die  Eucharis  amazonica  zu 
beachten,  mit  denen  Herr  Bünger  ganz  ausserordentliche  Resultate  erzielt 
Die  Pflanzen  stehen  dort  ausgepflanzt  in  einem  besonderen  Kasten.  Die  Haupt- 
sache ist  nach  Herrn  Bünger,  dass  man  die  Pflanzen  eine  Zeit  hindurch  ganz 
trocken  hält,  bis  sich  die  Blätter  ganz  verfärben.  Nach  der  Blüte  muss  aber 
viel  Wasser  gegeben  werden,  damit  der  neue  Trieb  sich  bildet;  aber  sobald 
das  letzte  Blatt  des  Triebes  heraus  ist,  halte  man  sie  wieder  trocken.  Aut 
diese  Weise  behandelt,  blühen  sie  jährlich  zweimal. 

Ein  niedriges  einseitiges  Haus  in  zwei  Abteilungen  von  1S  m  Länge 
dient  im  Winter  und  Frühjahr  zur  Erdbeertreiberei,  im  Sommer  zur  Anzucht 
von  Farnen  und  zur  Gurkenkultur. 


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Abb.  (3.     Obsthaus  des  Herrn 


ß 


Blohm  in  Hambur^-Horn. 


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Der  Garten  des  Herrn  L.  F.  Blohm  in  Hörn  bei  Hamburg. 


Wir  wenden  uns  nun  zu  den  Anlagen  im  Freien.  Da  sind  es  zunächst 
die  herrlichen  Koniferen,  welche  die  stattliche  Villa  umgeben.  Eine  Abies 
lasiocarpa  dürfte  wohl  10  m  hoch  sein.  Sehenswert  sind  ferner:  Chamae- 
cyparis  Lawsoniana  coerulea,  die  ganz  hart  ist,  Tsuga  Mertensiana,  Picea 
pungens,  Picea  orientalis,  Sciadopitys  verticillata,  Abies  polita  und  als  besonders 
seltenes  Exemplar  in  dieser  Grösse  Abies  Hookeriana.  Die  letztere  hatte  auch 
wenige  Tage  vor  meiner  Anwesenheit  die  Aufmerksamkeit  des  grossen  Koniferen- 
kenners Herrn  Rüppel  (in  Firma  Peter  Smith  &  Co.,  Bergedorf)  erregt,  der 
mit  etwa  100  Mitgliedern  des  Gartenbauvereins  für  Hamburg,  Altona  und  Um- 
gegend den  Blohmschen  Garten  besucht  hatte. 

An  die  Villa  stösst  ein  geräumiger  Wintergarten,  dessen  Dach  ganz  mit 
Ficus  repens  (stipulata)  berankt  ist.  ein  grossartiger  Anblick!   Mit  der  Schönheit 


Abb.  7.      Villa  des  Herrn  L.  F.  Blohm,  Hamburg-Horn. 


ist  zugleich  Nützlichkeit  verbunden,  denn  dieser  kletternde  Feigenstrauch 
schützt  die  anderen  Pflanzen  gegen  die  Sonne. 

Der  östliche  Teil  des  am  hohen  Diluvialrande  des  Bille-Thales  auf- 
steigenden Gartens  ist  parkartig  gehalten.  Hier  finden  sich  hohe  Liriodendron 
tulipifera,  hohe  Taxodium  distichum,  schöne  Platanen,  mächtige  Edelkastanien, 
Castanea  vesca,  die  jährlich  essbare  Früchte  liefern.  Eine  Felspartie  ist  mit 
Alpenpflanzen  und  Farnen  bepflanzt,  an  einem  Teich  steht  eine  schöne  Hänge- 
weide und  mehrere  hohe  Pterocarya  caucasica.  Eine  Hauptsehenswürdigkeit 
bildet  eine  riesige  Blutbuche. 

Sehr  hübsch  muss  sich  im  Frühjahr  eine  Hügelpartie  machen,  an  deren 
Abhang  Rhododendron  und  pontische  Azaleen,  weiter  oben  Flieder,  dahinter 
Goldregen  und  schliesslich  hochoben  Rotdorn  blühen. 

An  der  Xordseite  der  Villa  finden  sich  allerlei  Moorpflanzen,  Azalea 
pontica,  Skimmia  japonica  etc.  etc..  auch  der  seltsame  krause  Epheu,  Hedera 
Helix  conglomerata. 


Über  anatomische  Merkmale  bei  Berberis-Arten. 


±9 


Am  nordöstlichen  Ende  des  Parks  befindet  sich  ein  höchst  idyllisches 
Farnthal,  von  hohen  Bäumen  beschattet,  von  einem  plätschernden  Bach 
durchzogen.  Hier  in  dieser  feuchten  Luft  gedeihen  auch  die  selteneren  Arten 
(Adiantum  pedatum  mit  75  cm  Durchmesser,  Cyrtomium  Fortunei,  Polystichum 
setosum  etc.)  gut,  und  die  gewöhnlicheren  mahnen  in  ihren  riesigen  Dimen- 
sionen fast  an  längst  vergangene  Zeiten  unserer  Erde. 


Über  anatomische  Merkmale  bei  Berberis-Arten. 

Von  E.  Koehne. 
,_^  (Eingereicht  am  22.  November   1898.) 

^TLn  der  Gattung  Berberis  begegnet  die  Unterscheidung  und  Gruppierung  der 
(J^>  Arten  ungewöhnlichen  Schwierigkeiten,  und  ich  trug  mich  schon  lange  mit 
dem  Vorsatz,  die  äusseren  Artmerkmale  womöglich  durch  anatomische  zu 
ergänzen.     Erst  in  den  letzten  Monaten  konnte  ich  diesen  Plan  ausführen. 

In  den  folgenden  Zeilen  will  ich  nun  eine  kurze  Darstellung  derjenigen 
anatomischen  Eigentümlichkeiten  geben,  welche  bei  den  im  Freien  bei  uns 
kultivierten  Arten  geeignet  erscheinen,  eine  sichere  Unterscheidung  und  Ab- 
grenzung der  Arten  zu  unterstützen*),  sowie  derjenigen,  welche  für  denselben 
Zweck  wenig  oder  gar  nicht  nutzbar  zu  sein  scheinen.**) 

1.  Spaltöffnungen.  Der  Bau  und  die  Lage  der  Schliesszellen  zwischen 
den  Epidermiszellen  ist  überaus  einförmig.  Bemerkenswert  ist  nur,  dass 
Spaltöffnungen  auch  auf  der  Blattoberseite,  und  zwar  oft  kaum  weniger 
zahlreich  als  auf  der  Unterseite,  bei  sechs  Formen  gefunden  wurden,  die  meist 
zu  Euberberis,  2.  Reihe  in  meiner  Dendrologie  S.  167—168  gehören;  es  sind 
dies  B.  densiflora  Boiss.  et  Buhse,  B.  macrobotrys  m.  n.  sp.,  B.  pyrocarpa 
m.  n.  sp..  B.  crataegina  DC.,  B.  cretica  L.  und  B.  aetnensis  Presl.  nebst 
einer  Berberis  »spec.  Taschkents  aus  dem  Späthschen  Arboret,  die  sich  durch 
auffallend  lange  Stacheln  auszeichnet,  aber  noch  nicht  bestimmt  werden  konnte. 
Das  Merkmal  ist  beständig,  wie  auch  das  Gegenteil,  das  gänzliche  Fehlen  der 
Spaltöffnungen  oberseits,  bei  den  übrigen  untersuchten  Arten.***) 


*)  Vorarbeiten  liegen  nur  wenige  vor.  In  Engler-Prantl,  Natürliche  Pflanzenfamilien 
Bd.  III,  Abt.  II,  S.  71,  wird  nur  R.  Böning,  Anatomie  des  Stammes  der  Berberitze,  Dissert., 
Königsberg   i885,  erwähnt. 

**)  Viele  Kleinigkeiten,  die  mir  verschiedentlich  aufgefallen  sind,  übergehe  ich  ganz. 
***)  Nur  bei  einem  kultivierten  Exemplar    von  B.  heteropoda    waren,    möglicherweise 
infolge  von  Bastardierung,  oberseits  sehr  vereinzelte  Spaltöffnungen  vorhanden,  die  B.  heteropoda 
sonst  nicht  besitzt. 

Zu  den  einzelnen  Arten  ist  folgendes  zu  bemerken:  B.  densiflora  ist  im  Berliner 
Botanischen  Garten  als  B.  integerrima  und  heteropoda  vorhanden.  Auch  zog  ich  sie  selbst 
aus  Samen,  die  ich  unter  den  letzteren  beiden  Namen  aus  Petersburg  erhielt  (neben  einigen 
echten  heteropoda)  in  zwei  etwas  verschiedenen  Formen,  wovon  die  eine  möglicherweise 
durch  Bastardierung  von  seiten  der  heteropoda  oder  der  integerrima  verändert  ist.  Auf 
sie  bezieht  sich  die  Anm.    1   in  meiner  Dendrologie  S.   167. 

B.  crataegina  DC.  glaubte  ich  früher  (Dendr.  S.  168)  mit  densiflora  vereinigen  zu 
müssen,  sie  hat  aber  unterseits  nicht  papillöse  Blätter,  während  sie  bei  der  auch  in  der 
Blattform  sehr  verschiedenen  densiflora  papillös  sind.     In  Kultur  sah  ich  sie  nirgends. 

B  macrobotrys  ist  von  Bornmüller  als  Var.  von  densiflora  aufgestellt  worden, 
unterscheidet  sich  aber  durch  den  Mangel  unterseitiger  Papillen  von  letzterer.    Nicht  in  Kultur. 

B.  pyrocarpa  ist  Regeis  B.  integerrima  var.  pyrocarpa,  hat  aber  oberseitige  Spalt- 


OQ  Über  anatomische  Merkmale  bei  Berberis-Arten. 

2.  Papillen.  Nicht  minder  beständig  ist  die  Ausbildung  kurzer,  nur 
mikroskopisch  sichtbarer  Papillen  auf  den  Epidermiszellen  der  Blätter.  Als 
Haare  kann  man  diese  Gebilde  ihrer  Kürze  wegen  noch  nicht  bezeichnen.  Je 
eine  Papille  steht  auf  jeder  Epidermiszelle,  von  deren  Oberfläche  sie  meist 
nur  einen  kleinen,  zuweilen  aber  auch  einen  sehr  grossen  Teil  einnimmt,  indem 
sie  sich  in  der  Flächenansicht  als  oft  sehr  scharf  abgegrenzter  Ring  abhebt. 
Häufig,  aber  nicht  immer,  ist  diese  Papillenbildung  mit  einer  auffallenden, 
kreideweissen  Färbung  der  Blattunterseite  verbunden.     Beispiele: 

Subg.  Mahonia: 

a)  B.  repens  Lindl.  nur  auf  der  Unterseite.  Bei  B.  Aquifolium  L. 
fehlen  die  Papillen  gänzlich.  Eine  Anzahl  von  Formen  mit  schwachen  An- 
deutungen von  Papillen  glaube  ich  auch  nach  ihrem  makroskopischen  Verhalten 
als  Bastarde  beider  Arten  deuten  zu  dürfen. 

b)  B.  Fremonti  Torr.,  Papillen  auf  beiden  Blattflächen. 

c)  B.  trifoliolata  Moria,  auf  beiden  Blattflächen,  auf  der  Oberseite  durch 
grosse  Zwischenräume  getrennt,  auf  der  Unterseite  gruppenweise  sehr  gehäuft, 
sogar  sich  berührend,  vielleicht  hier  als  Schutzvorrichtung  für  die  Spaltöffnungen 
zu  betrachten. 

Subg.  Euberberis: 

1.  Reihe  (Dendr.  S.  166).    Immergrüne  Arten. 

a)  B.  empetrifolia  Poir.,  Papillen  nur  unterseits;  die  Blätter  sind  sehr 
schmal,  bis  zur  Mittelrippe  zurückgerollt,  die  Papillen  in  der  Nähe  des  Randes 
zu  wirklichen  Haaren  verlängert,  die  Spaltöffnungen  also  in  einem  sehr  wohl 
abgeschlossenen  Räume  geborgen. 

b)  B.  Darwini  X  empetrifolia,  Papillen  etwas  kürzer  als  bei  vor. 
(bei  B.  Darwini  Hook,  fehlen  sie  ganz). 

c)  B.  concinna  Hook,  f.,  nur  auf  der  Unterseite. 

d)  B.  asiatica  Roxb.  in  DC,  wie  vor. ;  bei  beiden  Arten  stehen  die  Papillen 
sehr  dicht  wegen  Kleinheit  der  Epidermiszellen. 

2.  Reihe  (Dendr.  S.  167). 

a)  B.  »spec.  Taschkent«   (s.  oben),  nur  auf  der  Unterseite. 

b)  B.  Lycium  Royle,  auf  der  Oberseite  schwache  Andeutungen,  auf  der 
Unterseite  wohl  ausgebildete,  ungewöhnlich  dicke,  einen  grossen  Teil  der 
Zellen  -  Aussenfläche  einnehmende  Papillen.  Zu  dieser  Art  gehört  eine  von 
Sargent  an  Späth  als  B.  ruscifolia  abgegebene  Pflanze  mit  genau  ebensolchen 
Papillen.     B.  ruscifolia  Lam.  hat  keine  Papillen. 

c)  B.  densiflora,  nur  auf  der  Unterseite,  wie  beifolgender. 

d)  B.  pyrocarpa  Koehne  (S.  oben  S.  19  Anm.  am  Schluss). 

3.  Reihe  (Dendr.  S.  168).  Papillen  stets  nur  unterseits,  sehr  gross  und 
sehr  dicht  stehend. 

a)  B.  virescens  Hook.  f. 


Öffnungen  und  unterseitige  Papillen.  Beide  Merkmale  besitzt  B.  integerrima  nicht!  — 
Nicht  in  Kultur,  wenn  nicht  „Berb.  spec.  Taschkent  arb.  Späth"  dazu  gehört. 

Zu  B.  cretica  gehören  die  von  mir  früher  für  calliobotrys  Bienert?  angesehenen 
kultivierten  Exemplare,  dagegen  nicht  B.  calliobotrys  Aitchison  aus  Afghanistan,  die  ihrerseits 
wieder  von    der  echten  calliobotrys  Bienert  verschieden  ist. 

B.  aetnensis  gehört  nicht  zu  B.  emarginata,  wie  ich  früher  glaubte  annehmen  zu 
müssen;  denn  letztere  hat  keine  oberseitigen  Spaltöffnungen.  Echte  aetnensis  sah  ich  in 
Kultur  noch  nicht. 


Über  anatomische  Merkmale  bei  Berberis-Arten.  21 


b)  I!.  d  iaphan  a  Maxim. 

c)  B.  umbcllata  Wall. 

d)  B.  papillifera  m.  (=  B.  Thunbergi  var.  papillifera  Franch.) 
B.  Thunbergi  hat  keine  Papillen,  nur  selten  sehr  schwache  Andeutungen  da- 
von, während  sie  bei  papillifera  gross  und  dicht  stehend  sind. 

4.  und   5.  Reihe  (Dendr.  S.  170  u.  171).     Bei  keiner  Art  Papillen  gefunden. 

3.  Form  der  Epidermiszellen  der  Blätter.  Es  giebt  in  dieser  Hinsicht 
zwei  Grenzfälle.  In  dem  einen  erscheinen  die  Wandungen  in  der  Flächen- 
ansicht ganz  geradlinig  oder  nur  schwach  gebogen,  in  dem  andern  sind  sie 
stark  hin-  und  her  geschlängelt.  Im  crsteren  Fall  sind  die  Zellen  häufig  that- 
sächlich  kleiner,  oft  aber  erscheinen  sie  nur  so  infolge  einer  optischenTäuschung. 
Zählt  man  auf  Zeichnungen,  die  mit  dem  Zeichenapparat  bei  gleicher  Ver- 
grösserung  angefertigt  wurden,  die  einen  bestimmten  Flächenraum  bedeckenden 
Zellen,  so  ist  die  Zahl  bei  geraden  wie  bei  geschlängelten  Wandungen  oft 
dieselbe,  obgleich  in  letzterem  Falle  die  einzelne  Zelle  den  Eindruck  viel 
bedeutenderer  Grösse  macht.  Es  kommen  aber  auch  wirkliche  Grössen- 
unterschiede  vor,  und  dann  stets  in  der  Weise,  dass  besonders  kleine  Zellen 
stets  geradlinige,  besonders  grosse  stets  geschlängelte  Wandungen  haben.  Von 
den  kleinen  Zellen  können  doppelt  so  viele  und  mehr  denselben  Flächenraum 
bedecken  wie  von  den  grossen  (gleichen  Entwicklungszustand  der  Blätter  selbst- 
verständlich vorausgesetzt).  Zwischen  beiden  extremen  Formen  giebt  es  alle 
möglichen  Übergänge,  auch  mit  der  Massgabe,  dass  bald  beide  Blattflächen 
sich  gleich  verhalten,  bald  auf  der  Unterseite  die  Wandungen  etwas  stärker 
geschlängelt  sind  als  oberseits,  bald,  wenn  auch  selten,  umgekehrt.  Trotz  der 
vielen  Übergangsbildungen  ist  nun  die  Form  der  Epidermiszellen  doch  nicht 
ohne  systematischen  Wert,  da  sie  nicht  selten  bei  Arten,  die  makroskopisch 
schwer  auseinander  zu  halten  sind,  deutlich  verschieden  bleibt.  Ich  will  mich 
nur  auf  wenige  Beispiele  beschränken.  B.  japonica  Spreng,  hat  kleine,  gerad- 
wandige,  B.  nervosa  Pursh.  grosse,  sehr  stark  wellenwandige  Epidermiszellen. 
B.  nepalensis  Spreng,  ist  B.  japonica  ähnlich,  die  Wandungen  sind  aber  ein 
wenig  geschlängelt.  In  der  ersten  Reihe  von  Euberberis  hat  B.  Wallichiana 
DC.  oberseits  schwach,  aber  deutlich  geschlängelte,  die  übrigen  untersuchten 
Arten  haben  daselbst  gerade  Wandungen.  In  der  3.  Reihe  hat  etwa  die  erste 
Hälfte  der  Arten  unterseits  gerade,  die  andere  Hälfte  lebhaft  geschlängelte 
Wandungen.  In  der  5.  Reihe  hat  B.  amurensis  Rupr.  oberseits  ganz  oder 
fast  geradlinige,  unterseits  etwas  geschlängelte,  B.  vulgaris  L.  beiderseits  Nein- 
lebhaft  geschlängelte  Wandungen.  Der  Eindruck  ist  in  beiden  Fällen  so  ver- 
schieden, dass  ich  nicht  mehr  glaube,  B.  amurensis  sei  nur  eine  Form  von 
B.  vulgaris,  wie  meistens,  auch  von  mir  selbst,  angenommen  wurde.*)  Auch 
B.  canadensis  Mill.  bezw.  B.  caroliniana  Lond.  scheinen  von  B.  vulgaris, 
von  der  sie  sonst  schwer  unterscheidbar  sind,  im  Verhalten  der  Epidermis 
stets  deutlich  verschieden  zu  bleiben.  Jedenfalls  verspricht  der  sorgfältige 
Vergleich  der  Epidermiszellformen  zu  einer  besseren  Sichtung  zahlreicher  sonst 
nicht  hinreichend  zu  kennzeichnender  Arten,  Varietäten  und  Formen  von 
Berberis  nicht  unwesentlich  beizutragen,  doch  sind  hierzu  noch  weitere  aus- 
gedehnte Untersuchungen    notwendig. 

*)   Übrigens    hat    sich    auch    herausgestellt,    dass    B.  amurensis    stets    ganz    erheblich 
früher  blüht  als  fast  alle  übrigen  Arten  von   Euberberis. 


22 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


Die  Dicke  der  Wandungen  der  Epidemiszellen,  in  der  Flächenansicht  be- 
trachtet, wechselt,  scheint  auch  mit  zunehmendem  Alter  der  Blätter  oft  etwas 
zuzunehmen.  Die  dicksten  Wandungen  fand  ich  bei  B.  nervosa.  Sehr  häufig 
bemerkt  man  in  den  Seitenwandungen  Tüpfel.  Auch  die  Aussenwandungen 
können  durch  netzförmige  Verdickungsleisten  sich  derart  verstärken,  dass  man 
in  der  Flächenansicht  die  Zellwände  von  den  Leisten  gar  nicht  mehr,  ausser  auf 
besonders  günstigen  einzelnen  Stellen  von  Flächenschnitten,  unterscheiden  kann. 
Solche  Leisten  fand  ich  bisher  nur  in  der  Untergattung  Mahonia  z.  B.  bei 
B.  Aquifolium  L.;  sie  können  sich  derart  verbreitern,  dass  die  Aussenwand 
der  Zelle  wie  mit  grossen  Tüpfeln  besetzt  erscheint,  so  z.  B.  bei  B.  Wagneri  h. 
(die  vielleicht  zu  B.  pinnata  Lag.  gehört),  aber  auch  bei  echter  B.  Aquifolium. 

(Schluss  folgt.) 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen  etc. 


Feijoa  Sellowiana  Berg. 

Feijoa  Sellowiana  ist  eine  von 
Eduard  Andre  aus  Uruguay  ein- 
geführte Myrtacee,  die  in  seinem  Villen- 
garten in  Golfe  Juan  (an  der  Riviera) 
ihre  köstlichen  Früchte  reift  und 
daher  auch  für  unsere  Kolonieen  zu 
emptehlen  ist.  Abgebildet  in  Revue 
hört.,  Bot. Mag., Garden, Gard.  Chronicle. 


Neuheiten  von  Herb  &  Wulle.  Neapel. 

(Nach  den  Beschreibungen   der  Züchter.) 


Centaurea  imperialis  (Hort.  Herb). 

Unter  dem  kurzen  Namen  Centaurea 
imperialis  übergiebt  die  Firma  Herb 
&  Wulle  (Inh.  M.  Herb)  in  Neapel 
dem  Handel  eine  Reihe  neuer,  riesen- 
blumiger Centaureen-Hybriden,  die  an 
Wert  und  Schönheit  alle  bis  jetzt 
kultivierten  wohlriechenden  Centaureen 
weit  übertreffen. 

Centaurea  imperialis  stammt  aus 
einer  Kreuzung  der  roten  C.  moschata 
mit  der  weissen  C.  Margaritae.  Von 
ersterer  erbte  sie  den  üppigen  Wuchs 
der  Pflanze,  von  letzterer  aber  den 
edlen  Bau  der  Blumen.  Die  Farbe 
derselben  variiert  bis  ins  Unendliche, 
so  dass  noch  eine  sehr  grosse  An- 
zahl prächtiger  Spielarten  wird  an- 
geboten werden,  sobald  sie  erst  alle 
konstant  geworden  sind. 

C.  imperialis  bildet  riesige,  über 
1  m  hohe  Büsche,  bedeckt  mit  lang- 
stieligen, edelgebauten  Blumen,    meist 


von  der  doppelten  Grösse  der  bekannten 
C.  odorata  und  Margaritae,  mit  dem- 
selben Wohlgeruch  und.  was  nochmals 
ausdrücklich  wiederholt  wird,  von 
genau  derselben  Form.  Was  sie  aber 
noch  ganz  besonders  von  den  bis- 
herigen wohlriechenden  Centaureen 
auszeichnet,  ist  die  aussergewöhnlich 
lange  Dauer  der  Blumen,  die  sich, 
wenn  frisch  aufgeblüht  abgeschnitten, 
bis  10  Tage  im  Wasser  gut  halten 
können;  ferner  die  härtere  Natur  und 
längere  Vegetationsdauer  der  Pflanze 
überhaupt,  sodass  sie  so  leicht  wie 
jede  andere  Sommerblume  kultiviert 
werden  kann,  was  bekanntliah  bei 
Centaurea  odorata  und  Abarten  nicht 
der  Fall  ist. 

In  der  Binderei  wird  die  pracht- 
volle, wohlriechende,  riesenblumige, 
langstielige  und  überaus  dauerhafte 
Centaurea  imperialis,  die  zudem  in  den 
meisten  beliebten  Modefarben  vertreten 
ist,  bald  tonangebend  und  unentbehr- 
lich geworden  sein.  Im  Garten  aber 
kann  man  sich  kaum  ein  wirkungs- 
volleres und  eleganteres  Blumen- 
Arrangement  vorstellen,  als  eine  Gruppe 
unserer  neuen  Centauieen-Hybriden. 

Centaurea  imperialis  alba. 

Blendend    weiss,    riesenblumig!     Es 

I   ist     einleuchtend,     dass     diese    völlig 

j   konstante     Spielart     für     Gärten     und 

'   Blumengeschäfte    von     unschätzbarem 

Werte  ist,  so  dass  wir  uns  jede  weitere 

Anpreisung  ersparen  können. 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


n 


Centaurea  imperialis  lilacina. 
Lilafarben,     riesenblumig,     mit    der 

Farbe  der  C.  odorata  übereinstimmend. 
Für  jede  Art  Blumen -Arrangements 
ist  diese  zarte  Modefarbe  unentbehrlich. 
An  Sorten  werden  ferner  angeboten: 
splendens  leuchtend  purpurn,  rosea, 
Favorita,  rosa,  Armida.  zartlila, 
Iphigenia,  rosa  mit  weissem  Zentrum, 
variabilis,  weiss  mit  rosa  Schein, 
purpurn  gezeichnet,  im  Verblühen  rosa, 
graciosa,  dunkellila. 

Centaurea  Mariae  (Hort.  Herb). 

Diese  neue  Centaurea  ist  jedenfalls 
das  »Non  plus  ultra«  aller  Centaureen. 
Die  Firma  Herb  &  Wulle  (Inh. 
M.  Herb)  in  Neapel  erhielt  sie  bereits 
vor  mehreren  Jahren  aus  einer  Kreuzung 
der  wildwachsenden  Centaurea  pur- 
purea  mit  Centaurea  suaveolens.  — 
C.  Mariae  ist  übrigens  der  Anfang  einer 
sicherlich  ganz  prachtvollen,  neuen 
und  hochinteressanten  Rasse.  Aus  be- 
sagter Kreuzung  gingen  eine  ganze 
Reihe  verschiedener  Hybriden,  sowohl 
einjähriger  als  perennierender,  hervor, 
sodass  die  Firma  in  den  nächsten 
Jahren  noch  oft  in  der  Lage  sein  wird, 
mit  neuen  und  kulturwürdigen  Cen- 
taureen in  die  Oeffentlichkeii  zu  treten. 

Die  neue  Centaurea  Mariae  ist  ein- 
jährig oder  bisannuel,  wie  C. suaveolens, 
ist  aber  sonst  hart  und  anspruchslos, 
ja  von  geradezu  zäher  Natur,  wie  die  wild- 
wachsende C.  purpurea.  Sie  wächst 
rasch,  bildet  schöne,  aufrechtstehende 
Büsche  und  entfaltet  einen  geradezu 
staunenerregenden  Blütenreichtum;  jede 
Pflanze,  zumal  wenn  die  Blumen  nach 
und  nach  verbraucht  werden,  zeitigt 
Hunderte  von  Blumen.  Diese  haben 
die  Form  und  Grösse  sowie  den  leichten 
Bau  der  Centaurea  Margaritae  oder 
C.  odorata.  stehen  auf  ganz  dünnen, 
festen  Stielen  mit  nur  ganz  kleinen 
eiförmigen  Hüllkelchen  und  sind 
ungemein  leicht  und  dauerhaft.  Ihre 
Farbe  ist  ein  zartes  Schwefelgelb,  nach 
den  Spitzen  zu  rosa;  am  Tage  des  Er- 
blühens  erscheinen  die  Blumen  rein 
schwefelgelb.  Für  feine  Bindereien, 
zu  denen  langstielige,  aber  ganz  leichte, 
graziöse  Blumen  gewünscht  werden, 
wird  Centaurea  Mariae  wohl  kaum, 
einen  ebenbürtigen  Rivalen  finden. 
Die  zart  rosa  -  gelben  Blumen  präsen- 
tieren sich  wie  gelbgrundige  Caryo- 
phyllus-Nelken.    Im  Garten  ist  ihr  Platz 


neben  den  herrlichen  Centaurea  impe- 
rialis,  bei  denen  diese  Farbe  vorläufig 
fehlt;  sie  ist  niedriger  und  eignet  sich 
deshalb  vorzüglich  als  Einfassung  um 
eine  C.  imperialis-Gruppe. 

Die  Samengewinnung  ist  schwach 
und  die  Ernte  somit  ganz  gering. 

Tomate  „ Wunder  von  Italien". 

Line  neue  Tomaten  -  Sorte  von 
staunenerregender  Fruchtbarkeit!  Die 
leuchtend  scharlachroten  Früchte  sind 
pflaumenförmig,  etwa  20  g  schwer  und 
gleichen  somit  denen  der  beliebten 
Sorte  »König  Humbert«.  Die  Früchte 
hängen  in  riesigen  Büscheln  von  50  bis 
70  Stück  und  darüber,  zu  einer  einzigen 
Fruchttraube  vereint,  an  einem  Stiele 
beisammen,  eine  Erscheinung,  wie  sie 
bei  Tomaten,  sowie  überhaupt  bei 
anderen  Gemüsen  jedenfalls  bis  jetzt 
noch  nicht  zu  sehen  war.  Eine  einzige, 
gut  ausgebildete  Fruchttraube  kann  das 
enorme  Gewicht  von  1 '  ...  kg  und  darüber 
erreichen.  Die  Pflanze  Weichst  hoch, 
ist  widerstandsfähiger  als  die  meisten 
letzten  Neuzüchtungen  und  produziert 
bis  zum  Spätherbst  eine  unzählige 
Menge  Früchte,  immer  zu  riesigen 
Büscheln  vereint.  Die  Früchte  sind 
festfleischig  und  sehr  schmackhaft, 
gleich  vorzüglich  sowohl  als  Salat  als 
auch  zum  Einkochen.  Da  sie  sich  sehr 
lange  halten,  so  eignet  sich  diese 
Sorte,  wie  keine  andere  zum  Auf- 
bewahren. Die  grossen  Fruchtbüschel 
ersparen  die  Mühe  des  Zusammen- 
bindens;  sie  werden  an  einem  trockenen 
und  luftigen  Ort  aufgehangen.  Im 
Herbst  grün  abgenommene  Früchte 
reifen  vollkommen  nach. 

Der  neue  Liebesapfel  »Wunder  von 
Italien«  ist  ein  Schaustück  ersten  Ranges 
und  besitzt  so  viele  Vorzüge,  dass  er 
sich  sofort  überall  einbürgern  wird! 

Er  ist  nicht  zu  verwechseln  mit  dem 
gewöhnlichen  »König  Humbert«,  der 
hier  und  da  auch  unter  dem  Namen 
»Wunder  von  Italien«  angeboten  worden 
ist,  wie  dies  bereits  in  Yilmorins 
»Gemüsegärtnerei«  als  Synonym  be- 
richtigt  wurde. 

Kartoffel  ,, Frühe  Vesuv". 
Feinste  Tafelkartoffel,  wie  es  so  leicht 
keine  zweite  giebt!  Die  Knollen  sind 
ziemlich  gross,  haben  eine  schöne, 
länglich  breite  Form  (ähnlich  »Perle 
von  Erfurt«    oder    »Pearl    of    Savoy«). 


H 


Kleinere  Mitteilungen. 


eine  dünne,  rötlich-gelbe  Haut,  weisses 
sehr  mehlreiches  Fleisch  und  sind  sehr 
wohlschmeckend.  Diese  Sorte  ist  eine 
der  frühesten  für  Freiland  (hier  bildet 
sie  bereits  Anfang  Mai  und  auch  früher 
einen  bedeutenden  Exportartikel).  In 
Deutschland  wird  man  von  ihr  Mitte 
Juni,  von  vorgekeimten  Knollen  aber 
schon  viel  früher  ernten  können;  dabei 
ist  sie  sehr  ertragreich  und  äusserst 
widerstandsfähig.  In  Jahrgängen,  wo 
andere  Sorten  durch  Krankheit  oder 
ungünstige  Witterung  heimgesucht 
wurden,  blieb  unsere  »Vesuv«  stets 
unberührt  und  brachte  stets  denselben 
Ertrag.  Sie  hält  sich  ausgezeichnet 
über  Winter  und  ist  im  Frühjahr  gleich 
frisch  und  wohlschmeckend.  Sie  ist 
die  beste  Kartoffel  des  Südens  und 
stets  so  gesucht,  dass  es  14  Tage  nach 
der  Ernte  absolut  unmöglich  ist,  noch 
etwas  davon  aufzutreiben. 

Wir  sind  fest  überzeugt,  dass  wir 
dem  Handel  eine  Kartoffelsorte  bieten, 
die  wegen  ihrer  gefälligen  Form,  ihres 
reichen  und  stets  sicheren  Ertrages 
zum  Anbau  im  Grossen  als  Markt-  und 
Exportkartoffel  ersten  Ranges  geeignet 
ist;    im   Hausgarten    und    zum    Selbst- 


bedarf wird  es  aber  kaum  eine  bessere 
Sorte  geben.  Ein  Versuch  wird  dieses 
aufs  ausgiebigste  bestätigen. 

Ganz  besonders  aber  empfehlen  wir 
unsere  »Frühe  Vesuv«  ausserdem  noch 
zum  Anbau  in  südlichen  Ländern,  wo 
sie,  wie  wir  bereits  erprobt  haben,  zu 
jeder  Jahreszeit  angebaut  werden  kann. 
Für  südliche  Länder  mit  entgegen- 
gesetzter Vegetationsperiode  liefern  wir 
dementsprechend  kultivierte,  d.  h.  in 
den  Monaten  Januar-Februar  geerntete 
Knollen. 

Kartoffel  „Violette  Aetna". 

Diese  Kartoffel  ist  ebenfalls  eine  sehr 
zu  empfehlende  hiesige  Sorte.  Die 
riesigen  Knollen  sind  länglich,  glatt- 
schalig,  dunkelviolett,  weissfleischig, 
sehr  mehlreich  und  schmackhaft.  Sie 
liefert  von  allen  Sorten  die  grössten 
Ernteerträge,  ist  absolut  widerstands- 
fähig gegen  alle  hiesigen  Kartoffel- 
krankheiten und  versagt  nie.  Sie  ist 
deshalb  besonders  als  ertragreichste 
und  widerstandsfähigste  Sorte  zu 
empfehlen,  und  sind  wir  überzeugt, 
dass  uns  Jedermann,  der  sie  baut,  für 
diese  Kartoffel  Dank  wissen  wird. 


Kleinere  Mitteilungen. 


Das  Chrysanthemumfest  in  Stuttgart. 

In  dem  Blumen  liebenden  Stuttgart 
fand  unter  dem  Protektorate  der 
Königin  Charlotte  von  Württem- 
berg zum  Besten  armer  Kinder 
der  Stadt  Stuttgart  ein  einzigartiges 
Fest,  ein  wahrhafter  Blumentraum  vom 
22.  bis  27.  Xovember  statt. 

Eine  Anzahl  hochstehender  Damen, 
an  der  Spitze  Frau  Oberbürgermeister 
vonRümelin,  welche  bewährte  Kräfte 
wie  Baurat  Weigle,  Samenzüchter 
und  Handelsgärtner  Schneider  und 
Hofgarteninspektor  Ehmann  gewann, 
bildete  das  Festcomite.  Der  Besucher 
des  Festes  sollte  in  das  Land  jener 
Wunderblume,  die  das  Sinnbild  der 
Sonne,  des  Glanzes  und  der  Unwandel- 
barkeit ist,  nach  Japan  geführt  werden. 

Die  gelungene  Ausführung  dieser 
Idee  fand  in  den  Sälen  des  Königs- 
baues, welche  in  einen  blühenden 
Garten  umgewandelt  waren,  statt.  Man 
erblickte   Xipon    mit    seinem   Fusi-no- 


jama,  dem  schimmernden  Götterberge, 
im  Hintergrunde,  mit  seinen  blumigen 
Auen  und  murmelnden  Bächen.  Von 
grün  umbuschten  Felsen  stürzten  sich 
die  Wasser  in  glitzernden  Kaskaden 
in  die  Tiefe,  Binsen  und  Strauchwerk 
umsäumten  die  Ufer  und  über  die 
blauen  Wogen  wölbte  sich  in  schlankem 
Bogen  die  kleine  Brücke.  Wer  sich 
zu  dieser  den  Weg  durch  die  zahlreichen 
Besucher  gebahnt  hatte,  der  stand  wie 
geblendet  vor  der  flimmernden  Pracht. 
Zur  Rechten  erblickte  man  den 
glänzenden  Sonnentempel,  dessen  Vor- 
hof von  nickenden  Sonnenblumen  ein- 
geschlossen war.  Die  Wände  und 
Giebel  der  Pagode  waren  gleichfalls 
mit  Sonnenblumen  geschmückt.  Dann 
folgten  zu  beiden  Seiten  die  Bazare, 
eine  ununterbrochene  Kette  reizender 
Bauwerke,  geziert  durch  eine  grosse 
Anzahl  (ungefähr  70)  junger  Damen, 
welche  aus  dem  farbenglühenden  Japan 
erstanden   schienen.     Und    diese    vom 


Kleinere   Mitteilungen. 


lichtesten  Blau  bis  zum  tielsten  Rot, 
und  vom  zartesten  Orange  bis  zum 
dunkelsten  Violett  leuchtenden  Kostüme 
drückten  dem  Gesamtbild  ihren  Stempel 
auf,  so  dass  die  Toiletten  der  Besu<  hei 
als  sehr  einfach  erschienen. 

Diese  zierlichen  Japanerinnen  wussten 
dem  Besucher  das  Gross-  und  Klein- 
geld durch  Verkauf  von  Pfauenfedern, 
Postkarten.  Blumen.  Konfekt,  Kaffee, 
Thee.  Spiel,  Wahrsagen,  Theaterspielen 
aus  der  Tasche  zu  locken,  bis  schliess- 
lich   der  Geldbeutel    öde  Leere  zeigte. 

Und  wahrlich,  es  hatte  sich  das  Fest 
gelohnt,  ungefähr  38  000  Mark  wurden 
eingenommen,  die  Ausgaben  werden 
sich  ungefähr  auf  15  000  Mark  belaufen, 
Dank  dem  Entgegenkommen  der 
Handelsgärtner,  die  nicht  ganz  1000  M. 
für  die  Lieferung  der  Pflanzen  ver- 
langten. Der  Kgl.  Hof  besuchte  am 
24..  von  Bebenhausen  kommend,  das 
Fest  und  auf  Anordnung  I.  M.  der 
Königin  wurde  der  Reinertrag  des 
Promenadenkonzerts  am  27.  No- 
vember dem  stellvertretenden  Stadt- 
vorstand  übergeben,  welcher  bezüglich 
der  Verteilung  an  bedürftige  Wein- 
gärtner das  Weitere  in  die  Wege 
leiten   wird. 

Flohenheim.     Garteninspektor  Held. 


Neue  Ausschmückung   im  Erholungsgarten   des 
Hauses  Rudolph  Hertzog,  Berlin. 

Der  schöne  Wintergarten  des  Welt- 
hauses Rudolph  Hertzog  in  Berlin, 
das  bekanntlich  von  der  Breitenstrasse 
nach  der  Brüderstrasse  durchgeht,  hat 
jetzt  eine  andere  Ausschmückung  er- 
halten als  sie  zur  Zeit  war,  wo  wir 
eine  Beschreibung  derselben  gaben 
(Gartenflora  1897,  S.  407  m.  Abb.). 
Es  haben  sich  jetzt  zwei  Firmen  in  die 
Ausschmückung  der  Räume  des  Hauses 
Hertzog  getheilt.  Herr  Härder  besorgt 
den  Schmuck  im  Innern,  der  Treppen 
etc.,IlerrLandschaftsgärtner  Friedrich 
Maecker-Friedenau  bei  Berlin,  Rhein- 
strasse 29.  den  des  Erholungs-  oder 
Wintergartens. 

Zunächst  ist  im  Wintergarten  mehr 
Raum  gewonnen,  indem  an  der  Xord- 
seite  ein  unschöner  Kellerhals,  der 
verdeckt  werden  musste.  entfernt 
worden  und  der  Fussboden  unterwölbt 
ist,  um  einen  Durchgang  von  einem 
Keller  zum  andern  zu  haben.  Ferner 
ist   der   ganze   Raum    einheitlicher   ge- 


worden, indem  der  Seite  410  erwähnte 

Centaur.  .statt  quer  nahe  an  einem  1 
zu  stehen,  in  die  Längsachse,  aber 
seitlich  und  mehr  nach  vorn  gerückt  ist. 
Ueberall  sieht  man  schöne  Palmen- 
gruppen: Chamaerops Fortunei,  Phoenix 
canariensis ,  ferner  Blumentische , 
hübsche  Beete,  zahlreiche  Ampeln  und 
Farngruppen,  aus  denen  blühende 
Pflanzen  hervorlugen.  Das  ganze 
macht  einen  sehr  gefälligen  Eindruck, 
zumal  die  Wände  auch  mit  Schling- 
pflanzen bedeckt  sind.  Freilich  musste 
an  einzelnen  Stellen  künstlicher  Epheu 
und  künstlicher  wilder  Wein  mit  zur 
Hilfe  genommen  werden.  —  Das 
Verdienst  des  Herrn  Maecker  für 
diese  schöne  Ausschmückung  aner- 
kennend, sprach  der  Dekorations- 
ausschuss  ihm  eine  silberne  Me- 
daille  zu. 

Aus  der  Sitzung  des  Liebhaber-Ausschusses 
am  3.  Oktober  1898. 

(Es  ist  beschlossen  worden,  von  jetzt 
an  am  zweiten  Montag  im  Monat. 
7  Uhr,  Invalidenstr.  42  zu  tagen.) 

Herr  Urban  berichtet  über  ausser- 
ordentliche Erfolge  von  Kuhdung  bei 
Agaven.  Auf  eine  Tonne,  die  etwa 
ein  Hektoliter  Wasser  fasst,  werden 
zwei  Eimer  Kuhdung  genommen,  die 
man  darin  auflöst  und  mindestens 
acht  Tage  gären  lässt.  Alle  vier 
Wochen    wird   ein  Dungguss   gegeben. 

Herr  Demharter  zieht  Rinderguano 
vor.  Ein  Centner  kostet  0.50  M.  Er 
ist  sehr  reinlich,  wird  in  Wasser  gelöst, 
und  der  besseren  Wirkung  wegen  noch 
auf  fünf  Liter  mit  80  cem  Wagnerscher 
N ä h rlös u n g  versetzt. 

Herr(  '.eheimratHauchecorne  düngt 
seine  Obstbäume  mit  fünf  pro  Mille 
Wagnerscher  Nährlösung,  Marke  A.-G. 

Herr  Tri)  an  bemerkt,  dass  man 
Aloe  nicht  düngen  dürfe,  sonst  blühen 
sie  nicht.  Im  Winter  darl  man  sie 
auch  nicht  giessen.  Einzelne  sterben 
leider  trotzdem  im  Winter  ab,  bilden 
aber  aus  dem  Stumpf  neue  Triebe. 
Er  hält  sie  in  einem  Zimmer  mit 
(  »fenheizung. 

Herr  Geheim  rat  Hauchecorne 
berichtet  über  die  schönen  Orchideen 
des  Herrn  Gartenbau  -  Direktors 
Lackner  und  über  die  zahlreichen 
Exemplare      des     Usambara-Veilchens 


26 


Kleinere  Mitteilungen. 


Saintpaulia  ionantha,  die  zerstreut 
zwischen  den  Orchideen  stehen  und 
das  Ganze  sehr  beleben. 

Herr  Urban  hat  gefunden,  dass  bei 
ihm  Saintpaulia  ionantha  am  besten 
in    einem    kühlen   Keller    überwintert. 

Herr  Demharter  berichtet  über 
die  ausserordentlich  starke  Vermehrung 
des  Usambaraveilchens.  Am  besten 
ist  es,  Blätter  oder  Blattstücke  in  das 
Moos  von  in  guter  Vegetation  be- 
findlichen Orchideen  zu  stecken.  Dann 
bilden  sich  an  den  Nerven  leicht 
Wurzeln,    wie   bei    allen   Gesneraceen. 

Bei  Herrn  Geheimrat  Hauchecorne 
sind  die  gewöhnlichen  Zwetschen  und 
>-Anna  Späth«  fast  ganz  wurmfrei,  da- 
gegen hat  die  Katharinenpflaume  sehr 
viel  Würmer. 

Bei  Herrn  Martiny  ist  Napoleons 
Butterbirne   sehr  schön  geworden. 

Herr  Hauchecorne  findet,  dass 
das  meiste  Obst  dies  Jahr  früher  reift. 

Herr  Urban  teilt  mit,  dass  seine 
.Mutter  alles  Laub  hat  verbrennen 
lassen  und  nun  fast  gar  keinen  Apfel- 
stecher mehr  in  ihrem  Obst  hat, 
während  sich  sonst  viele  zeigten. 

Bei  Herrn  Martiny- Wilmersdorf 
giebt  es  dies  Jahr  fast  gar  kein 
Fallobst.  Er  hat  allerdings  alle  mög- 
lichen Vorsichtsmassregeln  ergriffen 
und  lässt  die  Bäume  so  weit  er  reichen 
kann,  mit  Kupferkalkbrühe   spritzen. 

Bei  Herrn  Geheimrat  Hauchecorne 
sind  dagegen  viele  Würmer.  Die 
Kanada-Reinetten  wurden  erst  ange- 
stochen, als  sie  schon  so  gross  wie 
Borsdorfer  waren. 

Herr  Martiny  hat  dasselbe  früher 
beim  Danziger  Kantapfel  bemerkt,  aber 
dies  Jahr  nur  wenig. 

Landesökonomierat  Göt  he  hat  Herrn 
Geheimrat  Hauchecorne  geraten, 
ein  Meter  über  dem  Boden  am  Stamm 
einen  Kranz  von  Holzwolle  anzubringen. 

Herr  Martiny  hat  das  auch  gethan; 
er  hat  das  Papier  darüber  auch  noch 
mit  Raupenleim  bestrichen  und  das 
hat  geholfen.  Sein  Nachbar,  der  es 
nicht  gethan,  hat  viel  Fallobst. 

Herr  Cordel  hatte  im  Jahre  1898 
nur  Maden  an  drei  Hochstämmen: 
geflammter  Cardinal,  Charlamowsky 
und  Cellini. 

Die  Birne  Howell,  die  am  jungen 
Hochstamm  sonst  viele  xMaden  hatte, 
hat  dies  Jahr  keine. 


Herr  Martiny  hat  auch  viele  Nist- 
kästen angebracht,  und  zwar  vor- 
schriftsmässig  mit  dem  Flugloch  nach 
Südost. 

Die  Schwarzdrosseln  werden  als 
sehr  schädlich  für  das  Obst  bezeichnet. 
Sie  bauen  selbst  in  Lorbeer-  und 
Stachelbeerhochstämmen. 

Herr  Martiny  -  Wilmersdorf  zieht 
sogenannte  kernlose  Johannisbeeren. 
Roh  schmecken  sie  wie  Ahlbeeren, 
dagegen  geschmort  als  Kompot 
wundervoll.  Im  Jahre  1898  sind  die 
Beeren  fast  alle  von  den  Stielen  ab- 
gefallen. L.  Maurer-Jena  brachte  sie 
zuerst  in   den  Handel. 

Herr  Geheimrat  Schmidt  teilt  mit, 
dass  im  Humboldthain  ein  weisser  und 
ein  roter  Hibiscus  hochstämmig  in 
schönster  Blüte   stehen. 

Bei  Herrn  Geheimrat  Fritsch  in 
Wilmersdorf  sind  nach  Herrn  Martiny 
auch  grosse  Hochstämme. 

Auf  dem  Wege  von  Pallanza  nach 
Intra  stehen  nach  Geheimrat  Hauche- 
corne grosse  Hochstämme  als  Allee- 
bäume. 

Bei  Buch  ist  im  Garten  eine  grosse 
Taxus  hibernica.  Der  Park  von  Buch 
kann  einst  ein  sehr  schöner  Park  für 
die  Berliner  Bevölkerung  werden,  wie 
Herr   Geheimrat  Schmidt  mitteilt. 


Die  Theehybrid-Rose  Gloire  Lyonnaise. 

Von  Adam  Heydt,  Kunstgärtner. 

Von  weissen  Rosen,  die  durch  ihre 
Schönheit  mir  besonders  gefielen, 
möchte  ich  Gloire  Lyonnaise  sehr  em- 
pfehlen. DerWuchs  und  das  ganze  Aus- 
sehen verrät  ihre  Abstammung  von 
Theerosen,  und.  ich  zähle  sie  zu  den 
Theehybriden,  selbst  wenn  auch  einige 
Rosisten  diese  Rose  zu  den  Remontan- 
ten  zählen. 

Die  Blumenform  ist  eine  echte  Rosen- 
form. Blumenblätter  ziemlich  breit, 
Farbe  innen  ins  Gelbe  spielend,  sonst 
schönstes  Weiss.  Gloire  Lyonnaise  be- 
sitzt einen  angenehmen  und  starken 
Duft.  Die  Blumen  stehen  immer  auf- 
recht, daher  passt  diese  Rose  am  besten 
für  Töpfe,  niedrige  Büsche  und  Pyra- 
miden, auch  für  halbhohe  und  mittel- 
hohe Stämme.  Für  Hochstämme  über 
1  m  ist  sie  nicht  zu  sehr  zu  verwenden, 
weil  man  dann  nicht  den  vollen  Blick 
der  Blumen  geniesst. 


Gewerbliche  Angelegenheiten. 


27 


Das  schlanke,  last  ganz  stachellose 
Holz  ist  ins  Rotbraungrüne  spielend: 
Blätter  von  mittlerer  Grösse,  Wuchs 
stark;  Blüte  sehr  früh  und  auch  reich. 

Als  Schaublume  ist  sie  vorzüglich. 
Gegen  den  Winter  ist  sie  nicht  gar  zu 
empfindlich. 


Das    Einfüttern    der    Cyclamen    in    Sägespäne. 

Von   Adam   Hey  dt,   Kunstgartner. 

Von  allen  den  Mitteln,  die  zum  Ein- 
füttern der  Cyclamen  genannt  werden, 
halte  ich  Sägespäne  für  das  beste. 
Jedoch  muss  man  immer  ein  Thermo- 
meter dabei  benutzen,  weil  sonst  die 
hohe  und  lang  anhaltende  Wärme  nicht 
taxiert  werden  kann  und  die  Pflanzen 
dann  zu  leicht  verbrennen  können. 

Sägespäne  wärmen  gut,  behalten  die 
Wanne  recht  lange,  lassen  kein  Unkraut 
aufkommen  und  verbreiten  nach  dem 
Ueberspritzen  eine  gute  feuchte  Luft. 
Solche  Sägespäne,  die  von  Buchenholz 
stammen,  sind  besser  als  diejenigen 
von  Tannen-  und  Fichtenholz,  weil  von 
letzteren  ein  den  Pflanzen  schädlicher 
Dunst  entsteigt  und  sie  auch  leicht  den 
bekannten  Kohlenpilz  hervorrufen. 

Hat  man  Cyclamen  in  einem  frischen 
warmen  Kisten  auf  Sägespäne  gestellt, 


so  muss  man  besonders  gegen  Sonne 
vorsichtig  sein,  im  Xu  ist  der  Kasten 
zu  heiss.  Deshalb  mit  dem  Schattieren 
aufpassen! 

Die  Saatstelle  der  Deutschen  Landwirtschafts- 
Gesellschaft, 

welche  die  möglichst  zuverlässige  und 
vorteilhafte  Versorgung  der  Landwirte 
mit  Saatwaren  —  möglichst  unmittel- 
bar vom  Erbauer  —  zum  Ziel  hat. 
zeigt  eine  stetige  Zunahme  ihrer  Um- 
sätze: Im  Frühjahrsgeschäft  dieses 
Jahres  hat  sie  7194  Aulträge  durch 
Vermittelung  von  41  335,09  D.-Ztr. 
Saatware  im  Werte  von  755  839  M. 
nach  Massgabe  ihrer  Grundregel  er- 
ledigt. Die  im  vorigen  Jahre  einge- 
führte »Anerkennung«  von  Saaten, 
die  den  Käufern  Wirtschaften  kenntlich 
macht,  die  den  Saatbau  mit  besonderer 
Sorgfalt  betreiben,  ist  in  diesem  Jahre 
von  17  Züchtern  mit  34  Wirtschaften 
für  02  einzelne  Saaten  in  Anspruch 
genommen,  gegenüber  10  Züchtern 
mit  16  Wirtschaften  und  31  einzelnen 
Saaten  im  Jahre  1897.  Es  erweist 
sich  diese  Einrichtung  als  weiterer 
Ausgestaltung  fähig  und  verspricht  ein 
wirksames  Mittel  zur  Verbesserung 
des  Saatenbezuges  zu  werden. 


Gewerbliche  Angelegenheiten. 


Auszug  aus  den  Vorschriften  der  bulgarischen 
Regierung    über    den    Pflanzen-    etc.   Verkehr. 

Die  Einfuhr  lebender  Pflanzen  mit 
Ausnahme  der  Rebe  ist  gestattet,  wenn 
die  betreffenden  Pflanzen  aus  Gegenden 
stammen,  welche  von  der  Reblaus 
nicht  heimgesucht  sind;  jedoch  ist  zu 
solcher  Einfuhr  die  Genehmigung  des 
Ministers  für  Handel  und  Landwirtschaft 
einzuholen.  Diese  Einfuhr  darf  nur 
über  die  Zollstellen  Tzaribrod,  Sofia, 
Harmanly,  Varna,  Burgas  und  Rustsehuk 
erfolgen;  auch  müssen  die  Sendungen 
mit  einem  das  Nichtvorhandensein  der 
Reblaus  am  Ursprungsorte  darthuenden 
Begleitscheine  versehen  sein.  Ein 
solcher  Begleitschein  ist  auch  bei  der 
Einfuhr  von  Obst  und  Gemüse  er- 
forderlich. Kartoffeln  und  Zwiebel- 
gewächse, ebenso  alle  Teile  von 
Reben  sind  hingegen  von  der  Einfuhr 
ausgeschlossen;  doch  ist  die  Durchfuhr 


dieser  Gegenstände  mit  Genehmigung 
des  Ministers  für  Handel  und  Land- 
wirtschaft gestattet. 

Wein,  Most,  Rosinen,  Trester,  land- 
wirtschaftliche Sämereien  werden  zur 
Einfuhr  zugelassen;  indess  kann  diese 
bei  Verdachtsmomenten  gewissen  Be- 
schränkungen unterworfen   werden. 

Alle  zur  Einfuhr  zugelassenen 
Pflanzen,  mit  Ausnahme  von  Blumen 
in  Töpfen,  sowie  Obst  und  Gemüse 
müssen  vollständig  von  Erde  entblösst, 
in  Leinwand  eingehüllt  und  in  Kisten 
oder  Körben  derartig  verpackt  sein, 
dass  die  Sendungen  leicht  geöffnet 
und  untersucht  werden  können,  ins- 
besondere auch  darauf  hin,  ob  sie 
Weinblätter  oder  andere  mit  dem 
Weinbau  zusammenhängende  Dinge 
enthalten,  durch  welche  die  Reblaus 
in  das  Fürstentum  eingeschleppt 
werden  könnte. 


28 


Litteratur. 


Wenn  die  Pflanzen  verdächtig  er- 
scheinen oder  den  Vorschriften  nicht 
entsprechend  versandt  sind,  werden 
sie  zurückgeschickt  oder  an  Ort  und 
Stelle  vernichtet,  sofern  der  Adressat 
in  die  Rücksendung  nicht  willigt. 
(Amtliche  Mitteilung  aus  dem  Kgl.  preussischen 
Ministerium  für  Landwirtschaft,  Domänen  und 
Forsten.) 


Verhütung  der  Einschleppung  von  Schildläusen 
in  Neuseeland. 

Nach  einer  für  Neuseeland  unter  dem 
10.  August  d.  J.  ergangenen  Bekannt- 
machung ist  die  Einfuhr  von  Obst-  und 
anderen  Bäumen  oder  Pflanzen  (ein- 
schliesslich Schnittlinge,  Reiser  oder 
anderer  Teile  von  Pflanzen,  aus- 
genommen Obst)  nach  Neuseeland  ver- 
boten, wenn  diese  Gegenstände  mit 
irgend  einer  Art  Schildläuse  behaftet 
sind  oder  auch  nur  Spuren  derartiger 
Schädlinge  in  irgend  einer  Ent- 
wicklungsform aufweisen. 

Werden  infizierte  Obstbäume  oder 
Pflanzen  oder  Teile  davon  verbots- 
widrig in  die  Kolonie  eingeführt,  so 
wird  mit  den  betreffenden  Gegen- 
ständen und  der  Verpackung  in  der 
dafür  anderweit  vorgeschriebenen 
Weise  verfahren. 

Die  fragliche  Einfuhr  darf  nur  über 
die  Häfen  Auckland  und  Wellington 
erfolgen. 

(Amtliche  Mitteilung  aus    dem  Kgl.    preuss. 
Ministerium  für  Landwirtschaft,  Domänen   und 
Forsten.) 


Neuer  preussischer  Gütertarif. 

Mit  dem  1.  Oktober  1898  ist  für  die 
preussischen  Eisenbahnen  ein  neuer 
Stückguttarif  zur  Geltung  gekommen, 
über  dessen  Nützlichkeit  die  Meinungen 


je  nach  Verschiedenartigkeit  der  Inter- 
essen geteilt  sind.  Obgleich  ein  sehr  er- 
heblicher Teil  des  heutigen  Stückgut- 
verkehrs von  den  Ermässigungen  des 
neuen  Tarifs,  nämlich  der,  welcher 
sich  innerhalb  der  ersten  Zone  bis 
zu  50  km  bewegt,  nicht  getroffen  wird, 
berechnet  der  preussische  Eisenbahn- 
fiskus  für  die  bewilligten  Herab- 
setzungen eine  Mindereinnahme  für  die 
preussischen  Staatsbahnen  von  11V2 
Mill.  M.  jährlich.  Als  Abschlagsleistung 
mögen  die  neuen  Stückguttarife  immer- 
hin begrüsst  werden,  die  sich  nun  wie 
folgt  stellen:  Bei  Entfernungen  von  bis 
zu  50  km  bleibt  es,  wie  schon  bemerkt, 
bei  dem  alten  Preis  von  1 1  Pf.  für  die 
Beförderung  von  1000  kg  auf  1  km; 
aber  für  weitere  Entfernungen  sind 
staffeiförmige  Ermässigungen  bewilligt 
worden  und  zwar  werden  berechnet 
51  bis  200  km  mit  10  Pf.,  201  bis  300 
km  mit  9  Pf.,  301  bis  400  km  mit  8  Pf., 
401  bis  500  km  mit  7  Pf.  und  über 
500  km  mit  6  Pf.  für  die  Beförderung 
von  1000  kg  auf  1  km.  Bei  diesen 
Staffeltarifen  wird  nicht  der  niedrigste 
Satz  für  die  längste  Entfernung  zu 
Grunde  gelegt,  sondern  jede  Zone 
wird  für  sich  berechnet,  so  dass  die 
Fracht  für  eine  Sendung  von  1000  kg 
mit  600  km  sich  wie  folgt  zusammen- 
setzt: 

aus       5,50  M.  für       1 —  50  km. 
„       15,00    ,,     ,,       51—200     „ 
9,00    ,,     ,,     201—300     ,. 
,,         8,00    „     ,,     301 — 400     .. 

7:00      „        „        401—500        „ 

.,         6,00    „     ,.     501 — 600     „ 

Sa.  50,50  M. 
Demnach   nimmt    die  Eisenbahnver- 
waltung für  dieBeförderung  von  1000  kg 
Stückgut  auf  600  km  50,50  M. 


Litteratur. 


Deutscher  Gartenkalender. 
XXVI.  Jahrgang,  1899.  Herausgegeben 
von  MaxHesdörffer  in  Berlin.  Verlag 
von  Paul  Parey,  Berlin.  Wir  finden 
einige  neue  Aufsätze  in  diesem  alt- 
bewährten Kalender,  der  wiederum 
warm  empfohlen  sei.  Die  Mischung 
für  Wiesen,  die  Ertrag  bringen  sollen 
(S.  79),  würde  aber  viel  zu  teuer  kommen, 


wenn  man  12  Teile  Fuchsschwanz 
(Alopecurus  pratensis)  nehmen  wollte. 
Auch  sind  6  Teile  Weissklee  zu  6  Teilen 
Rotklee  zu  viel,  der  Weisskleesamen 
ist  ja  viel  kleiner. 


Allgemeiner  Deutscher  Gärtner- 
Kaien  der  für  1899.  Herausgegeben 
vom  Haupt-Vorstand  des  Allgemeinen 


Aus  den   Vereinen. 


-'.' 


Deutschen  Gärtner-Vereins.  5.  Jahr- 
gang. Berlin.  Verlag  des  Allgemeinen 
Deutschen  Gärtnervereins,  N.,  Weissen- 
burgerstrasse  66. 

Dieser  besonders  für  Gehilfen 
geschriebene  Kalender  enthält  die 
wichtigsten  Bestimmungen  über 
Kranken-  und  Invaliditäts-,  sowie 
Unfallversicherung,  Gewerbeordnung, 
Gesinderecht  etc.  und  einige  andere 
wichtige  Tabellen  etc. 


Walter  T.  Swingle  and  Herbert 
J.  Webber,  Hybrids  and  their  utili- 
zation  in  plantbreeding  (S.-A.  aus 
Yearbook  of  Dep.  of  Agriculture  for 
1897,  Washington).  Die  Verfasser 
weisen  nach,  wie  durch  Bastardieren 
die  Pflanzen  bezw.  ihre  Blumen  und 
Früchte  meist  grösser  und  schöner 
werden;  mehrere  interessante  Ab- 
bildungen sind    beigegeben.       L.  W. 

Dr.  W.  G.  Farlow.  Some  edible 
and  poisonous  fungi  (Bullet.  Xo.  15 
U.  S.  Dep.  of  Agriculture,  Division  of 
veget.  phys.  and  pathology).  Einer 
der  besten  amerikanischen  Pilzkenner 
giebt  hier  populäre  Anleitung  zur 
Erkennung  essbarer  und  schädlicher 
Schwämme  an  der  Hand  vorzüg- 
licher Abbildungen.  I..  W. 


Deutsches  Gärtner-Liederbuch. 
Berlin, Verlag  d.  AllgemeinenDeutschen 
Gärtner-Vereins.  2.  vermehrte  Aufl. 
1898.     Preis  50  Pf. 

Dieses  »dem  ersten  Einiger  der 
deutschen  Gärtner  Paul  Gräbner  in 
hoher  Verehrung  gewidmete«  Lieder- 
buch, das  mit  dem  Portrait  Gräbners 
und  einer  Abbildung  seines  Grab- 
denkmals geschmückt  ist,  sei  allen 
Gärtnern      bestens     empfohlen.        Bei 


einiger  Umschau  auf  Vereinsfesten 
dürfte  übrigens  die  Zahl  der  Lieder 
sich  leicht  noch  steigern  lassen.  Einzelne 
Lieder  wären  dann  durch  andere  zu 
ersetzen,  so  z.  B.  Xo.  23,  in  welchem 
u.  a.  erklärt  werden  soll,  warum  die 
jungen  Gärtner  nicht  Gesellen,  sondern 
Gehülfen  heissen,  nämlich  weil  Gott 
dem  Adam,  dem  ersten  Gärtner, 
»Gehülfin«  schul  !  L.  W. 

Der  Schul-  und  Ilausgarten 
(Verlag  von  Oskar  Bonde-Altenburg), 
halbjährlich  bei  monatlichem  Er- 
scheinen 1  Mk.,  bei  freier  Zusendung 
1,20  Mk.  VI.  Jahrg.  Xo.  1.  Die  neueste 
Nummer  dieser  Zeitschrift,  welche  bei 
der  grossen  Bedeutung,  die  man  jetzt 
namentlich  in  pädagogischen  und  volks- 
wirtschaftlichen Kreisen  der  Schul- 
gartenfrage und  der  Pflege  des  Haus- 
gartens beimisst.  sich  in  allen  Kreisen 
leicht  neue  Freunde  erwerben  wird, 
i  bringt  folgenden  beachtenswerten  In- 
halt: Herbsteshofren,  Gedicht  von 
Martin  M  a  a  c  k.  —  Aus  unserer 
Spruchmappe.  —  Unsere  Ziele.  — 
Herbstarbeiten  im  Schulgarten.  —  Die 
brau  in  der  Landwirtschaft  und  im 
Gartenbau.  —  Einige  Winke  für  den 
Obstzüchter  während  der  Herbst-  und 
Winterzeit.  Das       Wegekraut«    in 

Bismarcks    Wappen.  Arbeiten    im 

Oktober  und  November.  —  Ratschläge 
und  Winke  für  Obst-,  Gemüse-  und 
Zimmergarten.  —  Kleine  Mitteilungen. 
—    Litterarisches.  Briefkasten.   — 

Anzeigen. 

S  ak  ellar  io.  Über  die  Wer  t- 
bestimmung  der  wichtigsten  land- 
w  i  r  t  s  c  h  a  f  1 1  i  c h  e  n  S  ä  m  e  r  e  i  e  n.  Publ. 
der     K.     K.     Samenkontrollstation     in 

Wien. 


Aus  den  Vereinen. 


Obstbau  -Kongress  in  Frankfurt  a.  M.  1899. 
Seitens    der    Gartenbau -Gesellschaft 

sowohl,  wie  des  landwirtschaftlichen 
Vereins  wurde  auf  Antrag  des  Beeren- 
wein-Produzenten, Herrn  J.  Fromm. 
Frankfurt  a.M.,  einstimmigderBeschluss 
gefasst,  anlässlich  der  im  Juni  1899 
hier  stattfindenden  grossen  landw.  Aus- 
stellung und  Versammlung  einen  <  >bst- 


bau-Kongress  hier  zu  veranstalten,  um 
auf  diesem  in  Form  einer  freien  Be- 
sprechung folgende  Punkte  zu  beraten 
und  zu  erörtern:  1.  Die  Förderung  der 
intensiven  Obstverwertung,  also  des 
Obstabsatzes  und  des  Obsthandels.  2.1  >ie 
Gestaltung  des  Obstes  zu  einer  wirk- 
lichen Marktware,  um  dadurch  den 
Obstbau    zu    einer    Quelle    des    Wohl- 


32_ 


Unterrichtswesen.  —  Ausstellungen  und  Kongresse. 


Standes  für  unser  Vaterland  zu  machen, 
die  ebenso  ergiebig  werden  kann,  wie 
die  Zucker-  und  Spiritus-Industrie  es 
geworden  sind.  3.  Organisation  des 
Obsthandels  in  Deutschland.  4.  Auf- 
bewahrung und  Transport  des  frischen 
Obstes.  5.  Fortschritte  in  der  Obst- 
verwertung, Erschliessung  von  Absatz- 
quellen. 6.  Ueberwinterung  des  Obstes 
in  Obstspeichern  (Aufbewahrungs- 
häuser) nach  Art  der  oder  im  An- 
schluss  an  die  Kornspeicher,  um  das 
geerntete  Obst  unbeschädigt  durch  den 


Winter  zu  bringen,  und  dadurch  nicht 
nur  eine  bessere  Verwertung  zu  er- 
möglichen, sondern  auch  die  Einfuhr 
fremden  Obstes  soviel  als  möglich  zu 
vermindern.  7.  Entsprechende  Ver- 
packung des  Obstes  für  Handel  und 
Konsum.  8.  Einrichtung  von  Obst- 
auktionen in  den  grossen  Marktzentren, 
wie  solche  in  Berlin ,  Paris,  London  u.  s.  w. 
stattfinden,  da  die  Verwertung  des 
frischen  Obstes  bekanntlich  die  best- 
lohnendste ist. 


Unterrichtswesen. 


Die  Staats-Gartenbauschule  in  Gent 
feiert  im  Juni  1899  ihr  sojähriges  Be- 
stehen   und  wird    bei  der  Gelegenheit 


ein  internationaler  Kongress  über  gärt- 
nerischen Unterricht  stattfinden. 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


Berlin.  Grosse  deutsche  Winter- 
Blumenaus  Stellung  Mitte  Februar 
1900  im  Zoologischen  Garten.  Das 
Programm  wird  nächstens   erscheinen. 


Petersburg.  III.  internationale 
Gartenbau-Ausstellung  vom  5./19. 
bis  15./27.  Mai  1899.  Anmeldungen  bis 
spätestens  zum  1./13.  März  an  Geheim- 
rat Exzellenz  Prof.  Fischer  von 
Wald  heim,  Kaiserl.  bot.  Garten. 
Auch  für  nicht  im  Programm  vor- 
gesehene Gegenstände  stehen  Preise 
zur  Verfügung.  Die  Preisrichter  wer- 
den bald  ernannt  werden. 

Nähere  Bestimmungen: 

1.  Auswärtige  Exponenten  zahlen 
keine  Platzmiete. 

2.  Auf  allen  russischen  Bahnen  wird 
eine  bedeutende  Preisermässigung  ge- 
währt: für  Exponate,  deren  Begleiter, 
für  die  Exponenten,  Kommissare,  Dele- 
gierte und  Preisrichter.  Wie  gross  die 
Preisermässigung  sein  wird,  soll 
nächstens  bekannt  werden. 

3)  Es  werden  Schritte  eingeleitet,  um 
eine  Preisermässigung  auch  von  Seiten 
ausländischer  Bahnen  zu  erwirken. 

4)  Alle  eben  erwähnten  Personen  er- 
halten ein  Zertifikat  von  der  kaiserl. 
russischen  Gartenbau  -  Gesellschaft, 
welches  dieselben  zur  Preisermässigung 
berechtigt.     Für  die  Exponate  werden 


besondere  Etiquetten  zugeschickt,  die 
zu  einer  zollfreien  und  direkten  Be- 
förderung über  die  Grenze  bis  zum 
Ausstellungsplatz  dienen. 

5.  Die  Exponate  können  mit  Etiquetten 
in  beliebiger  Sprache  von  den  Expo- 
nenten versehen  sein;  nur  müssen  die 
Pflanzen  lateinische  Namen  haben. 

6.  Im  Notfall  wird  die  Gesellschaft 
auf  Wunsch  die  Verpackung  und  Rück- 
sendung der  Exponate  besorgen;  die 
damit  verbundenen  Kosten  hat  der 
Exponent  zu  tragen. 

7.  Treibobst  und  Frühjahrsgemüse 
werden  bis  spätestens  den  4./16.  Mai  zur 
Ausstellung  zugelassen ,  wenn  die 
nötige  Anmeldung  rechtzeitig  stattfand. 

Belgische  Aussteller  wollen  grosse 
Sammlungen  blühender  Orchideen  per 
Nord-Express  senden.  Allem  Anschein 
nach  wird  die  auswärtige  Abteilung  der 
Ausstellung  glänzend  ausfallen. 


Hannover.  Crysanthemum  -Aus- 
stellung. Leider  können  wir  noch 
keinen  Bericht  bringen,  da  unser 
Berichterstatter  sein  Manuskript  noch 
nicht  eingesandt  hat. 


M  e  i  s  s  e  n.  In  Meissen  fand  vom 
13. — 15.  November  1898  eine  sehr  ge- 
lungene Chrysanthemum  -  Ausstellung 
statt. 


Eingesandte  Preisverzeichnisse.  —   Personal-Nachrichten. 


V 


Antwerpen.  9.  bis  13.  April  1899. 
Internationale  Gartenbau  -  Aus- 
stellung   zur    Feier    der    300jährigen 


Wiederkehr  der  Geburt  von  Anton  v  an 
Dyck.  Anmeldungen  bis  10.  März  beim 
Sekretariat,    215  Chaussee   de  Malines 


Eingesandte  Preisverzeichnisse. 


Mette  in  Quedlinburg.  Engros-Preis- 
liste  über  Blumen-,  Gemüse-.  Gras- 
und  landwirtschaftliche  Samen.  —  J.  C. 
Schmidt  in  Erfurt.  Engros-Preisliste 
über  Gemüse-  und  Blumensämereien 
(m.  Abb.).  —  Derselbe.  Album  für 
Geschenke  (m.  Abb.).  --  Keilholz  in 
Quedlinburg.  Blumen-,  Gemüse-,  Feld- 
und  Grassamen.  —  Thomas  S.  Ware 
in  Tottenham,  London.  Zwiebeln,  Zier- 
pflanzen etc.  (m.  Abb.).  —  Dammann 
&  Co.  in  San  Giovanni  a  Teduccio  bei 
Neapel.       Gemüse     und      Zierpflanzen 


(m.  Abb.)  —  Martin  Gras  hoff  in 
Quedlinburg.  Feld-,  Gemüse-,  Garten-, 
Gras-  und  Waldsamen.  —  A.  Käding 
in  Schwiebus.  Gewächshausbauten, 
Warmwasserheizungen  etc.  (m.  Abb.).  — 
Vigneron  Fils  Succrs.  in  Olivet  bei 
Orleans  (Loiret).  Rosen.  —  Thomas 
S.  Ware,  Haie  Farm  Xurseries  in 
Tottenham,  London.  Blumen-  und 
Gemüsesamen,  Begonien.  Chrysan- 
themum, Gladiolen  und  andere  Spe- 
zialitäten. —  Hof  lief.  J.  Klar  in  Berlin. 
Haupt-Preiscourant. 


Personal-Nachrichten. 


Goeppert-Denkmal  in  Sprottau. 

Dem  vor  mehreren  Jahren  in  Breslau 
verstorbenen  Ehrenbürger  der  Stadt 
Sprottau,  Geheimen  Medizinalrat  Prof. 
Dr.  Goeppert,  Direktor  des  bota- 
nischen Gartens  an  der  Universität  in 
Breslau.  welchem  bereits  in  den 
städtischen  Promenadenanlagen  in 
Breslau,  und  zwar  in  ihrem  schönsten 
Teile,  ein  Denkmal  errichtet  worden 
ist,  wird  nunmehr  auch  seine  Vater- 
stadt Sprottau  resp.  dessen  städtische 
Behörden  in  Verbindung  mit  einem 
Komitee,  bestehend  aus  Göpperts  vielen 
Verehrern.  Freunden  und  Schülern  ein 
Denkmal  errichten.  Dasselbe  soll  an 
seinem  100jährigen  Geburtstage,  dem 
25.  Juli  1900,  feierlichst  enthüllt  und 
der  Stadt  zu  seiner  Wartung  und 
Pflege  übergeben  werden.  Es  wird 
seinen  Platz  im  städtischen  Park,  gegen- 
über dem  „Laube-Denkmal",  erhalten. 
Strauwal  d-Cosel,  aus  Sprottau. 


Kommerzienrat  Helfft- Berlin,  Mit- 
glied des  Vereins  zur  Beförderung  des 
Gartenbaues  ist  zum  Geh.  Kommerzien- 
rat ernannt. 


Geh.  Kommerzienrat  Spindler- 
Spindlersfeld,  Mitglied  des  Vereins  zur 
Beförderung  des  Gartenbaues,  ist  zum 
Ehrenbürger  derStadt  Köpenick  ernannt. 


Als  Nachfolger  des  Institutsgärtners 
Lücke   ist  E.  S.  Weissen  bor  n   an  die 


Gartenbau-  und  Obstbaumschule  zu 
Wittstock  berufen  worden.  Weissen- 
born,  ein  Schüler  von  Geisenheim. 
war  an  der  Obst-  und  Weinbauschule 
zu  Trier  als  Lehrer  thätig  und  studierte 
später  an  der  landw.  Hochschule  in 
Berlin  namentlich  die  Krankheiten  der 
Gartenpflanzen. 

Professor  Axel  Blytt  an  der  T'ni- 
versität  Christiania  plötzlich  f  am 
18.  Juli  1898  im  Alter  von  55  Jahren. 
(Erst  vor  kurzem  ist  uns  die  Anzeige 
zugegangen.) 

Der  Hoflieferant  H.  F.  Eil  er  s  in 
St.  Petersburg  feierte  am  19.  (nicht 
am  17.)  Oktober  seine  silberne  Hochzeit. 


Dr.  Hoeppner  wurde  an  der 
önochemischen  Versuchsstation  der 
Kgl.  Lehranstalt  für  Obst-  und  Weinbau 
zu  Geisenheim  a.  Rh.  als  Assistent  an- 
gestellt. 

Dr.  Laubert  wurde  ebendaselbst 
als  Assistent  an  der  pflanzenphysio- 
logischen   Versuchsstation     angestellt. 


Der  Kgl.  sächsische  Hofgärtner  a.  D. 
G.  A.  W  e  n  t  z  e  1 ,  früher  Leiter  des 
Hofgartens  in  Pillnitz,  f  am  10.  Okt. 
1898  im  Alter  von  67  Jahren. 

Dem  1.  Obergehilfen  des  Kgl.  bota- 
nischen Gartens  in  Berlin,  Heinrich 
Strauss,  der  am  15.  Dezember  sein 
25  jähriges  Jubiläum  feiert,    ward  vom 


92  Berichtigungen.  —  Winterfest. 


Verein  zur  Beförderung  des  Garten- 
baues eine  silberne  Medaille  mit  der 
Inschrift:  »Für  25jährige  treue  Dienste« 
verliehen.  Auch  die  Beamten  des  bo- 
tanischen Gartens  und  des  Museums 
überreichten  ihm  Ehrengaben. 


F.  Rehnelt,  Universitätsgärtner  am 
botanischen    Garten    zu   Giessen,    und 

A.  Purpus,  Obergärtner  des  bota- 
nischen Gartens  zu  Darmstadt,  wurde 
vom  Grossherzog  von  Hessen  der  Titel 
Garteninspektor  verliehen. 


Berichtigungen. 

Zu  Nr.  23,  S.  626.  Die  Adresse  von  E.  Georg  Reid  ist  Reids  Xursery,  Becken- 
ham  Hill,  London  S.  E.  (South  East),  nicht  London  3b.  —  Seite  620  und  621 
war  sie  richtig  angegeben. 

S.  630.  In  der  Unterschrift  unter  der  Abbildung  124  lies:  Sumpfdotterblume 
mit   130  gelben  Blüten,  nicht  30.     Im  Text  steht  es  richtig. 

Bitte  berichtigen  zu  wollen,  dass  ich  in  der  letzten  Versammlung  (Garten- 
flora 1898  Seite  652)  bunte  Arundoblätter  zur  Verwendung  bei  Blumenkörben, 
Blumensträussen  etc.  empfahl,  jedoch  nicht  von  Blumen  stocken  gesprochen  habe. 

G.  Körper,  Fürstenwalde  a.  d.  Spree. 

Berichtigung  betr.  der  Obstausstellung.  In  Heft  24  der  Gartenflora 
1898  S.  653  steht,  dass  ich,  nachdem  ich  auf  die  wertvollsten  Sorten  der  von  mir 
ausgestellten  Aepfel  aufmerksam  gemacht,  gesagt  haben  soll,  dass  ich,  da  ich 
keine  vorschriftsmässigen,  guten  Früchte  ausgestellt  habe,  auf  die  mir  zu- 
erkannte kleine  silberne  Medaille  verzichte.  Dies  ist  ein  Irrtum;  ich  habe 
gesagt,  da  die  von  mir  ausgestellten  Früchte  (nach  Ansicht  der  Preisrichter) 
nicht  alle  ausstellungsfähig  gewesen  sein  sollen,  verzichte  ich.  Ich  bemerke 
hierzu,  dass  man  vielfach  der  Ansicht  war,  meine  Kollektion  enthielte  die 
schönsten  Früchte  und  besten  Sorten,  und  gab  mir  den  Rat,  da  dies  nicht 
gebührend  berücksicht  sei,  sollte  ich  die  kleine  silberne  Medaille  zurückweisen, 
was  ich  auch  gethan  habe. 

Im  übrigen  bemerke  ich  noch,  dass  die  beschränkte  Ausstellung  voll- 
ständig ihren  Zweck  verfehlt  hat,  da  eine  Berichterstattung,  welche  soviel  hätte 
sagen  können  und  sagen  sollen,  ausgeblieben  ist.*)  Der  Hauptzweck  war, 
die  Sorten  und  Früchte  danach  zu  beurteilen,  auf  was  für  Boden  die  eine 
oder  andere  Sorte  besser  gedeiht,  um  den  Liebhabern  einen  Fingerzeig  zu 
geben:  für  diesen  oder  jenen,  trocknen  oder  nassen  Boden  sind  die  hier 
gezeigten  Sorten  anzupflanzen;  wozu  wären  denn  auch  sonst  die  Zettel 
auszufüllen  gewesen?  Ob  eine  Frucht  verkäuflich  ist  oder  nicht,  bedarf  wahrlich 
keiner  Beantwortung,    denn    jeder    gute  Apfel    findet   immer  seinen  Abnehmer. 

C.  Dressler. 


2.  Winterfest  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues, 
Donnerstag,  den  19.  Januar  im  Hotel  Imperial  pünktlich  8  Uhr. 

Anmeldungen  nur  bis  n.  Januar  an  Herrn  Kgl.  Hoflieferant  J.  F.  Loock, 
Berlin  X.,  Chausseestr.  52  a. 

*)  Herr  Junge  hat  in  der  Versammlung  am  24.  November  Bericht  erstattet.    L.  W. 


Cattleya  Trianae  „Hofgärtner  Wundel". 

__.  Hierzu  Tafel    i.pN. 

'■]1£)  lüten  sehr  gross  und  von  vollendet  schöner  Form.  Blumenblätter  sehr  breit, 
(^=9  zartrosa  mit  karminrotem  Mittelstreifen,  der  sich  von  der  Basis  der 
Kelch-  und  Kronenblätter  nach  der  Spitze  hinzieht  und  sich  gegen  den  Rand  der 
Kronenblätter  in  besonders  schöner  Weise  verbreitert.  Unterseite  weisslick- 
rosa,  Lippe  mit  einem  bis  zum  äussersten  Rande  gehenden  prachtvoll  karmin- 
roten breiten  Saum  (viel  schöner  als  auf  unserer  Abbildung*),  der  sich  nach 
dem  dunkelgoldgelben  Schlünde  hin  scharf  abgrenzt. 

Diese  herrliche  Varietät  wurde  von  Herrn  Orchideenzüchter  Wundel  in 
Oranienburg  am  5.  Februar  1898  dem  Verein  zur  Beförderung  des  Gartenbaues 
vorgeführt  und  mit  dem  Wertzeugnisse  gekrönt  (Gartenfl.  1898,  S.  99).  Die 
Preisrichter  hoben  noch  besonders  hervor,  dass  sie  sowohl  für  Liebhaber,  als 
auch  für  Handelsgärtner  einen  hervorragenden  Wert  besitze. 

Cattleya  Trianae  Linden  et  Reichb.  f.  ist  benannt  zu  Ehren  des  um  die 
Flora  von  Columbien  hochverdienten  Botanikers  Jose  Triana  in  Bogota  (f  zu 
Paris).  Sie  gehört,  so  gut  wie  C.  Mossiae.  botanisch  zur  grossen  Art  C.  labiata 
und  unterscheidet  sich  von  C.  Mossiae  durch  hellere  Blätter  und  besonders 
durch  die  längere  Röhre  der  Lippe,  gärtnerisch  vor  allem  aber  dadurch,  dass 
sie  in  den  Wintermonaten  blüht,  während  C.  Mossiae  meist  im  Sommer  ihre 
Blumen  entfaltet. 

Benannt  ist  sie  von  Herrn  Wundel  zum  Andenken  seines  verstorbenen 
Vaters,  des  llofgärtners  Wundel  in  Potsdam. 

Diese  Varietät  steht  der  Cattleya  Trianae  var.  Capartiana  L.  Lind,  in 
Lindenia  vol.  IX  1893  t.  426  am  nächsten,  die  sich  aber  besonders  dadurch 
unterscheidet,  dass  allein  die  Blumenblätter  einen  karminroten  Mittelstreifen 
haben,  der  sich  nur  von   der  Spitze  bis  zur  Mitte  hinzieht.  L.  W. 


854.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues 

am  29.  Dezember  1898. 

I.  Der  Direktor  des  Vereins  Kgl.  Gartenbaudirektor  Lackner  widmete  dem 
verstorbenen  Mitgliede  Herrn  Goeschke  in  Cöthen  warme  Worte  der 
Anerkennung  für  sein  rühmliches  Streben,  namentlich  auf  dem  Gebiete 
der  Frdbeerzüchtung,  und  die  zahlreich  Erschienenen  erhoben  sich  zum 
Ausdruck  der  Teilnahme  von   ihren  Sitzen. 

*)  Die   schwar/en  Flecke,    welche    die  Abbildung  zeigt,    sind  gar  nicht  vorhanden;    der 
Lithograph  hat  leider  statt  dunkles  Roth  —  Schwarz  genommen. 


•  )  I  854-  Versammlung  des  Vereins  Zur  Beförderung  des  Gartenbaues  ete. 


II.  Vorgeschlagen  wurden  zu  wirklichen  Mitgliedern: 

1.  Herr    S.    Thon,    stellvertretender   Direktor    der    »Victoria«,    Gross- 

Lichterfelde,  durch  L.  Wittmack. 

2.  „      Kaufmann  und  Importeur  mexikanischer  Landesprodukte  Emil 

Heese,  Gross-Lichterfelde,  Lutherstr.  4,  durch  Herrn  Urban. 

3.  .,      Kgl.  Hofgärtner   Rosenberg,    Potsdam,    durch  L.  Wittmack. 

4.  ,.      Henne,    W.  Kurfürstenstrasse   13,    Geschäftsführer   der  Firma 

J.  Ilaack,  Nachfolger  R.  Köhler,  durch  Herrn  Hofgärtner 
II  offmann. 

5.  ,,      Obergärtner    Füller,    Colonie    Grunewald,    Herthastrasse    7  8, 

durch  Herrn  Hoflieferant  Kropp. 

6.  ,,      Gärtnereibesitzer  Käding,    Zossen,    durch  Herrn  Marquardt. 

7.  „      Dr.  Paul  Graebner,  Friedenau,  Rembrandtstr.  6  (vom   1.  Mai 

ab  Gross-Lichterfelde,  Victoriastr.  8)  durch  L.  Wittmack. 
III.  Ausgestellte  Gegenstände:  1.  Die  Firma  Eugen  Blasberg,  Berlin, 
führte  die  bei  dem  vom  »Praktischen  Ratgeber«  veranstalteten  Leiter- 
Wettbewerb  unter  32  eingegangenen  Leitern  mit  dem  ersten  Preis 
gekrönte  Leiter  »Gnadenfrei«  vor.  Die  Leiter  ist  eine  Art  Tritt-  oder 
Stehleiter  und  hat  nach  den  Erläuterungen  des  Herrn  Vogt,  Vertreter 
der  Firma,  folgende  Vorzüge:  1.  Sie  hat  Stufen  statt  der  Sprossen  und 
drückt  daher  nicht  so  auf  die  Sohlen.  2.  Die  Stützen  sind  mit  einem 
(harnier  versehen,  durch  Herausziehen  eines  kleinen  Stiftes  kann  man 
die  Stütze  abnehmen  und  die  Leiter  als  Anlegeleitel"  verwenden.  3.  Die 
Stützen  haben  Schlitze,  die  es  möglich  machen,  dass  sie  einen  festen  Halt 
geben,  trotzdem  sie  aus  dünnem  Holz  sind.  4.  Das  Charnier  der  Stützen 
hat  oben  jederseits  einen  Stützpunkt,  so  dass  sich  die  Stützen  oben  nach 
aussen  nicht  verrücken  können  (nur  nach  innen)  und  eine  Seitwärts- 
bewegung ausgeschlossen  ist.  5.  Oben  sind  zwei  Anstelleisen,  so  dass 
man  bei  Wandspalieren  sie  anlegen  kann,  ohne  die  Wand  zu  beschädigen. 
6.  Die  Leiter  hat  ein  sehr  geringes  Gewicht. 

Herr  Brodersen  bemerkt,  er  habe  sich  eine  solche  Leiter  gekauft, 
sei  aber  sehr  enttäuscht.  Die  erste  Bedingung,  dass  die  Leiter  fest  stehe, 
sei  nicht  vorhanden.  Sowie  man  mit  ihr  auf  der  Strasse  arbeitet,  sind 
sämtliche  Vorzüge  verschwunden,  auf  weichem  Boden  mag  sie  fest  stehen. 

Herr  Kotte  würde  solche  Leiter  auf  seinem  abschüssigen  Terrain  auch 
nicht  brauchen  können.  Er  empfiehlt,  sich  die  Leitern,  wie  sie  das 
Reinigungs-Institut  zum  Fensterputzen  benutzt,  zum  Muster  zu  nehmen, 
oben  aber  noch  eine  Stange  anzubringen.  Eine  solche  dreibeinige  Leiter 
steht  überall  fest,  eine  vierbeinige  nicht;  die  letztere  lässt  sich  auch  nicht 
beim  Schneiden  von  Pyramiden  verwenden.  Bei  einer  dreibeinigen  steckt 
man  die  Stange  durch  die  Pyramide  und  hat  den  Baum  unter  sich. 

2.  Herr  Goedecke  in  Seehof  bei  Gross-Lichterfelde  erfreute  die  Ver- 
sammlung abermals  durch  herrliche,  abgeschnittene,  getriebene  Rosen, 
die  er  diesmal  ausser  Wettbewerb  vorführte.  Um  zu  zeigen,  dass  die 
Rosen  nicht  etwa  verspätete  Herbstblüher  seien,  führte  er  auch  einen 
kräftigen,  1,62  m  langen,  in  den  letzten  vier  Wochen  gewachsenen  Trieb 
vor.  Herr  Goedecke,  der  die  Vereinigten  Staaten  und  (anada  bereist 
hat,  bedauerte,  dass  man  bei  uns  noch  immer  bezweifle,  dass  es  möglich 


854.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc.  nc 


sei,  Rosen  ununterbrochen  wachsend  und  blühend  zu  haben  wie  in 
Amerika.  Er  habe  freilich  lange  probieren  müssen,  ehe  er  die  geeignetsten 
Sorten  gefunden  habe.  Diese  sind  besonders:  Ferd.  Jamin,  la  Franc-. 
Kaiserin  Auguste  Victoria,  Belle  Siebrecht,  Bridesmaid  (Sport  von  Catherine 
Mcrmet).  Eine  Firma  (der  Name  war  unverständlich)  in  Chicago  hat 
40000  Rosenstöcke  und  schneidet  täglich  10  15000  Rosen.  Er  selbst  hofft 
im  nächsten  Winter  täglich  100  Dutzend  schneiden  zu  können.  Hat  man 
klares  Wetter,  so  blühen  die  Rosen  natürlich  leichter,  aber  es  geht  auch 
bei  trübem.  Ich  war.  berichtete  er.  in  Canada  bei  300  Kälte  und  trübem 
Wetter.  Kein  Haus  wurde  gedeckt.  Abends  sind  wir  mit  der  Spritze 
umhergegangen  und  haben  alle  Fugen  mit  Wasser  bespritzt;  dies  gefror 
sogleich  und  dichtete  die  <  »Öffnungen.  Für  Palmen  und  Azaleen  aber  ist 
es  besser  zu  decken,  für  Pflanzen,  die  bald  blühen  sollen,  nicht. 

Ähnlich  grossartig  ist  die  Nelkenkultur  in  Amerika.  Es  kommt  vor, 
dass  ein  Farmer  zuerst  vielleicht  1 — 2  Nelkenhäuser  und  zuletzt  davon 
40  hat;  alle  Nelken  werden  aber  im  Hause  ausgepflanzt,  und  da  kann  man 
zu  Weihnachten    100    langstielige  Nelken    für  2   Dollars    (8,50  M.)  liefern. 

Herr  Ilofgärtner  Iloffmann:  Auch  in  Russland  werden  in  der  grossen 
Treiberei   die  Häuser  nicht  gedeckt. 

Herr  F.  Dietze:  Ich  habe  einst  auch  um  diese  Zeit  Rosen  vorgeführt 
und  dafür  sogar  die  grosse  silberne  Staatsmedaille  erhalten;  aber  ich 
konnte  mit  manchen  sich  schwerer  treibenden  .Sorten  nicht  zurecht- 
kommen, z.  B.  la  France  etc.  Der  diesjährige  Winter  ist  so  ausser- 
ordentlich günstig,  ein  solcher  kommt  aber  selten  vor.  In  Amerika  hat 
man  viel  Sonne,  wenn  auch  grosse  Kälte;  bei  uns  haben  wir  mit  zu  vielen 
Niederschlägen  zu  kämpfen.  Ich  hatte  s.  Z.  noch  grössere  Blumen  und 
verlangte  für  das  F)utzend  5  Mark,  erhielt  das  aber  nicht.  Im  Januar  und 
Februar  könnten  wir  Rosen  haben,  um  jetzige  Zeit  ist  es  zu  kostspielig. 
Ich  glaube  nicht,  dass  Herr  Goedecke  es  mit  seinen  Rosen  so  lange 
aushalten  wird  bis  wir  Schutzzoll  erhalten.  Im  Augenblick  sind  freilich 
die  Blumen  teuer,  weil  Italien  viel  Kälte  gehabt  hat. 

Herr  Kgl.  Übergärtner  Habermann:  Ich  bin  der  festen  Überzeugung, 
dass  wir  bald  die  italienischen  Rosen  satt  haben  werden,  die  besseren 
Geschäfte  haben  wenig  mehr  davon;  der  schwindelhafte  Flandel,  der  nur 
schlechte  Ware  aus  Italien  zu  uns  bringt  und  andererseits  der  Flciss  der 
deutschen  Gärtner  wird  sie  verdrängen.  Alan  wrird  lieber  etwas  mehr 
Geld  für  die  deutschen  Rosen  zahlen.  Als  man  einst  in  Berlin  sagte,  in 
Hamburg  könnte  man  deshalb  so  gut  Rosen  ziehen,  weil  dort  der  Golf- 
strom wirke,  entgegnete  der  verstorbene  Berliner  Rosenzüchter  II.  Wendt: 
»Der  Golfstrom  wirkt  in  Hamburg  so  viel  auf  die  Rosen,  wie  in  Berlin 
die  Panke!« 

Herr  Kotte:  Ich  bestreite,  dass  die  Rosenkultur  für  Januar  und 
Februar  rentabel  ist;  als  ich  junger  Anfänger  war.  sah  ich  noch  rosiger 
in  die  Zukunft.  Jetzt  weiss  ich,  dass  ich  vor  Monat  März  keine  Rosen 
haben  darf.  Warum?  Das  steht  in  meinen  Büchern.  Die  Hamburger 
sind  alle  an  der  Rosentreiberei   untergegangen. 

Herr  Hunholtz,  der  einen  grossen  Teil  der  Goedeckeschen  Rosen 
abnimmt,  bemerkt,  dass  Herr  Goedecke  den  ganzen  Winter  Kosen   lieferl 


•>5  854.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc. 

und  dass  das  Publikum  die  höheren  Preise  willig  zahlt.  Die  italienischen 
Rosen  kosten  jetzt  2,50 — 4,50  M.  für  das  Publikum,  zu  Neujahr  werden 
sie  wohl  auf  4—6  M.  kommen;  diese  Waare  muss  noch  dazu  gedrahtet 
werden  und  hält  sich  nicht  lange.  Solche  Rosen,  wie  Herr  Goedecke 
liefert,  halten  sich  viel  länger,  eine  La  France  in  Knospen  bis  14  Tage. 
Sicherlich  werden  sie  die  Italiener  verdrängen. 

Herr  Hab  ermann:  Der  Preis  wird  nicht  so  sehr  durch  die  italienischen 
Rosen  gedrückt  als  durch  die  inländische  Konkurrenz.  Wenn  einer 
Rosen  treibt,  thun  es  gleich  alle. 

Herr  A.  Drawiel-Lichtenberg:  Herr  Goedecke  hat  ein  ganz  neues 
Terrain.  Auf  einem  solchen  und  in  neuen  Häusern  treiben  sich  erfahrungs- 
gemäss  die  Rosen  besser.  Im  Anfange  meiner  Thätigkeit  hatte  ich  auch 
schöne  Rosen,  weil  ich  ein  neues  Terrain  hatte.  Da  kamen  die  Ham- 
burger mit  ihren  Rosen  und  wollten  alles  tot  machen,  aber  sie  sind 
untergegangen  und  bei  mir  hat  es  auch  abgenommen.  Ich  habe  mehrfach 
Professoren  um  Rat  gefragt,  aber  keiner  konnte  mir  sagen,  warum  sie 
nicht  mehr  so  blühen  wollten.  Der  alte  Bouche  und  andere  sagten  mir 
gleich:  »Wenn  Sie  Ihre  Häuser  erst  länger  haben,  werden  die  Rosen  schon 
nachlassen.«  So  ist  es  auch  gekommen  und  ähnlich  ging  es  auch  bei 
Herrn  Dietze  und  Herrn  Buntzel.  Übrigens  sind  jetzt  meine  Rosen 
wieder  etwas  besser. 

Herr  Kotte:  Herr  Goedecke  hofft,  täglich  100  Dutzend  absetzen  zu 
können,  aber  Herr  Hunholtz  nimmt  vielleicht  täglich  nur  3 — 4  Dutzend, 
wo  bleiben  die  übrigen?  Jedenfalls  bezweifle  ich,  dass  Herr  Goedecke 
seine  100  Dutzend  mit  Gewinn  absetzen  wird. 

Herr  I)  Htm  an  n -Eberswalde:  Die  Äusserungen,  die  hier  gefallen,  sind 
keine  Ermutigung  für  den  jungen  Anfänger.  Ich  muss  Herrn  Goedecke 
die  Anerkennung  zollen,  dass  seine  Rosen  sehr  schön  sind.  Wir  wollen 
Fortschritte  machen,  keine  Rückschritte,  und  darum  haben  wir  in  der 
<  iktobersitzung  Herrn  Schlegel -Reinickendorf  für  seine  Rosen  die 
goldene  Medaille  beMrilligt.  Wenn  die  deutschen  Gärtner  eine  Besteuerung 
der  italienischen  Rosen  wünschen,  müssen  sie  auch  gute  Waare  liefern. 
Freuen  wir  uns,  dass  Herr  Goedecke  ein  so  schönes  Beispiel  giebt 
und  hotfen  wir,  dass  seine  Kulturen  sich  bewähren  werden.  (Bravo!) 

Herr  Goedecke:  100  Dutzend  Rosen  abzusetzen  ist  nicht  so  schwer, 
denn  Berlin  hat  ca.  1500  ^Blumengeschäfte.  Wenn  ich  0,70  bis  10  Mark 
für  das  Dutzend  fordere,  hat  Niemand  sich  geweigert  das  zu  zahlen. 
Leider  treiben  die  Gärtner  aber  hier  noch  nicht  genug  Spezialkulturen 
und  andererseits  macht  sich  der  Xeid  so  oft  geltend.  Auch  Russland 
ist  ein  guter  Abnehmer.  Bei  uns  haben  die  Gärtner  vielerlei,  aber  nicht 
viel.  In  Amerika  hat  ein  Züchter  Wortmann  in  (der  Ort  war 
unverständlich)  allein  80  Häuser  mit  Medeola. 

3.  Herr  Hapt-Nieder-Schönhausen  überbrachte  als  Merkwürdigkeit 
am  27.  Dezember  im  freien  Lande  geerntete  Gemüse:  Blumenkohl, 
Kohlrabi  und  verschiedene  Sorten  Radieschen.  Der  Winter  behandelt 
uns  in  diesem  Jahre,  bemerkt  Herr  Hapt,  äusserst  milde,  ich  weiss  mich 
eines  ähnlichen  Falles  nicht  zu  erinnern.  Jm  vorigen  Jahre  hatten  wir 
zwar    auch    einen  milden  Winter,    aber  doch    mehrere  Tage   anhaltenden 


854-  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc.  -in 


Frost.  Wenn  der  lllumenkohl  sechs  Tage  Frost  gehabt  hätte,  wäre  nichts 
aus  ihm  geworden.  Diesmal  hatten  wir  nur  ein  paar  Tage  Frost  und 
nachher  wurde  es  wieder  warm.  Wenn  die  Ptlanzen  unberührt  stehen 
bleiben,  zieht  der  Frost  vollkommen   wieder  aus. 

4.  Aus  dem  botanischen  Garten  der  Universität  Utrecht 
(Holland)  war  durch  den  Garteninspektor  Herrn  Budde  daselbst  eine 
hübsche  hybride  Bromeliacee,  als  Topfexemplar  übersandt.  Dieselbe 
hat  als  Mutter  die  Billbergia  nutans,  der  Vater  ist  nicht  sicher  bekannt. 
Am  meisten  hat  die  Pflanze,  wie  L.  Wittmack  auseinandersetzt,  Ähnlich- 
keit mit  Billbergia  hybrida  leodiensis  II.  L.  B.  (B.  vittata  9  X  nutans). 
beschrieben  und  abgebildet  von  II.  Witte  in  »Gartenflora«  1891  S.  .~'':- 
Auch  Herr  Garteninspektor  E.  Th.  Witte-Leiden,  Nachfolger  seines 
Vaters  in  Leiden,  schreibt  Herrn  Budde,  dass  sie  dieser  am  ähnlichsten 
sei.  Herr  Budde  bemerkt  freilich,  dass  B.  nutans  nicht  im  Spiele  sein 
könne,  da  im  Utrechter  Garten  B.  vittata  nicht  vorhanden  ist.  Wahr- 
scheinlich ist  aber  eine  verwandte  Art  oder  ein  Bastard  von  ihr  da. 

IV.  Hierauf  schreitet  man  zur  Neuwahl  des  1.  Stellvertreters  des  Vereins- 
direktors. Zu  Stimmzählern  wurden  vom  Direktor  ernannt  die  Herren  Inspektor 
Dressler,  Kgl.  Garteninspektor  Echtermeyer  und  Architekt  Urban. 
Wie  am  28.  Oktober  wurde  durch  Selbstzählen  die  Zahl  der  Stimm- 
berechtigten ermittelt  und  es  ergab  sich  die  Zahl  von  121.  Hierauf  wurden  die 
Stimmzettel  eingesammelt  (leider  nicht  gleich  gezählt)  und  es  ergaben  sich 
für  Herrn  Konsul  Seifert  62  Stimmen, 
,,  ,,  Kgl.  Garteninspektor  Perring  oi  Stimmen. 
Es  waren  mithin  zwei  Stimmzettel  zu  viel  abgegeben.  Die  Wahl  musste 
deshalb  für  ungültig  erklärt  und  auf  die  nächste  Vereinssitzung,  welche 
am  26.  Januar  stattfindet,  vertagt  werden. 
V.  Hierauf  hielt  Herr  Prof.  Dr.  B.  Frank  von  der  landwirtschaftlichen  Hoch- 
schule Berlin  einen  mit  lebhaftestem  Beifall  aufgenommenen  Vortrag  über 
die  in  Deutschland  vorkommenden  Obstbaum-Schildläuse  in  ihrer  Be- 
ziehung zur  San  Jose-Laus  und  mit  besonderer  Berücksichtigung  des 
Obstbaues  in  Tirol.     Der  Vortrag  wird  in    der  »Gartenflora«    erscheinen. 

VI.  Hierauf  wurden  ohne  Debatte  300  Mark  dem  Verbände  der  Handels- 
gärtner Deutschlands  zu  den  Kosten  der  Schutzzoll-Erhebungen  bewilligt. 
VII.  Herr  städtischerGarteninspektor  Axel  Fintelmann  erklärtmitBezugauf  die 
in  der  letzten  Versammlung  (Gartenflora  1898  S.  655)  gemachten  Äusserungen 
betreffs  der  Verlegung  eines  Weges  im  neuen  Königlichen  botanischen 
Garten  in  Dahlem,  dass  nicht  nach  seinem  Projekte  gearbeitet  worden  s 


*)  Herr  Garteninspektor  Fintelmann  hat  nachträglich  folgende  Berichtigung  eingesandt: 
In  der  November-Sitzung  wurde  im  Anschluss  an  eine  Bemängelung  der  Führung  des  Fahr- 
weges in  dem  neuen  botanischen  Garten,  Seite  <~>?5  d.  Gartenrl.  1898,  darauf  hinuewiesen,  dass 
der  ganze  Plan  zu  dem  Garten  und  auch  der  betr.  Weg  nach  Rücksprache  mit  den  Herren 
Geheimrat  Engler  und  Garteninspektor  Perring  entworfen  und  gezeichnet  worden  sei. 
Nachträglich  habe  sich  allerdings  eine  Verschiebung  des  Weges  wegen  eines  Tümpels,  den 
man  glaubte  zuschütten  zu  dürfen,  als  notwendig  erwiesen.  Hiernach  könnte  sich  leicht  die 
Ansicht  Geltung  verschaffen,  dass  der  Fahrweg  nach  meinem  Entwürfe  ausgeführt  bezw.  die 
Verschiebung  desselben  mit  meinem  Einverständnis  vorgenommen  worden  sei.  Es  veranlasst 
mich  dies,  ganz  besonders  darauf  aufmerksam  zu  machen,  dass  bisher  nach  meinem  Plane 
nicht  gearbeitet  wurde,  dass  weder  Lage,  noch  Form  und  Inhalt  des  zur  Ausführung 
gelangten  Fahrweges  übereinstimmend  sind  mit  meinem  Entwürfe. 

Berlin-Humboldthain.  Axel  Fintelmann,  Stadt.  Garteninspektor. 


o§  Rhynchanthus    Bluthianus  Wittmack. 

Herr  Garteninspektor  Perring  bemerkt,  dass  Herr  Fintelmann  jetzt 
ersucht  worden  sei.  ein  neues  Projekt  betreffs  des  Weges  auszuarbeiten, 
und  dass  bereits  an  massgebender  Stelle  beschlossen  sei,  den  Weg  nach 
dem  neuen  Fintelmann  sehen  Vorschlage  auszuführen.  Die  Sache  sei 
damit  erledigt. 

Herr  Gartenbaudirektor  Hampel  bedauert,  dass  der  Vorstand  der 
Anregung,  die  in  letzter  Sitzung  gegeben  sei,  die  Sache  weiter  zu  ver- 
folgen, nicht  nachgekommen  wäre.  Ihm  wurde  bemerkt,  dass  ein  dahin 
gehender  Beschluss  nicht  gefasst  sei;  nur  einzelne  Mitglieder  des  Gehölz- 
ausschusses hätten  nach  der  Sitzung  den  Wunsch  ausgesprochen,  dass- 
die  vereinigten  Ausschüsse  den  fraglichen  Weg  besichtigen  möchten.  Der 
General-Sekretär  habe  sich  dann  an  die  massgebenden  Stellen  gewandt 
und  es  sei  ihm  gesagt,  man  möge  doch  nicht  eher  aburteilen,  bis  die 
Sache  fertig  wäre.  Herrn  Brodersen  sei  aber  infolge  dessen  Gelegenheit 
gegeben,  die  Pläne  einzusehen. 

Herr  Brodersen  spricht  seine  Freude  darüber  aus,  dass  auf  seine- 
Anregung  hin  nun  doch  die  Sache  gebessert  werde. 
VIII.  Hierauf  wurde  vom  Direktor  mitgeteilt,  dass  die  grosse  Winter-Blumen- 
Ausstellung  Mitte  Februar  1900  im  Zoologischen  Garten  stattfinden 
werde.  Die  Direktion  desselben  wolle  einen  Vertragsentwurf  einreichen. 
IX.  Aufgenommen  wurden  als  wirkliche  Mitglieder  die  in  der  letzten  Ver- 
sammlung Vorgeschlagenen  (siehe  Gartenflora  1898  S.  650). 

Carl  Lackner.  L.  Wittmack. 


Rhynchanthus  Bluthianus  Wittmack,  eine  neueZingiberaceen-Art. 

Von  L.  Wittmack. 

Gattungscharakter:  Rhynchanthus  Hook.  f.  in  Bot.  Mag.  t  6861. 
Wurzelstock  knollig;  Fasern  stark  behaart.  Stengel  beblättert.  Blätter  länglich- 
lanzettlich.  Ähre  endständig.  Kelch  cylindrisch,  undeutlich  gezähnt.  Kronen- 
röhre lang,  fast  cylindrisch.  Kronenabschnitte  ei-lanzettlich,  zugespitzt.  Seitliche 
Staminodien  fehlend;  Lippe  verkümmert;  Staubfaden  lang,  lineal,  seine 
Ränder  eingebogen,  Spitze  desselben  fadenförmig;  Antherenfächer  aneinander- 
liegend, ohne  Kamm.  Fruchtknoten  dreifächerig;  Samenanlagen  viele,  über- 
einander. Griffel  fadenförmig,  Narbe  klein,  kreiseiförmig.  Kapsel  und  Samen 
unbekannt. 

Artcharakter:  Knollen  kugelig-eiförmig,  Stengel  30  cm  hoch,  Blätter 
zweizeilig,  ei-lanzettlich,  sitzend,  mit  langer  offener  Scheide  stengelumfassend,. 
12  cm  lang,  2 — 4  cm  breit,  die  untersten  auf  scheidenartige  Niederblätter  reduziert. 
Ähre  wenigblütig  (zweiblütig),  jede  Blüte  ca.  5  cm  lang,  aus  der  Achsel  eines 
rötlich-grünen  Deckblattes  entspringend,  das  unterste  Deckblatt  mit  laubartiger 
Spitze.  Kelch  und  Blumenblätter  schön  karminrot,  Lippe  und  Staminodien 
fehlend.  Der  einzige  Staubfaden  tutenförmig,  mit  seinen  Rändern  verwachsen, 
gross,  schön  weiss,  an  der  Spitze  den  gelben  Staubbeutel  tragend,  Griffel 
durch  den  Staubbeutel  hindurchgehend,  Narbe  kugelig.  Stylodien  (verkümmerte 
seitliche  Griffel)  nur  1  statt  2. 


Ijber  anatomische  Merkmale  bei   Berberis-Arten.  oq, 

Diese  Pflanze  benenne  ich  zu  Ehren  des  Herrn  Gärtnereibesitzer  Franz 
Bluth  in  Gross-Lichterfelde  bei  Berlin,  bei  dem  sie  mit  Orchideen  aus  Ost- 
indien aufgegangen  ist.  Herr  Bluth  sandte  mir  die  Pflanze  als  sie  zum  erstenmal 
blühte,  am  15.  August  1896  zur  Bestimmung.  Sie  hatte  damals  nur  eine  einzige 
Blume,  aber  an  dem  grossen  weissen,  horizontal  abstehenden  tutenförmigen 
Staubgefäss  erkannte  ich  bald,  dass  sie  zur  Gattung  Rhynchanthus  (d.  h.  Schnabel- 
blume), von  der  erst  eine  Art,  R.  longitlorus  Hook.  Bot.  Mag.  6861,  bekannt 
ist.  gehören  müsse. 

Im  Oktober  1898  erhielt  ich  die  Pilanze  wieder,  leider  schon  fast  verblüht; 
sie  war  grösser  geworden,  aber  die  Ähren  doch  nur  zweiblütig.  Immer  mehr 
wurde  mir  klar,  dass  sie  neu  sei,  zumal  im  Kgl.  Botanischen  Museum,  wo 
Herr  Prof.  K.  Schumann  neuerdings  die  Scitamineen  durcharbeitete,  sich 
nichts  Ähnliches  findet.  Der  Sicherheit  wegen  schickte  ich  aber  Photographie 
und  farbige  Abbildungen  auch  nach  Kew  an  Dr.  J.  G.  Baker,  der  die  Scitamineae 
für  Hookers  Flora  of  British  India  bearbeitet  hat,  und  dieser  schreibt  mir 
freundlichst  unter  dem  27.  Dezember  1898: 

»Wir  haben  dieselbe  Pflanze  im  Kew-IIerbarium  als  eine  unbenannte  Art 
von  Rhynchanthus.  Unser  Exemplar  erhielten  wir  im  September  1897  von 
Herrn  Dr.  G.  Walker,  12  Springlicld  road,  Wimbledon.  Es  wurde  uns  geschickt, 
um  benannt  zu  werden.« 

Darnach  ist  anzunehmen,  dass  vielleicht  mit  einem  und  demselben  Trans- 
port von  Orchideen  diese  Ptlanze  in  mehreren  Exemplaren  eingeführt  ist. 

Obwohl  der  Kontrast  zwischen  dem  weissen  tuten-  oder  kahnförmigen 
Staubfaden  und  dem  schönen  Karminrot  von  Kelch  und  Krone  ein  sehr  hübscher 
ist.  ist  die  Pflanze,  wenn  sie  nicht  von  selbst  allmählich  oder  durch  die  Kultur 
gezwungen  mehr  Blumen  ansetzt,  gärtnerisch  von  keinem  grossen  Wert, 
mehr  von  botanischem  Interesse.  Sie  zieht  im  Winter  ein  wie  die  Canna, 
welche  bekanntlich  auch  eine  Zingiberaceae  ist. 


Über  anatomische  Merkmale  bei  Berberis-Arten. 

Von  E.  Koehne.  [Fortsetzung  statt  Schluss.] 

(Eingereicht  am  22.  November   1898.) 

4.  Hypodermales  Sklerenchym*)  in  den  Blättern.  Unter  der  Epidermis 
der  Blattoberseite  können,  aber  nur  bei  immergrünen  Arten,  dickwandige, 
schmale,  aber  langgestreckte,  chlorophyllfreie  Zellen  in  einer  Schicht,  bei 
B.  trifoliolata  und  japonica  in  2— 3  Schichten  auftreten.  Unter  den  Mahonien 
zeigen  diese  Erscheinung  B.  Fremonti.  B.  Fortunei  Lindl.,  B.  trifoliolata, 
B.  nervosa,  B.  nepalensis,  B.  japonica,  unter  den  Euberberis 
B.  Darwini,  B.  actinacantha  Mart.,  B.  Darwini  X  empetrifolia,  B.  em- 
petrifolia.  B.  ilicifolia  Forst.,  B.  ruseifolia  Lam.,  jedenfalls  auch  noch 
ander'-  Arten.  Jedenfalls  fehlt  dies  hypodermale  Sklerenchym  bei  B.  repens, 
Aquifolium,  Aqu  ifolium  X  vulgaris.  B.  pygmaea  Koehne  (=microphylla 
Förster?),  buxifolia  Poir.,  congestiflora  Gay,  concinna,  asiatica  und 
Wall i Chiana,    sowie  wohl  sicher  bei  allen  sommergrünen  Arten. 


*)  Festigungsgewebe  unter  der  Oberhaut-Zellschicht. 


^O  Über  anatomische  Merkmale  bei  Berberis-Arten. 

5.  Sonstiges  Blattsklerenchym.  Stets  ist  das  Gefässbündel  der  Mittel- 
rippe von  einem  schwach  gelblich  gefärbten  Sklerenchymring  umgeben,  der 
an  beiden  Seiten  nur  sehr  schwach,  d.  h.  auf  eine  Zellbreite  beschränkt,  oder 
auch  ganz  unterbrochen  sein  kann.  Konstanz  scheint  hierin  nicht  zu  bestehen. 
Nach  der  Oberseite  hin  kann  der  Ring  durch  einen  schmalen  bis  kräftigen 
Pfeiler  mit  der  Epidermis  in  Verbindung  treten.  Selten  schiebt  sich  zwischen 
den  Pfeiler  und  die  Epidermis  in  einer  oder  zwei  Schichten  ein  Stückchen 
Gewebe  ausZellen  mit  weisslicheren  Wandungen undmitmehrkollenchymatischem 
Aussehen,  noch  seltener  chlorophyllhaltiges  Gewebe.  Letzteres  beobachtete 
ich  gelegentlich  z.  B.  bei  B.  Aquifolium  und  B.  Wallichiana.  Unten  be- 
rührt der  Sklerenchymring  der  Mittelrippe  nur  selten  unmittelbar  die  Epidermis. 
Meist  drängt  sich  dazwischen  in  1 — 6  Schichten  ein  Gewebe  mit  nicht  gelblichen, 
weniger  dicken  Wandungen  von  mehr  kollenchymatischem  Aussehen,  manch- 
mal mit,  manchmal  ohne  Intercellularräume,  zuweilen  sogar  recht  dünnwandig 
und  Chlorophyll  führend.  Systematisch  verwertbar  scheinen  aber  diese  Ver- 
hältnisse nicht  oder  in  geringem  Grade  zu  sein.  An  den  Seitennerven  und 
Adern  wiederholt  sich  die  Sklerenchymbildung  in  geradweise  abgeschwächtem 
Masse,  sodass  Nerven  und  Adern  an  getrocknetem  Material  beiderseits  vor- 
springen, auf  der  Unterseite  natürlich  deshalb  stärker,  weil  hier  das  Schwamm- 
parenchym  zwischen  den  Adern  beim  Trocknen  stärker  einsinkt  als  oberseits 
das  Pallisadenparenchym. 

Der  Rand  des  Blattes  ist  ebenfalls  stets  durch  etwa  1 — 10  Sklerenchym- 
lagen  verstärkt,  welche  bei  den  oberseits  mit  hypodermalem  Sklerenchym  ver- 
sehenen Arten  durch  dieses  letzte  mit  den  oberen  Sklerenchympfeilern  der 
Nerven  und  Adern  in  Verbindung  treten.  Unter  der  Lupe  erscheint  das  Rand- 
sklerenchym  als  durchscheinende  Berandung.  Die  Dornzähne  am  Blattrande 
bestehen  ganz  aus  solchemSklerenchym.  Als  ArtenmerkmalistdieseSklerenchym- 
bildung  von  geringem  Wert,  da  sie  je  nach  der  Nähe  der  Zähne  schwächer 
und  stärker  sein  kann  und.  wenn  auch  stets  innerhalb  gewisser  Grenzen, 
schwankt.  Immerhin  kann  man  Arten  mit  starkem  und  solche  mit  schwachem 
Randsklerenchym  unterscheiden. 

Metamorphosieren  sich  die  ganzen  Blätter  in  Dornen,  wie  es  bekanntlich 
an  den  Langtrieben  der  Fall  ist,  so  nähert  sich  das  Randsklerenchym  der 
Mittelrippe  und  tritt  mit  deren  Sklerenchym  oberseits  in  unmittelbare  Ver- 
bindung, während  von  dem  dünnwandigen  Parenchym  des  Blattes  nur  eine 
kleine,  fast  ringsherum  vom  Sklerenchym  umschlossene  Zellgruppe  übrig  bleibt. 
Auch  unterseits  kann  sich  endlich  das  Sklerenchym  um  diese  Gruppe  herum 
völlig  zusammenschliessen.  Bei  dieser  ganzen  Sachlage  ist  der  Bau  der  Dornen 
überaus  einförmig  und,  soviel  bisher  zu  ersehen,  systematisch  ohne  Wert. 

6.  Pallisadenparenchym.  Es  tritt  namentlich  bei  immergrünen,  selten 
bei  sommergrünen  Arten  in  2—3  Schichten  auf,  ist  aber  auch  bei  ersteren 
häufig  einschichtig.  Konstanz  bei  ein  und  derselben  Art  besteht  im  all- 
gemeinen nicht,  nur  insofern,  als  bei  den  meisten  sommergrünen  Arten  die 
Schichtenzahl  1  niemals  überschritten  wird.  Jedenfalls  ist  die  Zahl  der 
Schichten  für  die  Art-Unterscheidung  nur  von  geringem  Belang.  Die  Gesamtdicke 
des  Pallisadenparenchyms  kann  der  des  Schwammparenchyms  gleichkommen, 
aber  auch  weit  dahinter  zurückbleiben.  Die  Wahrscheinlichkeit,  in  diesen 
Verhältnissen    systematisch  verwendbare  Unterschiede  zu  finden,  ist  sehr  gering. 


Bericht  über  Jie  Kulturversuche  im  Jahre    [898.  _|  1 

7.  Bau  der  jüngeren  Zweige.  Hierin  hoffte  ich  von  vornherein  gute 
Unterschiede  zu  rinden,  da  die  Zweige  bald  grau,  bald  lebhaft  braun  gefärbt, 
bald  drehrund,  bald  feingestreift,  bald  tiefgefurcht  sind.  Ich  wurde  aber 
durch  die  anatomischen  Befunde  enttäuscht,  da  sich  hierin  die  äusseren 
l'nterschiede  lange  nicht  so  scharf  ausprägten,  wie  ich  geglaubt  hatte  erwarten 
zu  dürfen.     In  den  Ilauptzügen  ist  der  Stammbau  sehr  einförmig. 

Die  Zellen  des  Markes  sind  bei  Euberberis  meist  dünnwandig  und 
ziemlich  spärlich  getüpfelt,  bei  Mahonia  erheblich  dickwandiger  und  reichlich 
getüpfelt.  Die  Markstrahlen  sind  meist  sehr  schmal,  zuweilen  ein  wenig  breiter, 
bieten  aber  wenig  Aussicht  auf  systematische  Verwendbarkeit.  Die  Sklerenchym- 
sichel,  welche  den  Holzteil  der  Leitbündel  vom  Marke  trennt,  ist  überall 
gleichförmig.  Sie  ist  selten,  und  wie  es  scheint,  in  unbeständiger  Weise  von 
dem  sklerenchymatischen,  durch  Berberin  gelb  gefärbten  Teil  des  Holzgewebes 
durch  eine  schmale  Lücke  getrennt,  vielmehr  geht  sie  in  letzteres  meist 
unmittelbar  über,  welches  seinerseits  im  mittleren  Teil  des  Bündels  bald  nur 
sehr  kleine,  bald  grössere  oder  ansehnliche,  mehr  oder  weniger  zusammen- 
tli essende,  auch  die  grossen  Gefässe  mit  umfassende,  unregelmässige  Gruppen 
dünnwandigen  Gewebes  übrig  lässt.  Anhaltspunkte  für  Artunterscheidung 
scheint  die  grössere  oder  geringere  Ausbildung  des  sklerenchymatischen  Anteils 
im  Holzteil  der  Leitbündel  nicht  zu  bieten.  Auch  im  Kambial-  und  Siebteil, 
sowie  im  chlorophyllführenden  Rindenparenchym  habe  ich  bisher  nichts 
Bemerkenswertes  gefunden.  Bei  kantiger  Zweigform  ist  schon  der  ganze  Gefäss- 
bündelring  mehr  oder  weniger  deutlich  eckig,  und  das  Rindenparenchym  pflegt 
in  die  Zweigkanten  hinein  mit  deutlicher  Verstärkung  vorzuspringen,  sodass 
es  als  die  eigentliche  Ursache  der  Rippenbildung  sich  darbietet,  und  seinen 
Umrissen  die  weiter  aussen  liegenden  Gewebemassen  im  wesentlichen  nur 
tolgen.  (Schluss  folgt.) 


Bericht  über  die  Kuiturversuche  im  Jahre  1898, 

die  unter  Leitung  des  Vereins  zur    Beförderung  des    Gartenbaues  in    den  Preussischen  Staaten 
auf    den    Rieselfeldern    der    Stadt    Berlin    in    Blankenburg    ausgeführt    wurden. 

Erstattet  von 

Joseph    Klar,    Berlin,   Samenhandlung,    Hoflieferant  Sr.  Majestät  des   Kaisers    und  Königs 

und    Otto   M  e  n  d  e  ,    Obergärtner  der  Stadt  Berlin,  zu  Blankenburg. 

(Fortsetzung. 

Myosotis  oblongata  perfecta  Q.  Eine  grossblumige  Abart  des  bekannten 
Winterblühers  M.  oblongata  vera,  die  übrigens  den  ganzen  Sommer  in  Blüte 
stand,  während  die  vorhergehenden  Arten  und  Abarten  mit  der  zunehmenden 
Hitze  das  Blühen  einstellten.  Die  Pflanze  ist  äusserst  robust,  hat  dicke  Blüten- 
stiele, die  sehr  lang  sind,  und  ist  mit  grossen  leuchtend  blauen  Blumen  ver- 
sehen. Da  die  Myosotis  oblongata,  wie  bemerkt,  Winterblüher  sind,  so  kann 
man  die  Pflanzen,  im  Falle  sie  zu  gross  werden,  zum  Herbst  hin  zurück- 
schneiden  und  werden  sie  dann  noch  kräftiger. 

Eeuchera  sanguinea  vor.  alba  %.  Die  im  verflossenen  Jahre  ausgesäeten 
Samen  standen  nunmehr  als  vollständig  blühende  Pflanzen  vor  uns.  Wir  waren 
immerhin  etwas  enttäuscht,  denn  die  Blumen  sind  nicht  reinweiss,  sondern 
schmutzig  weiss,  auch  mattrosa.  gelb  etc.,  dabei  gross-  und  kleinblumig.    Durch 


42  Bericht  über  die  Kulturversuche   im  Jahre    1898. 


strenge  Zuchtwahl  dürften  indes  reinweiss  wie  auch  noch  andere  Farben  sich  ein- 
stellen. Immerhin  eine  zu  empfehlende  neue  Farbe  dieser  beliebten  und  mit  Recht 
begehrten  Perenne,   die  für  die  Binderei  noch  besonders  zu  empfehlen  ist. 

Viola  trieolor  maxima  „Feenkönigin"  0.  Eine  himmelblaue  Spielart  mit 
grossem  weissen  Saum,  das  ist  Alles,  wodurch  wir  dieses  schöne  Viola 
charakterisieren;  dies  reicht  aber  aus,  dieses  Stiefmütterchen  voll  und  ganz 
würdigen  zu  können.  Die  Pflanzen  waren  konstant  aus  Samen,  und  dies  will 
auch  etwas  sagen.  Die  Blumen  waren  nur  massig  gross,  bilden  indes  eine 
wertvolle  Bereicherung  in  diesem  unendlich  grossen  Sortiment! 

Viola  trieolor  maxi  um  „La  Brillante"  0.  Mit  grösseren  Blumen  als  vorher- 
gehende, aber  nicht  so  treu  in  der  Farbe,  welch  letztere  sich  in  den  matten 
Nuancen  des  Hellweinrot   bewegen.     Darunter  einige   recht   schön   rotblühende. 

Salpiglossis  variabilis  superbissima  0.  Die  alte  S.  var.  grandiflora  in  vor- 
trefflicher Verbesserung.  Im  Wuchs  gedrungener,  konzentriert  sie  ihre  grossen 
schönen  Blumen  mehr  am  Stamm  und  ist  höher  als  die  alte  bekannte  S.  Die 
Blumen  sind  getreu  der  grandiflora  in  blauen,  gelben  etc.  Farbentönungen  ge- 
halten, die  sämtlich  durch  Goldadern  unterbrochen  sind  und  auf  diese  Weise 
marmoriert  erscheinen.  In  den  letzten  Jahren  sind  die  Salpiglossis  wieder 
mehr  in  Aufnahme  gekommen  und  würden  noch  beliebter  sein,  falls  die  Pflanzen 
zuweilen  nicht  so  plötzlich  eingingen  ohne  jegliche  Veranlassung.  Empfindlich 
sind  diese  Annuellen  immerhin,  und  will  man  sie  schön  auf  Gruppen  haben,  so 
muss  man  ihnen  einen  warmen  Untergrund  geben. 

Lohelia  erinus  pumila  sjilendcns  0.  Diese  dunkelblaue  Gruppenpflanze  mit 
ihrem  weissen  Zentrum  erinnert  an  L.  Schwabenmädchen  und  war  ziemlich 
neu  aus  Samen. 

Ethulia  conyxoides  Q.  (Composite.)  Die  Pflanzen  wurden  einen  Meter 
hoch  und  erinnern  an  Eupatoria,  den  Wasserdost.  Die  Blätter  sind  ebenfalls 
schmal,  auf  den  langen  Stengeln  befinden  sich  violettrosa  doldenähnliche 
Blüten,  die  man  ebenso  wie  das  Blattwerk  zur  Binderei  verwenden  kann. 
Diese  einjährige  Pflanze  kommt  aus  Ostindien  und  ist  nicht  direkt  Neuheit. 

Malcolmia  litiorea  Q  tf .  (Grucifere.)  Ein  ein-  und  zweijähriges  niedliches 
Pflänzchen,  das  in  seinem  Äussern  an  Cheiranthus  maritimus  erinnert  und  auch 
nur  so  hoch  wird  Die  Blumen  sind  rosa  mit  weisser  Mitte.  Die  Blätter  sind 
schmal  und  silbergrau. 

Chrysanthemum  maximum  „Triumph"  %.  Wohl  mit  eine  der  besten  Schnitt- 
blumen, die  wir  in  diesem  Jahre  in  den  Handel  bekommen  haben.  Die  Blumen, 
über  8  cm  im  Durchmesser  gross,  sind  reinweiss  und  stehen  auf  langen,  ziem- 
lich harten  Stielen,  was  sie  zur  Binderei  sehr  geeignet  macht.  Das  Zentrum 
der  Blume  ist  dunkel  und  markiert  sich  hierdurch  viel  intensiver.  Diese 
Marguerite  ist  würdig,  in  jeden  Katalog  aufgenommen  zu  werden  und  übertrifft 
Chrys.  maximum  Perfectior. 

Gaillardia  perennis  grandiflora  compaeta  %.  Niedrigbleibend,  grossblumige 
Neuheit  der  perennierenden  Gaillardien,  die  ausserordentlich  dankbar  im 
Blühen  und  von  gedrungenem  Wuchs  ist.  Die  Blumen  halten  sich  in  den 
bereits  zur  Genüge  bekannten  Nüancierungen  und  werden  jetzt  gern  gekauft. 

Cynoghssum  furnatum  tf.  (Asperifoliaceae.)  Bildete  starke  dunkelgrüne 
Büsche  mit  langen,  spitz  auslaufenden  Blättern.  Leider  blühten  die  Pflanzen  nicht, 
sodass  wir  uns  im  nächsten  Jahre  nochmals  hiermit  beschäftigen  müssen. 


Bericht  über  die  Kulturversuche  im  Jahre   1898.  ^ 

Dahlia  variabilis  multiflom  „Etoih  de  feuu  Q.  Eine  aus  Samen  treugebliebene 
cactusartige  Dahlia  oder  Georgine,  die  60  cm  hoch  wird  und  einfach  blüht. 
Die  Blumen  sind  prachtvoll  leuchtend  purpur  blutrot  und  sind  die  Blumen- 
blätter leicht  gedreht,  rinnenförmig  und  an  den  Spitzen  zurückgebogen.  Die 
Pflanzen  standen  bereits  im  Juni  in  Blüte,  und  wo  man  in  der  Parkanlage 
mit  Massives  wirken  will,  sind  sie  ausserordentlich  zu  empfehlen.  Eine  Neuheit 
ersten  Ranges. 

Reseda  od.  grandifl.  „Rubin"  Q.  Diese  Reseda  wäre  in  der  That  ein  Edel- 
stein, wenn  die  einzelnen  Blumen  nicht  so  schnell  verblühen  würden  und  die 
Blütentrauben  auf  dem  Rieselfelde  nicht  mehr  Samenansatz  zeigte  als  Blumen. 
Ob  dies  anderweitig  auch  der  Fall  ist,  möchten  wir  im  Interesse  diest-r 
Ilandelspflanze  nicht  glauben.  Die  Farbe  der  Blumen  ist  rotbraun  und 
sind  die  Trauben  sehr  gross.  Die  unter  dieser  Aussaat  vorgefundenen  falschen 
Exemplare  waren  in  Bau  und  Farbe  eine  Reseda  Machet,  von  welcher  die  Sorte 
sicher  abstammt.     Sonst  gut. 

Helianthus  annuus  foL  mir.  rar.  „Goldrand1'  Q.  Etwa  2  m  hoch  werdende, 
gewöhnliche  Samen  rosa,  deren  Blätter  zum  Teil  goldgelb  gefleckt  waren. 
Sobald  erst  diese  panaschierte  Pflanze  echt  sein  wird,  was  bis  jetzt  nur  zur 
Hälfte  der  Fall  war.  dürfte  dieser  Liebling  der  grossen  Masse  sich  noch  mehr 
Freunde  verschaffen.     Pflanze  und  Blume  nur  von  Mittelstärke. 

Mimuliis  tigrinus  nanus  roseus  O-  Eine  ins  Rosa  übergehende  Gaukler- 
blume, die  uns  aber  nur  unscheinbar  vorkam.  Die  Farbe  sahen  wir  aller- 
dings noch  nicht,  aber  die  recht  stark  gefleckten  leuchten  mehr  und  sind  uns 
lieber. 

Iberis  Timoryi  fol.  nur.  rar.  0  Diese  einjährige  Neuheit  hat  gelbgraue 
Belaubung,  die  aber  wenig  auffällt.  Die  Blumen  sind  weiss,  wie  bei  der  gewöhn- 
lichen Schleifenblume,  Iberis  amara.  Unter  dieser  Aussaat  befanden  sich 
Exemplare  mit  gewöhnlichem  grünen  Laube,  deren  Blumen  von  besonderer 
Pracht  und  an  Dankbarkeit  im  Blühen  unerreicht  waren.  Einige  Blüten- 
Stände  massen  60  cm  im  Durchmesser.  Die  einzelnen  Stengel  verzweigten  sich 
mehr  am  Stamme  und  es  genügte  eine  einzige  Pflanze,  um  eine  Jardiniere  zu 
füllen.  Diese  Pflanze  ist  jedenfalls  noch  entwicklungsfähig  und  dürfte  sich 
für  Gruppen-  wie  Topfkultur  eignen. 

Meliea  eiliata  alba  %.  Eine  Abart  des  bekannten  Perlgrases,  das  ausdauernd 
ist.  Die  von  Natur  weissen  Blütenrispen  können  einen  wichtigen  Platz  in  der 
Makartbinderei  ausfüllen,  da  die  meisten  Ziergräser  zu  diesem  Behufe  erst 
gebleicht  werden  müssen. 

Rudbeekia  bicolor  superba  Q.  Eine  einjährige  vielblühende  Rudbeckia,  die 
etwa  60  cm  hoch,  die  durch  ihre  Blumen  sehr  besticht.  Die  gelben  Strahlen 
bluten  haben  leuchtend  dunkelbraune  Flecke  und  ebenso  dunkelbraun  ist  die 
Scheibe.  Selbst  rein.<;elbe  waren  darunter.  Die  Blütenstiele  sind  lang,  aber 
sehr  krautig  und  weich,  daher  auch  wohl  empfindlich.  Es  ging  ein  grosser 
Posten  von  Pflanzen  während  der  Blüte  ein.  wurden  schwarz  und  verdorrten 
Sonst  aber  sehr  schön  und  autfallend. 

Helianthus  perennis  hybridus  %.  Recht  schöne  neue  Samenblume,  die  in 
dem  verschiedensten  Gelb  ihre  Blumen  leuchten  liess.  Die  Blumen  dieser 
einfachblühenden  Perenne  waren  nur  so  gross  wie  eine  Caillardia.  die  Höhe 
der  Pflanze  90  cm.     Für  Binderei  sehr  gut. 


ji  Bericht  über  die  Kulturversuche  im  Jahre    1898. 


Nicotiana  nortifloria  Book.,  vor.  altiflora  Comes.  Neue  Tabakart,  deren  Blätter 
an  Nicotiana  glauca  erinnern,  also  graugrün,  klein  und  glatt  sind.  Die  Pflanze 
blüht  reichlich  und  hat  einen  stattlichen  Wuchs.  Die  Blumen  sind  weiss,  einige 
auch  mattrosa,  aufrechtstehend.  Für  grössere  Gruppen  sehr  geeignet,  umsomehr. 
da  sie  dankbar  blüht. 

Nicotiana  sylvestris  Q  Spegaz.  Wir  haben  es  hier  mit  einer  graziösen 
Solitär-  wie  auch  Gruppenpflanze  zu  thun,  welche  auf  ca.  2  m  Höhe  ihre 
schneeweissen  Blumen  entwickelt  und  die  alte  Nicotiana  affin is  übertrifft.  Der 
Bau  der  Pflanze  ist  elegant  zu  nennen;  die  breiten  Blätter  werden  über  1  m 
lang  und  kommen  den  grössten  Tabakblättern  in  jeder  Weise  nach.  Die 
Blumen  sind  gross  und  hängend  und  von  herrlichem  Wohlgeruch.  Erst  der 
Frost  machte  ihrer  Pracht  'ein  Ende. 

Helenium  Bigelowi  %.  Eine  langgestielte  Perenne  mit  gelben  Strahlen- 
blumen und  schwarzer  Mitte.  Sie  soll  aus  Amerika  stammen,  von  wo  sie  vor 
längerer  Zeit  nach  hier  importiert,  jetzt  aber  erst  wieder  in  Kultur  genommen 
ist.  Der  sehr  fleischige  Stiel  der  Blume  dürfte  diese  Staude  zur  Binderei  un- 
geeignet machen.  Es  wird  übrigens  bald  nicht  mehr  herauszufinden  sein  aus 
den  vielen  Rudbeckia,  Helenium,  Helianthus  und  sich  sonst  ähnelnden  Schnitt- 
blumen, welche  heute  den  Markt  beherrschen.  Ein  Blick  in  ein  Schaufenster 
eines  besseren  Blumengeschäfts  dürfte  dies  bestätigen. 

Heliotropium  hybridum  giganteum  Q| .  Dieses  Heliotrop  wurde  im  verflossenen 
fahre  eingeführt.  Die  Blütenstände  dieser  Sommerwende  waren  bei  manchen 
Pflanzen  30  cm  und  darüber  im  Durchmesser,  die  Farbe  vom  hellsten  bis  zum 
dunkelsten  Blau,  das  Laub  sehr  kräftig  und  gross.  Hochstämme,  von  den 
echten  grossblumigen  gezogen,  müssten  grossartig  wirken.  Leider  gehören 
hochstämmige  Heliotrop  jetzt  zu  den  Seltenheiten. 

Verbesina  virginiea  %.  Die  Pflanzen  haben  kantige,  geflügelte  Stämme  und 
wurden  über  1  m  hoch,  leider  ohne  zu  blühen,  während  einzelne  Knospen  sich 
bereits  bemerkbar  machten.  Diese  Staude,  welche  aus  Nordamerika  stammt. 
scheint  ziemlich  hart  zu  sein,  da  der  bereits  stattgehabte  Reif  sie  nicht 
beschädigte.  Die  Verbesina  ist  nicht  mehr  ganz  neu.  jedoch  fast  nirgends 
anzutreffen. 

Rudbeckia  radula  %.  Eine  Einführung  von  1896,  die  mit  ihren  goldgelben 
Strahlenblüten  und  schwarzer  Scheibe  sich  von  weitem  bemerkbar  machte. 
Zur  Bouquetfabrikation  vorzüglieh  geeignet. 

Pyrnanthemuni  pilosum  9) .  (Labiatae.)  Mit  Astrantia  minor  ähnlichen  Blumen 
trat  diese  30  cm  hoch  werdende  Staude  bescheiden  im  Laufe  des  Herbstes 
hervor,  kam  aber  nicht  mehr  recht  zur  Entwicklung.  Hoffentlich  wird  Pyr- 
nanthemum hier  den  Winter  aushalten. 

Petunia  hybrida  man.  multifl.  „Schneeball"  Q.  Wir  hatten  uns  bereits  im 
verflossenen  Jahre  über  diese  Hybride  geäussert,  fügen  nur  noch  hinzu,  dass 
die  Pflanzen  ziemlich  konstant  aus  Samen  waren.  Zum  Herbst  nahmen  aber 
die  Blumen  ihre  frühere  Farbe,  rot  mit  weiss  gefleckt,  an. 

Thunbergia  (data  Q.  Eine  alte  niedliche  Schlingpflanze,  die  in  ihren  in 
verschiedenem  Gelb  blühenden  einfachen  Blumen  stets  eine  schwarze  Mitte  zeigt, 
wodurch  dieser  Schlinger  äusserst  zierlich  erscheint.  Das  Wachstum  ist  nur 
massig.     Die  Aussaat  glückte  im  freien  Lande.  (Schluss  folgt.) 


Pflanzenschmuck  am  Geburtstage  Seiner  Majestät  des   Kaisers. 


[5 


Pflanzenschmuck  am  Geburtstage  Seiner  Majestät  des  Kaisers 

in  der  Kgl.  landwirtschaftl.  Hochschule  zu  Berlin. 

(Hierzu   Abb.    8.) 

k er  grosse  Hörsaal  der  landwirtschaftlichen  Hochschule,  vielen  Lesern 
bekannt,  da  in  ihm  die  Versammlungen  des  Vereins  zur  Beförderung 
des  Gartenbaues  stattfinden,  erhält  alljährlich  zum  Geburtstage  Seiner  Majestät 
des  Kaisers  einen  testlichen  Schmuck,  den  wir  in  unserer  Abbildung  8 
wiedergeben.  Vor  der  schwarzen  Wandtafel  ist  ein  rotbrauner  Baldachin 
errichtet,  dessen  Hintergrund  das  Banner  der  Hochschule  ziert,  während  vor 
[lern  Banner  die  Büste  Seiner  Majestät  des  Kaisers  Aufstellung  erhält.     Zu  beiden 


Abb.  8.     Pflanzenschmuck  am  Geburtstage  Sr.  Maj.  des  Kaisers  in  der  Kgl.  landwirtschaftl. 

Hochschule  zu  Berlin. 
Photograpliiert  von  L.  W  i  1 1  m  a  c  U. 


Seiten  sind  Fahnen  angebracht  und  weiter  links  und  rechts  —  auf  dem  Bilde 
nicht  mehr  sichtbar  —  nehmen  die  Vertreter  des  Ausschusses  der  Studierenden 
und  der  verschiedenen  Vereine  und  Korporationen  der  Studierenden  in  vollem 
Wichs  mit  ihren  Bannern  und  gezogenen  Schlägern  Aufstellung. 

Den  Hintergrund  bilden  die  Pflanzenschätze  des  botanischen  Instituts 
(Prof.  Dr.  L.  Kny,  Gärtner  Behse)  und  des  Instituts  für  Pflanzenschutz  (Prof. 
Dr.  B.  Frank,  Gärtner  W.  Vorwerk),  erstere  vorzugsweise  links  vom  Be- 
schauer, letztere  besonders  rechts.  Zu  beiden  Seiten  der  Büste  Seiner  Majestät 
des  Kaisers  stehen  zwei  säulenförmige  Cypressen,  Cupressus  sempervirens, 
weiterhin  folgen  Viburnum  Tinus,  Cryptomeria  elegans,  Lorbeeren,  Oleander, 
Veronica  speciosa,  Aralia  Sieboldi  etc. 

Auf  dem  langen  Laboratoriumstische,  in  dessen  Mitte  das  Rednerpult 
sichtbar,  finden  wir  an  den  Ecken  kleine  Latania  borbonica  Lam.  oder  richtiger,. 


Aß  Grosse  Allgemeine  Chrysanthemum-Ausstellung  zu  Hannover. 

um  mit  Otto  Kuntze  zu  reden.  Saribus  chinensis  Blume"),  während  im  übrigen 
eine  reiche  Fülle  von  Crocus,  Hyacinthen,  Maiblumen,  getrieben  von  Herrn 
Vorwerk,  untermischt  mit  dem  Grün  von  Pteris  serrulata,  Tradescantia 
elongata  (T.  Sellowiana),  Panicum  plicatum  etc.,  die  an  sich  kahle  Fläche  beleben. 
Unser  Bild  ist  nach  der  Feier  am  26.  Januar  1898  aufgenommen:  im 
wesentlichen  ist  es  aber  alle  Jahre  das  gleiche  und  immer  aufs  Neue  fesselnde. 
Um  aber  die  Wirkung  voll  zu  ermessen,  muss  man  sich  die  Chargierten  der 
Studierenden  in  ihrem  schönsten  Schmuck,  die  stattliche  Zahl  der  Festgäste, 
die  dichten  Reihen  der  Lehrer  und  Studierenden  im  Geiste  mit  vorstellen, 
man  muss  dem  Gesang  der  Liedertafel  der  Studierenden  und  vor  allem  der 
weihevollen  Festrede  lauschen,  dann  wird  man  unwillkürlich  mit  einstimmen 
in  den  Ruf:     Seine  Majestät  der  Kaiser,  er  lebe  hoch!  hoch!  hoch!         L.  YV. 


Grosse  Allgemeine  Chrysanthemum -Ausstellung   zu  Hannover 

nL^  vom  24.  bis  30.  November  1898. 

ÜJ^Niese  Ausstellung,  infolge  ungünstiger  Witterung  der  Monate  September  und 
^^  Oktober  auf  das  Ende  November  verlegt,  fand  in  dem  Konzert-  und 
Palmengarten  zu  Hannover  statt.  Der  Gartenbauverein  von  Hannover,  welcher 
auf  eine  mehr  denn  100jährige  Thätigkeit  zurückweisen  kann,  in  den  letzten 
Dezennien  beruflicherseits  aber  wenig  an  die  Oeffentlichkeit  getreten  ist. 
feierte  mit  dieser  Ausstellung  gleichsam  ein  Auferstehungsfest.  Die  heute 
an  der  Spitze  des  Vereins  stehenden  Kräfte  spornten  die  Mitglieder  zu 
dieser  Lebensäusserung  nicht  nur  an,  sondern  verstanden  auch,  hierbei  durch 
Stiftung  hoher  Preise  die  Interessen  der  Liebhaber  aufs  Neue  in  den  Kreis 
gemeinsamer  Thätigkeit  hineinzuziehen.  Unter  Voraussetzung  dieser  Thatsachen 
durfte  man  eine  allgemeine  Beteiligung  seitens  der  Fachkreise  wohl  erwarten. 
Allein  diese  Erwartungen  sind  nicht  nur  erfüllt,  sondern  übertroffen  worden 
und  nimmt  dies  Urteil,  als  ein  allgemein  geltendes,  in  erster  Linie  auf  die  die 
Ausstellung  beschickenden  Kultivateure  Bezug,  wie  sie  in  und  mit  ihren 
Erzeugnissen  hier  öffentlich  deutschen  Fleiss  und  deutsche  Fachkenntnisse 
bekundeten.  Ich  schätze  als  wesentlichstes  Moment  dieser  Ausstellung  das- 
jenige der  kulturellen  Leistung  deutscher  Züchter,  gegenüber  hervorragenden 
bisherigen  Leistungen  ausländischer  Züchter  auf  diesem  Spezialgebiete.  Gerade 
dieser  Umstand  in  Verbindung  mit  der  Thatsache  eines  aus  sich  heraus  selbst- 
ständig entstandenen  Unternehmens  in  durchaus  gelungener  Darstellung  bilden 
den  Wert  der  Chrysanthemum-Ausstellung  zu  Hannover.  Blieb  auch  bezüglich 
der  Einrichtung  und  Anordnung  dies  und  das  zu  bemängeln  (und  wo  wäre  das 
nicht  jedesmal  noch  der  Fall?),  so  bilden  diese  Mängel  doch  nicht  den  Tenor 
eines  Berichtes. 

Zunächst  eine  kurze  Skizzierung  des  Ausstellungsraumes,  der  in  vier 
Abteilungen  gegliedert,  uns  zunächst  einen  grossen  rechtwinkligen  Saal  zeigt. 
In  der  Mittelaxe  (Tiefe  des  Rechtecks)  dem  Eingange  gegenüber,  springt  eine 
Kaisergruppe,  halbkreisförmig  die  eine  Längslinie  des  Rechtecks  unterbrechend, 
vor.     In  der  Längsaxe  des  Saales  finden  wir  auf  der  rechten  wie   linken  Seite 


*)  Siehe  Gartenflora  d.  J.  Heft  1    S.  7. 


Grosse  Allgemeine  Chrysanthemum-Ausstellung  zu  Hannover.  An 


(vom  Eintritt  aus)  grössere  wie  kleinere  Gruppen,  meist  in  kreisförmiger  oder 
•oval  gehaltener  Anordnung  im  Räume  verteilt,  im  Wesentlichen  aus  Chry- 
santhemum bestehend.  Der  zur  rechten  Hand,  an  der  kurzen  Seite  des 
Rechtecks  sich  erhebenden  Felspartie  (dekorative  Ausschmückung  mit  Palmen, 
Blattpflanzen,  Orchideen)  gegenüber,  befindet  sich  links  vom  Eintritt  ein 
Kiosk,  dessen  beide  Seiten  mit  Blattpflanzen-,  sowie  Cyclamen  -  Gruppen 
flankiert  sind. 

Saal  Xo.  2,  unmittelbar  an  diesen  ersten  anstossend,  enthält  im  Wesent- 
lichen Bindereien.  Blumenbindereien,  Blumenarrangements  vornehmlich  aus 
Chrysanthemum. 

3.  Die  Emporen,  Bühnenräume  dieses  Sales,  eine  Etage  hoch  gelegen, 
beherbergten  auf  beiden  kurzen  Saalseiten  rechts  das  grosse  Heer  der  Pläne  (in 
Kojen),  sowie  an  Kulturpflanzen:  Primeln,  Eriken,  Nelken,  Ardisien,  Pteris: 
links,  gegenüber:  Stauden,  Rosen,  Bouvardien,  Nelken,  Dahlienblumen  in  ab- 
geschnittenem Zustande,  zwei  grössere  Yeilchensortimente;  die  Emporen  an 
beiden  Längswänden  Chrysanthemum,  Dahlien.  Pelargonien-Blumen,  ab- 
geschnitten, Nelken.  Primeln,  Cyclamen-Sortimente  in  Töpfen  sowie  eine 
Weintraubensammlung. 

4.  In  dem  Überbau  (halbe  Strassenbreite),  der  Tiefe  des  vorigen  Saales 
angefügt,  waren  dagegen  nur  Chrysanthemum-Marktpflanzen  aufgestellt. 

So  bildete  also  das  Chrysanthemum-Material  den  Grundton;  die  ander- 
weitig zu  dieser  Jahreszeit  noch  oder  bereits  in  Blüte  befindlichen  Kultur-  und 
Blattpflanzen  gaben  einen  angenehmen  Kontrast  den  ersteren  gegenüber. 

Als  Züchter  in  Chrysanthemum-Kulturen:  Schaupflanzen,  Hoch-  und 
Ilalbstämmen  traten  wesentlich  hervor:  F.  Kirsten-Klein  -  Flottbek  bei  Ham- 
burg (Kaiser-Medaille);  K.  Schuhmacher-Hamburg  (goldene  Vereinsmedailie 
und  100  M.);  Daiker  &.  Otto-Langenweddingen;  H.  Bartels  und  F.  Kracke- 
Döhren;  W.  Meyer-Kirchroda;  F.  Wellhausen-Hannover;  A.  Bayer-Linden; 
0.  Ileyneck-Magdeburg;  F.  Sperling  und  J.  Dannenbaum-Hildesheim. 

Zu  diesen  traten  noch  in  Abteilung  »Neuheiten«  hinzu:  Koenemann 
«V  Maasser-Remscheid,  Dittmann-Neumünster,  Thürnau-Hannover,  Chr. 
Küster  &  Sohn-Döhren;  während  in  den  »Sortimenten  in  abgeschnittenen 
Blumen«  Bornemann-Blankenburg ,  Daiker  &  Otto-Langenweddingen. 
Warnecken-Blankenese,  C.  Danner  und  IL  Walter-Wandsbek,  Dittmann- 
Darmstadt,  A.  Etzold-Altenburg  u.  a.  ihre  Hauptkraft  bewiesen. 

Unter  den  in  Cyclamen -Kulturen  hervortretenden  Firmen  nenne  ich 
hier:  Th.  Grabbe-Braunschweig,  Fr.  Kraacke-Döhren,  Tutesche  Gärtnerei 
und  J.  Gerke-Hannover,  F.  Kirsten- Hamburg,  J.  Dannenbaum-Hildesheim. 

In  Orchideen,  namentlich  Cattleyen  und  Cypripedien:  S.  Chollet- 
Eilbek  -  Hamburg;  F.  Sperl  ing-Hildesheim,  P.  Tagmann-Döhren.  In  Nelken: 
Fr. Brau ck mann  und  J.  Dannebaum-Hildesheim,  Th.  Grabbe-Braunschweig; 
in  Primeln  (chinensis  und  obeonica):  Chr.  Küster  &  Sohn-Döhren,  H.  Meyer- 
Kirchroda.  J.  &  C.  Gerke-Ilannover;  II.  Dörrie-Vahrenwald;  in  Citrus 
chinensis  mit  Früchten:  F.  W.  Böttcher-Hamburg,  Laurentius  &  Co.- 
Crefeld;  in  Pelargonium  scarlet:  W.  Reid-London:  in  Veilchen:  Drube- 
Schönhausen ,  IL  Wre  de  -  Lüneburg;  in  Bouvardien:  F.  Wellhausen- 
Ilannover:  in  Eriken:  IL  Samson-Crefeld,  C.  Thürnau-Hannover,  P.  Tag- 
mann-Döhren.    Die  von  Vollmar-Frankfurt   a.  M.    ausgestellten    drei    Wein- 


lX  Grosse  Allgemeine  Chrysanthemum-Ausstellung  zu  Hannover. 

sorten:  Black  Alicante,  Black  Hamburgh  und  Black  Muscat  bilden  die  Haupt- 
treibsorten der  betreffenden  Weinanlage.  Genannte  Firma  befasst  sich  indes 
nicht  nur  mit  Heranzucht  der  Trauben,  sondern  auch  mit  Weintreibanlagen. 
Eine  Vorführung  der  Entwicklungsgeschichte  des  Chrysanthemum  in  lebenden 
Bildern,  d.  h.  Pflanzenformen,  rührte  von  G.  Cap  eile  -Springe  her.  Leider 
mangelte  es  hier  an  der  botanischen  Bezeichnung,  indessen  so  viel  konnte  auch 
der  Unkundigste  heraussehen,  dass  von  dem  einfachsten  Chrysanthemum,  jener 
dem  Pyretbrum  nahestehenden  Form,  bis  hin  zu  den  kultivierten  Formen  des 
Chrysanthemum  indicum,  ein  grosser  Schritt  in  der  Entwicklungslinie  dieser 
Pflanzenart  gethan  sein  musste.  Der  an  sich  schüchterne  Versuch,  gewisser- 
massen  ein  Erläuterungsprogramm  zu  den  vorliegenden  Errungenschaften  auf 
dem  Züchtungsgebiete,  verdient  im  Prinzip  fachlicherseits  mehr  Beachtung. 
Derartige  Dinge  sind  nicht  nur  dazu  angethan,  dem  Laien  begrifflich 
näher  zu  rücken,  ihm  das  Verständnis  zu  öffnen,  sondern  auch  andererseits 
seine  Achtung  unseren  Leistungen  in  Zucht  und  Kreuzungen  gegenüber  heraus- 
zufordern. 

Unter  den  letztjährigen  deutschen,  englischen,  französischen  und  ameri- 
kanischen Züchtungen,  soweit  diese  hier  zur  Vorführung  gelangten,  möchte  ich 
besonders  erwähnen:  Mad.  Edmond  Roger,  weiss  mit  grünen  Spitzen,  von  ganz 
besonderem  Effekt,  Züchtung  von  Calvat  in  Grenoble;  Secretaire  Rivoire,  fein 
gelb  in  lila  übergehend,  verspricht  eine  gute  Schnittblume;  General  Paquee, 
leuchtend  rotgelb,  französische  Züchtung;  Mad.  Bouidoin,  rosa,  nach  innen 
weiss,  desgl.  Topace  Orientale,  strohgelb,  einwärtsgebogen;  Vicar  of  Exmouth, 
Bmarantrot;  Marfa,  orange  rot:  Natacha,  leuchtend  amaraDtrot;  Marie  Calvat, 
leuchtend  rosa;  le  grand  Dragon,  lebhaft  orange;  Sonne  von  Blankenburg, 
dottergelb,  gute  Schnittblume,  Bornemannsche  Züchtung;  Simplicity,  reinweiss, 
amerikan.  Züchtung,  N.  C.  S.*)  Jubilee,  lila-rosa;  Charles  Davis,  altgold,  Sport 
von  Viviand  Morel;  Fee  du  Champsaur,  reinweiss,  Züchtung  von  Calvat;  Le 
Colosse  grenoblois,  lila  mit  grau;  Mad.  Charles  Capitant,  centifol.  rosa;  Mr.  E. 
G.  Whittle,  malmaison-fleischfarben;  Mrs.  H.  Weeks,  weiss,  ziemlich  spät; 
James  Bidencope ,  amarantroth;  Mme.  Gustave  Henry,  reinweiss,  besonders 
gute  Schnittsorte  für  Freiland;  Beauty  of  Shoking,  bernsteinfarben;  Black 
Hawk,  dunkelblutrot,  amerikanische  Züchtung. 

Xeben  den  zumeist  sehr  hervorragenden  Kulturleistungen,  der  Fülle 
grosser,  zahlreicher  Arrangements  wie  Tafeldekorationen,  einer  Hauptzierde, 
zählten  die  vorhandenen  Pläne,  sichtbare  Zeichen  der  Landschaftsgärtnerei,  mit 
zu  den  wesentlichsten  Glanzpunkten  der  Ausstellung.  Um  es  hier  kurz  zu 
erwähnen:  Zu  den  drei  Preisaufgaben  a)  Villengarten,  b)  Vor-,  c)  Hausgarten 
nach  gegebenen  Verhältnissen,  waren  gegen  ca.  60  Lösungen  erschienen,  unter 
denen  auffallend  viele  von  sogenannten  Bureau-Zeichnern  herrührten.  Die 
Namen  E.Böttcher,  E.  Schultz-Berlin,  G.  Potente-Hannover,  kehren  mehrfach 
ausgezeichnet  wieder ,  von  selbständigen  Geschäftsinhabern  dagegen  u.  a. 
Hardt  &  Schmidts-Düsseldorf,  Körner-Steglitz.  Den  Grund  für  diese,  wenn 
auch  an  sich  günstige,  so  doch  vorwiegend  einseitige  Beteiligung  glaube  ich 
in  erster  Linie  dem  Umstände  zuschreiben  zu  müssen,  dass  betreffs  der  Auf- 
gaben, bei  aller  sonstigen  Sorgfalt  der  Angabe  detaillierter  Terrainverhältnisse, 
die  Aufgabe  an  sich  noch  zu  abstrakt  hingestellt  wird.     Will    sich    der    Land- 

*)  Nationel  Chrysanthemum  Society. 


Hillmanns  Zement-Isolier-Bausteine   für  Gärtnereien. 


49 


schafter  in  wirklich  künstlerischer  Weise  bewähren,  so  kann  er  dies  doch  in 
erster  Linie  nur  in  glücklicher  Einfügung  seines  geplanten  Bildes  in  die  den 
Teil  umgebende  Landschaft,  den  Teil  einschliessende  Umgebung  thun.  Es 
gehören  meines  Erachtens  nach,  soll  das  Ganze  recht  wirken  und  entsprechend 
disponiert  sein,  zu  jeder  Aufgabe  genaue  Andeutungen  über  Ort,  Lage,  Boden- 
beschaffenheit  des  nächsten  Gesamt-Landschaftsbildes.  Ich  meine,  dass  wir  über 
die  Zeit,  nur  ideelle  Aufgaben  für  derartige  Zwecke  stellen  zu  können,  bereits 
hinweg  sind.  Denn  eine  dahingehörige  Disposition  gleicht  mehr  oder  minder 
einem  Schlag  ins  Wasser.  Allein  auch  in  Darstellung  eigener  Anlagen  herrscht 
grosser  Wetteifer  und  namentlich  wirkten  hier  u.  A.  die  Vorführungen  einer 
Yillegiaturanlage  auf  dem  Deister  Gebirge  von  Herrn  Gartendirektor  Trip- 
Hannover,  durch  die  Fülle  interessanter  Einzelheiten. 

Auch  die  Fortbildungsschüler  fehlten  hierbei  nicht  mit  z.  T.  recht 
anerkennenswerten  Leistungen  bez.  Fleiss  und  Geschicklichkeit  in  der  Aus- 
führung. Das  Fortbildungsschulwesen  trägt  hier  den  Stempel  einer  hervor- 
ragenden Leistung  und  wird  den  kommenden  Berufstechnikern  nur  zum  Vorteil 
gereichen.  Über  die  wesentlichen  Momente  des  betr.  Unterrichtes  gelegentlich 
an  einer  anderen  Stelle.  Hoffmann. 


Hillmanns  Zement-Isolier-Bausteine  für  Gärtnereien. 

ufmerksam  gemacht  durch  die  Herren  Gärtnereibesitzer  Kretschmann- 
Pankow  und  H.  Mehl-Weissensee,  besichtigte  ich  am  30.  November  v.  J. 
Zementsteinfabrik  des  Herrn  Georg  Hillmann  in  Waidmannslust  bei 
Berlin  (an  der  Xordbahn)  und  sah  dann  in  dem  nahen  Hermsdorf,  dass  nicht 
nur  Mistbeetkästen  oder  Gewächshäuser  (wie  bei  den  genannten  Herren  und 
Herrn  Reinhold  Hoffmann-Weissensee),  sondern  auch  ganze  Villen  aus 
Zement-Isolier-Steinen  erbaut  werden. 

In  der  Fabrik  des  Herrn  Flillmann  werden  ferner,  vermittelst  der  voll- 
kommensten Maschinen  und  Modelle,  aus  scharfem  Sand  und  bestem  Portland- 
zement viele  andere  Arten  Bausteine  in  bemerkenswertem  Umfange  hergestellt, 
wie  Isolier-Gewülbsteine,  Pfeiler-  und  Sockelsteine  für  Thorwege  und  Front- 
gitter, Treppenstufen,  Steine  für  Schornsteinanlagen,  Platten  für  Trottoir-  und 
Hofpflaster,  Rinnen-  und  Gossensteine,  Dachfalzziegel  und  vieles   andere   mehr. 

Die  Isolier-Bausteine,  welche  in  verschiedenen  Grössen,  von  5000  cm 
und  in  Stärken  von  20—15 — 10  und  7  cm  angefertigt  werden,  sind  in  ganzer 
Höhe    mit  durchgehenden  Kanälen  von  entsprechenden  Dimensionen  versehen. 

Bei  Villenbauten  werden  für  die  Aussenwände  doppelte  Wände  mit  Luft- 
schicht, für  die  Zwischenwände  einfache  Isolier-Bausteine  angewendet.  Durch 
die  in  den  Kanälen  eingeschlossene  Luftschicht  werden  die  Räume  zweckmässig 
temperiert;  sie  sind  im  Sommer  kühl  und  im  Winter  warm.  Das  Aufmauern 
dieser  Steine  geht  ausserordentlich  rasch  von  statten,  und  sehen  alle  daraus 
gefertigten  Bauten  sehr  sauber  aus.  Von  nicht  zu  unterschätzendem  Vorteil  ist 
ferner,  dass  die  Steine  leicht  mit  Meissel  und  Bohrer  bearbeitet  werden  können. 
Aus  Hillmanns  Zement-Isolier-Bausteinen  aufgeführte  Mauern  und  Wände 
sind  nicht  nur  teuer-  und  schwammsicher,  sondern  auch  vollkommen  wider- 
standsfähig   gegen    YV'itterungseinflüsse,    wie    die    seither    in     Hermsdorf    und 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


Umgebung  aufgeführten  Bauten  unzweifelhaft  darthun.  Auch  hinsichtlich  ihrer 
Tragfähigkeit  ist  die  Festigkeit  der  Isoliersteine  durch  Atteste  der  königlichen 
Prüfungsstation  für  Baumaterialien  genügend  nachgewiesen  und  es  übernimmt 
daher  Herr  Hillmann  eine  vieljährige  Garantie  für  die  Güte  seiner  Fabrikate. 
Aus  dem  Handelsblatt  für  den  deutschen  Gartenbau  1898,  S.  402,  ersehen  wir. 
dass  Herr  Reinhold  Hoffmann  bereits  eine  Erdbude  von  40  m  Länge  hat 
erbauen  lassen,  Herr  Mehl  zwei  Gewächshäuser,  Herr  Kretschmann  gleich- 
falls zwei  Gewächshäuser;  alle  sprechen  sich  lobend  über  die  hierzu  ver- 
wendeten Isolier-Bausteine  aus  und  heben  besonders  hervor,  dass  dieselben 
durchaus  zweckmässig  und  dauerhaft  seien.  Über  die  Winterfestigkeit  können 
sie  noch  kein  Urteil  fällen,  weil  die  Häuser  erst  im  Sommer  1898  errichtet 
worden  sind.  Herr  Hillmann  hat  aber  einen  Anbau  seines  eigenen  Gewächs- 
hauses in  Hermsdorf  vor  drei  Jahren  aus  solchen  Steinen  hergestellt  und  zeigt 
derselbe,  wie  wir  uns  überzeugen  konnten,  keine  Beschädigungen  durch  Frost  etc. 
Die  Zement-Isolier-Steine  scheinen  sich  sonach  in  jeder  Weise  zu  bewähren 
und  wäre  damit  für  Gärtnereien  ein  äusserst  empfehlenswertes  Material,  mit 
dem  sich  leicht  hantieren  lässt,  gegeben.  Auch  für  andere  Bauten 
eignen  sich  die  Zement-Isolier-Bausteine  gut.  Wie  wir  hören,  sind  u.  a.  seitens 
der  Kruppschen  Germania- Werft  und  seitens  der  Borsigschen  Fabrik  grössere 
Bestellungen  auf  diese  Steine  erfolgt,  welche  sie  zu  Zwischenwänden  für  ihre 
neuen  Fabrikgebäude  in  Tegel  verwendet  haben.  L.  Wittmack. 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen  etcr 


Neue  Cactus-Dahlien  für  1899, 
angeboten  von  Thomas  S.  Ware,  Ltd., 

Haie  Farm  Nurseries,  Tottenham,  London,  N. 
Nach  den  Beschreibungen  der  Züchter. 


Antelope. 

Kirsch-karmoisin,  die  Spitzen  der 
Fetalen  mit  einem  grünlichen  Gelb 
betupft.    Sehr  schöne  Form.    1  m  hoch. 

Captain  Broad. 

Farbe  vom  leuchtendsten  Kirschrot 
klar  und  bestimmt  ohne  jede  Schattie- 
rung. Petalen  sehr  lang,  gedreht  und 
gewunden,  geben  der  Blume  ein  ent- 
zückendes Aussehen.  Stiel  lang,  steif 
und  aufrecht.     1  m  hoch. 

Countess  of  Lonsdale. 

Eine  ausgesuchte  Schattierung  von 
reich  lachsrot,  mit  einem  Anflug  von 
Aprikosen-Farbe  an  der  Basis  der 
Petalen,  geht  nach  den  Petalenspitzen 
in  ein  zartes,  weiches  Blass-karmin 
über.     Reichblühend.     0,90  m  hoch. 


Debonair. 

An  der  Basis  der  Petalen  zimmet- 
farbig,  nach  den  Spitzen  sich  zu  einer 
reichen  Kupferfarbe  vertiefend.  Petalen 
lang  und  schmal,  nach  der  Mitte  der 
Blume  zusammengebogen.  Eine  der 
schönsten  Varietäten,  die  je  gezüchtet. 
0,90  m  hoch. 

E.  0.  Greenincj. 
Dunkel-purpur,    lange    gedrehte   Pe- 
talen.    Volle    runde,     schön    geformte 
Blüte.     Reichblühend. 

Ebony. 

Eine  sehr  schöne  Kaktus-Form  von  tief 
schwärzlicher  Ebenholzfarbe,  beinahe 
ganz  schwarz,  mit  einem  leuchtenden 
Glanz  auf  den  Petalen.  Die  dunkelste 
Cactus-Dahlie,  die    je    gezüchtet. 

Exquisite. 

Rötlich-zimmet-  oder  blassrot  apri- 
kosenfarben.  Die  langen  vogelklauen- 
artigen  Petalen  geben  der  Blume  ein 
hübsches  Ansehen.  Ausserordent- 
lich reichblühend.  Stengel  lang.. 
0,90  m  hoch. 


Kleincrc   Mitteilungen. 


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Firebrand. 
Ein  sehr  reiches  sammtig  Karmoisin. 
Petalen  lang,    schmal  und  spitz.     Eine 
wertvolle  Einführung  in  dieser  Farbe. 
1,35  ni  hoch. 

Lucius. 
Tief  orange.     Blume   von  sehr  guter 
Qualität,    gutem    Habitus    und   Wuchs. 
Sehr  reichblühend.     0,90  m  hoch. 

Magnificent. 

Hell  orange  mit  stumpf  ziegelbraun. 
Petalen  röhrenförmig,  sternartig,  ähnlich 
Starfish.  Stengel  lang  und  kräftig. 
Blume  ist  sehr  gross  und  hat  ein  selten 
schönes  Aussehen.  Entschieden  eine 
Errungenschaft  in  der  Klasse  der 
Cactus-Dahlien. 

Radiance. 
Lebhaft  orange-scharlach.    Eine  sehr 
distinkte    Blume.      Reichblühend    und 
gut    für    Ausstellungen.     0.75  m   hoch. 

Sylvia. 

Silberig  lila,  schattiert  karmin, 
Petalen  dunkel  gerändert.  Sehr  zarte 
Farbe.  Kräftiger,  langer  Stengel. 
Blume  bis  15  cm  im  Durchmesser. 
Ausgezeichnet  für  Schnitt.  Sehr 
unempfindlich  gegen  kaltes  und  nasses 
Wetter  und  ausserordentlich  dauerhaft. 
Sehr  zu  empfehlen.     1.25  m  hoch. 

The  Clown. 
Eine  sehr  bemerkenswerte  Blume. 
Die  Grundfarbe  ist  weich  ziegelrot 
und  jedes  Petal  bis  zur  halben  Länge 
weiss  betupft.  Ausgezeichnet  gut  ge- 
formte Blüte.  Stengel  lang  und  steif. 
1.25  m  hoch. 


Viscountess  Sherbrook. 

Leuchtend  rötlich  terracotta,  apri- 
kosenfarbig übergössen.  Petalen  lang 
schmal  und  zusammengedreht.  Sehr 
reichblühend.     0,90  m  hoch. 

Wallace. 
Leuchtend  bernsteinfarbig.  Die 
Rückseite  der  Petalen  mit  einem 
weichem  Rot  Übergossen.  Blüte  voll- 
kommen distinkt  und  sehr  brauchbar. 
1,25  m  hoch. 

William  Cuthbertson. 

Reich karmoisin-lackfarben, gegen  die 
Spitzen  der  Petalen  in  ein  leuchtend 
Karmin  übergehend.  Sehr  lange  und 
und  gewundene  Petalen.  Sehr  reich- 
blühend an  langen  steifen  Stengeln. 
Blume  sehr  dauerhaft.    1,25  m  hoch. 

Obige  Sorten  sind  eine  Auslese  der 
schönsten  neueren  englischen  Kaktus- 
Dahlien. 

*  * 

Neuheiten  von  1898. 
Amber,  Arachne,  Capstan,  Colonel' 
Wilson,  Daffodil,  E.  J.  Deal,  Eastern 
Queen,  Island  Queen,  King  Fisher, 
Taverstock  Beauity,  Mary  Service,  Miss 
Agnes  Box,  Night,  Porcupine,  Ruby. 
Tillie,  Casilda  Falka,  Keynes  White, 
die  beste  weisse  Kaktus-Dahlie. 

*  * 

Neuheiten  von  1897 
sind  African,  Bridesmaid,  Cedric, 
Cinderella,  Cycle,  Dr.  Jameson,  Ensign, 
Fantasy.  Flossie,  Harry  Stredwick,  Iona. 
Tessie,  Mrs.  Kingsley  Foster,  Mrs. 
G.  Cole,  Miss  Webster,  Ophelia,  Prinzess 
Ena,  The  Queen. 


Kleinere  Mitteilungen. 


Dankschreiben    der  Kaiserin    an   Georg  Egger. 

Dem  Sammler.  Züchter  und  Exporteur 
syrischer  Blumenzwiebeln  Georg 
Egg  er  in  Jaffa,  welcher  anlässlich 
des  Kaiserbesuches  Ihrer  Majestät  der 
Kaiserin  eine  Kollektion  Blumen- 
zwiebeln des  heiligen  Landes  ein- 
sandte, ging  aus  dem  Kabinet  der 
Kaiserin  und  Königin  ein  Dankschreiben 
zu,  worin  bemerkt  wurde,  dass  auf 
Allerhöchsten  Befehl  Ihrer  Majestät 
diese  Blumenzwiebeln  in  Sanssouci 
eingepflanzt  worden  sind. 


Preisgekrönte  Entwürfe. 
Am  Sonnabend  wurden  im  Rathause 
zu  Schöneberg  unter  dem  Vorsitz  des 
ersten  Bürgermeisters  Herrn  Wilde 
von  der  Jury  die  Preise  verteilt  für 
die  Entwürfe  zur  Ausschmückung  des 
Platzes  Z.,  für  welche  die  Berliner 
Bodengesellschaft  eine  Konkurrenz 
ausgeschrieben  hatte.  Der  1.  Preis 
mit  dem  Motto  Ruhe«  wurde  dem 
königl.  Garteninspektor,  Lehrer  der 
königl.  Gärtnerlehranstalt  Encke, 
Wildpark.  Viktoriastr.  41,  der  2.  Preis 


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Kleinere  Mitteilungen. 


mit  dem  Motto  »Ruhe  2«  dem  städtischen 
Friedhofverwalter  und  Landschafts- 
gärtner Georg  Beitz,  Köln-Merheim, 
der  3.  Preis  mit  dem  Motto  »Con  amore« 
dem  Architekten  H.  A.  Krause, 
Berlin  W.,Culmstr.  5,  zuerkannt.  Ferner 
wurde  der  Ankauf  der  Projekte  »Stadt- 
recht« von  Fritz  Schultz e,  Grunewald 
und  Richard  Köhler,  Inhaber  der 
Firma  J.  Haack  Nachf.  H.  Köhler, 
Berlin  W.,  Nettelbeckstr.  15,  und 
»Exzentrisch«  von  Paul  jatzow  und 
Schweitzer,  Schöneberg,  Goethestr.6, 
empfohlen.  Sämtliche  prämiierte  Ent- 
würfe sind  im  Rathaus  zu  Schöneberg 
zur  Besichtigung  ausgestellt. 

Ein    Verfahren     zur    Behandlung     natürlicher 
Blumen  und  Blätter, 

um  dieselben  als  Dauerblumen  zu 
dekorativen  Zwecken  verwenden  zu 
können,  wurde  kürzlich  durch  Patent 
in  Deutschland  geschützt.  Bei  diesem 
Verfahren  werden  die  natürlichen 
Blumen  und  Blätter  einseitig  mit  einer 
erstarrenden,  das  Wesen  der  Blume  hin- 
sichtlich ihrer  Form  nicht  beeinflussen- 
den Masse  bestrichen.  Eventuell  kann 
hierzu  auch  eine  aus  Gewebe,  Papier, 
Draht  oder  dergleichen  bestehende 
Einlage  angewandt  werden.  Die  Gegen- 
stände werden  sodann,  wie  uns  das 
Patentbureau  von  H.  &  W.  Pataky, 
Berlin  mitteilt,  mittels  trockener  Luft 
oder  auf  sonst  geeignetem  Wege  ge- 
trocknet und  schliesslich  in  eine  er- 
starrende Masse,  beispielsweise  Gips, 
Zement,  Wasserglas,  Salzlösung,  oder 
dergleichen  eingetaucht. 


Die  beste  Zeit  zum  Schneiden   der  Edelreiser 

ist  nach  der  »Dresd.  ldw.  Pr.«  vom 
November  bis  Februar,  wenn  der  Saft 
zurückgetreten  und  kein  Trieb  in  ihnen 
ist.  Die  Reiser,  welche  man  zum  Ver- 
edeln nimmt,  müssen  gesund,  im  Kern 
nicht  rot  und  an  der  Rinde  nicht 
schwärzlich  sein.  Auch  der  Baum 
muss  gesund  sein.  An  der  Mittagsseite 
oder  am  Wipfel  des  Baumes  findet  man 
die  besten  Reiser.  Fruchtreiser  oder 
Wasserschosse  soll  man  nicht  nehmen. 
Bis  zum  Gebrauche  legt  man  dieselben 
im  Garten  in  die  Erde  oder  auch  im 
Keller  in  feuchten  Sand.  Reiser,  die 
man  aus  anderen  Gegenden  erhält  und 
welche  vielleicht  schon  etwas  trocken 
aussehen,  legt  man  erst  etwa  24  Stunden 
in  frisches  Wasser.    Die  Stellen,  welche 


in  der  Erde  oder  im  Sand  gesteckt 
haben,  schneidet  man  beim  Verbrauche 
ab  und  wirft  sie  weg.  Reiser,  welche 
im  Herbst  zeitig  oder  im  Frühjahr 
spät  geschnitten  werden,  schlagenbesser 
aus,  wenn  man  sie  erst  eine  Zeitlang 
vor  dem  Gebrauch  in  die  Erde  steckt, 
damit  der  Saft  aus    ihnen    verdunstet. 


Anlage  von  Frühbeetkästen. 

Die  Tiefe  des  Frühbeetkastens  richtet 
sich  nach  den  unterzubringenden  Dung- 
stoffen und  auch  nach  der  Höhe  des 
Grundwassers.  Wo  solches  vorhanden 
ist  und  im  Winter  sehr  hoch  tritt,  soll 
die  Erde  nach  dem  »Ldw.  Anz.  f.  g. 
Dtschld.«  niemals  so  tief  ausgehoben 
werden  wie  in  Lagen,  wo  Grundwasser 
nicht  oder  nur  selten  zu  Tage  tritt. 
Für  gewöhnlich  werden  die  Frühbeet- 
kästen 50  bis  70  cm  tief  ausgeworfen. 
In  Fällen  aber,  wo  das  Frühbeet  oder 
der  Frühbeetkasten  nicht  auf  die  an- 
gegebene Weise  benutzt  werden  soll, 
grabe  man  alle  darin  befindliche  Erde 
und  so  auch  den  Dünger  im  Herbst 
aus,  werfe  sie  neben  das  Beet  oder 
schaffe  sie  an  eine  andere  Stelle.  Es 
ist  stets  gut,  wenn  der  Frühbeetkasten 
im  Herbst  schon  geleert  wird,  man 
hat  ihn  so  zur  nächsten  Bestellung  frei 
und  kann  ihn  leichter  wieder  mit 
Dünger  oder  Erde  füllen;  wartet  man 
hingegen  mit  dem  Ausleeren  bis  zum 
Frühjahr,  so  ist  dies,  weil  die  Erde 
bisweilen  sehr  lange  nass  bleibt,  viel- 
umständlicher  als  im  Herbst  und  Winter, 
oder  will  man  warten,  bis  sie  trocken 
ist,  so  muss  man  sich  mitunter  sehr 
Tange  gedulden,  ehe  man  zum  Bestellen 
kommen  kann. 


Wagners  Nähr-Salz  in  der  Praxis. 

Von    Adam    Hey  dt,    Kunstgärtner. 

Wenn  auch  von  verschiedenen  Seiten 
praktischer  Gärtner  nicht  jene 
glänzenden  Resultate  erzielt  worden 
sind,  die  man  erhoffte,  so  ist  es  doch 
entschieden  Thatsache,  dass  Wagners 
Nähr-Salz  für  die  gärtnerischen  Kulturen 
von  hoher  Bedeutung  ist.  Die  ver- 
schiedenen Versuche,  die  ich  damit 
gemacht  habe,  haben  dies  bewiesen. 
Es  muss  jedoch  die  Anwendung  mit 
gewisser  Vorsicht  geschehen,  denn 
gerade  von  dieser  richtigen  Ausführung 
hängt  der  ganze  Erfolg  ab. 

In  der  irrigen  Meinung,  die  in  vielen 
Kreisen  der  Praktiker    herrscht,    dass, 


Unterrichtswesen. 


53 


je  stärker  dieDunggabe,destointensiver 
das  Wachsthum  sei,  wird  dem  Erfolg 
der  Todesstoss  gegeben.  Solche 
Praktiker  linden  die  Lösung  von  3  g 
Salz  auf  t  Liter  Wasser  zu  schwach, 
schon  weil  das  Wasser  nicht  die  geringste 
Trübung  zeigt.  Es  wird  dann  zu  viel 
Salz  gegeben,  was  einen  Misserfolg  in 
der  Kultur  zur  Folge  hat,  und  dann 
wird  kurzweg  gesagt,  das  Salz  taugt 
nichts. 

Neben  der  richtigen  Gabe  ist  auch 
notwendig,  dass  die  1  lauptbedingungen 
wie  Luft, Schatten, Bewässerung  u.  s.w., 
im  Auge  behalten  werden,  denn  nur 
da,  wo  sachliche  Behandlung  im  Verein 
mit  richtiger  Düngung  Hand  in  Hand 
geht,  kann  auf  guten  Erfolg  gerechnet 
werden,  [ch  kann  Wagners  Salz 
jedem  zur  Benutzung  empfehlen,  ein 
sicherer  Erfolg,  bei  ganz  reinlichem 
Arbeiten,  ohne  jeden  pestilenzartigen 
Geruch,sind  sehr  zubeachten  deFaktoren. 
Bei  Topfgewächsen  des  Hauses  wie 
im   Freiland    wirkt  es  gleich  gut. 

Sägespäne  für  Mistbeetkästen. 
Von   Adam    Hey  dt,   Kunstgärtner. 

Im  Bereiche  d'-r  Topfpflanzenkultur 
spielen  warme  .Mistbeetkästen  eine 
grosse  Rolle,  und  es  gilt,  besonders  im 
Frühjahr,  dieselben  recht  lange  warm 
zu  erhalten.  Wenn  guter  Mist  ver- 
wendet und  der  Kasten  auch  gut  ge- 
packt wird,  so  trägt  dies  sehr  dazu 
bei.  Allein,  wenn  dann  Erde  in  den 
Kasten  kommt,  in  den  die  Pflanzen  ein- 
gesenkt werden  sollen,  so  wärmt  sich 
der  Kasten  schlecht  und  verliert  be- 
deutend von  seiner  Wärme.  Will  man 
daher  letztere  recht  lange  erhalten, 
so  muss  das  Fütterungsmaterial  eben- 
falls wärmehaltig  sein.  Der  Eine  be- 
nutzt Lohe,  der  andereKoaksascheu.  s.w., 
hingegen  viel  zuwenig  werden  die  Säge- 
späne zu  diesem  Zweck  benutzt.  Säge- 
späne, besonders  aus  Buchenholz,  sind 
sehr  vorteilhaft.    Sic  wärmen  gut.  ver- 


dunsten gut  die  Feuchtigkeit,  lassen  nicht 
-n  s<  hnell  Moos  autkommen,  versauern 
die  Luft  nicht,  und  es  sieht  immer 
reinlich  aus.  Ich  benutze  Sägespäne 
zum  Einfüttern  von  Cyclamen, Begonien, 
Farnen,Maranten,Achimenes,(  rloxinien, 
Primeln.  Bouvardien  u.  s.  w.  Ich  habe 
hierbei  immer  eine  schöne,  last  egale, 
langanhaltende  Wärme  beobachtet  und 
cm  sehr  tlottes  Wachstum  aller  Pflanzen, 
was  mich  auch  bewog.  Sägespäne  zur 
vermehrten  Benutzung  zu  empfehlen. 
Besonders  im  Frühling  sind  sie  gut  am 
Platze.  Ficusstecklinge  wurzelten,  in 
Sägespäne  gesteckt,  recht  bald  und 
streuten  sozusagen  ihre  Wurzeln  in  den 
Spänen  ganz  umher.  Es  muss  jedoch 
darauf  geachtetwerden.  dass  die  Wärme 
nicht  zu  hoch   wird. 

Bestimmung  der  Himmelsgegend. 

Der  Landwirt  und  Gärtner  kommt 
oft  in  die  Lage,  sich  in  der  freien 
Natur  orientieren  zu  müssen,  ohne 
immer  einen  Kompass  bei  sich  zu 
führen.  Mit  Hilfe  der  Sonne  und  einer 
gewöhnlichen  Taschenuhr  kann  man 
aber  nach  der  »Balt.  Wochenschr.« 
jederzeit  dieXord-Südlinie  leicht  linden. 
Man  halte  die  Taschenuhr  mit  dem 
nach  oben  gerichteten  Zifferblatte  vor 
sich  hin  und  drehe  sich  so  lange,  bis 
der  kleine  Zeiger  genau  nach  der 
Sonne  gerichtet  ist.  Die  Nord-Süd- 
richtung wird  dann  durch  die  Linie 
markiert,  welche  den  Winkel  zwischen 
dem  kleinen  Zeiger  und  der  Zahl  XII 
des  Zifferblattes  halbiert.  Die  Stellung 
des  grossen  Zeigers  kommt  gar  nicht 
in  Betracht.  Ist  es  z.  B.  morgens 
LO  Ihr.  wenn  man  die  Bestimmung 
vornehmen  will,  so  wird  die  Meridian- 
linie durch  die  Linie  angegeben,  welche 
durch  die  Zahl  XI  gezogen  wird. 
Wird  dagegen  die  Beobachtung  am 
Nachmittag  um  4  Uhr  gemacht,  so 
giebt  die  durch  die  Zahl  II  gezogene 
Linie  die  Richtung  des  Meridianes  an. 


Unterrichtswesen. 


Kursus  über  Obstwein-  und   Obst-Schaumwein- 
Herstellung  in  Geisenheim. 

Im  die  neueren  Fortschritte  auf  dem 
Gebiete  der  Obstweinbereitung  speziell 
im  gewerblichen  Betriebe  weiteren 
Kreisen  zugänglich  zu  machen,  findet 
in  der  Zeit  vom  0.  bis  -'5.  Februar  1899 


an  der  önochemischen  Versuchsstation 
der  Königl.  Lehranstalt  zu  Geisenheim 
ein  Kursus  über  Herstellung  und  Be- 
handlung der  Obstweine  und  Obst- 
schaumweine statt.  .Nähere  Auskunft 
erteilt  der  Leiter  der  genannten 
Station.  Dr.  P.  Kulisch  in  Geisenheim. 


34 


Litteratur.  —  Ausstellungen  und   Kongresse. 


Litteratur. 


Fr.  Paeske,  Conraden.  Welche 
Waldbäume  sind  auf  den  w e n  i  g 
oder  g :  a  r  n  i  c  h  t  landwirtschaftlich 
benutzbarenBö den,  insbesondere 
auf  Sandböden  mit  und  ohne 
jM  er  gelbe  im  ischung  zu  bauen? 
Diese  kleine,  auf  Veranlassung  des 
Landwirtschaftlichen  Kreisvereins  ge- 
druckte Schritt  enthält  viele  praktische 
Winke  über  die  Anforderungen,  welche 
die  einzelnen  Baumarten  an  Boden  und 
Klima  stellen,  sowie  eine  Zusammen- 
stellung der  für  verschiedene  Boden- 
arten passenden  Bäume.  Die  kleine 
Abhandlung  dürfte  manchem  Praktiker, 
der  in  die  Lage  kommt,  grössere  An- 
pflanzungen von  Waldbäumen  machen 
zu     müssen,    recht    willkommen    sein. 


Zawodny:  Pflanzen  ph  y  s  i  o  1  o  - 
gische  Betrachtungen  über  die 
Zu  a  im  er  Gurke  und  deren  Kultur. 
S.-A.  a.  d.  Jahresbericht  der  Gesell- 
schaft »Flora«  zu  Dresden. 

Wissenschaftliche  Ali tteilun gen, welche 
man  in  dieser  Abhandlung  nach 
dem  Titel  erwarten  könnte,  findet  man 
in  derselben  nur  einige.  Dagegen  wird 
der  praktische  Gurkenbauer  manche, 
freilich  mehr  interessante  als  belehrende 


Gesichtspunkte  in  der  kleinen  ..Me- 
trachtung" linden,  so  speziell  über  den 
Verein. .Interessenschutz  der  Exporteure 
konservierter  Gurken'",  sowie  über  die 
Znaimer  Marktordnung.  Dr.  Kr. 


Bericht  über  dieThätigkeit  des 
chemischen  Untersuchungsamtes 
der  Stadt  Dresden  für  die  Zeit  vom 
1.  August  bis  31.  Dez.  1896.  Desgl.  bis  1897. 

Jahresbericht  der  K.  K.  Samen - 
kontrollstation  in  Wien.  Heraus- 
gegeben vom  Direktor  Ritter  von 
W  e  i  n  z  i  e  r  1 . 

E.  Licrcke  und  Dr.  D.  Morck,  Chry- 
santhemum-Düngungsversuche.  1897. 
Herausgegeben  von  der  Agrikultur- 
Abteilung  des  Verkauf-Syndikats  der 
Kaliwerke  in  Leopoldshall-Stassfurt. 
Die  Verfasser  verwandten  drei  ver- 
schiedene Nährsalze  und  erhielten 
ungefähr  dieselben  Resultate.  Kali 
scheint  für  Chrysanthemum  weniger 
nötig  als  Stickstoff  und  Phosphorsäure. 
Sie  gaben  5  g  Nährsalz  per  Liter  und 
gössen  damit  alle  8  bis  14  Tage  (auf 
eine  Giesskanne  von  10  1  Inhalt  50  g 
Nährsalz). 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


Petersburg.  III.  internationale 
Garten  bau- Ausstellung  vom  5.19. 
bis  15./27.  Mai  1899.  Anmeldungen  bis 
spätestens  zum  1.  13.  März  an  Geheim- 
rat Exzellenz  Prof.  Fischer  von 
Waldheim,      Kaiserl.      bot.      Garten. 

1.  Alle  Ausstellung^  -  Gegenstände 
haben  keinen  Zoll  zu  zahlen,  falls 
selbige  zwei  Monate  nach  Schluss 
der  Ausstellung  über  die  Grenze  zu- 
rückbefördert werden  (sie  zahlen  also 
Zoll  nur  im  Fall,  wenn  sie  hier  im 
Lande  bleiben,  also  verkauft,  ver- 
schenkt etc.  werden).  Die  Gegenstände 
müssen  mit  einer  Etiquette  von  der 
Kaiserl.  Russische  Gartenbau- Gesell- 
schaft mit  der  Aufschrift  »transito 
Ausstellung«  versehen  sein,  siepassieren 
dann  die  Grenze  ohne  Aufenthalt  und 
werden  erst  im  Ausstellungsgebäude 
geöffnet. 


2.  Alle  Exponate  zahlen  nichts  für 
den  Rücktransport  von  der  Ausstellung 
biszurGrenzstation.  überweiche  selbige 
vom  Auslande   nach   Russland   kamen. 

3.  Um  eine  Preisermässigung  (Gratis- 
rückfahrt) der  nach  der  Ausstellung 
vom  Auslande  kommenden  Kommissare, 
Delegierten,  Preisrichter,  Exponenten 
und  Begleiter  der  Exponate  sind  Ver- 
handlungen eingeleitet,  über  deren 
Resultat  jedoch  noch  nichts  bekannt  ist. 

4.  Für  die  Vorkultur  der  aus- 
zustellenden Pflanzen  werden  im 
'Bäurischen  Garten  zwei  grosse  Ge- 
wächshäuser vorhanden  sein  mit  dem 
dazu  nöthigen  Personal.  Herr  Siess- 
meyer  jun.  will  die  Sache  überwachen. 

Ausserdem  werden  wohl  zwei  Ge- 
wächshäuser von  140  Fuss  Länge  für 
die  auszustellenden  Gegenstände  extra 
erbaut  werden. 


Aus  den  Vereinen.  —  Gewerbliche  Angelegenheiten  —  Preisverzeichnisse. 


- 


Für  bevorstehende  Festlichkeiten  isl 

ein  Komitee  gebildet  winden,  welches 
auch  für  Wohnungen  etc.  zu  sorgen  hat. 

Alle  Exponenten  können  auch  zu- 
gleich Preisrichter  sein,  natürlich  in 
einer  anderen   Preisbewerbung. 

(Letzteres  erscheint  auch  uns  in 
diesem  Falle  empfehlenswert.  Es 
wird  sich  Mancher  eher  entschliessen 
in     Petersburg      Pflanzen     und     abge- 


schnittene Blumen  auszustellen,  wenn 
er  sie  selbsl  mitnehmen,  bezw.  über- 
wachen kann.)  I..  W. 

Mont-St.  Amand  bei  Gent.  Grosse 
i  n  ternation  ale  Garl  e  n  bau  -  A  u  s- 
stellung  (Grande  Exposition  inter- 
nationale d'Horticulture)  vom  30.  April 
bis  9.  Mai  1899.  Das  Programm  von 
derselben  isl  erschienen. 


Aus  den  Vereinen. 


Deutsche  Dahlien-Gesellschaft. 
Erste  Jahres-Versammlung,  Sonntag 
den  39.  Januar,  nachmittags  2 1/2  Uhr, 
in  den  Räumen  des  Clubs  der  Land- 
wirte, Berlin  SW.,  Zimmerstrasse  90  91. 
Tagesordnung:  1.  Erstattung  des 
Jahres-  und  Kassenberichtes;  2.  Vor- 
standswahl; 3.  diesjährige  Ausstellungs- 
besprechung;  4.  neue  Anträge  zu  den 
Wertzeugnisbestimmungen  und  daran 
anschliessend  Bekanntgabe  der  letzt- 
jährigen Dahlienausstellungen;  5.  Ver- 
schiedenes. Nach  der  Sitzung  findet 
gemeinsames    Abendessen,    ä   Couvert 


l,50  M.,  statt.  Um  recht  zahlreichen 
Besuch  der  Mitglieder  sowie  Dahlien- 
liebhaber bittet 

Der  Vorstand 
C.   Kotte,  Präsident. 

Potsdamer  Gartenbau  Verein. 

In  der  General- Versammlung  am 
4.  Januar  d.  J.  wurde  der  bisherige 
eiste  Vorsitzende  des  Vereins,  der 
Inspektor  der  Königl.Gärtnerlehranstarl 
am  Wildpark  bei  Potsdam.  Herr  Th. 
Echtermeyer,  wiederum  einstimmig 
zum  ersten   Vorsitzenden  gewählt. 


Gewerbliche  Angelegenheiten. 


Wirtschaftlicher  Ausschuss. 

her  Staatssekretär  des  Innern  hat 
den  Verein  zur  Beförderung  des  Garten- 
baues ersucht,  einen  Vertreter  zu 
entsenden  zu  einer  am  21.  Januar  im 
Reichsamt  des  Innern  stattfindenden 
Versammlung  des  wirtschaftlichen  Aus- 
schusses zur  Besprechung  der  wirt- 
schaftlichen Verhältnisse  der  Gärtnerei 
und  etwa  zu   machenden    Erhebungen. 

Der  Vorstand  hat  den  Direktor  des 
Vereins,     Herrn     Königl.     Gartenbau- 


direktor 

ernannt. 


Lackner,     zum     Vertreter 


Schutzzoll-Versammlung  in  Berlin. 
Am  11.  fanuar  fand  in  denGermania- 
sälen  ein  e  gn  »sseVe  rsam  m  Lung(i  500]  'e  1- 
sonen)  der  Handelspartner  der  Povinz 
Brandenburg,  einberufen  vom  Verbände 
der  Handelspartner,  statt  in  welcher 
Lebhaft  für  den  Schutzzoll  gesprochen 
wurde.  Ein  näherer  Bericht  kann  erst 
in  nächster  Nummer  erfolgen. 


Eingesandte  Preisverzeichnisse. 


Adolph  Demmler,  Perlin  und 
Friedrichsfelde,  Preisverzeichnis  über 
Sämereien.  —  Haage  &  Schmidt. 
Erfurt.  Ilauptverzeichnis  über  Samen 
und  Pflanzen1  mit  Abb.).  —  Gebr.  Dippe, 
Quedlinburg.  Samenkataloe.  Joseph 
Klar  in  Perlin,  Linienstrasse,  Haupt- 
Preiskourant     (mit    Abb.).     —     Ernst 


Strauss  in  Köln -Ehrenfeld,  Garten- 
geräte (mit Abb.).  —  Martin  Grashof 
in  Quedlinburg.Feld-,1  remüse-,  Garten-, 
Gras-  und  Waldsamen,  Blumensamen 
(mit  Abb.).  Vilmorin,  Andrieux 
&  (  o.  in  Paris,  Engros- Preisverzeichnis 
über  Gemüse-,  Feld-  und  Blumen- 
sämereien    (mit     Abb.).  Sattler 


Personal-Nachrichten.    —  Winterfest. 


&  Bethge  in  Quedlinburg,  Engros- 
Preisliste  über  dasselbe  (mit  Abb.). 
—  Otto  Putz  (Ferdinand  Jühlke  Nach- 
folger) in  Erfurt,  dasselbe   (mit  Abb.). 


—  Kohlmannslehne r  &  Schwenke 
in  Schöneberg  -  Berlin .  dasselbe  für 
Handelsgärtner. 


Personal-Nachrichten. 


Der Kgl. Gartenbaudirektor  Lackn  er 
in  Steglitz.  Direktor  des  Vereins  zur 
Beförderung  des  Gartenbaues,  ist  von 
der  bayerischen  Gartenbau-Gesell- 
schaft zum  korrespondierenden  Mit- 
gliede  ernannt. 

Am  3.  Dezember  starb  zuWernigerode 
der  Kunst-  und  Handelsgärtner  Ulrich 
Pitt  im  70.  Lebensjahre.  Er  war  lang- 
jähriges Mitglied  des  Vereins  zur  Be- 
förderung des  Gartenbaues,  ein  ge- 
borener Jeveraner.  aber  fast  40  Jahre 
in  Wernigerode  etabliert  und  als 
Knollenbegonienzüchter  in  weiteren 
Kreisen  bekannt.  Einer  der  »Getreuen 
aus  Jever«,  hat  er  wiederholt  in  wohl- 
gelungenen Versen  den  Alt-Reichs- 
kanzler begrüsst  und  dafür  warme 
Anerkennung  und  Dank  empfangen. 


garten-Inspektor  nach  Oliva  bei  Danzig 
an  Stelle  des  verstorbenen  Rad  icke 
berufen  und  wird  am  1.  Februar  sein 
neues  Amt  antreten. 


Der  Professor  der  systematischen 
Botanik  an  der  deutschen  Universität 
in  Prag.  Dr.  Richard  v.  Wettstein, 
ist  vom  Professorenkollegium  der 
Wiener  Universität  unico  loco  zum 
Professor  der  Botanik  und  Direktor 
des  Botanischen  Gartens  der  Wiener 
Universität  vorgeschlagen  worden. 


Der  Obergärtner  des  botanischen 
Gartens  in  Zürich.  Erich  Wocke. 
Mitglied  des  Vereins  zur  Beförderung 
des  Gartenbaues,   ist  als  Kgl.  Schloss- 


Der  Direktor  der  Royal  Botanie 
Gardens,  Kew  bei  London,  William 
Turner  Thiselton  Dyer  Esq..  ist  in 
Anerkennung  seiner  Verdienste,  die  er 
den  englischen  Kolonialregierungen 
erwiesen,  von  I.  M.  der  Königin  von 
England  zum  Kommandeur  des  hohen 
Ordens  von  St.  Michael  und  St.  George 
ernannt  und  führt  damit  das  Prädikat 
»Sir«.  Wir  freuen  uns  herzlich  über 
diese   Auszeichnung. 


Winterfest  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues. 
Abendessen  und  Ball. 

Donnerstag,  den  19.  Januar  8  Uhr  präc,  im  Hotel  Imperial,  Unter  den  Linden  44. 

Auf  vielfachen  Wunsch  ist  die  Anmeldefrist  bis  zum  16.  Januar  verlängert. 
Meldungen  mit  Angabe  der  Zahl  der  Damen  und  der  Herren  an  Herrn  Hof- 
lieferanten J.  F.  Uoock,    Berlin  X.,    Chausseestr.  52a.     Telephon-Amt  III,  183. 


Tagesordnung 

für  die 

855.  Versammlung  des  Vereins  z.  Beförderung  d.  Gartenbaues  i.  i  pr.  Staaten 

am  Sonnabend  den  28.  Januar  1899,  6  Uhr, 

im  grossen  Hörsaal  der  Königl.  landw.  Hochschule,  Invalidenstrasse  42. 

1.  Ausgestellte  Gegenstände.  2.  Abermalige  Wahl  des  1.  Stellvertreters  des 
Direktors,  da  die  Wahl  am  29.  Dezember  nicht  zu  Stande  gekommen  ist.*)  ?.  Vortrag  des 
Herrn  Kgl.  Gartenbaudirektors  Carl   Hampel:  Die  Verschönerung  der  Städte.    4.  Verschiedenes. 


*)   her  Wahlzettel  liegt  für  die  hiesigen  Mitglieder  diesem  Heft  bei. 


Neue  Mitteilungen  über  die  europäischen  Obst-Schildläuse  im 
Vergleich  zur  San  Jose-Schildlaus. 

_^j  Von  Professor  Dr.  Frank-Berlin. 

v>b  eit  vergangenem  Winter  wissen  wir,  dass  die  San  Jose-Schildlaus  aus 
£&T  Amerika  mit  lebenden  Pflanzen  und  Obst  zu  uns  herübergebracht  wird. 
Deshalb  hat  seitdem  die  europäischen  Regierungen  und  Obstplantagenbesitzer 
die  Frage  beschäftigt,  ob  der  amerikanische  Schädling  etwa  bereits  in  unsere 
heimischen  Obstkulturen  übergegangen  ist.  Denn  wenn  derselbe  auch  erst  seil 
verhältnismässig  kurzer  Zeit  in  so  verheerenden  Dimensionen  in  den  nord- 
amerikanischen Staaten  selbst  sich  ausgebreitet  hat.  so  war  bei  unserem  regen 
Verkehr  mit  Amerika  und  bei  der  thatsächlich  bereits  vielfach  konstatierten 
Einschleppung  der  Schildlaus  auf  importiertem  Obst  die  Befürchtung,  dass 
Europa  bereits  verseucht  ist,  sehr  naheliegend.  Jedenfalls  würde  dies  in  ab- 
sehbarer Zeit  mit  Sicherheit  zu  erwarten  sein,  ebenso  wie  wir  früher  durch 
die  unbeschränkte  Aufnahme  amerikanischer  Produkte  uns  die  Blutlaus,  die 
Reblaus,  die  Wein-Peronospora  geholt  haben.  Bei  allen  diesen  Schädlingen 
haben  wir  die  rechte  Zeit  verpasst,  um  durch  geeignete  Einfuhrbeschränkungen 
der  Invasion  zuvorzukommen.  Bezüglich  der  San  Jose-Schildlaus  liegt  in  diesem 
Augenblicke  die  Sache  noch  anders.  Dank  der  Nachforschungen,  die  durch 
eine  ganze  Kette  von  Sachverständigen  bis  jetzt  in  Deutschland  vorgenommen 
worden  sind,  darf  man  mit  grosser  Wahrscheinlichkeit  annehmen,  dass  unsere 
(  »bstkulturen  von  diesem  amerikanischen  Eindringling  augenblicklich  noch  frei 
sind,  denn  er  ist  bis  jetzt  noch  nirgends  auf  unseren  deutschen  Obstbäumen 
gefunden   worden. 

Xun  hat  man  aber  von  gewissen  Seiten  der  Sache  wieder  eine  ganz 
andere  Auffassung  gegeben  durch  die  Vermutung,  dass  die  bei  uns  seit  langer 
Zeit  als  einheimisch  bekannte  Obstschildlaus  Aspidiotus  ostreaeformis  nichts 
anderes  als  die  amerikanische  San  Jose-Schildlaus  sei,  nur  in  ihren  Formen 
durch  das  europäische  Klima  verändert,  mit  anderen  Worten,  dass  es  zwecklos 
wäre,  die  Einwanderung  der  San  Jose-Laus  aus  Amerika  zu  verhindern,  da 
dieselbe,  wenn  sie  wirklich  nach  Europa  überginge,  hier  im  Gewände  der 
ostreaeformis,  die  eben  schon  da  ist,  sich  fortpflanzen   würde. 

Zwischen  der  San  Jose-Schildlaus  (Aspidiotus  perniciosus)  und  unserem 
Aspidiotus  ostreaeformis  bestehen  allerdings,  wie  ich  gemeinschaftlich  mit 
Herrn  Dr.  Krüger  gezeigt  habe,  grosse  Ähnlichkeiten,  was  wir  durch  die 
Bezeichnung  des  einheimischen  A.  ostreaeformis  als  Pseudo-San  Jose-Schildlaus 
zum  Ausdruck  brachten;  trotzdem  haben  wir  doch  in  der  mikroskopischen 
Struktur  des  Hinterleibes  der  Weibchen  beider  Tiere  so  bedeutende, 
charakteristische  Unterschiede  festgestellt,   dass  die  Annahme,    so  etwas  könne 


rg  Neue  Mitteilungen  über  die  europäischen  Obst-Schildläuse. 


durch  das  Klima  verändert  werden,    höchst  unwahrscheinlich  erscheint,  worin 
uns  auch  von  zoologischer  Seite  zugestimmt  wird. 

Immerhin  ist  damit  jene  Vermutung  in  zwingender  Weise  noch  nicht 
widerlegt.  Am  leichtesten  würde  man  ja  die  Sache  entscheiden  können,  wenn 
man  San  Jose-Schildläuse  in  Europa  weiterzüchtete,  natürlich  unter  der 
erforderlichen  Isolierung;  doch  dürfte  ein  solcher  Versuch  mit  Rücksicht  auf 
das  Gemeinwohl  vielleicht  zu  gefährlich  erscheinen. 

Ich  habe  inzwischen  auf  einem  anderen  Wege  der  Entscheidung  dieser 
Frage  näher  zu  treten  gesucht.  Wäre  die  Vermutung  richtig,  dass  die  in 
Deutschland  vorkommende  Pseudo-San  Jose-Laus  eine  durch  das  Klima  ver- 
änderte echte  San  Jose-Schildlaus  sei,  so  müsste  man  dieselbe  in  einem 
europäischen  Lande,  welches  klimatisch  mit  den  amerikanischen  San  Jose- 
Schildlaus-Ländern  übereinstimmt,  in  der  amerikanischen  Form  auffinden, 
d.  h.  es  müsste  dort  die  echte  San  Jose-Schildlaus  vorhanden  sein.  Ein 
solches  Land  ist  Südtirol,  wo  bekanntlich  auch  ein  bedeutender  Obstbau 
getrieben  wird. 

Diese  Erwägung  veranlasste  mich,  die  südtiroler  Obstbaugegenden  behufs 
Erforschung  der  dort  auftretenden  Obstschildläuse  zu  bereisen.     Dies    geschah 
in  den  Monaten  August  und    September    vorigen    Jahres    und    erstreckte    sich 
erstens  auf  das  Hauptobstgebiet  Südtirols,  nämlich  auf  das  Etschthal  bei  Bozen. 
Hier  kamen  besonders  die  Umgegend  von  Bozen  sowie  die  Eppaner  Hochebene 
oder  Überetsch,  das  sogenannte  Paradies  von  Tirol,  zwischen  Bozen  und  Kaltem, 
in  Betracht,  wo  gemischt  mit  den  Weingärten  die  Obststücke  liegen,    in  denen 
der  Pfirsichbaum,  aber  auch  viel  Äpfel-,  Birnen-  und  Pflaumenbäume  vertreten 
sind.     Ferner  wurde  die  Gegend  von  Lana  bei  Meran  untersucht,  weil  sie  das 
Hauptproduktionsgebiet    der  aus  Tirol    exportierten    Äpfel    ist.     Diese    Gegend 
bietet  obstbaulich  ein  hohes  Interesse,  weil  die  Obstkulturen,  hier  durchgängig 
rein  aus  Apfelbäumen  bestehend,  feldmässig  angelegt  sind  in   mächtigen  Gras- 
gärten, welche  mit  Ausnahme  der  eigentlichen  Etsch-Aue  die   ganze  Thalsohle 
bis  zu  den  untersten  Anhöhen    bedecken,    über    welchen    sich    dann    erst    die 
Hänge  mit  Weinbau  und  darüber  die  Kastanien  anschliessen.     Jene  Apfelbaum- 
pflanzungen bestehen  zwar    meist  aus    Bäumen    mittleren    Alters,    vielfach    mit 
jungen  Nachpflanzungen;    hin  und  wieder  sind   aber    auch  Apfelbäume    in  den 
allerältesten  Individuen  zu  sehen,  wahre  Riesen  mit    ungeheurer  Krone,  die  in 
weitem  Umkreise  um  den  Stamm  bis  zur  Erde  hängt  und  urwaldartig  in  ihrem 
dichten  Zweiggewirr  alte  Astleichen  birgt,    weil  an  solchen    Bäumen    ein  Aus- 
schneiden und  Ausputzen  kaum  ausführbar  erscheint.     Endlich    habe    ich  aber 
die  Untersuchungen  auch  auf  die  Brixener  Gegend  ausgedehnt,  denn  sie  bildet 
klimatisch  den  Übergang  zu  den    deutschen    Obstländern;    vom    Brenner    nach 
Süden    liegt    Brixen    in    derjenigen    Thalweite,    in    welcher    man    den    ersten 
bedeutenden  Obstbau  antrifft.     Ausserdem  habe  ich  auch  das  südlichste  Baden, 
nämlich  die  Umgegend  von  Konstanz  und  besonders  die  Insel  Mainau,  die  durch 
ihr  südliches  Klima  ausgezeichnet  ist,  wo  die  ersten  Cypressen  im  Freien  aus- 
halten und  wo  überall  viel  Obst  gebaut  wird,  untersucht,  desgleichen  auch  den 
angrenzenden  schweizer    Kanton    Thurgau,    wo    ein    ausgedehnter    Obstbau  ge- 
trieben wird. 

Das    Ergebnis    der  Untersuchung    war,    dass    in    keinem    der    genannten 
Länder  auch  nur  eine  Spur  der  San  Jose-Schildlaus  gefunden  wurde,  dass  viel- 


Neue  Mitteilungen  über  die  europäischen  Obst-Schildläuse.  -q 


mehr  dort  nur  dieselben  Schildlausarten  auf  den  Obstbäumen  vorkommen,  wie 
in  Deutschland,  insbesondere  dass  die  Pseudo-San  Jose-Schildlaus(Aspidiotus 
ostreaeformis)  dort  in  allen  mikroskopischen  Details  mit  unserem  deutschen 
Insekt  genau  übereinstimmt  und  selbst  in  den  wärmsten  Lagen  der  südtiroler 
Obstgegenden  seine  Merkmale  in  keiner  Weise  im  Sinne  der  amerikanischen 
San  Jose-Schildlaus  abgeändert  zeigt.  Da  die  letztere  in  Amerika  die  Pfirsich- 
bäume als  ihre  liebsten  Nährpflanzen  bevorzugt,  so  habe  ich  der  Pseudo-San 
Jose-Schildlaus  auf  den  Plirsichbbäumen  in  Südtirol  noch  besondere  Auf- 
merksamkeit geschenkt,  aber  auch  hier  mit  dem  gleichen  soeben  ausgesprochenen 
Resultate. 

Da  nun  also  die  Pseudo-San  Jose-Schildlaus  in  den  wärmsten  Teilen 
Südtirols  genau  in  allen  den  charakteristischen  mikroskopischen  Details  sich 
zeigt,  wie  überall  in  Deutschland  bis  Ostpreussen,  so  kann  darüber  kein 
Zweifel  sein,  dass  das  Klima  die  morphologischen  Merkmale  dieser  Schildlaus 
in  keiner  Weise  zu  verändern  vermag.  Dass  sie  eine  veränderte  San  Jose- 
Schildlaus  sei,  wird  dadurch  nur  noch  unwahrscheinlicher.  Sie  ist  eben  eine 
andere  Schildlaus-Art,  welche  Europa  angehört  und  mit  der  amerikanischen 
San  Jose-Laus  nichts  zu  thun  hat. 

Dies  wird  übrigens  auch  durch  die  Beziehungen  der  Pseudo-San-Jose- 
Laus  zum  Klima  bestätigt,  welche  andere  sind,  als  die  der  amerikanischen 
Laus.  Die  letztere  bevorzugt  das  wärmere  Klima,  wie  deutlich  daraus  hervor- 
geht, dass  sie  in  Nordamerika  in  den  südlichen  Staaten  eine  viel  grössere 
Verbreitung  hat  als  in  den  nördlichen  Staaten  der  Union  und  in  Kanada.  Die 
Pseudo-San  [ose-Schildlaus  dagegen  tritt,  während  sie  in  ganz  Deutschland 
verbreitet  ist  und  hier  an  manchen  Orten  in  sehr  starkem  Grade  sich  vermehrt 
hat,  in  Südtirol  mehr  untergeordnet  und  soweit  ich  gesehen  habe,  nirgends 
bedenklich  auf. 

In  Südtirol  ist  vielmehr  die  vorherrschende  und  hin  und  wieder  bereits 
schädlichen  Einfluss  äussernde  Obst-Schildlaus,  die  Diaspis  fallax,  eine 
Species,  die  gleich  den  beiden  im  Vorhergehenden  besprochenen  Läusen  eben- 
falls unter  runden  Schildern  lebt,  sich  aber  schon  durch  die  rote  Farbe  der 
weiblichen  Tiere  sowie  durch  ihre  sehr  hellen,  fast  weisslichen  Schilder  unter- 
scheidet. Diese  Schildlaus  ist  in  Deutschland  wenig  verbreitet.  Ich  habe  sie 
auch  im  südlichen  Baden  gefunden  und  sie  geht  den  Rheinländern  entlang 
bis  in  den  Rheingau,  wo  sie  schon  länger  bekannt  ist.  Offenbar  ist  dies  also 
eine  den  wärmeren  Ländern  nachgehende  Schildlaus  und  für  diese  könnte  sie 
bei  weiterer  Zunahme  wohl  zu  einem  gefährlichen  Feinde  werden. 

Ausserdem  kommt  in  Südtirol  und  den  übrigen  obengenannten  südlichen 
Ländern  auch  die  Kommalaus  (Mytilaspis  conchaeformis),  die  bei  uns  in 
Deutschland  die  gemeinste  Obstschildlaus  ist,  nicht  selten  vor.  am  häutigsten 
an  Apfelbäumen;  in  geringer  Menge  habe  ich  auch  das  in  Deutschland  weit 
verbreitete  Lecanium  Persicae  in  Südtirol  gefunden,  an  Aprikosen.  Pflaumen 
und  Birnen. 

Der  Nachweis,  dass  in  Tirol  keine  San  Jose-Schildlaus  vorhanden  ist. 
kann  uns  bei  der  massenhaften  Einfuhr  des  tiroler  Obstes  nach  Deutschland 
wegen  etwa  zu  befürchtenden  schädlichen  Infektionen  unserer  eigenen  Obst- 
kulturen beruhigen.  In  Tirol  hätte  man  meiner  Ansicht  nach  ganz  besonderen 
Grund,  wegen  der    möglichen    Einschleppung    des    amerikanischen    Schädlings 


(5q  Neue  Mitteilungen  über  die  europäischen  Obst-Schildläuse. 


auf  der  Hut  zu  sein;  er  würde  dort  jedenfalls  sehr  günstige,  seinen  heimischen 
Verhältnissen  ähnliche  klimatische  Bedingungen  vorfinden.  Thatsächlich  hat, 
wie  mir  erzählt  wurde,  amerikanisches  Obst  schon  bis  nach  Bozen  seinen  Weg 
gefunden.  Es  ist  zu  hoffen,  dass  die  auch  von  der  österreichisch-ungarischen 
Regierung  verfügten  Beschränkungen  des  amerikanischen  Pflanzen-  und  Obst- 
importes die  in  dieser  Beziehung  für  Österreich-Ungarn  und  für  Deutschland 
bestehende  Gefahr  beseitigen  werden. 

Da  bei  uns  in  Europa  Durchforschungen  eines  ganzes  Landes  speziell 
hinsichtlich  des  Schildlausbefalles  der  Obstpflanzungen  bis  jetzt  wohl  noch 
nicht  vorgenommen  worden  sind,  so  mag  hier  auf  Grund  meiner  tiroler  Unter- 
suchungen das  Bild  des  Schildlausbefalles,  wie  es  sich  thatsächlich  in 
jenem  Lande  zeigt,  in  seinen  Hauptzügen  beschrieben  werden. 

Im  allgemeinen  lässt  sich  derselbe  in  Tirol  zur  Zeit  als  ein  entschieden 
gutartiger  bezeichnen.  Die  dortigen  Obstkulturen  in  ihrem  überreichen  Frucht- 
anhange und  in  ihrem  Aussehen  überhaupt  lassen  kaum  ein  ernstliches  Leiden 
erkennen.  Allerdings  fielen  Äpfel-  und  Birnbäume  im  Monat  August  hin  und 
wieder  durch  dünne  Belaubung  auf.  Die  Ursache  davon  aber  war  meistens  in 
etwas  anderem  zu  finden,  besonders  in  dem  blattverderbenden  Pilze  Fusicladium, 
der  wie  bei  uns  in  der  neueren  Zeit,  so  auch  dort  sich  ziemlich  stark  ent- 
wickelt hat,  ferner  an  den  Birnbäumen  bisweilen  in  dem  Blattpilze  Sphaerella 
nigerrima,  ausserdem  sehr  oft  auch  im  Befall  durch  die  rote  Spinne,  die  durch 
die  enorme  Hitze  begünstigt  wurde.  Nur  die  rote  Schildlaus,  Diaspis  fallax, 
habe  ich,  wie  schon  angedeutet,  an  einzelnen  Birnbäumen  in  solcher  Menge 
angetroffen,  dass  die  letzteren  dadurch  augenscheinlich  schon  stark  geschwächt 
waren  und  dass  hier  für  die  Zukunft  eine  gewisse  Gefahr  bestehen  dürfte. 

Das  Steinobst  ist  in  Tirol  sehr  wenig  von  Schildläusen  befallen.  An  den 
Pfirsichbäumen  tritt  sowohl  Diaspis  fallax  als  auch  Aspidiotus  ostreaeformis 
auf,  beide  nur  in  massigem  Grade.  Pflaumenbäume  zeigen  wenig  Diaspis  fallax. 
An  Aprikosen  habe  ich  mit  Ausnahme  von  etwas  Lecanium  Persicae  keine  und 
an  Kirschbäumen  überhaupt  nichts  von  Schildläusen  in  Tirol  gefunden. 

Das  Kernobst  ist  dagegen  weit  mehr  dem  Schildlausbefall  ausgesetzt. 
Hier  ist  die  rote  Diaspis  fallax  die  häufigste  und  gefährlichste  auf  Birnen-  wie 
auf  Apfelbäumen.  Oft  gesellt  sich  zu  ihr.  ebenfalls  auf  beiden  Obstgattungen, 
der  gelbe  Aspidiotus  ostreaeformis,  jedoch  wie  schon  erwähnt  weit  minder 
häufig.  Auch  die  Komma-Schildlaus  macht  sich  in  manchen  tiroler  Apfelbaum- 
Pflanzungen  bemerklich. 

Bemerkenswert  ist  das  Befallungsbild  in  der  einzelnen  Obstplantage.  Es 
macht  sich  hier  oft  ein  einheitliches  Verhalten  des  einzelnen  Baumindividuums 
geltend.  Ist  der  Baum  von  Mytilaspis  infiziert,  so  sieht  man  den  Stamm  und 
von  diesem  aus  alle  einzelnen  Zweige  oft  nur  mit  dieser  Laus  besetzt.  Ist  ein 
anderer  Baum  von  der  Diaspis  befallen,  so  gilt  derselbe  einheitliche  Charakter 
vom  ganzen  Baum.  Dies  tritt  besonders  auch  an  den  an  einem  und  demselben 
Spalier  stehenden  Bäumen  hervor;  es  können  hier  ein  Mytilaspis-Baum  und 
ein  Diaspis-Baum  und  auch  ein  ganz  lausfreier  Baum  mit  einander  wechseln, 
was  deutlich  die  individuelle  Infektion  erkennen  lässt,  die  sich  an  dem  einzelnen 
Baume  dadurch  vollzieht,  dass  die  Nachkommen  der  Schildläuse,  deren  Ahnen 
einstmals  die  ersten  Ansiedler  an  dem  Baume  waren,  sich  allmählich  über  das 
ganze  Baumindividuum  verbreiten. 


Neue  Mitteilungen  über  die  europäischen  Obst-Schildläuse.  6l 

Auch  nach  Obstplantagen  ist  manchmal  der  SchilaTaüsbefall  ungleich. 
Man  trifft  Obstpflanzungen,  wo  alle  Bäume  z.  1!.  nur  die  Mytilaspis  zeigen, 
andere,  wo  die  Diaspis  sehr  verbreitet  ist,  dagegen  von  der  Kommalaus  nichts 
oder  weit  weniger  gefunden  wird.  Auch  das  kann  nur  das  Resultat  der  im 
Laufe  der  Jahre  fortgegangenen  allmählichen  Verbreitung  der  ersten  Schildlaus- 
Ansiedler  in  der  betreffenden  Plantage  sein.  Die  Verbreitung  der  Schildläuse 
im  Obstgarten  selbst  unter  den  freistehenden  Bäumen  von  einem  Baum  zum 
andern  durch  die  Luft  ist.  wenn  auch  erschwert,  aber  doch  möglich,  und  zwar 
durch  den  Wind,  nämlich  im  Larvenzustande  der  Schildläuse,  wo  diese  Tiere 
frei  auf  den  Zweigen  umherlaufen  und  bei  ihrer  ausserordentlichen  Kleinheit 
schon  von  schwachen  Luftbewegungen  fortgeblasen  werden  können,  wovon  ich 
mich  überzeugen  konnte. 

Es  war  mir  von  Interesse,  zu  finden,  dass  auch  in  Tirol  die  Obst- 
schildläuse ihre  natürlichen  Feinde  haben,  die  an  der  Zerstörung  dieser 
Schädlinge  arbeiten.  Obenan  stehen  die  Schlupfwespen.  Wie  man  in  Amerika 
einen  Befall  der  San  Jose-Schildlaus  durch  Schlupfwespen  kennt,  so  ist  uns 
auch  in  Deutschland  an  den  Obstschildläusen  in  weiter  Verbreitung  das  Vor- 
kommen solcher  Schlupfwespen  bekannt  geworden.  Ich  habe  dieselbe  Er- 
scheinung nun  auch  in  Tirol  beobachtet.  Vielfach  sind  hier  wie  bei  uns  die 
Schilder  der  Kommalaus,  sowie  der  Pseudo-San  Jose-Laus  angelocht  und 
darunter  die  Leiche  der  durch  die  Schlupfwespe  angestochenen  und  getöteten 
weiblichen  Schildlaus  zu  finden,  deren  Haut  dann  immer  ungewöhnlich  ver- 
dickt, gebräunt  und  erhärtet  ist.  was  als  ein  sicheres  Kennzeichen  für  Schlupf- 
wespentod gelten  kann.  Auffallend  war  es  mir,  die  rote  Diaspis  fallax  nur 
sehr  selten,  meist  gar  nicht  von  Schlupfwespen  befallen  zu  finden.  Man  könnte 
versucht  sein,  darin  einen  Grund  dafür  zu  sehen,  dass  diese  Laus  zur  schäd- 
lichsten tiroler  <  »b.-tschildlaus  sich  entwickelt  hat,  und  annehmen,  dass  die 
anderen  Obstschildlausarten  durch  die  Schlupfwespen  in  Schranken  gehalten 
werden.  Doch  spielen  dabei  unzweifelhaft  auch  Abhängigkeiten  der  Schild- 
läuse von  klimatischen  Einflüssen  eine  Rolle. 

Auch  ein  Pilzbefall  kommt  an  den  tiroler  Obstschildläusen  vor.  In 
Amerika  hat  man  das  Gleiche  an  den  San  Jose-Schildläusen  beobachtet,  und 
kürzlich  insbesondere  eine  Sphaerostilbe-Art  als  Schildlauspilz  gefunden,  den 
man  durch  Züchtung  zu  vermehren  und  als  Schildlausvertilger  zu  benutzen 
beabsichtigt.  Ich  habe  an  den  verpilzten  Schildläusen,  die  ich  vielfach  bei 
uns  gefunden  habe,  noch  nicht  die  sichere  Überzeugung  gewinnen  können. 
dass  dieselben  durch  den  Pilz  getötet  worden  waren;  immer  war  die  Annahme 
zulässig,  dass  die  Tiere  aus  irgend  einem  anderen  Grunde  verkümmert  und 
ihre  Leichen  dann  erst  von  dem  Pilze  in  Besitz  genommen  worden  waren. 
Meistens  ist  es  ein  steriles  Pilzmycelium,  welches  bei  uns  in  Deutschland  und 
auch  in  Tirol  mit  seinen  Fäden  auf  und  in  dem  Körper  toter  weiblicher  Schild- 
Läuse  wachsend  gefunden  wird;  seinem  Aussehen  nach  dürfte  dieses  Mycelium 
mit  den  Baumrinden  bewohnenden  Pilzformen  Fumago  oder  CTadosporium  ver- 
wandt oder  identisch  sein.  In  Tirol  und  auf  der  Insel  Mainau  habe  ich  die 
Weibchen  der  Pseudo-San  Jose-Schildlaus  auch  durchwuchert  gefunden  von 
einem  Pilzmycelium,  welches  an  der  Oberfläche  des  verpilzten  Tieres  die 
Sporenfrüchte  eines  Phoma  entwickelt  hatte,  nämlich  rundliche,  am  Scheitel 
mit  einem  runden  Porus  versehene,  bräunliche  Pykniden,  von  0,04  bis  0,1  mm 


g'2  Neue  Mitteilungen  über  die  europäischen  Obst-Schildläuse. 


Durchmesser,  die  mitunter  auch  zu  mehreren  verschmolzen  sind  und  dann 
mehrfachen  Durchmesser  haben.  Die  kleinen,  ovalen,  farblosen,  einzelligen 
Sporen  sind  3,5  bis  5.5  /<  lang  und  werden  nach  Phoma-Art  in  Schleimranken 
aus  dem  Porus  entleert.  Es  steht  zu  vermuten,  dass  auch  dieser  Pilz  von 
dem  Baume  aus  auf  die  Schildläuse  übergeht.  Aber  von  den  bei  Saccardo 
zusammengestellten  bekannten  Phoma-Formen,  die  auf  Pomaceen  und  Amygda- 
laceen  vorkommen,  stimmt  keine  mit  dieser  überein,  sie  muss  also  erst  einen 
Namen  erhalten,  und  ich  werde  sie  Phoma  Coccorum  nennen. 

Da  ich  im  Jahre  1898  von  Ausgang  Winter  bis  in  den  Spätherbst  die 
einheimischen  Obstschildläuse  in  ihrer  Entwickelung  von  Zeit  zu  Zeit  verfolgt 
habe,  so  sind  damit  die  Entwickelungsphasen  dieser  Tiere  im  ganzen 
Jahrescyclus  festgestellt  worden.  Es  ist  dadurch  eine  fühlbare  Lücke  in 
unseren  Kenntnissen  ausgefüllt  worden,  denn  man  wusste  bis  jetzt  über  die 
Häufigkeit  der  Vermehrung,  also  über  die  Zahl  der  Generationen  im  Jahre 
nichts  Genaues,  und  doch  ist  es  zur  Beurteilung  der  Bedeutung  dieser  Schäd- 
linge wichtig,  dies  zu  wissen.  Ich  lasse  die  betreffenden  Angaben  für  die 
einzelnen  Schildläuse  folgen. 

1.  Mytilaspis  conchaeformis.  Bereits  im  März  befinden  sich  unter 
den  jetzt  völlig  erwachsenen  weiblichen  Schildern  die  abgelegten  Eier;  aus 
letzteren  kommen  im  Mai  und  Juni  die  kleinen  Larven  heraus,  welche  sich  nun 
auf  den  Zweigen  neue  Ansiedelungspunkte  suchen  und  allmählich  heranwachsen. 
Schon  Ende  Juli  sind  einige  derselben  zu  geschlechtsreifen  Weibchen  geworden; 
doch  dauert  diese  Entwickelung  für  die  Gesamtheit  der  Tiere  bis  in  den 
Oktober,  wo  man  neben  vielen  bereits  erwachsenen  weiblichen  Schildern, 
unter  denen  schon  jetzt  Eier  abgelegt  sind,  auch  noch  halbwüchsige  Schilder 
findet,  unter  denen  noch  nicht  vollentwickelte  Weibchen  sich  befinden.  Das 
Tier  hat  also  nur  eine  einzige  Generation  und  überdauert  den  Winter  vor- 
wiegend im  Zustande  abgelegter  Eier;  die  in  der  Entwickelung  zurückgebliebenen 
Weibchen  gelangen  vielleicht  erst  im  zeitigen  Frühling  zum  Eierlegen  oder 
gehen  möglicherweise  zu  Grunde.  Männchen  habe  ich  noch  keine  gefunden. 
Will  man  sich  eine  Vorstellung  von  der  Stärke  der  Vermehrung  machen,  so 
ergiebt  sich  diese  aus  der  Zahl  der  unter  den  weiblichen  Schildern  liegenden 
Eier,  welche  nach  meinen  Zählungen  durchschnittlich  35  betragen  dürfte. 
Nimmt  man  an,  dass  die  Hälfte  der  Nachkommen  zu  Grunde  geht,  so  würde 
die  Kommalaus  ihre  Zahl  jährlich  etwa  versiebzehnfachen. 

2.  Aspidiotus  ostreaeformis.  Im  April  finden  sich  neben  zahlreichen 
Weibchen,  welche  geschlechtsreif  oder  bereits  mit  embryonenhaltigen  Eiern 
im  Leibe  versehen  sind,  auch  noch  unfertige  Weibchen,  zugleich  aber 
auch  männliche  Tiere  in  allen  Stadien,  bis  zu  fertigen  geflügelten  Männchen. 
Die  allmähliche  Reifung  der  Geschlechter  zieht  sich  bis  in  den  Mai  hin. 
Die  Eier  werden  hier,  schon  die  Embryonen  enthaltend,  abgelegt  (ovivivipar). 
Im  Juni  und  Juli  zieht  die  junge  Larvenbrut  unter  den  mütterlichen 
Schildern  hervor  nach  neuen  Ansiedelungspunkten  und  hat  sich  bis  zum 
September  grossenteils  zu  jungen,  aber  noch  geschlechtsunreifen  Weibchen, 
zum  Teil  zu  männlichen  Puppen  entwickelt;  die  Entwickelungsphase  schliesst 
sich  also  wieder  an  den  beschriebenen  Frühlingszustand  an;  diese  Laus  hat 
ebenfalls  nur  eine  einzige  Generation.  Die  Zahl  der  in  den  reifen  Weibchen 
liegenden  Eier  kann  zu  durchschnittlich  50  angenommen  werden;  rechnet  man 


Neue  Mitteilungen  über  die  europäischen  Obst-Schildläuse.  go 

davon  die  Hälfte  ab,  welche  zu  Männchen  werden  oder  zu  Grunde  gehen,  so  würde 
man  bei  dieser  Laus  auf  eine  25  fache  Vermehrung  im  Jahre  schliessen  können. 

3.  Diaspis  fallax.  Entsprechend  dem  wärmeren  Klima,  welchem  diese 
Schildlaus  angehört,  zeigt  ihre  Entwickelung  im  Frühjahr  einen  bedeutenden 
Vorsprung.  Schon  im  April  sind  die  Weibchen  geschlechtsreif  und  haben  oft 
schon  Eier  im  Leibe.  Die  Männchen  sind  um  diese  Zeit  schon  verschwunden, 
ihre  zahlreich  vorhandenen  Schilder  sind  bereits  leer.  Anfang  Juni  haben  die 
Weibchen  die  Brut  abgesetzt;  die  Larven  suchen  jetzt  die  neuen  Ansiedelungs- 
punkte auf.  Aus  ihnen  sind  im  August  schon  junge,  vielfach  aber  auch  schon 
geschlechtsreife  Weibchen  geworden,  neben  denen  allerdings  auch  noch  ver- 
spätete Larvenzustände  vorkommen;  zugleich  sind  jetzt  viele  männliche  Puppen, 
manchmal  auch  schon  fertige  ausgeschlüpfte,  also  begattungsfähige  Männchen 
vorhanden.  Hier  fällt  also  die  Geschlechtsreife  und  die  Begattung  bereits  in 
den  Herbst;  bei  Verspätung  und  in  weniger  warmen  Ländern  vielleicht  auch 
erst  ins  zeitige  Frühjahr;  aber  auch  hier  giebt  es  nur  eine  einzige  Generation. 
Ich  zählte  ungefähr  40  Eier  im  reifen  Weibchen;  nach  der  für  die  vorigen 
Schildläuse  angenommenen  Berechnungsweise  würde  hier  eine  ungefähr  20  fache 
jährliche  Vermehrung  sich  ergeben. 

4.  Lecanium  Persicae.  Die  Ueberwinterung  geschieht  im  Zustande 
ovaler  flacher  1 — 2  mm  langen  Larven,  die  im  Herbst  sich  zerstreut  an  den 
Zweigen  festgesetzt  haben.  Sie  wachsen  erst  im  Frühling  zu  den  grossen 
weiblichen  Schildläusen  heran,  und  zugleich  erscheinen  jetzt  auch  die  Männchen. 
Im  Juni  haben  die  weiblichen  Schilder  Eier  unter  sich;  von  Anfang  Juli  an 
wandern  die  ausgekommenen  zunächst  sehr  kleinen  Larven  nach  ihren 
Ansiedelungspunkten  und  erreichen  bis  zum  Herbst  die  oben  angegebene 
Grösse.  Es  giebt  also  nur  eine  einzige  Generation.  Ein  weibliches  Tier  hat 
ungefähr  400  Eier  unter  sich;  nach  der  vorigen  Berechnungsweise  würde  dies 
eine  etwa  aoofache  Vermehrung  ergeben,  doch  dürfte  auch  diese  nur  unter 
I'mständen,  die  für  die  Läuse  besonders  günstig  sind,  zutreffen. 

Alan  sieht,  dass  bei  allen  diesen  Schildläusen  die  Entwickelungsgeschichte 
in  einem  gewissen  gleichen  Grundzug  überall  wiederkehrt,  wenn  dieselbe  auch 
in  ihren  einzelnen  Phasen  bei  den  verschiedenen  Schildlausarten  in  etwas 
ungleiche  Zeiten  fällt.  So  trifft  namentlich  für  die  drei  echten  Schildläuse 
allgemein  zu,  dass  die  Geschlechtsreife  im  Herbst  oder  in  dem  darauffolgenden 
Frühjahr  erreicht  wird,  die  Jungen  im  Frühjahr  erscheinen  und  bis  zum  Spät- 
sommer oder  Herbst  wieder  zu  fertigen  Läusen  sich  entwickelt  haben.  Nur 
das  Lecanium  überwintert  im  Larvenzustände,  wird  erst  im  Frühjahr  zu 
Weibchen  und  Männchen  und  erzeugt  erst  gegen  den  Sommer  hin  die  Jungen. 
Vor  allen  Dingen  ist  aber  auch  die  Übereinstimmung  zu  konstatieren,  dass 
überall  nur  eine  einzige  Generation  im  Jahre  erzeugt  wird,  und  zwar  sogar 
in  dem  klimatisch  so  äusserst  begünstigten  Südtirol,  denn  aus  den  von  mir 
dort  vorgefundenen  lebenden  Stadien  und  Überresten  der  früheren  Generation 
liess  sich  der  vollständige  Entwicklungscyklus  in  Lebereinstimmung  mit  den 
deutschen  Verhältnissen  konstruieren. 

Es  erregt  mir  daher  Zweifel,  ob  die  Amerikaner  mit  ihrer  Angabe  Recht 
haben,  wonach  die  San  Jose-Schildlaus  drei  Generationen  im  Jahre  haben  soll 
und  wonach  die  Nachkommenschaft  eines  einzigen  Weibchens  in  einer  Saison 
auf  1,608,040,200,  in  einem  anderen  Falle  auf  3,216.080  berechnet  wird. 


Qa  Neue  Mitteilungen  über  die  europäischen  Obst-Schildläuse. 


Wenn  ein  europäischer  Forscher  Gelegenheit  hätte,  in  Amerika  ein  ganzes 
Jahr  oder  "wenigstens  von  Ende  Winter  bis  Anfang  des  nächsten  Winters  zu- 
zubringen und  die  Entwickelungsphasen  dieser  Schildlaus  zu  verfolgen,  so  würde 
die  Sache  am  besten  aufgeklärt  werden  können.  Ich  habe  zu  dem  Aushilfs- 
mittel gegriffen,  dass  ich  mir  zu  verschiedenen  Zeiten  während  der  Vegetations- 
periode aus  Amerika  Baumzweige,  die  von  der  San  Jose-Laus  befallen  sind, 
zur  Untersuchung  kommen  liess.  Das  Syndikat  der  Kaliwerke  zu  Stasfurt  hat 
sich  das  grosse  Verdienst  erworben,  durch  seine  dortige  Vertretung  dieses 
Material  beschaffen  zu  lassen.  Das  letztere  ist  jedesmal  mit  besonderem  Dispens 
des  Herrn  Reichskanzlers  unter  allen  Vorsichtsmassregeln  in  der  Original- 
verpackung direkt  in  mein  Institut  übergeführt  und  erst  hier  entleert  worden, 
um  jede  Verbreitungsgefahr  auszuschliessen.  Es  stand  jedesmal  in  so  reicher 
Menge  zur  Verfügung,  dass  damit  der  Untersuchung  die  beste  Gelegenheit 
geboten  wurde.  Das  Material  entstammt  den  drei  Monaten:  Ende  April,  Ende 
Juni,  Anfang  September.  Die  Befunde,  welche  bei  der  fleissigen  Durchforschung 
dieses  Materials  sich  ergaben,  stelle  ich  in  Folgendem  nebeneinander: 

1.  Ende  April.  In  grosser  Menge  sind  vorhanden  die  kleinsten  Schildchen, 
unter  denen  die  Larven  sich  befinden;  ausserdem  grössere  Stadien,  in  denen 
bereits  junge  Weibchen,  selbst  schon  geschlechtsreife  und  sogar  Embryonen 
enthaltende  Weibchen  vorhanden  sind,  zugleich  aber  auch  männliche  Schilder, 
unter  denen  teils  noch  männliche  Puppen,  teils  fertige  geflügelte  Männnchen 
sich  befinden,  oder  die  auch  bereits  von  den  Tieren  verlassen  sind;  es  sind 
also  eigentlich  alle  Stadien  der  Schildlausentwickelung  zugleich  vorhanden. 

2.  Ende  Juni.  Männchen  sind  nicht  mehr  zu  finden,  die  etwa  noch  vor- 
handenen männlichen  Schilder  sind  alle  leer.  Aus  den  Larven  sind  grössten- 
teils junge  Weibchen  geworden;  auch  finden  sich  entwickelte  Weibchen  bis  zu 
solchen  mit  Eiern  im  Leibe. 

3.  Anfang  September.  Die  Zweige  sind  in  reichster  Menge  bedeckt 
mit  neuen  ganz  kleinen  Schildchen,  unter  denen  die  jüngsten  Larvenzustände 
sitzen,  die  also  die  junge  Generation  darstellen,  welche  jetzt  ihre  Niederlassungen 
begründet  hat.  Die  männlichen  Schilder,  soweit  solche  noch  übriggeblieben 
sind,  sind  leer:  höchstens  enthält  eine  oder  das  andere  die  Leiche  des  aus 
irgend  einem  Grunde  während  derEntwickelung  abgestorbenen  und  bis  jetzt  liegen 
gebliebenen  Männchens.  Auch  die  grossen  weiblichen  Schilder  der  vorher- 
gegangenen Generation  sind  fast  alle  abgefallen  oder  wenn  noch  solche  vorhanden, 
so  bergen  sie  die  eingeschrumpfte  leere  Haut  des  Weibchens,  aus  welcher  vor- 
dem die  junge  Brut  ausgewandert  ist. 

Aus  diesen  Bildern  scheint  mir  eine  grosse  Ähnlichkeit  mit  dem  Ent- 
wickelungsgange  der  europäischen  Schildläuse  zu  sprechen.  Das  Erscheinen 
der  Geschlechter  und  der  Geschlechtsakt  dürfte  hiernach  in  das  zeitige  Frühjahr 
fallen.  Der  Sommer  scheint  zur  Entwickelung  der  neuen  Brut  verbraucht  zu 
werden,  die  bis  zum  Herbst  in  ihren  Jugendstadien  ins  Leben  getreten  ist  und 
im  nächsten  Frühlinge  ihre  Geschlechtsreife  erreicht.  Das  würde  also  auch 
bei  der  San  Jose-Schildlaus  für  eine  einzige  Generation  sprechen.  Allerdings 
tritt  dabei  auffallend  hervor,  was  übrigens  auch  bei  den  einheimischen  Schild- 
läusen zu  bemerken  ist,  dass  die  einzelnen  weiblichen  Individuen  nicht  alle  in 
gleichem  Tempo  sich  entwickeln,  sondern  ihre  Reife  zu  sehr  ungleichen  Zeiten 
erreichen,  sodass  man  eben  im  Frühling  die  allerverschiedensten  Stadien  neben- 


Neue  Mitteilungen  über  die  europäischen  Obst-Schildläuse.  ßc. 

einander  rindet.  Das  würde  aber  noch  nicht  zu  dem  Schlüsse  berechtigen, 
dass  hier  eine  Aufeinanderfolge  verschiedener  Generationen  in  demselben 
Sommer  vorliegt.  Indessen  ich  gebe  zu,  dass  mit  diesen  Beobachtungen  noch 
nicht  endgiltig  über  die  Zahl  der  Generationen  bei  dieser  Schildlaus  ent- 
schieden ist. 

Es  verlohnt  sich  aber,  näher  nachzusehen,  wie  die  Amerikaner  zu  der 
Annahme  der  mehrfachen  Generation  der  San  Jose-Schildlaus  in  einem  Jahre 
und  zu  den  obigen  erschreckenden  Zahlen  der  Vermehrung  des  Tieres  ge- 
kommen sind.  Howard*)  beschreibt  dies  wie  folgt:  »Auf  in  Blumentöpfen 
stehenden  Bäumen  sei  je  ein  einziges  Weibchen  überwintert  worden,  die  Nach- 
kommen dieses  Individuums,  die  sich  über  den  Baum  verbreiteten,  seien  wieder 
bis  auf  ein  trächtiges  Weibchen  abgenommen  worden,  und  so  habe  man  drei 
Generationen  im  Sommer  bekommen,  deren  jede  etwa  sechs  Wochen  in  An- 
spruch nehme.  Die  Zahl  der  jedesmal  einem  Weibchen  entstammenden  Jungen  sei 
dabei  auf  über  100,  200,  300,400,  500,  in  einigen  Fällen  auf  fast  600  durchZählung  der 
auf  dem  Yersuchsbaume  gefundenen  Individuen  berechnet  worden;  ein  Weibchen 
müsse  danach  alle  24  Stunden  9 — 10  Junge  zur  Welt  bringen.  Hiergegen  ist 
zunächst  folgendes  einzuwenden:  Im  Leibe  eines  trächtigen  San  Jose-Weibchens 
zählt  man  mikroskopisch,  wie  aus  den  Abbildungen,  welche  die  Amerikaner 
selbst  geben,  und  wie  wir  nach  unserem  amerikanischen  Materiale  bestätigen 
können,  durchschnittlich  nur  30  Embryonen  und  Eier,  eine  Zahl,  die  ziemlich 
mit  der  entsprechenden  für  unsere  verwandte  einheimische  Aspidiotus-Art 
gefundenen  übereinstimmt.  Dass  die  bei  diesem  Versuche  auf  einem  Baume 
wirklich  gezählten  Individuen  alle  nur  einem  einzigen  stehen  gelassenen 
Weibchen  entstammt  sein  sollen,  scheint  mir  durchaus  nicht  bewiesen.  Vor 
und  nach  dem  Winter  sitzen  die  Zweige  befallener  Bäume  so  voll  von  ungeheuer 
kleinen  Larven  der  San  Jose-Schildlaus,  dass  es  kaum  möglich  erscheint, 
dieselben  alle  bis  auf  ein  Weibchen  abzulesen.  Bleiben  davon  aber  welche 
sitzen,  so  werden  sich  diese  allmählich  weiterentwickeln  und  zu  verschiedenen 
Zeiten  im  Sommer  ihre  Brut  zur  Welt  bringen  müssen.  Solange  also  solche 
Versuche  nicht  gewissenhafter  und  einwandfreier  angestellt  werden,  halte  ich 
die  Mehrfachheit  der  Generationen  der  San  Jose-Schildlaus  nicht  für  erwiesen. 
Bestreiten  will  ich  sie  nicht,  sie  scheint  mir  aber  nach  den  obigen  eigenen 
Beobachtungen  und  auch  nach  Analogie  mit  den  europäischen  Schildlausen 
nicht  sehr  wahrscheinlich. 

Nehmen  wir  aber  auch  nur  eine  einfache  Generation  an  und  lassen  die 
San  Jose-Laus  ihre  Zahl  in  jedem  Jahre  verdreissigfachen,  so  wäre  das  auch 
schon  genug,  um  einen  Baum  in  wenigen  Jahren  zu  unterdrücken.  Dass  dies 
die  San  Jose-Schildlaus  thut.  das  lehren  uns  die  vorliegenden  Photographien 
amerikanischer  Obstplantagen,  sowie  die  Obstbaumzweige,  die  ich  aus  AJherik  1 
zu  den  erwähnten  Untersuchungen  erhielt,  die  auf  dem  zwei-  und  mehrjähr 
Holze  meist  so  dicht  von  den  San  Jose-Schildläusen  besetzt  sind,  dass  kaum 
noch  ein  freier  Punkt  auf  der  Rinde  vorhanden  ist. 

Somit  wird  auch  in  jener  Auffassung  sich  nichts  ändern,  dass  die  San 
Jose-Schi ldl uns  ein  sehr  gefährliches  Tier  ist.  und  dass  die  Fei  nhaltung  derselben 
vi  in  Europa  eben  nicht  nur  im  deutschen,    sondern  im  europäischen    Intcr 


Bulletin  des  Departem.  of  Agriculture.    The  San  Jose  Scale,  Washington  1896.    S.    |;. 


(5(5  Sauromatum  venosum  Schott. 


liegt.  Die  deutsche  Reichsregierung  ist  zuerst  in  Europa  der  Gefahr  entgegen- 
getreten durch  die  bekannte  Beschränkung  der  Einfuhr  amerikanischer  Pflanzen 
und  amerikanischen  Obstes;  denselben  Massnahmen  haben  sich  im  Laufe  des 
Sommers  auch  Österreich  -  Ungarn,  Holland,  Belgien  und  die  Schweiz  an- 
geschlossen, und  kürzlich  hat  auch  die  französische  Republik  zur  Verhütung  der 
Einschleppung  der  San  Jose-Schildlaus  die  gleichen  Anordnungen  getroffen,  die 
für  die  genannten  anderen  Staaten  ergangen  sind. 
Berlin,  im  Dezember   1898. 

Institut  für  Pflanzenphysiologie  und  Pflanzenschutz 
der  kgl.  landwirtschaftlichen  Hochschule. 


Sauromatum  venosum)  Schott 

Eine  Pflanze,  die  ohne  Erde  und  Wasser  Blüten  bringt. 

(Hierzu  Abb.  9  u.  10.) 
[4^1  err  Architekt  Et.  Stöckhardt-Berlin  übersandte  uns  im  Februar  1898 
eine  grosse  farbige,  von  ihm  selbst  gemalte  Abbildung  einer  Pflanze,  die, 
wie  er  schrieb,  ohne  Erde  und  Wasser  Blüten  bringt  und  deren  Knollen  als 
Arum  cornutum  oder  A.  Sauromatum  im  Handel  angeboten  werden.  Arum 
cornutum  und  A.  Simlense  sind  aber  nur  Gartennamen,  in  Wirklichkeit  heisst 
die  Pflanze  Sauromatum  venosum  Schott.  Prodromus  Systematis  Aroidearum 
Wien  1860  S.  71. 

Engler,  der  beste  Kenner  der  Araceae,  der  sie  monographisch  in 
de  Candolle  Suites  au  Prodromus  II  bearbeitet  hat,  schildert  in  Engler  &  Prantl 
natürliche  Pflanzenfamilien,  diesem  nicht  genug  zu  empfehlenden  Werke  IL  Teil 
3.  Abt.  S.  141  die  zur  Unterabteilung  der  Areae  gehörige  Gattung  Sauromatum 
in  folgender  Weise: 

Staubbeutel  mit  dünnem  Gonnectiv  (Mittelband),  Fächer  mit  ovalen  Poren. 
Fruchtknoten  mit  2 — 4  basalen  Samenanlagen.  Blätter  lang  gestielt,  fussförmig 
zerschnitten.  Blütenstand  kurz  gestielt,  mit  einigen  Xiederblättern  im  Frühjahr 
entwickelt.  Scheide  mit  langer  geschlossener  Röhre  und  lang  -  lanzettlicher 
Spitze,  innenseitig  dunkel  purpurn,  verschiedenartig  gelleckt,  Kolben  durchweg 
zylindrisch;  oberhalb  des  weiblichen  Teils  des  Blütenstandes  zahlreiche,  lang- 
keulenförmige Pistillodien  (verkümmerte  Blütenanlagen),  oberhalb  des  zylindrischen 
männlichen  Teils  des  Blütenstandes  ein  sehr  langer,  stielrunder  Anhang. 

Die  Art  Sauromatum  venosum  Schott,  beschreibt  Engler  in  de  Candolle 
Suites  au  Prodromus  II  S.  570  folgendermassen: 

Stiel  des  Blattes  gefleckt,  Abschnitte  der  Blattspreite  länglich,  gegen  die 
Basis  hin  keilförmig,  an  der  Spitze  zugespitzt,  Mittelrippe  und  Nerven  1.  Grades 
sehr  zahlreich,  dicht,  gelblich.  Blütenstiel  sehr  kurz  (?  W.),  mit  einem  lanzettlichen, 
bleichen  Niederblatt,  violett  gefleckt.  Blütenscheide  aussen  etwas  purpurn, 
innen  gelblich  und  sehr  dicht  mit  kleinen  länglichen  purpurnen  oder  dunkel- 
purpurnen Flecken  bedeckt.  Anhang  des  Kolbens  sehr  lang,  cylindrisch,  gegen 
die  Spitze  wenig  verschmälert. 


*)  Sauros  griechisch  =  Eidechse,  venosus  lat.  geädert,  hier  gefleckt. 


Sauromatum   venosum   Schott. 


6? 


Syn.  Sauromatum  guttatum*)  Bot.  Mag.  t  4465,  II.  d.  serres  t  1334. 
S.  Simlense  Schott  in  Ocst.  bot.  Zeitschr.  1 S58  p.  349.  Prod.  72.  Arum 
Simlense  Hort. 

Stiel  des  ausgewachsenen  Blattes  bis  1  m  lang,  mittlere  Lappen  der  Blatt- 
ei reite  20  cm  und    darüber    lang,    10  cm    breit,    seitliche    kleiner.     Ülütenstiel 


Abb.  9.     Sauromatum  venosum  (Arum  cornutum). 

Eine  Zimmerpflanze,  welche  ohne  Wasser  und  Krde  eine  ca  '/?  m  lange 
Blume  entwickelt.  Gezogen  und  nach  der  Natur  genial!  von  II.  Stöckhardt, 
Berlin,  den  29.  Januar  1898-  I >ie  Figur  links  am  5.  Februar  iStjS.  Knolle 
bräunlich -grau,  Niederblätter  bleich,  Blutenscheide  aussen  weisslich,  mit 
braunen  Längsstreifen,  innen  auf  gelblich  wei-sem  Grunde  mit  blutroten 
Flecken,  der  lange  wurmförmige  Kolben  schwarzbraun.  Auf  der  Figur  links 
sieht  man  die  Pistillodien  entwickelt. 


bleich,  sparsam  gefleckt,  7 — 8  cm  lang.  Rühre  der  Blütenscheide  ca.  8 — 10  cm 
lang,  unten  4 — 5  cm  weit;  ihre  Spreite  35 — 40  cm  lang,  unten  0  cm  breit,  von 
der  Mitte  nach  der  Spitze  nur  2 — 3  cm  breit.  Weiblicher  I;lütenstand  des 
Kolbens  (der  unterste  Teil)   1,5  cm   lang,    von    dem    2  cm    langen    männlichen 


*)   Das  echte  S.  guttatum  Schott  ist  eine   andere  Art.     L.   \Y. 


58  Über  anatomische  Merkmale  bei  Berberis-Arten. 

durch  einen  5—6  cm  langen  Zwischenraum  getrennt.  Anhang  des  Kolbens  35  cm 
lang,  unten   1   cm,  oben  7,5  mm  dick. 
Vaterland  Ostindien,  Simla. 

An  dem  Exemplar  des  Herrn  Stöckhardt  war  die  Blüte  im  Ganzen 
1 '._,  m  lang. 

Wir  haben  hier  einen  ähnlichen  Fall  wie  bei  der  Sprekelia  formosissima 
Herb.  (Amaryllis  formosissima  L.).  die  auch  im  Winter,    warm  gehalten,    ohne 
Erde  und  Wasser  vor  den  Blättern  blüht.  Die  Knollen  desSauromatum  venosum,  die 
gegenwärtig  in  vielen  Läden  feilgeboten  werden,  sind  grau, 
flachkugelig,    bis  9  cm  im  Durchmesser,   bis  4  cm  dick, 
unten  flach  gewölbt,  ohne  alle  Wurzeln,  oben  mit  Wurzel- 
narben versehen  und  um  das  Zentrum  durch  die  Narben 
der    abgestorbenen    Blätter    geringelt.      Sie    muss    nach 
Angabe   des  Herrn  Carl  Kuntze   (J.  C.  Schmidt)   Berlin 
bei  140  R.  am  Lichte  kultiviert  werden. 
Abb-  IO-  Herr    Stöckhardt    schreibt    uns    noch    unter    dem 

Eine  Knolle  des  Sauromatum        ,     ,  j      t  c    i      j  j  j-  r      i  -ix- 

venosum  von  J.C.Schmidt,  iö.  Januar  d.  J.:  »Schade,  dass  die  so  farbenprächtige 
DurrcLetsne^n4JcamUdkk.C-  Blüte  nicnt  farbig  dargestellt  werden  konnte!  Dagegen 
Ende  Januar'  war  der  Trieb    ist    ^ie   Zinkographie    wirklich    sehr    gut    gelungen,    der 

7  cm  hoch.  o      r  000 

Massstab    hätte  etwas  grösser  sein  können. 

Jedenfalls  freue  ich  mich  sehr  darüber,  dass  meine  aus  reiner  Freude 
an  der  Schönheit  der  Blume  entstandene  Arbeit  in  Ihrer  so  viel  gelesenen  Zeit- 
schrift Aufnahme  gefunden  hat. 

Zu  der  mich  sehr  interessierenden  Besprechung  der  Pflanze  vermag  ich 
weder  Neues  hinzuzufügen,  noch  Änderungen  vorzunehmen.  Die  fünf  Zwiebeln, 
welche  ich  besass,  unterschieden  sich  in  ihrer  äusseren  Erscheinung  durch 
ihre  Farbe,  aber  auch  dadurch,  dass  einige  mehr  glatte,  die  anderen  mehr 
schuppige  Oberfläche  zeigten.  Sollten  hier  etwa  Varietätenunterschiede  sich 
bemerkbar  machen?  Der  Geruch  der  Blüte  war  nicht  gerade  angenehm  zu 
nennen,  er  war  aber  doch  nur  in  nächster  Nähe  derselben  bemerkbar;  ich 
glaube  der  Ausdruck:  »pestilenzialisch«,  den,  wie  Sie  schreiben,  eine  junge 
Dame  dafür  gebrauchte,  ist  zu  hart,  ich  meine,  »widerlich«   genügt." 

Die  Pflanze   lässt   sich  im  Sommer  als  Blattpflanze  im  Freien  verwenden. 

L.  W. 


Über  anatomische  Merkmale  bei  Berberis-Arten. 

Von  E.  Koehne.  [Schluss.] 

(Eingereicht  am  22.  November  1898.) 
Nach  aussen  wird  das  Rindenparenchym  begrenzt  von  einem  gänzlich 
chlorophyllfreien,  mächtigen  Gewebe,  das  erst  an  der  Epidermis  seine  Grenze 
findet,  seinerseits  aber  in  drei  verschiedene  Abteilungen  zu  zerfallen  pflegt. 
Für  das  Verständnis  dieser  Abteilungen  dürfte  am  besten  von  B.  nervosa 
auszugehen  sein,  die  bei  ihrem  kaum  2—3  cm  über  den  Boden  sich  erhebenden 
Stengel  der  geringsten  Festigungs-Einrichtungen  in  diesem  bedarf.  In  der  That 
liegt  hier  zwischen  Epidermis  und  Rindenparenchym  ein  fast  gleichartiges, 
mächtiges  Gewebe  aus  isodiametrischen  Zellen  mit  dünnen,  schwach  gefärbten 


Über  anatomische  Merkmale  bei   Berberis-Arten. 


6g 


Wandungen.  Nur  etwa  die  zwei  äussersten  Zellschichten  haben  Wandungen, 
die  gleich  den  Seiten-  und  Innenwandungen  der  Epidermis  sehr  dunkelbraun 
gefärbt  sind.  Eingebettet  liegen  in  diesem  Gewebe  ganz  vereinzelte  und 
zerstreute  kleine  oder  sehr  kleine,  oft  nur  auf  eine  Zelle  reduzierte  Sklerenchym- 
gruppen.  Bei  B.  repens  sind  diese  Gruppen  schon  von  erheblicher  Grösse 
und  Dicke,  meist  tangential  gestreckt,  sodass  hier  schon  ein  ziemlich  voll- 
ständiger, aber  durch  viele  schmälere  oder  breitere  Lücken  zerrissener 
Sklerenchymring  zu  stände  kommt.  Bei  den  übrigen  Mahonien  ist  dieser  Ring 
noch  vollständiger  geschlossen,  da  die  Sklerenchymgruppen  noch  mehr  tangential 
gestreckt,  die  Lücken  zwischen  ihnen  durchweg  noch  kleiner  und  weniger 
zahlreich  sind.  Bei  allen  Euberberis  endlich  ist  der  Sklerenchymring  völlig 
geschlossen  oder  nur  ausnahmsweise  hier  und  da  durch  eine  kleine  Lücke 
unterbrochen.  Seine  Zellen  haben  fast  immer  etwas  rötlich-gelb  oder  sehr  hell 
braunrötlich  gefärbte  Wandungen,  die  ziemlich  dick  sind,  vom  Zellraum  aber 
doch  immer  noch  einen  beträchtlich  grossen  Teil  übrig  lassen.  Bei  kantiger 
Stengelform  ist  der  Sklerenchymring  über  den  oben  erwähnten  Parenchym- 
rippen  zuweilen  bis  etwa  auf  das  Doppelte,  zuweilen  aber  auch  gar  nicht 
verstärkt. 

Der  Sklerenchymring  zerlegt  nun  das  bei  B.  nervosa  ziemlich  einheitliche, 
extraparenehymatische  Gewebe  bei  den  übrigen  Arten  in  einen  inneren  Teil, 
der  stets  aus  charakteristischen  Korkzellen  besteht,  und  einen  äusseren,  ab- 
weichend gebauten  Teil,  den  ich  als  hypodermales  Gewebe  bezeichnen  will. 
Jene  Korkzellen  liegen  in  1  bis  etwa  4  oder  5  Schichten,  überall  auf  dem 
Stengelcruersehnitt  last  gleichmässig  ausgebildet,  wobei  zu  bemerken  ist,  dass 
ich  nur  ein-  oder  zwei-,  auch  dreijährige  Zweige  untersucht  und  auf  etwaige 
Veränderungen  dieses  Korkgewebes  im  zweiten  und  dritten  Jahre  mein  Augenmerk 
noch  nicht  gerichtet  habe.  Es  hat  mir  aber  nicht  den  Eindruck  gemacht,  als  ob 
es  im  Verlaufe  dieser  Zeiträume  Veränderungen  erlitte.  Möglich,  dass  in  der 
Stärke  dieses  Korkgewebes  bei  gleichaltrigen  Zweigen  verschiedener  Arten 
kleine  spezifische  Unterschiede  zu  finden  sind. 

Das  oben  erwähnte  hypodermale  Gewebe  scheint  noch  am  meisten  Aus- 
sicht auf  Auffindung  brauchbarer  Artunterschiede  unter  allen  Geweben  des 
Stengels  zu  bieten.  Es  ist  nämlich  zuweilen  sehr  dünn,  auf  1 — 3  oder  4  Zell- 
schichten beschränkt,  aus  mehr  oder  wenigerplattgedrückten, oftsehrundeutlichen 
Zellen  zusammengesetzt,  deren  Wände  hin  und  her  gebogen  und  sehr  dunkel 
rotbraun  gefärbt  sind.  Dann  sind  auch  die  Wände  der  Epidermiszellen  ebenso 
gefärbt,  mit  Ausnahme  der  gelblich  bleibenden  Aussenwand.  So  bei  den 
meisten  Arten  mit  glänzend  braunroten  blühbaren  Zweigen.  Häufig  nimmt  dies 
Gewebe  zwischen  den  vorspringenden  Rippen  des  Sklerenchymringes  etwas  an 
Mächtigkeit  zu,  sodass  die  Vertiefungen  mehr  oder  weniger  ausgeglichen  und 
die  Rippen  äusserlich  abgeschwächt  werden. 

In  anderen  Fällen,  und  zwar  besonders  bei  grauzweigigen  Arten,  ist  das 
hypodermale  Gewebe  oft  aus  zahlreicheren  Zellschichten  zusammengesetzt;  die 
Zellen  sind  isodiametrisch,  ihre  Wandungen  schwach  oder  fast  gar  nicht  gefärbt. 
Auch  hier  kann  es  in  den  Vertiefungen  zwischen  den  Sklerenchymrippen  an 
Mächtigkeit  zunehmen. 

Über  diese  Verhältnisse  werden  sehr  ausgedehnte  Untersuchungen  nötig 
sein,  um  über  ihre  systematische  Verwendbarkeit  ein  Urteil  zu  gewinnen. 


>-q  Bericht  über  die  Kulturversuche  im  Jahre    i8q8. 

Aus  allen  vorstehenden  Bemerkungen  geht  jedenfalls  soviel  hervor,  dass 
auf  keine  der  beobachteten  anatomischen  Merkmale  eine  natürliche  Einteilung 
der  ganzen  Gattung  gegründet  werden  kann.  So  würde  z.  B..  wollte  man  die 
Arten  mit  hypodermalem  Sklerenchym  oder  diejenigen  mit  Papillen  auf  der 
Blattunterseite  vereinigen,  die  so  offenbar  natürliche  Untergattung  Mahonia 
zerrissen  werden  müssen,  und  es  müssten  Mahonia-  mit  Euberberis-Arten 
in  verschiedenen  Gruppen  vereinigt  werden.  Es  scheint  klar,  dass  die 
anatomischen  Kennzeichen  nur  in  untergeordneter  Weise  innerhalb  natürlicher, 
auf  Grund  anderer  Merkmale  gewonnener  Gruppen   verwendbar    sein    werden. 


Bericht  über  die  Kulturversuche  im  Jahre  1898. 

die  unter  Leitung  des  Vereins  zur    Beförderung  des    Gartenbaues  in    den  Preussischen  Staaten 
auf    den    Rieselfeldern    der    Stadt    Berlin    in    Blankenburg    ausgeführt    wurden. 

Erstattet  von 

Joseph    Klar,    Berlin,    Samenhandlung,    Hoflieferant  Sr.  Majestät  des   Kaisers    und  Königs 

und    Otto  Mende,    Obergärtner  der  Stadt  Berlin,  zu  Blankenburg. 

(Schluss. 

Tropaeolum  peregrinum  oder  canariense  Q.  Kleinblumige  gelbe  Kresse,  die 
z.  Z.  in  Sanssouci,  Potsdam,  viel  verwendet  wurde.  Dieses  Tropaeolum  ist 
entgegengesetzt  zu  der  vorher  genannten  Pflanze  äusserst  starkwüchsig. 

Clilorix  polystackya.  Aus  den  Gärten  verschwundenes  Ziergras,  das  30  cm 
hoch  wird  und  in  dieser  Höhe  durch  je  ca.  12  regelmässig  verteilte  Blüten- 
ähren gekrönt  wird.  Ein  solcher  Blütenstand  sieht  wie  ein  Quirl  oder  Kreuz- 
spinne aus.  Dies  Gras  gehört  der  Makartbinderei.  da  es  die  Sträusse  sehr 
locker  und  leicht  macht. 

( hUichroa  platyglossa  Q.  (Composite.)  Eine  ältere  Pflanze,  als  frühes 
leuchtend  gelbblühendes  Sommergewächs  mit  weissem  Saum:  für  Gruppen 
sehr  zu  empfehlen,  aber  fast  nicht  mehr  anzutreffen. 

Oirsium  Vdenovskyi  tf.  Diese  Prachtdistel  beschäftigte  uns  bereits  mehrere 
Male.  Die  purpurviolettroten  Köpfe  unserer  Solitärpflanzen  imponieren  sehr, 
die  Knospen  dienen  der  Trockenbinderei. 

Gosmea  bipinnata  alba  ©.  (Composite.)  Bekannte  weissblühende  1  m  hoch 
werdende  Schnittptlanze,  die  bis  zum  Frost  unaufhörlich  Blumen  brachte.  Es 
giebt  auch  lila-,  purpurrot-  und  gelbblühende  Spielarten. 

Tagetes  lucida  ©.  Kleinstblumige  Studentenblume,  deren  Blüten  gelb  und 
wohlriechend  sind,  auch  trifft  das  letztere  bei  den  Blättern  zu.  Zum  Garnieren 
der  Blumengestelle  vorzüglich  und  unentbehrlich. 

Datum  Wrigkti  (meteloides)  l  mit  ihren  violetten  grossen  Blumen,  D.  tmmilis 
flava  fl.  pl.  mit  gefüllten  gelben  und  D.  fastuosa  Huberianä  fl.  pl.  mit  gefüllten 
gelben  und  violetten  Blumen  sind  fast  in  keiner  Gärtnerei  mehr  zu  finden.  Erstere 
Pflanze  lässt  sich  so  leicht  in  einem  Jahre  heranziehen  und  hat  wohlriechende 
Blumen.     Alle  Stechäpfel  werden  über  1  m  hoch. 

Physales  Francheti  %.  Die  im  verflossenen  Jahre  von  Veitch  aus  Japan 
eingeführte  Solanacee  hingen  wir  hiermit  nochmals  in  Erinnerung.  Speziell 
im  Herbst  durch  ihre  leuchtend  orangeroten  Samenkapseln  beliebt  geworden, 
hat  sich  schnell  eingebürgert.  Die  Fruchtstände  sind  schon  in  sämtlichen 
besseren  Blumengeschäften  zu  sehen  und  werden  gern  gekauft. 


Bericht  über  die   Kulturversuche  im  Jahre    1898.  71 


II.  Gemüse  und  Futterpflanzen. 

Radies  erste  Ernte.  Eine  schön  leuchtend  rote  Sorte,  deren  Form,  wie  be- 
schrieben, oval  ist.  Die  Blätter  dieses  Wurzelgewächses  sind  gross,  mehr 
rettigartig,  so  dass  die  Pflanzen  im  Frühbeet  mehr  Raum  beanspruchen  als 
erwünscht  ist.     Diese  Neuheit  ist  einige  Tage  früher  als  andere  Sorten. 

Wirsingkohl  „Eisenkopf.  Dieser  Kohl  hat  unseren  Beifall  gefunden.  Der- 
selbe ist  rundköpfig,  mittelgross,  gelbgrau  und.  was  ihn  noch  wertvoller  macht, 
sehr  zeitig.  Es  ist  möglich,  das  vorstehende  Kohlsorte  Aufnahme  in  die 
Kataloge  finden  dürfte,  vorausgesetzt,  dass  er  sich  so  weiter  bewährt  und 
konstant  bleibt. 

Rotkohl,  Zittauer  Riesen.  Dieser  Salatkohl  hatte  schön  dunkelrote  Farbe, 
entwickelte  sich  hier  aber  spät,  so  dass  Mitte  '  »ktober  die  Köpfe  noch  klein 
waren.  Das  Fleisch  dieser  Neuheit  schien  indes  grob  und  dies  dürfte  die 
Einführung  erschweren.     Ein  ähnliches  Urteil  ist  uns  bereits  bekannt. 

Rotkohl,  grosser  Mammuth.  Auch  dieser  war  sehr  spät,  sodass  wir  ohne 
Resultat  blieben. 

Rosenkohl,  murr  verbesserter  Zwerg-.  Die  00  cm  hohen  Pflanzen  waren  dicht 
besetzt  mit  Rosen,  die  ziemlich  zeitig  sich  zeigten  und  fest  waren.  Ob  nicht 
eine  höhere  Pflanze  ergiebiger  sein  kann  und  ist.  dürfte  doch  fraglich  sein. 
Ein  empfehlenswertes  Gemüse. 

Eine  ebenfalls  ganz  niedrige   neue    Abart    nennt    sich    wunderbarerweise 

Rosenkohl  Herkules.  Die  Pflanzen  gleichen  aber  in  jeder  Beziehung  der  vorigen 
Sorte.  Wir  haben  es  hier  mit  zwei  unter  sich  gleichen  Neuheiten  zu  thun,  die 
nur  der  Name  trennt.     Letztere  Sorte  ist  wohl  mit  Unrecht  »Herkules«  getauft. 

Zur  besseren  Kontrolle  hatten  wir  noch  angebaut: 

Rosenkohl,  halbhoher  Pariser  der  Halle,  der  etwa  noch  einviertelmal  so  hoch 
wird  (75  cm)  und  seinen  Ruf  bisher  bewährte,  sowie 

Rosenkohl  „Perfection",  der  eine  neuere  Einführung,  sich  in  Vollkommenheit 
und  Grösse  mit  den  zuletzt  genannten  deckt. 

Wirsingkohl  von  Aubervilliers.  Ein  grossköpfiger  Kohl,  der  vor  ca.  5  Jahren 
eingeführt  wurde  und  mit  zu  den  frühen  zählt.  Wir  können  genannten  nicht 
genug  empfehlen  und  doch  rinden  wir  ihn  zu  wenig  in  Kultnr. 

Mais,  sehr  früher  August-  •).  Äusserst  früher,  kaum  30  cm  hoher  türkischer 
Weizen,  welcher  nach  3  Monaten  der  Aussaat  bereits  einige  kleine  Kolben  zur 
Reife  brachte.  Er  bleibt  also  niedriger  als  Nanerottolo,  ist  aber  früher  als  der 
Letztere.  Die  Kolben  sowie  die  einzelnen  Samen  sind  kleiner  als  die  von 
Nanerottolo.  indes  von  gleicher  heller,  gelblicher  Farbe.  Die  hier  im  Norden 
sicher  reif  werdenden  Maisarten  haben  natürlich  nur  Wert,  wenn  auf  Körner- 
ertrag hin  gebaut  wird.     Ein  gutes  Geflügelfutter. 

Rheum  hybridurn  Florentini  9|.  Diese  Neuheit  ist  eine  Kreuzung  des 
R.  Collinianum  mit  officinale  und  stammt  aus  Frankreich.  Die  Pflanzen 
erreichten  gleich  in  diesem  Jahre  eine  Ausdehnung  an  Blättern  und  Stielen, 
die  auf  ein  interessantes  Resultat  hoffen  lassen.  Die  Stiele  waren  braun,  auch 
grün  und  hätten  schon  zu  Kompott  dienen  können.     Ein  Näheres  später. 

Mirakel- Speisekürbis  mit  schalenlosem  Kern.  Dieser  Kürbis  entfaltete  sich 
sehr  spät  und  die  Frucht  wurde  infolge  dessen  nicht  gross.  Letztere  ist  grün 
und  gelb  gestreift  und  in  Form  mehr  spitz.  Ob  die  Samen  so  beschaffen  sind 
wie  angegeben,  werden  wir  später  erörtern. 


72  Grosse  allgemeine  Schutzzoll-Versammlung. 


Zwerg- Stangenbohne,  türkische  Perl.  War  wie  im  verflossenen  Jahre  mit 
Hülsen,  die  sehr  kurz  sind,  voll  behangen.     Als  Einmachebohne  wie  geschaffen. 

Rumex  hymenosepalus  %.  Torr.  (Canaigre.)  Wurde  im  Freien  ausgesäet 
und  verpflanzt.  Anfangs  wuchs  diese  berühmte  Gerbpflanze  ganz  gut,  um 
später  aber  fast  ganz  einzugehen.  Das  Kraut  bekam  hellbraune  Flecke,  ver- 
schwand nach  und  nach  und  kleine  rübenartige  Gebilde  blieben  zurück. 
Hoffentlich  treiben  diese  Wurzeln  im  nächsten  Jahre  wieder  aus. 

Atriplex  sewiibaccatum  %.  Bereits  vor  2  Jahren  in  der  Gartenflora  erwähnte 
Meldeart,  die  zur  Begrasung  trockener,  schlechter  selbst  salziger  Bodenarten 
warm  empfohlen  zu  werden  verdient,  die  den  unwirtlichen  Steppen  unserer 
Kolonien  wenigstens  noch  Schaffutter  abringt.  Leider  überwinterte  die  Melde 
nicht  und  ging  ein.  Es  ist  aber  nochmals  ein  Versuch  gemacht  und  werden 
wir  im  kommenden  Jahre  auf  das  Ausdauern  zurückkommen. 

Zum  Schluss  bitten  wir  um  Verzeihung,  wenn  wir  zu  lang  geworden  sind, 
wir  konnten  uns  aber  nicht  kürzer  fassen,  wollten  wir  auch  nur  die  aller- 
wichtigsten  Eigenschaften  der  Neuheiten  etc.  hervorheben. 


Grosse  allgemeine  Schutzzoll-Versammlung 

des  geseamten  Gärtnerstandes  für  Berlin  und  die  Provinz  Brandenburg 

fam  II.  Januar  1899. 
on  den  17  Rednern  des  Abends,  unter  denen  nur  ein  Redner  gegen  den 
Schutzzoll  auftrat,  wurde  die  sehr  zahlreich,  von  c.  1000 — 1400  Gärtnern 
besuchte,  gegen  3Y2  Stunden  währende  Versammlung,  über  Wesen  und  Wert 
des  Schutzzolles  belehrt.  Zu  Referenten  in  dieser  höchst  wichtigen  Angelegenheit 
waren  die  Herren  van  der  Smissen,  Kotte.  Hapt,  Kohlmann,  Jung- 
clausen  aus  den  Kreisen  der  Samen-,  Pflanzen-,  Gemüse-,  Baumschul-  und 
Obstzüchter  sowie  der  selbständigen  Händler  zunächst  beordert.  An  der  Hand 
zahlreicher  Illustrationen  aus  dem  täglichen  Geschäftsleben  und  unter  lebhaften 
Beifallsbezeugungen  sprachen  die  Befürworter  des  Schutzzolles,  und  zwar  unter 
namentlicher  Betonung,  dass  seit  den  zu  Anfang  der  90er  Jahre  geschlossenen 
Handelsverträgen  des  deutschen  Reiches  mit  auswärtigen  Staaten,  in  all  den 
vorgenannten  Abteilungen  lebhafte  Preisrückgänge  zu  konstatieren  seien,  ob- 
schon  der  Verbrauch  im  allgemeinen  als  ein  ganz  enorm  hoher  bezeichnet 
werden  müsse.  Der  einzige  Gegner  des  Schutzzolles,  der  das  Wort  ergriff. 
Herr  van  Thiel,  versuchte  seinen  ablehnenden  Standpunkt  damit  zu  begründen, 
dass  angesichts  der  Konkursstatistik  aus  den  Jahren  1896  und  1897  unter  den 
Gärtnerfirmen  die  Prozentzahl  der  Konkurse  sich  von  0,60  auf  0.50  %  erniedrigt 
habe;  im  Verhältnis  zu  anderen  Branchen  die  ö,  7.  8  ja  bis  38  %  aufweisen,  sei 
dies  als  sehr  günstig  für  den  Gärtnereibetrieb  anzusehen.  Aus  den  Reihen  der 
eingeladenen  Reichstagsabgeordneten:  von  Oueis-Malshöven,  Dr.  G.  Oertel, 
Dr.  Hahn,  Geschäftsführer  des  Bundes  der  Landwirte,  wurde  darauf  hin- 
gewiesen, wie  enorm  hohe  Summen  das  deutsche  Reich  z.  Zt.  für  gärtnerische 
Produkte  dem  Auslande  zahle.  Der  statistische  Zahlennachweis  von  1892  bis 
1897  bekunde,  dass  die  Einfuhrziffer  in  genanntem  Zeiträume  für  Blumen. 
Obst,  Gemüse,  Pflanzen  um    28527000  Mark    gestiegen  sei.    die  Ausfuhrziffer 


Bei  wem  soll  ein  junger  Gärtner  in  die   Lehre  treten?  no 

in  diesen  Artikeln    dagegen    nur  um    1244400(1   Mark,    mithin  die  Einfuhr    ein 
Mehr  von  16083000  Mark  ergebe*),  welche  Summe  vom  deutschen  Reiche  dem 

Auslande  geopfert  worden  sei.  Eine  so  erhebliche  Ausgabeziffer  in  einer  Branche 
verlange  dringend  nach  einer  Korrektur,  einer  ausgleichenden  Gerechtigkeit 
seitens  der  Reichsbehörde.  Es  sei  im  Sinne  Bismarckscher  Politik:  »der  ein- 
heimische Markt  möge  der  einheimischen  Arbeit  angehören«,  erst  seien  der 
Produktion  und  dann  erst  dem  Handel  die  geigneten  Wege  zu  bahnen.  Nichl 
Unbilliges  werde  gefordert,  noch  weniger  sollten  dadurch  die  guten  Beziehungen 
zu  auswärtigen  Staaten  getrübt  werden,  sondern  nur  an  die  ausgleichen'!- 
Gerechtigkeit  der  Staatsbehörden  interpelliere  man. 

Die    Versammlung    fasste    schliesslich    mit    allen   Stimmen    gegen    kaum 
50  Stimmen  folgende  Resolution: 

»Die  am  11.  Janur  1899  m  den  Germaniasälen  in  Berlin  tagende, 
von  über  1000  Gartenbau-Interessenten  aus  Berlin  und  der  Provinz  Branden- 
burg besuchte  Versammlung  beschliesst:  Nachdem  die  masslose  Zunahme 
der  zollfreien  Einfuhr  aller  Cartenbauprodukte  die  schon  im  vorigen 
Jahrzehnt  schwere  Existenz  der  Handelsgärtner  u.  s.  w.  jetzt  nahezu  un- 
haltbar gestaltet  hat,  spricht  die  Versammlung  die  Erwartung  aus,  dass 
bei  dem  Abschluss  der  neuen  Handelsverträge  die  deutsche  Gärtnerei 
gebührenden  Schutz  finde.  Die  Versammlung  richtet  an  die  hohe  Reichs- 
.  ierung  sowie  an  die  gesetzgebenden  Körperschaften  die  dringende 
Bitte,  den  von  allen  Seiten  im  Deutschen  Reiche  ausgesprochenen  Wünschen 
der  Gärtner  gerecht  zu  werden,  zum  Schutze  ihrer  Produktion  wie  zur 
Erhaltung  ihrer  Existenz.  Die  Versammlung  beauftragt  den  Verband  der 
Handelsgärtner  Deutschlands  als  den  berufenen  Vertreter  der  deutschen 
Handelsgärtnerei,  mit  allen  ihm  zu  Gebote  stehenden  Mitteln  dahin  zu 
wirken,  dass  sämtliche  Produkte  des  Gartenbaues  sobald  wie  angängig 
mit  einem  Eingangszoll  belegt  werden.«  Hoftmann. 


Bei  wem  soll  ein  junger  Gärtner  in  die  Lehre  treten? 

Von  G.  Körper- Fürstenwalde. 

,m  letzten  Frühjahr  ist  in  verschiedenen  Zeitungen  und  zwar  von  gärtnerischer 
:>   Seite  aus  vor  der  Erlernung  des  Gärtnerberufes  gewarnt,  weil  derselbe  zu 
schwer  und  ungesund  sei. 

Es  liegt  mir  fern,  dem  im  ganzen  widersprechen  zu  wollen,  jedi  ch  sei  es 
mir  als  (leider)  altem  Gärtner  gestattet,  hier  meine  diesbezüglichen  Ei  fahrungen 
und  Ansichten  mitteilen  zu  dürfen.  Wer  allerdings  glaubt,  dass  nur  diejenigen 
Gärtner  seien,  welche  in  einer  Gärtnerei  gelernt  haben,  wo  lediglich,  möglichst 
aber  recht  viel  Gewächshäuser  vorhanden  sind,  also  Anzucht.  Kultur  und 
Treiberei  von  Topfgewächsen  die  Hauptsache  sind,  wem  ferner  absolut  nur 
eine  solche  Gärtnerei  vornehm  genug  erscheint,  um  in  einer  solchen  seinen 
Sohn  oder  Pflegebefohlenen  lernen  zu  lassen,  der  darf  allerdings  nicht  zuviel 
darauf  rechnen,  dass  der  Lernende  in    solchen    Eiskellern    oder    Schwitzkästen 

Siehe  Gartenflora  1898  S.  53i  und  die  Denkschrift  des  Verbandes  der  Handelsgärtner 
Handelsblatt  No.  36,  189«.  Wir  haben  in  Gartenflora  1.  c.  berechnet,  dass  die  Ausfuhr  sogar 
nur  um   9  479  ooo  Mark  gestiegen   ist.     f..   W. 


~ja  Bei  wem  soll  ein  junger  Gärtner  in  die  Lehre  treten? 

von  Gewächshäusern,  welche  noch  obendrein  sehr  oft  den  Zellengefängnissen 
gleichen,  die  Gesundheit  sonderlich  wahren,  geschweige  dieselbe  fördern  resp. 
erlangen  wird,  und  gerade  das  letztere  ist  doch  wohl  bei  sehr  vielen  der 
Grund,  diesen  Beruf  zu  erwählen.  Es  ist  ja  auch  sehr  leicht  erklärlich,  dass 
wenn  man  fast  alle  Tage  und  beinahe  ganze  Tage  mit  verschwindend  geringen 
Unterbrechungen  sich  nur  in  den  Gewächshäusern  aufhält,  in  denen,  je  nach 
Jahres-  und  Tageszeit  und  je  nachdem,  was  eben  in  denselben  kultiviert  wird, 
mehr  oder  weniger  eine  sehr  feuchte,  kalte  oder  heisse  Luft  und  eine 
Temperatur  von  3 — 25  Grad  R.  und  oft  noch  mehr,  herrscht,  und  dann  mit 
einemmal  heraus  und  direkt  in  das  Freie  und  somit  in  die  bei  weitem  niedrigere 
also  immerhin  (wenn  man  in  den  Warmhäusern  war)  kältere  und  im  Winter 
sehr  oft  recht  kalte  Temperatur  und  zugige  Luft  kommt,  es  einem  selbst  nicht 
viel  besser  ergeht  und  gehen  kann  als  den  Pflanzen,  die  aus  solchen  Häusern 
kommen  (und  wie  es  solchen  Pflanzen  geht,  wird  wohl  jeder  Gärtner  und 
Blumenfreund  erfahren  haben).  Das  heisst,  er  wird  häufiger  das  Gegenteil  von 
dem,  was  er  durch  Erlernung  des  Gärtnerberules  erhoffte  (nämlich  recht  gesund 
und  kräftig  zu  werden)  erleben  und  den  fast  ständigen  Begleiter  vieler  Gärtner, 
nämlich  Rheumatismus  etc.  nicht  viel  los  werden,  geschweige  sich  stärken  und 
kräftigen  können.  Es  kann  hier  von  Stärkung  und  Kräftigung  des  Körpers 
und  der  Gesundheit  umsoweniger  die  Rede  sein,  als  eben  die  Beschäftigung 
nicht  danach  ist;  das  Hantieren  und  Kultivieren  der  Gewächshauspflanzen  und 
die  damit  verbundene  Arbeit  stellt  nie  oder  doch  nur  äusserst  selten  solche 
Anforderungen  an  die  Körperkräfte,  wie  die  Freilandgärtnerei  etc.;  hier  werden 
die  Muskeln  und  die  Gesundheit,  wenn  ich  so  sagen  darf,  gekräftigt  und  gestärkt, 
während  dieses  in  jenen  Gärtnereien  weit  weniger  der  Fall  ist,  indem  es  ganz 
andere  und  viel  leichtere  Arbeiten  sind.  Sehr  oft  kann  von  einer  richtigen 
Bewegung  in  den  Gewächshäusern  gar  nicht  die  Rede  sein,  weil  sie,  wie  schon 
vorhin  gesagt,  den  Zellengefängnissen  (die  ich  ja  Gott  sei  Dank  aus  eigener 
Erfahrung  nicht  kenne,  aber  man  hört  und  liest  doch  genug  davon)  gleichen, 
denn  man  kann  in  vielen  derselben  weder  recht  stehen  noch  gehen,  geschweige 
sich  in  denselben  derart  bewegen  und  wie  man  so  zu  sagen  pflegt,  so  aus- 
arbeiten, dass  dadurch  Geist,  Körper  und  Gesundheit  gestärkt,  gestählt  und 
gehärtet  werden  könnten.  Hierbei  möchte  ich  nun  noch  der  Beschäftigung  und 
des  Aufenthalts  in  den  Kalt-  und  den  sogenannten  Erdhäusern  etwas  Erwähnung 
thun.  In  denselben  ist  in  der  Regel  die  Luft  kalt  und  feucht,  weil  hier  nicht 
eher  und  nicht  mehr  geheizt  wird  als  um  die  in  denselben  befindlichen 
Pflanzen  gegen  das  Erfrieren  zu  schützen.  Eine  ganz  unausbleibliche  Folge  der 
feuchten  Luft  ist  nun  die,  dass  sehr  viele  der  hier  befindlichen  und  zu  über- 
winternden Pflanzen  gelbe  und  faule  Blätter  etc.  derart  bekommen,  dass  sie  von 
Pilz  und  Moder  vollständig  überzogen  werden;  um  nun  die  Pflanzen  vor  gänz- 
licher Fäulnis  und  dem  Verderben  zu  schützen,  müssen  dieselben  des  öfteren 
ausgeputzt  (sehr  häufig  sagt  der  Gätner  und  beinahe  mit  Recht,  ausgemistet 
werden).  Diese  Arbeit  erfordert  in  den  meisten  Fällen  nicht  nur  viele  Stunden, 
sondern  viele  Tage  und  gerade  diese  kalten,  feuchten  Lläuser  und  diese 
Arbeit,  welche  noch  weniger  Bewegung  bietet,  als  sie  Schuster  und  Schneider 
haben,  sind  es,  welche  Gicht  und  Rheumatismus  etc.  zur  Folge  haben.  Ich 
kann  dieses  zu  erwähnen  umsoweniger  unterlassen,  als  ich  dieses  leider  an 
meinem  eigenen  Leibe  in  früheren  Jahren  erfahren  habe. 


Bei  wem  soll  ein   junger  Gärtner  in   die    Lehre  treten: 


73 


Also  hinweg  mit  dem  ganz  unbegründeten  Vorurteil,  dass  man  nur  in 
den  eingangs  erwähnten  Gärtnereien  ein  wirklicher,  ein  sogenannter  K.unst- 
gärtner  und  später,  oder  wohl  in  vielen  Fällen  richtiger  gesagt,  recht  bald 
etwas  Grosses  werden  könne.  Deshalb  noch  einmal  hinweg  mit  solchem 
Vorurteil  und  zwar  deshalb,  weil  man  auch  ohne  in  einer  solchen  Gärtnerei, 
wo  man  eingestandenermassen  seine  Gesundheit,  anstatt  sie  zu  erlangen  und 
zu  fördern,  aufs  Spiel  setzt,  zu  lernen  resp.  gelernt  zu  haben,  sehr  wohl  ein 
recht  tüchtiger  und  sehr  brauchbarer  Gärtner  werden  kann,  Ind  wer  es  nun 
einmal  darauf  abgesehen  hat,  der  kann  auch  etwas  Grosses  werden,  auch  wenn 
er  nicht  gerade  in  den  zuerst  bezeichneten  Gärtnereien  gelernt  hat.  Denn  es 
giebt.  ganz  respektable  Gärtnereien,  wo  gar  keine  oder  doch  nur  ganz 
nebensächliche  Gewächshäuser  vorhanden  sind  und  ebenso  Topfpflanzen kultur 
und  das  Treiben  von  Blumen  und  Pflanzen  als  Nebensache  betrachtet  werden. 
Ich  nenne  als  solche  Gärtnereien  in  erster  Linie  Baumschulen  jeder  Art  und 
Landschaftsgärtnereien.  Die  Inhaber  der  letzteren  oder  die,  welche  Land- 
schaftsgärtnerei betreiben,  nennen  sich  oder  werden  genannt  Landschaftsgärtner, 
( '.artenkünstler.  Garteningenieure,  auch  Gartenarchitekten  oder  wohl  gar  Gartenbau- 
meister. Man  sieht  also,  dass  man  gerade  in  diesem  Zweig  der  Gärtnerei 
gewiss  '-ine  schöne  Auswahl  und  Aussicht  hat,  etwas  Grosses  werden  zu 
können. 

Ferner  giebt  es  sogenannte  gemischte  Gärtnereien;  das  sind  solche, 
in  welchen  zwar  auch  Gewächshäuser  vorhanden,  aber  nicht  immer  die  Haupt- 
sache sind.  Auch  die  Gärtnereien,  in  denen  Samenbau  von  Blumen  und  Gemüse 
oft  in  recht  erheblichem  Umfange  betrieben  wird,  sind  zu  erwähnen  und  zu 
empfehlen.  Ferner  hat  man  schon  seit  Jahren  die  sogenannten  Freiland-  oder 
Staudengärtnereien,  das  sind  solche,  in  denen  die  schönsten  und  mannigfachsten 
Blumen  und  Gartengewächse,  welche  Sommer  und  Winter  im  freien  Lande 
ausdauern,  kultiviert  werden  oder,  richtiger  gesagt,  nur  die  schönsten  Blumen 
und  Gewächse  kultiviert  werden  sollten. 

Alsdann  möchte  ich  die  Obstgärtnereien  nicht  unerwähnt  lassen,  welche, 
allem  Anschein  nach  zu  urteilen,  eine  sehr  gute  Zukunft  haben.  In  all  diesen 
Gärtnereien  kann  man,  wie  schon  gesagt,  auch  etwas  Grosses  werden,  denn  es 
giebt  unter  diesen  wie  jenen  Gärtnereibesitzern  Ökonomie-  und  Kommerzien- 
räte  sowie  Gartenbau-Direktoren  etc.,  nur  wird  derart  Grosses  nicht  aus  dünkel- 
haftem Vorurteil  hervorgehen  und  weder  in  jenen  noch  in  di 
Gärtnereien  aus  Stecklingen  gezogen. 

Nun  werden  ja  allerdings  manche  der  verehrten  Leserinnen  oder  Leser 
dieser  Zeilen  sagen  und  fragen:  »Haben  denn  die  so  besonders  empfohlenen 
Gärtnereien  resp.  die  Beschäftigung  in  denselben  nicht  auch  ihre  Schatten- 
seiten?« Jawohl,  auch  diese  haben,  wie  jedes  Ding,  namentlich  bei  Sonnenschein, 
ihre  Schattenseiten;  hier  sind  sie: 

In  all  diesen  Gärtnereien  ist  man  allerdings  mehr  als  in  jenen  dem  Wind 
und  Wetter  ausgesetzt.  Man  wird  da  oft  durchnässt  bis  auf  die  Haut,  und  es 
kommt  wohl  öfter  vor,  dass  man  sich  nicht  immer  gleich  umziehen  kann,  es 
kommt  hier  das  Sprichwort  zur  Geltung:  AVer  mich  nass  gemacht  hat,  der 
kann  mich  auch  wieder  trocken  machen!  Also  es  ereignet  sich  wohl,  dass 
der  auf  dem  Leibe  nass  gewordene  Anzug  auch  auf  dem  Leibe  wieder  trocken 
werden  muss.  und  er  wird  auch  wieder  trocken. 


nß  Bei  wem  soll  ein  junger  Gärtner  in  die  Lehre  treten? 

Es  passiert  aber  nicht  allein  dies,  sondern  es  stellt  sich  infolge  dessen 
auch  öfter  ein  recht  unangenehmer  Schnupfen  und  sonstiges  Unbehagen  ein. 
Man  ist  ferner  nicht  nur  Wind  und  Wetter,  sondern  auch  oft  den  sengendsten 
Sonnenstrahlen  ausgesetzt  und  es  giebt  weder  dort  einen  Regenschirm,  noch 
hier  einen  Sonnenschirm,  sondern  es  heisst  einfach  aushalten  und  man 
lernt  auch  aushalten  und  hält  es  aus,  indem  man  sich  gar  bald  daran  gewöhnt. 
Die  Gesundheit  wird  aber  bei  alledem  nicht  so  leicht  aufs  Spiel  gesetzt,  weil 
man  hier  nie  einem  so  plötzlichen  und  schädlichen  Temperaturwechsel  als  in 
den  zuerst  erwähnten  Gärtnereien  ausgesetzt  ist,  sondern  man  erlangt  hier, 
wenn  man  sie  nicht  schon  hat,  in  den  meisten  Fällen  seine  Gesundheit,  indem 
man  nicht  nur  den  ganzen  oder  fast  den  ganzen  Tag,  sondern  beinahe  alle 
Tage  und  das  ganze  Jahr  in  Gottes  freier,  frischer  und  gesunder  Natur  sich 
befindet  und  somit  die  schönste  Gabe  Gottes,  ich  möchte  beinahe  sagen 
umsonst  empfangt. 

Und  gerade  dieses  alles,  nicht  allein  die  schönen  Blumen  und  Früchte 
(wie  es  in  den  abratenden  Artikeln  heisst)  ist  resp.  sind  es,  dass  der  Gärtner 
soviel  um  seinen  schönen  Beruf  beneidet  wird  und  viele  veranlasst,  Gärtner 
zu  werden. 

Wer  nun  etwa  an  dem  Gesagten  zweifeln  sollte,  der  sehe  sich  die  Leute 
an,  die  in  solchen  Gärtnereien  arbeiten  resp.  sich  diesen  Zweigen  der  Gärtnerei 
gewidmet  haben,  dem  werden  die  wettergebräunten  Gesichter  sowie  die  Körper- 
haltung und  Bewegung  mehr  oder  weniger  bestätigen,  was  ich  gesagt  habe. 
Und  wenn  es  diese  noch  nicht  zur  Genüge  thun,  so  werden  es  wohl  unsere 
Herren  Ökonomen  und  auch  wohl,  wenn  auch  nicht  in  dem  Masse  ,  die 
Förster  thun.  Ich  für  meinen  Teil  treue  mich  stets,  wenn  ich  solche  wetter- 
feste, kernige  Leute  sehe.  Xun  zu  dem  Gesagten  noch  einige  Beispiele:  Ich 
habe  vor  einer  längeren  Reihe  von  Jahren  ein  paar  Lehrlinge  gehabt,  die  so 
schwach  und  klein  waren,  dass  ihnen  anfänglich  selbst  die  Verrichtung  der 
leichtesten  Arbeiten  zu  schwer  war;  der  eine  von  ihnen  hatte  ein  ganz 
blasses  Gesichtchen  mit  eingefallenen  Backen.  Nachdem  er  erst  längere 
Zeit  bei  mir  war.  wurde  er  nicht  allein  verhältnismässig  gross  und  stark, 
sondern  er  hatte  im  Laufe  der  Zeit  derart  zugenommen,  dass  er  von  jedem 
nicht  anders  als  der  »Dicke«  genannt  wurde.  Ähnlich  war  es  mit  dem  zweiten. 
Dieser  war  auch  derart  gross  und  stark  geworden,  dass  er  gleich  im  ersten 
Jahre  seiner  Gestellung  Soldat  wurde.  Ein  anderer,  neuerer  Fall:  Vor  einigen 
Jahren  kam  ein  Knäblein  zu  mir  und  fragte,  ob  er  bei  mir  in  die  Lehre 
kommen  könnte.  »Mein  Kind«,  sagte  ich,  »wie  alt  bist  Du  denn?«  »Ich  komme 
Ostern  (es  war  damals  einige  Wochen  vor  Ostern)  aus  der  Schule.«  Ich  muss 
gestehen,  ich  sah  mir  dieses  Kind  von  Knaben  ordentlich  mitleidig  an  und 
sagte:  »Um  Gärtner  zu  werden  bist  Du  doch  allzu  klein  und  schwach.«  Darauf 
machte  dieser  Kleine  ein  recht  betrübtes  Gesicht  und  dies  that  mir  so  leid, 
dass  ich  ihn,  in  der  Hoffnung,  dass  er  ja  doch  noch,  wie  man  so  sagt,  werden 
könne,  ersuchte,  mit  seinem  Vater,  zu  mir  zu  kommen.  Jetzt  machte  er  aber 
ein  vergnügtes  Gesicht  und  kam  wenige  Tage  nachher  mit  seinen  Eltern 
wieder  und  wir  wrurden  einig,  sodass  dieses  Kind  von  Knaben  zu  mir  in  die 
Lehre  kam  und  siehe  da,  es  dauerte  nicht  allzu  lange,  da  wrurden  ihm  all  seine 
Kleidungsstücke  zu  klein  und  eng,  er  musste  neue  und  nach  nicht  allzu  langer 
Zeit  abermals  neue  und  immer  wieder  neue  Kleidung  haben.     Auch  seine  Kräfte 


Das  Winterfest  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues.  rn 

nahmen  derart  zu.  dass  er  schon  im  zweiten  Jahr  seines  Hierseins  ziemlich 
schwere  und  im  dritten  Lehrjahre  selbst  die  schwersten  Männerarbeiten 
fast  spielend  verrichten  konnte.  Nun  der  neueste  derartige  Fall:  Vor  etwa 
2V2  Jahren  habe  ich  aus  Berlin  einen  Knaben  in  die  Lehre  bekommen;  obschon 
derselbe  damals  schon  15'  L,  Jahre  alt  war,  so  war  er  doch  noch  so  elend  und 
schwach,  dass  ich  auch  hier  recht  sehr  Bedenken  trug,  dass  aus  ihm  etwas 
werden  würde.  Aber  trotz  Essen  und  Trinken  wollte  aus  ihm  absolut  nichts 
werden,  bis  vor  nun  etwa  i'/2  Jahren.  Da  fing  er  endlich  an,  etwas  Gesichts- 
farbe und  auch  neue  Kräfte  zu  bekommen.  Viel  grösser  ist  er  nun  allerdini;- 
nicht  geworden,  aber  seine  Kräfte  haben  derart  zugenommen,  dass  er  jetzt  so 
leicht  keine  Arbeit,  auch  wenn  sie  einmal  etwas  schwer  ist.  scheut  und  es 
beinahe  übel  nimmt,  wenn  ich  ihm  bei  schwerer  Arbeit  sage:  »Na,  schaffst  Du 
das  auch?«  (Eben  sagt  er  mir.  dass  er  hier  doch  i!/2  Fuss  grösser  ge- 
worden sei.) 

Was  nun  meine  Wenigkeit  selbst  betrifft,  so  kann  ich  sagen,  dass  ich  mich 
bei  einem  Alter  von  62  Jahren  körperlich  und  geistig  noch  recht  frisch  und 
wohl  fühle  und  glaube  ich,  dies  nur  meinem  Beruf  als  Freilandgärtner  danken 
zu  können.  Ausser  einer  etwa  14  Tage  dauernden  Krankheit  im  vorigen  Jahre 
hat  mir  sonderlich  ausser  Geld  noch  nichts  gefehlt,  und  wenn  mir.  was  ja 
allerdings  in  einem  so  langen  Zeitraum  wohl  öfter  vorkommt,  einmal  nicht  ganz 
so  war,  wie  mir  sein  musste,  wie  man  so  zu  sagen  pflegt,  nun.  dann  bin  ich  in 
meinen  Garten  gegangen  und  es  hat  dann  niemals  allzulange  gedauert,  so 
fühlte  ich  mich  wieder  wohl  und  munter. 

Währenddem  ich  mit  dem  Schreiben  dieses  Artikels  bis  hierher  gekommen 
bin,  besucht  mich  in  geschäftlicher  Angelegenheit  ein  recht  vornehmer  Fabrik- 
besitzer und  sagt  mir  unter  Anderem,  dass  er  schon  seit  längerer  Zeit  alle 
Tage  mehrere  Stunden  im  Garten  arbeite,  und  das  mache  ihm  solche  Freude 
und  bekomme  ihm  so  gut,  dass  er  es  nicht  mehr  lassen  könnte  und  möchte. 
Dem  Leser  dieses  aber,  welcher  einen  Garten  oder  auch  nur  ein  Gärtchen 
hat,  möchte  ich  zurufen:  »Gehe  hin  und  thue  desgleichen,  und  es  wird  Dir  auch 
bald  gelohnt  werden.« 

Zum  Schluss  möchte  ich  nicht  unerwähnt  lassen,  dass  ich  dieses  nur 
geschrieben  habe  für  die,  welche  die  Sache  nicht  kennen,  nicht  aber  für  die. 
welche  sie  schon  kennen,  am  allerwenigsten  aber  für  die,  die  alles  können. 
alles  kennen  und  schon  alles  wissen. 


Das  Winterfest  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues 

am  19.  Januar  1899. 

x  V 

|Y/l  it  hoher  Befriedigung  kann  der  Festausschuss  auf  seine  rhätigkeit  zurück- 

ij=35^:   blicken.     Nicht  weniger   als    365    Personen    nahmen    an    dem    Feste    im 

Hotel  Imperial  teil  und  einstimmig  \wn-  der  Dank,    der  vor  allen    den    Herren 

Loock,    Habermann.    Hampel,    Hering,    Junge    und    Neumann    für    ihre 

treffliche  Leitung  des  Festes  gespendet  wurde. 


n£  Das  Winterfest  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues. 

Der  grosse  Saal  des  Hotel  Imperial  zeigte  in  der  Mitte  der  Rückwand  die 
Kaisergruppe  von  Herrn  Clotofski,  vornehmlich  aus  Palmen  bestehend;  an 
den  Ecken  des  Saales  hatte  Herr  Clotofski  Dracaenen  und  Blattpflanzen  auf- 
gestellt, alles  geschmackvoll  und  nicht  zu  weit  vortretend,  um  die  Tanzenden 
nicht  zu  hindern. 

Die  Sträusse  für  die  Tafel  hatte  Herr  Fasbender  geliefert  und  hierzu 
nur  deutsche  Blumen  und  deutsches  Bindegrün  benutzt.  Herr  Clotofski 
hatte  in  liebenswürdigster  Weise  das  Material  für  die  zahlreichen  grossen 
Tafelsträusse:  Flieder  und  Schneeball  etc.,  gespendet.  Vor  jedem  Gedeck  stand 
eine  kleine  Vase  in  der  Form  der  einfachen  kleinen  Zimmervasen,  wie  sie  im 
Kgl.  Schloss  benutzt  werden  (abgebildet  in  Gartenflora  1898  S.  505  und  511,) 
gefüllt  mit  Maiglöckchen,  Farnen  etc.  Abwechselnd  damit  waren  kleine  Ständer 
aus  Draht  aufgestellt,  die  ein  enges  Gläschen  trugen,  das  ähnlichen  Schmuck 
enthielt.  Da  Vasen  und  Gläschen  mit  Wasser  gefüllt  waren,  so  blieben  die 
Blumen  während  der  recht  langen  Dauer  der  Tafel  frisch.  Schliesslich  ver- 
kündete der  Vorsitzende  des  Festkomitees,  der  Kgl.  Hoflieferant  Loock,  zur 
Freude  aller  Damen,  dass  sie  nicht  nur  die  Sträusschen,  sondern  auch  die 
Vasen  und  Gestelle  zum  Andenken  mitnehmen  möchten.  Selbstverständlich 
waren  die  Vasen  nicht  aus  so  kostbarem  Opalglase  wie  im  Kgl.  Schloss, 
sondern  nur  aus  einfachem  weissen  Glase,  das  am  Halse  mit  einer  hübschen 
grünen  Schleife  verziert  war. 

Der  Direktor  des  Vereins,  Kgl.  Gartenbaudirektor  Lackner,  brachte  das 
Hoch  auf  S.  M.  den  Kaiser,  den  Allerhöchsten  Protektor  des  Vereins,  aus,  der 
Vorsitzende  des  Verbandes  der  Handelsgärtner  Deutschlands,  C.  van  der 
Smissen,  widmete  dem  Vorstande  sein  Glas,  Herr  Garteninspektor  Perring 
dankte  und  trank  auf  das  Wohl  des  Vereins,  wobei  er  hervorhob,  wie  wünschens- 
wert es  sei,  alle  Interessen  sowohl  die  der  Gärtner  wie  die  der  Lieb- 
haber zu  berücksichtigen.  Herr  Hofgärtner  Hoffmann  toastete  auf  die  Damen, 
Herr  Bluth  auf  den  Festausschuss,  Herr  Junge  auf  die  Gäste,  in  deren  Namen 
Herr  Dr.  Thost  dankte. 

Besonders  verschönert  wurden  die  Freuden  der  Tafel  durch  den  herr- 
lichen Gesang  des  Frl.  Hering  und  des  Frl.  Schmidt,  Tochter  des  Herrn 
Obergärtner  Schmidt.  Villa  Dellschau-Pankow,  ferner  durch  den  gemeinsamen 
Gesang  eines  Kaiserliedes  und  eines  vom  Vereinssekretär  Herrn  S.  Braun 
gedichteten,  höchst  scherzhaften  Liedes:  »Vereinsvorkommnisse«. 

Beim  Tanze  fehlte  es  natürlich  nicht  an  Überraschungen.  Bei  der  Polonaise, 
die  übrigens  nicht,  wie  sonst,  zu  Beginn  des  Balles,  sondern  erst  viel  später 
stattfand,  erhielten  die  Teilnehmer  die  verschiedenartigsten  Kopfbedeckungen 
und  führten  die  Reise  nach  Palästina  vor.  Beim  Kotillon  erschien  Herr 
O.  Neumann  als  invalider  Drehorgelspieler  und  bot  den  Damen  in  seiner 
Orgel  die  schönsten  Orden  für  die  Herren  dar;  die  Damen  erhielten  pracht- 
volle Sträusse  etc.  etc.     Kurz,  alle  waren  hochbefriedigt. 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


79 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen  etc. 


Neuheiten-Liste  für  1898  99 

von 

F.  C.  Heinemann,  Erfurt. 

Nach  den  Beschreibungen  des  Züchters. 

Salpiglossis  variabiiis  superbissima. 

Neue  Kaiser-Salpiglossen. 

(Hierzu  Abb.  n.i 

Meine  neuen  Kaiser-Salpiglossen 
haben  von  allen  Seiten  uneinge- 
schränktes Lob  erhalten.  Der  von  mir 
voriges  Jahr  verkaufte  Same  brachte 
neben  einigen  wenigen  Farbennüancen 
namentlich  die  Farbe  »Chamois«,  ich 
kann  dieses  Jahr  diese  Farbe  und 
noch  vier  andere  prachtvolle  Nuancen 
sortenrein  anbieten. 

Die  Kaiser-Salpiglossen  werden  bald 
die  alte  Form  dieser  beliebten  Sommer- 
blume ganz  verdrängen,    da  ihre  Ver- 


wendbarkeit eine  bei  weitem  viel- 
seitigere ist  und  die  Schönheit  ihrer 
Blumen  unerreicht   dasteht. 

1.  Chamois.  Die  Blume  ist  auf 
allen  fünf  Blumenlappen  dunkelblutrol 
gezeichnet  und  bis  in  den  Schlund 
hinein  mit  goldenen  Adern  durch- 
zogen. 

2.  Purpurviolett.  Prachtvolle,  bis 
jetzt  noch  gar  nicht  bei  Salpiglossen 
gekannte  Farbe.  Fin  leuchtendes 
Karmin  wird  nach  der  Mitte  der 
Blumen  hin  von  einem  tiefen,  sammet- 
artig  glänzenden  Purpurviolett  über- 
zogen. Die  Blumen  sind  besonders 
gross,  rund  und  wie  eine  Superbissima- 
Petunie  geformt.  Der  kurze  und  weit 
geöffnete  Schlund  ist  ganz  dunkel  und 
glänzt  seidenartig.  Der  Bau  der  Pflanze 
ist  besonders  kräftig,  sie  wird  ca.  Socm 
hoch. 


Abb.    ii.     Salpiglossis  variabiiis  superbissima. 


Abb.    12.     Begonia  hybrida  gigantea  Mammut. 


8o 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


3.  Purpurbraun  mit  Gold.  Diese 
Sorte,  etwas  niedriger  bleibend  als  die 
übrigen,  ist  besonders  blütenreich.  Die 
ganze  Pflanze  ist  wie  ein  grosses 
ßouquet.  Grundfarbe  ein  gesättigtes 
Purpurbraun,  reich  durchwirkt  mit 
kräftigen  goldenen  Adern. 

4.  Dunkelscharlach.  Gleich  der 
»Purpurviolett«  von  sehr  kräftigem 
Bau,  circa  80  cm  hoch.  Die  schön  ge- 
öffneten Blumen  sind  dunkelscharlach 
mit  gleichmässig  über  die  ganze  Blume 
verteilter  goldener  Aderung. 


Begonia  hybrida  marmorata. 

„Der  Schmetterling". 
(Hierzu  Abb.  13.) 

Entgegen  den  früheren,  gestreiften 
Begonien  ganz  konstant  aus  Samen. 
Der  Wuchs  ist  kräftig  wie  bei  der 
Gigantea-Klasse,  und  auch  ihre  Blumen 
sind  trotz  reichen  Blühens  von  ansehn- 
licher Grösse.  Die  Grundfarbe  ist 
entweder  lebhaft  Scharlach  oder 
glänzend  Karmin,  wovon  sich  die 
unregelmässig  aufgetragenen  weissen 
Flecken  vorteilhaft  abheben. 

Diese  Sorte  ist  der  gestreuten  be- 
deutend überlegen. 


Abb.  i3. 
Begonia  hybrida  marmorata. 

5.  Rosa.  Die  Grundfarbe  ist  ein 
lebhaftes  Rosa  mit  bläulicher  Abtönung, 
meist  ringsum  goldig  geädert,  sehr 
grossblumig  und  reichblühend.  Die 
Pflanze  wächst  sehr  kräftig  und  bleibt 
niedrig,  ca.  70  cm  hoch. 

Begonia  hybrida  gigantea  Mammut. 

(Hierzu  Abb.  12.) 

Eine  vorjährige  Einführung.  Zeichnet 
sich  aus  durch  riesigen  Wuchs,  wie 
er  im  ganzen  Begoniensortiment  bisher 
nicht  bekannt  war,  und  leuchtend 
scharlachrote  Blumen.  Zur  Frühkultur 
sehr  geeignet  und  konstant. 


Abb.   14.     Gloxinia  hybrida  grandiflora  „Coquette' 
Schlund  gelb. 

Gloxinia  hybrida  grandiflora  „Coquette". 

(Hierzu  A.bb.  14.) 

Von  allen  bisher  gekannten  Gloxinien- 
Varietäten  weicht  diese  Sorte  dadurch 
bedeutend  ab,  dass  alle  ihre  Blumen, 
sie  mögen  blaue  oder  rote  Farben- 
schattierungen aufweisen, einen  gelben 
Schlund  haben.  Es  ist  dies  deshalb 
schon  bemerkenswert,  weil  die  gelbe 
Farbe  hier  noch  gar  nicht  vertreten 
ist  und  der  Gedanke,  eine  reingelbe 
Gloxinie  auf  diesem  Wege  zu  erzielen. 
ist  nicht  fernliegend. 

Die  Blumen  sind  fast  alle  drei- 
farbig   gezeichnet,     wie     ich    das     im 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


ein  Sommergewächs,  in  jeder  Ver- 
wendungsari effektvoll  wirkt.  Mag  man 
sie  als  Topfpflanze,  im  freien  Land' 
Einfassung  oder  in  ganzen  Gruppen 
benutzen,  überall  wird  sie  durch  ihren 
wunderschönen  Flor,  der  beim  winzi 
Pflänzchen  beginnt  und  bis  in  den 
Winter  hinein  dauert,  entzücken  und 
befriedigen. 

Die  Farbe  der  Blumen  ist  feurig- 
dunkelkarmin  mit  bläulichem  Reflex, 
der  namentlich  im  Aufblühen  dieBlume 
in  einem  tiefgesättigten  Farbenton  er- 
scheinen lässt.  Der  Schlund  ist  fast 
reinweiss,  was  sich  sehr  Wirkung* 
ausnimmt. 

Die  Pflanze    wird    höher   als  die  be- 
kannte   Petunia    »Schneeball  ,     welch 
letztere     sich     bei     Gruppenpflanzüng 
vortrefflich  als  Einfassung  für  Ad 
eignet. 

Begonia  hybritla  „mit  gelber  Mitte". 
(Hierzu  Abb  16.) 

Die  gelbe  Mitte,  die  sich  oft  bis  tief 
goldgelb  färbt,  hebt  sich  auffällig  von 
dem  sie  umgebenden,  mehr  oder  weniger 

breiten  roten  Rande  ab.  Die  Pflanze 
blüht  sehr  willig  und  reich  und  hat 
allen  Besuchern  meiner  Kulturen  aus- 
nahmslos gefallen. 


Abb.    [5.      Petunia  hybrida  „Adonis'-. 
Blumen  dunkelkarmin,  Schlund  weiss. 

Cliche    zu    veranschaulichen    versucht 
habe. 

Das  Farbenspiel  auf  den  ver- 
schiedenen Pflanzen  variiert  von 
Hellblau  über  Lila  nach  Dunkelblau, 
von  Rosa,  Lilarosa  bis  Dunkelrot.  Die 
Zeichnungsfarbe  ist  oft  kräftig  auf- 
getragen oder  auch  nur  leicht  ge- 
tuscht, sodass  zarte  liebliche  .Nuancen 
mit     tiefen     Farbentönen    aliwechseln. 

Petunia  hybrida  „Adonis". 
(Hierzu  Abb.  15.) 

Es  ist  mir  gelungen,  in  »Adonis« 
eine  Hybride  konstant  zu  bekommen, 
die  mit  ihrer  Blütenpracht,  wie  selten 


\      .    [6.     Begonia  hybrida  „mit  gelber  Mitte 


82 


Kleinere  Mitteilungen. 


Myosotis    alpestris    stricta   alba. 

Weisses  Säulen vergissmeinni cht. 

Die  neue  Stricta-Klasse  hat  sich  sehr 
gut  eingeführt  und  ist  schnell  ungemein 
beliebt  geworden.  Dies  Jahr  kann  ich 
den  beiden  vorher  eingeführten  Farben 
(rosa  und  blau)  noch  die  weisse  hinzu- 
fügen, die  das  Sortiment  vervollständigt. 


Sie  ist  ebenso  zierlich  wie  reichblühend 
und  bildet  sowohl  als  Topfpflanze  als 
auch  als  Gruppenpflanze  eine  wirkliche 
Zierde.  Die  drei  erwähnten  Farben 
dieser  Klasse  erhielten  vom  Verein  zur 
Beförderung  des  Gartenbaues  in  den 
preussischen  Staaten  eine  silberne 
Vereinsmedaille  als  Anerkennung. 


Kleinere  Mitteilungen. 


Rosentreiberei  in  Amerika. 

Zu  seinem  Bericht  über  die  Rosen- 
treiberei in  Amerika  (Gartenfl.  Heft  2, 
S.  34)  giebt  uns  Herr  Goedecke  noch 
folgende  Nachträge: 

Reinberg  Bros.  Ghicago*)  ist  heute 
wohl  die  erste  tonangebende  Firma, 
sie  hat  nach  den  neuesten  Berichten 
600000  DFuss  unter  Glas,  hauptsächlich 
Rosen  zum  Schnitt.  40000  American 
Beauty  (richtiger  Mad.  Ferd.  Jannin) 
haben  sie  diesen  Sommer  in  die 
Häuser  gepflanzt,  ausserdem  noch 
Kaiserin,  Bridesmaid  u.  s.  w.  —  Nach 
ihnen  folgt  wohl  Bas sett  &  Washburn, 
Hinsdale,  Chicago.  Diese  Firma  hatte 
1895  schon  80000  Rosen,  hiervon  40000 
Mad.  Ferd.  Jamin  in  Häusern,  wie  ich 
diese  hier  kultiviere.  Früher,  vor  circa 
6  Jahren  war  John  N.  May,  Summit, 
New-Jersy  wohl  die  erste  Firma  in 
Rosen,  Chrysanthemum,  Nelken.  Was 
die  Häuser  anbetrifft,  so  ist  deren 
Grösse  ganz  verschieden,  ich  habe  sie 
da  angetroffen  von  20  m  bis  zu  200  m, 
also  ist  es  richtiger,  wenn  man  sagt, 
so  und  soviel  JFuss  oder  so  und  soviel 
Morgen  für  die  und  die  Pflanzen  ist 
unter  Glas.  Bei  Mrs.  Reinberg  Bros, 
wären  es  ungefähr  17  Morgen. 

Es  giebt  in  Amerika  noch  viele  grosse, 
schöne  Gärtnereien,  z.  B.  Asmus, 
West-Hoboken;  Sieb  recht  &  Sons, 
New-Rochelle;  Gebr.  Dailledouze, 
Flattbush,  alle  nahe  New-York.  Ich 
habe  bei  der  letzten  Versammlung  an- 


*)  Ich  habe  deren  Häuser  und  die  von 
Bassett.  schon  i8g5  S.  197  d.  Gartenfl.  ab- 
gebildet, ebenso  die  von  C.  Strauss  &  Co.- 
W'ashington,  S.  227.  Schon  damals  habe  ich 
betont,  dass  bei  Gebr.  Reinberg  die  längere 
Seite    des  Daches    nach  Norden    gerichtet   ist. 

L.  W. 


genommen,  dass  die  grösseren  Gärt- 
nereien täglich  6 — 10000  Rosenblumen 
schneiden;  es  werden  vielleicht  mehr 
sein,  aber  ich  wollte  keine  höhere 
Zahl  nennen. 


Williams  gute  Christenbirne 

hat  sich  in  Schlesien  als  eine  der  besten 
Birnen  für  den  Markt  und  zur  Bereitung 
von  Konserven  bewährt.  Dieselbe  trägt 
zeitig  und  ist  sehr  fruchtbar,  wenn  sie 
in  milden,  mehr  sandigen,  aber  frucht- 
baren Boden  gepflanzt  wird.  Wegen 
seiner  reichen  Tragbarkeit  ist  es  er- 
forderlich, dass  der  Baum  wenigstens 
alle  2  Jahre  gedüngt  wird.  Die  Birne, 
welche  auf  den  Breslauer  Märkten  im 
Schlesierdialekt  »Bonkertiner«  genannt 
wird  und  sehr  gesucht  ist,  muss,  um 
den  Transport  auszuhalten,  8  Tage  vor 
der  vollen  Reife  gepflückt  werden. 
Die  Reifezeit  ist  hier  Mitte  bis  Ende 
September.  Strauwald-Kosel. 


Für  eine  neue  Gartenhalle  im  Zoologischen 
Garten 

war  kürzlich  ein  Wettbewerb  aus- 
geschrieben worden,  wozu  zahlreiche 
Arbeiten  eingegangen  waren.  Da 
manche  von  diesen  die  geforderte 
Mitverwendung  von  Birkenstämmen 
oder  ähnlichem  Naturholz  nicht  ge- 
nügend berücksichtigten,  andere  aber 
das  verlangte  Obergeschoss  und  damit 
die  malerische  Dachbildung  zu  stark 
betont  hatten,  wurden  schliesslich  nur 
dreizehn  Projekte  für  die  engere  Wahl 
zugelassen.  Es  erhielten  den  ersten 
Preis  von  500  Mark  die  Architekten 
Zaar  und  Vahl  (Motto:  „Birkenhalle"), 
den  zweiten  Preis  von  300  Mark  Ar- 
chitekt Friedrich  Schulze  (Grune- 
wald),   den    dritten    Preis    (200    Mark) 


Kleinere  Mitteilungen. 


83 


Architekt  Voigt  in  Eisleben  (Motto: 
.,  Stämmig'-).  Dem  Preisgericht  ge- 
hörten u.  a.  die  Bauräte  Böckmann, 
und  v.  Grossheim  an,  ebenso  die 
Gartendirektoren  Mächtig  und 
Geitner.  Betreffs  der  Zeichnungen 
von  Zaar  und  Vahl  wurde  bemerkt, 
dass  der  Entwurf  sich  besonders  gut 
der  gärtnerischen  Umgebung  anschliesst 
und  dass  es  sehr  vorteilhaft  sei,  die 
Halle  an  der  vorhandenen  ,,Wald- 
schänke"  vorbei  zu  führen.  Dieser 
Entwurf  wurde  zugleich  für  die  Aus- 
führung empfohlen.  Die  sämtlichen 
Blätter  sind  in  den  nächsten  Tagen  in 
der  Bibliothek  des  Architektenvereins 
(Wilhelmstrasse  92/93)  ausgestellt. 


Etwas  über  Pflege  erkrankter  Gloxinien. 

Vim  Adam  Hey  dt,  Kunstgärtner. 

Wenn  auch  die  Pflege  der  Gloxinien 
eine  bekannte  ist,  so  tritt  doch  zu 
leicht  bei  verkehrter  Behandlung 
der  Gloxinienpilz  auf,  jener  ge- 
fährliche Pilz,  der  oft  ganze  Bestände 
vernichtet.  Der  Pilz,  der  sich  durch 
rostgelbe,  terracottafarbene  Flecken 
kennzeichnet,  ist  gewöhnlich  die  Folge 
von  trockener  Luft  oder  Temperatur- 
schwankungen. Gloxinien  verlangen 
eine  gleichmässige  Temperatur  von 
15— 200  R.  und  feuchte  Luft  bei 
ziemlicher  Beschattung. 

Sobald  sich  der  Pilz  zeigt,  nehme 
man  die  befallenen  Pflanzen  bei  Seite, 
spritze  sie  mit  einer  Lösung  von 
Kupferzuckerkalkpulver,  was  in  etwa 
vierzehn  Tagen  nochmals  geschieht. 
Alsdann  bringt  man  die  kranken 
Pflanzen  in  einen  warmen  Kasten  bei 
20 — 24"  R.  Bodenwärme,  hält  sie 
geschlossen,  schattig  und   spritzt  öfter. 

Binnen  kurzer  Zeit  entwickelt  sich 
ein  neues  Leben,  und  wenn  sich  ein 
Teil  neuer  Blätter  gebildet  hat,  entfernt 
man  die  kranken  und  bringt  die  Pflanzen 
in  einen  mehr  kalten  Kasten,  wo  zeit- 
weise, je  nach  Umständen,  gelüftet 
werden  kann:  hier  wird  dann  bald  von 
der  Krankheit  bei  ordentlicher  Pflege 
wenig  zu  sehen  sein. 


Ausserordentliche  Kälte  in  Amerika. 

In  den  östlichen  Staaten  der  Union 
herrschte  ausserordentliche  Kälte.  In 
New-York  stand  am  11.  Januar  der 
Wärmemesser  nur  auf  9  Grad 
Fahrenheit      über      dem      Nullpunkte. 


In  dem  gleichfalls  im  Staate  New- 
York  gelegenen  Saratoga  aber 
herrschte  eine  Kälte  von  32  Grad  unter 
Null  und  in  Pittsburg  und  Pennsyl- 
vanien  hatten  die  Einwohner  gar  eine 
solche  von  40  Grad  unter  Null  aus- 
zuhalten. Viele  Menschen  sind  erfroren 
und  die  Sterblichkeit  hat  bedeutend 
zugenommen.  In  vielen  Dörfern  auf 
dem  Lande  mussten  wegen  der  grossen 
Kälte  die  Schulen  geschlossen  werden. 
Unter  den  Armen  herrscht  viel  Elend. 
Die  Niagara-Fälle  haben  vom  ameri- 
kanischen nach  dem  kanadischen  Ufer 
eine  Eisdecke  gebildet.  Es  wird  ein 
Eispalast  gebaut,  der  sich  schon  seiner 
Vollendung  nähert,  (-f-  90  Fahrenheit 
ca.  -r-  13°  C,  -=-  320  F.  -  =  -=-  35,4°  C, 


40"  F. 


39,9°  C.     Die  Red.) 


Unterirdische  Bewässerung  von  Strassenbäumen. 

In  einer  Nummer  des  »Prakt.  Ratgeb.« 
veröffentlicht  Stadtgärtner  Degenhard 
in  Dresden  einen  beachtenswerten 
Aufsatz  über  die  unterirdische  Be- 
wässerung von  Strassenbäumen  mit 
Hilfe  von  Bewässerungsröhren,  durch 
welche  den  Bäumen  fortgesetzt  Wasser 
zugeführt  werden  kann,  ohne  dass  der 
Verkehr  auf  den  Strassen  dadurch  be- 
rührt wird.  Diese  Art  derBewässerung 
empfiehlt  sich  zwar  besonders  für 
öffentliche  Plätze  und  mit  Bäumen 
bepflanzte  Strassen  in  verkehrsreichen 
Städten,  sie  dürfte  sich  aber  auch  für 
ländliche  Baumanlagen,  insbesondere 
um  das  Wohnhaus  herum  eignen,  zumal 
der  Bau  einer  unterirdischen  Wasser- 
leitung in  dem  weichen  Landboden, 
dessen  Oberfläche  ausserdem  kein 
Pflaster  deckt,  welches  aufgerissen 
werden  müsste,  billiger  zu  stehen 
kommt  als  in  städtischen  Anlagen. 

Behandlung    der  Melonen,    die    keine    Früchte 

ansetzen  wollen. 

Von  Adam  Heydt,  Kunstgärtner. 

Es  kommt  sehr  leicht  vor,  dass 
Melonen,  selbst  bei  guter  Kultur,  sehr 
schlechte  oder  nur  wenige  Früchte 
ansetzen  wollen;  es  empfiehlt  sich  dann, 
nachbenanntes  Verfahren,  welches  ich 
bewährt  gefunden  habe,  zu  versuchen. 

Sobald  die  Melone  einigermassen  ins 
Kraut  gewachsen,  hebt  man  die  Fenster 
ab  und  setzt  die  Pflanzen  ganz  den 
I  nbilden  des  Wetters  aus.  Nur  wenn 
sogenannter  Landregen  eintritt,  bedeckt 


84 


Kleinere  Mitteilungen. 


man  die  Melonen.  Jegliches  Begiessen 
und  Bespritzen  wird  unterlassen,  so 
dass  die  Pflanzen  förmlich  zusammen- 
schrumpfen. Wenn  dieser  Zeitpunkt 
eingetreten,  werden  die  Fenster  wieder 
aufgelegt  und  die  Melonen  wieder 
ordnungsmässig  behandelt.  Es  zeigt 
sich  dann  nach  kaum  wenigen  Tagen 
ein  guter  Fruchtansatz:  nun  entferne 
man  alles  überflüssige  Holz  und  belasse 
einer  Pflanze  höchstens  8 — 10  Früchte, 
vergesse  aber  nicht,  die  Melonen  gut 
zu  ernähren.  Hochwichtig  für  Melonen 
ist.  dass  sie  immer  warm  gehalten 
werden. 


Schöne  Skelette  von  Laubblättern 

kann  man,  wie  längst  bekannt  ist, 
dadurch  erhalten,  dass  man  die  Blätter 
in  stehendes  Wasser  legt,  das  Moos, 
Algen  und  andere  Wasserpflanzen 
enthält.  Nach  einigen  Monaten  sind 
dann  alle  weicheren  Teile  des  Blattes 
verschwunden  und  nur  die  Blattnerven 
übrig  geblieben.  Man  hat  angenommen, 
dass  diese  Veränderung  auf  der  Thätig- 
keit  von  Bakterien  und  Pilzen  beruhe. 
Jedoch  lehren  Versuche,  die  Albert 
F.  Woods  vom  U.  S.  Department  of 
Agriculture  soeben  in  der, .Science" ver- 
öffentlicht hat,  dass  die  Skelettierungs- 
arbe.it  vorzugsweise  von  mikro- 
skopischen Wassertierchen  geleistet 
wird,  nämlich  von  Muschelkrebsen 
(Cyprididae),  jenen  kleinen,  von  einer 
zweiklappigen  Schale  umhüllten  Krebs- 
tieren, die  man  fast  in  jeder  einem 
Teich  entnommenen  Wasserprobe  findet. 
Die  von  Woods  bei  Aquariumversuchen 
beobachteten  Tierchen  gehörten  zur 
Gattung  Cypridiopsis.  Ihre  Schale  ist 
Va— i  mm  lang  und  halb  so  breit  und 
hoch;  die  Fresswerkzeuge  sind  kräftig 
und  zum  Nagen  gut  geeignet.  Bei  der 
Untersuchung  des  Darmkanals  wurden 
zahlreiche  Blattreste  in  halbverdautem 
Zustande  gefunden.  Hiernach  konnten 
wenig  Zweifel  über  die  Thätigkeit  der 
Tierchen  bestehen.  Ueberzeugend  war 
aber  folgender  Versuch.  Es  wurde 
neben  dem  Aquarium,  in  dem  sich  die 
Muschelkrebse  befanden,  noch  ein 
zweites  aufgestellt,  das  Verwesung  er- 


regende Pilze  und  Bakterien,  aber  keine 
Cypridiopsis  enthielt.  In  jedes  Aqua- 
rium wurde  eine  Anzahl  Blätter  ver- 
schiedener Bäume  gelegt.  In  dem 
zweiten  Aquarium  (ohne  Muschelkrebse) 
schritt  der  Verwesungsvorgang  rasch 
vor,  aber  noch  nach  1V2  Monaten  war 
kein  Anzeichen  von  Skelettierung  an 
den  Blättern  zu  erkennen.  In  dem 
Aquarium  mit  Cypridiopsis  dagegen 
begann  die  Arbeit  fast  sogleich.  An 
den  von  einer  Fleckenkrankheit  be- 
fallenen Blättern  wurden  die  toten 
Flecke  in  24  Stunden  skelettiert;  in 
vier  Wochen  war  das  ganze  Werk 
vollbracht.  Nachdem  die  weiche  Blatt- 
masse völlig  entfernt  ist,  beginnen  die 
Tierchen,  wenn  sie  hungrig  sind,  auch 
die  feineren  Nerven  anzufressen;  man 
thut  daher  gut,  die  Blätter  nicht  länger 
als  nötig  im  Wasser  liegen  zu  lassen. 
Wenn  man  sie  dann  zwischen  Lösch- 
papier schwach  presst,  so  erhält  man 
sehr  schöne  Blattskelette. 


Erigeron  aurantiacum. 

Von  Adam  Hey  dt,  Kunstgärtner. 

Immer  noch  wenig  in  Gärten  an- 
gepflanzt findet  man  die  Stauden  im 
dekorativen  Sinne.  obwohl  nichts 
die  Schönheit  einesParkes  mehr  hebt  als 
Dekorationsstauden,  selbstverständlich 
wenn  sie  an  der  geeigneten  Stelle  ge- 
pflanzt werden. 

Ich  möchte  heute  einmal  die  Auf- 
merksamkeit auf  Erigeron  aurantiacum 
richten,  eine  jener  Stauden,  die  dem 
obigen  Sinne  entspricht.  Erigeron 
aurantiacum  ist  eine  Composite.  Sie 
wird  bis  1,20  m  hoch  und  bildet  einen 
breiten  Busch.  Die  Blumen  entwickeln 
sich  auf  hohen  Stielen,  fast  in  der  Form 
von  Disteln,  und  in  goldgelber  Farbe. 
Die  Blätter  sind  eirund  lanzettlich, 
etwas  gewellt,  15  —  20  cm  lang  und 
3 — 5  cm  breit,  auf  der  Lichtseite  glatt 
und  auf  der  Unterseite  rauh.  Die 
Blume  bildet  eine  Strahlenblüte  in 
Büschelform  und  ist  von  langer  Dauer. 
Der  Flor  beginnt  gegen  Juli  und  dauert 
bis  Ende  September.  Auch  für  die 
Binderei  ist  sie  sehr  vorteilhaft  zu  ver- 
wenden. 


Litteratur.  —   Ausstellungen  und  Kongresse.  —  Gewerbliche  Angelegenheiten.  8c 

Litteratur. 


Zeitschrift  für  Landschafts- 
gärtnerei und  Gartenarchitektur. 
Herausgegeben  von  E.  Pf  y  ff  er 
von  Alt is holen.  Garteningenieur 
und  Gartenarchitekt  in  München 
(I  »rleansplatz  5).  Die  uns  vorliegende 
erste  Nummer  dieser  neuen  Zeitschrift 
ist  reich  mit  Plänen  und  Abbildungen 
versehen,  die  allerdings  z.  T.  Cliches 
zu  sein  scheinen,  die  von  einer  Bau- 
gesellschaft entliehen  sind.  Sie  er- 
scheint monatlich  einmal  und  ist 
speziell  für  Garten -Architekten.  -In- 
genieure, Landschaftsgärtner,  Baum- 
schul-, Villen-  und  Gartenbesitzer 
bestimmt.  Jede  Xummer  soll  eine 
Preisaufgabe  enthalten. 

Normal  -  Sortiment  des  Kernobstes, 
festgestellt    auf    dem   Pomologen-Kon- 


gress  in  Breslau,  herausgegeben  vom 
Verein  der  Pomologen  und  1  »bstzüchter 
für  Anhalt  und   Provinz  Sachsen. 


Gilbert  II.  Ilicks  and  Sothoron 
Key,  Additional  Notes  on  Seed 
Testing,  S.-A.  aus  }  earbook  of  Depart- 
ment ofAgriculturefor  1  897,  Washington. 
Die  Verfasser  empfehlen  als  Keimbett 
zum  Samenprüfen  Gefässe  aus  Gips  und 
geben  eine  Methode  zum  Herstellen 
derselben  an.  Ferner  haben  sie  einen 
verbesserten  Spiegelkasten  erfunden, 
um  taube  Grassamen  zu  erkennen,  und 
endlich  schildern  sie  auchdiefür  die  ver- 
schiedenen Sämereien  besten  Methoden. 
Bei  einigen  Bohnensorten  keimten  un- 
geritzte  Samen  noch  nach  48  Tagen, 
geritzte  dagegen  in  4  Tagen  mit  90  pCt. 

L.  W. 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


Petersburg.  III.  internationale 
Gartenbau- Aus  Stellung  vom  5.  17. 
bis  15.  27.  Mai  1899.  Anmeldungen  bis 
spätestens  zum  1.  13.  März  an  Geheim- 
rat Exzellenz  Prof.  Fischer  von 
Waldheim,  Kaiser!,  bot.  Garten.  Die 
Einladungen  an  die  Preisrichter  sind 
letzt  versandt  worden. 


Antwerpen.  Internationale  Aus- 
stellung vom  9. — 13.  April  1899  zur 
Feier  des  30«  jährigen  Geburtstages  von 
Anton   van  Dyck. 

Gent.  30.  April  bis  9.  Mai  1899 
grosse  internationale  Ausstellung  der 
Ligue  horticole  L'Union  zu  Mont 
St.  Amand    bei   Gent.     Das  Programm 


ist  ausserordentlich  umfangreich,  gegen 
1000  Aufgaben. 


Dresden.  Jubiläums  -  Ausstellung 
des  Landesobstvereins  für  das  König- 
reich Sachsen  vom  14. — 19.  Oktober. 
Das  Programmm  ist  zu  beziehen: 
Gerokstrasse  45. 


Dresden.     Anfang   Mai    1900   Früh- 
jahrsausstellung der  Feronia. 


London.  Internationale  Konferenz 
über  Bastard-  und  Kreuzungs- 
pflanzen,  veranstaltet  von  der  Royal 
Horticultural  Society  am  11.  und 
12.  Juli  1899.  Anmeldung  von  Artikeln 
und  Pflanzen  an  W.  Wilks,  Secretan. 
117   Victoria  Street,    Westminster  S\V. 


Gewerbliche  Angelegenheiten. 


Sitzung  der  gärtnerischen  Kommission  des 

wirtschaftlichen  Ausschusses. 
Am    Sonnabend  den    ai.    d.   M.    trat 
unter  Vorsitz    des    Herrn    Geh.    Ober- 
regierungsrat Wer muth  im  Reichsamt 
des  Innern  eine  Kommission  zusammen. 


I  deren  Mitglieder  auf  Grund  von  Vor- 
schlägen gärtnerischer  lachvereine 
und   Korporationen,  der  gärtnerischen 

Presse  u.  a.  berufen  wurden,  um  über 
etwaige  handelspolitische  Massnahmen, 
soweit    sie    das  gärtnerische  Gewerbe 


86 


Eingesandte  Preisverzeichnisse. 


im  deutschen  Reiche  betreffen,  in  Be- 
ratung zu  treten. 

Es  waren  erschienen  die  Herren 
Bauer,  Handelsgärtner  in  Danzig, 
Beissner,  Königl.  Garteninspektor  in 
Bonn,  Kommerzienrat  Benary-Erfurt, 
Brettschneider,  Vertreter  der  Lor- 
bergschen  Baumschule  in  Berlin,  Peter 
F  e  1 1  w  e  i  s, Handelsgärtner  in  Uerdingen, 
Hoss,  Handelsgärtner  in  Frankfurt  a.M., 
Carl  Lackner-Steglitz,  Mietzsch, 
Baumschulenbesitzer  in  Dresden, 
Möller,  Redakteur  der  Deutschen 
Gärtnerzeitung  in  Erfurt,  Müller  (in 
Firma  J.  C.  Schmidt),  Erfurt,  van  der 
S  m  i s  s  e  n-Steglitz,  Oekonomierat  S  t  o  11- 
Proskau. 

In  der  Einführungsrede  des  Herrn 
Geh.      Oberreoierungsrat      Wermuth 


proklamierte  derselbe  mit  bezug  auf 
die  Einzelheiten  der  Verhandlungen 
Amtsverschwiegenheit. 

Am  Schlüsse  der  Verhandlungen, 
welcher  um  4  Uhr  nachmittags  ein- 
trat, wurde  eine  Unterkommission  ge- 
bildet, welche  aus  acht  Herren,  und 
zwar:  Stoll  für  Obstbau,  Benary  für 
Samenbau  und  Samenhandel,  Fettweis 
für  Gemüsebau,  Hoss:  frische  Blumen 
und  Blätter,  Müller:  getrocknete 
Blumen  und  Blätter,  Mietzsch  für 
Baumschulartikel,  Carl  Lackner  für 
Topfpflanzen  und  Handelsgärtnerei, 
van  der  Smissen  für  Blumenzwiebeln 
und  Knollen,  zusammengesetzt  ist  und 
die  mit  der  weiteren  Bearbeitung  und 
Berichterstattung  in  ihren  Spezial- 
fächern beauftragt  wurde. 


Eingesandte  Preisverzeichnisse. 


F.  C.  Heinemann,  Kgl.  Hoflief., 
Erfurt.  General-Katalog  No.  208/9.  ~~ 
Wilhelm  Rückert,  Görlitz.  Saat- 
kartoffeln.—  Vilmorin,  Andrieux  & 
Cie.,  Paris.  Liste  des  nouveautes.  - 
Wilh.  Pfitzer,  Stuttgart.  Samenver- 
zeichnis. —  Gustav  Scherwitz, 
Königsberg  i.  Pr.,  landw.  Sämereien.  — 
C.  Rusteberg  &  Günther,  Zeitz, 
Prov.  Sachsen.  Saatgetreide  und  Futter- 
Sämereien.  —  Joseph  Mock,  Trier. 
Samenverzeichnis.  —  Samenkulturen 
Mechau  (Gartendirektor  F.  Wegner) 
in  Mechau,  Post  Schüttlau,  Reg.-Bez. 
Breslau.  Engros-Verzeichnis  No.  14  über 
Gemüse-,  Feld-  und  Blumensamen.  — 
Kelway  &  Son,  Langport,  Somer- 
setshire,  England.  Manual  of  Horti- 
culture  (Haupt-Preisverzeichnis  von 
Samen,  Zwiebeln  undPflanzenm.  Abb.). — 
W.Atlee,  Burpee  &  Co.,  Philadelphia, 
Burpee's  Seed  -  Annual.  Samenver- 
zeichnis (Riecherbsen.  Tomaten  etc., 
etc. m. Abb.). —  Gius  eppe Siebzehn  er, 
Florenz.  Lorbeerblätter  und  anderes 
Bindegrün.  —  Bernhard  Haubold, 
Laubegast-Dresden.  Räucherapparat.  — 
Jacob  Zopes,  Fischenich  b.  Köln  a.  Rh. 
Haupt-Preisverzeichnis  über  Gemüse-, 
Feld-,  Gras-.  Gehölz-  und  Blumen- 
Sämereien  (m.  Abb.).  —  Friedrich 
Roemer,  Quedlinburg  a.  Harz.  Preis- 
verzeichnis über  dasselbe.  —  Peter 
Smith  &  Co.,  Hamburg,  Gr.  Burstah  10. 


Haupt-Preisverzeichnis  über  dasselbe 
und  Apparate.  —  Friedrich  Spittel, 
Arnstadt  b.  Erfurt.  Desgl.  (m.  Abb.).  — 
H.  Cannell  &  Sons,  Swanley,  Kent. 
Desgl.  (m.  Abb.),  auch  Apparate.  - 
Kohlmannslehner  &  Schwenke, 
Schöneberg-Berlin.  Engros  -Preisliste 
über  dasselbe.  —Vilmorin,  Andrieux 
&  Cie.,  Paris.  Quai  de  la  Megisserie. 
Desgl.  (m.  Abb.).  —  Sam.  Lor. 
Ziemann,  Quedlinburg.  Desgl.  —  Max 
Kornacker.Wehrden  a.  Weser.  Haupt- 
Preisverzeichnis  über  dasselbe.  — 
Wilhelm  Mühle,  Temesvär.  Desgl.  — 
J.  C.  Schmidt,  Erfurt.  Auszug  aus 
dem  Hauptkatalog  (m.  Abb.).  — 
Kohlmannslehner  &  Schwenke, 
Schöneberg  -  Berlin.  Engros  -Angebot 
von  Samenneuheiten  (m.  Abb.);  die- 
selben, von  Neuheiten  (m.  Abb.); 
dieselben,  echte  Cactus-Dahlien.  — 
Peter  Smith  &  Co.,  Hamburg,  Gr. 
Burstah.  Haupt-Verzeichnis  über  Koni- 
feren, Bäume,  Sträucher  etc.  — ■  Van 
den  Blink  &  Aaij,  Brielle  (Holland). 
Gemüse  etc.  —  Harlan  P.  Kelsey, 
Boston,  Mass.  Harte  amerikanische 
Pflanzen  und  Carolina  -  Gebirgs  - 
blumen,  Galax-Blätter,  Ginseng  etc.  — 
V.  Lemoine  et  fils,  Nancy-Neuheiten 
von  Abutilon,  Fuchsien,  Pelargonium 
zonale,  Pentstemon  etc.  etc.  — 
J.  Lambert  &  Söhne,  Trier.  Haupt- 
verzeichniss  von  Samen. 


Personal-Nachrichten. 


\ 


Personal-Nachrichten. 


Beim  Krönungs-  und  Ordensfest 
haben  erhalten:  den  Stern  zum  Roten 
Adler-Orden  II.  Kl.  mit  Eichenlaub: 

Dr.  A  1 1  hott".  Wirkl.  Geh.  Ober-Reg.- 
Ratu. Ministerialdirektor  im  Ministerium 
der  geistl.  etc.  Angelegenheiten: 

Dr.  Thiel,  Wirkl.  Geh.Ober-Reg.-Rat 
u. Ministerialdirektor  im  Ministerium  für 
Land\v.(  V>  irsitzenderd. Kuratoriums  der 

kgl.  Gärtner-Lehranstalt    zu   Potsdam): 

den  Roten  Adler-Orden  III.  Kl.  mit 
der  Schleife: 

Dr.  Reinke,  Geh.  Reg.-Rat,  ordentl. 
Professor  und  Direktor  des  bot.  Gartens 
an  der  Universität  Kiel; 

den  Roten   Adler-Orden  IV.  KL: 
Dr.    Traugott  Müller,    Geh.  Reg.- 
Rat  und  vortragender  Rat  im  Ministerium 
für  Land \\     (Dezernent  für  Gartenbau); 

Dr.  Pflug,  Rechnungsrat  im  Reichs- 
Schatzamt.  Mitglied  des  Vereins  zur  Be- 
förde]  m  .     les  Gartenbaues; 
das  Allgemeine  Lhrenzeichen : 
i '.  abbe.  ( rartenarbeiter  zu  Sanssouci; 
Lauften'  rster  Gartengehilfe  im 

Schlossgarten  zu  Brühl;  Vogt,  Ober- 
gärtner in  der  Karlsau  bei  Kassel; 
/immer.  Gartenarbeiter  zu  Wilhelms- 
höhe bei  Kassel. 


Aus  Ajilass  der  Anwesenheit  S.  M. 
des  Kaisers  in  Konstantinopel  sind  ver- 
liehen: Dem  Hofgartendirektor  Adam 
Schi«  rfi  daselbst  der  Kgl.  Kronen- 
orden 4.  Kl.,  dem  Hofgärtner  Wienhold 
das  Allgemeine  Lhrenzeichen. 


Geh.  Reg.-Rat  Seh  wenden  er,  Di- 
rektor des  botanischen  Instituts  dei 
Universität  Berlin,  feiert  am  10.  Februar 
seinen  70.  Geburtstau,.  Es  werden  von 
seinenSchülern  und  Freunden  zu  diesem 
Feste    viele    Vorbereitungen    getroffen. 


Der  weltbekannte  Botaniker  J.  G. 
Baker  in  Kew  gab  seine  Stellung  am 
Kgl.  l :  im  :  a  ><  Lbsl  am  1 2.  Januar 

auf,  um  in  den  wohlverdienten  Ruhe- 
stand zu  treten.  Baker  hat  sich  auch 
um  die  Gartenbotanik  hoch  verdienl 
gemacht,  indem  er  sehr  „handliche" 
Handbücher  über  Amaryllidaceen, 
Bromeliaceen,  sowie  Uebersichten  über 
Liliaceen   etc.  etc.  schrieb. 

Johan  ring,  Rosenschulen- 

besitzer  zu  1  Htm  ach  au  in  Schlesien, 
f  am  mbei   1  sn\  im  \o.  Lebens- 

jahre.     Er    hatte    die    frühen-    Rosen- 
Kaufmanns     Rad  ig     zu 
-er  Blüte  gebracht. 


Garteninspektor  E.Ortgies  in  Kilch- 

berg  bei  Zürich,  der  3S  Jahre  lang, 
bis  zum  1.  April  1894,  im  botanischen 
Garten  zu  Zürich  tätig  war,  feiert  am 
19.  Februar  seinen  70.  Geburtstau.  Wir 
brachten  seine  Biographie  mit  Portrait 
in  Gartfl.  1894  S.  225  und  berichteten 
über  sein  50jähriges  Gärtner-Jubiläum 
daselbst  S.   168,  200,  279,  282,  312. 


Matthias  Gebhardt,  unseren  ver- 
einten Lesern  aus  früheren  Jahrgängen 
durch  mehrere  Abhandlungen  über  die 
Weltausstellung  in  Chicago  und  den 
amerikanischen  Gartenbau  bestens  be- 
kannt, ist  seit  1.  Januar  in  der  Firma 
J.  C.  Schmidt  in  Erfurt  mit  der 
Stellung  eines  Obergärtners  betraut 
worden. 

Johannes  Mahlin g,  seither  Ober- 
gärtner in  der  Hauptgärtnerei  der 
Firma  J.  C.  Schmidt  in  Erfurt,  wurde 
die  Stellung  des  erstenKorrespondenten 
bei  derselben  Firma  übertragen. 

Der  frühere  Gärtnereibesitzer,  jetzige 
Rentier  Jean  Louis  Mathieu.  Berlin, 
langjähriges  Mitglied  des  Vereins  zur 
Beförderung  des  Gartenbaues,  f  am 
23.  Januar  im  09.  Lebensjahre.  Der 
Verstorbene  war  der  Sohn  des  rühm- 
lichst bekannten  Louis  Mathieu. 
nach  dem  die  Mathieustrasse  benannt 
ist,  und  der  Vetter  des  Kgl.  Garten- 
baudirektors Carl  Mathieu. 


Otto  Bissmann,  <  ibstbaulehrer  in 
Gotha,  winde  vom  Herzog  zu  Sachsen- 
Koburg-Gotha  zum  Obstbau -Inspektor 

ernannt. 

Karl  Bierwitz,  Gutsgärtner  in 
Meerchin,  wurde  das  preussische  All- 
gemeine Ehrenzeichen  verliehen. 

I  lerKunstgärtnerViktor  Hägemann 
im   Kgl.  Doraänenpark  zu  Gatersleben 

,1.  Harz    f  am   31.  Dezember  1898    im 

Alter   von   76  Jahren. 


n8 


Unentgeltlich  abzugebende  Samen. 


Unentgeltlich  abzugebende  Samen. 

Njr  für  die  Mitglieder  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues. 
Meldungen   bis   zum  15.  Februar    an  das  General-Sekretariat  in  Berlin  N.,    Invalidenstrasse  42. 
Nur  die  gewünschten  Nummern  aufschreiben;  nur  einige  auswählen,  nicnt  alle; 
10-  oder  20-  event.   25-  oder  5o-Pfennig-Marke  beitiu. 

1.  Dill.  Anethum  graveolens.  48.  Antirrhinum  majus  nan.,  niedrigstes 

2.  Köll-  oder  Bohnenkraut,   einjährig.   :  Löwenmaul,  alle  Farben  gemischt. 


8. 

9- 
10. 
1 1. 
12. 
13- 
14- 

15. 
16. 

17- 

18. 
19. 
20. 

21. 

2  2. 

23- 
34- 


28. 
29. 
30- 

3i- 

32. 

33- 
34- 
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40. 

4'- 
42- 
43- 

44- 
45- 
40. 

47- 


Tomate  Ficarazzi,  früheste. 

»         Albino,   gelbfrüchtig,    neu. 
Petersilie,  gewöhnliche  Schnitt-. 
Thymian,  Sommer-  oder  franz. 
Gurken,  Japan.  Kletter-,   Formosa-. 

»  lange  Berliner  Aal-. 

Speise-Kürbis,  mehrere  Sort.,  gem. 
Zier-Kürbis,  in  guter  Mischung. 
Erbse,  Pahl-,  de  Grace,  niedrig. 

»       Gold-  oder  Wachs-. 

»       Mark-,  Klars  Riesen-Stangen-. 
Stangen-Bohnen,    Schneide-,    aller- 
grösste  Schlachtschwert-. 
Krup-Bohnen,   Flageolet-,  Victoria. 

»        »  früheneuezartschot.Brech- 
Blumenkohl,  Erfurter  grosser  früher. 
Weisskohl,  Klars  Liebling,  früh. 
Rotkohl,  früher  schwarzroter. 
Wirsing,  Berl.  mittelfrüher,  gelber. 
Rosenkohl,  hoher  vorzüglicher. 
Blätterkohl,  niedr.,  krauser  grüner. 
Kohlrabi,Wiener,  kurzl. frühe  weisse. 
Mohrrüben,  Douwicker. 

»  lange  rote  Braunschw. 

Pastinakwurzel,  lange  glatte. 
Petersilien  würz.,  kurze  dicke  Zucker. 
Sellerie,  Berl.  grosser  Knollen-. 
Salatrüben,  echte  schwarzrote  lange. 
Kopfsalat,  Rudolfs  Liebling. 
Schnitt-     oder     Stechsalat,     früher 
gelber  mooskrauser. 
Feldsalat  od.  Rabinschen,  dunkelgr., 
vollherziger,  breitbl. 
Spinat,  grossblättriger,  de  Gaudry. 
Zwiebeln,  weisse  Valencia-. 
Porree,  Ostia,  dunkelgrüner. 
Radies,  runde  KlarsZwerg-,  karmin- 
rote, früheste   kurzlaubigste   Sorte. 
Radies,  Woods  längste  rosenrote. 
Rettig,  Mai-,  golgelber  ovaler. 

»         Winter-,  weisser  Münchener. 
Aster.  Juwel- od. Ball-,  gem. alle  Färb. 

»      Komet- oder  Pudel-,  gemischt. 
Chrysanthemum-,  gemischt. 
Levkoyen.grossblum.engl.Sommer-, 

gemischt. 
»  grossblum. Riesen-Sommer-,  gem. 
Goldlack,  einf.  Pariser,  hellbraun. 
Rittersporn,  Delphinium  consolida 
cand.  fi.  pl.,  alle  Farben  gemischt. 
Balsaminen,  Impatiens  bälsamina 
ilore  pleno,  gemischt. 


49- 

50. 
51- 

52. 

53- 

54- 


tf 


- 


Lathyrus  odoratus,  Eckfords  Pracht- 
sorten gemischt. 

Mirabilis  Jalappa,    alle  Färb.   gem. 
Papaversomnifer.pl.,  alle  Färb.  gem. 
Salpigl.  var.  nan..  alle  Färb.  gem. 
Scabiosa  grandiflora,  alleFarb.gem. 
Mola  tricolor  maxima,  von  den  aus- 
gezeichnetsten   Muster-    und    Aus- 
stellungsblumen  gemischt. 
Acacia  lophanta  (Albizzia). 
Amarantus  salicifolius. 
57    Aquilegia  vulgär,  fl.  pl. 

58.  Asperula  azur.  setosa. 

59.  Bellis  perennis,  fl.  pl..  gemischt. 
Brachycome  iberidifol. 
Centaurea  nana  compacta  Victoria. 
Chelone  barbata. 
Coix  Lacrymae  aurea  zebrina. 
Convolvulus,  gemischt. 
Cosmea  bipinnata  albitlora. 

66.  Dianthus   caryophyllus    Rem.   Mar- 
garitae,  Margareten-Xelke. 

»         chinensis.  fl.  pl.,  gemischt. 
»  diadematus  plen. 

Godetia  Whitneyi,  Lady  Albemarle. 
Gypsophila  elegans. 
Helianthus  cucumerifolius  Stella. 

»  mollis. 

Heliotrcpium  hybr.  gigant.,  Riesen-. 
Heuchera  sanguinea. 
Iberis  amara  umbellata,  purpurrot. 
Lobelia  Erinus  ramosa. 
Lupinus,  gemischt. 
Myosotis  alpestris,  rob.  grandiflora. 
Nemophila  maculata,  gemischt. 
Panicum  tonsum. 

Perilla  nankin.  macr.  crispa  comp. 
Petunia  hybrida,  schöne  Färb.,  gem. 
Phlox  Drummondi,  alle  Färb.  gem. 
Portulaca  grandifl..  alle  Färb.  gem. 
Primula  veris. 

Reseda  odorata  grandifl.  Gabriele. 
Ricinus  Zanzibarensis. 
Schizanthus   grdfl.  alb.  atropurpur. 
Tagetes  erecta  nana  »Ehrenkreuz«. 
Tropaeolum  Lobbian.,  Kresse,  gem. 

»       majus  nanum  King  Theodore. 

«       Mammouth-,  gemischt. 
Wigandia  Caracasana. 
Zinniaeleg.  fl.pl.,  grandifl.plenissima. 
Capsicum    annuum,    span.   Pfeffer, 
Paprica,   Cardinal. 


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61. 
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65. 


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95- 


Gartenflora  1899. 


1459. 


MAGNOLIA  WATSONI.    j.  d.  hook. 


Magnolia  Watsoni  J.  D.  Hooker. 

f  (Hierzu  Tafel   1459. 

ir  John  Dalton   Ilooker    beschreibt    in    Botanical  Magazine    1891  t.  7157 
diese  von  ihm  an  gedachter  Stelle  neu  aufgestellte  Art    folgendermassen: 

»Ganz  glatt,  Blätter  4 — 7  Zoll  lang,  2 — 3V2  Zoll  breit,  ziemlich  kurz 
gestielt  (y2 — 1  Zoll),  länglich  oder  verkehrt- eiförmig  oder  kreisförmig  verkehrt- 
eiförmig, etwas  spitz  oder  zugespitzt,  an  der  Basis  keilförmig  oder  abgerundet, 
etwas  wabig,  oberseits  dunkelgrün,  gelb  gerandet,  unterseits  bleich,  die  jüngeren 
seidenhaarig;  Nerven  jederseits  10 — 15,  bogenförmig,  oberseits  tief  eingedrückt 
und  wie  die  Mittelrippe  gelblich;  Blumen  wohlriechend,  einzeln,  mit  den 
Blättern  gleichzeitig,  5—6  Zoll  im  Durchmesser,  Kelchblätter  länglich  oder 
linear-länglich,  sehr  konkav,  später  zurückgeschlagen,  rosa  oder  blass-purpurn; 
Blumenblätter  breit,  verkehrt-eiförmig,  sehr  konkav,  stumpf,  ungleich,  aus- 
gebreitet, rahmweisslich;  Staubgefässe  sehr  zahlreich,  V3  so  lang  wie  die 
Blumenblätter,  vielreihig,  zurückgebogen,  einen  breiten  Ring  bildend;  Staubfäden 
blutrot,  so  lang  wie  die  linearen,  stumpfen,  schmutzig-rötlichgelben  Staubbeutel; 
Fruchtknotenstand  länglich,  dick,  gestielt,  die  einzelnen,  sich  dachig  deckenden 
Fruchtknoten  lanzettlich,  zugespitzt,  aufrecht,  leicht  zurückgebogen;  Narben  linear. 

Kleiner  Baum,  Zweige  glatt,  rund,  geringelt.  Blätter  4—7  Zoll  lang, 
2 — 3V2  Zoll  breit.« 

Vergleicht  man  diese  Beschreibung  und  die  Abbildung  im  Bot.  Mag. 
t.  7157  mit  unserer  Abbildung,  so  wird  man  kleine  Unterschiede  finden,  die 
aber  nur  darauf  beruhen  ,  dass  im  Bot.  Magazine  eine  Blume  im  weiter 
aufgeblühten  Stadium,  daher  mit  zurückgebogenen  Staubfäden  und  mehr  auf- 
gesprungenen Staubbeuteln  und  entwickelten  Narben  dargestellt  ist,  wodurch 
der  Fruchtblätterstand  länglicher  und  höher  wird,  während  bei  uns  die  Blume 
eben  aufgeblüht  ist. 

J.  D.  Ilooker  bemerkt,  er  sei  zögernd  an  die  Aufstellung  einer  neuen 
Art  gegangen,  da  die  chinesischen  und  japanischen  Arten  der  Gattung  Magnolia 
unvollkommen  beschrieben  seien,  und  sagt:  Dass  es  nicht  M.  parviflora  ist,  ist 
einleuchtend  wegen  der  Grösse  der  Blumen.  Von  M.  parviflora  sah  er  ein  gut 
getrocknetes  Exemplar  und  eine  treffliche  Abbildung  in  dem  Werke  von 
Keisuke  Ito,  Professor  der  Botanik  an  der  Universität  Tokio,  in  »Figures  and 
descriptions  of  plants  in  the  Koishikawa  Botanical  Gardcns  (Tokio)«  vol.  I  t.  13 
und  diese  stimmten  vollkommen  mit  der  von  Siebold  und  Zuccarini  ge- 
gebenen Beschreibung,  die  ihr  kleine  kreisrund-verkehrt-eiförmige  zugespitzte, 
häutige  Blätter  mit  wenigen  Nerven  (6—8  Paar)  und  kleine  Blumen  mit  langem, 
schlankem  Blütenstiel  zuschreiben.   M.  Watsoni  steht  viel  näher  der  M.  hypoleuca. 

Sieb,  et  Zucc.  (Keisuke  Ito  t.  14),  welche  eine  grössere  Pflanze  darstellt 
mit  kräftigen  Zweigen,  grossen  länglichen  Blättern,  die  dicht  bereift,  unterseits 
dünn  behaart  sind  und  mehr  oder  weniger  zwei  Jahre  dauern. 


QO  855.   Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc. 

Hook  er  benannte  die  Pflanze  zu  Ehren  des  Herrn  Watson,  Assistent- 
kurator (d.  h.  Assistent  des  Inspektors)  der  Kgl.  Gärten  zu  Kew.  der  so  manche 
Pflanze  zur  Blüte  brachte,  die  im  Bot.  Magazine  abgebildet  ist. 

Der  Strauch,  nach  welchem  Hooker  die  Art  benannte,  wurde  für  die 
Kgl.  Gärten  in  Kew  aus  demjapanischenlfof  auf  der  Pariser  Weltausstellung  1889 
gekauft  und  blühte  zuerst  im  freien  Grunde  in  Kew  im  Juni  1890.  Die  Blumen 
hatten  einen  sehr  kräftigen  Geruch  nach  Calycanthus. 

Das  Exemplar,  nach  welchem  unsere  Abbildung  angefertigt  wurde,  ist 
von  Herrn  Ökonomierat  Späth  1895  lebend  aus  Japan  eingeführt. 

Nachdem  die  Pflanzen,  welche  durch  den  Transport  etwas  gelitten  hatten, 
im  ersten  Jahre  in  Töpfen  kultiviert  waren,  wurden  sie  im  nächsten  Jahre,  aber 
ziemlich  spät,  erst  im  Juni,  ins  freie  Land  gepflanzt  und  erklärt  es  sich  dadurch, 
dass  die  Blüte,  welche  unsere  Abbildung  zeigt,  erst  am  18.  September  zum 
Aufblühen  kam.  Die  normale  Blütezeit  wird  also  wahrscheinlich  Juni  sein, 
wie  auch  Herr  Hofmarschall  v.  St.  Paul  in  Fischbach  beobachtet  hat.  Letzterer 
gab  eine  sehr  charakteristische  Beschreibung  der  Blüte  in  Gartenzeitung  1894, 
S.  386.  Die  abgebildete  Blume  hatte  11  cm  Durchmesser  und  zeichnete  sich 
besonders  durch  einen  köstlichen  Duft  aus.  Die  Kelchblätter  waren  hellrosa, 
dem  Stiele  anliegend,  die  Staubfäden  dunkelbraunrot,  die  Staubbeutel  lachs- 
farben, die  Blumenblätter  elfenbeinweiss  und  fleischig.  Xach  den  Notizen  des 
Herrn  Prof.  Koehne  sind  die  Blätter  unterseits  entschieden  grau  (bei  hypoleuca 
mehr  weisslich),  mit  feinen  Härchen  gleichmässig  bestreut,  an  der  Mittelrippe 
mit  ziemlich  langen,  sehr  feinen  Haaren  reichlich  besetzt.  L.  W. 


855.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues 

am  28.  Januar  1899. 

I.  Der  Direktor  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues,  Kgl.  Gartenbau- 
direktor C.  Lackner,  bemerkte  zunächst,  dass  wegen  der  Feier  des 
Geburtstages  S.  M.  des  Kaisers  in  derlandw.  Hochschule  die  Versammlung 
vom  26.  auf  den  28.  Januar  verlegt  sei. 

IL  Zum  Andenken  der  verstorbenen  Mitglieder  Gärtnereibesitzer  Feigenspan 
in  Forst  N.  L.,  kaiserl.  russ.  Hofgärtner  a.  D.  Schulz  in  Cöln  und  Rentier 
Louis  Mathieu  in  Berlin  erhoben  sich  die  zahlreich  Erschienenen  von 
ihren  Sitzen. 

III.  Vorgeschlagen  wurden: 

1.  zum  Ehrenmitgliede  Herr  Geh.  Regierungsrat  Prof.Dr.  Schwendener, 
dem  das  Diplom  am  10.  Februar,  seinem  70.  Geburtstage,  überreicht 
werden  soll;*) 

2.  zu  wirklichen  Mitgliedern: 

1.  Herr  Th.   Lange,   Garteninspektor  der  Gärtner-Lehranstalt  zu 

Oranienburg; 

2.  »      Otto  Platz,  Gärtnereibesitzer,  Charlottenburg; 

3.  »      W.  Boeck,  Versicherungsdirektor,  Steglitz; 

4.  »      G.  Bartsch,  Obergärtner,  Berlin; 

5-      »      F.  Goe dicke,  Gärtnereibesitzer,  Seehof  bei  Teltow; 

*)  Der  Bericht  über  die  Feier  des  70.  Geburtstages  folgt  in  Heft  5. 


855.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc.  ((1 

6.  Herr  Freitag,  Maurermeister,  Sommerfeld; 

7.  »      Gottschall,  Ilandelsgärtner,  Seehof  bei  Teltow; 

8.  »      Rudolf  Meyer,  Rentier,  Charlottenburg; 

9.  »       C.  von  Reklam,  Major,  Berlin; 

10.  »      Dr.    Thost,    Inhaber    der     Verlagsbuchhandlung    Gebr. 

Bornträger,  Berlin; 

11.  »      P.  Kirchner,  Stadtgärtner,  Dessau. 

IV.  Auf  allgemeinen  Wunsch  wurde  sofort  die  Wahl  des  1.  Stellvertreters 
des  Direktors  vorgenommen.  Um  Irrtümer  zu  vermeiden,  wurden  alle 
Stimmberechtigten  ersucht,  aus  dem  Saale  hinauszugehen  und  beim  Wieder- 
eintritt ihren  Stimmzettel  an  den  Wahlvorstand,  die  Herren  Inspektor 
Dressler,  Garteninspektor  Echtermeyer  und  Architekt  Urban,  ab- 
zugeben. Der  Direktor  verlas  ein  Schreiben  des  Herrn  Kgl.  Garten- 
inspektors Per  ring,  in  welchem  dieser  erklärte,  dass  er  eine  etwa  auf 
ihn  fallende  Wahl  ablehnen  würde,  und  in  welchem  er  weiter  im 
Interesse  des  Vereins  die  Bitte  aussprach,  einen  Liebhaber,  in  diesem 
Falle  Herrn  Konsul  Seifert,  zu  wählen.  Von  den  112  abgegebenen 
Stimmen  fielen 

7S  auf  Herrn  Konsul  Seifert, 
31     »  »       Kgl.  Gartenbaudirektor  Hampel, 

1     »  »       Perring, 

1      »  »       Bluth, 

1      »  »       Hofgärtner  Hoffmann. 

Herr  Konsul  Seifert  ist  somit  gewählt.     Er  hatte  schriftlich  erklärt,  dass 
er,  im  Fall  die  Wahl  auf  ihn  fiele,  dieselbe  annehmen  werde. 
V.  Ausgestellte  Gegenstände    waren  sämtlich    ausser    Preisbewerb    vor- 
geführt. 

1.  Als  eine  ganz  hervorragende  Leistung  ist  eine  für  Ende  Januar 
ausserordentlich  reichhaltige  Sammlung  von  Äpfeln  und  Birnen  des 
Herrn  Kgl.  Gartenbaudirektors  Carl  Mathieu-Charlottenburg,  Ehren- 
mitglied des  Vereins,  zu  bezeichnen.  Sie  umfasste  65  Sorten  Äpfel 
und  11,  Sorten  Birnen.  Herr  Direktor  Mathieu  hob  als  besonders 
empfehlenswert  hervor:  Von  Äpfeln  Ontario,  Xorthern  Spy,  Calvill  von 
Oullins,  Winter-Rambour,  ganz  besonders  für  die  Rheingegenden  von 
Lambert  &  Reiter  in  Trier  empfohlen,  eine  belgische  Reinette  deChenee, 
den  kleinen  Api  als  Topfobst  (vielleicht  das  Pomum  Appianum  der 
Römer)  und  Elise  Rathke,  deren  Stamm  bekanntlich  einen  Trauer- 
baum bildet;  von  Birnen:  Triomphe  de  Touraine  (neu),  Chs.  Cognee, 
Olivier  de  Serres. 

Herr  Mehl  möchte  bei  den  Birnen  Six1  Iiutterbirne  (Beurre  Six)  als 
höchst  empfehlenswert  hinzugefügt  sehen,  sie  dürfte  in  Wohlgeschmack 
und  Tragbarkeit  wohl  von  keiner  anderen  übertroffen  werden;  leider 
bleibt  sie  grün,  ist  aber  glatt  und  schön  geformt.  Herr  A.  Drawiel 
bestätigt  das;  sie  habe  sich  bei  ihm  dies  Jahr  ausnahmsweise  gut 
gehalten,  ihre  Schale  sei  sehr  dünn  und  das  Fleisch  sehr  schmelzend. 
Herr  Kgl.  Garteninspektor  Weidlich  rühmt  noch,  dass  sie  im 
Borsigschen  Garten  in  Berlin  trotz  der  ungünstig-ten  Verhältnisse  immer 
rein  bleibe    und    gut    trage.     Herr  Hofgärtner   Iloffmann    bemerkt,   dass 


Q2  855.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc. 

die  Birne  Olivier  de  Serres  sich  dies  Jahr   nicht  so  gut  halte,  im  übrigen 
ist  sie  sehr  zu  empfehlen  wegen  Fruchtbarkeit  und  Aroma. 

2.  Herr  Gartenbaudirektor  Carl  Mathieu  legte  ferner  eine  Frucht  der 
Anona  squamosa,  ein  beliebtes  tropisches  Obst,  vor,  die  sein  von  West- 
afrika zurückgekehrter  Sohn  auf  Madeira  das  Stück  zu  50  Pf.  gekauft  hatte. 

3.  Herr  Gärtnereibesitzer  G.  Marquardt-Zossen  führte  sein  neues 
Veilchen  Kaiser  Wilhelm  II.  in  mehreren  Töpfen  sowie  in  vielen 
abgeschnittenen  Exemplaren  vor,  deren  köstlicher  Duft  den  ganzen  Saal 
erfüllte.  Herr  Marquardt  berichtete:  Dieser  Sämling  ist  1896/97  aus 
vier  verschiedenen  Veilchen  gezogen,  die  Mutter  ist  Viola  canina,  das 
Hundsveilchen,  drei  andere  Sorten  wurden  mit  diesem  wilden  Hunds- 
veilchen in  drei  verschiedenen  Mistbeeten  zusammengepflanzt.  Die  Be- 
fruchtung habe  ich  nicht  besorgt,  sondern  die  Insekten.  Ganz  be- 
sonders hervorzuheben  sind  die  langen  Stiele,  die  bis  30  cm  Länge 
erreichen;  ferner  die  Grösse  der  Blumen  (sie  bedecken  mitunter  einen 
preussischen  Thaler),  die  schöne  dunkelblaue  Farbe  und  der  herrliche 
Geruch.  Allerhöchsten  Ortes  ist  ihm  die  Ermächtigung  erteilt,  dem 
Veilchen  den  Namen  S.  M.  des  Kaisers  zu  geben,  auch  sind  bereits  zwei- 
mal zum  Geburtstage  S.  M.  von  ihm  Veilchen  übersandt  worden.  Herr 
Marquardt  hat  ca.  15 — 20  000  Stück  herangezogen  und  wird  diese  Neuheit 
am   1.  April  in  den  Handel  geben. 

Herr  de  Coene:  Wenn  es  sich  um  die  Grösse  handelt,  so  ist  das 
Veilchen  von  Millet  in  Bourg-la-Reine  wohl  ebenso  gross  oder  noch  grösser. 

Herr  Inspektor  Dressler  stellt  den  Antrag,  das  Veilchen  zu  Versuchs- 
zwecken anzuschaffen,  was  stillschweigend  genehmigt  wird.  Herr  Hof- 
gärtner Hoffmann  findet  an  dem  schönen  Veilchen  nur  das  eineBedenk- 
liche,  dass  die  Stiele  etwas  schlaff  sind.  Herr  Marquardt:  Da  wir  lang- 
stielige Blumen  haben  wollen,  so  züchte  ich  hauptsächlich  darauf  hin, 
ich  fürchte,  den  Stiel  nicht  stärker  erhalten  zu  können,  denn  ich  halte  das 
Haus  auf  12 °  R.  Übrigens  haben  nur  die  Blüten  der  Ranken  schlaffe 
Stiele,  die  aus  der  Mitte  nicht.  Einer  der  vorgeführten  Töpfe  hat 
44  Blumen  incl.  der  Knospen.     Auch  die  kleinsten  Spitzen  blühen. 

Herr  Garteninspektor  Lindemuth:  Nach  Herrn  Marquardt  soll  Viola 
canina  die  Mutter  gewesen  sein.  Die  ist  aber  geruchlos  und  viel  heller. 
Da  nun  die  Neuheit  dunkelblaue  Blumen  und  sehr  schönen  Geruch  hat,  so 
muss  der  Vater  durchschlagend  gewesen.  Ähnliches  habe  ich  selber  früher 
'bei  Begonienkreuzungen  gefunden,  wo  die  Nachkommen  ebenfalls  mehr 
dem  Vater  als  der  Mutter  glichen. 

Herr  Direktor  Lackner:  Auch  bei  Rhododendronkreuzungen  ist  der 
Vater  immer  ausschlaggebender  als  die  Mutter. 

Herr  Dietze:  Ich  kann  mir  nicht  denken,  dass  die  Blumen  bei  12  °  R. 
getrieben  sind,  dazu  ist  die  Farbe  zu  dunkel. 

Herr  Marquardt:  Es  sind  gegen  12  °  und  ich  treibe  zugleich  Kaiserin 
Auguste  Victoria,  die  muss  ich  so  warm  halten.  Bei  Sonnenschein  gebe 
ich  mittags  natürlich  Luft. 

Herr  Dietze:  Wenn  man  abends  und  über  Nacht  wollte  12  °  behalten, 
so  würden  die  Stiele  zu  schlaff  werden,  bei  8 — 9  Grad  würden  sie 
straffer  bleiben. 


855.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc.  qo 

4.  Herr  Kgl.  Hofmarschall  v.  St.  Paul,  Ehrenmitglied  des  Vereins 
zur  Beförderung  des  Gartenbaues,  übersandte  eine  Ranke  von  Lapageria 
rosea  mit  folgendem  Schreiben:  »Diese  Ranke  ist  von  derselben  Pflanze, 
von  welcher  ich  früher  eine  Ranke  sandte,  welche  1898  in  Heft  4  S.  101 
der  »Gartenflora«  abgebildet  ist.  Wer  sich  für  diese  Pflanze  interessiert 
—  und  ich  hoffe,  ihre  Liebhaber  werden  sich  stets  mehren  —  kann  daraus 
ersehen,  dass  bei  verständiger  Kultur  aus  den  Blattachseln  nicht  einzelne 
Blüten,  sondern  Blütenstände  mit  3 — 5  und  mehr  Blüten  hervorbrechen. 
Ein  solches  Stück  Ranke  in  voller  Blüte  ist  ein  fertiger  Strauss  für  sich 
und  hält  sich  14  Tage  bis  3  Wochen  in  einer  Vase.  Sie  blühte  hier  gerade 
um  die  Weihnachtszeit  und  wollte  ich  das  Prachtstück  nicht  dem 
damaligen  Postpacket-Trubel  anvertrauen,  sonst  hätte  ich  sie  Ihnen  mit 
Blüten  gesandt.« 

L.  Wittmack  bemerkte,  in  Gartenflora  1876  p.  9  nehme  ein  Herr  E.  M. 
(wohl  E.Mayer,  Garteninspektor  in  Karlsruhe)  an,  dass  vonLapageria  ver- 
schiedene Varietäten  existieren  müssten,  seine  Exemplare  hätten  immer 
nur  1  Blume  im  Blattwinkel  erzielt,  anderswo  habe  er  viel  mehr  Blumen 
gesehen.  An  seiner  Kultur  habe  es  nicht  gelegen,  denn  nachdem  er  sich 
die  reichblühende  Varietät  verschafft,  habe  diese  unter  denselben  Ver- 
hältnissen auch  reich  geblüht.  Herr  de  Coene  meint,  es  läge  doch  an 
der  Kultur,  die  Blätter  werden  bei  guter  Kultur  auch  viel  grösser.  Herr 
Direktor  Lackner:  Man  hat  allerdings  verschiedene  Varietäten,  aber  bei 
guter  Kultur  blühen  sie  alle  reich.  Ganz  besonders  schön  war  der 
Flor  im  Frankfurter  Palmengarten  im  letzten  Herbst,  Herr  Hofgärtner 
Hoff  mann:  Ausgepflanzt  blüht  L.  viel  besser  als  im  Topf;  meist  wird 
sie  zu  warm  gehalten  und  dann  leicht  von  der  Spinne  befallen.  Die 
Temperatur  sei  nicht  zu  hoch,  aber  gleichmässig. 

5.  Herren  Spielberg  &  de  Coene  führten  eine  Vriesea  hybr. 
Leodiense*)  vor,  die  auffallenderweise  statt  einer  einzigen  Ähre,  deren 
mehrere  gebildet  hatte,  sodass  der  Blütenstand  eine  Rispe  darstellte. 
L.  Wittmack  wies  darauf  hin,  dass  bei  Vrieseen  das  öfter  vorkäme 
und  er  schon  früher  darauf  hingewiesen  habe,  dass  die  Einteilung  der 
Vriesea-Arten  nach  dem  Blütenstande  mitunter  irreführe. 

6.  L.  Wittmack  legte  Champignonbrut  aus  Sporen  gezogen,  sogen, 
sterilisierte  Brut,  aus  dem  Institut  Pasteur-Paris  vor,  die  ihm  Herr 
Kritter,  Spezialist  für  Champignonkultur,  Berlin  X.,  Treskowstrasse  35, 
freundlichst  überlassen  hatte.  Man  zieht  im  Institut  Pasteur  aus  den 
Sporen  der  besten  Champignons  das  Mycel  in  wahrscheinlich  sterilisiertem 
Pferdedünger  in  Form  von  Halbcylindern,  sogenannten  Cartouchen  und 
von  da  weiter  in  gewöhnlichen  Fladen  (galettes).  Herr  Amelung,  Ober- 
gärtner am  Joachimsthalschen  Gymnasium,  zieht  auch  die  Brut  aus  Sporen 
und  Herr  Kritter  bemerkte  dem  Vortragenden,  dass  Herr  Amelung  in 
Gartenflora  d.  J.  Xo.  1  S.  11  die  Entwicklung  sehr  richtig  geschildert 
habe.  Erst  bilde  sich  eine  feine  Haut  und  nachher  erst  die  sichtbaren, 
stärkeren   Fäden. 


*)   Y.   Leodiensis    Hort    Leodiensis  l  l.eodium^Lüttich  t  ist    ein  Rustard    von    V.  Morre- 

niana  )<  Barilletti     üartrl.     1893     S.     340  und     ähnlich     dem  umgekehrten    Bastard,    der    als 

V.   Wmmackiana  Kittel   in   Gartrl.    1888  t.  12NH   abgebildet  ist.  Vergl.  Mez   in  Suites  au  Prodro- 
mus  IX  567. 


Q/l  855.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc. 

Herr  Amelung:  Schon  vor  drei  Jahren  habe  ich  im  Blumen-  und 
Gemüseausschuss  darüber  gesprochen,  wie  wichtig  es  sei,  die  Brut  aus 
Sporen  zu  ziehen,  da  man  dann  gute  Rassen  erhalten  kann.  Ich  habe  in 
einer  grossen  Berliner  Champignonzüchterei  die  Brut  aus  dem  Institut 
Pasteur  mit  gutem  Erfolge  verwenden  sehen,  sie  ist  nur  sehr  teuer,  eine 
Cartouche  kostet  80  Pf.,  und  man  braucht  zum  Belegen  von  1  qm  für 
2  M.  Brut,  von  deutscher  Brut  nur  für  75  Pf.  Jedenfalls  sollte  man  aber 
in  Deutschland  es  ähnlich  machen  wie  in  Paris. 

7.  Herr  Goedecke  zu  Seehof  bei  Gross-Lichterfelde  führte  zum 
dritten  Mal  herrliche  Rosen  vor,  um  zu  beweisen,  dass  er  so  gut  wie 
im  Oktober,  November  und  Dezember  auch  im  Januar  Rosen  liefern  könne. 
Dass  es  mit  dem  Frei-Auspflanzen  der  Rosen  in  den  Häusern  bei  uns 
gehen  müsse,  sei  dadurch  bewiesen,  dass  es  selbst  in  Dänemark  gehe. 
Dort  haben  sich  Gärtner  zusammengethan.  ein  Haus  erbaut  und  darin 
Rosen  getrieben,  um  der  Regierung  zu  zeigen,  dass  sie  selbst  Rosen 
liefern  können.  Infolge  dessen  ist  jetzt  ein  sehr  hoher  Schutzzoll  von 
2  Kronen  =  2,25  M.  auf  1  kg  in  Dänemark  eingeführte  Rosen  gelegt. 

Herr  Hofgärtner  Hoffmann,  der  sich  die  Kulturen  des  Herrn  Goedecke 
angesehen,  erklärte  dessen  Bestreben  als  ein  ausserordentlich  anerkennens- 
wertes. Es  sei  doch  etwas  anderes,  ob  man  an  einer  Rose  im  Topf 
4 — 6  Blumen  oder  an  einer  Rose  im  freien  Beete  15 — 20  Blumen  ziehe. 
Dazu  komme  noch  ganz  wie  bei  den  Rosen,  die  man  einst  in  Russland 
bewunderte,  eine  gute  Kultur  und  ein  herrliches  Farbenspiel.  Er  habe 
einige  der  Goedecke'schen  Rosen  14  Tage  im  Zimmer  gehabt  und 
sie  hätten  kaum  etwas  von  ihrer  Farbe  eingebüsst. 

8.  L.  Wittmack  legte  einen  aufgesprungenen  $  Zapfen  von  Dioon 
edule  vor,  der  sich  durch  lockig  wollige  Behaarung  an  den  Spitzen 
der  Schuppen  auf  deren  Aussenseite  von  den  normalen  Zapfen  unter- 
scheidet und  den  er  var.  lanuginosum  nennt. 

VI.  Hierauf  hielt  Herr  Kgl.  Gartenbaudirektor  Carl  Hampel  einen  mit 
grossem  Beifall  aufgenommenen  Vortrag  über  die  Verschönerung  der 
Städte,  in  welchem  er  den  von  Herrn  Prof.  Begas  im  vorigen  Jahr  im 
Lokalanzeiger  ausgesprochenen  Tadel,  dass  man  bei  uns  Denkmäler  und 
Fassaden  durch  Bäume  verdecke,  zu  widerlegen  versuchte.  Der  Vortrag 
wird  besonders  abgedruckt  werden.  Nur  der  Teil,  der  sich  auf  die 
Prachtstrasse  in  Steglitz  und  die  Köpenicker  Landstrasse  bezieht,  und  die 
Diskussion  seien  hier  kurz  wiedergegeben. 

Herr  Hampel  tadelt  die  Art  der  Baumpflanzung  in  der  Pracht- 
strasse. Erst  kommt  zu  beiden  Seiten  ein  übermässig  breiter  Bürger- 
steig, dann  jederseits  am  Rande  desselben  eine  Baumreihe,  darauf  ein 
Absatz  (eine  Bordschwelle)  und  dann  jederseits  ein  Geleise  für  die 
elektrische  Bahn,  dann  wieder  je  eine  Reihe  Bäume,  darauf  wieder  ein 
Absatz  und  dann  der  Fahrdamm  in  der  Mitte.  Die  beiden  Absätze 
werden  im  Winter  bei  Schnee  und  Glatteis  Manchen  zu  Fall  bringen,  die 
Droschken  und  Privatwagen  können  nicht  vor  dem  Bürgersteige  halten, 
weil  die  elektrische  Bahn  dazwischen  liegt,  und  beim  Umzüge  werden 
den  Bewohnern  dadurch  viel  Unannehmlichkeiten  erwachsen.  Vor  allem 
beschatten  aber  die  vier  Baumreihen  mehr  die  elektrische  Bahn    als  den 


855.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc. 


Bürgersteig  und  die  Bäume  werden  in  wenigen  Jahren  unten  immer  aus- 
geputzt werden  müssen,  da  für  die  elektrische  Bahn  bis  5  m  über  dem 
Boden  die  Aste  störend  sind.  —  Auch  auf  der  Köpenicker  Landstrasse 
hat  man  das  eine  Gleis  der  elektrischen  Bahn  zwischen  die  Baumreihen 
gelegt  und  musste  die   Bäume  5   m   hoch  aufstutzen. 

Herr   Direktor  Lackner    bedauerte  auch,    dass  oft  da,    wo   allein    dei 
Gärtner  sprechen  sollte,    nur  der  Architekt  zu  sprechen  habe;    bezügli«  h 
der  Prachtstrasse  aber  müsse  er  sagen,  dass  die  jetzige  Lösung  die  bi 
sei.     Wäre  die  elektrische  Bahn  in  die  Mitte  des  Fahrdammes  gelegt,    so 
würden  die  anderen  Wagen  stets  in  Gefahr  kommen. 

Herr  Perring  schliesst  sich  betreffs  der  Prachtstrasse  Herrn  Lackner 
an,  nur  sei  der  Fahrdamm  zu  schmal,  vielleicht  weil  man  an  Asphalt 
habe  sparen  wollen.     Die  billigeren  Bürgersteige  seien  zu  breit. 

Herr  Amts  Vorsteher  a.  D.  Martin  Hoffm  an  n  -Treptow  bemerkt,  da>s 
viel  mehr  Leute  eine  elektrische  Bahn  benutzen  als  eine  Droschke,  es  sei 
daher  gut  gewesen,  die  elektrische  Bahn  dicht  an  den  Bürgersteig  zu 
legen.  —  Auf  der  Köpenicker  Landstrasse  habe  man  nur  aus  Xot  das 
eine  Gleis  zwischen  die  Baumreihen  gelegt,  da  der  Damm  nur  12  m 
breit  war.  Es  sei  zweckmässig,  bei  elektrischen  und  Kleinbahnen  die  Geleise 
ganz  vom  anderen  Fuhrwerksverkehr  zu  trennen.  --In  Bezug  auf  die 
technische  Hochschule  müsse  er  Herrn  Prof.  Begas  Recht  geben,  sie  sei 
zu  sehr  durch  Bäume  verdeckt.  Vor  dem  Museum  sind  die  Vorpflanzungen 
jetzt    auch    zu  hoch   geworden,    doch    im  allgemeinen    muss    man    sagen. 

-  Umpflanzungen,  wie  alle  Umrahmungen,  den  Wert  eines  Kunstwerkes 
erhöhen.  —  Bei  Anlage  von  Plätzen,  wie  in  Schöneberg,  müssen  oft  so  viel 
Privatinteressen  mit  in  Berücksichtigung  gezogen  werden,  dass  sich  nicht 
immer  vom  idealen  Standpunkt  aus  verfahren  lässt.  Bei  Verkehrswegen 
über  einen  Platz  dürfte  die  Diagonale,  trotzdem  sie  nicht  schön,  immer 
die  zweckmässigste  sein. 

Herr  Hofgärtner  Martin  Hoffmann  trat  für  die  Gleichberechtigung, 
der  Gartenkunst- mit  der  Baukunst  und  den  anderen  Künsten  ein.  Ein 
Dozent  an  der  früheren  Bauakademie  habe  ihm  gegenüber  einst  selbst 
das  Bedauern  ausgesprochen,  dass  aus  Mangel  an  Zeit  den  Baubeflissenen 
kein  Unterricht  in  landschaftsgärtnerischen  Darstellungen  gegeben  werden 
könne.  Da  dies  nicht  geschehen  kann,  so  hat  sich  eben  als  ein  besonderer 
Zweig  der  Kunst  die  Landschaftsgärtnerei  entwickelt.  -  Gerade  eine 
grüne  Umrahmung  belebt  die  Städte. 

Herr  Brodersen:  Als  die  technische  Hochschule  fertig  war.  hat  es 
an  Bemühungen,  die  Bäume  zu  entfernen,  nicht  gefehlt.  Wie  man  erzählt, 
hat  man  die  Erlaubnis  Sr.  Majestät  des  hochseligen  Kaisers  Wilhelm  I.. 
der  sich  die  Bäume  ansah,  u.  a.  dadurch  zu  erlangen  gesucht,  dass  einer 
der  Räte  sagte,  die  Bäume  seien  doch  schon  recht  alt.  Da  aber  habe 
der  Kaiser  geantwortet:  dann  mögen  sie  auch  stehen  bleiben,  bis  sie  von 
selber  sterben. 

Herr  Hampel:  Professor  Begas  ist  eben  im  Irrtum,  wenn  er  meint, 
dass  die  Gärtner  schuld  daran  seien,  wenn  die  Bäume  vor  der  technischen 
Hochschule  stehen.  Ähnlich  ist  es  in  manchen  Fällen,  wo  die  Krone 
mitzureden  hat.     Der  hochselige   Kaiser  Wilhelm  I.  war   bekanntlich    ein 


96_ 


Riesen-Eichen. 


grosser  Verehrer  älterer  Bäume.  Man  denke  nur  an  die  dicke  Pappel  in 
der  Potsdamerstrasse.  Was  das  Museum  betrifft,  so  ist  es  richtig,  dass, 
wenn  man  von  der  Schlossbrücke  kommt,  man  das  Museum  nicht  sofort 
sieht,  weil  die  vielen  Bäume  davor  stehen.  Das  Museum  soll  aber  doch 
vorzugsweise  vom  Schloss  aus  gesehen  werden  und  von  dort  aus  ist  die 
Einrahmung  nicht  störend.  Indes  dies  würde  eins  derjenigen  Gebäude 
sein,  von  denen  ich  in  meinem  Vortrage  sagte,  dass  man  Bäume  fehlen 
lassen  muss.  Bei  alten  Baumpflanzungen  hat  sich  das  Publikum  aber 
schon  so  daran  gewöhnt,  dass  eine  Entfernung  schwer  ist.  Vor  der 
Thomaskirche  wurden  die  Bäume  fortgenommen,  weil  sie  den  Blick  auf 
die  Kirche  von  der  Köpenickerstrasse  aus  störten;  jetzt  verlangen  die 
Umwohner,  dass  wieder  Bäume  geflanzt  werden.  Bei  Anlage  von  Plätzen 
sollen  auch  die  Privatinteressen  berücksichtigt  werden,  aber  die  all- 
gemeinen müssen  vorgehen.  In  Stadtgegenden,  wo  der  Grund  und  Boden 
teuer  ist,  wird  man  nicht  so  ausgiebige  Plätze  anlegen  können,  anderer- 
seits ist  aber  nicht  zu  vergessen,  dass  durch  die  Plätze  die  Grundstücke 
wieder  wertvoller  werden. 
VII.  Herr  Kohlmannslehner  lud  zur  Versammlung  deutscher  Dahlienzüchter 
am  29.  Januar  ein. 
VIII.  Der  Vereinsdirektor  teilt  hierauf  mit,  dass  der  Vorstand  beschlossen 
habe,  den  Ordnern  und  einigen  anderen  Männern,  welche  sich  um  die 
Jubiläums-Ausstellung  besonders  verdient  gemacht  haben,  eine  Anerkennung 
zu  verleihen.  Es  besteht  diese  in  einer  grossen  Reliefmedaille  aus  echter 
Bronze  in  einem  Holz-Rahmen,  der  den  Xamen  des  Besitzers  trägt.  Die 
Medaille  ist  angefertigt  nach  dem  Modell  des  Prof.  Schley  von  unserem 
Mitgliede  Otto  Schultz,  Naunynstrasse  19. 
IX.  Aufgenommen  wurden  als  wirkliche  Mitglieder  die  in  der  letzten  Ver- 
sammlung Vorgeschlagenen.  (Siehe  Gartenfl.  Heft  2  S.  34.) 
Carl  Lack n er.  L.  Wittmac k. 


Riesen-Eichen. 

(Hierzu    Abbildung     17  —  20.) 
,ede  und  einsam  erscheint    im  Winter    die  Xatur,  wenn   sie  ihren   Blätter- 
-   schmuck  verloren  und  Bäume  und  Sträucher  ihre  kahlen  Zweige  gegen  den 
Himmel  strecken. 

Um  so  interessanter  ist  es  aber,  dann  Beobachtungen  anzustellen  über  den 
Aufbau  von  Wäldern  und  die  in  diesen  vorkommenden  Eigentümlichkeiten, 
betreffend  die  Gestalt  mancher  Baumriesen. 

Der  Verfasser  führt  den  Leser  dieser  geschätzten  Zeitschrift  in  die  Um- 
gegend Dessaus,  der  Hauptstadt  Anhalts,  und  werden  noch  Manchem,  gelegent- 
lich der  dendrologischen  Versammlung  in  Wörlitz,  die  Schöpfungen  der  gross- 
artigen Parkanlagen  in  Wörlitz,  Oranienbaum  sowie  vieler  anderer  Orte,  die 
wegen  ihrer  schönen  Lage  zu  anziehenden  Aufenthaltsorten  im  Sommer  um- 
gewandelt und  die  die  Residenz  selbst  förmlich  wie  ein  grosser  Garten 
einschliessenden  Anlagen    in    Erinnerung    sein.     Lange    sind    die    Schaffer    zur 


Riesen-Eichen. 


«>7 


ewigen  Ruhe  eingegangen,  jedoch  die  grossen  Bäume,  unter  ihnen  die  knorrigen 
Eichen,  die  in  einigen  bemerkenswerten  Formen  in  laubtreiem  und  in 
belaubtem  Zustande  zur  bildlichen  Darstellung  gelangen,  mögen  anzeigen,  wie 
manches  Jahr  über  ihren  Häuptern  dahingegangen  und  sie  dennoch  zum  Teil 
prächtige  belaubte  Kronen  zur  Schau  bringen. 

Einer  der  ältesten  dieser  Baumriesen  ist  wohl  die  »Franzosen-Eiche«, 
die  an  dem  früheren  Knüppeldamm*  jetzt  Fahrweg  zwischen  zwei  weit  aus- 
einander liegenden  Forsthäusern  Hohe  Strasse«  und  »Speckinge«,  steht  und 
ihre  weit  ausgebreiteten  Aste  gegen  den  Himmel  streckt.  In  diesem  früheren 
leuchten  Gelände  mag  sie  wohl  durch  den  Bau  der  Strasse  gelitten    haben,  so 


Abb.   17.     Eiche  im  Luisium  bei  Dessau,  unbelaubt. 


dass  sie  jetzt  nur  noch  mit  den  ihr  belassenen  trockenen  Zweigen  düster  dasteht, 
und  als  ein  Wahrzeichen  vergangener  Zeiten  in  Ehren  gehalten  wird.  Als 
besonders  erwähnenswert  sei,  dass  nach  der  Schlacht  bei  Leipzig  1S13  flüchtende 
Franzosen  in  dem  hohlen  Stamm  Unterkommen  gefunden  und  sich  längere  Zeit 
dort  verborgen  gehalten  hatten.  Sie  misst  ungefähr  1  m  über  dem  Erdboden, 
trotz  der  schon  auf  einer  Seite  abgewetterten  Rinde  3,80  im  Umfang. 

In  einem  anderen  Forstrevier,    »zum  Sieglitzer  Berg",    ist  ein  den  Namen 

I'teifen-Eiche«  tragendes  Exemplar  zu  erwähnen,  da  dieses  in  seinen  unteren 

Zweigpartien    eine    die  Form  einer  Riesenpfeife  darstellende   Verwachsung  hat. 

Es  ist  diese  Bildung  nicht  auf  künstlichem  Wege    hervorgerufen,    sondern  sich 

im  Anfang  scheuernde  Zweige  sollen    durch  Aneinandcrwachsen    dieses  Xatur- 


q8_ 


Riesen-Eichen. 


gebilde  hervorgerufen  haben.  Durch  die  Reihe  der  Jahre  sind  die  schwächeren 
Astpartien  abgebrochen,  sodass  ein  fast  50  cm  umfassender  Ast  das  scheinbare' 
Pfeifenrohr  bildet.  Der  Umfang  des  Stammes  1  m  über  dem  Erdboden  beträgt 
4,20  m. 

Viele  prächtige  Eichen  bergen  die  ausgedehnten  Forsten  und  Parkanlagen 
in  und  um  Dessau,  so  dass  man  noch  manches  prächtigen  Exemplares  gedenken 
könnte,  jedoch  sei  hier  nur  noch  ihres  stattlichen  Baues  und  Grösse  wegen  zweier 
Bäume  Erwähnung  gethan.  und  zwar  eines  im  herzoglichen  Garten  Luisium 
stehenden  sehr  grossen  Baumes,  der  wegen  seiner  Höhe  und  seines  sich  kaum 
3  m  über  dem  Erdboden  teilenden  Stammes  bemerkenswert  ist.     Die  sechs  von 


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3>x 

Abb.   18.     Eiche  im  Luisium  bei  Dessau,   belaubt. 


der  Teilung  ausgehenden  Äste  haben  an  ihrer  Basis  einen  Umfang  von  1  bis 
1,50  m.  Leider  ist  schon  einer  der  gewaltigen  Zweige  einem  heftigen  Wirbel- 
winde unterlegen  und  2  m  über  der  Basis  abgebrochen.  Der  Stamm  hat  1  m 
über  dem  Erdboden  einen  Umfang  von  6,20  m. 

Lange  nicht  so  hoch  und  alt  ist  eine  im  Tiergarten  stehende  Eiche,  die 
wegen  Ihres  schönen  Baues,  der  weniger  hochgehenden,  aber  sehr  breiten 
Krone  den  Namen  »schöne  Eiche«  führt  und  einen  Stammumfang  von  2,50  m  hat. 

Alle  hier  aufgeführten  Eichen  gehören  sämtlich  der  grösseren  Abteilung 
der  Stiel-Eichen,  Ouercus  pedunculata,  an. 

Dessau.  •  P.  Kirchner. 


Die  Gegenwart  und  Zukunft  der  deutschen  Champignonzucht. 


99 


Die  Gegenwart  und  Zukunft  der  deutschen  Champignonzucht.*) 

f 


lu-r  drei  Jahre  sind  verflossen,  seit  ich  im  Jahre    i  s < > 5   V>.   1    Seite    14  der 
Gartenflora    eine    Anregung    zur    Champignonzucht    gab     und    dabei    die 
Frage  stellte,  ob  es  in  Deutschland  möglich  sei.  eine  Champignonzucht  rentabel 

zu  gestalten. 

Wenn   ich  mir  nun  heute  erlaube,  die  Spalten  der  Gartenflora   ein   v 
in  Anspruch  zu  nehmen,  so  geschiehl   es  deshalb,   1.  um  klarzustellen,  wie  sich 
die  seiner  Zeit  von  mir  empfohlene    Methode,    Champignons   in   leeren  Cement- 
fässern,  und  zwar  in  Räumen  ohne  Heizung,  zu  züchten,  bewährt  hat;  3.  möchte 
ich  einen  kurzen  Überblick  geben,  welchen  Aufschwung  die  Champignonzucht 


Abb.    K).     Eiche   im  Tiergarten  bei   Dessau,  unbelaubt. 

in  Deutschland  seit  meiner  Anregung  genommen  hat;  3.  will  ich  versuchen, 
darzustellen,  wie  in  Zukunft  die  Champignonzucht  gefördert  und  zum  Allgemeingut 
der  Deutschen  gemacht  werden  kann. 

Obwohl  ich  mich  nunmehr  seit  iS  Jahren  mit  der  Champignonzucht  be- 
schäftige, wozu  ich  durch  den  Umstand  angeregt  wurde,  dass  ich  schon  als 
Kind  Gelegenheit  hatte,  auf  einer  von  der  braunschweigischen  Kammer  seiner 
Zeit  angelegten  Rieselwiese,  welche  vormals  Jahrzehnte  hindurch  Viehtrift  war, 
viele  Jahre  hindurch  von  Anfang  September  bis  Ende  Oktober  die  schönsten 
Champignons  zu  suchen,  so  waren  mir  doch  bis  vor  einem  Jahrzehnt  die  inneren 
Vorgänge  in  einem  künstlich  angelegten  Champignonbeete   noch    recht  unklar. 


*)  Vergl.  auch  den  Aufsatz  des  Verfassers:  „Ein  Beitrag  zur  Keimung  von  Champignon- 
sporen-', Gartenrlora   i8<io  Heft   1   S.    1  1   und  Heft    |   S.  u.\     D.   Red. 


100 


Die  Gegenwart  und  Zukunft  der  deutschen  Champignonzucht. 


Um  über  diese  Unklarheit  hinwegzukommen,  legte  ich  Beete  in  auseinander- 
nehmbaren Kästen  und  schliesslich  in  Fässern  an,  so  dass  ich  alle  Stadien 
der  Entwicklung  genau  beobachten  konnte;  zugleich  lernte  ich  auch  bei  Ver- 
wendung verschiedener  Dünger  diejenigen  kennen,  welche  auf  eine  reiche 
Entwicklung  von  Pilzen  Einfluss  hatten. 

Waren  die  ersten  Fässer,  welche  ich  benutzte,  nur  Versuchszwecken  ge- 
widmet, so  habe  ich  später,  bei  Verwendung  einiger  Dutzend  Fässer,  doch  meine 
Rechnung  gefunden,  so  dass  ich  diese  Methode  der  Öffentlichkeit  übergab  mit 
dem  Bewusstsein,  dass  sie  dem  Privatmann  nützen  könnte,  denn  als  Wett- 
bewerb für  den  rationellen  Züchter  konnte  sie  nicht  in  Betracht  kommen. 
Ziehe  ich  nun  die  Resultate,  wie  sie  mir  aus  den  verschiedenen  Teilen 
Deutschlands  sowohl  wie  vom  Auslande  vorliegen,  zusammen,  so  ergiebt 
sich,      dass     sich     die      Fasskultur      im      Privat  gebrauch      als      handlich 


v». -,                                           Rfc> 

... 

Abb    20.     Eiche   im  Tiergarten  bei  Dessau,   belaubt. 

und  reinlich  bewährt  hat.  Während  die  Tragfähigkeit  in  trockenen 
Räumen  etwa  14  Tage  betrug,  erhöhte  sich  selbige  in  Räumen,  welche  fast 
immer  etwas  Grundwasser  hatten,  aber  durch  indirekt  zugeführte  Wärme  auf 
durchschnittlich  io°  R.  gehalten  werden  konnten,  auf  4  Wochen. 

Ich  selbst  benutze  die  Fässer  z.  Z.  nur  noch  zu  Versuchszwecken,  da 
ich  für  die  rationelle  Zucht  jetzt  einen  trockenen  Keller  habe;  im  übrigen 
übertrage  ich  die  bei  der  Fasskultur  gesammelten  Erfahrungen  auf  die  Frei- 
beetkultur. 

Recht  erfreut  bin  ich,  dass  meine  Anregung  und  Bekanntgabe  einer  ver- 
einfachten Kulturanweisung  dazu  beigetragen  hat,  dass  die  künstliche  Champignon- 
zucht in  Deutschland  seit  einigen  Jahren  im  Aufschwung  begriffen  ist.  Nicht 
bloss  beschäftigen  sich  die  Privatgärtnereien  wieder  mehr  als  vor  Jahren  damit, 
zum  eigenen  Gebrauch  der  geernteten  Pilze,  sondern  auch  viele  grössere 
Handelsgärtnereien,  ja  selbst    rein    landwirtschaftliche    Betriebe    haben    sie  als 


I>ie  Gegenwart  und  Zukunft  der  deutschen  Champignonzucht.  101 


Nebenzweig  ins  Auge  gefasst.  Jedenfalls  trägt  hierzu  auch  der  Umstand  bei, 
dass  viele  Landwirt''  durch  Lieferung  anderer  Produkte  mit  den  Delikatessen- 
geschäften und  Konsumenten  der  grösseren  Städte  durch  unsere  vorzüglichen 
Verkehrsmittel  im  regen  Geschäftsverkehr  stehen  und  auf  diese  Weise  erfahren. 
dass  die  Nachfrage  inbezug  auf  die  Champignons  grösser  ist  als  das  Angebot. 
Ein  gutes  Zeichen  des  Emporblühens  der  Champignonzucht  in  Deutschland 
möchte  ich  auch  noch  in  dem  Umstände  erkennen,  dass  sich  mit  der 
Grosskultur  nicht  mehr  so  viel  Laien  beschäftigen,  sondern  Fachleute, 
die  schon  ein  gut  Teil  Erfahrung  mit  ins  Geschäft  bringen. 
Aber  nicht  nur  der  deutsche  Züchter  hat  erkannt,  dass  die  Kultur  des 
(,'hampignons  unter  gewissen  Umständen  lohnend  ist,  auch  der  Konsument 
besonders  in  Berlin,  schätzt  die  frische,  feste  deutsche  Ware,  welche 
auf  den  Markt  gebracht  wird,  sodass  die  Einfuhr  frischer  Champignons  aus 
Frankreich  sehr  nachgelassen  hat. 

Ich  komme  nun  zu  dem  dritten  Punkt  meiner  heutigen  Betrachtung: 
Wie  kann  in  Zukunft  die  deutsche  Champignonzucht  gefördert  werden? 

Infolge  der  Regsamkeit,  welche  hier  in  den  letzten  Jahren  auf  dem  Gebiete 
der  Champignonzucht  zu  verzeichnen  ist,  hat  sich  auch  die  Fachliteratur  ge- 
hoben. Einige  ältere  Werke  über  Champignonzucht  haben  neue  Auflagen 
erfahren,  einige  sind  auf  Grund  praktischer  Erfahrungen  entstanden.  Wenn 
nun  auch  in  diesen  Werken  die  Champignonzucht  im  allgemeinen  behandelt 
wird,  so  befassen  sich  die  Autoren  doch  vorwiegend  mit  der  Treiberei,  d.  h. 
Gewinnung  des  Champignons  zu  einer  Zeit,  wo  es  im  Freien  keine  giebt.  Die 
in  Deutschland  in  bedeckten  resp.  heizbaren  Räumen  gezogenen  Champignons 
werden  vorwiegend  frisch  verbraucht,  deswegen  wäre  zu  wünschen,  dass  man 
sich  an  geeigneten  Orten  in  Zukunft  mehr  mit  der  Zucht  des  Freiland- 
Champignons  beschäftigen  möchte.  Einerseits  deshalb,  um  die  auf  diese  Weise 
gewonnenen  Pilze  zu  Konservenzwecken  in  Massen  zu  verwenden,  wodurch 
die  sehr  rege  Einfuhr  von  Konserven  aus  Frankreich  abgeschwächt  würde, 
anderseits  aber,  um  auch  die  geringwertigeren  Pilze,  welche  man  auf  den 
Märkten  sieht,  zurückzudrängen.  Ich  meine,  es  sei  ebensogut  möglich,  in 
Deutschland  den  Champignon  zum  Allgemeingut  der  Volksernährung  zu 
machen,  wie  man  neuerdings  den  Seelisch  durch  geeignete  Massnahmen  der 
ärmeren  Bevölkerung  zugänglich  gemacht  hat.  Die  Frage,  auf  welche  Weise 
der  Freiland-Champignon  in  Massen  gezüchtet  werden  könnte,  möchte  ich  auf 
Grund  meiner  Beobachtungen  und  Versuche  folgendermassen  zu  beantworten 
suchen. 

Der  Champignon  ist  ein  Pilz,  der  mit  Vorliebe  in  tierischen  Excrementen 
gedeiht,  deshalb  finden  wir  ihn  auch  an  solchen  Stellen  im  Freien  wildwachsend, 
wo  Pferde.  Schaf--  und  Kühe  aufwiesen  und  Triften  geweidet  haben,  oder  aber 
in  Wäldern,  wo  Hirsche,  Rehe  und  Hasen  zur  Atzung  sich  aufhielten.  Aber 
auch  in  den  in  Verwesung  begriffenen  Bestandteilen  unserer  heimischen 
Laub-  und  Nadelhölzer  gedeiht  der  Champignon,  besonders  in  Verbindung  mit 
Moos  und  kurzem  ('.rase.  Jedoch  gedeiht  der  Champignon  im  Freien  nur  an 
solchen  Stellen,  die  weder  vom  Grund-,  noch  vom  Stauwasser  belästigt 
werden,  also  nur  da,  wo  eine  massige  Feuchtigkeit  herrscht. 

Wenn  sich  nun  zunächst  die  Forstverwaltungen  bemühen  würden,  bei 
Einrichtung  von  Schonungen  in  der  einfachsten  Weise  dem  Boden  Champignon- 


102  Die  Gegenwart  und  Zukunft  der  deutschen  Champignonzucht. 


mycel  einzuverleiben,  so  könnte  ein  Wald  durch  eine  einmalige  Anlage  auf 
eine  lange  Reihe  von  Jahren  durch  die  Champignonzucht  nutzbar  gemacht 
werden. 

Auf  ähnliche  Weise  könnte  auch  der  Landwirt  hochgelegene,  kurzgrasige 
Wiesen  doppelt  ausnützen,  indem  er  sie  in  zweckmässiger  Weise  mit  Champignon- 
brut infiziert.  Je  nach  der  Witterung  würde  die  Ernte  der  Champignons 
entweder  im  April  bis  Mai  oder  im  September  bis  Oktober  stattfinden,  sodass 
die  Heuernte  nicht  darunter  leiden  würde.  Die  Kosten  zu  diesem  Beginnen 
sind  meinen  Berechnungen  nach  gering,  noch  dazu,  da  das  dazu  verwendete 
Material  dem  Graswuchs  noch  zu  statten  käme. 

Dass  man  die  Champignonzucht  mit  Spargelanlagen  verbinden  kann,  ist 
nicht  mehr  neu,  denn  es  wurden  vor  Jahren  im  Königreich  Sachsen  sowie  im 
Braunschweigischen  damit  Versuche  angestellt,  die  auch  zum  Teil  ganz  zufrieden- 
stellende Resultate  ergeben  haben.  Es  fällt  hierbei  nur  ins  Gewicht,  dass  man 
jedes  Jahr  genötigt  ist,  Brut  zu  legen,  da  das  Pilzmycel  durch  die  Bearbeitung 
der  Spargelbeete  zerrissen  wird.  Trotz  alledem  möchte  ich  diese  Art  von 
Freilandkultur  für  solche  Betriebe  empfehlen,  wo  doch  jahraus,  jahrein  Leute 
beschäftigt  werden  und  wo  die  Brut  ohne  grosse  Umstände  herangezogen 
werden  kann. 

Ferner  möchte  ich  auch  noch  für  die  Champignonkultur  im  Freien  die 
Ausnutzung  der  mit  Obstbäumen  bestandenen  Grasgärten  empfehlen.  Wo 
jetzt  der  Obstbau  im  Aufschwung  begriffen  ist,  wird  der  Landmann  auch  daran 
denken,  seine  oft  recht  vernachlässigten  Obstbäume  in  den  Grasgärten  zu  düngen, 
und  es  würde  auch  bei  dieser  Gelegenheit  jeder  praktisch  denkende  Landwirt. 
Förster  und  Gärtner  imstande  sein,  die  Kultivierung  von  Champignons  damit 
zu  verbinden,  zumal  in  solchen  Grasgärten,  wo  Kühe  und  Schafe  weideten, 
sehr  häufig  die  Champignons  schon  wild  vorkommen. 

Wenn  ich  mir  nun  bei  den  Vorschlägen,  die  ich  nicht  etwa  aus  der  Luft 
gegriffen  habe,  sondern  nach  den  Versuchen  in  den  hiesigen  Anlagen  (durch 
Auslegen  von  Brut  unter  Bäumen,  in  Strauchpartien,  auf  Rasenplätzen  u.  s.  w.) 
für  ausführbar  halte,  nicht  verhehle,  dass  man  z.  B.  bei  der  Anlage  in 
Schonungen  damit  zu  rechnen  hat,  das  Mycel  eines  schon  im  Boden  befind- 
lichen geringwertigen  Pilzes  könnte  die  Champignonbrut  unterdrücken  oder  das 
Weidevieh  könnte  die  Champignonernte  auf  einer  Wiese  beeinträchtigen,  so 
sage  ich  mir  doch,  dass  man  unter  bedingten  Verhältnissen  auch  zu  über- 
raschenden Resultaten  kommen  kann. 

Ich  will  heute  von  meinen  noch  nicht  abgeschlossenen  Versuchen  in 
dieser  Hinsicht  nur  hervorheben,  dass  man  das  Anpassungsvermögen  des 
Mycels  dem  Nährboden  gegenüber  in  erster  Linie  in  Betracht  ziehen  muss, 
d.  h.  man  muss  Brut  in  ähnlichem  Material  heranziehen,  worin  sie  später 
anwachsen  und  Resultate  zeitigen  soll. 

Ganz  besonders  sei  diese  Anregung  Interessenten  empfohlen,  die  im  Besitz 
solcher  Gelände  sind,  auf  denen  Champignons  seit  Jahren  wild  vorkommen; 
wenn  hier  die  Natur  in  ihren  Bestrebungen  durch  den  Menschen  unterstützt 
wird,  so  kann  auf  dem  Gebiete  der  Freiland-Champignonzucht  als  Mittel 
zur  Volksernährung  in  Zukunft  noch  viel  geleistet  werden. 

Berlin,  Joachimsth.  Gymnasium.  H.  Amelung. 


hie   Verschönerung  des  Berliner  Tiergartens  10^ 


Die  Verschönerung  des  Berliner  Tiergartens. 

-cLyja    die  jetzigen  Ausholzungen    im  Tiergarten    in  den  Tageszeitungen    z.  T. 
^Z-,    abfällig    besprochen  sind,    so  erscheint    es    :  cht,    das  mitzuteilen. 

was  im  Gehölz-  und  Obstausschuss   des   Vereins  zur    Beförderung 
baues  darüber  geäussert   ist.     Allgemein  Mar  man  der  Meinung,   dass  die  Aus- 
holzungen höchst  zweckmässig  seien,  dass  sie  sogar  schon  viel  früher  hi 
vorgenommen  werden  können.     Es  ist   nicht  beabsichtigt,   aus   dem   Tiergarten 
einen  englischen   Park   mit   grossen    Rasenflächen   zu   schaffen.     Das   würde 
der  langgestreckten   Form   desselben   kaum    möglich   sein,   ohne   dann   auch  die 
umgebenden  Häuserreihen  mit  sichtbar  zu  machen,  was  doch  vermieden  w<  i 
muss.     Es  müssten  dann   auch  viele  der  schönen  Alleen  lallen,  weh  he  fast  alle 
Fuss-  und  Fahrwege  begleiten.     Der  Tiergarten  soll  den  Charaktereines  Hai 
behalten  und    durch    die   jetzigen    Ausholzungen    soll    ihm    nur    eine    günstige 
Zukunft  geschaffen   werden. 

Im  Laufe  der  Jahre  haben  sich  viele  10 — 12  m  hohe  Stangen  gebildet, 
die  einzeln  nur  wenig  Blätter  haben,  gemeinsam  aber  doch  ein  Dach  bilden, 
das  kein  Unterholz  autkommen  lässt.  Infolge  dessen  hat  auch  die  Zahl  der 
Singvögel  abgenommen.  Es  soll  frisches  Unterholz  angepflanzt  werden,  um 
auch  die  Vögel  zu  vermehren. 

Durch  das  Auslichten  kommen  andererseits  die  vielen  alten  schönen 
bäume  mehr  zur  Geltung;  sie  sollen  künftig  besser  ernährt,  gedüngt  und  be- 
gossen werden,  was  bisher  nicht  möglich  war.  In  die  Linken  werden  gut 
belaubte  Gehölze  gepflanzt  werden,  namentlich  Rotbuchen.  Wo  sich  blühende 
Sachen  eignen,  sollen  auch  diese  angebracht  werden:  bis  jetzt  mangelt  es  daran 
im  Tiergarten  ganz. 

Entschieden   wird  durch  die   Ausholzungen  auch    die    Lutt  im  Tiergarten. 
die  an  einzelnen  Stellen     sehr  dumpfig    ist.    verbessert    und  die  Wege  werden 
trockener  werden,  zumal  jetzt  auch  die  Gewässer  im  Tiergarten,  seitdem  Was 
aus  dem    Landwehrkanal    hineingeleitet    ist,    ein    grösseres    Gefälle    nach 
Spree  haben. 

Wir  wollen  auch  an  den  Ausspruch  des  grossen  französischen  Landschafts- 
gärtners Ed.  Andre  erinnern,    der  bezüglich  des    Tiergartens    1897    sich   auch 
für  Ausholzung  aussprach  und  scherzhaft  hinzufügte:  »Pour  avoir  une  ome 
il  faut  casser  des  oeufs.«     (Siehe  Gartfl.   1.897  S.  333.) 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen  etc 

Neue  Gemüse-Samen  von  Dammann  &  ;  Eierfrucht,  lange  Hom- 


Co.  in  San   Giovanni   a  Tetluccio   bei 
Neapel. 

Nach  den  Beschreibungen    der  Züchter. 


Eierfrucht,  grüne  Campania-. 
Runde  grosse  Frucht,  grün  mit  weiss, 
ungemein  fleisch i-i. 


Frucht  länglich,    reinweiss  mit  grün 
gestreift,   sehr  früh   reitend. 

Eierfrucht,  runde  Riesenbirne  von  Guadeloupe. 

Früchte  reinweiss,  mit  schön  \  iolett 
Längsstreifen,     von     enormer     Grösse 
und  sehr  vollfleischig. 


io4 


.Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


Abb.   21.     Gurke,  persische  Trauben-. 

Eierfrucht,  Tricolore. 

Sehr  grosse,  lange,  starkfleischige 
Frucht,  oben  hellgrün,  die  untere 
Hälfte  weiss  mit  hellviolett  gestreift 
und  gefleckt;  ganz  eigenartig. 

Gurke,  persische  Trauben-. 

Hierzu   Abb.  21.) 

Zu  den  Traubengurken  gehörig, 
zeichnet    sie    sich    durch    sehr    frühe 


Reife  aus.  indem  sie  innerhalb  fünf 
Wochen  vom  Tage  der  Aussaat  an 
vollständig  gebrauchsfertig  ist.  Die 
kurzen,  15 — 20  cm  langen  Früchte  sind 
schön  rund  geformt,  dunkelgrün,  mit 
braunen  Stacheln  schwach  besetzt. 
Eine  höchst  schmackhafte  und  wert- 
volle Art.  die  in  keinem  Gemüsegarten 
fehlen  sollte. 

Melone  Cilento. 

Frucht  glatt,  mittelrosa,  oval,  dunkel- 
grün. Fleisch  grünlich,  fast  weiss, 
überaus  saftig  und  süss.  Was  aber 
diese  Melone  besonders  wertvoll 
macht,  ist,  dass  sie  sich  an  einem 
trockenen  Platze  monatelang,  unter 
günstigen  Verhältnissen  bis  zum  Früh- 
jahr aufbewahren  lässt.  Sie  ist  ver- 
schieden von  der  neapolitanischen 
Wintermelone,  auch  sind  ihre  Samen 
verschieden  von  denen  irgend  einer 
anderen  Melonenart.  Sehr  zu  em- 
pfehlen, da  sie  zudem  auch  sehr  reich 
trägt. 

Melone  Abundantia. 

Von  allen  kultivierten  Arten  sicher 
die  reichtragendste,  denn  das  Land 
scheint  buchstäblich  mit  Früchten 
bedeckt.  Die  ovalrunde,  mittelgrosse, 
gerippte,  hellgrüne  Frucht  besitzt  grün- 
liches Fleisch  von  ausgezeichnetem 
Aroma.  Eine  der  frühesten  Melonen, 
daher  auch  für  nördliche  Länder  zum 
Anbau  wärmstens  zu   empfehlen. 


Abb.   22.     Celosia  pyramidalis  monstrosa. 
Blumen  dunkelrot. 


Neue  eingeführte  Blumensamen. 

Celosia  cristata  „Rubin".     O 

Die  Pflanze  wird  ca.  30  cm  hoch, 
ihre  edelgeformten  Blüten  sind  lebhaft 
kirschcarmoisin,  welche  schillernde 
Färbung  namentlich  im  Sonnenschein 
einen  bezaubernden  Anblick  gewährt. 
Gehoben  wird  diese  herrliche  Blüte 
noch  durch  die  gleichfarbigen  Stiele 
sowie  durch  die  stark  ins  braun  über- 
gehend gefärbten  Blätter. 

Celosia  pyramidalis  monstrosa.     G 

(Hierzu  Abb.  22.) 

Mit  dieser  beginnt  eine  Zwischenart 
der  C.  cristata  und  pyramidalis.  Ihr 
buschiger  Bau  gleicht  dem  der  C.  py- 
ramidalis, während  die  Blüten, 
namentlich  diejenigen  der  Haupttriebe, 
sich  den  cristata-Formen  nähern.  Die 
Farbe  der  Blumen  ist  tiefbraunrot,  die 
Blätter  dunkelgrün  mit  mehr  oder 
weniger  braunrot  gefleckt.  Die 
Pflanze    erreicht   die  Höhe  bis   1V2  m> 


Neue   und   empfehlenswerte   Pflanzen. 


lo: 


wächst  ungemein  üppigj  ist  daher  für 
höhere  Gruppen  von  unschätzbarem 
Werte. 

Clinopodium  argenteum. 

(Hierzu  Abb.  23.) 

Diese  für  Gruppenpflanzung  äusserst 
wertvolle  Melisseae  verdient  einen 
bevorzugten  Platz  in  jedem  Blumen- 
garten. Die  Ptlanze  erreicht  eine 
Höhe  von  30  cm.  Die  gegenständigen 
Blätter  sind  lebhaft  grün,  schwach 
behaart  und  ovalrund,  in  deren  Achsen 
die  unzähligen  reinweissen  kleinen 
Blüten  sich  während  des  ganzen 
Sommers   entfalten. 

Collinsia  bicolor  rosea.  O 
Den  bereits  existierenden  Farben 
der  mit  Recht  so  beliebten  Collinsia 
lügen  wir  in  diesem  Jahre  obige  bei, 
welche  sich  durch  ihre  lebhaft  rosa 
Blüten  von  allen  bisher  im  Handel 
befindlichen  Collinsien,  wesentlich  auch 
noch  durch  ihre  bedeutend  grösseren 
Blumen  unterscheidet. 

Dianthus  laciniatus  rubro-striatus.  G 
Eine  sehr  reichblühende  Abart  von 
20 — 25  cm  Höhe.  Die  weisse  Grund- 
farbe der  Blumen  ist  mit  lilaroten, 
sehr  zahlreichen  Streiten  versehen. 
Ueberaus  effektvoll  und  eine  sehr  wert- 
volle Bereicherung  des  Sortimentes. 

Epilobium  hirsutum  var.  adenocaulum 
(Hausknecht).    % 

(Hierzu  Abb.  24.) 

Eine  prächtige,  aus  Kleinasien 
stammende  Abart;  die  bis  70  cm  hohen 
Pflanzen  sind  an  den  Rispen  mit  leb- 
haft lilaroten  Blüten  reichlich  besetzt. 
Eine  sehr  dankbare  Perenne. 

Eupatorium  altissimus  L.     %   U 
Diese  sehr  widerstandsfähige  Perenne 

erreicht  eine  Höhe  bis  zu  2  m.  Ihre 
zierlichen,  bis  8  cm  langen,  sehr 
schmalen  Blätter  geben  der  robusten 
Pflanze  ein  schönes  Aussehen.  Die 
Blüten,  welche  sich  den  ganzen  Sommer 
hindurch  unermüdlich  erneuern,  sind 
reinweiss. 

Eupatorium  serotinum  Mich.  Qj 
Bau.  Blüte  und  die  hervorragenden 
Eigenschaften  theilt  diese  Pflanze  mit 
der  vorhergehenden,  nur  sind  ihre 
Blätter  kürzer,  in  der  Form  des  Eupa- 
torium riparium,  jedoch  noch  bedeutend 
länger  und  schmäler  als  die  letzt- 
genannte. Für  Schnittblumen  sind 
beide  von  unschätzbarem  Werte. 


Abb.   2^.     Clinopodium   argenteum. 
Blumen   reinweis. 


Abb.    24. 

Epilobium  hirsutum  var.    adenocaulum   Hausknecht. 

Blumen  lila  rosa. 


io6 


Kleinere   Mitteilungen. 


Kleinere  Mitteilungen. 


Ktiolls    Aluminium -Etiketten. 
(D.  R.-G.-M.). 

Hierzu  Abbildung  25. 
Bereits  seit  Jahren  arbeitete  ich  an 
dem  Problem,  ein  für  den  Gärtner 
passendes  Etikett  zu  finden,  da  die 
bisher  gebräuchlichen  mehr  Fehler 
als   Vorteile  besassen.        Ilolzetiketten 


Alle  diese  Nachteile  beseitigt  das 
von  mir  nunmehr  in  den  Handel  ge- 
gebene Aluminium-Etikett,  denn  es 
ist  vor  allen  Dingen  billig  und  schön; 
es  bleibt  silberweiss,  da  es  nicht 
oxydiert;  es  lässt  sich  leicht  beschreiben; 
die  Schrift  ist  tiefschwarz  und  ver- 
wittert nicht;  es  ist  infolge  des  erhaben 


Abb.   25.     Aluminium-Etiketten  von  F.  Knoll,  Leipzig-Lindenau. 


sind  zwar  billig,  doch  ist  die  Schrift 
bald  verwischt,  solche  von  Zink 
oxydieren  zu  schnell,  setzen  Belag 
an  und  sind  ebenfalls  sehr  bald  un- 
leserlich. Etiketten  von  Celluloid 
zerfrieren  zumeist  im  Winter,  solche  von 
Glas  und  Porzellan  sind  zu  teuer  und 
besonders  leicht  zerbrechlich,  auch 
muss  die  Inschrift  vom  Fabrikanten  ein- 
geätzt werden,  so  dass  man  meist  nicht 
die  Etiketten-Inschriften  auf  Lager  hat, 
welche  benötigt  werden. 


gepressten  Randes  besonders  dauer- 
haft und  unzerbrechlich;  es  ist  leichter 
als  Ilolzetiketten! 

Sie  werden  bis  jetzt  in  fünf  Formen 
angefertigt:  No.  I,  rund,  4,8  cm  Durch- 
messer, Xo.  II,  oval,  6,5  cm  Durch- 
messer, No.  III,  eckig,  6,5  cm  lang, 
unten  und  oben  5  cm  breit,  No.  IV, 
lang,  8.5  cm  lang,  2  cm  breit,  No.  V. 
herzförmig,  4.5  cm  Durchmesser. 

F.  Knoll,  Leipzig-Lindenau. 


Kleinere  Mitteilungen. 


'"7 


Die  Etiketten  sind  besonders  zur  Be- 
zeichnung von  Rosen  und  Obstbäumen 
geeignet;  für  botanische  Gärten  müssen 
sie  grösser  sein,  was  wohl  leichl  gemachl 
werden  kann. 

Dinte  nebst  Gebrauchsanweisung 
wird      beigegeben.  Die      Etiketten 

sehen  sehr  sauber  aus.  L.  W. 

Jetzt  zu    vermehrende    feine    Schmuckpflanzen 
für  Hausdekoration  und  fürs  Freie. 

Je  mehr  das  Frühjahr  herannaht,  desto 
mehr  beginnt  das  Wachstum  in  unseren 
Glashäusern.  Es  ist  jetzt  in  den  ersten 
Monaten  des  Jahres  die  Zeit  zur  Ver- 
pflanzung und  Vermehrung  unserer 
leinen  Schmuckpflanzen  gekommen, 
welche  wir  während  des  Sommers  an 
geschützten  Orten  auch  im  Freien  aus- 
pflanzen resp.  aufstellen  können.  Im 
Folgenden  seien  einige  Winke  in  dieser 
Hinsicht  gegeben. 

In  den  letzten  Jahren  haben  die 
Croton  immer  mehr  an  Beliebtheit 
zugenommen  und  man  hat  einsehen 
gelernt,  dass  wenigstens  einige  Sorten 
sehr  leicht  zu  kultivieren  sind.  Herr 
W.  A.  Taplin,  dessen  Ausführungen 
im  »American  Florist«  wir  hier  in 
der  Hauptsache  folgen,  giebt  nach- 
stehende Kulturanweisungen.  Man 
schneidet  die  Stecklinge  von  halb- 
ausgereiftem Holze,  steckt  sie  in  ein 
YiTinehrungsbeet,  Sand,  und  hält  sie 
auf  warmem  Fusse  geschlossen.  Besser 
ist  es  noch,  sie  einzeln  in  zweizöllige 
Töpfe  in  sandige  Cocosfasererde  zu 
bringen  oder  auch  mehrere  zusammen 
in  einen  4 — 5  zölligen  Topf.  Diese 
Töpfe  kommen  in  den  Vermehrungs- 
raum. Man  hat  hierbei  die  einzelnen 
Stecklinge  besser  unter  Kontrole  und 
es  wird  ein  geringerer  Prozentsatz  ver- 
loren gehen. 

Will  man  die  Croton  recht  schnell 
zum  Frühjahr  heranziehen,  so  halte 
man  die  Temperatur  während  der 
Nacht  auf  700  F..  2  i°C,  sorge  für  feuchte 
Luft  und  lasse  am  Tage  die  Sonne  voll 
einwirken.  Natürlich  müssen  die 
Bilanzen  nach  und  nach  etwas  ab- 
gehärtet werden,  ehe  man  sie  zum 
Verkauf  bringt,  denn  sonst  sind  sie  zu 
zart  und  zu   wenig  widerstandsfähig. 

Auch  A<  al y ph en  und  Sanchezien, 
welche  zum  Verkauf  im  Frühjahr  oder 
zum  Auspflanzen  im  Sommer  heran- 
gezogen weiden  sollen,  können  gleicher- 
weise   wie    Croton    kultiviert    werden. 


Bei   Acalyphen  ist  indes  eine  niedrig 
Temperatur  besser,  man  kann  sie  etwa 
so  behandeln  wie  man  Coleus  heran- 
zieht.      Von      den      A.calyphen      sind 

A.  nuisaii  a.  tnoolor  und  marginata 
wohl  die  brauchbarsten  Arten,  [hre 
prächtige  Färbung  und  ihr  üppige] 
Wuchs  machen  sie  füi  grosseBeete  sehr 
geeignet  und  schmuckvoll. 

Auf  der  letzten  Genter  Ausstellung 
waren  von  Sander-Brügge  zwei  neue 
Ao.ilyphen  ausgestellt,  A.  Sander i- 
ana  und  l  rod  seffiana.  Erste]  e,  von 
welcher  schon  mehrfach  in  dieser  Zeit- 
schrift die  Rede  war,  zeichnet  sich 
durch  Grösse  der  Belaubung  und 
prächtig  rote,  lange  Blütenähren  aus. 
Letztere  ist  viel  kleiner,  aber  infolge 
der  bunten  Blattfärbung  sehr  dekorativ 
und  wohl  auch  deswegen  wertvoll, 
weil  sie  härter  als  A.  Sander i- 
ana  ist.  Diese  soll  übrigens  weiter 
nichts  sein  als  die  alte  A.  hispida, 
wie  in  neuerer  Zeit  gesagt  wird,  immer- 
hin ist  sie  sehr  interessant. 

Von  Sanchezien  sind  die  Arten 
Sanchezia  nobilis  varieg.  und  S. 
glaucophylla  die  besten.  Beide 
wachsen  willig  und  haben  breite, 
streifte  Blätter,  sobald  das  Erdreich 
und  die  Feuchtigkeit  ihnen  halbwegs 
zusagten.  Stecklinge  von  jungen  Trieben 
wurzeln  in  sehr  kurzer  Zeit.  Man  pflanze 
sie  dann  gleich  in  dreizöllige  Töpfe, 
da  sie  das  Verpflanzen  nicht  lieben. 

Auch  die  immer  beliebten  Aspi- 
distra  (Plectogyne)  können  jetzt  \ei- 
mchrt  werden.  1  »ieskannnichl  nur  durch 
Teilung  der  beblätterten  Rhizome  ge- 
schehen, sondern  auch  durch  Rhizome 
ohneBlätter  können  sie  Vermehrtwerden. 
Man  schneidet  diese  in  etwa  zollange 
Stücke,  steckt  sie  in  Töpfe  oder  Schalen 
in  Sand  oder  sandige  Erde,  indem  man 
sie  etwa  1  Zoll  hoch  bedeckt  und  stellt 
sie  in  ein  Warmhaus  bis  das  erste  Blatl 
treibt,  dann  werden  sie  in  kleine  1 
gepflanzt  und  bald  zu  kleinen,  brauch- 
baren Exemplaren  heranwachsen. 

Nicht  minder  wertvoll  als  die  bisher 
genannten  Pflanzen  sind  einige  Aralia- 
A.rten  zur  Dekoration.  Zuerst  nennen 
wir  Aralia  Sieboldii.  welche  Viel- 
fach unter  dem  Namen  Fatsia 
japonica  geht.  Sowohl  die  grüne 
tuch  die  2  bunten  Formen  dieser 
Art  sind  ausgezeichnet  für  Hauskultur. 
Die  grüne  Stammform  wird  bei  kühler 


io8 


Aus  den  Vereinen. 


Anzucht  ebenso  hart  und  widerstands- 
fähig wie  eine  Aspidistra. 

Fatsia  (Aralia)  papyrifera  ähnelt 
der  ersteren  etwas  im  Wuchs.  Auch 
sie  wird  durch  Aussaat  oder  Wurzel- 
schnittlinge  vermehrt.  Diese  letztere 
Art  ist  sehr  leicht  und  empfehlenswert, 
zumal  die  Pflanzen  selten  Samen 
bringen. 

Aralia  Veitchii  und  ihre  schmal- 
blättrige Form,  welche  als  A.  gracil- 
lima  bekannt  ist.  gehören  zu  den 
schön  belaubten  Pflanzen  für  Winter- 
gärten, Fenster  u.  s.  w.,  allein  sie  sind 
leider  etwas  schwierig  heranzuziehen, 
ausgenommen  durch  Veredlung  auf 
A.   reticulata    oder    A.    Guilfoylei. 


Diese  veredelten  Pflanzen  gelten  meist 
als  zu  langsam  wachsend  und  zu  zart 
für  den  Handelsgärtner,  aber  A. 
Veitchii  ist  doch  nicht  so  zart  wie 
sie  erscheint,  ausgenommen,  wenn  in 
einer  sehr  hohen  Temperatur  heran- 
gezogen. Man  kann  Pflanzen  zwei  bis 
drei  Sommer  zur  Dekoration  von 
Vasen  etc.  in  Hallen  u.  s.  w.  ver- 
wenden. 

Pandanus  Veitchii  und  Ficus 
elastica  dürfen  wir  bei  der  Frühjahrs- 
vermehrung nicht  vergessen ;  wenn  auch 
Stecklinge  dieser  Pflanzen  auch  zu 
anderer  Jahreszeit  wachsen,  so  ist  jetzt 
doch  entschieden  die  geeignetste  Zeit 
zur  Vermehrung.  C. 


Aus  den  Vereinen. 


Die  Kaiserl.  Russ.  Gartenbau-Ge- 
sellschaft hat  am  16./28.  Januar  den 
Direktor  des  Kaiserlich  botanischen 
Gartens  in  Petersburg,  Se.  Excellenz 
Herrn  Wirklichen  Staatsrat  Professor 
Dr.  Fischer  von  Waldheim,  zu 
ihrem  Vicepräsidenten  erwählt. 


Fränkischer  Gartenbauverein. 

In  der  am  10.  Dezember  1898  in  den 
Zentralsälen  abgehaltenen  General- 
Versammlung  erstattete  der  erste 
Vereins  -  Vorstand,  Herr  Hofrath 
Seuffert,  den  Jahresbericht  über  die 
Thätigkeit  des  Jahres  1898:  Es  wurden 
zehn  Vereinsversammlungen  mit  Vor- 
trägen aus  dem  Gebiete  der  Botanik, 
ßlumistik  und  Obstkultur  abgehalten. 
Durch  die  stets  mit  diesen  Versamm- 
lungen verbundenen  Blumen-Ver- 
losungen gelangten  etwa  isooblühende 
und  Dekorationspflanzen,  unter  diesen 
auch  recht  seltene  Pflanzenneuheiten, 
in  die  Hände  der  Vereinsmitglieder. 
Um  der  Hauptaufgabe  des  Vereins,  der 
Förderung  der  unterfränkischen  Obst- 
kultur, gerecht  zu  werden,  brachte  der 
Vereins-Ausschuss  im  Frühjahr  1.  J. 
203  veredelte  Obstbäume  an  Obstbau- 
vereine und  Obstbau  treibende  Ge- 
meinden Unterfrankens,  3100  Obst- 
wildlinge an  unterfränkische  Schul- 
gärten, 39  000  Edelreiser  der  wertvollsten 
und  reichtragendsten  Obstsorten  an 
Obstbauvereine,     Gemeinden.    Pfarrer. 


Lehrer  und  Obstproduzenten  Unter- 
frankens unentgeltlich  zur  Verteilung. 
Die  überaus  reiche  Zwetschenernte 
dieses  Jahres  gab  demVereinsausschuss. 
um  solche  im  Interesse  unserer  Land- 
wirte möglichst  nutzbar  zu  machen, 
willkommenen  Anlass,  am  24.  September 
1.  J.  in  der  städtischen  Ludwigshalle 
zu  Würzburg  eine  Ausstellung  der 
besten,  vollkommensten  und  wert- 
vollsten Zwetschen- Sorten  zu  veran- 
stalten, um  die  edelsten  und  schönsten 
Spielarten  der  in  früheren  Jahren 
weithin  renommierten  und  im  Handels- 
verkehr sehr  begehrten  Franken- 
zwetsche  kennen  zu  lernen  und  solche 
weiter  zu  verbreiten.  Es  gelangten 
aus  allen  Teilen  Unterfrankens  über 
60  Zwetschen-Sorten,  zum  Teil  von 
vorzüglicher  Güte  und  Vollkommenheit, 
zur  Ausstellung  und  wurden  für  die 
besten  Leistungen  durch  das  Preis- 
gericht 6  Preis-Medaillen  nebst  Diplom 
zuerkannt. 

Auch  in  diesem  Jahre  wurden  an- 
fangs Oktober,  um  den  Verkehr  mit 
frischem  Obste  im  Interesse  der 
Obstproduzenten  und  Konsumenten 
reger  zu  gestalten,  auf  dem  Neumünster- 
platz zu  Würzburg  zwei  Obstmärkte 
veranstaltet,  welche  ungeachtet  der 
im  ganzen  geringen  Obsternte  mit 
durchgehends  schönen  Aepfeln  und 
Birnen  von  guten  wertvollen  Sorten, 
zumeist  auch  in  zweckentsprechender 


Teilungen  und  Kongresse. 


109 


Verpackung,  befahren  waren.  Im 
ganzen  gelangten  auf  diesen  Märkten, 
die  sich  unverkennbar  gul  hier  ein- 
gebürgert haben,  gegen  500  Ztr.  zumeist 
schönes  Tafelobst  zu  sein-  guten  Preisen 
zum  Verkauf.  I  >em  Herrn  Pfarrer 
Marschall  zu  Wintersbachj  dem 
Begründer  der  Heidelbeerverwertungs- 
Genossenschaft  »Vorspessart«,  sowie 
den  Herren  Lehrern  Hellmuth  zu 
Wittershausen,  Nunn  zu  Prappach, 
Lehritter  zu  Reichartshausen  und 
Stock  zu  Sommerau,  welche  sich  in 
hervorragender  Weise  und  in  den 
verschiedensten  Richtungen  um  die 
liebung  der  unterfränkischen  Obst- 
kultur verdient  gemacht  haben,  wurden 
von  der  General  -  Versammlung  auf 
Antrag  des  Ausschusses  Ehrenpreise, 
dem  sehr  pflichteifrig  und  erfolgreich 
Baumwart  Herrn  En  n  es  zu  Miinnerstadt 
wirkenden  aber  eine  Ehrengabe  von 
zehn  Mark  bewilligt.  Im  Verlauf  der 
General-Versammlung  wurde  das  durch 
Herrn  Stadtgärtner  und  Anlagenin- 
spektor Sturm  in  dankenswerterweise 
geordnete  und  übersichtlich  aufgestellte 
Obstkabinett,  welches  die  edelsten  und 
wertvollsten  fürUnterfranken  besonders 
geeigneten  Obstsorten  in  naturgetreuen 
Nachbildungen  enthält,  von  den  an- 
wesenden Vereinsmitgliedern  besichtigt. 
Die  vom  Vereinskassierer,  Herrn  Pri- 
vatier Breiting,  vorgelegte  Vereins- 
rechnung pro  1898  schliesst  ab  mit 
2588,21  Mark  Einnahmen,  2359.85  Mark 
Ausgaben,  sohin  mit  einem  Aktivrest 
von  228,36  Mark.  Dem  Herrn  Vereins- 
kassierer Breiting  wurde  für  seine 
opferwillige  Thätigkeit,  sodann  den 
Herren  Kreiswandererlehrern  Oekono- 
mierat  Schmitt  und  Albert  für  ihre 
unermüdliche  und  pflichteifrige  Thätig- 
keit zur  Vervollkommnung  der  unter- 
fränkischen  Obstkultur,  weiterhin  noch 
der  verehrlichen  Verlosungs- 

kommission für  ihre  eifrige  umsichtige 
und    erfolgreiche    Thätigkeit    der    be- 


sondereDank  im  Namen  des  fränkischen 
Gartenbauvereins    durch     den     ersten 
Vereins-Vorstand    zum    Ausdruck 
bi  acht. 

Die  Wiederwahl  des  Vereins- Aus- 
schusses, welchem  die  Herren  Ober- 
landesgerichtsrat Wissel  und  Herr 
Hauptmann  a.  D.  Faulhaber  für 
seine  seitherige  Thätigkeit  in  warmen 
herzlichen  Worten  den  Dank  Namens 
der  Vereinsmitglieder  zum  Ausdruck 
gelangen  Hessen,  erfolgte  du  ich 
Akklamation.  Mit  einem  von  Herrn 
Hauptmann  Faulhaber  der  Vorstand- 
schaft und  dem  Vereinsausschuss  ge- 
brachten dreimaligen  Hoch  sei: 
die  sehr  gut  besuchte  General -Ver- 
sammlung. 

(Neue  Würzburger  Zeitung.) 


Vereinigung  derMaiblumenzüchter  und -Händler. 

Auf  Wunsch  der  Herren  J.  Hansen- 
Pinneberg  und  A.  Krause-Roitzsch 
berief  Herr  Gartenbaudirektor  G.  A. 
Schultz  -  Lichtenberg  -  Berlin.  als 

I.  Vorsitzender  der  Vereinigung,  eine 
Versammlung  der  Sachverständigen 
für  streitige  Fälle  am  18.  Januar  1899 
in  Berlin  zusammen. 

Es  fungierten  als  solche  einerseits: 
die  Herren  Gartenbaudirektor  C. 
Lackn  er- Steglitz,  Gärtnereibesitzer 
Paul  George-Berlin  O.,  Gärtnerei- 
besitzer Franz  Goetze  -  Stralau. 
Andererseits:  die  Herren  Gärtnerei- 
besitzer C.  Graf-Petersroda.  A.Spiess- 
Roitzsch,   W.  Berger-Roitzsch. 

Nach  längeren  Verhandlungen  gelang 
es,  den  verwickelten  Fall,  dank  den 
eifrigen  Bemühungen  des  Herrn  Vor- 
sitzenden und  denen  der  Herren  Sach- 
verständigen, gütlich  beizulegen.  Da 
das  streitige  '  »bjekt  ein  grösseres  war, 
so  erzielte  die  Einigung  auch  bei  den 
streitenden  Parteien  allgemein'-  Be- 
friedigung. 

C.  Schwartz-Tempelhof,  Schriftführer. 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


Petersburg.  III.  internationale 
Gartenbau-Ausstellung  vom  5.  17. 
bis  15.  27.  Mai  1899.  Anmeldungen  bis 
spätestens  zum   1.  13.  März  an  Geheim- 


rat Excellenz  Prof.  Fischer  von 
Waldheim,  Kaiserl.  bot.  Garten.  Es 
haben  schon  120  auswärtige  Preisrichter 
ihre  Mitwirkung  zugesagt.     Von  neuen 


1  10 


Litteratur. 


Preisen  sind  folgende  hinzugekommen: 

1.  EinWertgegenstand  von  Ihrer  Kaiserl. 
Hoheit  der  Frau  Grossfürstin  Elisabeth 
Feodorowna  (für  eine  Gruppe  Lathyrus 
odoratus    oder    Theerosen     in    Blüte). 

2.  Desgl.  von  Ihrer  Kaiserl.  Hoheit  der 
Frau  Grossfürstin  Alexandra  Josephowna 
(für  beste  Gesamtleistung  in  Abt.  V. 
des  Programms).  3.  Desgl.  von  Seiner 
Kaiserl.  Hoheit  dem  Grossfürsten 
Michael  Nikolajewitsch  (Preisbewer- 
bung noch  unbestimmt).  4.  Zwei  Geld- 
prämien zu  je  100  Rubel  vom  Grafen 
Orloff  Dawydoff.  5.  Fünf  grosse  gol- 
dene, drei  grosse  und  zwei  kleine  sil- 
berne Medaillen  vom  Ministerium  der 
Agrikultur  und  Reichsdomänen.  6.  Vom 
Departement  der  Apanagen  eine  gol- 
dene Medaille.  7.  Vom  Präsidenten 
der  Kaiserl.  Russ.  Gartenbau-Gesell- 
schaft, General  Speransky,  zwei  gold. 
Medaillen.  8.  Vom  Vicepräsidenten  der 
Kaiserl.  Russ.  Gartenbau-Gesellschaft, 
Fischer  von  Waldheim,  zwei  goldene 
und  drei  silberne  Medaillen.  9.  Vom 
Dresdener  Gartenbau-Verein  ein  Wert- 
gegenstand im  Werte  von  120  Mark. 
10.  Vom  Mitgliede  der  Gesellschaft, 
Herrn  Freundlich,  ein  Wertgegen- 
im  Preise  von  150  Rubel  (für  eine 
Kollektion  Theophrasten).  11.  Desgl. 
von  Herrn  Schmölling  drei  goldene 
und  drei  silberne  Medaillen.  12.  F)esgl. 
von  Herrn  Seetingson  eine  goldene 
Medaille.  13.  Von  Herrn  Plautin  100 
Rubel.  14.  Von  Herrn  Röderscheidt 
zwei  silberne  Medaillen.     15.  Von  Frau 


Andrejeff    zwei      silberne     und     zwei 
bronzene  Medaillen. 

Wie  uns  Herr  Professor  Zacharias- 
Hamburg  mitteilt,  wird  Flerr  Wm. 
Minlos- Lübeck  am  9.  Mai  einen 
Dampfer  von  dort  nach  Petersburg 
senden,  der  am  13. — 14  daselbst  ein- 
trifft. Fracht  pro  50  kg  1.50M.  -j-  !5% 
sog.  »Caylaken«  für  den  Kapitän. 


Antwerpen.  Internationale  Aus- 
stellung vom  9. — 13.  April  1899  zur 
Feier  des  3ocjährigen  Geburtstages  von 
Anton  van  Dyck. 


Gent.  30.  April  bis  9.  Mai  1899 
grosse  internationale  Ausstellung  der 
Ligue  horticole  L'Union  zu  Mont 
St.  Amand  bei  Gent.  Das  Programm 
ist  ausserordentlich  umfangreich,  gegen 
1000  Aufgaben. 


Dresden.  Jubiläums  -Ausstellung 
des  Landesobstvereins  für  das  König- 
reich Sachsen  vom  14. — 19.  Oktober. 
Das  Programmm  ist  zu  beziehen: 
Gerokstrasse  45. 


London.  Internationale  Konferenz 
über  Bastard-  und  Kreuzungs- 
pflanzen, veranstaltet  von  der  Royal 
Horticultural  Society  am  11.  und 
12.  Juli  1899.  Anmeldung  von  Artikeln 
und  Pflanzen  an  W.  Wilks,  Secretary, 
117   Victoria  Street,    Westminster  SYV. 


Litteratur. 


Die  Schädlinge  des  Gemüse- 
baues und  deren  Bekämpfung.  Ein 
Volksbuch  für  Gartenfreunde,  Gärtner, 
Samenzüchter.  Würzkräuter-  und  Apo- 
thekerptlanzen  Anbauende.  Von  Heinrich 
Freiherr  von  Schilling.  Mit  viel- 
farbigen Tafeln  nach  Aquarellen  des 
Verfassers.  Frankfurt  a.  Oder,  Verlag 
von  Trowitzsch  &  Sohn,  1898.  — 
Preis  geb.  2  M.,  10  Exemplare  17.50  M., 
30  Exemplare  45  M. 

Seinem  bekannten  und  weitver- 
breiteten Werke:  Die  Schädlinge  des 
Obst-  und  Weinbaues,  hat  Freiherr 
von  Schilling  jetzt  als  sehr  will- 
kommene Ergänzung  das  oben  genannte 


folgen  lassen.  Durch  77  farbige  Ab- 
bildungen hat  sich  Verfasser  bemüht, 
die  Schmarotzer  auf  den  ersten  Blick 
kenntlich  darzustellen,  und  der  Verlags- 
buchhandlung ist  es  gelungen,  durch 
sorgfältige  Wiedergabe  dieser  Absicht 
des  Verfassers  gerecht  zu  werden.  In 
kurzen  Worten  giebt  Letzterer  Be- 
schreibungen der  Schmarotzer  —  fast 
durchweg  von  Insekten  —  und  ihres 
Vorkommens  und  fügt  jedesmal,  was 
dem  Praktiker  die  Hauptsache  ist,  die 
Mittel  zur  Bekämpfung  hinzu.  Es  ist 
jedem  Gartenfreunde  dringend  zu 
empfehlen,  dieses  Buch  zu  erwerben 
und  bei   jeder  Gelegenheit   zu  Rate  zu 


Eingesandte  Preisverzeichnisse.  —  Personal-Nachrichten. 


l  I  l 


ziehen;     er    wird    bei    Befolgung    der 
darin  gegebenen  Vorschriften  sich  vor 

manchem  Schaden  bewahren. 

Dr.  Joh.  Thiele. 


Verhandlungen      der       Li.      Haupt- 
versammlung   des    Vereins    deuts 

Gartenkünstler  vom  31.  Juli  bis2. August 


zu  Köln  a.  Rh.    Mit  einem  Vortrage  des 
Stadtobergärtners    Jung:     Die    öffent- 
lichen Anlagen  der  Stadt   Köln.     Sehr 
oswert! 


Kitu-r  v.   Weinzierl.     Zur    I  1 
des  ameri  kan  ischen  Rotklees.  Publ. 
d.  K.  K.  Samenkontrollstation  zu  Wien. 


Eingesandte  Preisverzeichnisse. 


C.  van  der  Smissen, Steglitz-Berlin. 
No.  60  Preisliste  über  Gartengeräte; 
No.  öi  Samenpreisliste;  No.  64  Geor- 
ginenpreisliste; No.  65  Frühjahrs- 
preisliste.—  Rivoire  pere  et  fils  in 
Lyon.  Gemüse,  Blumen,  Baumschul- 
artikel etc.  (m.  Abb.).  —  Ernst  Bena  ry 
in  Erfurt.  Hauptverzeichnis  über 
dasselbe  (m.  Abb.).  --  Jacob  Zopes 
in  Fischenich  bei  Köln.  Desgl. 
Dammann  &  Co.  in  San  Giovanni  a 
Teduccio  bei  Neapel.  Desgl.  -  Metz 
&  Co.  in  Steglitz  bei  Berlin.  Haupt- 
verzeichnis über  dasselbe  und  über 
Baumschulartikel.  —  Dieselben:  Säm  e- 
reien  etc.  für  die  grossen  Kulturen  der 
Land-    und    Forstwirtschaft.    —    Otto 


Meyer  in  Tecklenburg  bei  Lengerich 
i.  W.Gemüse,  Blumen,  Obstbäume  etc. 
A.  Metz  &  Co.,  Berlin,  Bülowstr. 
Hauptverzeichnis.  —  Victor  Lagar- 
rique  in  Murviel  bei  Beziers 
ikreich).  Canna,  Chrysanthemum 
und  Dahlien.  —  Vallerand  freres  in 
Asnieres  (Seine)  und  Tave]  -<  ».). 

Begonien,  Cyclamen,  Gloxinien.  Canna 
etc.  —  Walter  Siehe  in  Mersina 
(Turquie  d'Asie,  Briefe  via  Marseille!). 
I'i  eislistefürWiederverkäufer.Aroideen, 
Galanthus  Cilicicus,  Sternbergia  ma- 
crantha,  diverse  Neuheiten,  Gehölz- 
sämereien, Tafeltrauben.  —  Billiard 
et  Barre  in  Fontenay-aux-Roses  (Seine). 
Canna,  Dahlien  etc. 


Personal-Nachrichten. 


Gelegentlich  des  40jährigen  Bestehens 
der  königl.  bayerischen  Gartenbau- 
Gesellschaft  ist  Herr  Geh.  Reg.-Rat 
Prof.  Dr.  Engler,  Direktor  des  königl, 
botanischen  Gartens,  Berlin,  zum  Ehren- 
mitglied ernannt,  städtischer  Garten- 
inspektor Axel  Fintelmann  -  Berlin 
und  städtischer  Garten  dir  ektor  Ko- 
wallek-Köln  zu  korrespondierenden 
Mitgliedern. 


Der  Veteran    der    Berliner    Gärtner. 
Herr  Demmler-Friedrichsfelde,  feiert 

am  23.  Februar  seinen  90.  Gebui: 


Charles  Joly,   Ehren-Vizepräsidenl 

der  Soc.  nat.  d'hort.  d.  France  Paris, 
korrespondierende^  Mitglied  des  Ver- 
eins zur  Beförderung  des  Gartenbaues, 
ist  zum  Ritter  der  Ehrenlegion  ernannt, 
eine  Ehre,  die  diesem  verdienten  Manne 
von  seinen  Freunden  schon  seit  langen 


Jahren  gewünscht  wurde.  Darum  ist 
jetzt  die  Freude  um  so  grösser;  es 
wird  ein  Festessen  veranstaltet  und 
Herrn  Joly  ein  Fhrengeschenk  über- 
reicht. 

Der  kgl.  wirkliche  Rat  Max  Kolb, 
<  »berinspektor  am  kgl.  botanischen 
Garten  in  München  feiert  am  19.  März 
sein  40jähriges  Dienstjubiläum  und 
zugleich  seine  40jährige  Mitgliedschaft 
derbayerischen Gartenbau-!  resellschaft 


Henry  Leveque  de  Vilmorin, 
Vizepräsident  derSoc.  d'hort.  deFrance, 
Ehrenmitglied  des  Vereins  zur  Be- 
rung  des  Gartenbaues,  ist  zum 
Offizier  des  Merite  agricole  ernannt. 
Mit  Recht  sagt  Gard.  Chron.,  dass  keine 
□  dieser  Arl  die  Achtung,  die 
Henry  de  Vilmorin  bereits  besitzt. 
not  h   erhöhen  ki">nnen. 


I  12 


Sprechsaal. 


Sprechsaai. 


Frage  1.  »Wie  kultiviert  man 
Fuchsia  corymbiflora,  damit  selbe  nicht 
nur  zu  stattlichen  Büschen  heran- 
wachsen, sondern  auch  einen  reich- 
lichen Blüthenflor  entwickeln?«  Ich 
habe  schon  die  verschiedensten  Kultur- 
methoden in  Anwendung  gebracht,  aber 
noch  ganz  wenig  Blüten  erzielt. 

K.  L.  in  O.  Böhmen. 

Antwort.  Fuchsia  corymbiflora  ist 
eine  von  jenen  langblumigen  Arten, 
welche  ihren  Flor  gleich  F.  boliviensis. 
serratifolia  u.  a.  erst  am  alten  aus- 
gereiften Holz  entwickeln.  Obgleich 
sich  nun  diese  holzigen,  strauchartigen 
Sorten  durch  den  Charakter  der 
Pflanzen  selbst  sowie  ihrer  Blüten- 
bildung in  Trauben  wegen  mehr  zur 
Hochstammform  eignen,  so  können 
durch  richtige  Vorbereitung  doch 
buschige  Pflanzen  erzogen  werden. 
Immerhin  ist  es  etwas  gewaltsam,  sie 
wie  die  gewöhnlichen  Marktfuchsien 
ziehen  zu  wollen. 

Man  pflanze  sie  in  1/2  Rasenerde, 
V2  Lauberde  und  groben  Sand,  gebe 
mehr  flache  als  tiefe  Gefässe  und 
drainiere  gut.  Einjährige  überwinterte 
Pflanzen  schneide  man  bei  Beginn  des 
Triebes  kurz  zurück,  um  möglichst 
viel  Triebe  von  unten  zu  erhalten;  die 
sich  zeigenden,  schwachen  Triebe  ent- 
ferne man  gänzlich.  Diese  in  nicht 
zu  warmen  Kasten  und  nahe  dem  Licht 
vorzunehmende  Anzucht  kann  durch 
Kubdung  unterstützt  werden.  Noch 
einmal      nun      verpflanzt,      sind      die 


Pflanzen  immer  mehr  abzuhärten,  bis 
sie  gänzlich  ins  Freie  gebracht  werden 
können.  Kann  es  geschehen,  so  gebe 
man  ihnen  einen  möglichst  sonnigen 
Platz,  etwa  jenem  entsprechend, welchen 
man  Azaleen,  Rhododendron  gern  zur 
guten  Knospenbildung  reserviert.  Dort 
werden  sie  eingefuttert  und  die  Töpfe 
mit  kurzem  Dung  gedeckt.  Ein  Ver- 
brennen der  Blätter  kann  nur  bei  lässig 
abgehärteten  Pflanzen  vorkommen,  bei 
in  der  Sonne  gewachsenen  Blättern 
geschieht  es  nicht.  Die  langsame 
Triebentwicklung  in  voller  Sonne 
sichert  ein  Blühen  an  jeder  Spitze; 
jedenfalls  ist  dasGegenteil,  eineschnelle 
Triebbildung,  möge  sie  noch  so  kräftig 
sein,  ohne  richtige  Reife  des  Holzes, 
die  Ursache  ihres  unwilligen  Blühens. 
Schliesslich  sei  noch  erwähnt,  dass 
zu  diesem  Ausreifen  auch  die  richtige 
Ueberwinterung  gehört.  Ausser  Vege- 
tation sollen  die  Pflanzen  kalt  —  in 
einem  nur  eben  frostfreien  Raum  —  und 
trocken  gehalten  werden.     G.  Kittel. 


Frage  2:  Entwickelt Arum  palaesti- 
num,  syn.  sanctum,  syn.  Richardia 
sancta,  während  der  Blütezeit  einen 
schlechten  Geruch,  wie  beispielsweise 
Arum  Dracunculus  oder  andere  Arum- 
Arten? 

Antwort:  Nur  in  nächster  Nähe  ist 
der  Geruch  etwas  unangenehm;  bei 
weitem  nicht  so  stark  wie  A.  Dra- 
cunculus.    Der  Blumen-Ausschuss. 


Tagesordiiiui 


für  die 


856.  Versammlung  des  Vereins  z.  Beförderung  d.  Gartenbaues  i.  d.  pr.  Staaten 

am  Donnerstag,  den  23-  Februar  1899,  6  Uhr, 

im  grossen  Hörsaal  der  Königl.  landw.  Hochschule,  Invalidenstrasse  42. 
1.  Professor  Dr.  Carl  Müller:  Über  das  Ives'sche  Verfahren  der  Reproduktion  von 
Photographien  in  natürlichen  Farben  und  seine  Bedeutung  für  den  Gartenbau.  (Mit  Demon- 
stration des  Chromoskopes).  2.  Ausgestellte  Gegenstände.  3.  Antrag  der  vereinigten  Ausschüsse: 
a)  den  Fonds  der  Kaiser  Wilhelm-  und  Augusta-Jubelstiftung  für  Gärtner  von  6S00  auf  10000  M. 
zu  erhöhen;  b)  der  Kgl.  Gärtner-Lehranstalt  Potsdam  zu  ihrem  70 jährigen  Jubiläum  eine 
Summe  von  5ooo  M.  unter  dem  Namen  „Stipendienfonds  des  Vereins  zur  Beförderung  des 
Gartenbaues"  zu  überweisen.  4.  Vorlage  des  Programms  der  grossen  Winterblumen-Aus- 
stellung im  Februar  1900  im  Zoologischen  Garten.  5.  Verschiedenes.  —  Mit  Rücksicht  auf 
die  Vorführung  farbiger  Photographien  wird  um  pünktliches  Erscheinen  gebeten. 


Die  Baumschulen  der  Herren  Jurissen  &  Sohn 
in  Naarden  (Holland). 

,,_.  Von   L.   Wittinack. 

m  2.  Üsterleiertage,  den  11.  April  1898,  tuhr  ich  von  Amsterdam  mit 
einem  Zuge  der  Holländischen  Eisenbahngesellschaft  nach  der  südöstlich 
gelegenen  Station  Naarden-Bussum,  zwei  Vororten  von  Amsterdam  mit  vielen 
Villen,  die  z.  T.  von  Amsterdamern  bewohnt  werden.  Mich  überraschten  in  den 
Eisenbahnwagen  die  grossen  schönen  Photographien,  welche  die  bemerkens- 
wertesten Gegenden,  die  von  der  Holländischen  Eisenbahngesellschaft  berührt 
werden,  darstellen  und  die  von  den  Photographen  Brainick  &  I.eusink  in  Arn- 
heim  angefertigt  sind.  Da  sah  man  z.  B.  Alkmar,  den  Stadtwall  zu  Amersfoort, 
den  Markt  zu  Xymwegen  (Xijmegen),  den  Park  zu  Ilet  Loo  etc.  etc.  Mag  das 
vielleicht  auch  Reklame  der  Photographen  sein,  jedenfalls  lässt  man  sich  eine 
derartige  belehrende,  künstlerisch  ausgeführte  Reklame  gern  gefallen. 

Nachdem  man  in  unmittelbarer  Nähe  von  Amsterdam  viel  Gartenland 
und  viele  kleine  Kanäle  passiert,  durchschneidet  die  Bahn  den  grossen  Polder 
>Watergraafsmeer«  mit  ausgedehnten  grünen  Wiesentlächen,  berührt  das 
Städtchen  Weesp  an  der  Vecht,  wo  sich  die  grossen  Gebäude  der  Kakaofabrik 
des  Herrn  van  Houten  befinden,  der  für  seine  Angestellten  eine  grosse  schöne 
Parkanlage  schaffen  wird,  fährt  weiter  durch  das  eingedeichte  ehemalige 
»Xaardener  Meer«  und  ist  in  33  Minuten  schon  in  Naarden-Bussum. 

Mein  Ziel  war  die  berühmte  Baumschule  der  Herren  Jurissen  &  Sohn 
in  Naarden*),  die  nicht  fern  von  der  Station  gelegen,  und  unter  der  freundlichen 
Führung  des  Vaters  und  seiner  Söhne  konnte  ich  eingehender  dieselbe  be- 
sichtigen, wenngleich  die  Jahreszeit  noch  zu  wenig  vorgeschritten  war,  um  die 
Laubgehölze  im  Blätterschmuck  zu  schauen.  Um  so  mehr  fesselten  daher  die 
Koniferen  und  andere  immergrüne  Gehölze  die  Aufmerksamkeit. 

Die  Baumschule  besteht  aus  drei  z.T.  etwas  weit  von  einander  liegenden 
Teilen  und  umfasst  im  Ganzen  ca.  50  ha. 

Der  Boden  ist  in  der  Oberkrume  ein  humoser.  z.  T.  anmooriger  Boden, 
im  Untergrund  ist  bis  zu  40  cm  Tiefe  guter  humoser  Sand.  In  der  ganzen 
Umgegend  von  Xaarden  lag  ursprünglich  eine  3  — 4  m  hohe  Sandschicht  über 
dem  fruchtbaren  Humusboden.  Seit  80  —  i<><>  Jahren  hat  man  angefangen, 
den  Sand  abzutragen,  diesen  auf  Kanälen  nach  Amsterdam  etc.  zu  schaffen,  wo 
er  zu  den  Hafenbauten  u.  s.  w.  verwendet  wird,  und  li.it  nach  der  Abtragung 
ein  Land  erhalten,  so  wertvoll,  dass  es  statt  früher  300  ^oo  fl.  jetzt  3000  bis 
3000  fl.  pro  ha  kostet. 

•  Die  direkte  Linie  Berlin  Rheine— Almelo  Hilverssum— Amsterdam  berührt  auch 
Naarden.  Der  Zug  10  Ihr  abends  Berlin,  Friedrichstrassc.  ist  am  nächsten  Vormittag  9  Uhr 
schon   in   Naarden. 


"4 


Die  Baumschulen  der  Herren  Jurissen  &  Sohn. 


Die  vielen  Kanäle  erleichtern  auch  den  Betrieb  der  Baumschule  ungemein. 
alles  kann  per  Kahn  herbeigeschafft  und  ebenso  damit  abgeführt  werden.  Der 
Boden  ist  ausserdem  leicht  zu  bearbeiten  und  leicht  rein  zu  halten.  Die  niedrige 
Lage  und  vor  allem  die  Xähe  der  Zujdersee  bewirkt  eine  grosse  Feuchtigkeit, 
namentlich  der  Luft,  und  so  ist  denn  das  Wachstum  der  Pflanzen  ein  höchst 
erfreuliches,  wie  auch  der  Graswuchs  auf  den  vielen  Wiesen  in  der  Umgegend 
ein  sehr  üppiger  ist.  Das  Grundwasser  steht  in  1  —  1V2  m  Tiefe.  Beim  Rigolen 
kommt  der  Dünger  deswegen  auf  den  zweiten  Spatenstich,  nicht  in  den  kalten 
Untergrund. 

In  dem  ersten  Teil  der  Baumschule,  der  am  nächsten  der  Bahn  belegen, 
werden  besonders  die  Sortimente  gehalten.  Hier  sah  man  u.  a.  eine  Picea 
Omorica.  die  Herr  Jurissen  aus  Potsdam  erhalten,  Thuja  Lobbiana,  Picea 
excelsa  pendula*),  eine  hübsche  hängende  Fichte  aus  Frankreich,  Berberis 
stenophylla  Mast.  (B.  Darwini  X  empetrifolia),  schmalblättrige  Berberitze,  die 
viel  von  Landschaftsgärtnern  gekauft  wird,  Chamaecyparis  pisifera  aurea, 
viel  hübscher  als  plumosa  aurea,  wundervoll  gelb,  Thuja  occidentalis  Hoveyi 
Hort.,  eine  hübsche  hellgrüne  aufrechte  Form,  die  aber  unter  Schneedruck 
etwas  leidet,  Hex  aquifolium  aurea,  sehr  schön,  oben  gelb,  unten  weiss,  I.  a. 
bromeliaefolium  maculatum,  Pinus  ayanensis  Fisch,  (früher  Alcockiana  Yeitch.), 
unterseits  blauweiss.  sehr  schön,  und  viele  Blutbuchen,  die  namentlich  stark 
nach  Deutschland  gehen.  Linden  sind  in  vielen  schönen  Exemplaren  vor- 
handen und  werden  u.  a.  waggonweise  nach  Deutschland  und  Dänemark  ge- 
schickt. Von  Ulmen  wird  für  Alleen  viel  die  von  Rinz  in  Deutschland  ge- 
züchtete Ulmus  campestris  monumentalis  begehrt,  weil  diese  nicht  so  in 
die  Breite  wächst.  Umgekehrt  wird  Ulmus  c.  horizontalis  sehr  breit  und  finden 
sich  zwei  Reihen  schöner  Exemplare  nach  Herrn  Jurissen  auf  dem  Fischmarkt 
in  Lüttich,  die  in  6  m  Höhe  gepfropft  sind  und  mit  ihren  breiten,  horizontalen 
Kronen  den  ganzen  Platz  beschatten. 

Hübsch  baut  sich  Ulmus  campestris  suberosa  pendula,  eine  hängende  Form 
der  Korkulme.  Die  Vermehrung  der  gewöhnlichen  holländischen  Ulmen 
erfolgt  durch  Ableger,  die  dann  eventuell  einjährig  veredelt  werden. 

Sehr  gesucht  sind  jetzt  Platanen,  die  kaum  zu  haben  sind.  Sie  werden 
durch  Stecklinge  vermehrt.  Auffallend  ist  auch  die  Nachfrage  nach  Pirus 
salicifolia  pendula,  dem  Lieblingsbaum  des  verstorbenen  Hermann  Jäger;  jähr- 
lich werden  ca.  500  Stück  verkauft.  Vom  Kirschlorbeer  besitzt  Herr  Jurissen 
eine  kaukasische  Varietät,  die  viel  dunkler  und  breiter  ist  (Wohl  ähnlich  wie 
Herrn  Späths  schipkaensis).  Von  Herrn  Frahm-Elmshorn  hat  er  die  neue 
schwarze  Blutbuche  bezogen,  welche  die  Jurissen  sehe  grossblätterige  aber 
nicht  übertreffen  soll. 

Von  Birnbäumen  wird  eine  holländische  Lokalsorte,  die  Dirkjes  Birne, 
sehr  viel  herangezogen;  sie  reift  im  August  und  September,  ist  eine  gute  Koch- 
birne und  bildet  sehr  gesunde,  schöne  Bäume,  die  in  der  Baumschule  im  Alter  von 
5 — 7  Jahren  schon  12 — 16  cm  Umfang  erreichen  und  viel  von  der  ländlichen 
Bevölkerung  gekauft  werden.  Auch  mehrere  Hunderte  Birnen  in  feinen  Sorten, 
ebenfalls    von  12 — 16  cm  Stammumfang    stehen   als  Prachtbäume  abgebbar  da. 


*)   Ob  identisch  mit  der  von   L.  Späth  angebotenen  Picea  excelsa  pendula  major.' 

L.  W. 


Die   Baumschulen  der  Herren  Jurissen  &  Sohn.  !  ,  r 

Zur  Zwischenveredelung  benutzt  man  besonders  die  St.  Nicolasbirne,  auch 
die  normannische  Ciderbirne,  doch  ist  letztere  nicht  so  <rut.  Zwischen- 
veredelungen wendet  man  an  bei  Jägerbirnc.  bunte  Juliusbirne,  Winterdechants- 
birne  etc. 

Ann  Kirschen  ist  die  Köstliche  von  Erfurt  in  tragbaren  starken 
Pyramiden  viel  vorhanden.  Diese  Sorte  ist  spätreifend  und  von  J.  C.  Schmid  t- 
Erfurt  sehr  empfohlen. 

Für  Friedhöfe  sind  hängende  Prunus  Mahaleb  pendula,  Salix  vitellina 
pendula  u.  a.  sehr  zu  empfehlen. 

Vor  dem  Verlassen  des  ersten  Teils  der  Baumschule  besichtigen  wir 
noch  einen  höchst  zweckmässigen  Schuppen,  der,  trotzdem  er  20  m  lang  und 
5  m  breit  ist.  nicht  mehr  als  ca.  800  M.  kostet.  Das  Gerippe  besteht  aus 
starken  Pfosten,  die  Wände  sind  aus  einem  Rohrgeflecht,  das  mit  Gips  be- 
worfen ist,  das  Dach  ist  aus  Rohr.  An  den  Seiten  sind  einige  Fenster,  so  dass 
es  im  Innern  sehr  hell  ist.  Die  Rohrwand  und  das  Rohrdach  bewirken,  dass 
der  Raum  im  Winter  nicht  zu  kalt,  im  Sommer  nicht  zu  warm  wird. 

Der  zweite  Teil  der  Baumschule  enthält  Obst-  und  Zierbäume.  Ein  Teil 
der  Birnbäume  war  nicht  okuliert,  sondern  auf  den  Wurzelhals  gepfropft;  man 
thut  das  dann,  wenn  die  Unterlage  schon  sehr  stark  ist.  Die  Kirschen  waren 
schon  vor  vier  Wochen  gepfropft,  also  schon  in  der  1.  Hälfte  des  März.  So 
früh  könnte  man  das  bei  uns  nicht  machen.  Der  Wuchs  der  Kirschbäume  ist 
ausserordentlich;  Bäume,  die  vor  zwei  Jahren  einjährige  Veredelungen  waren, 
sind  jetzt  3'/3  m  hoch.  Der  Boden  ist  auch  so  fruchtbar,  dass  man  bei  Wiesen- 
acker, (wenn  umgebrochene  Wiesen  benutzt  werden),  die  ersten  4— 6  Jahre  gar 
keinen  Dünger  braucht.  Ebenso  üppig  wachsen  die  Ulmen.  Wenn  diese  an 
der  Basis  abgeschnitten  werden,  machen  sie  Triebe  bis  4  m;  dies  gilt  von  der 
sogenannten  holländischen,  grossblätterigen  Ulme.  Ähnlicher  Wuchs  herrscht 
bei  den  Pappeln,  von  denen  namentlich  die  canadische  viel  gepflanzt  wird. 
Pappelholz  ist  in  Holland  sehr  gesucht,  es  dient  zu  Kisten,  zur  Bekleidung  der 
Wände  in  den  Häusern  und  besonders  zu  Ilolzsc  huhen.  Besonders  viele 
Pappeln  finden  sich  in  den  Provinzen  Nord-Brabant  und  Zeeland,  in  20  Jahren 
erreicht  eine  Pappel  einen  Wert  von  ca.  25  Gulden. 

Der  dritte  Teil  der  Baumschule  beherbergt  besonders  die  Koniferen. 

Wir  sehen  schöne  Nordmannstannen  und  viele  junge  Pseudotsuga 
Douglasii,  die  für  die  Forsten  verlangt  werden.  Sehr  schön  ist  eine  bunt- 
blätterige Form  von  Chamaecyparis  Lawsoniana,  welche  nach  Dr.  Wester- 
mann als  var.  Westermanni  bezeichnet  wird;  selbst  die  Triebe  sind  panachiert. 
Dass  Araucaria  imbricata  meist,  wenn  auch  nicht  immer,  im  Freien  aushält, 
darf  in  Holland  vielleicht  nicht  Wunder  nehmen.  Picea  excelsa  aurea  wird 
im  Sommer  grün,  ist  aber  im  Winter  schön  goldgelb  und  verdient  daher  in 
der  Xähe  der  Wohnungen  einen  Platz. 

Von  Laubgehölzen  seien  noch  hervorgehoben:  der  hängende  Maulbeer- 
baum, Morus  alba  pendula,  neu;  Prunus  Pissardi  als  Pyramiden  gezogen,  Blut- 
buchen desgleichen,  Tilia  euchlora,  von  der  einige  sehr  starke  kürzlich  nach 
Wiesbaden  geliefert,  und  Prunus  cerasus  globosa  Späth,  eine  herrliche 
Ku.uelform,  die  man  in  kleinen  Städten  Sachsens  sogar  als  Alleebäume  benutzt, 
Prunus  pumila  pendula  etc.  Von  hochstämmigen  Kirschen  sahen  wir  sehr 
schöne  einjährige  Veredelungen  mit  vier  Asten. 


1  i  (3  Obstbau  und  Obsthandel  in  England. 


Noch  vieles  wäre  zu  sehen  gewesen,  doch  die  Zeit  drängte  und  wir 
eilten  nach  Hause.  Der  Weg  führte  über  eine  höchst  originelle  Drehbrücke, 
wie  sie  vielfach  bei  kleineren  Kanälen  benutzt  werden.  Ein  Brett  ist  auf  einer 
Seite  mit  zwei  Sandkästen  beschwert  und  stellt  sich  dadurch  wie  eine  Wippe 
hoch,  so  dass  die  Schiffe  vorbeigehen  können;  will  eine  Fussgänger  das  Brett 
als  Brücke  benutzen,  so  wird  es  heruntergezogen  und  herumgedreht. 


Obstbau  und  Obsthandel  in  England. 

Vom  Landwirtschaftlichen  Sachverständigen  bei    der  Kaiserlichen  Botschaft  in  London. 
rz^c^      (Veröffentlicht  in  den  Mitteilungen  der  Deutschen  Landwirtschafts-Gesellschaft.; 

4LS))as  britische  Ackerbau-Ministerium  giebt  in  seinen  jährlichen  »Agricultural 
\^£~>  Returns«  u.  a.  auch  eine  Statistik  über  die  Ausdehnung  sowie  Abnahme 
oder  Vermehrung  der  Obstgärten  von  Grossbritannien.  Die  Statistik  ist,  wie 
das  Ministerium  selbst  dazu  bemerkt,  nicht  ganz  sicher.  Sie  teilt  die  zum  Obstbau 
benutzten  Ländereien  seit  dem  Jahre  1888  ein  in  »orchards«,  d.  h.  mit  Obst- 
bäumen bepflanzte  Gärten,  und  in  »acreage  under  small  fruit",  d.  h.  Flächen, 
welche  der  Zucht  von  Erdbeeren,  Stachelbeeren,  Johannisbeeren  und  anderen 
kleinen  Früchten  dienen.  Weil  aber  häufig  Ländereien  mit  beiden  Obst- 
Gattungen  zusammen  bepflanzt  sind,  so  erscheinen  sie,  soweit  das  der  Fall  ist. 
in  beiden  Abteilungen.  Ausserdem  waren  bei  früheren  Schätzungen  Irrtümer 
in  der  Bezeichnung  und  Unterbringung  der  verschiedenen  Fruchtsorten  unter 
die  beiden  erwähnten  Arten  vorgekommen.  Dieser  Umstand  hatte  bedeutende 
Berichtigungen  in  den  letzten  »Returns«  für  1897  gegenüber  denen  der  früheren 
Jahre  nötig  gemacht  und  mit  dazu  beigetragen,  die  angegebene  Fläche  für 
kleinere  Früchte  im  Jahre  1897  um  mehr  als  6000  Acker*)  zu  verringern.  Die 
Abnahme  ist  aber,  wie  ausdrücklich  dazu  bemerkt  wird,  nicht  allein  auf 
Rechnung  dieser  Berichtigungen  zu  schreiben.  Es  hat  vielmehr  an  einzelnen 
Orten  auch  eine  wirkliche  Abnahme  im  Anbau  der  kleineren  Fruchtsorten 
stattgefunden.  Diese  wirkliche  Abnahme  wird  dem  Wettbewerb  der  von  den 
Kanal-Inseln  und  anderswoher  eingeführten  Früchte  zugeschrieben. 

Diese  Erörterungen  schienen  nötig,  um  den  Wert  der  nachstehenden 
Zahlen  über  die  Ausdehnung  des  Obstbaues  in  Grossbritannien  in  das  richtige 
Licht  zu  stellen.  Es  sind  zunächst  die  Baum-Obst-Gärten  und  dann  die  Gärten 
für  kleinere  Früchte  zu  besprechen. 

Die  Obstgärten  (orchards)  von  Grossbritannien  zeigen  seit  den  letzten 
20 — 25  Jahren  eine  fast  ununterbrochene,  wenn  auch  zuletzt  eine  langsame  Zu- 
nahme. Ihre  Gesamtfläche  betrug  im  Jahre  1875  155  000  Acker,  im  Jahre  1S97 
aber  224116  Acker.  Die  Zunahme  der  letzten  Jahre  ergiebt  sich  ausfolgenden 
Ziffern,  welche  die  Gesamtfläche  der  Obstgärten  in  den  Jahren  1891  — 1897 
zeigen: 


1891 

209  996  Acker, 

1892 

208  950   » 

1893 

2 1 1  664   » 

1894 

214  187 

1895 

218  428  Acker, 

1896 

221  254   » 

1807 

224  1 16   » 

1    acre  (Acker)  =  40,45   Ar. 


Obstbau  und  Obsthandel  in  England. 


"7 


Dir    Fläche    verteilt    sich    au!    England,    Wales    und    Schottland    in    den 

genannten  Jahren  in  folgendem  Verhältnisse: 


1S91  1892  1S93  1894 


1896 


1897 


England.     . 

204530 

203  .--J" 

200314 

-'•■X    82  1 

2  l  _'  963 

2  15  642 

3l8  3Ö1 

Wales      .     .     . 

3  539 

3509 

3  429 

3    509 

3  677 

3  7"7 

Sch»  ittland  .     . 

1  927 

1  921 

1  921 

1      857 

1  901 

1935 

2   I4S 

England  hat  hiernach  bei  weitem  den  grössten  Anteil  an  der  Obstgarten- 
fläche  Grossbritanniens.  Es  zeigt  sich  gleichzeitig  auch  die  stärkste  Zunahme 
desselben.  Dies  erklärt  sich  aus  Boden  und  Klima.  Der  weitaus  grösste  Teil 
der  Obstgärten  liegt  im  Süden  und  Südwesten  von  England,  d.  h.  denjenigen 
Grafschaften,  deren  Klima  dem  Obstbau  am  günstigsten  ist.  Dies  ergiebt  sich 
aus  der  nachstehenden  Übersicht,  welche  12  Grafschaften  Englands  mit  den 
grössten  Obstgartenflächen  aufzählt: 

1  896. 

26944 
36  347 
-,4MS" 
24  093 
20  165 

13  724 
5  096 

4830 

4  593 

4  530 

3  9V 

3  535 

Diese  12  Grafschaften  enthalten  zusammen  10.8637  Acker  oder  dreiviertel 
der  Gesamt-Obstgartenfläche  von  England.  Mit  Ausnahme  von  Kent,  dem  s.  g. 
Garten  von  England  im  Südosten  und  von  Middlesex  bei  London,  liegen  sie 
sämtlich  dicht  beieinander  im  westlichen  England.  Von  ihnen  weisen  nur  zwei. 
Cornwall  und  Dorset,  im  letzten  J2hre  keine  Zunahme  auf. 

Es  darf  nicht  angenommen  werden,  dass  alle  als  »Obstgärten«  bezeichneten 
Flächen  diesen  Namen  verdienen  und  wirkliche  Obstgärten  sind.  Es  wird 
selbst  in  der  amtlichen  Statistik  dazu  alles  »pflügbare  oder  unter  Gras  Liegende 
Land«  gerechnet,  welches  Obstbäume  irgend  welcher  Art  trägt,  daneben  aber 
oder  sogar  hauptsächlich  für  andere  landwirtschaftliche  Zwecke  gebraucht  wird. 
In  den  meisten  Fällen  handelt  es  sich  nur  um  Weideland,  das  mit  Apfel-  oder 
Birnbäumen  bepflanzt  ist,  welche  mehr  oder  weniger  sich  selbst  überlassen 
bleiben  und  keine  aufmerksame  Fliege  erhalten.  Von  den  318000  Acker  Obst- 
gärten« in  England  bestehen  volle  170000  aus  solchem  Weide-  und  Grasland. 
Auch  diese  Einschränkung  lässt  nicht  die  Verwahrlosung  voll  ersehen,  in 
welcher  sich  ein  grosser  Teil  der  Obstbäume  auf  diesen  Grasländereien  befindet. 
Das  englische  Ackerbau-Ministerium  hat  eine  eingehende  Prüfung  der  gej 
wältigen  Lage  des  Obstbaues  in  England  angestellt  und  in  der  letzten  Nummer 
seines  »Journal«  zum  ersten  Male  unter  dem  Titel   »english  orchards     eine  amt- 


Grafschaft: 

1897. 

Devon     .     .     . 

27  093 

Hereford     .     .     . 

26  392 

Sommerset .     . 

24  732 

Kent   .... 

24  2  1  1 

Worcester  .     .     . 

20  568 

Gloucester       .     . 

18  920 

Cornwall     .     . 

5074 

Middlesex    .     . 

4  895 

Salop       .     .     . 

4699 

Dorset     .     .     . 

4  392 

Munmouth  .     . 

4  0 1  2 

Wilts  .... 

•       3  649 

iSm7    verglich 

en   mit    1896. 

Zunahme. 

Abnahme. 

149 

— 

45 

— 

343 

— 

1  l8 

— 

4"  3 

— 

L96 

— 

— 

a 

65 

— 

106 

— 

— 

138 

35 

— 

04 

— 

Il8  Obstbau  und  Obsthandel  in  England. 

liehe  Veröffentlichung  darüber  veranlasst.  Leider  ist  bisher  nur  ein  Teil  der 
Ergebnisse  der  bezüglichen  Untersuchungen  in  dem  genannten  ».Journal«  ver- 
öffentlicht. Die  bisherigen  Mitteilungen  über  den  Zustand  der  Obstgärten  sind 
aber  schon  von  grossem  Interesse. 

Der  Bericht  des  Ackerbau-Ministeriums  beginnt  mit  der  Feststellung,  dass 
ein  grosser  Teil  der  Gras-Obstgärten  nicht  die  Hälfte  der  erzielbaren  Früchte 
trägt  und  dass  ein  grosser  Teil  des  Obstes  selbst  von  gewöhnlicher,  sogar 
dürftiger  Beschaffenheit  ist.  Es  wird  dabei  ausdrücklich  hervorgehoben,  dass 
dieses  Urteil  für  den  grösseren  Teil  sämtlicher  s.  g.  Gras-Obstgärten,  sowohl 
im  Osten  wie  im  Westen,  gilt  und  dass  die  einzige  Rettung  in  der  Vernichtung 
der  alten  Bäume  und  ihrer  Ersetzung  durch  neue  und  gute  Sorten  bestehen  würde. 

Zunächst  ist  bei  Anlage  von  Obstgärten  in  der  Auswahl  der  richtigen 
Obstbäume  und  Obstsorten  viel  versehen.  Trotz  vieler  Bemühungen,  hierin 
einen  Fortschritt  herbeizuführen,  hält  der  englische  Farmer  an  der  »guten 
alten  Methode«  fest  und  bequemt  sich  nicht  zur  Annahme  »unpraktischer 
Erfindungen  der  Neuzeit«,  wie  er  sie  nennt.  Selbst  die  erdrückende  Einfuhr 
von  Obst  aus  den  Vereinigten  Staaten  und  Kanada  hatten  ihn  nicht  zu  grösserer 
Rührigkeit  anspornen  können. 

Ferner  ist  aus  »Unwissenheit  und  Nachlässigkeit«,  wie  der  Bericht  sagt, 
viel  beim  Pflanzen  der  Bäume  und  noch  mehr  bei  ihrer  späteren  Pflege  gesündigt 
worden.  Junge  Bäume  werden  beim  Umpflanzen  oft  und  zu  lange  ausserhalb 
der  Erde  gelassen.  Ihre  Wurzeln  werden  nicht  richtig  behandelt.  Die  Löcher, 
in  welche  sie  gepflanzt  werden  sollen,  sind  zu  klein,  zu  flach  oder  zu  tief.  Der 
junge  Baum  hat  daher  von  Haus  aus  kein  gesundes  Wachstum  und  ist  den 
Angriffen  der  Feinde,  schädlicher  Insekten  und  Schwämme,  mehr  als  nötig  aus- 
gesetzt. Dann  ist  er  nicht  genügend  gegen  das  um  ihn  herum  weidende  Vieh 
und  die  Kaninchen  geschützt,  oder,  selbst  wenn  er  geschützt  ist,  mit  Draht  und 
Stricken  so  fest  an  die  schützenden  Pfähle  gebunden  worden,  dass  seine  Rinde 
darunter  leidet.  In  einem  gewöhnlichen  Garten  ist  selten  ein  Baum  zu  finden, 
der  nicht  Zeichen  dieser  schlechten  Behandlung  an  sich  trägt.  Die  Einschnitte 
der  Drähte  haben  zu  Schwellungen  der  Rinde  Anlass  gegeben,  welche  nach 
dem  Bericht  des  Ackerbau-Ministeriums  zu  Herden  der  Nectria  ditissima  und 
Schhizoneura  lanigera  geworden  sind.  Eine  regelmässige  Düngung  der  Bäume 
findet  in  den  Durchschnitts-Gärten  überhaupt  nicht  statt.  Sie  wird  sogar  noch 
immer  vielfach  für  ganz  überflüssig  gehalten.  Das  Gras  wächst  bis  an  den 
Stamm  der  Bäume  und  entzieht  ihren  Wurzeln  die  Düngestoffe  und  die  Feuchtig- 
keit. Ebensowenig  Aufmerksamkeit  wird  der  regelmässigen  Beschneidung  der 
Bäume  gewidmet.  Ein  sogenannter  englischer  Obstgarten  macht  daher  im 
Durchschnitt  einen  mehr  oder  minder  verwahrlosten  Eindruck.  Der  Bericht 
des  Ministeriums  bedauert  daher  mit  Recht  den  »beklagenswerten  Zustand  einer 
grossen  Zahl  englischer  Obstgärten.» 

Über  die  Gärten  mit  »small  fruit«,  d.  h.  die  mit  kleineren  Gartenfrüchten 
bebauten  Grundstücke,  äussert  sich  der  bisher  veröffentlichte  Teil  des  Berichts 
noch  nicht.  Die  Ausdehnung  der  den  kleineren  Früchten  gewidmeten  Flächen 
ist  nach  der  amtlichen  Statistik  in  den  Jahren   1S93— 1897  folgende  gewesen: 

1896  76  245  Acker, 

1897  69794 


1893 

59  694  Acker, 

1894 

62  457   » 

1 895 

68  122 

Obstbau  und  Obsthandd   in   England.  i  ig 


Die  teils  scheinbare,  teils  wirkliche  Abnahme  dieser  Flachen  ist  bereits 
im  Eingang  besprochen  worden.  Im  allgemeinen  möge  bemerkt  werden,  dass 
den  festländischen  Reisenden  die  geringe  Aufmerksamkeit  und  Pflege  bei  de] 
Zucht  dieser  Gartenfrüchte,  selbst  für  den  privaten  Gebrauch,  befremdet. 
Diese  Vernachlässigung  erscheint  noch  wunderbarer,  wenn  dabei  der  absatz- 
fähige Markt  in  Betracht  gezogen  wird,  den  das  reiche  England  fast  überall, 
selbst  in  scheinbar  entlegenen  Bezirken,  bietet.  Aber  Obststräucher,  Pflanzen 
und  Beete  befinden  sich  meist  in  einer  völlig  urzuständlichen  Verfassung,  was 
die  Auswahl  der  Fruchtsorten,  wie  auch  die  Haltung  und  das  Aussehen  der 
Pflanzungen  betrifft.  Die  llimbeer-,  Johannisbeer-  und  Stachelbeer-Sträuch<i 
sind  verwahrlost,  unbeschnitten,  der  Boden  um  sie  herum  ist,  wenn  er  überhaupt 
bearbeitet  ist,  nicht  aus  Rücksicht  auf  die  Sträucher  bearbeitet  worden,  sondern  für 
andere  Gartenzwecke.  Die  Erdbeerbeete  sind  ungehackt,  hart  und  von  Unkraut  so 
überwachsen,  dass  die  Früchte  nicht  Luft  noch  Licht  erhalten.  Kurz,  es  drängt 
sich  dem  Beschauer  sofort  der  Eindruck  auf,  dass  es  dem  Durchschnitts-Farmer 
in  England  fern  liegt,  aus  der  Obstzucht  einen  Erwerbszweig  zu  machen. 

Natürlich  befinden  sich  nicht  alle  Fruchtgärten  in  dem  geschilderten, 
beklagenswerten  Zustande.  Die  guten  sind  aber  in  der  Minderheit,  und  nur 
selten  sieht  man  Gärten,  die  eine  dauernde  aufmerksame  Pflege  und  die  Absicht 
verraten,  mit  dem  Anbau  und  dem  Verkauf  von  Obst  Geschäfte  zu  machen. 
Namentlich  sind  es  die  schwarzen  Johannisbeeren,  die  für  den  englischen  Markt 
gebaut  werden  und  leicht  Absatz  finden.  Der  Verbrauch  dieser  Beeren  in 
gekochtem  Zustande  ist  hier  sehr  bedeutend.  Die  Beeren  werden  als  Kompot, 
in  Kuchen  u.  s.  w.  in  grossen  Massen  genossen.  Man  kann  fast  sagen,  dass 
man  die  guten,  planmässig  bebauten  und  betriebenen  Obstgärten  sofort  an  ihrer 
regelmässigen  Bepflanzung  mit  Johannisbeersträuchern  erkennt.  Sie  sind  meisl 
reihenweise  unter  die  höheren  Fruchtbäume  gepflanzt,  machen  das  Gras  über- 
flüssig und  gewähren  die  Möglichkeit  einer  besseren  Bearbeitung  des  Bodens 
auch  zum  Vorteil  der  höheren- Fruchtbäume. 

Die  Zucht  von  edlem,  an  Mauern  und  Spalieren  gezogenem  Obst,  wie 
Pfirsichen,  Weintrauben  u.  s.  w..  ist  fast  noch  mehr  vernachlässigt  wie  die  der 
gewöhnlichen  Obstsorten.  Von  den  Luxus-Obstgärten  der  reichen  Landeigen- 
tümer oder  Gross-Kapitalisten,  die  ihre  Landhäuser  damit  umgeben,  soll  hier 
nicht  die  Rede  sein.  In  ihnen  werden  die  Früchte  hauptsächlich  für  den  eigenen 
Bedarf  gezogen  und  kommen  nicht  auf  den  Markt.  Jene  Vernachlässigung  muss 
auffallen.  Der  englische  Markt  --  der  Markt  Londons  mit  seinen  o  Millionen 
Abnehmern  und  derjenige  der  andern  grossen  Städte  Englands  ist  ungeheuer 
aufnahmefähig!  '  Die  Preise,  welche  dort  willig  für  Obst  gezahlt  werden,  sind 
ganz  unverhältnismässig  hoch.  Ein  essbarer  Apfel  ist  auf  dem  Londoner  Markt 
nicht  unter  1  —  2  Silbergroschen  (1—2  d)  zu  haben,  eine  gute  Hirne  nicht  unter 
3—4  Silbergroschen.  Und  doch  sind  es  fast  ohne  Ausnahme  eingeführte  Früchte, 
die  man  dort  kauft.  Englisches  Obst  ist  auf  dem  Markt  überhaupt  nicht  oder 
doch  nur  für  Kochzwecke  zu  haben.  Nichts  ist  schwerer,  als  auf  dem  Markt 
in  London  einen  essbaren  englischen  Apfel  oder  eine  gute  englische  Birne  zu 
finden.  Fs  ist  sogar  schwer,  sie  in  dem  vFruchtgarten  vor.  England  .  im 
Herzen  von  Kent,  zu  kaufen. 

Der  Durchschnitts-Farmer  hat  wenig  Sinn  und  Verständnis  für  gutes  Obsl 
und  kann  sich  noch  weniger  in  den  Geschmack  des  Städters,    der    jeden  Preis 


1 20  '  Obstbau  und  Obsthandel  in  England. 

dafür  zu  zahlen  bereit  sein  würde,  hineindenken.  Er  kennt  weder  die  outen 
Obstsorten,  noch  kümmert  er  sich  um  den  Zustand,  in  welchem  das  Obst  zu 
Markte  kommt.  Es  wird  in  der  sorglosesten  Weise  von  den  Bäumen  genommen, 
geschüttelt,  abgeschlagen.  Es  wird  unsortiert  und  schlecht  verpackt  auf  den 
Markt  geschickt,  um  dort  zu  irgend  einem  Preise  verkauft  zu  werden.  Es  ist 
daher  sehr  natürlich,  wenn  sich  das  englische  Obst  neben  dem  sorgfältig  aus- 
gesuchten und  verpackten  Obst  aus  Frankreich,  den  Vereinigten  Staaten  oder 
den  Kolonien  nicht  behaupten  kann.  Es  ist  daher  im  allgemeinen  nur  für  Koch- 
zwecke oder  für  billigen  Verkauf  an  die   ärmere  Stadtbevölkerung  verwendbar. 

Der  Farmer  hat  aber  auch  hier  eine  Entschuldigung.  Selbst  wenn  er 
den  Obstbau  mehr  pflegen  wollte,  so  würde  es  für  ihn  ein  gefährliches  Unter- 
nehmen sein,  die  ersten  grossen  Ausgaben  dafür  zu  machen.  Sein  Pacht- 
vertrag giebt  ihm  nicht  die  Sicherheit,  dass  er  diese  Auslagen  verzinsen  oder 
wieder  erhalten  kann.  Der  grösste  Teil  der  Pachtverträge  in  England  läuft  nur 
von  Jahr  zu  Jahr.  Der  Grundeigentümer  kann  die  Farm  stets  mit  einjähriger 
Kündigung  zurückfordern.  Die  Wiedererstattung  der  Auslagen  für  Ver- 
besserungen bei  der  Rückgabe  der  Farm  findet  nur  nach  einem  sehr  bescheidenen 
Massstabe  statt.  Der  Farmer  wagt  es  daher  nicht,  grössere  und  kostbare  Anlagen 
zu  machen,  zumal  in  einer  Zeit,  in  der  sein  Kapital  infolge  des  langjährigen 
Darniederliegens  der  Landwirtschaft  sehr  vermindert  ist. 

Ein  ferneres  Hindernis  für  die  Ausdehnung  des  Obstbaues  in  England  ist 
der  unentwickelte  Zustand  derjenigen  Industrien,  welche  die  Präservierung 
des  Obstes  in  dieser  oder  jener  Form  zum  Gegenstand  haben.  Allerdings  ist 
hier  in  gewissem  Sinn  die  Wirkung  auch  die  Ursache.  Der  mangelhafte 
Zustand  des  Obstbaues  hat  es  zu  einer  lohnenden  Industrie  für  Verarbeitung 
von  Obst  nicht  kommen  lassen.  Die  früher  blühende  »Cider«-Industrie  ist 
beispielsweise  zurückgegangen,  weil  die  englische  Obstzucht  ihr  nicht  mehr 
die  richtigen  Sorten  von  Äpfeln  und  Birnen  liefern  konnte.  Thatsache  ist  aber 
doch,  dass  das  Fehlen  der  Gelegenheit,  den  Überschuss  von  Obst  in  guten 
Obstjahren  durch  Trocknen.  Einkochen  u.  a.  zu  verwerten,  dazu  beigetragen 
hat.  die  Farmer  von  der  Ausdehnung  der  Obstzucht  abzuhalten.  Die  Obst- 
preise sind  in  solchen  Jahren  in  Ermangelung  anderweiter  Verwertbarkeit  so 
gedrückt  worden,  dass  es  sich  nicht  bezahlt  machte,  das  Obst  von  den  Bäumen 
zu  nehmen.  Die  Royal  Agricultural-,  sowie  die  Royal  Horticultural-Society 
haben  sich  zwar  sehr  bemüht,  in  dieser  Beziehung  Hilfe  zu  schaffen  und 
Anregung  sowohl  zum  Trocknen  der  Früchte  nach  neuem  Verfahren  als  auch 
zum  Einmachen  derselben  zu  geben.  Indes  ist  trotz  der  in  dieser  Beziehung 
gemachten  Fortschritte  das  bekannte  Wort  Gladstones,  dass  der  englische 
Farmer  in  seiner  Not  zur  Herstellung  von  »jams«,  zum  Einmachen  von  Früchten, 
übergehen  müsse,  bisher  in  ausgedehntem  Umfange  noch  nicht  befolgt  worden, 
obgleich  die  billigen  Zuckerpreise  England  in  den  Stand  setzen  sollten,  diese 
Industrie  mit  Erfolg  zu  betreiben.  Dieser  letztere  Umstand  ist  sogar  wieder- 
holt als  der  englischen  Industrie  zu  gute  kommend  hervorgehoben  worden. 
In  dem  Journal  des  »Board  of  Agriculture«  vom  Dezember  1894  wird  beispiels- 
weise zur  Hebung  der  Obstzucht  in  England  die  Gründung  von  Jams-Fabriken 
in  den  hauptsächlichsten  Obstbezirken  Englands  vorgeschlagen  und  dabei 
bemerkt,  dass  die  Entwicklung  der  wichtigen  Industrie  der  Fruchtpräservierung 
in  Form  von   eins,emachten    oder   getrockneten    Früchten    der  Ausdehnung  des 


Obstbau  und  Obsthandel  in  England.  I  2  i 

Obstbaues  Vorschub  Leisten  müsse,  »wenn  der  Zucker  weiter  so  billig  bliebe 
wie  jetzt«.  Es  wird  dann  hinzugefügt,  »dass  die  Billigkeil  des  Zuckers  in 
England  den  Wettbewerb  aller  andern  Länder  in  der  Einmachung  von  Früchten 
beeinträchtigen,  wenn  nicht  ganz  verhindern  und  die  britischen  Hersteller  in 
den  Stand  setzen  müsse,  ihre  Ausfuhr  darin  bedeutend  auszudehnen.  Ein  Jahr 
später  heisst  es  in  demselben  Journal  vom  Dezember  1895,  dass  die  britischen 
Obstzüchter  infolge  der  Billigkeit  des  Zuckers  einen  grossen  Vorteil  in  der 
Einmachung  von  Früchten  vor  allen  anderen  Wettbewerbsländern  hätten  und 
diesen  Vorteil  wahrnehmen  sollten. 

Dass  der  Handel  mit  den  in  dieser  Weise  verarbeiteten  Früchten  trotz 
der  Billigkeit  des  Zuckers  sich  noch  nicht  sehr  entwickelt  hat,  beweisen  die 
englischen  Ausfuhrlisten.  In  ihnen  wird  dieser  Ausfuhrzweig  noch  gar  nicht 
besonders  aufgeführt,  sondern  einbegriffen  in  die  Gruppe  pickles,  preserved 
fruits,  confectionary  etc.,  und  diese  zeigt  eine  zwar  regelmässige,  aber  doch  nicht 
sehr  schnelle  Zunahme  von  1 102  000  £  im  Jahre  1893  auf  1319000  £  imjahre  1897. 

Über  das  Trocknen  von  Obst  äussert  sich  das  Journal  des  »Board  of 
Agriculture«  vom  Dezember  1895  ebenso  kurz  wie  bestimmt,  dass  in  dieser 
Beziehung  bisher  in  Grossbritannien  noch  nichts  gethan  worden  sei.  Dieses 
Urteil  gilt  auch  noch  heute.  Zwar  hat  sich  auch  in  dieser  Beziehung  die 
Royal  Agricultural-Society  bemüht,  die  englischen  Farmer  zu  erziehen.  Auf 
der  landwirtschaftlichen  Ausstellung  der  genannten  Gesellschaft  im 
Jahre  1896  in  Leicester  hielt  Flerr  Dr.  Voelker,  ein  Beamter  der  Gesellschaft. 
Vorlesungen  über  die  in  Deutschland  angewandten  Trocknungsverfahren  bei 
gleichzeitiger  Erklärung  der  dazu  benutzten  Trockengeräte.  Irgendwelche 
bemerkbare  Fortschritte  hat  aber  die  Obsttrocknung  noch  nicht  gemacht. 

Endlich  werden  auch  die  Eisenbahngebühren  für  Obst  in  England  dafür 
verantwortlich  gemacht,  dass  der  Obstbau  keinen  grösseren  Umfang  angenommen. 
Es  wäre  indes  die  Aufgabe  der  Farmer  gewesen,  durch  erhöhten  Obstbau  und 
die  Fähigkeit,  den  englischen  Markt  zu  versorgen,  eine  Tarifherabsetzun^ 
herbeizuführen.  Unter  diesen  Umständen  ist  es  dem  fremden  Obst  leicht 
gelungen,  sich  auf  dem  englischen  Markte  einzubürgern;  beteiligt  daran  sind 
vor  allem  die  Vereinigten  Staaten  von  Amerika,  Kanada,  Australien,  Tasmanien. 
Sie  haben  die  Grosshandelspreise  auf  diesen  Plätzen  für  bestimmte  Obstsorten 
derartig  gedrückt,  dass  ein  Wettbewerb  der  entsprechenden  englischen  Obst- 
sorten auf  ihnen  kaum  noch  möglich  erscheint.  Die  englische  Ware  sieht 
sich,  wie  auch  bei  Butter  und  Fleisch,  auf  die  kleinen  Märkte,  zu  denen  die 
Einfuhrware  noch  nicht  gedrungen  ist,  beschränkt.  So  werden  aus  den 
besseren  Obstgärten  von  Kent,  die  vor  den  Thoren  Londons  liegen,  gute  Apfel 
und  Birnen  statt  nach  London  nach  Schottland  und  anderwärtshin  geschickt. 
Eine  allgemeine  Herabsetzung  der  Eisenbahnfrachten  für  diese  Obstsorten  würde 
unter  solchen  Verhältnissen  dem  fremden  Obst  noch  mehr  zu  statten  kommen  als 
dem  heimischen  und  es  ihm  ermöglichen,  auch  von  denjenigen  Märkten  Besitz  zu 
ergreifen,  welche  bisher  noch  einen  Sonderbesitz  des  englischen  Obstes  bildeten. 

Aus  dieser  Bemcrkun-  darf  nichl  entnommen  werden,  dass  das  fremde 
Obst  auf  dem  Londoner  Markt  zahlenmässig  billiger  als  das  englische  Obst  ist. 
Das  Gegenteil  ist  der  Fall.  Im  Jahre  1896  hatten  beispielsweise  eingeführte 
Äpfel  mit  einem  Durchschnittspreise  von  über  5  sh  für  den  bushel  fast  den 
doppelten  Preis  als  englische  Äpfel  mit  etwa   .»'  _.  bis  3  sh.     Sie  waren  aber  ver- 


122 


Obstbau  und  Obsthandel  in  England. 


hältnismässig  billiger  als  die  englischen  Äpfel;  denn  bei  ihnen  handelte  es  sich 
stets  um  sortierte  und  wohlverpackte  gute  Waare.  während  das  englische  Obst 
unsortiert,  unausgesucht  und  unverpackt  auf  den  Markt  kam  und  daher  mit 
jedem  Preise  zufrieden  sein  musste. 

Was  nun  die  Höhe  der  Einfuhr  fremden  Obstes  nach  England  betrifft,  so 
geben  die  Einfuhrlisten  leider  keine  genaue  Auskunft  über  die  verschiedenen 
eingeführten  Obstsorten.  Sie  unterscheiden  unter  rohem  Obst  nur  Äpfel,  Birnen, 
Kirschen,  Pflaumen,  Weintrauben,  Zitronen,  Orangen  und  Xüsse.  Alle  übrigen 
Fruchtsorten,  wie  z.  B.  Erdbeeren.  Himbeeren  und  dgl.,  erscheinen  zusammen 
unter  dem  allgemeinen  Titel  »unenumerated«.  Die  einzelnen  Sorten  sind  nicht 
aufgeführt.  Neben  dem  rohen  Obst  wird  ferner  noch  unterschieden:  1.  ein- 
geführtes »getrocknetes«  Obst,  2.  ohne  Zucker  preserviertes,  aber  nicht  ge- 
trocknetes Obst,  und  3.  mit  Zucker  behandeltes  Obst.  Soweit  die  Arten  von 
rohem  Obst  einzeln  aufgelührt  und  ihre  Ursprungsländer  angegeben  sind,  lässt 
sich  eine  Verschiedenheit  in  Zufuhren  erkennen,  je  nachdem  sie  aus  den  Ver- 
einigten Staaten  und  Kolonien  kommen,  oder  aus  den  Ländern  des  europäischen 
Festlandes.  Es  wiederholen  sich  auch  hier  aus  denselben  mehr  oder  weniger 
ausgesprochenen  Gründen  dieselben  Erscheinungen,  auf  welche  bereits  bei  der 
Besprechung  der  Einfuhren  anderer  landwirtschaftlicher  Erzeugnisse  aufmerksam 
gemacht  wurde.  Die  Einfuhren  von  Äpfeln  beispielsweise,  welche  aus  denKolonien 
kommen, zeigen  einesehr  starkeZunahme, während  diejenigen  ausden  europäischen 
Nachbarländern  abnehmen.  Die  Einfuhr  von  Birnen  weisen  eine  ähnliche  Entwick- 
lung auf.  Birnen  sind  jedoch  ein  feineres,  empfindlicheres  Obst.  Ihre  Einfuhr  hat 
sich  daher  noch  nicht  so  bedeutend  entwickelt  wie  diejenige  der  härteren 
Äpfel.  Es  treten  bei  ihr  die  angeführten  charakteristischen  Erscheinungen  nicht 
in  dem  Grade  hervor  wie  bei  der  Einfuhr  von  Äpfeln.  Die  Einfuhren  anderer 
Fruchtsorten  aber,  bei  denen  die  Vereinigten  Staaten  und  Kolonien  die 
europäischen  Länder  nicht  unterbieten,  zeigen  eine  andere  Bewegung.  Hier 
findet  auch  aus  europäischen  Ländern  eine  Zunahme  der  Einfuhren  statt.  Bei 
einzelnen  Fruchtsorten,  namentlich  bei  Äpfeln  und  Zitronen,  vor  allem  aber 
bei  Orangen,  hat  Spanien  sich  den  Kolonien  angeschlossen  oder  ihre  Rolle 
übernommen  und  seine  Einfuhren  nach  England  auf  Kosten  der  anderen  Länder 
ausgedehnt.  Ähnlich  sucht  in  neuerer  Zeit  auch  Portugal  durch  Entwicklung 
seiner  Obstausfuhren  sich  ein  neues  Absatzgebiet  zu  schaffen. 

Die  Einfuhrzahlen  von  Äpfeln  für  die  letzten  5  Jahre  geben  folgendes  Bild: 


Aus 


1803  1894 

bushelä36lj      bushel 


i«95 
bushel 


1896 
bushel 


1897 
bushel 


Deutschland   .  . 

00  000 

50  000 

27  000 

1 4  000 

27  OOO 

Holland  .... 

588  000 

505  000 

243  000 

52  000 

387  OOO 

Belgien  .... 

1  000000 

1  160  000 

58  1  000 

3 1 1  000 

383  OOO 

Frankreich  .  .  . 

504  000 

5 1 0  000 

185  000 

2  1 7  000 

173000 

Verein.  Staaten  . 

472  000 

1  442  000 

984  000 

2  ö  1 4  OOO 

1  S08  OOO 

Kanada  .... 

4S3  000 

1  082  000 

1  007  000 

2  624  OOO 

1  021  OOO 

Tasmanien  .  .  . 

121  000 

135  000 

1 2  2  000 

152  OOO 

135  OOO 

Spanien  .... 

1  000 

1  700 

342 

5  262 

59  OOO 

Portugal   .  .  . 

95  000 

65  000 

91  000 

146  OOO 

14O  OOO 

Obstbau  und  Obsthandel  in  England. 


123 


Die  Gesamteinfuhr  von  Äpfeln  in   England  aus  allen  Ländern  betrug: 


1893 
bushel 


1894 

bushel 


1895 

bushel 


1896 
bushel 


1897 

bushel 


3460000  |    4969000       3292000  |    6177000       4120000 

Im  Jahre  1896  betrugen  die  Zufuhren  aus  den  Vereinigten  Staaten  und 
(,'anada  5230000  bushel  von  der  Gesamt-Einfuhr  von  6177000  bushel,  also 
85  v.  H.  Das  Jahr  1896  hatte  eine  besonders  reiche  Ernte  in  Amerika  gezeitigt. 
Unter  dem  Druck  derselben  litten  die  Zufuhren  aus  andern  Ländern  natürlich 
noch  unverhältnismässig  mehr  als  sonst. 

Die  Einfuhr  an  Birnen  in  denselben  Jahren  betrug: 


1893 

1894 

1895 

1896 

1897 

aus 

bushel 

bushel 

bushel 

bushel 

bushel 

Deutschland  .  . 

39  000 

18  000 

8  000 

2  500 

23  000 

Holland  .... 

54  000 

103  000 

43000 

4S  000 

134  000 

373  000 

693  000 

116  000 

143  000 

529  000 

Frankreich  .  .  . 

430  000 

445  000 

189  000 

239  000 

269  000 

Verein.  Staaten  . 

3  7oo 

32  000 

41  000 

38  000 

87  000 

Die  Kolonien  beteiligen  sich  vorläufig  an  der  Birneneinfuhr  aus  den 
oben  angeführten  Gründen  noch  nicht,  oder  doch  nur  mit  ganz  kleinen 
Beträgen.  Mit  den  neuerdings  ins  Leben  gerufenen  Kühlvorrichtungen  bei 
der  Beförderung  dürfte  indes  Kanada  sehr  bald  diesen  Handelszweig  ent- 
wickeln. 

An  Kirschen  stieg  die  Einfuhr  aus  Deutschland  von  31  000  bushel  im 
Jahre  1893  allmählich  und  ununterbrochen  auf  rund  57  000  bushel  im  Jahre  1897; 
die  Einfuhr  von  Frankreich  von  174000  auf  193000.  An  Pflaumen  wuchs  die 
Einfuhr  in  denselben  Jahren  aus  Deutschland  von  189000  bushel  auf  287000; 
aus  Holland  von  122000  auf  150000;  aus  Frankreich  von  327000  auf  510000. 
Nur  die  belgische  Einfuhr  fiel  von  etwa  139000  bushel  auf  90000. 
Dagegen  führten  die  Vereinigten  Staaten,  welche  im  Jahre  1893  mit  der  Ein- 
fuhr von  nur  90  busheis  angefangen  hatten,  im  Jahre  1897  bereits  etwa 
5  400  bushel  ein. 

Von  den  anderen  unaufgezählten  Obstsorten  führten  die  hauptsäch- 
lichsten Länder  folgende  Beträge  nach  England  ein: 


1893 

1894 

1895 

1896 

1897 

bushel 

bushel 

bushel 

bushel 

bushel 

Deutschland  .  . 

76  000 

132  000 

192  000 

136  000 

1 10  000 

Frankreich  .  .  . 

106  000 

159  000 

8<  >  000 

90  000 

133000 

Holland  .... 

149  000 

2711  000 

1 s  1  000 

131  000 

148  000 

Spanien  .... 

351  000 

351  000 

371  000 

436  000 

534000 

Can.  Inseln  .  .  . 

252  000 

>  10  000 

3 1 5  000 

485  000 

569  000 

Die  Vereinigten  Staaten  und  die  Kolonien  beteiligen  sich    an  dieser  Ein- 
fuhr nur  in  verschwindendem  Lmfange. 


124 


Obstbau  und  Obsthandel  in  England. 


Dagegen  haben  sich  beide  in  den  letzten  Jahren  auf  die  Einfuhr  von 
preserviertem  Obst  gelegt,  und  zwar  von  Obst,  das  ohne  Zucker  preserviert 
wird.     Die  Statistik  über  diese  Einfuhren  ist  sehr  interessant: 


Aus 


1893      1894      1895 

In  tausend  Pfund 


1897 


Frankreich  .     .     . 

3  357 

3  36o 

4  066 

3653 

4098 

Spanien    .... 

2  212 

2  164 

2856 

7211 

7845 

Italien       .... 

20  281 

26  510 

19992 

21  844 

23  064 

Griechenland   .     . 

459 

391 

764 

1  063 

2  174 

Verein.  Staaten     . 

1958 

3042 

3638 

3763 

5  951 

Pacifisch.  Gebieten 

6  245 

3  213 

6  142 

11  409 

10  010 

Im  ganzen  wurden  aus    fremden  Ländern   in   den   genannten  Jahren  nach 
England  an  Früchten,  ohne  Zucker   preserviert   (in  tausend  Pfund),   eingeführt: 

1893:  35433>  1894:  39947,  1895:  39155,  1896:  49Q59,  1897:  554H-  Aus  den 
Kolonien  dagegen  gingen  in  der  gleichen  Zeit  ein:  1893:  2202,  1894:  2928 
1895:  6702,  1896:  13028,  1897:  10403.  Kanada  beteiligte  sich  an  dieser  Einfuhr 
in  den  betreffenden  Jahren  mit  folgenden,  eine  rasche  Zunahme  zeigenden 
Zahlen:  178000,  434000,  828000,  1319000  und  1561000.  Das  übrige  kam  fast 
ganz  und  gar  aus  den  Straits  Settlements  und  bestand  vermutlich  ausschliesslich 
aus  tropischen  Früchten.  Diese  letzteren  interessieren  Deutschland  ebensowenig 
wie  die  Zitronen  und  Orangen,  von  denen  erstere  zum  bei  weitem  überwiegenden 
Teil  aus  Italien,  die  letzteren  aus  Spanien  kommen.  Von  8777000  bushel 
Orangen  kommen  beispielsweise  im  Jahre  1897  allein  7903000  bushel  aus 
Spanien. 

Die  Frage  ist  nun  die,  wie  weit  Deutschland  Aussichten  hat,  seine  Obst- 
ausfuhr nach  England  zu  entwickeln.  Der  Wettbewerb  des  englischen  Obstes 
steht  derselben  nicht  im  Wege.  Das  englische  Obst,  soweit  es  überhaupt  auf 
den  Markt  kommt,  ist  »billig  und  schlecht«  Der  englische  Markt  für  Obst 
dagegen  ist  ein  ungeheurer,  der  bereit  ist.  für  gute  Ware  die  besten  Preise 
zu  zahlen.  Es  kommt  nur  darauf  an,  dass  wirklich  gute  Ware  hierher  geliefert 
wird.  Dies  geschieht,  was  Äpfel  und  vermutlich  bald  auch  Birnen  betrifft,  von 
den  Vereinigten  Staaten,  Canada  und  überhaupt  den  Kolonien.  Da  von  dieser 
Seite  planmässig  vorgegangen  und  die  Anlage  neuer  Pflanzungen,  sei  es  von 
den  Regierungen  selbst  oder  von  den  grossen  Land-  und  Eisenbahn-Gesell- 
schaften dauernd  beaufsichtigt  wird,  so  wird  es  für  einen  neuen  Mitbewerber 
um  den  englischen  Markt  schwer  werden  hier  Fuss  zu  fassen.  Es  würde  dazu 
gehören,  dass  sich  diese  oder  jene  deutschen  Äpfel  einen  Xamen,  eine  Marke 
schafften,  wie  es  amerikanische,  canadische  und  tasmanische  Äpfel  gethan 
haben.  Auf  gut  Glück  hier  herüber  geschickte  Äptelsorten  würden  das  Schicksal 
der  englischen  teilen  und  als  Waren  zweiter  und  dritter  Klasse  keine  Preise 
erzielen.  Das  schliesst  nicht  aus,  dass  ganz  feine  Tafel-Äpfel  oder  -Birnen 
zu  hohen  Preisen  einen  guten  Absatz  finden  würden.  Frankreich  und  Belgien 
machen  hierin  gute  Geschäfte.  Es  würde  sich  darum  handeln,  mit  den  Londoner 
Lieferanten  Verbindungen  anzuknüpfen.  Wahrscheinlich  würde  die  Birne  dabei 
noch  mehr  Erfolg  haben  als  der  bereits  mehr  umstrittene  Apfel.  Dagegen 
würde  das  s.  g.  kleinere  Obst,   wenn  in  guter  Auswahl  und  gutem  Zustande 


Stand  der  Obstbaumdüngungsversuche  der  D.  L.  G.  12 5 

hergesandt,  in  England  einen  vorzüglichen  Markt  finden  müssen.  Abgesehen 
von  den  sehr  teuren  Tafelfrüchten,  Erdbeeren,  Kirschen  u.  s.  \v.,  welche  zur 
Schau  in  den  Fenstern  der  angesehenen  Fruchthandlungen  oder  auf  grossen 
Diners  ausgestellt  werden,  sind  auf  dem  Eondoner  Markt  auch  diese  kleinen 
Früchte  unbefriedigend.  Der  Berliner  Markt  stellt  in  der  Auswahl  und  in  dem 
Aussehen  seiner  Früchte  ganz  London  in  den  Schatten.  Es  müsste  in  London 
als  eine  allgemeine  Wohlthat  begrüsst  werden,  wenn  ihm  in  gehörigen  Mengen 
und  zu  annehmbaren  Preisen  Früchte  zugesendet  würden,  welche  mit  guten 
deutschen  Früchten  wetteifern  könnten.  Die  Anlage  der  hierzu  erforderlichen 
Pflanzungen,  die  schon  nach  wenigen  Jahren  tragen,  ist  leichter  ausführbar  als 
die  erst  nach  vielen  Jahren  tragenden  Obstgärten  Es  würde  sich  daher  für 
den  deutschen  Obstzüchter  immerhin  empfehlen,  sein  Auge  auf  den  englischen 
Markt  zu  richten.  Erdbeeren,  Himbeeren,  Stachelbeeren,  Johannisbeeren  und 
Pflaumen  würden  dabei  in  erster  Linie  in  Betracht  kommen.  Die  vielen  neueren 
Vervollkommnungen  im  Versand  hinsichtlich  Kühlvorrichtungen  u.  s.  w.  dürften 
die  Zufuhren  und  das  Geschäft  erleichtern.  Ich  brauche  nicht  ausdrücklich 
anzuführen,  dass  es  mir  eine  grosse  Befriedigung  sein  würde,  bei  der  An- 
knüpfung von  Verbindungen  behilflich  zu  sein  bezw.  auf  Wunsch  einzelne 
weitere  Ratschläge  zu  erteilen. 


Stand  der  Obstbaumdüngungsversuche  der  D.  L.  G. 

Vorläufiger  Teil-Bericht  von  Prof.  Dr.  Barth-Colmar. 

£7~  mx  Feststellungdes  Xährstoffbedürfnisses  der  Obstbäume  sind  auf  Veranlassung 
^L-/  des  Sonderausschusses  für  Obstbaumdüngung  der  D.L.G.  unter  anderen  Unter- 
suchungen auch  90  Analysen  von  Vegetationsorganen  der  Obstbäume  ausgeführt 
worden.  Diese  Arbeiten  werden  gegenwärtig  noch  durch  zahlreiche  Frucht- 
untersuchungen vervollständigt;  sie  sollen  auch  im  nächsten  Jahre  durch  eine  grössere 
Zahl  von  Wurzelholzanalysen,  insbesondere  von  Steinobst,  fortgesetzt  werden. 
Immerhin  bieten  bereits  die  bis  jetzt  gewonnenen  Ergebnisse  ein  derartiges 
Interesse,  dass  ein  Ueberblick  über  sie  schon  heute  gegeben  werden  möge. 
Zur  Ableitung  einer  rationellen  Düngung  der  Obstbäume  und  einer  sach- 
gemässen  Grundlage  für  die  Obstbaumdüngungsversuche  dienen  ausser  diesen 
Untersuchungen  die  Ermittelungen  des  Herrn  Dr.  Steglich  von  der  Versuchs- 
station Dresden  über  Ilolzzuwachs,  Laub-  und  Fruchtwachstum.  Die  folgenden 
Angaben  sind  von  Bäumen  mit  5  m  Kronendurchmesser  und  etwa  20  qm  Standort- 
fläche auf  1  qm  Standortfläche  berechnet.  In  einem  Jahre  bringt  ein  Baum 
von  5  m  Kionendurchmesser  an  Trockenmasse  hervor: 

,,,  ,.     ,       „  .     .       Astholz  und  .       .  r-  -    u. 

Wurzelholz    Stammholz     ..       ,    .     .  Laub  Fruchte 

1'  rucntholz 

Kirschbaum 1847  g         1846  g         1846  g         9050  g         6020  g 

Zwetschenbaum 1805  g         1806  g         1806  g         2451g         7495  g 

Apfelbaum 1994  ff         1993  ff         *993  g         4"73  g         6929  g 

Birnbaum 1395  g         1295  g         1394  g         --73  ff       15548  g 

Die  Durchschnittswerte  des  Gehaltes  der  Trockenmasse  der  verschiedenen 


j  26  Stand  der  Obstbaumdüngungsversuche  der  D.  L.  G. 

Organe    an    einzelnen  Nährstoffen,    nach    den    beiden    Gruppen    Steinobst    und 
Kernobst  zusammengestellt,  ergeben  folgende  Übersicht: 
Wurzelholz       Stammholz 

Steinobst    0,37  v.  H.      0,36  v.  H. 

Kernobst    0,36     „          0.58     ,, 


Stickstoff 
Kali  .     . 


Fruc 

itholz 

Laub 

Früchte 

0,90 

v.  H. 

1,80  V.  H. 

0,86  v.  H. 

o,99 

,, 

1,70     „ 

0,56     „ 

0,40 

,, 

2,20     „ 

1,80     „ 

0,50 

>> 

1,20     ,, 

1,11     „ 

0,24 

55 

0,36     „ 

o,37     „ 

0,19 

)) 

0,20     „ 

0,19     „ 

2,10 

>5 

4,00     „ 

0,15     M 

2,63 

!s 

2,70     „ 

0,12      „ 

littlerer  Nährstoffbedai 

f  für  1  qm 

Kali 

Phosphorsäure         Kalk 

15.95 

g 

3-1  g 

21.05  g 

10,63 

g 

2-3  g 

8,42  g 

7,3° 

g 

1,5  g 

9,8o  g 

IO.90 

er 
8 

2,1  g 

6,7o  g 

( Steinobst  0,21  ,,  0,21  ,, 

( Kernobst  0,30  ,,  0.32  „ 

Phosphor-    [Steinobst  0,11  ,,  0,09  „ 

säure .     .  ( Kernobst  0,15  ,,  0,13  ,, 

f  Steinobst    0,60     ,,         0,80     ., 
Kalk .     .     .  ,    ,  , 

{ Kernobst    0,70     ,,  1,26     ,, 

Aus  diesen  Angaben  berechnet  sich  e 

Standortfläche  an: 

Stickstoff 

Kirschbaum 11.9  g 

Zwetschenbaum 7,0  g 

Apfelbaum 7,1  g 

Birnbaum 7,5  g 

Besonders  bemerkenswert  ist  hier  die  Feststellung,  dass  im  grossen  und 
ganzen  in  allen  Obstbäumen  vom  Wurzelholz  durch  das  Leitholz  zum  Frucht- 
holz und  bis  zum  Laub  die  Trockenmasse  beständig  in  ihrem  Anteil-Gehalt  an 
wertvolleren  Pflanzennährstoffen  zunimmt.  Während  ferner  in  allen  Holzteilen 
der  Gehalt  an  Stickstoff  höher  ist  als  der  an  den  übrigen  Nährstoffen,  mit 
Ausnahme  des  Kalkes,  tritt  er  im  Laub  und  noch  mehr  in  den  Früchten  hinter 
das  Kali  zurück.  Die  Steinobstbäume  sind  in  ihren  Holzteilen  ärmer  an  Kalk, 
im  Laub  dagegen  —  ebenso  in  den  Früchten,  wenn  auch  in  stark  ab- 
geschwächtem Verhältnis  —  erheblich  kalkreicher  als  die  Kernobstbäume. 
In  den  Steinen  der  Kirschen  und  Zwetschen  aber  tritt,  wie  besondere  Unter- 
suchungen gelehrt  haben,  wiederum  der  Stickstoff  gegenüber  sämtlichen  Mineral- 
bestandteilen überaus  stark  hervor,  unter  den  letzteren  überwiegt  teilweise  die 
Phosphorsäure.  Mit  diesen  Feststellungen  ist  unter  anderem  ein  weiterer  Beleg 
für  die  Wichtigkeit  der  Rolle  gegeben,  welche  dem  Kali  bei  der  Erzeugung 
und  dem  Hochtreiben  des  Zuckers  in  der  Pflanze  zufällt. 

Den  bisherigen  Ermittelungen  zufolge  wird  auch  nach  deren  Vervoll- 
ständigung eine  grundsätzliche  Änderung  des  Obstbaumdüngungs -Versuchs- 
planes voraussichtlich  nicht  erforderlich.  Der  Plan  geht  von  Nährstoffmengen 
aus,  welche  wenigstens  annähernd  in  dem  Verhältnis  zu  einander  stehen  wie 
die  hier  festgestellten,  nämlich  auf  1  qm  Standortfläche  10  g  Stickstoff,  15  g  Kali, 
5  g  Phosphorsäure  und  20  g  Kalk.  Auch  in  dieser  Zusammenstellung  herrscht, 
abgesehen  vom  Kalk,  das  Kali  vor;  im  übrigen  wird  darin  den  durch  grosse 
Laubentwickelung  begründeten  grösseren  Ansprüchen  der  Kirschbäume  wesent- 
lich Rechnung  getragen.  Wenn  die  Zusammenstellung  an  Phosphorsäure  etwas 
mehr  bietet,  als  dem  jährlichen  Bedarf  entspricht,  so  ist  dies  zum  mindesten 
für  die  erstmaligen  Düngungen  bei  der  ausserordentlichen  Schwerbeweglichkeit 
der  Phosphorsäure  im  Boden  kein  Fehler.  Jedenfalls  lassen  die  durch  den 
Versuchsplan  vorgeschriebenen  Düngemengen,  infolge  des  dem  thatsächlichen 
Bedarf  entsprechenden  Arerhältnisses  der  einzelnen  Nährstoffe  zu  einander, 
klare  Antworten  auf  die  gestellten  Düngungsfragen  erwarten. 

(Aus:  Mitteilungen  der  D.  L.  G.) 


Kremurus  robustus  var.   Elwesianus  Leichtlin. 


127 


Eremurus  robustus  var.  Elwesianus  Leichtlin. 

Von  W.  .1.  Goverts,  Hamburg-Eilbek. 

,  s^  (Hierzu  Abb.   26  u. 

L^ereits  erwähnt  Herr  Köngl.  Garten-Inspektor  PerrinL;  auf  seiner  Reise 
:£j4  nach  Belgien  und  Holland  (Gartcntlora  1  S<>5  S.  191)  bei  einem  Besuche 
der  Krelageschen  Gärtnerei  die  dort  blühenden  Kremurus-Arten,  darunter 
E.  Elwesii*),  der  wahrscheinlich  vom  Elbrus  (Persien)  stammt.  Auch 
diese  Art  lässt  kaum  ahnen,  dass  aus  ihren  am  Hoden  liegenden  Blättern 
Blütenschäfte  von   1—2.30  m  Höhe  aus  dem   Herzen  emporschiessen. 

Herr  Inspektor  Perring  bezweifelt  (1.  c),  dass  die  Kultur  von  E.  Elwesii 
im  Freien  gelingt;  ich  erlaube  mir  zu  bemerken,  dass  dies  sehr  wohl  möglich 
ist,  denn  wenn  auch  die  Pflanze  im  Winter  resp.  Frühling  gedeckt  werden 
muss,  hat  sie  doch  eine  hohe  Triebkraft.  Obgleich  sie  1898  zwei  Blütenschäfte 
von  ca.  1,60  m  getrieben,  schoss  sie  im  Oktober  —  trotzdem  die  Blätter 
und  Blütenschäfte  entfernt  waren  —  wieder  aus.  Ein  Beweis  also,  dass  sie  am 
richtigen  Standort,  wo  sie  verbleibt,  sich  akklimatisiert,  natürlich,  wie  gesagt 
bei  gehöriger  Deckung. 

Doch  nun  zur  Erklärung  des  Bildes.  Die  Aufnahme  fand  im 
Hamburger  botanischen  Garten  1897  statt;  im  Hintergründe  sieht  man  das 
Inspektorats-Gebäude  und  den  Hörsaal  wie  auch  einen  Teil  der  Obstbaum-Allee. 
Den  Vordergrund  nimmt  ein  Teil  der  Monocotyledonen  ein,  ganz  vorn  als 
Paradestück:  Eremurus  Elwesii  mit  2.40  m  hohem  Blütenschaft.  Rechts  vom 
Beschauer  unser  Obergärtner  Herr  Widmaier,  links  meine  Wenigkeit.  Zu 
bemerken  ist  noch,  dass  Eremurus  Elwesii  bei  uns  willig  Frucht  ansetzt. 


Flerr  Stadtrat  Leichtlin,  Baden-Baden,  Besitzer  des  »Hortus  botanicus 
Aquis  Aureliis«,  der  diesen  Eremurus  eingeführt  hat,  schreibt  uns  unter  dem 
30.  Januar  1899  folgendes: 

>Yor  etwa  15  Jahren  kaufte  ich  von  einem  Privatimport  Regeis  ein  Quantum 
Eremuri,  von  denen  einer  durch  seine  grünen  —  nicht  bläulich-grünen  — 
Blätter  mir  auffiel;  das  Jahr  darauf  hatte  ich  ein  halbes  Dutzend  E.  robustus 
(von  Regel  hinlänglich  in  den  Acta  Petrop.  beschrieben)  und  auch  den  grün- 
blättrigen in  Blüte;  diesem  gab  ich  zum  Unterschied  von  der  typischen  Form 
nach  den  botanischen  Nomenclaturvorschriften  den  Namen  Eremurus  robustus 
var.  Elwesianus.  er  konnte  nicht  Elwesii  heissen,  weil  mein  Freund  Elwes 
gar  nichts  mit  der  Ptlanze  zu  thun  hatte.  Es  ist  also  eine  superiore  Form  von 
robustus.  Unterschiede:  grüne  Blätter,  welche  erst  nach  der  Blüte  abwelken, 
während  sie  bei  der  typischen  Form  schon  Ende  der  Blütezeit  welk  und  gelb  sind. 
2  —  2V2  m  hohe  Blütenstände  (bei  robustus  i '/,- 2  m).  grössere  Ülumenfülle. 
besser  geformte  und  kräftiger  gefärbte  Blumen,  auch  grössere  Früchte.  (Die 
Blumenblätter  sind  nach  einer  Skizze  des  Herrn  Leichtlin  oval,  nicht  lanzettlich, 
auch  grösser.)  Die  Pflanze  ist  unbedingt  winterhart,  hält  selbst  200  R.  ganz 
gut    aus,    nur    verlangt    sie   in  solchen  Fällen  Schneedecke  oder  eine  handvoll 


*     L'nter  dem   Namen  Eremurus  Elwesii  scheint  diese  Art   von   E.   H.   Krelage-Haarlem 
verbreitet  zu  sein.     Der  richtige  Name   ist,  wie  aus  dem  unten  folgenden  Schreiben  hervorgeht 
E.  robustus  var.  Elwesianus  Leichtlin. 


128 


Eremurus  robustus  var.  Elwesianus  Leichtlin. 


trockenes  Laub  über   den  Kopf.     Die  Hamburger  Herren   verstehen  die  Kultur 
nicht  ganz,  anders  hätte  die  Pflanze  nicht  schon  im  Oktober  in  Trieb  sein  dürfen.« 

*  .  * 

Nachtrag. 

Auf  Veranlassung  des  Herrn  Max  Leichtlin  wandten  wir  uns  an  Herrn 
Marc  Micheli  in  Gent,  der  uns  freundlichst  eine  Photographie  der  in  seinem 
an  Seltenheiten  so  reichen  Garten  1898  blühenden  Exemplare  dieses  Eremurus 
sandte.     Herr  Micheli  bemerkt  uns  dazu,  dass   diese  Spezies,  wie  er  in  »Revue 


Abb.  26.     Eremurus  robustus  var.  Elwesianus  Leichtlin 
im  bot.  Garten  zu  Hamburg,  2,40  m  hoch!     Von  \V.  J.  Goverts  9.  Juli  1897  übersandt. 

horticole«  1897  S.  280  nachgewiesen  habe,  sich  wegen  ihres  botanischen 
Charakters  weit  mehr  dem  Eremurus  himalaicus  nähert  als  dem  robustus. 
Man  müsse  entweder  daraus  eine  eigene  Spezies  machen  oder  sie  nennen 
E.  himalaicus  var.  Elwesianus.  Wir  geben  anbei  einen  Abdruck  nach  der 
Photographie  des  Herrn  Marc  Micheli  und  bemerken,  dass  auch  die  »Revue 
de  rhorticulture  beige«,  1.  Oktober  1898,  sowie  »Gardeners  Chronicle«  1898  II 
S.  157  (hier  als  Eremurus  Elwesianus)  nach  Michelis  Photographie  Abbildungen 
brachten.  Eremurus  robustus  ist  beschrieben  und  farbig  abgebildet  von  Regel 
in  »Gartenflora«   1873  s-  257  mit  farbiger  Tafel  769-    Hier  sind  die  Blüten  blass- 


Eremurus  robustus  var.  Elwesianus  Leichtlin. 


I  20 


Abbildung    27.      Eremurus    robustus    var.    Elwesianus 
im  Garten  des  Herrn  Marc  Micheli   in  Genf.     Mai  I898. 


rosa;  in  »The  Garden«  vol.  XXIX  1886  S.  96  t.  529  sind  sie  etwas  dunkler  und 
etwas  grösser.  In  »The  Garden  <  vol.  XLIX  1896  S.  131  ist  Eremurus  himalaicus 
abgebildet,  ferner  S.  133  E.  Bungei.  Eine  Übersicht  aller  Arten  gab  Baker  im 
»Journal  of  the  Linnean  Society  Botany«  vol.  XV  1877  S.  279.  Dort  fehlt 
natürlich  noch  Elwesianus.  I-  Wittmack. 


13° 


Der  Gemüsebau  in  den  Vereinigten  Staaten. 


Der  Gemüsebau  in  den  Vereinigten  Staaten. 

Von    L.    Wittmack. 
Vorbemerkung:     Dieser  Abschnitt  ist    bisher  nicht    gedruckt  worden,    da  im  amtlichen  Bericht 
,-a  ^r,  des  Reichskommissars  s.  Z.  kein  Raum  mehr  war. 

Ulster  Gemüsebau  gliedert  sich  in  den  Vereinigten  Staaten  in  zwei  ver- 
.^^  schiedene  Arten  von  Betrieben,  einmal  wird  sogenannte  »Markt- 
gärtnerei« betrieben,  die  ihren  Sitz  in  der  Nähe  der  Städte  hat  und  die 
Erzeugnisse  mittels  Gespann  etc.  in  dieselben  schafft,  zweitens  aber  sogenannte 
»Truckfarming«,  Gemüsezucht  im  Grossen,  wobei  Eisenbahnen  oder 
Wasserwege  zum  Versand  der  Produkte  benutzt  werden.  Im  allgemeinen  ist 
der  Bedarf  an  eigentlichem  Gemüse  nicht  so  gross  wie  in  Europa;  namentlich 
isst  man  weniger  Blattgemüse,  dagegen  ist  aber,  wie  Oetken  in  seinem  treff- 
lichen Werk  »Die  Landwirtschaft  in  den  Vereinigten  Staaten«.  Berlin  1893, 
S.  413  mit  Recht  bemerkt,  bezeichnend  der  ausserordentliche  Verbrauch  an 
Gemüsen,  die  einen  obstartigen  Charakter  haben,  wie  namentlich  Tomaten, 
Wassermelonen,  Melonen,  Kürbisse  etc.  In  den  Aordstaaten  wird  aber  auch 
viel  Kohl  gebaut,  z.  B.  bei  Boston,  ferner  viel  Bleichsellerie. 

1.    Truckfarming,    Gemüsebau    im    Grossen. 

Nach  dem  11.  Census  von  1891  wurden  1889  534440  acres*)  im  Werte  von 
70  156  294  $  von  den  Truckfarmers  benutzt.  Der  Ertrag  ward  auf  76  517  155  $  nach 
Abzug  der  Kosten  für  Fracht  und  Kommission  geschätzt.  Beschäftigt  wurden 
216765  Männer,  nur  9254  Frauen  und  14874  Kinder,  75866  Pferde  und  Maul- 
tiere. Der  Wert  der  Geräte  (implements,  Oetken  übersetzt  Inventar)  betrug 
8  971  206,70  $.**) 

Im  einzelnen  fallen  auf  die  verschiedenen  Gemüse  folgende  Anbau- 
flächen: 

*) 


Spargel  .     .     . 

37  9"o 

acres, 

Gurken   .... 

4721 

acres, 

Bohnen    .     .     . 

12  607 

» 

Wassermelonen   . 

114381 

» 

Weisskohl  .     . 

17  094 

> 

Andere  Melonen  . 

28  021 

» 

Grünkohl     .     . 

2  962 

» 

Erbsen    .... 

56  162 

* 

Spinat     .     .     . 

20  195 

» 

Süsse  Kartoffeln 

Frühkartoffeln 

28  046 

» 

Batatas  edulis    . 

28  621 

» 

Rüben      .     .     . 

2  420 

» 

Tomaten      .     .     . 

22  802 

» 

Sellerie  .     .     . 

153S1 

> 

Verschiedenes 

82  601 

» 

Bezüglich  näherer  statistischer  Einzelheiten  sei  auf  den  Auszug,  den 
Oetken  aus  dem  11.  Census  gegeben,  hingewiesen.  Hervorzuheben  ist,  dass 
ein  Fünftel  der  ganzen  Truck-farmingfläche  auf  die  Umgegend  von  New-York 
und  Philadelphia  fällt  (108  315  a  =  43  254  ha,  Wert  der  Produkte  ca.  80  Millionen 
Mark),    etwa    ebenso    viel    (111441    a   =   44576   ha)    auf    die    südatlantischen 

*)    1    acre  =  0.40  ha,    1   $  (Dollar)  =  4,20  M. 
**)  Proceedings  of  the  Amer.  Pomological  Society  for   1891    S.  94. 
***)   Dies  scheint  zu  niedrig,  da  in  der  Tabelle  der  Saat-Farmen  in  The  American  Florist- 
Company  Directory  1896  S.   35   für  Gurken  zur  Saat  im  Ganzen    10  210  acres  Gurken  angegeben 
werden.     Maurice  de  Vilmorin  giebt  folgende  Übersicht: 

Hectar     Wert  der  Produkte  in  M.  rund 

1.  Südstaaten  u.  Golf  von  Mexiko 55  576  53   Millionen 

2.  Umgegend  von  New-York  u.  Philadelphia      .     .  43  254  84  ,, 

3.  Central-Staaten:  Ohio,  Michigan,  Illinois   .     .     .  42  qo5  62  ,, 

4.  Umgegend  von  Norfolk  in  Virginien       ....  18  i5o  i3  „ 


Der  Gemüsebau  in  den  Vereinigten  Staaten.  I  2  | 

Staaten  Nord-Carolina,  Süd-Carolina,  Georgia  und  Florida,  endlich  ungefähr 
die  gleiche  Zahl  (107414  a  =  42905  ha,  Wert  der  Produkte  61  Millionen 
Mark)  auf  die  Centralstaaten.  Auf  die  Umgegend  von  Norfolk,  Virginien,  die 
wegen  Frühgemüse  wichtig,  kommen  45  375  acres  =  18  150  ha  mit  einem  Wert 
der  Produkte  von  18  Millionen  Mark,  schliesslich  3^130  a  =  14492  ha  auf 
die  Golfstaaten  (das  Mississipithal). 

Uns  interessieren  am  meisten  die  grossartigen  Truckfarms  im  Süden, 
wo  besonders  Frühgemüse  gebaut  wird,  das  dann  nach  dem  Norden  geht,  ähn- 
lich wie  die  dort  gebauten  Erdbeeren,  während  umgekehrt  im  Sommer  ein 
wenn  auch  weit  kleinerer  Teil  aus  dem  Norden  nach  dem  Süden  versandt 
wird.  Über  diesen  Gegenstand  ist  eine  Reihe  wichtiger  Artikel  von  Maurice 
de  Vilmorin  in  Sagnier's  Journal  de  l'Agriculture,  Paris  1894,  S.  13  ff.,  erschienen, 
die  um  so  mehr  Beachtung  verdienen,  als  Herr  M.  de  Vilmorin  im  Frühj  ahr  in 
jenen  Gegenden  war  und  die  Felder  z.  T.  noch  bestanden  sah.  Ich  konnte 
Florida,  Ost-Georgia  und  Ost- Virginien  im  September  wegen  des  in  New-Bruns- 
wick  (Georgia)  ausgebrochenen  gelben  Fiebers  nicht  besuchen,  würde  um  jene 
Zeit  auch  wenig  gesehen  haben.  Auf  der  Reise  von  Los  Angeles  nach  New- 
(  irleans  und  von  da  durch  Alabama,  Georgia,  Süd-  und  Nord-Carolina  sowie 
Virginien  nach  Washington  sammelte  ich  aber  manche  Nachrichten.  Wert- 
volles Material  verdanke  ich  auch  den  Herren  Roelker  &  Sons  in  New-York, 
Herrn  Thilo w  von  der  Firma  Henry  A.  Dreer-Philadelphia  sowie  vielen 
anderen. 

Die  Gemüsekultur  in  den  Südstaaten  begann  gleichzeitig  mit  der  Erd- 
beerkultur bald  nach  dem  Secessionskriege.  Die  freigewordenen  Sklaven  fingen 
an,  kleine  Gärten  anzulegen  oder  in  solchen  gegen  Lohn  zu  arbeiten,  die  weisse 
Bevölkerung  musste  aus  Mangel  an  Arbeitskräften  ihre  Kraft  auf  kleinere 
Flächen  beschränken  und  so  entstand  aus  Ackerbau  Gemüse-  und  Erdbeer- 
kultur. Diese  wurde  begünstigt  durch  die  immer  besseren  Verbindungen  nach 
dem  Norden  (oft  1000 — 1800  km),  weiter  durch  den  guten,  verhältnismässig  nicht 
zu  teuren  Boden,  die  reichlichen  Arbeitskräfte,  das  warme  Klima  und  das 
intensive  Licht. 

Wegen  der  schnellen  Verbindungen  und  der  guten  Verpackung  kommen 
die  Gemüse  aus  dem  Süden  im  Norden  meist  gut  an  und  werden  vom  grossen 
Publikum,  das  die  vierfachen  Preise  für  im  Norden  getriebenes  Gemüse  nicht 
zahlen  kann,  gern  gekauft,  gerade  wie  bei  uns  im  Winter  das  Gemüse  aus 
dem  Süden. 

Trotzdem  wird  der  Gemüsegärtner  im  Norden,  wie  Maurice  de  Vilmorin 
auseinandersetzt,  dadurch  nicht  ruiniert.  Die  intensiven  Kulturen  in  der  Nähe 
der  grossen  Städte  des  Nordens  sind  im  allgemeinen  doch  gewinnbringend. 
Häufig  sind  sie  mit  Konservenfabriken  verbunden,  ausserdem  stehen  sie 
telephonisch  mit  dem  Markte  und  den  grossen  Kommissionären  in  Verbindung 
und  der  Marktgärtner  (marketgardener)  des  Nordens  hat  oft  mehr  Gewinn  als 
die  Truckfarmer  des  Südens  (siehe  auch  weiter  unten  Gemüsetreiberei). 

Die  Züchter  in  den  Staaten  am  Golf  von  Mexiko  (Louisiana,  Alabama, 
Mississipi ,  Florida)  und  in  den  südatlantischen  Staaten  (Georgia.  Nord- 
und  Südkarolina)  ernten  im  freien  Felde  das  für  den  Norden  bestimmte 
Frühgemüse:  der  Gemüsetreiber  im  Norden  kultiviert  unter  Glas,  in  Mistbeeten 
und  unter  Glocken  etc.  für  die   reichen    Leute    meist    ausserordentlich    schöne 


I«2  Der  Gemüsebau  in    den  Vereinigten  Staaten. 

Gemüse,  die  teuer  verkauft  werden.  Zwischen  beiden  Kulturarten  hat  sich 
eine  dritte  geschoben,  eine,  die  nach  Vilmorin  am  meisten  zugenommen  hat, 
das  ist  die  Anzucht  von  Frühgemüse  auf  freiem  Felde  in  Virginien,  in  der 
Nähe  von  Norfolk,  von  wo  aus  die  Waren  meist  zu  Schiff  nach  Philadelphia, 
New-York  etc.  gehen. 

Das  Seeklima  von  Virginien  ist  milde,  das  Frühjahr  tritt  bald  ein,  die 
Entfernungen  nach  den  grossen  Zentren  sind  nicht  gross  und  die  Waren  treffen 
dort  in  gutem  Zustande  ein  zu  einer  Zeit,  wo  dort  das  Freilandgemüse  noch 
nicht  entwickelt  ist. 

So  sind  es  also,  um  mit  Vilmorin  zu  reden,  drei  Hauptgegenden,  welche 
die  weitentfernten  Märkte  versorgen:  1.  der  Süden  in  Bezug  auf  Frühgemüse, 
im  Winter  und  ersten  Frühjahr;  2.  in  Carolina,  aber  besonders  in  Virginien 
im  Frühjahr;  3.  in  einigen  mittleren  und  einigen  nordöstlichen  Staaten  zur 
normalen  Zeit  für  die  grossen  Städte  und  auch  für  den  Süden,  der  dann  nichts 
mehr  erntet. 

Betrachten  wir  jetzt  die  einzelnen  Gegenden  genauer. 

2.  Die  Gemüsekultur   in    den  Golfstaaten. 

Das  Zentrum  dieser  nicht  sehr  ausgedehnten  Kulturen  ist  Mobile.  Von 
dort  werden  meist  die  in  den  drei  Staaten:  Louisiana,  Mississipi  und  Alabama 
geernteten  Produkte  verschifft. 

Die  Grösse  der  Gemüseländereien  ist  nach  Maurice  de  Vilmorin 
gewöhnlich  15 — 20  ha,  der  Boden  ist  sandig,  aber  frisch,  der  Preis  beträgt  pro 
ha  1000 — 1500  Mark.  Viele  Züchter  sind  Farbige,  die  aber  sehr  gut  wirtschaften. 
Der  Wert  der  Ausfuhr  wurde  1890  auf  fast  2  Millionen  Mark  geschätzt,  dabei 
sind  aber  die  FrühKartoffeln  und  Zwiebeln,  die  auf  landwirtschaftlichem  Terrain 
erbaut  werden,  nicht  mitgerechnet.  Das  Meiste  geht  zu  Schiff  fort,  nur  die 
ersten  Bohnen  per  Bahn.  Die  Produktion  fällt  in  die  Monate  Dezember  bis 
März  und  hört  dann  ganz  auf,  ausgenommen  die  Wassermelonen,  welche  erst 
Anfang  Sommer  reifen.  Meist  wird  nur  eine  Ernte  entnommen,  1  —  8  Monate 
liegen  manche  Stücke  brach. 

Die  wichtigsten  Gemüse  sind:  1.  Spargel.  Dieser  wird  auf  Rücken  ge- 
baut, mit  Guano  gedüngt  und  bleibt  meist  nur  4  Jahre  am  Platze.  Die 
Spargelkultur  ist  fast  die  einzige,  welche  viel  Handarbeit  erfordert,  denn  nach 
der  Ernte  muss  man  die  Rücken  einebnen  und  das  Land  reinigen.  Die  Ernte 
findet  im  Februar  statt;  man  bindet  Bunde  im  Gewicht  von  zwei  Pfund  und 
2  —  3  Dutzend  Bunde  kommen  in  eine  Kiste.  Die  ersten  Spargel  werden  oft  zu 
8  M.  das  Bund  verkauft;  nachher  sinkt  der  Preis  schnell,  trotzdem  soll  das  ha 
500—600  M.  Reinertrag  abwerfen. 

2.  Grüne  Bohnen.  Beliebt  sind  die  Sorten  Red  Valentin  und  Newhawk 
Man  säet  die  Bohnen  im  November  oder  Dezember  und  erntet  sie  im  Februar 
oder  März.     Reinertrag  400  M.  pr.  ha. 

3.  Kohl.  Man  baut  frühen  Weiss-  und  Wirsingkohl;  von  letzterem 
werden  die  jungen  Pflanzen,  die  noch  keine  Köpfe  gebildet  haben,  im  Norden 
besonders  geschätzt.  Reinertrag  des  im  Winter  A'erpflanzten  Kohl  800  M. 
pr.  ha. 

4.  Frühkartoffeln.  Dies  ist  die  Hauptfrucht,  sie  nimmt  fast  die  Hälfte 
der  Gemüseländereien  ein.  Die  Saatkartoffeln  bezieht  man  meistens  aus  den 
Nordstaaten,  besonders  von  New-York,  wo  sie  im  August  reifen.     Man  kann  sie 


Der  Gemüsebau  in  den  Vereinigten  Staaten.  p^ 


dann  im  Oktober  oder  November  schon  wieder  legen.  Hauptsorte  ist  die  Early 
Rose,  die  in  Amerika  viel  mehr  als  Speisekartoffel  geschätzt  wird  als  bei  uns. 
Die  Kartoffelfelder  werden  stark  gedüngt  und  bringen  einen  Reinertrag  von 
500—600  Mark.     Alljährlich  breitet  sich  diese  Kultur  weiter  aus. 

Die  Gemüsewirtschatten  in  der  Golfregion  sind  zwar  nur  klein,  bringen 
aber,  wie  oben  gezeigt,  gute  Erträge  und  alle  Jahre  entstehen  neue.  Das 
Personal  besteht  ausser  dem  Chef  fast  nur  aus  Farbigen;  man  rechnet  1  Mann 
für  4  ha  und  zahlt  ihm  täglich  im  Durchschnitt  3,60  M.  Auf  8— 10  ha  rechnet 
man  1  Gespann.  Der  Boden  wird  im  Herbst  mit  Baumwollsamenkuchen, 
Guano,  Phosphaten  oder  Kalisalzen,  je  nach  der  Gemüseart,  gedüngt.  Gehackt 
wird  zwischen  den  Reihen  möglichst  mit  einer  Pferdehacke,  in  den  Reihen  mit 
der  Hand. 

3.    Jacksonville    (Florida). 

Viel  grossartiger  sind  die  Frühgemüse-Anlagen  in  Florida,  das  im  Klima 
ähnlich  ist  wie  Alabama. 

Ananas.  Der  südliche  Teil  der  Halbinsel  dient  besonders  zur  Anzucht 
von  Ananas  im  freien  Felde.  Man  pflanzt  sie  auf  sandigem,  drainierten,  aber 
seine  Frische  bewahrenden  Boden  im  Winter  in  Reihen,  die  1,20 — 1,50  m  ent- 
fernt sind,  und  nimmt  dazu  Seitensprossen  von  der  Basis  alter  Pflanzen,  sogenannte 
»Kindel«.  Im  ersten  Jahre  schon  bringt  die  Pflanze  eine  Frucht,  aber  erst  die 
des  zweiten  Jahres  ist  versandfähig.  Alan  schneidet  sie  ab  und  alsbald  treten 
an  der  Basis  der  Pflanze  5 — 6  Kindel  hervor,  von  denen  man  aber  nur  eine 
stehen  lässt.  Diese  giebt  wieder  eine  einzige  Frucht  und  so  fährt  man  noch 
zwei  Jahre  fort,  ehe  man  die  Plantage  umbricht.  Hauptsorte  ist  die  rote 
spanische  Ananas. 

Etwas  weiter  nördlich  baut  man  in  Florida  besonders  Bataten,  Tomaten, 
Frühkartoffeln,  Bohnen,  Kohl,  Kürbisse  u.  s.  w. 

Die  Bataten,  Convolvulus  Batatas,  Batatas  edulis.  Sweet  potatoes,  werden  in 
Amerika  sehr  viel  gegessen  und  auch  viel  weiter  nördlich  als  Florida,  z.  B.  bei 
Philadelphia  und  inNew-Jersey  viel  gebaut.  Unsmuss  das  wunderbar  erscheinen. da 
man  dort  doch  auch  gute  Kartoffeln  bauen  könnte,  die  doch  viel  besser  schmecken. 
Aber  der  gewöhnliche  Amerikaner  hat  wenig  gute  Kartoffeln,  so  wenig  wie 
der  gewöhnliche  Engländer,  trotzdem  wir  einige  der  besten  Sorten  von  ihnen 
bekommen  haben;  viele  Eingeborene  essen  die  uns  widerlich  süss  er- 
scheinenden Bataten  lieber.  Man  bringt  die  Bataten  meist  ungeschält,  gedämpft 
auf  den  Tisch,  wie  überhaupt  das  Dämpfen  von  Kartoffeln  sehr  üblich  ist. 
Besonders  beliebt  sind  für  letzteren  Zweck  recht  grosse  lange  Kartoffeln. 
Diese  werden  auch  ungeschält  gedämpft,  der  Länge  nach  aufgeschnitten,  ein 
Stück  Butter  hineingethan  und  nun  mit  einem  Löffel  das  Innere  heraus- 
gegessen. 

Um  auf  die  Bataten  zurückzukommen,  so  werden  in  Florida  alte  Knollen 
unter  Glas  auf  Beeten  von  Sand  und  Lauberde  oder  reinem  Sand  angetrieben, 
die  bewurzelten  Triebe  abgenommen  und  im  April  gepflanzt;  im  Sommer  kann 
man  dann  die  meist  spindelförmigen,  mitunter  aber  auch  rundlichen  Knollen 
versenden.     Man  schätzte  die  Ernte  von  Florida  1891  auf  620000  hl. 

In  der  Nähe  von  Philadelphia,  jenseits  des  Delaware,  also  schon  im 
Staate  Xew-Jersey,  werden  auf  dem  leichten,  sandigen,  durchlässigen,  gut  ge- 
düngten Boden,   der    zwei    Jahre    hindurch    Erdbeeren  getragen,  ebenfalls  sehr 


134 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


viel  Bataten  gezogen.  Nach  Abernten  der  Erdbeeren  pflanzt  man  die  Knollen 
vom  1. — 10.  Juni  auf  einzelnen  l  m  hohen,  37  cm  von  einander  entfernten 
Hügeln  und  zieht  die  windenden  Stämme,  die  Ranken,  immer  an  den  Hügel 
heran,  sieht  aber  streng  darauf,  dass  die  Knoten  nicht  Wurzel  schlagen,  damit 
alle  Kraft  in  die  Knollen  gehe.  Den  ganzen  Sommer  gehen  deswegen  Arbeiter 
mit  Stöcken  umher,  um  das  Wurzelschlagen  zu  verhindern.  Zum  Ausheben 
der  Knollen  bedient  man  sich  eines  mit  einem  Gitter  versehenen  Pfluges.  Die  süssen 
Kartoffeln  müssen  sehr  sorgfältig  behandelt  werden.  Schon  auf  dem  Felde 
werden  sie  mit  einer  weichen  Bürste  abgebürstet,  machen  dann  noch  einen 
Schwitzprozess  durch,  während  welcher  Zeit  sie  offen  stehen  müssen,  und  werden 
hierauf  versandt.  Auch  im  Winter  faulen  sie  leicht,  man  legt  sie  deshalb  in 
Florida  auf  Horden  und  hält  sie  bei  200  C. 

In  anderen  Gegenden  pflanzt  man  die  Bataten  in  Furchen,  immer  aber  lässt 
man  erst  die  alten  Knollen  in  Mistbeeten  austreiben  und  pflanzt  die  Triebe  im 
Mai  oder  Juni.  Ertrag  3 — 4  Bushel*)  p.  acre.  Das  kleine  New-Jersey  erzeugte 
schon  1880  über  2  Millionen  Bushel,  Virginien  und  Süd-Carolina  etwa  ebenso 
viel,  Alabama  und  Mississippi  je  ca.  3V2  Millionen,  Georgia  und  Nord-Carolina 
aber  ca.  41 2  Millionen. 

Tomaten  werden  im  nördlichen  Florida  vielmehr  gebaut  als  in  den  Golf- 
staaten. Man  säet  den  Samen  im  Januar  unter  Glas  und  verpflanzt  im  Februar 
bis  März  ins  Freie.  Hauptsächlich  baut  man  runde,  keine  kantigen  Früchte, 
besonders  die  Sorten  Trophy,  Acme,  Perfection.  Der  Versand  wurde  1891  auf 
ca.  13  Millionen  Mark  geschätzt. 

Dass  in  Florida  als  Nachfrucht  von  Frühkartoffeln  viel  Erdbeeren  ge- 
zogen werden,  ist  bereits  beim  Obstbau  erwähnt.  Über  die  Menge  der  er- 
zeugten Frühkartoffeln  in  Florida  liegen  keine  Daten  vor,  für  1888  werden 
155  000  Bushel  Kartoffeln  angegeben,  was  wahrscheinlich  alles  Frühkartoffeln 
sind.  (Fortsetzung  folgt.) 

*)    1   Bushel  =  36  1. 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen  etc. 


Begonia  „Louise  de  Vries". 

DieseZüchtung  von  Aug.  W.deVries, 
Handelsgärtner  in  Iserlohn,  Westfalen, 
ist  mit  dem  Wertzeugnis  des  Verbandes 
der  Handelsgärtner  Deutschlands  aus- 
gezeichnet. Sie  ist  halbstrauchig,  rein- 
weiss,  kamellienartig  gefüllt  und  wird 
als  Bindeblume  wie  als  Topfpflanze 
empfohlen. 


Neue  Fuchsia  „Frau  Ida  Noack". 

Diese  in  Hamburg  1897  prämierte  und 
mit  dem  Wertzeugnis  des  Gartenbau- 
vereins von  Hamburg,  Altona  und  Um- 
gegend gekrönte  Fuchsia  ist  jetzt  von 
Struss  &  Noack  zu  Bergedorf  bei 
Hamburg  in  den  Handel  gegeben.    Sie 


zeichnet  sich  durch  ein  gedrungenes 
Wachstum,  kleine,  schmale,  lebhaft 
grüne,  an  Fuchsia  Riccartonii  er- 
innernde Blätter  und  kleine,  hängende, 
in  grossen  Mengen  erscheinende  Blumen 
aus.  Kelchblätter  und  Staubfäden 
mattrot,  Kronenblätter  violett-blau.  Zur 
Kronen-   und  zur  Buschform  geeignet. 


Cyclamen  Papilio. 

Das  gefranste  Cyclamen  Papilio 
(Schmetterling),  das  zuerst  in  Gent  1897 
ausgestellt  wurde,  ist  von  L.  P.  De 
Langhe -Vervaene  in  Brüssel,  rue 
de  Constantinople  150,  gezüchtet,  aber 
jetzt  auch  von  deutschen  Firmen  zu 
beziehen. 


Neue  und  empfehlenswerte  I'tianzen. 


«35 


Neue  eingeführte  Blumensamen 

von  Dammann  &  Co.  in   San  Giovanni 

a  Teduccio  bei  Neapel. 

Nach  den  Beschreibungen    der  Züchter.) 

Heterospermum  Xanthii  A.  Gray.  Q  (Compositae.) 
1 1  lierzu  Abb.  2S.1 
Diese  im  westlichen  Nordamerika 
einheimische  Pflanze  empfehlen  wir 
auf  das  wärmste.  Wuchs  und  Blüte 
erinnern  sowohl  an  Tagetes  signata 
pumila,  als  an  Sanvitalia  procumbens. 
Sie  wird  20—25  cm  hoch,  ist  mithin 
als  Rabattenptlanze  höchst  empfehlens- 
wert. Die  Blumen  sind  klein,  tief 
Chromgelb  mit  canariengelbem  Anflug 
an  den  Spitzen  der  Petalen.  Der 
herrliche  Blütenflor  dauert  von  Anfang 
Juni  bis  in  den  Spätherbst  und  ist 
daher  diese  Pflanze  noch  besonders 
da  zu  empfehlen,  wo  es  auf  einen  sehr 
frühen  Flor  ankommt,  da  sie  bereits 
vier  Wochen  nach  der  Aussaat  zu 
blühen  beginnt.  Die  sehr  fein  ge- 
fiederte Belaubung  wird  thatsächlich 
gänzlich  von  Blüten  überdeckt. 

Kuhnia  eupatorioides,  L    2J    j->    (Compositae.) 

Halbstrauch,  mit  sehr  schönen  rahm- 
weissen  Blüten,  welche  sich  bis  zum 
Herbst  erneuern.  Die  feinen,  wechsel- 
ständigen schmalen  Blätter  sind  nur 
2  cm  lang.  Die  sehr  üppig  wachsende, 
anspruchslose  Pflanze  erreicht  eine 
Höhe  bis   i]/2  m- 

Englische  Sommer-Levkoje,  cremegelb. 

Eine  neue  Farbe  und  wertvollste 
Bereicherung  des  Sortiments.  Durch 
reichlichen  und  anhaltenden  Flor 
zeichnet  sich  diese  prächtige  Sorte  noch 
besonders  aus. 

Winter-Levkoje  mit  Lackblatt,  canariengelb. 

Ein  würdiges  Seitenstück  zu  der 
von  uns  vor  Jahren  eingeführten  und 
zu  so  grosser  und  verdienter  Beliebt- 
heit gelangten  reinweissen  Winter- 
Victoria-Levkoje.  Was  diese  neue 
Art  übrigens  noch  besonders  wertvoll 
macht,  ist,  dass  sie  sich  gut  treiben 
lässt  und  eine  sehr  feine  Schnittblume 
liefert,  weshalb  wir  sie  SpezialZüchtern 
auf  das  Wärmste  empfehlen. 

Oenothera  Johnsoni  Parry.    O 
Hierzu  Abb.  29.) 
Eine  bis   i1-,  111  hohe  äusserst  stark- 
wüchsige  Annuelle  mit  langen  Rispen 
citronengelber  Blüten    von    ca.    3    cm 
Durchmesser.     Wegen  ihres  schnellen 


Abb.   28.     Heterospermum   Xanthii. 
lilumen  tief  Chromgelb. 

Wuchses  ist  diese  Pflanze  mit  Vorteil 
auch  da  zu  verwenden,  wo  es  gilt, 
eine  Lücke  in  höheren  Sträucher- 
gruppen  während  des  Sommers  aus- 
zufüllen. Unser  Bild  stellt  eine 
einzelne  Pflanze  dar,  die  zwei  Monate 
nach  der  Aussaat  bereits  in  Blüte 
stand.  Am  besten  sagt  ihr  ein  nahr- 
hafter Boden  von  möglichst  sonniger 
Lage  zu.  Die  einzelnen  Triebe  sind 
von  unten  auf  mit  länglich  schmalen 
Blättern  gleichmässig  besetzt,  so  dass 
die    Pflanze    auch    ohne    Blüten    noch 


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Abb.   29.      Oenothera  Johnsoni  Parry. 
Blumen    citronengelb. 


i36_ 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


einen  dekorativen  Werth  besitzt.  Die 
Aussaat  kann  im  März  ins  freie  Land 
bewirkt  werden.  Der  Blüthenflor 
erstreckt  sich  auf  den  ganzen  Sommer. 

Polypteris  callosa  A.  Gray  (Compositae.) 

Circa  60  cm  hoch  mit  sehr  feiner, 
zierlicher  Belaubung.  Während  des 
ganzen  Sommers  ist  die  Pflanze  von 
einem  Flor  kleiner,  herrlicher  rosa- 
lila  Blüten  bedeckt.  Eine  der  reich- 
blühendsten Pflanzen,  die  wir  je  in 
Kultur  hatten.  Auch  für  Bindezwecke 
ist  die  Pflanze  sehr  gut  zu  verwenden. 

Silene  pendula  compacta  fol.  aureis  Venus.     O 

Hervorgegangen  aus  unserer  S.  pen- 
dula compacta  fol.  aureis  Luna,  trägt 
diese  reizende  neue  Art  reinweisse 
Blumen.  Der  Kontrast  der  gelben 
Belaubung  und  der  weissen  Blumen 
mit  dem  umgebenden  Grün  Iässt  diese 
Xeuheitbesonders  wertvoll  für  Teppich- 
gruppen erscheinen. 

Vernonia  arkansana  (Compositae).    % 

Eine  Perenne,  die  in  keinem  Garten 
fehlen  sollte.     Sie  wird  ca.   1  m  hoch, 


wächst  sehr  schön  buschig  und  leistet 
jedwedem  Witterungseinfluss  Wider- 
stand. Auch  in  Bezug  auf  Boden- 
beschaffenheit ist  sie  nicht  sonderlich 
wählerisch,  da  sie  in  unseren  Gärten 
trotz  enormer  Hitze  bei  geringen 
Wassergaben  ihren  Blütenflor  ununter- 
brochen vom  Juli  bis  November  er- 
neuerte. Die  äusserst  zahlreich  er- 
scheinenden Blüten  sind  purpuiiila. 
Die  sehr  langen,  schmalen,  zugespitzten 
Blätter  verleihen  der  Pflanze  auch 
ohne  Blumen  schon  ein  dekoratives 
Aussehen.  Als  Schnittblume  unent- 
behrlich. 


Neue  eingeführte  Schlingpflanzen. 

Ipomoea  imperial. s  „Aphrodite". 

Unter  den  von  uns  in  den  Handel 
gebrachten  Ip.  imperialis  fehlte  bisher 
noch  eine  solche  mit  reinweissen 
Blüten.  In  diesem  Jahre  haben  wir 
diese  Lücke  durch  obige  Neuheit 
ausgefüllt. 

Ipomoea  imperialis  aurata  ,,Cleopratra". 

Laub  goldgelb  schillernd.  Blüten 
leuchtend  karmin  mit  weissem  Rand 
und  Schlund.  Ein  wertvoller  Zuwachs 
zu  der  wirklich  herrlichen  aurata- 
Klasse. 

Ipomoea  imperialis  collata  carminea  albo- 
marginata. 

Den  sehr  schnell  beliebt  gewordenen 
I.  collata-Sorten  fügen  wir  dieses  Jahr 
einige  sehr  schöne  neue  Sorten  hinzu. 
Die  prachtvollen  Blüten  der  obigen 
sind  dunkelkarmin  mit  weissem  Rand 
und  mattrosa  Schlund.    Sehr  effektvoll. 

Ipomoea  imperialis  collata    „Diana". 

Tief  dunkelblau  mit  zartrosa  Schlund 
und  weissem  Rand.  Ein  brillantes 
Farbenspiel,  das  von  keiner  anderen 
übertroffen  wird. 


Abb.  3o.     Luffa   acutangula. 


Luffa  acutangula. 

(Hierzu  Abb.  30.) 

Für  Freunde  der  bekannten  Bade- 
schwämme, Luffa  cylindrica  und  acu- 
tangula. bilden  wir  hier  die  letztere  ab. 


Kleinere    Mitteilungen. 


L37 


Kleinere  Mitteilungen. 


San  Jose-Schildlaus   auf  Dörrbirnen  in  Danzig 
gefunden. 

Hochgeehrter  Herr  Geheimrat! 
Erlaube  mir  Ihnen  mitzuteilen,  dass 
ich  gestern  bei  der  in  meiner  Eigen- 
schaft als  Sachverständiger  ausgeführten 
Untersuchung  einer  hier  seewärts  ein- 
gegangenen Sendung  amerikanischer 
Birnen  (Fancy  unpared  pears  halves*) 
die  echte  San  Jose-Schildlaus  gefunden 
habe,  allerdings  nur  in  wenigen,  soweit 
ersichtlich  toten  Exemplaren.  Ur- 
sprünglich müssen  die  Früchte,  wie  aus 
den  zahlreichen  Narben  ersichtlich  ist, 
massenhaft  von  Schildläusen  besetzt 
gewesen  sein;  doch  dürften  die  letzteren 
bei  der  Austrocknung  der  Früchte  zum 
grössten  Teil  abgefallen  sein. 
Dr.  Kumm, 

Kustos  am  Provinzial-Museum. 

Vernichtung  der  Reblaus. 

Eine  von  der  Landwirtschaftskammer 
der  Provinz  Sachsen  nach  Freyburg 
a.  d.  Unstrut  einberufene  Versammlung 
von  Winzern  aus  dem  Saal-  und  Unstrut- 
gebiet  beschloss  um  die  Aufhebung 
des  jetzigen  Verfahrens  zur  Vernichtung 
der  Reblaus  bei  der  Staatsregierung 
zu  petitioniren.  und  erkärte  sich  für 
die  Verwendung  amerikanischer  Reben 
bei  Xeuanpflanzungen. 

Helianthus  cueumerifolius. 

Von  Adam  Heydt,  Kunstgärtner. 

Unter  der  artenreichen  Gattung  der 
Helianthus  ist  mir  besonders  Helian- 
thus cueumerifolius.  die  gurkenblättrige 
Sonnenblume,  wert  geworden.  Diese 
ist  nicht  eine  jener  gigantischen  Sonnen- 
blumen, für  die  man  gewöhnlich  keine 
Verwendung  hat  und  die  nur  Lieb- 
habereien dient.  Im  Gegenteil,  Helian- 
thus cueumerifolius  ist  eine  nur 
massig  hohe,  sehr  schätzbare  Sonnen- 
blume sowohl  für  den  Betrieb  des 
Berufsgärtners,  als  auch  für  den  Garten 
des  Liebhabers. 

Recht  vielseitig  ist  ihre  Verwendung; 
sie  dient  zum  Bepflanzen  von  Gruppen, 
zur  GehOlzvorpflanzung  und  nament- 
lich für  moderne  Bindezwecke. 

Helianthus  cueumerifolius  wird  bis 
70     80    cm    hoch,    trügt     die     Blumen 

* |  D.  h.  halbe  ungeschälte  Birnen.     L.W. 


auf  hohen  testen  Stielen,  die  sich 
etwas  rauh  anfühlen.  Die  Blumen, 
prächtige  Strahlenblüten  in  reinster, 
leuchtender,  goldgelber  Farbe  mit 
schwarzem  Zentrum,  werden  5 — 7  cm 
breit,  haben  also  gerade  eine  für 
Binderei  am  besten  geeignete  Gr< 
Die  Blütezeit  dauert  von  Juli  bis 
gegen  Oktober. 

Gruppen,  mit  diesen  Helianthus  be- 
pflanzt, machen  einen  guten  Effekt, 
zudem  ist  die  Anzucht  einfach. 

Alan  säet  den  Samen  im  April  in 
einen  lauwarmen  Mistbeetkasten,  unter 
der  üblichen  Behandlung,  die  über- 
haupt Sommerblumen  widerfährt.  So- 
bald die  Pflanzen  sich  einigermassen 
entwickelt  haben,  ist  es  sehr  gut,  sie 
zu  pikieren  und  dann  erst  nach  ge- 
nügendem Erstarken  auf  recht  sonnige 
Beete  zu  pflanzen. 

Für  Gruppenpflanzung  empfehle  ich, 
ja  recht  dicht,  etwa  15  cm.  zu  pflanzen, 
damit  die  Pflanzung  von  Anfang  an 
voll  aussieht. 

Einen  Schutzzoll  auf  Obst 

verlangen  jetzt  auch  unsere  mär- 
kischen Obstzüchter.  Zur  Beratung 
der  Angelegenheit  tagte  kürzlich  in 
Werder  eine  Versammlung  der 
Obstzüchtervereine  von  Werder,  Glin- 
dow, Geltow,  Caputh,  Bornstedt. 
Krielow  und  Michendorf.  Der  Vor- 
sitzende des  Obstbauvereins  zu  Werder 
erklärte,  dass  die  Notlage  der  Obst- 
züchter diese  jetzt  unabweisbar  zu 
energischem  Vorgehen  zwinge,  um  an 
zuständiger  Stelle  die  Einführung  eines 
Schutzzolles  auf  Obst  zu  erstreben. 
Nach  den  statistischen  Feststellungen 
seien  die  Preise  für  alle  Obsterzeug- 
nisse  seit  1873  fortgesetzt  im  Rück- 
gang begriffen.  Auch  die  sämtlichen 
übrigen  Redner  sprachen  sich  ent- 
schieden für  den  Schutzzoll  aus.  worauf 
dann  einstimmig  eine  Erklärung  an- 
genommen wurde,  worin  es  heisst: 
Es  ist  bedauerlich,  beobachten  zu 
müssen,  wie  das  geschmack-  und 
gehaltvollere  einheimische  Früh-  und 
Spätobst  durch  Spekulation  aus- 
ländischer Händler  von  unseren  Märkten 
verdrängt  wird.  Die  Versammlung 
richtet  an  die  hohe  Reichsregierung 
sowie    an    die  gesetzgebenden  Körper- 


13Ä 


Kleinere  Mitteilungen. 


schaften  die  dringende  Bitte,  die  Ge- 
fahren, -welche  für  den  Obstbau  in  hie- 
siger Gegend  durch  die  Konkurrenz  des 
Auslandes  entstanden  sind  und  noch 
entstehen  können,  durch  einen  ent- 
sprechenden Schutzzoll  zu  beseitigen 
und  zu  verhüten.  Die  Versammlung 
beauftragt  den  gewählten  Ausschuss, 
mit  allen  ihm  zu  Gebote  stehenden 
Mitteln  dahin  zu  wirken,  dass  unsere 
Beschlüsse  an  geeigneter  Stelle  zum 
Ausdruck  gebracht  werden.  Zur  stän- 
digen Wahrnehmung  der  Interessen 
der  Obstzüchter  wurde  dann  ein  Zentral- 
ausschuss  gebildet,  und  endlich  wurde 
beschlossen,  die  Obstbaugegend  von 
Werder  und  dem  ganzen  Umkreise 
.,Havel-Obstgau"zu benennen.   (Voss.Z.) 


Champignon-Brut  aus  Sporen. 

(Blanc    vierge    der    Franzosen.) 

Das  aus  Sporen  erzogene  Mycelium 
ist  der  wichtigste  Faktor  bei  einer 
rationellen  Champignon-Kultur.  Unsere 
deutschen  Züchter  tragen  diesem  Um- 
stände leider  immer  noch  zu  wenig 
Rechnung  und  dieses  ist  wohl  auch 
in  den  meisten  Fällen  die  Hauptursache 
vieler  Misserfolge. 

Die  Mehrzahl  unserer  Züchter  ver- 
wendet zur  weiteren  Zucht  Brut  aus 
tragenden  Beeten  und  züchtet  sich  auf 
diese  Weise  Generationen  heran,  welche 
mehr  und  mehr  ausarten. 

Xoch  unzweckmässiger  aber  ist  es, 
Brut  aus  abgetragenen  Beeten  zu  ver- 
wenden, und  doch  wird  hierin  noch 
vielfach  gesündigt 

Es  liegt  auf  der  Hand,  dass  solche 
Brut  mit  allen  möglichen  Bakterien 
behaftet  und  verseucht  sein  muss,  daher 
vollkommen  wertlos  ist.  Die  Folge 
davon  ist  entweder  gar  keine  oder  eine 
schlechte  Ernte  von  dünnen,  weichen 
Pilzen,  welche  auf  dem  Beete  faulen 
und  die  ganze  Anlage  verderben. 

Diesem  Uebelstande  hilft  nun  in 
neuerer  Zeit  das  »wissenschaftliche 
Institut  Pasteur«  in  Paris  ab.  Dasselbe 
liefert  den  Züchtern  jungfräuliche 
Sporenbrut  (Blanc  vierge),  direkt  aus 
Sporen  besonders  ausgewählter  Cham- 
pignons gezüchtet,  und  zwar  in  zwei 
Formen: 

1.  Blanc   de   semis   sterilise  in  Form 
einer  grossen  Cartouche  (Patrone). 

2.  Blanc     vierge     de     semis      (jung- 
fräuliches Sporenmycel)  in  Kisten. 


3- 


I.   Blanc   de   semis  sterilise. 

Ein  völlig  neues  Produkt,  welches 
durch  Keimen  von  Sporen  ausgesuchter 
Champignons  erlangt  wird;  jede 
Cartouche  enthält  den  ersten 
Anfang  dieser  Keime. 

Das  Produkt  hat  zahlreiche  Vorteile 
vor  dem  bisher  verwendeten  Mycelium : 

1.  Das  Produkt  ist  rein  und  folglich  frei 
vonKrankheiten  (sog.  Grünspan, Er- 
weichung, Tropfen,  Schimmel  etc.). 

2.  Es  wird  erhalten  von  ausgesuchten 
Champignons  einer  sehr  produk- 
tiven Rasse  und  ist  für  den 
Handel  sehr  geeignet. 
Durch  die  Züchtungsmethode  ist 
jederzeit  dieselbe  Varietät  wieder 
zu  erhalten. 

4.  Das  Mycel  nimmt  mit  Schnelligkeit 
an  und  spinnt  gleichmässig  mit 
hohem  Ertrage. 

Da     diese    Cartouchen     den     ersten 
Anfang  der  Keimung  enthalten,  so  sind 
dieselben  zur  Brutselbstzucht  ganz  be- 
sonders geeignet. 
II.  Blanc  vierge  obtenu  de  semis. 

Diese  zweite  Form  wird  vom  Institut 
Pasteur  als  fertiges  Blanc  vierge  eben- 
falls direkt  aus  Sporen  ausgewählter 
Champignons  geliefert.  Der  Züchter 
ist  sicher,  wirkliches  Blanc  vierge  aus 
Champignon  -  Sporen  und  nicht  ab- 
getragene und  teilweise  wieder  belebte 
Brut  zu  erhalten. 

Das  Blanc  vierge  de  semis  wird  nur 
in  ganz  trockenem  Zustande  geliefert, 
nicht  nach  Gewicht,  sondern  in  Post- 
kisten für  16 — 17  Dm  Beetfläche  und 
in  Kisten    für  die  doppelte  Beetfläche. 

Vom  Institut  Pasteur  ist  mir  die  Ver- 
tretung desselben  in  Preussen  über- 
tragen und  bin  ich  zu  weiteren  Mit- 
teilungen gern  bereit. 

Berlin  N.,  Treskowstr.  25 

Ad.  Kritter. 

Spezialist  für  Champignon-Kultur. 


Bocconia  cordata. 

Von  Adam  Hey  dt,  Kunstgärtner. 
Sehr  wenig  findet  man  in  unseren 
Gärten  Bocconia  cordata,  auch  Macleya 
japonica  genannt,  angepflanzt,  obwohl 
sie  besonders  in  den  Ziergärten  und 
Parks  als  Gruppen-  und  Dekorations- 
staude sehr  zu  verwenden  ist.  Ihr 
malerischer  Wuchs,  verbunden  mit 
ihrem  hübschen  Aussehen  als  Blatt- 
und    Blutenpflanze,     sollten    die    Auf- 


Kleinere  Mitteilungen. 


L39 


merksamkeit     der     Berufsgürtner     auf 
diese  Staude  wenden. 

Bocconia  cordata  isteinePapaveracee. 
Sie  wird  bis  über  2  m  hoch  und  be- 
sitzt einen  starken  Wuchs.  Die  Blätter, 
spiralförmig  um  den  glatten,  matt- 
glänzenden, grüngelben  Stengel  in  etwa 
10  cm  weiten  Internodien  verteilt,  sind 
ähnlich  einem  Eichblatt  eingebuchtet, 
von  schöner,  zierlicher  Form.  Die 
Lichtseite  ist  dunkelgrün  mit  helleren 
Adern,  während  die  Unterseite  filzig 
grau  ist;  Blattstiel  etwa  5  cm  lang. 

Die  Blumen  erscheinen  in  einer  bis 
80  cm  langen  Rispe  auf  bis  2  m  hohen 
Stielen.  Die  einzelnen  Blütchen  sind 
cremegelb  undbesitzen  einen  schwachen 
Geruch. 

Bocconia  cordata  verbreitet  sich 
durch  Rhizome ,  verunkrautet  jedoch 
das  Land  nicht  in  der  Weise,  wie 
Polygonum  amplexicaule  u.  a. 

Die  Anzucht  ist  leicht  und  geschieht 
entweder  durch  Samen  oder  Stock- 
ausschläge, wie  auch  durch  Teilung. 
Einerlei,  wie  sie  vermehrt  wird,  ist 
als  Bestimmungsort  kein  gar  zu 
schattiger  Ort  zu  wählen,  denn  wenn 
auch  Bocconia  noch  im  Schatten  ge- 
deiht, so  ist  ein  recht  sonniger  Platz 
ihr  am  zusagendsten  und  nur  dort  ge- 
deiht sie  prächtig  und  entwickelt  sich 
in  ihrer  ganzen  Vollkommenheit.  Um 
sie  zur  höchsten  Entwicklung  zu  be- 
kommen, ist  sie  von  Zeit  zu  Zeit  gehörig 
zu  düngen,  denn  zu  viel  schadet  nicht 
leicht,  wohl  aber  das,  was  sie  nicht 
erhält. 

Gaillardia  grandiflora   ., Golden  Sunset". 

Von  Adam  Hey  dt,   Kunstgärtner. 

Schon  seit  man  die  Gaillardien  kennt, 
hat  man  sie  ihrer  schönen  Blumen 
wegen  in  Kreisen  der  Schnittblumen- 
züchter gepilegt.  Hier  möchte  ich  die 
Varietät:  »GoldenSunset«, eine  englische 
Züchtung,  besonders  hervorheben. 

»Golden  Sunset«  wird  bis  1  m  hoch. 
Der  Wuchs  ist  wie  bei  allen  Gaillardien 
mehr  breit  als  kompakt.  Die  Blätter 
sind  dreizählig,  das  Hauptblatt  ist  etwa 
12 —  15  cm  lang,  lanzettlich,  ca.  1  cm 
breit,  die  beiden  anderen  am  selben 
Stiele  sitzenden  Blätter  sind  bis  5  cm 
lang  und  1/->  cm  breit;  Blätter  leicht 
behaart. 

Die  Blumen  sitzen  auf  hohen  bis 
7<>  cm  langen  glatten  Stielen  und  sind 


doldenähnlich  gestellt,  5 — 7  cm  breit 
und  von  schönster,  reiner,  leuchtender, 
dem  Auge  wohlgefälliger  goldgelber 
Farbe.  Die  Blumen  erscheinen  in 
unzähliger  Menge  von  Juli  bis  Ende 
Oktober.  Der  Blütenflor  grenzt  an 
das  Märchenhafte.  Die  Illumcn 
bilden  einen  ganz  vortrefflichen  Werk- 
stoff für  allerlei  Bindearbeiten  und 
verdienen  die  vollste  Beachtung  aller 
blumenkonsumierenden  Praktiker  und 
Dilettanten. 

Die  Anzucht  geschieht  durch  Samen, 
der  im  März  entweder  in  Schalen  oder 
ins  Mistbeet  gesäet  werden;  nach  dem 
genügenden  Erstarken  pikiert  man  die 
jungen  Pflanzen  in  Kästen,  um  sie 
später  an  Ort  und  Stelle  zu  pflanzen, 
wo  sie  dann  mehrere  Jahre  verbleiben 
können. 


300  Jahre  alte  Buche. 

In  den  letzten  Tagen  wurde  im 
Ilaardtgebirge  eine  etwa  300  Jahre 
alte  Buche  gefällt,  die  einen  Meter 
über  der  Erde  sich  in  zwei  mächtigen 
Stämmen  emporreckte.  Beim  Zerlegen 
entdeckten  die  Holzknechte,  dass  in 
einen  der  beiden  Stämme  das  Skelett 
eines  Pferdekopfes  hineingewachsen 
war.  Eine  nähere  Erklärung  über 
dieses  Naturwunder  konnte  nicht  ge- 
geben werden. 


Krankheit  der  La  France-Rosen. 

Der  in  den  Berliner  Gärtnereien  in 
grossem  Massstab  getriebenen  Zucht 
der  La  France-Rosen  droht  eine  ernste 
Gefahr.  Die  Rosen  dieser  Art  werden 
neuerdings  von  einer  bisher  nicht 
beobachteten  Krankheit  heimgesucht, 
die  kurz  vor  der  Blütezeit,  also  während 
die  Pflanze  sich  in  vollster  Vegetation 
befindet,  akut  auftritt,  und  die  sich 
darin  äussert,  dass  die  einzelnen 
Triebe  schlaff  werden  und  innerhalb 
weniger  Tage  die  Blätter  fallen  lassen. 
Über  die  Ursache  der  Krankheit  gehen 
die  Meinungen  noch  auseinander. 
Während  einige  auch  hier  die  Wirkung 
eines  Pilzes,  und  zwar  eines  Wurzel- 
pilzes, vermuten,  neigt  Prof.  Sorauer 
der  Ansicht  zu,  dass  es  sich  um 
eine  allgemeine  Schwächeerscheinung 
handelt.  Die  Krankheit  ist  jetzt  auch 
bei   Marechal   Xiel  beobachtet. 


140 


Unterrichtswesen. 


Unser  frühestblühendes  Freiland-Rhododendron. 

Dies  ist  nach  meinen  Beobachtungen 
das  in  den  Gärten  noch  seltene,  aus 
Sibirien  stammendeRhododendron  par- 
vifolium Adams. 

Es  bildet  einen  ca.  meterhohen,  etwas 
sparrig  wachsenden  Strauch,  dessen 
dünne,  leicht  gewundene  Zweige  teil- 
weise überhängen  und  mit  kleinen, 
schmal  länglichspitzen,  mit  Schilfer- 
schüppchen  bedeckten,  immergrünen 
Blättern  besetzt  sind.  Die  kleinen, 
karminfarbenen  Blüten  stehen  zu  4 
bis  5  in  Dolden  am  Ende  der  Zweige, 
erscheinen  in  reichlicher  Anzahl,  nicht, 
wie  in  den  deutschen  Dendrologien 
irrtümlich  angegeben,  im  Juli — August, 
sondern  gegen  Mitte  bis  Ende  März 
und  halten  sich  mehrere  Wochen  am 
Strauche. 

Das  ausnahmsweise  milde  Wetter 
dieses  Winters  brachte  die  Blüten  sogar 
schon  um  die  Mitte  des  Januar  zur 
Entfaltung,  wo  die  Blütenknospen  des 
Rhododendron  mucronulatun  eben  zu 
schwellen  begannen  und  die  von  Rho- 


dodendron dahuricum  sich  noch  gar 
nicht  rührten. 

Obgleich  der  Blütenflor  des  Rho- 
dodendron parvifolium  von  beschei- 
!  denerer  Schönheit  ist  als  der  der  lezt- 
genannten  beiden  Arten,  so  macht 
doch  seine  frühzeitige  Entwicklung 
die  Pflanze  für  unsere  Gärten  wertvoll. 
Die  ersten  Boten  des  erwachenden 
Frühlings  sind  wohl  jedem  Menschen, 
dem  der  Sinn  für  die  Schönheiten  der 
Natur  nicht  ganz  verloren  gegangen 
ist,  doppelt  lieb;  als  einen  solchen 
möchte  ich  deshalb  Rhododendron 
parvifolium  jedem  Gartenfreund  zur 
Anpflanzung  warm  empfehlen. 
L.  Späth. 
Baumschulenweg  b.  Berlin. 

Riesen-Heliotrop 

mit  Blütenständen  von  30 — 40  cm  Durch- 
messer in  den  drei  Farben:  tief  dunkel- 
blau, fliederfarbig  oder  himmelblau, 
werden  von  We igelt  &  Co.-Erfurt  an- 
geboten. Aus  Samen  erzielt  man  in 
vier  Monaten  fertige  Pflanzen. 


Unterrichtswesen. 


Das   75jährige  Jubiläum    der   Königl.   Gärtner- 
Lehranstalt. 

In  wenigen  Monaten  werden  75  Iahre 
verflossen  sein,  seitdem  die  Königliche 
Gäiiner-Lehranstalt  am  Wildpark  bei 
Potsdam,  die  älteste  Unterrichtsstätte 
für  Gärtner,  im  Frühling  1824  eröffnet 
wurde.  Infolge  eines  im  Verein  zur 
Beförderung  des  Gartenbaues  in  den 
preussischen  Staaten  gestellten  An- 
trages unseres  Altmeisters  Lenne 
wurde  sie  gegründet,  und  unter  dem 
Schutze  des  Vereins  wurde  sie  auf  die 
richtige  Bahn  zu  einer  erfolgreichen 
Thätigkeit  geleitet.  Eine  stattliche  Zahl 
von  Schülern  ist  aus  der  Königlichen 
Gärtner-Lehranstalt  am  Wildpark  und 
Potsdam-Schöneberg  hervorgegangen, 
welche  sich  zum grössten Teil  in  hervor- 
ragenden Stellungen  des  In-  und  Aus- 
landes befinden  und  in  Gemeinschaft 
zahlreicher  Freunde  der  Anstalt  die 
Gelegenheit  freudig  begrüssen,  den 
Dank  gegen  die  alte  Bildungsstätte 
durch  eine  würdige  Feier  des  7  5  jähr. 
Jubiläums  zu  bekunden. 


Bereits  am  29.  April  1897  wurden 
die  ersten  Schritte  für  die  geplante 
Feier  gethan.  Eine  Sitzung  des  Vor- 
bereitungs- Komitees  tagte  im  Hotel 
Imperial  zu  Berlin  und  fasste  den  Be- 
schluss,  anlässlich  der  Jubelfeier  der 
Anstalt  und  zum  bleibenden  Andenken 
an  diese  Zeit  einen  Fonds  zu  gründen, 
aus  dessen  Zinserträgen  würdige  Eleven 
unterstützt  werden  sollen.  Der  aus 
neun  Herren  gebildete  Vorstand  erliess 
dann  im  November  1897  zur  Be- 
schaffung des  erforderlichen  Grund- 
kapitals an  die  früheren  Schüler  der 
Anstalt  und  an  die  Freunde  der 
letzteren  ein  Schreiben,  in  welchem 
um  Zeichnung  von  Beiträgen  gebeten 
wurde.  Die  gezeichneten  und  einge- 
gangenen Beiträge  belaufen  sich  gegen- 
wärtig auf  rund  13000  M.  ■ —  So  er- 
freulich auch  dies  Resultat  ist,  so 
reicht  diese  Summe  doch  nicht  an- 
nähernd hin  für  eine  erspriessliche 
Unterstützung  in  dem  gedachten  Sinne, 
da  in  der  Hauptsache  die  Absicht  vor- 
liegt, aus  dem  Zinserlös  des  Jubiläums- 


Unterrichtswesen. 


141 


fonds      Reise  -  Stipendien       zu      ver- 
leihen. 

Wir  sehen  uns  daher  gezwungen, 
noch  einmal  mit  der  ergebensten  Bitte 
um  weitere  Beiträge  an  unsere  Fach- 
genossen und  an  die  Freunde  der  An- 
stalt heranzutreten.  Die  erste  An- 
regung wurde  bisher  nur  von  wenigen 
berücksichtigt,  was  wohl  dem  Um- 
stände zugeschrieben  werden  darf,  dass 
die  in  Aussicht  genommene  Feier  da- 
mals noch  in  weiter  Ferne  lag.  Um 
das  allgemeine  Interesse  für  diese  Feier 
und  für  die  Sammlung  auch  in  ent- 
ferntere Kreise  zu  tragen,  ist  am 
31.  Januar  dieses  Jahres  beschlossen 
worden,  das  bisherige  »Ausschuss- 
Komitee«  zu  erweitern.  Das  ursprüng- 
liche »Vorbereitungs  -  Komitee«  für 
unsere  Feier  ist  unter  Heranziehung 
noch  anderer  Herren  zu  einem  »er- 
weiterten Komitee«  umgewandelt 
worden.  —  Die  Geldbeträge  wolle 
man  gefälligst  nur  an  die  Kasse  der 
Königlichen  Gärtner  -  Lehranstalt  am 
Wildpark  bei  Potsdam  einsenden. 

Für  die  Feier  selbst  ist  vom  engeren 
Komitee  Folgendes  in  Aussicht  ge- 
nommen: Die  Feier  findet  statt  vom 
Freitag  den  3o.  Juni  bis  Sonntag  den 
2.  Juli  1899  einschliesslich. 

Vorabend:  Begrüssung  der  an- 
kommenden Teilnehmer  auf  der  Wild- 
parkstation. Konzert.  Illumination  der 
Anstalt. 

I.  Tag.  Eröffnung  der  Feier  im  Ge- 
bäude der  Königlichen  Gärtner-Lehr- 
anstalt am  Wildpark,  a)  Festrede  (Herr 
Ministerialdirektor  Dr.  Thiel,  Ehren- 
präsident), b)  Frühschoppen  auf  der 
Anstalt,  c)  Wagenfahrt  durch  die  Pots- 
damer Parkanlagen,  d)  Fest-Diner  mit 
Damen. 

II.  Tag.  a)  Von  2  Uhr  nachmittags 
ab  Dampferfahrt  auf  der  Havel  (mit 
Damen),  b)  Abends  8  Uhr  Fest-Kommers. 

III.  Tag.  a)  Von  2  Uhr  nachmittags 
ab  Exkursion  nach  den  Baumschulen 
des  Königl.  Oekonomierat  F.  Späth  in 
Baumschulenweg  bei  Berlin,  b)  Zwang- 
loses Zusammensein  im  Ausstellungs- 
park, Berlin. 

Die  Zusendung  des  Festprogramms 
wird  zur  geeigneten  Zeit  erfolgen.  Den 
Teilnehmern  an  der  Feier  wird  eine 
Festschrift  überreicht  werden,   welche 


am  Schluss  ein  Verzeichnis    aller  bis- 
herigen  Anstalter  enthalten  wird. 

Das  Ausschuss-Komitee 

für  die  Feier  des  75  jährigen  Jubiläums  der 

Königlichen    Gärtner-Lehranstalt    am   Wildpark 

bei   Potsdam. 

Dr. II.  Thiel.  Königl. Wirkl. Geheimer 
Ober-Regierungsrat  und  Ministerial- 
direktor,Ehrenpräsident.  Fintelm  an  n, 
Königlicher  Ilofgarten-Direktor  und 
Direktor  der  Königlichen  Gärtner- 
Lehranstalt  am  Wildpark  bei  Potsdam, 
Sanssouci  bei  Potsdam,  Vorsitzender. 
Mächtig,  Garten-Direktor  der  Haupt- 
und  Residenzstadt  Berlin,  erster  Stell- 
vertreter, Berlin  N„  Humboldthain. 
Brandt,  Königlicher  Gartenbau-Direk- 
tor, Charlottenburg,  zweiter  Stellver- 
treter. C.  Lackner,  Königlicher  Gar- 
tenbau-Direktor, Steglitz  bei  Berlin, 
dritter  Stellvertreter. 

Beirat: 

Buntzel,  Königlicher  Gartenbau- 
Direktor,  Niederschönweide  bei  Berlin. 
Otto  Chone,  Direktor,  Kolonie  Grune- 
wald, Boothstr.  44.  A.  Demmler  sen.. 
Rentier,  Friedrichsfelde  bei  Berlin. 
A.  Fintelmann,  Städtischer  Garten- 
inspektor, Berlin,  Flumboldthain. 
Hampel,  Königlicher  Gartenbau- 
Direktor,  Berlin,  Vor  dem  Schlesischen 
Thore.  H.  Jancke,  Königlicher  Hof- 
gärtner, Schloss  Bellevue  bei  Berlin. 
R.  Meyer,  Handelsgärtner,  Wildpark 
bei  Potsdam.  K.  Nietn  er,  Königlicher 
Hofgärtner,  Babelsberg  bei  Nowawes- 
Neuendorf.  F.  Späth,  Königlicher 
Oekonomierat  und  Baumschulen -Be- 
sitzer, Baumschulenweg  bei  Berlin. 
Schulz,  Direktor  der  Realschule,  Pots- 
dam. Wittmack,  L.,  Geh.  Reg.-Rat, 
Prof.  Dr..  Berlin  N..  Invalidenstr.  42. 

Probst,  Rendant,  Bornstedt  (Mark), 
Kassierer.  Th.  Echtermeyer.  In- 
spektor der  Königlichen  Gärtner-Lehr- 
anstalt am  Wildpark  b.  Potsdam,  Wild- 
park. Geschäftsführer. 

Gärtner-Lehranstalt  Köstritz  i.  Thür. 

1  las  laufende  Wintersemester  iSqs  99, 
das  24.  seit  dem  Bestehen  der  Anstalt. 
wird  von  111  Berufs-Gärtnern. besucht, 
deren  Nationalität  sich  wie  folgt  ver- 
teilt: Braunschweig  3,  Hannovers. 
Hessen  6,  Posen  1,  Pommern  4.  I  »st- 
und Westpreussen  4,  Rheinprovinz  4. 
Schlesien  10,  Schleswig  2,  Westfalen  8, 
Prov.  und  Kgr.  Sachsen  20,    Baden  2. 


14- 


Ausstellungen  und  Kongresse.   —  Litteratur. 


Württemberg  3,  Bayern  5,  kleinere 
Staaten  und  freie  Städte  20,  Oester- 
reich  5,  England  2,  Frankreich  1.  Bra- 
silien 1,  Russland   1,  Guatemala   1. 

Die  Frequenz  hat  sich,  Sommer-  und 
Wintersemester  zusammengestellt,  wie 
folgt  gestaltet:  1S87  17,  1888  23.  1889 
25,  l 8 90  43,  1891  03,  1892  90,  1893  111, 
1894  128,  1895  167,  1896  170,  1897  177. 
1898   190. 

Das  Abgangszeugnis  erhielten  auf 
Grund  der  mündlichen  und  schrift- 
lichen Schlussprüfung  am  Ende  des 
Sommersemesters  1S98:  26  Gehilfen, 
unter  diesen  C.  Bruns,  Hauwick,  für 
hervorragende  Leistungen  gleichzeitig 
den  Semester-Ehrenpreis. 

Die  Prüfung  als  Obergärtner  be- 
standen nach  der  Prüfungs- Ordnung 
vom  1.  April  1892  der  Gehilfe  Curt 
Rottig,  Wiehe  a.  U. 


Die  Berechtigung  zum  Einjährig-frei- 
willigen Dienst  erhielt  Erich  Lehmann. 
Steglitz. 

Der  Unterricht  wird  in  5  Abteilungen 
von  10  Lehrern  erteilt,  und  in  jeder 
WTeise  dafür  Sorge  getragen,  dass  die 
Gehilfen  sich  eine  zeitgemässe,  ab- 
geschlossene Fachbildung  aneignen. 

Der  nächste  Kursus  beginnt  den 
20.  April  er.  und  ist  der  Direktor  Dr. 
H.  Settegast  zu  jeder  näheren  Auskunft 
stets  bereit. 

Gartenbau-  und  Haushaltungs-Schule  in 
Friedrichshafen. 

Im  schön  gelegenen  Friedrichshafen 
am  Bodensee  wird  im  Anschluss  an 
das  Lehrerinnenheim  am  1.  April  eine 
Gartenbau-  und  Haushaltungs-Schule 
für  Mädchen  gebildeter  Stände  eröffnet. 
Anmeldungen  an  Frau  Oberbürger- 
meister von  Rümelin,  Stuttgart. 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


Berlin.  Grosse  deutsche  Winter- 
blumen -  Ausstellung,  Mitte  Februar 
1900  im  Zoologischen  Garten.  Das 
Programm,  das  Medaillen  und  Geld- 
preise im  Gesamtbetrage  von  nicht 
weniger  als  20000  Mark  aussetzt, 
ist  am  23.  Februar  vom  Verein 
zur  Beförderung  des  Gartenbaues 
genehmigt  und  wird  nun  gedruckt 
werden. 

Petersburg.  III.  internationale 
Gartenbau-Ausstellung  vom  5./17. 
bis  15./27.  Mai  1899.  Anmeldungen  bis 
spätestens  zum  1.  13.  März  an  Geheim- 
rat Excellenz  Prof.  Fischer  von 
Wald  heim.  Kaiserl.  bot.  Garten. 


Antwerpen.  Internationale  Aus- 
stellung vom  9. — 13.  April  1899  zur 
Feier  des  3ocjährigen  Geburtstages  von 
Anton  van  Dyck. 


Gent.  30.  April  bis  9.  Mai  1899 
grosse  internationale  Ausstellung  der 
Ligue  horticole  L'Union  zu  Mont 
St.  Amand  bei  Gent.  Das  Programm 
ist  ausserordentlich  umfangreich,  gegen 
1000  Aufgaben. 


Dresden.  Jubiläums -Ausstellung 
des  Landesobstvereins  für  das  König- 
reich Sachsen  vom  14. — 19.  Oktober. 
Das  Programmm  ist  zu  beziehen: 
Gerokstrasse  45. 


Litteratur. 


Mitteilungen  der DeutschenDen- 
drologischen  Gesellschaft  1897. 
Enthält  den  Bericht  über  die  Thätig- 
keit  der  Gesellschaft  im  Jahre  1897, 
sowie  eine  Reihe  interessanter  und 
belehrender  Vorträge  und  sonstiger 
Aufsätze  aus  dem  Gebiete  der  Baum- 
und Gehölzkunde.  Besonders  interessant 


ist  eine  farbige  Abbildung  von  Rho- 
dodendron mucronulatum.  Ein  Mit- 
gliederverzeichnis  bildet  den  Beschluss. 


Der  Bericht  über  die  Acker-  und 
Gartenbau-Ausstellung  zu  Nizza,  welche 
vom  31.  März  bis  3.  April  1898  statt- 
fand, ist  erschienen.     Derselbe  enthält 


Eingesandte  Preisverzeichnisse. 


'43 


u.   a.    auch    ein    Verzeichnis    der    Prä- 
miierungen.        ____ 

Albert  Maumene.  L'arf  du 
ileuriste.  Paris,  Verlag  der  Librairie 
agricole  du  »Jardin<  1897.  so.  239  S. 
33  Abb. 

Die  Kunst  des  Blumenbinders 
wird  hier  in  hübscher  Sprache  vor- 
gelührt.  und  diese  Schrift  wird  auch 
dem  deutschen  Leser  viel  Interesse 
gewähren,  um  zu  sehen,  in  welcher 
Form  in  Paris  Blumenzusammen- 
stellungen verwendet  werden  und 
welche  Regeln  dabei  gelten.  Das  Ganze 
ist  in  einem  anmutigen  Plauderton  ge- 
schrieben und  behandelt  auch  all- 
gemeinere Verhältnisse.  So  z.  B.  die 
Blumen  bei  den  Völkern  in  den  ver- 
schiedenen Zeitaltern;  ferner:  Woher 
kommen  die  Blumen?  Wohin  gehen 
.sie?  Weiter  werden  ausser  den  eigent- 
lichen Bindereien  besprochen:  Blumen 
für  Balkons  und  Fenster,  Blumen 
an  Häusern,  Guirlanden  etc.,  schliess- 
lich die  Blumen  im  Auslande.  Ueber 
Deutschland  sagtder  Verfasser  p.228: 

»Deutschland  und Oesterreich,  wo  der 
Blumenhandel  sehr  bedeutend  ist,  sind 
noch  zu  nennen.  Aber  wenn  auch 
manche  ihrer  Zusammenstellungen 
hübsch  sind,  so  sind  andere  doch  wenig 
zierlich  und  von  zweifelhaftem  Ge- 
schmack. (Ist  das  in  Frankreich  nicht 
ebenso?     L.  W.) 

In  Deutschland  besonders  macht 
man  sehr  schwereZusammenstellungen; 
die  Kränze,  meist  aus  Blättern,  die 
dicht  aufeinander  gelegt  sind,  ge- 
bildet,       sind        zuweilen        ziemlich 


grob.*)  Aber  man  muss  anerkennen. 
dass,  wenn  manche  Zusammen- 
stellungen., wie  die,  wo  Vögel  auf  den 
Henkeln  wie  auf  Stangen  sitzen, 
sich  etwas  vom  guten  künstlerischen 
Geschmack  entfernen  (sehr  wahr.  L.W.), 
dagegen  andere  Blumen-Motive  sich 
durch  äusserste  Gewähltheit  und  voll- 
kommene Erfassung  einer  Idee  aus- 
zeichnen. Manche  Sträusse,  bei  denen 
die  Maiblume  ott  das  vorwiegende 
Element  ist,  die  auf  der  Basis  von 
langen  Cycas-Wedeln  ruhen  und  mit 
einer  grossen  Schleife  aus  Band  ver- 
bunden sind,  dessen  Enden  zierlich 
herabhängen,  sind  höchst  elegant: 
diese  Sträusse  sind  meistens  für  Be- 
gräbnisse bestimmt.  Von  origineller 
Erfindung,  sind  sie  gewissermassen  die 
Signatur  der  grossen  deutschen  Blumen- 
binder, welche  dadurch  die  kleinlichen 
und  schlechten  Geschmack  zeigenden 
Leistungen  der  Blumenbinder  von  wenig 
Talent  zurückweisen  wollen. 

Die  Sträusse  und  Vorderstücke  der 
Kreuze,  Kränze  und  Trauerkissen  sind 
ebenfalls  mit  diesen  Cycaswedeln  ge- 
schmückt, welche  man  im  Innern  be- 
festigt oder  quer  über  die  Kränze  hin- 
geworfen hat.  Alan  betreibt  Spezial- 
kulturen  von  Cycas,  um  die  ab- 
geschnittenen Wedel  zu  liefern. 

Unsere  Pariser  Blumenbinder  wenden 
jetzt  auch  Wedel  von  Cycas  und  ge- 
wissen Palmen  in  grosser  Menge  für 
ihre  reichen  Gebilde  an.« 


*)  Der  abgebildete  Kranz  aus  Blättern  im 
deutschen  Stil,  anscheinend  ein  uraltes  Gliche, 
ist  allerdings  wenig  schön.  Es  giebt  aber  viel 
bessere.     L.   W. 


Eingesandte  Preisverzeichnisse. 


\V.  Weisse  in  Kamenz  i. Sachs.  Coni- 
feren, Zierbäume,  immergrüne  Pflanzen. 
Stauden,  Obstbäume  etc.  —  Fürst  von 
Lobkowitzsche  Baumschulen  in 
Eisenberg  (Böhmen).  —  Au  gusteCh  an- 
tin in  Paris.  Rhododendion.  Orangen, 
Myrten,  Araucarien,  Palmen,  Orchi- 
deen etc.  —  Köhler  &  Rudel  in 
Windischleuba-Alteuburg  (S.-A.).  Spe- 
zial-Preisliste  über  Cactus  -  Dahlien, 
Chrysanthemum,  Canna.  Schnittstauden 
und  div.  Samen.  —  J.  Kmetsch  in 
Burg     bei     Hoyerswerda     (Schlesien). 


Baumschulartikel.  Po  m  m  ers  c  he 

Obstbaum-  und  Gehölzschulen  zu 
Radekow  bei  Tantow  (Berlin-Stettiner 
Bahn).  Dasselbe.  — A.  Seh  wiglewsk  i 
in  Carow  b.  Berlin,  Post  Blankenburg 
(Mark).      Dahlien     (mit    Abb.).  A. 

Metz  &  Co.  in  Berlin,  Bülowstrasse. 
Grassämereien.  W.     Pfitzer     in 

Stuttgart.  Pflanzen -Verzeichnis  über 
Diverses  (mit  Abb.).  —  Karl  Rein  seh 
in  Dresden.  Windmotoren  für  Maschinen 
und   Pumpen. 


i44 


Persunal-Nac  brich  tun. 


Personal-Nachrichten. 


Der  70.  Geburtstag  des  berühmten 
Botanikers  Geh.  Regierungsrat  Prof. 
Dr.  Simon  Seh  wendener.  Mit- 
glied des  Vereins  zur  Beförderung  des 
Gartenbaus  zu  Berlin,  geb.  zu  Buchs, 
Kanton  St.  Gallen,  wurde  am  10. Februar 
festlich  begangen.  Es  erschienen  u.  a. 
der  Rektor  der  Universität,  Geh.  Rat 
Waldeyer  und  der  Dekan  Professor 
Schwarz.  Geh.  Reg.-Rat  Engler 
überreichte  im  Namen  der  Freunde 
ein  grosses,  in  Leder  gepunztes  Album 
mit  etwa  200  Photographien  und  verlas 
die  darauf  bezügliche  Adresse.  (Das 
Album  ist  von  G.  Hulbe,  die  Adresse 
vom  Hofkalligraphen  Sack  gefertigt.) 
Prof.  Asche rson  verlas  die  Adresse 
des  bot.  Vereins  der  Provinz  Branden- 
burg, L.  Wittmack  die  der  Gesellschaft 
naturforschender  Freunde;  Gartenbau- 
direktor Lackner  und  Perring  über- 
reichten das  Diplom  als  Ehrenmitglied 
des  Vereins  zur  Beförderung  des  Garten- 
baus, Prof.  Haberlandt  aus  Graz 
namens  der  Schüler  eine  mit  dem 
Hilde  Schwende n er s  gezierte  inhalts- 
reiche Festschrift  etc.  etc.  Am  fol- 
genden Tage  fand  ein  Festessen  im 
^Englischen  Hause«  statt,  bei  welchem 
der  Rektor  der  Universität,  Geh.  Rat 
Waldeyer,  das  Hoch  auf  S.  M.  den 
Kaiser  ausbrachte.  Prof.  Haberlandt 
begrüsste  den  Jubilar  namens  der 
deutschen  bot.  Gesellschaft,  Professor 
Engler  im  Namen  der  Berliner  Freunde, 
Prof.  Volkens  im  Namen  der  Schüler, 
der  Gesandte  der  Schweiz,  Minister 
Roth,  als  schweizerischen  Veteran 
der  Wissenschaft,  Geh.  Rat  Diels 
sprach  im  Namen  der  Akademie  der 
Wissenschaften,  Prof.  Schwarz  im 
Namen  der  philosophischen  Fakultät. 
Hierauf  antwortete  Geh.  Rat  Seh  wen- 
dener in  längerer  Rede.  Prof.  Kny 
trank  auf  die  Gäste,  Prof.  Lasson 
in  Versen  auf  die  deutsche  bot.  Ge- 
sellschaft, Geh.  Rat  Wagner  auf  die 
Schweiz,  L.  Wittmack  erklärte  die 
Tischkarte,  die  er  mit  Zeichnungen  aus 
Schwendeners  Werken  durch  Herrn 
Schade  hatte  schmücken  lassen,  und 
trank  auf  die  deutschen  Universitäten. 


Prof.  an  der  Universität  Heidelberg, 
Geh.  Hofrat  Dr.  Ernst  P  fitz  er  und 
den  Prof.  an  der  Universität  Kopen- 
hagen Dr.  Eugenius  Warming  zu 
korrespondierenden  Mitgliedern,  in 
ihrer  physikalisch  -  mathematischen 
Klasse  gewählt. 

Der  90.  Geburtstag  des  Hrn.  Adolph 
Demmler  wurde  am  23.  Februar  im 
Kreise  der  Familie  festlich  begangen. 
Der  Vorstand  des  Vereins  zur  Be- 
förderung des  Gartenbaues  überreichte 
dem  immer  noch  frischen  Greise  die 
Vermeilmedaille  für  Förderung  der 
Zwecke  des  Vereins  durch  allgemeine 
Förderung  des  Gartenbaues 


Der  Verein  zur  Beförderung  des 
Gartenbaues  hat  innerhalb  acht  Tagen 
drei  langjährige  Mitglieder  verloren. 
Am  iü.  Februar  verstarb  der  Rentner 
B.  Schäffer,  Berlin,  Begründer  der 
Firma  Schäffer  &  Walcker,  der  in 
Herischdorf  in  Schlesien  sich  der 
Pflege  seines  Gartens  mit  grosser  Liebe 
widmete.  —  Am  18.  Februar  verschied 
nach  langen  Leiden  der  allezeit 
opferfreudige  Kommerzienrat  Otto 
Dellschau,  dessen  Garten  in  Pankow 
von  Herrn  Obergärtner  Schmidt  so 
wohl  gepflegt  wird,  und  dessen 
Azaleen  ein  Schaustück  auf  allen 
Berliner  Ausstellungen  waren.  -  Am 
19.  Februar  verstarb  plötzlich,  nachdem 
er  sich  von  längerer  Kränklichkeit  fast 
ganz  wieder  erholt  hatte,  im  59.  Lebens- 
jahre der  Kgl.  Gartenbaudirektor  und 
Kgl.  Hoflieferant  Gustav  Adolph 
Schultz,  Lichtenberg  bei  Berlin,  ein 
Mann,  der  sich  aus  den  kleinsten  An- 
fängen zu  einem  der  ersten  Handels- 
gärtner Deutschlands  aufgeschwungen 
hatte.  Wie  hoch  dieser  Mann  angesehen, 
ergab  sich  am  besten  aus  der 
nach  Hunderten  zählenden  Trauer- 
versammlung bei  seinem  Begräbnis. 
Wir  werden  seine  Biographie  in  nächster 
Nummer  bringen. 


Die  königl.  Akademie  der  Wissen- 
schaften hat  den  Professor  an  der 
Akademie  zu  Münster  i.  W.,  Geheimen 
Regierungsrat  Dr.  Oskar  Brefeld,  den 


Der  grosse  Gartenliebhaber  Kom- 
merzienrat Ranniger  in  Altenburg, 
Besitzer  eines  herrlichen  Winter- 
gartens, Mitglied  des  Vereins  zur 
Beförderung  des  Gartenbaues,  f  am 
23.  Februar  nach  einem  nur  Stägigen 
Krankenlager. 


Gartenflora  1899. 


LISSOCHILUS  GRAEFII.    kränzlin. 


Lissochilus  Graefii  Krzl. 

rz^ry-  Von    F.  Kränzlin,       (Hierzu    Tafel     1460.) 

-3^jie  hier  abgebildete  schöne  Erdorchidee  hat  für  Berlin  eine  besondere  Be- 
^£%  deutung  insofern,  als  sie  in  unmittelbarer  Nähe  der  Hauptstadt,  nämlich 
in  Steglitz,  zum  erstenmale  geblüht  hat  und  von  hier  aus  als  neue  Art  be- 
kannt gemacht  wurde.  Es  ist  ein  stattliches  Gewächs  mit  faustgrossen,  prallen, 
eiförmigen  Knollen  und  grossen,  im  allgemeinen  an  Curculigo  erinnernden 
Blättern.  Der  Blütenschatt  erreicht  eine  Höhe  bis  zu  1,25  Meter  und  trägt 
oberseits  eine  reichblütige,  etwas  lockere  Rispe  der  schönen  Blumen,  welche 
die  beifolgende  Tafel  in  natürlicher  Grösse  und  Färbung  zeigt.  Der  Haupt- 
unterschied von  ähnlichen  Arten,  von  denen  aber  keine  z.  Z.  bei  uns  in  Kultur 
ist,  besteht  in  dem  mittleren  Lappen  der  Lippe.  Bei  allen  anderen  Arten 
dieses  Formenkreises  bildet  derselbe  eine  wenn  auch  zusammengefaltete,  so  doch 
leicht  in  eine  Ebene  ausbreitbare  Fläche,  bei  L.  Graelii  ist  dieser  Teil  ein 
solider,  beilklingenähnlicher  Körper,  welchen  flach  auszubreiten  unmöglich  ist. 
Dies  ist  das  am  meisten  charakteristische  Merkmal,  die  anderen  mehr  auf 
botanischen  Subtilitäten  beruhenden  lasse  ich  hier  um  so  eher  bei  Seite,  als  sie 
alle  nur  mit  Hilfe  von  Vergleichsmaterial  gewürdigt  werden  können.  Die 
Pflanze  hat  eine  amüsante  und  für  den  Besitzer  erfreuliche  Vorgeschichte.  Herr 
Dr.  Graef*)  erstand  bei  der  einstmaligen  Firma  Seeger  &  Tropp  zu  East-Dulwich 
bei  London  einen  Posten  Laelien  und  Cattleyen  zu  einem  sehr  geringen  Durch- 
schnittspreis (ich  glaube  1  Sixpence  das  Stück).  Darunter  befand  sich  eine 
verschrumpfte,  sehr  dürftig  aussehende  Knolle,  welche  Herr  Dr.  Gr.  für  Cattleya 
citrina  hielt,  womit  sie  in  der  ThatÄhnlicheit  hatte,  und  welche  er  nach  Art  dieser 
Pflanzen  kultivierte,  d.  h.  den  Gipfel  nach  unten.  Der  neue  Trieb  wuchs  aber 
nicht  in  der  Art  von  Gattl.  citrina  abwärts,  sondern  die  Blätter  wandten  sich 
sofort  aufwärts.  Die  Pflanze  wurde  nun  aus  ihrer  Zwangslage  erlöst  und  ein- 
getopft. Die  neue  Behandlung  schlug  so  gut  an,  dass  die  neue  Bulbe  mehr 
als  doppelt  so  gross  wurde  wie  die  erste  und  die  dritte  wieder  grösser.  Ich 
erinnere  mich  der  alten  Bulben  noch  sehr  genau.  Im  zweiten  Jahre  blühte 
dann  die  Pflanze,  machte  aber  im  darauffolgenden  Jahre  ausser  noch  grösseren 
Bulben  und  Blättern  einen  noch  viel  höheren  Blütenstand  von  den  oben  an- 
gegebenen Dimensionen.  Die  Beobachtungen  zweier  Jahre  und  eine  genaue 
wissenschaftliche  Beschreibung  nebst  einer  Discussion  über  die  systematische 
Stellung  habe  ich  zuerst  in  Gard.  Chronicle  1893,  I.  740  publiziert;  eine  noch 
detailliertere  Beschreibung  mit  deutschem  Text  und  einer  farbigen  Tafel  in  dem 
dritten  Bande  der  Xenia  Orchidacea,  Seite  125  (mit  Tafel  272).  Ich  halte  die  Art 
als  solche  aufrecht,  trotz  Herrn  Allen  Rolfes  Einwand,  welcher  sie  in  Bd.  7  der 
Flora  of  Tropical  Africa  (S.  91)  mit  Lissochilus  Krebsii  Rchb.  f.  vereinigen  will. 


*)  Herr  Dr.  Graef  in  Steglitz  ist  leider  am   2.  März  im  72.  Lebensjahre  verschieden. 


IA(j  856.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc. 

Herr  Rolfe  bat  die  Pflanze  nicht  lebend  untersucht  und  aus  seiner  Beschreibung 
geht  hervor,  dass  er  das  Hauptmerkmal,  wodurch  sich  beide  Arten  unter- 
scheiden, nicht4gesehen  hat.  Ueberdies  hat  L.  Graefii  grössere  Blüten,  als  sie 
je  bei  L.^Krebsii'vorkommen. 

Erklärung  der  aus  Xenia  Orchidacea  III  t.,  272  entlehnten  Analysen: 
1.  Blüte  von  vorn.  2.  Labellum  von  der  Seite  (verkleinert).  3.  Pollenmassen 
von  vorn.  4.  Dieselben  von  hinten.  5.  Anthere  von  innen,  ö.  von  aussen  ge- 
sehen.    (3 — 6  schwach  vergrössert). 


856.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues 

am  23.  Februar  1899. 

I.  Der  Vereinsdirektor,  Kgl.  Gartenbaudirektor  Lackner,  wies  daraufhin,  dass 
der  Verein  innerhalb  kurzer  Zeit  mehrere  schwere  Verluste  erlitten  habe, 
und  widmete  den  Dahingeschiedenen:  Herren  Ulrich  Pitt-Wernigerode, 
Rentner  B.  Schäffer-Berlin,  Kommerzienrat  Dellschau-Berlin  und  Kgl. 
Gartenbaudirektor  Gust.  Ad.  Schultz-Lichtenberg  bei  Berlin,  warme 
Worte  der  Anerkennung.  Die  zahlreich  Versammelten  (darunter  auch 
viele  Damen)  erhoben  sich  zum  Zeichen  der  Teilnahme  von  ihren  Sitzen. 

II.  Vorgeschlagen  wurden  zu  wirklichen  Mitgliedern: 

1.  Herr  Schlossgärtner  Ad  amHeydt,Dallmin  an  der  Berl.  Hamburger 

Bahn,  durch  L.  Wittmack; 

2.  »       Kommerzienrat  Hugo  Landau,  Berlin  W.,  Wilhelmstr.  71, 

durch  Herrn  Dr.  Freiherrn  von  Landau; 

3.  »       Gärtnereibesitzer    M.     Rist  ig,    Zehlendorf,     durch     Herrn 

Wienholz; 

4.  »       Rentier  Meermann,  Birkenwerder,  durch  Herrn  Lehmann. 

III.  Als  ein  freudiges  Ereignis  teilte  der  Direktor  mit,  dass  heute  Herr 
Adolph  Demmler  seinen  90.  Geburtstag  feiere  und  dass  ihm  dazu  vom 
Vorstande  die  Vermeilmedaille  überreicht  sei. 

IV.  Alsdann  begrüsste  er  den  in  der  letzten  Versammlung  als  zweiten  Vor- 
sitzenden gewählten  Herrn  Konsul  Seifert.  Dieser  dankte  in  herzlichen 
Worten  für  seine  Wahl  und  erklärte,  er  wolle  sich  nach  besten  Kräften 
bemühen,  allen  Interessen  gerecht  zu  werden  und  die  Ziele  des  Vereins 
nach  jeder  Richtung  zu  fördern.  (Bravo!) 

V.  Alsdann  hielt  Herr  Prof.  Dr.  Carl  Müller  einen  mit  vielem  Humor 
gewürzten  und  mitreichem  Beifall  aufgenommenen  Vortrag  über  das  Ivessche 
Verfahren  der  Reproduktion  von  Photographien  in  natürlichen  Farben 
und  seine  Bedeutung  für  den  Gartenbau.  Herr  Prof.  Müller  entwickelte, 
wie  man  das  weisse  Sonnenlicht  durch  ein  Prisma  in  die  Regenbogen- 
farben zerlegen  könne  und  wie  weiter  sich  diese  Farben  in  drei  Grund- 
farben: rot,  grün  und  blau,  zusammenfassen  lassen.  Wenn  man  nun  einen 
Gegenstand  erst  durch  ein  rotes  Glas  photographiert,  dann  durch  ein 
grünes,  dann  durch  ein  blaues,  von  diesen  Aufnahmen  drei  durchsichtige 
Glasphotographieen  (sog.  Diapositive)  herstellt,  diese  wiederum  durch 
Einschalten  der  entsprechend  gefärbten  Gläser  (rot,  grün  und  blau)  färbt 


856.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc.  \An 


und  mit  Hilfe  des  [vesschen  Lichtbilderapparates  (des  ..Chromoskopes") 
die  aul  einen  weissen  Schirm  geworfenen  Bilder  übereinander  schiebt, 
so  erbickt  man  bei  völliger  I)eckung  der  Bilder  den  Gegenstand  in 
natürlichen  Farben.  Der  Redner  dankte  dem  Herrn  Prof.  Dr.  Börnstein 
von  der  landw.  Hochschule,  welcher  ihm  das  Chromoskop  nebst  elektrischen 
Lampe  zur  Verfügung  gestellt  hatte,  ebenso  der  Gesellschaft  Urania  für 
Überlassung    einer  Anzahl  zugehöriger  Diapositive 

Die  auf  eine  weisse  Wand  geworfenen  Bilder  einer  Vase  mit  Blumen, 
eines  Tellers  mit  Früchten,  eines  Schmetterlings  etc.  etc.  wurden  über- 
raschend in  ihren  natürlichen  Farben  wiedergegeben.  Prof.  Müller  legte 
dar,  dass  man  Bindereien,  Blumen,  Teppichbeete  etc.  auf  diese  Weise 
sich  in  ihren  natürlichen  Farben  wieder  vorführen  könne;  allerdings 
bedarf  es  vorläufig  dazu  noch  der  komplizierten  Apparate,  deren  vor- 
zügliche Leistungen  aber  die  angemalten  Photographien  als  einen  nur 
wenig  befriedigenden  Notbehelf  erscheinen  lassen. 
VT.  Ausgestellte  Gegenstände:  i.  Herr  Obergärtner  Lehmann  legte  aus 
dem  Garten  des  Herrn  Leutnant  Wollank  in  Dammsmühle*)  mehrere 
sehr  schöne  Exemplare  des  Bismarckapfels  vor  und  bemerkte,  dass 
dieser  Apfel  erst  im  Januar  bis  März  wohlschmeckend  wird:  wegen  dieser 
Dauerhaftigkeit,  seines  schönen  Aussehens  und  seines  guten  Geschmacks 
verdiene  er  die  weiteste  Verbreitung.  Er  fault  nicht  so,  wie  der  Kaiser 
Alexander.  Herr  Inspektor  Dressler  stimmte  dem  bei  ;  wenn  er  auch 
kein  ganz  feiner  Apfel  ist,  so  verdient  er  doch  aus  den  angegebenen 
Gründen  Empfehlung. 

2.  Vorgelegt  wurden  die  in  Gartenflora  Heft  4  S.  100  abgebildeten 
Aluminium-Etiketten  von  F.  Knoll-Leipzig-Lindenau  sowie  dessen 
praktische  Baumbänder.  Auf  Antrag  des  Herrn  Hofgärtner  Hoffmann 
beschloss  der  Verein,  eine'Anzahl  Etiketten,  die  Herr  Bluth  nach  seinen 
allerdings  erst  kurzen  Versuchen  empfahl,  kommen  zu  lassen.  Herr 
Prof.  Dr.  Carl  Müller  bemerkte,  dass.  wenn  man  Wasser  in  Gefässen 
aus  Aluminium  koche,  das  Aluminium  wie  alle  Erdmetalle  etwas  zersetzt 
werde,  es  frage  sich,  ob  im  heissen  Sommer,  wenn  Regen  auf  die  Etiketten 
falle,  nicht  auch  eine  leichte  Zersetzung  stattfinde.  Das  müsse  der  Ver- 
such lehren.  Herr  Hofgärtner  Hoffmann  führte  noch  an.  dass,  wenn  man 
die  gewöhnlichen  Zinketiketten,  nachdem  sie  beschrieben,  mit  Kopallack 
auf  beiden  Seiten  überstreiche,  sie  sich  viel  besser  halten. 

3.  Herr  Prof.  Dr.  Carl  Müller  zeigte  ein  bereits  fast  verblühtes 
Sauromatum  venosum  (abgeb.  Gartentlora  Heft  3  S.  67),  L.  Wittmack 
ein  solches  noch  vor  dem  Aufblühen  vor.  Letzterer  hatte  die  Knolle 
durch  Güte  des  Herrn  J.  Kuntze  (i.  Fa.  J.  C.  Schmidt),  Berlin,  der 
ca.  3000  Stück  in  diesem  Winter  verkauft  hat,  erhalten.  Herr  Prof. 
Müller  bemerkte,  dass  der  lange,  wurmförmige  Fortsatz  am  Kolben  vor 
der  Blütezeit  reich  mit  Stärke  gefüllt  sei.  Diese  Stärke  wird  offenbar 
durch  den  Athmungsprozess  verbrannt  und  infolge  dessen  entsteht  auch 
hier  die  bei  vielen  Araceen  in  der  Blütenscheide  beobachtete  Wärme- 
entwicklung.    Wenn  man  den  Kolben   kurz  vor    dem  Aufblühen    anfühlt, 

*)  Siehe   die  Beschreibung  von   Dammsmühle  in  Gartrl.    i8<j8  S.  400. 


]A$  856.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc. 

spürt  man  eine  Wärme  von  ca.  30 — 32  °  C.  Herr  Privatdozent  Dr. 
Kolkwitz  hat  in  seiner  Habilitationsrede  berechnet,  dass  sich,  wenn 
man  die  Wärme  sammeln  könne,  ein  Glas  Wasser  zum  Kochen  bringen 
lasse.  Der  Geruch  zur  Blütezeit  sei  übrigens  recht  unangenehm,  wie  bei 
Aaspflanzen. 

4.  Herr  Lehmann  legte  abermals  sehr  schöne  riesige  gefüllte  Blumen 
von  Datura  suaveolens  vor  (vergl.  Gartenflora  1898  S.  652).  Die  Pflanzen 
haben  den  ganzen  Sommer  über  geblüht  und  blühen  auch  jetzt  wieder. 
Um  das  zu  erreichen,  hat  Herr  L.  die  Töpfe  über  Wasser  gestellt  und 
recht  gut  gepflegt.  Die  trocken  gehaltenen  haben  weder  Blätter  noch 
Blüten.  Auch  eine  hellrosa  und  eine  dunkelrote  Varietät  besitzt  Herr 
Lehmann.  Er  empfahl  sehr,  diese  schöne  Blume,  die  sich  für  grosse 
Bindereien  sehr  eignet,  als  WTnterblume  zu  ziehen,  nur  dürfte  sie  sich 
abgeschnitten  nicht  lange  halten.  Herr  Lackner  bemerkte,  dass  Datura 
suaveolens  auch  bei  J.  C.  Schmidt  in  Steglitz  blühe.  Dasselbe  ist  bei 
Herrn  Mehl  und  noch  einigen  Herren  der  Fall.  Herr  Lehmann  fügte 
noch  hinzu,  dass  Stecklinge  vom  Frühjahr  bereits  im  Sommer  blühen,  und 
zwar  ebenso  gross  wie  die  alten.  Der  Geruch  ist  bei  den  weissen  be- 
sonders des  Morgens  schön,  bei  den  roten  ist  er  schwach. 

5.  L.  Wittmack  zeigte  zwei  Aststücke  von  den  jetzt  so  viel  be- 
sprochenen alten  Taxus-Bäumen  aus  dem  Garten  des  Herrenhauses  vor, 
die  das  Museum  der  landw.  Hochschule  durch  Güte  des  Herrn  Re issig, 
Bureaudirektor  des  Herrenhauses,  bereits  1897  erhalten. 

VII.  Eine  lange  Debatte  erhob  sich    über    den  folgenden    Antrag    der    Ver- 
einigten Ausschüsse: 

a)  den  Fonds  der  Kaiser  Wilhelm-  und  Augusta-Jubelstiftung  für 
Gärtner  von  6800  auf  10000  M.  zu  erhöhen; 

b)  der  Kgl.  Gärtner-Lehranstalt  Potsdam  zu  ihrem  75jährigen 
Jubiläum  eine  Summe  von  5000  M.  unter  dem  Namen  »Stipendien- 
fonds des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  in  den 
preussischen  Staaten«  zu  überweisen  und  dessen  Verwaltung  dem 
Direktorium  der  Anstalt  zu  übertragen. 

Herr  Direktor  Lackner  erläutert  die  Geschichte  dieses  Antrages:  Am 
25.  Januar  1898  hatten  die  Herren  städtischer  Obergärtner  Weiss  und  Ge- 
nossen einen  Antrag  beim  Vorstande  eingebracht,  von  dem  Überschuss 
der  Jubiläumsausstellung  1897,  der  auf  ca.  lbooo  M.  anzunehmen  sei, 
10  000  M.  dem  Vereinsvermögen  zuzuführen,  von  dem  Rest  die  eine  Hälfte 
der  Kaiser  Wilhelm-  und  Augusta-Jubelstiftung  für  Gärtner  zu  überweisen, 
die  andere  Hälfte  (also  ca.  3000  M.)  dem  jetzt  in  der  Bildung  begriffenen 
Stipendienfonds  der  Kgl.  Gärtner  -  Lehranstalt.  Dieser  Antrag  konnte 
damals  nicht  verhandelt  werden,  weil  die  Abrechnung  über  die  Aus- 
stellung noch  nicht  vorlag,  die  übrigens  auch  heute  noch  nicht  dechargiert 
ist.  In  der  Sitzung  des  Gehölz- und  Obstausschusses  vom  8.  Dezember  1898 
stellte  Herr  Gartenbaudirektor  Hampel  den  Antrag,  statt  3000  M.  5000  M. 
nach  Potsdam  zu  geben,  aber  diese  Summe  nicht  mit  dem  allgemeinen 
Stipendienfonds  zu  verquicken,  sondern  als  besonderen  Fonds  zum  ewigen 
Gedächtnis  an  den  Verein  als  Stipendienfonds  des  Vereins  zur  Beförderung 
des  Gartenbaues  von  der  Direktion  der  Gärtner-Lehranstalt,  aber  unter  den- 


856.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc.  ^M) 

selben  Bedingungen  wie  den  grossen  Stipendienfonds  verwalten  zu  lassen. 
I  mos  wurde  angenommen.  Ebenso  erklärten  sich  die  übrigen  Ausschluss-, 
wenn  auch  im  Blumen-  und  Gemüseausschuss  einige  abweisende  Stimmen 
laut  wurden,  dafür.  Der  Vorstand  dagegen  gab  in  einer  Sitzung  aller 
Ausschüsse  zur  Erwägung,  ob  es  nicht  besser  sei,  der  Gärtner-Lehr- 
anstalt 3000  M.  zu  ihrem  allgemeinen  Stipendienfonds  ohne  jede  Be- 
dingung zu  geben.  Die  vereinigten  Ausschüsse  aber  beschlossen,  der 
Versammlung  die  5000  AI.  zu  empfehlen.  Darüber,  dass  der  Fonds  der 
Kaiser  Wilhelm-  und  Augusta-Jubelstiftung  auf  10000  AI.  erhöht  werden 
müsse,  waren  alle  einig. 

Ehe  die  Diskussion  begann,  ging  ein  schriftlicher  Antrag  von  Herrn 
Inspektor  Dressler  und  Genossen  ein: 

1.  den  Fonds  der  Kaiser  Wilhelm-  und  Augusta-Jubelstiftung  auf 
15000  M.  zu  erhöhen  und  aus  den  Zinsen  dieses  Fonds  Stipendien 
zu  zahlen,  und  zwar  abwechselnd  einmal  einem  jungen  Mann,  der 
die  Potsdamer  Lehranstalt  besucht  hat,  das  andere  Mal  einem 
jungen  Mann,  welcher  vom  Verein  zur  Beförderung  des  Gartenbaues 
hierfür  als  würdig  befunden  wird; 

2.  die  beantragte  Summe  von  5000  M.  zum  Jubiläumsfonds  der  Gärtner- 
Lehranstalt  in  Potsdam  abzulehnen. 

Herr  Inspektor  Dressler  begründete  diesen  Antrag.  Er  und  seine 
Genossen  wollten  nicht  Geld  sparen,  aber  das  Geld  solle  in  der  Ver- 
waltung des  Vereins  bleiben,  damit  es  nicht  nur  den  Zöglingen  der 
Gärtner-Lehranstalt  zu  gute  komme. 

Herr  Kgl.  Gartenbaudirektor  Hampel  sprach  für  den  Antrag  der  ver- 
einigten Ausschüsse;  die  Anstalt  in  Potsdam  sei  ein  Kind  des  Vereins,  der 
Verein  habe  im  Kuratorium  eine  Stimme,  habe  über  das  Wohl  und  Wehe 
mit  beraten,  aber  pekuniär  bisher  nichts  dazu  beigesteuert,  da  gezieme  es 
sich  wohl,  beim  75.  Jubiläum  die  Hand  aufzuthun,  zumal  unsere  Finanz- 
lage günstig  sei.  Es  würde  das  Stipendium  ein  dauerndes  Andenken  an 
den  Verein  sein,  wenn  auch  die  Anstalt  verstaatlicht  würde. 

Herr  Hofgärtner  Hoffmann  befürwortet  ebenfalls  den  Antrag  der  ver- 
einigten Ausschüsse.  Für  die  Kaiser  Wilhelm-  und  Augusta-Stiftung  könne 
man  alljährlich  im  Etat  etwas  aussetzen,  um  auch  deren  Fonds  zu  erhöhen. 

Herr  Inspektor  Per  ring  begründet  den  Beschluss  des  Vorstandes. 
,;"<>M  M.  zu  geben;  die  Kaiser  Wilhelm-Stiftung  bedürfe  dringend  einer 
Erhöhung,  damit  auch  Unterstützungen  gezahlt  werden  können.  Der 
Stipendienfonds  der  Gärtner-Lehranstalt  betrage  jetzt  schon  13000  M.;  die 
5000  Mk.  würden  Verwaltungsschwierigkeiten  machen. 

Herr  Inspektor  Echtermeyer  empliehlt  den  Antrag  der  Ausschüsse. 
Der  Vorschlag  des  Herrn  Dressler.  alle  zwei  Jahre  das  Stipendium  an 
die  Gärtner-Lehranstalt  zu  geben,  würde  auf  Schwierigkeiten  stossen,  da 
nicht  beabsichtigt  sei,  durchaus  alle  Jahre  den  Fonds  zu  verteilen.  Es 
würde  gewiss  im  Ministerium,  das  dem  Verein  Beihilfen  gewähre,  mit 
Befriedigung  anerkannt  werden,  dass  der  Verein  seine  Mittel  auch  für 
die  Gärtner-Lehranstalt  verwende,  wie  schon  L.  Wittmack  in  den 
Ausschusssitzungen  dargelegt  habe;  die  Kaiser  Wilhelm-Stiftung  bleibe 
ja  in  der  Pflege  des  Vereins. 


j  cq  856.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc. 

Herr  Brettschneider:  Ich  bin  dem  Antrag  Dressler  beigetreten, 
weil  in  kurzer  Zeit  die  Potsdamer  Anstalt  aus  der  Verbindung  mit 
unserem  Verein  ausscheidet;  es  ist  nicht  gesagt,  wie  weit  der  Verein  einen 
Eintluss  bei  der  Verleihung  des  Stipendiums  haben  würde. 

L.  Wittmack,  der  die  historische  Seite  noch  ergänzt,  bittet,  den  An- 
trag der  vereinigten  Ausschüsse  zuerst  zur  Abstimmung  zu  bringen;  die 
A'erwaltung  werde  keine  Schwierigkeiten  machen. 

Herr  Hampel  bemerkt  Herrn  Per  ring  gegenüber,  dass  die  13000  M. 
von  Freunden  und  Schüler  gegeben  seien;  der  Verein  würde  auch  in  Zu- 
kunft gewiss  stets  bereit  sein,  auf  Antrag  des  Vorstandes  die  Kaiser 
Wilhelm-Stiftung  weiter  zu  erhöhen.  Die  Ausschüsse  hätten  den  Antrag 
reiflich  geprüft,  und  wenn  deren  Anträge  nicht  angenommen  würden,  so 
verlören  die  Ausschüsse  ihre  Bedeutung. 

Der  Vereinsdirektor  bemerkt  dem  gegenüber,  dass  zwar  dem  Votum 
der  Ausschüsse  ein  grosser  Wert  beigelegt  werde,  dass  die  Vereins- 
versammlung aber  absolut  souverän  sei. 

Herr  Cordel  berichtet,  er  habe  in  der  Sitzung  der  vereinigten  Aus- 
schüsse mit  mehreren  Genossen  den  Antrag  gestellt,  die  5000  M.  unter 
der  Verwaltung  des  Vereins  zu  belassen,  er  habe  ihn  später  zurückgezogen. 
Herr  Hapt  habe  ihn  aber  in  der  Form  wieder  aufgenommen,  dass  die 
5000  M.  an  die  Kaiser  Wilhelm-Stiftung  gegeben  werden  und  abwechselnd 
ein  Zögling  der  Gärtner  -  Lehranstalt,  und  ein  Anderer  unterstützt 
werden  solle. 

Herr  Bluth  ist  für  den  Antrag  der  vereinigten  Ausschüsse.  Die 
Kaiser  Wilhelm-Stiftung  und  der  Jubiläumsfonds  der  Gärtner-Lehranstalt 
hätten  nichts  mit  einander  zu  thun.  Der  Verein  habe  den  Überschuss 
der  Ausstellung  erworben  durch  die  Thätigkeit  seiner  Mitglieder,  durch 
Gaben  von  Staat,  Stadt,  Behörden  und  Privaten,  da  könne  er  auch  die 
5000  M.  zu  wohlthätigen  Zwecken  verwenden. 

Herr  Echtermeyer:  Was  der  Verein  stiftet,  giebt  er  nicht  dem  Staat, 
sondern  der  Gärtner-Lehranstalt.  Das  Geld  wird  nur  an  wirklich  tüchtige 
Zöglinge  gegeben  werden. 

Herr  Inspektor  Perring  erwidert  Herrn  Hampel,  die  vereinigten  Aus- 
schüsse könnten  sich  nicht  verletzt  fühlen,  wenn  ihr  Antrag  nicht  an- 
genommen werde,  ebenso  wenig  wie  der  Vorstand,  falls  sein  Antrag  nicht 
den  Beifall  der  Versammlung  finde. 

Herr  Hampel:  Wenn  die  Gärtner-Lehranstalt  nach  Dahlem  kommt, 
werden  auch  Handelsgärtner,  Obst-  und  Gemüsegärtner  in  ihr  aus- 
gebildet werden. 

Herr  Inspektor  Lange  ist  für  5000  M.,  wünscht  sogar,  dass  dieser 
Betrag  später  noch  erhöht  werde. 

Herr  Hofgärtner  Hoffmann  spricht  nochmals  für  die  5000  M.;  der 
Stipendienfonds  soll  dem  ganzen  Stande  zur  Ehre  gereichen,  das  Ministe- 
rium werde  es  gewiss  anerkennen,  dass  der  Verein  auch  etwas 
Ordentliches  leiste. 

Herr  Geschäftsführer  Junge:  Das  Ministerium  schenkt  dem  Verein 
Vertrauen,  erweisen  auch  wir  dem  Staate  bezW.  der  Gärtner-Lehranstalt 
Vertrauen,    dass    die  Verwaltung    des  Fonds   gut  geführt  werde;    3000  M. 


Gustav  Adolph  Schultz  t.  |-  i 


sind  als  Separat-Stipendienfonds  zu  wenig,  es  müssen  5000  M.  sein.  In 
Jen  letzten  Jahren  hat  der  Verein  durch  seinen  Vertreter  im  Kuratorium 
einen   ganz  erfreulichen  Einfluss  ausgeübt. 

Herr  Schatzmeister  Loock:  Als  es  sich  zeigte,  dass  die  Jubiläums-Aus- 
stellung einen  Überschuss  ergeben  würde,  hat  der  inzwischen  leider 
dahingeschiedene  Direktor  Herr  v.  Pommer  Esche  bereit-  angeregt, 
den  Fonds  der  Kaiser  Wilhelm-Stiftung  auf  10000  M.  zu  erhöhen.  Da  zeigte 
sich,  dass  der  Überschuss  grösser  war,  und  infolge  dessen  wurde  der 
Antrag  Weiss  eingebracht.  Ich  bin  der  Meinung,  dass  auch  der  Vorstand 
5000  M.  nach  Potsdam  geben  kann. 

[nfolge  eines  Schlussantrages  kamen  mehrere  Redner  nicht  mehr 
zum    Wort. 

Bei  der  Abstimmung  wurden  die  beiden  Anträge  der  vereinigten 
Ausschüsse  (siehe  oben  S.  14S  a  und  b)  mit  sehr  grosser  Majorität  an- 
genommen.  (Eine  zweite  Abstimmung  erfolgt  am  23.  März,  da  die 
\  ersammlung  am  30.  März  des  Gründonnerstags  wegen  nicht  statt- 
finden kann.) 
YIII.  Ohne  Debatte  genehmigte  sodann  dieVersammlung  das  vorgelegte  Programm 
der  Grossen  deutschen  Winterblumen- Ausstellung  Mitte  Februar 
1900  im  Zoologischen  Garten  und  erklärte  sich  damit  einverstenden,  dass, 
um  diese  Ausstellung  zu  einer  des  neuen  Jahrhunderts  würdigen  zu  ge- 
stalten, 20000  Mark  zu  Medaillen  und  Geldpreisen  ausgesetzt  werden, 
lies  beschränkten  Raumes  wegen  können  Obst,  Gemüse,  Gartenpläne  und 
gewerbliche  Gegenstände  nicht  ausgestellt  werden,  das  Hauptgewicht  soll 
eben  auf  Blumen  gelegt  werden.  Auch  hierüber  erfolgt  die  2.  Abstimmung 
am  23.  März. 
IX.  Aufgenommen  wurden  als  wirkliche  Mitglieder  die  in  der  letzten  Ver- 
sammlung Vorgeschlagenen.     (Siehe  Heft  4   S.  90.) 

Carl   Lackner.  L.  Wittmack. 


Gustav  Adolph  Schultz  "f. 

(Hierzu  Abb.   3i,  Portrat.) 


Am    19.  Februar    starb    unerwartet    der    Kgl.  Gartenbaudirektor    Gustav 


A  d  0  Iph  Schultz  in  Lichtenberg  b.  Berlin.  Mit  ihm  ist  einer  der 
bedeutendsten  Handelsgärtner  des  Deutschen  Reiches  dahingegangen,  ein  Mann, 
der.  wie  Herr  0.  Xeumann  mit  Recht  im  Handelsblatt  für  den  Deutschen 
Gartenbau  S.  64  sagt,  ganz  besonders  für  die  Berliner  Handelsgärtnerei  ein 
\  orl  ild  gewesen  ist.  indem  er  mit  weitem  kaufmännischen  Blick  seine  Gärtnerei 
zu  einem  Weltgeschäft  machte.  Er  arbeitete  eben  nicht,  wie  die  meisten 
anderen  Berliner  Handelsgärtnereien  (von  den  grossen  Baumschulen  sehen  wir 
hier  ab),  nur  für  den  Berliner  Markt,  sondern  suchte  überall,  auch  im  Auslande. 
'-.'.  Seine  Maiblumenkeime  gingen  nach  allen  Teilen  Europas,  besonders 
nach  England,  aber  selbst  nach  Amerika;  seine  Hyacinthen  und  Tulpen,  seine 
Palmen  und  Blattpflanzen  fanden  ihren  Weg  nach  allen  Teilen  Deutschlands 
und  auch  nach  dem  Auslande.  Durch  ihn  wurden  die  Berliner  Maiblumen 
weltbekannt. 


152 


Gustav  Adolph  Schultz  f. 


Gustav  Adolph  Schultz  wurde  am  27.  April  1840  zu  Hamburg  geboren. 
Sein  Vater  war  praktischer  Arzt  in  Elmshorn,  wo  der  Knabe  die  Bürger- 
schule des  Dr.  Stoessinger  besuchte.  Im  Oktober  1856  kam  er  in  die  Lehre  bei 
dem  Gärtner  II.  Jensen  in  Hamburg-Hohenfelde  und  trat  im  April  1860  als 
Gehülfe  in  die  damalige  Gemüsegärtnerei  von  Carl  Chone.  Berlin,  Frank- 
furter Allee  ein.  wo  er  sechszehn  Jahre  blieb.  Während  seiner  dortigen  Thätigkeit 
entwickelte  sich  die  anfänglich  kleine  Gemüsegärtnerei  zu  einem  grossen 
Kultur-    und    Versandgeschäft    von    Handelspflanzen,    in    welchem    Schultz    als 


-  A 

Gustav  Adolph  Schultz  f. 

Abb.   3i. 


Geschäftsführer  arbeitete,  rege  durch  Mittel  von  dem  Chef  unterstützt,  der  sein 
Talent  anerkannte  und  in  schönster  Harmonie  mit  ihm  lebte. 

Nach  dem  Tode  Carl  Chones  nahm  Schultz  1874  die  Zietemannsche 
Gärtnerei  in  der  Koppenstrasse  in  Pacht,  siedelte  aber,  da  das  Grundstück  bald 
verkauft  wurde,  1876  nach  seinem  bereits  früher  erworbenen  eigenen  Grund- 
stück am  „Eckartsberge",  neben  der  Eckertschen  Fabrik  (jetzt  Petersburger- 
strasse), über.  Das  Geschäft  blühte  hier  immer  mehr  auf  und  das  Terrain, 
welches  anfänglich  nur  350  Ouadratruten  (ca.  Va  ha)  umfasste,  wurde  allmählich 
auf  1200  Ouadratruten  (ca.  1,7  ha)  vergrössert.  In  der  richtigen  Voraus- 
sicht aber,  dass  das  Grundstück  bald  der  Bebauung  unterliegen  werde,  kaufte 
Schultz  in  Lichtenberg  (Röderstrasse)   ein  Grundstück  von    15  Morgen  (3,75  ha) 


Dioon  edule  und  Dioon  edule  var.  lanuginosum  Wittmck. 


und  richtete  dort  eine  zweite  Gärtnerei  ein.  Im  Jahr  1895  verkaufte  er 
seinen  Besitz  aut  Eckartsberg,  liess  die  dort  befindlichen  Gewächshäuser  nach 
Lichtenberg"  bringen,  vermehrte  deren  Zahl  durch  neue,  die  er  nach  belgischem 
Muster  im  Zusammenhang  errichtete,  und  erbaute  sich  noch  eine  stattliche. 
höchst  geschmackvolle  Villa.  —  Allein  auch  dies  Land  reichte  nicht  aus:  er 
erwarb  noch  ein  grosses.  6.5  ha  umfassendes  Terrain  in  Rummelsburg-Friedri' :hs- 
felde.  wo  er,  gleichwie  auf  7.5  ha  Pachtland,  hauptsächlich  Maiblumen,  Blumen- 
zwiebeln und  Flieder  kultivierte,  während  als  Wechselfrucht  Gemüse  gebaut 
wurde.  Im  Ganzen  umfasste  die  Schultzsche  Gärtnerei  demnach  17.75  ha.*) 
Schon  auf  der  Berliner  Gewerbe-Ausstellung  1S70  wurde  ihm  die  Grosse  silberne 
Staatsmedaille  für  Leistungen  im  Gartenbau  zu  teil;  auch  bei  der  Berliner  Ge- 
werbe-Ausstellung 1896  beteiligte  er  sich  auf  das  rühmlichste  während  der 
u.mzen  Dauer  derselben.  Auf  den  eigentlichen  Gartenbau-Ausstellungen  Berlins 
fehlte  er  nie,  und  seine  Leistungen  waren  immer  von  hervorragender  Bedeutung. 
schon  188]  errang  er  die  Goldene  Medaille  Sr.  Maj.  des  Kaisers,  der  ihn  später 
durch  die  Verleihung  des  Titels  eines  Kgl.  Hotlieferanten  und  nach  der 
Erbauung  der  Samariter-Kirche,  für  die  er  viele  Opfer  gebracht,  durch  den  Kgl. 
Kn>nenorden  4-  Klasse  auszeichnete.  Infolge  seiner  hervorragenden  Leistungen 
auf  der  Jubiläumsausstellung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues 
1897   beantragte  der  Vorstand  für  ihn  beim  Ministerium  für  Landwirtschaft  den 

Gartenbaudirektor,  welchem  Ersuchen  auf  das  bereitwilligste  entsprochen 
wurde. 

Nun  ist  er  dahingegangen;  seine  Witwe  aber  ist  entschlossen,  das  Geschäft 
unter  der  Leitung  tüchtiger  Fachmänner  weiter  zu  führen,  und  wir  geben  uns 
der  Hoffnung  hin,  dass  noch  auf  lange  Zeiten  die  von  G  u  s  t  a  v  A.  Schultz 
begründete  Gärtnerei  mit  ihrem  grossen  Export  eine  Musteranstalt  bleiben 
werde. 

G  u  s  t  a  v  A.  S  c  h  u  1 1  z  war  ein  Mann,  der  fast  niemals  über  das  Geschäft 
klagte,  er  erklärte  meistens,  es  ginge  gut,  und  er  hatte  Recht;  erst  in  der  letzten 
Zeit,  bei  dem  immer  bedrohlicher  werdenden  Import,  wünschte  auch  er  Mass- 
regeln gegen  denselben  ergriffen.  Wie  schon  gesagt,  suchte  Gustav  A. 
Schultz  besonders  den  Export  zu  heben,  und  wir  möchten  wünschen, 
dass  die  jüngere  Generation  der  Berliner  Gärtner  sich  an  ihm  ein  Beispiel 
nehmen  und  sich  dem  jetzt  etwas  weniger  gepflegten  Berliner  Exportgeschäft 
w  Leder  mehr  zuwenden  mösre.  L.  W. 


Dioon  edule  und  Dioon  edule  var.  lanuginosum  Wittmck. 

Von    L.    Wittmack. 
(Hierzu   Abbildung   ?2  —  3g.) 
\y   or  einigen  Jahren  übersandte  mir  Herr  Obergärtner   R.    Müller    aus    der 
•      Gärtnerei  des  Herrn  Rathke  &  Sohn  in  Braust  bei  Danzig  einen  Wedel 
eines  weiblichen  Dioon  edule  (Gycadaceae)  und  einen    weiblichen   Zapfen  der- 
selben  Pflanze.     Dieser  Zapfen  war  zuerst   geschlossen   und   fast    kugelig,   oben 
zugespitzt;  nach   dem   Eintrocknen    aber    lösten    sich    die  Schuppen    an    ihren 

*)   Eine  Beschreibung  derselben   findet  sich   in   Gartenrl.    1897,   S.    1.67. 


Dioon  edule 


und  Dioon  edulev*^1^ 


inosum  Wittmck, 


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Abb"  32-        ,•  u       7anfen    aufgesprungen. 
i   te  var    lanuginosum,  weiblicher  Zapfen,         S 
Abb.  32.     Dioon  edule  var.^g   ^  ^  ^^ 

um     wie   unsere  Abb.  3^ 
Spißen  a— e,  ^   -*£  ^^  «.  i-ffÄ 


Dioon  edule   und   Dioon  edule  var.  lanuginosuni  Wittmck. 


_L55 


aus  dem  dortigen  botanischen  Garten  übersandte  (Abb.  6),  trat  der  Unterschied 
des  ersteren  Exemplars  um  so  klarer  hervor. 

Während  die  Spitzen  der  Schuppen  bei  dem  Palermitaner  Zapfen  wie  bei 
allen  normalen  aussen  mit  weisslichen.  glatt  anliegenden,  spinnweben- 
artig verfilzten  Haaren,  die  fast  eine  Art  Haut  bilden,  besetzt  sind,  fehlen  diese 
weisslichen  Ilaare  bei  dem  Exemplar  aus  Praust:  die  Spitze  ist  dagegen  bei 
diesem  stark  mit  lockiger  brauner  Wolle  besetzt,  wie  Abb.  35  zeigt.  Auch 
die  Innenseite  der  Schuppen  ist  viel  krauser  wollig  als  bei  der  Normalform 
(vergl.  Abb.  34  mit  Abb.  39).     Mitunter  zeigten  sich  auch  verwachsene  Schuppen 


-     ■  ■''■•'  - 


Abb.   34. 
Dioon  edule  var.  lanuginosum. 

Schuppe  von    innen,    unten    zwei 
Samenanlagen. 


Abb.  35. 

Dioon  edule  var.  lanuginosuni. 

Schuppe  von  der  Seite. 


Abb.    36. 
Dioon  edule  var.  lanuginosum. 

Zwei   verwachsene  Schuppen. 


(Abb.  36)  und  in   diesem   Falle  waren  stets  vier  Samen    an  der  Basis   statt  zwei 
an  der  normalen. 

Schon  Zu ccar ini  (der  1 845  die GattungDioon  Plat  y  z ami a ,  die  gewöhnliche 
von  Lindley  Bot.  Reg.  1843  app.  59  beschriebene  Art  Dioon  edule:  P.  rigida 
nannte)  spricht  in  den  Abhandlungen  der  Bayer.  Akad..  Band  IV.  Abt.  2, 
S.  23  t.  4  von  einer  möglicherweise  zweiten  unbekannten  Art.  von  der  er  nur 
einzelne,  offenbar  kurz  nach  der  Befruchtung  gesammelte  Schuppen  sah.  Diese 
seien  viel  länger  gestielt,  der  Stiel  oberhalb  der  P.asis  eingefügt,  der  obere 
Teil  der  Schuppe  viel  dichter  mit  Wolle  besetzt.'  Er  bildet  die  Schuppe 
1.  c.  t.  4.  Abb.  l6  ab.  Diese  ist  noch  etwas  grösser,  namentlich  breiter,  und 
länger   gestielt,    aber    an    der  Spitze   nicht    so   stark    behaart    wie   die   unsrige. 


1  -  (5  Dioon  edule  und  Dioon  edule  var.  lanugincsum  Wittnick. 

Die  silberige  Haut  an  der  Spitze  der  Schuppen  der  Hauptart  und  ihre 
Entstehung  müsste  einmal  näher  untersucht  werden.  Sie  gleicht  äusserlich  dem 
papierähnlichen  Gewebe  des  Hausschwammes.  Mikroskopisch  sieht  man.  dass 
es  eigentlich  keine  Haut  ist,  sondern  dass  die  Haare  durch  eine  in  Alkohol  und 
Äther  nicht  lösliche  Masse  verklebt  sind. 

Die  Gattung  Dioon  ist  in  Mexiko  heimisch  und  zählt  nur  zwei  Arten,  von 
denen  bekanntlich  die  eine,  D.  edule.  deren  stärkereiche  Samen  im  Vaterlande 
gegessen  werden,  eine  ziemlich  häufige  Dekorationspflanze  ist.  Die  andere  Art, 
Dioon  spinulosum  Dyer,  ist  sehr  selten.*)  Von  einer  dritten  Art  D.  pectinatum 
(Autor?)  erschien  eine  prachtvolle  Abbildung  als  Supplement  zu  Gardeners 
Chronicle  1893  I.  S.  718  nach  einem  Exemplar  in  Kew.  Die  Blätter  (Wedel) 
sind  bei  diesem  1,60  m  lang  und  30  cm  breit,  die  Fiedern  dichter.  Ich  möchte 
aber  diese  Art  für  die  var.  imbricatum  Miq.  (als  Art)  von  D.  edule  ansehen. 
Regel  sagt  Gartenfl.  1896  S.  371,  dass  je  nach  der  Kultur  die  schmalblättrige 
Form  in  die  breitblättrige  übergeht.**) 

Sir  Thiselton  Dyer,  Direktor  des  botanischen  Gartens  in  Kew,  dem  i<  b 
s.  Z.  Wedelteile  und  Schuppen  des  Prauster  Exemplars  übersandte,  meinte  damals, 
er  könne  keinen  besonderen  Unterschied  rinden,  alle  Zapfen  aber,  die  ich  bisher 
verglichen  habe,  zeigten  die  geschilderte  lockig-wollige  Behaarung  nicht;  ich 
halte  es  daher  für  gut,  um  in  Zukunft  die  Aufmerksamkeit  mehr  darauf  zu 
lenken,  diese  Abart  oder  Form  mit  einem  besonderen  Varietätnamen:  lanugi- 
nosum,  die  wollige,  zu  bezeichnen. 

Erklärung  der  Abbildungen  zu  Dioon. 
32.  Weiblicher  Zapfen  von  Dioon  edule  var.  lanuginosum  aus  Praust  bei 
Danzig  im  aufgesprungenen  Zustande;  33.  Stück  des  Wedels;  34.  Schuppe  von 
innen,  stark  lockig  behaart,  an  der  Basis  zwischen  den  zapfenförmigen  Fort- 
sätzen mit  den  zwei  Samenanlagen;  35.  dieselben  von  der  Seite;  man  sieht,  dass 
die  krauswollige  braune  Behaarung  aussen  sich  bis  zur  Spitze  erstreckt; 
36.  zwei  verwachsene  Schuppen;  37.  Dioon  edule,  normale  Form,  aus  Palermo. 
38.  weissliche  Spitze  einer  Schuppe  desselben  mit  hautartig  verklebten  Haarer., 
von  aussen,  39.  Schuppe  desselben,  von  innen.  Die  Zapfen  etwa  l/2>  das  Übrige 
Vi  nat.  Grösse. 

Nachtrag. 

Einen  Korrekturabzug  vorstehender  Zeilen  mit  den  Abbildungen  habe 
ich  an  Sir  Thiselton  Dyer  geschickt  und  besonders  wegen  Dioon  pecti- 
natum angefragt.  Derselbe  lässt  mir  durch  Herrn  S.  T.  Dünn  einen  Brief 
schreiben,  den  er  selbst  noch  mit  Zusätzen  versehen  hat.  Darnach  ist  die 
Synonymie  von  Dioon  edule  vollständig  gegeben  von  Th.  Dyer  in  Hemsley, 
Biologia  Centrali-Americana  III  p.  191,  in  welchem  Werk  Dyer  die 
Cycadeen  bearbeitet  hat.  Macrozamia  pectinata  Liebm.  ist  daselbst  zurück- 
geführt auf  Dioon  edule. 


*)  Diese  Art  ist  nach  einem  zwischen  Thiselton  Dyer  in  Kew  und  A.  W.  Eichler- 
Berlin  getroffenen  Abkommen  von  ersterem  benannt.  Beschrieben  und  abgebildet  ist  sie 
aber  zuerst  von  Eichler  in  Gartenzeitung  (nicht  Gartenflora)  i883,  S.  411,  dann  von  Dyer 
in  Hemsley,  Biologia  Centrali  Americana  III,  S.    191. 

**)  Nach  Dyer  ist  es  seine  var.  Dioon  edule  fi  Iatipinna.     Siehe  im  Nachtrag. 


Dioon  edule  und   Dioon  edule   var.   lanuginosuin  Wittmck. 


r. 


Ein  Exemplar,    welches    Hermann  Wendland    ^Dionn    pectinatum 
nannte,    wurde    von  Dyer    zu    seiner  Varietät    Dioon    cdulc    var.    Iatipinna 
gestellt.     Ob  dies  das  Exemplar  in  Kew  ist.  welches  in  Card.  Chron.  1893  1.  c. 
abgebildet  wurde,  wird  im  Briefe  nicht  gesagt.     In    Hemsley's    Biologia    findet 
sich  der  Xame  Dioon  pectinatum  noch  nicht. 


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Abb.   37.  Abb.    39. 

Abb.   37.      Dioon  edule,   weibl.   Zapfen,  normal.       Abb.   38.    Spitze    der  Schuppe    eines    normalen  Zapfens 
iuit  spinnwebenartig  verfilzten  Haaren,   von  aussen.     Abb.  3g.    Schuppe    eines  normalen  Zapfens  von   der 

Innenseite,  unten  die  zwei  Samenanlagen. 

Da  es  wenigen  möglich  sein  wird.  Hemsleys  Biologia  Centrali  Americana, 
deren  3.  Band  zu  London  1882/86  erschienen  ist.  einzusehen,  so  will  ich  daraus 
den  D verschen  Artikel  fibersetzen  und  noch  bemerken,  dass  Dyer  die  nicht 
herausgegebenen  Zeichnungen  Liebmanns  aus  dem  Kopenhagener  Herbar  zur 
Ansicht  erhalten  hatte.     Dyer  sagt  in  Hemsley  III  p.  191: 

■- Dioon  Lindl.  Bot.  Reg.  1S43  app.  p.  59  (Dioon).  Platyzamia  Zuccarini 
in   Abh.  bayer.  Akacl.   IV   p.  23  t  4.     Zwei   Arten  sind   Mexiko  eigen. 


I  el§  Dioon  edule  und  Dioon  edule  var.  lanuginosum  Wittmck. 

Dioon  edule  Lindl.  Bot.  Reg.  1.  c.  (Hierzu  giebt  Dyer  eine  schwarze 
Tafel  LXXI,  die  einen  weibl.  Zapfen  darstellt.) 

Dioon  edule  Miq.  in  Act.  Inst.  reg.  Sc.  Neerl.  ser.  3  IV  p.  2  t.  3  u.  4 
Fig.  a,  b,  c.  --  Lern,  in  111.  Hort.  II  p.  91,  mit  t.  t.  D.  C.  Prodi.  XVI,  Teil  2. 
P-  533-  _~  Dioon  imbricatum  Miq.  in  Wiss.  Tijdschr.  I  p.  30,  Act.  Inst,  t  4 
Fig.  d,  e.  D.  angustif olium  Miq.  Lei  p.  37  Fig.  f.  --  D.  aculeatum  Lern, 
in    111.    hört.    II    Mise.    p.    91.  Platyzamia    rigid a    Zucc.    in    Abh.    bayr. 

Ak.  IV  23  t  4.  —  Zamia  Maeleni  Miq.  in  Linn.  XVIII  p.  97.  Z.  Friederici- 
Guilelmi  Hort.  Parmentier  ex  Miq.  Prodr.  Syst.  Cycad.  p.  22.  Macrozamia 
pectinata  Liebm.  ic.  ined.  in  Herb.  Haun.  M.  littoralis  Liebm.  ic.  ined., 
ebenda.  Südmexiko,  Colipa  (wohl  Colima.  L.  W.),  Laguna  verde  (Liebmann) 
Hort  et  Herb  Kew. 

Die  Blätter  variieren  sehr  in  Grösse  und  Form  bei  verschiedenen  Individuen 
und  besonders,  wie  gewöhnlich  bei  Cycadeen,  mit  dem  Alter  der  Pflanze.  Die 
Abschnitte  (die  einzelnen  Fiedern)  können  sein  linear  oder  breit,  entfernt  oder 
dichtdachig.     Sehr  junge  Blätter  sind  ott  gegen  die  Spitze  hin  dornig. 

Die  männliche  Pflanze  ist  gut  abgebildet  in  Bot.  Mag.  t.  6184.  Zuccarinis 
Abbildung  des  weiblichen  Zapfens  ist  ganz  und  gar  unähnlich  (inadaequate*) 
und  die  auf  t  LXXXI  der  Hemsleyschen  Biologia  gegebene  Abbildung  ist  des- 
halb nach  einem  weiblichen  Zapfen,  der  in  Kew  erzeugt  war,  gemacht.  (Folgt 
Tafelerklärung  Fig.  1  weiblicher  Zapfen  in  natürlicher  Grösse,  2  losgelöste 
Schuppe.) 

ß  latipinna  Dyer  t.  LXXXI  Fig.  3 — 5. 

Abschnitte  (Fiedern)  5/8  Zoll  engl,  breit,  die  unteren  gegen  die  Spitze  hin 
dornig.     Südmexiko?  und  Hort.  Kew. 

(Folgt  Erklärung  von  Fig.  3 — 5.  Fig.  3  Basalteil  der  Blattspindel,  zeigend 
gezähnte,  reduzierte  Abschnitte,  4  Abschnitt  vom  untern  Teil  des  Blattes, 
5  desgl.  von  der  Mitte  eines  Blattes;  alles  nat.  Gr.) 

[Dioon  strobilosum  Lern,  in  111.  hört.  10  Mise.  p.  4.  D.  strobilaceum  D.  C. 
Prodr.  VI  2  p.  537  ist  mir  unbekannt.  Es  ist  möglicherweise  ein  Zustand  zu 
D.  edule.] 

2.  Dioon  spinulosum  Dyer-Eichler  in  Gartenzeitung  1883  p.  4,  t  LXXXII 
in  Hemsley  Biologia  1.  c. 

Blätter  kurz  gestielt,  länglich  lanzettlich,  starr,  flach,  fiederschnittig  (pinnati- 
seeta),  gegen  3  Fuss  engl.  lang.  Segmente  (Fiedern)  ungefähr  70  auf  jeder 
Seite,  die  mittleren  grösser,  einander  fast  gegenüberstehend,  lineal  lanzettlich, 
kurz  zugespitzt,  18 — 23nervig,  gegen  4  Zoll  lang,  in  der  Mitte  x .,  Zoll  breit,  an 
der  Basis  schmäler,  beiderseits  mit  stechenden  Dornen,  gegen  die  Basis  hin 
ganzrandig,  die  unteren  in  fiederteilige  Zähne  übergehend.  —  Zapfen? 

Südmexiko,  Tuxtla;  Yucatan,  Progreso  (C.  J.  Höge)  Herb.  Kew.  (Folgt 
Erklärung  der  Tafel  LXXXII.  Die  Figuren  zeigen  die  oberen  und  unteren  Teile 
eines  Blattes  des  Exemplars  von  Yucatan  in   nat.  Gr.)« 


*)    Es  scheint  bei    Zuccarini    ein   halbaufgesprungener  Zapfen  abgebildet  zu   sein. 

L.  W. 


Ältere  empfehlenswerte  LHanzen. 


1  M» 


Aeltere  empfehlenswerte  Pflanzen 

von    Dammann  &  Cie.  ■  San    Giovanni    ä    Teduccio. 


Lagenaria  vulgaris  Ser.  longissima 
(Cucurbita  leucantha  Duch.  longissima). 

(Hierzu  Abb.   )o.| 

Die  Herkuleskeulen,  Lagenaria.  .sind 
ähnlich  wie  die  Zierkürbisse  höchst 
beliebte  Schmuckgegenstände  und  sind 
auch  für  Schaufenster  von  Samen- 
händlern geeignet.  Bei  uns  reifen  sie 
im  Freien  nur  in  warmen  Sommern 
an  Mauern.  Dagegen  sind  sie  eine 
herrliche  Zierde  der  Warmhäuser,  be- 
sonders der  Viktoriahäuser. 

Celosia  cristata  nana  alba. 

i  Hierzu  Abb.  41.) 

I  »er  Hahnenkamm,  Celosia  cristata  L.. 
ist  eine  erblich  gewordene  kamm- 
förmige  YerbänderungderC.  argenteaL., 
die  pyramidenförmige  Blütenstände 
zeigt.  Das  Vaterland  der  letzteren  ist 
*  Istindien.  Die  niedrigen  Formen 
kommen. wiedie  hohen. in  verschiedenen 
Farben  vor:  abgebildet  ist  eine  weisse 
Varietät.  Der  Hahnenkamm  ist  ein 
einjähriges  Gewächs  und  gehört  zur 
Familie  der  Amararitaceen. 

Limabohne  San  Giuseppe. 

(Hierzu  Abb.   \.z. 
Die  Limabahn  en,  Phaseolus  lunatus 
L..  eignen  sich  nur  für   Gegenden  mit 


sehr  wannen  Sommern;  in  den  Ver- 
einigten Staaten  werden  die  aus- 
gehülsten Samen  viel  gegessen.  Die 
Samen  sind  sehr  flach,  meist  sehr 
gross  und  schön  radienartig  geädert. 
Die  Samen  sind   meistens  weiss,    doch 


W 


Abb.   40.     Lagenaria   vulgaris  longissima. 


c  yk 

Abb.  42.     Limabohne  San  Giuseppe    (Phaseolus  lunati 


ibo 


Kleinere  Mitteilungen. 


Abb.  43. 
Oenothera  odorata.    Blumen  gelb,  wohlriechend. 


giebt  es  auch  rotbraun  gelleckte.  Die 
Sorte  San  Giuseppe  windet  nach  An- 
gabe von  Dammann  &  Cie.  sehr  hoch 
und  hat  sehr  schmale  Blätter.  Die 
Hülsen  reifen  früh  und  den  ganzen 
Sommer  und  Herbst  hindurch.  Bohnen 
weiss,  mittelgross.  Für  unsere  Kolonien 
sind  die  Limabohnen  sehr  geeignet. 
Neuerdings  hat  man  auch  niedrige 
Sorten.  Sehr  ähnlich  ist  Phaseolus 
inamoenus  L. ,  die  unschöne  Bohne; 
vielleicht   sind  beide  identisch. 

Oenothera  odorata  Jacq.,  Wohlriechende 
Nachtkerze. 

(Hierzu  Abb.  43.) 

Diese  Nachtkerze  aus  Patagonien  ist 
eine  ein-  oder  zweijährige  Pflanze,  wie 
O.  Drummondi  und  O.  Johnsöni  und  wie 
die  bei  uns  aus  Amerika  eingeschleppte 
O.  biennis,  während  die  meisten  Arten 
ausdauernd  sind.  Sie  bildet,  wie  Voss 
in  Vilmorins  Blumengärtnerei  mitteilt, 
60—80  cm  hohe  Stengel  mit  grossen 
gelben  Blüten  in  langen  Trauben. 
Besonders  geeignet  für  gruppenweise 
Anordnung  oder  zerstreut  auf  Rabatten. 


Kleinere  Mitteilungen. 


Berichtigung  zu  Eremurus  Elwesianus. 

Zu  der  Notiz  in  Gartenflora  S.  127 
über  Eremurus  Elwesianus  erlauben 
wir  uns  ergebenst  die  Bemerkung, 
dass  wir  dieselbe  niemals  als  Elwesi, 
sondern  stets  als  Elwesianus  an- 
geboten haben,  und  zwar 

1804  Katalog  No.  470 


1895 
1896 
1897 
1898 


47Q  B 
488  B 
496  B 
520  B 


Seite   101, 
»         91, 

78, 
79- 


E.  H.  Krelage  &  Sohn,  Haarlem. 


Thunbergia  alata  L. 

Von  Adam  Heydt,  Schlossgärtner  in 

Dallmin   (Priegnitzi. 

Unter  den  Schlingpflanzen  von  mehr 
hängendem  Charakter  ist  mir  immer 
die  Thunbergia  alata  aufgefallen.  Ihr 
üppiges  Grün  mit  den  nankinggelben, 
schwarz  gezeichneten  Blumen  lassen 
eine  grosse  Verwendung  zu.  Thun- 
bergia alata  zählt  zu  den  Acanthaceen. 
Linnee  widmete  sie  dem  schwedischen 
Professor  der  Botanik  Thunberg. 


Am  zweckmässigsten  ist  es,  diese 
Thunbergia  als  Annuelle  zu  behandeln. 
d.  h.  sie  alljährlich  aus  Samen  frisch 
zu  erziehen,  und  zwar  auf  zwei  Arten, 
entweder  hängend,  als  Ampelpflanze, 
zur  Bekleidung  von  Blumentischen, 
oder  auch  als  Schlingpflanze  an  Stäben 
oder  Gestellen.  Zu  beiden  Zwecken 
ist  sie  benutzbar,  und  in  beiden  Fällen 
blüht  sie  reichlich.  Als  Ampelpflanze 
bilden  die  hübschen  gelben  Blüten 
einen  angenehmen  Kontrast  zu  den 
blauen  Blumen,  der  hängenden  Lobelia 
Erinus  Riccartoni. 

Die  Blätter  sind  schildförmig,  fast 
dreieckig,  dunkelgrün,  etwas  rauh  und 
sitzen  auf  plattgedrückten  Stielen.  Die 
Blumen  sind  nankinggelb  mit  schwarzer 
Mitte  und  blühen  in  Dolden.  Es  giebt 
auch  verschiedene  Abarten,  so  Thun- 
bergia alata  alba  und  Th.  alata 
Barkeri.  Erstere  besitzt  weisse  Blüten 
mit  schwarzem  Auge,  während  die 
letztere  Art  ganz  reinweisse  Blumen  hat. 

Man  säet  den  Samen  im  März  in 
Schalen  in  eine  Erdmischung  aus  Laub-, 


Kleinere   Mitteilungen. 


IUI 


Iltitleerde  und  Sand.  Bis  zum  Aufgehen 
müssen  dieSamcn  feucht,  warm  und  recht 
hell  gehalten  werden.  Nach  dem  Auf- 
gehen, wenn  sich  diePflänzchen  einiger- 

massen  entwickelt  haben,  pflanzt  man 
sie  in  kleine  Töpfe  unter  Anwendung 
von  Laub-  und  Mistbeeterde  mit  ent- 
sprechender Zugabe  von  Sand.  Die 
eingepflanzten  Thunbergien  stellt  man 
dann  in  einen  lauwarmen  Kasten,  der, 
sobald  es  die  Witterung  gestattet,  ge- 
lüftet wird.  Es  empfiehlt  sich, 
möglichst  wenig  zu  beschatten,  im 
Gegenteil  die  Pflanzen  recht  an  die 
Sonne  gewöhnen.  Sind  die  Pflanzen 
durchwurzelt,  was  gegen  Mitte  Mai 
einzutreten  pflegt,  so  werden  sie  noch- 
mals in  4 — 5  zöllige  Töpfe  verpflanzt, 
und  zwar  benutzte  man  nur  Mistbeet- 
erde mit  Sand  vermischt.  Die  Pflanzen 
stellt  man  dann  in  ein  Kalthaus  und 
bindet  die  Ranken  ordnungsmässig  auf. 
Hier  werden  sie  weniger  beschattet, 
aber  desto  mehr  wird  gelüftet  und  ge- 
spritzt. Gegen  Anfang— Mitte  Juni  be- 
ginnt der  langanhaltende  Blütenflor, 
der  bis  Oktober  bleibt. 

Es  ist  klar,  dass  im  Laufe  der  Zeit 
die  Nahrung  in  dem  Topfe  nachlässt 
und  man  muss  Sorge  tragen,  diese 
durch  Düngen  zu  ersetzen.  Wie  fast 
bei  allen  Kulturen,  so  ist  auch  hier 
aufgelöster  Rinderdung  am  Platze,  auch 
künstliche  Dünger,  besonders  Professor 
Wagners Ptlanzennährsalz.  erzielen  sehr 
gute  Erfolge. 

Thunbergia  alata  ist  keine  Pflanze 
für  Massenzucht,  aber  für  Blumen- 
freunde und  als  Nebenkultur  auch  für 
den    Berufsgärtner  ist    sie   am    Platze. 


Die  Wirkung 
des  Schattens  auf  das  Pflanzenwachstum 

hat  der  amerikanische  Botaniker 
Halsted  auf  Grund  von  interessanten 

uchen  testgestellt.  Er  beschattete 
eine  Reihe  von  Pflanzen,  die  in  freier 
Krde  standen,  mittelst  beweglicher 
Schutzwände,  die  derart  aus  Holz- 
platten zusammengesetzt  waren,  dass 
zwischen  jeder  Latte  ein  Zwischen- 
raum von  derselben  Breite  blieb.  Auf 
diese  Weise  wurde  demnach  die  Hälfte 
der  direkten  Sonnenstrahlen  zurück- 
gehalten. Die  mittlere  Temperatur 
hinter  dem  Holze    war   wesentlich  ge- 

er  als  in  vollem  Sonnenscheine. 
und  zwar  um    4  Grad   im    Mai    bis  zu 


fast  8  Grad  im  August.  Die  Keimung 
der  Samen  wurde  im  Frühling  durch 
den  Schatten  verzögert,  im  Sommer 
dagegen  beschleunigt,  woraus  man  den 
Schluss  ziehen  kann,  dass  die  Sonnen- 
strahlung im  Sommer  wegen  ihrer  zu 
grossen  Intensität  der  Keimung  hinder- 
lich ist,  während  sie  im  Frühling  durch 
ihren  massigen  Betrag  beschleunigend 
dazu  wirkt.  Von  den  Nutzpflanzen 
kann  im  allgemeinen  gesagt  werden, 
dass  sie  besser  im  Schatten  stehen, 
wenn  sie  der  Blätter  wegen  gebaut 
werden,  und  besser  in  der  Sonne, 
wenn  man  von  ihren  Wurzeln  Nutzen 
ziehen  will.  Rüben,  Mohrrüben  und 
Kartoffeln  entwickeln  nämlich  im 
Schatten  einen  stärkeren  Blattwuchs, 
aber  weniger  Wurzeln;  dasselbe  ist 
bei  Salat,  Spinat  und  Sellerie  der  Fall. 
für  die  es  also  sehr  von  Vorteil  ist. 
der  direkten  Sonnenhitze  entzogen  zu 
sein.  Andererseits  schadet  der  Schatten 
allen  den  Pflanzen,  die  man  ihrer 
Körner  und  ihrer  Frucht  wegen  zieht, 
also  z.B.  den  Bohnen,  Erbsen.  Tomaten 
und  Gurken.  Sowohl  die  Blüte  wie 
die  Reife  wird  durch  direkte  Sonnen- 
strahlung verzögert  .  gleichzeitig 
schiessen  sie  ins  Kraut  und  die  Farbe 
ihrer  Blätter  wird  dunkler.  Bei  der 
Bohne  kann  jeder  beobachten,  dass  die 
Stellung  der  Blätter  sich  je  nach  dem 
Sonnenstande  ändert,  um  eben  der  zu 
starken  Bestrahlung  auszuweichen;  bei 
den  in  Halbschatten  versetzten  Pflanzen 
rindet  diese  Bewegung  der  Blätter  nicht 
mehr  in  merklichem  Grade  statt. 
Einzelne  Pflanzen  verändern  auch  ihr 
äusseres  Aussehen  merklich,  je  nach- 
dem sie  im  Schatten  oder  im  Sonnen- 
lichte stehen,  die  Wasserfarne  z.  B. 
senken  im  Schatten  ihre  Blätter. 
während  sie  diese  in  der  Sonne  fasl 
aufrecht  tragen  und  dann  weit  weniger 
schön  aussehen.  Es  geht  aus  allen 
diesen  Angaben  hervor,  dass  die  genaue 
wissenschaftliche  Untersuchung  der 
unterschiedlichen  Wirkung  von  Sonne 
und  Halbschatten  durch  sorgsame  Ver- 
suche für  alle  Zweige  der  Pflanzen- 
kultur von  hoher  Bedeutung  ist.     V. 


120  000  M.  für  eine  Nelke. 

Ein  Bostoner  Gärtner  hat  eine  neue, 
sehr  schöne,  riesengrosse,  kraus- 
blättrige  und  tiefrote  Nelke  erzielt.  Er 
sab    dieser    Nelke     den    Namen    Mrs. 


IÖ2 


Kleinere  Mitteilungen. 


Lawson,  nach  der  Frau  eines  der 
reichsten  Leute  der  Stadt.  Mrs.  Law- 
son hat  nun  das  Anrecht  dieser  pracht- 
vollen neuen  Varietät  für  120  000  M.  von 
dem  Gärtner  erworben. 

Winterfest  des  Vereins  zur  Beförderung 
des  Gartenbaues. 

Zu  dem  Bericht  über  das  Winterfest 
Heft  3 ,  Seite  78,  bemerken  wir  der 
Deutlichkeit  wegen,  dass  Herr  Hermann 
Fasbender  dieganze  Tafeldekoration 
nebst  den  Vasen  etc.  geliefert  hatte, 
und  zwar  nur  aus  deutschen  Blumen 
und  deutschem  Bindegrün.  Herr 
Clotofski  erbot  sich  freundlichst  für 
die  grossen  Vasen  das  Material,  Flieder 
und  Schneeball,  zu  geben.  Beim  Fest- 
ausschuss  ist  leider  der  Name  des  Herrn 
Crass  I  ausgelassen  worden. 


800  Jahre  alte  Taxusbäume. 

Aus  der  Neumark,  23.  Februar, 
schreibt  man  der  Deutschen  Tages- 
zeitung: Da  Sie  in  Ihrer  Zeitung  der 
beiden  Taxusbäume  im  Garten  des 
alten  Herrenhausgebäudes  als  besonders 
alter  Exemplare  gedachten,  so  teile 
ich  Ihnen  mit,  dass  sich  im  Parke  des 
Rittergutes  Wuthenow  bei  Soldin  in 
der  Neumark,  das  einem  Herrn  Wurl 
gehört,  zwei  ausserordentlich  grosse 
und  nach  sachverständiger  Schätzung 
mindestens  800  Jahre  alte  Taxusbäume 
mit  einem  Stammdurchmesser  von 
ca.  50  cm  und  ausserordentlich  breiten 
Kronen  befinden.  Die  Bäume  sind 
wirklich  eine  Sehenswürdigkeit. 


Libonia   floribunda    und    ihre    Kultur. 

Von  Adam  Hey  dt,  Schlossgärtner  in  Dallmin 
(Priegnitz). 

Wenn  auch  schon  oft  auf  Libonia 
floribunda  hingewiesen,  so  bedarf  sie 
noch  sehr  der  Empfehlung,  denn  so- 
wohl in  Kreisen  praktischer  Gärtner, 
als  auch  in  denen  der  Liebhaber  wird 
Libonia  kaum  geachtet,  trotzdem  sie 
sich  durch  prachtvolle  Blumen,  schönen 
Wuchs,  leichte,  einfache  und  sichere 
Kultur  sowie  reichen  Blütenflor  aus- 
zeichnet. 

Libonia  zählt  zu  den  Acanthaceen 
und  wurde  von  Carl  Koch  nach  Libon, 
einem  eifrigen  Pflanzensammler  in 
Brasilien,  benannt.  Ihre  Heimat  sind  die 
Hochebenen  von  Brasilien.  Libonia 
floribunda,  die  reichblühende  Libonia, 


wird  bis  60  cm  hoch.  Blätter  länglich 
elliptisch,  ca.  2  cm  lang,  Blüten  meist 
gepaart,  auf  fein  behaarten  Stielen  in 
den  Achseln  der  obersten  Blätter. 
Blumenröhre  am  untersten  Ende  feuer- 
rot, gegen  das  obere  Ende  hin  heller, 
Zipfel  hellgrün. 

Die  einfachste  Anzucht  der  Libonien 
ist  die  durch  Stecklinge,  und  zwar  im 
zeitigen  Frühjahr,  im  März  bis  April, 
denn  je  zeitiger  man  die  Stecklinge 
macht,  desto  bessere  Pflanzen  erzielt 
man. 

Zu  Stecklingen  benutzt  man  junge, 
im  Verholzen  begriffene  Zweige,  die  am 
unteren  Blattknoten  glattgeschnitten 
und  zur  Bewurzelung  in  Torfund  Sand 
gesteckt  werden.  Die  Bodenwärme 
hält  man  auf  20 — 220  R.  In  zwei  bis 
drei  Wochen  werden  die  Stecklinge  be- 
wurzelt sein  und  man  pflanzt  sie  dann 
in  kleine  Töpfe.  Als  beste  und  zu- 
sagendste Erde  habe  ich  Laub-  und 
Heideerde  mitSand  vermischtgefunden. 
Beim  Pflanzen  drücke  man  die  Erde 
nicht  zu  fest  an. 

Am  besten  ist  es  jetzt,  wenn  man  die 
jungen  Libonien  auf  einen  warmen 
Kasten  bringt.  Legt  man  den  Kasten 
mit  Mist  an  und  verwendet  statt  Erde 
Sägespäne,  so  wird  die  Wärme  bedeutend 
länger  erhalten.  Die  Töpfe  werden 
bis  zum  Topfrande  eingesenkt  und 
massig  angegossen.  Die  weitere  Be- 
handlung besteht  jetzt  vorerst  im  Be- 
wässern, Bespritzen,  Beschatten,  Lüften, 
je  nachdem  das  eine  oder  andere  nach 
der  Witterung  notwendig  wird.  Selbst- 
verständlich deckt  man  die  Fenster  in 
der  Nacht  zu.  Treiben  die  Pflanzen 
stark  und  entwickeln  nur  einen  Trieb, 
so  werden  diese  entspitzt. 

Anfang  Mai  oder  besser  Mitte  Mai, 
wenn  die  Nachtfröste  vorüber  sind, 
lege  man  ein  Kastenbeet  an,  welches 
man  mit  einer  Erdmischung  aus  Haide- 
und  Lauberde  mit  Sand  vermischt  an- 
füllt. In  dieses  Beet  pflanzt  man  die 
jetzt  kräftigen  Libonien  in  einem  Ab- 
stand von  etwa  25  cm  nach  allen  Seiten. 
Mit  dem  Pflanzen  ist,  jedoch  nur  wenn 
erforderlich,   ein  Stutzen    auszuführen. 

In  den  ersten  Tagen  werden  die 
Libonien  schattiert  und  später  die 
Pflanzen  ganz  der  Sonne  ausgesetzt. 
Es  ist  jetzt  Hauptsache,  dass  alles 
Lnkraut  entfernt  und  dieErde,  wenn  nötig, 
gelockert  wird.  Sind  die  Pflanzen  gehörig 


Aus  den  Vereinen. 


.«»3 


im  Wachstum,  so  werden  sie  alle  acht 
Tage  gedüngt.  Im  September  topft  man 
die  starken  Libonien  ein  und  hält  sie 
einige  Tage  unter  Glas,  bis  sie  sich 
von  der  Operation  des  Verpflanzens 
erholt  haben.  In  den  Küsten  verbleiben 
Sie  Libonien,  bis  der  Eintritt  von  Frost 
ein  Einräumen  ins  Kalthaus  notwendig 
macht. 

Im  Kalthaus  stelle  man  die  Libonien 
recht  hell  auf.  begiesse  vorsichtig, 
vermeide  aber  grosse  Trockenheit.  Im 
Februar  stellt  man  die  Ptlanzen  wärmer 
und  bringt  sie  hier  zur  Blüte.  Sobald 
der  Flor  beendet,  schneidet  man  die 
Ptlanzen  zurück,  stellt  sie  kühler  und 
pflanzt  sie  im  Mai  von  neuem  aus.  Im 
übrigen  gleicht  die  Pflege  derjenigen 
im  Vorjahre. 

Ich  ziehe  die  Kultur  des  Ausptlanzens 
vor,  weil  man  viel  grössere  Pflanzen 
erzielt  und  eher  blütenfähige  Exemplare 
erhält,  als  wenn  man  die  Libonien 
von  Jugend  an  in  Töpten  pflegt. 

Will  man  dennoch  die  Topfkultur 
anwenden,  so  benutzt  man  obige  Erd- 
mischung und  verpflanzt  jedesmal  dann, 
wenn  es  die  Umstände  erheischen.  Es 
empfiehlt  sich  für  Topfkultur  das  fort- 


währende  Halten    der   Libonien    unter 
( rlasfenstern. 

P.lühende  Libonien  bilden  einen 
grossen  Schmuck  für  allerlei  Deko- 
rationen im  Zimmer,  auf  Blumentischen, 
im  Glashaus  und  dergl.,  auch  können 
die  abgeschnittenen  Blütentriebe  für 
die  Binderei  verwendet  werden. 

Preisausschreiben  für  Binderei. 

Ein  Preisausschreiben  für 
Blumenbinderei  veranstaltet  die 
»Bindekunst«  in  der  ersten  Nummer 
des  am  1.  April  beginnenden  dritten 
Jahrganges.  Der  erste  Preis  wird  ein 
Kunstgegenstand  im  Werte  von  300  M 
sein.  Näheres  über  dieses  Preis- 
ausschreiben wird  in  No.  1  des  neuen 
Jahrganges  der  »Bindekunst«  ver- 
öffentlicht. Diese  Nummer  wird  aut 
Verlangen  vom  »Bindekunst-Verlag«. 
Erfurt,  postfrei  zur  Ansicht  versandt. 
An  dem  letzten  Preisausschreiben, 
welches  für  angehende  Binder  und 
Binderinnen  ausgeschrieben  war,  be- 
teiligten sich  94  Bewerber,  unter  denen 
17  Preise  im  Gesamtwert  von  circa 
200  M.  zur  Verteilung  gelangten. 


Aus  den  Vereinen. 


Der  Allgemeine  Deutsche  Gärtnerverein 

1  Berlin,   Weissenburgerstr.  66) 

Abteilung  für  Stellennachweis,  ver- 
öffentlicht soeben  in  seinen  »Bewe- 
gungen auf  dem  gärtnerischen  Arbeits- 
markte« den  Monatsbericht  für  Januar, 
dem  wir  folgendes  entnehmen:  Bei  der 
Geschäftsstelle  Berlin  wurden  im  Januar 
gemeldet  an  offenen  Stellen  a)  für 
Berlin  und  Vororte  S2  in  der  gewerb- 
lichen Gärtnerei.  Nachweisbar  besetzt 
wurden  davon  02;  14  erledigten 
sich,  indem  diese  jedenfalls  bei  Um- 
gehung des  Nachweises  von  anderen 
Seiten  besetzt  wurden.  Für  3  Stellen, 
die  zum  Hausierhandel  mit  Sämereien 
ausgeschrieben  waren,  fanden  sich 
keine  Bewerber.  Unbesetzt  waren  zwei 
Stellen  wegen  zu  niedrigen  Lohnange- 
bots (18  Mark  monatlich  bei  freier 
Station)  und  eine,  weil  dort  die  Ge- 
hilfen  regelmässig  ihren  Lohn  erst 
einklagen    müssen.      Von     ausserhalb. 


einschliesslich  Ausland,  wurden  25 
Stellen  der  gewerblichen  Gärtnerei 
gemeldet,  die  meist  den  jeweils  nächst- 
gelegenen Zweiggeschäftsstellen  im 
Reiche  zur  Erledigung  überwiesen 
wurden.  Der  Privatgartenbau  meldete 
38  Stellen  an,  davon  31  für  ledige  und 
7  für  verheiratete  Gärtner.  Während 
4  der  letzteren  keine  näheren  Be- 
merkungen über  gewünschte  familiäre 
Verhältnisse  enthielten,  waren  eine  an 
die  Bedingung  geknüpft  »jedoch  kinder- 
los«, eine  »kinderlos  oder  nur  er- 
wachsene Kinder«,  eine  »Frau  muss 
mit  thätigsein,  wenn's  geht,  auch  Sohn 
und  Tochter  zur  Arbeit  stellen«  (Baron 
von  C).  Stellensuchende  Hessen 
sich  einschreiben  96  für  die  gewerb- 
liche Gärtnerei  und  34  für  Privatstellen. 
(Für  letztere  sind  von  früher  her  noch 
50  vornotiert).  Fast  ausschliesslich 
begehrt  wurden  in  der  gewerblichen 
Gärtnerei   die  Alterklassen   von   20  bis 


164 


Litteratur. 


23  Jahren-;  ältere  warten  schon  wochen- 
bezw.  monatelang  auf  Arbeit,  sind  je- 
doch schwer  unterzubringen.  Lieber 
wird  noch  zu  den  jüngeren  gegriffen. 
Verheiratete  sind  hier  überhaupt  nicht 
unterzubringen.  Zu  erwähnen  ist  noch 
folgendes:  Während  im  Dezember  sich 
im  Nachweise  zur  Sprechzeit  täglich 
nur  3 — 6  Stellenbewerber  durchschnitt- 
lich einfanden,  wies  der  Januar  regel- 
mässig 10 — 25  auf.  Seit  Eintritt  des 
Frostwetters  hat  das  Angebot  offener 
Stellen  plötzlich  nachgelassen  und  die 
Stellensuchenden  häufen  sich. 


Verein  zur  Förderung  der  Blumenpflege 
bei  Schulkindern. 

Der  Berliner  Verein  hielt  am  7.  März 
im  Bürgersaale  des  Rathauses  unter 
Vorsitz  des  Schulinspektors  Dr.  Zwick 
seine  zweite  Jahresversammlung  ab. 
Der  erste  Jahresbericht  führte  36  Berlin  er 
Gemeindeschulen  auf.  deren  Kinder 
sich  der  Blumenpflege  widmeten;  diese 
Zahl  hat  sich  im  zweiten  Jahresbericht 
nur  um  eine  vermehrt.  30  Schulen 
sind  der  Blumenpflege  treu  geblieben, 
sechs  haben  sie  wieder  aufgegeben, 
sieben  sind  neu  für  die  Bestrebungen 
gewonnen  worden  ,  190  Gemeinde- 
schulen stehen  der  Sache  überhaupt 
noch  fern.  Die  Zahl  der  ausgegebenen 
Pflanzen,  ,die  im  ersten  Jahre  5894  be- 
trug, hat  sich  im  zweiten  Jahre  auf 
6354     erhöht ,      dank     reicheren     Zu- 


wendungen von  Gönnern,  unter  denen 
Geh.  Kommerzienrat  Veit  und  Kauf- 
mann Seldis-Steglitz  besonders  genannt 
werden.  Die  städtische  Parkdeputation 
spendete  über  1000  Pflanzen  und  die 
erforderliche  Blumenerde  für  alle 
Töpfe.  Die  Belehrung  über  die  Blumen- 
pflege wurde  im  naturkundlichen 
Unterricht  gegeben  und  an  besonderen 
Exemplaren,  die  während  des  ganzen 
Sommers  am  Fenster  der  Schulstube 
ihren  Platz  hatten,  wurde  die  Pflege 
gelehrt ,  die  für  das  Gedeihen  der 
Blumen  unerlässlich  ist.  Die  Mitglieder- 
zahl des  Vereins  ist  von  070  auf  740 
gestiegen,  in  diese  Zahl  einbegriffen 
sind  die  130  ausserordentlichen  Mit- 
glieder und  Wohlthäter.  Die  Ein- 
nahmen des  Vereins  beliefen  sich  auf 
500,  die  Ausgaben  auf  457  M.  Der 
Vorstand  wurde  wiedergewählt.  Herr 
Dr.  Dammer  hielt  alsdann  einen  Vortrag 
über  Zimmerpalmen-Kultur. 

Deutscher  Po  mologen  verein. 
Statuten  und  Verzeichnis  der  Mitglieder 
(Bestand  vom   1.  Juli   1897). 


36/37.  Jahresbericht  des  Garten- 
bau-Vereins für  die  Oberlausitz. 
Enthält  kurze  Berichte  über  die  ein- 
zelnen Vereinssitzungen,  sowie  Ver- 
zeichnisse der  Mitglieder  und  der 
Bibliothek. 


Litteratur. 


Prof.  Dr.  R.  Sadebeck,  Direktor 
des  botan.  Museums  und  des  botan. 
Laboratoriums  für  Warenkunde  in 
Hamburg,  Die  Kulturgewächse  der 
deutschen  Kolonien  und  ihre  Erzeug- 
nisse. Für  Studierende  und  Lehrer  der 
Xaturwissenschaften,  Plantagenbesitzer, 
Kautleute  und  alle  Freunde  kolonialer 
Bestrebungen.  Jena.  Verlag  von 
Gustav  Fischer  1899.  Gr.  8°.  366. 
137  Abbildungen.  Preis  10  M..  geb. 
11  M. 

Dieses  Werk  kommt  gerade  zur 
richtigen  Zeit,  da  das  Interesse  für  die 
Kolonien  ein  überall  rege  gewordenes 
ist.  Es  bietet,  wie  schon  der  Titel 
sagt,    so  zu   sagen  Jedem   etwas,    dem 


Mann  der  Wissenschaft,  wie  dem 
Praktiker,  und  die  zahlreichen  schönen, 
meist  Original-Abbildungen,  die  nur 
mitunter  etwas  zu  stark  schattiert  sind, 
erleichtern  das  Verständnis  sehr.  Die 
meisten  Artikel  sind  vom  Verfasser, 
der  bei  seiner  Stellung  ein  reiches 
Material  zur  Verfügung  hatte,  selbst 
geschrieben,  manche  aber  von  Spe- 
zialisten durchgesehen.  Behandelt 
wurden:  1.  Palmen.  2.  Getreide  und 
Zuckerrohr.  3.  Knollen-  und  Zwiebel- 
gewächse. 4.  Essbare  Früchte  und 
Gemüse.  5.  Eigentliche  Genussmittel 
(Ivaffee,  Thee.  Kakao  etc.).  6.  Gewürze. 
7.  Tabak  (wird  sonst  auch  zu  den  Ge- 
nussmitteln gerechnet).  8.  Fett- und  Öl- 


Gewerbliche  Angelegenheiten. 


l65 


pflanzen.  9.  Färb-  und  Gerbstoff- 
pflanzen.   10.  Gummi,  Harze  undKopale. 

1 1 .  Kautschuk-  und  ( '.uttaperchaptlanzen. 

12.  Faserstoffe.  13.  Nutzhölzer.  14.  Me- 
dizinalpllanzen.  Bei  der  Getreideart 
Eleusine  coracana  ist  uns  aufgefallen, 
dass  Verfasser  E.  Tocussa  nicht  er- 
wähnt, es  hätte  wenigstens,  da  dieser 
Xame  oft  vorkommt,  angegeben  werden 
können,  dass  es  wohl  nur  eine  Varietät 
von  E.  coracana  ist.  Über  die  Be- 
reitung" des  Kaffees  zur  Handelsware 
hätten  doch  wohl  statt  der  Semmler- 
schen  Angaben  solche  von  den  Plan- 
tagenbesitzern selbst  gebracht  werden 
können.  Bei  den  tropischen  Getreide- 
arten und  Hülsenfrüchten  wären  Ab- 
bildungen der  Körner  bezw.  Samen 
erwünscht  gewesen,  da  diese  gerade 
im  Handel  und  Wandel  allein  vor- 
kommen.    Doch   das   sind  kleine  Aus- 


stellungen. I>as  Buch  verdient  in  jeder 
Hinsicht  die  wärmste  Empfehlung,  und 
das  um  so  mehr,  als  es  eine  Menge 
weniger  bekannte  ('.'-wachse  bespricht 
und  z.  T.  auch  charakteristisch  ab- 
bildet, so  z.  B.  die  Xaras-Ptlanze,  eine 
Cucurbitaceae,  auf  den  Dünenhügeln 
der  Walfischbai.  Auch  die  Krankheiten 
der  betr.  Pflanzen  sind  meist  be- 
sprochen. Die  gefürchtete  Sereh- 
krankheit  des  Zuckerrohres  wird  jetzt 
als  eine  erbliche  Degenerationserschei- 
nung angesehen.  L.  Wittmack. 


Mitteilungen  über  Düngungs- 
v  er  suche.  Herausgegeben  vom  Syn- 
dikat der  Kaliwerke  Leopoldhall- 
Stassfurt.  Xo.  11  Gemüse.  2.  Teil.  Mit 
sehr  interessanten  Darstellungen  nach 
Photographien. 


Gewerbliche  Angelegenheiten. 


Frachtermässigung. 

Eine  wesentliche  Ermässigung  des 
Gütertarifs  auf  den  preussischen  Staats- 
bahnen, die  in  der  Hauptsache  land- 
wirtschaftlichen Erzeugnissen  zu  Gute 
kommt,  hatsoeben  derMinister  Thielen 
angeordnet.  Danach  werden  vom 
1.  April  1899  an  Butter,  sämtliche 
Gartenprodukte  und  geräucherte  He- 
ringe zum  Frachtgütertarif  angenommen 
und  als  Eilgüter  befördert.  Durch 
diese  Anordnung  tritt  eine  Verbilligung 
der  Fracht   um  die  Hälfte  ein. 


Gärtnerische  Kommission   des   wirtschaftlichen 
Ausschusses. 

In  dem  Bericht  über  die  erste  Sitzung. 
Heft  3  S.  85,  ist  aus  Versehen  unter 
den  Anwesenden  Herr  M.  Liebau 
fi.  F.  Liebau  &  Co.),  Samenhandlung, 
Erfurt,  nicht  aufgeführt. 

Die  süddeutschen  Gärtner   beklagen 
sich  in  der  Frankfurter  Gärtnerzeitung, 
keiner  von  ihnen  in   diese   Kom- 
mission berufen  sei.     Wir  können  aber 
die     Versicherung     geben,     dass     die 
Berliner«    daran   wirklich   unschuldig 


sind.  Die  Einladungen  scheinen  sich 
vorläufig  nur  auf  Preussen  beschränkt 
zu  haben. 


Erleichterung 
im   Verkehr  mit  amerikanischem   Obst. 

Aus  Hamburg  schreibt  man  der 
Voss.  Zeitung:  Xach  einer  von  zu- 
ständiger Seite  uns  zugehenden  Mit- 
teilung ist  für  den  Verkehr  mit  ame- 
rikanischem Obst  die  Erleichterung 
eingetreten,  dass  durch  Verfügung  des 
Reichskanzlers  jetzt  die  Durchfuhr  von 
frischem  und  getrocknetem  Obst,  sowie 
von  Obstabfällen  aus  Amerika  ohne 
vorherige  Untersuchung  auf  das  Vor- 
handensein der  San  Jose-Schildlaus 
unter  der  Bedingung  gestattet  ist.  dass 
die  Waren  unter  Zollverschluss  durch 
das  deutsche  Zollgebiet  durchgeführt 
werden.  Auch  solche  Sendungen,  die 
im  hiesigen  Freihafengebiet  für  die 
Einfuhr  untersucht  und  mit  der  San 
Jose-Schildlaus  besetzt  befunden  worden 
sind,  können  auf  einen  an  das  Dekla- 
rationsbureau zu  richtenden  Antrag  zur 
Durchfuhr  durch  das  Zollgebiet  unter 
Zollverschluss  zugelassen  werden. 


i66 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


Pankow  -  Schönhausen.  Allge- 
meine Gartenbau  -  Ausstellung  des 
Pankow  -  Schönhausener  Gartenbau- 
vereins,  19.  —  24.  Mai  1900,  im 
Restaurant  Linder,  Rreitestr.  34.  An- 
fragen sind  zu  richten  an  W.  Kretsch- 
mann,  Handelsgärtner  in  Pankow- 
Berlin. 

Berlin.  Grosse  deutsche  Winter- 
blumen-Ausstellung, Mitte  Februar 
1900  im  Zoologischen  Garten.  Das 
Programm,  das  Medaillen  und  Geld- 
preise im  Gesamtbetrage  von  nicht 
weniger  als  20000  Mark  aussetzt, 
ist  am  23.  Februar  vom  Verein 
zur  Beförderung  des  Gartenbaues 
genehmigt  und  wird  nun  gedruckt 
werden. 


Dresden.  Jubiläums  -  Ausstellung 
des  Landesobstvereins  für  das  König- 
reich Sachsen  vom  14. — 19.  Oktober. 
Das  Programmm  ist  zu  beziehen: 
Gerokstrasse  45. 


Dresden.     Anfang   Mai    1900  Früh- 
jahrsausstellung der  Feronia. 


London.  Internationale  Konferenz 
über  Bastard-  und  Kreuzungs- 
pflanzen, veranstaltet  von  der  Royal 
Horticultural  Society  am  11.  und 
12.  Juli  1899.  Anmeldung  von  Artikeln 
und  Pflanzen  an  W.  Wilks,  Secretary, 
117   Victoria  Street,    Westminster  SW. 


Antwerpen.  Internationale  Aus- 
stellung vom  9. — 13.  April  1899  zur 
Feier  des  3ocjährigen  Geburtstages  von 
Anton  van  Dyck. 


Gent.  30.  April  bis  9.  Mai  1899 
Grosse  internationale  Ausstellung.  Die 
Ligue  horticole  L'Union  zu  Mont 
St.  Amand  bei  Gent  versendet  ein  sehr 
geschmackvolles  Plakat  zu  ihrer  Aus- 
stellung. 


Petersburg.  III.  internationale 
Gartenbau-Ausstellung  vom  5./17. 
bis  15./27.  Mai  1899.  Unter  dem  6.  März 
übersandte  uns  der  Reichskanzler 
(Reichsamt  des  Innern)  die  Abschrift 
einer       Verbalnote       der       Kaiserlich 


russischen  Botschaft  vom  15.  Februar 
d.  J.,  die  wir  liier  in  Uebersetzung 
folgen  lassen. 

Zugleich  bemerkt  uns  das  Reichs- 
amt des  Innern,  dass  wegen  Ver- 
günstigungen anf  den  preussischen 
Eisenbahnen  Verhandlungen  mit  dem 
Königlich  preussischen  Herrn  Minister 
der  öffentlichen  Arbeiten  eingeleitet 
sind.  Ueber  das  Ergebnis  wird  s.  Z. 
berichtet  werden. 

Abschrift  zu  III  A.  908. 
Russische  Botschaft. 

Berlin,  3./ 15.  Februar  1899. 
Verbalnote. 
Die  Kaiserliche  Botschaft  ist  be- 
auftragt, zur  Kenntnis  zu  bringen,  dass 
Personen,  welche  an  der  Internationalen 
Gartenbau- Ausstellung  in  St.  Petersburg, 
die  vom5./i7-bis  15.  27.  Mai  stattfindet, 
teilzunehmen  wünschen,  Zoll-  und 
Transport-Erleichterungen  eingeräumt 
werden. 

1.  Der  Transport  der  Ausstellungs- 
gegenstände von  der  Grenze  bis  zur 
Ausstellung  erfährt  keine  Reduktion 
des  gewöhnlichen  Preises.  Hingegen 
sind  alle  Gegenstände,  welche  von 
St.  Petersburg  durch  das  gleiche  Zoll- 
amt zurückgeschickt  werden,  welches 
sie  bei  der  Einsendung  passierten, 
befreit  von  Zollausgaben. 

2.  Nach  Schluss  der  Ausstellung 
werden  die  Gegenstände  unentgeltlich 
von  St.  Petersburg  bis  zu  ihrer  An- 
kunftsstation vom  Auslande  trans- 
portiert (also  bis  zur  Grenze). 

3.  Zum  Zweck  der  freien  Durchfuhr 
durch  die  russischen  Grenz-Zollämter 
müssen  die  Ausstellungsgegenstände 
die  Aufschrift  tragen:  »Transit  — 
Exposition«  und  ausserdem  mit  be- 
sonderen Karten  versehen  sein,  welche 
die  Kaiserliche  Gartenbaugesellschaft 
auf  Wunsch  der  Aussteller  entsprechend 
der  deklarierten  Zahl  der  Colli  oder 
Kisten  liefert. 

4.  Die  Zollrevision  der  Ausstellungs- 
gegenstände aus  dem  Auslande  wird 
im  Aus  Stellungsgebäude  selbst 
stattfinden. 

5.  Alle  Pflanzen  müssen  von  Attesten 
begleitet  sein,  welche  feststellen,  dass 


Eingesandte  Preisverzeichnisse.  —  Personal-Nachrichten. 


I<»7 


sie  von  der    Phylloxera  nicht  befallen 
sind. 

Es  muss  noch  hinzugefügt  werden, 
dass  man  die  Absicht  hegt,  einige 
Eisenbahnwagen    für    die    Versendung 


der  Pflanzen  speziell  einzurichten,  die- 
selben zu  heizen  und  mit  Wasser  zu 
versehen,  um  die  Pflanzen  während 
der  Reise  im  guten  Zustande  zu  er- 
halten. 


Eingesandte  Preisverzeichnisse. 


J.  M.  Helms  Söhne.  Gross-Tabarz, 
Thüringen.  Forst-  und  landwirt- 
schaftliche Samen.  —  Sander  &  Co., 
St.  Albans,  England,  New  Orchids, 
new  Palms,  new  Carnations  (Xelken). 
beautiful  foliage  plants  etc.  — 
H.  Severin  (vorm.  C.  Ilaacke  Wwe.), 
Kremmen  bei  Berlin,  Schnittstauden, 
Chrysanthemum,  Edel-Georginen.  — 
J.  M.  Krannich,  Mellenbach  i.  Thür., 
Holzwaren,  Namenhölzchen,  Kisten  etc. 

—  G.  Bornemann.  Blankenburga.Harz, 
Neueste  und  beste  Blütenpflanzen. 
Zonale-Pelargonien  mit  farbigen  Abb., 
Canna,I)ahli  en, Begonien, Fuchsien  etc. 

—  H.  Henkel.  Darmstadt,  Koniferen  etc. 
Grassamenmischungen.  Samen  von 
Brahea  Roezli  von  C.  A.  Purpus  in 
Kalifornien  an  ihrer  nördlichsten 
Verbreitungsgrenze  gesammelt.  — 
Boettcher  &  Voelcker,  Gr.-Tabarz 
1.  Thür.,  Laub-  und  Nadelholz,  Gras- 
und  Oekonomiesamen.  —  Carl  Grone- 
mann,  Ploflieferant,  Blomberg  in  Lippe, 
Hauptverzeichniss   der  Spezial-Nelken- 


zucht.  Dr.    G.    Di  eck    in  Zusehen. 

Reg.-Bez.  Merseburg,  die  Moor-  und 
Alpenpflanzen  (Eiszeitflora)  des  National- 
Arboretums  und  Alpengartens  Zöschen 
und  ihre  Kultur;  ein  ausserordentlich 
reichhaltiges  Verzeichnis  mit  tabel- 
larischen Angaben  über  Vaterland. 
Boden,  Wuchs  etc.,  derselbe:  Neu- 
heitenliste. —  J.  C.  Schmidt,  Erfurt, 
landw.  Frühjahrsaussaaten,  desgl.  Ver- 
zeichnis praktischer  und  neuer  Geräte 
für  Haus  und  Hof,  Garten  und  Feld.  — 
Otto  Froebel,  Zürich,  illustrierter 
und  erläuternder  Generalkatalog  über 
sämtliche  Kulturen  der  Firma:  I.  Ge- 
wächshauspflanzen (hierzu  ein  farbiges 
Bild  des  Cyclamen  Papilio),  II.  Winter- 
harte  Freilandpflanzen,  Alpen-, Zwiebel  n- 
und  Knollengewächse,  III.  Zierbäume 
und  Sträucher,  Nadelhölzer,  Obst  etc. 
Unter  den  vielen  schönen  Abbildungen 
sei  hervorgehoben:  ein  Teil  des  Froebel- 
schen  Seerosenbassins  mit  nur  winter- 
harten Nymphaeen,  ferner  die  neue 
Picea  pungens  glauca  pendula. 


Personal-Nachrichten. 


Der  bekannte  Pomologe  Friedrich 
Jacob  Dochnahl  zu  Neustadt  am 
Hardt.  Ehrenmitglied  des  Vereins  zur 
Beförderung  des  Gartenbaues,  feierte 
am  4.  März  seinen  80.  Geburtstag. 

Jakob  Sturm,  Kunst-  und  Ilandels- 
gärtner  in  Erfurt,  wurde  zum  königl. 
württembergischen  Hoflieferanten  er- 
nannt. 

Der  Obergärtner  Wiss  vom  Park- 
revier Sanssouci  ist  zum  Königlichen 
Hofgärtner  ernannt  worden  ;  ihm 
wird  vom   1.  April    an    die    Stelle  des 


dann  pensionierten  Hofgärtners  Merle 
zu  Homburg  vor  der  Höhe  über- 
tragen. 

Otto  Busse,  bisher  Obergärtner  an 
der  Gärtner-Lehranstalt  zu  Köstritz, 
wurde  als  Kreis -Obergärtner  nach 
Centhin,  Kreis  Jerichow,  berufen.  An 
seine  Stelle  trat  W.  Voegler-Scherf . 
bisher  in  der  väterlichen  Gärtnerei  in 
Annaberg  beschäftigt,  früherer  Schüler 
der  Gärtner-Lehranstalt  Köstritz. 

Am  28.  Februar  f  im  52.  Lebens- 
jahre plötzlich    am   Gehirnschlage  der 


i68 


Personal-Nachrichten.    —  Tagesordnung. 


Königliche  Garteninspektor  a.  D. 
Berthold  Stein  in  Breslau.  Stein 
war  früher  Inspektor  des  botanischen 
Gartens  in  Breslau.  Er  schrieb  u.  a. 
ein  bekanntes  Buch  über  die  Orchideen, 
war  auch  botanisch,  namentlich  in 
Flechten  sehr  bewandert.  Im  Jahre  1886 
war  er  Redakteur  der  Gartenflora. 


R.  Mertens,  Obergärtner  und  Obst- 
baulehrer an  der  königl.  Lehranstalt 
für  Obst-,  Wein-  und  Gartenbau  zu 
Geisenheim,  wurde  als  Landes-Obstbau- 
Inspektor  für  das  Königreich  Bayern 
-  mit  dem  Wohnsitze  in  Nürnberg  — 
angestellt.  Für  Geisenheim  ist  das  ein 
grosser  Verlust  und  für  Bayern  ein 
grosser  Gewinn,  sagt  Möllers  Gärtner- 
zeituns  mit  Recht. 


C.  Voland,  bisher  in  Breslau  be- 
schäftigt, wurde  vom  Kreisausschusse 
des  Kreises  Kempen  als  Kreisgärtner 
angestellt. 

Der  ausserordentliche  Professor  an 
der  Universität  Halle  Dr.  Zopf,  früher 
an  der  landwirtschaftlichen  Hochschule 
in  Berlin,  ist  zum  ordentlichenProfessor 
der  Botanik  an  der  Kgl.  Akademie  zu 
Münster  in  Westfalen  ernannt. 


Karl  Lücke,  der  am  1.  Oktober 
seine  Stelle  als  Institutsgärtner  an  der 
Obst-  und  Weinbauschule  in  Wittstock 
aufgab,  hat  die  Anlage  und  Leitung 
der  gräflich  Hadikschen  Obstplantage 
und  Baumschule  in  Nadaska  (Ober- 
Ungarn)  übernommen. 


Hofgarteninspektor  RudolphNoack 
in  Darmstadt  trat  in  den  Ruhestand 
und  erhielt  als  Anerkennung  seiner 
Leistungen  das  Ritterkreuz  des  Ordens 
vom  Zähringer  Löwen  verliehen. 


Am  1.  Februar  starb  im  Alter 
von  78  Jahren  der  gräflich  von 
Bennigsensche  Gartenmeister  a.  D. 
H.  Heike  in  Banteln.  Nachdem  es 
ihm  vergönnt  war,  vor  einigen  Jahren 
sein  50  jähriges  Dienstjubiläum  zu 
feiern,  trat  er  am  1.  Mai  1896  in  den 
Ruhestand,  In  den  weitesten  Kreisen 
wird  der  Tod  des  tüchtigen  Fach- 
mannes lebhaft  bedauert,  und  sein  An- 
denken wird  von  allen  seinen  Freunden 
und  Bekannten,  die  Gelegenheit  hatten, 
den  allezeit  liebenswürdigen  alten 
Herrn  kennen  zu  lernen,  hoch  in  Ehren 
gehalten  werden. 

Johann  Ilthal,  Begründer  und  lang- 
jähriger Leiter  des  Dorj  ewschen  Parks 
bei  Schpola  (Russland),  gab  diese 
Stellung  auf  und  übernahm  die  Ober- 
gärtnerstelle bei  Baron  W  ran  gel  in 
Kosatzkaje  (Russland). 

Dem  Gartendirektor  der  Deutschen 
Botschaft  in  Konstantinopel,  Wentzel. 
ist  der  Kgl.  Kronenorden  IV.  Klasse 
verliehen. 

Dem  Rentier  Agathus  Thiel- 
Charlottenburg,  früher  Inhaber  des 
rühmlichst  bekannten  Bindereigeschäfts 
Kgl.  Hofl.  A.  Thiel- Berlin,  ist  der 
Kgl.  Kronenorden  IV.  Klasse  verliehen. 


Lg 


Tagesordnun; 

für  die 

857.  Versammlung  des  Vereins  z.  Beförderung  d.  Gartenbaues  i.  d.  pr.  Staaten 

am  Donnerstag,  den  23.  März  1899,  6  Ohr  (nicht  am  3o.  März), 

im   grossen  Hörsaal    der   Königl.    landw.    Hochschule,    Invalidenstrasse  42. 

1.  Ausgestellte  Gegenstände.  2.  Vortrag  des  Herrn  Geh.  Regierungsrat  Professor  Dr. 
Orth:  Reisebilder  von  einer  Orientreise.  (Zu  diesem  Vortrage  sind  auch  die 
verehrten  Damen  der  Mitglieder  freundlichst  eingeladen.)  3.  2.  Abstimmung  über  die  Anträge 
der  vereinigten  Ausschüsse,  den  Fonds  der  Kaiser  Wilhelm-  und  Augusta-Jubelstiftung  auf 
10 000  M.  zu  erhöhen  und  ein  Stipendium  von  5ooo  M.  für  die  Kgl.  Gärtner-Lehranstalt  zu 
Potsdam  zu  stiften  (vergl.  S.  1 12  und  148).  4.  2.  Abstimmung  über  die  Bewilligung  von  20000  M.  zu 
Prämien  für  die  grosse  Deutsche  Winterblumen-Ausstellung  Mitte  Februar  1900.  5.  1.  Lesung 
des  Etats  für  1899.  6.  Entlastung  des  Schatzmeisters  für  die  Rechnung  über  die  Jubiläums- 
ausstellung und   für  die  Jahresrechnung   1897. 


Die  botanische  Zentralstelle  für  die  deutschen  Kolonien. 

(Aus  der  dem  Reichstag  überreichten  Denkschrift  betreffend   die  Verwendung  des  Afrikafoi 

jie  botanische  Zentralstelle  am  königlichen  botanischen  ('.arten  zu  Berlin 
hat  dank  der  erhöhten  Mittel,  welche  ihr  zuteil  wurden,  ihre  Thätigkeit 
mit  Beginn  des  laufenden  Etatsjahres  viel  umlassender  gestalten  können,  als  es 
bis  dahin  möglich  gewesen  ist.  Zur  Bestätigung  dieses  sei  zunächst  darauf 
hingewiesen,  dass  die  an  die  verschiedensten  Stationen  unserer  Kolonien  ge- 
lieferten kleineren  und  grösseren  Mengen  von  Samen  tropischer  und  subtropischer 
Nutzpflanzen,  von  Gemüsen,  Getreidearten,  Futter-  und  Ziergewächsen  gegen 
1000  Nummern  betragen  haben.  Naturgemäss  flössen  die  Sendungen  vorzugs- 
weise denjenigen  Plätzen  zu,  an  denen  staatlicherseits  botanische  und  Versuchs- 
gärten unterhalten  werden,  so  namentlich  Viktoria,  Dar-es-Saläm  und  Kwai; 
aber  auch  kleinere  Stationen,  wie  Moschi,  Kilema,  Dabaga  und  Iringa  in  Ost- 
afrika, Lome  und  Kete-Kratyi  in  Togo,  Buea  und  Johann-Albrechtshöhe  in 
Kamerun,  Windhoek  und  Salem  in  Südwestafrika,  nicht  minder  einzelne  Private 
wie  die  Deutsch  -  Ostafrikanische  Gesellschaft  und  die  Friedrich-Hoftmann- 
Pflanzung  in  Useguha,  konnten  bedacht  werden.  Bei  der  Auswahl  des  Saatgutes 
wurde  einerseits  den  geäusserten  Wünschen  thunlichst  Rechnung  getragen, 
andererseits  waren  die  klimatischen  Verhältnisse  des  jeweiligen  Bestimmungs- 
ortes und  damit  die  Möglichkeit  eines  Kulturerfolges  in  Rücksicht  zu  ziehen. 
Um  einiges  Wichtigere  herauszugreifen,  erhielten  unter  Beachtung  dieser  beiden 
Momente  sowohl  ost-  wie  westafrikanische  Stationen  Saatgut  wertvoller  Nutz- 
hölzer, als  Teakholz,  indisches  Sandelholz,  Blauholz,  Mahagoni,  Polisander, 
Ebenholz,  verschiedene  Eisenhölzer  und  Eucalypten.  Sappan-  und  Zuckerkisten- 
holz, ferner  tropische  Obstarten  wie  Sapotillapfel,  Guayaven.  Jambosen,  Granaten 
und  Citronen.  Mit  Ziergehölzen,  Florblumen  und  Palmen  aller  Art  wurden 
vorzugsweise  Dar-es-Saläm,  Viktoria  und  Buea  versehen,  Futtergräser  und  Ge- 
treidesorten  gingen  nach  Kwai,  Atakpame,  Kete-Kratyi,  Gerbakazien  und  Dividivi 
ebendahin  und  nach  Mohorro.  Der  gebirgigen  Lage  Kwais.  Moschis,  Iringas 
und  Bueas  Rechnung  tragend,  wurde  auch  der  Versuch  gemacht,  diesen  eine 
Reihe  europäischer  und  nordamerikanischer  Nadelhölzer,  Laubbäume  und 
Sträucher  zuzuführen,  von  denen  echte  Kastanie.  Oelbäume.  Wein.  Mandel, 
Walnuss  und  virginischer  Wachholder  erwähnt  sein  mögen.  Medizinal-  und 
i  dpllanzen  empiing  besonders  Kwai,  Schatten-  und  Alleebäume  Dar-es-Saläm, 
Viktoria   und  Windhoek. 

Zu  Versuchen  im  grösseren  standen  im  vergangenen  Jahre  vier  Arten 
von  Nutzpflanzen  zur  Verfügung,  nämlich  Friobotrya  japonica.  die  echte,  aus 
Indien  bezogene  Indigopflanze,  die  Dattelpalme  und  der  Matestrauch  der  Süd- 
amerakaner.  Die  erste  konnte  an  fast  sämtliche  in  Betracht  kommende 
Plätze  verteilt  werden,  die  zweite  erhielt  Kete-Kratvi,    die  dritte  Dar-es-Saläm. 


1 70  Die  botanische  Zentralstelle  für  die  deutschen  Kolonien. 

Kwai,  Lome,  Kete-Kratyi,  Windhoek  und  Salem,  den  Matestrauch  Kwai,  Viktoria 
und  Kete-Kratyi.  Eine  Übersicht  über  alle  nach  unseren  Kolonien  ver- 
schickten Samensorten  giebt  das  Notizblatt  des  botanischen  Gartens  und 
Museums  No.  15. 

Weniger  umfangreich,  teils  der  hohen  Kosten,  teils  der  nur  selten  vor- 
handenen Gelegenheit  zur  Ueberführung  wegen,  gestaltete  sich  die  Versendung 
lebender  Nutzpflanzen  im  Wardschen  Kasten.  Immerhin  hat  die  Anzahl  der  ab- 
gegebenen Arten  81,  der  Exemplare  274  betragen,  bei  weitem  mehr  also  als  je  in 
einem  der  vergangenen  Jahre.  Bei  der  Auswahl  der  Arten  waren  hier  natur- 
gemäss  in  erster  Linie  die  Wünsche  der  Stationsleiter  massgebend  und  so 
gingen  nach  Kwai  von  Gewürzpflanzen  die  Muskatnuss  und  Zimmt,  von  Obst- 
arten Achras  Sapota,  Aegle  marmelos,  Spondias  dulcis  und  Anonen,  von  Reiz- 
pflanzen der  Kolabaum  und  Guarana,  von  Nutzhölzern  Pockholz,  Campecheholz, 
australisches  Eisenholz  und  Schleichera  trijuga,  ferner  Medizinalpflanzen,  wie 
Strophanthus,  Tolubalsambaum  und  Maticostrauch,  dann  Feigenbäume,  Illipe 
latifolia,  Bambus  und  die  Kautschukpflanze  Castilloa  elastica.  Die  Friedrich- 
Hoffmann-Pflanzung  in  Useguha  wurde  mit  einer  Reihe  von  Schattenbäumen 
für  Kaffee  bedacht,  daneben  mit  Nutzhölzern  (Polisander,  Pterocarpus  santalinus, 
Pockholz,  Cedrela  odorata),  Obstarten  (Anonen,  Jambosen,  Baumstachelbeeren), 
Olpalmen,  besonders  aber  mit  einer  Stecklingssendung  der  Gespinstpflanze 
Boehmeria  nivea  (Ramie),  die  sie  im  grossen  in  Kultur  zu  nehmen  gesonnen 
ist.  Herr  Direktor  Dr.  Preuss  in  Viktoria  erbat  und  erhielt  von  Medizinal- 
pflanzen Smilax  officinalis,  Toluifera  Pereira,  Erythroxylon  novogranatense, 
Croton  betulinus  und  Eluteria,  von  Obstarten  Aegle  marmelos,  Anona,  Cheri- 
molia,  Achras  Sapota,  von  sonstigen  Nutzpflanzen  Dividivi,  Ravenala  madagas- 
cariensis,  Ficus  bengalensis,  Illipe  latifolia,  Dendrocalamus  strictus  u.  s.  w. 

Der  Versendung  lebender  Pflanzen  wird  die  botanische  Zentralstelle  in 
Zukunft  darum  eine  noch  grössere  Beachtung  schenken  als  bisher,  weil  sich 
herausgestellt  hat,  dass  sie  für  das  Gelingen  einer  Einführung  mehr  Gewähr 
bietet  als  die  Verteilung  von  leicht  verderbbarem  und  immer  nur  teilweise 
zur  Keimung  gelangendem  Saatgut.  Sie  hat  deshalb  durch  Aussortieren 
manches  Überflüssigen  und  Unbrauchbaren  in  den  Kulturhäusern  des 
botanischen  Gartens  Raum  für  vermehrten  Anzuchtsbetrieb  des  Wertvolleren  und 
für  Aufnahme  von  Neuheiten  geschaffen.  Um  letztere  zu  erlangen,  hielt  sie 
nicht  nur  den  bestehenden,  auf  Austausch  gegründeten  Verkehr  mit  vielen 
botanischen  Gärten  des  In-  und  Auslandes  aufrecht,  sondern  knüpfte  auch  neue 
Verbindungen  an  und  erwarb  durch  Kauf  bei  hervorragenden  Firmen,  wie 
William  Brothers  (Ceylon),  Schenkel  (Teneriffa),  Christy  (London)  und  Klar 
(Berlin),  manches  von  dem,  was  bisher  gefehlt  hatte.  Aus  den  auf  diese  Weise 
für  die  Kulturhäuser  gewonnenen  Zugängen  seien  hervorgehoben:  Die  Muskat- 
nuss, eine  Anznhl  lebender,  später  nach  Kamerun  überzuführender  Bambusen 
aus  Kalkutta,  ein  Wardscher  Kasten,  gefüllt  mit  Stecklingen  der  wichtigen 
Kautschukpflanze  Castilloa  elastica  aus  London,  15  Arten  Sämereien  aus  Madras. 
78  aus  Saigon,  28  aus  Kalkutta,  2  aus  Gabun,  57  aus  Baroda  (Indien),  112  aus 
Sydney.  Stecklinge  des  Guttaperchabaumes,  die  Herr  Konsul  Eschke  in  einem 
Wardschen  Kasten  aus  Singapore  zu  schicken  die  Freundlichkeit  hatte,  kamen 
leider  schon  halbabgestorben  an  und  waren  trotz  aller  Bemühungen  nicht  am 
Leben  zu  erhalten. 


Die  botanische  Zentralstelle  für  die  deutschen  Kolonien. 


171 


Eingänge  aus  unseren  Kolonien  sind  für  alle  Abteilungen  der  botanischen 
Zentralstelle  zu  verzeichnen,  wenn  auch  nicht  verhehlt  werden  darf,  dass  sie 
in  ihrem  Umfange  noch  keineswegs  den  berechtigten  Erwartungen  entsprechen. 
Die  gan-z  überwiegende  Mehrzahl  der  Stationen  steht  den  Bestrebungen,  durch 
Übersendung  von  getrockneten  Pflanzen  und  Produkten  zur  Kenntnis  des  Landes 
beizutragen,  noch  teilnahmslos  gegenüber.  Um  so  mehr  ist  die  Thätigkeit  ein- 
zelner anzuerkennen.  Kwai  schickte  9  diverse  lebende  Nutz-  und  Zierptlanzen 
für  den  botanischen  Garten,  die  Friedrich-HolTmann-Pilanzung  10,  Buea  gegen 
30.  aber  leider  mangelhaft  verpackt,  so  dass  nur  ein  Teil  davon  gerettet  werden 
konnte.  An  Sämereien  gingen  ein:  grössere  Kollektionen  durch  Direktor  Kick 
aus  Kwai  und  durch  Regierungsrat  Dr.  Stuhlmann  aus  Dar-es-Saläm,  kleinere 
durch  Graf  Zech  und  Dr.  Kersting  aus  Togo  und  durch  Landwirt  Dintert 
aus  Südwestafrika.  Der  Aufforderung,  durch  Einsendung  hervorragender  Nutz- 
gewächse einen  Austausch  zwischen  Ost-  und  Westafrika  anzubahnen,  ist  bisher 
nur  Kwai  nachgekommen,  indem  es  die  Samen  der  ostafrikanischen  Ölpflanze 
Telfairia  pedata,  einer  wilden  Musaart  und  zweier  schöner  Waldbäume  seiner 
Umgebung  in  grösserer  Menge  nach  Berlin  gelangen  liess.  Es  konnten  damit 
nicht  nur  die  westafrikanischen  Stationen,  sondern  auch  eine  Reihe  tropischer 
botanischer  Gärten  versehen  und  dadurch  wenigstens  teilweise  den  Ver- 
pflichtungen nachgekommen  werden,  den  der  kostenfreie  Bezug  von  Saatgut  aus 
englischen  und  französischen  Kolonien    der  botanischen  Zentralstelle  auferlegt. 

Las  botanische  Museum  verdankt  Hauptmann  v.  Elpons  verschiedene 
Früchte  aus  Hohenlohe-Langenburg.  Direktor  Eick  ebensolche  und  Proben 
europäischer  Kulturgewächse  aus  Usambara,  dem  Grafen  Zech  Indigo  aus  Togo, 
Herrn  Knochen hauer  Gummisorten  aus  Ostafrika,  Herrn  Conrau  versteinerte 
Hölzer  und  Produkte  aus  Kamerun,  Regierungsrat  Dr.  Stuhlmann  Mangrove- 
Rinden  und  diesem  wie  Direktor  Eick  je  eine  Sammlung  sehr  willkommener 
Photographien  von  Vegetationstypen.  Das  meiste  Interesse  beanspruchen  Proben 
von  Nutzhölzern,  die  Lieutenant  Brosig  aus  Kilossa,  Plantagenbesitzer  Kurt 
Hoff  mann  aus  Useguha  und  Graf  Zech  aus  Togo  zur  Verfügung  stellten. 
Namentlich  die  des  ersteren,  die  infolge  Beigabe  von  Blatt-  und  Blütenzweigen 
fast  sämtlich  zu  bestimmen  waren,  geben  einen  wertvollen  Beitrag  zur  Kenntnis 
der  technisch  brauchbaren  Bäume  Ostafrikas  ab.  (S.  Notizblatt  des  botanischen 
Gartens  und  Museums  No.  15.)  An  Herbarpflanzen  wurden  schliesslich  über- 
wiesen aus  dem  Nachlass  des  in  Kamerun  verstorbenen  Gärtners  St  au  dt  221. 
von  Direktor  Dr.  Preuss  in  Viktoria  80,  von  Dr.  Lauterbach  aus  Neu- 
Guinea  92,  von  den  Gärtnern  Deistel  77  und  Lehmbach  289  aus  Kamerun, 
von  Direktor  Eick  aus  Usambara  etwa  60,  von  Herrn  Zenker  in  Bipinde  gegen 
500  und  von  Herrn  Dinklage   aus  Liberia,  Gabun  und  Kamerun  1500  Nummern. 

Die  wissenschaftliche  Bearbeitung  der  Eingänge  hat  dank  der  geschaftenen 
Organisation,  die  Beamten  des  Museums  zu  Spezialisten  für  die  einzelnen  unter 
sie  verteilten  Pllanzenfamilien  heranzubilden,  auch  in  diesem  Jahre  keine  Unter- 
brechung erlitten.  Als  Ergebnis  dieser  Bemühungen,  die  einen  grossen  Teil 
der  Zeit  des  Direktors,  fast  aller  Angestellten  und  auch  einiger,  nicht  dem 
Verbände  des  Museums  angehöriger  Privater  in  Anspruch  nahmen,  liegen  eine 
Reihe  abschliessender  Abhandlungen  vor,  die  teils  in  Englers  botanischen 
Jahrbüchern,  teils  im  Notizblatt  des  botanischen  Gartens  und  Museums  zum 
Abdruck  gelangten.     Genannt  davon  seien: 


172  Die  botanische  Zentralstelle  für  die  deutschen  Kolonien. 


i.  Aus  den  Jahrbüchern: 

A.  Engler:  Icacinaceae,  Aristolochiaceae ,  Anarcardiaceae  africanae 
E.  Gilg:  Sapindaceae,  Gentianaceae  africanae  und  zwei  neue  Capparidaceen- 
Gattungen  aus  Afrika;  G.  Lindau:  Acanthaceae  africanae;  K.  Schumann: 
Gramineae.  Cyperaceae,  Commelinaceae  afric;  L.  Diels:  Campanulaceae  afric: 
M.  Gurke:  Ebenaceae,  Labiatae  afric;  M.  Dammer:  Eine  interessante  Con- 
volaceae  aus  Kamerun:  P.  Hennings:  Fungi  novo-guineenses;  W.  Schmidle: 
Die  von  Professor  Dr.  Volkens  und  Dr.  Stuhlmann  in  Ostafrika  gesammelten 
Desmidiaceae;  A.  Froehner:  Die  Gattung  Coffea  und  ihre  Arten;  F.  Kränzlin: 
Orchidaceae  africanae. 

2.  Aus  dem  Notizblatte: 

A.  Engler:  Chlorophora  excelsa.  ein  wertvolles  Bauholz  in  Deutsch-O-t- 
afrika;  Über  Cardiogyne  africana,  ein  Farbholz  aus  Deutsch-Ostafrika:  Herrn 
M.Dinklages  Beobachtungen  über  die Raphia-PalmenWestafrikas ;  Bestimmungen 
wertvoller,  von  Herrn  Premierleutnant  Brosig  gesammelter  Nutzhölzer 
aus  Kilossa.  G.  Volkens:  Bericht  über  Kulturversuche  in  Deutsch-Ostafrika: 
Kulturerfolge  des  Versuchsgartens  von  Viktoria  mit  den  von  der  botanischen 
Zentralstelle  gelieferten  Nutzpflanzen;  Zur  Frage  der  Aufforstung  in  Deutsch- 
Ostafrika;  Identifizierung  ostafrikanischer  Rinden  und  Hölzer  (zusammen  mit 
Dr.  Gurke);  Gummi  aus  Deutsch-Ostafrika;  Über  Gambia-Mahagoni  in  Ost- 
afrika. M.  Gurke:  Über  den  Gerbstoffgehalt  einiger  Mangrove-Rinden. 
K.  Schumann:  Die  Flora  von  Xeu-Pommern  und  über  die  Centrifugation  der 
Kautschuksäfte.  E.  Gilg:  Camptostylus,  eine  neue  Gattung  der  Flacourtiaceae. 
C.Jürgens:  Über  Kulturgewinnung  des  Mate.  IL  Thoms:  Über  ein  deutsch- 
ostafrikanisches  Gummi  und  über  das  Oel  von  Telfairia  pedata. 

Eine  neue  Publikationsgelegenheit,  die  den  Eingängen  bei  der  botanischen 
Zentralstelle  und  im  weiteren  der  Kenntnis  der  Flora  unserer  Kolonien  zu 
gute  kommt,  wurde  durch  die  Entschliessung  des  Direktors  geschaffen,  einzelne 
hervorragende  afrikanische  Familien  und  Gruppen  monographisch  teils  selbst 
zu  bearbeiten,  teils  von  anderen  bearbeiten  zu  lassen  und  in  gesonderten 
Heften  herauszugeben.  Zwei  von  diesen,  die  Moraceae  von  A.  Engler  mit  18 
und  die  Melastomaceae  von  E.  Gilg  mit  10  Tafeln,  sind  bereits  erschienen, 
ein  drittes,  die  Combretaceae  von  A.  Engler  und  L.  Diehls  mit  etwa  30  Tafeln, 
ist  in  Vorbereitung. 

Die  mit  Demonstrationen  verbundenen  Vorträge  kolonialbotanischen 
Inhalts,  die  während  der  Sommermonate  im  Hörsaal  des  botanischen  Museums 
gehalten  wurden  und  die  den  Zweck  haben,  weitere  Kreise  für  die  Entwicklung 
unserer  Kolonien  zu  interessieren,  hatten  sich  eines  immer  steigenden  Besuchs 
zu  erfreuen,  so  dass  manchmal  der  vorhandene  Raum  kaum  ausreichte.  Es 
sprachen  Geheimrat  Professor  Dr.  Engler:  Über  die  Palmen  Afrikas;  Professor 
Dr.  G.  Volkens:  1.  Über  die  tropischen  Obsarten;  2.  Über  die  Pflanzenwelt 
Ostafrikas  und  3.  Über  die  Art  des  Reisens  in  Afrika;  Prof.  Dr.  K.  Schumann: 
Über  Guttaperchapflanzen;  Dr.  M.  Gurke:  Über  Sisal  und  Mauritiushanf. 

Der  Besuch  der  Vorträge  ist  für  die  Gärtner  und  Volontäre  des  botanischen 
Gartens,  die  sich  für  eine  Anstellung  in  den  Kolonien  beim  Auswärtigen  Amt 
oder  bei  privaten  Gesellschaften  haben  vormerken  lassen,  seitens  der  Direktion 
für  obligatorisch  erklärt.  Sie  erwerben  hierdurch,  wie  durch  besondere 
Unterweisungen    die  ihnen  Professor  Volkens  und  Dr.  Gurke   im  botanischen 


Die  botanische  Zentralstelle  für  die  deutschen  Kolonien. 


'73 


Museum  zuteil  weiden  lässt,  zu  ihrer  in  den  Nutzpflanzenhäusern  des  Gartens 
gewonnenen  praktischen  Ausbildung  die  nutwendigen  theoretischen  Kenntnisse, 
um  dann  später  nach  erfolgtem  Dienstantritt  in  den  Kolonien  sich  auch  der 
floristischen  Erforschung  des  Landes  mit  Erfolg  widmen  zu  können.  Von  so 
vorgebildeten  Gärtnern  trat  im  vergangenen  Jahre  C.  Sander  in  den  Dienst 
einer  Plantagengesellschatt,  C.  Hoffmann  in  den  der  Plantagengesellschaft 
Wiese  und  Wilkens  in  Usambara,  W.  Goetze  trat  im  Auftrage  der  Wentzel- 
I  leckmann -Stiftung  eine  Reise  nach  Ostafrika  an  mit  der  speziellen  Aufgabe, 
die  botanischen  und  kulturellen  Verhältnisse  von  ["liehe  und  dem  Gebirgslande 
im  Norden  des  Nyassa-Sees  zu  erforschen.  Ferner  wurde  der  Gärtner  Scholz, 
welcher  einige  Jahre  im  botanischen  Garten  in  Viktoria  (Kamerun)  thätig  ge- 
wesen war  und  nach  seiner  Rückkehr  im  hiesigen  botanischen  Garten  wieder 
beschäftigt  wurde,  von  Herrn  Baumeister  Gurt  Hoffmann  in  Useguha  zur 
Leitung  seines  Plantagenbetriebes  engagiert.  Die  vier  letztgenannten,  ebenso 
die  Herren  Dr.  Kandt,  Dr.  IL  Meyer,  Dr.  Preuss,  Lehmbach,  Zenker, 
Stolz.  Dinklage,  Conrau  und  Frau  Dr.  Kummer  wurden  mit  botanischen 
Ausrüstungsgegenständen,  wie  Pflanzenpressen  und  Papier.  Pappdeckeln.  Samen- 
kapseln, Gläsern  etc.,  versehen. 

Die  Sammlung  tropischer  Nutzpflanzen  des  botanischen  Gartens,  die 
parallel  mit  den  Vorträgen  während  der  Sommermonate  in  einem  besonderen 
Schauhause  zu  einer  Ausstellung  vereint  wurden,  wurde  an  beiden  dafür  be- 
stimmten Wochentagen  stets  reichlich  besucht  und  hat  sicher  zu  ihrem 
Teil  mit  dazu  beigetragen,  die  Aufmerksamkeit  des  Publikums  auf  die  Be- 
deutung kolonialer  Produkte  in  erhöhtem  Masse  zu  lenken.  Von  denjenigen 
Nutzpflanzen,  welche  in  grosser  Zahl  vermehrt  worden  sind,  wurden  auch  an 
andere  botanische  Gärten  Deutschlands  Exemplare  abgegeben,  damit  auch  an 
diesen  Stellen  das  Interesse  für  jene  Pflanzen  gefördert  wird. 

Zum  Schluss  sei  der  Erfüllung  der  Aufgabe  gedacht,  die  sich  die  bo- 
tanische Centralstelle  seit  ihrem  Bestehen  inbezug  auf  Erteilung  von  Auskünften 
und  Ratschlägen  aller  Art  und  auf  Einholung  von  Gutachten  über  den  Handels- 
wert  gewisser  Produkte  der  Kolonien  gestellt  hat.  Aus  diesem  Zweige  ihrer 
Thätigkeit  sei  für  das  verflossene  Jahr  folgendes  hervorgehoben:  Untersuchung 
und  Bewertung  ostafrikanischer  Mangroverinden,  ostafrikanischen  Gummis,  des 
'  >ls  der  Telfairia  pedata,  des  in  Togo  verwendeten  Indigos,  Auskunft  über  die 
Möglichkeit  der  Anpflanzung  des  Mangabeira-Kautschukbaums  in  Ostafrika, 
über  Mohrs  Pflanzen-  und  Tierschutzmittel,  über  Vorschläge  zu  Anforstungen 
in  den  Schutzgebieten,  über  das  Tabakdüngemittel  Martellin,  über  in  den 
Tropen  brauchbare  Pfianzen-Etiquetten,  über  Bedingungen  und  Aussichten  einer 
Ramie-Kultur  in  Ostafrika,  über  Strophanthus  als  Medizinalpflanze,  über  die 
Einführung  der  Pistazie  in  Südwestafrika  und  über  den  Wert  des  Kiekxia- 
Kautschuks.  Eine  grössere  Anzahl  von  Holzproben  aus  Ost-  und  Westafrika 
wurde  zu  einer  technischen  Prüfung  an  die  Firmen  C.  R.  Meyer  und  Verband 
vereinigten  Tischlermeister  Berlins  übergeben;  ein  Gutachten  über  sie  steht 
aber  noch  aus. 

Nicht  unerwähnt  darf  bleiben,  dass  die  Wirksamkeit  der  botanischen 
Zentralstelle  erheblich  dadurch  gewonnen  hat.  dass  Prof.  Dr.  Volkens  als 
Kustos  am  botanischen  Museum  angestellt  wurde  und  nunmehr  den  grössten 
Teil    seiner  Thätigkeit    den  kolonialen  Angelegenheit    ganz    besonders  widmet. 


_L74_ 


Ein  Weizenschiff  aus   Palästina. 


Ein  Weizenschilf  aus  Palästina. 

Hierzu  Abb.  44.) 
L=<ei  Gelegenheit  der  offiziellen  Festfahrt    zur  Einweihung    der  Erlöserkirche 

in  Jerusalem  wurde  am  6.  November  1898  die  in  erfreulichem  Aufblühen 
begriffene  deutsche  (württembergische)  Kolonie  Haifa  am  Vorgebirge  Karmel 
besucht.  Die  Ankunft  so  zahlreicher  deutscher  Gäste  erregte  überall  die 
grösste  Freude,  und  in  liebenswürdigster  Weise  wurde  Gelegenheit  gegeben, 
die  wirtschaftlichen  Eigentümlichkeiten  der  Kolonie  kennen  zu  lernen. 

Die  massiv  und  solide  aufgeführten  Gebäude,  mit  roten  Ziegeln  gedeckt, 
wie  in  Deutschland,  machten  überall  einen  sehr  vorteilhaften  Eindruck. 

Der  Unterzeichnete  nahm  Veranlassung,  den  grössten  Grundbesitzer  der 
Kolonie,  zugleich  Kaufmann.   Herrn   Abraham  Duck,    zu  besuchen  und  seine 


Abb.  44.     Ein  Weizenschiff  aus  Palästina. 
Von  Abraham  Duck  in  Haifa. 


Haus-  und  Hofvvirtschaft  sowie  den  schön  und  sauber  gehaltenen  grossen 
Garten  desselben  zu  besichtigen. 

Der  Grundbesitz  des  Herrn  Duck  umfasst  100  württembergische  Morgen 
(31,5  ha).  Es  werden  gehalten  9  Pferde  und  17  Stück  Rindvieh,  dagegen  gar 
keine  Schafe  und  Schweine.  Es  werden  gebaut  Weizen,  Gerste  und  Hafer  als 
Winterfrucht  nach  Brache;  als  Sommerfrucht  dagegen  Durra  oder  Dari 
(Andropogon  Sorghum  oder  Sorghum  vulgare)  u.  a.  Bestellt  wird  ganz  anders  wie 
bei  den  Eingeborenen,  mit  württembergischen,  z.  T.  zweischarigen  Pflügen 
aus  Zuffenhausen  und  Ulm.  Geerntet  wird  mit  Mähemaschine  und  Dresch- 
maschine. 

Der  württembergische  Morgen  ward  vor  ca.  30  Jahren  mit  200  bis 
300  Francs  bezahlt,  derselbe  kostet  jetzt  800  bis  1000  Francs.  Während  man 
früher  mehr  Orangen  und  Flachs  baute,  ist  man  jetzt  mehr  zum  Weinbau  über- 


Das  Schneeglöckchen,  Galanthus.  [hl 

gegangen  und  der  Wein  kann  zu  einem  sehr  billigen  Preise  abgegeben  werden. 
Es  ist  ein  feuriger,  kräftiger  Wein,  welcher  wie  der  von  der  deutschen  Kolonie 
Rephaim  zu  Jerusalem  sich  wahrscheinlich  bald  mehr  in  Deutschland  ein- 
führen wird.*) 

Von  besonderem  Interesse  waren  zwei  eiserne  Göpel  zur  Wasserhebuni; 
für  den  1  ha  grossen  Garten,  welcher,  unterstützt  durch  reichliche  Bewässerung, 
sich  in  üppigster  subtropischer  Vegetation  präsentierte,  von  der  nur  auf  Bananen, 
Myrten,  grossfrüchtige  Orangen,  einzelne  Palmen  aufmerksam  gemacht  sein  mag. 

Der  Besitzer  hatte  die  Güte,  mich  mit  verschiedenen  Produkten  seines 
Ackerbaues,  insbesondere  mit  dem  vorstehend  abgebildeten,  von  arabischer 
Hand  mit  Geschick  geflochtenen  »Weizenschiff*  zu  beschenken.  Die  auf- 
rechten, lang  und  schwarz  begrannten  Ähren  des  dort  gebauten  harten  Weizens 
(Triticum  durum)  bedeuten  hier  also  einen  Mastenwald,  die  Schiffsschnäbel 
sind  ebenfalls  von  Ähren  dargestellt.  Das  Ganze  hat  ein  höchst  gefälliges 
Aussehen  und  wird  deshalb  hier  zu  allgemeiner  Kenntnis  gebracht.  Die  Länge 
des  »Weizenschiffs«  ist  0,53  m,  die  Höhe  0,33  m. 

Herrn  Abraham  Duck  verfehle  ich  nicht,  auch  an  dieser  Stelle  für 
die  liebenswürdige  Aufnahme  und  diese  Schenkung  den  verbindlichsten  Dank 
auszusprechen  und  die  besten  Wünsche  für  das  Wohlergehen  der  dortigen 
Landsleute  und  das  Gedeihen  der  Kolonie  hinzuzufügen. 

Berlin.   25,  März   1899.  Prof.  Dr.  A.  Orth. 


S" 


Das  Schneeglöckchen,  Galanthus. 

Blätter  zu  ihrer  Geschichte  von  Carl  Hansen,  Kopenhagen. 
as  Schneeglöckchen,  Galanthus  nivalis,  welches  im  16.  Jahrhundert, 
^^^f  vielleicht  früher,  aus  seiner  Heimat,  Mittel-  und  Süd-Europa  und 
West- Asien,  nach  Nord-Europa  gebracht  wurde  und  jetzt  selbst  im  nördlichsten 
Norwegen  kultiviert  wird,  vielfach  auch  in  Parks  oder  Wäldern  verwildert  ist, 
erregt  überall  bei  seinem  Erscheinen  grosse  Freude.  Mit  Recht  heisst  es  von 
ihm,  dass  es  in  schweren  Zeiten  sich  zeigt,  wenn  Freunde  und  Freuden  selten 
sind.  Wenig  sind  der  anderen  Blumen  zur  Zeit,  wenn  das  Schneeglöckchen  blüht, 
aber  es  ist  regelmässig  da,  ob  auch  der  Winter  noch  so  hart  ist.  LJnd  dann 
bleibt  es  treu,  wenn  es  einmal  vorhanden  ist.  Linnee  liebte  dies  niedliche 
Zwiebelgewächs  und  baute  es  an  in  seinem  interessanten  Garten  zu  Hammarby 
bei  Upsala.  Die  meisten  der  seltenen  Pflanzen,  welche  zur  Zeit  dieses  Blumen- 
königs dort  florierten,  sind  verschwunden,  aber  das  Schneeglöckchen  rühmt 
und  lobt  noch  heut  den  grossen  Meister.  In  Dänemark  heisst  die  Pflanze  am 
häufigsten  „Vintergjaek",  das  bedeutet  Gecker  oder  Necker  des  Winters,  und 
sehr  viel  wird  die  Blume  zwischen  jugendlichen  Korrespondenten  ausgewechselt, 
welche  sich  einen  Spass  machen,  sich  gegenseitig  gecken  oder  necken  wollen 
und  dabei  ein  wenig  die  poetische  Ader  fliessen  lassen.  Es  gibt  in  der  skandi- 
navischen Literatur  viele  Gedichte  dieser  Art  und  besondere  kleine  Bücher  mit 
derartigen    Reimereien.     In    England    nennt    man    die    Schneeglöckchen    u.  a. 

*)  Der  Weinbergbesitzer  Johannes  Pross  zu  Haifa  liefert    1   Liter  Wein   frei  Berlin  zu 
85  Pfennig. 


I>yg  Das  Schneeglöckchen,  Galanthus. 

,,candlemas  bells".  Lichtmessglocken,  weil  sie  gewöhnlich  am  2.  Februar  da 
sind,  auch  heissen  sie  ,.Fair-maids"  (schöne  Mädchen)  und  „purification-flowers" 
(Reinheitsblumen)  als  ein  Bild  der  Schönheit  und  Reinheit.  In  Wales  ist  die 
Blume  besonders  hoch  in  Gunst  und  heisst  dorten  ,,clock-maben",  was  Kinder- 
glocke bedeuten  soll.  Ein  gewöhnlicher  englischer  Name  ist  .,fair  maids  of 
February"  und  dieser  Name  hat  seinen  Ursprung  in  alten  Ceremonien.  Früher 
war  es  häufiger  als  jetzt,  dass  eine  Legende  oder  eine  gewisse  Blume  an  die 
damals  so  zahlreichen  kirchlichen  Feiertage  geknüpft  wurde.  Es  wurde  ge- 
sagt, dass  das  Schneeglöckchen  sich  gezeigt  hätte  an  jenem  Tage,  als  Maria 
zum  ersten  Male  das  Christkind  mit  zum  Tempel  in  Jerusalem  führte;  am 
Jahrestage  dieses  Ereignisses,  am  2.  Februar,  wurde  desshalb  ihr  Bild  in  der 
Kirche  mit  diesen  weissen  Blumen  geschmückt  und  ,,fair  maids".  junge 
Mädchen,  trugen  in  Prozession  Kränze  von  Schneeglöckchen  zur  Kirche  hin. 
In  der  Schweiz  heisst  die  Blume  „Schneetröpli"  oder  „Schneeglöckli",  aber 
auch  ,,Amselblümli".  weil  die  Blume  blüht,  wenn  die  Amsel  zu  singen, 
beginnt.  In  vielen  Gegenden  Deutschlands  und  Österreichs  hat  die  Pflanze 
eine  Reihe  sehr  bezeichnender  Namen  wie  „Schneeflocken",  ,, Schneeblümchen", 
..Jungfer  im  Hemd"  u.  s.  w.  u.  s.  w.  und  wird  als  ein  Symbol  jugendlicher 
Liebe  und  Reinheit  aufgefasst. 

In  einer  Legende  wird  der  Ursprung  der  Pflanze  folgendermassen  erzählt: 
Eva  sass  auf  der  wüsten  kalten  Erde  und  weinte  bei  dem  Gedanken  an  alle 
die  schönen  Blumen  des  Paradieses.  Da  nahte  sich  ein  Engel  aus  dem  Para- 
dies, um  sie  zu  trösten.  Seit  dem  Sündenfall  hatte  keine  Blume  sich  vor  Eva 
entfaltet,  dagegen  fiel  der  Schnee  unaufhörlich.  Der  Engel  wollte  nun  be- 
weisen, dass  es  wieder  einmal  Sommer  werde,  er  athmete  auf  eine  Schnee- 
flocke und  diese  fiel  zur  Erde  als  eine  niedliche  kleine  Blume.  Auch  wo 
seine  Flügel  die  Erde  berührt  hatten,  wuchsen  die  schönen  weissen  Blumen 
hervor.  Dass  die  Blume  durch  den  Schnee  emporschiesst,  ist  wohl  bekannt, 
und  hierauf  wird  hingedeutet  in  mehreren  Namen,  wie  zum  Beispiel  in  dem 
französischen  ,,perce  neige". 

Fast  überall  ist  die  Blume  beliebt,  aber  in  Devonshire,  im  südlichen 
England,  wird  sie  gefürchtet.  Dort  meint  man,  die  Blume  gleiche  einem 
weissgekleideten  Leichnam,  und  man  liebt  nicht,  dass  eine  Blüte  des 
Schneeglöckchens  einem  ins  Haus  geschickt  wird.  An  anderen  Orten  Englands 
wird,  wie  in  Dänemark,  mit  der  Blume  viel  Scherz  getrieben  und  besonders 
am  Valentinstage,  den  14.  Pebruar.  Dann  sagen  jugendliche  Seelen  einander 
per  Brief  oft  die  grössten,  wenn  auch  nicht  immer  die  angenehmsten  Wahr- 
heiten und  die  Blume  spielt  hierbei  eine  Rolle.  Die  Gedichte,  welche  hierbei 
folgen,  gleichen  in  mehreren  Beziehungen  den  in  Dänemark  gebräuchlichen 
Geck-  oder  Neckbriefen.  Aber  die  Poesie  dieser  ..Valentines"  steht  nicht 
immer  so  hoch  wie  die  schönen  Strophen  zur  Ehre  der  Blumen,  welche 
u.  a.  bei  Tennyson,  Burns  und  mehreren  englichen  Dichtern  zu  finden  sind. 

Ausser  der  Maria  ist  die  Blume  im  Laufe  der  Zeiten  allen  Jungfrauen 
gewidmet  worden  und  namentlich  solchen,  welche  den  Schleier  nahmen. 
Mehrere  Schriftsteller  suchen  den  Grund  hierfür  darin,  das  die  Pflanze  sich 
so  oft  in  Klostergärten  findet,  und  die  kleine,  nonnenartige  Blume  mit  herab- 
hängendem Kopf  sollte  eine  Übereinstimmung  zeigen  mit  dem  einförmigen 
traurigen  Leben,  welches  die  Bewohner  der  Klöster  tühren. 


Das  Schneeglöckchen,  Galanthus.  \nn 


Man  hat  in  früheren  Zeiten  selten  von  anderen  als  weissen  Schneeglöckchen 
reden  gehört.  Mine  Legende  erzählt,  warum  sie  weiss  seien.  Als  in  den 
Tagen,  wo  die  Welt  geschaffen  wurde,  alles  Farbe  erhalten  hatte,  der  Himmel 
Blau,  die  Wolken  Grau,  die  Erde  Braun  und  die  Blumen  alle  möglichen  Farben, 
da  nahte  der  Schnee  sich  dem  Schöpfer  und  fragte  ihn.  ob  für  ihn  gar  keine 
Farbe  übrig  geblieben  sei.  Der  Schöpfer  gebot  dem  Schnee,  sich  an  die  reich 
gefärbten  Blumen  zu  wenden  und  sich  dort  eine  Farbe  auszusuchen.  Der  Anfang 
wurde  bei  der  Rose  gemacht,  aber  diese  wollte  von  ihrer  schönen  roten  Farbe 
nichts  abgeben.  Der  Schnee  zog  sich  trauererfüllt  zurück,  da  hörte  er.  wie 
die  kleine  Galanthus-  oder  Milchblume  ganz  leise  flüsterte,  wenn  ihre  Farbe 
ihm  nützlich  sein  könnte,  so  würde  sie  ihm  gern  damit  helfen.  Seit  jenen 
Zeiten  besteht  ein  inniges  Verhältnis  zwischen  dem  Schnee  und  dem  Schnee- 
glöckchen. Der  Schnee  deckt  und  wärmt  die  Freie  rings  um  die  Ptlanze  und 
giebt  dem  niedlichen  Blümchen  Feuchtigkeit  und  Kraft,  emporzuschiessen. 
Es  ist  auch  in  Ländern,  wo  der  Schnee  häutig  vorkommt,  Glaube  oder  fast 
Aberglaube  geworden,  dass  die  Blume  sich  nicht  recht  wohl  befindet,  ehe  ihr 
Freund,  der  Schnee,  sie  umarmt  hat. 

An  einigen  Orten  wird  die  Blume  als  eine  Art  Wetterprophet  angesehen, 
und  sagt  man,  dass  der  Sommer  kurz  werde,  falls  die  Blumen  schnell  welken. 

Die  Blume  entfaltet  sich  in  den  verschiedenen  Jahren  zu  sehr  ver- 
schiedener Zeit,  je  nachdem  das  Wetter  ist,  und  in  der  Regel  dauert  die  Blüte 
viele  Tage,  ja  Wochen.  Es  ist  dies  notwendig,  damit  das  Blühen  ein  Resultat 
geben  könne,  denn  es  müssen  Insekten  bei  der  Befruchtung  thätig  sein. 
So  früh  sind  aber  wenig  Insekten  da,  die  Bienen  ziehen  noch  nicht  gern  aus 
und  es  scheint  eine  kleine  Fliege  zu  sein,  welche  das  Schneeglöcken  besucht, 
teils  um  in  der  Blume  Schutz  zu  suchen,  teils  auch  um  Blütenstaub  zu  finden. 
Nun  ist  aber  die  Blume  so  gestaltet,  dass  das  kleine  Tierchen  bei  seinem 
Besuch  die  kleine  Glocke  so  zu  sagen  zum  Klingen  bringt.  Aber  wegen  der 
seltenen  Besuche  muss  die  Blume  sich  lange  halten  --  zu  der  Freude  ihrer 
vielen  Gönner. 

Man  kann  sagen,  dass  mit  wenigen  Blumen  so  viele,  leider  aber  miss- 
lungene  Versuche  gemacht  seien,  sie  durch  Treibcultur  zum  früheren  Blühen 
zubringen  alsmitdemgemeinenSchneeglöckchen.  IndieserBeziehungistGalanthus 
nivalis  auch  von  vielen  anderen  Zwiebelgewächsen  sehr  verschieden.  Vielen 
Gärtnern  und  Amateuren  war  darangelegen,  Schneeglöckchen  zu  Weihnachten 
hervorzutreiben.  Es  zeigte  sich  auch  bei  angewandter  künstlicher  Wärme 
etwas  beschleunigter  Wuchs;  aber  die  Blüten  waren  nie  normal  und  ver- 
verwelkten bald,  oft  eben,  wenn  die  Blüten  sich  öffneten. 

Man  versuchte,  in  grösseren  Beständen  von  Schneeglöckchen  einige  Pflanzen 
herauszusuchen,  welche  sich  etwas  besser  wie  andere  zur  Treibkultur  zu  eignen 
schienen,  aber  sehr  viel  war  dadurch  nicht  erreicht. 

Die  europäischen  Schneeglöckchen  sind  in  dieser  Beziehung  etwas  zähe 
und  so  zu  sagen  widerspenstig,  mit  Ausnahme  einiger  Formen,  welche  in 
Griechenland  wild  wachsen.  Diese  kommen  öfter  früher  in  Blüte,  und  zwar 
schon  zu  Ende  des  Jahres. 

Von  den  westasiatischen  Arten  sind  mehrere  noch  williger  in  solchem 
frühen  Blühen  und  florieren  überhaupt  mehr  oder  minder  leicht  zu  verschiedenen 
Perioden  der  letzten  Hälfte  des  Jahres.      Dies   ist  namentlich   der  Fall   mit  der 


1^8  Das  Schneeglöckchen,  Galanthus. 


in  den  letzten  Jahren  eingeführten,  beschriebenen  und  abgebildeten  schönen 
Galanthus  cilicicus  Baker  aus  Cilicien.*)  Mit  dieser  Art  machte  ich  im  ver- 
gangenen Sommer  Versuche  und  legte  einfach  Zwiebeln  teils  in  Blumentöpfe 
in  der  Stube,  teils  auch  in  einen  Blumenkasten  ausserhalb  eines  Erkers,  also 
so  zu  sagen  im  Freien.  Zwiebeln  im  August  gelegt  blühten  schon  einen  Monat 
später.  Es  sah  ganz  wunderbar  aus,  in  sommerlicher  Umgebung  eine  so- 
genannte Winterblume  in  Blüte  zu  sehen.  Seite  an  Seite  mit  den  Schnee- 
glöckchenblühten nämlich  Pelargonien,  Tropaeolum.  Levkojen,  Nyctaginen,  Helio- 
trop, Petunien.    Verbenen    und    dergleichen  Sommer-Florblumen. 

Wie  weit  nun  die  Galanthus  cilicicus  sich  zur  Kultur  in  Gärten  eignen 
werden,  kann  wohl  kaum  schon  ausgemacht  sein,  weil  die  Art  noch  so  neu 
und  unbekannt  ist.  Vielleicht  ist  sie  nicht  so  ausdauernd,  so  winterhart  und 
so  genügend  willig  blühend  in  jedem  Jahre,  wie  der  alte  Galanthus  nivalis, 
aber  jedenfalls  können  wir  an  der  neuen  Art  viel  Vergnügen  haben,  und  viel- 
leicht lässt  sie  sich  akklimatisieren.  Diejenigen  Galanthus,  welche  zu  Weihnachten 
blühen,  sind  immerhin  von  grösstem  Interesse  für  die  Blumengärtner.  Es  sollen 
nun  hier  einige  Formen  erwähnt  werden,  welche  früher  heranwachsen  und  ihre 
Blüten  ausbilden  als  der  alte  Galanthus  nivalis. 

Galanthus  Olgae  Orph.  wurde  gefunden  auf  dem  Berge  Taygetus  vom 
griechischen  Professor  Orphanides,  welcher  sie  nach  der  Königin  Olga  von 
Griechenland  benannte,  weshalb  die  Pflanze  in  den  Gärten  auch  oft  Galanthus 
Reginae  Olgae  heisst.  Sie  ist  noch  heutzutage  ziemlich  selten  und  teuer.  Die 
Blume  ist  ganz  weiss  ohne  die  grünen  Flecken  von  G.  nivalis. 

Galanthus  Rachelae  wurde  1884  auf  dem  Berge  Hymettus  vom  Professor 
Mahaffy  gefunden.  Diese  Art  wird  gewöhnlich  als  eine  frühblühende  Varietät 
von  G.  nivalis  angesehen,  welcher  sie  auch  in  Beziehung  auf  Wuchs  sehr  ähn- 
lich ist,  aber  die  Blätter  sind  schmäler  und  entwickeln  sich  erst,  wenn  die 
Blüten  da  sind.     Sie  kann  schon  zu  Oktober  blühen. 

Galanthus  octobrensis  hört,  gleicht  der  eben  genannten  sehr.  Er  stammt 
aus  Albanien  und  kann  schon  im  Oktober  blühen. 

Galanthus  corcyrensis  wurde  auf  Corfu  gefunden.  Blüht  mitunter 
schon  im  Dezember  und  Januar  und  wird  gewöhnlich  als  eine  Varietät  des 
Galanthus  nivalis  betrachtet,  aber  er  ist  im  ganzen  etwas  kleiner  und 
weniger  hart.  In  der  seltenen  Pflanzensammlung  des  Herrn  Max  Leichtlin 
zu  Baden-Baden  befinden  sich  mehrere  Formen,  welche  etwas  früher  blühen. 
im  Dezember  oder  noch  früher. 

Galanthus  praecox   ist   mitunter  ein    Gartenname  für  G.  corcyrensis. 

Galanthus  Elsae  ist  ebenfalls  eine  frühblühende  Form  von  Galanthus 
nivalis.  Er  stammt  aus  dem  Athos-Gebirge  in  Griechenland,  von  wo  er  vor 
etwa  zehn  Jahren  nach  Nord-Europa  eingeführt  wurde.  Er  blüht  im  Dezember, 
bisweilen  auch  noch  etwas  früher.  Die  Blumen  sind  klein,  aber  von  sehr 
schöner  Form. 

Diese  vorgenannten  frühblühenden  Schneeglöckchen  sind  einige  der 
bekanntesten  dieser  Rasse;  es  könnten  noch  andere  erwähnt  werden,  welche 
aus  einfachen  und  gefüllt  blühenden  Schneeglöckchen  ausgesucht  wurden. 


*)  Ist   neuerdings    bekanntlich    von  Walter    Siehe    in    Mersina   wieder    eingeführt    und 
hat  überall,  weil  sie  sich  treiben  lässt,  sehr  gefallen. 


Das  Schneeglöckchen,   (hilanthus.  |  -, , 


Die  ganz  gewöhnliche  Meinung,  dass  ein  Schneeglöckchen  weiss  wie 
Schnee  sein  müsse,  hält  nicht  mehr  Stand,  weil  man  nun  auch  Schneeglöckchen 
in  mehreren  Farben  hat.  In  England  baut  man  ein  paar  Varietäten  von  ent- 
schieden gelber  Farbe,  welche,  wie  es  scheint,  sehr  beliebt  sind.  Vor  etwas 
mehr  als  zwanzig  Jahren  wurde  in  Xorthumberland  in  einem  alten  Garten  der 
erste  gelbe  Galanthus  gefunden,  und  zwar  in  einem  grossen  Bestände  von  lauter 
weissen  Galanthus  nivalis.  Er  ist  sehr  schön  und  hat  den  Xamen  Galanthus 
lutescens  bekommen.  Eine  andere  gelbe  Form  wurde  vor  einigen  Jahren  eben- 
falls in  Xorthumberland  gefunden.  Sie  ist  etwas  grösser  als  der  soeben  genannte 
und  wächst  etwas  kräftiger  heran,  weshalb  sie  auch  etwas  leichter  vermehrt 
werden  kann.     Sie  erhielt  den  Xamen  Galanthus  flavescens. 

Galanthus  pallidus  Smith  ist  eine  blassgelbe  etwas  grüngezeichnte 
Form  von  G.  nivalis.     Er  blüht  etwas  früher. 

Es  soll  auch  rotblühende  Schneeglöckchen  geben,  sagt  Max  Leichtlin 
in  Baden-Baden,  und  ein  bekannter  englischer  Schriftsteller,  A.  D.  Webster,  be- 
richtet, er  habe  ein  rotes  Schneeglöckchen  in  Llandegai  nahe  den  Penrhyn- 
Castle-Wäldern   in  Wales  gefunden. 

Rotblühende  Schneeglöckchen  sind  auch  mitunter  durch  Kunst  hergestellt 
worden,  um  den  einen  oder  anderen  Amateur  oder  Redakteur  zu  mystifizieren. 
Dies  war  der  Fall  im  Jahre  1887,  als  von  mehreren  Seiten  rote  Schnee- 
glöckchen an  eine  englische  Gartenzeitung  gesandt  wurden.  Es  stellte  sich 
heraus,  dass  Judsons  Magentalarbe  oder  Cochenille  hier  Verwendung  ge- 
funden hatte. 

Rote  Dinte  hat  nach  Versuchen,  welche  ich  gemacht  habe,  etwas  schneller 
gewirkt  als  verschiedene  andere  Lösungen.  Will  man  überhaupt  weisse  Blumen 
färben,   dann  ist  die  rote  Dinte,  etwas  verdünnt,  ein  erprobtes  Mittel. 

Es  giebt  auch  verschiedene  Formen  oder  Varietäten  von  grüngefärbten 
Schneeglöckchen  mit  Blüten,  welche  grüngeadert,  aber  gewöhnlich  doch  etwas 
weissgerändert  sind.  Eine  besondere  Type  hiervon  ist  die  Galanthus  virescens. 

Albino-Formen,  welche  noch  mehr  von  Grün  frei  sind  als  die  vorgenannte 
G.  Olgae  sind  oft  gefunden  worden.  Eine  solche  ist  der  schöne  Galanthus 
pauliformis  Hort.,  welche  von  D.  Melville  um  Dunrobin  -  Castle  in  Gross: 
britannien  herangezogen  ist. 

Eine  beinahe  reinweisse  Art  ist  der  schöne  Galanthus  latifolius 
Ruprecht.  Er  wächst  wild  im  Kaukasus  in  einer  Höhe  von  6000  bis  8000  Fuss. 
Er  ist  sehr  kenntlich  an  den  glänzend  grünen,  sehr  auffallend  breiten  Blättern 
und  den  kleinen  weissen  Blüten.  In  Gärten  wird  er  mitunter  G.  Redoutei 
benannt. 

Galanthus  latifolius  major  ist  eine  neuere  Varietät,  welche  grössere 
Blumen   hat. 

Einige  Schneeglöckchen  blühen  später  als  der  gewöhnliche  G.  nivalis 
und  seine  gefüllten  Varietäten;  dies  ist  der  Fall  bei  folgenden  interessanten 
und   schönen   Arten: 

Galanthus  Elwesii.Hook.  Dieser  wurde  schon  1854  von  Balansa  ent- 
deckt, aber  erst  1^74  zum  erstenmale  eingeführt  durch  II.  J.  Elwes  Esq.  den 
bekannten  Verfasser  eines  grossen  Werkes  über  Lilien.  Diese  Art  hat  ihre 
Heimat  in  der  Umgebung  von  Smyrna  und  ans  dieser  sind  schon  verschiedene 
sehr  schöne  Varietäten   entstanden. 


jgo  Dahlie  „Königin  der  Weissen"  (Cactus-Hybride). 

Galanthus  praecox  Orph.  gleicht  zum  Teil  der  letztbesprochenen.  Er 
stammt  von  der  Insel  Chios,  wo  er  auf  dem  Gebirge  Pellinos  in  einer  Höhe 
von  3000  bis  4000  Fuss  gefunden  worden  ist. 

Galanthus  Fosteri  Baker  aus  Amasia  in  Klein-Asien  ist  eine  sehr 
variable  Pflanze,  welche  von  einigen  Pllanzenkennern  für  eine  Hybride  zwischen 
G.  latifolius  und  G.  Elw.esii  angesehen  wird.  Er  wurde  Ende  der  achtziger 
Jahre  nach  Nord-Europa  gebracht. 

Max  Leichtlin  schätzt  G.  Forsten  hoch  und  betrachtet  diesen  als  den  König 
der  Schneeglöckchen. 

Galanthus  plicatus  Bieb.  hat  seine  Heimat  in  der  Krim  und  in 
Kaukasien  und  ist.  selbst  wenn  er  nicht  blüht,  leicht  erkennbar  an  seinen 
fusslangen  gefalteten  Blättern. 

Schneeglöckchen  mit  mehreren  Blüten  am  Stiele  sind  mitunter,  wenn 
auch  nicht  oft,  gefunden.  Galanthus  Cathcartiae  ist  ein  solches  Zwillings- 
Schneeglöckchen,  welches  in  Schottland  zwischen  gewöhnlichen  G.  nivalis 
gefunden  worden  ist. 

Galanthus  Sharlocki  Gaspari  ist  eine  sehr  charakteristische  Varietät 
von  G.  nivalis,  welche  sehr  oft.  ja  sozusagen  immer,  mit  gespaltener  Spalte 
auftritt.  Sie  wurde  in  verwildertem  Zustande  in  Westpreussen  gefunden  und 
ist  für  Kenner  von  hohem  Interesse.  (Fortsetzung  folgt.) 


Dahlie  „Königin  der  Weissen"  (Cactus-Hybride). 

Neuheit  für  1899. 

Züchter  R.  .1  a  h  n  k  e   in  Pankow  b.  Berlin. 

...     }  _  (Hierzu  Abb.  45). 

'jlNlM  ebenstehend  abgebildete,  von  mir  aus  Samen  erzogene  und  bereits  drei 
.^1  (/  Jahre  erprobte  Xeuheit  ist  als  eine  verbesserte  ..Kaiserin  Auguste 
Viktoria''  zu  betrachten,  von  der  sie  übrigens  nicht  gefallen  ist.  Die  Pflanze 
ist,  im  Gegensatze  zur  Kaiserin  Augusta,  hellgrün  belaubt  und  hat  wenig  ge- 
zähnte Blätter,  sie  baut  sich  gut,  wird  ca.  1  m  hoch  und  ist  ein  dankbarer 
Frühblüher,  da  Ende  Mai,  Anfang  Juni  schon  die  ersten  Blumen  zum  Vor- 
schein kommen.  Auch  als  Topfpflanze  ist  sie  nicht  hoch  genug  zu  schätzen. 
Die  Blumen  sind  blendend  rein  weiss,  und  trägt  diese  Dahlie  daher  mit 
Recht  den  Xamen  „Königin  der  Weissen";  keine  der  anderen,  die  als  rein 
weiss  bezeichnet  werden,  kann  mit  ihr  verglichen  werden,  denn  es  zeigen 
alle  anderen  mehr  oder  weniger  einen  gelblichen  oder  grünlichen  Schein. 
Die  Blumen  werden  12  bis  14  cm  gross,  sind  von  langanhaltenderBlüten 
dauer,  und  tragen  sich  sehr  gut  auf  ausserordentlich  langen,  festen,  25  bis 
40  cm  langen  Stielen  über  dem  Laube,  so  dass  die  Pflanze  einen  imposanten 
Eindruck  macht.  Diese  Dahlie  ist  nicht  nur  als  Solitäpflanze  sehr  schön, 
sondern  auch  als  Schnittblume  allerersten  Ranges  zu  bezeichnen.  Es  brachten 
einzelne  Pflanzen  bis  500  Blumen,  denn  die  Knospen  erscheinen  bis  zu  drei 
Stück  in  einem  Blattwinkel,  wie  nebenstehende  Abbildung  eine  Blume  und 
zwei  Knospen  zeigt.  Kräftige  Landknollen  sowie  bewurzelte  Stecklinge  sind 
abzugeben. 


Dahlie  „Königin  der  Weissen"  (Cacius-Hybride). 


[81 


Abb.  45.     Neue  Dahlie   „Königin  der  Weissen" 
Von  R.  Jabnke.  Pankow  bei   Berlin. 


l82 


Der  Gemüsebau  in  den  Vereinigten  Staaten. 


Der  Verein  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  in  den  preussischen  Staaten 
würde  dieser  Dahlie  sicherlich  das  Wertzeugnis  erteilt  haben,  wenn  dieselbe 
nicht  schon  auf  einer  grösseren  Ausstellung  mit  einem  Preise  bedacht  worden 
wäre.  Bereits  prämiierte  Pflanzen  dürfen  aber  nicht  mehr  mit  einem  Wert- 
zeugnis gekrönt  werden. 


Der  Gemüsebau  in  den  Vereinigten  Staaten. 

Von    L.    Wittmack. 
(Fortsetzung.) 
4.    Norfolk   (Virginien). 
Obwohl  auch  die  Staaten  Georgia,    Nord-    und  Süd-Carolina  Frühgemüse 
ziehen,    die    selbstverständlich    später    auf    den    Markt    kommen    als    die    aus 
Florida,  bietet  doch  ein  weit  grösseres  Interesse  die  Gemüsezucht  im  östlichen 
Virginien,    in  dem    dem    Meere    nahe    gelegenen  sogenannten  Tidewater-  (Flut- 
wasser-) Distrikt  bei  Norfolk.     Die  dort  befindlichen    Farmen,    gegen    1000  an 
der  Zahl,  sind  nach  Maurice    de    Vilmorin    wahre    Musteranlagen   und   man 
schätzt    den    Jahresertrag    auf    20    Millionen    Mark.     Nach    den    Berichten    der 
Handelskammer    von    Norfolk    (Vilmorin   1.  c.  p.  91)    betrug    der    Versand    im 
Jahre  1893  von  Frühgemüsen: 


Wert     1  735  200  Mark, 

»  710  400  » 

982  400  » 

6  000  000  » 

»  1 14  400  » 

»  41 7  600  » 

»  277  ooo  » 

»  485  600  » 

1  2S9  600  » 

3  785  600  » 


Kopfkohl     .     .     .  347  130  Fässer, 

Anderer  Kohl      .  177  707         » 

Spinat      ....  122  S29         » 

Kartoffeln    .     .     .  500  000         » 

Salat 8  174  Körbe, 

Melonen  ....  856  152         » 

Tomaten       ...  92  591  Kisten, 

Grüne  Bohnen     .  80  935         » 

Grüne  Erbsen      .  185  425  Körbe, 

Erdbeeren  ...  0  465  306  Kisten  ä   1  1, 
Bis  zu  den  ersten  Tagen  des  Juli   1893    war    der    Gesamtwert    schon    auf 

18886400  Mark  geschätzt,  dazu    werden    noch    einige    spätere    Sendungen    ge- 
kommen sein. 

Die  Gemüsefarmen  sind  fast  alle  weniger  als  zwei  englische  Meilen  vom 
Meer  gelegen,  und  da  dieses  dort  mit  zahlreichen  Armen  ins  Land  eindringt, 
kann  die  Hälfte  der  Farmen  direkt  auf  Schiffe  verladen,  die  übrigen  befördern 
mit  den  beiden  Eisenbahnen,  welche  Norfolk  berühren  und  diese  haben 
eigens  Zweiggeleise  in  die  Gemüsegegenden  gelegt. 

Der  Boden  ist  ein  fast  ebener  Alluvial-  (Schwemmland-)  Boden,  halb  thonig, 
mit  feinem  Sand  bedeckt.  Man  pflügt  ihn  mit  zwei  Pferden,  düngt  im  Herbst 
stark  mit  Guano  und  lässt  ihn  in  Ruhe  liegen,  bis  man  gegen  Februar  mit  der 
Saat  oder  Pflanzung  beginnt.  Man  hackt  mittels  einer  Pferdehacke  ein-  bis 
zweimal,  nimmt  aber  statt  der  Pferde  Maultiere,  weil  diese  kleinere  Hufe  haben 
und  geschickter  sind.  (In  den  Südstaaten,  z.  B.  New-Orleans,  werden  vielfach 
die  Strassenbahnen  auch  von  Maultieren  gezogen.)  Später  wird  mit  der  Hand 
gehackt. 


Der  Gemüsehau  in  den  Vereinigten  Staaten.  igo 


Der  Flächeninhalt  der  Gemüsefarmen  ist  im  Durchschnitt  30 — 40  ha,  doch 
giebt  es  auch  solche  bis  120  ha  und  darüber. 

Diese  Gemüsezucht  erfordert  natürlich  viele  Arbeiter  und  Arbeiterinnen; 
an  ihnen  fehlt  es  aber  nicht,  denn  die  Baumwollernte  und  die  Erdnussernte 
im  Herbst,  der  Austernfang  und  Versand  im  Winter  geben  während  der  übrigen 
Zeit  Beschättigung  und  so  hat  sich  denn  um  Norfolk  eine  Arbeiterbevölkerung 
von  40000  Seelen  ansässig  gemacht.  Die  meisten  Arbeiter  sind  Farbige,  die 
Männer  erhalten  2,80 — 3,60  M.  für  den  Tag,  die  Frauen  fast  ebenso  viel,  der 
weisse  Arbeiter  fängt  nicht  unter  4  M.  an,  erhält  im  zweiten  Jahre  die  Hälfte 
mehr  und  wird  nicht  selten  am  Gewinn  beteiligt.  Viele  tüchtige  junge  Leute 
werden  bald  Obergärtner,  und  wenn  sie  sich  ein  kleines  Kapital  erspart  haben, 
übernehmen  sie  oft  selber  eine  Farm. 

Bei  der  Gleichförmigkeit  des  Bodens  ist  es  ziemlich  gleichgiltig,  wo  man 
die  einzelnen  Gemüse  baut,  dagegen  sorgt  man  aber  um  so  mehr  für  eine  Frucht- 
folge zwischen  den  verschiedenen  Arten.     Die  Hauptgemüse  sind: 

Frühkartoffeln.  Ausschliesslich  Early  Rose.  Gepflanzt  im  Januar,  ge- 
erntet im  Mai  und  Juni.     Preis  pr.  Fass   12  M. 

Kopfkohl.  Wird  während  des  Winters  aus  den  Kästen  ins  Freie  ge- 
pflanzt.    Hauptsorten:  Express,  d'Etampes,  Early  Jersey,  Wakefield  etc. 

Grünkohl,  Kaie.  Wird  auch  Borecole  genannt.  Man  säet  ihn  im 
September  und  pflückt  im  Winter  und  Frühjahr  die  Blätter.  Eine  in  den  Samen- 
Verzeichnissen  oft  genannte  Sorte  ist  der  niedrige  Deutsche  Grünkohl,  ausser- 
dem werden  krauser  Mosbacher  und  niedriger  purpurroter  aufgeführt. 

Spargel.  Meist  wird  »holländischer«  gebaut  und  in  Bündeln  von  1  bis 
2  Pfund  verschickt.  Unter  ihm  zieht  man  oft  Erdbeeren.  Letztere  werden 
aber  nicht  immer  in  Rotation  mit  Gemüse  gebaut,  sondern  oft  als  eigene  Zucht 
von  anderen  Farmern.  Eine  Erdbeerplantage  bei  Plymouth,  West-Norfolk,  ist 
80  ha  gross. 

Tomaten  werden  unter  Glas  im  Winter  angezogen  und  auch  noch  einmal 
unter  Glas  verpflanzt. 

Erbsen  werden  wie  Salat,  grüne  Bohnen,  Tomaten  und  Erdbeeren  in 
Lattenkisten  versandt. 

Nachdem  alles  abgeerntet,  lässt  man  die  Felder  brach  liegen  und  sie 
bedecken  sich  dann  mit  crab-grass,  Digitaria  sanguinalis.  ein  auch  bei  uns  in 
Gemüsegärten  lästiges  Unkraut,  das  in  Amerika  in  den  Südstaaten  auch  in 
Mais-  und  Baumwollfeldern  auftritt,  oft  so  massenhaft,  dass,  wenn  man  es  zu 
Heu  machte,  sein  Ertrag  grösser  sein  würde  als  die  ganze  Ernte. *) 

Auch  in  Virginien  wird  dies  Gras  geerntet  oder  man  säet  Mais  auf  die 
Gemüsefelder;  derselbe  wird  noch  vollkommen  reif. 

Bei  der  grossen  Konkurrenz  bezahlen  sich  um  Norfolk  nicht  alle  Kulturen 
gut,  aber  alles  in  allem  gerechnet,  machen  die  tüchtigen  Farmer  doch  gute 
Geschäfte,  einer  gab  Vilmorin  8 — 10  %  im  Minimum  an. 

5.    Die  Gemüsezucht  in  den  Sommermonaten. 

Wenn  mit  Juni  die  grossen  Gemüseversendungen  aus  Norfolk  aufhören, 
beginnt  in  den  nördlicheren  Staaten,  Pennsylvanien,  New-York,  Massachusetts, 
aber  auch  in  Süd-Illinois  und  Südwest-Michigan,  die  grosse  Gemüseproduktion. 


*)    Prof..  Phares,    Mississippi,    zitiert    in  Vasey,    The  agricultural  grasses  of  the  U.S., 
Washington   1884,  S.  33. 


Spargel 2  636  ha, 

Runkelrüben        345     » 

Bohnen 1  084    » 

Sellerie  .     : 1  623    » 

Kohl 10421     » 

Gurken 348    » 


184  Der  Gemüsebau  in    den  Vereinigten  Staaten. 

Pennsylvanien  liefert  besonders  nach  Philadelphia,  der  Staat  New-York 
nach  der  Stadt  New-York,  Massachusetts  nach  Boston  und  New-York,  Süd- 
Illinois  nach  St.  Louis,  Südwest- Michigan  nach  Chicago,  Milwaukee  und 
Detroit. 

Fast  dieselbe  Gegend  am  Ostufer  des  Michigan-Sees,  die  so  schöne 
Pfirsiche  und  Wein  erzeugt/-1)  ist  auch  für  Gemüse  berühmt  und  der  Verkehr  zu 
Wasser  erleichtert  auch  hier  den  Transport.  Einzelne  Orte  eignen  sich  be- 
sonders für  die  Kultur  von  Sellerie,  so  Kalamazoo,  Jackson  und  Tecumseh. 
deren  Ertrag  aus  Sellerie  auf  mehrere  Millionen  angegeben  wird.  Ähnlich 
grosse  Selleriekulturen  sah  ich  in  Arlington  bei  Boston.  Man  zieht  in  Amerika 
fast  nur  Bleichsellerie,  der  bei  keiner  Mahlzeit  fehlen  darf.  In  Arlington  wird 
er  meist  zwischen  zwei  Reihen  Brettern  gebleicht,  die  der  Länge  nach  zwischen 
den  Reihen  dachförmig  hingelegt  werden.  Dies  erleichtert  die  Arbeit  sehr. 
doch  geschieht  das  Bleichen  auch  dort  mitunter  durch  Anhäufeln. 

In  Pennsylvanien  und  New-York  wurden  1890  folgende  Anbauflächen 
ermittelt  (nach  Vilmorin): 

Melonen   u.  Wassermelonen     5  826  ha. 

Erbsen 3  778     » 

Kartoffeln 944 

Bataten 1  864    » 

Spinat 1  304    » 

Tomaten 2  796    » 

Gesamtfläche  43  254  ha.  Die  Hauptsache  ist  der  Kohl,  wie  bei  uns;  auffallender- 
weise aber  nur  50  ha  Grünkohl,  der  doch  im  Winter  so  viel  aus  dem  Süden 
eingeführt  wird. 

Die  Kohlpflanzungen  sind  teilweise  so  grossartig  wie  auf  den  Rieselfeldern 
vieler  europäischer  Städte  oder  wie  in  jenen  Gegenden,  die  von  altersher  eine 
Sonderzucht  von  Kohl  betreiben.  Alle  Truckfarmer  aber  bearbeiten  das  Land 
zu  Kohl  fast  nur  mit  dem  Pfluge  und  behaupten,  dass  dadurch  und  durch  das 
nachfolgende  Eggen  der  Boden  besser  umgearbeitet  werde  als  mit  dem  Spaten. 
Sie  lassen  über  Winter  das  Land  in  rauher  Furche  liegen,  der  strenge  Frost 
wirkt  noch  weiter  zerkrümelnd  ein  und  tötet  zugleich  viele  Insekten.  Haupt- 
sorten sind  der  frühe  Jersey,  Wakefield  und  Hendersons  früher  Sommerkohl. 
Von  Beten,  Beta  vulgaris,  baut  man  natürlich  möglichst  dunkelrote  und 
recht  frühe,  so  die  Eclipse  mit  kleinem  Kopf,  die  extra  frühe  egyptische, 
welche  aber  im  Alter  holzig  wird,  Burpees  extra  early  u.  s.  w. 

Gurken  bilden,  wie  alles  saftige  Früchte  besitzende  Gemüse,  in  der  heissen 
Zeit  eine  willkommene  Speise  und  werden  viel  gebaut.  Hauptsorten:  White 
spine  (weisse,  dornige),  extra  early  white  spine,  eine  Neuheit,  und  Chicago 
white. 

Erbsen  werden  viel  in  den  Staaten  New-York  und  Pennsylvanien 
für  den  Markt  gebaut,  in  den  Neu-Englandstaaten  aber,  besonders  in  Maine,  für 
Konservenfabriken.  Noch  weiter  nördlich,  an  der  canadischen  Grenze  und  in 
Canada,  werden  Erbsen  besonders  zur  Saat  gezogen,  weil  sie  da  mehr  frei 
bleiben  vom  Erbsenkäfer,  Bruchus  pisi. 

In  den  mittleren  Staaten,  von  Ohio  im  Osten  bis  Nebraska  im  Westen 
werden  ausser  anderem  Gemüse  namentlich  Melonen  und  Sellerie  gebaut. 

*)  Siehe  Gartenflora   1898  S.   387. 


Der  Gemüsebau  in  den  Vereinigten  Staaten.  |,X- 


Melonen,  sowohl  Wassermelonen  wie  eigentliche  Melonen,  sind  im 
heissen  Sommer  nächst  Tomaten  das  allerbeliebteste  Erfrischungsmittel.  Schon 
zum  Kaffee  morgens  erhält  man  in  den  besseren  Hotels  eine  halbe  kleine 
Moschus-Melone,  die  man  vor  dem  Kaffee  geniesst,  indem  man  sie  mit  einem  Thee- 
löffel  ausschält,  oder  man  erhält  aut  Wunsch  auch  ein  riesiges  Stück  von 
einer  Wassermelone.  In  den  Centralstaaten  wird  die  mit  Melonen  bebaute 
Fläche  auf  4SS4  ha  angegeben.  Streng  genommen  kann  man  nicht  nur  die 
mittleren  Staaten  als  Hauptgegenden  für  Melonen  nennen,  sie  werden  ebenso 
viel  in  Maryland,  in  Georgia  u.  s.  w.  gebaut.  Am  21.  Juli  war  auf  der  Aus- 
stellung schon  eine  reife  riesige  Wassermelone  von  1  m  Länge  ausgestellt. 
Berühmt  ist  auch  das  Muskatine  County  in  Iowa  wegen  seiner  Melonen.  End- 
lich darf  Californien  nicht  vergessen  werden,  wo  man  vielfach  in  den  ersten 
Jahren  zwischen  den   Reihen   junger  Obstbäume  Melonen  zieht. 

Die  Kultur  der  Melonen  erfordert  viel  Sorgfalt  und  einen  lockeren, 
frischen  Boden.  Bei  St.  Louis*)  pflügt  man  den  Boden  tief  und  eggt  tleissig, 
dann  bildet  man  Hügel,  welche  in  jeder  Richtung  4 — b  Fuss  von  einander  ent- 
fernt sind:  kleinere  Sorten,  wie  Xet  Gern  (eine  Xetzmelone),  brauchen  nur  4  Fuss; 
Wassermelonen  erhalten  mitunter  auf  sehr  reichem  Boden  8 — 10  Fuss  Ent- 
fernung. Man  düngt  entweder  das  ganze  Feld  vorher  reichlich  mit  Stalldung 
oder,  da  dieser  oft  knapp  ist,  nur  die  Hügel,  indem  man  für  400  Hügel  einen 
zweispännigen  Karren  verrotteten  Düngers  verwendet.  Dieser  wird  etwa  3  Zoll 
hoch  mit  loser  Erde  bedeckt.  In  Lrmangelung  von  Stalldünger,  der  immer  der 
beste  ist,  giebt  man  jedem  Haufen  einen  Esslöffel  voll  Guano  und  Phosphate. 
Wassermelonen  werden  5 — b  Kerne  auf  einen  Hügel  gelegt,  und  wenn  das 
dritte  Blatt  1—2  Zoll  breit  ist.  wird  alles  bis  auf  eine  Pflanze  auf  jedem  Hügel 
ausgebrochen;  bei  anderen  Melonen  (nutmegs)  nimmt  man  sogar  10 — 12  Kerne 
und  lässt  zwei  Pflanzen  stehen.  Eine  grosse  Plage  sind  die  Mäuse,  die  dem 
Melonensamen  sehr  nachstellen  und  empfiehlt  deshalb  W.  S.  Ross  einen  guten 
Rattenfänger  (muse-dog).  Auch  Insektenlarven  (striped  bogs)  thun  oft  grossen 
Schaden;  durch  Pflügen  und  Hacken  vertilgt  man  sie  am  besten.  Pflügen  und 
Hacken  geschieht  aber  auch  ausserdem  fortwährend,  um  den  Boden  locker  zu 
erhalten,  bis  Mitte  Juli  oder  selbst  später,  mitunter  sogar  wenn  die  Früchte 
halb  ausgewachsen  sind,  wobei  man  dann  natürlich  sorgfältig  die  Ranken  auf 
die  Flügel  legen  muss. 

Eine  Hauptsache  ist  gute  Saat  und  mit  Recht  wird  empfohlen,  nur  die 
allerbeste  zu  wählen  oder  sie  selbst  zu  ziehen.  Eine  fernere  Hauptsache  ist, 
nur  gute  Melonen  zu  verschicken,  da  geringe  die  Preise  verderben,  selbst  wenn 
man  gute  und  geringe  gesondert  versendet.  Bei  St.  Louis  hat  ein  Verein  des- 
halb 1892  einen  Inspektor  angestellt,  der  alle  geringe  Ware  vom  Versand  mit 
den  Wagen  des  Vereins  ausschliesst,  und  die  Preise  hielten  sich  gut,  selbst 
wenn  4  5  Eisenbahnwagen  an  einem  Tage  verschickt  wurden.  Diese  Wahr- 
heit gilt  natürlich  nicht  nur  für  Melonen,  sie  gilt  für  alle  Lrzeugnisse. 

In  anderen  Gegenden  pflanzt  man  nicht  auf  Hügeln,  sondern  in  Furchen, 
pflügt  im  Herbst  den  Dünger  unter  und  giebt  vor  dem  Pflanzen  in  die  Furche 
noch  etwas  Dünger.  In  den  mittleren  Staaten  zieht  man  auch  die  Melonen 
vorher  unter  Glas  an  und  bringt  sie  dann  in  die  Furchen. 


*)  Melon  Culture  von    W.  S.    Ross   in  Transactions    of    the    Illinois  State   Horticultural 
Society,    1892,   S.    169. 


1  §(5  Der  Gemüsebau  in  den  Vereinigten   Staaten. 


Sellerie.  Der  grossen  Selleriekulturen  bei  Kalamazoo  etc..  in  Michigan  und 
bei  Boston  ist  schon  oben  (S.  184)  gedacht,  aber  auch  bei  Horsehead  in  New-York 
wird  viel  Sellerie  gebaut.  Bekanntlich  hat  man  neuerdings  Sorten,  die  sich  von 
selbst  bleichen,  so  Golden  Self-Blancbing  Celery  und  White  Plume.  William 
Meggat  von  Wethersfield,  Connecticut,  bemerkte  aber  auf  dem  Kongress  der 
Samenzüchter  in  Chicago,*)  dass,  wenn  man  alle  grünen  Exemplare  ausreisse, 
die  Konstitution  und  Grösse  der  Ptlanzen  geschwächt  würde,  dass  die  Samen 
von  grünen  Pflanzen  kräftigere  Stöcke  geben. 

In  Illinois,  Ohio  und  ebenso  in  New-York  werden  auch  viel  Zwiebeln 
gezogen,  teils  zur  Saat,  teils  und  besonders  zu  Steck-  und  Setzzwiebeln. 
Letztere  werden  auf  leichtem  ungedüngten  sandigen  Boden  aus  Samen,  die  man 
gegen  Mai  säet,  in  dichten  Reihen  erzogen.  Man  nimmt  die  kleinen  Pflanzen 
im  August  heraus  und  lässt  sie  langsam  unter  einer  Schicht  Heu  eintrocknen. 
Die  kleinen  Zwiebeln  von  Erbsen-  bis  Haselnussgrösse  werden  dann  an  die 
Truckfarmers  im  Süden  und  an  die  Marktgärtner  im  Osten  verkauft,  welche 
sie  auf  Beeten,  die  lockeren,  aber  stark  gedüngten  Boden  haben,  im  ersten  Früh- 
jahr aussetzen.  Sobald  die  Zwiebeln  die  halbe  normale  Grösse  haben,  werden 
sie  schon  auf  den  Markt  gesandt,  um  als  erste  die  höchsten  Preise  zu  erzielen. 

In  Virginien  und  Maryland  pflanzt  man  die  Steckzwiebeln  etwas  später 
und  lässt  sie  zur  vollen  Grösse  auswachsen.  Man  erhält  so  grosse  Mengen  und 
grosse  Exemplare  und  betreibt  das  Ganze  mehr  landwirtschaftlich. 

Tomaten.  Wie  schon  mehrfach  erwähnt,  spielen  die  Tomaten  in  den 
Vereinigten  Staaten  eine  ganz  ausserordentliche  Rolle.  Man  isst  sie  sozusagen 
zu  jeder  Mahlzeit,  auch  in  Scheiben  geschnitten,  mit  Essig  und  Öl  und  etwas 
Pfeffer  und  Salz  oder  auch  unter  Hinzuthun  von  etwas  Zucker.  Ausserdem 
werden  sie  gekocht,  gefüllt  u.  s.  w.  Ganz  besonders  werden  sie  aber  ein- 
gemacht, nicht  die  ganzen  Tomaten,  sondern  der  Brei,  und  viel  zu  Saucen  ver- 
wendet. Eigene  Fabriken  beschäftigen  sich  wie  in  England  mit  der  Her- 
stellung verschiedener  Saucen  und  unter  diesen  spielt  »Catsup«  eine  der 
wichtigsten  Rollen.  Catsup  ist  aber  eben  vorwiegend  aus  Tomaten  bereitet. 
In  den  Restaurants  steht  sozusagen  auf  jedem  Tisch  eine  Flasche  mit 
Catsup,  aus  welcher  der  (last  nach  Belieben  nehmen  kann.  Dabei  ist  die  Zucht 
der  Tomaten  eine  noch  verhältnismässig  neue  und  doch  verkauft  einer  der 
Haupt-Samenzüchter  auf  diesem  Gebiet,  Herr  Livingston  in  Firma 
A.  W.  Livingstons  Sons  in  Columbus,  Ohio,  jährlich,  wie  er  mir  mitteilte, 
6'/.,,  tons.  ca.  117  Zentner  Samen,  das  ist  so  viel,  dass  200  000  acres.  80000  ha, 
damit  bebaut  werden  können.  Bedenkt  man  nun,  dass  noch  viele  andere 
grosse  Firmen.  W.  Attlee,  Burpee  &  Co. -Philadelphia,  Peter  Henderson 
&  Sons-New-York,  J.  C.  Vaughan  in  Chicago  u.  s.  w.  Spezialisten  sind  oder 
wenigstens  viel  Samen  verkaufen,  so  erscheint  die  Angabe  im  Census,  dass 
22  802  acres  mit  Tomaten  bebaut  werden,  viel  zu  niedrig,  selbst  wenn  man 
annimmt,  dass  obige  Schätzung  etwas  hoch  sei.  A.  W.  Livingston  ist  einer 
der  Pioniere  auf  diesem  Gebiete  und  hat  viele  neue  Sorten  gezogen,  wie  auch 
die    anderen  obigen  Firmen    zum  Teil.     Auf    dem    Gartenbau-Kongress    zeigte 


*)  Selection  in  Seed  Growing.  Embracing  papers  read  at  the  Worlds  Horticultural 
Congress.  Modern  Methods  of  the  Seed  Trade;  Seed  growing  at  Fordhook  Farm.  Heraus- 
gegeben von  der  grossen  Samenhandlung  W.  Attlee,  Burpee  &  Co.,  Philadelphia.  Herr  Burpee 
ist  Präsident  der  American  Seed  Trade  Association. 


Her  Gemüsebau  in  den  Vereinigten  Staaten.  187 


Herr  Livingston  seine  neue  Züchtung  Buckey  State  Tomate  vor,  eine  runde, 
schön  dunkle  Frucht,  die  37  cm  Umfang  hatte.  Dabei  hat  sie  «-ine  schön 
dunkelrote  Farbe  und  eine  ganz  glatte  Gestalt,  nicht  gerippt;  sie  soll  sehr 
ertragreich  sein.  Zum  Einmachen  am  besten  geeignet  sind  Livingstons  New 
Stone  red  und  L.  Stone  purpur.*)  Von  Attlee,  Burpee  &  Co. -Philadelphia 
ist  eine  ganz  dunkelrote  Fordhooks  First  in  den  Handel  gegeben.  Die 
Hendersonschen  Züchtungen  sind  in  Europa  schon  bekannter.**) 

Die  Tomaten  gedeihen  bei  dem  warmen  Sommer  fast  in  allen  Staaten. 
in  den  nördlichen  muss  man,  wie  bei  uns,  die  Blätter  entfernen,  wenn  die 
Früchte  ausgewachsen  sind,  damit  sie  sich  färben.  Das  ist  weiter  südlich  nicht 
nötig.  In  Süd-Illinois  säet  man  die  Saat  Ende  März  oder  Anfang  April  in 
Mistbeeten,  die  in  Ermangelung  von  Glas  auch  wohl  mit  Musseline  gedeckt 
und  stets  um  die  Mitte  des  Tages  reichlich  gelüftet  werden.  Die  Durchschnitts- 
temperatur in  den  Kästen  ist  ca.  20°  C.  Wenn  die  Pflanzen  2  Zoll  hoch  sind, 
versetzt  man  sie  in  kalte  Kästen  und  bringt  sie  dann  schliesslich  auf  ein  stark 
mit  Stalldünger  oder  Handelsdünger  gedüngtes  Stück  Land  in  der  ersten  Hälfte 
des  Mai.  Frank  G.  Austin  berechnet  die  Kosten  folgen dermassen*)  für 
10  acres 

Pacht  von   10  acres  Land  ii  2  s •     •     5     20, — 

Pflügen.  Pulverisieren  und  Markieren  ä   1.50      .     .     .     »      I5r 

1000  Pfund  (Handels-)Dünger »      17,50 

Unterbringen  des  Düngers »10, — 

30300  Pflanzen,  das  Tausend  50  es »     18,15 

Aussetzen  derselben  auf  das  Feld »     10,— 

Kultivieren,    5 mal  mit  einem  2  spännigen  Kultivator     »      15, 
Zweimal  Hacken,  zweites  und  letztes  Pflügen    .     .     .     »     20. — 

Summa  $  125.05. 
Eine  Tomatenptlanze  giebt  bei  sorgfältiger  Kultur  1  Peck  (V4  Bushel)  bis 
Va  Bushel,  d.  h.  9—18  1  Früchte,  mitunter  selbst  1  Bushel.  Aber  selbst  nur  1  Peck 
angenommen,  ergiebt  pro  acre  3630  Pecks  oder  90772  Bushel.  Ein  Bushel  wird 
von  den  Konservenfabriken  mit  20  cents  (80  Pf.)  bezahlt,  nach  unseren  Begriffen 
ein  sehr  niedriger  Preis;  das  macht  für  1  acre  181,50,  für  10  acres  1815  $.  Hier- 
von gehen  noch  ab  die  Kosten  für  Pflücken  und  Verpacken,  was  der  Farmer 
aber  z.  T.  selbst  thun  würde,  mit  4  es  per  bushel. 

Zum  Schluss  rechnet  Austin  einen  Reinertrag  von  70  Dollars  pro  acre, 
aber  selbst  bei  nur  «/4  Peck  Ertrag,  also  2'/4  1,  würden  noch  45  $  pr.  acre 
=  450  M.  pr.  ha  sich  ergeben.  Er  selbst  hatte  von  einem  halben  acre 
67,50  $  Reinertrag.  Er  empfiehlt  besonders,  die  Tomaten  zwischen  jungen  Obst- 
bäumen zu  bauen,  da  sie  die  Bäume  nicht  so  beschatten  wie  Mais  und  den 
Boden  locker  und  feucht  erhalten.  (Schluss  folgt.) 

*  Livingston  hat  auch  eine  besondere  Schrift  herausgegeben:  Livingston  and  the  Tomato 
(Preis   1    |  ■ 

**]  Der  Verein  zur  Beförderung  des  Gartenbaus  hat  von  fast  allen  genannten  Herren 
mehrfach  Samen  erhalten,  wofür  diesen  auch  hier  verbindlichsten  Dank  gesagt  sei. 

'■'■'■    Transactions  of  the  Illinois  Horticultural  Society    [892   S.   .^Si. 


i88 


Neue   und  empfehlenswerte  Pflanzen.  —  Kleinere  Mitteilungen. 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen  etc, 


Neues  Veilchen  „Rubin". 

(Ein  Sämling  von  Kronprinzessin  v.  Deutschland.) 
Vor  drei  Jahren  in  der  Gärtnerei 
von  A.  Lutzenberger  in  Zehlendorf  ge- 
fallen und  vermehrt,  zeichnet  sich  das 
Veilchen  „Rubin"  neben  allen  be- 
kannten guten  Eigenschaften  der 
Stammformen  durch  seine  leuchtend 
tief  dunkel  purpurvioletten  Blumen 
hervorragend  aus.  Die  Veilchen  haben 
eine  vorzügliche  Lichtfarbe  in  einer 
bisher  bei  Veilchen  noch  nicht  er- 
reichten rothen  Schattierung.  „Rubin" 
ist  sehr  grossblumig,  langstielig,  stark 
duftend  und  ein  gutes  Treibveilchen 
von  Januar  ab.  Seine  tiefe  Färbung 
bewährt  sich  besonders  in  der  Treiberei. 

Der  Versand  dieser  Neuheit  beginnt 
Mitte  April  in  kräftigen  .  reichbe- 
wurzelten Stecklingspflanzen,  zum  Aus- 
pflanzen fertig.  Der  Alleinverkauf  der 
Neuheit  erfolgt  durch  C.  van  der 
Smissen,  Steglitz-Berlin. 

Herr  van  der  Smissen  sandte  uns 
am     18.    März     einige     Blumen    dieser 


Sorte  zu.  die  in  der  That  wegen 
ihres  roten  Farbentons  den  Namen 
„Rubin"  sehr  verdienen.  Der  Geruch 
ist  sehr  schön. 


Neuere  Birnsorten. 

Herr  Gartenbaudirektor  C.  Mathicu 
legte  am  13.  Oktober  1898  im  Gehölz- 
und  Obstausschuss  mehrere  Neuheiten 
von  Birnen  vor,  die  der  Verein  zur 
Beförderung  des  Gartenbaues  bezogen 
hatte. 

1.  Conference  Riv  ers.  Scheint  ein 
Sämling  der  Marie  Louise,  ist  sehr  süss, 
hateinedickeSchale.  was  für  den  Trans- 
port gut  ist. 

2.  Direktor  Hardy.  Ahnelt  der 
Clairgeau,  ist  wahrscheinlich  ein 
Sämling  von  ihr.  Hat  ein  bedeutend 
besseres  Aroma  als  Conference  Rivers. 

3.  Idaho.     Süss   und  sehr  muskiert. 

Als  ältere  gute  Sorten  wurden  vor- 
gelegt: Beurre  Prengalle.  Birne  von 
Tongern.  Unvergleichliche  vonBeaurain. 


Kleinere  Mitteilungen, 


Das  Denkmal  der  Königin  Luise 

im  Tiergarten  wurde  am  Ge- 
burtstage der  Königin  kurz  vor  9  Uhr 
vormittags  vom  Kaiserpaar  besucht. 
Der  Chef  der  Tiergartenverwaltung, 
Präsident  Kayser  und  der  Tiergarten- 
direktor Geitner  begrüssten  den 
Kaiser  und  seine  Gemahlin.  Für 
den  Schmuck  des  Denkmals  hatte 
die  warme  Witterung  dieses  Winters 
eine  grossartige  Entfaltung  der  herr- 
lichsten Blütenpracht  gestattet.  4300 
Blumenstöcke  und  Pflanzen  waren 
zu  einem  farbenreichen  Bilde  vereinigt. 
Die  hohe  Taxuswand,  die  den  Denk- 
malplatz umgiebt,  war  in  ihrem  oberen 
Teil  freigeblieben  und  bildete  so 
einen  wirkungsvollen  dunklen  Hinter- 
grund für  die  Flieder-  und  Schnee- 
ballsträucher, deren  Blütenzweige  sich 
straussartig       ausbreiteten.  Erhöht 

wurde  die  schöne  Wirkung  durch  die 
mattroten    Azaleen,    die    tuffartig    den 


Fuss  der  Sträuche  verhüllten.  Zu 
Seiten  des  Denkmals  prangten  mäch- 
tige Rhododendron  inmitten  niedrig 
gehaltener  Blumen,  deren  Beet  von 
blauen  und  weissen  Krokus  eingefasst 
war.  Am  Denkmalgitter  zogen  sich 
grüne  Gewinde  hin,  die  dort,  wo  die 
Säulen  sich  erheben,  in  Blumenkränze 
zusammenliefen.  Der  Platz  zwischen 
Gitter  und  Denkmal  bildete  ein  ein- 
ziges Blumenmeer  von  Azaleen,  Rhodo- 
dendron, Goldlack,  Cinerarien,  Tulpen. 
Hyacinthen  u.  dergl.  An  den  Treppen- 
wangen standen  Gruppen  von  hoch- 
stämmigen Rosen  u.  dergl..  die  sich 
um  getriebene  Magnolien  anordneten. 
Helle  Tulpenbeete  bildeten  auf  dieser 
Seite  der  Anlagen  den  Abschluss  der 
grossartigen  Ausschmückung.  Nicht 
minder  schön  nahm  sich  das  halbrunde 
Parterre  gegenüber  dem  Denkmal- 
platze aus.  Auf  dem  Luisenstein 
lagen    frische  Blumen    und   am   Gitter 


Kleinere   Mitteilungen. 


l8q 


des  Denkmals  Friedrich  Wilhelms  III. 
prangten  Blumengewinde. 

(Voss.  Ztg.) 

Schwammpilze  an  den  Obstbäumen. 

Bei  einem  Gange  durch  Obstalleen 
sieht  man  besonders  an  älteren  Bäumen 
am  Stamme  öfter  grosse  Fruchtträger 
verschiedener  Pilzarten.  sogenannte 
Schwämme,  welche  das  Holz  zersetzen 
und  das  allmähliche  Absterben  des 
Baumes  herbeiführen.  Wie  kommen 
denn  solche  Schwämme  an  unsereObst- 
bäume?  Diese  Frage  kann  leicht  be- 
antwortet werden.  Durch  den  Wind 
oder  durch  Insekten  werden  an  Rinden- 
wunden oder  auf  unbedeckte  Ver- 
letzungen des  Stammes  oder  der  Äster 
Sporen  gebracht,  diese  keimen  dort, 
entsenden  Schläuche  in  das  Innere  des 
Baumes,  welche  in  demselben, Mycelium 
bildend,  weiterwuchern,  die  Rot-  und 
Weissfäule  des  Holzes  hervorrufen  und 
schliesslich  ihre  Fruchtträger  an  der 
Aussenseite  des  Stammes  erscheinen 
lassen,  von  denen  aus  sich  wieder  die 
Sporen  auf  Wundflächen  an  anderen 
Bäumen   ansiedeln. 

Der  Schaden,  den  diese  Pilze  an- 
richten, ist  noch  viel  zu  wenig  bekannt, 
oft  erst  nach  Stürmen,  welche  die 
morsch  gewordenen  Bäume  umwarfen 
oder  die  .i.ste  von  den  Stämmen  ab- 
schlitzten, bemerkt  der  Baumbesitzer, 
wie  die  Pilze  das  Holz  schon  lange 
Zeit  vorher  durchwuchert  hatten  und 
die  Pilzfäule  hervorriefen.  Die  ver- 
schiedenen Arten  besitzen  auch  eine 
verschiedene  Lebensdauer;  während 
einige  Pilze  nur  einige  Monate  vege- 
tieren, um  aber  am  gleichen  Baume, 
oft  an  gleicher  Stelle  wieder  zu  er- 
scheinen, sind  andere  ausdauernder 
und  erreichen  ein  Alter  von  mehreren 
Jahren. 

Von  den  Schwämmen  linden  wir 
nachstehende  Arten  am  meisten  auf 
den  Bäumen  vor: 

llydnum  Schied  erm  ayri.  Frucht- 
r  erscheint  im  September  bis 
Oktober,  sieht  knollig,  höckerig  aus, 
breitet  sich  mitunter  meterweit  aus, 
hat  ein  schwefelgelbes,  amLichte  rotes. 
später  bräunlich-rotes  Aussehen,  kommt 
meistens  am  Apfelbaume  vor. 

Polyporus  cinnamomeus.  Der 
Fruchtkörper  ist  ausdauernd,  holzig, 
zuerst  kugel-,  später  hutförmig,  6  bis 
8  cm    lang    und    5  —  7  cm    dick.      Die 


Oberfläche  ist  gelbbraun  bis  braun, 
die  Löcherschicht  zimmtbraun.  Findet 
sich  sowohl  aui  Apfel-  und  Birn-,  als 
auch  auf  Kirschbäumen  vor. 

Polyporus  hirsutus.  Der  Frucht- 
körper ist  korkig,  lederartig,  halb- 
kreisförmig, bis  8  cm  lang.  üeisch- 
weiss,  hat  etwas  gewölbte  Oberfläche; 
ist  mit  grau-braunen  Haaren  besetzt, 
kniiimt  aui  dem  Kirschbaume  vom 
Spätherbste  bis  Frühjahr  vor. 

Polyporus  hispidus.  Der  weiche, 
schwammige,  konsolförmige  Frucht- 
träger  ist  anfangs  gelbbraun,  wird 
später  kastanienbraun,  die  Oberfläche 
ist  mit  dunkelbraunen  bis  schwarzen 
Haaren  bedeckt.  Befällt  Apfel-  und 
Nussbäume. 

Polyporus  igniarius.  Frucht- 
trägerist kugelknollig,  später  huf-  oder 
polsterlörmig,  holzig,  ausdauernd,  innen 
rostbraun  gezont.  Die  Oberfläche  ist 
anfangs  gelbbraun,  später  wird  sie 
schwarzbraun,  zeigt  konzentrische 
Furchen  und  abgerundeten,  stumpfen 
Rand.  Kommt  seht  häufig  auf  Apfel-, 
Birn-.  Kirsch-,  Zwetschen-  und  Nuss- 
bäumen   vor. 

Polyporus  su  lphureus.  In  jungem 
Zustande  ist  der  Fruchtkörper  weil  h- 
fleischg,  später  erhärtet  sich  das  weiss- 
gelbe  Fleisch,  breitet  sich  halbkreis- 
förmig aus,  wird  bis  30  cm  lang.  Die 
hell-  bis  orangengelbe  glatte  Ober- 
fläche wird  zuletzt  weisslich.  Findet 
sich  vom  Juni  bis  November  auf 
Kirsch-  und  Birnbäumen  vor. 

Polyporus  spumeus.  Der  Frucht- 
körper ist  weichfleischig,  5  cm  lang, 
5 — 6  cm  dick,  das  Fleisch  ist  zuerst 
rötlich-violett,  wird  später  bräunlit  h. 
die  Oberfläche  ist  höckerig,  kommtauf 
Apfelbäumen  vom  August  bis  No- 
vember vor. 

Sobald  die  angeführten  oder  auch 
sonstige,  an  Birn-.  Kirsch-  und  Xuss- 
bäumen  vorkommende  Schwammpilze 
bemerkt  werden,  sind  sie  sofort,  selbst 
wenn  bei  den  ausdauernden  Meissel 
und  Schnitzmesser  verwendet  werden 
müssen,  zu  entfernen  und  zu  ver- 
brennen. Xach  dem  Entfernen  der 
Schwämme  sind  die  glatten  bezw.  ge- 
glätteten Schnittwunden  sorgfältig  mit 
Steinkohlenteer  zu  verstreichen,  doch 
nicht  allein  die  befallene  Stelle,  sondern 
auch  jede  entrindete  Stelle,  selbst  die 
kleinste  Wunde.  Das  Verstreichen  mit 
Baummörtel    hilft    hier    nicht,    das    in 


i9° 


Kleinere  Mitteilungen. 


dem     Teer     enthaltene     Kreosot     soll 
hierbei  das  Mycel  zerstören. 

Als  Vorbeugemittel  wäre  zu  em- 
pfehlen: Vermeidung  aller  grösseren 
Schnittflächen,  sauberer  glatter  Schnitt, 
wenn  solcher  nötig  ist,  und  Ver- 
streichen sämtlicher  Wunden  mit 
Baumsalbe. 

Rezept  zur  Baumsalbe:  500  g 
weisses  Harz,  500  g  Teer,  250  g  Leinöl 
sind  unter  gelindem  Feuer  miteinander 
auflösend  zu  vermischen,  wobei  die 
Mischung  umzurühren  ist.  Sollte  die 
Baumsalbe  zu  flüssig  sein,  so  kann  man 
zur  Erhärtung  nötigenfalls  00  g  Spiritus 
zusetzen.  Ein  von  anderer  Seite  em- 
pfohlener Zusatz  von  Zinkweiss  ist 
völlig  zu  verwerfen.  Fehlt  die  Baum- 
salbe, so  bestreiche  man  die  Wund- 
stellen der  Bäume  wenigstens  vorläufig 
bis  zur  Beschaffung  mit  Oelfarbe. 

Bei  der  Gemeingefährlichkeit  der 
Baumschwämme  sollte  von  seiten  der 
Obstbaumbesitzer  selbst  darauf  ge- 
drungen werden,  dass  alle  befallenen 
Bäume  in  der  Gemeinde  durch  die 
Baumwarte  sachgemäss  behandelt 
werden. 

Hohenheim.     Garteninspektor  Held. 

(Württemberg,  landw.  Wochenblatt). 


Wie  soll  ein  guter  Obstbaum  aussehen? 

(Aus  der  Beilage  der  Hannoverschen  Land- 

und  forstwirtschaftlichen  Zeitung: 

„Unser  Obstgarten".) 

Die  Wurzel  soll  vor  allen  Dingen 
gesund  sein,  beim  Ausheben  nicht 
zu  sehr  beschädigt,  und  nicht  zu  kurz 
abgestochen.  Ferner  soll  keine  starke 
direkt  nach  unten  gehende  Pfahlwurzel 
vorhanden  sein,  sondern  gut  verzweigte 
Seitenwurzeln  etwa  von  der  Stärke 
eines  Daumens  bis  zu  Bleistiftstärke. 
An  solchen  Wurzeln  werden  sich  an 
der  Schnittstelle  sehr  leicht  und  sehr 
schnell  wieder  junge  Saugwurzeln 
bilden. 

Weniger  Werth  braucht  man  auf 
das  Vorhandensein  der  feinen  Faser- 
würzelchen zu  legen,  denn  diese  sind 
meist  schon  kurze  Zeit  nach  dem 
Herausnehmen  des  Baumes  aus  dem 
Erdboden  abgestorben.  Bei  dem 
Stamme  kommt  die  Gesundheit  eben- 
falls wieder  in  erster  Linie  in  Be- 
tracht. Ferner  dürfen  keine  Wunden 
daran  sein,  etwa  Krebswunden  oder 
andere    Beschädigungen.     Froststellen 


oder  dergleichen.  Die  Veredlungs- 
stellen müssen  gut  vernarbt  sein, 
der  Stamm  muss  glatt  und  gerade 
gewachsen  sein,  nach  der  Krone  zu 
sich   etwas  verjüngend. 

Darauf  zu  achten  ist  ebenfalls,  dass 
der  Baum  möglichst  frei  von  Ungeziefer 
ist,  damit  nicht  irgend  ein  gefährlicher 
Obstbaumschädling  mit  verschleppt 
wird.  Die  Höhe  des  Stammes  soll 
für  einen  normalen  Hochstamm  2,oobis 
2,20  m  sein.  Selbstverständlich  muss 
der  Stamm  auch  genügend  stark  sein, 
damit  er  den  Einflüssen  der  Witterung 
auch  erfolgreich  Widerstand  leisten 
kann.  Gesundheit  ist  auch  bei  der 
Krone  die  erste  Bedingung.  Dem- 
nächst soll  sie  nicht  zu  alt  oder  gar 
überständig  und  oft  zurückgeschnitten 
sein,  sondern  jung  mit  kräftigen 
wüchsigen  Jahrestrieben. 

Die  Anzahl  der  Triebe  hängt  ganz 
davon  ab,  welche  Form  man  dem 
zukünftigen  Baum  geben  will,  sei  es 
nun  Pyramiden-  oder  Kesselform  oder 
irgend  welche  andere.  Dies  wären 
einigen  Anhaltspunkte  für  Obstbaum- 
käufer. 

Selbstverständlich  kann  ja  nun  nicht 
jeder  Baum  allen  diesen  Anforderungen 
entsprechen,  doch  muss  es  das  Be- 
streben des  Obstzüchters  sein,  nur 
möglichst  gute  Bäume  zu  pflanzen, 
wenn  er  Erfolg  von  der  Obstzüchterei 
haben  und  sich  selbst  vor  Schaden 
bewahren  will. 


Billbergia  nutans  als  Zimmer-  und  Marktpflanze. 

In  der  Sitzung  der  Ausschüsse  für 
Blumen  -  und  Gemüsezucht  am 
2.  Februar  d.  J.  stellte  Herr  Carl 
Crass  II.  ein  hübsches  Exemplar  von 
Billbergia  nutans,  noch  im  Knospen- 
zustande,  aus,  die  er  als  gute  Zimmer- 
pflanze sehr  empfahl.  Bei  ihm  steht 
ein  Exemplar  schon  ein  Jahr  im  Zimmer. 
Man  vermehrt  sie  am  besten  durch  die 
zahlreich  sich  bildenden  Seitensprossen, 
die  sog.  Kindein.  Wenn  diese  ab- 
genommen und  für  sich  ge- 
pflanzt werden,  blühen  sie  schon  im 
nächsten  Jahre.  Lässt  man  aber  die 
Kindein  stehen,  so  wird  die  Pflanze 
hübsch  buschig. 

Die  Pflanze  bildet  nur  wenig  Wurzeln 
und  beansprucht  daher  nur  einen 
kleinen  Topf.  Für  Verkaufspflanzen 
nimmt  man  aber  besser  etwas  grössere 


Kleinere   Mitteilungen. 


igi 


Töpfe,  da  zu  kleine  leicht  umfallen. 
Man  hält  sie  am  besten  bei  S — 10 °  K.. 
giebt  ihr  halb  Laub-,  halb  Ileideerde 
und  kultiviert  sie  im  Sommer  im 
kalten  Kasten  oder  im  Freien.  Will 
man  sie  früher,  etwa  um  Weihnachten, 
in  Blüte  haben,  so  hält  man  sie  etwas 
wärmer.  Herr  Kgl.  Obergärtner  Haber- 
mann,  Monbijou-Garten.  bemerkte  noch. 
dass  diese  Bromeliaceae  ausser- 
ordentlich widerstandsfähig  ist;  sie  ist 
sehr  geeignet  für  Dekoration  von 
Tuffsteinen  etc.,  aber  dicht  unter  dem 
Glase.  Sobald  die  Pflanzen  geblüht 
haben,  werden  sie  bei  ihm  ab- 
geschnitten und  bilden  dann  reichlich 
Seitensprossen. 


Fuchsien  als  Vasendekoration. 

Die  Verwendung  der  Fuchsien  zu 
allen  möglichen  Dekorationen  ist 
eine  so  vielseitige,  dass  es  eigentlich 
überflüssig  erscheint,  wenn  noch  mehr 
darübergeschrieben  wird;  aber  dennoch 
kann  ich  nicht  unterlassen,  auf  obige 
Verwendungsart  aufmerksam  zu  machen, 
es  wird  damit  ein  Effekt  erzielt,  der 
geradezu  Bewunderung  hervorruft,  und 
dann  lassen  sich  hauptsächlich  solche 
Fuchsien  dazu  verwenden,  welche  einen 
hängenden  Wuchs  besitzen  und  so  von 
ihrem  erhöhten  Stand  in  den  Vasen 
so  recht  zur  Geltung  kommen,  indem 
die  Blüten  der  hängenden  Fuchsien, 
von  unten  gesehen,  ihre  Formen  so 
recht  dem  Auge  darbieten. 

So  eine  bepflanzte  Vase  auf  einem 
erhöhten  Ständer .  welche  bis  zum 
Fusse  der  Vase  durch  höhere  Pflanzen 
verdeckt  wird  ,  ist  von  unerreicht 
guter  Wirkung  als  Mittelpunkt  eines 
grossen  Beetes  oder  als  Krönung 
einer  Terrassenmauer,  doch  am 
schönsten  machen  sie  sich  da.  wo  man 
irgend  einen  thorartigen  Eingang  mit 
lebendem  Zaun  oder  mit  einen  immer- 
grünen Zaun  hat,  dereinengeradem  Weg 
einfasst  oder  als  Abteilung  im  Garten 
mit  regelmässigen  Wegen  in  die  Nähe 
des  Wohnhauses  etc.  geführt  ist;  dieser 
Zaun,  welcher  eine  beliebige  Höhe, 
jedoch  nicht  unter  i1'2  m  haben  soll, 
isi  so  rechl  geeignet,  mit  Vasen,  welche 
mit  Fuchsien  bepflanzt  sind,  garniert 
zu  werden,  und  zwar  so,  dass  in  den 
Zaun  Ständer,  worauf  die  Vasen  be- 
festigt sind,  so  angebracht  werden. 
dass  der  Fuss  der  Vase  genau  mit  der 


Oberkante  des  Zaunes  abschneidet; 
eine  regelmässige  Einteilung  der  Vasen 
auf  den  Zaun  ist  innezuhalten,  auch  ist 
darauf  zu  sehen,  dass  dieselben  nicht 
zu  dicht  zu  stehen  kommen,  indem 
sonst  die  gewünschte  gute  Wirkung 
nicht  erreicht  wird  und  eine  Über- 
ladung sieht  nicht  gut  aus.  Am 
schönsten  machen  sich  die  immer- 
grünen Zäune,  wie  Thuja  occidentalis 
oder  Taxus,  zu  dieser  Dekoration  sehen 
aber  auchZäune  aus  Rosen  und  Liguster 
rechl  gu1   mit  den  Vasen  aus. 

Damit  nun  die  Fuchsien  auch  einen 
Lebhaften  Wuchs  entwickeln,  müssen 
die  Vasen  mit  einer  recht  kräftigen 
Erde,  der  man  noch  einige  Hände  voll 
Hornspäne  (sogenannte  Drehspäne) 
beimischt,  gefüllt  werden;  diese  Horn- 
späne haben  die  lägen  schaff,  sich 
allmälig  aufzulösen .  indem  die  ab- 
gedrehten Späne  zum  teil  ganz  feine 
sind,  die  schon  in  acht  Tage  wirken 
und  dann  auch  wieder  gröbere,  die 
in  einigen  Wochen  sich  auflösen;  auf 
diese  Weise  wird  den  Fuchsien  bei 
fleissiger  Bewässerung  den  ganzen 
Sommer  über  der  nöthige  Stickstoff' 
durch  die  sich  auflösenden  Hornspäne 
zugeführt  und  die  Blüten  sind  dann 
zuletzt    ebenso    gross    wie    zu    Anfang. 

Zu  bemerken  hätte  ich  noch,  dass 
die  Vasen  nicht  zu  gross,  aber  auch 
nicht  zu  klein  zu  nehmen  sind,  sie 
müssen  das  richtige  Verhältnis  zur 
Höhe  und  Stärke  des  Zaunes  etc.  haben. 

Indessen  nicht  allein  zur  Bepflanzung 
der  Vasen  auf  Zäunen  etc.  möchte  ich  die 
Fuchsien  verwendet  wissen,  über- 
haupt wo  Vasen  zur  Verwendung 
kommen,  soll  die  Fuchsie  als  das  ge- 
eignetste Bepflanzungsmaterial  Be- 
nutzung linden  und  auch  da,  wo  z.  B. 
in  der  Mitte  eine  Yucca  gepflanzt  ist, 
machen  sich  die  Fuchsien  als  Ein- 
fassung im  Verein  mit  einigen  Hänge- 
pilanzen recht  gut.  und  was  die  Flaupt- 
sache  ist,  es  ist  immer  ein  feines 
Arrangement,  das  jedem  Garten  zur 
Zierde  gereicht. 

J.    Bi emulier, 
Gr.-Tabarz  (Villa  Spindler). 

Das  Erfrieren  der  Pflanzen. 

I  >as  interessanteste  und  lohnendste 
Studium  für  den  praktischen  Gärtner 
bietet  offenbar  die  Pflanzenphysiologie. 
Ein    solches   Studium   verschafft    nicht 


!9: 


Kleinere  Mitteilungen. 


nur  manche  angenehmeStunde.  sondern 
lässt  auch  manche  Schlüsse  auf  die 
praktische  Thätigkeit  zu.  Daher  sollte 
denn  auch  der  Gärtner  und  mit  ihm 
der  Pflanzenfreund  überhaupt  keine 
sich  ihm  bietende  Gelegenheit  mit  der 
Pflanzenphysiologie  vertrauter  zu 
werden ,  unbenutzt  vorüber  gehen 
lassen. 

Ich  glaube  nun  den  gesch.  Lesern 
dieser  Zeitschrift  einen  Dienst  zu  er- 
weisen, wenn  ich  an  dieser  Stelle  auf 
einige  physiologische  Vorgänge  im 
Pflanzenleben  aufmerksam  mache, 
denen  bis  vor  kurzem  nur  wenige 
Aufmerksamkeit  geschenkt  werden 
konnte.  Hierbei  habe  ich  das  Er- 
frieren der  Pflanzen  im  Auge.  Wenn 
ich  eben  sagte,  das  diesem  physio- 
logischen Vorgange  bislang  nur  wenig 
Aufmerksamkeit  geschenkt  werden 
konnte,  so  ist  dieses  darauf  zurück- 
zuführen, dass  es  an  geeigneten  In- 
strumentenfehlte,  umdieunerlässlichen 
ein  gehendenBeobachtungen  anzustellen. 

Herrn  Prof.  Dr.  Hans  Molisch  ver- 
danken wir  nun  die  Erfindung  eines 
äusserst  einfachen  Apparates,  mittels 
dessen  wir  in  aller  Behaglichkeit  in 
einem  angenehm  erwärmten  Zimmer 
eingehend  die  Vorgänge  im  Innern  der 
Pflanze  während  des  Erfrierens  be- 
obachten können.  Ein  doppelwandiger 
Kasten,  dessen  Zwischenräume  mit 
Sägespänen  ausgefülltsind,  nimmt  einen 
zweiten  Kasten,  in  welchem  wir  ein 
Mikroskop  unterbringen,  auf.  Zwischen 
beide  Kästen  füllen  wir  eine  Kälte- 
mischung (Eis  und  Kochsalz)  und 
unsere  Beobachtungen  können  be- 
ginnen. Bemerkt  sei  noch,  dass  zur 
Beleuchtung  sowie  zur  Bewegung  des 
zu  beobachtenden  Objekts  geeignete 
Vorkehrungen  getroffen  sind. 

Aeusserst  überraschend  sind  die 
Bilder,  die  wir  da  erschauen.  Ich 
muss  mich  hier  auf  die  Wiedergabe 
der  wesentlichsten  Erforschungen,  die 
nach  dieser  Richtung  bisher  erzielt 
wurden,  beschränken.  Es  zeigte  sich 
bei  der  Beobachtung  der  verschiedensten 
chemischen  Stoffe,  welche  im  Pflanzen- 
leben eine  Rolle  spielen,  wie  auch 
einzelner  Pflanzenteile,  dass  die  Eis- 
bildung unter  Einwirkung  der  durch 
die  Kältemischung  erzielten  niedern 
Temperatur  stets  wohl  in  derselben 
Weise,  nicht  aber  immer  an  derselben 
Stelle    erfolgte.      Ebenso    ergab    sich 


auch  ein  unterschiedliches  Verhalten 
der   Objekte  während   des  Aufthauens. 

Beim  Gefrieren  toter  Gegenstände, 
wie  Stärkekleister,  Eiweiss.  Milchsaft 
vom  Gummibaum,  verschiedener  Salz- 
und  Farbstofflösungen  krystallisierte 
stets  reines  Eis  heraus,  wodurch  die 
Form  der  Stoffe  sehr  verändert  ward; 
die  festen  Körper  wurden  zusammen- 
gedrängt, die  Lösungen  konzentriert, 
oft  auch  aus  diesem  feste  Körper  aus- 
geschieden. Nach  dem  Aufthauen 
nahmen  einzelne  Objekte  ihren  alten 
Zustand  wieder  an  ,  andre  dagegen 
nicht. 

Die  Pflanzenzelle  zeigte  beim  Ge- 
frieren ähnliche  Vorgänge;  auch  hier 
bildete  sich  stets  reines  Eis,  welches 
die  festen  Bestandteile  der  Zelle  auf 
einen  kleinen  Raum  zusammendrückte 
und  die  verschiedenen  Farbstoff- 
lösungen konzentrierte.  Während  aber 
bei  den  Zellen  einiger  Pflanzen  die 
Eisbildung  innerhalb  der  Zelle  er- 
folgte, entstand  das  Eis  bei  andern  — 
diese  Pflanzengruppe  bildet  die  Regel 
—  ausserhalb  der  Zelle,  diese  dabei 
arg  zusammendrückend.  In  vereinzelten 
Fällen  traten  beide  Erscheinungen 
auch  zugleich  auf. 

Noch  einem  eigentümlichen  Umstand 
müssen  wir  hier  einige  Beachtung 
schenken.  Es  zeigte  sich  nämlich,  dass 
nahe  bei  einander  liegende  Zellen  nicht 
immer  ein  gleiches  Verhalten  der 
Kälte  gegenüber  zur  Schau  trugen. 
So  sind  die  Schliess-  und  Haarzellen 
verschiedener  Pflanzen  wesentlich 
widerstandsfähiger  gegen  die  Kälte, 
als  es  die  umgebenden  Zellen  sind. 
Diese  Entdeckung  verdanken  wir  dem 
erwähnten  Professor;  dass  die  Schliess- 
zellen  andern  Einflüssen  (grosse  Hitze) 
gegenüber  besonders  widerstandsfähig 
sind,  ist  bereits  seit  längerer  Zeit  be- 
kannt. 

Von  wesentlicher  Bedeutung  für  den 
praktischen  Gärtner  ist  nun  die  Ant- 
wort auf  die  Frage:  .,Wann  stirbt  die 
Pflanze?"  Bisher  war  allgemein  die 
Anschauung  vertreten,  dass  die  Pflanze 
erst  während  des  Aufthauens  zu  Grunde 
geht,  und  dass  infolgedessen  es  auch 
möglich  sei,  erfrorene  Pflanzen  bei 
vorsichtiger  Aufthauung  zu  retten. 
Als  solches  betrachtet  man  in  den 
Gärtnereien  das  Überbrausen  mit 
kaltem  Wasser.  Es  sei  hier  jedoch 
gleich  bemerkt,  dass  durchÜbergiessen 


Kleinere  Mitteilungen. 


m 


mit  kaltem  Wasser  kein  Langsames 
Aufthauen,  sondern  eher  ein 
schnelles  Aufthauen  erfolgt. 

Die  neuesten  Untersuchungen  haben 
nun  dargelegt,  dass  die  erfrorene 
Pflanze  nicht  erst  beim  Aufthauen, 
sondern  bereits  beim  Gefrieren  resp. 
im  gefrorenen  Zustand  abstirbt.  Es 
ist  dies  an  einer  ganzen  Reihe  von 
Versuchspflanzen  unwiderleglich  fest- 
gestellt. Auch  stellte  es  sich  heraus, 
dass  keinerlei  Unterschied  an  den 
Pflanzen,  welche  schnell  und  langsam 
aufgethaut  wurden,  zu  konstatieren 
war.  Die  gleichen  Pflanzenarten, 
welche  bei  langsamer  Aufthauung  am 
Leben  blieben,  litten  auch  nicht  bei 
rascher  Aufthauung  und  umgekehrt 
waren  durch  langsames  Aufthauen 
auch  solche  Pflanzen  nicht  zu  retten, 
die  bei  raschem  Aufthauen  zu  Grunde 
gingen.  Pline  Ausnahme  von  dieser 
Regel  machten  allerdings,  aus  bisher 
unerklärlich  gebliebenen  Gründen, 
einige  Apfel-  und  Bimsorten,  sowie 
die  Blätter  von  Agave  americana. 

Wenn  wir  von  einem  Erfrieren  der 
Pflanzen  reden,  so  stellen  wir  uns  hier- 
unter allgemein  eine  Schädigung  der 
Pflanze  infolge  der  unter  o°  gesunkenen 
Temperatur  vor.  Xun  hat  es  sich  aber 
herausgestellt,  dass  verschiedene 
Pflanzen  bereits  bei  einer  Temperatur, 
die  etwas  über  dem  Eispunkt  liegt, 
unter  denselben  Erscheinungen  zu 
Grunde  gehen,  wie  solche  bei  unter 
o°  erfrorenen  Pflanzen  auftreten.  Und 
so  eigentümlich  es  auch  berühren  mag, 
kann  man  doch  mit  Fug  und  Recht 
von  dem  Erfrieren  der  Pflanzen  bei 
einer  Temperatur  über  o°  reden.  Ver- 
schiedene Pflanzenphysiologen  sind 
übereingekommen,  zwischen  Erfrieren 
und  Cr  ef  rier  en  derart  zu  unterscheiden, 
dass  unter  Erfrieren  eine  Schädigung 
oder  Absterben  der  Pflanze  infolge 
niederer  Temperatur  (event.  noch 
etwas  über  o°),  unter  Gefrieren  jedoch 
die  Eisbildung  innerhalb  der  Pflanzen- 
organe verstanden  wird;  ohne  Einfluss 
ist  hierbei,  ob  die  Pflanze  infolge  der 
Eisbildung  abstirbt  oder  nicht  einmal 
Schaden  leidet. 

Die  Ursache  des  Erfrierens  einer 
Pflanze  bei  einer  Temperatur  über 
Null  ist  auf  zwei  Ursachen  zurück- 
zuführen. Entweder  wirkt  die  Kälte 
derartig  auf  die  Wurzeln  ein.  dass 
diese  unfähig  werden,  für  die  weitere 


Saftzirkulation  zu  sorgen,  so  dass  also 
die  Pflanze  schliesslich  wegen  allzu- 
grossen  Wasserverlustes  durch  die 
Transpiraiion  verwelken  muss,  oder 
aber  dass  durch  die  niedere  Temperatur 
irgendwelche  Störungen  im  chemischen 
Getriebe  der  Nährstoffe  hervorgerufen 
werden.  Über  diesen  letzteren  Punkt 
herrscht  jedoch  noch  keine  voll- 
ständige Klarheit,  möglich  ist  auch, 
dass  hierbei  rein  physikalische  Vor- 
gänge eine  Rolle  mitspielen. 

Ziehen  wir  nunmehr  das  Fach  aus 
unsern  Beobachtungen,  da  haben  wir 
zunächst  noch  festzustellen,  dass  bei 
o°  überhaupt  noch  keine  Pflanze  ge- 
friert ,  im  Gegenteil  muss  die 
Temperatur  erst  unter,  oft  sogar  sehr 
weit  unter  o°  sinken,  bis  eine  Eis- 
bildung erfolgt.  E>as  Eigentümliche 
|  hierbei  ist  jedoch,  dass  die  Eisbildung 
dann  bei  einer  höheren  Temperatur 
erfolgt.  Oder  mit  andern  Worten, 
irgend  eine  Pflanze,  nehmen  wir  die 
Kartoffel,  muss  erst  bis  auf  —  30  C.  ab- 
gekühlt sein  ,  bis  Eisbildung  erfolgt, 
wobei  jedoch  die  Temperatur  der 
Kartoffel  plötzlich  wieder  auf —  1"  C. 
steigt.  Bei  andern  Pflanzen  gelten  natür- 
lich andere  Zahlen.  Der  Botaniker  nennt 
diese  niedere  Temperatur  den  Cber- 
kältungspunkt,  die  höhere,  bei  der 
die  Eisbildung  praktisch  erfolgt,  den 
Gefrierpunkt.  Bei  dem  Gefrieren 
wird  nun.  und  zwar  meist  ungemein 
schnell,  der  Zelle  das  Wasser  entzogen, 
und  dieser  Wasserentzug  ist  es  denn 
auch,  worunter  die  Pflanze  zu  leiden 
hat  resp.  woran  sie  zu  Grunde  geht. 
Je  weniger  saftre'ch  eine  Pflanze  ist. 
um  so  weniger  ist  sie  der  Gefahr  des 
Gefrierens  ausgesetzt.  Daher  denn 
auch  die  Thatsache,  dass  von  zwei 
gleichen  Pflanzen  zunächst  diejenige 
erfriert,  welche  ammeistenFeuchtigkeit 
enthält,  während  die  trockene  wider- 
standsfähiger bleibt. 

Herrn.  Holm. 

Stylvolle  Bindereien 
und  Pflanzenzusammenstellungen. 
Am  23.  März  hat  unser  Landsmann 
L.  Winter  in  Bordighera  im  Hause 
des  Bechsteinsaales  zu  Berlin,  Link- 
strasse 42,  einen  höchst  geschmack- 
vollen Laden  eröffnet  und  durch 
prächtige,  mit  farbigen  Vignetten  ge- 
schmückte Prospekte  zur  Besichtigung 
eingeladen.  Wirmöchten  allenPtlanzen- 


194 


Unterrichtswesen.  —   Litteratur. 


und  Blumenliebhaber  den  Besuch 
dringend  empfehlen,  denn  sie  sehen 
dort  in  höchst  origineller  Anordnung 
sowohl  Früchte,  Zapfen,  Zweige, Blumen 
etc.,  zu  Sträussen,  Stillleben  etc.  ver- 
arbeitet. Sie  sehen  ferner  schöne 
Terracotten  von  der  berühmten  Manu- 
fatture  di  Signo.  einem  kleinen  Ort 
bei  Florenz,  vor  allem  aber  prächtige 
Palmen,  Cycas  etc.,  von  denen  ein 
grosser  Teil  wegen  der  seit  Mitte 
März  bei  uns  eingetretenen  Kälte  in 
den  riesigen  elektrisch  beleuchteten 
Kellerräumen  untergebracht  ist. 
Näheres  in  der  folgenden  Nummer. 

In  glücklicher  Weise  hat  auch  Herr 
O.  Möhrke.  Schillstrasse  15,  neue 
Ideen  in  der  Binderei  zur  Ausführung 
gebracht.  Er  benutzt  besonders  farbige 
Thongefässe,  die  er  nach  eigenen  An- 
gaben fertigen  lässt,  und  hat  solchen 
Zuspruch,  dass  er  seinen  Laden  durch 
einen  zweiten  erweitern  muss. 

Endlich  sei  in  dieser  Richtung 
auch  A.  Hedenus,  Potsdamer- 
strasse 129,  genannt,  der  in  seinem 
Schaufenster  originelle  Kränze,  Kissen 
etc.  mit  Flechten,  Palmfrüchten  etc. 
geschmückt  zeigt. 

Unsere  Bindereien  aus  reinen  Blumen 
werden    darunter    nicht  leiden;    es  ist 


aber  erfreulich,    dass    neue   Ideen  uns 
vorgeführt  werden. 

Giftigkeit  oder  Ungiftigkeit  der  Eibe, 
Taxus  baccata. 

Es  ist  nicht  richtig,  dass  die  Tiere 
keine  Eibennadeln  fressen,  weil  sie 
wissen,  dass  sie  giftig  seien.  Im  Gegen- 
teil, sie  fressen  sie  gern  und  leiden 
keinen  Schaden,  wenn  sie  sie  frisch 
zu  sich  nehmen;  es  scheint  ein  Magen- 
und  Appetit  anregendes  Mittel  für  sie 
zu  sein.  Ganz  anders  ist  es,  wenn  man 
ihnen  gepulverte  trockene  Taxusnadeln 
giebt,  wie  das  von  Bauernburschen 
mitunter  geschieht,  wenn  die  Pferde 
nur  Körnerfutter  erhalten  und  dieses 
satt  bekommen.  Getrocknete  Taxus- 
nadeln sind  unzweifelhaft  giftiger  als 
frische,  und  wenn  die  Tiere  das  geringste 
Quantum  zu  viel  erhalten,  besonders 
wenn  Pferde  nicht  an  Eibennadeln  ge- 
wöhnt sind,  können  sie  daran  sterben. 
Das  beste  Schutzmittel  gegen  Ver- 
giftung durch  Taxus  ist,  dass  man 
einzelne  Taxusbäume  in  die  Hecken 
der  Weideflächen  oder  auf  diese  selbst 
pflanzt. 

(C.  W.  Strickland  in  Gardeners' 
Chronicle   1895  II   160.) 


Unterrichtswesen. 


Gartenbauschule  für  Damen. 

Am  22.  März  fand  in  der  von  Frl. 
Dr.  Elwira  Castner  zu  Friedenau  bei 
Berlin  geleiteten  Gartenbauschule  für 
Damen  wiederum  ein  Examen  statt, 
bei  welchem  die  Schülerinnen  tüchtige 
Kenntnisse  und  vor  allem  Verständnis 
des  Vorgetragenen  aufwiesen.  Drei 
der  Damen  erhielten  das  Zeugnis 
,,gut",  eine  das  Zeugnis  „sehr  gut". 
Im  Oktober  wird  die  neue  viel  grössere 
Anstalt  in  Marienfelde  bezogen  werden, 


welche  Raum  für  30  Pensionärinnen 
bietet.  Gegenwärtig  wird  die  Schule 
von  26  Damen  besucht. 

Frühjahrskurses  im  Obstbau. 

Der  diesjährige  Frühjahrskursus  im 
Obstbau  für  Lehrer  wird  am  Kgl.  po- 
mologisehen  Institut  zu  Proskau  vom 
10.-22  April  abgehalten.  Der  hierzu 
als  Ergänzung  dienende  Sommerkursus 
findet  vom  14.  —  24.  August  statt. 
(Proskauer  Obstbau-Zeitung.) 


Litteratur. 


Max  Schulze(Jena).  DieOrchidaceen 
Deutschlands,  Deutsch  -  Oesterreichs 
und  der  Schweiz.  Mit  92  Farbentafeln, 
1  Tafel  in  Schwarzdruck  und   1   Stahl- 


stich. Gera  Untermhaus.  Verlag  von 
Friedrich  von  Zezschwitz  (vormals 
Fr.  Eugen  Köhlers  Botanischer  Verlag, 
1894. 


Litteratur. 


IQ: 


Der  Verfasser,  einer  der  besten 
Kenner  der  Erdorchideen,  giebt  in 
diesem  Werke  die  vollständigste  Zu- 
sammenstellung aller  Arten,  Abarten 
und  Bastarde,  und  können  wir  allen 
Botanikern  und  Gärtnern,  die  sich  für 
Orchideen  interessieren,  die  Anschaffung 
dieses  Werkes,  das  von  13  M.  auföM. 
(Halbfranzband  7,50  M.)  herabgesetzt 
ist,  aufs  beste  empfehlen.  Allein  die 
92  Tafeln  sind  so  viel  wert.     L.  W. 


Cyperaceae  et  Gramineae.  Her- 
ausgegeben von  den  Professoren  v. 
Schlechtendahl,  Langethal  und 
Fr.  E.  Schenk.  Revidiert  von  Prof. 
Ernst  Hallier-München.  Verlag  von 
Friedrich  von  Zezschwitz,  vormals 
Fr.  Eugen  Köhlers  Botanischer  Verlag. 
940  S.  Text  und  436  Tatein.  30  Liefe- 
rungen ä  1  M. 

Uns  persönlich  gefällt  das  kleine 
Format  und  das  bläuliche  Grün  der 
Biälter  nicht.  Im  Uebrigen  ist  das 
Buch,  das  ein  Sonderabdruck  aus  der 
grossen,  viele  Bände  umfassenden 
Schlechtendahl-Hallierschen  Flora  ist, 
besonders  der  zahlreichen  Abbildungen 
wegen,  zu  empfehlen.  Wir  hätten  bei 
der  Gattung  Carex  lieber  gesehen, 
wenn  zu  anfang  gleich  eine  Uebersicht 
über  sämtliche  Untergattungen  oder 
Stämme, wie  Hallier  sie  nennt, gegeben 
wäre,  ähnlich  wie  das  in  Engler 
u.  Prantl,  Xatürl.  Pflanzenfamilien  ge- 
schehen ist.  Text  und  Abbildungen 
passen  vorläufig  noch  nicht  zu- 
sammen. L.  W. 


Aus  dem  Verlage  von  Trowitsch 
&  Sohn,  Frankfurt  a.  O.  liegt  jetzt  in 
dritter  vermehrter  Auflage  das  »Garten- 
buch für  Anfänger«  von  Joh. 
Böttner  vor.  Es  ist  eine  erfreuliche 
Thatsache,  dass  der  Gartenbau  von 
Jahr  zu  Jahr  unter  allen  Berufsklassen 
sich  mehrFreunde  erwirbt.  Noch  grösser 
würde  ihre  Zahl  sein,  wenn  nicht  so 
Mancher  glaubte,  die  Gartenkunst  berge 
Geheimnisse,  die  nur  einem  gelernten 
Gärtner  offenbar  würden.  Diesem 
Glauben  kann  das  obenerwähnte  Buch 
mit  dem  grössten  Erfolge  entgegen- 
treten. Für  Anfänger  ist  es  geschrieben, 
und  wir  können  allen  solchen  nur 
dringend  raten,  sich  dieses  Buch  an- 
zuschaffen. Mit  Freuden  wird  sich 
Jeder   der    Lektüre    desselben  widmen 


und  im  Umsehen  wird  er  durch  die 
kurze  und  durchaus  klare  Schreibweise 
des  Verfassers  angespornt  werden  zu 
eigenen  Versuchen,  die  an  der  Hand 
der  zahlreichen,  den  Text  in  bester 
Weise  begleitenden  Abbildungen  kaum 
misslingen  können.  Mit  den  einfachsten 
und  billigsten  Mitteln  lernt  der  An- 
fänger in  diesem  vortrefflichen  Buche 
die  »Geheimnisse«  der  Gartenkunst, 
die  ihm  bald  eine  reiche  Quelle 
ständigen  Genusses  sein  werden. 

Im  Interesse  der  Ziele  unseres  Vereins 
müssen  wir  dem  Böttnerschen  Garten- 
buch die  weiteste  Verbreitung  wünschen. 

Ad.  Dr. 

John  M.  Coulter,  Haupt-Professor 
der  Botanik  an  der  Universität  Chicago. 
The  Origin  of  Gymnosperms  and  the 
seed  habit.  Sep.-Abdr.  aus  Bot.  Gazette 
XXVI  p.  153—168.  (Ursprung  der 
nacktsamigen  Gewächse  und  der  Cha- 
rakter des  Samens).  Der  Verfasser  isl 
der  Ansicht,  dass  die  fossilen  Samen- 
pflanzen von  einer  Gruppe,  die  durch 
die  fossile  Gattung  Cordaites*)  im 
weiteren  Sinne  vertreten  wird,  ab- 
stammen. Ferner,  dass  diese  wieder 
von  Farnkräutern,  welche  den  heutigen 
Marattia-Arten  ähnlich  sind,  sich  ab- 
leiten lassen,  und  von  diesen  die 
Gymnospermen  (Koniferen  und  Cyca- 
deen),  endlich,  dass  die  Samen  durch 
Verkümmerung  des  sog.  Makro- 
sporangiums  der  Selaginellen  etc. 
entstanden  und.  da  die  Hülle  fehlte, 
sich  mit  einer  Samenschale  um- 
gaben. 

Die  Gartenkunst,  Zeitschrift  für 
die  Gesamtinteressen  der  Gartenkunst 
und  Gartentechnik  sowie  der  damit 
verwandten  Zweige  des  Gartenbaues, 
herausgegeben  vom  Verein  deutscher 
Gartenkünstler.  Verlag  von  Gebr. 
Bornträger,  Berlin.  Monatlich  ein 
Heft  in  gr.40  mitvielenTextabbildungen. 
Preis   15  M. 

*)  Cordaites  ist  ein  Nadelholz  mit  auf- 
rechtem Stamm  und  verzweigter  Krone, 
linealen  oder  auch  breiten  Blattern,  die  mit 
elliptischer  Basis  dem  Zweige  ansassen.  l>ie 
Blüten  sassen  im  Winkel  von  spiraligen  Deck- 
blättern und  bildeten  Ähren.  Die  weiblichen 
trugen  auf  dem  Scheitel  einen  Büschel  ver- 
kümmerter Biälter.  Die  Samen  erinnern  an 
Taxus  und  Gingko  oder  Cycas  etc.      L.  W. 


i9<L 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


Nachdem  nunmehr  drei  Hefte  dieser 
Zeitschrift  vorliegen,  können  wir  unser 
Urteil  dahin  aussprechen,  dass  hier 
wirklich  etwas  Gediegenes  geboten 
wird,  und  man  kann  dem  Verein 
deutscher  Gartenkünstler  Glück 
wünschen,  dass  er  in  Herrn  Dr.  Thost, 
dem  Inhaber  der  Firma  Gebr.  Born- 
träger, einen  Verleger  gefunden  hat, 
der  sich  ernstlich  der  Vereinszeitschrift 
annimmt. 

No.  1  bringt  u.  a.  die  fürstlichen 
Parks  und  Gärten  zu  Wernigerode 
a.  Harz  mit  drei  Plänen  und    drei  An- 


sichten, von  C.  Koopmann,  Araucaria 
imbricata  in  Blasewitz  bei  Dresden 
m.  Abb.  von  F.  Ledien,  die  sogenannte 
Lohkrankheit  der  Bäume  m.  Abb.  von 
P.  Sorauer;  No.  2  u.  3  die  preis- 
gekrönten Entwürfe  betr.  des  Platzes 
Z.  in  Schöneberg  mit  Plänen  etc.,  den 
Borsigschen  Garten  m.  Abb.  von 
H.  Weidlich,  die  Pläne  zu  der  Garten- 
bauabteilung auf  der  Pariser  Welt- 
ausstellung (nach  Le  Jardin  etc.), 
Baumpflanzungen  in  städtischen  Strassen 
von  Weiss  etc. 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


Petersburg.  III.  internationale 
Gartenbau-Ausstellung  vom  5./17. 
bis  1 5-/2 7.  Mai  1899.  Der  Nachtrag  II 
zum  Programm  ist  soeben  erschienen 
und  enthält  eine  grosse  Zahl  Ehren- 
preise und  verschiedene  Bestimmungen. 
Wir  empfehlen  allen,  die  nach  Peters- 
burg reisen,  sich  denselben  kommen  zu 
lassen.  Eine  Anzahl  Exemplare  sind 
uns  zur  Verteilung  übersandt. 

Die  Anmeldefrist  ist  auf  unsere 
Bitte  bis  zum  15.  27.  April  ver- 
längert, und  empfehlen  wir  allen,  die 
irgend  dazu  in  der  Lage  sind,  im 
Interesse  des  deutschen  Garten- 
baues sich  zu  beteiligen.  Baldige 
Angabe  des  Raumes  ist  aber  geboten. 
Wie  wir  privatim  hören,  ist  grosser 
Platzmangel.  Das  Taurische  Palais 
bietet  einen  gedeckten  Raum  von 
2800  qm,  dazu  kommen  noch  drei  zu 
erbauende  Gewächshäuser  von  je  30  m 
Länge,  ob  aber  das  genügen  wird,  ist 
zweifelhaft.  Da  einige  Aussteller,  Preis- 
richter etc.  ihre  Damen  mitbringen 
wollen,  so  können  wir  mitteilen,  dass 
für  diese  bestens  gesorgt  werden 
wird. 

Notwendig  zur  Reise  ist  ein  von  einer 
russischen  Gesandtschaft  oder  einem 
russischen  Konsulat  visierter  Pass; 
ferner  zu  empfehlen  Baedekers  Russ- 
land, ein  warmer  Überzieher,  ein  Frack. 
Wohnungsbestellungen  sind  baldigst 
an  Geheimrat  Fischer  von  Waldheim, 
kaiserl.  bot.  Garten,  zu  richten.  Die 
Stadt    Petersburg   hat  2000  Rubel  zum 


Empfang  ihrerseits  ausgesetzt.  Im 
Marientheater  findet  am  7./19.  Mai  eine 
Gala-Vorstellung  statt  etc.  Bis  jetzt 
haben  79  deutsche  Preisrichter  an- 
genommen, wir  werden  die  Namen  in 
nächster  Nummer  veröffentlichen.  Im 
ganzen  werden  200  ausländische  Preis- 
richter erwartet. 

Besonders  gern  gekauft  werden 
in  Russland',  kleine  und  mittlere 
Palmen,  Araucarien,  Rosen  etc..  keine 
grossen  Exemplare!  Dies  zur  Notiz 
für  Aussteller.  Von  Baden  ist  der 
Geh.  Hofrat  Prof.  Dr.  Pfitzer,  Direktor 
des  bot.  Gartens  in  Heidelberg,  zum 
Delegierten  ernannt,  von  Preussen  Geh. 
Rat  Prof.  Dr.  Engler,  Direktor  des 
Kgl.  bot.  Gartens,  Berlin,  Kgl.  Garten- 
baudirektor Lackner,  Steglitz, Direktor 
des  Vereins  zur  Beförderung  des 
Gartenbaues,  und  L.  Wittmack. 


Lyon.  Vom  3.  bis  12.  November  1899. 
Allgemeine  Gartenbau-Ausstellung  der 
Societe  d'horticulture  du  Rhone,  ver- 
bunden mit  einer  Ausstellung  von 
darauf  bezüglichen  Kunst-  und  ge- 
werblichen Gegenständen  bei  Gelegen- 
heit des  4.  Kongresses  der  französischen 
Chrysanthemum-Züchter.  Aus  diesem 
Anlass  wird  ein  internationaler 
Wettbewerb  in  Chrysanthemum 
damit  verbunden  sein.  Fahrpreis- 
ermässigungen um  50%  sind  erbeten. 
Programme  beim  General-Sekretär 
G.  Chabonne,  Palais  des  Arts  in 
Lyon   (Rhone). 


Aus  den  Vereinen. 


L97 


Berlin^  Grosse  deutsche  Winter- 
blumen -  Ausstellung.  Mitte  Februar 
1900  im  Zoologischen  Garten.  Das 
Programm,  das  Medaillen  und  Geld- 
preise im  Gesamtbetrage  von  nicht 
weniger  als  200011  Mark  aussetzt, 
ist  am  23.  Februar  vom  Verein 
zur  Beförderung  des  Gartenbaues 
genehmigt    und    wird     nun     gedruckt. 


Pankow  -  Schön  hausen.  Allge- 
meine Gartenbau  -  Ausstellung  des 
Pankow  -  Schönhausener  Gartenbau- 
vereins, 19.  — 24.  Mai  1900,  im 
Restaurant  Linder,  Breitest!".  34.  An- 
fragen sind  zu  richten  an  W.  Kretsch- 
mann,  Handelsgärtner  in  Pankow- 
Berlin. 


London.  Internationale  Konferenz 
über  Bastard-  und  Kreuzungs- 
pflanzen,  veranstaltet  von  der  Royal 
Horticultural     Society     am      11.     und 


12.  Juli  1899.  Anmeldung  von  Artikeln 
und  Pflanzen  an  W.  Wilks,  Secretary, 
117    Victoria  Street,    Westminster  SW. 


Antwerpen.  Internationale  Aus- 
stellung vom  9. — 13.  April  1S99  zur 
Feier  des  3ocjährigen  Geburtstages  von 
A  n  t  o  n  v  a  n   D  y  c  k. 


Gent.  30.  April  bis  9.  Mai  1899 
Grosse  internationale  Ausstellung.  Die 
Ligue  horticole  L'Union  zu  Mont 
St.  Amand  bei  Gent  versendet  ein  sehr 
geschmackvolles  Plakat  zu  ihrer  Auf- 
stellung. 

Internationaler  Gärtnerischer 
Kongress  in  Paris  während  der 
Gartenbau  -  Ausstellung  vom  24.  bis 
29.  Mai.  Es  werden  halbe  Fahrpreise 
gewährt.  Meldungen  nur  bis  zum 
15.  April:  rue  de  Grenelle  84,  Bureau 
I   der  Soc.  nationalle  d'hortic.  de  France. 


Aus  den  Vereinen. 


Aus  der  Sitzung  des  Liebhaber-Ausschusses 
am  6.  Februar  1899. 

Geheimrat  Hauchecorne  teilt  mit, 
dass  er  auf  dem  Rennsteige  bei  Ruhla 
an  einem  Wiesenbache  massenhaft 
Mimulus  luteus  gefunden  hat.  Es  stellte 
sich  heraus,  dass  diese  Pflanze  aus  dem 
Meininger  Schlossgarten,  einem  Wasser- 
laufe folgend ,  ausgewandert  war. 
Gerade  im  Wasser  hält  sie  sich,  wie 
Dr.  Dammer  bemerkt,  gut  und  über- 
dauert unsere  Winter. 

Herr  Prof.  Roden waldt  empfiehlt 
1.  Tropaeolum  speciosum,  welches  er 
bei  Herrn  v.  St.  Paul  als  Vorpflanzung 
in  Gebüschen  gesehen;  2.  Campanula 
lactiflora,  die  grosse  Büsche  bildet, 
ebenfalls  bei  v.  St.  Paul;  3.  Phytolacca 
acinosa  variegata  (esculenta). 

Ihrr  Dr.  Dammer  legt  die  1.  Bände 
der  von  ihm  herausgegebenen  Garten- 
bau-Bibliothek. Verlag  von  Karl 
Sigismund,  vor.  Bd.  I  Zimmer-Blüten- 
pflanzen, II  Zimmer  -  Blattpflanzen, 
VI   Balkonpflanzen. 

Herr  Geheimrat  Hauchecorne  er- 
bietet sich,  im  Sommer  Samen  von 
Lathyrus  latifolius  zu  sammeln  und  ab- 
zugeben. 


Herr  Prof.  Rodenwaldt  empliehlt 
Thonkästen  für  Balkons  vom  Töpfer- 
meister Schmidt  -  Gharlottenburg, 
Schulstrasse  10,  ä  Stck.  1,25.  Den 
Rand  oben  lässt  Herr  Schmidt  auf 
Wunsch  abschlagen. 

Herr  Peschke:  Hoftöpfermeister 
Schöffel.Lindowerstrasse  10/1 1,  macht 
auch  solche  Kästen  in  jeder  Grösse 
und  Form. 

Herr  Demharter:  Die  Thonkästen 
müssen  möglichst  gross  sein,  damit  sie 
nicht  so  leicht  austrocknen.  Töpfer 
Schleinitz  in  Weissensee  macht  sehr 
grosse  Kästen.  Xach  Herrn  Peschke 
sind  diese  Kästen  aber  aus  gröberem 
Thon. 


Geschäftsbericht  der  Deutschen  Dahlien- 
Gesellschaft  über  das  erste  Jahr  (1898)  ihres 
Bestehens. 

Die  Deutsche  Dahlien-Gesellschaft, 
die  heute  auf  ihr  einjähriges  Bestehen 
zurückblickt,  wurde  nach  voran- 
gegangenem Aufruf  in  allen  Fach- 
Mattern  am  17.  November  1807  in 
Steglitz  begründet,  und  es  verhiess  das 
damals  schon  zutage  tretende  Intere  — 
der    aus    vielen    Teilen    Deutschlands 


j98 


Aus   den  Vereinen. 


Krscliienenen  der  zeitgemässen,  natio- 
nalen Vereinigung  eine  sichere  Lebens- 
fähigkeit. 

Mit  den  Vorarbeiten  beauftragt, 
berief  der  damalige  provisorische 
Vorstand  die  erste  ordentliche  Ver- 
sammlung auf  den  13.  März  1898 
nach  Leipzig  ein.  Dieselbe  bestätigte 
den  bisherigen  Vorstand,  welchem 
ergänzend  3  Beisitzer  zur  Seite  ge- 
stellt wurden.  In  dem  Bestreben,  der 
deutschen  Dahlienzucht,  welche  be- 
reits Ende  der  sechziger  Jahre  eine 
für  damalige  Verhältnisse  führende, 
erste  Weltstellnng  eingenommen, 
später  aber  von  England  überflügelt 
wurde,  weil  sie  es  nicht  verstand,  dem 
Zeitgeiste  Rechnung  zu  tragen  und 
neue  Formen  aufzunehmen,  die  gerade 
diese  Pflanzengattung  wieder  einreihten 
unter  die  für  alle  Zwecke  verwend- 
baren Modeblumen,  diese  führende 
Stellung  wieder  zurück  zu  erobern, 
gelangten  die  Entwürfe  für  eine 
systematische  Wertzeugnisbestimmung 
in  ihren  Grundzügen  einstimmig  zur 
Annahme.  Um  der  breiten  Öffent- 
lichkeit sofort  einen  Beweis  ihres 
Bestehens  zu  geben,  beschloss  die 
Gesellschaft  einmütig,  schon  im  ersten 
Jahre  eine  ., Special- Dahlien- Aus- 
stellung" zu  veranstalten. 

Die  Wahl  des  Ortes  fiel  auf  Magde- 
burg, als  aufblühende  Gärtnerstadt 
im  Herzen  Deutschlands.  Angeregt 
durch  öfteres  Anwesendsein  einiger 
Herren  des  Vorstandes  und  opfer- 
freudiges Eintreten  des  Magdeburger 
Ausstellungs-Ausschusses,  konnte  trotz 
vorangegangener  sehr  ungünstiger 
Witterung,  Hitze  und  Dürre,  mit 
Unterstützung  dort  einheimischer  Gärt- 
ner eine  Dahlienblütenschau  eröffnet 
werden,  wie  solche  bisher  in  Deutsch- 
land nicht  gesehen  wurde. 

Wenn  auch  das  finanzielle  Ergeb- 
nis der  Ausstellung  den  Erwartungen 
nicht  entsprach  und  das  Gesellschafts- 
vermögen dabei  mit  einem  ziemlichen 
Beitrage         herangezogen  werden 

musste,  so  waren  in  idealer  und  be- 
lehrender Hinsicht  die  Erfolge  unver- 
kennbar grosse.  Die  Berichte  sämt- 
licher deutschen  Gartenzeitschriften 
sowie  der  gute  Besuch  seitens  der 
Magdeburg  nahevvohnenden  Gärtner- 
schaft, sind  Anerkenhungen,  die  uns 
weiter  anspornen  werden,  auf  diesem 
öffentlichen       Wege       rüstig       fortzu- 


schreiten. Wir  hoffen,  dass  eine 
nächste  Ausstellung,  die  in  Berlin 
abgehalten  werden  soll,  neben  zu  er- 
wartendem grösserem  Liebhaberbesuch 
auch  finanziell  günstig  ausfallen  wird. 
Die  Ausstellung  gab  Veranlassung, 
die  beiden  Züchter,  bei  welchen 
gleichzeitig  die  synonymen  Cactus- 
Dahlien  „Hohenzollern"  und  ,. Gold- 
krone" entstanden  waren,  zu  bestimmen, 
dieselben  nun  unter  dem  Namen 
„Hohenzollern"  zu  führen,  da  letzterer 
Name  als  der  zuerst  in  die  Öffentlich- 
keit eingeführte  anerkannt  werden 
musste.  Nach  öfteren  schriftlichen 
und  mündlichen  Verhandlungen  er- 
klärte sich  der  Verband  der  Mandeis- 
gärtner  bereit,  sein  im  Jahre  1897 
auf  den  Namen  „Goldkrone"  erteiltes 
Werthzeugnis  in  „Hohenzollern"  um- 
zuschreiben. 

Wiederholt  wurde  die  Deutsche 
Dahlien-Gesellschaft  in  diesem  Jahr 
um  Prüfung  deutscher  Neuzüchtungen 
ersucht.  Es  wurden  auf  Grund  der 
Bestimmungen  Wertzeugnisse  ver- 
liehen- 

Der  Firma  Daiker  &  Otto,  Langen- 
weddin  gen,  auf  ein  stimmigen  Antrag 
der  Beurteiler  ein  solches  für 
deren  Neuzüchtung  „Goldelse", 
ein  Sport  von  „Gloriosa",  ferner 
derselben  Firma  für  einen  anderen 
Gloriosa-Sport  „Badenia"  durch 
Stimmenmehrheitsbeschluss.  Kohl- 
mannslehner  &  Schwenke,  Schöne- 
berg-Berlin,  beantragten  ebenfalls 
für  die  in  Handel  zu  bringenden 
Tölkhausschen  Züchtungen  Be- 
urteilung und  erhielten  für  „Sedan" 
mit  Stimmenmehrheit,  für  „Nacht- 
falter" durch  einstimmiges  Votum 
Wertzeugnisse,  während  „Königin 
Wilhelmine  von  Holland"  lobend 
im  Protokoll  anerkannt  wurde. 
Soweit  die  von  jeder  Sorte  gezeigte 
Ursprungspflanze  bei  Besichtigung 
am  6.  November  dies  gestattete, 
erkannten  die  Preisrichter  auch 
die  von  der  Firma  Goos  &  Koene- 
mann,  Nieder-Walluf,  vorgeführten 
Neuheiten  „Siegmund"  und  „Sieg- 
linde" in  beiden  Fällen  einstimmig 
des  Wertzeugnisses  für  würdig. 
Wir  veröffentlichen  um  so  lieber 
diese  Erfolge  deutscher  Zucht,  als 
dieselben  den  besten  englichen  Neu- 
einführungen vollständig  ebenbürtig 
sind. 


Eingesandte   Preisverzeichnisse.  —  Personal-Nachrichten. 


199 


Zwei  ordentliche  Mitglieder-Ver- 
sammlungen fanden  in  dem  Jahre  statt, 
die  anregend  auf  die  Teilnehmer  wirkten, 
auch  neue  Mitglieder  der  Gesellschaft 
zuführten,  welche  am  Jahresschluss 
aus  nahezu  80  Mitgliedern  bestand. 

Den  Jahreseinnahmen  von  1354,15  M. 
stellten  sich  1146,64  M.  Ausgaben 
gegenüber,  so  dass  heute  das  Gesell- 
schaftsvermögen 207.51   M.  beträgt. 

Wir  treten  hoff'nungsfreudig  in  das 
zweite  Geschäftsjahr  ein  und  nochmals 
sei  allen  Denen,  die  das  gesellschaft- 
liche Wohl  im  vergangenen  so  nach- 
haltig förderten,  besonders  auch  den 
Herausgebern  aller  deutschen  Fach- 
blätter,     welche      unsere      Veröffent- 


lichungen immer  bereitwilligst  auf- 
nahmen, aufrichtigster  herzlichster!  )ank 
gesagt.  An  die  geehrten  Mitglieder 
richten  wir  noch  die  Bitte  fernerer 
fleissiger  Mitarbeit,  sie  dient  ja  im 
Besonderen  dem  Weiterausbau  der 
deutschen  Dahlienzucht,  wie  auch  im 
weiteren  Sinne  dem  -reimten 
deutschen  Gartenbau. 

Berlin,  den  31.  Dezember  iS^s. 

Der  Vorstand  der  Deutschen  Dahlien  Gesellschaft 

C.  Kotte,  Präsident.  E.  N  o  n  n  e  ,  2.  Vor- 
sitzender. Heinr.  Kohlmannslehner, 
Geschäftsführer.  G.  B  o  r  n  e  111  a  n  n  ,  Schritt- 
führer. Ed.  Grass,  Schatzmeister.  I  C. 
Hanisch,  Beisitzer.  Eug.  Daiker 
Beisitzer.     W  i  1  h,  T  h  ü  r  m  e  r  ,  Beisitzer. 


Eingesandte  Preisverzeichnisse. 


Paul  Parey,  Verlagsbuchhandlung, 
Berlin.  Verzeichnis  der  daselbst  189S  er- 
schienenen Werke:  überLandwirtschaft, 
Gartenbau  und  Forstwesen.  —  Herrn. 
A.  Hesse.  Baumschulen  in  Weener 
(Prov.  Hannover).  Spezialofferte  über 
Koniferen.  —  Ellwanger  &  Barry 
in  Rochester  N.  Y.  Novelties  in  Fruit 
and  Ornamental Trees.Shrubs,  Rosesetc. 
(m.  Abb.)  —  K.  J.  Kuyk  (Nachfolger 
von  Aug.  van  Geert)  in  Gent  (Belgien). 
Hauptpreisverzeichnis  nur  für  Handels- 
gärtner über  die  Spezialkulturen,  z.  B. 
Azaleen ,  Camellien  ,  Rhododendron, 
Palmen,  Farne, Selaginellen,  Anthurien, 
Aralien,  Araucarien,  Aspidistra,  Be- 
gonien ,  Bromeliaceen  etc.  etc.  — 
Wallpach  -  Seh  wanenfeld  in  Inns- 
bruck. Forst-  und  Feldsamen  (,, Alpines 
Saatgut").  --  Max  Deegen  (Christian 
Deegen's  Nachfolger)  in  Köstritz,  Thü- 
ringen.     Dahlien,    Rosen.    Gladiolen, 


Obstbäume ,      Ziergehölze.  Otto 

Heyneck  in  Cracau-Magdeburg.  Chry- 
santhemum und  Caladium,  Derselbe 
Nachtrag    zum    Sortimentskatalog.    — 
Louis  Schön.  Crimmitschau(Sachsen). 
Baumbänder,    Cocosstricke,  Raffiabast 
Leimringe,  Raupenleim  etc.  —  Fred'k 
W.  Kelsy,    NewYork.      Trees.     Ever- 
greens,  Shrubs.    Roses,    Vines.    Hardy 
Plants  and  best  fruits.  -    V.  Lemoine 
et    fils,    Nancy    (France).      Neuheiten 
und     Diverses.     —     Koenemann     & 
Maassen,    Inhab.   Reinh.   Koenemann. 
Remscheid.    Neuheiten.  Dahlien,  Chry- 
santhemum.   Stauden  u.  a.    —    Koll  & 
I   Sonntag    in    Hilden    bei    Düsseldorf- 
|   Chrysanthemum,    Neuheiten    und   aus- 
I   gewählte    ältere    Sorten.    —    Severin 
j   in  Kremmen  b.  Berlin.  Edel-Georginen. 
-  J.  C.  Schmidt   in  Erfurt.     Diverse 
I  Arrangements  mit  Abb.  (sehr  als  Vor- 
1  bilder  zu  empfehlen!) 


Personal-Nachrichten. 


Der  Kgl.  Garteninspektor  Karl 
Salomon  am  bot.  Garten  zu  Würz- 
burg f  am  7.  Februar  im  Alter  von 
69  Jahren.  Er  gehörte  zu  den  heut 
zu  Tage  leider  recht  seltenen  Gärtnern, 
die    auch    tüchtige    botanische  Kennt- 


nisse besitzen,  und  war  schriftstellerisch 
sehr  thätig.  Er  schrieb  einen  Nomen- 
klator  der  Getässkryptogamen,  der 
auch  für  Botaniker  sehr  brauchbar 
ist,  ferner  über  winterharte  Ziergehölze, 
über    Palmen,    über    höhere    Pflanzen- 


2,00 


Berichtigung.   —  Bitte. 


kultur  etc.  Seine  letzte  Arbeit  über  I  schien  1849—51.  Im  Jahre  1852  be- 
Melastomaceen  erschien  in  der  Garten-  |  gründete  er  mit  Ule  die  noch  heut 
flora  1898.  :   bestehende  Zeitschrift  »Die  Natur«. 


Dem  Wirkl.  Rat  Max  K  o  1  b  , 
München,  wurde  zu  seinem  40jährigen 
Dienstjubiläum  am  19.  März  u.  a  ein 
Kunstschrein  mit  Silberbesteck  gestiftet. 

G.  Reich.  Stadt-Obergärtner  des 
Herrenkrugs  bei  Magdeburg,  tritt  am 
1.  April  in  den  Ruhestand. 


Gustav  Bahr,  pens.  Eisenbahn- 
Sekretär  in  Warnick.  Küstrin  II,  starb 
18.  März.  Es  verliert  der  Verein  zur 
Beförderung  des  Gartenbaues,  dessen 
Mitglied  er  war,  in  ihm  einen  der  tüch- 
tigsten Privat-Pomologen,  der  in  seiner 
Bescheidenheit  sein  Glück  nur  in  seinem 
Obstgarten  suchte  und  fand.  Er  war 
unverheiratet.  W. 

Karl  Eu  nicke,  bisher  im  bot. 
Garten  zu  Berlin,  trat  für  die  Firma 
C.  Woermann,  Hamburg,  eine  Reise 
nach  Kamerun  an. 

Prof.  Karl  Müller  in  Halle  a.  S., 
geb.  16.  Dezember  1818  zu  Allstedt, 
f  am  9.  Februar.  Er  war  einer  der 
besten  Mooskenner  und  sein  Herbarium 
ist  vom  Kultusministerium  für  die 
Universität  Halle  angekauft.  Sein 
Hauptwerk    über    die    Laubmoose    er- 


Prof.  Dr.  Richard  von  Wettstein. 
Prag,  ist  als  Nachfolger  von  Kerner 
v.  Marilaun  zum  Universitätsprofessor 
und  Direktor  des  bot.  Gartens  in  Wien 
ernannt. 

G.  Heine,  bisher  in  Hofgarten  zu 
Kl.  Glienicke  bei  Potsdam  ging  als 
Pflanzungsassistent  der  Plantagen  der 
Neu-Guinea-Kompagnie  nach  Stephans- 
ort in  Neu-Guinea.  Erst  im  Herbst  1898 
war  er  aus  Kiautschou,  wo  er  im  See- 
bataillon diente,  zurückgekehrt. 


Chr.  Drescher  in  Berlin,  der 
berühmte  Kranzbinder,  feierte  am 
10.  Februar  sein  25jähriges  Geschäfts- 
jubiläum. Er  ist  am  10.  Februar  1845 
in  Sorge,  Kreis  Krossen,  geboren  und 
seit  1S63  in  Berlin  ansässig  und  In- 
haber der  Rettungsmedaille  am  Bande. 


E.  Henze,  bisher  stellvertretender 
Obergärtner,  wurde  an  Stelle  des  ver- 
storbenen A.  Mathson  zum  Ober- 
gärtner der  städtischen  Gruson-Ge- 
wächshäuser  in  Magdeburg  ernannt. 


Hermann  Lern bke,  bisher  Handels- 
gärtnerin Altona, wurde  zum  städtischen 
Friedhofsverwalter  daselbst  erwählt. 


Berichtigung. 


In  dem  Aufsatz  Dioon  edule,  Heft  6, 

S.   155  Zeile  1  von  oben  lies  Abb.  37  statt  Abb.  6, 
S.  157      »       2  von  unten  lies  (Dion)  statt  (Dioon), 
S.   158      »       2  von  oben  lies  Tafel  LNXXI  statt  LXXI. 
S.   158      »      14  von  unten  lies  Prodr.  XVI  statt  VI. 

L.   Wittmack. 


Bitte. 

Mit  einer  Monographie  der  Musaceae  beschäftigt,  bedarf  ich  lebender 
Blütenstände  von  Heliconia  und  Strelitzia.  Ich  würde  den  Herren  zu  grossem 
Danke  verpflichtet  sein,  welche  mich  durch  Uebersendung  derselben  unter- 
stützen wollten.  Prof.  K.  Schumann,  Berlin,  Grunewaldstr.  0  ;. 


Gartenflora    1899. 


1461. 


DlER  VILLA  WAGNERI  kumezow. 

D.  florida  S.  et  Z.    X    Middendorffiana  Carr.) 


Diervilla  Wagneri  mihi 

(D.  florida  S.  et  Z.  x     Micldendorffiana  Carr.). 

Von  Professor  X.  J.  Kusnezow,   Direktor  Jes   Botanischen  Gartens  zu  Jurjew  (Dorpal 

—^  I  Hierzu   Tafel    i  (.61.) 

triebe  zweistreifig,  behaart.  Blätter  gewimpert,  oberseits  wie  auch  unterseits 
kahl  und  nur  auf  den  Nerven  etwas  behaart.  Blüten  einzeln,  blattwinkel- 
ständig,  kurzgestielt,  fast  sitzend.  Kelchzipfel  lanzettlich,  V3  der  Kronenröhre 
erreichend,  nur  am  Rande  gewimpert,  ganz  getrennt  oder  etwa  bis  zur  Mitte  alle 
oder  zu  3-  -3  verwachsen,  alle  oder  fast  alle  von  einer  und  derselben  Crosse. 
Blumenkrone  etwa  3  cm  lang,  rosa  mit  gelblichweissen  Pa'rtieen,  aber 
ohne  dunkelgelbe  oder  purpurne  Flecken,  aus  engem  Grunde  plötzlich  stark 
erweitert,  nicht  zweilippig,  mit  5  gleich  tiefen  Einschnitten,  innen  unten  über 
der  Staubblatteinfügung  etwas  filzig;  Saumlappen  von  etwa  Ya  Röhrenlange. 
Staubfäden  am  Grunde  etwas  haarig.  Staubbeutel  etwas  verfilzt.  Griffel  kahl. 
Fruchtknoten  sparsam  behaart. 

Dieser  interessante  Bastard  stammt  von  der  Kreuzung,  die  der  berühmte 
Ilandelsgärtner  F.Wagner  in  Tukkum  (Kurland,  Russland)  vor  8  Jahren 
zwischen  I>.  florida  S.  cl  Z.  (Nordchina)  und  D.  Middendoi-ffiana  Carr.  (Ostsibir., 
Nordchina,  Japan)  ausgeführt  hat.  Wie  bekannt,  ist  bei  uns  (in  den  Ostsee- 
provinzen) D.  Middendorffiana  nebst  Forsythia  der  erste  Blütenstrauch  im  Früh- 
jahr, während  Diervilla  florida  erst  im  Juni  anfängt  zu  blühen;  ihre  Blütendauer 
erstreckt  aber  sich  bis  zum  August,  zu  einer  Zeit,  wo  die  />.  Middendorffiana 
einen  zweiten,  wenn  auch  schwächeren  Flor  entwickelt.  Mit  dem  Pollen  der  zweiten 
Blüte  der  D.  Middendorffiana befruchtete  nun  Herr  Wagner  vor  8 Jahren  Ende  August 
eine  D.  florida  (von  der  Vor.  Mad.  <  buturier),  im  Top!  stehend,  und  brachte  die  Pflanze 
in  ein  ungeheiztes  Gewächshaus.  Von  den  angesetzten  Früchten  fielen  alle  mit 
Ausnahme  einer  Kapsel  ab,  die  im  Oktober  reif  wurde  und  nur  wenige  Samen 
enthielt,  von  denen  drei  keimten,  doch  wieder  bis  auf  einen  umkamen.  Diese 
eine  Pilanze  zeichnete  sich  sofort  durch  starken  Wuchs  und  eine  ganz  besondere 
hellgrüne  Färbung  aus,  die  weder  Ähnlichkeit  mit  derjenigen  der  l>.  Midden- 
dorffiana noch  der  von  D.  florida  hat.  Merkwürdig  ist  es,  dass  es  fast  8  Jahre 
gedauert  hat,  bis  die  Pflanze  jetzt  zum  erstenmal  blühte,  während  D.  Midden- 
dorffiana bei  zeitiger  Aussaat  bekanntlich  schon  im  Herbst  desselben  Jahres. 
die  übrigen  Diervilla  aber  auch  sehr  früh  blühen.  Auch  aus  Stecklingen  er- 
erzogene Bilanzen  wollten  sich  nicht  bei  Herrn  Wagner  zum  Blühen  be- 
quemen. Herr  Wagner  meint  aber,  dass  der  Charakter  der  Pflanze  in  dieser 
Hinsicht  sich  ändern  wird,  sobald  Stecklinge  einer  Pflanze  die  schon  geblüht 
hat,  entnommen  werden.  Ob  der  Strauch  Kapseln  mit  keimfähigen  Samen 
hervorbringen  wird,  ist  bis  jetzt  unbestimmt,  denn  in  diesem  Jahre,  wo  die 
Pflanze    zum  erstenmal  blühte,    blieb  sie  noch  steril.      Weder   die   mit  ei- 


202  Diervilla  Wagneri  mihi. 


Pollen    bestäubten  Blüten    noch  andere   mit  Varietäten    der  D.  florida  bestäubte 
setzten  Früchte  an. 

Herr  Wagner  meint  mit  vollem  Recht,  das  späte  Blühen  und  schon 
früher  den  mangelhaften  Samenansatz  nur  dadurch  zu  erklären,  dass  es  sich  um 
eine  extreme  Kreuzung  (zweier  Subgenera)  handelt.  Die  Kultur  der  Pflanze 
scheint  sehr  einfach  zu  sein.  Sie  wächst,  nach  Wagners  Angaben,  eher 
wie  Unkraut,  im  Gegensatz  zu  1>.  Middendorffiana,  die  nicht  überall,  nament- 
lich im  Westen,  gedeihen  will.  Auch  in  Jurjew  (Dorpat)  wächst  diese  Art 
recht  kümmerlich.  Wagners  Mutterstrauch  von  I>.  Wagneri  ist  circa 
1  Meter  hoch  und  ebenso  breit,  dürfte  auch  keinen  grösseren  Wuchs  erreichen; 
der  Wuchs  ist  nicht  so  sparrig  (sondern  viel  buschiger)  als  der  von  I>. 
Middendorffiana,  von  der  sowohl,  wie  von  der  sogen.  Weigelia  er  sich  schon  aus 
der  Ferne  unterscheidet.  Herr  Wagner  hegt  für  diese  Neuheit  grosse  Hoff- 
nung vom  gärtnerischen  Standpunkte,  da  die  Pflanze  die  guten  Eigenschaften 
beider  Eltern  in  sich  vereinigt,  namentlich  die  Stammmutter  einer  neuen  Reihe 
schöner  Formen  werden  dürfte.  Die  Bastarde  und  Varietäten  von  Diervilla 
florida,  hortensis,  coraeensis,  japonica  etc.  sind  in  Kurland  nicht  winterhart, 
während  D.  Wagneri  sich  unserem  Klima  gegenüber  ganz  wie  sein  Vater 
(D.  Middendorffiana)  verhält,  also  absolut  widerstandsfähig  gegen  Kälte  ist. 
Hervorzugehen  ist  noch,  dass  die  gelbe  Farbe  des  Vaters,  die  in  der  Blüte  der 
D.  florida  fehlt,  auf  den  Bastard  übergegangen  ist,  während  die  charakteristische 
Punktierung  des  Schlundes  der  D.  Middendorffiana  fehlt.  Im  Gegensatz  zu 
D.  Middendorffiana  ist  die  Blumenkrone  aus  fünf  regelmässigen  Abschnitten 
gebildet.  Überhaupt  aber  hat  sie  mehr  die  Muttereigenschaften  beibehalten, 
wie  es  aus  der  obengegebenen  Beschreibung  klar  hervorgeht. 

Was  die  Blütezeit  des  neuen  Bastardes  in  A^ergleich  mit  der  seiner 
Eltern  anbelangt,  so  kann  man  folgendes  darüber  mitteilen  :  Wie  oben 
schon  angedeutet  ist,  treibt  D.  Middendorffiana  sehr  früh  und  ist  schon  im 
April  belaubt,  blüht  meistens  Anfang  Mai  und  zum  zweitenmal  Ende  Juli  und 
August  und  noch  später,  die  Früchte  reifen  im  Juli  und  dann  wieder  Ende 
September.  1>.  flor/dn  blüht  im  Juni,  entwickelt  aber  Blüten  nach  und  nach 
bis  Ende  August,  in  diesem  Jahre  noch  später,  die  Früchte  reifen  vom  August 
an.  I).  Wagneri  blühte  bisher  von  Ende  Mai  bis  Anfang  Juni,  es  ist  aber 
immerhin  möglich,  dass  sie   im  Herbst  noch  einen  zweiten  Flor  entfaltet. 

Als  Speziesnamen  wähle  ich  für  diesen  neuen  Bastard  D.  Wagneri 
zur  Ehre  des  verstorbenen  Vaters  Herrn  F.  Wagners,  des  berühmten  Gärtners 
aus  Riga,  dessen  Verdienste  für  Gärtnerei  bei  uns  in  Russland  unbestritten 
sind  und  der  auch  der  erste  I).  Middendorffiana  aus  den  Samen,  die  ihm  von 
dem  Akademiker  Middendorff  etwa  1850  übergeben  wurden,  erzog.  Diese  erste 
Pflanze  wurde  von  Lemaire  im  ,, Illustration  horticole"  T.  115  Jahrg.  1S.57  unter  dem 
Namen  Wagneria  Middendorffiana  beschrieben.  Dieser  Name  blieb,  bis  es  sich 
herausstellte,  dass  die  Pflanze  zum  Genus  ^/Vr/vV/rt  gehörte.  Dippel  (Handbuch 
der  Laubholzkunde.  Bd.  I.  p.  2O7)  hat  durch  irgend  welche  Verwechselung 
Wagneria  Middendorff iai/a  als  Synonym  zu  D.  sessilifolia  Buckly  gestellt,  was 
ein  offenbarer  Irrtum  ist,  da  I).  sessilifolia  aus  Amerika  stammt  und  mit 
I>.  Middendorffiana  absolut  nichts  zu  thun  hat. 


SSj.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc.  20^ 


857.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues 

am  23.  März  1899. 

T.  Der  Direktor  des  Vereins,  Herr  Lackner -Steglitz,  widmete  den  dahin- 
geschiedenen Mitgliedern,  Kommerzienrat  und  Senator  Ranniger  in  Alten- 
burg und  Eisenbahn -Sekretär  I».  Bahr  in  Warnick,  Küstrin  II,  warme 
Worte  der  Anerkennung,  und  die  Anwesenden  erhoben  sich  zum  /eichen 
der  Teilnahme  von  ihren  Sitzen. 
II.  Vorgeschlagen  wurden  zu  wirklichen  Mitgliedern: 

1.  Herr  Obergärtner    Ferdinand    Greinig    in    Köpenick    (C.    Bolles 

Obstplantage),  durch  Herrn  Garteninspektor  Weber; 

2.  ..      Kreis-Obergärtner      Otto     Busse,      Genthin,      durch      Herrn 

Kies  e  w  e  1 1  e  r  ; 

3.  ..      Kautmann  (i.  Schlochow,  Friedenau,  durch  Herrn  G.  Ileyden; 

4.  ..      Obergärtner  Karolewsky,  Wannsee,  Villa  Wild,  durch  Herrn 

K  r  o  p  p ; 

5.  ..      Blumenhändler  Möhricke,  Berlin,  Schillstr.    15.    durch   Herrn 

W  i  en  holtz. 
III.  Ausgestellte  Gegenstände:  1.  Herr  K  retsc  h  m  a  n  n  -  Pankow  führt  au- 
gezeichnete Primula  obeonica  grandiflora  vor.  Herr  Kretschmann  be- 
merkte, dass  er,  als  er  vor  vielen  Jahren  sich  Samen  dieser  Pflanze  be- 
schaffte, nur  unscheinbare  Blumen  davon  erhalten  habe,  als  er  dann 
aber  bei  Gelegenheit  einer  Ausstellung  des  Vereins  in  der  Flora  zu 
Charlottenburg  die  herrlichen  Exemplare  der  Herren  Arends  und  Pfeiffer 
in  Nieder- Ronsdorf,  Rheinprovinz,  gesehen,  habe  er  sich  davon  kommen 
lassen  und  immer  nur  von  den  schönsten  Ptlanzen  den  Samen  weiter- 
gezüchtet. Aus  solchen  Samen  sind  die  vorliegenden  erwachsen.  Im 
vorigen  Jahre  stellte  er  eine  Anzahl  im  Hause  auf  Tafeln  auf  und  hat  sie 
als  Schnittblumen  leicht  verkauft,  da  sie  langstielig  sind  und  sich  sehr 
gut  halten,  wenigstens  länger  als  Primula  chinensis.  Die  Pflanze  eignet 
sich  aber  auch  sehr  gut  zum  Topfverkauf.  Der  Same  ist  erst  spät 
gesäet,  einmal  um  besser  Samen  ziehen  zu  können,  zweitens  weil  die 
Blütezeit  sonst  mit  der  der  Cineracien  zusammengefallen  wäre  und  der 
Verkauf  schwieriger  gewesen  sein  würde.  Er  hofft,  auf  der  Grossen 
Winterblumen-Ausstellung  Mitte  Februar  1900  schöne  Schau- 
pflanzen vorführen  zu  können. 

Die  Kultur  ist  einfach.  Man  säet  die  Primula  obeonica  grandiflora  von  Juli 
1ms  August  kalt  aus.  kultiviert  sie  im  kalten  Kasten  und  überwintert  sie  ent- 
weder in  einem  heizbaren  Mistbeet-Kasten,  der  nur  eben  frostfrei  ge- 
halten wird,  oder  in  einem  eben  frostfreien  Hause.  Herr  Kretschmann 
glaubt,  dass  P.  obeonica  eine  Zukunft  habe. 

1.  Herr  A.  Drawiel- Lichtenberg  legt  mehre  Apfel  vor  und  bemerkt 
dazu  folgendes: 

.1.  Neuer  Berner  Rosenapfel  zeichnet  sich  durch  angenehmen 
Geruch  und  lieblichen  Geschmack  aus  und  kann  wegen  seiner 
schönen  leuchtenden  Farbe  (earminrot)  als  Tafelapfel  empfohlen 
werden.  Auch  seine  frühe  Tragbarkeit  ist  eine  gut<  Kigenschaft. 
Der  grösste  von  den  5  Stück,  die  ich  geerntet,   wog  285  g. 


204  ^-*7*  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc. 


b.  Coulon's  Reinette  ist  eine  gute  Tatel-Frucht  und  eine  tragbare, 
nicht  empfindliche  Sorte. 

c.  Newton  Wunder.  Das  Reis  erhielt  ich  von  Herrn  Mathieu  am 
9,  Mai  1896.  Schon  am  einjährigen  Holze  zeigte  das  Reis  Blüten- 
knospen, welche  aber  nicht  zur  Ausbildung  kamen.  Das  Reis  hat 
drei  Früchte  gebracht,  wovon  die  grösste  am  9.  Oktober  bei  der 
Abnahme  480  g  wog.  Heute  wiegt  die  Frucht  100  g  weniger. 
Die  Sorte  scheint  frühtragend  zu  sein,  denn  das  Reis  ist  wieder 
mit  mehreren  Fruchtknospen  besetzt.  Die  Frucht,  welche  ich  vor 
vier  Wochen  geprobt,  war  saftig  und  von süss-säuerlichem  Geschmack. 
Die  grosse  Frucht  soll  gemalt  werden. 

Herr  Mehl  fügt  hinzu:  Wenn  wir  Apfel  wünschen,  die  noch  im  Früh- 
jahr gegessen  werden  sollen,  so  ist  vor  allem  auch  der  Northern  Spy  zu 
nennen.  Er  ist  ansehnlich,  wohlschmeckend,  saftig  und  hält  sich  ein 
ganzes  Jahr;  allerdings  trägt  er  erst  spät.  Vielleicht  müsste  man  die 
Sorte  auf  alte  Bäume  veredeln.  Herr  C.  Mathieu  führte  ihn  voriges  Jahr 
vor,  und  er  fand  allgemeine  Anerkennung. 
IV.  Hierauf  hielt  Herr  Geh. -Rat  Prof.  Dr.  Albert  Orth  einen  mit  grossem 
Beifall  autgenommenen  Vortrag  über  seine  Reise  nach  Ägypten  und  Palästina 
gelegentlich  der  Einweihung  der  Erlöserkirche  in  Jerusalem.  Unterstüzt 
durch  zahlreiche  grosse  Photographien  und  Zeichnungen  (letztere  von 
Herrn  Geh.  Holrat  von  Eyth,  dem  Begründer  der  Deutschen  Landwirtschafts- 
gesellschaft, selbst  gefertigt  und  dem  Museum  der  landw.  Hochschule  verehrt), 
schildert  der  Redner  eingehend  den  Boden,  sowie  Land  und  Leute.  Er  hatte 
das  Glück,  in  Ägypten  gerade  zu  einer  Zeit  zu  sein,  wo  der  Nil  wie  vor 
Jahrtausenden  das  ganze  Unterägypten  überschwemmte  und  gab  ein  klares 
Bild  der  eigenartigen  Bewässerungs-Vorrichtungen.  Weiter  besprach 
er  Palästina,  die  Wüste  Juda,  ein  Hochplateau,  das  steil  nach  dem  Jordan- 
thal abfällt,  welches  viel  tiefer  liegt  als  das  Mittelmeer.  Anknüpfend 
an  seinen  Besuch  in  Haifa  führte  er  das  schöne,  in  Gartenflora  Heft  7,  Seite 
74  abgebildete,  aus  Weizenähren  geflochtene  Schiff  vor,  welches  Herr 
Abraham  Duck  ihm  verehrt,  und  das  er  mit  vieler  Mühe  unbeschädigt 
nach  Berlin  gebracht.  Der  Vortrag  wird  in  den  Nachrichten  aus  dem 
Klub  der  Landwirte  zu  Berlin  erscheinen. 

V.  Einstimmig  wurden  in  2.  Lesung  genehmigt:  Die  Anträge  der  vereinigten 
Ausschüsse:  a)  den  Fonds  der  Kaiser  Wilhelm-  und  Augusta-Jubelstiftung 
für  Gärtner  von  6800  M.  auf  10000  M.  zu  erhöhen;  b)  der  Königlichen 
Gärtner-Lehranstalt  zu  Potsdam  zu  ihrem  75  jährigen  Jubiläum  eine 
Summe  von  5000  Mark  zu  überweisen  mit  der  Massgabe,  dass  die 
Zinsen  als  „Stipendium  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues" 
vergeben  werden.     (Vergl.  S.   112,   148,  168.) 

VI.  In  zweiter  Abstimmung  wurde  ferner  die  Bewilligung  von  20000  Mark 
zu  Prämien  für  die  Grosse  deutsche  Winterblumen-Ausstellung 
Mitte  Februar  1900  im  Zoologischen  Garten  ausgesprochen. 

VII.  Hierauf  wurde  der  den  einzelnen  Mitgliedern  in  der  Versammlung  über- 
gebene  Etat  für  1899,  der  von  dem  des  Vorjahres  wenig  abweicht,  in 
erster    Lesung    genehmigt.     Hierbei    ward  ein    Antrag    des  Herrn    Hof- 


Englische  Garten.  20-, 

gärtner  Hoffmann  angenommen,  künftig  den  Etatsentwurf  14  Tage  vorher 
den  hiesigen  Mitgliedern  mit  der  Gartenflora  zugehen  zu  lassen. 
YIII.  Herr  llientzsch  erstattete  namens  des  Revisions- Ausschusses  kurz 
Bericht  über  die  Rechnung  für  die  grosse  Jubiläums-Ausstellung 
von  1.897,  die  incl.  der  aufgelaufenen  Zinsen  einen  Cberschuss  von 
17  250.10  M.  ergeben  hat,  und  beantragt,  dem  Schatzmeister,  Herrn  Kgl. 
Hoflieferant  J.  F.  Loock,  Entlastung  zu  erteilen.  Ebenso  beantragte  er 
Entlastung  betr.  der  Jahresrechnung  für  1897. 

Nachdem  der  Vereinsdirektor  Herrn  Loock  für  die  ganz  ausser- 
ordentliche Mühewaltung,  die  namentlich  die  Jubiläums-Ausstellung  ihm 
verursacht,  den  wärmsten  Dank  des  Vereins  ausgedrückt  hatte,  sprach 
die  Versammlung  unter  lebhaftem  Beifall  ihm  die  Decharge  aus. 
IX.  Das  Comite  für  die  Berliner  Kunstausstellung  hat  beschlossen,  in 
diesem  Jahre  die  Räume  des  Landes-Ausstellungsgebäudes,  namentlich 
die  zwei  vorderen  Säle,  mehr  als  bisher  gärtnerisch  zu  schmücken,  und 
erbietet  sich,  Gärtnern  ohne  Platzmiethe  den  nötigen  Raum  dafür  zu 
gewähren.     Sie  können  dann  auch  ihre  Firma  dabei  anbringen. 

Von  mehreren  Sachverständigen  wurde  hervorgehoben,  dass  niemand 
ohne  Entschädigung  einen  ganzen  Sommer  hindurch  seine  Pflanzen  dort 
aufstellen  werde,  da  das  ganz  gewaltige  Opfer  koste.  Hofgärtner  Hoff  mann 
und  L.  Wittmack  empfahlen,  um  den  Künstlern  möglichst  entgegen- 
zukommen, zu  beantragen,  dass  die  Gärtner  dann  wenigstens  in  irgend 
einer  Form  prämiirt  werden  möchten.  Die  Versammlung  aber  sprach 
sich  dagegen  aus,  da  sie  eine  Beteiligung  ohne  Entschädigung  in  Geld 
für  aussichtslos  hielt. 
X.  Das  Preisgericht,  bestehend  aus  den  Herrn  Habermann,  Xeuheisel 
und  W  i  e  n  h  o  1 1  z  ,  sprach  Herrn  Kretschmann  für  seine  Primula 
obconica  grandiflora  den  Monatspreis  von  15  M.  zu. 
XI.  Vor  der  Sitzung  wurden  eine  Anzahl  Samen,  Syringa  japonica  etc.  verteilt, 
die  unser  Ehrenmitglied,  Herr  Hofmarschall  von  Saint  Paul  Illaire 
zu  Fischbach  im  Riesengebirge,  Präsident  der  Deutschen  dendrologischen 
Gesellschaft,  dem  Verein  freundlichst  zur  Verfügung  gestellt  hatte. 

Carl  Lackner.  Wittmack. 


Englische  Gärten. 

(Vortrag,  gehalten  im   Verein  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  am   24.  November    [898 
ri  ^  von  A.  Brodersen.) 

];--)ic  von  mir  im  Sommer  1S98  unternommene  Reise  nach  England  hatte  in 
-*—  ,  erster  Linie  den  Zweck,  die  englischen  Gärten  und  Parkanlagen  zu 
studieren;  es  war  aber  auch  mein  Wunsch,  mich  über  die  Gärtnerei  im  all- 
gemeinen zu  belehren  und  die  Vorzüge  Englands  kennen  zu  lernen.  Ausser 
Londoner  Gärten  habe  ich  den  Südwesten  Englands  gesehen,  und  beziehen 
sich  meine  Ausführungen  nur  auf  diese  Teile.  Es  kann  ja  sein,  dass  in 
anderen  Gegenden  anderes  zu  beobachten  ist,  doch  kann  ich  darüber  nicht 
sprechen. 


20Ö  Englische  Gärten. 


Im  ganzen  habe  ich  auf  einer  vierwöchentlichen  Reise  nicht  weniger  als 
60  Park-  und  Gartenanlagen  grösseren  Stiles  besuchen  können,  und  wenn  es 
mir  gelungen  ist,  in  dieser  kurzen  Zeit  so  viel  zu  sehen,  so  ist  das  besonders 
dadurch  herbeigeführt,  dass  mich  deutsche  Männer  in  England  unterstüzt  haben, 
namentlich  Herr  F.  W.  Meyer,  der  Landschaftsgärtner  der  Firma  Robert 
Veitch  in  Exeter,  welcher  sogar  eine  Zeit  lang  mich  auf  der  Reise  begleitet 
hat.  Dadurch  bin  ich  in  die  Lage  gekommen,  einen  viel  tieferen  Einblick  in 
englische  Gartenbauverhältnisse  zu  thun  ,  als  sonst  möglich  gewesen  sein 
würde. 

Nachdem  ich  zurückgekehrt  bin,  ist  mir  vielfach  die  Frage  entgegen- 
gehalten: »Wie  haben  Ihnen  die  englischen  Gärten  gefallen?  Wie  unterscheiden 
sie  sich  von  den  deutschen?«  So  einfach  wie  diese  Frage  ist,  so  ist  sie  nicht 
so  einfach  zu  beantworten.  Um  sich  über  die  Gesichtspunkte,  die  bei  der 
Anlage  englischer  Gärten  massgebend  sind,  klar  zu  werden  und  um  sagen  zu 
können,  ob  sie  einem  gefallen,  muss  man  sich  erst  mit  dem  englischen 
Charakter,  mit   Gewohnheiten  und   Sitten  bekannt  gemacht  haben. 

Vor  allem  macht  sich  da  das  Freiheitsbestreben  der  Engländer  geltend, 
d.  h.  eine  Freiheit,  die  sie  sich  anderen  gegenüber  erlauben,  ohne  dass  andere 
ihnen  gegenüber  sich  solche  gestatten  dürften,  das  würden  sie  sich  sehr  ver- 
bitten. So  ist  es  auch  im  Garten.  Der  Gartenbesitzer  will  von  seinem  Hause 
aus  möglichst  die  Gegend  geniessen;  manche  haben  ja  auch  so  grosse 
Besitzungen,  dass  ihnen  die  ganze  Gegend  gehört,  andere  wollen  sie  wenigstens 
mit  den  Augen  beherrschen.  Andererseits  möchte  aber  keiner  erlauben,  dass 
irgend  einer  der  Passanten  in  seinen  Garten  schaut.  Bei  uns  dagegen  öffnet 
man  an  einzelnen  Stellen  die  Pflanzungen,  um  die  Passanten  hineinblicken  zu 
lassen. 

Würde  der  englische  Gartenbesitzer,  um  das  Hineinschauen  der  Vorüber- 
gehenden zu  verhindern,  auf  seiner  Grenze  Pflanzungen  oder  Mauern  errichten, 
so  würde  er  selber  nicht  frei  ausschauen  können.  Er  greift  da  oftmals  zu  einem 
anderen  Mittel:  er  versenkt  ohne  Weiteres  die  Fahrwege,  oft  mit  grossen 
Kosten.  In  vielen  Ortschaften,  z.  B.  Torquay,  findet  man  in  den  mit  Villen 
und  Gärten  bebauten  Teilen  öffentliche  Fahrstrassen,  gleichgültig,  ob  das 
Terrain  schräg  oder  gerade  ist,  2 — 4  m  tief  eingeschnitten  und  das  anstossende 
Terrain  durch  starke  Mauern,  meistens  aus  Quadern,  Kalkstein  u.  s.  w.  gestützt. 
Man  wandert  so  zwischen  Mauern  dahin.  Bei  uns  ist  es  in  manchen  Gemeinden 
vorgeschrieben,  dass  keine  Mauern  erbaut  werden  dürfen,  weil  die  Schönheit 
des  Ortes  darunter  leidet. 

Ahnlich  ist  es  bei  der  Vorfahrt  zu  den  Grundstücken.  Der  Zufahrtweg 
ist  meistens  so  gehalten,  dass  man  von  ihm  aus  nicht  in  den  Garten  hinein- 
schauen oder  doch  nur  die  nebensächlichen  Teile  sehen  kann.  Der  Besitzer 
liebt  es  nicht,  von  einem  Besucher  gesehen  zu  werden,  bevor  ihm  gemeldet 
ist,  von  wem  und  in  welcher  Angelegenheit  er  zu  sprechen  ge- 
wünscht wird. 

Damit  will  ich  aber  nicht  sagen,  dass  es  schwer  sei.  die  Erlaubnis  zur 
Besichtigung  der  Gärten  zu  bekommen.  Wir  sind  mit  der  grössten  Liebens- 
würdigkeit aufgenommen  ,  so  dass  sich  mancher  Deutsche  ein  Beispiel 
daran  nehmen  kann.  Von  dem  Augenblick  an,  wo  man  angenommen  ist,  wird 
einem  Alles  gezeigt    und    man    geniesst    die    vollste  Gastfreundschaft. 


Englische  Gärten.  207 


Bezüglich  der  Wegeführung  im  allgemeinen  war  ich  etwas  enttäuscht. 
Man  legt  nicht  solchen  Wert  auf  die  Art  der  Wegeführung,  sondern  diese  ist 
meist  eine  zufällige. 

Fragt  man,  warum  ein  Weg  nicht  so  oder  so  gelegt  ist,  so  erhält  man 
zur  Antwort:  Sie  müssen  doch  zugeben,  dass  die  Wegelage  praktisch  ist.  Man 
will  nämlich  schnell  von  einem  Platz  zum  andern  kommen.  Die  Engländer 
haben  auch  gar  nicht  so  das  Wegebedürfnis  wie  wir.  Bei  uns  sind  die  Wege 
die  stummen  Führer  des  Parkbesuchers;  in  England  kehren  sich  die  Parkbesucher 
gar  nicht  an  die  Wege.  In  den  öffentlichen  Anlagen  sind  die  Wege  nur  für 
diejenigen,,  welche  schnell  hindurch  wollen.  Die  andern  Besucher  gehen  bei 
gutem  Wetter  auf  die  Rasenflächen  und  legen  sich  auch  wohl  darauf.  Wenn 
wir  die  Wege  als  stumme  Führer  betrachten,  so  müssen  wir  auch  die  Pflanzungen 
mit  Rücksicht  auf  die  Betrachtung  der  geschaffenen  Bilder  von  diesen  Wegen 
aus  möglichst  abwechselungsreich  gestalten. 

Hinsichtlich  der  Anordnung  der  Pflanzungen  scheue  ich  mich  nicht  zu 
sagen,  dass  die  Engländer  uns  darin  meist  ausserordentlich  nachstehen.  Die 
Pflanzungen  sind  zum  grössten  Teil  nach  unseren  Begriffen  sehr  willkürlich 
und  ohne  eine  massgebende  Idee  für  die  Gesamtwirkung  gemacht.  Nur  die 
vom  Wohnhause  aus  sichtbaren  Parkteile  und  die  Ausschmückung  um  das 
Flaus  lassen  eine  beabsichtigte  Wirkung  durch  die  Gruppierung  erkennen. 

Für  die  Anordnung  der  Pflanzungen  wird  das  Hauptgewicht  darauf  gelegt 
den  verschiedenen  Pflanzungen  solchen  Standort  zu  geben,  der  ein  gutes  Ge- 
deihen erwarten  lässt,  ohne  hierbei  besonders  ängstlich  auf  die  Gesamtwirkung 
zu  achten. 

Damit  soll  aber  nicht  gesagt  sein,  dass  in  den  englischen  Anlagen  keine 
schönen  Bilder  zu  linden  seien,  im  Gegenteil  ausserordentlich  viele.  Man  ist 
dort  ja  nicht  gezwungen,  bestimmten  Pinien  (den  Wegen)  nachzugehen,  sondern 
man  begiebt  sich  auf  die  Rasenflächen  und  dort  öffnen  sich  auf  Schritt  und 
Tritt  schöne  Bilder,  je  nachdem  das  Licht  wirkt. 

In  einzelnen  grösseren  Parks  und  grossen  städtischen  Anlagen  ist  von 
einer  Pflanzung  wie  bei  uns  keine  Rede.  Einen  solchen  der  Natur  abgelauschten 
Aufbau  der  Gehölze  findet  man  in  England  nicht.  Ebenso  wenig  findet  man 
ein  Auflösen  der  Pflanzungen  durch  in  die  Rasenbahnen  vorgeschobene  Gruppen; 
Vorpflanzungen  einzelner  Bäume  sind  nicht  selten,  allein  Strauchpflanzungen 
als  kleinere  Gruppen  oder  Staudenpflanzen  frei  vor  den  grösseren  Massen 
stehend,  die  Konturen  der  Pflanzung  lockernd,  fehlen,  wie  auch  die  Verbindung 
der  Bäume  durch  niedrige  Gruppen,  bestehend  aus  baumartigen  Sträuchern, 
selten  beobachtet  wird. 

Das  einzige  Mittel,  durch  welches  die  Bäume  verbunden  werden,  bilden 
die  in  grossen  Massen  auftretenden  immergrünen  Sträucher,  vor  allem  Kirsch- 
lorbeer. Diese  werden  aber  oft  nur  gepflanzt,  um  den  Rasen  unter  den  grossen 
Bäumen  zu  ersetzen.  In  einzelnen  Fällen  wirkt  solche  Unterpflanzung,  be- 
sonders bei  älteren  Bäumen  und  an  Abhängen,  recht  gut,  allein  diese  Art  der 
Ptlanzung  ist  so  allgemein,  dass  der  Reiz  völlig  verloren  geht. 

In  allen  grösseren  Parkanlagen  sieht  man  weidendes  Vieh;  damit  dieses 
die  Pflanzen  nicht  beschädigt,  ist  jeder  Baum  und  fast  jeder  Strauch  mit  einem 
Schutzgitter  umgeben.  So  anmutig  das  weidende  Vieh  auch  ist,  die  Zäune  sind 
eine  empfindliche,  störende  Zugabe. 


2o8  Englische  Gärten. 


Bezüglich  des  Gehölzmaterials  sind  wir  sehr  im  Nachteil;  in  England 
hat  man  ein  herrliches  mannigfaltiges  Material  zur  Verfügung.  Wenn  wir 
Deutschen  nur  ein  annähernd  so  reiches  hätten,  könnten  wir  etwas  ganz  anderes 
leisten.  Wenn  ein  deutscher  Gärtner  in  deutschem  Geschmack  in  England 
arbeiten  könnte,  würde  er  dort  grosse  Erfolge  erringen  können;  aber  die  Eng- 
länder haben  für  fremde  Art  wenig  Verständnis.  Die  Engländer  denken  oft 
nicht  nach,  ob  das,  was  sie  in  eine  Gruppe  hineinpflanzen,  in  der  Wirkung 
auch  harmoniert.  Das  Material  in  den  Gruppen  ist  oft  vorzüglich  und  trotzdem 
die  Wirkung  mangelhaft. 

Bei  uns  wird  grosse  Sorgfalt  auf  die  Gestalt  der  Gruppe  gelegt,  aber 
unsere  Gartenliebhaber  haben  wenig  Interesse  für  die  einzelne  Art  des  Strauches, 
ob  z.  B.  eine  Schneebeere  durch  einen  besseren  Strauch  ersetzt  werden  könnte, 
fragen  sie  sich  nicht.  In  England  ist  es  umgekehrt,  der  Engländer  interessiert 
sich  für  die  einzelne  Sorte;  das  sieht  man  auch  bei  den  Blumengruppen.  Man 
findet  die  allerunglaublichsten  Zusammenstellungen,  aber  jedes  Exemplar  ist 
eine  gute  Sorte  und  von  guter  Kultur.  Ein  Besitzer  interessiert  sich  z.  B.  für 
Bambusen,  ein  anderer  für  Rhododendron,  der  dritte  für  Schlingpflanzen,  der 
vierte  für  Alpenpflanzen,  Fuchsien  oder  Pelargonien  u.  s.  f.  Jede  einzelne 
Spezialität  wird  mit  grosser  Sorgfalt  betrieben.  Die  Liebe  für  das  Einzelne 
wird  in  einer  Weise  ausgeübt,  wie  wir  es  leider  nur  selten  beobachten. 

Sollte  es  uns  gelingen,  eine  ähnliche  Liebe  auch  bei  uns  erwecken  zu 
können,  so  würden  wir  ein  grosses  Arbeitsfeld,  eine  weite  Ausdehnung  unseres 
Betriebes  erlangen. 

Um  nun  einiges  Spezielle  zu  schildern,  sei  gesagt:  es  herrscht  in  den 
Londoner  Parks  eine  solch  ausserordentliche  Blumenfülle,  in  den  für  Massen- 
wirkung berechneten  Anpflanzungen,  dass  es  schwer  ist,  ohne  es  gesehen  zu 
haben,  sich  eine  richtige  Vorstellung  davon  machen  zu  können.  Fast  gleichgültig 
ist  es  dabei,  ob  der  Park  im  Norden  oder  Westen  von  London  liegt. 
In  einem  einzigen  Londoner  Park  sind  mehr  Blumen  als  in  sämtlichen 
Berliner  öffentlichen  Anlagen  zusammen,  nicht  nur  was  die  Sorten 
und  die  Schönheit,  sondern  auch  was  die  Zahl  anbetrifft.  Die  Zahl  ist  in 
Berlin  ja  auch  nicht  gering,  aber  das  Material  ist  bei  uns  so  traurig,  dass  es 
nicht  recht  zur  Geltung  kommt.  In  England  dagegen  ist  jedes  Stück  eine  Aus- 
stellungspflanze; die  Blumen  aus  dem  Hydepark  würden  alle  unsrigen  schlagen. 
Da  findet  man  Bougainvillea,  Pelargonien,  Fuchsien  in  Pyramiden,  und  sobald 
die  Blumen  den  geringsten  Mangel  zeigen,  werden  sie  entfernt.  Der  Reichtum 
an  Material  ist  geradezu  bewunderungswürdig. 

Wenn  ich  einen  Vergleich  zwischen  einem  Berliner  und  einem  Londoner 
Park,  zwischen  dem  Tiergarten  und  dem  Hydepark  ziehen  soll,  so  ist  es,  als 
ob  ich  den  Tiergarten  mit  dem  Tempelhofer  Felde  vergleichen  müsste.  Das 
Tempelhofer  Feld  mit  einigen  Tausend  grossen  Bäumen  bestanden,  durch  grosse 
Teiche  belebt  und  an  einzelnen  Stellen  reich  mit  Blumen  geschmückt,  die 
weiten  Flächen  mit  sich  kreuzenden  Wegen  durchzogen,  mit  den  weidenden 
Schafheerden,  mit  den  auf  den  Rasenflächen  spielenden  und  ruhenden  Menschen 
würde  eher  dem  Hydepark  gleichen  wie  der  Tiergarten. 

Während  der  Tiergarten  wenig  Luft  und  Licht  bietet*),  ist  der  Hydepark 

*)  Auch  der  grosse  französische  Landschaftsgärtner  Ed.  Andre  hat  sich  dahin  aus- 
gesprochen, dass  an  mehreren  Stellen  im  Tiergarten  mehr  gelichtet  werden  müsse.  (Siehe 
Gartenflora   1897  S.  334.)     Glücklicherweise  geschieht  das  jetzt.     L.  W. 


Englische  Gärten.  200 


nur  Luft  und  Licht;  während  der  Tiergarten  nur  wenig  Rasen  hat,  ist  dort 
alles  Rasen,  während  im  Tiergarten  nur  hier  und  da  ein  kleines  Plätzchen  für 
Kinder  ist.   ist  der  ganze   Ilydepark  ein  Spielplatz. 

Könnte  man  das  nicht  auch  in  angemessener  Weise  bei  uns  einführen? 
Könnte  man  den  Tiergarten  dadurch  nicht  nutzbarer  machen.'  Könnte  man 
nicht  manche  völlig  vernachlässigte,  unzugängliche  und  ungesunde  Flächen,  die 
seit  unzähligen  Jahren  nicht  gelichtet  sind,  abholzen,  und  durch  geeignete 
Massnahmen  grosse,  gesunde  Kinderspielplätze  schaffen?  Durch  solche  Ein- 
griffe würde  der  Tiergarten  in  keiner  Weise  leiden  oder  in  seinem  Charakter 
geändert  werden.  Man  könnte  immer  noch  genügend  Gehölzpartien  sich  vor- 
behalten, und  wenn  man  jetzt  die  Siegesallee  ausschmückt,  so  sollte  man  auch 
an  anderen  Stellen  Schmuck  anbringen  und  neben  schattigen  Wegen  auch  freie 
Flächen  schaffen,  die  der  Bevölkerung  zum   Nutzen  gereichen. 

Eine  Anlage,  die  mir  sehr  imponiert  hat,  ist  der  botanische  Garten  in 
kew.  Ich  habe  demselben  anderthalb  Tage  gewidmet,  und  ich  habe  gesehen, 
mit  welcher  ausserordentlichen  Sorgfalt  derselbe  angelegt  ist.  Er  dient  zunächst 
wissenschaftlichen  Zwecken,  dazu  dient  auch  das  grosse  Arboretum  und  die 
vielen  botanischen  Pflanzen,  die  alle  gut  etikettiert  sind,  sodass  jeder  Besucher 
sie  kennen  lernen  und  geniessen  kann.  Alles  wird  dem  Publikum  in  angenehmer 
Form  dargebracht;  überall  sind  Wegweiser,  sodass  man  in  kurzer  Zeit  zu  Hause 
ist.  Jeder  Baum  und  jeder  Strauch  tritt  Einem  angenehm  entgegen.  Lern 
Publikum  ist  nicht  verboten,  auf  den  Rasen  zu  gehen,  man  kann  daher  auch 
jeder  Pflanze  näher  treten;  ja  auf  den  grossen  Rasenflächen  sind  besondere 
geschorene  Rasenbahnen,  auf  denen  das  Publikum  lustwandeln  kann. 

Im  botanischen  Garten  ist  sogar  ein  Theehaus,  und  es  stehen  in  der  Nähe 
Stühle  auf  dem  Rasen,  sodass  man  in  Ruhe  eine  Tasse  Thee  oder  Kaffee  trinken, 
ev.  ein  Butterbrot  zu  sich  nehmen  kann;  es  will  dies  bei  uns  nicht  viel  be- 
deuten, aber  in  England  muss  es  hoch  angeschlagen  werden.  Man  versteht  es 
eben  ausgezeichnet,  den  Garten  dem  Publikum  angenehm  zu  machen  und  man 
erzieht  dadurch  wirkliche  Pflanzen-  und  Gartenliebhaber. 

Der  Kewgarten  ist  im  allgemeinen  nur  eine  ebene  Fläche,  aber  alles  ist 
so  gut  angeordnet,  dass  man  das  kaum  empfindet.  An  einer  Stelle  ist  auch 
eine  Art  Hohlweg  angelegt,  und  da  finden  sich  herrliche  Rhododendron, 
Kamellien  und  Hex  in  25—30  Fuss  hohen  Prachtexemplaren.  Da  sieht  man. 
dass  alles  hergerichtet  ist  zur  Freude  der  Besucher,  nicht  damit  bloss  die  Art 
vertreten  sei. 

Wenn  ich  hiermit  das  Terrain  vergleiche,  auf  dem  der  neue  Berliner 
botanische  Garten  entstehen  wird,  so  kann  ich  nur  sagen:  wir  haben,  was  Lage 
und  Formation  anbetrifft,  Verhältnisse,  die  es  möglich  machen,  wenn  auch  in 
bescheideneren  Grenzen,  so  aber  doch  dem  inneren  Werte  nach,  einen  Garten 
zu  schaffen,  der  demjenigen  von  Kew  nicht  nachsteht. 

Hoffen  wir  daher,  dass  in  Dahlem  ein  Institut  entsteht,  dem  es  neben 
segensreicher  wissenschaftlicher  Forschung  obliegt,  nach  den  Grundsätzen,  wie 
solche  in  Kew-Gardens  befolgt  werden,  reiche  Früchte  zutragen,  unser  deutsches 
Volk  zu  wirklichen  Garten-  und   Pllanzentreunden  zu  erziehen. 


2io  Motive  zu  Teppichbeeten.  —  Der  Gemüsebau  in  den  Vereinigten  Staaten. 

Motive  zu  Teppichbeeten  aus  Haeckels  ..Kunstformen  der  Natur". 

t  (Hierzu  Abb.  46  u.  47.) 

urz  bevor  ich  die  warm  empfundene  Rezension  des  Herrn  Landes- 
ökonomierat  A.  Goethe  in  Geisenheim  über  Haeckels  »Kunstformen 
der  Natur«  erhielt,  die  in  dieser  Nummer  Seite  2 16  abgedruckt  ist,  hatte  ich. 
in  gleicher  Begeisterung"  wie  Goethe  über  das  neueste  Werk  meines  verehrten 
einstigen  Lehrers,  der  allen,  welche  sich  an  der  Festgabe  zu  seinem  60.  Ge- 
burtstag 1894  beteiligten,  die  1.  Lieferung  als  Geschenk  zusandte,  den  Verfasser 
um  die  Erlaubnis  gebeten,  einige  der  schönen  Formen  kopieren  zu  dürfen.  Er 
sowohl,  wie  die  Verlagshandlung,  das  Bibliographische  Institut  in  Leipzig, 
haben  das  bereitwilligst  gestattet,  wofür  ich  ihnen  den  lebhaftesten  Dank  aus- 
spreche, und  so  erhalten  die  verehrten  Leser  zwei  Abbildungen  (Fig.  11  u.  12 
der  Tafel  5  in  Haeckels  Werk)  eines  Teiles  von  Querschnitten  durch  die  Wand 
von  zwei  Kalkschwämmen,  welche  als  prächtige  Motive  für  Teppichbeete  und 
Blumengruppen  (und  ebenso  gut  für  Stickmuster)  dienen  können.  Fig.  46 
Sycarium  elegans  Haeckel,  Fig.  47  Sycaltis  perforata  Haeckel. 

Im  Übrigen  schliesse  ich  mich  ganz  Herrn  Landesökonomierat  Goethe  an 
und  kann  noch  hinzufügen,  dass  auch  in  den  Ausschüssen  des  Vereins  zur  Be- 
förderung des  Gartenbaues  Haeckels  Werk  die  allgemeinste  Bewunderung 
erregt  hat.  Dabei  ist  der  Preis  von  3  Mark  für  10  so  prächtige  Tafeln  mit 
Text,  wie  sie  die  1.  Lieferung  bringt,  geradezu  erstaunlich  niedrig. 

Die  tierischen  Schwämme  bieten  übrigens  eine  wahre  Fülle  zierlicher 
Gebilde.  Herr  Geh.  Reg. -Rat  Prof.  Dr.  Franz  Eilhard  Schulze,  Direktor 
des  zoologischen  Instituts  an  der  Universität  Berlin,  der  Spezialist  der  tierischen 
Schwämme,  welcher  mich  freundlichst  über  den  Bau  noch  näher  orientierte,  bat 
mir  eine  ganze  Reihe  reizender  Formen  der  Nadeln  etc.  von  Kieselschwämmen 
vorgeführt,  wie  sie  u.  a.  in  seiner  Bearbeitung  der  Kieselschwämme  der»Challenger 
Expedition«   abgebildet  sind.  L.  Wittmack. 


Der  Gemüsebau  in  den  Vereinigten  Staaten. 

Von   L.   Wittmack.  [Schluss.] 

Gemüsetreiberei. 

Wie  schon  in  der  Einleitung  über  den  Gemüsebau  gesagt  ist,  finden,  trotz 
der  massenhaften  Einfuhr  von  Frühgemüse  aus  dem  Süden,  die  Gemüsetreiber 
im  Norden  immer  noch  ihre  Rechnung.  Sie  ziehen  hauptsächlich  solche  Gegen- 
stände, die  sich  nicht  weit  versenden  lassen,  oder,  wenn  es  auch  dieselben 
Dinge  sind  wie  die  aus  dem  Süden  kommenden,  so  erhalten  sie,  weil  die 
Gemüse  frischer  sind  und  von  den  reichen  Bewohnern  der  grossen  Städte 
bevorzugt  werden,  doch  höhere  Preise. 

Um  ein  Beispiel  zu  geben,  wie  eine  solche  Gemüsetreiberei  eingerichtet 
ist,  sei  die  des  Herrn  Wiles  in  Beideman  in  der  Nähe  von  Philadelphia 
beschrieben,  die  ich  unter  freundlicher  Begleitung  des  Herrn  Eisele,  Geschäfts- 
führers des  Herrn  Henry  Dreer   in  Philadelphia,  am  2.  Oktober  1893  besuchte. 

Herr  Wiles  hat  18  Gewächshäuser,  die  alle  miteinander  in  Verbindung 
stehen.     Im  ersten,   170  Fuss  lang,   19V2  Fuss  breit,  war  nichts  weiter  als  Peter- 


Motive  zu  Teppichbeeten  aus  Haeckels  „Kunstfbrmen  der  Natur".  211 


Abb.  46.      Teil  eines  Querschnittes  aus  der  Wand  eines  Kalkschwammes, 

Sycarium   elegans  Haeckel. 

Nach  Haeckel,   Kunstformen  der  Natur. 


Abb.   47.     Teil  eines  Querschnittes  aus  der  Wand  eines  Kalkschwammes, 

Svcaltis  perforata   Haeckel. 

Nach  H  ae  c  kel,   Kunstformen  der  Natur. 


2i2  Der  Gemüsebau  in  den  Vereinigten  Staaten. 

silie  in  drei  langen  Beeten  an  der  Erde;  im  zweiten  Hause  dasselbe.  Mitunter 
wird  die  Petersilie  erst  im  Freien  ausgesäet  und  die  Wurzeln  dann  nachher 
ins  Haus  gepflanzt,  diese  war  aber  direkt  im  Hause  ausgesäet.  Mehrere  der 
folgenden  Häuser  standen  voll  Salat.  Dieser  wird  im  Freien  ausgesäet  und 
dann  hierher  verpflanzt,  wobei  man  die  alten  Blätter  abschneidet.  Die  Mist- 
beete enthielten  Sellerie,  der  gebleicht  werden  sollte.  Er  stand  ausserordentlich 
dicht;  die  einzelnen  Stauden  werden  mit  Papiercylindern  umgeben,  damit 
sie  bleichen.  Herr  Wiles  treibt  auch  Sauerampfer,  doch  ist  er  fast  der 
einzige  in  seiner  Gegend,  der  das  thut,  da  die  Nachfrage  nur  gering  ist.  Der 
Sauerampfer  wird  im  Freien  angezogen,  die  Blätter  werden  im  Herbst  ab- 
geschnitten und  die  Wurzelstöcke  im  Hause  ausgepflanzt. 

Überall  war  in  den  Häusern  etc.  Wasserleitung;  drei  Beete  Salat  wurden 
gerade  in  meiner  Anwesenheit  bewässert.  Die  betr.  Sorte  hat  Herr  Wiles  aus 
England  bezogen  (des  Namens  erinnerte  er  sich  nicht  mehr),  jetzt  zieht  er  selber 
Samen  und  wählt  mit  grosser  Sorgfalt  die  Samenträger  und  den  Samen  selber  aus. 

Auch  Bohnen  werden  getrieben,  und  zwar  Lima-Bohnen  (Phaseolus  lunatus). 
Da  diese  sehr  hoch  ranken,  war  ein  Drahtgeflecht  dafür  errichtet.  Andere 
Bohnen  treibt  er  wenig,  weil  sie  von  weit  her  nach  den  Märkten  des  Nordens 
gesandt  werden.  Als  Sorten  benutzt  er  Valentine  und  die  goldene  Wachsbohne. 
Gurken  treibt  er  nicht,  teils  weil  sie  auch  aus  weiter  Ferne  nach  Phila- 
delphia gesandt  werden,  teils  weil  sie  in  den  östlichen  Staaten  getrieben  werden, 
namentlich  in  Arlington  bei  Boston*).  Dagegen  spielt  die  Anzucht  der  To- 
maten (an  Fäden),  eine  grosse  Rolle.  Die  grünen  Tomaten  werden  gekocht  und  an 
die  Hühner  verfüttert,  von  denen  Herr  Wiles  eine  grosse  Zahl  besitzt.  Alles 
Federvieh,  das  eingeschlossen  gehalten  wird,  muss  nach  Herrn  Wiles  etwas  vege- 
tabilische Nahrung  (er  meint  etwas  Grünes)  haben.  Auch  Tauben  zieht  er 
viel  und  verkauft  oft  25  Paar  junge  Tauben  die  Woche. 

Von  Kulturen  ist  ferner  die  Treiberei  des  Blumenkohls  hervorzuheben, 
den  Herr  Wiles  in  grosser  Menge  zieht  und  zwar  den  „Frühen  Erfurter  Zwerg". 
—  Den  ganzen  Winter  zieht  er  Radieschen.  Die  ersten  werden  noch  im  freien 
Felde  ausgesäet  und  das  Feld,  wenn  Kälte  droht,  mit  Heu  belegt.  Ich  sah 
solche,  die  vor  10  Tagen,  also  Ende  September,  gesäet  waren  und  in  4  Wochen 
verkaufsfähig  sein  sollten.  Später  säet  er  sie  im  kalten  Kasten  und  endlicq 
im  Gewächshause.  Brunnenkresse  ist  ebenfalls  zu  finden,  und  zwar  nicht  weniger 
als  4  Häuser  voll.  Diese  wächst  auch  auf  trockenem  Boden.  Auch  etwas 
Minze,  Speermint  wird  kultiviert,  sowie  rote  Beete. 

Überblicken  wir  alles,  so  finden  wir  hauptsächlich  folgende  Artikel  bei 
Herrn  Wiles:  1.  Salat,  2.  Petersilie,  3.  weisse  und  rote  Radieschen,  4.  Minze 
(speermint) ,  5.  Sauerampfer,  6.  Blumenkohl,  7.  Bleichsellerei,  8.  rote  Beete, 
9.  Brunnenkresse.  Man  sieht,  es  sind  meist  Sachen,  die  keinen  zu  weiten  Trans- 
port ertragen.  —  Wir  sahen  uns  auch  den  Komposthaufen  an;  namentlich  mit 
Hilfe  des  Kompost  hat  Herr  Wiles  seinen  anfänglich  armen  Boden  so  an- 
gereichert. Er  benutzt  dazu  1.  Pferdedünger,  2.  abgebrühte  Hopfenzapfen  aus 
Brauereien,  3.  Mergel ,  4.  menschliche  Abfallstoffe ,  5.  Federviehdünger;  das 
Ganze  wird  selbstverständlich  im  Jahre  4 — 5mal  umgegraben.  —  Die  Gemüse 
werden    mittels    eigenen    Wagens     nach     Philadelphia     gefahren    und     einem 


*)  Bei  Arlington  ist  sehr  grosse  Gemüsekultur,  wie  in  der  ganzen  Umgegend  von  Boston. 
Den  Bleichsellerie  sah  ich  dort  zwischen  Brettern  bleichen,  auch  durch  Anhäufeln. 


Kleinere   Mitteilungen. 


213 


Kommissionär  übergeben.  Dieser  rechnet  alle  Woche  ab  und  erhält  10%  Ver- 
mittlergebühr. Herr  Wiles  hat  weiter  keine  Umstände  und  ist  mit  diesem 
Modus  sehr  zufrieden,  er  wollte  sich  nur  noch  ein  Bank-Konto  anlegen.  - 
Weniger  befriedigt  äusserte  er  sich  über  die  Arbeiterverhältnissc.  Die  Arbeiter 
treiben  ihm  zu  viel  Politik,  namentlich  zur  Zeit  der  Wahlen,  und  ein  Arbeite]-, 
der  sonst  1  — 11,2  Dollar  pro  Tag  erhält,  verdient  zur  Wahlzeit  5  Dollar  pro 
Tag,  wenn  er  anderen  bei  den  Wahlbeeinflussungen  hilft  oder  seine  Stimme 
verkauft.  —  Herr  Dreer  hat  weniger  über  die  Arbeiter  zu  klagen,  da  seine 
Gärtnerei  weiter  ab  von  der  Stadt  liegt. 

Wir  sehen  aber,  wenngleich  die  Arbeiterverhältnisse  nicht  günstig  sind 
aus  diesem  einen  Beispiel  schon,  dass  es  drüben  sich  doch  noch  lohnt,  im 
Winter  Gemüse  zu  treiben,  trotz  aller  Konkurrenz  des  Südens:  man  muss  nur 
die  richtigen  Arten  wählen. 

Sollte  das  bei  uns  nicht  auch  möglich  sein?  Wir  könnten  Beispiele  an- 
führen, dass  regelmässig  mitten  im  Winter  Gurken  und  grüne  Bohnen  aus  Wilna 
nach  Berlin  gesandt  und  gut  verkauft  sind,  während  unsere  Gemüsezüchter 
sagen,  sie  könnten  nichts  absetzen.  Die  Hauptsache  ist,  dass  man  regel- 
mässig liefern  kann.  Es  nützt  dem  Händler  mit  Delikatessen  nichts,  wenn 
ihm  einmal  ein  Posten  feinen  getriebenen  Gemüses  angeboten  wird,  er  muss 
darauf  rechnen  können,  dass  er  es  dauernd  erhalten  kann. 

In  Wien  zahlte  man  einem  Gemüsetreiber  im  Winter  für  1  kg  Prinzessin 
bohnen  10  iL  =  17  M.,  für  eine  Gurke  1  fl.,  für  eine  grosse  Erdbeere  00  Kreuzer 
Und  dabei  hat  Wien  Italien  noch  viel  näher  als  wir. 


Kleinere  Mitteilungen. 


Streptocarpus  Hybriden. 

Beigegebene  Abbildung*)  veranschau- 
licht eine  i1/i  Jahr  alte  Pflanze  dieser 
schönen  Gesneracee  und  ersieht  man 
aus  diesem  Bilde  so  recht,  was  uns  mit 
derselben  für  ein  vorzügliches  Deko- 
rationsmaterial an  die  Hand  gegeben 
ist.  Da  diese  Streptocarpus  wenig 
Anspruch  in  bezug  auf  die  Kultur 
machen,  so  sind  sie  so  recht  dazu  ge- 
schaffen, im  Sommer  leerstehende 
Gewächshäuser  zu  schmücken,  und 
wenn  man  dieselben  im  Sommer 
schattig  und  recht  luftig  hält,  kann 
man  den  Flor  bis  tief  in  den  Dezember 
ausdehnen,  wenn  sie  Anfang  September 
in  ein  Warmhaus  gebracht  werden,  wo 
dann  die  Blumen  einen  ganz  aus- 
gezeichneten Werkstoff  für  feinere 
Binderei  abgeben. 


*)    Die   Abbildung    ist    leider    zu    klein,     so 
dass  wir  sie  nicht  bringen  können. 

I).   Red. 


Auch  zum  Ausschmücken  derZimmer 
sind  dieselben  recht  gut  zu  verwenden, 
indem  die  ganze  Pflege  nur  in  tleissigem 
Begiessen  besteht,  bis  die  Blüten  all- 
mählich nachlassen  und  dann  die  Ruhe- 
zeit eintritt,  wo  nur  noch  soviel  Wasser 
gereicht  werden  darf,  dass  die  Wurzeln 
nicht  vertrocknen.  Im  März  beginnt 
sich  dann  der  Trieb  wieder  zu  regen, 
wo  die  günstigste  Zeit  zum  Verpflanzen 
gekommen  ist;  als  Nährboden  gebe 
man  Lauberde,  der  man  etwas  Ilorn- 
späne  beimischt.  Im  Laute  desSommers, 
überhaupt  in  der  Vegetationszeit  gebe 
man  wöchentlich  zweimal  einen  Dung- 
guss  und  Hornspanwasser,  was  die 
Blütenbildung  ungemein  befördert, 
indem  sich  gleichzeitig  die  Blätter  recht 
krät'tigausbilden.  und  müssen  dieselben, 
da  sie  sehr  leicht  brechen,  recht  vor- 
sichtig behandeltet  werden,  damit  die 
Pflanze  dadurch  nicht  verunstaltet  wird. 
Und  nicht  allein  dieses,  auch  die 
Blütenstiele,  welche  sich  auf  der  Basis 


214 


Kleinere  Mitteilungen. 


des  Blattes  bilden,  gehen  zurück,  wenn 
ein  Blatt  zerbrochen  wird,  wie  ich 
dieses  bisher  sehr  oft  beobachtet 
habe.  Jedes  Blatt  bringt  8 — 9  Blüten- 
stiele, wovon  wieder  ein  jeder  bis 
6  einzelne  Blumen  bringt;  also  je  mehr 
gut  ausgebildete  Blätter  vorhanden, 
je  mehr  Blütenstiele  werden  hervor- 
kommen,und  ist  es  daher  recht  lohnend, 
wenn  man  ältere  Pflanzen  kultiviert, 
die  nicht  selten  25  Blütenstengel  auf 
einmal  über  die  Blätterrosette  erheben, 
wie  die  Abbildung  zeigt.  Diese  Pflanze 
ist  Ende  August  photographiert  und 
heut,  am  6.  Dezember,  sind  noch 
32  Blumen  geöffnet. 

Ganz  besonderes  Gewicht  ist  darauf 
zu  legen,  dass  die  Entwicklung  durch 
nichts  gestört  wird,  dann  kann  man 
durch  nochmaliges  Verpflanzen  im 
Juli  wahre  Ausstellungspflanzen  kulti- 
vieren, sodass  sich  im  Laufe  des 
Sommers  ca.  20  Blätter  ausbilden,  was 
160 — 180  Blütenstiele  giebt,  alle  wieder 
mit  durchschnittlich  je  6  Blüten;  so 
produziert  eine  gut  kultivierte  Pflanze 
über  1000  Blumen,  die  nun  bei  den 
neuen  Hybriden  von  weiss  bis  in 
violett  variieren  und  recht  grossblumig 
sind;  und  was  die  Hauptsache  ist,  sie 
lassen  sich  recht  gut  zur  Binderei  ver- 
wenden. Auch  als  Topfpflanzen  werden 
sie  willig  Käufer  finden  und  die  wenige 
Mühe  reichlich  lohnen.  Stellt  man  die 
temperiert  überwinterten  Streptocarpus 
nach  dem  Verpflanzen  auf  warmen  Fuss, 
so  kann  man  schon  von  Mitte  April 
ab  blühende  Pflanzen  haben,  welche 
bei  vorsichtiger  Behandlung  bis  im 
Herbst  uns  durch  ihre  Blumen  erfreuen 
werden. 

Gr.-Tabarz  (Villa  Spindler). 

J.  Biemüller. 


Das  ungewöhnlich  milde  Wetter 

der  letzten  Tage,  schrieb  die  Voss. 
Ztg.  am  17.  Februar,  hat  die  Vegetation 
im  Freien  ausserordentlich  beeinflusst. 
Eine  ganze  Anzahl  Sträucher  haben 
ihre  Knospen  geöffnet  und  die  jungen 
Triebe  sind  zum  teil  schon  mehrere 
Zentimeter  lang.  Aber  nicht  nur  junges 
Laub,  sondern  auch  Blüten  treten  schon 
vielfach  auf,  und  zwar  nicht  nur  die  un- 
scheinbaren Kätzchen  der  Haseln  und 
Erlen,  sondern  auch  bunte  Blumen, 
wie  die  reizenden  roten  Blumen  der 
dahurischen  Alpenrose  (Rhododendron 


dahuricum),  diemattrosa,  süssduftenden 
Blumen  des  Seidelbastes  (Daphne 
Mezereum).  Ja  selbst  Monatsrosen,  die 
ungedeckt  durch  den  Winter  gingen, 
beginnen,  die  Knospen,  die  sie  im 
Herbst  gebildet  hatten,  zu  öffnen.  An 
den  Pfirsichsträuchern  färben  sich  die 
Blütenknospen  schon  deutlich  rosen- 
rot. Noch  grösser  ist  die  Zahl  der 
jetzt  im  Freien  blühenden  krautigen 
Gewächse.  Die  verschiedenen  Schnee- 
glöckchen, die  Winterlinge,  die  Helle- 
borusarten  stehen  schon  seit  längerer 
Zeit  in  voller  Blüte,  die  gelbe  Stern- 
bergia  lutea  blüht  nun  schon  seit 
Oktober  ununterbrochen.  Die  ver- 
schiedenen Krokusarten,  die  im  Früh- 
jahr blühen,  haben  zum  teil  bereits 
ihre  Blumen  geöffnet,  zum  teil  stehen 
sie  unmittelbar  vor  dem  Aufblühen. 
Veilchen  giebt  es  bereits  in  grösserer 
Menge ,  ebenso  frische  ,  stengellose 
Primeln  (Primula  acaulis). 

Mit  dem  Plan  eines  Nordparkes, 

wie  er  für  die  Reh-  und  Wurzelberge 
in  Aussicht  genommen  ist,  beschäftigt 
sich  jetzt  die  städtische  Bauverwaltun^. 
Sie  hat  zunächst  das  Gelände  dieser 
,,Gebirgs"-Landschaft  festzulegen,  um 
das  Ganze  dem  Bebauungsplan  an- 
zupassen und  die  notwendig  werdenden 
Abänderungen  der  Baufluchtlinien  in 
den  Stadtplan  einzuzeichnen.  Der 
grössere  Teil  des  fraglichen  Gebiets 
befindet  sich  in  fremdem  Besitz,  so- 
dass später  auch  noch  Verhandlungen 
mit  den  betreffenden  Eigentümern 
erforderlich  werden.  Nach  alledem 
dürften  die  Anpflanzungen  in  diesem 
Jahre  kaum  noch  in  Angriff  genommen 
werden  können.  (Der  Plan  des  Herrn 
Gartendirektors  Mächtig  ist  ein- 
zwischen  genehmigt.) 


Neuerungen  in  der  Berliner  Kunst-Ausstellung. 

In  der  diesjährigen  Grossen  Berliner 
Kunst-Ausstellung  werden  einige  Neue- 
rungen geplant.  Unter  anderem  soll 
die  grosse  Vorhalle,  die  bisher  für 
die  Werke  der  Plastik  verwendet 
wurde,  in  eine  Art  Gewächshaus  oder 
Orangerie  mit  exotischem  Pflanzen- 
werk umgewandelt  und  mit  behaglichen 
grösseren  Nischen  versehen  werden, 
in  welchen  die  Plastik  Aufstellung 
finden  soll.  Insbesondere  sollen  dort 
einige    bereits    angemeldete    Brunnen- 


Kleincrc   Mitteilungen. 


■2  1 


Gguren  inThätigkeit  aufgestellt  werden, 
die  dazu  dienen  werden,  in  der  heissen 
Jahreszeit  den  Besuchern  der  Aus- 
stellung Erholung  und  Erfrischung  zu 
spenden.  Die  teilweise  sehr  hohen 
Ausstellungsräume,  die  im  ganzen  einen 
kalten  und  nüchternen  Eindruck  hervor- 
riefen, sollen  durch  wirksame  Yelarien 
in  behagliche,  intime  Räume  um- 
gestaltet werden. 

Zur  Bekämpfung  des  Apfelblütenstechers. 

Garten-Inspektor  Held  an  der  land- 
wirtschaftlichen Akademie  in  Hohen- 
heim  bei  Stuttgart  hat  eine  Reihe  von 
Versuchen  über  die  Bekämpfung  des 
Apfelblütenstechers.  jenes  kleinen 
Käferchens,  das  unter  den  Rinden- 
schuppen unserer  Obstsäume  lebt,  an- 
gestellt, und  ist  zu  dem  Resultat  ge- 
kommen, dass  von  den  Bekämpfungs- 
mitteln, welche  er  angewendet  hat, 
diejenigen  die  besten  waren,  welche 
am  wenigsten  kosteten,  und  zwar: 

1.  Das     Umwickeln     der    Bäume 
mit  Heuseilen. 

2.  Das  Abklopfen. 

Heuseile  wurden  im  Oktober  und 
November  1897  um  die  Bäume  gelegt. 
Ich  möchte  aber  vorschlagen,  sie  schon 
im  Juli  umzulegen,  da  ein  gut  Teil 
der  Käferchen  schon  in  diesem  Monate 
Schlupfwinkel  sucht.  Dieses  Verfahren 
ist  übrigens  sehr  alt  und  auch  bei  uns 
noch  da  und  dort  »gegen  die  Hexen« 
üblich,  damit  dieselben  die  zukünftige 
Ernte  nicht  beschädigen.  Bei  uns 
werden  die  Strohseile  aber  viel  zu 
spät,  wenn  der  Baum  schon  entlaubt 
ist.  umgelegt,  reber  das  Heuseil  hat 
nun  Held  4 — öfach  zusammengefaltetes 
Pack-  oder  Zeitungspapier  mittels  Bind- 
faden befestigt  und  darunter  im  Fe- 
bruar 1898  von  2100  Bäumen  22000 
Käferchen,  also  pro  Baum  10  Käferchen 
gefangen,  die  schon  einen  recht  er- 
heblichen Schaden  angerichtet  hätten. 

Als  die  beste  Yertilgungs-Methode 
bezeichnet  aber  Held  das  Abklopfen 
der  Bäume,  das  er  an  3000  Obstbäumen 
ausführte. 

Der  Versuch  dauerte  vom  28.  März 
bis  2.  Mai  und  ergab,  dass  nur  das 
Abklopfen  und  Autlesen  der  Schädlinge 
von  durchgreifendem  Erfolge  ist. 


Man  legte  unter  die  Bäume  ein 
Wagenlaken  oder  grosse  Tücher.  Zum 
Abklopfen  wurden  Stangen  benutzt, 
an  deren  Spitze  sich  ein  Stück  Hisen- 
röhre  betindet,  die  mit  Gummi  oder 
Lappen  überzogen  ist.  Dieses  Ab- 
klopfen ist  besser  als  das  Abschütteln. 
hie  Z<-it  zum  . Vlddopfen  ist  früh  von 
5  —  7  Uhr,  wenn  die  Käferchen  noch 
steif  sind.  Die  Tierchen  werden  dann 
zusammengekehrt  und  in  einem  Behälter, 
in  dem  sich  Kalkmilch  und  etwas 
Petroleum  befindet,  getötet. 
C.  Reichelt,  Ratg.  f.  Obst-  u.  Gartenb.,FriedbcrL\ 


Ein  Reichs-Versuchsgarten 

wird  an  der  von  Steglitz  nach  Dahlem 
führenden  Chaussee  gegenüber  dem 
Haupteingang  zum  neuen  Botanischen 
('.arten  angelegt.  Dieser  Versuchs- 
garten untersteht  dem  Reichsgesund- 
heitsamte in  der  Klopstockstrasse 
und  hat  mit  dem  Botanischen  Garten 
nichts  zu  thun.  Der  Zweck  der  neuen 
Anlage,  die  nördlich  der  Dahlemer 
Chaussee  ein  weit  ausgedehntes,  vor- 
läufig von  einem  Drahtzaun  einge- 
schlossenes Gelände  umfasst,  besteht 
lediglich  darin,  gewisse  Krankheits- 
erscheinungen bei  Pflanzen  zu  beob- 
achten und  die  Urschen  und  Ver- 
hütungen derartiger  Erkrankungen  zu 
ergründen. 

Rosenkrankheit. 

Grosse  Niedergeschlagenheit,  schreibt 
die  Voss.  Ztg.,  herrscht  unter  den 
Rosenzüchtern,  denn  es  ist  noch  nicht 
gelungen,  dem  heimtückischen  Krank- 
heitserreger der  La  France-Rose 
richtig  auf  die  Spur  zu  kommen. 
Während  mikroskopische  Untersuchun- 
gen das  Vorhandensein  eines  Wurzel- 
pilzes nicht  ergaben  und  Prof.  Dr. 
Sorauer  der  Ansicht  zuneigt,  es 
handle  sich  nur  um  eine  allgemeine 
Sohwächeerscheinung.  will  der  Rosen- 
züchter  Kinkel-Rosenheim  beobachtet 
haben,  dass  die  vorjährige  grosse 
Hitze  im  August  die  Hauptursache 
der  Zerstörung  abgegeben  habe. 
Neuerdings  will  man  eine  ähnliche 
Krankheitserscheinung  auch  bei  der 
Marschall  Niel-Rose  testgestellt  haben. 


2l6 


Litteratur. 


Litteratur. 


Kunst-Formen  der  Natur. 
Vor  einigen  Monaten  kündigte  das 
Bibliographische  Institut  in  Leipzig 
unter  diesem  Titel  ein  in  etwa  fünf 
Lieferungen  zu  je  3  M.  erscheinendes 
Werk  an,  dessen  Urheber  Professor 
Ernst  Haeckel  in  Jena  ist.  Wer  mit 
dem  Mikroskope  arbeitet,  findet  manch- 
mal unter  demDeckglase  Anordnungen, 
Gliederungen  an  und  für  sich  sehr 
wenig  bedeutender  oder  wenig  ge- 
kannter Objekte,  die  Ausrufe  der  Be- 
wunderung hervorlocken,  weil  die 
Umrisse  des  Ganzen  und  der  einzelnen 
Teile  die  Empfindung  des  Schönen 
auf  das  lebhafteste  erwecken.  Oft 
genug  staunt  man  über  harmonische 
Gestaltung  und  edlen  Aufbau,  wo  man 
sie  gar  nicht  vermutet  hätte,  und  auch 
die  allerkleinsten  Schöpfungen  der 
allwaltenden  Natur  tragen  mitunter  in 
ihrer  äusseren  Erscheinung  den  Stempel 
des  Schönen  in  so  hervorragendem 
Masse,  dass  man  nur  bedauern  muss, 
dass  ein  solcher  Anblick,  eine  solche- 
Quelle  des  reinsten  Genusses,  verhältnis- 
mässig nur  wenigen  zugänglich  ist. 

Empfindungen  dieser  Art  waren  es, 
die  mich  bald  in  den  Besitz  der  ersten 
Lieferung  dieses  Werkes  kommen 
Hessen;  versprach  doch Haeckels Name 
auch  in  dieser  Richtung  Hervorragendes. 
Meine  Erwartungen  sind  aber  um  ein 
Vielfaches  übertroffen  worden,  und  ich 
kann  mich  an  den  herrlichen  Formen 
von  ebenso  grosser  Mannigfaltigkeit 
als  von  eigenartiger  Anordnung  gar 
nicht  satt  sehen.  Welche  Anregung  wird 
aus  diesen  Abbildungen  ein  Gärtner 
empfangen,  dessen  Auge  die  Dinge 
mit  dem  Massstabe  der  Schönheit  zu 
messen  gewohnt  ist?!  Welche  herrlichen 
Vorbilder  für  das  Blumenbeet,  für  die 
Binderei  und  für  Ausschmückungen 
aller  Art  bieten  sich  hier  in  den  Dar- 
stellungen der  verschiedensten  Meeres- 
bewohner dem  formenfreudigen  Auge?! 

Wie  Haeckel  selbst  über  die  Sache 
denkt,  das  mögen  einige  Sätze  der  von 
ihm  verfassten  Vorrede  ausdrücken. 
Gleich  zu  Anfang  heisst  es:  „Die  Natur 
erzeugt  in  ihrem  Schosse  eine  un- 
erschöpfliche Fülle  von  wunderbaren 
Gestalten,  durch  deren  Sehönheit  und 
Mannigfaltigkeit  alle  vom  Menschen 
geschaffenen       Kunstformen      weitaus 


übertroffen  werden.  Die  Naturprodukte, 
aus  deren  Nachahmung  und  Model- 
lierung die  bildendeKunst  desMenschen 
hervorgegangen  ist ,  gehören  be- 
greiflicherweise solchen  höheren 
Gruppen  des  Pflanzenreichs  und  des 
Tierreichs  an,  mit  denen  der  Mensch 
in  beständiger  Berührung  lebte,  vor 
allem  den  Blütenpflanzen  und  Wirbel- 
tieren. Dagegen  ist  den  meisten 
Menschen  grösstenteils  oder  ganz  un- 
bekannt jenes  unermessliche  Gebiet 
der  niederen  Lebensformen,  die  ver- 
steckt in  den  Tiefen  des  Aleeres 
wohnen  oder  wegen  ihrer  geringen 
Grösse  dem  unbewaffneten  Auge  ver- 
schlossen bleiben." 

,,Die  vorliegenden  ..Kunstformen  der 
Natur"  verfolgen  den  Zweck,  jene  ver- 
borgenen Schätze  ans  Licht  zu  ziehen 
und  einem  grösseren  Kreise  von 
Freunden  der  Kunst  und  der  Natur 
zugänglich  zu  machen.  Seit  frühester 
Jugend  von  dem  Formenreize  der 
lebendigen  Wesen  gefesselt  und  seit 
einem  halben  Jahrhundert  mit  Vorliebe 
morphologische  Studien  pflegend,  war 
ich  nicht  nur  bemüht,  die  Gesetze 
ihrer  Gestaltung  und  Entwicklung  zu 
erkennen,  sondern  auch  zeichnend  und 
malend  tiefer  in  das  Geheimnis  ihrer 
Schönheit  einzudringen.  Auf  zahl- 
reichen Reisen,  die  sich  auf  einen  Zeit- 
raum von  fünfundzwanzig  Jahren  er- 
strecken, habe  ich  alle  Länder  und 
Küsten  Europas  kennen  gelernt  und 
auch  an  den  interessantesten  Gestaden 
des  nördlichen  Afrika  und  des  süd- 
lichen Asien  längere  Zeit  gearbeitet. 
Tausende  von  Figuren,  die  ich  auf 
diesen  wissenschaftlichen  Reisen  nach 
der  Natur  gezeichnet  habe,  sind  bereits 
in  meinen  grösseren  Monographien 
publiziert;  einen  anderen  Teil  will  ich 
bei  dieser  Gelegenheit  veröffentlichen. 
Ausserdem  werde  ich  bemüht  sein, 
aus  der  umfangreichen  Litteratur  die 
schönsten  und  ästhetisch  wertvollsten 
Formen  auszulesen  und  zusammen- 
zustellen." 

Und  schliesslich  sagt  Haeckel:  „Die 
Quellen  ästhetischen  Genusses  und 
veredelnder  Erkenntnis,  die  überall 
in  der  Natur  verborgen  sind,  sollten 
mehrundmehr  erschlossen  undGemein- 
gut  weitester  Bildungskreise  werden." 


Litteratur. 


2  i  7 


Gärtnerische  Kreise  dürfen  dem 
Herrn  Verfasser  und  in  zweiter  Linie 
seinen  Mithelfern  sowie  der  Verlags- 
buchhandlung für  die  Veröffentlichung 
gerade  dieses  Werkes  grossen  Dank 
wissen.  Uns  aber  erfüllt  es  mit  Stolz 
und  Freude  ,  einen  Forscher  wie 
Haeckel  in  Sachen  der  Schönheit  der 
.Natur  auf  unserer  Seite  zu  sehen  und 
von  ihm  eine  so  wirksame  Unter- 
stützung zu  empfangen.  Den  Sitz  alles 
wahrhaft  Schönen  in  der  Natur  zu 
suchen,  dazu  die  jungen  Gärtner,  die 
1  räger  der  nächsten  beruflichen  Ge- 
neration immer  mehr  anzuleiten  und 
darauf  zu  verweisen,  das  sollte  eine 
der  Hauptaufgaben  der  Lehrer  des 
Gartenbaues  sein.  Wenn  erst  die  Natur 
als  die  unerschöpfliche  Quelle  aller 
Schönheits-Begriffe  allgemein  benutzt 
wird,  dann  nimmt  der  Gartenbau  in 
seinem  ganzen  Umfange  einen  neuen 
Aufschwung! 

L.-Oek.-R.  R.  Goethe-Geisenheim. 


II.  Graf  zu  Solms-Laubach,  Pro- 
fessor der  Botanik  an  der  Universität 
Strassburg  i.  E.,  Weizen  und  Tulpe 
und  deren  Geschichte.  Mit  i  Tafel 
in  Handkolorit.  Leipzig.  Verlag  von 
Arthur  Felix   1899. 

Eine  echte  deutsche  Gelehrtenarbeit, 
wie  wir  sie  stets  in  den  Schriften  des 
Reichsgrafen  zu  Solms-Laubach 
finden,  liegt  auch  in  dieser  Schrift 
vor.  Schade,  dass  er  nicht  zwei  Ver- 
öffentlichungen daraus  gemacht  hat, 
dann  würde  die  Zahl  der  Käufer 
vielleicht  doppelt  so  gross  werden, 
denn  viele  interessieren  sich  nur  für 
den  Weizen,  andere  nur  für  die  Tulpe. 
Wir  schli  essen  uns  bezüglich  des  Weizens 
der  Auffassung  des  Verfassers  an.  dass 
man  Körnicke's  fünf  Unterarten 
von  Triticum  vulgare,  dem  gemeinen 
Weizen:  vulgare  im  engeren  Sinne,  tur- 
gidum.  durum,  Spelta  und  dicoecum, 
besser  als  Arten  aufführt.  Wir  haben 
das  zwar  früher  selbst  nicht  gethan, 
sondern  sind  Alefeld  und  Körnicke 
in  mancher  Hinsicht  gefolgt.  Wenn 
man  aber  wünscht,  dass  die  Landwirte 
die  lateinischen  Namen  bei  Getreide 
anwenden  sollen,  muss  man  die  Sache 
1  hst  vereinfachen  und  nicht  sagen: 
Triticum  vulgare  durum  etc.,  sondern 
einfach    I  riticum  durum. 

Dil  Hauptfrage,  die  der  Verfasser  zu 
lösen  sucht,  ist  die  nach  dem  Vater- 


lande des  Weizens.  Während  fast 
alle  Vorgänger  die  Heimal  in  West- 
asien suchen,  nimmt  er  Mittelasien  an, 
weil  sonst  nicht  erklärlich  sei,  dass 
in  China  der  Weizen  schon  im  3.  Jahr- 
tausend, in  Aegypten  erst  im  4.  Jahr- 
tausend vor  Chr.,  kultiviert  winde. 
Auch  führt  er  als  ausgezeichnet.  1 
Paläontologe  die  Verhältnisse  der  Vor- 
welt, z.T.  unter  Benutzung  von  Englers 
Arbeiten,  zur  Begründung  an. 

Leider  sind  fossile  od  er  prähistorische 
Weizenproben  in  Zentralasien  bis  jetzt 
nicht  gefunden.  Dass  die  Weizenkultur 
in  Zentralasien  uralt,  ist  gewiss  nicht 
zu  bestreiten;  aber  man  kann  sich 
vielleicht  ebensogut  vorstellen,  dass 
sie  von  Vorderasien  nach  Zentralasien 
und  von  da  nach  China  sich  aus- 
gebreitet habe. 

Die  prähistorischen  Funde  bespricht 
der  Verfasser  eigentlich  viel  zu  wenig. 
Des  Referenten  Arbeiten,  z.  B.  seine 
Ansicht,  dass  T.  dicoecum  der  Urform 
am  nächsten  stehen  möchte,  eine  An- 
sicht, der  auch  Kör  nicke  zuneigt, 
scheinen  dem  Verfasser  nicht  bekannt 
zu  sein. 

Für  den  Gärtner  viel  wichtiger  ist 
die  auch  räumlich  ausgedehntere  Ab- 
handlung über  die  Geschichte  der 
Tulpen  in  Mittel-  und  Westeuropa. 
Solms  bespricht  1.  die  Feldtulpen, 
2.  die  Gartentulpen.  Er  weist  nach, 
dass  die  gelbe  wilde  Tulpe,  Tulipa 
silvestris,  die  jetzt  bis  zum  südlichen 
Schweden  wächst,  ursprünglich  nur  in 
einem  begrenzten  Bezirk  Italiens  bei 
Barga,  im  oberen  Serchiothal  in  den 
Apenninen  und  bei  Bologna  einheimisch 
war  und  erst  später,  im  vorigen  Jahr- 
hundert, bei  uns  verwildert  ist. 

Die  Gartentulpe  wurde  von  Busb  ecq, 
dem  Gesandten  Kaiser  Ferdinands  I. 
beim  Sultan  für  die  Gärten  entdeckt. 
Als  er  im  Jahre  1554  nach  Kon- 
stantinopel  reiste,  sah  er  in  einem 
Garten  zwischen  dieser  Stadt  und 
lladrianopelzum  ersten  Mal  dieseBlume 
(Solms  zitiert  die  betr.  Stelle  aus  dem 
Reisebrief);  merkwürdigerweise  sah 
Conrad  Gesner  sie  schon  1559  'n 
Augsburg  aus  Samen  gezogen.  Clusius, 
dei  157;-;  nach  Wien  kam,  traf  dort 
mit  Busbecq  zusammen,  der  ihm  viele 
Samen  schenkte,  auch  Tulpensamen. 
Ausserdem  ist  die  Tulpe,  ehe  Clusius 
sie  inHolland  verbreitete, schon  um  1570 
in  Mecheln    gewesen,    1574  blühte  die 


2l8 


Litteratur. 


erste  in  Brüssel,  1594  war  sie  schon 
in  mehreren  Sorten  in  Breslau. 

In  Holland  unterscheidet  man  heute 
1.  einfarbige  oder  Muttertulpen,  2.  bunt- 
farbige oder  gebrochene,  von  letzteren 
wieder  a)  Bizarden,  mit  gelbem 
Grund  und  verschiedener  Panachierung, 
b)  Flamands,  die  weissgrundig  sind 
und,  wenn  die  Panachierungsfarbe 
violett  ist,  Bybloemen  (sprich  Bei- 
blumen), wenn  sie  rot  ist,  »Roses« 
heissen.  Alle  die  berühmten  alten 
Sorten,  wie  Semper  Augustus,  Admiral 
Liefkens,  Gouda  (sprich  Gauda)  u.  s.  w., 
von  denen  wir  noch  kolorierte  Ab- 
bildungen besitzen,  sind  nach  Solms 
durchweg  Bybloemen  oder  Roses. 

Solms  hatte  das  Glück,  die  gross- 
artige Bibliothek  des  Herrn  E.  H. 
Krelage  in  Haarlem  eingehend  durch- 
sehen zu  können,  und  auf  Grund  dieser 
Studien  und  anderer  Originalquellen 
giebt  ereineganz  eingehende  Geschichte 
derselben,  namentlich  auch  des  Tulpen- 
schwindels. 

Wir  lächeln  heute  über  die  hohen 
Preise,  die  damals  für  Tulpen  gezahlt 
wurden,  aber  ist  es  heute  bei  den 
Orchideen,  z.  B.  den  Cypripedien,  nicht 
ähnlich?  Der  Unterschied  ist  nur  der, 
dass  man  bei  den  Tulpen  eine  Art 
Terminhandel  trieb,  dass  man  Blumen 
verkaufte,  die  man  noch  gar  nicht  hatte. 

Solms  geht  auch  auf  die  Ab- 
stammung der  Gartentulpen  ein  und 
schliesst  mit  folgenden  Sätzen: 

Es  stellt  sich  heraus,  dass  die 
Gartentulpen  die  variable  Progenies 
(Nachkommenschaft)  zwischen  nicht 
näher  bestimmbaren  asiatischen  Spezies 
der  Gattung,  dass  die  wilden  Alt- 
tulpen Europas  reine,  aus  dem  Osten 
gekommene  Arten  darstellen,  dass 
endlich  die  Neutulpen  (Neotulipes  der 
Italiener)  sich  als  Abkömmlinge  der 
Gartentulpen  erweisen,  die  wieder  in 
wilden  Zustand  gelangt  sind,  und  dass 
deren  häufiges  Neuauftreten  der  geringen 
Konstanz  der  Vererbung  bei  der  Fort- 
pflanzung mittels  Samen,  gegebenen- 
falls der  Sportbildung  zur  Last  zu 
legen  ist. 

Die  Einzelheiten  möge  man  in  Solms 
trefflichem  Werk  selber  lesen! 

Die  beigefügte  Tafel  giebt  drei 
berühmte  Tulpen  farbig  wieder: 
1.  Viseroy  (weiss  mit  violetter 
Panachierung),     2.    Semper    Augustus, 


3.     Gouda     (beide     weiss      mit    roter 
Panachierung).  L.  W. 


A.  Voss,  Gärtnerisches  Zentralblatt. 
Referierendes  und  forschendes  Organ 
für  den  gesamten  Gartenbau  u.  s.  w. 
Berlin,     Weissenburgerstrasse  66. 

Zentralblätter  giebt  es  bereits,  auf 
den  verschiedensten  Gebieten  der 
Naturwissenschaften  und  verwandter 
Disziplinen.  Sie  haben  den  Zweck,  in 
kurzer  und  gedrängter  Form  möglichst 
vollständig  alle  Arbeiten  und  sonstigen 
Mitteilungen,  die  in  dem  betreffenden 
Fach  erschienen  sind,  zu  bringen,  und 
sie  sind  infolge  dessen  für  Forscher 
und  Interessenten  eine  grosse  Er- 
leichterung bei  ihren  Arbeiten.  Mit 
Freude  ist  daher  auch  das  bisher 
noch  nicht  existierende  gärtnerische 
Zentralblatt  zu  begrüssen.  Damit  aber 
ein  derartiges  Werk  ein  wirkliches 
,, Zentralblatt''  und  ein  zuverlässiges 
Nachschlagewerk  sei,  ist  es  freilich  u.a. 
absolut  notwendig,  dass  es  die  betr. 
Artikel  bald  bringt  und  nicht  um 
mehrere  Jahre  nachhinkt  ,  wie  dies 
leider  bei  manchen  ähnlichen  „Zentral- 
blättevn"  der  Fall  ist,  ferner,  dass  es 
alle  litterarischen  Erscheinungen 
möglichst  vollständig  giebt  und  nicht 
einzelne  Gebiete  bevorzugt,  und  endlich, 
dass  die  betr.  Referate  und  sonstigen 
Mitteilungen  objektiv  wiedergegeben 
werden.  Dass  möglichst  viele  Mit- 
arbeiter an  einem  solchen  Zentral- 
blatt thätig  sind,  kann  dasselbe  nur 
fördern  und  vor  Einseitigkeit  bewahren. 
In  wie  weit  Herr  Voss  sich  auf  den 
angegebenen  Standpunkt  stellen  wird 
und  will,  muss  die  Zukunft  lehren. 
Jedenfalls  war  es  bedenklich,  von  dem 
ersten  Heft  gleich  etwa  ein  Achtel  mit 
der  unglücklichen  Nomenklaturfrage 
zu  füllen.  .Glücklicherweise  sind  die 
folgenden  Nummern  in  dieserBeziehung 
besser. 

Wir  wünschen  dem  Unternehmen 
des  Herrn  Voss  von  ganzem  Herzen 
nach  jeder  Richtung  hin  den  besten 
Erfolg,  denn  ein  gärtnerisches  „Zentral- 
blatt" ist  thatsächlich  ein  Bedürfnis. 
Mögen  diese  Zeilen  dazu  beitragen, 
aus  seiner  Zeitschrift  ein  „Zentralblatt" 
im  wahrsten  Sinne  des  Wortes  zu 
machen,  dann  wird  auch  der  pekuniäre 
Erfolg  nicht  ausbleiben. 

Dr.  Kr. 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


2  ig 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


Petersburg.  III.  internationale 
Gartenbau-Ausstellung  vom  5./17. 
bis   15.27   Mai    1899. 

Alphabetisches  Verzeichnis  der  deutschen 
Preisrichter 

tür  die  internationale  Gartenbau-Aus- 
stellung in  Petersburg  vorn  5.1 7.  bis 
15.  37.  Mai  1899  (soweit  sie  bis  zum 
28.  März  gemeldet  waren),  unter  Weg- 
lassung der  Titel.  Es  sind  78,  von 
von  21  Herren  steht  die  Erklärung 
noch  aus.) 

Benary,  E.,  Erfurt. 

Bertram,  Dresden. 

Betten,  R  ,  Frankfurt  a.  O. 

Bluth,  Franz,  Gr.-Lichterfelde  b.  Berlin. 

Bornemann,  Blankenburg  a.  H. 

Buchner,  M.,  München. 

Bunt/el.Max,  Xieder-Schönweide  b. Berlin. 

Bunker,  Hamburg. 

Chrestensen,  \.  I..,  Erfurt. 

Conwentz,  Danzig. 

Dippe,  C,  Quedlinburg. 

Drude,  O.,  Dresden. 

Fchtermeyer,  Th.,  Wildpark  b.  Potsdam. 

Engler,  A.  W.,  Berlin. 

Fintelmann,  G.,  Sanssouci  b.  Potsdam. 

Grünenthal,  G.,  Berlin. 

Grussdorf,  H.,  Quedlinburg. 

Hammelbacher,  J.   O.,  München. 

Harms,  Fr.,  Hamburg. 

Hauber,  J.,  Cassel. 

Haubold,  B.,  Laubegast-Dresden. 

Heinemann,  F.  C,  Erfurt. 

Heibig,  H.  F.,  Laubegast. 

Henckel,  H.,  Darmstadt. 

Hering,  C,  Potsdam. 

Hesdörfler,  Berlin. 

Heyneck,  O.,  Magdeburg. 

Hoffmann,  Mart,  Treptow  b.  Berlin. 

Höss,  A.,  Frankfurt  a.   M. 

Jawer,  Th.,  Nieder-Schönhausen  b.  Berlin. 

Jürgens,  R.,  Hamburg. 

Kallmevcr,  Stettin. 

Kaiser,  W.,  Würzburg. 

Knöfek  Dresden. 

Kolb,  M.,  München. 

Koopmann,   K.,  Wernigerode  a.   H. 

Kracke,  Döhren. 

Krantz,  II..  Mittelhufen  b.  Königsberg. 

Kränzlin,  F.,  Gr.-  Lichterfelde  b.  Berlin. 

Kuntze,  C,  Berlin. 

Lackner,  C,  Steglitz  b.  Berlin. 

Lambert,  !'..  Trier. 

Lindberg,  A.,  I  .übeck. 

Loock,    I.  F..  Berlin. 

Mette,  Heinr..  Quedlinburg. 

Mietsch,  C.  W.,  Dresden. 

Müller,   F.,   Erfurt. 

Neumann,  O.,  Schöneberg  b.  Berlin. 


(  Hberg,  O.,  Dresden. 
Paulig,  Ph.,  Lübeck. 
Putzer,  F.,  Heidelberg. 
Rathke,  Fr.,  Praust  b.  Danzig 
Raue,  H.,  Dresden. 
Reimers,  Th.,  Altona  Ottensen. 
Richter,  L.  R.,  Strehlen- Dresden. 
Riechers,  F.  A.,  Söhne,  Hamburg. 
Röthcke,  G.,  Frankfurt  a.   M. 
Ruschpier,  P.,  Dresden-Strehlen. 
Rüppel,  Hamburg. 
Schmidt,  G.,  Erfurt. 
Schröder,  Mainz. 
Seeligmüller,  E.  C,  (Tonberg. 
Seidel,  IL,  Laubegast  Dresden. 
Seidel,  R.,  Laubegast- Dresden. 
Seyderhelm,  H.,  Hamburg. 
Siebcrt,  A.,  Frankfurt  a.  M. 
Siesmayer,  J.,  Frankfurt  a.  M. 
Singer,  A.,  Kissingen, 
van  der  Smissen,  G,  Steglitz  b.  Berlin. 
Stehen,  R.,   Dalldorf  b.  Berlin. 
Stoldt,  C,  Wandsbeck-Marienthal  b.  Ham- 
burg. 
Strassheim,  Frankfurt  a.  M. 
Tiefenthal,  O.,  Wandsbeck  b.  Hamburg. 
Trip,  J.,  Hannover. 
Wagner,  A.,  Leipzig-Gohlis. 
Weissbach,  R.,  Laubegast-Dresden. 
Wiese,  A.,  Stettin. 
Wittmack,  L.,  Berlin. 


Herr  Wm.  Minlos  (Dampfschiffs- 
Rhederei  Lübeck  und  Hamburg)  hat 
sich  bereit  erklärt,  den  Dampfer 
..Marie  Louise",  Kapt.  Xachtwey,  am 
Dienstag  den  9.  Mai  von  Lübeck 
nach  Petersburg  abfahren  zu  lassen. 
Ankunft  in  Petersburg,  Seezollamt  am 
13.— 14.  Alai  (von  dort  können  die 
( Titer  in  30—40  Minuten  per  Wagen 
zur  Ausstellung  befördert  werden). 
Der  Dampfer  bietet  neben  vielem 
Deckraum  auch  Platz  für  ca.  2<>  Pas- 
sagiere. Herr  Min  los  bietet  den  Aus- 
stellern eine  Sonderfracht  und  Passage 
an,  nämlich  eine  Seefracht  für  Bäume 
und  Pflanzen  von  M.  1.50  4-  15%  Cap- 
laken  pro  50  kg  gegen  die  Taxfracht  von 
1  Rubel  =  2,2'>  M.  +  15%  Gapl.  pro 
50  kg  und  eine  Passage  von  50  M. 
inclusive  Beköstigung  für  die  Einzel- 
fahrt gegen   Taxe  von  60  M.  pro  Person. 

Die  Seeversicherung  würde  Herr 
Minlos  im  Raum  mit  '  ,"„  und  auf 
Deck  mit  l/a%  besorgen. 

Bei  Deckverladung  würden  Vor- 
kehrungen   getroffen  werden,    um    die 


220 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


Pflanzen  thunlichst  gegen  Seewasser 
und  Sonnenstrahlen  zu  schützen. 

In  Lübeck  sind  die  Ausstellungs- 
gegenstände an  die  Firma  Wm.  Minlos 
zu  adressieren.  Spätestens  am  8.  Mai 
abends  müssten  die  Güter  in  Lübeck 
eintreffen. 

Etwa  drei  Wochen  vor  dem  Abgangs- 
termin des  Dampfers  ist  das  ungefähr 
zur  Verladung  kommende  Quantum  an 
Gütern  Herrn  Minlos  aufzugeben. 

Hamburg,  22.  Januar  1899. 

Prof.  Dr.  Zacharias, 
Botanischer  Garten. 


Frachtermässigung  für  die  Petersburger 
Ausstellung. 

Der  Staatssekretär  des  Innern  über- 
sendet uns  unter  dem  6.  April  1899 
III  A.  1460  Abschrift  eines  Schreibens 
des  Königlich  preussischen  Herrn 
iMinisters  der  öffentlichen  Arbeiten  und 
Chefs  des  Reichsamts  für  die  Ver- 
waltung der  Reichseisenbahnen,  das 
wir  hiermit  zur  Kenntnis  bringen: 

Die  Königlichen  Eisenbahndirek- 
tionen, die  Kaiserliche  Generaldirektion 
der  Eisenbahnen  in  Elsass-Lothringen 
und  die  Direktion  der  Main-Neckar- 
Eisenbahn  sind  ermächtigt  worden,  die 
Pflanzen  und  sonstigen  Gegenstände, 
die  auf  der  vom  17.  bis  27.  Mai  d.  ]. 
in  St.  Petersburg  stattfindenden  inter- 
nationalen Gartenbau-Ausstellung  aus- 
gestellt und  nicht  verkauft  werden, 
unter  den  im  Deutschen  Eisenbahn- 
Verkehrs-Verbande  vereinbarten  Be- 
dingungen an  die  Versandstation  und 
den  Aussteller  des  der  Sendung  auf 
dem  Hinwege  beigegebenen  Fracht- 
briefes frachtfrei  zurückzubefördern. 
Den  Preussischen  Privateisenbahnen 
wird  die  Genehmigung  hierzu  von  den 
zuständigen  Königlichen  Eisenbahn- 
kommissaren  ebenfalls  erteilt  werden. 

Dem  Antrage  der  Russischen  Re- 
gierung auf  Gewährung  von  Fahrt- 
erleichterungen zum  Besuche  der  Aus- 
stellung vermag  ich  nicht  zu  ent- 
sprechen. Gelegentlich  derStockholmer 
Kunst-  und  Industrie-Ausstellung  im 
Jahre  1897  ist  mit  Rücksicht  auf  die 
damals  vorliegenden  besonderen  Ver- 
hältnisse ausnahmsweise  eine  all- 
gemeine Verlängerung  der  Geltungs- 
dauer der  bestehenden  Rückfahrkarten 
bis  zu  30  Tagen    zugestanden  worden. 


Im  Verkehr  zwischen  preussischen 
Stationen  und  St.  Petersburg  werden 
Rückfahrkarten  z.  Z.  überhaupt  nicht 
ausgegeben,  so  dass  schon  aus  diesem 
Grunde  die  etwaige  Gewährung 
einer  ähnlichen  Vergünstigung  aus- 
geschlossen sein  würde.  Zur  Gewährung 
anderer  Fahrterleichterungen  dürfte 
aber  die  bevorstehende  Ausstellung 
keinen  Anlass  bieten. 


Ehrenpreise. 

Ausser  den  im  2.  Nachtrag  zum 
Programm  aufgeführten  Ehrenpreisen 
sind  noch  folgende  hinzugekommen: 
Von  Ernst  Benary-Erfurt  eine  grosse 
Vermeil-  (vergoldete  silberne)  Medaille 
im  Wert  von  100  M.  für  die  besten 
aus  Samen  vom  Aussteller  gezogenen 
Pflanzen.  VomMinisterium  derFinanzen: 
1  gr.  goldene,  3  kl.  goldene,  5  gr. 
silberne,  10  kl.  silberne,  15  bronzene 
Medaillen  und  20  Diplome  zur  Ver- 
fügung der  Preisrichter.  Herr  Du  mo  wo 
hat  4  gr.  goldene  Medaillen  gestiftet: 
1.  für  looSpecies  Palmen,  2.  50  Sorten 
Cycadeen,  3.  50  Croton,  4.  25  Sorten 
Araucarien. 

Von  den  Preisen  im  2.  Nachtrag 
nennen  wir  u.  a.:  Ehrenpreis  der  Pro- 
tektorin der  russ.Garlenbaugesellschaft, 
Grossfürstin  Elisabeth  Feodorowna,  für 
die  beste  Gruppe  Lathyrus  odoratus 
oder  für  Theerosen  in  Blüte.  Ehren- 
preis des  Grossfürsten  Michael  Niko- 
laewitsch  für  eine  Sammlung  von  mehr 
als  6  Palmen  oder  Cycadeen  in  grossen 
Exemplaren  (56a).  Vom  Ministerium 
für  Ackerbau  1  goldene,  1  gr.,  1  kl. 
silberne  Medaille  für  Obst-  u.  Beeren- 
weine (181a),  neue  Konkurrenz;  von 
der  Apanagen-Hauptverwaltung  1  kl. 
gold.  Med.  für  40  oder  mehr  Arten 
buntblättriger  Caladien  (64a,  neue  Kon- 
kurrenz). Von  der  Gesellschaft  »Flora« 
in  Dresden  1  Kunstgegenstand  aus 
Meissener  Porzellan  im  Werte  von 
120  M.  für  die  beste  Rosenunterlage. 
Vom  Handelsgärtner  W.  K.  Freund- 
lich ein  Kunstgegenstand  im  Werte 
von  150  Rubeln  für  die  beste  Gruppe 
Theophrasteae,  oder  für  Croton.  Vom 
Präsidenten  der  russ.  Gartenbaugesell- 
schaft, Generalmajor  S.  J.  Speransky 
a)  1  gr.  gold.  Med.  für  die  beste  Gruppe 
Orchideen  einer  Art  oder  Abart  (99b. 
neue  Konkurrenz),   b)   1  kl.  gold.  Med. 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


22  I 


für  Garten- und  Parkpläne  (199).  Vom 
Vizepräsidenten  Geheimral  A.  Fischer 
von  Waldheim  a)  1  kl.  gold.  Med. 
für  die  praktischste  Beschattungs- 
vorrichtung, b)  1  gr.  u.  1  mittlere 
silb.  Med.  für  die  praktischsten  und 
elegantesten  Etiketten  (202a,  neue 
Konkurrenz). 

Anmeldungen  mit  vollständigen 
Listen  der  Gegenstände  werden  noch 
bis  zum  20.  April  (2.  Mai)  an- 
genommen, jedoch  ohne  Garantie,  dass 
dieselben  im  Hauptkatalog  Aufnahme 
finden. 

Herr  \.  von  Plautin,  Mitglied  der 
Kommission  für  den  Empfang  der 
fremden  Gäste, bittet,  dass  allePersonen, 
welche  dasl'rn^iamm  etc.  wünschen, sich 
an  diese  Kommission  wenden.  Annoncen 
für  den  Katalog  nimmt  der  Sekretär 
der  auswärtigen  Abteilung,  Woldemar 
Ender,  Mytninsky  Quai,  Haus  11, 
Logcs  18,  bis  20.  April  12.  Mai)  entgegen. 

Frankreich  macht  L;anz  besondere 
Anstrengungen;  es  hat  sich  ein  grosses 
Komitee  gebildet  und  die  Regierung 
giebt  den  Ausstellern  Beihilfen.  Belgien 
hat  ausgezeichete  Gegenstände  an- 
gemeldet. Aus  Dänemark  werden  ca. 
50  Aussteller  erwartet.  Sachsen  und 
Hamburg  werden  voraussichtlich  viel 
schicken,  auch  aus  anderen  Gegenden 
Deutschlands  ist  viel  angemeldet. 

Vor  wenigen  Wochen  herrschte  in 
Petersburg  noch  grosse  Kälte,  in  der 
Nacht  zum  13./25.  März  220  R.,  dabei 
viel  Schnee. 

*  *  * 

Auswärtige  Staats  -  Delegaten  und  Kommissare. 

Fü  r  d  as  Den  tsche  Reich:  a)  Baden,  \ 
Geh.  Hofrat  Prof.  Dr.  E.  Pfitzer, 
Direktor  des  botanischen  Gartens 
in  Heidelberg,  b)  Bayern:  König- 
licher Rat  Max  Kolb,  Inspektor 
des  Königlichen  botanischen 
Gartens   in   München   (Kommissar). 

c)  IIa  m  b  u  r  g :  P rof.  Dr.  Zach  a- 
rias,  Direktor  des  botanischen 
Gartens   in  Hamburg  (Kommissar). 

d)  Preussen:  Geh.  Regierungsrat 
Prof.  Dr.  A.W.  Engler,  Direktor 
de,  Königlichen  botanischen 
Gartens.  Berlin.  Königl.  Gartenbau- 
direktor Carl  Lackner.  Steglitz, 
Direktor  des  Vereins  zur  Beförde- 
rung des  Gartenbaues  in  den 
preussischen  Staaten.  Geh.  Reg.-Ral 
Dr.  L.  W  Htm  ack,  Professor  an  der 


Königl.  landw.  Hochschule  und  an 
der  Universität,  General-Sekretär 
des  Vereins    zur  Beförderung    des 

Gartenbaues,  d)  Sachsen:  Prof. 
Dr.  Oskar  Drude,  Direktor  des 
Königl.  botanischen  Gartens  in 
I  >i  esden  1 1  »elegat  und  Kommi 

F  ü  r  Leli;  i  en  :  Graf  de  Kercho^  e 
de  Denterghem.  Präsident  der 
K.  Gesellschaft  für  Ackerbau  und 
Botanik  in  Gent.  .  (Delegat.) 
l  duard  Pynaert-Van -Geert. 
Chef-Redakteur  der  ..Revue  de 
l'Horticulture  Beige  et  Etrangi 
und  Albert  Mae  1  teils.  Kom- 
missionsmitglied der  K.<  lesellschaft 
für  Ackerbau  und  Botanik  in  Cent 
(Kommissare). 

Für  Frankreich:  Die  Herren  II. 
I.cv  equ  e  d  e  Vilmorin,  Vice- 
PräsidentderNationalenGartenbau- 
Gesellschaft  Frankreichs  zu  Paris: 
Ab.  Chatenay,  General-Sekretär 
derselben  Gesellschaft  .  und 
Truffaut  Vorsitzender  des  Syn- 
dikats französischer  Gärtner  in 
Paris  (Delegaten).  II.  Martinet, 
Professor  der  Gartenbauschule  zu 
Versailles  (Kommissar). 

Für  Holland:  Die  Herren  Kr  n  est 
K  r  e  1  a  ge,  Haarlem,undG  aleslo  ot, 
Amsterdam  (I  »elegaten). 

Für  Persien:  Mirza  Samad  Khan 
Momtazis-Saltaneh,Chambellan, 
Rat  der  persischen  Mission  in 
St.  Petersburg  (Kommissar). 

Bestand  der  Auswärtigen  Abteilung 
der  Internationalen  Gartenbau-Ausstellung: 

Vorsitzender:  S.  Excellenz,  Herr 
Geheimrat  A.  A.  Fischer  von 
Wald  he  im,  Direktor  des  Kaiserl. 
Botanischen  Gartens. Ehrenmitglied 
und  Vizepräsident  der  Kaiserl. 
Russischen  Gartenbau-«  lesellschaft. 

Sekretär:  Titulärrat  YV.  Ende]  . 
Beamter  des  Kaiserl.  Russischen 
i  »epartement  für  Ackerbau.  Zweiter 
Sekretär  der  Kaiserl.  Russischen 
( '.artenbau-Gesellschaft,  Mytninski- 
Quai   \o.   11. 

Mitglieder:  K.  J.  Bart  eisen,  Ober- 
gärtner  des  Kaiserl.  Botanischen 
Gartens;  IL  F.  Eilers,  Hofliefe- 
rant und  Handelsgärtner  in  St. 
Petersburg .  Kamennoostrowski- 
Prospekl  X".  33;  W.  K.  freund- 
lich. Gärtnereibesitzer  inZars 


22  2 


Aus   den  Vereinen. 


Eingesandte  Preisverzeichnisse. 


Sselo;  A.  A.  Gramberg,  Hof- 
gärtner in  Michailowka  bei 
Strelna. 

*  * 

Zu  beachten  für  Reisende  nach  Russland. 

Ein  Pass  ist  absolut  notwendig.  Auch 
lerne  man  möglichst  die  russischen 
gedruckten  Buchstaben  und  die  Zahlen, 
nehme  auch  ein  kleines  Wörterbuch 
mit,  in  welchem  die  russischen  Wörter 
mit  lateinischen  Buchstaben  geschrieben 
sind.  Warme  Kleidungsstücke!  Kein 
Zeitungspapier  zum  Einwickeln!  Bae- 
decker  nicht  vergessen!  Von  Berlin 
werden  die  meisten  Preisrichter  am 
Sonnabend  den  13.  Mai,  abends  11  Uhr 
3  Min.,  vor.  Bahnhof  Friedrichstrasse 
fahren,  dann  trifft  man  in  Petersburg 
Montag  den  15.  Mai,  10  Uhr  morgens, 
ein.  Preis  von  Berlin  nach  Wirballen 
I.  Kl.  67,50  M,  II.  Kl.  50.10  M.;  von 
Wirballen  nach  Petersburg  I.  Kl. 
24,05  Rubel  Silber  (1  Silberrubel  ca. 
2.23  M.),  II.  Kl.  1445  Rubel.  An  der 
russischen  Grenze  den  amtlichen  Eisen- 
bahn- und  Dampfschiffsführer  (60  Ko- 
peken) kaufen,  anderswo  erhält  man 
ihn  schwer. 

Der  Zoll  für  Pflanzen  beträgt  50  Ko- 
peken pro  Pud. 

Gent.  30.  April  bis  9.  Mai  1899. 
Grosse  internationale  Ausstellung.    Das 


Komitee  der  Ligue  Ilorticole  L'Union 
zu  Mont  St.  Amand  bei  Gent  hat  in 
seiner  letztenSitzung  beschlossen,  sämt- 
lichen ausländischen  Handels- 
partnern, welche  zu  ihrer  vom 
30.  April  bis  9.  Mai  stattfindenden  All- 
gemeinen Gartenbau -Ausstellung  in 
Gent  anwesend  sind,  freien  Eintritt 
zu  gestatten,  und  bittet  Kollegen,  welche 
von  dieser  Einladung  Gebrauch  zu 
machen  wünschen,  diese  sobald  als 
möglich  dem  Komitee  anzuzeigen,  damit 
dasselbe  ihnen  eine  Eintrittskarte  für 
die  Dauer  der  Ausstellungzustcllen  kann. 


Internationaler  Gärtnerischer 
Kongress  in  Paris  während  der 
Gartenbau  -  Ausstellung  vom  24.  bis 
29.  Mai.  Es  werden  halbe  Fahrpreise 
gewährt.  Meldungen  nur  bis  zum 
15.  April:  nie  de  Grenelle  84,  Bureau 
der  Soc.  nationalle  d'hortic.  de  France. 

Berlin.  Grosse  deutsche  Winter- 
blumen-Ausstellung. Mitte  Februar 
1900  im  Zoologischen  Garten.  Das 
Programm,  das  Medaillen  und  Geld- 
preise im  Gesamtbetrage  von  nicht 
weniger  als  20000  Mark  aussetzt, 
liegt  dieser  Nummer  der  Gartenflora 
bei,  ist  auch  vom  Verein  zur  Beförder- 
ung des  Gartenbaues.  Invaliden- 
strasse  42,  zu  erhalten. 


Aus  den  Vereinen. 


Verzeichnis 

der  im  Sommer  1899  seitens   der  ver- 
einigten   Ausschüsse    des  Vereins    zur 
Beförderung      des      Gartenbaues      be- 
absichtigten Exkursionen. 
Mai:  Noch  nichts  festgesetzt. 
Juni:  Wörlitz  und  Dessau. 
ca.  31.:  Stiftungsfest. 
Juli:  Pfaueninsel  bei  Potsdam. 


August:  Neustrelitz. 
September:  14.:  Landsberg  a.  W. 
(Ausstellung  des  Märkischen  Obst- 
bauvereins). 
Oktober:  Dresden  (Jubiläums- Aus- 
stellung des  Landesobstbauvereins 
für  das  Königreich  Sachsen). 

Ausserdem  ist  es  den  einzelnen 
Ausschüssen  überlassen,  für  sich  Aus- 
flüge zu  veranstalten. 


Eingesandte  Preisverzeichnisse. 


Anatole  CordonnieretlilsinBailleul 
(Nord),  France,  Catalogue  et  guide  pour 
l'amateur  de  Chrysanthemes  ä  grandes 
tleurs,  mit  vielen  Abbildungen.  —  Die- 
selben. Comment  obtenir  30  grandes 
ileurs  de  Chrvsanthemes  sur  une  seuie 


tige?  [Wie  erhält  man  30  grosse  Chry- 
santhemum auf  einem  Stengel?]  (Em- 
pfehlung des  Düngers  „Papillon".)  — 
Dieselben,  La  question  des  engrais  en 
horticulture.  (Die  Düngerfrage.)  — 
A.  Schwiele wski.  Carow  bei  Berlin. 


Personal-Nachrichten. 


22'-! 


Posl  Blankenburg  (Mark),  Georginen 
(Dahlien).  Luigi    Cane    in    Casa- 

lecchio  de  Renn,  Bologna  (Italien), 
Listino  dell  Sementi.  Besonders  Gehölz- 
samen. —  W.  A.  Manda  (Universal 
Horticultural  Establishment)  in  South 
Orange,  New- Jersey  U.  S.  A.,  New  rare 
and  beautiful  plants,  seeds  and  bulbs. 
u.  a.  Rosa  Wichuriana-Hybriden,  Warm- 


hauspflanzen etc.  -  Rivoire  pere  et 
fils  in  Lyon.  l6  rue  d'Algerie,  I'lantes 
ä  massifs  et  en  collections  (Gruppen- 
pflanzen und  Sammlungen  und  Lobelia 
Gerardi).  Dieselben,  Nouveau  soufre 
ipite  Schloesing  ä  la  nicotine. 
(Schwefelblüte  mit  Nikotin,  soll  sehr 
wirksam  sein)  und  Zerstäuber. 


Personal-Nachrichten. 


Der  Geheime  Regierungsrat  und 
frühere  Telegrapheningenieur  im 
Reichspostamt  Dr.  Philipp  Wilhelm 
Brix,  seit  1866  Mitglied  des  Vereins 
zur  Beförderung  des  Gartenbaues,  ist 
am  31.  März  in  Charlottenburg  im 
82.  Lebensjahre  verschieden.  Geboren 
zu  Berlin,  studierte  er  hier  und  in 
Königsberg  Mathematik  und  Natur- 
wissenschaften, um  Lehrer  zu  werden. 
Im  Jahre  1847  übertrug  ihm  das 
preussische  Handelsministerium  durch 
Yermittlungdes  Vereins  zur  Beförderung 
des  Gewerbefleisses  „Untersuchungen 
über  die  Heizkraft  der  wichtigeren 
Brennstoffe",  die  ihn  bis  1851  be- 
schäftigten; sein  darüber  geschriebenes 
Werk  (gedruckt  1853)  wird  noch  jetzt 
in  der  Wissenschaft  geschätzt.  Die 
entscheidende  Wendung  in  seinem 
Leben  brachte  das  Jahr  1853:  der 
deutsch -österreichische  Telegraphen- 
verein übertrug  ihm  die  Redaktion 
seiner  Zeitschrift ,  der  ersten  wissen- 
schaftlichen Zeitschrift  auf  dem  Gebiete 
der  Telegraphie,  welche  Brix  von 
1  \: 4  bis  1869  herausgab.  Im  Jahre 
1 86 1  trat  er  in  ein  engeres  Verhältnis 
zur  preussischen  Telegraphenver- 
waltung, indem  er  als  Lehrer  an  der 
I  elegraphenschule  angestellt  wurde. 
Zugleich  war  er  Lehrer  der  elektrischen 
Telegraphie  an  der  Bauakademie, 
später  an  der  Technischen  Hochschule, 
eine  Stellung,  die  er  bis  1882  bekleidete. 
Als  in  der  Mitte  der  siebziger  Jahre 
die  zunehmende  Ausbreitung  des 
elektrischen  Telegraphen  an  die 
Telegraphenverwaltung  auch  in  wissen- 
schaftlicher Beziehung  erhöhte  An- 
forderungen stellte,  wurde  Brix  im 
Jahre  1876  zum  Ingenieur  beimGeneral- 
Telegraphenamt  ernannt.  Als  technisch- 


wissenschaftlicher  Beirat  der  Tele- 
graphenverwaltung hat  er  sich  um 
die  Entwicklung  der  deutschen  Tele- 
graphie grosse  Verdienste  erworben. 
Wie  der  Geistliche  am  Sarge  hervor- 
hob, wandte  Brix,  der  allein  durchs 
Leben  wandelte,  seine  besondere  Li 
dem  Gartenbau  zu.  In  seinem  Garten 
zog  er  besonders  viel  Obstsorten,  aber 
auch  Blumen.  —  Seit  Begründung  des 
Liebhaber  -  Ausschusses  des  Vereins 
zur  Beförderung  des  deutschen  Garten- 
baues wurde  er  zum  Vorsitzenden  er- 
wählt, legte  das  Amt  aber  vor  drei 
Jahren  wegen  Altersschwäche  nieder. 
(Berl.  Lokal-Anzeiger.) 


Unser  verehrter  Kollege,  Professor 
Dr.  Bernhard  Frank  von  der  land- 
wirtschaftlichen Hochschule.  Mitglied 
des  Vereins  zur  Beförderung  des 
Gartenbaues,  ist  in  das  Kaiserliche 
Gesundheitsamt  berufen  worden. 
Sein  Eintritt  in         das  Amt 

hängt  mit  der  Errichtung  der  biolo- 
gischen Abteilung  für  Pflanzenschutz 
beim  Gesundheitsamte  zusammen.  Mit 
ihm  ist  auch  Dr.  Friedrich  Krüger, 
gleichfalls  Mitglied  des  Vereins  zur 
Beförderung  des  Gartenbaues  über- 
getreten. Ausgeschieden  ist  aus 
dem  Dienste  des  Gesundheitsamtes 
u.  a.  Prof.  Dr.  Behrens  von  der 
technischen  Hochschule  in  Karls- 
ruhe, der  erst  im  vorigen  Jahre  im 
Interesse  der  biologischen  Abteilung 
für  das  Gesundheitsamt  angeworben 
wurde.  Er  ist  nach  Karlsruhe  zurück- 
gekehrt. 

Eine  von  Berlins  grössten  Industrie 
firmen,      die      Maschinenfabrik       von 
Carl  Beermann,  begeht  am  15.  April 


224 


Feldmessunterricht. 


die  Feier  ihres  50jährigen  Geschäfts- 
jubiläums. Die  derzeitigen  Inhaber 
des  Etablissements,  die  Herren 
Hermann  Beermann  und  Georg  Beer- 
mann. Mitglieder  des  Vereins  zur 
Beförderung  des  Gartenbaues,  haben 
für  die  Feier  dieses  goldenen  Jubiläums 
ein  grosses  Programm  entworfen,  das 
sich  vornehmlich  als  ein  Arbeiterfest 
gestalten  soll.  Die  Firma  ist  im  Jahre 
1849  von  dem  Ingenieur  Carl  Beer- 
mann in  der  Dresdener  Strasse  be- 
gründet und  im  Jahre  1856  auf  ein 
grosses  Gelände  vor  dem  Schlesischen 
Thor  verlegt  worden.  Hier  hat  das 
Unternehmen  den  gewaltigen  Auf- 
schwung des  19.  Jahrhunderts  im 
Maschinenwesen  mitgemacht  und  ihn 
durch  eigene  Erfindungen  gefördert. 


Charles  Xaudin,  Direktor  des 
Laboratoriums  für  den  höheren  Unter- 
richt der  Villa  Thuret  in  Antibes,  f 
19.  März  im  84.  Lebensjahre.  Naudin. 
geboren  am  15.  August  1815  zu 
Autun,  schrieb  über  die  Vegetation 
der  Solanaceen,  über  Melastomaceen 
und  vor  allem  über  Cucurbitaceen  etc. 
Er  war  Leiter  des  reichen  Akklimati- 
sationsgartens der  Villa  Thuret. 
Der  Verein  zur  Beförderung  des  Garten- 
daues  verdankt  ihm  mancherlei  Samen, 
Der   Unterzeichnete     aber    wertvollen 


Rat,    namentlich    in   Bezug    auf  Cucur- 
bitaceen. L.  W. 

Gottlieb  Schober,  herrschaftlicher 
Gärtner  zu  Karlsdorf,  Kreis  Nimptsch, 
erhielt  das  Allgemeine  Ehrenzeichen. 


Joh.  Njehus,  bisheriger  Gehilfe  des 
Bot.  Gartens  in  Würzburg,  wurde  zum 
Nachfolger  des  f  Inspektors  Salomon 
ernannt. 


Heinrich  Schultheiss,  der  Gründer 
der  Rosenfirma  Gebr.  Schultheiss  zu 
Steinfurt  bei  Nauheim  f  am  Herz- 
schlage am   28.  März,  53  Jahre  alt. 


J.  Kesselring,  Mitinhaber  des 
Pomologischen  Gartens  Dr.  E.  Regel 
&  Kesselring,  Schwiegersohn  Regeis, 
feierte  am  3.  März  seine  silberne  Hoch- 
zeit. 

In  Erfurt  ist  beschlossen  worden, 
einen  städt.  Gartendirektor  anzustellen. 
Gehalt  anfangs  3Ö00  M. 


Der  k.  u.  k.  Hofgartendirektor  Anton 
Umlauft  in  Schönbrunn  und  unser 
Mitglied  Gartendirektor  Wilhelm 
Lauche  in  Eisgrub  in  Mähren  erhielten 
den  kaiserl.  österreichischen  Franz- 
Josephs-Orden. 


Feldmessunterricht. 

Der  Unterricht  im  Feldmessen  an  der  städtischen  Fachschule  für  Gärtner, 
unter  Leitung  des  Kgl.  Gartenbaudirektor  Hampel,  Städtische  Baumschule 
vor  dem  Schlesischen  Thor,  Sonntags  von  8  —  10  Uhr,  beginnt  daselbst 
Sonntag,  den  7.  Mai.  Honorar  3  Mark.  Um  zahlreiche  Beteiligung  wird 
gebeten. 


Tagesordnung 

für  die 

858.  Versammlung  des  Vereins  z.  Beförderung  d.  Gartenbaues  i.  i  pr.  Staaten 

am  Donnerstag,  den  27.  April  1899,  6  Uhr, 

im    Königl.    botanischen    Museum,    Grunewaldstr.  6-7    (im   Königl.  botanischen  Garten). 
NB.    Vom  April  bis  August  finden  die  Versammlungen  des  Vereins  zur  Beförderung 
des  Gartenbaues  im  Königl.  botanischen  Museum,  <>  Uhr,  statt. 

1.  Ausgestellte  Gegenstünde.  2.  Vortrag  des  Herrn  Professor  Dr.  Carl  Müller: 
Ueber  die  Blütenfarben,  ihre  Entstehung  und  Nuancierung.  3.  Zweite  Lesung  des  Etats. 
4.  Die  Petersburger  Ausstellung.     5.  Verschiedenes. 


Das  Schneeglöckchen, 
Galanthus. 

Blätter  zu  ihrer  Geschichte  von  Carl  Hansen, 
Kopenhagen. 

Hierzu  Abbildung  48 — 52.) 

A.bb.  48.  

Galanthus  Elwesii.  [Schluss.J 

Eine  der  ersten  Abbildungen  von  Galanthus  nivalis  ist  der  charakteristische 
Holzschnitt  bei  L'Obel  in  seinem  »Stirpium  Ilistoria«,  1576  zu  Antwerpen 
publiziert.  Gerarde  in  England  benutzte  1597  L'Obels  Bild  und  noch  ein 
anderes  Bild  eines  Galanthus,  welches  mutmasslich  nach  englischen  Angaben 
G.  Imperati  oder  vielleicht  G.  plicatus  sein  könnte.  Clusius  giebt  1601  in 
seiner  »Ilistoria«  diese  beiden  Abbildungen  und  sagt  uns,  dass  der  grössere 
Galanthus  zu  uns  kam  nach  Europa  von  Konstantinopel  oder  Byzantium.  wie  es 
damals  genannt  wurde. 

Sehr  wahrscheinlich  ist  es,  dass  die  Mönche  schon  viel  früher  Galanthus- 
zwiebeln   nach   England  und  somit  nach  Nord-Europa  gebracht  haben. 

Noch  verdienen  erwähnt  zu  werden: 

Galanthus  nivalis  serotinus.  klein,  aber  schön. 

G.  n.  caucasicus  ist  gross  und  spätblühend. 

G.  n.  caspicus  ist  eine  Form  des  vorigen. 

G.  grandis  ist  eine  schöne  Form  von  G.  nivalis  und  ähnelt  am  meisten 
der  G.  n.  caucasicus. 

G.  Imperati  giebt  es  in  mehreren  Formen.  Der  echte  Galanthus  Imperati 
Bertoloni  stammt  aus  Italien,  wird  aber  gewöhnlich  für  eine  gigantische  Form 
des  G.  nivalis  angesehen.  Es  ist  auch  schwer  zu  sagen,  wo  G.  nivalis  aufhört 
und  G.  Imperati  anfängt.  In  der  Sektion,  zu  welcher  G.  Imperati  gehört, 
Qnden  sich  mehrere  höchst  liebliche  Schneeglöckchen,  und  eines  der  schönsten 
ist  die  Melvillesche  Dunrobin-Form.  G.  nivalis  Atkinsi  ist  vielleicht  die  aller- 
grösste  und  eine  stark  wachsende  Form.  Sie  ist  am  besten  bekannt  als  G.  Imperati 
Atkinsi. 


226  L)as  Schneeglöckchen,  Galanthus. 


Galanthus  major  Ruprecht  ist  ein  grossblühender  G.  nivalis. 

Galanthus  Melvillei  hört,  scheint  eine  bestimmte  Form  des  G,  nivalis, 
aber  von  allen  verschieden  durch  niedrigen  Wuchs  und  grosse  Blüte. 

G.  nivalo-pli  catus  »Valentine«  ist  eine  gute  Hybride. 

Galanthus  Van  Houttei  ist  eine  schöne  Form  des  G.  nivalis  und  gleicht 
viel  G.  n.  caucasicus. 

Galanthus  umbrensis  hört,  stammt  aus  Italien.  Sie  ist  viel  früher 
blühend  als  G.  nivalis,  aber  von  etwas  schwächerem  Wuchs. 

Galanthus  reflexus  Herbert  ist  eine  eigentümliche  Form  des  G.  nivalis, 
sie  wurde  auf  Mont  Garganus  gefunden. 

Galanthus  aestivalis  ist  eine  eigentümliche  Form  des  G.  nivalis. 

Galanthus  Allen  i  wird  als  eine  Hybride  zwischen  G.  latifolius  und 
G.  caucasicus  angesehen  und  hat  in  seinen  Merkmalen  etwas  von  beiden.  Die 
Blüte  ist  etwas  ähnlich  dem  G.  latifolius.  aber  doppelt  so  gross  und  die  Blätter 
korrespondieren  in  Grösse. 

Von  gefüllt  blühenden  Schneeglöckchen  bat  man,  ausser  dem  gewöhnlichen 
G.  n.  fl.  pl.  noch  ein  zweites  und  zwar  besser  gestaltetes: 

Galanthus  nivalis  fl.  pl.  Allen,  von  welchem  gesagt  wird,  es  sei 
ebenso  schön  und  dicht  gefüllt  wie  eine  Ranunkel. 

Galanthus  nivalis  plenissimus  soll  aus  Aussaaten  von  den  letzten 
Jahren  stammen  und  wird  als  sehr  gross  und  schön  beschrieben. 

Die  Kultur  des  Schneeglöckchens  ist  sehr  leicht,  selbst  für  den  wenig 
geübten  Pflanzenzüchter.  Giebt  es  eine  Blume,  welche  nur  geringe  Pflege  ver- 
langt, so  ist  es  diese,  und  man  kann  beinahe  sagen,  dass  sie  um  so  besser  gedeiht, 
je  weniger  sie  kultiviert  wird. 

Gar  zu  zärtliche  Pflege  scheint  sie  gar  nicht  zu  schätzen,  sie  erträgt  da- 
gegen sehr  viel  harte  Behandlung.  Zum  Beispiel  verträgt  sie  ganz  gut  aus  der 
Erde  genommen  und  umgepflanzt  zu  werden,  wenn  sie  in  voller  Blüte  steht.  Wenn 
die  Erde  einigermassen  passend  ist,  und  nicht  zu  lehmig  oder  zu  trocken,  ge- 
deiht sie  in  der  Regel  ganz  gut,  am  besten  jedoch  in  einem  etwas  sandigen,  aber 
doch  nahrungsreichen  Boden.  Das  Vorkommen  der  Pflanze  in  unserer  Flora, 
als  verwildert,  im  Gebüsch  und  auf  Wiesen  zeigt  darauf  hin,  dass  sie  sehr 
genügsam  ist.  Im  Gebüsch  und  überhaupt  zwischen  Sträuchern  gedeiht  der 
Galanthus  oft  überraschend  gut,  selbst  wenn  die  Strauchwurzeln  die  ganze  Erd- 
masse durchwebt  haben.  Sein  Vorkommen  auf  Wiesen,  überhaupt  zwischen 
Gras,  zeigt  auch,  dass  er  so  wenig  wie  eine  andere  Wiesenblume,  im  Wege 
für  seine  Nachbarn  ist.  Da  die  Blüten  eine  gar  nicht  geringe  Handelswaare 
geworden  sind,  welche  auf  ähnliche  Art  wie  die  Veilchen  eine  gewisse  Zeit 
des  Jahres  vielen  Menschen  Gewinn  bringen,  so  wäre  es  nicht  unzweckmässig, 
wenn  man  mehr  davon  zöge.  Wegen  der  leichten  Kultur  und  bei  der  gegen- 
wärtigen Kenntnis  der  bedeutenden  Variation,  würde  es  ziemlich  leicht  ge- 
lingen, soviel  davon  zu  schaffen,  als  eben  verlangt  würde. 

Nicht  immer  giebt  es  in  etwas  südlicheren  Landstrichen  früher  Blüten 
als  wie  in  den  nördlicheren.  So  wird  z.  B.  in  englischen  Zeitschriften 
behauptet,  dass  die  Blüten  des  Schneeglöckchens  in  Schottland  sich  um  acht 
Tage  früher  öffnen  als  bei  London,  wohin  dann  sehr  grosse  Mengen  des 
schottischen  Schneeglöckchens  auf  den  Markt  gebracht  werden. 


Das   Schneeglöckchen,  Galanthus.  2'2~ 

Eine  allgemeine  Erfahrung is1  es,  dass  Schneeglöchen  etwas  früher  blühen 
dort,  wo  Baumkronen  und  Sträucher  die  Pflanze  etwas  beschatten  und  auch 
gegen  Wind  schützen. 

Es  giebt  deswegen  sozusagen  in  allen  grösseren  Gärten,  in  Gebüsch- 
gruppen  u.  s.  w.,  Plätze,  wo  gute  Standorte  für  das  Schneeglöckchen  wären,  und 
mancher  Ort.  wo  es  heut  gar  nicht  gesehen  wird,  könnte  zu  Tausenden 
damit  bepflanzt  werden,  ohne  dass  sie  anderen  Pflanzen  im  Wege  ständen. 
Dass  es  auf  Wiesen  sich  so  gut  entwickelt,  hat  veranlasst,  dass  man  in  einigen 
Parks  und  Gärten  es  zu  Massen  in  den  Rasen  pflanzte.  Dies  lässl  sich  nur 
machen,  wo  vieljährige  Gräser  zu  dauerndem  Rasen  angewandt  sind  und  der 
Rasen  nicht  gar  fein  gehalten  werden  soll.  In  Raigrasrasen  passen  die  Schnee- 
glöckchen nicht,  aber  einem  ein  wenig  vernachlässigten  Rasen  steht  die 
Blume  vortrefflich;  Schöneres  giebt  es  dort  kaum  während  der  Blütezeit,  und 
die  dunklen  Blätter  welken  doch  ab,  wenn  sie  ihre  Funktion  vollendet  haben, 
um  der  Zwiebel  für  das  nächste  Jahr  Nahrung  zuzuführen,  dann  sind  sie  gar 
nicht  im  Wege.  Im  Rasen  wuchern  die  Schneeglöckchen  oft  sehr  und  geben 
hier  und  dort  guten  Samen  und  neue  Varietäten.  Besonders  schön  wirkt  das 
Schneeglöckchen  in  den  schattigen  Rasenflächen,  und  wo  Gras  nicht  mehr 
fortkommt,  kann  das  Schneeglöckchen  noch  sehr  üppig  sein.  Oft  wächst  das 
Schneeglöckchen  am  besten  und  sein  Samen  reift  leichter,  wenn  die  Pflanze 
eben  zwischen  Gras  und  im  Schatten  von  grossen  Bäumen  steht.  In  England 
hat  man  an  solchen  Orten  12  bis  16  Zoll  lange  Blätter  gemessen,  und  es  wird 
erwähnt,  dass  unter  einer  einzigen  Krone  eines  Apfelbaumes  für  20  Pfund 
Sterling  Schneeglöckchen-Blumen  gepflückt  seien.     Und  das  in  einem  Jahr. 

Recht  oft  hat  es  sich  gezeigt,  dass  die  Pflanzen  am  besten  da  gedeihen,  wo 
sie  gar  nicht  umgepflanzt  wurden.  Aber  die  einfach  blühenden  und  die  ge- 
füllten sind  in  der  Beziehung  etwas  verschieden.  Die  gefüllten  scheinen  ein 
und  sogar  ein  wiederholtes  Umpflanzen  am  besten  zu  ertragen  und  ist  dies 
Umpflanzen  auch  zweckmässig,  weil  sie  ausschliesslich  oder  hauptsächlich  durch 
Umpflanzung  oder  Teilung  der  Stöcke  vermehrt  werden.  Man  hat  hier  und  da 
gesehen,  dass  einfachblühende  ausstarben,  aber  die  gefüllten  gediehen  da  .oft 
gut,  selbst  wenn  die  einzelnen  durch  Pilze  vernichtet  wurden  oder  durch  dürre 
Erde  oder  sonst  aus  unerklärlichen  Umständen  zu  Grunde  gingen.  Es  ist  eine 
nicht  ganz  ungewöhnliche  Behauptung,  dass  die  einfachblühenden  zuletzt  in 
gefüllte  übergehen,  das  glaubt  man  an  einem  oder  dem  anderen  Ort  erfahren 
zu  haben.  An  einigen  Stellen  hat  sich  erwiesen,  dass  die  gefüllten  am  dauer- 
haftesten sind.  Es  giebt  aber  auch  wieder  Angaben,  dass  die  einfachblühenden 
am  widerstandsfähigsten  seien.  Sodann  wird  berichtet,  z.  B.  von  Dunrobin  Castle, 
N.  B.,  dass  die  einfachen  Arten  weit  besser  im  Gras  und  im  Schatten  gedeihen 
.als  die  gefüllten.  Und  dort  nehmen  die  Schneeglöckchen  ein  Areal  von  drei 
acres,  über  ein  Hektar  ein. 

In  Grossbritannien  widmet  man  überhaupt  der  Schneeglöckchenkultur  sehr 
[nteresse.  Hier  und  dort  kultivieren  Farmer  und  Cottagers  sie  im 
Garten  wie  auch  im  Felde,  um  die  Zwiebeln  zu  verkaufen.  Diese  werden  in 
Zwischenräumen  von  ein  paar  Jahren  aus  der  Erde  herausgeholl  und  sortiert. 
:  kleinsten  Zwiebeln  werden  wieder  gepflanzt,  um  erst  später  verkauft  zu 
weiden.  In  England  kann  man  auch  Moorlandstücke  von  1  bis  2  acres  Grösse 
mit     Schneeglöckchen     bepflanzt     sehen    und    gedeihen  diese  darauf   sehr  gut. 


228 


Das  Schneeglöckchen,  Galanthus. 


In  solchen  grossen  Kulturen  hat  eine  Krankheit  oft  recht  viel  Schaden 
gemacht,  die  durch  den  Pilz  Polyactis  galanthina  R.  B.  verursacht  ist.  Man 
will  bemerkt  haben,  dass  der  Pilz  häufig  plötzlich  auftritt,    gleich   nach  einem 


mm 

V/VA- 

Abb.  49.     Galanthus  cilicicus    Baker. 
Cliche  von  Herrn  Hoflieferant  F.  C.  Heinemann.  Erfurt. 


Schneefall  und  dass  sowohl  Blätter  als  wie  Blütenstiele  befallen  werden.  Die 
Zwiebel  wird  dadurch  auch  weich  und  verrottet.  In  einigen  Gärten  wurden 
die  Pflanzen    angegriffen,    als   sie    erst  wenig    aus    der    Erde  herausgewachsen 


Das  Schneeglöckchen,  Galanthus. 


229 


waren,  und  in  diesen  Fällen  sagl  man,  dass  die  Krankheit  nicht  so  sehr  an- 
kend  wirkte  als  wie  sonst,  indem  ganz  gesunde  Zwiebeln  mit  kranken 
zusammen  standen.  Verschiedene  Mittel  gegen  Pilze  sind  angewendet  worden. 
aber  nicht  immer  mit  gutem  Erfolg.  An  einzelnen  Orten  hat  man  die  kranken 
Pilanzen  dadurch  gerettet,  dass  man  sie  ganzlich  in  Ruhe  Liess  und  höchstens 
mit  einer  Schicht  Sand  oder  sandiger  Erde  bedeckte. 

Im  Tierreich  scheint  diese  Pflanze  nicht  viele  Feinde  zu  haben.  Der 
scharte,  beizende,  etwas  giftige  Saft  der  Pflanze  scheint  sie  gegen  Tierfeinde  zu 
verteidigen.     Mäuse  und   Kahlfrost  thun  mitunter  im  Winter  etwas  Schaden. 

Bisweilen  macht  der  Frost  die  Pflanze  leidend  aussehen,  wenn  nämli<  b 
nach  längerer  Zeit  milden  Wetters  plötzlich  kaltes  kommt  und  die  Pflanzen 
schon   ein   paar  Zoll  über  die  Erde    herausgewachsen    sind.     Die  Platter  ziehen 


Abb.  5o.     Galanthus  Elwesii. 


m 

Abb.   5i.     Galanthus  latifolius. 


sich  dann  zusammen  und  scheinen  auf  dem  Wege  zu  welken.  Aber  damit  ist 
nicht  gesagt,  dass  sie  zum  Tode  verurteilt  sind.  Die  Säfte  wandern  in  diesem 
Fall  in  die  Zwiebel  hinunter  und  wirken  von  da  aus  als  eine  Art  Reservoir. 
Verblieben  die  Säfte  alle  in  den  Blättern  oben,  dann  würde  die  Pflanze  leichter 
et  werden.  Dass  die  Säfte  später  hinaufsteigen,  zeigt  sich  sehr  deutlich 
dadurch,  dass  man,  wenn  man  blühende  Pflanzen  umpflanzt,  die  Zwiebeln  sehr 
reduziert  findet,  sie  sind  weich,  schwammig  und  klein,  die  Kraft  ging  nach  oben. 

Die  Vermehrung  der  Schneeglöckchen  geht  gewöhnlich  und  am  häufigsten 
auf  vegetativem  Wege  von  statten,  indem  die  Stöcke  geteilt,  die  kleinsten 
Zwiebeln  herausgelöst  werden  und  allen  mehr  Platz  gegeben  wird. 

Die  Vermehrung  durch  Samen  wird  seltener  vorgenommen,  aber  kann 
sehr  gute  Resultate  geben,  und  auf  diese  Art  hat  man  viele  interessante  Varie- 
täten gewonnen.  Darum  ist  es  von  Wichtigkeit,  dass  man  dem  Samen  Auf- 
merksamkeit schenke. 


2^0  Das  Schneeglöckchen,  Galanthus. 


Bei  Galanthus  cilicicus  reift  der  Samen  erst  im  nächsten  Jahr,  d.  h.  wenn 
die  Pflanzen,  wie  bei  mir,  im  Spätsommer  geblüht  haben. 

Erfahrene  Kultivateure  von  Schneeglöckchen  raten  an.  die  Samen  solange 
sitzen  zu  lassen,  bis  sie  völlig  reif  sind  und  auszufallen  drohen.  Der  geerntete 
Samen  muss  an  einem  schattigen,  luftigen  Ort.  z.  B.  oben  auf  dem  Boden  oder 
an  ähnlichen  Stellen  hingelegt  und  dann  baldmöglichst  gesäet  werden,  nachdem 
er  nur  eine  oder  zwei  Wochen  durchlüftet  war. 

Die  Aussaat  direkt  im  Freien  giebt  nicht  immer  das  beste  Resultat.  Mit- 
unter macht  man  die  Aussaat  in  kleinen  Kisten,  solchen  z.  B.,  welche  als 
Emballage  für  Kognakflaschen  gedient  haben  und  die  besonders  gut  verwendbar 
sind.  Diese  sind  ziemlich  stark,  aus  gutem  Holz  angefertigt  und  nicht  zu  tief. 
In  den  Boden  der  Kiste  werden  etwa  24  Löcher  mit  einem  Centrumbohrer  für 
den  Wasserabzug  gemacht,  und  an  beiden  Enden  ein  Stück  Brett  untergenagelt, 
sodass  die  Kiste,  wenn  sie  im  Garten  hingestellt  wird,  auch  von  unten  Luft- 
zufuhr hat  und  der  Wasserablauf  nicht  gehindert  wird.  In  die  Kiste  selbst 
legt  man  Scherben  über  die  Löcher  und  noch  einige  mehr  dazu.  Die  Erde 
darf  nicht  gar  zu  humos  sein,  muss  aber  locker  und  lose  sein  und  dies  wird 
durch  Zumischung  von  Kies  und  Sand  erreicht. 

Der  Samen  wird  in  3/4  Zoll  tiefe  Rilleu  gelegt  und  die  Rillen  mit  Sand 
zugemacht,  dann  bringt  man  noch  über  die  ganze  Bodenfläche  eine  1/i  Zoll 
dicke  Sandschicht.  Diese  Kisten  werden  ins  Freie  gestellt  ohne  auf  irgend 
eine  Art  gedeckt  zu  werden.  Sie  erfordern  nicht  viele  Pflege,  nur  dann  und 
wann  ein  Begiessen  und  ein  Jäten,  wenn  sich  L'nkraut  einfindet.  Im  zweiten 
Jahr  legt  man  eine  kleine  Schicht  Erde  auf.  um  nachzufüllen,  wenn  die  Erde 
zusammengesunken  ist. 

Die  Samenpflanzen  müssen  in  den  Kisten  bleiben,  bis  sie  blühbar  sind, 
was  gewöhnlich  erst  im  vierten  Jahre  nach  der  Aussaat  eintritt. 

Der  Same  keimt  sehr  ungleichmässig,  was  sich  zu  erkennen  giebt,  wenn 
schliesslich  alle  Pflanzen  herausgenommen  werden,  einige  Zwiebeln  sind  dann 
nicht  grösser  als  wie  Weizenkörner,  während  andere  gleichzeitig  die  gewöhn- 
liche blühfähige  Grösse  erreicht  haben.  Der  Samen  von  Galanthus  lutescens 
liegt  in  der  Regel  mehrere  Jahre  in  der  Erde,  ehe  er  keimt.  Man  hat  Beispiele,, 
dass  von  verschiedenen  Galanthus-Arten  die  gleichzeitig  gesäet  waren,  einige 
gleich  gekeimt  und  im  vierten  Jahre  blühfähig  wurden,  während  zu  dieser  Zeit 
der  Galanthus  lutescens  erst  anfing  zu  keimen.  Wenn  Schneeglöckchensamen 
den  Winter  durch  trocken  aufbewahrt  wird,  kann  es  leicht  passieren,  dass  er 
erst  ein  Jahr  später  keimt. 

Die  jungen  Samenpflanzen,  welche  im  vierten  Jahre  blühen,  sind  noch 
keineswegs  als  normal  entwickelt  anzusehen.  Erst,  wenn  sie  drei-  oder  vier- 
mal geblüht  haben,  ist  es  möglich,  über  den  Charakter  und  Wert  zu  urteilen. 
Es  vergehen  also  etliche  Jahre,  ehe  man  wissen  kann,  ob  eine  neue  schöne 
Form  entstanden  ist. 

Xicht  alle  Galanthusformen  halten  im  Laufe  der  Jahre  gleich  gut  aus. 
Von  der  echten  Type  des  Galanthus  nivalis  kann  man  am  sicherten  sagen, 
dass  sie  gewöhnlich  wahrhaft  ausdauernd  ist,  und  in  der  Regel  ist  dies  auch  der 
Fall  mit  Galanthus  plicatus,  aber  es  hat  sich  gezeigt,  dass  einige  der  neueren 
und  schönen  Formen,  welche  man  davon  erhalten  hat,  die  unglückselige 
Eigenschaft  haben,  unbeständig  zusein  und  plötzlich  aussterben  können.     Solche 


Das  Schneeglöckchen.  Galanthus.  23  I 


müssen  immer  nach  verschiedenen  Methoden  kultiviert  werden,  um  dadurch 
ihr  gänzliches  Aussterben  zu  verhindern.  Galanthus  Elwesii  gedeiht  ge- 
wöhnlich nicht  gut  in  gar  zu  fester,  lehmiger,  bindiger  Erde.  Galanthus  lati- 
folius  und  Galanthus  caucasicus  lieben  am  meisten  eine  kiesige,  griffige, 
etwas  sandige  Erde,  welche,  auch  andere,  wie  z.  B.  Galanthus  Fosteri 
lieben. 

Sowohl  britische  wie  dänische  Erfahrungen  sprechen  dafür,  dass  es  ratsam 
sein    kann.    Torferde.    d.  h.  Tortstaub,    mit    Steingrus    gemischt   zu  verwenden. 

Man  hat  ferner  die  Erfahrung  gemacht,  dass  Schneeglöckchen  mit  stark 
grüngefärbten  Blättern  schneller  und  kräftiger  heranwachsen  als  andere. 
Die  gelben  Schneeglöckchen  wachsen  dagegen  nur  sehr  langsam,  sind  zart  und 
sehr  schwer  zu  vermehren.  Dies  ist  der  Fall  mit  Galanthus  Scharlockii, 
G.  poculiformis  und  G.  lutescens. 

Schon  beim  Pflanzen  kann  man  an  den  Zwiebeln  die  verschiedenen  Galanthus 
etwas  unterscheiden  und  man  findet  drei  verschiedene  Typen.  So  ist 
die  Zwiebel  des  Galanthus  nivalis  nahezu  eiförmig,  die  des  G.  plicatus  ist 
mehr  rhomboidal  oder  spindelförmig,  während  der  Galanthus  Elwesii  eine  mehr 
runde   Zwiebel   hat. 

Dr.  J.  G.  Baker  giebt  eine  Diagnose  sämtlicher  Arten  in  seinem  Iland- 
book  of  Amaryllidaceae,  Eondon  p.  16 — 18  und  in  Gardener's  Chronicle  vom 
April  1889  pag.  458.  Er  giebt  7  Arten  den  Vorrang  als  typische  und  bezeichnet 
ihre  Verbreitungsareale  und  Blütezeiten  wie  folgt: 

1.  Galanthus  nivalis  E. :  Pyrenäen  bis  Kaukasus.  Unterarten  sind 
Galanthus  Imperati  und  G.  caucasicus.     Blütezeit  Februar — März. 

2.  Galanthus  graecus.  Orph.  Insel  Chios  und  Pellinos- Gebirge. 
Blütezeit  April. 

3.  Galanthus  Elwesii  Hook.  fil.  Klein-Asien  nahe  Smyrna  und  in 
Höhe  von  3700  Fuss  auf  der  Manissa-Gebirgskette.  Blütezeit  Mai.  (Blüht 
früher.) 

4.  Galanthus  latifolius,  Ruprecht.     Kaukasus.     Blütezeit  Mai. 

5.  Galanthus  Olgae,  Orph.     Griechenland.     Oktober. 

6.  Galanthus  plicatus  M.  B.  Krim  und  Dobrudscha  -  Gebirge.  März 
bis  April. 

7.  Galanthus  Fosteri.  Baker.  Amasia  in  der  Provinz  Sirwas.  nördliches 
( !entral-Klein-Asien.     April. 

Die  Zwiebeln  der  verschiedenen  Schneeglöckchen-Typen  variieren  in 
Bezug  der  Grösse  übrigens  nicht  sehr  viel.  Galanthus  nivalis-Zwiebeln  können 
von  J ._.— ;:  1  Zoll  Durchmesser  haben  und  so  ziemlich  die  Grösse  einer  Ilaselnuss 
erreichen.  E)ie  gefülltblühenden  haben  jedoch  gewöhnlich  etwas  grössere 
Dimensionen. 

Galanthus  plicatus  und  G.  Imperati  haben  Zwiebeln,  welche  1  Zoll  und 
mehr  im  Durchmesser  gross  werden,  und  sowohl  in  Beziehung  auf  Grösse  wie 
Form  können  sie  etwa  einem  Taubenei  ähnlich  sein. 

Mit  einiger  Übung  kann  man  sodann  auf  Grund  der  Verschiedenheiten  wohl 
mitunter  die  verschiedenen  Typen  unterscheiden,  und  gelten  dann  auch  die 
Farben  der  äussersten  Zwiebelschalen,  welche  von  gelblich  und  hell  bis 
dunkler  und  braungefärbt  variieren  können.  Obgleich  die  Blütezeit  für  die  ver- 
schiedenen Arten,  wie    oben  angegeben,    sehr    verschieden  ist,    ist   doch  wohl 


232_ 


Das  Schneeglöckchen,  Galanthus. 


Grund  da,  Kreuzbefruchtungen  zu  versuchen.  Um  solche  zu  ermöglichen, 
pflanzt  man  die  verschiedenen  Arten  Zwiebeln  zu  verschiedenen  Zeiten  des 
Jahres,  um  so  zu  probieren,  die  Blüten  zu  gleicher  Zeit  in  Flor  zu  bekommen. 
In  England  hat  man  viel  experimentiert  mit  der  Kreuzung  verschiedener  Arten 
und  man  hat  wirklich  viel  Glück  damit  gehabt,  unter  anderen  ist  der  Galan- 
thus nivalo-plicatus  »Valentine«  auf  diese  Art  entstanden. 

Noch  einmal  möchten  wir  zum  Schluss  den  Blumenfreunden  die  Kultur 
und  selbst  die  Vermehrungskultur  von  Galanthus  auf  das  wärmste  empfehlen. 
Die  Zwiebeln  der  gewöhnlichen  Schneeglöckchen  sind  so  billig  und  erfordern, 
wie  schon  gesagt,  so  wenig  Pflege,  dass  es  eigentlich  auffallend  ist.  wie  wenig 
sie  kultiviert  werden.  Bereits  oben  ist  hervorgehoben,  dass  grosse  Gebüsch- 
areale kaum  auf  andere  Art  als  durch  Schneeglöckchen  ausgenutzt  werden 
können,  —  jedenfalls  schwerlich  besser. 

Sehr  oft  werden  auch  die  Galanthus  als  Kant-  oder  Einfassungspflanzen 
benutzt,  bisweilen  gemeinsam  mit- den  herrlichen  blauen  Scilla,  was  eine  schöne 
Zusammenstellung  giebt,  —  mitunter  kommt  die  Scilla  jedoch  später. 

Auf  Friedhöfen  sind  besonders  viele  passende  Lokalitäten  für  die  Schnee- 
glöckchen, und  doch  sieht  man  derartige  Anlagen,  wo  die  Blume  sich  gar 
nicht  findet.  Die  vielen  Hecken  und  kleinen  Gesträuche  geben  eben  sehr 
passende  Örtlichkeiten  für  diese  niedlichen  Blumen.  Und  in  der  Symbolik  der 
Blume  ist  so  viel  Schönes  niedergelegt,  dass  sie  alle  ästhetischen  wie 
sentimentalen  Gefühle  ansprechen  muss. 

In  manchen  Park-  und  Promenadenwäldern  wäre  es  wünschenswert,  die 
Schneeglöckchen  sogar  im  Grossen  zu  naturalisieren.  Die  so  reizende,  eigen- 
tümliche Schönheit  der  bescheidenen  Blume,  nicht  nur  die  der  schon  ent- 
falteten Glocke,  sondern  auch  die  der  zierlichen,  eine  Zeitlang  grün  gekleideten 
Knospe,  welche  in  aufrechter  Stellung  aus  der  Erde  hervortritt,  würden  jeden 
Spaziergänger  erfreuen.  Wären  die  selteneren  und  neueren  Formen  etwas 
allgemeiner  bekannt,  würde  das  Galanthusgeschlecht.  unsere  lieben  Schnee- 
glöckchen, noch  weit  mehr  populär  werden. 


Abb.  52.     Galanthus  nivalis  h\   pl.   u.  andere. 


Dekoration  zum   5ojührigen  Geschäftsjubilaum  der  Firma  Carl   Beermann-Berlin.       «23 

Dekoration  zum  50jährigen  Geschäftsjubiläum  der  Firma 
Carl  Beermann-Berlin. 

r^V/um  Empfang  der  verschiedenen  Deputationen  bei  Gelegenheit  des  50jährigen 
^r  Geschäftsjubiläums  am  15.  April  (vergl.  Heft  8,  S.  223)  hatten  die  Herren 
Hermann  Beermann  und  Georg  Beermann,  die  beiden  Sühne  des  bereits 
im  39.  Lebensjahr  verstorbenen  Begründers  der  grossen  landw.  Maschinen- 
fabrik  Carl  Beermann,  vor  dem  Schlesischen  Thor,  Berlin,  ihr  grosses 
Komptoir  durch  Herrn  Landschaftsgärtner  W.  Wendt,  BerlinS.,  Ilasenhaide  56, 
in  einen  wahren  Illumensalon  verwandeln  lassen.  Alle  Pulte  etc.  waren  ent- 
fernt, schöne  Teppiche  gelegt  und  an  allen  Wänden  ein  reicher  Pflanzenschmuck 
angebracht. 

Links  an  der  Wand,  nahe  dem  Eingang,  standen  die  Büsten  der  Kaiser- 
lichen Majestäten  in  einem  Magnolien-  und  Lorbeerhain,  weiterhin  folgte  an 
derselben  Wand  eine  Gruppe  von  Palmen,  Dracaenen,  Magnolien,  Cytisus 
Attleyanus  etc.,  an  der  Basis  von  Tulpen,  buntblättrigen  Funkien  etc.  ab- 
geschlossen. Diese  Gruppe  diente  als  ansprechender  Hintergrund  für  ein  auf 
einer  Staffelei  aufgestelltes  etwa  1,25  m  hohes,  von  M.  Patke  echt  künstlerisch 
ausgeführtes  farbiges  Gedenkblatt,  das  die  Arbeiter  der  Fabrik  ihren  Chefs 
gewidmet  hatten.  Meisterhaft  wie  das  Bild  selbst,  war  auch  der  in  Leder  ge- 
punzte  Rahmen  vom  Ilofbuchbinder  Coli  in. 

Die  Rückwand  des  Saales  nahm  in  ihrer  ganzen  Breite  eine  ganz  aus- 
gezeichnet zusammengestellte  Gruppe  aus  blühenden  und  nichtblühenden 
Pflanzen  ein:  In  der  Mitte  eine  hohe  Dracaena  lineata,  links  und  rechts  je  eine 
Phoenix  canariensis,  in  den  Ecken  hohe  Lorbeerpyramiden,  vor  diesen  wieder 
Palmen,  Chamaerops  excelsa,  nach  der  Mitte  zu,  mehr  im  Vordergrunde,  wieder 
eine  Dracaene,  links  und  rechts  davon  blauer  Flieder,  hochstämmige  Schnee- 
bälle und  vor  diesen  getriebener  weiss-bunter  Ahorn,  Acer  Xegundo.  In 
diesem  Blütenhain  stand  eine  zweite  kostbare  Ehrengabe:  die  Bronzestatue  eines 
Schmiedes,  modelliert  von  Eberlein,  gegossen  von  Schaeffer  &  Walcker,  A.  G., 
umrahmt  nach  vorn  von  einem  Halbkreis  niedriger  Blütenpflanzen,  Azaleen, 
Spiraea  japonica  etc.,  abgeschlossen  dureh  Selaginellen. 

An  den  Fensterpfeilern  wieder  Magnolien,  Kentien,  Deutzien,  Cytisus, 
Cinerarien  etc.  Die  beiden  Geldschränke,  welche  wegen  ihrer  Schwere  nichl 
hatten  entfernt  werden  können,  waren  in  geschickter  Weise  durch  Epheu  und 
Palmen  verdeckt.  Das  über  dem  kleineren  Geldschrank  hängende  Bild  des 
Geschäftsbegründers  hatte  eine  hübsche  Umrahmung  aus  kleineren  Blumen 
erhalten;  ganz  besonders  zierlich  nahmen  sich  unter  diesen  die  weissen  Allium 
neapolitanum  aus. 

Endlich  rechts  vom  Eingange  fand  sich  eine  Gruppe  von  Dracaenen, 
Lorbeeren,  Magnolien  und  blühenden  Pflanzen. 

Die  hier  öfter  genannten  Magnolien  sind  nicht  blühende  M.  Soulangeana 
oder  dergl.,  die  viel  zu  steifgewirkt  hätten:  es  waren  Magnolia  grandiflora, 
die  nur  als  Blattpflanzen  Verwendung  gefunden  hatten.  Erst  vor  wenigen 
Wochen  hatte  Herr  Wendt  diese  in  Italien  so  häutige  Art  erworben,  und  wohl 
zum  ersten  Mal  sah  man  sie  in  grösserem  Masse  verwendet.  Ihre  grossen 
glänzend  grünen   Blätter  machen  sie  für  Dekorationen  recht  geeignet. 


irtA  Einige  frühblühende  Crocus-Arten. 


Eine  besondere  Zierde  erhielt  der  Saal  noch  durch  die  schönen  Bindereien, 
welche  von  Freunden  des  Hauses  Beermann  gespendet  und  geschickt  in  den 
Fensternischen  aufgestellt  waren. 

Der  Raum  reichte  für  sie  aber  bei  Weitem  nicht  aus,  ein  Nebenzimmer 
war  noch  ganz  mit  Bindereien  angefüllt.  Unter  ihnen  sei  ein  aus  Rohr  ge- 
bildeter kleiner  Schwingpflug  (d.  h.  ein  Pflug  ohne  Räder)  hervorgehoben. 
Ein  Pflug  ist  an  und  für  sich  ein  etwas  steifer  Gegenstand;  hier  aber  war 
durch  Anbringung  von  Blumensträussen  an  den  beiden  Sterzen  und  am  Vorder- 
ende des  Pflugbalkens  sowie  durch  Hindurchleitung  von  zartem  durchbrochenen 
rosa  seidenen  Band,  das  sich  von  hinten  nach  vorn  zog,  dem  Ganzen  ein  sehr 
gefälliges  Ansehen  gegeben.  Sehr  schön  waren  auch  mehrere  Blumenjardinieren 
aus  Kork  arrangiert,  ebenso  die  hohen  Blumenkörbe  u.  s.  w.,  kurz,  Alles  war 
höchst  geschmackvoll,  sowohl  die  Dekoration  des  Herrn  Wen  dt  wie  die 
Bindereien. 

In  einem  anderen  Raum  des  Geschäftshauses  wurde  nach  Empfang  der 
Deputationen  ein  Frühstück  eingenommen,  am  Nachmittag  fand  für  das  ganze 
Personal  eine  Sondervorstellung  im  Schillertheater  (Ehrliche  Arbeit)  statt  und 
abends  ein  Ball.  Am  nächsten  Tage,  einem  Sonntage,  besichtigten  mehrere 
Mitglieder  des  Vereins  diese  »Blumen-Ausstellung«,  und  zu  Hunderten  wanderten 
die  Beamten  und  Arbeiter  mit  ihren  Frauen  hin,  um  den  Schmuck  zu  schauen. 
Die  schönste  Weihe  aber  gaben  die  jetzigen  Geschäftsinhaber  dem  Feste,  indem 
sie    loooooMark   zu   einer   Wohlthätigkeitsstiftung  für   ihr   Personal  spendeten. 

L.  W. 


Einige  frühblühende  Crocus-Arten. 


Ll/rühlingsblüher  im  Garten  sind  stets  willkommen.  Je  reicher  wir  den 
A^%  Blumenflor  in  des  Jahres  ersten  Monaten  ausstatten  können,  desto  lieber 
wird  es  uns  sein.  Wir  wollen  deshalb  heute  auf  einige  Crocus-Arten  hin- 
weisen. Von  S.  Arnott  werden  in  einer  der  Februar-Nummern  des  ,,Gardeners' 
Chronicle"  vier,  in  unseren  Gärten  leider  noch  so  seltene  Crocus  beschrieben. 
Wir  geben  im  Folgenden  die  Ausführungen  Arnotts  wieder. 

Wer  möchte  die  Crocus  im  Frühling  missen?  Wohl  niemand.  Sie  er- 
schliessen  sich  mit  den  ersten  wärmeren  Sonnenstrahlen  des  Vorfrühlings. 
Ehe  wir  es  ahnen,  sind  sie  da  und  grüssen  uns.  Gold,  purpurn,  lila,  weiss 
oder  gestreift  ist  ihr  Kleid.  Alles,  was  wir  in  den  Gärten  zumeist  als  Crocus 
sehen,  sind  holländische  Abarten.  Wir  wissen  ihren  Wert  zu  schätzen.  Allein 
es  giebt  doch  noch  andere  Crocus,  echte  ,, Arten".  Mit  diesen  können  wir 
unsern  Garten  recht  hübsch  schmücken.  Sie  bieten  einerseits  eine  grössere 
Abwechselung,  anderseits  sind  sie  zu  verschiedenen  Zeiten  in  Blüte.  Heute 
seien  einige  Arten  beschrieben,  die  zu  den  frühblühendsten  der  Gattung  zählen. 
Wir  ordnen  sie  in  chronologischer  Reihenfolge,  der  Zeit  ihres  Erscheinens 
entsprechend. 

Unsere  Crocus  stellen  sich  nicht  immer  zur  gleichen  Zeit  ein.  Ihr  Er- 
scheinen ist  abhängig  von  der  Witterung.  Das  nicht  nur  in  Bezug  auf  ihre 
Triebzeit,  sondern  auch  hinsichtlich  der  Witterung,  welche  in  den  vorher- 
gehenden Monaten    herschte.      Es    kann    also    ihr  Erwachen    manchmal    schon 


Einige  truhblühende  Crocus-Arten.  23^ 


—  im  Januar  —  ehe  der  Winter  recht  vergangen,   eintreten,    manchmal  lassen 
sie  uns  bis  in  den  März  warten. 

Crocus  Imperati.  Wer  in  die  Lage  versetzt  sein  sollte,  eine  Auswahl 
unter  den  frühen  Crocus  zu  treffen,  würde  wahrscheinlich  diese  prächtige  Art 
vor  allen  wühlen.  Obgleich  Italien  ihre  Heimat  ist,  ist  sie  sehr  hart  und 
macht  uns  so  wenig  Mühe  wie  alle  anderen  Safrane.  Crocus  Imperati  !s1 
schön,  sei  es  in  noch  geschlossenem  Zustande,  wenn  seine  hellbraunen  Seg- 
mente sich  uns  zeigen,  sei  es  offen  im  Sonnenschein,  wenn  seiner  Blumen 
reiches  Purpur  uns  mit  Staunen  erfüllt.  Je  günstiger  die  Lage,  desto  zeitige] 
erschliesst  er  sich,  in  England  oft  schon  vor  Neujahr. 

Es  giebt  eine  weisse  Abart  hiervon,  welche  indes  einige  Schwierigkeiten 
in  der  Kultur  zu  machen  scheint. 

Sonst  kann  man  im  allgemeinen  zwei  Farbenvariationen  bei  diesem 
Crocus  unterscheiden.  Die  eine  —  die  zierlichere  von  beiden  —  blüht  zeitiger 
und  ist  hübsch  schwarzpurpurn  punktiert  auf  der  Aussenseite.  Die  andere 
Varietät  ist  meist  ähnlich  gezeichnet  an  der  Aussenseite  der  äusseren  Segmente 
und  gewöhnlich  kleiner.  C.  Imperati  bringt  reichlich  Samen.  Man  kann 
diesen  sofort  nach  der  Keife  aussäen.  Sämlinge  blühen  nicht  vor  dem  dritten 
oder  vierten  Jahre. 

("rocus  vitellinus.  Dieser  hübsche  und  kleine  Crocus  erscheint  etwa 
gleichzeitig  mit  C.  Imperati.  Seine  Blüten  zeigen  ein  tiefes  Goldgell». 
was  weithin  leuchtet.  Es  ist  eine  der  Arten,  deren  Blumen  gleichzeitig  mit 
den  Blättern  erscheinen.  Dieser  Umstand  wird  vielen  schätzenswert  dünken. 
Die  Aussenseite  der  Blütenblätter  ist  manchmal  bronzefarben  angehaucht. 
Die  Antheren  sind  gelb  oder  orangefarben  und  die  Narben  scharlach  oder 
orange.  C.  vitellinus  ist  in  Nordpalästina  und  Syrien  zu  Hause.  Er  ist 
ganz  hart  und  einer  weiten  Verbreitung  wert. 

Crocus  Crewei.  Der  seltene  C.  Crewei  ist  C.  biflorus  nahe  ver- 
wandt. Man  hönnte  zweifelhaft  sein,  ob  man  ihn  als  eigene  Art  aufstellen 
solle  --  ausgenommen  seiner  dunklen,  fast  schwarzen  Antheren  halber.  Er 
blüht  zur  selben  Zeit  wie  die  vorhergehende  Art.  Kann  er  mit  dieser 
auch  nicht  hinsichtlich  der  leuchtenden  Färbung  der  Blüten  sich  messen,  so 
ist  er  doch  recht  hübsch  und  wertvoll.  Die  weisslichen  äusseren  Segmente 
sind  schön  chokoladenfarben  angehaucht  und  das  weisse  Blüteninnere  steht 
in  hübschem  Gegensatz  zu  dem  tiefen  Chokoladenbraun  der  Antheren. 

Dieser  Crosus  wurde  zuerst  von  Elwes  im  Jahre  1874  in  Syrien  ge- 
funden: wir  erhielten   ihn  aber  auch  aus  Klein-Asien. 

»rocus  ancyrensis.  Ein  anderer  recht  hübscher  Safran,  welcher  bald 
nach  C.  vitellinus  erscheint,  ist  C.  ancyrensis,  der  Angora-Crocus.  Er  ist 
dunkler  in  der  Färbung  als  C.  vitellinus.  Seine  Blütenfarbe  ist  fast  tief- 
orange.    Die  Segmente  sind  nicht  gestreift.     Eine  kleine  Gruppe  des  Angora- 

11s  mit  seinen  grasartigen  Blättern  und  leuchtenden  Blumen  schaut  gar 
nett  aus.  In  manchen  Teilen  Klein-Asiens  soll  er  sehr  häufig  sein,  er  ist  indes 
nicht   so  häufig   in    Kultur,  als  man   erwarten  sollte. 

Die  eben  beschriebenen  Safrane  sind  nur  einige  wenige  Vertreter  dei 
artenreichen  Gattung.  Sie  erfreuen  uns  zu  einer  Zeit,  in  der  die  kleinste  Blume 
hoch  im  Preise  steht.  S. 


236 


Die  beiden  alten  Eiben  im  Garten  des  Herrenhauses  zu  Berlin. 


Die  beiden  alten  Eiben  (Taxus  baccata) 
im    Garten    des    Herrenhauses    zu    Berlin. 

^  (Hierzu  Abb.   53   u.  54.) 

(4-V4^ie  alten  Eiben  im  Garten  des  Herrenhauses  erfreuen  sich  mit  Recht 
<£^P  einer  grossen  Berühmtheit,*)  gehören  sie  doch  zu  den  stärksten  und 
höchsten  Exemplaren  unseres  Vaterlandes.  Conwentz**),  der  sich  ganz  speziell 
mit  der  Eibe  in  der  Vorwelt  und  Gegenwart  beschäftigt,  führt  als  stärkstes 
lebendes  Exemplar  in  Westpreussen  die  Eibe  am  Rande  des  Ziesbusches  bei 
Lindenbusch  an.  Dasselbe  misst  über  dem  Erdboden  180  cm  und  in  1  m 
Höhe  156  cm  Umfang  und  übertrifft  daher  die  bekannten  Bäume  auf  der 
Heidelberger  Schlossterrasse  (in  1  m  Höhe  136  cm  Umfang,  1880  von  Conwentz 
gemessen).  Hingegen,  sagt  Conwentz,  wird  unsere  Taxus  aus  dem  Ziesbusch 
an  Dicke  übertroffen,  z.  B.  von  der  stärkeren  Eibe  an  der  Südfront  des  Herren- 
hauses in  Berlin  (in  1  m  Höhe  170  cm  Umfang,  18S9  von  Conwentz  gemessen, 
jetzt  175  cm  bei  einer  Höhe  von  11,60  irr.  der  schwächere  0,93  in  einer  Höhe 
von  11,85  ni,  teils  nach  in  meiner  Gegenwart  vorgenommennen  Messungen 
des  Herrn  Völckel ,  teils  nach  Messungen  des  Herrn  Reg.  -  Baumeister 
Fritsch.  L.  W.),  von  der  Eibe  an  der  alten  Schweizerei  im  Fürstensteiner 
Grund  mit  230  cm  Umfang  (wo?),  1889  von  Conwentz  gemessen,  von 
der  in  Petersdorf  in  Schlesien  fast  3  m  Umfang  nach  Fiek,  vom  sog.  Ibenbom 
(d.  h.  Eibenbaum)  zu  Mönkhagen  bei  Rostock,  291  cm  Umfang  nach  Krause, 
von  der  Eibe  des  bot.  Gartens  in  Frankfurt  a.  M.  238  cm  Umfang,  1889  von 
Conwentz  gemessen,  von  mehreren  Exemplaren  im  Bodethal  u.  a.  m. 

Kein  Wunder,  dass,  als  der  Neubau  des  Herrenhauses  eine  Verpflanzung 
der  beiden  Eiben  nötig  machte,  man  mit  der  grössten  Umsicht  vorging,  um 
diese  alten  Wahrzeichen  am  Leben  zu  erhalten,  und  diese  Vorsicht  wurde  um 
so  grösser,  als  der  Erbauer  des  Abgeordneten-  und  des  Herrenhauses,  Herr 
Geh.  Baurat  Schulze,  Mitglied  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues, 
selbst  ein  grosserKoniferenkenner  ist.  —  Die  ganze  Arbeit  wurde  Herrn  Landschafts- 
gärtner L.  Maecker,  Friedenau,  übertragen. 

Mehrere  Jahre  hindurch  wurden  die  Bäume  vorbereitet,  um  ihren  »Umzug« 
bewerkstelligen  zu  können.  Auf  Rat  der  Herren  Geh.  Reg. -Rat  Prof. 
Dr.  Engler,  Garteninspektor  Perring  und  Landschaftsgärtner  Maecker 
wurde  die  obere  Erde  durch  bessere  ersetzt  und,  um  zu  sehen,  ob  sich  in 
der  Peripherie  bei  guter  Nahrung  neue  Wurzeln  bilden  würden.  Ende  Juli  1894 
an  einem  Teile  des  Umfanges  ein  U/^m  langer,  75  cm  breiter  und  1,5  m  tiefer 
Graben  in  Gestalt  eines  Kreissektors  in  212  m  Abstand  vom  Stamm  ausgehoben, 
wobei  eine  Anzahl  von  1  —  2  cm  starken  Wurzeln  durchstochen  werden 
mussten.  Der  Graben  wurde  mit  guter  Erde  angefüllt  und  im  nächsten  Jahre, 
im  April  1895,  wieder  untersucht.  Da  zeigte  sich,  dass  die  abgeschnittenen 
Wurzeln    förmliche    Besen    von    Saugwurzeln  gebildet  hatten. 

Anfänglich  war  beabsichtigt  gewesen,  wenn  der  Erfolg  günstig  ausfiele, 
drei  solcher  Sektoren  in  einem  Jahre  mit  guter  Erde  zu  füllen  und  in  dem  folgenden 

*/   Siehe  Th.  Fontane,  Havelland,  S.    126.  —  J.  Trojan  an  verschiedenen  Orten. 
**;  Prof.  Dr.  H.  Conwentz,  Direktor  des  Westpreussischen  Provinzialmuseums  zu  Danzig, 
,,Die  Eibe  in  Westpreussen,  ein  aussterbender  Waldbaum''.     Abhandlungen  zur  Landeskunde  der 
Prov.  Westpreussen,  Heft  111,  S.  45,  Danzig    1892.     Ausserdem  viele    andere  Veröffentlichungen 
von  demselben  über  die  Eibe. 


Die  beiden  alten  Eiben  im  Garten  des  Herrenhauses  zu  Berlin.  2^7 


Jahre  drei  dazwischen  liegende,  so  dass  dann  im  ganzen  l'mfang  neue  Saug- 
wurzeln sich  landen.  —  Da  aber  der  erste  Versuch  so  glänzend  ausgefallen  war, 
glaubte  man,  zumal  die  Aste  zurückgeschnitten  wurden,  auf  einmal  einen 
ganzen  Kreis  in  Gestalt  eines  Grabens  mit  guter  Erde  und  zugleich  starke 
Fassdauben,  die  eine  Art  Kübel  ohne  Boden  bildeten,  an  der  Peripherie  an- 
bringen zu  können.  Und  so  geschah  es.  Die  Bäume  wurden  gut  gepflegt  und 
besonders  regelmässig  bespritzt;  aber  trotzdem  wurden  im  nächsten  Jahr 
(1896)  die  Nadeln  rot  und  dass  ganze  Aussehen  ein  bedenkliches, 
so  dass  die  gärtnerischen  Sachverständigen  das  Fortkommen  für  wenig 
aussichtsvoll      erklärten.  Herr     Geh.     Baurat     Schulze       Hess      sie      aber 

Abends  fleissig  bespritzen  ,  und  das  hatte  den  Erfolg,  dass  im  Jahre 
darauf  (1897)  an  den  Ästen  und  namentlich  an  den  Stämmen  selbst  eine 
grosse  Anzahl  neuer  Triebe  erschienen.  Während  des  ganzen  Sommers 
1897  und  1898  sind  die  Bäume  wiederum  reichlich  bespritzt  worden, 
auch  die  Erde  wurde  gelockert  und  alles  zur  Förderung  des  Wuchses  gethan. 
Hätten  sie  so  noch  ein  Jahr  länger  an  ihrer  Stelle  bleiben  können,  so  wäre 
wohl  jede  Gefahr  ausgeschlossen  gewesen.  Das  war  aber  nicht  möglich.  Der 
Xeubau  erforderte,  dass  die  Bäume  schon  in  diesem  Frühjahre  an  eine  andere 
Stelle  gerückt  wurden. 

Ende  März  1899  etwa  wurde  am  Rande  der  Baumscheiben  aufgegraben, 
da  stellte  sich  leider  heraus,  dass  die  Wurzeln  nicht,  wie  man  erhofft,  in  das 
neue  Erdreich  gegangen  waren,  dass  die  abgeschnittenen  Wurzeln  auch  keine 
Saugwurzeln  gebildet  hatten,  wie  sie  doch  1895  gezeigt,  sondern  im  Gegenteil 
vielfach  bis  auf  einen  Meter  rückwärts  von  der  Schnittfläche  schwarz  und 
verstockt  waren.  Nur  an  wenigen  Stellen  waren  Wurzeln  in  den  guten  Boden 
an  der  Peripherie  gedrungen. 

Erfreulicherweise  zeigte  sich  aber,  dass  in  der  Nähe  des  Stammes  eine 
ganze  Anzahl  neuer  Saugwurzeln  entstanden  sind,  und  dies  giebt  Hoffnung  auf 
ein  glückliches  weiteres  Gedeihen. 

Die  faulen  Wurzeln  wurden  nun  abgeschnitten  und  der  Wurzelballen 
infolgedessen  bedeutend  verkleinert,  was  den  späteren  Transport  erleichterte. 
Ursprünglich    5    m    im    Durchmesser,    mass    der  Wurzelballen    jetzt    nur   3  m. 

Der  Transport  sollte  wegen  des  ungeheuren  Gewichtes  des  Ballens,  das 
man  immer  noch  auf  550—600  Zentner  schätzte,  in  der  Weise  erfolgen,  dass 
die  Bäume  nicht  herausgehoben,  sondern  in  einem  eigens  dazu  gefertigten 
Stichkanal  oder  breiten  Graben  —  senkrecht  stehen  bleibend  —  fortgewalzt 
werden  sollten. 

Die  Hauptschwierigkeit  aber  lag  darin,  den  Wurzelballen  auch  unten  frei 
zu  machen.  Zu  dem  Zweck  musste  der  ganze  Ballen  so  zu  sagen  untertunnelt 
und  dem  Kübel  ein  Boden  aus  dicken  Bohlen  gegeben  werden.  Der  so 
hergestellte  Kübel  wurde  dann  auf  Walzen  gebracht,  welche  sich  auf  einem 
immer  wieder  weiter  vorgelegten  Bohlenbelag  bewegten  und  durch  Drahtseile, 
die  mit  zwei  Flaschenzügen  in  Verbindung  standen,  weiter  gezogen. 

■Wiederum  bewährte  sich  hier  das  Wrort  des  Archimcdes:  »Gebt  mir.  einen 
festen  Punkt,  und  ich  werde  die  ganze  Erde  aus  ihren  Angeln  heben.« 

In  der  Nähe  der  Westgrenze  des  Ilerrenhausgartens  war  dieser  feste 
Punkt  gegeben:,  ein  mächtiges  Bohlwerk,  in  Gestalt  etwa  eines  Prellbocks  bei 
Eisenbahnen,    war    errichtet    und    an   dieses    der    eine    starke  Flaschenzug   mit 


238_ 


Die  beiden   alten  Eiben   im  Garten  des  Herrenhauses  zu  Berlin. 


Schraube  angebracht;  für  den  zweiten  Flaschenzug  diente  eine  dicke  Rüster  als 
Befestigungspunkt. 

Ungefähr  fünf  Mann  zogen  an  jedem  Flaschenzuge  ohne  grosse  Anstrengung 
-  nur  zu  Anfang  wegen  der  grösseren  Reibung  mehr  sich  mühend  —  und 
ganz,  ganz  langsam,  aber  auch  ganz  sicher  rollte  der  Baum  weiter. 

Die  kleinere  Eibe  wurde  zuerst,  Anfang  April,  versetzt.  Sie  hatte  einen 
weit  längeren  Weg,  etwa  50  m  zurückzulegen,  wozu  im  ganzen  16  Stunden 
erforderlich  waren.  Die  grössere  brauchte  nur  20  m  zu  machen  und  iührte 
diesen  Marsch  am   17.  April  in  9  Stunden  aus. 


Abb.  53.     Gesamtansicht  der  beiden  alten  Eiben 

im  Herrenhausgarten  kurz  nach  dem  Transport  der  kleineren. 

Photographien  von  Fritz  Regung. 

Am  17.  April  ist  die  Arbeit  beendet  worden.  Nun  stehen  die  Bäume 
nahe  der  westlichen  Grenze  des  Herrenhausgartens.  Hoffen  wir,  dass  sie  die 
vielen  Mühen,  die  auf  ihre  Erhaltung  verwendet  sind,  lohnen  werden  und  sie 
sich  auch  in  den  Kronen  wieder  üppiger  entwickeln,  denn  letztere  —  das 
lässt  sich  nicht  leugnen  —  machen  jetzt  einen  nicht  gerade  schön  zu  nennenden 
Eindruck. 

Die  Hauptfrage  nach  dem  Alter  der  Bäume  kann  immer  noch  nicht 
endgültig  entschieden  werden.  Ein  Zählen  der  Jahresringe  der  abgeschnittenen 
Aststümpfe    und    daraus    Berechnung    der    Jahresringe    des  Stammes    ist.    wie 


Die  beiden  alten  Eihen   im  Garten  des  Herrenhauses  zu  Berlin.  23Q 


Conwentz  I.e.  S.  44  bemerkt,  nicht  zulässig,  da  die  Jahresringe  des  Astholzes 
im    allgemeinen    enger  sind  als  die  des  Stammholzes. 

Auch  Vergleiche  mit  abgehauenen  Stämmen  führen  zu  keinem  sichern 
Resultat,  da  die  Bäume  individuell  sehr  verschiedene  Weite  der  Jahresringe 
zeigen  können.  Ein  drastisches  Beispiel  führt  Conwentz  an.  Wenn  er  nach 
dem  einen  der  zwei  abgehauenen  Exemplare  aus  Lindenbusch  das  Alter 
des  dort  lebenden  Exemplars  berechnet,  kommt  er  aui  943  Jahre,  was  er  selbst 
als  wahrscheinlich  zu  hoch  ansieht;  wenn  er  es  nach  dem  andern  schätzt, 
kommt  er  nur  auf  311  Jahre.  —  In  den  letzten  zehn  Jahren  ist  der  Umfang 
der  stärkeren  Eibe  des  Herrenhauses,  wie  oben  erwähnt,  von  170  aui  17-  cm 
gestiegen. 

Gegen  ein  sehr  hohes  Alter  der  Herrenhaus-Eiben  spricht  ein  neuer- 
dings   entdeckter    Umstand.     Bei    den  Vorbereitungen    für    den  Transport    der 


Abb.  54.     Transport  der  kleineren  alten  Eibe  im  Herrenhausgarien. 
Photographien  von  Fritz  Regling. 

Bäume  stiess  man  60  cm  unter  den  tiefsten  Wurzeln  auf  Kalksteinfundament; 
ein  Beweis;  dass  die  Bäume  auf  aufgeschüttetem  Boden  stehen.  Auch  Ziegel- 
steine sind  gefunden,  ein  wohlerhaltencr  Ziegel  ist  10  Zoll  lang,  5  Zoll  breit, 
_>  Zoll  hoch.  Das  ist  nicht  das  Format  der  mittelalterlichen  Ziegel,  sondern 
das   des  vorigen  und  etwa  der  ersten  Hälfte  dieses  Jahrhunderts. 

Au<h  einige  Muffeln  von  der  1750  nebenan  errichteten  Kgl.  Porzellan- 
Manufaktur  sind   gefunden. 

Das  alle-  spricht  dafür,  dass  die  Bäume  frühestens  um  die  Mitte  des 
gen  Jahrhunderts  hierher  Verpflanzt  worden  sind.  Wie  alt  sie  damals 
schon  waren,  steht  freilich  nicht  fest;  es  ist  aber  wohl  nicht  anzunehmen, 
dass   man  sehr  alte  Bäume  gewählt  hat.   im  Gegenteil  jüngere. 

Herr  Kommerzienrat  Schutt,  gleichfalls  Mitglied  des  Vereins  zur  Be- 
förderung des  Gartenbaues,  hat  Herrn  Geh.  Baurat  Schulze  mitgeteilt,  dass  er 


2io      Beiträge  zur  chemischen  Zusammensetzung  verschiedener  Apfel-  und  Birnensorten. 

vor  25  Jahren  fünf  sechsjährige  Eiben   in    seinem  Garten   in   Steglitz    gepflanzt 
hat,  die  jetzt  schenkeldick  sind. 

Wir  dürfen  wohl  annehmen,  dass  die  Schätzung  der  Herren  Engler. 
Perring  und  Maecker  auf  200  Jahre  bei  der  stärkeren,  mit  100  bei  der 
schwächeren  Eibe  das  Maximum  sein  wird. 

Abschnitte  der  Äste  sowie  einen  Längsschnitt  durch  zwei  zusammen- 
gewachsene Aste  dieser  berühmten  Eiben  hat  Herr  Geh.  Baurat  Schulze  dem 
Museum  der  Königl.  landwirtsch.  Hochschule  zum  Geschenk  gemacht,  wie 
bereits  im  Jahre  1897  der  Bureaudirektor  des  Herrenhauses,  Herr  Reissig. 
dem  gedachten  Museum  Abschnitte  der  Aststümpfe,  übersandte.  Beiden  sei 
auch  an  dieser  Stelle  der  wärmste  Dank  dafür  ausgesprochen.  Auch  eine 
interessante  hohle  Linde,  in  deren  Hohlraum  sich  ein  mächtiger  Zopf  von 
Wurzeln  gebildet,  ist  dem  Museum  von  Herrn  Geh.  Baurat  Schulze  überwiesen. 

L.  Wittmack. 
* 
Nachtrag. 

Wie  in  No.  189  der  Voss.  Zeitung  vom  23.  April  1S99  mitgeteilt  wird, 
sind  die  Häuser  der  Leipzigerstrasse  nicht,  wie  in  Xo.  175  der  Voss.  Zeitung 
berichtet,  auf  ehemaligen  Tiergartenterrain,  sondern  auf  Wiesengrund  erbaut. 
Das  Grundstück  Leipzigerstrasse  No.  3  (das  jetzige  Herrenhaus)  war  zuerst, 
nach  1735,  von  Leutnant  von  der  Groben  bebaut  worden.  Zu  Nicolai's 
Zeit  (1778)  lag  hier  das  Gotzkowskysche  Haus,  und  wird  von  Nicolai  aus- 
drücklich erwähnt,  dass  hinter  demselben  ein  schöner  Garten  sei.  Ferner 
berichtet  er  an  anderer  Stelle  von  diesem  Garten  :  Er  ist  auch  wohl  angelegt. 
In  demselben  sind  zwei  grosse  Salons  von  hohen  Kastanienbäumen  und  ein 
angenehmes  Labyrinth  etc.  Der  alten  Eiben  gedenkt  er  nicht,  sie  können  also 
noch  nicht  bemerkenswert  gewesen  sein.  Der  augenscheinlich  sehr  gut 
orientierte  Verfasser  des  Artikels  in  der  Voss.  Zeitung  sagt :  Jedenfalls  ist  an- 
zunehmen, dass  die  Bäume  (er  sagt  der  Baum)  in  der  zweiten  Hälfte  des  vorigen 
Jahrhunderts  in  den  Garten  verpflanzt  worden  sind,  denn  zu  Anfang  dieses 
Jahrhunderts  gehörten  Haus  und  Garten  dem  Generalintendanten  von  der  Recke, 
und  der  damalige  Kronprinz,  spätere  König  Friedrich  Wilhelm  IV.,  hat 
als  Knabe  viel  unter  dem  alten  Eibenbaum  gespielt.  —  Die  Familie 
Mendelssohn  ist  erst  später  (um  1820  nach  der  Notiz  in  No.  175  der  Voss. 
Zeitung)  in  den  Besitz  des  Grundstückes  gekommen,  das  zum  Bau  des  Herren- 
hauses erworben  wurde,  nachdem  im  Jahre  1852  die  »Erste  Kammer«  in  der 
Oberwallstrasse  abgebrannt  war.  Das  aufgefundene  Fundamentmauerwerk 
dürfte  aus  der  ersten  Zeit  der  Bebauung  des  Grundstückes  stammen. 


Beiträge  zur  chemischen  Zusammensetzung  verschiedener 
Äpfel-  und  Birnensorten 

aus  dem  Königl.  pomologischen  Institut  zu  Proskau  O.-S. 

Von   Dr.  Richard  Otto, 
^      Leiter  der  ehem.  Abteilung  der  Versuchsstation  am  Königl.  pomologischen  Institut. 

Mi  im  Herbste  des  Jahres  1898  wurden  seitens   der   chemischen  Abteilung  der 


*>sn>   Versuchsstation  des  Königl.  pomologischen  Instituts    eine   grössere   Anzahl 
der  verschiedensten  Äpfel-  und  Birnensorten,  welche  sämtlich  hier  im  Institut 


Beiträge  zur  chemischen  Zusammensetzung  verschiedener  Äpfel- und  Birnensorten.      04 1 

gewachsen  und  deren  sonstige  Vegetationsbedingungen  (Bodenverhältnisse, 
Klima  etc.)  uns  somit  bekannt  waren,  einer  chemischen  Untersuchung  aut 
ihre  wichtigsten,  insbesondere  für  die  Obstverwertung  (Obstweinbereitung)  in 
Betracht  kommenden  Bestandteile  unterzogen. 

Die  Resultate  dieser  Untersuchungen,  welche  an  einem  anderen  <  »rte  aus- 
führlicher veröffentlicht  werden,  sollen  im  Nachfolgenden  kurz  (es  ist  aus 
diesem  Grunde  hier  auch  auf  die  einschlägige  Litteratur  nicht  näher  ein- 
gegangen) mitgeteilt  werden,  da  sie  uns  ein  treffendes  Bild  geben  von  dem 
Gehalt  der  einzelnen  Sorten  an  den  wichtigsten,  besonders  für  die  Obstwein- 
bereitung in  Frage  kommenden  Bestandteilen,  um  so  mehr,  als  diebetreffenden 
Früchte  im  Sommer  und  Herbst  1898  an  demselben  Orte,  also  unter  ganz 
gleichen  Yegetationsbedingungen,  sich  entwickelt  haben. 

Diese  Untersuchungen  hier  kurz  mitzuteilen,  erscheint  mir  auch  aus  dem 
Grunde  wünschenswert,  weil  in  vielen  älteren  Büchern  über  Obstverwertung  etc. 
sich  Angaben  über  den  Zucker-,  Säure-  etc.  Gehalt  der  einzelnen  Frucht- 
sorten finden,  die  jetzt  als  falsch  gelten  müssen,  da  die  betreffenden  Be- 
stimmungen nach  veralteten  und  ungenauen  Methoden  ausgeführt  sind,  wo- 
durch häufig  die  in  Betracht  kommenden  Bestandteile  zu  niedrig  gefunden  sind. 

Die  vorliegenden  Bestimmungen  sind  nach  den  neuesten  und  jetzt  wohl 
allgemein  gewählten  chemischen  Methoden  durchgeführt.  So  ist  z.  B.  für  die 
Gesamtzuckerbestimmung  die  äusserst  genaue  gewichts-analytische  Methode  der 
Zuckerbestimmung  nachAllihn  gewählt,  nachdem  zuvor  die  zu  untersuchende 
Substanz  mit  Salzsäure  in   der  vorgeschriebenen  Weise  invertiert  wurde. 

Die  Säure  wurde  als  Gesamtsäure  mit  V10  Xormallauge  titrimetrisch  nach 
der  Tüpfelmethode  bestimmt  und  auf  Äpfelsäure,  als  der  in  reifen  Äpfeln  und 
Birnen  in  grösster  Menge  sich  vorfindenden  organischen  Säure,  berechnet.  In 
der  nachstehenden  Tabelle  ist  die  Säure  aufgeführt  „pro  mille",  d.  h.  in  1  1 
Saft  (Most)  sind  Gramm  Äpfelsäure  enthalten. 

Alle  Untersuchungen  wurden  an  möglichst  gleichmässigen  und,  wenn 
nichts  Anderes  bemerkt,  an  reifen  Exemplaren  durchgeführt.  Von  einer  grossen 
Anzahl  von  Früchten  einer  Sorte  wurde  eine  gute  Durchschnittsprobe  her- 
gestellt und  diese  Früchte  dann  auf  einer  Reibemaschine  zerkleinert  und  darauf 
sogleich  mittelst  einer  sog.  Haushaltungspresse  stark  abgepresst.  In  dem  klaren, 
ev.  vorher  filtrierten  Moste  wurden  dann  sofort  die  betreffenden  Bestimmungen 
vorgenommen.  Die  gefundenen  Prozent-  ev.  Promillezahlen  beziehen  sich  also 
dem  Gebrauche  bei  Weinuntersuchungen  gemäss  auf  das  Mostgewicht,  d.  h.  in 
100  cem  Most  sind  enthalten  Gramm. 

Auch  auf  Stärke  wurde  bei  den  einzelnen  Sorten  geprüft,  doch  war  nur 
selten  solche  nachzuweisen,  da,  wie  erwähnt,  die  Früchte  in  der  Regel  im 
reifen  Zustande  zur  Untersuchung  gelangten. 

In  der  nachfolgenden  Tabelle  sind  die  Untersuchungsdaten  mit  Angabe 
der  Zeit  der  Untersuchung  mitgeteilt. 

Ausser  dem  chemisch  quantitativ  genau  ermittelten  Gesamtsäure-  und 
Gesamtzuckergehalt  (ev.  auch  Rohr-  und  Traubenzuckergehalt  bei  einigen 
Sorten,  wie  grosse  Casseler  Reinette  etc.)  finden  wir  in  dieser  Tabelle  noch 
Angaben  über  den  Gehalt  der  einzelnen  Äpfel-  und  Birnensorten-Moste  anöchsle- 
Graden  (ermittelt  mit  der  Ochsle'schen  Mostwage  bei  150  C.)  und  Angaben 
über    das   spez.   Gewicht  der  Moste  bei   150  C,    sowie    über    den  Zuckergehalt. 


'2A2      Beiträge  zur  chemischen  Zusammensetzung  verschiedener  Äpfel- und  Birnensorten. 

bestimmt  mit  der  Üchsle'schen  Mostwage  nach  der  Formel:  die  Anzahl 
<  »chsle-Grade  durch  5  dividiert  und  0.5  zuaddiert,  ergeben  bei  den 
reinen  Äpfelmosten  den  mit  der  quantitativ  chemischen  Zucker- 
bestimmung ziemlich  genau  übereinstimmenden  Zuckergehalt  in 
Prozenten;  ferner  auch  über  den  Zuckergehalt,  ermittelt  mit  der  Klosterneu- 
burger  Mostwage  bei  17,5°  C.  Diese  beiden  letzteren  annähernden  Zucker- 
bestimmungsmethoden wurden  als  in  der  Praxis  übliche  mit  herangezogen 
sowohl  zum  Vergleiche  unter  sich,  als  auch  zum  Vergleiche  mit  der  quantitativ 
chemischen  Zuckerbestimmung.  Ebenso  sind  zum  Vergleiche  unter  sich  zwei 
Extrakt-Bestimmungen  aufgenommen,  einmal  die  nach  meiner  Ansicht  genauere 
aus  dem  spez.  Gewicht,  unter  Zugrundelegung  der  von  Haien  ke  und  Möslinger 
berechneten  Tabellen*)  ,  sodann  die  Extrakt-Bestimmung  mittels  des 
Balling'schen  Saccharometers  bei  15  °  C. 

I.  Äpfel. 

Nach  den  nebenstehenden  Untersuchungen  ist  also  bei  uns  der  zucker- 
reichste Apfel  der  Königliche  Kurzstiel  mit  19,24  g  Gesamtzucker 
in  100  ccm  Most.  Auch  anderwärts  ist  der  Königliche  Kurzstiel  als  der 
zuckerreichste  Apfel  gefunden.  So  hebt  Professor  Behrend  in  Hohenheim  in 
seiner  Schrift  „Beiträge  zur  Chemie  des  Obstweines  und  des  Obstes'"  im  Jahre 
1892  den  Königlichen  Kurzstiel  als  die  zuckerre  ichste  Sorte  (mit  17%)  her- 
vor. Hotter  (vergl.  III.  Bericht  über  die  Thätigkeit  der  pomologischen  Ver- 
suchs- und  Samen-Kontroll-Station  für  Mittelsteiermark,  Graz  1895)  fand  sogar 
in   1  1  Most   dieses   Apfels   215  g  Zucker,   d.  i.  in  100  ccm  =  21,5  g  Zucker. 

Ordnen  wir  die  untersuchten  Apfelsorten  nach  ihrem  Gehalt  anZucker, 
so  ergiebt  sich  folgendes : 

I.  Äpfelsorten  mit  hohem  Zuckergehalt  (über  14  g  Zucker 
in  100  ccm  Most).  [%] 

Königlicher  Kurzstiel  (19,24  g),  Gelber  Richard  (18.97  g),  Schöner  Pfäffling 
(16,50  g),  Grosse  Casseler  Ränette  (14,79  g),  Scheibenränette  (14,74  g),  Hightop 
(14,46  g),  Wintergoldparmäne  (14,21   g). 

II.  Äpfelsorten  mit  niederem  Zuckergehalte  (bis  10  g  Zucker 
in  100  ccm  Most).  [%] 

Possarts  Nalivia  (6,81  g),  Florianer  Pepping  (7,22  g),  Mauss-Reinette  (7,32  g), 
Knolls  Mostapfel  (9,28  g),  Kaiser  Alexander  (9,36  g),  Doppelter  Holländer 
(9,53  g),  Landsberger  Ränette  (9,77  g),  Marabot  (9,90  g). 

III.  Äpfelsorten  mit  mittlerem  Zuckergehalt  (von  10 — 14  g  Zucker 

in  100  ccm  Most).     [%] 
Hierher    gehören    alle    nicht    unter    I.   und    II.    aufgeführten    der    unter- 
suchten Sorten. 

Der  Gehalt  an  Gesamtsäure  (ber.  als  Äpfelsäure)  stellt   sich  wie  folgt: 
IV.  Äpfelsorten  mit  hohem  Säuregehalt  (über  9  g  Gesamtsäure 
in  1  1  Most).     [9—14  °/oo] 
Kunzens  Königsapfel  (13,90  g),   Weisser  Sommercalville  ?  (11,25  g),   Blut- 
roter   Cardinal    (9,983  g),    Türkenapfel  (9,980  g),  Carpentin  (9,782  g) ,  Welscher 


*)  Vergl.  Fresenius,    Anleitung    zur    chemischen  Analyse    des  Weines    von    Dr.    E. 
Borgmann,  II.  Auflage,    1898,  S.   206  u.  folg. 


Beitrage  zur  chemischen  Zusammensetzung  verschiedener  Äpfel-  und  Birnensorten.      043 


Im  Moste  der  nachstehenden  Sorten  sind  enthalten: 
I.     Äpfel: 


Datum 
der 

Bezeichnung 

C.e- 
samt- 
säure 

•^  sc 

«  E 

■°  5 

—  ~ü 

Gesamtzucker 

X/ 

0  0    • 

Spec. 
Ge- 

j= 

r-,         .1-. 

=     .    = 
■r.    j.     ■ 

-    ü 
1  S-o 

5  -j 

-     .  <-. 

:  nach 
Sacharo- 
15°  C. 

Unter- 

ja ~. 

"£.2u 

wicht 

■S"5  "> 

u  -->  ■-> 

WVn  = 

M  10  "° 

M 

such- 
ung 

der 
Sorte 

(Äpfel- 
säure) 
p.mille 

Sc 
55 

(quantitativ) 

■t3Äo 

T3 

des 
Mostes 
b.  [50C. 

oc  v  ■■ 

ä;Os 

jx    0 

N 

-1  „  -, 

~    0 

N  s 

SO  . 

'-■■:- 

S  "-> 

/   D. 

izzti  — 
7cü 
HS  v 

Bemerkungen 

1898 

(<W 

0/ 
/o 

/o 

O 

0/ 

lü 

/o 

0/ 
/o 

% 

l 

1.  10. 

Tom  Pütt 

217:i 

— 

12  19 

Aepfel    schon    län- 
gere   Zeit    gelegen 

und    etwas    einge- 

schrumpft.   Reit'. 

2 

11.  10. 

Marabot 

1.340 

— 

9,90 

48,0 

1,0480  10,10 

— 

12,60 

— 

Aepfel    direkt    dem 
Baum  entnommen. 
Keif. 

Reif. 

3 

13.  10. 

s.ui  der  Laans 

7,973 

w  enig 
Stärk. 

13,89 

71,7 

1.0717  1  1  si 

15,25 

18,85 

Goldriinette 

4 

14.  10. 

<  leflammt.  weiss. 

Cardinal 

6,767 

0 

12,00 

55,8 

1,055811,68 

12,50 

14,66 

— 

>> 

5 

17.  10. 

Süsser  Holaart 

1,407 

gross. 
Meng 

11,69 

54,5 

1  054511,30 

12,00 

14,31 

Geschm.  sehr  süss, 
Fleisch  weiss,  hart. 

6 

21.  10. 

Polnischer 

8,911 

viel 

11,88 

58,0 

1,0580 

12,10 

12,70  1" 

15,00 

Geschm.    säuerlich, 

Papierapfel 

Stärk. 

Fleisch  «  eiss,  ihm  h 

hart. 

7 

21.  10.    Luikenapfel 

7.370 

0 

11,39 

53,2 

1,053211,14 

12,00 

13,97 

13,40 

Reif. 

s 

2.").  10.    Kais.  Alexander- 
apfel 
26    ID.    Türkenapfel 

6,499 

0 

9,36 

49,0 

1,0490,10,30 

11,00 

12,87 

13,00 

>) 

9 

9,980 

0 

13,80 

65,2 

1,065213,54 

14,50 

17,13 

16,80 

H 

10 

26./10. 

Harberts  Ränette 

8,210 

0 

13.27 

64,6 

1.0641  i  13,42 

14,00 

16,98 

17,00 

>' 

11 

27.  10. 

Weiss.  Sommer- 
Calville 

11,256 

0 

13,12 

65,1 

1,065113,52 

14,12 

17,11 

16,20 

)) 

12 

28.  10. 

Welsch.  Weinling 

9,780 

0 

11,10 

54,0 

1,054011,30 

12,10 

14,18 

14,00 

•• 

13 

31./10. 

Engl.  Bellerleur 

7,102 

wenig 

Stark. 

12,82 

63,7 

1,0637  13,24 

13,70 

16,71 

16,20 

11 

14 

31.  10. 

Edelrother 

5.360 

0 

11,45 

56,0 

1,0560  11.70 

12,25 

14,71 

15,50 

>J 

15 

2./11. 

Kunzens  Königs- 
apfel 

Woltmanns 

13,900 

0 

10,91 

55,7 

1,0557 

11,64 

12,00 

14,63 

14,00 

11 

16 

2.  11. 

7,639 

0 

10,74 

50,4 

1,0501 

10,58 

11,25 

13,23 

14,00 

>l 

Schlotterapfel 

17 

3.  11. 

Froms  Goldrän. 

7,839 

0 

12,94 

62,6 

1,0626 

13  02 

13.20 

16,45 

15,50 

» 

18 

4/11. 

Batullenapfel 

6,867 

0 

10,31 

52,4 

1,0524 

10,98 

11,75 

13,76 

13,50 

11 

19 

4.  11. 

Possarts   Nalivia 

8,006 

0 

6,81 

38,4 

1,0384 

7.35 

8,25 

10,08 

9,00 

,, 

20 

10./11. 

Dopp.  Holländer 

4,596 

0 

9,53 

45,8 

1,0458 

9,66 

10,00 

12  03 

12.00 

11 

21 

ll./ll. 

Gubener 

5,561 

0 

11,47 

53,2 

1,0532 

11,14 

11,90 

13,97 

13,25 

)) 

Waraschke 

22 

24.  11.    Muscat-Ränette 

4,448 

0 

10,49 

55 

1,0550  11,50 

12,1 

1  1,11 

13,90 

" 

23 

25/11.    Blutrot.  Cardinal 

9,983 

0 

11.30 

57 

1,057011,90 

12,00 

14,97 

1  1,00 

11 

24 

7./9. 

Grosse  Casseler 

10,264 

3,99 

1      7,50 
,.  QojTraub.Z. 

1  Rohr-Z. 

49 

1,0190 

10,30 

— 

12,87 

Aepfel    noch   grün, 
Fleisch  grün,  Ge- 
schmack noch  zn- 

Riinette 

ammenziehend  u. 

herbe.     Unreif! 

25 

21.  9. 

do. 

9,413 

3,81 

t      7,33 

10,10  Tr!$ 7 

^Rohr-Z. 

54,8 

1,0518 

11,46 

14,39 

Aepfel  meist    grün, 
1  leisch  weiss.  Ge- 
schm.   nicht    mehr 
zusammenz.  gras- 

ahnl.  süssl.  U  n  rei  f. 

26 

:>.  in 

do. 

8,509 

1,60 

1      9,76 

1  n  oeJTraob.  TL. 
1^.00       ._,,,, 

v  Rohr-Z. 

61,8 

1,0618 

12,80 

— 

16,24 

— 

Farbe  gelblich,  Ge- 
schmack aneenehm 
süss,  Fleis  h    noch 

hart.    Unreif! 

27 

19.  10. 

do. 

7,900 

0 

,      9,3  ■ 

12,79  Tr;V.!!;-A 

1  Rolir-Z. 

62,0 

1,0620 

12.90 

13,50 

16,29 

15,90 

Aeusserl.  wenig  seit 
5/10.  vei  iindert, Ge- 
schmack dgl.  nicht. 
Noch  unreif! 

28 

14.  12. 

do. 

7,705 

0 

13,20 
14  7q|Traub.Z 

1  *tiv\       1.51 

{ Rohr-Z. 

71.1 

1,0714 

1  1,78 

15,12 

18,77 

17,50 

Fleisch  gelol.  w  eiss, 
saftig,    weinig    ge- 
würzt.   Geschmack 
zieml.  süss.    Reif! 

2  4_1      Beiträge  zur  chemischen  Zusammensetzung  verschiedener  Apfel-  und  Birnensorten. 


M 


Datum 

der 
Unter- 
such 
ung 


Bezeichnung 

der 

Sorte 


Ge- 
samt- 

Z.  Ml 

tu  C 
X)  3 

saure 
(Äpfel- 

2 = 

6ßH 

säure) 

So 

p.  mille 

C/3 

(°Ao) 

/o 

Gesamtzucker 

(quantitativ) 

/o 


li< 


Spec. 
Ge- 
wicht 

des 
Mostes 
b.  150C. 


—      Ü 

1 

H      0" 

£      0 

c-e'£ 

3  — 
73  « 

0  2U 

^•£  + 

5   crQ 

2  .  «« 

„Cfl     . 

•u  t; 

ü    O    0J 

■*  m"0 

^0- 

-'-X    M 

i:  mj  0 

0-^ 

N      ^ 

—  1> 
vi   C 

/ü 

/o 

/o 

/o 

Bemerkungen 


29 

14./11. 

30 

18./11. 

31 

2./11. 

32 

16./11. 

33 
34 
35 
36 

28./11. 
29./11.I 

30./11.1 

1./12.I 

37 

38 
39 

1./12.I 
2./12. 

2./12.I 

40 

3./12. 

41 
42 

5./12. 
5./12. 

43 

44 
45 

6./12. 
6./12. 

8  '/12. 

46 

8./12. 

47 

9./12. 

48 

9./12. 

49 

10./12. 

50 

12/12. 

51 

12./12. 

52 

13./12. 

53 

15./12. 

54 
55 
56 

15./12. 
16./12. 
17./12. 

57 

19./12. 

58 
59 

19./12. 
20./12. 

Florianer 

Pepping 

Grosser   Bohn- 
apfel 

Rheinischer 

Krummstiel 


Gulderling 

Schöner  Pfäff  ling 
Königl.  Kurzstiel 
Gelber  Richard 
Gredes  Quitten- 
ränette 
Weisser  Matapfel 
Boikenapfel 
Baumanns 

Ränette 
Weisser  Winter- 
taffetapfel 
Carpentin 
Winter-Gold- 
parmäne 
.  Hightop 
Knolls  Mostapfel 
Köttenischer 

Streifling 
Gelber    Winter- 
Karthäuser 
Florianer  Rosen- 
apfel 
Administrator- 
apfel 
Brüsseler  ge- 
fleckte Ränette 
Ränette   von 

Montmorency 
Blutrote   rhei- 
nische Ränette 
Königin  Sophien- 
apfel 
Winter-Gold- 
parmäne (s.5./i  2.) 

Staatenparmäne 
Mauss  Ränette 
Landsberger 

Ränette 

Doppelter  süsser 

Agatapfel 

Ribston  Pepping 

Scheiben- Ränette 


7,169 

0 

7,135 

0 

5,862 

0 

8,375 

Stark. 
vorh. 

1,306 

0 

9,112 
6,630 
7,906 

0 

0 

0 

8,174 
6,968 

0 
0 

5,628 

0 

7:370 

0 

9,782 

0 

5,695 

0 

7,303 
8,241 

0 
0 

4,482 

0 

6,097 

0 

4,382 

0 

3,082 

0 

6,030 

0 

9,514 

0 

3,283 

0 

2,680 

0 

6,365 

0 

4,690 
1  3,484 

0 
0 

j  5,159 

0 

1,675 

0 

6.432 

0 

8,241 

0 

10,35 


,      0,60 
7  99)Tr;uib.Z. 
'  **A\      0,59 
1  Rohr- Z. 
8,50 
-  iTraub.Z. 
1,75 
Rohr-Z. 
8,86 

QiTraub.Z. 

10,38|     1M 

v  Rohr-Z. 
r      9,73 
91  ITraub.Z. 
U^1!      0,46 
1  Rohr-Z. 

16,50 

19,24 
18,97 
10,61 

11,92 
10,09 
11,29 

11,49 

13  61 
11,68 

14,46 

9,28 

10,24 

1189 

11,19 

10,46 

10,69 

12,65 

10,37 

13,52 

1421 


11,98 
7.32 

9,77 

12,50 

11,70 
14,74 


38,5 

49,1 

49,6 

51,1 

77.9 
95,6 
92,6 
54,4 

62 
51 
55,4 

59,7 

65 
63,2 

73,3 

47 
50,2 

58,6 

55,2 

50,5 

57,1 

600 

49,3 

662 

67,4 


60,6 
33,9 
49,1 

63,0 

58,1 
73,0 


1,0385 
1,0491 
1,0496 
1,0511 


8,20 
10,32 
10,52 


8,60  10,11 
12,90 


9,70  F;irl:,e  grün,  Ge 
schmack  säuerlich. 
TJmeif! 


13  00  Farbe  grün ,  Ge- 
schmacksäuerlich 
Unreif! 


11,00 

10,90  13,03  12,00  Unreif 


10,7211,30  13,4213,00  Noch  unreif 


1,0779  16,08  16,25  20  49  19,C0  Reif. 

1,0956  19,62  19,?  0  25,21  23,00  „ 

1,0926  19,02  19,00  24,40  22,50  „ 

1,054411,3811,6014,2813,00  „ 

1,0620  12,90  13,50  16,29  15,40  „ 

1  0510  10.70  11,25  13,39  13  00  „ 

14,5513  60  „ 


1,0554,11,58 

I 
1,059712,44 

1.065013,50 


12,00 
12,90 
14,00 


15,68 
17,08 


14,80 
16,90 


1,063213.14  13  50 


1,0733 
1,0470 
1,0502 

1,0586 

1,0552 

1,0505 

1,0571 

1,0600 

1,0493 

1,0662 

1 ,0674 


1,0606 
1.0339 
1,0491 

1,0630 

1,0581 


15,1615,70 

9.9010,50 

10  541100 

12,5212,60 

11.9012,20 

10,60  11,25 

11,92  12,30 

! 
12.50  12,90 


16,601500 

19,27     — 
12,34  12,00 
13,1812,80 

15,3914,80 

14,4913,50 

13,2612,90 

15,00  14,30 


15,76 


10,36  10,50  12,95 


13,74!14,00 


13,98 


12,62 

7,28 
10,52 


14,90 


17,39 
17,71 


13,1015,92 

7,60;  8,90 

10,7512,90 


13,10  13,60  16,55 


14,90 
12,00 
16  50 


16  60  Früchte  gross. als  bei 
'      1    No.  42,  docli  auch 
mit      Fusid  adium 
befallen.    Reif. 
15,00  Reif. 
9,90      „ 


12,50 
15,00 


12,32;12,75  15,26  14,00 
1,0730  15,10  15,25:19,1917,00 


Beitrage  zur  chemischen  Zusammensetzung  verschiedener  Äpfel-  und  Birnensorten.       24^ 


II.     Dirnen 


Datum 

Ge- 

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0 

Spec. 

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Mostes 

3    "  ö    1  w  S. 

£ 

1898 

(%o) 

%  1  %  1  o 

b.  i3°C. 

0/           0/           0/ 

/o   j     /o   1    /o 

0/ 
/o 

/o 

1     3./10. 

\\  ildling  von 

6,767 

— *>  11,01    62  1 

1,062113,00  13.75  16,39 

16  50 

1,70      Frisch  d.  Baume 

Einsiedel 

entnommen. 

2     3.  1»). 

Weilersche 

5,896 

— 

9,92    59,4 

1,05!  »4  L2,38  L3.00  L5,60 

15,50 

3,15       1  lisch  d.  Baume 

Mostbirne 

entnommen. 

:;     :..  11. 

Ochsenherzbirne 

3,350 

— 

12,05 

69,5 

1,069514,3514,40  18,27  17,00 

0.01)7     Viel   Pectinstoffe. 

1      7.  11. 

Lange,  grüne 

2,144 

— 

11.06 

59,0 

1,0590  L2,30  12,75  15,50  14,40 

0,001                  „ 

Herbstbirne 

5     s.  11. 

Winter-Nelis 

3. 551 

— 

10.70 

58,5 

1,0585  12,20  12.75 

15,37  11.50 

0.010 

<;     9.  11. 

Spörlberg 

2,613 

— 

6,32 

37,5 

1,0375   8,00   «,70   9,85   9,90 

O.02O 

7    in  11. 

/.ephirine 

Gregoire 
Löwenkopf 

2,680 

— 

9,40 

52,8 

1,0528  11. iis  11,50  13,87  13,00 

0.01)2 

8 

13.  12 

4,212 

— 

12,58 

61,4 

1,0611  L2,78|l3,25  16, 13  14,60 

0,000 

•i 

*)  Birnen  wurden  alle  in  reifem  Zustande  untersucht,  deshalb  nicht  auf  Stärke  geprüft. 


Weinling    (9,780  g),     Ränette    von   Montmorency    (9,514  g),     Königlicher    Kurz- 
stiel (9,112  g). 

V.  Äpfelsorten  mit  niedrigem  Säuregehalt  (bis  3  g  Gesamtsäure 

in  1  1  Most).     [  -3  %o  | 
Schöner   Pfäffling  (1,306  g),     Marabot  (1,340  g),     Süsser  Holart  (1,407  g), 
Doppelter  süsser  Agatapfel  (1,675  g),  Tom  Pott  (2,479  g),  Königin  Sophienapfel 
(2,080  g). 

VI.  Äpfelsorten  mit  mittlerem  Säuregehalt  (3— 9  g  Gesamtsäure 

in  i  1  Most).     [3—9  ü/oo  | 
Hierher    gehören    alle    nicht    unter    IV.  und  V.    aufgeführten   der  unter- 
suchten Sorten. 

VII.  Äpfelsorten  mit  hohem  Zucker-  (über  14  g  Zucker  in  100  cem  Most) 
und  hohem  Säuregehalt  (über  9  g  Säure  in  1  1  Most). 
Königlicher  Kurzstiel  (19.24  %  Zucker,  9,112  °/oo   Säure). 

VIII.  Äpfelsorten  mit  niedrigem  Zucker-  (bis  10  g  Zucker  in  100  cem  Most) 

und  niedrigem  Säuregehalt  (bis  3  g  Säure  in  1  1  Most). 
Marabot  ((».90  %  Zucker;   1,340  u/oo   Säure). 

IX.  Äpfelsorten  mit  mittlerem  Zucker-  (10—14  g  Zucker  in  100  cem  Most) 

und  mittlerem  Säuregehalt  (3     g  g  Säure  in  1  1  Most). 
Hierher  gehören  alle  untersuchten  Sorten  mit  Ausnahme  des  Königlichen 
Kurzstiels  (VII)  und  Marabot  (VIII). 

Der  Königliche  Kurzstiel  in  erster  Linie    und    alle    übrigen    unter- 
suchten   Sorten,  mit   Ausnahme  von   Marabot.  dürften    sich    also    wohl    lür    die 
tweinbereitung    empfehlen,    soweit    nur    das    Verhältnis    von  Gesamtzucker 
und  Gesamtsäure  in  Betracht  kommt. 

Die  vorstehende  Tabelle  zeigt  uns  weiter,  dass  man  bei  Äpfelmosten 
für  die   Praxis  genau  genug  den   Zuckergehalt    mit    der   Öchsleschen 


2A.G      Beiträge   zur  chemischen  Zusammensetzung  verschiedener  Äpfel-  und  Birnensorten. 

Mostwage  ermitteln  kann.  Und  zwar  wird  bei  den  reinen  Äpfelmosten 
der  Zuckergehalt  ziemlich  genau  übereinstimmend  mit  dem  durch 
die  quantitative  chemische  Analyse  ermittelten  Werte  gefunden, 
wenn  man  die  bei  150  C.  ermittelten  Öchsle-Grade  durch  5  dividiert 
und  zu  der  erhaltenen  Zahl  0,5  hinzuaddiert.  Für  ein  Gemisch  von 
Äpfel- und  Birnensorten  mag  die  von  Kulisch  angegebene  Methode:  ,,Man 
teilt  die  Anzahl  der  Grade  Öchsle  durch  5  und  zählt  zu  der  erhaltenen  Zahl 
1  hinzu"  völlig  genau  genug  sei,  für  reine  Äpfelmoste  erscheint  jedoch 
nach  den  vorliegenden  Untersuchungen  die  Addition  von  0,5  dem  wirklichen 
Zuckergehalt  noch  mehr  zu  entsprechen. 

Dagegen  sehen  wir,  dass  mit  der  Klosterneuburger  Mostwage  der  Zucker- 
gehalt in  reinen  Äpfelmosten  bei  weitem  nicht  so  genau  gefunden  wird  wie 
mit  der  Öchsleschen  Mostwage. 

Auch  der  Extraktgehalt  wird  für  reine  Äpfelmoste  viel  genauer  aus  dem 
spez.  Gewicht  unter  Zugrundelegung  der  Tabellen  von  Halenke  und  Mös- 
linger  gefunden  als  mittels  der  Ballingschen  Saccharometers. 

II.  Birnen. 

Von  den  untersuchten  Birnensorten  hat  sich  am  zuckerreichsten  erwiesen 
Löwenkopf  (in  100  ccm  Most  12,58  g  Zucker),  es  folgen:  Ochsenherzbirne 
(12,05  g),  lange  grüne  Herbstbirne  (11,06  g),  Wildling  von  Einsiedel  (11,09  g)< 
Winter-Nelis  (10,70  g),  Weilersche  Mostbirne  (9,92  g),  Zephirine  Gregoire  (9.40  g). 
Am  wenigsten  Zucker  enthält  Spörlberg  (6.32  g). 

Der  Gesamtsäuregehalt  ist  nirgends  ein  hoher,  am  säureärmsten  ist 
die  lange  grüne  Herbstbirne  (2,144  g  in  1  1  Most),  dann  aufwärts  steigend: 
Spörlberg  (2,013  S),  Zephirine  Gregoire  (2,680  g),  Ochsenherzbirne  (3,350  g), 
Winter-Nelis  (3,551  g),  Löwenkopf  (4,212  g),  Weilersche  Mostbirne  (5,896  g) 
und  Wildling  von  Einsiedel  (6,767  g). 

Als  gleichzeitig  zuck  er-  und  säurereich  kann  von  den  untersuchten 
Sorten  eigentlich  nur  Wildling  von  Einsiedel  und  vielleicht  noch  die  Weilersche 
Mostbirne  gelten,  welche  sich  auch  durch  einen  sehr  hohen  Gerbstoffgehalt 
auszeichnen  und  deswegen  längst  gern  zur  Obstweinbereitung  verwendet 
werden. 

Die  Birnen  sind  also  im  Gegensatz  zu  den  Äpfeln,  wie  dies  ja  wohl 
auch  bekannt  ist,  im  allgemeinen  sehr  säurearm. 

Im  übrigen  zeigten  die  untersuchten  Birnensorten  einen  hohen  Gehalt  an 
Pectin-,  Gerbstoffen  etc.  Daher  mag  es  wohl  kommen,  dass  sich  bei  den 
reinen  Birnenmosten  die  mit  der  Öchsleschen  und  Klosterneu- 
burger Mostwage  ermittelten  Zuckerwerte  durchaus  nicht  an- 
nähernd mit  den  durch  die  quantitative  Bestimmung  gefundenen 
decken,  sondern  öfters  über  2%  von  diesen  differieren.  Es  lässt 
sich  somit  für  reine  Birnenmoste  der  Zuckergehalt  mit  einer  dieser 
Mostwagen  nicht  genügend  genau  ermitteln.  Auch  Hotter  (1.  c.)  hat 
die  gleiche  Beobachtung  gemacht,  dass  der  Birnensaft  ganz  allgemein  eine 
grössere  Menge  von  Nichtzuckerstoffen  enthält  als  der  Apfelsaft,  und  dass  man 
beim  Birnenmost  nicht  mit  derselben  Sicherheit  wie  beim  Apfelmost  aus  dem 
Mostgewichte    einen    Schluss    auf    den    wahrscheinlichen    Zuckergehalt    ziehen 


Kleinere   Mitteilungen. 


247 


kann  ,      da      der      Gehalt     an     Nichtzuckerstoffen     im     Birnensafte     stärkeren 
Schwankungen  unterworfen  ist. 

Erwähnt  sei  noch,  dass  die  meisten  der  vorstehenden  analytischen  Be- 
stimmungen in  dankenswertester  Weise  Herr  Dr.  v.  Wahl,  Assistent  an  der 
ehem.  Abteilung  der  Versuchsstation,  ausgeführt  hat. 

Chemische    Abteilung    der    Versuchsstation    des 
K  g  1.  pomologischen    Instituts    zu   P  r  o  s  k  a  u,    im   Februar   1 899. 


Kleinere  Mitteilungen. 


Fäulnis  des  Fruchtfleisches  verursachende  Pilze. 

Professor  Dr.  J.  Behrens,  an  der 
landwirtschaftl.  botanischen  Versuchs- 
station in  Karlsruhe,  veröffentlichte 
eine  grössere  wissenschaftliche  Ab- 
handlung: Beiträge  zur  Kenntnis 
der  Obstfäulnis  in  dem  Zentralblatt 
für  Bakteriologie,  Parasitenkunde  und 
Infektionskrankheiten,  II.  Abteilung, 
IV.  Band,  1898.  Verlag  von  Gustav 
Fischer  in  Jena.  Für  uns  Praktiker 
entnehmen  wir  aus  dieser  53  Seiten 
grossen  wissenschaftlich  wichtigen  Ab- 
handlung: 

Als  Fäulniserreger  der  Fruchtfäule 
sind  folgende  Pilze  thätig: 

Penicillum  gl  au  cum  Lk.  auf 
Aepfeln,  Birnen,  Trauben  und  der 
äusseren  Schale  der  Wallnüsse,  nur 
auf  saftigen  Früchten,  nicht  auf  anderen 
Pflanzenteilen; 

Penicillum  luteum  Zuk.  auf 
Aepfeln,  wenig  vorkommend; 

Mucor  stolonifer  Ehrb.  auf  Birnen 
und  Tomaten,  nur  auf  saftigen  Früchten, 
nicht  auf  anderen  Pflanzenteilen; 

Botrytis  vulgaris  Fr.  (=  cinerea 
Pers.)  auf  Aepfeln,  Birnen,  Erdbeeren, 
Johannisbeeren  und  Traubenbeeren, 
Wallnüssen,  Hagebutten,  auch  auf  an- 
deren Pflanzenteilen  vorkommend,  ist 
daher  weit  gefährliger  als  Penicillum. 

<  »idium  f  ruetigenu  m  Lk.(Mon  ilia 
fruetigena  Pers.)  auf  Aepfeln.  Birnen, 
Pflaumen,  Kirschen,  Aprikosen,  Pfir- 
sichen. Mirabellen.  Quitten  u.  s.  w. 

Vielfach  werden  die  Pilze  durch 
Micken  und  Wespen  u.  s.  w.  verbreitet, 
welche,  auf  faulen  Früchten  sitzend  und 
an  den  Polstern  des  Pilzes  saugend, 
zwischen  den  Haaren  an  den  Beinen, 
am    Rüssel    und    an    anderen    Körper- 


teilen durch  Abstreifen  Oidiumsporen 
erhalten  und  dann  diese,  wenn  sie 
Wundstellen  gesunder  Früchte  auf- 
suchten oder  unverletzte  gesunde 
Früchte  annagen,  auf  die  Wundstellen 
durch  Abstreifen  übertragen.  In  dem 
an  Wespen  so  reichen  Jahre  1895 
konnte  man  bedeutend  mehr  durch 
Oidium  fruetigenum  befallene  Aepfel 
finden  als  1896,  1897  und  1898,  wo 
der  Wespenflug  gering  war. 

Die  Vernichtung  kann  nur  durch 
Sammeln  und  Verbrennen  der  be- 
fallenen Teile  erfolgen,  denn  das 
empfohlene  Bespritzen  der  Zweige, 
kurz  vor  dem  Aufbruch  der  Knospen, 
mit  Kupferkalkflüssigkeiten  hat  nach 
eingehenden  Versuchen  wenig,  beinahe 
gar  keine  nachweisbaren  Vorteile  ge- 
bracht.*) 

Garteninspektor  Ph.  Held,  Hohenheim. 


Ein  Teil  des  Parks  von  Sanssouci 

und  der  Anlagen  des  Neuen 
Orangeriegebäudes  soll  nach 
Art  der  schwebenden  Gärten  der 
Semiramis  zu  Babylon  nach  einem 
von  dem  Kaiser  genehmigten  Entwurf 
im  Taufe  der  nächsten  Jahre  um- 
gestaltet werden.  Es  handelt  sich,  wie 
die  ,,Potsd.  Corr."  schreibt,  um  die 
Ausführung  einer  Lieblingsidee  Kaiser 
Friedrichs,  für  die  der  verstorbene 
Hof-Gartendirektor  Walther  umfang- 
reiche Pläne  entworfen  hat.  Danach 
wird  die  unterste  Terrasse  des  Neuen 
Orangeriegebäudes  über  die  Chaussee 
hinweg  bis  zum  Park  von  Sanssouci 
durch    einen   grossen  Strassenüberbau 


*)  Letzteres  trifft  nach  Frank  und  Krüger 

nicht  zu.     1).   Red. 


248 


Kleinere  Mitteilungen. 


erweitert.  Im  Park  steigt  dann  die 
Anlage  terrassenförmig  bis  zu  dem 
Hauptweg  abwärts.  Auf  .  den  neu 
geschaffenen  Terrassen  sollen  die 
prächtigsten  Gartenpflanzen  angebaut 
werden;  zwei  mächtige  Springbrunnen, 
sowie  reichhaltiger  Skulpturenschmuck 
sind  vorgesehen.  Dem  Projekt  sollen 
die  Hofgärtnereien  an  der  sogenannten 
Maulbeerallee  sowie  das  allen  Be- 
suchern Potsdams  bekannte  Cafe 
Blume  am  Fusse  des  neuen  Orangerie- 
gebäudes, das  Eigentum  der  Krone 
ist,  zum  Opfer  fallen.  Ein  Modell  des 
Projekts  in  Gyps,  das  sich  jetzt  im 
Neuen  Palais  befindet,  soll  in  diesem 
Jahre  in  der  Berliner  Kunstausstellung 
zu  sehen  sein.  —  Weiter  wird  uns 
mitgeteilt,  dass  die  Pläne  dazu  im 
Auftrage  des  verstorbenen  Garten- 
direktors Walther  von  dem  Baumeister 
Felix  Wolff  entworfen  worden  sind. 


Der  Wassersturz  im  Victoriapark 

am  Kreuzberg  hielt  am  Sonntag  den 
23.  April  mittags  anlässlich  der  Ab- 
nahme der  sechs  Hermendenkmäler  der 
Freiheitssänger  Rückert,  Körner, 
v.  Schenckendorf,  Kleist,  Arndt 
und  Uhland  durch  die  Abnahme- 
kommission der  städtischen  Behörden 
sein  diesjähriges  Proberauschen  zur 
vollen  Zufriedenheit  der  Vertreter  der 
städtischen  Behörden  und  des  an- 
wesenden Publikums  ab.  Zur  Abnahme 
der  Denkmäler  und  Besichtigung  des 
Wassersturzes  waren  Stadtbaurat  Ho  ff- 
mann,  Stadträthe  Kochhann  und 
Wagner  sowie  die  Stadtverordneten 
Baurat  Kyllmann,  Rechtsanwalt 
Ladewig,  Paul  Singer  und  Reich- 
now  und  die  Schöpfer  der  Denkmäler 
erschienen.  Bürgermeister  Kirschner 
warverhindert,  sich  an  derBesichtigung 
zu  beteiligen.  Die  Besichtigung  und 
Abnahme  der  Denkmäler  erfolgte  unter 
Führung  des  Gartenbaudirektors 
Mächtig.  Die  Ausführung  und  Auf- 
stellung der  Denkmäler  fand  die  volle 
Zufriedenheit  der  Abnahmekommission 
bis  auf  die  Aufstellung  Uhland  s,  der 
etwas  in  das  mit  einer  Bank  umgebene 
Halbrondel  zurückgesetzt  werden  soll. 
,  Nach  Massgabe  der  vorhandenen  Mittel 
sollen  dem  Victoriapark  noch  einige 
Kunstzierden  in  Gestalt  plastischer 
Werke  zuteil  werden.  Beabsichtigt  ist 
u.   a.    die    Aufstellung    einer    weiteren 


Bronzegruppe  analog  der  vor  dem 
Wassersammeibassin  des  Wassersturzes 
»Ein  seltener  Fang«.  (Voss.  Z.) 


Meine  Erfahrungen  und  Resultate 

mit    dem    Sterilisierungsverfahren    der    Firma 

J.  Weck,  Oeflingen  (Baden). 

(Hierzu  Abb.  55.) 

Vor  ungefähr  drei  Jahren  machte 
ich  nach  obigem  Verfahren  die  ersten 
Versuche,  Obst  und  Gemüse  in  Gläsern 
zu  sterilisieren.  Es  waren  von  Früchten 
zunächst  Kirschen,  Zwetschen, 
Mirabellen  und  Birnen;  von  Ge- 
müsen grüne  Erbsen,  Bohnen, 
gelbe  Rüben,  Spargeln,  welche  die 
Probe  bestehen  mussten.  Der  Erfolg 
war  geradezu  verblüffend,  denn  nicht 
nur  waren  die  mitten  im  Winter  zur 
Verwendung  gelangenden  sterilisierten 
Sachen  von  seltener  Güte  und  bestem 
Wohlgeschmack,  als  wären  sie  frisch 
dem  Garten  entnommen,  sondern  es 
erhöhte  auch  das  Bewusstsein,  diese 
Speisen  selbst  gezogen,  eingeheimst 
und  mit  peinlicher  Reinlichkeit  in  die 
Gläser  eingelegt  zu  haben,  ganz  wesent- 
lich den  Genuss,  und  der  für  ein  ver- 
feinertes Geschmacksorgan  stets  vor- 
handene ,  oft  gesundheitsschädliche 
Metallgeschmack  der  früher  ver- 
wendeten gekauften  Blechkonserven 
kam  bei  den  J.  Weckschen  Gläsern 
ganz  in  Wegfall.  Auch  war  bei  der 
also  ermöglichten  Verwertung  eigener 
Gartenerzeugnisse  zur  Sterilisierung 
die  grösste  Billigkeit  gegenüber  den 
gekauften  Konserven  ganz  wesentlich 
ins  Gewicht  fallend,  während  ander- 
seits die  Anschaffungskosten  des 
Apparates  und  der  Gläser  im  Vergleich 
zu  den  Vorteilen,  die  derartig  sterili- 
sierte Nahrungsmittel  in  Bezug  auf 
Gesundheit  undReinlichkeit  bieten, 
um  so  weniger  in  Betracht  kamen,  als 
sämtliche  Utensilien  zu  gleichen 
Zwecken  jahrelang  verwendet  werden 
können. 

Ich  bürgerte  in  der  Folge  das 
J.  Weck  sehe  Sterilisirungsverfahren 
im  hiesigen  Krankenhaus  ein,  wo 
nun  die  Krankenschwestern  seither 
emsig  bemüht  sind,  das  im  Spital- 
garten erzeugte  oder  zu  diesem  Zweck 
eingekaufte  Obst  und  Gemüse  im 
J.  Weckschen  Apparat  zu  sterilisieren, 
um  es  den  Winter  über  als  Kranken- 
kost zu  verabreichen.     Früher  waren 


Kleinere   Mitteilungen. 


249 


die  Kranken  Lediglich  auf  Dörrobst  und 
Kellergemüse  alsZuspeisen  angewiesen, 
da  das  hiesige  Gemeinde-Krankenhaus 
die  Ausgaben  für  die  teuren  Konserven 
sich  nicht  leisten  konnte:  nun  aber 
war  es  mit  dem  J.W  eck  sehen  Apparal 
leicht  ermöglicht,  den  Kranken  die 
feinsten  Obst-  und  Gemüsekonserven 
jederzeit  zu  verschalten.  Wer  aber 
nur  einmal  J.  Wecksche  Konserven 
verkostet  hat.  der  weiss,  wie  seh  m  a  c  k- 
haft  und  leicht  verdaulich  be- 
sonders für  Magenkranke  und  Re- 
konvaleszenten die  so  präparierten 
Speisen  sind. 


Abb.  55. 

Gestell  zum  Sterilisieren    von    J.   Weck, 

Oeflingen  (Baden). 

So  sollte  der  unübertreffliche  Sterili- 

sierungsapparat  des  Herrn  J.  Weck 
in  keiner  Familie,  besonders  aber  in 
keinem  Krankenhaus  fehlen. 

Herr  Weck  hat  seinen  Apparat  in 
mehreren  Grössen  konstruiert  und  hält 
die  dazu  nötigen  Gläser  und  Glasdeckel 
in  den  verschiedensten  Dimensionen 
und  Formen  vorrätig;  auch  ist  der 
liebenswürdige  Erfinder  stets  gern 
bereit,  diesbezügliche  Anfragen  jeder 
Art  zu  beantworten  und  die  betreffenden 
Pr<  »spekte  und  Kochrezepte  einzusenden. 
Ebenso  sind  bei  demselben  Obst  und 
Gemüse  sowie  die  feinsten  Fleisch- 
und  Fischspeisen  aller  Art  in  Gläsern 
genussfertig  sterilisiert  erhältlich. 

Georg  Kerner,  prakt.  Arzt, 
Wehr  (Baden). 

Bemerkung  der  Redaktion:  Herr 
Weck    hat    uns    eine  Broschüre  über- 


sandt,  aus  der  hervorgeht  dass  sein 
Apparat  ein  von  ihm  verbesserter 
1 !  üssenersch  er  ist.  Der  eigentliche 
Erfinder  ist  der  Chemiker  I  >r.  R  em  pel. 
Als  dieser  bald  nach  der  Patentierung  des 
Apparates  starb,  übernahm  das  Patent 
Herr  Fabrikdirektor  A.  Hüssener  in 
□  und  jetzt  hat  Herr  Weck  ihn. 
\\  ie  gesagt,  vei  \  dlkommt.  Schon  früher 
sind  viele  günstige  Zeugnisse  über  den 
Apparat  veröffentlicht,  namentlich  im 
Praktischen  Ratgeber,  u.  a.  von  Herrn 
Hofmarschall    v.   St.   Paul    Fischbach. 

Camassia    esculenta    und   Scabiosa  caucasica. 
zwei  hübsche  Stauden  für  den  Schnitt. 

Von  Adam  Heydt,  Schlossgärtner  in  Dali  min. 

Es  wird  jeder,  der  sich  mit  Blumen- 
kultur  befasst,  wohl  wissen,  dass 
gegen  Ende  Mai — Juni  der  Blumen- 
reichtum noch  kein  so  mannigfaltiger 
ist.  deshalb  sollte  man  den  um  die 
Zeit  florierenden  Pdumen  Achtung 
zollen,  besonders  dann,  wenn  die  Aus- 
wahl da  sein  soll.  Eine  solche  ist 
Camassia  esculenta,  eine  Liliacee. 
Die  Blumen  sind  hellblau,  in  langer 
Rispe  auf  hohen,  bis  zu  60  cm  langen 
Stielen,  die  im  Mai  bis  Juni  blühen.  Wie 
die  meisten  Liliaceen.  so  treibt  auch 
diese  Art  im  Frühjahr  aus  und  zieht 
nach  der  Blüte  ein.  um  im  nächsten 
Jahre  erneut  zu  blühen. 

Die  Vermehrung  geschieht  durch 
Teilung,  wie  durch  Samen,  letzterer 
setzt  sich   in  grosser  Menge  an. 

Scabiosa  caucasica.  Scabiosacau- 
casica  blüht  von  Mai  ab  fast  den  ganzen 
Sommer  hindurch  bis  ein  Frost  sie  im 
Herbst  zerstört.  Sie  bildet  breite. 
spaarige  Büsche  von  starkem  Wuchs 
und  ist  nur  zum  Schnitt  oder  zu 
Gruppen  anzupflanzen.  Die  jüngeren, 
oben  sitzenden  Blätter  sind  etwas 
schmaler  als  die  unteren. 

Die  Blumen  entwickeln  sich  auf  ca. 
60  cm  langen  Stielen .  die  fest  und 
stabil  sind  und  dadurch  zu  Binde- 
zwecken wie  geschaffen  sind.  Die 
Blumen  bilden  einen  5  —  7  cm  breiten 
himmelblauen  Kopf.  diesichmitLeucan- 
themum  maximum  und  Gaillardia 
granditlora  „Golden  Sunsett"  zu- 
sammen recht  gut  verwenden  lassen 
und  solchen  Bindestücken  einen  guten 
Effekt    verleihen. 

Die  Anzucht  von  Scabiosa  caucasica 
geschieht  durch  Samen,  am  besten  im 


250 


Kleinere  Mitteilungen. 


zeitigen  Frühjahr  mit  etwasBoden  wärme 
und  fortwährender  massiger  Boden- 
feuchtigkeit. Ich  fand,  dass  Scabiosa 
sehr  langsam  und  schwer  keimt. 


Winteräpfel. 

Von  Adam   H  e  y  d  t,  Schlüssgärtner  des  von 

Podhielskischen     Schlossgartens     zu     Dallmin 

(Prignitzj. 

Betreffs  der  neueren  Obstsorten,  die 
Herr  Drawiel-Lichtenberg  sowie  Herr 
Mehl  in  der  letzten  Vereinsversamm- 
lung empfohlen  haben  (Gartenfiora, 
Heft  8,  S.  203)  und  die  auch  L.Späth 
in  seinem  Verzeichnis  hervorhebt, 
möchte  ich  nur  zu  Versuchen  raten, 
nicht  aber  sofort  zur  Massenpflanzung. 
Dazu  ist  noch  zu  wenig  Erfahrung  vor- 
handen, und  wir  haben  unter  unseren 
alten  Sorten  auch  sehr  empfehlens- 
werte. Von  dem  mir  unterstellten,  etwa 
100  Morgen  umfassenden  Gartenbetrieb 
sind  10  Morgen  nur  mit  Obst  bestellt; 
davon  sind  5  Morgen  ums  Jahr  1820 
bepflanzt,  und  auf  ihnen  finden  sich 
Sorten,  die  heute  noch  vortrefflich  sind, 
speziell  für  den  Zweck  des  Genusses 
im  Frühjahr,  also  Winteräpfel,  wie 
z.  B.  der  gelbe  Stettiner-,  dessen  Früchte 
tadellos  sind  und  als  Tafelfrucht  dienen, 
sodann  die  graue  Reinette  und  einige 
Peppings,  doch  letztere  weniger.  Ausser 
diesen  hier  schon  alten  Sorten  halte 
ich  für  Dauerobst  sehr  geeignet: 
Kasseler  Reinette,  Goldreinette  von 
Blenheim,  Königl.  Kurzstiel,  Eiser- 
apfel (hier  schon  gegen  1800  gepflanzt), 
Bellefleur,  Boikenapfel,  Harberts  Rei- 
nette, Pariser  Rambour,  Cox-Ürangen- 
Reinette  u.  s.  w. 

Es  sind  dies  Sorten,  die  sich  zur 
Massenkultur  lohnen  und  auch  hier  in 
den  etwa  60  Morgen  umfassenden,  von 
dem  verstorbenen  Schlossgärtner  Volk 
angelegten,  jetzt  dem  Obergärtner 
Hillmann  unterstellten  Obstanlagen 
Sr.  Excellenz  v.  Podbielski  quartier- 
weise angepflanzt  sind.  Nebenbei  be- 
merkt ,  werden  diese  immer  noch 
mehr  erweiterten  Obstanlagen  mit 
der  Zeit  zu  den  mustergültigsten 
iJeutschlands  gehören  und  in  der 
Provinz  Brandenburg  eine  beachtens- 
werte Sehenswürdigkeit  werden. 

Clematis  graveolens. 

Diese  gelbblühende  Clematis  ist 
infolge       ihrer       Widerstandsfähigkeit 


gegen  Kälte  und  in  Bezug  auf  den 
Boden  eine  sehr  zu  empfehlende 
Schlingpflanze,  indem  gerade  gelb- 
blühende Schlingpflanzen,  die  obige 
Eigenschaften  besitzen,  nicht  allzu- 
häufig anzutreffen  sind.  Da  diese 
hübsche  Clematis  bezüglich  des 
"Wuchses  sowie  in  der  Blüte  viel 
Ähnlichkeit  mit  vitalba  hat,  so  klettert 
dieselbe  ebenfalls  in  dieser  Weise  an 
den  zu  bekleidenden  Gegenstand  in 
die  Höhe  und  überzieht  in  kurzer 
Zeit  ganze  Wände.  Allerdings  empfiehlt 
es  sich  dann  auch,  ihr  einen  gut- 
gelockerten, nichtzuleichten.  abernahr- 
haften Boden  zu  verabfolgen,  der,  wenn 
kalkarm,  von  Zeit  zu  Zeit  pulverisierten 
Aetzkalk,  im  Herbst  in  die  Nähe  der 
Wurzel  erhalten  muss.  Dann  entwickelt 
sich  der  Strauch  ungemein  schnell  und 
erfreut  uns  im  Sommer  mit  seinen 
hübschen  gelben.  in  Rispen  er- 
scheinenden Blumen,  die  sich  gar 
lieblich  zwischen  dem  Blau  der 
Clematis  Jackmanni  abheben. 

Auch  zur  Bildung  von  Festons  und 
zur  Bekleidung  von  Laubengängen  ist 
Clematis  graveolens  recht  gut  zu  ver- 
wenden. Eine  reichliche  Bewässerung, 
hauptsächlich  an  trockenen  Haus- 
wänden, und  Verabreichen  eines 
Dunggusses  und  Untergraben  von 
Dünger  im  Herbst  in  die  Nähe  der 
WTurzel  trägt  zur  guten  Ausbildung 
wesentlich  bei,  andernfalls  wächst  sie 
nur  kümmerlich  und  bringt  wenig 
Blumen  hervor  und  verdient  dann  nicht 
angepflanzt  zu  werden,  wie  dieses  mit 
so  vielen  Clematis  der  Fall  ist,  die 
infolge  mangelhafter  Pflege  verhungern 
und  nur  kleine  oder  gar  keine  Blumen 
hervorbringen. 

Die  Vermehrung  der  Clematis  gra- 
veolens ist  durch  Samen  und  durch 
Veredeln  auszuführen.  Die  durch 
Samen  gewonnenen'  jungen  Pflanzen 
blühen  meist  schon  im  dritten  Jahr. 
Daher  ist  diese  Vermehrung  sehr 
zu  empfehlen  und  lohnend,  indem  aus 
den  Sämlingen  verschiedene  gelbe 
Nuancen  gewonnen  werden  können; 
vieleicht  ist  mit  der  Zeit  auch  eine 
grossblumige  Sorte  daraus  zu  erziehen. 

Durch  Pfropfen  auf  Wurzelstöcke 
der  Cematis  Viticella  ist  die  Ver- 
mehrung ebenfalls  leicht,  jedoch  nur 
dann  ausführbar,  wenn  Edelreiser 
in    nicht    ganz    ausgereiftem   Zustande 


Kleinere  Mitteilungen. 


O1 


\  ei  wendet  werden,  diedürien  aberkeine 
Blutenknospen  haben,  indem  sonst  das 
Edelreis  wohl  anwächst,  aber  keine 
I  riebe  macht  oder  sich  nur  selten 
ein  solches  Auge  zu  einer  Triebknospe 
umwandelt.  Die  geeigneste  Zeit  zum 
Veredeln  ist  das  Frühjahr,  entweder 
im  Warmhaus  oder  in  einem  Warm- 
kasten. Die  nötigen  Reiser  verschaffe 
man  sich  dadurch,  dass  im  Herbst 
eingepflanzte  Clematis  angetrieben 
werden  und  die  Wurzeln  der  Clematis 
Yiticella  im  Herbst  gesammelt  werden, 
die  dann  frostfrei  zu  überwintern  sind: 
aber  zu  beachten  ist  dabei,  dass  an 
den  Wurzeln  nicht  Oben  und  Unten 
verwechselt  werde,  da  die  Reiser 
stets  auf  die  Oberseite  der  Wurzel- 
stückchen einzusetzen  sind,  andern- 
lalls  ist  nicht,  darauf  zu  rechnen,  dass 
die  Veredlung  wachsen  würde.  Die 
veredelten  Wurzelstücke  werden  mit  der 
Veredlung  so  tief  eingesetzt,  dass  das 
Edelreis,  welches  nur  zweiBlätter  haben 
darf,  mit  der  Erde  abschneidet,  und  die 
Yeredelungsstelle  ganz  mit  Erde  bedeckt 
ist.  Sind  dieselben  angewachsen,  so 
sind  sie  allmählich  an  Luft  und  Licht 
zu  gewöhnen  und  im  Laufe  des 
Sommers  auf  ein  gut  vorbereitetes 
Beet  zu  pflanzen,  wo  sie  sich  in  zwei 
Jahren  recht  kräftig   entwickeln. 

Zu  bemerken  ist  noch,  dass  die 
Stecklinge  schattig  und  massig  feucht 
zu  halten  sind. 

Villa  Spindler,  Grosstabarz. 

J.  B  i  e  m  ü  1 1  e  r. 

Rasenpflege  nach  der  Praxis. 

Von  Adam  Heydt,  Kunstgärtner. 

Nicht  die  Anlage  eines  Rasens, 
sondern  die  Unterhaltung  desselben 
soll  hier  besprochen  werden. 

Im  April,  sobald  neues  Leben  er- 
wacht, beginnt  auch  die  Arbeit  für 
den  Rasen.  Er  wird  erst  mit  einem 
Besen  abgekehrt,  dann  mit  ehr  Sense 
geschnitten  und  hierauf  mit  der  Mäh- 
maschine nachgeschnitten.  Die  Kanten 
werden  mit  einer  Rasenscheere  ge- 
schnitten. Wenn  dann  der  Rasen  zum 
erstenmale  gemäht  ist.  so  wird  er  egal 
gewalzt,  jedoch  muss  die  Walze  lang- 
sam bewegt  werden,  weil  sonst,  wenn 
sie  zu  schnell  geht,  der  Rasen  leicht 
uneben  wird. 

Treten  jetzt  trockne  Tage  auf,  so 
wird    der  Rasen  morgens   gehörig  be- 


gossen oder  bespritzt,  freilich,  wo  keine 
Wasserleitung  vorhanden  ist.  muss 
man  es  schon  unterlassen,  weil  dann 
die  Unterhaltung,  soll  das  Wasser  mit 
Kannen  beigetragen  werden,  zu  kost- 
spielig wird.  Wird  der  Rasen  gut 
bewässert,  so  verliert  er  sehr  selten 
seine  üppige  Farbe,  während,  wenn 
nicht  begossen,  er  mehr  hellgrün 
wird. 

In  trüben  Tagen  ist  es  gut,  den 
Rasen  zu  düngen.  Las  beste  Dünge- 
mittel ist  das  Begiessen  mit  aufgelöstem 
Nährsalz;  eine  solche  Düngung  ist 
nicht  ein  schmutziges  Geschäft,  hinter- 
lässt  keinen  Geruch  und  kräftigt  das 
Gras  in  jeder  Weise,  sodass  es  üppig 
treibt. 

Das  Schneiden  des  Rasens  erfolgt 
bis  Oktober  alle  acht  bis  zehn  I 
jedoch  darf  es  nicht  an  zu  heissen 
Tagen  geschehen,  denn  sobald  dann 
das  Gras  weggeharkt  wird,  verbrennt 
der  Rasen  binnen  wenigen  Stunden, 
deshalb  halte  ich  die  Maschinen  mit 
Rasen-Fangkörben  nicht  für  praktisch. 
Hat  man  begonnen,  den  Rasen  zu 
schneiden,  und  es  wird  nachher  zu 
heiss,  so  lasse  man  das  Gras  liegen 
bis  zum  nächsten  Tage;  dann  geharkt, 
verbrennt  der  Rasen  nicht  mehr  so 
leicht. 

Vielerorts  wird  im  Herbst  und 
Winter  der  Rasen  mit  Mistbeeterde 
oder  Kompost  befahren  und  das  als 
sehr  gut  für  denselben  hingestellt.  Ich 
kann  dieses  in  keiner  Weise  em- 
pfehlen; wenn  auch  eine  positive 
Dungkraft  nicht  zu  leugnen  ist,  so 
wird  doch  mit  der  Misterde,  über- 
haupt mit  Befahren  von  Erde  eine 
so  grosse  Menge  von  Unkrautsamen 
in  den  Rasen  gebracht,  dass  das  Un- 
kraut mehr  schadet  und  den  Rasen 
verunziert,  als  die  Düngung  genützt 
hat.  Wer  nicht  mit  Nährsalz  (Ge- 
misch von  künstlichem  Dünger) 
düngen  will,  dem  empfehle  ich  das 
Düngen  mit  Chilisalpeter,  der,  im 
Herbst  und  Winter  wie  im  Frühjahr 
gestreut,  sehr  gut  wirkt.  Das  Düngen 
mit  Jauche  halte  ich  aus  bekannten 
Gründen,  wenigstens  in  der  Nähe 
eines  Schlosses,  Herrenhauses  oder 
Wohnhauses  nicht  für  angebracht. 

Die  Ilauptbedingungen  zur  Erhaltung 
eines  guten  Rasen  sind:  ., Düngen, 
rechtzeitiges      Schneiden,      Bewässern 


2=>2 


Kleinere   Mitteilungen. 


sowie  Reinhalten  von  Unkraut  und 
Entfernen  desselben.  Auch  ist  das 
Walzen   nicht  zu   umgehen. 

Eine  Krankheit  der  Agaven. 

Es    giebt    Krankheiten    und   Schädi- 
gungen an  Pflanzen,  die  mitunter  plötz- 
lich    auttreten     und     sich    verbreiten. 
Man  weiss  oft  keine  Erklärung  für  das 
Erscheinen    derselben,    bis  man  durch 
Zufall  dahinter  kommt,  dass  irgend  ein 
Schmarotzer  möglicherweise  mit  einer 
neu  erworbenen  Pflanze  eingeführt  sein 
könnte.     So    ergeht    es    auch    mit   der 
heute  zu  beschreibenden  Agavenkrank- 
heit. Ein  grosses  Gartenetablissement  — 
der  Name  thut  nichts  zur  Sache  --  er- 
warb   von    einer  bekannten  Firma  zur 
Bereicherung        seiner       Sukkulenten- 
sammlung    eine    Anzahl    Kakteen   und 
Agaven,     deren     letztere     in    ziemlich 
grossen  Exemplaren    vertreten   waren. 
Dieselben  wurden  dem  Sortiment  ein- 
verleibt   und    während    der  Sommers- 
zeit    auf   Felspartien    im    Freien    auf- 
gestellt.       Bei      dem     Einstellen     der 
Pflanzen     zur    Überwinterung     in    die 
Gewächshäuser    zeigte  sich,    dass  eine 
Anzahl    von    den  Agaven    viele  kleine 
Bohrlöcher  an  den  Blättern,  namentlich 
an    den    jüngsten,    aufwiesen,    welche 
von     irgend    einem    Insekt    herrühren 
mussten.     Alan  suchte  eifrig  nach  und 
machte     die     Entdeckung,     dass     eine 
kleine    Made    die    Urheberin    der   Be- 
schädigung  war.     Dieselbe  hatte  etwa 
eine  Länge    von    8 — 12  mm    bei  einer 
Dicke    von     2    mm,    der    Körper    war 
rosa,   wie  bei  der  gewöhnlichen  (  >bst- 
made,  und  der  Kopf  schwarz.    Sobald 
das  Tier,   das   selten  an  die  Blattober- 
fläche  kam,  sich  entdeckt  sah,  schlüpfte 
es    in    eines    der    vorhandenen    Bohr- 
löcher   oder    liess    sich    an  einem  Ge- 
spinstfaden herab  und  suchte  möglichst 
zu    entkommen.     Dass    sein   Fang    bei 
der     Stachelbewehrung     der    Agaven- 
blätter nicht  leicht  war,  ist  erklärlich. 
Dennoch    gelang    es,    eine  grosse  An- 
zahl   dieses    kleinen  Wüstlings    zu    er- 
halten, um  dieselben  teils  zu  vernichten. 
teils  sachverständigen  Wissenschaftlern 
zur     Untersuchung     und     Feststellung 
seiner  Herkunft  und  Art  zu  übergeben. 
Jedoch  keiner  der  befragten  Gelehrten 
konnte  eine  sichere  Auskunft  erstatten, 
weil    es   eben  nicht  möglich  war.    die 
vollendete  Form  des  Insektes,  das  eine 


Fliege     oder     eine    Motte    sein    muss. 
herbeizuschaffen. 

Trotz  des  eifrigsten  Absuchens 
musste  es  nicht  gelungen  sein,  den 
Schmarotzer  völlig  aus  seinen  An- 
siedlungen  zu  vertreiben,  und  so  sah 
man  im  zweiten  Jahre  eine  immer 
weiter  um  sich  greifende  Verwüstung 
bei  den  Agaven.  Nicht  nur  die  eben 
entwickelten  und  schon  älteren  Blätter 
waren  wiederholt  von  Bohrlöchern  ver- 
unstaltet und  durchzogen,  sondern 
selbst  oder  richtiger,  besonders  das 
Herz.  Die  sich  erst  bildenden  Blätter 
der  Agaven  zeigten  durch  die  vielen 
Anbohrungen,  dass  das  Insekt  nicht 
nur  nicht  vertilgt,  sondern  sich  be- 
deutend vermehrt  hatte.  Wieder  wurde 
nach  dem  Feinde  gefahndet,  wieder 
wurde  abgesucht,  mit  Seife  gewaschen. 
mitFichtenöl  und  Tabakslauge  gespritzt, 
mit  Schwefel-  und  Tabakstaüb  gestreut, 
es  wurde  geräuchert,  kurz  alle  nur 
erdenklichen  Mittel  angewendet,  um 
den  Schädling,  dessen  Name  und  Her- 
kunft man  nicht  einmal  kannte,  zu 
vertreiben.  Vergebens,  die  fleischigen 
Agavenblätter  boten  ihm  einen  so 
sicheren  Unterschlupf,  dass  alle  an- 
gewendeten Mittel  nichts  halfen,  und 
so  schritt  man  denn  im  dritten  Jahre 
mit  schwerem  Herzen  zu  dem  Radikal- 
mittel, alle  die  Pflanzen,  welche  Spuren 
des  iDsektenfrasses  zeigten,  zu  ver- 
nichten, d.  h.  dem  Feuer  zu  übergeben. 
Selbstverständlich  wirkte  diese  letzte 
Instanz  prompt,  aber  welche  Opfer 
hatte  sie  gefordert.  Eine  ganze  Reihe 
schöner,  alter  und  seltener  Exemplare 
mussten  dem  Feuertode  preisgegeben 
werden,  wollte  man  nicht  noch  weitere 
Verheerungen  durch  Belassen  der 
Pflanzen  in  dem  Sortiment  unter- 
stützen. 

Es  dürfte  vielleicht  von  Interesse 
und  der  Allgemeinheit  von  Nutzen 
sein,  diese  Erscheinung  zur  Kenntnis 
zu  bringen,  denn  das  Auftreten  und 
Verbreiten  jenes  Insektes  kann  nur 
durch  direkte  Einführung  mit  neuen 
Agaven  herbeigeführt  sein,  da  die  jahr- 
zehntelange Kultur  der  Sukkulenten 
in  besagtem  Etablissement  nie  einen 
derartigen  Fall  aufwiesen  und  es  viel- 
leicht nahe  liegt,  dass  auch  anderwärts 
der  Schädling  eingeführt  wurde  und 
dann  verwüstend  sich  bemerkbar  ge- 
macht hat.  —  a  — 


Ans  Jen  Vereinen. 


253 


Scirpus  natalensis. 

Von   Ad  am  Hey  dt,   Schlossgärtner   in 

Dallmin-Prignitz. 

Eine    in  früheren  Jahren   geschätzte. 

jetzt  kaum  mehr  anzutreffende  Pflanze, 
die  eine  vielseitige  Verwendung  hal 
und  sich  leichi  und  ganz  einfach  heran- 
ziehen lässt,  ist  Scirpus  natalensis. 
Dej  Natal-Scirpa  ist  eine  Cyperaceae. 
Scirpus  natalensis  bildet  einen  kom- 
pakten Husch,  dessen  Blätter  sich  gra- 
ziös erheben  und  ähnlich  einer  Dra- 
caene  elegant  überhängen.  Für  Blumen- 
tische,  Jardinieren  u.  s.  w.  im  Winter  is1 
sie  deshalb  mit  zu  benutzen, weil  sie  sich 
in  ganz  kleinen  Töpfen  heranziehen 
lüsst,  die  zwischen  grössere  gestellt 
werden  können.  Auch  als  Einzelpflanze 
ist  sie  hübsch.  Die  Blätter  lassen  sich 
zur  Binderei  benutzen, selbsl  bei  kleinen 
^nstecksträusschen  sind  sie  verwend- 
bar, indem  man  die  Blätter  teilt  und 
als  Schleifen  die  Blattstreifen  benutzt. 
Sie  liehen  das  Kalthaus  und  können 
selbst  unter  einer  Stellage  Aufstellung 
erhalten,  jedoch  müssen  sie  vor  Fäulnis 
behütet  werden,  denn  wenn  sie  zu 
nass  stehen,  stocken  gern  die  Pflanzen. 
Besser  ist  es  selbstverständlich,    wenn 


man    den  Scirpus   einen    lichteren    Platz 
erteilt  als  unter  einer  Stellage. 

I  >i e  Anzucht  besteht  vor  allem  in 
einjähriger  Kultur.  Den  Samen  säet 
man  in  leichte,  sandige  Erde  im  März 
aus.  hält  ihn  bis  zum  Keimen  feucht, 
jedoch  nicht  zu  warm:  sobald  die 
Sämlinge  fassbar  sind,  pflanzt  man  sie 
in  kleine  Töpfe  und  1>i  ingl  sie  in  einen 
kalten  Kasten.  Hier  werden  sie  kühl 
gehalten,  weil  nur  dadurch  üppige 
Pflanzen  erzielt  werden.  Gegen  Mai 
hin  verpflanzt  man  die  Scirpus  in  3-  bis 
höchstens  31  ..zöllige  Töpfe,  und  zwar  in 
Mistbeeterde,  Kinderdung  und  - 
Usdann  stein  man  die  Pflanzen  ins 
Freie,  und  zwar  auf  ein  etwas  schattig 
gelegenes  Pect,  wo  sie  bis  zum  Topf- 
rand eingesenkt  werden. 

Im  Sommer  besteht  die  ganze  Pflege 
nur  im  tüchtigen  Bewässern,  denn 
Scirpus  verlangt  viel  Wasser,  auch 
muss  später  tüchtig  mit  Dünger  dem 
Wachstum  nachgeholfen  werden.  Im 
Freien  bleiben  lie  Scirpus  von  Mitte 
bis  Ende  <  »ktober,  dann  räume  man 
sie  ins  Kalthaus  ein. 

Im  Kaufe  des  Winters  bilden  sie 
eine  willkommene  Pflanze  sowohl  für 
den  Privat-   wie  Berufsgärtner. 


Aus  den  Vereinen, 


Allgemeiner  Deutscher  Gärtnerverein 

Abteilung  für  Stellennachweis), 

Perlin.  Weissenburgerstr.  66.  Im  Monat 
März  wurden  für  Berlin  und  Vororte 
310  offene  Stellen  der  gewerblichen 
Gärtnerei  gemeldet,  davon  etwa  der 
dritte  Teil  für  Landschaftsgärtnerei, 
die  übrigen  für  die  Branche  der 
I  landelsgärtnerei  (Blumen-  und  Pflanzen- 
kulturen). Das  Angebo1  von  Arbeits- 
kräften war  demgegenüber  ein  recht 
minimales,  nämlich  nur  118.  Als 
natürliche  folge  stellte  sich  denn  auch 
eine  kleine  Steigerung  der  Löhne  ein. 
Die  Handelsgärtnerei  bot  für  junge 
Gehilfen  durchschnittlich  _c:  Mark  pro 
Monat  bei  freier  Station ,  bei  Wohnung 
und  Kaffee  54  bis  65  Mark.  Aeltere 
und  Obergehilfen  erzielten  30  (-Mark 
bei  freier  Station  oder  60  bis  90  Mark 
bei  Wohnung  und  Katfee.  Verschiedent- 
lich tauchen   auch  schon  Wochenlohn- 


zahlungen auf.  Die  Landschaftsgärtnerei 
bewilligte  fast  allgemein  einen  Stunden- 
lohn von  35  Pf,  für  selbständig 
Arbeitende  (1  ibergehilfen)  bis  45  Pf. 
Einige  grössere  ältere  firmen  zahlten 
ausnahmsweise  auch  für  jüngere  Leute 
30  und  33Pf,  während  Blumengeschäfts- 
inhaber, die  nur  für  kurze  Zeiten  Ge- 
hilfen einstellen,  allgemein  40  Pf.  be- 
willigten (Vorgarten-  und  Balkon- 
arbeiten). AK  allgemein  bemerkens- 
werte Erscheinung  ist  hervorzuheben, 
dass  Gehilfen  über  25  Jahr,  die  bis 
dahin  nur  in  Handelsgärtnereien  thätig 
waren,  häufig  wider  eigenen  Willen 
die  Saisonarbeit  im  Landschaftsfach 
anzunehmen  sich  gezwungen  sehen. 
weil  die  Handelsgärtnerei  nur  in 
äussersten  Notfällen  noch  auf  diese 
reflektiert.  Aussei'  den  genannten  210 
Stellen,  welche  teils  schriftlich,  teils 
telephonisch   der  Geschäftsstelle  über- 


254 


Litteratur. 


mittelt  wurden  ,  wurde  noch  ein 
grösserer  Teil  von  Engagements  ausser- 
halb der  Geschäftszeiten  im  Verkehrs- 
lokale des  Nachweises,  wo  sich  häutig 


Prinzipale  persönlich  einfanden,  ab- 
geschlossen. Der  Privatgartenbau 
meldete  20  Stellen,  wovon  nur  wenige 
besetzbar  waren. 


Litteratur. 


Anleitung  zum  gärtnerischen 
Planzeichnen  von  Fritz  Encke, 
Kgl.  Garteninspektor.  Lehrer  der 
Gartenkunst  an  der  Kgl.  Gärtner- 
lehr anstalt  zu  Wildpark.  Verlag 
von    Paul   Parey -Berlin.     8  Mark, 

Verfasser,  seit  Jahren  an  der  Königl. 
Gärtnerlehranstalt  zu  Wildpark  bei 
Potsdam  als  Lehrer  der  Gartenkunst 
thätig,  hat  sich  der  dankenswerten  Auf- 
gabe unterzogen,  den  Schülern  der 
Gärtnerlehranstalt  in  dem  vorliegenden 
Werke  einen  Leitfaden  in  die  Hand  zu 
geben,  der  es  ihnen  ermöglichen  soll, 
selbständige  Übungen  im  Planzeichnen 
zu  pilegen.  In  ausgezeichneter  Weise 
ist  ihm  die  Lösung  dieser  Aufgabe 
gelungen.  In  klarer,  übersichtlicher 
und  anschaulicher  Weise  führt  er  uns 
die  Technik  des  Planzeichnens  im  all- 
gemeinen, der  Darstellung  der  ver- 
schiedenen Gegenstände  in  einem 
Gartenplane,  der  Profile,  der  Horizontal- 
kurven, der  Bergschattierung  durch 
Bergstriche  etc.  im  besonderen  vor 
Augen  und  giebt  zum  Schlüsse  eine 
Beschreibung  der  zum  Planzeichnen  er- 
forderlichen Zeichengeräthe,  sowie 
einige  beherzigenswerte  Winke  für 
deren  Handhabung.  Unter  den  mannig- 
fachen in  neuerer  Zeit  erschienenen, 
eine  Anleitung  zum  Planzeichnen 
gebenden  Werken  nimmt  das  vor- 
liegende eine  besonders  bevorzugte 
Stelle  ein  und  steht  zu  hoffen,  dass  es 
bei  dem  im  Verhältnis  zu  seiner  ge- 
diegenen Ausstattung  und  den  in 
sauberer  verständnisvoller  Ausführung 
beigegebenen  16  Tafeln  durchaus 
niedrig  zu  nennenden  Preise  die 
weiteste  Verbreitung  finden  werde. 
A.  Fintelmann. 


BotanicoBogariensi  coluntur,  herbaceis 
exceptis.  Fasciculus  I.  Farn  I,  Ranun- 
culaceae  —  Fam  X  Polygalaceae. 
Botaviae   1899. 

Der  Adjunkt  des  Direktors  des 
Botanischen  Gartens  in  Buitenzorg.  der 
bekanntlich  von  Herrn  Prof.  Dr.  Treub 
geleitet  wird,  giebt  hier  eine  höchst 
sorgfältige  Zusammenstellung  aller  in 
dem  reichen  Garten  zu  Buitenzorg 
kultivierten  Gewächse,  mit  Ausnahme 
allerdings  der  krautartigen,  unter  ge- 
nauer Angabe  der  Orte,  wo  die  Arten 
beschrieben  sind  und  der  Synonyme. 
Der  erste  Katalog  erschien  von  B 1  u  m  e 
1823.  der  zweite  von  Hasskarl  1844, 
der  dritte  von  Teysmann  et  Binnen- 
dijk.  Viele  Arbeiten  sind  von  dem 
Verfasser  neu  autgestellt  und  mit  Be- 
schreibungen versehen.  Das  Werk  ist. 
da  es  für  die  ganze  Welt  bestimmt 
ist,  in  lateinischer  Sprache  abgefasst, 
und  ist  für  Systematiker  sehr  wichtig. 

L.  Wittmack. 


J.    C.    Bo erläge,     Catalogus    plan- 
tarum  Phanerogamarum  quae  in  Horto 


Notizblatt  des  Kgl.  bot.  Gartens 
und  Museums  zu  Berlin  N.,  17.  Band 
IL  enthält  I.  E.  Gilg,  giftige  und 
essbare  Strychnos.  II.  H.  Thoms  Unter- 
suchung der  Strychnos  Dekindtiana. 
III.  G.  Volkens,  die  kaktusartigen 
Euphorbien  Ostafrikas,  IV.  Neue  Nutz- 
pflanzen Ostafrikas,  1.  Mascarenhasia 
elastica  K.  Schum  (mit  Abb.),  höchst 
wichtiger  Kautschukbaum,  2.  Cana- 
rium  Liebertianum  Engl,  (liefert  Harz) 
Erythrophloeum  guineense  Don,  Holz 
vorzüglich,  Rinde  sehr  giftig,  zu  Gottes- 
urteilen, 3.  Cordyla  africana  Lour. 
Obst-  und  Schattenbaum,  V.  Neue  Ein- 
führungen des  Berliner  botanischen 
Gartens.  VI.  Diagnosen  neuer  afrika- 
nischer Pflanzenarten. 


Ausstellungen  und  Kongresse.  —  Eingesandte   Preisverzeichnisse. 


2.55 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


Petersburg.  III.  internationale 
G  a  r  t  e  n  b  a  u  -  A  u  s  s  t  e  1 1  u  n  g  vom  5 .  1 ; . 
bis   15./37  Mai  1899. 

Es  empfiehlt  sich,  schon  Sonnabend, 
den  i3.  Mai,  Morgens  9  Uhr  2  Min. 
von  Berlin  abzureisen.  Man  ist  dann 
nur  eine  Nacht  auf  der  Eisenbahn 
undkommtSonntag.  den  14.  Mai,  Abends 
ca.    7  Uhr  30  Min.    in    Petersburg    an. 

In  Petersburg  kein  Wasser  trinken! 

*  u.  * 

Wichtig  für  Reisende  nach  Russland. 
In  Gartenflora  No.  8,    S.  222  —  ..Zu 
beachten  für  Reisende  nach  Russland" 
—  möchte  es  lauten: 

1.  Ein  -vom  russischen  Konsul 
visierler'  Pass  ist  absolut  notwendig. 
Um  das  Visum  anstandslos  beim  Konsul 
zu  erhalten,  ist  es  geraten,  im  Besitz 
irgend  eines  Dokumentes  zu  sein,  wel- 
ches beweist,  dass  man  nicht  Israelit 
ist.  z.  I!.  Taufschein.  Konfirmations- 
schein, Trauschein  oder  dergl. 

2.  Der  Zoll  für  Pflanzen  beträgt  pro 
Pud  50  Kop.  in  Gold.  (Ein  Goldrubel 
ist  ca.  4  M.,  also  ca.  2  M.   für    15  kg). 

3.  Ein  Rubel  ist  ca.  2  Mark  16  Pfg. 

4.  Wegen  Logis  wende  man  sich  an 
die  Empfangskommission  der 
Intern.  Gartenbau  -  Ausstellung 
St.  Petersburg*),  und  bemerke  thun- 
lichst,  zu  welchem  Preise  man  ein 
Zimmer  wünscht  —  von  1  Rubel  bis 
2,  3  und  5  Rubel,  und  für  mehrere 
Zimmer  zusammen  -bis  10  Rubel  und 
teurer;  erstere  zwei  Preise  beziehen 
sich  mehr  auf  Chambre  garnis.  — 
Weiter  wolle  man  bemerken,  ob  man 
im  Zentrum  der  Stadt  —  was  an- 
zuraten ist  —  oder  näher  bei  der  Aus- 
stellung zu  logieren  wünscht. 

5.  99  Cigarren  sind  zollfrei. 

II.   F.  Eiler  s,  St.  Petersburg, 
Kameno-<  >strow-Prospekt  23. 

*)  Adresse  Karavannaja  N.   20. 


Gent.  30.  April  bis  9.  Mai  1899. 
Grosse  internationale  Ausstellung.  Das 
Komitee  der  Ligue  Horticole  L'Union 
zu  Mont  St.  Amand  bei  Gent  hat  in 
seiner  letztenSitzung  beschlossen,  sämt- 
lichen ausländischen  Handels- 
gärtnern, welche  zu  ihrer  vom 
30.  April  bis  9.  Mai  stattlindenden  All- 
gemeinen Gartenbau -Ausstellung  in 
Gent  anwesend  sind,  freien  Eintritt 
zu  gestatten,  und  bittet  Kollegen,  welche 
von  dieser  Einladung  Gebrauch  zu 
machen  wünschen,  diese  sobald  als 
möglich  dem  Komitee  anzuzeigen,  damit 
dasselbe  ihnen  eine  Eintrittskarte  für 
die  Dauer  der  Ausstellung  zustellen  kann. 
Bei  dieser  Gelegenheit  veranstaltet  die 
L'Horticulture  Internationale  vormals 
Linden  am  1.  und  2.  Mai  in  Brüssel 
eine  grosse  Pflanzen-Auktion. 


Strassburg  (Elsass).  Gartenbau- 
Ausstellung  des  Gartenbau- Vereins 
des  Unter-Elsasses  vom  10.  Mai  an. 
Anmeldungen  an  den  Vereinspräsi- 
denten Wagner,  Strassburg-Neudorf, 
Polygonstrasse  49. 


Paris.       Früh  jahrs -Aus  Stellung 

der  Societe  nationale  d'Horticulture 
de  France  vom  24. —  29.  Mai.  Anmel- 
dungen an  die  Geschättsstelle  der  Ge- 
sellschaft in  Paris,  Rue  de  Grenellc  84. 


G  r  e  i  f  e  n  b  e  r  g.      F  r  ü  h  j  a  hrs-Aus- 

stellung   des    Gartenbau  -Vereins   am 
28.  Mai.  _■ 

Bie  brich.      Rosen -Ausstellung 

des  Gartenbau-Vereins  im  Juni. 


( !  enf.  Internationale  Gartenbau- 
Ausstellung  der  Societe  liehetique 
d'Horticulture  de  Geneve  vom  14.  bis 
20. Juni.  Anmeldungen  an  G.N  il  seh  n  er 
fils,  Rue  de  Mont  Blanc   17  in  ( renf. 


Eingesandte  Preisverzeichnisse. 


II.  Hildmanns  Cacteen-Züchtcrei  Aloe  etc.  etc.)  Reinhold  Schröter, 
(H.  Fröhlich)  Birkenwerder  bei  Berlin,  dingen  bei  Greussen  in  Thüringen 
an  der  Nfordbahn,  Hauptverzeichnis  i  Xaturholz-Gartenmöbel, C.A.Dietrich 
der  Fettpflanzen-Sammlung.     (Cacteen,   j   ebendaselbst.  Tuffsteine,  Grottensteine. 


256 


Personal-Nachrichten.  —  Sprechsaal.  —  Berichtigungen. 


Personal-Nachrichten. 


A.  Förstel,  Stadtgärtner  inHermann- 
stadt  (Siebenbürgen),  trat  von  seiner 
Stellung  zurück  und  liess  sich  in 
Klagenfurt    als   Handelsgärtner  nieder. 

A.  Rosmanit,  Obergärtner  der  von 
Bredenschen  Gärtnerei  in  Wien,  wurde 
als  Stadtgärtner  in  Hermannstadt  an- 
gestellt. 


J.  Xemeczek,  kaiserlich  königlicher 
Hofgärtner  in  Miramare,  trat  in  den 
Ruhestand  und  wurde  ihm  das  goldene 
Verdienstkreuz  mit  der  Krone  ver- 
liehen. 

Hektor  Eck,  Garten -Ingenieur  in 
Dresden -Blasewitz,  beging  in  aller 
Stille  am  3.  April  sein  5ojähriges  Fach- 
jubiläum. Seine  früheren  Obergärtner 
widmeten  ihrem  verdienstvollen  Meister 
eine  kunstvolle  Glückwunschadresse. 


Paul  Kynast,  Kreis-Obergärtner  in 
Peiskretscham  (O.-S.),  wurde  daselbst 
von  seinen  Freunden  und  Kollegen  aus 
Anlass  seines  2  5  jährigen  Fachjubiläums 
am  3.  April  eine  grössere  Ehrung  dar- 
gebracht. 

Franz  Frydrych,  bisher  Gärtner 
des  pomologischen  Instituts  in  Troja 
bei  Prag,    wurde    als  Gartenbaulehrer 


nach    Tatar    Pazardzik  (Bulgarien)  be- 
rufen. 


Josef  Peschek,  Schlossgärtner  des 
Grafen  Schönborn  in  Lukawitz,  trat 
in  den  Ruhestand. 

Sein  Nachfolger  wurde  J.  Bauer, 
bisher  Schlossgärtner  in  Dlaskowitz. 


Joseph  Häberlein,  bisherigem  An- 
staltsgärtner in  Landsberg,  wurde  vom 
15.  März  ab  die  Stelle  eines  zweiten 
Obergärtners  an  der  kgl.  Gartenbau- 
schule   in  Weihenstephan    übertragen. 


Franz  Rehberg  er,  erzherzoglicher 
Schlossgärtner  in  Wallsee  a.  d.  Donau, 
erhielt  das  silberne  Verdienstkreuz  mit 
der  Krone. 

V.  Vacek,  Baumschulbesitzer  in 
Pametnik  (Böhmen),  erhielt  das  goldene 
Verdienstkreuz  mit  der  Krone. 


J.  Rosen  bürg,  Obergärtner  des 
Baron  Pirquet  in  Hirschstetten,  über- 
nahm die  Leitung  der  Gärten  und 
Baumschule  der  Domäne  Zinkau. 


Anton  Kropatsch,  pensionierter 
kaiserlich  königlicher  Hülfsgärtner, 
starb  in  Wien  im  Alter  von  78  Jahren. 


Sprechsaal. 


Frage  3:    Welches  ist    die    Stamm- 
pflanze der  japanischen  Pflaumen? 
Antwort.     Prunus  triflora  Roxb. 


aus  Indien  und  China.  Mit  dieser  sind 
in  Amerika  die  europäischen  Pflaumen 
gekreuzt.  L.  W. 


Berichtigungen. 

S.  203  lies  unter  den  vorgeschlagenen  Mitgliedern  5.  Herr  Blumenhändler 
Möhrcke,  nicht  Möhricke. 

S.  21g  lies  unter  den  Petersburger  Preisrichtern  A.  IIoss,  Frankfurt 
a.  M.,  nicht  Höss. 


Gartenflora   1899. 


1462. 


AMPELOPSIS  GRAEBNERI  c  bollen.  sp 


Ampelopsis  Graebneri, 

eine  neue  Schlingpflanze  des  freien  Landes. 

Beschrieben    von    Dr.    (.'..    Bolle. 
(Hierzu   Tafel    i  (.62. 1 

s  giebt  eine  wohlbekannte  Gruppe  weinähnlicher  Schlingpflanzen,  deren 
Nomenklatur,  fast  drei  Jahrhunderte  zurückreichend  und  hauptsächlich 
durch  dieLinneischel  ledera  quinquefolia  charakterisiert,  sich  neuerdings,  derZeit- 
strömung  entsprechend,  ungemein  kompliziert  hat.  Heutzutage  muss  man  ihre 
disjeeta  membra  unter  den  Benennungen  Ouinaria,  Parthenocissus  und  Tetra- 
stigma  suchen,  wenn  anders  man  es  nicht  vorzieht,  bei  dem  seit  lange  üblichen 
Namen  Ampelopsis  Michx.  stehen  zu  bleiben.  Wir  ziehen  letzteres  jener  eben 
erwähnten  Zersplitterung  vor,  auf  die  Gefahr  hin,  uns  nicht  auf  der  modernsten 
Höhe  zeitgenössischer  Systematik  zu  halten.  Es  ist  ja  doch  weniger  die  strenge 
Direktive  wissenschaftlicher  Axiome  als  vielmehr  individuelle  Geschmacks- 
richtung, die  bei  solchen  Dingen  entscheidet. 

Die  Familie  der  Ampelideen,  so  weit  über  die  gemässigte  Zone  verbreitet,  ja 
südwärts  über  diese  hinausgreifend,  nimmt  ein  besonderes  Interesse  in  Anspruch, 
da  wenigstens  eine  der  wichtigsten  Nutzpflanzen  des  Menschengeschlechts  ihr  an- 
gehört. Zumal  die  Gattung  Vitis  ist  es,  welche  hierbei  in  Betracht  kommt. 
Wenn,  der  Tracht  nach,  die  Grundform  des  Schlinggewächses  hier  fast  aus- 
schliesslich dominiert,  so  spaltet  dagegen  die  Blattgestalt  alles  hierzu  Gehörige 
in  zwei  ganz  verschiedene  Abteilungen,  je  nachdem  der  Umriss  des  Laubes 
einfach,  mehr  oder  weniger  gelappt  oder  zusammengesetzt,  gefingert,  seltener 
gefiedert  sich  darstellt.  Letztere  Bildung  wollen  wir  in  Nachstehendem  vor- 
zugsweise ins  Auge  fassen;  sie  ist  der  Typus  des  unserer  täglichen  Anschauung 
so  vertrauten  sogenannten  wilden  Weins  (Ampelopsis  hederacea).  Verfolgen 
wir  die  mythologischen  Wurzeln  dieser  Vokabel  ins  Altertum  hinauf,  so  leiten 
uns  dieselben  zu  der  anmutigen  Erscheinung  eines  Götterjünglings,  des  schönen 
Ampelos,  dem  als  einem  Liebling  des  Bacchus,  Verehrung  gezollt  ward.  Nur 
durch  die  etwas  zugespitzte  Ohrmuschel  verrät  die  antike  Kunst  an  ihm  eine 
Beimischung  faunischen  Bluts.  Leicht  erinnert  uns  dies  daran,  wie  in  dei 
Gegenwart  Lombroso  wieder  auf  solch  ein  atavistisches  .Merkmal,  wenn  auch 
nach  ganz  anderer  Richtung  hin.  Gewicht   legen   konnte. 

[ene  Traubenfülle,  die,  in  Noah  und  Bacchus  zuerst  verkörpert,  sich  dem 
stimmungsvollen  Genuss  menschlicher  Daseinsfreude  darbietet,  bleibt  der 
Gattung  Ampelopsis  fremd.  I)ie  Arten,  welche  sie  zusammensetzen,  erzeugen, 
im  Gegensatz  zu  Vitis.  nur  winzige  und  saftarme  Beeren,  die  sich,  für  uns 
hmacklos,  nur  fruchtfressenden  Vögeln,  zumal  des  Drosselgeschlechts,  als 
Nahrung  darbieten.  Dieser  Mangel  gleicht  sich  andererseits  in  befriedigendster 
\\    ise  aus.  wie  sehr  auch  sogar  der  Wohlgeruch    der  Blüte  zurücktritt,    deren 


2^8  Ampelopsis  Graebneri. 


Unscheinbarkeit  später  nur  Früchte  zeitigt,  von  welchen  wir  Nutzen  weder 
empfangen  noch  begehren.  Dagegen  entwickelt  sich  hier  der  Totalwuchs  zu 
Gestaltungen,  die  an  das  Schönste  heranreichen,  welches  wir  von  der  Lianen- 
form zu  erwarten  gewohnt  sind.  Wenige  Gewächse  scheinen  mehr  zum 
Schmuck  der  ßaumwelt  und  des  Gesteins  geschaffen.  Mit  geschmeidigem 
Stamm  und  üppigem  Gerank  zu  schwindelnder  Höhe  hinanreichend,  entfaltet 
der  Wildwein,  weitausgreifend,  einen  Glanz  und  eine  Eleganz  des  Laubes,  die 
Bewunderung  erwecken  müssen.  Bald  spielt  der  Wind  mit  der  Beweglichkeit 
guirlandenartig  niederhängender  Ranken,  bald  sehen  wir  wehmütig  die  Nähe 
des  Herbstes  durch  den  reichen  Purpur  des  Blattausreifens  verkündigt.  Unschein- 
bare Mauerhöhen  bedecken  sich  mit  lieblichem  Grün,  mancherlei  Unschönes 
sanft  verhüllend,  und  je  höher  die  moderne  Architektur  ihre  Bauten  auf- 
türmt, um  desto  wertvoller  und  unentbehrlicher  erscheinen  sothane  Pflanzen 
für  den  Garten,  wohl  am  meisten  diejenigen,  welche  mit  dem  stärksten  Saug- 
apparat ausgerüstet,  als  Selbstklimmer  mitunter  kostspielige  Vorrichtungen  an 
der  kahlen  Wand  entbehrlich  machen. 

Denn  das  ist  ihr  Hauptvorzug,  dass  sie  mittels  axillärer  Ranken  jene 
Schröpfköpfen  vergleichbare  Saugnäpfe  besitzen,  die  die  blossen  Saug-  und  Luft- 
wurzeln des  Epheus  und  derBignonien  übertreffend,  ihr  Aufschweben  zu  höheren 
Regionen  erleichtern.  Allerdings  sind  sie.  je  nach  den  Spezies,  in  verschiedenem 
Maasse  mit  solchen  ausgestattet. 

Diese  Vorzüge  sind  es  gewesen,  welche  früh  schon  die  Ampelopsis  der 
Kultur  zuführten.  Europa  war  ihrer  ursprünglich  nicht  teilhaftig  geworden;  es 
war  erfreut,  sie,  zuerst  wenigstens  eine  Spezies  davon,  aus  Amerika  zu  erhalten, 
Dies  geschah  im  Beginn  des  17.  Jahrhunderts  zur  Zeit  der  ersten  Kolonisierung 
Canadas  durch  die  Franzosen.  Seitdem  kennt  Deutschland  diese  Lianenform 
als  wilden  Wein,  Frankreich  sie  als  Vigne  vierge,  England  als  Virginian  creeper. 
Weit  später  erst  hat  der  ferne  Orient,  am  Himalaya  beginnend  und  in  Japan 
endigend,  uns  wertvolle  Bereicherungen  verwandter  Art  dargeboten,  unter 
welchen  Ampelopsis  Veitchii  durch  enormes  Saugwurzelvermögen  wohl  die 
am  höchsten  zu  schätzende  sein  mag. 

Bei  alledem  scheint  die  westliche  Hemisphäre,  Heimat  des  am  frühesten 
zu  uns  gekommenen  Wildweines,  ihr  Füllhorn  voll  nahestehender  Bildungen 
noch  nicht  erschöpft  zu  haben.  Neuerdings  erst  hat  sie  uns  durch  die  blau- 
grünschimmernde  A.  Engelmanni  überrascht,  welche  von  den  so  reichen 
Späthschen  Baumschulen  aus  jetzt  die  Runde  durch  Deutschland  zu  machen 
verspricht.  Wir  schätzen  uns  glücklich,  dieser  eine  andere  folgen  zu  lassen, 
deren  Kenntnisnahme  sicher  Interesse  erregen  wird.  Bis  jetzt  besitzt  dieselbe, 
und  zwar  anonym,  allein  der  Berliner  botanische  Garten,  aus  welchem  sie  erst, 
klein  und  winzig,  den  Weg  in  nahegelegene  andere  Kulturen  gefunden  haben 
dürfte.  Ihre  Geschichte  ist  in  zwei  Worten  erzählt.  Angeblich  wurde  sie  vor 
wenigen  Jahren  als  Parthenocissus  sp.  aus  Nordafrika  importiert.  Dort  mag 
sie  zuerst  in  Kultur  genommen  worden  sein.  Die  Analogien  der  Pflanzen- 
geographie sowie  alle  Ähnlichkeiten  äusserer  Bildung  weisen  jedoch  gebieterisch 
auf  Nordamerika  als  eigentliches  Vaterland  hin.  Bei  uns  hat  diese  jedenfalls 
neue  Ampelopsis  an  einem  Baumstamm  rankend,  sieben  Jahre  im  Freien  aus- 
gedauert und  dabei  15  m  Höhe  erreicht.  Man  will  in  einem  Sommer  Schöss- 
linge  von  6  m  Länge  sich  entwickeln  gesehen  haben. 


Ainpelopsis  Graebneri. 


259 


Da  es  nicht  gelungen  ist,  auch  nicht  in  der  amerikanischen  Litteratur, 
etwas  über  diesen  hier  zu  charakterisierenden  Wildwein  aufzuspüren,  mag  es 
gerechtfertigt  erscheinen,  wenn  ich  von  ihm  hier  Namen  sowohl  wie  Diagnose 
gebe  und  ihn  als  eine  höchst  beachtungswerte  Neuheit  der  Publizität  über- 
liefere. Er  sei  demjenigen  Botaniker  gewidmet,  der  zuerst  meine  Aufmerksamkeit 
aut  ihn  hinlenkte  und  ebenso  Kulturversuche  mit  ihm  angestellt  hat.  Es  isi 
dies  Herr  Dr.  P.  Graebner,  dem  seine  Forschungen  auf  dem  Gebiet  der 
deutschen  Ilaideflora  schon  früh  einen  ehrenvollen  Platz  in  der  Gelehrtenwelt 
gesichert  haben,  während  er  zur  Zeit  als  Mitarbeiter  an  hervorragenden  Floren- 
werken sich  anschickt,  die  Klassicität  unseres  Ascherson  zu  teilen. 

Im  Begriff,  die  Diagnose  zu  liefern,  verweilen  wir  einen  Augenblick  lang 
mit  einer  Empfindung,  die  nicht  alle  Dunkelheiten  überwunden  hat.  bei  der 
Thatsache  sehr  grosser  Ähnlichkeit,  welche,  wie  die  Ampelopsisarten  überhaupt, 
so  auch  die  gegenwärtige  mit  ihren  Gattungsverwandten  verbindet,  ferner  mit 
dem  Bewusstsein  des  Besitzes  von  nur  massig  ausreichendem  Material,  da 
Blüte  und  Fruchtbildung  hiesigen  Orts  noch  nicht  stattgefunden  haben,  also 
auch  nicht  berücksichtigt  werden  konnten.  Habitus  und  biologische  Eigen- 
tümlichkeiten müssen  hier  aushelfen  und  den  Mangel  strengerer  botanischer 
Kennzeichnung  vor  der  Hand  in  etwas  ausgleichen.  Uns  erschien  als  wünschens- 
wert, dem  Namen  die  Priorität,  der  Pflanze  die  Notorietät  zu  sichern.  Jeden- 
falls hiltt  auch  das  beigefügte  wahrhaft  vortreffliche  und  dabei  überaus  treue  Bild. 
von  der  Pland  der  Frau  Dr.  Marie  Graebner,  Mutter  des  Botanikers,  gezeichnet 
und  koloriert,  über  alle  Wortschilderung  hinaus,  um  trotz  der  Beschränkung 
letzterer  auf  rein  vegetative,  zum  Teil  sogar  nur  relative  Kennzeichen,  eine 
leichtere  Anschauung  von  dem  spezifischen  Wert  der  Pflanze  zu  gewinnen. 

Ampelopsis  Graebneri.  Ble.  Frutescens,  alte  scandens,  summopere  vegeta, 
ramis  crebris  acetabulis  palmitium  insigniter  adhaerentibus,  junioribus  tenuibus, 
dense  velutinis,  gemmis  rubris,  foliis  digitatis,  foliolis  subelongatis,  apice  pro- 
dueto,  margine  grosse-serratis,  plerumqüe  minoribus  quam  in  speciebus  affinibus, 
marginali  parvulo,  omnibus  undique  velutinis,  laete  viridibus.  auetumnalibus 
splendide  purpurescentibus,  colore  firmo,  coma  serius  cadente.  Flore  fruetuque 
hueusque  ignotis. 

Es  zeichnet  sich  mithin  die  Neuheit  vor  A.  quinquefolia  aus  durch  sehr 
viel  stärkere  Vervollkommnung  der  Saugnapfbildung  und  durch  allseits  sammet- 
artige  Behaarung  von  Blatt  und  Blättchen;  ferner  durch  noch  weit  intensiveres 
Herbstkolorit;  A.  Engelmanni  hat  im  Gegensatz  zu  Graebneri  blaugrünes  und 
unbehaartes  Laub  und  ebenso  wie  A.  quinquefolia  grüne,  nicht  rote  Knospen. 
A.  hirsuta  unterscheidet  sich  auf  den  ersten  Blick  eine  fast  zottige  Behaarung.  A. 
radicantissima  durch  das  Zurückstehen  der  auctumnalen  Verfärbung. 

Es  würde  zu  weit  führen,  alle  übrigen  Unterscheidungsmerkmale  zwischen 

A.    Graebneri     und     seinen     Gattungsverwandten     des     Breiteren     aufzuführen. 

Schliesslich  sei  noch  bemerkt,  dass  sich  die  rote  Herbstfärbung  selbst  in  vollem 

Schatten   herstellt   und    erhält.     Dem    Kultivateur    wird    es    wichtig    sein,    dass 

.linge  unserer  Art  sich  mit  Leichtigkeit   bewurzeln,    während    dies    bei  A. 

hü  bekanntlich  den  grössten  Schwierigkeiten  begegnet.  Für  schnelle  Ver- 
breitung der  Neuheit  dürften  die  Bedingungen  daher  günstiger  sein.  Auch  als 
Zimmerpflanze  hat  sich  A.  Graebneri  erfahrungsgemäss  bewährt;  möge  sie  daher 
au>  all   diesen  Gründen  weiteren  Kreisen  recht  angelegentlich   empfohlen  sein. 


26o  858.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc. 

858.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues 

am  27.  April  1899. 

I.  Der  Direktor  des  Vereins,  Kgl.  Gartenbaudirektor  Carl  Lackner,  verlas 
das  Dankschreiben  des  Herrn  Geh.  Regierungsrat  Prof.  Dr.  Schwendend" 
für  seine  Ernennung  zum  Ehrenmitgliede,  das  besonders  abgedruckt  wird. 
(Siehe  S.  27g.) 

IL  Vorgeschlagen  wurde  zum  wirklichen  Mitgliede: 

Herr  C.  Jokisch,  Obstbaumschule  in  Gransee,  durch  Herrn  Hof- 
lieferant J.  F.  Loock. 
III.  Ausgestellte  Gegenstände.  1.  Herr  Rentier  Carl  Kneiff  in  Nordhausen 
hatte  ausser  Wettbewerb  eine  Neuheit:  Aruncus  Silvester  Kosteletzky 
var.  Kneifii  Zabel,  die  sich  durch  ihre  fein  zerschlitzten  Blätter  auszeichnet, 
übersandt,  mit  der  er  zum  eisten  Male  einen  Lreibversuch  gemacht  hatte. 
»Leider«,  schrieb  Herr  Kneiff,  »ist  die  Blüte  bei  dem  Mangel  an  Sonnen- 
schein nicht  so  weit  entwickelt,  wie  ich  es  gewünscht  hätte.  Es  ist  der  erste 
Versuch,  und  müssen  die  Pflanzen  wahrscheinlich  zu  dem  Zweck  vor- 
bereitet werden«.  Über  diese  Pflanze  wird  später  ein  besonderer  Artikel 
erscheinen. 

2.  Geradezu  Bewunderung  erregten  die  zahlreichen  (ca.  40)  Körbe  mit 
Äpfeln  aus  dem  Garten  des  Herrn  Kommerzienrat  C.  Bolle  zu  Marienhain 
bei  Köpenick,  die  Herr  Obergärtner  Greinig  ausser  Preisbewerb  vorführte. 
Sie  waren  so  schön  erhalten,  als  wenn  sie  vor  kurzem  erst  gepflückt 
wären.  Herr  Grein  ig  hatte  sie  in  Torf  streu  aufbewahrt,  die  aber  gesiebt 
war,  um  die  gröbsten  Teile  zu  entfernen.  Diese  Torfstreu  muss  man 
aber  während  des  ganzen  Sommers  flach  ausgebreitet  liegen  lassen  und 
öfter  wenden,  damit  sie  ihren  Geruch  verliert.  Vor  allem  muss  man 
auch  das  Obst  erst  nach  dem  Schwitzen  einlegen.  In  einer  Kiste  von 
1    qm  Fläche  kann  man  4 — 5  Ctr.  Obst  aufbewahren. 

3.  Die  Firma  Mayfarth  &  Co..  Berlin-Frankfurt  a.  Main,  hatte  bereits 
vor  der  Versammlung  eine  neue  Spritze  zum  Töten  der  Blutläuse  im 
Garten  demonstriert.  Die  Spritze  an  sich  ist  zwar  nicht  neu,  es  ist  die 
bekannte  und  bewährte  Syphonia-Spritze,  die  mit  komprimierter  Luft 
arbeitet,  neu  ist  aber  daran,  dass  ein  Apparat  eingeschaltet  ist,  um  eine 
Mischung  von  Petroleum  und  Wasser  vornehmen  zu  können.  Dieser 
Apparat  ist  von  Dr.  Lossen  in  Wiesbaden  erfunden  und  der  Firma 
Mayfarth  &  Co.  zur  Fabrikation  übergeben.  Es  ist  eine  Flasche,  die 
3/4  mit  Petroleum  gefüllt  wird;  1n  diese  tritt  der  Wasserstrahl  und  mischt 
sich  mit  Petroleum,  reisst  dieses  mit  sich  fort  und  bildet  eine  so  feine 
Emulsion,  dass  sie  wie  Milch  erscheint. 

Bei  den  Versuchen  im  Freien  hatte  sich  ergeben,  dass  der  Apparat 
das  Gemisch  ausserordentlich  fein  zerstäubt,  man  hatte  aber  die  Be- 
fürchtung, dass  die  Blätter  durch  das  Petroleumgemisch  litten.  Für  be- 
laubte Pflanzen  ist  übrigens  die  Lösung  gar  nicht  bestimmt,  sondern  viel- 
mehr zur  Bespritzung  der  Bäume  im  unbelaubten  Zustande. 

Die  Syphonia-Spritze  selbst  dient  zum  Bespritzen  der  Weinstöcke  und 
Obstbäume   mit    Kupferkalk-  (Bordelaiser)  Brühe,    sowie    neuerdings    auch 


858.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc.  o'H 

zum  Vernichten  des  Hederichs  durch  Bespritzen  mit  verdünnter  Eisen- 
vitriollösung. 

Herr  Prot'.  Dr.  Sorauer:  Im  Kgl.  botanischen  Garten  ist  auf  meine 
Anregung  eine  Ma\  farthsche  Syphonia-Spritze  angeschafft,  um  verschiedene 
Üespritzungsmittel  zu  probieren  und  ist  man  mit  ihr  sehr  zufrieden,  nur 
beim  Bespritzen  mit  Kupiervitriol-Kalkbrühe  tritt,  wenn  letztere  anfängt 
etwas  dick  zu  werden,  leicht  Verstopfung  ein.  Aber  gegen  Blutläuse 
dürfte  alles  Spritzen  nicht  helfen,  da  man  die  in  den  Ritzen  sitzenden 
Läuse  nicht  alle  treffen  kann.  Das  beste  Mittel  ist  da  das  Ausbürsten 
der  befallenen  Stellen  mit  Petroleummischung  oder  Petroleum-Seifen- 
mischung im  Winter,  und  wenn  sich  im  Sommer  doch  noch  Zweige  be- 
lallen zeigen,  das  Abschneiden  und  Verbrennen  derselben. 

Herr  Lehmann  empfiehlt  die  Spritze  von  C.  Jokisch  in  Gransee.  die 
nur  3,75  M.  kostet  und  bis  6  m  hoch  spritzt;  auch  in  Züllichau,  wo  ver- 
schiedene Spritzen  ausgestellt  waren,  fand  sie  vielen  Beifall;  Herr  Jokisch 
verkauft  Tausende.  Herr  Prof.  Sorauer  bittet,  dass  Herr  Jokisch  sie 
dem  Verein  vorführen  möge.  Herr  Kgl.  Garteninspektor  Weber  be- 
merkt, dass  die  Jokischsche  Spritze  eine  ganz  gewöhnliche  Handspritze 
sei,  aber  eine  Manschette  in  der  Mitte  habe,  die  es  verhindert,  dass  der 
Spritzende  sich  beschmutzt. 

Herr  Mehl  empfiehlt  die  Gewächshausspritze  des  Herrn  Klempner- 
meister Hildebrandt  in  Lankwitz  bei  Berlin,  die  in  eine  Wanne  gesetzt 
wird  und  sowohl  beim  Auf-  wie  beim  Niederziehen  spritzt  und  ca.  20  bis 
22  M.  kostet.  Herr  Bluth:  Die  Hildebrandtsche  Spritze  ist  ein  so- 
genannter Zerstäuber  für  Gewächshäuser,  ein  Mann  kann  mit  dem  Fuss 
dieselbe  festhalten,  mit  der  einen  Hand  drücken,  mit  der  anderen  den 
Schlauch  leiten,  sie  arbeitet  gut,  aber  blau  wird  der  Spritzer  von  Kupfer- 
vitriollösung auch.  Das  feine  Verstäuben  führt  bei  starkem  Winde  nicht 
zum  Ziel,  da  der  Wind  den  Staub  ablenkt,  ausserdem  kann  man  auf 
einer  Leiter  stehend,  sie  nicht  anwenden.  Herr  Mehl:  Es  ist  nicht  nötig, 
auf  einer  Leiter  zu  stehen,  ich  habe  bis  5  m  hohe  Pyramiden  damit 
bespritzt. 

4.  Herr  Dittmann  -  Eberswalde  erläutert  an  Beispielen  die  Ver- 
edelung neuer  Cactus-Dahlien  auf  Knollen  älterer  Georginen- 
sorten, das  sich  bei  ihm  ausgezeichnet  bewährt  hat.  Die  Knollen 
werden  in  Töpfe  gepflanzt,  in  den  Spalt  gepfropft,  mit  Lehm  umschmiert, 
mit  feuchtem  Moos  umwickelt  und  in  einen  warmen  Mistbeetkasten 
gesetzt,  da  wachsen  die  Edelreiser  in  8  — 14  Tagen  an.  Die  austreibenden 
Triebe  kann  man  wieder  zur  Veredelung  benutzen  und  so  aus  einem 
grünen  Triebe  9  —  10  Pflanzen  machen. 

Herr  Kohlmannslehner  warnt  vor  dieser  Veredelung,  weil  in  sehr 
vielen  Fällen  die  so  veredelte  Knolle  im  nächsten  Jahre  nicht  austreibt. 
Es  empfiehlt  sich,  wenigstens  recht  tief  zu  pflanzen,  so  dass  das  Edelreis 
Wurzeln  und  selbst  Knollen  bildet.  Die  deutsche  Dahlien-Gesellschaft 
hat  ihre  Mitglieder  gebeten,  das  Verfahren  nicht  anzuwenden.  Wenn  es 
sich  nur  um  die  Vermehrung  neuer  Sorten  handelt,  ist  es  sehr  vorteilhaft. 
Herr  Dittmann  verteidigt  sein  Verfahren  und  bemerkt,  es  sei  nicht  aus- 
geschlossen, vielleicht    dadurch  Pfropfhybriden    zu    erzeugen.     Herr  van 


252  858.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc. 


der  Smissen  tritt  Herrn  Kohlmannslehner  bei,  es  ist  leider  oft  die 
Erfahrung  zu  machen,  dass,  wenn  man  Neuheiten  gekauft  hat,  sie  im 
nächsten  Jahre  nicht  austreiben,  weil  sie  veredelt  waren.  Er  bittet  mit 
dem  Urteil  bis  zum  nächsten  Jahre  zu  warten.  Herr  Wien  holz:  Um 
blühende  Topfpflanzen  zu  erhalten,  ist  die  Veredelung  sehr  gut,  aber  zur 
Weiterkultur  im  Lande  nicht.  Zur  Vermehrung  ist  es  viel  besser,  Steck- 
linge zu  machen. 

5.  Aus  dem  Königl.  botanischen  Garten  war  eine  Reihe  höchst 
interessanter  Pflanzen  ausgestellt.  Herr  Obergärtner  Strauss  führte  be- 
sonders schöne  Neuholländer  vor,  Herr  Obergärtner  Cornils  ein 
wahres  Schaustück:  Acalypha  hispida  Blume,  mit  fast  V2  m  langen 
purpurroten  Ähren,  die  wie  beim  Fuchsschwanz  herabhängen,  eine  Pflanze, 
welche  unter  dem  Namen  A.  Sanderi  in  Gent  1S98  so  grosses  Aufsehen  als 
Neuheit  gemacht  hat,  sowie  ferner  Amorphophallus  bulbifer  Blume  var. 
lineatus  Engl,  eine  Araceae  mit  seltsamem  Blütenstande.  Von  den  Neu- 
holländern zeichneten  sich  besonders  aus:  Aotus  gracillima  mit  schön 
goldgelben  Ähren  und  Pimelea  spectabilis. 

Herr  Cornils  bemerkte,  dass  die  Acalypha  hispida  sehr  viel  Dung 
und  sehr  viel  Sonne  erhalten  habe,  er  habe  in  andern  Gärten  Exemplare 
gesehen,  die  nicht  so  der  Sonne  ausgesetzt  waren  und  infolge  dessen  nicht 
so  intensive  Blütenfarbe  zeigten.  L.  Wittmack  wies  darauf  hin,  dass  die 
Pflanze  bis  jetzt  nur  in  weiblichen  Exemplaren  eingeführt  sei  und  dass 
die  zahlreichen  purpurroten  Narben  es  sind,  welche  dem  Blütenstand  die 
schöne  Farbe  verleihen.     Die  Pflanze  ist  abgebildet  Gartenfl.  1898  S.  276. 

Herr  Bluth  berichtete  von  der  früher  so  sehr  verbreiteten  Kultur  der 
Pimelea  spectabilis.  Vor  40—50  Jahren  wurde  sie  in  Berlin  von 
Zietemann,  Priem  u.  a.  massenhaft  gezogen,  es  war  eine  Marktpflanze, 
fast  so  häufig  wie  Pelargonien,  man  erhielt  auf  dem  Dönhoffsplatz  für 
einen  Topf  etwa  8  gute  Groschen,  also  1  Mark.  Es  ist  eine  ausgezeichnete 
Pflanze,  ob  man  sie  aber  jetzt  verkaufen  würde,  bleibt  fraglich.  (Herr 
Kohlmannslehner:  Sicherlich!)  Alle  schönen  Neuholländer,  Chori- 
zema  etc.  etc.,  die  auf  Ausstellungen  in  grossen  Kulturexemplaren  ge- 
zeigt werden,  wurden  früher  als  Marktpflanzen  gezogen.  Herr  Haubold 
in  Dresden,  der  auch  die  Liebe  zu  den  Neuholländern  wieder  entflammen 
möchte,  hat  die  Kultur  der  Mitraria  coccinea  wieder  begonnen,  aber 
rechten  Anklang  finden  sie  nicht.  Dass  die  Neuholländer  heute  so  wenig 
gekauft  werden,  liegt  z.  T.  daran,  dass  die  Gärtner  nicht  mehr  direkt 
mit  dem  Publikum,  sondern  mit  dem  Händler  verkehren.  Der  Händler 
aber  nimmt  nur  das,  was  schlanken  Absatz  findet,  sich  leichter  trans- 
portiert und  ihm  am  meisten  Verdienst  abwirft.  In  kleineren  Städten, 
namentlich  auch  in  Badeorten,  werden  seltenere  Pflanzen  weit  eher 
gekauft. 

Betreffs  der  Acalypha  bemerkte  Herr  Bluth,  dass  auch  von  Acal. 
musaica  nur  die  weibliche  Pflanze  in  Kultur  sei. 

Herr  Professor  Dr.  Carl  Müller  wies  im  Hinblick  auf  den  aus- 
gestellten Amorphophallus  bullifer  auf  den  Riesen  unter  den 
Araceen:  Amorphophallus  Titanum  Beccari  hin,  den  Beccari  auf 
den  malayischen  Inseln  entdeckt  hat.     Der  Knollen  hat  \'.2 — 3/4  m  Durch- 


858.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc.  263 

messer,  der  Blütenschaft  die  Dicke  eines  Armes,  die  Blütenscheide  einen 
oberen  Durchmesser  von  :! \  m  und  die  ganze  Pflanze  eine  Höhe  von 
3 — 4  m.  Das  ist  nur  zu  erklären  durch  den  reichen  Humus  des  dortigen 
l'rwaldes.  Auch  in  der  Technischen  Hochschule  zu  Charlottenburg  er- 
zielt Herr  Obergärtner  Müller  bei  Amorphophallus  Rivieri  ausgezeichnete 
Resultate,    indem    er    ihm    im  Herbst    eine    fette   Kompostmasse   bereitet. 

6.  Herr  Robert  Moncorps  legte  die  vor  Kurzem  aus  Italien  be- 
zogenen Kartoffeln  »Ätna«  vor.  welche  angekeimt  versandt,  aber  nicht 
gewachsen  und  jetzt  ganz  verfault  sind.  Er  fürchtet,  sie  seien  ge- 
räuchert gewesen,  um  das  zu  schnelle  Auskeimen  zu  verhindern.  Herr 
Prof.  Sorauer  bezweifelt  das.  Die  andere  Sorte  »Vesuv«  hat  sich  besser 
entwickelt. 

7.  Herr  Dietze  erfreute  die  Versammlung  durch  wahrhaft  entzückende 
Marschall-Niel-Rosen  von  einer  fast  ungesehenen  Grösse.  Er  berichtete 
darüber:  Die  Rosen  sind  1886  gepflanzt,  und  zwar  in  einem  Hause  von 
2^  m  Länge  und  3  m  Breite  24  Stück;  von  denen  finden  sich  jetzt  noch 
id.  die  alle  noch  vortrefflich  tragen.  Oft  meint  man,  die  Niel-Rosen 
tragen  nur  in  der  Jugend  gut,  das  ist  nicht  richtig,  man  muss  nur  die 
Rosen  nach  dem  Abblühen  gut  düngen  und  reichlich  giessen,  damit  sie 
kräftiges  Holz  machen.  Die  Blütezeit  wird  bei  mir  jetzt  in  3—4  Wocheu 
beendet  sein,  dann  fülle  ich  Kuhdung  auf  die  Beete,  auf  denen  die  Rosen 
ausgepflanzt  stehen,  und  begiesse  diesen  mit  dem  Schlauch.  Nach  4  Tagen 
kommt  der  Dung  wieder  hinaus,  dann  aber  dünge  ich  noch  einmal 
während  des  Sommers  mit  lU  kg  Chilisalpeter  und  nach  14  Tagen  noch 
einmal  mit  der  gleichen  Menge.  Vor  der  Blütezeit  gebe  ich  etwas  schwefel- 
saures Ammoniak  und  schreibe  ich  diesem  den  schön  rötlichen  Hauch 
der  Blumen  zu.  Zu  viel  darf  man  aber  nicht  düngen,  sonst  fallen  die 
Knospen  ab,  darum  darf  man  auch  nicht  gleich  nach  dem  Ausstreuen 
des  Düngers  Wasser  darauf  giessen. 

8.  Herr  Kgl.  Gartenbaudirektor  Carl  Mathieu  legt  die  Birne  »Directeur 
Alphand«,  eine  hübsche  Schaufrucht,  vor,  wie  die  Belle  Angevine  und  die 
Späte  von  Toulouse,  aber  ebenso  wie  diese  von  Geschmack  einer  Kohlrübe. 

IV.  Hierauf  hielt  Herr  Prof.  Dr.  Carl  Müller  einen  mit  ausserordentlichem 
Beifall  aufgenommenen  Vortrag  über  die  Blütenfarben,  ihre  Entstehung 
und  Xüancierung.  Wir  hoffen  diesen  interessanten  Vortrag  gelegentlich 
bringen  zu  können.  Heute  sei  nur  kurz  erwähnt,  dass  das  Weiss  der 
Blumen  durch  farblose  Zellen,  zwischen  denen  viele  Luftlücken  sind,  er- 
zeugt wird,  das  Blau  durch  blauen  Zellsaft,  der  sich  durch  Säuren  rot 
färbt,  das  Gelb  durch  gelb  gefärbte  Protoplasmakörner  (Xanthophyll) 
ähnlich  wie  das  Grün    durch  die  Chlorophyllkörner.  Anknüpfend    an 

--inen  Vortrag  über  das  Ivessche  Dreifarbensystem  (Gartenfl.  1899, 
S.  147).  wies  der  Redner  daraufhin,  dass  die  Natur  ebenfalls  mit  3  Farben, 
aber  nicht  Blau,  Rot,  Grün,  sondern  Blau,  Rot  und  Gelb  arbeitet.  Das 
sammetartige  Aussehen  wird  durch  dichte,  hervorstehende  Zäpfchen  (Haare) 
wie  beim  echten  Sammet  bewirkt. 
V.  Der  Etat  für  1890  wurde  in  zweiter  Lesung  ohne  Debatte  genehmigt.  Er 
schliesst  in  Einnahme  mit  22592  M.  50  Pf.,  in  Ausgabe  mit  20295  M.  ab. 
Hierin  sind  einbegriffen  2000  M.  für  Vorbereitung  der  Grossen    deutschen 


2(5/1  Primula  obconica,  ihr  Wert,  ihre  Verwendung  und  Anzucht. 

Winterblumen-Ausstellung  im  Zoologischen  Garten,  sodass  ein  Überschuss 
von  2297  M.  verbleibt. 

VI.  Auf  eine  Anfrage  des  Herrn  Kgl.  Gartenbaudirektor  Grussdorf.  Quedlin- 
burg über  Gewächshäuser  aus  hohlen  Glaskörpern,  bemerkt  Herr  Bluth. 
dass  sich  feine  Haarrisse  in  dem  Glase  bilden,  durch  die  Wasser  nach 
dem  Innern  der  hohlen  Körper  tritt  und  sich  daselbst  Rost  ansetzt.  Herr 
Cornils  berichtet,  dass  sich  öfter  ein  Riss  nahe  am  Boden  bildet  und 
dann  mit  einem  Knall  der  Boden  abspringt.  Auch  sammelt  sich  im 
Winter  der  Schnee  in  den  Fugen. 

VII.  Das  Preisgericht,  bestehend  aus  denHerren  Rosenzüchter  Hering,  Potsdam, 
Gartenbaudirektor  C.  Mathieu,  Charlottenburg  und  Geh.  Rechnungsrat 
Schmidt,  Berlin,  sprach  den  schönen  Xiel-Rosen  des  Herrn  E.  Dietze- 
Steglitz  den  Monatspreis  von  15  Mark  zu. 

C.  Lackner.  L.  Wittmack. 


Primula  obconica,  ihr  Wert,  ihre  Verwendung  und  Anzucht. 

Von  Adam  Heydt,  v.  Podbielskischer  Schlossgärtner  zu  Dallmin  (Prignitz). 
)|ln  Xo.  8  unserer  »Gartenflora«  S.  203  wird  in  dem  Bericht  der  Versammlung 
^   vom  23.   März    der    Primula  obconica    Erwähnung    gethan    und  von    Herrn 
Kretschmann-Pankow  besonders  hervorgehoben,  dass  sie  zur  Schnittblumen- 
zucht und  als  Topfpflanze    sehr    geeignet  sei.     Dieses    giebt    mir  Veranlassung 
zur  Besprechung  obigen  Themas. 

Primula  obconica  wurde  früher  gar  nicht  geachtet;  nachdem  aber  dieselbe 
von  Arends  &  Pfeiffer  in  Xieder-Ronsdorf  (Rheinprovinz)  durch  sorgfältige 
Kultur  verbessert  worden,  hat  sie  sich  nach  und  nach  die  Gunst  vieler  be- 
deutender Fachleute  erworben.  Herr  Kretschmann  sagt,  die  Kultur  sei  sehr 
einfach  und  säe  er  sie  zwischen  Juli  und  August  aus.  Demgegenüber  möchte 
ich  erwidern,  dass  für  die  Aussaat  die  allergünstigste  Zeit  wohl  März — April 
ist,  ich  aber  die  Aussaat  im  Februar — April — Mai  für  am  vorteilhaftesten 
halte,  und  zwar  aus  folgenden  Gründen:  Die  P.  obconica,  die  jetzt  gesäet 
werden,  blühen  von  August,  ja  schon  von  Juli  bis  Juni  des  folgenden  Jahres 
ab,  so  zu  sagen  immerwährend,  vorausgesetzt,  dass  sie  gut  gepflegt  werden. 
Die  Zeit  im  Spätherbst,  nachdem  die  Chrysanthemum  verblüht  sind,  ist  diejenige, 
von  welcher  ab  die  P.  obconica  als  Schnittblume  hervortritt;  besonders  dem 
kleineren  Handelsgärtner  sind  sie  dann  willkommen,  besitzen  sie  doch  lange, 
kräftige  Stiele  und  eine  Blumenfarbe  moderner  Richtung,  die  sich  zu  fast  allen 
Bindereien  gut  benutzen  lässt.  Doch  das  nicht  allein,  sie  ist  eine  der  dank- 
bar blühendsten  Topfblumen  für  das  Zimmer  und  ich  möchte  den  Mitgliedern 
des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues,  die  sich  mit  Zimmergärtnerei 
befassen,  nur  anraten,  sich  diese  P.  obconica  zuzulegen;  die  Freude  daran 
bleibt  nicht  aus,  ist  es  doch  eine  Pflanze,  die  auch  einmal  sehr  trocken  oder 
auch  einmal  etwas  zu  nass  werden  kann,  ohne  dass  dieses  ihr  sehr  schadet. 
Sie  verlangt  im  allgemeinen  feuchten  Boden  und  fühlt  sich  am  Fensterbrett 
des  Zimmers  am  wohlsten. 

Doch  zurück  zu  dem  Standpunkt,  von  dem  aus  Herr  Kretschmann  die 
P.  obconica-Kultur  betrachtet,  welche  wohl  darin  besteht,  speziell  fürs  Frühjahr 


Primula  obconica.   ihr  Wert,  ihre  Verwendung  und  Anzucht.  26^ 


blühende  Pflanzen  zu  haben;  dann  mag  für  den  Grossbetrieb  die  Aussaat  im 
Sommer  passen,  da  ist  sie  angebracht,  doch  sollte  der  Handelsgärtner  nicht 
übersehen,  dass,  wenn  die  Blüte  im  Herbste  beginnt  und  ununterbrochen  anhält, 
ihm  diese  Primel  eine  gute  Einnahme  verspricht,  er  auch  im  Frühjahr  keinen 
Nachteil  von  den  dann  einjährigen  Primeln  hat.  Handelsgärtner  sollen  und 
müssen  bei  jeder  Kultur  zuerst  den  pekuniären  Erfolg  im  Auge  haben.  Auch 
ich  kultiviere  P.  obconica  seit  einigen  Jahren  zur  Winterblumenzucht  mit  dem 
besten  Erfolg. 

Gewöhnlich  säe  ich,  wie  auch  heuer,  den  Samen,  in  Lauberde  und  Sand, 
so  etwa  im  Februar — März  aus,  mit  anderen  im  Februar  zu  säenden  Topf- 
pflanzen. Den  Samen  stelle  ich  dann  bis  zum  Keimen  ins  Temperierhaus  und 
wird  er  eben  feucht  gehalten.  Bedecken  mit  Glasscheiben  erfolgt  nicht,  denn 
dieses  ist  überflüssig.  Sobald  sich  die  Samenpfiänzchen  soweit  entwickelt 
haben,  dass  sie  pikierfähig  sind,  werden  sie  in  genügendem  Abstand  in  genannte 
Erdmischung  pikiert  und  bleiben  die  Kästen  vorläufig  in  demselben  Haus. 
Begiessen  und  Spritzen  erfolgt,  wenn  notwendig;  dieses  sind  Handgriffe,  die  ein 
Fachmann  von  selbst  verstehen  muss.  Wachsen  die  P.  nun  ordentlich  heraus, 
so  stelle  ich  sie  ins  Kalthaus,  pikiere  sie  auch  nochmals,  wenn  es  eben  er- 
forderlich ist;  dann,  so  um  Mai  herum,  wenn  einige  Fenster  in  den  Mist- 
beeten frei  werden,  wird  die  Misterde  in  denselben  mit  Sand  vermengt  und 
die  P.  in  Abstand  von  20 — 25  cm  ausgepflanzt.  Nach  etwa  14  Tagen,  wenn 
die  P.  im  Zuge  sind,  d.  h.  kräftig  in  Entwicklung  treten,  werden  die  Fenster 
auf  Latten  gelegt,  so  dass  etwa  10  cm  hoch  Luft  nach  allen  Seiten  hinzu  kann. 
Die  Fenster  bleiben  darauf  liegen  und  wird  bei  Sonnenschein  schattiert,  am 
besten  mit  Deckbrettern.  Das  Schattieren  durch  Bestreichen  der  Fenster  mit 
Kalk  habe  ich  aus  praktischen  Gründen:  weil  bei  mangelndem  Sonnenlicht  die 
Pflanzen  zu  düster  stehen  und  das  Schattieren  nur  einige  Stunden  notwendig 
ist.  weiter  nicht  angewandt,  wie  ich  überhaupt  diese  Schattierung  nicht  weiter 
empfehlen  mag. 

Im  Laufe  des  Sommers  werden  nun  die  P.  feucht  gehalten  und  morgens 
vor  dem  Beschatten,  sowie  mittags  nach  demselben  leicht  bespritzt.  Ein  weiteres 
Haupterfordernis  ist  das  Auskneifen  der  Knospen,  damit  sich  vorerst  genügende 
Blätter  mit  Reservenahrung  bilden,  die  nachher  im  Stande  sind,  grosse  und 
viele  Blumen  dauernd  zu  ernähren.  Die  Knospen  lasse  ich  erst  von  Mitte 
August  ab  durchgehen,  damit  im  September,  falls  ein  Nachtfrost  die  Blumen 
im  Freien  zerstört,  die  Primeln  ein  verwendbares  Material  liefern.  Die 
Pflanzen  den  Sommer  über  blühen  zu  lassen  ist  deshalb  unnütz,  weil  um  diese 
Zeit  genug  andere  Blumen  blühen  und  Primula  obconica  viel  zu  wertvoll  ist, 
um   als  Sommerblume  zu  dienen. 

Um  die  Pflanzen  zu  stärken  und  zu  kräftigen,  ist  es  thunlich,  dieselben 
alle     14  Tage    zu   düngen.     Im    letzten    Jahre    verwandte    ich    sehr  vorteilhaft 

ers     Nährsalz«,  doch  vorher    immer  verdünnten    aufgelösten    Hühnermist. 

Mitte  August  pflanzt  man  die  dann  sehr  starken  Primula  obconica  in  5Z0II. 
Töpte  und  pflegt  sie  vorerst  auf  bekannte  Art,  wie  man  eben  frisch  eingetopfte 
Pflanzen  zu  halten  gewohnt  ist.  Nachher  lüfte  man  tleissig  und  bringe  die 
Primeln  ja  nicht  zu  früh  ins  Gewächshaus.  Ich  empfehle,  einen  Teil  in  kalten 
Kästen  zu  belassen,  da  Frost,  wenn  die  Kästen  bedeckt,  nicht  weiter  schadet, 
und    man    nachher,  wenn    der    getriebene  Teil  nachlässt,    frische    Pflanzen    ins 


2(5(5  Primula  obconica,  ihr  Wert,  ihre  Verwendung  und  Anzucht. 

Haus  stellen  kann.  Auf  diese  Art  und  Weise  hat  man  im  Winter  die  Primeln 
in  Hülle  und  Fülle  in  Blüte. 

Am  besten  blühen  sie  in  einem  recht  hellen,  mit  nicht  zu  feuchter  Luft 
erfüllten  Hause  bei  10 — 12 °  Wärme.  Bei  höherer  Wärme  beobachtete  ich 
kleinere  Blüten  und  mattere  Farbe  derselben. 

Vor  einiger  Zeit  ging  eine  Notiz  durch  die  Zeitung,  dass  Primula  obconica 
giftig  sei,  d.  h.  dass  die  feinen  Härchen  der  Blatt-  und  Blumenstiele  bei  Be- 
rührung mit  der  Haut  der  Hand  Schwellungen  u.  s.  w.  verursachen; 
dies  mag  wohl  zutreffen  bei  solchen  Personen,  die  ganz  zarte  Hände  haben, 
aber  mir  persönlich  ist  ein  solcher  Fall  nicht  bekannt,  weshalb  ich,  trotzdem 
ich  viel  mit  P.  ob.  hantierte,  dieser  Eigenschaft  keine  oder  wenige  Beachtung 
schenkte.  Der  Wert  in  blumistischer  Beziehung  ist  viel  zu  gross,  sei  es  fin- 
den Handelsgärtner  oder  Dilettanten,  als  dass  eine  derartige  Eigenschaft  mass- 
gebend werden  darf,  um  diese  Primel  der  Kultur  vorzuenthalten. 

Im  Zimmer  hält  sich  P.  obconica  ebenfalls  sehr  lange  und  gut.  In  diesem 
Jahre  will  ich  versuchen,  ob  sich  Primula  obconica  als  Gruppenpflanze 
verwenden  lässt  und  werde  dann  das  Resultat  hier  bekannt  geben. 

Auch  hege  ich  die  Absicht,  meine  jetzt  schon  lange  pikierten  Primeln 
auf  der  grossen  Berliner  Winterblumen-Ausstellung  im  nächsten  Jahr  aus- 
zustellen, um  einen  Vergleich  mit  Herrn  Kretschmanns  Sommeraussaaten  zu 
haben,  die  zu  der  Zeit  dann  erst  zu  blühen  anfangen,  während  die  meinigen 
dann  schon  viele  Blumen  gebracht  haben. 

Bei  Durchsicht  des  Obigen  wird  man  ersehen,  dass  die  Anzucht  und 
Pflege  dieser  Primeln  sehr  lukrativ  ist,  Pflanzen  bis  60  cm  Durchmesser  mit 
Blumen  übersäet  zu  haben,  ist  weiter  nichts  besonderes,  wenigstens  bin  ich  es 
so  gewohnt. 

Bemerken  will  ich  nur  noch,  dass  die  Aufmerksamkeit,  welche  ich  dieser 
Primel  zuwende,  infolge  meines  vor  etwa  5  Jahren  erfolgten  Besuches  bei  der 
Firma  Arends  <fc  Pfeiffer  in  Ronsdorf,  Rheinland,  veranlasst  wurde,  denn  die 
dortigen  Kulturen  dieser  Pflanze  haben  etwas  musterhaftes,  zudem  die  Inhaber  der 
Firma  mit  Rührigkeit  an  Verbesserung  dieser  Primeln  arbeiten. 

* 
Bemerkung  zu  vorstehendem  Artikel. 

Von  W.  Kretschmann,  Pankow-Berlin. 

Zu  dem  Artikel  des  Herrn  Heydt  über  Primula  obconica  hätte  ich  Nach- 
stehendes zu  bemerken: 

Im  grossen  Ganzen  pflichtet  Herr  Heydt  meinen  Ausführungen  bei,  er 
scheint  nur  damit  nicht  einverstanden,  dass  man  die  Aussaat  im  Juli — August 
macht,  giebt  aber  auch  zu,  dass,  wer  die  Pflanzen  im  März — April  blühend 
haben  will,  im  Juli  aussäen  muss.  Es  ist  von  Herrn  Geh.  Rat  Wittmack 
nicht  richtig  aufgefasst,  wenn  er  schreibt  „man  säet  die  Pr.  obc.  im  Juli — August 
aus".  Ich  habe  von  den  ausgestellten  Pflanzen  gesprochen.  Nach  dem  Wort- 
laut in  dem  Bericht  könnte  man  annehmen,  dass  im  allgemeinen  die  Aussaat- 
zeit im  Juli  sei.  Ich  möchte  dem  ergänzend  hinzufügen,  dass  ich  meine  erste 
Aussaat  Mitte  April  mache.  Für  mein  Pflanzen-Versandgeschäft  ist  es  nötig, 
dass  ich  Aussaaten  von  April  bis  Anfang  August  von  vierzehn  zu  vierzehn 
Tagen  mache,  damit  Jeder  für  die  Zeit,  wo  er  die  Pflanzen  blühend  haben  will 


Prim.ula  obconica,  ihr  Wert,  ihre  Verwendung  und  Anzucht.  267 


(es  kaufen  bei  mir  Ilerrschafts-  und  Handelsgärtner),  Pflanzen  bekommen  kann. 
Ein  früheres  Aussäen  halte  ich  für  Handelspartner  nicht  ratsam:  wenn  man 
die  Pflanzen  zum  Winterschnitt  haben  will,  genügt  die  April-Aussaat  vollkommen. 
Ich  habe  in  meinem  kurzen  Bericht  gesagt,  dass  ich  die  ausgestellten  Pr.  obc. 
Ende  Juli  ausgesät,  um  die  Pflanzen  im  April  Mai  blühend  zu  haben.  Zu 
einer  Zeit,  wo  die  Winter-  und  Frühlingsblumen  aufgehört  und  Sommerblumen 
noch  nicht  viel  blühen,  (ich  beziehe  das  hauptsächlich  auf  niedrige 
Pflanzen),  gerade  in  diesem  Übergangsstadium  werden  Pr.  obc.  gern  gekauft 
und  können  in  Massen  verkauft  werden.  Ferner  mache  ich  die  Aussaat  des- 
wegen so  spät,  weil  ich  von  dieser  Aussaat  meine  Pflanzen  zur  Samengewinnung 
auswähle.  Wenn  nun  auch,  wie  Herr  Hey  dt  ganz  richtig  sagt,  Pr.  obc.  fast 
unaufhörlich  blüht,  so  sind  doch  bekanntlich  die  ersten  Blumen  die  grössten 
und  bestausgebildetsten. 

Bei  Beurteilung  über  die  Verwendung  und  Verwertung  der  Pflanzen  ist 
wohl  mehr  oder  weniger  eine  geteilte  Ansicht  zwischen  Handelsgärtnern  und 
Privat-  oder  Herrschaftsgärtnern.  Wir  Handelsgärtner  in  grösseren  Städten 
haben  mit  dem  Import  aus  dem  Süden  zu  rechnen,  können  nur  dann  unsere 
Ware  verwerten,  wenn  wir  vom  Süden  nicht  überschüttet  werden,  und  eben 
deswegen,  weil  wir  Handelsgärtner  vor  allem  den  pekuniären  Erfolg  im  Auge 
haben  müssen,  müssen  wir  die  Aussaaten  der  Blüthezeit  anpassen.  Der  Privat- 
gärtner oder  Liebhaber  hat  keine  Veranlassung,  sich  danach  zu  richten,  er 
kann  seine  Pflanzen  zu  jeder  beliebigen  Zeit  blühend  haben. 

Bei  den  fast  immer  überreichlichen  Tagesordnungen  in  den  Sitzungen 
de-  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  unterliess  ich  es  absichtlich,  über 
die  Kultur  eingehend  zu  berichten,  glaubte  nur  darauf  hinweisen  zu  müssen. 
dass  die  Kultur  einfach  sei.  Dies  giebt  ja  auch  Herr  Heydt  zu,  er  geht  sogar 
noch  weiter  und  meint,  die  Pflanzen  wären  gar  nicht  so  empfindlich  gegen 
einmal  zu  trocken  oder  zu  nass  werden.  Darauf  sollte  man  sich  aber  doch 
nicht  so  sehr  verlassen.  Ich  war  im  zeitigen  Frühjahr  in  einer  Handelsgärtnerei, 
in  der  sonst  vorzügliche  Kulturen  anderer  Gewächse  waren  und  sah  dort 
Primula  obc,  die  meiner  Ansicht  nach  gründlich  vergossen  waren. 

Wenn  ich  sagte,  dass  die  Kultur  einfach  sei,  meinte  ich  damit,  dass  eine 
besondere  Pflege  nicht  notwendig  sei.  Pr.  obc.  beansprucht  eine  nahrhafte, 
lockere  Erde,  ich  benutze  dazu  nicht  zu  sehr  veraltete  Misterde,  etwas  Tort- 
grus und  Sand. 

Ich  säe  Pr.  obc.  in  einem  kalten,  sogenannten  Doppelhause  in  Thonschalen 
aus,  pikiere  dieselben  in  Pikierkästen  erst  enger,  das  zweite  mal  etwas  weiter, 
damit  ich  kräftige  Pflanzen  zum  Versand  habe.  Sobald  die  Pflanzen  nach  dem 
zweiten  Pikieren  anfangen  zu  wurzeln,  stelle  ich  dieselben  in  kalte  Mistbeet- 
kästen, und  wenn  dann  stark  genug,  werden  dieselben  in  Stecklingstöpfe  in 
i'lu-n  angeführte  Erde  gepflanzt,  wieder  auf  kalten  Kasten  gestellt,  anfänglich 
etwas  schattiert  und  geschlossen  gehalten.  Schattieren  sollte  man  so  wenig 
wie  möglieh,  aber  viel  Lütten.  Ich  überwintere  meine  Pflanzen  in  heizbaren 
Mistbeetkästen,  die  Kästen  sind  jedoch  nur  soviel  heizbar,  um  sie  frostfrei  zu 
halten.  Will  man  die  Pflanzen  im  Gewächshause  überwintern,  so  wähle  man 
ein  recht  helles  Haus,  mit  guter  Lüttungsvorrichtung;  besonders  Pflanzen,  die 
man  zum  Topfverkauf  haben  will,  müssen  nahe  am  Glase  stehen,  viel  gelüftet 
und  nur  frostfrei  gehalten  werden,  weil  sonst  die  Blätter  leicht  zu  lang  werden. 


2-70  Amaryllis.    . 

Ich  pflichte  Herrn  Heydt  bei,  dass  Pr.  obc.  eine  der  dankbarsteu  Zimmer- 
pflanzen ist  und  hoffe  auch,  dass  selbe  noch  mehr  verbessert  und  mehr  Lieb- 
haber finden  wird. 


Amaryllis. 

Von  Otto  Thalacker-Leipzig-Gohlis. 
(Hierzu  Abbildung  56.) 
jie  Amarylliskultur  nimmt  eine  der  ersten  Stellen  in  meinem  Geschäft  ein 
K^gr^  und  wird  seit  zehn  Jahren  mit  grosser  Aufmerksamkeit  gepflegt.  Die 
Mutterzwiebeln  wurden  damals  von  Paris.  London  und  Holland  bezogen  und 
die  besten  und  vollkommensten  Blumen  zur  Befruchtung  ausgewählt.  Das 
Augenmerk  war  von  vornherein  darauf  gerichtet,  durch  Massenkulturen  zu 
massigen  Preisen  eine  gute,  starke  Qualität  zu  liefern  und  die  Verwendung  als 
Schnittblume  und  als  Topfpflanze  noch  mehr  einzuführen;  die  Erfolge  waren 
anfangs  klein,  erst  als  ich  in  Berlin.*)  Dresden,  Hamburg  schöne  Kollektionen 
ausstellen  konnte,  wurde  der  prächtigen  Pflanze  immer  mehr  Beachtung  ge- 
schenkt und  es  war  in  den  letzten  Jahren  nicht  möglich,  alle  Aufträge  in 
Blumen  und  Pflanzen  mit  Knospen  zu  erledigen.  Besonders  im  Frühjahr  hat 
sich  eine  grosse  Vorliebe,  Amaryllis  für  Bindezwecke  zu  verwenden,  gezeigt; 
ich  bin  auch  der  Überzeugung,  dass  sich  die  Amaryllis  auch  für  die  Zukunft 
für  grosse  Tafelaufsätze,  in  Töpfen  stehend,  zur  Dekoration  sehr  leicht  ver- 
wenden lassen.  Ich  freue  mich,  dass  viele  meiner  Herren  Kollegen  der 
Amarylliskultur  ihre  Aufmerksamkeit  widmen,  und  bin  überzeugt,  dass  sich 
besonders  die  leuchtendroten  und  dunklen  Farben  einen  dauernden  Platz  in 
der  Bindekunst  erringen  werden. 

Über  die  Kultur  bemerke  ich  folgendes:  Die  Amaryllis  werden  im  Früh- 
jahr, wenn  sie  Leben  zeigen,  gewöhnlich  in  der  ersten  Hälfte  des  März,  in 
nicht  ganz  verrottete  Lauberde,  die  mit  etwas  klarem  Kuhdünger  und  Holz- 
kohlenstückchen vermischt  ist,  verpflanzt  und,  nachdem  sie  im  Warmhaus  etwas 
angezogen  haben,  nach  etwa  vierzehn  Tagen  in  einen  gut  erwärmten  Kasten 
gebracht.  Reichliches  Spritzen,  massiges  Begiessen  und  gleichmässige  Wärme 
fördern  das  Wachstum  der  Amaryllis.  Nachdem  der  Trieb  abgehärtet  ist,  wird 
öfter  gelüftet  und  in  warmen  Sommernächten  lasse  ich  die  Fenster  ganz  ab- 
nehmen. Mit  dem  Eintritt  des  August  wird  allmählich  der  Schatten  von  den 
Kasten  entfernt,  so  dass  die  volle  Sonne  das  Ausreifen  der  Zwiebeln  fördert. 
Ferner  ist  dann  ein  allmähliches  Einschränken  des  Begiessens  notwendig,  damit 
die  Pflanze  nicht  zu  neuem  Leben  gereizt  wird.  Später  kommen  die  abgereiften 
Zwiebeln  in  ein  Gewächshaus,  wo  sie  bei  einer  Temperatur  von  10 — 120  R. 
überwintern.  Hauptbedingungen  sind  demnach:  Nahrhafte  durchlässige  Erde, 
feuchte  hohe  Wärme  während  der  Triebentwicklung,  gutes  Ausreifen  der 
Zwiebeln  und  Überwintern  im  temperierten  Hause. 


*j  In  Berlin  erregten  die  herrlichen  Amaryllis  des  Herrn  O.  Thalacker  1807  auf  der 
Jubiläumsausstellung  in  Treptow  die  allgemeinste  Aufmerksamkeit,  namentlich  wegen  ihres 
schönen  runden  geschlossenen  Baues,  wie  sie  die  von  J.  Yeitch  &  Sons  in  London  und  die 
von  Kerr  in  Liverpool  haben,  sowie  wegen  ihrer  leuchtenden  Farben.  Sie  wurden  mit  dem 
Ehrenpreise  des  Klubs  der  Landwirte  gekrönt.  L.  W, 


Veredelung  von  Clianthus  Dampieri.  —  Werder  in  der  Baumblüte.  271 

Veredelung  von  Clianthus  Dampieri  auf  Colutea  arborescens. 

__  (Hierzu  Abb.   ?-. 


•  /• 


',;--lianthus  Dampieri  A.  Cunningham  (al  »gebildet  in  Bot.  Mag.  t.  5051), 
cSXj  diese  herrliche  Leguminose,  ist  von  sehr  schwieriger  Kultur.  Da  sie 
besonders  gegen  Feuchtigkeit  emplindlich  ist.  kommt  sie  selten  zu  schöner 
Blüthe  und  nur  zu  oft  geht  sie  ein  im  Moment,  wo  die  Knospen  sich  zum 
Öffnen  anschicken.  Man  kann  diese  Schwierigkeit  aber  überwinden,  wenn  man 
gleich  nach  der  Keimung  eine  besondere  Pfropfung  vornimmt. 

Man  säet  zur  Seite  von  Clianthus  Dampieri.  Clianthus  puniceus  oder  besser 
("lutea  arborescens.  Sofort  nach  der  Keimung  nimmt  man  der  Colutea  die 
Endknospe  und  ersetzt  sie  durch  die  de*  Clianthus,  die  man  zwischen  den 
Keimblättern  einfügt.  Dieses  Verfahren,  welches  durchaus  nicht  schwierig  ist, 
gelingt  mindestens  einmal  von  zweien  und  man  erhält  auf  diese  Weise  kräftige 
Pflanzen,  welche  im  Laufe  des  Sommers  zu  blühen  anfangen  und,  wenn  sie  der 
vollen  Sonne  ausgesetzt  werden,  während  der  ganzen  guten  Jahreszeit  Blumen 
bringen,  ja  selbst  im  Winter  im  Gewächshause  damit  fortfahren. 

Marc  Micheli.  Genf. 

Anmerkung  d.  Red.  Clianthus  Dampieri  ist  farbig  auch  abgebildet  in 
Vilmorins  Blumengärtnerei*)  von  Siebert  &  Voss  t.  19  Fig.  73.  Voss  beschreibt 
noch  verschiedene  andere  Pfropfmethoden.  —  Urlandt  empfahl  inGartenflora  1S87 
S.  227  die  Kultur  in  Weidenkörbchen  und  besprach  zugleich  die  damals  noch 
ziemlich  neue  Sorte  »Deutsche  Flagge«  von  Louis  Vie weg  in  Quedlinburg, 
welche  die  schönste  von  allen  ist  und  reinweisse,  scharlach  geränderte,  in 
der  Mitte  schwarze  Blumen  besitzt.  Vieweg  selbst  empfiehlt  in  Möllers  Dtsch. 
Gärtnerztg.  1897  S.  225  Veredeln  auf  Sutherlandia  frutescens,  Clianthus  puniceus 
und  Astragalus  glycyphyllos. 


§  Werder  in  der  Baumblüte. 

n  einem  herrlichen  Frühlingstage,  Sonnabend,  den  29.  April,  fuhr  ich  mit 
etwa  100  Studierenden  der  landwirtschaftlichen  Hochschule,  der  tier- 
ärztlichen Hochschule  und  der  Universität  nach  Werder.  Die  Baumblüte  war 
in  ihrer  schönsten  Entwickelung  und  unter  der  sachkundigen  Führung  des  Herrn 
Carl  Puhlmann,  Vorsitzenden  des  Obstbauvereins  in  Werder,  sowie  des  Herrn 
Kgl.  Hoflieferanten  Fritze,  die  uns  bereits  am  Bahnhof  empfingen,  hatten  wir 
die  schönste  Gelegenheit,  die  Art  der  Kultur  und  zugleich  den  Umfang  der- 
selben kennen  zu  lernen.  Überblickt  man  von  einem  der  Aussichtspunkte  oder 
gar  von  einem  der  jetzt  immer  zahlreicher  werdenden  Aussichtstürme  die 
herrliche  Landschaft,  so  schaut  man  meilenweit  nur  auf  blühende  Obstgärten, 
namentlich  Kirschenanlagen.  Früher  nur  auf  WTerder  beschränkt,  haben  jetzt 
alle  Xachbargemeinden,  die  nicht  zu  tief  liegen,  den  Obstbau  aufgenommen  und 
an  der  Bahn  ziehen  sich  die  Pflanzungen  bis  nach  der  Station  Gross-Kreuz  hin. 
Es  ist  heute  nicht  Raum,  dies  näher  zu  schildern,  nur  das  sei  noch  hinzu- 
gefügt, dass  ausser  dem  Versand  frischer  Früchte  jetzt  auch  die  Beeren-Wein- 
fabrikation sehr  zugenommen  hat.  und  die  Studierenden  hatten  durch  Güte  des 
Wirtes  auf  der  Bismarckhöhe,  Herrn  Altenkirch,  selber  Gelegenheit,   sich  von 


*)  Verlag  von  Paul  Parey,  Berlin. 


27' 


Werder  in  der  Baumblüte. 


den  Keltereinrichtungen   und   von    der  Güte    des    Erdbeer-    und    Johannisbeer- 
weins zu  überführen. 

Am  Sonntag  darauf,  den  30.  April,  regnete  es  in  Strömen,  trotzdem  sollen 


Abb.  5j.     Clianthus  Dampieri, 

veredelt  auf  Colutea  arborescens  im  Garten  des  Herrn  Marc  Micheli  in  Genf. 

Blume  scharlachrot,  Grund  der  Fahne  schwarz,  Behaarung  silbergrau. 

25  000  Personen  sich  die  Baumblüte  angesehen  haben.  Leider  aber  trat  dann 
hier  wie  in  ganz  Deutschland,  so  kalte,  nasse  Witterung  ein,  dass  die  Blute 
schwer  gelitten  haben  dürfte.  -  Wir  fügen  zum  Schluss  ein  bisher  noch  nicht 


Werder  in  der  Baumblüte 


273 


veröffentlichtes  Gedicht  an,  das  uns  Herr  Fritze  zum  Abschied  freundlichst 
übergab  und  welches  treffend  die  Stimmung  aller  Besucher  beim  Anblick 
dieser  Blütenpracht  wiedergiebt,  deren  blendendes  Weiss  sich  so  malerisch  von 
den  blauen  Fluten  der  seenartig  die  Werderschen  Höhen  umspühlenden  Havel 
abhebt.  L.  W. 

Gruss  an  Werder! 

Dir  gilt  mein  Gruss,  Dir  will  ich  Kränze  winden. 
Dir  Havelstadt,  gehüllt  in  Blütenpracht. 
Voll  Dankgefühl  will  ich  ein  Loblied  singen, 
Weil  Du  das  Herz  mir  froh  und  weit  gemacht. 
Von  Bergeshöh'  sah  ich  auf  Dich  hernieder, 
Du  Paradies,  vom  Sonnenstrahl  erhellt; 
Und  andachtsvoll  sprach  ich,  ins  Weite  schauend: 
>Wie  gross  ist  Gott  —  wie  herrlich  seine  Welt!< 

Mein  Auge  hing,  von  allem  Schönen  trunken. 
Entzückt  an  Dir  und  Allem  um  Dich  her. 
Und  während  ich  auf  Dich  herniederschaute, 
Fand  ich  des  Prächt'gen  immer  mehr  und  mehr. 
Des  Schönen  voll,  bin  ich  zu  Thal  gestiegen, 
Nahm  schweren  Abschied  dann  von  Blut'  und  Blatt. 
1  »arauf  hat  mich  das  Dampfross  fortgetragen 
Zurück  nach  meiner  lieben  Kaiserstadt. 

Doch  ob  ich  fern,  ob  weit  von  F)ir  geschieden. 

Du  lebst  in  der  Erinnerung  ewig  fort, 

Und  meines  Herzens  allertreusten  Grüsse 

Sie  eilen  hin  zu  Dir  von  jedem  Ort. 

Gott  segne  Deine  Fluren.  Deine  Auen, 

Die  Winzer,  arbeitsam  und  lohneswert. 

Dass  sich  die  Bäume  immer  tiefer  neigen. 

Von  schönen  Früchten  reich  und  voll  beschwert. 

Mög1  jede  Blüte  sich  zur  Frucht  gestalten. 
Ein  jedes  Reis  zum  vollen  Strauch  gedeihn. 
Dann  wird  bis  in  die  allerfernsten  Zeiten 
Mein  schönes  »Werder«  reich  und  glücklich  sein. 

Den  Bewohnern    Werders    aus    dankbarer  Erinnerung    gewidmet    im   Mai 
1881  von  Marie  Rohlwes. 


27A 


Kleinere  Mitteilungen. 


Kleinere  Mitteilungen. 


Hibiscus  Cooperi  (tricolor). 

Zum  Bepflanzen  von  Jardinieren 
empfehle  ich  diesen  Hibiscus  ganz 
angelegentlich;  derselbe  ist  leicht  zu 
kultivieren  und  infolgedessen  in  Massen 
zu  vermehren.  Die  Vermehrung  kann 
zu  jeder  Jahreszeit  vorgenommen 
werden,  jedoch  ist  das  Frühjahr  die 
empfehlenswerteste  Zeit,  weil  sich  im 
Sommer  die  Blätter  schön  färben  und 
dann  für  den  Herbst  und  den  Winter 
ein  vorzügliches  Material  zu  obigem 
Zweck  liefern.  Aber  es  ist  doch  auch 
so  einzurichten,  dass  man  das  ganze 
Jahr  junge  gut  gefärbte  Pflanzen  mit 
kleinen  Topfballen  zur  Verfügung  hat. 

Die  Stecklinge,  welche  warm  zu 
stecken  sind,  bewurzeln  sich  innerhalb 
einiger  Wochen;  beim  Einpflanzen  ist 
Vorsicht  geboten,  damit  die  jungen 
steifen  Wurzeln  nicht  zerbrechen;  ich 
stecke  deshalb  meine  Stecklinge 
gleich  in  kleine  Töpfchen,  dadurch 
kommen  dieselben  14  Tage  früher  als 
solche,  die  beim  Einpflanzen  durch 
das  Zerbrechen  der  Wurzel  zurück- 
gekommen sind. 

Die  bewurzelten  Stecklinge  kommen 
nun  anfangs  auf  warmen  Fuss  zu  stehen 
und  werden  allmählich  an  Luft  und 
Sonne  gewöhnt,  die  dann  ungehindert 
auf  dieselben  einwirken  können; 
nur  bei  ganz  wolkenlosem  Himmel 
wird  ein  leichter  Schatten  verabreicht. 
Eine  feuchte  Luft  ist  stets  zu  unter- 
halten und  bei  günstiger  Witterung 
Luft  zuzulassen.  Verpflanzt  wird  nur. 
wenn  unbedingt  nothwendig,  denn  je 
kleiner  der  Topf  ist,  desto  schöner 
die  Färbung,  die  noch  durch  einen 
Dungguss  bedeutend  gehoben  werden 
kann.  Ein  Entspitzen  ist  zu  Anfang 
behufs  reichlicher  Verzweigung  an- 
zurathen. 

Sobald  im  Spätsommer  die  dächte 
kühler  werden,  ist  es  geraten,  die 
Hibiscus  in  ein  Warmhaus  zu  bringen 
und  ihnen  den  sonnigsten  Stand  auf 
einem  Hängebrett  zu  geben;  die  Über- 
winterung soll  bei  10—15°  R.  erfolgen 
und  ein  öfteres  Bespritzen  darf  nicht 
versäumt  werden,  indem  sich  sonst 
leicht  der  Trips  einstellt. 

Um  grössere  Pflanzen  zu  Dekorations- 
zwecken   zu     ziehen,     verwende     man 


zweijährige  Pflanzen,  welche  durch 
öfteres  Verpflanzen  bei  angeführter 
Kultur  sich  bis  zum  Herbst  ebenfalls 
prächtig  gefärbt  haben,  sehr  wider- 
standsfähig sind  und  zur  Aus- 
schmückung von  Blumentischen  etc. 
ein  gesuchtes  Material  liefern.  Auch 
zu  feiner  Binderei  sind  die  ab- 
geschnittenen Zweige  sehr  wertvoll 
und  gereichen  jedem  Arrangement  zur 
Zierde;  die  jungen  Pflanzen  mit  den 
kleinen  Topfballen  und  ihrer  intensiven 
Färbung,  die  in  weiss,  rot,  karmin, 
grün  und  grau  in  allen  Xuancen 
schimmert,  halten  sich  wochenlang  in 
Jardinieren.  Mögen  diese  Zeilen,  dazu 
beitragen,  dass  dieser  schöne  Hibiscus 
recht  viel  Freunde  finde. 
Villa  Spindler,  Gr.-Tabarz. 

J.  Biemüller. 


Einige  hübsche  Sommerblumen. 

Yen    Adam    H  e  y  d  t  ,     Kunstgärtner. 

Cynoglossum  linifoLium,  das 
weisse  Sommervergissmeinnicht.  Sein 
Wuchs  und  ganzer  Bau  gleicht  dem 
des  echten  Vergissmeinnicht,  die  Blätter 
sind  graugrün,  ziemlich  glatt,  in  der 
Form  von  Vergissmeinnichtblättern.  Die 
Blumen  erscheinen  auf  hohen  Stielen 
in  langer  Rispe  und  sind  reinweiss, 
infolge  der  grauen  Belaubung  erhalten 
sie  aber  den  Schein,  als  seien  sie 
silbergrau.  Die  hübschen  Blütenrispen 
bilden  einen  guten  Werkstoff  für 
Binderei,  wie  auch  die  Pflanze  sich  sehr 
zu  Töpfen  eignet.  Als  Gruppenpflanze 
sowie  zur  Einfassung  hoher  Sommer- 
blumen auf  Beeten  dient  sie  vortrefflich. 
Sie  wird  bis  50  cm  hoch. 

Senecio  elegans  pomponicus, 
eine  hübsche  Abart  des  beliebten 
Senecio  elegans  plenissimus.  Dieser 
Senecio  wird  bis  öo  cm  hoch,  besitzt 
einen  regelmässigen,  kompakt  eleganten 
Wuchs  und  hübsche  Blumen  in  Dolden- 
Rispen.  Jeder  Zweig  und  jedes 
Zweiglein  garniert  sich  von  Juli  bis 
Oktober  über  und  über  mit  Blüten 
von  schönster  Pomponforrh  in  fast 
den  meisten  Farben,  wie  rot,  blau, 
weiss  und  in  Untermischung  der  ge- 
nannten Farben.  Senecio  elegans  pom- 
ponicus eignet  sich  sowohl  gut  als 
Gruppenpflanze    wie  zum  Schnitt,   und 


Kleinere    Mitteilungen. 


-73 


es  verdient  ihre  Dauer  ganz  besonders 
hervorgehoben  zu  werden. 

Mimulus  pictus  cardinalis,  eine 
neue  Verbesserung  des  alten  cardinaliSj 
hat  hübsche  goldgelbe,  mit  scharlach- 
rot gezeichnete  Blumen.  Von  vielen 
Gauklerblumen  ist  diese  Art  mit  am 
meisten  zu  empfehlen.  Besonders  für 
Gruppen  eignel  sie  sich  gut,  muss  aber 
gut  und  dicht  gepflanzt  werden.  Blüht 
uli  bis  ( >k tober. 

\  metia  rompaeta  alba  ist  eine 
jener  ^<  -mmerblumen,  die  man  wenig 
•,  und  zwar  deshalb,  weil  sie  nur 
Wert  als  Gruppenpflanze  haben.  Die 
bluten  ähneln  denen  von  Vergiss- 
meinnicht  und  sind  reinweiss.  Die 
Büsche  bedecken  sich  mit  einer  Un- 
menge weisser  Blüten  von  Juni  bis 
September,  und  eine  Gruppe  von 
Xemetia  gewährt  immer  einen  guten 
Anblick.  Für  Einfassungen  ist  sie  be- 
sonder.- gul  geeignet.  Die  Büsche 
werden  bis  30  cm  hoch  und  bei  sehr 
fetter  Erde  auch  höchstens  30  cm. 

Chrysanthemum  inodorum  p  1  c - 
nissi  m  u  m.  Eine  besonders  für  Schnitt 
geeignete  Sommerwucherblume.  Die 
Blumen  sind  dicht  gefüllt,  in  reicher 
Dolde  reinweiss.  Blätter  fein  ,  gras- 
artig kraus.  Wuchs  sehr  stark,  wird 
bis  1  m  hoch  und  blüht  ungeheuer 
reich  und  ununterbrochen  von  Juni 
bis  Oktober.  Als  Gruppenpflanze  von 
grossem  Wert. 

Die  Anzucht  aller  genannten  Blumen 
geschieht  durch  Samen,  der  im  März 
bis  April  in  laue  Mistbeetkasten  gesäet 
wird.  Sobald  die  Sämlinge  einiger- 
massen  erstarkt,  werden  sie  in  gutes 
nahrhaftes  Land  auf  Beete  ausgepflanzt. 

Alle  lassen  sich  auch  vor  und 
während  der  blute  mit  Ballen  ver- 
pflanzen. 

Re<  iit  husch  ist  auch  die  blaue 
Xemetia.  die  ich  wie  die  weisse  Art 
zu  I  '<k"iat  innen  auf  Blumen  tische  effekt- 
voll verwendete,  nachdem  ich  sie  mit 
Ballen  während  der  Blüte  eingepflanzt 
hatte.  

Obstblüte  in  Meran. 

Meran,    den    24.    April.      Die    Obst- 

bäun  •   jetzt  noch  in  vollem  Flor, 

eil    in    den    musterhaften    Calvill- 

Kulturen.      Leider    war    während    der 

Blütezeit      viel      Regen,      auch      sind 

Blüten     abgefallen.      Im 


vorigen  Jahre  verursachte  die  schlechte 
Witterung  während  der  Blüte  gegen 
30000  Gulden  Schaden.  Heute  ist  der 
eiste  wirklich  schöne  Tag  seit  längerer 
Zeit.  Das  ungünstige  Wetter  ist  die  Ur- 
sache, dass  die  1  »bstblüte  ungefähr  zu 
gleicher  Zeil  mit  der  in  Werder,  nur 
wenig  früher,  stattfand.  An  den  Berg- 
hängen sind  noch  viele  Bäume  ganz 
kahl,  für  Ende  April  hier  ein  gewiss 
seltenes  Erei^niss.  Dagegen  sah  ich 
gestern  auf  dem  550  m  hoch  gelegenen 
W  rissplatten  Gerste  bereits  in  Aehrm. 
Der  Wein  fängt  eben  erst  an  aus- 
zutreiben. 

Vor  vierzehn  Tagen  sprach  ich  unser 
Mitglied,  Herrn  Kommerzienrat  Hugo 
Köhler  aus  Altenburg  in  Arco.  Der- 
selbe hat  sein  Grundstück  sehr  ver- 
grössert  und  zeigten  seine  Palmen. 
Cycadeen  und  Koniferen  das  saftigste 
Grün.  An  einigen  Cycas  revoluta 
sollen  100 — 150  Wedel  sein.  Herr 
Kommerzienrat  II.  Köhler  hat  auch 
bei  Limone  am  Gardasee,  einem  der 
mildesten  Orte,  ein  Grundstück  gekauft, 
auf  welchem  nach  seinen  Mitteilungen 
die  schönsten  Oclbäume,  Limonen 
(Citronenj  und  Orangen  wachsen. 

-  Den  27.  April.  Die  Obstblüte  ist 
so  ziemlich  vorüber.  Das  Wetter  ist 
für  die  vorgerückte  Jahreszeit  noch 
immer  sehr  kühl,  gestern  regnete  es 
wieder  entsetzlich  und  heute  stürmt 
es  aus  Nord.  Heiss  war  es  hier  im 
April  gar  nicht. 

Dr.  Frhr.  Wilhelm  von  Landau. 


Eröffnung  des  Palmengartens. 

Am  zu.  April  ist  in  Leipzig  der 
grossartige  Palmengarten  eröffnet 
worden.  Direktor  des  Gartens  ist  Herr 
Do  ebner. 

Ausgestellte  Pflanzen  des  Kgl.  bot.  Gartens 
in    vier    Versammlung    des     Vereins     zur     Be- 
tonierung des  Gartenbaues  in  den  Kgl.  Preuss. 
Staaten  um   27.  April    i8qq. 

Der  Obergärtner  IL  Strauss  stellte 
aus:     2     Aotus     gracillima     Meissn., 

Australien,  1  Acacia  hastulata  Sm., 
Südwest-Australien.  1  Pimelea  speeta- 
bilis  Lindl..  West-Australien,  1  Pimelea 
Preissii  Meissn..  West  -  Australien, 
2  Pimelea  rosea  K.  Br.  var.  Ilendersonii 
(Grab.)  Meissn..  West  -  Australien, 
1  Ilelichrysum  sesamoides  Willd.,  Kap- 
land.   2    Aeathosma    imbricata    Willd. 


276 


Aus  den  Vereinen. 


var.  acuminata  Sorsd., Kapland,  1  Rhodo- 
dendron linearifolium  S.  et  Z.,  Japan. 
Der  Obergärtner  V.  Cornils  stellte 
aus:  1  Acalypha  hispida  Burm.,  (A. 
Sanderi),  Neu -Pommern.  N.  E.  Br., 
1  Amorphoxjhallus  bulbifer  Bl.  var. 
lineatus  Engl.,  Ost-Indien. 


Vom  Riesengebirge. 

Es  wird  von  dort  geschrieben;  Auf 
der  letzten  Hauptversammlung  des 
Riesengebirgsvereins  war  beschlossen 
worden,  zum  Schutze  der  Primula 
minima  (Habmichlieb)  den  Erlass  einer 
Polizeiverordnung  zu  erwirken  ,  da 
namentlich  an  dem  Himmelfahrtstage 
und  an  den  Pfingsttagen  durch  das 
rücksichtslose  Ausreissen  ganzer  Rasen 
der  zierlichen  —  zum  Vereinszeichen 
des  R.  G.  V.  erkorenen  —  Pflanze 
deren  Fortbestehen  im  Gebirge  ge- 
fährdet erscheint.  Dem  Landrat  von 
Küster  ist  jedoch  von  dem  Regierungs- 
präsidenten v.  Heyer  in  Liegnitz  die 
Zustimmung  zu  der  ihm  unterbreiteten 
Polizeiverordnung  mit  der  Begründung 
versagt  worden,  dass  er  .die  Not- 
wendigkeit einer  derartigen  Verordnung 
im  Hinblick  auf  die  §§  18  bezw.  30, 
5  des  Gesetzes  vom  1.  April  1880 
nicht  anzuerkennen  vermöge.  Man 
wird  nun  von  dem  Verein  Wächter 
an  der  Schneekoppe  und  an  den  Schnee- 
gruben an  den  gefährlichsten  Tagen 
aufstellen,  welche  das  Ausreissen  des 
Habmichlieb  verhindern  sollen. 


Taxus  baccata  als  Waldbaum  in  Ostpreussen. 

Als  ich  im  Jahre  1894,  damals  im 
Dienste  des  landwirtschaftlichen 
Zentral-Vereins  für  Litauen  und 
Masuren,  mich  im  Dorfe  Schareyken, 
zwischen  Marggrabowa  und  Goldap 
gelegen,  aufhielt,  wurde  mir  durch 
Herrn  Rektor  Maurach    dortselbst   die 


Mitteilung  gemacht,  dass  sich  in  dorti- 
ger Gegend  Taxus  baccata  wild- 
wachsend vorfände.  Um  mich  zu 
überzeugen,  begaben  wir  uns  auf  den 
Weg  zu  dem  Standort  und  erreichten 
in  einer  Stunde  einen  der  höchst- 
gelegenen Berge  dortiger  Gegend, 
dessen  Name  (Seeskerberg?)  mir  nicht 
mehr  genau  erinnerlich  ist.  Dort  fand 
ich  erstaunt  eine  grosse  Zahl  alter 
Taxus  baccata,  bis  1.25  Meter  gross, 
in  einer  Schlucht  unter  hohen  Bäumen 
als  Unterholz  ein  meist  kümmerliches 
Dasein  fristend.  Dieser  hochgelegene 
Standort  unweit  der  russischen  Grenze 
i  dürfte,  wenn  auch  vielleicht  nicht  die 
nördlichste,  so  doch  sicher  die  öst- 
lichste Grenze  wildwachsender  Eiben 
in  Deutschland  darstellen.  Ich  selbst 
bin  zu  wenig  Botaniker,  um  zu  er- 
messen, ob  das  Vorhandensein  der 
Eiben  an  dieser  Stelle  in  weiteren 
Kreisen  bereits  bekannt  ist  und  dem- 
selben besondere  Bedeutung  beigelegt 
wird,  möchte  andernfalls  aber  nicht  ver- 
säumen, auf  das  Vorkommen  der  Eibe 
als  Waldbaum  an  genannter  Stelle 
besonders  hingewiesen  zu  haben. 
Stobbe, 
Garteninspektor  der  Landwirtschaftskammer 
für  die  Provinz  Pommern. 


Furchtbare  Hitze  und  Trockenheit 

herrscht  in  ganz  Spanien.  Wenn  es 
innerhalb  acht  Tage  nicht  regnet, 
wird  die  gesamte  Getreideernte,  die 
herrliche  Aussichten  bot,  verloren 
gehen.  Die  Obsternte  wurde  durch 
die  Märzfröste  bereits  zerstört.  Dazu 
gesellt  sich  im  Süden  die  Heuschrecken- 
plage; alles  Grüne  ist  abgefressen,  die 
Schwärme  sind  so  gross,  dass  sie 
vielfach  Eisenbahnzüge  aufhalten. 
Dies  alles  wird  nicht  ohne  verhängnis- 
vollen Rückschlag  auf  die  Steuer- 
einnahmen bleiben. 


Aus  den  Vereinen. 


Deutsche  Dahlien-Gesellschaft. 

Die     deutsche    Dahlien -Gesellschaft 
beabsichtigt,  Sonntag   d.  28.   Mai   in 


Leipzig,  ihre  Frühjahrs- Versammlung 
abzuhalten. 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


-77 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


Berlin,  36.  April   1899. 


Petersburg.     III.   internationale 

< ;  .1 1  t  enb  au  -  Au  sst  ellu  n  g  vom  5.  17. 

bis    1 5.  .'7.   Mai    1899. 

Rücksendung  der  Ausstellungsgegenstände 
von  St.  Petersburg. 

Der  Staatssekretär 

des  Innern. 
III   A. 

Eurer  Hochwohlgeboren  teile  ich 
unter  Bezugnahme  auf  mein  Schreiben 
vom  L2.  d.  M.  -  III  A  15S7  —  er- 
gebenst  mit.  dass  der  Bundesrat 
folgenden  Bescbluss,  betreffend  den 
zollfreien  F.inlass  der  von  der  dies- 
jährigen internationalen  Gartenbau- 
Ausstellung  in  St.  Petersburg  zurück- 
gelangenden Güter,  gefasst  hat: 

1.  Deutsche  Güter,  welche  aus  dem 
deutschen  Zollgebiete  zu  der  in  der 
Zeit  vom  17-  bis  2-.  Mai  1899  in 
St.  Petersburg  stattfindenden  inter- 
nationalen Gartenbau-Ausstellung  ge- 
sendet worden  sind  und  von  derselben 
mit  dem  Anspruch  auf  zollfreien 
Einlass  zurückgebracht  werden,  sind 
vor  dem  Abgang  in  St.  Petersburg 
von  dem  zuständigen  Versender  dem 
Kaiserlichen  Generalkonsul  daselbst 
unter  Übergabe  von  Verzeichnissen 
über  den  Inhalt  der  zu  versendenden 
Kolli  anzumelden. 

2.  Der  Kaiserliche  Generalkonsul 
erteilt  nach  erfolgter  Prüfung  den 
Rücksendungsnachweis  nach  Massgabe 
eines  Formulars,  welches  die 
Bezeichnung  des  Empfängers,  an 
den  die  Sendung  zurückgeht, 
Zeichen  und  Nummer,  Anzahl,  Art 
der  Verpackung,  Gewicht  und 
Inhalt  der  Kolli  zu  enthalten  hat. 
I  >ie  <  Gewichtsangabe  kann  unterbleiben, 
wenn  sich  das  Gewicht  der  Kolli 
wegen  unzureichender  Tragfähigkeit 
der  auf  der  Ausstellung  vorhandenen 
W  nicht    feststellen     Lässt       In 

m  Falle   ist   von  dem  Kaiserlichen 
Talkonsul     eine     bezügliche     Be- 
scheinigung    in    dem     Formular   abzu- 
geben. 

3.  Von  Anlage  eines  Zollverschlusses 
wird  s  hen,  dagegen  die  Zoll- 
freiheit    der    Güter     davon     abhängig 

.cht,   dass  die  Kolli   mit  von  dem 
rlichen     Generalkonsul     zu     lie- 
fernden   und    seine    Amtsbezeichnung 


tragenden  Zetteln  versehen  weiden. 
auf  welchen  der  Name  des  Empfängers 
des  zurückgehenden  Ausstellungsguts, 
der  Bestimmungsort  und  die  Ordnungs- 
nummer angegeben  ist.  Das  Anbringen 
von  -wichen  Zetteln  an  die  einzelnen 
Kolli  kann  jedoch  unterbleiben,  wenn 
Letztere  in  den  Ausstellungsräumen  in 
Eisenbahnwagen  verladen  und  diese 
russiächerseits  mit  Plomben  zollamt- 
lich verschlossen  werden.  In  solchen 
Fällen  sind  zum  Ausweise  für  die 
Einfuhr  nach  dem  deutschen  Zoll- 
gebiete die  Schiebethüren  der  Eisen- 
bahnwagen mit  je  einem  der  fraglichen 
Zettel  zu  versehen. 

4.  Sendungen  dieser  Art  können 
aufGrund  des  Rücksendungsnachweise, 
an  der  Grenze  zollfrei  in  den  freien 
Verkehr  gesetzt  werden;  wird  die 
Abfertigung  bei  dem  Amte  des  Be- 
stimmungsorts beantragt  oder  ergeben 
sich  bei  der  Abfertigung  an  der  Grenze 
Anstände,  so  sind  die  Güter  unter 
Zollkontrole  mit  dem  Rücksendungs- 
nachweise dem  zuständigen  Amte  zu 
überweisen,  welchem  die  Schluss- 
abfertigung obliegt. 

5.  Soweit  der  nach  Ziffer  2  erteilte 
Rücksendungsnachweis  Menge  und 
Gattung  der  Güter  nicht  so  genau 
bezeichnet,  dass  hiernach  die  Ein- 
reihung der  Waren  unter  eine 
statistische  Nummer  erfolgen  kann. 
auch  der  Grenzeingangsdeklarant  nicht 
zur  sofortigen  Ergänzung  der  erforder- 
lichen Daten  im  Stande  ist,  kann  die 
Ablassung  der  Güter  in  den  freien 
Verkehr  dennoch  gemäss  Ziffer  4 
erfolgen.  Die  Ergänzung  der  statisti- 
schen Angaben  erfolgt  pach  den 
Vorschriften  im  §  1  Abs.  6  der  Aus- 
führungsbestimmungen zum  Gesetze, 
betreffend  die  Statistik  des  Waaren- 
\  '•!  kehrs. 

Hierzu  wird  bemerkt,  dass  den 
Bundesregierungen  seitens  des  Reichs- 
kanzlers Proben  der  unter  Ziffer  3  des 
Beschlusses  bezeichneten  Zettel  zur 
Mitteilung  an  die  Zollbehörden  zugehen 
w  erden. 

I.  V.:  (gez.)  Rothe. 

An 
den   ordentlichen    Professor  an   der 

König!.  Landwirtschaftlichen  Hochschule 
Herrn  Geh.   Reg. -Kai   Dr.   Wittmac k. 


~7N 


Aufstellungen  und  Kongresse. 


Das  Reichsamt  des  Innern  über- 
sendet uns  ferner  eine  Bekanntmachung 
der  russ.  Regierung,  aus  der  folgendes 
hervorgeht: 

1.  Blühende  Pflanzen  werden  mit 
Personenzügen  inWaggons  transportiert, 
welche  für  den  internationalen  Möbel- 
transport bestimmt  sind. 

2.  Härtere  Palmen  werden  als  Eilgut 
zum  Tarif    des   Frachtgutes    befördert. 

3.  Der  Rücktransport  der  Pflanzen 
von  der  Ausstellung  erfolgt  kostenlos 
von  St.  Petersburg  bis  zur  Grenze. 


Der  deutsche  Gartenbau  wird  auf 
der  Petersburger  Ausstellung  durch 
das  Königreich  Sachsen  glänzend  ver- 
treten sein.  Es  beteiligen  sich  folgende 
Firmen:  1.  J.  C.  H  a  n  i  s  c  h,  Leipzig, 
25  Araukarien.  2.  Bernhard  Hau- 
bold, Laubegast-Dresden,  Calla 
aethiopica,  Margueriten-Schaupflanzen. 

3.  T.  J.  Seidel,  Laubegast-Dresden, 
300  Rhododendron,   150  Azalea  indica. 

4.  AlbertWagner,  Leipzig-Gohlis, 
100  Palmen  und  Cycadeen,  eine  Gruppe 
Acer  japonicum,  25  Araucarien,  Juni- 
perus hispanica.  5.  Wilhelm 
Weisse,  Kamenz  in  Sachsen,  26 
Arten  und  Varitäten  Koniferen  in 
29  Exemplaren.  6.  Max  Ziegen- 
balg, Laubegast-Dresden,  50  Phoenix 
canariensis,  30  Araucarien.  7.  Otto 
Olb  er  g,  Dresden-Striesen,  50  Aza- 
leen, 50  Rhododendron.  8.  Otto 
Thalacker,  Leipzig-Gohlis ,  drei 
Gruppen  mit  100  Remontant-Xelken. 
50  Anthurium  Scherzerianum  grandi- 
florum.  9.  Paul  Hauber,  Tolke- 
witz-Dresden,  25  Formobstbäume. 
10.  H.  F.  H  e  1  b  i  g,  Laubegast-Dresden. 
Warm-  und  Kalthauspflanzen.  11.  O. 
Poschars  k  y ,  Laubegast -Dresden, 
buntblätterige  Gehölze.  12.  Robert 
Weissbach,  Laubegast  -  Dresden 
50  Rhododendron.  13.  E.  F.  Thiers. 
Dresden-Striesen.  zwei  Heizapparate 
für  Gewächshäuser  in  rauhem  Klima 
und  eine  Warmwasser-Xiederdruck- 
heizung.  Der  Vorsitzende  des  Sächsi- 
schen Gartenbau-Verbandes,  Herr 
T.  J.  Rudolf  Seidel,  Laubegast- 
Dresden,  wird  den  Eingang  der 
sächsischen  Ausstellungsgüter  selbst 
überwachen  und  die  Aufstellung  leiten. 

Aus  Westpreussen  wird  die  grosse 
Baumschule  A.  R  a  t  h  k  e  &  Sohn 
in    Praust    bei    Danzig,    Mitglied     des 


Vereins  zur  Beförderung  des  Garten- 
baues, schöne  Koniferen  ausstellen; 
Dr.  J.  Schlimann  in  Linde,  Kreis 
Flatow.  Beerenwein:  das  westpreuss. 
P  r  o  v  i  n  z  i  a  1  -  M  u  s  e  u  m  in  Danzig 
(Direktor  Prof.  Dr.  C  o  n  w  e  n  t  z) 
grosse  Abbildungen  seltener  und  bisher 
unbekannter  Baumformen,  die  auf 
Grund  photogr.  Aufnahmen  und  Skizzen 
teils  von  dem  Oberlehrer  Rehberg 
in  Marienwerder,  teils  von  dem  Ober- 
lehrer Dr.  Korella,  Danzig,  in 
grösserem  Massstabe  ausgeführt  sind. 
—  Die  Petersburger-Ausstellung  wird 
sehr  schön  werden.  —  Die  fran- 
zösische Regierung  hat  30000  Frcs.  für 
dieselbe  ausgesetzt. 

Zum  Schluss  geben  wir  noch  folgende 
Bekanntmachungen  aus  dem  Nach- 
trage III  zum  Programm  wieder: 

Der  Magistrat  der  Stadt  St.  Peters- 
burg hat  500  Rbl.  für  Preise  der  Stadt 
angewiesen. 

Herr  Kommerzienrat  D  i  p  p  e  in 
Quedlinburg  hat  einen  Preis  von 
100  Rbl.  gestiftet. 

Die  ausländischen  Gäste  werden  am 
Bahnhofe  von  Mitgliedern  der  Kommis- 
sion empfangen  und  ihnen  Wohnungen 
in  Gasthäusern  oder  Privatlogis  ange- 
wiesen. Wir  raten  den  Herren  Aus- 
ländern, das  für  die  Zehrung  bis 
Petersburg  bestimmte  Geld  in  Berlin 
oder  an  einer  der  beiderseitigen 
Grenzstationen  in  russisches  umzu- 
setzen, da  ausländisches  Geld  auf  den 
Stationen  der  Eisenbahnen  bis  Peters- 
burg keinen  Cours  hat. 

Wegen  der  im  voraus  zu  bestellen- 
den Logis  ist  von  jetzt  ab  die  be- 
treffende Korrespondenz  an  den 
Vorsitzenden  der  Empfangs-Kommis- 
sion F.  J.  Koechly,  Gorochowaja 
1 7  50.  zu  richten. 

Von  den  Russischen  Staatsbahnen 
Avird,  infolge  der  in  letzer  Zeit  er- 
folgten beträchtlichen  Herabsetzung 
des  Tarifs  für  Personenverkehr,  keine 
weitere  Ermässigung  desselben  gewährt. 

Das  Programm  der  bevorstehenden 
Festlichkeiten  und  Ausflüge  ist  folgender- 
massen  beschlossen: 

Am  4.  (16.)  Mai.  um  10  Uhr  mor- 
gens :  Empfang  der  Preisrichter  im 
Kaiserl.  Taurischen  Palais.  Arbeiten 
des  Preisgerichts.  Um  2  Uhr:  Frühstück. 

Am  5.  (17.)  Mai:  Arbeiten  der  Er- 
gänzungsexpertise im  Taurischen  Palais. 
Feierliche  Eröffnung    der  Ausstellung. 


Personal-Nachrichten. 


2  79 


Um  7  Uhr  abends:  Banquet  im  grossen 
Lorbeerhause  des  Taurischen  Palais, 
veranstaltet  von  der  Gesellschaft  zur 
Feier  der  I  »elegierten.  Damen  und 
Herren,  welche  an  demselben  theil- 
zunehmen  wünschen,  werden  gebeten. 
zYnmeldungen  hierüber  spätestens  bis 
zum  1.  (13.)  Mai  an  den  Vorsitzenden 
des  Empfangs-Komitees,  F.  J.  Koechly, 
Gorochowaja  175'».  adressieren  zu 
wollen.     Preis  pro  Person  6  Rbl. 

Am  6.  (1S.)  Mai:  Feierliche  Messe 
in  der  Isaaks-Kathedrale,  gelegentlich 
des  Geburtsfestes  Sr.  Maj.  des  Kaisers. 

Am  7.  (19.)  Mai,  um  2  Uhr:  Feier- 
liche Sitzung  der  Kaiserl.  Russischen 
< '.ai  tenbau-Gesellschaft.  Um  8  Uhr 
abends:  Gala-Vorstellung  im  Kaiserl. 
Marien- Theater.     (Ballet.) 

Am  8.  (20.)  Mai.  um  10  Uhr  morgens: 
Besuch  des  Kaiserl.  Botanischen 
Gartens  und  Ausflug  auf  die  Inseln. 

Vom  9.  (21.)—  15.  (27.)  Mai  ver- 
schiedene Ausflüge  nach  Peterhof, 
Zarskoje  Sselo,  Pawlowsk  etc.  Das 
Programm  wird  voraussichtlich  noch 
mannigfaltiger  werden. 

Staats-Delegaten,  die  nach  Erscheinen  des 
II.  Nachtrags  offiziell  angemeldet  wurden. 

Von  Japan:  Herr  H.  Foukouba, 
Direktor  des  Kaiserl.  Gartens 
Schiniucan  in  Tokio. 


Von  Luxe  m  b  u  ig:  1  lerr  C  a  r  1 
G  e  m  e  n  .  Mitinhaber  der  Firma 
»Gemen  und  Bourg*  in  Luxemburg. 

Von  Österreich-Ungarn:  Herr 

Wilhelm     Lauche,    Fürstlich 

Liechtensteinscher  Hofgarten-1  »irek- 

tor  in  Eisgrub  (Mähren). 

NB.     Ein   Auskunfts-Bureau  befindet 

sich  auf  dem  Warschauer  Bahnhof  und 

ein  zweites  auf  der  Aufteilung  selbst. 

Als  deutsche  Preisrichter  haben  sich 
bei  der  Redaktion  noch  gemeldet: 
Herr  Max  Bürger-Halberstadt. 
.,      Hofgärtner   II  offmann -Berlin. 


Berlin.  Grosse  Winterblumen- 
Ausstellung  Mitte  Februar  1900. 
Herr  H.  Severin  in  Kremmen  macht 
im  Flandelsblatt  für  den  deutschen 
Gartenbau,  Seite  112.  dem  Herrn 
H.  Michel-Zittau  den  Vorschlag,  auf 
der  Grossen  Berliner  Winterblumen- 
Ausstellung  Mitte  Februar  1900  im 
Zoologischen  Garten  mit  seinem  Pelar- 
gonium  zonale  Turtles  Surprise  zu  er- 
scheinen, um  sich  mit  diesem  mit 
Severins  Sport  Nordlicht  als  Winter- 
blüher  zu  messen.  --  Hoffentlich  geht 
Herr  Michel  darauf  ein.  —  Der 
Leipziger  Gärtner-Verein  bringt 
derAusstellungdas  lebhafteste  Interesse 
entgegen. 


Personal-Nachrichten. 


Dankschreiben   des   Herrn  Geheimen  Reg. -Rats 

Prof.   Dr.   Schwendener    für    seine    Ernennung 

zum  Ehrenmitgliede. 

Berlin,  den  24.  April   1899. 
An  den  Vorstand  des  Vereins   zur  Be- 
förderung  des  Gartenbaues  in  den 
preussischen  Staaten. 

Hochgeehrte  Herren! 
1  '1  'schon  ich  den  Mitgliedern  des 
Vorstandes,  welche  mir  an  meinem 
70.  Geburtstage  im  Namen  des  Vereins 
zur  Beförderung  des  Gartenbaues  in 
den  preussischen  Staaten  persönlich 
ihre  Glückwünsche  darbrachten  und 
zugleich  meine  Ernennung  zum  Ehren- 
mitglied des  Vereins  öffentlich  kund 
gaben,  bereits  mündlich  meinen  herz- 
lichen Dank  für  diese  Auszeichnung 
ausgesprochen  habe,    ist  es    mir  doch 


Bedürfnis,  diese  Dankbezeugung  nach- 
träglich noch  schriftlich  zu  Händen 
des  Vereins  zu  wiederholen  und  zu 
bekräftigen. 

F)ie  Geschichte  der  Botanik  stand 
von  jeher  im  Zusammenhang  mit  der 
Geschichte  der  Gärten  und  der  Kunst. 
Pflanzen  zu  kultivieren.  Darum  habe 
ich  es  bei  der  Uebernahme  meiner 
Professur  in  Berlin  als  eine  natürliche 
Pflicht,  gewissermassen  als  Ehrensache 
betrachtet,  Ihrem  Verein  beizutreten  - 
zwar  nicht  um  aktiv  an  Ihren  Be- 
strebungen mitzuwirken  (denn  dazu 
fehlte  mir  die  Zeit),  aber  doch,  um 
mein  Interesse  hieran  zu  bethätigen. 
Und  so  lebt  in  mir  auch  heute  neben 
dem  Gefühl  des  Dankes,  dem  ich  vor 
Allem  Ausdruck  geben  wollte,  das  der 
Zusammengehörigkeit  mit  allen  denen. 


280 


Berichtigung.  —  Tagesordnung. 


die  sich  mit  der  Pflanze  und  ihrem 
Leben  und  mit  den  Bedingungen  ihres 
Gedeihens  befassen. 

Ich  schliesse  mit  dem  Wunsche, 
dass  der  Verein  zur  Beförderung  des 
Gartenbaues  auch  fernerhin  blühen 
und  wachsen  möge. 

Hochachtungsvoll 

Ihr  ergebener 
S.  Seh  wenden  er. 


Se.  Maj.  der  König  haben  den  Ober- 
förster Dr.  Möller  zu  Eberswalde  zum 
Professor  der  Botanik  zu  ernennen 
geruht.  Letzterem  ist  die  neu  zu 
bildende  Stelle  des  Vorstehers  der 
mykologischen  Abteilung  bei  der  mit 
der  Forstakademie  zu  Eberswalde 
verbundenen  Hauptstation  des  forst- 
lichen Versuchswesens  übertragen 
worden. 

Max  Görlich,  seit  Jahren  am  Pomo- 
logischen  Institut  zu  Reutlingen  thätig, 
wurde  der  Titel  Inspektor  verliehen. 


K.  So  eil,  Schlossgärtner  auf  Schloss 
Ortenberg.  wurde  die  neubegründete 
Stadtgärtnerstelle  in  Offenburg  über- 
tragen. 

Eugen  Seitz,  bisher  in  der  Stadt- 
gärtnerei zu  Mannheim  thätig,  wurde  als 
Schlossgärtner  auf  Schloss  Ortenberg 
angestellt. 


K.  Seufferheld  wurde  als  Fach- 
lehrer für  Weinbau  und  Kellerwirtschaft 
an  der  Lehranstalt  für  Wein-.  Obst- 
und  Gartenbau  zuGeisenheim  angestellt. 


Professor  Dr.  Oscar  Drude,  Direktor 
des  Königl.  botanischen  Gartens  in 
Dresden   ist  zum  Geh.  Hofrat  ernannt. 


Am  8.  April  verschied  in  Untermais 
bei  Meran  nach  längerer  Krankheit 
an  einem  Nierenleiden  im  34.  Lebens- 
jahre Paul  Kunb  erger,  aus  Zuffen- 
hausen  bei  Stuttgart  gebürtig,  Ober- 
gärtner des  Herrn  Realitätenbesitzers 
und  Obstzüchters  S.  Freudenfels, 
dessen  Calvill-Anlagen  weit  bekannt 
sind.  Er  war  nicht  nur  bei  seinem 
Chef,  sondern  auch  bei  seinen  Kollegen 
sowohl  durch  seine  Fachkenntnisse  als 
auch  durch  sein  ehrenwertes  und  ge- 
fälliges Wesen  sehr  beliebt.  Besonders 
war  es  der  Obstbau  und  vor  allem 
die  Behandlung  und  Leitung  der 
grossen  Calvill-Anlagen  des  Herrn 
S.  Freudenfels,  denen  er  seit  mehr 
als  fünf  Jahren  in  unermüdlicher  Für- 
sorge seine  ganze  Aufmerksamkeit 
widmete.  Erst'  im  vergangenen  Herbst 
nahm  er  wieder  eine  grosse  Neuanlage 
zur  Anzucht  von  Weissen  Winter- 
Callvill  für  seinen  Chef  in  Tscherms 
bei  Meran  in  Angriff,  leider  aber  wurde 
er  durch  den  unerbittlichen  Tod  von 
der  Vollendung  des  begonnenen  Werkes 
abberufen. 


Berichtigung. 


In  Heft  8  ist  auf  Tafel  1461  bei  Diervilla  Wagneri    irrtümlich    als  Autor 
Kumezow  gedruckt,  es  muss  heissen  Kusnezow,  wie  auch  im  Text  S.  201  steht. 


Vom  13.  Mai  bis  Anfang  Juni  bin  ich  verreist  und  bitte  alle  Sendungen 
für  den  Verein  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  an  den  Sekretär  des  Vereins. 
Herrn  S.  Braun,  Berlin  N..  Invalidenstrasse  42,  richten  zu  wollen. 

L.  Wittmack. 


Tagesordnung 


für  die 


859.  Versammlung  des  Vereins  z.  Beförderung  d.  Gartenbaues  i.  d.  pr.  Staaten 

am  Donnerstag,  den  25-  Mai  1899,  6  Ohr, 

im    Königl.    botanischen    Museum,    Grunewaldstr.  6-7    (im   Königl.  botanischen  Garten). 
1.  Ausgestellte  Gegenstände.  .  2.    Diskussion    über  Obstsorten    für  Liebhaber,    eingeleitet 
von   Herrn   Oscar  Cordel.     3.  Neuwahl  sämtlicher  Ausschüsse.     4.  Verschiedenes. 


Die  internationale  Gartenbau-Ausstellung  in  St.  Petersburg. 

it  dem  höchsten  Glanz  ist  die  grosse  internationale  Ausstellung  am 
5./17.  Mai  im  Taurischen  Palais  eröffnet  worden.  Um  1  Uhr  erschien 
die  hohe  Protektorin  der  Kaiserl.  Russischen  Gartenbau-Gesellschalt, 
die  Grossfürstin  Jelisaweta  (Elisabeth)  Feodorowna,  die  Schwester  der 
Kaiserin  von  Russland,  am  Arme  ihres  Gemahls,  des  Grossfürsten  Sergius 
AI exandro witsch.  Sie  durchschritten  zunächst  die  Reihen  der  in  den 
glänzendsten  Uniformen  erschienenen  Mitglieder  der  Ministerien.  Botschaften  und 
sonstigen  Eingeladenen  und  deren  in  die  geschmackvollsten  Frühlingstoiletten 
gekleideten  Damen,  um  in  der  Mitte  der  Säle  unter  einem  in  griechischem 
Stil  errichteten  Zelt  Aufstellung  zu  nehmen.  Alsdann  fand,  wie  das  in  Russ- 
land üblich,  ein  kurzer  feierlicher  Eröffnungs-  und  Weihegottesdienst  statt, 
wobei  schöner  Gesang  der  Ghorknaben  ertönte. 

Hierauf  wurden  die  Delegierten  der  einzelnen  Staaten  und  die  als  Preis- 
richterinnen wirkenden  Damen  der  Grossfürstin  vorgestellt,  und  diese  hatte  für 
jeden  in  seiner  Landessprache  einige  freundliche  Worte,  die  sich  oft  zu  einer 
längeren  Unterhaltung  ausdehnten. 

Um  2  Uhr  erschien  S.  M.  der  Kaiser,  der  Protektor  der  Aus- 
stellung, bot  der  Grossfüstin  Elisabeth  den  Arm  und  machte  unter  Führung 
der  Herren  des  Komitees  einen  Rundgang,  der  etwa  l1/.?  Stunden  währte.  Ganz 
besonders  interessirte  sich  der  Kaiser  u.  a.  für  die  Cacteen  des  Herrn  Fr. 
Ad.  Haage  jun.,  Erfurt. 

Die  Ausstellung  ist  sehr  schön  arrangiert  und  macht  dem  Herrn  Regel, 
der  den  Ausstellungsplan  entworfen,  grosse  Ehre. 

Als  hervorragendste  Leistung  müssen  wir  die  Rosen  des  Herrn 
Freundlich  in  Zarskoe-Selo  nennen,  die  in  staunenswerter  Menge  und  in 
unübertrefflicher  Schönheit  vorgeführt  wurden.  Ihm  ist  auch  der  Preis  S.  M. 
des  Kaisers  für  inländische  Aussteller  verliehen  worden.  Vorzüglich  ist  auch 
die  französische  Abteilung;  diese  bildet,  dank  der  guten  Organisation 
und  Unterstützung  der  Aussteller  durch  die  französische  Regierung,  ein  einheit- 
liches Ganze  dar.  während  die  deutschen  Ausstellungsgegenstände  zum  Teil 
hier  und  da  zerstreut  waren.  Indes  bildeteten  die  meisten  der  sächsischen 
Ausstellungsgegenstände  im  Verein  mit  den  hamburgischen  auch  ein  Ganzes 
und  die  herrlichen  Flieder  des  Herrn  Paulig-Lübeck  hatten  einen  Ehrenplatz 
zur  Seite  des  Dioramas  der  Ausstellung,  welches  das  kaiserliche  Lustschloss 
zu  Livadia  in   der  Krim  darstellte. 

Die  Preiszusprechung  bot  anfangs  viele  Schwierigkeiten,  da  die  Nummern 
zum  grossen  Teil  noch  nicht  angebracht  waren,  der  Katalog  erst  halb  fertig 
war,  und  die  Führer  daher  die  Konkurrenzen  nicht  linden  konnten.  Aber 
diese   Unannehmlichkeiten    scheut   der  Besucher  der  Ausstellung  nicht,  für   ihn 


282  Über  einige  Fraxinus-Arten. 


handelt    es    sich    um   das  grosse  Ganze,  und  in  der  Hinsicht  muss  man  sagen: 
die  Ausstellung  ist  sehr  gelungen. 

Infolge  der  vielen  Ausflüge,  Festlichkeiten  u.  s.  w.,  welche  die  russischen 
Herren  zu  Ehren  der  Fremden  veranstalteten,  ist  es  nicht  möglich,  heute 
einen  näheren  Bericht  zu  geben.  Nur  das  sei  hervorgehoben,  dass  auch 
der  Herr  Minister  für  Landwirtschaft  und  Domänen,  der  Ehrenpräsident  des 
Preisgerichts,  in  hervorragender  Weise  sich  an  den  Sitzungen  etc.  beteiligte. 
Er  veranstaltete  auch  einen  Empfangsabend  in  seinen  prächtigen  Räumen, 
wie  er  andererseits  mit  Gemahlin  auf  dem  Empfangsabend,  den  Geh.  Rat 
Fischer  von  Waldheim  arrangierte,  anwesend  war.  L.  W. 


Über  einige  Fraxinus-Arten. 

Von  E.  Koehne. 
kurch  die  Ergebnisse  meiner  anatomischen  Untersuchungen  bei  Berberis*) 
(3££^f  ermutigt,  habe  ich  bei  den  kultivierten  Fraxinus-Arten,  deren  Bestand 
im  Späthschen  Arboret  ich  nach  Exemplaren  vom  Sommer  1898  fast  voll- 
ständig zu  revidieren  hatte,  zunächst  die  Oberhaut  der  Blätter  mikroskopisch 
untersucht  und  in  der  That  auch  hier  einige  wertvolle  Ergebnisse  gewonnen. 
Die  Form  und  Grösse  der  Epidermiszellen  kommt  für  die  Artunterscheidung 
kaum  in  Betracht,  da  sie  ähnlich  wie  bei  Berberis  innerhalb  weiterer  oder 
engerer  Grenzen  schwankt,  jedenfalls  für  die  Diagnostik  nicht  hinreichend 
definierbar  ist.  Aber  zweierlei  besondere  Vorkommnisse  sind  für  eine  kleine 
Anzahl  von  Arten  von  hervorragendem  Wert. 

I.  Papillen  auf  der  Blatt  Unterseite. 
Sie  finden  sich  ausschliesslich  bei  den  wenigen  Arten  (alle  amerikanisch) 
mit  ausgesprochen  weisslicher  oder  grauer  Unterseite  und  dienen  einerseits  zu 
deren  sicherer  Kennzeichnung,  selbst  wenn  die  Blattunterseite  stark  grünlich 
wird,  was  zuweilen  vorkommt,  andererseits  zu  ihrer  Unterscheidung  von  solchen 
ähnlichen  Arten,    bei   denen  zuweilen,    namentlich    an    Herbarexemplaren,    die 


*)  Vergl.  diese  Zeitschr.  No.  1 — 3.  Aus  einer  ausführlichen  Arbeit  von  P.  E.  Citerne 
Berberidees  et  Erythrospermees,  Paris  1892  (Theses  presentees  ä  la  Faculte  des  Sciences  de 
Paris),  mit  der  ich  durch  die  Güte  des  Herrn  Dr.  F.  Fedde  in  Breslau  bekannt  wurde,  habe 
ich  leider  inzwischen  ersehen  müssen,  dass  meine  Beobachtungen  fast  sämtlich  für  die 
Wissenschaft  nicht  neu  waran.  Mein  Artikel  ist  trotzdem  wohl  nicht  überflüssig  gewesen,  da 
Citerne's  Abhandlung  nur  sehr  wenigen  Lesern  der  Gartenflora  bekannt  sein  dürfte.  Im 
Botanischen  Jahresbericht  für  1891  und  folgende  Jahre  wird  sie  nicht  erwähnt,  obgleich  ich 
bei  dessen  Redaktion  eine  grosse  Anzahl  von  Zeitschriften  genau  und  regelmässig  durchsehe, 
insbesondere  das  Botanische  Centralblatt,  das  Bulletin  de  la  Soc.  Bot.  de  France  nebst  Revue 
bibliographique,  die  reichen  französischen  Litteraturberichte  des  Journal  de  botanique  u.  s.  w. 
Dazu  kommt,  dass  Citernes  Arbeit  mit  vielen  anderen  anatomischen  Arbeiten  einen  sehr 
grossen  Fehler  teilt,  der  ihren  Wert  sehr  stark  beeinträchtigt.  Der  Verfasser  hat  nämlich 
offenbar  die  Bestimmungen  der  Berberis  in  den  von  ihm  benutzten  Sammlungen  im 
wesentlichen  auf  Treu  und  Glauben  als  richtig  angenommen,  was  zu  zahlreichen  und  grossen 
Irrtümern  führen  kann.  Denn  man  kann  niemals  wissen,  ob  seine  Angaben  auch  wirklich  die 
von  ihm  genannte  Art  und  nicht  irgend  ein  falsch  bestimmtes  Exemplar,  also  eine  andere 
Art  betreffen.  Aus  diesem  Grunde  muss  die  ganze  Arbeit  noch  einmal  gemacht  werden, 
sofern  jemand  die  oft  ungemein  sicheren  anatomischen  Merkmale  zur  besseren  Sichtung  der 
Arten,  zur  Trennung  bisher  verwechselter,  zur  Vereinigung  bisher  unnötig  geschiedener 
Pflanzen,  zur  richtigen  Bestimmung  falsch  bestimmter  Exemplare,  zur  Aufklärung  von  Ver- 
wandtschaftsverhaltnissen und  dergleichen  mehr  verwerten  will. 


Über  einige  Fraxinus-Arten.  283 


Unterseite  ebenfalls  ins  Graue  spielen  und  so  zu  Verwechselungen  führen  kann. 
Ich  selbst  hatte  einige  Blattexemplare  meines  Ilerbars  falsch  bestimmt.  Die 
mikroskopische  Untersuchung  führt  in  solchen  Zweifelsfällen  augenblicklich 
zum  Ziel,  da  bei  keiner  anderen,  als  den  unten  aufgeführten  drei  Eschenarten, 
auch  nur  eine  Spur  der  Papillenbildung  nachzuweisen  ist,  selbst  wenn  man 
die  Unterseite  als  grau  ansprechen  möchte.  Die  Papillen  sind  meist  sehr 
hoch,  vom  Scheitel  aus  stark  strahlig  gerunzelt;  die  von  einer  Papille  herab- 
steigenden Runzeln  steigen  auf  den  benachbarten  Papillen  wieder  empor. 
Einzelne  Runzeln  erheben  sich  zwischen  je  zwei  Papillen  zu  je  einer  hohen 
Leiste,  wodurch  die  Oberfläche  der  Blattunterseite  über  und  über  netzig- 
grubig  wird.  Alan  könnte  also  die  Blattunterseite  als  netzleistig-papillös 
mit  strahlig  gerunzelten  Papillen  bezeichnen.  Jede  Papille  steht  auf  einer 
Epidermiszelle,  die  verbindenden  hohen  Leisten  gehen  quer  über  die  Seiten- 
wände der  Zellen  hinweg.  Um  die  Schliesszellen  der  Spaltöffnungen  neigen 
sich  die  Papillen  oft  eng  gedrängt  zusammen,  sodass  die  ganze  Erscheinung 
wohl  als  eine  Einrichtung  zur  Erschwerung  der  Verdunstung  anzusehen  ist. 

1.  F.  americanaL.  Hierzu  rechne  ich  noch  jetzt,  wie  in  meiner 
Dendrologie  S.  511,  der  Linneschen  Diagnose  entsprechend,  nur  die  Formen 
mit  ganzrandigen,  unterseits  weisslichen  Blättern.  Im  Arboret  Späth 
führte  sie  früher  den  Xamen  F.  Novae  Angliae.  Sie  ist  eine  der  schönsten 
Eschen  mit  dunkelgrün  glänzender  Blattoberseite.  Die  Papillen  und  Netz- 
leisten sind  sehr  hoch  und  zweifellos  die  Ursache  der  weissen  Färbung  der 
Unterseite. 

2.  F.  juglandifolia  Lam.,  nicht  Willd.  Die  sämtlichen  Exemplare,  die 
Willdenow  in  seinem  Herbarium  unter  diesem  Namen  aufbewahrte,  haben 
eine  gänzlich  papillenfreie  Unterseite  und  gehören  deshalb  nicht  zur  Lamarck- 
schen  Art.  sondern  zu  F.  viridis  Michx.,  wie  Sargent  in  der  North  amer. 
Silva  VI.  S.  50  sehr  richtig  citiert.*)  Ich  rechne  zur  Lamarckschen  Art  alle 
Formen  mit  deutlich  gesägten,  unterseits  grauen,  selbst  graugrünen  (nicht 
weisslichen).  oberseits  kaum  glänzenden,  weit  matter  grün  als  bei  americana 
gefärbten  Blättchen.  Sargent  unterscheidet  americana  und  juglandifolia 
gar  nicht,  eine  Auffassung,  der  ich  mich  bis  jetzt  nicht  anschliessen  kann. 
Beide  scheinen  mir,  wenigstens  bei  uns,  stets  leicht  unterscheidbar.  Die  Ab- 
bildung, welche  Sargent  a.  a.  O.  VI.  S.  43  Taf.  268,  269  für  americana  giebt, 
stellt  wegen  der  gesägten  Blättchen  F.  juglandifolia  Lam.  dar.  Die  Papillen 
und  die  verbindenden  Netzleisten  sind  nicht  ganz  so  hoch,  wie  bei  americana, 
oft  sogar  ziemlich  niedrig,  immer  aber  unter  dem  Mikroskop  auf  den  ersten 
Blick  zu  erkennen. 

Bei  beiden  Arten,  obgleich  sie  seit  dem  vorigen  Jahrhundert  bei  uns 
kultiviert  werden,  haben  sich  die  den  wilden  Pflanzen  zukommenden  Netzleisten 
und  Papillen  vollständig  unverändert  erhalten,  liefern  also  ein  überaus  zu- 
verlässiges Merkmal. 


*  Er  fasst  übrigens  F.  viridis  nur  als  var.  lanceolata  Sarg,  von  F.  pen  nsylvanica 
Marsh,  auf,  da,  namentlich  im  westlichen  Verbreitungsgebiet  beider  Formen,  ein  Auseinander- 
halten nicht  möglich  sei.  In  der  That  gehen  auch  in  unseren  Kulturen  beide  mit  sehr  ver- 
schiedenen Graden  der  Behaarung  in  einander  über,  sodass  eine  Grenze  kaum  gezogen  werden 
kann  und  die  Aufstellung  und  Abgrenzung  einzelner  Formen  nach  dem  Vorgange  Boscs  zu 
ziemlich   willkürlichen   Auffassungen   führt. 


2§4  Über  einige  Fraxinus-Arten. 


Für  mein  Herbar  erhielt  ich  die  F.  juglandifolia  unter  folgenden 
Namen  (M.  bedeutet  Muskau,  S.  =  Späth,  Z.  =  Zoeschen):  americana  (S.). 
amer.  longifolia  (S.,  mit  auffallend  schmalen  Bläftchen),  amer.  macrophylla 
(S.),  amer.  macroph.  glauca  (Z.),  amer.  salicifolia  (S.,  Z.),  atropurpurea 
(Z.),  epiptera  (M.,  S.).  juglandifolia  (S.),  oxycarpa  epiptera  (S.), 
pennsylvanica  (M..  S.),  platycarpa  macrophylla  (Z.),  pubescens  (M.,  S.), 
pubesc.  longifolia  (M.,  S.,  mit  auffallend  schmalen  Blättchen,  dasselbe  wie 
oben  genannte  amer.  longif.),  tomentosa  (M.).  Aus  diesem  Verzeichnis 
ersieht  man,  wie  wenig  juglandifolia  noch  richtig  erkannt  wird. 

3.  F.  Texensis  Sarg.  a.  a.  O.  S.  47  Taf.  270.  Meiner  Ansicht  nach  konnte 
Sargent,  wenn  er  diese,  von  Torrey  und  Gray  als  Varietät  von  americana 
betrachtete  Pflanze  zum  Range  einer  Art  erhob,  auch  F.  juglandifolia  den 
Artenrang  zuerkennen.  Sie  unterscheidet  sich  von  der  letzteren  namentlich 
durch  die  rundliche,  stumpfe  Form  der  Blättchen.  Die  weisse  Farbe  der  Blatt- 
unterseite wird  auch  hier  durch  hohe  Netzleisten  und  Papillen  verursacht.  Ich 
erhielt  1894  drei  einzelne  Blättchen  und  fünf  zum  Teil  zerbrochene  Früchte 
durch  Herrn  L.  Beissner,  der  sie  seinerseits  von  den  Herren  Boettcher  und 
Voelcker  empfangen  hatte,  und  bestimmte  diese  Bruchstücke  schon  damals 
richtig,  obgleich  mir  der  anatomische  Charakter  noch  nicht  bekannt  war.  Die 
Früchte  stammten  aus  Texas  und  die  Einsender  beabsichtigten,  sie  in  den 
Handel  zu  bringen,  haben  aber,  nach  brieflicher  Mitteilung,  davon  Abstand 
genommen. 

II.   Spaltöffnungen    auch   auf  der   Blattoberseite. 

1.  F.  anomala  Torr.  Hier  fand  ich  das.  Merkmal  zuerst.  Da  nun  die 
Heimat  dieser  Pflanze,  Süd-Utah  und  Colorado,  eigenartige  klimatische  Ver- 
hältnisse besitzt,  so  legte  ich  mir  die  Frage  vor,  ob  nicht  vielleicht  auch  bei 
Fraxinus-Arten  des  Mittelmeer-  und  des  asiatischen  Steppengebiets  dasselbe 
Merkmal  festzustellen  sei,  da  ich  bei  Berberis  oberseitige  Spaltöffnungen  nur 
bei  Pflanzen  dieser  Gebiete  wahrgenommen  hatte.  Meine  Frage  fand  eine 
bejahende  Antwort.  Von  den  in  meiner  Dendrologie  aufgeführten  Eschenarten 
zeigte  ausser  einigen  wenigen,  jene  Gebiete  bewohnenden  keine  einzige  jemals 
auch  nur  eine  Spaltöffnung  auf  der  Blattoberseite,  trotzdem  ich  hunderte  von 
Exemplaren  geprüft  habe.  Eine  physiologische  Erklärung  der  Erscheinung 
wage  ich  noch  nicht  zu  geben;  sie  ist  mir  vorläufig,  da  sie  eine  Verstärkung 
der  Verdunstung  bedingt,  noch  recht  überraschend.  Viele  Pflanzen  jener  Ge- 
biete sind  ja  im  Gegenteil  mit  mannigfaltigen  Einrichtungen  zur  Abschwächung 
der  Verdunstung  versehen.  Wenn  die  Erscheinung  auch  durch  klimatische 
Einwirkungen  ursprünglich  entstanden  sein  dürfte,  so  hängt  sie  doch  von 
solchen  nicht  unmittelbar  ab,  insofern  sie  unter  ganz  veränderten  klimatischen 
Bedingungen  nicht  verschwindet,  sondern  in  unseren  Kulturen  in  voll- 
kommenster Ausbildung  erhalten  bleibt.  Eine  Art,  die  seit  100  Jahren  bei  uns 
kultiviert  wird,  besitzt  noch  jetzt  genau  so  zahlreiche  oberseitige  Spaltöffnungen 
wie  bei  ihrer  Einführung.  Auf  dieser  Beständigkeit  des  Merkmals  beruht  nun 
die  Möglichkeit,  es  zur  sicheren  Unterscheidung  mancher  bisher  schlecht 
erkannter  oder  verkannter  Arten  zu  benutzen  und  in  der  That  hat  sich  gezeigt, 
dass  es  in  dieser  Richtung  ganz  unentbehrlich  und  von  dem  grössten  Nutzen 
ist.  Die  betreffenden  Arten  gehören  sämtlich  zur  Untergattung  Fraxinaster 
(während  F.  anomala    zu    Leptalix    zu  rechnen  ist)  und  sind  folgende: 


Über  einige  Fraxinus-Arten.  285 


>.  F.  syriaca  Boiss.  Die  kultivierten  Exemplare,  die  ich  in  meiner 
Dendrologie  hierzu  gezogen  habe,  sind  richtig  bestimmt,  denn  sie  haben,  gleich 
den  Boissierschen  Originalien  dieser  Art,  sehr  zahlreiche  Spaltöffnungen 
oberseits.  Dagegen  ist  das  Synonym  F.  Sogdiana  Bunge  zu  streichen,  da  die 
Bungeschen  Originalien  keine  Spur  solcher  Spaltöffnungen  besitzen  und  nur 
die  Form  der  Blättchen  eine  äusserliche  Ähnlichkeit  aufweist,  die  ich  jetzt 
nicht  mehr  so  gross  finde  wie  früher.  Als  Synonym  bestehen  bleibt 
F.  Sogdiana  Dippel,  insofern  es  kultivierte  Exemplare  betrifft.  Boiss  ier  hat 
seine  in  den  Diagnoses  Ser.  I.  11.  S.  77  aufgestellte  Auffassung  der  syriaca 
als  einer  selbständigen  Art  später  verschlechtert,  indem  er  sie  in  der  Flor. 
or.  IV.  S.  40  als  Var.  ß.  oligophylla  zu  F.  oxyphylla  M.  B.  (=oxycarpa  W.) 
zog.  Letztere  hat  aber  durchaus  keine  oberseitigen  Spaltöffnungen,  so  viele 
Exemplare  man  auch  untersucht.  Ich  erhielt  F.  syriaca  als  F.  Sogdiana 
(M..S.),  als  Sogdiana  argentea  (Z.),  als  Spez.  von  Taschkent  (Z.),  als  turkes- 
tanica  (S.,  Z.).  Nach  diesen  Bezeichnungen  zu  urteilen,  wäre  syriaca  viel 
weiter  verbreitet,  als  Boissier  angiebt,  der  ausser  Syrien  das  persische  Kurdistan, 
Nordpersien  und  Afghanistan  anführt.  Untersucht  habe  ich  ausser  den 
kultivierten  nur  syrische  Exemplare. 

3.  F.  persica  Boiss.  Diagn.  1.  Ser.  I.  11,  S.  78.  ebenfalls  später  in  ver- 
schlechterter Auffassung  F.  oxyphylla  b.  subintegra  Boiss.  Fl.  or.  IV.  S.  41. 
Südpersien,  bei  uns  nicht  in  Kultur.  Spaltöffnungen  oberseits  sehr  zahlreich. 
Ob  nur  Varität  der  vorigen,  wage  ich  jetzt  nicht  zu  entscheiden.  Bei  Dippel 
steht  F.  persica  Boiss.  als  Synonym  unter  F.  parvifolia,  Avas  ganz  unzulässig 
ist,  denn  parvifolia  hat  nur  unterseits  Spaltöffnungen. 

4.  F.  Willdenowiana  Koehne,  eine  ausgezeichnete,  seit  100  Jahren  viel- 
fach und  immer  wieder  verkannte  Art,  mit  vorigen  beiden  sehr  nahe  verwandt. 
Spaltöffnungen  oberseits  sehr  zahlreich.  Ich  besitze  die  Ptlanze  unter  den 
Gartennamen  F.  rotundifolia  argentea  (M..  S.),  argentea  (S.)  und  oxy- 
carpa  argentea  (Z.). 

Willdenow  hat  die  Pflanze  bald  für  F.  rotundifolia,  bald  für  parvi- 
folia angesehen;  wenigstens  ist  von  den  beiden  unter  No.  19236  seines  Herbars 
befindlichen  Exemplaren  das  eine  die  echte  F.  rotundifolia  Lam.,  das  andere 
aber  F.  Willdenowiana  und  das  einzige  parvifolia-Exemplar  seines  Flerbars 
Xo.  19224  ist  ebenfalls  Willdenowiana.  Letztere  befindet  sich  als  »parvi- 
folia« auch  im  Herbarium  generale  zu  Berlin,  aus  dem  Botanischen  Garten 
zwischen  180O  und  1812  entnommen.  Nach  allen  diesen  Exemplaren  hat  die 
Art  seit  fast  100  Jahren  in  unserem  Klima  ihre  Spaltöffnungverteilung  noch 
nicht  verloren.  Karl  Koch  (Dendrol.  II.  1,  S.  247)  ist  der  richtigen  Erkenntnis 
der  systematischen  Stellung  der  Pflanze  nahegekommen,  indem  er  sagt: 
F.  angustifolia  Vahl  sei  die  echte  Willdeno  wsche  parvifolia  und  Fraxinus 
syriaca  Boiss.  vermöge  er  ebenfalls  nicht  zu  unterscheiden.  Die  Vahlsche 
An  gehört  wenigstens  in  die  Nähe,  die  Boissi ersehe  aber  unmittelbar  neben 
Willdenowiana,  ohne  dass  indessen  an  eine  Vereinigung  zu  denken  wäre. 
F.  angustifolia  führt  auf  der  Oberseite  keine  Spaltöffnungen. 

Dass  die  Blumenesche  Fraxinus  argentea  Loiseleur  mit  der  nackt- 
blütigen,  blumenblattlosen  Willdenowschen  Pflanze  nichts  zu  thun  habe,  hat 
Karl  Koch  (a.  a.  O.  S.  236)  ebenfalls  sehr  richtig  erkannt,  denn  er  führt  sie 
unter  F.  Ornus  L.  auf.     Das  Original-Exemplar  des  Berliner  Herbars,    worauf 


286  Über  einige  Fraxinus-Arten. 


er  sich  beruft,  ist  von  Reqien  auf  Korsika  gesammelt  worden  und  hat  eine 
gänzlich  spaltöffnungsfreie  Blattoberseite.  Auf  S.  246  bemerkt  Koch,  dass 
nach  De  Candolle  (Prodr.  VIII.  S.  276)  F.  argentea  Lois.  zu  oxyphylla 
gehöre,  was  ich  nach  dem  Reqien  sehen  Exemplar  für  ganz  ausgeschlossen 
halte. 

Dippel  (Laubholzkunde  I.  S.  83)  führt  den  Namen  parvifolia  Willd. 
nach  Vorgang  anderer  Autoren,  aber  mit  entschiedenem  Ausdruck  des  Zweifels 
bei  seiner  F.  excelsior  d.  parvifolia  an.  Der  Zweifel,  begründet  namentlich 
auf  die  braunen  Knospen,  die  für  Willdenows  Pflanze  sehr  richtig  angegeben 
worden  sind,  war  berechtigt.  Dagegen  erinnerte  die  Abbildung  bei  Dippel 
(Laubholzk.  I.  S.  62)  für  seine  F.  rotundifolia  argentea  mich  sehr  lebhaft 
an  meine  F.  Willdenowiana,  während  sie  dem  mir  bekannten  Exemplar  der 
F.  argentea  Lois.  wenig  entspricht.  Auf  Anfrage  hatte  Herr  Prof.  Dippel 
jedoch  die  Güte,  mir  mitzuteilen,  dass  er  den  abgebildeten  Zweig  zwar  nicht 
mehr  besitze,  dass  er  aber  von  der  Späthschen  rotundifolia  argentea  (meiner 
Willdenowiana)  gänzlich  verschieden  gewesen  sei.  Es  würde  mich  gefreut 
haben,  wenn  ich  auch  an  dem  Dippelschen  Exemplar  der  argentea  den 
Mangel  der  Spaltöffnungen  und  somit  die  Zuverlässigkeit  dieses  Merkmals  hätte 
bestätigen  können. 

Die  ihr  zukommende,  jetzt  durch  die  Spaltöffnungen  sicher  gestellte  Selbst- 
ständigkeit und  zugleich  die  richtige  Stellung*)  am  Schluss  der  Untergattung 
Fraxinaster  hat  die  Pflanze  —  vielleicht  zum  ersten  Male  —  in  meiner  Dendro- 
logie (S.  515)  erhalten.  Einen  etwaigen  älteren  Namen,  der  an  Stelle  des  von 
mir  gewählten  zu  treten  hätte,  kenne  ich  noch  nicht.  Ob  mit  F.  pallida  h. 
non  Bosc.  und  mit  F.  obliqua  Tausch  (Flora  XVII,  S.  521)  dieselbe  Art 
gemeint  ist,  müsste  erst  festgestellt  werden.  Beide  kenne  ich  noch  nicht  aus 
eigener  Anschauung.  Letztere  wird  von  Dippel  bei  parvifolia,  von  Koch 
bei  oxycarpa  genannt. 

Im  Königlichen  Herbar  ermittelte  ich  bisher  nur  ein  wild  gewachsenes 
Exemplar,  das  zu  Willdenowiana  zu  ziehen  ist,  obgleich  es  auf  der  Blatt- 
oberseite erheblich  weniger  Spaltöffnungen  trägt  als  die  sämtlichen  kultivierten 
Exemplare.  Es  stammt  aus  Anatolien,  wurde  von  Bornmüller  gesammelt 
(No.  3170)  und  von  Haussknecht  als  F.  oxyphylla  Bieb-  bestimmt.  Heimisch 
ist  die  Art  jedenfalls  im  Mittelmeergebiet  und  im  Orient  und  es  wäre  erwünscht- 
dass  ihr  Verbreitungsbezirk  genau  festgestellt  würde.  Allzu  häufig  dürfte  sie 
nicht  sein. 

5.  u.  6.  F.  Regeli  Dippel  und  F.  potamophila  Herder.  Die  Unter- 
schiede beider  wollen  mir  immer  noch  nicht  recht  einleuchten.  Jeden- 
falls vermag  ich  sie  gegebenenfalls  nicht  mit  Sicherheit  zu  unterscheiden. 
Was  ich  an  Material  besitze,  zeigt  auch  bezüglich  der  Spaltöffnungen  genau  den 
gleichen  Charakter.  Bei  beiden  sind  nämlich  die  oberseitigen  Spaltöffnungen 
nur  sehr  vereinzelt  vorhanden  und  müssen  mühsam  aufgesucht  werden,  ja  an 
einzelnen  Exemplaren  konnte  ich  sie  überhaupt  nicht  auffinden,  während  sie 
bei  den  vorhergehenden  vier  Arten  schon  auf  dem  kleinsten  Epidermisstückchen 
sogleich  ins  Auge  fallen.  Sie  stehen  der  echten  Sogdiana  Bunge,  deren 
Blättchen  ebenfalls  lang  gestielt  sind,  sehr  nahe,    nur  dass    diese    längere    und 


*)     Nur    hätte    F.    syriaca    Boiss.    unmittelbar    vor    Willdenowiana    gestellt    werden 
müssen. 


Über  einige  Fraxinus-Arten.  287 


schmalere  Blättchen  (bis  jetzt  ohne  oberseitige  Spaltöffnungen)  besitzt.     Fraxinus 
petiolulata  Boiss.  stand  mir  zum  Vergleich  nicht  zur  Verfügung. 
III.  Über  F.  australis  »Gay  incd.«  in  Dippel. 

Von  der  F.  australis  Jo.  Gay  befindet  sich  seit  dem  Erwerb  der 
Sprengeischen  Pflanzen  im  Königlichen  Herbar  zu  Berlin  ein  Originalexemplar 
des  Autors.  Es  hat  schwarze  Knospen  und  eine  Behaarung  der  Blattunter- 
seite genau  vom  Typus  der  Fraxinus  excelsior,  von  der  es  sich  nur  durch 
kleinere  und  am  Grunde  mehr  keilförmig  verschmälerte  Blätter  unterscheidet. 
Ich  halte  deshalb  jetzt  die  Auffassung  von  Grenier  und  Godron  für  unbedingt 
richtig,  die  in  der  Flore  de  France  II.  S.  472  F.  australis  Gay  ined.  für  eine 
Var.  von  F.  excelsior  erklären.  Möglicherweise  fällt  sie  mit  dem  zusammen, 
was  Dippel  F.  excelsior  d.  parvif  olia  nennt.  Ich  besitze  eine  F.  stilboanthe 
Gandoger,  die  sehr  ähnlich  ist,  aber  ich  würde  ihre  Knospen  für  dunkelbraun, 
nicht  für  schwarz  ansehen;  diese  Pflanze  würde  sich  dann  F.  Elonza  Dippel 
sehr  nähern,  sie  hat  aber  breitere,  aus  keilförmigem  Grunde  verkehrt-längliche 
(ausgerandete)  Früchte. 

Grenier  u.  Godron  nennen  noch  eine  F.  australis  Moni.,  die  sie  zu 
oxyphylla  Bieb.  (=  oxycarpa  W.)  ziehen.  Möglicherweise  ist  dies  die  von 
Dippel  gemeinte  Pflanze,  je  mehr  ich  aber  afrikanische  Eschen  mit  der 
Dippelschen  australis  und  numidica  verglichen  habe,  um  so  schwieriger 
erscheint  es  mir,  diese  beiden  einerseits  von  F.  parvifolia  Lam.,  andererseits 
von  F.  angustifolia  Vahl  zu  unterscheiden,  da  in  der  Heimat  der  beiden 
Dippelschen  Arten,  z.  B.  in  den  kabylischen  Gebirgen,  die  er  für  numidica 
angiebt,  durchaus  kahle  Eschen  vorkommen,  die  in  der  Blattform  parvifolia 
nahestehen,  ohne  aber  mit  Sicherheit  dieser  zugewiesen  werden  zu 
können.  Auch  die  Früchte  sind  bei  völliger  Übereinstimmung  der  Blätter  bald 
spitz,  bald  stumpf  bald  stark  ausgerandet.  Je  mehr  Material  man  vergleicht, 
um  so  mehr  steht  man  der  Formenfülle  ratlos  gegenüber.  Nur  ein  ganz 
spezielles  langwieriges  Studium  der  tamariscif  olia  Vahl,  oxycarpa,  angusti- 
folia, parvifolia,  australis  Dippel,  numidica  u.  s.  w.  kann  hier  Klarheit 
bringen.  Vielleicht  stellen  sich  hier  noch  andere  anatomische  Charaktere  als 
die  der  hier  versagenden  Blattepidermis  als  brauchbar  heraus.  Soviel  steht 
fest,  dass  der  Dippelsche  Name  F.  australis  fallen  muss,  einen  andern  an 
seine  Stelle  zu  setzen  oder  die  Pflanze  mit  einer  andern  Art  zu  identifizieren 
wäre  aber  verfrüht. 

Mit  Hilfe  des  neuen  Merkmals  könnte  man  jetzt  die  für  uns  wichtigsten 
Arten  von  Fraxinaster  mit  nicht  zweihäusigen  Blüten  folgendermassen 
ordnen: 

A.  Blättchen  oberseits  ohne  Spaltöffnungen,  sitzend  oder  sehr  kurz  gestielt 
(nur  ausnahmsweise  an  sehr  üppigen  Trieben  lang  gestielt). 

1.  F.  excelsior  L.  (nebst  var.  australis  Gay  ined.), 

2.  F.  Elonza  Dippel, 

3.  F.  tamariscifolia  Vahl, 

4.  F.  oxycarpa  W., 

5.  F.  angustifolia  Vahl, 

6.  F.  australis  Dippel,  non  Gay  ined.. 

7.  F.  numidica  Dippel, 

8.  F.  parvifolia  Lam. 


Früchte  von  Akebia  quinata  Decaisne. 


B.  Blättchen  oberseits  ohne  oder  nur  mit  sehr  vereinzelten  Spaltöffnungen, 
fast  sämtlich  langgestielt. 

9,  F.  Sogdiana  Bunge  (nicht  in  Kultur), 

10.  F.  Regeli  Dippel, 

11.  F.  potamophila  von  Herder; 

C.  Blättchen    oberseits    mit    vielen    Spaltöffnungen,     sitzend    oder    kurz 
gestielt. 

12.  F.  Willdenowiana  Koehne, 

13.  F.  syriaca  Boiss., 

14.  F.  persica  Boiss.  (nicht  in  Kultur). 


YÄ 


Früchte  von  Akebia  quinata  Decaisne. 

Von  L.  Wittmack. 
(Hierzu  Abbildung  38__ut3or) 

m  13.  Oktober  1898  sandte  uns  Herr  Späth  (Baumschulenweg  bei  Berlin)  die 

beifolgend  abgebildeten  Früchte  von  Akebia  quinata,  einer  bekannten 
Schlingpflanze  aus  Japan.  Die  violetten  Blumen  dieser  Pflanze  sieht  man  vielfach, 
selten  aber  Früchte;  selbst  in  Italien  sind  sie  nicht  häufig,  wie  Herr  H.  Bredemeier 
in  Pallanza  in  Wittmack  und  Perring,  Deutsche  Gärtnerzeitung  1886  S.  536  be- 
richtete, und  deshalb  eine  Abbildung  der  Frucht  (auch  der  Blüte)  gab.  In  der  Garten- 
flora 1892  S.  585,  teilte  dann  Herr  Graebener,  Carlsruhe,  jetzt  Hofgartendirektor 
daselbst,  mit,  dass  in  der  Baumschule  des  grossherzogl.  Schlossgartens 
daselbst  etwa  ein  Dutzend  Früchte  gereift  seien.  Eine  derselben  haben  wir 
in  Gartenfl.  1893  S.  185  abgebildet  und  beschrieben.  Interesant  ist,  dass  Herr 
Graebener  vom  Reifen  in  der  Baumschule  spricht.  Ganz  dasselbe 
berichtet  uns  im  Herbst  1898  Herr  Späth.  Während  die  starken  Exemplare 
des  Herrn  Ökonomie-Rat  Späth  trotz  reichlichen  Blühens  noch  niemals  Früchte 
getragen  haben,  hat  eine  viel  jüngere,  erst  zwei  Meter  hohe,  in  der  Baumschule 
solche  hervorgebracht. 

Besonders  wichtig  ist,  dass  an  dem  uns  überbrachten  Fruchtstande,  der 
im  ganzen  vier  Früchte  aufweist,  drei  davon  in  einem  Quirl  stehen,  während 
die  vierte  etwas  höher  eingefügt  ist.  Diese  drei  Früchte  gehören  zusammen  ; 
es  sind  in  diesem  Falle  einmal  alle  drei  getrennten  Fruchtblätter*),  welche 
den  Fruchtknoten  einer  Blüte  bilden,  zur  vollen  Reife  gelangt,  während  ge- 
wöhnlich nur  eins  davon  sich  entwickelt.  Ein  solches  ist  die  vierte  Frucht, 
die  aus  einer  anderen  Blüte  stammt. 

Wir  haben  hier  ein  ähnliches  Verhältnis  wie  bei  der  Sumpfdotterblume, 
Caltha  palustris,  der  Bauernrose,  Paeonia,  oder  dem  Sternanis  etc.,  wo  auch 
die  Fruchtblätter  nicht  mit  einander  verwachsen  sind.  Hier  aber  wird  die  Frucht- 
wand fleischig  und  bildet  so  die  Einzelfrucht,  eine  Beere,  die  später  an  der 
Bauchnaht  aufklafft,  also  ein  Mittelding  zwischen  Beere  und  Balgkapsel  ist. 
Im  unaufgesprungenen  Zustande  vergleicht  Herr  Graebener  die  Früchte 
treffend,  wenn  er  auch  den  Ausdruck  unpoetisch  findet,  mit  einer  Leberwurst, 
sagen    wir    mit    einer   kurzen,    etwas    abgeplatteten  Leberwurst,  denn  sie  sind 

*)  Es  sollen  bei  Akebia  auch  bis  neun  Fruchtknoten  vorkommen. 


Früchte  von  Akebia  quinata  Decaisne.  289 


nur  ca.  11  —  13  cm  lan£  bei  4— 5  cm  Breitc  und  3— 4  cm  Dicke.  Die  I-arbe 
ist  anfänglich  graugelb;  mit  der  Reife  aber  nimmt  die  Schale  der  Frucht 
immer  mehr  einen  blauroten  Ton  an,  so  dass  die  Farbe  zuletzt  so  blaurot 
wird,  wie  bei  der  blauen  Gartenbohne  Phaseolus  vulgaris  Lucasianus  oder 
der  blauroten  für  1899  in  den  Handel  gegebenen  Markerbse  „Nero''  der  Firma 
(".  Platz  &  Sohn.  Erfurt. 

Die  zahlreichen  Samen  sind  in  der  Jugend  der  Fruchtwand  angewachsen, 
nach  dem  Aufklaffen  der  reiten  Früchte  sieht  man  sie  aber  von  derselben 
abgelöst,  wenigstens  an  der  klaffenden  Bauchseite  der  Frucht,  und  zu  einem 
centralen  weissen  höckrigen  Körper  vereinigt,  der  entfernt  einem  kleinen 
Maiskolben  gleicht.  Die  schwarzen  Samen  selbst  sieht  man  anfangs  noch 
nicht;  sie  liegen  eingebettet  in  einem  weissen  gallertartigen  Brei,  der  nach 
den  Autoren  aus  dem  Fruchtfleisch  besteht,  nach  meiner  Vermutung  aber 
vielleicht  aus  den  tleischig  gewordenen  Samenmänteln  (wie  bei  Taxus)  her- 
vorgegangen sein  möchte,  da  sich  der  Brei  hauptsächlich  nur  an  der  Basis 
der  Samen  findet. 

Jeder  Same  veranlasst  einen  kleinen  Höcker  an  der  Aussenfläche  des 
weissen,  ca.  2V2  cm  dicken  Centralkörpers,  und  dieser  Höcker  ist  mit  einem 
kleinen  weissen  Zipfel  wie  dem  einer  Nachtmütze  gekrönt.  Die  Fasern,  aus 
denen  dieser  Zipfel  besteht,  sind  die  Gefässbündel  des  Nabelstranges,  der  von 
der  Fruchtwand  abgerissen  ist.  Die  Samen  liegen  in  ziemlich  regelmässigen 
Längsreihen,  davon  etwa  12  —  10  vorhanden  sind,  in  jeder  Längsreihe  bis  ca. 
20  Stück. 

Nicht  lange  nachdem  die  Beere  (eigentlich  fleischige  Balgkapsel)  auf- 
gesprungen ist,  klafft  auch  der  centrale  maiskolbenähnliche  Teil  der  Beere 
auf,  und  nun  treten  die  etwa  erbsengrossen  schwarzen,  etwas  glänzenden 
Samen  auf  dem  weissen  Untergrunde  sehr  schön  hervor. 

Sie  sind  länglich  rund,  etwas  abgeplattet,  kantig  (Bredemeier  1.  c.  nennt 
sie  linsenförmig),  ca.  8  mm  lang  und  5  mm  dick.  Der  weissliche  Nabel  liegt 
am  unteren  breiteren  Ende,  und  oberhalb  desselben  befindet  sich  eine  grosse 
weissliche  runzelige,  gallertartige,  aber  doch  ziemlich  feste  Samenschwiele. 
Die  Samenschale  ist  dünn,  das  Nährgewebe  gross,  der  Embryo  sehr  klein. 

Die  Frucht  hat  einen  schwach  ananasartigen,  an  Bananen  erinnernden 
Geruch,  und  mit  den  Bananen  hat  die  Frucht  auch  das  gemein,  dass  sich  die 
Schale  leicht  vom  innern  Fruchtbrei  trennen  lässt.  In  Japan,  wo  die  Pflanze 
den  Namen  Fagi-Kadsura-Akebi  oder  kurz  Akebi  führt,  werden  die  Früchte 
gegessen,  wahrscheinlich  nur  das  Innere,  da  die  dicke,  etwas  lederartige 
Schale  fade  schmeckt,  während  der  Brei,  wie  ich  fand,  einen  angenehmen 
süssen  Geschmack  hat.  Leider  dürften  die  zahlreichen  grossen  Samen  den 
(irnu^  etwas  beeinträchtigen,  was  freilich  beim  Granatapfel  ähnlich  ist, 
der  trotzdem  gern  gegessen  wird. 

Es  giebt  noch  eine  zweite  Art  in  Japan,  Akebia  lobata  Decaisne, 
welche  nach  Müller-Beeck*)  den  Namen  Mitsuba  Akebi  führt  und  ebenfalls 
gegessen  wird.  Da  er  bei  beiden  Arten  angiebt  ,. wächst  wild",  so  scheint 
man    sie  der  Früchte   wegen    nicht  zu   kultivieren:   als   Zierpflanze   dürften   sie 

*)  Verzeichnis  der  essbaren  Pflanzen  Japans  von  Müller-Beeck,  Yokohama.  Ver- 
öffentlicht vom  Verein  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  in  den  preuss.  Staaten   1880.     8°.    18  S. 


290 


Früchte  von  Akebia  quinata  Decaisne. 


aber  doch  wohl  angebaut  werden.  A.  lobata  ist  in  Bot.  Mag.  1899  abge- 
bildet. 

Von  den  beiden  anderen  Arten,  welche  Siebold  und  Zuccarini  aufgestellt 
haben,  dürfte  die  eine:  A.  clematifolia  mit  A.  quinata,  die  andere: 
A.  quercifolia  mit  A.  lobata  synonym  sein. 

Die  Gattung  Akebia  gehört  zu  der  kleinen  Familie  der  Lardizabala- 
ceae,  die  in  der  Xähe  der  Ranunculaceae,  Magnoliaceae  etc.  steht.  Man  hat 
sie    oft    mit    den    Berberidaceen  und     auch    mit   den   xMenispermaceen   ver- 


Ahh.   58.     Akebia  quinata.     Oben  drei  Früchte  im  Quirl. 


einigt.  Sie  unterscheidet  sich  aber  von  den  Berberidaceen  durch  die  Mehrzahl 
der  Fruchtknoten  (bei  Berberis  nur  einer),  die  nach  aussen  aufspringenden 
Staubbeutel,  die  flächenständigen  Samenanlagen  und  die  Zweigeschlechtlich- 
keit  (Diclinie.)  Gewöhnlich  sind  die  zwei  unteren  Blüten  der  kurzen  Trauben 
weiblich,  alle  andern  männlich  (siehe  die  Abbildg.  von  Bredemeier  1.  c). 
Mit  den  Me'nispermaceen  haben  sie  den  meist  schlingenden  Wuchs,  die  meist 
bandförmigen  Blätter  etc.  gemein,  unterscheiden  sich  aber  durch  den  mehr- 
samigen  Fruchtknoten  und  den  kleinen  Embryo.  (Vergl.  Prantl  in  Engler  & 
Prantl,  Natürl.  Ptlanzentamilien  III.  T.  2.  Abt.  S.  69.) 


Früchte  von  Akebia  quinata  Decaisne. 


191 


Wir  alier  möchten  zum  Schluss  diesen  schönen  Schlingstrauch,  der  nach 
Siebold  und  Zuccarini  auf  den  Gebirgen  Japans  in  2000 — 3000  Fuss  Höhe 
vorkommt,  bei  uns  im  Winter  fast  immergrün  bleibt  und  sich  sowohl  zu  zier- 
lichen Laubengängen,  wie  zur  Bekleidung  von  Mauern  etc.  (möglichst  in  süd- 
licher Lage)    vortrefflich    eignet,  nochmals    gleich    den    Herren    Bredemeier 


Abh.   5(|.     Akebia  quinata. 
Frucht  aufgesprungen,  in  nat.  Grösse.     Links  die  schwarzen  Samen  noch    mit  weissem  Brei    bedeckt,    rechts 
daraas  hervorschauend,    a,  b,  c  Samen    mit    dem  weissen    Samenmantel,  c    durchschnitten,    unten    links   der 
kleine     Embryo    im    grossen    Nährgewebe,    rechts    der    dunklere    Teil     der    grosse    Nabel,    der    hellere    der 

weisse  Samenmantel. 


und  Graebener  auf  das  wärmste  empfehlen,  zumal  er  so  früh  im  Jahre, 
April  bis  Mai.  schon  blüht.  \  lelleicht  haben  seine  Pfleger  dann  auch  einmal 
das  Glück,  Früchte  zu  ernten.  —  Die  schönste  farbige  Abbildung  findet  sich  in 
Siebold  et  Zuccarini,  Flora  japonica  LT.  77  (Leiden  1835).  ein  Prachtwerk,  das 
in  der  Bibliothek  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  (leider  nicht 
vollständig)  vorhanden  ist. 


2Q2  Nepenthes-Arten  des  Kap  York  (Nord-Australien). 


Nepenthes-Arten  des  Kap  York  (Nord-Australien). 

fn  den  »Beiträgen  zur  Flora  von  Queensland«  beschreibt  Prof.  F.  Man  so  n 
Bailey  drei  neue  Kannenträger,  die  auch  gleichzeitig  in  dem  Hefte  vom 
1.  November  1898  abgebildet  sind.  Die  jetzt  schon  artenreiche  Gattung  zählt 
mit  diesen  und  den  zwei  neueren  Arten  N.  Rowanae  Bail.  und  X.  Jardinei  Bail. 
(Queensland  Agricultural  Journal  Vol.  I,  Part.  1.  Juli  1897)  über  70  Spezies. 
Es  ist  sehr  wahrscheinlich,  dass  das  Kap  York  noch  mehr  unbekannte  birgt, 
wo  man  in  kurzer  Zeit  fünf  neue  Arten  gefunden  hat.  Die  interessanteste  von 
all  diesen  scheint  N.  Rowanae  zu  sein,  sie  erinnert  in  Form  und  Textur  sehr 
an  X.  Treubii  Warb.  Die  Kanne  ist  einen  halben  Fuss  lang,  rotpurpurn 
gezeichnet  und  hat  einen  Durchmesser  von  7  cm.  Sehr  distinkten  Charakters  ist 
ausserdem  N.  Alicae,  eine  ganz  niedrig  bleibende  Pflanze,  die  schon  von  7 — 9  cm 
Grösse  Kannen  entwickelt.  Ihre  totale  Grösse  beträgt  einen  Fuss.  Die  sieben 
Arten  der  Kap  York  Peninsula  sind  von  F.  M.  Bailey    wie    folgt  beschrieben: 

NT.  Jardinei  Bail.  (n.  sp.)  (nach  Frank  L.  Jardine).  Mehrerere  ziemlich 
kräftige  Stämme  entspringen  von  einem  harten,  knotigen  Rhizom,  sie  sind  zwei 
bis  drei  Fuss  hoch  und  nicht  kletternd,  zuweilen  verzweigt,  ihre  Blätter  besitzen 
in  den  meisten  Fällen  Kannen.  Die  jungen  Triebe  sind  mehr  oder  weniger  mit 
weichen  Haaren  besetzt,  von  denen  die  kürzeren  sternartig,  die  längeren 
häufig  einfach  sind.  Die  Blätter  sind  stengelumfassend  und  an  demselben 
hinunter  verlängert.  Der  Stiel  ist  5  cm  lang  und  geflügelt.  Die  Blattspreite 
21  cm  lang  und  5 — 7  cm  breit  in  der  Mitte,  nach  den  Enden  spitz  zulaufend. 
Die  Mittelrippe  ist  anfangs  purpurrot,  die  Zahl  der  Längsnerven  6.  Die  Ver- 
längerung der  Mittelrippe  (an  welcher  sich  der  Becher  befindet)  misst  15—  17  cm. 
Die  Kanne  ist  15 — 18  cm  lang,  4I/2  cm  breit  nahe  der  Öffnung  und  im  unteren 
Teile  nahezu  7  cm.  Ihre  zahlreichen  Längs-  und  netzartigen  Adern  sind 
hervortretend,  die  zwei  vorderen  mit  schmalen  roten  Flügeln  versehen.  Die 
( »ffnung  ist  weit  und  steigt  nach  hinten  zu  an,  der  schmale,  2  mm  breite  Rand  mit 
vielen  Quernerven  versehen  und  der  hintere  Sporn  zurückgekrümmt.  Der 
Deckel  ist  elliptisch  und  trägt  auf  seiner  Innenseite  verschieden  grosse  kreis- 
runde Drüsen.  Die  Innenseite  der  Kanne  ist  mehr  oder  weniger  purpurrot. 
Der  rf  Blütenstand,  eine  dichte  Traube,  ist  10 — 20  cm  lang  und  der  9  kürzer. 
Die  4  Blätter  der  -j'  Blumenhülle  sind  oval,  6  mm  lang,  zurückgebogen  und  am 
Grunde  zusammenhängend.  Das  Aridroeceum  ebenso  lang,  Antherenkopf 
2  mm  breit. 

Der  O  Blütenstand  wie  der  vorige,  Xarbe  sitzend.  Kapsel  lederartig, 
2  cm  lang,  4teilig.  Heimat:  Somerset,  Cape  York  Peninsula  (Frank  L.  Jardine). 
—  Oueensl.  Agr.  Journ.  Vol.  I,  Part.  1,  p.  3. 

X.  Rowanae  Bail.  (n.  sp.)  (nach  Mrs.  Rowan,  einer  Malerin  australischer 
Blumen).  Die  an  der  Basis  kurz  und  scharf  gekrümmten  Kannen  sind  gegen 
15  cm  lang.  Sie  erweitern  sich  der  Öffnung  zu  und  messen  hier  7V2  cm. 
Ihre  Farbe,  wenn  noch  im  frischen  Zustande,  ist  prächtig  rötlich.  An  der 
Aussenseite  sind  die  Kannen  hervorragend  durch  schräg  verlaufende  Parallel- 
und  Xetznerven  gezeichnet,  und  vorn  haben  sich  die  zwei  Rippen  zu  schmalen 
roten  Flügeln  entwickelt.  Der  hintere  Sporn  ist  flach  und  filzig  behaart.  Die 
Öffnung  ist  sehr  weit,  der  Rand  6 — 8  mm  breit,  mit  eng  aneinander  liegenden 
Quernerven;  der  Deckel,    fast  kreisrund,    etwa    dxj2  cm   im  Durchmesser,  trägt 


Nepenthes-Arten  des  Kap  York  (Nord-Australien).  293 


auf  seiner  Innenseite    zahlreiche    kreisrunde  Drüsen.     Heimat:  Somerset,  Cape 
York  Peninsula  (Frank  L.  Jardine).  —  Oueensl.  Agr.  Journ.  Vol.  I,  Part.  1,  p.  4. 

X.  albo-lineata  Bail.  (n.  sp.).  Die  Ptlanze  ist  schwach  filzig  behaart. 
Blätter  etwas  stengelumfassend.  Blattspreite  16V2—  18V2  cm  lan§  un&  5 72  cm 
breit,  nach  beiden  Enden  zu  sich  verschmälernd.  Verlängerung  der  Mittelrippe 
l6]  2  cm.  Kannen  grün  (schwach  weiss  gestreift  —  F.  L.  Jardine),  1672—1872  cm 
lang,  ihr  schmaler  Unterteil  erweitert  sich  nach  oben  zu  etwa  3  cm.  Die 
Vorderrippen  sind  nicht  geflügelt,  aber  bis  zu  7;  ihrer  Länge  scharf  hervor- 
tretend, letzteres  ist  bei  den  Längs-  und  Netznerven  nicht  der  Fall.  Rand 
schmal,  hinterer  Sporn  ziemlich  breit,  filzig  und  stark  zurückgebogen.  Deckel 
elliptisch,  glänzend  und  mit  zahlreichen  Drüsen  versehen,  rf  Blütenstand 
terminal  oder  fast  so.  Die  Spindel  ist  13  cm  lang,  filzig  behaart.  Traube  etwa 
i8'/o  cm  lang.  Blüten  zahlreich.  Blumenblätter  5  mm,  linearisch,  Androeceum 
ebenso  lang,  Antherenkopf  i'A,  mm  breit.  Weibliche  Blüten  unbekannt.  Heimat: 
Cape  York  Peninsula  (F.  L.  Jardine).  —  Oueensl.  Agr.  Journ.  Vol.  III,  Part  5,  p.  355. 

X.  Moorei  Bail.  (n.  sp.)  (nach  C.  Moore  F.  L.  S.,  viele  Jahre  Direktor 
des  Sidneyer  botanischen  Gartens  und  einer  der  Ersten,  denen  die  Gattung  in 
Australien  auffiel  und  die  darüber  berichteten).  Stengel  wenige  Fuss  hoch,  nicht 
kletternd.  Blätter  fast  glatt,  im  breitesten  Teile  2{j.,  cm,  nach  beiden  Enden 
zu  sich  verschmälernd,  ohne  Stiel  und  von  dünner  Textur.  An  jeder  Seite  der 
Mittelrippe  laufen  4  oder  5  Nebennerven.  Die  Kannen  sind  8 — 12  cm  lang, 
21  .,  —  3'/o  cm  breit,  glatt  oder  schwach  behaart,  über  dem  Grunde  etwas 
erweitert.  Yrorderrippen.  ohne  Flügel  zu  bilden,  hervortretend.  Längsnerven 
zahlreich  und  wie  die  Xetznerven  mehr  oder  weniger  hervortretend.  Rand 
schmal,  hinterer  Sporn  etwas  aufrecht,  aber  zurückgebogen,  harzig.  Der  Deckel 
elliptisch,  nicht  ganz  4  cm  im  Durchmesser,  harzig.  $  Blütenstand  blatt- 
gegenständig, Spindel  11  — 15  cm  lang  und  wie  die  Unterseite  der  Blumen- 
blätter behaart.  Blüten  zahlreich,  doch  nicht  besonders  dicht,  ihr  Stiel 
8  mm,  ihre  Blättchen  zurückgebogen,  4  mm  lang  und  2  mm  breit,  bis  nahe  zum 
Grunde  frei.  Antherensäule  4  mm  lang  und  ihr  Kopf  1  mm  Durchmesser. 
Weibliche  Pflanzen  scheinen  schwächeren  Wuchses  zu  sein.  Ihre  Traube  misst 
8— io7a  cm,  und  ihre  Blumenblätter  sind  schmäler  als  bei  den  männlichen. 
Fruchknoten  filzig  behaart.  Kapsel  16  mm  lang.  Heimat:  Cape  York  Peninsula, 
(F.  L.  Jardine).  —  Oueensl.  Agr.  Journ.  Vol.  III,  Part.  5,  p.  355. 

X.  Alicae  Bail.  (n.  sp.)  (nach  Miss  Alice  Jardine).  Eine  niedrige  Pflanze.' 
die  in  einer  Grösse  von  8 — 11  cm  schon  Kannen  bildet.  Von  einem  kriechenden 
Rhizom  aufsteigend,  erreicht  sie  nur  eine  Höhe  von  1  Fuss.  Blätter  zahlreich, 
sitzend,  stengelumfassend.  Blattspreite  sichelartig  zurückgebogen,  lanzettförmig 
und  gefaltet,  6 — 9  cm  lang  und,  wenn  flach  ausgebreitet,  11  /2 — 2  cm  breit.  Neben 
der  Mittelrippe  laufen  jederseits  3 — 4  Nebennerven,  die  schlanke  Verlängerung 
ersterer  ist  8  cm  lang.  Kannen  4 — 6  cm  lang  (der  Abbildung  nach  meist 
ebenso  lang  wie  die  Cirrhe.  B.j,  i' ., — 2  cm  Durchmesser,  schwach  sich  vom 
Grunde  aufwärts  vergrössernd,  ebenso  sich  nahe  der  (  Iffnung  wieder  erweiternd. 
Vorderrippen  11,,  mm  breit,  geflügelt.  Zahlreiche  parallele  Längsnerven,  die 
gleich  den  Netznerven  hervortreten.  Rand  schmal,  hinterer  Sporn  zurück- 
gebogen, ziemlich  lang  und  oft  flach.  Deckel  kreisförmig,  16  mm  breit, 
purpurn  und  mit  Drüsen  besetzt.  Blüten  und  Früchte  unbekannt.  Heimat: 
Cape  York  Peninsula  (F. L.  Jardine).  —  Oueensl.  Agr.  Journ.  Vol.  III,  Part.  5,  p.  350. 


2QJ.  Die  Musterform  der  Edel-  oder  Kaktus-Dahlie. 


X.  Bernaysii  Bail.  (n.  sp.)  Stämme  kurz,  kletternd.  Kannen  unterhalb 
der  Mitte  ausgebaucht.  Vorderrippen  geflügelt,  Flügel  weit  gewimpert.  Spindel 
10—  15V2  cm  lang,  kurzfilzig  behaart,  mehr  oder  wenig  auffällig  gestreift. 
Traube  13 — 20  cm  lang,  tf  Blüten  etwas  gedrängt,  deren  Stiel  10  mm  lang, 
lilzig  behaart,  wie  auch  die  Unterseite  ihrer  Blätter.  Diese  sind  verkehrt 
ei-keilförmig  und  nur  halb  so  lang.  Antherensäule  auch  nur  5  mm  lang, 
Antherenkopf  i.1/2  mm  breit.  Heimat:  Cape  York  Peninsula.  —  Oueensl.  Agr. 
Journ.  Vol.  I,  Part.  5,  p.  2. 

X.  Kennedyi  F.  von  Müller.  Stengel  lang,  kletternd.  Kannen  unterhalb 
der  Mitte  erweitert,  mit  nicht  geflügelten  Vorderrippen.  Cape  York  Peninsula. 
—  Oueensl.  Agr.  Journ.  Vol.  I,  Part.  5,  p.  2.  B. 


M 


Die  Musterform  der  Edel-  oder  Kaktus-Dahlie. 

Von  Aug.  Koenemann,  Nieder-Walluf  (Rheingau). 

Vortrag,    gehalten  in  der  Jahressitzung  der  Deutschen  Dahlien-Gesellschaft 

am  29.  Januar  zu  Berlin. 

as  wir  heute  als  Musterform  der  Kaktus-Dahlie  bezeichnen  würden, 
"C)T  wurde  etwas  anders  aussehen,  als  vor  6 — 8  Jahren,  wo  kurz  nach  der 
Eintührung  der  »Iuarezi«  im  blinden  Xeuheiteneifer  so  viele  Sorten  unter 
dem  Xamen  Kaktus-Dahlie  angeboten  wurden,  die  nichts  Anderes  mit  der 
ursprünglichen  Iuarezi-Form  gemein  hatten,  als  eben  den,  in  den  meisten 
Fällen  völlig  unrechtmässig  adoptierten  Xamen. 

Um  eine  Grundlage  zu  schaffen,  und  um  etwas  Klarheit  in  den  schon 
verworren  gewordenen  Begriff,  was  eigentlich  unter  einer  Kaktus-Dahlie  zu 
verstehen  sei,  zu  bringen,  versuchte  seit  Jahren  die  englische  »Dahlia-Society« 
ein  Xormalsortiment  von  Kaktus-Dahlien  zusammenzustellen,  welches  gewisser- 
massen  Musterblumen  verkörpern  sollte.  Dass  das  aber  nicht  so  leicht  war 
und  Irrtümern  unterworfen,  zeigte  noch  das  aufgestellte  Xormalsortiment  des 
letzten  Jahres,  wo  unter  anderem  noch  die  Sorte  »Delicata«  als  Musterblume 
mit  aufgeführt  war,  die  kaum  je  ein  Rückwärtsrollen  der  Blumenblätter  zeigt. 
Um  diesen  Schaden  wieder  gut  zu  machen,  verfallen  nun  die  Engländer  in 
diesem  Jahre  scheinbar  in  ihren  grossen  Xationalitätsfehler  der  Übertreibung, 
da  sie  unter  anderem  jetzt  schon  die  prachtvolle  »Gloriosa«  aus  ihrem  Muster- 
sortiment gänzlich  ausgeschlossen  haben,  vielleicht,  weil  sie  ausgeklügelt,  dass 
die  in  ihrer  Art  tadellos  gedrehten  Blätter  nicht  nadelspitz  genug  sind.  Es 
wäre  aber  doch  schade,  wenn  nach  solcher  Vorwärtsbewegung  schliesslich 
nur  eine  einzige  Schablonenform  übrig  bliebe,  von  der  dann  alle  Sorten  nur 
ein  Abguss  mit  anderer  Farbenmischung  wären. 

Wenn  wir  uns  eine  Kaktus-Dahlie  vorstellen,  so  ist  damit  selbst- 
verständlich der  Eindruck  der  kielförmig  zurückgebogenen  Blumenblätter  ver- 
bunden, es  sollte  aber,  meiner  Meinung  nach,  gleichgültig  sein,  ob  die  so 
gebildeten  Röhren  mehr  oder  minder  nadelspitz  auslaufen,  solange  nicht  die 
gefällig  leichte  Schönheitsform  der  Blume,  die  in  ihrer  zierlichen  Anmut 
immer  das  eigentümlich  Reizvolle  einer  Kaktus-Dahlie  bildet,  dadurch  gestört 
wird.  Dies  sollte  immer  bei  der  Beurteilung  dieser  Blumen  der  massgebende 
Gesichtspunkt  sein!     Den  Sorten,  die  wir  in  dem  Übergang  zu  unseren  heutigen 


Die  Musterform  der  Edel-  oder  Kaktus-Dahlie. 


2Q3 


Kaktus-Dahlien  kennen  lernten,  und  die  wir  jetzt  unter  dem  Namen 
Kaktus-Dahlien-IIybriden  zusammenlassen,  haftete  immer  noch  etwas  störend 
Plumpes  an.  das  man  wohl  —  ich  möchte  sagen  --  »fühlte«,  dessen  Ursprung 
man  aber  nicht  so  leicht  erkannte. 

Vorbilder  von  vollendeter  Schönheit  brachten  uns  erst  im  Vergleich  zur 
Erkenntnis  dessen,  was  jenen  mangelte,  und  diese  Erkenntnis  giebt  uns 
Klarheit  darüber,  wie  die  Musterform  einer  Kaktus-Dahlie  beschaffen  sein 
soll,  damit  ihre  Schönheit  nicht  beeinträchtigt  wird. 

Versuchen  wir  nun  einmal  den  Stift  zur  Hand  zu  nehmen  und  eine 
Blume  zu  zeichnen,  die  als  Musterblume  zu  Grunde  gelegt  werden  könnte  bei 
der  Erage,  ob  eine  neuauftauchende  Sorte  eine  echte  Kaktus-Dahlie  genannt 
werden  kann.  Wenn  wir  von  einer  Sorte  verlangen,  dass  sie  ihre  Blumen  auf 
festem  Stiel  frei  über  dem  Laube  trage,  so  ist  das  für  ihre  allgemeine  Weit- 
bestimmung sehr  wichtig,  ist  aber  doch  für  die  grundsätzliche  »Formfrage« 
nebensächlich.  Die  echte  Kaktus-Dahlie  rollt  schon,  nachdem  sie  die  ersten 
Blumenblätterreihen  geöffnet,  die  einzelnen  Blättchen  sofort  bis  zum  Grunde 
herunter  zurück  in  pfriemen-  oder  federkielartiger  Form  und  fährt  auch  darin 
im  langsamen  Weiteröffnen  der  Blume  gleichmässig  fort,  in  ihrer  Mitte 
höchstens  noch  zwei  unentwickelte  Blumenblätterreihen  zeigend,  die  noch  die 
glatte  flache  Eorm  haben.  Da  aber  diese  inneren,  flachen  Blättchen  noch 
klein  sind,  so  verdecken  sie  nicht  viel  und  stören  den  allgemeinen  zierlichen 
Eindruck  der  Blume  noch  nicht.  Wenn  eine  Sorte  in  der  Regel  erst  in  der 
vierten  Reihe  die  Blumenblätter  zurückrollt,  so  verdecken  die  drei  inneren 
noch  flach  ausgebreiteten  Blumenblätter  die  dahinter  liegenden,  leichten 
Formen  und  lassen  die  Blume  schwer  erscheinen.  Eine  solche  Blume  erfüllt 
dann  also  die  Erwartungen  nicht,  die  man  von  ihr  zu  verlangen  berechtigt 
ist.  --Es  giebt  nun  noch  andere  Blumen  des  »Halbbluts«,  die  die  echte  Form 
im  Zurückrollen  der  Blätter  scheinbar  getreulich  nachahmen,  auch  ohne 
weiteres  den  Anspruch  machen,  als  echte  Form  angesprochen  zu  werden, 
doch  aber  auf  uns  stets  den  unbehaglichen  Eindruck  des  plumpen  Empor- 
kömmlings machen.  Sehen  wir  uns  diese  Geschöpfe  ein  wenig  schärfer  an. 
so  finden  wir  den  Grund,  der  uns  anfänglich  entgangen  war,  darin,  dass  zwar 
alle  Blätter  von  der  Spitze  aus  gedreht  sind,  aber  höchstens  bis  zur  Mitte 
ihrer  Länge,  wo  sie  schon  in  ihrer  vollen  Breite  platt  ausliegen,  in  der  Mitte 
der  Ülume  also  eine  platte,  flache  Masse  bilden,  während  die  Aussenränder 
iuuter  Dreiecken  bestehen,  gebildet  aus  der  zusammengerollten  Spitze,  die 
bis     zur     sichtbaren     Mitte     breit     ausläuft.  Das     ist     das     Halbblut     der 

I  »reieckblumen.  — 

Aus  dem  oben  Gesagten  geht  nun  hervor,  dass  man  von  einer  Blume, 
die  von  jetzt  an  in  die  echten  Kaktus-Dahlien  eingereiht  werden  soll,  verlangen 
muss,  dass  sie  in  der  Mitte  nicht  mehr  als  zwei  noch  unentwickelte  Blumen- 
blätterreihen flach  ausgebreitet  hat,  während  schon  die  dritte  sich  nach 
rückwärts  rollt,  und  ferner,  dass  dieses  pfriemen-  oder  federkielartige  Gerollt- 
sein sich  mindestens  bis  über  die  Hälfte  der  Länge  der  Blumenblätter 
erstrecken  muss.  —  Da  jede  Dahlienpflanze  je  nach  Klima  und  Witterungs- 
verhältnissen auch  unvollkommene  Blumen  bringt,  so  können  natürlich  obige 
Regeln  stets  nur  bei  einer  Sorte  mit  dem  Zusätze  zur  Anwendung  kommen: 
.  Wenigstens  in  der  Mehrzahl  ihrer  Blumen.« 


296 


Lupinus  arboreus  Sims. 


Lupinus  arboreus  Sims. 


Von  Marc  Micheli   in  Genf.     (Hierzu  Abb.  öo.) 

äese  schöne  im  Bot.  Mag.  t.  682  abgebildete  Art  stammt  aus  Kalifornien 
und  ist  schon  seit  Ende  des  vorigen  Jahrhunderts  in  Europa  eingeführt. 
In  Mitteleuropa  kann  sie  nicht  als  vollkommen  hart  angesehen  werden, 
man  muss  sie  daher  an  einer  Mauer  überwintern  und  im  Winter  leicht 
bedecken,  wie  das  an  der  abgebildeten  Pflanze  geschehen  ist.  Aber  Lupinus 
arboreus     verdient     mehr     kultiviert     zu     werden,     als     es     im    allgemeinen 


Abb.  öo.     Lupinus  arboreus  Sims. 

Im    Garten    des    Herrn    Marc   Micheli    in    Genf. 
Blumen   schwefelgelb. 


geschieht.  Im  Mai  und  Juni,  wo  sie  reich  mit  Trauben  schwefelgelber 
wohlriechender  Blüten  bedeckt  ist,  macht  sie  einen  dekorativen  Eindruck 
ersten  Ranges. 

Lupinus  arboreus  Sims,  wird  im  Bot.  Mag.  vol.  1S  (1805)  t.  682  folgen- 
dermassen  beschrieben: 

Strauchartig,  Blumen  fast  quirlig,  gestielt,  ohne  Vorblättchen,  beide  Kelch- 
lippen ganzrandig,  Schiffchen  innen  gewimpert;  Blättchen  lanzettlich-linear, 
spitz,  unterseits  weichhaarig.  L.  W. 


Über  die  Verschönerung  der  Städte.  2Q7 


Über  die  Verschönerung  der  Städte. 

Vortrag,  gehalten  im  Verein  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  am   28.  Januar   i8qq 
vom  Kgl.  tlartenbaudirektor  Carl  Hampel. 

j[L  n  einem  Artikel  des  Herrn  Professor  Begas  im  Berliner  Lokal-Anzeiger 
-^  lasen  wir  Anschauungen  dieses  Künstlers  über  die  Beziehungen  gärt- 
nerischen Schmuckes,  zu  plastischem  bezw.  architektonischem,  welche  ungemein 
befremden. 

Für  alle  diejenigen,  welche  diesen  Artikel  nicht  kennen  sollten,  will  ich 
denselben  hier  verlesen:  „Wenn  also  der  neue  Oberbürgermeister  für  die 
grosse  Bewegung  der  Neuzeit  Verständnis  bethätigen  sollte,  so  wäre  das  sehr 
schön.  Sehr  schön  aber  wäre  es  auch,  wollte  er  begreifen,  dass  gärtnerischer 
und  plastischer  bezw.  architektonischer  Schmuck  zwei  Dinge  sind,  die  gar 
nicht  zu  einander  gehören.  Bei  uns  besteht  eine  wahre  Wut,  Denkmäler  oder 
Fassaden  durch  Bäume  zu  verwischen.  Wie  weit  dies  getrieben  werden  kann, 
ist  an  dem  Bau  der  Technischen  Hochschule  erkennbar.  Trotz  seiner  un- 
geheuren Ausdehnung  ist  das  ganze  Gebäude  durch  Bäume  verdeckt,  und  von 
seiner  schönen  Front  ist  nichts  zu  sehen.  Auch  vor  Schinkels  Museum  gehören 
keine  Bäume.  Im  Sommer  eine  unruhige  grüne  Masse  und  im  Winter  eine 
Reihe  von  Besen!  So  wird  die  herrliche  Nachbildung  griechischer  Baukunst 
verunziert.  Die  alten  Hellenen  haben  solche  Thorheit  nicht  gemacht.  Ich  bin 
deshalb  sehr  froh,  dass  mein  Kaiser  Wilhelm-Denkmal  einen  Platz  erhalten 
hat.  wo  ihm  der  Berliner  Baum-Kultus  nichts  anhaben  kann.  Ich  resumire  also: 
Verständnis  für  Sport  und  die  Schöpfungen  der  Kunst  erwarte  ich  von  dem 
kommenden  Mann." 

Begas  tadelt  darin,  dass  die  Technische  Hochschule  von  einer  grossen 
Reihe  alter  Linden  begleitet  ist,  die  die  Fassade  verdecken  und  von  dem 
schönen  Bau  nichts  zur  Geltung  kommen  lassen.  Es  ist  ihm  durchaus  zu- 
zugeben, dass  das  Gebäude  gewinnen  würde,  wenn  es  freistände.  Dass  dies 
nicht  der  Fall  ist.  dafür  den  Gartenkünstler  verantwortlich  zu  machen,  hat 
Herr  Professor  Begas  kein  Recht,  da  ihm  die  Verhältnisse  nicht  bekannt  sind. 
Der  Gärtner  war  gar  nicht  in  der  Lage,  die  Bäume  zu  beseitigen,  so  gern  er 
es  auch  gesehen  hätte.  Auch  in  Bezug  auf  die  sonstigen  Anordnungen  vor 
dem  Gebäude  wären  so  manche  Änderungen  gewiss  erwünscht,  doch  scheint 
der  Gärtner  auch  hierzu  nicht  die  alleinige  Disposition  gehabt  zu  haben. 

Die  Erhaltung  der  alten  Linden  ist  ein  lebhafter  Wunsch  des  hochseligen 
Kaisers  Wilhelm  I.  gewesen,  auf  dessen  ausdrücklichen  Willen  sie  stehen  ge- 
blieben sind;  die  Frage  der  Beseitigung  war  damals  eine  sehr  lebhafte.  Es  ist 
bekannt,  wie  sehr  dieser  grosse  Monarch  gerade  die  Erhaltung  alter  Bäume 
befürwortete  und  nur  ungern  seine  Einwilligung  zur  Entfernung  gab.  Diese 
Liebe  zu  den  alten  Bäumen  ist  wohl  zu  verstehen  und  hier  besonders  be- 
greiflich, wo  die  Bäume  mit  den  übrigen  Reihen  zusammen  an  sich  einen 
herrlichen  Schmuck  geben  und  der  ganzen  Strasse  den  Charakter  seit  langen 
Zeiten  gegeben  haben. 

Wenn  der  Herr  Professor  dann  weiter  sagt,  dass  er  froh  sei.  dass  sein 
Denkmal  nicht  von  Bäumen  verdeckt  sei  —  er  also  gewissermassen  das  herrliche 
Grün  davon  verbannt  — ,  so  befremdet  mich  das.  da  ich  eigentlich  von  Begas 
ein    anderes  Verständnis    für    die   Umrahmung    eines   Bildwerkes    voraussetzen 


2Q§  Über  die  Verschönerung  der  Städte. 

muss.  Ich  meine,  er  sollte  zugeben,  dass  sich  Säulenhallen  aus  weissem 
Material  in  der  Anordnung,  wie  beim  Kaiser-Denkmal,  aus  grünem  Hintergrund 
viel  wirkungsvoller  abheben,  als  aus  einem  so  unruhigen,  wie  es  die  rote 
Fläche  der  dahinter  liegenden  ehemaligen  Bau-Akademie  mit  den  mancherlei 
anderen  Bauwerken  bildet.  Die  einzelnen  Teile  dieses  Denkmals,  die  für  sich 
betrachtet  wundervoll  sind,  lassen  das  Denkmal  in  der  Gesamtkomposition 
nicht  ebenso  erscheinen,  weil  der  richtige  Hintergrund  fehlt,  von  dem  das 
Denkmal  sich  wirkungsvoll  abheben  könnte.  Die  dahinter  liegenden  Baulich- 
keiten wirken  hier  durchaus  störend.  Nur  an  einer  Stelle  -  -  wenn  man 
nämlich  von  der  Schlossfreiheit  kommend  das  Auge  auf  die  hinter  dem 
Denkmal  stehende  Baumgruppe  richtet  —  hat  man  das  richtige  Bild,  und  der 
Wunsch  tritt  auf,  diesen  Hintergrund  für  das  ganze  Denkmal  zu  haben.  Dass 
er  sich  hier  ohne  weiteres  nicht  schaffen  lässt,  ist  eine  andere  Sache. 

In  ähnlicher  Weise  urteilen  auch  so  manche  Architekten,  und  das  ist 
um  so  bedauerlicher,  als  der  Architekt  vermöge  seiner  Stellung  oftmals  in  die 
Lage  kommt,  ein  Wort  über  gärtnerische  Anordnungen  mitzusprechen  und 
leicht  bei  der  grossen  urteilslosen  Menge  sich  Geltung  verschafft  zum  Nachteil 
des  Ganzen.  Ohne  Bedenken  wird  dann  später  die  Schuld  an  den  begangenen 
Fehlern  dem  Gärtner  in  die  Schuhe  geschoben.  Ein  Beispiel  liefert  uns  der 
neue  botanische  Garten  in  Dahlem,  worüber  erst  kürzlich  hier  im  Verein  ein- 
gehend gesprochen  worden  ist.  Der  Architekt  hatte  nach  seinem  Ermessen 
Wege  durchgeführt  ohne  Rücksicht  auf  das  Projekt  des  Gartenkünstlers  und 
die  Scenerie  wie  Bodenlage.  Der  Einspruch  des  Gartenbau-Vereins  führte 
zur  Beseitigung  des  grossen  Fehlers.  Der  Architekt  hat  auch  das  Palmen- 
haus auf  die  Höhe  gelegt  und  zu  einem  Point  de  vue  gemacht,  was  besser 
unterblieben  wäre.  Dem  Auge  ist  es  unangenehm,  auf  eine  glitzernde  Fläche 
schauen  zu  müssen.  Dergleichen  Punkte  dürfen  nur  mit  architektonischen 
Bauwerken,  Denkmälern  und  sonstigem  bildnerischen  Schmuck  gekrönt  werden, 
die  das  Auge  anziehen,  und  woran  es  Befriedigung  findet;  letzteres  vermögen 
aber  Glasflächen  nie.  Es  ist  deshalb  fehlerhaft,  dasselbe  so  zu  disponieren  wie 
geschehen  und  namentlich  im  botanischen  Garten  in  Dahlem,  wo  dasselbe  die 
ganze  Gegend  beherrscht.  Diese  Stelle  lässt  sich  auch  nicht  einmal  vom 
Kulturstandpunkte  aus  rechtfertigen.  Die  Villenbewohner,  welche  sich  darum 
ansiedeln  sollen,  werden  ihre  Freude  haben,  wenn  sie  zum  Fenster  hinaus- 
gucken und  dann  geblendet  durch  das  Glaslicht  sich  schnell  zurückziehen  müssen. 

Die  Ausstellung  der  Konkurrenzarbeiten  zum  Platz  »Z«  in  Schöneberg 
hat  wohl  allgemein  dargethan,  dass  die  sich  daran  beteiligenden  Architekten 
die  Aufgabe  nicht  beherrschten.  Man  musste  hier  staunen  über  das  geringe 
Verständnis  für  die  Gesamtdisposition.  Bei  allen  Arbeiten  hebt  sich  ein  Gegen- 
stand besonders  hervor,  wie  Obelisk,  Denkmal  u.  dergl.,  ohne  dass  die  übrige 
Anordnung  auch  nur  annähernd  mit  diesem  Objekt  in  Verbindung  steht, 
dergestalt,  dass  alle  Teile  ein  wohlgeordnetes  Ganzes  ausmachen;  das  Objekt 
steht  vielmehr  losgelöst  von  allem  Anderen  im  Platz.  Besonders  auffallend  ist 
dies  bei  der  einen  Arbeit,  die  zum  Ankauf  empfohlen  ist.  Der  Verfasser  muss 
anscheinend  mit  den  dortigen  Absichten  genauer  bekannt  sein  und  wissen, 
dass  dort  später  vielleicht  einmal  ein  Regierungsgebäude  erbaut  werden  wird: 
dementsprechend  hat  er  den  Plan  entworfen,  d.  h.  er  hat  in  der  Richtung  vor 
dem  Gebäude,  das  seitlich  auf  dem  Platz  zu  stehen  kommen  würde,  eine  grosse 


Über  die  Verschönerung  der  Städte.  2QQ 


architektonische  Anlage  geplant,  was  an  sich  nicht  talsch  wäre;  dann  hat  er 
aber  daran  anschliessend  eine  zweite  kleine  und  dann  eine  Allee  in  stumpf 
dazu  laufendem  Winkel  angebracht,  ohne  eine  klare  und  zielbewusste  Gesamt- 
disposition. Es  liegt  hierin  ein  Anhäufen  architektonischer  Objekte,  die  die 
eigentliche  Aufgabe,  hier  einen  Garten  mit  architektonischem  Schmuck  zu 
schaffen,  ausser  Acht  lässt. 

Es  leuchtet  ein.  dass  Architekt  wie  Bildhauer  in  ihrem  eigenen  Interesse 
besser  thäten,  dem  Gartenkünstler  die  Ausübung  seiner  Werke  allein  zu  über- 
Lassen.  Wie  weit  beide  zum  Vorteil  der  Sache  Hand  in  Hand  gehen  können 
und  es  immer  sollten,  werde  ich  in  folgendem  zeigen,  womit  ich  zu  meinem 
eigentlichen  Thema:    »die  Verschönerung  der  Städte«,   übergehen  will. 

Wir  haben  dabei  zu  berücksichtigen:  1.  die  Anordnung  im  Gesamtplan 
und  2.  die  Ausschmückung  durch  Architektur,  Garten-  und  Baumschmuck  und 
durch  Werke  der  Bildhauerkunst. 

Die  Verschönerung  des  Stadtbildes  hat  den  Zweck,  eine  schöne  Stadt  zu 
schaffen,  Geist  und  Auge  zu  befriedigen  und  überall  anziehende  Bilder  zu  ge- 
stalten, um  auch  damit  veredelnd  und  erziehlich  auf  dem  Menschen  einzuwirken. 
Dabei  soll  die  Gesamtdisposition  im  Stadtplan  so  aufgestellt  sein,  dass 
die  Einteilung  eine  zweckmässige  ist,  dass  ein  Jeder  sich  leicht  darin  zurecht- 
linden  kann. 

Bei  der  Aufstellung  eines  Grundplanes  für  eine  Stadt,  einen  Stadtteil 
etc.  kommt  der  Tiefbau-Architekt  zunächst  in  Betracht;  wer  wollte  es  auch 
bezweifeln,  dass  ihm  diese  Aufgabe  zuerst  zufällt!  Er  sollte  aber  nicht  ans 
Werk  gehen,  ohne  die  einschlägigen  Faktoren  zu  Rate  zu  ziehen,  wie  den 
Architekt  für  Plochbau,  den  Gartenkünstler,  weil  letzter  das  Pflanzenmaterial 
und  seine  Entwicklung  allein  kennt.  Derselbe  wird  dabei  auch  die  ästhetische 
Seite  besonders  berücksichtigen  und  in  Bezug  auf  den  öffentlichen  Verkehr 
durch  wertvolle  Ratschläge  helfen  und  fördern  können,  hat  er  doch  bei  seinen 
eigenen  Projekten  auch  diese  Seite  beständig  zu  berücksichtigen  und  zu 
studieren,  sie  ist  ihm  also  nicht  unbekannt. 

Bei  der  Aufstellung  eines  Stadtprojektes  sind  zuerst  die  grossen  Züge  ins 
Auge  zu  fassen  und  festzulegen.  Dabei  ist  es  nicht  nötig,  dass  diese  nur  in 
geraden  Linien  geführt  werden,  im  Gegenteil  scheint  es  erwünscht,  auch  die 
gewundenen  Linien  zu  berücksichtigen.  An  diese  grossen  Züge  schliessen  sich 
dann  die  Strassenzüge  von  grösserer  oder  geringerer  Breite  und  Ausdehnung  an, 
je  nach  ihrer  WichtigKeit  in  Bezug  auf  den  Verkehr  oder  dem  besonderen 
Charakter  der  Gegend. 

Wertvoll  ist  es,  wenn  zugleich  mit  der  Aufstellung  und  Einteilung  der 
Strassen  diejenigen  Baumarten  ins  Auge  gefasst  werden,  welche  später  Ver- 
wendung finden  sollen.  Es  kann  damit  ein  anmutvolleres  und  abwechselungs- 
reicheres Bild  geschaffen  werden,  als  wenn  die  Wahl  ohne  Rücksicht  auf  das 
allgemeine  Bild  je  nach  Laune  und  Bequemlichkeit  getroffen  wird,  wie  das 
leider  heut  noch  allgemein  üblich  ist. 

Weiter  ist  notwendig,  Strassen  mit  breiten  Promenaden,  welche  entweder 
nur  mit  Bäumen  zu  besetzen  oder  mit  Anlagen  zu  schmücken  sind,  zu  berück- 
sichtigen. Sie  werden  am  besten  durch  das  grosse  Stadtbild  gelegt  und,  ist 
dasselbe  von  grösserer  Ausdehnung,  mehrere  solcher;  diese  werden  am  besten 
in  Kurvenform  oder  auch  wechselnd  in  geraden  und  krummen  Linien  geführt. 


■9Q0  Über  die  Verschönerung  der  Städte. 


Hierzu  eignen  sich  besonders  die  oben  erwähnten  grossen  Züge.  Auch  die 
Vorgärten-Frage  soll  erwogen  und  entschieden  werden.  Hier  wird  es  sich  aber 
immer  empfehlen,  Vorgärten  nur  dahin  zu  legen,  wo  auch  wirklich  auf  eine 
gute  Ausgestaltung  und  Pflege  gerechnet  werden  kann. 

Besonders  wichtig  aber  sind  die  Plätze,  gleichviel  ob  sie  einen  hainartigen 
Baumwuchs  tragen,  oder  gärtnerischen  Schmuck  erhalten  sollen.  Sie  sollten 
möglichst  gleichmässig  über  das  gesamte  Stadtbild  verteilt  werden,  nicht  aber 
darf  man  einen  Stadtteil  besonders  begünstigen  und  sie  darin  anhäufen,  einen 
andern  dafür  stiefmütterlich  behandeln.  Bei  dieser  Verteilung  sind  dann  weiter 
zu  berücksichtigen  Plätze  von  grösserem  oder  geringerem  Umfange.  Zu  verkennen 
ist  dabei  nicht,  dass  dieses  Prinzip  schwieriger  durchzuführen  ist.  Es  ist  aber 
überall  da  möglich,  wo  Neuanlagen  durchgeführt  oder  ganze  Stadtviertel  um- 
gearbeitet werden.  Jedenfalls  haben  die  verschiedenen  Teile  einer  Stadt  das 
Recht,  gleichmässig  mit  Plätzen  bedacht  zu  werden,  wobei  nicht  ausgeschlossen 
sein  braucht,  dass  in  dicht  bevölkerten  Teilen  etwas  mehr  gethan  wird,  um 
hier  den  Gesundheitszustand  heben  und  ihn  gut  erhalten  zu  können.  In  den 
vornehmeren  Gegenden,  denen  schon  in  den  Vorgärten  ein  grösserer  Schmuck 
gegeben  ist,  ebenso  durch  die  vornehmere  und  hervorragende  Architektur,  wird 
das  Bild  immer  ein  gutes  und  unterhaltendes  sein. 

Ist  dergestalt  die  Grundlage  für  das  Städtebild  gegeben,  so  kommt  es 
darauf  an,  dasselbe  durch  die  verschiedenen  Werke  der  Kunst  zu  schmücken. 

Hervorragend  künstlerische  Architekturen  werden  sich  immer  nur  in 
den  besten  Gegenden  finden  lassen,  seltener  in  entlegenen  oder  den  sehr 
bevölkerten  Teilen,  ebenso  in  den  Gegenden,  darin  sich  das  Geschäftsleben 
abspiegelt  und  der  Verkehr  daran  vorüberhastet;  hier  begnügt  man  sich 
mit  einfachen  Fassaden,  die  dabei  doch  stilvoll  gehalten  sein  sollen  und  selbst 
eine  gewisse  Eleganz,  den  Namen  des  Geschäftshauses  entsprechend,  aufweisen 
dürfen. 

Überall  aber,  wo  sich  reiche  Architektur  findet,  sollten  auch  Vorgärten 
diese  begleiten,  die  es  ermöglichen,  die  einzelnen  Werke  durch  grösseren  oder 
geringeren  gärtnerischen  Schmuck  zu  trennen,  um  sie  so  in  ihrer  Eigenart 
wirkungsvoller  heraustreten  zu  machen.  Denn  die  Werke  der  Architektur 
einfach  an  einander  gestellt,  verlieren;  sie  gewinnen,  wenn  sie  durch  leichten 
Baumschmuck  oder  sonstiges  Grün  getrennt  werden.  In  vielen  Fällen  wird 
diese  Trennung  schon  durch  eine  einfache  Weinrebe,  am  Hause  hochgelührt. 
zu  machen  sein.  Eine  gute  Architektur  gereicht  der  Gegend  immer  zum  Vorteil. 

Nächst  den  Werken  der  Architektur  ist  es  die  gärtnerisch  künstlerische 
Ausgestaltung  der  Plätze,  welche  unsere  Aufmerksamkeit  erfordert;  sind  sie 
doch  ganz  besonders  geeignet,  zu  schmücken.  Hierbei  naben  wir  zu  unter- 
scheiden zwischen  Plätzen  in  den  vornehmeren  Teilen  und  solchen  in  verkehrs- 
reichen Gegenden  und  denen  der  Arbeiterbevölkerung.  Die  ersteren  müssen 
wir  künstlerisch  ausgestalten  und  damit  in  Einklang  zur  Umgebung  bringen. 
die  anderen  sind  einfacher  zu  halten,  entsprechend  den  jeweiligen  Verhältnissen. 
Hier  wird  man  mehr  auf  Spielplätze  Bedacht  nehmen  müssen.  Überall, 
namentlich  aber  in  geschäftlich  verkehrsreichen  Gegenden,  wird  bei  der  Ein- 
teilung der  Plätze  auf  den  Verkehr  Rücksicht  zu  nehmen  sein.  In  dieser  Be- 
ziehung gerät  der  Gartenkünstler  mit  dem  Architekt  nur  zu  leicht  in  Wider- 
streit,   wie    sich    dies    an  Beispielen    der  Neuzeit  besonders  leicht  nachweisen 


Über  die  Verschönerung  der  Städte.  qqi 


lässt,  beides  immer  zum  Nachteil  der  Gesamtdisposition.  Der  Architekt  will 
auf  allen  Wegen  einfach  diagonale  Wege  haben,  ohne  Rücksicht  darauf,  dass 
durch  eine  solche  Anordnung,  wenn  sie  allgemein  durchgeführt  werden  würde, 
eine  unliebsame  Einförmigkeit  und  Gleichmässigkeit  sich  entwickeln  müsste, 
schablonenhafte  Anlagen,  die  eine  künstlerische  Einrichtung  vollständig  ent- 
behren, weil  sie  sie  kaum  zulassen.  Diese  Art  ist  ja  allerdings  die  be- 
quemste und  macht  keinerlei  Kopfzerbrechen. 

Richtig  ist,  dass  der  Verkehr  zu  berücksichtigen  ist,  aber  ich  meine, 
man  hat  da  zu  unterscheiden  zwischen  Gegenden  mit  einem  starken  ge- 
schäftlichen Verkehr  und  solchen,  wo  das  Geschäftliche  nicht  in  den  Vorder- 
grund tritt.  Eine  freie  Gestaltung  in  den  Platzanlagen,  worin  auch  die  Gesichts- 
punkte nach  dem  Aufbau  der  Schwere  und  der  Gliederung  nach  Mitte,  Höhe 
und  Basis  erfolgen,  lassen  eine  grosse  Mannigfaltigkeit  in  der  Gestaltung  und 
dem  künstlerischen  Aufbau  zu  und  geben  die  beste  Gelegenheit  zur  Unterbringung 
bildnerischen,  architektonischen  und  Wasserschmucks. 

Bei  der  eingangs  erwähnten  Schöneberger  Konkurrenz  hatte  ein  Baurat 
eine  Skizze  ausser  Wettbewerb  eingesandt,  auf  der  er  den  Platz  »Z«  einen 
Fehler  -nannte  und  dafür  als  massgebendes  Beispiel  die  ganze  Fläche  zu  einem 
kleinen  Kreise  zusammenzog,  darauf  die  Strassen  einmünden;  dieser  Kreis 
hatte  den  Fahrverkehr  zu  vermitteln.  Vielleicht  dürfte  dem  Autor  der  Ge- 
danke dabei  geleitet  haben,  dass  Plätze  nicht  in  den  Strassenzügen  liegen 
sollten,  sondern  abseits  einzufügen  sind,  da  sie  so  eine  grössere  Ruhe  bieten. 
Ich  kann  dem  nicht  unbedingt  zustimmen.  Lange  Strassenzüge  erhalten  durch 
solch  eine  Platzanlage  eine  angenehme  Unterbrechung;  das  frische  Grün  thut 
dem  Auge  wohl  und  der  geringe  Umweg,  der  für  den  Verkehr  etwa  daraus 
entsteht,  ist  immer  nur  von  minimaler  Bedeutung,  für  das  Strassenbild  sind 
solche  Plätze  aber  von  hohem  ästhetischen  Wert. 

Diese  Betrachtungen  führen  uns  dahin,  die  Plätze  zu  gliedern  in  1.  Plätze 
mit  künstlerischem  Schmuck,  2.  Verkehrsplätze,  3.  Spielplätze. 

Was  zunächst  die  letzteren  anbelangt,  so  möchte  ich  nicht,  dass  sie  einfach 
Spielplätze,  mit  Kies  bedeckt  und  mit  einigen  Bäumen  bestanden,  seien,  sondern, 
dass  sie  in  Pflanzungen  und  Rasen  liegen,  damit  auch  dem  Auge  etwas  geboten 
und  das  Gemüt  der  heranwachsenden  Jugend  durch  den  dauernden  und  inni- 
geren Verkehr  in  und  mit  der  Natur  mehr  veredelt  werde.  Die  Erfahrung  hat 
gelehrt,  dass  darin  ein  wichtiges  erziehliches  Moment  liegt,  allerdings  gehört 
auch  die  erforderliche  Pflege  auf  den  Plätzen  dazu.  Hierzu  soll  ein  reicher 
Baumschmuck  kommen,  welcher  die  endlosen  und  eintönigen  Fassaden  verdeckt 
und  dadurch  dem  ganzen  Stadtteil  ein  angenehmes  und  wohnlicheres  Äussere 
giebt. 

Auf  den  Verkehrsplätzen  ist  für  diesen  besonders  Rechnung  zu  tragen 
und  demnach  auch  der  Schmuck  und  die  Bepflanzung  zu  wählen,  im 
allgemeinen  einfacher,  doch  da,  wo  die  Umgebung  es  bedingt,  auch  reicher 
ausgestattet. 

In  den  besseren  und  vornehmeren  Teilen  werden  die  Plätze  reine  Schmuck- 
plätze sein,  in  malerischer  Ausstattung  mit  Bildwerken  aller  Art  geschmückt. 
Sie  eignen  sich  vorzüglich  zur  Aufstellung  von  Denkmälern  und  architek- 
tonischem Schmuck.  Es  liegt  ein  Irrtum  darin,  wenn  Architekten  und  Bild- 
hauer   dem    Gartenkünstler    vorwerfen,     er    wolle    solchen    Schmuck    nicht    in 


oq2  Über  die  Verschönerung  der  Städte. 

seinen  Anlagen.  Das  Gegenteil  ist  der  Fall!  Der  Gartenkünstler  sieht  in  der 
Aufstellung  solcher  Bildwerke  ein  weiteres  Mittel,  die  Plätze  anziehend 
und  unterhaltend  zu  gestalten,  allerdings  dürfen  sie  damit  nicht  über- 
laden sein. 

Einen  hervorragenden  Schmuck  bildet  auch  das  Wasser  in  Form  von 
Fontainen,  architektonischen  Brunnen  oder  auch  in  Becken  in  natürlichem 
Ausbau.  Es  sollen  aber  Wasserkünste  auf  Plätzen,  welche  nicht  weit  von 
einander  entfernt  liegen,  eine  Verschiedenheit  in  der  Behandlung  des  Wassers 
zeigen,  was  auch  bei  architektonischem  und  bildnerischem  Schmuck  notwendig 
ist,  um  dem  Strassenbild  durch  diese  Abwechslung  erhöhten  Reiz 
abzugewinnen. 

Also  nochmals  Reichhaltigkeit  in  bildnerischem  und  architektonischem 
wie  Wasserschmuck  sollen  die  Plätze,  als  diejenigen  Orte  im  Städtebild  haben, 
welche  sie  am  besten  aufnehmen  können,  aber  in  der  richtigen  Einfügung 
zum  Ganzen  und  frei  von  jedem  Zuviel,  immer  der  Grösse  des  Platzes  und 
seiner  Umgebung  angepasst. 

Xun  zur  Ausschmückung  durch  das  Grün  selbst!  Wie  das  Strassenbild 
in  der  Architektur  eine  Mannigfaltigkeit  zeigt,  so  soll  es  auch  hinsichtlich  des 
pflanzlichen  Materials  sein,  welches  auf  den  Plätzen  zur  Verwendung  kommt, 
es  sollte  also  der  eine  mit  diesem,  der  andere  mit  jenem  Material  ausgestattet 
werden,  sind  sie  doch  besonders  geeignet,  die  mannigfaltigen  Formen  der  Gehölze 
und  Pflanzen  zu  zeigen.  Leider  wird  in  dieser  Beziehung  noch  sehr  viel 
gesündigt.  Im  allgemeinen  ist  es  so,  das  ich  aus  dem  Gehölzmaterial  eines 
Platzes  schon  im  voraus  weiss,  was  der  folgende  mir  zeigen  wird. 

Ähnlich  sieht  es  mit  dem  Blumen-  und  Blattpflanzenschmuck  aus.  Ich 
bin  der  Ansicht,  dass  auch  hier  nahe  bei  einander  gelegene  Plätze  durchaus 
verschieden  behandelt  und  bepflanzt  sein  sollten. 

Es  ist  ja  wohl  richtig,  dass  im  Städtebild  das  Grün,  sowohl  dass  der 
Rasenbahnen,  als  der  Bäume  und  Sträucher  dem  Auge  höchst  wohlthuend  ist 
und  einen  besonderen  Schmuck  abgiebt;  es  lässt  sich  aber  anderseits  nicht 
verkennen,  dass  das  Auge  auch  angenehm  berührt  wird,  wenn  es  schönen 
Blumenschmuck  findet. 

Die  Umrahmung  auf  den  Plätzen  durch  Bäume  wird  überall  da,  wo  es 
sich  nicht  um  besondere  Architekturen  handelt,  eine  vollständige  sein  können, 
um  auch  den  nötigen  Schatten  zu  geben.  Da  aber,  wo  besonders  in  die  Augen 
springende  Architekturen  am  Platz  stehen,  erfordern  es  diese,  die  Pflanzungen 
zu  unterbrechen  und  die  Architektur  in  den  Platz  hineinzuziehen.  Hierin 
liegt  zugleich  oft  ein  Mittel,  den  Platz  grösser  erscheinen  zu  lassen,  als  er 
wirklich  ist.  Es  empfiehlt  sich  auch  besonders  hervorragende  Bauwerke 
durch  geschickte  Disposition  der  Einrichtung  auf  dem  Platz  sowohl  in  der 
Grundform,  wie  im  Aufbau  durch  Gehölze  so  einzurahmen  und  mit  dem  Platz 
in  Verbindung  zu  bringen,  als  ob  beide  zusammenhingen.  Dasselbe  gilt  auch 
von  anderen  Baumanpflanzungen,  z.  B.  an  Strassen.  Es  ist  durchaus  kein 
Fehler,  diese  in  ihrer  Anordnung  zu  unterbrechen,  um  ein  dazwischen  auf- 
tretendes Denkmal,  einen  herrlichen  Bau  oder  dergl.  mehr  zu  zeigen;  dergleichen 
Sehenswürdigkeiten  sollen  nie  durch  Bäume  verdeckt  stehen.  Wenn  man 
längere  Zeit  zwischen  Bäumen  gewandelt  ist  und  wird  durch  plötzliche  Unter- 
brechung darin  auf  einen  hervorragenden  Gegenstand  hingewiesen,  so  liegt  darin 


Eintragung  von  Prlanzennamen  als  Warenzeichen.  oqq 


eine  angenehme  Überraschung,  die  gern  empfunden  und  dankbar  ange- 
nommen wird. 

Wenn  dem  gegenüber  Herr  Professor  Begas  in  seinem  eingangs  erwähnten 
Artikel  sagt,  ..der  Gärtner  habe  eine  wahre  Wut,  Denkmäler  und  Fassaden 
durch  Bäume  zu  verwischen",  so  ist  das  ein  Ausspruch,  den  ich  nicht  verstehe, 
und  für  den  auch  Herr  Professor  Begas  den  Beweis  schuldig  geblieben  ist; 
auch  wird  es  ihm  nicht  leicht  werden,  ihn  zu  führen,  denn  das  von  ihm  an- 
geführte Beispiel  ist  keins.  Gewundert  aber  hat  es  mich  zu  lesen  von  „dem 
unruhigen  Grün  im  Sommer  und  den  Besen  im  Winter".  Meint  das  der  Herr 
Professor  wirklich  ernst?  Ich  kann  es  mir  kaum  denken.  Von  jeher  noch 
haben  die  Menschen  die  Natur  bewundert,  sie  haben  in  ihr  Erholung  und  Stärke 
gesucht  und  sie  zum  Studium  für  ihre  Bildungen  benutzt;  wir  lernen  auch 
heute  noch  aus  ihr.  Die  verschiedenen  Bäume  aber  mit  ihrer  Verzweigung 
und  Belaubung  zeigen  uns  Kraft  und  Stärke,  wie  in  der  Eiche  und  Buche, 
Weichheit  wie  in  der  Linde,  das  Spielerische  und  Unbestimmte  wie  in  der  Birke; 
ich  meine,  da  kann  man  nicht  mehr  von  Besen  sprechen. 

Könnte  es  erreicht  werden,  dass  Architekten  mit  den  Gartenkünstlern 
Hand  in  Hand  gehen  wollten,  würden  die  Erfolge,  die  sich  daraus  ergeben, 
grosse  sein,  namentlich  in  Bezug  auf  die  Verschönerung  der  Städte,  und  es 
dürfte  deshalb  zu  wünschen  sein,  dass  dies  je  eher  je  lieber  sich  vollziehen 
möchte. 


Eintragung  von  Pflanzennamen  als  Warenzeichen. 

^  _^_  Von  C.  Bloch. 

-KAie  Eintragung  von  Pflanzennamen  als  Warenzeichen  ist  bisher  seitens 
<3^;  der  Gärtner  und  Pflanzenzüchter  zwar  unterblieben,  nichtdestoweniger 
scheint  es  aber  für  diese  Kreise  durchaus  empfehlenswert,  sich  die  Vorteile 
des  Gesetzes  vom  12.  Mai  1894  zu  Nutze  zu  machen,  und  nicht  erst  solange 
damit  zu  warten,  bis  eine  Schädigung  durch  andere  Interessentenkreise  ein- 
getreten ist. 

Um  gleich  auf  ein  praktisches  Beispiel  zu  kommen,  würde  es  sich 
durchaus  empfehlen,  das  neu  gezüchtete  Veilchen  ..Kaiser  Wilhelm  II"  als 
Warenzeichen  in  Klasse  I  Ackerbau  anzumelden,  da  trotz  der  persönlichen 
Erlaubnis  Sr.  Majestät  es  heute  jedermann  freisteht,  diesen  Namen  als  Waren- 
zeichen anzumelden  und  vielleicht  (??)  auch  eingetragen  zu  erhalten,  da  das 
Patentamt  historische  Persönlichkeiten  als  Warenzeichen  bisher  einzutragen 
pflegte,  ohne  die  Genehmigung  derselben  zu  verlangen.  Eine  derartige  Ein- 
tragung würde  nun,  nachdem  sie  von  einem  Anderen  als  dem  Züchter  nach- 
gesucht, zur  Folge  haben,  dass  niemand  ausser  dem  Eingetragenen  die 
Bezeichnung  ., Kaiser  Wilhelm  II-Veilchen"  im  schriftlichen  Verkehr  benutzen 
darf.  Dem  wirklichen  Züchter  und  den  Vertreibern  dieses  Veilchens  würde  also 
der  fernere  Gebrauch  dieses  Wortes  unbedingt  nach  den  bestehenden  Gesetzen 
verboten  werden  können,  wie  ich  dies  schon  wiederholt  in  anderen  Branchen 
erfahren  habe.  Eine  einfache  Anzeige  bei  der  Staatsanwaltschaft  genügt,  um 
ein  entsprechendes  Verbot  der  Weiterführung  zu  erlangen  und  den  unberech- 
tigten Benutzer  der  Bezeichnung  vor  die  Strafkammer  zu  ziehen. 


3°4 


Das  Aufbewahren  von  Obst  in  Torfstreu. 


Dass  es  unter  diesen  Umständen  lediglich  der  Unkenntnis  der  Gärtner 
und  Pflanzenzüchter  zuzuschreiben  ist,  wenn  Fälle  dieser  Art  noch  nicht 
vorgekommen  sind,  ändert  nichts  an  der  Thatsache,  dass  es  auf  Grund  des 
Gesetzes  vom  12.  Mai  1894  möglich  ist,  dass  sich  auch  Unbefugte  ihnen  eigentlich 
nicht  zukommende  Bezeichnungen  schützen  lassen  und  in  der  geschilderen 
Weise  vorgehen. 

Unter  diesen  Umständen  ist  es  durchaus  geraten,  dass  sich  der  Züchter 
einer  neuen  Pflanzenspezies  den  gewählten  Namen  sofort  als  Warenzeichen 
eintragen  lässt  und  damit  nicht  erst  solange  wartet,  bis  ihm  ein  anderer 
zuvorkommt.  Mit  der  Zeit  würden  hierdurch  durchaus  geregelte  Verhältnisse 
geschaffen  werden,  da  die  Priorität  des  Züchters  durch  die  Eintragung  fest- 
gestellt wird,  und  das  durch  die  Eintragung  erlangte  Recht  würde  in  der  Praxis 
darin  bestehen,  dass  der  Eingetragene  allein  berechtigt  bleibt,  die  betreffende 
Bezeichnung  in  Reklamen,  d.  h.  in  Annoncen  und  Katalogen,  zu  gebrauchen, 
während  die  Benutzung  im  mündlichen  Verkehr  jedem  Händler  und  Liebhaber 
freigestellt  bliebe,  wie  dies  durch  eine  Reichsgerichtsentscheidung  vom 
5.  Mai  1898  ein-  für  allemal  entschieden  ist.  Züchter,  welche  dann  die  Bezeichnung 
ebenfalls  in  ihren  Reklamen  benutzen  wollen,  müssten  sich  mit  dem  Inhaber 
des  Zeichens  in  Verbindung  setzen,  damit  dieser  ihnen  die  Erlaubnis  hierzu 
erteilt,    und  dies  könnte    für  die  Hochhaituns  der  Preise  nur  von  Nutzen   sein. 


Das  Aufbewahren  von  Obst  in  Torfstreu. 

Von  Obergärtner  Grein  ig. 
jer  Leiter  der  Obstplantage  des  Herrn  Kommerzienrat  C.  Bolle  in 
c^^  Marienheim  bei  Köpenick  hatte  am  27.  April,  also  in  höchst  vorgerückter 
Jahreszeit,  in  der  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues 
so  ausserordentlich  wohl  erhaltenes  Obst  ausgestellt,  dass  es  die  allgemeinste- 
Bewunderung  erregte.  Herr  Greinig  hat  uns  darüber  freundlichst  folgende 
Angabe  gemacht: 

Die  Früchte,  welche  ich  ausgestellt  hatte,  waren  in  Torfstreu  aufbewahrt. 
Ich  halte  diese  Aufbewahrungsmethode  für  eine  ganz  vorzügliche,  namentlich 
für  Familien,  denen  nur  wenig  oder  ungenügende  Aufbewahrungsräumlichkeiten 
zur  Verfügung  stehen. 

In  eine  Kiste  von  1  Kubikmeter  Rauminhalt  kann  man  gut  4—  5  Zentner 
Obst  einlegen.  Besser  ist  es  noch,  man  nimmt  zwei  Kisten  zu  je  '/ä  Kubikmeter 
Rauminhalt,  welche  dann  nötigenfalls  übereinanderstehend  aufbewahrt  werden 
können.  Versieht  man  eine  derartige  Kiste  dann  noch  mit  einem  verschliess- 
baren  Deckel,  so  schützt  man  sich  zugleich  noch  gegen  Näscherei,  Diebstahl  etc. 
Wird  das  Obst  mit  einiger  Sachkenntnis  (welche  man  sich  leicht  aneignen 
kann,  indem  in  jedem  grösseren  Kataloge  die  verschiedenen  Reifezeiten  ver- 
zeichnet stehen)  eingelegt,  so  kann  man  auf  diese  Weise  bis  August  schöne 
tadellose  Früchte  auf  die  Tafel  bringen,  ohne  grosse  Verluste  durch  Fäulnis 
beklagen  zu  müssen. 

Ich  würde  nun  z.  B.  von  den  hier  aufgestellten  Früchten  als  unterste 
Lage  in  die  Kiste  bringen  für 


Das   Auf  bewahren  von  Obst  in  Torfstreu. 


39b 


Monat  Juli/August:  Rother  Eiserapfel,  Grosse  Kasseler  Reinette. 

Juni:  Grüner  Fürstenapfel,   Champagner-Reinette. 

Mai:  Rheinischer  Bohnapfel,  Purpurroter  Cousinot. 

April:  Baumanns  Reinette.  London  Pepping. 

März:  Königlicher  Kurzstiel,  Parkers  Pepping. 

Februar:  Pariser  Rambour-Reinette,  Ribston  Pepping. 

Januar:  Danziger  Kantapfel,  Harberts  Reinette. 

Dezember:  Englische  Winter-Goldparmaine  etc. 
Ausserdem  giebt  es  ja  noch  viele  andere  Sorten,  die  sich  zu  diesem 
/wecke  gut  eignen  würden.  Ich  habe  aber  eben  nur  solche  angeführt,  von 
denen  ich  hier  Früchte  aufgestellt  habe;  auch  sind  sämtlich  hier  verzeichnete 
Sorten  vom  »Deutschen  Pomologen-Yerein«  zum  allgemeinen  Anbau  empfohlen 
worden  und  daher  überall  leicht  käuflich  zu  haben. 

Bei  dem  Einlegen  dieser  Früchte  müssen  verschiedene  Punkte  besonders 
genau  beachtet  werden; 

1)  nehme  ich  nicht  das  sogenannte  Torfmull,  welchem  immer  ein 
etwas  unangenehmer  Geruch  anhaftet,  sondern  gewöhnliche  Torfstreu, 
die  in  Ballen  zu  kaufen  und  sehr  billig  ist.  Durch  ein  grobes  Sieb 
gerieben,  erfüllt  dieselbe  vollständig  den  gewünschten  Zweck; 

2)  muss  auch  diese  Torfstreu  vollständig  geruchlos  gemacht  werden, 
was  ich  dadurch  erreiche,  dass  ich  sie  den  ganzen  Sommer  hindurch 
an  einem  hinreichend  luftigen  Orte  auseinander  breite  und  öfters 
umrühre: 

3)  muss  jede  Frucht  zuvor  einzeln  in  Papier  gewickelt  werden,  wozu 
sich  Zeitungspapier  sehr  gut  eignet; 

4)  dürfen  nur  solche  Früchte  zu  diesem  Zwecke  verwendet  werden, 
welche  weder  Druck-  noch  Faulstellen  aufweisen; 

5)  was  die  Hauptsache  ist.  darf  das  Obst  nicht  zu  früh  in  die  Torfstreu 
eingelegt  werden,  da.  wie  wohl  die  meisten  der  verehrten  An- 
wesenden aus  Erfahrung  wissen,  dasselbe  einige  Zeit  nach  Abnahme 
vom  Baume  anfängt  feucht,  ja  sogar  nass  zu  werden,  man  sagt 
dann  gewöhnlich:  »Das  Obst  schwitzt«.  Dieses  tritt  meistens  Mitte 
November  ein. 

Werden  nun  die  Früchte  vor  dieser  Periode  verpackt,  so  wird  das  Papier, 
worin  dieselben  eingewickelt  sind,  sowie  das  sie  umgebende  Torfmull,  feucht 
und  zieht  bei  der  allerkleinsten  Fehlerhaftigkeit  derselben  leicht  Fäulnis  nach 
sich.  Verfahrt  man  jedoch,  wie  oben  angegeben,  und  legt  die  Früchte  erst 
nach  der  sogenannten  Schwitzperiode,  also  Ende  November  oder  Anfang 
Dezember,  in  Torfstreu  ein,  so  kann  man  dieselben,  ohne  dass  sie  den  ge- 
ringsten Beigeschmack  annehmen,  lange  Zeit  tadellos  frisch  erhalten. 

Die  benutzte  Torfstreu  kann  man  noch  jahrelang  zu  demselben  Zwecke 
verwenden.  Allerdings  darf  sie  nicht  nach  dem  Gebrauch  Sommer  und  Herbst 
über  in  der  Kiste  stehen  bleiben,  sondern  muss,  wie  bereits  bemerkt,  an  einem 
luftigen  Orte  aufbewahrt  werden. 

Zum  Schlüsse  will  ich  noch  einige  Obstsorten  bezeichnen,  welche  sich 
auf  unserm  schlechten  Flugsandboden,  allerdings  bei  reichlicher  Bewässerung 
und  Düngung,  durch  fast  alljährliche  reiche  Tragbarkeit  auszeichnen. 


3o6_ 


Kleinere  Mitteilungen. 


Es  sind  dies  von 
Aepfeln:  Charlamowski,  Geflammter  weisser  Kardinal,  Harberts  Reinette, 
Winter-Goldparmaine,  Grosse  Kasseler  Reinette,  Grüner  Fürsten- 
apfel, Purpurroter  Cousinot,  London  Pepping  und  Danziger  Kant- 
apfel. 
Birnen:  Williams  Christbirne,  Clapps  Liebling,  Forellenbirne,  Prinzessin 
Marianne,  Grosser  Katzenkopf,  Amanlis  Butterbirne,  Bacheliers- 
Butterbirne,  Clairgeaus  Butterbirne,  sowie  Esperens  Herrenbirne  und 
Gute  Louise  von  Avranches. 


Kleinere  Mitteilungen. 


Die  beiden  Eiben  im  Herrenhausgarten. 

Die  Vossische  Zeitung  schreibt  mit 
Bezug  auf  unsern  Artikel  über  die 
Eiben  des  Herrenhauses:  Da  das 
Vorhandensein  von  Fundamenten  von 
vielen  Seiten  bezweifelt  und  von  den 
eifrigsten  Gegnern  die  von  uns  er- 
wähnten alten  Kalksteine  als  »zer- 
bröckeltes« und  »durchgesunkenes« 
Mauerwerk  erklärt  wurde,  so  sei  aus- 
drücklich darauf  hingewiesen,  dass 
beide  Eiben  auf  einem  über  20  Meter 
langen,  mit  der  alten  Herrenhausfront 
parallel  laufenden  durchgehenden 
Fundament  gestanden  haben.  Dieses 
Fundament  war  nach  Angabe  des 
Geheimrats  Schulze  nur  von  massiger 
Breite,  so  dass  es  schwerlich  einer 
tragenden  Mauer  als  Unterlage  diente 
und  sehr  wahrscheinlich  nur  einer 
Garten-  oder  Abschlussmauer  des 
v.  d.  Gröbenschen  Grundstücks  an- 
gehörte. Dafür  spricht  auch,  dass  von 
der  Südseite  des  Geländes  her  in 
späterer  Zeit  zerbrochene  Muffeln  und 
andere  Abfälle  zum  Aufhöhen  des 
Grundstücks  angeschüttet  wurden. 
Der  Umstand,  dass  die  Eiben  über 
solchem  Fundament  standen,  beweist 
doch  zweifellos,  dass  die  Anpflanzer 
dieser  Bäume  von  dem  ehemaligen 
Vorhandensein  einer  Mauer  an  dieser 
Stelle  keine  Kenntnis  mehr  hatten, 
so  dass  zwischen  dem  Mauerbau  und 
der  Eibeneinpflanzung  eine  geraume 
Zeit  verstrichen  gewesen  sein  muss! 
Nun  aber  können  auch  die  Eiben  nur 
jung  gewesen  sein,  da  man  älteren 
Eiben  mit  ihren  Wurzeln  sicher  ein 
tieferes  Bett  gegraben  und  dann  die 
Mauer  darunter  gefunden  haben  würde. 


Dass  man  in  dem  aufgehöhten  Gelände 
die  Bäume  nur  etwa  40  bis  50  Zenti- 
meter tief  einsetzte,  beweist  also,  dass 
es  junge  Eiben  waren,  die  nach  Er- 
fahrungen mit  Stecklingen  in  dem 
Garten  des  Kommerzienrats  Schutt 
in  Steglitz  schon  mit  dreissig  Jahren 
eine  Stärke  von  Schenkeldicke  er- 
reichen. Die  Einpflanzung  ohne  jede 
Kenntnis  von  dem  Hausbau  setzt  eine 
Zwischenzeit  von  etwa  zehn  bis  zwanzig 
Jahren  voraus,  jedenfalls  aber  einen 
Besitzwechsel.  Nimmt  man  alles  zu- 
sammen, so  ist  es  am  wahrschein- 
lichsten, dass  die  Anpflanzung  nach 
der  Übernahme  durch  den  Freiherrn 
von  der  Recke  erfolgte,  also  1778 
oder  1780.  Waren  dann  die  jungen 
Eiben  auch  zwanzig  oder  dreissig 
Jahre  alt,  so  kommt  man  auf  rund 
150  Jahre,  nach  Wittmack  auf 
höchstens  200  Jahre.  Wenn  dem 
gegenüber  nach  einem  im  »Bär«  ver- 
i  öffentlichten  Bericht  Herr  Stadtrat 
Friedel  in  der  »Brandenburgia«  an 
dem  thatsächlichen  hohen  Alter  der 
Eiben  bisher  festgehalten  hat,  so  wird 
die  Veröffentlichung  des  Geheimrats 
Prof.  Dr.  Wittmack  die  Legende  von 
den  achthundertjährigen  Eiben  wohl 
für  immer  beseitigt  haben. 

Ich  habe  ..jetzt  die  Abschnitte 
der  untersten  Äste,  welche  Herr  Geh. 
Baurat  Schulze  dem  Museum  der 
Kgl.  landwirtschaflichen  Hochschule 
zur  Verfügung  stellte,  durch  den 
Modelltischler  der  Hochschule,  Herrn 
August  Michel,  glätten  lassen  und 
dieser,  ein  grosser  Holzkenner,  hat 
so  wie   ich   selbst,    eine   Zählung     der 


Kleinere  Mitteilungen. 


327 


Jahresringe  vorgenommen.  Wir  kamen 
an  den  zwei  verwachsenen  Asten  auf 
90  Jahre  bei  dem  stärkeren  Ast,  auf 
75  Jahre  bei  dem  schwächeren.  Der 
stärkere  Ast  ist  im  Querschnitt  18  cm 
lang,  12  cm  breit,  der  schwächere 
im  Querschnitt  14  cm  lang,  10  cm 
breit.  Beide  sind  excentrisch  gewachsen. 
Die  mittleren  Jahresringe  am  excen- 
trischen  Teil  sind  sehr  breit,  bis  2  mm, 
die  letzten  dagegen  sehr  schmal,  die 
allerletzten  drei  nur  V3  rnm.       L.  W. 


Primula  obconica  als  Krankheitserreger. 

Aul  Seite  366  dieser  Zeitschrift 
erwähnt  Herr  Ileydt  in  seinem  Artikel 
über  Primula  obconica  die  Giftigkeit 
dieser  Pflanze.  Ich  möchte  zu  dieser 
Frage  eine  Mitteilung  geben,  die  Herrn 
Ileydt  und  den  geschätzten  Lesern 
nicht  uninteressant  sein  dürfte.  Vor 
Jahren  kam  die  Giftigkeit  dieser  Primel 
inderFrankfurterGartenbaugesellschaft 
zur  Sprache.  Bei  dieser  Gelegenheit 
fand  ein  spezieller  Krankheitsfall  Er- 
wähnung. Eine  Frankfurter  Blumen- 
liebhaberin hatte  ein  Prachtexemplar 
dieser  Pflanze  etliche  Tage  gepflegt 
und  wurde  plötzlich  von  einem  schmerz- 
haften, nesselartigen  Ausschlag  auf 
beiden  Armen  befallen.  Der  herbei- 
geholte Arzt  schrieb  diese  Erkrankung 
einer  kaustischen  Eigenschaft  der 
Primula  zu.  Die  Heilung  erfolgte  erst 
nach  mehreren  Monaten.  Als  ich 
gelegentlich  im  Kreise  einiger  Berufs- 
kollegen obigen  Fall  zur  Sprache 
brachte,  wurde  mir  von  einem  Kollegen 
versichert,  dass  er  in  den  Primel- 
kulturen einer  Quedlinburger  Firma 
beim  Umgange  mit  den  Primeln  (es 
waren  jedoch  nicht  ausschliesslich 
obconica)  stets  ein  schmerzhaftes  Jucken 
in  der  Haut  empfunden  habe.  Dieser 
Schmerz  und  die  damit  verbundene 
Röte  der  Hand  sei  allerdings  stets  nach 
wenigen  Tagen  wieder  verschwunden. 
In  ähnlicher  Weise  äusserte  sich  auch 
kürzlich  Herr  Ernst  Benary-Erfurt 
in »Gard.Chron.«  BeianderenKollegen, 
welche  ebenfalls  viel  in  Primeln  und 
auch  in  Primula  obconica  arbeiteten, 
war  eine  Krankheitserscheinung  voll- 
ständig unbekannt.  Meiner  Ansicht 
nach  lässt  sich  nicht  bestreiten,  dass 
diese  schöne  Primel  ein  wirklicher 
Krankheitserreger  ist.  jedoch  erscheint 
mir  die  Gefahr   so  minimal,  dass  kein 


Grund  vorliegt,  der  weiteren  Verbreitung 
dieser  herrlichen  Blüher  entgegenzu- 
treten. Die  übergrosse  Mehrzahl  der 
Menschheit  wird  wohl  gegen  die 
Primelkrankheit  immun  sein,  und  wen 
sie  wirklich  packt,  bei  dem  muss  es 
wohl  »im  Blut  liegen^.  Also  nur  nicht 
ängstlich.  Herrn.  Holm. 


Das  Anpflanzen  von  Gehölz-  und  Baumgruppen 
in  Parks. 

Von  Adam   Hey  dt,  Kunstgärtner. 

Wenn  man  verschiedene  Gärten 
betreten  hat,  so  wird  einem  immer 
die  verschiedene  Gruppenzusammen- 
stellung und  Bepflanzweise  auffallen. 
In  einem  Garten  ist  zu  dicht  gepflanzt, 
im  anderen  verkehrt  gewählt,  wieder 
andere  Gruppen  stehen  an  recht  un- 
passendem Ort,  wo  sie  weder  zur 
Geltung  kommen,  noch  dem  Garten 
zur  Zierde  dienen,  ja  oftmals  sogar 
unangenehm  berühren. 

Es  ist  ja  freilich  nicht  angebracht, 
eine  bestimmte  Form  der  Anpflanzung 
zu  geben,  doch  soll  bei  der  Anlage 
in  erster  Linie  die  spätere  Entwickelung 
in  Betracht  gezogen  werden.  Dem 
Pflanzer  müssen  daher  vor  allem  die 
Eigenschaften  der  zu  pflanzenden 
Gehölze  bekannt  sein,  weil  nur  dann 
eine  angenehm  berührende  Harmonie 
erzielt  werden  kann.  Sträucher. 
die  nur  drei  bis  vier  Meter  hoch 
werden,  können  in  einer  Entfernung 
von  einem  Meter  gepflanzt  werden, 
damit  bald  die  Pflanzung  dicht  aus- 
sieht. Sollen  aber  verschiedene  Zier- 
bäume, wie  z.  B.  Weissbirken,  Blut- 
buchen, Pterocarya,  Eschen  u.  s.  w..  in 
Gruppen  gepflanzt  werden,  so  muss 
der  Abstand  zum  mindesten  drei  bis 
vier  Meter  betragen,  weil  sonst  die 
Bäume  nur  in  ihrem  jugendlichen 
Stadium  imponieren  und  später  ganz 
gedrückt  stehen  und.  gar  nicht  so  zur 
Geltung  kommen.  als  wenn  sie 
weiter  gepflanzt   worden  wären. 

Vor  allem  muss  man  den  Charakter 
der  Bäume  studieren,  damit  die  An- 
ordnung passend  getroffen  wird  und 
später  nicht  eine  solche  Gruppe  einem 
plumpen  Haufen  von  Zweigen  und 
Grün  gleiche.  Recht  zierlich  nimmt 
es  sich  aus,  wenn  man  neben  Silber- 
pappeln dunkelblättrige  Zierbäume,  wie 
etwa  Blutbuchen  oder  auch  Goldeichen. 
pflanzt.  Zierweiden  dazwischen  harmo- 


io8 


Kleinere  Mitteilungen. 


nieren  auch  gut.  Solche  Gruppen 
dürfen  jedoch  nicht  zu  nahe  am 
Wege  stehen,  da  durch  die  sich  ent- 
wickelnden Zweige  der  Weg  versperrt 
und  durch  das  Ausschneiden  die 
Gruppe  verunziert  wird.  Steht  die 
Gruppe  zu  nahe  am  Weg.  so  hat  man 
auch  gar  keinen  rechten  Überblick,  es  ist 
schon  besser,  um  sich  an  ihrer  Schön- 
heit zu  erfreuen,  sie  etwas  abseits  zu 
pflanzen.  Hat  man,  um  gleich  dichte 
Gruppen  zu  haben  die  Lücken  mit 
Decksträuchern  bepflanzt,  so  müssen 
diese  nach  einigen  Jahren,  sobald  die 
Lücke  dicht  wird,  entfernt  werden, 
weil  durch  zu  dichtes  Stehen  viele 
Zweige  ersticken,  die,  wenn  sie  freien 
Raum  hätten,  gerade  dekorativ  wirken. 
Es  gilt,  besonders  bei  Nadelhölzern 
darauf  zu  achten,  dass  keine  zu  dichte 
Pflanzung  stattlindet,  weil  dadurch 
die  unteren  Zweige  leiden  und  auch 
die  Pflanzen  einseitig  werden,  und 
gerade  bei  ihnen  muss  man  besonders 
darauf  achten,  dass  sie  nach  allen 
Seiten  egal  gebaut  sind.  Sobald  die 
Coniferen  sich  beengen,  muss  man  sie 
auseinanderpflanzen,  und  es  darf 
unter  keinen  Umständen  versäumt 
werden,  wenn  man  nicht  die  Schön- 
heit der  Pflanzen  opfern  will. 


Mimulus  Intens. 

Wie  gelbe  Streifen  schlingen  sich 
die  Bewässerungsgräben  durch  die 
saftiggrünen  Wiesen  und  an  den 
leuchten  Stellen  derselben  haben  sich 
förmliche  gelbe  Klumpen  gebildet, 
welche  sich  bei  näherer  Betrachtung 
als  Mimulus  luteus,  die  bei  uns  wild- 
wachsende Gauklerblume,  entpuppen. 
Wie  reizend  haben  sich  die  gelben 
Gauklerblumen  doch  hier  an  ihrem 
natürlichen  Standort  entwickelt,  fast 
:;  i  Meter  hohe  Blütenstengel,  die  dicht 
mit  Blumen  besetzt  sind  und  jede 
Pflanze  bringt  über  ein  Dutzend  Blüten- 
stiele hervor ,  die  zu  einer  gelben 
Pyramide  vereint  sind. 

Zur  Bepflanzung  von  Teichufern  und 
der  Wassergräben  giebt  es  wohl  so 
leicht  nicht  eine  ähnliche  Pflanze,  die 
in  Bezug  auf  Pflege  so  wenig  Ansprüche 
macht,  wie  dieser  Mimulus;  er  gedeiht 
sowohl  im  Wasser  sowie  an  feuchten 
Stellen,  die  selbst  längere  Zeit  des 
Jahres  trocken  sein  können.  Das  gute 
Gedeihen    desselben   hängt  hauptsäch- 


lich   von    einem    feuchten,     schweren 
Boden  ab. 

Die  Vermehrung  ist  eine  ungemein 
leichte  und  ist  am  einfachsten  durch 
Teilung  nach  der  Blüte  zu  bewerk- 
stelligen, die  Stolonen  sind  mit  zahl- 
reichen Wurzeln  ausgestattet,  ebenso 
wie  die  der  anderen  Mimulus,  und  infolge- 
dessen wächst  jedes  Stückchen  bald 
an,  wenn  es  an  feuchten  Stellen  be- 
festigt wird.  Hat  man  erst  einmal 
einige  Pflanzen  von  diesem  Mimulus, 
so  sorgt  die  Mutter  Natur  schon  ganz 
allein  für  dessen  Verbreitung,  denn 
der  ausfallende  sehr  feine  Samen 
wird  vom  Wasser  mit  fortgeführt  und 
an  den  Ausbuchtungen  oder  Krüm- 
mungen der  Flussufer  angeschwemmt, 
wo  derselbe  bald  keimt  und  sich  mit 
seinen  Würzelchen  festhängt,  sodass 
das  Wasser  die  jungen  Pflänzchen 
nicht  mit  fortführen  kann.  Dies  ist 
auch  die  Ursache,  dass  dieser  Mimulus 
in  manchen  Thälern  so  verbreitet  ist. 
Dann  trifft  man  wieder  stunden- 
weit nicht  eine  einzige  Pflanze,  bis 
das  Wasser  des  Flusses  wieder  lang- 
sam fliesst  und  an  einer  Niederung 
teilweise  über  die  Ufer  tritt,  wo  diese 
hübsche  Pflanze  dann  mit  einemmal 
wieder  auftritt  und  bei  geeignetem 
Nährboden   sich   üppig  entwickelt  hat. 

Die  Blumen  erreichen  dieselbe 
Grösse  wie  bei  Mimulus  tigrinus,  und 
gar  lieblich  macht  sich  dieser  Mimulus 
an  einem  Teichrand,  wo  das  Wasser 
gerade  noch  bis  an  die  Wurzel  reicht 
oder  die  Pflanze  theil weise  mit  Wasser 
bedeckt  und  mit  dem  Grün  der 
Wiesen  und  den  gelben  Blumen  ver- 
schwommen ist,  oder  zwischen  dem 
Ufergebüsch  hindurch  schimmert;  die 
gelben  Blütenrispen  nehmen  sich  gar 
hübsch  zwischen  den  Schilfarten  aus 
und  bringen  Abwechslung  in  das  Ein- 
förmige der  Binsen-  und  Carexarten. 
dann  wieder  zwischen  dem  Gestein 
der  herabfallenden  Wasser  im  Ver- 
ein mit  Campanula  urticifolia  und 
Valeriana  officinalis  zwischen  dem 
Lysimachia  numularia  den  Boden 
dicht  bedeckt. 

Für  Landschaftsgärtner  hat  daher 
dieser  Mimulus  grossen  Wert  und 
empfiehlt  es  sich,  recht  viel  davon  zu 
verwenden,  da  die  Blütezeit  vom 
Sommer  bis  in  den  Herbst  andauert, 
indem    sich    die    Pflanzen    allmählich 


Kleinere  Mitteilungen. 


309 


entwickeln;  zuerst  beginnt  der  Flor 
der  alten  Pflanzen  und  dann  folgt  der 
der  Sämlinge  und  derjenigen,  die 
wenig  begünstigten  Standort  haben. 

Auch     als     Schittblumen     sind     die 

langen  Blütenrispen  gut  zu  verwenden. 

da,  wenn  in  Wasser  gestellt,  allmählich 

alle  Knospen  zur  Entwicklung  kommen. 

f.    Hiemüller, 

Gr.-Tabarz  (Villa  Spindler). 

Am  Tage  von  Grossgörschen, 
am  _\  Mai,  dem  Ehrentage  des  1.  Garde- 
Regiments  z.  F..  überreichte,  wie 
nachträglich  bekannt  wurde,  das  Offi- 
zierkorps des  Regiments  dem  Kaiser 
eine  Anzahl  grüner  Zweige  von  den 
Lebensbäumen  und  Epheuranken  des 
Friedhofes  zu  Grossgörschen,  sowie 
Primeln  von  den  dortigen  Wiesen,  die 
dem  ( »tlizierkorps  auf  seinen  besondern 
Wunsch  von  Grossgörschener  Schul- 
kindern gesammelt  und  zugesandt 
worden  waren.  Der  Kaiser  freute 
sich  sehr  über  diese  Aufmerksamkeit. 
Das  Offizierkorps  sandte  den  kleinen 
Sammlern  folgende  Depesche:  »Seine 
Majestät  der  Kaiser  und  König  hat 
sich  über  die  Spende  der  Gross- 
görschener Schule  an  das  Offizier- 
korps des  1.  Garde-Regiments  z.  F. 
aufrichtig  gefreut  und  spricht  ihr 
seinen  Königlichen  Dank  aus.« 

San  Jose-Schildlaus. 

Mit  der  San  Jose-Schildlaus  besetzt 
gelunden  wurden  in  Hamburg  Anfang 
1898  344  Kisten  kalifornischer  Aepfel, 
in  der  Saison  1898/99  675  Kisten  und 
27  Fässer  westamerikanischer  Aepfel, 
sowie  ein  Fass  aus  Virgrinien. 


Neuere  Erzeugnisse  aus  Papierstoff. 

In  einer  der  letzten  Versammlungen 
der  Polytechnischen  Gesellschaft  hielt 
der  Chemiker  Ferenci,  Redakteur 
der  »Papierztg.«,  einen  eingehenden 
Vortrag  über  »NeuereErzeugnisse  aus 
Papierstoff  .  An  der  Hand  zahlreicher 
Muster  wurden  vornehmlich  solche 
technisch  wichtigen  Waren  beschrieben, 
bei  deren  Herstellung  die  Zellenform 
des  Rohstoffes  (Pflanzenfaser)  durch 
chemische  Vorgänge  zerstört  wird. 
Da  ist  zuerst  das  Pergamentpapier, 
das  dem  aus  Tierfei]  hergestellten 
echten     Pergament     durchaus     ähnelt 


und  ebenso  wasserdicht  ist.  Es  wird 
gewonnen,  indem  man  ungeleimtes 
Papier  in  Schwefelsäure  von  500  Gr. 
Be.  taucht  und  den  Säureüberschuss 
durch  Waschen  und  Neutralisieren  ent- 
fernt. Je  nach  der  Dicke  und  Stoff- 
zusammensetzung des  benutzten 
Papieres  wird  es  als  »Emballage- 
pergament« zur  Verpackung  von 
Butter,  Käse,  Konserven  etc.,  als  »Seiden- 
pergament«  zum  Ersatz  des  Stanniols 
für  Kanditen,  Schokoladen  u.  s.  w.. 
als  »Einsiedepergament«  zum  Ver- 
schluss von  Dunstobstgläsern,  als 
»Osmosepergament«  zum  Entzuckern 
der  Nachprodukte  von  Rübenzucker- 
fabriken und  als  »Pauspergament'; 
zum  Durchpausen  von  Zeichnungen 
vielfach  vorteilhaft  verwandt.  Neuer- 
dings dient  es  auch  in  besonders 
grossen  Blättern  als  »Leichenhülle«, 
und  verhindert,  mit  desinfizierenden 
Stoffen  getränkt,  das  Durchsickern  von 
Zersetzungsflüssigkeit  aus  den  Sarg- 
fugen, wie  es  andererseits  den  Leichen- 
geruch hinreichend  lange  zurückhält. 
Durch  andauerndes  Mahlen  von  Sullit- 
zellstoff,  also  ohne  chemische  Ein- 
wirkung, stellt  man  ein  Pergament- 
Ersatzpapier  her,  das  anDurchsichtigkeit 
undUndurchdringlichkeit  gegen  Wasser 
und  Fett  dem  vorgenannten  Pergament- 
papier nahekommt  und  nur  halb  soviel 
kostet.  Sehr  dünn,  glasig  durchsichtige 
Sorten  werden  »Pergamyn«  genannt 
und  dienen  in  den  verschiedensten 
Färbungen  zum  Verpacken  feinerer 
Waren.  Setzt  man  das  Zermahlen 
des  Zellstoffs  bis  zur  vollkommenen 
Faservernichtung  fort  und  lässt  den 
erhaltenen  Brei  durch  freiwillige  Ver- 
dunstung trocknen,  so  erhält  man 
Blöcke  amorphen  Zellstoffes,  das  Cellu- 
lith,  das  sich  wie  Florn,  Ebonit  u.  dgl. 
Stoffe  bearbeiten  lässt  und  als  Binde- 
mittel für  Schmirgel-Schleifscheiben 
sich  besonders  bewährt  hat;  ebenso 
haben  sich  Dichtungsringe  von  Cellu- 
lith  genügend  elastisch  und  sehr 
widerstandsfähig  erwiesen.  Einen 
vierten  Stoff,  die  Vulkanfiber,  erzielt 
man  durch  l^mwandlung  des  Zellstoffs 
mittels  konzentrierter  Lösungen  von 
Zinkchlorid  oder  Kupferoxydammoniak: 
aus  ihr  werden  ausser  einer  vor- 
züglichen Pappe  in  biegsamer  Form, 
der  llexibelen  Vulkanfiber«,  Ersatz- 
stücke für  Gummi  und  Leder  (Pumpen- 
klappen,   Ventilsitze,     Röhren,    Stock- 


3io 


Unterrichtswesen.  —  Aus  den  Vereinen. 


griffe  etc.),  in  harter  Form,  in  neuester 
Zeit  auch  Zahnräder  hergestellt,  die 
sich  durch  einen  stossfreien,  nahezu 
geräuchlosen  Gang  auszeichnen.  Papier 
ist  auch  die  Grundlage  für  die 
Fabrikation  des  bekannten  Celluloids. 
das  aus  einer  Art  Schiessbaumwolle 
mit  Kamphor  gemischt  besteht  und 
zur  Herstellung  von  Schmuck-  und 
Galanteriewaren  viel  benutzt  wird ; 
auch  die  kinematographischen  Bilder 
bestehen  daraus.  Ein  Nachteil  ist 
seine  Leichtentzündlichkeit,  die  auch 
seinerzeit  den  furchtbaren  Brand  des 
Wohlthätigkeitsbazars  in  der  Rue  Jean- 
Goujon  zu  Paris  veranlasst  hat,  indem 
ein  Celluloid-Plakat  Feuer  fing.  Ein 
Celluloseprodukt,    das    von    dem   eng- 


I  lischen     Ghemiker     Gross     erfundene 
I   Pergamoid,  besitzt  dessen   gute  Eigen- 
|   schaften,  aber  seine  Leichtempfindlich- 
keit   nicht,    so    dass    ihm   eine    grosse 
j  Zukunft    blühen     dürfte.      Die    hiesige 
I  Pergamoid-Gesellschaft     bringt    u.     a. 
Tapeten,    Gewebe,    Kunstleder    etc.   in 
den  Handel,    die   wasserdicht  und   ab- 
waschbar zugleich  sind;   selbst  Kunst- 
seide    wird     daraus     hergestellt,     die. 
wenn    sie   auch  nicht  ganz   die  Festig- 
keit der  aus  Coconfäden   hergestellten 
erreicht,    diese   an  Glanz   übertrifft.  — 
Zum  Schluss  seines  Vortrags  erwähnte 
Redner    noch     die     Viscose     und     das 
Viscoid,  wovon  die  erstere  als  Appre- 
turmittel     für      Gewebe      eine      aus- 
gezeichnete Verwendung  findet. 


Unterrichtswesen. 


Ausbildung  in  der  Landwirtschaft. 

Ausser  der  israelitischen  Erziehungs- 
anstalt in  Ahlem  bei  Hannover,  wo 
seit  einigen  Jahren  mit  gutem  Erfolge 
jüdische  Gärtner  ausgebildet  werden, 
finden  jetzt  bei  dem  Vorstandsmitgliede 
des  »Vereins  zur  Förderung  der  Boden- 
kultur unter  den  Juden  Deutschlands«, 
dem  Rittergutsbesitzer  Dr.  S.  Papilsky 
in  Gablenz  bei  Gassen,  Provinz  Branden- 
burg, jüdische  landwirtschaftliche 
Eleven  Aufnahme  und  Gelegenheit, 
sich  nicht  nur  in  der  praktischen, 
sondern  auch  in  der  theoretischen 
Landwirtschaft  auszubilden.  Einige 
Zöglinge  sind  bereits  aufgenommen, 
darunter  einer,  der  die  jüdische  Gärtner- 


schule in  Ahlem  durchgemacht  hat. 
Dr.  Papilsky,  der  bereits  vor  neun 
Jahren  in  verschiedenen  jüdischen 
Blättern  für  Gründung  von  Vereinen 
zur  Ausbildung  jüdischer  Landwirte 
eingetreten  ist  und  im  Jahre  1892  mit 
dem  Baron  Hirsch  darüber  eingehend 
konferiert  hatte,  beabsichtigt  nun,  wenn 
eine  Anzahl  geeigneter  jüdischer  junger 
Leute  sich  meldet,  eine  jüdische  land- 
wirtschaftliche Privatschule  zu  organi- 
sieren. Ferner  hat  Dr.  Papilsky,  um 
weiter  Propaganda  für  die  Sache 
machen  zu  können,  es  übernommen, 
ein  Adressbuch  der  jüdischen  Grund- 
besitzer, Gutspächter  und  Inspektoren 
etc.  herauszugeben. 


Aus  den  Vereinen. 


Allgemeiner  Deutscher  Gärtnerverein, 

Abteilung  Stelle  nn  ach  weis  (Berlin, 
Weissenburgerstr.  66).  Die  Bewegungen 
auf  dem  Arbeitsmarkte  zeigten  im 
Monat  April  ein  ähnlichesBild  wie  der 
März,  mit  dem  einzigen  unterschiede, 
dass  die  Nachfrage  nach  Arbeits- 
kräften ein  wenig  stärker  hervortrat. 
Für  Berlin  und  Vororte  meldete  die 
gewerbliche  Gärtnerei  231  offene 
Stellen,  während  sich  nur    112  Stelle- 


suchende einschreiben  Hessen.  Ver- 
schiedene bezw.  die  meisten  der  sich 
meldenden  Stellesuchenden  hatte  ihre 
bis  dahin  innegehabten  Stellen  wegen 
zu  langer  Arbeitszeit  (13  und  14  Stunden 
täglich)  aufgegeben.  Die  schon  vorigen 
Monat  eingetretene  Steigerung  der 
Löhne  hielt  an.  Sehr  bemerkenswert 
ist,  dass  ein  geradezu  verschwindender 
Zuzug  von  »Ausgelernten«  stattfand, 
die  in    früheren  Jahren   um   diese   Zeit 


Litteratur. 


3U 


die  Reichshauptstadt  überfluteten.  Es 
musste  daher  so  mancher  Prinzipal, 
der  sonst  regelmässig  aus  diesen  an- 
gehenden Flora-Jüngern  sein  Personal 
zu  ergänzen  pflegt,  nach  eine  etwas 
ältere  Jahresklasse  greifen.  —  Die  von 
ausserhalb  der  Provinz  Brandenburg 
gemeldeten  Stellen  blieben    überhaupt 


unbesetzt.  Ein  grösserer  Teil  von 
Engagements  wurde  übrigens,  ausser 
den  in  den  Büchern  vermerkten,  auch 
wieder  ausserhalb  der  Geschäfts- 
stunden im  Verkehrslokal  abge- 
schlossen. —  Der  Privatgartenbau  ver- 
langte 16  Gärtner,  jedoch  sämtliche 
als  »ledig«. 


Litteratur. 


Dr.  August  Garcke,  Professor  an 
der  Universität  und  Kustos  am  Kgl. 
Botanischen  Museum  zu  Berlin, 
Illustrierte  Flora  von  Deutsch- 
land. 18.  neubearbeitete  Auflage,  mit 
760  Originalabbildungen,  Berlin,  Ver- 
lagsbuchhandlung Paul    Parey    1898. 

Mit  Recht  heisst  es  in  der  Vorrede 
dieser  trefflichen  Flora:  Wenn  ein 
Buch  während  eines  Zeitraumes  von 
fast  50  Jahren  (am  16.  Dezember  1848 
wurde  der  Verlagsvertrag  abge- 
schlossen) in  der  achtzehnten  Auflage 
erscheint  und  in  mehr  als  55000  Exem- 
plaren verbreitet  ist,  so  darf  man 
annehmen,  dass  es  sich  der  Gunst 
des  Publikums  erfreut.  Dem  ist  in 
der  That  so,  und  wir  wüssten  kaum 
etwas  Neues  zu  seinem  Lobe  zu  sagen. 
Erfreulich  ist,  dass  der  Verfasser 
nicht  dem  strengsten  Prioritätsprinzip 
folgt  und  in  dieser  neuesten  Auflage 
mehrere  allbekannte  Namen  wieder 
eingeführt  hat.  Bei  einer  neuen  Auf- 
lage hätten  wir  den  Wunsch,  dass  die 
allgemeiner  verbreiteten  Gartenpflanzen 
etwas  mehr  berücksichtigt  werden 
möchten;  das  ist  z.  B.  in  Wunsches 
Flora  und  in  Potonies  Flora  geschehen; 
freilich  auf  Kosten  der  genauen  Stand- 
orte der  wilden  Pflanzen,  die  Garckes 
Flora  gerade  so  wertvoll  machen. 
L.  Wittmack. 

Die  neu  begründete  Biologische  Ab- 
teilung des  kaiserlichen  Gesundheits- 
amtes veröffentlicht  ihre  erste  Arbeit 
unter  dem  Titel:  Autforderung  zum 
allgemeinen  Kampf  gegen  die 
Fusicladium-  oder  sogen.  Schorf- 
krankheit des  Kernobstes  von 
Prof.  Dr.  Frank-Berlin,  und  giebt 
darin  eine  ähnliche  Abbildung  be- 
spritzter und  unbespritzter  Apfel,   wie 


die  Gartenflora  sie  in  No.  1  d.  J.  brachte. 
Die  Aufforderung  verdient  die  grösste  Be- 
herzigung, und  um  der  kleinen,  vierSeiten 
umfassenden  Schrift  die  allgemeinste 
Verbreitung  zu  verschaffen,  ist  sie  bei 
der  Verlagsbuchhandlung  Paul  Parey- 
Berlin  zu  5  Pfennig,  25  Exempl.  zu 
80  Pfennig  zu  haben.  Yiele  gärtnerische 
und  landwirtschaftliche  Vereine  haben 
sie  ihren  Mitgliedern  zugesandt. 


L'horticole  coloniale.  Ueber  die 
Neubegründung  einer  grossen  Gesell- 
schaft in  Brüssel  mit  einem  Kapital 
von  2  400  000  Frcs.  unter  dem  Namen 
»L'horticole  coloniale«  berichtet  die 
belgische  »La  Chronique«:  Der  Zweck 
der  Gesellschaft  ist  die  Pflege  des 
tropischen  Gartenbaues  und  die  Auf- 
zucht von  Pflanzen,  welche  den  Kolo- 
nien nützlich  sein  können.  Die  neue 
Gesellschaft  wird  unter  der  Leitung 
des  weitbekannten  M.  Lucien  Linden 
stehen,  dessen  Name  allein  schon  für 
die  nutzbringende  Thätigkeit  der  Ge- 
sellschaft bürgt.  Die  Gesellschaft  hat 
die  Anlagen  und  Grundstücke  des 
L'horticulture  international  im  Leopold- 
park sowie  die  Gewächshäuser  von 
Moortebeke  erworben,  von  denen  die 
letzteren  durch  die  grossartigen  Orchi- 
deenkulturen von  Lucien  Linden  &  Co. 
bekannt  sind.  Ausserdem  erbaut  die 
Gesellschaft  in  Linthout  neue  Gewächs- 
häuser, in  denen  in  grossen  Mengen 
( »ekonomiepflanzen,  wie  Kautschuck, 
( luttapercha.  Kaffee,  Kakao  u.  a.,  auch 
Arzneipflanzen  gezogen  werden  sollen, 
um  dann  in  die  Kolonien  zum  Weiter- 
anbau geschickt  zu  werden.        J.  B. 

Lehrhefte  für  den  Einzelunter- 
richt an  Gewerbe-  und  Iland- 
werkerschulen.     7.  Für  Gärtner,  be- 


312 


Ausstellungen  und  Kongresse.  —   Personal-Nachrichten. 


arbeitet  von  Wilhelm  Wassberge, 
Stadt.  Obergärtner  und  Fachlehrer  an 
der  Handwerker-  und  Kunstgewerbe- 
Schule  in  Hannover.  Leipzig.  Verlag 
von  Seemann  &  Comp.   1899. 

Das  Heft  umfast  6  Tafeln  ,  Zeich- 
nungen mit  erläuterndem  Text.  Die 
ersten  vier  Tafeln  zeigen  geometrische 
Figuren,  die  das  Quadrat,  den  Kreis 
und  Halbkreis  zur  Grundform  haben; 
Tafel  4  giebt  verschiedene  Grund- 
formen. Tafel  5  giebt  Anleitung  zum 
Zeichnen      von      Gehölzgruppen      und 


Tafel  6  einen  vollständigen  Garten- 
Grundplan.  Die  Anordnung  ist  klar 
und  bestimmt,  und  deshalb  verdient 
das  Werk  für  den  beabsichtigten  Zweck 
wohl  empfohlen  zu  werden.  H. 


Die  bisher  in  Hamburg  erschienene 
Zeitschrift  »Der  Landschaftsgärtner« 
ist  in  den  Besitz  des  Herrn  E.  Pfyffer 
von  Altishofen  übergegangen  und 
wird  vom  Juni  ab  mit  der  »Zeitschrift 
für  Landschaftgärtnerei  und  Garten- 
Architektur«  verschmolzen  werden. 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


Bie brich.      Rosen -Ausstellung 
des  Gartenbau-Vereins  im  Juni. 


Genf.  Internationale  Gartenbau- 
Ausstellung  der  Societe  helvetique 
d*Horticulture  de  Geneve  vom  14.  bis 
20. Juni.  Anmeldungen  an  G.Nitschner 
fils.  Rue  de  Mont  Blanc   17  in  Genf. 


Stuttgart.  Rosen-Ausstellung 
in  Verbindung  mit  der  Jahresversamm- 
lung des  Vereins  deutscher  Rosen- 
freunde Anfang  Juli.  Anmeldungen  an 
Wilhelm  Pfitzer  in  Stuttgart.  Militär- 
strasse 74. 

Dortmund,  14-—  -4-  September  1899. 
Der  Gartenbau -Verein  zu  Dortmund 
wird  vom  14. — 24.  September  1899 
eine  grössere  Gartenbau  -  Ausstellung 
in  den  Räumen  und  Anlagen  des 
»Fredenbaum«     abhalten.       Die     Aus- 


stellung soll  umfassen:  Alle  Erzeug- 
nisse des  Garten-  und  Obstbaues,  ferner 
Garten  -  Architektur,  Ornamentik  und 
Binderei.  Gewächshaus-  und  Heizungs- 
anlagen, Erzeugnisse  der  Forstkultur 
und  Bienenzucht,  sowie  alle  technischen 
Hilfsmittel,  litterarischen  Werke  und 
Pläne  vorgenannter  Fächer.  Anfragen 
sind  an  den  Ausschuss  der  Gartenbau- 
Ausstellung,  z.  H.  des  Herrn  Stadt- 
gärtner Schmidt,  zu  richten. 

Landsberg  a.  W.,  21. — 24.  Sep- 
tember 1899.  Obst-  und  Gartenbau- 
Ausstellung  des  Märkischen  Obstbau- 
Vereins.  Anfragen  an  das  Komite  der 
Ausstellung  in  Landsberg  a.  W. 

Dresden.  Jubiläums  -  Ausstellung 
des  Landesobstbau-Vereins  für  das 
Königreich  Sachsen  vom  14. — 19.  Ok- 
tober. Das  Programm  ist  zu  beziehen: 
Gerokstrasse  45. 


Personal-Nachrichten. 


Dem  Gärtnereibesitzer  G.  van 
Noordt,  Inhaber  der  Firma  P.  van 
Noordt  u.  Söhne  zu  Boskoop.  (Holland) 
ist  das  Prädikat  eines  Kgl.  preussischen 
Hoflieferanten  verliehen  worden. 

Am  1.  Mai  feierte  der  Kgl.  Garten- 
baudirektor Franz  Goeschke  den 
Tag    seiner    25jährigen  Thätigkeit    am 


Königl. 
Proskau. 


pomologischen     Institut     zu 


F)er  Vorsteher  der  erst  vor  kurzem 
begründeten  biologischen  Abteilung 
des  Kaiserlichen  Gesundheitsamtes  zu 
Berlin,  Professor  Dr.  Frank,  Mitglied 
unseres  Vereins,  ist  zum  Kaiserlichen 
Geheimen  Rearierun2,srat  ernannt. 


^J&Z>~, 


Bougainvillea  glabra  Choisy  var.  Sanderiana. 

Von  L.  Wittmack.  Hierzu  Tafel  1463.) 
lie  von  Commerson  zu  Ehren  des  berühmten  französischen;  See- 
fahrers Louis  Antoine  de  Bougainville  (*  11.  November  1729 
f  31.  August  1781)  aufgestellte  Gattung  Bougainvillea  gehört  zu  der  mit  den 
Xelkengewächsen  und  Amarantaceen  verwandten  kleinen  Familie  der  Nycta- 
ginaceae,  zu  denen  auch  die  bekannte  Wunderblume,  Mirabilis  Jalappa,  gehört. 

Charakteristisch  ist  für  die  ganze  Familie,  dass  die  Blüten  fast  immer 
am  Grunde  von  Hochblättern  umgeben  sind,  die  besonders  bei  Bougainvillea 
meist  eine  prächtige  Farbe  annehmen.  Diese  Hochblätter  oder  Deckblätter 
sind  bei  Bougainvillea  meist  zu  drei  vorhanden,  ihre  Mittelrippe  ist  an  der 
Basis  dem  Blütenstiel  fest  angewachsen  und  das  ganze  Gebilde  fällt  als  ein 
Ganzes  ab,  um,  wieHeimerl  inEngler  &  Prantl,  Natürliche  Pflanzenfamilien 
III  1,  Abt.  b,  S.  20  treffend  bemerkt,  ähnlich  wie  bei  unsern  Linden  fortgetragen 
zu  werden. 

Choisy  charakterisiert  die  Gattung  Bougainvillea  in  De  Candolle  Pro- 
dromus  XIII  2.,  S.  4^7,  folgendermassen: 

Hülle  oder  Deckblatt,  gross,  häutig,  an  der  Basis  jeder  Blüte,  dieser 
fast  bis  zur  Mitte  ansitzend,  Blütenstiel  dem  Deckblatt  angewachsen.  (Blumen- 
krone fehlend  L.  W.)  Perigon  (Blüte)  röhrenförmig,  Saum  kurz  (in  der  Knospe 
eingekrümmt  L.  W.)  Staubgefässe  7 — 8,  eingeschlossen,  unten  verwachsen. 
Griffel  seitlich,  Narbe  verdickt  oder  keulenförmig  (vgl.  dagegen  Fig.  h  unserer 
Tafel,  sie  ist  lineal,  allmählich  zugespitzt  und  einseitig  mit  Narbenhaaren  besetzt). 
Sträucher  oder  kleine  Bäume,  oft  kletternd  und  dornig,  Blumen  gehäuft  und 
durch  die  Brakteen  schön  gefärbt;  Blätter  abwechselnd.  Alle  Arten  in  Süd- 
amerika, eine  zweifelhafte  in  Asien.  Der  Name  ist,  wie  Choisy  mit  Recht  her- 
vorhebt, Bougainvillea  zu  schreiben,  obwohl  Commerson  denselben 
Buginvillea,  Andere  noch  wieder  anders  schrieben. 

An  gedachtem  Orte  giebt  Choisy  auch  die  Beschreibung  der  von  ihm 
aufgestellten  Art  B.  glabra. 

A  rtcharackter.  Bougainvillea  glabra  Choisy.  Stengel  strauchig,' glatt, 
dornig,  Dornen,  kurz,  kaum  hakenförmig.  Blätter  lanzettlich,  zugespitzt, 
glatt,  kurz  gestielt,  Rispe  endständig,  mittelgross,  Deckblätter  anfangs  elliptisch- 
lanzettlich,  endlich  elliptisch-eiförmig,  aderig-durchscheinend,  Perigon  (Blüte) 
ungefähr  so  lang  wie  die  Deckblätter.  An  hoch  gelegenen  Orten  der  Pro- 
vinzen Rio  de  Janeiro,  St.  Paulo,  Minas  Geraes,  Moritiba,  Ilheos  und  weiter  in 
Brasilien. 

Strauch  rötlich,  beblättert,  Blätter  meist  lederartig,  1—2  Zoll  lang. 
Blattstiel  drei  Linien  lang.  Deckblätter  etwa  zolllang,  rosa,  die  älteren  stumpf. 
Perigon  acht  Linien  lang.  Frucht  fünfrippig,  vier  Linien  lang,  glatt,  grau. 
Variiert  mit  bald  kleineren,  bald  grösseren  Blättern. 


o\a  Bougainvillea  glabra  Choisy  var.  Sanderiana. 

Unterscheidet  sich  von  der  bekannten  B.  spectabilis  Willd.  und  der  un- 
schönen B.  virescens  Choisy.  die  grünliche  Deckblätter  hat.  dadurch,  dass  sie 
in  allen  Teilen  ganz  glatt  ist,  während  bei  B.  spectabilis  Zweige  und  Blätter 
weichhaarig,  bei  B.  virescens  die  Zweige  sogar  zottig  sind,  ferner  durch 
mehr  verlängerte  und  dünnere  Blätter. 

Vergleicht  man  die  von  Choisy  angegebenen  Masse  mit  denen  unserer 
Abbildung,  so  erkennt  man  deutlich,  wie  viel  grösser  die  Pflanze  in  der 
Kultur,  besonders  die  Varietät  Sanderiana  ist.  Letztere  wurde  von  unserem 
Landsmann  F.Sander  &  Co.,  S.  Albans  und  Brügge,  am  1.  Oktober  1894  In 
den  Handel  gegeben;  wir  sahen  sie  in  Paris  ausgestellt  im  Mai  1895  in  ca. 
2  m  hohen  herrlichen  Exemplaren  (vergl.  „Gartenflora"  1895,  S.  345).  Herr 
Georg  Kittel  s.  Z.  Obergärtner  im  Gräfl.  Magnischen  Garten  zu  Eckersdorf 
bei  Neurode  in  Schlesien,  jetzt  Inspektor  bei  Herrn  Königl.  Gartenbaudirektor 
Haupt  in  Brieg,  bei  dem  er  schon  früher  tätig  war,  bezog  von  Sander  ein 
Exemplar,  und  bei  Kittels  anerkannter  Meisterschaft  in  der  Kultur  erzielte  er 
gar  bald  herrliche  Resultate.  Am  28.  Juli  1898  überraschte  er  den  Verein 
durch  einen  ca.  1  m  hohen  und  7c  cm  breiten  Ast,  der  überreich  mit  Blüten 
bezw.  den  schönen  Blütenhüllen  besetzt  war.  Wie  wir ,, Gartenflora"  1898,  S.  430, 
bereits  berichtet,   zählten  wir  auf  2/3  qm  Fläche  ca.  250  Blüten. 

Ein  Teil  dieses  Astes  ist  auf  beifolgender  Tafel  1463  von  Herrn  Schade 
trefflich  wiedergegeben.  Die  Farbe  der  Deckblätter  variiert  mit  dem  Alter,  in 
der  Jugend  sind  sie  am  dunkelsten. 

Sander  &  Co.  bildeten  die  Pflanze  auf  der  Rückseite  ihres  Kalaloges  von 
1894  in  einem  Holzschnitt  als  Topfgewächs  ab  und  empfahlen  sie  als  eine 
neue,  leicht  wachsende  und  reich  blühende  Pflanze  für  Schnittzwecke.  Sie 
schreiben:  „Wir  haben  diese  neue  Bougainvillea  in  einem  Gewächshaus  ge- 
zogen, wo  sie  während  7  Monaten  unaufhörlich  geblüht  hat,  und  zwar  waren 
junge  wie  ältere  Pflanzen  gleichmässig  wie  mit  Blumen  übersäet.  Das  Haus 
glich  einem  Blumenmeer  und  noch  jetzt  —  Ende  Dezember  — ■  sind  Hunderte 
von  Pflanzen  in  Blüte.  Die  vollen  leuchtenden  Blumen  sind  ausserordentlich 
haltbar  und  massgebendem  Urteil  zufolge  wird  unsere  Bougainvillea  eine  vor- 
zügliche Marktpflanze  werden.     Die  Kultur  ist  äusserst  einfach.'" 

Herrliche  kleine  Topfpflanzen  sahen  wir  von  Herrn  Sallier  auf  der  Peters- 
burger Ausstellung,  thatsächlich  wie  Sander  beschrieben,  mit  Blüten 
übersäet. 

Die  an  der  Riviera  und  in  ganz  Italien  die  Wände  bekleidende  Bougain- 
villea, die  nach  Herrn  Gartenbaudirektor  Lackner  besonders  im  Botanischen 
Garten  zu  Palermo  so  schön  ist  (Gartenfl.  1898  S.  430)  ist,  so  viel  wir  aus 
E.  Sauvaigo,  Les  Cultures  sur  le  Litoral  de  la  Mediterranee,  Paris  1894,  S.  24, 
ersehen,  Bougainvillea  spectabilis  Willd.  (B.  fastuosa  Herinq).  Sie  gedeiht  in 
leichtem  Boden,  muss  aber  Schutz  vor  Winden  haben.  Man  schneidet  und 
pinziert  die  langen  Triebe,  um  kurze  Zweige,  die  blühen,  zu  erzielen.  Die 
Vermehrung  erfolgt  nach  Sauvaigo  im  Herbst  oder  im  Frühjahr  durch  Steck- 
linge von  jungem,  halbreifen  Holz,  auf  warmen  Beeten  in  Sand  oder  Haide- 
erde,  auch  durch  Ableger  oder  Wurzelstecklinge. 

Herr  Sander  schreibt  uns:  Bougainvillea  glabra  sei  an  der  Riviera  selten, 
meist  sei  es  B.  spectabilis. 


Bougainvillea  glabra  Choisy  var.  Sanderiana. 3  1  5 


Herr  Ed.  Andre,  der  eine  prachtvolle  Abbildung  von  B.  glabra  in  der 
Revue  horticole  1889  S.  276  gab  und  der  selber  eine  Villa  an  der  Riviera  hat, 
telegraphirt  uns  aber  es  sei  B.  glabra. 

Herr  Dr.  II.  Ross,  früher  in  Palermo,  jetzt  Custos  am  Kgl.  botanischen 
Garten  in  München,  schreibt  uns:  Die  Bougainvilleen  im  Gewächshause  des 
botanischen  Gartens  in  Palermo  sind  vier  verschiedene  Arten;  die  schönste  und 
grösste  ist  B.  speetabilis!  Die  im  Freien  dort  häufig  angepflanzte  ist  eben- 
falls B.  speetabilis. 

l'fber  Bougainvillea  glabra  Sanderiana  bemerkt  uns  Herr  Sander,  es  sei 
ein  reichblühender  Sämling,  der  sich  durch  freieren  Wuchs,  grössere  Blumen, 
schönere  Farbe  und  namentlich  durch  seine  Blühwilligkeit  auszeichnet,  während 
die  Stammart  B.  glabra  nicht  leicht  blüht.  Er  hat  noch  ca.  12  andere  Sämlinge, 
die  aber  nicht  hervorragend  sind,  ebenso  hat  er  Kreuzungen  vorgenommen, 
die  indess  noch  nichts  Gutes  ergeben  haben. 

Herr  Kittel  berichtet  uns  über  die  Kultur  der  Bougainvillea  glabra 
folgendes:  Ein  Zufall  wollte  es,  dass  dieser  reizenden  Schlingpflanze  des  Kalt- 
hauses ein  Platz  angewiesen  wurde,  an  welchem  sie  sich  recht  bald  als 
„kalkliebend"  kennzeichnete.  Sie  wurde  ausgepflanzt  und  das  Pflanzloch  an 
einer  Stelle  des  Hauses  ausgeworfen,  deren  Untergrund  aus  altem  Bauschutt 
bestand.  Als  sie  das  ihr  gereichte  Material,  Lauberde,  Sand  und  etwas  Lehm 
durchwurzelt  und  Fühlung  mit  der  sie  umgebenden  Masse  bekam,  schien  ihr 
neues  Leben  gekommen.  Die  Pflanze  verlor  gänzlich  ihren  ehemaligeu  strauch- 
artigen Character  und  bildete  von  unten  aus  lange  Wurzelschösslinge  (Loden), 
welche  schnell  nach  dem  Glase  emporstrebten.  Es  wurden  nun,  dem  Platz 
entsprechend,  die  zwei  stärksten  Triebe  gewählt  und  hinaufgeleitet,  alle  anderen 
aber  zurückgeschnitten.  Die  alte,  ursprüngliche  Pflanze  wurde  erhalten  und 
erst  später,  nach  und  nach,  zu  Gunsten  der  neuen  Leittriebe  reduzirt  und  dann 
schliesslich  gänzlich  fortgenommen. 

Die  hochgezogenen  Loden  blieben  bis  zum  Glase  ohne  jede  Verzweigung, 
erst  von  der  Biegung  an,  also  in  wagrechter  Lage  weiterlaufend,  bildeten  sie 
eine  reiche  Verästelung  mit  gleichzeitigem  Blütenansatz.  Gärtner,  wie  Lieb- 
haber waren  entzückt  über  den  nun  folgenden  Flor;  tausende  offene  Blumen 
gaben  eine  herrliche  Gesamtwirkung,  die  das  Auge  immer  und  immer  wieder 
hinlenkten  auf  dieses  prächtige  Blütendach. 


T  a  f  e  1  e  r  k  1  ä  r  u  n  g. 
a.  Stück  eines  3  ,  m  langen  Zweiges  in  natürlicher  Grösse,  b.  Die 
3  Blüien  eines  Blütenstandes  mit  ihren  3  Hüll-  oder  Deckblättern,  c  Perigon 
in  der  Knospe,  d.  Oberer  Teil  desselben  zur  Blütezeit.  e.  Perigon  und 
Fruchtknoten  im  Längsschnitt,  mit  dem  einzigen  Samen  auf  einer  centralen 
Placenta  (Mutterkuchen),  f.  Staubfäden,  unten  verwachsen,  und  Fruchtknoten, 
g.  Staubbeutel  mit  2  fast  kugeligen  Hälften,  h.  Fruchtknoten  mit  linealer  ein- 
seitswendig  behaarter  Narbe. 


ßl6  859.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc. 


859.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues 

am  25.  Mai  1899. 

Vorsitzender:  Der  2.  Stellvertreter  des  Direktors,  Herr  Königl.  Garteninspektor 

W.  Perring. 
I.  Der  Vorsitzende  weist  darauf  hin,  dass  er  für  diese  Sitzung  durch  einen 
merkwürdigen  Zufall  der  einzige  Vertreter  des  Vorstandes  sei,  indem 
Herr  Direktor  Lackner,  Herr  Schatzmeister  Loock  und  Herr  Geheimrat 
rat  Wittmack  zur  Zeit  noch  auf  der  internationalen  Gartenbau-Ausstellung 
in  Petersburg  weilten,  und  Herr  Konsul  Seifert  von  seiner  Reise  nach 
dem  Kaukasus  noch  nicht  zurückgekehrt  sei. 
IL  Vorgeschlagen  wurden  zu  wirklichen  Mitgliedern: 

1.  Herr  Max  Drope   zu  Havelhausen    bei  Oranienburg,    durch  Herrn 

Grünenthal; 

2.  „      Max  Schwenke,  Schöneberg-Berlin,    durch  Herrn  Geheimrat 

Wittmack; 

3.  „      Gärtner  Lehmbach,  botanische  Zentralstelle  für  die  deutschen 

Kolonien  im  botanischen  Garten,  durch  Herrn  Garteninspektor 
W.  Perring; 

4.  „      Obergärtner  Mangeot,  Borgsdorf  bei  Berlin,  Plantage,    durch 

Herrn  Lehmann. 
111.  Ausgestellte  Gegenstände:  1.  Herr  C.  Jokisch  von  der  Obstbaumschule 
zu  Gransee  führt  persönlich  seine  ., Märkische  Obstbaumspritze"  vor  und 
bemerkt,  dass  er  diese  höchst  einfache  Handspritze  mit  zwei  abnehmbaren 
Messingbrausen  zunächst  nur  für  seinen  Privatgebrauch  hergestellt  und 
auch  in  der  ersten  Zeit  keinerlei  Reklame  dafür  gemacht  habe.  Erst  als 
sich  die  Brauchbarkeit  seiner  Spritze  herumgesprochen  und  häufig  Nach- 
frage darnach  gekommen  sei,  habe  er  den  Vertrieb  eingerichtet.  Das  sei 
kaum  zwei  Jahre  her,  und  er  habe  bereits  über  2000  Stück  versandt.  Zum 
Spritzen  nehme  er  eine  dünne  Kalkmilch,  oder  setze  eine  Brühe  an,  die 
aus  8  Pfd.  Kalk,  1U  Pfd.  Kienruss  und  100  1  Wasser  bestände.  Seine 
;  Spritze,  die  nur  3,75  M.  koste,  also  wesentlich  billiger  sei  als  die  teuren 
Spritzapparate,  erfülle  vollständig  ihren  Zweck.  Er  habe  sodann  noch  die 
Erfahrung  gemacht,  dass  durch  frühzeitiges  Spritzen,  etwa  Ende  März, 
der  Apfelblütenstecher  den  Bäumen  fern  bleibe  und  auch  die  Komma- 
schildlaus und  die  Schorf krankheit  nicht  aufkomme.  Schliesslich  weist 
Herr  Jokisch  noch  auf  die  günstige  Beurteilung  seiner  Spritze  durch 
Herrn  Prof.  Dr.  Stoll-Proskau  in  der  Mainummer  der  Proskauer  Obstbau- 
Zeitung  hin. 

Herr  Dr.  Krüger  hat  doch  leise  Zweifel,  dass  die  vorgelegte  Spritze 
ebenso  viel  und  so  Gutes  leiste  wie  die  eigentliche  Peronospora-Spritze. 
Herr  Perring  bemerkt,  dass  für  den  botanischen  Garten  eine  Jokisch- 
Spritze  angeschafft  und  damit  Versuche  gemacht  werden  sollen,  über  die 
er  dann  später  berichten  werde.  Herr  Obergärtner  Lehmann  hat  die 
..Märkische  Obstbaumspritze"  bereits  in  Dammsmühle  eingeführt  und 
ist  mit  ihrer  Arbeitsleistung  nach  jeder  Richtung  hin  sehr  zufrieden.  Herr 
Garteninspektor  Weber-Spindlersfeld  meint,  dass  es  eine  bessere  und 
leistungsfähigere  Spritze    kaum    geben    werde.      Bei  ihm    habe   ein  Junge 


85q.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc.  017 

damit  in  2  Tagen  2500  Zwergbäume  ohne  grosse  Anstrengung  bespritzt; 
auch  fände  bei  dieser  Spritze  kein  Besudeln  statt.  Dass  diese  Spritze  zum 
Zerstäuben  von  Petroleum  vielleicht  ungeeignet  sei,  wolle  er  gern  glauben. 
Herr  Inspektor  Dressler -Dalidorf  lobt  ebenfalls  die  „Märkische 
Obstbaumspritze'"'  und  bemerkt,  dass  sie  bei  guter  Arbeit  6—8  m  hoch 
reiche.  Auch  Herr  C.  Junge  -  Steglitz  hat  wegen  der  Höhe  kein 
Bedenken,  die  Spritze  sei  ein  einfaches  und  leicht  zu  handhabendes  Gerät  und 
bewirke  die  Zerstäubung  der  Kupfer- Kalkbrühe  vortrefflich.  Er  müsse 
aber  doch  feststellen,  dass  die  jetzt  von  Herrn  Jokisch  in  den  Handel 
gebrachte  Spritze  nichts  Anderes  sei  als  die  verbesserte  Werdersche 
(  »bstbaumspritze.  Herr  Gärtnereibesitzer  A.  Drawiel  giebt  einen  kurzen 
Rückblick  auf  frühere  Spritzen,  erwähnt  speziell  die  alte  sog.  Hydronette 
und  empfiehlt  die  Hildebrandtsche  Spritze  als  durchaus  praktisch.  Es 
wird  beschlossen,  in  einer  späteren  Versammlung  weitere  Erfahrungen 
über  die  „Märkische  Obstbaumspritze"  auszutauschen. 

2.  Herr  Ernst  Benary-Erfurt  hat  einige  Blumen  einer  neuen  brillant- 
rosa  gefärbten  Cocardeau-Winterlevkoye  eingesandt,  welche  er  in 
diesem  Jahre  einführen  wird  und  deren  ausserordentlich  schöne  Färbung 
allgemein  anerkannt  wurde. 

3.  Herr  Heinrich  Gerdessen  in  Brück  i.  d.  Mark  führte  eine  Kollek- 
tion getriebener  Rosen  in  kleinen  Töpfen  vor  und  theilte  mit,  dass  er  die 
Rosen  im  Jahre  1897  veredelt,  im  Spätherbst  1898  in  Töpfe  gepflanzt,  im 
kalten  Kasten  überwintert  und  vom  Februar  d.  J.  langsam  zur  Vegetation 
angeregt  und  von  Mitte  Mai  ab  zur  Blüte  gebracht  habe.  In  Folge  dieses 
vereinfachten  Verfahrens  könne  er  die  Pflanzen  bedeutend  billiger  ver- 
kaufen als  ein  Jahr  zuvor  in  Töpfen  kultivirte  Exemplare  und  dadurch 
eine  schnellere  Einnahme  und  einen  guten  Nutzen  dabei  erzielen.  Zur 
Frühtreiberei  könnten  frisch  eingepflanzte  Rosen  aber  nicht  verwendet 
werden.  Von  mehreren  Seiten  wurde  darauf  hingewiesen,  dass  dies  Ver- 
fahren durchaus  nicht  neu  sei,  aber  nicht  immer  ein  so  gutes  Resultat 
erzielt  werde. 

4.  Herr  Inspektor  Dressler-Dalldorf  legt  einige  sehr  schöne  gross- 
blumige französische  Maiblumen  vor,  die  der  Verein  vor  mehreren  Jahren 
von  Fortin  bezogen  hat. 

III.  Hierauf  erfolgte  die  Neuwahl  sämtlicher  Ausschüsse;  es  wurden  die 
Herren  Crass  I,  C.  Junge  und  Prof.  Rodenwaldt  vom  Vorsitzenden 
zu  Stimmzählern  ernannt.  Das  Resultat  der  Wahl  war,  dass  sämtliche 
vorgeschlagenen  Mitglieder  der  technischen  Ausschüsse  wiedergewählt 
wurden.  Nur  in  den  Ausschuss  zur  Neuwahl  des  Vorstandes  wurde 
auf  Antrag  des  Vorstandes  an  Stelle  des  Gärtnereibesitzers  Schwarz- 
burg-Pankow, der  durch  den  Tod  seines  einzigen  Sohnes  so  schwer 
heimgesucht  ist  und  sich  deshalb  an  den  Beratungen  dieses  Ausschusses 
wohl  nicht  werde  beteiligen  können,  Herr  Geschäftsführer  C.  Junge- 
Steglitz  gewählt.  Dieser  Ausschuss  besteht  nunmehr  aus  den  Herren 
Urodersen,  Moncorps,  Crass  I,  Junge,  Urban. 

IV.  Hierauf  hielt  Herr  Stadtrat  Töbelmann-Berlin  einen  mit  grossem  Beifall 
aufgenommenen  Vortrag  über  Buschobst.  Derselbe  wird  besonders  ab- 
gedruckt werden. 


2  1$  859.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc. 

V.  teilt  der  Vorsitzende  ein  Schreiben  mit,  welches  Herr  Wirkl.  Geh.  Ober- 
Regierungsrat  und  Ministerialdirektor  Dr.Thiel  namens  des  Kuratoriums  der 
Königl.  Gärtner-Lehranstalt  zu  Wildpark  an  den  Verein  gerichtet  hat, 
worin  für  die  generöse  Stiftung  der  5000  M.  für  den  Stipendienfonds 
herzlich  Dank  gesagt  und  die  Erklärung  abgegeben  wird,  dass  das  Stipen- 
dium unter  den  von  dem  Verein  gestellten  Bedingungen  verwaltet 
werden  soll.     (Siehe  S.  333.) 

VI.  wird  das  Unterstützungsgesuch  des  arbeitsunfähigen  und  auch  in  seiner 
Familie  schwer  heimgesuchten  Gärtners  G.  Güttner  in  Schönebeck 
a.  d.  E.,  sowie  das  die  Würdigkeit  und  Bedürftigkeit  des  p.  Güttner  be- 
fürwortende Schreiben  des  dortigen  Bürgermeisters  Schaumburg  zur 
Kenntnis  der  Versammlung  gebracht.  Es  wird  darauf  beschlossen,  dem 
Güttner  zu  der  Beschaffung  eines  künstlichen  Beines  eine  ausserordent- 
liche Unterstützung  bis  zu  100  M.  zu  bewilligen. 
VII.  liegt  ein  Antrag  des  Versuchsausschusses  für  Topfdüngungsversuche  vor, 
dem  Ausschuss  jährlich  50  M.  zur  Prüfung  von  Geheimmitteln  zur 
Bekämpfung  von  Pflanzenkrankheiten  zu  überweisen.  Nach  längerer 
Debatte  wird  der  von  Herrn  Inspektor  Dressler  gestellte  Antrag  auf 
Ablehnung  der  geforderten  50  M.  angenommen.  Massgebend  war  dabei 
hauptsächlich  die  Erwägung,  dass  die  Landwirtschaftskammer  schon  Ver- 
suche in  dieser  Richtung  mache,  und  dass  es  zu  viel  Geheimmittel 
gebe. 

VII.  Hierauf  teilt  der  Vorsitzende  noch  mit,  dass  es  dem  Landes-Obstbau- 
verein  für  das  Königreich  Sachsen  vergönnt  ist.  in  diesem  Jahre 
auf  eine  25jährige  erfolgreiche  Verein sthätigkeit  zurückzublicken  und 
dass  aus  dieser  Veranlassung  im  Herbst  dieses  Jahres  eine  Allgemeine 
Deutsche  Obstausstellung  in  Dresden  stattfinden  soll.  Das 
Direktorium  des  Landes-Obstbauvereins  habe  die  Bitte  ausgesprochen, 
der  Verein  z.  B.  d.  G.  möchte  die  Ausstellung  durch  Gewährung  eines 
Ehrenpreises  auszeichnen.  Die  Versammlung  beschliesst,  1  goldene, 
1  grosse  silberne  und  1  kleine  silberne  Vereins-Medaille  zu  bewilligen, 
doch  soll  der  Obst-Ausschuss  an  die  Verleihung  dieser  Medaillen  einige 
Bedingungen  knüpfen. 

VIII.  Endlich  dankt  Herr  Königl.  Gartenbau  direktor  Hampel-Berlin  für 
seine  Wiederwahl  in  das  Kuratorium  der  Königl.  Gärtner-Lehranstalt  zu 
Wildpark  und' teilt  mit,  dass  jetzt  die  Entscheidung  gefallen  wäre,  und 
die  Gärtner-Lehranstalt  als  Staatsinstitut  nach  Dahlem  verlegt  werden 
würde,  eine  Hochschule  aber  würde  sie  nicht.  Vorbedingung  für  den 
Besuch  der  Anstalt,  für  den  2  Jahre  in  Aussicht  genommen,  sei  eine 
4jährige  praktische  Thätigkeit.  Als  Lehrfächer  sollen  besonders  Obstbau, 
Pflanzenkunde  und  Gartenkunst  in  Betracht  kommen. 
IX,  Als  wirkliche  Mitglieder  wurde  die  in  der  letzten  Versammlung  Vor- 
geschlagenen aufgenommen, 

W.  Perring.  I.  V.:  Braun. 


Aufforderung  zur  Beteiligung  an  der  Pariser  Weltausstellung.  ojq 

Aufforderung  zur  Beteiligung  an  der  Pariser  Weltausstellung. 

Der  Reichskommissar  hat  an  eine  Anzahl  hervorragender  Firmen  folgendes 

Schreiben  gerichtet: 

Berlin,  den  6.  Juni  1899. 

Nachdem  vor  wenigen  Tagen  die  französischen  Reglements  über  die 
dauernden  und  zeitweisen  Ausstellungen  in  der  Gruppe  für  Gartenbau  und 
Baumzucht  auf  der  Weltausstellung  in  Paris  1900  hier  eingegangen  sind,  habe 
ich  am  30.  v.  Mts.*)  mit  einer  Reihe  hervorragender  Sachverständiger  die  Frage 
erörtert,  ob  und  in  welcher  Weise  der  deutsche  Gartenbau  sich  an  der  Pariser 
Weltausstellung  beteiligen  solle.  In  Übereinstimmung  mit  dem  Urteil  dieser 
Herren  halte  ich  es  im  Interesse  sowohl  des  deutschen  Gartenbaues  wie  des 
gesamten  Auftretens  Deutschlands  in  Paris  für  dringend  erwünscht,  dass  die 
ausgezeichneten  Leistungen,  die  Deutschland  auf  diesen  Gebieten  aufzuweisen 
hat.  in  Paris  in  würdiger  und  eindrucksvoller  Weise  zur  Repräsentation 
gelangen.  Es  kommt  hierfür  weniger  die  Rücksicht  auf  die  Frage  der  fran- 
zösischen Konkurrenz  in  Betracht,  als  vielmehr  der  Umstand,  dass  in  Paris 
sämtliche  übrigen  Nationen,  mit  denen  Deutschland  auf  dem  Weltmarkte  kon- 
kurriert, vertreten  sein  und  die  grössten  Anstrengungen  machen  werden,  ihre 
kommerzielle  Stellung  nicht  nur  zu  behaupten,  sondern  auch  zu  erweitern. 

Nachdem  Deutschland  auf  der  kürzlich  abgehaltenen  Gartenbauausstellung 
in  St.  Petersburg  von  Neuem  den  Beweis  geliefert  hat,  dass  es  auf  fast  allen 
Gebieten  des  Gartenbaues  und  der  Baumzucht  mit  den  übrigen  Nationen  zum 
Mindesten  völlig  ebenbürtig  dasteht,  glaube  ich,  dass  es  umsomehr  geboten 
ist,  nunmehr  auch  den  Wettkampf  in  Paris  aufzunehmen. 

Indem  ich  mir  vorbehalte,  Ihnen  binnen  Kurzem  die  in  Übersetzung  be- 
findlichen Reglements  zugehen  zu  lassen  und  bemerke,  dass  die  Anmeldungen 
für  dauernde  Ausstellungen  durch  meine  Vermittlung  bei  der  französischen 
Ausstellungsbehörde  anzumelden  sind,  beehre  ich  mich,  Sie  zu  ersuchen,  mir 
bis  spätestens  den  12.  d.  Mts.,  eventuell  unter  Benutzung  des  anliegenden 
Anmeldebogens,  mitzuteilen,  ob  und  mit  welchen  Gegenständen  Sie  sich  an 
der  deutschen  Gartenbauausstellung  in  Paris  beteiligen  wollen. 

Sollte  nach  dem  Ergebnis  dieses  Rundschreibens  eine  den  deutschen 
Gartenbau  wirklich  repräsentirende,  seine  besten  Leistungen  umfassende  Aus- 
stellung zu  erwarten  sein,  so  bin  ich  bereit,  aus  den  zur  Verfügung  stehenden 
Reichsmitteln  einen  angemessenen  Betrag  zu  den  Unkosten  der  Ausstellung 
zu  gewähren. 

Ich  gestatte  mir  hinzuzufügen,  dass  Ausstellungsgüter  auf  deutschen 
Bahnen  für  den  Hin-  und  Rücktransport  eine  Ermässigung  von  je  5o°/0,  auf 
französischen  Bahnen  für  den  Hintransport  25,  für  den  Rücktransport  75%  der 
taritm.is>iL,ren   Frachtsätze  gemessen*. 


*  An  dieser  Versammlung  nahmenteil:  Kommerzienrat  Friedrich  Benary,  i.  F.  E.  Benary- 
Frr'urt ;  ( iarteninspektor  Axel  Fin  telmann-  Berlin,  Ludwig  Möller- Erfurt;  Wilhelm  Pfitzer 
Stuttgart;  T.  J.  Rudolf  Seidel-Dresden-Laubegast  und  C.  van  der  Smissen-Steglitz.  — 
Dci  I  nterzeichnete  war  auch  eingeladen,  aber  noch  nicht  von  seiner  Reise  zurück.  In  der  grossen 
Gartenbauhalle  stehen  tür  die  Deutsche  Abteilung  25o  qm  zur  Verfügung;  von  diesen  sind 
100  qm  Wandfläche  für  Pläne  des  Vereins  deutscher  Gartenkünstler  reservirt.  —  Der 
sächsische  Gartenbauverband  hat  für  die  1.  temporäre  Ausstellung  am  17.  April  ?oo — 400  qm 
bestellt.  L.  Witt  m  a  c  k. 


020  Die  internationale  Gartenbau-Ausstellung  in  St.  Petersburg. 


Wir  empfehlen  dringend  eine  reiche  Beteiligung  sowohl  an  den 
dauernden  wie  an  den  temporären  Ausstellungen.  Diese  finden  etwa  zweimal 
im  Monat  statt  und  werden  wir  die  Details  darüber  in  nächster  Nummer  bringen. 


Die    internationale  Gartenbau -Ausstellung    in  St.  Petersburg. 

ii. 

Von  L.  Wittmack. 
jer  Taurische  Palast  ist  selbst  manchen  Petersburgern  kaum  bekannt. 
c^^f  da  er  weit  ausserhalb  des  Centrums  liegt.  Das  Gebäude  ist,  wie  uns 
Baedeker,  dieser  getreue  Führer  durch  Russland,  belehrt,  von  Katharina  II. 
durch  Starow  1783  erbaut  und  nach  der  Eroberung  der  Krim*)  dem  ,, Helden 
von  Taurien",  Potemkin,  geschenkt.  Nach  dessen  Tode  1791  fiel  das  Palais 
an  die  Krone  zurück,  wurde  von  Paul  I.  1797  der  ,, Garde  zu  Pferde"  über- 
wiesen, von  Alexander  I.  aber  in  seinen  früheren  Zustand  versetzt  und  diente 
wiederholt  fremden  Fürsten  zur  Wohnung  (u.  a.  Friedrich  Wilhelm  III.  1817).**) 
Der  südliche  Teil  des  schönen  Parks  ist  im  Sommer  dem  Publikum  geöffnet. 
Der  westliche  Teil  enthält  das  riesige  Palmenhaus,  für  Petersburg  auffallender- 
weise mit  gewölbten  Glasdächern.  In  diesem  Hause  werden  von  Herrn  Hof- 
gärtner v.  Siessmayer  die  grossen  Palmen  in  sehr  kleinen  Kübeln  gezogen, 
welche  bei  den  Festlichkeiten  am  Hof  im  Winter  dienen  und  über  die  Herr 
Dr.  Damm  er    in  Gartenflora  1897  Seite  40  ausführlich  berichtet  hat. 

Für  die  Ausstellung  ist  das  Taurische  Palais  auf  Staatskosten  ganz  neu 
getüncht  bez.  ausgebessert  worden  und  die  hohen  Räume  machen  einen  im- 
posanten Eindruck,  nur  ein  Gesamtbild  Hess  sich  nicht  erzielen,  weil  eben 
mehrere  von  einander  getrennte  oder  wenigstens  durch  mächtige  Säulen  ge- 
schiedene Säle  verwendet  werden  mussten.  Insofern  war  die  Michael-Manege 
1869  und  1884  günstiger,  sie  litt  aber  wieder  an  der  für  die  grosse  Länge  zu 
geringen  Höhe. 

Die  Ausstellung  war  eine  im  vollsten  Sinne  des  Wortes  internationale. 
Die  Zahl  der  russischen  Aussteller  betrug  ca.  275,  dagegen  die  der  auswärtigen 
ca.  300,  wie  Geheimrat  Prof.  Fischer  vonWaldheim  bei  dem  Festessen***)  am 
Eröffnungstage,  den  17.  Mai  mitteilte.  Herr  Gartenbaudirektor  Lackner  hat 
auf  Grund  des  Hauptkataloges  und  des  französischen  Spezialkataloges  fest- 
gestellt, dass  unter  den  Ausländern  79  Deutsche  und  72  Franzosen  waren.  Von 
den  79  Deutschen  brachten  39  Pflanzen  und  Gemüse  etc.,  3  Bindereien,  14  Garten- 
pläne und  23  Geräte  etc. 


*)  Die  Halbinsel  Krim    ist  Taurien    im    engeren   Sinn,    das    Gouvernement  Taurien 
umfasst  auch  die  nördlich  davon  gelegene  Steppe  Nogay. 

**)  Was  Baedeker  nicht  erwähnt,  wohl  aber  ein  ältererer  englischer  Führer,  Murrays 
Handbook  of  Russia  2.  Aufl.,  London  1868,  ist,  dass  auch  die  Königin  Luise  im  Taurischen 
Palais  gewohnt  hat.     Es  muss  dies  gegen  Ende  des  Jahres    1808    gewesen  sein. 

***j  Dieses  Festessen  hatte  man  aus  Mangel  an  einem  anderen  Lokal  in  einer  offenen 
Veranda  des  Ausstellungsgebäudes,  die  gegen  das  eisige  „Mailüfterl"  nur  durch  Pläne  ge- 
schützt war,  sowie  in  einem  Zelte  —  also  zwei  getrennte  Parteien  —  serviert.  Man  sass  trotz 
Frack  und  weisser  Binde  im  Winterüberzieher  und  mit  Cylinder  an  der  Tafel,  die  glücklicher- 
weise trotz  der  14  Toaste  schnell  verlief.     Trotzdem  haben  sich  Einzelne  stark  erkältet. 


Die  internationale  Gartenbau-Ausstellung  in  St.  Petersburg.  02  [ 

Entgegen  dem  sonst  bei  internationalen  Gartenbau  -  Ausstellungen 
üblichen  Brauch,  die  Gegenstände  nicht  nach  Ländern  getrennt  aufzustellen, 
sondern  je  nachdem,  wie  sie  zum  Gesamtbild  passen,  war  hier  bezüglich 
Frankreichs  eine  Ausnahme  gemacht.  Frankreich  hatte  bekanntlich  30  000  fr. 
zur  Unterstützung  der  Aussteller  und  zur  würdigen  Aufstellung  ausgesetzt,  die 
Regierung  hatte  einen  besonderen  Kommissar,  Herrn  Martinet,  Redakteur  des 
„Jardin",  ernannt,  der  seit  Monaten  wöchentlich  einmal  im  Ministerium  für 
Landwirtschaft  Sprechstunden  abhielt,  um  den  Ausstellern  mit  Rat  und  That 
zur  Seite  zu  stehen.  Er  war  seit  Anfang  Mai  in  Petersburg,  belegte  mehrere 
Säle  die  mit  französischen  Fahnen  und  anfangs  mit  der  Aufschrift  ,. Exposition 
Irancaise"  geschmückt  wurden  und  reservierte  auch  im  Garten  eine  grosse  Fläche 
für  die  französischen  Formobstzüchter  etc.  Es  war  diese  Konzentrierung  hier 
im  Taurischen  Palais  möglich,  weil  eben  mehrere  Säle  vorhanden  waren;  indes 
wir  haben  schon  im  ersten  Artikel  gesagt,  dass  auch  die  sächsischen  und  Ham- 
burger Aussteller  vereint  gewissermassen  ein  Ganzes  bildeten.  Es  war  dies  in 
der  Rotunde,  nahe  dem  Eingange.  Hier  hatte  T.  J.  Seidel,  Laubegast  bei  Dresden, 
die  Hälfte  eines  Riesenbeetes  mit  Azaleen  besetzt,  während  die  andere  Hälfte 
mit  Azaleen  aus  dem  Kaiserlichen  Hofgarten  zu  Jelagin  (einer  Insel  bei  Peters- 
burg) bestellt  war.  Im  Umkreise  fanden  sich  u.  a.  die  besten  Araucarien  der  Aus- 
stellung, die  des  Herrn  Ru  nde  -  Wandsbek,  der  durch  Zwischenlegen  von 
Papier  zwischen  die  einzelnen  Quirle  sie  so  untadelhaft  hergebracht  hatte,  als 
wenn  sie  direkt  bei  ihm  ständen.  Nicht  fern  davon  fanden  sich  die  Araucarien 
desHerrn  Krantz-Königsberg  und  der  anderen.  Wir  können  hinzufügen,  dass  auch 
in  einem  zweiten  Saale  deutsche  Aussteller  sozusagen  das  Terrain  beherrschten. 
Das  war  der  Fall  mit  den  Palmen  von  Albert  Wagner  in  Leipzig-Gohlis,  sowie 
denen  von  Max  Ziegenbalg-Laubegast-Dresden,  weicheneben  denen  desGenerals 
Dournowo-St.Petersburg  fast  die  ganzen  riesigen  Längswände  einnahmen.  Leider 
mussten  sie  viel  zu  dicht  aufgestellt  werden,  da  von  den  angemeldeten  500  Quadrat- 
metern der  sächsischenAussteller  125  Quadratmeter  gestrichen  wurden.  Ein  gutes 
Beispiel  gab  in  Beziehung  auf  freie  Aufstellung  die  Societe  gantoise,  Direktor 
Wartel-Gent,  die  viele  seltene  Palmen  ausgestellt  hatte.  Einen  würdigen 
Hintergrund  in  der  ersterwähnten  Rotunde  bildeten  übrigens  die  riesigen 
Palmen  aus  dem  Taurischen  Garten,  die  Oberhofgärtner  von  Siessmayer 
hatte  aufstellen  lassen. 

Noch  in  einem  dritten  Saale,  z.  T.  geschmackvoll  um  eine  Fontäne 
gruppiert,  fanden  sich  sächsische  Aussteller,  so  T.  J.  Seidel  -  Laubegast  mit 
Rhododendron,  H.  F.  Helbig-Laubegast  und  M.  Ziegenbalg-Dresden  mit 
Araucarien  etc.,  R.  Weissbach  mit  Rhododendron,  Otto  Olberg-Dresden- 
Striesen  mit  Azaleen  und  Rhododendron,  Bernhard  Haubold  mit  Calla  und 
Chrysanthemum  frutescens  etc. 

Max  Ziegenbalg-Dresden  hatte  neben  seinen  Palmen  auch  eine  grosse 
Sammlung  schöner  Nelken  aufgestellt. 

Des  herrlichen  Flieder  von  Paulig-Lübeck,  der  sehr  viel  nach  Russland 
exportiert,  haben  wir  schon  S.  281  gedacht;  es  war  eine  wahre  Lust,  diese 
weisse  Riesenwand  zu  schauen,  nicht  minder  aber  auch  Pauligs  Maiblumen  zu 
Fü-^sen  des  Flieder  und  in  ihrer  Nähe  die  schön  porzellanblauen  Blumen  der  Phlox 
divaricata  var.  canadensis  von  P.  Ruschpler-Dresden.  Vor  allem  müssen  wir 
aber  noch  den  gefüllten  Flieder  von  Fr.  Harms-Hamburg  hervorheben. 


Q22  Die  internationale  Gartenbau-Ausstellung  in  St.  Petersburg. 


Geradezu  verblüffend  wirkte  auf  die  Fremden  die  imposante  Cacteen- 
sammlung  des  Herrn  Fr.  Adolph  Haage-Erfurt,  der  auch -mehrere  Neuheiten 
ausgestellt  hatte.  Seine  Majestät  der  Kaiser  Nikolaus  interessierte  sich  be- 
sonders für  den  Greisencactus,  für  die  monströsen  und  für  die  gepfropften 
Exemplare  und  kam.  als  mau  ihn  auf  die  gegenüberstehenden  schönen  Or- 
chideen des  Herrn  Noeff- Moskau  aufmerksam  machte,  mehrmals  wieder  auf 
die  Cacteen  zurück. 

Ottomar  Ziegler  &  Co.- Erfurt  waren  neben  Ker-  Liverpool  die  ein- 
zigen Aussteller  von  Amaryllis,  und  wenn  sie  auch  mit  diesem  ersten  Züchter 
sich  nicht  ganz  messen  konnten,  so  verdient  ihre  Leistung  doch  die  vollste 
Anerkennung.  Auch  die  Stiefmütterchen,  Aurikeln  und  Primeln  von  H.  Wre de- 
Lüneburg wollen  wir  nennen,  wenngleich  die  Stiefmütterchen  noch  nicht  völlig 
entwickelt  waren.  Otto  Heyneck-Cracau  bei  Magdeburg  hatte  hübsche 
Caladien  ausgestellt,  welche  der  Kaiserliche  botanische  Garten  in  Petersburg 
(Obergärtner  Bartelsen)  für  ihn  angetrieben  hatte.  Friedrich  Roemer- 
Quedlinburg  Cinerarien  und  Stauden,  Herrn.  Krantz-Königsberg  noch  Phoenix 
canariensis,  Axel  Haagström-Wandsbek  Croton.  Doch  wir  können  nicht 
alle  aufführen. 

Im  Freien  finden  wir  die  grosse  Sammlung  auserlesener  Coniferen  von 
A.  Rathke  u.  Sohn  in  Praust  bei  Danzig,  welche  dem  Aussteller  eine  Fracht- 
ausgabe von  1500  Mark  verursachte,  ihm  aber  auch  einen  ersten  Preis  ein- 
trug, die  Coniferen  von  Wilh.  Weisse-Kamenz  in  Sachsen,  ferner  die  schönen, 
kräftigen  Rosen-Hochstämme  (in  blattlosem  Zustand)  des  grossen  Rosenzüchters 
Carl  Hering  (in  Firma  Carl  Görms  Nachfolger)  Potsdam,  die  niedrigen 
Rosen  von  Steffen  in  Dalldorf  bei  Berlin,  die  buntblätterigen  Gehölze 
von  O.  Poscharsky  -  Laubegast  -  Dresden  und,  last  not  least,  die  gerade- 
zu musterhaften  Formobstbäume  von  Paul  Hauber-Tolkewitz  bei  Dresden, 
so  schön  gezogen,  dass  selbst  die  Franzosen,  von  denen  Honore  Defresne  in 
Vitry-sur-Seine  eine  treffliche,  noch  reichere  Sammlung  ausgestellt,  erklärten, 
sie  könnten  sie  auch  nicht  besser  ziehen;  ja  unter  den  Preisrichtern  waren, 
wenn  wir  recht  hörten,  einige,  die  da  meinten,  die  Formbäume  von  Hauber 
seien  die  besten  auf  der  Ausstellung. 

In  Gemüse  war  Deutschland  auch  gut  vertreten,  so  namentlich  durch 
die  getriebenen  Gurken,  Kohlrabi,  Bohnen  etc.  des  Herrn  Kais  er- Würzburg, 
der  seine  Körbe  sorglich  als  Passagiergut  mitführte,  durch  die  Bohnen  und 
Gurken  etc.  unseres  Mitgliedes  Herrn  Hermann  Zschäckl,  Fürstl.  Reusssche 
Gartenverwaltung  inTrebschen  bei  Züllichau,  durch  die  Spargel  vonA. Schwenke 
in  Braunschweig,  die  schönen  Gurken  von  Chr.  Jacobsen  in  Apenrade 
(Schleswig,  nicht  Schlesien,  wie  im  Katalog  steht).  Getriebene  Erdbeeren 
brachte  E.  Pönicke-Weimar. 

Der  Gartenpläne  aus  Deutschland  waren  so  viele,  dass  sie  leider  nicht 
einmal  alle  aufgehängt  werden  konnten.  Wir  nennen  in  erster  Reihe  die  ausser 
Wettbewerb  ausgestellten  des  Herrn  Garteningenieur  Jürgens-Hamburg,  der 
ein  Spezialist  in  der  Anlage  und  gärtnerischen  Ausschmückung  von  Rennbahnen 
ist  und  der  auch  die  Pläne  und  Abbildungen  der  bekanntlich  von  ihm  ent- 
worfenen Hamburger  Ausstellung  von  1897  ausstellte;  ferner  die  Pläne  von 
Gebr.  Siessmayer  -  Frankfurt  a.  M.  -  Bockenheim,  vom  Friedhofsinspektor 
Rudolf   Kiersky-Potsdam,    E.    Ferber-Hamburg,    Otto   Schönen  -  Königs- 


Sonderberichte  über  die  internationale  Gartenbau-Ausstellung  in  Petersburg.  029 

berg  i.  Pr.,  Robert  Müller-Berlin,  Hermann  Terbrack- Altenessen  b.  Essen, 
J.  F.  Lammen-Mannheim,  C.  Jelinek-Hügel,  Rheinpreussen,  Leonard  Dillis- 
Neufriedheim  bei  München,  Arthur  Wichulla  -  Königsberg  i.  Pr.,  Max 
Bertram  -  Dresden. 

Wir  führen  diese  nach  dem  Katalog  an;  da  viele  aufgerollt  bleiben 
mussten.  haben  wir  nicht  alle  gesehen. 

Sehr  schön  waren  die  Abbildungen  interessanter  Bäume  aus  Russland, 
Deutschland  und  Schweden,  welche  das  Westpreussische  Provinzial-Museum  in 
Danzig.  Direktor  Professor  Dr.  H.  Con  wentz,  ausgestellt  hatte  (s.  No.  10,  S.  278), 
interessant  die  Insektenbeschädigungen  von  Wilhelm  Kuhn,  Stadtgärtner  in 
Kulmbach,  im  modernen  Stil  gehalten  die  Vasen  des  Vereins  der  Kunstfreunde 
in  Hamburg  u.  s.  w.  —  Es  würde  heute  zu  weit  führen,  noch  alle  Ausstellt- r 
von  Gewächshausanlagen,  Heizungen,  Geräten  u.  s.  w.  aufzuführen;  aus  dem 
Angeführten  ersieht  man  schon,  dass  Deutschland  würdig  vertreten  war,  und 
Eduard  Andre,  der  Herausgeber  der  Revue  horticole,  einer  der  kompetentesten 
Beurteiler,  sagt  in  Xo.   11   seiner  Zeitschrift  S.  262: 

„Deutschland  hat  brillant  gegeben.  Die  Dresdner  Gärtner  namentlich 
haben  mit  ihrer  schönen  Kultur  von  Rhododendron  triumphiert/'  Er  sagt 
weiter:  „Von  den  Firmen  Seidel,  Weissbach  undOlberg-Dresden  waren  ganze 
Loose  kleiner  Rhododendron,  30—40  cm  hoch,  eingesandt,  die  3—4  Blüten- 
köpfe auf  ebenso  vielen  Zweigen  brachten.  Die  Sorten  weiden  (was  in  Frank- 
reich unbekannt  scheint.  L.  W.)  auf  eine  ausdauernde,  durch  Stecklinge  ver- 
mehrte Sorte,  Cunninghams  White,  veredelt,  eine  Varietät  von  Rhododendron 
caucasicum,  die  vor  40  Jahren  in  Dresden  von  Peter  Smitt  (soll  wohl  heissen 
von  Peter  Smith  &  Co.  in  Hamburg-Bergedorf)  eingeführt  wurde.  Diese 
Pflanzen  sind  Gegenstand  eines  beträchtlichen  Handels.  Sie  werden  2—3  Jahre 
nach  der  Veredelung  mit  4—7  Knospen  verkauft  und  ihr  Preis  übersteigt  nicht 
1  M.  bis  1  M.  25  Pf.  das  Stück.  Man  veredelt  auch  Azaleen  auf  diese  Rhodo- 
dendronsorte. In  dieser  Thatsache  liegt  eine  Idee,  um  daraus  für  unseren  Handel 
mit  Marktpflanzen  zu  schöpfen."  (Fortsetzung  folgt.) 


Sonderberichte  über  die 
internationale  Gartenbau-Ausstellung  in  Petersburg,  Mai  1899. 

I.  Die  Bromeliaceen. 

Von  F.  Bluth. 
Die  Sektion  21  war  zur  Beurteilung  der  ausgestellten  Bromeliaceen  be- 
rufen. Zum  Vorsitzenden  dieser  Sektion  gewählt,  bemühte  ich  mich,  die 
freilich  nur  aus  wenigen  Einlieferungen  bestehenden  Konkurrenzen  so  bald  als 
möglich  zu  erledigen,  und  die  Herren  Preisrichter  arbeiteten,  unterstützt  durch 
den  gut  deutsch  sprechenden  Schriftführer  Herrn  Michaelowsky,  einen 
.^chen  Gartenliebhaber,  so  schnell,  dass  selbst  die  russische  Übersetzung 
bald  der  Gesamt-Jury  übergeben  werden  konnte. 

Zuerst  waren  die  in  der  französischen  Abteilung  aufgestellten,  wie  sich 
später  herausstellte  von  Duval  (Versailles)  herrührenden  Bromeliaceen  zu 
beachten,  die  alle  gestellten  Anforderungen  erfüllten,  bis  auf  die  nicht  erreichte 
Anzahl    von    40  Stück.     Die  Pflanzen    waren    nämlich,    um    in     verschiedenen 


•>24  Sonderberichte  über  die  internationale  Gartenbau-Ausstellung  in  Petersburg. 

Nummern  konkurrieren  zu  können,  auseinander  gezogen  worden  und  bildeten 
eigentlich  drei  Gruppen.  Die  Preisrichter  erbaten  jedoch  von  der  Chef-Jury  die 
für  40  Exemplare  ausgesetze  kleine  goldene  Medaille,  da,  ganz  abgesehen 
von  den  schönen,  in  voller  Blüte  befindlichen  15  Vriesien,  die  übrigen,  sowohl 
buntblätterigen  wie  blühenden  Bromeliaceen  sich  in  so  ausgezeichneter  Kultur 
befanden,  dass  wir  sie  als  die  besten  auf  der  ganzen  Ausstellung  erkannten. 
Ebenso  konnten  wir  der  von  Duval  ausgestellten  Neuheit  in  Blüte  (einer  blau 
blühenden  Tillandsia)  den  ersten  Preis  zuerkennen,  ja  auch  als  beste  Kultur- 
pflanze wurde  eine  Pflanze  von  Duval,  das  Canistrum  Sallieri  mit  dem  ersten 
Preis  bedacht.  Jacob  Makoy  &  Co.  aus  Lüttich  hatten  etwa  dieselben  Kon- 
kurrenzen beschickt.  Wenn  auch  die  Pflanzen  dieser  Firma  ganz  ausgezeichnete 
Blüten  hatten  und  gut  kultiviert  waren,  so  konnten  sie  den  Duvalschen 
doch  den  Sieg  nicht  streitig  machen,  sie  erhielten  aber  den  nächst  höchsten 
Preis.  Von  anderen  Ausstellern  waren  nur  einige  Bromeliaceen  zur  Kon- 
kurrenz um  die  beste  Kulturpflanze  eingesandt.  Dieselben  wurden  aber  eines 
Preises  nicht  für  würdig  befunden. 

2.  Die  Bindereien. 

Zunächst  einige  Vorbemerkungen  über  die  Reise  und  die  Organisation 
des  Ganzen.  Mit  gemischten  Gefühlen  wurde  wohl  von  Manchem  die  Reise 
nach  St.  Petersburg  angetreten,  namentlich  die  Pass-  und  Reiseeffekten-Visitation 
in  dem  Grenzorte  Wirballen  sollte  den  Erzählungen  nach  nicht  gerade  zu  den 
Annehmlichkeiten  gehören;  aber  dank  dem  St.  Petersburger  Empfangs-Comite 
war  die  Untersuchung  nur  eine  formelle;  gar  bald  erhielt  man  seinen  Pass 
zurück,  ein  gutes  Glas  Thee  und  ein  nicht  zu  billiger  Cognac  beruhigte  die 
Nerven  und  fort  ging  es  mit  den  bequem  eingerichteten  Wagen  der  Grossen 
Russischen  Eisenbahn,  welche  zum  Teil  noch  mit  Stearinkerzen  beleuchtet  sind, 
während  die  Lokomotiven  mit  Holz  geheizt  werden. 

St.  Petersburg,  die  Gründung  Peters  des  Grossen,  mit  ihren  kolossalen 
Dimensionen  in  Bezug  auf  Strassen,  Plätze  und  Baulichkeiten,  war  von  Berlin 
aus  in  34  Stunden  erreicht. 

Auf  dem  Ausstellungsgelände,  dem  Taurischen  Palais,  empfing  am  Tage 
vor  der  Eröffnung  der  Herr  Minister  für  Landwirtschaft,  Domänen  und  Forsten. 
Exzellenz  von  Yerrnoloff,  im  Beisein  des  Staatssekretärs  Baron  von  Witte. 
des  Präsidenten  der  auswärtigen  Abteilung,  Geheimrat  Fischer  von  Wald - 
heim,  des  Vize  -  Präsidenten  J.  Köchly,  des  Gärtnereibesitzers  Eilers  und 
anderen  Herren  die  Aussteller,  Delegierten  und  Preisrichter. 

Nachdem  die  üblichen  Begrüssungen  und  Ansprachen  vorüber  waren, 
wurde  die  grosse  Anzahl  von  zirka  200  Preisrichtern  nach  Sektionen  namentlich 
aufgerufen  und  es  galt  nun,  die  mitunter  einander  ganz  fremden  Herren  zu- 
sammenzubringen. Da  die  Pflanzen  -  Aussteilung  bereits  fertig  (die  Binderei 
wurde  erst  am  Eröffnungstage  gebracht),  so  traten  die  Preisrichter  für  Pflanzen 
sofort  in  Wirksamkeit. 

Wie  überall  bei  sehr  umfangreichen  Ausstellungen,  war  es  gewiss  nicht 
leicht,  ein  richtiges  und  jedermann  befriedigendes  Urteil  zu  fällen,  zumal  der 
Apparat  ein  so  grosser  war.  Aber  auch  hier  heist  es:  „Alles  verstehen,  alles 
verzeihen." 


Sonderberichte  über  die  internationale  Gartenbau-Ausstellung  in  Petersburg.  925 

Eine  Anzahl  von  Preisrichter-Gruppen  war  recht  bald  mit  den  ihnen 
übertragenen  Aufgaben  fertig,  indes  eine  grössere  Anzahl  konnte  die  zu  be- 
urteilenden Gegenstände  nicht  finden,  denn  es  war  bei  vielen  der  ausgestellten 
Gegenstände  weder  Xame   noch  Konkurrenz-Nummer  angebracht. 

Die  Bindereien. 

Wenn  ich  nun  zu  der  von  mir  zum  Bericht  gewählten  Abteilung  V,  den 
Bindereien,  übergehe,  so  bestand  diese  nach  dem  Programm  nur  aus  drei 
Xummern: 

Xo.   169.  Tafel-Bouquets  aus  frischen  Blumen, 
„     170.  Tafel-Aufsätze     ,,  „  „ 

„     171.  Hand-Bouquets,    Kränze,    Kopfputze  und    andere    Arrangements    aus 
frischen  oder  trockenen  Blumen. 

Diese  Abteilung  hatte  den  Vorzug,  dass  ihr  Preisrichter  -  Kollegium  aus 
Damen  der  russischen  Hofgesellschaft  bestand;  denselben  waren  einige  Damen 
von  renommierten  Bindereigeschäften  des  Auslandes  zugeteilt,  auch  hatte  man  die 
Liebenswürdigkeit,  die  Damen  der  Delegierten  hinzuzuziehen;  es  war  somit 
die  ansehnlichste  und  zahlreichste  Gruppe  des  ganzen  Preisgerichts.  Ein  jedem 
Mitgliede  der  Sektion  30  zugestelltes  Buch  zeigte  unter  No.  171  26  Konkurrenz- 
nummern. Wegen  Mangels  an  Raum  war  davon  jedoch  nur  sehr  wenig  ge- 
bracht, und  das  Wenige  weder  nummeriert,  noch  mit  dem  Namen  des  Ausstellers 
versehen,  wie  ich  schon  vorhin  bei   den  Pflanzen  bemerkte. 

An  der  Abteilung  für  Bindereien  beteiligten  sich  vorwiegend  nur  zwei 
Nationen:  Russen  undFranzosen;  eine  einzige  deutscheFirma,  Joh.  Nicolaysen, 
Hamburg,  war  in  der  russischen  Abteilung  mit  aufgestellt. 

Die  Ausstellung  der  beiden  Nationen  war  auch  räumlich  getrennt.  Der 
russische  Teil  befand  sich  auf  zwei  Emporen  an  beiden  Seiten  des  Haupt- 
einganges zum  grossen  Saal,  war  also  sehr  eingeschränkt  und  ungünstig  plaziert, 
bei  trübem  Wetter  war  es  total  dunkel. 

Der  französische  Teil  befand  sich  in  einem  schönen  hellen  Saal,  rechts 
vom  Haupteingang,  man  hatte  somit  den  Fremden  den  besseren  Raum  über- 
lassen. 

Die  russischen  Ausstellungs-Gegenstände  zeigten  den  Charakter  derjenigen 
welche  jetzt  in  Deutschland  beliebt  sind;  ebenso  fand  man  in  ihnen  dasselbe 
Blumen-Material  wie  bei  uns:  Orchideen,  Rosen,  Flieder,  Maiblumen  und  haupt- 
sächlich viele  Lilium  Harrisi  in  ganz  vorzüglicher  Qualität;  nur  schien  es 
mir,  als  wenn  zum  Teil  die  Drahtverwendung  eine  zu  grosse  war, 

Blumen-  und  Blätter  -  Material  war  bei  keiner  Binderei  gespart,  und  ich 
hätte  gern  gesehen,  wenn  die  Farbenzusammenstellung  etwas  dezenter  und  das 
Zuviel  der  Blumen  bei  einigen  Arrangements  vermieden  gewesen  wäre. 

Einige  recht  hübsche  Sachen  hatte  die  weltbekannte  Firma  H.  F.  Eilers- 
St.  Petersburg  gebracht.  Ich  erwähne  eine  Staffelei  mit  rotvioletter  Plüsch- 
umrahmung, als  Untergrund  ein  leichtes  Altgoldgewebe,  dekoriert  mit  rötlich 
violettem  Odontoglossum  und  Cypripedien. 

Eine  sehr  hübsche  Lyra  hatte  als  Untergrund  gelbe  Margueriten.  während 
die  graziös  arrangierten  Sträusse  aus  gelben  Rosen,  Lilium  auratum,  Cymbidium, 
Stanhopea  u.  s.  w.  bestanden,  die  durch  eine  gelbe  Bandschleife  verziert  waren. 
Die  Farbenzusammenstellung  zeigte  entschieden  einen  guten  Geschmack. 


32Ö  Sonderberichte  über  die  internationale  Gartenbau-Ausstellung  in  Petersburg. 

Eine  etwas  veraltete  Idee,  in  der  Ausführung  indes  nicht  zu  tadeln,  war 
verkörpert  durch  einen  Spiegel,  umrahmt  von  hellen  Azaleenblüten  in  ab- 
getönten Farben,  die  Sträusse  aus  Lilium  Harrisii,  Orchideen  und  Rosen,  garniert 
mit  rosa  Bandschleifen.  Die  beiden  nicht  rein  weissen  Tauben  hätten  fehlen 
können. 

Ein  Deckelkorb  mit  sehr  schönen  roten  und  dunkelroten  Rosen  und  hellen 
pontischen  x^zaleen,  mit  einer  hellgrünen  Schleife  verziert,  war  ebenfalls  recht 
hübsch  zu  nennen. 

Rempen  &  Sohn,  St.  Petersburg  hatten  nur  zwei  Gegenstände  zur  Schau 
gebracht.  Ein  Kranz  aus  allen  möglichen  Palmenwedeln.  Croton,  Farnen  und 
Begonienblättern  etc.  mass  ca.  2  m  im  Durchmesser.  Eine  Staffelei  hatte  eine 
Umrahmung  von  olivgrünem  Plüsch,  Untergrund  resedafarbiger  Seidenstoff  mit 
Schleifen  von  gleicher  Farbe,  sie  war  dekoriert  mit  Lilium  Harrisi,  Orchideen, 
Palmen  und  Farnwedeln.  Die  Staffelei  hatte  leider  in  einer  Nische  einen 
schlechten  Platz,  welcher  glücklicherweise  bei  Dunkelheit  elektrisch  be- 
leuchtet wurde.  Beide  Gegenstände  waren  eine  vorzügliche  Leistung,  höchstens 
könnte  man  die  übermässigen  Dimensionen  tadeln,  jedoch  das  auch  nur  in 
Bezug  auf  den  Platz,  an  welchem  sich  dieselben  befanden;  die  Staffelei  in 
einem  geeigneten  Salon  aufgestellt,  wäre  so  ganz  mein  Fall  gewesen;  eine 
grossartige  Blumenspende! 

Th.  Gerstner,  St.  Petersburg  hatte  einige  ganz  hübsche  Gegenstände 
ausgestellt.  Ein  Braut-Bouqet  aus  Rosen,  Myrten.  Maiblumen  und  Orchideen 
war  geschmackvoll,  ebenso  eine  Staffelei  aus  hellem  Plüsch,  mit  ebenso  hellen 
Orchideen,  Lilium  Harrisii,  Nelken  u.  s.  w.  garniert.  Ein  Kranz  von  Cycas- 
wedeln  mit  Strauss  von  Rosen,  Orchideen  und  Lilien  war  recht  gut  arrangiert. 
Ausser  zwei  anderen  Staffeleien  sah  man  noch  verschiedene  Blumenkörbe  in 
dieser  Gruppe;    ob   dies   alles    zusammengehörte,    konnte  ich   nicht    feststellen. 

C.  Settingson  präsentierte  eine  Staffelei  aus  Naturholz  mit  gelbem 
Untergrund,  die  Blumendekoration,  bestand  aus  Anthuriumblüten.  Ein 
Birkenstamm  als  Jardiniere  gearbeitet,  war  dekoriert  mit  Malmaison-Rosen.  Recht 
anziehend  war  ein  Blumenkorb  mit  rosa  und  rot  abgetönten  Rosen.  Ein 
Schiff,  dekoriert  mit  Orchideen,  fand  weniger  Beifall. 

John  Nicolaysen  -  Hamburg  hatte  seine  Gegenstände  fertig  von 
der  Heimat  hergesandt;  dieselben  hatten  aber  doch  wahrend  der  Reise  gelitten 
und  mussten  ausgebessert  werden.  Von  gutem  Geschmack  zeugten  zwei  Staffe- 
leien in  salmfarbigem  Plüsch,  dekoriert  mit  ebensolchen  Orchideen,  und  eine 
in  rot,  dekoriert  mit  Anthurium. 

U.  A.  Dmitriew  hatte  eine  Anzahl  etwas  zu  bunt  arrangierter  Gegen- 
stände gebracht.  Man  sah  aber  bei  dieser  Firma  eine  Anzahl  gewöhnlicher 
Blumen,  wie  Iris,  Viola  tricolor,  Narzissen  und  ähnlicher  verarbeitet,  trotzdem 
Rosen,  Orchideen,  Lilien  und  Amaryllis  ebenfalls  nicht  fehlten  und  zum  Theil 
recht  gut  verwendet  waren. 

Wenn  ich  nun  noch  die  Firmen  Leubner  &  Schalje.  J.  G.  Kamarow 
erwähne,  so  ist  dies  alles,  was  von  russischer  Seite  auf  dem  Gebiete  der 
Binderei  geleistet  ist;  schade,  dass  der  Ausstellungsraum  ein  für  diese  Abteilung 
so  ungünstiger  war;  es  hätte  sich  mit  den  vorgeführten  Gegenständen  ein  ganz 
anderes  Bild  erzielen  lassen,  denn  das  verarbeitete  Material  war  vorzüglich 
und  die  Ideen  in  den  einzelnen  Arrangements  durchdacht  und  künstlerisch  aus- 


Sonderberichte  über  die  internationale  Gartenbau-Ausstellung  in  Petersburg.  327 


geführt.  Dagegen  war  es  bei  der  Lage  der  Sache  nicht  zu  vermeiden,  dass 
ein  einzelnes  Stück  die  ganze  Binderei-Ausstellung  unharmonisch  beein- 
flussen konnte. 

Die  französische  Abteilung  war  nur  durch  drei  Aussteller  vertreten  und 
die  ausgestellten  Gegenstände  waren  meist  aus  Orchideen,  Anthurium  und 
Asparagus-Grün  angefertigt.  Es  zeigte  alles  einen  ganz  anderen  Charakter  als 
die  russische  Abteilung.  Wenn  ich  zurückdenke  an  die  Zeit  vor  vierzig  Jahren, 
von  1859  bis  1870,  so  war  um  jene  Zeit  der  französische  Geschmack  durch 
das  sog.  Teller-Bouquet  charakterisiert,  und  dies  war  einzig  und  allein  „chic': 
auf  dem  ganzen  Kontinent.  In  der  Zeit  von  1871  bis  1879,  in  welch  letzterem 
Jahren  die  erste  Berliner  Gewerbe-Ausstellung  stattfand,  entwickelte  sich  der 
deutsche  Geschmack;  man  beliebte  die  Sträusse  ohne  Draht  und  Manschette  in 
den  Vordergrund  zu  bringen.  Dies  ist  inzwischen  vollständig  gelungen  und 
die  in  tiefe  Bonbondüten  gesteckten  französischen  Bouquets  sind,  wie  es  scheint, 
auch  in  Paris  total  verschwunden. 

Delavier-Paris  hatte  eine  Vase  besteckt  mit  Rosen  Präsident  Carnot 
vorgeführt ;  es  war  dies  keine  grosse  Leistung,  indes  mir  imponierten  die 
wunderschönen  kräftigen  Rosen.  Ein  Teil  einer  Tisch-Dekoration  ein  flacher 
länglicher  Korb  mit  zwei  Henkeln,  und  ein  Ständer  aus  Bambusrohr  waren  sehr 
leicht  und  zierlich  mit  Orchideen,  Anthurium  und  Asparagus  dekoriert. 

Der  J ardin  d'Hiver  zu    Paris    hatte    etwas    ähnliches,    indes    weniger 
zierlich,  gebracht;  durch  übergrosse  Künstelei  hatten    die   verwendeten    Orchi- 
deen, hauptsächlich  Cyrnbidium,  ihre  graziöse    natürliche  Form  verloren.     Da- 
gegen hatte  die  Firma  Lach aume  (Gabriel  Debrie  und  Marie  Lachaume)  in  Paris*) 
in  Bezug  auf  Neuheit  und  geschmackvolles  Arangement  das  beste  geleistet.  Wenn 
auch  die  Farbenzusammenstellung  ziemlich  monoton  —  es  waren  bei  der  Tisch- 
Dekoration  fast  nur  Oncidium,  Cyrnbidium,   Cypripedium   mit    nur    sehr  wenig 
Asparagus  verwendet  — ,   so  machte  dies  gerade  einen  bestechenden  Eindruck 
durch  die  leichte,  überaus  zierliche  Anordnung    an    den  Bambus-    und    Draht- 
bögen, aus  welchen  man  eine  Tafel-Dekoration  herstellen   kann.     Die  Bambus- 
bögen waren  unten  mit  kleinen  Blechkästen  versehen,  die  bepflanzt  waren  mit 
niedrigen    Farnen    und    Zwergpalmen.     Die    Anbringung    der    Blumen    an    die 
Bögen  geschah  in  Moosbündchen,    welche  wenig  zu  bemerken  waren,  weil  die 
Moosfarbe    dem    dunkeln   Bambus    ähnlich.      Ich    bemerkte,    dass    die  Blumen 
selbst  nach  einigen  Tagen  in  den  Moosbündeln   noch  vollständig  frisch  waren, 
mithin  die  Nachahmung  dieser  Tischdekoration  sehr  zu  empfehlen  ist.     Interessant 
war  eine  Vase  mit  Bougainvillen  und  Lilien,  dagegen  waren  die  zum  teil  recht 
hübsch  bepflanzten  Körbchen  durch  zu  grelle  und  zu  grosse  Schleifen  verunziert; 
diese  Seite  des  französischen  Geschmacks  möchte    ich    daher  nicht  empfehlen. 
Abgeschnittene    Blumen    waren    auf    der  Ausstellung   ausser  einem    sehr 
schönen  Paeonien-Sortiment  nicht  zu  finden;  leider  hatte  dasselbe  aber  auf  der 
Reise  stark  gelitten.     Im  übrigen  erfreuten  mich  die  Kulturen  von  sog.  Sommer- 
blumen   von   F.   Nojeff-Moskau,   als   Goldlack   und   Winterlevkojen,   sowie   die 
Lathyrus  odoratus  von  Settigsohn.  J-  F.  L. 


*    Wir  haben  die  Leistungen' dieser  Firmen  auch  in  Paris  i8g5   bewundert  und  in  Garten- 
tlora   \X<>'~>  S.  327  und  ?2N  einige  Abbildungen  ihrer  Meisterstücke  gebracht.  L.  W, 


928  „Das  Haus  im  Busch." 


„Das  Haus  im  Busch." 

Der  Sommer-Palast  t'Huis  ten  Bosch  und  sein  Oranien-Saal. 

(Hierzu  Abb.  61   u.  62.) 

feder  Fremde,  der  in  die  Königliche  Residenzstadt  Haag  (holländisch 
'sGravenhage)  kommt,  besucht  auch  »Het  Bosch«,  den  Haagschen  Busch, 
einen  der  schönsten  Naturparke  unseres  Vaterlandes,  der  1820  auf  Befehl  des 
Königs  Wilhelm  I.  durch  A.  von  der  Spuy  verschönert  worden  ist.  Auf 
Kosten  des  Landes  hat  dieser  Künstler  den  prachtvollen  See  geschaffen,  welcher 
noch  heute  die  Bewunderung  der  Besucher  davon  trägt. 

Am  Ende  dieses  wunderschönen  Parkes  findet  man  den  obengenannten 
kleinen  Palast,  das  Haus  im  Busch.  Im  Jahre  1645  für  den  prachtliebenden  Prinzen 
Fredrik  Hendrik*)  von  Oranien-Nassau  durch  dessen  Architekten  Pieter 
Post  im  Plane  entworfen,  ist  es  mehr  Denkmal  als  Wohngebäude  geworden; 
denn  das  Werk  war  noch  nicht  fertig  als  der  Bauherr  1647  starb.  Seine 
Wittwe,  die  Prinzessin  Amalie  von  Solms,  vollendete  nicht  allein,  was  ihr  Gatte 
angefangen  hatte,  sondern  erhob  das  Gebäude  zu  einem  Denkmal,  das  den 
grossen  Thaten  des  Prinzen  gewidmet  war. 

Prachtvolle  Wandgemälde  von  berühmten  Meistern  schmücken  den  grossen 
Saal,  den  Oraniensaal,  ein  Achteck  mit  grossen  Gemälden  aus  Rubens  Schule, 
Szenen  aus  dem  Leben  des  Prinzen  Friedrich  Heinrich  darstellend.  Die  Wände 
sind  15  m  hoch  (Bädecker,  Belgien  und  Holland,  S.  317). 

Aber  nicht  allein  die  ruhmvollen  Kriegsthaten  des  Prinzen  werden  auf 
diesen  Gemälden  allegorisch  verherrlicht,  sondern  auch  der  Friede;  letzterer 
besonders  mit  Bezug  auf  den  1648  zu  Münster  geschlossenen  Frieden 
der  den  30jährigen  Krieg  beendigte.  Gerade  eine  der  schönsten  allegorischen 
Darstellungen  soll  zeigen,  dass  der  Friede  höher  zu  schätzen  ist  als  der 
Kriegsruhm. 

Ultimus  ante  omnes  de  pacta  pace  triumphus  (der  schönste  aller 
Siege  ist  der,  durch  welchen  der  Friede  erworben  ist)  steht  auf  einer  Schrift- 
rolle, die  von  einem  Kinde  gehalten  wird. 

Es  ist  daher  von  Bedeutung,  dass  gerade  in  diesem  Palast,  der  einem  der 
grössten  Fürsten  seiner  Zeit  gewidmet  ist,  die  Abgeordneten  zum  Friedens- 
kongress,  der  vom  Kaiser  Nikolaus  zusammen  gerufen,  sich  versammeln. 

Nicht  aber  der  Palast  an  sich  soll  der  Gegenstand  dieses  Aufsatzes  sein, 
sondern  der  Garten,  der,  obwohl  nicht  von  grosser  Ausdehnung,  in  der  Ge- 
schichte der  alt-holländischen  Gartenkunst  eine  wichtige  Stelle  einnimmt  und 
einer  der  ältesten  Garten  Hollands  ist. 

Im  allgemeinen  wird  die  alt-holländische  Gartenkunst  im  Auslande  falsch 
beurteilt ;  es  wird  von  den  meisten  Schriftstellern  angenommen,  dass 
die  holländische  Gartenkunst  zwar  eine  ganz  besondere  Stelle  einnahm,  dass 
aber  diese  Stellung  eine  ganz  kleingeistige  war  und  dass  alle  kleinlichen  und 
hässlichen  Dinge,  welche  später  in  die  Gartenkunst  eingeführt  wurden  oder 
auf's  neue  in  Gebrauch  kamen,  holländischen  Ursprungs  sein  sollten. 

Es  ist  jetzt  nicht  meine  Absicht,  diese  falsche  Vorstellung  hier,  aus- 
führlich zu  widerlegen,  aber  die  beigegebenen  Abbildungen  sind  ebenso  viele 

*)  Unter  dem  milden  Friedrich  Heinrich  ( 1 6 2 5 — 47)  erreichte  die  Holländische  Republik 
ihre  grösste  Macht. 


„Das  Haus  im  Busch.''  ft,2() 


Beweise,  dass  die  holländischen  Künstler,  so  weit  Raum  und  Mittel  es  erlaubten, 
so  gut  wie  die  ausländischen  dem  Geiste  der  Zeit  gemäss  arbeiteten. 

Die  älteste,  hier  nicht  wiedergegebene  Abbildung  zeigt  uns  den  Plan  des 
Gartens,  wie  er  1647 — 52  nach  dem  Entwurf  von  P.  Post  ausgeführt  ist.  Der  von 
Mauern  umschlossene  Blumengarten  hat  nur  2  ha  Oberfläche,  und  wir  müssen 
zugeben,  dass  die  dort  angebrachten  vier  quadratiörmigen  Broderie-Teppichbeet- 
Parterres  übereinstimmen  mit  denjenigen,  welche  in  Frankreich  von  Mollet, 
Royceau  de  la  Randiere  und  vorzüglich  Rahel   (1621)  dargestellt  wurden. 

Das  Grundstück,  auf  dem  der  Palast  und  der  Garten  errichtet  werden 
sollte,  war  ganz  flach  und  morastig,  ohne  eine  einzige  Anhöhe.  Dieses  Umstandes 
wegen  musste  für  den  Bau  des  Palastes  die  morastige  Grundfläche  aufgehöht 
werden,  was  die  tür  damalige  Zeit  sehr  hohe  Summe  von  75000  fl.  gekostet  hatte. 

Damit  man  das  Gesamtbild  der  Blumenbeete  übersehen  konnte,  wurden 
zu  beiden  Seiten  des  Palastes  deichförmige  Terrassen  angelegt. 

Die  Blumenbeete,  von  verschiedener  Form,  sind  zu  einem  Ganzen 
z-usammengeordnet,  ein  Gebrauch,  welcher  von  früherer  Zeit  herrührt  und 
welchen  man  schon  in  allen  Gärten  im   16.  Jahrhundet  finden  konnte. 

Ähnliche  Blumenbeete,  ebenfalls,  wie  sonst  gebräuchlich,  einfach  von 
Form,  sehen  wir  an  beiden  Seiten  der  Teppichbeete.  In  der  Mitte  dieser 
Blumenbeete  sind  auf  kleinen  Anhöhen  Lauben  erichtet. 

Unsere  Abbildung  ist  der  französischen  Beschreibung  des  Palastes  ent- 
nommen, die  1721   aufs   neue    herausgegeben    ist  durch  van   der  Aa  in  Leiden. 

Zur  Zeit  des  Prinzen  Wilhelm  III.,  König  von  Gross-Britannien  und  Stadt- 
halter der  Vereinten  Provinzen,  wurde  der  Garten  wieder  umgestaltet,  wie  man 
auf  unserer  Abbildung  60  sehen  kann. 

Die  Teppichbeete  sind  verändert  und  nach  Le  Nötreschen  Prinzipien,  wahr- 
scheinlich von  dem  bekannten  Daniel  Marot,  dem  prinzlichen  Architekten 
von  französischer  Herkunft,  umgestaltet. 

Das  gesamte  Bild  der  Teppichbeete  wird  umschlossen  von  Hecken. 
Die  Zwischenräume  hinter  diesen  Hecken  hat  man,  dem  kleinen  Umfange  des 
('.arten  entsprechend,  für  niedrige  Früchtbäume  oder  Blumen  benutzt. 

Die  beiden  alten  Lauben  sind  beibehalten,  aber  die  Blumenbeete  sind 
verändert  teils  in  einen  Irrgarten  (rechts),  teils  in  Baumgärtchen,  von 
Hecken  umsäumt.    Auch  Fontänen  und  Marmorfiguren  schmücken  jetzt  die  Gärten. 

Xach  dem  Tode  des  Prinzen  Wilhelm  III.  (1714)  kam  der  Palast  durch 
Erbschaft  in  den  Besitz  des  Königs  von  Preussen,  aber  1734  durch  Vergleich 
wieder  in  den  Besitz  des  Hauses  Oranien,  und  zwar  zunächst  des  Prinzen 
Wilhelm  Karl  Hendrik  Friso.  der  1747  Stadthalter  der  Vereinten  Pro- 
vinzen wurde. 

Der  Palast  war  inzwischen  zu  dem  Umfange  vergrössert,  in  welchem  wir 
ihn  heut  zu  Tage  kennen.     Auch  der  Garten  wurde  umgestaltet. 

Nach  der  Flucht  des  Prinzen  Wilhelm  V.  im  Jahre  1795  wurde  der 
Palast  Xationaleigentum.  Während  der  Herrschaft  der  eingeladenen  fran- 
zösischen Verbündeten  sind  viele  Kunstsachen  durch  diese  nach  Paris  gelührt; 
die  schönen  Gemälde  aber  sind  gerettet  worden. 

.Nachdem  der  Palast  nach  der  Revolution  auch  als  Gefängnis  gedient 
hatte,  wurde  er  durch  den  König  Louis  Napoleon  wieder  für  königlichen 
Aufenthalt  eingerichtet. 


330 


,,Das  Haus  im  Busch." 


Nach  1813  Staatsdomäne  geblieben,  wurde  der  Palast  dem  König  Wilhelm  I. 
und  seiner  Dynastie  zur  Verfügung  gestellt;  er  wurde  aber  nicht  immer 
bewohnt. 

Es    ist    anzunehmen,  dass    der    Garten     schon    unter    dem    König    Louis 


Napoleon  nach  landschaftlichem  Stile  umgewandelt  worden  ist, 
wie  denn  überhaupt  dieser  Monarch  während  seiner  kurzen  Regierung  viel 
auf  diesem  Gebiete  in  unserem  Vaterlande  zur  Ausführung  brachte.  Obwohl 
der  Palast  nicht  immer  bewohnt  war,  ist  der  Garten  nicht  vernachlässigt 
worden;    grosser    Luxus    war    aber    nicht    vorhanden.     Die    Königin    Sophie, 


Das   Haus  im   Bi 


33J 


331 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


Prinzessin  von  Württemberg,  weilte  gerne  in  diesem  Palast  und  ist  auch  in 
demselben  gestorben. 

Obwohl  der  Garten  vergrössert  worden  ist,  hat  er  keine  bedeutende  Aus- 
dehnung. Die  Lage  ist  nicht  günstig,  zu  feucht,  und  doch  giebt  es  zahlreiche 
schöne  Bäume,  vorzüglich  Linden,  Buchen  u.  s.  w.,  in  demselben.  Bewerkens- 
werth  ist  ein  sehr  alter  Zuckerahorn,  Acer  saccharinum,  von  grossem  Um- 
fang, ebenso  mehrere  prachtvolle  Ouercus  phellos  und  andere  ausländische 
Bäume.  Heutzutage  ist  der  Palast  als  ein  Museum  zu  betrachten.  Ehe  die 
junge  Königin  die  Regierung  übernahm,  kam  sie  im  Winter  oft  dahin,  um  auf 
den  umliegenden  Kanälen  Schlittschuh  zu  laufen. 

Im  letzten  Jahre  sind  einige  Abänderungen  nach  meinen  Anweisungen 
vorgenommen  worden.  Leonard  A.  Sprenger,  Wageningen. 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen  etc. 


Prunus  Gloria  d'Epinay. 

Zuerst  erschien  obige  Pflaume  vor 
der  Societe  nat.  d'Hortic.  de  France 
1898,  dort  wurde  ein  Zweig  vorgelegt, 
der  überladen  war  mit  grossen  und 
schönen  Früchten.  Sie  wurde  von 
dem  Obstzüchter  Toussaint  Gorion 
zu  Epinay  (Seine)  ausgestellt  und  war 
so  bemerkenswert,  dass  eine  Spezial- 
kommission  ernannt  wurde,  welche 
sich  über  den  Baum  und  seine  An- 
pflanzung näher  orientieren  sollte.  Die 
noch  wenig  bekannte  Pflaume  ist  rund, 
gross,  blau  und  sehr  schön.  Holz  und 
Belaubung  ähneln  der  Sorte  Mon- 
sieur, aber  die  Frucht  ist  besser  an 
Qualität.  Die  Reife  liegt  zwischen  der- 
jenigen der  Sorten  Monsieur  und 
Reine-Claude.  Sie  verdient 
ptohlen  zu  werden.  Abbildung 
genaue  Beschreibung,  besonders 
gäbe  der  Vorzüge  vor  den  beiden  ge- 
nannten anderen  Sorten  finden  sich 
in  Revue  horticole  1898  p.  86/87. 


em- 
und 

An- 


Clematis  Ville  de  Lyon. 

Clematis  mit  grossen  Blüten,  welche 
Baron  Veillard  in  Orleans  unter  den 
Namen  Madame  Edouard  Andre 
zuerst  kultivierte  und  im  Jahre  1892 
in  Tours  ausstellte,  wo  sie  mit  einer 
goldenen  Medaille  ausgezeichnet  wurde, 
sind  seitdem  nicht  übertroffen.  Erst 
jetzt  hat  Francisko  Morel  in  Lyon- 
Vaise  aus  Samen  eine  neue  Art  ge- 
zogen, welche  die  erstere  durch  den 
Farbenton  und  die  Frische  des  Ko- 
lorites   übertrifft.      Sie    werden    Ville 


de  Lyon  nach  der  Vaterstadt  des 
Züchters  genannt.  Die  Blüten  sind 
8—10  cm  im  Durchmesser  gross.  Die 
Ville  de  Lyon  wird  als  die  schönste 
der  Clematisarten  Epoche  machen. 
Im  Jahre  1900  wird  sie  in  den  Handel 
kommen  und  sicherlich  einen  grossen 
und  dauernden  Erfolg  haben.  Die  Ab- 
bildung und  Beschreibung  dieser  präch- 
tigen, rotblühenden  Art  findet  sich  in 
Revue  horticole  1899  p.  184. 


Arundinaria  nobilis. 

The  Gardeners  Chronicle  1899  Pag  2 
berichtet  von  einem  neuen  Bambus,  der 
53  Fuss  hoch  wird  und  einer  der 
schönsten  dieser  Pflanzengruppe  ist. 
Seine  Heimat  ist  sicher  nicht  bekannt, 
wahrscheinlich  ist  sie  China.  Mr.  Mit- 
ford hat  ihm  den  passenden  Xamen 
Arundinaria  nobilis  gegeben.  In 
den  Kulturen  begegnet  man  dieser 
Pflanze  unter  dem  Namen  A.  falcata, 
Thamnocalamus  Falconeri  und 
auch  A.  khasiana,  aber  sie  zeigt  von 
diesen  Arten  typische  Unterschiede. 
Sie  ist  widerstandsfähiger  als  A.  fal- 
catu  und  Th.  Falconeri,  welche  die 
beiden  einzigen  Bambusarten  mit  ge- 
streiften Blättern  sind,  die  in  unseren 
Gärten  cultiviert  werden.  Nur  in  sehr 
strengen  Wintern  erfrieren  die  ober- 
irdischen Sprosse  der  Pflanze,  während 
die  Wurzeln  lebend  und  unverletzt  blei- 
ben. Gigantischer  Wuchs,  schöne 
Färbung  und  Eleganz  der  Form  geben 
dem  neuen  Bambus  einen  ornamentalen 
Wert. 


Kleinere  Mitteilungen.  —  Unterrichtswesen. 


233 


Kleinere  Mitteilungen. 


Weymouthskiefern-Blasenrost. 

Wie  Zusendungen  und  Anfragen  an 
die  biologische  Abteilung  des  Kaiser- 
lichen Gesundheitsamtes  in  Berlin  be- 
weisen, steht  der  Blasenrost  der  Wey- 
mouthskiefer jetzt  (Anfang  bis  Mitte 
Mai)  in  voller  Blüte.  Die  gelben 
Sporensäckchen  des  Parasiten  bedecken 
dieOberiläche  der  Rinde  von  erkrankten 
Aesten  und  Stämmen  und  lassen  ihr 
gelbes   Pulver  massenhaft   ausstäuben. 

Es  wurde  zwar  im  Vorjahre  schon 
mehrfach  auf  diese  wichtige  Krankheit 
und  ihre  Bekämpfung  aufmerksam  ge- 
macht, die  eingehenden  Anfragen  zeigen 
aber,  dass  es  nicht  unnütz  ist,  noch- 
mals auf  dieselbe  hinzuweisen. 

Das  jetzt  ausstäubende,  gelbe  Sporen- 
pulver des  Pilzes  kommt  alsbald  auf 
den  Blättern  von  Johannisbeer-  und 
Stachelbeersträuchern  und  erzeugt 
dort  die  zweite  Generation  im  Sommer. 
Von  diesen  Blättern  fliegen  die  Sporen 
der  zweiten  Generation  wieder  ab  auf 
die  Zweige  der  Weymouthskiefer,  um 
in  dieselben  einzudringen. 

Es  sind  daher  Johannisbeer-  und 
Stachelbeersträucher  in  der  Nähe  von 
Weymouthskiefern  möglichst  nicht  zu 
dulden. 

Die  von  dem  Parasiten  befallenen 
Aeste  und  Stämme  der  Weymouths- 
kiefer sterben  allmählich  ab.  Sie  sind 
daher  rechtzeitig  abzuschneiden. 

Aeltere  Stämme  kann  man  noch 
längere  Zeit  erhalten,  wenn  man  die 
kranken  Stammstellen  ausschneidet  und 
verbindet. 

Leider  wird  die  Krankheit  vielfach 
durch  den  Versand  junger,  bereits  von 


dem  Pilze  befallener  Weymouthskiefer- 
Pflanzen  verbreitet.  Es  ist  daher  seitens 
der  Baumschulenbesitzer  scharf  darauf 
zu  achten,  dass  nur  gesunde  Pflanzen 
verkauft  werden,  seitens  der  Käufer 
ist  aber  die  Gesundheit  der  jungen 
Pflanzen  gut  zu  kontrollieren. 

In  Gärtnereien,  wo  gleichzeitig  Wey- 
mouthskiefern und  Ribespflanzen  in 
Massen  gezogen  werden,  kann  es  leicht 
zu  vollständigen  Epidemien  kommen. 
i  Bei  dieser  Gelegenheit  sei  auch  vor 
Ankauf  von  Weymouthskiefer-Pflanzen 
gewarnt,  welche  mit  der  weissen  Woll- 
laus bedeckt  sind,  da  dieses  Insekt  ein 
häufiger   Schädling   dieses  Baumes  ist. 

Es  wäre  erwünscht,  wenn  Zusen- 
dungen des  Weymouthkiefernrostes  und 
Mitteilungen  über  sein  Vorkommen  an 
die  biologische  Abteilung  des  Kaiser- 
lichen Gesundheit  -  Amtes  in  Berlin 
NW.,  Klopstockstrasse  20,  gemacht 
würden. 

Le  pziger  Palmengarten. 

Wie  die  »Gartenwelt«  mitteilt,  waren 
für  den  kürzlich  eröffneten  neuen 
Leipziger  Palmengarten  bis  zum  19.  Mai 
mehr  als  30ooDauerkarten  für  Familien, 
1787  Dauerkarten  für  einzelne  Personen, 
396  Se*nesterkarten  für  Studierende 
und  596  Dauerkarten  für  Aktionäre 
entnommen. 


Die  Erweiterung 
der  Blumenhalle  in  der  Markthalle  II  in  Berlin. 

Die  Blumenhalle  in  der  Markthalle  II 
in  der  Lindenstrasse  soll  erweitert 
werden.  Die  Kosten  des  Erweiterungs- 
baues sind  auf  79  000  M.  veranschlagt. 


Unterrichtswesen. 


Dankschreiben    des    Kuratoriums    der    König). 
Gärtner-Lehranstalt    für    das    vom    Verein    ge- 
stiftete Stipendium*). 

Berlin,  den  13.  Mai  1899. 
Auf  das  gefl.  Schreiben  vom  10.  huj., 
betr.  die  Stiitung  eines  Stipendien- 
fonds von  5000  Mk.  für  die  Königl. 
Gärtner-Lehranstalt,  beehren  wir  uns 
dem  Verein  unsern   herzlichsten  Dank 

*)  Siehe  Gartenflora   1899,  S.  204. 


für  diese  generöse  Schenkung  erge- 
benst  auszusprechen.  Diese  Gabe  ist 
für  die  Lehranstalt  ungemein  wertvoll, 
nicht  nur  wegen  des  hohen  Betrages, 
sondern  auch  vornehmlich  wegen  der 
Anerkennung  der  Wirksamkeit  der 
Anstalt,  welche  darin  liegt,  dass  ein 
so  kompetenter  Beurteiler  der  Erfolge 
der  Potsdamer  Schule,  wie  es  der  erste 
gärtnerische   Verein   Deutschlands  un- 


334_ 


Aus  den  Vereinen.  —  Litteratur. 


bestreitbar  ist,  seine  Teilnahme  an  dem 
weiteren  Gedeihen  der  Anstalt  durch 
eine  solche  reiche  Schenkung  aus- 
drückt. 

Wir  erklären  uns  hiermit  gern  be- 
reit, das  Stipendium  unter  den  von 
dem  Vereine  gestellten  Bedingungen 
anzunehmen,  und  verpflichten  uns,  den 
Fonds  in  entsprechender  Weise  zu 
verwalten. 

Den  Betrag  bitten  wir  an  die  Kasse 


der    Königl.    Gärtner  -  Lehranstalt     in 
Wildpark  zu  schicken. 

Für  das  Kuratorium 
der   Königl.   Gärtner- Lehranstalt  zu   Wildpark. 

gez.  H.  Thiel. 
Wirkl.  Geh.  Ober-Regierungsrat 

und  Ministerial-Direktor. 
An 
den    Verein     zur    Beförderung    des 
Gartenbaues     in     den     Preussischen 
Staaten. 

Hier. 


Aus  den  Vereinen. 


Hauptversammlung  des  Vereins  deutscher 
Gartenkünstler. 

Der  Verein  deutscher  Gartenkünstler 
hält  seine  diesjährige  Hauptversamm- 
lung am  9.,  10.  und  11.  Juli  zu  Mann- 
heim ab.  Seitens  der  Stadtbehörde, 
die  bedeutende  Geldmittel  bewilligt 
hat,  wird  eine  Ausstellung  von  Plänen, 
Zeichnungen  und  Photographien  öffent- 
licher Parks,  Schmuckplätze,  Schul- 
garten in  deutschen  Städten  veranstaltet, 
und  verspricht  dieselbe,  den  bisher 
eingegangenen  Anmeldungen  zufolge 
eine  sehr  reichhaltige  und  äusserst 
interessante  zu  werden.  Auf  der  Tages- 
ordnung stehen  neben  dem  kurzen  ge- 
schäftlichen Theil  sehr  anregende 
Fragen,  wie:  »Allgemeine  Grundsätze 
für  die  Anpflanzung  von  Bäumen  in 
den  verschiedenartigsten  Strassentypen, 
Feststellung  der  bewährtesten  Methoden 
für  Bewässerungseinrichtungen  in  be- 
festigten Strassen,  und  ein  Vortrag  des 
Herrn  Cordes  -  Hamburg  über  die 
Kunst  im  Gartenbau  und  die  Archi- 
tektur, sodass  die  Beratungen  von  weit- 
gehendstem Interesse  für  die  All- 
gemeinheit sein  dürften.  Neben  der 
Besichtigung  der  städtischen  Anlagen 
von  Mannheim  sind  Ausflüge  nach 
Heidelberg.  Ludwigshafen  und  anderen 
benachbarten  Städten  vorgesehen. 


Der  Verein  zur  Förderung   des  Frauenerwerbs 
durch  Obst-  und  Gartenbau 

will  sich  in  einer  Petition  an  den 
Kultusminister  wenden,  dass  die  Re- 
gierungen angewiesen  werden  möchten, 
alle  Urlaubsgesuche  von  Lehrerinnen 
zum  Besuch  eines  Blumenpflegekursus 
zu  bewilligen  und  nötigenfalls  Unter- 
stützungen hierzu  zu  gewähren.  Die 
Entwicklung  der  Obst-  und  Garten- 
bauschule für  Frauen  in  den  ersten 
4V2  Jahren  ihres  Bestehens  schilderte 
am  28.  April  im  Falk-Realgymnasium 
Frl.  Dr.  Castner.  Die  Anstalt,  die 
sich  jetzt  in  Friedenau  befindet,  aber 
im  Oktober  nach  Marienfelde  über- 
siedelt, weil  sie  sich  zu  klein  erwiesen, 
um  alle  Lernenden  aufzunehmen,  hat 
seit  ihrer  Eröffnung  102  Schülerinnen 
Aufnahme  gewährt,  69  Damen  machten 
einen  ein-  bis  zweijährigen  Kursus 
durch,  24  waren  Hospitantinnen, 
9  erlernten  den  Baumschnitt  und  4  be- 
suchten einen  Kursus  für  Baumpflege, 
Von  den  Schülerinnen  legten  16  das 
Gärtnerinnenexamen  ab,  4  machten 
sich  selbstständig,  10  nahmen  Stel- 
lungen an;  gegenwärtig  zählt  die 
Anstalt  23  Schülerinnen  und  3  Hos- 
pitantinnen. Von  Ausländerinnen  sind 
nur  eine  Russin  und  eine  Österreicherin 
in  der  Schule. 


Litteratur. 


Neue  Beobachtungen  über  die  Eibe, 
besonders  in  der  deutschen  Volks- 
kunde. Nach  einem  Vortrag  des  Herrn 
Prof.    Dr.  Conwentz    in    der    anthro- 


pologischen Sektion  der  Naturforschen- 
den Gesellschaft  in  Danzig  am  22. 
Februar  1899.  Der  Vortragende  be- 
spricht hauptsächlich   eine    Reihe  von 


Ausstellungen  und  Kongresse.  —  Personal-Nachrichten. 


333 


Funden  von  Gegenständen,  die  aus 
Eibenholz  hergestellt  waren  und  in 
verschiedenen  Museen  aufbewahrt  wer- 
den und  die  zum  Teil  aus  prähis- 
torischer Zeit  stammen.  J.  B. 


»Nerthus«.  Wochenschrift  für 
Pflanzen-  und  Blumen  freunde.  Aquarien-, 
Terrarien-  und  Vogelliebhaber.  Heraus- 
gegeben von  Kriele  und  Adolff, 
Altona-Ilamburg.  Der  Preis  dieser 
neuen,  sonntäglich  erscheinenden  Zeit- 
schrift beträgt,  durch  die  Post  oder 
Buchhandlung  bezogen,  für  das  Halb- 


jahr   3   M.,    direkt    vom    Herausgeber 
unter  Kreuzband  3,50  M.  J.  B. 


E.  Pfyffer  von  Altishofen, 
Blumenparterre  -  Album.  Sammlung 
neuer  Entwürfe  zu  Teppichbeeten  und 
Blumenparterres  mit  Bepflanzungs- 
an  gaben,  Konstruktionszeichnungen 
und  Anleitung  zum  Uebertragen  der 
Entwürfe  aufs  freie  Land.  München 
1899.  Die  Sammlung  erscheint  in 
zwanglosen  Heften  ä  1  M.  In  jeder 
Lieferung  sind  5  Tafeln  nebst  18  Seiten 
Text  enthalten.  J.  B. 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


Berlin.  Grosse  deutsche  Winter- 
blumen -  Ausstellung,  Mitte  Februar 
1900  im  Zoologischen  Garten. 


Dresden.  Jahresversammlung  der 
Deutschen  dendrologischen Gesellschaft 
7.  bis  9.  August. 


Wildpark.  75-jährige  Jubiläums- 
feier der  Königl.  Gärtner-Lehr- 
anstalt vom  29.  Juni  bis  2.  Juli  1899. 
Haupttage:  30.  Juni  und  1.  Juli. 


Krefeld.  Grosse  Allgemeine 
Ausstellung  für  die  Rheinprovinz. 
16. — 25.  September.  Anmeldungen  an 
Albert  Samson,  Krefeld,  Leyenthal- 
strasse  101. 


Landsberg  a.  W.,  21. — 24.  Sep- 
tember 1899.  Obst-  und  Gartenbau- 
Ausstellung  und  Versammlung  des 
Märkischen  Obstbau-Vereins.  Anfragen 
an  das  Komite  der  Ausstellung  in 
Landsberg  a.  W. 


Personal-Nachrichten. 


In  der  Jahressitzung  der  Kaiserlich 
Russischen  Gartenbau-Gesellschaft  am 
18./30.  Mai  sind  auf  Vorschlag  Seiner 
Exzellenz  des  Herrn  Geheimrat  Prof. 
Dr.  Fischer  von  Waldheim  folgende 
Personen  zu  Ehrenmitgliedern  erwählt: 
Geh.  Regierungrat  Prof.  Dr.  Engler- 
Berlin,  Graf  O.  de  Kerchhove  de 
Denterghem-Gent,  J.Veitch-London, 
Seine  Exzellenz  der  Minister  Viger- 
Paris,  Henri  Leveque  de  Vilmor in- 
Paris, L.  Wittmack- Berlin.  Ferner 
sind  zu  Ehrenmitglieder  ernannt  die 
Herren:  von  Siessmeier  sen.,  St. 
Petersburg,  Mitbegründer  der  Garten- 
bau-Gesellschaft, General  Speranzky, 
Präsident  der  Gesellschaft  und  Admiral 
Koznakojef. 


Am  24.  Mai  verschied,  durch  Mörder- 
hand   schwer  verwundet,    der    einzige 


Sohn,  das  letzte  Kind,  des  Gärtnerei- 
besitzers Albert  Schwarzberg  in 
Pankow  und  seiner  Gattin  Luise  geb. 
Namslau,  der  Gärtner  Richard 
Schwarzburg  im  23.  Lebensjahre. 
In  den  weitesten  Kreisen  hat  diese 
Nachricht  die  innigste  Teilnahme  für  die 
schwer  geprüften  Eltern  hervorgerufen. 


Hugo  Baum,  mehrere  Jahre  Revier- 
gehilfe im  Königl.  bot.  Garten  zu 
Berlin,  nimmt  an  der  Forschungsreise 
einer  englischen  Expedition  theil,  die 
am  21.  Juni  von  Lissabon  aufgebrochen 
ist,  um  im  Innern  Afrikas  pflanzen- 
morphologische Studien  zu  machen. 


August  Fehringer,  Inspektor  der 
Kaiserlichen  Obstgärten  in  der  Krim 
und  Baumschulbesitzer  in  Moskau, 
wurde  der   russische  Stanislaus-Orden 


336 


Sprechsaal.  —  Ausflug.  —  Mitglieder-Beiträge.  —  Tagesordnung. 


3.  Kl.  für  seine  Verdienste  im  russischen 
Obstbau  verliehen. 


Dem  Königl.  Gärtner  Joseph  Preu  ss 
in  Gross-Mohnau  und  dem  Kunstgärtner 
Sbach  in  Gr.-Spiegelberg  ist  das 
Preussische  Allgemeine  Ehrenzeichen 
verliehen. 


Otto  Bruders,  Geschäftsführer  der 
C.  Stoelckerscben  Baumschulen  in 
Ettenheim  (Baden)  ist  zum  Obstbau- 
lehrer an  der  Landw.  Obst- und  Wein- 
bauschule in  Marburg  an  der  Drau 
ernannt. 


Dem  fürstlichen  Gartendirektor  a.  D. 
Albrecht  Hermes  zu  Schloss  Dyck 
im  Kreise  Grevenbroich  ist  der  Kgl. 
Kronenorden  4.  Kl.  verliehen.  Herr 
Hermes  leitete  1867  den  »Preussischen 
Garten«  auf  der  Pariser  Weltausstellung. 


Unserem  Ehrenmitgliede ,  Hof- 
marschall a.  D.  v.  St.  Paul  zu  Fisch- 
bach im  Riesengebirge,  Vorsitzender 
der  Deutschen  dendrologischen  Gesell- 
schaft, ist  das  Kommandeurkreuz  des 
Anhaltinischen  Hausordens    verliehen. 


Stadtgärtner  Beithner-Bonn  wurde 
zum  Gartendirektor  ernannt. 


Sprechsaal. 


Frage  4.  Ist  ein  Mittel  gegen  den 
jetzt,  wahrscheinlich  infolge  der 
schroffen    Temperatur-Differenzen,    so 


stark  auftretenden  Pilz  auf  den  Nerven 
der  Platanenblätter  Glooeosporium 
nervisequum  bekannt?  M.  H. 


Verein  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  in  den  Preuss.  Staaten. 

Zur  Feier  des  77.  Stiftungsfestes  Donnerstag  den  22.  Juni  1899  Ausflug  mit 
Damen  per  Extrazug  nach  Eberswalde.  Abfahrt  vom  Stettiner  Bahnhof  pünktlich  2  Uhr  20  Min., 
vom  Gesundbrunnen  2  Uhr  25  Min.  Aussteigen  Haltestelle  am  Wasserfall  vor  Eberswalde; 
daselbst  Kaffe  und  Kuchen  frei.  Spaziergang  im  Walde  und  Besichtigung  der  Forst-Gärten. 
Bierpause  auf  dem  Gesundbrunnen.  Abends  7  Uhr  Festessen  im  Schützenhause 
ä  Gedeck  2  M.     Rückfahrt  von  Eberswalde  mit  Extrazug  um   10  Uhr. 

Anmeldungen  bis  spätestens  Dienstag  den  20.  Juni  mittags,  mit  Angabe  der  Zahl 
der    Damen    und    Herren    im     General-Sekretariat    Invalidenstr.    42.     Gäste    willkommen. 

Teilnehmer  am  Feste  zahlen  2,5o  M.  die  Person  für  Hin-  und  Rückfahrt,  sowie  für 
allgemeine  Unkosten.  Versammlung  in  der  Vorhalle  des  Stettiner  Hauptbahnhofes,  bezw.  am 
Bahnhof  Gesundbrunnen.     Um  zahlreiche  Beteiligung  bittet  Der  Vorstand. 


Aufforderung  zur  Einsendung  der  Mitglieder-Beiträge. 

Diejenigen  Mitglieder  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues, 
welche  ihren  Beitrag  für  1899  noch  nicht  entrichtet  haben,  werden  ersucht,  ihn 
bis  zum  1.  Juli  an  den  Schatzmeister,  Kgl.  Hoflieferanten  J.  F.  Loock, 
Berlin  X.,  Chausseestr.  52  a,  einzusenden.  Von  denen,  die  ihn  bis  dahin  nicht 
eingeschickt  haben,  wird  angenommen,  dass  ihnen  die  Einziehung  durch  die 
Post  erwünschter  ist.  Der  Beitrag  beträgt  für  Berlin  und  Umgegend  20  M.,  für. 
das  übrige  Deutschland  und  Oesterreich-Ungarn   13  M.,  für  das  Ausland  15  M. 

Der  Vorstand. 


Tagesordnung 


für  die 


Jahresversammlung  des  Vereins  z.  Beförderuno  d.  Gartenbaues  i.  d.'pr.  Staaten 

am  Donnerstag,  den  29.  luni  1899,  6  Uhr, 

im    Königl.    botanischen    Museum,    Grunewaldstr.  6-7    (im   Königl.  botanischen  Garten). 
1.  Ausgestellte  Gegenstände.     2.  Erstattung  des  Jahres-  und  des  Kassenberichts.      3.  Neu- 
wahl des  RsSPBran'äes.     4.  Verschiedenes. 


3 

3 
S 

ls  in  der  ersten  Sitzung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Garten- 
£b  baues  am  l.  Dezember  1822  in  dem  von  Sr.'Maj.  dem  König  erkauften 
Schützschen  Etablissement  zu  Xeu-Schöneberg  der  Direktor  des  Königlichen 
botanischen  Gartens  Professor  Link  die  Eröffnungsrede  hielt,  sagte  er  u.  a.:*) 
Wir  empfehlen  vorläufig  Ihrer  Aufmerksamkeit  und  Mitwirkung  eine  in  diesem 
Lokale  anzulegende  Gartenschule.  Ein  ausführlicher  Plan  soll  Ihrer  Beurteilung 
in  der  Eolge  vorgelegt  werden.  Wir  haben  diesen  Ort  zur  Anlage  gewählt  aus 
mehreren  Gründen.  Zuerst  und  vorzüglich,  damit  wir  diese  Schule  mit  dem 
Verein  in  eine  nähere  Verbindung  bringen  können,  um  Ihre  Urteile,  Ihre  Vor- 
schläge, Ihre  Prüfungen  zu  benutzen;  dann  hat  auch  die  Nähe  des  Königlichen 

botanischen  Gartens  Einfluss    darauf    gehabt Wer    das  Ganze  übersieht, 

wird  sich  leicht  im  Einzelnen  finden  ....  Auch  soll  die  Gartenschule  nicht 
junge  Männer  bilden,  welche  bestimmt  sind,  Beete  abzutreten  und  Bohnen  zu 
legen,  sondern  welche  in  dem  Distrikte,  wohin  sie  kommen,  und  in  dem  Fache, 
welches  sie  vorzugsweise  erwählt  haben,  als  Lehrer  auftreten  können.« 

Am  2.  November  1823  genehmigte  der  Verein  die  ihn  betreffenden  Teile 
der  Statuten  und  des  Verwaltungs-Planes  der  Gärtner-Lehranstalt  zu  Schöneberg 
und  Potsdam  sowie  der  Landesbaumschule.  Der  Verein  erwarb  dadurch  grosse 
Rechte  und  grosse  Pflichten,  denn  §  39  der  Statuten  sagt:  »Die  beiden  Direktoren 
der  Gärtner-Lehranstalt  bilden  in  Vereinigung  mit  einem  auf  drei  Jahre  zu 
wählenden  Abgeordneten  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  das 
Vorsteheramt  jener  Anstalt.  In  dem  Vorsteheramt  vereinigt  sich  die  gesamte 
Verwaltung  und  Leitung  der  inneren  und  äusseren  Angelegenheiten  der  Gärtner- 
Lehranstalt«  etc. 

Noch  heute  ist  der  Verein  durch  ein  Mitglied  im  Kuratorium  der  be- 
sonders auf  seine  Veranlassung  ins  Leben  gerufenen  Anstalt  vertreten,  wenn 
auch  manches  anders  geworden  ist.  Die  Schöneberger  Abteilung  der  Garten- 
schule und  die  Landesbaumschule  sind  eingegangen,  bezeichnend  ist  aber, 
dass  dieselben  Gründe,  welche  einst  dafür  sprachen,  die  untere  Abteilung  in 
die  Nähe  des  botanischen  Gartens  in  Schöneberg  zu  legen,  jetzt  wieder  dahin 
führen,  die  ganze  Anstalt  in  die  Nachbarschaft  des  neuen  botanischen  Gartens, 
nach  Dahlem,  zu  bringen. 

Sicherlich  ist  diese  nahe  Beziehung  zu  dem  botanischen  Garten  für  die 
Gärtner-Lehranstalt  von  dem  grössten  Segen,  und  um  so  schöner  wird  sich 
die  ganze  Anstalt  weiter  entwickeln,  wenn,  wie  beabsichtigt,  sie  zu  einem 
Staatsinstitut  erhoben  wird. 

*  Verhandlungen  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  Band  1  S.  22.  Siehe 
ferner  daselbst  S.  259  ff. 


Zum  75  jährigen  Jubiläum 

der  Königlichen  Gärtner- Lehranstalt. 


oo§  Vier  neue  Holzgewächse. 


Wie  alle,  welche  der  Gärtner-Lehranstalt  nahe  stehen,  so  ruft  auch  der 
Verein  zur  Beförderung  des  Gartenbaues,  der  Mitbegründer  der  Anstalt,  ihr  zu 
ihrem  Jubelfest  von  ganzem  Herzen  zu: 

„Glück    auf!" 


Vier  neue  Holzgewächse 

(Ribes  Späthianum,  Cornus  Purpusi  und  C.  Hessei,  Viburnum  Sargenti). 

Von  E.  Koehne. 

ibes  Späthianum  n.  sp.  (Subsect.  Nigra,  Verwandtschaft  von  R.  cereum 
.^T'V  Dougl.)  niedrig,  im  Wuchs  R.  cereum  ähnlich.  Altere  Zweige  schwärz- 
lich aschgrau,  jüngere  dunkel  gelbbraun,  unbehaart,  mit  schülferigen 
Drüsenhöckerchen  zerstreut  besetzt.  Blätter  klein,  ganz  wie  die  von 
R.  cereum  gestaltet,  aber  stark  klebrig  und  von  starkem,  angenehm 
aromatischem  Geruch,  besonders  jung  mit  zerstreuten  klebrigen  Drüsen 
besetzt,  auf  drüsigen  und  öfters  sehr  dicht  und  kurz  sammethaarigen  Stielen. 
Doldentrauben  wie  bei  R.  cereum,  bis  fünfblütig;  Blütentragblätter  etwas 
schmäler,  vorn  weniger  abgestutzt,  gar  nicht  oder  oben  oberwärts  ein- 
geschnitten-gesägt,  drüsig.  Fruchtknoten  mit  zerstreuten,  sehr  kurz  ge- 
stielten Drüschen  besetzt.  Kelch  fleischfarbig,  seine  Röhre  unterwärts 
etwas  bauchig  erweitert;  Blumenblätter  weiss.  Blüten  sonst  wie  bei  R. 
cereum.  Frucht  noch  unbekannt  (bei  cereum  ist  sie  orangegelb,  mit  grünen 
Samen). 

Im  Arb.  Späth  und  im  botanischen  Garten  zu  Darmstadt  als  „Ribes 
spec.  Colorado,  Black  Canon,  Purpus  1893"  erzogen.  Die  entsprechenden 
Herbar-Exemplare,  die  ich  jedoch  nicht  gesehen  habe,  führen  No.  496  und  510. 
Ausserdem  besitze  ich  ein  Exemplar,  das  von  C.  A.  Purpus  ebenfalls  in 
Colorado,  aber  an  trockenen  Stellen  an  Felsen  auf  dem  Rimrock,  Mesa  grande, 
in  einer  Meereshöhe  von  10000—11000  Fuss  unter  No.  244  gesammelt  wurde. 
Dort  wird  der  Strauch  meterhoch. 

R.  cereum  unterscheidet  sich  leicht  durch  die  weniger  lebhafte  Farbe 
der  jüngeren  Zweige,  durch  deren  zwar  sehr  kurze,  aber  dichte  und  sehr  lange 
bleibende  sammetartige  Behaarung,  durch  die  weniger  lebhaft  grüne  Färbung, 
das  Fehlen  der  Klebrigkeit,  das  Fehlen  des  aromatischen  Geruches  des  Laubes, 
durch  die  breiteren,  vorn  oft  etwas  abgestutzten  und  stets  daselbst  ein- 
geschnitten gesägten  Blütentragblätter,  durch  den  nicht  mit  Drüsen  besetzten 
Fruchtknoten,  endlich  durch  die  wachsweisse  Kelchfarbe. 

Cornus  Purpusi  n.  sp.  (Subsect.  Amblycaryum  Koehne  in  Garten- 
flora 45.  1896  S.  286  und  46.  1897  S.  96.)  Ältere  Zweige  in  frischem  Zustande 
grüngelb,  jüngere  Zweige  gelbrot,  alle  fast  drehrund,  dicht  anliegend  behaart, 
im  zweiten  Jahre  hier  und  da  verkahlend.  Blätter  auf  7—25  mm  langen 
Stielen,  am  Grunde  spitz,  breit  bis  schmal  elliptisch  (2— 3mal,  an 
kurzen  Seitenzweigen  oft  fast  4mal  so  lang  wie  breit),  ziemlich  plötzlich  zu- 
gespitzt, papierartig,  mit  5  oder  6  Nervenpaaren,  oberseits  bei  der  Entfaltung 
anliegend  behaart,  aber  rasch  verkahlend,  unterseits  bleibend  zerstreut 
behaart,  mit  kurzen  anliegenden  Härchen  und  daselbst  gelblich- oder 


Vier  neue   Holzgewächse.  22G 


graugrün  (unter  dem  Mikroskop  mit  dichtstehenden,  kleinen, 
rauhen  Papillen  und  verbindenden  Netzleisten  und  Runzeln);  Länge 
von  Laubtriebblättern  etwa  7—8  cm,  Breite  32—40  mm,  Grösse  der  Blüten- 
zweigblätter  oft  etwas,  die  der  Blätter  kurzen  Seitenzweige  oft  viel  geringer 
(3V2— S  cm  :  12  — 20  mm).  Blütenstand  sehr  dicht,  gewölbt,  seine  Ver- 
zweigungen nicht  dicht  anliegend  —  oder  kaum  abstehend  —  be- 
haart. Blüten  ziemlich  klein.  Kelchzipfel  etwa  von  halber  Länge  des 
Fruchtknotens  oder  noch  länger.  Blumenblätter  etwa  4 — 5  mm  lang, 
Staubblätter  dieselben  an  Länge  übertreffend.  Griffel  unter  der  Narbe 
plötzlich  zu  einer  kugeligen  Keule  verdickt,  Narbe  dick  scheibenfömig, 
schmaler  als  die  Keule.  Frucht  trüb  blau,  etwa  5 — 6  mm  dick,  mit 
bleibendem  Griffel.  Stein  4  mm  breit,  etwa  3 — 3V3  mm  dick,  3V2  mm  hoch, 
schief,  mit  etwa  sechs  fein  erhabenen,  oberwärts  verschwindenden  Linien, 
ausserdem    besonders    oberwärts    schwach   und  unregelmässig  stumpf  gerippt. 

Ohio,  in  Wäldern  westlich  von  Toledo  am  Eriesee  von  J.  A.  Purpus 
1887  entdeckt  und  im  botanischen  Garten  zu  Darmstadt  kultiviert.  Nach 
brieflicher  Mitteilung  von  Herrn  Purpus  auch  bei  Herrn  Hesse  in  Weener- 
Ostfriesland  in  Kultur  und  daselbst  als  C.  Amomum  aus  Nordamerika 
bezogen. 

Herr  Purpus  bemerkte  an  genanntem  Fundort  ausser  dieser  Art  nur 
noch  C.  candidissima  Mill.  Der  Strauch,  beladen  mit  hübschen  blauen 
Beeren,  fiel  ihm  durch  seine  Schönheit  auf.  Mitgenommene  Samen  ergaben 
zu  Darmstadt  Sträucher,  die  sowohl  einander,  wie  auch  der  wilden  Form  voll- 
kommen glichen.  In  Darmstadt  geerntete  Samen,  wiederholt  ausgesäet,  er- 
wiesen stets  vollkommene  Samenbeständigkeit  der  C.  Purpusi,  sodass  wohl  nicht 
daran  zu  denken  ist,  es  könnte  eine  Bastardform  vorliegen. 

Zum  Vergleich  mit  Cornus  Purpusi  können  nur  Arten  mit  derselben 
eigentümlichen  Griffelbildung  herangezogen  werden.  Die  Species  mit  ab- 
weichender Gestaltung  des  Griffels  sind  so  leicht  und  sicher  von  ihr  zu  unter- 
scheiden, dass  auf  weitere  Unterschiede  nicht  eingegangen  zu  werden  braucht. 
Einen  ebenso  keulenförmigen  Griffel  besitzen  nun 

1.  C.  paucinervis  Hance  aus  China,  Blätter  mit  nur  2 — 4  Nerven- 
paaren; vielleicht  auch 

2.  C.  quinquenervis  Franch.  aus  China,  mir  nicht  näher  bekannt,  mit 
eckigen  Zweigen   und  schmal-lanzettlichen,  kahlen  Blättern. 

3.  C.  corynostylis  Koehne  vom  Himalaya ,  mit  ebenfalls  4seitigen 
Zweigen  und  viel  grösseren,  breiteren,  eiförmigen  (nicht  elliptischen)  unter- 
seits  weisslichen  Blättern  mit  6 — 8  Nervenpaaren. 

4.  C.  sanguinea  L.,  und 

5.  C.  australis  C.  A.  Mey.,  die  beiden  Europa  und  dem  Orient  zu- 
gehörigen Arten,  mit  schwarzen,  selten  grünen  Früchten,  sind  auch  mikro- 
skopisch sehr  verschieden,  indem  die  Epidermis  der  Blattunterseite  keine  Spur 
von  Papillenbildung  aufweist. 

6.  C.  Amomum  Mill.  ist  der  C.  Purpusi  jedenfalls  am  ähnlichsten, 
unterscheidet  sich  von  ihr  aber  ebenfalls  sehr  scharf  durch  das- 
selbe mikroskopische  Merkmal  des  gänzlichen  Papillenmangels  auf 
der  Blattunterseite.  Ausserdem  hat  C.  Amomum  anfangs  dunkelrote, 
später  braunrote  Zweige.      Die  Haare    auf  der  Blattunterseite  sind,    besonders 


o_^o  Vier  neue  Holzgewächse. 


auf  den  Nerven,  zuletzt  stets  braun,  die  Verzweigungen  des  Blütenstandes 
bleiben  allezeit  dicht  rauhaarig,  Blütenstände  und  Blüten  sind  grösser,  die 
niedergedrückten  Steine   sehr  stark  gerippt  und  oben  gespitzt. 

7.  C.  pubescens  Nutt..,  wie  ich  sie  bisher  aufgefasst  habe,  hat  ebenfalls 
die  keulige  Griffelverdickung  (Blütenexemplar  aus  Californien,  Coli.  Jones  No. 
3289);  aus  europäischen  Gärten  sah  ich  bisher  nur  ein  einziges  echtes,  von 
Sargent  an  Späth  gesandtes,  aber  noch  nicht  zur  Blüte  gekommenes  Exemplar.*) 
Coulter  und  Evans  (Bot.  Gazette  15.  1890  p.  37.  Revision  of  North  American 
Cornaceae)  erwähnen  nichts  von  einer  Griffelkeule  bei  C.  pubescens,  noch  bei 
deren  Varietät  californica,  unterscheiden  vielmehr  davon  ausdrücklich 
als  neue  Art  eine 

8.  C.  Green  ei  Coult.  et  Evans  wegen  ihrer  keuligen  Griffelverdickung. 
Jedenfalls  sind  aber  sowohl  C.  pubescens  wie  C.  Greenei  von  C.  Purpusi 
schon  durch  die  krauswollige  Behaarung  der  Blattunterseite  leicht  zu  unter- 
scheiden. Ausserdem  hat  C.  pubescens  weisse  Früchte;  bei  der  kalifornischen 
C.  Greenei  werden  sie  als  dunkelblau  angegeben. 

Alle  übrigen  bekannten  Cornus-Arten  haben  keine  kugelig-keulige 
Verdickung  des  Griffels  unter  der  Narbe. 

Cornus  Hessei  n.  sp.  (Subs.  Amblycaryum).  Internodien  der  Haupt- 
zweige nur  etwa  1  cm  lang,  die  zahlreichen  kurzen  Seitenzweige  deshalb  sehr 
gedrängt,  mit  (im  August)  nur  2 — 3  mm  langen  Internodien.  Blätter  gegen- 
ständig, wegen  der  sehr  kurzen  Internodien  zu  dichten  Massen  zu- 
sammengedrängt, auf  4 — 9  mm  langen  Stielen,  klein  (nur  2,5 — 5,5  cm  lang, 
8 — 22  mm  breit),  aus  spitzem  Grunde  elliptisch  oder  länglich  (Breite  zur  Länge 
=  i :':  21/,  bis  3),  papierartig,  mit  4 — 5  unterseits  wenig  vorragenden  Nerven- 
paaren, beiderseits  ungefähr  gleich  stark  behaart,  unterseits  grauweisslich  (von 
mikroskopischen,  wie  bei  C.  alba  Wang.  ziemlich  entferntstehenden,  rauhen. 
durch  niedrige  Netzleisten  und  feine  Runzeln  verbundenen  Papillen).  Blüten- 
stand (nur  3  cm  breit),  halbkugelig,  seine  Verzweigungen  anliegend  und 
nicht  dicht  behaart.  Junge  Früchte  (im  August)  niedergedrückt-kugelig, 
reif,  nach  Hesse  brieflich,  (wie  bei  C.  tatarica  Mill.)  bläulichweiss.  Frucht- 
griffel aufallend  kurz  und  dick  (1  bis  höchstens  1,5  mm  lang),  bleibend, 
ohne  keulige  Verdickung.  Kelchzähne  winzig,  Narbe  kaum  breiter  als  das 
Griffelende.  Stein  (unreif)  um  fast  Y3  kürzer  als  breit,  an  beiden  Enden  un- 
gespitzt,  seitlich  zusammengedrückt  (etwa  r3  weniger  dick  als  breit),  mit 
schwacher,  ringsumlaufenden  Nahtrinne,  sonst  mit  glatter  Oberfläche. 

Der  Strauch  erwuchs  Herrn  A.  Hesse  in  Weener  nach  gütiger  brieflicher 
Mitteilung  unter  Sämlingen  von  Crataegus  chlorosarca,  wozu  das  Saatgut  aus 
St.  Petersburg  bezogen  worden  war,  ursprünglich  in  zwei  unter  sich,  in  der 
Jugend  wenigstens,  etwas  verschiedenen  Exemplaren.  Das  eine  davon  ging 
später  ein.  Herr  Hesse  bemerkt,  dass  hochstämmige  Veredlungen  des 
Strauches  eine  Kugel  bilden  und  sich  sehr  schön  ausnehmen. 

Zwei  Zweige  mit  halb  ausgereiften  Früchten  erhielt  ich  von  Herrn  J.  A. 
Purpus  aus  dem  botanischen  Garten  in  Darmstadt.  Obgleich  ich  die  Blüten 
noch  nicht  zu  beurteilen  in  der  Lage  bin,    so    glaube    ich    doch    durch    obige 


*)  Alle  mir  sonst  als  C.  pubescens   zugegangenen  Exemplare  zeigten  nicht    die    Merk- 
male dieser  Species, 


Vier  neue  Holzgewächse.  jaj 


Beschreibung  dargelegt  zu  haben,  dass  hier  eine  ganz  eigenartige  Pflanze  vor- 
liegt, die  keiner  andern  Cornus-Art  ähnelt.  Von  C.  tatarica,  der  sie 
wohl  am  nächsten  steht,  unterscheidet  sie  sich  nicht  blos  durch  die  kleinen. 
überaus  dicht  zusammengedrängten  Blätter  und  den  übermässig  gedrängten 
Wuchs,  sondern  auch  durch  die  Früchte,  die,  obgleich  noch  nicht  reit",  doch 
erhebliche  Abweichungen  schon  mit  voller  Klarheit  hervortreten  lassen.  Bei 
C.  tatarica  sind  nämlich  die  Früchte  stets  ein  wenig  länger  als  dick,  ent- 
sprechend der  Form  des  Steines,  der  mindestens  so  lang,  meist  aber  erheblich 
länger  als  breit,  ausserdem  meist  an  beiden  Enden,  jedenfalls  aber  am  Unterende 
deutlich  gespitzt  ist.  Ferner  ist  der  Fruchtgriffel  bei  C.  tatarica  iw2bis2mal 
so  lang  wie  bei  C.  Hessei,  dabei  aber  dünner,  sodass  der  Griffel  ersterer  Art 
lang  und  schlank,  der  der  letzteren  kurz  und  plump  erscheint.  Von  den 
feinen  erhabenen  Längslinien  des  tatarica-Steines  ist  bei  C.  Hessei  nichts 
zu  sehen;  der  hinreichend  vorgeschrittene  Entwickelungsgrad  der  Steine 
bei  letzterer  lässt  auch  nicht  erwarten,  dass  solche  Linien  sich  später  noch 
ausbilden. 

C.  Hessei  wird  in  unsere  Gärten  bei  seiner  Eigenart  sich  gewiss  bald 
Eingang  verschaffen. 

Viburnum  Sargenti  n.  sp.  (Sekt.  Opulus.)  Ist  V.  Opulus  L.  und  V. 
americanum  Mill.  sehr  ähnlich,  unterscheidet  sich  aber  von  beiden  sofort 
ausser  durch  den  starken  Wuchs  mit  sehr  kräftigen,  straff  aufrechten  Haupt- 
stämmen durch  die  dichte  rauhe  Behaarung  der  Blattstiele  und  der  ein- 
jährigen, oft  auch  noch  der  zweijährigen  Zweige.  Blattstiele  kräftig, 
am  Grunde  mit  zwei  schmalen  Nebenblättern,  am  Ende  mit  zwei,  selten  vier 
grossen,  flach  schüsseiförmigen  Drüsen,  seine  oberseitige  Rinne  etwas  schmaler 
zusammengezogen  als  bei  V.  americanum,  aber  nicht  ganz  so  schmal  wie 
bei  V.  Opulus.  Blätter  unterseits  behaart,  die  der  Blütenzweige  und  unteren 
Blätter  der  Laubtriebe  denen  der  beiden  genannten  Arten  durchaus  ähnlich; 
mittlere  Blätter  der  Triebe  dreilappig  und  übrigens  ganz-  (oder  fast  ganz-) 
randig,  die  drei  Lappen  viel  länger  und  schmaler  zugespitzt,  und  die  seitlichen 
mehr  auswärts  gebogen  als  bei  entsprechenden  Blättern  von  Opulus  und 
americanum,  der  Mittellappen  mehr  verlängert;  oberste  Blätter  der  Triebe 
mit  sehr  verlängertem,  lanzettlichem  Mittellappen  undsehr  kurzen, fast  wagerechten 
Seitenlappen,  deshalb  fast  spiessförmig  (Blätter  der  letzteren  Form  sah  ich  bei 
den  beiden  anderen  Arten  noch  nicht).  Blütenstand  und  Blüten,  Früchte  und 
Steine  wie  bei  V.  Opulus,  doch  scheinen  die  Randblüten  etwas  grösser  zu 
werden;  die  Staubbeutel  sind  purpurn. 

Ich  habe  den  ornamentalen  Strauch  drei  Jahre  lang  im  Arboret  des 
Herrn  Uekonomierat  Späth  beobachtet  und  bin  zu  der  Überzeugung  ge- 
kommen, dass  er  eine  eigene  Art  vorstellt.  Jedenfalls  ist  er  sehr  viel  leichter 
von  den  beiden  verwandten  Arten  zu  unterscheiden  als  diese  unter  sich.  Er 
stammt  aus  China  und  wurde  von  C.  S.  Sargent  als  ,,V.  Opulus  aus  den 
Gebirgen   von   Peking-'  verbreitet.  : 


342 


Geschichte  der  kultivierten  Stiefmütterchen. 


Geschichte  der  kultivierten  Stiefmütterchen 

nach  V.  B.  Wittrock. 

ri^ry^  (Referat  von  L.   W  i  1 1  m  a  c  k.) 

^Ner    Direktor     des    botanischen    Gartens    in    Stockholm,    Veit    Brecher 


tsP^T  Wittrock,  hat  in  den  Verhandlungen  des  Stockholmer  Gartens  (Acta 
Horti  Bergiani)  Band  II,  No.  7,  einem  Heft,  welches  bereits  1895  erschienen 
ist,  eine  eingehende  Studie  über  die  Geschichte  der  kultivierten  Stiefmütterchen 
veröffentlicht,  welcher  er  in  dem  später  ausgegebenen  stärkeren  Heft,  Band  II,. 
No.  1  1897,  eine  Darstellung  der  Wuchsverhältnisse  und  der  zahlreichen 
Varietäten  des  wilden  Stiefmütterchens  Viola  tricolor  und  seiner  nächsten  Ver- 
wandten mit  14  höchst  sorgfältig  ausgeführten  Farbentafeln  folgen  liess. 

Uns  interessiert  bezüglich  der  Geschichte  hauptsächlich  Band  II,  No.  7> 
der  in  vielen  Textabbildungen  die  Stamm-  und  Gartenformen  des  Stiefmütterchens 
darstellt. 

In  der  Einleitung  bemerkt  Wittrock,  dass  Charles  Darwin  den  Ver- 
such aufgegeben  habe,  die  Abstammung  zu  ergründen,  nachdem  er  zahlreiche 
Varietäten  verglichen  habe,  da  das  zu  schwer  sei  für  Jemanden,  der  nicht 
Botaniker  von  Fach  ist.  W.  O.  Focke  sagt  in  seinem  wichtigen  Werk  »Die 
Pflanzen-Mischlinge«  1881,  S.  49:  Viola  altaica  Pallas  wurde  1818  in  die  Gärten 
eingeführt  und  von  ihm  sollen  die  Gartenstiefmütterchen  (Pensees)  abstammen. 
Wahrscheinlich  hat  eine  Kreuzung  mit  V.  grandiflora  Hudson  stattgefunden. 
Dagegen  ist  es  wenig  glaublich,  dass  Formen  von  V.  tricolor  und  V.  sudetica 
in  nennenswertem  Grade  zu  den  Pensees  beigetragen  haben,  da  keine  charakte- 
ristischen Merkmale  von  diesen  bei  den  Gartenstiefmütterchen  gefunden  werden. 

Th.  Rümpler  sagt  in  »Die  Stauden  etc.«  1887,  S.  104:  Die  Pensees  sind,. 
wie  bekannt,  aus  V.  altaica  und  V.  tricolor  hervorgegangen. 

V.  von  Borbas  dagegen  bemerkt  in  der  neuesten  Auflage  von  Kochs 
Synopsis  der  deutschen  und  schweizer  Flora:  Die  Pensees,  besonders  die  mit 
vorherrschend  gelben  Blumen,  stammen  von  V.  lutea  ab.  Manche  der  übrigen 
sind  teils  Kulturformen  von  Viola  tricolor  L.  var.  hortensis  D.  C.,  Prodromus 
I.  303  mit  stark  sammetartigen  Blumenblättern,  die  viel  grösser  als  der  Kelch,, 
nämlich  die  mit  schwarz  violetten  und  schwarzbraunen  Blumen,  teils  künstliche 
Bastarde  von  V.  tricolor,  lutea  und  altaica  sind. 

Eichler,  Warming  und  die  meisten  neueren  Systematiker  sehen 
V.  altaica  als  Stammpflanze  an.  Voss  sagt  in  Vilmorins  Blumengärtnerei  S.  94 
bei  V.  tricolor:  Die  Pflanze  ist  ungemein  veränderlich,  in  Kultur  ist  nur  eine 
Bastardform,  deren  Abstammung  unbekannt.  S.  95  heisst  es  b>.-i  V.  altaicar 
Stellung  der  Kronenblätter  wie  beim  Gartenstiefmütterchen,  als  dessen  Stamm- 
formen man  hier  und  da  V.  lutea,  V.  altaica  und  V.  olympica  Boiss.  be- 
trachtet. 

Wir  wollen  hinzufügen,  was  Wittrock  noch  nicht  erwähnen  konnte,  da 
das  betr.  Heft  erst  1895  erschien,  dass  in  Lief.  119  der  natürlichen  Pflanzen- 
familien von  Engler  &  Prantl  auch  die  Bearbeiter  der  Violaceae,  K.  Reiche 
und  P.  Taubers  S.  3351,  Viola  altaica  Pall.  in  Südrussland  und  Sibirien  als  die 
Stammpflanze  unserer  zahlreichen  Gartenstiefmütterchen  bezeichnen. 

Wie  wir  seilen  werden,  ist  Wittrock  anderer  Ansicht.  Er  giebt  aber 
zunächst  eine  Geschichte. 


Geschichte  der  kultivierten  Stiefmütterchen. 


343 


I.    Die    Stiefmütterchen    im    unveredelten    Zustande 
im    16.    bis    18.    Jahrhundert. 

Die  alten  Botaniker  erwähnen  nur  V.  odorata,  das  wohlriechende  Veilchen, 
vielleicht  weil  V.  tricolor  in  Griechenland  sich  nur  in  wenigen  Gebirgszügen 
findet.  In  Italien  ist  sie  zwar  nicht  selten,  aber  man  machte  damals  wenig 
botanische  Studien  in  der  Natur.  In  den  mittelalterlichen  Schriften  findet  man 
das  Stiefmütterchen  auch  nicht  erwähnt,  doch  sah  Ch.  Morren  eine  Ab- 
bildung in  den  Miniatur-Malereien  eines  Manuskripts  in  der  Bibliothek  zu 
Brüssel. 

Erst  Otho  Brunfels  bildet  in  seinem  Ilerbarum  vivae  eicones, 
II.  Aull.  I,  p.  73,  Strassburg  1536,  es  deutlich  unter  dem  Namen  Herba 
Trinitatis,  Dreyfaltigkeytblümlein  (wegen  der  drei  Farben)  ab.  Der  Xame 
Pensee  kommt  zuerst  bei  dem  Franzosen  Jeannes  Ruellins  in  De  natura 
stirpium  libri  tres  Basel,  1537,  p.  449  vor,  wo  er  sagt:  Das  geruchlose  Veilchen 
scheint  das  zu  sein,  was  die  Franzosen  vulgär  Pense  nennen.  Von  der  Kultur 
redet  zuerst  Leonhard  Fuchs  in  De  historia  stirpium  Basel  1542,  S.  804. 
Ilerba  trinitatis  kommt  bisweilen  wild  vor,  sei  aber  oft  im  Garten  angepflanzt 
und  werde  dort  schöner.  Die  oberen  Blumenblätter  beschreibt  er  als  purpurn, 
die  beiden  seitlichen  als  weiss  und  das  unterste  als  gelb. 

Auch  sein  Zeitgenosse  Hieronymus  Bock  (Tragus)  De  stirpium  etc., 
Strassburg  1552,  S.  563,  kennt  das  wilde  und  das  kultivierte  Stiefmütterchen 
und  beschreibt  von  letzterem  schon  drei  Farben-Varietäten:  1.  obere  Blätter 
purpurn,  seitliche  und  untere  blau,  welche  er  die  gewöhnlichste  nennt,  eine 
zweite  gleich  der  von  Fuchs,  eine  dritte  oben  Blumenblätter  purpurn,  die  drei 
anderen  lavendelblau  (caesii).  Er  erwähnt  auch  des  gelben  Sternes  (des  Honig- 
fleckes) in  der  Blume  sowie  der  5  oder  6  schwarzen  radienartigen  Linien  und 
sagt,  dass   sie  in  Gärten  ohne  Schaden  überwintern. 

Bei  dem  Niederländer  Rembertus  Dodonaeus,  Stirpium  historiae 
Antwerpen  1583  S.  157  findet  man  zuerst  den  Namen  Viola  tricolor;  er 
sagt,  dass  der  Name  Pensees  nicht  nur  von  Franzosen,  sondern  auch  von 
Wallonen  und  Vlamländern  gebraucht  werde,  und  giebt  eine  sehr  schöne  Ab- 
bildung des  kultivierten  Stiefmütterchens. 

Jac.  Dalechampius  und  Joh.  Molinaeus,  zwei  Franzosen,  sagen  in 
ihrer  Historia  generalis  plant.,  Leiden  1587,  S.  800,  dass  Viola  flammea,  bei 
den  Franzosen  pensees  und  menues  pensees,  in  Frankreich  gezogen  werden, 
und  im  Garten  bedeutende  Farbenveränderungen  zeigen. 

Bei  Carolus  Clusius,  Rariorum  aliquot  stirpium  etc.,  Antwerpen  1583, 
findet  sich  eine  neue  Art  als  Gartenpflanze,  Viola  tricolor  odoratissima,  die  er 
bei  Camerarius  in  Nürnberg  gesehen,  welcher  sie  aus  den  Schweizer  Bergen 
eingeführt.  Es  handelt  sich  hier  aber  um  eine  Form  von  V.  lutea,  am  meisten 
übereinstimmend  mit  var.  V.  sudetia  Willd.  Clusius  sah  sie  auch  im  Garten 
des  Landgrafen  Wilhelm  von  Hessen-Cassel,  Camerarius  erhielt  sie  aus  dem 
Stuttgarter  Garten.  Im  Hortus  Eystettensis  des  Bischofs  Joh.  Conrad  von 
Gemmingen  bei  Nürnberg. 

Basel  1613,  sind  vier  grossblumige  Stiefmütterchen  abgebildet,  welche 
Wittrock  als  V.  lutea  Hudson  grandiflora  Vill.  deutet.  Aber  auch  eine  Form 
von  V.  tricolor  wird  abgebildet.  Alle  waren  wahrscheinlich  von  Camerarius 
in  Frankfurt  gekauft. 


3Ä 


Geschichte  der  kultivierten  Stiefmütterchen. 


In  England  wird  Viola  tricolor  zuerst  in  Gerard,  The  Herball,  erwähnt, 
London  1597  S.  703;  Parkinson  nennt  in  seinem  Paradies,  London  1629,  drei 
Sorten:  einfache  V.  tricolor,  doppelt  gefüllte  und  V.  lutea. 

Wir  übergehen  das  Weitere  und  wenden  uns  gleich  zu  dem 
Zustand  im  19.  Jahrhundert. 

Ragonot  Godeffroy,  Paris,  1844,  erzählt,  dass  ernstlich  mit  der  Zucht 
der  Stiefmütterchen  sich  zuerst  eine  Dame  Mary  Bennet  (nicht  Tennet), 
Tochter  des  Grafen  Tankervill  in  Walton  an  der  Themse  seit  1810  beschäftigt 
habe.  Ihr  Gärtner  Richard  schenkte  einige  an  Lee,  und  dieser  war  von  der 
Schönheit  so  hingerissen,  dass  er  auch  eifrig  mit  der  Zucht  begann.  Das  fand 
bald  Nachfolger.  Wieder  war  es  eine  Dame,  Lady  Ledelay,  welche  die 
grösstblumigen  Formen  auswählte  und  bald  wurde  das  Pensee.  eine  Lieb- 
lingsblume in  England.  Zahlreiche  Gartenbau- Gesellschaften  setzten  Preise 
dafür  aus.  .  -   . 

Übrigens  berichtet  Thomson  in  Iver  bei  London  in  Floricultural  Cabinet 
und  Floristos  Magazine  vol.  9  pag.  222  (1S40)  [daraus  in  Gard.  Chron.  1886 
p.  787],  dass  Lord  Gambier  ihm  1813  oder  1814  einige  Pflanzen  des  gewöhnt 
liehen  weissen  und  gelben  Stiefmütterchens  gegeben  und  ihn  ersucht  habe,  sie 
zu  kultivieren.  Er  that  das  und  war  so  erstaunt  über  die  Verbesserung  bei 
Samenzucht,  dass  er  alle  Varietäten  sammelte.  Von  Brown  in  Slough  und 
anderen  erhielt  er  eine  dunklere  Sorte,  die  aus  Russland  eingeführt  war.*) 

Thomson  gab  seinen  Züchtungen  dann  auch  Namen,  der  erste  war  Lady 
Gambier;  die  zweite  viel  grössere  war  Ajax,  aber  sie  war  noch  lang  und 
schmal,  hufeisenförmig.  Dann  folgte  Thomsons  King.  Er  fand,  dann  ein  aus 
Selbstaussaat  entstandenes  Stiefmütterchen  mit  dunklem  Fleck  wie  ein  Katzen- 
gesicht, und  dieser  Fleck  wurde  später  als  Haupterfordernis  für  gute.  Stief- 
mütterchen angesehen. 

1837  fand  er  die  erste  bronzefarbige  »Flumium«.  Sein  Ausgangspunkt 
scheint  nicht  die  gewöhnliche  V.  tricolor  gewesen  zu  sein,  sondern  die  var- 
arvensis, .  da  er  sagt,  er  hätte  von  Lord  Gambier  die  gewöhnlichen  gelben 
und  weissen  erhalten,  das  sind  aber  die  Farben  von  V-  tricolor  var. 
arvensis. 

William  Herbert  berichtet  1819  in  der  Trans.  Hort.  Soc.  London  vol.  4, 
London,  gedruckt  1822,  p.  15,  in  einem  Aufsatz  .Ȇber  die  Erzeugung  hybrider 
Vegetabilien» ,  dass  die  grossblumigen  Pensees,  welche  unter  dem  Namen 
V.  grandiflora  im  Covent  Garden  verkauft  werden,  angehören  den  in  Yorkshire 
und  Durham  wildwachsenden  V.  lutea  Huds.,  und.  bemerkt,  dass  V.  lutea  nicht 
immer  rein  gelbe,  sondern  mitunter  auch  dunkelpurpurne  und  zuweilen  teils 
purpur-,  teils  gelbgefärbte  Blumen  (V.  amoena)  habe. 

In  der  Zeit  von  1827 — 33  sollen  nach  J.  Harrison  (Floria  Cabinet,  I  1833) 
gegen  200  neue  Pensees  entstanden  .sein,  und  ersagt  mit  Recht:  »Wir  sind  erst 
im  Beginn  der  Aera.« 

Von  1836  an  bestrebte  man  sich  möglichst  kreisrunde  Blumen  zu  er- 
zielen, doch  suchte  man  sie  auch  breiter  als  hoch  zu  machen.  Thomsons 
Neplus  ultra,  fast  schwarz,  scheint  vielleicht  von  V.  altaica  abzustammen. 

Im  Jahre  1836  und  .1837  erschienen  in  London  sogar  Monatshefte:  »Ge- 
schichte und  Beschreibung  der  im  Britischen  Garten  kultivierten  Pensees«,  mit 

*J  Ob  dies  vielleicht  V.  altaica  war?  L.   Wittmack. 


Geschichte  der  kultivierten  Stiefmütterchen. 


345 


24  farbigen  Abb.,  von  J.  Sinclair  und  J.  Freeman.  Die  Forderungen,  welche 
man  1842  an  mustergültige  P.  stellte  waren  nach  The  Gardener  and  practical 
Florist  18425  No.  19  übersetzt  in  Otto  und  Dietrichs  Mlgem.  Gartztg.  11.  Jahrg.. 
Berlin   1843,  p.  62,  folgende: 

1.  Die  Blume  muss  kreisrund  sein,  flach  und  eben  am  Rande,  jede  Ein- 
schrägung,  Zahn  oder  Unebenheit  ist  ein  Fehler. 

2.  Die  Blumenblätter  müssen  fleischig  und  sammetartig  sein. 

3.  Die  drei  unteren  Blumenblätter  müssen  alle  drei  Farben  haben. 

4.  Wenn  Flecke  und  Zeichnungen  vorhanden,  müssen  diese  leuchtend, 
bestimmt  und  rein  sein. 

5.  Die  beiden  oberen  Blumenblätter  müssen  einander  gleich  sein,  entweder 
dunkel  oder  hell,  mit  einer  Randeinfassung,  oder  punktiert.  Die  beiden  seit- 
lichen müssen  auch  einander  gleich  sein  und  das  unterste  dieselbe  Grundfarbe 
haben.  Die  zentrale  Zeichnung  der  drei  unteren  Blätter  dürfe  nicht  Striche 
haben,  die  von  der  Peripherie  der  Zeichnung  ausgehen. 

i).  Ist  eine  Blume  in  jeder  anderen  Hinsicht  vollkommen,  so  ist  sie  um 
so  wertvoller,  je  grösser  sie  ist.  Keine  Blume  soll  einen  Preis  erhalten,  die 
unter  l1^  Zoll  (38  mm)  Durchmesser  hat. 

Die  Rettung  vor  zu  grosser  Regelmässigkeit  kam  endlich  von  Frank- 
reich in  Form  der  sogenannten  Phantasie-Stiefmütterchen.  Hier  fand  man 
gerade  starke  Abwechslung  in  der  Farbe  und  den  Farbenschattierungen  schöner. 
Die  Franzosen  katten  die  grossblumigen  Pensees  von  England  s.  Z.  erhalten, 
arbeiteten  aber  freier  damit.  Schon  Ragonot  Godefroy  bildet  1840  einige  ab. 
die  nicht  so  regelmässig  sind;  aber  einen  sehr  grossen  Fortschritt  in  Farben- 
schönheit und  Zeichnung  machte  Miellez  in  Lille  um  1852  durch  seine 
Imperatrice  Eugenie  und  Napoleon  III.  Erstere  war  rosenrot  und  weiss,  mit 
anderen  Nuancen  von  rot  und  blau;  letztere  hatten  eine  purpurviolette  und 
gelbe  Grundfarbe,  dazu  noch  weiss  etc.  Die  drei  unteren  Blumenblätter  hatten 
einen  hellen  Saum. 

In  derselben  Richtung  arbeiteten  Charpentier  und  H.  de  May  und  der 
Liebhaber  James  Odier,  Besitzer  des  Schlosses  Bellevue  bei  Paris.  Er  zog 
die  berühmten  Odier-Pensees,  die  sich  durch  einen  grossen  dunklen  Mittel- 
fleck auszeichnen,  wie  ihn  die  meisten  jetzigen  Phantasie-Stiefmütterchen  haben, 
besonders  die  Odier-,  Cassier-,  Buquot-  und  Trimardeau-Rassen. 

Dann  traten  Vilmorin,  Andrieux  cV  Co.  1SS3  mit  ihren  gross- 
fleckigen auf.  Auch  L.  v.  Houtte-Gent  und  andere  Belgier  verbesserten  die 
Pensees. 

In  England  wurden  die  Phantasie-Pensees  dann   auch    wieder    verbessert. 

In  Deutschland  wurde  1^20  sowohl  Y.  tricolor  wie  die  schweizerische 
Y.  lutea  v.  grandiflora  gezogen,  welch  letztere  nicht  bloss  gelb,  sondern  auch 
bunt  blüht. 

Im  Jahre  1820  wurde  in  Deutschland  auch  V.  altaica  als  Ziergewächs 
gebaut.  P.  F.  Bouche  bemerkt  1838  in  »Die  Blumenzucht«,  3.  T.,  S.  552.  man 
könne  V.  altaica  benutzen,  um  grössere  Blumen  zu  erhalten. 

Im  Laut  der  30er  Jahre  kamen  die  veredelten  engl.  Pensees  nach  Deutsch- 
land. II.  Böckmann-Hamburg  bietet  in  seinem  Katalog  1S41  ein  Sortiment  von 
134  engl.  Snrten  zu  2s  Hamburger  Mark  =  ä  1,20  Mark  heutiger  Reichswährung 
an  (1   Ex.  zu  4  Schilling       30  Pf.  nach  heutigem  Gelde.) 


046  Sonderberichte  über  die  internationale  Gartenbau-Ausstellung  in  Petersburg. 

Die  besten  Züchter  um  1850  waren  Moschkowitz  &  Siegling-Erfurt 
J.  J.  Gotthold -Arnstadt.  Abbildungen  finden  sich  in  Xeuberts  Gart.  Magazin 
1852  und  58,  Gartfl.   1857  t  196,  1861  t  329.     (Daselbst  der  Tigertypus.) 

1850  traten  auch  R.  Neumann-Erfurt  und  der  heute  noch  wirkende 
C.  Schwan  ecke  in  Oschersleben  auf.  Ersterer  zog  Dr.  Faust  oder  Mohren- 
könig (Neub.  Gart.  Mag.  1861),  kohlschwarz,  eine  der  bekanntesten  heutigen 
Sorten. 

C.  Schwanecke  berichtete  in  Gartfl.  1891  p.  429,  dass  Mitte  der  50er 
Jahre  bei  Gebr.  Mette  -  Quedlinburg  die  blaue  »Azurea«  entstand,  bei 
C.  Schwanecke  selbst  1861  der  atlasschwarze  »Negerfürst«  durch  Auswahl 
aus  Mohrenkönig. 

Chr.  Lorenz-Erfurt  züchtete  1872  »Kaiser  Wilhelm«  ultramarinblau  mit 
purpurviolettem  Mittelfleck,  recht  samenbeständig,  Doeppleb  18S1  »Goldorange«, 
einen  deutlichen  Abkömmling  von  V.  lutea  grandiflora. 

H.  Wrede-Lüneburg  zog  1883  sein  veredeltes  Stiefmütterchen  weiss  mit 
drei  dunkelblauen  Mittelflecken. 

Von  Ernst  Benarys  Sorten  wurden  1888  eine  grosse  Anzahl  im  Garten 
der  Br.  Hort.  Soc,  London,  angebaut,  und  erregten  viel  Aufmerksamkeit.  1894 
gab  er  eine  grosse  Farbentafel  heraus,  die  grössten  haben  10  cm  Durch- 
messer, 

Zusammenfassung. 

Die  Heimat  der  veredelten  Stiefmütterchen  ist  England.  Mit  dem  zweiten 
Jahrzehnt  dieses  Jahrhunderts  begann  man  dort  V.  tricolor  und  V.  lutea  zu 
züchten.  Dass  V.  altaica  auch  eine  Rolle  dabei  gespielt  hat,  ist  nicht  zu 
bezweifeln,  doch  kann  sie  nicht  gross  gewesen  sein,  da  die  kultivierten  Stief- 
mütterchen wenig  vom  Charakter  der  V.  altaica  zeigen,  ausser  der  Grösse  der 
Blumen.*) 

Mitte  1860  verwendeten  die  Engländer  und  Schotten  auch  V.  cornuta 
von  den  Pyrenäen  mit  zur  Zucht,  und  daraus  entstanden  die  wohl- 
riechenden Sorten.  Ein  anderer  Teil  dieser  stammt  von  V.  lutea,  welches  in 
letzterer  Zeit  in  England  und  Schottland  angewendet  wurde.  Sehr  selten 
scheinen  V.  calcarata  von  den  Alpen  und  V.  stricta  Dickson  verwendet  worden 
zu  sein. 


Sonderberichte  über  die 
Internationale  Gartenbau -Ausstellung  in  Petersburg,  Mai  1899. 

3.  Die   Palmen. 

Von  Th.  Ja  wer. 

Selten    wohl    bot    sich    Gelegenheit,    schöne    Palmen    in   so  grosser  Zahl 

zu  sehen  wie  in  Petersburg.     Einmal  trug  dazu  der  Umstand  viel  bei,  dass  die 

Ausstellung    im    Taurischem    Garten    stattfand,    in    welchem    unter  Hofgärtner 

von    Siessmayer    so    viele  stattliche  Palmen   gezogen  werden,  zweitens  aber 


*)  Als  Hauptcharakter  von  Viola  altaica  werden  angeführt:  Eine  kriechende  kräftige 
Perenne,  Stengel  dicht  beblättert,  nur  oben  aufwärtsgerichtet,  fast  vollständig  glatt,  Nebenblätter 
gezähnt. 


Sonderberichte   über  die  internationale  Gartenbau-Ausstellung   in  Petersburg.  ■>  i- 

auch  der,  dass  man  auch  von  Seiten  der  Liebhaber  in  Petersburg  viel  Wen 
auf  Palmen  legt.  Dies  hatte  wohl  auch  veranlasst,  dass  von  Belgien  und 
Deutschland  viele  Palmen  eingesandt  waren.  Besprechen  wir  nun  die  Einzel- 
heiten nach  den  einzelnen  Ländern. 

I.  Russland, 
a)  Fürstliche  Gärten. 
Die  Palmen  des  Taurischen  Gartens,  Plofgärtner  von  Siessmayer, 
waren  meist  in  kolossalen  Exemplaren  vorhanden,  und  bildeten  mit  die  Haupt- 
dekoration der  Ausstellung.  Hervorzuheben  wären:  Areca  sapida,  Chamae- 
rops  Martiana,  Cocos  Yatai  und  Blumenavia,  Corypha  australis,  Daemonorops 
spectabilis.  Jubaea  spectabilis,  Howea  (Kentia)  Belmoreana,  aurea  und  australis. 
Livistona  jenkinsi  und  Hoogen  dorpiana,  Plectocoma  crinita,  Wallichia  disticha, 


Abb.  62. 
Gesamt-Ansicht  des  Taurischen  Palais  von  der  Schpalernaja  Strasse  aus  gesehen. 

Auf  dem  Vorraum  Lorbeerbäume  aus  dem  Taurischen  Garten,  vor  dem  Portal  hohe  Pyramiden  und  Kugel- 
lorbeer   ebendaher,    rechts    und    links    davon    winterharte    Coniferen    vom    Hofgärtner  "Gau  gl  e  r  -  Peterhot' 

Sabal  glaucesens  und  longifolia,  Pritchardia  macrocarpa.  Ohne  diese  Palmen 
hätte  sicherlich  die  Ausstellung,  bei  den  hohen  Räumen,  sehr  an  Ansehen 
eingebüsst. 

Sehr  schöne  Dekorationspalmen  in  grossen  und  kleinen  Exemplaren 
lieferte  auch  der  Hofgarten  zu  Jelagin,  darunter  besonders  hervorzuheben 
Latania  borbonica  foliis  argenteo  variegatis,  eine  Gruppe  Cycadeen  in  grossen 
fehlerfreien  Pflanzen  der  Kaiserliche  botanische  Garten  zu  St.  Petersburg, 
bemerkenswert:  Ceratozamia  longifolia,  Cycas  madagascariensis,  Encephalartos- 
Arten  und  Dioon  edule.  Die  Grossfürstin  Alexandra  Jossifowna  in 
Pawlosk  (Hofgärtner  T.  K  atz  er)  stellte  eine  Gruppe  Chamaedorea  concolor 
und  Ernesti  Augusti  aus. 

Der  Grossfürst  Michael  Nikolae witsch  zu  Strelna  bei  Petersburg  liess 
eine    mittelgrosse  Dekorationsgruppe    aus    den    empfehlenswerthesten    Palmen 


0/1.8  Sonderberichte  über  die  internationale  Gartenbau-Ausstellung  in  Petersburg. 

und  verwandter  Pflanzen  aufstellen,  unter  letzteren  fiel  auf  Curculigo  sumatrana 
fol.  rar. 

b)  Russische  Liebhaber. 

Der  General  Dournowo-St.  Petersburg  (Obergärtner  Th.  Vogel) 
brachte  ausser  50  schönen  Palmen  auch  40  Cycadeen,  allein  6  Cycas:  C.  sia- 
nensis,  Wendlandi,  Dournowiana,  media,  circinalis  und  Rumphii.  8 
Encephalartos,  darunter  E.  Gaffer  var.  Lepeschkini,  E.  regalis,  ferner  Stangeria 
Sanderiana.  Von  seinen  Palmen  seien  genannt:  Griesebachis  pumila,  Kentia 
Kirsteniana  und  Sanderiana,  Sabal  filifera  etc. 

Herr  von  Hundekoff,  Gut  Erlins,  Gouv.  Rijazow,  stellte  eine  Gruppe 
Palmen  in  meist  kleinen  Pflanzen  aus.  darunter  Caryota  caroliniana  und  majestica, 
Gocos  nucifera  aurea,  Geonoma  rubricoulis.  imperialis,  Seemanni  und 
Schottiana,  Yeitchia  Johannis  etc.  General  von  Affanano witsch.  St.  Peters- 
burg, der  Hauptordner  der  Ausstellung,  hatte  nur  eine  kleinere  Gruppe,  aber 
in  sehr  schönen  Schaupflanzen  eingeliefert,  von  denen  Areca  rubra.  Chamae- 
dorea  graminifolia  und  C.  Ernesti-Augusti,  Ptychosperma  Alexandrae  etc. 
hervorgehoben  seien. 

W.  A.  Bolotin-St.  Petersburg  stellte  6  Palmen  aus,  unter  denen 
Calamus  Lewisianus,  Bismarckia  nobilis  etc.  bemerkenswert  waren.  Ausser- 
dem waren  noch  von  einigen  anderen  Liebhabern  kleinere  Gruppen  ohne 
besonders  nennenswerte  Exemplare  eingesandt.*) 

II.  Deutschland. 

Albert  Wagner-Leipzig-Gohlis  hatte,  wie  schon  bei  der  allgemeinen 
Beschreibung  der  Ausstellung  hervorgehoben  ist.  eine  grosse  Gruppe  Palmen 
in  recht  guter  Handelsware  eingeliefert,  besonders  schön  waren:  Areca 
Baueri,  Cocos  campestris,  Distyospermum  porphyracanthum,  Sabal-Palmetto  etc.; 
aus  seinen  grossen  Cycaskulturen  waren  ebenfalls  schöne  Exemplare  vor- 
handen. Max  Ziegenbalg-Dresden.  A.  Seemann-Wandsbek  bei  Hamburg, 
H.  F.  Helbig-Dresden  und  Philipp  Paulig-Lübeck  hatten  gleichfalls  Handels- 
ware in  den  gangbarsten  Palmensorten  geliefert. 

III.  Frankreich. 

Jean  Moser- Versailles,  der  sich  besonders  durch  seine  grossen  Rho- 
dodendron auszeichnete,  hatte  auch  eine  Gruppe  meist  starker  Palmen  aus 
dem  freien  Lande  eingesandt,  so  Chamaerops,  Phoenix,  Brahea,  Chamaedorea 
etc.,  ausserdem  auch  Phormium  tenax  etc. 

IV.  Belgien. 

Wie  schon  S.  321  hervorgehoben,  war  die  Gruppe  der  Societe  anonyme 
horticole  Gantoise  in  Gent  ganz  besonders  weitläufig  aufgestellt,  so  dass  jedes 
Exemplar  in  seinem  Charakter  voll  hervortrat.  Wir  nennen  unter  den  50  Arten: 
Areca  Verschaffelti  Ilsemanni,  Chamaerops  hystrix  und  graminifolia.  Calamus 
intermedia,    6   Kentia-Arten ,    darunter    die    ganz    überhängende    K.    pendula, 


*)  Im  allgemeinen  erschien  die  Beteiligung  der  Liebhaber,  besonders  in  Palmen,  dcch  nicht 
so  gross  wie  1884,  trotzdem  ein  besonderer  Liebhaberverein  existiert.  Vielleicht  fürchteten 
sie  mit  den  grossen  Pflanzen  der  Gärtner  nicht  konkurrieren  zu  können.  Dass  glücklicher- 
weise noch  viel  schöne  Pflanzen  von  Liebhabern  gezogen  werden,  sahen  wir  mehrfach.  Bei 
Prof.  Woronin,  der  die  Botaniker  eines  Tages  in  seinem  gastlichen  Hause  zu  einem  gemüt- 
lichen Mittagessen  geladen,  stehen  zwei  schöne  Palmen  schon  seit  12  Jahren  immer  auf  der- 
selben Stelle  im  Zimmer  in  einer  Ecke.  Die  Fenster  werden  in  der  Nähe  nie  geöffnet,  auch 
im  Sommer  nicht.     L.  W. 


Sonderberichte  über  die  internationale  Gartenbau-Ausstellung  in  Petersburg.  oaq 


I  »idymospermum  porphyrocarpum .  Oncosperma  van  Iloutteana,  eine  Fieder- 
palme, Licuala  grandis,  ein  Prachtexemplar  von  Phoenicophorium  Seychellarum, 
Latanauia  Commersoni,  Geonoma  intermedia  etc. 

Ad.  De  Clercq  van  Ghyseghem-Ledeberg,  bei  Gent,  hatte  ausser 
vielen  anderen  Handelspflanzen,  Rhododendron  etc.  etc.,  auch  die  bekanntesten 
Handelspalmen  sowie  eine  Gruppe  Areca  lutescens  ausgestellt. 

V.  England. 

Hier  ist  besonders  die  neue  Palme  Roman  owia  Nicolai  von 
F.  Sander  &  Co.-St.  Albans  und  Brügge  hervorzuheben,  die  Herr  Sander  bei 
Eröffnung  der  Ausstellung  dem  Kaiser  widmete,  nachdem  er  vorher  dessen 
G  en eh  m  i  gu  n  g  e i  n  geholt. 

(Liese  noch  kleine  Palme,  die  auch  nach  Geh.  Ilofrath  Drude  neu  sein 
dürfte,  zeichnet  sich  dadurch  aus,  dass  sie  aus  der  Basis  Sprossen  bildet  (hier  3). 
Die  Blätter  sind  gefiedert,  bis  jetzt  5  paarig,  die  Fiederblättchen  stehen  ab- 
wechselnd, sind  keilförmig,  vorn  gestutzt  und  gezähnt,  unterseits  blassgrün, 
die  Adern  blasspurpurn,  oberseits  glänzend  dunkelgrün,  etwas  bräunlich 
purpurn  getönt.     L.  W.) 

Ausserdem  stellte  F.  Sander  &  Co.  noch  an  Palmen,  meist  in  jüngeren 
Exemplaren,  aus:  Areca  Ilsemanni,  Iguanura  Speranskyana,  Kentia  Kirsteniana, 
K.  Sanderiana.  K.  Warteli,  Latania  aurea,  Linospadix  Petrickiana  und 
L.  Miecholitzii. 

4.     Die  Cycadeen. 

Von  Albert  Wagner,    Leipzig-Gohlis. 

Cycadeen  waren  auf  der  Petersburger  Ausstellung  in  zwei  grösseren 
Gruppen  und  verschiedenen  einzelnen  Exemplaren  vertreten. 

Die  Gruppe  des  Herrn  Dournowo  zeichnete  sich  durch  Reichhaltigkeit 
der  Arten  und  gute  Kultur  besonders  aus.  Die  schönsten  Exemplare  in  der 
Gruppe  waren  die  folgenden: 

Encephalartos  Altensteini,  E.  Lehmanni,  E.  pungens,  eine  Abart  von 
E.  caffra,  E.  horrida;  E.  villosa.  Ceratozamia  muriegata;  Zamia  Van  Houtte. 
Zamia  Noeffiana;  ferner  waren  in  der  Gruppe  dieses  Liebhabers  noch  vor- 
züglich kultivierte  Exemplare  von  Cycas  revoluta.  C.  media,  C.  Dournocoviana, 
C.  siamensis,  und  ein  prachtvolles  Exemplar  von  Cycas  circinalis;  ausser  diesen 
hervorragenden  Exemplaren  waren  noch  circa  40  seltene  Cycadeen  in  kleinen 
und  mittleren  Exemplaren  vertreten. 

Nicht  weit  entfernt  von  dieser  Gruppe  waren  die  Cycadeen  des  botanischen 
Gartens  (von  St.  Petersburg)  mit  einem  schönen  Hintergrund  hoher  Palmen 
und  decorativer  Warmhauspflanzen  aufgestellt;  besonders  hervorragend  in 
dieser  Gruppe  waren  folgende  Exemplare:  Ceratozamia  longifolia,  ein  ganz 
besonders  starkes  Exemplar:  zwei  Encephalartos  Altensteini  mit  vielen  langen 
Wedeln,  Encephalartos  caffra;  Cycas  madagascariensis.  Die  übrigen  Exemplare 
waren  in  guter  Kultur  und  meistens  von  mittlerer  Grösse,  im  ganzen  ein  reich- 
haltiges Sortiment. 

m  Kaiserlichen  Garten  in  Jelagin  war  ein  besonders  schönes  Exemplar 
von  Cycas  revoluta  mit  i1,2  m  Stammhöhe  und    reicher  Wedelzahl  ausgestellt. 

Von  Albert  Wagner  in  Leipzig-Gohlis  waren  vier  Stück  Cycas  revoluta 
in  guter  Kultur  ausgestellt.  Was  sonst  noch  von  Cycadeen  vorhanden  war, 
befand  sich  in  gemischten  Gruppen  und  trat  weniger  hervor. 


o^o  Das  77-  Stiftungsfest  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues. 

Die  Ausstellungen  1S69  und  1884  waren  reichhaltiger  mit  Cycadeen 
beschickt,  die  Zahl  der  Liebhaber  für  Cycadeen  hat  einesteils  abgenommen 
und  auf  der  anderen  Seite  bringt  mancher  Liebhaber  nicht  gern  das  Opfer, 
Cycadeen  oft  auszustellen;  auch  sind  in  den  letzten  Jahren  wenig  seltene 
Cycadeen  eingeführt  worden,  weil  sie  nur  schwer  und  vereinzelt  Käufer  finden. 


Das  77.  Stiftungsfest 
des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues. 

as  77.  Stiftungsfest  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  wurde 
am  22.  Juni  unter  reicher  Beteiligung  gefeiert.  Während  in  den  letzten 
Jahren  immer  die  ruhigen  Gewässer  der  Havel,  Spree  oder  Dahme 
mit  ihren  ausgedehnten  Seen  und  schönen  waldigen  Umrahmungen  zum  Ziel- 
punkt gewählt  waren,  und  es  kaum  möglich  erschien,  ohne  eine  Dampferfahrt 
auszukommen,  um  ein  solches  Fest  für  die  grosse  Anzahl  der  Teilnehmer  als 
lohnend  erscheinen  zu  lassen,  hatte  man  in  der  letzten  Sitzung  den  Vorschlag 
gemacht,  eine  Partie  nach  den  Wasserfällen  bei  Eberswalde  zu  machen.  Der 
Fest-Ausschuss  wurde  gewählt  und  mit  Rücksicht  auf  das  Ziel  in  diesem  Jahr 
sogar  von  3  auf  5  Personen  erweitert.  Leider  liegen  die  Züge  für  eine 
halbtägige  Partie  nach  Eberswalde  nicht  günstig;  die  Bitte,  den  Zug  2  Uhr 
30  Minuten  am  Wasserfall  halten  zu  lassen,  wurde  aus  Betriebsrücksichten 
abgelehnt,  und  von  den  Abendzügen,  deren  erster  bereits  um  9,  der  zweite 
aber  erst  um  12  Uhr  nach  Berlin  zurückkehrt,  war  keiner  zu  gebrauchen. 
Somit  musste  ein  Sonderzug  bestellt  werden,  der  anfänglich  sehr  billig  erschien, 
bei  endgültiger  Berechnung  sich  aber  auf  368  Mark  stellte.  Die  Verhandlungen 
darüber  nahmen  soviel  Zeit  in  Anspruch,  dass  die  Bekanntmachung  des  Festes 
bis  in  die  letzten  Tage  verzögert  wurde.  Im  letzten  Augenblick  sollte  sogar  an 
der  Station  Gesundbrunnen,  wo  mehrere  Mitglied  er  einsteigen  wollten,  nicht  gehalten 
werden,  was  ausdrücklich  ausgemacht  war,  und  nur  dem  Entgegenkommen  des 
Stationsvorsteher  auf  dem  Stettiner  Bahnhof  ist  es  zu  danken,  dass  doch  gehalten 
wurde.  Am  Wasserfall  vor  Eberswalde  wurden  die  Teilnehmer,  deren  Zahl 
140  betrug,  mit  einem  Tusch  der  Eberswalder  Stadtkapelle  begrüsst,  und  von 
den  Herren  der  Forst-Akademie,  Herrn  Geh.  Reg. -Rat  Prof.  Altmann,  Prof. 
Schwappach,  Prof.  Eckstein  und  Forstassessor  Herrmann  im  Auftrage  des 
Direktors,  Hrn.  Landforstmeisters  Dankelmann,  sowie  von  mehreren  Mitgliedern 
des  Schwestervereins  Feronia.  an  der  Spitze  der  Vorsitzende,  Herr  Gärtnerei- 
besitzer Dittmann,  sowie  vom  Schlossgärtner  Herrn  Schumann  empfangen. 
Herrlich  sass  sich's  unter  den  hohen  Buchen  am  Wasserfall  und  herzlich  er- 
klangen die  Begrüssungs worte  des  Herrn  Dittmann.  Nach  dem  gemein- 
schaftlichen Kaffee  erfolgte  ein  Spaziergang  durch  den  schönen  Wald  nach 
dem  alten  Wasserfall  und  darauf  die  Besichtigung  des  Botanischen  Gartens, 
sowie  des  Forstgartens  und  einiger  Forstkulturen  unter  Führung  der  Herren 
von  der  Forstakademie,  sodass  es  ermöglicht  wurde,  die  schönen  Kulturen 
ausländischer  Koniferen,  namentlich  Pseudotsuga  Douglasii,  Chamaecyparis 
Lawsoniana,  Picea  sitchensis.  Abies  concolor  etc..    welche   meist  an  etwas  ge- 


Russland  auf  der  Petersburger  Ausstellung.  o^i 

schützten  Stellen  gepflanzt  sind,  bewundern  zu  können.  Die  nicht  wissen- 
schaftliche Abteilung  der  Gesellschaft  hatte  die  entfernter  liegenden  Kulturen 
nicht  besichtigt,  sondern  es  vorgezogen,  auf  dem  Gesundbrunnen  eine  kurze 
Bierstudie  zu  machen. 

Bei  dem  Eintritt  in  den  Garten  des  Festlokals  (Schützenhaus)  mit  Fanfaren 
empfangen,  begab  man  sich  gar  bald  in  den  Saal,  den  HerrDittmann  höchst 
anmutig  dekoriert  hatte,  namentlich  waren  die  grossen  natürlichen  Sträusse  von 
prächtiger  Wirkung.  Der  Wirt,  Herr  Paul  Berchner,  bemühte  sich  redlich,  den 
Verein  durch  Speise  und  Trank  zu  erquicken,  und  gar  bald  begannen  die 
Tischreden. 

Herr  Direktor  Lackner  pries  den  deutschen  Gartenbau  und  wies  darauf 
hin.  dass  der  deutsche  Gärtner  im  Norden  und  im  Süden  von  Europa  der 
Pionier  ist.  dass  deutsche  Männer  es  sind,  die  sowohl  in  Russland,  wie  auch 
in  Süd-Italien  an  der  Spitze  des  Gartenbaues  stehen.  Er  schilderte,  wie  sehr 
die  Liebe  zum'.Gartenbau  von  den  Hohenzollen  gepflegt  werde,  und  Hess  seine 
Rede  ausklingen  mit  einem  Hoch  auf  unseren  allerhöchsten  Protektor,  unseren 
Kaiser  und  König  Wilhelm  II. 

Herrn  Geheimrath  Wittmacks  Toast  galt  dem  Verein;  er  betonte,  dass 
der  Verein  seinen  77.  Geburtstag  feiere,  und  das  die  doppelte  7  nicht  ein 
Zeichen  des  Unglücks,  sondern  des  Glücks  bedeuten  möge,  zumal  der  Verein 
im  Februar  des  nächsten  Jahres  die  grosse  Winterblumen -Ausstellung  vor 
sich  habe,  und  es  dann  an  der  Zeit  sei,  zu  zeigen,  was  der  deutsche  Garten- 
bau leisten  könne  zu  solcher  aussergewöhnliche  Zeit. 

Auf  den  Vorstand  sprach  Herr  Dr.  Thost  und  auf  die  Damen  in  launigen 
Worten  Herr  Schriftsteller  Cordel.  Den  Herren  von  der  Forst-Akademie  und 
denen  vom  Verein  Feronia,  insonderheit  dessen  Vorsitzenden,  Herrn  Gärtnerei- 
besitzer Dittmann,  dankte  Herr  Loock  und  bedauerte,  dass  er  wegen  der 
Kürze  der  Zeit  nicht  jedem  der  Herren  einen  Extra-Toast  bringen  könne. 
Herr  Stadtrat  Brandt  sprach  dem  Fest-Ausschuss  den  wärmsten  Dank  aus.  Zwei 
schöne  Lieder,  eines  von  Fräulein  Schmeisser,  eines  von  Herrn  Sekretär  Braun, 
wurden  gesungen  und  allgemeiner  Frohsinn  herrschte  in  der  Runde.  Leider 
aber  musste  schon  um  9/ •_>  Uhr  die  Tafel  schnell  aufgehoben  werden,  denn  um 
i"  I'hr  war  der  Sonderzug  zur  Abfahrt  bereit.  Eiligst  gings  zum  Bahnhof  und 
alle  schieden  hochbefriedigt  von  der  Aufnahme  in  Eberswalde.  Wir  aber 
scheiden  mit  dem  Wunsche,  dass  den  Teilnehmern  das  77.  Stiftungsfest  in  an- 
genehmer  Erinnerung  bleiben,  und  wir  uns  im  Januar  auf  dem  Winterfest  mit 
gleichem  Humor  wiedersehen  mögen.  J.  F.  L. 


f         Russland  auf  der  Petersburger  Ausstellung. 
chon    in    den    voraufgehenden  Artikeln    sind    einige    Gegenstände    hervor- 
loben,    durch  die  Russland   auf  der  Petersburger  Ausstellung  geradezu 
glänzte.     Es  waren  das    einmal  die  Palmen,    über  die  bereits    eingehender    ge- 
sprochen  ist.  anderseits  die  Rosen. 

Es  ist  schon   1884  die  ausserordentliche  Kunst  der  Russen   in  der  Rosen- 
treiberei hervorgehoben  worden,    und  es  ist  erfreulich,  dass  Männer  deutscher 


o-2  Russland  auf  der  Petersburger  Ausstellung. 

Abkunft  es  waren,  welche  dort  diese  Kultur  einführten.  Begünstigt  mag  diese 
Treiberei  trotz  aller  Schwierigkeiten,  die  das  Klima  bietet,  werden  durch  die 
langen  Tage  im  Sommer,  mit  anderen  Worten  durch  das  viele  Licht.  Kann 
man  doch  bis  12  Uhr  Nachts  in  Petersburg  im  Sommer  zur  Not  lesen,  und 
beginnt  doch  schon  um  2  Uhr  wieder  die  Dämmerung.  Da  kann  die  Assimilation, 
die  Aufnahme  des  Kohlenstoffes  aus  der  Kohlensäure  der  Luft  also  lange, 
lange  stattfinden,  es  können  aus  dem  Kohlenstoff  viel  Kohlehydrate  (Stärke) 
gebildet  werden  und  so  die  Rosen  viel  Nährstoffe  für  den  Winter  in  ihren 
Stöcken  ablagern. 

W.  K.  Freundlich,  Handelsgärtner  in  Zarskoje  Selo,  der  den  Kaiserpreis 
erhielt,  hatte  die  grössten  Leistungen  in  Rosen  aufzuweisen:  50  Remontantrosen 
in  100  Exemplaren,  25  in  50,  25  Thea- und  Theehybriden  in  75,  10  Theehybriden 
in  50  Exemplaren,  ferner  12  neue  Rosen  seit  1S99  im  Handel,  dann  neue  Rosen, 
seit  1894  im  Handel,  und  12  grosse  Schaupflanzen  von  Rosen.  —  Ausserdem 
hatte  Herr  Freundlich  aber  noch  schöne  Winterlevkoyen,  Reseda,  Odier- 
Pelargonien,  Lilium  auratum  und  Harrisi,  Philadelphus  coronarius  und  Cam- 
panula  medium  ausgestellt.  Die  Kultur  von  Campanula  medium  ist  in  Russland 
geradezu  hervorragend,  die  grösste  Menge  davon  und  schöne  Exemplare  sahen 
wir  bei  Herrn  Noj  eff  in  Moskau,  aber  auch  bei  Herrn  Eilers,  Herrn  Freundlich 
etc.  finden  sich  viele. 

In  Rosen  zeichneten  sich  ferner  aus:  W.  A.  Ratjkow  in  Roschnow  bei 
Oranienbaum  (Obergärtner  Th.  O.-Ponjatowsky);  der  Hofgarten  zu  Strelna, 
Hofgärtner  W.  Step  an  off,  der  auch  Viburnum  macrocephalum  und  prächtige 
blühende  Begonien  geliefert;  K.  A.  Beklemischeff  etc.  Grossartig  waren 
auch  die  Leistungen  in  Lilium  Harrisi,  besonders  von  F.  Noj  eff,  Moskau,  und 
unserm  Landsmann  G.  F.  Eilers,  ebenso  dessen  Cyclamen.  von  denen  eine 
weisse  Sorte  geradezu  unglaubliche  Dimensionen  angenommen  hatte,  sowie 
seine  Flieder  und  Pelargonien.  —  Schöne  grossblumige  Pelargonien  brachte 
auch  Hofgärtner  R.  K  atz  er  in  Pawlowsk. 

Dass  Grosses  in  Orchideen  geleistet  werden  kann,  bewies  Herr  Noj  eff  aus 
Moskau.  Noch  mehr  aber  interessierten  wohl  alle  dessen  Hyazinthen  aus 
Suchum  Kaie  (sprich  Suchum  Kaie)  im  Kaukasus,  am  Süd-Ostufer  des  Schwarzen 
Meeres.  Bereits  1884  ist  auf  dem  Kongress  zu  Petersburg  über  die  Möglichkeit 
der  Kultur  von  Hyazinthen  an  der  Küste  des  Schwarzen  Meeres  gesprochen 
worden,  heute  zieht  Herr  Noj  eff  dort  Tausende.  Die  Urteile  über  die  Ren- 
atbilität  sind  aber  sehr  verschieden,  die  Holländer  fürchten  die  Konkurrenz 
nicht,  da  die  Zwiebeln  immer  kleiner  werden  sollen,  Andere  behaupten,  es  sei 
günstiger.  Das  Ufer  bei  Suchum  Kaie  ist  übrigens,  wie  wir  hören,  sehr  steinig 
und  durchaus  nicht  sandig  wie  die  Gegend  bei  Haarlem,  was  die  Kultur  sehr 
erschwert.  Übrigens  muss  die  Hyazinthus  orientalis  doch  in  jener  Gegend 
wohl  zu  Hause  sein.     Weiss  Niemand  etwas  Sicheres  über  ihr  Vaterland? 

Wir  nennen  ferner  die  bereits  erwähnten  schönen  Azaleen  der  Kaiser- 
lichen Hofgärtnerei  auf  Jelagin,  die  Warmhauspflanzen  der  Grossfürstin  Alexandra 
Jossifowna  (Garteninspektor  F.  Katzer  in  Pawlowsk):  Theophrasta,  Aukuben 
etc.,  die  Anthurium  Scherzerianum  von  F.  Noj  eff,  Moskau,  sowie  dessen 
Azalea  pontica,  Winterlevkoyen  und  ganz  schwarzbrauner  Goldlack. 

In  vortrefflicher  Weise  beteiligte  sich  der  Kaiserlich  botanische  Garten 
zu  Petersburg.     Als    Neuheit  desselben  war    Orchis    georgica  Klinge,  var. 


Russland  auf  der  Petersburger  Ausstellung. 


103. 


ochroleuca  aus  dem  Kaukasus  ausgestellt,  nur  eine  botanische  Merk- 
würdigkeit; den  Gärtner  interessierten  viel  mehr  die  übrigen,  trefflich  kultivierten, 
blühenden  Stauden    und  die  Warmhauspflanzen,    besonders  die   Nepenthes,    die 


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Ilymenophyllacecn,  die  Bertolonien,  die  Araceae  und  andere  Blattpflanzen, 
ferner  die  Cycadeen  und  Farne,  Aloe  und  Agaven,  Cacteen  etc.  Besonders 
verdient  gemacht  hatte  sich  der  Garten  auch  dadurch,  dass  er  gleich  wie  der 
Taurische  Garten  für  Auswärtige  bereitwilligst  Pflanzen  angetrieben  hatte. 


3^4  Festlichkeiten  und  Ausflüge  bei  Gelegenheit  der  Petersburger  Ausstellung. 

Unter  den  russischen  Liebhabern  verdient  besonders  noch  Herr  Koechly 
genannt  zu  werden,  der  die  schwierigen  Blattorchideen  Anoectochilus,  Goodyera 
etc.  sogar  im  Zimmer  kultivirt,  gewiss  eine  seltene  Leistung. 

Der  Hofgärtner  Grünerwald  zu  Gatschina  lieferte  getriebene  Digitalis 
so  schön,  wie  wir  sie  in  Paris  im  Mai  zu  sehen  gewohnt  sind,  Hofgärtner 
A.  Gramberg  in  Michailowka  Palmen  und  andere  Blattpflanzen,  Hofgärtner 
G augler-Peterhof  die  für  Petersburg  winterharten  Koniferen,  Hofgärtner 
W.  Stephanow  hatte  seine  getriebenen  Weintrauben  in  Form  einer  Reben- 
laube ausgestellt,  was  das  Publikum  sehr  anzog,  ausserdem  hatte  er  Erdbeer- 
pflanzen mit  zahlreichen  Früchten,  Rosen  und  das  leuchtend  weisse  Viburnum 
macrocephalum  ausgestellt,  diese  zur  Sektion  Tinus  gehörige  chinesische 
Schneeballart,  die  bei  uns  noch  nicht  als  Treibstrauch  bekannt  scheint,  sich 
aber  sehr  empfehlen  dürfte. 

Über  die  Baumschulartikel,  Gemüse  und  Obst  wird  ein  besonderer  Artikel 
folgen.  —  Aus  allem  Obigen  ersieht  man  aber  schon,  dass  man  in  der  Blumen- 
zucht in  Russland  ebenso  weit  ist,  wie  wir;  nur  ist  das  nicht  so  allgemein, 
was  sich  schon  in  der  geringen  Zahl  der  Blumenläden  ausspricht. 

Herr  Geh.  Rat  Prof.  Dr.  Fischer  von  Waldheim,  Direktor  des  bot. 
Gartens  in  St.  Petersburg  hatte  die  Liebenswürdigkeit,  uns  eine  Anzahl 
Photographien  von  der  Ausstellung  zu  übersenden,  die  von  einem  Justizbeamten 
Herrn  Sokoloff  in  trefflicher  Weise  angefertigt  sind.  Es  ist  das  um  so  höher 
anzuerkennen,  als  die  Beleuchtung  in  einigen  Sälen  keine  günstige  war. 

•  * 

* 

Katalog  der  Petersburger  Internationalen  Ausstellung. 

Der  Katalog  der  Petersburger  Ausstellung  ist  gegen  Einsendung  von 
75  Pfg.  von  Herrn  Ender  im  Ministerium  für  Landwirthschaft  zu  St,  Petersburg 
zu  beziehen. 


Die  Festlichkeiten  und  Ausflüge  bei  Gelegenheit  der 
Petersburger  Ausstellung. 

enau,  wie  im  Programm  vorgeschrieben,  vollzogen  sich  die  Festlichkeiten: 
Am  Dienstag  den  16.  Mai  Frühstück  der  Preisrichter,    am  Mittwoch  den 

17.  Mai  Eröffnung  der  Ausstellung  durch  den  Kaiser  und  die  Grossfürstin 
Elisabeth,    abends    das    bereits    erwähnte  Festmahl    in    der   offenen    Halle,    am 

18.  Mai  feierliche  Messe  in  der  Isaakskathedrale  gelegentlich  des  Geburtsfestes 
Sr.  Majestät  des  Kaisers  von  Russland.  Den  fremden  Gästen  waren  besondere 
Plätze  reserviert  worden,  d.  h.  Stehplätze,  denn  in  der  griechisch-katholischen 
Kirche  giebt  es  keine  Sitzplätze,  und  manchem  der  älteren  Herren  wird  das 
ungewohnte  lange  Stehen,  da  die  Messe  etwa  von  io'/2 — 1  Uhr  dauerte,  etwas 
beschwerlich  geworden  sein.  Die  ganze  Generalität  und  die  Beamten  erschienen 
in  grosser  Uniform,  die  Geistlichkeit  nicht  minder,  und  gewährte  es  einen 
grossartigen  Anblick,  gegen  40  Geistliche  in  ihren  kostbaren  Goldbrokat- 
Gewändern  hier  amtieren  zu  sehen.  Herrlich  war  auch  der  Gesang  des  Chores, 
noch  herrlicher  aber  der  des  einen  Vorsängers,  dessen  kräftiger  Bass  geradezu 
unübertroffen  genannt  werden  kann. 


Festlichkeiten  und  Ausflüge  bei  Gelegenheit  der  Petersburger  Ausstellung.  o- - 


Nach  der  Messe  folgte  eine  Anzahl  der  Preisrichter  einer  Einladung  des 
Herrn  Eilers  zum  Frühstück,  der  überhaupt  fast  jeden  Tag  offene  Tafel  hielt 
und  geradezu  grossartige  Gastfreundschaft  allen  Nationen  gegenüber  übte.  Am 
Abend  gab  Se.  Exzellenz  der  Minister  für  Landwirtschaft,  Herr  Yermoloff  und 
seine  Frau  Gemahlin  einen  Raoüt,  auf  welchem  besonders  die  von  innen  durch 
farbige  Glühlichter  erleuchteten  riesigen  Eisblöcke  und  ein  Steinsalzwürfel,  der 
ebenfalls  von  innen  erleuchtet  war,  auf  dem  reich  ausgestatteten  Schenktisch 
imponierten. 

Am  Donnerstag  den  19.  Mai.  2  Uhr,  fand  eine  feierliche  Sitzung  der 
Kaiserlich-Russischen  Gartenbau-Gesellschaft  in  dem  ganz  neuen  Cercle  militaire, 
nahe  der  Ausstellung,  statt.  Der  grosse  Saal  ist  ein  Meisterwerk  im  edelsten 
Renaissancestiel  und  es  hätte  kein  würdigerer  Raum  für  diese  Festsitzung  gefunden 
werden  können.  Der  Herr  Minister  für  Landwirtschaft,  Exzellenz  Yermoloff, 
erschien  in  grosser  Uniform,  desgleichen  das  Komitee,  eine  Anzahl  eingeladener 
Gäste,  die  Delegirten  der  verschiedenen  Nationen  und  einige  Preisrichter.  Im 
Uebrigen  aber  blieb  der  schöne  Saal  leer,  denn  die  meisten  Fremden  hatten, 
da  ihnen  durch  die  Festsetzung  der  Sitzung  auf  2  Uhr  der  ganze  Tag  zerrissen 
wurde,  es  vorgezogen,  Ausflüge  in  die  Llmgegend  zu  machen;  eigentlich  wenig 
höflich  gegenüber  den  Einladenden.  Exz.  Yermoloff  begrüsste  die  Anwesenden. 
Graf  Kerckhove  de  Denterghem  dankte,  dann  betrat  Henri  Leveque  de 
Y  ilmor  in-Paris  die  Rednerbühne  und  sprach  in  französischer  Rede  über 
die»Anwendung  künstlicherDüngemittel  imGartenbau«.  Ihm  folgte  L.  Wittmack- 
Berlin  mit  einem  Vortrage  in  deutscher  Sprache,  betitelt:  »Russlands  Pflanzen- 
schätze in  unseren  Gärten«,  und  dann  Dr.  Nadsen  mit  einer  Rede  in  russischer 
Sprache  über  die  Bakterien  im  Gartenbau. 

Am  19.  Mai.  8  Uhr  abends,  sah  man  alle  Fremden  wieder  beisammen, 
bei  der  grossen  Galavorstellung  im  Kaiserlichen  Marientheater  (Ballet). 

Am  Sonnabend  den  20.  Mai,  10  Uhr,  fand  eine  Besichtigung  des  Kaiserlichen 
botanischen  Gartens  statt,  nach  welchem  die  zahlreichen  Teilnehmer  mittels 
eines  von  der  Gartenbau-Gesellschaft  gestellten  Dampfers  befördert  wurden. 
Nach  dem  Eintritt  übergab  der  Direktor,  Exzellenz  Fischer  von  Waldheim, 
jedem  einen  farbigen  Plan  des  Gartens,  der  bekanntlich  mit  zu  den  reichsten 
der  Erde  gehört.  Bei  dem  Rundgang  fielen  ganz  besonders  die  guten  Kulturen 
in  den  Gewächshäusern  auf,  die  unter  Leitung  des  Herrn  Bartelsen  stehen; 
grossartig  war  in  ihnen  auch  das  Topfstaudensortiment  unter  Leitung  des  Herrn 
Iloeltzer.  Geradezu  imponierend  wirkt  das  noch  im  Bau  befindliche  neue 
Palmenhaus,  dessen  Heizung  von  der  Berliner  Firma  Growe  geliefert  wird. 
Auch  das  botanische  Museum  und  das  Herbar  wurden  in  Augenschein  genommen. 
Ein  treffliches  Frühstück  beendete  diesen  Besuch.  Die  Herren  von  der  Aus- 
stellungsleitung  und  manche  andere  kehrten  zur  Stadt  zurück,  um  die 
Kaiserin-Witwe  in  der  Ausstellung  zu  empfangen,  während  ein  kleinerer  Teil 
mit  einem  Tourendampfer  nach  den  Inseln  fuhr  und  den  herrlichen 
Blick  auf  das  Meer  von  der  sog.  Pointe  aus  genoss,  wobei  zugleich  die  Vor- 
bereitungen für  den  am  selben  Abend  dort  stattfindenden  Blumenkorso  betrachtet 
wurden.  Dem  Korso  selbst  konnten  manche  nicht  beiwohnen,  da  am 
Abend  Geh.  Rat  Fischer  von  Waldheim  zu  einem  Raoüt  eingeladen 
hatte,  auf  welchem  auch  der  Herr  Landwirtschaftsminister  und  Gemahlin 
erschienen. 


^l(5  Festlichkeiten  und  Ausflüge  bei  Gelegenheit  der  Petersburger  Ausstellung. 

Der  Sonntag,  der  21.  Mai,  war  freigelassen.  Wir  benutzten  ihn  u.  a.  zu 
einer  Besichtigung  der  Kaisergräber  in  der  Festung,  wobei  uns  der  Schmuck 
der  Marmor-Sarkophage  mit  frischen  Blumen  und  die  Aufstellung  von 
Palmen  und  Blattpflanzen  an  den  verschiedensten  Stellen  der  Kirche  sehr  an- 
genehm berührte.  Dann  sahen  wir  das  einfache  Haus  Peters  des  Grossen,  von 
dem  aus  er  die  Anlage  der  Stadt  leitete.  Man  muss,  wenn  man  die  grosse 
Ausdehnung  der  Stadt,  die  breiten  Strassen,  vor  allem  aber  die  schwierigen 
Terrainverhältnisse,  den  morastigen  Boden  betrachtet,  geradezu  staunen,  mit 
welch  weitem  Blick  jener  Herrscher  in  die  Zukunft  schaute.  Wie  er  gross 
an  Körper  war  (in  der  Eremitage  zeigt  man  an  einem  Stab,  wie  hoch  seine 
Gestalt),  so  war  er  es  auch  an  Unternehmungsgeist.  —  Am  Nachmittage 
machten  wir  bei  herrlichstem  Wetter  eine  Dampferfahrt  nach  Peterhof. 
Trotzdem  das  Kaiserpaar  am  selbigen  Xachmittag  sein  Hoflager  von  Zarskoje 
Selo  nach  Peterhof  verlegt  hatte,  ward  die  Besichtigung  des  Schlosses  gestattet, 
denn  das  Kaiserpaar  wohnt  in  einem  abseits  gelegenen  Palais.  Herrlich  war 
der  Blick  auf  die  berühmten  Fontänen,  die  zum  ersten  Mal  sprangen,  und  auf 
das  Meer;  dank  der  freundlichen  Führung  des  Herrn  Hofgärtners  Gaugier 
konnten  wir  sogar  die  Olga -Insel  besuchen,  auf  welcher  bei  Anwesenheit 
unseres  Kaisers  das  grossartigste  Seeballet  aufgeführt  wurde,  das  wohl  je  die 
Welt  gesehen.  Man  hatte  als  Kulissen  künstliche  Felsen  mit  Korallen, 
Muscheln  etc.  geschaffen  und  den  Fussboden  über  dem  See  mit  Spiegeln  belegt, 
sodass  es  aussah,  als  ob  die  Balleteusen  auf  dem  Wasserspiegel  tanzten.  Die 
Prima-Ballerina  entstieg  dabei  einer  sich  öffnenden  Muschel. 

Ein  gemütliches  Abendessen,  zu  dem  Herr  Hofgärtner  Gaugier  und 
seine  verehrte  Frau  Gemahlin  eingeladen,  im  Kreise  alter  und  neuer 
Bekannter,  beendete  diesen  schönen  Tag.  Xicht  unerwähnt  wollen  wir 
lassen,  dass  bei  Herrn  Gaugier  eine  höchst  imposante  Blattpflanze  im  Zimmer 
gezogen  wird,  die  man  sonst  selten  sieht:  Yillaresia  megaphylla  Miers  (V. 
grandifolia  Fisch  et  Meyer),  eine  Olacaceae  aus  Brasilien. 

Am  Montag  den  22.  Mai,  mittags  12  Uhr,  war  offizieller  Ausflug  nach  Zars- 
koje Selo.  Ein  Extrazug  war  gratis  gestellt,  und  sofort  nach  der  Ankunft  begab 
man  sich  in  die  grossartigen  Rosentreibereien  des  Herrn  Freundlich,  wobei 
selbstverständlich  auch  seine  sonstigen  Kulturen  betrachtet  wurden.  Herr 
Freundlich  und  seine  verehrte  Frau  Gemahlin,  die  gleich  Herrn  Eilers 
schon  die  Tage  vorher  allen  Fremden  ihr  gastliches  Haus  geöffnet  hatten, 
Hessen  es  sich  nicht  nehmen,  auch  die  heutige  zahlreiche  Versammlung  aufs 
glänzendste  zu  bewirten. 

Zu  Wagen  gings  nun  weiter  nach  dem  Park  und  dem  Schloss  von  Zarskoje 
Selo,  wobei  der  liebenswürdige  Herr  Rittmeister  von  Plautin  vom  Garde- 
Husarenregiment  die  Führung  übernahm.  Xach  Besichtigung  des  Schlosses 
und  der  grossen  Treibereien  des  Flerrn  Flofgärtners  Sohrt  ging  die  Fahrt  weiter 
nach  dem  unmittelbar  an  den  Park  von  Zarskoje  Selo  sich  anschliessenden 
Park  von  Pawlowsk,  der  sich  durch  grössere  Terrainbewegung  unterscheidet. 
In  Pawlowsk  ist  alles  für  zahlreichen  Besuch  eingerichtet,  denn  die  an  schönen 
Sommerabenden  dort  gegebenen  Konzerte  erfreuen  sich  einer  europäischen 
Berühmtheit. 

Am  Montag  den  22.  Mai,  Abends  10V2  Uhr,  ging  eine  sozusagen  erst 
in      letzter      Stunde       eingeladene      Anzahl       von       ca.      70    Fremden       mit 


Festlichkeiten  und  Ausrlü^e  bei  Gelegenheit  der  Petersburger  Ausstellung. 


337 


einem    auf    Anregung  der    Prolektorin,    der    Grossfürstin   Elisabeth,    von  dem 
Herrn   Eisenbahnminister  unentgeltlich  zur  Verfügung  gestellten  Extrazuge,  alles 

Schlafwagen     1.    Klasse,    nach    Moskau.        i_>    Stunden    hin,     12    Stunden    dort, 


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12  Stunden  zurück.  So  lautete  das  Programm,  und  dieses  wurde  dank  der 
trefflichen  Leitung  des  Herrn  Schubin-Pozdeyeff  streng  inne  gehalten.  In 
Moskau  am  Dienstag  den  23.  Mai,   11  Uhr.  angekommen,   wurde  den  Gasten  im 


org  Festlichkeiten  und  Ausflüge  bei  Gelegenheit  der  Petersburger  Ausstellung. 

grossen  Saale  des  Moskowiter  Restaurants,  einem  Raum,  der  in  Bezug  auf 
seine  edlen  Formen  sich  mit  den  feinsten  Pariser  Restaurants  messen  kann, 
sie  aber  durch  Grösse  wohl  übertrifft,  ein  warmes  Frühstück  —  wie  wir  an- 
nehmen, von  der  Kaiserl.  russ.  Gartenbau-Gesellschaft  in  Petersburg  —  ge- 
spendet, und  dann  der  Kreml  unter  Führung  des  Kommandanten  des  Kreml 
besichtigt.  Uns,  die  wir  Moskau  schon  zweimal,  1869  und  1884,  gesehen, 
interessierte  ganz  besonders  das  seitdem  errichtete  Denkmal  Alexanders  IL,  in 
Erz  gebildet,  den  Monarchen  unter  einem  baldachinartigen  Kuppelbau  dar- 
stellend, der  auf  drei  Seiten  von  Säulenhallen  umrahmt  ist.  Hell  schien  die 
Sonne  und  vergoldete  die  400  Kuppeln  Moskaus,  schöner  konnte  schwerlich 
die  Aussicht  sein  als  sie  es  heute  war,  und  begeistert  von  ihr,  fast 
erdrückt  von  den  Schätzen,  welche  die  Schlösser  auf  dem  Kreml  und 
seine  Kirchen  bergen,  verliessen  die  Anwesenden  diese  heilige  Stätte.  — 
Einige  Stunden  standen  noch  zur  Verfügung.  Wir  entschlossen  uns  rasch  noch, 
nach  den  Sperlingsbergen  zu  fahren  und  die  berühmte  Aussicht  zu  geniessen, 
aber  wir  fanden  den  Weg  hinauf  fast  noch  ebenso  schlecht  wie  vor  15  Jahren. 
Wird  sich  die  Stadt  Moskau  denn  nicht  endlich  entschliessen,  die  Fahrstrasse 
zu  bessern?  Freilich,  man  wird  uns  entgegnen:  Es  fährt  ja  eine  Dampfbahn 
hinauf.  Ja,  aber  der  Fremde  kann  nicht  warten,  bis  diese  geruht,  zu  fahren; 
er  muss  eine  Droschke  nehmen.  Und  es  war  gut,  dass  wir  das  gethan,  denn 
nun  hatten  wir  den  Abend  zur  Vertagung  und  konnten  auf  der  Rückfahrt  noch 
die  grossartige  Gärtnerei  des  Herrn  Xojeff  auf  halber  Höhe  der  Sperlings- 
berge besichtigen. 

Am  Mittwoch,  den  24.  Mai  bald  nach  der  Rückkehr  in  Petersburg,  führte 
ein  Dampfer  der  Kaiserlichen  Marine  die  Gäste  nach  Peterhof;  es  war  der 
offizielle  Ausflug  dahin,  der  gleich  mit  einem  grossartigen  Frühstück  begann, 
das,  auf  Befehl  Sr.  Majestät  des  Kaisers  den  Fremden  gegeben  wurde.  Wir 
konnten  leider  nicht  daran  teilnehmen,  da  wir  noch  vor  der  Abreise  die 
grosse  Baumschule  von  Regel  &  Kesselring  besichtigen  mussten. 

Am  Freitag,  den  26.  Mai,  2  Uhr  Nachmittags,  fand  im  grossen  Rathaus- 
saale 2  Uhr  die  feierliche  Zuerkennung  der  Preise  statt.  Der  Minister  für 
Landwirtschaft  A.  P.  Yemoloff  eröffnete,  wie  wir  der  Petersburger  Zeitung 
No.  136  entnehmen,  die  Feier  mit  einer  warmen  Ansprache  an  die  Aussteller 
in  französischer  Sprache  und  dankte  zugleich  den  Leitern  des  Unternehmens. 
Die  beiden  Preise  S.  M.  des  Kaisers,  je  eine  herrliche  Vase,  erhielt  als  Inländer 
W.  K.  Freundlich,  Zarskoje-Selo,  für  seine  herrlichen  Rosen,  als  Ausländer 
Jean  Moser,  Versailles,  für  seine  riesengrossen  prächtigen  Rhododendron, 
Azaleen,  Clematis,  Freilandfarne  etc.  Den  Preis  der  Stadt  Petersburg,  eine 
kostbare  silberne  Fruchtschale,  wurde  dem  französischen  Ackerbauministerium 
für  dessen  hervorragende  Teilnahme  an  der  Ausstellung  zuerkannt.  (Sollte  es 
dem  französischen  Ackerbauministerium  nicht  lieber  gewesen  sein,  wenn  dieser 
Preis  einem  französischen  Aussteller  zu  teil  gaworden  wäre?     L.W.) 

Näheres  über  die  Prämiirungen  später. 

Wir  können  aber  nicht  schliessen,  ohne  den  Mitgliedern  des  Fest-Komitees, 
besonders  Llerm  Schubin-Pozdeyeff,  Herrn  Martzinie witsch,  Herrn  von 
Schmoelling  und  allen  anderen  für  die  ausgezeichnete  Durchführung  ihres 
reichen  Programms  den  herzlichsten  Dank  zu  sagen,  nicht  minder  aber  all 
den  Freunden,  die  uns  Fremde  so  liebenswürdig  aufgenommen,  L.  W. 


Der  Obstbau  in  den  Vereinigten  Staaten.  ocq 


Der  Obstbau  in  den  Vereinigten  Staaten. 

Von  Dr.  L.  Wittmack. 
Aus    dem    amtlichen  Bericht    des  Reichskommissars    für   die  Weltausstellung    in  Chicago  1893. 

Pflaumen. 

Pflaumen  gedeihen  in  den  mittleren  Staaten  besonders  auf  schwerem 
Lehm  vortrefflich,  doch  sind  es  meistens  solche,  die  frisch  verzehrt  werden 
müssen:  unsere  deutsche  Zwetsche,  die  sich  so  vorzüglich  zum  Einmachen 
und  Dörren  eignet,  sieht  man  weniger,  am  meisten  wohl  noch  in  Pennsylvanien. 
•  ib  es  an  Kalk  mangelt?  Sie  wird  in  den  Baumschulkatalogen  als  »German 
Prune«  geführt  und  ist  auch  allgemein  unter  diesem  Namen  bekannt.  Die 
Frucht  ist  auch  in  Amerika  nur  mittelgross,  aber  saftig,  reich  und  von  feiner 
Qualität,  der  Baum,  wie  mir  Herr  Baumschulbesitzer  Fred.  W.  Kelsey, 
New- York,  mitteilte,  kräftig  und  ertragreich;  sie  reift  auf  der  Breite  von 
Xew-York  im  September. 

Der  wahre  Sitz  der  Grosskultur  von  Pflaumen  zum  Dörren  ist  Kalifornien 
und  nächstdem  Oregon,  ein  Teil  freilich  wird  auch  in  den  Obststaaten,  aber 
wohl  nur  für  den  Hausgebrauch,  gedörrt.  —  Um  so  recht  die  Bedeutung  der 
Pflaumen  zu  illustrieren,  hatte  die  Santa  Clara  County  in  Südkalifornien  im 
Kalifornien-Staatsgebäude  eine  Reiterstatue  ganz  aus  Backpflaumen,  die  Ver- 
zierungen an  der  Schabracke,  am  Zügel  etc.  aus  Ringäpfeln,  errichtet.  Ein 
grosses  Plakat  besagte:  1891  erzeugte  Santa  Clara  20  Millionen  Pfund 
Pflaumen. 

Auf  der  Ausstellung  waren  von  frischen  Pflaumen  aus  der  Shasta  County. 
Xordkalifornien,  besonders  die  Peachplum,  Plirsichpflaumen,  die  nach  Downing 
richtiger  »Xectarine«  zu  nennen  ist,  ausgestellt.  Es  ist  eine  der  allergrössten, 
blassrot,  mit  etwas  Reif,  Qualität  nur  massig,  besser  ist  nach  Downing  die 
Columbia,  die  selbst  noch  grösser  wird.  —  Oregon  hatte  ganz  vorzügliche 
Pflaumen,  namentlich  die  Champion  prune,  14,7  cm  Umfang,  7  cm  Länge. 
Aus  den  übrigen  Staaten  sah  man  die  Washington,  die  Jefferson  etc.,  welche 
auch  bei  uns  bekannt  sind  und  im  Geschmacke  der  Reine  Claude,  die  drüben 
auch  nicht  fehlt,  nahe  kommen.  Aus  Illinois  waren  u.  a.  die  Forest  rose, 
klein,  schön  gelb  mit  roter  Backe,  aus  New- York  die  Bradshaw,  eine  sehr 
gute  Pflaume  von  Henry  Lutts,  Niagara  River  Nursery,  Youngstown,  Xew- 
York,  ausgestellt;  ferner  Lincoln,  eine  neuere  Sorte  und  ein  Sämling,  getauft 
Empire  Plum,  fast  kugelrund  von  E.  Smith  &  Sons,  auch  grüne 
Reine  Claude. 

Hine  der  grössten  aller  Pflaumen  ist  die  Murdy  Plum,  eine  neuere  Sorte 
von  der  Albaugh  Nursery  Co.  zu  Dayton,  Ohio,  von  der  schon  10000  bis  15000 
Bäume  verkauft  sind. 

Kanada  lieferte  u.  a.  sehr  schöne  gelbe  Eierpflaumen,  Jowa  dagegen 
russisi  he  Pflaumen,  die  Professor  Budd  in  Arnes  aus  Russland  mitgebracht, 
um  zu  prüfen,  ob  sie  nicht  dem  strengen  Winter  dort  besser  widerstehen; 
eine  darunter,  Early  red,  schien  gut,  ebenso  eine  lange  goldgelbe:  Yoronesh 
yellow. 

Im  allgemeinen  erträgt  in  Amerika  der  Pflaumenbaum  die  grösste  Kälte 
ohne  zu  erfrieren,  um  so  auffallender  ist,  dass,  wie  gesagt,  die  Zwetsche 
nicht  so  gut  gedeiht;    fast  möchte  man  glauben,  dass  ihr  die  Sommer  zu  heiss 


ogo  Der  Obstbau  in  den  Vereinigten  Staaten. 

sind.    —    Neuerdings    baut    man    auch    vielfach    japanische    Sorten,    z.    B.    die 
Kelseypflaume. 

Interessant  waren  auch  mehrere  wilde  Pflaumensorten,  die  Jowa  aus- 
stellte, abstammend  von  der  Chickasawpflaume,  Prunus  Chicasa  Michaux,  die 
dort  besonders  am  Missouri  viel  vorkommt.  Sie  führten  die  Namen  De  Soto 
(nach  dem  ersten  Reisenden  im  Lande)  und  Pottawattomie,  im  allgemeinen 
heissen  sie  alle  wild  goose.  Man  hat  in  Amerika  drei  essbare  wilde  Pflaumen- 
sorten [vergl.  Downing  und  Asa  Gray*)]  und  hofft  durch  Kreuzung  derselben 
bessere  Sorten  zu  erhalten.**) 

1.  Die  Chickasawpflaume.  Prunus  Chicasa  Michaux,  von  Maryland  bis 
Florida,  westlich  bis  Süd-Indiana,  Kansas  und  Texas  verbreitet,  mit  runden, 
etwa  2  cm  grossen,  rötlichen  oder  gelbrötlichen  Früchten,  die  eine  dünne 
Haut  fast  ohne  Reif  und  einen  angenehm,  etwas  säuerlichen  Geschmack  haben. 
Der  Stamm  wird  meist  3  bis  5  m  hoch,  auf  den  Prairien  von  Arkansas  und 
Texas  aber  oft  nur  1  m,  dort  heisst  sie  nach  Downing  Dwarf  Texas  plum. 

2.  Wilde  gelbe  oder  rote  Pflaume,  Prunus  americana  Marshall.  Wald- 
land und  Flussufer  von  Canada  bis  zum  Golf  von  Mexiko,  überall  gemeine 
Frucht,  fast  reiflos,  rundlich  oval,  Schale  dick,  gelb,  rot,  orange,  ca.  12 — 20  mm, 
kultiviert  bis  25  mm  Durchmesser.     Baum  dornig,  2 — 6  m  hoch. 

3.  Bucht-  oder  Sandpflaume,  Prunus  maritima  Wangenheim.  An  den 
Seebuchten  und  sandigen  Küsten  von  Neu-Braurjschweig  bis  Virginien.  Ein 
niedriger,  oft  ausgebreiteter.  y3 — 2  m  hoher  Strauch,  Frucht  kugelig,  purpurn 
oder  karmoisinrot,  mit  Reif  bedeckt,  12 — 25  mm  Durchmesser,  reift  selten, 
angenehm,  aber  etwas  zusammenziehend. 

Man  verspricht  sich  von  den  einheimischen  recht  viel  und  hat  schon 
sehr  viele  Sorten,  in  Illinois  werden  genannt:  Munson,  Wolf,  Ash  Lombard, 
Norman,  Pottawattomie,  Spears  round  plum,  Parson  Rolingstone,  Wayland, 
Robinson,  Miner.***) 

Die  Pflanzenbäume  leiden  in  Amerika  an  zwei  sehr  gefährlichen  Übeln, 
einmal  an  dem  Black  knot,  der  schwarzen  Knotenkrankheit,  und  zweitens  an 
dem  schon  bei  der  Aprikose  erwähnten  Rüsselkäfer,  Curculio  gewöhnlich 
genannt. 

Der  Black  knot  wird  durch  einen  Pilz.  Sphaeria  morbosa  oder  Plowrightia 
morbosa,  den  ich  auch  auf  wilden  Pflaumen  bei  Santa  Cruz  und  im  Yosemite- 
thal  fand,  erzeugt  und  lässt  sich  durch  fleissiges  Zurückschneiden  der  auf- 
getriebenen, mit  schwarzem  Sporenpulver  bedeckten  Zweige  bekämpfen.  Den 
Rüsselkäfer  kann  man  durch  sorgfältige  Behandlung  einschränken.  In  der 
grossen  Baumschule  von  Ellwanger  &  Bary  in  Mount  Hope  Nurseries,  Rochester, 
wird,  wenn  die  Früchte  ansetzen,  der  Boden  um  die  Stämme  gereinigt  und 
geebnet.     Sobald    der  Käfer    sein  Eierlegen    beginnt,    wird    ein    grosses  Laken 


*)  Asa  Gray,  Manual  of  the  Botany  of  the  Northern  United  Stades  (east  of  the 
Mississippi). 

**)  Nach  R.  P.  Speer  in  Bulletin  No.  4  of  Jowa  Agricultural  Experiment  Station  sind 
manche  wilde  Prlaumensorten  zum  Einmachen  nicht  den  kultivierten  nachzustellen,  besonders 
die  dünnschaligen.  Bei  einem  Probekochen  fand  man  die  „Maquoketa"  und  die  „Black-Hawk" 
am  besten,  die  Schale  zerging  ganz;  die  „De  Soto"  war  etwas  dickschaliger,  aber  trägt 
sicherer,  was  beide  vorigen  nicht  thun.  In  Pennsylvanien  waren  Pottawattomie  und  Miner 
die  besten. 

***)  Transaction  of  the  Illinois  State  Hort.  Soc.  for   1802,  S.    117. 


Kleinere  Mitteilungen. 


36  I 


um  jeden  Baum  ausgebreitet  und  letzterer  so  geschüttelt,  dass  alle  angestochenen 
Früchte  und  die  Käfer  darauf  fallen.  Heide  werden  dann  vernichtet.  —  In 
'Illinois  leiden  die  Zwetschen,  Prunus  domestica,  trotz  alles  Fangens  sehr  von 
diesem  Käfer;  da  sie  ferner  bei  dem  dichten  Zusammenstehen  der  Früchte 
leicht  faulen,  wenn  im  Juli  und  August  grosse  Feuchtigkeit  und  Wärme  ein- 
treten, so  ist  ihre  Kultur  im  allgemeinen,  unsicher,  auch  die  der  Pflaumen, 
ausgenommen  die  blaue  Damascene.**)  (Fortsetzung  folgt.) 


Kleinere  Mitteilungen. 


Uebergang  des  Instituts  für  Pflanzenphysiologie 
und  Pflanzenschutz  zu  Berlin  an  die  biologische 
Abteilung  des  Kaiserlichen  Gesundheitsamts. 
Von  Geh.  Regierungsrath  Prof.  Dr.  Fr  an  k. 
/  Den  deutschen,  Land-  und  Forst- 
wirten zeige  irh  hierdurch  an,  dass 
zufolge  Fntschliessung  des  preussischen 
Herrn  Landwirtschaftsministers  und 
•des  Herrn  Staatssekretärs  des  Innern 
das  bisher  unter  meiner  Leitung  ge- 
standene Institut  für  Prianzenphy- 
siologie  und  Pflanzenschutz  mit  allen 
seinen  auf  dem  Gebiete  dfes  Pflanzen- 
schutzes liegenden  Aufgaben  an  die 
biologische  Abteilung  des  Kaiserlichen 
Gesundheitsamtes,  die  meiner  Leitung 
anvertraut  worden  ist,  übergegangen  ist. 
Die  biologische  Abteilung  soll  in 
.enge  Beziehung  zur  praktischen  Land- 
und  Forstwirtschaft  treten  und  wird 
deshalb  ihre  Hauptaufgabe  in  freier 
wissenschaftlicher  Forschung  ihrer 
Mitglieder  auf  dem  Gebiete  der  die 
einheimischen  Kulturpflanzen  schädlich 
oder  nützlich  beeinflussenden  Lebe- 
wesen rinden,  um  daraus  die  zur  Be- 
kämpfung bezw.  Förderung  dieser  Ein- 
flüsse geeigneten  Maassregeln  ableiten 
zu  können. 

Die  Anstalt  wird  daher  in  der 
gleichen  Weise,  wie  es  mit  meinem 
bisherigen  Institute  der  Fall  war,  in 
die  Reihe  der  schon  bestehenden  ver- 
wandten Institute,  welche  gleiche  Ziele 
verfolgen  ,  treten  ,  ohne  dass  dabei 
irgendwie  an  eine  Beschränkung  der 
selbständigen  Wirksamkeit  jener  an- 
deren Anstalten  zu  denken  wäre.  Die 
Naturvorgänge,  welche  das  Arbeits- 
gebiet aller  dieser  Anstalten  und  ihrer 
Forscher  ausmachen,  sind  so  zahl- 
reirhe  und  gehören  zu  so  schwierigen 

**)  Ebenda  S.    1  16. 


Problemen  der  Naturforschung,  dass 
man  nur  wünschen  muss,  es  möchten 
recht  viele  wissenschaftliche  Kräfte 
in  den  einzelnen  deutschen  Ländern 
sich  mit  diesen  Fragen  befassen.  Aber 
auch  wenn  dies  der  Fall  sein  sollte. 
darf  man  doch  nicht  gleich  erwarten, 
dass  alle  diese  schwierigen  Fragen 
schon  inkürzester Zeitihre  befriedigende 
Lösung  finden  werden;  vielfach  wird 
es  jahrelanger  Vertiefungen  der  be- 
treffenden   Gelehrten    dazu    bedürfen. 

Auch  die  Auskunftserteilung  an 
praktische  Land-  und  Forstwirte  beim 
Auftreten  von  Pflanzenbeschädigungen 
wird  unter  den  gleichen  Bedingungen, 
wie  sie  in  meinem  bisherigen  Institute 
stattgefunden  hat  und  in  anderen  ähn- 
lichen öffentlichen  Instituten  statt- 
findet, d.  h.  kostenlos  und  thunlichst 
umgehend,  in  der  neuen  Anstalt  weiter 
fortgesetzt  werden,  und  ersuche  ich 
die  Fragesteller,  nunmehr  ihre  An- 
fragen und  Einsendungen  von  Proben 
der  kranken  Pflanzen  ,  soweit  nicht 
andere  ähnliche  öffentliche  Anstalten 
Ihnen  näher  liegen,  an  die  Adresse: 
Kaiserl.  Gesundheitsamt,  Biologische  Abteilung, 

Berlin  N.W.,  Klopstockstrasse  19  20 
zu   richten. 

Die  biologische  Abteilung  wird  auch 
dafür  sorgen  ,  dass  die  beteiligten 
Kreise  durch  Flugblätter  auf  dem  Ge- 
biete des  Pflanzenschutzes  aufgeklärt 
und  zur  Ergreifung  praktischer  Pflanzen- 
schutzmittel angeregt  werden. 

Die  Ergebnisse  der  eigenen  wissen- 
schaftlichen Forschungen  werden  in 
einem  besonderen ,  in  zwanglosen 
Heften  erscheinenden  Werke:  »Arbeiten 
aus    der    biologischen    Abteilung    des 


362 


Kleinere  Mitteilungen. 


Kaiserlichen    Gesundheitsamtes«     ver- 
öffentlicht werden. 

Es  ist  mir  zugleich  ein  Bedürfnis, 
entgegen  gewissen  unzutreffenden  Auf- 
fassungen, welche  in  der  letzten  Zeit 
an  die  Öffentlichkeit  getreten  sind, 
hier  zu  erklären,  dass  ich  die  Freiheit 
der  wissenschaftlichen  Forschung,  die 
für  meine  Kollegen  an  der  biologischen 
Abteilung  und  für  mich  eine  wesent- 
liche Bedingung  ist,  am  Kaiserlichen 
Gesundheitsamte  in  keiner  Weise  be- 
schränkt gefunden  habe. 


Obstdauerwaren. 

Die  Deutsche  Landwirtschafts- 
Gesellschaft  teilt  uns  mit,  dass  die 
Obstdauerwaren  für  Ausfuhr  und 
Schiffsbedarf,  welche  sich  an  der  1898 
von  der  Deutschen  Landwirtschafts- 
Gesellschaft  ausgeschriebenen  Prüfung 
von  Dauerwaren  beteiligt  haben  (es 
handelt  sich  um  30  Gegenstände  von 
12  Ausstellern),  von  ihrer  Prüfungs- 
reise nach  Australien  in  Bremen  wieder 
angekommen  und  nach  Berlin  über- 
führt worden  sind ,  um  dort  am 
34.  Mai  von  den  Preisrichtern  geprüft 
und  beurteilt  zu  werden.  Danach 
sind  sie  auf  der  Ausstellung  in 
Frankfurt  a.  M.  vom  8.  bis  13.  Juni 
in  der  Abteilung  »Erzeugnisse«  aus- 
gestellt worden. 


Die  Schattenmorellen  als  Nutz-  und  Ziersträucher. 

Von  Adam  Heydt,    Kunstgärtner. 

Die  praktische  Verwendung  der 
Schattenmorellen,  die  sich  sehr 
lohnend  erweist,  wird  viel  zu  wenig 
beachtet,  ja  ist  unter  Berufsgärtnern 
kaum  bekannt.  Giebt  es  doch  viele 
Häuser,  deren  nach  der  Schattenseite 
belegene  Wände  man  so  gerne  be- 
pflanzt sähe,  wenn  man  nur  wüsste, 
womit  dies  geschehen  könnte!  Wenn 
es  gerade  keine  eingeschlossene  Lage 
ist,  dann  ist  es  angebracht,  ja 
besser  gesagt,  recht  praktisch,  diese 
Wände  mit  Schattenmorellen  zu  be- 
pflanzen, worunter  bekanntlich  die 
grosse,  lange  Lotkirsche,  eine  Sauer- 
kirsche, zu  den  Weichsein  gehörig, 
zu  verstehen  ist. 

Um  sie  erfolgreich  zu  erziehen,  muss 
die  WTand  mit  einem  5 — 6  m  hohen 
Gerüst  (Spalier)  versehen  werden, 
denn  höher  wird   diese  Kirsche  nicht. 


Auch  empfiehlt  es  sich,  wenn  der  Grund 
etwa  aus  Bauschutt  besteht,  die  Baum- 
löcher mit  guter  Erde  zu  befahren. 
Die  Pflanzung  geschieht  entweder  im 
Herbst,  was  das  beste  ist,  oder  im 
Frühjahr,  was  jedoch  nur  in  nassem, 
schwerem  Boden  am  Platze  ist.  Ge- 
deiht die  Schattenmorelle  auch  in 
schattiger  Lage,  so  ist  ein  sonniger 
Platz  immer  besser.  Ich  hatte 
Gelegenheit,  Pflanzen,  die  schattig,  und 
solche,  die  sonnig  standen,  zu  be- 
obachten, und  fand,  dass,  wenn  sie  auch 
im  Schatten  gedeihen,  letzteres  doch 
hinsichtlich  der  Reife  einen  Unterschied 
von  2 — 4  Wochen  ausmacht.  Sonst  bleibt 
es  sich  indessen  gleich,  der  Geschmack 
ist  derselbe. 

Die  Anzucht  am  Spalier  geschieht 
auf  die  bekannte  Weise,  indem  man 
vor  allem  Leitzweige  zu  erhalten 
sucht,  und  zwar  so  viel,  bis  das  Gerüst 
voll  bekleidet  ist. 

Sodann  sucht  man  nur  immer 
tüchtig  Fruchtholz  zu  gewinnen,  was 
durch  den  Sommerschnittleicht  möglich 
ist,  durch  dessen  Anwendung  man 
auch  alle  Zweige  in  Ordnung  erhalten 
kann  und  so  den  Baum  in  den  Händen 
hat,  dass  er  niemals  den  einmal  an- 
gewiesenen Raum  überschreitet.  Der 
Sommerschnitt  wird  an  den  Frucht- 
zweigen ausgeführt ,  selten  an  den 
Leitzweigen.  Man  kneipt  zum  ersten- 
mal auf  ein  nach  vorn  gerichtetes 
4. — 5.  Auge,  sobald  dieZweige2o — 30cm 
lang  geworden  sind.  Entwickeln  sich 
diese,  so  werden  die  Zweige  weg- 
gekneipt bis  auf  den  untersten,  der 
nochmals  entspitzt  wird.  Wird  dieses 
Verfahren  gut  gehandhabt,  und  sach- 
lich, nicht  schablonenmässig  ausgeführt, 
so  ist  und  bleibt  der  Baum  immer  in 
Ordnung. 

Ich  beobachtete  selbst  in  ganz  un- 
günstigen Obstjahren,  dass  diese  Haus- 
spaliere sehr  gut  trugen  und  allen 
Ostbäumen  im  Erfolg  voran  waren, 
dabei  war  es  eine  Freude,  solche 
Früchte  zu  pflücken,  wo  eine  immer 
so  schön  war,  wie  die  andere.  Die 
Früchte  dienenzum  Einmachen,  für  Kon- 
serven u.  s.  w.  und  sind  ein  sehr  ge- 
suchter Artikel.  Die  Pflege  der 
Schattenmorellen  an  Hauswänden  ver- 
dient Empfehlung ,  zumal  da  eine 
solche  Anpflanzung  gleichzeitig  eine 
grosse  Zierde  ist. 


Kleinere  Mitteilungen. 


3(33 


Die  alten  Eiben   im   Garten    des  Herrenhauses 

sind  jetzt  mit  hohen  Sonnenkulissen 
versehen  worden.  An  der  Südseite 
der  beiden  Bäume  hat  man  je  ein 
haushohes  Gestell  aus  hölzernen  Stan- 
gen errichtet  und  dessen  Zwischen- 
räume mit  Packleinen  überspannt.  Die 
so  hergestellte  Schutzwand  umgibt  nach 
Art  einer  spanischen  Wand  die  Sonnen- 
seite der  Bäume  und  überragt  ihre 
Wipfel.  Die  Kulissen  haben  den  Zweck, 
die  Sonnenstrahlen  von  den  neu  ver- 
pflanzten Bäumen  abzuhalten,  da  man 
von  dem  Einfius  der  Hitze  schädliche 
Wirkungen  auf  das  Gedeihen  der  Bäume 
fürchtet. 


Eine  alte  Eibe  in  der  Schweiz. 

Eine  alte,  sehr  schöne  Eibe,  wohl 
das  grösste  Exemplar,  in  der  Schweiz, 
steht  aut  dem  Bauerngute  »im  Gerstler«, 
Gemeinde  Heimiswyl  (Bern).  Die 
Höhe  des  Baumes  beträgt  15  m  und 
es  mass  der  Baum  im  Jahre  1895 
gerade  4  m  Umfang,  1  m  über  Boden 
gemessen.  Das  schöne .  urkräftige 
Exemplar,  dessen  Alter  auf  über  700 
Jahre  geschätzt  wird,  ist  vollkommen 
regelmässig  entwickelt  und  teilt  sich 
3,5  m  über  dem  Boden  in  zwei  gleich 
stark  entwickelte  Gipfel.  Von  der 
Bahnstation  Burgdorf  aus  kann  man  in 
1^2  Stunden  auf  schattigen  Waldwegen 
den  sehenswerten  Baum  leicht  er- 
reichen. M.  Löbner. 

Wädensweil,  Schweiz. 


Oisraeli   und  die  Primel. 

Man  fragt  sich  oft,  wie  die  Primel 
dazu  kam.  Benjamin  Disraeli  gewidmet 
zu  werden,  der  sich  so  wenig  um 
diese  bescheidene  Blume  kümmerte, 
dass  sie  nur  ein  einziges  Mal  in  seinen 
zahlreichen  Romanen  erwähnt  wird, 
und  zwar  in  Verbindung  mit  der  Zu- 
bereitung von  Salat.  Auf  dem  Grab- 
mal des  Ministers,  den  Königin  Viktoria 
mit  der  Bezeichnung  „mein  treuer 
Freund"  beehrte,  wurde  diesmal  am 
19.  April,  ebenso  wie  vor  18  Jahren 
und  seither  jedes  Jahr  ein  Kranz  Primeln 
niedergelegt,  den  die  Königin  gespendet 
hatte.  Als  der  erste  Kranz  Primeln 
am  19.  April  1S81  in  der  Kirche  von 
Hughendon  Manor  auf  das  frische  Grab 
gelegt  wurde,  war  ein  von  der  Königin 
beschriebener  Zettel  daran,  der  besagte, 
dass     die     Primel    ,, seine'-    Lieblings- 


blume war.  Die  Königin  hatte  den 
Prinzen  Albert,  ihren  Gemahl,  im  Sinn. 
Das  Publikum  aber  glaubte,  die  Worte 
bezögen  sich,  auf  den  verstorbenen 
Staatsmann,  und  so  entstand  die  fromme 
Sage  vom  Primelntag,  so  entstand 
auch  die  Primeln-Liga  zum  Schutz  der 
Verfassung,  der  Kirche  und  des 
britischen  Weltreiches.  Dem  Lord 
und  besonders  der  Lady  Randolph 
Churchill  gebührt  das  Verdienst,  die 
Primeln-Liga  und  den  Kultus  Lord 
Beaconsfields  als  Heiligen  des  Primeln- 
tages zu  Parteizwecken  ausgebeutet 
und  dieses  über  das  ganze  Land  ver- 
breitete Netzwerk  von  konservativen 
Verbänden,  Habitations  geheissen,  mit 
Rittern,  Komturen  und  Damen,  ge- 
schaffen zu  haben,  an  deren  Spitze 
als  Grossmeister  Lord  Salisbury  steht, 
den  Benjamin  Disraeli  im  Unterhaus 
als  „den  Meister  des  Spotts  und 
Hohnes"  hingestellt  hatte.        (Voss.  Z.) 


Gefülltblühender  Apfel. 

Ribston  Pepping,  jene  gewürzhafte, 
köstliche  Frucht,  blühte  bei-  uns  als 
Spalierbaum  an  sonniger  Wand  bereits 
Ende  April.  Einige  Blütenbüschel 
(vier  an  der  Zahl)  aber  wollten  mit 
den  blühenden  nicht  Schritt  halten; 
statt  mitaufzublühen,  rundeten  sich  die 
länger  gestielten  Knospen  immer 
mehr,  und  nun'4  zieren  seit  einigen 
Tagen  gefüllte  Blumen  mit  12  —  15 
Blumenblättern  diese  Büschel.  Ist 
eine  Apfelblüte  und  insbesondere  die 
Knospe  des  Ribston  Peppings  schon 
an  und  für  sich  ein  schöner  Anblick, 
so  war  der  Anblick  dieser  gefüllten 
Blüten  für  mich  ein  herzerquickender. 

Ich  habe  die  Zweiglein  mit  den 
Büscheln  gefüllter  Blumen  abgeringelt 
und  werde  dieselben  im  Frühjahr 
nächsten  Jahres  auf  Zwergunterlage 
veredeln.  Vielleicht  gelingt  es  mir, 
dieses  schöne  Spiel  einer  bewunderns- 
werten Natur  konstant,  zu  einem 
bleibenden  Geschenk  derselben  zu 
machen.  M.  Löbner. 

Wädensweil,  Schweiz. 


Einige  Äpfel  für  jeden  Boden  passend. 

Von  Adam  Hey  dt, 
Schlossgärtner,  Dallmin  (Prignitz). 

Zur  heutigen  Zeit  wird  allen  Garten- 
besitzern, sei  es  in  der  Stadt  oder 
auf    dem    Lande,    vielfach    angeraten. 


3ö4_ 


Kleinere  Mitteilungen. 


Obstbäume  zu  pflanzen.  Beson- 
ders werden  Äpfel  und  Birnen 
empfohlen  und  das  ist  auch  ganz  gut, 
allein  meistens  werden  dem  Dilettanten 
nicht  die  richtigen  Sorten  angegeben, 
die  Lokal-Sorten,  d.  h.  diejenigen,  die 
gerade  in  der  betreffenden  Gegend 
am  besten  gedeihen,  vielmehr  wird 
mancher  Baumschulbesitzer  dabei 
gerade  die  Sorte  los,  die  in  Zukunft 
immer  mehr  und  mehr  für  ihn  an 
Wert  verliert.  Kommt  dann  einmal 
nach  Jahren  endlich  etwas  Frucht  an  den 
Baum  und  sieht  man,  dass  die  betreffen- 
den Sorten  ungeeignet,  dann  ist  es  meis- 
tens zu  spät,  um  Ersatz  zu  fordern. 
Anders  ist  es,  wenn  man  sich  von  einem 
Baumschulbesitzer  seine  Sorte,  garan- 
tieren lässt,  d.:  h.  dass  man,  wenn 
sich  später  herausstellt,  dass  es  nicht 
die  gewünschte  Sorte  ist,  Ersatz  erhält. 
Eine  jede  reelle  Baumschule  wird 
ihren  Käufern  dieses  wohl  nicht  ver- 
sagen. Wer  jedoch  gar  keine  Kennt- 
nis von  Sorten  besitzt,  dem  möchte 
ich  folgende  Sorten  besonders  em- 
pfehlen, wobei  ich  noch  vor  allem 
warne,  sich  die  neu  auftauchenden 
Obstsorten  aufhängen  zu  lassen.  Der 
Privatmann  sollte  zweifelhafte  Sorten 
überhaupt  nicht  so  schleunig  an- 
pflanzen, haben  wir  doch  so  viele 
bewährte  Sorten.  Da  ist  zuerst  der 
grosse  Bohnapfel,  ctenn  der  Charla- 
mowski,  der  geflammte  Kardinal, 
der  doppelte  Melonenapfel,  der  Prinzen- 
apfel, Grosse  Kasseler  Reinette,  die 
Landsberger  Reinette,  Schöner  von 
Boskoop,  Roter  Stettiner  und  Trieri- 
scher rother  Weinapfel. 

Es  sind  diese  zehn  Sorten  wohl 
diejenigen,  die  sich  für  trocknen 
Boden  eignen,  ja  einige,  wie  Prinzenapfel, 
Kasseler  Reinette,  die  auch  noch  im 
feuchten  gute  Erträge  liefern,  und  selbst 
in  den  rauhesten  Lagen  noch  gepflanzt 
werden  können.  Wer  daher  nicht 
Kenntnis  von  Obstsorten  besitzt,  dem 
empfehle  ich  obige  Sorten;  er  kann 
versichert  sein,  dass  er  Bäume  erhält, 
deren  Früchte  gut  sind  und  die  sich 
lohnen,  gepflanzt  zu  werden. 


Drosseln  und  Eichkätzchen, 

zwei  Feinde  für  den  Garten  —  und  doch  gern 

gesehene  Gäste. 

Von    Adam   Heydt,    Kunstgärtner.  ' 

Drosseln    und    Eichkätzchen    zieren 
zwar  einen  Garten,  sehr,  sind  aber  im 


Reservegarten,  Küchengarten  schlimme 
Gäste,  und  das  Wort  »Feinde«  ist 
wohlauf  am  Platze,  denn  wenn  man  sie 
einmal  im  Garten  hat,  so  wird  man 
sie  auch  nicht  so  schnell,  los.  Ilaben 
sie  an  der  einen  Pflanzenart  genug, 
so  fangen  sie,  geht  diese  zur  Neige, 
gewiss  an  einer  anderen  Stelle  zu 
rauben  an. 

Im  Ziergarten  und  Park  jage  ich 
dagegen  niemals  auf  beide  Tiere,,  ja  hier 
sehe  ich  es  sehr  gern,  wenn  die 
flinken  Drosseln  so  behende  durch  die 
Zweige  der  Bäume  hüpfen  und  das 
Eichkätzchen  von  Baum  zu  Baum 
springt. 

Sobald  freilich  die  Erdbeeren  reif 
werden,  kommen  diese  kleinen  Räuber 
in  den  Küchengarten.  Nicht  nur,  dass  sie 
die  Beeren  anfressen,  nein,  das  Eich- 
kätzchen z.  B.  sucht  sich  gewöhnlich 
eine  der  allergrössten  Früchte  aus, 
behält  sie  im  Maul  und  klettert  auf  einen 
Baum,  wo  es  dann  gemütlich  seinen 
Raub  verzehrt.  Die  Drosseln  picken 
die  Früchte  nur  an,  was  zur  Folge 
hat,  dass  sie  dann  bald  faulen.  Nicht 
minder  gefährlich  sind  letztere  den 
Himbeeren  und  Johannisbeeren.  Wenn 
diese  alle  sind,  so  fressen  die  Drosseln 
die  Kohlköpfe  an  und  besonders  den 
Wirsing.  Solche  Kohlplantage  bleibt 
aber  von  Raupen  verschont!  Wenn 
also  keine  Beeren  geschädigt  werden 
können,  so  vertreibe  man  die  Drosseln 
nicht,  denn  sie  halten  die  Raupenplage 
fern,  was  mehr  wert  ist,  als  einige 
angepickte  Kohlköpfe.  Im  anderen 
Fall  empfiehlt  es  sich  jedoch,  gegen 
diese  kleinen  Räuber  vorzugehen, 
und  zwar  ist  das  einfachste  Mittel, 
diese  Missetäter  zu  vertilgen,  sie 
wegzuschiessen.  Drosseln  halten  ihren 
Raubzug  gewöhnlich  morgens,  Eich- 
kätzchen mittags.  Hat  man  auf 
Drosseln  früh  einige  Schüsse  abgegeben, 
so  sind  sie  auf  einige  Stunden 
verscheucht.  Ich  machte  gewöhnlich 
früh  einen  Gang  durch  den  Garten, 
wobei  ich  einige  der  Drosseln  weg- 
schoss,  mittags  ging  es  gegen  die  Eich- 
katzen; von  diesen  schoss  ich  einmal 
in  einer  halben  Stunde  vier  Stück  weg. 


Frachtermässigung  für  Obst  in  Wagenladungen. 

DerLandeseisenbahnrat  hielt  kürzlich 
seine  Sommersitzung  ab  und  be- 
schäftigte sich  zunächst  mit  der  Frage 


Kleinere  Mitteilungen. 


365 


der  Frachtermässigung  für  Obst  in 
Wagenladungen.  Er  erklärte  sich  ein- 
stimmig dafür,  dass  die  Einführung 
von  Ausnahmetariten  für  Obst  für 
einzelne  bestimmte  Stationen  oder 
Bezirke  nicht  thunlich,  dagegen  eine 
Frachtermästigung  für  Obst  überhaupt 
in  Aussicht  zu  nehmen  sei.  Auch  be- 
züglich der  Tarifieruiig  von  sonstigen 
Garten-  und  Feldirüchten  waren  eine 
Reihe  von  Wünschen  und  Anträgen 
der  Tarükommissioh  an  den  Landes- 
eisenbahnrat  ergangen.  Man  wünschte 
nicht  nur  eine  Ermässigung  der  Tarife, 
sondern  auch  Erleichterungen  bei  der 
Verladung.  Der  Landeseisenbahnrat 
hat  beschlossen,  die  Anträge  seiner 
Tarifkommission,  die  eine  Ermässigung 
und  Erleichterung  herbeiführen  wollen, 
zu  befürworten. 


New  Yorker  Dachgärten. 

New-York  ist  eineStadt  der  Kontraste! 
Vor  einer  Woche  noch  klapperten  wir 
während  eines  schneidenden  Nordosts 
mit  den  Zähnen,  und  jetzt  befinden 
wir  uns  bereitsinmittendergrimmigsten 
llundstage.  Das  Quecksilber  hält  sich 
mit  unerschütterlichster  Beharrlichkeit 
in  den  höheren  Regionen  seines 
gläsernen  Gefängnisses  und  kletterte 
vor  einigen  Tagen  sogar  bis  zu  111 
Grad  Fahrenheit  ,  gleich  35  Grad 
Reaumur,  empor!  Die  Spalten  der 
Zeitungen  füllten  sich  mit  Ver- 
zeichnissen solcher  Personen,  die  am 
Hitzschlag  starben;  die  von  den  wohl- 
habenden Klassen  bewohnten  Strassen 
veröden  infolge  der  Flucht  ihrer  Be- 
wohner mehr  und  mehr,  wohingegen 
die  von  den  ärmeren  Klassen  be- 
völkerten (Juartierc  doppelt  so  belebt 
als  früher  erscheinen,  besonders  zur 
Abendzeit ,  während  welcher  jeder 
sich  beeilt,  den  von  der  Sonne  durch- 
glühten Wunden  zu  entrinnen  ,  um 
einige  Mundvoll  kühlere  Luft  zu  er- 
ringen. 

Von  ~>eit<n  der  städtischen  Behörden 
und  Wohlthätigkeitsgesellschaften  ge- 
schieht allerdings  viel,  um  auch  den 
auf  ihr  Schattenseite  des  Lebens  Ge- 
borenen ihr  Los  zu  erleichtern. 
ich  fahren  mehrere  im  Dienst 
wohrtbätiger  Anstalten  stehende,  grosse 
Dampfer,  sogenannte  Kinderhospital- 
schifff.  bis  zur  Grenze  ihres  Fassungs- 
vermögens  mit  Säuglingen   und   deren 


Müttern  gefüllt,  in  die  offene  See  hin- 
aus, um  die  unter  der  furchtbaren 
Hitze  am  meisten  Leidenden  der  Er- 
quickungen  der  Meeresbrise  .teilhaftig 
werden  zu.  lassen.  Eine  städtische 
Einrichtung  aber,  deren  sich  bis  jetzt 
kein  zweiter  Ort  der  Welt  rühmen 
kann,  sind  die  sogenannten  Pier-  und 
Roofgärten,  dem  Luftzug  ausgesetzte 
Erholungsplätze,  die  auf  weit  in  den 
Hudson  und  East  River  hinaus- 
reichenden Werften  oder  auf  den 
flachen  Dächern  grosser  öffentlicher 
Gebäude  liegen  und  dem  gesamten 
Publikum  frei  zugängig  sind. 

Die  Roof-  oder  Dachgärten  sind  eine 
ureigene  New- Yorker  Erfindung,  durch 
die  Notwendigkeit  hervorgerufen  und 
durch  die  Findigkeitder  Amerikaner  zur 
höchsten  Vollendung  gebracht.  An 
zahlreichen  Bier-  und  Konzertgärten 
hatte  die  starke  deutsche  Bevölkerung 
von  New-York  es  von  jeher  ja 
nicht  fehlen  lassen,  aber  der  Nachteil 
der  meisten  dieser  Erholungsplätze 
war,  dass  sie  zwischen  himmelhohen 
Häuserkolossen  eingeschachtelt  lagen, 
wohin  die  kühle,  erquickende  Abend- 
luft nur  in  beschränktem  Masse  Z  u 
gang  finden  konnte.  Es  bedurfte  ein  e 
unternehmenden  Geistes,  um  Wand  e 
zu  schaffen.  Ein  solcher  erschien,  und 
er  verlegte  mit  kühnem  Entschluss  die 
Konzertgärten  einfach  auf  die  Dächer 
derselben  Häuserkolosse,  die  vordem 
die  Grenzen  der  Erholungsplätze  ge- 
wesen waren;  hoch  droben  in  den 
luftigen  Höhen,  wo  allabendlich  von 
Osten  her  die  erfrischende  Seebrise 
breit  undmächtigeinherflutet,  erstanden 
die  Konzertgärten  in  neuer  Pracht  und 
Herrlichkeit. 

Sie  wären  allerdings  nicht  möglich 
gewesen,  wenn  nicht  eine  andere  echt 
amerikanische  Erfindung,  die  Elevatoren 
oder  Personenaufzüge,  vorausgegangen 
wäre,  denn  die  Amerikaner,  noch  mehr 
die  Amerikanerinnen  ,  sind  die  er- 
klärtesten Gegner  des  mühseligen, 
atemraubenden  Treppensteigens.  Da 
es  beim  Elevator  nur  eines  Finger- 
drucks oder  langsamen  Anziehens  des 
Drahtseiles  bedarf,  um  einige  Dutzend 
Personen  mit  Windeseile  in  die 
luftigen  Höhen  emporzutragen,  so  war 
das  schwerste  Bedenken,  das  man 
gegen  die  Dachgärten  hätte  vorbringen 
können,  siegreich  aus  dem  Felde  ge- 
schlagen.     Die    Eröffnung    des    ersten 


366 


Unterrichtswesen. 


Dachgartens  erregte  seinerzeit  selbst 
in  der  durch  Sensationen  aller  Art 
verwöhnten  Weltstadt  beträchtliches 
Autsehen.  Ganz  New-York  beeilte 
sich,  die  neue  Schöpfung  zu  beaugen- 
scheinigen und  ein  Gutachten  darüber 
abzugeben.  Man  kam,  sah  und  wurde 
besiegt.  Die  Dachgärten  eroberten 
sich  im  Nu  die  Gunst  des  Publikums 
und  wurden  zu  einer  so  feststehenden  Ein- 
richtung des  New-Yorker  Lebens,  dass 
man  neuerdings  vielfach  begonnen  hat, 
Dachgärten  auch  auf  den  Dächern  der 
Privat-Häuser  einzurichten.  Die 
Menschenfreunde  der  Stadt  beeilten 
sich  auch,  den  ärmeren  Klassen  zu 
ähnlichen  Erholungsplätzen  zu  ver- 
helfen, wo  sie  mit  ihren  Kindern  und 
leidenden  Personen  ungehinderten  Zu- 
tritt von  früh  morgens  bis  in  die  Nacht 
hinein  finden  können. 

Selbstverständlich  bestehen  auch 
zwischen  diesen  Dachgärten  die  ge- 
waltigsten Unterschiede.  Die  Aus- 
stattung der  Jedermann  zugängigen 
Dachgärten  beschränkt  sich  auf  eine 
stattliche  Anzahl  von  Bänken  und 
Stühlen ,  einige  Licht  verbreitende 
elektrische  Sonnen  und  die  Anlage 
von  Wasserständen  und  Bedürfnis- 
anstalten, wohingegen  die  nur  gegen 
Entrichtung  eines  Obolus  zugängigen 
Dachgärten  der  vornehmen  Welt  zu 
Schauplätzen  des  verschwenderischsten 
Luxus  geworden  sind. 

Yerlässt  man  in  Kirchturmhöhe 
den  Personenaufzug,  so  befindet  man 
sich  plötzlich  inmitten  eines  wahren 
Feenreiches,  umfangen  von  einem 
Meer  sanft  gedämptten,  buntfarbigen 
Lichts.  Ueppige  Tropengewächse 
hängen  von  den  die  Lampions  tragenden 
Bogen  hernieder  oder  klettern  die 
schlanken,  gusseisernen  Säulen  empor. 
Prächtige  Blattpflanzen  und  Palmen 
wiegen  sich  im  lauen  Abendwind; 
die  weichen  Weisen  irgend  eines 
neuen  Walzers  schlagen  an  unser  Ohr 


oder  ein  von  einer  Magyarenkapelle 
mit  aller  Schneidigkeit  ausgeführter 
Csardas  erweckt  in  unseren  Füssen 
eine  kaum  zu  bekämpfende  Tanzlust. 
Kaum  sind  die  elektrisierenden  Klänge 
verrauscht ,  so  wetteifern  kühne 
Akrobaten,  prickelnde  Chansonnetten- 
sängerinnen  oder  fingerfertige  Taschen- 
spieler, uns  mit  ihren  Künsten  zu 
unterhalten.  Es  folgen  entzückende 
lebende  Bilder;  es  treten  orientalische 
und  spanische  Tänzerinnen  auf  und 
berauschen  uns  mit  ihren  feurig-sinn- 
lichen oder  eleganten ,  an  die  Be- 
wegungen eines  edlen  arabischen 
Rosses  erinnernden  Tänzen.  Kurz, 
was  die  zu  so  hoher  Entwicklung  ge- 
kommene Welt  der  fahrenden  Künstler 
zu  bieten  vermag,  das  zieht  in  diesen 
luftigen  Höhen  an  unseren  Augen  und 
Ohren  vorüber. 

Wohl  unzweifelhaft  waren  die  sagen- 
haften, hängenden  Gärten  der  Semiramis, 
wenn  dieselben  thatsächlich  bestanden 
haben  sollten,  nichts  Anderes  als  Dach- 
gärten desselben  Charakters.  Aber 
einen  solchen  Reichtum  an  Unter- 
haltung, einen  solchen  Ausblick  auf 
eine  von  Millionen  Lichtern  er- 
strahlende Riesenstadt,  auf  so  stolze 
von  unzähligen  Schiffen  durchfurchte 
Wasserstrassen  und  auf  ein  so  ge- 
waltiges, fern  im  silbernen  Monden- 
schein erglänzendes  Meer  vermochte 
sie  doch  wohl  nicht  zu  bieten.  Und 
dennoch:  was  sind  diese  Zauberabende 
gegenüber  den  wunderbar  schönen 
Sommermonaten  in  Deutschlands 
Bergen,  am  Rhein  oder  an  der  Ostsee. 
O  Buchenwälder  Rügens,  wie  viel 
'  schöner  ist  doch  euer  vom  Sonnen- 
gold durchflutetes  Gezweig  als  die 
Palmen  der  New-Vorker  Dachgärten ! 
Du  Rauschen  der  Ostsee,'  wie  viel 
traulicher  klingst  Du  ins  Ohr  als  das 
Knallen  der  Champagnerpfropfen  in 
dem  sommerlichen  Neu-Babylon! 

(Berliner  Lok.-Anz.) 


Unterrichtswesen. 


Obst-  und  Gemüseverwertungskurse  in   Cassel. 

In  dem  pomologischen  Institut  zu 
Cassel  finden  unter  der  Leitung  des 
Vorstehers  des  pomologischen  Gartens 
Herrn    Karl    Huber    auch    in    diesem 


Jahr  wieder  für  Herren  und  Damen 
getrennt  abgehaltene  viertägige  Obst- 
und  Gemüseverwertungskurse  statt. 
Der  der  Verwertung  von  Frühobst  und 
Frühgemüse    dienende  erste  Abschnitt 


Litteraiur. 


3<>7 


dieser  Kurse  für  Damen  rindet  vom 
18.  bis  einschl.  21.  Juli  statt.  Der 
zweite  Abschnitt,  der  Verarbeitung  von 
Spätobst    und    Spätgemüse    gewidmet, 


beginnt  am  12.  und  endigt  am  15.  Sep- 
tember; für  Herren  wird  ein  be- 
sonderer Kursus  vom  22.  bis  25.  August 
dieses  Jahres  abgebalten 


Litteratur. 


Gartenkunst  und  gärtnerisches  Plan- 
zeichnen von  Lothar  Abel.  Zweite 
umgearbeitete  Auflage.  Erweitert 
durch  Ausführungen  über  städtische 
Pflanzungen.  Parkanlagen,  Thiergärten 
und  Glashäuser  von  Alfred  Reinhold, 
Architekt,  Docent  an  der  Gartenbau- 
schule der  k.  k.  Gartenbau-Gesellschaft 
in  Wien.  25  Tafeln  in  Mappe  nebst 
Textschrift.  Verlag  von  Carl  Graeser, 
Wien,     g  Mark. 

Der  beigegebene  kleine  Text  be- 
handelt geometrische  Zeichnungen, 
Feldmessen  ,  Höhenmessungen  und 
Nivellieren,  Prinzipien  der  Garten- 
kunst, Regeln  für  den  Entwurf  eines 
Gartenplanes ,  eine  Aufzählung  ver- 
schiedener Gehölze ,  Wasserformen, 
Farbenlehre ,  Blumengärten ,  Park- 
walze, Thiergärten,  städtische  Pflan- 
zungen und  zuletzt  noch  Gewächshäuser 
in  so  auszugsweisen  Angaben,  dass 
das  Werk  zum  Studium  sich  gar  nicht 
eignet.  Die  Blumenstücke  bieten  in 
ihren  Anordnungen  nichts  Neues.  Die 
Wasserformen  aber  sind  unnatürlich 
und  unschön,  ihnen  liegt  die  Form 
einer  Malerpalette  oder  einer  ein- 
geschnürten Fischblase  zu  Grunde, 
auch  die  beigegebenen  Pläne  entbehren 
einer  wirklich  künstlerischen  Auf- 
fassung und  können  deshalb  als  Muster- 
Zeichnungen    nicht  empfohlen  werden. 

Wir  linden  in  dem  Buch  auch 
treffende  Gesichtspunkte,  die  von  den 
Gartenkünstlern  wohl  zu  beachten  sind; 
so  sagt  der  Verfasser  sehr  richtig: 
demeinheitlichen  Prinzip  derGrundriss- 
darstellungim  Gartenplan  entsprechend, 
dürfen  Bäume  und  Pflanzungen  eben- 
falls nur  im  Grundriss  dargestellt 
werden.  Bäume  im  Aufriss  in  einem 
Plan  darzustellen,  ist  bei  perspekti- 
vischen Ansichten  geboten,  in  Plänen, 
he  nur  der  Darstellung  eines 
Grundrisses  entsprechen,  wider- 
sinnig. Diese  Darstellung  findet 
sich  oft  in  schlecht  gezeichneten 
Gartenplänen,    wo   vielfach    nicht  ein- 


mal der  Massstab  eingehalten  ist  und 
die  Bäume  im  Verhältnis  viel  zu  gross 
gezeichnet  sind." 

Da  wir  heute  häufig  dieser  ganz  falschen 
Darstellungsweise  das  Wort  wieder 
reden  hören,  möchten  wir  eindringlich 
warnen,  auf  dem  falschen  Wege  nicht 
fortzuschreiten  und  die  obigen  Aus- 
führungen ,  die  eine  unumstössliche 
Wahrheit  zeigen,  zu  beherzigen.     II. 


Gärtnerische  Feldmesskunde.  Ein 
Leitfaden  für  den  Unterricht  in  der 
Feldmesskunde  an  Gärtnerlehranstalten 
und  ähnlichen  Instituten,  sowie  zum 
Selbstunterricht  für  junge  Gärtner,  be- 
arbeitet von  B.  Goerth,  Königl.  Ober- 
gärtner und  Lehrer  des  Gartenbaues 
am  Kgl.  pomologischen  Institut  in 
Proskau  O.-Schl.  Mit  15  Tafeln  und 
64  Abbildungen  nach  Aufnahmen  und 
Zeichnungen  des  Verfassers.  Proskau 
O.-Schl.     Verlag  von  A.  Kaiesse. 

Der  Verfasser  hat  dies  Buch  in  erster 
Linie  für  die  Hand  des  Schülers  be- 
stimmt und  ihm  damit  ein  treffliches 
Buch  zur  Auffrischung  und  zum  Nach- 
schlagen des  Gelernten  gegeben. 

Der  I.  Teil  behandelt  die  gebräuch- 
lichen Masse  und  Winkeln  dienenden 
Längemasse  und  Instrumente  mit 
eingehender  Beschreibung  derselben. 
An  der  Hand  von  praktischen  Bei- 
spielen weist  der  Verfasser  ihre  An- 
wendung und  Gebrauch  sowohl,  als 
auch  die  Art  und  Weise,  wie  die  Auf- 
nahmen zu  machen  sind,  nach  und 
giebt  Anweisungen  für  die  Übertragung 
des  Entworfenen  vom  Papier  ins  Freie. 
Zahlreiche  Übungsaufgaben  vervoll- 
ständigen  das  Ganze. 

Der  II. Teil  behandelt  das  Nivellieren. 
In  derselben  eingehenden  Weise  wird 
auch  dieses  wie  der  I.  Teil  behandelt 
mit  der  Anweisung,  wie  man  aus 
dem  aufgenommenen  Nivellement  mit 
Leichtigkeit  die  Erdarbeiten  sowohl 
aus  den  Horizontalen  oder  nach  Pro- 
filen berechnen  kann. 


36^ 


Ausstellungen.  —  Preisverzeichnisse.  —   Personal-Nachrichten. 


Im  III.  Teil  wird  gezeigt,  wie  die 
Anwendung  der  ebenen  Trigono- 
metrie im  gärtnerischen  Feldmessen 
vorteilhaft  zur  Anwendung  gebracht 
wird. 

Wir  können  das  Buch  allen  denen, 
die  sich  mit  der  Feldmesskunde  be- 
schäftigen, warm  empfehlen.  H. 


Gärtnerisches  Zentral- Blatt  re- 
digiert von  Andreas  Voss.  Nachdem 
uns  nunmehr  Heft  5  dieses  Blattes  vor- 
liegt, möchten  wir  die  Aufmerksamkeit 
unserer  Leser  abermals  auf  dieses  neue 
zweckmässige  Unternehmen  lenken. 
Alles  weitere  ist  aus  dem  dieser  Xo. 
beiliegenden  Prospekt  zu  ersehen. 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


Berlin.  Grosse  deutsche  Winter- 
blumen -  Ausstellung,  Mitte  Februar 
1900  im  Zoologischen  Garten. 


London,  11.  und  12.  Juli.  Inter- 
nationale Konferenz  über  Hybri- 
disation von  Arten  und  Varietäten. 
Am  11.  Juli  in  Chiswick,  am  12.  in 
London.  Alle  Züchter  von  Bastarden 
werden  gebeten  solche  einzuschicken 
an    die  R.  Hort.   Society    in    Chiswick 


ne  ar  London.  Die  ersten  Kräfte 
Europas  und  Amerikas  werden  Vor- 
träge halten.  Wir  können  leider  der 
freundlichen  Einladung  nicht  Folge 
leisten,  werden    aber  Bericht  bringen. 


Gent.  25jähr.  Jubiläum  der  Staats- 
gartenbauschule im  Juli,  verbunden 
mit  einer  Ausstellung.  Auch  an  dieser 
Feier,  zu  der  wir  freundlichst  geladen, 
können  wir  leider  nicht  teilnehmen. 


Eingesandte  Preisverzeichnisse. 


GustavA.Schultz,Kgl.  Hoflieferant, 
Lichtenberg-Berlin  O.  Preisliste  über 
selbstkultivierte  Blumen-Zwiebeln  und 
Topfgewächse,  Warm-  und  Kalthaus- 
pflanzen, Dekorationspflanzen  etc.  — 
Otto  Heyneck-Magdeburg  u.  Cracau. 
Listen  über  Chrysanthemum  und 
Caladium  bulb.  —  Dammann  &  Co., 
San  Giovanni  a  Teduccio  bei  Neapel, 
Italien  1899.  Verzeichnis  von  Blumen, 
Zwiebeln,  Knollengewächsen,  Erd- 
orchideen etc.  —  .  Max  Deegen, 
Georginenzüchter  in  Köstritz,  Reuss- 
Thüringen.  1899  Haupt-Preisverzeichnis 
über  Dahlien,  Rosen,  Gladiolen,  Obst- 
bäume, Zierbäume  und  Sträucher.  — 
J.  C.  Schmidt,  Erfurt,  Landwirtschaft- 
liche Frühjahrsaussaaten  1899.  — 
James  Veitch  &  Sons,  London, 
Catalogue  of  plants  enthält  Neuheiten, 


Orchideen,  Freiland-  und  Gewächs- 
hauspflanzen, Palmen.  Farne,  Gehölze 
etc.  —  Carl  Schliessmann,  Hof- 
lieferant, Garten-Ausstattungsgeschäft, 
Fabrik  für  Gartenartikel,  Spalier- 
bauwerke und  Arbeiten,  Zugjalousieen, 
Rollläden  etc.,  Castel-Mainz.  —  Haage 
&  Schmidt,  Erfurt,  Hauptverzeichnis 
über  Samen  und  Pflanzen  1898.  — 
Ludwig  Möller,  Gartentechnisches 
Geschäft,  Erfurt,  Preisverzeichnis  über 
Gartenausstattungen  No.  54,  1 899 . 
—  Tugaux  metalliques  flexibles, 
Ch.  Rudolph,  Paris,  Rue  duTheatreöö. 
• —  Michel  Favrichon,  Lyon-Mon- 
plaisir  (Rhone),  Catalogue  general, 
1869.  —  Reinhold  Schröter, 
Clingen  bei  Greusseu  i.  Th.,  Naturholz- 
Gartenmöbelfabrik,  Gartenausstattungs- 
geschäft. 


Personal-Nachrichten. 


Carl  Hampel,  Königlicher  Garten- 
bau-Direktor, Stadt  -  Obergärtner  in 
Berlin  ist  in  die  neuerrichtete  Hof- 
Garten  -  Direktor  -  Stelle  für  Schwerin 
und  Ludwigslust  in  Mecklenburg  mit 
dem    Wohnsitz    in    Schwerin    berufen 


worden  und  tritt  die  Stellung  am 
1.  August  an.  Mit  uns  freuen  sich 
gewiss  Viele  sehr  über  diese  Nachricht, 
so  schmerzlich  wir  auch  Herrn  Hampel 
in  unserer  Mitte  vermissen  werden. 

L.  W. 


(jartenflora  ,  1899. 


RHYNCHANTHÜS  BLUTHIANU! 


WITTMACK. 


Rhynchanthus  Bluthianus  Wittm.   n.  sp. 

Hierzu   Täte!    1464.) 

Wir  geben  auf  Tafel  1464  die  farbige  Abbildung  dieser  neuen  Pflanze 
und  verweisen  wegen  der  Beschreibung  auf  Heft  2  d.  J.  S.  38,  wo  sie  bereits  aus- 
führlich  gegeben  ist. 


860.  Versammlung  und  zugleich  Jahresversammlung  des  Vereins 
zur  Beförderung  des  Gartenbaues  am  29.  Juni  1899. 

Vorsitzender:    Der  Direktor   des  Vereins,  Königl.  Gartenbaudirektor  Lackner. 
I.  Vorgeschlagen  wurden  zu  wirklichen  Mitgliedern: 

1.  Herr   Gärtnereibesitzer  W.  Kaiser-Würzburg,   durch  Herrn  Lackner; 

2.  „      Baumschulbesitzer  E.  T.    F.  Keck-Zehlendorf,  Lindenhof,  durch 

Herrn  Dr.  Merker; 

3.  Der     Verein     zur    Förderung     des    Frauenerwerbs     durch    Obst-    und 

Gartenbau  in  Steglitz  durch  Frl.  Dr.  Castner; 

4.  Herr  Rentier  Koppe-Zehlendorf,   Ahornstr.   n,   durch  Herrn  Crass  I; 

5.  .,      Kaulmann    Krause-Berlin,    Gneisenaustrasse     113,    durch   Herrn 

Kropp. 
If.  Ausgestellte  Gegenstände:  Herr  Kgl.  Garteninspektor  Lindemuth 
führte  eine  Kitaibelia  vitifolia  vor,  die  durch  Veredelung  auf  Abutilon 
Thompsoni  bunt  geworden  war,  dann  aber  selbstständig  als  Steckling 
fortgepflanzt  war,  um  zu  zeigen,  dass  sich  die  Bunttleckigkeit  bei  dieser 
Pflanze  auch  an  den  Stecklingen  erhält.  Herr  Gartenbauinspektor 
Lindemuth  wird  darüber  einen  besonderen  Artikel  veröffent- 
lichen.  Die  Versammlung  zollte  ihm  wegen  seiner  Erfolge  lebhaften 
bei  fall. 

Herr  Prot.  Dr.  Sorauer  bemerkte,  dass  die  interessanten  Versuche 
Lindemuths  über  die  Buntblätterigkeit  auch  für  den  Physiologen  von 
Bedeutung  seien.  Im  Allgemeinen  nimmt  man  an,  dass  die  Buntblätterig- 
keit  eine  Art  Schwächezustand  anzeige.  Die  Chlorophyll-  (Blattgrün) 
keiner  zeigen  an  den  gelblichen  oder  weisslichen  Stellen,  abgesehen 
von  ihrer  Verfärbung,  nicht  .so  scharfe  Umrisse,  werden  schliesslich 
qz  wolkig  und  verlieren  die  Körnchengestalt.  Da  der  grüne  Farbstoft 
mangelt,  können  sich  die  Pflanzen  nicht  so  gut  ernähren  und  werden 
weichlich.     Weissbunte  Triebe  von  Acer  Xegundo,  dem  eschenblätterigen 


.., -q  860.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc. 


Ahorn.  z.B.  leiden  viel  mehr  von  Frost  und  Hitze  als  die  grünen;  ähnlich 
ist  es  bei  vielen  anderen  Pilanzen.  Interessant  ist  nun  eine  Beobachtung 
des  holländischen  Forschers  Beyerinck,  der  vor  etwa  zwei  Monaten  eine 
Untersuchung  über  die  Buntblätterigkeit  der  Tabaksblätter,  die  sog. 
Mosaikkrankheit,  veröffentlichte.  Die  Mosaikkrankheit  ist  sowohl  in 
Holland  selbst  wie  in  Java  seit  etwa  12  Jahren  sehr  gefährlich  geworden. 
Die  Pflanzen  werden  schon  in  der  Jugend  gelbfleckig  und  bleiben  infolge- 
dessen im  Wachsthum  sehr  zurück.  Parasiten  sind  nicht  zu  finden, 
zuletzt  findet  man  zwar  Bakterien,  die  Beyerinck  aber  nicht  als  die 
Ursache  ansieht,  wenngleich  sie  von  einem  anderen  holländischen  und 
einen  russischen  Forscher  als  solche  betrachtet  werden.  Nach  Beyerinck 
lässt  sich  die  Buntfleckigkeit  durch  Impfung  übertragen.  Er  glaubt,  dass 
in  den  Zellen  ein  Giftstoff,  ein  lebendiger  Virus  vorhanden  sei,  der  aber 
durch  die  Impfung  auf  gesunde  Pflanzen  übergeführt  werde.  Es  wäre 
wohl  möglich,  dass  auch  in  anderen  Fällen  wir  ähnliche  Verhältnisse 
haben,  dass  eine  gewisse  Stoffmischung  sich  bildet,  die  noch  nicht  grade 
als  Gift  wirkt,  aber  das  Chlorophyll  löst.  Auf  diese  Weise  würde  sich 
auch  die  Uebertragung  der  Panachüre  durch  Veredelung  erklären  lassen. 

Herr  Hofg.  Hoffmann:  Die  Buntblätterigkeit  ist  nicht  konstant,  sie 
verschwindet  allmählich,  wenn  man  die  Pflanzen  aus  der  Sonne  in  den 
Schatten  bringt.  So  z.  B.  wurden  grosse  buntblätterige  Buxus,  die 
später  in  den  Schatten  gepflanzt  wurden,  vollständig  grün.  Die  Steck- 
linge davon,  in  die  Sonne  gebracht,  sind  aber  wieder  bunt  geworden. 
Die  Buntblätterigkeit    ist    also    nur  mit  Hilfe  des  Sonnenlichtes  möglich. 

Herr  Kgl.  Garten-Inspektor  Perring:  Das  dürfte  wohl  nicht  in  allen 
Fällen  zutreffen.  Buntblätterige  Acer  Xegundo  erhalten  im  Schatten  eine 
viel  schönere  weisse  Farbe  als  im  Sonnenlicht,  wo  sie  leicht  verbrennen. 
Im  allgemeinen  sind  buntblätterige  Pilanzen  gegen  Sonne  viel  empfind- 
licher als  grüne,  sie  sind  auch  schwachwüchsiger.  Der  bunte  Acer  Negundo 
bleibt  eigentlich  immer  ein  Strauch  oder  ein  Baum  vierten  Grades, 
während  der  grüne  viel  höher  wird.  Die  grössten  Acer  Negundo  fol. 
var.  sind  wohl  in  der  Flora  zu  Charlottenburg. 

Herr  Bluth:  Bei  Croton  zeigt  sich,  dass  je  bunter  sie  sind,  sie  auch 
um  so  empfindlicher  sind,  dass  sie  im  Schatten  üppiger  und  härter,  aber 
auch  grüner  werden.  Jeder  Crotonzüchter  lässt  deshalb  seinen  Pflanzen 
so  viel  wie  möglich  Sonne  zukommen. 

Herr  Garteninspektor  Lindemuth:  Licht  und  Sonne  fördern  ent- 
schieden die  Panachüre,  eine  Topfpflanze  von  Kitaibelia  viridifolia  fol.  var., 
die  er  wegen  des  kalten  Wetters  in  ein  Haus  genommen  habe,  sei  lange 
nicht  so  schön  gelbfleckig  wie  die  vorgeführte  aus  dem  Freien,  die 
Flecken  seien  mehr  grüngelb.  Die  in  der  Sonne  erzeugten  Flecken 
sind  allerdings  auch  empfindlicher,  es  bildet  sich  bald  in  der  Mitte  der 
Flecken  eine  trockene  Stelle  und  die  Blätter  haben  keine  lange  Lebens- 
dauer. Bunte  Pflanzen  bleiben  meist  niedriger,  z.  B.  Kerria  japonica 
fol.  var. 

2.  Herr  Fabrikbesitzer  Hillmann  in  Waidmannslust  (Nordbahn)  hatte 
Cementplatten  mit  Isolirröhren  ausgestellt,  die  nach  den  Ausführungen 
seines    Vertreters    sich    sehr    für    Gewächshausbauten,    Kästen    u.   s.  w. 


86o.   Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc.  nn\ 


bewähren  und  bereits  in  mehreren  Gärtnereien  eingeführt  sind,  so  bei 
Herrn  K  r  etschman  n-Pankow  ,  Hof fmann-Weissensee,  Schläger- 
Reiniekendorf  u.  s.  w.  Die  Mauern  aus  diesen  Cem entplatten  stellen 
sich  7s  billiger  als  aus  Ziegelsteinen,  der  Aufbau  geht  viel  schneller, 
jeder  Laie  kann  das  Aufmauern  ausführen,  es  wird  nur  Platte  gegen 
Platte  gesetzt  und  die  Fugen  mit  Cement  vergossen.  Zugleich  gewinnt 
man  an  Raum,  denn  man  braucht  nur  halb  so  starke  Wände,  eine  Platte 
von  10  cm  Stärke  hat  dieselbe  Tragkraft  wie  eine  aus  Mauersteinen 
hergestellte  von  20  cm.  Besonders  wichtig  ist  die  Isolierschicht  wegen 
der  Erhaltung  der  Wärme  im  Winter.  L.  Wittmack  bemerkte,  dass  er 
sogar  Villen  aus  solchen  Cementplatten.  ebenso  Kästen  u.  s.  w.  in 
llermsdorf,  von  Herrn  Hillmann  ausgeführt,  gesehen  habe  und  verwies 
auf  seinen  Artikel  in  Gartenflora  1899,  Heft  2  S.  49. 

3.  Herr  Prof.  Dr.  Paul  Magnus  legte  die  zweite  Lieferung  des  von 
Herrn  Lehrer  W.  Krieger  in  Königstein  in  Sachsen  herausgegebenen 
Herbars,  betitelt:  »Schädliche  Pilze  der  Kulturpflanzen«  (Preis 
10  M.)  vor,  und  empfahl  dasselbe  ebenso  angelegentlichst  wie  die  erste 
Lieferung  im  Jahre  1896.  (Siehe  Gartenflora  1896  S.  371.  Der  Sammlung 
wurde  damals,  wie  S.  374  zu  ersehen,  eine  kleine  silberne  Medaille 
verliehen  und  sie  von  Herrn  Prof.  Frank  zum  Ankauf  empfohlen.)  Herr 
Krieger  giebt,  wie  Prof.  Magnus  bemerkte,  bei  jedem  Pilz  eine  kurze 
Beschreibung  und  wo  möglich  auch  die  Gegenmittel.  In  dieser  zweiten 
Lieferung  sind  ausser  den  neueren  Arten  der  Getreideroste,  die  Pilze 
auf  Johannisbeeren,  Birnen,  Äpfeln,  Kirschen,  Epheu,  Buchsbaum  u.  s.  w. 
behandelt. 

III.  Hierauf  erfolgte  die  Verlesung  des  Jahresberichtes,  der  besonders 
abgedruckt  wird  (siehe  S.  372).  Am  Schluss  desselben  erhoben  sich  die 
zahlreich  Versammelten  und  stimmten  begeistert  auf  das  von  Herrn 
Gartenbaudirektor  Lackner  ausgebrachte  Hoch  auf  S.  M.  den  Kaiser, 
den  erhabenen  Protektor  des  Vereins,  ein. 

IV.  Der  Schatzmeister,  Kgl.  Hofl.  J.  F.  Loock,  erstattete  den  Kassenbericht, 
der  gedruckt  vorlag  und  erläuterte  ihn  näher.  Betreffs  der  Kaiser 
Wilhelm  und  Augusta  Jubelstiftung  bemerkte  derselbe,  dass  der  Fonds 
ausser  durch  die  Zinsen  sich  nur  um  3  M.  vergrössert  habe,  die 
Herr  Obergärtner  Ahlisch  j  898  gespendet,  wie  er  das  Gleiche  auch 
im  Jahre  1899  gethan  habe.  Auf  eine  Anfrage  des  Direktors  an  den 
\  "rsitzenden  des  Revisions-Ausschusses,  Herrn  Geh.  Rech. -Rat  Schmidt, 
ob  die  Revision  schon  beendet  sei  und  die  Entlastung  erteilt  werden 
könne,  antwortete  dieser,  dass  die  Rechnung  erst  am  10.  Mai  ihm  zu- 
gegangen  sei,  nachdem  sie  vorher  kalkulatorisch  geprüft  worden,  und 
noch  zirkuliere;  es  wurde  deshalb  die  Dechargierung  bis  zur  nächsten 
Sitzung  verschoben. 

V.  Der  Direktor  kündigte  an,  dass  in  einer  vorhergegangenen  Sitzung  des 
Vorstandes  in  Gemeinschaft  mit  den  Vorsitzenden  der  technischen 
Ausschüsse  für  die  am  Jahresfeste  vorzunehmende  hohe  Auszeichnung 
durch  die  Yermeilmedaille  vorgeschlagen  seien: 

1.  als  Liebhaber:    Herr  Kgl.    Kommerzienrat  F.  W.    Schutt-Steglitz. 

2.  als  Gärtner  Herr  Kgl.  Hoflieferant    f.   F.  Loock. 


37A 


Jahresbericht. 


Die  Versammlung  genehmigte  ohne  Debatte  einstimmig  diese  Vor- 
schläge. (Unter  Vermeilmedaüle  ist  die  vergoldete  grosse  silberne 
Medaille  zu  verstehen.  Sie  wird  verliehen  für  Förderung  der  Zwecke  des 
Vereins  durch  allgemeine  Förderung  des  Gartenbaues.) 
VI.  Zu  Ehrenmitgliedern  wurden  vom  Vorstande  und  den  Vorsitzenden 
der  technischen  Ausschüsse  vorgeschlagen: 

1.  Herr    Geheimrat    Prof.    Dr.    Fischer    von    Waldheim-  Exzellenz, 
Direktor    des  Kaiserlichen    botanischen    Gartens    in  St.  Petersburg. 

2.  Herr  Kaiserl.  Hoflieferant  H.  F.  Eilers,  St.  Petersburg. 

MI.  Hierauf  trat  man  in  die  Neuwahl  des  Vorstandes,  nachdem  Herr 
Dieckmann  den  abtretenden  Mitgliedern  desselben  den  wärmsten  Dank 
für  ihr  eifriges  Mühen  namens  der  Versammlung  ausgesprochen  hatte 
Zu  Stimmenzählern  wurden  die  Herren  Brettschneider,  Dr.  Deite 
und  Agathus  Thiel  ernannt.  Das  Resultat  war  die  Wiederwahl  der  bis- 
herigen Vorstandsmitglieder  und  besteht  der  Vorstand  demnach  aus 
folgenden  Personen: 

1.  Direktor:  Kgl.  Gartenbaudirektor  Lackner. 

2.  Erster  Stellvertreter  des  Direktors:  Konsul  Seifert. 

3.  Zweiter  Stellvertreter  des  Direktors:  Kgl.  Garteninspektor  Perring. 

4.  Schatzmeister:  Kgl.  Hoflieferant  J.  F.  Loock. 

5.  General-Sekretär:     Geh.    Regierungsrat     Prof.    Dr.    L.    Wittmack. 
VIII.  Aufgenommen    wurden    als    wirkliche  Mitglieder   die    in  der  letzten  Ver- 
sammlung Vorgeschlagenen.  « 

Carl  Lackner.  L.  Wittmack. 


Jahresbericht 

über  die  Thätigkeit  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  im  Geschäfts- 
jahre vom  30.  Juni  1898  bis  29.  Juni  1899. 

„  Erstattet  vom  Vorstande. 

4L$?))as  77-  Lebensjahr  des  Vereins,  welches  heute  vollendet  wird,  hat  neben 
(ä^;  manchen  glücklichen  Stunden  leider  auch  viele  ernste  gebracht.  Kurz 
nach  Beginn  desselben,  am  5.  August  1898,  verschied  nach  nur  kurzem  Kranken- 
lager unser  unvergesslicher  Direktor,  Herr  Wirklicher  Geheimer  Ober-Finanzrat 
und  Provinzial  -  Steuerdirektor  von  Pommer-Esche,  und  mehrere  Monate 
ernster  Erwägungen  betreffs  der  Neuwahl  folgten.  Sein  Tod  gab  Veranlassung, 
mit  den  alten  Traditionen  des  Vereins  zu  brechen,  als  ersten  Vorsitzenden  einen 
höheren  Beamten  zu  wählen.  Am  28.  Oktober  1898  ward  ein  Fachmann,  der 
Königl.  Gartenbaudirektor  Lackner  an  die  Spitze  des  Vereins  gestellt,  und 
wiederum  bedurfte  es  reiflicher  Überlegung,  wer  an  seiner  Statt  mit  der  zweiten 
Stelle  im  Vorsitz  betraut  werden  solle,  bis  am  28.  Januar  1809  ein  Liebhaber, 
Herr  Konsul  Seifert,  als  erster  Stellvertreter  des  Vorsitzenden  erwählt  wurde. 
Der  unerbittliche  Tod  hat  uns  aber  ausser  unserm  Vorsitzenden  noch 
viele  andere  zum  Teil  langjährige,  treue  Mitglieder  und  grosse  Förderer  des 
Gartenbaues  geraubt.  Die  Zahl  der  Dahingeschiedenen  ist  grösser  als  je  zuvor, 
wie    aus    der  nachstehenden  Übersicht  über  den  Mitgliederbestand  hervorgeht. 


Jahresbericht.  373 


I.  Mitglieder.  Die  Mitgliederzahl  weist  eine  Abnahme  von  11  Personen 
auf,  indem  die  Zahl  der  wirklichen  Mitglieder  von  715  auf  704  heruntergegangen 
ist.  Die  Hauptursache  dieser  Abnahme  liegt  in  den  Todesfällen;  nicht  weniger 
als  23  Heimgegangene  (gegen  14  im  Vorjahre)  sind  zu  beklagen.  35  Personen 
(gegen  42  im  Vorjahre)  sind  zum  Teil  freiwillig  ausgeschieden,  zum  Teil  auf 
Beschluss  des  Vorstandes  wegen  nicht  erfolgter  Zahlung  aus  der  Mitgliederliste 
gestrichen. 

Im  Einzelnen  ergiebt  sich  die  Bewegung  in  der  Mitgliederzahl  aus  Folgendem: 

Bestand  am   30.  Juni   189S 715  wirkliche  Mitglieder. 

Abgang  durch  Tod 23 

«  «       freiwilliges  Ausscheiden  oder 

Streichung ■     ■     •      35 

Zusammen       58  wirkliche  Mitglieder. 

Bleiben  657  wirkliche  Mitglieder. 

Zugang  durch  Aufnahme 47 * * 

Ist-Bestand  704  wirkliche  Mitglieder. 

Ehrenmitglieder  zählte  der  Verein 19 

Abgang  durch  Tod:    1.  Prof.  Dr.  Ferd.  Cohn, 

Geh.  Reg.- Rat,  Ehren- 
bürger der  Stadt  Breslau 
2.  Dr.    Brix,    Geh.   Reg.- 

Rat  Charlottenburg      .  2 

bleiben  17 
Zugang:    Prof.  Dr.  Schwenden  er,  Geh.  Reg.- 

Rat,  Mitglied  der  Akademie  der  Wissenschaften  1 

Ist-Bestand  18 

Korrespondierende  Mitglieder  waren    ...  43 

Diese  Zahl  ist  unverändert  geblieben. 

Von  den  wirklichen  Mitgliedern  sind  hiesige     .     .  436 

,,                „      auswärtige  .  2(>8 

Zusammen     704 
Liebhaber  sind     .     .     285  gegen  296  im  Vorjahre, 
Berufsgärtner  sind.     355       «         3.52    «  « 

Vereine  sind      ...       64       « 07    "■ « 

Zusammen     704  gegen  715  im  Vorjahre. 
Die   Zahl    der    Vereine,    Gesellschaften,    Redaktionen  u.  s.  w.,    mit    denen 
der  Verein   im  Tauschverhältnis  steht,  beträgt  wie  im  Vorjahre  71. 

II.  Die  Monatsversammlungen  waren  durchschnittlich  sehr  gut  besucht, 
auch  meist  reich  mit  Pflanzen  und  anderen  Gegenständen  beschickt,  und  boten 
die  vielen  interessanten  Vorträge,  sowie  die  daran  sich  knüpfenden  Diskussionen 
eine  reiche  Fülle  von   Belehrung  und  Anregung. 

III.  Es  wurden  folgende  Vorträge  gehalten: 

Am  js.  Juli  1898:  Herr  Kgl.  Prinzl.  Hofgärtner  Hoffmann-Berlin: 
Belgische  ( '.ärtnereien. 

Am  35.  Augusl  1898  versammelte  sich  der  Verein  zu  einer  Trauerfeier 
für  seinen  verstorbenen  Direktor  von  Pommer-Esche,  wobei  der 
Gartenbaudirektor    C.    Lackner-Steglitz    die    Gedächtnisrede    hielt. 


374 


Jahresbericht. 


Am  28.  Oktober  1898:  Herr  Kgl.  Prinzl.  Hofgärtner  Hoffmann-Berlin: 
Belgische  Privatgärten. 

Am  24.  November  1898:  Herr  Landschaftsgärtner  Brodersen-Berlin: 
Englische  Gärten. 

Am  29.  Dezember  1898:  Herr  Geh.  Regierungsrat  Prof.  Dr.  Frank- 
Berlin:    Neue  Mitteilungen    über    die    europäischen  Obstschildläuse. 

Am  28.  Januar  1899:  Herr  Gartenbaudirektor  Hampel-Berlin:  Die 
Verschönerung  der  Städte. 

Am  23.  Februar  1899:  Herr  Prof.  Dr.  C.  Müll  er -Berlin:  Das  Ivessche 
Verfahren  der  Reproduktion  von  Photographieen  in  natürlichen 
Farben  und  seine  Bedeutung  für  den  Gartenbau. 

Am  23.  März  1899:  Herr  Geh.  Regierungsrat  Prof.  Dr.  Orth-Berlin: 
Meine  Reise  nach  Egypten  und  Palästina  gelegentlich  der  Einweihung 
der  Erlöserkirche  in  Jerusalem. 

Am  27.  April  1899:  Herr  Prof.  Dr.  Carl  Müller-Berlin:  Die  Blüten- 
farben, ihre  Entstehung  und  Nüancierung. 

Am  25.  Mai  1899:  Herr  Stadtrat  Töbelmann-Berlin:  Über  Buschobst. 

IV.  In  den  Sitzungen  der  verschiedenen  technischen  Ausschüsse, 
von  denen  jeder  fast  regelmässig  alle  Monate  tagte,  sowie  in  den  gemeinsamen 
Sitzungen  aller  Ausschüsse  wurden  zum  Teil  interne  Vereinsangelegenheiten 
beraten,  zum  Teil  standen  auch  wichtige  Tagesfragen  zur  Erörterung,  für  deren 
eingehende  Behandlung  sich  unter  den  Ausschussmitgliedern  ein  reges  Interesse 
kund  gab.  Sodann  trat  der  neugewählte  Programm-Ausschuss  in  Thätigkeit 
und  entledigte  sich  der  schwierigen  Aufgabe,  für  die  Grosse  Deutsche 
Winterblumen-Ausstellung  im  Februar  1900  ein  geeignetes  Programm 
aufzustellen,  in  zahlreichen  Sitzungen.  Der  im  Vorjahr  erwählte  Dekorations- 
Ausschuss  nahm  mehrere  grossartige  Dekorationen  in  Augenschein  und 
würdigte  die  Leistungen  durch  entsprechende  Preise. 

V.  An  Ausflügen  aller  Ausschüsse  wurden  folgende  unternommen: 
Am   14.  Juli  1898  Besuch  von  Dammsmühle  bei  Schönwalde,  dem 

Wohnsitz  des  Herrn  Leutnants  Wollank. 
Am  4.  August  1898  Besichtigung  der  Pfirsich-  und  Weintreibereien  in 
den  Königl.  Gärten  zu  Sanssouci. 
Am  19.   Januar  veranstaltete  der  Verein  sein  zweites  Winterfest  im  Hotel 
Imperial,    das    wie    das    erste  zur  allgemeinsten  Zufriedenheit,  dank  dem  Eifer 
des  Festausschusses,  verlief.    Ebenso  ist  das  Stiftungsfest  am  22.  Juni  d.  J.  unter 
reger    Beteiligung    in    Eberswalde    gefeiert    worden    und    gebührt    ausser    den 
hiesigen  Mitgliedern  des  Festausschusses  besonders  Herrn  Dittmann  in  Ebers- 
walde dafür  der  wärmste  Dank. 

VII.  An  Medaillen  für  andere  Vereine  wurden  verliehen: 

1.  Dem  Gartenbau-Verein  zu  Hannover  2  grosse  silberne,  2  kleine 
silberne,  2  bronzene  Vereins-Medaillen. 

2.  Dem  Märkischen  Obstbauverein  1  grosse  silberne,  1  kleine  silberne, 
1   bronzene  Vereins-Medaille. 

3.  Dem  Oberschlesischen Gartenbau-Verein  zu  Oppeln  2  grosse  silberne, 
1   bronzene  Vereins-Medaille. 

4.  Dem  Obst-  und  Gartenbau-Verein  zu  Cosel  1  grosse  silberne. 
1  kleine  silberne,   1  bronzene  Vereins-Medaille. 


Jahresbericht. 


.315 


5.  Dem  Verein  Deutscher  Rosenfreunde  für  seine  Ausstellung  in 
Stuttgart  1   grosse  silberne,  1  kleine  silberne  Vereins-Medaille. 

6.  Dem  Landes-Übstbau-Verein  für  das  Königreich  Sachsen  zu 
seinem  25jährigen  Jubiläum  1  goldene,  1  grosse  silberne,  1  kleine 
silberne  Vereins-Medaille. 

Zusammen:  1  goldene,  8  grosse  silberne,  6  kleine  silberne,  5  bronzene 
A'ereins-Medaülen. 

VIII.  Die  Verme  ilmedaille  wurde  am  23.  Februar  1899  Herrn  Adolf 
Demmler  zu  seinem  90.  Geburtstage  vom  Vorstande  überreicht. 

IX.  Zum  Gedächtnis  des  100jährigen  Geburtstages  des  am  22.  März  1S71 
verstorbenen  Professors  der  Botanik  Dr.  C.  H.  Schultz-Schultzenstein, 
langjährigen  Vorsitzenden  der  Gesellschaft  der  Gartenfreunde  Berlins,  legte  am 
8.  Juli  1898  eine  Deputation  einen  Lorbeerkranz  auf  dem  Grabe  des  Ver- 
ewigten nieder. 

Für  das  Denkmal  unseres  Landsmannes  Ferdinand  von  Müller  im 
botanischen  Garten  zu  Melbourne  wurden  100  M.  aus  der  Vereinskasse 
bewilligt. 

Zweien  seiner  Mitglieder  und  Inhabern  der  Vermeilmedaille  konnte  der 
Vorstand  Glückwunschadressen  überreichen,  am  13.  August  Herrn  Geheimen 
Ober-Bergrat  Dr.  Hauch ecorne  zu  seinem  70.  und  am  9.  August  Herrn 
Gärtnereibesitzer  A.  Drawiel-Lichtenberg  zu  seinem  80.  Geburtstag.  Am 
1.  September  1898  beging  Herr  Königl.  Obergärtner  Habermann,  Berlin, 
Schloss  Monbijou,  sein  2  5jähriges  Jubiläum  im  Dienste  der  Königl.  Garten- 
verwaltung, und  wurde  ihm  eine  grosse  silberne  Medaille  mit  entsprechender 
Inschrift  vom  Vorstande  überreicht. 

Am  10.  September  feierte  Herr  Königl.  Gartenbaudirektor  C.  Lackner- 
Steglitz,  Direktor  unseres  Vereins,  in  Wiesbaden  seine  silberne  Hochzeit 
und  wurde  ihm  dort  durch  Herrn  Direktor  Seeligmüller-Cronberg  eine 
Adresse  des  Vereinsvorstandes  und  der  vereinigten  Ausschüsse  und  bei  seiner 
Rückkehr  eine  mit  herrlichen  Blumen   geschmückte  Porzellan-Vase  überreicht. 

X.  Das  Vereinsorgan,  die  »Gartenflora«,  erfreute  sich  wie  früher  einer 
zahlreichen  Mitarbeiterschaft,  so  dass  manche  Artikel  nicht  sofort  erscheinen 
konnten.  Mit  dem  Ende  des  Jahres  1899  läuft  der  6jährige  Vertrag  mit  der 
Druckerei  von  W.  Büxenstein  ab  und  ist  vom  Vorstand  gekündigt  worden. 
Es  wird  noch  eines  besonderen  Vereinsbeschlusses  bedürfen,  wie  die  Heraus- 
gabe künftig  erfolgen  soll.  Bereits  haben  mehrfache  Beratungen  des  Redaktions- 
ausschusses, des  Etats- und  Kassenausschusses  wie  des  Vorstandes  stattgefunden, 
und  ist  namentlich  die  Frage  erwogen,  ob  der  Verein  die  Gartenflora  selber 
weiter  führen  oder  nach  dem  Muster  mancher  anderer  Vereine  den  Vertrieb 
einem  tüchtigen  Buchhändler  überlassen  soll. 

XI.  Die  Bibliothek  hatte  sich  eines  recht  regen  Besuches  zu  erfreuen 
und  wurden  279  Werke  an  75  Leser  ausgeliehen.  Ausserdem  wurden  in  den 
regelmässig  stattfindenden  Ausschusssitzungen  viele  Werke  und  Zeitschriften 
eingesehen  bezw.  ausgegeben. 

XII.  Versuchswesen.  Wie  alljährlich  führte  der  Ausschuss  für  Topf- 
düngungsversuche auch  im  Herbst  1898  in  den  Räumen  des  Klubs  der  Land- 
wirte den  .sämtlichen  Ausschüssen  die  vorjährigen  Kulturen  vor.  Es  war  im 
Jahre   1898    als  Versuchspflanze   das  Chrysanthemum  indicum  gewählt  worden. 


376. 


Jahresbericht. 


Verein  zur  Beförderung  des 


Garten- 
jahres- 


Der  Etat 
setzt  aus 


Einnahmen 
Titel  und  Gegenstand  der  Einnahmen 


M. 


JV. 


3  906    5o 
2  940 
i8  830 

3oo 
2  85o 

3o 


22  856    5o 


IQ. 

7. 

97 

1Ö. 

/  • 

97 

4 

3. 

98 

II, 

III, 

IV, 
V. 
VI, 


I.  An  Zinsen  von  belegten  Kapitalien  . 

„    Zuschüssen 

„    Mitglieder-Beiträgen 

„    An  Resten  vom  vorigen  Jahr  .     . 

Aus  Vermächtnissen 

,,    dem  Vereins-Organ 

„    unvorhergesehenen  Einnahmen  . 


Summa 


Baare  Einnahme 
„       Ausgabe    . 


Überschuss 


Vermögensbestand  am  31.  Dezember  1898. 

An  Barbestand,  Überschuss   aus  dem  Jahre  1898 

„  ,,  aus  der  Jubiläums-Ausstellung   . 

„  „  Überschuss  aus  dem  Jahre   1897 

und  früher 


Summa 

Angekauft  von  obiger  Summe: 

An     2000  Mark  372%  Preuss.  Pfandbrief bank  . 

„    18000      ,,       3V2%  Meininger  Pfandbriefe    . 

„      5  000      „       3  %  Westpreuss.  Pfandbriefe     . 


Summa 


Mithin  Baarbestand  am  1.  Januar  1899. 

An  Effekten: 

„    373  %  Landschaftl.  Pfandbriefe.     .     . 

v    372%  Preuss.  Konsols 

„    4     %  Berliner  Pfandbriefe    .... 

,,    472%  Berliner  Pfandbriefe   .... 

j)    372%  Meining.  Pfandbriefe  .... 

»    372%  Preuss.  Pfandbrief  bank  .     .     . 

v    3     %  Westpreuss.  Pfandbrief.- .     .     . 
Ein  Sparkassenbuch 


Effekten  zum  Nennwerte  von  in  Summa 

Total-Summe 
Der-  S 


22  062  \3y 
18086    57 


3  075 


3  075    So 
17367    10 

1 3  006    70 


33  449  60 

2  024  3  5 

1 7  983  40 

4673  20 


5  600 

82  400 

1  800 

1  200 
18  000 

2  000  | — 
5  000    — 

263  I- 
41     14 


3  848 
2  94O 

]2  IO7 

43 

3oo 

2818    98 
4    10 


22  002    \J7 


3J449 


24  680    o5 


60 


8768   6 


116004    14 


1 1 6  3o_i     1 4 


eh  atzm 


120072      JQ 

eisten 


doch  zeigte  sich,  dass  dieser  Nimmersatt  mit  den  homöopathischen  Gaben 
künstlicher  Düngemittel,  wie  ihn  die  meisten  Pflanzen  lieben,  nicht  zu- 
frieden ist. 

XIII.  Über  die  Kulturversuche  auf  den  städtischen  Rieselfeldern  haben 
die  Herren  Kgl.  Hoflief.  J.  Klar  und  städt.  Obergärtner  Mende  in  der  Garten- 
flora 1899  S.  1,  41  u.  70  eingehend  berichtet.  Allen,  am  Versuchswesen  Be- 
teiligten, sei  der  wärmste  Dank  des  Vereins  ausgesprochen. 


Jahresbericht. 


377 


baues  in  den  Königl.  Preuss.  Staaten. 

Reclinmiff  is'»s. 


her  Etat 
setzt   aus 


Ausgaben 
Titel  und  Gegenstand  der  Ausgaben 


Jt 


i  ooo 

800 

1,  800 

420 

5oo 
400 

200 


i>  3o5 


I. 

II. 
III. 
IV. 

V. 
VI. 

vn. 

VIII. 
[Xa. 

IX  b. 
Laut 


Besoldungen 

Amtliche  und  ökonomische  Bedürfnisse .     . 
Zu  den  Sammlungen  des  Vereins  .     .     .     . 

Kosten  des  Vereins-Organs 

Zu  gUrtnerischen  Versuchen 

Zum   gärtnerischen  Kortbildungs- Unterricht 

Zu  Prämien  bei  Ausstellungen 

Zu  den  Kosten  des  Jahres-  u.  Winterfestes 
Kuhrkosten   u.  unvorhergesehene  Ausgaben 

Ein  Mitglieder-Verzeichnis 

Beschlüssen  des  Vereins  verwendet    .     .     . 


Summa 


Kaiser  Wilhelm-  und  Augusta-Stiftung. 
An  Effekten 

,.     1    Sparkassenbuch 

.-     Bar . 

Summa 


6  5  00    — 

252      14 

q3 


6  845   47 


J.   F.   I.oock. 


3  800 

— 

1  6o3 

3i 

434 

20 

10  271 

36 

528 

1 1 

420 

— 

392 

34 

633 

35 

28 

5o 

184 

i5 

6qi 

2  5 

18986    b- 


nen  Verteilung.     Von  den  unentgeltlich,  nur  an  Mitglieder  des  Vereins 
abzugebenden  Samen    wurden    1943  Proben    an  80  Empfänger  versandt,  gegen 
Proben  und  88  Empfänger  im  Vorjahre. 

XIV.  Fachschule   für   Gärtner.     Die  städtische  Fachschule  für  Gärtner, 

:i<-    von   der    Stadt  Berlin    und    dem  Verein    gemeinsam   unterhalten   wird, 

erlitt  eine  Einbusse  am  Besuch,  weil  die  Märkische  Vereinigung  des  Allgemeinen 

Deutschen    Gärtnervereins    selber    eine  Winterschule    eröffnete.     Da    in   dieser 


37i 


Die  Festschrift  etc. 


Winterschule  der  Unterricht  spät  abends  9 — 11  Uhr  abgehalten  wird,  so  sagte 
das  Vielen  mehr  zu,  als  die  Stunden  von  6 — 9  in  der  städtischen  Fachschule 
Offenbar  ist  auch  der  Anfang  6  Uhr  für  Berliner  Verhältnisse  zu  früh  und 
wird  der  Unterricht  im  kommenden  Semester  erst  um  7  Uhr  beginnen,  dafür 
aber  ein  Tag  mehr  eingesetzt  werden.  Dringend  nötig  ist  es  aber,  dass  die 
Prinzipale  ihre  Untergebenen,  besonders  die  Lehrlinge,  zum  Besuch  der  Fach- 
schule anhalten.     Der  Feldmessunterricht  im  laufenden  Sommer  ist  gut  besucht. 

XV.  Das  Vermögen  des  Vereins  betrug  am  31.  Dezember  1898  125072  M. 
79  Pfg.  im  Vorjahre  104301  M.  22  Pfg.,  indem  der  Überschuss  der  Jubiläums- 
Ausstellung  dem  Vereinsvermögen  hinzugefügt  worden  ist.  Von  dieser  Summe 
gehen  aber  wieder  ab:  5000  M.  an  die  Kgl.  Gärtner-Lehranstalt,  3800  M.  an 
die  Kaiser  Wilhelm-  und  Augusta  Jubel-Stiftung.  Über  die  Kassenverhältnisse 
wird  der  Herr  Schatzmeister  referieren. 

XVI.  Von  wichtigen  Beschlüssen  im  abgelaufenen  Vereinsjahr  seien  hervor- 
gehoben: 1.  Das  Vermögen  der  Kaiser  Wilhelm-  und  Augusta- Jubelstiftung  soll 
von  6800  Mark  auf  10  000  Mark  erhöht  werden.  2.  Der  Kgl.  Gärtner-Lehranstalt 
zu  Wildpark  ist  zu  ihrem  75jährigen  Jubiläum,  dessen  Feier  gerade  am 
heutigen  Tage  beginnt,  eine  Summe  von  5000  Mark  überwiesen,  welche  als 
»Stipendienfonds  des  V.  z.  B.  d.  G.«  besonders  geführt,  aber  nach  den  Grund- 
sätzen des  neu  gebildeten  allgemeinen  Jubiläums-Stipendienfonds  verwaltet 
werden  soll. 

XVII.  Gelegentlich  der  internationalen  Ausstellung  in  Petersburg  ward 
dem  Verein  die  Ehre  zu  teil,  dass  die  drei  von  preussischer  Seite  ernannten 
deutschen  Delegirten:  die  Herren  Geh.  Reg.-Rat  Prof.  Dr.  Engler,  Gartenbau- 
direktor Lackner  und  L.  Wittmack  aus  seiner  Mitte  entnommen  wurden, 
wie    auch    viele    andere    seiner  Mitglieder    dort    als  Preisrichter  thätig  waren. 

XVIII.  Eine  höchst  wichtige  Aufgabe  steht  jetzt  dem  Verein  bevor:  Die 
grosse  deutsche  Winterblumen-Ausstellung  im  Februar  1900  in  den 
Räumen  des  Zoologischen  Gartens,  für  welche  an  20000  Mark  zu  Preisen  aus- 
gesetzt sind.  An  alle  Mitglieder,  aber  auch  an  alle  sonstigen  deutschen  Gärtner 
ergeht  die  dringende  Bitte,  alle  Kräfte  anzustrengen,  um  diese  Ausstellung  zu 
einer  glänzenden  des  deutschen  Gartenbaues,  gegenüber  der  ausländischen 
Konkurrenz,  würdigen  zu  gestalten. 


Die  Festschrift  zur  Erinnerung   an   das  75  jährige  Bestehen 
der  Kgl.  Gärtner-Lehranstalt  am  Wildpark  bei  Potsdam. 

oo  (Hierzu  Abb.  65 — 68.) 

lyl  nter  dem  Titel:  »Die  Kgl.  Gärtner-Lehranstalt  am  Wildpark  bei  Potsdam 
G£j  1824 — 1899«  ist  eine  von  dem  Inspektor  der  Anstalt,  dem  am  Jubeltage 
zum  Königlichen  Gartenbaudirektor  ernannten  Herrn  Th.  Echtermeyer 
verfasste,  im  Verlage  von  Paul  Parey,  Berlin,  erschienene  Festschrift 
herausgegeben,  welche  allen  Teilnehmern  am  Feste  zur  Erinnerung  überreicht 
wurde,  jetzt  aber  auch  durch  den  Buchhandel  bezogen  werden  kann.  Es  ist 
das  eine  Festschrift  im  vollsten  Sinne  des  Wortes  sowohl  was  den  Inhalt  wie 
die    trefflich    ausgeführten  Illustrationen    anbetrifft.     Nicht  weniger  als  50  vor- 


Die  Festschrift  etc. 


3J79 


zügliche  schwarze  Abbildungen  nach  Photographien  schmücken  das  Werk, 
und  ist  in  Anbetracht  dessen  der  Preis  von  8  M.  ein  niedriger.  Xicht 
nur  für  die  Freunde  der  Anstalt,  sondern  für  alle  Freunde  Potsdams  hat 
diese  Schrift  ein  grosses  Interesse,  denn  die  Abbildungen  stellen  nicht  bloss 
Teile  der  Anstalt,    sondern  auch  die  schönsten  Punkte  von  Potsdam  überhaupt 


Abb.  65.     General-Hofgarten-Direktor  Lenne,  Gründer  der  Kgl.  Gärtner- 
Lehranstalt   am  Wildpark  bei  Potsdam, 
geboren  am  29.  September  1789,  gestorben  am  23.  Januar  1866. 


dar.  Wir  geben  in  unserer  heutigen  Xummer  einige  Probebilder,  um  zu  zeigen, 
wie  schön  sie  ausgeführt  sind,  und  sprechen  zugleich  der  Verlagshandlung  unsern 
verbindlichsten  I)ank  dafür  aus,  dass  sie  uns  die  Stöcke  zur  Verfügung  stellte. 
Die  Abbildungen  sind  nach  Photographien  gefertigt;  welche  die  Anstalt 
zum  0   Teil  Herrn  YV.  <  >.   Link.    Potsdam   verdankt.     Von  Interesse  sind 

auch    die  Pläne    der    ehemaligen    Palaisbaumschule    und    die    der  Lehranstalt 
1 S 74  und   iS. 


o$0  Das  75jährige  Jubiläum  der  Königlichen  Gärtner-Lehranstalt  Wildpark. 

Vor  dem  Titelblatt  befindet  sich  das  treffliche  Bild  Lennes.  des  Be- 
gründers der  Anstalt,  dessen  eifriges  Wirken  für  das  Inslebentreten  derselben 
wie  für  das  der  Landesbaumschule  Echtermeyer  eingehend  in  dem  1.  Ab- 
schnitt: Geschichte,  Entwickelung  und  Stand  der  Anstalt  schildert.  In  dem 
2.  Abschnitt  wird  der  Zweck  der  Anstalt  besprochen,  im  3.  Kuratorium  Lehrer- 
schaft und  Angestellte,  im  4.  folgt  der  Prospekt  nebst  den  Aufnahme- 
Bedingungen,  im  5.  die  Stundenpläne,  im  6.  werden  zum  Teil  ganz  eingehend 
die  Lehrgänge,  d.  h.  also  die  in  den  Vorlesungen  der  Reihe  nach  zu  behandeln- 
den Gegenstände  in  den  einzelnen  Fächern  besprochen.  Es  ist  dieses  einer 
der  wichtigsten  Abschnitte,  da  er  zeigt,  wie  eingehend  die  Fächer  durchgenommen 
werden,  und  wer  Gelegenheit  gehabt  hat,  dem  Examen  beizuwohnen,  weiss 
dass  das  Gelernte  auch  gut  »sitzt«.  Auch  aus  dem  7.  Abschnitt:  Themata  bei  den 
Abgangsprüfungen  während  der  letzten  7  Jahre  geht  hervor,  welch  hohe  An- 
forderungen gestellt  werden.  Endlich  folgt  im  8.  Abschnitt:  Vorschrift  über 
die  Obergärtner-Prüfung.    (Abgedruckt  in  Gartenflora  1898  S.  642.) 

Als  Anhang  sind  gegeben:  Hauptverzeichnis  ehemaliger  Schüler  nach 
den  Jahrgängen,  ferner  Übersicht  nach  der  beruflichen  Thätigkeit,  alphabetisches 
Verzeichnis,  Verzeichnis  der  Mitglieder  des  Kuratoriums,  der  Direktoren, 
Inspektoren  und  Lehrer. 

Wir  empfehlen  die  wichtige  Schrift  allen  auf  das   eindringlichste,     L.  W. 


Das  75jährige  Jubiläum 
der  Königlichen  Gärtner-Lehranstalt  zu  Wildpark  bei  Potsdam. 

fl.  Vorabend  und  erster  Tag. 
chöne  Tage  waren  es,  die  da  die  zahlreichen  Teilnehmer  am  Jubelfeste  in 
den  Tagen  vom  29.  Juni  bis  1.  Juli  zusammenführten.  —  Am  29.  Juni 
Abends  versammelten  sich  auf  der  Wildparkstation  bereits  über  200  Personen 
aus  allen  Teilen  Deutschlands  und  selbst  aus  Frankreich,  Italien,  Oesterreich, 
Russland  und  wurden  vom  Kgl.  Hofgarten-Direktor  Gustav  Fintelmann  herz- 
lichst begrüsst.  Herr  Kgl.  Garten-Inspektor  Echtermeyer  als  Vorsitzender 
des  Vereins  ehemaliger  Wildparker,  bewillkommnete  später  gleichfalls  die  Gäste, 
und  bei  den  Klängen  der  Kapelle  des  Lehr-Infanterie-Bataillons  vergingen  an 
dem  sternenhellen  Abend  die  Stunden  in  dem  immer  mehr  sich  lullenden 
Garten  in  heiterster  Stimmung. 

Am  anderen  Morgen  zeigte  sich  der  Himmel  in  Wolken  gehüllt,  ja  er 
begann  sogar  Thränen  zu  vergiessen,  als  die  Hauptfeier  um  11  Uhr  im  Freien 
begann,  sicherlich  Thränen  der  Wehmut  über  die  in  einiger  Zeit  bevorstehende 
Verlegung  der  Anstalt  nach  Dahlem. 

Der  Eingang  zum  Gebäude  der  Kgl.  Gärtner-Lehranstalt  war  reich  mit 
Fahnen,  Guirlanden,  Blumen-  und  Blattpflanzen  geschmückt;  die  offenen  Ge- 
wächshäuser, das  Staudenquartier,  alles,  alles  zeigte  den  schönsten  Flor;  doch 
kaum  blieb  Zeit,  die  trefflichen  Kulturen  zu  bewundern.  Alles  strömte  zum 
Festplatze,  einer  grünen  Rasenfläche,  auf  der  ein  Rednerpult  errichtet  war, 
während  hinter  demselben  einfache,  aber  geschmackvolle  Vorhänge  einen  Ab- 
schluss  des  Platzes  gaben. 


Das  75jährige  Jubiläum  der  Königlichen  Gärtner-Lehranstalt  Wildpark.  o§i 

Nachdem  ein  schöner  Quartett-Gesang  die  Feier  eingeleitet,  bestieg  der 
Vorsitzende  des  Kuratoriums,  Herr  Wirkl.  Geh.  Ober-Regierungsrat  und  Ministe- 
rialdirektor Dr.  Hugo  Thiel  die  Rednerbühne  und  beantwortete  in  seiner 
trefflichen  Festrede  die  Frage,  welche  Ziele  sich  Lenne  bei  der  Begründung 
der  Anstalt  gestellt  habe  und  führte  des  näheren  aus.  dass  die  hohen  Aufgaben, 
dank  dem  Eifer  der  Lehrer  und  der  Schüler,  trotz  verhältnismässig  beschei- 
dener Mittel  im  grossen  und  ganzen  während  der  abgelaufenen  75  Jahre  er- 
reicht seien;  er  gedachte  dabei  in  ehrender  Weise  auch  der  regen  Unterstützung 
der  Kgl.  Hofgarten-Verwaltung  und  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Garten- 
baues, welche  diese  der  Anstalt  von  Anfang  an  haben  zuteil  werden  lassen.  — 
Al'er  die  Neuzeit  stelle  noch  weitere  Aufgaben,  die  sich  auf  dem  beschränkten 
Terrain,  bei  der  Enge  der  Räume  nicht  erfüllen  Hessen.  Darum  habe  das 
Ministerium  die  Verlegung  der  Anstalt  nach  Dahlem  in  der  Nähe  des  neuen 
Kgl.  botanischen  Gartens  und  zugleich  die  Verstaatlichung  der  Anstalt  be- 
schlossen. Das  Internat  und  die  praktische  Arbeit  sollen  aufgehoben,  jedem 
aber,  der  es  wünscht,  Gelegenheit  zur  Beteiligung  an  den  praktischen  Arbeiten 
gegeben  werden.  Um  praktisch  besser  vorgebildete  Schüler  zu  erhalten,  wird 
eine  vierjährige  Beschäftigung  in  Gärtnereien  vor  Eintritt  in  die  Anstalt  ge- 
fordert, im  übrigen  aber  der  zweijährige  Kursus  beibehalten  werden.  Dabei 
ist  gedacht,  dass  im  ersten  Jahr  die  allgemeinen  Fächer  gelehrt  werden,  während 
im  zweiten  Jahre  die  Zöglinge  sich  nach  ihrer  Neigung  mehr  der  Landschafts- 
gärtnerei, der  Gehölz-  und  Obstzucht  oder  der  Pflanzenkultur  event.  mit  be- 
sonderer Rücksicht  auf  botanische  und  Kolonialgärtnerei,  widmen  können.  Die 
Domäne  Dahlem  soll,  soweit  sie  nicht  zu  wissenschaftlichen  Zwecken  benutzt 
wird,  in  eine  Yillenkolonie  verwandelt  werden  und  dürfte  sich  bei  Anlage  der 
Gärten  daselbst  den  Schülern  auf  lange  Jahre  Gelegenheit  bieten,  praktisch  mit 
thätig  zu  sein.  Wenn  auch  durch  die  Verlegung  die  nahe  Verbindung  mit  den 
Kgl.  Hofgärten  aufhöre,  so  sei  bei  den  guten  Verkehrsverhältnissen  ein  häu- 
tiger Besuch  derselben  doch  ins  Auge  gefasst,  andererseits  aber  würde  die  Nähe 
des  botanischen  Gartens,  der  biologischen  Abteilung  des  Kaiserl.  Gesundheits- 
amtes und  anderer  wissenschaftlicher  Institute,  sowie  der  schönen  öffentlichen 
und  Privatgärten  der  Stadt  Berlin  und  ihrer  Vororte  neues  Material  den  Ler- 
nenden bieten.  In  der  Hoffnung,  dass  die  freundschaftlichen  Beziehungen  zu 
den  Kgl.  Gärten  die  alten  bleiben,  die  Verlegung  aber  der  Anstalt  zum  Segen 
gereichen  möge,  x  bloss  der  Redner  mit  einem  Hoch  auf  den  Kaiser. 

Wiederum  folgte  herrlicher  Ouartettgesang  und  dann  sprach  Herr  Geh. 
Ober-Regierungsrat  Dr.  Traugott  Müller  im  Namen  des  Herrn  Ministers  für 
Landwirtschaft  der  Anstalt  seine  Glückwünsche  aus.  Er  betonte,  dass  die  Kgl. 
Staa:  mg  von  75  jährigen  Jubiläen  amtlich  keine  Notiz  zu  nehmen  pflege, 

heut'  lürfe  eine  Ausnahme  gemacht  werden,  denn  es  sei  gewissermassen 

zugleii  h  ein  Abschiedsfest.  Aus  diesem  Grunde  habe  auch  der  Herr  Minister 
zwei  bewährte  Lehrer  an  der  Anstalt,  Herrn  Garteninspektor  Echtermeyer 
und  Herrn  <  '.arteninspektor  Encke ,  zu  Gartenbaudirektoren  ernannt  und 
gere;  hm  zur  grossen  Freude,  die  Ernennungsdekrete  den  Genannten  über- 

bringen zu  können. 

Herr  Kgl.  Hofgartendirektor  Fintelmann  dankte  in  warmen  Worten  für 
di'-.  !  hrung,  wie  allen  Anwesenden  für  ihr  Erscheinen,  und  hierauf  begann  die 
lange   Reihe    der  Beglückwünschungen    durch  Deputierte,    die  durchaus    nichts 


;82 


Das  75jährige  Jubiläum   der  Königlichen  Gärtner-Lehranstalt  Wildpark. 


von  den  bei  solchen  Gelegenheiten  leicht  eintretenden  Wiederholungen  boten 
und  daher  die  etwa  300  Anwesenden  bis  zum  letzten  Augenblicke  fesselten. 
Sehr  zweckmässig  liess  die  Geschäftsleitung  inmitten  der  Begrüssungen  auch 
einmal  eine  Pause  eintreten,   in  welcher  wieder   ein  Quartettgesang  erschallte. 


Da  wir  selber  während  der  Begrüssungen  keine  Notizen  machen  konnten,  lassen 
wir  im  Nachstehenden  den  treuen  Bericht  in  No.  152  des  Potsdamer  Intelligenz- 
blattes folgen. 

„Herr  Oberbürgermeister  Jahne  sprach  über  die  alten  guten  Beziehungen, 
die  stets  zwischen  Potsdam,  das  ja  seine  grosse  Bedeutung  als  Gartenstadt  alle- 


Das  75jährige  Jubiläum  der  Königlichen  Gärtner-Lehranstalt  Wildpark. 


Ä 


zeit  gehabt  habe,  und  der  Anstalt  bestanden  hätten  und  gab  seiner  Hoffnung 
dahin  Ausdruck,  dass  diese  beim  Scheiden  der  Anstalt,  was  ihn  mit  einem 
gewissen  Anflug  von  Wehmut  erfülle,  stets  dieselben  bleiben  möchten.  Er  rief 
der  Anstalt  für  die  Zukunft  ein  herzliches  Glückauf  zu.  Landesökonomierat 
Goethe  überbrachte  die  Glückwünsche  der  königl.  Lehranstalt  für  Obst-,  Wein- 
und  Gartenbau  zu  Geisenheim  am  Rhein  und  überreichte  im  Auftrage  derselben 
eine  prächtige  Adresse  des  dortigen  Lehrerkollegiums,  die  ihre  Verlesung  fand. 
Im  Xamen  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  in  den  preuss.  Staaten  gra- 


Abb.  67.     Staudengarten   der  Kgl.  Gärtner-Lehranstalt. 


tulierte  Gartenbaudirektor  Lackner  und  für  den  Verein  deutscher  Gartenkünstler 
sprach  Inspektor  Fintelmann.  Für  die  Landwirtschaftliche  Hochschule  zu  Berlin 
war  Geh.  Reg.  Rat  Prof.  Dr.  Wittmack  in  Vertretung  des  verhinderten  Rektors 
erschienen.  Er  schilderte,  wie  schon  bisher  die  landwirtschaftliche  Hochschule 
der  Potsdamer  Lehranstalt  besonders  nahe  gestanden  habe  durch  die  gemeinsame 
Grundlage  und  die  Verfolgung  ähnlicher  Ziele.  Er  gab  dem  Wunsche  Aus- 
dick,  dass  sich  die  bisherigen  engen  Beziehungen  bei  der  Uebersiedelung 
nach  I>ahlem  zu  noch  innigeren  gestalten  möchten.  Gartendirektor  Seelig- 
müller-Frankfurt a.  M.  beglückwünschte  die  Jubelanstalt  namens  der  Frank- 
furter Gartenbaugesellschaft  und  überreichte  eine  kunstvolle  Adresse.  —  Für 
den     Potsdamer     Gartenbauverein     sprach      Herr     Rudolph     Meyer     warm- 


^84  ^as  75jährige  Jubiläum  der  Königlichen  Gärtner-Lehranstalt  Wildpark. 

empfundene  Worte.  Der  königl.  Sächsische  Gartenbaudirektor  Bertram- 
Dresden,  der,  ein  Potsdamer  Kind  nebenbei  gesagt,  gestern  gerade  seinen 
50.  Geburtstag  feierte,  sprach  Worte  der  Anerkennung  der  Anstalt  aus,  von  der 
er  sagte,  dass  sie  unter  allen  Instituten  Europas  den  grössten  und  vorzüglichsten 
Ruf  geniesse.  Für  den  sächsischen  Gartenbauverband  gratulierte  Obergarten- 
direktor Bouche-Dresden,  zugleich  auch  im  Namen  der  Gesellschaft  „Flora"  zu 
Dresden.  Er  wünschte,  dass  die  Reorganisation  nicht  allein  zum  Wohle  Preussens, 
sondern  zur  A'erschönerung  des  gesamten  Deutschlands  in  gartenkünstlerischer 
Weise  gedeihen  möge.  Für  die  ehemaligen  Zöglinge  redete  der  neuernannte 
Gartenbaudirektor  Encke.  Sie  alle,  so  meinte  er,  die  in  so  stattlicher  Zahl 
erschienen  seien,  habe  nicht  nur  das  Pflichtgefühl  hierher  geführt,  sondern  der 
in  Wildpark  herrschende  schöne  Anstaltsgeist.  Ihm  brachte  der  Redner  ein  Hoch 
aus.  Der  Vertreter  der  nichtpreussischen  Anstalt  zu  Köstritz.  Dr.  Settegast, 
feierte  die  alma  mater  horticulturae.  Nachdem  die  Hauptredner  geendet  hatten, 
intonierten  die  Sänger  noch  ein  neues  Lied,  worauf  die  Gesellschaft  nach  dem 
Bahnhofe  aufbrach.  Der  so  schönen  und  erhebenden  Feier  that  ein  unange- 
nehmer Regen  etwas  Abbruch,  der  gerade  einsetzte,  als  man  zu  reden  be- 
gonnen, glücklicherweise  jedoch  dann  bis  zur  Beendigung  der  offiziellen  Feier 
aussetzte,  allerdings  nur,  um  hierauf  um  so  stärker  und  anhaltender  wieder 
anzufangen.  Verschiedene  aufgestellte  Photographie-Apparate  nahmen  Gruppen- 
bilder von  der  mehr  als  300  Personen  zählenden  Festversammlung  und  einzelnen 
Rednern  auf.  Unter  den  Erschienenen,  unter  denen  die  bedeutendsten  Ver- 
treter der  edlen  Gartenbaukunst  sich  befanden,  bemerkten  wir  noch  den  Pots- 
damer Polizeipräsident  von  Balan,  den  Kgl.  Oekonomierat  F.  Späth-Baum- 
schulenweg, als  Vertreter  der  Landwirtschaftskammer  für  die  Provinz  Branden- 
burg: die  Herren  Kgl.  Oek.-Rat  Fr.  Schneider-Wittstock,  Geschäftsführer 
Grandke,  Direktor  Haekel-Crossen  und  Geschäftsführer  Junge-Steglitz. 
Ferner  Direktor  Settegast-Koestritz,  Geh.  Reg.-Rat  Prof.  Dr.  Frank-Berlin, 
Geh.  Rat  Prof.  Dr.  von  Bergmann;  als  Vertreter  des  Potsdamer  Gartenbau- 
vereins die  Handelsgärtner  R.  Meyer  und  Bellair;  dann  Oberstleutnant 
Freytag-Gr.-Lichterfelde,  Garten-Direktor  Geitn er- Charlottenburg,  Handels- 
gärtner Winter-Bordighera  (Italien),  Geh.  Ober-Reg.-Rat  Eberhard-Potsdam, 
Stadtältester  Miethe-Potsdam,  die  Stadtgarten-Direktoren  Mächtig-Berlin, 
Seh  och -Magdeburg,  Tripp-Hannover,  Kommandeur  von  Haslingen,  Polizei- 
rat Janke,  Schriftsteller  Johannes  Trojan,  Gartendirektor  Fr.  Bouche- 
Dresden  u.  v.  A.  m.,  die  alle  aufzuzählen,  es  uns  an  Raum  mangelt.  Excellenz 
Freiherr  von  Lyncker  und  Oberpräsident  von  Achenbach  hatten  leider 
der  Feier  nicht  beiwohnen  können.  —  Nach  einem  Frühstück  in  Ockhardts 
Bahnhofs  -  Restaurant,  Wildparkstation,  wurde  eine  Wagenfahrt  durch 
Potsdams  Gärten  angetreten.  Die  Fahrt  ging  durch  den  Sicilianischen  Garten, 
dann  zu  Fuss  durch  den  Marlygarten,  dieser  Perle  deutscher  Garten- 
kunst, nach  dem  Mausoleum  des  Hochseligen  Kaisers  Friedrich.  Am  Obelisken 
wurden  die  Wagen  wieder  bestiegen  und  nach  dem  Pfingstberg  gefahren.  Bei 
anfangs  strömendem  Regen  schlängelte  sich  die  lange  Wagenreihe,  58  Equipagen, 
aus  dem  Wildpark  der  Stadt  zu".  Bald  stellte  sich  prächtiges  Wetter  ein  und  die 
Naturschönheiten  Potsdams  kamen  voll  und  ganz  zur  Geltung. 

Wir    berichten    nun    selber    weiter.      Auf    dem  Pfingstberge  erfreute  alle 
die  grossartige  Aussicht,  namentlich  vom  Theehäuschen   aus,   dann  gings   durch 


Das  75jährige  Jubiläum  der  Königlichen  Gärtner-Lehranstalt  Wildpark.  oX^ 

den  neuen  Garten,  vorüber  an  dem  in  herrlichster  Blütenpracht  dastehenden 
Rosengarten  und  am  Marmorpalais,  nach  Glienicke,  wo  im  Cafe  Glienicke  der 
Kaffee  eingenommen  wurde.  Und  nun  begann  bei  klarem  Himmel  die  herrliche 
Fahrt  durch  den  ganzen  Park  von  Babelsberg.  Wie  schon  die  Kgl.  Hofgarten- 
verwaltung den  Festteilnehmern  eine  grosse  Aufmerksamkeit  dadurch  erwiesen 
hatte,  dass  sie  die  Fahrt  durch  die  Königlichen  Gärten,  in  denen  bekanntlich 
sonst  Privatwagen  nicht  fahren  dürfen,  gestattete,  so  hatte  sie  hier  in  Babelsberg 
noch  eine  besondere  Überraschung  vorbehalten,  sie  liess  zum  ersten  Male  seit  dem 
Ableben  des  grossen  Kaisers  Wilhelm  I.  die  Riesen-Fontäne  am  Ufer  der  Havel 
springen,  was  schon  von  der  Glienicker  Brücke  —  einem  der  schönsten  Punkte 
auf  der  ganzen  Erde,  wie  wir  geradezu  sagen  möchten  —  einen  grossartigen 
Eindruck  machte.  Auch  einen  bisher  nur  ausgegrabenen  Teich  im  neuen  Teil 
am  Babelsberg  mit  Wasserfall  hatte  sie  füllen  lassen,  so  dass  auch  hier  sich 
ein  neues  schönes  Bild  bot.  Geradezu  rührend  war  es  zu  hören,  wie  überhaupt 
alle  Beamten,  vom  obersten  bis  zum  untersten,  sich  bemüht  hatten,  alles  in  den 
Kgl.  Gärten  für  die  Gäste  aufs  schönste  herzurichten. 

Auf  der  Rückfahrt  nach  der  Stadt  wurde  noch  die  Rosenschule  des  Herrn 
Carl  Hering  (in  Firma  Carl  Görms),  der  freundlichst  zu  einem  Glase  Bier 
eingeladen  hatte,  besichtigt,  wo  besonders  ein  ca.  8  m  langes,  4  m  hohes 
Spalier  mit  »Crimson  Rambler«  alle  Welt  entzückte. 

Ein  treffliches  Mahl  im  grossen  Saal  des  Cafe  Sanssouci  beschloss  den 
schönen  Tag.  Über  260  Personen,  darunter  ein  reicher  Damenflor,  nahmen 
daran  teil.  Herr  Ministerialdirektor  Dr.  Thiel  brachte  das  Hoch  auf  S.  M.  den 
Kaiser  aus,  Hofgartendirektor  Fintelmann  hielt  alsdann  eine  längere  Ansprache 
und  nahm  dabei  Bezug  auf  ein  Lied,  das  am  25.  Stiftungsfest  gesungen  war,  ein 
Lied,  welches  wieder  den  innigen  Zusammenhang  der  Anstalt  mit  dem  Verein 
zur  Beförderung  des  Gartenbaues  wiederspiegelte.  Er  gedachte  der  dahin- 
geschiedenen Meister  und  Leiter  und  trank  auf  das  Gedeihen  der  Anstalt. 
Gartenbaudirektor  Echtermeyer  feierte  das  Kuratorium,  seinen  Kapitän  und 
die  beiden  Offiziere;  im  Xamen  des  Kuratoriums  antwortete  Hofgartendirektor 
Hampel  und  brachte  ein  Hoch  auf  die  Gesundheit  des  Lehrkörpers  aus. 
Landesökonomierat  Göthe  sprach  in  warmen,  so  recht  zu  Herzen  gehenden 
Worten  auf  die  Gartenkunst.  Anknüpfend  an  ein  von  ihm  verfasstes  Lied,  das 
wir  S.  388  folgen  lassen,  mahnte  er  die  Jünger  der  Kunst,  nicht  die 
Xatur  zu  vergessen.  Die  deutsche  Gartenkunst,  sie  unterscheidet  sich  dadurch 
von  mancher  anderen,  dass  eine  Seele  in  ihr  wohnt.  Sie  spiegelt  sich  in  der 
Natur  und  was  in  der  Xatur  Schönes  ist,  glänzt  auch  in  der  deutschen  Garten- 
kunst dem  Beschauer  entgegen.  Alle  forderte  er  auf,  dahin  zu  streben,  dass 
die  deutsche  Gartenkunst  immer  würdiger  in  der  Reihe  der  bildenden  Künste 
dastehe,  dass  das  Vorurteil,  welches  der  Gartenkunst  gegenüber  noch  teilweise 
bestehe,  immer  mehr  verschwinde  und  sie  sich  immer  mehr  als  eine  wahre 
Kunst  erweise. 

Herr  Hofprediger  Wendland  als  Geistlicher  an  der  Friedenskirche  sprach 
in  erhebenden  Worten  als  ..getreuer  Xachbar''  zu  der  Jugend,  zu  den  Eleven, 
auf  die  unsere  Hoffnung  gestellt  ist.  »Alt  werden  schadet  nicht,  aber  alt  denken  !« 
Ihrr  Geschäftsführer  Junge  sprach  im  Xamen  der  Landwirtschaftskammer  die 
< '.lückwünsche  aus  und  trank  auf  die  Stadt  Potsdam,  L.  Wittmack  auf  die 
Damen,    der  Eleve  Xvhuis    auf    die    Gäste.     Darauf    wurden    die  zahlreichen 


o$6  Das  jSjährige  Jubiläum  der  Königlichen  Gärtner-Lehranstalt  Wildpark. 

Depeschen  verlesen  und  allgemeiner  Frohsinn  hielt  die  Teilnehmer  noch 
lange  beisammen,  bis  endlich  die  junge  Welt  sich  dem  Vergnügen  des  Tanzes 
hingab.  L.  W. 

II.  Zweiter  und  dritter  Tag. 

Hatte  der  WTildparker  Jubiläumsfeier  erster  Tag  zunächst  der  offiziellen 
Festlichkeit  gegolten,  so  trat  mit  den  Veranstaltungen  des  folgenden  Tages  der 
Charakter  einer  Feier  in  die  Erscheinung,  wie  sie  die  Vereinigung  einer  grossen 
Familie,  als  deren  Angehörige  und  Gäste  die  Festteilnebmer  sich  freudig  fühlten, 
mit  sich  bringt. 

Gegen  zwei  Uhr  nahm  der  für  die  Havelfahrt  bestimmte,  mit  Guirlanden 
und  Blumen  geschmückte  Dampfer  die  in  reicher  Zahl  erschienene  Fest- 
gesellschaft auf  und  richtete  seinen  Bug  nach  den  herrlichen  Seen,  in  denen 
ein  blauer  Himmel  sich  spiegelte,  während  glänzender  Sonnenschein  über  die 
so  reizenden  Ufer  und  ihre  prächtigen  Park-Anlagen  flutete. 

Die  Fülle  landschaftlich  so  reizvoller  Eindrücke,  sowie  die  Anwesenheit 
eines  stattlichen  Damenflores  bei  der  Fahrt  förderten  die  festliche  Stimmung 
an  Bord,  wo  bald  heller  Frohsinn  herrschte.  Noch  manches  Wiedersehen  alter 
Studiengenossen  wurde  gefeiert,  noch  manches  Erkennen  lang  getrennter  Freunde 
aus  schöner  Jugendzeit  bildete  den  Gegenstand  manch  reizender  Scene. 

Vorbei  an  Schloss  Babelsberg,  wo,  wie  tags  zuvor  die  grosse  Fontaine 
ihre  grosse  Wassermassen  emporschleuderte,  zum  erstenmale  seit  Kaiser 
Wilhelms  des  Grossen  Zeit,  vorbei  an  der  malerischen  Kirche  von  Sacrow, 
vorbei  an  der  lieblichen  Pfaueninsel,  mit  deren  „altem  Insulaner"  herzlichst 
Gruss  und  Wink  ausgetauscht  wurde,  ging  die  Fahrt  nach  Wannsee,  wo  der 
Mittagstisch  gedeckt  war  und  die  Gesellschaft  zu  fröhlichem  Mahle  versammelte. 

Ein  inzwischen  aufgestiegenes  Gewitter  verzog  sich  nach  Erguss  einiger 
weniger  Regentropfen  ohne  die  Stimmung  auf  der  Rückfahrt  zu  beeinträchtigen. 

Den  Schluss  des  Tages  bildete  der  programmgemässe  Kommers,  der  Jung 
und  Alt  im  Cafe  Sanssouci  vereinigte.  Ernst  oder  heiter  und  scherzdurchwürzt 
waren  die  Reden,  die  hier  »stiegen«,  immer  wieder  aber  kam  in  denselben  das 
herzliche,  freundschaftliche  Verhältnis  zum  Ausdruck,  welches  die  Lehrer  den 
jetzigen  oder  früheren  Schülern  entgegenbringen  oder  bewahren,  immer  wieder 
offenbarte  sich  die  Verehrung  der  Schüler  für  ihre  Lehrer,  ihre  Anhänglichkeit 
an   die    früheren  Bildungsstätten  und  ein  Aufleuchten  alter  lieber  Erinnerungen. 

Donnernder  Zuruf  begrüsste  die  „alten  Häupter"  beim  Semesterreiben, 
während  bei  dem  „Salamander"  des  ältesten  Herrn,  Herrn  Bethge,  die  Corona 
es  sich  nicht  nehmen  liess,  „mitzuspinnen". 

Das  für  dieselben  frei  gehaltene  Podium  war  mit  einem  Kranze  mitfeiernder 
Damen  besetzt,  welche  mit  Interesse  den  zumeist  ungewohnten  Vorgängen  an 
der  Kneiptafel  folgten  und  die  Herrn  Prof.  Müller  zu  einem  höchst  launigen  Trink- 
spruch begeisterten,  in  dessen   ,,Hoch"   die  Versammlung  donnernd  einstimmte. 

Wie  lange  der  Kommers  gedauert?  Ich  weiss  es  nicht,  aber  es  soll  — 
wie  ich  höre  —  lediglich  an  der  kurzen  Sommernacht  gelegen  haben,  dass  des 
Morgens  Grauen,  vielleicht  der  helle  Tag  in  die  ,,Fidelitas"  hineingeschaut  haben. 

Für  den  Sonntag  war  eine  Reihe  Verschiedener  Besichtigungen  und  Besuche 
Berliner  Gärtnereien  vorgesehen  worden,  u.  a.  Besichtigung  des  neuen  botanischen 
Gartens  in  Dahlem,  die  unter  Leitung  des  kgl.  Garteninspektors  Perring  erfolgte. 


Das  75jährige  Jubiläum   der  Königlichen  Gärtner-Lehranstalt  Wildpark. 


387 


Ihr  Berichterstatter  schloss  sich  der  Fahrt  nach  der  Baumschule  des 
Herrn  Oekonomie-Rat  Späth,  Baumschulenweg,  an,  an  welcher  sich  etwa  hundert 
Personen    beteiligt    hatten.      Eine  lange   Reihe    von  Wagen,    von  Herrn  Späth 


den  Besuchern  zur  Verfügung  gestellt,  führte  dieselben  vom  Bahnhofe  Baum- 
schulenweg nach  der  Villa  Späth,  wo  dieselben  vom  Besitzer  und  dessen 
Gattin  in  deren  Familienkreise  begrüsst  und  freundlichst  autgenommen  wurden. 


388_ 


Das  75jährige  Jubiläum  der  Königlichen  Gärtner-Lehranstalt  Wildpark. 


Bestrickte  schon  die  freundliche  Herzlichkeit  dieses  Empfanges,  so  zeigten 
sich  Herr  und  Frau  Oekonomie-Rat  Späth  auch  weiter  als  gute  und  auf- 
merksame Wirte,  bei  denen  ihre  Gäste  sich  zu  Hause  fühlen  durften,  und  die 
liebenswürdige  SorgÜchkeit,  mit  welcher  die  Frau  des  Hauses  persönlich  nach 
den  Rechten  sah,  wird  ihren  Gästen  die  schönste  Erinnerung  an  den  reichen 
Empfang  in  ihrem  gastlichen  Hause  sein. 

Xach  aufgehobener  Frühstückstafel,  welche  teils  auf  der  das  Arboretum 
überschauenden  Veranda,  teils  vor  derselben  im  Freien  gedeckt  Avar  und  nach- 
dem die  der  Villa  zunächst  gelegenen  Kulturen  zu  Fuss  durchgewandert  waren, 
wurden  die  Wagen  bestiegen,  um  die  800  Morgen  grosse,  mustergiltige  Baum- 
schule zu  besichtigen.  Die  Beschreibung  des  Gesehenen  liegt  nicht  innerhalb 
des  Rahmens  dieses  Berichtes   und  würde  denselben  weit  überschreiten. 

Xach  Rückkehr  von  dieser  Umfahrt  unterhielten  Herr  und  Frau  Oekonomie- 
Rat  Späth  ihre  Gäste  nochmals  in  den  Räumen  der  Villa,  bis  gegen  Anbruch 
des  Abends  die  Fahrt  nach  dem  Kreuzberg,  Berlin,  angetreten  wurde,  zu  der 
Herr  Späth  abermals  die  Wagen  zur  Verfügung  stellte. 

Unter  Führung  des  Herrn  Obergärtner  Clemen  wurden  die  herrlichen 
Anlagen  des  Kreuzbergs,  eine  Schöpfung  des  Herrn  Gartendirektor  Mächtig, 
unter  Leitung  des  Herrn  Obergärtner  Clemen  ausgeführt,  in  Augenschein 
genommen.  Die  reizende  Anlage,  obgleich  erst  wenig  Jahre  alt,  weist  einen 
Bestand  herrlicher  Bäume  und  Gehölze  auf,  ein  wahres  Schmuckstück  einer 
Parkschöpfung.  Der  von  der  höchsten  Höhe  des  Kreuzberges  sich  ergiessende 
Wasserfall  springt  über  zahlreiche  Kaskaden  in  die  Tiefe  und  gereicht  der 
gesamten  Anlage  zur  besonderen  Zierde. 

Dem  Entgegenkommen  des  Magistrats  von  Berlin  verdankte  die  Festver- 
sammlung das  märchenhafte  Schauspiel  einer  aussergewöhnlichenBeleuchtung  des 
Wasserfalles  in  farbigem  Lichte  und  gab  sich  lange  dessen  fesselndem  Reize  hin. 

Xoch  einmal  Arereinigten  sich  die  Teilnehmer  zu  kurzer  Rast  im  nahe 
gelegenen  Tivoli.  So  verrauschte  das  schöne  Fest  mit  seiner  Fülle  des  Ge- 
botenen und  dankbar  Genossenen  und  man  trennte  sich  mit  dem  lauten  oder 
stillen  Wunsche:   Auf  Wiedersehen  zum  „Hundertjährigen".  Putz-Erfurt. 


Gärtnerlied. 


Ich  bin  ein  junger  Gärtnersmann, 
Dem  offen  steht  die  ganze  Welt, 
Bald  wandre  ich,  bald  halt  ich  an. 
Wo  es  mir  grade  gut  gefällt. 

Heut  geht  es  durch  das  weite  Thal 
Am  Fluss  entlang  durch  saft'ges  Grün, 
Die  Landschaft  glänzt  im  Sonnenstrahl, 
Am  Himmel  lichte  Wölkchen  ziehn. 

Und  morgen  streif  ich  durch  den  Wald, 
Wo  mächt'ge  Tannen  ernsthaft  stehn, 
Wo  Farn  in  zierlichster  Gestalt 
Im  leisen  Hauch  des  Windes  wehn. 

Im  Schatten  rast'  ich  allgemach 
Auf  weichem  Moos  am  stillen  Quell, 
Es  stiehlt  durch  dichtes  Blätterdach 
Das  goldene  Tageslicht  sich  hell. 


Hörst  Du  des  Bächleins  Rauschen  wohl, 
Wie  es  durch  Felsen  rasch  sich  zwängt 
Und  jugendlichen  Mutes  voll 
Vom  Berg  hinab  zum  Thale  drängt? 

Und  drunten  spiegelt  sich  im  See 
Der  grüne  Hang,  der  Bäume  Kranz, 
Des  Fischers  Kahn,  das  flüchfge  Reh 
Im  warmen  Abendsonnenglanz. 

O  Gott,  wie  ist  die  Welt  so  schön, 
Natur,  dein  Werk  so  wunderbar; 
Lehr"   mich   dies  Alles  recht  verstehn, 
Dass  meinem  Sinn  es  werde  klar, 

Dass  ich,  was  ich  bei  dir  geseh'n, 
Begeistert  habe  eingetauscht, 
Im  Garten  lasse  neu  erstehn. 
Was  ich  dir  selig  abgelauscht. 

R.  Goethe. 


Sonderberichte  über  die  internationale  Gartenbau-Ausstellung  in   Petersburg.  -.>X<_) 


Sonderberichte  über  die 
Internationale  Gartenbau-Ausstellung  in  Petersburg,  Mai  1899. 

5.  Treibflieder. 

^^  Von  Friedrich  Harms,  Hamburg. 

A-/v/ar  Treibflieder    in    dieser  Ausstellung   auch    nicht  in  dem  Umfange  wie 


XcT  die  Kosen  zur  Anschauung  gebracht,  so  fehlte  es  doch  nicht  an  einigen 
kleineren  Gruppen,  die  einen  Schluss  auf  die  Leistungsfähigkeit,  die  Ge- 
schicklichkeit der  russischen  Gärtner  auch  in  diesem  Kulturzweig  gestatteten. 
Ich  will  vorweg  bemerken,  class  die  ausgestellten  Flieder-,  d.  h.  die  Rohpflanzen 
in  St.  Petersburg  oder  überhaupt  in  Russland  nicht  angezogen,  sondern  nur  dort 
am  Platze  getrieben  waren,  da  die  Anzucht  von  Treibflieder  in  der  Petersburger 
Gegend,  wenn  auch  nicht  unmöglich,  so  doch  noch  erst  sehr  vereinzelt,  fast  nur 
versuchsweise  bis  jetzt  betrieben  wurde.  Die  schönen,  in  dem  hinteren  grossen 
Quersaal  (Abb.  Gartenfl.  Heft  13,  S.  353),  zur  Ansicht  gebrachten  Pflanzen 
waren  höchstwahrscheinlich  deutschen  Ursprungs.  Dass  der  Treibflieder  in 
verhältnismässig  nur  geringem  Umfange  vertreten  war,  mochte  auch  seinen 
Grund  darin  haben,  dass  die  Haupttreibperiode  für  denselben  wie  auch  für 
Maiblumen  und  Hyazinthen  etc.  zu  Ende  ging,  die  Vorräte  deshalb  so  ziemlich 
geräumt  waren,  wenn  man  nicht  die  in  Eis-  oder  Kühlräumen,  wie  ich  sie  bei 
Herrn  Eilers  sah.  aufbewahrten  Vorräte  von  Rohpflanzen  in  Betracht  ziehen 
will.  Das  »Übersommerungsverfahren«  bei  verschiedenen  Pflanzengattungen 
scheint  hier  nämlich  (in  der  Gärtnerei)  in  selbsterbauten,  zweckentsprechend 
konstruierten  Eismagazinen  schon  in  bedeutendem  Umfange  betrieben  zu  werden. 
Flieder,  Maiblumenkeime,  Lilien  etc.  lagerten  hier  und  warteten  des  ge-eigneten 
Zeitpunktes,  wo  mit  ihrer  Treiberei  bezw.  ihrer  Weiterkultur  mit  Vorteil 
wieder  begonnen  werde. 

Als  eine  Ilauptleistung  in  der  Fliedertreiberei  waren  die  beiden  von 
Eilers  ausgestellten,  wenn  auch  nur  kleinen  Gruppen  von  gefülltem  Flieder, 
Mine.  Lemoine,  natur-rein weiss,  und  Michel  Buchner,  schön  rosa  zu  bezeichnen. 
Es  mochten  reichlich  je  12,  ca.  2  Fuss  hohe  Exemplare  sein,  die  gemischt  in 
zwei  Gruppen  Aufstellung  gefunden  hatten,  deren  eine  Einfassung  aus  schön 
getriebenen  Maiblumen,  deren  andere  aus  Spiraea  (Hotteia)  iaponica  bestand, 
wodurch  die  Wirkung  der  Gruppen  noch  erhöht  wurde.  Die  betreffenden 
Pflanzen  waren  ohne  Ausnahme  regelmässig  reichlich  mit  Blütenrispen  besetzt, 
ausserdem  mit  genügend  üppig  belaubten  Blatttrieben  versehen,  wodurch  die 
prächtigen  Blumen  recht  zur  Geltung  kamen  und  den  Gruppen  ein  frisches, 
feines,  zu  allgemeiner  Bewunderung  hinreissendes  Aussehen  gaben.  Die  einzelnen 
Blütenrispen  waren  ohne  Ausnahme  gut  entwickelt,  schön  pyramidenförmig, 
gestreikt,  nicht  zu  dicht  oder  plump.  Die  Einzelnblüten  waren  bei  beiden 
Sorten  gross,  wie  man  sie  nur  in  vollkommenem  Zustande  antrifft.  Mine. 
Lemoine  war  natürlich  reinweiss,  Michel  Buchner  hatte  eine  feine  Rosaiarbe, 
nicht  lila,  natürlich  bei  weitem  schöner  als  im  Freien.  Die  beiden  herrlichen 
Gruppen  waren  als  Glanzleistung  ersten  Ranges  der  Fliedertreiberei,  als  Perlen 
der  Ausstellung  zu  bezeichnen,  als  welche  ich  keinen  Augenblick  Anstand 
nehme,  sie  hiermit  unverhohlen  anzuerkennen. 

Eine  zweite  grössere  Gruppe  war  in  demselben  Saal  von  Philipp  P  aulig 
Handelspartner    in  Lübeck,  ausgestellt.     Die  Pflanzen  waren  zu  geeigneter  Zeit 


3£2_ 


Sonderberichte  über  die  internationale  Gartenbau-Ausstellung  in  Petersburg. 


vorher  an  einen  Petersburger  Handelsgärtner.  J.  Fischer-Zarskoje-Selo,  als 
Rohpflanzen  geschickt  und  von  diesem  mit  Umsicht  und  Sachkenntnis  in  seinen 
Treibhäusern  getrieben,  wo  ich  Gelegenheit  hatte,  sie  am  Sonntag  vor  Er- 
öffnung der  Ausstellung  zu  sehen;  ebenso  die  schönen  halb-  oder  hochstämmigen 
Kronenbäumchen  von  Schneeball  desselben  Ausstellers,  die  zwischen  dem  Flieder 
geschmackvoll  verteilt  waren  und  den  Reiz  der  Gruppe  noch  bedeutend  er- 
höhten. Den  Hintergrund  der  Gruppe  bildeten  grössere  Palmen,  der  Untergrund 
war  durch  kleinere  Palmen  (Kentien,  Cocos  Wedelliana,  Phoenix..  Handels- 
pflanzen) und  Araucarien,  die  Einfassung  aus  Maiblumen  gebildet. 

Als  Fliedersorten  waren  hier  vertreten:  Mehrere  besonders  schöne,  circa 
1  m  Strauchhöhe  habende  Kronenbäumchen  von  Marie  Legraye;  sie  waren 
tadellos,  sehr  schön,  was  Blüten  sowohl,  wie  Belaubung  anbelangt.  Neben 
den  Schneeballbäumchen  würden  farbige  Fliederbäumchen  noch  mehr  Effekt 
gemacht  haben,  als  es  die,  wenn  auch  schöne  oder  schönste,  weisse  Flieder- 
sorte that.  An  farbigerem,  lilafarbigem  Flieder  waren  nur  kleinere,  d.  h. 
niedrigere  Exemplare  in  Buschform  vorhanden.  Es  war  die  allbekannte  Sorte 
Charles  X.,  der  Königsflieder,  in  zahlreichen  Exemplaren.  Sie  waren  mit  Blüten- 
rispen genügend  besetzt,  die  Färbung  derselben  war  aber  ohne  Ausnahme  zu 
sehr  violett  oder  bläulich,  nicht  schön  rötlich  lila,  wie  sie  hochgeschätzt  und 
von  den  guten  Blumengeschäften  verlangt  wird.  Von  gefüllten  Sorten  waren 
auch  mehrere  vertreten,  wie  z.  B.  Mme.  Lemoine,  Michel  Buchner,  Leon  Simon, 
nur  gebleicht  (weiss),  und  einige  andere,  doch  leider  nicht  in  angenehmer, 
charakteristischer  Farbentönung.  Die  Pflanzen  waren  gut  getrieben,  doch 
scheint  der  betreffende  Kultivateur  noch  Neuling  in  diesem  Zweige  der  Treiberei 
zu  sein,-  um  den  richtigen  Zeitpunkt  für  das  Anslichtbringen  der  Pflanzen, 
zwecks  Färbung  der  Rispen,  genau  zu  wählen,  was  man  durch  längere  Praxis 
erst  erlernt. 

In  einem  der  Nebensäle  in  der  französischen  Abteilung  war  auch  von 
L.  Paillet,  Vallee  de  Chatenay,  bei  Paris,  eine  kleine  Gruppe  von  Treibflieder 
in  meistens  kleinen,  niedrigen  Pflanzen,  wie  sie  für  den  Topfverkauf  erwünscht 
sind,  ausgestellt.  Vertreten  waren  die  Sorten  Charles  X.,  Marie  Legraye. 
sinensis  oder  richtiger  Rothomagensis.  Rispen  und  Einzelnblüten  Hessen  zu 
wünschen  übrig,  sie  waren  zu  klein,  selbst  Marie  Legraye  war  massig,  die 
Färbung  von  Charles  X.  und  Rothomagensis  war  nicht  schön. 

Der  Vollständigkeit  wegen  will  ich  nicht  unerwähnt  lassen,  dass  auch 
von  mir  einige  (12  Stück)  gefüllte  Flieder  »Mme.  Lemoine«  in  Buschform,  in 
Ballenpflanzen  (nicht  Topfkultur),  wie  ich  sie  in  grösseren  Partien  von  Neu- 
jahr an  für  den  Blumenschnitt  treibe  und  gut  verwerte,  eingesandt  waren.  Sie 
hatten  auf  der  langen  Landreise  (über  acht  Tage  dicht  eingepackt)  doch  ge- 
gelitten, ebenso  oder  noch  mehr  einige  Sorten  in  abgeschnittenen  Blumen;  sie 
konnten  sich  schon  deshalb  mit  den  in  voller  Frische  zur  Ausstellung  ge- 
brachten, auch  sonst  gut  getriebenen  Petersburger  Pflanzen  nicht  messen.  Sie 
waren  im  Freien  aufgestellt  und  hatten  dort  alle  Unbilden  der  Witterung  zu 
ertragen,  welcher  Uebergang  auf  solche,  aus  längerer  Verpackung  kommenden 
Pflanzen  gerade  nicht  vorteilhaft  einwirkt. 

Mein  Urteil  über  die  Fliedertreiberei  in  St.  Petersburg  geht  dahin,  dass 
die  dortigen  Gärtner,  besonders  die  bedeutenden,  hauptsächlich  für  Blumen- 
bazars  arbeitenden  Geschäfte,  wie   Eilers,  Rempen.  Freundlich  etc..  falls  sie 


Litteratur.  —  Ausstellungen  und  Kongresse. 


39' 


gute  und  genügend  Rohware  von  Treibflieder  beschaffen,  bei  ihren  gut  ein- 
gerichteten Treibräumen,  hei  ihrer  Meisterschaft  im  Treiben,  seien  es  Rosen, 
andere  Blütensträucher,  Blumenzwiebeln  oder  Maiblumen,  auch  sehr  wohl  im 
stände  sind,  den  Markt  mit  tadellosem,  ja  zum  Teil  mit  prachtvollem  Treib- 
flieder während  der  ganzen  Saison  zu  versehen. 


Litteratur. 


I>r.  Damm  er  und  Karl  Siegismund, 
G  a  rtenbaubibliothek.  Unter  der 
Redaktion  des  Herrn  Dr.  Dammer  hat 
der  Verleger  Carl  Siegismund  zehn 
Bändchen  einer  Gartenbaubibliofhek 
erscheinen  lassen,  von  denen  uns  in- 
dessen nur  fünf  zur  Rezension  ein- 
gesandt sind.*)  Band  1  führt  den  Titel: 
Monatskalender  des  Pflanzen-  und 
Cartenfreundes,  von  Dr.  Dammer 
selbst  verfasst  und  bringt  das  Wesent- 
lichste von  dem,  was  der  Verfasser  seit 
10  Jahren  allmonatlich  unter  dem  Titel 
»Für  den  Garten«  in  der  Voss.  Ztg.  ver- 
öffentlicht hat,  No.  3  behandelt  die  Ge- 
würzkräuter von  Alexan der  Bod e,  ein 
Buch,  das  gewiss  manchem  willkommen 
sein  wird,  da  es  wenigLitteratur  darüber 
giebt.  No.  5  betrifft  die  Zimmer- 
blütenpflanzen und  ist  wiederum  von 
Dr.  Da  mm  er  in  der  bekannten  klaren 
Weise  geschrieben.  In  No.  8  behandelt 
Insp.  W.  Mönckemeyer  in  trefflicher 

*)   Die  anderen    sind  inzwischen  auch  ein- 
gegangen. L.  W. 


Weise  die  Farnpflanzen  unserer  Gärten, 
und  inNo.  10  der  Kgl.  Gartenbaudirektor 
Franz  Göschke  gleich  sorgfältig  die 
Staudengewächse,  wobei  er  seine  Lieb- 
linge, die  Herbstastern,  gebührend  be- 
rücksichtigt. Die  Schriften  sind  be- 
sonders den  Laien  sämtlich  zu  empfehlen. 

L.  W. 

Die  im  Verlage  von  Gebr.  Born- 
traeger  -  Berlin  erscheinende  »Zeit- 
schrift für  bildende  Gartenkunst«  bringt 
in  ihrer  Nummer  vom  l.  Juli  zwei 
prächtige  Kunstdruckbeilagen:  An- 
sichten aus  dem  Stadtpark  in  Mann- 
heim, nebst  Beschreibungen  dieses  Parks. 
Es  ist  dies  zu  Ehren  des  in  Mannheim 
seine  Jahresversammlung  abhaltenden 
Vereins  deutscher  Gartenkünstler  ge- 
schehe«, für  welche  die  Stadt  Mann- 
heim 3000  Mark  bewilligt  hat.  Es 
ist  dies  das  erste  Mal,  dass  eine  Stadt 
auch  pekuniär  sich  an  einer  Jahres- 
versammlung des  gedachten  Vereins 
beteiligt  und  darum  besonders  dankbar 
anzuerkennen.  L.  W. 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


Programm     für     die    Jahresversammlung     der 

Deutschen     Dendrologischen    Gesellschaft    zu 

Dresden,  den  7.  8.  und  9.  August  1899. 

Versammlungsort:  Evangel.  Vereins- 
haus Dresden  A.,  Zinzendorferstr.  — 
Dort  ist  auch  Wohngelegenheit. 

Anzug:  Bei  allen  Veranstaltungen  Reise- 
Anzug. 

Anfragen:  An  den  Schriftführer  des 
Lokalkomitees.  Kgl.  Garteninspektor 
Ledien,  Botanischer  Garten.  Dres- 
den  A. 

Vorabend,  Sonntag,  den  6.  August: 
Ungezwungenes  Beisammensein  der 
einheimischen  und  Begrüssung  der 
auswärtigen  Dendrologen  in  Müllers 
Restaurant  am  Schlossteich  im  Kgl. 
»Grossen  Garten«. 


Montag,  den  7.  August.  0  Uhr:  Ver- 
sammlung. Vorträge  und  Verhand- 
lungen mit  einer  Frühstückspause. 
(Tagesordnung  weiter  unten.)  2  Uhr: 
Gemeinsames  Mittagessen.  Nach- 
mittag: Besuch  des  botanischen 
Gartens,  in  welchem  eine  kleine 
Ausstellung  veranstaltet  werden 
wird.  Später:  Besuch  des  Grossen 
Gartens. 

Dienstag,  den  8.  August.  9  Uhr:  Ver- 
sammlung. Vorträge  und  Verhand- 
lungen. Nachmittag:  Besuch  des 
Forstgartens  in  Tharandt. 

Mittwoch,  den  9.  August:  Ausflug  nach 
Pillnitz  und  der  sächsischen  Schweiz. 
Morgens  9  Uhr  mit  einem  Dampfer 
nach  Pillnitz  (Blasewitz,   Laubegast). 


392 


Personal-Nachrichten.   —  Tagesordnung. 


Mittags  1V2  Uhr:  Mit  Dampfer  von 
Pillnitz  nach  Wehlen.  Essen  auf 
der  Bastei.  Rückfahrt  Abends  von 
Rathen. 

Den  Herren,  welche  an  dem  Aus- 
flüge der  sächsischen  Schweiz  nicht 
teilnehmen,  oder  welche  einen  vierten 
Tag  verwenden  wollen,  wird  der  Be- 
such der  grossen  Gärtnereien  bei 
Dresden  und  der  Baumschule  des  Herrn 
Weisse  in  Camenz  empfohlen.  Die 
»Genossenschaft  Flora«,  welche  unser 
Lokalkomitee  gebildet  hat,  wird  die 
Güte  haben.  Führer  zu  stellen. 

Das  Lokalkomitee  wird  auch  »Stunden- 
zettel« ausgeben,  welche  die  Zeiten  der 
verschiedenen  Veranstaltungen  genau 
enthalten  werden. 

Tagesordnung   für  die  Versammlungen  am 
7.  und  8.  August. 

Montag,    den    7.  August,   9  Uhr:  Eröff- 
nung der  Jahresversammlung. 
Angemeldete  Vorträge: 

Beissner,  Königl.  Garteninspektor, 
Poppeisdorf,  Geschäftsführer  der  D. 
D.  G.:  »Empfehlenswerte  Bäume  zur 
Forstkultur  unter  Berücksichtigung 
der  Forstästhetik«. 

Nobbe,  .  Geheimer  Hofrat  und  Prof., 
Tharandt:  »Ueber  den  forstlichen 
Samenhandel«. 

Frühstückspause. 

von    St.  Paul,  Vorsitzender  der  D.  D. 

G.,     Fischbach     im     Riesengebirge; 

Geschäftsbericht.     Rechnungs-Offen- 

legung.      Wahl    des    Vorstandes    für 


1900.  Anmerkung:  Als  Ort  der  Jahres- 
versammlung für  1900  ist  bereits  im 
Vorjahre  Karlsruhe  gewählt  und  von 
Seiner  Königlichen  Hoheit  dem  Gross- 
herzog von  Baden  genehmigt  worden. 
Für  1901  ist  München  vorgeschlagen 
worden. 

Professor  Dr.  O.  Drude,  Direktor  des 
Kgl.  botanischen  Gartens,  Dresden: 
»Botanisch  -  dendrologische  Mittei- 
lungen«. 

Professor  Dr.  Koehne,  Vice-Präsident 
der  D.  D.  G.,  Friedenau:  »Ueber 
Spaltöffnungen  der  Blätter  auch  als 
Erkennungsmerkmale«. 

W.  Weisse,  Baumschulenbesitzer, 
Kamenz  (Sachsen):  »Ueber  Massen- 
anpflanzung einiger  empfehlenswerter 
Nadelhölzer  aus  Nordamerika  und 
Japan  in  Parks,  sowie  Anpflanzung 
von  Wäldern  und  Waldsäumen«. 

Dienstag,  den  8.  August,  9  Uhr:  Er- 
ledigung der  etwaigen  Reste  der 
Tagesordnung  von  gestern. 

Zabel.  Kgl.  Gartenmeister  a.  D.,  Gotha: 
»Neues  und  Interessantes  über  Laub- 
gehölze unter  Vorlegung  getrockneter 
Pflanzen«. 

Usteri,  Landschaftsgärtner,  Zürich: 
»Ueber  das  Geschlecht  der  Berbe- 
ritzen«. 

Beissner,  Poppeisdorf:  »Lieber  inter- 
essante Coniferen«. 

Mitteilungen  aus  dem  Kreise  der  An- 
wesenden. 

Der  Vorsitzende  von  St.  Paul. 


Personal-Nachrichten. 


Den  Kgl.  Garteninspektoren  Echter- 
meyer und  Encke  ist  gelegentlich 
des  75jährigen  Jubiläums  der  Kgl. 
Gärtner  -  Lehranstalt  zu  Potsdam  der 
Titel  Kgl.  Gartenbaudirektor  verliehen. 


Dem  Garten  -  Inspektor  Adolf 
H  o  1 1  m  e  r  am  Herzogl.  botanischen 
Garten  zu  Braunschweig  wurde 
das  Verdienstkreuz  I.  Klasse  ver- 
liehen. 


Tagesordnun 


für  die 


861.  Versammlung  des  Vereins  z.  Beförderung  d.  Gartenbaues  i.  d.  pr.  Staaten 


am 


Donnerstag,  den  27.  Juli  1899,  6  Uhr, 


im    Königl.    botanischen    Museum,    Grunewaldstr.  6-7    (im   Königl.  botanischen  Garten). 
1.  Ausgestellte  Gegenstände.     2.  Antrag  des  Vorstandes,  die  ,, Gartenflora"  der  Verlagsbuch- 
handlung Gebr.  Borntraeger  in  Verlag  zu  geben.      3.    L.  Wittmack:    Russlands    Pflanzen- 
schätze in  unsern  Gärten.     4.  Verschiedenes. 


Der  deutsche  Gartenbau  auf  der  Pariser  Weltausstellung  1900. 

tm  11.  Juli  fand  im  Reichsamt  des  Innern  zu  Berlin  eine  zweite  Ver- 
sammlung betreffs  der  Beteiligung  deutscher  Gärtner  an  der  Pariser 
Weltausstellung  statt.*)  Anwesend  waren  die  Herren  Geh.  Reg.-Rat  Lewald, 
stellvertretender  Reichskommisar,  Regierungsrat  Berg,  dessen  Mitarbeiter, 
städt.  Garteninspektor  Axel  Fintelmann,  Berlin,  Vorsitzender  des  Vereins 
deutscher  Gartenkünstler,  Landschaftsgärtner  Jürgens,  Vertreter  des  Garten- 
bauvereins für  Hamburg-Altona,  Gartenbaudirekfor  Carl  Lackner,  Steglitz, 
Ludwig  Möller,  Erfurt,  Rudolf  Seidel,  Dresden,  C.  van  der  Smissen, 
Steglitz,  Ökonomierat  Franz  Späth,  Baumschulenweg  bei  Berlin,  und 
L.  Wittmack.  Entschuldigt  waren  die  Herren  Kommerzienrat  Friedr. 
Benary.  Erfurt  und  Wilh.  Pfitzer,  Stuttgart. 

Die  Gartenbauausstellung  in  Paris  zerfällt  in  zwei  Abteilungen,  eine 
für  die  dauernde  Ausstellung,  also  Gehölze,  Obstbäume,  Stauden,  Georginen, 
Canna  u.  s.  w.  und  eine  für  die  temporären  Ausstellungen.  Zunächst  handelt 
es  sich  nur  um  Anmeldungen  für  die  Dauerausstellung.  Da  der  Raum  im 
Freien  sehr  beschränkt  ist,  können  auch  die  französischen  Gärtner  selbst  nicht 
viel  Platz  erhalten,  die  fremden  Nationen  natürlich  noch  weniger,  und 
wenn  auch  die  Anmeldungen  zur  Dauerausstellung  deutscherseits  bis  jetzt 
nicht  gross  sind,  so  werden  sie  doch  genügen,  um  den  Raum  beim  deutschen 
Hause  in  Paris  zu  schmücken.  Hoffentlich  kommen  noch  manche  hinzu. 
Die  Obstbäume  werden  aus  Mangel  an  Raum  nicht  auf  dem  eigentlichen 
Ausstellungsterrain  aufgestellt  werden. 

Viel  leichter  wird  es  für  die  meisten  deutschen  Gärtner  sein,  sich  an 
den  temporären  Ausstellungen  zu  beteiligen.  Es  ist  von  der  französischen 
Gartenbau-Abteilung  geplant,  eine  dieser  Ausstellungen,  wahrscheinlich  die 
am  8.  Mai,  so  zu  sagen  zu  einem  grossen  internationalen  Tournier  zu  gestalten, 
zu  einer  fete  des  fleurs.  Auf  diesem  werden  ganz  besonders  die  sächsischen 
Aussteller  mit  ihren  Rhododendron,  Azaleen  u.  s.  w.  erscheinen,  wahrscheinlich 
auch  ein  grosser  Berliner  Orchideen-  und  Fliederzüchter  und  hoffentlich  noch  viele 
andere  Aussteller  aus  ganz  Deutschland.  Selbstverständlich  ist  ausserdem  bei 
jeder  der  temporären  Ausstellungen  die  Beteiligung  gestattet  und  kann  somit 
Jeder  zu  der  ihm  am  passendsten  erscheinenden  Zeit  das  Seinige  bringen,  sicher- 
lich auch,  wenn  es  nicht  im  Programm  steht;  denn  das  französische  Programm 
soll  nur  einen  allgemeinen  Anhalt  geben  und  wird  wahrscheinlich  noch  ganz 
umgearbeitet  werden. 

Viel  Anklang  fand  der  von  einer  Seite  angeregte  Gedanke,  dass  die 
deutschen    Gärtner    im    Herbst    1900    in  Paris  eine  Cyclamen-Ausstellung  ver- 


*J  Die     erste    Versammlung     und     die    Aufforderung     zur    Beteiligung    siehe    Heft     12 
Seite  3iq  d.  J.  D.  Red. 


3Q4  ^'e  Beteiligung  Frankreichs  etc.  auf  der  Petersburger  Ausstellung. 

anstalten  möchten.  Vielleicht  liesse  sich  auch  eine  Dahlien-Ausstellung,  eine 
Astern-Ausstellnng  (beides  in  abgeschnittenen  Exemplaren)  u.  s.  w.  oder  211 
anderen  Zeiten  eine  andere  deutsche  Spezial- Ausstellung  veranstalten. 

Der  stellvertretende  Reichskommissar  teilte  u.  a.  mit,  dass  eine  nam- 
hafte Summe  zu  Beihilfen  für  gärtnerische  Aussteller  ausgesetzt  sei, 
und  da  an  und  für  sich  schon  die  Transportkosten  um  50  pCt.  ermässigt  sind, 
so  dürfte  unter  diesen  Umständen  die  Betheiligung  eine  rege  werden. 

Der  Stellvertreter  des  Reichskommissars  schloss  die  eingehenden  Be- 
ratungen mit  dem  Hinweis  darauf,  dass  die  meisten  der  Anwesenden  sich 
für  eine  Beteiligung  ausgesprochen  hätten,  und  dass  es  nun  an  der  Zeit  sei, 
ein  Komitee  mit  dem  Rechte  der  Kooptation  zu  bilden,  welches  die  Sache  in 
die  Hand  nehme.  Er  ersuchte  den  Geh. -Rat.  Wittmac k,  dies  Komitee  zu- 
sammenzuberufen,  dieser  lehnte  aber  ab,  mit  dem  Bemerken,  dass  ein  Fach- 
man  an  der  Spitze  stehen  müsse.  Auf  seinen  Vorschlag  wurde,  nach  Auf- 
hebung der  offiziellen  Sitzung,  Herr  Rudolph  Seidel,  Laubegast-Dresden  zum 
Vorsitzenden  erwählt.     Das  Komitee  wird  den  Namen  führen: 

»Komitee  für  den  Deutschen  Gartenbau  in  Paris   1900.« 

Es  besteht  zunächst  aus  folgenden  Herren: 

T.  J.  Rudolph  Seidel,  Laubegast-Dresden,  Vorsitzender,  Kommerzien- 
rat  Ernst  Benary,  Erfurt,  Gartenbauingenieur  Jürgens,  Hamburg, 
Gartenbaudirecktor  Lackner,  Steglitz-Berlin,  Wilhelm  Pfitzer, 
Stuttgart,    C.  van   der  Smissen,    Steglitz,    L.    Wittmac k,    Berlin. 

Wir  empfehlen  nochmals  dringend  die  Beschickung  der  Pariser  Welt- 
ausstellung. Man  sage  nicht,  dass  nach  Frankreich  doch  nur  wenig  exportiert 
werde.  Die  Pariser  hoffen,  dass  ihre  Weltausstellung  von  60  Millionen  besucht 
wird.  Unter  diesen  sind  auch  viele  kaufkräftige  Personen  aus  anderen 
Staaten  und  sie  werden  dort  auf  unsere  Artikel  aufmerksam.  Deutschlands 
Gärtner  brauchen  ihr  Licht  nicht  unter  den  Scheffel  zu  stellen;  ihr  Export 
aber  muss  gehoben  werden,  und  dazu  ist  eines  der  Mittel  die  Pariser  Welt- 
ausstellung, denn  Angebot  bringt  Nachfrage. 

Wir  möchten  namentlich  zunächst  diejenigen  bitten,  welche  noch  an 
der  Dauerausstellung  sich  beteiligen  wollen,  sich  baldigst  zu  melden. 
Alle  Schreiben  sind  zu  richten  an  Herrn  T.  J.  Rudolph  Seidel,  Vorsitzenden 
des  Komitees  für  den  Deutschen  Gartenbau  in  Paris,  Laubegast-Dresden. 

L.  W. 


Die  Beteiligung  Frankreichs,  Hollands,  Belgiens, 
Englands  und  Dänemarks  auf  der  Petersburger  Ausstellung. 

,-^s-j  Von   L.   Wittmack. 

v}li2/ereits  wiederholt  ist  darauf  hingewiesen,  wie  ausserordentlich  reich  sich 
(&Fy  Frankreich  beteiligt  hatte,  und  Herrn  Martinet,  dem  franz.  Kommissar, 
der  bereits  früh  ernannt  war,  gebührt  das  Lob,  dass  er  alles  zu  Gunsten  seiner 
Landsleute  aufs  beste  ausführte.  Er  gab  auch  einen  Spezialkatalog  heraus,  der 
aber  sehr  spät  erschien,  sodass  wir  ihn  erst  nach  der  Ausstellung  erhielten. 
Der  Riesen-Exemplare  von  Rhododendron  des  Herrn  Jean  Aloser  in 
Versailles  ist  schon  gedacht.     Sie  standen  nicht  in  der  französischen  Abteilung, 


Die  Beteiligung  Frankreichs  etc.  auf  der  Petersburger  Ausstellung.  oq- 

sondern  z.  T.  in  der  Eingangshalle,  zum  grösseren  Teil  am  Kaiserzelt.  Dort 
sahen  wir  u.  a.  die  Sorte  »The  prisoner  of  Wilhelmshöhe«;  auf  einer  inter- 
nationalen Ausstellung  würden  wir  Sorten  mit  derartigen  Namen  lieber  nicht 
sehen.  Mosers  Azaleen  etc.  waren  ebenfalls  schön.  Die  Rosen  und  Baumschul- 
artikel werden  besonders  besprochen.  Die  Bromeliaceen  von  Dural  et  fils- 
Versailles  sind  bereits  rühmend  hervorgehoben,  das  Gleiche  verdienen  seine 
Anthurium  Scherzerianum. 

Von  Blumen  ist  vor  allem  die  reiche  Sammlung  Orchideen  des  grossen 
Liebhabers  Mantin  in  Olivet  (Loiret)  zu  nennen,  die  fast  allein  einen  Saal 
füllte,  Herr  de  la  Devansaye-Chateau  du  Fresne  (Maine  et  Loire)  stellte  seine 
Sämlinge  von  Anthurium  Scherzerianum  aus,  ferner  ein  Anthurium  hybr. 
Fraxinense  (nach  seinem  Schloss  benannt),  ein  Bastard  von  A.  cordifolium 
Schott  r  X  colocasiaefolium,  auf  den  wir  noch  zurückkommen,  ferner  sind  zu 
nennen  die  schönen  Canna  von  Mol  in  in  Lyon,  angetrieben  im  Kaiserl.  bot.  Garten 
zu  Petersburg,  die  Paeonien  von  Croux  et  fils,  Val  d'Aulnay*),  die  Hortensien  und 
die  schönen  Clematis  von  G.  Boucher,  unter  letzteren  die  Sorten  La  Lorraine, 
Daniel  Deronde,  Leopold  etc.  J.  Sa  liier  in  Xeuilly  (Seine)  brachte  ausser  den 
bereits  S.  314  erwähnten  niedrigen  Prachtpflanzen  von  Bougainvillea  glabra  noch 
herrliche,  dunkelblaue  Hortensien,  Phlox  etc.,  Chantrier  freres  in  Mortefontaine 
schön  geformte  Croton,  Nepenthes  und  Anthurien  etc.,  Magne,  ein  Liebhaber  in 
Boulogne  (Seine)  Cypripedien  und  Anthurium  Andreanum-Hybriden,  E.  Delavier- 
Paris  gute  Eriken. 

Über  die  zahlreichen  Pläne  wird  besonders  berichtet.  Wir  müssen  noch 
der  Litteratur  gedenken,  besonders  der  Revue  horticole  von  Ed.  Andre. 

Nicht  genug  kann  die  französische  Obstausstellung  hervorgehoben  werden, 
die  vielleicht  auf  uns  noch  mehr  Eindruck  machte  als  auf  die  Russen,  denn 
diese  sehen  in  den  Petersburger  Obstgeschäften  am  Xewsky-Prospekt  täglich 
schöne  getriebene  Früchte.  Wir  waren  nicht  wenig  erstaunt,  in  diesen  Läden 
am  15.  Mai  ausser  prachtvollen  konservierten  Äpfeln,  teils  aus  Frankreich, 
teils  aus  der  Krim,  und  getriebenen  Erdbeeren  schon  Pfirsiche  und  sogar  gelbe 
Eierpflaumen  und  Himbeeren  zu  sehen.  Woher  die  gelben  Pflaumen  stammten, 
haben  wir  nicht  ermittelt,  wahrscheinlich  auch  aus  Frankreich,  obwohl  in  der 
französischen  Abteilung  der  Ausstellung  keine  waren.  Herrlich  waren  aber 
auf  der  Ausstellung  die  Pfirsiche  von  Leon  Parent  in  Rueil  (Seine  et  Oise), 
besonders  Amsden  (7  cm  lang,  6\'.2  cm  Durchmesser)  und  Grosse  Mignonne 
h.itive.  Von  Erdbeeren  war  die  Sorte  Dr.  Morere,  von  Himbeeren  »Hörnet«, 
von  Kirschen  May  Duke,  von  Pflaumen  Monsieur  hätif,  Reine  Claude  ä  Juillet 
ausgestellt. 

Bördelet  fils  ainc  in  Rosny  sur  Seine,  lieferte  prachtvolle  Erdbeeren  in 
sauberen  Kistchen,  besonders  die  ganz  schwarzrote  Sorte  General  Chancy,  in 
Riesenfrüchten,  5  cm  lang,  4  cm  breit,  einzelne  kammförmige  6  cm  breit, 
4,5  cm  hoch.  Das  Syndicat  central  des  primeurs  francais**)  hatte  Erdbeeren, 
Champignons  und  Xarcissen,  Laurent-Paris  Gurken  gesandt,  Etienne  Salomon  in 


'■■■  Im  trän/;' isischen  Spezialkatalog  sind  diese  Paeonien  nicht  bei  Croux  et  fils  ver- 
zeichnet: vielleicht  habe  ich  also  den  wahren  Aussteller  nicht  notiert.  —  Meine  Notizen  sind 
meist  in  den  allerersten  Tagen,  wo  z.  T.  noch  gar  keine  Namen  und  Nummern  an  den  Pflanzen 
waren,  gemacht  und  erklären  sich  dadurch  einzelne  Ungenauigkeiten,  was  wohl  jeder  billig 
Denkende  unter  den   Umständen  entschuldigen  wird.  L.  \\  . 

**)  Dies   steht  nicht  im  amtlichen  französischen  Katalog. 


oqö  Die  Beteiligung  Frankreichs  etc.  auf  der  Petersburger  Ausstellung. 

Thomery,  der  bekannte  Weinzüchter,  brachte  Gutedel  (Chasselas)  an 
konservierten  Reben.  Das  Publikum  erfreute  sich  besonders  an  den  prachtvoll 
erhaltenen  Calvillen  von  Arnoux-Pelerin  in  Bagnolet  (Seine),  der  mit  Hilfe 
einer  Schablone,  die  er  an  den  Äpfeln  während  ihres  Reifens  befestigt  hatte, 
den  russischen  Adler  durch  das  Sonnenlicht  hatte  darauf  zeichnen  lassen. 
Wir  hätten  gewünscht,  dass  der  einzige  Aussteller  von  konservierten  Äpfeln 
aus  Deutschland  diese  herrlichen  Calvillen  gesehen  hätte;  seine  Äepfel  waren 
verschrumpft,  mit  Rost  bedeckt  und  garnicht  ausstellungswürdig.  Da  hätten 
die  40  Körbe  trefflich  konservierter  Äpfel,  die  Herr  Greinig,  Obergärtner  bei 
Herrn  Kommerzienrat  Bolle-Berlin,  im  April  im  Verein  zur  Beförderung  des 
Gartenbaues    ausgestellt    hatte,    hingehört.     Die  würden  Effekt  gemacht  haben! 

Nicht  genug  kann  unsern  deutschen  Ausstellern  empfohlen  werden,  nur 
erstklassige  Waare  auszustellen  und  in  schöner  Verpackung.  Ein  deutscher 
Gemüsezüchter  hatte  gar  keine  Papierteller  mitgeschickt.  Woher  sollte  man 
die  im  Augenblick  nehmen?  Freilich,  bei  uns  werden  die  Aussteller  oft  ver- 
wöhnt. Das  Ausstellungs-Komitee  besorgt  die  Spedition,  die  Teller  u.  dergl. 
Das  ist  im  Ausland  nicht  immer  so.  Herr  Kaiser-Würzburg  hatte  sein  Gemüse 
hübsch  auf  Moos  ausgelegt.  Dass  es  durch  die  Sonne  litt,  trotz  der  Schatten- 
vorrichtung, die  er  angebracht,  war  nicht  seine  Schuld;  es  ging  Frau 
Gratscheff-Petersburg  ebenso. 

Von  hoher  Bedeutung  ist  für  fürstliche  Hofhaltungen  und  ähnliche  die 
Spargeltreiberei  in  Häusern,  wie  sie  Guillaume  Compoint  in  St.  Ouen  (Seine) 
in  Zeichnungen  vorführte.  Dieser  hatte  auch  die  Spargelpflanzen  in  verschiedenen 
Jahrgängen,  freilich  mit  etwas  zu  viel  Dekoration,  ausgestellt. 

Aus  Belgien  waren  nicht  viele  Aussteller.  Der  Leistungen  in  Palmen 
von  der  Societe  gantoise  und  von  De  Clerq  van  Gyseghem  in  Gent  ist  schon 
gedacht.  Letzterer  hatte  noch  viele  andere  Marktpflanzen  zum  Verkauf  geschickt. 
Sehr  schön  waren  die  grossen  Neuholländer  A'on  Bedinghaus  in  Gent,  die 
Orchideen,  besonders  Cattleyen,  und  die  Anthurien  von  A.  A.  Peters  in  Brüssel, 
die  Orchideen  von  Vincke  -Duj  ardin  in  Brügge,  die  Anthurien  von 
J.  F.  Vervaene-Vervaert  &  Co.  in  Ledeberg  bei  Gent,  die  von  Alex  Dalliere 
in  Gent  und  die  von  Arthur  de  ßmet  in  Gent.  Wir  sind  im  Zweifel,  ob  wir 
Herrn  Sander  als  Belgier  oder  als  Engländer  rechnen  sollen;  da  er  die  meisten 
Pflanzen  wohl  aus  Brügge  geschickt  haben  wird,  möge  er  unter  Belgien  rangieren. 
Seine  Neuheiten  waren  z.  T.  schon  in  Gent  1898  vorgeführt.  Wir  nennen  Areca 
Ilsemanni,  Kentia  Kirsteniana,  K.  Sanderiana,  K.  Warteliana,  Linospadix 
Petrickiana,  eine  hübsche  Fiederpalme,  Corypha  Wogani,  ferner  Micania  Sanderi, 
eine  kletternde  Composite  mit  grossen  herzförmigen  Blättern,  Evodia  elegans 
(Rutaceae),  Acalypha  Godseffiana  mit  weiss  berandeten  Blättern,  eine  hübsche 
Einfassungspflanze,  Dracaena  Cantleyi,  D.  Prince  Albert,  schmalblättrig,  weiss 
gestreift,  D.  lentiginosa,  ebenfalls  schmalblättrig,  schön  bräunlich  rot,  und 
drei  Blattorchideen:  Anoectochilus  Siessmayerianus,  A.  Wogani  und  A.  Noevi 
(nach  Herrn  Nojefi  in  Moskau  benannt).  Der  neuesten  Palme,  Romanovia  Nicolai, 
ist  schon  Seite  349  gedacht. 

Holland  war  sehr  wenig  vertreten.     Im  Freien  war  ein  Beet  Hyazinthen 
ausgestellt. 

Wenn    wir    von  Sander  &  Co.    absehen,    hatte    England    nur    zwei  Aus- 
steller, aber  zwei  ganz  hervorragende.     W.  Ker,  Liverpool  brachte  seine  schon 


Sonderberichte  über  die  internationale  Gartenbau-Ausstellung  in  Petersburg.  3Q7 

in  Gent  1898  so  rühmlich  anerkannten  Amaryllis,  die  namentlich  sich  durch 
Rundung  der  Blumen  und  dunkle  Farbentöne  auszeichnen.  James  Veitch  &  Sons, 
London,  hatten  auf  Amaryllis,  in  denen  sie  ja  auch  so  Grosses  leisten,  ver- 
zichtet, brachten  dafür  aber  ihre  andere  Spezialität:  Xepenthes  und  andere 
Schlauchpflanzen,  wie  X.  Mastersiana,  N.  Burkei  excellens.  X.  Amesiana,  N.  mixta, 
Sarracenia  purpurea,  S.  Drummondi,  Darlingtonia  californica,  Drosera  binata 
und  die  seltene  Heliamphora  nutans. 

Dänemark  lieferte  Baumschulartikel  und  besonders  viele  Samen,  ferner 
Ziergräser  etc.;  namentlich  reich  war  die  Sammlung  von  M.  Wiboltt  in  Xakskov. 

Ganz  besonders  müssen  wir  aber  der  höchst  geschmackvollen  Blumen- 
vasen, namentlich  der  kleineren  gedenken,  welche  die  Kgl.  Porzellanfabrik  in 
Kopenhagen  ausgestellt  hatte.  Sie  gefielen  so,  dass  sie  bald  alle  verkauft 
waren.  Man  kann  dieselben  auch  in  Berlin  bei  Keltz  &  Alein ers  haben,  und 
wenn  auf  unserer  grossen  Winterblumenausstellung  im  Zoologischen  Garten 
im  Februar  1900  nur  Platz  wäre,  würden  wir  sie  gern  dort  sehen. 

Wir  sind  zu  Ende  und  können  nur  noch  einmal  wiederholen:  die  Aus- 
stellung war  eine  höchst  sehenswerte.  Und  wir  wiederholen  auch  laut  und 
deutlich  noch  einmal:  Deutschlands  Gärtner  haben  sich  in  Petersburg  ihren 
Genossen  aus  anderen  Ländern  völlig  ebenbürtig  gezeigt.  Darum  auf  zu 
neuem  Wettstreit!  Zunächst  zur  grossen  deutschen  Winterblumen- 
Ausstellung  in  Berlin,  Mitte  Februar  1900,  die  wahrscheinlich  auch  von 
manchem  Gärtner  des  Auslandes  besucht  werden  wird,  und  dann  —  nach  Paris! 


1 

Sonderberichte  über  die 
Internationale  Gartenbau-Ausstellung  in  Petersburg,  Mai  1899. 

5.  Die  Rosen. 

Von  Hofgärtner  M.  Hoffmann. 

Mit  vollem  Recht  hat  man  die  Leistungen  in  getriebenen  Rosen  von 
W.  Freundlich-Zärskoje-Selo,  mit  zu  den  hervorragendsten  gärtnerischen  der 
Ausstellung  hingestellt.  Genau  so,  wie  bei  irgend  einer  Pflanzengattung  durch 
das  Treiben  an  sich  noch  lange  nicht  eine  vollkommene  Blume  erzielt  wird, 
obwohl  das  als  eine  selbstverständliche  Forderung  betrachtet  werden  mag, 
genau  so  ist  es  auch  auf  dem  Gebiete  der  Rosentreiberei.  Man  konnte  dabei 
dem  Freunde  wohl  Glück  wünschen,  das  höchste  Ziel:  ein  Kaiserliches  Ehren- 
geschenk*) als  Belohnung  erreicht  zu  haben.  War  doch  der  Vater  des  Aus- 
stellers vor  30  Jahren  ebenso  glücklich,  für  seine  getriebenen  Rosen  diese 
höchste  Auszeichnung  zu  erlangen. 

Bezüglich  der  in  betr.  Gruppen  besonders  hervortretenden  Sorten,  möchte 
ich  nur  aufmerksam  machen  auf:  Kaiserin  Auguste  Victoria;  mit  ihr  identisch  ist 
die  von  Leveque-Sory  bei  Paris  1897  veröffentlichte  Sorte:  Grand  Duchesse 
Olga**),    Mad.    Hoste,    Mad.   de  Watteville,    Xiphetos,    Mad.    Caroline    Testout, 


*)  Dasselbe  bestand    in  einer  verhältnismässig  kleinen  Vase,  ganz  im  Gegensatz  zu  den 
grossen    prächtigen  Vasen,  welche  vor  3o  Jahren  der  Vater  als  gleiche  Auszeichnung  eroberte. 
**)  Mit    welchem    Rechte    Leveque    diese    selbständige    Umänderung   vorgenommen,    ist 
z.  Zt.  noch  unaufgeklärt,  und  könnte  von  Leveque  am  besten  beantwortet  werden. 


og%  Sonderberichte  über  die  internationale  Gartenbau-Ausstellung  in  Petersburg. 

LTnnocence    (die    weisse  Testout)    the  Queen.    Mad.    Contin.    Paul    Xabonnand. 

uise  Mereau.  Litta  de  Rothschild,  Mad.  Jeanne  Cabaud,  Souvenir  Elise 
Vandance,  eine  prachtvolle  rosa  Theehybrid-Sorte,  die  nur  leider  in  den  Über- 
winterungszeiten sehr  leidet,  daher  sehr  selten  geworden.  Unter  den  Neu- 
heiten seit  1S94  verdienen  hervorgehoben  zu  werden:  Mad.  Cadeau  Ramey, 
Mad.  Jules  Groley.  Comte  Chaudou,  Ferd.  Batel. 

Aber  sämtliche  Rosen  besassen  neben  vorzüglicher  Blütenausbildung 
einen  reichen  Knospen-Ansatz,  volle  üppige  Belaubung,  und  keine 
Spuren  von  Ungeziefer.  Ohne  weiter  hier  auf  die  Einzelheiten  der 
Treibereivorschriften  einzugehen,  sei  hinsichtlich  der  Anzuchts-  und  Ve:- 
edelungsmethode  erwähnt,  dass  in  Petersburg  die  glattschalige  Rosa  Canina 
(sub  -  spec.  uralensis)  als  Sämlings  -  Unterlage  allen  andern  vorgezogen 
wird.  Die  etwa  fingerstarke  Unterlage  ist  in  Höhe  von  30  bis  45  cm. 
palisirt  auf  ein  oder  mehreren  Zweigen,  eine  Veredelungsform,  der  man  z.  Zt. 
auch  in  Frankreich  allgemein  huldigt.  Die  Veredelungszeit  für  die  im  Mai 
blühenden  Rosen  pflegt  Mitte  bis  Ende  Dezember  zu  fallen.  Man  gewinnt  auf 
diese  Weise  nicht  nur  an  Zeit,  sondern  die  kräftige  Unterlage  und  mehrfache 
Veredelungsreiser  geben  eine  kräftiger  entwickelte  Krone.  Ein  grosses  Haupt- 
gewicht beim  Treiben  legt  man  auf  eine  möglichst  gleichraässig  hohe 
Temperatur. 

Besondere  Aufmerksamkeit  verdiente  die  von  Hofg.  Siessmayer  im  Tau- 
rischen  Garten  vorgeführte  niedrig  blühende  Crimsou  Rambler  Gruppe, 
sowohl  bezüglich  der  Farbenpracht  wie  des  reichhaltigen  Flors  halber.  Die  von 
dem  Oberg.  Schönberg  des  General  Sinnojeff-Petersburg-Schlüsselburg  aus- 
gestellten niedrig  veredelten  Rosen,  wie  Grand  Duc  Adolphe  St.  Luxembours. . 
Niphetos,  Mad.  Hoste,  Belle  Siebrecht,  waren  in  guten  Exemplaren  vertreten, 
sonst  liess  diese  Sammlung  bez.  richtiger  Bezeichnung  zu  wünschen  übrig. 
Auch  von  A.  Ratjkow-Roshnow-Doubki  b.  Oranienbaum,  einer  dortigen  Baum- 
schulanlage, sahen  wir  Treibsorten,  die  allerdings  denjenigen  der  beiden  vor- 
genannten Aussteller  erheblich  nachstanden.  Die  Probe  zeigte  nur,  dass  die 
Treiberei  in  Russland  nicht  eine  gleichmässig  gute  allüberall  ist.  Die  in  der 
französischen  Abteilung  getriebenen  höchst.  Rosen,  von  Honore  Desfresne 
fils-Vitry  s.  Seine  ausgestellt,  liessen  neben  einer  guten  Sortenwahl  einen 
geschickten  Treiber  in  dem  Aussteller  vermuten.  Auch  hier  dieselbe  Ver- 
edlungsmethode, wie  be  den  russischen  Leistungen.  Sämtliche  Rosen  waren 
auf  sehr  starken  Unterlagen  an  zwei  bis  drei  Stellen  der  Krone  pausiert. 
Der  junge  Trieb  muss  hier  vielfach  durch  Anbinden  an  Stäbchen  unterstützt 
werden.  Im  getriebenen  Zustande  sehen  allerdings  derartig  veredelte  Kronen 
voll  besetzt  aus;  im  trocknen  Zustande  (wie  solche  von  der  betr.  Firma 
draussen  im  Freien  angepflanzt  waren)  kann  uns  eine  derartige  Kronenbildung 
nicht  imponiren,  es  fehlt  ihnen  der  regelrechte  Schnitt  und  entsprechend 
gleichmässige  geordnete  Verzweigung.  Bei  letzterem  Vergleiche  treten  die 
Rosen  (gleichfalls  trockne  Ware)  von  Carl  Görms,  Inhaber  Carl  Hering- 
Potsdam  ganz  bedeutend  in  den  Vordergrund  und  verdienten  diese  Hochstämme 
mit  Recht  die  Auszeichnung  einer  goldenen  Medaille.  Der  Hering'schen 
Leistung  stand  würdig  zur  Seite  die  von  Steffen-Dalldorf  ausgestellte  Gruppe 
niedrig  veredelter  Rosen.  200  Stück  in  7  Sorten,  eine  sehr  gute,  gangbare 
Versandware,  welche  als  Auszeichnung:  die  silberne  Medaille  erhielten. 


Sonderberichte  über  die  internal  irtenbau-Ausstellung  in  Petersburg.  -,  n 


Zu  erwähnen  sind  sodann  noch  die  Neuheiten  von  P.  I  ambert-Trier 
und  Freundlich-Zarskoje-Sselo.  (Die  beiden  Sorten  Papa  Lambert  und 
Hofg.  Graebner  erhielten  eine  goldene  Medaille  als  Auszeichnung.)  Papa 
Lambert,  rosa,  ein  Abkömmling  von  Carol.  Testout  verspricht  für  die  Zukunft 
eine  brauchbare  Sorte  zu  werden:  Hofg.  Graebner,  gelblich  weiss,  ein  Ab- 
kömmling von  white  Lady  wird  dagegen  bei  der  hängenden  Haltung  der 
Blumen  wohl  nicht  so  erfolgreich  zu  kultivieren  sein.  Die  \on  Freundlich 
vorgeführte  gestreifte  Neuheit,  z.  Zt.  Doch  unbenannt,  Sport  von  »George 
Bankrott«  Lässt  sich  wohl  mit  Vick's  Caprice«  vergleichen,  ist  indessen  nicht 
so  lebhaft  gefärbt,    als  die   letztere  uns   bereits   bekannte  Sorte. 

6.  Baumschulartikel. 

Von  Hofgärtner  M.  Hoffmann. 

bei  der  Abteilung  »Baumschulartikel«  konnte  man  in  Vergleich  der 
Reichhaltigkeit  ausgestellter  Objekte  zwischen  den  Ausstellungen  der  Jahre 
1884  und  L899  sieh  nur  zu  dunsten  der  1899er  Ausstellung  entscheiden.  Denn 
neben  den  4  deutschen  sowie  _>  russischen  Firmen  glänzten  hier  6  Franzosen, 
in  teilweis  sehr  hervorragenden  Leistungen,  sowie  0  Dänen;  letztere,  soweit 
die  Ausstellungs-Comites  sich  bemüht  hatte,  die  betr.  Einsendungen  aus- 
zupacken und  autstellen  zu  lassen.  Österreichische  Einsendungen  waren  über- 
haupt nicht  an  den  Ort  ihrer  Bestimmung  angelangt,  sondern  durften  sich 
auf  den  Grenzstationen  inzwischen  im  Verwesungsprozess  üben.  Auffüllig 
musste  die  französische  Beteiligung  gerade  dieser  Artikel  erscheinen,  sofern 
der  Norden  Russlands  klimatisch  zur  Aulnahme  solcher  im  Süden  und  Westen 
gezogener  Obstgehölze,  Formobst,  Cordons,  Spaliere  etc..  sowie  Coniferen, 
nichts  weniger  denn  günstig  erscheinen  dürfte.  Erwägt  man  indessen, 
dass  die  Kulturentwickelung  Russlands  auch  hier  mit  eiserner  Notwendigkeil 
den  Fortschritt  fordernd,  dazu  auf  Jahre  hinaus  des  Zuschusses  geeigneten 
Materials  gerade  in  dieser  Abteilung  bedarf,  so  wird,  ganz  abgesehen  von 
irgend  politischen  Momenten,  diese  Zufuhr  aus  Frankreich  und  Holland  be- 
sonders für  das  gemässigte  Klima  Kusslands,  bald  erklärt.  Für  klimatisch  so 
ungünstige  Lagen,  wie  der  Norden,  die  nächste  Umgebung  Petersburgs,  werden 
freilich  so  abgehärtete  Pflanzen,  wie  die  Coniferen  von  Rathke  &  Sohn- 
Praust  sowie  diejenigen  von  Weisse-Camenz  den  sonst  nach  dorthin 
arbeitenden  Lieferanten  den  Rang  ablaufen.  Unter  den  in  Rathkes  Sammlung 
vorhandenen  Exemplaren  ist  u.  a.  namentlich  hervorzuheben:  Chamaecyparis 
Nutkaensis  glauca,  hört.  Picea  excelsa  Remonti,  hört..  Thuja  gigantea,  hört. 
Th.  orientalis  nana  compaeta,  eine  besonders  langsam  wachsende  Thuja 
Rathke'scher  Züchtung.«  Thujopsis  dolobrata  variegata,  hört.,  Th.  oeeid. 
aurea  globosa,  hört.,  Chamaecyparis  Lawsoniana  lutea,  hört.  Die  für  diese 
Gruppe  seitens  der  Preisrichter  zuerkannte  goldene  Medaille  war 
hier  mit  vollem  Rechte  gegeben,  die  Leistung  eine  vorzügliche  zu 
nennen.  Ebenbürtig      zur      Seile      stand      das      Linus-,      Picea-     und     Abies- 

Sortiment    von    Weisse-Camenz,    das    zur    Veränderung    unter     dem     stolzen 
Titel  »Guillaume  Weisse,  horticulteur,  Fournisseur  de  la  cour,  ä  Kamenz  (Saxe) 
prangte.      (Ob    wohl    *  Guillaume«    eine  Ahnung  von   der  Vertretung  deutscher 
Ausstellungsobjekte    in    Petersburg    hatte.')       Dagegen    war    es  Poscharsky- 
Laubegast  glücklich  beschieden,    seine  bunten,  niedrig  veredelten   Gehölze   mit 


400 


Sonderberichte  über  die  internationale  Gartenbau-Ausstellung  in  Petersburg. 


deutscher  Firma  schmücken  zu  können,  da  er  im  Zusammenhang  mit  den 
Dresdener  Firmen  unter  Seidels  Führung,  sich  dieser  Ausnahme  erfreuen  durfte. 
A.  Wagner-Gohlis-Leipzig  brachte  eine  kleine  Kollektion  interessanter  Juni- 
perus hispanica  Pyramiden  zur  Darstellung.  Die  von  Krantz-Königsberg 
ausgestellten  Lorbeeren  konnten  vollauf  mit  der  gleichen  Leistung  von  De 
Clerq  van  Ghyseghem  konkurrieren. 

Die  Firmen:  Bruneau-Bourg  la  reine  sowie  Honore  Defresne  fils-Vitry 
s.  S.  traten  namentlich  mit  Leistungen  in  Obstspalieren,  Cordons,  Uformen, 
Pyramiden  u.  s.  w.  hervor:  Honore  Defresne  fils.  Croux  &  fils-Chatenay, 
sowie  E.  Bedinghaus-Gent  besonders  mit  Goniferen:  Abies,  Picea.  Taxus, 
Cedrus.  Juniperus,  meist  Pflanzen  mittelhohen  Schlages.  Magne-Boulogne  in 
Stauden,  und  L.  Paillet-Chatenay  in  immergrünen  Pflanzen:  Buxus,  Phylliraea, 
Ligustrum,  Arbutus  Unedo  Pyramiden. 

Dem  gegenüber  bekundeten  die  Dänen  und  Schweden  sich  hier  als 
Hauptlieferanten  von  halbhohen  Alleebäumen,  Sträuchern,  Gehölz-Sämlingen 
u.  s.  w.  Mathiesen-Corsör,  Gronelli-Ankerkeby,  Gramm-Soro,  vertraten 
nur  Artikel  ersterer  Gattung;  G.  Ibsen-Odensee,  höchst.  Obst-Pyramiden  sowie 
Brunsvicker  Feigenstämme;  Koldby,  Madsen,  Salber,  Th.  Lamborgs- 
Hobro  kultiviren  namentlich  Gehölz-Sämlinge,  welche,  da  in  diesem  Artikel 
reiche  Auswahl  vorhanden,  jedenfalls  im  nördlichen  Russland  viel  begehrt 
zu  werden  scheinen.  Die  an  der  Ostseeküste  gelegenen  grösseren  Hafenstädte 
Deutschlands,  Dänemarks  und  Schwedens  decken  z.  Zt.  den  Bedarf  an  Pflanzen 
und  Baumschulartikel  im  nördlichen  Russland. 

7.  Gartenpläne. 

Von  Hofgärtner  M.  Ho  ff  mann. 
Ueber  den  Umfang  landschaftsgärtnerischer  Arbeiten,  Pläne,  Darstellungen 
u.  s.  w.,  war  man  um  so  mehr  erstaunt,  je  weniger  und  geringwertiger  diese 
Kunst  auf  der  1884er  Ausstellung  Vertretung  gefunden.  Mochte  auch  immer- 
hin noch  so  manche  Einsendung  in  ihrer  Umhüllung  ruhen,  das  Dargebotene, 
weil  verschiedenen  Nationen  entstammend,  zeigte  nicht  nur  ein  wechselreiches 
sondern  auch  inhaltreiches  Bild.  Eine  scheinbar  geringe  Zahl,  vier  Deutsche,  drei 
Russen,  sechs  Franzosen,  bewies  in  den  vorgeführten  Arbeiten  ein  Wissen  und 
Können,  über  das  man  sich  als  Fachmann  nur  von  Herzen  freuen  konnte. 
Muss  man  die  Entwürfe  von  K  ierski-Potsdam,  Gebr.  Siessmayer-Frankfurt*) 
Menzel-Breslau,  Jürgens-Hamburg,  als  vollwertige  und  korrekt  gezeichnete 
Arbeiten  bestätigen,  so  betraf  die  Mehrzahl  der  Entwürfe  meist  nur  Anlagen 
mittleren  Umfanges.  Der  in  das  Grosse  gehende  Zug  einer  Menzel'schen 
Anlage  (Garten  des  Herrn  Gamper-Kramatoskaya-Charkow)  sowie  die  Jürgens- 
schen  Rennbahnprojekte  für  Köln  sowie  die  Hamburger  1898er  Ausstellung, 
trat  in  den  Plänen  von  Kuphaldt-Riga  (Park  Dakomus  im  Kaukasus)  und 
Seher-Kiew  (Park  des  Grafen  Const.  Podotzki  bei  Peczora  und  Bug) 
gleichzeitig  hervor.  Die  von  Pawlowitsch-Wilna  gelieferten  Arbeiten  steckten 
allerdings  noch  sehr  in  den  Kinderschuhen  und  kontrastirten  so  erheblich 
mit  den  Arbeiten    jetzt    russischer,    ehemals  deutscher  Kollegen.     Schwunghaft 


*)  Kierski  mit  zahlreichen  Planen,  unter  denen  namentlich  zwei  Entwürfe  für  Privat- 
gärten hervorragten,  Gebr.  Sie  ssmayer  welche  ausser  den  Entwürfen  zu  zahlreichen  Bade- 
Anlagen  Süd-Deutschlands  einen  Plan  der  Parkanlage  des  Barons  Riedesel-Siekendorf  bei 
Lauterbach  ausgestellt  hatten. 


Zuerkannte  Preise  für  deutsche  Aussteller  etc. 


401 


in  Linien  und  Bewegung  erwies  sich  eine  grössere  Anzahl  Pläne  französischer 
Gartenarchitekten.  Nach  den  auf  der  Genter  1898er  Ausstellung  von  Nivet 
und  andererseits  J.  Buy ss er s -Paris,  dem  conducteur  des  traveaux  des  parcs 
et  des  jardins,  geleisteten  Proben  zu  urteilen,  mussten  diese  hier  in  so  reicher  Aus- 
wahl vorhandenen  Entwürfe  um  so  gerechter  Erstaunen  erregen.  Allen  voran 
stehen:  Rene  Ed.  und  Edouard  Andre,  Eug.  Thouret,  H.  Martin  et, 
Ed.  Redout-Paris,  Andre  nur  mit  Entwürfen  russischer  Anlagen,  indess  die 
Andern  meist  teils  aus  der  Umgebung  von  Paris,  teils  aus  französischen 
Bäderanlagen  ihren  Gegenstand  gewählt  hatten.  Das  Wertvolle  dieser  Dar- 
stellungen bestand  neben  einer  meist  flott  ausgeführten  Zeichnung,  vor  allem 
in  den  dahin  bezüglichen  Terrain-  wie  Detail-Angaben  in  teils  profilirter  teils 
horizontaler  Wiedergabe.  Wie  verlautet,  arbeiten  einige  französische  Land- 
schaftsgärtner, so  u.  a.  Martinet-Paris,  mit  ehemaligen  Potsdamer  Eleven. 
Es  liegt  hierin  nicht  allein  indirekt  eine  Anerkennung  der  Leistungsfähigkeit 
der  Potsdamer  Anstalt  auf  landschaftsgärtnerischem  Gebiete,  sondern  es  ist 
damit  direkt  der  Beweis  geliefert,  dass  die  Kunst  internationales  Gemeingut 
civilisirter  Völker  ist.  Dass  es  der  Gartenkunst  vorbehalten  war.  auch  an 
ihrem  Teile  zur  Verständigung  sonst  vorhandener  politischer  Gegensätze  mit 
beizutragen,  ist  als  ein  besonders  erfreuliches  Ereigniss  zu  begrüssen.  Plin- 
sichtlich  der  Darstellungsform  bekunden  die  französischen  Pläne  diejenige 
der  deutschen  Schule;  man  hat  der  früheren,  auch  in  Holland,  Belgien  sonst 
üblichen  Manier,  den  Laufpass  gegeben,  die  ja  namentlich  in  ihrer  Ausführung: 
»profilirte  Aufzeichnung  der  Gruppen  auf  horizontalem  Terrain«  eine  Art  Janus- 
kopf  darstellte. 


Zuerkannte  Preise  für  deutsche  Aussteller 
auf  der  Petersburger  internationalen  Gartenbau-Ausstellung.*) 

Die  Prämie  des  Dresdener  Gartenbauvereins  »Flora«,  ein  Kunstgegenstand 
aus  sächsischem  Porzellan,  ward  dem  Gärtner  J.  J.  Schönberg  aus  Ust-Ishora 
(Gouvernement  St.  Petersburg)  für  eine  Gruppe  Thee-Rosen  aus  25  Sorten  in 
50  Exemplaren  zuerkannt.  Von  den  zwei  Prämien  ä  50  Rubel  des  Herrn 
H.  Leveque  de  Vilmorin  fiel  die  eine  dem  Herrn  Wilhelm  Kaiser  aus 
Würzburg  für  eine  Kollektion  Treib-Gemüse  zu.  Die  Prämie  des  Samenzüchters 
Ernst  Benary  in  Erfurt,  eine  grosse  »Ernst  Benary«  Vermeil-Medaille,  wurde 
Herrn  A.  de  la  Devansaye,  Amateur  aus  Noyant  (Maine  et  Loire)  für  Anthurien 
zuerkannt. 

Ein  Ehren diplom,  als  höchste  Prämie  der  Gesellschaft,  wurde  Herrn 
T.  J.  Seidel,  Handelsgärtner  in  Dresden,  für  Rhododendron  und  Azaleen 
verliehen. 

Die  grosse  goldene  Medaille  erhielten:  Friedrich  Ad.  Haage  jun.  aus 
Erfurt  für  eine  Kollektion  von  50  verschiedenen  Cacteen;  T.  J.  Seidel,  Handels- 
gärtner in  Dresden,  für  Rhododendron  und  Azaleen;  A.  Rathke  &  Sohn, 
Baumschulenbesitzer  in  Praust,  für  in  Petersburg  winterharte  Koniferen. 


:;:    Meist    nach  der  Petersburger  Zeitung,    z.  T.    nach  eigenen  Mitteilungen,    noch    nicht 
vollständig. 


402  Zuerkannte  Preise  für  deutsche   Aussteller  etc. 

Mittlere  goldene  Medaillen  sind  zuerkannt  worden  den  Herren: 
Albert  Schwenke,  Plantagen-Besitzer  in  Braunschweig,  für  »Braunschweiger 
Riesenspargel«;  W.  Runde,  Gärtnereibesitzer  in  Hamburg,  für  eine  Sammlung 
von  Araukarien;  Otto  Olberg,  Handelsgärtner  in  Dresden,  für  eine  Gruppe 
Azaleen:  Wilhelm  Weisse,  Handelsgärtner  in  Kamenz  (Sachsen),  für  eine 
Sammlung  von  25  verschiedenen  in  Russland  im  Freien  überwinternden 
Koniferen. 

Kleine  goldene  Medaillen  haben  erhalten  die  Herren:  Karl  Hering 
i.  Fa.  K.  Goerms  in  Potsdam  für  Stamm  -  Rosen  ohne  Blätter  und  Blüten; 
Wilhelm  Burmester  in  Berlin  für  Garten  -  Instrumente  und  Gerätschaften; 
Wilhelm  Kaiser,  Handelsgärtner  in  Würzburg,  für  eine  Kollektion  Treibgemüse; 
Philipp  Paulig,  Handelsgärtner  in  Lübeck,  a)  für  eine  Flieder-Sammlung, 
b)  für  grosse  Kronen  -  Lorbeerbäume;  O.  Ziegler  &  Cie.,  Handelsgärtner  in 
Erfurt,  für  eine  Kollektion  von  50  Sorten  Amaryllis  vittata  hybr. ;  Fr.  Adolf 
Haage  jun.,  Handelsgärtner  in  Erfurt,  für  eine  von  ihm  selbst  in  Europa  ein- 
geführte und  noch  nicht  im  Handel  befindliche  Cacteen-Art;  E.  F.  Tiers, 
Fabrikant  in  Dresden,  für  eine  Wasserheizung  in  Betrieb;  J.  K.  Ilanisch, 
Handelsgärtner  in  Leipzig,  für  eine  Araukarien-Sammlung  aus  2s  verschiedenen 
Sorten;  R.  Weissbach,  Handelsgärtner  in  Dresden,  für  eine  Sammlung  von 
50  verschiedenen  Rhododendron  in  Blüte:  Otto  Olberg,  Handelsgärtner  in 
Dresden,  für  eine  Sammlung  Rhododendron  in  50  Exemplaren  in  Blüte; 
H.  F.  Heibig,  Handelsgärtner  in  Dresden,  für  eine  Sammlung  von  Warm-  und 
Kalthauspflanzen;  O.  Poscharski,  Handelsgärtner  in  Dresden,  für  eine  Sammlung 
veredelter  buntblättriger  Baumarten;  Albert  Wagner,  Handelsgärtner  in  Leipzig- 
Gohlis,  für  eine  Gruppe  Palmen  und  Cycadeen  in   100  Exemplaren. 

Grosse  silberne  Medaillen  sind  zuerkannt  worden  den  Herren: 
S.  Blättner  in  Hamburg  für  kombinierte  Gärtnermesser  mit  Glaserdiamant; 
Otto  Schönen,  Garteningenieur  in  Königsberg,  für  eine  Sammlung  Gartenpläne; 
Gustav  Zschäkel.  Prinzl.  Reussscher  Schlossgärtner  in  Trebschen  bei  Züllichau, 
für  abgepflückte  Bohnen  in  acht  Sorten:  Chr.  Jakobsen,  Handelsgärtner  in 
Apenrade  (Schleswig),  für  getriebene  Gurken;  Flermann  Krantz,  Handelsgärtner 
in  Mittelhufen  bei  Königsberg,  für  eine  Sammlung  Araukarien:  Wilhelm  Kaiser, 
Handelsgärtner  in  Würzburg  (Bayern),  für  eine  Sammlung  Treib  -  Kohlrabi; 
Ernst  Benary,  Samenzüchter  in  Erfurt,  für  ein  Tableau  chromolithographischer 
Darstellungen  von  Blumen  und  Gemüsen;  Philipp  Paul  ig,  Handelsgärtner  in 
Lübeck,  für  eine  Gruppe  blühender  Maiblumen;  Alfred  Menzel,  Garten-Ingenieur 
in  Breslau,  für  eine  Sammlung  ausgeführter  Garten-  und  Park-Anlagen;  Gebrüder 
Siesmayer  in  Frankfurt  für  Garten-  und  Parkpläne;  August  Schenk  für 
Maiblumen-Eiskeime;  Friedrich  Adolf  Haage  in  Erfurt  für  eine  Sammlung  von 
50  Aloe-Arten:  John  Nikolaysen,  Handelsgärtner  in  Hamburg,  für  Binderei; 
Otto  Thalacker,  Handelsgärtner  in  Leipzig,  a)  für  eine  Gruppe  Nelken  in 
Blüte  und  b)  für  eine  Gruppe  Authurium  Scherzerianum;  Max  Ziegenbalg, 
Handelsgärtner  in  Dresden,  für  eine  Gruppe  Phoenix  canariensis;  Albert 
Seemann,  Handelsgärtner  in  Hamburg,  für  eine  Sammlung  verschiedener 
Palmen;  Albert  Wagner,  Handelsgärtner  in  Leipzig-Gohlis,  a)  für  eine  Gruppe 
Araukarien  und  b)  für  eine  Gruppe  Juniperus  hispanica. 

Die  übrigen  Preise  sind  noch  nicht  bekannt  gemacht,  die  offizielle 
Liste  soll  bald  erscheinen. 


Muskau. 


403 


Muskau. 

^5.-»  (Hierzu  Abbildung  69) 

H^y  eistehende  Abbildung  eines  der  7  auf  der  Jubiläums-Ausstellung  des  Ver- 
(^4'  eins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  im  Treptower  Park  1897  vor- 
geführten Dioramen  stellt  das  Muskauer  Schloss  von  der  Südseite  gesehen  dar 
und  ist  von  der  Karpfenbrücke  aus  vom  Künstler  aufgenommen. 

Der    das  Schloss    jetzt    von    drei   Seiten    umfliessende    Luciensee    wurde 
vom  Fürsten  Pückler  im  Jahre  1819  in  Angriff  genommen.     Es  waren  hierbei 


Abb.  69.     Das  Muskauer  Schloss  von  der  Südseite. 

Diorama  auf  der  Jubiläums-Ausstellung  zu  Berlin.     Gemalt,  wie  die  übrigen  sechs  Dioramen,  von  den 

Herren    Jos.    Rum  m  e  1  s  p  a  c  he  r,    Landschattsmaler,    Berlin,    und    W.  Herwarth,    Lehrer    an    der 

Königl.  Kunstschule,  Gr.-Lichterfelde. 


viele  Schwierigkeiten  zu  überwinden,  denn  die  heutige  Seefläche  war  mit 
vielen  Wirtschaftsgebäuden  bestanden,  die  erst  abgebrochen  und  anderweitig, 
soweit  es  nötig,  neu  aufgeführt  werden  mussten. 

Ausserdem  musste  eine  aus  der  nahe  gelegenen  Stadt  Muskau  am 
Schlosse  vorbeiführende  Strasse  vollständig  kassiert  werden,  um  den  nötigen 
Platz  für  die  beabsichtigten  landschaftlichen  Anlagen  zu  gewinnen. 

Die  beim  Ausgraben  des  Seebeckens  gewonnene  Erde  wurde  zu  den 
Anschüttungen  des  jetzigen  Schlossgartens  und  zum  Verfüllen  des  alten 
sumpfigen  Wallgrabens,  der  unmittelbar  das  Schloss  umgab,  verwendet. 


J04  ^er  Obstbau  in  den  Vereinigten  Staaten. 

Nun  handelte  es  sich  darum,  dem  See  frisches  Wasser  zuzuführen,  und 
zu  diesem  Zweck  wurde  ein  Flussarm  nach  der  ca.  600  m  entfernt  vorüber- 
fliessenden  Neisse  gegraben.  Die  künstlichen  Wasseranlagen  im  Park  bis 
.zum  Wiedereinfluss  in  die  Neisse,  die  der  Fürst  nach  und  nach  bis  zu  Anfang 
der  30er  Jahre  zu  Ende  geführt,  betragen  etwas  über  15  Morgen,  wovon  5  Morgen 
auf  den  Luciensee  entfallen. 

Bei  dem  ziemlich  starken  Gefälle  des  Terrains  sind  vier  Wasseranstauungen 
nötig  gewesen,  um  die  Wasserflächen  auf  der  gewünschten  Höhe  halten  zu 
können.  Diese  Stauungen  sind  künstlerisch  in  verschiedener  Form  als  Wasser- 
fälle verwertet  worden  und  beleben  das  Ganze  ungemein. 

Die  Seeufer  in  ihren  malerischen  Buchtungen,  verbunden  mit  der  wahr- 
haft künstlerischen  Bepflanzung  derselben,  bieten  nach  allen  Seiten  hin  die 
schönsten  Bilder  und  lassen  den  Besucher  des  Parks  gar  nicht  vermuthen. 
dass  die  Stadt  mit  ihren  zumeist  recht  hässlichen  Hintergebäuden  kaum  50  m 
vom  Schlosse  entfernt  liegt.  Hierin,  sowie  in  der  meisterhaften,  zweckmässigen 
Führung  der  Wege  hat  der  Fürst  gleich  von  Anfang  an  seinen  hohen  Kunst- 
sinn voll  zum  Ausdruck  gebracht  und  wird  darum  noch  lange  Zeit  die  ihm 
stets  entgegengebrachte  Bewunderung  als  Landschaftskünstler  behalten.  Ebenso 
ist  der  auf  dem  beigegebenen  Bilde  gebotene  Fernblick  über  den  See  nach 
NW.  in  die  weiten  Parkpartien  wohl  einer  der  schönsten,  die  der  Muskauer 
Park  von  ihm  aufzuweisen  hat.  Roth,  Parkinspektor. 


Der  Obstbau  in  den  Vereinigten  Staaten. 

Von  Dr.  L.  W  i  1 1  m  a  c  k. 

Aus    dem    amtlichen  Bericht    des  Reichskommissars    für   die  Weltausstellung    in  Chicago  1893. 

(Schluss.) 

Bezüglich  der  zum  Trocknen  verwendeten  Sorten  ist  zu  erwähnen,  dass  man 
in  Oregon  besonders  die  französische  Zwetsche,  French  prune,  auch  Petite 
genannt,  verwendet,  die  hier  viel  grösser  wird  als  in  Kalifornien,  wie  mir 
Herr  Sargent,  Sekretär  des  State  Board  of  Horticulture  of  Oregon  in  Portland, 
mitteilte.  Ferner  die  Robe  de  Sergent,  genannt  Prune  d'Agen,  wohl  kaum  von 
ersterer  verschieden,  dann  die  italienische  Zwetsche,  auch  Fellenberg  genannt, 
und  die  Silver  prune  oder  Coes  golden  drop.  Ich  sah  alle  diese  auf  der  Besitzung 
des  Herrn  Dr.  Cardwell,  des  Vorsitzenden  des  genannten  Vereins  auf  Alders- 
prings,  und  bei  Herrn  Dosen,  der  nicht  fern  davon,  in  Hillsdale,  wohnt,  beides 
in  der  Nähe  von  Portland.  Interessant  ist  schon  die  Fahrt  dahin;  man  fährt 
mit  einer  Dampfstrassenbahn  etwa  15  Minuten  durch  einen  herrlichen  Wald, 
man  möchte  sagen  Urwald,  von  riesigen  Douglasfichten  und  sieht  dann  auf 
einem  freien  Terrain  grossartige  Obstanlagen,  wobei  man  zugleich  bei  günstigem 
Wetter  schöne  Blicke  auf  die  fernen  Berge  hat. 

Auch  A.  H.  Carson  zu  Grants  Pass  nennt  in  einem  Vortrage  über  die 
Pflaumen*)  die  drei  Zwetschen:  Petite,  italienische  und  Silberzwetsche  als, 
die  besten,    warnt    dagegen  vor  den  ungarischen,    bulgarischen  und  deutschen 


*)  Second  biennial  Report  of  the  Oregon  State  Board  of  Horticulture   i8q3,  Salem,  Oregon 

\  S.  216. 


Der  Obstbau  in  den  Vereinigten  Staaten.  405 

Zwetschen,  da  nur  wenig  Wert  in  ihnen  sei.  Die  französische  Zwetsche 
(Petite)  ist  nach  ihm  die  beste;  der  Baum  ist  sehr  hart,  sein  Holz  zäh  und  die 
Zweige  mögen  noch  so  mit  Frucht  behangen  sein,  dass  sie  sich  bis  zum  Boden 
neigen,  sie  brechen  nicht.  Die  Früchte  sind  sehr  süss,  fast  zu  süss  zum  Roh- 
eisen und  halten  sich  lange,  so  dass  der  Dörrprozess  bis  sechs  Wochen  aus- 
gedehnt werden  kann.  Die  zweite  ist  nach  ihm  die  Fellenberg  oder  italienische 
Zwetsche,  sie  giebt  ein  dunkleres  Dörrprodukt,  das  1  —  l'/a  Cents  für  das 
i'fund  höher  bezahlt  wird,  aber  sie  ist  nicht  so  ertragreich  und  lässt  sich  nicht 
so  schnell  dörren.  Die  Silberpflaume  (Coes  golden  drop)  ist,  wie  schon  der 
.\ame  sagt,  sehr  hell  und  wird  hoch,  zu  Liebhaberpreisen  bezahlt,  ist  aber 
selbst  in  Südoregon  nicht  hart.  —  Herr  Bosch  hält  die  Robe  de  Sergent  für 
die  beste  zum  Dörren,  sie  giebt  40  Prozent  trockene  Ware  auf  100  Prozent 
frische,  die  Fellenberg  odei  italienische  35,  die  Petite  (französische)  33  Prozent. 
Das  Pfund  wird  mit  8  Cents  =  ca.  33  Pfennig  bezahlt.  Er  verkauft  von  Robe 
de  Sergent  jährlich  30000  Pfund. 

Die  Bäume  sind  in  Oregon,  wie  auch  in  Kalifornien,  wo  meist  dieselben 
Sorten  gezogen  werden,  wieder  alle  Halbstämme,  der  Stamm  nur  1,25  m  hoch,  die 
Fntfernung  beträgt  20  Fuss  im  Quadrat,  so  dass  108  auf  1  acre  (etwa  ir2  Morgen) 
gehen.  Wenn  sie  gepflanzt  werden,  schneidet  man  den  Stamm  bis  auf  l/s  m 
vom  Boden  (10  Zoll  engl.)  zurück,  so  entsteht  dann  die  niedrige  Krone.  Die 
langen  Holztriebe  werden  im  Winter  auf  %  zurückgeschnitten,  selbstverständlich 
die  schwachwüchsigen  mehr,  bis  auf  l,'.2.  Im  fünften  Jahr  ist  der  Obstgarten 
ertragfähig.  Der  Boden  zwischen  den  Reihen  wird  bei  Herrn  Dosch  zwölfmal 
im  Jahr  kultiviert,  davon  viermal  gepflügt!  Im  ersten  Jahr  giebt  er  Knochen- 
mehl und  Kali.     Im  Frühjahr  wird  um  jeden  Baum  gehackt. 

Das  Dörren  geschieht  bei  dem  feuchten  Klima  Oregons  in  Dörrapparaten 
und  man  hat  hierzu  grosse  feststehende  gemauerte,  von  denen  später  bei  den 
Dörren*)  die  Rede  sein  soll;  in  Süd-Kalifornien  aber  trocknet  man  an  der  Sonne. 
In  beiden  Staaten  und  überhaupt  überall,  wo  Pflaumen  gedörrt  werden,  sortiert 
man  sie  erst  nach  der  Grösse  durch  weitmaschige  Rüttelwerke  und  taucht  sie 
eine  kurze  Zeit  ('/._,  Alinute)  in  kochende  Pottaschenlauge,  1  Pfund  auf  16  bis 
20  Gallonen  Wasser  (72  —  90  1).  Dadurch  wird  das  Wachs  (der  Reif)  von  der 
Schale  entfernt  und  die  Haut  poröser,  so  dass  sie  leichter  das  Wasser  verdampfen 
lässt.  Nach  dem  Eintauchen,  das  in  Oregon  mittels  durchlöcherter  Blechgefässe 
geschieht,  bringt  man  sie  in  drei  bis  vier  verschiedene  Gefässe  mit  kaltem 
Wasser,  damit  der  Laugengeschmack  entfernt  werde. 

Bei  uns  scheint  dieses  Eintauchen  in  Lauge  ganz  unbekannt  zu  sein  und 
sollte  jedenfalls  versucht  werden.  Der  Einzige,  der  in  Berichten  über  Amerika 
dies  genauer  erwähnt,  ist  Dr.  Hey  er,  seine  Angabe  scheint  aber  ganz  über- 
sehen zu  sein.**) 

Das  Grossartigste  im  Pflaumentrocknen  sieht  man  in  dem  südlichen  Teile 
von  Mittel-Kalifornien  und  in  Süd-Kalifornien.  In  Los  Gatos,  bei  S.  Jose  (Mittel- 
Kalifornien),  besuchte  ich  u.  a.  Herrn  F.  G.  Hume,  Glen  Una  Ranch,  der 
769  acres  Land  besitzt,  davon  350  acres  (ca.  525  Morgen  oder  130  ha)  Zwetschen, 


*)   Der  Artikel    über  die  Dörren    ist  bereits  in  der  Gartennora    1897    erschienen,    die    in 
Oregon  gebräuchlichen  sind  S.   35 1    beschrieben. 

**)  Dr.  F.  Hey  er,  „Obstbau  und  Obstnutzung  in  den  Vereinigten  Staaten",  Berlin,  Verlag 
von  Paul  Parey,    1886,  S.    io3. 


zLOÖ  Der  Obstbau  in  den  Vereinigten  Staaten. 

meist  prune  d'Agen,  einige  Robe  de  Sergent  (was  doch  nach  unseren  Begriffen 
dasselbe  ist)  und  etwa  210  acres  Aprikosen,  200  acres  sind  nicht  bestellt. 
Gewöhnlich  nennt  man  irrtümlich  einen  120  ha  grossen  Pflaumengarten  im 
Salinathal  bei  Templeton,  San  Luiz  Obispo,  Co.,  als  den  grössten. 

In  dem  185  Fuss  langen,  55  Fuss  breiten,  erst  2—3  Wochen  alten  Ge- 
bäude (selbstverständlich  aus  Holz),  das  mit  elektrischem  Licht  beleuchtet 
werden  kann,  befinden  sich  36  Abteilungen  (bins),  von  denen  jede  15  t  Obst 
fassen  kann.  Ein  Elevator  bringt  die  vorher  auf  einem  5  m  langen  Hamil- 
ton sehen  Fruit-grader  in  vier  Grössen  sortierten  Zwetschen  in  die  kochende 
Lauge  des  »Prune  Dipper«,  d.  h.  des  Gefässes  mit  Pottaschenlösung  (Cunning- 
Prune  Dipper  von  L.  Cunningham  in  Saratoga,  Ka.)  und  auch  wieder  hinaus 
in  kaltes,  reines  Wasser,  dann  kommen  sie  auf  hölzerne  Horden  mit  festem 
Boden,  von  denen  13000  vorhanden  sind,  und  werden  mittels  Feldeisenbahnen 
auf  die  Wiese  gefahren,  wo  man  die  Horden  auslegt.  Eine  Dampfmaschine 
von  35  Pferdekraft  und  2  Dampfkessel  sorgen  für  den  maschinellen  Betrieb, 
während  die  Handarbeit  von  fleissigen  Japanern  besorgt  wird,  die  Herr  Hume 
engagiert  hatte,  weil  zu  jener  Zeit  (14.  September  1893)  eine  starke  Agitation 
gegen  die  Beschäftigung  chinesischer  Arbeiter  sich  in  Kalifornien  geltend 
machte.  Das  Ganze  war  so  im  grossen  Stile,  dass  man  glaubte,  in  eine  Zucker- 
fabrik zu  treten,  und  doch  alles  so  einfach  und  praktisch.  Die  liebe  Sonne 
besorgt  das  Trocknen  oft  in  vier  Tagen,  schlimm  ist  es  aber,  wenn  Nebel 
eintreten,  wie  das  im  September  bei  der  Nähe  der  Küste  nicht  ganz  selten  ist. 
In  solchen  Fällen  muss  man  länger  trocknen,  in  einzelnen  Fällen  sogar  Dörr- 
apparate, hier  ähnlich  den  doppelten  Ryder  sehen,  zur  Hilfe  nehmen. 

Die  ersten  Versuche,  Pflaumen  (Zwetschen)  an  der  paeifischen  Küste  zu 
ziehen,  wurden  nach  A.  II.  Carson*)  um  das  Jahr  1856  bei  San  Jose  in 
Kalifornien  von  einem  Manne  namens  Pellier.  der  die  Edelreiser  aus  Frank- 
reich brachte,  gemacht,  doch  dauerte  es  lange,  ehe  man  sich  entschloss.  sie 
zu  trocknen;  man  glaubte,  Pflaumen  ziehen  und  trocknen  könne  nur  jemand, 
der  sein  Leben  lang  in  dem  Geschäft  in  Frankreich  oder  Deutschland  thätig 
gewesen  sei,  und  jetzt  konkurrieren  die  paeifischen  Backpflaumen  mit  Erfolg 
mit  denen  von  Frankreich,  Deutschland  uud  Bosnien  etc.  in  Chicago  und  New- 
York.  '  Immerhin  wurden  im  Jahre  1889  noch  43717353  Pfund,  1890,  trotz 
doppelt  so  grosser  Ernte,  sogar  61  905  782   Pfund  eingeführt. 

In  Oregon  ist  man  ganz  begeistert  für  Pflaumenanlagen  und  die  klima- 
tischen und  Bodenverhältnisse  sind  dort  auch  sehr  günstig.  Der  frühere 
Sekretär  S.  W.  Allen  sagt  in  dem  bereits  öfter  angeführten  Second  biennial 
Report  of  the  Oregon  State  Board  of  Horticulture:  Frankreich,  Deutschland 
und  Italien  sind  die  grossen  prune  (Zwetschen)  erzeugenden  Länder  Europas, 
die  französische,  die  deutsche,  die  italienische  Zwetsche,  jede  ist  angepasst 
ihrem  Heimatslande,  aber  in  Oregon  gedeihen  sie  alle  drei  gleich  gut  und  jede 
erreicht  den  höchsten  Grad  von  Vollkommenheit.  Die  Zwetsche  ist  sehr 
nahrungsbedürftig  und  gedeiht  am  besten  in  einem  reichen,  schweren,  gut 
durchlässigen   Boden,    aber    mit    genügender  Feuchtigkeit.     Haupteigenschaften 


*)  A.  H.  Carson  in  Second  biennial  Report  of  the  Oregon  State  Board  of  Hort.,  Salem, 
Oregon,  i8q3  S.  216,  221.  Siehe  auch  die  eingehend  beschriebene  Geschichte  der  Einführung  bei 
J.  Laverriere,  Culture  industrielle  du  prunier  en  Californie  d'apres  un  rapport  presenie  ä 
la  societe  horticole  de  cet  Etat  im  Bulletin  du  Minisiere  d'agriculture,   Paris    j8q3.  S.  406. 


Der  Obstbau  in  den   Vereinigten  Staaten.  407 

einer  guten  Zwetsche  sind:  1.  solides  festes  Fleisch,  das  nicht  am  Stein  während 
des  Trocknens  in  Gärung  übergeht,  2.  reicher  fruchtartiger  Geschmack  und 
Bouquet.  und  3.  Dauerhaftigkeit,  sodass  sie  getrocknet  Monate  oder  Jahre  lang 
aufbewahrt  werden  kann,  ohne  merklich  einzuschrumpfen.  Je  nach  dem  Boden 
(und  der  Sorte  L.  W.)  geben  4  Pfund  oder  schon  aVa  Pfund  frische  Pflaumen 
1   Pfund  trockene. 

Die  Rente  veranschlagt  Allen  folgendermassen: 

Kosten  von  108  Bäumen  pro  acre,  20  Fuss  entfernt,  einschliesslich  Pflügen, 
Pflanzen  und  nötiges  Kultivieren  während  drei  Jahren,  bei  einem  Obstgarten 
von  nicht  weniger  als  20  acres,  50  Dollar  (200  M.).  Die  Bäume  werden  im 
dritten  Jahr  zu  tragen  beginnen  und  im  siebenten  ihre  volle  Tragbarkeit  er- 
reichen. Aut  einen  Baum  kann  man  150  Pfund  frische  Frucht  als  niedrigen 
Durchschnittssatz  rechnen  und  l1,'-.,  Cents  das  Pfund  frisch  als  niedrigen  Preis. 
Das  würde  also  243  Dollar  pro  acre  betragen,  und  da  43  Dollar  reichlich  die 
jährlichen  Ausgaben  für  die  Kultur  decken,  so  bleibt  ein  Überschuss  von  ca. 
200  Dollar  =  800  M.  pro  acre.  —  Beim  Dörren  wird  dieser  noch  grösser  und 
Allen  ruft  zum  Schluss:  Ist  es  ein  Wunder,  dass  volltragende  Zwetschengärten 
auf  1000  (4000  M.)  pro  acre  =  2800  M.  pro  Morgen  geschätzt  werden? 

Diese  Zahlen  sind  wohl  etwas  zu  sanguinisch  aufgefasst.  An  einer  anderen 
Stelle  des  Berichts,  Seite  59,  erfahren  wir  von  Herrn  James  A.  Varney,  In- 
spektor of  fruit  pests,  dass  bei  Herrn  H.  A.  Adam  auf  14  acres,  davon  3/5 
»Petite«,  das  übrige  italienische,  Silber-  und  bulgarische  Zwetsche,  auf  5 — 7 
Jahre  alten  Bäumen,  allerdings  etwas  zu  dicht  gepflanzt,  1892  20000  Pfund 
Backpflaumen  ä  8V2 — 10  Cents  gewonnen  wurden.  Rechnet  man  im  Durch- 
schnitt 1  Pfund  Backpflaumen  gleich  3  Pfund  frische  und  letztere  zu  1V2  Cents, 
so  ergiebt  sich  900  Dollar,  oder  pro  acre  nur  ca.  64  Dollar,  ca.  Ö40  M.  pro  ha, 
was  immerhin  noch  eine  gute  Rente  ist.  Herr  Adam  nahm  freilich,  da  er  nicht 
frisch,  sondern  gedörrt  verkaufte,  pro  acre  ca.  143  Dollar,  abzüglich  43  Dollar 
Kosten  (ungerechnet  das  Dörren),  also   100  Dollar  ein,  die  Hälfte  des  Obigen. 

In  Kalifornien  ward  die  Produktion  von  Backpflaumen  1891  auf  27  Millionen 
Pfund  im  Wert  von  10612014  Francs  angegeben,  der  Import  der  Vereinigten 
Staaten  auf  34281  322  im  Wert  von  10  272  430  Francs,  sodass  Kalifornien  allein 
fast  ebensoviel  erzeugt  als  eingeführt  werden.*)  Im  Jahre  1890,  einem  sehr  reichen 
Obstjahr,  gaben  Bäume  von  4 — 6  Jahren  häufig  1400 — 2800  M.  Ertrag  pro  ha,  im 
allgemeinen  rechnet  man  bei  Bäumen  von  über  3  Jahr  1000  M.  pro  ha. 

Hauptsitze  der  Kultur  sind  in  Nord-Kalifornien  Auburn  und  Newcastle, 
in  Placer  County,  in  Mittel-Kalifornien  San  Jose  und  das  ganze  Santa  Clara 
County,  in  Süd- Kalifornien  Pomona,  in  Los  Angeles  Co.,  Ventura,  in  Ventura  Co., 
Chino,  in  San  Bernardino  Co.,  ferner  Kern  County  etc. 

Unser  Landsmann  E.  W.  Hilgard,  Direktor  der  Agricultural  Experiment 
Station  der  University  of  California  in  Berkeley  bei  San  Francisco,  der  den 
zahlreichen  Besuchern  im  Jahre  1893  so  freundlich  mit  Auskunft  entgegenkam, 
und  der  vor  allem  durch  die  umfassenden  Untersuchungen  der  alkalihaltigen 
Böden  in  den  Wüsten  und  Empfehlung  des  Gipses,  zu  deren  Verbesserung  sich 

*)  Die  Produktion  von  27  Millionen  Pfund  im  Jahre  1891,  wie  sie  von  Laverriere 
nach  dem  kalifornischen  Bericht  angegeben,  ist  allerdings  ganz  auffallend  hoch,  1890  war  sie 
nur  12,  1889  |5,  1888  nur  2  Millionen.  Dagegen  war  die  Einfuhr  1891  auffallend  niedrig, 
1890  betrug  sie  58093410  Pfund,  1889  46254825  Pfund.  Siehe  die  etwas  abweichenden 
Zahlen  auf  voriser  Seite. 


4o8 


Der  Obstbau  in  den  Vereinigten  Staaten. 


die  grössten  Verdienste  um  Kalfornien  erworben,  hat  auch  Analysen  von 
Obst  und  Wein  anstellen  lassen.  In  dem  Bulletin  101  der  Calif.  Agr.  Exp.  Station 
veröffentlicht  Geo.  E.  Colby  eine  ausführliche  Untersuchung  über  Zwetschen, 
Pflaumen,  Aprikosen  und  Nektarinen.  Dabei  zeigte  sich  ein  Prozentverhältnis 
des  Steins  zum  Fleisch:  Stein  der  ungarischen  Zwetsche  3,7  Prozent  des  Ge- 
wichts der  Frucht,  deutsche  Zwetsche  4,7  Prozent,  Robe  de  Sergent  75  Prozent, 
Durchschnitt  aller  französischen  Zwetschen  5,8  Prozent,  Durchschnitt  aller 
Zwetschen  ebenso. 

Im  allgemeinen  enthalten  also  die  Zwetschen  17  mal  so  viel  Fleisch  als 
Stein;  die  Pflaumen  aber  2omal  soviel. 

Europäische  Analysen  ergaben  5,4  Prozent  Stein. 

Das  Verhältnis  des  Saftes  zum  Fleisch  stellt  sich  bei  den  französischen 
Zwetschen  am  günstigsten,  4,3  Prozent  über  den  Durchschnitt  aller  Zwetschen, 
nämlich  83  Prozent  oder  ca.  4/s  des  Fleisches.  Die  ungarische  Zwetsche, 
obwohl  die  grösste,  hatte  13  Prozent  weniger  Saft,  nur  70,  die  deutsche  71,5, 
die  St.  Katharinen-Zwetsche  nur  69,4;  der  Durchschnitt  aller  Zwetschen  betrug 
78.8.  Auch  der  Zuckergehalt  des  Saftes  war  bei  den  französischen  am  grössten, 
23,69  Prozent,  gegen  den  Durchschnitt  von  20  Prozent,  der  Säuregehalt  am 
niedrigsten  bei  der  Prune  d'Agen,  0,23  Prozent,  am  grössten  bei  der  ungarischen, 
0,95,  bei  der  deutschen  Zwetsche  0.53,  im  Durchschnitt  aller  0,40. 

Von  Interesse  ist  die  Schlusszusammenstellung  über  den  prozentischen 
Gehalt  verschiedener  getrockneter  Früchte. 


Zusammensetzung 

Fran- 
zösische 
Zwetschen 

Aprikosen 

Wein- 
trauben 

c 
u 

Oß 

e 

.SP 

'S 

tu 

3 

u 

gedörrter    Früchte 

S.So 

isch 

se 

sehe 

XI 
u 

Essbar 

er  Teil 

Schwa 

Malva: 

,,Orape  1 

Kaliforn 

weis 

adriati 

Europa 
(Smyi 

■73 

o. 

0 

3 

25  20 

32,44 
1,38 

34,83 
1,16 

25.00 
2,24 

20,03 
2,45 

33/0 

1,50 

1,40 

Rohprotein 

2,80 

2,90 

2,94 

4,50 

5,70 

1,70 

Rohfaser  . 

— 

— 

3,70 

— 

— 

8  30 

Sticktofffreie 

Extraktstoffe 

29,77 

32,18 

2,17 

10,11 

13,82 

21,60 

Fett      .     . 

40,53 

29,59 
1,51 

0,56 

52,50 

0,85 

57,60 

58,00 



Zucker       

32,CO 

Freie  Säure, 

als  Schwefelsäure  SO  s  berechnet 

0,40 

0,45 

2,00 

Gerbstoff". 

1,29 

— 

— 

— 

Summa 

100 

100 

100 

100 

100 

100 

Die  Angaben  für  europäische  Feigen  und  Äpfel  beruhen  auf  europäischen 
Analysen;  die  Weintrauben  scheinen  einer  besonderen  Behandlung  unterlegen 
zu  haben,  da  sie  als  »Grape  Food«,  Traubenfutter,  eingesandt  von  R.  E.  Wood, 
Rutherford,  Xapa  Co.,  Kai.,  bezeichnet  wurden. 

In  Bezug  auf  Prote'ingehalt  stehen,  wie  man  sieht,  die  Feigen  oben  an, 
während  der  Apfel  sehr  zurücktritt,  ebenso  sind  sie  am  reichsten  an  Zucker, 
während  die  Aprikosen  darin  selbst  hinter  den  Äpfeln  zurückstehen. 


Der  Obstbau  in  den  Vereinigten  Staaten.  4-OQ 

Wenn  Colbey  angiebt.  dass  nach  europäischen  Analysen  der  Saft  von 
Zwetschen  im  Durchschnitt  nur  6,15  Prozent  Zucker  enthalte,  während  in 
Berkeley  20  Prozent  gefunden  wurden,  ebenso  Aprikosen  4,69  gegen  13,31 
drüben,  so  ist  da  ein  kleiner  Irrtum  untergelaufen;  die  von  ihm  offenbar  aus 
König,  Zusammensetzung  der  Nahrungsmittel,  3.  Aufl..  entnommenen  Zahlen 
beziehen  sich  auf  die  ganze  Frucht,  immerhin  aber  haben  in  Kalifornien  die 
Zwetschen  im  Durchschnitt  15,35,  die  Aprikosen  11,10,  die  Pürsiche  12,50 
Prozent  Zucker  in  der  ganzen  Frucht.  Pfirsiche  und  Nektarinen  haben  in 
Kalilornien  ca.  17  Prozent  Zucker  im  Saft.  Dieser  grosse  Zuckerreichtum 
erklärt,  dass  die  Früchte  sich  dort  so  vorzüglich  zum  Dörien  eignen.  --  Fin 
wenig  günstiger  für  die  europäischen  wird  das  Verhältnis,  wenn  man  den 
Zucker  in  der  Trockensubstanz  vergleicht.  Dieser  ist  nach  König  bei 
europäischen  Zwetschen  32.35,  bei  den  kalifornischen  (nach  meiner  Rechnung) 
51,53  Prozent;  die  europäischen  sind  wasserreicher,  und  das  erklärt  wohl 
auch,  dass  bei  europäischen  Backpflaumen  (Zwetschen)  nach  König  44,41 
Prozent  Zucker  im  Durchschnitt  in  der  lufttrockenen  Substanz  sich  finden, 
gegen  nur  40,53  Prozent  drüben. 

Kirschen. 

Kirschen  gedeihen  in  vielen  Gegenden  nicht  so  gut  wie  in  iVIitteleuropa, 
und  Downings  schon  1845  ausgesprochener  Wunsch,  dass  man  ebenso  schöne, 
schattige  Kirschenpflanzungen  an  den  Wegen  anlegen  möchte  wie  in  Deutsch- 
land und  Mähren,  ist  noch  immer  nicht  in  Erfüllung  gegangen.*) 

Wieder  sind  es  die  Staaten  Washington  und  Oregon,  in  welchen  die 
Kirschen  vorzüglich  gedeihen,  und  wenn  Oregon  an  seiner  Austeilung  in 
Chicago  in  grossen  Buchstaben  die  Worte:  »Two  bites  to  a  cherry«  (Zwei 
Bissen  auf  eine  Kirsche)  anbrachte,  so  hatte  es  fast  nicht  zu  viel  gesagt. 
Zwei  Sorten  werden  besonders  gebaut:  »Royal  Ann«  und  ^Lewelling«  oder 
»Black  Republikan«.  Beides  sind  Herzkirschen,  »gute  Schiffer«,  Royal  Ann 
weisslich  gelb  mit  roter  Backe,  Lewelling  schwarz.  Alan  legte  in  Chicago  die 
Kirschen  auf  Teller  so,  dass  die  Stiele  nach  innen  kamen,  wras  sehr  gut  aussah. 
Auch  grosse  Zweige  wurden  vorgeführt,  um  den  reichen  Ertrag  zu  zeigen,  so 
von  Judge  Flinn,  Albany,  Or.  Sie  waren,  als  ich  sie  sah,  schon  15  Tage  vom 
Baume  gebrochen  und  noch  sehr  frisch.  Eine  Black  Tatarian  (unsere  schwarze 
tatarische  Kirsche)  hatte  einen  Umfang  von  8Va  cm  und  einen  nui  kurzen  Stiel  von 
3V2  cm.    Die  Blätter  waren  bis   13  cm  lang  und  7V2  cm  breit,  ihr  Stiel  5  cm  lang. 

Auch  Kalifornien  liefert  viele  Kirschen,  mit  die  ersten;  es  sind  meist 
helle   Varietäten,    besonders   wieder   die   Royal  Ann,    von   denen    ich    auf   der 


*)  Downing  hat  die  deutschen  Kirschenalleen  nicht  selbst  gesehen,  er  zitiert  nur 
Loudon,  der  in  seinem  Arboretum  britannicum  sagt:  „Auf  dem  Kontinent,  und  spezieller  in 
Deutschland  und  der  Schweiz,  wird  die  Kirsche  viel  als  Strassenbaum  benutzt,  besonders  in 
den  nordlichen  Teilen  Deutschlands,  wo  Apfel  und  Birne  nicht  gedeihen  (?  L.  W.).  In 
einigen  Landern  geht  die  Fahrstrasse  viele  Meilen  durch  eine  Alle  von  Kirschbäumen.  So 
in  Mähren  die  Strasse  von  Brunn  nach  Olmütz,  über  60  englische  Meilen,  und  im  Jahre  1828 
reisten  wir  mehrere  Tage  durch  eine  fast  fortlaufende  Allee  von  Kirschbäumen,  von  Strassburg 
auf  einer  Rundreise  nach  München.  Die  Alleen  werden  auf  Wunsch  der  Regierungen  ge- 
pflanzt, nicht  nur  zum  Schatten  für  den  Reisenden,  sondern  auch  damit  die  armen  Wanderer 
sich  erquicken  können.  Jeder  darf  pflücken,  nur  die  Bäume  nicht  beschädigen;  aber  die 
Haupternte  wird  vom  Besitzer  vorgenommen,  und  wenn  dieser  die  Früchte  von  einem  beson- 
deren Baume  behalten  will,  wird  ein  Stiohwisch  darum  gemacht.  Das  Zeichen  respektiert 
Jeder."  —  Wie  ganz  anders  ist  es  in  Wirklichkeit,  wenigstens  jetzt.  Der  Strohwisch  ist  ja  ein 
Zeichen,  dass  die  Bäume  verpachtet  sind,    und    strenge  Strafen  sind  auf  Obstdiebstahl  gesetzt ! 


410 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


Strasse    in    einem    Obstladen    Chicagos    Exemplare    bis    2'  a  cm    Durchmesser 
mass,  so  waren  sie  aber  fast  alle. 

In  den  Xordoststaaten  werden  besonders  gebaut: 

Herzkirschen:  Black  Eagle,  Black  Tatarian.  Elton,  Knights  Early. 
Knorpelkirschen  (Bigarreau):   Cleveland,   Napoleon,  Tradescants  Black 

(Elkhorn). 
Baumweichsein     und    Sauerkirschen:    Aren    Duke,    May    Duke,    Reine 
Hortense,  English  Morelle  etc. 
Neu  empfohlene  Sorten  sind:  Bing.  Mercer,  Hoskins  etc. 
Der  Kirschbaum  liebt  hohe  trockene  Lagen  mit  durchlässigem  Untergrund, 
erträgt  aber  das  extreme  Klima  nicht  gut.     Er  wird  meist  auf  Prunus  Mahaleb 
veredelt,  da  diese  Unterlage  härter  ist. 

Sehr  zu  beklagen  ist,  dass  durch  die  Mac  Kinley  Bill  die  Einfuhr  von 
Kirschsaft,  der  früher  so  viel  nach  den  Vereinigten  Staaten  ging,  fast  ganz 
untergraben  ist,  und  doch  kann  man  in  Amerika  den  Bedarf  durch  das  ein- 
heimische Produkt  schwerlich  befriedigen. 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen  etc. 


Acer  monspessulanum  Biedermann!  (f.  nov.) 

Von  Fritz  Graf  Schwerin,  Wendisch- 

Wilmersdorf. 

Blätter  von  normaler  Spreite,  an 
üppigen  Trieben  gezähnt;  sehr  reich 
gelblich  gefleckt  und  marmoriert.  Diese 
bunte  Färbung  ist  eine  konstante,  so- 
dass keine  grünen  Blätter  neben  den 
panachierten  auftreten,  und  alle  Blätter 
in  gleichem  Masse  reich  gezeichnet  sind. 

Es  ist  dies  das  erste  Mal,  dass  eine 
Farbenvarietät  bei  Acer  monspessu- 
lanum L.  aufgefunden  wurde,  und  be- 
nenne ich  diese  daher  nicht  nur  schöne, 
sondern  auch  sehr  interessante  Form 
nach  dem  Entdecker,  der  so  gütig  war. 
mir  seinen  Fund  mitzuteilen.  Herr 
E.  Biedermann,  Kgl.  Forstmeister  in 
Zechlin,  Ostpriegnitz,  schrieb  mir  unter 
Beifügung  von  frischem  Material  der 
betreffenden  Pflanze: 

„Vor  mehreren  Jahren  erhielt  ich  von 
Herrn  Gebbers -Wiesenburg  einige 
Dutzend  Sämlinge  von  Acer  monspessu- 
lanum, die  ich  zunächst  in  einem  Pflanz- 
garten unterbrachte  und  einige  Jahre 
später  z.  T.  zur  Ausschmückung  des  zu 
meinem  Dienstetablissement  gehörigen 
Parkes  verwandte.  Unter  den  von  jetzt 
an  mit  grösserer  Aufmerksamkeit  be- 
trachteten Exemplaren  befindet  sich 
dasjenige,  von  welchem  der  eingesandte 


I  kleine  Zweig  entnommen  ist.  Die 
I  reizende  Blattzeichnung  erregte  zwar 
1  sofort  mein  Interesse,  ich  betrachtete 
sie  aber  zunächst  nur  als  immerhin 
ungewöhnliches  Beispiel  einer  Fort- 
pflanzung der  Varietät  durch  Samen, 
in  der  Voraussetzung,  dass  die  Varietät 
bei  den  Gärtnern  längst  bekannt  sein 
würde.  Erst  die  Durchsicht  zahlreicher 
Kataloge,  die  sämtlich  von  einerFarben- 
varietät  des  Acer  monspessulanum 
nichts  enthielten,  und  schliesslich  die 
Notiz  auf  S.  42  Jahrgang  1896  der 
..Mitteilungen  der  deutschen  dendro- 
logischen  Gesellschaft'-,  wonach  diese 
Art  nur  in  der  Form  der  Blattspreite 
und  trotz  grosser  Aussaaten  bisher  nie 
in  der  Farbe  variirte.  belehrte  mich, 
dass  ich  mich  im  Besitz  einer  grossen 
Seltenheit  befinde.'' 


Incarvillea  grandiflora.    Bur.  et  Franch. 
Die  Familie  der  Bignoniaceen,  welche 
i   sich    durch  Schönheit    der   Form    und 
j  Farbe      in      den      Blüten     auszeichnet. 

bietet  in  den  meisten  der  zu  ihr  ge- 
!  hörigen  kultivierten  Arten  schöne 
!  Klettergewächse  mit  Greifranken,  wie 
I  z.  B.  die  prächtige  Bignonia  bucci- 
j   natoria;     nur     einige    Gruppen     sind 

keine  Kletterer,  wie  die  Gattungen 
I  Amphicome    und    Incarvillea.     In 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


411 


Westfrankreich  und  in  der  Umgegend 
von  Paris  wurden  bisher  erfolgreich 
im  Kalthause  die  rosa.  resp.  rot  blü- 
hende A.  Emodi  und  A.  arguta  kul- 
tiviert. Die  verwandte  Gattung 
Incarvillea  war  in  den  beiden  letzten 
Jahrzehnten  anfangs  nur  durch  die 
I.  Olgae  in  den  Gewächshäusern  ver- 
treten. 1880  wurde  sie  zuerst  aus 
Turkestan  als  eine  schöne  Pflanze 
mit  aufrechten  Zweigen,  gefiederten 
Plättern  und  schönen  zarten  Rosa- 
blüten bekannt.  Es  folgten  bald  darauf 
I.  Koopmanni,  eine  Varität  der 
ersteren,  die  1S81  im  Bot.  Magaz.  t. 
6593  abgebildet  ist,  I.  sin e nsis,  welche 
der  I.  Olgae  im  Laub  ähnelt,  und 
I.  Delavayi.  Letztere  trifft  man  zwar 
noch  selten  an,  sie  ist  aber  im  Begriff 
sich  schnell  zu  verbreiten.  In  der  Revue 
hört.  1893  p.  544  und  in  Gartenflora 
1894  t.  1398  ist  sie  koloriert  dargestellt. 
Ihre  Heimat  ist  das  Yunnangebirge  in 
China,  wo  sie  in  einer  Höhe  von 
2-3500  m  über  dem  Meere  durch  den 
Abt  Delavay  entdeckt  wurde. 

Die  prächtigste  aller  Arten  ist  aber 
die  I.  grandiflora,  sie  ist  noch 
schöner  als  die  vorhergehende.  Sie 
wurde  auf  der  Reise  des  Prinzen 
Heinrich  von  Orleans  nach  Central 
Asien,  1890,  von  Gabriel  Bonvaldt 
in  Batang  in  der  Provinz  Se-Tchuen 
gesammelt.  1895  erhielt  Maurice  de 
Yilmorin  Samen  aus  Tchonkinn  in  der 
genannten  Provinz  durch  den  Abbe 
Farges.  Die  hieraus  gezogenen 
Pflanzen  blühten  in  Barres  1897,  die 
Abbildung  in  der  Revue  horticole 
dieses  Jahres  p,  12  jedoch  ist  nach 
der  Exsiccata  des  Herrn  Gabriel 
Bonvalot  hergestellt.  Von  einem 
fleischigen  Wurzelstock  erhebt  sich  eine 
grosse  Rosette  30 — 40  cm  langer  fieder- 
spaltiger  Blätter.  Zahlreiche  aufrechte 
Stengel  tragen  viele  7  cm  lange,  röhren- 
förmige rosa  karminrote,  im  Schlünde 
weisse  Blüten,  deren  Durchmesser 
flach  ausgebreiteter  Säume  dieselbe 
Grösse  erreicht.  Die  Blütezeit  ist  der 
Mai.  Die  Früchte  sind  Kapseln.  Die 
wundervollen  Pflanzen  haben  bereits 
Samen  getragen,  so  dass  Hoffnung  ist, 
sie  weiter  zu  verbreiten.  Die  Kultur  ist 
dieselbe  wie  bei  I.  Delavayi.   J.  B 

Acalypha  Chantrieri. 
In  neuester  Zeit  sind  eine  Reihe  Aca- 
lyphen    entstanden,    die  sich    von   den 


bisherigen  rötlich  oder  gelblich  be- 
blätterten ornamentalen  Euphorbien 
durch  dunkelgrünes  Laub  auszeichnen, 
das  an  den  Rändern  weiss  gefleckt 
oder  bordiert  ist.  Alle  neuen  Arten 
sind  Warmhauspflanzen  und  Hybriden 
zwischen  verschiedenen  Typen.  So 
ist  die  A.  Chantrieri  eine  Kreuzung 
zwischen  A.  Hamiltoniana  und  A. 
macrophylla.  Zur  selben  Gruppe 
gehört  A.  morfontanensis,  welche 
hervorgegangen  ist  aus  einer  Kreuzung 
zwischen  A.  Hamiltoniana  und  A. 
marginata.  Sie  unterscheidet  sich 
durch  ihre  Heterophyllie,  ist  aber  in 
Färbung  der  Blätter  der  obigen  gleich. 
A.  Godseffiana  hat  ovale  gezähnte 
Blätter  mit  einem  breiten  weissen 
Rand.  Sie  stammt  aus  Neuguinea  und 
wurde  gleichzeitig  mit  der  A.  hispida 
im  vorigen  Jahre  in  Gent  von 
F.  Sander  &  Co.  ausgestellt.  Die  ver- 
schiedenen Arten,  wie  A.  macro- 
phylla, A.  Macafeana.  A.  hispida, 
A.  Chantrieri,  A.  Godseffiana  etc. 
wachsen  alle  sehr  schnell  und  können 
ausgezeichnet  dekorativ  wirken.  Die 
in  der  Ueberschrift  genannte  Art  ist 
abgebildet  in  der  Rev.hortic.  1899  p.208. 


Rhododendron  ciliocalyx. 

Auf  ihren  Reisen  im  östlichen  Tibet 
und  im  Yunnan  Gebirge  in  China  im 
Jahre  1886  haben  der  Abbe  David 
und  Abbe  Delavay  nach  den  Be- 
arbeitungen von  Fr  an  ch  et*)  36  neue 
Arten  gefunden,  die  der  Gattung  Rho- 
dodendron angehören.  Später  sind 
dieser  Zahl  noch  viele  weitere  hinzu- 
gefügt, sodass  die  genannten  Gebirge 
als  das  Zentrum  des  Verbreitungs- 
gebietes der  Gattung  Rhododendron 
anzusehen  sind. 

Alle  Arten  verdienen  jedoch  nicht 
das  gleiche  gärtnerische  Interesse, 
aber  unter  ihnen  ist  eine  grosse  Zahl 
von  ornamentalem  Wert.  Franchet 
empfahl  der  Kultur  in  unseren  Gärten 
besonders  folgende  Arten:  Rh.  calo- 
phyllum  mit  sehr  breiten  Blättern 
und  grossen  weissen  Blüten,  Rh.  ro- 
tundifolium,  dessen  Blätter  an  ein 
Limnanthemum  erinnern,  Rh.  Da- 
vid i,  das  sehr  blütenreich  ist,  Rh.  De- 
lavayi mit  dichten  Büscheln  kirsch- 
roter    Blüten,      Rh.      dendrocharis, 


*)  Franchet      in     Bull.     Soc.     bot.     France 
XXX11I  p.  225. 


4-J  2 


Kleinere  Mitteilungen. 


Rh.  moupinense,  Rh.  campylo- 
gynum  mit  tief  dunkelroten  Blüten, 
die  an  Glockenblumen  erinnern,  Rh. 
ciliocaly,  die  sich  in  schöner  Ab- 
bildung in  der  Revue  hortic.  1899 
p.  36  findet.  Sie  ist  eine  der  schönsten 
und  hat  zum  ersten  Male  bei  A.  Milne- 
Edwards  in  Xogent-le-Rotrou  geblüht. 
Die  Samen  dieser  Pflanzen  waren  eben- 
falls vom  Abbe  Delavay  gesammelt 
worden.  Die  weissen  Blüten  stehen  in 
Büscheln  von  7 — 10  Stück.  Die  Krone 
ist  ungefähr  5  cm  gross.  Durch  die 
grossen  glockenähnlichen  Blüten  ähnelt 
die  vorliegende  Pflanze  der  Himalaya 
Art  Rh.  Dalhousiae.  Sie  wurde  im 
Yunnan  Gebirge  in  2400  m  ü.  d.  M. 
nahe  bei  Mo-so-yn  entdeckt.  Sie  ist 
eine  sehr  schöne  Eroberung  für  unsern 
Garten,  da  sie  einmal,  wie  zu  hoffen 
ist,  im  Handel  schnelle  Verbreitung 
linden  wird  und  zweitens  grosser  Kälte 
zu  widerstehen  vermag.  J.  B. 


Lobelia  Rivoirei. 

Vor  mehreren  Jahren  veröffentlichte 
die  Revue  horticole  (1893  p.  519)  eine 
neue  Lobelia-Varietät,  die  von 
Chabanne  und  Goujon,  botanischer 
Garten  in  Lyon,  L.  Gerardi  ge- 
nannt wurde  und  aus  einer  Kreuzung 
der  schönen  Varietät  von  L.  cardi- 
nalis,  genannt  Queen  Viktoria,  und 


einer  Form  der  L.  syphilitica  hervor- 
gegangen war.  Es  war  eine  prächtige 
Pflanze  von  1,50  m  Höhe,  die  sich 
während  der  ganzen  Saison  mit  zahl- 
reichen Büscheln  violetter  Blüten  be- 
deckte. Chabanne  erzeugte  zwei 
Jahre  später  aus  diesem  Bastard  sechs 
neue  Formen,  die  er  folgendermassen 
benannte:  L.  Gerardi  corrallina 
mit  korallenroten  Blüten;  L.  G.  lug- 
dunensis,  zart  rosa;  L.  G.  amaran- 
tina,  samtartig  rot;  L.  G.  splendens, 
rot  wie  die  Queen  Victoria;  L.  G. 
Malmaison,  rot  gefärbt.  Diese  Arten 
waren  im  vorigen  Jahre  sämtlich  aut 
der  Gartenbauausstellung  zu  Lyon  zu 
sehen.  Zu  derselben  Gruppe  von  Lo- 
belien gehört  die  schöne  Pflanze, 
welche  die  Herren  Rivoire  &  Sohn 
zu  Lyon  unter  den  Namen  L.  hybrida 
Rivoirei  gezüchtet  haben.  Eine  präch- 
tige Abbildungund  genaue  Beschreibung 
in  der  Revue  hört.  1899  p.  60  zeigt 
die  Form  und  die  Farbenpracht  der 
Pflanze  sehr  exakt.  Sie  wird  bereits 
seit  zwei  Jahren  kultiviert  und  in  den 
Handel  gebracht;  sie  trägt  den  ganzen 
Sommer  über  rosenrote  Blüten  und  wird 
etwa  1  m  hoch.  Sie  ist  ein  kostbares 
Kleinod  für  die  Ziergärten,  sie  verlangt 
Halbschatten,  da  Pflanzen,  die  der 
Sonne  direkt  ausgesetzt  waren,  trotz 
Bewässerung  verbrannten.  J.  B. 


Kleinere  Mitteilungen. 


Der  Garten  des  Herrn  Demharter  in 
Gr.-Lichterfelde. 

Am  10.  Juli  besuchten  einige  Mit- 
glieder des  Liebhaber-Ausschusses  den 
Garten  ihres  »Genossen«  Herrn  Dem- 
harter in  Gr.-Lichterfelde  und  waren 
erstaunt  über  die  reichen  Pflanzen- 
schätze, die  hier  auf  kleinem  Raum 
vereinigt  sind.  Nachdem  zunächst 
einige  Cacteen  besichtigt  waren,  auf 
die  Herr  Demharter  aber  nicht  so 
viel  Wert  legt,  da  er  diese  bei  seinem 
Freunde  Fferrn  H e  e  s  e  -  Gr.-Licht erfeld  e 
in  grosser  Zahl  geniessen  kann,  ging 
es  in  ein  kleines  Orchideenhaus,  wo 
Coelogyne  Lemoinei,  Vanda  Lemoinei, 
Cymbidium  Lowii,  Angraeceun  Scotti- 
anum,  Vanda  Kimballiana,  Phalaenopsis 
Schilleriana     u.     s.    w.     in     gesunden 


kräftigen  Exemplaren  standen.  Ausser- 
dem aber  fanden  sich  noch  Bromelia- 
ceen,wieTillandsiaLindeni,Nidularium, 
Innocentii  u.  s.  w.  und  eine  sehr 
seltene  kleine  Warmhauspflanze  Utri- 
cularia  Forgetiana  (?),  für  25  M.  von  F. 
Sander  &  Co.  erworben,  weiter  die 
schöne  Ampelpflanze,  Aeschynanthus 
pulchra,  mit  fast  purpurnen  Blättern, 
die  im  Winter  grün  werden  und  mit 
schön  scharlachroten  Blumen  die  sich 
abgeschnitten  8  Tage  halten. 

In  einem  zweiten  an  ersteres 
stossenden  Orchideenhause  sind  Cattleya 
Eldorado,  von  denen  Herr  Demharter 
25  Stück  von  Herrn  Heese  bezogen;  sie 
sind,  trotzdem  sie  schwierig  zu  kulti- 
vieren sind,  sehr  gut  gediehen,  was  wohl 
mit  darauf  zurückzuführen  ist,  dass  sie  an 


Kleinere  Mitteilungen. 


413 


Kork  befestigt  sind.  Weiter  sahen 
wir  Cattleva  Gaskelliana,  C.  gigas, 
C.  chrysotoxa,  Oncidium  funereum, 
das  Toten-Oncidium  ,  mit  welchem 
die  Mexikaner  am  Totenfeste  die 
Gräber  schmücken,  0.  pulvinatum, 
Laelia  anceps  alba,  Yanilla  planiiolia, 
eine  grosse  L.  purpurata,  Üdonto- 
glossum  Edwardi  (will  etwas  wärmer 
stehen)  O.  cucullatum,  O.  sphacelatum 
O.  sarcodes,  Laelia  Gouldiana  (anceps 
X  autumnalis)  L.  anceps  Barkeri,  eine 
seltene  Varietät,  von  der  sich  F. 
Sander  &  Co.  das  zweite  Exemplar 
ausbaten,  L.  anceps  Morado  u.  s.  w., 
Laelia  grandis  tenebrosa,  mit  sehr 
schöner  karminroter  Lippe,.  C.  Wal- 
keriana,  fast  die  einzige  Art  dieser 
Gattung,  welche  ihren  Blütenstiel  seit- 
lich aus  dem  Scheinknollen  entwickelt, 
lerner  Cypripedien,  u.  a.  C.  montanum, 
eine  Form  von  C.  insigne,  auch 
Phyllocacteen,  Opuntia  frutescens,  bei 
der  sich  nach  Herrn  Urban  aus  dennoch 
fest  sitzenden  Früchten  gleich  die 
jungen    Pflanzen    entwickeln,    u.    s.   w. 

In  einem  Erdkasten  stehen  ein 
grosses  Crinum  (giganteum  ?)  C.  nobile, 
Bonapartea  hystrix,  Oncidium  bictoni- 
ense,  Odontoglossum  crispum  u.  s.  w. 
Früher  liess  Herr  Demharter  diesen 
Kasten  im  Sommer  ganz  offen;  er 
hält  es  jetzt  aber  für  besser,  ihn  doch 
mit  Fenstern  zu  bedecken  und  nur 
eine  Stelle    im  Dach    offen    zu  lassen. 

Höchst  einfach  und  zweckmässig 
ist  die  Schattenvorrichtung,  die  Herr 
Demharter  anwendet.  An  einer 
Rouleaustange  befestigt  er  sogenannte 
Tapezier-Leinewand,  ein  lockeres  Ge- 
webe ä  Meter  25  Pfg.  An  der  Stange 
ist  in  der  Mitte  eine  Oese  und  mittelst 
eines  Stockes,  der  am  oberen  Ende 
einen  Nagel  hat,  wird  die  Schatten- 
vorrichtung  aut   das  Dach  geschoben. 

Im  Garten  selbst  sahen  wir  u.  a. 
Incarvillea  Delavayi,  Viola  cornuta 
tricolor,  und  geradezu  Prachtexem- 
plare von  Campanula  carparthica  in 
grossen  Stauden.  Die  Yucca  waren 
auch  sehr  schön,  sie  erhalten  viel 
Dünger  und  die  unteren  Blätter  werden 
stets  abgenommen. 

Die  Gewächshäuser  und  die  Heiz- 
vorrichtungen des  Herrn  Demharter 
sind  um  so  interessanter,  als  er,  der 
ursprünglichPräcisionsmechanikerwar. 
fast  alles  selbst  gebaut  hat,  und  es  ist 


eine  Freude  zu  sehen,  mit  welchem 
Eifer  der  jetzige  Rentier  sich  seinen 
Pilanzen  widmet.  Sie  lohnen  es  ihm 
aber  auch!  I,.  \Y. 


Ein  einfaches  Zerstörungsmittel  für 
Pilze  und  Insekten. 

In  einer  Privatgärtnerei  in  England 
waren  die  Weinstöcke  in  zwei  Wein- 
häusern im  vergangenen  Sommer 
stark  mit  Meltau  befallen,  der  sich 
so  stark  entwickelte,  dass  die  ganze 
Ernte  vollständig  ruiniert  wurde.  Die 
verschiedenen  Bekämpfungsmittel 

wurden  angewendet,  nichts  half. 
Frühzeitig  in  diesem  Jahre  wurden 
die  Weinhäuser  aufs  sorgfältigste 
gesäubert,  die  oberen  Erdschichten 
der  Beete  und  Steige  abgenommen 
und  fortgeschafft  und  frische  aufgefüllt. 
Die  Stämme  der  Weine  wurden  mit 
einer  starken  Lösung  von  Schwefel- 
blüte und  schwefelsaurem  Kali  be- 
strichen, aber  ohne  besonderen  Erfolg, 
denn  der  Meltau  brach  an  verschiedenen 
Stellen  im  »frühen  Hause«  wieder 
hervor,  als  die  Pflanzen  zur  Blüte 
kamen.  Radikalmittel  erschienen  jetzt 
als  eine  Notwendigkeit,  und  auf  Anraten 
versuchte  man  heisses  Wasser,  womit 
die  Pflanzen  bespritzt  wurden.  In  einiger 
Entfernung  von  den  Weinen  brachte 
man  das  Wasser  zum  Kochen.  So 
schnell  wie  nur  möglich  wurde  es 
zum  Besprengen  ins  Haus  getragen  und 
mit  gehöriger  Kraft  durch  eine  Hand- 
spritze den  Pflanzen  verabreicht.  Die 
Spritze  wurde,  um  die  Hände  des  Ar- 
beiters vor  Verbrühen  zu  schützen, 
mit  einem  Tuche  umgeben.  Die  Weine 
wurden  zweimal  tüchtig  durchgespritzt, 
ebenso  erhielt  die  Oberfläche  des 
Beetes  eine  Bewässerung  um  die  event. 
hier  hinauf  gefallenen  Sporen  zu  töten. 
Wunderbar  in  der  That  ist  es,  dass 
kein  Blatt,  keine  Blüte  durch  diese 
Heisswasserkur  irgend  welchen  Schaden 
erlitten  hat.  Auch  die  jungen  Triebe 
sind  nicht  beschädigt,  aber  hoch  an 
den  .Stämmen  entspringende  Luft- 
wurzeln wurden  schwarz.  Am  nächsten 
Tage  konnte  man  nicht  mehr  die  ge- 
ringste Spur  lebenden  Meltaus  ent- 
decken, braune  Flecke  aber  an  den  Blät- 
tern, Stellen,  wo  derselbe  bisher  gear- 
beitet hatte,  erschienen  zahlreich.  Diese 
Blätter  wurden  entfernt,  an  den  üb- 
rigen   hat    sich  bis  jetzt  nichts  Mieder 


4'4 


Kleinere  Mitteilungen. 


gezeigt.  Nachträglich  wurde  noch  ein 
Weinstock  »White  Tokay«  ganz  be- 
sonders vorgenommen.  Da  derselbe 
durch  seine  geschmacklose  Frucht  hier 
von  keinem  erheblichen  Wert  war,  so 
verabreichte  man  das  Wasser  dem 
Siedepunkt  so  nahe  als  möglich,  auch 
hier  war  keine  Beschädigung  bemerk- 
bar. Ausser  der  Vernichtung  des 
Meltaus  ist  lestgestellt,  dass  auch 
Insektenschädlinge  dem  heissen  Wasser 
in  seiner  Wirkung  unterliegen.  Die 
weisse  Wolllaus,  welche  sich  nament- 
lich in  Warmhäusern  festsetzt  und  dem 
Gärtner  viel  Arbeit  verursacht,  wurde 
auf  diese  Weise  getötet.  Der  Bericht- 
erstatter im  »Gardener's  Chronicle« 
meint,  warum  sollte  heisses  Wasser 
auch  nicht  bei  Phylloxera  ebenso  wirk- 
sam sich  erweisen,  als  bei  der  Woll- 
laus. Diese  Thatsachen  erscheinen 
wirklich  wichtig  genug,  um  weitere 
Versuche,  wenn  nicht  mit  heissem 
Wasser,  so  vielleicht  mit  Dampf  vor- 
zunehmen. Die  Weine,  welche  den 
ersten,  oben  geschilderten  Versuchen 
Widerstand  leisteten,  waren:  Muscat, 
Madresiield  Court,  White  Tokay  und 
Lady  Downes  Seedling.  Sie  sind  sämt- 
lich in  vollem  Wachstum,  und  wie 
auch  die  Beeren,  unbeschädigt  ge- 
blieben. 

Zur  Vernichtung  aller  Arten  Insekten 
auf  Pflanzen  erscheint  ein  so  hoher 
Wärmegrad  nicht  unbedingt  nötig,  viele 
Pflanzen  werden  ihn  überhaupt  nicht 
ertragen  können.  So  erfahren  wir  an 
anderer  Stelle,  dass  Wasser  bis  zu 
77°  C.  erwärmt,  imstande  ist.  das  ver- 
schiedenste Ungeziefer  zu  töten.  Zu 
diesem  Zwecke  taucht  man  die  Pflanzen 
in  Gefässe,  oder  legt  sie  auf  die  Seite 
und  spritzt  sie  tüchtig.  Durch  diese 
Lage  der  Pflanzen  verhütet  man  ein 
Beschädigen  der  Wurzeln,  da  das 
Wasser  nicht  an  sie  herankommt.  In 
der  Landwirtschaft  ist  diese  Methode 
längere  Zeit  in  Gebrauch,  und  zwar  um 
Getreidekörner  von  Pilzen  (Brand- 
sporen) zu  reinigen.  Das  Wasser  wird 
aber  in  diesem  Falle  nur  bis  zu  520  C. 
erhitzt. 

Für  die  Gärtnerei  ist  es  sicher  von 
grösster  Wichtigkeit,  weitere  Versuche 
auszuführen  und  über  die  damit  ver- 
bundenen Erfolge  und  Misserfolge  be- 
richtet zu  sehen,  denn  nichts  Be- 
quemeres und  Billigeres  kann  wohl 
denselben  Zweck  erfüllen.      E.  B.  B. 


Das  Besprengen  der  Obstbäume  und  Sträucher 
mittelst    Dampfspritzen. 

In  den  letzten  Sitzungen  des  Garten- 
bauvereins sind  wiederholt  Hilfsmittel 
zur  Insektenvertilgung  von  Frucht- 
bäumen vorgeführt  und  eingehend  be- 
sprochen worden.  Es  kamen  hierbei 
verschiedene  Fabrikate  von  Hand-  und 
Druckspritzen  in  Betracht.  Die  von  den 
Herren  vorgebrachten  Erfahrungen 
lauteten  bald  günstig  bald  ungünstig, 
sodass  es  in  der  That  schwer  erschien, 
überhaupt  ein  Instrument  zu  liefern, 
das  nach  allen  Richtungen  hin  zu- 
friedenstellende Resultate  aufweist  und 
allen  Anforderungen  entspricht.  Von 
welch  grosser  Wichtigkeit  dieser 
Gegenstand  im  Obstbau  ist,  liess  die 
heisse  Debatte  erkennen.  Er  ist  aber 
nicht  nur  bei  uns,  sondern  in  allen 
Ländern,  wo  der  Obstbau  gepflegt 
wird,  eine  brennende  Frage.  Zu  be- 
grüssen  sind  auch  daher  die  neuer- 
dings angestellten  Versuche  in  England 
mit  extra  für  diesen  Zweck  eingerich- 
teten Dampf  -  Pumpmaschinen  oder 
Dampfspritzen,  die  sehr  zufrieden- 
stellende Erfolge  ergeben  haben.  Die 
Maschine  stammt  aus  derweltbekannten 
Fabrik  der  Herren  Merryweather  & 
Sons  und  soll  alles  bisher  für  diese 
Zwecke  angewendete  weit  übertreffen. 
Sie  ist  von  zwei  Mann  leicht  von 
einem  Ort  zum  andern  zu  befördern 
und  kann  gleichzeitig  in  Feuersgefahr 
verwendet  werden.  Lieber  die  auf 
mehreren  Obstplantagen  ausgeführten 
Versuche  entnehmen  wir  dem  »Gard. 
Chronicle«  folgendes:  Die  Maschine  ist 
ähnlich  dem  »Valiant  Typus«  der 
obengenannten  Firma  und  dient  dazu, 
besonders  hergestellte  Emulsionen  von 
einem  Bassin  auf  grosse  Entfernung 
durch  eiserne  Rohre  oder  biegsame 
Schläuche  nach  verschiedenen  Punkten 
zu  drücken,  von  wo  aus  die  Leitung 
sich  wiederum  verzweigt.  So  viel  als 
24  grosse  Schlauchmündungen  können 
auf  einmal  thätig  sein,  sodass  eine 
grosse  Plantage  in  verhältnismässig 
kurzem  Zeiträume  behandelt  werden 
kann.  Der  erste  Versuch  fand  im 
Etablissement  des  Herrn  Best,  Suckley, 
Worcester  statt.  Es  waren  hier 
Pflaumenbäume,  die  bis  in  ihre  höchste 
Spitzen  von  20  Fuss  Höhe  wirkungs- 
voll bearbeitet  wurden.  Herr  Best 
war  über  die  Funktion  des  Apparates 
höchst    erfreut.     Der   nächste  Versuch 


Kleinere  Mitteilungen. 


4lD 


wurde  in  Toddington  angestellt,  auf 
der  Orchard  Co. 's  Pflanzung  unter 
Leitung  des  Herrn  C.  D.  Wise,  bei 
welchem  die  Grösse  und  Kraft  der 
Maschine  dieselbe  wiedie  derzumersten 
Versuche  verwendeten  waren. 

Hier  wurde  die  Lösung  durch  eine 
Schlauchlänge  von  1500  Fuss  (3V4  cm 
Stärke  des  Schlauches)  eine  Anhöhe 
von  150  Fuss  mit  vollständigem  Fr- 
folg hinaufgepumpt.  Auch  Stachel- 
beerbüsche wurden  hier  besprengt. 
In  den  Obstanlagen  des  Herrn  Isaak 
Reader  in  Paddock  Wood  wurde  der 
dritte  Versuch  gemacht.  Die  Länge 
betrug  1600  Fuss.  Reader  sprach 
seine  volle  Anerkennung  aus  und 
meinte,  dass  solch  ein  Apparat  schon 
seit  Jahren  gewünscht  ist,  auch  dass 
es  unmöglich  wäre,  grosse  Bäume  auf 
eine  andere  Weise  zu  säubern.  —  Die 
Maschine  kann  auch  in  der  Landwirt- 
schaft vielfach  Verwendung  finden, 
namentlich  aber  für  grosse  Anlagen 
wird  sie  durch  Billigkeit  in  Unter- 
haltung und  wirkungsvolles  Arbeiten 
sehr  wertvoll  sein.  Ein  Punkt  von 
grosser  Wichtigkeit  tritt  noch  in  der 
Einrichtung  der  Saugapparate  zu  Tage, 
es  ist  nämlich  möglich,  Wasser  und 
Chemikalien  aus  verschiedenen  Bassins 
in  bestimmten  Teilen,  gerade  wie  es 
verlangt  wird  für  besondere  Zu- 
sammenstellung, durch  sie  heraus- 
zuziehen. E.  B.  B. 

Manettia  bicolor. 

The  Garden  giebt  in  seiner  Xummer 
vom  1.  Juli  eine  schöne  farbige  Ab- 
bildung dieser  von  Flerrn  Stadtgärtner 
Kirchner  in  Dessau  in  Gartenflora 
I898  S.  214  mit  Abbildung  so  warm 
empfohlenen  Schlingpflanze.  In  Eng- 
land ist  sie  wohl  nur  im  Gewächs- 
hause zu  ziehen.  während  Herr 
Kirchner  sie  auch  zu  Fenstern  im 
Freien  verwendet.  Wir  sahen  sie 
auch  sehr  schön  im  bot.  Garten  in 
Utrecht  im  Gewächshause.  Die  Ver- 
mehrung erfolgt  leicht  durch  Steck- 
linge. 

Diervilla  Weigela  („Eva  Rathke")- 

Über  diese  in  Gartenflora  1891  S.  337 
t  1350  zuerst  beschriebene  und  farbig 
abgebildete  Züchtung  der  Baumschule 
Rathke  &  Sohn  in  Praust  bei  Danzig 
sagt    The    Garden  vom   1.    Juli    S.    6: 


Während  Weigela  und  Diervilla 
praecox  als  die  frühesten  empfohlen 
sind,  hat  Eva  Rathke  den  gleichen  Wert 
als  diejenige  Sorte,  welche  den  Flor 
dieser  schönen  Pflanzengattung  ver- 
längert. Sie  blüht,  wenn  alle  andern 
vorüber,  und  zwar  fast  den  ganzen 
Sommer,  zuweilen  bis  zum  Herbst. 
Diese  Weigela  ist  jetzt  ziemlich  wohl 
bekannt  und  allgemein  kultiviert. 
Die  Blumen  sind  (dunkel)  karminrot  und 
grösser  als  bei  einigen  älteren  ebenso 
gefärbten.  Ein  Beet  davon  in  Kew 
ist  jetzt  gerade  sehr  anziehend. 


Orchideen-Verkauf. 

Der  Verkauf  von  überzähligen  Pflan- 
zen der  Sammlung  F.  Hardy  Esq. 
Tyntesfield  durch  die  Herren  Prothe- 
roe  und  Morris  schuf  viel  Inter- 
essantes und  zog  auch  eine  Menge 
Käufer  herbei.  Bekanntlich  werden  in 
England  enorme  Preise  für  gute  und 
seltene  Orchideen  -  Varietäten  erzielt. 
Man  glaubt  zwar  oft  hier,  ein  Fleck 
mehr  oder  weniger  genügt,  um  einen 
englischen  Liebhaber  zu  verleiten, 
eine  horrende  Summe  für  ein  Pflänz- 
chen,  dessen  Färbung  der  Blüte  von 
der  der  Schwester  in  so  unerheblichem 
Maasse  abweicht,  niederzulegen.  Dies 
ist  aber  ein  Irrtum.  Der  Verkauf 
dauerte  2  Tage,  nicht  weniger  wie 
1900  £  (38  000  M.)  wurde  für  die  ver- 
hältnissmässig  geringe  Anzahl  Pflanzen 
eingenommen.  Die  wichtigsten  Exem- 
plare und  Preise  mögen  hier  besonders 
hervorgehoben  wrerden.  — Cypripedium 
Fred  Hardy  55  £  10  sh.  —  Cypri- 
pedium C.  F.  H.  Veitch  mit  zwei 
Trieben  84  £;  dieselbe  Hybride  mit 
einem  Trieb  54  £  12  sh  —  C.  insigne 
Sanderae  32  £  lr  sh  —  Cattleya  Men- 
deli  47  £  5  sh  —  C.  Mendeli  Quorn 
House  Varietät  44  £  4  sh  —  C.  Mos- 
siae  Wagneri  22  £  1  sh  —  Laelia 
Cattleya    Bella    48   £    0  sh  Laelia 

Cattleya  Pallas  superba  \z  £  —  L.  C. 
Macfarlanei  23  £  2  sh  —  Laelia  pur- 
purata  Hardyana  18  £  18  sh  —  Laelia 
aneeps  Amesiae   \\  £   \\  sh. 

E.  B.  B. 


Beschädigungen  an  Pflanzen  durch  Rauch. 

Von  R.  Müll  er- Praust. 

Vor  einiger  Zeit,  um  Mitte  Juni,  be- 
merkten wir  auf  einer  ziemlich  grossen 
mit  Maiblumen  bestandenen  Fläche  an 


4«6 


Kleinere  Mitteilungen. 


den  Blättern  gelbe  Flecken,  als  wenn 
sie  vom  Froste  gelitten  hätten.  Da 
wir  aber  schon  längere  Zeit  keinen 
Xachtfrost  gehabt  hatten,  so  musste 
die  erwähnte  Erscheinung  eine  andere 
Ursache  haben.  Die  Maiblumen, 
welche  sich  ausnehmend  schön  ent- 
wickelt hatten,  stehen  jetzt  traurig  da, 
und  sieht  das  ganze  Stück  wie  ver- 
sengt aus.  Schon  fürchteten  wir,  es 
mit  einer  neuen,  noch  unbekannten 
Krankheit  zu  thun  zu  haben,  als  wir 
bemerkten,  dass  auch  viele  andere 
Pflanzen,  als  Stauden,  Sträucher, 
Beerenobst,  ja  sogar  Coniferen,  ähnliche 
Beschädigungen  zeigten.  Die  Wahr- 
nehmung, dass  auch  eine  Anzahl  Linden 
einer  dicht  an  der  Gärtnerei  gegen 
Norden  vorbeiführenden  Chausee  zum 
Teil  recht  stark  gelitten  hatten,  führte 
uns  auf  die  gesuchte  Ursache  hin. 

Etwa  fünfzig  Schritte  von  der 
Chaussee  entfernt  liegt  gegen  Norden, 
in  eine  kleine  Bodenerhebung  einge- 
baut, eine  kleinere  Ziegelei  nach  alter 
Bauart.  Der  Rauch  entweicht  bei 
derselben  durch  eine  grössere  Zahl 
nur  niedriger  in  der  Decke  des  Ziegel- 
ofens vertheilter  Schornsteine.  Es 
konnte  also  nur  von  dieser  Seite  der 
schädliche  Einfluss  gekommen  sein. 
Am  13.  und  14.  Juni  hatten  wir  bei 
Nordwest-  bis  Nordwind  fortwährendes 
Regenwetter.  Die  Niederschläge  be- 
standen jedoch  meistens  in  einem 
feinen  Staubregen.  In  der  Nacht  vom 
13.  zum  14.  Juni  ist  nun  der  mit  Stein- 
kohlen gefüllte  Ofen  angesteckt  worden. 
Durch  die  Windrichtung  wurde  der 
Rauch  über  einen  Teil  der  Rathke' 
sehen  Gärtnerei,  welche  Stauden- 
quartiere, Senkschule  und  junge 
Sträucher  enthält,  geführt  und  durch 
den  feinen  Sprühregen  zur  Erde 
niedergedrückt.  Der  Ziegler  hat  dies 
selbst  genau  beobachtet,  wie  er  bei 
eingezogener  Erkundigung  mitteilte. 
Jedenfalls  ist  die  Kohle  sehr  gasreich 
gewesen  und  haben  die  Verbrennungs- 
gase die  Zerstörung  eines  Teiles  der 
Blätter  bewirkt.  Die  Pflanzen,  welche 
nächst  den  Maiblunen  am  meisten 
gelitten  haben,  gehören  der  Familie 
der  Liliaceen  oder  diesen  nächst 
verwandten  Familien  an,  als:  Antheri- 
cum  Liliastrum,  Lilium  candidum, 
Lilium  speciosum  (laneifolium)  Funkia 
(besonders  die         buntblätterigen), 

Hemerocallis,  Gladiolus,   während  Iris 


mit  Ausnahme  von  J.  graminifolia 
unberührt  blieben.  Von  Stauden  zeigten 
sich  noch  geschädigt:  Epimedium, 
Lathyrus,  Lychnis  chalcedonica,  Soli- 
dago, Rhabarber  und  Farnkräuter, 
auch  Paeonia  tenuifolia  und  sinensis, 
während  Anthericum  Liliago,  Delphi- 
mum,Esdragon,  Harparlium,  Helianthus 
und  Potentilla,  welche  in  gleicher 
Linie  mit  den  beschädigten  stehen 
gar  keine  Schaden  genommen  hatten. 
Folgende  Staucher  zeigten  viele  stark 
angegriffene  Blätter:  Amygdalus  nana. 
Syringa  vulgaris, Hypericum  calycinum. 
Haselnüsse,  Stachelbeeren,  Johannis- 
beeren, Centifolien-undPimpinellrosen, 
Azalea  mollis  und  pontica. 

Von  Coniferen  litt  besonders  eine 
Rottannenhecke  an  ihrer  Nordwest- 
seite, ferner  ein  Beet  mit  vier  bis 
fünfjährigen  Pseudotsuga  Douglasi  und 
eine  grosse  AbiesNordmanniana,  welche 
sehr  entfernt  im  Vorgarten  steht;  um 
zu  dieser  zu  gelangen,  musste  sich  der 
Rauch  zwischen  zwei  Gebäuden  hin- 
durchdrängen. Es  ist  hieraus  zu 
ersehen,  wie  man  ausser  durch 
pflanzliche  und  tierische  Parasiten 
noch  auf  andere  ganz  unvorhergesehene 
Weise  zu  grossem  Schaden  kommen 
kann.  Die  Ziegelei  besteht  schon  seit 
vielen  Jahren  und  länger  als  der  be- 
troffene vor  25  Jahren  hinzugekaufte 
Teil  als  Gärtnerei.  Wir  haben  bisher 
wohl  öfters  Belästigungen  durch  den 
Rauch,  aber  noch  nie  einen  wirklichen 
Schaden  erlitten.  Nur  Lilium  candidum 
ist  schon  öfter  nach  Bildung  der 
Blütenstengel  in  ähnlicher  Weise  im 
Wachstum  gestört  worden.  Es  drängt 
sich  einem  hierbei  die  Frage  auf,  ob 
nicht  das  immer  mehr  zu  bemerkende 
Verschwinden  einzelner,  früher  all- 
gemein vorhandener  Pflanzen ,  wie 
Lilium  candidum  und  Hesperis  matro- 
nalis  fl.  pl.  aus  den  Hausgärten  auf 
den  in  Folge  der  immer  mehr  um  sich 
greifenden  Bebauung  vermehrten  Rauch 
mit  zurückzuführen  sein  dürfte. 


Niederlegung  eines  Kranzes  am  Grabe  Lennes. 

Am  29.  Juni,  dem  Vorabend  des 
Jubiläums  der  Kgl.  Gärtner-Lehranstalt, 
legten  Vormittags  11  Uhr  eine  De- 
putation, bestehend  aus  den  Herren 
Echtermeyer,  Probst  und  Rosen- 
berg, einen  geschmackvollen  Kranz 
aus     Cvcaswedeln    etc.,     der     in     der 


Aus  den  Vereinen. 


417 


Gärtner-Lehranstalt  gefertigt  war.    am 
Grabe  Lennes  nieder. 


Teltower  Kreis-Versuchsfeld. 

Am  Sonntag  den  16.  Juli,  5  Ihr,  fand 
eine  Besichtigung  des  auf  Anregung 
des  Herrn  Oberamtmann  Abgeordneten 
Ring  und  mehrerer  anderer  Land- 
wirte, vor  allem  auch  des  Landrats 
Herrn  Stubenrauch,  für  den  Kreis 
Teltow  anf  ewige  Zeiten  eingerichteten 
Versuchsfeldes  am  Chausseehause  zu 
Nächst-Neuendorf  bei  Zossen  statt  und 
die  grosse  Zahl  der  Erschienenen  be- 
wies, welches  Interesse  man  der  Sache 
entgegenbringt.  Besonders  erfreulich 
war,  dass  so  viele  bäuerliche  Besitzer, 
für  die  das  Versuchsfeld  ja  recht 
eigentlich  bestimmt  ist,  anwesend 
waren.  Aber  auch  Gärtner  und  andere 
Bewohner  von  Zossen  waren  anwesend*), 
endlich  auch  eine  namhafte  Zahl  Gross- 
grundbesitzer, Gelehrte  u  s.  w.  Das 
2]'.2  ha  (10  Morgen)  grosse  Versuchs- 
feld, dessen  äusserst  sandiger  Boden 
im  vorigen  Jahr  erst  eine  Gründüngung 
von  Lupinen  erhielt,  ist  in  drei  Teile 
geteilt.  Der  eine  stellt  die  alte  Teltower 
Wirtschaftsweise  dar  (Roggen,  Hafer, 
Kartoffeln  -  •  diese  allein  gedüngt  — 
Roggen),  der  zweite  ist  ebenso, ■  aber 
mit  künstlichemDüngerzusatz,  derdritte 
eine  viehlose  Wirtschaft,  also  nur 
mit     künstlichem    Dünger.      Geradezu 


*)  Herr  Töpfermeister  Julius  Mahling- 
Zossen  machte  uns  auf  eine  Doppelähre  im 
Roggen  aufmerksam,  die  wir  für  das  Museum 
der  Landwirtschaftlichen  Hochschule  mit- 
nahmen. L.  W. 


schlagend  war  der  Vergleich  zwischen 
der  ersten,  der  zweiten  und  der  dritten 
Parzelle,  und  meinte  Herr  Ring,  der 
vor  dem  Rundgange  eine  Erläuterung 
gab,  wohl  mit  Recht,  dass  die  alte 
Teltower  Wirtschaft  schwerlich  einen 
Reinertrag  geben  werde.  Am  Schluss 
des  Jahres  werden  die  Ergebnisse  ver- 
öffentlicht werden. 


Rhynchanthus  Bluthianus. 

In  Heft  14,  dem  die  Tafel  1464 
Rhynchanthus  Bluthianus  beigegeben 
ist,  wurde  leider  versäumt,  auf  S.  369 
die  Tafelerklärung  hinzuzufügen.  Wir 
geben  sie  daher  nachstehend:  a.  oberer 
Teil  der  Pflanze  in  natürlicher  Grösse, 
b.  Blütenstand  etwas  vergrössert,  c.  die 
j  ganze  Pflanze  1896,  d.  dieselbe  1898, 
e.  die  zu  einer  Scheinachse  aneinander 
gereihten  Knollen,  f.  der  zu  einer  Tute, 
einem  Kahn  oder  Schnabel  um- 
gewandelte Staubfaden  mit  dem  Staub- 
beutel und  der  A'arbe,  g.  Staubbeutel 
und  Narbe,  von  vorn,  vergrössert,  der 
Kamm  am  Staubbeutel  ist  kaum  so 
deutlich  wie  er  gemalt  ist,  h.  dasselbe 
wie  g,  aber  von  der  Seite,  i.  Frucht- 
knoten mit  dem  rötlichen  breit  ei- 
förmigen Vorblatt,  das  Deckblatt  und 
der  grüne  Stiel  der  nächstoberen  Blüte 
abgeschnitten,  k.  Fruchtknotenspitze 
mit  dem  unteren  Ende  des  normalen 
Griffels  und  nur  einem  (nicht  zwei) 
gelblichweissen  länglich  eiförmigen 
Stylodium,  d.  h.  verkümmerter  seit- 
licher Griffel,  1.  Querschnitt  durch  den 
dreifächerigen  Fruchtknoten,  vorn  das 
Deckblatt,  hinten  das  Vorblatt. 


Aus  den  Vereinen. 


Ausflug  nach  der  Kolonie  Grunewald. 

Berlin.  Die  vereinigten  Ausschüsse 
des  Vereins  zur  Beförderung  des  Garten- 
baues besichtigten  am  Donnerstag  den 
20.  Juli  eine  Anzahl  Villengärten  in 
der  Kolonie  Grunewald  unter  Führung 
des  Herrn  Landschattsgärtners  Krahn. 
Wer  hätte  je  geahnt,  dass  aus  tiefen 
Torf-Sümpfen  (Fennen)  lachende  Seen, 
dass  aus  trockenem  Kiefernwald  saftig 
grüner  Rasen,  herrliche  freudig  grüne 
Baumgruppen  entstehen  könnten.  Das 
verdankt  Berlin  namentlich  dem  Herrn 
Booth,    der    zuerst,    wenn    wir    nicht 


|   irren,  den  Gedanken  der  Gründung  der 
Kurfürstendamm-Gesellschaft    anregte, 
der  es  durch  Vermittlung  des  Fürsten 
Bismarck  durchsetzte,  dass  der  Fiskus 
ein  Stück  des  Grunewalds  der  Gesell- 
schaft verkaufte,  der  dann  schöne  An- 
lagen schuf  und  vor  allem  die  Sümpfe 
ausbaggern    liess.    —    Das    Verdienst, 
die    Anlage    der    Kolonie    aus    einem 
Guss,  von  Anfang  an  in  einheitlichem 
Style    hergestellt    zu    haben,     gebührt 
j  in  erster  Linie   dem   ehemaligen  tech- 
I  nischen  Direktor  der  Kurfürstendamm- 
I   Gesellschaft  Herrn  Baurat  Höh  mann. 


4i8 


Aus  den  Vereinen. 


Jetzt  reiht  sich  eine  Villa  an  die 
andere,  und  der  Preis  für  Grund  und 
Boden  ist  so  gestiegen,  dass  z.  B.  in 
der  Winklerstrasse,  wie  uns  Herr 
Dr.  Maren  mitteilt,  das  am  See 
gelegene  Terrain  mit  1000  M.  pro 
Ouadratrute  bezahlt  wird. 

Zuerst  ward  der  Garten  des  Herrn 
Wirkl.  Geh.  Ober-Regierungsrat  Lud  er  s 
an  der  Ecke  der  Delbrückstrasse  und 
der  Bismarck-Allee  besichtigt,  wobei 
Herr  Geh.  R.  Lüders  selbst  die  Er- 
läuterungen gab.  Die  Lage  des  Gartens 
ist  eine  der  schönsten  in  der  ganzen 
Kolonie;  von  dem  Plateau  vor  der  Villa 
hat  man  einen  gradezu  malerischen 
Blick  auf  den  Hertha-See  und  den 
gegenüber  liegenden  Park  des  Herrn 
Franz  von  Mendelssohn.  Der  Plan 
zum  Garten  ist  von  Herrn  Schulz, 
Obergärtner  an  der  Kgl.  Porzellan- 
manufaktur, entworfen,  die  Ausführung 
erfolgte  im  vorigen  Jahre  durch  Herrn 
Krahn.  Trotz  der  kurzen  Zeit  des 
Bestehens  ist  die  Anlage  schon  stellen- 
weise sehr  schattig,  während  an  den 
sonnigen  Stellen  der  Blumenflor  recht 
zur  Geltung  kommt.  Der  Garten  fällt 
nach  dem  Seeufer  sehr  ab  und  führen 
hübsch  gezogene  Wege  hinunter. 
Nahe  am  See  ist  ein  Felspflanzengarten 
errichtet.  —  Ein  winterhartes  Teppich- 
beet mit  Sedum  Lydium,  Spergularia 
pilifera  aurea  etc.  wird  Herr  Geh.  R. 
Lüders  anders  bepflanzen,  da  das  Sedum 
nicht  winterhart  ist,  daher  oft  Lücken 
aufweist  und  stellenweise  wie  verbrannt 
aussieht.  Herrlich  machten  sich  die 
Koniferen,  die  Stauden,  der  vielfarbige 
Mohn  etc.,  und  wir  entdeckten  in  Herrn 
Geh.  R.  Lüders,  den  wir  die  Ehre  haben, 
schon,  seit  langen  Jahren  auf  dem 
Gebiete  der  Kunst  als  ausgezeichneten 
Förderer  zu  kennen,  einen  ganz  be- 
geisterten Gartenfreund. 

Naturgemäss  wandte  man  sich  nun 
dem  nächsten  Nachbarn,  Herrn  Franz 
von  Mendelssohn,  zu.  Sein  Garten, 
der  von  Herrn  Obergärtner  Hiller, 
Mitglied  des  Vereins  zur  Beförderung 
des  Gartenbaues,  geleitet  wird,  ist 
einer  der  grössten  der  Kolonie,  gleich 
anmutig  wie  der  Lüderssche  am  Hertha- 
See  gelegen.  Um  nicht  etwa  künftig 
ein  Vis-ä-vis  zu  erhalten,  hat  Herr 
vonMendelssohn  das  gegenüberliegende 
Terrain  noch  zugekauft  und  durch 
eine  Brücke  über  einem  schmalen  Arm 


des     Hertha-Sees      mit      dem     Haupt- 
grundstück verbunden. 

Die  grosse,  schlossartige  Villa, 
vom  Hotbaurat  Ihne  im  englischen 
Cottage-Stil  erbaut,  hat  ihre  Haupt- 
front nach  dem  See.  Der  Garten 
ist  erst  vor  zwei  Jahren  nach  den 
Plänen  des  Herrn  Köhler  (in  Firma 
Hauck  Nachfolger)  angelegt,  der  neue 
Teil  ist  noch  jünger.  Besonders  schön 
ist  die  Wegeführung  in  den  Park- 
anlagen, ferner  die  Rosenterrasse  auf 
einem  Abhang  oben  am  See;  zu  ihren 
Füssen  stehen  Formobstbäume,  während 
in  der  Villa  eine  geräumige  offene 
Halle,  mit  Blumen  geschmückt,  zum 
Genuss  des  schönen  Blickes  über  den 
See  einladet. 

Höchst  elegant  und  dabei  doch  zweck- 
mässig sind  die  Gewächshäuser,  welche 
den  Erbauern,  Herren  Liebenow  & 
Jarius,  Rixdorf,  alle  Ehre  machen. 
Der  Fussboden  ist  mit  kleinen  Fliesen 
belegt  und  daher  alles  sehr  sauber. 
Es  sind  vier  Haupthäuser  nahe  der 
Villa  vorhanden;  ein  Wintergarten,  ein 
Kalt-  und  ein  Warmhaus,  ein  Ver- 
mehrungshaus und  ausserdem  etwas 
entfernter  ein  Rosenhaus.  In  der  Nähe 
der  ersteren  Häuser  finden  sich  Blumen- 
quartiere, die  vielleicht  nach  und  nach 
zu  Teppichbeeten  umgestaltet  werden 
könnten,  was  sich  von  der  Strasse  aus 
sehr  schön  machen  würde.  Die  hohen 
Ufer  am  Hertha-See  sind  mit  steilen 
Mauern  eingefasst,  die  aber  mit  wildem 
Wein  und  anderen  Klettergewächsen 
bepflanzt  sind,  so  dass  sie  in  einigen 
Jahren  ganz  mit  Grün  bekleidet  sein 
werden. 

An  die  Villa  schliesst  sich  nach 
Norden  ein  langer  Laubengang,  weiter 
kommt  man  zu  einem  hübschen,  aussen 
mit  Blumen  geschmückten  Pavillon^ 
der  den  Anfang  der  höchst  eleganten 
Kegelbahn  bildet.  Ausser  Pflanzen 
werden  im  Garten  auchRasse-Kaninchen 
gehalten,  die  in  sehr  schönen  Käfigen 
hausen  und  einen  besonderen,  ganz 
abgeschlossenen,  am  Grunde  cemen- 
tierten  Tummelplatz  im  Freien  haben. 
Höchst  sehenswert  ist  auch  der  Pferde- 
stall an  der  anderen  Seite  der  Strasse 
und  die  daselbst  aufgestellte  Maschine 
für  die  elektrische  Beleuchtung  nebst 
den  zugehörigen  Akkumulatoren. 

Hierauf  wurde  die  Besitzung  des 
Herrn  Bankier  König    in  der  Königs- 


Aus  den  Vereinen. 


ÄL9_ 


allee  (Obergärtner  Chr.  Böhm?)  in 
Augenschein  genommen,  ein  gross- 
artiger Park  --  aber  ohne  Villa.  Nur 
eine  kleine  Unterkunftshütte  ist  vor- 
handen, denn  Herr  König  weilt 
nur  stundenweise  in  seinem  Idyll.  In 
der  Nähe  der  Hütte  sah  man  die 
Wirkungen  eines  Blitzstrahles,  der 
kürzlich  an  einer  Kiefer  herabgefahren. 

Endlich  ging's  nach  dem  Garten  des 
Herrn  Grafen  Griebenow,  dessen 
schlossartiger  Wohnsitz  im  Rokokostil 
dem  davor  belegenen  Johannaplatz 
einen  so  trefflichen  Hintergrund  giebt, 
während  man  umgekehrt  vom  Hause 
aus  einen  schönen  Blick  auf  den  Platz 
hat.  Xahe  der  Strasse  ist  ein  hübscher 
Pavillon,  gegenüber  am  Hause  eine 
von  Säulen  getragene  halbkreisförmige 
Veranda.  Auch  der  elegante  Pferde- 
stall nebst  der  hübschen  Wagenremise, 
die  sich  hinter  demselben  hinzieht,  sind 
sehenswert;  besonders  aber  fesselten 
die  buschigen  Partien  im  Park. 

Leider  gestattete  die  vorgerückte 
Zeit  und  die  grosse  Hitze  nicht  den 
Besuch  weiterer  Gärten.  Die  Teil- 
nehmer versammelten  sich  zur  Er- 
holung schliesslich  in  Restaurant  Hu- 
bertus und  blieben  noch  lange  im 
Austausch  über  das  viel  Gesehene  bei- 
sammen, dankbar  gegen  den  Führer, 
Herrn  Krahn,  der  alles  trefflich  ge- 
leitet. L.  W. 

Deutsche  Dahlien-Gesellschaft. 

Am  23.  und  24.  September  findet  die 
zweite  Dahlien-Ausstellung  in  Leipzig 
statt.  Von  der  Direktion  des  Palmen- 
gartens daselbst  ist  in  liebenswürdigster 
Weise  das  Orangeriegebäude  zur  Ver- 
fügung gestellt  worden.  Das  Programm 
wird  in  nächster  Xummer  bekannt 
gegeben. 

Ausflug  des  Liegnitzer  Gartenbau-Vereins 
nach  Fischbach. 

Liegnitz,   19.  Juni. 

Der  Liegnitzer  Gartenbau -Verein 
besichtigte  am  18.  Juni  den  herrlichen 
Park  des  Herrn  Hofmarschall  von 
Saint-Paul,  unseres  Ehrenmitgliedes, 
in  Fischbach.  Wir  entnehmen  darüber 
einem  ausführlichen  Artikel  in  Xo.  143 
des  »Liegnitzer  Tageblattes«  folgendes: 

»Es  war  inzwischen  drei  Uhr  ge- 
worden, als  sich  der  Verein,  unter 
Führung  der  Vorstandsmitglieder,  nach 


den  berühmten  Parkanlagen  des  Herrn 
Hofmarschall  von  Saint-Paul-Illaire 
begab.  Der  Herr  Ilofmarschall  er- 
wartete in  Gemeinschaft  mit  dem 
Grossherzoglich  Hessischen  Oberförster 
Herrn  Mettenhainer  den  Verein  vor 
der  Terrasse  seines  Schlosses.  Xach 
erfolgter  Vorstellung  der  Vorstands- 
und Vereins-Mitglieder,  unter  welchen 
sich  auch  der  als  Gartenfreund 
hochgeschätzte  Regierungsrat  Herr 
Kieckhöfer  befand,  richtete  Herr 
Hofmarschall  von  Saint-Paul  ausser- 
ordentlich warme  Begrüssungs-  und 
Bewillkommnungsworte  an  den  Verein. 
Sodann  legte  der  Herr  Hofmarschall 
seine  Motive  klar,  welche  ihn  bei 
dem  Aufbau  seiner  Parkanlagen  be- 
gleitet und  beseelt  hätten.  Kein 
Kunstwerk,  dem  man  die  Künstelei 
ansieht,  habe  er  hier,  in  dem  von 
Gottes  Allmacht  so  herrlich  aus- 
gestatteten Rahmen,  schaffen  wollen, 
sondern  im  Gegenteil  seinen  Xatur- 
park  der  vorhandenen,  unvergleichlich 
schönen  Landschaft  nur  angepasst. 
Man  vermisse  deshalb  auch  bei  ihm 
sauber  gepflegte  Blumen-Parterres  und 
smaragdgrün  gehaltene  Rasenflächen. 
In  die  herrlichen  Wiesenteppiche  mit 
ihrer  eigenen  Blumen-Aue  habe  er 
z.  B.  Tausende  von  Blumenzwiebeln 
aller  Art  hineingewoben,  um  den  Reiz 
der  ungebundenen  Xatur  zu  erhöhen. 
Während  der  Ansprache  des  Herrn 
Hofmarschalls  lichtete  sich  der  noch 
immer  das  Hochgebige  bedeckende 
Xebel,  und  es  entrollte  sich  ein  Land- 
schaftsbild auf  der  Schlossterrasse, 
welches  allen  Teilnehmern  unvergess- 
lich  bleiben  wird.  Mit  jugendlichster 
Elastizität,  beseelt  von  dem  Feuereifer 
des  Landschaftsgärtners  und  des 
Pflanzenkenners,  führte  nun  der  Herr 
Hofmarschall  den  Gartenbau-Verein 
durch  seinen  grossartigen  Park.  Mit 
Andacht  und  höchstem  Interesse 
lauschten  nicht  nur  die  Fachleute  und 
(iartenfreunde,  sonden  auch  die  zahl- 
reich teilnehmenden  Damen  den 
erklärenden,  fesselnden  Worten  des 
Herrn  Hofmarschalls.  Soll  man  die 
prächtigsten  Xadelhölzer.  unter  welchen 
die  kostbarsten  Vertreter  in  herrlichen 
Exemplaren  vertreten  waren,  mehr 
rühmen,  als  die  seltensten  und  dekora- 
tivsten Vertreter  der  Gehölze  und  vor 
allern  der  Stauden?  Es  ist,  als  ob  von 
allem  Guten    das  Beste  sich  in  diesen 


420 


Aus  den  Vereinen. 


Anlagen  ein  Stelldichein  gegeben 
hätte.  Die  Silberfichten  (Picea  pungens 
argentea  Hrt.)  sind  in  Hunderten  von 
Exemplaren  vertreten,  nicht  etwa 
zerstreut,  sondern  in  kompakten 
Gruppen  auftretend.  Schlagend  bewies 
der  Herr  Hofmarschall  bei  dieser 
Gelegenheit,  dass  nur  die  Sämlings- 
pflanzen der  Silberfichten  von  grossem 
Werte  für  die  Zukunft  seien,  da  alle 
veredelten  Exemplare  bei  einigem 
Alter  unten  kahl  würden.  Einige 
Baumschul-Ouartiere  solcher  Sämlinge 
erregten  nach  dieser  Richtung  die 
allgemeinste  Bewunderung.  Picea 
Engelmanni  Engelm.,  Alcockiana  Carr. 
und  viele  andere  herrlich  gefärbte 
Fichten  standen  an  hervorragenden 
Stellen  in  den  Parkanlagen.  Ein 
wahres  Entzücken  rief  eine  Abies 
concolor,  die  kalifornische  Weisstanne, 
hervor,  und  man  konnte  dem  Herrn 
Hofmarschall  den  Stolz  auf  dieses 
einzige  Exemplar  nachfühlen.  Wir 
wollen  von  zahlreichen  Nordmanns- 
tannen, Cupressus-Arten  und  sonstigen 
herrlichen  Nadelhölzern  nur  noch 
auf  ein  wahres  Prachtexemplar  von 
Tsuga  Hookeriana  hört.  (Hemloktanne) 
mit  ihrer  silbergrauen  Belaubung  hin- 
weisen. Die  Coniferen  zeigten  sämmt- 
lich  einen  viel  gedrungeneren  Wuchs, 
veranlasst  durch  das  Gebirgsklima, 
als  bei  uns  in  der  Ebene.  Unter  den 
Gehölzen  fielen  durch  ihre  intensive 
Färbung  die  jetzt  so  schnell  beliebt 
gewordenen  japanischen  Ahorn- Arten 
auf,  ebenso  zeichnete  sich  eine  aus 
Japan  stammende  Birke  (Betula  Maxi- 
mowicziana)  durch  ihre  eigenthümliche 
Zweigstellung  und  Schnittform  aus. 
Hervorragend  vertreten  sind  in 
Tausenden  von  Exemplaren,  meist 
als  Vorläufer  von  Gehölzgruppen  an- 
gepflanzt, die  vielen  Arten  resp.  Varie- 
täten der  ungemein  dekorativ  wirkenden 
Rosa  rugosa  Thbg.,  welche  ebenfalls 
aus  China  und  Japan  stammt.  Jede 
der  Damen  erhielt  bei  dieser  Gelegen- 
heit einen  Strauss  der  entzückend 
gefärbten  "Rosen.  Hier  ist  auch  der 
niedrigste  Sauerdorn  (Berberis  Thun- 
bergii  D.  C.)  zu  erwähnen.  Wahre 
Juwele  unter  den  seltensten  Stauden, 
dem  besonderen  Steckenpferde  des 
Herrn  Hofmarschall,  wurden  dem 
Verein  vorgeführt.  Wir  wollen  nur 
wenige  Vertreter  in  das  Gedächtnis 
zurückrufen:  da  ist  die  noch  ungemein 


seltene,  bisher  noch  nicht  für  winter- 
hart gehaltene  Ostrowskia  magnifica 
Rgl.  Sie  ist  die  grösste  Vertreterin 
der  Glockenblumen.  Die  Blüte,  lila 
und  blau  gefärbt,  erreicht  die  statt- 
liche Länge  und  Breite  von  10  und 
12  cm.  Ferner  die  herrliche  stolze, 
aus  China  stammende  Incarvillea 
Delavayi  Franchet,  mit  den  stolzen 
Blättern  und  den  herrlichen  purpur- 
rosenroten Blüten*].  Aufsehen  erregten 
die  Riesenblumen  von  Iris  germanica 
macrantha  (Schwertlilien).  Auf  einem 
märchenhaft  schön  gelegenen  Weiher 
begannen  sich  rosa  Seerosen  zu  ent- 
falten. Ein  ungemein  elegantes  und 
doch  fremdartiges  Blatt  präsentierte 
die  japanische  Rodgersia  podophylla 
A.  Gr.,  während  Hemerocallis  Dumor- 
tieri  Mow.  durch  die  orangefarbenen 
Blüten  und  ihren  seltenen  Duft  auffiel. 
Ebenso  erregten  die  Kreuzung  des 
Herrn  Hofmarschall  von  der  weissen 
und  rothen  Primula  japonica,  welche 
sich  als  weiss  mit  rotem  Auge  präsen- 
tiert, allgemeine  Bewunderung. 
(Auszug  aus  dem  Liegnitzer  Tageblatt  No.  143.) 


hofft 

Mittel 

sehr 


Stettin.  Jahresbericht  über  die  Ver- 
handlungen des  Stettiner  Gartenbau- 
Vereins  im  Jahre  1898.  Stettin  1899. 
Der  im  37.  Lebensjahr  stehende  Verein 
kann  auf  eine  rege  Thätigkeit  im  Jahre 
1898  zurückblicken,  ganz  besonders  auf 
seine  Ausstellung  im  Oktober.  Trotz- 
dem aber  musste  er  den  Unterricht  im 
Planzeichnen  und  Feldmessen  eingehen 
lassen,  weil  die  dafür  bisher  (von 
wem?)  bewilligten  Mittel  nicht  mehr 
gewährt  wurden.  Der  Verein 
aber,  dass  die  Regierung  die 
gebe.  Die  Protokolle  weisen 
interessante  Vorträge  auf.  Angehängt 
ist  ein  Obstsortiment  für  die  Provinz 
Pommern.  L.  W. 

Jahresbericht  des  Schlesischen 
Zentral- Vereins  für  Gärtner  und 
Gartenfreunde  zu  Breslau.  Enthält  kurze 
Protokolle  über  die  Sitzungen  des 
sehr  rührigen  Vereins,  der  184  Mit- 
glieder zählt,  und  einen  Katalog  der 
Bibliothek,  die  534  Nummern  aufweist; 
hierbei  ist  aber  jeder  Jahrgang  einer 
Zeitschrift  als  eine  besondere  Nummer, 
gerechnet.  Das  erleichtert  das  Notieren 
beim  Ausleihen   sehr.  L.  W. 


*    Ahgeb.    Gartenflora     1894    T.    1 3q8    S.   1. 


Litteratur.  —  Gewerbliche  Angelegenheiten. 


421 


Litteratur. 


E.  Pfyffer  von  Altiskofen.  Die 
Paeonien  und  ihre  Kultur.  München 
1899.  Augenblicklich  erfreuen  sich 
die  Paeonien,  nachdem  es  in  den 
letzten  Jahren  verschiedenen  Züchtern 
gelungen  ist,  in  Farbe,  Form  und 
Grösse  prachtvolle  Sorten  hervor- 
zubringen, allgemeiner  Beliebtheit,  auch 
leisten  sie  dem  Landschaftsgärtner  wie 
dem  Blumenbinder  gleich  gute  Dienste. 
Sie  werden  bereits  im  Grossen  kul- 
tivirt,  und  dürfte  es  daher  manchem 
Gärtner  willkommen  sein,  in  dem  vor- 
liegenden Büchlein  eine  gute  Kultur- 
anweisung und  Aufzählung  der  gang- 
barsten Sorten  zu  finden. 


A.  Paillieux  und  D.  Bois,  Le 
Potager  d'un  Curieux.  Histoire,  culture 
et  usages  de  250  plantes  comestibles 
peu  connues  ou  inconnues.  3.  Aufl., 
82    Abb.    Paris,     Verlag     der    Maison 


rustique  1S99.  Ein  höchst  interessantes, 
678  Seiten  gr.  Oktav  umfassendes  Werk, 
in  welchem  alle  selteneren  Gemüse- 
arten aufgeführt  und  von  einem  tüch- 
tigenBotaniker,  wiellerr  Bois  ist,  syste- 
matisch genau  beschrieben  und  z.  T. 
auch  abgebildet  worden.  A.  Paillieux 
hat  diese  3.  Auflage  nicht  mehr  erlebt, 
er  ist  am  16.  Februar  1899  im  Alter 
von  85  Jahren  in  Paris  gestorben.  Er 
gefiel  sich  darin,  neue  Gemüse  ausfindig 
zu  machen,  und  ihm  verdanken  wir  die 
Crosnes,  d.  h.  die  Stachys  affinis  Bunge, 
die  jetzt  noch  in  Frankreich  sehr  ver- 
breitet, während  sie  bei  uns  fast  wieder 
verschwunden  ist.  Man  braucht  aber 
nur  den  Artikel  Crosne  im  Buche  auf- 
zuschlagen, um  zu  erkennen,  wie  sorg- 
fältig in  systematischer,  anatomischer 
historischer  und  praktischer  Hinsicht 
Bois  verfahren  ist.  Das  Werk  ist  auch 
für  die  Geschichte  der  Pflanzenwelt, 
von  bleibendem  Wert.  L.  W. 


Gewerbliche  Angelegenheiten. 


Zentralstelle  für  Obstverwertung  in  Stettin. 

Die  Zentralstelle  für  Obstverwertung 
zu  Stettin,  Kronenhofstrasse  12,  Hof 
part.  1.,  begann  mit  dem  1.  Juli  d.  Js. 
ihre  diesjährige  Saison  und  Thätigkeit, 
welche  darin  besteht,  Angebote  und 
Nachfragen  von  pommerschem  Obst 
in  wöchentlichen  Listen  aufzustellen 
und  an  die  Interessenten  zu  verschicken. 

Die  Aufnahme  in  die  Listen  ist 
schriftlich  auf  besonderen  Formularen 
zu  beantragen  und  erfolgt  kostenlos. 

Alles  Nähere  ist  in  dem  Geschäfts- 
reglement der  Zentralstelle  ersichtlich, 
welches  durch  die  Geschäftsführung 
jederzeit  kosten-  und  portofrei  auf 
Wunsch  übersandt  wird. 


Deutschlands   Produktion  und  Handel   in  Gras- 
und  Kleesamen. 

Am  13.  Juli  fand  im  Reichsamt  des 
Innern  zu  Berlin  eine  Sitzung  zur 
Feststellung  der  Fragebogen  für  die 
oben    bezeichneten  Gegenstände    statt. 


Anwesend  waren  die  Herren  Dr. 
Boenisch  vom  Reichsamt  des  Innern, 
Salomon  (Mitinhaber  der  Firma  Wilh. 
Werner  &  Co.)  Berlin  und  Wissinger- 
Berlin  als  Samenhändler,  Ludwig 
Möller- Erfurt  als  Mitglied  der  Garten- 
bau-Abteilung des  wirtschaftlichen 
Ausschusses  und  L.  Wittmack-Berlin. 
Der  vorgelegte  Entwurf  zu  einem 
Fragebogen  wurde,  nachdem  Herr 
Wissinger  eine  längere  Darlegung  über 
die  leider  sehr  zurückgegangene  Pro- 
duktion gegeben  und  Herr  L.  Möller 
sowie  L.  Wittmack*)  über  die  Mög- 
lichkeit der  Hebung  dieser  Produktion, 
ersterer  namentlich  von  der  Eifel  und 
sonstigen  Gebirgsgegenden  gesprochen, 
mit  einigen  Aenderungen  gutgeheissen 
und  soll  nun  an  eine  Anzahl  Samen- 
händler versandt  werden. 


*)  Vergl.  Wittmack,  Hebung  des  deutschen 
Grassamenbaues,  Jahrbuch  d.  D.  L.  G.,  Bd.  12 
[897,  S.  164;  daselbst  S.  i-3  Otto  C.  Ernst,, 
Hamburg,   über  denselben  Gegenstand. 


4.22  Unterrichtswesen.  —  Ausstellungen  und  Kongresse.  —  Preisverzeichnisse. 


Unterrichtswesen. 


Gent.  Das  50jährige  Jubiläum  der 
Staats-Gartenbauschule  in  Gent  ist  vom 
8.  bis  11.  Juli  in  glänzender  Weise  ge- 
feiert worden.  Das  Fest  bestand  aus 
drei  Teilen:  einer  Ausstellung,  einem 
Kongress  über  Unterrichtswesen  und 
in  der  Bildung  eines  Vereins  ehemaliger 
Schüler.  Die  Anstalt  ist  ursprünglich 
als  Privatanstalt  von  Louis  van 
Houtte  begründet,  an  dessen  Denkmal 
in  Gentbrügge  die  ehemaligen  Schüler 
einen  Kranz  niederlegten.  Auch  das 
Grab  des  zweiten  Direktors,  Herrn 
Prof.  Kickx,  wurde  mit  einem  solchen 
geschmückt.  Dem  fast  40  Jahre  an 
der  Anstalt  wirkenden  jetzigen  Direktor, 
Prof.  Rodigas,  wurde  bei  der  Fest- 
tafel ein  Blumenkranz  überreicht.  Die 
Ausstellung  war  sehr  reich  beschickt. 
Am  Kongress  nahmen  als  auswärtige 
Delegierte  teil:  Prof.  Maxime  Cornu, 
Direktor  des  bot.  Gartens,  Paris, 
Krapovitzky,  Direktor  der  Garten- 
bauschule inPensa  (Russland),  Lauche, 
Direktor  der  Gartenbauschule  in  Eis- 
grub (Mähren),  Johannsen,  Professor 
an  der  Kgl.  Akademie  in  Kopenhagen, 
Oekonomierat  Prof.  Dr.  St  oll,  Direktor 
des  Pomolog.  Instituts  Proskau  (welches 
unsere  Quelle,  »La  Semaine  horticole«, 
nach  Oesterreich    verlegt),    Meinard- 


Merens,  Generalkonsul  von  Serbien, 
Dr.  Cattie,  Direktor  der  Gartenbau- 
schule in  Wageningen  (Holland),  X  a  n  o  t , 
Direktor  der  Gartenbauschule  in 
Versailles,  StephanNyeland,  Direktor 
der  Gartenbauschule  in  Charlottenland 
bei  Kopenhagen.  Man  beschloss  drei 
Arten  des  Unterrichts,  niederen,  mitt- 
leren und  höheren.  Der  höhere  soll 
kein  Universitätsunterricht  sein,  son- 
dern eine  Vervollkommnung  des  mitt- 
leren, ähnlich  wie  in  der  landwirtsch. 
Lehranstalt  zu  Gembloux  (Belgien).  Zu 
dem  Zwecke  sprach  man  den  Wunsch 
aus,  dass  an  der  Genter  Schule  dem 
jetzt  dreijährigen  Studium  noch  ein 
viertes  hinzugefügt  werde. 


Berlin.  Der  Unterricht  in  der 
städtischen  Fachschule  für  Gärtner 
wird  am  Dienstag  den  10.  Oktober  inder 
Gemeindeschule,  Hinter  der  Garnison- 
kirche 2,  wieder  beginnen.  Vielfach 
geäusserten  Wünschen  zufolge  findet 
der  Unterricht  nicht  von  6 — 9,  sondern 
von  7 — 9  Uhr  statt.  Dafür  ist  aber 
ein  Tag  mehr  angesetzt:  Dienstags, 
Mittwochs  und  Freitags;  ausserdem 
Sonntag  Vormittag.  Die  Fächer  sind 
so  gelegt,  dass  man  nicht  alle  drei 
Abende  die  Schule  zu  besuchen  braucht. 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


London.  Die  Hybridisations-Kon- 
ferenz vom  11.  Juli  war  trotz  der 
grossen  Hitze  betriedigend  besucht 
und  die  damit  verbundene  Ausstellung 
von  Bastardpflanzen  sowie  die  Demon- 
strationen höchst  lehrreich.  Das 
Gard.  Chron.  brachte  die  Porträts 
der  berühmtesten  ..Kreuzer".  Ein  aus- 
führlicher Bericht  folgt  in  nächster  No. 


Gent,  12.— 14.  Nov.  1899.  164.  Aus- 
stellung der  Soc.  roy.  d'agric.  et  de 
botanique  de  Grand.  Chrysanthemum. 
Zierpflanzen,  Orchideen  und  Obst.  Aus- 
länder sind  ebenfalls  zugelassen.  An- 
meldungen an  Herrn  Sekretär  Fierens- 
Coupoure  1 — 5  in  Gent,  bis  4.  Xovember 
7  Uhr  Abends. 


Eingesandte  Preisverzeichnisse. 


L.  Späth,  Baumschule,  Baumschulen- 
weg bei  Berlin,  1899,  No.  103;  über 
Blumenzwiebeln,  Stauden,  Paeonien, 
Erdbeeren,  Rosen,  Maiblumen,  Kakteen, 
Koniferen  u.  s.  w.  —  Albertsche  Garten- 
und  Blumendünger.  Hochkonzentrierte 
reine    Pflanzennährstoffe     für     Garten- 


und  Blumenkulturen  aller  Art,  Zier- 
sträucher, Beerenobst,  Obstbäume  und 
Weinreben  u.  s.  w.  Chemische 
Werke,  vorm.  H.  &  C.  Albert, 
Biebrich.  —  Illustrierter  Spezial-Pro- 
spekt  über  die  neue  Patent  -  Spritze 
»Syphonia«  zur  Vertilgung  des  wilden 


Personal-Nachrichten. 


4^3 


Senfs  und  des  Hederichs  von  Ph.  May- 
farth  &  Co.,  Maschinenfabriken,  Eisen- 
giesserei  und  Pflugbauanstalt,  Frank- 
furt a.  M.,  Berlin,  Wien,  Posen,  Inster- 
burg  und  Osnabrück  1899.  —  Ditta 
Luigi  Cane,  Bologna  1899,  Catalogo 
di  Sementi  e  Bulbi.  —  Heinrich 
Henkel,  Darmstadt,  1899.  Sonder- 
angebot neuer  und  seltener  Pflanzen. 
—  Rivoire,  pere  et  fils,  Lyon  1899. 
Catalogue  special  des  semis  d'ete  et 
d'automne,  plantes  de  Cineraires  et 
PrimevereSj  Sacs  ä  Raisains.  —  Herb 
&  Wulle,  bulb  and  seed  growers, 
Neapel  1899,  Generalkatalog  über 
Blumenzwiebeln.  —  HonoreDefresne 
fils,  Vitry  (Seine)  1899,  catalogue 
general      et      catalogue      special.      — 


Kelseys  Hardy  American  Plants  and 
Caroline  Mountain  flowers  von  Harlan 
P.  Kelsey  1106  Tremont  Building. 
Boston  Mass.  —  Joseph  Klar,  Hofl. 
Sr.  Maj.  des  Kaisers  und  Königs, 
Berlin  C,  Linienstrasse  80.  Preis- 
kourant  über  Haarlemer  und  Berliner 
Blumenzwiebeln,  Saatgetreide  und 
andere  Herbstartikel.  —  Uberto  Ilille- 
brand,Pallanza,  LagoMaggiore.  Italien, 
Blumenzwiebeln  und  Knollengewächse. 
— PinehurstXursery(OttoK  atzenstein. 
Manager),  Pinehurst  North  Carolina. 
Amerikanische  Samen  von  Coniferen, 
Palmen,  Gehölzen  und  Kräutern  für 
Herbst.—  G.Beranek-  Paris,Orchideen- 
import  aus  Brasilien  und  Columbien. 
Derselbe:  Grossblumige  Nelken. 


Personal-Nachrichten. 


Am  9.  Juli  entschlief  nach  kurzem, 
schwerem  Leiden  das  langjährige  Mit- 
glied des  Vereins  zur  Beförderung  des 
Gartenbaues,  der  frühere  Gärtnerei- 
besitzer Wilhelm  Koschmann  in 
Pankow,  im  66.  Lebensjahre. 


Dem  Amtsrat  Schmidt  zu  Löhme 
bei  Bernau  ist  der  Rote  Adlerorden 
4.  Klasse  verliehen. 


Der  Geh.  Regierungsrat  Prof.  Dr. 
Max  Delbrück  ist  von  Sr.  Maj.  dem 
Kaiser  zum  etatsmässigen  Professor  an 
der  Kgl.  landwirtschaftlichen  Hoch- 
schule in  Berlin  ernannt. 


Unser  verehrter  Mitarbeiter  Stadt- 
Obergärtner  K.  He  icke  in  Aachen 
wurde  zum  städtischen  Garteninspektor 
daselbst  ernannt. 


Dr.  Maxwell  Masters,  Redakteur 
des  Gardener's  Chronicle,  korresp.  Mit- 
glied des  Vereins  zur  Beförderung 
des  Gartenbaues,  und 

Prof.  Rodigas,  Direktor  der  Staats- 
Gartenbauschule  in  Gent,  wurde  das 
Offizierkreuz  des  belgischen  Leopold- 
ordens verliehen. 


In  Folge  eines  Herzschlages  f  am 
6.  Juli  in  Berlin  im  50.  Lebensjahre 
der  k.  k.  österreichische  Hof- Kunst- 
gärtner Conrad  Rosenthal. 


Dem  Vorsteher  der  Station  fürPfianzen- 
schutz  in  Halle  a.  S.  Dr.  Hollrung  ist 
das  Prädikat  »Professor«  verliehen. 


Seine  Majestät  der  Kaiser  haben 
Allergnädigst  geruht:  den  Professor 
Dr.  Rörig  und  den  Privatdozenten  an 
der  Universität  München  Dr.  Freiherrn 
v.  Tubeuf  zu  Kaiserlichen  Regierungs- 
räten und  Mitgliedern  des  Kaiserlichen 
Gesundheitsamtes  zu  ernennen. 


Die  Königliche  Akademie  der  Wissen- 
schaften hat  den  Professor  an  der 
Universität  Graz  Dr.  Gottlieb  Plaber- 
landt,  den  Professor  an  der  Universität 
Strassburg  Dr.  Hermann  Grafen  zu 
Solms-Laubach  und  den  Professor 
an  der  Universität  Wien,  Hofrat  Dr. 
Julius  Wiesner  zu  korrespon- 
dierenden Mitgliedern  in  ihrer 
physikalisch-mathematischen  Klasse  ge- 
wählt. 

Am  17.  Juli  d.  J.  starb  in  Bergedorf, 
68  Jahre  alt,  Herr  Julius  Rüppell, 
Mitinhaber  der  Firma  Peter  Smith 
&  Co.,  und  wurde  am  20.  Juli  unter 
sehr  grosser  Beteiligung  seiner  Kollegen, 
Freunde,  sowie  der  Bevölkerung  zur 
letzten  Ruhe  gebracht.  J.  Rüppell 
war  wohl  derbedeutendsteLandschafter 
des  mittleren  Norddeutschlands  und 
schuf  viele  grosse  und  schöne  Anlagen, 
wiche  zum  grössten  Teile  vorbildlich 


424 


Berichtigung.  —  Wertzeugnis. 


wurden.  Die  Firma  P.  Smith  &  Co., 
welche  er  1862  in  bescheidenem  Um- 
fange mit  übernahm,  erhielt  durch 
seinen  rastlosen  Fleiss  ihren  bekannteu 
Weltruf.  Seine  Verdienste  um  eine 
einheitliche  Koniferenbenennung  sind 
bekannt.  Mit  J.  Rüppell  verliert  die 
Hamburger  Gärtnerei  einen  ihrer  mar- 
kantesten und  tüchtigsten  Vertreter. 
Sein  Charakter  war  gerade  und  edel. 
Möge  ihm  die  Erde  leicht  sein. 
(Handelsblatt.)      Max  Krey er,  Bergedorf. 


Dr.  Karl  Giesenhagen,  Privat- 
dozent und  Kustos  am  pflanzen- 
physiologischen Institut  der  Universität 
München,  ist  von  hier  abgereist,  um 
über  Genua,  Suez  und  Aden  sich  zu- 
nächst nach  Java  zu  begeben.  Er  hatzum 
Zwecke  naturhistorischer  Forschungen 
im  südlichen  Asien  aus  Reichsmitteln 
einen  Zuschuss  von  6000  M.  erhalten. 
Giesenhagens  Untersuchungen  gelten 
besonders  der  Pflanzenwelt  Malaccas 
und  Sumatras. 


Berichtigung. 


In  dem  Aufsatze  »Das  Haus  im  Busch«  haben  sich,  da  der  Kürze  der  Zeit 
wegen    dem  Autor    keine  Korrektur   geschickt  werden  konnte,    leider  mehrere 
störende  Fehler  eingeschlichen,  die  wir  zu  verbessern  bitten: 
Seite  329  Zeile  8    von    oben    statt  Royceau  de  la  Randiere  lies:    Boyceau  de 

la  Baraudiere, 
ebendaselbst  statt  Rahel  lies:  Rabel. 
Seite  329  Zeile  21  und  22  statt  des  Satzes:  Unsere  Abbildung  ist  der  französischen 

Beschreibung  des  Palastes  entnommen,  die  1721  aufs  neue  herausgegeben 

ist  durch  van  der  Aa  in  Leiden, 
muss  es  heissen:    Unsere  Abbildung  giebt  den  Garten  wieder,   wie  er  nach 

den  Veränderungen  durch  Marot  um  1690  gestaltet  war. 
Seite  330.     Die  Unterschrift    unter    der  Abbildung  des  Gartens  muss  demnach 

lauten:    Abb.  60.     Der  Sommer-Palast    »Das  Haus  im  Busch«  beim  Haag 

um  1690  (nicht  1720). 
Seite  332.     Der  Name   des  Verfassers   ist  Leonard  A.  Springer,    Wageningen, 

nicht  Sprenger. 


— >->  Wertzeugnis  <•<— 

des  Vereins  zur  Beförderung    des   Gartenbaues    in  den   preussischen  Staaten 
für  einen  Haemanthus-Bastard  des  Herrn  Johannes  Nicolai  in  Coswig-Dresden. 

Die  unterzeichneten  Preisrichter  haben  einstimmig  beschlossen,  der  neuen 
Züchtung  des  Herrn  Johannes  Nicolai  in  Coswig-Dresden,  einer  Kreuzung 
von  Haemanthus  puniceus  9  X  Katherinae  cT  das  Wertzeugnis  des  Vereins  zur 
Beförderung  des  Gartenbaues  zu  erteilen. 

Begründung:  Die  Pflanze  zeichnet  sich  aus  durch  einen  ausserordentlich 
kräftigen  Wuchs,  der  den  der  Eltern  bei  weitem  überragt.  Sie  vereinigt 
deutlich  die  Charaktere  der  Eltern  und  ihre  prächtigen,  kugelförmigen,  schön 
zinnoberroten  Dolden  auf  einem  fast  1  m  hohen  Stiel,  mit  dem  die  wellen- 
förmigen Blätter  in  schönem  Verhältnis  stehen,  machen  sie  zu  einer  vorzüglichen 
Schaupflanze.  Sie  ist  sowohl  für  Liebhaber  wie  für  Handelsgärtner  sehr  zu 
empfehlen  und  ist  auch  von  botanischem  Interesse. 
R.  Brandt.  H.  Weidlich.  C.  Mathieu.  Emil  Heese.  Fr.  Weber. 
H.  Amelung.       M.  Demharter.       V.  Cornils,       H.  Strauss. 


Sartenflora  1899. 


Tafel  1465 


ACALYPEM 
HISPIDA. 


Acalypha  hispida  ßurm. 

Rauhhaarige   Acalypha.     (Euphorbiaceae.) 

Vim   L.  Wittmack.     (Hierzu  Tafel   1465.) 
weihäusiger  Strauch  von  3 — 5  m  Höhe,  Blätter    fast    horizontal  abstehend, 

langgestielt,  breit  eiherzförmig  oder  rhombisch  eiförmig,  zugespitzt,  scharf 
oder  stumpf  gekerbt  gesägt,  an  der  Basis  abgerundet  oder  breit  keilförmig, 
glatt  oder  etwas  weich  behaart,  oberseits  glänzend  grün  oder  bläulich  grün 
(trocken  blaugrün),  unterseits  heller,  Blattstiel  so  lang  oder  kürzer  als  die 
Blattspreite,  weichfilzig.  Weibliche  Aehren  sehr  lang,  bis  50  cm,  hängend, 
fast  bis  zur  Basis  sehr  dichtblütig,  Blüten  in  kleinen  Knäueln,  mit  Deck-  und 
Vorblättern,  Deckblätter  unscheinbar,  Vorblätter  sehr  klein,  pfriemlich  oder 
lanzettlich,  Kelchblätter  vier,  eiförmig,  spitz,  rauhhaarig,  Blumenblätter  fehlend, 
Fruchtknoten  klein,  durch  weisse  Haare  sternförmig  rauh,  Griffel  kurz, 
Narben  3,  sehr  lang,  in  sehr  lange  Haare  zerschlitzt,  schön  blutrot.  Männliche 
Blüten  unbekannt. 

A.  hispida  Burm.  Fl.  Ind.  p.  203  (infolge  eines  Druckfehlers  ist  ge- 
setzt 303)  t  61,  Fig.    (excl.  cit.    Rheede).     Benth.    in  Hook.   Lond.  Journ.  Bot  II 

(1843)  p.  232,  Mueller  Argov.  in  D.  C.  Prod.  XV,  pars  II  p.  815.  Schum.  in 
Notizblatt  K  bot.  Gart.  u.  Mus.  Berl.  II,  p.  127.  (Schon  hier  machte  Schumann 
darauf  aufmerksam,  dass  nach  Warburg  A.  Sanderi  mit  A.  hispida  identisch 
sein  möchte).     Hook.  Fl.  Brit.  Ind.  V  p.  417,  J.  D.  Hook,  in  Bot.  Mag.  1899  t.  7632. 

A.  densiflora.    Blume  Bijdr.  p.  628.  Miq.  Fl.  Ind.  Bat.  I,  pars  II.  p.  405. 

A.  Sanderi.  N.  E.  Brown  in  Gard.  Chron.  1896,  vol.  II,  p.  392,  1898 
vol.  I,  pag.  24S  Fig.  93.  Andre  in  Rev.  hortic  1898,  p.  458  mit  Abb.  Gartenfl. 
1898.  p.  275,  mit  Abb.     Tijdschrift  voor  Tuinbouw   1898  mit  färb.  Abb. 

A.  rubra  Noronha  ex  Hassk.  in  Hoev.  et  de  Vries  Tijdschr.  Nat.  Ges.  XI 

(1844)  p.  216,  nur  Name. 

Caturus  spiciflorus  Roxb.  Fl.  Ind.  III,  p.  760*)  A.  Jussieu  Tentam. 
Euphorb.  pp.  45.     115  t.   14,  Fig.  45  (non  Linn.). 

Cauda  felis  agrestis.  Rumph  Herb.  Amb.  IV,  t.  57,  Fig.  1  männlich, 
Fig.  2  weiblich. 

Diese  herrliche  Warmhauspflanze,  welche  von  F.  Sander  &  Co.-Albans 
und  Brügge  zum  erstenmal  in  Gent  1898  als  Neuheit  unter  dem  Namen 
A.  Sanderi  N.  E.  Brown   ausgestellt  war,    hat    sich    nach  Sir  J.  D.    Hookers 


*)  Diese  Angabe  bezieht  sich  auf  Roxburgh's  Flora,  Carey  edition  1 832.  Im  Jahre 
1874  ist  aber  Roxburgh's  Flora  indica  in  einer  billigeren  Ausgabe  in  einem  Bande  noch 
einmal,  wörtlich  nach  Carey  Edition,  abgedruckt,  London  L.  Thacker  &  Co.,  und  dort  steht 
es  Seite  714.     L.  W. 


A26  86 1.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc. 

Untersuchungen  (Bot.  Mag.  1899.  t.  7632)  als  eine  in  der  Literatur  längst  be- 
kannte Pflanze  erwiesen,  welche  in  Indien  und  den  malayischen  Inseln 
seit  langer  Zeit  kultiviert  wird.  Ihr  eigentliches  Vaterland  war  bisher  nicht 
bekannt,  und  es  ist  darum  von  grosser  Wichtigkeit,  dass  Sanders  Reisender, 
Micholitz,  sie  wild  an  den  Küsten  des  Bismarck-Archipels  in  Neu-Guinea 
1896  fand. 

Rumphius,  der  1690  schrieb,  bildete  sie  ab  in  seinem  Herbarium 
Amboynense,  das  erst  1750  erschien,  und  sagt,  sie  sei  in  Amboina  selten,  und 
nur  in  Gärten  bekannt.  Roxburgh  beschrieb  sie  vor  60  Jahren  unter  dem 
falschen  Namen  Caturus  spiciflorus  Willd.  nach  Exemplaren  im  Garten  der 
Ostindischen  Compagnie  in  Calcutta.  In  Werken  über  die  Botanik  der  Malayischen 
Inseln  wird  sie  erwähnt  als  in  Singapore  und  Java  kultiviert.  Nach  Bentham 
ist  sie  auf  den  Fidji-Inseln  gefunden,  obwohl  nie  bewiesen  ist,  dass  sie  dort 
einheimisch.  Da  sie  jetzt  im  Bismarck-Archipel  gefunden  ist,  wäre  ihr  Vor- 
kommen auf  den  Fidji-Inseln  vielleicht  auch  möglich. 

Bis  jetzt  ist  nur  die  weibliche  Pflanze  bekannt,  denn  Hooker  bezweifelt, 
dass  die  auf  t.  38  des  Herbarium  Amboynense  abgebildete  Pflanze  ein  männliches 
Exemplar  sei,  obwohl  sie  dafür  gehalten  wurde;  Rumphius  selber  beschreibt 
sie  auch  nicht  als  männliche. 

Im  Fluge  hat  sich  Acalypha  hispida  die  Welt  erobert.  Sie  wächst 
ausserordentlich  leicht  aus  Stecklingen,  und  das  auf  Tafel  1465  abgebildete 
Exemplar  ist  ein  Kopfsteckling,  den  Herr  Königl.  Gartenbauinspektor  Weidlich 
im  Borsigschen  Garten,  der  ein  Exemplar  von  Sander  bezogen  hatte,  im 
Februar  1899  an  den  Königl.  bot.  Garten  in  Berlin  abgab.  Es  konnte  im  Verein 
zur  Beförderung  des  Gartenbaues  schon  am  27.  April  1899  von  Herrn  Ober- 
gärtner Cornils  blühend  ausgestellt  werden  und  hatte  eine  Höhe  von  über  1  m. 
—  Herr  Weidlich  selbst  hat  von  der  Pflanze  wieder  Stecklinge  gemacht  und 
diese  ebenfalls  blühend  in  einer  Sitzung  der  technischen  Ausschüsse  im  Juni 
als  hohe  Pflanzen  ausgestellt. 

Erklärung  der  aus  Bot.  Mag.  t,  7632  entnommenen  Analyse:  1.  Weibliche 
Blüten  mit  Deckblatt  und  Vorblättern,  2.  Kelchblätter,  3.  Fruchtknoten  mit 
Griffel  und  Narben,  4.  Kelch  und  Fruchtknoten,  nach  Entfernung  der  Narben, 
5.  Fruchtknoten,  quer  durchschnitten,  nebst  Kelch.     Alles  vergrössert. 


861.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues 

am  27.  Juli  1899. 

I.  Der  Direktor  des  Vereins,  Kgl.  Gartenbaudirektor  Lackner,  macht  der 
Versammlung  Mitteilung  von  dem  Hinscheiden  des  langjährigen  Mitgliedes 
Herrn  Koschmann  in  Pankow  und  erheben  sich  die  Anwesenden  zum 
Zeichen  der  Teilnahme  von  ihren  Sitzen. 

Nach  Schluss  der  Versammlung  wurde  auch  die  Nachricht  von  dem 
am  17.  Juli  erfolgten  Ableben  des  korrespondierenden  Mitgliedes  Herrn 
Rüppell,  Mitinhaber  der  Firma  Peter  Smith  &  Co.,  Bergedorf  bei  Hamburg, 
des  grossen  Koniferenzüchters,  bekannt. 


86 1.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc.  427 

II.  Vorgeschlagen   wurden    zu  wirklichen  Mitgliedern: 

1.  Herr  Baumschulbesitzer   A.  Po mmerencke -Ludwigslust  in  Mecklbg., 

durch  Herrn  Gramm-Malchin. 

2.  ,,       Baumschulbesitzer  C.  A.  Voss-Güstrow  in  Mecklbg.,  durch  Herrn 

Gramm. 

3.  „       Gartentechniker  Böttcher-Berlin,  Usedomstr.   13a,    durch  Herrn 

Fintelmann. 

4.  .,       Gärtnereibesitzer   Rössel-Pankow,    Mühlenstr.  31,    durch    Herrn 

Loock. 

5.  „      Gärtnereibesitzer  Bellair  (Schaper  Nachflg.),  Potsdam,  Albrecht- 

strasse  1,  durch  Herrn  Hering. 

6.  ,,       Obergärtner    Goese,    Versuchs-    und    Lehrbrauerei,     Berlin    N., 

See-  und  Torfstr.-Ecke,  durch  Herrn  Kropp. 

7.  ,,      Obergärtner  Herrn.  Amelung-Deutsch-Wilmersdorf,  Berlinerstr.  3, 

durch  Herrn  Heinr.  Amelung. 
III.  Ausgestellte  Gegenstände:  1.  Herr  Hermann  Amelung,  Ober- 
gärtner bei  Herrn  Bankier  Engelhard,  Deutsch-Wilmersdorf,  Berliner- 
strasse 3,  überbrachte  zwei  Exemplare  der  „Berliner  Netzmelone" 
ä  L1V2  Pfund  (5%  kg).  Er  bemerkte,  diese  Sorte  sei  besser  und  wider- 
standsfähiger als  die  andern  von  ihm  versuchten;  seit  längeren  Jahren 
nahm  er  stets  die  besten  Früchte  zu  Samen.  Auch  im  Winter  setzt  sie 
gut  Früchte  an.  Das  Fleisch  ist  sehr  saftig  und  wohlschmeckend,  vor 
allem  auch  sehr  stark,  da  nur  wenig  Samen  vorhanden  sind.  Die  Melonen 
sind  Mitte  März  in  kleinen  Töpfen  ausgesäet,  nachher  in  sogenannte 
16er  Töpfe  gesetzt  und  Ende  April  in  einen  Kasten  ausgepflanzt,  wo  sie 
sich  gut  entwickelt  haben.  Bei  starkem  Sonnenbrand  wird  vor  dem 
Fruchtansatz  schattiert,  nachher  aber  nicht  mehr.  Auch  im  vorigen  Jahr, 
wo  das  Wetter  nicht  günstig,  war  der  Ertrag  ein  guter. 

2.  Aus  dem  Kgl.  botanischen  Garten  war  durch  Herrn  Obergärtner 
Cornils  eine  Gruppe  Farne,  besonders  Gymnogramme-Arten  und  Bastarde 
ausgestellt,  so:  G.  chrysophylla  und  ehr.  Laucheana,  G.  Spielmanni, 
ähnlich  mit  goldfarbigem  Wachs  auf  der  Unterseite  wie  vorige,  ist  aber 
empfehlenswerter,  weil  sie,  wenn  Wasser  darauf  stehen  bleibt,  z.  B.  nach 
dem  Begiessen,  nicht  schwarz  wird,  was  bei  Laucheana  leichter  geschieht, 
G.  Wettenhalli.  G.  ferruginea  etc.,  ferner  Adiantopsis  radiatum  u.  A.  pedata. 

3.  Herr  Inspektor  Dressler- Dalidorf  legte  einige  Exemplare  des 
Eiserapfels  vor,  um  auf  diese  alte  Sorte  wieder  aufmerksam  zu  machen, 
da  sie  sich  bis  zur  neuen  Ernte  gut  hält.  Wenn  das  Mus  aus  diesen 
Äpfeln  jetzt  zu  süsslich  ist,  kann  man  etwas  Zitronensäure  zusetzen. 

4.  ImGegensatz  dazu  überbrachte  Herr  Gartenbaudirektor  Carl  Mathieu- 
Chartottenburg  den  ersten  Apfel  diesjähriger  Ernte,  nämlich  den  „Weissen 
Klarapfel",  auch  Transparent  jaune  genannt,  eine  alte  Sorte,  den  die 
Landwirtschaftskammer  für  die  Provinz  Brandenburg  jetzt  mit  zum  Anbau 
empfohlen  hat.  Derselbe  wird  noch  etwas  früher  reif  als  der  weisse  Astrachan 
und  ist  wegen  der  Fruchtbarkeit  sehr  zu  empfehlen,  zumal  er  sich  für  alle 
Formen  etc.  eignet.  Gerade  in  der  Nähe  grosser  Städte  sind  frühe  Äpfel 
sehr  gesucht.  Er  ist  säuerlich  von  Geschmack,  nicht  so  süss  wie  der 
weisse  Astrachan. 


428  86 1.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc. 

5.  Ferner  legte  Herr  C.  Mathieu  drei  Sorten  der  stachellosen 
Stachelbeere  vor,  die  der  Verein  bezogen  hat.  Die  Früchte  sind  nicht 
ganz  so  gross  wie  bei  manchen  stacheligen  Sorten,  aber  auch  nicht  so 
dickschalig.  Am  meisten  ist  zum  Anbau  zu  empfehlen:  Belle  de 
Meaux;  weniger  gut  wächst  Edouard  Lefort  und  am  schwächsten  Souvenir 
de  Billard,  die  sehr  gedrungen  ist  und  vielleicht  als  Topfobst  geeignet  wäre. 

Herr  Inspektor  Dressler  bemerkte,  dass  die  stachellose  Stachelbeere 
doch  Stacheln  habe,  sie  seien  zwar  nicht  so  lang,  aber  doch  emp- 
findlich schart. 

6.  L.  Wittmack  legte  eine  Durchwachsung  der  Blüten  bei  Lilium 
candidum  vor.  Anstatt  nahezu  an  einem  Punkt  sechs  normale  Blüten- 
blätter zu  bilden,  ist  die  Achse  der  Blüte  stark  verlängert  und  hat  zahl- 
reiche spiralig  gestellte,  schmale  weisse  Blütenblätter,  keine  Staub-  und 
Fruchtblätter  gebildet.  Er  verdankt  dieseMissbildungHerrn Hofbuchdrucker 
Radetzki,  der  sie  von  Herrn  A.  Overmeyer  in  Quakenbrück  erhalten  hat. 

Herr  Kohlmannslehner-Schöneberg  hob  im  Anschluss  daran  hervor, 
dass  zwei  Drittel  der  Blütenstiele  von  weissen  Lilien  in  diesem  Jahre 
nicht  ausgebildet  seien,  wahrscheinlich  sei  ein  Pilz  die  Ursache  und  nicht 
das  kalte  Wetter.  Herr  Konsul  Seifert  bestätigt  das  aus  seinem  Garten 
in  Neu-Babelsberg,  namentlich  nachdem  die  Blüten  angesetzt,  sind  sie 
zurückgegangen.  Herr  Inspektor  Dressler  bemerkt,  dass  bei  ihm  die 
beblätterten  Lilienstengel  schon  eingingen,  als  sie  ca.  15  cm  hoch  waren. 
Auch  bei  Herrn  Carl  Crass  II.  sind  die  weissen  Lilien  nicht  zur 
Entwicklung  gelangt  und  bekamen  früh  gelbe  Blätter;  einige,  die  geschützt 
an  einer  Fliederhecke  standen,  wurden  zwar  auch  an  den  Blättern  gelb, 
bluten  aber  doch  auf.  Herr  Obergärtner  Am elung  am  Joachimsthalschen 
Gymnasium  macht  darauf  aufmerksam,  dass  häufig  die  Larve  des  Lilien- 
hähnchens, eines  roten  Käfers,  Crioceris  merdigera,  schuld  sei;  diese  sitzt 
unter  den  Blättern  und  frisst  die  Knospen  ab,  das  kommt  auch  bei  Lilium 
bulbiferum  und  Martagon  vor.  Herr  Kohlmannslehner  bemerkt,  dass 
dieser  Käfer  nicht  an  L.  candidum  gehe.  Er  empfiehlt,  die  Angelegenheit 
Herrn  Prof.  Dr.  Sorauer  zu  unterbreiten;  die  Zwiebeln  selbst  waren 
gesund,  nur  etwas  früh  abgereift. 

Herr  Obergärtner  Lehmann  führt  bei  dieser  Gelegenheit  an,  dass  er 
jetzt  ein  überwintertes  Exemplar  von  Lilium  auratum  mit  41  Blumen  zur 
Blüte  gebracht  habe. 

7.  Herr  Gärtnereibesitzer  Kör  per- Fürstenwalde  a.  d.  Spree  überbrachte 
eine  Auswahl  blühender  Stauden  etc.,  z.  T.  ältere  Arten,  um  darauf  wieder 
hinzuweisen:  1.  Echinops  bannaticus,  eine  Kugeldistel  von  riesigem 
Wuchs  und  für  landschaftliche  Zwecke  als  Solitärpflanze  zu  empfehlen, 
ebenso  wegen  der  blauen  kugeligen  langgestielten  Blütenköpfe  für  gewisse 
Bindereien;  2.  E.  Ritro  will  seit  Jahren  trotz  aller  Mühe  nicht 
blühen;  3.  Wahlenbergia  grandiflora,  eine  sehr  dauerhafte  Glocken- 
blume, schön  für  Beete  und  für  Binderei;  4.  Chelone  barbata  wird 
jetzt  häufiger  gesehen;  5.  Delphinium  chinense,  schön  dunkelblauer 
Rittersporn,  bringt  den  ganzen  Sommer  bis  zum  Frost  Blumen,  die  sich 
für  Gruppen  und  für  Binderei  eignen;  D.  formosum  blüht  dagegen  nur 
kurze  Zeit  und  ist  für  Binderei  etwas  zu  dicht;  6.  Eryngium  bannaticum, 


S6i.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc.  42Q 

sowohl  für  die  Landschaftsgärtnerei,  als  auch  für  grosse  Bindereien,  wie 
überhaupt  Herr  Körper  Wert  darauf  legt,  dass  seine  Pflanzen  sich 
möglichst  für  mehrseitigen  Gebrauch  eignen;  7.  Aster  globosus,  eine 
ganz  kugelrunde  Staudenaster,  die  viel  Schnittgrün  liefert  und  später  mit 
hunderten  von  Blüten  bedeckt  ist;  8.  Bocconia  (Maccleya)  cordata 
Willd.,  diese  Pflanze  wird  von  Vielen  getadelt,  weil  sie  so  wuchert,  und 
allerdings,  wenn  man  sie  in  den  Rasen  pflanzt,  wird  man  sie  nicht 
wieder  los.  Man  muss  sie  auf  Beeten  ziehen  und  nicht  alt  werden  lassen. 
Das  vorgeführte  Exemplar  ist  erst  voriges  Jahr  gepflanzt  und  jetzt  2  m 
hoch.  Die  Blätter  lassen  sich  als  Manchetten,  die  Blütenstiele  für  gewisse 
Bindereizwecke  benutzen;  9.  Arenaria  caespitosa,  so  dicht  wie  Moos, 
ausgezeichnet  für  Teppichbeete,  von  schönem  Grün  und  im  Frühjahr  mit 
einer     Unzahl      kleiner     weisser      Blumen;      10.     Saxifraga     globosa; 

11.  Veronica  repens,  bildet  einen  ausserordentlich  dichten  Teppich, 
giebt  den  feinsten  Rasen  und  schöne  Bänder  von  zwei  Finger  Breite,  im 
Frühjahr      mit      schön      weissen      oder      bläulichen       Blüten      bedeckt; 

12.  V.  spicata,  bekannte  lange  blaue  Ähre;  13.  Monarda  didyma; 
14.  Carex  elegans,  auch  schön  für  Binderei;  15.  Elymus  glaucus, 
für  Landschaftsgärtnerei;  16.  Sedum  lydium,  für  Teppichbeete; 
17.  Astrantia  major,  für  Binderei,  nicht  für  Landschaftsgärtnerei, 
macht  keinen  Effekt;  18.  Symphyandra  Hoffmanni,  eine  weisse 
Glockenblume,  reich  verzweigte  buschige  Pflanze  zur  Vorpflanzung,  für 
Beete  und  Binderei;  19.  Campanula  pyramidalis,  diese  alte  Pflanze 
ist  noch  immer  nicht  genug  verbreitet.  Als  Herr  Körper  am  Bahnhof 
Alexanderplatz  ausstieg,  fragten  ihn  viele  Herrschaften,  was  das  für  eine 
herrliche  Blume  sei. 

Herr  Körper  warnt  dagegen  vor  Monarda  fistulosa,  Erigeron  speciosus 
und  Helianthus  giganteus. 

Herr  Crass  IL  sah  Monarda  didyma  als  M.  splendens  zu  Vorpflanzungen 
im  Marlygarten;  der  Geruch  der  Blätter  ist  angenehm.  Herr  Crass  ist 
bereit,  Stolonen  abzugeben. 

Herr  Kohlmannslehner  möchte  die  Monarda  fistulosa  nicht  ganz 
verachten,  in  Halbschatten  wachsen  sie  gut  und  blühen  auch  ganz 
leidlich.  Helianthus  giganteus  wird  bei  uns  allerdings  nicht  hoch,  in 
wärmeren  Lagen  aber,  z.  B.  in  Tirol,  sah  Herr  Kohlmannslehner  sie 
zu  riesenhaften  Pyramiden,  über  und  über  blühend,  erwachsen. 

Herr  Konsul  Seifert  findet  nach  Erfahrungen  in  seinem  Garten,  dass 
Symphyandra  Hoffmanni  nicht  so  schön  aussieht,  weil  die  vertrockneten 
Blumen  an  demselben  Stiele  mit  den  blühenden  stehen  bleiben. 

Herr  Dressler  meint,  der  Geschmack  sei  verschieden,  er  halte 
Monandra  und  Helianthus  für  viel  wertvoller  als  die  Symphyandra,  die 
weder  für  Gruppen  noch  für  Bindereien  sich  recht  eigne,  Helianthus 
giganteus  sei  auch  für  letztere  geeignet. 

L.  Wittmack  und  C.  Lackner  treten  zu  Gunsten  von  Erigeron 
speciosus  ein,  von  dem  die  Staudenzüchter  jetzt  sehr  leuchtende  Varietäten 
erzogen  haben. 

Herr  Obergärtner  Grüner  empfiehlt  Campanula  pyramidalis 
aufs  wärmste. 


A'XO  86 1.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc. 

Herr  Körper  bemerkt,  dass  Symphyandra  Iloffmanni  zu  den 
wenigen  Blumen  gehöre,  die  den  ganzen  Sommer  blühen,  sie  sei  auch 
sehr  anspruchslos;  die  vertrockneten  Blüten  müsse  man  abschneiden. 
IV.  Herr  Pfarrer  B ehrend  fragt  an,  was  gegen  Schnecken  zu  thun  sei.  In 
einem  8  ha  grossen  Park  eines  Bischofs  in  Ungarn  sind  weissliche 
Schnecken  mit  weissem  Gehäuse  zu  einer  grossen  Plage  geworden. 
Herr  Obergärtner  Lehmann  empfiehlt,  süsses  Braunbier  in  flachen 
Schalen  aufzustellen  und  das  öfter  zu  erneuern;  die  Schnecken  trinken 
gierig  davon  und  gehen  dann  zu  Grunde.  Auch  ist  es  gut,  Enten  in  den 
Park  zu  schicken.  Besonders  eifrig  im  Schneckensuchen  sind  die 
chinesischen  Enten. 

Herr  L.  Urban  bemerkt,  dass  auch  gewöhnliches  Bier  genüge,  er  habe 
damit  eine  Unzahl  nackter  Schnecken  gefangen. 
V.  Vorgelegt  wurde  die  farbige  Abbildung  des  Blütenstandes  eines  herrlichen 
Haemanthus-Bastardes    des   Herrn    Johannes    Nicolai    in    Coswig- 
Dresden,    der   einstimmig    am   21.  Juli  mit  dem   Wertzeugnis    gekrönt  ist. 
(S.  Gartentl.  Heft  15  S.  424.) 
VI.  Desgleichen    wurden    vorgelegt    prachtvolle    Photographien    aus    dem 
Kaiserl.  botanischen  Garten  in    St.    Petersburg,    welche    Se.    Excellenz 
Herr    Geh.    Rat    Professor    Fischer  von  Waldheim    an    L.  Wittmack 
gesendet.     Herr  Direktor  Lackner  bemerkt,  um  ein  Bild    von    der  Aus- 
dehnung allein  der  Gewächshäuser  des  Gartens  zu  geben,  dass  die  Wege 
in  ihnen  2  km!  lang  seien. 
VII.  Hierauf  wurde  der  Vertrags-Entwurf  des  Vereins  mit  der  Verlagshandlung 
Gebrüder  Borntraeger-Berlin  SW.,   Schönebergerstr.   17a,  betreffs  der 
Gartenflora  vorgelesen  und  einstimmig  genehmigt.     Die  Gartenflora  bleibt 
demnach  Eigentum  des  Vereins,  wird  aber  vom  1.  Januar  1900  im  Verlage 
der  genannten  Firma   erscheinen. 
VIII.   Desgleichen    wurde  die  Ausgabe    von  54  Mark    genehmigt,    die    für    eine 
nicht  im  Etat  der  städtischen  Fachschule  vorgesehene  nachträglich  hinzu- 
genommene Unterrichtsstunde  entsteht. 

Im  Anschluss  hieran  wurde  bekannt  gegeben,  dass  an  Stelle  des  Berlin 
verlassenden  Herrn  Grossherzogl.  Hofgartendirektors  C.  Hampel  Herr 
Gartentechniker  Böttcher  in  Humboldthain  vom  Kuratorium  der  Fach- 
schule als  Lehrer  für  Planzeichen  und  Feldmessen  erwählt  ist. 
IX.  Der  Direktor  des  Vereins  teilte  mit,  dass  die  Prüfung  der  Rechnung  noch 
nicht  ganz  beendet  sei  und  erst  in  der  nächsten  Versammlung  Bericht 
darüber  erstattet  und  Decharge  beantragt  werden  könne. 

Herr  Geh.  Rechnuugsrat  Schmidt,  Vorsitzender  des  Ausschusses  für 
Revision  der  Kasse,  bemerkte,  es  sei  dem  Ausschusse  in  der  letzten 
Vereinsversammlung  durch  Zwischenrufe  gewissermassen  ein  Vorwurf 
gemacht,  dass  er  seine  Arbeit  noch  nicht  vollendet  habe.  Die  Prüfung 
erfordere  aber  viel  Sorgfalt;  der  Ausschuss  sei  gewählt,  um  auf  Ordnung 
und  Sparsamkeit-  zu  sehen  und  wrerde  sich  durch  etwaiges  Gerede  von 
Bureaukratismus  und  Pedanterie  nicht  irre  machen  lassen.  Wenn,  was 
zwar  nicht  zu  befürchten,  einmal  Unregelmässigkeiten  in  der  Kasse  ein- 
treten sollten,  so  würde  der  Revisionsausschuss  mit  in  erster  Linie  dafür 
verantwortlich  erklärt  werden.    Die  Rechnung  sei  bereits  vor  vier  Wochen 


Kitaihelia  vitifolia  Willd.  mit  goldgelb  marmorierten  Blättern.  Ari\ 


geprüft,  es  hätte  nur  noch  nicht  die  Sitzung  mit  dem  Vorstande,  in 
welcher  die  Monita  zu  erledigen  sind,  stattgefunden,  dazu  sei  die  Zeit  zu 
kurz  gewesen.  Inzwischen  sei  eine  solche  Sitzung  abgehalten,  aber  man 
sei  noch  nicht  zu  Ende  gekommen. 

Herr  Urban  erklärte,  dass  er  sein  Amt  niedergelegt  habe.  Der  Vor- 
stand habe  geglaubt,  den  Antrag  auf  Decharge  stellen  zu  müssen,  das 
sei  Sache  des  Revisionsausschusses. 

Herr  Direktor  Lackner  bemerkte,  er  habe  nicht  die  Decharge,  sondern 
nur  den  Bericht  über  die  Rechnung  erbeten,  der  Vorstand  habe  sich 
überzeugt,  dass  die  Mühe  der  Herren  Revisoren  eine  sehr  grosse  ist,  er 
hofft,  dass  die  Schwierigkeiten  bis  zur  nächsten  Monatssitzung  überwunden 
sein  werden  und  die  Rechnungsangelegenheit  dann  erledigt  werden  könne. 

Der  zweite  Vorsitzende,  Herr  Konsul  Seifert,  wies  darauf  hin,  dass 
sowohl  der  Ausschuss  wie  der  Vorstand  die  Pflicht  habe,  auf  Ordnung 
zu  sehen.  Wenn  die  Statuten  vorschreiben,  dass  der  Direktor  in  der 
Jahresversammlung  die  Höhe  des  Vermögens  angeben  solle,  so  sei  klar, 
dass  die  Rechnung  bis  dahin  geprüft  sein  müsse,  auch  sei  es  allgemein 
üblich,  dass  bei  Jahresversammlungen  dem  Schatzmeiser  Decharge  erteilt 
werde.  Es  habe  sich  herausgestellt,  dass  unsere  ganze  Rechnungsführung, 
zum  mindesten  gesagt,  veraltet  sei,  und  es  sei  schon  in  der  gemeinsamen 
Sitzung  von  Vorstand  und  Ausschuss  beschlossen,  Vorschläge  zu  einer 
neuen  Art  der  Rechnungsführung  zu  machen. 
X.  Den  Vortrag  des  Abends  hielt  L.  Wittmack  über:  »Russlands 
Pflanzenschätze  in  unseren  Gärten.«  Derselbe  wird  später  ab- 
gedruckt werden. 
XL  Das  Preisgericht,  bestehend  aus  den  Herren  Crass  IL,  Dressler  und 
Kohlmannslehner,  sprach  sowohl  Herrn  Obergärtner  Hermann 
Amelung  für  Malven  als  auch  Herrn  Körper-Fürstenwalde  a.  Spree,  je 
einen  Monatspreis  von  15  Mark  zu. 
XII.  Aufgenommen  wurden   1.  als  Ehrenmitglieder: 

Se.  Excellenz  Herr  Geheimrat  Prof.  Dr.  Fischer  von  Waldheim, 

Direktor  des  Kaiserl.  bot.  Gartens  zu  St.  Petersburg,  und 
Herr  Kaiserl.  Hoflieferant  Eilers -St.  Petersburg. 

2.  als  wirkliche  Mitglieder  die  in  der  letzten  Versammlung  Vor- 
geschlagenen.    (Siehe  Heft  14.  S.  369). 

C.  Lackner.  L.  Wittmack. 


Kitaibelia  vitifolia  Willd.  mit  goldgelb  marmorierten  Blättern. 

Vorgeführt  dem 
Vereine  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  in  der  Jahresversammlung  vom  29.  Juni   1899. 
,-^  Von    H.    Lindemuth.      (Hierzu  Abb.   70.) 

m  24.  September  1896  zeigte  und  besprach  ich  an  derselben  Stelle  Pfropf- 
versuche zwischen  zahlreichen  Malvaceen  und  Solanaceen.  Ich  habe 
dann  einige  dieser  Versuche  in  der  Gartenflora  (Jahrg.  1897,  S.  1)  beschrieben. 
Durch  Veredelung   mit  dem   buntblättrigen  AbutilonThompsoni  hatte  ich  bunt- 


432  Kitaibelia  vitifolia  Willd.  mit  goldgelb  marmorierten  Blättern. 

blättrige  Pflanzen  von  Althaea  officinalis  L.,  dem  Eibisch,  und  von  Kitaibelia 
vitifolia  erzielt.  Ich  knüpfte  hieran  folgende  Fragen:  Werden  buntblättrige 
Zweige  von  Althaea  und  Kitaibelia,  abgeschnitten  und  vom  Einfluss  des  Abutilon 
getrennt,  als  Stecklinge  fortgepflanzt  und  selbständig  gemacht,  bunt  bleiben, 
zunächst  während  des  Sommers,  und  werden,  nach  dem  E;  lziehen  und  der 
Winterruhe  in  blattlosem  Zustande,  auch  im  darauf  folgenden  Frühjahre  aus 
dem  Stocke  wiederum  bunte  Triebe  hervorspriessen,  oder  mit  anderen  Worten: 
Kann  man  dauernd  buntblättrige  Stauden  durch  den  Einfluss  des  Edel- 
reises gewinnen?  —  Werden  bei  Verlust  der  sämtlichen  Laubblätter  die 
Wurzeln,  bezw.  Winterknospen,  sich  als  Erhalter  und  Träger  der  Bunt- 
blättrigkeit  erweisen? 

Im  vorigen  Jahre  pflanzte  ich  buntgewordene  Zweige  von  Althaea 
officinalis  durch  Stecklinge  fort;  sie  blieben  während  des  Sommers  bunt. 
Vier  Exemplare  pflanzte  ich  in  das  freie  Land;  sie  haben  sich  in  diesem  Jahre 
zu  üppigen  Stöcken  entwickelt,  tragen  aber  zur  Zeit  nur  grüne  Blätter. 

Der  Eibisch  besitzt  übrigens  keine  Eigenschaften,  die  ihn,  selbst  mit 
bunten  Blättern,  als  Zierpflanze  hervorragend  wertvoll  würden  erscheinen  lassen. 

Die  Kitaibelia  dagegen  ist  eine  schöne,  ansehnliche,  2 — 3  m  hohe  Pflanze, 
mit  grossen,  drei-  bis  fünflappigen,  bis  25  cm  breiten  Blättern  und  ziemlich 
grossen,  weissen,  etwas  versteckten,  nicht  auffallenden  Blüten;  sie  hat  hier  und 
da  als  Zierpflanze  Eingang  in  die  Gärten  gefunden.  Die  ersten  Blüten  entfalten 
sich  meist  nicht,  sondern  vertrocknen,  zum  Teil  in  fast  ausgewachsenem  Zustande. 
Erst  im  Hochsommer,  nachdem  die  Stöcke  ihrer  Vegetationskraft  genügt  haben, 
kommen  die  Knospen  zur  Blüte  und  ergeben  zum  Teil  reife  Samen.  Der  Samen- 
ertrag ist  nur  gering. 

Ich  pflanzte  im  Sommer  des  vorigen  Jahres  6  Stecklinge  von  Kitaibelia, 
die  durch  den  Einfluss  des  Abutilon  Thompsoni  bunt  geworden  waren,  in  das 
freie  Land.  Ein  Exemplar  versetzte  ich  im  Herbste  in  einen  Topf  und  über- 
winterte es  im  Kalthause.  Dasselbe  starb  oberirdisch  bis  auf  den  Grund  ab, 
wo  indess  einige  kurze  Triebe  mit  kleinen  Blättern  den  ganzen  Winter  hindurch 
sich  erhielten.  Im  Frühling  sprossten  acht  Triebe  kräftig  hervor,  von  der 
Basis  an  mit  weisslich-gelb  bis  goldgelb  marmorierten  Blättern  dicht  besetzt. 
Die  längsten  Sprosse  messen  1,15  m,  die  Breite  der  grössten  Blätter  beträgt 
15  cm. 

Auch  im  freien  Lande  zieht  die  Kitaibelia  nicht  so  vollkommen  ein,  wie 
Althaea,  welche  am  Wurzelstocke  besondere,  grosse,  dicke  Dauerknospen,  um- 
geben von  schuppenartigen  Niederblättern  und  Blattstielen  mit  reduzierter 
Spreite  bildet.  Bei  Kitaibelia  finden  sich  immer  am  Grunde  sehr  kleine 
Blättchen,  aber  keine  so  ausgesprochen  abgeschlossene  Winterknospen  wie  bei 
Althaea.  Diese  Blättchen  sind  wahrscheinlich  bessere  Träger  der  Panachure 
als  die  Dauerknospen  der  Althaea. 

Die  beschriebene,  im  Topfe  befindliche  Pflanze  zeigte,  dass  Kitaibelia, 
eine  Staude  —  durch  den  Einfluss  von  Abutilon  Thompsoni  bunt  geworden  — 
im  Topfe  sich  dauernd  bunt  erhält.  Natürlich  sind  die  Topfpflanzen  in  allen 
Teilen    schwächer    und    kleiner    als  die    grünen  Exemplare   des  freien  Landes. 

Fünf  buntblättrige  Exemplare  waren  im  freien  Lande  verblieben.  Zu 
meiner  Freude  erschienen  in  diesem  Frühjahre  die  meisten  Sprosse  sogleich 
von  unten  auf  mit  prächtig  goldgelb  marmorierten  Blättern.      Einzelne    Triebe 


Kitaibelia  vitifolia  Willd.  mit  goldgelb  marmorierten  Blättern. 


433 


waren  anfangs  grün  beblättert,  aber  bald  erschien  ein  Blatt  mit  Spuren  der 
Panachure,  die  nun  rasch  von  Blatt  zu  Blatt  an  Ausdehnung  zunahm  und  meist 
schon  mit  dem  vierten  oder  fünften  Blatte  die  volle  Intensität  erreichte. 

Die  grösste  und  schönste  Pflanze  hat  zwölf  Triebe,  die  zum  Teil  1,50  m 
hoch  sind.  Acht  Triebe  zeigten  sich  entweder  sofort  oder  nach  wenigen 
grünen  Blättern  buntblättrig.  An  vier  Trieben,  die  auf  derselben  Seite  dicht 
beisammenstehen,  lassen  sich  bis  jetzt  Spuren  von  Panachure  noch  nicht  wahr- 
nehmen, aber  unzweifelhaft  werden  schliesslich  alle  Sprosse  gleichmässig,  innig 
und  vollkommen  ergriffen  und  durchdrungen,  die  Pflanzen  vollkommen  und 
dauernd  bunt  werden. 


1   Abutilon  Thompsoni,  buntblättrig; 


1  3 

Abbildung  70. 
2  Kitaibelia  vitifolia,  grünblättrig;  3  dieselbe  buntblättri^ 


Vielfach  werden  bunte  Pflanzen  kleiner  als  die  grüne  Art.  Wenn  auch, 
nach  den  angegebenen  Massen,  die  bunten  Pflanzen  nicht  ganz  die  Höhe  grüner 
Triebe,  die  bunten  Blätter  nicht  ganz  die  Breite  der  grünen  Blätter  alter 
Stöcke  erreicht  haben,  so  stehen  sie  doch  da  in  Üppigkeit  und  Kraft, 
imposante  Pflanzen  mit  goldig  leuchtender  Belaubung.  Es  ist  erfreulich,  dass 
die  bunten  Exemplare  in  ihren  Dimensionen  den  grünen  nahe  kommen,  die 
letzteren  im  nächsten  Jahre  vielleicht  fast  erreichen  werden. 

Ich  halte  die  neue  bunte  Kitaibelia  für  eine  wertvolle,  sehr  schöne  bunt- 
blättrige Staude,  die  wie  ein  Strauch  erscheint,  geeignet  zu  vielfacher 
Verwendung.  Kein  buntblättriges  Abutilon  kommt  an  schnellem  Wuchs, 
Schönheit    und    Grösse    der  Blätter    und  Intensität  der  Buntfärbung  ihr  gleich. 


i->  t  Die  Lage  der  Kunst-  und  Handelsgärtnerei  in  Berlin  im  Jahre    1896. 

Die  Abutilon  muss  man  einpflanzen,  im  Warmhause  überwintern,  oder  neue 
Pflanzen  aus  Stecklingen  erziehen.  Die  Kitaibelia  dagegen  dauert  an  ihrem 
Platze  aus,  treibt  zeitig  im  Frühjahr  von  neuem  und  erreicht  in  kurzer  Zeit 
eine  beträchtliche  Höhe.  Je  sonniger  die  Pflanzen  stehen,  desto  vollkommener 
entwickelt  sich   die  Panachure. 

Von  Interesse  ist  es  auch  zu  erfahren,  ob  die  bunten  Pflanzen  reife 
Samen  liefern,  und  ob  aus  diesen  bunte  Individuen  hervorgehen  werden.  Man 
kann  die  Kitaibelia  sehr  leicht  aus  Stecklingen  vermehren  und  diese  aus  den 
Töpfen  im  Juli  oder  August  in  das  freie  Land  pflanzen.  Im  nächsten  Jahre  schon 
erhält  man  auf  diese  Weise  recht  starke  Exemplare. 

Die  Abbildung,  nach  einer  von  mir  aufgenommenen  Photographie,  zeigt 
in  der  Mitte  ein  grosses,  buntes  Blatt  von  Abutilon  Thompsoni,  rechts  ein 
buntes  Blatt  von  Kitaibelia,  links  ein  grünes  derselben  Art.  —  Die  Panachure 
tritt  an  dem  inficirten  Blatte  der  Kitaibelia  selbst  auf  der  schwarzen  Abbildung 
sehr  deutlich  hervor.  Es  fällt  auf,  dass  die  Form  des  bunten  Blattes,  mit  dem 
grünen  verglichen,  etwas  verändert  erscheint.  Die  gelbliche  Blattfläche  erreicht 
häufig  nicht  die  der  grünen  gleiche  Ausdehnung;  daher  kommt  es,  dass  die 
grüne  Blattfläche  oft  Blasen  bildet,  die  gelbe  aber  sehr  glatt  und  gespannt  ist. 
Aus  dem  gleichen  Grunde  erscheinen  die  Blattzipfel  häufig  verschmälert,  die 
Ränder  eingezogen  und  wellig.  Die  am  hellsten  gefärbten  Blätter  sterben  am 
frühesten  ab.  Inmitten  der  grössten  und  hellsten,  oft  fast  weissen  Flächen 
bildet  sich  ein  brauner,  aus  totem  Gewebe  bestehender  Fleck.  Von  diesem 
aus  schreitet  das  Absterben  fort.  Die  Lebensdauer  eines  jeden  Blattes  wird 
bestimmt  durch  die  Grösse  und  Mischung  der  weissen,  gelben  und  grünen 
Flächen. 

Die  besprochenen  Eigenschaften  kommen  vielen  buntblättrigen  Pflanzen 
zu,  ohne  ihre  Schönheit  wesentlich  zu  beeinträchtigen. 


Die  Lage  der  Kunst-  und  Handelsgärtnerei  in  Berlin 
im  Jahre  1898). 

(Aus  dem  Bericht  der  Aeltesten  der  Kaufmannschaft.) 
I.  Allgemeiner  Teil. 
Eine  wesentliche  Änderung  des  Geschäftes  ist  gegen  das  Vorjahr  nicht 
zu  verzeichnen,  dasselbe  lässt  trotz  grosser  Umsätze  auf  einzelnen  Gebieten 
viel  zu  wünschen  übrig.  Der  ungeheure  Import  von  Schnittblnmen  aus  dem 
Süden,  der  mit  jedem  Jahre  mehr  zunimmt,  neuerdings  auch  der  von  Palmen 
und  anderen  lebenden  Pflanzen  von  der  Riviera,  die  wachsende  Einfuhr  von 
Blumenzwiebeln  und  Gehölzen  aus  Holland,  von  marktfähigen  Topfgewächsen 
aus  Belgien  und  Frankreich,  von  Gemüse  aus  fast  allen  Ländern,  begünstigt 
durch  den  schnellen  und  billigen  Transport,  drücken  die  Preisse  der  hiesigen 
Gartenerzeugnisse  ausserordentlich.  Dazu  kommt  noch,  dass  mit  dem  höheren 
Wert  der  hiesigen  Grundstücke  die  Pachtpreise  steigen;  ferner  treten  hinzu 
die  erhöhten  Löhne  und  Gehälter,  die  grösseren  Spesen,  die  höheren  Abgaben, 


*)  Bericht  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  in  den  Kgl.  preussischen  Staaten. 


Die  Lage  der  Kunst-  und  Handelsgärtnerei  in  Berlin  im  Jahre   1896.  49c 

vor  allem  die  neuerdings  eingeführte  Grundwertsteuer,  welche  den  gärt- 
nerischen Ertrag  oft  weit  übersteigt.  Alle  diese  Umstände  sind  dazu  angethan, 
dem  Gärtner  den  notwendigen  Gewinn  zu  verkürzen. 

Die  früheren  Hauptabsatzgebiete  unserer  Produkte,  Russland,  Schweden, 
Norwegen,  Dänemark,  Österreich-Ungarn  u.  s.  w..  haben  alle  einen  Schutzzoll 
eingeführt.  Sie  hindern  dadurch  unsere  Ausfuhr,  fördern  aber  ihren  eigenen 
Gartenbau.  Deutschland  dagegen  lässt  alles  frei  ein,  und  seine  Gartenbau- 
beflissenen sind  schutzlos.  Deutschland  wäre  vermöge  der  Intelligenz  seiner 
Gärtner  wohl  in  der  Lage,  einen  grossen  Teil  der  benötigten  Erzeugnisse  selbst 
zu  produzieren,  ja  sogar  noch  an  andere  Länder  abzugeben,  aber  da  die  Aus- 
fuhr behindert  ist,  die  freie  Einfuhr  die  Preise  drückt,  so  ist  an  einen  gedeih- 
lichen Fortgang  in  vielen  Zweigen,  namentlich  in  der  Blumenzucht,  nicht  zu 
denken.  Kein  Wunder  daher,  dass  immer  allgemeiner  der  Ruf  nach  Schutzzoll 
ertönt,  und  auch  eine  am  11.  Januar  1899  in  Berlin  abgehaltene,  von  über 
1000  Gärtnern  der  Provinz  Brandenburg  besuchte  Versammlung  hat  sich  gleich 
vielen  anderen,  die  im  Deutschen  Reiche  im  Jahre  1898  abgehalten  sind,  fast 
einstimmig  für  einen  solchen  ausgesprochen.  In  einer  Denkschrift  des  Ver- 
bandes der  Handelsgärtner  Deutschlands,  die  der  Verein  zur  Beförderung  des 
Gartenbaues  auch  seinen  Mitgliedern  zur  Kenntnisnahme  mitgeteilt  hat,  ist 
eingehend  das  übermässige  Anschwellen  des  Importes  und  die  Notwendigkeit 
eines  Schutzzolles  dargelegt. 

Man  verlangt  nicht  übermässig  hohe  Zölle,  man  will  nicht  die  Einfuhr 
ganz  unterdrücken,  man  hofft  aber,  dass  durch  einen  Zoll  wenigstens  die 
minderwertige  Waare  in  abgeschnittenen  Blumen  u.  s.  w.  zurückgehalten 
werde,  da  sie  keinen  Zoll  tragen  kann. 

Als  eine  erfreuliche  Besserung  ist  zu  melden,  dass  die  Auktionen  von 
Blumen  und  Bindegrün  auf  der  Post  bedeutend  nachgelassen  haben,  Dank  der 
regelmässigen  und  strengen  Beobachtung  der  Käufer  seitens  einer  Anzahl  von 
Handelsgärtnern  aus  der  Umgegend  von  Berlin,  die  sich  hierzu  freiwillig  er- 
boten hatten.  Dagegen  ist  aber  anzuführen,  dass  sich  grosse  Produzenten  aus 
dem  Süden  jetzt  in  den  deutschen  Grossstädten  ansässig  machen  und  direkt 
an  das  Publikum  verkaufen. 

II.  Spezieller  Teil. 

1.  Blumen  und  Blattpflanzen.  In  blühenden  Pflanzen  und  Blatt- 
gewächsen war  das  Wintergeschäft  1897/98.  sowie  das  Frühjahrsgeschäft  1898 
ein  recht  gutes,  wenn  auch  nicht  gerade  hervorragend  lohnendes  zu  nennen. 
Die  Vorräte  wurden  bei  massigen  Preissen  gänzlich  geräumt  und  zu  Zeiten 
auch  etwas  bessere  Preise  erzielt,  während  mitunter  zu  solch  niedrigen  Preisen 
verkauft  werden  musste,  dass  im  ganzen  ein  erfreulicher  Fortschritt  leider 
nicht  zu  verzeichnen  war.  Die  Ausschmückung  von  Balkons  sowie  die 
Dekoration  der  Grabhügel  hat  zugenommen;  doch  hat  die  Konkurrenz  diesen 
Zweig  der  Gärtnerei  so  in  die  Hand  genommen  und  eine  solche  Menge  leicht 
und  schnell  wachsender  Pflanzen  herangezogen,  die  für  billiges  Geld  verkauft 
werden,  dass  dieses  Geschäft  nicht  in  Einklang  mit  den  teuern  Lohnverhält- 
nissen zu  bringen  ist. 

Das  Sommergeschäft  innerhalb  der  Reisezeit,  in  den  Monaten  Juni  bis 
Oktober,  war  ganz  leblos,  wie  seit  Jahren. 


4^6  Die  Lage  der  Kunst-  und  Handelsgärtnerei  in  Berlin  im  Jahre   1896. 

Für  Blattgewächse,  namentlich  für  bessere  Palmen,  wurden  noch  leidliche 
Preise  gezahlt;  doch  ist  leider  für  solche  Pflanzen  das  kaufende  Publikum 
ein  beschränktes,  da  sie  einesteils  nur  für  Balkons,  Wintergärten  u.  s.  w.  Ver- 
wendung finden,  andernteils  der  Preis  nicht  Jedem  diesen  Luxus  gestattet. 

Dasselbe  gilt  für  andere  feine  Solitairpflanzen,  als  Auraucarien,  schön 
blühende  Schaupflanzen  u.  u.  w.  Dagegen  wurden  Farne  und  andere  kleinere 
Pflanzen  für  Jardinieren  in  grossen  Massen,  jedoch  zu  sehr  niedrigen  Preisen 
abgesetzt.  Die  Preise  für  Maiblumen.  Veilchen,  Rosen,  diese  drei  Hauptblumen 
der  Gärtnerei,  sind  ganz  gewaltig  gesunken.  Wie  war  das  Publikum  früher 
erfreut,  die  ersten  getriebenen  Rosen,  die  ersten  Maiblumen  und  Veilchen  sehen 
zu  können!  Jetzt  giebt  es  keine  Periode  der  Xeuheiten  mehr;  fast  das  ganze 
Jahr  hindurch  dieselben  Blumen.  Ist  das  eigene  Land  nicht  im  Stande,  durch 
die  Natur  oder  durch  Treiben  unsere  schönen  Blumen  hervorzuzaubern,  dann 
liefert  sie  das  Ausland,  durch  seine  klimatischen  Verhältnisse  begünstigt. 
Aber  auch  dann  schon,  wenn  die  hiesigen  Gärtner  für  die  durch  Treiberei 
gewonnenen  Blumen  noch  einen  guten  Preis  erzielen  könnten,  leiden  unsere 
Artikel  unter  der  bereits  erwähnten  Konkurrenz. 

2.  Gemüse.  Das  Gemüsegeschäft  hat  sich  auch  im  Jahre  1898  noch 
verschlechtert.  Der  ausserordentlich  gelinde  Winter  gestattete  die  Einfuhr  aus 
den  klimatisch  günstiger  gelegenen  Ländern  ohne  jede  Unterbrechung;  infolge- 
dessen wurden  unsere  überwinterten  Gemüse  nur  schwer  geräumt.  Wenn 
auch  die  eigentliche  Gemüsetreiberei  infolge  der  zollfreien  Einfuhr  aus  dem 
Süden  in  Berlin  und  Umgegend  fast  aufgehört  hat,  so  suchen  grössere  Ge- 
müsetreibereien bisher  doch  immer  noch  ihre  vielen  Mistbeetfenster  u.  s.  w. 
durch  Anzucht  von  Treibsalat  und  frühem  Blumenkohl  in  Kästen  auszunützen. 
Infolge  des  nasskalten,  trüben  und  immer  regnerischen  Frühlings  des  Jahres 
1898  wurde  der  Erfolg  dieser  Kultur  so  beeinträchtigt,  dass  die  darauf  ver- 
wendeten Mühen,  Arbeit  und  baaren  Auslagen  nicht  gelohnt  wurden. 

Aber  auch  Salat  aus  dem  freien  Grund  hatte  schlechte  Preise  und  konnte 
bei  Weitem  nicht  geräumt  werden,  während  Kohlrabi  im  ganzen  Geschäfsjahre 
flott  abgesetzt  wurde,  wenn  auch  die  Preise,  namentlich  für  die  Erstlinge, 
zurückgegangen  sind.  Die  Frühkohle  fanden  wie  bisher  guten  Absatz.  Mit 
Eintritt  der  Reisesaison  und  bei  der  abnormen  Hitze  im  August  war  das  Ge- 
schäft schlecht,  bei  Eintritt  kühlerer  Witterung  besserte  es  sich  aber  wieder; 
Sellerie  konnte  indess  nur  unter  gedrückten  Preisen,  dagegen  Karotten  gut 
verwertet  werden. 

Die  Gemüsezucht  leidet  unter  der  zollfreien  Einfuhr  in  einer  Weise, 
dass  jede  Rentabilität  auf  die  Dauer  ausgeschlossen  bleibt.  Wird  ihr  kein  Zoll- 
schutz gewährt,  so  muss  sie  wie  die  Gemüsetreiberei  für  den  hiesigen  Gärtner 
aufhören. 

3.  Baumschulartikel.  In  diesem  Zweige  der  produzierenden  Gärtnerei 
sind  wesentliche  Abweichungen  gegen  das  Vorjahr  nicht  zu  verzeichnen. 

Die  Nachfrage  nach  hochstämmigen  Obstbäumen,  besonders  Äpfeln,  blieb 
rege;  es  konnten  nicht  alle  Anforderungen  befriedigt  werden;  besonders  da 
diese  sich  immer  mehr  und  mehr  auf  einzelne  Sorten  zuspitzen,  unter  Ver- 
nachlässigung und  Abweisung  ähnlicher  und  gleichwertiger,  so  dass  die  ge- 
wünschten in  der  Qualität  schwächer  als  sonst  abgenommen  wurden.  Die 
Preise  hierfür  zogen  trotzdem  an.     Formobst  ging  in  kräftigerer  Ware  gut  ab, 


Die  Hybridisation-Konferenz   in  London.  437 


wenn  auch  die  einzelnen  Posten  nicht  immer  umfangreich  waren.  —  Beeren- 
obst zeigte  keine  Veränderungen,  und  wurden  namentlich  in  Johannisbeeren 
(Hochstämmen)  die  Vorräte  fast  geräumt.  Die  Preise  konnten  sich  aber 
nicht  heben. 

Alleebäume  in  besonderen  Stärken  blieben  gefragt  und  gut  bezahlt; 
schwache  Waare  (für  Landstrassen)  wurde  von  ausserhalb  wieder  sehr  billig 
angeboten  und  dieses  Angebot  drückte  die  Preise. 

Ziergehölze,  sowohl  laubabwerfende  als  Nadelhölzer,  blieben  vernach- 
lässigt; wenigstens  übersteigt  das  Angebot  die  Nachfrage  derartig,  dass  eine 
lohnende  Preisbildung  ganz  ausgeschlossen  ist.  Die  Angebote  einzelner  Landes- 
teile, z.  B.  Holsteins,  sind  in  diesen  Artikeln  so  massenhaft  und  gewähren  so 
viele  Vorteile  an  Kredit,  Fracht  u.  s.  w.,  dass  von  einer  Erzielung  der  Pro- 
duktionskosten keine  Rede  mehr  ist.  Wie  schon  im  vorigen  Jahre  angedeutet 
ist,  äussert  sich  hier  die  enorme  Preissteigerung  der  Grundstücke  in  der 
Umgebung  Berlins  sowie  die  darauf  lastende  Wertsteuer  dadurch,  dass  nur 
kleine  Parzellen  zur  Bebauung  kommen,  von  denen  für  einen  Garten  nur  wenig 
übrig  bleibt.  Die  Anlagen,  in  denen  grössere  Mengen  von  Gehölzen  verwendet 
werden  können,  sind  sehr  gering.  Die  Rosenpreise  konten  sich  infolge  der  un- 
geheuren Massenanzucht  ebenfalls  nicht  erholen.  Treibware  ging  sämtlich 
ab,  doch  meistens  mit  ganz  geringem  Gewinn,  häufig  nur  mit  Deckung  der 
Produktionskosten. 

Treibgehölze  gingen  in  der  von  den  Treibgärtnern  bevorzugten  hiesigen 
Ware  sämtlich  an  diese  über  und  wurden  geräumt.  Obstwildlinge  in  bester 
Qualität  blieben  gefragt;  dagegen  ist  mit  Forstpflanzen  infolge  der  auswärtigen, 
fast  fabrikmässigen  Anzucht  kein  Erfolg  zu  erzielen,  wenn  auch  pflanzbare 
Ware  grösstenteils  geräumt  wurde. 

Eine  Hebung  des  Exportes  nach  ausserdeutschen  Ländern  ist  infolge  der 
Zollschwierigkeiten  vorläufig  unmöglich,  besonders  wenn  noch  rigorose  Ver- 
packungsbestimmungen hinzukommen,  wie  solche  z.  B.  Rumänien  und  Bulgarien, 
der  Reblaus  wegen,  vorschreiben.  Der  Export  von  starker  Ware  ist  immer 
mehr  beschränkt  und  kommen  nur  junge  Massenartikel  in  Betracht. 

(Schluss  folgt.) 


Die  Hybridisation-Konferenz  in  London 

^^  am  II.  und  12.  Juli. 

3§?))ie  Royal  Horticultural  Society  zu  London  hat  sich  ein  grosses  Verdienst 
^4s^  erworben,  dass  sie  diese  Konferenz  zusammenrief.  Der  Zweck  war,  die 
Leistungen  auf  dem  Gebiete  der  Hybridenzucht  einmal  in  einer  Ausstellung 
zusammenzutragen  und  zugleich  die  Kenntnisse  über  die  Hybridenzucht 
durch  eine  Reihe  von  Vorträgen  zu  verbreiten.  Die  Ausstellung  fand  am 
11.  Juli  d.  J.  in  dem  Garten  der  Gesellschaft  zu  Ghiswick  bei  London  statt,  die 
Konferenz  am  n.  ebendaselbst,  am  12.  aber  in  der  Stadt.  Dr.  Masters  er- 
öffnete die  erste  Sitzung,  die  unter  einem  Zelt,  das  im  Garten  aufgestellt  war, 
abgehalten  wurde,  was  wegen  der  gerade  herrschenden  Hitze  sehr  an- 
genehm war. 


438  Die  Hybridisation-Konferenz  in  London. 

Dr.  Masters  eröffnete  die  Sitzung  mit  folgender  Rede  (die  uns  im 
Korrektur-Abzug  übersandt  und  jetzt  in  der  Nummer  vom  15.  Juli  des  Gardeners 
Chronicle  abgedruckt  ist): 

Unsere  erste  Pflicht,  und  zwar  eine  sehr  angenehme,,  ist  es,  unsere  aus- 
ländischen Gäste,  unsere  Freunde  von  jenseits  des  Meeres,  wie  ich  sie  nennen 
will,  zu  begrüssen  und  den  Dank  für  ihr  Erscheinen  auszuprechen  und  zu 
hoffen,  dass  ihr  Verweilen  unter  uns  ihnen  angenehm  und  nutzbringend 
sein  möge.  Zugleich  bedauern  wir,  dass  einige  derselben,  wie  Herr  Dr.  Focke, 
der  Vater  der  Hybridenzucht,  unserer  Versammlung  nicht  beiwohnen  können, 
wie  wir  es  gehofft  hatten.  Auch  können  wir  auf  dieser  Versammlung  nicht 
umhin,  den  Verlust  des  grossen  Hybridenzüchters,  Charles  Xaudin.  zu  be- 
klagen, obgleich  er  ein  hohes  Alter  erreicht  hat. 

Unsere  nächste  Pflicht  ist  es,  dem  Vorstand  der  Royal  Horticultural 
Society  zu  danken,  dass  er  uns  Gelegenheit  gegeben,  wieder  einmal  in  diesen 
vielgerühmten  Gärten  unsere  Gedanken  austauschen  zu  können,  was  äusserst 
wichtig  für  den  modernen  fortschreitenden  experimentalen  Gartenbau  ist.  Ich 
brauche  die  Ausdrücke  »fortschreitend  und  experimental«  mit  Absicht,  weil 
ich  glaube,  dass  die  Zukunft  des  Gartenbaues  auf  gut  geleiteten  Versuchen 
beruhen  wird. 

Was  die  Einzelheiten  der  praktischen  Kultur  betrifft,  so  gehen  wir  nicht 
in  den  Fusstapfen  unserer  Väter.  Wir  haben  unendlich  grössere  Hilfsquellen 
und  wir  haben  sie  gebraucht,  und  wenn  jene  dieselben  gehabt  hätten,  würden 
sie  wohl  dasselbe  geleistet  haben  wie  wir.  Wir  sind  im  Stande,  auf  unsere 
Kunst  nicht  nur  die  Hilfsquellen  der  Civilisation  anzuwenden,  und  zwar  in  einer 
Weise,  wie  es  unsern  Vorfahren  unmöglich  gewesen  wäre,  sondern  wir  können 
auch  Nutzen  ziehen  aus  den  Lehren  der  Wissenschaft  und  können  sie  anwenden 
zum  Nutzen  der  Gartenkunst.  Augenblicklich  sind  wir  reine  Kinder  darin. 
Wir  können  nur  dunkel  ahnen,  welche  ungeheure  Schritte  die  Gartenkunst 
gehen  würde,  wenn  sie  mehr  geführt  und  geleitet  würde  auf  wissenschaftlichen 
Grundlagen.  Ein  Gegenstand  dieser  Konferenz  wird  es  sein,  zu  zeigen,  dass 
kulturelles  Können  allein  einen  sicheren  Fortschritt  nicht  garantirt  und  sie  soll 
auch  den  Fortschritt  beschleunigen,  indem  wir  das  Thema  der  Kreuzung  und 
Barstardzucht  vom  wissentlichen  Standpunkt  aus  erörtern.  Um  die  Wichtig- 
keit der  Kreuzung  und  Bastardzucht  richtig  würdigen  zu  können,  brauchen 
wir  nur  einen  Blick  auf  unsere  Ausstellungen  zu  werfen,  oder  in  den  Katalogen 
unserer  Blumenzüchter  zu  blättern.  Die  natürliche  Auswahl  hat  viel  gethan 
und  thut  noch  viel  für  die  Vervollkommnung  unserer  Pflanzen.  Aber  die 
Kreuzung  ist  es,  welche  uns  das  Material  für  die  Auswahl  erst  gegeben  hat. 
Vor  einigen  Jahren  noch  verstanden  wir  unter  der  Rubrik  »neue  Pflanzen«  aus 
anderen  Ländern  neu  eingeführte  Pflanzen.  Die  Orchideen  ausgenommen, 
ist  die  Zahl  der  neuen  Pflanzen  jetzt  sehr  gering.  Die  neuen  Pflanzen 
von  heute,  wie  Rosen,  Chrysanthemum  und  Fuchsien  und  viele  andere 
sind  die  Erzeugnisse  gärtnerischer.  Kunst.  Vom  Pfirsich  bis  zur  Kartoffel, 
von  der  Erbse  zur  Pflaume,  von  der  Erdbeere  bis  zum  Kohl  sehen  wir  durch 
die  Arbeit  des  Züchters  die  Qualität  und  Quantität  verbessert.  Wir  sehen  sie 
den  verschiedenen  Klimaten  und  Bedingungen  angepasst.  Wir  sehen  ihre 
Reifung  im  Frühjahr  beschleunigt  und  im  Herbst  verspätet.  Hierin  haben  wir 
unsere  Vorfahren  übertroffen. 


Die  Hybridisation-Konferenz  in  London.  49Q 

Aber  wir  wollen  nicht  vergessen,  dass  sie  uns  den  Weg  dazu  gezeigt 
haben.  Ich  will  mich  nicht  eingehend  verbreiten  über  den  Anteil,  welcher 
Camerarius,  Millington,  Grew,  Morland  und  anderen  am  Ende  des 
17.  Jahrhunderts  an  dem  Aufbau  der  Lehre  der  Sexualität  der  Pflanzen  ge- 
bührt, aber  ich  will  hervorheben,  dass  diese  Lehre  auf  das  Experiment  und 
nicht  auf  Spekulation  oder  auf  Beobachtung  beruhte  und  ich  will  zeigen,  dass 
unsere  englischen  Gärtner  und  Experimentatoren  ganz  fest  von  der  Wichtigkeit 
ihrer  Entdeckung  überzeugt  waren  und  unserem  Herbert  und  Darwin  Vor- 
läufer waren  in  den  Folgerungen,  die  sie  hieraus  zogen.  Zum  Beweise  erlaube 
ich  mir  ein  Werk  von  Richard  Bradley:  »New  Improvements  of  Planting 
and  Gardening,  both  Philosophical  and  Practical«  veröffentlicht  im  Jahre  1717, 
Capitel  II  zu  zitieren.  Indem  er  auf  die  Entdeckung  der  Methode  der  Be- 
fruchtung der  Pflanzen  anspielt,  sagt  er: 

»Durch  diese  Kraft  sind  wir  im  Stande,  die  Eigentümlichkeit  und  den 
Geschmack  irgend  einer  Frucht  zu  ändern,  indem  wir  die  eine  Pflanze  mit 
dem  Blütenstaub  einer  andern  derselben  Klasse  befruchten,  so  z.  B.  einen 
Codlin  (Küchenapfel)  mit  einer  Parmaine,  welche  den  ersteren  so  ändern 
wird,  dass  er  einmal  länger  ausdauert  und  einen  schöneren  Geschmack 
erhält,  oder  wenn  die  Winterfrüchte  befruchtet  werden  durch  den  Staub  von 
sommerlichen  Arten,  so  würden  sie  vor  ihrer  gewöhnlichen  Zeit  reifen;  und 
von  der  zufälligen  Befruchtung  des  Blütenstaubes  der  einen  Pflanze  auf  eine 
andere  würde  es  abhängen,  dass  in  einem  Obstgarten,  wo  verschiedene  Varie- 
täten von  Äpfeln  stehen,  sogar  die  Äpfel,  welche  von  demselben  Baum  ge- 
sammelt sind,  in  Geschmack  und  Reifezeit  verschieden  sein  werden;  und  weiter 
die  Samen  dieser  Äpfel,  welche  auf  diese  Weise  von  ihren  natürlichen  Eigen- 
schaften verschieden  sind,  werden  verschiedenartige  Früchte  hervorbringen, 
nachdem  sie  ausgesät  sind.« 

»Also  von  der  zufälligen  Bestäubung  würden  demnach  die  zahllosen 
Varietäten  von  Früchten  und  Blumen,  die  täglich  aus  Samen  gezogen  werden, 
herrühren.« 

»Weiter  könnte  eine  wunderliche  Person  jetzt  so  wunderbare  Arten  von 
Pflanzen  erzeugen,  wie  sie  vorher  nicht  gesehen  wurden,  indem  sie  zwei 
Pflanzen  zu  ihrem  Vorhaben  auswählt,  welche  in  ihren  Organen  sich  ähneln, 
aber  hauptsächlich  in  ihren  Blüten  und  Samen  abweichen;  z.  B.  Carnation 
(Xelke)  und  Sweet  William  sind  in  gewisser  Hinsicht  sich  ähnlich,  der 
Blütenstaub  der  einen  befruchtet  die  andere,  und  der  so  gewonnene  Samen 
wird  eine  von  beiden  verschiedene  Pflanze  hervorbringen;  so  kann  man  zur 
Zeit  im  Garten  von  Thomas  Fairchild  in  Hoxton  eine  Pflanze  bewundern, 
die  weder  Sweet  William  noch  Nelke  ist,  aber  beiden  sehr  ähnlich  ist,  welche 
gezogen  war  aus  dem  Samen  einer  Carnation,  die  mit  dem  Blütenstaub  eines 
Sweet  William  befruchtet  war.« 

Hier  haben  wir  den  ersten  künstlich  erzeugten  Bastard  vor  uns,  und  es 
ist  bemerkenswert,  dass  dieser  erzeugt  war,  nachdem  Kölreuter  vor  40  Jahren 
seine  sorgfältigen  Versuche  begonnen  hatte.  Fairchild  war  der  Freund  und 
Mitarbeiter  von  Philipp  Miller  und  Genosse  einer  kleinen  Anzahl  von  Denkern 
und  Forschern,  welche  sich  vereinten  zur  »Society  of  gardeners«.  »Er  wird  in  dem 
zitierten  Werke  von  Bradley,«  so  sagt  Johnson  in  seiner  Geschichte  der 
englischen  Gartenkunst,  »als  ein  Mann  von  allgemeinem  Wissen,  der  Wissenschaft- 


440_ 


Die  Hybridisation-Konferenz  in  London. 


liehe  Forschung  liebt,  dargestellt,  auch  werden  von  ihm  viele  seiner  Experimente 
geschildert,  welche  das  Geschlecht  der  Pflanzen  demonstrieren  sollen.  Er  war 
ein  Handelsgärtner  zu  Hoxton,  der  eine  der  grössten  Blumenzüchtereien  besass. 
Er  war  einer  der  grössten  englischen  Weinzüchter  und  besass  einen  Weinberg 
in  Hoxton  um  1722.  Er  starb  1729  und  hinterliess  einen  Fonds  für  die  Ab- 
haltung eines  jährlichen  Gottesdienstes  in  der  St.  Leonhard-Kirche  zu  Shore- 
ditch  am  dritten  Pfingstfeiertage  über  das  Thema:  »die  wundervollen  Werke 
Gottes  in  der  Natur«  oder  »die  Wiederauferstehung'  vom  Tode«,  welche  Themata 
erläutert  werden  sollten  durch  Beispiele  aus  dem  Leben  der  Tiere  und 
Pflanzen  der  Schöpfung.« 

Fairchild  war  so  nicht  nur  der  Züchter  der  ersten  Garten-Hybride, 
sondern  auch  der  Urheber  der  Blumengottesdienste  (Flowers  Services),  welche 
jetzt  in  unseren  Kirchen  so  beliebt  sind. 

Von  jener  Zeit  bis  aut  Linne  im  Jahre  1759  wurde  von  planmässig  ge- 
zogenen Hybriden  nichts  bekannt.  Dieser  grosse  schwedische  Forscher  suchte, 
nachdem  er  in  seinem  Garten,  ein  Tragopogon,  wahrscheinlich  ein  Bastard 
von  T.  pratensis  und  T.  porrifolius.  beobachtet  hatte,  sich  zu  vergewissern, 
ob  diese  Wahrscheinlichkeit  richtig  war.  Er  brachte  Pollen  von  T.  porri- 
folius auf  die  Narben  von  T.  pratensis  und  erhielt  Samen,  aus  denen  er 
dann  den  Bastard  zog. 

Um  dieselbe  Zeit  begann  Kölreuter  ums  Jahr  1760,  seine  sorgfältigen 
Versuche,  aber  sie  basierten  nicht  auf  praktischer  Grundlage  und  gerieten 
infolgedessen  in  unverdiente  Vergessenheit. 

Einige  Jahre  später  nahm  der  Präsident  unserer  Gesellschaft,  Thomas 
Andreas  K night  und  vor  allen  Dean  Herbert  die  Arbeit  wieder  auf.  Mit 
welch  grossartigen  Resultaten,  ist  Ihnen  allen  bekannt! 

Es  ist  indessen  wunderbar,  die  Einwände  und  Vorurteile  kennen  zu 
lernen,  die  sich  von  zwei  Seiten  erhoben.  Viele  Leute  von  Ruf  wandten 
gegen  die  Produktion  von  Bastarden  ein,  dass  es  ein  gottloser  Eingriff  in  die 
Gesetze  der  Natur  sei.  Diese  Vorurteile  dehnten  sich  derartig  aus,  dass  eine 
alte  Blumenzüchterei  in  Tooting,  die  ihrer  Zeit  wegen  ihrer  Kulturen,  unter 
anderen  von  Eriken,  berühmt  war,  in  der  Absicht,  die  Empfindlichkeit  des 
Publikums  zu  umgehen,  als  neue  Spezies  vom  Kap  der  guten  Hoffnung  Formen 
ausstellte,  welche  sie  durch  Kreuzung  in  ihren  eigenen  Gärten  gezüchtet  hatte. 

Die  beste  Antwort  wurde  diesen  Vorurteilen  durch  Dean  Herbert  zu 
teil,  welcher  frei  von  Aberglauben  war.  Er  hatte,  ebenso  wie  Linne  vor 
ihm,  die  Existenz  natürlicher  Bastarde  beobachtet  und  prüfte  experimentell  die 
Richtigkeit  seiner  Beobachtung.  Es  gelang  ihm  ebenso,  wie  es  Engleheart 
nach  ihm  gelungen,  viele  Narcissen- Bastarde  durch  künstliche  Kreuzung  zu 
züchten,  welche  er  wild  in  den  Pyrenäen  beobachtet  hatte.  Wenn  solche 
Formen  in  der  Natur  existieren,  so  kann  nichts  Ungehöriges  darin  liegen, 
dieselben  durch  die  Kunst  des  Gärtners  zu  erzeugen. 

In  neuester  Zeit  beschrieb  Reichenbach  auf  Grund  von  Beobachtungen 
zahlreiche  natürliche  Orchideen  -  Bastarde.  Veitch  und  andere  haben  seine 
Beobachtungen  bestätigt,  indem  sie  durch  künstliche  Befruchtung  genau  dieselben 
Formen  erzeugten,  welche  der  Botaniker  beschrieb.  Es  erübrigt  nun,  das 
zweite    bedeutende,    aber  irrige  Vorurteil  zu  erörtern,    welches  sich  gegen  die 


Die   Hybridisation-Konferenz  in  London.  aa\ 

Ausbreitung  der  Hybridenzucht  erhob.  Es  thut  mir  weh,  sagen  zu  müssen,  dass 
dieses  von  Seiten  der  Botaniker  ausging.  Es  überrascht  indes  nicht,  wenn  die 
Botaniker  den  Schwierigkeiten  und  Wirrungen  entgegengetreten  sind,  die  ihrem 
System  der  Klassifikation  der  Pflanzen  drohten  durch  die  Erzeugung  von 
Hybriden  und  Blendlingen,  und  wenn  sie  den  Hybridenspezies  und  noch  mehr 
den  Hybridengattungen  feindlich  entgegentraten.  Aber  es  würde  sehr  unwissen- 
schaftlich sein,  die  Interessen  unseres  Systems  der  Verbreitung  der  Wahrheit 
voranzustellen. 

Ich  möchte  zwei  Fälle  erwähnen,  wo  betreffs  der  wahren  Xatur  gewisser 
Pflanzen  noch  heute  Zweifel  bestehen.  Clematis  Jackmani  unserer  Gärten, 
gezüchtet,  wie  versichert  wird,  durch  Mr.  Ja  c  km  an  zu  Woking  (Gardener's 
Chronicle,  1864,  p.  S25)  wurde  von  Decaisne  und  La v alle e  für  eine 
wirkliche  japanische  Art  gehalten  und  nicht  für  einen  Bastard.  Es  mag  so 
sein,  aber  es  ist  nicht  absolut  unmöglich,  dass  die  japanische  Pflanze  und  die 
kultivierte  in  derselben  Weise  entstanden  sind.  Mr.  Culverwell's  sogenannter 
Bastard  zwischen  der  Erdbeere  und  der  Himbeere  soll  ebenfalls  kein  Bastard 
sein,  sondern  Rubus  Leesii.  Aber  wras,  so  fragen  wir,  ist  Rubus  Leesii? 
Es  scheint  eine  sterile  Form  zu  sein,  die  näher  der  Himbeere  als  der  Erdbeere 
verwandt  ist.  Ist  es  nicht  möglich,  dass  Mr.  Culverwell  diese  Form  künstlich 
fabriziert  hat? 

Die  Zeit,  wo  die  Spezies  für  sacrosanct  angesehen  und  die  Systeme  für 
natürlich  gehalten  wurden,  sind  vorbei,  und  Darwin  hat  uns,  genau  wie  Herbert 
es  in  einer  andern  Weise  that,  gelehrt,  die  Bastardbildung  zu  bewillkommnen 
als  ein  Mittel,  die  wahre  Verwandtschaft  der  Pflanzen  und  die  Spezies  und 
Gattung  derselben  zu  erkennen. 

Darwins  Forschungen  und  Experimente  über  Kreuzungsbefruchtung 
erschienen  vielen  Forschern  als  eine  Offenbarung,  und  wir  erinnern  uns  mit 
einiger  Beschämung,  wie  wir  selbst  vor  Jahren  betreffs  des  bezüglichen  Zu- 
sammenhanges zwischen  kurzgriffligen  und  langgriffligen  Formen  der  Primeln 
urteilten,  ohne  die  weitgehende  Wichtigkeit  dieser  scheinbar  unbedeutenden 
Formverschiedenheiten,  zu  verstehen. 

Ich  würde  zu  weit  gehen,  wenn  ich  mich  über  die  Arbeiten  von  Gaertner, 
Godron,  Xaudin,  Naegeli,  Millardet,  Lord  Penzance,  Engleheart 
und  andere  verbreiten  würde. 

Ich  will  nur  noch  kurz  die  wundervollen  morphologischen  Resultate  er- 
wähnen, die  erzielt  wurden  durch  successive  Kreuzung  und  Wiederkreuzung 
von  Knollen-Begonien.  Sie  veränderten  sich  derartig,  dass  ein  französischer 
Botaniker  sogar  ein  neues  Genus:  Lemoinea  aufstellte;  so  sehr  hatten  sie  sich 
von  den  typischen  Begonien  entfernt. 

Aus  wissenschaftlichen  und  besonders  aus  praktischen  Gründen  ist  das 
Studium  der  Kreuzung  höchst  wichtig,  und  wir  begrüssen  das  glückliche 
Schicksal,  dass  unsere  Versammlung  unser  Wissen  über  das  Leben  der  Pflanzen 
zu  vermehren  Gelegenheit  geben  wird,  im  vollen  Vertrauen  darauf,  dass  nicht 
bloss  unsere  Kenntnisse  zunehmen  werden,  sondern  dass  sie  uns  auch  befähigen 
werden,  dieselbe  weiterhin  zum  Wohle  der  Menschheit  zu  verwerten.      J.  B. 


442 


Stundenplan.  —  Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


Stundenplan 

für  die  städtische  Fachschule  für  Gärtner  in  Berlin  im  Winterhalbjahr  1899/1900. 

Schulgebäude:  Hinter  der  Garnisonkirche  2. 

Honorar  3  Mk.    Anmeldungen  täglich,  ausser  Mittwoch  und  Sonnabend,  abends 

7 — 8  Uhr  und  Sonntag  vormittags  8—9  Uhr  bei  Herrn  Rektor  Drehmann  daselbst. 

Anfang  Dienstag,  den  10.  Oktober  d.  J.,  abends  7  Uhr. 


Tage: 

Sonntag. 

Dienstag. 

Mittwoch. 

Freitag. 

Stunden: 

Vormittags 
v.  g — 12  Uhr. 

Abends 
v.  7— 8  Uhr. 

Abends 

v.  8 — qUhr. 

Abends             Abends 

v.  7— 8  Uhr.    v.  8— 9  Uhr. 

Abends 
v.  7— 8  Uhr. 

Abends 
v.  8— 9  Uhr. 

I.  Ab- 
teilung: 

Zeichnen. 

E.  Böttcher, 
Garten- 
techniker. 

Pflanzenkulturen. 

F.  Bluth, 
Gärtnereibesitzer. 

Buchführung. 

Hertel, 
Stadt.  Lehrer. 

Obst-  u.  Gemüsebau. 

H.  Mehl, 
Gärtnereibesitzer. 

II.  Ab- 
teilung: 

Zeichnen. 

M.Hoffmann, 
Hofgärtner. 

Deutsch. 

J.  Peuckert, 
Stadt. Lehrer. 

Rechnen. 

J.  Peuckert, 
Stadt. Lehrer. 

Botanik. 

Dr.  F.  Krüger. 

Bodenkunde 

u. 
Düngerlehre. 

Dr.  Berju. 

Deutsch. 

J.  Peuckert, 
Stadt. Lehrer. 

Rechnen. 

J.  Peuckert, 
Stadt. Lehrer. 

Sommerhalbjahr  1900. 

An    12    Sonntagen    von    8 — 10    Uhr    Unterricht    im    Feldmessen    durch    Herrn 
Gartentechniker    E.    Böttcher.        Beginn      am     6.    Mai.        Honorar    3    Mark. 
Anmeldungen  bei  Herrn  Rektor  Drehmann  (siehe    oben)   und    vor  den  Unter- 
richtsstunden bei  Herrn  Gartentechniker  E.  Böttcher.  Berlin  N. 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen  etc, 


Gazania    montana   Sprenger,    n.    sp. 

Von  Carl  Sprenger  in  Neapel. 

Gazania  montana  keimte  im  März 
1898  unter  einer  Portion  Samen,  welche 
uns  von  Herrn  Dittrich  in  Hermanns- 
burg in  Natal  übersendet  wurden,  als 
einzige  Pflanze.  Die  Papierhülle,  welche 
eine  grosse  Zahl  verschiedener  Samen- 
körner enthielt,  trug  nur  die  lakonische 
Bemerkung  „zugesandt".  Aber  es  stellte 
sich  später  heraus,  dass  dieselben  von 
Freunden  des  vorgenannten  Sammlers 
in  den  Gebirgen  des  inneren  Natal  für 
mich  gesammelt  waren.  Die  Pflanze 
ist  dem  Boden  dicht  angeschmiegt, 
absolut  niederliegend  und  blüht  reich- 
lich im  andern  Frühling  nach  der 
Aussaat.     Die  zahlreichen  Blumen  sind 


kleiner  als  die  der  bekannten  G.  splen- 
dens    der    Gärten   und   blassgelb.     Sie 


*)  Herba  perennis,  caule  surfruticoso,  brevis- 
simo,  multicipiti,  ramis  pendentibus;  fol. 
subradicalibus,  petiolatis.  petiolo  remote  et 
rigide  ciliato,  supra  glabris,  nitidis,  subtus 
nervo  excepto  cano-tomentosis,  obtusiusculis, 
marginibus  revolutis  integerrimis,  quandoque 
subrepando-ciliatis;  scapis  foliis  subaequantibus 
adscendentibus,  involucrisque  glabriusculis; 
involucro  obovato,  lobis  biserialibus,  inaequa- 
libus,  ambis  vel  acuminatis,  nigro-marginatis, 
tubo  brevioribus. 

Hab.  in  Africa  australis  ad  montis  natalensis. 

Ligulae  flavae,  basi  maculis  albis,  dorso 
fascia  obscuriore  donatae. 

Affinis  G.  hirtellae,  a  qua  diff'ert  foliis  in- 
tegris  nunquam  pinnatipartitis ;  supra  glaber- 
rimis  non  setoso-hirtellis;  ligulis  intus  basi 
maculis  albis  nee  fuscis  notatis. 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


443 


sind  nichts  destoweniger  schön  und 
krönen  die  kurzen  nach  oben  stehenden 
Stengel.  Sie  ist  die  am  frühesten  ihre 
Blüten  entwickelnde  Gazania;  blüht  bei 
mir  bereits  Ende  Februar  des  Jahres. 
Sie  blüht  ununterbrochen  und  ist  sehr 
wahrscheinlich  eine  vorzügliche  Felsen- 
und  Einfassungspflanze!  Sie  ist  immer- 
grün und  sehr  wahrscheinlich  in 
Deutschland  im  kalten  Hause  oder 
Kasten  zu  überwintern. 


Neue  Rhododendron. 

Rhododendron  dilatatum.  Diese  Art 
gehört  in  die  Sektion  Azalea  und  ist 
eine  der  zuletzt  eingeführten  Pflanzen 
von  Japan.  Sie  blühte  in  denKew-Gärten 
im  Frühjahr  189S.  Ihren  Wert  jedoch 
hat  man  erst  in  diesem  Jahre  kennen 
gelernt,  da  der  Blütenreichtum  den 
vorhergehendenbei  weitem  übertraf.  Rh. 
dilatatum  ähnelt  sehr  dem  Rh.  (Azalea) 
rhombicum  japanische  Botaniker  haben 
sogar  beide  Pflanzen  für  dasselbe  ge- 
halten. Es  hat  dieselben  länglichen 
Blätter,  die  zu  dreien  quirlförmig 
angeordnet  und  nicht  immergrün 
sind.  Die  Blüten  besitzen  auch  den 
bläulichen  Purpur,  sind  aber  grösser 
als  wie  die  des  Rh.  rhombicum.  Ihre 
Oeffnung  misst  über  6  cm.  Die  Blüten- 
zeit ist  um  3  Wochen  früher. 
Was  gärtnerischen  Wert  anbetrifft,  so 
wird  diese  Art  der  sehr  schönen,  doch 
noch  seltenen  Rh.  rhombicum  wenig 
nachstehen.  Als  bemerkenswert  ist 
noch  hervorzuheben,  dass,  obgleich  die 
zwei  Arten  eine  sehr  grosse  Aehnlich- 
keit  zu  einander  haben,  sie  sich  doch 
durch  einen  wichtigen  Charakter  von 
einander  unterscheiden,  der  den  alten 
Botanikern  genügend  erschien  Azalea 
von  Rhododendron  zu  trennen.  Dies 
ist  die  Anzahl  der  Staubgefässe.  Bei 
Rh.  dilatatum  besitzt  die  einzelne 
Blüte  fünf,  bei  Rh.  rhombicum  sind 
dagegen  stets  zehn  vorhanden.  Rh. 
dilatatum  hat  seine  Heimat  in  der 
Provinz  Senano  in  Japan.  Für  das 
Bot.  Mag.  ist  eine  Abbildung  von 
dieser    neuen    Einführung    angefertigt. 

Rh.  Przewalskii.  Die  Anzahl  von 
Arten  chinesischer  Rhododendron, 
welche  den  Kulturen  fremd  und  nur 
nach  Herbarexemplaren  bekannt  sind, 
ist  sehr  gross,  fast  in  jedem  Jahre 
wird  eine  oder  gar  mehrere  unsern 
Sammlungen     beigefügt.        Erst     ganz 


kürzlich  ist  diese  Spezies  über 
St.  Petersburg  nach  Kew  eingeführt. 
Es  ist  eines  der  immergrünen  Rhodo- 
dendron und  scheint  zum  ersten  Male 
von  Przewralski  in  der  Provinz 
Kansu,  China,  1872  gesammelt  zu 
sein.  Dasselbe  hat  bis  jetzt  noch  nicht 
in  Kew  geblüht,  doch  kennen  wir 
seine  Blüten  als  von  weisser  Farbe 
und  zwölf  bis  fünfzehn  zu  einer 
Doldentraube  vereinigt. 

Die  Blüte  ist  glockenförmig  und  hat 
fünf  rundliche,  eingeschnittene  Läpp- 
chen. Der  Kelch  ist  klein  und  glatt. 
Die  Blätter  sind  lederartig  von  9 — 12  cm 
Länge.  Diese  Art  erreicht  eine  ziem- 
liche Grösse.  Ueber  gärtnerischen 
Wert  ist  anderes  noch  nicht  zu  sagen, 
als  dass  sie  vollkommen  winterhart 
erscheint. 

Rh.  rubiginosum.  Ein  Xame,  der 
stets  eng  verknüpft  bleiben  wird  mit 
der  Entdeckung  und  Einführung 
chinesischer  Rhododendron,  ist  der 
des  Abbe  Delavay.  Auch  in  diesem 
Falle  gebührt  ihm  das  Verdienst,  die 
Pflanze  zuerst  entdeckt  zu  haben.  Er 
fand  sie  vor  etwa  fünfzehn  Jahren  am 
Tsang-chan-Berge  in  der  Provinz 
Junnan,  in  einer  Meereshöhe  von 
8200  Fuss.  Sie  blühte  zum  ersten 
Male  in  England,  in  den  Kew-Gärten 
im  verflossenen  Jahre,  worauf  auch 
bald  eine  Abbildung  im  Bot.  Mag. 
(t,  7621)  erschien.  Nach  den  gemachten 
Erfahrungen  zu  urteilen,  verspricht 
sie  in  der  That  ein  wertvoller  Zuwachs 
zu  werden.  Die  Pflanze  ist  von  ge- 
drungenem Wuchs  und  mehrere  Fuss 
hoch.  Die  Blätter  sind  oberseits 
dunkel  und  glänzend,  unterseits  dicht 
mit  rostfarbigen  Schuppen  besetzt. 
Die  Blüten  erscheinen  in  kleinen, 
gipfelständigen  Büscheln  zu  vier  bis 
acht  vereinigt.  Die  trichterförmige 
Korolla  misst  5  cm  im  Duchmesser, 
ist  rosa-fliederfarbig  und  kastanien- 
braun gefleckt.  Während  Mitte  und 
Ende  April  war  der  Blütenreichtum 
der  beste.  Die  Pflanzen  waren  über 
und  über  von  Blüten  bedeckt  und 
vom  Frost  nicht  im  geringsten  be- 
schädigt. In  Bau  und  auch  in  an  deren 
Eigenschaften  erinnert  diese  Art  an 
das  nordamerikanische  Rh.  punetatum, 
blüht  aber  einige  Wochen  früher.  In 
diesem  Jahre  übertraf  sie  alle  zu 
gleicher  Zeit  im  Freien  blühenden 
Rhododendron. 


444 


Kleinere  Mitteilungen. 


Rh.  Junnanense.  Von  all  den  neuen 
Rhododendron  Chinas,  die  bis  jetzt  hier 
zur  Blüte  gelangt  sind,  ist  vielleicht  Rh. 
racemosum  das  beliebteste.  Ihm 
zuächst  aber,  glauben  wir,  steht  Rh. 
Junnanense  als  der  anziehendste. 
Die  Pflanze  ist  von  M.  Franchet  be- 
nannt und  von  Delavay  entdeckt. 
Sie  bildet  einen  Strauch  mit  schlanken 
Zweigen.  Die  5  bis  8  cm  langen 
Blätter  sind  lanzettförmig,  oberseits 
mit  kurzen,  straffen  Haaren  besetzt, 
die  Unterseite,  welche  mehr  bläulich 
schimmert,  zeigt  drüsenartige  Flecke. 
Die  Blüten  stehen  4  bis  6  in  gipfel- 
ständigen Büscheln,  sind  5  cm  breit 
und  sehr  zart  fliederfarbig  mit  zwei 
Stellen  blutroter  Punkte.  Dieser 
Rhododendron  scheint  ebenfalls  voll- 
kommen winterhart  zu  sein  und  be- 
sitzt einen  ganz  eigenartigen  Reiz, 
dass  er  sich  zweifellos  Beliebtheit 
erringen  wird.  Seine  Schönheit  tritt 
am  besten  im  Ende  Mai  hervor.  (Gard. 
Chron.) 

Nymphaea  Mariae  Lagrangei. 

Unter  obigem  Xamen  stellte  der 
Blumenzüchter  Herr  Lagrange  zu 
Ouillins  (Rhone)  im  vorigen  Jahre  in 
der  Gartenbauaustellung  zu  Lyon  eine 
prächtige  Nymphaea  aus,  die  er 
aus  Samen  gezogen  hatte'.  Herr 
Lagrange  führte  eine  sehr  schöne 
und  sehr  vollständige  Kollektion  von 
Seerosen  vor,  ungefähr  33  Arten  und 
Varietäten,  aber  obige  Neuheit  brillierte 
vor  allen  anderen  Pflanzen  durch  die 
lebhafte  Farbe    und    die    grossen    ent- 


falteten Blüten.  Eine  prächtige  farbige 
Abbildung  und  genaue  Beschreibung 
derselben  findet  sich  in  der  Revue 
horticole  1899  p.  136.  Sie  ist  durch 
Kreuzung  der  Nymphaea  Lotus  und 
der  N.  dentata  entstanden  und  er- 
innert sehr  an  die  N.  Sturtevanti, 
ist  jedoch  viel  schöner  als  diese. 

Seit  einer  Reihe  von  Jahren  kulti- 
viert der  amerikanische  Züchter 
Sturtevant  halbharte  Nymphaeen.  Er 
nennt  sie  Night- blooming  Water- 
Lilies  und  empfiehlt  besonders  Nym- 
phaea devoniensis,  N.  Sturte- 
vanti, N.  rubra  und  N.  dentata  zur 
Kultur.  Diese  Pflanzen  öffnen  ihre 
Blüten  nachts,  bis  10  Uhr  morgens. 
Jede  Blume  öffnet  sich  drei  Nächte 
hintereinander.  Diesen  gegenüber 
stehen  andere  Arten,  die  ihre  Blüten 
den  ganzen  Tag  geöffnet  lassen  und 
beim  Züchter  daher  mehr  Wohlgefallen 
erwecken.  N.  gigantea,  aus  Australien 
1852,  mit  zahlreichen  Blüten,  öffnet  am 
morgen  die  Blüten  und  schliesst  sie 
erst  am  Abend,  sie  sind  von  schöner 
blauer  Farbe;  N.  stellata,  aus  dem 
tropischen  Asien  und  Afrika,  die  Blüten 
sind  wie  bei  der  vorgenannten  geöffnet 
und  blass-blau;  N.  coerulea,  am  Kap 
einheimisch,  wohl  synonym  mit  N. 
capensis  Thunb.,  hat  auch  blassblaue 
Färbung.  Ihre  Blüten  öffnen  sich  am 
morgen,  schliessen  sich  aber  schon 
mittags. 

Ueber  die  Art  der  Kultur  des  Herrn 
Lagrange  und  des  berühmten  Züchters 
Latour-Marliac  vergleiche  Revue 
hortic.  1899  p.  137.  J.  B. 


Kleinere  Mitteilungen. 


Hybride  Zwerg-Gladiolen. 

Betreffs  des  Ursprungs  der  Zwerg- 
gladiolen ist  zunächst  zu  bemerken, 
dass  wir  es  mit  Gartenpflanzen  zu  thun 
haben,  an  denen  es  unmöglich  erscheint, 
irgend  welche  botanischen  Typen  zu 
konstatieren.  Sie  sind  hervorgegangen, 
nach  der  jetzt  herrschenden  Ansicht, 
aus  einer  Reihe  Spezies  und  Hybriden 
der  Gattung,  und  zwar  hauptsächlich 
aus  folgenden:  Gladiolus  blandus 
Soland.,  vom  Kap  der  guten  Hoffnung 
1774,  rot  blühend    mit  einem    purpur- 


violetten Längsband  auf  den  inneren 
Perigonblättern.  Er  blüht  im  Juni. 
G.  cardinalis  Curt.  vom  Kap  der 
guten  Hoffnung,  1789,  mit  schönen, 
lebhaft  roten  Blüten,  mit  einem  weissen 
Fleck  auf  den  drei  inneren  Blumen- 
blättern. Blütezeit  Juli— August.  G. 
Colvillei  Sweet.,  eine  Hybride 
zwischen  G.  cardinalis  und  G.  tristis, 
mit  rotvioletten  Blüten  und  gelbem 
Fleck  auf  den  drei  inneren  Segmenten. 
Blütezeit  Juni — Juli.  G.  floribundus 
Jacq.,    vom    Kap    der    guten   Hoffnung 


Kleinere  Mitteilungen. 


j4.45 


1788,  mit  zahlreichen,  sehr  grossen 
roten  und  weissen  Blüten,  blüht  im 
Juni  und  Juli,  ist  dem  G.  blandus  sehr 
nahe  stehend.  G.  ramosus  Paxt.,  vom 
Kap  der  guten  Hoffnung,  mit  grossen 
roten  Blüten  und  einem  roten,  dunklen 
Fleck  am  Grunde  der  Perigonblätter. 
G.  tristis  L.,  vom  Kap  der  guten 
Hoffnung  1745,  mit  nur  wenigen  Blüten 
von  gelbbräunlicher  Farbe  und  roten 
Linien  und  Punkten,  die  in  der  Nacht 
einen  Geruch  aushauchen.  Ferner  soll 
hierher  noch  der  G.  trimaculatus 
Lam.  zu  zählen  sein. 

Fast  aus  jeder  der  genannten  Pflan- 
zen ist  eine  Serie  von  Hybridenformen 
hervorgegangen.  Hauptsächlich  den 
Holländern  und  Engländern  verdanken 
wir  diese  hübschen  Pflanzen  und  die 
Verzeichnisse  der  Spezialzüchter  nennen 
ca.  50  Varietäten  von  Zwerg-Gladiolen 
mit  früher  Blütezeit.  Diese  sind  meist 
aus  G.  cardinalis  entstanden,  während 
G.  ramosus  höher  ist.  Sie  weichen  von 
einander  durch  die  Grösse  der  Blüten, 
deren  Färbung  und  die  Anordnung  der 
Flecken  an  den  Segmenten  ab.  So 
z.  B.  stammt  von  G.  cardinalis  die 
prächtige  Form  Königin  Wilhelmina 
ab,  die  von  der  Firma  Krelage  in 
Haarlem  gezüchtet  ist.*)  Im  vorigen 
Jahre  auf  der  Gartenbauausstellung  der 
Tuilerien  wurden  zum  ersten  male  von 
Thiebaut-Paris  solche  Zwerg-Gla- 
diolen ausgestellt.  Sieben  der  von  ihm 
ausgestellten  Varietäten  bringt  die 
Revue  hortic.  1899  p.  112  in  schönen 
kolorierten  Abbildungen.  Sie  zeigen 
die  graziösen  Blüten  und  die  Frische 
des  Kolorites  ganz  vorzüglich. 

Die  Arten  werden  im  Durchschnitt 
50  bis  60  cm  hoch.  Die  ausgestellten 
Formen  waren  benannt  wie  folgt: 

Alexis,  mit  grossen  rosa  Blüten  mit 
mittelgrossen  gelben,  blassen  Flecken; 
Blushing  Bride,  mit  weissen  Blüten, 
eine  sehr  hübsche  Varietät;  Mac-Intosh, 
lebhaft  zinnoberrot  mit  drei  weissen 
Flecken;  Duchess  of  Albany,  rosa- 
rot mit  weissen  Flecken;  El  vir  e,  mit 
grossen  rosa  Blüten  und  weissen  Flecken; 
General  Grant,  ebenfalls  rosablühend 
mit  weissen  Flecken;  General  Scott, 
weissblühend  mit  drei  grossen  gelben 
Flecken;  Henry  Irving,  mit  weiss- 
violett-rosa  Blüten;  La  Virginite, 
weissblühend;    L'Eclair,   rotblühend; 


*)  Abgeb.  Gartfl.   1897  S.   169  t.   i437. 


Mathilde,  rosä-violette  Blüten;  Ma- 
dame Cousin,  weiss  und  blass-violett 
blühend. 

In  Paris  blühten  alle  Gladiolen  im 
Juni  und  Juli,  jedoch  kann  man  sie 
schon  im  Mai  zur  Blüte  bringen.  Man 
hat  daher  zwei  Kulturformen  zu  unter- 
scheiden: 1.  die  normale  Kultur,  2.  die 
forcierte  Kultur.  Beide  linden  sich 
eingehend  in  der  Revue  hortic.  1899 
p.   114  beschrieben.  J.  B. 


Abgebrochener  LiquidambarstyracifluainWörlitz. 

Im  dendrologischen  Interesse  habe 
ich  Ihnen  mitzuteilen,  dass  bei  dem 
orkanartigen  Sturm  am  Sonntag  den 
23.  Juli,  nachmittags  gegen  5  Uhr,  der 
vielen  Besuchern  des  Wörlitzer  Gartens 
bekannte  Liquidambar  styraeiflua, 
welcher  in  Neumarks  Gartenteil  an- 
gepflanzt war,  mitten  abgebrochen  ist. 

Der  Stamm,  beiläufig  gesagt,  jetzt 
in  Meterhöhe  250  cm  Umfang,  kann, 
obgleich  er  noch  ein  paar  geringe 
Zweige  hat,  kaum  stehen  bleiben,  denn 
er  zeigt  an  der  Bruchstelle,  dass  er 
innen  vollständig  faul  und  nur  die 
äussere  Rinden-  und  Splintschicht  noch 
erhalten  ist. 

Ed.  Richter,  Ilerzogl.  Hofsrärtner. 


Verpflanzung  von  Edelweiss  an  die  Rhön. 

Ein  Fuldaer  Gärtner  hat  im  vorigen 
Jahre  den  Versuch  gemacht,  das  Edel- 
weiss an  die  Rhön  zu  verpflanzen.  Zu 
diesem  Zwecke  wurden  500  Edelweiss- 
pflanzen  auf  der  Milseburg  und  den 
benachbarten  Bergen  an  geeigneten 
Stellen  angepflanzt.  Dieser  Tage  wurde 
nun  verschiedentlichEdelweiss  in  voller 
Blüte  vorgefunden,  sodass  der  Versuch 
gelungen  zu  sein  scheint. 


Der   Tulpenbaum,     Liriodendron    tulipifera   L, 
und  die  beste  Zeit  zu  seinem  Verpflanzen. 

Von  R.  Müller-Praust. 

Der  Tulpenbaum  gehört  von  jeher, 
und  das  mit  vollkommenem  Rechte, 
zu  den  beliebten  Bäumen.  Die  Gärten 
und  Parke,  in  denen  alte  schöne 
Tulpenbäume  stehen,  erfreuen  sich 
einer  gewissen  Berühmtheit  und  bilden 
während  der  Blütezeit  einen  An- 
ziehungspunkt für  Blumen-  und 
Pflanzenfreunde. 

Leider  sind  die  Tulpenbäume  nicht  so 
sehr  willig  im  Wachsen,  besonders  als 
grössere     Exemplare.       Der     schöne 


446 


Aus  den  Vereinen. 


Tulpenbaum,  welchen  ich  vor  mehr 
als  25  Jahren  im  Schlossgarten  zu 
Steglitz  kennen  lernte,  ist  meines 
Wissens  seiner  Zeit  von  Friedrich 
Wilhelm  IV.,  als  junger  Prinz,  gepflanzt 
worden  und  zwar  als  kaum  meterhohe 
im  botanischen  Garten  zu  Berlin  er- 
zogene Topfpflanze.  Am  sichersten 
wächst  ja  ein  5 — öjähriger,  wenigstens 
zweimal  verpflanzter  junger  Baum; 
aber  auch  ältere  und  grössere  Stämme 
können  noch  mit  Erfolg  gepflanzt 
werden.  Es  kommt  nur  darauf  an, 
den  richtigen  Zeitpunkt  dafür  zu 
wählen.  Die  beste  Zeit  zum  Ver- 
pflanzen grösserer  Tulpenbäume  ist  im 
Frühjahr  bei  oder  kurz  vor  Beginn 
des  Austreibens.  Vor  mehr  als 
30  Jahren  wollte  die  Stadt  Basel  eine 
neue  Strasse  mit  schon  möglichst 
grossen  Tulpenbäumen  bepflanzt  haben. 
Diese  wurden  auch  beschafft,  den 
Lieferanten  wurde  aber  die  Bedingung 
gestellt,  die  Bäume  nicht  früher  aus- 
graben zu  lassen,  als  bis  sie  eben  zu 
treiben  beginnen  wollten.  Soviel  ich 
weiss,  ist  die  Pflanzung  gelungen.  Da 
der  damalige  mir  befreundete  Stadt- 
gärtner bald  starb,  hatte  ich  keine 
Gelegenheit  zur  Einziehung  von  Er- 
kundigungen, 

Im  vorigen  Herbste  hatten  wir  für 
eine  grössere  öffentliche  Anlage,  welche 
kontraktlich  fertiggestellt  werden 
musste,  auch  einen  starken  Tulpen- 
baum mit  geliefert.  Wie  wir  gleich 
fürchteten,  ist  derselbe  nichtgewachsen. 
Der  Ersatz  für  denselben  wurde  erst 
Mitte  Mai  verlangt  als  die  Bäume  schon 
Blätter    hatten.     Der  Baum  wurde  gut 


ausgegraben,  nach  Wegschneiden  der 
Blätter  zur  Pflanzstelle  abgeliefert  und, 
selbstredend  ohne  Zurückschneiden 
der  Zweige,  dort  gepflanzt.  Jetzt  Ende 
Juni  ist  der  Baum  als  sicher  wachsend 
anzusehen. 

Eine  Versuchsstation  des  Verbandes  deutscher 
Müller 

ist  mit  Unterstützung  des  Staates  und 
des  Reiches  an  der  Berliner  königl.  land- 
wirtschaftlichen Hochschule  errichtet 
worden;  die  Station  untersteht  der 
Leitung  des  Geh.  Reg.-Rats  Prof.  Dr. 
Wittmack  und  wird  durch  ein  Kura- 
torium von  sieben  Personen  überwacht. 
Zum  Vorsitzenden  dieses  Kuratoriums 
ist  Geh.  Reg. -Rat  Dr.  Traugott 
Müller,  zum  stellvertretenden  Vor- 
sitzenden Direktor  J.  van  den  Wyngaert 
gewählt  worden.  Als  nächste  Auf- 
gaben der  Station  sind  in  Aussicht 
genommen:  Untersuchungen vonMehlen 
und  Kleien  für  Behörden,  insbesondere 
für  Zollbehörden,  Landwirtschafts- 
kammern, Müllereiverbände,  Handels- 
korporationen und  Private,  für  diese 
auch  Untersuchungen  von  Oelkuchen 
und  anderen  Futterstoffen.  Raterteilung 
an  Müller  und  Bäcker  bei  Störungen 
im  Betriebe,  Prüfung  von  Geräten. 
Untersuchung  über  die  Wirkung  der 
Lagerung  des  Mehles,  seine  Selbst- 
erwärmung, Einfluss  der  Lagerung 
auf  die  Backfähigkeit.  Ursachen  der 
verschiedenartigen  Backfähigkeit  der 
verschiedenen  Weizensorten.  Ueber 
das  Auftreten  von  Diastase  in  Mehlen, 
die  Aufstellung  von  Mehltypen  und 
anderes  mehr. 


Aus  den  Vereinen. 


Allgemeiner  Deutscher  Gärtnerverein. 

Abteilung  für  Stellennachweis. 
(Berlin,  Weissenburgerstr.  66.)  Der 
Monat  Juni  brachte  für  Berlin  und 
Umgegend  nur  ein  massiges  Angebot 
von  offenen  Stellen:  78  der  gewerb- 
lichen Gärtnerei  und  10  des  Privat- 
gartenbaus. Diesem  standen  112  Stellen- 
bewerber gegenüber.  Dieses  Resultat 
würde  für  die  Gehilfenschaft  sich  noch 
etwas  ungünstiger  gestaltet  haben, 
wenn  nicht  durch  entsprechende  Hin- 


weise dem  Zuzug  von  ausserhalb  einiger 
Abbruch  gethan  worden  wäre.  Be- 
zügliche Hinweise  in  dem  Verbands- 
organ ,, Allgemeine  Deutsche  Gärtner- 
zeitung"  vermögen  einen  immer  mehr 
regulierenden  Einfluss  für  den  Arbeits- 
markt auszuüben;  denn  eine  allgemeine 
Orientierung  über  die  jeweilige  Lage 
lässt  sich  dadurch  gut  bewerkstelligen, 
da  der  Verein  bereits  über  88  Zweig- 
vereine mit  ca.  3000  Mitgliedern  und 
1000     Einzelmitgliedern,      im      ganzen 


Ausstellungen  und  Kongresse.  —  Personal-Nachrichten. 


447 


Reiche  zerstreut,  verfügt,  ausserdem 
die  Zeitung  noch  an  280  Zahlstellen 
der  Krankenkasse  für  deutsche  Gärtner 
verschickt  wird.  Es  steht  zu  erhoffen, 
dass  infolge  eifriger  Organisations- 
thätigkeit  und  Weiterausbau  des  Stellen- 
nachweises, der  schliesslich  ein  dicht- 
maschiges  Netz  über  das  ganze  Reich 
bilden  muss,  es  sich  wird  verhindern 
lassen,  dass  an  einzelnen  Orten,  be- 
sonders den  Grossstädten,  sich  über- 
flüssige Arbeitskräfte  ansammeln, 
während  an  anderen  Orten  diese 
vielleicht  fehlen,  —  Was  die  in  diesem 
Monat  gemeldeten  offenen  Stellen  an- 
betrifft, so  muss  hervorgehoben  werden, 
dass  etwa  die  Hälfte  resp.  mehr  solche 
waren,  die  zur  Stammkundschaft  des 
Nachweises  gehören  d.  h.  im  Jahre 
oftmalig  als  offen  gemeldet  werden. 
Die  Stellesuchenden  waren  in  nur  ver- 
schwindendem Masse  vorher  im  Land- 


schaftsfach thätig  gewesen,  was  be- 
sondere Beachtung  verdient,  da  wir 
vorausgesetzt  hatten,  dass  gerade  diese 
Branche  schon  im  Juni  die  meisten 
Stellesuchenden  liefern  würde.  Am 
schwersten  nachzuweisen  waren  per- 
fekte Yeredler,  die  als  Saisonarbeiter 
bezw.  Gehilfen  verlangt  wurden.  Die 
Veredlungsarbeiten  sollten  meist  im 
Akkord  vergeben  werden. 


Preisausschreiben. 

Der  vom  Stettiner  Gartenbauverein 
auf  Veranlassung  des  Dr.  Dohrn  aus- 
gesetzte Preis  von  500  M.  über  die 
Verbreitung  von  Pflanzenschädlingen 
wurde  dem  Herrn  Leopold  Krüger- 
Stettin  zuerkannt.  Von  den  drei  Preis- 
richtern hatte  sich  Geh.  Rat  Frank 
gegen  die  Zuerkennung  des  Preises, 
die  Professoren  Kar  seh  und  Sorauer 
für  dieselbe  ausgesprochen. 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


Krefeld.  Grosse  Allgemeine 
Ausstellung  für  die  Rheinprovinz. 
16. — 25.  September.  Anmeldungen  an 
Albert  Samson,  Krefeld,  Leyenthal- 
strasse  101. 


Berlin.  Grosse  Winterblumen- Aus- 
stellung im  Februar  1900.  Der  Herr 
Minister  für  Landwirtschaft  etc.  hat  für 
diese  Ausstellung  12  grosse  und  24  kleine 


silberne    und    24    bronzene    Medaillen 
bewilligt. 

Dresden.  Grosse  deutsche  Garten- 
bau-Ausstellung Frühjahr  1900.  Die 
Pflanzen-Gruppen  sollen  eine  freiere 
Aufstellung  erhalten  und  dadurch  ein 
möglichst  landschaftlicherCharakter  des 
Ganzen  angestrebt  werden.  Programme 
beim    Ausschussamt    der    Ausstellung. 


Personal-Nachrichten. 


Hofgärtner  E.  Kellner-Gotha  tritt 
am  1.  Oktober  in  den  Ruhestand.  Auf 
seine  Stellung  wurde  zu  genanntem 
Zeitpunkt 

Hofgärtner  M.  Lichtenecker,  jetzt 
in  Reinhardtsbrunn,  berufen.  Nach 
Reinhardtsbrunn  kommt 

Xusspickel,  derzeit  Schlossgärtner 
auf  Schloss  Greinburg  in  Ober- 
Oesterreich. 


F.    G.    Fröhle,    Handelsgärtner    in 
Hamburg,  starb   am   13.  Juli    im  Alter 


von  70  Jahren.  Fröhle  war  einer  der 
Gärtner  des  alten  Hamburg,  dessen 
Leistungen,  besonders  jene  in  der 
Camellien-Kultur,  wesentlich  mit  zu 
dem  guten  Rufe  der  Handelsgärtnerei 
Hamburgs  beitrugen. 


O.  Bruders  wurde  als  Obstbau- 
lehrer an  der  Obst-  und  Weinbau- 
Schule  zu  Marburg  a.  d.  Drau  angestellt. 


G.  F.  Mücke,  Gärtner  der  Anlagen 
der  königl.  Ritterakademie  zu  Liegnitz, 
ist  am  27.  Juni  80  Jahre  alt  gestorben. 


44* 


AusHin 


Tagesordnung. 


August  Pohl,  gräflich  Saurma- 
scher  Schlossgärtner  in  Laskowitz, 
Kreis  Ohlau,  starb  am  13.  Juli  nach 
nur  zweitägiger  Krankheit  im  hohen 
Alter  von  86  Jahren.  Der  Verstorbene 
hat  durch  60  Jahre,  von  1834—1894, 
ununterbrochen  der  gräflichen  Familie 
in  3  Generationen  treu  gedient,  bis  er 
in  den  wohlverdienten  Ruhestand  trat. 


Giese,  Gutsgärtner  in  Rosenhof,  und 
Wilhelm      Krause,       Obergärtner 
in     Kurzig,     wurde     das     preussische 
Allgemeine  Ehrenzeichen  verliehen. 


Adolf  Denner,  Leiter  der  ausge- 
dehnten Gartenkulturen  auf  Schloss 
Bockdorf  bei  Kempen  a.  Rh.,  wurde  als 
freiherrlich  von  Werthernscher  Garten- 
vorsteher nach  Grossneuhausen  berufen. 


A.    Bode,    Gartenbaulehrer    an    der 
landwirtschaftlichen   Schule    in  Alten- 


burg (S.-A.),  wurde  als  Obst-  und 
Gartenbaulehrer  der  landwirtschaft- 
lichen Vereine  in  Sachsen-Altenburg 
und  der  landwirtschaftlichen  Schule  in 
Altenburg  angestellt. 


J.  F.  S  ch u  1  d  t , Handelsgärtner  in  Horst 
(Holstein),  ist  gestorben. 


Kommerzienrat  Emil  Hoesch  in 
Düren,  Direktor  der  Abteilung  für 
Garten-  und  Obstbau  des  landwirt- 
schaftlichen Vereins  für  Rheinpreussen, 
starb  am  13.  Juli.  Der  Verstorbene 
war  für  die  Förderung  des  landwirt- 
schaftlichen Obstbaues  Jahrzehnte  hin- 
durch mit  grossen  Erfolgen  ihätig. 


Garteninspektor  Otto  Lämmerhirt 
wurde  zum  stellvertretenden  Direktor 
der  Gartenbauschule  des  Gartenbau- 
verbandes für  das  Königreich  Sachsen 
zu  Dresden  ernannt. 


Ausflug 

sämtlicher  Ausschlisse  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues 

am 

Donnerstag  den  17.  August  1899 

nach  Neu-Strelitz. 

Besichtigung  des  Schlossgartens,  der  Schlosskoppel  und  des  Tiergartens 
unter  Leitung  des  Grossherzoglichen  Hofgärtners  und  Gartenvorstandes  Herrn 
C.  Becker.  Gemeinsames  Mittagessen  im  »Fürstenhof«,  1,50  Mark  ohne 
Weinzwang. 

Abfahrt:   10  Uhr  30  Min.  vom  Stettiner  Bahnhof. 

Rückfahrt:   7  Uhr  22  Min.,  Ankunft  in  Berlin:  9  Uhr  7  Min. 
8  Uhr  22  Min.,        »  »11  Uhr  8  Min. 

Auch  andere  Mitglieder  können  sich  beteiligen. 


Tagesordnung 


für  die 


862.  Versammlung  des  Vereins  z.  Beförderuno  d.  Gartenbaues  i.  d.  pr.  Staaten 

am  Donnerstag,  den  31.  Äugnst  1899,  6  Uhr, 

im   Königl.    botanischen    Museum,    Grunewaldstr.  6-7    (im    Königl.  botanischen  Garten. 
1.  Ausgestellte  Gegenstände.     2.  Vortrag  des    Herrn   Hofgärtner    Hoffmann:    Russische 
und  finnische  Handelssärtnereien.     3.  Verschiedenes. 


Die  Lage  der  Kunst-  und  Handelsgärtnerei  in  Berlin 

im  Jahre  1898. 

(Aus  dem  Bericht  der  Aeltesten  der  Kaufmannschaft.) 
(Schluss.) 
Das  Auktionswesen,  dieser  ungesunde  Punkt  im  Gärtnereibetriebe,  hat 
andere  Formen  angenommen,  nachdem  das  bisherige  System  der  bestmöglichen 
Verwertung  durch  die  Gewerbegesetz-Novelle  beseitigt  ist.  Jetzt  sendet  der 
Produzent  gegen  angeblich  feste  Rechnung  dem  Auktionator,  welcher  sehr 
selten  Gärtner  ist,  seine  Ware  zu,  welcher  dann  als  selbständiger  Eigentümer 
des  Transportes  die  Versteigerung  vornimmt.  In  wie  grossem  Umfange  die 
deutsche  Gärtnerei  durch  diese  Auktionen  geschädigt  wird,  lässt  sich  ermessen, 
wenn  deren  Entstehung  bekannt  wird.  Die  Inhaber  (Vertreter)  grösstenteils 
holländischer  Baumschulen  bereisen  im  Sommer  monatelang  Deutschland, 
suchen  jeden,  auch  den  kleinsten  Betrieb  auf,  selbst  Blumengeschäfte  in  Kellern 
und  kleinste  Kirchhofsgärtnereien.  Sie  bieten  ihre  eigene  und  solche  Ware, 
deren  Verkauf  sie  sich  gesichert  haben,  zu  gebräuchlichen  Preisen  mit  Auf- 
wand möglichster  Überredungsgabe  an  und  sammeln  so  Aufträge,  bevor  die 
verkaufte  Ware  noch  gewachsen  ist  oder  es  sich  erkennen  lässt,  ob  diese 
sich  in  angebotener  Weise  entwickeln  wird.  Sind  diese  Reisende  im  Spätsommer 
zurückgekehrt  und  haben  über  die  verkauften  Waren  Bestimmung  getroffen, 
dann  wird  etwa  übrig  bleibende,  teils  minderwertige  Ware  dem  Auktionar 
gegen  feste  Rechnung  übergeben,  und  es  tritt  der  Fall  ein,  dass  diese  Reste 
zeitiger  und  zu  niedrigeren  Preisen  an  das  Publikum  gelangen,  als  der  be- 
stellende Handelsgärtner  seine  zu  höheren  Preisen  bestellte  Ware  in  Händen 
hat.  Die  Herren,  denen  die  Aufträge  erteilt  sind,  sind  für  deren  Bezahlung 
gesichert,  wenn  auch  ein  unmässiger  Kredit  gewährt  wird,  und  haben  den 
Schaden,  den  sie  durch  die  geringere  Bezahlung  der  Auktionsware  erleiden 
könnten,  schon  vorher  gedeckt.  Wenn  einige  Firmen  der  Niederlande  sich 
auch  verpflichtet  haben,  selbst  keine  Pflanzen  zur  Auktion  zu  stellen,  so  be- 
deutet dies  gar  nichts,  wenn  nicht  auch  deren  Lieferanten,  kleine  Züchter  u.  s.  w. 
sich  dieser  Verpflichtung  anschliessen. 

Dass  durch  die  Verauktionirung  von  Obstbäumen  auch  der  deutsche 
Obstbau  insofern  geschädigt  wird,  als  keinerlei  Sicherheit  für  die  Richtigkeit 
der  Sorten  sich  bietet,  sei  nebenher  erwähnt  und  der  Beachtung  der  mass- 
gebenden Stellen  empfohlen. 

4.  Samenhandel,  a)  Wintergeschäft  1897/98.  Das  Geschäft  war  zu 
Anfang    des    Jahres    schleppend.      Durch    frühere    Misserfolge    bei  zu  teurem 


_1'0  Die  Lage  der  Kunst-  und  Handelsgärtnerei  in  Berlin  im  Jahre    1898. 

Einkauf  entmutigt,  warteten  Manche  erst  die  Konjunktur  ab,  die  sich  übrigens 
für  landwirtschaftliche  Sämereien  dann  besser  gestaltete. 

Infolge  des  milden  Winters  Hessen  sich  viele  Artikel,  namentlich  Klee, 
schwer  dreschen,  und  es  mag  dies  vielleicht  eine  Ursache  mit  gewesen  sein, 
dass  die  Kleearten  spät  auf  den  Markt  kamen  und  zum  grössten  Teil  im  Preise 
anzogen.  Deutschland  konnte  speziell  von  Rotklee  nicht  viel  abgeben.  Gelb- 
klee war  auffällig  niedrig  im  Preise,  Wundklee  etwas  höher.  Luzerne  hielt 
sich  auf  ihrem  bisherigen  Stande,  während  Thimothee  infolge  der  reichlichen 
Ernte  im  Preise  sehr  herunterging.  Französisches  Raigras  erzielte  kaum 
normale  Preise  und  englisches  und  italienisches  standen  auf  einem  niedrigeren 
Niveau.  Agrostis  sank  im  Preise.  Alte  Lagerbestände  von  Wiesenschwingel 
drückten  auch  dessen  Preis  herab  und  selbst  für  Poa  pratensis  konnten  nur 
niedrige  Preise  verzeichnet  werden.  Dagegen  war  Phalaris  arundinacea  ein 
sehr  gesuchter  Artikel  und  im  Preise  sehr  hoch. 

Von  den  Gemüsesamen  waren  infolge  der  Nässe  verschiedene  Artikel 
missraten.  Spinat  zog  sehr  im  Preise  an  und  erreichte  im  Laufe  des 
Sommers  eine  ungewohnte  Höhe.  So  erfüllte  sich  denn  die  im  vorigen  Bericht 
ausgesprochene  Erwartung,  dass  für  den  Spinatsamen-Züchter  bald  bessere 
Konjunkturen  eintreten  würden.  Auch  Bohnen  wurden  höher  bezahlt,  Zwiebeln 
und  Porree  dagegen  niedriger  als  sonst.  Im  allgemeinen  war  das  Geschäft 
in  Gemüsesamen  ein  mittelmässiges. 

Inbetreff  des  Blumensamen-Geschäfts  ist  nichts  Besonderes  hervorzu- 
heben; nur  zeigte  sich,  dass  Astersame  wenig  gekauft  wurde. 

In  kolonialen  oder  tropischen  Artikeln  waren  die  Samen  der  verschie- 
denen Kautschuk  liefernden  Gewächse  gesucht  und  ebenso  Samen  von  Kaffee, 
besonders  Liberia-Kaffee  (Coffea  liberica). 

b)  Sommer-  und  Herbstgeschäft.  Wenngleich  der  Winter  wie  im  Vor- 
jahr verhältnismässig  gelinde  war,  anderseits  auch  das  Frühjahr  sehr  zeitig 
einsetzte,  so  verzögerte  sich  doch  im  allgemeinen  die  Bestellung  der  meisten 
Gemüsearten  und  Feldfrüchte  durch  die  andauernd  ungünstigen  Witterungsver- 
hältnisse sehr,  und  auch  das  nasse  und  kalte  Wetter  der  Monate  Juni  und  Juli 
war  der  Entwicklung  der  Samenpflanzen  durchaus  nicht  günstig.  Hingegen 
hat  die  im  Monat  August  eintretende  Wärme  noch  vieles  nachgeholt,  so  dass 
das  Ernteresultat  im  allgemeinen  besser  ist  als  im  Vorjahre,  abgesehen  von 
einigen  wenigen  Gemüsearten,  welche  infolge  der  erhaltenen  Nässe  schlecht 
durchwintert  hatten,  wie  Spinat,  Zwiebeln,  Möhren  u.  s.  w.,  welche  auch  eine 
mehr  oder  minder  geringe  Ernte  ergaben.  Namentlich  ersterer  ist  infolge 
dessen  sehr  knapp  geworden  und  ausserordentlich  hoch  im  Preise  ge- 
stiegen. 

Im  grossen  und  ganzen  ist  quantitativ  reichlich  geerntet,  und  sind  die 
Preise,  abgesehen  von  einzelnen  Artikeln,  wohl  über  einen  normalen  Stand 
nicht  hinausgegangen. 

Blumensamen  ist  mit  wenigen  Ausnahmen  gut  geerntet,  wie  auch  die 
Qualität  des  Samens  zeigt.  Auch  quantitativ  ist  die  Ernte  eine  verhältnis- 
mässig gute  zu  nennen. 

Grassamen  ist  zum  Teil  recht  gut  (wie  namentlich  Agrostis,  Cynosurus, 
Phlcum,  Poa  u.  s.  w.),  Lolium  ist  qualitativ  und  quantitativ  sehr  gut  geerntet, 
so    dass    die    Preise    hierfür    sehr    niedrig    sind,   während  sie  für  die  grössere 


Die  Lage  der  Kunst-  und  Handelsgärtnerei  in  Berlin  im  Jahre   1898.  Ar\ 

Mehrzahl  der  Grasarten  in   den    verschiedenen  Produktionsgegenden    sehr  ver- 
schieden sind. 

Von  landwirtschaftlichen  Sämereien,  als  Klee,  Luzerne  u.  s.  w.,  ergaben 
die  einzelnen  Arten  in  den  verschiedenen  Produktionsgebieten  zum  Teil  bessere, 
zum  Teil  minder  gute  Ernten,  und  sind  die  Saaten  bezüglich  der  Qualität  und 
des  Preises  sehr  verschieden,  jedoch  findet  bei  den  guten  Verkehrsmitteln  ein 
Ausgleich  sowohl  hinsichtlich  der  Preise  wie  der  Vorräte  statt. 

5.  Abgeschnittene  Blumen.  In  dem  Geschäft  für  abgeschnittene 
Blumen  ist  auch  im  Jahre  1898  für  deutsche  Ware  wegen  des  im  allgemeinen 
Teil  schon  besprochenen  massenhaften  Importes  keine  Besserung  zu  ver- 
zeichnen. 

In  die  Länder,  in  denen  ein  Schutzzoll  besteht,  kann  nur  ganz  gute 
Ware  eingeführt  werden;  denn  die  geringere  oder  minderwertige  kann  keinen 
Zoll  tragen.  In  den  Ländern  aber,  wo  freie  Einfuhr  besteht,  wird  alles,  was 
nur  Blume  heisst,  zu  Markte  gebracht.  Von  Jahr  zu  Jahr  wird  mit  dieser 
geringen  Qualität  in  immer  grösser  werdenden  Posten  Deutschland,  besonders 
Berlin,  überflutet.  Diese  minderwertige  Ware  wird  auf  alle  mögliche  Weise 
dem  kauflustigen  Publikum  vorgeführt  und  zwar  vielfach  von  solchen  Leuten, 
die  keine  Fachkenntnisse  haben.  Auf  Qualität  wird  nicht  gesehen,  sondern 
nur  auf  Quantität  und  auf  den  Preis. 

In  den  Sommermonaten  ist  der  Verbrauch  der  abgeschnittenen  Blumen 
im  ganzen  nicht  gross.  Deutsche  Ware  ist  jetzt  aber  auch  im  Winter  nur 
an  solchen  Tagen  verkäuflich,  wenn  von  Süden  wegen  Regen  oder  anderer 
Umstände  keine  Ware  ankommt.  Diese  Tage  sind  aber  ganz  vereinzelt. 
Mithin  ist  das  Geschäft  kein  befriedigendes. 

In  den  Monaten  Januar,  Februar,  März  waren  Maiblumen  sehr  gedrückt 
im  Preise,  zeitweise  unverkäuflich.  Frisch  getriebene  Rosen  waren  nur  in 
kleinen  Posten  abzusetzen.  Für  Amaryllis,  Nelken,  Lilien  sind  keine  festen 
Preise  zu  verzeichnen.  Sie  mussten  oft  für  jeden  Preis  verkauft  werden. 
Camellien,  Eucharis,  Azaleen,  Veilchen,  Cyclamen  u.  s.  w.  blieben  ganz  ver- 
nachlässigt. Dagegen  erzielten  Orchideen,  Flieder,  Gardenien  bessere  Preise 
und  waren  leicht  verkäuflich.  Im  April,  Mai  und  Juni  war  das  Geschäft  für 
deutsche  Ware  günstiger,  zeitweise  recht  rege.  Frisch  getriebene  Rosen 
waren  in  grösseren  Posten  leicht  verkäuflich;  auch  andere  deutsche  Ware 
konnte  in  grösseren  Posten  zu  annehmbaren  Preisen  leicht  untergebracht 
werden.  Doch  viele  Produckte  waren  vorher  bereits  abgeerntet,  und  es  konnte 
nicht  nachgeholt  werden,  was  in  den  vorhergehenden  Monaten  verloren  ge- 
gangen war.  Im  Juli  und  August  war,  wie  in  früheren  Jahren,  ein  stilles 
Geschäft.  Im  September  und  Oktober  aber  war  es  sehr  rege.  Sämtliche 
Waren  wurden  bei  erhöhten  Preisen  leicht  verkauft.  Im  November  und 
Dezember  dagegen  war  deutsche  Ware  schwer  unterzubringen.  Nur  gute 
Maiblumen  waren  gesucht.  Die  Hauptsaison  beherrschten  eben  die  Südländer 
mit  ihrer  Ware. 

6.  Getrocknete  Bumen.  Infolge  der  gelinden  Witterung  in  den  ersten 
wie  in  den  letzten  Monaten  des  Jahres  1898,  in  welchen  diese  Artikel  haupt- 
sächlich zu  Kränzen  u.  dergl.  verarbeitet  werden,  war  die  Nachfrage  geradezu 
gering,  das  Geschäft  daher  ein  wirklich  schlechtes  zu  nennen. 


Ar  2  Die  Lage  der  Kunst-  und  Handelsgärtnerei  in  Berlin  im  Jahre   i8q8. 

Die  kleine,  gute  Ernte  von  Statice,  Ammobium,  Rhodanthe.  Heliehrysum 
wurde  von  den  Züchtern  zu  billigen  Preisen  an  die  Händler  abgesezt;  aber 
dieselben  werden  lange  zu  thun  haben,  ehe  sie  dieselben  verkaufen  können. 
Bromus  brizaeformis  und  einige  andere  Arten  Ziergräser  sind  an  das  Ausland 
abgegeben;  hauptsächlich  scheint  erstere  Art  gesucht  zu  sein. 

Wie  vorauszusehen,  hat  sich  der  Preis  für  Eulalia  japonica  und  Cap- 
blumen  I.  Grösse  das  ganze  Jahr  hindurch  hoch  gehalten.  Erstere  hatte 
während  der  Ernte  durch  Überschwemmung  gelitten  und  war  zum  Teil  total 
verdorben.  Capblumen  I.  Grösse  waren  in  geringer  Menge  vorhanden;  infolge- 
dessen war  der  Preis  fest.  Der  Handel  in  französischen  Immortellen  war  sehr 
schwach,  zu  unveränderten  Preisen.  In  der  Herbst-  und  Winterzeit,  wo  sonst 
unsere  Strohblumen  und  die  französischen  Immortellen  vom  Publikum  begehrt 
waren,  wurde  aus  dem  Süden  wegen  der  gelinden  Witterung  eine  solche  Fülle 
frischer  Blumen,  welche  zeitweise  halb  verdorben  hier  ankamen,  an  den  Markt 
geworfen,  dass  jedes  reelle  Geschäft  aufhörte,  weil  eine  Preisfestsetzung  fehlte. 
Allem  Anscheine  nach  ist  der  Höhepunkt  in  dieser  schädlichen  Konkurrenz 
noch  nicht  erreicht;  denn  wie  schon  im  allgemeinen  Teil  gesagt,  machen  sich 
jetzt  grosse  südliche  Produzenten  in  den  Hauptstädten  ansässig  und  suchen 
durch  Annoncen  in  den  vom  besser  situierten  Publikum  gehaltenen  Zeitungen 
die  Konsumenten  zum  direkten  Ankauf  nicht  nur  von  Schnittblumen,  sondern 
auch  von  Topfpflanzen  u.  s.  w.  zu  bewegen. 

Cycas-Wedel,  getrocknete  Palmblätter,  wie  Chamaerops,  Chamaedorea, 
Areca  u.  s.  w.  werden  in  grossen  Mengen  eingeführt,  um  zu  den  präparierten 
Palmen  verbraucht  zu  werden.  Die  oft  minderwertige  Arbeit  in  diesen  Artikeln 
ruiniert  aber  auch  dieses  Geschäft,  und  eine  Besserung  der  ganzen  Geschäfts- 
lage steht  nicht  in  Aussicht. 

7.  Landschaftsgärtnerei.  Die  Geschäftslage  der  Landschaftsgärtnerei 
im  verflossenen  Jahre  kann  nicht  als  günstig  bezeichnet  werden.  In  der  Land- 
schaftsgärtnerei herrschte  noch  mehr  als  in  den  Vorjahren  das  System,  die 
Arbeit  auf  dem  Wege  der  Submission  zu  vergeben,  ohne  Rücksicht  darauf, 
ob  bei  den  aufs  äusserste  betriebenen  Preisunterbietungen  noch  Gärten  ge- 
schaffen werden  können,  deren  Gedeihen  für  die  Zukunft  gewährleistet  ist. 
Die  geforderte  und  gern  geleistete  zweijährige  Garantie  für  gartenkünstlerische 
Arbeit  bedeutet  in  Wirklichkeit  als  Gewähr  für  eine  gute  Arbeitsausführung 
gar  nichts.  Der  Mangel  tritt  erst  nach  Ablauf  der  Garantiezeit  ein.  Viele 
Obstbaumpflanzungen  beispielsweise  zeigen  nur  zu  deutlich,  wie  mangelhaft 
oft  die  Arbeiten  ausgeführt  werden.  Wenn  die  Zeit  kommt,  zu  der  unter 
normalen  Verhältnissen  die  Bäume  Früchte  tragen,  ist  die  Lebenskraft  des 
Baumes  erschöpft  infolge  der  mangelhaft  ausgeführten  Vorbereitung  des  Bodens 
und  der  ungenügenden  Nährstoffzufuhr.  Der  erhoffte  Obstertrag  bleibt  infolge 
falscher  Sparsamkeit  aus.  Es  sollte  heute  doch  Jedem  klar  sein,  dass  nur  bei 
bester  Bodenkultur  und  reichlichster  Pflanzenernährung  auf  gute  Resultate  in 
der  Zukunft  gerechnet  werden  kann. 

Ein  weiterer  Grund  der  Klage  liegt  in  dem  Verschwinden  der  alten 
schönen  Gärten  im  Innern  der  Stadt.  Wo  dieselben  noch  vorhanden  sind,  ist 
sicher  darauf  zu  rechnen,  dass  sie  infolge  der  hohen  Bodenpreise  in  nächster 
Zeit  verschwinden.  Auch  in  Charlottenburg  beginnen  die  Gärten  den  Miets- 
kasernen Platz    zu    machen.      Diese  Thatsache,    so  bedauerlich  sie  ist,    würde 


Die  Lage  der  Kunst-  und  Handelsgartnerei  in  Berlin  im  Jahre    1898.  4S3 

geschäftlich  nicht  so  sehr  ins  Gewicht  fallen,  wenn  neue,  gleichwertige  Gärten 
entstünden.  Dem  ist  aber  nicht  so.  Die  Zahl  der  Gärten  wird  zwar  nicht 
geringer,  im  Gegenteil,  sie  nimmt  zu.  Aber  der  Wert  der  Gartenanlagen 
sinkt.  In  den  Vororten  entstehen  mit  wenigen  Ausnahmen  nur  Gärten  von 
geringem  bis  mittlerem  Wert.  Besonders  zu  beklagen  ist  das  Schwinden  der 
Liebe  zur  Gartenkultur,  wie  solche  früher  in  den  alten  Berliner  Privatgärten 
bethätigt  wurde. 

Reich  ausgestattete,  mit  Blumen  geschmückte  Gärten  sind  sehr  selten. 
Die  Ausgaben  für  die  Gartenausschmückung  werden  auf  das  mindeste  Mass 
beschränkt.  Das  persönliche  Interesse  des  Gartenbesitzers  für  seinen  Garten 
geht  verloren. 

Als  eine  Widerspiegelung  dieser  Thatsachen  ist  es  wohl  anzusehen,  dass 
auch  die  Ausschmückung  der  städtischen  Gartenanlagen  mit  blühenden  Pflanzen 
gering  ist.  Die  Dürftigkeit  der  Beetbepflanzungen  in  den  Berliner  städtischen 
Gartenanlagen,  die  im  übrigen  wegen  der  sauber  gehaltenen  Rasenflächen  und 
der  sorgfältigen  Gestaltung  der  Gehölzgruppen  volles  Lob  verdienen,  trägt 
sicher  nicht  dazu  bei,  die  Liebe  für  die  Pflanzenkultur  zu  heben,  was  im 
Interesse  der  Landschaftsgärtnerei  im  besonderen  und  der  gesamten  Gärt- 
nerei im  Allgemeinen  zu  wünschen  wäre. 

Handel  mit  Obst*). 

Die  Obsternte  des  Jahres  1898  ist  in  Deutschland  durchschnittlich  als 
eine  Mittelernte  zu  bezeichnen.  Besonders  begünstigt  waren  Baden  und 
Württemberg,  während  die  nördlichen  Distrikte  hinter  einer  Mittelernte  etwas 
zurückgeblieben  sind.  Für  die  Versorgung  Deutschlands  mit  Äpfeln,  welche 
stets  durch  Bezüge  aus  Nachbarländern  ergänzt  werden  muss,  kam  namentlich 
Böhmen  und  Steiermark  in  Betracht.  Steiermark  hatte  eine  reiche  Mittelernte 
zu  verzeichnen;  doch  haben  die  Qualitäten  im  allgemeinen  den  gehegten 
Erwartungen  nicht  entsprochen.  Fast  gänzlich  ausgefallen  sind  Tirol,  Italien 
und  Holland.  Das  Wenige,  was  Tirol  in  diesem  Jahre  an  feinem  Tafel-Obst 
anzubieten  hatte,  wurde  mit  enormen  Preisen  bezahlt.  Im  übrigen  wurden 
feine  Tafelfrüchte  aus  Süd-Italien  und  aus  Amerika  bezogen.  Amerika  hatte 
jedoch  nur  wenig  Gutes  aufzuweisen,  und  die  Preise  waren  derartig  hoch, 
dass  von  der  so  gefürchteten  Konkurrenz  dieses  Landes  nicht  ernsthaft  ge- 
sprochen werden  konnte.  Der  amerikanische  Apfel  wird,  auch  wenn  er  teuer 
ist,  immer  Liebhaber  finden;  niemals  aber,  es  sei  denn  in  den  Jahren  des 
Überflusses,  wie  sie  in  einem  Menschenalter  höchstens  einmal  vorzukommen 
pflegen,  wird  die  amerikanische  Produktion  im  Stande  sein,  das  deutsche  Obst 
aus  dem  Markte  zu  verdrängen.  Die  Preise  des  reichen  Erntejahres  1896 
waren  derart  niedrig,  dass  sie  in  vielen  Fällen  kaum  den  Aufwand  für 
Emballagen  und  Seefracht  deckten,  im  Durchschnitt  aber  für  den  Produzenten 
bedauerlich  wenig  übrig  Hessen,  so  wenig,  dass  ein  Export  auf  Basis  solcher 
Preise  für  alle  Zeiten  ausgeschlossen  erscheint. 

Erfreulicher  Weise  beginnt  man  sich  in  den  Kreisen  deutscher  Pomologen 
infolge  der  amerikanischen  Konkurrenz  nun  energisch  zu  rühren;  man  legt 
Wert  auf  Sorten-  und  Massenbau,  und  so  ist  zu  hoffen,  dass  nach  Verlauf  von 
ein    oder    zwei    Dezennien    mehr    deutsches  Produkt    unsere  Tafel    zieren    und 


*)  Dieser  Bericht  ist  nicht  vom  Verein  zur  Beförderung  des  Gartenbaues. 


AZ.A  Ausschüsse  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues. 

deutsches  Produkt  sich  fremde  Märkte  erobern  wird.  Die  Preise  für  deutsche 
und  österreichische  Äpfel  betrugen  im  letzten  Jahre  5  bis  10  M.  pro  Zentner, 
für  Birnen  8  bis  20  M. 

Die  Ernte  von  Steinobst  war  in  Deutschland  ausserordentlich  gering. 
die  Preise  daher  ziemlich  hoch,  und  erzielten  Pflaumen  6  bis  10  AI..  Kirschen 
10  bis  25  M.  pro  Zentner. 

Der  Import  von  Tafeltrauben  aus  Italien  war  um  etwa  100  Waggons 
grösser  als  im  Vorjahre,  so  dass  der  Konsum  sich  dauernd  billig  mit  dieser 
schönen  Frucht  zu  versorgen  vermochte. 


Ausschüsse  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues. 

Gewählt  am  25.  Mai  1899. 

V.  —  Vorsitzender.  St.  =  Stellvertretender     Vorsitzender.  Seh.  —  Schriftführer. 

1.  Ausschuss  zur  Vorbereitung  der  Neuwahl  des  Vorstandes. 

1.  Herr  Landschaftsgärtner  A.  Brodersen.  V.      4.  Herr  C.  Junge. 

2.  „      Rentier  C.  Crass  I.  5.      „      Architekt  L.  Urban. 

3.  „      Kgl.  Garteninspekt.  Robert  Moncorps. 

2.  Ausschuss  für  Revision  der  Kasse  und  der  Bibliothek  etc. 

1.  Herr  Stadt.  Garteninspektor  A.  Fintelmann.       4.  Herr  Geh.  Rechnungsrat  Schmidt.  V. 

2.  „      Kaufmann  R.  Hientzsch.  5.      „      Architekt  L.  Urban. 

3.  „      Garteninspektor  H.  Lindemuth. 

3.  Ausschuss  für  Erziehung  von  Blumen  und  für  Treiberei. 

1.  Herr  Gartenbaudirektor  R.  Brandt.  V.  kooptiert:  Herr  Gärtnereibesitzer  Bacher. 

2.  „  Gärtnereibesitzer  C.  Crass  II.  „  „  Gärtnereibesitzer  de  Coene. 

3.  „  Gartenbaudirektor  C.  Lackner.  „  „  Gärtnereibesitzer  Dietze. 

4.  ,,  Garteninspektor  W.  Perring.  „  -,  Kgl.  Obergärtn.  Habermann. 

5.  „  Gärtnereibesitzer  A.  Schwarzburg.  „  „  Gärtnereibesitzer  Hoffmann- 

6.  „  Garteninspektor  F.  Weber.  St.  Treptow. 

7.  „  Garteninspektor  H.  Weidlich.  „  ,,  Gärtnereibes.    Kretschmann. 

,.  .,      Gärtnereibesitzer  Kuntze. 

4.  Ausschuss  für  Gehölzkunde  und  bildende  Gartenkunst. 

1.  Herr  Geschäftsführer  F.  Brettschneider.  7.  Herr  Ober-  und  Landschaftsgärtner 

2.  „  Stadt.  Obergärtner  E.  Clemen.  St.  0.  Vogeler. 

3.  „  Stadt.  Garteninspektor  A.  Fintelmann.  kooptiert:  Herr  Gärtnereibesitzer  Hering. 

4.  „  Gartenbaudirektor  C.  Hampel.  V.  *>  .,  „      Kiersky,  Inspektor  der  städt. 

5.  „  Hofgärtner  M.  Hoffmann.  Kirchhofe  zu  Potsdam. 

6.  „  Landschaftsgärtner  Klaeber.  „  „      Städt.  Obergärtner  Weiss. 

5.  Ausschuss  für  Obstbau. 

1.  Herr  Geschättsführer  C.  Junge.  7.  Herr  Stadtrat  H.  Töbelmann. 

Garteninspektor  H.  Lindemuth.  St.  kooptiert:  Herr  Gartenbaudir.   Echtermeyer. 
Gartenbaudirektor  C.  Mathieu.  V.  „  „      Obergärtner  Greinig. 

Gärtnereibesitzer  H.  Mehl.  „  „     Inspektor  Grünenthal. 

Städt.  Obergärtner  0.  Mende.  „  ..      Obergärtn.  Herrmann  Schulz. 

Lehrer    und  Hausvater   R.  Schulze. 

*)  Hierfür  ist  eine  Neuwahl  vorzunehmen,  da  Herr  Hampel  als  Hofgartendirektor  nach 
Schwerin  übergesiedelt  ist. 


2. 

11 

3. 

11 

4. 

11 

b. 

6. 

)' 

Ausschüsse   des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues. 


IO0 


6.  Ausschuss  für  Gemüsezucht. 


i.  Herr  Obergärtner  Amelung. 

2.  „      Rentier  C.  Crass  I.  St. 

3.  „      Inspektor  E.  Dressler.  V. 

4.  „      Gärtnereibesitzer  E.  Hapt. 


5.  Herr  Kaufmann  R.  Hientzsch. 

6.  „      Hoflieferant  Josef  Klar. 

7.  „      Kgl.  Garteninspektor  R.  Moncorps. 
kooptiert:  Herr  Obergärtner  Beuster. 


7.  Ausschuss  für  gewerbliche  Angelegenheiten. 


Herr 


Gärtnereibesitzer  F.  Bluth.  V. 
Landschaftsgärtner  A.  Brodersen. 
Geschäftsführer  C.  Junge.  Seh. 
Hoflieferant  F.  W.  Kropp.  St.  des  Seh. 
Hoflieferant  J.  F.  Loock. 
Gärtnereibesitzer  0.  Neumann.  St. 


7.  Herr  Gärtnereibesitzer  J.  Tübbecke. 
kooptiert:  Herr  Geschäftsf.  F. Brettschneider. 

,,  .,      Gärtnereibes.    Kretschmann. 

,,  „      Gärtnereibesitzer  Mehl. 

,,  „      Handelsgärtner  Taube. 

„  ,,     Gärthereibesitz.  Tubbenthal. 


8.  Ausschuss  für  die  Interessen  der  Liebhaber 

.  Herr  Schriftsteller  0.  Cordel.  St.  kooptiert:  Herr 

„      Kustos  Dr.  Udo  Dammer.  „  „ 

„      Kaufmann  Demharter.  „  „ 

„      Geh. Ober  -Bergiatl)r.Hauchecorne.V.  „  ,, 

„      i)r.  Freiherr  von  Landau.  „  „ 

„      Geh.  Rechnungsrat  Schmidt.  „  „ 

„      Architekt  L.  Urban.  „  ,, 

ooptiert:    Frl.    Blohm.  „  „ 
,,           Herr  Kaufmann  Heese. 


Dr.  med.  Maren. 
Rentier  Martini. 
Ingenieur  Peschke. 
Prof.  Rodenwaldt. 
Kommerzienrat  Schutt. 
Konsul  Seifert. 
Schriftsteller  J.  Trojan. 
Leutnant  Wollank. 


9.  Ausschuss  für  Redaktions-Angelegenheiten. 


1.  Herr  Geschäftsführer  F.  Brettschneider. 

2.  „      Schriftsteller  0.  Cordel. 

3.  ..      Inspektor  E.  Dressler. 

4.  „      Gartenbaudirektor  C.  Hampel 


5.  Herr  Hofgärtner  M.  Hoffmann. 

6.  „      Gartenbaudirektor  C.  Mathieu. 

7.  ,,      Garteninspektor  R.  Moncorps. 


10.  Ausschuss  für  Versuche. 

Herr  Geschäftsführer  F.  Brettschneider.  4.  Herr  Gartenbaudirektor  C.  Mathieu.  V 


Gärtnereibesitzer  E.  Dietze. 
Hollieferant  J.  Klar. 


Stadt.  Obergärtner  0.  Mende. 
Gärtnereibesitzer  A.  Schwarzburg. 


II.  Mitglieder  des  Vereins  im  Kuratorium  der  Fachschule  für  Gärtner. 

Vorsitzender  Herr  Dr.  Deite,  ernannt  von  der  städtischen  Gewerbedeputation, 
i.  Herr  Stadt.  Obergärtner  E.  Clemen.  5.  Herr  Ober- u.  Landschaftsgrtn.O.  Vogeler. 

2.      „      Gärtnereibesitzer  C.  Crass  II.  6.      ,,      Kgl.  Garteninspektor  H.  Weidlich. 

?.      „      Stadt.  Garteninspektor  A.Fintelmann.       7.      „      Geh.  Reg.- Rat  Prof.  Dr.  L  Wittmack 
4.      „      Garteninspektor  H.  L  ndemuth.  (Dirigent  der  Fachschule). 

12.  Mitglied  des  Kuratoriums  der  Kgl.  Gärtner-Lehranstalt  pro  1899—1902. 

Herr  Gartenbaudirektor    C.    Hampel.     ^Hierfür    ist    eine  Neuwahl   vorzunehmen, 
Hampel  als  Hofgartendirektor  nach  Schwerin  übergesiedelt  ist.) 


da  Herr 


13.  Ausschuss  für  Düngungsversuche. 


Herr  Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Märcker,  Halle.       4. 
„      Prof.  Dr.  Sorauer,  Berlin.  5. 

„      Gärtnereibesitzer  F.  Bluth,    Steglitz.       6. 


Herr  Hofgärtner  M.  Hoffmann,  Berlin. 
,,      Garteninspekt.  Weber,  Spindlersfeld. 
„      Garteninspektor  H.  Weidlich,  Berlin. 


Herr  Schriftsteller  0.  Cordel. 
,,      Gärtnereibesitzer  Fasbender. 
„      Stadt.  Garteninspektor   Fintelmann. 
„      Königl.  Gartendirektor  Geitner. 
„      Königl.  Obergärtner  Habermann.  Y. 
,,      Kunst-  und  Handelsgärtner  Janicki. 


14.  Ausschuss  für  Dekorationen. 

Herr  Gartenbaudirektor  Jawer. 
Hollieferant  Klings. 


8. 

9- 
10. 
1 1. 
12. 


Hoflieferant  J.  F.  Loock. 
Landschaftsgärtner  Maecker. 
Garteninspektor  Weber. 
Kunst- u.Landschaftseärtn.W.Wendt. 


Wer  ausserdem  den  Sitzungen  eines  technischen  Ausschusses  regelmässig 
beizuwohnen  wünscht,  wolle  das  dem  General-Sekretär  anzeigen;  der  betr. 
Ausschuss  wird  dann  das  Weitere  veranlassen. 


ALß  Caladium. 

Caladium. 

s  giebt  wohl  keine  Pflanzengattung.  welche  so  mannigfaltige  Farbenspiele 

zu  verzeichnen  hat  wie  das  Caladium.  Leider  werden  diese  schönen 
bunten  Blattpflanzen  viel  zu  wenig  als  Handelspflanzen  für  den  Blätterschnitt 
sowie  besonders  für  Schauhäuser  herangezogen. 

Als  Schnittpflanzen  eignen  sich  Caladium  vorzüglich,  namentlich  die 
kleinblättrigen  Sorten,  in  erster  Reihe  C.  argyrites,  welches  geradezu  entzückend 
wirkt  in  Arrangements.  Diese  Sorte  sollte  niemals  fehlen,  wo  Schnittblumen 
oder  buntes  Grün  gebraucht  wird. 

Ferner  sind  zu  empfehlen  als  bessere  Sorten  zum  Blätterschnitt:  Michel 
Buchner,  Comte  de  Germiny,  Reine  de  Danemark,  Else  Voigt  und  andere 
Sorten.     (Die  Blätter  sind  grösser  wie  argyrites,  von  mittlerer  Grösse). 

Für  Schauhäuser,  bin  ich  überzeugt,  werden  die  Caladium  nicht  genug  ge- 
würdigt. Der  lange  Winter  hat  uns  genug  blühendes  gebracht,  als  Hyazinthen, 
Azaleen,  Flieder,  Maiblumen,  Rosen  und  mehr.  Der  gut  gestellte  Privatmann, 
Graf  oder  Baron,  Excellenz  .verlangt  nach  etwas  anderem,  representablem,  um 
seinen  Bekannten,  geladenen  Gästen  oder  Geschäftsfreunden  etwas  Neues  zu 
zeigen,  wie  schön  füllen  da  die  Caladium  eine  Lücke  aus.  Man  kann  die 
Caladium  zu  jeder  Zeit  haben,  vom  Dezember  ab  oder  früher,  je  nachdem  man 
dieselben  einziehen  lässt.  Ich  selbst  pflanze  meine  Knollen  in  3  bis  4  Sätzen 
ein;  den  ersten  Anfang  Februar  und  den  letzten  Satz  Anfang  Juni,  je  nachdem 
die  Knollen  zum  Versand  gebraucht  oder  verkauft  werden. 

Gerade  hier  in  meiner  Vaterstadt  wurden  Caladium  schon  mit  grosser 
Vorliebe  kultiviert  in  der  Gärtnerei  des  Herrn  Geheimrat  Gruson.  Schon  als 
junger  Gehülfe  war  ich  stets  begeistert  von  den  grossartigen  farbenreichen 
Blattzeichnungen,  so  dass  Caladium  heute  einen  Spezialzweig  meines  Geschäftes 
bildet.  Man  brachte  dieCalad  ium  im  GrusonschenGarten  zu  grossartigerEntwicklung, 
so  dass  in  den  letzten  Jahren  nicht  nur  ein  Haus,  sondern  mehrere  Häuser  Caladium 
enthielten,  man  befruchtete  fleissig  mit  den  neuesten  Sorten  und  hatte  auch  gross- 
artige Resultate.  Es  sind  zum  Beispiel  folgende  herrliche  Sorten  (unter  der 
damaligen  Leitung  des  thatkräftigen  Obergärtners  Rössing)  hervorgegangen: 
Geheimrat  Gruson,  Else  Voigt,  Editha  Gruson,  Hans  Hildebrandt  u.  s.  w.; 
es  entwickelte  sich  ferner  aus  einer  Befruchtung  von  Xanthosoma  violacea  und 
Caladium  bulb.  Kaiser  Wilhelm,  eine  Bastard-Pflanze,  von  Wuchs  der 
Xanthosoma,  aber  hellmaigrün  mit  roten  unregelmässigen  Flecken,  ziemlich  so  stark 
wachsend  wie  Xanthosoma  violacea;  diese  Sorte  sieht  herrlich  zwischen  den 
Caladium  aus.  Botanisch  ist  die  Pflanze  wertvoll,  gleichfalls  auch  für  eine 
Sammlung.  (Ich  hatte  diese  Sorte  auf  der  letzten  Berliner  Ausstellung,  Treptower 
Park,  ausgestellt,  und  hat  die  Pflanze  eine  botanische  Anerkennung  er- 
halten. 

Mit  diesen  letzten  Worten  will  ich  nur  gesagt  haben,  dass  man  die  Ca- 
ladium in  der  Gruson'schen  Gärtnerei  sehr  gepflegt  hatte. 

Xach  dem  Ableben  des  Geheimrats  gingen  die  Pflanzenschätze  in  den  Besitz 
der  Stadt  Magdeburg  über.  Caladium  werden  dort  heute  noch  von  dem  rührigen 
Obergärtner  Henze  mit  besonderer  Vorliebe  gepflegt  und  stehen  jetzt  gerade 
in  schönster  Entwicklung.  An  dieser  Stelle  möchte  ich  gleichfalls  darauf  auf- 
merksam machen,    nicht  zu  versäumen,   bei  Gelegenheit  der  Durchreise  durch 


Caladium. 


457 


Magdeburg  die  Gewächshäuser  in  Augenschein  zu  nehmen  Die  Häuser  ent- 
halten herrliche,  seltene  und  wertvolle  Pflanzenschätze. 

Jedoch  nun  zur  Cultur. 

Die  Vermehrung  geschieht  durch  Knollenteilung  oder  auch  durch  Samen, 
letzteres  jedoch  nur  für  Neuheitengewinnung.  Ende  Januar  —  Februar,  März 
beginne  ich  damit,  zerlege  mit  einem  scharfen  Messer  die  zur  Vermehrung  be- 
stimmten Knollen,  jedes  Stückchen  muss  ein  Auge  haben,  wenn  auch  blindes 
Auge,  dasselbe  treibt  in  Folge  der  Bodenwärme  doch  aus.  Nachdem  man  die 
Stückchen  sauber  auf  eine  Glasplatte  gelegt  hat,  muss  die  Schnittstelle  mit 
heisser  Holzkohle  bestrichen  werden.  Dazu  nehme  ich  einfach  einen  Spiritus- 
kocher auf  dem  eine  Eisenplatte  liegt,  auf  der  Platte  die  feingesiebte  Holzkohle, 
und  reibe  dann  die  Schnittstellen  auf  die  heisse  Holzkohle;  nachdem  dieses 
geschehen  ist,  nimmt  man  recht  schönes  weiches  Moos,  wickelt  jedes 
Stückchen  darin  ein,  und  pflanzt  dann  diese  so  bewickelten  Stückchen  in  recht 
kleine  Töpfchen  ein.  Die  Erdmischung  besteht  zur  Hälfte  aus  Heideerde  und 
Laub  mit  einem  Zusätze  von  Sand  und  Holzkohlen.  Die  Töptchen  werden  als- 
dann in  einen  Schwitzkasten  mit  einer  Bodenwärme  von  ca.  25 — 30  °  R.  ge- 
stellt. Bodenwärme  und  leichte  Feuchtigkeit  ist  eine  erste  Bedingung.  In  14 
Tagen  bis  3  Wochen  werden  sich  die  ersten  kleinen  Pflänzchen  zeigen;  was 
ausgetrieben  hat,  wird  verpflanzt  und  zwar  auch  in  leichte  Erde.  Auf  diese 
Weise  erhält  man  bis  zum  Herbst  schöne  niedliche  Knollen  für  das  nächste  Jahr. 

Die  Knollen  werden  je  nach  Bedarf  eingepflanzt,  ohne  Dünger,  in  eine 
Mischung  zur  Hälfte  Laub  und  Heideerde  mit  Holzkohle  und  etwas  Sand,  jede 
Knolle  wird  in  Moos  gehüllt,  Bodenwärme  20 — 25  °  R.  Die  Knollen  treiben 
und  wachsen  mit  einer  Moosumhüllung  bedeutend  besser.  Es  ist  interessant, 
Versuche  zu  machen,  um  den  Unterschied  kennen  zu  lernen.  Haben  sich  nun 
die  Pflanzen  im  ersten  Topf  entwickelt,  so  werden  dieselben  wieder  verpflanzt, 
man  nehme  dieselbe  Erdmischung,  nur  grobstückiger,  mit  einem  Zusatz  von  im 
Winter  umgearbeitetem  grobem  Torf  mit  Fäkalien  oder  Kuhfladen,  die 
Pflanzen  entwickeln  sich  sehr  kräftig  darin;  das  Haus  muss  eine  Temperatur 
von  15— 18  °  R.  haben.  (Von  der  Sorte  Walter  Scott  hatte  ich  im  Jahre  1898 
Blätter  von  60  cm.  Länge  und  45  cm.  Breite.)  Die  Pflanzen  werden  im  Laufe 
des  Sommers  je  nach  Bedarf  umgepflanzt. 

Jm  Monat  August  lässt  man  mit  dem  Giessen  nach,  sodass  die  Pflanzen 
Ende  September  oder  Anfang  Oktober  vollständig  eingezogen  sind.  Die  Töpfe 
dürfen  niemals  zu  kalt  oder  feucht  stehen.  Im  November,  Dezember  nehme  man 
die  Knollen  aus  den  Töpfen,  (ich  lasse  das  Moos  um  die  Knollen)  schüttle  die 
Erde  aus,  und  lege  die  Knollen  nach  Sorten  in  Töpfe  mit  Holzkohlen. 

Die  mit  Knollen  und  Holzkohlen  angefüllten  Töpfe  stelle  man  auf  die 
Röhren  der  Wasserheizung,  jedoch  nicht  direct,  erst  ein  paar  Querhölzer,  auf 
diese  Bretter  und  auf  die  Bretter  die  Töpfe.  Gut  thut  man,  die  Töpfe 
mit  Papier  abzureiben,  damit  kein  Wasser  auf  die  Knollen  läuft,  dagegen  sind 
die  Knollen  sehr  empfindlich.  Die  Temperatur  im  Ueberwinterungsraum  darf 
niemals  unter  15°  R.  sein,  auf  diese  Weise  habe  ich  bisher  wenig  oder  keine 
Verluste  der   Knollen  gehabt. 

Es  sollte  mich  sehr  freuen,  wenn  diese  Zeilen  dazu  beitragen,  die  Kultur 
dieser  schönen  Pflanzengattung  zu  fördern.         Otto   Höpner,  Magdeburg. 


458 


Verzeichnis  der  Wildrosen-Species. 


Verzeichnis  der  Wildrosen-Species 

in  der  Rosenzüchterei  des  Herrn  J.  Gravereaux  in  L'Hay  bei  Bourg-Ia  Reine  (Seine)  Frankreich. 

Herr  Gravereaux,  Besitzer  der  Roseraie  de  L'Hay,  hat  eine  der 
grössten  botanischen  Sammlungen  von  Rosen  und  ist  bereit,  mit  Interessenten 
zu  tauschen.     Wir  veröffentlichen  deshalb  seine  Liste. 


I. 
Rosa  acicularis  Lindl. 
„     alba  L. 
,,     alpina  L. 
„     anemonaeflora  Fort. 
„     arvensis  Huds. 
„     blanda  Ait. 
„     Banksiae  R.  Br. 
,,  „  Var.  lutea. 

„     Beggeriana  Schrnk. 
„     Boreana  Beraud. 
„     bracteata  Wendl. 
,,     californica  Ch.  &  Seh. 
„     canina  L. 
„     Carolina  L. 
„     Centifolia  Mill. 
„     Chaboissaei  Gren. 
„     cinnamomea  L. 
„     clinophylla  Thory. 
„     complicata  Gren. 
„     dahurica  Pall. 
„     damascena  Mill. 
„     dumetorum  Thuill. 
„     Fortuneana  Lindl. 
„     Fedschenkoana  Regel. 
„     fraxinifolia  Borck. 
„     gallica  L. 
„     gigantea  Crep. 
„     Guepini  Desv. 
,,     hispida  Sims. 
,,     hybrida  Schicht. 
„     hystrix   Lindl. 
„     indica  Lindl. 
,,     Jundzilliana  Bess. 
,,     kamtschatica  Vent. 
„•    laevigata  Michx. 
„     laxa  Retz. 
„     lucida  Ehrh. 

„     lutea  Mill.  und  lutea  Var.  punicea. 
,,     macrantha  Desf. 
„     macrocarpa  Merat. 
„     Malyi  Kerner. 


Abzugebende  Arten: 

Rosa  moschata  Herrm. 
multiilora  Thumb. 
myriacantha  d.  C. 
myriantha  Carr. 
nitida  Willd. 
nutkana  Desf. 
obtusifolia  Ait. 
omissa  Dsgl. 
pendulina  Ait. 
pisocarpa  A.  Gray. 
Pissardi  Garr. 
pomifera  Herrm. 
pyrenaica  Gouan.    ■ 
psilophylla  Dsgl. 
Rapa  Bosc. 
Rapini  Boiss. 
rubifolia  R.  Br. 
rubiginosa  L. 
rubrifolia  Vill. 
rugosa  Thunb. 
Sancta  Andr. 
Sayi  Schwein, 
semperflorens  Curt. 
sempervirens  L. 
sepium  Thuill. 
Seraphini  Viv. 
sericea  Lindl. 
setigera  Michx. 
spinosissima  L. 
spinosissima  Var.  altaica. 
spinulifolia   Dematra. 
sulfurea  Ait. 
tomentella  Leman. 
tomentosa  Sm. 
xanthina  Lindl. 
velutina  Clairv. 
villosa  L. 

„        Var.  pomifera. 
Watsoniana  Crepin. 
Webbiana  Wall. 
Wichuraiana  Crepin. 


Verzeichnis  der  Wildrosen-Species. 


t59 


II.  Fehlende  in  dieser  Ko 

Rosa  abyssiuica  R.   BR.  Abyssinie. 

,.  acuta  Fisch.  Caucase. 

„  Alberti  Rgl.  Turkestan. 

..  Andreae  Lange.  lies  Sachalin. 

„  arguta  muss.  Purseh.  Caucase. 

„  arkansanaPort.&Coult.  Amer.  Sept. 

,,  armena  Boiss.  Armenie. 

„  asperrima  Godet.  Perse. 

„  atropurpurea  Brot.  Portugal. 

„  Aucheri  Crep.  Perse. 

„  baicalensis  Turcz.  Siberie. 

„  Balansae  Dsgl.  Asie  Mineure.   ■ 

„  berberifolia  Pallas.  Perse. 

„  Boissieri  Crep.   Asie  Mineure. 

„  Braniciana  Andrz.  Russie. 

,,  Braun ii  Keller.  Autriche. 

„  Brotheri  Scheulz.  Caucase. 

„  cabulica  Boiss.  Afghanistan. 

,,  canariensis  Dsgl.  Canaries. 

„  carpatica  Kit.  Europe. 

,,  caucasica  Lindl.  Caucase. 

„  cochinchinensis  G.  Don.    Cochin- 

,,  Colletti  Crep.  Birmanie.      [chine. 

„  coriifolia  Fries. 

,,  corylifolia  Yukot.  Croatie. 

„  Davidi  Crep.  Chine. 

„  didoensis  Boiss.  Orient. 

,,  djimilensis  Boiss.  Asie  Mineure. 

„  elasmacantha  Trautv.  Asie  Sept. 

„  elymaitica  Boiss.  etHaussk.  Perse. 

„  Engelmann i  Watson.  Amer.  Sept. 

,,  Fendleri  Crep.  Californie. 

„  ferox  Bieb.  Perse. 

„  flava  Donn.  Chine. 

,,  foliolosa  Nutt.  Amer.  Sept. 

„  Gebleriana  Schrenk.  Siberie. 

,,  glandulosa  Dsgl.  France. 

,,  glutinosa  Sieb.  &  Sm. 

.,  Gmelini   Bunge.  Siberie. 

„  gymnocarpa  Nutt.  &Torr.  Am.  Sept. 

,,  haematodes  Boiss.  Caucase. 

„  Heldreichü  Boiss.  &Reut.Thessalie. 

..  heteracantha  Kar.  &  Kir.  Siberie. 

„  hispanica  Mill.  Espagne. 

„  humilis  Marsh.  Amerique  Sept. 

„  inermis  Bosc.  Chine. 

,.  involucrata  Roxb.  Chine. 


Llektion,  daher  erwünscht. 

Rosa  Iwara  Sieb.  Japon. 

,.  Jacquemontii  Crt'p.  Himalaya. 

.,  japonica   Waitz.  Japon. 

„  kaschgarica  Rupr.  Turkestan. 

„  Kotschyana  Boiss.  Perse. 

„  lacerans  Boiss.  &  Buhse.  Perse. 

,,  Lawrenceana  Sweet.  Chine. 

,,  Lehmanniana  Bunge.  Turkestan. 

„  Leschenaultiana     Red.    &    Thory. 

Indes-Orient. 

,,  leucantha  Loisel.  Orient,     [chine. 

„  Loureiriana  G.Don.  Chine, Cochin- 

„  lucida  Andr.  Chine. 

,,  Lucisae  Franch  &  Rochebr.  Japon. 

,,  lusitanica  Boiss.  Portugal. 

,,  macrocarpa  Boiss.  Asie  Mineure. 

,,  macrophylla  Lindl.  Himalaya, 

Chine. 

,,  maracandica  Bunge.  Turkestan. 

„  mexicana  S.  Wats.  Mexique. 
„  ,,  Willd.  Mexique. 

„  Meyeniana  Steud.  Chili. 

,,  micrantha  Sm.   Europe,  Asie  Mi- 

,,  microcarpa  Lindl.  Chine,     [neure. 
„  ,,  Retz.  Siberie. 

,,  microphvlla  Roxb.  Chine. 

,,  minutifolia  Parry.  Californie. 

,,  Montezumae  Humb.  &  Bonpl.  Mexi- 

„  nanula  Hoffmgg.  Chine.  [que. 

.,  numidica  Gren.    Afrique  boreale. 

„  Oplisthes  Boiss.  Caucase. 

„  orientalis  Dupont.    Asie  Mineure, 

„  oxyodon  Boiss.  Caucase.     [Perse. 

,,  paueiiflora  Lindl.  Siberie. 

„  pentaphylla  Schrenk.  Chine. 

,,  phoenicea  Boiss.  Cilicie,  S)7rie. 

„  procumbens  Roxb.  Inde. 

,,  pruinosa  Lindl.  Siberie. 

,,  pulverulenta  Bieb.  Caucase. 

,,  Regelii  Reut.  Chine. 

„  rulicaulis  Ehrh.  Ameri([ue  Sept. 

,,  Ruprechtii  Boiss.  Caucase. 

,,  Sancta  A.  Rieh.  Abyssinie. 

,,  scabrata  Henning.  Caucase. 

„  Schergiana  Boiss.  Syrie. 

„  Schrenkiana  Crep.  Asie  Centrale. 

„  Sieboldii  Crep.  Japon. 


AÖO  Bericht  der  Obst-  und  Weinbau-Abteilung  der  Landwirtschafts-Gesellschaft. 


Rosa  stylosa  Desv.  Europe  Alerid. 
„     thyrsiflora  Leroy.  Japon. 
„     tonkinensis  Crep.  Asie. 
,,     turkestanica  Regel.  Turkestan. 
„     tuschetica  ßoiss.  Caucase. 


Rosa  undulaeflora  Andr.  Amerique Sept. 

„     Vanheurckiana  Crep.  Armenie. 
.,     viminea  Lindl.  Russie. 
,,     Willdenowii  Spreng.  Region  Cas- 
pienne  (Siberie). 


etc.  etc. 


Aus  dem  Berichte  der  Versammlung   der 
Obst-  und  Weinbau-Abteilung  der  Deutschen  Landwirtschafts- 
Gesellschaft  zu  Frankfurt  am  Main. 

I.  Obstsortenwahl. 

Obstbaulehrer  Karl  Reichelt-Friedberg  führt  zu  Obstsortenwahl  im 
siebenten  Gau  folgendes  aus: 

Die  Auswahl  wertvoller  Obstsorten  ist  im  siebenten  Gau  stetig  im  Auge 
behalten  worden;  Diehl  hat  Ende  des  vorigen  und  Anfang  unseres  Jahrhunderts 
eifrig  in  diesem  Sinne  gesammelt  und  gestrebt;  Christ  hat  von  Rodheim  und 
Kronberg  aus  wertvolle  Sorten  verbreitet.  Seit  dem  Aufrufe  Semlers  1883 
an  die  deutschen  Obstbauer  und  dem  Stuttgarter  Preisausschreiben  Seiner 
Majestät  des  Kaisers  1889  ist  die  Frage  der  Sortenauswahl  auch  im  siebenten 
Gau  sehr  in  Fluss  gekommen.  Aber  mit  welchem  Erfolge?  Man  nehme  nur 
drei  solcher  Sortimente,  so  findet  man  durchweg  einige  wenige  verbreitete 
Baumschulsorten,  sonst  aber  die  besten  Ortssorten,  d.  h.  Sorten,  die  sich  in 
bestimmten  Verbreitungsgebieten  bewährt  haben.  Die  Normalsortenaufstellungen 
haben  in  Gegenden,  in  denen  der  Obstbau  neu  ist,  zum  allgemeinen  Anbau 
dieser  Sorten  geführt,  in  denjenigen  mit  altem  Obstbau  viel  Gutes  geleistet; 
aber  es  erhalten  sich  vornehmlich  diejenigen  bewährten  Sorten,  deren  Bäume 
auch  den  Winter  1879/80  überstanden  haben,  mit  Recht  im  Massenobstbau,  und 
zwischendurch  werden  bei  Neuanlagen  die  empfohlenen  Sorten  gepflanzt  oder 
man  pfropft  einen  Teil  der  schlechtesten  Sorten  mit  ihnen  um.  Aber  auch 
beim  Umpfropfen  zieht  man  die  bekannten  bewährten  Sorten  vor.  Man  hat 
vielfach  auch  das  amerikanische  Verfahren  angestrebt,  nach  welchem  wo- 
möglich eine  Sorte  gepflanzt  werden  soll.  Manche  Gründe  sprechen  dafür, 
dass  dieses  Verfahren  in  einzelnen  Bezirken  und  Gemeinden  durchgeführt 
werde. 

In  erster  Reihe  hat  die  Obstweingewinnung  hier  ihren  Hauptsitz  und  ihr 
muss  der  Obstbauer  vor  allem  Rechnung  tragen.  Sie  verlangt  aber  keine 
einzelnen  Sorten,  sondern  gemischtes  Obst,  da  nur  dann  die  verschiedenen 
Eigenschaften  eines  guten  Obstweines  zu  erreichen  sind,  wenn  Obst  von  ver- 
schiedener Beschaffenheit  verwendet  wird. 

Aber  auch  dem  Bedürfnis  der  städtischen  Haushaltungen  muss  Rechnung 
getragen  werden.  Die  Hausfrauen  sind  zum  grössten  Teile  nicht  gewohnt, 
Obst  im  kleinen  vom  Höker  einzukaufen;  sie  kaufen  sich  womöglich  ihren 
Wintervorrat  vom  Obstbauer  und  erst,  wenn  der  aufgezehrt  ist,  gehts  zum 
Händler.     Da  das  Obst  im  Hessenland  ein  Bedürfnis  für  alt  und  jung  geworden 


Bericht  der  Obst-  und  Weinbau- Abteilung  der  Landwirtschafts-Gesellschaft.  46 1 


ist,  gebrauchen  sie  grosse  Mengen.  Aber  sie  verlangen  Abwechslung,  nicht 
eine  Sorte,  die  Obstplatten  sollen  bunt  aussehen.  Mit  den  Anforderungen  der 
Familien  decken  sich  aber  diejenigen  der  Händler,  die  recht  spätreitende, 
leicht  zu  befördernde  Sorten  haben  wollen,  da  sie  meist  nicht  vor  Weihnachten 
zu  Markte  ziehen.  Endlich  verbrauchen  unsere  Dauerwarenfabriken  am  Main 
und  Rhein  grosse  Mengen  meistens  frühreifen  Obstes. 

Ausser  dem  Absatzgebiet  muss  aber  auch  dem  Obstbauer  Rechnung  ge- 
tragen werden.  Der  grosse  Landwirt  wird  wegen  der  leichteren  und 
schnelleren  Ernte  immer  das  Mostobst  vorziehen,  dagegen  kann  sich  der  kleinere 
viel  mehr  der  Zucht  des  Tafelobstes  widmen. 

Schliesslich  wären  noch  die  Boden-  und  klimatischen  Verhältnisse  zu 
berücksichtigen.  Im  Rheingau  und  den  südlichen  hessischen  Provinzen  ge- 
deiht alles  Tafelobst  auch  am  Hochstamm;  an  den  Abhängen  des  Taunus  und 
Vogelberges,  sowie  in  der  Wetterau  zieht  man  spätblühende  vor,  die  auch 
höhere  Ansprüche  an  den  Boden  stellen  können.  In  der  Lahngegend,  im 
Westerwald  und  im  früheren  Kurhessen  sind  spätblühende  Sorten  mit 
geringeren  Ansprüchen  an  den  Boden  zu  wählen,  während  in  den  geschützteren 
Teilen  Mitteldeutschlands  wieder  anspruchsvollere  Sorten  gewählt  werden 
können. 

II.  Obstbaumdüngung. 

Herr  Dr.    Steglich -Dresden  spricht  über  Obstbaumdüngung: 

Die  Düngung  ist  zur  Erzielung  nachhaltiger  Ernten  für  den  Obstbau 
zweifellos  ebenso  notwendig,  wie  für  den  Ackerbau.  Wenn  nun  auch  der 
durch  natürliche  Ursachen  bedingte  häufige  Ausfall  der  Obsternten  durch  die 
Düngung  niemals  zu  beseitigen  sein  wird,  so  lässt  sich  doch  jedenfalls  eine 
schnellere  Erholung  des  vom  Fruchtertrage  erschöpften  Baumes  und  bei  jungen 
Bäumen  ein  früherer  Eintritt  der  Tragbarkeit  durch  sie  herbeiführen.  Die  zur  Er- 
nährung des  Obstbaumes  erforderlichen  Grundnährstoffe  sind  bekanntlich  die- 
selben, wie  für  die  übrigen  Anbaupflanzen. 

Bezüglich  ihres  gegenseitigen  Mengenverhältnisses  haben  die  vom  Sonder- 
ausschuss  für  Obstbaumdüngung  veranlassten  Untersuchungen  schon  jetzt  mit 
Sicherheit  ergeben,  dass  der  Phosphorsäurebedarf  der  Obstbäume  verhältniss- 
mässig  gering,  der  Stickstoffbedarf  2  —  ßmal  und  der  Kalibedarf  3— 4mal  so 
hoch  ist  als  ersterer,  und  zwar  sind  auf  1  qm  Standortsfläche  etwa  10 — 16  g 
Stickstoff,  5  g  Phosphorsäure  und  15— 20  g  Kali  erforderlich.  Erheblich  ist 
ferner  nach  Ausweis  der  analytisch-statistischen  Untersuchungen  der  Kalk- 
bedarf. 40  g  auf  1   qm  Standortsfläche. 

Die  Zumessung  der  Düngergabe  geschieht  in  sachgemässer  Weise  nach 
dem  Stammumfange  des  Baumes,  etwa  in  Brusthöhe  gemessen,  und  zwar  ent- 
spricht das  Quadrat  des  zehnfachen  Stammumfanges  ungefähr  der  zu  düngenden 
Standortsfläche. 

Bezüglich  der  Form  der  Dungstoffe,  sowie  der  Zeit  und  Art  ihrer  An- 
wendung bedingt  die  Lebensart  des  Baumes  hingegen  wesentliche  Abweich- 
ungen gegenüber  anderen  Pflanzen. 

Die  Notwendigkeit,  den  Dünger  in  tiefere  Bodenschichten,  in  das  Bereich 
der  Baumwurzeln  zu  bringen,  weist  unbedingt  auf  die  Verwendung  leicht- 
löslicher Düngemittel  hin.  Es  ist  deshalb  für  die  laufende  Düngung  die 
Anwendung  von  Chlorkalium  bezw.  40  %  Kalisalz,    sowie   von  Superphosphat, 


Afß2  Bericht  der  Obst-  und  Weinbau-Abteilung  der  Landwirtschafts-Gesellschaft. 

von  schwefelsauerem  Ammoniak  im  Herbste  bezw.  Chilisalpeter  im  Frühjahr 
zu  empfehlen. 

Die  Verwendung  von  organischem  Stickstoffdünger,  ebenso  von  Knochen- 
mehl, Thomasmehl  und  Kainit  ist  nur  bei  Neuanlagen  zu  Grunddüngungen  in 
den  Baumgruben  anzuraten.  Der  Kalk  wird  je  nach  Umständen  in  Form  von 
Aetzkalk  oder  Marmormehl  zu  geben  sein. 

Jauche,  Abort-,  Schlachtbofdünger  u.  s.  w.  erfordern  immer  Zusätze  von 
Kali  und  Phosphorsäure  zur  Einhaltung  des  richtigen  Nährstoffverhältnisses. 
Stallmist  ist  für  Obstbaumdüngung  ungeeignet.  Sehr  im  Auge  zu  behalten 
ist  die  Gründüngung  wenn  gleichzeitig  Kali  und  Phosphorsäure  reichlich 
gegeben  wird. 

Die  grössten  Schwierigkeiten  bei  der  Obstbaumdüngung  verursacht  die 
Unterbringung  von  Düngemitteln  und  das  Vorhandensein  von  Unterpflanzungen. 
In  letzterem  Falle  ist  reichlichere  Düngung  zu  geben.  Am  ungünstigsten  ist 
es,  wenn  der  Boden  berast  ist,  weil  ihm  dann  die  wohlthätige  Durchlüftung 
fehlt.  Wo  es  die  Verhältnisse  gestatten,  sind  die  Düngemittel  so  tief  unter- 
zugraben, wie  es  ohne  Verletzung  der  Wurzeln  möglich  ist.  Mangelhafter  ist 
schon  das  Einstreuen  in  50 — 60  cm  tiefe  Bohrlöcher  auf  der  Standortsfläche 
des  Baumes,  noch  weniger  günstig  ist  das  Einstreuen  des  Düngers  in  kreis- 
förmige Gräben  im  Umfange  der  Baumkrone  oder  auf  der  Baumscheibe,  weil 
sich  an  diesen  Stellen  erst  ein  dichteres  Netz  von  Saugwurzeln  bilden  muss 
und  allmählich  auch  bildet.  Die  Wirkung  der  Düngung  tritt  deshalb 
bei  diesen  Verfahren  erst  später  ein.  In  der  Praxis  wird  sich  eine 
andere  Auf-  und  Unterbringung  des  Düngers  aber  meist  nicht  durchführen 
lassen. 

Wenn  bei  der  Neupflanzung  die  Baumgrube  gut  gedüngt  und  später  die 
Baumscheibendüngung  fortgesetzt  wird,  bildet  sich  hier  ein  so  dichtes  Netz  von 
Saugwurzeln,  dass  die  Baumscheibendüngung  auch  künftig  mit  Erfolg  aus- 
geführt werden  kann. 

Nachdem  die  Ansprüche,  welche  der  Obstbaum  bezüglich  der  Düngung 
macht,  nunmehr  ziemlich  aufgeklärt  sind,  wird  es  Aufgabe  der  Baumwirte 
sein,  bei  Anlage  und  Anordnung  von  Neupflanzungen  darauf  Rücksicht  zu 
nehmen,  dass  eine  regelmässige  und  wirksame  Düngung  der  Obstbäume  durch- 
geführt werden  kann,  und  dass  die  Rücksichten  auf  die  Zwischen-  und  Unter- 
nutzungen hierbei  nicht  hemmend  wirken. 

III.  Aufgabe  der  kleineren  Obstbauschulen. 

Herr  Dr.  H.  von  Peter,  Direktor  der  Grossherzogl.  Obstbau-  und  land- 
wirtsch.  Schule  in  Friedberg  (Hessen)  behandelt  das  Thema:  Welches  ist  die 
Aufgabe  der  kleineren  Provinzial-  oder  Bezirksobstbauschulen? 

Wie  es  die  Aufgabe  früherer  Jahrzehnte  war,  das  Real-  und  technische 
Unterrichtswesen  in  einheitliche  Beziehungen  zu  bringen,  und  es  geraume  Zeit 
gedauert  hat,  bis  genügend  und  tüchtig  vorgebildete  Lehrkräfte  vorhanden 
waren,  so  besteht  gegenwärtig  die  Aufgabe,  dem  Unterrichtswesen  in  den 
technischen  Einzelfächern,  darunter  Obst-,  Wein-  und  Gartenbau,  in  seinen 
verschiedenen  Stufen  neuen  Plan  und  Einrichtung  zu  geben,  da  diese  Schulen 
Über  die  Versuchszeit  hinaus  sind  und  ihr  Bedürfnis  in  den  bestehenden  ver- 
schiedenen Formen  anerkannt  ist. 


Bericht  der  Obst-  und  Weinbau-Abteilung  der  Landwirtschafts-Gesellschaft.  aQq 

Da  es  sich  um  Sonderschulen  handelt  und  diese  Anstalten  nur  durch 
weitgehendste  Beschränkung  und  Vertiefung  ihres  Gebietes  wirken  können,  so 
muss  unter  den  einzelnen  Anstalten  wieder  eine  gewisse  Arbeitsteilung  ein- 
treten, sowohl  in  dem  Sonderfach  als  in  dem  Lehrstoff  und  dessen  Umfang, 
wie  auch  in  dem  Unterrichtsziel. 

Der  Obstbau  bedarf  folgender  Kräfte: 

1.  Gründlich  vorgebildete  Lehrer  und  Sachverständige,  die  an  einer  Schule 
bezw.  einer  Anstalt  und  von  derselben  aus  zu  lehren  haben.  Dieselben  müssen, 
falls  sie  später  nicht  mehr  in  der  Lage  sind,  wissenschaftlich  zu  arbeiten, 
wenigstens  während  ihrer  Studienzeit  einmal  selbständig  wissenschaftlich  ge- 
arbeitet haben,  um  planmässiges  Überdenken,  Anlegen  und  Arbeiten  kennen 
zu  lernen  und  befähigt  zu  werden,  folgerecht  zu  denken  und  zu  urteilen. 

2.  Tüchtig  vorgebildete  Praktiker,  sog.  Obstbautechniker,  als  technisch 
ausführende  Beamte  und  Aufsichtsbeamte  zur  Beaufsichtigung  der  Baumwärter 
in  grösseren  öffentlichen  Betrieben. 

3.  Tüchtige  Baumwarte  als  Vorarbeiter  und  Arbeiter  für  Staats-,  Kreis-, 
Gemeinde-  und  Privatpflanzungen. 

4.  Praktische  Obstbauer  im  Gross-  und  Kleinbetrieb,  die  Gruppe  der 
Interessenten  aller  Art. 

Dementsprechend  muss  es  Fachschulen  geben: 

1.  im  Range  einer  Hochschule,  ausgestattet  mit  allen  Einrichtungen  für 
wissenschaftliche  Forschung,  woselbst  ein  junger  Mann  mit  naturwissenschaft- 
licher oder  landwirtschaftlicher  Vorbildung  in  1 — 2  Halbjahren  die  Ausbildung 
als  Obstbaulehrer  erlangen  kann: 

2.  bedürfen  wir  Mittelschulen  für  Ausbildung  der  höheren  technischen 
Beamten,  für  junge  Leute,  die  nach  einer  gründlichen  praktischen  Vorbildung 
die  Schule  besuchen,  welche  neben  theoretischem  Unterricht  weitere  praktische 
Schulung,  namentlich  an  der  Hand  von  Versuchen  und  Demonstrationen 
bieten  muss; 

3.  sind  notwendig:  Fachschulen  zur  Ausbildung  des  unteren  technischen 
Personals  in  genügend  langen,  mindestens  zehnwöchentlichen  Ausbildungs- 
lehrgängen und  darauf  aufgebauten  späteren  Wiederholungslehrgängen. 

Je  nach  Bedürfnis  können  Schule  eins  und  zwei  vereinigt  sein  oder  zwei 
und  drei,  wie  das  mehrfach  bereits  der  Fall  ist;  aber  alle  drei  Schulen,  dazu 
noch  besondere  Lehrgänge  aller  Art  an  einer  Schule  zu  vereinigen,  ist  zum 
mindesten  mit  sehr  grossen  Schwierigkeiten  verbunden;  eine  Abteilung  wird 
jedenfalls  darunter  notleiden. 

Alle  genannten  Arten  von  Fachschulen  müssen  mit  tüchtigen  Fach- 
lehrern, die  hierfür  vorgebildet  sind,  besetzt  werden;  ausserdem  muss  ein 
Naturwissenschaftler,  der  Chemiker,  Botaniker  und  Bakteriologe  zu  sein  hat, 
angestellt  werden. 

Diese  Anstalten  sind  nicht  nur  Schulen,  die  sich  darauf  beschränken 
können,  die  zur  Zeit  geltenden  Ansichten  lehrend  zu  verbreiten;  sie  müssen 
vielmehr  im  stände  sein,  in  die  Praxis  einzugreifen,  dem  Praktiker  Auf- 
klärung und  Hilfe  in  den  vielen  Fällen  des  Zweifels  und  der  Ratsbedürftigkeit 
zu  geben. 


.164        '->er  Obst-  un^  Weinbau  auf  der  Ausstellung  der  Landwirtschafts-Gesellschaft. 

Man  denke  nur  an  die  Stationen  für  Pflanzenkrankheiten;  wie  wenig  ge- 
schieht im  allgemeinen  auf  diesem  Gebiet,  weil  sachgemässe  Hilfe  und  Auf- 
klärung zu  weit  entfernt  ist,  weil  der  Stationen  zu  wenige  sind. 

Hier  können  grosse  Anstalten  als  Mittelpunkt  nicht  helfen,  hier  muss 
»auf  die  Dörfer  gegangen«  werden,  und  gerade  Aufgabe  der  provinziellen  und 
Bezirks-Obst-  und  Weinbauscbulen  ist  es,  da  thatkräftig  einzugreifen.  Das 
können  sie  aber  nur,  wenn  sie  Beamte  zur  Verfügung  haben,  einmal  eine 
grössere  Anzahl  von  Lehrern  und  Hilfskräften,  vor  allem  aber  Techniker  und 
Wanderlehrer,  die  mit  der  Schule  und  der  Anstalt  vorwärts  schreiten  und  die 
Lehren  der  Schule  hinaustragen  ins  Leben. 

Techniker  und  Anstalt,  Schule  und  Fachverein  gehören  zusammen.  In 
dieser  Zusammensetzung  werden  die  kleineren  Fachschulen  in  ihrem  Bezirk, 
der  nicht  zu  klein  sein  darf  —  sonst  fehlen  die  Mittel  und  das  Arbeitsfeld  — 
unendlich  viel  leisten. 


Der  Obst-  und  Weinbau  auf  der  Ausstellung 
der  Deutschen  Landwirtschaftsgesellschaft  in  Frankfurt  a.  M. 

^  vom  8.  bis  13.  Juni  1899. 

*j|Ln  der  Gruppe  Obst-  und  Weinbau,  Obst  und  Gemüse  brachte  der  hessische 
^  Landwirtschaftsrat  eine  Sammel- Ausstellung  von  Frischobst  1898er  Einte. 
Es  handelte  sich  um  einen  Versuch,  welche  Konservierungsmethode  die 
günstigsten  Erfolge  habe.  Es  wurden  die  Früchte  der  verschiedensten  Obst- 
sorten auf  folgende  4  verschiedenen  Methoden  aufbewahrt: 

1.  Die  Früchte  in  Seidenpapier  eingewickelt  und  in  Torfmull  in  Kisten 
verpackt. 

2.  Die  Früchte  nicht  eingewickelt,  in  Torfmull  in  Kisten  verpackt.  Auf- 
bewahrung der  Kisten  im  Keller. 

3.  Die  Früchte  in  Seidenpapier  eingewickelt  und  in  Torfmull  in  Kisten 
verpackt.  Aufbewahrung  der  Kisten  im  Erdboden  durch  Eingraben, 
so  dass  der  Deckel  etwas  über  \'2  m  dem  Erdboden  ist. 

4.  Die  Früchte,  in  Seidenpapier  eingewickelt,  im  Obstkeller  auf  Hürden 
gelagert,  aber  nicht  verpackt. 

Als  die  beste  Konservierungsmethode  im  Durchschnitt  sämtlicher 
Sorten  stellte  sich  die  Einhüllung  in  Seidenpapier  und  Einpackung  in  Torf- 
mull dar. 

Auch  der  nassauische  Landes-Obst-  und  Gartenbauverein  brachte  Äpfel 
und  Birnen  von  1898  zur  Ausstellung,  und  zwar  von  den  wichtigsten  Sorten 
des  Handels,  welche  ebenfalls  einzeln  in  Zeitungspapier  eingewickelt 
und  in  Kisten  mittelst  Torfmulls  eingeschichtet  waren.  Es  zeigte  auch  dieses 
Sortiment,  dass,  wenngleich  die  verschiedenen  Sorten  eine  sehr  verschiedene 
Haltbarkeit  haben,  doch  die  gedachte  Konservierungsmethode  ein  Mittel  ist, 
um  einen  grossen  Prozentsatz  der  betreffenden  Früchte  gut  in  das  Frühjahr 
und  in  den  Vorsommer  hinein  aufbewahren,  und  auf  den  Markt  bringen 
zu  können. 


Der  Obst-  und  Weinbau  auf  der  Ausstellung  der  Landwirtschafts-Gesellschaft.         46: 


Unter  frischem  Obst  und  Gemüse  erregte  die  Sammel-Ausstellung  des 
hessischen  Landwirtschaftsrats,  insbesondere  die  in  der  Umgegend  von  Mainz 
gezogenen  Spargeln,  allgemeine  Bewunderung.  Die  Spargeln  hatten  einen 
Durchmesser  von  ca.  3—4  cm  und  eine  Länge  von  15 — 20  cm.  und  waren  von 
tadelloser  Weisse  und  Feinheit.  Der  Spargelbau  hat  nach  den  beigegebenen 
Notizen  in  der  Gegend  von  Mainz  und  an  der  Bergstrasse  eine  sehr  grosse 
Ausdehnung.  Eine  ebenfalls  grosse  Bedeutung  hat  in  dortiger  Gegend  der 
Anbau  der  Pflückerbse.  Beide  gehen  grösstenteils  an  Konservefabriken.  Auch 
die  ausgestellten  Erdbeeren  und  Kirschen  zeigten  den  hohen  Stand  dieser 
Obstkultur. 

Die  in  der  Obst-  und  Schaumwein-Kosthalle  vereinigten  Weine  aus 
Äpfeln  (darunter  auch  Äpfelweine  aus  bestimmten  Sorten  wie  Speierling, 
Borsdorfer),  Johannisbeeren,  Stachelbeeren,  Heidelbeeren,  auch  die  aus  diesen 
Früchten  bereiteten  Schaumweine,  wie  sie  von  einer  Reihe  Frankfurter  Fabri- 
kanten (A.  Sturmfels,  Gebrüder  Feist  &  Söhne,  Adam  Rackles,  Gebr.  Freieisen, 
J.  Fromm),  ausserdem  vom  Nassauischen  Landes-Obst-  und  Gartenbauverein, 
von  der  Westerwälder  Obstverwertungsgenossenschaft  Kurtscheid  und  vom 
hessischen  Landwirtschaftsrat  ausgestellt  waren,  gaben  Jedermann  Gelegenheit 
sich  ein  Urteil  über  den  Wert  dieser  Produkte  zu  bilden.  Diese  Kosthalle 
hat  sich  als  ein  sehr  gutes  Mittel  erwiesen,  das  Interesse  für  Beerenweine  und 
Äpfelweine  in  immer  weitere  Kreise  zu  tragen. 

Eine  weit  höhere  volkswirtschaftliche  Bedeutung  kommt  der  Weinkost- 
halle zu,  in  welcher  dafür  gesorgt  ist,  dass  man  die  Erzeugnisse  der  ver- 
schiedenen WTeinbaugebiete  aus  den  Kellern  der  Produzenten  selbst,  sogar 
glasweise,  versuchen  und  vergleichen  kann.  In  Frankfurt  waren  folgende 
Weinbaugebiete  vertreten:  Oberelsass,  Unterelsass,  Oberbaden,  Unterbaden, 
Württemberg  (Freih.  von  Gaisberg'sche  Gutsverwaltung  Helfenberg,  Fürstl. 
Hohenlohe-Langenburg'sches  Rentamt  Weikersheim,  Württembergischer  Wein- 
bauverein, Weingärtnergesellschaft  Heilbronn),  Franken,  bairische  Pfalz, 
Rheinhessen,  Nahethal.  Rheingau,  Moselthal,  Saarthal,  Ahrthal,  Mittel-  und 
Ostdeutschland. 

Unter  den  Dauerwaren  für  Ausfuhr  und  Schiffsbedarf,  worunter  ein- 
gemachte Früchte,  Weine,  Säfte,  gedörrte  Früchte  gehören,  verdienen  die 
unvergorenen,  alkoholfreien  Trauben-  bezw.  Obstweine,  ausgestellt  von  der 
ersten  deutschen  Gesellschaft  zur  Herstellung  solcher  in  Worms  a.  Rh.  einer 
besonderen  Erwähnung.  Nach  dem  neuen  Verfahren  von  Prof.  Dr.  Müller- 
Thurgau  in  Wädensweil  werden  die  Säfte  von  der  Kelter  weg  sofort  mittelst 
eines  besonderen  Wärmegrads  unter  Luftverschluss  sterilisiert,  dann  filtriert, 
in  Flaschen  abgefüllt  und  in  diesen  nochmals  erwärmt  d.  h.  sterilisiert.  Diese 
Weine  sind  somit  naturrein,  halten  sich  Jahre  lang  unverändert,  sind  fürs 
Inland,  für  Ausfuhr  und  Schiffsbedarf  bestimmt,  besonders  auch  für  die  Tropen- 
länder. Der  Schaumwein  wird  ebenso  hergestellt,  nur  ist  er  nach  Abfüllung 
in  Flaschen  mit  Kohlensäure  imprägniert. 


466 


Obst-  und  Gemüsebau  und  Obsthandel  in  Australasien. 


Obst-  und  Gemüsebau  und  Obsthandel  in  Australasien. 

iic  Ausdehnung  des  Obstbaues  nimmt  in  Australasien  mit  der  Entstehung 
J-^^C  neuer  Ansiedelungen  stetig  zu.  Boden  und  Klima  sind  ihm  in  allen 
Kolonien  auf  weite  Strecken  günstig.  Es  werden  alle  Obstarten  gezogen  — 
ausgenommen  Nüsse.  Kastanien  und  Mandeln  —  vom  harten  und  widerstands- 
fähigen Apfel  des  südlichen  Neuseelands  bis  zum  feinen  Tafelobst  der  ge- 
mässigten und  subtropischen  Zone,  welches  die  Obstgärten  Tasmaniens  und 
des  Festlandes  in  grösster  Mannigfaltigkeit  hervorbringen,  und  ferner  in  Nord- 
(Jueensland  die  Früchte  der  tropischen  Zone.  Äpfel,  Birnen,  Orangen  und 
Bananen,  sind  eine  ständige  Marktware;  Aprikosen,  Pfirsiche,  Pflaumen,  Kirschen 
und  alle  Beerenarten  werden  mehrere  Monate  hindurch  auf  den  Märkten  und 
in  den  Strassen  feilgeboten.  In  der  Nähe  der  grossen  Städte  hat  sich  der 
Obstbau  wegen  der  günstigen  Absatzgelegenheit  am  besten  entwickelt  und 
wird  da  auch  verhältnismässig  am  stärksten  betrieben. 

Mit  Ausnahme  von  Tasmanien,  wo  der  Obstbau  auf  dem  Lande  bereits 
einen  grossen  Umfang  angenommen  hat,  ist  er  in  den  ländlichen  Gebieten  der 
anderen  Kolonien  noch  vielfach  sehr  vernachlässigt.  Deutsche  Ansiedler  gelten 
als  gute  Obstzüchter;  Gemüsebau  wird  fast  nur  von  Chinesen  betrieben.  Den 
Grosshandel  mit  Obst  nach  überseeischen  Ländern  vermitteln  kapitalkräftige 
Yerschiffüngsgesellschaften,  während  der  Kleinhandel  in  den  Städten,  mit 
wenigen  Ausnahmen,  in  den  Händen  von  Italienern  liegt.  Ein  grosser  Teil 
des  auf  den  Märkten  nicht  absetzbaren  Kern-  und  Steinobstes  wird  mit  Zucker 
in  Fabriken  eingekocht  und  unter  der  Bezeichnung  »jams«  in  den  Handel 
gebracht. 

Über  die  Ausdehnung  des  Obst-  und  Gemüsebaues  in  den  sieben  Kolonien 
Australasiens  vom  Jahre  1881  bis  zum  Jahre  1896  ist  folgende  Zusammen- 
stellung veröffentlicht  worden: 


1881 

189 

1896 

<u 

D 

D 

Kolonie 

englische 
Äcker 

v.  H.  der 

gesamten 
Anbaufläch 

englische 
Äcker 

v.  H.   der 

gesamten 

Anbaurläch 

englische 
Acker 

v.  H.  der 

gesamten 

Anbaufläch 

24  565 

4,3 

40  116 

4,7 

56  885 

2,4 

20  630 

1,4 

37  435 

1,8 

45  734 

1,7 

3  262 

2,8 

9  758 

4,0 

10  399 

3,3 

9  864 

0,4 

14  422 

0,7 

18  415 

0,8 

— 

— 

— 

2  736 

•2,5 

6  717 

4,5 

10  696 

6,4 

11  753 

5,1 

16  360 

1,5 

29  235 

2,0 

39  215 

2,5 

Zusammen 

81  398 

1,5 

141  662 

2,1 

185  137 

2,1 

Für  das  Jahr  1897  sind  die  entsprechenden  Zahlen  noch  nicht  vollständig 
bekannt  geworden;  doch  darf  man  annehmen,  dass  die  Gesamtfläche  der  Obst- 
und  Gemüsegärten    nicht    grösser  als  rund   190000  englische  Acker  sein  wird. 

In  letzter  Zeit  versucht  man  in  einigen  Obstgärten  den  Ertrag  der  Obst- 
bäume durch  künstliche  Bewässerung  zu  steigern.    Man  hofft  dadurch  die  Ver- 


Obst-  und  Gemüsebau  und  Obsthandel   in   Australasien.  4Ö7 


nichtung  der  Obstgärten  durch  anhaltende  Dürren  in  erheblichem  Masse 
abzuwenden.  Ob  aber  diese  Bewässerungsanlagen  auch  dazu  beitragen  werden, 
die  Wirkungen  der  aus  dem  Landinnern  kommenden  trockenheissen  Winde 
den  Obstanlagen  weniger  fühlbar  zu  machen,  muss  erst  die  Zukunft  lehren. 
Die  folgende  Übersicht  giebt  Aufschluss  über  den  Handel  mit  frischem, 
eingemachtem   und  eingekochtem  Obst  im  Jahre   1896: 

Kolonie  Einführ  Ausfuhr 

eigene   Ware 
£  £ 

Neusüdwales 201297         100092 

Viktoria 71  149  31  721 

Queensland 68  308  67  013 

■Südaustralien 1S628  19411 

Westaustralien 13402 

Tasmanien 9  398  139  902 

Neuseeland 89  803  1  333 

Zusammen  531985  359472 
Die  überseeische  Obsteinfuhr  kommt  von  den  Südseeinseln,  aus  Kalifornien 
und  Italien.  Die  grosse  Ausfuhr  der  Kolonie  Tasmanien  besteht  hauptsächlich 
in  Kernobst  (Äpfel  und  Birnen),  weniger  in  Stein-  und  Beerenobst.  In  letzter 
Zeit  ist  auch  noch  die  Ausfuhr  von  Dörrobst  und  eingekochtem  Obst  hinzu- 
gekommen. Der  tasmanische  Apfel  hat  sich  auf  dem  Londoner  Markte  bereits 
einen  Namen  gemacht,  und  seine  Ausfuhr  dorthin  betrug  im  Jahre  1898  rund 
130000  Büschel.  Zur  Ausfuhr  nach  London  gelangen  nur  die  besten  und 
dauerhaftesten  Sorten. 

Die  Preise  für  frische  Früchte  sind  in  den  letzten  Jahren  beträchtlich 
gefallen.  Man  wendet  sich  daher  jetzt  mehr  dem  Dörrverfahren  zu,  das  sich 
gut  bezahlt  und  das  in  Tasmanien  schon  ziemlich  verbreitet  ist.  Die  grösste 
Dörranstalt  dieser  Kolonie  für  Obst  besteht  in  Port  Cygnet.  Sie  hat  im  Jahre 
1898  2000  Tonnen  Obst  verarbeitet.  In  dieser  Anstalt  sind  sieben  kleine 
Maschinen  in  Betrieb,  die  das  Obst  schälen,  entkernen  und  schneiden.  Ein 
gewandter  Arbeiter  kann  mit  einer  Maschine  täglich  bis  zu  40  Busche!  zu- 
bereiten. Die  Darre  vermag  250  Büschel  Obst  aufzunehmen.  Nach  dem  Ver- 
lassen der  Darre  wird  das  Obst  eine  kurze  Zeit  der  freien  Luft  ausgesetzt, 
dann  verpackt  und  versendet.  Neusüdwales  und  Westaustralien  sind  die  Haupt- 
abnehmer von  getrockneten  Äpfeln.  Auch  nach  Indien  gehen  Sendungen 
solcher  Äpfel;  die  Verpackung  für  dorthin  muss  aber  in  Blechdosen  erfolgen. 
Sydney  ist  der  beste  Kunde  der  genannten  Dörranstalt,  und  deren  Erzeugnisse 
werden  dort  höher  geschätzt,  als  die  von  Kalifornien.  Nach  Angabe  von 
Grosshändlern  soll  tasmanisches  Dörrobst  durchweg  um  l/a — 1  Penny  für  das 
englische  Pfund  höhere  Preise  erzielen,  als  die  Erzeugnisse  kalifornischer 
Fabriken,  doch  ist  die  Verpackung  der  letzteren  besser,  als  die  der  tasmanischen. 
Während  der  letzten  drei  Jahre  bestand  in  Sydney  eine  so  starke  Nachfrage 
nach  tasmanischem  Dörrobste,  dass  die  Vorräte  bald  aufgekauft  waren  und  die 
Ware  für   längere  Zeit  aus  dem  Markte  verschwunden  war. 

Neusüdwales  übertrifft  in  der  Einfuhr  von  frischem,  gedörrtem  und 
präserviertem  Obst  und  Obstmus  (jams)  alle  anderen  australischen  Kolonien: 
in  der  Ausfuhr  dieser  Waren  steht  es  an  zweiter  Stelle.  Ein  grosser  Teil  der 
Ausfuhr    besteht  in  Orangen  und  geht  nach  London.     Erwähnenswert  ist,    dass 


a(5$  Zuerkannte  Preise  an  sächsische  Aussteller  in  Petersburg. 

der  grösste  Teil  der  Einfuhr  der  Kolonie  Neuseeland,  von  den  Fidschi-  und 
Tongainseln  kommt,  und  hauptsächlich  in  Bananen  besteht.  Ihre  Ausfuhr  ist 
im  Verhältnis  zur  Einfuhr  verschwindend  klein.  Auch  die  Kolonie  Viktoria 
führt  grösstenteils  Bananen  ein. 

Der  Gesamtwert  der  Erzeugnisse  des  Obstbaues  und  der  Gemüsegärtnerei 
betrug  im  Jahre  1896  in  den  sieben  Kolonien  Australasiens: 

Kolonie  Wert  in  £ 

Neusüdwales 470  350 

Viktoria 929  035 

Queensland 255  598 

Südaustralien 380  240 

Westaustralien 49615 

Tasmanien 176295 

Neuseeland 859  822 

Zusammen     3120955 
In  Viktoria    und  Neuseeland    ist    der  Gartenbau  sehr  bedeutend,  und  die 
anderen    australischen  Kolonien    sind    zur  Deckung   ihres  Bedarfes  an  Gemüse 
auf  Zufuhren  von  dort  angewiesen.  Mitt.  d.  D.  L.-G. 


Zuerkannte  Preise  an  sächsische  Aussteller 
auf  der  internationalen  Gartenbau-Ausstellung  in  Petersburg. 

Von    sächsischen    Ausstellern    erhielten,    soweit    mir    bekannt   geworden: 
P.  Hauber,  Tolkewitz,  für  Formobst  die  kleine  goldene  Medaille; 
E.  F.  Thiers,  Dresden,    für  Wasserheizungsanlage    die    goldene    Medaille    des 

Minist,  für  Ackerbau; 
J.  C.  Hanisch,  Leipzig,  für  Araucarien  die  kleine  goldene  Medaille; 
R.  Weissbach,  Laubegast,  für  Rhododendron  die  kleine  goldene  Medaille; 
0.  Thalacker,  Leipzig,  für  Nelken  und  Anthurium  je  eine  grosse  silb.  Medaille: 
Max  Ziegenbalg,  Laubegast,  für  Phönix  eine  grosse  silberne,   für  Araucarien 

eine  bronzene  Medaille  des  Ministers  für  Ackerbau; 
O.  Olberg,  Dresden,  für  Azaleen  eine  mittlere,  für  Rhododendron    eine  kleine 

goldene  Medaille; 
H.  F.  Heibig,  Laubegast  für  Kalthauspüanzen  die  kleine  goldene  Medaille; 
O.  Poscharsky,  für  Gehölze,  getriebene,  die  kleine  goldene  Medaille; 
B.  Haubold,  Laubegast,  für  Margueriten  die  bronzene  Medaille; 
Alb.  Wagner,  Leipzig,    für  Palmen    die    kleine   goldene,    für  Araucarien    und 

Juniperus    je    eine    grosse  silberne,    für  Acer    jap.  eine  mittlere    silberne 

Medaille; 
A.  Müller,  Dresden,  für  Pläne  die  grosse  silberne  Medaille; 
Carl  Maurer,  Gohlis,  die  kleine  silberne  Medaille; 
T.  J.  Seidel,  für  Rhododendron  und  Azaleen  die  grosse  goldene  Medaille    des 

Minist,  für  Ackerbau; 
W.  Weisse,  Kamenz,  für  Koniferen  die  mittlere  goldene  Medaille. 

T.  J.  Rudolph  Seidel. 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


469 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen  etc 


Buddleya  variabilis  Hemsley 

(Hierzu  Abb.  71.) 

(Journ.  Linn.  Soc.  1894)  ist  abgebildet  im 
Bot.  Mag.  Tab.   7609  und  in  La  Revue 


machen  seine  Einführung  zu  einer  sehr 
wertvollen  und  interessanten.  Das  hier 
abgebildete  Exemplar  ist  amFusse  einer 
nach  Süden  gelegenen  Mauer  gepflanzt. 


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-,  ,  j 


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Abb.   71.     Buddleya  variabilis. 
Im  Garten  des  Herrn  Marx  Micheli  in  Genf.     Blumen  lilarot. 


Horticole  1898,  p.  132.  Diesen  be- 
merkenswerten Zierstrauch  trifft  man 
in  den  Gärten  Europas  seit  1895  an. 
Er  stammt  aus  China  und  der  Reich- 
tum   und  die  Schönheit    seiner  Blüten 


Seine  Stämme  erreichen  3—4  Meter 
Höhe  und  bedecken  sich  vom  Juli  bis 
September  mit  gefällig  herabhängenden 
lilaroten  Aehren.  Dieser  Zierstrauch 
ist    zwar     nicht    genügend    winterfest. 


47° 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


verdient  aber  doch,  in  irgend  einem 
luftigen  Räume  mit  etwas  Tageslicht 
nur  frostfrei  überwintert  zu  werden. 
Kultur  in  kräftiger,  mit  Sand  gemischter 
lockerer  Erde,  auch  in  recht  geräumigen 
Gefässen.  Das  Verpflanzen  geschieht 
am  besten  im  März  oder  nach  der 
Blütezeit.  Die  Vermehrung  geschieht 
durch  Spross-  (d.  h.  krautartige)  Steck- 
linge im  Lauwarmbeete  oder  in  kleinen 
Töpfen,  die  ins  warme  Wohnzimmer 
kommen.  Max  Micheli.  Genf. 


Cienkowskia  Kirkii  Hook. 

Diese  seltsame  und  hübsche  Pflanze 
stammt  aus  dem  südlichen  Ostafrika, 
aus  dem  Küstengebiet  gegenüber  der 
Insel  Zanzibar,  von  wo  sie  1871  durch 
Kirk  nach  Kew  geschickt  wurde  und 
wo  sie  im  Jahre  darauf  blute.  Die 
Gattung  Cienkowskia  gehört  zur  Fa- 
milie der  Zingiberaceen,  welche  der 
kleinen  Ordnung  der  Scitamineen 
angehört.  Sie  unterscheidet  sich  von 
Kaempferia  besonders  dadurch,  dass 
die  Blätter  des  inneren  Blüten- 
perigons  verwachsen  sind  und  eine 
dreilappige  Lippe  bilden.  Gezogen 
wird  diese  schöne  Art  im  Warmhaus. 
Die  Blätter  und  Blüten  entwickeln  sich 
gleichzeitig,  was  bei  Kaempferia 
nicht  der  Fall  ist.  Am  besten  ist  für 
die  Kultur  ein  Gemisch  lockerer  und 
festerer  Erde  und  zur  Zeit  der  stärksten 
Entwicklung  ein  wenig  flüssiger  Dung. 
Eine  sehr  hübsche  kolorierte  Abbildung 
zeigt  die  Revue  horticole  1899  p.  160, 
welche  nach  dem  Aquarell  von  M.  J. 
Buyssens  hergestellt  ist.  J.  B. 

Anmerkung.  Die  Gartenflora  gab 
1892  S.  57  t  1364  Beschreibung  und 
farbige  Abbildung.  Dort  ist  auch 
auseinandergesetzt,  dass  Graf  Solms 
empfiehlt,  Cienkowskia  zu  Kaempferia 
zu  rechnen.  So  ist  es  auch  beiBent- 
ham  cS:  Hooker,  Gener.  Plant.,  sowie 
in  Engler  &Prantl,  Natürl.  Pflanzen- 
fam..  geschehen.  L.  W. 


Ist    Ampelopsis    Graebneri    (Bolle)    eine    neue 
Species? 

In  Heft  10  (15.  Mai  1899)  der  Garten- 
flora fand  ich  auf  Tafel  1462  eine 
allerdings  schöne  Abbildung  einer 
neuen  Ampelopsis  unter  dem  Namen 
Amp.  Graebneri  Bolle  n.  spec. 

Ist  diese  aber  wirklich  etwas  Neues? 
Der  Beschreibung  nach  stimmt  sie  mit 


der  von  Lauche  benannten  Amp. 
radicantissima,  nur  soll  diese 
letztere  sich  im  Herbste  weniger  rot 
färben. 

Seit  Jahren  wird  in  holländischen 
Baumschulen  eine  Ampelopsis  kultiviert, 
die  wie  beide  obengenannten  Pflanzen 
mittelst  Saugwarzen  am  Ende  der 
klauenartigen  Ranken  an  Bäumen  und 
Mauern  hinauf  klettert  und  wegen 
ihrer  eclatanten  Herbstfärbung  hoch 
geschätzt  ist,  nicht  weniger  wie  Amp. 
Veitchi.  Diese  Ampelopsis  ist  der 
Amp.  radicantissima  ganz  ähnlich, 
nur  ist  die  samtartige  Behaarung  der 
Blätter  und  jungen  Triebe  nicht  com- 
tant,  und  man  trifft  zahlreiche  Pflanzen 
an,  deren  Triebe  und  Blüten  ganz 
kahl  oder  nur  in  den  ersten  Tagen 
ein  wenig  behaarr  sind. 

Meines  Erachtens  hat  die  Amp. 
Graebneri  Bolle  auch  nichts  be- 
sonderes und  ist  höchstens  nur  eine 
Varietät  mit  ein  wenig  stärkerer  Be- 
haarung. Die  mehr  oder  weniger 
schöne  Herbstfärbung  ist  kein  durch- 
gehendes Kennzeichen  und  von  vielen 
Ursachen,  wie  Boden,  Wetter  u.  s.  w. 
abhängig.  Ein  guter  Beobachter  findet 
leicht  bei  vielen  jungen  Pflanzen  Ab- 
weichungen, vorzüglich  bei  Sämlingen 
vor,  so  trifft  man  z.  B.  bei  Populus 
tremula,  Ouercus  sessiliflora  u.  a. 
viele  Exemplare,  welche  entweder  ganz 
glatte  oder  völlig  behaarte  junge 
Triebe  und  Blätter  haben.  Durch  das 
Annehmen  solcher  kleiner  Ab- 
weichungen als  Kennzeichen  neuer 
Species  oder  neuer  Varietäten  wird 
die  unselige  Verwirrung  in  der 
Dendrologie  vergrössert.  Welchen 
praktischen  Nutzen  haben  beim  Ge- 
brauch der  Pflanzen  solche  kleineu 
Merkmale,  da  sie  auf  das  Gesamt- 
bild der  Pflanze  nicht  den  geringsten 
Einfluss  haben? 

Nur  die  Sucht,  etwas  Neues  vor- 
bringen und  seinen  Namen  mit  einer 
Pflanze  anbinden  zu  wollen,  ist  oft  der 
einzigste  Beweggrund,  dass  Gärtner 
und  Botaniker  uns  mit  sogenannten 
Neuheiten  überschütten. 

Wageningen. 

Leonard  A.  Springer. 

Herr  Dr.  Bolle  hat  es  abgelehnt,  auf 
diesen  Artikel  des  Herrn  Springer 
zu  antworten  und  sich  in  eine  Polemik 
einzulassen.     Es  wird  aber  von  anderer 


Kleinere  Mitteilungen. 


All 


Seite  nächstens  nachgewiesen  werden, 
dass  Ampelopsis  Graebneri  wirklich 
eine  gute  Art  ist.  L.  W. 


Neue  Formen  von  Helianthus  cucumerifolius. 

Die  Firma  Martin  Grashoff  (In- 
haber Hermann  Grussdorf,  Königl. 
('.artenbau  -  Direktor),  Quedlinburg, 
welche  im  vorigen  Jahre  Helianthus 
cucumerifolius      ..Strahlensonne '      als 


neue  Einführung  in  den  Handel  gab, 
übersendet  uns  mehrere  weitere  Formen 
von  Helianthus  cucumerifolius  (im 
Ganzen  mit  den  älteren  8),  welche  neu 
bei  ihr  im  vorigen  Jahr  entstanden 
sind  und  sich  in  diesem  Jahr  als 
ziemlich  konstant  erwiesen  haben. 
Leider  waren  wir  abwesend  und  haben 
die  Schönheit  der  Blumen  nicht  selbst 
bewundern  können.  L.  W. 


Kleinere  Mitteilungen. 


Ein  Beitrag  zur  Bekämpfung  der  Blutläuse. 

Von  Adam  Hey  dt,  Schlossgärtner, 
Dallmin  (Prignitz.) 

Es  ist  erwiesen,  dass  die  Blutlaus 
eines  der  schädlichsten  Insekten  für 
den  Apfelbaum  ist.  Sie  zu  vernichten 
ist  daher  im  Interesse  aller  Obstbau- 
interessenten dringend  geboten.  Leider 
sind  aber  die  meisten  Mittel,  die  zum 
Vertilgen  empfohlen  werden,  und  viel- 
fach Geheimmittel  sind,  ganz  unbrauch- 
bar. Ich  mag  nichts  mit  solchem  Zeug 
zu  thun  haben,  und  bleibe  bei  dem, 
was  in  der  Praxis  sich  bewährte  und 
äusserst  einfach  ohne  hohe  Kosten  zu 
beschaffen  ist. 

Nachdem  sich  daher  vor  einiger 
Zeit  unter  meinen  etwa  5 — 600  trag- 
kräftigen Obstbäumen  an  einigen  etwa 
80jährigen  Stämmen  die  Blutlaus  ein- 
stellte, benutzte  ich  die  altbewährte 
Petroleumbrause  zur  Vertilgung  der 
Thiere,  und  zwar  bereitete  ich  mir  das 
Mittel  selbst  durch  Kochen  von  Pe- 
troleum mit  Seife. 

Das  Abkochen  ist  wegen  der  Feuer- 
gefährlichkeit im  Freien  zu  machen. 
Man  benutzt  zwei  Backsteine,  welche 
aufrecht  hingestellt  werden,  legt  zwei 
Eisenstäbe  darüber  und  stellt  darauf 
den  Kessel,  in  dem  man  die  Brause 
bereiten  will.  Darunter  unterhält  man 
ein  kleines  Holzfeuer.  Zuerst  wird  die 
Seife  auf  einem  Reibeisen  gerieben,  in 
kochendem  Wasser  aufgelöst  und  dann 
das  Petroleum  zugegossen.  Damit  die 
Verbindung  inniger  wird,  spritzt  man 
die  Mischung  unter  sich  mit  einer 
Gewächshausspritze  durcheinander.  Hat 
sich  die  Mischung  verbunden,  etwa  15 


Minuten  Kochzeit,  so  giesse  ich  die 
Flüssigkeit  in  einen  Eimer  und  das 
Streichen  der  befallenen  Stellen  kann 
losgehen.*) 

Ich  lasse  diese  Arbeit  in  der  Regel 
von  einem  meiner  Gehilfen  ausführen, 
weil  solche  gewissenhafter  und  flotter 
arbeiten  als  Gartenarbeiter.  Das 
Streichen  muss  äusserst  genau  gemacht 
werden,  dabei  gilt  als  Grundsatz,  lieber 
eine  Viertelstunde  länger  und  peinlichst 
sorgfältig  arbeiten,  als  schnell  fertig 
sein  und  pfuschen.  Das  Streichen,  resp. 
Betupfen  der  Blutlausstellen  hat  sich 
sehr  gelohnt,  denn  ich  habe  an  diesen 
Bäumen  bis  jetzt  trotz  der  grossen 
Flitze  der  letzten  4  Wochen  nichts  mehr 
von  den  Blutläusen  gesehen.  Ich  habe 
dieses  Mittel  schon  früher  als  praktisch 
gefunden,  deshalb  halte  ich  es  für  an- 
gebracht, .es  zu  empfehlen.**)  Ist  es 
doch  viel  einfacher  als  alle  die  Geheim- 
mittel! 


*)  Anmerkung  der  Redaktion:  Nach  der  s. 
Zt.  von  Dr.  Krüger  gegebenen  Vorschrift  — 
vergl.  diese  Zeitschrift  1896,  Seite  99  ff.  —  soll 
man  1  Kilo  Seife  in  1  Kilo  Wasser,  siedend 
heiss  unter  Umrühren  lösen,  dann  die  Lösung 
vom  Feuer  nehmen  und  1  1  Petroleum  hinzu- 
thun  und  bis  zum  Erkalten  durcheinander 
spritzen.  Ein  ähnliches  Gemisch  ist  die  im 
Handel  bei  Klönne  &  Müller,  Berlin,  Luisen- 
strasse  49  erhältliche  Petroleum-Emulsion. 
Man  kann  auch  andere  Mengenverhältnisse 
wählen,  jedoch  auf  4 — 5  Teile  Petroleum 
mindestens  1  Teil  Seife,  da  sich  sonst  beim 
Verdünnen  Petroleum  ausscheidet. 

**)  Es  ist  bereits  von  verschiedenen  anderen 
Seiten  her  richtig  bereitete  Petroleum-Emulsion, 
speziell  die  von  Klönne  &  Müller,  als  eins  der 
besten  Blutlaus-Vertilgungsmittel  empfohlen 
worden. 


47A 


Kleinere  Mitteilungen. 


Das  Königliche  Schloss  zu  Charlottenburg, 

dessen  Geschichte  mit  derjenigen  des 
Hohenzollernhauses  aufs  engste  ver- 
knüpt  ist,  blickte  am  1.  Juli  auf 
sein  20ojähriges  Bestehen  zurück. 
Im  Frühjahr  1695  schenkte  Kurfürst 
Friedrich  III.  seiner  zweiten  Gemahlin 
Sophie  Charlotte  ein  Landhaus  bei  dem 
damaligen  Dorfe  Liezen  oder  Lützen 
nebst  dem  umliegenden  Terrain  behufs 
Anlegung  eines  Lustschlosses.  Der 
Kurfürstliche  Befehl  an  die  Amts- 
kammer, ..die  Lietze  sofort  an  Ihre 
Durchlaucht  die  Kurfürstin  zu  über- 
geben", ist  datiert  vom  9.  Mai  1695. 
Auf  den  Bau,  der  Schlüter  übertragen 
war  und  bei  dem  mehrere  Kompagnien 
Soldaten  verwendet  wurden,  wurden 
in  den  ersten  drei  Jahren  nacheinander 
die  Summen  von  23000  Thalern  an- 
gewiesen. Im  Jahre  1698  war  der  neue 
Sommersitz,  damals  Lützenburg  genannt, 
in  wohnlichem  Zustande;  die  förmliche 
Einweihung  erfolgte  aber  erst  am 
1.  Juli  1699,  und  zwar  fand  dieselbe, 
nach  der  Erzählung  eines  Hofchronisten, 
in  nachstehender  Weise  statt:  „Auf  den 
Abend  des  1.  Juli  des  Jahres  1699 
hatten  Ihre  Kurfürstliche  Durchlaucht 
die  Kurfürstin  Charlotte  Seine  Kur- 
fürstliche Durchlaucht,  sowie  auch 
den  ganzen  Hof  und  alle  fremden 
Minister  nach  Lützenburg  geladen,  den 
43.  Geburtstag  Ihres  Durchlauchtigsten 
Gemahls  daselbst  zu  feiern  und  mit 
diesem  Fest  dieses  Ihr  Lützenburg  ein- 
zuweihen. Der  Saal  war  mit  gefloch- 
tenem Blumenwerk  und  mit  dazwischen 
gesetzten  Sinnbildern  ausgezieret  und 
die  Tafel  darin  also  gesetzet,  dass  man 
ohne  aufzustehen  das  hernachmals  an- 
gesteckte Feuerwerk  nebst  der  Illu- 
mination sehen  konnte.  Die  Einfahrt 
zu  dem  Hause  war  ebenfalls  mit  aller- 
hand Blumen  ausgeflochten,  und  über 
dem  Thor  waren  in  goldenenBuchstaben 
lateinische  Verse  zu  lesen,  die  der  eng- 
lische Gesandte  Mr.  Stepney  verfertigt 
und  in  der  Uebersetzung  also  lauteten: 

„Dies  Haus  von  Dir  erbaut,   doch  das 

soll  mir  gehören, 
Will  Dein  Geburtsfest  heut,  als  seines 

Stifters  ehren; 
Sey   gütig  und  lass   zu,    dass   wir  Dir 

dankbar  seyn, 
Dies    bittet    Dein    Gemahl,    die    Liebe 

stimmt    mit    ein." 


Se.  Kurfürstliche  Durchlaucht  haben 
sich  bei  diesem  Feste,  nebst  der  ganzen 
Gesellschaft  so  vergnügt  und  freudig 
erwiesen,  dass  man  sozusagen  über 
Tisch  und  Bänke  gesprungen,  und  Seine 
Kurfürstliche  Durchlaucht,  Ihrer  ei- 
genen gnädigsten  Aussage  nach,  sich 
nicht  besinnen,  sich  jemals  so  freudig 
erwiesen  zu  haben."  —  Das  ursprüng- 
liche Gartenschloss  ist  noch  heute  als 
Mittelpunkt  der  Schlossanlage  erhalten. 
Inmitten  dieser  stillen  Umgebung  und 
einer  reichen  Fülle  gärtnerischer  An- 
lagen lebte  die  Kurfürstin  Sophie 
Charlotte  frei  von  jedem  Zwange  der 
Hofetiquette,  vielfach  im  persönlichen 
Verkehr  mit  dem  Philisophen  Leibniz. 
Hier  leitete  die  hohe  Frau  auch  häufig 
berühmt  gewordene  musikalische  Auf- 
führungen; hier  spielten  sich  viele 
dramatische  Aufführungen,  Masken- 
scherze und  Tanzvergnügungen  ab. 
Nach  dem  Tode  der  philosophischen 
Königin  legte  Friedrich  I.  dem  durch 
das  Andenken  an  die  unvergessliche 
Gemahlin  geheiligten  Lützenburg  am 
1.  April  1705  den  Namen  Charlottenburg 
bei.  Das  Schloss  wurde  sodann  durch 
Freiherrn  v.  Eosander  zu  einer  grösseren 
Anlage  erweitert  und  im  Jahre  1717 
in  seiner  heutigen  Gestalt  vollendet. 


Obstausstellung    der    Westpreussischen    Land- 
wirtschaftskammer in  Dresden. 

Die  Westpreussische  Land  wirtschafts- 
kammer  gedenkt  sich  auf  Anregung 
des  Ministers  für  Landwirtschaft  mit 
einer  Kollektiv-Einsendung  west- 
preussischen Obstes  an  der  in  diesem 
Jahre  vom  14.  bis  19.  Oktober  in 
Dresden  stattfindenden  Jubiläums-Obst- 
ausstellung  des  Landesobstbauvereins 
für  das  Königreich  Sachsen  zu  be- 
teiligen. Diese  Beteiligung  hat  den 
Zweck,  die  Obstproduktion  unserer 
Provinz  in  weiteren  Kreisen  bekannt 
zu  machen.  Die  Kammer  ersucht  des- 
halb die  Vereine,  ihr  von  den  Obst- 
früchten, welche  im  Vereinsbezirk  zu- 
meist und  am  besten  gebaut  werden, 
mindestens  je  zehn  Pfund  zur  Ver- 
fügung zu  stellen.  Die  Einsendungen 
werden  auf  der  Ausstellung  mit  dem 
Namen  des  Züchters  versehen.  Die 
Kosten  für  Verpackung  und  Fracht 
trägt  die  Landwirtschaftskammer.  Die 
Früchte  sollen  in  der  Zeit  vom  1.  bis 
5.  Oktober  an  einem  Orte  der  Provinz 


Kleinere  Mitteilungen. 


473 


(wahrscheinlich  Graudenz)  zunächst 
gesammelt  werden  und  dann  in  einer 
Sendung  nach  Dresden  abgehen.  Auf 
Wunsch  entsendet  die  Kammer  den 
Obstbauwanderlehrer  zur  näheren 
Aufschlusserteilung  in  die  nächsten 
Sitzungen  der  Vereine. 

Vom  Humboldthain  in  Berlin. 

An  landschaftlicher  Schönheit  ge- 
winnt der  Humboldthain  von  Jahr  zu 
Jahr  durch  die  prächtige  Entwickelung 
seiner  nach  »Zonen«  angepflanzten  Ge- 
hölze, durch  deren  Gruppirung  an  und 
auf  weiten  Rasenflächen  die  Kunst  des 
Altmeisters  Gustav  Meyer  herrliche 
Fernsichten  zu  schaffen  wusste.  Die 
breiten  Promenadenwege,  auch  zwei 
Fahrstrassen,  durchschneiden  den 
Park,  bieten  fast  von  jeder  Stelle  aus 
den  Anblick  eines  neuen  Bildes,  das 
den  Naturfreund  zu  sinnigem  Beschauen 
fesselt.  Besonders  reizvoll  ist  die 
Aussicht  vom  Ufer  des  Weihers,  den 
der  Abfluss  der  am  Fusse  der  Felsen- 
gruppe entspringende  Quell  speist. 
Der  Genuss  des  Wandeins  in  dem 
»Tempel  der  Natur«,  den  die  Stadt 
aus  Anlass  des  hundertsten  Geburts- 
tages Alexanders  v.  Humboldt  be- 
gründete, wird  erhöht  durch  die  neben 
den  zahlreichen  fremdländischen  und 
den  weniger  bekannten  einheimischen 
Bäumen  und  Sträuchern  angebrachten 
Tafeln,  die  Namen,  Vaterland  u.  s.  w. 
der  einzelnen  Gewächse  bezeichnen 
und  so  zu  weiterer  Belehrung  über  sie 
anregen,  eine  Einrichtung,  die  sich 
auch  für  die  übrigen  Parks  empfehlen 
würde.  In  der  »asiatischen  Abteilung« 
des  Hains,  die  sich  vor  dem  villen- 
artigen Verwaltungsgebäude  ausdehnt, 
erfreut  das  Auge  reicher  Rosen- 
und  Päonienschmuck.  Hier  sieht  man 
u.  A.  auch  wohl  ein  Dutzend  stattliche 
Exemplare  des  »Kaiserbaums«  aus 
China — Japan  (Paulownia  imperialis). 
In  nächster  Nähe  belinden  sich  der 
städtische  Schulgarten,  sowie  die  Ge- 
wächshäuser und  Anzuchtbeete  für  die 
Blatt-  und  Blütenpflanzen  zur  Ver- 
schönerung der  öffentlichen  Plätze. 
Bemerkt  mag  noch  werden,  dass  jetzt 
sämtliche  Wege  des  Hains  durch 
niedrige  Eisengeländer  eingefasst 
werden,  um  die  »Vegetationsgebiete« 
gegen  Beschädigungen  durch  die  Fuss- 
gänger  zu  schützen. 


Forschungs-Beihilfe. 

Die  Akademie  der  Wissenschaften  in 
Berlin  hat  Herrn  Professor  Dr.  Con- 
wentz  in  Danzig,  korrespondierendes 
Mitglied  des  Vereins  zur  Beförderung 
des  Gartenbaues,  zur  Fortsetzung  der 
Untersuchungen  über  die  Waldbäume 
der  Gegenwart  und  Vergangenheit,  be- 
sonders in  Schweden  und  Norwegen, 
eine   Beihilfe  von    1000  Mk.    bewilligt. 


Auf  Ischia. 


Von  Carl  Sprenger. 
Casamicciola,  den  20.  Juli. 

liier  ist  es  paradiesisch!  In  einem 
weiten  Thale,  umrahmt  von  lieblich 
grünen  Bergen,  über  freundliche  Hügel 
und  durch  märchenhafte  Schluchten 
weithin  gestreckt  liegt  das  neue  Casa- 
micciola. Dazwischen  ruhen,  man 
möchte  sagen,  freundlich  lächelnde 
Ruinen  der  alten  malerischen  Stadt, 
und  auf  den  schönsten  Hügeln  der 
Schutt  der  Villen,  von  denen  keine 
Säule  in  jener  fürchterlichen  Nacht 
stehen  blieb. 

Drohend  erhebt  der  schlummernde 
Epomeo  sein  viel  gegipfeites  Haupt  in 
den  tiefblauen  Aether  und  ringsum  zu 
seinen  Füssen  und  hinauf  zu  seinen 
Höhen  blühet  ihm  ein  ewiger  Frühling. 

Muss  es  nicht  paradiesisch  sein,  das 
Stückchen  Erde,  wo  der  furchtbar  heim- 
gesuchte Mensch,  der  vielleicht  all  die 
Seinen,  sicher  alles  Hab  und  Gut  in 
wenig  Sekunden  verlor  und  immer 
wieder  verlieren  kann,  neue  Hoffnung 
pflanzt?  Er  verlässt  es  nicht,  und  wie 
den  dunklen  Mächten  im  glühenden 
Schosse  der  Erde  zum  Trotze  steht 
heute  nach  kaum  15  Jahren  nach  jener 
schaurigen  Juli-Nacht  das  junge  Leben, 
die  neue  Stadt  auf  den  Ruinen. 

Die  reiche  wunderschöne  Insel  ist 
so  fruchtbar,  dass  alles  gedeiht,  was 
der  Mensch  auch  bringen  mag.  Er 
braucht  nicht  zu  pflügen,  noch  zu  graben 
oder  zu  hacken,  es  wächst  in  einer  Fülle 
und  in  einer  Ueppigkeit,  die  uns  in 
Erstaunen  setzt.  So  weit  das  Auge 
reicht,  grüne  Rebenhügel,  und  das  weite 
Thal  von  Forio  ist  ein  ganz  gewaltiger 
Weingarten.  Die  weissen  und  goldenen 
Ischiaweine  sind  feurig  und  lieblich 
zugleich.  Sie  erfreuen  das  Herz  und 
schaden  nicht  dem  Denken  oder  Sinnen. 
Alle  Früchte  der  gemässigten  und  sub- 


474 


Kleinere  Mitteilungen. 


tropischenZone  reifen  in  seinen Thälern, 
und  wenn  der  Mensch  hier  so  arbeiten 
wollte  und  könnte  als  vielleicht  der 
andere  Mensch  im  deutschen  Norden, 
kein  Land  der  Welt  könnte  es  diesen 
Ländern  gleich  thun  an  Kulturprodukten 
der  Felder  und  der  Fluren. 

Die  Flora  ist  reich,  aber  ärmer  als 
die  des  ternher  schimmernden  Capri 
oder  gar  des  nahen  Capo  Miseno  des 
Festlandes.  Gussone  schrieb,  ich 
glaube  in  den  40er  Jahren,  seine  Flora 
inamivensis  von  Ischia. 

An  den  Hängen  oberhalb  Forio  sah 
ich  ganze  Halden  mit  goldenblühendem 
Ginster,  Spartium  junceum;  Orchideen 
sind  merkwürdigerweise  seltener  als 
drüben  am  Festlande,  wo  alle  Serapias 
in  Millionen  wachsen.  In  den  Grotten 
und  Höhlen,  welche  ebenso  zahlreich 
am  Gestade  wie  an  den  Höhen,  z.  B. 
am  Epomeo,  sich  finden,  wachsen 
prächtige  Farnbestände.  Das  über- 
all gemeine  Adiantum  capillus  Veneris 
fehlt  nirgends.  aber  auch  Scolo- 
pendrium,  Pteris  und  ganz  besonders 
prächtig  die  schöne  Woodwardia  ra- 
dicans  beleben  selbst  in  den  feuchten 
Lavaschluchten  diesonstsoöden düstern 
Reste  der  einst  wild  gewordenen  Natur. 
Die  Cypresse  fehlt  fast  gänzlich  auf 
den  Friedhöfen.  Sie  ist  vertreten  durch 
überaus  malerische  Aleppokiefern, deren 
freundlich  grüne  Kronen  mir  will- 
kommener erscheinen  als  die  düsteren 
Cypressen.  Pinus  Pinea  wächst  auf 
nackten  Lavaströmen  auch  aus  jüngster 
Zeit,  nahe  der  Küste  und  an  den  Berges- 
halden, überall.  In  einem  wilden 
wonnigen  Parke  auf  alten  Laven  in 
Ischia  aufgebaut,  und  Eigentum  des 
Professors  Dr.  Dohrn,  des  berühmten 
deutschen  Gelehrten  Neapels,  sieht  man 
die  schönsten  Pinien  weit  und  breit. 
Dort  auch  sah  ich  eben  jetzt  im  Juli 
Bougainvillea  glabra  Sanderiana  in 
voller  Bracteenpracht.  In  den  Gärten 
blühen  zur  heissen  Sommerszeit  Jasmin 
und  Petunien,  Pelargonien,  Geranien, 
Gardenien  und  Tigerlilien.  Die  wunder- 
schöne Ipomoea  Leari  überspinnt  alles, 
blüht  reich  in  der  Sonne,  arm  im 
Schatten,  wo  sie  dafür  um  so  üppiger 
wächst.  Plumbago  capensis  mit  lila 
Blütentrauben,  die  fast  in  des  Himmels 
Bläue  schimmern,  ist  in  allen  Gärten 
zu  finden  und  seltsam,  in  der  heissen 
Sonnenglut  sehe  ich  überall  ungemein 
üppig  gedeihen  die  schöne  rosafarbene 


Hydrangea  Otaksa,  welche  doch  noch 
garnicht  so  lange  her  von  Japan  zu  uns 
kam.  Wie  kommt  sie  nur  hierher  in 
solcher  Menge?  Im  Meere,  nahe  am 
Strande  bei  Lacco  Ameno,  steht  ein 
seltsamer  dunkelaschbrauner  Tufffelsen, 
den  das  Volk  »II  fungo  di  Locca 
Ameno«  richtig  nennt,  Er  gleicht  auf 
ein  Haar  in  Form  und  Farbe  einem 
von  Schnecken  etwas  angenagten 
Steinpilz  (Boletus  edulis). 

Auf  den  Ruinen  der  letzten  Kata- 
strophe haben  sich  in  diesen  15  Jahren 
verschiedenePhanerogamen  angesiedelt, 
welche  sich  bemühen,  den  Jammer 
freundlich  zu  umspinnen.  Besonders 
auffallend  ist  Xicotiana  glauca,  welche 
besonders  auf  den  Resten  der  Häuser- 
stöcke in  den  Schluchten  und  Thälern 
oder  den  Hügeln  der  unteren  Zone  ganze 
WTäldchen  bilden,  deren  Bäumchen 
oder  Gestrüppe,  3 — 4  oder  5  m  hoch, 
malerisch  die  Ruinen  verschleiern. 
Dieser  Amerikaner  ist  hier  vollkommen 
verwildert  und  als  Schuttpflanze  ohne 
Gleichen  imstande,  den  dürren  Kalk 
und  die  nacktesten  Wände  oder  Felsen 
und  Mauern,  in  deren  Ritzen  seine 
Wurzeln  haften,  zu  beleben  und  auch 
zu  zerstören.  Er  blüht  das  ganze  Jahr 
und  seine  Samen,  vom  Winde  leicht 
getragen,  keimen,  wo  es  am  heissesten 
und  trockensten  ist.  Mich  wundert, 
dass  die  findigen  Raucher  nicht  sein 
Laub  sammeln  und  es  rauchen. 


Zur  Pflege  der  Coniferen. 

Vor.  R.  Müller-Praust. 

Vor  einiger  Zeit  hatte  ich  Gelegen- 
heit, als  Gast  an  einer  sonntäglichen 
Exkursion  des  Danziger  Gartenbau- 
Vereines  nach  den  Gütern  seines  Mit- 
gliedes des  Herrn  Rittergutsbesitzers 
v.  Grass  in  Klanin  und  Kl.  Starsin  bei 
Putzig  teilzunehmen.  Beide  Orte  liegen 
ungefähr  7  Kilometer  von  der  Ostsee 
entfernt.  Es  ist  hier  nicht  der  Platz 
und  wohl  auch  nicht  meines  Amtes 
über  die  überaus  freundliche  Aufnahme 
und  alles  Sehenswerte  zu  berichten. 
Ich  wollte  mir  nur  erlauben,  über 
eine  Anzahl  von  Coniferen  Mitteilung 
zu  machen,  welche  in  Klanin  in  Exem- 
plaren vorhanden  sind,  wie  man  sie 
selten  in  solcher  Grösse  und  Voll- 
kommenheit antrifft. 

Der  Park  ist  um  die  Mitte  der  sechs- 
ziger  Jahre   auf  freiem  Felde  angelegt. 


Kleinere  Mitteilungen. 


475 


Der  Boden  ist  von  mittlerer  Güte,  nicht 
sehr  tiefgründig;  der  Untergrund  wird 
als  gering  geschildert.  Trotzdem  haben 
sich  die  Coniferen  in  besonders  hervor- 
ragender Weise  und  jede  in  der  ihr 
eigentümlichen  Schönheit  entwickelt. 
Vor  Allen  ist  es  eine  Wellingtonia 
gigantea  Lindl.,  welche  die  Bewun- 
derung Aller  hervorrief. 

Dieses  Prachtexemplar.  welches 
vor  Kurzem  durch  den  Direktor  des 
Provinzialmuseums  zu  Danzig,  Herrn 
Professor  Dr.  Conwentz*),  gemessen 
worden  ist,  hat  eine  Stammhöhe  von 
ca.  17  m,  an  der  Erde  einen  Stamm- 
umfang von  3,70  m  und  1  m  über  der 
Erde  einen  solchen  von  2.50  m.  Es 
ist  dies  das  schönste  Exemplar  wohl 
in  Nord-,  wenigstens  in  Nordost- 
Deutschland.  Man  sieht  dem  Baume 
nirgends  einen  etwa  erlittenen  Frost- 
schaden an,  und  kann  sich  die  Phantasie 
beim  Anblick  desselben  ein  Bild  von  den 
Riesenbäumen  in  seinem  Vaterland 
Californien  machen.  Ein  anderer 
Schmuck  des  Parkes  ist  eine  Abies 
nobilis  Lindl.  var.  argentea,  an 
welcher  auch  einige  der  interessanten 
grossen  Zapfen  zu  sehen  waren.  Der 
Besitzer  derselben  erzählte,  dass  dieser 
Baum  vor  einigen  Jahren  eine  grosse 
Zahl  (wieviel  ist  mir  entfallen)  solcher 
Zapfen  gebracht  habe,  und  dass  er  da- 
durch sehr  im  Wachstum  zurückge- 
blieben sei;  jetzt  war  nichts  mehr 
davon  zu  sehen.  Von  sonstigen  schönen 
und  grossen  Coniferen  nenne  ich  noch 
Abies  Nordmanniana  Spach,  Abies 
Pinsapo  Boiss.  und  Picea  alba  Lk. 
var.  coerulea.  Letztere  zwei  waren 
leider  an  der  Hinterseite  unten  etwas 
kahl  und  hat  dies  seinen  Grund  darin, 
dass  bis  vor  einigen  Wochen  noch 
eine  dritt  Tanne  da  gestanden  hatte, 
und  zwar  eine  Picea  sitchensis 
Trautv.  et  Mey.  Seitwärts  vom 
Wirtschaftshofe  lag  noch  der  Stubben 
dieser  Tanne,  nach  welchem  man 
sich  ein  Bild  von  der  Grösse  der- 
selben machen  kann.  Derselbe  hat 
einen    Durchmesser  von    ca.  2  m  und 


*)  Das  Westpreuss.  Provinzialmuseum,  dessen 
Direktor  Herr  Prof.  Conwentz  ist,  hatte  in 
seinen  grossen  Sammlungen  von  Photographien 
und  Zeichnungen  bemerkenswerter  Bäume 
auf  der  Jubiläums-Ausstellung  in  Berlin  1897 
auch  mehrere  der  schönen  Coniferen  des 
Herrn  v.  Grass -Klanin  ausgestellt,  die  allge- 
meine Bewunderung  erregten.  L.  W. 


die  abgehauenen  Hauptseitenwurzeln 
solche  von  40 — 50  cm.  Von  Picea 
pungens  Engelm.  var.  argentea  und 
Picea  Engelmann i  Engelm.  sind  auch 
schon  recht  ansehnliche  Exemplare 
vorhanden,  ebenso  von  Thuyopsis 
dolabrataS.undZ.undmehrereFormen 
von  Chamaecvparis  Lawsoniana 
Pari. 

Der  Hauptzweck  meiner  heutigen 
Mitteilungen  ist  aber  der,  bekannt  zu 
geben,  wodurch  es  der  Besitzer  dieser 
schönen  Bäume  verstanden  hat.  die- 
selben zu  pflegen  und  zu  behandeln, 
dass  sie  so  hervorragend  prächtige 
Einzelerscheinungen  geworden  sind. 
Derselbe  unterwirft  sämtliche  als  Ein- 
zelpflanzen in  seinem  Parke  stehenden 
Coniferen  folgenderBehandlung:  Regel- 
mässig alle  zwei  Jahre  werden  sie,  wie 
Herr  v.  Grass  es  nennt,  geringelt.  Man 
darf  dabei  selbstredend  nicht  an  das 
Ringeln  der  Obstbäume  etc.  denken. 
Dicht  vor  den  äussersten  Spitzen  der 
untersten,  meist  auf  dem  Rasen  auf- 
liegenden Aeste  wird  im  Spätherbste 
oder  Anfang  Winters  um  jede  Conifere 
herum  ein,  einen  Ring  bildender, 
Graben  von,  je  nach  Alter  und  Grösse, 
40 — 50  cm.  Breite  und  60 — 70  cm. 
Tiefe  ausgeworfen.  Der  Graben  wird 
dann  bis  zu  dreiviertel  wieder  zugefüllt. 
indem  die  Rasensoden  nach  unten 
kommen  und  je  nach  Grösse  eine  oder 
mehrere  Karren  Composterde  beige- 
mischt werden.  So  bleibt  er  nun  den 
Winter  über  liegen,  so  dass  alle  Winter- 
feuchtigkeit, Regen  und  Schneewasser 
durch  ihn  festgehalten  und  dem  Boden 
zugeführt  wird.  Im  Frühjahr  wird 
dann  der  Graben  vollends  zugefüllt, 
die  Erde  gut  angetreten,  verebnet  und 
mit  Grassamen  neu  angesäet.  Die  Er- 
folge sprechen  für  die  Vorteilhaftig- 
keit  dieser  Behandlung,  was  ja  auch 
jedem  Sachverständigen  einleuchten 
muss.  Es  kommt  eben  darauf  an, 
dass  die  Arbeit  und  die  Kosten,  welche 
sie  verursacht,  nicht  gescheut  werden. 
Man  hört  es  dem  Herrn  v.  Grass  aber 
auch  an,  mit  welcher  Liebe  er  an 
seinen  Coniferen  hängt  und  hat  er  sich 
nur  mit  schwerem  Herzen  zur  nöthigen 
Entfernung  oben  erwähnter  Picea  sit- 
chensis entschliessen  können.  Aber 
nicht  nur  die  seltenen  Tannen  hat  er 
in  dieser  Weise  gepflegt.  Im  Parke 
steht  auch  eine  hübsche  Gruppe  ge- 
wöhnlicher Roth  tannen,  welche  vor  einer 


4?6 


Kleinere  Mitteilungen. 


Reihe  von  Jahren  ihres  schlechten  Ge- 
sundheitszustandes wegen  abgeholzt 
werden  sollten.  Durch  oben  erwähnte 
Behandlung  haben  sie  sich  wieder  voll- 
ständig erholt.  Alle  so  behandelten 
Einzelpflanzen  zeichnen  sich  durch  ge- 
drungenen Wuchs  und  dichte  Belau- 
bung aus. 

Dass  bei  Gelegenheit  des  Zufüllens 
der  Gräben  auch  künstliche  Düngung, 
z.  B.  durch  Kalk  und  Thomasmehl, 
Anwendung  finden  kann,  ist  meiner 
Ansicht  nach  keine   Frage. 


Wettbewerb  staatlicher  Institute  in  Frankreich. 

Auf  dem,  wie  alljährlich  im  Mai  statt- 
findenden gärtnerischen  Kongress  in 
Paris,  am  20.  Mai  1 898  hatte  die  Versamm- 
lungbeschlossen, zu  bitten,  dass  die  Obst- 
treiberei in  der  nationalen  Gartenbau- 
schule zu  Versailles  eingeschränkt 
werde  und  nur,  soweit  der  Unterricht 
es  erfordere,  betrieben  werde.  Der 
Minister  für  Landwirtschaft  sagte  das 
zu,  wie  am  26.  Mai  1899  im  Kongress 
verkündet  wurde.  Ein  Kongressmit- 
glied, Herr  Salomon,  erklärte  aber, 
sie  sei  nur  ganz  unbedeutend  einge- 
schränkt worden,  und  wird  nun  der 
Vorstand  der  nationalen  Gartenbau- 
gesellschaft nähere  Erkundigungen 
darüber  bei  der  Verwaltung  ein- 
ziehen. 


Die  vorzüglichsten  Hyacinthensorten  für  die 
Winterblumentreiberei. 

Von   Adam    Heydt,    Schlossgärtner, 
Dallmin   (Prignitz). 

Es  ist  nicht  leicht,  aus  den  vielen 
Sorten  von  Hyacinthen,  die  in  den 
Katalogen  angeboten  werden,  ohne 
Fachkenntnisse  die  passendsten  auszu- 
wählen, zumal  manche  Sorten  nicht  so 
gut  sind,  wie  sie  der  Empfehlung  nach 
sein  sollen. 

Von  den  frühen  Hyacinthen  sind 
mir  die  einfachen  die  liebsten,  denn 
auch  ich  habe  gefunden,  dass  die  ge- 
füllten sich  für  die  Frühtreiberei  gar 
nicht  eignen,  das  sollten  sich  namentlich 
auch  die  Blumenliebhaber,  die  Hya- 
cinthen im  Zimmer  treiben, '  merken. 
Ueber  die  Treiberei  im  Zimmer  jedoch 
ein  andermal. 

Von  denjenigen  Hyacinthen,  die 
vor  und    um    Weihnachten    blühen. 


empfehle  ich  zuerst  Homerus,  erst 
rosarot  und  zuletzt  ins  karminrot  über- 
gehend. Die  Sorte  hat  die  lobenswerte 
Eigenschaft,  sich  äusserst  leicht  zu 
treiben,  ich  habe  oft  stundenlang 
ihre  Entwicklung  dabei  verfolgt.  Auch 
General  Pellissier  entwickelt  sich 
um  Weihnachten  mit  Leichtigkeit,  hat 
jedoch  leider  den  Nachteil,  dass  die 
Blätter  nicht  lang  genug  werden,  auch 
bleibt  die  Spitze  der  Traube  grün  und 
öffnet  sich  schwer  vollständig,  was 
z.  B.  bei    Homerus    nicht   der  Fall  ist. 

Auch  Gertrud  e,  fleischfarbig-rosa 
mit  einer  dichten  Traube,  blüht  mit 
Leichtigkeit  im  Dezember.*)  Von  ein- 
fach weissen  ist  Blanchard  zum  Früh- 
treiben die  beste.  Ich  habe  ausserdem 
noch  versucht:  Montblanc,  Mina,  La 
Neige,  Baron  v.  Thuyll,  La  Grandesse, 
L'Innocence,  Norma,  Emilius,  Leonidas 
u.  s.  w.,  fand  aber,  dass  sie  zur  Weih- 
nachtstreiberei nicht  besonders  passen; 
aber  gegen  Neujahr  und  im  Januar 
blühen  diese  Sorten  herrlich. 

Für  Mitte  Dezember  fand  ich,  um 
noch  einmal  zusammenzufassen,  zum 
Treiben  empfehlenswert:  Homerus, 
General  Pellissier,  Gertrude,  Blanchard 
und  von  blauen,  wenn  auch  nicht  jede 
Zwiebel  rechtzeitig  kam,  die  Sorten 
Leonidas,  Czar  Peter  und  Emilius;  ich 
möchte  jedoch  raten,  nicht  zu  eilig  mit 
dem  Treiben  dieser  letzteren  Sorten 
zu  sein. 

Von  Januar  ab  ist  bedeutend 
mehr  Auswahl  in  Treibsorten;  ich 
nenne:  Emilius,  hellblau,  Leonidas, 
himmelblau,  Czar  Peter,  Charles 
Dickens,  hell  violettblau  mit  dunkleren 
Streifen  Regulus,  hellblau,  sehr  gross- 
glockig. Von  gelben  ist  Ida  im  Januar 
in  Blüte  zu  haben,  die  wohl  auch  die 
schönste  in  dieser  Farbe  ist,  ausserdem 
möchte  ich  darin  noch  Duc  de  Mala- 
koff  empfehlen.  Von  roten  Sorten  oder 
auch  rosafarbenen,  die  von  Januar  ab 
blühen,  seien  genannt:  Baron  v.  Thuyll, 
Fabiola,  Gigantea,  Robert  Steiger,  Maria 
Cornelia,  Norma,  Roi  des  Beiges  und 
Schiller;  von  weissen  Sorten:  Baron 
v.  Thuyll,  Blanchard,  Mina,  Grand 
Vainqueur  und  Vesta. 

Von  Februar  ab  kann  man  die 
weiteren  hübschen  Sorten  in  Blüte 
haben:    a.  Rot    oder    rosa:    Lord  Ma- 

*)  Diese  Sorte  ist  jetzt  bei  einigen  Berliner 
Züchtern  sehr  beliebt.  L.  W. 


Litteratur. 


AT. 


cauley,  Maria  Cornelia,  Solfatare  und 
Mons.  Hoboken.  b.  Blaue:  Baron  v. 
Thuyll,  Grand  Lilac,  Marie,  Leopoldll., 
Tienemann,  Regulus,  King  of  the  blues, 
Lord  Derby  und  Grand  Maitre.  c.W  ei  s  s  e : 
La  Grandesse,  Madame,  V.  A.  Hoop, 
Vesta  und  Voltaire.  Von  den  ge- 
füllten Hyacinthen  sind  am  empfehlens- 
wertesten: Zar  Nicolas,  Friedrich  der 
Grosse,  Lord  Wellington,  Prinz  von 
Oranien,  La  tour  dAuvergne  (früh.), 
Miss  Nightingale,  Bouquet,  Goethe, 
Charles  Dickens,  Garrick,  van  Speyk 
und  Rembrandt. 

Dem  Unerfahrenen  sei  noch  mit- 
geteilt, dass  es  unter  den  Hyacinthen 
viele  Sorten  giebt,  die  verschieden  ge- 
färbt sind,    jedoch    ein  und  denselben 


Namen  führen,  so  giebt  es  zum  Beispiel: 
Baron  v.  Thuyll,  weiss,  Baron  v.  Thuyll 
blau  und  Baron  v.  Thuyll  rosa-rot; 
auch  Charles  Dickens  rot  und  Gharles 
Dickens  blau  und  auch  Charles  Dickens 
blau,  gefüllt.  Und  so  giebfs  noch  viele 
Sorten,  die  in  verschiedenen  Farben 
blühen,  deshalb  genügt  nicht  die  An- 
gabe des  Namens  allein,  sondern  es 
muss  auch  die  Farbe  und  noch  ange- 
geben werden,  ob  einfach  oder  gefüllt. 
Bestellt  man  z.  B.  nur  Charles  Dickens, 
so  weiss  der  Lieferant  gar  nicht,  welche 
gemeint  ist,  ob  die  einfach  rote  Charles 
Dickens  oder  die  einfach  blaue  oder 
gar  die  gefüllte  blaue  Charles  Dickens 
verlangt  wird.  Darum  immer  genaue 
Angabe    des    Namens    und   der  Farbe. 


Litteratur. 


Asche rson-Graebner,  Flora  des 
Nordostdeutschen  Flachlandes 
(ausser  Ostpreussen),  Berlin.  Verlag 
von  Gebrüder  Borntraeger,  1898-99, 
mit  14  Abb.  im  Text.  8°,  875  Seiten. 
Preis  20  M. 

Diese  Flora  ist  als  2.  Auflage  von 
Aschersons  Flora  der  Provinz  Branden- 
burg, die  1864  erschien,  anzusehen  und 
auch  als  solche  auf  dem  Titel  be- 
zeichnet; aber  sie  ist  auf  das  ganze 
nordostdeutsche  Flachland  ausgedehnt 
(warum  ausser  Ostpreussen?)  und  wird 
dadurch  um  so  mehr  Freunde,  ja  wir 
möchten  sagen  Bewunderer  finden. 
Ascherson  war,  als  er  seine  Flora  von 
Brandenburg  schrieb,  noch  ein  junger 
Mann  und  hatte  doch  schon  viel  Material 
darin  kritisch  bearbeitet;  jetzt,  im 
reiferen  Alter,  gestützt  auf  vieljährige 
Reisen  und  Exkursionen  im  Gebiet  und 
bis  in  die  Oasen  Egyptens,  unterstützt 
von  vielen  Fachgenossen,  hat  er  all 
die  Forschungen  der  letzten  Jahrzehnte 
voll  und  ganz  benutzt,  kritisch  ge- 
sichtet und  hier  dargebracht.  Unser 
verehrter  Kollege  Paul  Ascherson, 
korrespondierendes  und  wirkliches  Mit- 
glied des  Vereins  zur  Beförderung  des 
Gartenbaues,  ist  Dr.  medicinae  etphilo- 
sophiae  und  Professor  der  Botanik  an 
der  Universität  Berlin;  schon  der  Um- 
stand, dass  er  Doktor  der  Medizin  und 
auch     der    Philosophie,     lässt     darauf 


schliessen,  dass  er  »fleissig  studiert  mit 
heissem  Bemühen«.  Er  ist  in  der  That 
eine  Art  Faust,  der  auf  allen  Gebieten, 
namentlich  auch  in  der  Philologie  zu 
Hause  ist,  und  darum  sind  auch  seine 
Namen-Erklärungen  in  der  Flora  von 
hohem  Werte. 

Ascherson  hat  das  Glück  gehabt,  in 
den  letzten  Jahren  einen  eifrigen  Schüler 
und  Assistenten  zu  finden,  einen  jungen 
Gärtner,  der  dann  sein  Abiturienten- 
Examen  machte  und  jetzt  Assistent  am 
Kgl.  Botanischen  Garten  in  Berlin  ist, 
Herrn  Dr.  Paul  Gr aebner,  Mitglied 
des  Vereins  zur  Beförderung  des 
Gartenbaues.  Aus  dem  Verhältnis 
des  Lehrers  zum  Schüler  und 
Assistenten  ist  ein  inniges  Freund- 
schaftsverhältnis geworden,  und  so  ist 
aus  gemeinsamer  Arbeit  dieses  wahr- 
haft klassische  Werk  hervorgegangen, 
während  gleichzeitig  ein  noch  weit 
umfassenderes:  die  »Synopsis  der 
mitteleuropäischen  Flora«  im  Er- 
scheinen begriffen  ist. 

Die  dem  Direktor  des  Botanischen 
Gartens  in  Berlin,  Adolf  Engler,  ge- 
widmete Flora  umfasst  zu  unserem 
freudigen  Erstaunen  auch  eine  ganze 
Anzahl  Gartenpflanzen.  Wer  hätte  je 
gedacht,  dass  ein  Florist  sich  so  weit 
dazu  herbei  lassen  würde,  während 
umgekehrt  der  Laie  nicht  begreift,  dass 
die    Pflanzen,    die    in    seinem    Garten 


478 


Aus  den  Vereinen. 


blühen,  meist  nicht  in  den  Floren 
stehen.  Wir  finden  Spiraea  crenata, 
S.  hypericifolia,  S.  japonica  (callosa) 
Douglasi  etc.  Die  Aufnahme  derartiger 
Pflanzen  verdanken  wir  gewiss  Herrn 
Dr.  Graebner.  Umgekehrt  vermuten 
wir,  dass  die  Weglassung  aller  Autoren- 
namen auf  Veranlassung  Aschersons 
geschehen  ist.  Er  hat  damit  allen 
Prioritäts  -  Jägern  die  Angriffspunkte 
genommen.  Im  Register  sind  aber  die 
Autoren  doch  aufgeführt.  —  Von 
Kleinigkeiten  sei  bemerkt,  dass  im 
Text  und  im  Register  Festuca 
pratensis  Hudson,  Wiesenschwingel, 
fehlt  und  nur  F.  elatior  aufgeführt 
ist,  während  gerade  die  meisten 
Floristen  jetzt  den  Xamen  Festuca 
pratensis  vorziehen,  auch  unter  diesem 
Namen  das  Gras  in  den  Samenkatalogen 
allein  geführt  wird.  Nebenbei  bemerkt, 
es  ist  bedauerlich,  dass  von  den  Samen- 
händlern die  verwandte  grössere  Art, 
Festuca  arundinacea,  immer  als 
F.  elatior  aufgeführt  wird.  Es  giebt 
dies  die  grössten  Verwirrungen.  Sie 
sollten  schreiben:  Festuca  pratensis 
Hudson  (=  F.  elatior  L.)  Wiesen- 
schwingel und  Festuca  arundinacea 
Schreb.,  Rohrschwingel. 

Die  Verfasser  schreiben  bei  F.  elatior: 
„Diese  Art  gehört  zu  den  besseren 
Futtergräsern:  sie  hätten  lieber  sagen 
sollen:  zu  den  besten.  Ueberhaupt 
hätten  sie  betreffs  der  Verwendung  und 
des  Werts  der  Gräser  Sachverständige 
zu  Rate  ziehen  sollen. 


Nicht  einverstanden  können  wir  uns 
damit  erklären,  dass  die  Verfasser,  wie 
es  übrigens  schon  in  der  ersten  Auf- 
lage geschehen  ist,  Seeale  cereale  den 
Roggen,  als  Triticum  cereale  aufführen, 
also  die  Gattung  Seeale  ganz  einziehen. 
Der  Roggen  hat  kein  Gipfelährchen, 
die  Hüllblätter  sind  einnervig,  pfriemen- 
förmig,  das  Deckblatt  ist  sehr  ungleich- 
seitig gekielt,  wie  die  Verfasser  selbst 
hervorheben,  während  sie  nicht  aul- 
führen, was  aber  Kollegen  Asche rson 
sehr  wohl  bekannt  ist,  dass  der  Roggen 
am  Embryo  vierWürzelchen,  derWeizen 
nur  drei  hat. 

Wenn  die  Verfasser  ferner  bei  Tri- 
ticum turgidum,  englischer  Weizen, 
sagen:  ,, Nur  versuchsweise  gebaut",  so 
haben  sie  wohl  nicht  an  die  grossen 
Felder  des  ,, Rauhweizens",  oder  Rivett- 
Weizens,  oder  Rivetts  Bearded  in  der 
Provinz  Sachsen  gedacht,  wo  gerade 
diese  Varietät  des  T.  .  turgidum 
wegen  ihrer  riesigen  Erträge  sehr 
beliebt  ist. 

Doch  das  sind  Kleinigkeiten,  die  den 
hohen  Wert  des  Buches  nicht  beein- 
trächtigen. Es  ist  —  um  es  noch  ein- 
mal zu  sagen  —  ein  klassisches  Werk, 
auf  das  wir  Deutschen  stolz  sein  können. 
Wer  auf  dem  weiten  Erdenrund  wissen- 
schaftlich Floristik  treiben  will,  wird 
Ascherson  -  Graebner  zur  Hand 
nehmen  müssen;  somit  ist  es  nicht  nur 
ein  Lokal-  sondern  auch  ein  kosmo- 
politisches Werk. 

L.  Wittmack. 


Aus  den  Vereinen. 


Allgemeiner  Deutscher  Gärtnerverein, 

Abteilung  für  Stellennachweis, 
Berlin,  Weissenburgerstr.  66. 
Der  Monat  Juli  war  für  die  Ge- 
schäftsstelle Berlin  anscheinend  auch 
im  allgemeinen  recht  ruhig.  Offene 
Stellen  meldete  die  gewerbliche  Gärt- 
nerei 79,  der  Privatgartenbau  10, 
unter  letzteren  2  für  Verheiratete. 
Einschreiben  Hessen  sich  80  Stellen- 
suchende. Während  die  jüngeren  Ge- 
hilfen stets  leicht  wieder  Arbeit  be- 
kamen, waren  die  älteren  sehr  schwer 
unterzubringen.  Wie  schon  im  Vor- 
monate,   so    fehlte    es  in  diesem  noch 


mehr  an  flotten  Veredlern.  Da  diese 
Saisonarbeit  allgemein  verhältnis- 
mässig gut  bezahlt  wird  (meist  werden 
Akkordveredler  verlangt),  um  diese 
Zeit  gerade  auch  in  allen  anderen 
Branchen  der  Gärtnerei  eine  gewisse 
Flaue  herrscht,  kann  nur  geraten 
werden,  dass  sich  mehr  Gehilfen  die 
erforderlichen  Kenntnisse  im  Veredeln 
aneignen.  Manche  älteren  Gehilfen,  die 
sonst  zur  Hochsommerzeit  wochenlang 
arbeitslos  werden,  würden  von  der  Ar- 
beitslosigkeit verschont  bleiben,  wären 
sie  für  das  Veredlungsfach  (besonders 
in  Rosen)  gerüstet. 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


_479 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


Berlin.  Grosse  deutsche  Winter- 
blumen -  Ausstellung,  Mitte  Februar 
1900  im  Zoologischen  Garten.  Das 
Programm,  das  Medaillen  und  Geld- 
preise im  Gesamtbetrage  von  nicht 
weniger  als  20000  Mark  aussetzt, 
ist  auch  vom  Verein  zur  Beförderung 
des  Gartenbaues,  Invalidenstrasse  42, 
zu  erhalten. 

Paris.  Internationaler  gärtnerischer 
Kongress,  25.  und  26.  Mai   1900. 


Düren,  Grosse  allgemeine  Garten- 
bau-Ausstellung nebst  Obst-  und  Saat- 
gutmarkt im  Stadtpark,  23 — 25.  Sep- 
tember 1899.  Anmeldungen  bis  15.  Sep- 
tember an  die  Ausstellungs-Kommission 
zu  Düren,  Landratsamt.  Da  eine  grössere 
Ausstellung  in  Düren  seit  vielen  Jahren 
nicht  stattgefunden,  hofft  man  auf  be- 
sonders reiche  Beteiligen«;. 


Programm  der  Zweiten  Deutschen 

Dahlien-Ausstellung  im  Palmengarten  zu  Leipzig 

am  23.   und  24.  September  1899 

veranstaltet  von  der  Deutschen  Dahlien- 
Gesellschaft. 

Gab  die  »Deutsche  Dahlien-Gesell- 
schaft« schon  im  vorigen  Jahre,  im 
ersten  ihres  Bestehens,  in  Magdeburg 
ein  sichtbares  Zeichen  ihres  Wirkens 
in  der  Oeffentlichkeit,  um  das  zu  zeigen, 
was  »Dahlien«  heute  sind,  welche  gross- 
artige Vervollkommnung  diese  Blume 
in  wenigen  Jahren  erreicht  hat,  so 
soll  es  bei  folgenden  Veranstaltungen 
der  Gesellschaft  vornehmstes  Streben 
sein,  die  deutsche  Dahlien-Zucht  zu 
fördern,  sie  mit  den  Erfolgen  Englands 
auf  gleiche  Stufe  zu  bringen. 

Auf  einstimmigen  Beschluss  der  Mit- 
glieder ist  die  Wahl  des  diesjährigen 
Ausstellungsortes  auf  Leipzig  gefallen, 
und  ist  uns  die  dortige  Palmengarten- 
gesellschaft  in  dankenswertester 
Weise  entgegengekommen.  Leipzigs 
gärtnerische  Bedeutung,  sowie  die 
engere  Wahl  des  dortigen  Ausstellungs- 
feldes lassen  uns  besten  Erfolg  hoffen. 

Eine  Prämiierung  findet  nicht  statt! 
Es  soll  ein  Jeder  versuchen,  das  Beste 
zu  leisten,  denn  freier,  ehrlicher  Wett- 
streit geizt  nicht  nach  Preismünzen, 
ihm  ist  das  allgemeine  Urteil  recht 
und  gut  genug. 


Ist  auch  im  allgemeinen  eine  mög- 
lichst einheitliche  Anordnung  der  Aus- 
stellung geplant,  so  hat  dennoch  jeder 
Aussteller  die  Freiheit,  seine  Objekte 
nach  seiner  Ueberzeugung  für  an- 
sprechende Wirkung  aufzustellen.  Dass 
die  Blumen  thunlichst  langstielig  vor- 
geführt werden,  ist  der  Wunsch 
der  Ausstellungs-Leitung.  Der  Ver- 
wendungswert besonders  neuer  Sorten 
muss  möglichst  ersichtlich  sein.  Ein- 
heitliche Ausstellungs-Gläser  hält  der 
Ausschuss  bereit  gegen  Erstattung 
massiger  Benutzungsgebühren. 

Das  Ausstellen  von  Dahlienblumen 
und  Dahlien  in  Töpfen  oder  Vorführen 
besonderer  Gruppen,  ist  nur  den  Mit- 
gliedern der  »Deutschen  Dahlien- 
Gesellschaft«  gestattet. 

Die  Binderei-Ausstellung,  der  vor- 
nehmste Teil  jeder  Blumenausstellung 
soll  in  ihren  Objekten  die  Dahlien  als 
hauptsächlichsten  Werkstoff  vorführen 
und  kann  von  Jedermann  beschickt 
werden.  Besonders  an  die  Leipziger 
Blumenkünstler  ergeht  unsere  Bitte 
um  regeste  Betheiligung. 

Platzmiete  erhebt  die  Ausstellungs- 
leitung nicht! 

Wie  im  Vorjahre  soll  Neuheiten, 
die  sich  noch  nicht  im  Handel  befinden, 
mit  Vorzug  deutschen  Züchtungen,  der 
möglichst  beste  Raum  zugewiesen 
werden.  Anmeldungen  zum  Wert- 
zeugnis  für  Neuzüchtungen  wollen  die 
Herren  Aussteller  vor  der  Ausstellung 
der  Blumen  beim  Vorstand  einreichen; 
derselbe  beschliesst  darüber,  ob  die 
Wertbeurteilung  —  die  später  an  den 
Pflanzen  vorgenommen  wird  —  statt- 
linden soll,  und  können  dann  solche 
Blumen  mit  entsprechenden  Auszeich- 
nungen versehen  werden. 

Eine  Schönheits  -  Konkurrenz  findet 
wieder  statt.  Die  Ausstellungsleitung 
behält  es  sich  vor,  von  jedem  Aus- 
steller solche  Blumen  resp.  Sorten  zu 
entnehmen,  welche  sie  für  besonders 
wertvoll  erachtet,  diese  kommen  auf 
eine  Tafel  in  einheitlicher  Anordnung 
zur  Schau,  damit  das  Publikum  an 
dieser  engeren  Wahl  sein  Urteil  ab- 
geben kann.  Gleichzeitig  findet  auch 
für  den  ersten  Tag  eine  Schönheits- 
Konkurrenz  für  die  eingelieferten 
Bindereien   statt. 


480 


Personal-Nachrichten. 


Der  Ausstellungsraum,  die  grosse 
Orangerie  des  Leipziger  Palmengartens, 
bietet  hinreichend  Platz  für  weit- 
gehendste  Beteiligung. 

Aussteller-Dauerkarten,  sowie  solche 
für  Angestellte  können  an  der  Kasse 
des  Palmengartens  unentgeltlich  er- 
hoben werden.  Die  von  der  „Deutschen 
Dahlien- Gesellschaft"  besonders  aus- 
gestellten Interimskarten  berechtigen 
zur  Empfangnahme  solcher  Aussteller- 
Dauerkarten. 

Die  Ausstellung  ist  den  Besuchern 
des  Etablissements  unentgeltlich  ge- 
öffnet. Das  Eintrittsgeld  erhebt  der 
Palmengarten. 

Reklamationen  und  sonstige  Wünsche 
können  nur  beim  Vorstande  während 
der  Ausstellungstage  geltend  gemacht 
werden.  Späteres  Einbringen  hat  keine 
Berücksichtigung  zur  Folge. 

Am  24.  September  hält  die  »Deutsche 
Dahlien-Gesellschaft«  ihre  3.  Jahres- 
versammlung, jedenfalls  im  oberen 
Saale  des  Kuhturm -Restaurants  (inner- 
halb des  Palmengartens  gelegen)  ab, 
auf  welche  besondere  Plakate  in  der 
Ausstellung  noch  aufmerksam  machen. 
Der  Zutritt  ist  Jedermann  gestattet. 

Die  Aufstellung  der  Ausstellungs- 
gegenstände kann  schon  am  22.  Sep- 
tember erfolgen,  muss  aber  bis  9  Uhr 
am  Eröffnungstage  beendet  sein. 

Sonnabend,  den  23.  September,  um 
11  Uhr  wird  die  Ausstellung  eröffnet. 
Ohne  gesellschaftlichen  Zwang 
aufzuerlegen  und  ohne  offiziell  zu 
gelten,  wird  das  Mittagessen  an  beiden 
Ausstellungstagen  gemeinschaftlich  im 
Garten  eingenommen. 


Anmeldungen  für  die  Beschickung 
der  Ausstellung,  mit  gefl.  näherer  Be- 
zeichnung, ob  dieselben  Blumen  oder 
Bindereien  betreffen,  mit  möglichst 
genauer  Angabe  des  beanspruchten 
Raumes  (in  Dm  angegeben),  wolle  man 
bis  zum  10.  September  an  den  Ge- 
schäftsführer der  »Deutschen  Dahlien- 
Gesellschaft«  Herrn  Heinr.  Kohl- 
mannslehner,  Schöneberg  -  Berlin 
einsenden,  wohin  auch  sonstige  An- 
fragen zu  richten  sind. 

Wir  laden  unsere  geehrten  Mitglieder 
zu  einer  möglichst  reichhaltigen  Be- 
teiligung, sowie  alle  Fachgenossen  und 
Liebhaber  zumBesuche  der2. Deutschen 
Dahlien-Ausstellung  freundlichst  ein 
und  zeichnen 

hochachtungsvoll 

Deutsche  Dahlien-Gesellschaft. 

Der  Vorstand. 

C.  Kotte,  Südende-Berlin,  Präsident. 

Edwin    Nonne,     Ahrensburg,  Vicepräsident. 

Heinr.  Kohlmannsleh  ner,  Schöneberg- 
Berlin,  Geschäftsführer. 

G.  Bornemann,  Blankenburg  a.  H.,  Proto- 
kollführer. 

Ed.  Crass,    Mariendorf-Berlin,   Schatzmeister. 

Wilh.  Thürmer,  Diemitz-Halle,  Beisitzer. 

Eugen  Daiker,  Langenweddingen,  Beisitzer. 

Der  Ausstelluiigs-Ausschuss. 

J.   G.  Hanisch,  Hoflieferant,    Leipzig. 

F.  Knoll,  Lindenau-Leipzig. 

Kgl.   Garteninspektor  Mönkemeyer,  Leipzig. 

Otto  Mossdorf,  Lindenau-Leip'ig. 

Otto  Jaenisch,    Lindenau-Leipzig. 

F.  E.  Kaiser,  Lindenau-Leipzig. 

von  Vloten,    Gohlis-Leipzig. 

Heinr.  Zimmermann,  Roitzsch-Wurzen. 

Rieh.  Tasche,    Leutzsch-Leipzig. 


Personal-Nachrichten. 


Herrn  Gärtnereibesitzer  Robert 
Moncorps  in  Hohenschönhausen 
wurde  das  Patent  als  königl.  Garten- 
inspektor, in  Anerkennung  verdienst- 
vollen Wirkens  für  Hebung  ver- 
schiedener Zweige  des  Gartenbaues, 
überreicht. 

S.  Maj.  der  König  haben  Aller- 
gnädigst  geruht,  der  Witwe  des  König- 
lichen Gartenbau -Direktors  Schultz, 
Bertha  geborenen  Rösenick,  zu 
Lichtenberg    bei    Berlin,    das  Prädikat 


einer  Königlichen  Hoflieferantin  zu 
verleihen.  Frau  Schultz  führt  be- 
kanntlich das  Geschäft  ihres  ver- 
storbenen Gemahls  unter  der  alten 
Firma  Gustav  Adolph  Schultz 
weiter. 

Am  23.  August  ist  Herr  Henry  de 
Vilmorin,  der  Mitinhaber  der  welt- 
berühmten Samenhandlung  Vilmorin- 
Andrieux  &  Co.,  Ehrenmitglied  des 
Vereins  zur  Beförderung  des  Garten- 
baues,   zu   Paris    plötzlich    verstorben. 


Gartenflora  1899. 


Tafel  1466. 


aa-  kleiner  fleiner;  ***  Gustavs  Dauerapfel. 


Gustavs  Dauerapfel. 

Von   Obergärtner  Max  Löhner,    Wädensweil  bei  Zürich. 
_.  _.  (Hierzu  Tafel    1466.) 

^xlV^on  der  weisen  Auswahl  einer  geringen,  aber  doch  auch  nicht  zu  kleinen 
"$($  Anzahl  von  Obstsorten  für  jedes  bestimmt  abgegrenzte  Lokalgebiet  wird 
die  Zukunft  des  landwirtschaftlichen  Obstbaues,  jenes  wichtigen  Faktors  zur 
Mehrung  des  Volkswohlstandes,  wesentlich  abhängen.  Daneben  wird  es  dem 
Obstliebhaber,  dem  Gartenbesitzer  ein  dankbares  Gebiet  neuer  Anregungen 
und  erneuter  Freude  sein,  grössere  Sortimente  und  auch  Neuheiten  zu 
studieren.  Diese  Neuheiten  müssen  aber  andererseits  auch  geprüft  werden. 
Neuheiten  sind  als  Sämlinge  meist  widerstandsfähigerer  Konstitution,  und  manch- 
mal —  leider  aber  häufiger  nicht  —  findet  man  Sorten,  die  vor  den  älteren 
grosse  Vorzüge  aufweisen  und  letztere  fast  verdrängen  können.  Ich  erinnere 
an  den  Schönen  von  Boskoop,  der,  in  manchem  Lokalgebiet  vor  wenigen  Jahren 
noch  völlig  unbekannt,  dortselbst  bereits  zur  Hauptsorte  des  Züchters  geworden 
ist.  Nun  zu  Gustavs  Dauerapfel.  Diese  Neuheit  ist  in  der  Nähe  von  Konstanz, 
also  am  Bodensee  und  auf  lehmigem  Boden,  in  einigen  grösseren  Exemplaren 
aufgefunden  worden.  Hat  sie  Vorzüge  vor  anderen?  Ja.  Ein  schönes  Aus- 
sehen, eine  lange  Haltbarkeit,  gute  Qualität,  festes  Fleisch  und  die  richtige, 
mittlere  Versandgrösse  machen  sie  wertvoll.  Ob  sich  die  Sorte  für  leichtere 
Böden,  trockenere  Lagen  eignet,  ist  zweifelhaft  und  kann  nur  erprobt  werden. 
Für  Seelagen  aber,  etwa  für  die  deutsche  Nord-  und  Ostseeküste,  für  Lagen 
an  grösseren  Gewässern  und  besonders  auf  Lehmboden,  sowie  für  den  Liebhaber 
möchte  ich  sie  zum  Probeanbau  sehr  empfehlen.  Wenn  die  edleren  Ananas- 
Reinette,  Pariser  Rambour  (Stern-Reinette)  zu  Ende  sind,  giebt  es  keine  bessere 
Sorte  als  Gustavs  Dauerapfel. 

Ich  habe  den  Apfel  meinem  Vater,  dem  Kaufmann  Gustav  Löbner  in 
Markranstädt  bei  Leipzig,  zu  Ehren,  der  ein  sehr  grosser  Obstbaumliebhaber 
ist,  Gustavs  Dauerapfel  benannt.  Äusserlich  gleicht  er  sehr  dem  besonders 
in  Württemberg  verbreiteten  Kleinen  Fleiner,  von  dem  er  vielleicht  auch  ab- 
stammt. Wer  will  das  wissen?  Gustavs  Dauerapfel  ist  aber  farbenprächtiger 
—  die  Farbe  kommt  erst  auf  dem  Lager  zum  vollen  Durchbruch  — ,  länger  haltbar 
und  von  besserer  Qualität. 

Reiser  der  Sorte  habe  ich  in  Freundeshand  gegeben  und  auf  eine  Notiz 
im  »Schweizerischen  Gartenbau«  (8,  1899)  zu  meiner  Freude  an  verschiedene 
Interessenten  versenden  können.  Auch  die  bekannten  deutschen  Baumschulen 
von  L.  Späth-Baumschulenweg  bei  Berlin  und  J.  C.  Schmidt  in  Erfurt  er- 
hielten auf  Wunsch  Edelreiser;  die  Sorte  dürfte  somit  an  letzteren  Stellen 
bald  erhältlich  sein. 


A%2  862.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc. 


Des  Herrn  Oekonomie  -  Rats  Späth  Beschreibung  der  Sorte  in  Xo.  5 
des  laufenden  Jahrganges  der  Pomologischen  Monatshefte  S.  99  möge  hiermit 
folgen: 

Gestalt:  über  Mittelgrösse,  von  der  Form  des  Taubenapfels,  Kelchfläche 
häufig  schräg.     Querschnitt  fast  rund  bis  undeutlich  flachkantig. 

Kelch:  Geschlossen  bis  halb  offen,  stark  grünfilzig,  in  weiter,  wenig 
tiefer,  faltiger  Senkung. 

Stiel:  Kurz,  meist  nicht  den  Rand  der  Höhlung  überragend;  letztere 
weit  und  tief  (ähnlich  wie  beim  Alantapfel),  mit  feinem,  gelblich-grauem 
Roste  bekleidet. 

Schale:  Grundfarbe  gelb,  von  dieser  ist  jedoch  meist  wenig  zu  sehen, 
da  der  grösste  Teil  der  Frucht  prachtvoll  rot  überzogen  und  marmoriert, 
darüber  mehr  oder  weniger  dunkelrot  gestreift  ist.  Punkte  fein  und  ziemlich 
zahlreich,  im  Rot    durch  ihre  gelbe  Farbe  charakteristisch  hervortretend. 

Kernhaus:  Hoch  zwiebeiförmig,  Kammern  sehr  wenig  geöffnet,  deren 
Wände  meist  stark  zerrissen,  Kerne  kurz,  eiförmig  -  spitz,  zum  Teil  fehl- 
schlagend. 

Kelchröhre:     Kurzkegelig,  Staubfäden  unter  der  Mitte. 

Fleisch:     Gelblich,  fest,  fein,  saftig,   sehr  angenehm  süssweinig. 

Reifezeit:     Dezember  bis  Mai. 

Ein  Apfel,  der  sich,  wenn  sich  seine  Tragbarkeit,  wie  dies  in  der  Heimat  der 
Fall  sein  soll,  als  eine  gute  bewährt,  seiner  Schönheit,  langen  Haltbarkeit, 
seines  festen  Fleisches  und  schweren  Gewichtes  wegen  für  den  Markt 
vorzüglich  eignen  dürfte  und  als  Spätfrucht  auch  für  die  Tafel  sehr  will- 
kommen sein  wird. 


862.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues 

am  31.  August  1899. 

Vorsitzender:     Der     Direktor     des    Vereins,     Königlicher     Gartenbau -Direktor 

C.  Lackner-Steglitz. 
I.  Der  Vorsitzende  macht  der  Versammlung  Mitteilung  von  dem  Hinscheiden 
zweier  sehr  werter  Vereinsmitglieder,  denen  er  warme  Worte  des  Dankes 
und  der  Erinnerung  widmet.     Es  sind  das: 

Frau  Ministerial-Di-rektor  Freund -Berlin. 

Herr  Henri  Leveque  de  Vilmorin,  Paris  und  Verrieres-le-Buisson, 
Ehrenmitglied  des  Vereins. 
Die  Anwesenden  erheben  sich  zum  Zeichen  der  Teilnahme  von  ihren  Sitzen. 
II.  Vorgeschlagen  wurden  zu  wirklichen  Mitgliedern: 

1.  Herr  Bankier  Carl  Xeuburger,  Grunewald,  Winklerstr.  22,  durch 

Herrn  Grünenthal. 

2.  „     Gärtnereibesitzer     C.    Weber,    Lichtenberg,     durch    Herrn 

Perring. 
III.  Ausgestellte  Gegenstände:   1.  Herr  Obergärtner  Beuster-Biesdorf  hat 
eine  Kollektion  sehr  schöner  Artischocken,  Cynara  scolymus  L.,  aus- 


862.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc.  480 

gestellt,  die  er  alle  Jahre  neu  aus  Samen  zieht.  Herr  Dressler 
bemerkt,  dass  sich  diese  Kulturmethode  bei  Artischocken  auch  bei  ihm 
sehr  gut  bewährt  habe  und  dass  sie  sehr  dankbar  tragen.  Den  Samen 
habe  er  von  Herrn  Hoflieferanten  Klar-Berlin  bezogen.  Für  ihn  sei 
übrigens  die  Artischocke  eine  sehr  fragliche  Delikatesse,  sie  gebe  auch 
nicht  genug  aus,  sodass  man  von  einem  Dutzend  nocht  nicht  satt  werde. 
Kr  könne  sie  nur  als  eine  Leckerei  ansprechen. 

Herr  Hofgärtner  Iloffmann  bemerkt,  dass  die  Artischocken  jetzt  sehr 
viel  in  Privatgärten  gezogen  würden  und  ihr  Genuss  sehr  in  Aufnahme 
gekommen  sei.  Ihr  Geschmack  gleiche  dem  von  sehr  wohlschmeckenden 
Gemüsen  und  habe  Ähnlichkeit  mit  dem  von  Spargel.  Sie  seien  ausser- 
ordentlich bekömmlich  und  man  verstünde  ihre  Zubereitung  besonders 
gut  in  Frankreich. 

Herr  Konsul  Seifert  tadelt,  dass  die  Artischocken  in  Deutschland 
immer  noch  im  Preise  so  hoch  seien.  In  Norwegen  und  Schweden,  wo 
sie  ein  tägliches  Gemüse  wären,  bekämen  sie  die  Kinder  mit  nach  der 
Schule.  Er  hoffe,  dass  sie  sich  auch  bei  uns  immer  mehr  einführten  und, 
mit  Essig  verspeist,  zu  einer  Art  Xationalgemüse  würden.  Herr  Klar 
bemerkt  noch,  dass  er  sie  in  Paris  mit  Pfeffer  und  Salz  roh  gegessen 
habe,  und  Herr  Obergärtner  Schultz,  der  früher  am  Rhein  sehr  viele  ge- 
zogen hat.  hat  dort  das  Stück  mit  25  Pf.  verkaufen  können. 

2.  Herr  Gärtnereibesitzer  und  Königlicher  Garteninspektor  Robert 
Moncorps-Hohen-Schönhausen  legt  im  Hinblick  auf  den  Bericht  über  die 
Vereinsversammlung  im  Juli  d.  J.  (Gartenflora  S.  427)  ein  Exemplar  der 
„Berliner  Netzmelone"  von  i93A  Pfund  vor  und  bemerkt,  dass  er 
wiederholt  Exemplare  von  26  Pfund  erzielt  habe.  Die  von  Herrn 
Amelung-Wilmersdorf  empfohlene  Kulturmethode,  dass  man  den  Samen 
Mitte  März  in  kleine  Töpfe  aussäe,  nachher  in  sogenannte  16er  Töpfe 
setze  und  Ende  April  in  einen  Kasten  auspflanze,  möge  wohl  für  Privat- 
gärtner genügen,  ein  Handelsgärtner  könne  aber  dabei  niemals  bestehen. 
Er  pflanze  die  Melonen  Mitte  April  aus.  um  sie  daun  alle  acht  Tage 
wieder  zu  verpflanzen.  Ein  tüchtiges  Verschneiden  sei  dabei  sehr  vorteil- 
haft. Schattieren  sei  aber  unnötig.  Er  habe  in  diesem  Jahre  eine  Lieferung 
von  Melonensamen  übernommen  und  gebrauche  zu  einem  Pfund  Samen 
3  Zentner  Netzmelonen.  Er  liefere  einem  Konditor  alle  Melonen  von 
12  Pfund  und  darüber  zu  einem  festgesetzten  Preise  und  mit  der  Bedingung, 
dass  ihm  dafür  das  ganze,  die  Samen  enthaltende  Innere  unbeschädigt 
zurückgegeben  werde.  Herr  Obergärtner  H.  Amelung-Berlin  tritt  für 
seinen  leider  abwesenden  Bruder  ein  und  meint,  dass  derselbe  wegen 
seiner  sehr  sounigen  Lage  in  Wilmersdorf  zu  schattieren  genötigt  sei. 
Ferner  bemerkt  er,  dass  der  Bericht  in  der  Gartenflora  S.  427  den  Passus 
enthalte:  „Auch  im  Winter  setzte  die  Melone  gute  Früchte  an."'  Das  sei 
natürlich  unrichtig  und  sei  wohl  nur  von  der  Berichterstattung  falsch 
aufgefasst.  Sodann  hat  Herr  Moncorps  noch  ein  Kästchen  mit  Cham- 
pignons ausgestellt,  die  er  in  seinen  Treibhäusern  in  Sommerkultur 
gewinnt.  Eins  sei  dabei  sehr  misslich.  Sobald  nämlich  die  Temperatur 
über  200  steigt,  verschwinden  sämtliche  Champignons  auf  1  —  2  Tage  von 
der  Bildfläche.     Er  ernte  etwa  17  Pfund  pro  Tag. 


a$A  862.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc. 

3.  Aus  dem  Königlichen  botanischen  Garten  war  durch  Herrn 
Obergärtner  Strauss  ausgestellt:  1  Adenium  obesum  (Forsk.)  Roem. 
et  Schult.  Sein  Vaterland  ist  Süd-Arabien,  Ost-Afrika  und  die  Wüsten. 
Es  gehört  zu  der  Familie  der  Apocynaceae.  Dieses  Exemplar  stammt 
von  der  Friedrich  Hoffmann-Plantage  in  Ost-Afrika,  wo  es  von 
dem  Vorsteher  derselben,  Herrn  Georg  Scholz,  gesammelt  und  dem 
hiesigen  Garten  zugeschickt  wurde.  Die  Adenien  sind  unbewehrte  Fett- 
gewächse mit  etwas  fleischigen  Blättern  und  plumpen,  unförmlichen,  dicken 
Stämmen,  gewissermassen  die  »Elephanten«  in  dieser  Pflanzenfamilie 
darstellend,  die  meistens  nur  zierliche  Schlinggewächse  und  Stauden  oder 
Bäume  enthält. 

4.  Herr  Max  Schwenke  -  Schöneberg- Berlin  führt  seine  neueste 
Cactus-Dahlie  »Progenitor«  vor  und  bemerkt  dazu,  dass  das  neue 
Jahrhundert  in  dieser  Dahlie  einen  eigenartig  schönen  Zuwachs  bekomme. 
Die  breiten  Petalen  (richtiger  die  Zungenblüten)  seien  an  dem  Ende  tief 
eingeschlitzt,  wodurch  die  Blume  das  so  charakteristische  krause  Aus- 
sehen erhalte.  Die  Farbe  der  Blume  sei  karminlackrot.  Die  Blume  trage 
sich  auf  drahtartigem,  langem,  schwarzrotem  Stiele.  Der  Züchter  dieser 
Sorte  sei  Keynes,  Williams  &  Co.,  Salisbury,  von  dem  er  schon  die 
1898er  Sorte  »Keynes  white«  zum  Generalvertrieb  für  Deutschland  er- 
halten habe.  Auch  die  neue  Sorte  vertreibe  er  und  vom  Mai  1900  an 
liefere  er  Stecklinge. 

5.  Herr  Kohlmannslehner,  Schöneberg,  Merseburgerstr.  9,  stellt 
ausser  Wettbewerb  eine  äusserst  reichhaltige  und  prächtige  Sammlung- 
neuester Cactus-Dahlien  sowie  Goldhopfen,  Smilax  aspera  und  Scilla 
maritima,  aus.  Sein  darüber  eingereichter  Bericht  wird  in  No.  19  be- 
sonders abgedruckt  werden. 

6.  Herr  Inspektor  Dressler-Dalldorf  legte  die  neueren  vom  Verein 
beschafften  Canna  vor;  sein  Bericht  wird  besonders  abgedruckt 
werden. 

7.  Herr  Gärtnereibesitzer  Körper-Fürstenwalde  a.  d.  Spree  überbrachte 
einige  schöne  Gladiolen,  deren  Anbau  und  Kultur  er  warm  empfahl. 

IV.  Nachdem  Herr  R.  Hientzsch  für  den  verhinderten  Vorsitzenden  des 
Revisions- Ausschusses,  Herrn  Geheimen  Rechnungsrat  Schmidt,  Ent- 
lastung für  den  Vorstand  und  Schatzmeister  betreffs  der  Jahresrechnung 
1898  beantragt  hatte,  genehmigte   die  Versammlung  die  Decharge. 

V.  Herr  Direktor  Lackner  brachte  ein  sehr  warm  empfundenes  Abschieds- 
schreiben des  nach  Schwerin  als  Grossherzoglicher  Hofgarten-Direktor  be- 
rufenen Herrn  Königl.  Gartenbau-Direktors  Hampel  zur  Verlesung. 

VI.  Dem  Gartenbau-Verein  Landsberg  a.  W.  wurde  für  seine  gemeinschaft- 
lich mit  dem  Märkischen  Obstbauverein  veranstaltete  Ausstellung  vom 
21.  bis  24.  September  d.  J.  eine  grosse  silberne,  eine  kleine  silberne 
und  eine  bronzene  Vereinsmedaille  bewilligt,  deren  Verleihung  aber  an 
die  Erfüllung  bestimmter  Aufgaben  geknüpft   werden  soll. 

VII.  Die  Versammlung  nimmt  von  einem  Schreiben  des  Herrn  Bürgermeisters 
Schaumburg  in  Schönebeck  a.  d.  E.  Kenntnis,  in  welchem  derselbe 
namens  des  invaliden  Gärtners  Büttner  für  die  Zuwendung  von  50  Mark 
zur  Beschaffung    eines  künstlichen  Beines   dem  Verein    seinen  Dank  sagt. 


Die  Maiblumen  in  der  St.  Petersburger  Ausstellung.  ^$l 


VIII.  Das  Preisgericht,  bestehend  aus  den  Herren  Eduard  Crass,  Weber  und 
Wendt,  sprach  Herr  Obergärtner  Beuster-Biesdorf  für  seine  Arti- 
schocken den  Monatspreis  von  15  Mark  und  Herrn  Gärtnereibesitzer 
KOnigl.  Garteninspektor  Kob.  Moncorps-Hohen-Schönhausen  eine  kleine 
silberne  Medaille  zu. 
IX.  Die  in  der  letzten  Versammlung  Vorgeschlagenen  wurden  als  wirkliche 
Mitglieder  aufgenommen  (siehe  Gartenflora  Heft  16  Seite  427). 
C.  Lackner.  I.  V.:  Braun. 


Die  Maiblumen  in  der  St.  Petersburger  Ausstellung. 

Von  Fr.  Harms,  Hamburg 

oTfhT  attP  aucn  um  Jene  Zeit  (^e  zwerte  Hälfte  Mai)  selbst  für  St.  Petersburg 
<3z-,-^  die  Maiblumentreiberei  gewissermassen  ihr  Ende  erreicht  und  be- 
durften die  Treibkeime  auch  nicht  mehr  der  hohen  künstlichen,  sonst  ge- 
bräuchlichen Treibwärme  wie  im  Winter  zu  ihrer  vollen  Entwicklung,  so 
waren  die  in  der  Ausstellung  vorgeführten  Maiblumen  (abgesehen  von  einer 
Pariser  Einsendung)  doch  immerhin  für  die  dortige  Gegend  noch  als  ge- 
triebene, durch  künstliche  Wärme  zur  Blüte  gebrachte  zu  bezeichnen. 
Manche  Fachleute  wollten  diese  Leistung  der  Einsender  nur  als  eine  geringe 
anerkennen;  und  dennoch  weiss  der  Praktiker  recht  gut.  dass  es  oft  schwerer 
hält,  mindestens  ebensoviel  Aufmerksamkeit  und  Sachkenntnis  erfordert,  um 
die  angegebene  Zeit,  wenn  am  Tage  nämlich  bisweilen  schon  fast  tropische 
Wärme,  heisser  Sonnenschein  mit  trocknen  Winden,  wie  auch  dort  zu  jener 
Zeit,  herrscht,  schöne,  gedrungene,  widerstandsfähige  Maiblumen  mit  sich  eben 
über  die  Belaubung  nur  erhebenden  grossglockigen  Blüten,  mit  kräftigem  Blüten- 
stengel zu  liefern,  wie  man  sie  hier  in  so  tadelloser  Art  zu  sehen  Gelegenheit 
hatte.  Ein  guter  Kenner,  der  die  verschiedenen  Einsendungen  aufmerksam 
prüfte,  fand  denn  auch  leicht  die  kleinen  Unterschiede  in  den  verschiedenen 
Einsendungen,  die  Vorzüge  der  einen  vor  der  andern  heraus,  die  bei  ober- 
flächlicher Betrachtung  kaum  in  die  Augen  fielen. 

Ich  weiss  zwar  nicht,  wie  das  Preisgericht  entschieden  hat,  meiner  un- 
massgeblichen Meinung  nach  aber  gebührte  den  Eilersschen  Maiblumen,  die 
als  breite  Einfassung  um  eine  Fliedergruppe  desselben  Ausstellers  angebracht 
waren,  der  Vorrang,  der  erste  Preis.  Es  waren  tadellose,  gleichmässig  ent- 
wickelte, grossglockige  Blumen  auf  steifen,  gedrungenen  Stielen,  die  sich  nur 
wenig  über  das  ebenso  kurz  gedrungene  Laubwerk  erhoben,  wie  sie  ebenso 
während  der  ganzen  Winter-Treibperiode  zu  tausenden  und  abertausenden 
ununterbrochen  in  erster  Linie  für  die  sechs  oder  sieben  eigenen  Blumen- 
bazare  in  der  Stadt,  aber  oft  auch  noch  zur  Aushilfe  an  andere  Geschäfte  ge- 
liefert werden. 

Ueber  die  Kultur,  die  Treiberei  der  Maiblumen  in  der  Eilersschen 
Gärtnerei,  wie  sie  in  St.  Petersburg  fast  allgemein  gebräuchlich  ist  und  in 
einigen  Punkten  von  den  Gepflogenheiten  mancher  deutscher  Gärtner  ab- 
weicht, werde  ich  am  Schlüsse  einige  Bemerkungen  bringen.  Die  in  der 
Ausstellung  zur  Ansicht  gebrachten  Eilersschen  Maiblumen  entstammten  aus 
Deutschland    eingeführter    erstklassiger    Rohware,    aus  den  Philipp  Paulig- 


Agß  Die  Maiblumen  in  der  St.  Petersburger  Ausstellung. 

sehen  Kulturen  in  Lübeck.  Dies  renommierte  Lübecker  Geschäft,  Ph.  Paul  ig. 
hatte  ebenfalls  blühende  Maiblumen  in  zwei  kleineren  Gruppen  und  als  Ein- 
fassung seiner  Fliedergruppe  ausgestellt.  Die  Rohkeime  waren  an  Herrn 
Fischer,  Handelsgärtner  in  Zarskoje  Selo,  eingeschickt  und  von  diesem  nach 
der  Petersburger  Methode  getrieben.  Wenn  auch  schön  und  ersten  Ranges, 
ähnlich  wie  die  Eilersschen,  so  blieben  sie  doch  etwas  hinter  diesen  zurück. 
Obgleich  jedenfalls  auch  hier  erstklassige  Rohkeime  zur  Verwendung  ge- 
kommen, denn  die  Anzahl  der  Glöckchen  an  je  einem  Stiel  war  ungefähr  die 
gleiche,  so  hatten  sie  doch  nicht  ganz  das  straffe,  gedrungene  Äussere  der 
Eilersschen  und  schienen  auch  nicht  so  widerstandsfähig  gegen  die  in  einigen 
Teilen  des  Ausstellungsraumes  am  Tage  bisweilen  herrschende  trockene 
Zugluft. 

Ein  dritter  Aussteller,  wenn  ich  recht  unterrichtet  bin,  E.  A.  Bekle- 
mischeff,  Handelsgärtner  in  St.  Petersburg  (der  Xame  war  nur  in  russischer 
Sprache  angebracht),  hatte  Maiblumen  im  Freien  neben  seinen  Hyacinthen. 
deren  Kultur  er  im  Kaukasus,  am  Schwarzen  Meere,  betreibt,*)  ausgestellt.  Sie 
waren  auch  wie  die  anderen  Petersburger  Maiblumen  kultiviert,  in  Körbchen 
gepflanzt  und  so  getrieben,  doch  standen  sie  den  beiden  vorerwähnten  Ein- 
sendungen bedeutend  nach;  sie  waren  ungleichmässig  entwickelt,  mit  massigeren 
Blütenstielen  und  kleineren  Glocken. 

In  der  französischen  Abteilung  fanden  sich  noch  einige  Töpfe  mit  Mai- 
blumen, von  Charles  Beranek  (?),  Handelsgärtner  in  Paris,  ausgestellt.  Es 
waren  natürlich  keine  getriebene,  sondern  höchstwahrscheinlich  in  der  Ent- 
wicklung zurückgehaltene  Keime.  Die  Einzelblüten,  die  Glöckchen,  waren 
gross,  die  Stiele  und  das  Laub  aber  lang,  zu  lang,  schlotterig,  nicht  straff. 
Ob  es  die  gute  Hamburger  oder  Berliner  Treibsorte  war,  konnte  ich  nicht 
genau  feststellen;  ich  möchte  es  fast  bezweifeln,  da  die  Blätter  zu  sehr  zu- 
gespitzt und  nicht  stumpf  abgerundet  waren. 

Zum  Schluss  noch  einige  Bemerkungen  über  die  in  den  bedeutendsten 
Gärtnereien  St.  Petersburgs  allgemein  gebräuchliche  Treibmethode  der 
Maiblumen. 

Die  Treibkeime  werden  im  Herbst  und  Anfang  Winter  in  viereckige 
Spahnkörbe  von  ca.  30  cm  Länge,  20  cm  Breite  und  ca.  10  cm  Tiefe  gepflanzt, 
meistens  je  105  Stück  in  einen  Korb,  und  werden  in  diesen  später  getrieben, 
nicht,  wie  in  Deutschland  noch  sehr  viel,  in  die  Treibbeete  in  Sand  eingelegt 
und  dann  später  zum  Verkauf  kurz  vor  der  Blüte  in  Töpfe  gepflanzt  oder  zum 
Schnitt  auch  bisweilen  nach  erfolgter  Abhärtung  unmittelbar  aus  dem  Beete 
verkauft.  Wie  ich  in  der  Eilers'schen  Gärtnerei  sah,  sind  die  zum  Treiben 
der  Maiblumen-Körbchen  bestimmten  Kästen  ziemlich  tief,  sodass  die  sich  ent- 
wickelnden Blumen  nicht  ganz  nahe  unter  dem  Glase  der  dichtgeschlossenen 
Fenster  zu  stehen  kommen.  Der  Treibkasten  befindet  sich  über  den  Heizrohren 
an  der  Vorderseite  des  Hauses,  jedenfalls  mit  den  nötigen  Wasserbehältern 
zum  Verdunsten  von  Wasser,  mit  durchlässiger  Unterlage,  auf  welche  die 
Körbchen  mit  kleinen  Zwischenräumen  zum  Durchlassen  der  warmen  feuchten 
Luft  auf  Leisten  gestellt  werden.  Die  Wärme  wird  hier  sehr  gleichmässig 
auf  250  R.    (oder    gar  27  Grad,    wenn    ich    nicht    irre)    gehalten.      Sobald    die 


*)  Letzteres  geschieht  von  Nojeff  in  Moskau.     L.  W. 


Berichtigungen.  —  Die  Hybriden-Konferenz  in  London.  4^87 

Blumen  sich  genügend  entwickelt  haben,  ohne  dass  die  Blütenstiele  zu  lang 
geworden,  werden  die  Körbe  herausgenommen  und  auf  Borte  freistehend  im 
Hause  mit  niedrigerer  Temperatur  und  nicht  zu  gespannter  feuchter  Luft  zur 
Weiterentwicklung  und  Abhärtung  aufgestellt.  Sobald  die  Blumen  genügend 
entwickelt  sind  (man  rechnet  bei  etwaigem  kleinen  Ausfall  auf  100.  Blumen 
in  je  einem  Korbe),  werden  dieselben  ungeteilt  in  die  Blumenbazare  geliefert  und 
finden  hier  in  diesem  Zustande,  oder  aussen  etwas  verziert  oder  gedeckt,  auch 
mehrfach  willige  Käufer. 


Berichtigungen. 

In  meinem  Fliederartikel,  Heft  14  S.  389,  finden  sich  leider  einige 
kleine  Druckfehler:  Seite  390,  Zeile  11  von  oben,  muss  es  heissen  Stamm- 
statt Strauchhöhe,  Zeile  15  farbigem  statt  farbigerem  und  Zeile  16  niedrige 
statt  niedrigere. 

In  dem  Artikel  »Rosen«  von  Herrn  Hofgärtner  Hoffmann,  Heft  15  S.  397, 
sind  einige  unrichtige  Rosenbezeichnungen,  auf  die  ich  hier  noch  aufmerksam 
machen  möchte,  und  zwar  Seite  398 :  Mad.  Contin  statt  richtig  Mme.  Cusin,  Marquise 
Merean  Litta  statt  richtig  Marquise  Litta  de  Breteuil,  nicht  Litta  de  Rothschild, 
sondern  Meriame  de  Rothschild,  Mme.  Jeanne  Cabaud  weiss  ich  nicht  richtig 
zu  stellen,  Souvenir  d'Elise  Vandance  muss  heissen  S.  d'  E.  Vardon,  Comte 
Chaudon  heisst  C.  Chandon,  dann  24.  Zeile  von  unten  Grand  Duc  Ad.  St.  Luxem- 
bourg  muss  heissen  Grand  Duc  Ad.  de  Luxembourg. 

Die  Rosen  des  Herrn  Defresne  waren  einfach  auf  Nebenzweige,  nicht, 
wie  meistens  in  Deutschland,  unmittelbar  in  die  Rinde  des  Wildlingsstammes 
okuliert.  Es  ist  wohl  bekannt,  dass  dies  in  Frankreich,  Luxemburg,  England 
fast  ohne  Ausnahme  geschieht  und  deshalb  die  Augen  etwas  entfernteren 
Ansatz  (wo  gerade  der  Nebenzweig  sitzt)  haben.  Angebunden  müssen  junge 
Edeltriebe  bei  unserer  Okuliermethode  meistens  auch  werden,  bis  sie  mit  der 
Unterlage  sicher  (fest)  verwachsen  sind.  Fr.  Harms. 


Die  Hybriden-Konferenz  in  London. 

(Fortsetzung.) 
Am  ersten  Sitzungstage,  dem   11.  Juli  d.  J.,  wurde  über  die  nachfolgenden 
Themata,  welche  hier  der  Reihe  nach  kurz  erwähnt  werden  sollen,  referiert. 
Hybridenzucht  und  Kreuzbefruchtung,  eine  Methode  wissenschaftlicher 

Forschung. 
Mr.  W.  Bateson  eröffnete  die  Reihe  der  Vortragenden  mit  diesem 
Thema.  Er  sei,  sagt  er,  mit  grossem  Vergnügen  der  Einladung  des  Komitees 
gefolgt,  um  hier  eine  Versammlung  von  Personen  anzutreffen,  die  sich  für  diesen 
Gegenstand  interessieren.  Solch  eine  Gelegenheit  kann  nicht  besser  benützt 
werden  als  dadurch,  dass  er  genau  klarlege,  was  der  eigentliche  Zweck  der 
vorliegenden  Methode  sei.  Der  wissenschaftliche  Wert  liege  besonders  in 
der  Festsetzung    der  Spezies.     Obgleich   wir   jetzt    glauben,    dass    alle  Formen 


488  Die  Hybriden-Konferenz  in  London. 

im  Leben  in  einer  zusammenhängenden  Reihe  stehen,  so  ist  dennoch  die  That- 
sache,  dass  sie  in  Spezies  getrennt  sind,  sicherlich  richtig.  Das  Vorhandensein 
der  Arten  ist  eine  Thatsache,  der  wir  gegenüberstehen.  Wie  entstehen  nun 
die  Arten  in  der  Entwicklungsreihe? 

Zwei  Schwierigkeiten  stehen  allen  Deszendenztheorien  entgegen: 

1.  Wenn  die  Variationen  zu  spezifischen  Unterschieden  zu  gering  sind. 
wie  können  sie  dann  von  Wert  sein? 

2.  Warum  gehen  solche  Anfangs-Variationen  bei  der  Zwischenkreuzung 
nicht  verloren? 

Hier  greift  die  Thätigkeit  des  Züchters  ein.  Nur  seine  Experimente  allein 
können  diese  Fragen  beantworten.  Durch  seine  Kunst,  so  sagt  Mr.  Bateson,. 
ist  bereits  gezeigt  worden,  dass  die  Variation  oft  bedeutend  war  und  dass 
die  Abänderungen  nur  allmählich  entstanden  sind;  ferner  dass  solche  Varietäten 
nach  der  Kreuzung  beständig  waren  und  nicht  oblitterieren. 

Unsere  Aufgabe  ist  es,  zu  zeigen,  welche  Variationen  allmählich  hervor- 
gebracht wurden  und  welche  nicht.  Wir  haben  lange  genug  Vermutungen  an- 
gestellt über  die  allgemeine  Theorie  der  Entwicklungsreihe.  Es  ist  aber 
besser,  die  Frage  dahin  zu  spezialisieren,  wie  entstand  eine  Spezies  A  aus  der 
Spezies  B?  Indem  wir  die  Behaarung  und  Kahlheit  als  typische  Formen  der 
Variation  aufstellen,  wurde  gezeigt,  dass  bei  Matthiola  incana,  Lychnis 
vespertina  und  Biscutella  laevigata,  obgleich  die  Entwicklungsreihe  in 
jedem  Fall  unterbrochen  ist,  die  Art  und  Weise,  durch  welche  die  Unter- 
brechung stattfindet,  verschieden  ist..  Pflanzen  dieser  Spezies  wurden  ge- 
zogen, um  die  Experimente  zu  illustrieren,  welche  von  Miss.  J.  R.  Saun d er s 
in  Cambridge  gemacht  wurden,  von  welcher  diese  Resultate  herstammen.  Die 
Ergebnisse  der  Kreuzbefruchtung  zeigen,  dass  Varietät  und  Type  in  ver- 
schiedenem physiologischen  Verwandtschaftsverhältnis  zu  einander  stehen.  Wir 
sprechen  von  Spezies  und  Varietät,  als  ob  die  Phänomene,  welche  diese  Worte 
bedeuten,  homogen  sind.  Durch  die  Kreuzung  wird  gezeigt,  dass  ganze  Reihen 
verschiedener  Phänomene  zusammengeworfen  sind  unter  diese  beiden  Bezeich- 
nungen. Um  einen  Ausdruck  aus  dem  Gebiete  der  Chemie  zu  gebrauchen,  so 
müssen  durch  die  Kreuzbefruchtung  die  genetischen  Eigenschaften  der  Spezies 
und  Varietäten  geprüft  werden,  genau  so  wie  die  Verwandtschaft  chemischer 
Körper. 

Auf  diesem  Wege  können  die  wirren  Massen  der  sich  widersprechenden 
Eigentümlichkeiten,  welche  jetzt  den  Spezies  anhaften,  abgestreift  werden  und 
wir  können  befreit  werden  von  den  fruchtlosen  Debatten  über  diesen  ziellosen 
Gegenstand. 

Als  praktisch  bezeichnet  es  Mr.  Bateson,  mit  der  experimentellen  Kreuzung 
der  nächsten  Verwandten  zu  beginnen.  Es  ist  wesentlich,  dass  über  die  Erfolge 
eine  Statistik  geführt  wird.  Solche  Statistiken  mögen  anfangs  ganz  primitiv  sein, 
aber  ein  paar  Bemerkungen,  wie  z.  B.  ihr  Verhältnis  zu  ihrem  Ursprung,  welche 
den  abweichenden  Charakter  bezeichnen,  sind  absolut  notwendig. 

Mr.  Bateson  schliesst  damit,  dass  diejenigen,  welche  an  dieser  Arbeit 
teilnehmen,  den  Dank  der  Nachwelt  ernten  und  aller  Wahrscheinlichkeit  nach 
den  Grundstein  zu  einem  neuen  Wissenzweige  der  Naturgeschichte  legen 
werden. 


Yanilla  aromatica. 


489 


Hybride  Anthurien. 

Monsieur  A.  de  la  Devansaye  sprach  über  die  Fruchtbarkeit  bei  der 
Gattung  Anthurium.  Zwei  Gesetzmässigkeiten  beherrschten  bisher  die 
Fruchtbarkeit  in  der  Gattung  Anthurium.  Eine  dritte  wird  durch  Redner 
bekannt  und  eingehend  besprochen.     Diese  drei  sind: 

1.  Die  Befruchtung  vollzieht  sich  bei  der  Gattung  Anthurium  unter  der 
Bedingung,  dass  die  Blüte,  welche  das  zu  bestäubende  Pistill  enthält, 
und  die  Blüten,  von  denen  der  Pollenstaub  herrührt,  von  ver- 
schiedenen Samen  abstammen. 

2.  Die  Bestäubung  durch  Pollen  von  verschiedenen  Spezies  derselben 
Gattung,  z.  B.  Spathiphyllum,  hat  positiven  Erfolg.  Die  Befruchtung 
ist  sicher  und  Verschiedenheiten  in  der  Farbe  der  Blume  und  der 
Form  der  Blätter  sind  häufig  das  Resultat. 

3.  Trotz  der  Kreuzbefruchtung  treten  häufig  Fälle  ein,  wo  in  der  ersten 
oder  zweiten  Generation  die  gewünschten  Variationen  in  den  Pflanzen 
nicht  in  die  Erscheinung  treten.  Gewöhnlich  werden  die  Versuche 
dann  unterbrochen  und  die  Samen  vernichtet.  Mit  Unrecht.  Das 
gewünschte  Resultat  wird  oft  erst  in  der  dritten  oder  vierten 
Generation  erzielt.  Wird  die  Variation  schon  nach  der  ersten  Ernte 
erreicht,  so  ist  sie  meist  sehr  unbeständig.  In  der  dritten  Generation 
besitzen  die  Abkömmlinge  gewöhnlich  zur  Hälfte  die  Variation,  in 
der  vierten  sogar  zu  75 — 80  pCt.  (Fortsetzung  folgt.) 

(Nach  Gardeners  Chronicle.) 


Yanilla  aromatica. 

(Hierzu  Abb.  72.) 
lie  Gattung  Vanilla  enthält  nur  wenige  Arten  mit  langen,  klimmenden 
<kg^  Stengeln,  die  mit  dunkelgrünen,  fleischigen,  länglichen,  zugespitzten  Blättern 
besetzt  sind.  Die  zahlreichen  langen  Wurzeln,  welche  dicht  neben  den  Blättern 
am  Stengel  entlang  entspringen,  dringen  mit  Vorliebe  in  den  Boden  ein,  um 
hier  Nahrung  aufzunehmen.  Die  Blüten  stehen  in  Trauben,  stets  in  den  Blatt- 
winkeln, auf  kurzem  fleischigen  Blütenstiel;  derselbe  ist  zuweilen  verlängert 
und  trägt  dann  schuppenartige  Hochblätter. 

Die  Vanilla-Arten  zeichnen  sich  weder  durch  ihre  Farbe,  noch  durch 
ihre  Gestalt  aus;  ihre  fleischigen,  leicht  hinfälligen  Blumenblätter  sind  grünlich 
weiss  gefärbt.  In  der  Regel  blühen  stets  zwei  Blumen  zu  gleicher  Zeit  auf, 
um  sich  nach  2 — 3  Stunden  wieder  zu  schliessen.  Dann  öffnen  sie  sich 
nicht  wieder,  sondern  lösen  sich  nach  1 — 2  Tagen  von  dem  langen  Frucht- 
knoten los,  welcher  erst  nach  5 — 6  Tagen  eintrocknet  und  dann  abfällt. 

So  wenig  schön  und  interessant  die  Vanilleblumen  sind,  so  wichtig  ist 
die  Verwendung  der  langen,  reichlich  aromatische  Stoffe  enthaltenden  Frucht- 
knoten, welche  bekanntlich  als  sogenannte  Vanilleschoten  in  den  Handel 
kommen  und  zur  Bereitung  von  Chokolade  sowie  als  Gewürz  von  Getränken, 
Eis  u.  s.  w.  vielfach  benutzt  werden. 

In  den  Tropen  wird  die  Vanille  zur  Gewinnung  der  Früchte  angebaut; 
die    langen  Stengel    werden  an  entsprechend  hohen  Pfosten  emporgeleitet  und 


49° 


Vanilla  aromatica. 


angebunden.  Die  ganze  Anpflanzung  sieht  einem  Weinberge  nicht  unähnlich. 
Bei  uns  gedeiht  die  Vanille  am  besten  in  einem  Warmhause;  man 
pflanzt  dieselbe  in  ein  geräumiges  Gefäss  mit  gutem  Wasserabzug  in  ein 
Gemisch  von  Heideerdebrocken,  Sphagnum  und  Holzkohle.  Der  ziemlich  schnell 
wachsende  Stengel  wird  dann  an  einem  dicht  unter  dem  Glasdache  angebrachten 
Draht  weitergeführt. 

Nebenstehende  Abbildung  ist  einer  dem  verstorbenen  Herrn  Kommerzien- 
rat  Ranniger  gehörenden  Pflanze  entnommen.  Dieselbe  hat  bereits  eine  Länge 
von  12  — 14  m  erreicht  und  besitzt  mehrere  2 — 3  m  lange  Nebentriebe. 


Abb.  72.     Vanilla  aromatica. 
2/3  natürl.  Grösse.   Blühend  im  Ranniger'schen  Garten  in  Altenburg.   Gez.  von  A.  ß  o  d  e.    Blumen  grünlichweiss. 


Im  vorigen  Jahre,  ebenfalls  im  Mai,  zeigte  sich  die  erste  und  einzige 
Blüte,  die  sich  regelrecht  entwickelte;  in  diesem  Jahre  aber  öffnen  sich  bereits 
die  Blumen  eines  zweiten  Blütenstandes  und  noch  drei  andere  sind  in  der  Ent- 
wicklung begriffen. 

Bei  sonnigem  Wetter  blühen  die  Blumen  frühmorgens  auf;  das  Gewächs- 
haus füllt  sich  dann  mit  einem  feinen,  aromatischen  Vanille-Duft.  Eine  Be- 
fruchtung der  Blumen  ist  mir  bisher  nicht  gelungen;  in  Anbetracht  der  kurzen 
Blütendauer  scheint  es  sehr  schwer  zu  sein,  den  richtigen  Augenblick  zur 
Befruchtung  zu  erfassen.  A.  Bode-Altenburg 


Ausflug  der  Ausschüsse  nach  Neu-Strelitz.  ^.qi 


Ausflug  der  Ausschüsse  des 
Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  nach  Neu-Strelitz 

am  17.  August  1899. 

|ie  Besichtigung  des  der  grossherzoglichen  Familie  von  Mecklenburg- 
,  Strelitz  gehörigen  Schlossparkes  Neu-Strelitz  darf  man  wohl  mit  Fug  und 
Recht  zu  den  interessantesten  diesjährigen  Ausflügen  rechnen.  Die  Entstehuug 
dieses  Neustrelitzer  Parkes,  dessen  Gründung  in  das  letzte  Dezennium  des 
vorigen  Jahrhunderts  fällt,  ist  in  seinen  Einzelheiten  zu  charakteristisch,  um 
hier  nicht  kurz  angedeutet  zu  werden.  Ende  der  8oer  Jahre  des  vorigen  Jahrhunderts 
war  das  Schloss  und  Alt-Strelitz  durch  Feuer  fast  zerstört  und  die  laut  Landes- 
gesetz vorhandene  Bestimmung,  bei  Wiederaufbau  des  Schlosses  werkthätige 
Hülfe  und  Unterstützung  zu  leisten,  blieb  trotz  wiederholter  Aufforderung  des 
Regierenden  unbeachtet.  Dem  Trotze  der  renitenten  Bürger  setzte  der 
regierende  Herzog  Carl  kurz  entschlossen  sein  ,.quos  ego"  gegenüber.  Er 
antwortete  damit,  dass  er  in  etwas  grösserer  Entfernung  von  Alt  -  Strelitz 
inmitten  einer  hügeligen  Waldlandschaft,  geschmückt  durch  den- grossen  Zirker 
See,  ein  neues  Schloss  aufzubauen  befahl.  Jedenfalls  zeugte  die  Wahl  der 
Lokalität  von  sehr  gutem  Geschmack,  und  zum  höchsten  Erstaunen  der 
Alt  -  Strelitzer  entwickelte  sich  in  nächster  Umgebung  dieses  neuen  Schlosses 
eine  neue  Residenz;  Neu-Strelitz  wurde,  alsbald  Regierungssitz  des  1813  zum 
Grossherzog  ernannten  Herzogs  Carl.  Leider  ist  von  der  ursprünglichen  An- 
lage des  Schlossgartens,  dem  alten  Teil  des  jetzigen  Parkes,  kein  Plan  erhalten. 
Genug,  dass  Lennc  anfangs  der  20er  Jahre  die  Anlage  dieses  älteren  Teiles 
im  Stile  Lenötres  in  symmetrischer  Einteilung  zur  Ausführung  brachte  und 
dieselbe  heut  noch  deutlich  dies  Gepräge  trägt.  An  diesen  älteren  Teil  grenzt 
ein  neuerer,  der  in  den  50er  Jahren  durch  Hofgärtner  Starke  (damaligen 
Leiter  der  grossherzoglichen  Gärten)  im  sogenannten  englischen  Stile  angelegt 
wurde;  die  vereinte  Wirkung  beider  Teile  entbehrt  jedenfalls  für  den  Fach- 
mann nicht  eines  humoristischen  Beigeschmackes.  Das  Hauptbild  des  älteren 
Teiles,  eine  perspektivisch  geptlanzte  Linden  -Allee,  zeigt  uns,  vom  Schlosse 
aus  gesehen,  in  ihrem  Brennpunkte  einen  Tempel  mit  der  Statue  der  Hebe  von 
Canova  und  bildet  hierzu  der  Zirker  See  den  anmutigen  Hintergrund.  Etwa 
1  m  breite  Taxuswände,  kurvenartig  geschnitten,  schliessen  die  oberste  Schloss- 
terrasse gegen  die  nächsten  Partien  soweit  ab,  dass  man  über  die  Einbuchtung 
der  Hecke  hinweg  die  Baumkronen  der  angrenzenden  Partien  zu  sehen  ver- 
mag. Zwei  kleine  Fontainen  sowie  je  eine  starke  Abies  Nordmanniana  auf 
der  rechten  und  linken  Flanke  des  Schlosses  schmücken  im  Verein  mit  bunten 
Blumenrabatten  diese  obere  Terrasse.  Gleichzeitig  bilden  diese  Abies  Nord- 
manniana den  Endpunkt  zweier  breiter  Fahrwege,  die,  von  der  Basis  vorerwähnter 
Linden-Allee  ausgehend,  zur  Schlossterrasse  hinaufführen.  Auf  der  kurzen, 
östlich  gelegenen  Giebelseite  des  Schlosses  befindet  sich  vorn  neben  der  Aut- 
fahrt (von  der  Stadtseite  her)  ein  jetzt  zum  Speise  -  Salon  eingerichtetes 
ehemaliges  Orangeriegebäude  mit  daranstossendem  Parterre.  Dieser  Teil,  in 
gleichfalls  symmetrischer  Anordnung,  liegt  bedeutend  tiefer  als  die  Schloss- 
terrasse und  bietet  hier,  in  der  Fülle  hoher  Myrten,  Evonymus.  Mespilus, 
Granaten  und  diverser  alter  Neuholländer  (Melaleuken  etc.),  ein  stilles,  vor  den 
Winden  geschütztes  Plätzchen.     Oben   dagegen,    auf  der  Terrasse,    wehen   stets 


aq2  Ausflug  der  Ausschüsse  nach  Neu-Strelitz. 

frische  Winde,  welche,  über  Wald  und  Wasser  hinweg  streichend,  auch  im 
heissen  Sommer  Erfrischung  gewähren.  Auf  der  Frontseite  des  Schlosses 
vermag  man  von  der  Terrasse  aus  auch  eine  Hauptstrasse  der  Stadt  entlang 
zu  sehen  und  das  Auge  ruht  hier  im  Mittelgrunde  auf  dem  in  der  Strassenaxe 
erhöht  stehenden  Denkmal  des  Grossherzogs  Georg  von  Mecklenburg  -  Strelitz. 
des  Vaters  des  jetzt  regierenden  Grossherzogs.  Auch  dieses  Strassenbild 
schliesst  der  die  Stadt  umgebende  Forst  ab,  sodass  man  hier  völlig  den 
Eindruck  einer  im  Waldesgrün  gelegenen  Stadt  erhält. 

Der  auf  der  Schlossterrasse  liegende  Weg  führt  zu  einem  Rosarium  an 
der  kurzen,  westlich  gelegenen  Giebelseite  des  Schlosses,  das  mit  seinen 
Fontainen  und  Laubganganlagen  neuerdings  noch  der  nachbessernden  Hand 
des  derzeitigen  Hofgärtners  Becker  bedarf.  Steigt  man  von  hier  aus  zu  den 
Oekonomiegebäuden  hinunter,  so  gelangt  man  zunächst  in  ein  grösseres  Par- 
terre, den  ehemaligen  Weinberg,  dessen  schönster  Schmuck  hier  hoch- 
stämmige Lantanen,  Heliotrop,  Fuchsien  etc.  in  reicher  Blütenfülle  bilden. 
Von  hier  führt  uns  der  Weg  in  die  freie,  englische  Anlage,  die  eigentlich  nur 
noch  die  sogen.  Clump-Pflanzungen  mit  dem  englischen  Parke  gemeinsam 
hat.  Vorüber  an  so  manchem,  im  dichtesten  Gedränge  stehenden  schönen 
Baum-  und  Strauchmaterial  leitet  der  Pfad  zur  Anhöhe,  die,  von  einem  Mau- 
soleum gekrönt,  den  Wanderer  hier  plötzlich  überrascht.  Dem  Andenken 
an  Preussens  unvergessliche  Königin  Luise  geb.  Prinzess  zu  Mecklenburg- 
Strelitz  ist  diese  Stätte  geweiht  und  ein  sinnvoller  Wandspruch  am  Kopfende 
der  von  Rauch  geschaffenen  ruhenden  königlichen  Figur:  ,,Edle  Frau  aus 
edlem  Stamme,  ruhe  sanft  im  ew'gen  Frieden,  nach  des  Lebens  wilden  Stürmen!" 
kündet  in  kurzen,  schlichten  Worten  Werden  und  Vergehen  des  ringenden 
Menschengeschlechtes.  Die  Lage  des  Mausoleums  von  der  Höhe  nach  dem 
Parke  zu,  andererseits  nach  dem  Zirker  See  ist  als  eine  an  sich  höchst 
stimmungsvolle  zu  bezeichnen.  Von  hier  lenken  sich  unsere  Schritte  vorbei  an 
einer  zum  Hochstamm  gewachsenen  Pyramiden-Eiche,  einem  starken  Gymnocladus 
canadensis,  in  die  jenseits  der  ersterwähnten  Linden-Allee  befindliche  Götter-Allee. 
Zwischen  den  Statuen  weiss  angestrichener  Götterbildsäulen  dahin  wandelnd, 
gelangt  man  an  dem  sogen.  Bade  vorbei  direkt  zum  Ufer  des  Zirker  Sees,  der 
sich  inmitten  der  Waldlandschaft  im  weiten  Halbkreis  ausdehnt,  reich  an 
Fischen  und  Wasservögeln  ist.  In  der  Rüster  -  Allee  am  See-Ufer  entlang 
schreitend,  gelangen  wir  bald  zur  Grenze  des  eigentlichen  Schlossparkes.  Von 
hier  bildet  eine  neu  gepflanzte  Allee  mit  gemischtem  Bestände  die  Ver- 
bindung zwischen  dem  Schlossparke  und  der  sogen.  Schlosskoppel  —  einem 
Wildgarten.  Zur  Linken  dieser  neuen  Allee  liegt  in  massiger  Höhe  die 
Schlossgärtnerei.  Sie  umfasst  zehn  Gewächshäuser  (darunter  ein  Warmhaus  mit 
einer  Warmwasserheitzung)  sowie  die  Treibkästen,  Rabatten  für  Blumen-  und 
Gemüse-Anzucht.  Vorzügliche,  im  Kasten  kultivierte  Ananaspflanzen  ver- 
mochten unseren  gärtnerischen  Sinn  eher  zu  reizen  als  die  in  möglichst 
antikem  Stile  gehaltene  Bauart  der  Häuser.  Zur  rechten  Seite  der  Allee,  nach 
dem  See  zu  gelegen,  dehnen  sich  die  Gemüse-  (Deputat-)  Felder  der  zum  Schlosse 
gehörigen  Bediensteten.  Und  drüben  am  Ende  der  Allee  beginnt  dann  die 
sogen.  Schlosskoppel,  ein  wilder  Teil,  in  dem  Wiese  und  Gebüsch  mit 
grösseren  Baumbeständen  abwechselnd  dem  Wanderer  schattige  Spaziergänge 
darbieten.     Die  Anlage    dieses  regellosen  Parkes   stammt  von  dem  ehemaligen 


Die  elektrische  Beleuchtung  im  Viktoriapark  zu  Berlin.  4QS 


Hofmarschall  von  Höbe  her,  dem  zu  Ehren  auch  der  Grossherzog  hier  im 
tiefsten  Waldesinnern  einen  Gedenkstein  hat  setzen  lassen.  Diesen  Park  land- 
si  haftsgärtnerisch  auszugestalten,  würde  eine  dankbare  Aufgabe  sein,  denn  das 
Terrain  ist  hier  vielfach  coupiert  und  mit  zum  Teil  wundervollem  Baum- 
bestande (Pinus  cembra!)  geschmückt.  Nach  längerer  Wanderung  erreichen 
wir  sodann  noch  den  auf  der  Nordseite  des  Schlosses  sich  ausdehnenden  Forst, 
der  mit  seinen  hohen  prächtigen  Buchen,  dem  Stolze  der  Mecklenburger  Fände, 
sowie  von  zahlreichen  Herden  leicht  dahineilender  Rehe  und  Hirsche  be- 
völkert, uns  die  Jagdgründe  der  Altvordern  in  lebhafte  Erinnerung  zu  ge- 
stalten vermag.  Gärtnerisch  ist  hier  im  Schlossparke  nur  den  einfachsten 
Bedürfnissen  Rechnung  getragen;  die  Blumen-  sowie  Obst-  und  Gemüse- 
Abteilung  sind  je  einem  Obergärtner  unterstellt,  indess  der  Hofgärtner  Becker, 
unser  freundlicher  Führer,  die  gesammte  Aufsicht  und  Verwaltung  zu  leiten 
hat.  Zum  Schaden  einer  freieren  Entwicklung  hemmen  die  enggezogenen 
Etatsfesseln;  hier  wie  so  mannigfach  bei  uns.  Alles  Andere  kann  etwas  kosten, 
nur  der  Garten  soll  immer  billig  bleiben  und  verwaltet  werden.  ■ —  Schade  nur,  dass 
der  Besucher  unsererseits  so  wenige  an  Zahl  (zehn  Mitglieder  und  zwei  Gäste) 
waren!  Zu  allen  derartigen  Ausflügen  müssten  doch  sämtliche  Mitglieder 
des  Vereins  direkt  Einladung  erhalten!  Etwaige  Andeutungen  in  der  Monats- 
schrift veranlassen  die  wenigsten  zur  Beteiligung.*)  Jedenfalls  hatte  unser 
freundlicher  Führer  es  verstanden,  mit  Bezug  auf  die  drei  Begriffe:  Küche, 
Keller,  Kunstgenuss,  sich  unser  aller  Dank  reichlich  zu  verdienen! 

Hoff  mann. 


Die  elektrische  Beleuchtung  im  Viktoriapark  zu  Berlin. 

Machdem  im  vergangenen  Jahre  die  sogenannte  Effektbeleuchtung  des 
Wassersturzes  im  Viktoriapark  ins  Leben  getreten  ist,  ist  nun  in  diesem 
Jahre  noch  die  elektrische  Beleuchtung  des  ganzen  Parkes  mit  30  Bogenlampen 
hinzugekommen.  Dadurch  ist  auch  dem  tagüber  Beschäftigten  Gelegenheit 
gegeben,  sich  abends  in  dem  erfrischenden  Parke  erholen  und  die  Natur- 
schönheiten desselben  in  zauberhaftem  Lichterglanze  bewundern  zu  können. 
Auf  8  m  hohen,  schlanken  und  reich  verzierten  Ständern  aus  Gusseisen,  die 
oben  in  Form  eines  Bischofstabes  gebogen  sind,  hängen  die  Lichtspender  in 
40  cm  Durchmesser  haltenden  Glaskugeln  geborgen  elegant  herab  und  über- 
ziehen Busch  und  Fels,  Rasen  und  Blumen  mit  jenem  magischen  überirdischen 
Glänze,  der  dem  elektrischen  Lichte  eigentümlich  ist  und  selbst  den  auf  den 
näher  liegenden  Bänken  Ausruhenden  die  Lektüre  der  Zeitung  oder  eines 
Buches  gestattet.  Der  Idealist  fragt  nicht  nach  dem  Wie  oder  Woher,  aber 
der  Realist  und  Praktiker  möchte  auch  gern  etwas  über  die  technische  Aus- 
führung der  Einrichtung  erfahren  und  ihnen  möchte  ich  im  Folgenden  eine 
flüchtige  Skizze  derselben  vor  Augen  führen. 

Der  für  die  Beleuchtung    nötige  elektrische  Strom    wird  dem  Kabel    der 
Strassenbahn    in    der  Kreuzbergstrasse    entnommen.     Von    hier    wird    derselbe 


*)  Es  waren  ca.  80  Ausschussmitglieder  schriftlich  eingeladen,  ausserdem  die  Exkursion 
amtlich  gross  gedruckt  in  No.   16  der  Gartenflora  S.  448  bekannt  gemacht.  D.  Red. 


aqa  Die  elektrische  Beleuchtung  im  Viktoriapark  zu  Berlin. 

zunächst  durch  Kabel  in  das  Maschinengebäude,  in  dem  die  Gasmotoren  zum 
Emporheben  der  Wassermassen  für  den  Wassersturz  befindlich  sind,  nach 
einem  Zählapparat  geleitet,  der  die  verbrauchte  Strommenge  in  Kilowattstunden" 
angiebt.  Von  dem  Zählapparat  führen  Kabel  zu  den  30  Bogenlampen,  die 
ziemlich  gleichmässig  über  das  ganze  Parkgelände  verteilt  sind.  Je  10  Lampen 
haben  einen  gemeinschaftlichen  Einschalthebel,  dieselben  können  also  zu  gleicher 
Zeit  mit  Licht  versehen  oder  ausgelöscht  werden.  Geht  eine  Lampe  von  selbst 
aus,  so  brennen  die  anderen  9  ruhig  weiter,  indem  dann  der  Strom  durch 
einen  Nebenschluss-Widerstand  weitergetührt  wird.  Da  jedoch  der  elektrische 
Strom  der  Strassenbahn  in  der  Stärke  von  500  Volt*)  und  50  Ampere**)  für 
die  Beleuchtung  zu  stark  ist,  so  wird  er  durch  Widerstände,  von  denen  auf  je 
10  Lampen  2  kommen,  auf  eine  Stärke  von  42  Volt  und  10  Ampere  reduziert, 
wodurch  eine  Lichtstärke  von  1000  Kerzen  pro  Lampe  hergestellt  wird.  Die 
Anlagekosten  dieser  Einrichtung  betrugen  gegen  9000  Mark,  während  sich  der 
Stromverbrauch  incl.  Kohlen  auf  5,55  Mark  pro  Stunde  beläuft.  Hierzu  kommen 
noch  die  Bedienung  und  Beaufsichtigung  der  Lampen,  Reinigen  derselben  etc., 
was  etwa  mit  0,75  Mark  pro  Stunde  berechnet  werden  kann. 

Derselbe  Strom,  der  die  Bogenlampen  speist,  wird  auch  für  die  elektrische 
Beleuchtung  des  Wassersturzes  im  Viktoriapark  verwendet,  jedoch  dient  derselbe 
nur  indirekt  zur  Lichterzeugung,  indem  er  vermittelst  eines  Elektromotors  eine 
im  Maschinenhause  aufgestellte  Dynamomaschine  treibt,  welche  erst  den  mi- 
die Lichtwirkung  der  Scheinwerfer  nötigen  elektrischen  Strom  von' 65  Volt  und 
277  Ampere  erzeugt.  •  Von  hier  gelangt  der  Strom  vermittelst  Kabel  nach  den  9 
zu  beiden  Seiten  des  Wassersturzes  in  kleinen,  durch  Pflanzenwuchs  verdeckten 
Bretterhäuschen  untergebrachten  Scheinwerfern.  Diese  letzteren  sind  von  ver- 
schiedener Grösse;  es  sind  vorhanden:  5  Siemenssche  Scheinwerfer  mit  einer 
Lichtquelle  von  je  25  Ampere  und  65  Volt  (750  Kerzenstärken),  2  Schuckertsche 
Scheinwerfer  mit  einer  Lichtquelle  von  je  42  Ampere  und  65  Volt  (1250  Kerzen- 
stärken) und  2  Schuckertsche  Scheinwerfer  mit  einer  Lichtquelle  von  je 
35  Ampere  und  65  Volt  (1000  Kerzenstärken).  Die  Stromstärke  für  die  Licht- 
quelle der  Scheinwerfer  wird  durch  Widerstände,  die  in  den  Häuschen  an- 
gebracht sind,  reguliert.  Durch  die  Scheinwerfer  wird  die  Lichtstärke  mindestens 
verdoppelt. 

Die  Farben,  in  denen  der  Wassersturz  beleuchtet  wird,  sind  folgende: 
Weiss,  grün,  rot,  gelb,  blau  und  regenbogenfarben.  Hervorgerufen  werden 
dieselben  durch  entsprechend  gefärbte  Glastafeln,  die  in  ein  vor  der  Licht- 
quelle drehbar  befestigtes  Rad  eingesetzt  sind.  Alle  drei  Minuten  wird  mit 
der  Farbe  gewechselt,  was  durch  eine  elektrische  Klingel  dem  Mann  im 
Scheinwerferhäuschen  angezeigt  wird,  worauf  derselbe  das  Rad  einfach  etwas 
nach  rechts  dreht,  so  dass  die  nächste  bunte  Glasscheibe  zwischen  Scheinwerfer 
und  Öffnung  in  der  vorderen  Wand  des  Häuschens  tritt. 

Um  die  Wirkung  der  Beleuchtung  zu  erhöhen,  sind  an  einigen  Stellen 
des  Wassersturzes  mit  der  Wasserleitung  des  Parkes  in  Verbindung  stehende 
Spritzköpfe  aus  Messing  angebracht,  welche  über  dem  Wasser  einen  leichten 
Sprühregen  erzeugen. 


*)  Volt  bezeichnet  die  Einheit  der  elektromotorischen  Kraft. 
**)  Ampere  bezeichnet  die  Einheit  der  Stromstärke. 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


495 


Die  Anlagekosten  für  die  elektrische  Effektbeleuchtung  betragen  circa 
_j4"t><>  Mark.  Die  Unterhaltungskosten  belaufen  sich  vom  1.  Mai  bis  15.  Oktober, 
während  welcher  Zeit  die  Beleuchtung  an  zwei  Abenden  in  der  Woche 
(Mittwochs  und  Sonnabends)  vom  Einbruch  der  Dunkelheit  bis  io  Uhr  statt- 
findet, auf  ca.  2000  Mark.  Giemen. 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen  etc. 


Ceanothus  integerrimus. 


C  integerrimus 
Sierra    Nevada    von 
Britisch-Columbien. 
2000  und  4000  Fuss 
vorkommt,     und 
Washington     bis 


stammt    aus    der 

Kalifornien    und 

wo    er    zwischen 

über    dem  Meere 

erstreckt     sich     von 

St.    Bernardino    und 


bis  Südost-Arizona.  "Er  gehört  zu  den 
vielen  Neuheiten  von  David  Douglas 
vom  Jahre  1833,  welcher  eine  schmal- 
blättrige Form  desselben  sammelte,  die 
an  verschiedenen  Orten  im  Gebiete 
der  Spezies  vorkommt.  J.  D.  Hook  er 
fand  sie  auf  seiner  Reise  mit  Dr.  Gray 
1877  im  September  fruchtend  in 
Strawberry  Hill  Valley  nahe  Mount 
Shasta  und  im  Wellingtonia  Grove  von 
Galaveras.  In  Kew  wurde  sie  im 
Arboretum  viele  Jahre  kultiviert  und 
blühte  im  Freien  im  Juni.  C.  integerrimus 
ist  ein  aufrechter  Strauch  mit  vielen 
Zweigen.  Die  Blätter  alternieren,  sind 
kurzgestielt,  1 — 3  Zoll  lang,  oval,  oben 
dunkelgrün,  unten  blass,  zuweilen 
behaart.  Die  Blüten  sind  klein,  weiss 
oder  blassblau,  auf  sehr  schlanken 
Stielen,  welche  sich  vereinen  zu  kugel- 
runden Köpfchen,  die  wieder  in  runden 
oder  zylindrischen,  2—4  Zoll  langen 
Blütenständen  angeordnet  sind.  Ab«- 
gebildet  ist  die  Pflanze-  in  Curtis'  Bo- 
tanical  Magazine  1899  No.  650  tab.  7640. 

J.  B. 

Epilobium  obcordatum. 
Dies  ist  die  schönste  Spezies,  welche 
von  dieser  Gattung  kultiviert  wird, 
und  als  Alpinumpflanze  findet  sie  kaum 
ihres  Gleichen.  Sie  stammt  ebenfalls 
aus  der  Sierra  Nevada  von  Kalifornien, 
aus  Höhen  von  8000 — 11000  Fuss,  von 
Tulare  County,  360  nördl.  Breite,  nord- 
wärts bis  zum  Sacramento  River,  420 
nördl.  Breite.  Zusammen  mit  Dr.  Gray 
fand  sie  J.  D.  Hooker  1877  im  Sep- 
tember   in  Frucht    an   felsigen  Plätzen 


auf  dem  Mount  Stanfort  bei  Truckee. 
Ausserdem  kommt  sie  in  den  Humboldt- 
bergen in  Nevada  vor.  Der  Royal 
Garden  in  Kew  erhielt  ein  lebendes 
Exemplar  von  E.  obcordatum  1894 
von  H.  Seife  Leonard  aus  Hitherbury. 
welches  seitdem  alle  Jahre  im  Juli  im 
Alpinum  blühte.  Die  Pflanze  ist  ganz 
kahl,  6 — 8  Zoll  hoch;  die  Blätter  sind 
etwas  länger  als  die  Internodien,  gegen- 
ständig, sitzend,  ungefähr  1  Zoll  lang, 
dunkelgrün;  die  Blüten  stehen  in  den 
Achseln  der  oberen  Blätter  büschel- 
förmig angeordnet  und  sind  1V4  Zoll 
imDurchmesser gross;  die  Blumenkrone 
ist  hellrosa  gefärbt,  die  Blumenblätter 
sind  tief  zweiteilig.  Eine  hübsche  Ab- 
bildung der  Pflanze  giebt  Curtis'  Bo- 
tanical  Magazine  1899  No.  650  tab.  7641. 

J.  B. 

Dendrobium  capillipes. 

Ein  sehr  hübsches  kleines  Dendro- 
bium. gesammelt  von  dem  ver- 
storbenen Rev.  C.  Parish  auf  den 
Hügeln  nördlich  von  Thayet-Myo  (Bir- 
ma),  von  welchen  er  nach  Kew  im 
Jahre  1872  lebende  und  getrocknete 
Exemplare  sandte.  Es  hat  wahr- 
scheinlich eine  ausgedehnte  Ver- 
breitung in  den  Gebirgen  Birmas,  wo 
es  1875  im  Yanyalindistrikt  und  wo 
von  H.  Collett  auf  dem  Shangebirge 
in  3000  Fuss  ü.  d.  M.  eine  gross- 
blütige  Varietät  gesammelt  wurde. 
Es  wurde  viele  Jahre  im  Orchideen- 
hause des  Royal  Garden  in  Kew  kulti- 
viert, wo  es  jährlich  zwischen  April 
und  Juli  blüht.  Die  Blätter  dieser  Or- 
chidee sind  5 — 6  Zoll  lang,  ungefähr 
7a  Zoll  breit,  spitz  und  hellgrün.  Der 
seitlich  stehende  Blütenspross  ist  sehr 
schlank,  aufrecht  und  trägt  3 — 4  hän- 
gende Blüten.  Das  Perianth  derselben 
misst  im  Durchmesser  1  Zoll  und  ist 
goldgelb.      Die    drei    äusseren   Blätter 


49^ 


Kleinere  Mitteilungen. 


sind  linear-oblong,  zugespitzt,  kürzer 
als  die  kreisförmigen  Petalen.  Die  Lippe 
ist  fast  so  gross  als  die  ganze  übrige 
Blüte,  kreisförmig,  ausgerandet  und 
flach  ausgebreitet,  an  der  Basis  in 
einen    sehr    kurzen    Nagel  zusammen- 


gezogen und  mit  einem  orangefarbenen 
Fleck  am  Grunde  oder  mit  einigen 
roten  Strichen  an  jeder  Seite  gefärbt. 
Abgebildet  ist  die  Pflanze  in  Curtis' 
Botanical  Magazine  1899  No.  050  tab. 
7639.  J.  B. 


Kleinere  Mitteilungen. 


Zur  Vergrösserung  des  Bahnhofs  Wildpark  bei 
Potsdam, 

die  wegen  des  Anschlusses  der  Neben- 
bahn Nauen  -  Kaputh  -  Beelitz  -Treuen- 
brietzen  notwendig  geworden  ist,  hat 
die  Eisenbahnverwaltung  das  umfang- 
reiche Grundstück  des  Kunstgärtners 
Fricke  erworben.  Dieser  hat  erst 
kürzlich  einen  neun  Jahre  währenden 
Prozess  gegen  den  Eisenbahnfiskus 
wegen  Entschädigung  für  die  Ab- 
sperrung des  Grundstücks  durch  einen 
Zaun  von  der  öffentlichen  Strasse 
gewonnen. 


Ueber  Wanderraupen 
als  Hindernis  des  Eisenbahnverkehrs 

berichtet  die  ,.Oppelner  Ztg.":  Einen 
unfreiwilligen  Aufenthalt  erlitt  Zug  463 
am  11.  Juli  (?)  welcher  den  hiesigen 
Bahnhof  um  8  Uhr  48  Min.  früh  ver- 
lässt,  bei  Station  Trentschin-Königs- 
huld.  Hinter  Trentschi. .  waren  aus 
dem  Walde  Wanderraupen  in  so 
enormen  Mengen  auf  das  Schienen- 
geleis gekrochen,  dass  es  der  Maschine 
des  Zuges  bei  der  grössten  Anstrengung 
nicht  mehr  möglich  war,  ihn  weiter 
fortzubewegen.  Die  Räder  waren  durch 
die  klebrige  Masse  nicht  mehr  be- 
wegungsfähig. Der  Zug  musste  in  zwei 
Teile  getrennt  werden,  wovon  der 
erstere  in  Station  Königshuld  abgesetzt 
wurde  und  dann  erst  der  zweite  Teil 
nachgeholt  werden  konnte,  was  immer 
noch  mit  Schwierigkeiten  verknüpft 
war,  da  immerwährend  die  Schienen 
von  dem  lästigen  Ungeziefer  überzogen 
wurden.  Die  Raupen  halten  sich  schon 
mehrere  Wochen  in  den  dortigen 
Waldungen  auf  und  haben  fast  alles 
Laub  am  Untergehölz  aufgefressen. 


Perleberger  Stadtforst  veranschlagt; 
das  Hauptabsatzgebiet  war  natürlich 
Berlin.  Die  Beeren  sind  von  armen 
Leuten  und  Kindern  gesammelt  worden, 
denen    ihr  Fleiss    gut    gelohnt   wurde. 


Einnahmen  an  Heidelbeeren. 

Auf  30  000  Mark  wird  der  Ertrag  der 
diesjährigen  Heidelbeerenernte  aus  der 


Im  neuen  Botanischen  Garten 

ist  vor  einiger  Zeit  auch  das  unmittel- 
bar an  der  Potsdamer  Chaussee  erbaute 
Inspektorhaus  gerichtet,  während  die 
beiden  an  der  Dahlemer  Chaussee  lie- 
genden grossen  Direktorialgebäude  im 
Rohbau  schon  vollständig  fertig  sind. 
Alle  drei  Gebäude  sind  in  Rohziegeln 
aufgeführt  worden  und  haben,  ent- 
sprechend ihrer  landschaftlichen  Um- 
gebung, einen  villenartigen  Charakter. 
An  der  Dahlemer  Chaussee  zeigt  die 
neue  Anlage  eine  sehr  reiche  Vege- 
tation ;  die  im  Frühjahr  hier  eingesetzten 
Bäume  und  Sträucher  haben  sich  in 
jeder  Beziehung  gut  entwickelt.  Auch 
die  Bepflanzung  der  zahlreichen,  lang- 
gestreckten „Gebirgszüge",  welche  in 
der  Nähe  der  Dahlemer  Chaussee 
künstlich  angelegt  worden  sind  und 
zur  Kultivierung  der  alpinen  Flora 
dienen,  ist  zum  Teil  bereits  erfolgt. 
Namentlich  sind  es  junge  Fichten  und 
Tannen,  die  hier  eingesetzt  worden 
sind  und  augenblicklich  schonin einiger 
Höhe  zwischen  den  Felsmassen  hervor- 
spriessen. 


Der  grosse  Spielplatz  im  Treptower  Park 

ist  endlich  wieder  freigegeben  worden, 
nachdem  er  seit  Frühjahr  1895  der 
Benutzung  entzogen  gewesen  war.  Der 
3V2  ha  grosse,  von  einer  vierreihigen 
Platanenallee  umrahmte  Platz  darf  — 
anders  als  die  Spielplätze  der  übrigen 
städtischen  Parkanlagen  —  nicht  nur 
von  spielenden  Schülern,  sondern  von 
jedermann  betreten  werden.  Die  Be- 
völkerung des  Ostens  hat  denn  auch 
sofort  von  dem  lange  entbehrten  Platz 


Kleinere  Mitteilungen. 


497 


Besitz  ergriffen,  und  an  schönen  Nach- 
mittagen tummeln  sich  nun  wieder 
viele  Hunderte  von  Kindern  und  Er- 
wachsenen auf  dem  weiten  Rasen. 
Hinter  Treptow,  im  Plänterwald,  ist 
noch  ein  neuer  Spielplatz  angelegt 
worden,  der  erst  im  nächsten  Frühjahr 
freigegeben  wrerden   soll. 


Ratschläge 
und  Warnungen  für  die  gegenwärtige  Zeit.*) 

Sorgt  für  schnelles  Absammeln  alles 
Fallobstes  unter  den  Obstbäumen! 
Hierin  liegt  ein  Hauptmittel  gegen  die 
Beschädigungen  und  grossen  Verluste, 
welche  der  Apfelwickler  und  der 
Pflaumenwickler  durch  das  Madig- 
werden und  frühe  Abfallen  derAepfel. 
Birnen  und  Pflaumen  veranlassen.  Das 
Absammeln  des  Fallobstes  sollte  wo- 
möglich täglich  erfolgen.  Bei  Unter- 
lassen dieser  Massregel  gehen  die 
Larven  alsbald  aus  den  befallenen 
Früchten  zur  Ueberwinterung  in  den 
Erdboden,  wo  man  ihrer  nicht  mehr 
habhaft  werden  kann  und  A*on  wo  aus 
sie  im  nächsten  Jahre  hervorkommen 
und  ihr  Zerstörungswerk  wieder  be- 
ginnen. Verwertung  des  gesammelten 
Fallobstes,  besonders  der  Aepfel,  zum 
Mosten  oder,  in  Stücke  geschnitten 
und  an  der  Luft  getrocknet,  zur  Gelee- 
bereitung; der  Pflaumen  und  Zwetschen 
zum  Branntwreinbrennen  in  Fässer  ge- 
stossen. 

Versäumet  nicht  die  nötigen  Mass- 
regeln zum  Schutze  der  Obstbäume 
gegen  den  Frostspanner  und  gegen 
den  Apfelblütenstecher!  Ein  sicheres 
Mittel  gegen  den  nächstjährigen  Frass 
der  Frostspanner  -  Raupen  an  den 
Blättern  der  Obstbänme  sind  die  Kleb- 
gürtel an  den  Baumstämmen,  weil  die 
flugunfähigen  weiblichen  Schmetter- 
linge behufs  Eierablage  an  den  Zweigen 
im  Herbst  oder  Winter  den  Stamm 
erklettern  müssen  und  auf  den  Kleb- 
gürteln festgehalten  und  gefangen 
werden.  Die  wichtigste  Bedinguug  ist 
daher    ein   möglichst    lückenloser  An- 


*)  Aus  Prlanzenschutzliche  Nachrichten  für 
Acker-,  Obst-  und  Weinbau.  Herausgegeben 
unter  Mitwirkung  der  Auskunftsstellen  für 
Pflanzenschutz  der  Deutschen  Landwirtschafts- 
Gesellschaft  von  Dr.  B.  Frank,  Geheimer 
Regierungsrat,  Vorsteher  der  biologischen 
Abteilung  des  Kaiserlichen  Gesundheitsamtes 
zu  Berlin. 


schluss  des  Leimgürtels  an  die  Ober- 
fläche der  Rinde,  die  erforderlichen- 
falls zu  diesem  Zwecke  vorher  zu 
glätten  ist.  Es  giebt  verschiedene 
Arten  von  Frostspannern,  die  auch  zu 
ungleichen  Zeiten  im  Herbst  oder 
Winter  die  Stämme  ersteigen;  daher 
müssen  dieKlebgürtel  für  diesen  ganzen 
Zeitraum  wirkungskräftig,  d.  h.  von 
klebriger  Beschaffenheit  erhalten,  also 
zeitweilig  mit  einem  neuen  Anstrich 
von  Raupenleim  versehen  werden. 
Jene  kritische  Zeit  umfasst  die  Monate 
Oktober  bis  März.  Man  beginne  also 
mit  dem  Anlegen  der  Gürtel  schon 
Ende  September  und  erhalte  sie  bis 
in  den  März  klebekräftig.  Ein  anderer 
Obstfeind  allerersten  Ranges  für  den 
Apfelbaum  ist  der  Apfelblütenstecher. 
Auch  gegen  ihn  empfiehlt  sich  dringend 
ein  allgemeines  Vorgehen.  Dasselbe 
kann  mit  demjenigen  gegen  den  Frost- 
spanner verbunden  werden.  Denn 
die  an  den  Stämmen  überwinternden 
Rüsselkäfer,  welche  im  Frühjahr  her- 
vorkommen und  die  Apfelblüte  zer- 
stören, können  ebenfalls  durch  Fallen, 
die  im  Herbst  an  die  Stämme  zu 
legen  sind,  gefangen  werden.  Als 
gute  Apfelblütenstecher  -  Fallen  haben 
sich  die  Heuseile  bewährt.  Sie  sind 
oberhalb  der  Klebgürtel  anzulegen 
und  man  wird  gut  thun,  sogar  mehrere 
auch  an  den  stärksten  Aesten  des 
Baumes  anzubringen,  da  die  Rüssel- 
käfer an  allen  Teilen  des  Baumes  nach 
Winterverstecken  suchen.  Die  Heu- 
seile werden  spätestens  im  Oktober 
angelegt  und  über  diese  ein  4—6  fach 
zusammengefaltetes  Pack-  oder  Zei- 
tungspapier mittels  eines  Bindfadens 
befestigt.  Gut  bewährt  haben  sich 
als  Apfelblütenstecher  -  Fallen  sowie 
auch  zum  Abfangen  der  Obstmaden 
die  Gürtel  aus  Wellpappe,  welche 
schon  vom  Juli  an  um  die  Stämme  zu 
legen  sind.  Eine  zweckmässige  Ver- 
einigung dieser  Fallen  mit  den  gegen 
den  Frostspanner  nötigen  Klebgürteln 
sind  die  von  Hinsberg  -  Langenau, 
Rheinhessen,  neuerdings  hergestellten 
und  in  den  Handel  gebrachten  In- 
sektenfanggürtel  »Einfach«  (Rollen  von 
30  m  Länge,  15  Pf.  für  das  Meter). 
Diese  Fanggürtel  sind  im  Juli  oder 
August  um  die  Stämme  zu  legen,  im 
Oktober  zu  teeren,  vor  dem  Frühjahr, 
etwa  schon  im  Januar,  abzunehmen 
und  so  mit    dem  darin    liegenden  Un- 


49Ä 


Kleinere  Mitteilungen. 


geziefer  zu  verbrennen.  Abkratzen 
von  Moos  und  Flechten  von  den  Baum  ■ 
stammen  ist  daher  auch  notwendig, 
weil  das  ebenfalls  Schlupfwinkel  für 
den  Apfelblütenstecher  sind. 

Achtet  auf  die  Monilia  -  Krankheit 
der  Obstbäume!  Im  Herbst  sind  die 
dürren  Zweige  und  besonders  die- 
jenigen, an  welchen  die  vertrockneten 
Blütenbüschel  vom  Frühjahr  her  noch 
zu  sehen  sind,  möglichst  aus  den 
Baumkronen  herauszuschneiden  und  zu 
verbrennen;  auch  die  verdorbenen, 
auf  den  Zweigen  sitzen  gebliebenen, 
mit  dem  Monilia-Schimmel  bedeckten 
Früchte  sind  im  Herbst  zu  beseitigen. 
Es  ist  dringend  zu  empfehlen,  in  Obst- 
pflanzungen, wo  die  Krankheit  sich 
nur  erst  in  den  Anfängen  bemerkbar 
machen  sollte,  rechtzeitig  dagegen  ein- 
zuschreiten: dann  wird  sie  in  Schranken 
gehalten  werden  können,  während  ihre 
Bekämpfung  in  solchen  Pflanzungen, 
wo  sie  sich  seit  Jahren  ungehindert 
entwickeln  konnte,  jetzt  schon  viel 
grössere  Schwierigkeiten  macht.  Xach 
den  angestellten  Erhebungen  ist  die 
Krankheit  auch  im  vorigen  Jahre  über- 
all da  wieder  aufgetreten,  wo  sie  sich 
schon  in  den  früheren  Jahren  gezeigt 
hat;  auch  im  gegenwärtigenn  Jahre 
ist  das  Gleiche  beobachtet  worden. 
Vielfach  ist  sie  auch  von  den  Kirsch- 
bäumen auf  andere  Stein-  und  Kern- 
obsgehölze  übergegangen.  Auch  im 
Westen  und  Süden  des  Deutschen 
Reiches  ist  die  Krankheit  festgestellt 
worden. 


Die  diesjährigen  Obsternte-Aussichten. 

Nach  den  vom  ., Praktischen  Rat- 
geber" in  Frankfurt  a.  O.  veröffent- 
lichten Obsternteberichten  aus  den 
einzelnen  Provinzen  und  Ländern  hat 
Deutschland  eine  im  ganzen  geringe 
Ernte  zu  erwarten.  Nur  Ostpreussen 
macht  erfreulicherweise  eine  Aus- 
nahme, denn  nach  dem  Durchschnitt 
der  von  hier  eingegangenen  dreizehn 
Berichte  über  die  diesjährige  Frucht- 
ernte sind  die  Aussichten  für  Aepfel 
gut.  für  Birnen  gut  bis  mittel,  für 
Steinobst  mittel  bis  gut.  Kein  anderes 
Land  oder  Provinz  berichtet  so  günstig. 
Für  das  wichtigste  Obst,  die  Aepfel, 
sind  die  Aussichten  in  Hannover, 
Bremen,  Brandenburg,  Posen,  Prov. 
Sachsen    und    Rheinprovinz    mittel,  in. 


Westpreussen,  Schleswig  -  Holstein, 
Hamburg,  Thüringen,  Westfalen.  Lippe 
und  Waldeck,  Hessen  -  Nassau,  Bayern. 
Württemberg  und  Hohenzollern,  Gross- 
herzogtum Hessen,  Braunschweig  und 
Anhalt,  Königreich  Sachsen  mittel  bis 
gering,  in  der  Pfalz,  Baden,  Schlesien. 
Oldenburg,  Mecklenburg,  Pommern  ge- 
ring und  in  Elsass  -  Lothringen  sogar 
sehr  gering.  Ostpreussen  hat  somit 
Aussicht,  das  Obst  in  diesem  Jahre  gut 
zu  verwerten.  Der  Ostpreusische 
landwirtschaftliche  Centralverein  wird, 
wie  früher,  auch  in  diesem  Jahre 
wieder  zur  Förderung  des  Absatzes 
der  Früchte  Anfang  Oktober  einen 
Obstmarkt  (verbunden  mit  einer  Aus- 
stellung) abhalten,  dessen  Beschickung 
unter  Berücksicktigung  der  oben  an- 
gegebenen Obsternteverhältnisse  der 
westlichen  Teile  Deutschlands  einen 
besonderen  Erfolg  versprechen  dürfte. 
Pilzkrankheiten  aller  Art  bedrohen  in 
diesem  Jahre  in  besonders  starkem 
Masse  die  Früchte  und  die  Bäume, 
so  dass  wir  noch  mit  einer  entsprechen- 
den Verringerung  der  Früchte  zu 
rechnen  haben.  Auch  die  plötzliche 
und,  wie  es  scheint,  andauernde  Hitze, 
die  schroffe  Folge  dieser  auf  die  kühle 
Frühjahrs-  und  Vorsommerperiode  be- 
wirken noch  ein  reichliches  Abfallen 
der  Früchte.  Immerhin  hängen  jedoch 
viele  Bäume  so  voller  Aepfel,  dass 
eine  massige  Verringerung  den  ver- 
bleibenden Früchten  nur  zum  Vorteil 
gereichen  kann. 


Caladium. 

Berichtigungen  und  Zusätze  zu  dem  Artikel  in 
Heft  17  S.  456  von  Otto  Heyneck-Magdeburg. 

1.  In  meinem  Artikel  in  Heft  17  muss 
die  Namensunterschrift  heissen:  Otto 
Heyneck,  nicht  Otto  Höpner. 

2.  In  dem  Satze:  »Gut  thut  man,  die 
Töpfe  mit  Papier  abzureiben«,  muss  es 
heissen:  abzudecken  (mit  dickem 
Packpapier,  damit  kein  Tropfen  Wasser 
auf  die  mit  Knollen  gefüllten  Töpfe 
kommt). 

Einige  Worte  möchte  ich  über  die 
Verpackung  der  Caladien  beim 
Versand  sagen:  Jedes  Knöllchen  wird 
in  Watte  gehüllt,  alsdann  kommt  um 
die  Watte  festes  Pergamentpapier. 
Es  wiederholt  sich  nun  dieses  Einhüllen 
der  Knollen  mehrere  Male,  je  nachdem 
die  Witterung    zur  Zeit  des  Versandes 


Kleinere  Mitteilungen. 


_499 


ist.  Bei  grösseren  Entfernungen,  nach 
Russland,  Amerika  u.  s.  \v.,  werden  die 
Knollen  viermal  mit  Watte  und  viermal 
mit  Pergamentpapier  abwechselnd  um- 
hüllt; es  sind  bisher  noch  niemals 
Klagen  über  schlechtes  Ankommen  der 
Knollen  an  mich  gelangt. 

Otto  Hey  neck,  Cracau-Magdeburg. 


Eine  alte  Eibe  (Taxus  baccata)  in  Wien. 

Das  Interesse,  das  jetzt  den  Eiben 
vielfach  gewidmet  wird,  erinnert  mich 
ebenfalls  an  eine  alte  gesunde  Eibe  in 
Wien,  die  reichlich  rote  Beeren  trug 
und  die  ich  in  den  Jahren  zwischen 
1842  und  1844ZU  bewundern  Gelegenheit 
hatte.  An  der  Strasse,  Rennweg  ge- 
nannt, stand  ein  altes  Gebäude,  das 
über  dem  Thore  die  Aufschrift  trug: 
»k.  k.  Militair  -  Medicamenten  -  Regie«; 
in  dem  Gärtchen  des  Direktors  dieser 
Anstalt  stand  dieser  Baum,  weit  hinten 
zwischen  dem  botanischen  Garten 
und  Belvedere.  Es  ist  einige  Wahr- 
scheinlichkeit, dass  er  noch  da  steht, 
denn  in  dieser  Gegend,  scheint  mir, 
hat  die  Neuzeit  keine  wesentlichen 
Veränderungen  hervorgerufen.  Ich 
habe  aber  jetzt  in  Wien  keinen 
Menschen  mehr,  den  ich  darnach 
fragen  könnte,  auch  war  er  sogar  in 
der  damaligen  Zeit  fast  von  Niemandem 
gekannt;  vielleicht  gelingt  es,  auf 
diesem  Wege  die  Aufmerksamkeit  der 
Wiener  darauf  zu  lenken.  Dass  in 
Wien  im  allgemeinen  die  Eiben  nicht 
vergessen  sind,  beweist  das  schöne 
praktische  Spalier,  das  die  Plätze  am 
Maria  Theresien  -  Denkmal  zwischen 
den  Museumsgebäuden  einfasst;  aber 
es  ist  ein  grosser  Unterschied  zwischen 
einem  solchen  Spalier  und  einem 
grossen,  nie  von  Messer  oder  Schere 
berührten  Baume.  Den  vor  Augen  zu 
führen,  schrieb   diese  Zeilen 

Peter  Hoser  in  Warschau. 


Ueberschuss   der  Hamburger  Gartenbau- 
Ausstellung  von  1897. 

Die  Abrechnung  der  Allgemeinen 
Gartenbau-Ausstellung  von  1897  hat 
vorbehaltlich  einiger  noch  ausstehender 
kleinen  Regulierungen  einen  Ueber- 
schuss von  20  000  M.  ergeben.  Dieser 
Ueberschuss  soll  nachdem  genehmigten 
Antrage  des  Komitees  dem  Gartenbau- 
Verein  für  Hamburg,  Altona  und  Um- 
gegend überwiesen  werden. 


Obstausfuhr  aus  Böhmen. 

Täglich  gehen  ganze  Schiffsladungen 
frischen  böhmischen  Obstes  auf  der 
Elbe  über  die  Grenze,  bisher  meist 
Pflaumen  und  Frühbirnen,  die  in 
Dresden,  Leipzig  und  Berlin  sehr  gute 
Preise  erzielen.  Auch  minder  schöne 
Ware  ist  sehr  im  Werte  gestiegen. 
Heidelbeeren  werden  in  ganzen  Waggon- 
ladungen nach  Glatz,  Mittelwalde  und 
Habelschwerdt  verfrachtet,  das  Kilo 
wird  mit  4 — 6  kr.  bezahlt.  In  Prag 
haben  sich  die  Preise  von  Obstsorten 
bedeutend  verteuert. 


Liegnitzer  Gemüseversand. 

Von  dem  Liegnitzer  Gemüse  gehen 
alljährlich  Tausende  von  Zentnern  nach 
allen  Städten  Schlesiens,  nach  den 
Landeshauptstädten  und  nach  dem 
Auslande;  namentlich  bilden  Zwiebeln 
den  Haupt-Exportartikel  nach  England', 
während  Weisskraut  nach  Oesterreich 
hin  lebhaften  Absatz' findet.  Es  wurden 
nach  dem  städtischen  Verwaltungs- 
bericht im  Jahre  1898/99  mit  der  Eisen- 
bahn versandt:  153200  Ztr.  frische 
Gurken,  87940  Ztr.  Zwiebeln,  139940 
Ztr.  Kraut.  18  180  Ztr.  diverses  Grün- 
zeug, 100140  Ztr.  Kartoffeln,  11  900  Ztr. 
Rüben,  31  440  Ztr.  saure  Gurken  und 
Sauerkohl,  im  ganzen  sonach  542  74oZtr. 


Vermächtnis. 

Der  kürzlich  verstorbene  Handels- 
gärtner Dehler  in  Koburg  hat  der 
Stadt  Koburg  40000  M.  zu  wohlthätigen 
Zwecken  vermacht. 


San  Jose-Schildlaus. 

Zur  Verhütung  der  Verbreitung  der 
San  Jose-Schildlaus  hat  der  Ober- 
präsident  der  Rheinprovinz  mit  Zu- 
stimmung des  Provinzialrats  unter 
Aufhebung  aller  früheren  hierauf  be- 
züglichen Verordnungen  bestimmt,  dass 
in  den  Kraut-  und  Geleefabriken,  die 
Obst  oder  Obstteile  amerikanischen 
Ursprungs  verarbeiten,  sämtliche  Ver- 
packungsgegenstände dieser  Sendungen 
spätestens  binnen  24  Stunden  nach  der 
Entleerung  innerhalb  der  Fabrikgrund- 
stücke verbrannt  werden  müssen.  Zieht 
es  der  Besitzer  vor,  so  können  auf 
dessen  Kosten  diese  Gegenstände  unter 
Aufsicht  und  nach  Anordnung  der 
Polizeibehörde  desinfiziert  werden. 
Keinerlei  Obstteile  amerikanischen  Ur- 


500 


Kleinere  Mitteilungen. 


sprungs  dürfen  in  ungekochtem  Zustande 
aus  den  Fabriken  entfernt  werden. 


Anzucht  von  Kolonialpflanzen. 

In  Brüssel  ist  eine  Gesellschaft 
L'Horticole  coloniale  mit  einem 
Kapital  von  2400000  Frcs.  gebildet, 
welche  die  Anzucht  von  Kolonial- 
pflanzen betreiben  will.  Direktor  ist 
Lucien  Linden.  Es  gehören  dazu  1.  die 
Etablissements  der  L'Horticulture  inter- 
nationale im  Park  Leopold;  2.  die  zu 
Mortebeeke  (Lucien  Linden  &  Co.); 
3.  ein  grosses  Kolonial-Etablissement 
zu  Lindhout. 


Bericht  über  die  vom  Verein  zur  Beförderung 

des  Gartenbaues  angekauften   neuen 

Canna-Sorten. 

Auf  Anregung  des  Schreiber  dieses 
wurden  im  letzten  Frühjahr  von  Dam- 
mann &  Co.  in  San  Giovanni  a 
Teduccio  bei  Neapel  und  von  W. 
Pfitzer,  Stuttgart,  neuere  Cannasorten 
bezogen,  um  diese  auf  ihren  Wert  für 
die  hiesigen  klimatischen  Verhältnisse 
zu  prüfen.  Es  stellte  sich  sofort  heraus, 
dass  die  italienischen  Canna  einen 
viel  stärkeren,  robusteren  Wuchs 
zeigten  und  infolgedessen  sehr  hoch 
wurden.  Auch  die  Blüten  sind  viel 
grösser  als  die  der  Pfitzerschen  Sorten 
und  rechtfertigen  die  Bezeichnung 
»orchideenartige«,  denn  sie  haben  eine 
ganz  andere  Form;  nur  haben  sie  den 
Fehler,  dass  fast  immer  nur  eine, 
höchtens  zwei  Blumen  zu  gleicher  Zeit 
an  jedem  Blütenstiel  geöffnet  sind. 

Die  Pfitzerschen  Sorten  bleiben 
durchweg  niedriger,  blühen  aber  viel 
williger  und  machen  Blumenähren  von 
bis  zu  acht  offenen  Blumen  zu  gleicher 
Zeit.  Wenn  auch  die  Blüten  die  Grösse 
der  italienischen  nicht  erreichen,  so 
sind  sie  zur  Bepflanzung  von  Gruppen 
viel  mehr  geeignet,  weil  sie  durch 
den  Blütenreichtum  einen  ganz  anderen 
Effekt  hervorbringen  als  die  immer- 
hin sehr  interessanten  Dammannschen 
Züchtungen. 

Von  Dammann  &  Co.  wurde  bezogen: 
1.  Britannia,    sehr  grosse  Blume,  über 
15    cm     Durchmesser,      gelb     und  i 


rot,  ähnlich  der  bekannten  Italia, 
Blumenstiel  2  m  hoch,  grüne  Be- 
laubung, sehr  stark  wüchsig. 

2.  H.  Wendland,  Blume  der  vorigen 
ähnlich,  nicht  ganz  so  hoch,  grüne 
Blätter. 

3.  Professor  Treub,  gelbrote,  etwas 
gestreifte  Blume,  mit  dunkel- 
braunen Blättern.  Die  Farbe  der 
Blumen  ist  nicht  rein  und  macht 
daher  nicht  besonderen  Effekt. 

4.  Parthenope,  wie  die  vorige,  eine 
gelbrote,  nicht  recht  zu  be- 
schreibende Farbe,  Blumenstiel  sehr 
hoch,  grüne  Blätter,  mit  schmaler, 
brauner  Kante. 

5.  La  France,  die  Farbe  auch  dieser 
Sorte,  zwischen  rot  und  gelb,  ist 
schwer  zu  beschreiben,  sie  hat  dagegen 
sehr  schöne  dunkelbraune,  etwas 
gestreifte  Blätter. 

6.  Charles  Naudin  hat  noch  nicht 
geblüht,  da  sie,  wie  es  scheint, 
schwachwüchsig  ist. 

Die  Sorten  von  W.  Pfitzer-Stuttgart 
sind: 

1.  Stadtrath  Heidenreich,  leuchtend 
dunkelrote  Blumen,  sehr  dankbar 
blühend  mit  braunen  Blättern. 

2.  Hofgartendirektor  Wendland,  rote 
Blumen  mit  gelber  Einfassung,  ähn- 
lich der  Königin  Charlotte,  aber  viel 
schöner,  sehrreich  blühend;  Blumen- 
stiele verzweigen  sich,  so  dass  an 
einem  Stiel  4 — 5  Blumenähren  zu 
gleicher  Zeit  blühen.  Hat  grüne 
Blätter;  ist  sehr  zu  empfehlen. 

3.  Hofgartendirektor  Walter,  sehr 
schöne  dunkelrote  Blume,  niedrig 
bleibend.mitganz  dunklen  Blättern ; 
sehr  schön. 

4.  Präsident  Meyer,  leuchtend  rote, 
grosse  Blume,  dankbar  blühend, 
macht  grossen  Effekt.  Sehr  schön, 
braune  Blätter. 

5.  Frau  Holgärtner  Singer.  Hell- 
gelb eBlumen,  niedrig,  grüneBlätter, 
würde  sich  der  Abwechselung  wegen 
für  Gruppen   eignen. 

6.  Obergärtner  Krauss.  Hellrote 
grosse  Blume  mit  dunkler  Belau- 
bung, sehr  schön. 

E.  Dressler. 


Ausstellungen  und   Kongresse. 


501 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


Kaiserpreis    für    die    grosse   deutsche  Winter- 
blumen-Ausstellung im  Februar  1900  zu  Berlin. 

Dem  Verein  zur  Beförderung  des 
Gartenbaues  ist  nachstehendes  Schrei- 
ben des  Herrn  Ministers  für  Landwirt- 
schaft, Domänen  und  Forsten  zu- 
gegangen: 

Berlin,  2.  September  1899. 
„Seine  Majestät  der  Kaiser  und 
König  haben  auf  meinen  Antrag  für 
die  beste  Leistung  auf  der  nächst- 
jährigen grossen  deutschen  Winter- 
blumen-Ausstellung des  Vereins 
einen  Ehrenpreis  in  Gestalt  der  in 
Gold  auszuprägenden  Gartenbau- 
Staatsmedaille  zu  bewilligen  geruht. 
Die  Uebermittlung  dieses  Ehren- 
preises an  den  Verein  wird  recht- 
zeitig erfolgen. 

(gez.)  von  Hammer  stein." 


Dortmund,  14.— 24.  September  1899. 
Der  Gartenbau-Verein  zu  Dortmund 
wird  vom  14.— 24.  September  1899 
eine  grössere  Gartenbau  -  Ausstellung 
in  den  Räumen  und  Anlagen  des 
»Fredenbaum«  abhalten.  Anmeldungen 
zu  richten  an  Herrn  Stadtgärtner 
Schmidt,  Dortmund. 


Krefeld.  Grosse  Allgemeine 
Ausstellung  für  die  Rheinprovinz. 
16. — 25.  September.  Anmeldungen  an 
Albert  Samson,  Krefeld,  Leyenthal- 
strasse   101. 


Landsberg  a.  W.,  21. — 24.  Sep- 
tember 1899.  Obst-  und  Gartenbau- 
Ausstellung  und  Versammlung  des 
Märkischen  Obstbau-Vereins.  Anfragen 
an  das  Komite  der  Ausstellung  in 
Landsberg  a.  W. 


Leipzig.  Dahlien-Ausstellung  der 
Deutschen  Dahlien  -  Gesellschaft  am 
23.  und  24.  September  1899.  (Näheres 
siehe  in  Heft   17   S.  479.) 

Düren,  Grosse  allgemeine  Garten- 
bau-Ausstellung nebst  Obst-  und  Saat- 
gutmarkt im  Stadtpark,  23 — 25.  Sep- 
tember 1899.  Anmeldungen  bis  15.  Sep- 
tember an  dieAusstellungs-Kommission 
zu  Düren,  Landratsamt.  Da  eine  grössere 
Ausstellung  in  Düren  seit  vielen  Jahren 


nicht  stattgefunden,   hofft  man  auf  be- 
sonders reiche  Beteiligung. 


Dresden.  Allgemeine  deutsche 
Obst-Ausstellung  des  Deutschen  Pomo- 
logen-Vereins  vom  14.— 19.  Oktober. 
Anmeldungen  an  die  Geschäftsstelle 
des  Landes-Obstbauvereins  für  das 
Königreich  Sachsen,  Dresden-Neustadt, 
Glacisstrasse  7. 


Gent,  12. — 14.  Nov.  1899.  164.  Aus- 
stellung der  Soc.  roy.  d'agric.  et  de 
botanique  de  Gand.  Chrysanthemum, 
Zierpflanzen,  Orchideen  und  Obst.  Aus- 
länder sind  ebenfalls  zugelassen.  An- 
meldungen an  Herrn  Sekretär  Fierens, 
Coupure  1 — 5  in  Gent,  bis  4.  November 
7  Uhr  abends. 


Ungarische  Landes-Obst-,  Ge- 
müse- und  Blumen- Ausstellung 
in  Budapest.  Die  Obst-  undGartenbau- 
Ausstellung  wird  vom  7.  bis  15.  Oktober 
d.  Js.  in  den  Hallen  des  Handels- 
Museums  arrangiert.  Die  Ausstellung 
ist  national,  aber  es  ist  eine  inter- 
nationale Abteilung  für  auslän- 
dische Maschinen  und  Geräte  zur 
Obstvera  rbeitungund  Verwertung 
gebildet,  in  welcher  Abteilung  auch 
ausländische  Fabriken  teilnehmen  kön- 
nen. In  dieser  Abteilung  kommen  zur 
Ausstellung  Dörröfen,  Obstkochkessel, 
Cider-  und  Obstmahlmühlen,  Obstschäl- 
und  -Schneidemaschinen.  Zur  Prä- 
miierung dieser  Maschinen  und  Apparate 
stehen  dem  Ausstellungskomitee  vom 
königl.  ung.  Ackerbauministerium  ge- 
stiftete goldene,  silberne  und  bronzene 
Staatsmedaillen,  ferner  silberne  und 
bronzene  Vereinsmedaillen  zur  Ver- 
fügung. Es  wird  keine  Platzmiete  be- 
zahlt, doch  hat  die  Aufstellung  der 
Gegenstände  der  Aussteller  selbst  zu 
besorgen  und  die  Gegenstände  franko 
einzusenden.  Anmeldungen  zur  Be- 
teiligung in  der  internationalen  Ab- 
teilung für  Gartenbau,  Maschinen  und 
Werkzeuge  sind  bis  spätestens  den 
25.  September  d.  Js.  zu  richten  an  das 
Ausstellungskomitee  des  ungarischen 
Landes  -  Gartenbau  -Vereins  (Orszägos 
Magyar  Kerteszeü  Egyesület  IV.  Ker. 
Koronaherczegutcza  lü)  Budapest. 


502 


Litteratur.  —  Eingesandte  Preisverzeichnisse. 


Litteratur. 


Die  Obstweinbereitung.  An- 
leitung zum  Keltern  des  Apfelweins 
und  der  anderen  Obst-  und  Beeren- 
weine, sowie  zur  richtigen  Pflege  des 
Weines  auf  dem  Fasse  und  in  der 
Flasche.  Von  Johannes  Böttner, 
Chefredakteur  des  Praktischen  Rat- 
gebers im  Obst-  und  Gartenbau. 
Sechste  Auflage.  Mit  56  Abbildungen. 
1,50  M.  Verlag  von  Trowitzsch 
Sohn  in  Frankfurt  a.  Oder. 

Der  Verfasser  hat  in  diesem  Jahre 
sein  weitverbreitetes  Buch  über  die 
Obstweinbereitung  vollständig  neu  be- 
arbeitet und  ist  es  soeben  in  sechster 
Auflage  erschienen. 

Es  lehrt  die  Obstweinbereitnng  voll- 
ständig sowohl  für  das  Haus  zum 
eigenen  Verbrauch  wie  zum  Erwerb, 
das  heisst  für  den  Verkauf.  Besonders 
berücksichtigt  es  die  Herstellung  des 
Apfelweins.  Es  bespricht  die  Sorten, 
die  sich  besonders  zur  Weinbereitung 
eignen,  erklärt  die  nötigen  Geräte  vom 
Kleinbetrieb  bis  zur  fabrikmässigen 
Herstellung,  zeigt  in  Worten  und  be- 
sonders anschaulich  auch  im  Bilde 
die  verschiedenen  Stufen  der  Bereitung, 
dasZerkleinern, Pressen, Keltern  u.  s.w., 
die  notwendige  Beschaffenheit  und 
Einrichtung  der  Räume  und  Fässer 
und  die  Behandlung  der  Weine  im 
Fasse  bis  zum  Abfüllen  auf  Flaschen. 
Auch  die  Fehler  und  Krankheiten  der 
Weine  und  ihre  Behandlung  sind  be- 
rücksichtigt. 

Die  Obstweinbereitung  erwirbt  sich 
in  jedem  Jahre  neue  Freunde  und  mit 


Recht,  denn  es  giebt  für  die  Verdauung 
und  Gesundheit  kein  zuträglicheres 
Getränk  als  einen  reinen,  wohl- 
schmeckenden Apfelwein,  der  natürlich 
dann  am  besten  schmeckt,  wenn  man 
genau  weiss,  wie  er  entstanden,  das 
heisst,  wenn  man  ihn  selbst  gekeltert 
hat. 


Cornell  University  agricultural  Ex- 
periment Station,  Ithaca  N.  Y.  Bulletin 
168,  May  1899,  Studies  and  illustrations 
of  Mushrooms  IL,  behandelt  drei  ess- 
bare Spezies  von  Coprinus,  nämlich 
C.  comatus,  C.  atramentarius,  C.  mica- 
cens.  —  M.  O.  Reinhardt,  Plasmoly- 
tische Studien  zur  Kenntnis  des  Wachs- 
tums der  Zellmembran  Berlin  1899, 
Sonderabdruck  aus  der  Festschrift  für 
Schwendener  --  Plan  du  Jardin  im- 
perial de  Botanique  ä  St.  Petersbourg, 
1899.  ~~  0-  Comes.  Monographie  du 
genre  Nicotiana,  comprenant  le  classe- 
merrt  botanique  des  tabacs  industriels. 
Naples  1899.  —  Contributions  from 
the  Botanical  laboratory  of  the  Uni- 
versity of  Pennsylvania  I.  No.  2,  1893. 
J.  W.«  Harshberger,  a  botanical  and 
economie  study  on  maize.  —  Axel 
Pihl  und  Jacob  Eriksson,  Svenska 
fruktsorter  i  färglagde  afbildninger, 
Stockholm  1899,  tteft  1!  Preis  3  Kr. 
75  Öre,  enthält  Apfelsorten,  nämlich 
Gravensteiner,  Gragylling,  Gul  Richard 
oder  Stintenburger,  Ribston  oder  Eng- 
lische Granatreinette,  Stenkyrke-äpple 
und  Akero-äpple. 

J.  B. 


Eingesandte  Preisverzeichnisse. 


C.  Petrick  in  Gent,  Belgien.  Aza-  I 
leen,  Araucarien,  Palmen,  Camellien,  ' 
div.  Kalt-  und  Warmhauspflanzen  etc. 
-  C.  Platz  &  Sohn  in  Erfurt.  Haar- 
lemer  Blumenzwiebeln.  Knollen  und 
Wurzelgewächse,  Obst-  und  Zierbäume, 
Sträucher,  Rosen.  Stauden  etc.  — 
C.  Jokisch  in  Gransee.  Obstbäume 
und  Utensilien.  —  James  Veitch  & 
Sons,  London,  Chelsea,  S.  W.  Zwiebel- 
pflanzen,     Utensilien     etc.     —     J.     C. 


Schmidt,  Hoflieferant,  Erfurt.  Saat- 
getreide und  andere  Samen  für 
Herbst,  Blumenzwiebeln,  Obstbäume, 
Rosen,  Erdbeeren.  —  F.C.  Heinemann, 
Hoflieferant,  Erfurt.  Herbstkatalog 
No.  211.  Enthält  u.  a.  als  Neuheit  ab- 
gebildet eine  in  der  Weihnachtszeit 
blühende  hellblaue  Hyazinthe  »Königin 
der  Frühen«.  —  Spielberg  &deCoene, 
Französisch  Buchholz  bei  Berlin.  Spe- 
zialkulturen  von  Araucaria,  Asparagus, 


Personal-Nachrichten. 


503 


Adiantuin.  Amaryllis,  Rromeliaceen, 
(  hrvsanthemum, Orchideen, Warmhaus- 
pflanzen  etc.  —  P.  Lieben ow&Jarius, 
Britz-Berlin.  Abt.  1:  Frühbeetfenster, 
Gewächshäuser,  Heizungen;  Abt.  2: 
Motoren,  Spritzen  etc.  — J.  F.  Loock, 
Hoflieferant,  Berlin.  Engros-Preisliste 
getrockneter  Blumen  und  Immortellen, 
Palmenwedel./  iergräser.  Kränze,  Makart- 
Bouquets  und  Bedarfsartikel  für  Binderei. 
—  Gebr.  Van  V eisen,  Overveen  bei 
Haarlem.  Blumenzwiebeln  und  Knollen 
aller  Art.  —  Charles  Vuylsteke 
in  Loochristi  bei  Gent.  Warm-,  Kalt- 
haus- und  Freilandpflanzen,  Azaleen, 
Palmen, Rhododendron,  Orchideen.  — 
Haage  &  Schmidt,  Erfurt.  Blumen- 
zwiebeln und  Knollengewächse,  sehr 
reiche  Auswahl.  —  Metz  &  Co.,  Steglitz- 
Berlin.  Getreide,  Gräser,  Blumen- 
zwiebeln etc.  —  Johs.  Telkamp,  Hille- 
gom  bei  Haarlem.  Blumenzwiebeln.  — 
Carl  Kaiser,  Nordhausen  a.  H.  Ge- 
müse-, Gras-  und  Blumensamen.  — 
R.  van  der  Schoot  &  Sohn,  Hillegom 
bei  Haarlem.  Blumenzwiebeln  (gute 
Abbildungen).  —  J.  A.  Topf  &  Söhne, 
Erfurt.   Schmidts  Warmwasser-Röhren- 


kessel» Erfordia«.  —  Gebr.  Schroeter, 
Könnern  a.  S.  Blumenzwiebeln  etc.  ■ — 
A lu miniumw a r e n f a  brik  » A  m b o s «, 
Dresden-A.  Pflanzenschilder  etc.-  So- 
ciete  Horticole  Gantoise  in  Gent. 
Reiche  Auswahl  in  Palmen,  Aroideenund 
anderen  Gewächshaus-  und  Freiland- 
pflanzen.—  Gebr.  Dippe,  Quedlinburg. 
Haarlemer Blumenzwiebeln  und  diverse 
Samen.  —  Museum  d'histoire 
naturelle  de  Paris  (d.  h.  bot.  Gart*  n 
in  Paris).  Plantes  Vivantes  offertes  en 
echange  aux  jardins  botaniques. 
Paul  Huber,  Halle  a.  S.  Baumschul- 
artikel, mit  genauen  tabellarischen  An- 
gaben über  Form  des  Baumes,  Frucht, 
Boden,  Tragbarkeit  etc.  Beigegeben 
sind  4  farbige  Abbildungen:  Winter- 
goldparmäne, Gravensteiner,  Grosse 
Kasseler  Reinette.  Pariser  Rambour- 
Reinette  (Canada-R.).  —  Friedrich 
Spittel,  Arnstadt,  Viola  tricolor 
maxima,  Blumenzwiebeln  etc. 
Metallwerke  Bruno  Schramm,  Ilvers- 
gehofen  bei  Erfurt,  Abteilung  für 
Gärtnerei-Anlagen,  Wintergärten,  Ge- 
wächshäuser, Heizungen  etc. 


Personal-Nachrichten. 


Die  Stelle  eines  Wanderobst- 
gärtners für  die  Pro vinzSchlesien 
soll  demnächst  besetzt  werden.  Aus 
den  Kreisen  der  Gutsbesitzer,  der  Be- 
sitzer grösserer  Obstgärten.  Obsttriften 
u.  s.  w.  ist  häufig  die  Klage  gehört 
worden,  dass  es  an  praktischen  und 
fachmännisch  geschulten  Kräften  fehle, 
welche  die  Leitung  und  Ausführung 
der  praktischen  Arbeiten  bei  der  An- 
lage von  Obstpflanzungen  aller  Art, 
ferner  den  Schnitt  und  die  sonstige 
Pflege  der  Obstbäume  übernehmen 
und  ausführen  können.  Um  diesem 
längst  gefühlten  Bedürfnisse  abzuhelfen, 
hat  die  Landwirtschaftskammer  für 
die  Provinz  Schlesien  unter  Mitwirkung 
des  Provinzialvcrbandes  Schlesischer 
Gartenbauvereine  die  Anstellung  einer 
geeigneten  Persönlichkeit  als  Wander- 
obstgärtner beschlossen. 

Der  anzustellende  Wanderobstgärtner 
wird  am  pomologischen  Institute  zu 
Proskau  stationiert.     Bewerbungen  um 


diese  Stelle  sind  baldigst  an  den  Vor- 
stand der  Landwirtschaftskammer  für 
die  Provinz  Schlesien  zu  Breslau. 
Matthiasplatz  6,  zu  richten. 


Dem  aus  Berlin  geschiedenen  jetzigen 
Grossherzoglich  Mecklenburgischen 
Hofgartendirektor  Carl  Hampel  in 
Schwerin  wird  am  16.  September  im 
Architektenhause  zu  Berlin  von  Kollegen 
und  Freunden  ein  Festessen  gegeben 
und  ein  Andenken  überreicht  werden. 


Prof.  Volkens  von  der  Universität 
Berlin,  dessen  Forschungen  am  Kili- 
mandscharo unsern  Lesern  noch  in 
Erinnerung  sein  werden,  ist  nach  unseren 
neuen  Besitzungen,  den  Carolinen-  und 
Marianen-Inseln,  entsandt,  um  die  Vege- 
tationsverhältnisse   etc.    zu    studieren. 


Dem  Kgl.  Gartendirektor  Geitner, 
Charlottenburg,  ist  gelegentlich  der 
Enthüllung    der    Denkmäler    Karls  IV. 


504 


Ausflug.   —  Tagesordnung. 


und  Friedrichs  II.  in  der  Siegesallee 
zu  Berlin  am  26.  Augustder  Kgl.  Kronen- 
orden 4.  Klasse  verliehen.  Se.  Maj. 
der  Kaiser  rief  auf  dem  Wege  vom  Denk- 
mal Karls  IV.  nach  dem  Friedrichs  II. 
Herrn  Direktor  Geitner  herbei,  um  mit 
ihm  einige  Einzelheiten  der  weiteren 
Ausschmückung  der  Siegesallee  zu  be- 
sprechen. 

Unserm  Mitgliede,  dem  Verwaltungs- 
direktor Seeligmüller  auf  Schloss 
Friedrichshof  bei  Cronberg  im  Taunus 
(bekanntlich  der  Kaiserin  Friedrich 
gehörig),  und  dem  Justitiar  unseres 
lebenslänglichen  Mitgliedes  Geheimen 
Kommerzienrats  Krupp,  Herrn  Assessor 
a.  D.  Korn  zu  Essen  ist  der  Königl. 
Kronenorden  4.  Kl.  verliehen.  —  Dem 
Obergärtner  des  Herrn  Krupp,  Flerrn 
Veerhoff  zu  Hügel,  ist  das  Allgemeine 
Ehrenzeichen  verliehen. 


Frau    Oberberghauptmann    und    Mi- 
nisterial-Direktor  Freund,  Berlin,  eine 


für  den  Gartenbau  sehr  begeisterte 
Dame,  welche  dem  Verein  zur  Be- 
förderung des  Gartenbaues  lange  Jahre 
als  Mitglied  angehörte,  starb  am 
26.  August  zu  Bad  Grund  (Harz)  an 
Herzlähmung  im  Alter  von  54.  Jahren. 


Herr  Jules  Matern,  der  s.  Z.  bei 
dem  verstorbenen  Gartenbaudirektor 
Hampel  in  Koppitz,  Schlesien,  aus- 
gebildet wurde,  dann  nach  Natal  ging, 
ist  jetzt  Garteninspektor  der  Stadt 
Johannesburg  in  Transvaal. 


Ferdinand  Bergmann,  einst  Leiter 
des  Rothschildschen  Gartens  in 
Ferneres  -  en  -  Brie,  der  neben  der 
Munificenz  seines  Besitzers  Bergmanns 
trefflichen  Kulturen  seine  Berühmtheit 
verdankt,  starb  am  10.  August  1899, 
73  Jahr  alt,  in  Raincy  (Seine  et  Oise). 
Ferd.  Bergmann  ist  der  Vater  des 
korrespondierenden  Mitgliedes  des 
Vereins  zur  Beförderung  des  Garten- 
baues Herrn  Ernest  Bergmann. 


Ausflug 

sämtlicher  Ausschüsse  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues 

am 

Donnerstag  den  21.  September  1899 

nach  Lands berg  a.  W. 

zur  Obst-  und  Gartenbau-Ausstellung. 

Abfahrt  mit  D-Zug  Bahnhof  Friedrichstrasse  9  Uhr  18  Min. 
Rückfahrt  mit  D-Zug  9  Uhr  21  Min.,  Ankunft  in  Berlin  Friedrichstrasse 
11   Uhr  31  Min. 

Beide  D-Züge  führen  auch  III.  Klasse. 

Auch  andere  Mitglieder  können  sich  beteiligen. 


Tagesordnung 

für  die 

863.  Versammlung  des  Vereins  z.  Beförderung  d.  Gartenbaues  i.  d.  pr.  Staaten 

am  Donnerstag,  den  28.  September  1899,  6  Uhr, 

im  Grossen  Hörsaal   der  Königl.   landwirtschaftlichen    Hochschule,   Invalidenstr.  42. 

NB.  Vom  September  bis  März  finden  die  Versammlungen  im  grossen  Hörsaal 
der  Kgl.  landw.  Hochschule  statt. 

1.  Ausgestellte  Gegenstände.  Angemeldet  von  Otto  Heyneck-Magdeburg:  Grossblumige 
Chrysanthemum  2.  Vortrag  des  Herrn  Hofgärtner  Hoffmann  über  einige  russische  und 
finnische  Handelsgärtnereien.     3.  Verschiedenes. 


Russlands  Pflanzenschätze  in  unsern  Gärten. 

Vortrag,    gehalten    in    der  feierlichen  Sitzung  der  Kaiserlich-Russischen  Gartenbau-Gesellschaft 
zu  St.  Petersburg  am   ig.  Mai   1899  von  L.  Wittmack.*) 

Hochverehrte  Anwesende! 

Wohl  geziemt  es  sich  in  dieser  feierlichen  Sitzung  der  Kaiserlich- 
Russischen  Gartenbau-Gesellschaft  der  zahlreichen  Pflanzenschätze  zu  gedenken, 
welche  Russland  uns  gegeben  zum  Schmucke  unserer  Gärten  —  unserer  Gärten 
im  weitesten  Sinne  gesprochen,  denn  der  Gartenbau  ist  international. 

Für  uns  Deutsche  haben  diese  Pflanzen  ein  ganz  besonderes  Interesse, 
denn  neben  russischen  Botanikern  waren  es  namentlich  Deutsche,  welche  die 
Schätze  sammelten  oder  beschrieben. 

Die  erste  Flora  Sibiriens  ist  von  einem  Deutschen,  Joh.  G.  Gmelin**)  aus 
Tübingen  (f  als  Professor  in  Petersburg),  geschrieben.  Er  hatte  gemeinschaftlich 
mit  einem  anderen  Deutschen,  dem  berühmten  G.  W.  Steller  aus  Weinsheim 
(f  Petersburg  1746),  ferner  mit  Stephan  Krascheninikow  und  einigen 
Anderen  die  Reise  nach  Sibirien  unternommen,  die   10  Jahre  dauerte. 

Viel  bekannter  ist  aber  Simon  Pallas,  1741  in  Berlin  geboren  und  auch 
daselbst  1816  gestorben.  Ihn  berief  die  Kaiserin  Katharina  II.  als  Adjunkt  der 
Akademie  nach  Petersburg  und  übertrug  ihm  1768  die  Leitung  einer  grossen 
wissenschaftlichen  Expedition  nach  dem  russischen  Asien,  einer  Reise,  an  der 
auch  Ssokolow,  Sujew  und  Rytschkow  teilnahmen.  Auch  das  südöstliche 
europäische  Russland  wurde  dabei  mit  durchforscht  und  erst  nach  sechs  Jahren 
heimgekehrt.  Pallas'  Flora  Rossica,  ein  Prachtwerk  in  Folio,  Petersburg  1784 
bis  1888,  ist  leider  unvollendet  geblieben,  noch  heute  aber  erfreut  man  sich 
an  den  naturgetreuen  Abbildungen  und  dem  eingehenden  Text. 

Wir  nennen  weiter  Marschall  von  Bieberstein,  geb.  zu  Stralsund  1768, 
f  zu  Charkow  1826,  dessen  Flora  Taurico-Caucasica  zu  Charkow  1808 — 1819 
erschien,  dann  Karl  Friedrich  von  Ledebour,  geb.  zu  Stralsund  1785,  f  zu 
München  1851,  Professor  in  Dorpat  von  1811  — 1836,  dessen  Flora  altaica 
1829 — 34  erschien,  während  seine  noch  heute  recht  brauchbare  Flora  rossica 
zu  Stuttgart  1842—53  in  vier  Bänden  veröffentlicht  wurde.  Ferner  Wilhelm 
Besser,  geb.  zu  Innsbruck  1784,  der  besonders  die  Pflanzen  Volhyniens 
beschrieb,  dann  Karl  Koch,  24  Jahre  Generalsekretär  des  Vereins  zur  Be- 
förderung des  Gartenbaues  in  den  preussischen  Staaten,  geb.  zu  Weimar  1809, 
f  zu  Berlin  1879,  dessen  Reise  durch  Russland  nach  dem  kaukasischen  Isthmus 
1842 — 43  erschien  und  der  in  seiner  Dendrologie  (Erlangen  1869 — 1873)  auch 
die  vielen  Gehölze  aus  Russland  eingehend  besprach. 


*)  Es  wurde    in    der    Sitzung    selbst    nur    das  Interessanteste  aus  Nachstehendem    vor- 
getragen. L.  W. 

**)  Gmelin,    Flora    sibirica,    Petersburg     1747 — 69.     4   Bände  mit   216  Kupfertafeln  4°. 
Reise  durch  Sibirien,  Göttingen    1  j5 1  —  52.     4  Teile  8". 


ro(5  Russlands  Pflanzenschätze  in  unsern  Gärten. 

Vor  allem  aber  nenne  ich  aus  neuerer  Zeit  Eduard  Regel,  den  lang- 
jährigen Direktor  des  Kaiserlich  botanischen  Gartens  zu  Petersburg,  geb.  zu 
Gotha  1815,  dann  Inspektor  des  botanischen  Gartens  in  Zürich,  von  wo  er 
1855  nach  Petersburg  kam  und  hier  1892  f,  sowie  seinen  Sohn,  Dr.  Alb ert  Regel, 
der  1876  seine  grosse  Reise  nach  Turkestan  begann,  bis  Kuldscha,  bis  zur  chine- 
sischen Grenze  vordrang  und  seine  Gesundheit  opferte  im  Dienste  der  Wissen- 
schaft. Vater  und  Sohn  wirkten  hier  einmütig  zusammen;  was  der  Sohn 
gesammelt,  säete  und  pflanzte  der  Vater  und  verbreitete  es  durch  die  ganze 
weite  Welt,  machte  es  auch  namentlich  durch  die  Gartenflora  wissenschaft- 
lich bekannt. 

Endlich  mögen  aus  der  Gegenwart  auch  einige  deutsche  Baumschulen- 
besitzer genannt  werden:  Dr.  Dieck,  Zöschen  bei  Merseburg,  der  selber  eine 
Reise  nach  dem  Kaukasus  unternahm,  ausserdem  aber  auch  viele  Pflanzen  aus 
Russland  einführte,  und  Oekonomierat  Späth-Berlin,  der  in  seiner  Baumschule, 
wohl  der  grössten  der  Erde,  besonders  auch  den  Pflanzen  aus  Russland  grosse 
Beachtung  schenkte  und  mehrere  jetzt  allgemein  verbreitete  in  den  Handel  gab. 

Von  russischen  Forschern  will  ich  nur  einige  hervorheben;  ihre  Zahl 
ist  zu  gross.  Ich  nenne:  Krascheninikow,  dessen  Beschreibung  von 
Kamtschatka,  Petersburg  1755,  wohl  die  älteste  ihrer  Art  ist,  ferner  Lepechin, 
Gueldenstaedt,  Weinmann,  Andrzejowski,  Demidoff,  Turczaninow, 
Trautvetter,  v.  Middendorff,  Ruprecht,  Fischer  und  Meyer,  Bunge, 
Fleischer,  Beketoff,  Tscher  nia  Jeff,  von  Glehn,  Russow,  M  eins- 
hausen, Fedschenkoff,  Schmalhausen,  Radde  und  vor  allen  Dingen 
Maximowicz,  der  auf  seinen  grossen  Reisen  bis  Japan  ausserordentlich  viel 
sammelte  und  mit  peinlichster  Sorgfalt  beschrieb.  Wir  verdanken  ihm  be- 
sonders die  eingehendste  nähere  Kenntnis  über  die  Pflanzen  des  Amurlandes 
und  des  chinesisch-japanischen  Gebietes. 

Fragen  wir  uns  nun,  warum  gerade  Russland  so  viele  Pflanzen  uns  für 
unsere  Gärten  geschenkt,  so  ist  die  Antwort  bald  gegeben.  Es  ist  einmal  die 
grosse  Ausdehnung  des  Landes  an  sich:  vom  Eismeer  bis  nahe  zum  Persischen 
Golf,  vom  Baltischen  Meer  bis  zum  Stillen  Ocean;  es  sind  die  dadurch  bedingten 
verschiedenen  klimatischen  Faktoren,  es  sind  ferner  die  wechselnden  Boden- 
verhältnisse, da  das  Terrain  von  der  Ebene  und  der  Steppe  aufsteigt  bis  zum 
Hochgebirge  des  Ural,  des  Kaukasus,  des  Altai,  Tianschan,  Alatau  u.  s.  w.,  es 
ist  vor  allem  aber  das  kontinentale  Klima  mit  seinen  Temperatur- 
extremen,  seinen  strengen  Wintern  und  heissen  Sommern,  welches  die  Pflanzen 
auch  für  uns,  namentlich  bezüglich  der  Winterhärte  geeignet  macht.  Und 
diese  Extreme,  wir  linden  sie  besonders  in  der  Steppe  vertreten,  und  darum 
haben  wir  so  viele  Steppenpflanzen,  besonders  Knollen,  Stauden  und  Zwiebel- 
gewächse von  dort  erhalten.  Schnell,  so  wie  der  Winter  vergeht,  beeilen 
sich  die  Pflanzen,  zu  keimen,  um,  ehe  der  sengende  Sonnenbrand  des  Sommers 
erscheint,  ihre  Blumen  entfaltet  zu  haben,  oft  noch  schneller  als  nötig,  wie 
Griesebach  hinsichtlich  der  Tulpe  sagt. 

Doch  nicht  nur  die  Steppen,  auch  die  Wälder  und  die  Gebirge  mit  ihren 
Wiesen  und  Schluchten,  sie  haben  uns  viel  Material  geliefert,  sowohl  Gehölze 
wie  Stauden.  Die  schöne  Tulpia  Greigii  z.  B.  ist  nicht  aus  der  Steppe,  sondern 
vom  Plateau  des  Sooo  Meter  hohen  Mandschylkek-Gebirges,  woher  auch  viele 
Iris-Arten  stammen. 


Russlands  Pflanzenschätze  in  unsern  Gärten. 


507 


Bei  der  grossen  Ausdehnung  des  Landes  und  den  verschiedenen  klima- 
tischen Verhältnissen  ist  auch  die  absolute  Zahl  der  Pilanzenarten  viel  grösser 
als  beispielsweise  in  Deutschland  und  somit  an  und  für  sich  schon  eine  grössere 
Auswahl  geboten. 

Ledebour  giebt  in  seiner  Flora  rossica  1842  — 1853  interessante  Zahlen 
für  die  einzelnen  Familien  im  Vergleich  mit  Deutschland,  die  sich  jetzt  natür- 
lich noch  weit  mehr  zu  Gunsten  Russlands  verschoben  haben.  Als  Beispiel 
seien  aus  Ledebour  aufgeführt: 


Zahl  der  Arten: 

Russland 

Deutschland 

gemeinsam 

Ranunculaceae 

228 

]  IO 

30 

Cruciferae 

393 

190 

ll6 

Silenaceae 

147 

92 

46 

Papilionaceae 

568 

221 

158 

(davon   allein  die 

Gattung  Astragalus 

168) 

Rosaceae 

155 

83 

57 

Pomaceae 

42 

19 

14 

Compositae 

890 

424 

253 

Primulaceae 

47 

51 

23 

Cupuliferae 

12 

14 

9 

Polygonaceae 

88 

35 

33 

Chenopodiaceae 

184 

43 

40 

Liliaceae 

160 

80 

51 

Iridaceae 

51 

24 

15 

Gentianaceae 

62 

38 

22 

Xehmen  wir  jetzt  die  einzelnen  Familien  näher  durch,  so  wollen  wir  be- 
ginnen mit  den 

1.  Koniferen: 

Sind  es  unter  den  Koniferen  auch  nicht  viele,  die  eine  weitere  Ver- 
breitung in  unsern  Gärten  erhalten  haben,  so  sind  es  doch  sehr  hervorragende. 
Als  bemerkenswerteste  von  allen  ist  die  Nordmannstanne  zu  nennen,  Abies 
Xordmanniana  Stev.,  aus  dem  westlichen  Kaukasus,  die  gemeinsam  mit  Picea 
orientalis  in  2000  Meter  Höhe  Wälder  bildet.  Kaum  kann  man  es  fassen,  dass 
dieser  jetzt  allgemein  bei  uns  verbreitete  Baum,  von  welchem  Staatsrat  Radde 
dem  bekannten  Berliner  Dendrologen  Dr.  Bolle  gegenüber  bemerkte,  es  gäbe 
in  Berlins  Vorgärten  mehr  Nordmannstannen  als  um  Tifiis,  erst  etwa  1848  ein- 
geführt ist.  Und  doch  ist  dem  so.  Alex,  von  Nordmann,  nach  K.  Koch, 
Dendrologie  II  2.  p.  219,  1S03  in  Ruothenthalmi  in  Finland  geboren,  war  zwar 
sein  ganzes  Leben  hindurch  gezwungen,  an  der  Krücke  zu  gehen,  machte  aber 
doch  viele  Reisen.  Nachdem  er  seine  Studien  in  Abo  1821  begonnen,  ging  er 
1827  nach  Berlin,  wurde  1832  Professor  der  Naturgeschichte  am  Lyceum  in 
Odessa,  1833  Direktor  des  botanischen  Gartens  daselbst.  Von  dort  aus  bereiste 
er  die  Krim  und  die  Westseite  des  Kaukasus,  wo  er  nicht  fern  von  Batum,  im 
Adschar-Gebirge,  diese  schöne  Fdeltanne  entdeckte,  die  Steven  1838  in  Bull, 
d.  1.  soc.  d.  natur.  d.  Mose.  XI  45  nach  ihm  benannte.  Mag  Pariatore 
sie  auch  mit  unserer  Edeltanne    vereinigt    haben,    sie    ist    als    Parkbaum  weit 


5o^ 


Russlands  Pflanzenschätze  in  unsern  Gärten. 


schöner,  "wie  Beissner*)  mit  Recht  sagt,  und  unterscheidet  sich  durch  die 
mehrreihigen  Xadeln,  die  halbwalzenförmigen,  nicht  so  deutlich  gescheitelten 
Zweige,  die  sich  auch  unten  am  Stamm  länger  erhalten.  Weiter  haben  wir 
Abies  sibirica  Ledebour.  vom  östlichen  europäischen  Russland  bis  zum 
Amur  verbreitet,  und  dort  mit  Picea  obovata.  Larix  dahurica  und  Picea 
ajanensis  sowie  mit  Birken  grosse  Wälder  bildend,  schon  1820  in  die  euro- 
päischen Gärten  eingeführt,  sehr  langsam  wachsend,  aber  von  hübsch  schlankem, 
schmal  pyramidalem  Wuchs,  mit  weichen  schmalen  Xadeln.  Auch  die  schöne 
Abies  sachalinensis  Masters,  eine  nahe  Verwandte  der  A.  Veitchii  aus 
Japan,  erst  1879  eingeführt  und  daher  heut  noch  in  jüngeren  Exemplaren, 
wird  dereinst,  wie  Beissner  mit  Recht  meint,  berufen  sein,  einen  hervor- 
ragenden Schmuck  unserer  Gärten  zu  bilden. 

Von  Picea- Arten  ist  die  der  serbischen  Omorika-Fichte  ähnliche  Picea 
Glehni,  vom  Amur  bis  Jeso,  erst  wenig  bei  uns   in  Kultur. 

Picea  Schrenkiana  Fisch,  et  Mey.,  im  Tian-Schan  und  im  Alatau- 
Gebirge  wie  in  der  songarisch-kirgisischen  Steppe  Wälder  bildend,  ist  zwar 
unserer  Fichte  ähnlich,  hat  aber  viel  längere  Nadeln  und  nähert  sich  dadurch 
der  Picea  Morinda  Lk.  vom  Himalaya;  sie  ist  aber  härter;  bei  uns  erst  in 
jungen  Exemplaren  vorhanden. 

Noch  näher  steht  unserer  Fichte,  der  Picea  excelsa,  die  sibirische  Fichte. 
Picea  obovata  Ledeb,  die  von  der  skandinavischen  Halbinsel  bis  nach 
Kamtschatka  und  den  Kurilen  verbreitet  ist  und  um  1852  eingeführt  wurde. 
Sie  wird  von  Manchen  nur  als  klimatische  Varietät  unserer  Rottanne  an- 
gesehen, unterscheidet  sich  aber  durch  die  meist  blaugrünen  Xadeln,  die  nach 
vorn  breit  abgerundeten,  glatten,  ganzrandigen  Zapfenschuppen  und  den  zier- 
licheren Wuchs. 

Sehr  beliebt  ist  in  unseren  Gärten  die  bereits  1837  eingeführte  Picea 
orientalis  Link,  vom  Kaukasus  und  Taurus,  weil  sie  als  ein  bei  uns  nicht 
hoch  werdender  zierlicher  Baum  sich  für  kleinere  Gärten  eignet  und  völlig  winter- 
hart ist.  Als  letzte  der  Fichten  sei  genannt  Picea  aj  anensis  Fisch.,  Ostsibirien 
bis  Jeso,  eine  zierliche  Silberfichte  und  daher  mit  Recht  bei  uns  hoch  geschätzt. 

Von  Lärchen  ist  die  sibirische  Lärche  nur  als  Varietät  der  europäischen 
anzusehen;  dagegen  haben  wir  in  Larix  dahurica  Turcz.,  dem  im  ganzen 
Amurgebiet  verbreitetsten  Baum,  eine  gute,  durch  die  geringe  Zahl  der  Zapfen- 
schuppen auffallende  Art. 

Pinus-Arten  haben  wir  aus  Russland  kaum  erhalten,  denn  alle  russischen 
Arten  kommen  auch  bei  uns,  bezw.  in  Südeuropa  vor;  dagegen  ist  eine  der 
ältesten  Einführungen  der  allbekannte  abendländische  Lebensbaum,  Thuja 
orientalis  oder  Biota  orientalis,  der  vom  Kaukasus  bis  Japan  verbreitet  ist 
und  bereits  1752  in  Europa  kultiviert  wurde. 

Von  Wacholdern  ist  der  hohe  Sadebaum,  Juniperus  excelsa,  von 
dem  griechischen  Archipel  bis  West-Tibet  verbreitet  und  schon  1830  eingeführt. 
Der  ihm  nahe  stehende  J.  foetidissima  ist  erst  wenig  bei  uns  vorhanden. 

2.  Laubgehölze. 
Wenden  wir  uns  zu  den  Laubgehölzen,  so  wollen  wir  zunächst  des  Maul- 
beerbaums gedenken.     Zwar  stammen  unsere  Maulbeeren  wohl  mehr  aus  Süd- 


*)   Beissner,  Handbuch  der   Nadelholzkunde,  Berlin    1891,  S.  436. 


Russlands  Pflan^enschätze  in  unsern  Gärten. 


3°9 


europa,  aber  Friedrich  der  Grosse  hat  noch  in  seinen  letzten  Lebens- 
iahren, wie  mir  Herr  Dr.  Carl  Rolle  mitteilte,  befohlen,  den  Maulbeer- 
baum von  der  unteren  Wolga,  weil  er  härter  sei,  kommen  zu  lassen. 
Wir  haben  weiter  des  gemeinen  Wallnussbaums  zu  gedenken,  der  vom 
Banat  bis  Japan  seine  Heimat  hat,  dessen  Holz  aber  einen  wichtigen 
Exportartikel  im  Kaukasus  bildet.  Freilich  werden  unsere  Wallnüsse  nicht  von 
dort,  sondern  schon  aus  Südost-Europa  zu  uns  gekommen  sein,  aber  in  solcher 
Menge  wie  im  Kaukasus  dürften  sich  die  Bäume  heute  nur  noch  in  Persien  finden. 
Ihre  Verwandte,  Juglans  mandschurica,  von  Maximowicz  1859  beschrieben, 
ist  bei  uns  meist  nur  in  Sammlungen  vorhanden,  dagegen  ist  Pterocarya 
caucasica  ein  allgemein  bei  uns  verbreitetes  Gehölz. 

Unter  den  Pappeln  interessiert  uns  die  durch  Dr.  Dieck-Zöschen  in 
den  Handel  gegebene  Euphrat-Pappel,  Populus  euphratica  Olivier,  die  von 
Xordafrika  bis  Sibirien  und  dem  Himalaya  vorkommt  und  die  den  Ereb,  Arab, 
Araba  oder  Garab  der  Bibel  darstellt,  was  Luther  mit  »Weide«  übersetzte. 
Das  sind  die  Weiden,  an  welche  die  Juden  in  der  babylonischen  Gefangenschaft 
ihre  Harfen  hingen.  Es  sind  eben  keine  Weiden,  sondern  Pappeln.  P.  euphratica 
hat  in  der  Jugend  schmale  ganzrandige,  an  alten  Exemplaren  rundliche  Blätter 
mit  wenigen,  grossen  Zähnen.  Ferner  ist  hervorzuheben  Populus  alba 
Bolleana,  die  Pyramiden-Silberpappel,  vom  Gartenbaudirektor  Carl  Koopmann 
in  Wernigerode  einst  aus  Taschkent  eingeführt  und  von  Herrn  Ükonomierat 
Späth  in  den  Handel  gebracht.  Letzterer  hat  die  ganze  Strasse  von  Rixdorf 
bis  nach  seiner  Baumschule  in  Baumschulenweg  abwechselnd  damit  und  mit 
der  weiter  unten  zu  erwähnenden  Kugelrüster,  Ulmus  campestris  var.  umbra- 
culifera,  bepflanzt. 

Neuerdings  eingeführt  sind  Populus  tristis  aus  Nordasien,  ferner 
P.  Rasumowskiana,  ein  in  den  Gärten  des  landwirtschaftlichen  Instituts 
Petrowski-Rasumowski  bei  Moskau  entstandener  Bastard  zwischen  der  Ontario- 
pappel,  P.  candicans  Ait.,  und  P.  suaveolens  Loud.  P.  suaveolens  kommt  von 
Peking  bis  Kamtschatka  vor,  wird  aber  von  Dippel  als  Varietät  der  nord- 
amerikanischen P.  balsamifera  angesehen.  Sehr  schön  ist  die  für  Sibirien 
charakteristische  Lorbeerpappel,  Populus  laurifolia,  deren  Blätter  teils 
eiförmig,  teils  lanzettlich  und  freudig-grün  sind.  Sie  ist  fast  nur  in  älteren 
Anlagen  echt  zu  finden,  wie  Dippel*)  bemerkt.  Im  Berliner  botanischen  Garten 
stand  früher  ein  schönes  Exemplar. 

Von  Weiden  haben  wir  nur  wenige  charakteristische  Arten,  von  Birken 
dagegen  Betula  Ermani  Chamisso,  Ostsibirien,  Mandschurei,  B.  alnifolia, 
Japan,  Mandschurei,  B.  dahurica  Pallas,  B.  fruticosa  Pall.  und  B.  Midden- 
dorffii  Trautv.  et  Meyer,  Ostsibirien,  Amur. 

Von  Erlen  ist  Alnus  subcordata  C.  A.  Mey.,  die  orientalische  Erle, 
hervorzuheben,  von  Haselnüssen  Corylus  mandschurica  und  C.  pontica,  von 
Eichen  ist  nur  O.  mongolica  Fisch,  zu  nennen,  die  bei  uns  etwas  empfindlich  ist, 
von  Ulmen  Ulmus  pumila  L.  Ostsibirien,  Nordasien  und  Turkestan,  U.  elliptica 
ist  von  C.  Koch  in  Transkaukasien  gefunden.  Ein  interessanter  Baum  unter  den 
Ulmen  ist  Ulmus  campestris  var.  umbraculifera,  die  Kugelulme,  von 
Eriwan,  von  welcher  bereits  bei  den  Pappeln  die  Rede  war.  Zu  erwähnen 
sind    ferner  Zelkowa    carpinifolia  Spach.  aus  den  Kaukasusländern,    Celtis 

*)   Dippel,  Handbuch  der  Laubholzkunde   II,   209. 


rjo  Russlands  Pflanzenschätze  in  unsern  Gärten. 

Tournefortii  Lam.  Orient  und  C.  glabrata  Steven,  letzterer  aus  der  Krim. 
Transkaukasien  und  dem  Orient. 

Von  den  Polygonaceae  oder  Knöterich- (Buchweizen-)  Gewächsen  verdient 
das  windende  Polygonum  baldschuanicum  Regel.*)  aus  der  Bucharei  zwar 
kaum  ein  Gehölz  genannt  zu  werden,  es  findet  aber  wegen  seiner  grossen 
rosaweisslichen  Blütenrispen  immer  mehr  Verbreitung. 

Von  Gehölzen  unter  den  Ranunculaceae  sind  die  gelb  blühenden  Clematis 
glauca  und  eriopoda,  sowie  die  weisse  autrechte  C.  songarica  Bunge 
erwähnenswert. 

Berberis  liefert  uns  Turkestan  und  die  Songarei  in  B.  heteropoda, 
Sibirien  in  B.  sibirica  Pallas,  Philadelphus  das  Amurgebiet  in  P.  Schrenkii 
und  tenuifolius. 

Ribes-Arten  hat  uns  Russland  nicht  so  viele  gegeben  wie  Amerika:  zu 
nennen  sind:  R.  fragrans  Pall.  vom  Altai  bis  Dahurien  (ist  nach  K  o  eh  ne**)  früher 
im  Botanischen  Garten  zu  Berlin  gewesen),  R.  Diacantha  Pall.,  Sibirien, 
R.  pulchellum  Turczaninow,  aus  Sibirien  und  der  Mongolei,  R.  caucasicum. 
R.  petraeum,  von  Osteuropa  bis  zum  Amurgebiet,  Nicht  vergessen  wollen  wir 
aber,  dass  unsere  schwarze  und  rote  Johannisbeere  von  Mitteleuropa  bis  Ost- 
sibirien verbreitet  sind. 

Ein  durch  seine  im  Frühjahr  braunrote Blattberandung  interessanter  Strauch 
ist  Parottia  persica  aus  Persien  und  Transkaukasien,  die  aber  in  Nord- 
deutschland im  Winter  oft  leidet.  Auch  der  Platanen  wollen  wir  nicht  ver- 
gessen, zumal  Platanus  cuneata  aus  dem  Kaukasus  stammt. 

Wir  kommen  nun  zu  der  grossen  Familie  der  Rosacea e.  Von  Rosen 
selbst  haben  wir  nur  wenige  allgemeiner  kultivierte  zu  verzeichnen:  Rosa 
Beggeriana,  aus  dem  nordöstlichen  Persien,  Afghanistan,  Turkestan,  der 
Songarei  und  dem  Altai,  ferner  Rosa  davurica  und  R.  Alberti,  zu  Ehren 
Dr.  Albert  Regeis  benannt,  aus  der  Songarei  und  Turkestan;  aber  auch  Rosa 
rugosa  dürfen  wir  wohl  mit  nennen,  da  sie  von  Japan  bis  Kamtschatka  vor- 
kommt. Rosa  rugosa,  diese  jetzt  geradezu  allgemeine  Rose,  ist  von  Herrn  Hof- 
marschall von  St.  Paul,  Fischbach  im  Riesengebirge,  in  sehr  verschiedenen 
Formen  verbreitet,  auch  von  manchen  Züchtern  mit  anderen  Rosen  bastardiert. 

Geradezu  grossartig  vertreten  ist  die  Gattung  Spiraea  im  russischen 
Gebiet.  Viele  Arten  sind  uns  als  erste  Frühjahrs-  und  Sommerblüher  in 
unseren  Gärten  ganz  unentbehrlich  geworden,  darunter  ganz  besonders  die 
Sp.  chamaedryfolia,  confusa,  crenata,  cana,  hypericifolia,  ferner 
Sp.  flexuosa,  aus  der  Songarei  und  dem  südlichen  Sibirien  bis  Dalmatien,  deren 
übergebogene  Zweige  mit  den  weissen  Blüten  geradezu  übersäet  sind; 
weiter  Sp.  alpestris,  alpina,  bracteata,  angustiloba,  palmata,  carat- 
schatica,  3  m  hoch,  dahurica,  dubia,  laevigata,  trilobata,  betu- 
laefolia  etc.,  im  ganzen  18  Arten.  Von  im  Sommer  blühenden  sind  zu 
nennen:  Spiraea  sorbifolia,  grandiflora,  amurensis  und  die  allgemein 
verbreitete  Sp.  salicifolia  etc. 

Die  schöne  Exochorda  Alberti  sei  hier  gleich  angeschlossen.  Auch 
zwei  Cotoneaster,  C.  uniflora  aus  Sibirien  und  dem  Altai,  C.  integerrima 
aus  Europa,    Sibirien    und  Turkestan,    sind  zu  nennen,    dann    vier  Weissdorne, 

*)   Gartenflora   1888  S.  409  t.    1278. 
**)  Koehne,  deutsche  Dendrologie  S.    194. 


Russlands  Pflanzenschätze  in  unsern  Gärten.  ^n 


Crataegus  sanguinea  aus  Sibirien  und  dem  Amurland,  die  grünfrüchtige 
Crataegus  chlorosarca  aus  der  Mandschurei,  C.  pectinata  vom  Kaukasus 
und  C.  pinnatifidum  vom  Amur,  Nordchina  und  der  Mandschurei. 

Sie  alle  aber  werden  weit  übertroffen  durch  die  Schönheit  der  wilden 
Zieräpfel-  und  Birnenarten,  vor  allem  Pirus  salicifolia  aus  Transkaukasien, 
P.  heterophylla  von  Turkestan,  Malus  prunifolia,  Sibirien  und  Xordchina, 
und  der  allgemein  bekannten  Malus  baccata,  die  im  Ilimalaya,  China,  Amur- 
gebiet und  Sibirien  verbreitet  ist.  Der  gewöhnliche  Apfelbaum  ist  in  den 
Gouvernements  Olonetz,  St.  Petersburg  und  Pskow  nach  Batalin  wild*),  der 
Birnbaum  in  Mittelrussland  unter  dem  Breitengrade  von  Kaluga.  Von  grosser 
Wichtigkeit  sind  die  russischen  Apfelsorten  besonders  für  Nordamerika  ge- 
worden, wo  ähnliches  kontinentales  Klima  herrscht.  In  meinem  Bericht  über 
den  Obstbau  in  den  Vereinigten  Staaten  gelegentlich  der  Weltausstellung  in 
Chicago  habe  ich  darauf  näher  hingewiesen,  ganz  besonders  beliebt  ist  die 
Sorte  »Oldenburg«  (Charlamowsky). 

Auch  das  Steinobst  ist  reich  vertreten.  Zwetschen-  und  Pflaumen  kommen 
aber  nur  verwildert  vor,  Süss-  und  Sauerkirschen  im  Süden. 

Die  als  Unterlagen  in  den  Baumschulen  so  viel  benutzte  Prunus  Myro- 
balana  ist  im  Orient,  Turkestan  und  Südwest-Sibirien  heimisch,  ihre  braun- 
rotblättrige Form  ist  als  P.  Pissardi  Carr.  noch  viel  bekannter.  Noch  manche 
andere  Arten  Prunus  kommen  im  russischen  Gebiet  vor:  P.  Maackii 
incana,  pedunculata  vom  Altai  etc.,  P.  baldschuanica  in  der  Bucharei 
und  die  wilden  Aprikosen  P.  mandschurica  und  sibirica,  letztere  ungeniess- 
bar.  Der  echte  Aprikosenbaum  ist  in  den  Wäldern  Mittelasiens  wild. 
Charakteristisch  ist  für  die  sog.  Waldsteppe  Prunus  fruticosa  Pallas  (Chamae- 
cerasus   Jacquin),  die  Zwergkirsche,  bei  uns  ein  beliebter  Zierstrauch. 

Die  sogenannte  wilde  Pfirsich,  Amygdalus  nana,  ist  von  Niederösterreich 
bis  Ostsibirien  verbreitet,  der  Mandelbaum  kommt  im  südlichen  und  östlichen 
Teil  von  Transkaukasien  vor,  bis  in  2000  m  flöhe. 

Von  Leguminosen  seien  genannt:  Cladrastis  amurensis,  Calophaca 
wolgarica  und  grandiflora,  aus  dem  Süden  des  europäischen  Russlands; 
dann  aberfolgt  die  grosse  Zahl  der  Caraganen,  echte  Steppensträucher,  viele  aus 
Sibirien,  C.  arborescens,  C.  Redowskii,  C,  Frutex,  letztere  schon  im  süd- 
lichen europäischen  Russland;  ferner  C.  j üb  ata  mit  ihren  mähnenartigen  Blatt- 
stielresten, tragacanthoides,  spinosa,  aurantiaca,  grandiflora  vom 
Kaukasus  etc.,  alle  gelb  blühend.  Und  dann  der  schöne  rosablütige  Salz- 
Steppenstrauch,  Halimodendron  argenteum,  von  Sibirien  bis  Persien 
verbreitet.  Auch  der  neuerdings  eingeführte  kleine  Strauch  oder  Staude 
Hedysarum  multijugum  aus  Sibirien,  der  Mongolei  und  China,  ein  Verwandter 
unserer  Esparsette,  sei  nicht  vergessen. 

Als  typische  Pflanze  des  Amurgebietes  haben  wir  den  dortigen  Korkbaum, 
Phellodendron  amurense,  zu  verzeichnen,  der  bis  Japan  (Hondo)  verbreitet 
ist  und  bei  uns  gut  gedeiht,  bei  Dr.  C.  Bolle  auf  Scharffenberg  auch  schon 
Kork  bildet.  Skimmia  japonica  Thunb.  kommt  auch  auf  Sachalin  vor  und 
gehört  deshalb  in  unsere  Liste.  Von  Euphorbiaceae  haben  wir  Securinega 
ramiflora  J.  Müll,  aus  Südsibirien  als  das  einzige  harte  Gehölz  in  dieser  Familie, 
von  Celastraceae:  Evonymus  nana  Bieb.,  Kaukasus  bis  Westchina,  E.  alata 

*)  Gartenflora   1886,  S.  67'^.     Auszug    aus    landw.    u.  stat.    Nachrichten    aus    Russland. 


^12  Russlands  Pflanzenschätze  in  unsern  Gärten. 

Japan,  Mandschurei,  China,  E.  Bungeana  Max.  Mandschurei,  E.  Hamiltoniana 
und  Staphylaea  colchica  Stev.  im   Kaukasus,  als  häufigen  Strauch  bei  uns. 

Kann  sich  betreffs  der  Ahornarten  Russland  auch  nicht  mit  Nordamerika 
messen,  so  bietet  doch  Acer  tataricum  L.,  der  freilich  schon  in  der  Krim  und 
Galizien  vorkommt,  einen  charakteristischen  Vertreter,  noch  mehr  A.  Ginn ala 
Max.  aus  der  Mandschurei;  ferner  A.  in  sign  e  Boiss.  et  Buhse  vom  Kaukasus 
und  Persien  und  sein  Verwandter  A.  Trautvetteri  Medwedjeff,  A.  pictum 
Thunb.,  Japan,  Mandschurei  u.  s.  w. 

Unter  den  Sapindaceae  ist  Xanthoceras  sorbifolia  Bunge,  Nordchina 
und  Mongolei,  ein  beliebter  Zierstrauch,  der  vor  20  Jahren  auch  zur  Treiberei 
benutzt  wurde,  jetzt  leider  fast  nicht  mehr. 

Von  Rhamnaceae:  Rhamnus  grandifolia  F.  et  M.,  Kaukasus,  Persien, 
nach  Koehne  wohl  noch  nicht  in  Kultur,  R.  imeritina,  R.  Erythroxylon 
Kaukasus,  Sibirien,  Mongolei,  R.  dahurica  Pallas,  wohl  mehr  Varietät  von 
R.  cathartica. 

Der  Weinstock  ist  bekanntlich  in  Südeuropa,  Nordafrika  und  Vorderasien 
zu  Hause,  von  wildem  Wein  haben  wir  V.  aegirophylla  Planchon  in  Zentral- 
asien, Ampelopsis  brevipedunculata  Max.,  heterophylla  Sieb.,  Japan, 
Mongolei,  Vitis  amurensis  Ruprecht. 

Tiliaceae.  Die  Linden  sind  echt  russische  Bäume.  Tilia  mandschurica 
Ruprecht  et  Max.  ist  nahe  verwandt  mit  T.  alba  Ait.  aus  Amerika.  Tilia 
Carinthiaca  Bosc  ist  uns  bekannter  durch  ihre  Form  T.  euchlora  K.  Koch  = 
dasystyla  Loud.,  die  sog.  Krimlinde,  welche  wegen  ihrer  Schnellwüchsigkeit 
und  wegen  ihres  freudig  grünen  Laubes  besonders  bei  Berlin  für  Alleen  höchst 
beliebt  ist.  Endlich  seien  genannt  die  gewöhnlichen,  auch  bei  uns  wild  vor- 
kommenden Linden:  Tilia  platyphyllos  Scop.  (grandifolia  Ehrhart)  und 
T.  cor  data  Miller  (ulmifolia  Scop.,  parvifolia  Ehrhart)  mit  der  var.  mandschurica 
und  der  v.  sibirica. 

Von  Dilleniaceae  ist  Actinidia  Kolomikta  Max.,  Ost-Sibirien,  die  einzige 
bei  uns  aushaltende  Verwandte  der  A.  polygama  Planch  aus  Japan. 

Hypericaceae:  H.  calycinum  Turk.,  Transkaukasien,  ist  ein  allbekanntes 
Ziergewächs. 

Von  Tamarix-Arten,  den  charakteristischen  Steppensträuchern,  ist  nur 
T.  tetrandra  Pallas,  Südost-Europa  und  Orient,  aus  der  russischen  Flora  in 
unseren  Gärten,  ausserdem  die  zu  denTamaricaceae  gehörende  Myrica  davurica 
Ehrenberg. 

Aus  der  Familie  der  Thymelaeaceae  ist  Stellera  Alberti  A.  Regel 
aus  der  Bucharei,  ein  zwergiger,  noch  immer  seltener  Strauch.  Daphne  altaica 
Pallas  und  D.  caucasica  Pall.  erscheinen  mit  ihren  weissen  (nicht  roten)  Blüten 
erst  nach  der  Belaubung,  im  Gegensatz  zu  unserer  D.  Mezereum.  D.  glomerata, 
Lam.  stammt  aus  Klein-Asien  und  dem  Kaukasus. 

Araliaceae:  Dimorphanthus  mandschuricus  Max.  ist  nach  Koehne 
noch  nicht  in  Kultur;  was  er  sah,  war  immer  Aralia  chinensis  L.  Vorhanden 
sind  aber  Eleutherococcus  senticosus  Max.,  Ostasien,  Panax  sessili- 
tolium  Rupr.  et  Max.,  Amur,  Nord-China,  Ussurigebiet,  Acanthopanax 
ricinifolium  Decaisne  et  Planch.,  Japan,  China,  Mandschurei;  allbekannt  ist 
Hedera  colchica  C.  Koch  wegen  ihres  freudig  grünen  Laubes,  aus  Trans- 
kaukasien. 


Russlands  Pnanzenschätze  in.  unsern  Gärten. 


513 


Unter  den  Comaceae  ist  weitverbreitet  Cornus  tatarica  Miller,  durch 
ganz  Sibirien  bis  Nord-China;  eineVarietät  davon  ist  die  allbekannte  C.  sibirica, 
deren  Zweige  sich  im  Winter  korallenrot  färben. 

Ganz  neu  ist  Cornus  Hessei  Koehne,  die  in  der  Gartenflora  1899  S.  340 
veröffentlicht  worden  ist,  nahe  verwandt    der  vorigen. 

Unter  den  Ericaceae  finden  wir  die  herrlichen  Rhododendron,  in  erster 
Reihe  das  allbekannte  Rh.  ponticum.  Was  wären  unsere  Gärten  und  Park- 
anlagen im  Frühjahr  ohne  sie?  Wir  haben  weiter  Rh.  caucasicum  Pallas  und 
als  ersten  Frühjahrsblüher  Rh.  dahuricum,  sowie  seinen  Verwandten  Rh. 
mucronulatum.  das  Hofmarschall  von  St.  Paul  in  den  Mitt.  d.  Deutschen 
dendrol.  Gesellschaft  1898  so  schön  abgebildet  hat,  ferner  Rh.  parviflorum, 
Adams  purpurn  und  weiss,  Ostsib.,  Dahurien  und  Rh.  chrysanthum  Pallas, 
Sibirien  bis  Kamtschatka,  Rh.  Smirnowi,  karminrot,  Rh.  Ungerni  Trautv.,  weiss, 
Kaukasien. 

Zur  Untergattung  Azalea  gehören  ferner  Rhododendron  camtschaticum 
Pall.,  bis  Nordwest-Amerika,  und  Rh.  flavum  G.  Don.  Orient,  Kaukasien.  Vor 
allem  dürfen  wir  aber  Azalea  pontica,  diesen  beliebten  Zierstrauch,  nicht 
vergessen. 

Von  Oleaceae  sind  zu  nennen  Syringa  amurensis  Rupr.,  Mandschurei. 
S.  villosa  Vahl.,  Mandschurei,  Nordchina,  besonders  aber  S.  persica,  Kaukasus  bis 
Afghanistan.  Weiter:  Phyllyrea  Vilmorinian  a  Boiss.,  Kaukasus.  Fraxinus 
raibo  carpa  Regel,  die  krummfrüchtige  Blumenesche,  Ost-Bucharei,  Turkestan. 
F.  mandschurica  Rupr.  F.  Regeli  Dipp.,  Turkestan,  F.  potamophila  von 
Herder,  Ufer-Esche,  Ost- Turkestan,  Songarei. 

Caprifoliaceae  giebts  in  Russland  eine  grosse  Zahl;  so  Viburnum 
burejaeticum  von  Herder  et  Regel.  Ost-Sibirien,  V.  dahuricum  Pallv  Diervilla 
Middendorfiana,  Ost-Sibirien  und  Japan,  davon  durch  Kreuzung  mit  D.  florida 
(Weigela  rosea)  entstanden  die  neue,  in  Gartenflora  No.  8  d.  J.  S.  201  t  1401 
abgebildete  Diervilla  Wagneri  Kusnezow. 

Weiter  nennen  wir  Lonicera  Maximo  wiczi .  Amur,  Blume  dunkelpurpur- 
violett,  L.  Chamissoi  Bunge  (Kamtschatka,  nicht  in  Kultur),  L.  Kesselringi 
Regel,  Kamtschatka,  Blüte  tiefrot,  L.  orientalis  Lamarck,  Klein-Asien,  Kaukasus, 
Himalaya,  L.  micrantha  Regel,  Turkestan,  L.  tatarica  Süd-Ost-Russland,  be- 
sonders häufig  nach  Pallas  bei  Samara,  Tatarei,  Sibirien,  bei  uns  fast 
wild,  L.  floribunda  Boiss.  et  Buhse,  Transkaukasien,  L.  Ruprechtiana 
Regel,  Süd-Mandschurei,  L.  chrysantha  Turcz.,  Mongolei,  Sachalin,  L.  Maacki. 
Amur  und  China. 

Auffallenderweise  ist  von  den  schlingenden  Caprifolien  keine  Russland 
allein  eigentümlich,  L.  Caprifolium  kommt  freilich  im  Kaukasus  vor. 

3.  BT  u  m  e  n. 
Betreffs  der  Blumen  muss  ich  auf  den  Anhang  verweisen,  ihre  Zahl  ist 
zu  gross.  Ich  kann  Sie  betreffs  dieser  wie  auch  der  Gehölze  nur  einladen, 
sich  unter  Führung  des  Herrn  Geh. -Rat  Prof.  Fischer  von  Waldheim  im 
kaiserlichen  botanischen  Garten  die  pflanzengeographischen  Gruppen,  die 
Flora  des  Kaukasus,  des  Amurlandes,  Sibiriens  etc.  anzuschauen.  '  Uebrigens 
sind  auch  in  Berlin  ähnliche  pflanzengeographische  Gruppen  zu  rinden 
und  in  neuerer  Zeit  ist  unter  Leitung  des  Geh. -Rat  Prof.  Dr.  Engler  die 
sibirische  und  ostasiatische  Flora  noch  sehr  vervollständigt  worden. 


514 


Russlands  Pflanzenschätze  in  unsern  Gärten. 


Hier  sei  nur  eine  kurze  Schilderung  des  Wichtigsten,  nach  der  Blütezeit 
geordnet,  gegeben. 

Wenn  im  Frühjahr  die  höher  steigende  Sonne  kaum  den  Schnee  hinweg- 
geleckt, spriessen  neben  dem  gewöhnlichen  Schneeglöckchen  Galanthus 
latifolius  vom  Kaukasus  und  G.  plicatus  aus  der  Krim,  abgesehen  von  anderen 
südlicheren  Arten.  Fast  zugleich  mit  ihnen  erscheinen  die  blauen  Scilla,  von 
denen  eine  am  bekanntesten  ist  unter  dem  Namen  S.  sibirica  Hort.,  eine 
Pflanze,  die  aber  in  Sibirien  selbst  nicht  vorkommen  soll,  sondern  im  Süden 
des  europäischen  Russlands  und  im  Kaukasus  sich  findet  und  besser  S.  cernua 
Red.  heisst.  Sternbergia  macrantha  blüht  schon  vor  Winter,  S.  Fischeri 
im  Februar.  Es  spriessen  weiter  die  schönen  Lerchensporne,  die  Cory- 
dalis-Arten  hervor,  C.  bracteata,  C.  Kolpakowskyana,  Semenowii, 
Sewerzowii  etc.  Als  unentbehrlich  für  Steinpartien  und  Einfassungen  in 
Vorgärten  erblüht  Arabis  albida,  in  ihrem  reinen  Weiss  noch  einmal  die 
Felsen  wie  mit  Schnee  bedeckend. 

Im  späteren  Frühjahr  folgt  das  grosse  Heer  der  Tulpen,  von  denen 
Russland  allein  über  20  gute  Arten  birgt.  Unter  ihnen  sind  jedenfalls  auch 
die  Stammpflanzen  unserer  Gartentulpen,  die  in  Holland  zu  so  grosser  Schönheit 
erzogen  sind.  Auf  Grund  vieler  Studien  an  lebenden  Pflanzen  bei  Krelage&Sohn 
in  Haarlem  und  in  deren  grosser  Bibliothek  ist  Graf  Solms  in  seiner  neuen 
Veröffentlichung  »Weizen  und  Tulpe«  zu  der  Ansicht  gekommen,  dass  unsere 
Gartentulpen  wahrscheinlich  natürliche  Kreuzungen  asiatischer  Tulpen  sind. 
Aber  auch  schon  im  Süden  des  europäischen  Russlands  prangt  die  Steppe  im 
Frühlinge  mit  Tausenden  von  Tulpen,  besonders  T.  Gesneriana  und  Tulipa 
biflora.  Weiter  haben  wir  die  bereits  oben  Seite  506  erwähnte  T.  Greigi, 
Turkestan.  mit  schwarz  gefleckten  Blättern,  ferner  T.  turkestanica  und 
T.  Kaufmanniana,  eine  schöne  Pflanze  und  sehr  früh,  weiss  und  gelb,  T.  violacea, 
die  allerfrüheste,  magentarot,  T.  Kolpakowskiana,  T.  Batalini  zwergartig,  blassgelb. 

Narcissen  fehlen  merkwürdigerweise  fast  ganz. 

Auch  die  Fritillarien  beginnen  zu  blühen,  F.  lutea,  aurea,  pallidiflora, 
latitolia,    kamtschatkensis  etc.,    ferner    Colchicum   speciosum   und  candidum. 

Es  erblühen  alsbald  auch  die  Stiefmütterchen,  von  denen  man  annahm, 
dass  die  grossblumigen  hauptsächlich  durch  Kreuzung  unseres  wilden  Stief- 
mütterchens, Viola  tricolor,  mit  V.  altaica  entstanden  seien,  während  Wittrock*) 
neuerdings  nachgewiesen  hat,  dass  das  nur  im  beschränkten  Maasse  der  Fall 
gewesen  sein  kann,  dass  vorwiegend  die. Viola  tricolor  selbst  sowie  V.  lutea 
und  V.  cornuta  von  den  Pyrenäen  in  England,  von  wo  die  Verbesserung  der  Stief- 
mütterchen schon  im  Anfange  dieses  Jahrhunderts  ausgegangen  ist,  benutzt 
wurden. 

Als  Gruppen-  oder  Solitärpflanzen  verwendet  der  Gärtner  einige  Saxi- 
fragaceen:  Bergenia  cordifolia  etc.,  während  er  Cerastium  Bieber- 
steinii  vom  Kaukasus  mit  seiner  silbergrauer  Behaarung  wie  C.  tomentosum 
zu  Einfassungen  benutzt. 

In  der  Blütezeit  folgen  die  Aquilegien,  besonders  A.  sibirica,  Kaukasus, 
und  glandulosa,    Altai,    die  Rittersporne  Delphinium    elatum,    auch  bei  uns 


*J   Siehe    Gartenflora   1899  S.  342,    wo    ein    eingehender  Auszug    aus    Wittrocks    Pense- 
Studien  von  mir  gegeben  ist.  L.  W. 


Pavillon   im  Park  der  Villa  Spindler  zu  Gross-Taharz,  Thüringen.  r]i 

auf  den  Alpen,  D.  cheilanthum.  grandiflorum,  speciosum,  Kaukasus  und  das  düstre 

1  >.  triste  aus  Sibirien. 

Von  Bauernrosen  haben  wir  aus  dem  Süden  des  europäischen  Russlands 
Paeonia  tenuifolia  und  P.  Wittin  an  nian  a,  letztere  mit  gelben  Blumen, 
ferner  P.  obovata  aus  Sibirien,  von  Mohnblumen  Papaver  Orientale  mit  der 
Varietät  bracteatum. 

Nun  folgt  das  grosse  Heer  der  Iris,  von  denen  Russland  allein  38  Arten  erb- 
und  eigentümlich  sind,  darunter  besonders  schön  I.  iberica,  1.  reticulata  und 
persica,  zwei  beliebte  Treibsorten,  Bakeriana,  ganz  dunkelblau,  Histrio, 
Kolpako wskiana.  Krelagei.  Die  Gattung  Gladiolus  ist  nur  durch  G. 
Kotschyanus  (armeniacus)  vertreten,  der  im  Gegensatz  zu  den  meisten- 
anderen  sich  durch  seine  violette  Färbung  auszeichnet  und  sicherlich,  wrie 
Hr.  Krelage  jr.  meint,  dem  wir  diese  Mitteilungen  und  viele  andere  verdanken, 
zu  Kreuzungen,  die  diese  Farbe  zeigen,  benutzt  ist. 

Lanzenartig    schiessen    im    Juni    und    Juli    aus    grünen  Blattrosetten  die 

2  bis  3  m  hohen  Schäfte  der  Eremurus- Aehren  hervor:  E.  Bungei,  E.  Elwesianus, 
robustus  etc.,  die  höchsten  dortigen  Vertreter  der  Monocotyledonen. 

Endlich  erblühen  die  meisten  Compositen  und  ihre  Verwandten:  die 
Pyrethrum-Arten,  P.  roseum  und  caucasicum,  die  Insektenpulver-Pflanzen, 
die  durch  die  Kunst  des  Gärtners  so  sehr  verschönert  sind,  desgl.  die  Scabiosa 
caucasica,  heute  eine  Schnittblume   ersten  Ranges. 

Gerade  bei  der  heutigen  Vorliebe  für  Blüten  mit  langen  Stielen  bieten 
die  Stauden  Russlands  uns  ein  reiches  Material. 

Und  immer  neue  Arten  treten  hinzu,  besonders  Dank  dem  Sammeleifer 
der  russischen  Botaniker,  Dank  aber  auch  der  guten  Pflege,  die  die  neuen 
Pflanzen  in  den  botanischen  Garten  des  russischen  Reiches  erhalten,  Dank  der 
Liberalität,  mit  der  diese  Gärten  denen    der  ganzen  Welt  ihre  Schätze  mitteilen. 

Ich  bin  zu  Ende.  Meine  Herren!  Als  17S8  Pallas  seine  ^Flora  rossica« 
schrieb,  schmückte  er  das  Titelblatt  mit  dem  Bilde  der  Kaiserin  Catharina  II. 
als  Pallas  Athene,  in  der  Hand  eine  Blume,  wenn  ich  richtig  deute,  Rhodo- 
dendron chrysanthum,  als  Beschützerin  der  Flora.  Von  jener  Zeit  an  haben 
Russlands  Fürsten  stets  der  Botanik  und  dem  Gartenbau  ihre  besondere  Liebe 
geschenkt,  und  so  dürfen  wir  hoffen,  dass  auch  unter  dem  Schutze  des  gegen- 
wärtigen Monarchen,  auf  dessen  Anregung  hin  gestern,  an  seinem  Namenstage,  die 
Friedenskonferenz  im  Haag  eröffnet  ist,  in  langem  Frieden  die  reichen  Pflanzen- 
schätze des  russischen  Reiches,  auch  selbst  in  den  fernsten  Teilen,  aber  auch 
im  Grenzgebiet,  im  westlichen  China,  wo  russische,  deutsche,  französische  und 
englische  Botaniker  sich  freundlich  die  Hand  reichen,  immer  mehr  gehoben 
werden  zum  Segen  des  ganzen  Gartenbaues! 


Pavillon  im  Park  der  Villa  Spindler  zu  Gross-Tabarz,  Thüringen. 

ri^r^  Hierzu  Abb.  73.) 

4j^\er  in  Abbildung  73  dargestellte  Pavillon  liegt  am  Fusse  des  Zimmer- 
<^Z  berges  im  Park  der  Villa  Spindler  an  einer  hervorspringenden  Waldecke. 
Auf  der  Ostseite  dehnt  sich  vor  demselben  eine  grosse  Wiesenfläche,   die  sanft 


5l6 


Neueste  und  neuere  Cactus-Dahlien  etc. 


am  Zimmerberg  ansteigt,  aus,  und  nach  Westen  wird  er  vom  Teppichparterre 
begrenzt.  Dieser  Pavillon  ist  einer  der  liebsten  Sitzplätze  der  Familie  des 
Geh.  Kommerzienrat  Spindler-Berlin,  da  er  nicht  nur  in  den  heissen  Mittags- 
und Xachmittagsstunden  Schatten  bietet,  sondern  auch  vor  Wind  geschützt 
liegt. 

Für  Landschaftsgärtner  bietet  dieses  Bild  vielleicht  ein  willkommenes 
Motiv,  was  mich  veranlasste,  dieses  reizende  Landschaftsbild  der  Gartenflora 
zu  widmen.  J.  Biemüller,  Gr.-Tabarz. 


Abb.  j3.     Pavillon  im  Park  der  Villa  Spindler  zu  Gr.-Tabarz,  Thüringen. 


Neueste  und  neuere  Cactus-Dahlien  etc. 

Ausgestellt  in  der  Versammlung  des  Vereins  zur  Belörderung  des  Gartenbaues  am  3 1 .  August  1 899. 
Von    H.    Kohlmannslehner,    Schöneberg,    Merseburgerstrasse  9. 

Eigene   Einführungen  1899. 

Oetopus,  Bindefarbe  apartester  Art,  Grund  milch  weiss,  zart  lila  genervt,  nach 
dem  Rande  zu  rosig  lila  gefärbt.  Busch  kompakt  und  wüchsig,  Blüten  aus 
dem  Laube,  Stiel  gut  halblang,  die  Blume  in  schöner  Haltung  tragend. 
Eine  der  all  er  wert  vollsten  und  reichblühendsten  Züchtungen. 

Ethel,  bis  heute  die  edelste  Form  unter  allen  gelbblühenden  Cactus- 
Dahlien.  Von  wirklich  majestätischem  Wüchse,  ragen  die  knospen-  und 
blütengeschmückten  Zweige  weit  aus  dem  Busch  heraus.  Die  mittel- 
grosse, ganz  feinstrahlige,  fast  nadelpetalige  Blume  entwickelt  sich  be- 
sonders schön  bei  schönem,  nicht  zu  heissem  Wetter,  ist  satt  schwefelgelb 
nach  aussen  Chromgelb  verlaufend. 

Palästina,  sehr  vollkommen,  sammetig  violett-purpurfarbene  Blüte,  deren 
lange  spitze  Blumenblätter    in  der  Mitte    leicht    einwärts  gekrümmt  sind. 


Neueste  und  neuere  Cactus-Dahlien  etc.  ^  i  - 


während  die  äusseren  Reihen  bis  fast  auf  den  Stiel  zurückfallen.  Sie 
ist  eine  der  besten  deutscher  Zucht,  blüht  willig  an  langen  Stielen 
in  guter  Haltung. 

Irrlieht,  brennend  scharlachrote  Phantasie -Cactus-Dahlie,  halbgefüllt,  enorm 
blütenreich  und  sehr  langstielig.  Für  Bindewerke  ihrer  leichten  Form 
wegen  gut  geeignet. 

Kiautschou,  tief  weinrot  bis  purpurlila,  neue  aparte  Farbe,  eine  gute  Sorti- 
mcntsblume. 

Sedan  (Wertzeugnis  der  Deutschen  Dahlien  -  Gesellschaft),  ungeheuer  reich- 
blühend, stets  gute  Füllung  bei  edler  Cactus-Form,  auch  langstielig,  aus 
dem  Laube  herausblühend.  Von  der  Jury  der  Deutschen  Dahlien-Gesell- 
schaft als  wertvolle  Neuheit  bezeichnet,  gehört  »Sedan«  zu  den  land- 
schaftlich dekorativen  Sorten,  hat  dabei  gesunden  Wuchs,  wird  l/a  m  hoch 
und  leuchtet  weit  mit  ihren  tief  sammetig  scharlachfarbenen  Blüten 
aus  dem  Busch  hervor. 

Nachtfalter.  Die  Blüte  erinnert  an  die  Sorte  »Matchless«,  doch  ist  sie  mehr 
bräunlich  gefärbt.  Die  Blumen  stehen  an  besonders  langem,  festem 
Stiel,  sind  spitz  gedreht  und  haltbarer  als  die  der  Vergleichssorte. 
Im  reichen  Blühen  steht  sie  dieser  um  nichts  nach,  übertrifft  dieselbe 
aber  durch  ihre  stets  tadellos  vollkommene  Füllung.  Erhielt  ebenfalls 
das  Wertzeugnis  der  Dahlien-Gesellschaft. 

Königin  Wilhelmine  von  Holland.  In  ihrer  Form  ist  diese  Sorte  den  besten 
Auslands  -  Züchtungen  ebenbürtig.  Die  ganz  schmalen,  nadelartigen 
Blütenblätter  sind  leicht  einwärts  gebogen.  Die  Färbung  der  mittel- 
grossen Blüte  ist  salm orange,  Mitte  grünlich  Chromgelb,  angenehm 
dazu  kontrastierend.  Wenn  auch  kein  reicher  Blüher,  so  verdient  diese 
Sorte  wegen  ihrer  aparten  Binde-Farbe  und  sehr  wertvollen  Form  grösste 
Beachtung. 

Spreenixe,  überaus  vollblühende,  dekorative  Pompon  -  Cactus  -  Dahlie  mit 
schöner  Blumenhaltung  und  niedrigem  Wüchse.  Sammetig  dunkel- 
scharlach,  Spitzen  magenta   erhellt. 

Englische  Einführungen  1899. 

Arachne,  ganz  bizarre,  stark  gedrehte  Blume  mit  sehr  feinen,  einwärts  gedrehten 
Petalen.  karminfarben,  Mitte  Scharlach.  Ab  und  zu  ändern  die 
Blüten  die  Farbe.  Trotz  dieser  unschönen  Eigenschaft,  schlechter 
Blütenhaltung  und  spärlichen  Pflanzenwuchses  verdient  die  schöne  Form 
der  Blüte  Beachtung  und  die  Sorte  ihren  Xamen  in  der  That. 

Britannia,  weich  salmrosa,  bräunlich  aprikosenfarbig  nach  dem  Zentrum, 
früh  und  reichblühend  bei  niedrigem  Wuchs,  riesengrossen  Blüten  und 
langem  straffen  Stiel. 

( 'apstan  mit  guter  Blumenhaltung,  auch  dankbar  und  langstielig,  schöne  ein- 
wärts gedrehte  Blume,  Farbe  leuchtend  scharlach-o ränge. 

Falka,  eine  Verbesserung  von  Robt.  Cannell,  Blüten  tief  magentarosa.  Petalen 
breit,  ganz  spitz  zulaufend. 

Island  Queen,  einzig  schöne  Fliederfarbe  (mauve),  die  mittelgrossen,  gut  lang- 
stieligen Blumen  sind  das  Ideal  einer  modernen  Bindeblume.  Sie  ist 
ein  später,  nicht  sehr  dankbarer  Blüher,  ihrer  herrlichen  Farbe  wegen 
aber  eine  der  wertvollsten  Einführungen. 


r  ig  Neueste  und  neuere  Cactus-Dahlien  etc. 

Hohmxollern,  deutsche  Züchtung,  ein  clivienfarbiger  Sport  der  bekannten 
Sorte  »Gloriosa«.  Die  leuchtende,  schwer  genau  zu  beschreibende  Farbe 
sowie  ihre  sonstigen  von  der  Stammsorte  geerbten  vorzüglichen  Eigen- 
schaften rechtfertigen  das  vom  Handelsgärtner-Yerband  erteilte  Wert- 
zeugDis.     Die  Sorte  wird  bald  überall  verbreitet  sein. 

King  Msher,  eigenartige  bläuliche  Purpur- Farbe  und  ganz  phantastisch  und 
verworren  gedrehte  Blume,  ähnlich  »Fantasy«.  Sie  ist  gut  langstielig, 
auch  wüchsig. 

Laverstoek  Beauty  mit  prächtigem,  weit  aus  dem  Laube  herausstehendem  Blüten- 
stiel und  bester  Blumenhaltung,  weich  zinnoberrot,  Mitte  gelblich 
Scharlach  erhellt,  die  scharfen  Spitzen  nach  vorn  gebogen. 

Mary  Service,  wahrhaft  einzige  Bindefarbe,  eine  Mischung  aus  rosa  und  heliotrop, 
im  Zentrum  gelblich  bronce.  mit  sehr  feinstrahligen  Blumen,  auf  langen, 
festen  Stielen  über  dem  Laubwerk  stehend,  eine  Neuheit  von  hervor- 
ragendem Werte. 

Miss  Finch,  ein  volles  Karminrosa,  karmoisin  beschattet,  schöne  leichte 
Form,  auch  ziemlich  freiblühend. 

Night  soll  eine  verbesserte  Matchless  sein.  In  Färbung  wenig  unterschiedlich, 
ist  sie  wohl  von  feinerer  Form  wie  jene,  hat  auch  kräftigen  Stengel, 
bringt  aber  bei  heissem  Wetter  leicht  Krüppelblumen,  weshalb  ihr  an 
Verbrauchswert  trotz  hellerer  Farbe  unsere  »Nachtfalter«  über  ist. 

OcMands,  ziemlich  regelmässige,  in  guter  Haltung  stehende  Blume  mit  kurz 
gedrehter  Spitze,  ein  früher,  dankbarer  Blüher  und  kräftig  wachsende 
Pflanze.  Die  anmutige  auch  bindewertige  Farbe  ist  ein  Zwischenton 
von  lachsrosa  und  terrakotta. 

Standard  Bearer,  bis  heute  wrohl  die  feinste  Form  von  allen  rein  feurig 
scharlachroten  Sorten,  von  ganz  prächtigem,  gedrungenem  Pflanzenwuchs, 
jede  der  sehr  langstieligen  Blüten  in  vornehmer  Haltung  weit  aus  dem 
Busch  tragend,  eine  Landschaftsgärtnern  sehr  zu  empfehlende  Ein- 
führung. 

Stella,  eine  vornehme  Ausstellungsblume,  lebhaft  karminrot  mit  langen,  schön 
einwärts  gekrollten  Blumenblättern  und  langem  Stiel. 

The  Czar  hat  kurzen,  gedrungenen  Bau  und  frische,  grüne,  sehr  dekorative  Be- 
laubung. Die  tief  sammetig  braunroten  Blüten  sind  von  einer  edlen 
Form,  haben  starke  Stengel,  sind  ebenso  eigenartig  wie  schön,  auch 
bindewertig. 

True  Friend,  fast  ähnliche  Färbung,  mehr  dunkelkarmin  nuanciert,  langpetalig. 
stets  vollkommen  erblühend.  Die  Pflanze  ist  ziemlich  sperrigen  Wuchses 
und  immer  reichblühend. 

Walküre  (Phantasie-Cact.-D.),  ein  Gegenstück  zu  unserer  Einführung  »Irrlicht« 
halbgefüllt,  fast  schwarz  (Bidens-Farbe),  ganz  spitz  gedreht.  Die  hervor- 
tretenden gelben  Staubfäden  erhöhen  die  Wirkung  dieser  für  Binderei 
wertvollen  Züchtung. 

Wertvolle  neuere  Züchtungen. 

Abgir  (eigene  Einführung  98),  edle,  bizarre  Blüte  von  reiner  Gloriosa-Farbe. 
Petalen  ganz  röhrenförmig  gedreht,  sehr  langstielig,  nur  3/4  m  hoch,  eine 
vornehme  Dekorationspflanze  und  edle  Schnittsorte,  allseitig  als  sehr 
wertvoll  anerkannt. 


DenJrobium  Falkoneri  Hook. 


-'•' 


Stern  von  Schöneberg  (98er  eigene  Einführung),  sammtig  violettfarb  en, 
sterniger  Biütenbau  und  schöne  Sortimentsblume. 

Strahlenkrone,  ebenfalls  durch  uns  im  Vorjahre  eingeführt  und  durch  Wert- 
zeugnis des  Deutschen  Handelsgärtner-Verbandes  ausgezeichnet, 
grosse,  sehr  feinstrahlige  Blume,  ganz  spitz  gedreht.  Die  Farbe  ist  ein 
weiches,  wohlthuendes  Scharlach,  während  der  Blüte  das  Zentrum 
gelblich  schimmernd.  Die  halbhohe  Pflanze  blüht  früh  und  ungeheuer 
reich. 

Oporto  Tait,  obwohl  seit  drei  Jahren  im  Handel,  noch  wenig  verbreitet,  da  sie 
sich  schwer  vermehrt.  Es  ist  die  erste  Topf-Cactus-Dahlie,  ganz  ge- 
drungenen, 1  —  1 V2  I,uss  hohen  Wuchses,  dabei  reichblühend  und  ihre 
leuchtend    orangefarbenen  Blüten    am   kräftigen  Stiel  schön  tragend. 


Ferner  stellte  die  Firma  aus: 
I.  Blattzweige  des  neuen  Gold-Hopfens  (Humulus  Lupulus  aureus),  ein  sehr 
wertvolles  Dekorationsmaterial  für  die  Landschaftsgärtner.  Das  metallisch 
goldschimmernde  Laub  wird  vorzüglich  zu  feinen  Bindereien  zu  ver- 
wenden sein.  Die  Züchtung  ist  nur  in  männlichen  Pflanzen  vorhanden, 
also  ein  Sport,  der  konstant  geblieben  ist  bei  vieljähriger  Beobachtung. 
Unsere  ausdauernden  Schlingpflanzen  sind  durch  diese  Neuheit  um  ein 
effektvolles  Kontrastmaterial  bereichert.  Die  Vermehrung  ist  ebenso 
einfach  wie  bei  unserem  wildwachsenden  Hopfen. 

II.  Junge  Pflanzen  von  Smilax  aspera.  Diese  nirgends  verbreitete  Schling- 
pflanze, zu  dem  Medeolen-Geschlecht  gehörig  und  den  Asparagus  ver- 
wandt, wird  sich  ähnlich  Medeola  asparagoides  viel  verwenden  lassen 
für  alle  Tafeldekorationen,  zum  Ausschmücken  von  Körben,  Staffeleien 
und  mannigfaltigen  Bindereien.  Das  Laub  ist  grösser  als  das  von 
Medeolen,  lanzettlich  spitz  und  sehr  hart,  und  die  in  einjähriger  Kultur 
ca.  2  m  hoch  werdenden  Ranken,  mit  feinen,  nicht  verletzenden  Stacheln 
besetzt,  geben  leichte,  natürliche  Guirlanden.  Smilax  aspera  ist  eine 
Pflanze  des  temperierten  Hauses,  wächst  willig  an  Stecklingen  und  dürfte 
weitester  Verbreitung  empfohlen  werden.  —  Farbig  abgebildet  Garten- 
flora  1897  S.  505  t.  443. 

III.  Eine  Riesenzwiebel  von  Scilla  maritima  (echte  Meerzwiebel)  mit  34  m 
hohem  Blütenschaft,  dicht  mit  hunderten  weisslichen  Blütchen  besetzt, 
im  freien  Lande  erblüht. 


a; 


Dendrobium  Falkoneri  Hook. 

(Hierzu  Abb.  74.) 
£$i^/ie  die  Abbildung  zeigt,  gehört  D.  Falkoneri  zu  den  Arten  mit  hängendem 
Wuchs.  Die  Stengel  sind  dünn,  stark  verzweigt,  mit  den  charakte- 
ristischen Knoten  versehen  und  tragen  in  der  Jugend  einige  schmale,  scharf 
zugespitzte  Blätter.  Die  Pflanzen  erreichen  eine  Länge  von  80 — 100  cm  und 
mehr;  infolge  der  zahlreichen  dünnen  Stengel  mit  wenigen  Blättern  und  vielen 
weissen  Luftwurzeln  gleichen  sie  einem  Gewirr  von  Pflanzenteilen,  von  welchem 
kaum    ein  so  prächtiger  Blumenflor  zu  erwarten  ist.     Dennoch  zählt  diese  Art 


320 


Dendrobium  Falkoneri  Hook. 


mit  zu  den  schönsten  ihrer  Gattung,  dank  der  hübschen,  im  Mai  und  Juni  er- 
scheinenden, einzeln  stehenden  Blumen.  Dieselben  sind  5 — 6  cm  gross  und 
sitzen  an  2^2 — 3  cm  langen  Stielen,  stets  an  alten  blattlosen  Stengeln.  Die 
schmalen  Sepalen,  die  breiteren  zugespitzten  Petalen  sowie  die  gerollte  Lippe 
sind  reinweiss;  die  Spitzen  der  ersteren  sind  jedoch  dunkel  purpurrot  gefärbt, 
während  die  Lippe  einen  ebenso  gefärbten  Schlund  nebst  Spitze  besitzt  und 
an  den  zurückgebogenen  Rändern  orangerot  gefärbt  ist. 

Die  Blüten  dauern  8 — 10  Tage.     D.  Falkoneri  gehört  zu  denjenigen  Arten, 
welche  nicht  immer  willig  blühen,  besonders  wenn  die  Pflanzen  an  einem  ihnen 


■'\ -..,.. 


Abb.  74.     Dendrobium   Falkoneri. 
-j3  natürl.  Grösse.    Gez.  von  A.  Bode.      Blumen  weiss  mit  roten  Spitzen. 


nicht  zusagenden  Platze  stehen  bezw.  hängen.  Es  ist  daher  ratsam  und  geboten, 
den  Standort  zu  wechseln,  sofern  sich  keine  Blumen  entwickeln.  Es  heimatet 
im  nördlichen  Indien,  Assam,  Bhotan  und  kommt  dort  auf  Bergen  bis  zu  4000' 
Höhe  vor. 

In  temperierten  Häusern  mit  10 — 12  °  R.,  dicht  am  Glase  des  Daches, 
gedeiht  es  bei  uns  sehr  gut.  Während  des  Sommers  verlangen  die  Pflanzen 
reichlich  Wasser;  mit  Eintritt  der  Ruheperiode  im  Spätherbst  wird  dasselbe 
bis  zur  Blüte  fast  ganz  entzogen.  Sofern  das  Wachstum  bis  in  den  Winter 
hinein  dauert,  ist  eine  Bewässerung  auch  dann  noch  notwendig,  wenn  sich  die 
Pflanzen  kräftig  entwickeln  sollen.  A.  Bode,  Altenburg. 


Die  Hampel-Feier.   —  Mitteilungen  über  die  Jubiläums-Ausstellung  in  Dresden.         ^21 


Die  Hampel-Feier. 

in    schönes    Festessen    wars,    das    am    Sonnabend    den    16.  September  im 

Architektenhause  zu  Berlin  in  einem  vom  Landschaftsgärtner  Friedrich 
Maecker-Friedenau  herrlich  geschmückten  Saale  veranstaltet  wurde.  Galt  es 
doch,  dem  zum  Grossherzogl.  Mecklenburgischen  Hofgartendirektor  in  Schwerin 
ernannten  bisherigen  städt.  Obergärtner  und  Kgl.  Gartenbau-Direktor  C  a r  1  H  am  p  e  1 
in  Schwerin  noch  einmal  Lebewohl  zu  sagen.  Der  städische  Garteninspektor 
Axel  Fintelmann,  Vorsitzender  des  Vereins  deutscher  Gartenkünstler,  hob  in 
seiner  Begrüssungsrede  hervor,  wie  der  Scheidende  auf  den  verschiedensten 
Gebieten  sich  verdient  gemacht  habe,  um  den  Verein  deutscher  Gartenkünstler, 
den  er  ins  Leben  gerufen,  um  die  Gartenkunst  im  allgemeinen,  um  die  Aus- 
stellungen des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  u.  s.  w. 

Herr  Stadtrat  Brandt  überreichte  im  Namen  der  Kollegen  und  Freunde 
als  dauerndes  Andenken  einen  Silberkasten  und  im  Anschluss  daran  widmete 
L.  Wittmack  der  Gattin  und  den  beiden  Töchtern  ein   Glas. 

Hierauf  dankte  Herr  Hampel,  tief  bewegt,  in  längerer  Rede. 

I)er  Kgl.  Hofgartendirektor  Gustav  Fintelmann  hob  die  Verdienste 
Hampels  um  die  Gärtner-Lehranstalt  hervor,  der  er  sich  in  seiner  Eigenschaft 
als  vom  Verein  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  gewähltes  Kuratoriums- 
Mitglied  so  sehr  gewidmet  habe,  Hofgärtner  Hoff  mann  sprach  auf  die 
Verbindung  von  Kunst  und  Praxis,  Gartenbaudirektor  Enke  im  Namen  des 
Lehrerkollegiums  der  Gärtner-Lehranstalt,  Redakteur  Adam i  in  humoristischer 
Rede  auf  das  Bündnis  zwischen  Berlin  und  Schwerin.  C.  v.  d.  Smissen 
dankte  im  Namen  der  Handelsgärtner  für  die  Sorgfalt,  die  Hampel  ihnen  auf 
der  Gewerbe-Ausstellung  erwiesen,  Herr  Inspektor  Dressler  sprach  auf  die 
von  fernher  Gekommenen:  Ober-Hofgartendirektor  Bouche-Dresden,  Garten- 
baudirektor Bertram-Dresden,  Garteninspektor  Kaehler-Celle;  Ober-Hof- 
gartendirektor Bouche  toastete  auf  das  Festkomitee,  besonders  Herrn  städtischen 
Obergärtner  Weiss,  F.  Bluth  auf  den  Schmücker  der  Tafel,  Herrn  xMaecker, 
und  endlich  verlas  Herr  Weiss  die  eingegangenen  Telegramme. 

Nach  Tisch  wurde  noch  eine  fidele  Kneiptafel  arrangiert,  bei  der  Herr 
Adami  abermals  durch  köstlichen  Humor  die  Anwesenden  erheiterte. 

Die  früher  unter  Herrn  Hampel  thätigen  Beamten  haben  ihm  eine  höchst 
geschmackvoll  ausgeführte  Adresse  überreicht.  L.  W. 


Mitteilungen  über  die  Jubiläums-Ausstellung  des  Landes- 
Obstbauvereins  für  das  Königreich  Sachsen 

in  Verbindung  mit  der  allgemeinen  deutschen  Obst-Ausstellung  bei  Gelegenheit 

der    XV.  Versammlung    deutscher    Pomologen    und    Obstzüchter   vom   14.  bis 

einschliesslich  19.  Oktober  in  Dresden. 

I.  Allgemeines. 
Die  Ausstellung    findet    im  städtischen  Ausstellungspalast    an  der  Stübel- 
allee    statt.      Die    nach    der    Ausstellung    führenden    elektrischen    Bahnen    und 
Pferdebahnwagen     haben      entsprechende      Aufschriften      am     Wagen.         Das 


L22  Mitteilungen  über  die  Jubiläums-Ausstellung  in  Dresden. 


Ausstellungsbüreau  befindet  sich  im  Verwaltungsgebäude  auf  dem  Aus- 
stellungsplatz. 

Die  Versammlungen  deutscher  Pomologen  und  Obstzüchter  finden  im 
grossen  Saale,  kleinere  Versammlungen  eventuell  in  den  Xebensälen  des 
Vereinshauses,  Dresden- A.,  Zinzendorfstr.  17,  statt.  Als  Hotel  bietet  das  Vereins- 
haus gute  Unterkunft.     Preis  des  Zimmers  von  2  M.  an  aufwärts. 

Die  Ausstellung  ist  von  morgens  8  Uhr  bis  abends  7  Uhr  geöffnet. 

Eintrittspreise  in  die  Ausstellung:  Da  besondere  Gebühren  von  den  Aus- 
stellern mit  Ausnahme  der  auf  Seite  4  des  Programms  angegebenen  nicht 
erhoben  werden,  so  haben  auch  die  Herren  Aussteller  Eintrittsgeld  zur 
Ausstellung  zu  zahlen,  und  zwar  kosten:  Dauerkarten  2  M.;  eine  Karte  am 
Eröffnungstag,  Sonnabend  den  14.  Oktober,  vormittags  2  M.;  eine  Karte  am 
Eröffnungstag,  Sonnabend  den  14.  Oktober,  nachmittags  von  2  Uhr  an  1  M.; 
eine  Karte  an  den  andern  Tagen  50  Pf.;  Kinder  zahlen  am  Eröffnungstage 
vormittags  den  vollen  Preis,  in  der  übrigen  Zeit  die  Hälfte  des  jeweiligen 
Preises. 

Teilnehmerkarten  am  Kongress  sind  zum  Preise  von  3  M.  im  Ausstellungs- 
bureau zu  entnehmen  und  wird  dafür  die  stenographische  Aufnahme  der  Ver- 
handlungen des  Deutschen  Pomologenvereins  kostenfrei  nachgeliefert. 

Teilnehmerkarten  zum  Ausflug  und  Fest  in  Meissen,  Montag  den  16.  Oktober, 
nachmittags,  kosten  pro  Person  2  M.,  gewähren  freie  Eisenbahnfahrt  und  Teil- 
nahme am  Fest;  sie  sind  bis  Sonnabend  den  14.  Oktober,  abends  6  Uhr.  im 
Ausstellungsbüreau  zu  lösen. 

Das  Direktorium  des  Uandes-Obstbauvereins  hatte  sich  an  die  General- 
direktion der  Königl.  Sachs.  Staatseisenbahnen  mit  der  Bitte  um  Fahrpreis- 
ermässigungen für  die  Ausstellungsbesucher  gewendet,  leider  ohne  Erfolg. 

IL  Endgültiges  Fest-  und  Verhandlungsprogramm  für  die  Jubiläums-Ausstellung 
des  Landes-Obstbauvereins    für  das  Königreich  Sachsen    und  für  die  XV.  Ver- 
sammlung deutscher  Pomologen  und  Obstzüchter  in  Dresden 
vom  14.  bis  19.  Oktober  1899. 
Da  sich  mancherlei  Abänderungen    des  früher  ausgegebenen  Programms 
nötig  gemacht  haben,  so  lassen  wir  nachstehend  das  endgültige  Programm  folgen: 

Tagesordnung: 

Freitag  den   13.  Oktober.     Vormittags  9  Uhr: 

Versammlung  der  Herren  Preisrichter  und  Sortenbestimmungs-Kommissions- 

mitglieder    im    Verwaltungsgebäude     auf    dem    Ausstellungsplatz.      Wahl    der 

Gruppenvorstände,    Empfang  der  Unterlagen    und  Beginn  der  Arbeiten    in  den 

einzelnen  Gruppen. 

Nachmittags  6  Uhr: 
Sitzungs  des  Landes-Obstbauvereins  im  unteren  grossen  Saal   des  Königl. 
Belvedere    auf  der  Brühischen  Terrasse.      Bekanntgabe    der    vom    Direktorium 
verliehenen  Auszeichnungen  an  Vereinsmitglieder    gelegentlich   der  Jubiläums- 
feier des  Landes-Obstbauvereins. 

Abends  8  Uhr: 
In    demselben    Saal    Begrüssung    der    eingetroffenen    Kongressteilnehmer 
durch  den  Vorsitzenden  des  Landes-Obstbauvereins  für  das  Königreich  Sachsen, 
Herrn  Königl.  Kammerherrn  Amtshauptmann  von  Schröter-Meissen. 


Mitteilungen  über  die  Jubiläums-Ausstellung  in  Dresden.  -23 

Sonnabend  den  14.  Oktober.     Vormittags  9—11  Uhr. 
Erste  Sitzung  deutscher  Pomologen  und  Obstzüchter. 

Tagesordnung: 

1.  Begrüssung  der  Teilnehmer  durch  den  Vorsitzenden  des  Deutschen 
Pomologenvereins,  Herrn  Ökonomierat  Späth. 

2.  Bericht  des  Geschäftsführers,  Herrn  Direktor  Lucas. 

3.  Wahl  des  Versammlungsvorstandes. 

4.  »Pomologische  Rückblicke.«  Vortrag  des  Herrn  Geheimrat  Professor 
Dr.  Seelig-Kiel. 

5.  »Versuche  über  Anzucht  der  Obstbäume.«  Vortrag  des  Herrn  Direktor 
Brugger -Bautzen. 

6.  Vortrag  des  Herrn  Dr.  Steglich-Dresden  über  die  vom  Landes-Obst- 
bauvereinfür  das  Königreich  Sachsen  veranstalteten  Obstbaum-Düngungs- 
versuche. 

Diese  Sitzungen,  welche  im  grossen  Saale  des  Vereinshauses  Dresden- 
Altstadt,  Zinzendorfstr.  17,  10  Minuten  vom  Ausstellungslokal,  stattlinden,  sind 
öffentlich,  und  sind  die  Mitglieder  der  Bezirks-Obstbauvereine  sowie  alle  Obst- 
interessenten zum  Besuch  derselben  freundlichst  eingeladen. 

Mittags  12  Uhr:  Feierliche  Eröffnung  der  Ausstellung. 
Nachmittags:  Besichtigung  von  Obstgärten  und  Baumschulen  im  oberen  Eibthal. 
und  zwar:  nachmittags  Vs3— V>4  Uhr:  P.  Haubers  Baumschulen  in  Tolkewitz 
a.  E.;  nachmittags  4— Va5  Uhr;  Rentier  J.  Herings  Formobstgärten  in  Klein- 
Zschachwitz  a.  E.;  nachmittags  5— V26  Uhr:  B.  Junghanns  Obstplantage  (Berg- 
lehne) in  Hosterwitz  a.  E.,  unter  Führung  der  Herren  Besitzer.  Treffpunkt: 
Paul  Haubers  Baumschule  in  Tolkewitz. 

Hinkommen:  Mit  elektrischer  Strassenbahn  vom  Altmarkt  bis  Tolkewitz 
gelbe  Wagen,  oben  ein  grünes  S,  20  Minuten  Fahrzeit;  oder  mit  Dampfschiff. 
Abfahrt  Terrassenufer  (l00,  l30  oder  200  Uhr  nachmittags  bis  Tolkewitz). 

Bemerkung:  Die  nach  Tolkewitz-Laubegast  gehenden  gelben  Wagen  sind 
auch  vom  Ausstellungsplatz  aus  mit  roten  Wagen,  Linie  Blasewitz,  durch  Um- 
steigen am  Fürstenplatz  zu  erreichen. 

Nachmittags  6 — 8  Uhr. 
Zweite  Sitzung  deutscher  Pomologen  und  Obstzüchter. 

Tagesordnung: 

7.  VortragdesHerrnLandesökonomierat  Direktor  Goethe-Geisenheim:  »Die 
Schildläuse  mit  besonderer  Berücksichtigung  der  San  Jose-Schildlaus.« 

8.  Auf  welche  Weise  kann  dem  immer  weiteren  Umsichgreifen  des 
Fusicladium  dendriticum  vorgebeugt  werden  und  welche  Sorten  haben 
sich   bis  jetzt    dem  Pilze  gegenüber    am  widerstandsfähigsten    gezeigt? 

1.  Referent  Herr  Dr.  Aderhold-Proskau. 

2.  Referent  Herr  Dr.  Krüger    von  der  biologischen  Abteilung    des 
Kaiserlichen  Gesundheitsamts  in  Berlin. 

9.  Vortrag  des  Herrn  K.  Reichelt.  Lehrer  an  der  Grossherzogl.  Obstbau- 
schule in  Friedberg  in  Hessen,  über:  »Neuere  Erfahrungen  über  Obst- 
baumschädlinge aus  dem  Tierreich.« 

10.  Welche  Sommer-Obstsorten  eignen  sich  besonders  zur  Anpflanzung  in 
der  Nähe  grosser  Städte  sowie  von  Bade-  und  Luftkurorten? 

1.  Referent  Herr  Direktor  Schüle-Vendenheim  bei  Strassburg  i.  E. 

2.  Referent  Herr   C.  Jokisch,  Obstzüchter  in  Gransee  a.  Nordbahn. 


L2J.  Mitteilungen  über  die  Jubiläums-Ausstellung  in  Dresden. 

11.  »Die  Haselnusskultur.«  Vortrag  des  Herrn  Dr.  E.  S.  Zürn  in  Xaundorl 
bei  Leipzig. 

12.  Vortrag  des  Herrn  F.  Goeschke,  Königl.  Gartenbaudirektor,  Proskau, 
über  die  wichtigsten  Erdbeersorten  für  verschiedene  Verbrauchszwecke. 

Sonntag  den  15.  Oktober.     Vormittags  11  Uhr. 
Offizielle  Bekanntgabe  der  Prämiierungen  im  Hauptsaal  des  Ausstellungs- 
palastes. 

Mittags   12  —  2  Uhr. 
Dritte  Sitzung  deutscher  Pomologen  und  Obstzüchter. 

Tagesordnung: 

13.  Welche  Terrains  eignen  sich  besonders  für  landwirtschaftlichen  Obstbau 
und  welche  Baumformen  sind  für  denselben  die  empfehlenswertesten? 

1.  Referent  Herr  Provinzial-Wanderlehrer  Lesser-Kiel. 

2.  Referent  Herr  Direktor  Schüle-Vendenheim  bei  Strassburg  i.  E. 

3.  Referent  Herr  C.  John,  Obergärtner   an  der  Grossherzogl.  Obst- 
bauschule in  Friedberg  in  Hessen. 

14.  Vortrag  des  Herrn  Dr.  von  Peter,  Direktor  der  Grossherzogl.  Obst- 
bauschule inFriedberg  in  Hessen,  über  die  Entwicklung  des  Baum  wärter- 
Ausbildungswesens  und  zeitgemässe  Vorschläge  zur  Verbesserung 
desselben. 

15.  Kritische  Bemerkungen  zum  Schnitte  unserer  Zwergobstbäume  von 
Herrn  Franz  Langauer,  Leiter  der  Zwergobstbaumschulen  »Kanzelhof« 
in  Maria-Lanzendorf  bei  Wien. 

Nachmittags:  Besuch  des  Kurortes  »Weisser  Hirsch«  bei  Dresden. 

Hinkommen:  Mit  elektrischer  Strassenbahn  drei  Linien:  ab  Hauptbahnhof, 
ab  Altmarkt  (auch  Haltepunkt:  Ausstellungsplatz)  und  ab  Schlossplatz,  oder 
mit  Dampfschiff  nach  Loschwitz,  dann  mit  Drahtseilbahn  (Rückfahrtscheine) 
zum  »Weissen  Hirsch«. 

Besichtigungen:  1.  Nachmittags  4  Uhr:  Musterformobstgarten  des  Herrn 
Bankier  A.  Pekrun,  Führung  und  Demonstration  durch  denselben;  2.  Dr.  med. 
Lahmanns  Sanatorium  nebst  Waldpark;  3.  Kommerzienrat  Eschebacbs  Villa 
mit  Park.  Abends  geselliges  Beisammensein  im  Bergrestaurant  Louisenhof 
(prachtvolle  Aussicht  ins  Eibthal). 

Bemerkung:  Der  Pekrunsche  Obstgarten  steht  während  der  ganzen  Aus- 
stellungszeit den  Besuchern  offen. 

Montag  den  16.  Oktober.     Vormittags  9—11  Uhr. 
Vierte  Sitzung    deutscher   Pomologen   und   Obstzüchter. 

Tagesordnung: 

16.  Über  wirtschaftlich  wertvolle  Haselnusssorten  für  das  Normalsortiment. 

1.  Referent  Herr  Grossh.  Garteninspektor  Maurer- Jena. 

2.  Referent  Herr  Königl.  Gartenbaudirektor  F.  Goeschke-Proskau. 

17.  Vortrag  des  Herrn  Professor  Dr.  Kulisch-Geisenheim  über  die  heutige 
Apfelweinbereitung  in  ihrer  Bedeutung  für  den  deutschen  Obstbau. 

18.  Vortrag  des  Herrn  Dr.  Wilh.  Lenz -Halle  a.  S.  über  Anwendung  und 
Wirkung  reingezüchteter  Weinhefen  bei  der  Bereitung  von  Obst-  und 
Beerenweinen  und  über  einige  Feinde  der  Gärungen. 

ig.  Vortrag  des  Herrn  Dr.  Otto  Wiedfeldt-Dresden  über  Obstverwertungs- 
Genossenschaften. 


Mitteilungen  über  die  Jubiläums- Ausstellung  in  Dresden.  ^23 


20.  Die    Frage    der    Zölle    für    Obst    und    Obstfabrikate.      Referent    Herr 

Geheimrat  von  Langsdorff-Dresden. 
31.  Welche  Schritte    sind  erforderlich   zur  Verhinderung  der  immer  mehr 

zunehmenden    Verfälschungen    der    Erzeugnisse    der    Obstverwertung. 

Referent  Herr  B.  L.  Kühn-Rixdorf. 

22.  Die  Tariffrage  für  Obst.  Referent  Herr  ökonomierat  Späth-Baum- 
schulenweg. 

23.  Antrag  des  Herrn  H.  Riemenschneider,  Lehrer  in  Schloss  Ricklingen. 
auf  Verschärfung  des  Gesetzes,  betreffend  den  Obstdiebstahl.  Vertreter 
des  Antrages  Herr  Ökonomierat  Späth-Baumschulenweg. 

Vormittags   11  —  1  Uhr: 
Generalversammlung  des  Deutschen  Pomologe  n-Vereins. 

Tagesordnung: 

24.  Beschlussfassung  über  die  Annahme  des  von  den  Herren  Maurer  und 
Goeschke  vorgeschlagenen  Normalsortiments  der  Haselnüsse. 

25.  Bericht  der  Kassenrevisoren. 

26.  Neuwahl  des  Vorstandes  und  der  Kassenrevisoren. 

27.  Bestimmung  von  Zeit  und  Ort  der  nächsten  Generalversammlung. 
Nachmittags:  Ausflug  mit  der  Bahn  nach  Meissen:  Abfahrt  von:  Dresden- 
Altstadt  (Hauptbahnhof)  nachm.  1  Uhr  45  Min.;  Dresden-Altstadt  (Wettinerstr.) 
nachm.  1  Uhr  51  Min.;  Dresden-Neustadt  (Leipz.  Bahnh.)  nachmittags  2  Uhr  4  Min. 
Ankunft  auf  dem  Bahnhof  Meissen-Cölln  nachmittags  2  Uhr  51  Min.  Empfang 
der  Gäste  durch  einen  Winzerzug.  Zug  nach  dem  Markt.  Darbietung  eines 
Willkommentrunkes,  Besuch  der  Sehenswürdigkeiten  von  Meissen.  Nachmittags 
5  Uhr  Fest  in  der  Geibelsburg.  Auf  dem  Rückwege  zum  Bahnhof  Cölln-Meissen 
Beleuchtung  der  Albrechtsburg. 

Dienstag  den  17.  Oktober. 
Ausflug  mit  der  Bahn  nach  Bautzen  und  .Wilthen. 
Anmeldungen  zur  Teilnahme  hierzu  sind  bis  Sonntag  den  15.  Oktober 
mittags  im  Ausstellungsbureau  zu  bewirken,  um  bei  genügender  Beteiligung 
eine  Fahrpreisermässigung  zu  erwirken,  anderenfalls  sind  Rückfahrkarten 
zu  lösen.  Abfahrt  in:  Dresden-Altstadt  (Hauptbahnhof)  8  Uhr  46  Min.  vorm.: 
Dresden-Altstadt  (Wettinerstr.)  8  Uhr  53  Min.  vorm.;  Dresden-Neustadt  (Schles. 
Bahnh.)  9  Uhr  5  Min.  vorm.  Ankunft  in  Bautzen  10  Uhr  45  Min.  vorm.  Empfang 
auf  dem  Bahnhof.  Fahrt  nach  den  Aussenbaumschulen.  12  Uhr  mittags  Empfang 
in  der  Aula  der  Lehranstalt;  kleines  Frühstück;  Besichtigung  der  Anstalt  und 
des  Anstaltsgartens.  2  Uhr  6  Min.  Abfahrt  nach  Wilthen.  2  Uhr  38  Min. 
Ankunft  in  Wilthen.  Besichtigung  der  Obstverwertungsanstalt  des  Herrn 
Hünlich,  der  grössten  derartigen  Anstalt  im  Königreich  Sachsen.  5  Uhr  47  Min. 
nachm.  Rückfahrt  über  Bautzen  nach  Dresden.  7  Uhr  28  Min,  abends  Ankunft 
in  Dresden. 

Das  Direktorium  des  Landes-Obstbauvereins  für  das  Königreich  Sachsen. 

v.  Schroeter. 

Der  Vorsitzende  des  Deutschen  Pomologenvereins. 

Späth. 


,26 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen  etc. 


Gentiana   Burseri. 

Diese  schöne  Gentiana  ist  sehr 
nahe  verwandt  mit  G.  punctata, 
welche  in  den  bergigen  Regionen  der 
Provence  bis  zu  den  Karpathen  ein- 
heimisch ist  und  ihr  Gebiet  auch  auf 
die  Berge  Rumeliens  erstreckt.  Sie 
unterscheidet  sich  von  jener  durch  die 
grösseren  Blätter,  welche  sieben  Nerven 
zeigen.  Bei  beiden  finden  sich  Formen, 
deren  Korolla  mit  schwarzen  Flecken 
gesprenkelt  ist.  Das  Hauptverbreitungs- 
gebiet der  G.  Burseri  sind  die  Pyre- 
näen, wo  sie  nach  Bentham  gemein 
ist.  Auch  in  den  Alpen  von  Piemont, 
der  Provence  und  der  Dauphinee  kommt 
sie  vor.  Bentham  unterscheidet  von 
ihr  zwei  Varietäten  in  den  Pyrenäen, 
1.  die  Form  mit  der  schwarz  punk- 
tierten Korolla,  2.  var.  ß  hybrida 
mit  nicht  punktierter  Korolla,  welche, 
obgleich  seltener,  von  Lapeyrouse 
als  Type  angesehen  wird.  Diese  var.  ß 
fand  er  am  Mont  Louis,  wo  sie  ver- 
mischt mit  der  Type  und  mit  G.  lutea 
wuchs,  und  da  er  dort  alle  Zwischen- 
stadien zwischen  diesen  beiden  Spezies 
fand,  erklärte  er  die  var.  ß  für  einen 
Bastard  und  bezeichnete  sie  so.  Die 
in  Curtis'  Botanical  Magazine  1899 
No.  650  tab.  7637  abgebildete  G.  Bur- 
seri blühte  im  Juli  1898  zu  Upton 
Cheyney  bei  Bristol  in  dem  Garten 
des  Red.  C.  F.  Parker.  Letzterer  fand 
die  Pflanze  im  Val  de  Lys  bei  Luchon, 
wo  ein  sehr  schönes  Exemplar  zufällig 
auf    einem  umgefallenen  Baum  wuchs. 

Die  Pflanze  wird  3 — 4  Fuss  hoch. 
Die  unteren  Blätter  sind  8 — 10  Zoll 
lang,  oval-ellitpisch, abgerundet, sieben- 
nervig, von  der  Basis  zusammen- 
gezogen in  einen  kurzen,  dicken  Stiel. 
Die  Nerven  treten  auf  der  unteren 
Seite  sehr  stark  hervor.  Die  oberen 
Blätter  sind  sitzend,  oval-  bis  herz- 
förmig, fünfnervig.  Die  Blüten  stehen  in 
Büscheln  in  den  Achseln  der  oberen 
Blätter,  sie  sind  sehr  kurz  und  dick- 
gestielt. Die  Blumenkrone  ist  1V2Z0II 
lang,  röhren-  bis  glockenförmig,  blass- 
gelb mit  grünlichem  Schimmer.      J.  B. 


Elaeagnus  macrophylla. 

E.    macrophylla  hat    eine   weite  öst- 
liche  Verbreitung,    von    der  Halbinsel 


Korea  bis  Japan  und  Formosa,  wo  sie 
nach  Mr.  Maries  bis  7000  Fuss  ü.  d. 
M.  vorkommt.  Eine  prachtvolle  Ab- 
bildung dieser  Pflanze  findet  sich  in 
Curtis'  Botanical  Magazine  1899  No. 
650  tab.  7638.  In  demselben  Werke 
ist  bereits  auf  tab.  7341,  ebenfalls  aus 
Japan  stammend,  die  E.  multiflora 
abgebildet.  Das  Exemplar,  nach 
welchem  die  vorliegende  E.  macro- 
phylla abgebildet  ist,  blühte  in  den 
Gärten  von  Veiten  &  Sons  zu  Combe 
Wood  im  Oktober  und  reifte  im  fol- 
genden Mai  die  Früchte.  Es  war  von 
Japan  1879  importiert.  Das  grösste 
Exemplar  wurde  6  Fuss  hoch.  E. 
macrophylla  ist  ein  Strauch  oder 
ein  kleiner  ästereicher,  dornloser  Baum. 
Die  Rinde  der  Zweige  ist  graubraun. 
Die  jüngsten  Zweige  und  die  Unter- 
seite der  Blätter,  die  Inflorescenzen  und 
Früchte  sind  silberweiss,  mit  einem 
dichten  Ueberzug  feiner  Schüppchen 
bekleidet;  die  Zweige  ausserdem  rot- 
braun gesprenkelt.  Die  Blätter  sind 
3 — 4  Zoll  lang,  kurz  gestielt,  oval  ab- 
gerundet, oben  dunkelgrün  und  spär- 
lich beschuppt.  Die  Mittelrippe  und 
sechs  paar  Nerven  der  Unterseite  sind 
rotbraun.  Ebenso  ist  der  wellige 
Rand  gefärbt.  Die  Stiele  sind  dick 
und  7a  Zoll  lang.  Die  Blüten  sind  zahl- 
reich und  stehen  in  axillären  Büscheln. 

J.  B. 

Mitteilungen 
von  Züchtern  über  ihre  Neuheiten. 


Rosen-Neuheiten 
Nicolas 


für    1900 
Welter. 


von 


(Eigene  Züchtung.) 

Hybrid-Rose    Rote  Baronne  de  Rothschild,    ge- 
nannt „Gruss  aus  Pallien". 

(Baronne  de  Rothschild  X  Princesse  de  Bearn.) 
»Gruss  aus  Pallien«  hat  in  Wuchs, 
Holz  und  Belaubung  dieselben  Eigen- 
schaften wie  Baronne  de  Rothschild. 
Knospe  sehr  lang,  beim  Oeffnen  kelch- 
förmig,  hält  sich  als  halboffene  Blume 
sehr  lange  an  der  Pflanze.  Eine  schönere, 
grössere  und  edler  gebaute  halboffene 
Knospe  als  »Gruss  aus  Pallien«  giebt 
es  unter  den  Hybridrosen  nicht.  Farbe 
glänzend  feuerrot,  Mitte  purpurrot. 
Offene    Blumen    haben  dieselbe    Form 


Kleinere  Mitteilungen. 


?-: 


und  Füllung  der  Baronne  de  Rothschild. 
Gerucli  der  Prinzesse  de  Bearn.  Un- 
empfindlich gegen  die  grösste  Hitze 
und  Nässe,  da  sie  stets  die  reine  Farbe 
behält.  Sehr  wertvolle  Binderose. 
»Gruss  aus  Pallien«  wird  eine  der 
besten  Treib-Schnittrosen,  da  dieselbe 
beide  Eigenschatten  der  Stammeltern 
in  sich  vereinigt. 

Thee-Hybrid-Rose  „Frau  Dr.  Burghardt". 

Belle  Siebrecht  X  Marie  van  Houtte.) 
Wuchs,  Blattform  und  Stacheln  ähneln 
der  Belle  Siebrecht.  Blume  gross, 
stark  gefüllt  und  edel  geformt,  auf 
langen  Stielen,  einzeln.  Farbe  der 
äusseren  Blumenblätter  gelblichweiss, 
Mitte  gelblichrosa.  Köstlicher  Duft. 
Vorzügliche  Treib-  und  Freilandrose. 
Einer  Rosenfreundin  aus  Alderley-Edge, 
England,  gewidmet. 

Thee  Rose  „Dorothea  Söffker". 

(Marie  van  Houtte   X   Marie  Lambert.) 
Blume  gross,  stark  gefüllt  weiss  mit 
rahmgelb,    ähnelt    in    Form    der    The 


Bride.  Knospe  lang  gestreckt,  willig 
sich  öffnend,  sehr  reichblühend.  Wuchs 
buschig  gedrungen.  Pflanze  mehltaufrei. 
Blattform  der  Marie  van  Houtte.  Eine 
der  schönsten,  weissgelben  Theerosen, 
da  sie  ununterbrochen  blüht.  Der  leider 
zu  früh  gestorbenen  Tochter  eines 
treuen  Freundes  gewidmet. 

Thee  Hybrid-Rose  „Kaiserkrone". 
(Kaiserin  Aug. Victoria  ■'  MIle.AntoinetteDurieu.) 
Blume  gross,  stark  gefüllt,  edelgebaut, 
Farbe  dunkelgoldgelb.  Knospe  lang, 
öffnet  sich  leicht.  Sehr  blühbar  und 
köstlicher  Duft.  Weithin  auffallende 
Farbe.  Eine  leicht  blühende  Mme. 
Eugenie  Verdier.  da  Kaiserkrone  deren 
Farbe  und  Blumenform  besitzt.  Blume 
einzeln.  Der  Wuchs  ist  stark  mittel- 
hoch. In  Wuchs  und  Belaubung  die 
Vater-  und  Mutterrose  erkennbar.  Vor- 
züglicheTreib-,  Schnitt-  und  Gartenrose. 
Ich  habe  Kaiserkrone  als  Theehybride 
angegeben,  da  der  Wuchs  mehr  aufrecht 
ist,  als  bei  den  Thee,  die  Belaubung 
aber  mehr  zu  den  Theerosen  neigt. 


Kleinere  Mitteilungen. 


Anweisung  zur  Kultur  der  Artischocken.*) 

Will  man  recht  gute  und  grosse 
Artischocken  haben,  so  muss  man 
keine  alten  Pflanzen  überwintern, 
sondern  alle  Jahre  neue  Artischocken  aus 
Samen  ziehen,  denn  die  Artischocken 
werden  aus  Samen  viel  zarter  und 
grösser  als  aus  alten  Pflanzen.  Die 
Artischocken  werden  in  Deutschland 
noch  zu  wenig  gezogen,  und  doch  sind 
sie  ein  feines  Gemüse,  das  bei  keiner 
herrschaftlichen  Tafel  fehlen  sollte. 

Man  säe  die  Artischocken  Anfang 
Februar  in  einem  Warmhaus  aus.  in 
kleine  Kästen  oder  grössere  Töpfe; 
sind  sie  gut  aufgegangen,  pikiere  man 
sie  in  3  — 4zöllige  Töpfe,  10  — 12  Pflanzen 
in  jedem  Topf  und  stelle  sie  im  Warm- 
hause auf  Hängebretter,  damit  sie  dicht 
unter  Glas  zu  stehen  kommen.  Sind 
sie  gut  entwickelt,  pflanze  man  die 
Artischocken  in  kleinere  Töpfe  einzeln 
und  bringe  sie  auf  einen  Mistbeet- 
kasten, damit  sie  abgehärtet  werden, 
um  sie  im  freien  Lande  auspflanzen  zu 

*)  Vergl.  Gartenflora  Heft   18  S.  483. 


können.  Die  Artischocken  lieben  recht 
feuchten,  moorigen,  lockeren  Boden 
und  viel  Dünger.  Den  Boden  für 
Artischocken  soll  man  im  Winter  ra- 
jolen,  den  Dung  1/4  m  unter  die  Ober- 
fläche mit  unterrajolen,  damit  die 
jungen  Pflanzen  gleich  genügend 
Nahrung  finden.  Auf  diese  Weise 
kann  man  bei  Artischocken  in  einem 
Jahr  sehr  gute  Resultate  erzielen.  Als 
Sorten  kann  ich  die  violette  und  franzö- 
sische grüne  empfehlen,  das  sind  die 
besten  Sorten.  Den  Samen  bekommt 
man  echt  aus  Kopenhagen. 
Rixdorf  bei  Berlin. 

Beuster.  Obergärtner. 


Afrikanische  Miste Igewächse  und  die 
Bestäubung  durch  Honigvögel   im  allgemeinen. 

In  der  Februarsitzung  des  Botanischen 
Vereins  für  die  Provinz  Brandenburg 
machte  Herr  Prof.  Volke ns  sehr  inter- 
essante Mitteilungen  über  die  Blüten- 
biologie afrikanischer  Mistelgewächse 
(Loranthaceen).  Jene  Beobachtungen 
beziehen   sich   in   erster  Linie   auf  Lo- 


528 


Kleinere  Mitteilungen. 


ranthus  Ehlersii,  der  seinen  Namen  zu 
Ehren  des  in  Neuguinea  ermordeten 
Forschungsreisenden  führt.  Diese 
Schmarotzerpflanze  kommt  am  Kilima- 
Ndscharo  ganz  allgemein  vor  und 
ist  nicht  an  eine  bestimmte  Wirts- 
pflanze gebunden,  sondern  tritt  fast 
auf  jedem  Baum  und  Strauch  der  ver- 
schiedensten Gattungen  und  Arten  auf. 
Am  merkwürdigsten  ist,  dass  man  sie 
häufig  auf  Wolfsmilchgewächsen  antrifft, 
namentlich  auf  solchen,  die  eine 
ausserordentliche  Fülle  von  höchst 
giftigem  Milchsaft  enthalten.  Sie  bildet 
auf  diesen  Bäumen  Büsche,  die  bei 
einem  Umfange  von  kaum  Y2  m 
mitunter  4 — 500  Blüten  zugleich  tragen. 
Die  Blüten  stehen  in  Scheindolden  zu 
30 — 40  bei  einander.  In  der  Knospe 
sind  die  vier  klappig  aneinanderliegen- 
den Blütenhüllblätter  mit  einander 
verklebt;  später  werden  sie  durch  einen 
in  der  Längsrichtung  wirksamen  Zug 
auseinandergesprengt.  Dieser  Zug 
wird  durch  die  Staubfäden  ausgeübt, 
die  das  Bestreben  haben,  sich  einzu- 
rollen, und  sich  daher  in  Zugspannung 
befinden.  Dass  sie  dieser  nicht  vor- 
zeitig nachgeben  können,  wird  durch 
eine  besondere  Klemmvorrichtung 
bewirkt,  bestehend  aus  einem  an  der 
Uebergangsstelle  zwischen  Staubbeutel 
und  Staubfaden  befindlichen  Spitzchen, 
das  sich  gegen  das  kugelige  Ende 
des  Griffels  stemmt.  Die  vollständige 
Oeffnung  der  Blüte  wird  durch  Vögel 
hervorgerufen.  durch  Honigvögel 
(Nectärinidae),  die  in  Afrika  die  Koli- 
bris vertreten  und  ihnen  ähnlich  sind 
durch  den  dünnen,  gekrümmten 
Schnabel,  die  sich  in  pinselartige 
Borsten  verlängernde  Zunge  und  durch 
den  Metallglanz  des  Gefieders.  In 
ähnlicher  Weise  wie  die  Schwärmer 
(Sphingidae)  umschwirren  sie  die 
blühenden  Büsche,  berühren  die  Blüten 
mit  ihrem  Schnabel  und  den  Füssen 
und  bewirken  das  Aufreissen  der 
Blütenhülle,  die  Blätter  schlagen  sich 
plötzlich  um,  die  Staubfäden  rollen 
sich  spiralförmig  zusammen  und  der 
Vogel  wird  mit  dem  Blütenstaub  be- 
streut, den  er  dann  beim  Besuch  einer 
anderen  Blüte  auf  deren  Narbe  absetzt 
und  so  das  Bestäubungsamt  verrichtet. 
Aehnliche  Blüteneinrichtungen  findet 
man  nach  den  Beobachtungen  von 
Professor  Volkens  bei  den  Proteaceen 
und      die     grosse     Uebereinstimmung 


zwischen  dieser  Familie  und  den 
Loranthaceen  berechtigt  dazu,  beide 
mit  einander  zu  vereinigen:  die  Loran- 
thaceen sind  nach  des  Vortragenden 
Auffassung  nichts  anderes  als  Protea- 
ceen, die  auf  Bäume  geklettert  sind 
und  schmarotzende  Lebensweise  an- 
genommen haben.  Der  Vortragende 
ging  dann  auf  die  Erscheinung  der 
Ornithophilie,  d.  h.  des  Blütenbesuchs 
durch  Vögel,  näher  ein.  Die  sehr  zer- 
streute Litteratur  über  diesen  Gegen- 
stand ist  im  vorigen  Jahre  von  Prof. 
E.  Loew  zusammengestellt  und  kritisch 
erörtert  worden.  In  zoologischen 
Werken  findet  man  häufig  als  Ergebnis 
neuerer  Beobachtungen  die  Angabe, 
dass  die  Kolibris  die  Blüten  nicht  be- 
suchen, um  den  Honig  zu  saugen, 
sondern  dass  sie  vielmehr  den  in  den 
Blüten  befindlichen  Insekten  nachgehen. 
Prof.  Volkens  beobachtete  nun  das 
Verhalten  der  Honigvögel  an  einer 
Aloe,  die  vor  dem  Stationshause  am 
Kilima-Xdscharo  zweimal  im  Jahre 
blühte  und  dann  regelmässig  von  einem 
Nectarinienpärchen  besucht  wurde. 
Zunächst  konnte  er  wahrnehmen,  dass 
die  Vögel,  die  niemals  im  Fluge  den 
Schnabel  in  die  Blüten  steckten,  sondern 
sich  vorher  immer  auf  den  Bluten- 
ständen niederliessen,  stets  verhältnis- 
mässig lange,  oft  eine  volle  Minute, 
an  einer  Blüte  verweilten.  Er  unter- 
suchte nun  kurz  vor  dem  Besuch  des 
Pärchens  einen  grossen  Teil  der  Blüten 
und  fand,  dass  nur  ganz  wenige  ein 
winziges  Insekt  enthielten.  Aus  diesen 
Wahrnehmungen  gewann  Prof.V  olk  e  ns 
die  bestimmte  Ueberzeugung,  dass  die 
Vögel  wirklich  saugen;  ihr  ganzes  Be- 
nehmen war  das  eines  saugenden 
Schmetterlings.  Auch  Scott-Ell  iot. 
über  dessen  Beobachtungen  Loew  be- 
richtet, giebt  an,  dass  die  Nectarinien 
den  Honig  aus  den  Blüten  als  Nahrung 
aufsaugen,  fügt  aber  hinzu,  dass  jeden- 
falls alleUebergänge  vorkämen  zwischen 
solchen,  die  sich  ausschliesslich  von 
Honig  nähren  und  solchen,  die  ganz 
ausschliesslich  von  Insekten  leben. 
Die  von  Honigvögeln  besuchten  Blüten 
sind  immer  hängend  und  zumeist  ge- 
krümmtröhrig,  mit  einer  Krümmung, 
die  der  des  Vogelschnabels  entspricht. 
Zumeist  halten  sich  die  Tiere  beim 
Saugen  an  den  Stengeln  oder  Blüten- 
ständen mit  den  Füssen  fest;  zuweilen 
sammeln   sie   auch   im  Fluge,   z.  B.  an 


Kleinere  Mitteilungen. 


529 


gewissen  in  Trauben  herabhängenden 
Blüten.  Die  Farbe  der  Blüten,  die 
von  Nectariiiien  aufgesucht  werden,  ist 
gewöhnlich  sehr  grell.  namentlich 
kommt  ein  leuchtendes  Rot  und  „papa- 
geienartige" Färbung,  die  vorzugsweise 
in  einer  Zusammenstellung  von  Gelb. 
Grün  und  Rot  besteht,  häufig  vor. 
Anknüpfend  an  das  vom  Vortragenden 
geschilderte  Verhalten  der  Blütenhüll- 
blätter von  Loranthus  teilte  Prof 
Schumann  einige  bemerkenswerte 
Fälle  späterer  Verkettung  von  ursprüng- 
lich getrennt  angelegten  Blütenteilen 
mit.  —  Dr.  Lindau  legte  in  derselben 
Sitzung  vor  und  besprach  das  kürzlich 
erschienene  Werk  „Die  Farnkräuter 
der  Erde*'  von  dem  Baseler  Professor 
Christ,  ein  Buch,  das  nicht  nur  für 
den  Botaniker  bestimmt  ist,  sondern 
auch  für  den  Laien,  der  sich  in  die 
Farnkunde  einarbeiten  will,  und  für 
den  Gärtner,  der  sich  über  die  von 
ihm  gezüchteten  Formen  Auskunft 
holen  möchte.  (Voss.  Z.) 

Eine  neue  Richtung  im  Gewächshausbau. 

Eine  sehr  wichtige  Frage  im  Ge- 
wächshausbau ist  in  den  letzten  Jahren 
recht  oft  erörtert  worden,  und  wenn 
heute  Fachmänner  auf  dieses  Thema 
zurückkommen,  so  wird  meist  einem 
Punkte  die  Hauptaufmerksamkeit  ge- 
widmet, nämlich  dem,  der  die  Vor- 
und  Nachteile  des  Materials  beherrscht. 
Es  handelt  sich  entweder  um  Eisen- 
oder Holzkonstruktion,  selten  nur  will 
man  eine  Vereinigung  beider  zu  einem 
Ganzen.  Bei  den  aus  Holz  gebauten 
Häusern  wird  auch  gewöhnlich  etwas 
Eisen  verwendet,  sei  es  als  Stütze, 
Träger  oder  zum  dauernden  Halt  des 
Sattels  eines  Hauses.  Man  ist  hierbei 
von  der  Ueberzeugung  geleitet,  dem 
Gebäude  eine  längere  Existenzfähigkeit 
zu  schaffen,  was  ja  thatsächlich  der 
Fall  ist.  Wir  sind  in  den  letzten 
Jahrzehnten  vielfach  den  Prinzipien 
der  Engländer  gefolgt  und  haben  an 
deren  Systemen  zu  verbessern  gesucht, 
heute  bricht  sich  aber  drüben  schon 
wieder  eine  neue  Richtung  Bahn,  die 
in  dem  Masse  bisher  nirgends  zur  An- 
wendung gekommen  ist.  Der  Eng- 
länder baut  lange  nicht  mehr  aus  Eisen, 
ausgenommen  grosse  Palmhäuser, 
während  all  die  kleinen  schablonen- 
mässig     eins     ans     andere     gereihten, 


ganze  Morgen  von  Bodenfläche  be- 
deckenden Häuser  der  Gärtnereien 
lediglich  Holzbauten  sind.  Dies  mag 
auch  den  Unternehmern  ausreichend 
erscheinen,  so  lange  kleine  Sattel- 
häuser in  betracht  kommen,  doch  wo 
grössere  Räumlichkeiten  erforderlich 
sind,  wie  es  in  botanischen  und  Privat- 
Gärten  der  Fall  ist,  haben  augen- 
scheinlich andere  Ideen  Platz  ergriffen. 
In  den  Königl.  botanischen  Gärten  in 
Kew  ist  der  Anfang  gemacht,  ein  Ge- 
rippe vollständig  aus  Eisen  aufzuführen, 
und  nur  diejenigen  Teile,  die  keine 
grossenLasten  zu  tragen, keinen  grossen 
Widerstand  zu  leisten  haben,  wie  die 
Sprossen,  aus  Holz  zu  fertigen.  Dies 
ist  nicht  nur  bei  dem  Aufbau  der 
beiden  Endflügel  des  Wintergartens, 
auch  temperiertes  Haus  genannt, 
durchgeführt,  nebenbei  bemerkt  dem 
grössten  Gewächshaus  der  Erde,  dessen 
Grundfläche  sich  auf  etwa  2  Morgen 
beläuft,  sondern  auch  bei  den  neu 
aufgebauten  Warmhäusern.  Während 
meines  Aufenthaltes  in  Lew  in  diesem 
Jahre  wurde  gerade  das  Gerippe  in 
Eisen  vom  Nutzptlanzenhause  fertig- 
gestellt. In  Fensterbreite  sieht  man 
kräftige  J.  Eisen,  die  mit  den  da- 
zwischen geschobenen  Fenstern  das 
Dach  bilden.  Auch  die  mehrere  Fuss 
hohen  Stehfenster  ruhen  zwischen 
diesen  Eisenträgern.  Die  grossen  Vor- 
teile, wrelche  in  dieser  Konstruktions- 
art zu  tage  treten,  sind,  die  1)  grosse 
Dauerhaftigkeitdes  Ganzen,  2)  das  leichte 
Reparieren  der  einzelnen  Teile,  die 
jederzeit  bald  ein-  und  ausgesetzt 
werden  können,  sowie  3)  eine  gute  Licht- 
gewinnung für  die  Pflanzen  im  Hause. 
Diese  Idee  wird  zweifellos  grosse 
Verbreitung  finden. 

Juli   1899.       E.  B.  B. 

Vanille  Kultur  auf  Tahiti. 

Die  Ausdehnung  der  Pflanzungen 
soll  sich  zusehends  und  riesig  ver- 
grössern.  Mit  nur  wenigen  Ausnahmen 
beschäftigen  sich  alle  Eingeborenen 
mit  dem  Anbau  der  Pflanze  und  widmen 
ihm  die  grösste  Sorgfalt  und  Aufmerk- 
samkeit. Besonders  trifft  dies  bei  der 
Präparation  der  Früchte  zu.  Die  Aus- 
fuhr, welche  im  Jahre  1893  29858 
engl.  Pfund  betrug  und  die  einen 
Wert  von  7S  760  M.  repräsentiert,  er- 
reichte in   1898  die  ganz  enorme  Höhe 


53° 


Kleinere  Mitteilungen. 


von  92  137  Pfund.  Durch  ein  Sinken  der 
Marktpreise  aber  betrug  die  Einnahme 
nur  409  360  M.,  wogegen  75  740  Pfund 
in  1897  die  kolossale  Summe  von 
717  240  M.  einbrachten.  E.  B.  B. 


Zur  Hebung  der  Fabrikation  von  Rosenöl 
(Attar)  in  der  Türkei. 

In  einer  der  letzten  Nummern  der 
»Bulgarische  Handels  -  Gazette«,  dem 
amtlichen  Organ  der  Regierung,  wird 
hervorgehoben,  dass  von  der  tür- 
kischen Regierung  Anweisungen  er- 
folgt sind  zum  Erlass  des  Zehnten 
für  alles  Land,  das  für  Handelsz wecke 
mit  Rosen  bebaut  ist,  sowie  für  alle 
Rosenschulen  und  andere  Rosen- 
anpflanzungen während  einer  Periode 
von  fünfzehn  Jahren.  Die  Rosenkultur 
soll  hierdurch  eine  Stütze  erhalten, 
und  wie  man  hofft  bedeutend  an  Um- 
fang zunehmen.  Die  meisten  Rosen- 
schulen befinden  sich  heute  wohl  in 
Brussa  (Klein  -  Asien)  wenigstens 
solche,  die  gleichzeitig  als  Lehr- 
institut für  die  Gewinnung  und  Fabri- 
kation von  Rosenöl  wirken,  aber  auch 
in  Salonica  (Macedonien)  befinden  sich 
eine  grössere  Anzahl,  vereinzelt  sind 
auch  noch  einige  in  anderen  Teilen 
des  Reiches  anzutreffen.  Kazanlik,  am 
Südabhange  des  Balkans,  war  vor 
noch  nicht  so  langer  Zeit  der  be- 
kannteste Ort.  In  Brussa  sind  aber 
die  Resultate  überaus  zufriedenstellend 
gewesen,  sowohl  in  der  geernteten 
Menge  wie  auch  in  der  Beschaffenheit 
der  Anpflanzungen.  Den  Südbulgaren, 
welche  bisher  die  Hauptkulturen  be- 
trieben, wird  dies  einen  namhaften  Ab- 
trag verursachen,  weniger  aber  uns 
Deutschen,  wie  das  Gardeuers  Chro- 
nicle  schreibt,  denn  das  um  Leipzig 
und  Magdeburg  gewonnene  Oel  ist 
rein  und  übertrifft  an  Feinheit  die 
orientalischen  ätherischen  Oele  bei 
weitem,  wogegen  letztere  meist  mit 
indischem  Geraniumöl  verfälscht  in 
den  Handel  kommen.  Das  deutsche 
Produkt  hat  aber  noch  nicht 
eine  Jahresmenge  von  80  kg  über- 
stiegen. Die  Preise  des  Attar  sind 
grossen  Schwankungen  unterworfen, 
und  belaufen  sich  auf  500 — 1000  M. 
das  Kilogramm.  E.  B.  B. 


Die  Akazie. 

In  jüngster  Zeit  hat  der  preussische 
Landwirtschaftsminister     die     Bezirks- 


regierungen darauf  aufmerksam  ge- 
macht, dass  das  Holz  der  Akazie  (Ro- 
binia  pseudacacia)  einen  Gegenstand 
wachsender  Nachfrage  bilde,  nament- 
lich werde  dasselbe  zur  Herstellung 
von  Rebpfählen  und  Grubenhölzern 
in  steigendem  Masse  begehrt.  Die 
Akazie  vermöge  in  fünfzehnjährigem 
Niederwaldumtriebe  erhebliche  Rein- 
erträge abzuwerfen.  Das  sei  besonders 
wichtig  im  Hinblick  auf  die  geringeren, 
mit  Eichenschälwald  bestockten  Böden, 
die  infolge  der  sehr  gesunkenen  Rin- 
denpreise schon  seit  Jahren  eine  be- 
friedigende Rente  nicht  mehr  lie- 
ferten. Die  Regierungen  werden  sodann 
aufgefordert,  ihre  Aufmerksamkeit  dem 
Anbau   der  Akazie  zuzuwenden. 

In  der  That  hat  die  im  Jahre  1638 
durch  Robin  aus  Virginien  eingeführte 
Akazie  in  Deutschland  viel  zu  wenig 
Beachtung  gefunden.  Ihre  Ansprüche 
an  den  Boden  sind  sehr  gering.  Nässe 
kann  sie  nicht  ertragen,  aber  Trocken- 
heit und  selbst  Hitzigkeit  des  Bodens 
schaden  so  wenig  wie  Bindigkeit.  Sie 
gedeiht  an  Stellen,  wo  nicht  einmal 
Gras  und  Kräuter  wachsen,  besser  als 
unsere  bescheidensten  heimischen 
Hölzer.  Ausserordentlich  anspruchs- 
voll an  Licht,  ist  sie  für  den  Hoch- 
wald nur  erfolgreich,  wenn  man  der 
Krone  freien  Stand  sichert.  Dazu 
wächst  sie  als  Baum  meist  ästig  und 
sperrig,  Im  Mittelwalde  ist  sie  als 
Oberholz  wegen  ihrer  lichten  Be- 
schattung brauchbar  und  für  den 
Niederwald  ist  sie  durch  die  Fähig- 
keit, sich  reichlich  durch  Wurzelbrut 
fortzupflanzen  und  durch  die  in  der 
Jugend  sehr  grosse  Raschwüchsigkeit, 
besonders  wertvoll. 

Die  Robinia  gehört  zur  Familie  der 
Hülsenträger  (Leguminosae),  von  denen 
man  in  neuerer  Zeit  behauptet,  dass 
sie  den  Boden  durch  Stickstoff  be- 
reichern. Sie  begünstigt  den  Gras- 
wuchs auf  trockenen  Weiden  und  ist 
hervorragend  geeignet,  an  Eisenbahn- 
böschungen durch  die  unverwüstliche 
Wurzelbrut  den  Boden  zu  befestigen. 
Die  Blätter  sind  ein  treffliches  Vieh- 
futter, am  besten  vom  Juli  bis  zum 
September.  Die  Brennkraft  ist  be- 
deutend und  giebt  derjenigen  des 
Buchenholzes  nichts  nach.  In  der  Aus- 
bildung eines  festen,  schweren  und 
dichten  Kernholzes  steht  die  Akazie 
trotz  des  raschen  Wachstumes  obenan 


Kleinere  Mitteilungen. 


531 


unter  sämtlichen  Bäumen  der  ge- 
mässigten Zone  und  nähert  sich  dadurch 
manchen  tropischen  Hölzern.  Das 
Kernholz  ist  ausgezeichnet  durch 
Festigkeit,  Elastizität,  Härte  und  Wider- 
standsfähig gegen  Fäulnis.  Es  schwindet 
nur  in  geringerem  Grade  und  ist  dem 
Wurmfrass  nicht  unterworfen.  Das 
Holz  ist  von  schön  gelber  Farbe.  Für 
Speichen,  Radkämme,  Hammerstiele, 
und  Rebpfähle  ist  es  sehr  geeignet. 
Es  wird  von  Wagnern  und  Maschinen- 
bauern, die  seine  wertvollen  Eigen- 
schaften einmal  kennen  gelernt  haben, 
ausserordentlich  gesucht  und  teuer 
bezahlt. 

Die  Erziehung  der  Akazie  ist  leicht. 
Sie  trägt  fast  jährlich  reichlich  Samen. 
Die  Hülsen  mit  dem  Samen  bleiben 
über  Winter  an  den  Bäumen  und 
können  leicht  gesammelt  werden.  Der 
Same  behält  die  Keimfähigkeit  mehrere 
Jahre.  Das  Pflanzenmaterial  erzieht 
man  in  einem  zum  Schutze  gegen 
Hasen  und  Kaninchen  umfriedigten 
Kampe  mit  lockerem  und  frischem 
Boden.  Man  säet  den  Samen  wegen 
der  Frostgefahr  nicht  vor  Ende 
April  dünn  in  30—80  cm  entfernten 
Rillen,  auf  den  Ar  0,6 — 1  kg.  Die 
jungen  Pflänzchen  können  schon  im 
Alter  von  einem  Jahre  ins  Freie  ver- 
pflanzt werden.  Wünscht  man  stärkere 
Pflanzen  zu  erzielen,  so  müssen  die 
einjährigen  Pflänzchen  in  0,3  m 
Abstand  verschult  werden.  Längere 
Pfahlwurzeln  möge  man  vorher  kürzen. 
Oefteres  Behacken  der  Saat-  und 
Pflanzenbeete  sowie  der  Kulturen  ist 
von  grossem  Nutzen.  Die  Aufforstung 
einer  Fläche  mit  der  Akazie  geschieht 
am  besten  durch  Pflanzung  einjähriger 
unverschulter  oder  zweijähriger  ver- 
schulter  Pflanzen  in  1,2 — 1,5  m 
Verband  im  Herbst  oder  Frühjahr. 
Für  die  Anlage  eines  Niederwaldes 
ist  Stummelpflanzung  zu  empfehlen, 
wenn  man  nicht  vorzieht,  das  Stummeln 
der  Pflanzen  erst  nach  einigen  Jahren 
vorzunehmen.  Das  Abstummeln  ge- 
schieht auf  10 — 15  cm  Länge;  den 
Stock  darf  man  nicht  spalten.  Wenn 
man  kümmernde  Kulturen  sofort  auf 
die  Wurzel  setzt,  so  bessert  sich  der 
Wuchs  regelmässig.  Beim  Abtriebe, 
der  im  Spätherbst  oder  Winter  erfolgt, 
muss  der  Hieb  tief  und  glatt  geführt 
werden,  damit  der  neue  Bestand  durch 
Wurzelbrut  gebildet  werde.     Die  beste 


Umtriebszeit  ist  15  Jahre.  Nach 
neueren,  in  Deutschland  und  in  Ungarn 
gemachten  Beobachtungen  wird  der 
Wuchs  der  Akazie  nach  20  Jahren  viel 
geringer.  In  einem  neueren  Gutachten 
des  ungarischen  Landforstmeisters 
Soltz  heisst  es  : 

„Die  Akazie  wurde  schon  vor  vielen 
Jahrzehnten  als  eine  Holzart  erkannt, 
die  für  die  Aufforstung  der  zahlreichen 
Sandflächen  des  ungarischen  Tief- 
landes von  hervorragender  Wichtig- 
keit ist.  Besonders  in  den  letzten 
zwei  Dezennien  gewann  sie  sehr  an 
Verbreitung  und  tritt  gegenwärtig  auf 
einer  Fläche  von  70,000  ha  bestand- 
bildend auf,  besonders  im  Sande  der 
Ebene,  aber  auch  im  Hügellande  und 
den  südlichen  Hängen  des  Vor- 
gebirges, woselbst  sie  bei  der  Auf- 
forstung von  Oedland.  von  Wasser- 
rissen und  steilen  Böschungen  aus- 
gedehnte Verwendung  findet  und 
ausgezeichnete  Dienste  leistet.  Die 
geringen  Bodenansprüche  und  das 
trotzdem  vorzügliche  Wachstum  sowie 
die  unverwüstliche  Wurzelbrut  sind 
Eigenschaften,  die  neben  der  Vor- 
züglichkeit ihres  Holzes  der  Akazie 
einen  so  hohen  Wert  verleihen.  Im 
Xiederwalde  —  dies  ist  die  nach  dem 
ersten  Abtriebe  wegen  des  grossen 
Ausschlagvermögens  einzig  mögliche 
Betriebsart  —  erreicht  die  Akazie  auf 
besseren  Standorten  in  20  Jahren  etwa 
20  m  Höhe  und  15 — 20  cm  Stärke  in 
Brusthöhe,  wobei  sich  pro  ha  ungefähr 
250   Festmeter  Holzmasse  ergiebt". 

Auf  den  Staatswrerken  in  Saarbrücken 
hat  man  vor  etlichen  Monaten  be- 
gonnen, über  die  Gebrauchsfähigkeit 
einiger  Holzarten  zum  Grubenausbau 
umfangreiche  Versuche  anzustellen. 
Anlass  hierzu  hat  der  seit  Jahren  be- 
obachtete Rückgang  in  der  Verwen- 
dung von  Buchenholz  gegeben.  Die 
vergleichenden  Versuche  haben  mit 
Buchen-,  Eichen-,  Fichten-.  Kiefern- 
und  Akazienholz  stattgefunden.  Sie 
haben  ergeben,  dass  das  letztere  eine 
grosse  Widerstandsfähigkeit  gegen  die 
zerstörenden  Einflüsse  der  Grubenluft 
besitzt.  Wenn  auch  ein  abschliessen- 
des Urteil  noch  nicht  gestattet  ist,  so 
steht  doch  bereits  fest,  dass  die  Akazie 
ein  für  den  Grubenbetrieb  ausser- 
ordentlich geeignetes  Holz  ist,  das 
namentlich  als  Ersatz  für  das  immer 
teuerer  werdende  Eichenholz  zur  Thür- 


532_ 


Kleinere  Mitteilungen. 


stockzimmerung      verwendet     werden 
kann. 

Die  Anpflanzung  der  Akazie  kann 
nachdrücklich  empfohlen  werden.  Ihr 
steht  eine  grosse  Zukunft  bevor. 

(Köln.  Volkszeitung.) 


Prächtige  Schmarotzer. 

Eine  Kulturpflanze  von  Orobanche 
speciosa,  die  mir  kürzlich  zu  Gesicht 
kam.  ruft  einen  Vorfall  aus  meiner 
Praxis  mir  wieder  ins  Gedächtnis,  den 
ich  derVergessenheit  entreissen  möchte, 
weil  selbiger  Nachahmung  verdient. 
Der  Besitzer  eines  grösseren  Gartens, 
der,  nebenbei  gesagt,  etwas  an  den 
Garten  wandte,  wollte  wieder  einmal 
etwas  Besonderes  haben,  er  that  sich 
eben  auf  seine  Anlage  etwas  zu  Gute. 
Nach  einigen  Ratschlägen  wurden 
schliesslich  in  einigen  Gehölzpartien 
etliche  Puffbohnen  ausgesät,  jedesmal 
drei  oder  vier  Stück  in  ein  Loch. 
Nachdem  die  Pflanzen  sich  leidlich 
entwickelt  hatten,  wurde  auf  den 
Wurzeln  derselben  Orobanche  speciosa, 
die  Sommerwurz,  ausgesät.  Diese  Aus- 
saat mag  im  Mai  erfolgt  sein.  Die 
Sommerwurz  keimte  auch  alsbald  und 
entfaltete  im  Juli  ihre  etwa  20 — 25  cm 
langen  Blütenstiele  zu  solcher  Pracht, 
dass  unser  Gartenbesitzer  ganz  ausser 
sich  war.  Die  Puffbohnen  wurden,  um 
die  Sommerwurz  ordentlich  zur  Geltung 
kommen  zu  lassen,  ziemlich  zurück- 
geschnitten. Mehr  Vergnügen  noch 
als  die  Blumen  bereitete  dem  Besitzer 
der  Umstand,  dass  er  es  hier  mit  einer 
so  eigentümlichen  Pflanze  zu  thun 
hatte,  einer  Pflanze,  die  auf  anderer 
Kosten  lebte. 

Dieser  letzte  Umstand  scheint  mir 
grade  dazu  angethan,  die  Sommerwurz 
für  den  Landschaftsgarten  zu  empfehlen. 
Namentlich  ist  ihre  Anpflanzung  dort 
angebracht,  wo  der  Gartenbesitzer  auch 
ein  Interesse  für  das  Pflanzenleben  zeigt. 
Die  Anzucht  der  Sommerwurzgewächse 
ist  eine  leichte,  wie  der  oben  erwähnte 
Fall  zeigt.  Am  empfehlenswertesten 
ist  jedenfalls  Orobanche  speciosa, 
welche  sich  auf  den  Wurzeln  der  Puff- 
bohne (Vicia  alba)  vorzüglich  ent- 
wickelt. Der  Blütenstand  bildet  eine 
schlanke  Aehre.  Die  einzelnen  Blumen 
sind  von  ansehnlicher  Grösse,  glocken- 
förmiger Gestalt  und  weissgrauer  Farbe, 
die    noch    durch    bläuliche    oder  matt 


purpurne  Streifen  ausgezeichnet  ist. 
Nach  demVerblühen  nimmt  die  Blumen- 
krone eine  gelbliche  Farbe  an. 

Eine  andre  ebenfalls  sehr  beachtens- 
werte Spezies  ist  O.  ramosa  (Hanftod), 
welche  mit  Vorliebe  auf  den  Wurzeln 
des  Hanf  gedeiht,  aber  auch  auf  Tabak 
vorkommt.  Die  Blume  ist  bläulich  bis 
blau.  Es  giebt  zwar  unter  den  Sommer- 
wurzgewächsen noch  manche  prächtige 
Art,  für  den  Landschaftsgarten  seien 
aber  vornehmlich  die  beiden  erwähnten 
empfohlen.  Guter  keimfähiger  Samen 
dürfte  durch  jede  bessere  Samen- 
handlung zu  erhalten  sein. 

H.  Holm. 


Grosser  Blumenladen  in  Hamburg. 

In  Hamburg  ist  ein  grossartiger 
Blumenladen  von  H.  Scharnberg, 
der  vor  24  Jahren  ganz  bescheiden  in 
einem  Keller  ein  Blumen-  und  Pflanzen- 
geschäft begründete,  in  St.  Georg, 
Steindamm  25,  eröffnet  worden.  Nach 
den  Beschreibungen  zu  urteilen,  muss 
er  zu  den  ersten  Deutschlands  zählen. 
Näheres  in  der  folgenden  Nummer. 


Dietze's  Drillingsheizkessel. 

Der  von  dem  Gärtnereibesitzer  D  i  etz  e 
in  Steglitz  erfundene  Drillings-Heiz- 
kessel „Sonne"  D.R.P.  No.  98473/100571 
ist  an  die  in  Gärtnerkreisen  bekannte 
Firma  Metallwerke  Bruno  Schramm 
G.  m.  b.  H.  in  Jlversgehofen-Erfurt 
verkauft  worden.  Der  Kessel  ist 
während  zweier  Winter  vom  Verband 
der  Handelsgärtner  Deutschlands  ge- 
prüft und  mit  dem  Wertzeugnis  prä- 
miiert worden. 


Schutzzoll  auf  Gartenerzeugnisse. 

Auch  die  Altenburger  Gärtner  einig- 
ten sich  in  der  Erklärung,  dass  die  Ein- 
führung eines  Schutzzolles  für  aus- 
ländische Gartenprodukte  ein  längst 
gefühltes  Bedürfnis  sei,  weil  die  Ein- 
fuhr so  stark  geworden  ist,  dass  die 
Frühzucht  verschiedener  Früchte  bei 
hiesigen  Gärtnern  sich  fast  nicht  mehr 
lohne  und  dass  die  Ausfuhr  in  keinem 
angemessenen  Verhältnis  zur  Einfuhr 
mehr  stehe.  —  In  Bonn  fand  eine 
leider  nur  schwach  besuchte  Ver- 
sammlung aller  garten-  und  gemüse- 
bautreibenden Interessenten  von  Bonn 
und  seiner  Umgegend  statt,  um  über 
die  Fragebogen   des  Ministeriums    der 


Unterrichtswesen. 


i>3i 


Landwirtschaft  über  die  Wünsche  des 
Gärtnergewerbes  bezüglich  der  Han- 
delsverträge und  über  seine  Lage  zu 
beschliessen.  Die  erschienenen  Inter- 
essenten einigten  sich  dahin,  eine 
Kommission  zu  ernennen,  die  die  Beant- 
wortung der  gestellten  Fragen  vor- 
nehmen soll.  Aus  den  Verhandlungen 
ging  hervor,  dass  die  Beteiligten  die 
Einführung  eines  Schutzzolls  auf  alle 
Gartenprodukte  ais  unbedingt  notwendig 
erachten  und  das  alleinige  Mittel  darin 
sehen,  die  wirtschaftlichen  Verhält- 
nisse zu  bessern  und  die  Rentabililät 
des  heimischen  Gartenbaues  wieder 
herzustellen.  Fernerwurde  beschlossen, 
die  Staatsregierung  zu  ersuchen,  alle 
Zweige  des  Gartenbaues,  gleich  wie 
die  Landwirtschaft,  von  der  Gewerbe- 
steuer zu  befreien  und  eine  wesent- 
liche Einschränkung  des  Hausierhandels 
mit  allen  gärtnerischen  Artikeln  den 
Ortsbehörden  zur  Pflicht  zu  machen. 
(Deutsche  Tageszeitung.) 


Die  Victoria  regia  im  botanischen  Garten 
zu  Berlin. 

Selten  hat  die  Victoria  regia  so  reich 
geblüht  wie  in  diesem  Jahre.  Sie 
brachte  nicht  weniger  als  28  Blumen. 
Die  erste  Blüte  öffnete  sich  am  16.  Juli; 
abends  um  6\2  Uhr  begannen  sich  die 
ersten  Blätter  zu  lösen  und  um  7V4  Uhr 
war  sie  vollständig  entwickelt.  Am 
folgenden  Tage  öffnete  sie  sich  um 
4  Uhr  nachmittags.  Die  nächsten 
Blüten  erscheinen  immer  etwas  später, 
jedoch  ist  der  Unterschied  ein  so 
geringer,  dass  nur  eine  genaue  Be- 
obachtung denselben  konstatieren  kann. 
Die  28.  Blüte  öffnete  sich  am 
20.  September  abends  um  5V3  Uhr,  und 


blühte,  ohne  sich  zu  schliessen,  bis  zum 
22.  d.  M.  morgens.  Dieses  ereignete 
sich  bei  den  letzten  Blüten  häufig,  wohl 
aus  Mangel  an  Sonnenlicht.  Das  Wetter 
ist  überhaupt  von  grossem  Einfluss; 
bei  schlechtem  Wetter  verzögert  sich 
das  Oeffnen  der  Blüte  oft  um  24  Stunden. 

V.  Cornils. 


Sind  die  Eiben  in  der  Mark  noch  wild? 

In  der  Maisitzung  des  Botanischen 
Vereins  der  Provinz  Brandenburg  war 
der  Auffindung  einer  möglicherweise 
wild  (spontan)  erwachsenen  Eibe 
(Taxus)  im  Laubwalde  der  Fasanerie  von 
Buch  gedacht  worden.  Der  Fund  würde 
deshalb  von  Bedeutung  sein,  weil 
sonst  kein  wirklich  wildwachsender 
Taxus  in  der  Mark  Brandenburg  mehr 
bekannt  ist.  seitdem  auch  die  beiden 
Herrenhauseiben  als  angepflanzte 
Bäume  erkannt  worden  sind.  Der 
Direktor  des  westpreussischen  Pro- 
vinzialmuseums  in  Danzig,  Prof.  Con- 
wentz,  der  den  aussterbenden  Wald- 
bäumen unseres  Landes  besondere 
Aufmerksamkeit  zuwendet,  hat  im 
Sommer  in  Begleitung  vonProf.  Asch  er- 
son  und  anderen  Botanikern  einen 
Ausflug  nach  Buch  unternommen,  um 
die  fragliche  Eibe  und  ihren  Standort 
in  Augenschein  zu  nehmen.  Es  ergab 
sich,  dass  an  der  betreffenden  Oert- 
lichkeit  nicht  eine,  sondern  zahlreiche 
Eiben  vorhanden  sind.  Sie  werden 
teilweise  von  alten  Fichten  (Picea) 
beschattet,  neben  denen  Lärchen,  Ross- 
kastanien, Robinien,  Weisstannen  und 
andere  nicht  einheimische  Holzarten 
stehen.  Daher  ist  die  Annahme,  dass 
Taxus  dort  urwüchsig  sei,  nicht  be- 
gründet, und  die  Spontaneität  der 
Eibe  in  der  Mark  nach  wie  vor  nicht 
erwiesen.  (Voss.  Ztg.) 


Unterrichtswesen. 


Berliner  städtische  Fachschule  für  Gärtner. 

Der  Unterricht  in  der  von  der  Stadt 
Berlin  und  dem  Verein  zur  Beförderung 
des  Gartenbaues  gemeinsam  ver- 
anstalteten Fachschule  für  Gärtner 
beginnt  am  Dienstag  den  10.  Oktober, 
7  Uhr  Flinter  der  Garnisonkirche  2. 
(Stundenplan    siehe    Heft    16    S.    442.) 


Wir  bitten  alle  Prinzipale  nochmals, 
ihre  Untergebenen  darauf  aufmerksam 
zu  machen. 

Gartenbauschule  für  Damen  in  Friedenau. 

Am  15.  September  unterzogen  sich 
drei  Schülerinnen,  Fräulein  Passarge- 
Ostpreussen,  Fräulein  Knischewsky- 


534_ 


Litteratur. 


Stettin  und  Fräulein  Gardenine -Russ- 
land dem  Examen. 

Geprüft  wurde  in  Obst-  und  Wein- 
bau. Gemüse  und  Blumenzucht,  Botanik, 
Gehölzkunde  und  Landschaftsgärtnerei, 
Zoologie  und  Chemie. 

Die  Damen  bestanden  vortrefflich, 
so  dass  allen  Dreien  das  Prädikat 
»Sehr  gut!«  erteilt  wurde.  Dem  Fräu- 
lein Knischewsky  wurde  sogar  die 
Prüfung  in  Chemie  erlassen,  zumal  sie 
bereits  ein  halbes  Jahr  lang  Assistentin 
des  Lehrers  für  Chemie  war.  —  Dem 
Examen  wohnten  mehrere  Damen,  so- 
wie Praktiker,  Beamte  und  Gelehrte  bei. 
Es  war  das  letzte  Examen  im  alten  Hause, 
mit  Anfang  Oktober  siedelt  die  Anstalt 
in  das  neue  Heim  in  Marienfelde  über. 


Ein  Verfahren,  Zeichnungen,  Grundrisse  bezw. 
Umrisse  von   Pflanzen  und  Tieren  herzustellen. 

Dr.  John  Harschberger  von  der 
Universität  Pennsylvania  Pa.  empfiehlt 
den  Lehrern,  selbst  Zeichnungen, 
Grundrisse  bezw.  Umrisse  der  Pflanzen 
und  Tiere  zu  machen,  und  zwar  auf 
schwarzem  Rollenpapier  mit  gewöhn- 
licher Tafelkreide;  das  ist  billig  und 
sieht  gut  aus.  Um  die  Kreidestriche 
zu  fixieren,  bespritzt  er  die  Striche 
mittels  eines  Eau-de-Cologne-Spritz- 
apparates  oder  eines  grösseren  Spritz- 
apparates mit  einer  gesättigten  Lösung 
von  Mastix-Gummi  in  95prozentigem 
Alkohol.  Das  Papier  wird  auf  Musselin 
gezogen.  Kosten  für  200  Tafeln  100 
bis  200  M. 


Litteratur. 


Mitteilungen  der  Verlagsbuch- 
handlung Paul  Parey.  Verlag  für 
Landwirtschaft,  Gartenbau  und  Forst- 
wesen inBerlinSW., Hedemannstrasse  10. 
Diese  Mitteilungen  geben  allen  denen, 
welche  in  der  Landwirtschafts- Wissen- 
schaft arbeiten,  den  Professoren  und 
Lehrern  an  landwirtschaftlichen  Insti- 
tuten und  Schulen,  Versuchs-Stationen, 
Studierenden  und  Praktikern,  welche 
die  Entwickelung  der  Wissenschaft  und 
Litteratur  der  Landwirtschaft  verfolgen, 
Auskunft  über  die  Veröffentlichungen 
der  Verlagsbuchhandlung. 

Einen  Teil  der  vorliegenden  2. 
Nummer  bildet  die  Inhaltsangabe  der 
im  laufenden  Jahre  erschienenen  Hefte 
der  Landwirtschaftlichen  Jahrbücher, 
der  Landwirtschaftlichen  Versuchs- 
Stationen,  des  Journal  für  Landwirt- 
schaft, grösserer  Arbeiten  aus  der 
Deutschen  Landwirtschaftlichen  Presse. 
Ausserdem  enthält  das  Heft  den  Be- 
richt über  die  vom  Januar  bis  August 
dieses  Jahres  bei  Parey  erschienenen 
Bücher,  Zeitschriften  und  Fachkalender. 

Jede  Nummer  der  „Mitteilungen" 
wird  umsonst  und  postfrei  versandt  an 
jeden  Interessenten,  welcher  der 
Verlagsbuchhandlung  den  Wunsch  aus- 
spricht, die., Mitteilungen"  zu  empfangen. 


Von  Lucas'    »Lehre  vom    Baum- 
schnitt« ist  soeben  die  siebente  Auf- 


lage erschienen.  Das  Buch,  welches 
gewiss  vielen  unserer  Leser  bekannt 
ist.  hat  nur  geringe  Aenderungen  in 
dieser  Auflage  erfahren.  Wenn  auch 
seit  der  vorletzten  Auflage  neun  Jahre 
verstrichen  sind,  so  bürgt  doch  schon 
der  Umstand,  dass  das  Buch  es  zu 
einer  siebenten  Auflage  gebracht  hat. 
der  gewiss  noch  mehr  folgen  werden, 
für  die  Güte  desselben.  Es  ist  nicht 
viel  darüber  zu  referieren.  Während 
der  erste  Abschnitt  in  klarer,  kurzer 
Form  das  Theoretische  behandelt,  giebt 
der  zweite  Teil,  welcher  den  Haupt- 
inhalt des  Buches  bildet,  das  Wissens- 
werteste über  die  Praxis  des  Baum- 
schnittes. Von  speziellem  Interesse 
für  den  Referierenden  war  hierbei  der 
Weinschnitt.  Es  wäre  zu  wünschen, 
dass  in  der  folgenden  Auflage  zu  den 
angeführten  Weinschnittmethoden  noch 
der  Ersatzreben-  oder  Wechselschnitt 
beschrieben  würde,  der  nach  den 
neuesten  Erfahrungen  doch  mit  die 
besten  Resultate  giebt.  Ebenso  könnten 
wohl  auch  so  vorzügliche  Weinsorten, 
wie  Buckland  Sweetwater,  und  fürs 
Freie  der  verbesserte  Frühe  Leipziger: 
Broodland  sweetwater  (Reaumur),  auch 
die  Diamant-Varietäten,  z.  B.:  Chasselas 
Duc  de  Malakoff,  Chass.  Duhamel  etc. 
einen  Platz  in  dem  Buche  finden.  Ge- 
wiss wird  das  Buch  auch  in  der  neuen 
Auflage  sich  manchen  Freund  erwerben. 
Weissensee  bei  Berlin.     H.  Mehl. 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


533 


Aus  den  Vereinen, 


Allgemeiner  Deutscher  Gärtnerverein 
(Abteilung  für  Stellennachweis). 
Berlin,  Weissen  burger  Strasse  60.  — 
Im  Monat  August  hielten  sich  wider 
Erwarten  Angebot  und  Nachfrage  so 
ziemlich  die  Wage.  Die  gewerbliche 
Gärtnerei  meldete  104,  der  Privat- 
gartenbau 7  offene  Stellen,  während 
Stellesuchende  für  die  erstere  113,  für 
die  letztere  aber  20  sich  einschreiben 
li essen.  Die  Landschaftsgärtnerei  war 
ziemlich  unbeteiligt.  Erst  in  den  beiden 
letzten  Tagen  des  Monats  häuften  sich 
plötzlich  die  Stellesuchenden  so,  dass 
am  30.  August  allein  sich  28  und  am 
1.  September  gar  32  Bewerber  bei 
dem  Nachweis  während  der  mittäg- 
lichen Geschäftszeit  einfanden.  Da 
nur  wenig  offene  Stellen  vorlagen, 
reisten    nach    einigen   Tagen  Wartens 


mehrere  Gehilfen  von  Berlin  ab.  Mit 
zu  bemerken  ist,  dass  sich,  auch  wenn 
sehr  geringe  Aussicht  fürArbeitsuchende 
vorhanden  ist,  binnen  kurzer  Zeit  im 
Bannkreise  von  Berlin  und  Vororten 
Stellung  zu  erhalten,  höchstselten 
Jemand  bewegen  lässt,  von  ausserhalb 
gemeldete  offene  Stellen  anzunehmen, 
meist  des  grösseren  Fahrgeldes  wegen 
und  weil  fast  niemals  Genaueres  über 
Lohnbedingungen  und  Arbeitszeit  an- 
gegeben ist.  Da  der  Stellennachweis 
jetzt  30  Geschäftsstellen  in  Deutschland 
hat,  ist  es  am  zweckmässigsten,  dass 
die  offenen  Stellen  stets  der  nächst- 
gelegensten Geschäftsstelle  übermittelt 
werden.  Die  meiste  Aussicht,  Stellung 
zu  bekommen,  bieten  zur  Zeit  West- 
falen und  Rheinland. 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


Zeitweilige  Ausstellungen  auf  der  Pariser 
Weltausstellung. 

Auszug  aus  Klasse  40. 
Zierbäume,  Ziersträucher,  Zierpflanzen 
und  Blumen. 
Es   finden   folgende   zeitweilige  Aus- 
stellungen statt: 

17.  April. 
1.  Einjährige,  zweijährige,  Zwiebel- 
oder perennierende  Pflanzen. 
Partie  von  100  verschiedenen  Amaryllis. 
Sammlung  von  25  hybriden  Amaryllis. 
Partie  von  gelullten  und  einfachen 
Goldlackarten  (4  von  jeder  Färbung). 
Sammlung      von      25      Niesswurzarten 

(2   von  jeder). 
Sammlung  von  einfachen  und  gefüllten 
holländischen     Hyacinthen     (2     von 
jeder  Art). 
Sammlung  von  abgeschnittenen  hollän- 
dischen   Hyacinthen    (2    Gläser    von 
jeder  Art). 
Partie   von  50  Büschen   grossblumiger 
Maiglöckchen. 

8.  Mai. 
2.  Ziersträucher. 
Sammlung     von    30    Exemplaren     von 
Azalea  mollis. 


Sammlung     von    20  Exemplaren     von 

Azalea  mollis. 
Sammlung     von     30      hochstämmigen 

Exemplaren   von  Azalea  mollis   und 

Azalea  pontica. 
Sammlung     von     20      hochstämmigen 

Exemplaren   von  Azalea  mollis   und 

Azalea  pontica. 
Gruppe     von   6     kräftig     entwickelten 

Exemplaren  von  Azalea  mollis. 
21.   August. 
Sammlung  von  grossblumigen  gefüllten 

Dahlien. 
Sammlung  von  gefüllten  Liliput-Dahlien. 
Sammlung   von  gefüllten  Dahlien     mit 

kaktusartiger  Blüte. 
Sammlung  von  gelullten  kaktusartigen 

Zier-Dahlien. 
Sammlung  von  30  einfachen  Dahlien. 
Sammlung    von    abgeschnittenen     ein- 
fachen und  doppelten  Dahlien. 
25.  September. 
Sammlung  von  grossblumigen  gefüllten 

Dahlien. 
Sammlung  von  gefüllten  Liliput-Dahlien. 
Sammlung  von  gefüllten    Dahlien    mit 

kaktusartiger  Blüte. 
Sammlung  von  gefüllten  kaktusartigen 

Zier-Dahlien. 


*6 


Litteratur.  —  Eingesandte  Preisverzeichnisse. 


Sammlung  von  30  einfachen  Dahlien. 
Sammlung     abgeschnittener    einfacher 

und    gefüllter   Dahlien    (1   Glas    von 

jeder  Art). 

9.   Oktober. 
Sammlung  von  grossblumigen  gefüllten 

Dahlien. 
Sammlung  von  gefüllten  Liliput-Dahlien. 
Sammlung  von   gefüllten    Dahlien   mit 

kaktusartiger  Blüte. 
Sammlung  von  gefüllten  kaktusartigen 

Zier-Dahlien. 


Sammlung  von  30  einfachen  Dahlien. 
Sammlung     abgeschnittener    einfacher 

und    gefüllter    Dahlien   (1   Glas    von 

jeder  Art). 

Klasse  47.     Gewächshauspflanzen. 

Diese  Klasse  enthält  keine  Aufgaben 
für  die  dauernde  Ausstellung.  Es  sind 
also alleszeitweise Ausstellungen.  Diese 
finden  statt  am  8.  Mai  und  besonders 
am  22  Mai,  17.  Juli,  11.  September, 
9.  Oktober,  ausserdem  noch  am 
23.  Oktober. 


Eingesandte  Preisverzeichnisse. 


Jac.  Beterams  Söhne,  Geldern 
am  Niederrhein,  Baumschulbesitzer. 
Engros-Offerte.  —  O.  Poscharsky, 
Laubegast  bei  Dresden.  Ausführliches 
Preisverzeichnis  der  Baumschule  und 
Spezial-Kultur  feiner  Gehölze,  mit 
drei  Plänen.  —  Louis  De  Smet, 
Ledeberg-lez-Gand,  Belgien.  Azaleen, 
Camellien,  Knollenbegonien,  Gloxinien, 
ferner  Palmen,  Anthurien  und  andere 
Warm- und  Kalthauspflanzen.  —  Arends 
&  Pfeifer,  Ronsdorf  (Rheinland). 
Hauptverzeichnis  winterharter  Stauden 
und  Florblumen.  Sehr  reichhaltig.  — 
Tempelhofe r  Baumschulen,  Ober- 
gärtner Carl  Gaude,  Tempelhof  bei 
Berlin  SW.  Obstbäume,  Gehölze, 
Schlingpflanzen,  Stauden.  —  Nicolas 
Welter,  Pallien  -  Trier  a.  d.  Mosel. 
Rosenkatalog.  —  Pinehurst  Nurseries, 
Geschäftsführer  Otto  Katzenstein, 
Pinehurst,  Moore  Co.  N.  C.  North 
Carolina  woody  and  herbaceous  plants, 
immergrüne  Gehölze  etc.  Die  Baum- 
schule ist  laut  Attest  frei  von  schädlichen 


Insekten.  —  L.  Späth,  Baumschulen- 
weg bei  Berlin.  Preisverzeichnis  N.  104. 
Dieser  Katalog  des  1720  gegründeten 
Etablissements,  das  jetzt  200  ha  Baum- 
schul-Areal  umfasst,  zeichnet  sich  nicht 
nur  durch  seinen  überaus  reichen 
Inhalt,  sondern  auch  durch  einen 
höchst  geschmackvollen  Umschlag  aus. 
Das  Titelblatt  des  Umschlages  stellt 
zwei  schöne  Wandmalereien  aus  einem 
erst  vor  einigen  Jahren  ausgegrabenen 
Hause,  der  Casa  Vetti,  in  Pompeji  dar. 
Auf  einem  schwarzen  Ouerstreifen  des 
in  pompejanischem  Rot  gehaltenen 
Titelblattes  sehen  wir  eine  schöne 
Weinguirlan  de  mit  Trauben  pflückenden 
Putten,  auf  einem  zweiten  Ouerstreifen 
Genien,  die  Blumen  zu  antiken  Kränzen 
winden.  Die  Rückseite  des  Um- 
schlages zeigt  uns  den  Packhof  der 
Späthschen  Baumschule.  Auf  die 
Neuheiten  kommen  wir  noch  zurück. 
—  Rivoire  pere  et  fils,  Lyon. 
Blumenzwiebeln,  Erdbeeren  etc.  Carl 
Görm's,  Rosenschule,  Potsdam. 


Personal-Nachrichten. 


Die  Firma  Gustav  Adolph  Schultz 
(Inhaberin  Frau  Königl.  Hoflieferantin 
Schultz),  Lichtenberg  bei  Berlin, 
feiert  am  1.  Oktober  ihr  2  5jähriges 
Jubiläum. 


Karl  Schmidt,  Gutsgärtner  in 
Gross-Schottgau,  Kr.  Breslau,  und 
Wiechert,  Gutsgärtner  in  Grunenfeld, 
wurde  das  Allgemeine  Ehrenzeichen 
verliehen. 


Berichtigung. 


In  Heft  18,  Seite  504.  des  Yereinsorgans  ist  eine  Mitteilung  enthalten, 
wonach  der  Justitiar  Korn- Essen  den  Kronenorden  4.  Klasse  erhalten  hat.  Dies 
ist  dahin  zu  berichtigen,  dass  demselben  der  Rote  Adler-Orden  4.  Kl.  ver- 
liehen wurde. 


Gartenflora  1899. 


Tafel  1467. 


a 


CORYLOPSIS  PAUCIFLORA  s.  et  z. 


Corylopsis  pauciflora  Sieb,  et  Zucc. 

Von    L.    Späth    und    L.    Wittmack.        (Hierzu    Tafel     1467.) 

fnser  Bestand  an  Blütensträuchern,  die  im  ersten  Frühjahr  ihren  Flor  ent- 
falten,   ist    nicht  allzu  gross;    deshalb  kann  jede  Bereicherung  desselben 
nur  sehr  willkommen  geheissen  werden. 

Einen  solchen  Zuwachs  bildet  die  in  Rede  stehende  Art,  welche  erst  in 
neuerer  Zeit  aus  Japan  eingeführt  wurde  und  daher  in  unseren  Gärten  noch 
eine  Seltenheit  ist. 

In  den  Gebirgen  ihres  Vaterlandes  heimisch,  hat  sich  Corylopsis  pauciflora 
in  unseren  Breiten  als  vollkommen  winterhart  bewährt.  Sie  wächst  zu  einem 
ii/2 — 2  m  hohen,  ausgebreiteten  Strauch  mit  dichter,  feiner  und  graziös  über- 
hängender Bezweigung  heran,  der  auch  während  des  Sommers  schon  mit  seiner 
zierlichen,  bläulich-graugrünen  Belaubung  eine  niedliche  Erscheinung  ist.  Doch 
sein  Hauptzier  wert  zeigt  sich  im  beginnenden  Frühjahr,  wo  er  mehrere  Wochen 
hindurch  --  ungefähr  von  Ende  März  bis  gegen  Ende  April  —  mit  kleinen, 
hellgelben  Blütenähren  dicht  bedeckt  ist,  die  im  Verein  mit  dem  aus  purpurn 
beschuppten  Knospen  in  braunrotem  Ton  hervorbrechenden  Laube  ein  reizendes 
Farbenbild  abgeben. 

Da  diese  Art  ausserdem  in  der  Kultur  keine  Schwierigkeiten  bietet,  so 
kann  sie  jedem  Gartenliebhaber  auf  das  wärmste  empfohlen  werden. 

L.  Späth. 

Corylopsis  pauciflora  Sieb,  et  Zucc.    (Wenigblütige  Scheinhasel.) 

Dieser  im  ersten  Frühjahr  blühende  von  Siebold  und  Zuccarini,  Flora 
japonica  I  S.  48  t.  20  zuerst  beschriebene  und  abgebildete  Zierstrauch  gehört 
nebst  der  verwandten  C.  spicata  S.  et  Z.  (1.  S.  47  t.  19)  zu  der  kleinen  Familie 
der  Hamamelidaceae,  die  ausserdem  in  unseren  Anlagen  nur  noch  durch 
Hamamelis,  Fothergilla,  Parottia  und  Liquidambar  vertreten  ist. 

Die  Hamamelidaceae  wieder  gehören  mit  den  Crassulaceae,  Saxifragaceae, 
Platanaceae,  Rosaceae  und  Leguminosae  zur  grossen  Reihe  oder  Ordnung  der 
Rosales.  Die  Charaktere  der  Hamamelidaceae  sind  (nach  Koehne,  Deutsche 
Dendrologie  S.  177,  und  nach  Niedenzu  in  Engler  &  Prantl.  Natürl.  Pflanzen- 
familien III,  2.  Abt.  a.,  S.  115)  folgende:  Blattscheiden  nicht  tutenförmig  (im 
Gegensatz  zu  den  Platanaceae) ;  Blätter  wechselständig,  einfach,  oder  hand- 
förmig  gelappt,  meist  mit  Nebenblättern;  Blüten  zwitterig  oder  eingeschlechtig  ; 
Blumenblätter,  wenn  vorhanden,  4—5,  meist  schmal,  gelb,  einem  sehr  kleinen 
Kelchbecher  eingefügt;  Staubblätter  4—8,  oder  zahlreich,  in  letzterem  Fall 
keine  Staminodien.  Staubbeutel  mit  seitlichen  Längsspalten  oder  1— 2ilügeligen 
Klappen  aufspringend,  häufig  von  einer  Kegelspitze  überragt.  Fruchtknoten  1. 
aber  oben  etwas   2 lappig,   2 griffelig,  2 fächerig,   mit  meist  einsamigen  Fächern, 


og  Corylopsis  pauciflora  Sieb,  et  Zucc. 


halb  unter-  bis  fast  oberständig.  Griffel  meist  bleibend  und  erhärtend,  Samen- 
knospen (Ovula)  hängend,  Kapsel  2  spitzig,  2  klappig,  die  äussere,  holzig-lederige 
Wandschicht  sich  von  der  innern  hornigen  oder  knorpeligen  lösend.    Samen  oval. 

Die  Gattung  Corylopsis  wird  von  Koehne  1.  c.  201  folgendermassen 
charakterisiert:  Blätter  hand-  und  liedernervig,  mit  kleinen,  beg rannten 
Zähnchen.  Blüten  in  etwas  lockeren  Aehren,  im  Frühjahr  vor  der 
Belaubung,  4-  und  5 zählig,  in  den  Achseln  grosser,  hellgelber  Trag- 
blätter. Blumenblätter  kurz  gestielt,  verkehrt  eiförmig  bis  länglich, 
hellgelb.  Staminodien  2 teilig.  Staubfäden  mindestens  so  lang  wie  die 
Blumenblätter,  die  Beutel  mit  2  Längsspalten  aufspringend,  Griffel  lang. 
Sonst  wie  Hamamelis,  d.  h.  Fruchtknoten  grösstenteils  oberständig,  Fächer 
eineiig,  Kapsel  holzig,  fachspaltig. 

Corylopsis  pauciflora  S.  et  Z.  Blätter  2,5—4  cm  lan&>  breit  herz- 
förmig, mit  5 — 7  Nervenpaaren.  Aehren  2 — 3blütig,  Blütezeit  Anfang  bis  Ende 
April,  zuweilen  noch  bis  Ende  Mai.     Japan. 

Corylopsis  spicata  S.  et  Z.  unterscheidet  sich  durch  viel  grössere, 
7 — 10  cm  lange,  herzförmig-rundliche  Blätter,  die  wenig  zugespitzt,  unferseits 
graugrün  und  weichhaarig  sind,  auch  nur  1  Nervenpaar  haben,  ferner  durch  die 
mehrblütigen  Aehren.     Höhe   1   m. 

Unser  Bild  ist  nach  einem  in  der  L.  Späth  sehen  Baumschule  zu  Baum- 
schulenweg bei  Berlin  SO.  im  April   1899  blühenden  Strauche  gemalt. 

Nach  dem  lebenden  Exemplar  wollen  wir  noch  einige  Ergänzungen  geben. 

Die  Blüten  kommen  aus  gemischten  Knospen  hervor,  die  an  der  Basis 
von  wenigen  braunen,  eiförmigen  Knospenschuppen  umgeben  sind.  Die  darauf 
folgenden  Knospenschuppen  sind  schon  bleich  gelb,  höchstens  an  der  Spitze 
braun,  sehr  gross  und  breit  eiförmig,  fast  1  cm  lang  und  l/2  cm  breit.  Die 
obersten  sind  wieder  schmäler  eiförmig,  mitunter  etwas  gelappt  und  dienen 
als  Tragblätter  der  Blüten.  Diese  bilden  eine  meist  2blütige  kurze,  nur  2  cm 
lange  Aehre,  deren  Achse  erst  nach  dem  Abfallen  der  Tragblätter  deutlich 
sichtbar  wird  und  sich,  wie  es  scheint,  dann  noch  verlängert.  Die  eine  Blüte 
schliesst  die  Achse  oben  ab,  die  andere  (wenn  vorhanden)  sitzt  etwas 
tiefer,  ungestielt.     Mitunter  ist  noch  eine  dritte  Blüte  vorhanden. 

Der  Fruchtknoten  ist  halb  unterständig, kreiseiförmig.  Die  5  Kelchblätter  sind 
klein,  rundlich  eiförmig,  stumpf,  bleich  gelbgrün,  die  5  Blumenblätter  eilänglich, 
genagelt,  blassgelb,  beim  Verblühen  goldgelb.  Nach  ihrem  Abfall  sieht  man  die 
Staminodien  deutlich.  Es  sind  dies  5  kleine  grüne,  2spitzige  ovale  Schüppchen 
von  der  Grösse  der  Kelchblätter,  die,  soweit  wir  sahen,  erst  nach 
dem  Abfallen  der  Blumenblätter  Honig  abscheiden.  Sicherlich  erfolgt 
also  die  Bestäubung  durch  Insekten.  Niedenzu  in  seiner  trefflichen  Bearbeitung 
der  Hamamelidaceen  (in  Engler  &  Prantl,  Natürl.  Pflanzenfamilien  III,  T.  2, 
Abt.  a,  S.  119)  schliesst  das  auch  daraus,  dass  die  Blumen  bei  Corylopsis  in 
Farbe  und  Geruch  an  Primeln  erinnern. 

Siebold  und  Zuccarini  bemerken  1.  c.  S.  49,  dass  beide  Arten, 
C.  spicata  und  pauciflora,  in  Japan  viel  kultiviert  würden;  wild  hätten  sie  die- 
selben nie  gesehen,  doch  wissen  wir  jetzt,  dass  sie  in  der  Montanregion  des 
mittleren  Japan  vorkommen. 

Eine  dritte  Art  C.  Kesakii,  S.  et  Z.  1.  c.  S.  49,  wächst  auf  den  hohen 
Bergen  von  Kiusiu  und  soll  sich   durch  ihre  Blätter  und  Früchte  unterscheiden; 


o.   Versammlung  des  Vereins  zur   Beförderung  des  Gartenbaues  etc.  c-iq 


S.  et  /.  geben  aber  die  Unterschiede   nicht   an.  Eine    vierte    ist    C.    gla- 

brescens  Franchet  et  Savatier  Enum.  PI.  Jap.  II  307,  eine  fünfte,  C.  multiflora 
Ilance,  kommt  in  der  chinesischen  Provinz  Fokien  vor  und  endlich  eine  sechste 
C.  himalayana  Griffith  in  Hinterindien  in  Bhotan  (2000  bis  2700m)  und  dem 
Khasiagebirge  in   1300 — 2000  m   Höhe. 

Alle  diese  verdienen  noch  eingeführt  zu  werden.  C.  himalayensis  ist  nach 
\i<  denzu  schon  eingeführt,  während  er  auffallenderweise  C.  paucitlora  nicht 
als  solche  aufführt.  Sie  ist  aber  bereits  um  1890  von  J.  Yeitch  &  Sons,  London,  in 
den   Handel  gegeben. 

Mit  Recht  macht  Niedenzu  1.  c.  S.  122  darauf  aufmerksam,  dass  noch 
einige  andere  Arten  der  Hamamelidaceae  verdienten,  in  unsere  Gewächs- 
häuser eingeführt  zu  werden,  so  Bucklandia  populnea  R.  Brown,  ein  über 
50  m  hoher  Baum  in  den  Bergwäldern  des  östlichen  Himalaya,  Borneo  und 
Sumatra,  der  prächtige  purpurstreifige  Blätter  von  mehreren  Decimetern  Durch- 
messer besitzt,  ferner  Rhodoleia  Championi  Hook.  fil.  von  Hongkong,  ein 
rhododendron-ähnliches  Bäumchen  mit  prächtigen  nickenden  kamellien- 
ähnlichen  rosenroten  Blütenkörbchen.  Der  auch  zu  dieser  Familie  gehörige 
Rasomalabaum,  Altingia  excelsa  Noronha,  im  Bergwald  von  Java  (schöne 
Abbildung  in  Engler  &  Prantl  1.  c.  S.  125  nach  einer  Photographie  von  Prof. 
Warburg)  ist  der  König  der  Wälder  von  Java.  Sein  hartes,  braunes,  balsam- 
duftendes Holz  ist  als  Nutzholz  sehr  geschätzt. 

Tafel-Erklärung:  a)  blühender  Zweig,  aus  der  Späthschen  Baumschule, 
b)  beblätterter  Zweig  mit  Frucht  nach  Siebold  et  Zucoarini,  c)  Blüte,  d)  Frucht- 
knoten im  Längsschnitt,  e)  Staminodien  als  Nektarien,  f)  Staubfäden  und  Griffel, 
g)  Griffel  und  Narbe,  h)  abgeblühte  Ähre  mit  verlängerter  Achse  und  aus- 
nahmsweise 3  Blüten.  L.  Wittmack. 


863.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues 

am  28.  September  1899 

in  der  Königlich  landwirtschaftlichen  Hochschule. 

I.  Der  Direktor  des  Vereins.  Königlicher  Gartenbau-Direktor  Lackner,  teilte 
mit,  dass  Herr  Gustav  Krehl,  Teilhaber  der  Firma  Ravene,  heim- 
gegangen, sowie  dass  der  vormalige 'Hausinspektor  der  Königlich  landwirt- 
schaftlichen Hochschule,  Heinrich  Mil ting -Steglitz,  der  viele  Jahre 
lang  als  Sekretär  des  Vereins  thätig  war,  am  25.  September  im  70.  Lebens- 
jahre verschieden  sei.  Die  Versammelten  erhoben  sich  zum  Zeichen  der 
Teilnahme  von  ihren  Sitzen. 

II.   Vorgeschlagen  wurde  zum   wirklichen  Mitgliede: 

Herr  Baumschulbesitzer  Hermann  Riss  zu    Oliva  bei  Danzig  durch 
L.  Wittmack. 

III.  Ausgestellte  Gegenstände:  1.  Von  Herrn  Otto  Heyneck  in  Magde- 
burg-Cracau  war  eine  sehr  früh  blühende  und  doch  sehr  grossblumige 
Sorte  von  Chrysanthemum  indicum  in  abgeschnittenen  Zweigen  übersandt. 
Mme.  Gustav  Henrv,  über  die  er   selber  in  der  Gartenflora   noch  näher 


z.A.0  863.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc. 

berichten  wird.  Herr  Rotte  bemerkte,  er  habe  diese  Sorte  auch  in 
Dresden  auf  der  am  23.  und  24.  September  stattgehabten  Dahlien-Aus- 
stellung von  Herrn  Heineck  ausgestellt  gesehen,  wo  sie  sehr  aufgefallen 
sei,  zumal  diese  Sorte  sonst  erst  gegen  Weihnachten  blüht,  für  die  jetzige 
Jahreszeit  seien  die  Blumen  sehr  gross. 

2.  Herr  Körper-Fürstenwalde  überbrachte  verschiedene  Ziergräser 
und  Dekorations-Blattpflanzen,  besonders  ein  winterhartes  Panicum 
ATirgatum  (?),  dessen  hohen  Blütenstände  schon  seit  Monaten  vorhanden  und 
das  sich  als  Einzelpflanze  empfiehlt,  ferner  Barbar aea  vulgaris  fol.  aur. 
var.  (lies:  foliis  aureo  variegatis),  gemeine  Winterkresse  mit  gelbbunten 
Blättern.  Die  Winterkresse  ist  eine  bei  uns  an  feuchten  Stellen  vielfach 
wildwachsende  Pflanze;  auch  diese  gelbbunte  Sorte  ist  völlig  winterhart 
und  eignet  sie  sich  gut  zu  Gruppen  oder  zu  Einfassungen. 

3.  Herr  Königlicher  Gartenbau-Inspektor  Robert  Moncorps-Hohen- 
Schönhausen  legte  die  2  Sorten  Kartoffeln:  Aetna  und  Vesuv  vor, 
welche  der  Verein  aus  Italien  bezogen.  Er  hatte  bereits  im  Frühjahr, 
kurz  nach  der  Ankunft  der  Knollen,  einige  vorgelegt,  um  zu  zeigen,  dass 
sie  schlecht  keimten;  er  habe  damals  angenommen,  dass  sie  vielleicht  ge- 
räuchert sein  möchten,  um  sie  länger  im  Jahr  versenden  zu  können.  Die 
eine  Sorte  war  soweit  zugrunde  gegangen,  dass  man  nicht  mehr  eine 
ganze  Knolle  legen  konnte;  sie  wurden  deshalb  erst  in  Töpfe  gelegt,  um 
sie  nur  überhaupt  erst  zum  Leben  zu  erwecken.  —  Nach  der  Beschrei- 
bung sollten  beide  Sorten  früher  sein  als  unsere  bekanntesten  frühen 
Kartoffeln,  sie  sind  aber  jetzt  noch  nicht  einmal  reif.  Dabei  hat 
Aetna  die  unangenehme  Eigenschaft,  sehr  ins  Kraut  zu  wachsen,  dies 
wird  bis  1V2  m  lang  und  legt  sich  dann  über.  Der  Ertrag  von  mittleren 
Stauden  scheint  ein  guter,  aber  die  Augen  liegen  sehr  tief  und  die  Sorte 
sieht  nicht  gut  aus.  —  Die  Sorte  „Vesuv"  ist  glatter  und  macht  den 
Eindruck,  als  ob  sie  sich  gut  kochen  würde,  geprüft  ist  sie  daraufhin 
noch  nicht,  da  beide  Sorten  eben  erst  aus  der  Erde  genommen  sind. 

Jedenfalls  sind  beide  Sorten  nicht  das,  was  sie  sein  sollen,  sie  sind 
nicht  früh.  Sollten  sie  sich  recht  gut  kochen,  so  könnten  sie  vielleicht 
als  späte  Verwendung  finden,  aber  das  Aussehen  der  Aetna  spricht  nicht 
dafür. 

Herr  Obergärtner  Lehmann:  Diese  Kartoffeln  möchten  sich  wegen 
ihres  hohen  Krautes  vielleicht  für  Fasanerieen  oder  Wildgärten  eignen. 
Die  Fasanen  könnten  sich  gut  darin  verstecken,  die  Hirsche  und  Rehe 
die  Knollen  herausscharren. 

Herr  Moncorps:  Dann  müsste  man  aber  nicht  die  übliche  Pflanzweite 
von  18  Zoll  (46  cm),  sondern  2V2  Fuss  (80  ctm)  nehmen,  denn  sie  machen 
auch  viele  Seitentriebe. 

Herr  Obergärtner  Amelung:  Für  Fasanerieen  sind  Topinambour  (Erd- 
birnen, Helianthus  tuberosus)  noch  besser,  die  sind  viele  Jahre  perennierend, 
die  Knollen  können  auch  über  Winter  in  der  Erde  bleiben  und  ebenso 
bleibt  das  Kraut  stehen. 

4.  Herr  Otto  Neumann  (jetzt  Zehlendorf)  berichtete  namens  des  betr. 
Preisgerichts  über  eine  zur  Bewerbung  um  ein  Wertzeugnis  eingesandte 
neue  Form    der  Hedwigs-Nelke,   Dianthus    chinensis   Heddewigii.     An- 


863.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc.  c± \ 

statt  ganze  Pflanzen  zu  schicken,  an  denen  man  Wuchs  und  Blütenreichtum 
hätte  beobachten  können,  waren  nur  kleine  Sträusschen  gesandt,  die  aller- 
dings mit  dem  darin  verwendeten  Adiantum-Grün  ganz  hübsch  aus- 
sahen. Machte  man  aber  die  kleinen  Sträusschen,  sozusagen  Kotillon- 
sträusschen,  auf,  so  sah  man,  dass  die  Blumen  nur  wenige  Centimeter 
lange  Stiele  hatten;  auch  fand  man  in  der  sternförmigen  Ausbildung  der 
Blumen  eher  einen  Rückschritt  als  eine  Verbesserung.  Das  Wertzeugnis 
konnte  deshalb  nicht  erteilt  werden. 

5.  Herr  Gartenbaudirektor  Stadtrat  Brandt  übergab  eine  Hibiscus- 
Art  aus  der  städtischen  Baumschule  in  Charlottenburg  zur  Bestimmung. 
(Dieselbe  erwies  sich  als  H.  rosa  sinensis.) 

ö.  Herr  Klempnermeister  Misch,  Berlin  N.,  Chausseestrasse  22,  führte 
einen  neuen  Spritzapparat  vor,  den  er  nach  Angaben  des  Herrn  Prof. 
Dr.  Herzfeld,  Vorsteher  des  Laboratoriums  des  Vereins  der  deutschen 
Zuckerindustrie,  gefertigt  hatte.  Der  Apparat  ist  ähnlich  wie  die 
Peronospora-Spritzen,  die  mit  höherem  Druck  arbeiten,  aber  kleiner,  so 
dass  auch  Liebhaber  ihn  benutzen  können.  Dabei  ist  ein  wesentlicher 
Vorteil,  dass  er  sich  leicht  reinigen  lässt.  Es  ist  nämlich  ein  offener 
Cylinder  aus  verbleitem  Eisenblech;  in  diesen  füllt  man  die  Borderaux- 
brühe  oder  irgend  ein  anderes  Bespritzungsmittel  bis  zu  %  der  Höhe. 
Dann  schraubt  man  den  Deckel  auf,  der  durch  einen  Gummiring  ge- 
dichtet ist,  und  pumpt  nun  mittels  einer  einfachen  Radfahrer-Luftpumpe 
Luft  in  den  leeren  Teil  des  Cylinders,  bis  das  Manometer  drei  Atmo- 
sphären anzeigt.  Alsdann  wird  die  Pumpe  entfernt  und  das  Spritzen 
kann  beginnen.  Der  Inhalt  reicht  für  einen  Garten  von  l/4  ha  oder  für 
ca.  200  Rosenstöcke  aus.  Preis  19  M.  Die  Pumpe  3  bis  4  M.  Der 
Apparat  soll  noch  einen  Bügel  erhalten,  um  mittels  eines  Riemens  wie 
ein  Seitengewehr  getragen  zu  werden. 

Herr  Garteninspektor  Perring  wies  darauf  hin,  dass  man  im  nächsten 
Jahre  wohl  mehr  das  Bespritzen  vornehmen  müsste,  die  Pilze  au  Aepfeln 
(Fusicladium  dendriticum)  und  die  am  Wein  (Oidium  Tuckeri  und  Pero- 
nospora  viticola)  haben  sehr  zugenommen.  Der  Wein  ist  stellenweise 
total  vernichtet. 

An  der  weiteren  Diskusion  über  diesen  Apparat,  der  eine  Stunde  vor- 
her einigen  Mitgliedern  schon  praktisch  vorgeführt  worden  war,  be- 
teiligten sich  die  Herren  Hering,  Dressler,  Amelung,  de  Coene, 
Lehmann,  Martiny,  Hofg.  Hoffmann,  Weidlich,  Herzberg,  Konsul 
Seifert,    Wittmack    etc. 

Es  wurde  u.  a.  die  Frage  aufgeworfen,  ob  der  Zusatz  von  Kalk  zum 
Kupfervitriol  nötig  sei.  Diese  Frage  wurde  von  Herrn  Konsul  Seifert 
bejaht;  es  enthält  das  Kupfervitriol  des  Handels  oft  etwas  Eisen,  welches 
beim  Lösen  des  Kupfervitriols  in  Wasser  einen  gelben  Absatz  von  basisch 
schwefelsaurem  Eisenoxyd  bildet;  hauptsächlich  aber  soll  der  frisch  gelösch- 
te Kalk  (nur  solcher  darf  genommen  werden)  die  saure  Eigenschaft  des 
Kupfervitriols  abstumpfen.  —  Es  entsteht  dann  unlösliches  fein  verteiltes 
Kupferoxyd  und  schwefelsaurer  Kalk  (Gyps),  der  sich  z.  T.  im  Wasser  löst.  — 

Lässt  man  die  Brühe  ruhig  stehen,  so  ist  die  überstehende  Schicht 
farblos,  beim  Gebrauch   muss    man    aber  umrühren,   denn  in   der   über- 


CA2  863.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc. 

stehenden  Flüssigkeit  ist  kein  Kupferoxyd  enthalten,  weil  es  eben  unlös- 
lich ist.  Eine  Verstopfung  des  Hahns  an  den  Spritzen  wird  bei  richtiger 
Bereitung,  wenn  man  die  Kalkmilch,  falls  sie  Stückchen  Kalk  enthält, 
durch  ein  Tuch  geseiht  hat,  selten  eintreten.  Bei  der  Misch'schen  Spritze 
lässt  sich  eine  solche  Verstopfung  auch  leicht  beseitigen.  —  Um  die 
Bordelaiser  Brühe  besser  auf  den  Pflanzen  haftend  zu  machen,  kann  man 
bekanntlich  Zucker  zusetzen. 

Dergleichen  Spritzapparate  eignen  sich  selbstverständlich  auch  zum 
Bespritzen  mit  Nikotinlösungen  etc. 

Anknüpfend  hieran  wurde  auch  über  das  neue  Mittel  „Halali"  ge- 
sprochen. Wie  Herr  Boettner,  Redakteur  des  „Praktischen  Ratgebers", 
Herrn  Garteninspektor  Perring  vor  einigen  Tagen  mitgeteilt,  ist  Halali 
kein  Universalmittel;  gegen  manche  Insekten  und  Pilze  ist  es  gut,  in 
anderen  Fällen  nicht. 

7.  Vorgelegt  wurden  Photographien  von  Sonnenblumenkulturen,  die 
sich  in  der  bisher  wohl  bei  uns  nie  gesehenen  Ausdehnung  von  12  Morgen 
(3  ha)  erstrecken.  Es  ist  diese  Anlage  auf  dem  Gute  Seehof  bei  Gr.- 
Lichterfelde  O.  von  dem  Herrn  Oberstleutnant  a.  d.  Weissenborn. 
Teltow,  Kurhaus  Seehof  und  A.  Rene  in  Gr. -Lichterfelde  ausgeführt  und 
zeigt,  wie  der  General-Sekretär  sich  persönlich  überzeugte,  ein  sehr  gutes 
Gedeihen. 
IV.  Hierauf  machte  der  Direktor  die  Mitteilung,  dass  seitens  des  Aktienvereins 
„Zoologischer  Garten"  wegen  der  Grossen  deutschen  Winterblumen- 
Ausstellung  Mitte  Februar  in  letzter  Zeit  äusserst  erschwerende  Be- 
dingungen gestellt  seien,  so  dass  der  Vorstand  und  der  Programm- Aus- 
schluss ein  anderes  Lokal,  den  Luisenhof,  Dresdener  Strasse  34 — 35, 
in  Aussicht  genommen  hätten. 

Herr  Konsul  Seifert  erläutert  dies  näher.  Der  Zoologische  Garten 
verlange,  dass  alle  Aktionäre  und  Abonnenten  freien  Eintritt  in  die  Aus- 
stellung haben  sollten.  Da  nun  allein  2000  Aktionäre  sind,  die  für  sich 
und  6  Personen  freien  Zutritt  haben,  so  würden  14000  der  zahlungs- 
fähigsten Personen  kein  Entree  zu  entrichten  haben;  dazu  kommen  noch 
die  vielen  Abonnenten  und  Freikarteninhaber.  Endlich  ist  jetzt  für  die 
Wintermonate  noch  ein  Abonnement  zu  halben  Preisen  eingerichtet,  so 
dass  zu  gewärtigen  stehe,  dass  die  Räume  schon  von  nicht  zahlenden 
Personen  ganz  gefüllt  würden;  ausserdem  liegt  aber  die  Befürchtung  vor, 
dass  die  Räume  bei  der  in  Aussicht  stehenden  reichen  Beschickung  nicht 
ausreichen.  —  Es  ist  nun  gelungen,  ein  viel  geräumigeres  Lokal  in  dem 
Luisenhof  zu  gewinnen.  Es  enthält  derselbe  einen  sehr  geschmackvollen 
Konzertsaal  in  Form  eines  Theaters  mit  3  Rängen,  wo  überall  schönes 
Licht  vorhanden  ist.  Ausserdem  steht  ein  im  Erdgeschoss  belegener  und 
ein  sehr  grosser  im  2.  Stocke  befindlicher  Raum  zur  Verfügung.  Herr 
Konsul  Seifert  hat  mit  dem  Bevollmächtigten  bereits  eine  vorläufige 
Vereinbarung  getroffen  und  sind  die  Bedingungen  sehr  günstige. 

Nachdem  noch  die  Herren  Dressler,  Perring,  Thiel  und  andere 
den  Vorschlag  empfohlen  hatten,  wurde  der  Luisenhof  einstimmig  als 
Ausstellungslokal  angenommen  und  der  Vorstand  ermächtigt,  einen  end- 
gültigen Vertrag  abzuschliessen. 


863.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc.  ljo 

V.  Alsdann  wurde  beschlossen,  die  gesellige  Zusammenkunft  nach  der  Sitzung- 
versuchsweise  wieder  im  Restaurant  „Kuhstall"  abzuhalten  und  bat  Herr 
Inspektor  Perring,  dass  alle  Mitglieder  sich  dort  einfinden  möchten, 
damit  keine  Zersplitterung  eintrete,  wie  das  leider  im  vorigen  Jahre 
öfter  geschehen  sei. 

VI.  Hierauf  hielt  Herr  Hofgärtner  Hoffmann  einen  mit  vielem  Beifall  auf- 
genommenen Vortrag  über  russische  und  finländische  Handels- 
gärtnereien. Ueberall  zeigt  sich  in  Russland  und  Finland  das 
Bestreben,  auf  eigenen  Füssen  zu  stehen,  und  ist  an  eine  Hebung  des 
deutschen  Exportes  dahin  deshalb  wenig  zu  denken.  Nachahmungswert  ist 
für  uns,  dass  mehrere  der  grössten  Gärtnereien  in  der  Stadt  selbst 
Blumengeschäfte  haben  und  somit  möglichst  für  diese  arbeiten,  ja  dafür 
noch  zukaufen  müssten.  Eilers  in  Petersburg  besitzt  ca.  00  Gewächs, 
häuser  und  hat  in  der  Stadt  7  Blumenläden,  Freundlich  in  Zarskoje 
Selo  hat  ca.  60  Gewächshäuser  und  in  Petersburg  5  Läden.  Ueberhaup: 
geht  das  Streben  der  russischen  Gärtner  dahin,  möglichst  direkt  mit  dem 
Publikum  zu  verkehren.  In  Petersburg  herrscht  eine  grosse  Liebe  zu 
Blumen,  und  diese  werden  gut  bezahlt,  aber  die  Ladenmieten  sind  auch 
sehr  hoch.  Die  Hauptsache  ist,  dass  sich  die  Petersburger  Gärtner  ihre 
Liebhaber  heranziehen;  das  sollten  wir  auch  thun  und  das  Verständnis 
für  gute  Ware  wecken,  indem  wir  den  Liebhabern  solche   vorführen. 

Das  ist  bei  uns  freilich  schwierig,  da  bei  uns  der  Zwischenhandel  so 
sehr  entwickelt  ist.  Die  Zentral-Markthalle  für  Blumen  in  Berlin  (in  der 
Markthalle  II,  in  der  Linden-  und  Friedrich-Strasse)  reicht  schon  nicht 
mehr  aus,  es  haben  sich  noch  63  Bewerber  um  Plätze  gemeldet  und  muss 
die  Halle  vergrössert  werden.  —  Aber  auch  in  Petersburg  macht  sich 
die  Konkurrenz  der  Blumen  von  der  Riviera  schon  bemerkbar,  dennoch 
wird  gute  eigene  Ware  noch  immer  gut  bezahlt. 

Der  Redner  besprach  dann  die  grosse  Gärtnerei  von  Nojeff  in  Moskau 
und  den  blühenden  Gartenbau  in  Helsingfors.  Er  empfahl  schliesslich, 
sich  an  Dresden  ein  Beispiel  zu  nehmen,  wo  mit  Hochdruck  gearbeitet 
wird;  nicht  vielerlei  soll  man  ziehen,  sondern  viel. 

VII.  Im  Anschluss  hieran  legte  L.  Wittmack  eine  Photographie  der  Victoria 
regia  aus  dem  botanischen  Garten  in  Helsingfors  (Finland)  vor, 
die  Herr  Prof  Dr.  Fredr.  Elfving  freundlichst  übersandt  hatte,  um  zu 
zeigen,  dass  diese  Blume  auch  dort  gut  gedeiht.  Die  Blätter  haben 
einen  Durchmesser  von  2  m  ;  das  eine  zeigt  auf  der  Photographie,  um 
die  Tragkraft  zu  beweisen,  drei  auf  ihm  sitzende  Kinder,  von  denen  eins 
6  Jahre,  eins  3  Jahre,  eins  4  Monate  alt  ist. 

Herr  Hofgärtner  Hoff  mann  bemerkt  dazu,  dass  der  botanische 
Garten  in  Helsingfors  auch  viele  schöne  Bäume  enthält,  so  eine  herrliche 
Gruppe  Picea  Omorica  und  La  rix  americana  Michr  (L.  microcarpa 
Bedf).     Auch  das  Alpinum  ist  sehr  schön. 

VIII.  Der  Direktor  teilt  darauf  mit,  dass,  wie  ihm  Ihre  Excellenz  Frau  Geheim- 
rat von  Pommer  Esche  geschrieben  habe,  am  Mittwoch  den 
18.  Oktober,  1  Uhr,  auf  dem  alten  Dorotheenstädtischen  Kirchhofe 
am  Oranienburger  Thor  das  Denkmal  ihres  am  5.  August  1898  dahin- 
geschiedenen   Sohnes,    des    Wirkl.  Geh.  Oberfinanzrates    und    Provinzial- 


544 


Eine  Bazar-Dekoration. 


Steuerdirektors  Albert  von  Pommer  Esche,  unseres  allverehrten 
Vereinsdirektors,  enthüllt  werden  soll,  und  ladet  zu  reger  Beteiligung  ein. 
IX.  Das  Preisgericht,  bestehend  aus  den  Herren  Clemen,  Kretsch- 
mann  und  Maecker  sprach  Herrn  Körper-Fürstenwalde  für  seine 
Stauden  ein  Anerkennungsdiplom  zu. 

Carl  Lackner.  Wittmack. 


Eine  Bazar-Dekoration. ) 

(Hierzu  Abb.  -jb.) 

nfang  Dezember  1897  bekam  ich  den  Auftrag,  für  die  Zwecke  eines 
Bazars  und  einer  Ausstellung  das  ehemalige  Gräflich  Stolbergsche 
Palais  in  der  Wilhelmstrasse  für  den  Zeitraum  von  8  Tagen  zu  dekorieren. 

Der  Bazar  war  veranstaltet  vom  Verein  zur  Pflege  armer  Wöchnerinnen, 
und  die  damit  verbundene  Ausstellung  betraf  die  Kindererziehung  und  Kinder- 
pflege. Das  ganze  ziemlich  umfangreiche  Unternehmen  war  von  der  Berliner 
Haute-Volee  mit  zahlreichen  Geschenken  ausgestattet  worden. 

Zur  Erhöhung  der  Einnahmen  waren  während  der  Zeit  der  Ausstellung 
durch  die  Opferfreudigkeit  einiger  Professoren  sowie  mehrerer  Damen  der 
höchsten  Aristokratie  verschiedene  Geselligkeits-  und  Vortragsabende  ver- 
anstaltet worden,  die  sich  trotz  des  hohen  Entree  von  10  M.  eines  ungemein 
starken  Besuches  zu  erfreuen  hatten.  Fast  für  jeden  dieser  Abende  musste  die 
Dekoration  in  kürzester  Zeit  dem  Zweck  entsprechend  verändert  werden. 

Die  beigefügte  Abbildung  stellt  ein  Büffet  dar,  welches  an  einem  Thee- 
abende  den  Mittelpunkt  des  Festes  bildete.  Bei  allen  diesen  Arrangements 
handelte  es  sich  namentlich  darum,  die  sehr  wenig  konservierten  Räume  des 
Hauses  wieder  auf  einige  kurze  Augenblicke  aufzufrischen  und  oft  grosse  kahle 
Wandflächen  zu  dekorieren,  die  früher  vielleicht  mit  kostbaren  Gobelins  bekleidet 
waren,  jetzt  aber  einen  sehr  traurigen  Eindruck  machten,  nachdem  dieses  einst 
so  grossartige  Palais  seit  mehreren  Jahren  von  seinem  fürstlichen  Besitzer 
verlassen  ist  und  inzwischen  nur  Hotelzwecken  und  vorübergehenden  Ver- 
mietungen hatte  dienen  müssen.  Ausserdem  spielte  die  Platzfrage  eine  be- 
deutende Rolle,  da  der  Andrang  zur  Ausstellung  und  noch  mehr  zu  den 
Gesellschaftsabenden  ein  sehr  starker  war  und  die  Räumlichkeiten  zum  Teil 
recht  beengt  waren.  Aus  diesen  Gründen  wurden  die  Wände  vielfach  mit 
weissem  oder  rotem  Stoff  bekleidet,  dabei  trug  die  reichliche  Verwendung  von 
Guirlanden  in  meist  architektonischen  Formen  wesentlich  dazu  bei,  den  alters- 
grauen Räumen  ein  frisches  Ansehen  zu  verleihen.  In  grosser  Menge  habe 
ich  ferner  —  namentlich  auf  den  Treppen  und  Korridoren  —  Wacholder  und 
Rottannen  verbraucht,  sollte  doch  der  ganze  Charakter  des  Unternehmens 
eine  weihnachtliche  Stimmung  verursachen. 

Durch  Verbindung  von  Stoffdekorationen  mit  Guirlandenverzierung  war 
auch  das  Gerüst  zu  dem  erwähnten  Theetisch  hergestellt,  der  den  Mittelpunkt 
des  Verkehrs  an  einem  Theeabend  bildete,  zu  welchem  sich  die  Elite  der 
Berliner  Gesellschaft    zusammengefunden  hatte.     An  der  Rückseite    des   Büffets 


*)   Yergl.  Gartenflora    18(17   S.  654. 


Russlands  PHanzenschätze    in  unsern  Gärten. 


545 


waren  zwei  kuppelförmig  mit  weissem  Stoff  bekleidete  Fensternischen  angebracht, 
um  einen  kleinen  Wald  von  Tannenbäumen  aufzunehmen.  Die  aus  dem  Grün 
der  Tannen  herausragenden  weiblichen  Figuren  mit  den  Beleuchtungskörpern 
vervollständigten  das  Ganze  zu  einem  stimmungsvollen  Bilde.  Der  vordere 
Teil  des  Tisches  war  durch  Guirlanden  von  Asparagus-Ranken,  durch  Palmen- 
wedel und  kleine  bouquetartige  Arrangements  von  leichterem  Grün,  mit 
blühenden  Blumen  durchsetzt,  geschmückt.  Echt  chinesische  kunstvolle  Lampions 
und  einige  feinere  orientalische  Dekorationen  vervollständigten  die  Wirkung 
dieses  Theetisches. 

Grunewald-Berlin.  Robert  Müller,  Landschaftsgärtner. 


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Abb.  75.     Theetisch  im  Stolberg'schen  Palais 

bei  der  historischen  Ausstellung  für  Kinderpflege  und  Kindererziehung. 

Vom    Landschaftsgärtner    Robert    Müller,    Grunewald. 


Russlands  Pflanzenschätze  in  unsern  Gärten. 

Vortrag,    gehalten    in    der  feierlichen  Sitzung  der  Kaiserlich-Russischen  Gartenbau-Gesellschaft 
zu  St.  Petersburg  am   19.  Mai   1899  von  L.  Wittmack. 

Anhang. 

Verzeichnis  der  Blumen  aus  der  Flora   Russlands  in  unseren  Gärten. 

Während  im  Vorstehenden  hinsichtlich  der  Blumen  nur  eine  kleine  Aus- 
wahl getroffen  wurde,  möge  als  Anhang  ein  ausführlicheres  Verzeichnis  der- 
selben folgen.  Für  Gehölze  ist  namentlich  Koehnes  deutsche  Den- 
drologie, Kochs  Dendrologie,  Dippel,  Handbuch  der  Laubholzkunde,  und 
Beissners  Handbuch  der  Nadelholzkunde  bei  der  Auswahl  benutzt  worden, 
für  die  Blumen  dagegen  besonders  der  Index  Kewensis,  die  Gartenflora  (vor  allem 


Z.A.Q  Russlands  Pflanzenschätze  in  unsern  Gärten. 

die  Reisebeschreibungen  Dr.  Albert  Regeis  in  den  Jahrgängen  1876,  1880,  1881), 
Grisebach,  Vegetation  der  Erde,  Englers  Jahrbücher  und  Vilmorins  illustr. 
Blumengärtnerei  von  Siebert  &  Voss  zu  Rate  gezogen.  Die  Anordnung  der 
Familien  ist  nach  letzterem  Werk.  Es  sind  nur  die  gärtnerisch  wichtigeren, 
nicht  alle  in  den  botanischen  Gärten  kultivierten  aufgenommen,  um  nicht 
zu  viel  zu  geben. 

Ranunculaceae:  Clematis  fusca  Turcz.  aus  Nordasien,  C.  heracle'ifolia; 
D.  C.  mit  vielen  Formen,  blau  oder  weiss,  Ost-Sibirien,  Nord-China,  Japan, 
C.  orientalis  L.  mit  der  Unterart  graveolens,  Asien,  Kaukasus;  Thalictrum 
petaloideum  L.,  weiss;  Ranunculus  asiaticus;  Caltha  polypetala,  Kaukasus, 
Nord-Persien;  Trollius  caucausicus  Stev.,  T.  altaicus,  C.  A.  Mey.;  T.  patulus, 
Kaukasus,  T.  Ledebouri  Rchb.,  Sibirien,  T.  asiaticus  L.  Sibirien,  mit  europaeus 
der  schönste. 

Ganz  besonders  schön  sind  die  Helleborus,  z.  B.  abschasicus  A.  Br. 
Kaukasus,  mit  ihren  vielen  Gartenformen  und  H.  guttatus  A.  Br.  et  Sauer  bei 
Tiflis,  ferner  H.  Kochii  Schiffn.,  Kaukasus. 

Actaea  davurica  Franchet,  dem  Aruncus  Silvester  im  Habitus  ähnlich. 

Aquilegia  viridiflora  Pall.,  Ost-Sibirien,  A.  sibirica  Lam.,  lila  oder 
fleischrot,  Sibirien  und  Amur,  A.   glandulosa  Fisch.,  Altai. 

Delphinium  cheilanthum  Fisch.,  Sibirien,  schön  himmelblau,  D.  grandi- 
florum  L.,  Sibirien,  China,  D.  hybridum  Well.,  Kaukasus,  Ungarn,  L.  elatum, 
Sibirien  und  Schweiz,  D.  speciosum  M.  B.,  Kaukasus,  D.  triste  Fisch.,  Sibirien. 

Paeonia  Wittmanniana  Hartw.,  Kaukasus,  gelb,  selten,  P.  obovata  Max., 
Ostsibirien  und  Japan,  auf  Gebirgsspitzen,  Paeonia  tenuifolia  L.,  Südosteuropa 
und  Kleinasien.  In  Pallas  sind  abgebildet:  Paeonia  albiflora,  sibirica,  hybrida 
und  tenuifolia. 

Menispermaceae:     Menispermum  davuricum  D.  C.  für  Felsen. 

Berberidaceae:     Epimedium  pinnatam,  Persien,  Kaukasus,   gelb. 

Papaveraceae:     Papaver  Orientale  L.,  Armenien,   Kaukasus. 

Fumariaceae:  Corydalis  Ledebouriana,  Kar.  et  Kir.,  Altai,  purpurn, 
C.  Kolpakowskyana  Rgl.,  Turkestan,  rosenrot  und  weisslich,  C.  Semenowii 
Rgl..  gelb,  C.  Sevverzowii  Rgl.,  goldgelb,  wohl  der  schönste  der  gelben, 
C.  nobilis  Pers.,  Sibirien,  etwas  empfindlich. 

Von  Cruciferen  ist  ein  erster  Frühjahrsblüher  Arabis  albida  Stev.  vom 
Kaukasus  (siehe  S.  514),  ferner  zu  nennen  :  Macropodium  nivale  R.  Br.  vom 
Altai,  bei  uns  nur  auf  Alpenanlagen,  Alyssum  podolicum  Boiss  (Schivereckia 
podolica    Andr.),  selten. 

Allbekannt  ist  das  schöne,  safrangelbe  Erysimum  Perowskianum, 
F.  et  M.  vom  Kaukasus,  Aethionema  grandiflorum,  Boiss.  et  Hohen,  vom 
Elbrus,  karminpurpurn,  Crambe  cordifolia. 

Violaceae:  Viola  altaica  Pall.     (Siehe  S.  514.) 

Unter  den  Nelkengewächsen  haben  wir  eine  stattliche  Reihe:  Silene 
compacta  Hörn,  vom  Kaukasus,  S.  Schafta  Gmel.,  Kaukasus.  Lychnis  chalce- 
donica  L.,  nach  Grisebach  die  Lilie  der  Bibel,  L.  fulgens,  Sibirien  und 
L.  Haageana  (Bastard  zwischen  beiden  vorigen),  ferner  Gypsophila  elegans  M.  B., 
Kaukasus,  Taurien,  G.acutifolia  Fisch.,  desgl.  G.  altissima,  Sibirien,  G.  Steveni,und 
glauca  Kaukasus.  Ferner  Cerastium  Biebersteinii  D.  C,  Taurien,  ähnlich  wie 
C.  tomentosum,  zu  Einfassungen. 


Russlands  Pflanzenschätze  in  unsern  Gärten.  C47 

Malvaceen:  Althaea  ficifolia   Cav.,  Sibirien. 

Geraniaceen:  Granium   ibericum  Cav.,   Kaukasus. 

Papilionaceae:  (Vergl.  S.  511.)  Lespedezia  bicolor  Turcz.,  Amur  und 
Sibirien.  Calophaca  wolgarica  und  grandiflora,  Südrussland,  Lathyrus  rotundi- 
folius.  Taurien. 

Rosaceae:   Potentilla  Salessowi,  Sibirien,  davurica,  parviflora,  Songarei. 

Saxifragaceae:  Bergenia  (Saxifraga)  cordifolia  A.  Br.  und  crassifolia 
Engl.,  Altai.     Saxifraga  Cymbalaria  L.,  Orient,  Kaukasus. 

Crassulaceae,  Sedum  Sempervivum  Led.,  Kleinasien,  sehr  beliebt, 
scharlachrot;  S.  Maximowiczii  RgL,  Sibirien,  goldgelb,  S.  Ewersii  Ledeb., 
purpurrosenrot,  S.  spurium  M.  B.,  rosenrot,  S.  roseum  Stev.,  S.  populifolium 
L.,  Sibirien.     Sempervivum  caucasicum,  Rupr. 

Umbelliferen:  Heracleum  villosum  Fisch.  (H.  giganteum),  Taurien, 
Kaukasus;  H.  caspicum  D.  C;  EL  erubescens  M.  B.,  Kaukasus,  Taurien,  wie 
11.  persicum  Dest.  alles  prächtige  Solitärpflanzen;  H.  platytaenium  Boiss. 
Orident,  Peucedanum  Besserianum  D.  C,  bei  Odessa. 

Dipsaceen:  Scabiosa  caucasica  M.  B.,  Kaukasien,  Songarei.  (Siehe  S.  515.) 
Compositae:     Artemisia  Stelleriana  Boiss.,   Kamtschatka;   A.  frigida. 

Höchst  wertvoll  sind  Chrysanthemum  Marschallii  Aschers.  (Pyrethrum 
roseum  AI.  B.)  und  Chr.  roseum,  Web.  et  Mohr.  (P.  carneum  M.  B.),  die  be- 
kannten Insektenpulver-Pflanzen  (Siehe  S.  515)-  Von  den  1000  Arten  Senecio 
ist  nur  S.  flammeus  D.  C,  in  Dahurien  auf  Wiesen,  zu  nennen.  Die  nahe 
verwandten  Ligularien,  für  Mittelasien  so  charakteristisch,  sind  fast  nur  durch 
Ligularia  sibirica  Cass.  aus  Osteuropa  und  dem  Kaukasus  vertreten. 
Inula  glandulosa  Willd.  vom  Kaukasus  ist  eine  hübsche  Staude  mit  grossen 
gelben  Blütenköpfen.  Von  Kornblumen  ist  Centaurea  depressa  M.  B., 
Kaukasus  und  Kleinasien,  unseren  blauen  Kornblumen  sehr  ähnlich,  C.  deal- 
bata  Willd.,  Kaukasus  und  Nordasien,  rotblühend,  hat  Blätter,  die  unterseits 
schneeweissfilzig  sind,  erreicht  aber  nicht  die  Schönheit  von  C.  pulcherrima 
Willd.,  Gebirge  Kleinasiens,  Iberien,  mit  purpurroten  Blüten.  Schön  ist  endlich 
Mulgedium  macrophyllum  D.  C,  Kaukasus  und  Klein -Asien,  eine 
Schattenpflanze  ersten  Ranges. 

Campanulaceae.  Adenophora  liliifolia  Ledeb.  aus  Osteuropa  und  Sibirien, 
nur  ein  bescheidenes  Blümchen,  für  Halbschatten  geeignet. 

Ostrowskia  magnifica  RgL,  aus  Mittelasien,  Bucharei,  ist  die  schönste 
Glockenblume,  aber  immer  noch  selten,  in  Baden-Baden  bei  Max  Leichtlin, 
vollkommen  hart.  Noch  weniger  bekanntistSymphyandraWanneriHeuff.  (Campa- 
nula  Wannen  Roch.).  S.  pendula  A.  D.  C.  u.ossetica  vom  Kaukasus  sowie  Phyteuma 
campanuloides  M.  B.  Von  eigentlichen  Campanula  haben  wir  C.  alliariaefolia 
Willd.    (C.    macrophylla)    vom    Kaukasus,    C.   punctata  Lam.,  Ostsibirien. 

Die  Cyananthus-Arten  von  den  Gebirgen  Mittel-  und  Ostasiens  sind  noch 
sehr  selten,  höchstens  in  Alpenanlagen,  ebenso  die  von  dort  stammenden 
Codonopsis-Arten.  Viel  bekannter  ist  Platycodon  grandiflorus  A.  D.  C. 
in  der  Mandschurei,  China  und  Japan. 

Plumbaginaceae.  Ausserordentlich  reich  sind  die  Statice -Arten,  so 
Statice  venusta  Fenzl.  (Armeriastrum  dianthifolium  O.  Kuntze),  Taurus.  Statice 
tatarica  L.  (Goniolimon  tatari  cus  Boiss.),  rosenrote,  allbekannte  Art,  ähnlich 
G.  callicomus  Boiss.,  G.  eximius  Boiss.,  sehr  schön,  S.  conspicua  Sims.,  chinesisch- 


54§_ 


Russlands  Pflanzenschätze  in  unsern  Gärten. 


songarische  Steppe,  sehr  schön,  G.  eximius,  Songarei,  China.  G.  elatus  Boiss. 
Südrussland,  schön  violettrot,  alle  auch  für  Trockenbouquets.  G.  Kaufmannianus 
Voss  (St.  K.  Regel),  Gebirge  Ost-Turkestan.  Statice  latifolia  Lam.  ist  ein  Kind 
des  Kaukasus  und  viel  bei  uns  gepflanzt.  Neuerdings  bekannt  geworden  sind 
Statice  Suworowii  Rgl.  aus  West-Turkestan  und  S.  superba  Rgl.  (S.  Suw. 
leptostachya)  wegen  ihrer  schönen  rosaroten  Blüten. 

Die  Primulaceae  sind  besonders  vertreten  durch  die  schöne  P.  cortu- 
soides  L.,  Sibirien  und  Altai,  ähnlich  der  P.  Sieboldii  Morr.,  aber  härter, 
purpur-rosenrot,  P.  Kaufmanniana  Rgl.,Turkestan,  ähnlich,  tiefviolett,  P.  amoena 
M.  B.,  Kaukasus,  Elbrus,  purpurrot,  P.  nivalis  Pall.,  Altai,  Turkestan,  Tibet, 
Himalaya,  purpur-weiss,  eine  der  schönsten  Freilandprimeln  (P.  purpurea  Rgl.), 
auch    einige  Cyclamen,    wie  C.  Coura   und  iberium  verdanken    wir  Russland. 

Im  Allgemeinen  ist  aber  Mitteleuropa  reicher  an  Primeln  als  Russland. 
Vergl.  die  Tabelle  S.  507. 

Gentianaceae:  Gentiana  septemfida,  Kaukasus,  Taurien;  G.  algida. 
östliches  Sibirien,  und  viele  andere  Arten. 

Asperifoliaceae,  Altaigebirge;  Symphytum  caucasicum,  Kaukasus; 
Myosotis  amoena,  Kaukasus;  Arnebia  decumbens,  Nordafrika,  Südostrussland, 
Sibirien,  Altai. 

Convolvulaceae:     Convolvulus  dahuricus,  Taurien,   Kaukasus,  Sibirien. 

Scrophulariaceae:  Verbascum  speciosum,  Armenien,  Nordpersien; 
Veronica  squamosa,  Europa,  Altai;  V.  gentianodes,  Gebirge  Iberiens  und  des 
Kaukasus. 

Dracocephalum  Moldavica.  Südöstl.  Europa;  D.  Ruprechtii,  Turkestan; 
D.  Ruyschiana.  Europa,  Russisch- Asien;  D.  altaiense,  Altaigebirge;  D.  imberbe, 
Alpen  Sibiriens,  Dschungarei. 

Nepeta  sibirica,  Altaigebirge;  N.  grandiflora,  Kaukasus;  N.  Mussinii,  Ge- 
birgsweiden  Kleinasiens,  Kaukasus. 

Stachys  grandiflora,  Sibirien.  Scutellaria  altissima,  Südosteuropa,  Kau- 
kasus. Eremostachys  laciniata,  Orient,  Kaukasus.  Phlomis  tuberosa,  Osteuropa, 
Mittelasien. 

Polygonaceae:  Polygonum  sachalinense,  Insel  Sachalin;  S.  baldschu- 
anicum,  Buchara. 

Rheum  undulatum,  Tatarei,  Südsibirien;  R.  officinale.  Hochgeb.  Tibets; 
R.  palmatum,  Gebirge  Tanguts,  Tatarei. 

Monokotyledonen:  Iridaceen  sind,  wie  schon  S.  515  gesagt,  in  nicht  weniger 
als  38  Iris  vertreten  u.  a.:  Iris  Bakeriana,  dunkelblau,  Histrio,  histrioides, 
ensata  (pabularia),  laevigata,  reticulata,  iberica,  caucasica,  critronengelb, 
orchioides,  orangegelb,  Fosteriana  persica,  beliebte  Treibsorte,  Suwarowi 
Kolpakowskyana,    Krelagei,  rötlich-purpur,  reticulata. 

Amaryllidaceae:  Galanthus  latifolius,  Kaukasus;  plicatus  Krim., 
Ixiolirion  tataricum  (I.  montanum  var.  tatarica),  Kolpakowskyanum,  Turkestan. 

Liliaceae:  Vor  allem  Tulpen,  in  30  Arten.  T.  Gesneriana  und  biflora 
schon  im  südlichen  europäischen  Russland,  erstere  aber  bis  zum  Altai  und 
Amur  verbreitet;  ferner  T.  Karelini,  Sewerzowi,  Batalini,  zwergartig  blassgelb, 
linifolia,  Scharlach;  Maximowiczii,  montana  (wollig  behaart),  turkestanica,  sehr 
früh,  weiss  und  gelb;  violacea,  die  allerfrüheste,  magentarot;  Kolpakowskyana, 
suaveolens,  Südeuropa  und  Kaspisches  Meer;  T.  Greigei,  Turkestan,  nach  Regel 


Scharnbergs  Blumenladen  in  Hamburg.  ^q 


der  König  der  Freilandtulpen,  erfriert  leicht  im  Frühjahr  (vergl.  auch  S.  514)- 
Kaufmanniana,  rosafarbig,  besser  als  turkestanica;  Eichleri,  Transkaukasien; 
Eremurus  spectabilis,  Kaukasus;  Olgae,  Turkestan,  robustus  dgl.,  Elwesianus, 
Bungei,  himalayensis.  Von  Lilien  erstreckt  sich  unser  Türkenbund,  Lilium 
Martagon,  bis  Sibirien,  von  Russland  eigenen  sind  zu  nennen:  L.  davuricum, 
(L.  monadelphum  feuerrot)  var.  Szowitzianum  schwefelgelb,  tenuifolium,  Altai, 
Amur. 

Colchium  speciosum  Stev.,  Kaukasus;  C.  candidum,  Taurien  und  klein- 
asiatische Gebirge  in  1100  m  Höhe. 

Allium  Rosenbachianum,  giganteum,  oreophilum,  stipitatum,  coeruleum, 
asiat.  Russland;  Puschkinia  scilloides,  Kaukasus,  blau;  Scilla  puschkinoides, 
Turkestan;  S.  cernua  Red.  (fälschlich  sibirica)  von  Serbien  durch  mittel-  und 
südeuröpäisches  Russland  (siehe  S.  514),  Sternbergia    macrantha    und  Fischeri. 


Scharnbergs  Blumenladen  in  Hamburg. 

~SV^  "Teichen  Aufschwung  in  der  Gärtnerei  die  Bindekunst  genommen,  war 
7^^  auf  den  Ausstellungen  der  letzten  Jahre  in  Berlin,  Dresden,  Hamburg. 
Leipzig,  St.  Petersburg  etc.  zu  erkennen,  und  ist  es  geradezu  erstaunlich,  wie 
sich  der  Geschmack  des  Publikums  in  den  letzten  25  Jahren  geändert  hat. 

Während  es  vor  1870  in  allen  grösseren  Städten  nur  vereinzelte  Blumen- 
und  Pflanzen-Geschäfte  gab,  welche  neben  dem  Verkauf  von  Topfpflanzen,  ein- 
fachen Gewinden,  Kränzen  und  Guirlanden  eigentlich  nur  die  sogenannten 
französischen  Bouquets  von  angedrahteten,  kurzstieligen  Blumen  (Camellien,  gef. 
Primeln,  Veilchen,  Rosen,  Maiblumen  u.  s.  w.)  gefertigte,  in  Papier  oder 
Spitzenmanchetten  gehüllte,  teilweise  Mosaikwagenrädern  gleichende  abgeflachte 
»Bindereien«  gab,  zu  welchen  Draht  und  Drahtgestelle  unerlässlich  waren, 
erfordert  das  heutige  Blumengeschäft  neben  einem  hervorragenden  Talent  künst- 
lerische Auffassung,  Kenntnis  der  Farbenlehre  und  vor  allem  Anpassung  an 
den  modernen  Geschmack. 

Die  Blumengeschäfte  vor  einem  Vierteljahrhundert  glichen  sich  nahezu 
in  allen  Städten.  Ein  einfach  eingerichteter  Laden  mit  einem  oder  zwei 
■  grösstenteils  kleineren  Schaufenstern,  einige  Topfpflanzen  und  vorstehend  ge- 
schilderte Bouquets  enthaltend,  bildeten  den  mit  Petroleumlampen,  hin  und 
wieder  auch  mit  Gasflammen  spärlich  erleuchteten  Verkaufsstand,  während 
heute  fast  jedes  Blumengeschäft  durch  den  verwöhnten  Geschmack  des  Publikums 
wie  durch  die  Konkurrenz  gezwungen  ist,  für  das  Schaufenster  zu  arbeiten, 
d.  h.  fast  täglich  eine  Ausstellung  kleineren  Stils  zu  veranstalten. 

Ein  Beweis,  wie  schnell  die  Anforderungen  an  die  »Bindekunst«  in  jeder 
Beziehung  gestiegen  sind,  liefert  die  in  Hamburg  seit  1876  bestehende  Firma 
H.  Scharnberg,  St.  Georg,  Steindamm  Xo.  31.  In  einem  kleinen,  bescheidenen 
Keller  begründet,  hat  sich  dieses  Geschäft  in  den  letzten  23  Jahren  so  ent- 
wickelt, dass  sich  der  Inhaber  veranlasst  sah,  dasselbe  dem  heutigen 
verfeinerten  Geschmack  des  Publikums  entsprechend  zu  verlegen,  und  zwar 
nach  einem  hochmodernen  Eckladen.  Es  sind  in  diesem  Verkaufshallen  ge- 
schaffen, die  besonders  des  Abends  bei  elektrischer  Beleuchtung  einen  feen- 
haften Eindruck  hervorrufen.    Welches  Geschäft  eignete  sich  auch  wohl    gerade 


lcq  Pellionia  Daveauana,  eine  Kanonierpflanze. 

besser  dazu,  die  technischen  Errungenschaften  der  Neuzeit  auszunutzen,  als 
eine  Blumenhandlung. 

Herr  Scharnberg  hat  ein  Blumen-Warenhaus  bezw.  Blumen-Atelier  ge- 
schaffen, das  mit  seinen  Einrichtungen  und  Austattungen  in  Deutschland 
wohl  kaum  seines  Gleichen  findet,  und  dasselbe  dürfte  bis  auf  weiteres  das 
Ziel  aller  Hamburg  besuchenden  Kollegen  sein. 

Der  Laden  selbst  bietet  eine  Ausstellung  von  Pflanzen-  und  Blumen- 
Arrangements;  bei  der  Einrichtung  aber  haben  die  hervorragendsten  Künstler 
und  Architekten  mitgewirkt,  denen  es  gelang,  ein  Werk  zu  schaffen,  welches 
die  Bewunderung  aller  Kenner  erregt.  Von  10  Bogen-  und  vielen  Glühlampen 
erleuchtet,  präsentieren  sichdie  von  demDekorationsmaler  J.  Schott  ausgeführten 
Malerarbeiten  auf  das  vorteilhafteste,  desgleichen  die  vorzüglich  gelungenen 
Arbeiten  des  Tischlermeisters  Kobrow  jr.  Die  gesamte  geschnitzte  Laden- 
einrichtung, von  Genanntem  hergestellt,  ist  aus  Naturholz  in  englisch  grüner 
Farbe  gehalten.  Während  englische  rotseidene  Polsterstühle  und  Diwans  zum 
Ausruhen  einladen,  findet  das  kaufende  Publikum  Gelegenheit,  an  einem 
eleganten  Schreibpult  im  Geschäft  selbst  Korrespondenzen  zu  erledigen,  ebenso 
sind  für  dasselbe  Wascheinrichtungen  geschaffen,  kurzum  der  Inhaber  hat  es 
verstanden,  allen  modernen  Anforderungen  Rechnung  zu  tragen.  Die  Räume 
zur  Anfertigung  der  Bindereien,  zur  Aufbewahrung  der  Pflanzen,  Blumen  und 
aller  in  einem  modernen  Blumengeschäft  erforderlichen  Hilfsmittel,  als  Körbe, 
Jardinieren,  Porzellan,  Glas,  Band,  Papier  etc.  sind  auf  das  praktischste  ein- 
gerichtet und  zeugen  von  der  Tüchtigkeit  des  Geschäftsinhabers,  nach  dessen 
Angaben  die  Bauten  von  dem  Architekten  J.  Faulwasser  und  dem  Maurer- 
meister J.  H.  C.  Harten  ausgeführt  wurden.  Sämtliche  oberen  und  unteren 
Räume  sind  mit  einer  Dampfheizung  versehen,  ferner  besorgen  Spülvorrichtungen 
die  schnellere  Reinigung  der  Schaufenster. 


Pellionia  Daveauana,  eine  Kanonierpflanze. 

(Hierzu  Abb.  76.) 
lie  bekannte  Urticacee  Westindiens,  Pilea  serpyllifolia,  deren  besonderer 
d^£^  Reiz  darin  besteht,  dass  die  Blütenknospen  nach  dem  Bespritzen  oder 
Eintauchen  der  ganzen  Pflanze  platzen  und  den  Blütenstaub  in  kleinen  Wölkchen 
von  sich  werfen,  was  ihr  den  Namen  Kanonier-,  Artillerie-  oder  Feuerwerks- 
pflanze eintrug,  wird  weit  übertroffen  durch  die  hübsche  Pellionia  Daveauana. 

Auf  kräftigen  Stielen  stehen  die  Batterien  über  dem  zierlichen  Blattwerk 
aufgepflanzt.  Der  ganze  Vorgang  des  Explodierens  ist  um  das  Doppelte  heftiger, 
wie  auch  die  Knospen  resp.  Blumen  in  denselben  Grössenverhältnissen  der  Pilea 
gegenüber  stehen. 

Ganz  abgesehen  von  den  übrigen  Vorzügen  der  Pflanze,  den  reizend 
braunrot  und  silbrig-grün  gefärbten  Blättern,  welche  sich  in  der  Art  der 
Tradescantien  nach  allen  Seiten  herabhängend  präsentieren,  ist  diese  Kanonade 
ein  höchst  interessantes  Schauspiel.  Selten  platzt  die  Knospe  auf  einmal  und 
zeigt  dann  die  Umwandlung  in  einen  fünfteiligen,  weissen  Stern:  in  den  meisten 
Fällen  lösen  sich  die  Teile  derselben  einzeln,  den  Blütenstaub  bei  ruhiger  Luft 
nach  allen  Richtungen  schleudernd.      G.  Kittel,  Grossbaudiss  (Schlesien). 


Die   Ausstellung  der  Deutschen  Dahlien-Gesellschaft. 


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Die  Ausstellung  der  Deutschen  Dahlien-Gesellschaft 

am  23.  und  24.  September  im  Orangeriegebäude  des  Leipziger  Palmengartens 
war  für  die  Veranstalter  derselben  ein  voller  Erfolg.  Die  einfach,  aber  passend 
dekorierte  Halle  Hess  die  grossen  Sortimente  abgeschnittener  Dahlien  auf 
langen,  breiten  Tischen  voll  zur  Geltung  kommen;  die  verschiedenartige  Aus- 
stellungsweise, in  Gläsern,  auf  Moos,  mit  und  ohne  Laub,  half  eine  sonst  kaum 
ausbleibliche,  obwohl  farbenprächtige  Einförmigkeit  vermeiden.  Das  Platz- 
komitee und  die  Aussteller  hatten  tüchtig  gearbeitet,  damit  die  Ausstellung  um 
1 1   Uhr  morgens    programmgemäss    in   Anwesenheit    einer    zahlreichen  Gesell- 


Abb.  76 

Pellionia  Daveauana,  eine  neue  Kanonierpflanze  in  einer  Ampel 

Photographien  von  G.  Kittel. 


schaft  durch  C.  Kotte-Perlin  eröffnet  werden  konnte,  welcher  in  einer  kurzen 
Ansprache  die  Ziele  der  D.  D.  G.  klarlegte.  An  beiden  Tagen  war  der  Besuch 
der  Ausstellung  ein  überaus  reger,  am  Nachmittage  des  zweiten  Tages  geradezu 
beängstigend.  Als  praktisch  hat  sich  die  Neueinrichtung  bewährt,  sämtlichen 
Ausstellungsgruppen  tadellose  Blumen  zu  entnehmen,  dieselben  auf  einem 
Tische,  deutlich  mit  Namen  bezeichnet,  zusammenzustellen,  um  dem  Publikum 
die  Auswahl  der  schönsten  Sorten  zu  erleichtern.  Von  einer  Preis- 
zuerkennung  hatte  man  abgesehen,  dafür  jedoch  an  das  Publikum  Schön- 
heitskonkurrenzzettel verteilt,  hauptsächlich  deshalb,  um  eine  tiefere  Anteil- 
nahme an  die  ausgestellten  Objekte  zu  bewirken.  Das  Resultat  einer  solchen 
Abstimmung  hat  nach  Ansicht  des  Referenten    nur    einen    geringen  Wert;    die 


cc.2  Die  Ausstellung  der  Deutschen  Dahlien-Gesellschaft. 

Konkurrenzzettel  haben  jedoch  angesprochen  und  sind  fleissig  benutzt 
worden. 

Obwohl  die  letzten  nasskalten  Wochen  der  Entwickelung  von  Dahlien- 
blumen durchaus  nicht  günstig  gewesen  waren,  so  hatten  die  Aussteller  doch  ein 
durchweg  gutes  Material  gebracht,  welches  den  Interessenten  ermöglichte,  sich 
besonders  über  die  Neuheitenblumen  ein  Urteil  zu  verschaffen.  Zwar  ist  ein 
solches  Urteil  auch  nur  einseitig,  denn  ausser  Bau  und  Farbe  sind  die  sonst 
wissenswerten  Eigenschaften  nur  den  Beschreibungen  in  den  Katalogen  zu  ent- 
nehmen. Ich  will  mich  in  folgendem  deshalb  kurz  fassen  und  nur  der  Neu 
heiten  etwas  eingehender  gedenken. 

Die  Sammlung  von  Goos  und  Koehnemann  aus  Nieder-Walluf  war  in 
Bezug  auf  Aufstellung  und  Blumen  tadellos.  Die  Neuheiten  eigener  Zucht  ge- 
fielen allgemein;  „Nibelungen",  karmesinrot,  schwarz-sammetig  angehaucht,  ist 
der  Beginn  einer  neuen  Rasse,  da  sie  eine  ausgesprochene  Nadelform  zeigt; 
„Sieglinde",  ist  hellbernsteinfarbig  und  ,, Siegmund"  leuchtend  rosakarmin.  — 
„Capt.  Broad",  feurigscharlach,  Countess  of  Lonsdale,  Viscountess  Sherbroke, 
Konigin  Wilhelmina,  Mrs.  Dixon,  Loreley,  Hohenzollern,  Britannia,  Ruby, 
Keynes  White,  Brema  u.  a.  m.  sind,  jede  in  ihrer  Art,  von  ausgesuchter 
Schönheit.  Auffällig  war,  dass  fast  in  allen  Kollektionen  ., Brema"  sehr  massig 
ausgebildet  war,  ihr  scheint  das  Wetter  nicht  gepasst  zu  haben. 

G.  Bornemann,  Blankenburg  a.  EL,  brachte  eine  kleine,  aber  gewählte 
Neuheiten-Auswahl,  unter  denen  mir  besonders  folgende  gefielen:  Mary  Service, 
Falka,  Alfred  Vasey,  A.  F.  Angus,  Grace  Darling,  Capt.  Broad  und  Ruby.  Die 
Interessenten  werden  in  den  Katalogen  der  betreffenden  Firmen  dasNötige  finden. 

Ed.  Krass,  Mariendorf  bei  Berlin,  zeigte  Elsa,  Hertha  und  Meteor  in  gut 
ausgebildeten  Blumen  vor,  J.  C.  Schmidt,  Erfurt,  zwei,  Bravo  und  Trumpf 
genannte  Neuheiten,  über  deren  Wert  ich  aber  noch  kein  Urteil  abgeben  möchte. 

H.  Severin,  Kremmen  bei  Berlin,  brachte  als  Neuheit  „Witwe  Haacke", 
welche  in  Form  und  Farbe  an  Loreley  erinnert. 

Nonne  &  Höpker  aus  Ahrensburg  brachte  sowohl  qualitativ  als  quanti- 
tativ eine  ungemein  reichhaltige  Sammlung  abgeschnittener  Blumen.  Ausser 
bereits  genannten  Sorten  gefielen  besonders  Austin  Cannell,  Cinderella,  Herder, 
Fritz  Reuter,  Schiller,  König  von  Siam,  Miss  Webster,  Ensign  und  The  Clown. 
Als  Verbesserung  der  bekannten  Charlotte  Deegen  brachte  ihr  Züchter  Max 
Deegen  aus  Köstritz  die  „Sonnenstrahlen",  citronengelb,  weiss  geflammt,  ausser- 
dem noch  eine  Reihe  nummerierter  Neuzüchtungen,  welche  erst  im  nächsten 
Jahre  in  den  Handel  gelangen. 

Daiker  &  Otto  -  Langenweddingen  hatte  besonders  gut  ausgebildet 
„Badenia"  ausgestellt.  In  Form  der  immer  noch  schönen  Gloriosa  gleich, 
unterscheidet  sie  sich  durch  eine  scharlachrote  Strichelung  und  Streifung  auf 
goldorangefarbenem  Grunde.  Der  Hohenzollern  ähnlich,  aber  dunkler  im 
Ton  ist  Halloria,  eigene  Züchtung  von  Max  Rosenberg  in   Halle  a.  S. 

Auch  W.  Tölkhaus,  Broxten,  Post  Venne,  stellte  unter  Nummern  eine 
Anzahl  von  Neuheiten  aus.  Die  Flut  von  Neuheiten  wächst  gewaltig,  eine  grosse 
Anzahl  von  Neuheiten  wird  ebenso  schnell  verschwinden  als  sie  aufgetaucht  ist, 
es  wird  immer  schwerer,  das  Bessere  vom  Guten  zu  scheiden. 

Halbentz  &  Engelmann,  Zerbst,  brachte  zur  Freude  vieler  neben  den 
Kaktusdahlien  auch  noch  eine  Auswahl  von  Pompondahlien.     Sie  sind  in  ihrer 


Berichtigung.  —  Kleinere  Mitteilungen.  S^^ 

Art  doch  auch  sehr  schön,  und  es  ist  eigentlich  etwas  undankbar,  sie  ganz 
über  Bord  werfen  zu  wollen.  Ich  kann  es  Herrn  Engelmann  nicht  verdenken, 
wenn  er  sie  ebenso  behütet  und  pflegt  wie  die  Modedahlien,  wir  wissen  doch 
nicht,  wie  manche  Erinnerung  er  mit  ihnen  gemeinsam  hat.  —  Ich  will  nicht 
monoton  werden,  muss  deshalb  über  die  übrigen  Aussteller  kurz  hinweggehen, 
trotzdem  ihre  Leistungen  das  vollste  Lob  verdienen,  über  ihre  ausgestellten 
Gegenstände  liesse  sich  noch  manches  Interessante  sagen.  Es  hatten  sich  um 
das  Gelingen  der  Ausstellung  noch  verdient  gemacht:  Otto  Mann,  Leipzig- 
Eutritzsch  mit  Topfexemplaren,  einfachen,  Dekorations-  und  Kaktus-Dahlien; 
Koehler  und  Rudel  -  Altenburg  mit  guten,  abgeschnittenen  Blumen,  desgl. 
H.  Zimmermann-Roitzsch  bei  Würzen,  Aug.  Dieckvoss-Leipzig-Paunsdorf,  Richard 
Tasche-Leipzig-Leutzsch,  Th.  Moench  jr. -Leipzig,  Hoflieferant  J.  C.  Hanisch- 
Leipzig.  Kohlmannslehner  &  Schwencke-Berlin-Schöneberg,  die  Stadt.  Garten- 
verwaltung Vogelgesang-Magdeburg  (Obergärtner  Schreiber),  und  last  not  least 
W.  Knopf-Rossdorf-Genthin. 

Die  Binderei  war  im  allgemeinen  nur  massig  vertreten,  da  die  Aussteller 
derselben  nur  lokales  Interesse  haben,  so  sei  sie  hiermit  erwähnt. 

Am  24.  September,  mittags  11  Uhr,  fand  eine  zahlreich  besuchte  Sitzung 
im  weissen  Saale  des  Palmengartens  statt,  welche  recht  interessante  Themata 
behandelte  und  sich  speziell  mit  dem  weiteren  Ausbau  der  Gesellschaft 
befasste.  Es  wurde  beschlossen,  den  Jahresbeitrag  auf  6  Mark  (statt  10  Mark) 
vom  nächsten  Jahre  an  festzusetzen,  Frankfurt  a.  M.  (Palmengarten)  zum 
nächstjährigen  Versammlungs-  und  Ausstellungsort  zu  wählen  und  in  Paris 
nicht  auszustellen.  Ein  gemeinsames  Festessen  hielt  die  aus  Nah  und  Fern 
herbeigeeilten  Kollegen  noch  längere  Zeit  zusammen  und  alle  schieden  in  dem 
Bewusstsein,  Zeit  und  Geld  in  Leipzig  nicht  umsonst  geopfert  zu  haben. 

Mönkemeyer-  Leipzig. 


Berichtigung. 


Heft  19  S.  527.  Der  Wohnort  des  Verfassers  der  Anweisung  zur  Kultur 
der  Artischocken,  Herr  Obergärtner  Beuster,  ist  nicht  Rixdorf,  sondern 
Biesdorf  bei  Berlin. 


Kleinere  Mitteilungen 


Der  Park  in  Neu  Strelitz  und  Lenne.  |  regelmässige  Teile  in  seinen  Garten- 

in der  Schilderung  des  Ausflugs  nach   ]   anlagen  entworfen  hat,    vielmehr  dass 


Neu-Strelitz  (Heft  18  vom  15.  Septbr. 
Seite  491)  wird  angegeben,  dass  Lenne' 
anfangs  der  20er  Jahre  die  Anlage  des 
alten  Teils  des  jetzigen  Parks  im  Stile 
Lenötres  in  symmetrischer  Ein- 
teilung zur  Ausführung  brachte. 

Lies  muss  ein  Irrtum  sein.  Es  ist 
ausgeschlossen,  dass  Lenne  anfangs 
der  20er  Jahre  selbst  nur  beschränkte 


er  gar  im  Stile  Lenötres  Schöpfungen 
gedacht.  Damals  wurde  Lenne  aus- 
schliesslich von  der  freien  malerischen 
Bildungsweise  beherrscht.  Nur  in  ihr 
bewegte  er  sich.  Die  ersten  An- 
regungen zur  regelmässigen  Anordnung 
der  Umgebung  des  Hauses  sind  auf 
den  KronprinzFriedrich  Wilhelm  (später 
König  Friedrich  Wilhelm  IV.)  zurück- 


554. 


Kleinere  Mitteilungen. 


zuführen  und  gehen  nicht  weiter  als 
in  die  Mitte  der  zwanziger  Jahre  zurück. 
Er  hatte  italienische  Vorbilder  im  Sinne. 
Schinkel  verfolgte  diese  Anregung 
weiter.  Für  Meyer  wurde  diese  gerade 
in  seine  Entwicklung  fallende  Zeit- 
strömung der  Anlass,  der  Anordnung 
der  regelmässigen  Teile  im  Garten  ein- 
gehendes Studium  zu  widmen  und  es 
hierin  zu  einer  hervorragenden  Meister- 
schaft zu  bringen.  Ueber  ein  Gewähren- 
lassen seines  Schülers  Meyer  ist  Lenne 
in  den  seinen  Namen  tragenden  Garten- 
anlagen, soweit  sie  regelmässige  Teile 
enthalten,  wohl  kaum  hinausgegangen. 
Ich  bezweifle,  dass  er  je  grössere 
regelmässige  Teile  in  seinen  Anlagen 
selbständig  entworfen. 

In  Neustrelitz  hat  Lenne  vielleicht 
einen  älteren  regelmässigen  Garten 
vorgefunden  und  diesen  in  seinen 
wesentlichen  Formen,  dem  Beispiel 
seines  Lehrers  S  k  e  1 1  folgend 
(Schwetzingen,  Nymphenburg),  beim 
Entwurf  der  Neuanlage  erhalten. 

G.  Schoch,  Magdeburg. 


Odontoglossum  blandum,  Rchb.  fil. 

Wie  bei  vielen  anderen  Orchideen  ist 
bei  dieser  schönen  Spezies  eine  falsche 
Behandlung  die  Ursache  ihrer  grossen 
Seltenheit,  und  dürfte  die  Kenntnis 
ihrer  heimatlichen  Lebensweise  zur 
Nachahmung  und  erfolgreichen  Kultur 
führen.  Vergeblich  wird  sie  in  den 
Sammlungen  gesucht,  und  es  werden 
nur  wenige  der  grösseren  Liebhaber 
sie  noch  besitzen. 

Odont.  blandum  ist  eine  derjenigen 
Orchideen,  welche  ihrer  Einführung 
nicht  geringe  Schwierigkeiten  ent- 
gegensetzte. Tausende  von  Pflanzen  sind 
gesammelt  und  importiert  worden, 
beinahe  alle  sind  sie  entweder  schon 
auf  der  Reise  oder  in  der  Kultur  durch 
Fäulnis  wieder  zu  Grunde  gegangen. 
Als  Blunt  1863 — 1865  in  Neu-Granada 
Orchideen,  besonders  Odontoglossum, 
sammelte  und  auch  diese  Art  fand, 
sandte  er  eine  stattliche  Zahl  nach 
Europa;  dieser  ging  es  wie  denen  von 
Roezlund  anderen  späteren  Sammlern, 
nur  wenige  lebende  Pflanzen  sollten 
uns  erreichen.  Im  Jahre  1871  kam 
die  erste  Pflanze  in  Chiswick  zur  Blüte, 
welche    einer  Auktion  gemischter  Or- 


chideen, aus  den  bekannten  Auktions- 
Lokalitäten  von  Stevens  entstammte. 
Erst  1879  &elang  es  Herrn  Kalbreyer 
durch  besonders  gewissenhafte  Packung 
und  durch  die  Beförderung  auf  dem 
Magdalenenstrom  eine  grössere  Menge 
gesunder  Pflanzen  einzuführen. 

Auf  dem  Alto  de  Camerone,  einem 
Ausläufer  der  östlichen  Gordilleren 
von  Neu-Granada,  welcher  mit  dem 
Magdalenenstrom  parallel  läuft  und  in 
dessen  Nähe  die  Stadt  Ocana  liegt,  ist 
die  Heimat  dieses  schönen  Odonto- 
glossum. Es  wächst  dort  in  fort- 
währender Feuchtigkeit  auf  den  moos- 
bedeckten Stämmen  verschiedener 
Melastomaceen  in  einer  Meereshöhe 
von  5500 — 6500  Fuss  und  blüht  fast 
das  ganze  Jahr  in  diesen  Verhältnissen. 
Die  Nässe  soll  dort  infolge  der  Regen- 
zeit so  gross  sein,  dass  das  Wasser 
fortwährend  an  den  Stämmen  herab- 
rieselt, während  die  alles  überziehenden 
Moospolster  berufen  sind,  durch 
Sättigung  die  Feuchtigkeit  für  lange 
Zeit  hinaus  aufzuspeichern. 

Odont.  blandum  ist  eine  niedrige 
Art  mit  zusammengepressten  ellip- 
tischen Bulben  in  Wallnussgrösse. 
Blätter  schmal,  lanzettlich,  15 — 25  cm 
lang.  Blütenrispe  geneigt,  von  der 
Länge  der  Blätter.  Blumenblätter 
lanzettförmig  in  eine  scharfe  Spitze 
auslaufend,  rein  weiss,  rötlich- 
purpur  gefleckt.  Lippe  oval,  zu- 
gespitzt, wellig  und  fein  gezähnt 
mit  zwei  grösseren  Flecken  auf  dem 
schmalen  oberen  und  mehreren  kleinen 
zerstreut  liegenden  Punkten  auf  dem 
breiteren  mittleren  Teil.  Der  Kelch 
endigt  in  zwei  gelbe  stosszahnförmige 
Plättchen.  Die  Säule  zeigt  3 — 4  ge- 
gabelte Schuppen  auf  jeder  Seite  der 
Spitze. 

Unser  Odontoglossum  ist  nun  leider 
ebenso  selten  als  schön,  und  die 
wenigen  glücklichen  Besitzer  desselben 
sollten  es  sich  angelegen  sein  lassen, 
es  mit  erneutem  Fleiss  weiter  zu 
züchten  und  womöglieh  für  Vermehrung 
zu  sorgen,  da  Herr  Kalbreyer  s.  Z. 
versicherte,  dass  es  auf  dem  einzigen 
bis  jetzt  bekannten  Fundorte,  dem  be- 
sagten Alto  de  Camerone  fast  völlig 
ausgerottet  und  vorläufig  auf  keine 
weiteren  Importe  zu  rechnen  sei. 

G.  Kittel. 


Kleinere  Mitteilungen. 


153. 


Die  San  Jose-Laus  in  Illinois 

(nach  University  of  Illinois  Agri- 
cultural  Experiment  Station  Urbana, 
July  1899,  Bulletin  No.  56.  Recent 
work  on  the  San  Jose  Scale  in  Illinois: 
Neue  Arbeiten  über  die  San  Jose- 
Schildlaus  in  Illinois.) 

Es  sind  jetzt  11  neue  inlizierte  Stellen 
aufgefunden,  im  ganzen  30,  besonders 
an  jungen  Bäumen.  Betreffs  der 
Untersuchung  der  Baumschulen  sagt 
S.  A.  Forbes,  der  Staatsentomologe, 
mit  Recht,  dass  der  Inspicient  sehr 
vom  guten  Willen  der  Baumschul- 
besitzer abhängt,  ob  sie  ihm  ihr 
ganzes  Terrain  zeigen  oder  nicht,  ob  sie 
nur  die  in  der  Baumschule  stehenden 
Bäume,  die  besichtigt  sind,  verkaufen 
oder  zukauten.  In  9  von  21  behandelten 
Stellen  ist  die  San  Jose  -  Laus  aus- 
gerottet. Das  Bespritzen  wurde  von 
den  Assistenten  ausgeführt. 

Gut  hat  sich  auch  das  Einimpfen  eines 
schädlichen  Pilzes,  der  die  Laus  tötet, 
bewährt,  Sphaerostilbe  coccophila 
Tul.  Professor  P.  H.  Rolfs  an  der 
landwirtschaftlichen  Versuchsstation 
in  Florida,  experimentierte  zuerst  mit 
diesem  Pilz,  den  er  auf  einer  an  Wasser- 
Eichen  häufigen  Schildlaus,  Aspidiotus 
obscurus,  fand.  Forbes  machte  Rein- 
kulturen des  Pilzes.  Die  Conidien 
(Sporen)  sind  gekrümmt,  keimen  in  4 — -5 
Stunden  und  das  Pilzgewebe  wird  nach 
fünf  Tagen  charakteristisch  rot;  in  acht 
Tagen  wurden  wieder  Sporen  erzeugt, 
wobei  die  betr.  Stellen  des  Mycels 
dunkler  rot  wurden.  Die  Sporen  bilden 
sich  am  besten,  wenn  der  Pilz  auf 
Maismehl  und  Fleischsaft  oder  auf  Brot- 
stücken, die  damit  getränkt  sind,  ge- 
züchtet wird.  Es  ist  viel  Feuchtigkeit 
nötig,  wenn  sie  sich  gut  entwickeln 
sollen.  Man  braucht  auch  nur  Zweige 
der  Eichen,  die  den  Pilz  auf  ihren 
Schildläusen  zeigen,  an  die  mit  der 
San  Jose-Laus  behafteten  Zweige  zu 
binden. 

Tafel  I  giebt  die  geogr.  Verbreitung 
der  San  Jose-Laus  in  Canada,  Tafel  II 
die  Abbildung  einer  fahrbaren  Spritze 
mit  Gasolin-Motor,  Triplex-Pumpe  und 
doppeltem  Behälter  für  Walfischöl- 
Seifen  -  Lösung;  Tafel  III  Gasolin - 
Maschine  des  Motors  und  Anordnung 
der  Gasolin-Brenner  unter  jedem  Bassin 
zum  Kochen  der  Seifen  -  Emulsion; 
Tafel  IV  Parasiten  der  San  Jose-Laus: 


1.  Chilocorus  bivulnerus,  Larve,  2.  Er- 
wachsener Käfer  (eine  Art  Marienkäfer). 
3.  Aphelinus  diaspidis,  kein  Parasit  der 
San  Jose-Laus,  aber  nahe  verwandt 
mit  A.  mytilaspidis,  die  parasitisch  auf 
der  San  Jose-Laus  ist,  4 — 6.  Pentilia 
misella,  ein  Käfer,  7.  Sphaerostilbe 
coccophila,  der  erwähnte  Pilz,  unter 
den  Rändern  der  Schildläuse  hervor- 
tretend.    L.  W. 

Verein  für    deutsch  -  evangelische   Kolonisation 
in  Palästina. 

In  Jaffa  (Palästina)  hat  sich  infolge 
der  Anwesenheit  des  Kaisers  ein  Aus- 
schuss  für  wirtschaftliche  Angelegen- 
heiten der  evangelischen  Gemeinde 
Jaffa  gebildet,  dessen  Schriftführer  Herr 
Georg  Egger,  Samen-  und  Blumen- 
zwiebelzüchter undExporteurist.  Dieser 
Ausschuss  will  einen  Verein  für  deutsch- 
evangelische Kolonisation  in  Palästina 
bilden,  dessen  Mitglieder  durch  Ueber- 
nahme  von  mindestens  je  ein  Anteil- 
schein zu  100  Mark  das  zum  Ankauf 
von  2000  ha  Land  benötigte,  in  1000  An- 
teilscheine äiooMark  eingeteilte  Kapital 
aufzubringen  hätten.  Die  Anteile 
werden  mit  4  pCt,  verzinst  und  inner- 
halb 12  Jahren  zurückgezahlt.  Bei  der 
Gemeinnützigkeit  der  Sache  empfehlen 
wir  dieselbe   angelegentlichst. 


Erdbeeren. 

Als  neue  Sorten  empfiehlt  G.  Solt- 
wedel  in  Deutsch-Evern:  Vielfrucht, 
Aprikose,  Sieger,  Kaiser  Nikolaus, 
Sankt  Joseph,  Leitstern. 


Berliner  Rieselfelder. 

Zur  Erweiterung  der  Rieselfelder 
beabsichtigt  der  Berliner  Magistrat, 
Ländereien  in  Zepernick,  Schönow  und 
Birkbusch  in  einer  Grösse  von  587  ha, 
für  welche  der  Kaufpreis  sich  auf  etwa 
l  108  000  M.  belaufen  wird,  zu  er- 
werben. Im  jetzigen  Besitz  der  Stadt- 
gemeinde Berlin  befinden  sich  folgende 
Grundflächen  im  Norden  der  Stadt: 
Malchow  1583  ha,  Blankenfelde  1943  na- 
Falkenberg  1626  ha,  Buch  1259  ha, 
zusammen  6411  ha.  Davon  scheiden 
aus  303  ha;  mithin  bleiben  zur  Be- 
rieselung 6108  ha.  Erforderlich  sind 
aber  8675  ha,  so  dass  noch  zu  er- 
werben bleiben  2567  ha.  Der  Magi- 
strat hat  nun  beschlossen,  bei  der 
Stadtverordneten-Versammlung  die  Be- 


556 


Litteratur. 


willigung  der  angegebenen  Summe 
zum  Ankauf  der  betreffenden  Län- 
dereien von  587  ha  aus  Anleihemitteln 


zu  beantragen.  (Ausserdem  befinden 
sich  im  Süden  der  Stadt  auch  noch 
5000  ha.     D.  Red.) 


Litteratur. 


Pfirsiche  und  Aprikosen.  Von 
W.  Kotelmann.  Band  12  der  Garten- 
bau-Bibliothek. Herausgegeben  von 
Dr.  Udo  Dammer,  Verlag  K.Siegismund, 
Berlin.  Immer  neue  Bücher  und 
Schriften  über  Obstzucht,  obgleich  wir 
an  den  Werken  von  Lauche,  Lucas, 
Gaucher  etc.,  die  ausländischen  gar 
nicht  zu  rechnen,  eigentlich  vollauf 
genug  hätten,  da  sie  stets  ihren  beson- 
deren Wert  behalten  werden.  Diese 
Werke  umfassen  alle  Arten  des  Obstes, 
Kern-,  Stein-  und  Beeren-Obst,  ihre 
Kultur  vom  Sämlung,  Ableger  oder 
von  der  Veredelung  an  bis  zur  Ernte 
der  Früchte;  wozu  nun  noch  jede  ein- 
zelne Obstart  beschreiben  oder  aus 
den  grossen  Werken  abschreiben? 
Jedes  Ding  hat  aber  seine  zwei  Seiten, 
so  auch  die  Werke  über  Obstbau.  Ein 
Obst-Liebhaber  z.  B.,  der  seinen 
mehr  oder  weniger  grossen  Garten 
hat,  wird  besonders  kleinere  Werke 
über  Obstarten  mit  Freude  begrüssen, 
wie  gewiss  viele  Andere  die  einzelnen 
Werke  über  Gemüse,  Blumenzucht, 
Wasserpflanzen,  Zimmergärtnerei  u.s.w. 
lieber  nehmen  als  die  dickbäuchigen, 
grossen  Gesamtwerke,  in  denen  sie  i 
zwar  ihre  Lieblingspflanze  auch  finden, 
dagegen  das  Andere,  was  sie  nicht 
interessiert,  als  Ballast  betrachten. 
Dies  ist  besonders  auch  in  der  Obst- 
zucht der  Fall.  Bei  Florblumen  und 
Gemüsen  wird  ein  Liebhaber  mit  Hilfe 
seines  Gärtners,  sei  dieser  auch  selbst 
noch  Hausverwalter,  Thürhüter,  Jagdhü- 
terund Diener,  so  ziemlich  fertig,  aber  die 
Obstkultur?  Ja!  einen  Obstbaum  richtig 
pflanzen,  weiter  ziehen,  Früchte  er- 
zielen, die  einzelnen  Kunstformen  in 
Schnitt  und  Ordnung  halten,  ja!  hie 
haeret  aqua.  Herr  Kotelmann  hat  nun 
als  besonderen  Band  der  Bibliothek 
des  Gartenbaues  die  Pfirsiche  und 
Aprikosen  beschrieben.  Wir  sind  gar 
nicht  gegen  diese  einzelnen  Kultur- 
beschreibungen, denn  man  vermeidet 
dadurch,     dass     der     Liebhaber     sich 


teure  Gesamtwerke  anschaffen  muss. 
Werkchen,  wie  das  vorliegende,  kann 
man  ohne  grosse  Unbequemlichkeit  in 
der  Brusttasche  mit  in  den  Garten 
nehmen,  sich  vor  seine  Sphinx  in 
Gestalt  einer  VerrierPalmutte,  Spindel-, 
Pyramiden-,  Becher-  etc.  Form  stellen 
und  mit  Hilfe  des  Buches  lernen,  er- 
raten und  die  Form  weiter  ziehen, 
wenn  man  einigermassen  Verständnis 
für  die  Sache  hat. 

Dies  ist  auch  wohl  der  Grund 
gewesen,  weshalb  diese  Bibliothek  ins 
Leben  gerufen  wurde;  wir  wollen  nicht 
entscheiden,  ob  die  andere  Seite  der 
Wagschale  mit  der  auri  sacra  fames 
und  der  Spekulation  auf  den  Geld- 
beutel nicht  auch  ihren  guten  Anteil 
dabei  hatte,  vielleicht  mehr  als  das 
Ziel,  zu  belehren;  indessen,  wenn  der 
Zweck  erreicht  wird,  gönnen  wir  jedem 
ehrlichen  Arbeiter  seinen  Lohn  für  die 
Mühe  und  Arbeit. 

Was  nun  die  besondere  Arbeit  des 
Herrn  Kotelmann  betrifft,  so  haben 
wir  hier  in  gedrängter  Kürze  die 
Pfirsich-  und  Aprikosen-Kultur  vor  uns. 
Es  ist  dies  keine  Arbeit  eines  Lepere, 
Hardy  etc.,  es  soll  es  auch  nicht  sein 
und  kann  es  nicht  sein,  denn  dazu 
genügt  unser  Land  nicht  bezüglich  des 
Gedeihens  der  Pfirsiche  wie  in  Frank- 
reich. Der  Verfasser  fängt  mit  dem 
Boden,  Lage  und  der  Pflanzung  an, 
wie  es  richtig  ist,  und  geht  dann  die 
Kultur  bis  zur  Ernte  der  Früchte  durch, 
giebt  auch  die  Feinde  im  Pflanzen-  wie 
im  Tierreich  an  und  schliesst  mit  einer 
genügenden  Liste  der  besten  Sorten 
dieser  Früchte.  —  Wir  wollen  wünschen, 
dass  die  Ratschläge  auf  verständnis- 
vollen Boden  fallen,  der  Liebhaber 
seine  Freude  an  seinen  Kultur-Erfolgen 
habe  und  dass  der  Unternehmer  der 
Bibliothek  auch  seine  Arbeit  belohnt 
finde.  C.  Mathieu. 


Heinemanns    Ab reiss- Kalender 
für  das  Jahr  1900  von  F.  C.  Heine- 


Litferatur. 


557 


mann.  Erfurt,  Hoflieferant  Sr.  Maj.  des 
Kaisers,  liegt  uns  in  hübscher  Aus- 
stattung;- vor.  Die  einzelnen  Blätter 
des  Tagesblocks  enthalten  allgemein 
verständliche  Ratschläge  für  Blumen- 
und  Gemüse-,  für  Obst-,  ('.arten-  und 
Zimmerkultur,  über  Pflege  des  Xutz- 
und  Ziergeflügels ,  Aquarium,  Vivarium 
u.  s.  w.  Als  etwas  ganz  Neues  bringt 
er  gärtnerische  Rätsel,  Charaden  u.  s.  \v. 
in  poetischer  Form  etc.  Ein  ein- 
gehefteter Gutschein  berechtigt  zur 
Empfangnahme  eines  hübsch  aus- 
gestatteten Blumensamen-Sortimentes 
unter  Erfüllung  beigedruckter  Be- 
dingungen. Ferner  liegt  ein  leichtes 
Preisrätsel  für  die  Kinderwelt  bei,  was 
wir  bisher  in  keinem  Abreiss-Kalender 
fanden.  Die  Firma  sendet  auf  ein- 
gegangene tausende  von  richtigen 
Lösungen  seit  zwei  Jahren  Blumen- 
samen-Sortimente in  hübschen,  mit 
Kulturanleitungen  versehenen  ko- 
lorierten Düten  direkt  an  die  Kinder. 
Preis  des  Kalenders  mit  Packung  und 
Porto  75  Pf. 

Allerlei  nützliche  Garten- 
insekten. Von  Heinrich  Freiherrn  von 
Schilling.  2.  Auflage  189g.  Nützlich 
und  angenehm  ist  es  für  jedermann, 
Freund  und  Feind  erkennen  und  unter- 
scheiden zu  können,  und  so  ist  es  für 
jeden  Gartenbesitzer  und  Naturfreund 
von  grosser  Wichtigkeit,  unter  den 
vielen  schädlichen  Insekten,  welche 
Freiherr  von  Schilling  uns  früher 
kennen  gelehrt  hat,  nun  auch  die  nütz- 
lichen herauszufinden.  Das  ermöglicht 
genanntes  Werkchen  an  der  Hand  zahl- 
reicher Abbildungen ;  durch  liebevolles 
Studium  der  Natur  hatder  Verfasser  sich 
über  das  Wirken  jener  häufig  ver- 
kannten und  verfolgten  Tierchen  unter- 
richtet, die  besser  als  wir  es  vermögen, 
ihres  Gleichen  verfolgen  und  unter- 
drücken. Wie  ungemein  nützlich  uns 
Insekten  werden  können,  ist  u.  A. 
unlängst  in  Portugal  erwiesen,  wo 
eine  eingeschleppte  Schildlaus,  Icerya 
purchasi,  die  herrlichen  Orangen-  und 
Zitronengärten  zu  vernichten  drohte, 
bis  auf  Veranlassung  zweier  Deutschen 
ein  Käfer,  Vedalia  cardinalis,  eingeführt 
wurde,  welcher  unter  den  Schildläusen 
so  aufgeräumt  hat,  dass  unsere  Lands- 
leute geradezu  als  Vaterlandsretter  be- 
zeichnet wurden.  Aehnlich  verhält  es 
sich    auch    bei    uns    mit   den  Schlupf- 


wespen und  manchem  anderen  [nsekt, 
daher  ist  dasStudium  desSchillingschen 
Bim  lies  jedem  Praktiker  dringend  zu 
empfehlen.  J.  Th. 

|.  K'iinkr  (Geh.  Regierungsrat,  Prof. 
Dr.,  Direktor  des  Bot.  Gartens  in  Kiel. 
Mitglied  des  Herrenhauses).  Gedanken 
über  das  Wesen  der  Organisationen 
(S.  A.  aus  -Biologisches  Zentralblatt«, 
1.  Febr.  1899).  Der  Verfasser  giebt  in 
diesem  philosophisch  gehaltenen  Auf- 
satze gewissermassen  einen  Auszug  aus 
seinem  Werk:  »Die  Welt  als  That. 
Berlin  1899.«  Er  legt  besonders  dar, 
dass  die  blossen  Materialien,  aus  denen 
eine  Zelle  besteht,  noch  keine  Zelle 
bilden.  Sie  bedarf  der  Energien.  Aber 
wie  bei  Maschinen  genügen  dieEnergien 
noch  nicht,  sie  müssen  auch  plan- 
mässig  gelenkt  werden  und  diese 
lenkenden  Kräfte  nennt  Reinke  Do- 
minanten. Zerriebenes  Protoplasma 
ist  kein  Organismus  mehr,  dieChemosen 
sind  geblieben,  aber  die  Organisation 
ist  zerstört,  die  Dominanten  sind  ver- 
nichtet. L.  W. 

Der  Zwergobstbaum  und  seine 
Pflege.  Ein  Anleitung  für  Garten- 
freunde und  Obstzüchter  von  Max 
Loebner,  Obergärtner  an  der  deutsch- 
schweizerischen Versuchsstation  und 
Schule  für  Obst-,  Wein-  und  Gartenbau. 
Mit  43  Abbildungen.  Verlag  von 
Gustav  Schmidt,  Berlin. 

In  einer  kurzen  Einleitung  warnt  der 
Verfasser  davor,  Zwergobstkultur  aus 
Spekulation  zu  treiben,  wenn  neben 
Fachbildung  nicht  alle  günstigen  Ver- 
hältnisse in  Bezug  auf  Lage,  Boden 
und  Absatzgebiet  vorhanden  sind.  Da- 
gegen ist  sie  für  den  Liebhaber  mit 
der  nötigen  Sachkenntnis  fast  überall 
anwendbar  und  »eine  Quelle  reinsten 
Genusses!« 

Nach  einer  ebenso  kurzen  Erläuterung 
über  die  einfachsten  und  daher  besten 
Formen  beginnt-  sofort  ein  langes 
Kapitel:  »Ueber  den  Schnitt  der  Leit- 
zweige«,worin  für  denSachverständigen 
in  durchaus  klarer,  selbständiger  und 
teilweise  neuer  Art  alles  Wissenswerte 
über  Schnitt  und  Formierung  der 
gebräuchlichen  Formen  gegeben  und 
durch  gute,  z.  T.  vorzügliche  Ab- 
bildungen nach  der  Natur  unterstützt 
wird.  Für  den  Laien,  ja  selbst  für 
viele   Gärtner,    wird    es    aber    schwer 


,58 


Unterrichtswesen. 


halten,  dem  Verfasser  zu  folgen,  da 
vielfach  Kunstausdrücke  gebraucht 
werden,  die  erst  später  auf  Seite  63 
in  dem  sehr  verständlich  gehaltenen 
Kapitel:  »Das  Fruchtholz  und  seine 
Behandlung«  und  dem  folgenden  über 
Kerb-,  Ringel-  und  Schröpfschnitte  aus- 
führlich erklärt  werden. 

Ich  fürchte,  mancher  Leser  wird  da- 
durch ermüden  und  das  sonst  vortreff- 
liche Buch  fortlegen,  bevor  er  zum 
»Pflanzen  des  Baumes«  u.  s.  w.  ge- 
kommen ist. 

Der  Verfasser  hätte  lieber  mit  den 
Kapiteln  über  »Bodenverbesserung, 
Pflanzung,  Leben  des  Baumes«  anfangen 
und  einige  Erklärungen  über  Kunst- 
ausdrücke vorangeben,  oder  sie  im 
Text  anbringen  sollen.  So  folgen  die 
Kapitel  ohne  System  und  fast  will- 
kürlich aufeinander,  wie  eine  Reihe 
interessanter  Vorträge  in  einem 
Gartenbauverein. 

Sehr  gut  und  durchaus  ohne  An- 
lehnung an  »Berühmte  Muster«  ist 
alles,  was  der  Verfasser  über  das 
Pinzieren  und  besonders  über  »Mittel 
zur  Erhaltung    und  Wiederherstellung 


des  Gleichgewichts«,  was  leider  viel 
zu  wenig  beim  Schneiden  beachtet 
wird,  sagt.  Die  Kapitel  über  Boden- 
verbesserung, Pflege  der  jungen  Bäume 
und  Düngung,  über  Einrichtung  von 
Spaliergerüsten  u.  s.  w.  bringen  zwar 
nichts  besonderes  Neues;  sind  aber 
durchaus  korrekt,  leicht  verständlich 
und  klar  ausgedrückt. 

Den  Schluss  bildet  eine  wenig 
erschöpfende  Anweisung  zur  Be- 
kämpfung von  Baumkrankheiten  und 
Feinden  des  Obstbaues,  eine  kleine, 
aber  wertvolle  Zusammenstellung  von 
Sorten,  welche  sich  zur  Zwergobstzucht 
besonders  eignen,  eine  kurze  Anweisung 
über  Ernte  und  Aufbewahrung  des 
Obstes  und  über  Topfobstkultur. 

Ich  kann  das  Buch,  dem  man  es 
überall  anmerkt,  dass  es  von  einem 
passionierten,  tüchtigen  Pomologen  ge- 
schrieben ist,  allen  empfehlen,  die,  ohne 
sich  durch  einen  zu  grossen  Ballast 
von  gelehrten  Abhandlungen  durch- 
arbeiten zu  müssen,  sich  für  die  Praxis 
gründlich  unterrichten  wollen. 

G.  Töbelmann. 


Unterrichtswesen. 


Allgemeiner  Deutscher  Gartnerverein. 

(Abteilung  für  Fachschulwesen.) 
Berlin,  Weissenburgerstr.  66.  —  Die 
»Märkische  Gauvereinigung«  des  A. 
D.  G.  V.  hat  ihre  im  vorigen  Jahr  ein- 
gerichtete »Gärtnerische  Winter- 
schule« einem  bedeutendem  Ausbau 
unterzogen.  An  Stelle  der  vorjährigen 
Zentralschule  in  Berlin  treten  in  dem, 
in  der  ersten  Oktoberwoche  be- 
ginnenden, neuen  Semester  nunmehr 
4  selbständige  Abteilungen  in  Wirk- 
samkeit. I.  Gr.-Lichterfelde-West; 
IL  Friedrichsberg,  III.  Pankow, 
IV.  Charlottenburg.  Jede  Abteilung 
hat  wöchentlich  zwei  Unterrichts- 
abende mit  je  zwei  Stunden.  Infolge 
der  Möglichkeit  eines  schnelleren  Er- 
reichens  der  Lehrstätten  kann  gegen- 
über dem  Vorjahre  der  Unterricht 
eine  halbe  Stunde  früher,  d.  i.  87a  Uhr, 
beginnen.  Lehrfächer  sind:  Deutsch 
und  Korrespodenz,  Buchführung,  Plan- 
zeichnen,    Bodenkunde    und    Dünger- 


lehre, Obstbau,  Pflanzenbestimmung 
(Botanik),  Vermehrung  der  Laub-  und 
Nadelhölzer  nnd  deren  Veredlung. 
(Zwei  Abteilungen  haben  je  4  Kurse 
ä  12  Abende  und  die  beiden  anderen 
Abteilungen  je  3  Kurse  ä  12  Abende 
und  ein  Kursus  hat  24  Abende.)  Ausser 
den  genannten  Schulkursen  ist  noch 
für  jeden  Monat  ein  »Gemeinsamer 
grosser  Vortragsabend«  angesetzt,  der 
in  Berlin  abgehalten  werden  wird. 
Als  Vortragende  haben  zugesagt  die 
Herren:  Kunst-  und  Handelsgärtner 
C.  Kotte-Südende  (Oktober:  »Ueber 
Gswächshausbau«;  November:  »Ueber 
Heizungssysteme  und  Heizungstechnik« ; 
Februar;  »Die  moderne  Schnittblumen- 
gewinnung unter  dem  Einflüsse  der 
Schutzzollbestrebungen«  ) ;  Rechts- 

anwalt E.  St  ölte  (Dezember:  *  Neues 
Bürgerliches  Gesetzbuch,  a)  All- 
gemeines«; Januar:  »Dasselbe,  b)  Der 
Arbeits-  und  Dienstvertrag»);  Professor 
Dr.  Paul  Sorauer  (März:  »Ueber  im 


Gewerbliche  Angelegenheiten.   —   Ausstellungen  und  Kongresse. 


559 


Jahre  1899  an  gärtnerischen  Kultur- 
pflanzen aufgetretenen  Krankheiten«). 
Schulplan  bei  dem  Vertreter  des 
Schul-Ausschusses    Franz    Behrens, 


Berlin,  Weissenburgerstr.  60.  Noch 
zu  bemerken  ist.  dass  Lehrlinge  sich 
unentgeltlich  am  Unterricht  beteiligen 
können. 


Gewerbliche  Angelegenheiten. 


Winke  für  Bestellung,  Kalkulation  und 
Verzollung   von  Auslandswaren. 

Unter  diesem  Titel  hat  die  »Zentral- 
stelle für  Vorbereitung  von  Handels- 
verträgen« eine  Uebersicht  und  Er- 
läuterung der  wichtigsten  Bestimmungen 
herausgegeben,  die  iür  die  praktische 
Ausübung  der  Warenverzollung  in  be- 
tracht  kommen.  Diese  —  für  jeden 
Importeur  und  Exporteur  wissens- 
werten, aber  nicht  jedem  bekannten  — 
Vorschriften  und  Usancen  sind  auf 
Veranlassung  der  Zentralstelle  von 
einem  Beamten  des  praktischen  Zoll- 
abfertigungsdienstes   zusammengestellt 


worden.  Sie  behandeln:  I.  Die  Ver- 
packung, und  zwar:  1.  zolltechnische 
Begriffe  für  Umschliessungsarten,  2.  Er- 
mittelung des  zollpflichtigen  Gewichtes, 
3.  Eintluss  der  Umschliessung  auf  den 
Zollsatz.  II.  Das  Verzollungsgeschäft, 
und  zwar :  1 .  Inhaltsangaben,  2 .  Zahlungs- 
form. Das  Heftchen  ist  ursprünglich 
nur  für  Mitglieder  bestimmt,  kann  aber 
im  Falle  speziellen  Interesses  auch  von 
Xichtmitgliedern  zum  Selbstkosten- 
preis von  25  Pfennig  vom  Bureau  der 
Zentralstelle,  Berlin  W.,  Linkstr.  7  I, 
bezogen  werden. 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


Lyon.  Vom  3.  bis  12.  November  1899. 
Allgemeine  Gartenbau-Ausstellung  der 
Societe  d'horticulture  du  Rhone,  ver- 
bunden mit  einer  Ausstellung  von 
darauf  bezüglichen  Kunst-  und  ge- 
werblichen Gegenständen  bei  Gelegen- 
heit des  4.  Kongresses  der  französischen 
Chrysanthemum-Züchter.  Aus  diesem 
Anlass  wird  ein  internationaler 
Wettbewerb  in  Chrysanthemum 
damit  verbunden  sein.  Fahrpreis- 
ermässigungen um  50  °  0  sind  erbeten. 
Programme  beim  General-Sekretär 
G.  Chabonne,  Palais  des  Arts  in 
Lyon  (Rhone). 

Berlin.  Grosse  deutsche  Winter- 
blumen -  Ausstellung,  Mitte  Februar 
1900.  Der  in  Aussicht  stehenden 
reichen  Beteiligung  wegen  ist  statt  des 
Zoologischen  Gartens  ein  grösseres 
Lokal,  der  Luisenhof,  Dresdener 
Strasse  34/35  gewählt.  Das  Pro- 
gramm, das  Medaillen  und  Geld- 
preise    im    Gesamtbetrage    von   nicht 


weniger  als  20000  Mark  aussetzt, 
ist  auch  vom  Verein  zur  Beförderung 
des  Gartenbaues,  Invalidenstrasse  42, 
zu  erhalten. 

Pankow  -  Schönhausen.  Allge- 
meine Gartenbau  -  Ausstellung  des 
Pankow  -  Schönhausener  Gartenbau- 
vereins, 19.  — 24.  Mai  1900,  im 
Restaurant  Linder,  Breitestr.  34.  An- 
fragen sind  zu  richten  an  W.  Kretsch- 
mann,  Handelsgärtner  in  Pankow- 
Berlin. 

Paris.  Internationaler  gärtnerischer 
Kongress,  25.  und  26.  Mai  1900. 


Dresden.  Grosse  deutsche  Garten- 
bau-Ausstellung Frühjahr  1900.  Die 
Pflanzen-Gruppen  sollen  eine  freiere 
Aufstellung  erhalten  und  dadurch  ein 
möglichst  landschattli  eher  Charakter  des 
Ganzen  angestrebt  werden.  Programme 
beim    Ausschussamt    der    Ausstelluno-. 


s6o 


Eingesandte  Preisverzeichnisse.  —  Personal-Nachrichten.  —  Tagesordnung. 


Eingesandte  Preisverzeichnisse. 


Illustrierter  Katalog  der  Baumschulen 
von  Paul  Hau ber,  Tolkewitz-Dresden, 
überObstbäume,  Formobstbäume,Rosen, 
Ziergehölze,  Coniferen,  Beerenobst, 
reichhaltige  Sortenwahl.  —  C.  Platz 
&  Sohn,  Erfurt,  Neuheiten  für  1900 
von  Blumen  und  Gemüsesamen  eigener 
Züchtung.  — Köhler  &  Rudel,  Alten- 
burg und  Windischleuba.  Saison  1900. 
Engros-Katalog  über  Freilandneuheiten, 
Alpenpflanzen,  feinste  Schnitt-  und 
Treibstauden.  —  Carl  Görms,  Roseri- 
schule  Potsdam  1899/1900.  — Transon 
Fr  er  es  Baumschulen,  Barbier  &  Co., 
Orleans,        Engros  -   Preisverzeichnis, 


Herbst  1899,  Frühjahr  1900.  —  V. 
Lemoine  et  Fils,  Nancy,  Katalog 
und  Preiskourant  1899/1900  —  Fritz 
Lorenz  sen.,  Zainhammer  bei  Ebers- 
walde, Preisverzeichnis  der  Natur-, 
Park-  und  Gartenmöbelfabrik.  — 
Mecklenburgische  Baumschulen  in 
Doberan,  Finksches  Etablissement, 
Doberaner  Bordorfer  Reinette.  —  B. 
Müllerklein,  Baumschulen  zu  Karl- 
statt  in  Bayern,  Herbst  1899,  Früh- 
jahr 1900.  —  Haage  &  Schmidt, 
Erfurt,  Neuheiten  von  Samen  eigener 
Züchtung  oder  Einführung  für  1900. 


Personal-Nachrichten. 


Das  50jährige  Jubiläum  des  Hauses  Robert 
Warschauer,  Berlin, 

Am  1.  Oktober  feierte  das  weltbe- 
kannte Bankhaus  Robert  Warschauer 
das  50jährige  Bestehen  in  Berlin  und 
damit  zugleich  Herr  Geh.  Kommerzien- 
rat  Veit,  Ehrenmitglied  des  Vereins 
zur  Beförderung  des  Gartenbaus,  sein 
50jähriges  Jubiläum  als  Mitinhaber 
dieses  Geschäftes.  Herr  Geheimer 
Rat  Veit,  dem  der  Verein  schon  so 
manche  Spende  zu  danken  hat,  über- 
wies demselben  aus  dem  erwähnten 
Anlass  500  Mark  zur  Unterstützung  hilfs- 
bedürftiger Gärtner.  Die  Zahl  der 
Festgaben,  namentlich  in  Bindereien, 
war  ausserordentlich  gross,  und  alle 
letzteren  bekundeten  einen  edlen  Ge- 
schmack. Eins  der  grossartigsten 
Geschenke  bestand    in  einer  silbernen 


Vase  der  Firma  Knoop  in  Petersburg, 
deren  Wert  auf  8000  Mark  geschätzt 
wurde,  während  der  Orchideen strauss 
in  ihr  670  Mark  kostete. 


Mittwoch  den  18. Oktober,  1  Uhr,  findet 
auf  dem  alten  Dorotheenstädtischen 
Friedhof  am  Oranienburger  Thor  die 
Enthüllung  des  Denkmals  des  ver- 
storbenen Vereinsdirektors,  Herrn  Pro- 
vinzial  -  Steuerdirektor  von  Pommer 
Esche  statt. 

Professor  Dr.  G.  Ritter  Beck  von 
Ma nn agetta,  korrespondierendes  Mit- 
glied des  Vereins  zur  Beförderung  des 
Gartenbaues,  ist  zum  Direktor  des 
deutschen  botanischen  Instituts  in  Prag 
ernannt. 


Tagesordnung 

für  die 

864.  Versammlung  des  Vereins  z.  Beförderung  i  Gartenbaues  i.  i  pr.  Staaten 

am  Donnerstag,  den  26.  Oktober  1899,  6  Uhr, 

im  Grossen  Hörsaal   der  Königl.   landwirtschaftlichen    Hochschule,    Invalidenstr.  42. 
1.   Ausgestellte  Gegenstände.     2.    Die    grosse    deutsche    Winterblumen- Ausstellung    Mine 
Februar   igoo.       3.  Bericht    über    die  Ausstellung    des    deutschen    Pomologenvereins    und    den 
Kongress  in  Dresden.     4.  Verschiedenes. 


Gedenkfeier  für  Robert  von  Pommer  Esche. 

m  18.  Oktober  fand  auf  dem  alten  Dorotheenstädtischen  Friedhof  am  Grabe 
des  verewigten  Robert  von  Pommer  Esche,  des  früheren  Direktors 
des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaus,  eine  erhebende  Gedenkfeier  statt. 
Um  die  hochbetagte  Mutter,  Ihre  Excellenz  von  Pommer  Esche,  und  den  gr< 
Kreis  der  nächsten  Verwandten  scharten  sich  die  zahlreich  herbeigeeilten 
Freunde  und  Verehrer  des  Frühvollendeten,  insbesondere  der  Vorstand  und 
viele  Mitglieder  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  sowie  viele 
seiner  ehemaligen  Beamten,  um  der  Enthüllung  eines  Denkmals  beizuwohnen, 
das  die  schwesterliche  Liebe  erdacht  und  dem  eine  befreundete  Künstlerhand 
zur  Vollendung  gehollen.  Nach  einem  Eingangschoral,  den  die  Kapelle  des 
Königin-Augusta-Regiments  spielte,  senkte  sich  langsam  die  Hülle  des  Denkmai>: 
Eine  edle  Jünglingsgestalt,  die  die  Züge  des  in  jungen  Jahren  dahingeschiedenen 
Bruders,  Reinhold  von  Pommer  Esche,  trägt,  setzt,  sich  ein  wenig  verneigend, 
einen  Fuss  auf  den  Gedenkstein  Roberts  von  Pommer  Esche  und  legt  einen 
Lilienzweig    darauf  nieder. 

Hierauf  hielt  Herr  Generalsuperintendent  Faber  auf  Grund  des  Bibel- 
wortes: „Friede  sei  mit  Euch!1'  eine  trostreiche  Ansprache  und  wies  darauf 
hin,  dass  der  Gedenkstein,  der  die  sterblichen  Reste  des  Verewigten  decke, 
ein  Labradorstein  sei,  eine  Gesteinsart,  die  Robert  von  Pommer  Esche  schon 
im  Leben  allen  andern  vorgezogen  habe,  weil  ihr  reizvolles  Farbenspiel  dem 
Sternenglanz  auf  blauem  Grunde  gleiche.  Auch  auf  dem  Lebensgange  des 
Frühvollendeten  hätte  der  Sternenglanz  einer  schönen  Menschenliebe  geleuchtet, 
und  der  wetterharte  Steincharakter  dieses  norwegischen  Labradors  decke  sich 
mit  dem  Wahlspruch  derer  von  Pommer  Esche:  „Semper  idenr"  (Immer  derselbe). 

.Nachdem  die  Trauerversammlung  noch  den  zweiten  Vers  von  ..Jesus  meine 
Zuversicht"  gesungen  hatte,  schloss  die  Hymne  von  Beethoven  die  würdige 
Feier.  S.  Braun. 


1 


Die  grosse  deutsche  Winterblumen-Ausstellung 

vom  Donnerstag    den   22.  bis  Mittwoch   den    28.  Februar  1900    im  Luisenhof 
zu  Berlin,  Dresdenerstrasse  34-35. 

er  heutigen  Nummer  der  Gartenflora  liegt  das  endgültige  Programm  zur 
s^,  grossen  deutschen  Winterblumen-Ausstellung  bei.  Wie  aus 
dem  Protokoll  der  Vereinsversammlung  vom  28.  September  (Gartenflora, 
Heft  30  S.  542)  zu  ersehen,  hat  der  Verein  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  in 
den  preussischen  Staaten  aus  verschiedenen  Gründen,  namentlich  aber  weil 
der  Raum  bei  der  in  Aussicht  stehenden  reichen  Beteiligung  zu  klein  erschien, 


'(5o  Die  grosse  deutsche  "Winterblumen-Ausstellung. 

vom  Zoologischen  Garten  abgesehen  und  ein  viel  geräumigeres,  sehr  geschmack- 
volles Lokal,  den  Luisenhof,  Dresdenerstrasse  34-35,  im  Zentrum  der 
Stadt,  an  der  Ringbahn  und  anderen  Strassenbahnen  belegen,  für  die  Aus- 
stellung erwählt. 

Seine  Majestät  der  Kaiser  und  König,  der  Allerhöchste  Protektor  des 
Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues,  haben  Allergnädigst  geruht,  in 
Anerkennung  der  hohen  nationalen  Bedeutung  dieser  Ausstellung  als  Ehrenpreis 
für  die  beste  Leistung 

die  grosse  in  Gold  auszuprägende  Gartenbau-Staatsmedaille, 
einen  Preis,  der  nur  höchst  selten  vergeben  wird,  zu  bewilligen. 

Seine  Excellenz  der  Herr  Minister  für  Landwirtschaft,  Domänen  und 
Forsten  hat  aus  gleichem  Anlass 

12  grosse  silberne  Staatsmedaillen, 
24  kleine  silberne  Staatsmedaillen, 
24  bronzene  Staatsmedaillen 
zur  Verfügung  gestellt,  und  der  Verein    selber  hat    aus    eigenen    Mitteln    nicht 
weniger   als  20000  Mark    zu    Medaillen,    Geldpreisen    etc.    ausgesetzt.      Sollten 
andere  Vereine  oder  Privatpersonen  zur  Aufmunterung  des  heimischen  Garten- 
baues, speziell   der   Anzucht  von   Winterblumen   geneigt    sein,    Ehrenpreise   zu 
stiften,  so  würden  diese  mit  grösstem  Dank  entgegengenommen  und   nach  den 
Bestimmungen  der  Stifter  verwendet  werden. 

Ein  Vergleich  des  ersten,  vor  längerer  Zeit  ausgegebenen  Programms  mit 
dem  jetzigen  zeigt,  dass  die  Zahl  der  Aufgaben  vermehrt,  und  dass  besonders 
fast  überall  eine  bestimmte  Stückzahl  der  geforderten  Pflanzen  eingesetzt  ist. 
Es  hätte  sehr  nahe  gelegen,  eine  ganze  Anzahl  von  Pflanzen  zu  fordern,  die 
bisher  wenig  zur  Treiberei  verwendet  sind,  allein  es  würde  dann  das  Programm 
mit  einer  ganzen  Zahl  Aufgaben  gefüllt  worden  sein,  welche  vielleicht  doch 
nicht  gelöst  werden.  Darum  hat  man  es  vorgezogen,  dies  allgemeiner  zu 
fassen  und  hinter  jeder  der  Gruppen  eine  Aufgabe  zu  setzen,  welche  die 
Bezeichnung  trägt:  »Für  hierher  gehörende  und  nicht  genannte 
Gegenstände  zur  Verfügung  der  Preisrichter«. 

Ganz  besonders  würde  es  erwünscht  sein,  wenn  recht  viele  getriebene 
Sommerblumen,  Annuelle  und  Perenne  vorgeführt  würden,  da  voraussichtlich 
noch  viel  Gutes  für  die  Treiberei  sich  darunter  finden  dürfte.  Wir  erinnern 
nur  an  Delphinium,  Aquilegia,  Digitalis,  Lathyrus  etc.  etc.  —  Xicht  minder 
aber  erscheint  es  wichtig,  auch  auf  die  alten,  in  früheren  Jahrzehnten  so  be- 
liebten Neuholländer  und  Cappflanzen  zurückzugreifen,  überhaupt  auf  Pflanzen, 
deren  normale  Blütezeit  bei  uns  in  den  Winter  fällt. 

Die  Preise  für  einzelne  Aufgaben  sind  z.  T.  sehr  hoch.  Für  die  Kaisergruppe 
ist  eine  goldene  Medaille  und  dazu  500  Mark  ausgesetzt,  für  die  Dekoration 
eines  Wintergartens  der  gleiche  Preis,  für  200  Orchideen  ein  Preis  von  1000  Mark, 
für  200  Rosen  der  gleiche  Preis,  für  500  Hyazinthen  500  Mark  etc. 

Seit  langen  Jahren  hat  in  Berlin  keine  Winterblumen-Ausstellung  statt- 
gefunden; die  von  18S1  war  die  erste  in  Deutschland,  und  sie  ist  Veranlassung 
geworden,  dass  auch  an  anderen  Orten  ähnliche  veranstaltet  wurden,  fast  überall 
mit  grossem  Erfolg. 

Mit  dem  Beginn  des  neuen  Jahrhunderts  aber  erscheint  es  angemessen, 
ganz  besondere  Anstrengungen  zu  machen,  um   den  gewaltigen    Fortschritt    zu 


Düngungsversuche  bei  Gemüsearten  (Salat,  Kohlrüben  und  Kohlrabi).  lQ^ 


zeigen,  den  die  deutschen  Gärtner  in  der  Treiberei  und  in  der  Anzucht  von 
Winterblumen  gemacht  haben. 

Darum  ruft  der  Verein  zur  Beförderung  des  ( '.artenbaues  in  den  preussischen 
Staaten  alle  deutschen  Gärtner  und  Gartenfreunde  zum  regen  Wettstreit  herbei. 
Obwohl  der  Termin  zur  Anmeldung  für  grössere  Gruppen  erst  14  Tage,  für 
andere  Gegenstände  erst  8  Tage  vor  der  Ausstellung  abläuft,  da  man  bei 
manchen  Pflanzen  nicht  genau  vorher  wissen  kann,  ob  sie  aufblühen  werden, 
so  wäre  es  den  Generalordnern,  Herrn  Kgl.  Gartendirektor  Geitner  und 
seinem  Stellvertreter,  Herrn  Kgl.  1  »bergärtner  Hab  ermann,  doch  sehr  erwünscht, 
möglichst  bald  eine  Übersicht  über  die  Beteiligung  zu  erhalten,  um 
darnach  den  Plan  der  Ausstellung  entwerfen  zu  können. 

Es  wird  daher  gebeten,  die  dem  Programm  beiliegenden  Anmeldebogen 
recht  bald  in  zwei  Exemplaren  auszufüllen  und  dem  Generalsekretariat 
Invalidenstrasse  42  zu  übersenden.  Sollte  später  durch  Witterungs-  oder 
sonstige  Verhältnisse  ein  Anmelder  genötigt  sein,  seine  Anmeldung  wieder 
zurückzuziehen,  so  ist  das  weniger  störend,  als  wenn  im  letzten  Augenblick 
noch  Hunderte  von  Anmeldungen  eingehen,  auf  die  bei  dem  Plan  für  das 
Arrangement  der  Ausstellung  keine  Rücksicht  hatte  genommen  werden  können. 


Düngungsversuche 
bei  Gemüsearten  (Salat,  Kohlrüben  und  Kohlrabi). 

Von  Dr.  Rieh.  Otto, 
Leiter  der  chemischen  Abteilung  der  Versuchsstation  am  Kgl.  pomologischen  Institut  zu  Proskau. 

^T^Aie  nachstehenden  Düngungsversuche  bei  Gemüsearten*)  (Salat,  Kohl- 
^^  rüben  und  Kohlrabi),  welche  ich  im  Sommer  1898  ausführte,  bezweckten 
festzustellen  die  Wirkung  der  einzelnen  Düngemittel: 

1.  auf  den  Ertrag, 

2.  auf  die  bei  der  Kultur  in  Betracht  kommenden  Varietäteneigen- 
tümlichkeiten (Marktwert,  Grösse  und  Ausbildung  der  Köpfe, 
Blätter  etc.), 

3.  auf  die  Abweichungen  (hervorgerufen  durch  die  verschiedene 
Düngung)  von  der  normalen  chemischen  Zusammensetzung  der  be- 
treffenden Gemüsearten. 

Die  Versuche  wurden  im  Jahre  1898  durchgeführt  bei:  a)  Salat  (Kopf- 
salat Erstling),  b)  Kohlrüben  (platte,  runde,  gelbe  Apfelkohlrübe)  und  c)  Kohl- 

(verbesserte,  blaue). 

Die  Versuchsanstellung  war  kurz  folgende: 

Auf  dem  Versuchsfelde  des  Kgl.  pomologischen  Instituts,  einem  für  unsere 
Verhältnisse  verhältni.smäs.sig  leichten  Boden,  waren  nebeneinander  11  Beete 
abgeteilt  von  1  m  Breite  und  5  m  Länge,  also  jedes  Beet  5  nm  Fläche.  Nach- 
dem im  Jahre  zuvor  die  ganze  Fläche  als  Grunddüngung  eine  gleichmässige 
Stallmistdüngung    erhalten    hatte,    wurden   die  einzelnen  Beete  Ende  April  wie 

'■■■  Vergl.  hierzu  auch  R.  Otto,  Vergleichende  Düngungsversuche  bei  Salat,  Kohlrabi 
und   Winterkohl ;  (uirtenrlora    1898,  S.  4?m — 444. 


rßA  Düngungsversuche  bei  Gemüsearten  (Salat,  Kohlrüben  und  Kohlrabi). 

folgt  gedüngt,  indem  die  betreffenden  künstlichen  Düngemittel  mit  Erde 
gemischt,  gleichmässig  ausgestreut  und  oberflächlich  untergegraben  wurden. 
Der  Stalldünger  und  Kompost  wurden  gleichfalls  untergegraben. 

Die  verabreichten  Düngermengen  sind  im  landwirtschaftlichen  Sinne 
als  starke  Düngungen  anzusehen.     Es  erhielten: 

Parzelle       I  (O)   je    ein    Beet    von    5    Qm    Fläche    mit    Salat,    Kohlrüben    und 
Kohlrabi)  keine  Düngung. 
.,  II  (M)  eine  normale  Stallmistdüngung. 

,,  III  (C)  eine  normale  Kompostdüngung. 

,,  IV  (N)    eine    einseitige   Stickstoffdüngung  in   Form   von    Chilisalpeter, 

und    zwar    pro    iQm    23  g    Chilisalpeter,    also    pro   Beet    (5  Gm) 
115  g  Chilisalpeter. 
,,  V  (P)    eine    einseitige    Phosphorsäuredüngung    in    Form    von    Super- 

phosphat    (18%)    pro    1  Gm    77   g  Superphosphat,    also    pro   Beet 
385  g  Superphosphat. 
,,  VI  (Th)  eine  einseitige  Phosphorsäuredüngung  in  Form  von  Thomas- 

mehl   (20%)   pro   1   Gm   115  g  Thomasmehl,    also   pro  Beet  575  g 
Thomasmehl. 
.,  VII  (K)    eine   einseitige   Kalidüngung  in  Form  von  Kainit  (12,5%)?  Pro 

1  H  m   55  g  Kainit,  also  pro  Beet  275  g  Kainit. 
,,        VIII  (PX)   eine  Düngung  mit  Phosphorsäure  und  Stickstoff  in  Form  von 
385  g  (18  o/J   Superphosphat  und    115  g  Chilisalpeter  pro  Beet  von 
5  □  m  Fläche. 
IX  (KX)    eine    Düngung  mit   Kali   und  Stickstoff   in    Form    von   275  g 
Kainit  und   115  g  Chilisalpeter  pro  Beet  von  5  □m  Fläche. 
,,  X  (KP)    eine   Düngung    mit    Kali    und    Phosphorsäure    in   Form    von 

275    g     Kainit     und    385    (18%)     Superphosphat      pro     Beet     von 
5  □m  Fläche. 
„  XI  (KPN)    eine  Düngung   mit   Kali,    Phosphorsäure    und    Stickstoff    in 

Form    von   275  g    Kainit,    385  g  (18%)   Superphosphat  und   115  g 
Chilisalpeter  pro  Beet  von  5  □m  Fläche. 
Es  haben  also  erhalten  pro  inm: 
o  Nährstoff    Parzelle       I  =  ungedüngt. 
sämtliche  f        „  II  =  normale  Stallmistdüngung, 

Nährstoffe  \        ..  III  =  normale  Kompostdüngung. 

,,  IV  23  g  Chilisalpeter,  enthaltend  3,0  g  Stickstoff, 

„  V  77  g  Superphosphat  (18%),  enthaltend   13,8  g  wasser 

lösliche  Phosphorsäure. 
,,  VI  115g Thomasmehl  (20%), enthaltend 23 g Phosphorsäure. 

„  VII  55  g  Kainit  (12,3%),  enthaltend  6,9  g  Kali. 

VIII  77  g  Superphosphat,  enthaltend  13.8  g  wasserlösliche 
Phosphorsäure,  und  23  g  Chilisalpeter,  enthaltend  3,0  g 
Stickstoff. 

IX  55  g  Kainit,    enthaltend    6,9  g   Kali    und    23  g   Chili- 
salpeter, enthaltend  3,0  g  Stickstoff. 

X  77  g  Superphosphat,  enthaltend  13.8  g  wasserlösliche 
Phosphorsäure,  und  55  g  Kainit.  enthaltend  6,9  g  Kali. 


je    1  Nähr 

stoff 


je  2  Nähr- 
stoffe 


Dün^un^sversuche  bei  Gemüsearten    Salat,  Kohlrüben  und  Kohlrabi).  ^65 

je  3  Nähr-     Parzelle  XI   77  g  Superphosphat,    enthaltend    13,8    wasserlösliche 
Stoffe  Phosphorsäure.,  55  g  Kainit,  enthaltend  6,9  g  Kali,  und 

23  g  Chilisalpeter,  enthaltend  3,6  g  Stickstoff. 
Die    Behandlung    (Behacken,    Giessen    etc.)    der    einzelnen   Parzellen  war 
während  der  Versuchsdauer  selbstredend  in  allen  Fällen  die  gleiche. 

Die  Beobachtungen  und  Ergebnisse  dieser  Düngungsversuche  bei  den 
nachstehenden  Gemüsearten  waren  nun  folgende: 

I.  Salat  (Kopfsalat  Erstling.) 

Gute  gleichmässige  Pflanzen  wurden  am  3.  Juni  in  gleicher  Zahl  und  Ent- 
fernung verbandweise  auf  die  verschieden  gedüngten  Beete  ausgesetzt.  In  der 
ersten  Zeit  bis  zum  15.  Juni  konnten  noch  keine  wesentlichen  Unterschiede 
konstatiert  werden,  doch  schienen  am  15.  Juni  die  Parzellen  II,  III,  IV  und  XI 
etwas  besser  zu  stehen  als  die  übrigen.  Am  28.  Juni  standen  sichtlich  besser 
die  Parzellen  II  (Stallmist).  III  (Kompost),  ferner  X  (Kali  und  Phosphorsäure) 
und  XI  (Kali,  Phosphorsäure  und  Stickstoff).  Die  übrigen  Parzellen  waren 
nicht  so  weit  wie  diese.  Am  5.  Juli  war  der  Stand  der  Pflanzen  ein  guter,  am 
besten  der  von  II  (Stallmist)  und  III  (Kompost).  Auch  am  12.  Juli  wurde  ein 
gleiches  beobachtet;  es  konnten  die  Parzellen  II,  III  und  IV  (Chilisalpeter)  als 
sehr  gut  gelten. 

Die  Ernte  des  Salates  erfolgte  am  21.  Juli.  Die  Pflanzen  wurden  beet- 
weise im  lufttrockenen  Zustande  gewogen,  nachdem  die  Wurzeln  und  Unrein- 
Lichkeiten  entfernt  waren;  es  wurde  nur  das  Gewicht  der  normalen  und 
gebrauchsfähigen  Pflanzen  ermittelt. 

I.  Den  grössten  Marktwert  hatten  augenscheinlich  die  Reihen  II  (Stallmist), 
III  (Kompost),  X  (Kainit  und  Superphosphat),  XI  (Kainit.  Superphosphat  und 
Chilisalpeter),  indem  hier  schon  äusserlich  die  grössten  und  festesten  Köpfe 
zu  konstatieren  waren. 

II.  Es  wurden  geerntet  bei  den  einzelnen  Reihen  an  marktfähiger 
W  are: 

Parzelle  Köpfe  Gewicht 

I  (ungedüngt)  27  (Köpfe  sehr  klein)   1860  g.  d.  i.  pro  Kopf  =  68. 8  g 

II  (Stallmist)         25    (gute,  sehr  feste)     3760 .,  ,,      =  150.4  .. 

III  (Kompost)  23  (gute,  feste)         3200,,     ,.  ..  ..  ,,      =  139,  i  ,, 

IV  (Chilisalpeter)     28       (nicht  so  fest)        2380..     ..  ,.      ..        ,,      =    85,0    „ 
V    (Superphosphat)    25  (gute)  3100,,     .,  ,,      „        ,,      =  124,0    ., 

VI       (Thomasmehl)     32        (nicht  so  fest)       3000,,     , 93>75  „ 

VI]  (Kainit)  24    (fast  keine  Köpfe)    1740..     „      =    72,50.., 

,,...      (Chilisalpeter  ,        .     .    ^ 

VHI  (u.  Superphosph.)  -"'         (wenig  fest)         2620 „  9o,34  „ 

rv    (Kainit  u.  Chili-  ,         .      .    ,, 

K  salpeter)  31  (wenig  fest)         2300,, ,  74,2    „ 

..    (Kainit  u.  Super-  ,r    .. 

X  phosphat)  31  (lest)  3410-     

...  (Kainit.  Chilisalp.  ,,      . 

XI   u. Superphosphat)   -•  (fest)  3 • -        -«3.3- 

Hiernach    steht    also    im  Ertrage    (dem    Gewichte    nach)  obenan 

die    Stallmistdüngung,    demnächst    die    Kompostdüngung.     Es    folgt 

die  Düngung  mit  Superphosphat,    welche    einen  höheren  Ertrag  ge- 


56  Düngungsversuche  bei   Gemüsearten  (Salat,  Kohlrüben  und  Kohlrabi; 


geben  hat  als  Parzelle  XI  (Kainit.  Chilisalpeter  und  Superphosphat ) 
und  Parzelle  X  (Kainit  und  Superphosphat).  Sehr  im  Ertrage  zurück 
steht  I  (ungedüngt).  sodann  Y II  (Kainit).  IX  (Kainit  und  Chilisalpeter), 
IV  (Chilisalpeter). 

Die  festesten  Köpfe  sind  erzielt  worden  bei  Stallmist,  Kompost. 
Superphosphat,  Kainit  und  Superphosphat,  und  Kainit.  Chilisalpeter 
und  Superphosphat;  Chilisalpeter  sowohl  wie  Kainit  für  sich  allein, 
als  auch  beide  zusammen  scheinen  sehr  wenig  feste  Köpfe  zu  bilden, 
auch  das  Thomasmehl  hatte  nicht  so  feste  Köpfe  erzeugt  als  andere 
Düngungen. 

IL  Kohlrüben  (platte,  runde,  gelbe  Apfelkohlrübe). 
Das  Aussetzen  guter  gleichmässiger  Pflänzchen  erfolgte  am  2b.  Mai.  Bis 
zum  15.  Juni  waren  auf  den  einzelnen  Düngungsparzellen  noch  keine  wesent- 
lichen Unterschiede  zu  konstatieren.  Es  hatten  nachher  allerdings  die  auf  den 
Parzellen  II,  III,  IV,  YIII  und  XI  die  grössten  Blätter,  d.  i.  also  auf  denjenigen 
Parzellen,  die  Stallmist  und  Kompost  sowie  Chilisalpeter,  also  Stickstoff- 
düngung, erhalten  hatten.  Später,  am  28.  Juni,  zeigten  äusserlich  am  Kraute 
den  besten  Stand  die  Parzellen  II,  IV,  YIII  und  X.  Am  5.  Juli  sowie  am 
12.  Juli  standen  die  Kohlrüben  fast  alle  gut,  am  weitesten  erschienen  äusserlich 
die  der  Parzellen  II,  III.  IV  und  YIII.  Die  Pflanzen  wuchsen  dann  normal 
weiter  bis  zum  10  Oktober,  wo  die  Ernte  erfolgte. 

Die  Pflanzen  wurden  im  lufttrockenen  (frischen)  Zustande  gewogen,  nach- 
dem die  Blätter  und  Wurzeln  entfernt  waren. 

Es  wurden  erhalten  als  marktfähige  Ware: 
Parzelle        I     (ungedüngt)     2 7  Köpfe i. Ges. -Gew.  =  17900  g,  d.  i.  pro  Kopf  =  602.9g 
II       (Stallmist)     25      „     ,. 
,,  III       (Kompost)     20      ,, 

IV  (Chilisalpeter)  27 
.,  V  (Superphosph.)2  5      ..      „         ,, 

VI  (Thomasmehl)  27      ,,     .,         ,, 
VII         (Kainit)        21      ,.      .. 


.,  ..  =  896,0.. 

=  17200  .,  „  „ 

»     ;,    =~:  V'!'-"-- 

-  19650  „  „  „ 

„   „    737,8,, 

=  12350  ..,  „  „ 

,.   n  =  494,0» 

=  16800  ,,  ,,  ,. 

1,    v       622,0,. 

-  13000 , 

..  ..   047.'... 

19450  

;;  „      =77s-"-- 

„   „   -598.1,. 

11 13°  1 

,,   1,   =412,2,, 

(Chilisalpeter 

»        WJi    u.  Superph.)      ä      *'     " 

T        (Kainit  und 

]A  Chilisalpeter)   27      "     " 

(Kainit  und 

"    Superphosph.)  2"'  " 

,„    (Kainit,  Chili-     ,  ,a 

.,         XI    v  ,      c  ,  1  35      „     ,,         ..  =  loo^o  ..  ,.  ..     .,      ,.     =  680,2.. 

salp., Superph.)  :  *v^o^  „  „  „      •> 

Dem  Ertrage  nach  hat  hier  also  am  besten  gewirkt  die  Stall- 
mistdüngung, sodann  Kompost,  dann  Parzelle  YIII  (Chilisalpeter 
und  Superphosphat),  welcher  sich  Xo.  IV  (Chilisalpeter)  anschliesst. 
Erst  an  fünfter  Stelle,  kommt  Parzelle  XI  (Kainit.  Chilisalpeter  und 
Superphosphat).  wo  der  Ertrag  im  Durchschnitt  nicht  viel  besser 
ist  als  bei  ungedüngt.  Xoch  schlechter  wie  ungedüngt  sind  die  Er- 
träge bei  Kainit  (VII)  und  Thomasmehl  (VI).  Sehr  gering  sind  sie 
ausgefallen  bei  IX  'Kainit  und  Chilisalpeter),  Superphosphat  (Y)  und 
Kainit  und  Superphosphat  (X). 


Düngungsversuche  bei  Gemüsearten    Salat,  Kohlrüben  und  Kohlrabi  . 


r';: 


III.  Kohlrabi  (verbesserte,  blaue). 

Die  Yersuchsanstellung  war  die  gleiche  wie  bei  Salat  und  Kohlrüben. 
Die  Kohlrabipflänzchen  wurden  am  27.  Mai  ausgepflanzt. 

Am  15.  Juni  standen  am  besten  die  Pflanzen  der  Parzelle  II  und  III, 
sonst  waren  noch  keine  wesentlichen  Unterschiede  zu  erkennen.  Auch  am 
28.  Juni  waren  II  und  III  am  weitesten,  es  folgten  dann  die  Parzellen  VII  und 
VIII,  die  übrigen  waren  noch  nicht  ganz  soweit.  Am  5.  Juli  standen  am  besten 
Parzellen  II  und  III.  dagegen  am  schlechtesten  infolge  von  Hasenfrass  die 
Parzellen  XI  und  X.  Im  Kopfansatz  sowohl  als  auch  in  der  Grösse  der 
Blätter  waren  am  12.  Juli  die  Parzellen  II,  III  und  IV  am  weitesten.  Das 
gleiche  war  auch  am  25.  Juli  zu  konstatieren;  doch  waren  auch  um  diese  Zeit 
infolge  von  Hasenfrass  die  Beete  X  und  XI  die  schlechtesten.  Bis  zum  10.  August 
standen  in  jeder  Hinsicht  die  mit  Stallmist  (II)  und  Kompost  (III)  gedüngten 
Pflanzen  obenan. 

I.  Hinsichtlich  des  Marktwertes  konnten  am  11.  August  bezeichnet 
werden: 

sehr  gut  die  Parzellen  II  (Stallmist)  und  III  (Kompost), 

gut    die    Parzellen  YII    (Kainit).    V  (Superphosphat),    IV  (Chilisalpeter) 

und  XI  (Kainit,  Chilisalpeter  und  Superphosphat). 
genügend  die  übrigen  Parzellen. 

II.  Die  Ernte  der  Kohlrabi  erfolgte  am  16.  August.  Nachdem  die 
Wurzeln  und  die  Blätter  sorgfältig  entfernt  waren,  wurden  die  Köpfe  im  luft- 
trockenen Zustande  gewogen. 

Es  ergaben  an  marktfähiger  Ware: 
Parzelle       I     (ungedüngt)     39  Köpfe  im  Gewicht  v.  3060g,  d.  i.  pro  Kopf  =  105,5  g 

II  (Stallmist)      25     ., 

III  (Kompost)      31     ,. 

IV  (Chilisalpeter)  30     ,. 
V  (Superphosph.)  31 

VI  (Thomasmehl)  29  .. 
YII  (Kainit)  29  .. 
vnT  (Chilisalpet.  u. 

Superphosph.)  6       - 
Tv     (Kainit  und 
1V    Chilisalpeter)  29     ■■ 

(Kainit  und       „ 
'    Superphosph.)  2l 

(Kainit,  Super- 
•M  phos.u. Chilis.)  29     » 
Bei  Parzelle  II  wog  der  grösste  Kopf  910  g 

III  ..  .,  752,, 

IV  „  ..  340,, 
V            „            ..  482,, 

..        VI 

Hiernach  steht  also  im  Ertrage  oben  an  die  Parzelle  II  (Stall- 
mist), ihm  folgt  III  (Kompost),  dann  X' III  (Chilisalpeter  und  Super- 
phosphat). IX  (Kainit  und  Chilisalpeter).  XI  (Kainit.  Superphosphat 
und  Chilisalpeter),  IY  Chilisalpeter.  Also  alles  Düngemittel,  in 
denen    Stickstoff    gegeben    wurde.      Weniger    haben    die    phosphor- 


6666  ..     .. 

..        =  2Ö( 

6692  „     „ 

;.        =  209,0  „ 

4545  „     •• 

.       ..      =151,4» 

3861..     .. 

..        =12  1..).. 

35V...     .. 

-     123,0  „ 

4137-     •• 

..        =142.'.. 

5021  ..     .. 

=  105.".. 

4695  ••     - 

••        =101,9,, 

34<->5  ••     •• 

..        =12KO„ 

44:" 


'53-4 - 


Bei  Parz.  YII  wogder  grösste  Kopf  400  g 
„     VIII  „  ..  442,, 

IX  ..  •         ..  345  „ 

X  ..  ..  32-.. 

XI  ..  ..  465  .. 


5Ö8_ 


Düngungsversuche  bei  Gemüsearten  (Salat,  Kohlrüben  und  Kohlrabi  i. 


säurehaltigen  Düngemittel  V  (Super phosphat),  VI  (Thomasschlacke) 
gewirkt,  auch  Kainit  und  Super  phosphat  (X)  haben  nicht  sehr  viel 
Ertrag  gegeben  gegenüber  der  ungedüngten  Parzelle  I.  Es  ist  hier 
also  durchschnittlich  durch  die  Stallmistdüngung  ein  21/9facher, 
durch  die  Kompostdüngung  ein  2facher  und  durch  die  übrigen 
stickstoffhaltigen  Düngungen  (VIII,  IX.  XI  und  IV)  ein  l^facher 
Ertrag  gegenüber  ungedüngt  erzielt. 

III.  Die  chemische  Zusammensetzung  der  verschieden  gedüngten 
Köpfe  zeigt  uns  die  Abweichungen  (hervorgerufen  durch  die  ver- 
schiedene Düngung)  von  der  normalen  chemischen  Zusammen- 
setzung der  Kohlrabiköpfe. 

Von  jeder  Parzelle  wurde  behufs  chemischer  Untersuchung  eine  gute 
Durschnittsprobe  entnommen  und  diese  zur  Herstellung  des  Analysenmaterials 
verwendet. 

Die  von  dem  früheren  Assistenten  der  chemischen  Abteilung  der  Ver- 
suchsstation, Herrn  Dr.  K.  v.  Wahl,  ausgeführten  analytischen  Bestimmungen 
ergaben  bei  den  verschiedenen  Düngungen  folgende  Resultate,  die  in  den 
nachstehenden  Tabellen  zusammengestellt  sind: 


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10 

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10 

10 

90,40 

9,60 

9,08 

11,92 

3,01 

29,5 

19,65 

3,00 

II.  (Stallmist) 

91.77 

8,23 

10.27 

9,13 

3  35 

44,33 

13,47 

5,42 

88,79 

11,21 

9,99 

10,24 

2,81 

33,89 

15,31 

5,09 

IV.  (Chilisalpeter) 

— 

— 

8,76 

12,27 

3,93 

38,87 

12,80 

432 

V.   (Superphosphat; 

86  20 

13,80 

9,03 

11,52 

2,32 

31,99 

15,73 

3,00 

91,71 

8,29 

8,66 

12,32 

7,25 

27,61 

16,26 

3.24 

11,68 

11,07 

10,23 

4,06 

34,46 

13,63 

3,89 

VIII.  (Chilisalpeter  u.Superphosphat 

86,63 

13,37 

10,60 

10,92 

432 

35,57 

14,43 

3,85 

IX.   (Kainit  und  Chilisalpeter)     . 

87,.">3 

12.47 

9,05 

8.99 

5,42 

43,11 

13,00 

4  9U 

X.  (Kainit  und  Superphosphat; 

90,18 

9,82 

11,19 

8,97 

4,21 

43,14 

14,00 

3,98 

XI.   (Kainit,Superphosph. , Chilisalp. i 

89,15 

10,85 

10,75 

8,84 

3,35 

43,47 

14,03 

4.10 

Berechnet  auf  die  Trockensubstanz 
stellen  sich  die  einzelnen  Aschenbestanteile  wie  folgt: 


ezeichnung 


Magnesia 
(MgO) 


Kali 
(K,0) 


Phosphor- 
säure 

(P2o5) 


I,  (ungedüngt) 

11.    Stallmist; 

III.  (Kompost)  .     .  

IV.  (Chilisalpeterj 

V.  (Superphosphat) 

VI.   (Thomasmehl) 

\  II.   i  Kainit) 

VIII.  Chilisalpeter  und  Superphosphat) 

IX.  (Kainit  und  Chiiisalpeter)       .     .     .      . 

X.  Kainit  und  Superphosphat)  .     .     .     . 

XI.  Kainit,   Superphosphat,    Chilisalpeter) 


1,153 

0,937 

1,03 

1,07 

1,04 

1,07 

1,13 

1,13 

0,81 

1,00 

0,95 


0,29 
0,36 
0,28 
0,27 
0,21 
0,63 
0,45 
0,46 
0,49 
0,47 
0,36 


2,89 
4,55 
3,38 
3,32 
2,88 
2,39 
3,83 
3,77 
3,85 
4,53 
4  67 


1,90 
1,37 
1,53 
1,12 
1,42 
1,41 
1.50 
1,52 
1,17 
1,55 
1,51 


Düngungsversuche  bei  Gemüsearten  (Salat,  Kuhlrüben  und  Kohlrabi).  egg 


Analysenergebnisse:  Vergleichen  wir  die  Analysenresultate,  so  finden 
wir  den  höchsten  Trockensubstanzgehalt  der  frischen  Köpfe  bei  der 
Superphosphatdüngung  (13,80%),  sodann  bei  Chilisalpeter  und  Superphosphat 
('3>37%),  auch  bei  Kainit  und  Chilisalpeter  (12,47%)  ist  er  noch  hoch.  Am 
niedrigsten  ist  er  dagegen  bei  der  Stallmistdüngung  (8,24%),  sodann  bei  Thomas- 
mehl (8,66%),  ungedüngt  (9,60%)  und  Kainit  und  Superphosphat  (9,82%). 

Der  Wassergehalt  der  frischen  Köpfe  steht  natürlich  im  um- 
gekehrten Verhältnis  zu  dem  Trockensubstanzgehalt.  Der  Wassergehalt  ist  hier- 
nach am  höchsten  bei  der  Stallmistdüngung  (91,77%),  sodann  beim  Thomas- 
mehl (91,71%),  ungedüngt  (90,40%)  und  Kainit  und  Superphosphat  (90,18%). 
Den  niedrigsten  Wassergehalt  zeigt  die  Superphosphatdüngung  (86,20%),  Chili- 
salpeter und  Superphosphat  (86,63%),  ferner  Kainit  und  Chilisalpeter  (87,53%). 

Der  Stickstoffgehalt  der  Köpfe  ist  am  höchsten  gefunden  bei  der 
Stallmistdüngung  (5.42  %),  sodann  beim  Kompost  (5,09%),  dem  Kainit  und 
Chilisalpeter  (4,90%),  beim  Chilisalpeter  allein  (4,32%)  und  schliesslich  bei 
Kainit.  Superphosphat  und  Chilisalpeter  (4,10%).  Es  ist  also  überall  ein 
hoher  Sticksto f f g ehalt  der  Köpfe  zu  konstatieren,  wo  bei  der  Düngung 
stickstoffhaltige  Düngemittel  zur  Verwendung  gelangten.  Es  sind 
das  die  gleichen  Resultate  beim  Kohlrabi,  wie  sie  schon  früher 
beim  Salat  (vergl.  Gartenflora  189S  p.  440)  gefunden  wurden.  Den 
niedrigsten  Stickstoff  gehalt  weisen  ungedüngt  (3  %)  und  Superphosphat 
1.  auch  Thomasmehl  (3,24%),  also  die  phosphorsäurehaltigen  Dünge- 
mittel, au  f. 

Der  Aschengehalt  der  Köpfe  ist  am  höchsten  gefunden  bei  Kainit 
und  Superphosphat  (11,19%),  demnächst  bei  Kainit  (11,07),  am  niedrigsten  bei 
Thomasmehl  (8.66%),  Chilisalpeter  8.76%. 

Die  Zusammensetzung  der  einzelnen  Aschenbestandteile  nach 
Prozenten  lässt  folgendes  erkennen: 

Der  grösste  Phosphorsäuregehalt  findet  sich  bei  ungedüngt  (19,65,%), 
sodann  bei  den  Phosphorsäuredüngemitteln  Thomasmehl  (16,26%)  und  Super- 
phosphat (15,73%),  und  auch  beim  Kompost  (15,31%),  der  niedrigste  bei  Chili- 
salpeter (12,80%)  und  bei  Kainit  und  Chilisalpeter   (13%). 

Der  Kaligehalt  ist  am  höchten  bei  der  Stallmistdüngung  (44,33  %),  so- 
dann bei  Kainit,  Superphosphat  und  Chilisalpeter  (4347%),  ferner  bei  Kainit 
und  Superphosphat  (43,14%),  auch  bei  Kainit  und  Chilisalpeter  (43,11%),  also 
überall  dort,  wo-  in  der  Düngung  gleichzeitig  mit  anderen  Stoffen  Kali  zu- 
geführt war,  während  in  der  alleinigen  Kalidüngung  durch  Kainit  (VII)  nur 
34,46%  Kali  gefunden  wurden.  Am  niedrigsten  ist  der  Kaligehalt  bei  un- 
gedüngt (29.5  %)  und  bei  Superphosphat   (31,99%). 

Im  Magnesiagehalt  steht  sehr  weit  oben  an  die  Düngung  mit  Thomas- 
mehl (7.25%),  es  folgt  dann  die  mit  Kainit  und  Chilisalpeter  (5.42 %);  sehr 
niedrig  ist  der  Magnesiagehalt  bei  Superphosphatdüngung  (2,32%),  dann  bei 
Kompost  (2,81°  0). 

Ein  sehr  hoher  Kalkgehalt  in  der  Asche  ist  bei  den  beiden  kalkreichsten 
Düngemitteln,  dem  Thomasmehl  (12,32%)  sowie  dem  Superphosphat  (11,52%) 
gefunden.  Nicht  nach  steht  hier  die  Düngung  mit  Chilisalpeter  (12,27%); 
ebenso  zeigt  ungedüngt  11,92%.  Am  niedrigsten  ist  der  Kalkgehalt  bei  Kainit, 
Superphosphat  und  Chilisalpeter  (8,84%),  Kainit  und  Superphosphat  (8,97%), 
sowie  bei  Kainit  und  Chilisalpeter  (8,99%), 


cno  Prämiierung  sächsischer  Aussteller  auf  der  St.  Petersburger  Ausstellung. 

Dasselbe  Verhältnis  zeigen  natürlich  die  einzelnen  Aschebestandteile, 
wenn  dieselben  auf  die  Trockensubstanz  berechnet  werden,  wie  das  in  der 
zweiten  Tabelle  geschehen  ist.  — 

Herr  Dr.  K.  v.  Wahl  spreche  ich  für  seine  freundliche  Unterstützung  bei 
den  vorstehenden  Untersuchungen  meinen  besten  Dank   aus. 

Chemische  Abteilung  der  Versuchsstation   des 
Königl.    pomologischen  Instituts    zu    Proskau  O.-S.,    im   Oktober  1899. 


Prämiierung 

der  sächsischen  Aussteller    auf  der  Internationalen  Gartenbau-Ausstellung  zu 

St.  Petersburg  im  Mai  1899. 

Wir    geben  nunmehr    die  vollständige    Liste    im    Anschluss    an    die  vor- 
läufige Uebersicht  Seite  468. 

T.  J.  Seidel,  Laubegast  -  Dresden:  ein  Ehrendiplom  der  Kaiserlich,  russ. 
Gartenbaugesellschaft  und  die  grosse  goldene  Medaille  für  Azaleen  und 
Rhododendron. 

Paul  Hauber,  Tolkewitz-Dresden:  eine  kleine  goldene  Medaille  für  Form- 
obstbäume. 

Robert  Weissbach,  Laubegast:  eine  kleine  goldene  Medaille  für  Rhodo- 
dendron. 

Max  Ziegenbalg,  Laubegast:  eine  grosse  silberne  Medaille  für  grosse  Phönix 
und  die  Bronce-Medaille  des  Finanzministeriums  für  Araucarien. 

Otto  Olberg,  Striesen  -  Dresden:  eine  mittlere  goldene  Medaille  für  Azaleen 
und  eine  kleine  goldene  Medaille  für  Rhododendron. 

H.  F.  Heibig,  Laubegast:  eine  kleine  goldene  Medaille  für  eine  Sammlung 
Warm-  und  Kalthauspflanzen. 

O.  Poscharsky,  Laubegast:  eine  kleine  goldene  Medaille  für  veredelte  bunt- 
blättrige Gehölze. 

B.  Haubold.  Laubegast:  eine  Bronce-Medaille  für  Margeriten. 

Adolf  Müller,  Dresden:  eine  grosse  silberne  Medaille  für  landwirtschaftliche 
Baupläne. 

E.  F.  Thiers,  Striesen-Dresden:  die  goldene  Medaille  des  Ackerbauministeriums 
für  eine  Warmwasserheizanlage  im  Betrieb  und  Modelle. 

Karl  Maurer,  Gohlis  b.  Dresden:  eine  kleine  silberne  Medaille  für  Scolo- 
pendrium  Maurerianum. 

Wilhelm  Weisse,  Kamenz,  Sa.:   die  mittlere  goldene  Medaille  für  Coniferen. 

J.  C.  Hanisch,  Leipzig:  die  kleine  goldene  Medaille   für  Araucarien. 

Otto  Thalacker,  Leipzig:  je  eine  grosse  silberne  Medaille  für  Nelken  und 
Anthurium. 

Albert  Wagner,  Leipzig:    eine  kleine   goldene  Medaille  für  Palmen;    je    eine 
grosse  silberne  Medaille    für    Araucarien    und    Juniperus    hispanica    und 
eine  mittlere  silberne  Medaille  für  Acer  japonicum. 
Nach  autentischen  Nachrichten  aus  dem  Sekretariat  der  Kaiserl.  russischen 

Gartenbaugesellschaft.  L — n. 


o  Sonnenblumen. 


511 


86000  Sonnenblumen. 

(Hierzu  Abbildung  77.     Vergl.  auch  S.   5(2. 
um  erstenmale    ist   in  diesem  Jahre  der  Versuch  gemacht  worden,  ob  bei 
uns  die  Sonnenblume  als  Feldfrucht  gedeiht.     Die  Herren  Oberstleutnant 
a.  D.  Weissenborn,    Teltow.    Kurhaus  Seehof,  und  A.  Renne  in  Gr.-Lichter- 


521 


Die  Gartenbau-Ausstellung  in   Düren. 


felde-Ost  haben  von  dem  Gute  Seehof  12  Morgen  Sandboden  gepachtet  und 
dieselben  mit  Sonnenblumen  bepflanzt.  Trotz  ungünstiger  Verhältnisse  —  es 
konnte  des  Märzfrostes  wegen  erst  am  9.  April  mit  der  Aussaat  begonnen 
werden,  das  Saatgut  war  mangelhaft,  beide  Pächter  sind  nicht  Landwirte  — 
ist  im  Durchschnitt  der  Stand  der  Pflanzung  recht  befriedigend,  wie  die  um- 
stehende photographische  Abbildung  zeigt,  welche  etwa  vier  Wochen  vor  der 
eigentlichen  Ernte  aufgenommen  ist. 

Wir  sehen,  dass  schon  zu  dieser  Zeit  die  Stämme  sich  3— 3V2  m  hoch 
entwickelt  haben  und  die  Blumen  ganz  hübsche  Dimensionen  aufweisen. 

In  volkswirtschaftlicher  Beziehung  ist  diese  Probepflanzung  von  grosser 
Bedeutung,  denn  die  Sonnenblume  ist  eine  Kulturpflanze  allerersten  Ranges. 
Obgleich  sie  an  den  Boden  und  die  Bearbeitung  verhältnismässig  geringe  An- 
forderungen stellt,  ist  jeder  ihrer  Teile  industriell  zu  verwerten. 

Aus  dem  reichlich  in  der  Blume  vorhandenen  Samenkorn  wird  gutes  Oel 
gepresst  und  ergeben  die  Pressrückstände  einen  sehr  nahrhaften  Futterkuchen. 

Das  durch  den  ganzen  Stamm  gehende  sehr  leichte  Mark,  spez.  Gew.  0,028^ 
besitzt  im  Wasser  eine  Tragfähigkeit,  welche  achtmal  grösser  ist  als  Kork 
und  sich  daher  zu  Schwimmkörpern  aller  Art  (D.  R.  P.  Ko.  88  490)  vorzüg- 
lich eignet. 

Aus  der  Rinde  wird  in  Kansas  Papier  hergestellt  und  auch  die  in 
Deutschland  damit  angestellten  Versuche  bewiesen,  dass  die  Faser  der  Rinde 
eine  gute  Papiermasse  ergiebt. 

Die  grossen  Blätter  können  grün  oder  eingelegt  verfuttert  werden. 

Aus  dem  Blumenkelch  und  den  Wurzeln  kanu  man  durch  Verbrennen 
rohe  Pottasche  gewinnen. 

Die  obengenannten  Herren  stehen  im  Begriff,  eine  Gesellschaft  zu  gründen, 
welche  die  Ausnutzung  der  Sonnenblume  rationell  in  die  Hand  nehmen  soll, 
und  sind  gern  bereit,  jede  gewünschte  Auskunft  zu  erteilen. 


Die  Gartenbau-Ausstellung  in  Düren. 

f  (Hierzu  Abb.   78.) 

om  23.  bis  25.  September  fand  in  den  Anlagen  des  Stadtparkes  die  von  der 
Lokalabteilung    des    Landwirtschaftlichen   Vereins    für  Rheinpreussen    in 
Gemeinschaft  mit  dem  Gartenbau-Verein  veranstaltete  Ausstellung  statt. 

Der  eigentliche  Zweck,  ein  Bild  von  dem  Stande  des  Gartenbaues  Dürens 
und  dessen  Umgebuug  zu  gewinnen,  ist  vollständig  erreicht,  indem  die  Be- 
teiligung eine  sehr  grosse  war;  auch  bekannte  auswärtige  Firmen  hatten  sich 
eingefunden. 

Der  Hauptanteil  fiel  natürlich  auf  Dürens  grosse  Privatgärten;  es  ist  von 
je  her  in  der  bekannten,  durch  grosse  Industrie  berühmten  Millionenstadt  dem 
Gartenbau  viel  Sorgfalt  gewidmet  und  sind  ihm  grosse  Opfer  gebracht  worden. 
Hauptsächlich  findet  man  grosse,  wohlgepflegte  Gärten  mit  ausgedehntem  Obst- 
und  Gemüsebau.  Die  Pflanzenkultur  ist  mehr  auf  blühende  Sachen  gerichtet, 
bedingt  durch  Liebhaberei  für  dieselben,  sei  es  zur  Ausschmückung  der 
Gärten  oder  der  Wohnungen. 


Die   Ciartcnbau-Ausstellung  in  Düren. 


?::> 


Die  Stadtparkhalle  bot  ein  übersichtliches  vollkommenes  Ganzes,  es  war 
nach  einem  einheitlichen  Plan  gearbeitet,  was  freilich  für  manchen  unbequem, 
für  das   Ganze  aber  nur  von  Vorteil  war. 


1  )as. Mittelschiff  nahmen  die  grossepDekorationsgruppen  ein,  so  gestellt,  dass 
ein  Durchblick  durch  die  40  m  lange  Halle  blieb.  Es  waren  daran  hauptsächlich 
beteiligt  die  Gärtnereien  von  Kommerzienrat  Philipp  Schöller,  Heinrich 
Schöller,  Arnold   Schöller.   Wilhelm   Iloeseh    aus  Düren  und  Wilhelm 


znA  Die  Gartenbau-Ausstellung  in  Düren. 

Winkelmann  jr.  aus  Rodenkirchen  b.  Köln,  jede  Gruppe  hatte  ihre  besonderen 
Schönheiten,  Teppichbeete,  Pflanzen  und  Früchte,  in  Nischen  aufgestellte  Blumen- 
arrangements etc.;  den  Hintergrund  bildeten  Panoramen  von  Rheinlandschaften 
mit  den  dazu  gehörigen  Lauben  und  einem  natürlichen  Wasserfall.  Besonders 
reichlich  waren  schöne  alte  Palmen,  Latanien,  Kentien,  Areken,  Chamaerops, 
sowie  Araucarien,  Pandanus  und  Farne  verwendet. 

Mit  Handelspflanzen  waren  nur  folgende  Firmen  in  grösserem  Masse 
beteiligt:  WilhelmWinkelmann  j  r. -Rodenkirchen. Tonisek-Baur-Eschweiler, 
Lambert  &Reiter-Trier,  dann  Hermann  Kieseist  ein  undBöking-Düren;  diese 
Herren  sind  nach  eigener  Versicherung  sehr  zufrieden,  da  trotz  der  kurzen 
Dauer  viel  verkauft  wurde. 

Obst- und  Obstverwertung,  in  welchen  Abteilungen  ja  eigentlich  der 
Hauptwert  der  Ausstellung  lag,  waren  reichlich  vertreten;  das  Obst  bedeckte 
bei  möglichst  dichter  Stellung  eine  Tischfläche  von  140  □  m.  Es  zerfiel  in 
drei  Hauptgruppen. 

1.  Sortimente  nach  der  Reifezeit  geordnet.  Hauptaussteller  mit 
Sortimenten  von  100— 150  Sorten  waren  Arnold  Schöller,  Heinrich 
Schöller,  Kommerzienrat  Philipp  Schöller,  Rudolph  Schöller  aus 
Düren.  Ferner  Troitzheim -Wenau,  Freiherr  von  Bondtscheidt- 
Arnoldsweiler  und  kleinere  Sortimente  in  reicher  Zahl. 

2.  Xormalsortimente  für  den  Kreis  Düren  und  die  Rheinprovinz. 
Hierin  war  die  Beteiligung  recht  rege,  da  gerade  hierfür  hohe  Preise 
ausgesetzt  waren.  Wir  sind  nach  vielen  Mühen  endlich  hier  soweit, 
12  Aepfel-  und  7  Birnensorten  als  die  besten  für  allgemeinen  Anbau 
empfehlen  zu  können. 

3.  Verkaufsobst  war  von  28  Seiten  durch  Muster  aufgestellt,  und  erzielte 
bei  flottem  Absatz  folgende  Durchschnittspreise:  Tafelobst  15 — 25  M. 
Wirtschaftsobst  8  — 16  M.  pro  Centner.  Eine  Ausnahme  machen  die 
hier  besonders  beliebten  Ananas-Reinetten  (Citronen  genannt),  welche 
I.  Qualität  35— 40,  IL  Qualität  25 — 30  M.  brachten  und  dennoch  ganz  ge- 
räumt wurden. 

Bei  der  Gruppe  Obstverwertung  fielen  besonders  viele  Einsendungen 
von  Beerenweinen  auf;  auch  war  hervorragend  die  Landwirtschaftliche  Winter- 
schule in  Eschweiler  mit  Gemüse  und  Obstkonserven  beteiligt. 

Gemüse  war  im  ganzen  wenig  ausgestellt,  was  recht  zu  bedauern  ist, 
da  hier  und  in  der  Umgegend  viel  Gemüsebau  betrieben  wird.  Die  Gemüse- 
gärtner treiben  starke  Agitation  für  einen  Schutzzoll  auf  holländisches  Gemüse, 
halten  es  aber  nicht  der  Mühe  wert,  bei  solchen  Gelegenheiten  zu  zeigen, 
dass  sie  imstande  sind,  den  Bedarf  zu  decken,  wie  sie  sich  auch  nicht  bemühen, 
weitere  Absatzgebiete  zu  suchen. 

Von  den  vielen  nützlichen  und  reichlich  vertretenen  Gartengeräten 
sei  besonders  der  von  Herrn  Otto  Plinsberg  auf  Insel  Langenau  erfundene 
Insektenfanggürtel  »Einfach«  erwähnt;  derselbe  ist  aus  Wellpappe  derart 
angefertigt,  dass  ab-  und  aufsteigende  Insekten  sicher  gefangen  werden.  Wir 
haben  -denselben  hier  seit  Jahren  erprobt  und  möchten  ihn  nicht  mehr  ent- 
behren. Jetzt  sucht  Herr  Hinsberg  ein  Pulver  herzustellen,  welches  bei 
leichtester  Anwendung  alle  Pilzkrankheiten  beseitigt,  denn  ein  Mittel,  welches 
zu  jeder  Zeit  anwendbar  ist,  ohne  Nachteil  für  die  Pflanzen,  fehlt  bis  heute  noch. 


,Velthai",  ein  neuer  Krankheitszerstörer  für  Ptianzenr  r^r 


Nicht  unerwähnt  lassen  dürfen  wir  die  Ausstellung  von  Schulkindern; 
dieselbe  birgt,  wie  Herr  Landrat  von  Breunig  in  der  Eröffnungsrede  besonders 
hervorhob,  viel  Fleiss  und  Ausdauer  der  Kleinen,  und  ist  überhaupt  die  Blumen- 
pflege  in  jungen  Jahren  von  grosser  Bedeutung  für  die  sittliche  Erziehung  der 
Kinder. 

Der  Kreis  Düren  vergiebt  schon  seit  langen  Jahren  jedes  Frühjahr 
Stecklingspflanzen  von  Pelargonien,  Begonien,  Petunien,  Lobelien,  Fuchsien 
u.  dgl.  an  die  Volksschulen,  welche  dieselben  geeigneten  Kindern  überlassen. 
rUle  3  Wochen  giebt  dann  ein  Obergärtner  eine  Stu nde  Unterricht  im 
Beisein  der  Lehrer  und  Lehrerinnen;  zu  diesen  Stunden  bringen  die 
Kinder  die  Pflanzen  mit  und  wird  ihnen  das  Verpflanzen,  Giessen,  Anbinden 
sowie  alles  für  die  Pflege  Erforderliche  gezeigt.  Im  Herbst  ist  dann  grosse 
Besichtigung,  wobei  die  besten  Pfleger  Prämien  erhalten;  auch  Lehrer  und 
Lehrerinnen,  welche  sich  der  Sache  besonders  annehmen,  erhalten 
Geschenke. 

ZumSchluss  wollen  wir  nicht  unerwähnt  lassen,  dass  im  Verkaufsbuch 
ein  Gesamtumsatz  von  48600  M.  verzeichnet  ist,  was  immerhin  bei  der  kurzen 
Dauer  der  Ausstellung  befriedigend  ist.  Der  Besuch  war  ein  sehr  reger, 
trotz  des  recht  schlechten  Wetters. 

Das  Komitee,  welches  durch  die  jährlichen  Obstmärkte  sozusagen  ein 
ständiges  ist,  hat  durch  diese  erste  grössere  Veranstaltung  gewiss  dem  Obst- 
und  Gartenbau  des  Kreises  viel  genützt.  A.  K. 


„Veltha",  ein  neuer  Krankheitszerstörer  für  Pflanzen? 

Von  Dr.  Rieh.  Otto  in  Proskau. 
Dp^in  früherer  Schüler  des  Königl.  pomologischen  Instituts  zu  Proskau,  Herr 
(-*&{  C.  Engelmann,  sandte  uns  im  Juli  d.  J.  aus  Saffron  Waiden  (Essex)  in 
England  eine  Probe  eines  „neuen  Krankheitszerstörers  für  Pflanzen'', 
welcher  dort  in  diesem  Jahre  in  den  Blättern  viel  annonciert  wird.  Dieses 
grossartige  Mittel  soll  nach  den  Angaben  des  Einsenders  „ein  Vorbeugungs- 
mittel gegen  alle  möglichen  Pilzkrankheiten  sein  und  gleichzeitig 
das  Land  düngen".  Es  führt  den  Namen  „Veltha"  und  wird  angewandt, 
indem  man  nach  dem  Pflanzen  der  Gewächse,  oder  nachdem  der  Samen  auf- 
gegangen ist,  pro  Quadratmeter  10  g  dieses  Mittels  möglichst  gleichmässig 
auf  die  Oberfläche  des  Bodens,  wenn  derselbe  feucht  ist,  ausstreut.  Auch  das 
Bespritzen  erkrankter  Pflanzen  mit  einer  lprozentigen  Lösung  wird  empfohlen. 
Einsender  hatte  das  Mittel  in  diesem  Jahre  angewandt;  der  Effekt  war  jedoch, 
wie  er  schreibt,  „zum  wenigsten  zweifelhaft". 

Ich  habe  nun  dieses  verheissungsvolle  und  im  allgemeinen  wohl  bei  uns  in 
Deutschland  noch  wenig  bekannte  Mittel  einer  chemischen  Untersuchung  auf  seine 
iWstandteile  unterzogen,  um  zu  erfahren,  inwieweit  es  „düngend  wirken  und 
dabei  gleichzeitig  alle  möglichen  Pilzkrankheiten  zerstören  kann". 

Die  Untersuchung  ergab  folgendes:  Das  Präparat,  welches  schon  mit 
blossen  Augen  als  ein  Gemenge  zu  erkennen  ist,  stellt  ein  schwarzes  Pulver 
dar,    welches    mit    gröberen    weissen,     erdigen    Partikelchen    und    deutlichen 


C.76  „Veltha",   ein  neuer  Krankheitszerstörer  für  Pflanzen? 


Krystallen  durchsetzt  ist.  Diese  in  Wasser  leicht  löslichen  und  in  der  Lösung 
sauer  reagierenden  Krystalle  erwiesen  sich  als  Eisenvitriol  (schwefelsaures 
Eisenoxydul),  FeS04+7H20;  die  erdigen,  auch  in  Wasser  leicht  löslichen  und 
sauer  reagierenden  Körner  hingegen  bestanden  aus  saurem  phosphorsauren 
Kali  (primäres  Kaliumphosphat).  KH2POt.  Der  in  Wasser,  Säuren  und  in 
Königswasser  ganz  unlösliche,  sehr  bedeutende  Rückstand  erwies  sich  als 
Kohle  nebst  sehr  viel  Sand. 

Das  Mittel  besteht  also  zum  grössten  Teile  aus  Kohle  und  sehr  viel 
Sand.  In  geringerer  Menge  und  als  verhältnismässig  grosse  Krystalle  rindet 
sich  in  dem  Gemisch  Eisenvitriol  und  daneben  saures  phosphorsaures 
Kali.  Doch  tritt  letzterer  Bestandteil  ganz  erheblich  zurück.  Vom  Eisenvitriol 
und  dem  sauren  phosphorsauren  Kali  rührt  auch  die  saure  Reaktion  her,  wenn 
das  Präparat  mit  Wasser  behandelt  wird.  — 

Wie  steht  es  nun  mit  den  angeblichen  guten  Eigenschaften  dieses 
I'n  i  versalmittels  ? 

Von  einer  erheblichen  Düngerwirkung  kann  bei  dem  sehr  geringen 
Gehalt  an  saurem  phosphorsauren  Kali  wohl  kaum  die  Rede  sein,  ebenso 
dürfte  für  die  Düngerwirkung  der  Gehalt  an  Eisenvitriol  nicht  wesentlich  in 
Betracht  kommen,  ganz  und  gar  aber  nicht  der  hohe  Gehalt  an  Kohle  und 
und  Sand.  Wenn  es  demnach  mit  der  Düngerwirkung  dieses  Präparates  schlecht 
bestellt  ist,  wie  verhält  sich  dasselbe  nun  als  ..Vorbeugungsmittel  gegen 
alle  möglichen  Pilzkrankheiten  der  Pflanzen"?  Hierfür  könnte  doch 
hauptsächlich  nur  der  Eisengehalt  des  Mittels  in  Betracht  kommen,  und  dass 
man  Eisen  als  Yorbeugungsmittel  gegen  alle  möglichen  Pilzkrankheiten  mit 
Erfolg  verwenden  kann,  ist  mir  und  wahrscheinlich  auch  Anderen  nicht  bekannt. 
So  erklärt  es  sich  auch  wohl,  weshalb  der  Einsender  des  Präparates  bei  seiner 
Anwendung  keine  Erfolge  erzielt  hat.  Auch  Andere  werden  schwerlich  solche 
aufweisen  können. 

Ganz  merkwürdig  ist  nun  aber  die  Empfehlung  des  Bespritzens  erkrankter 
Pflanzen  mit  einer  lprozentigen  Lösung  des  Mittels.  Das  Präparat  löst  sich 
ja  gemäss  seiner  chemischen  Zusammensetzung  nur  sehr  wenig  in  Wasser, 
denn  Kohle  und  Sand  sind  doch  in  Wasser  ganz  unlöslich.  In  einem  solchen 
wässrigen  Auszuge  können  dann  nur  Eisenvitriol  und  die  geringen  Mengen 
sauren  phosphorsauren  Kalis  in  Lösung  sein,  diese  werden  ja  in  den  geringen 
Quantitäten  einer  sog.  lprozentigen  Lösung  den  Pflanzen  bei  dem  Bespritzen 
nichts  schaden,  aber  ob  sie  düngend  wirken  und  gleichzeitig  die  betreffenden 
Pflanzen  gegen  alle  möglichen  Pilzkrankheiten  schützen,  ist  doch  wohl  mehr 
als  zweifelhaft. 

Bei  diesem  Alittel  wird  wahrscheinlich,  wie  bei  fast  allen  derartigen 
Präparaten,  eine  Menge  Geld  für  ganz  wertlose  Sachen,  in  diesem  Falle  für 
Kohle  und  Sand,  ausgegeben,  ohne  dass  überhaupt  ein  Erfolg  zu  sehen  ist.  in 
vielen  Fällen  nimmt  man  grade  das  Gegenteil,  eine  Schädigung  der  betreffenden 
Gewächse,  wahr.  —  Leider  hat  der  Einsender  den  Preis  des  Präparates  nicht 
mitgeteilt;  ganz  billig  dürfte  es  aber  bei  den  angepriesenen  guten  Eigenschaften 
nicht  sein. 

Seiner  chemischen  Zusammensetzung  nach  kann,  wie  gesagt,  das  genannte 
Mittel  seine  ihm  nachgerühmten  a;uten  Eigenschaften  nicht  erfüllen. 


Die  Jubiläums-Ausstellung  in  Dresden.  :,-- 


Ich  glaubte  diese  Zeilen  hier  veröffentlichen  zu  sollen,  um  vor  der  Ver- 
wendung des  Mittels,  das  zum  Glück  bei  uns  in  Deutschland  noch  nicht  sehr 
bekannt  zu  sein  scheint,  zu  warnen. 

Chemische  Abteilung    der  Versuchsstation    des    Kgl.  pomologischen 
Instituts  zu  Proskau.  im  Oktober  1899. 


Die  Jubiiäums-Ausstellung  des  Landes-Obstbauvereins 
für  das  Königreich  Sachsen 

in  Verbindung  mit  der  Allgemeinen  Deutschen  Obstausstellung  bei  Gelegenheit 

der   XV.  Versammlung    deutscher    Pomologen    und    Obstzüchter   vom    14.  bis 

19.  Oktober  1899  zu  Dresden  im  Städtischen  Ausstellungspark. 

Von  L.  Wittmack. 
it  hoher  Befriedigung  kann  der  Landes-Obstbauverein  für  das  Königreich 


\/\ 

4JJt  Sachsen  auf  die  von  ihm  veranstaltete  Ausstellung  zurückblicken,   denn 

eine   gediegenere,    geschmackvoller  arrangierte  Obstausstellung  ist  wohl  selten 
gesehen  worden. 

Vielen  unserer  Leser  werden  dieRäume  von  1896  her,  von  der  internationalen 
Gartenbau-Ausstellung,  mit  der  sie  eröffnet  wurden,  durch  eigene  Anschauung 
oder  durch  Abbildungen  bekannt  sein  (Gartenflora  1896,  S.  297  Grundriss. 
S.  323  Seidels  Rhododendronthal,  S.  388  Hauptsaal).  Inzwischen  sind  einige 
Veränderungen  darin  vorgenommen,  namentlich  ist  für  die  diesjährige  Kunst- 
ausstellung im  Hauptsaal  eine  Doppeltreppe  errichtet,  die  zu  einer  Empore 
führt.  Zwischen  den  beiden  Treppenwangen  ist  ein  Fontänenbassin  eingerichtet 
mit  einer  kolossalen  Merkurgruppe,  die,  wie  wir  hören,  für  Bremen  in  Bronze 
ausgeführt  werden  soll.  —  Dieser  Hauptsaal  war  für  die  Ausstellung  des 
Landes-Obstbauvereins  für  das  Königreich  Sachsen  bestimmt,  die  nach 
den  einzelnen  Bezirken  geordnet  war.  Auf  der  Empore  war  das  Übst  aus 
den  höheren  Lagen,  auch  das  von  Chausseen  und  das  der  Gärtnerlehranstalt 
zu  Bautzen.  Direktor  Brugger,  nebst  ihren  Lehrmitteln  ausgestellt. 

Im  allgemeinen  hat  Sachsen  in  diesem  Jahr  viel  ungünstiges  Wetter 
gehabt,  und  ist  daher  die  Qualität  des  Obstes  meist  nur  eine  mittlere 
-■worden;  umsomehr  musste  es  überraschen,  zu  sehen,  welch  schönes  Obst 
noch  in  hohen  Lagen,  z.  B.  in  Walddorf.  450  m  hoch  (bei  Herrnhut  im  Erz- 
gebirge) z.T.  erzielt  werden  kann.  Ein  Korb  mit  Äpfeln  »Schöner  von  Boskoop« 
zeigte  geradezu  tadellose  Exemplare.  Viel  Interesse  bot  auch  das  Obst  von 
den  Chausseen,  und  namentlich  die  farbigen  Karten  über  die  Verschiedenheit 
der  Erträge  in  Mark  pro  Kilometer  Strassenlänge  waren  sehr  lehrreich.  Nicht 
genug  kann  eine  Nachahmung  des  sächsischen  Beispiels  überall  empfohlen 
werden. 

In  einem  zweiten  Saal,  rechts  vom  Eingang,  hatte  die  Land- 
wirtschaftskammer  der  Provinz  Sachsen  in  einer  grossartigen  Weise 
ausgestellt.  Wenn  man  die  weiten  Zuckerrüben-  und  Weizenfelder,  den  aus- 
gedehnten und  doch  so  intensiven  landwirtschaftlichen  Betrieb  der  Provinz 
Sachsen  sieht,  der  in  manchen  Gegenden  keinen  Baum,  keine  Hecke  aus  Mangel 


L78  Die  Jubiläums-Ausstellung  in  Dresden. 

an  Raum  duldet  —  aber  auch  kein  Unkraut  am  Wege,  geschweige  auf  den 
Feldern,  so  sollte  man  kaum  glauben,  dass  so  viel  Wert  auf  den  Obstbau  gelegt 
werde.  Aber  die  Provinz  Sachsen  ist  gross,  es  giebt  viele  Gegenden  um  den 
Harz  und  nach  Thüringen  hin  etc.,  die  seit  alter  Zeit  Obstbau  treiben,  es  giebt 
manche  Lagen,  in  denen  der  Boden  nicht  so  fruchtbar,  nicht  so  geeignet  ist 
für  Weizen  und  Rübenbau  wie  in  der  Magdeburger  oder  Halleschen  Gegend. 
Hier  hat  der  Obstbau  festen  Fuss  gefasst  und  dank  den  Bemühungen  der  Land- 
wirtschaftskammer und  speziell  des  Provinzial-Obstgartens  in  Diemitz  bei  Halle 
ist  er  jetzt  überall  aus  seiner  untergeordneten  Rolle  zu  einer  mehr  beachteten 
emporgestiegen.  —  In  einer  Riesenpyramide  hatte  man  die  gangbarsten  Apfel- 
sorten  der  Provinz  zusammengestellt:  Winter-Goldparmaine,  Canada-Reinette, 
graue  französische  Reinette,  grosse  Kasseler  Reinette,  Gravensteiner,  Schöner 
von  Boskoop,  roter  Eiserapfel  etc. 

Rund  herum  war  Handelsobst  in  Spahnkörben,  deren  Rand  mit  rosa  etc. 
Papier  umsäumt  war,  ausgestellt,  ausserdem  Sortimente.  In  einem  Xeben- 
saale  hatte  der  Verein  der  Pomologen  und  Obstzüchter  für  Anhalt  und  Provinz 
Sachsen  ausgestellt,  weiter  folgte  der  Oberhessische  Obstbauverein  zu 
Friedberg  in  Hessen  mit  einer  ausserordentlich  reichen  Ausstellung,  die 
mehrere  Säle  füllte.  Hier  sah  man,  schön  geographisch  geordnet,  das  Obst  von 
der  Nord-,  Ost-,  West-  und  Südseite  des  Vogelsberges,  das  des  Taunus  u.  s.  w. 
und  konnte  so  recht  verfolgen,  wie  mit  der  besseren  Lage  die  Grösse  der  Früchte 
zunahm.  Ähnlich  schön  war  das  Obst  des  Rheingauer  Vereins  für  Obst-, 
Wein-  und  Gartenbau  in  Geisenheim  a.  Rhein.  Die  Perle  von  allen,  in 
Bezug  auf  Grösse  und  Schönheit  der  Früchte  war  die  Ausstellung  der  Königl. 
Lehranstalt  für  Obst-  und  Weinbau  zu  Geisenheim  a.  Rhein  selbst. 
Duftig  in  gekräuselter  Holzwolle  gebettet  und  von  einer  Fruchtschale  mit  Obst 
und  Blättern  in  roter  Herbstfärbung  überragt,  lagen  da  die  riesigen  Schaufrüchte 
der  Belle  Angevine,  15  cm  lang,  mit  34  cm  Umfang,  einer  Birne,  die  aller- 
dings nur  zum  Kochen  dient,  und  die  in  Frankreich  von  einem  Diner  zum 
andern  als  Schaufrucht  verliehen  werden  soll.  (Ist  dies  wirklich  der  Fall?) 
Und  daneben  die  »holzfarbige  Butterbirne«  eine  herrliche  Tafelfrucht,  hier  fast 
11Y2  cm  lang  bei  30  cm  Umfang,  ganz  gelb.  Weiter  die  schönen  Äpfel  von  Kaiser 
Alexander,  Diels  Butterbirne,  29  cm  Umfang,  die  Louise  Gregoire,  die 
Feigenbirne  von  Alengon,  die  Birnen  President  Mas,  de  Tongres,  Forellenbirne, 
Herzogin  von  Angouleme,  van  Marum. 

Aber  auch  nördlichere  Gebiete  waren  gut  vertreten.  Die  Landwirtschafts- 
kammer der  Provinz  Brandenburg  hatte  die  besten  in  der  Provinz  gedeihenden 
Sorten  in  grossen  Körben  zu  je  12,0  kg  in  guter  Verpackung  ausgestellt,  ausser- 
dem daneben  einzelne  Früchte  aus  den  Körben  entnommen,  um  die  schöne 
Qualität  zu  zeigen. 

Ganz  besonderes  Interesse  erregte  ferner  das  schöne  Obst  der  Landwirt- 
schaftskammern für  Westpreussen  und  noch  mehr  der  für  Ostpreussen. 
Das  westpreussische  Obst  lag  leider  zu  tief  in  der  Holzwolle  eingebettet,  ob- 
wohl die  Kisten  nur  flach  waren,  man  konnte  deshalb  die  Form  der  Früchte 
nicht  genau  erkennen;  das  ostpreussische  aber  lag  frei  auf  Tellern  und  konnten 
alle  Besucher  nicht  genug  das  vortreffliche  Aussehen  der  Früchte  loben.  Ein 
ausführlicher  Katalog  mit  Lageplan  und  Abbildung  der  Provinzial-Gärtn er- 
Lehranstalt   zu    Tapiau    war  beigegeben,  ebenso  ein  Verzeichnis  des  Normal- 


Verteilung  der  hauptsächlichsten  Preise  auf  der  Dresdener  Ausstellung.  t^g 


Sortiments  für  Ostpreussen.  Auf  dem  Titel  stand:  »5.  bis  6.  Tausend  der 
dritten  Autlage«,  ein  Beweis,  wie  stark  diese  Schrift  verbreitet  ist. 

Neben  diesen  Kollektiv-Ausstellungen  waren  viele  Einzelaussteller,  doch 
ist  heute  nicht  Raum,  darauf  näher  einzugehen,  nur  die  grössten:  Oekonomierat 
Späth-Berlin,  Baumschulenweg,  Rentier  Pekru  n-Dresden  -  Weisser  Hirsch, 
Direktor  Lucas-Reutlingen  und  Kommerzienrat  Bolle-Berlin  wollen  wir 
nennen,  auch  Herrn  Dressler-Dalldorf  nicht  vergessen,  der  zwar  eine  kleinere, 
aber  sehr  gute  Sammlung  vorführte. 

Im  Uebrigen  waren  viele  Obstbäume,  z.T.  zuGärten  arrangiert.Obstprodukte, 
zahlreiche  Geräte,  darunter  viele  für  Obstverwertung  in  Thätigkeit,  wissen- 
schaftliche Darstellungen  etc.  vorhanden.  (Fortsetzung  folgt.) 


Verteilung   der  hauptsächlichsten   Preise  auf  der  Dresdener 

Ausstellung. 

kl'/.ir  teilen  nachstehend  die  in  Dresden  verteilten  hauptsächlichsten  Preise 
mit:  Den  Ehrenpreis  Sr.  Majestät  des  Kaisers  (eine  goldene  Preismünze) 
für  die  beste  Leistung  auf  der  Ausstellung  erhielt  die  Landwirtschaftskammer 
der  Provinz  Sachsen;  den  Ehrenpreis  Sr.  Majestät  des  Königs  (silberner  Riesen- 
humpen): die  Kollektiv-Ausstellung  der  Oberlausitz;  den  Ehrenpreis  Sr.  Königl. 
Hoheit  des  Prinzen  Friedrich  August  (silberner  Humpen):  Herr  Frhr. 
v.  Friesen-Rötha. 

In  Abteilung  I  erhielten:  Den  Ehrenpreis  des  Königl.  sächs.  Ministeriums 
des  Innern  (eine  silberne  Medaille):  der  Obst-  und  Gartenbauverein  „Marne" 
in  Holstein;  den  Ehrenpreis  des  Königl.  preuss.  Ministeriums  für  Landwirtschaft, 
Domänen  und  Forsten  (silberne  Staatsmedaille):  Herr  Schweinecke-Osterburg; 
den  Ehrenpreis  des  Rates  der  Stadt  Dresden  (silberne  Medaille):  Herr  Dr. 
Xeubauer-Krosigk;  den  Ehrenpreis  von  Kassel:  Herr  A.  Duchmann- 
Weilbach. 

In  den  anderen  Abteilungen  erhielten  u.  A.:  Den  Ehrenpreis  des  Vogt- 
landes Herr  Johann  Fischer-Fellen;  den  1.  Ehrenpreis  des  Vereins  zur  Be- 
förderung des  Gartenbaues  in  Preussen  (goldene  Medaille):  der  Obstbauverein 
zu  Neuburg;  den  Ehrenpreis  der  Provinz  Brandenburg  (goldene  Medaille):  Herr 
Dr.  Kolbe-Radebeul;  den  Ehrenpreis  des  Rates  zu  Dresden  (silberne  Medaille): 
Herr  Inspektor  Dressler-Dalldorf;  den  Ehrenpreis  des  preussischen  land- 
wirtschaftlichen Ministeriums:  Herr  Frei-Hosterwitz;  den  Ehrenpreis  des  erz- 
gebirgischen  Gartenbauvereins  in  Chemnitz  (silberner  Pokal):  der  Bezirks- 
obstbauverein in  Herrnhut;  den  Ehrenpreis  des  Staatsministeriums  in  Altenburg: 
Herr  F.  Pieper  in  Weistropp;  den  Ehrenpreis  des  Bezirksobstbauvereins  in 
Meissen:  Herr  Direktor  Endler-Meissen;  den  Ehrenpreis  des  Gartenbauvereins 
in  Hamburg  (goldene  Medaille):  Herr  Ökonomierat  Späth  in  Baumschulenweg 
bei  Berlin;  den  Ehrenpreis  des  bayerischen  Staatsministeriums:  das  pomologische 
Institut  zu  Reutlingen;  den  Ehrenpreis  des  Staatsministeriums  in  Anhalt:  der 
Bezirksobstbauverein  in  Dresden;  den  Ehrenpreis  des  Deutschen  Pomologischen 
Vereins:  Herr  C.  Heger-Dresden;  den  Ehrenpreis  des  Bezirksobstbauvereins 
in  Glauchau  (Tafelaufsatz):  Herr  Rittergutsbesitzer  Degenkolb. 


r^Q  Die  Baumschule  der  Firma  A.  Rathke  &  Sohn  in  Praust  b.  Danzig. 

Für  die  ganz  hervorragenden  Leistungen  der  Kgl.  Lehranstalt  für  Obst- 
und  Weinbau  zu  Geisenheim  a.  Rh.,  des  Rheingauer  und  des  Oberhessischen 
Vereins  sollen  besondere  Auszeichnuntren  erbeten  werden.  |<  ibstmarkt.) 


Die  Baumschule  der  Firma  A.  Rathke  &  Sohn  in  Praust  b.  Danzig. 

__,  Von  L.  Wittmaek. 

feit  vielen  Jahren  hatte  ich  die  oben  genannte  Baumschule,  die  schon  längst 
übrigens  dem  Sohn  des  Begründers  gehört,  nicht  gesehen  und  war  hoch- 
erfreut, am  4.  September  d.  J.  die  bedeutende  Yergrösserung  und  die  mannig- 
fachen Veränderungen  zu  schauen. 

Vor  allem  ist  ein  ganz  neues  Stück,  unmittelbar  nahe  dem  Bahnhof,  auf 
dem  sog.  Rostrauer  Feld,  von  76  Morgen  (=19  ha)  hinzugekommen,  welches 
bereits  in  der  Danziger  Niederung  liegt  und  das  besonders  zur  Anzucht  von 
Obstbäumen,  aber  auch  von  Gehölzen  dient. 

Die  alte  Baumschule,  an  deren  Eingang  Herr  Rathke  sich  eine  geschmack- 
volle Villa  erbaut  hat,  umfasst  70  Morgen  (i712ha),  ist  mit  einem  2  Meter 
hohen  Bretterzaun  umgeben  und  dient  besonders  der  Anzucht  von  Koniferen, 
die  Herr  Rathke  als  Spezialität  betreibt.  Unterstützt  wird  er  hierbei,  wie  bei 
allen  seinen  Arbeiten,  durch  seinen  langjährigen  Obergärtner,  unsern  verehrten 
Mitarbeiter  Robert  Müller,  dessen  Sohn  auch  bereits  im  Geschäft  thätig  ist 
und  während  der  internationalen  Gartenbauausstellung  mit  Herrn  Rathke  in 
Petersburg  weilte. 

Ausserhalb  der  Umzäunung  sind  noch  100  Morgen  (25  ha)  zum  Teil  der 
Anzucht  von  Alleebäumen  und  Wildgehölzen,  zum  Teil  dem  Samenbau 
gewidmet. 

Unter  den  Koniferen  findet  sich  eine  sehr  dichte  und  schöne  Form  der 
Thuja  nana  compacta.  ferner  viel  Hängefichten  und  Traueriichten.  Besonders 
interessant  ist,  dass  hier  Veredelungen  sich  finden  von  der  durch  Prof.  Conwentz- 
Danzig  zuerst  bekannt  gemachten  Trauerfichte  aus  dem  Stelliner  Forst  bei  der 
kaiserlichen  Besitzung  Cadinen.  Diese  Fichte,  über  die  noch  Herr  Obergärtner 
R.  Müller  in  der  Gartenflora  genauer  berichten  wird,  hat  vollständig  das  Aussehen 
einer  Säule  und  wurde  von  Herrn  Prot.  Conwentz  auch  anfangs  Säulenfichte 
genannt;  da  aber  die  einzelnen  Zweige  herabhängen,  was  bei  echten  Säulen- 
fichten nicht  vorkommen  soll,  so  ist  der  Xame  später  in  ,, Trauerfichte"  um- 
geändert. Von  den  Trauerfichten  sind  nun  wieder  die  Hängefichten  zu  unter- 
scheiden; bei  ersteren  hängen  schon  die  Hauptzweige,  bei  der  Hängefichte  die 
Zweige  zweiter  und  dritter  Ordnung. 

Am  meisten  interessierten  uns  prachtvolle  Halb-  und  Hochstämme  von 
Flieder,  Syringa  vulgaris,  in  vielen  Sorten,  auch  viele  gefüllte.  Auch  mehreren, 
gleichzeitig  mit  mir  anwesenden  Baumschulbesitzern  aus  Holstein  schienen 
diese  ganz  besonders  zu  gefallen,  denn  sie  unterhandelten  eifrig  wegen  Ankaufs 
derselben.  Es  ist  seltsam,  dass  bei  uns  kleine  Hochstämme  von  Flieder,  etwa 
in  der  Grösse  von  Prunus  triloba,  aber  auch  weit  grösser,  in  Parkanlagen  fast 
gar  nicht  gesehen  werden,  und  doch  müssen  sie  an  passenden  Stellen,  in  regel- 
mässigen Gärten  sehr  hübsch  aussehen. 


Der  Kaiserliche  botanische  Garten  in  St.  Petersburg.  z.$[ 


DieWeigela  oder  Diervilla  ..Eva  Rathke"  ist  natürlich  sehr  reichlich 
vorhanden,  sie  ist  zuerst  durch  die  Gartenflora,  die  1891  S.  337  t.  1350  eine 
farbige  Abbildung  gab,  weiteren  Kreisen  bekannt  geworden,  und  erst  kürzlich 
haben  wir  sie  aus  England  wegen  ihrer  bis  in  den  Herbst  fortdauernden 
Blütezeit  und  ihrer  dunklen,  karmoisinroten  Farbe  rühmen  hören  (Gartenflora 
1899,  Heft  15,  S.  415).  Neuerdings  sind  aber  noch  einige  verwandte  Sorten 
entstanden:  Anna  Rathke,  Anton  Rathke  und  Obergärtner  R.  Müller,  die  in 
anderen  roten  Färbungen,  aber  ebenso  andauernd  blühen,  jedenfalls  •  eine 
Bereicherung  des  Sortimentes,  wenngleich  wir  persönlich  die  „Eva"  vorziehen. 

In  ausserordentlich  grosser  Zahl  sahen  wir  die  Haselnüsse  vermehrt,  und 
dabei  war  das  ganze  Quartier  geräumt  gewesen!  Haselnüsse  müssen  im  öst- 
lichen Deutschland  viel  mehr  gekauft  werden  als  bei  uns. 

Viel  Gewicht  wird  auch  gelegt  auf  Fuchsia  coccinea  fürs  Freie.  Sie  wird 
im  Herbst  an  der  Erde  abgeschnitten,  mit  etwas  Laub  gedeckt  und  hält  dann 
ganz  gut  aus.  Sie  ist  besonders  schön  als  Einzelpflanze  auf  Rasen  und  möchte 
sich  wohl  auch  für  die  Plätze  in  Berlin  eignen.  Man  vermehrt  sie  im  Frühjahr  aus 
Steckholz,  welches  über  Winter  in  die  Erde  eingegraben  war. 

Riesig  entwickelt  waren  die  Trugdolden  von  Sambucus  pubens  maxima,  den 
bekanntlich  Herr  Hesse  in  Weener  (Ostfriesland)  in  den  Handel  gegeben.  (Siehe 
darüber  Gartenflora  1898.  S.  540  und  582).  Dieser  Hollunder  blüht  später 
als  S.  pubens,  hat  viel  grössere  Blätter  und  besonders  grössere  Blättchen,  sowie 
grössere  Dolden   (wir  massen  bis  40  cm),  setzt  aber  weniger  Früchte  an. 

Wir  nennen  noch  Tamarix  Odessana  als  sehr  schön,  Rubus  phoenicolasius, 
dessen  Früchte  ohne  Wert,  Rubus  sorbifolia.  am  4.  September  noch  in  Blüte.  Es 
ist  das  die  neuerdings  viel  besprochene  Erdbeer-Himbeere,  die  aber  fade 
schmeckt.  Von  Blumen  sind  besonders  viel  Lilien,  Georginen  (Thekla  Winter- 
stein, kleinblumig,  weiss,  sehr  schön)  etc.  vorhanden.  Auch  Freilandfarne 
werden  viel  gezogen.  Dies  nur  eine  schwache  Andeutung  der  Schätze,  welche 
die  Baumschule  birgt.  Wer  nach  Danzig  reist,  soll  nicht  versäumen  im  Vorort 
Praust  auszusteigen  und  sich  das  Rathkesche  Etablissement  anzusehen. 


Der  Kaiserliche  botanische  Garten  in  St.  Petersburg. 


n  Stelle  des  gegenwärtigen  Kaiserlichen  botanischen  Gartens  in  St.  Peters- 
burg wurde  1714  von  Peter  dem  Grossen  auf  einer  der  Inseln  —  der 
späteren  Apotheker-Insel  —  ein  Garten  zur  Anzucht  von  Heckenpflanzen  gegründet. 
Jedoch  erst  1823,  zur  Zeit  Alexanders  I.,  wurde  der  Garten  vollständig  reorganisiert 
und  erhielt  seit  jener  Zeit  den  Titel  eines  Kaiserlichen  botanischen  Gartens. 
Der  erste  damalige  Direktor,  F.  G.  L.  von  Fischer,  früher  Direktor  des 
botanischen  Gartens  des  Grafen  Razumoffsky  in  Gorenkis  bei  Moskau,  wurde  mit 
der  Umgestaltung  des  Gartens  beauftragt.  Ihm  verdanken  ihre  Entstehung  die 
Mehrzahl  der  jetzigen  Gewächshäuser,  das  Herbar  und  die  Bibliothek. 

Gegenwärtig  umfasst  der  Garten  einen  Flächenraum  von  über  20  Hectar. 
Der  östliche  Teil,  in  französischem  Styl,  hat  mehrere  schattenreiche  Alleen 
aus  Linden,  Ahorn.  Lärchen  und  anderen  Bäumen;  der  übrige,  grössere  Teil 
ist  im  englischen  Styl  gehalten      Ungefähr  in  der  Mitte  des  Gartens,  mehr  nach 


582 


Der  Kaiserliche  botanische  Garten  in  St.  Petersburg. 


Norden  gelegen,  bilden  die  Gewächshäuser  ein  langes,  zusammenhängendes 
Viereck,  in  welchem  noch  2  Reihen  Häuser  sich  befinden,  im  Ganzen  4  Längs- 
reihen, von  Osten  nach  Westen  gerichtet,  die  26  Gewächshäuser  mit  33  Abteilungen 
umfassen  und  eine  Länge  von  über  1  Kilometer  besitzen.  Besonders  erwähnens- 
wert sind  die  2  neuen  Gebäude  —  das  Palmenhaus,  im  mittleren  Teil  über 
20  Meter  hoch  und  im  Ganzen  60  Meter  lang,  mit  einfacher  Verglasung  und  in 
Eisen  ausgeführt;  sowie  das  Victoria-Haus  —  das  grösste  Europas.  Beide  sind 
erst  in  diesem  Jahre  vollendet  und  kosteten  über  200  000  Rubel. 

Die    Gewächshäuser    beherbergen    24176    Arten    und    Abarten    in    78115 
Exemplaren.     Die  wichtigsten  Sammlungen  sind  folgende: 


Arten 

Farne 767 

Orchideen 1528 

Cacteen 713 

Palmen 350 

Cycadeen 67 

Coniferen 359 

Ericaceen 184 

Aroideen 650 

Bromeliaceen     ....  394 
Agaven  u.  Succulenten, 

Dasylirion  und  Yucca  177 

Neuholländer     ....  724 


Exempl 

111 

2391 

„ 

3035 

J' 

2136 

}> 

2986 

J) 

117 

5) 

4152 

)> 

l86l 

5) 

2130 

?> 

1129 

;: 

1233 

)) 

3258 

Arten         Exempl. 

Acacien 181    in     709 

Süd-europäische  Bäume 

u.  Sträucher      .     .     .     522    ,,     1290 

Japan,  u.  Chines.  Bäume 

u.  Sträucher      .     .     .  1150    .,     5260 

Americ.  trop.  und  sub- 
tropische       843    „     3003 

Trop.    Dicotyl.    und 

Monocotyl 2534 

Perenne,  Stauden      .     .  9820 

Topf- Arboretum   .     .     .  1268 


11624 
19748 

3379 
u.  s.  w. 


Die  Gewächshäuser  wurden  im  verflossenen  Jahre  von  über  24  Tausend 
Personen  besucht.  Der  Besuch  der  Häuser  steht  jedermann,  ohne  Karte,  frei, 
vom  Vormittag  bis  zum  Abend. 

Im  Freien  werden  1224  Arten  und  Abarten  von  Bäumen  und  Sträuchern 
kultiviert,  sowie  von  Kräutern  2775  mehrjährige  und  1362  einjährige  Arten  und 
Abarten. 

An  die  Gewächshäuser  stossen  noch  das  Herbar  und  die  Bibliothek,  das 
botanische  Museum  und  das  biologische  Laboratorium. 

Das  Herbar  zählt  über  iij2  Millionen  Exemplare  und  ist  das  reichhaltigste 
der  Erde,  was  russische  und  asiatische  Pflanzen  anbelangt.  Als  wichtigste  und 
grösste  Sammlungen  sind  zu  erwähnen  die  von  Stephan,  Mertens  (35000  Arten 
in  105000  Exempl.),  Riedel,  Schrader,  Fischer  (60000  Arten),  Ledebour  (5000 
Arten),  J.  Gay,  v.  Trautvetter  (4500  Arten  in  ca.  60000  Exempl.),  Alb.  Regel 
(an  100000  Exempl.),  Korschinsky,  Roborowsky  u.  a. 

Die  Bibliothek  umfasst  14040  Werke  in  27588  Bänden,  fast  ausschliesslich 
botanischen  Inhalts. 

Das  botanische  Museum  enthält  4  Abteilungen:  1)  die  carpologische  mit 
27414  Nummern;  2)  die  dendrologische  mit  7171  Nummern;  3)  die  paläonto- 
logische   mit  2061  Nummern    und  4)  pflanzliche  Produkte  mit  2206   Nummern. 

Der  Garten  besitzt  noch  ein  Seminarium  und  eine  Samenkontroll-Station. 
Dem  Garten  ist  die  St.  Petersburger  Gartenbau-Schule  angegliedert. 

Das  ständige  Personal  besteht  aus  1  Direktor,  3  Oberbotanikern,  5  Kon- 
servatoren, 1  Bibliothekar,  1  Sekretär  und  dessen  Gehilfen,  2  Obergärtnern  mit 
2  Gehilfen,  38  Gärtnern,  60  Garten-Arbeitern  und  -Arbeiterinnen  u.  a.,  im 
ganzen  ca.  140  Personen. 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


583 


Das  Jahresbudget  beträgt  über  76  000  Rubel,  ist  aber  gegenwärtig 
ungenügend. 

Die  wissenschaftlich-litterarische  Thätigkeit  des  Gartens  bekundet  sich  in 
der  Herausgabe  einzelner  Arbeiten  seines  wissenschaftlichen  Personals  und  der 
„Acta  horti  Petropolitani",  von  denen  15  Bände  erschienen  sind  und  3  noch  im 
Druck  sich  befinden.  Ausserdem  erscheint  alljährlich  ein  Samenverzeichniss 
für  Tausch,  unter  dem  Titel  „Delectus  seminum"  etc. 

Der  Garten  entsendet  und  unterstützt  alljährlich  mehrere  seiner  Botaniker 
oder  auch  andere  Reisende  um  für  ihn  Pflanzen  und  Samen  zu  sammeln, 
namentlich  in  Turkestan,  Sibirien  und  der  Mandschurei.  Er  verkehrt  fast  mit 
allen  existierenden  botanischen  Gärten  und  Anstalten  und  vielen  einzelnen 
Personen.  Er  verfolgt  nicht  nur  rein  wissenschaftliche  Zwecke,  sondern  auch 
praktische,  das  Gebiet  des  Gartenbaus,  der  Acclimatisation  und  der  Land- 
wirtschaft berührende.  Er  trug  auch  wesentlich  zur  Verbreitung  nützlicher 
und  vieler  neuer  Pflanzen  bei. 

Der  jetzige  Direktor  des  Kaiserlichen  botanischen  Gartens,  Prof.  Dr. 
A.  Fischer  v.  Waldheim,  früher  viele  Jahre  Direktor  des  botanischen 
Gartens  in  Warschau,  den  er  vollständig  neugestaltete,  ist  erst  seit  21/-2  Jahren 
ernannt.  Ungeachtet  dessen  ist  unter  seiner  Leitung  eine  wesentliche  Hebung 
des  Gartens  zu  konstatieren,  indem  nicht  nur  die  Kultur  der  Pflanzen  gegen- 
wärtig allen  Ansprüchen  entspricht,  sondern  auch  neue  Anlagen  teils  vollendet, 
teils  in  Angriff  genommen  sind,  so  die  Abteilungen  officineller,  technischer 
und  dekorativer  Pflanzen  und  das  System.  Auch  ist  ein  bedeutender  Fort- 
schritt in  der  Bearbeitung  der  reichhaltigen  Sammlungen  des  Herbars  zu  er- 
wähnen. Desgleichen  sind  die  vielen  alten  Gewächshäuser  und  Wohnungen 
teils  umgebaut,  teils  wesentlich  verbessert  worden  u.  s.  w. 

Zur  Feier  des  75  jährigen  Bestehens  des  Gartens  als  Kaiserlicher  wurde 
unlängst,  auf  Anregung  und  unter  Teilnahme  des  jetzigen  Direktors,  eine 
„Historische  Skizze  des  Kaiserlichen  botanischen  Gartens  der  letzten  25  Jahre 
seines  Bestehens'',  in  russischer  Sprache  herausgegeben,  die  viele  interessante 
Daten  über  den  Garten  enthält  und  über  20  Bogen  stark  ist.  Dem  Werke  ist 
ein  neu  aufgenommener  Plan  des  ganzen  Gartens  beigefügt,  der  den  Besuchern 
zur  Zeit  der  Internationalen  Gartenbau-Ausstellung    überreicht  wurde. 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen  etc, 


Gazania  montana  Sprenger. 

iHicrzu  Abb.  71.) 

Nachdem  wir  in  lieft  16  d.  J.  S.  442 
die  Beschreibungdieser  neuen  Sommer- 
blume gebracht  haben,  sind  wir  jetzt 
in  der  Lage,  nach  einer  Beistiftzeich- 
nung,  die  Herr  Carl  Sprenger  in 
Vomero-Neapel  uns  freundlichst  zur 
Verfügung  stellte,  eine  Abbildung  zu 
geben.  Gazania  montana  hat,  wie 
uns  Herr  C.  Sprenger  schreibt,  reich- 


lich   Samen    getragen    und    ist    dieser 
von  ihm  bereits  wieder  ausgesäet. 


Chrysanthemum  indicum  MadameGustav  Henry. *) 

Die  besonderen  Vorzüge  dieser  Sorte 
sind:  Zu  jeder  Zeit  blühend,  vom  Sep- 
tember ab.  Da  es  dem  Gärtner,  ob 
Privat-  oder  Handelsgärtner,  daran  ge- 
legen sein  muss,  sobald  der  Frost  die 


*)  Siehe  Gartenflora  Heft   20  S.  53q. 


5&4_ 


Kleinere  Mitteilungen. 


Dahlien  u.  s.  w.  im  Freien  zerstört, 
ein  oder'  mehrere  Stände  Blumen  zu 
haben,  so  ist  diese  dafür  sehr  geeignet. 
Henry  eignet  sich  auch  zum  Pflücken, 
sowie  zum  Einpflanzen,  um  kleine 
Blumen  zu  haben;  sie  bringt  aber 
auch  sehr  grosse  Blumen,  bis  25  cm 
Durchmesser,  blüht  reinweiss,  verpilzt 
nicht,  ist  nicht  empfindlich,  niedrig 
wachsend  und  deshalb  eine  gute  Markt- 
und  Topfpflanze.     Die  beste  früh  reife 


Sorte  zum  Schnitt;  bringt  stets  runde 
Blumen  und  wenn  sie  noch  so  klein. 
Ich  glaube  in  dieser  Pflanze  eine  Sorte 
zu  empfehlen,  welche  allen  Ansprüchen 
genügt. 

In  der  Sitzung  der  Deutschen  Dahlien- 
Gesellschaft  zu  Leipzig  erregte  diese 
Sorte  die  allgemeine  Aufmerksamkeit  der 
Kollegen  und  fand  grosse  Anerkennung. 

Otto  Hey  neck,  Cracau-Magdeburg. 


wl\/f 


Abb.  00      Gazania   montana  Spreng,  n.  sp.     Blumen  gelb. 


Kleinere  Mitteilungen. 


Die    auf  der    II.   Deutschen  Dahlien-Ausstellung 

zu  Leipzig  von  den  Besuchern  höchstbewerteten 

fünf,  bezw.  zwanzig  Dahlien. 


D 
I) 
D 

D 


D 


D 


Xo.    1.  Loreley      .     . 
.,      2.  Hohenzollern 

3.  Sonnenstrahlen 

4.  Britannia   .     . 


I) 


5.  Brema 


m.  887  St. 
,.   529  .: 
•-   33s  •• 
,.  311   „ 

:,     289    „ 


6. 


9- 
10. 

1 1 . 

1 2. 
13- 
14- 


Ruby     .... 
LaFrance(riesenbl 
Schau-Dahlie) 
Nibelungen    . 
Niph      .     .     . 
Keynes'  White 
Beatrice     .     . 
Matchless  .     . 
Arachne    .     . 
KöniginWilhelmina 
van  Hollande     .     . 
Island  Oueen     .     . 


277 

236 
223 
205 
199 
197 
191 
185 

182 
137 


Xo. 


16. 
17. 


20. 
D 


Octopus     .     . 
Siglinde     .     . 
]S.  the  Clown 
19.  Wwe.  Haacke 
Halloria     .     . 
=  deutsche  Züchtung. 
Die    Stimmenzahl    gerechnet,    haben 
demnach     die     deutschen    Züchtungen 
die  höchste  Bewertung  und  Würdigung 
seitens  des  Publikums  erhalten.  K. 


136  St. 

133  „ 

131  - 

98  „ 

95  „ 


Die  alte  Eibe  in  Wien. 

In  Nummer  18  der  Gartenflora  vom 
15.  September  S.  499  fand  ich  unter  den 
»Kleineren  Mitteilungen«  eine  Notiz 
unter  dem  Titel:  »Eine  alte  Eibe  in 
Wien.«  Da  ich  selbst  Wiener  bin  und 
seit  einer  Reihe  von  Jahren  dem  Ver- 
bände des  Wiener  botanischen  Gartens 
angehöre,  in  dessen  Nachbarschaft  sich 
der    in  Rede  stehende  Taxus  befindet, 


Kleinere  Mitteilungen. 


>»5 


erlaube  ich  mir.  die  Mitteilung  zu 
machen,  dass  die  Eibe  im  Garten  der 
k.  k.  Militär-Medikamenten-Regie  noch 
vorhanden  ist;  leider  hat  der  Baum 
durch  einen  Schneesturm  Anfangs 
November  iS;^  gelitten.  Es  wurden 
damals  eine  Anzahl  Aeste  dieser  Eibe 
abgebrochen. 

Wien.  Dr.  Karl   Rechinger. 


Die  Einrichtung  der  Blüte  der  Victoria  regia. 
In  dem  gegenwärtigen  Jahrgang  der 
»Bibliotheca  botanica«  hat  Eduard 
Knoch  eine  Reihe  neuer  Unter- 
suchungen über  die  Blüte  jener  wunder- 
baren Wasserpflanze  veröffentlicht,  und 
wir  sind  daher  in  der  Lage,  zu  dem 
vielen,  was  alljährlich  über  dies  Natur- 
wunder geschrieben  wird,  um  die  Auf- 
merksamkeit der  Pflanzenfreunde  auf 
die  Sehenswürdigkeit  des  Botanischen 
Gartens  hinzulenken,  etwas  Neues  hin- 
zuzufügen. Dabei  steht  eine  Eigenheit 
der  Pflanze  im  Vordergrunde,  nämlich 
ihre  Befähigung,  aus  sich  heraus  eine 
nicht  unbedeutende  Wärmemenge  zu 
erzeugen,  wie  ähnliches  übrigens  auch 
bei  manchen  Mitgliedern  der  Pflanzen- 
familie der  Araceen,  insbesondere  bei 
der  Gattung  Arum  vorkommt,  zu  der  als 
einheimischePflanzederbekannteArons- 
stab  gehört.  Die  Victoria  regia  wurde, 
woran  nur  kurz  erinnert  sei,  zuerst 
von  dem  französischen  Botaniker 
Bonpland,  der  1799  Alexander  v. 
Humboldt  nach  Südamerika  begleitete 
und  später  seine  erfolgreichen  bo- 
tanischen Studien  in  jenem  Erdteil 
fortsetzte,  1827  in  einigen  Armen  des 
Amazonenstromes  entdeckt  und  erst 
zehn  Jahre  später  von  dem  deutschen 
Botaniker  Schomburgk  in  dem 
Britischen  Guyana  gefunden,  woher 
jetzt  wohl  alle  Pflanzen  bezogen  werden, 
die  die  Gewächshäuser  unserer  bo- 
tanischen Gärten  zieren.*)  Die  äussere 
Erscheinung  der  Victoria  regia,  und 
zwar  sowohl  ihrer  kolossalen  kreis- 
förmigen, von  einem  aufgebogenen 
Rande  umzirkelten  Blätter  wie  der 
seltenen,  kurzlebigen  Blumen,  muss  als 
bekannt  vorausgesetzt  werden,  dagegen 
wollen  wir  uns  den  inneren  Bau  der 
Blüte  genau  ansehen.  Sie  wird  von 
vier  Kelchblättern  umhüllt,  innerhalb 
derer       die       Blumenblätter       stehen, 

Sie    werden  jetzt  bei  uns  aus  Samen  er- 
zogen. L.  W. 


zwischen  57  und  71  an  der  Zahl,  von 
aussen  nach  innen  an  Höhe  und  Breite 
allmählich  abnehmend.  Noch  weiter 
im  Innern  folgen  15 — 26  fleischige 
Staubblätter,  die  keine  Staubgefässe 
tragen,  dann  die  Staubgefässe  selbst, 
deren  Fäden  mehr  oder  weniger  nach 
Art  eines  Knies  gebogen  sind.  Die 
Zahl  letzterer  ist  eine  ausserordentlich 
grosse  und  schwankt  von  166  bis  über 
200,  sie  werden  nach  der  Mitte  zu 
ebenfalls  immer  kleiner  und  schmäler 
und  gehen  schliesslich  zu  den  Blüten- 
teilen über,  die  der  Botaniker  bisher 
als  Paracarpelle  bezeichnet  hat,  weil 
sie  als  zurückgebliebene  Fruchtknoten- 
blätter erklärt  wurden.  Knoch  hat 
eine  Umtaufe  an  diesen  Blütenorganen 
vorgenommen  und  sie  mit  dem  Namen 
Schliesszapfen  belegt,  deren  Funk- 
tionen wir  bald  kennen  lernen  werden. 
Sie  sind  nach  der  Annahme  dieses 
Forschers  aus  Staubblättern  entstanden. 
Ihre  Zahl  schwankt  zwischen  19  und 
28.  Die  Form  ist  lanzettlich  und  der- 
art knieförmig  gebogen,  dass  das  Knie 
gegen  die  Mitte  der  Blüte  gerichtet  ist. 
Auf  diese  Weise  werden  die  Schliess- 
zapfen ihrem  Namen  gerecht,  indem 
sie  das  Innerste  der  Blüte  zu  schliessen 
vermögen.  Das  eigentlich  Innerste 
nun  wird  von  den  Fruchtblättern,  33 
bis  39  an  der  Zahl,  gebildet,  die  mit 
ihren  Rändern  zu  einem  unterständigen 
Fruchtknoten  verwachsen  sind  und  an 
ihrer  Spitze  je  ein  eigentümliches  An- 
hängsel von  der  Form  eines  Sigma  (c) 
tragen.  Von  der  Blüte  entstehen  die 
äusseren  Kelchblätter  und  die  Blätter 
der  Blumenkronen  zuerst,  dann  erst 
die  Staubgefässe,  so  dass  eine  Ent- 
wicklung der  Blüte  von  aussen  nach 
innen  erfolgt.  Die  hauptsächlichen 
Phasen  der  Blume  selbst  beschreibt 
Knoch  nach  seinen  in  Marburg  vor- 
genommenen Beobachtungen  etwa 
folgendermassen:  Die  Blume  blüht  in 
den  Abendstunden  zwischen  6  und  8 
Uhr  auf,  unter  Entwicklung  eines 
starken  Duftes  und  bedeutender  Wärme. 
Sowohl  der  Duft  wie  die  Wärme  sind 
dazu  bestimmt,  die  Insekten  in  mög- 
lichst grosser  Zahl  in  das  Innere  der 
Blüten  hineinzulocken.  Gleichsam  als 
Wegweiser  dahin  dient  die  rote  Farbe 
der  Staubgefässe  und  Schliesszapfen, 
die  von  dem  reinen  Weiss  der  Blumen- 
blätter stark  absticht  und  den  weit 
offenen    Kanal     zu     dem    Innern    der 


586 


Kleinere  Mitteilungen. 


Blüte  umgiebt.  Die  Insekten,  die  selbst- 
verständlich bei  der  Befruchtung  der 
Blüte  eine  wichtige  Rolle  zu  über- 
nehmen haben,  geniessen  in  deren 
Innerem  keine  unbedingt  angenehme 
Gastfreundschaft,  vielmehr  schliessen 
sich  die  knieförmig  gebogenen  Staub- 
gefässe  und  Schliesszapfen  über  ihnen 
und  verhindern  die  Insekten  an  dem 
Verlassen  der  Blüte,  bis  die  männ- 
lichen Geschlechtsorgane  ihre  Reife 
erlangt  haben  und  erfolgreich  be- 
fruchten können.  Dann  öffnet  sich  die 
Blüte  wieder,  die  zurückgeschlagenen 
Staubgefässe  streuen  den  befruchtenden 
Blütenstaub  in  das  Innere  hinein,  die 
Insekten,  meist  Käfer,  können  ihren 
Kerker  verlassen  und  mit  den  Pollen 
beladen  jüngere  Blüten  aufsuchen, 
um  dort  das  gleiche  Schicksal  von 
neuem  durchzumachen.  Xunmehr 
haben  sich  alle  Blütenteile  rot  ge- 
färbt, die  Wärme  in  den  einzelnen 
Organen  ist  verschieden.  Ist  die  Be- 
fruchtung nun  beendet,  so  schliesst 
sich  die  Blüte  von  neuem  und  sinkt 
ins  Wasser  zurück.  Ein  besonderes 
Interesse  hat  Knoch  der  Wärme- 
erzeugung der  Blüte  zugewandt  und 
in  der  That  ist  diese  Erscheinung 
wohl  die  merkwürdigste  von  allen 
Eigenschaften  der  Victoria  regia.  Die 
Erwärmung  beginnt  schon  vor  dem 
eigentlichen  Aufblühen,  und  zwar 
wenigstens  neun  Stunden  vorher.  Bis 
zur  vollständigen  Entfaltung  der  Blüte 
nimmt  sie  fortgesetzt  zu  und  erreicht 
ihr  Maximum  zwischen  5  und  8  Uhr 
abends  am  ersten  Tage  des  Blühens; 
dann  sinkt  die  Temperatur,  um  am 
Morgen  des  nächsten  Tages  einen  Tief- 
stand zu  erreichen,  dann  wieder  zu 
steigen  und  so  bis  zum  Abende  dieses 
Tages  einem  zweiten  kleineren  Maxi- 
mum zuzustreben.  Die  eigentlichen 
Heizkörper  sind  die  Staubblätter,  die 
Schliesszapfen  und  die  Anhängsel  der 
Fruchtblätter;  der  Fruchtknoten  selbst 
und  die  Blätter  der  Blütenkrone  nehmen 
an  der  Erwärmung  nur  sehr  wenig 
teil.  Der  Betrag  der  Wärmesteigerung 
ist  verhältnismässig  ein  sehr  be- 
deutender und  mancher  Ofen  in 
unseren  Zimmern  bringt  zur  Winters- 
zeit das  nicht  zu  stände,  was  die  Vic- 
toria regia  mit  ihrer  inneren  Heizung 
leistet.  Von  den  tropischen  Vertretern 
der  Gattung  Arum  sind  Temperatur- 
erhöhungen  bis   zu    15  Grad   berichtet 


worden  und  von  der  Victoria  regia 
giebt  Knoch  immerhin  eine  Heiz- 
fähigkeit von  etwa  12  Grad  über  die 
Temperatur  der  umgebenden  Luft 
hinaus  an.  Diese  höchste  Erwärmung 
ist  an  die  Anhängsel  der  Fruchtblätter 
gebunden,  die  Staubblätter  erwärmen 
sich  um  höchstens  6  Grad  und  die 
Schliesszapfen  um  etwa  ebensoviel. 
Jene  beschriebenen  sigmaförmigen  An- 
hängsel der  Fruchtblätter  sind  also 
die  hauptsächlichen  Heizapparate  der 
Blüte,  wie  übrigens  auch  die  alleinigen 
Erzeuger  ihres  Riechstoffes.  Der  Duft 
der  Victoria  regia  ist  in  seiner  Ent- 
stehung abhängig  von  dem  Zutritt 
freien  Sauerstoffs  aus  der  umgebenden 
Luft  und  seine  Entwicklung  beginnt 
gleichzeitig  mit  der  Erwärmung  des 
Blüteninneren.  Der  Riechstoff  ist  ein 
eigentliches  Gas  und  Knoch  betont 
besonders,  dass  derselbe  den  ersten 
bekannten  Fall  darstellt,  in  dem  ausser 
Kohlensäure  von  einer  höheren  Pflanze 
bei  der  Atmung  noch  ein  anderes  Gas 
ausgeschieden  wird.  Gleichzeitig  voll- 
zieht sich  in  dem  eigentlichen  Körper 
der  Blütenteile  noch  eine  wichtige 
physiologische  Veränderung.  Vor  der 
Heizung  besteht  der  Zellinhalt  zum 
grössten  Teil  aus  Stärke,  neben  der 
sich  einige  Tropfen  eines  fettartigen 
Körpers  befinden.  24  Stunden  nach 
Entfaltung  der  Blüte  zeigen  sich  die 
Zellen  beinahe  ganz  frei  von  Stärke, 
während  jener  fettartige  Körper  auf- 
fallend an  Menge  zugenommen  hat. 
Nach  abermals  24  Stunden,  etwa  zu 
der  Zeit,  da  die  Blüte  wieder  ins 
Wasser  taucht,  hat  sich  die  Stärke 
völlig  in  den  Zellen  gelöst,  und  nur 
die  stark  lichtbrechenden  Fetttropfen 
sind  in  reichlicher  Menge  vorhanden, 
ausserdem  noch  eine  gerbstoffartige 
Substanz,  die  schon  vorher  in  kleinen 
Mengen  anwesend  ist  und  sich  an- 
scheinend während  der  Blütezeit  nicht 
verändert.  Aus  dieser  anziehenden 
Beschreibung  der  Vorgänge,  die  sich 
in  dem  Zeiträume  von  zweimal  24 
Stunden  in  der  Blüte  der  Victoria 
regia  vollziehen,  zeigt  sich  in  schönster 
Form,  wie  sich  die  Energie  eines 
Pflanzenlebens  steigern  kann,  um  in 
kurzer  Zeit  alles  für  die  Erhaltung 
der  Art  Unentbehrliche  zu  leisten. 
Aus  der  Kürze  der  Blütezeit  erklärt 
sich  zwanglos  auch  die  starke  Wärme- 
und  Duftentwicklunsr    der  Blüte,    denn 


Aus  den  Vereinen. 


^7 


sie  hat  keine  Zeit  zu  verlieren  und 
muss  zu  den  wirksamsten  Mitteln 
greifen,  um  die  zur  Vornahme  der  Be- 


fruchtung unentbehrlichen  Insekten  in 
ihren  Kelch  zu  locken. 

E.  Ti essen  in  Voss.  Zeit»'. 


Aus  den  Vereinen 


Der  Gartenbauverein  zu  Potsdam 

feierte  am  21.  Oktober  im  Cafe  Sans- 
souci sein  33.  Stiftungsfest  in  gewohnter 
Weise  durch  Festessen  und  Ball. 


Verein  Deutscher  Gartenkünstler. 

In  einer  besonderen  Schrift,  betitelt: 
Verhandlungen  der  12.  Hauptversamm- 
lung des  Vereins  Deutscher  Garten- 
künstler  am  9.— 12.  Juli  1899  zu  Mann- 
heim nebst  einem  Vortrage  des  Herrn 
Architekten  Cordes,  Direktor  des 
Centralfriedhofes  zu  Hamburg:  ..Die 
Kunst  im  Gartenbau  und  die  Archi- 
tektur" hat  der  Verein  die  zahlreichen 
Gegenstände  der  Tagesordnung  kurz 
zusammengestellt.  Wohl  noch  nie  ist 
der  Verein  so  glänzend  aufgenommen 
wie  in  Mannheim.  Der  Verein  zählt 
527  Mitglieder,  Einnahme  6290  M., 
Ueberschuss  68  M.  67  Pf.  Vereins- 
vermögen 1300  M.  Das  Vereinsorgan, 
das  jetzt  im  Verlage  von  Gebr.  Born- 
traeger  unter  dem  Titel:  „Die  Garten- 
kunst" erscheint,  ist  gegen  früher 
gänzlich  umgewandelt  und  hat  sich 
ganz  bedeutend  verbessert. 

Besonders  wichtig  ist  Punkt  7  der 
Verhandlungen:  Allgemeine  Regeln  für 
die  Anpflanzung  von  Bäumen  mit 
Rücksicht  auf  die  verschiedenen 
Strassentypen,  Punkt  8:  Bewässerungs- 
einrichtungen für  Bäume  an  befestigten 
Strassen.  An  der  Pariser  Weltaus- 
stellung wird  sich  der  Verein  glänzend 
beteiligen.  Wir  freuen  uns  darüber 
ganz  besonders.  Während  viele 
deutsche  Gärtner,  z.  T.  infolge  der 
Artikel  in  einigen  Blättern  der  Pariser 
Ausstellung  noch  immer  kühl  gegen- 
überstehen, und  sich  auf  den  engen 
Standpunkt  stellen.  Frankreich  werde 
ihnen  doch  nichts  abkaufen,  nimmt 
der  Verein  Deutscher  Gartenkünstler 
den  richtigeren,  weiteren  Standpunkt 
ein.  den  auch  schon  der  Reichs- 
kommissar (siehe  Gartenflora  d.J.  S.  319) 
betont  hat.  dass  in  Paris  die  deutschen 


Erzeugnisse  von  sämtlichen  Nationen 
gesehen  werden. 

Die  deutschen  Gärtner  klagen  über 
abnehmenden  Export,  aber  die  meisten 
thun  nichts,  um  ihn  zu  heben,  sie 
wollen  die  schöne  Gelegenheit,  ihre 
Sachen  in  Paris  anzubieten,  nicht  be- 
nutzen. Wir  aber  wiederholen:  Nur 
Angebot  bringt  Nachfrage.  Hoffentlich 
entschliessen  sich  noch  viele  Gärtner, 
wenigstens  an  den  zeitweisen  (tempo- 
rären) Ausstellungen  sich  zu  beteiligen. 
L.  Wittmack. 


Eine  Sitzung  des  Landesobstbauvereins  für  das 
Königreich  Sachsen 

fand  am  13.  Oktober,  abends  6  Uhr, 
im  königlichen  Belvedere  in  Dresden 
unter  dem  Vorsitz  des  Herrn  königl. 
Kammerherrn  Amtshauptmann  von 
Schroeter  statt.  In  dieser  Sitzung  er- 
folgte die  Auszeichnung  von  Mitgliedern 
der  Bezirks-Obstbauvereine  anlässlich 
des  25jährigen  Bestehens  des  Landes- 
Obstbauvereins.  Es  wurden  diefolgenden 
Auszeichnungen  verliehen:  1.  Die 
Ehrenmitgliedschaft  des  Landes-Obst- 
bauvereins  den  Herren:  Freiherrn  von 
Friesen,  königlicher  Kammerherr  auf 
Schloss  Rötha,  Geheimen  Oekonomie- 
rat  Münzner  in  Dresden.  -  2.  Die 
silberne  Medaille  den  Herren  Geheimen 
Oekonomierat  Professor  vonLangsdorff, 
Generalsekretär  des  Landeskulturrats 
in  Dresden,  Otto  Lämmerhirt,  könig- 
licher Gartendirektor  und  Geschäfts- 
führer des  Landes  -  Obstbauvereins  in 
Dresden,  Geheimen  Baurat  Lehmann, 
Strassenbaudirektor  in  Dresden,  Rentier 
A.  Pekrun  in  Dresden,  Ritterguis- 
besitzer H.  Degenkolb  auf  Rottwern- 
dorf,  Dr.  Steglich,  Vorstand  des  land- 
wirtschaftlichen Versuchswesens  im 
Königreich  Sachsen,  Dr.  Fleischer. 
Oberlehrer  am  Realgymnasium  zu 
Döbeln,  Oberregierungsrat  von  Döring. 
Vorsitzender  des  Bezirks  -  Obstbau- 
vereins Bautzen,    J.  Brugger.    Direktor 


588 


Litteratur. 


der  Obst-  und  Gartenbauschule  zu 
Bautzen,  Rentier  Wilhelm  Wendler  in 
Dippoldiswalde,  Stadtrat  a.  D.  Rössler 
in  Freiberg,  Direktor  Ohnesorge  in 
Sebnitz,  Geheimer  Regierungsrath  von 
Polenz  in  Plauen  i.  V.,  Rittergutsbe- 
sitzer Kreller  auf  Weischlitz  in  Plauen 
i.  V.,  Endler,  Direktor  der  landwirt- 
schaftlichen Schule  in  Meissen.  —  Die 
bronzene  Medaille  den  Herren  Be- 
zirkssekretär Carl  Ferdinand  Wendel  in 
Annaberg  i.  S.,  Brandversicherungsin- 
spektor Frenzel  in  Döbeln,  Weinbergs- 
besitzer G.  Lamsbach  in  Xiederlöss- 
nitz,  Garteninspektor  Braunbart  in 
Bautzen,  Kunst-  und  Handelsgärtner 
I'inkert  in  Riesa,  Baumschulenbesitzer 
Max  Jubisch  in  Kittlitz  bei  Löbau, 
Aug.  Adam  Privatus   in    Gavernitz   bei 


Priestewitz.  —  4.  Das  Ehrendiplom 
den  Herren:  Kunst-  und  Handelsgärtner 
Langer  in  Annaberg,  Stadtgutsbesitzer 
O.  Müller  in  Dippoldiswalde,  Kunst- 
und  Handelsgärtner  Florenz  Philipp  in 
Dippoldiswalde,  Strassenwärter  Chri- 
stoph in  Löbau  in  S.,  Baumwärter 
Gutsbesitzer  Johann  Stöckel  inRupperts- 
grün.  —  Abends  8  Uhr  erfolgte  die 
Begrüssung  der  eingetroffenen  Kon- 
gressteilnehmer durch  den  Vorsitzen- 
den des  Landes-Obstbauvereins  für  das 
Königreich  Sachsen,  Herrn  kgl.  Kam- 
merherrn Amtshauptmann  v.  Schroeter. 
Sodann  erstattete  Herr  königlicher 
Gartenbaudirektor  Lämmerhirt  den  Be- 
richt über  die  Thätigkeit  des  Landes- 
Obstbauvereins  seit  dessen  Bestehen. 
(Dresdener  Nachrichten.) 


Litteratur. 


Der  Gartenrasen  von  Alexander 
Bode.  Gartenbau  -  Bibliothek 
Band  7.  Verlag  von  Karl  Siegis- 
m  und.  Berlin.  Fl  er  ausgegeben  von 
Dr.  Udo  Damm  er.  Ein  50  Seiten 
grosses,  ebenfalls  in  Oktavform  ge- 
haltenes Buch,  mit  14  Abbildungen  ver- 
sehen, nach  welchem  sich  ein  Laie 
sehr  wohl  einen  Rasen,  eine  der 
wichtigsten  Sachen  in  einem  Garten, 
anlegen  kann. 

Es  werden  eingehend  die  Aussaat, 
Düngung, Pflege  desRasens,  Bearbeitung 
des  Bodens  etc.  sowie  die  hierzu  ge- 
hörigen Gräsersorten  besprochen.  Ich 
halte  das  Walzen  des  Bodens  vor  dem 
Säen  nicht  für  nötig,  indes  ist  dies 
nur  meine  Ansicht.  Eine  Kreuzsaat, 
d.  h.  nach  zwei  Richtungen  hin  den 
Samen  auszustreuen,  um  recht  gleich- 
massig  zu  säen,  ist  erschwerend  für 
den  Gartenfreund.  Die  Sache  ist  mir 
zugleich  auch  neu.  —  Was  die  Ver- 
dünnung des  Rasens  durch  Vögel  auf 
sich  hat.  ist  mir  unverständlich,  auch 
wirken  die  vielen  Kunstdüngerarten 
sowie  die  Rezepte  auf  den  Leser  beun- 
ruhigend. 

Das  Ausflicken  alten  Rasens  durch 
Belegen  dieser  Stücke  sollte  nur  in 
grossen  Anlagen  angewandt  werden, 
um  sogleich  eine  Kontur  zu  haben. 
Auch    dürfte    ein    Privatmann     seinen 


Obst-,  Gemüse-  oder  Blumengarten  zum 
Heranbilden  von  Flickrasen  nicht  gern 
hergeben.  Auf  die  Grassortenwahl  des 
Autors  will  ich  nicht  eingehen,  heut 
wird  schliesslich  Alles  hierzu  verwandt. 
Wir,  die  wir  im  praktischen  Leben 
stehen,  wissen  genau,  welcher  Gräser 
wir  uns  zu  bedienen  haben,  und  spielen 
die  hier  zur  Verfügung  stehenden 
Mittel  eine  grosse  Rolle.  Der  Name 
Tiergarten-Mischung  ist  sehr  vieldeutig, 
und  ist  diese  Mischung  in  jeder  Samen- 
handlung anders  zusammengesetzt. 

Was  die  Unkräuter  in  einem  Garten 
betrifft,  so  lassen  sich  diese  nicht  von 
vornherein  bestimmen.  Sie  richten 
sich  nach  den  nachbarlichen  Kulturen 
oder  der  ganzen  Gegend.  Einige  von 
diesen  unliebsamen  Gästen  kehren 
allerdings  wieder,  resp.  sind  häufiger 
im  Gefolge  der  Gartengräser.  Um  die 
Bekämpfung  der  Unkräuter  aber 
intensiv  aufzunehmen,  ist  erforderlich, 
den  jungen  Rasen  vor  dem  ersten 
Schnitt  zu  jäten  —  nicht  nach  dem 
Mähen  mit  der  Sense. 

Joseph  Klar. 


Gartenbau-Bibliothek,  heraus- 
gegeben von  Dr.  Udo  Dammer, 
Band  6.  Die  ein-  und  zwei- 
jäh r  i  g  e  n  G  a  r  t  e  n  p  fl  a  n  z  e  n  von  F  r  a  n  z 
Goeschke.    Verlag  von  Karl  Siegis 


Ausstellungen  und   Kongresse. 


589 


mund,  Merlin.  Die  in  einem  etwas  weit- 
läufig gedruckten.  loSeiten  einnehmen- 
den Verzeichnis  aufgeführten  99  ein-  und 
zweijährigen  Gartenpflanzen  werden 
auf  102  Seiten  in  kleinem  1  »ktavformat 
behandelt  und  beschrieben.  Einige 
Katalog  -  Clich es  illustrieren  dieses 
Schriftchen  und  machen  auf  die 
bekanntesten  Gewächse  aufmerksam. 
Der  Autor  sagt  sehr  treffend,  dass  grade 
diese  Ptlanzen  einen  hervorragenden 
Anteil  nehmen  an  der  blumistischen 
Ausschmückung  unserer  Gärten. 

Es  werden  die  verschiedenen  Aus- 
saatmethoden erläutert  in  Bezug  auf 
l  >rt,  Zeit  etc.  sowie  die  Erdverhältnisse 
oder  Bodenansprüche,  dargethan.  Der 
Vermehrung  durch  Samen,  der  Ge- 
winnung desselben,  sowie  der  Behand- 
lung der  jungen  Ptlanzen  bis  zum  Ge- 
brauch resp.  Auspflanzen  ist  Erwähnung 
gethan.  Auch  die  Verwendung  der 
verschiedenen  ein-  und  zweijährigen 
Gewächse  ist  hier  vorgesehen. 

Ein  Gartenliebhaber  kann  sich  dieses 
Werkchen  ganz  gut  als  Richtschnur 
nehmen.  um  seinen  Garten  zum 
Schmuckkasten  umzugestalten.  Gern 
hätte  ich  allerdings  gesehen,  dass  die 
gleich  zu  behandelnden  Pflanzen  zu- 
sammen besprochen  worden  wären, 
um  dem  Betreffenden  die  Kulturen 
noch  zu  erleichtern,  als  dies  durch 
alphabetische  Anordnung  möglich  ist. 
Die  Schrift  ist  schliesslich  leicht  ver- 
ständlich geschrieben  und  wird  sich 
bald  einbürgern.  Selbst  manchem 
Gärtner  möchte  ich  es  empfehlen,  da 
dieser  heut  oft  nur  noch  Spezialist  ist 
und  hier  auch  anderes  sogleich  findet. 
Joseph  Klar. 


F e s ts c h r i f t  zu  Ehren  derjahres- 
Ve r s a  m  m lu n  g  d er  D eu ts c h en  D e n- 

drologischen  Gesellschaft  1899 
zu  Dresden.  Diese  mit  zahlreichen 
vorzüglich  ausgeführten  schwarzen  Ab- 
bildungen gezierte  Schrift  isteinSonder- 


abdruck  aus  dem  Jahresbericht  der 
Genossenschafts-Flora,  Gesellschaft  für 
Botanik  und  Gartenbau  zu  Dresden  1899, 
und  enthält  folgende  wichtige  Aufsätze: 
0.  Drude,  l'eber  die  Herkunft  der  in 
der  deutschen  Dendrologie  verwendeten 
Gewächse  nebst  einer  Eiste  derselben 
und  einer  Karte:  F.Bouche,  Der  Kgl. 
Schlossgarten  zu  Pillnitz  mit  Ab- 
bildung der  100jährigen  Camellia  und 
I  schöner  Koniferen ;  F.  Bedien.  Winter- 
|  harte  Rhododendron  mit  Abbildungen 
des  in  Striesen  errichteten  Rhododen- 
dron-Hains unter  Kiefern  von  T.J.Se 
in  Laubegast  bei  Dresden;  G.  Büttner, 
Der  forstbotanische  Garten  zu  Tharandt 
mit  Abbildung  des  Rhododendron 
maximum  und  der  Pseudotsuga  Dou- 
glasii  daselbst.  L.  V. 


Sitzungsbericht  und  Abhand- 
lungen der  Genossenschaft  Flora, 
Gesellschaft  für  Botanik  und  Gartenbau 
zu  Dresden.  3.  Jahrgang  der  neuen  Folge 
1898/99,  herausgegeben  von  Franz 
Eedien.  Kgl.  Garten  -  Inspektor  am 
Kgl.  botanischen  Garten  zu  Dresden. 
Enthält  ausser  in  den  vorstehend  bereits 
aufgeführten  Abhandlungen,  die  als  Fest- 
schrift für  die  dendrologische  Gesell- 
schaft erschienen  sind,  auch  in  den 
Sitzungsberichten  viel  Interessantes, 
u.  a.  auch  über  die  Wirksamkeit  des 
Ober  -  Gartendirektors  Bouche.  E)ie 
Jahresrechnung  weist  ein  Vermögen 
von  164239,26  M.  auf,  wovon  100000  M. 
in  Hypotheken  angelegt  sind.  Darnach 
wäre  die  Flora  wohl  der  reichste 
Verein  Deutschlands.  L.  W. 


Julius  Wortmann.  Ueber  das  Um- 
schlagen der  Weine,  mit  Abb.  (S.  A. 
aus  «Weinbau  und  Weinhandel    |. 


Jakob  Erikson,  Henry  Leveque  de 
Vilmorin  f.  Mit  Portrait  (S.  A.  aus 
Svenska  Trädgardföreningens  Tid- 
skrift  S.   129). 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


Obst-  und  Gartenbau-Aussteilung 
zu  Landsberg  a.  W.  vom  21.— 24.  September  1899 

Die  nach  Programm  vielverheissende 

Ausstellung  entsprach  leider  nicht  den 


gehegten  Erwartungen.  Wenn  auch  die 
Leistungen  Einzelner,  namentlich  in  den 
<  ibstabteilungen,  als  »gut«  bezeichnet 
werden    mussten.    so    doch    nicht    die 


39° 


Ausstellungen   und  Kongresse. 


der  Gesamterscheinung.  Und  in  noch 
geringerem  Masse  gilt  dies  von  der 
Gartenbau-,  d.  h.  Pflanzenabteilung. 

An  letztere  anknüpfend,  so  sind  hier 
auf  dem  Gebiete  der  Topfpflanzen  (in 
der  im  ganzen  24  Aussteller  zählenden 
Abteilung)  hervorzuheben:  C.  Ehrend- 
Zielenzig  mit  sehr  schönen  Cyclamen 
persicum,  S  c  h  at  t  li  n  g  -  Landsberg 
mit  Farnen,  S  c  h  u  lz  e  -  Landsberg 
mit  Palmen  und  Primula  obconica 
rosea,  Forck-Landsberg  und  O.  Herz- 
Dammkrug  mit  Baumschulartikeln, 
Wernicke-Landsberg,  Ruthe-Vietz, 
Zschäckel-Trebschen  mit  Gemüse 
(Gurken, Tomaten,  Salate, Bleichsellerie). 

Auf  dem  Gebiete  ^Blumen-Arran- 
gements« waren  sehr  schöneLeistungen, 
allerdings  auch  einzelne,  auf  welchen 
so  mancherlei  Verirrungen,  Geschmack- 
losigkeiten («Mein  Herz  ist  wie  ein 
Bienenhaus«  etc.)  sich  bekundeten;  wir 
landen  u.  A.  einen  Gyclamen-Korb 
und  ein  Trauerbouquet  vonBengisch- 
Landsberg,  einen  Kranz  mit  Lapageria 
alba,  sowie  Brautbouquet  von  Sturm- 
Schneidemühl,  Caladien  -  Kranz  mit 
Asparaguswedel  von  Merten  sen.- 
Landsberg,  Zusammenstellungen,  über 
die  man  sich  wohl  freuen  konnte. 
Aber  damit  waren  denn  auch  diese 
Aufgaben  erschöpft  und  wendete  sich 
das  Interesse  hauptsächlich  der  ersteren 
Abteilung,  den  »Früchten«,  zu.  Hätten 
hier  neben  einigen  Privaten  nicht  die 
bekannten  Mitglieder  des  Märkischen 
Obstbau-Vereins:  Driese,  Gr. -Camin, 
Vietz,  Werder  a.  H.,  Soldin  und  Calau 
ihre  Ehre  eingesetzt,  Brauchbares  zu 
liefern,  so  wäre  auch  diese  Abteilung 
in  ihrem  Werte  ganz  bedeutend  ge- 
sunken. Wieder  mal  ein  Beweis,  dass 
zum  Gelingen  einer  Ausstellung  es 
nicht  lediglich  einer  leitenden  Behörde 
bedarf,  sondern  vor  allem  der  selbst- 
ständigen Arbeit  der  der  Ausstellung 
bedürftigen  Unternehmer.  Die  Samm- 
lung Früchte  (Aepfel  und  Birnen,  der 
Reifezeit  nach  geordnet)  in  Pyramiden- 
form von  Fabrikbesitzer  Jähne-Lands- 
berg  legte  Zeugnis  ab  von  dem  Ver- 
ständnis des  Liebhabers,  von  dem  guten 
Kultivateur.  Sorten  wie:  Müllers 
Spitzapfel,  Reinette  d'Angleterre,  Idas 
Liebling,  Geflammter  Cardinal,  Moh- 
runger  Rosenapfel,  und  Birnen: 
Gellerts  Butterb.,  Boscs  Flaschenb., 
Pitmaston,  General  Tottieben,  Clairgeau, 
Williams    Christbirne;    ferner:   Grosse 


Casseler  Reinette,  Gelber  Richard. 
Hawthornden,  Landsberger  R.,  Weisser 
Winter-Calvüle  von  Frau  Knell- 
Campehl  bei  Neustadt  a.  D.,  Driese, 
Gr.  -  Camin  und  Ouilitz-Landsberg, 
dann  gelber  Bellefleur,  Kaiser 
Alexander,  Schöner  von  Pontoise 
von  Flick-Stennewitz,  Birnen:  Köst- 
liche A*on  Charneu,  Klapps  Liebling. 
Pastorenbirne,  gute  Luise  von  Cantor 
Blauert  und  C.  Winter  -  Vietz. 
R.  Fluder- Alt-Döbern,  Schattling 
und  Forch- Landsberg  sind  Früchte, 
die  sich  auf  jeder  Ausstellung  sehen 
lassen  können.  Seitens  der  Gemeinden 
Vietz,  Soldin,  Calau,  Werder  verdienen 
namentlich  letztere  wegen  Einführung 
neuerer  bezw.  wenig  bekannter  Sorten 
von  Birnen,  wie:  Lelectier,  Margar. 
Marillat,  President  Maas,  Gute  von 
Ezee,  Birne  von  Tongres,  Minister  Dr. 
Lucius,  Triumph  von  Vienne,  dem 
umfangreichen  Apfel-Sortiment,  wie 
der  Pflaumen-Sorten:  Anna  Späth,  Her 
Majesty,  Unvergleichliche,  Diamant, 
Königsgeschenk  von  Neapel,  gelbe  Eier- 
pflaume, besonderer  Erwähnung.  Des- 
gleichen lobenswert  war  die  Vorführung 
an  Dörrobst  von:  Langtons  Sonder- 
gleichen, Charlamowsky,  Sommer-  und 
Gold-Parmäne,  Birnen:  Capiaumont, 
Esperens,  rote  Herbst  -  Bergamotte 
seitens  der  Vietzer  Gemeinde.  Hin- 
sichtlich der  Neuheiten  Apfelsämling, 
grosse  Frucht,  grün,  Sonnenseite  stark 
gerötet,  Frau  Luise  Forch  benannt  von 
Forch-Landsberg;  Idas  Liebling,  eine 
mittelgrosse,  hellgelbe  Frucht,  mit  tief- 
liegendem schwarzen  Blütenkelch, 
tiefem  Stielansatz  von  den  beiden  Aus- 
stellern Ouilitz  und  Jähne-Lands- 
berg,  sowie  des  lebhaft  rot  schattierten 
länglich  geformten  Hermanns-Apfel  von 
Driese- Gr. -Cammin  muss  uns  erst  die 
Erfahrung  lehren,  welche  unter  diesen 
begehrens-  und  empfehlenswert  sein 
könnten.  Idas  Liebling  sowie  der 
Hermanns-Apfel  werden  schon  jetzt  von 
den  betr.  Besitzern  rühmlichst  erwähnt. 
Als  wesentliches  Ergebnis  hat  die 
Ausstellung  indirekt  den  Beweis 
geliefert,  dass  in  Berücksichtigung  von 
Ausstellungs-Objekten  wir  nur  dann 
von  wirklichem  Fortschritt  reden, 
teilnehmender  Unterstützung  seitens 
Behörden  wie  Liebhaber  gewärtig  sein 
dürfen,  sobald  unsere  Leistungen  die 
drei  Grundforderungen:  Verstand,  Fleiss 
und  Mühe  erkennen  lassen.  H. 


Eingesandte  Preisverzeichnisse. 


59' 


Die  Eröffnung  der  Allgemeinen  Deutschen  Obst- 
ausstellung  in  Dresden 

fand  am  14.  Oktober,  mittags  12  Uhr. 
im  städtischen  Ausstellungspalaste  statt. 
Dem  feierlichen  Akte  wohnten  bei 
Se.  Exzellenz  der  Herr  Staatsminister 
von  Metzsch.  Ihre  Exzellenzen  der 
preussische  Gesandte  Graf  von  Dönhoff, 
der  bayerische  Gesandte  Freiherr  von 
Niethammer  und  der  österreichische 
Gesandte  Graf  Lützow,  Geh.  Rat 
Meusel,  Geh.  Oekonomierat  Münzner, 
Geheimer  Regierungsrat  Amtshaupt- 
mann Dr.  Schmidt.  Amtshauptmann 
von  Burgsdorff.  königlicher  Kammer- 
herr Amtshauptmann  von  Schroeter, 
zahlreiche  Mitglieder  des  Rats  mit  den 
Herren  Oberbürgermeister  Geheimer 
Finanzrat  Beutler  und  Bürgermeister 
Leupold  an  der  Spitze,  viele  Stadt- 
verordnete, Vertreter  der  Bezirksobst- 
bauvereine, Vorstände  und  Mitglieder 
der  verschiedenen  Ausstellungsaus- 
schüsse u.  a.  m.  Um  12  Uhr  erschien 
der  hohe  Protektor  der  Ausstellung, 
Se.  königliche  Hoheit  Prinz  Friedrich 
August,  welchem  beim  Eintritt  in  die 
Ausstellungshalle  von  der  Tochter  des 
Herrn  Dr.  Steglich  ein  prächtiger 
Blumenstrauss  überreicht  wurde.  Se. 
Majestät  der  König  wohnte  der  Er- 
öffnungsfeier nicht  bei.  Im  Xamen 
der  Ausstellungsleitung  begrüsste  Herr 
königlicher  Kammerherr  Amtshaupt- 
mann von  Schroeter  Se.  königliche 
Hoheit  mit  einer  kurzen  Ansprache, 
welche  in  ein  begeistert  aufgenommenes 


Hoch  auf  Se.  Majestät  den  König,  auf 
den  hohen  Protektor  der  Ausstellung, 
Se.  königliche  Hoheit  Prinz  Friedrich 
August,  sowie  auf  die  ganze  königliche 
Familie  ausklang.  Unter  Führung  des 
Herrn  Amtshauptmann  von  Schroeter 
trat  Se.  königliche  Hoheit  alsdann 
einen  Rundgang  durch  die  Aus- 
stellung an.     (Dresdener  Nachrichten.) 


Lyon.  Vom  3.  bis  12.  November  1899. 
Allgemeine  Gartenbau-Ausstellung  der 
Societe  d'horticulture  du  Rhone,  ver- 
bunden mit  einer  Ausstellung  von 
darauf  bezüglichen  Kunst-  und  ge- 
werblichen Gegenständen  bei  Gelegen- 
heit des  4.  Kongresses  der  französischen 
Chrysanthemum-Züchter.  Aus  diesem 
Anlass  wird  ein  internationaler 
Wettbewerb  in  Chrysanthemum 
damit  verbunden  sein.  Fahrpreis- 
ermässigungen um  50  °  0  sind  erbeten. 
Programme  beim  General-Sekretär 
G.  Chabonne,  Palais  des  Arts  in 
Lyon  (Rhone). 

Gent,  12. — 14.  Nov.  1899.  104.  Aus- 
stellung der  Soc.  roy.  d'agric.  et  de 
botanique  de  Gand.  Chrysanthemum, 
Zierpflanzen,  Orchideen  und  Obst.  Aus- 
länder sind  ebenfalls  zugelassen.  An- 
meldungen an  Herrn  Sekretär  Fierens, 
Coupure  1  —  5  in  Gent,  bis  4.  November 
7  Uhr  abends. 

Paris.  Internationaler  gärtnerischer 
Kongress,   25.  und  20.  Mai  1900. 


Eingesandte  Preisverzeichnisse. 


Otto  Putz.  Erfurt.  Blumensamen- 
Neuheiten  eigener  Zucht  1899/1900.  — 
Josef  Mock.  Trier.  Obstbaum-, 
Pflanzen-  und  Rosenkatalog  für  Herbst 
und  Frühjahr  1899/1900.  —  Verkaufs- 
verzeichnis der  Obst-  und  Gehölz- 
baumschulen des  National-Arboretums 
und  Alpengartens  Zöschen  bei  Merse- 
burg.    Herbst   1890  bis  Frühjahr  1900. 

—  Desgl.  Neuheiten-Liste  1899  nebst 
einem  Anhang  über  Magnolien,  Hex 
und    verschiedene    seltenere    Pflanzen. 

—  R.  Kiese wetter,  Genthin.  Preis- 
verzeichnis 1899/1900,  Rosen-Baum-, 
Gehölzschulen  und  Koniferen.    Spezial- 


Kultur Rosen.  —  P.  Lambert,  Trier. 
Rosenzüchterei  1899/190«.».  für  Laien  mit 
Angabe  der  besten  Sorten.  —  Wilhelm 
Putzer,  Stuttgart.  Preis-Verzeichnis 
über  Rosen  und  holländische  Blumen- 
zwiebeln nebst  einem  Auszug  aus  dem 
Hauptkatalog  über  Neuheiten  von  Topf- 
und Freilandpflanzen,  Sträucher,  Beeren- 
früchte und  Samen  zur  Herbstaussaat. 
j  —  Fr.  Jak.  Dochnahl  sen.,  Neustadt 
1.  a.  d.  Haardt.  Preis-Verzeichnis  Herbst 
1899,  Frühjahr  1900.  —  F.  C.  Heine- 
mann, Erfurt.  Neuheitenliste  für 
1S99/1900.  —  Fratelli  Scartratti, 
Padua.     Preis-Verzeichnis  Herbst  1899. 


r«,2 


Personal-Nachrichten. 


—  Pomologisches  Institut,  Reut- 
lingen. 1899/1900.  Preis-Verzeichnis 
über  Kern-.  Stein-  und  Schalenobst- 
bäume, Stachel-  und  Johannisbeeren, 
Himbeeren,  Brombeeren,  Erdbeeren, 
Zierbäume,    Sträucher,    Rosen,    Werk- 


zeuge,Bücher  und  Sämereien.  —  Martin 
Grashoff,  Quedlinburg.  Sommer- 
blumen-Neuheiten 1899/1900,  besonders 
neue  Formen  von  Helianthus  cucumeri- 
folius  eigener  Züchtung. 


Personal-Nachrichten. 


Unserem  verehrten  korrespondieren- 
den und  wirklichen  Mitgliede  Herrn 
Prof.  Dr.  Paul  A seh  er son -Berlin  ist 
anlässlich  der  Vollen  düng  der  Ascherson- 
Graebnerschen  Flora  des  nordöstlichen 
Deutschland  (siehe  Seite  477)  der  Rote 
Adlerorden  4.  Klasse  verliehen. 


Der  Oekonomierat  Sie  wert  zu  West- 
end bei  Berlin,  langjähriges  Mitglied 
des  Vereins  zur  Beförderung  des  Garten- 
baues, f  am  17.  Oktober,  erst  47  Jahre 
alt.  Der  Verstorbene  war  ein  eifriger 
Förderer  des  Gartenbaues  und  der 
Landwirtschaft.  Er  war  Ehrenbürger 
der  Stadt  Strelitz  i.  M.,  Ehrenmitglied 
des  dortigen  Männer-Gesangvereins  und 
des  dortigen  Männer-Turnvereins.  Alle 
drei  waren  durch  Deputationen  (letztere 
beiden  mit  ihren  Fahnen)  bei  der  Be- 
erdigung auf  dem  Mathäikirchhof  am 
21.  Oktober  vertreten. 


Dem  Hofgärtner  Neumann  in  Karls- 
ruhe (Oberschlesien)  wurde  die  Königl. 
württembergische  Verdienstmedaille 
verliehen. 


Dem  Herrschaftsgärtner  Friedrich 
Klatte  inBialskosch  ist  das  preussische 
Allgemeine  Ehrenzeichen  verliehen. 


Oscar  Nicol,  bisher  Lehrer  für 
Garten-  und  Obstbau  an  der  Provinzial- 
Gartenbau-  und  Obstbauschule  zu  Witt- 
stock, wurde  als  Stadt-Obergärtner  in 
Magdeburg  angestellt. 


Prof.  Dr.  Max  Barth,  Dirigent  der 
landwirtschaftlichen  Reichs-Versuchs- 
anstalt zu  Colmar  starb  Ende  August 
in  Rufach  i.  Elsass,  wo  früher  diese 
Anstalt  belegen  war,  im  Alter  von 
44  Jahren.  Er  veröffentlichte  1893  eine 
Preisschrift:  Die  künstlichen  Dünge- 
mittel im  Getreide-,  Futter-  und  Handels- 
gewächsbau   (Verlag  von  Paul  Parey) 


und  widmete  sich  in  den  letzten  Jahren 
besonders  der  Weinuntersuchung  und 
der  Obstbaumdün^unof. 


Paul  PI  um  ecke,  Handelsgärtner  in 
Nieder-Schönhausen  bei  Berlin,  f  am 
17.  September  im  35.  Lebensjahre. 


Der  Rentier  C.  Schulz,  Charlotten- 
burg (Schwager  des  Herrn  Dr.  Carl 
Bolle),  Mitglied  des  Vereins  zur  Be- 
förderung des  Gartenbaues,  f  am 
22.  Oktober.  Derselbe  war  Stadt- 
verordneter in  Charlottenburg  und 
eifriger  Förderer  von  Wohlthätigkeits- 
bestrebungen. 


Prof.  Dr.  August  Garcke,  der 
bekannte  Verfasser  der  Flora  von 
Deutschland,  die  jetzt  in  18.  Auflage 
erschienen  ist,  langjähriges  Mitglied 
des  Vereins  zur  Beförderung  des  Garten- 
baues, feierte  am  25.  Oktober  seinen 
80.  Geburtstag. 


Geh.  Regierungsrat  Prof.  Dr.  Seelig- 
Kiel  ist  zum  Ehrenpräsidenten,  Garten- 
baudirektor Carl  Mathieu-Charlotten- 
burg  zumEhrenmitgliede  des  Deutschen 
Pomologenvereins  ernannt. 


Die  durch  den  Abgang  des  hiesigen 
Grossherzogl.  Gartendirektors  Hampel 
in  Schwerin  erledigte  städtische  Ober- 
gärtnerstelle in  Treptow  ist  durch 
Herrn  städtischen  ObergärtnerClemen, 
bisher  im  Victoriapark,  besetzt  worden, 
in  die  Clemensche  Stelle  ist  darauf 
Herr  städt.  Obergärtner  Weiss  gerückt, 
und  für  die  dadurch  frei  gewordene 
Stelle  seitens  der  Park-Deputation  der 
Gartentechniker  Böttcher  in  Vorschlag 
gebracht  worden.  (Herr  Böttcher 
leitet  auch  nebst  Herrn  Hofgärtner 
Hoffmann  den  Zeichenunterricht  in 
der  Städtischen  Fachschule  für 
Gärtner.) 


'Gartenflora  1899 


Tafel  1468. 


BlLLBERGIA  HYBRIDA  ULTRA  JE  CTENSIS 


Billbergia  hybrida  ultrajectensis  Wittm. 

(B.  nutans        vittata?). 

Hierzu  Tafel  1468. 
'flanze  von  aufrechtem,  steifem  Wuchs.  Unterste  Blätter  lineal,  allmählich 
'  zugespitzt,  zurückgebogen,  die  folgenden  breiter,  die  obersten  (innersten) 
breit  riemeniörmig,  steifer,  den  Blütenschaft  umhüllend,  aufrecht,  an  der  Spitze 
mehr  oder  weniger  zurückgebogen.  Der  Rand  mit  entfernten,  nach  vorwärts 
gerichteten  Zähnen,  die  Spreite  oberseits  glänzend,  an  den  innersten  aber  stumpf- 
graugrün, unterseits  stumpf-graugrün,  und  daselbst  mehr  oder  weniger  mit 
weisslichen  Ouerbinden. 

Blütenschaft  aufrecht,  kräftig,  an  der  Spitze  übergebogen,  etwa  so  lang 
als  die  Blätter,  von  grossen,  schön  karmin-rosaroten  Hochblättern  umhüllt. 
Die  obersten  Hochblätter  abstehend,  länglich,  zugespitzt,  nur  die  beiden  aller- 
obersten  fruchtbar  und  daher  als  Deckblätter  anzusehen,  in  der  Achsel  dieser 
beiden  je  vier  Blumen. 

Blütenstand  fast  nickend,  traubig  (oder,  da  die  beiden  untersten  Blüten- 
stiele .iblütig  sind,  im  unteren  Teile  rispig),  die  Achse  hin  und  her  gebogen, 
grün.  —  Vorblättchen  kurz,  eiförmig,  das  der  untersten  Blüte  halb  so  lang  wie 
der  Fruchtknoten  und  rot,  das  der  übrigen  ein  Viertel  so  lang  und  grün. 

Blüten  fast  sitzend;  Kelch  cylindrisch,  Kelchzipfel  lanzettlich,  zugespitzt, 
rosarot,  an  der  Spitze  indigoblau;  Blumenblätter  zungenförmig,  zugespitzt,  ab- 
stehend, zuletzt  zurückgekrümmt,  indigoblau,  an  der  Basis  mit  zwei  wenig 
gezähnten  Schüppchen.  Staubbeutel  über  die  Blumenblätter  hervorragend, 
goldgelb,  Narben  anfangs  spiralig  zusammengedreht,  später  entfaltet,  so  hoch 
stehend  wie  die  Staubbeutel.  Fruchtknoten  cylindrisch,  9  furchig.  Samenanlagen 
(( »viila)  länglich,  stumpf  (ohne  Anhang). 

Fruchtknoten  15  mm  lang,  5  mm  dick,  Kelch  20  mm  lang,  Blumenblätter 
35  mm  lang.     Pollenkörner  goldgelb,  0,040  mm  lang,  0,020  mm  breit. 

Diese  schöne,  im  Winter  blühende  Bromeliaceae  wurde  uns  ohne  Xamen 
von  Ihn.  C.arteninspektor  J.  K.  Budde  am  botanischen  Garten  in  l'trecht 
(Holland)  im  blühenden  Zustande  am  18.  Dezember  1S98  übersandt  und  in  der 
Versammlung  des  Vereins  z.  B.  d.  G.  vom  29.  Dezember  1898  vorgeführt.  (Siehe 
das  Protokoll  in  Gartenflora  1899  S.  37).  Wie  Herr  Budde  schrieb,  stammt 
dieselbe  von  einer  Befruchtung  von  Billbergia  nutans  (der  nickenden  Billbergia) 
mit  einer  anderen  nicht  näher  bekannten  Art.  —  Allem  Anschein  nach  muss 
dies  Billbergia  vittata  (die  gestreifte  Billbergia)  gewesen  sein,  da  die  Pflanze 
ganz  die  Gharaktere  eines  Bastardes  von  B.  nutans  und  B.  vittala  zeigt.  Herr 
Budde  bemerkte  demgegenüber  freilich,  dass  B.  vittata  unmöglich  im  Spiel 
sein  könne,  weil  B.  vittata  im  Botanischen  Garten  zu  l'trecht  gar  nicht  vor- 
handen sei.     Vielleicht  ist  sie   aber  dort  unter  einem  andern  Xamen,    oder  es 


-Q4  ^64.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues    etc. 

sind  Bastarde  von  ihr  vorhanden.  Ich  habe  schon  in  der  Vereinssitzung  am 
29.  Dezember  erklärt,  dass  die  Pflanze  der  Billbergia  hybrida  leodiensis» 
der  Lütticher  Billbergia,  sehr  ähnlich  sei,  und  diese  ist  ein  Bastard  von  B.  vittataQ 
X  nutans  cf.  Herr  Garteninspektor  a.  D.  H.  Witte  hat  Billbergia  leodiensis  und 
die  umgekehrte  Kreuzung  B.  intermedia  (B.  nutans  Q  x  vittata  cf)  ein_ 
gehend  beschrieben  und  nebst  den  Eltern  sehr  charakteristisch  abgebildet  in 
Gartenflora  1891  S.  563.  Wir  empfehlen  allen  Interessenten,  diese  Abbildungen 
anzusehen,  da  sie  deutlich  zeigen,  wie  die  Mutter  den  Habitus  des  Bastardes, 
wenigstens  bei  Bromeliaceen,  beeinflusst. 

Auch  Herr  E.  Th.  Witte  in  Leiden,  der  Nachfolger  seines  Vaters,  hat 
Herrn  Budde  geschrieben,  dass  seine  Pflanze  der  B.  hybr.  leodiensis  am 
ähnlichsten  sei. 

Vergleicht  man  unsere  heutige  Tafel  mit  der  schwarzen  Abbildung  von 
B.  leodiensis  Gartenflora  1891,  S.  563.  so  findet  man,  dass  die  Pflanze  aus 
Utrecht  noch  etwas  steifer  ist  (noch  mehr  aus  Blech  oder,  wie  die  Franzosen 
sagen  würden,  aus  Zink),  dass  die  Blätter  den  Blütenschaft  noch  dichter  um- 
hüllen, dass  der  Blütenstand  etwas  aufrechter  ist,  dass  die  weissen  Querbinden 
deutlicher  sind;  aber  das  sind  alles  nur  graduelle  Unterschiede.  Der  Blüten- 
stand der  B.  leodiensis  ist  auf  der  Abbildung  1.  c.  auch  etwas  hängender, 
doch  liegt  das  vielleicht  nur  daran,  dass  die  Pflanze  mehr  im  Abblühen  war. 
Da  nun  aber  nicht  genau  feststeht,  welche  Arten  bei  unserm  Bastard  beteiligt 
sind,  und  gärtnerisch  betrachtet  die  angeführten  Unterschiede  der  Utrechter 
Pflanze  doch  einen  anderen  Charakter  geben,  so  halte  ich  es  für  besser,  sie 
vorläufig  wenigstens  mit  einem  neuen  Xamen  zu  versehen  und  nenne  ich  sie, 
da  Utrecht  bei  den  Römern  »Ultrajectum  ad  Rhenum«  hiess,  Billbergia  hybrida 
ultrajectensis. 

Von  Billbergia  nutans  hat  die  Pflanze  eigentlich  sehr  wenig  geerbt, 
nur  die  schön  rosa-karminrote  Farbe  der  Hochblätter  dürfte  durch  sie  beein- 
flusst sein,  da  diese  bei  B.  vittata  mehr  zinnoberrot  sind. 

Erklärung  der  Abbildungen:  a.  Blüte,  b.  dieselbe  im  Längsschnitt, 
c.  Blumenblatt  mit  den  zwei  Schüppchen  (ligulae),  d.  Narbe,  e.  Ovula,  f.  Pollen. 

L.  Wittmack. 


864.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues 

am  26.  Oktober  1899 

in  der  Königlich  landwirtschaftlichen  Hochschule  zu  Berlin. 

I.  Der  Direktor  des  Vereins,  Kgl.  Gartenbaudirektor  Lackner,  widmete 
den  dahingeschiedenen  Mitgliedern,  Ökonomierat  Siewert-Westend  und 
Rentier  C.  Schultz- Charlottenburg,  warme  Worte  der  Teilnahme  und 
erhoben  sich  die  zahlreich  Versammelten  zu  deren  Gedächtnis  von  ihren 
Sitzen. 

II.  Der  1.  Stellvertreter  des  Direktors,  Konsul  Seifert,  wies  darauf  hin,  dass 
gestern,  am  25.  Oktober,  ein  langjähriges,  weltbekanntes  Mitglied,  Professor 
Dr.  August  Garcke,  seinen  80.  Geburtstag  gefeiert  habe,  was  leider 
dem  Vorstande   nicht    rechtzeitig    bekannt    geworden    sei.     Garcke,   der 


864.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc.  CQt 


ursprünglich  Theologe  war,  ist  seit  1856  Kustos  am  Berliner  Königl. 
Herbarium,  dem  jetzigen  Kgl.  botanischen  Museum,  aber  erst  mit  51  Jahren 
hat  er  seine  Lehrthätigkcit  an  der  Universität  begonnen,  seitdem  aber 
Tausende  von  Schülern  ausgebildet.  Allbekannt  ist,  welch  grosse  Verdienste 
sich  Garcke  durch  Herausgabe  seiner  Flora  von  Deutschland,  die  in  den 
18  Auflagen  in  55000  Exemplaren  verbreitet  ist,  erworben  hat.  —  Es 
wurde  beschlossen,  dem  Herrn  Professor  Garcke  noch  nachträglich  die 
Glückwünsche  darzubringen. *) 

III.  Vorgeschlagen  wurde  zum  wirklichen  Mitgliede: 

Herr    Obergärtner   Busse    in   Britz  b.  Berlin,    durch    Herrn    Ober- 
gärtner Nahlopp. 

[V.  Ausgestellte  Gegenstände  waren  in  reicher  Zahl  vorhanden. 

1.  Herr  Adam  Hey  dt,  Schlossgärtner  auf  Schloss  Dallmin  (West- 
I'rignitz),  Station  Karstadt  der  Berlin-Hamburger  Bahn,  der  Besitzung  Seiner 
Exzellenz  des  Herrn  Staatssekretärs  des  Reichspostamtes  von  Podbielski, 
hatte  eine  grosse  Zahl  Äpfel  und  eine  kleine  Anzahl  Birnen,  im  ganzen 
37  Sorten  eingesandt,  darunter  zum  Teil  bekannte,  zum  Teil  Lokalsorten, 
um  deren  Bestimmung  er  bat.  Herr  Königl.  Gartenbaudirektor 
Carl  Mathieu,  Herr  Lehrer  R.  Schulze  und  Herr  Geschäftsführer 
Junge  unterzogen  sich  dieser  schwierigen  Aufgabe.  -  Interessant  war, 
dass  Herr  Hey  dt  angegeben  hatte,  in  welchem  Jahre  der  betreffende 
Baum  gesetzt  war.     Einzelne  waren  schon  um   1780  gepflanzt. 

Herr  Landschaftsgärtner  Vogel  er- Charlottenburg  bemerkt,  dass 
Dallmin,  nördlich  von  Perleberg,  ein  altes  von  Jagowsches  Gut  sei; 
zuletzt  hatte  es  aus  dieser  Familie  der  Oberpräsident  von  Jagow  im 
Besitz,  nach  dessen  Tode  kam  es  in  die  Hände  seines  Schwagers,  des  Generals 
von  Podbielski,  der  Vater  des  jetzigen  Staatssekretärs.  Dallmin  hat, 
wie  die  ganze  Prignitz,  einen  grossen  Obstbau,  und  zeichneten  sich  die 
Jagowschen  Güter  von  je  her  durch  Obstbau  aus.  Anfang  der  70er  Jahre 
wurde  Herr  Vogeler  auf  Veranlassung  des  f  Hofgartendirektors  Jühlke 
nach  diesen  Gärten,  zu  denen  noch  Rühstädt,  Ouitzöbel  und  Friedrichs- 
walde gehören,  gesandt.  Alle  drei  liegen  in  der  Eibniederung  und 
ziehen  viel  Obst,  namentlich  Ouitzöbel.  Damals  ging  das  Obst  kahn- 
weise  nach  Berlin  und  wurde  hier  als  »böhmisches«  Obst  verkauft. 

2.  Herr  Hofmusikalienhändler  Bahn-Gross-Lichtertelde  erfreute  die 
die  Versammlung  durch  ein  Sortiment  abgeschnittener  herrlicher  gross- 
blumiger Chrysanthemum  indicum  in  Riesenexemplaren.  Sein  Ober- 
gärtner, Herr  Seelbinder,  gab  dazu  folgende  Erläuterungen:  Die  Haupt- 
bedingung, um  grosse  Blumen  zu  erzielen,  ist,  dass  man  sich  kräftige 
Stecklinge  verschafft.  Zu  dem  Zweck  bringe  ich  die  alten  Pflanzen, 
wenn  sie  abgeblüht  haben,  in  einen  Mistbeetkasten  und  überwintere  sie 
kalt.  Ende  März  und  Anfang  April  pflanze  ich  sie  ins  Freie  und  nehme 
nur  die  stärksten  Zweige  zu  Stecklingen.  Diese  stecke  ich  in  kleine 
Töpfe,  die  auf  einen  warmen  Mistbeetkasten  kommen  und    gebe   erst  nur 


*)  Dies  ist  am  Sonntag,  den  2(j.  Oktober,  durch  den  Direktor  des  Vereins  und  den 
General-Sekretär  geschehen,  unmittelbar  nachdem  auch  der  Vorstand  der  Deutschen  botanischen 
Gesellschaft,  vertreten  durch  Geheimen  Regierungs-Rat  Schwendener,  Professor  Kny  und 
I-.  Wittmack,  denen  sich  Professor  Warburg  angeschlossen,  seine  nachträglichen  Glück- 
wünsche    dargebracht  hatte. 


rq6  864.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc. 

leichte  Erde.  Später  werden  sie  in  grössere  Töpfe  gebracht  und  endlich 
noch  einmal  in  noch  grössere,  in  welchen  sie  blühen  sollen.  Ich  dünge 
so  viel  wie  der  gärtnerische  Blick  lehrt.  Bei  weissen  Sorten  muss  man 
vorsichtig  sein  mit  dem  Giessen. 

Die  Sorten  waren  folgende:  William  Sewart,  dunkelbronze,  Hairy 
Wonder,  gelb,  behaart,  Mrs.  C.  Harmann  Payne,  rosa,  William  Tricker, 
rosa,  Baron  Hirsch,  eingekrümmt,  rosa,  Viviand  Morel,  die  altbekannte 
rosa  Sorte,  Mr.  E.  S.  Trafford,  bronzefarben,  John  Lightfoot,  rosa,  Emily 
Salisbury,  rahmweiss.  Charles  Davis,  rosa,  Mme.  Carnot,  röhrenförmig, 
sehr  gross  weiss,  W.H.Lincoln,  bekannte  Sorte,  Lily  Love,  weiss  mit  grün- 
lichem Schein,  Louis  Böhmer,  röhrig,  behaart. 

Herr  Gartenbaudirektor  Lackner  wies  auf  die  ausserordentliche 
Schönheit  der  Blumen  nochmals  hin. 

3.  Herr  Gärtnereibesitzer  Emil  Di etze-Steglitz  brachte  abgeschnittene 
La  France-Rosen  von  wunderbarer  Schönheit.  Es  sind,  wie  er  be- 
merkte, Blumen  von  wurzelechten  Rosen.  Die  Stecklinge  sind  Mitte 
April  auf  einen  warmen  Kasten  gesteckt  in  sandige  Erde,  Torfmull 
mit  Sand  gemischt,  dann  kamen  sie  in  kleine  Stecklingstöpfe,  Mitte 
Mai  in  grössere,  31/2  Zoll  grosse  Töpfe  (sog.  14er)  und  blieben  darin, 
bis  sie  durchgewurzelt  waren.  Hierauf  wurden  sie  in  einem  Hause,  das 
von  Norden  nach  Süden  gelegen  ist,  auf  Beete  ausgepflanzt.  Die  Beete 
stellt  Herr  Dietze  sich  sehr  billig  her.  Alle  2  m  liegt  eine  Querlatte 
auf  hoher  Kante,  auf  dieser  liegen  6  Latten  wieder  auf  hoher  Kante, 
das  Ganze  ist  bespannt  mit  billigem  Drahtgeflecht  von  4  cm  Maschenweite, 
von  welchem  1  qm  nur  43  Pf.  kostet.  Vorn  wird  ein  Brett  vorgestellt 
und  das  Geflecht  mit  4  Zoll  (10  cm)  guter  Komposterde  bedeckt.  Alk- 
Knospen,  welche  bis  Juli  erscheinen,  werden  ausgekniffen;  erst  von  da 
ab  dürfen  sie  sich  ausbilden.  Vor  4  Wochen,  ehe  der  erste  Frost  kam,  sind 
Fenster  aufgelegt  worden,  aber  so,  dass  zwischen  je  zwei  Fenstern  ein 
offener  Zwischenraum  von  10 — 15  cm  blieb,  in  den  die  Luft  von  aussen 
eintreten  konnte.  Seit  4  Wochen  ist  auch  jeden  Abend  auf  6— 7  0  R.  ge- 
heizt worden;  die  Heizung  wurde  die  ganze  Nacht  unterhalten  und  betrug 
die  Wärme  morgens  noch  4  °.  Unter  solchen  Verhältnissen  öffnet  auch 
die  schwer  autblühende  La  France  ihre  Knospen;  wenn  man  aber  die 
Häuser  ganz  geschlossen  hält,  werden  die  Blumen  blau.  In  diesem  Jahre 
sind  die  Preise  gut,  von  Privatleuten  erhält  Herr  Dietze  50  Pf.  bis  1  M. 
pro  Stück.  —  Die  Rosen  werden  während  des  ganzen  Herbstes  ge- 
heizt, nur  etwas  trockner  gehalten.  Im  Januar  wird  stärker  geheizt,  so 
dass  sich  junge  Triebe  entwickeln,  die  Fenster  aber  werden  dichter 
geschlossen,  weil  sonst  leicht  Schimmel  auftritt.  So  behandelt,  bringen 
die  Pflanzen  im  Frühjahr  noch  einen  kräftigen  Flor.  Nachdem  dieser 
abgeblüht  ist,  werden  Stecklinge  gemacht  und  die  alten  Pflanzen  fort- 
geworfen. 

Allgemein  wurde  die  Schönheit  der  Blumen  und  ihr  herrlicher  Geruch 
bewundert. 

4.  Herr  Rosenzüchter  P.  Lambert,  Trier  (St.  Marien),  hatte  einige 
Herbstblumen  seiner  neuen  Züchtung  ,,Leonie  Lambert",  eine  klein- 
blumige   Polyantha  -  Rose    (Aglaia  $  X  Sämling    von    Polyantha  cf)  von 


864.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc.  c^y 


leuchtend    dunkel    kupferroter,    innen   gelblicher    Farbe,    die    in    seinem 
neuen  Katalog  S.  61  näher  beschrieben    ist,    eingesandt.     (Yergl.  S.  611.) 
Herr    Carl    Hering,    Rosenzüchter   in  Potsdam,    bemerkt,    dass    Herr 
P.  Lambert    nur    gute    Neuheiten    in    den    Handel    gebe;    von    manchen 
sonst    angebotenen  Neuheiten    müsste    man    mitunter    95  pCt.  fortwerten. 
5.  Herr    Gartenbaudirektor    Lackner-Steglitz    überraschte     die    Ver- 
sammlung    durch     ausgezeichnete     Kulturexemplare      von     Orchideen, 
namentlich    fiel    eine  Vanda    Kimballiana    mit    wohl  50  Blütenstielen  (an 
jedem  viele  Blumen)  auf.      Es    waren    die    Exemplare    in    diesem  Topfe 
selbstverständlich   zusammengepflanzt,    jedes    Exemplar    blüht    mit  1  bis 
4  Blütenstielen  und  prangt  dieser  Topf  alljährlich   in  gleicher  Schönheit. 
(Siehe  die  Photographie    eines    ähnlichen    Topfes  Gartentlora  1896  S.  338 
und  daselbst    die    farbige    Abbildung  t.  1428  nebst    der   weissen  Varietät 
Lacknerae.)     Ausserdem  war  vorhanden  Vanda  coerulea  in  2  Exemplaren-. 
Leider  zeigt  diese  bei  Abendlicht  die  schöne  porzellanblaue  Farbe  nicht, 
sondern  sieht  fast  weiss  aus.      Wie    Herr   Lackner    bemerkte,    liebt  sie 
es  nicht,  im  Hause  umgestellt  zu  werden,  sondern  will  eine  ganze  Reihe 
von  Jahren  immer  an  demselben  Platze  stehen»     Bis  vor  einiger  Zeit  waren 
alle  Exemplare  bis  unten  hin  mit  Blätter  besetzt,  als  aber  wegen  Umbau 
des  Hauses    sie    umgestellt    wurden,    verloren    sie    die    unteren    Blätter. 
Ferner    machte    Herr    Lackner    auf    das    so    dankbare    Cypripedium 
•Charlesworthii  (Gartenflora    1895   S.  1  t.  1410)    aufmerksam,    bei    dem 
jeder  Trieb    in  jedem  Jahre  Blumen    bringt.      In    diesem  Jahre    sind  sie 
etwas  kurzstieliger,  weil  sie  im  Frührjahr  geteilt  wurden.     L.  Wittmack 
bemerkte,  Herr  Lackner    besitze    mehrere  Tausend    Exemplare,    und  es 
sei  eine  wahre  Freude,  den  Blütenreichtum  zu  sehen.  —  Endlich  sei  noch 
die  hübsche  Cattleya  Schilleriana  hervorgehoben. 

6.  Herr  Kgl.  Garteninspektor  Lindemuth  Berlin,  Kgl.  Universitäts- 
garten, führte  neue  Veredelungsversuche  vor.  Während  er  sonst 
meist  mit  Malvaceae  operierte  (siehe  seinen  letzten  Aufsatz  über 
Kitaibelia  vitifolia  mit  goldgelb  geränderten  Blättern,  Gartenflora  1899 
Heft  16  S.  431  m.  Abb.),  hat  er  es  in  diesem  Jahre  auch  mit  Cruciferen 
versucht,  namentlich  Kohl-Varietäten  und  Arabis  albida.  Ausgestellt  war 
u.  a.  eine  Arabis  albida  veredelt  auf  Wirsingkohl,  die;  trotzdem  beide 
nicht  nahe  verwandt  sind,  sehr  starkwüchsig  geworden  war.  Die  Veredelung- 
wurde am  1.  Juli  vorgenommen,  die  Exemplare  blieben  14  Tage  im 
Hause  nnd  wurden  dann  ausgepflanzt.  Leider  konnte  Herr  Lindemuth 
wegen  Erkrankung  die  Pflanze  nicht  vor  4  Wochen  ausstellen,  wo  sie 
noch  viel  schöner  war,  jetzt  hatte  sie  4  Wochen  im  Hause  unter  einer 
Glocke  gestanden.  Die  Hauptfrage  ist  nun,  wie  lange  die  Pflanze  leber 
wird.  Wirsingkohl  ist  zweijährig,  Arabis  albida  aber  ausdauernd.  Trotz- 
dem nur  ein  kleiner  Zweig  von  Bleistiftstärke  veredelt  wurde,  hat  die 
Pflanze  in  den  2  Monaten,  wo  sie  ausgepflanzt  war  (Ende  Juli  bis  Sep- 
tember), grosse  Dimensionen  angenommen. 

Ferner    wurde    vorgeführt    Sinapis  auf   Blumenkohl     veredelt,     schon 
abgeblüht. 

Weiter  kam  Herr  Lindemuth  auf  die  Veredelung  von  Althaea  rosea, 
unserer  Stockrose  oder  Malve,    bekanntlich    einer    2jährigen  Pflanze,  die 


lq8  864.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc. 

er  1S76  am  20.  Mai  auf  Abutilon  Thompsoni,  einer  Staude,  veredelt  hatte, 
zurück.  Die  Unterlage  lebte  bis  18S9,  das  aufgesetzte  kleine  Reis  von 
Althaea  rosea  aber  nur  3  Jahre,  es  brachte  immer  nur  4 — 5  Blätter.  In 
diesem  Frühjahr  versuchte  er  wieder  durch  Veredelung  von  Althaea 
rosea  auf  buntblättriges  Abutilon  die  erstere  buntblättrig  zu  machen. 
Eine  Schwierigkeit  beim  Veredeln  besteht  aber  darin,  dass  die  Malven- 
sprossen fast  gar  keinen  Stengel  haben.  Darum  hat  Herr  Lindemuth 
Althaea  in  diesem  Jahre  aus  Samen  gezogen.  Die  jungen  Pflanzen 
bilden  bald  rübenförmige  Wurzeln,  und  diese  Samenpflanzen  wurden  mit 
der  Wurzel  auf  Abutilon  kopuliert,  das  gelang  sehr  gut.  Bei  einigen 
Exemplaren  sind  die  Malven  grün  geblieben,  eines  der  vorgeführten 
zeigte  aber  schon  bunte  Blätter  an  der  Malve,  die  Unterlage  hatte  einen 
bunten  Trieb.  Das  Grünbleiben  tritt  immer  ein,  wenn  die  Unterlage 
(Abutilon)  gar  keine  bunten  Blätter  hat.  Das  buntgewordene  Malven- 
Edelreis  soll  nun  abgeschnitten  und  in  einen  Stecklingskasten  gesetzt 
werden,  damit  es  sich  bewurzele,  dann  wrird  man  eine  wurzelechte  bunt- 
blättrige  Althaea  rosea  erhalten. 

Die  Behandlung  dieser  Veredelungen  ist  etwas  schwierig,  Abutilon  ist 
eine  Warmhauspflanze,  Althaea  überwintert  im  Freien,  stellt  man  sie 
warm,  so  leidet  Althaea,  und  umgekehrt. 

Auffallend  ist,  wie  trotz  der  Verwachsung  die  aufgesetzten  Edelreiser 
das  Bestreben  haben,  sich  wieder  selbständig  zu  machen.  Diesen  Um- 
stand könnte  man  vielleicht  benutzen,  um  Pflanzen,  die  aus  Stecklingen 
schlecht  wachsen,  zu  besserem  Wachstum  zu  zwingen.  Man  müsste  das 
betreffende  Reis,  statt  es  zu  stecken,  auf  eine  Verwandte  veredeln,  das  Edel- 
reis wird  bald  an  der  Basis  Wurzelanlagen  und  Luftwurzeln  bilden;  ist 
dies  geschehen,  so  kann  man  es  abnehmen  und  in  Erde  setzen,  dann 
wird  es  bald  stark  wachsen-     (Bravo!) 

Herr  Hering:  Ist  nicht  zu  befürchten,  dass.  wenn  ein  durch  Ver- 
edelung bunt  gewordenes  Edelreis  abgeschnitten  und  gesteckt  wird,  die 
Blätter  wieder  grün  werden? 

Herr  Lindemuth:  Xein.  Ich  habe  früher  viele  Abutilon-Arten  durch 
Veredelung  auf  A.  Thompsoni  bunt  gemacht  und  dann  als  Stecklinge 
behandelt,  sie  sind  bunt  geblieben.  Ist  der  Zweig  einmal  angesteckt,  so 
pflanzt  sich  die  Panachure  fort. 

7.  Herr  Kgl.   Gartenbaudirektor    Carl    Mathieu  -  Charlottenburg    legte 

1.  die  Birne  Conference,  von  Rivers  in  Sawbridgeworth,  vor,  auf  Ver- 
einskosten bezogen.  Herr  Mathieu  veredelte  die  übersandten  Exemplare 
auf  seine  Probebäume  und  haben  die  Reiser  jetzt  überall  getragen.  Es 
ist  eine  sehr  schöne  schmelzende  Birne,  besser  als  die  Marie  Louise,  von 
der  sie  wahrscheinlich  gefallen  ist.  Sie  ist  bis  zur  Hälfte  zimmetrostig, 
für  Liebhaber  als  Pyramide  besonders  zu  empfehlen,  da  sie  sehr  tragbar 
ist,  allerdings  ist  sie  schon  jetzt,  wo  man  noch  viele  andere  Birnen  hat,  reif. 

2.  Die  Birne  Sanguinole  oder  Sanguine  de  France  (nicht  zu  verwechseln 
mit  Sanguine  dTtalie).  Es  ist  eine  inwendig  ganz  rot  marmorierte  Koch- 
birne. Bei  Herrn  Späth  ist  dieselbe  oder  eine  ähnliche  unter  dem 
Namen  ,. rotfleischige."  3.  Den  Apfel  Peasgood  Non  Such,  ein  sehr 
grosser  schöner  Apfel,  allen  zu  empfehlen,  Baum  kräftig  wachsend. 


864-  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc.  cqq 


V.  Grosse  deutsche  Winterblumen-Ausstellung  vom  Donnerstag  den 
22.  bis  Mittwoch  den  28.  Februar  im  Luisenhof,  Dresdenerstrasse  34/35.  Der 
General-Sekretär  teilte  mit,  dass  der  Vertrag  wegen  des  Lokals  unter- 
zeichnet sei,  dass  das  definitive,  erweiterte  Programm  der  Gartenflora 
No.  21  am  1.  November  beigelegt  und  auch  sonst  weitverbreitet  werde. 
Er  bat  dringend,  bald,  wenigstens  im  allgemeinen,  anzumelden.  Herr 
Kgl.  Obergärtner  II  ab  ermann,  als  stellvertretender  General-Ordner, 
unterstützte  letztere  Bitte  lebhaft  und  bemerkte,  dass  den  weitgehendsten 
Ansprüchen  auf  Raum  im  Luisenhof  entsprochen  werden  könne;  überall 
sei  elektrisches  Licht  und  Wasserheizung,  auch  guter  Platz  zur  Auf- 
bewahrung der  Emballage. 

Herr  Kgl.  Garteninspektor  Perring  bemerkt,  es  sei  von  mehreren 
Seiten  gesagt  worden,  warum  nicht  das  Krollsche  Lokal  genommen  sei; 
dies  sei  aber  nicht  zu  haben  gewesen,  der  Vorstand  habe  den  General- 
Sekretär  ersucht,  persönlich  der  General-Intendantur  der  Kgl.  Schauspiele 
ein  dahingehendes  Schreiben  2u  überreichen,  aber  ohne  Erfolg,  weil  über 
die  Säle  nicht  die  General  -  Intendantur,  sondern  die  Restaurations- 
pächter Gebr.  Moritz  zu  entscheiden  haben  und  diese  schon  Herrn 
Direktor  Lackner  gegenüber  abgelehnt  hätten.  Herr  Direktor  Lackner 
wies  noch  darauf  hin,  dass  bei  Kroll  grosse  Unkosten  enstanden  sein 
würden,  allein  für  die  2  oder  3  oder  mehr  ausfallenden  Theatervorstellungen 
hätte  der  Verein  je  3000  M.  zahlen  sollen. 

Herr  Kgl.  Gartenbaudirektor  Echtermeyer-Wildpark,  der  über  den 
Luisenhof  als  Lokal  nur  Gutes  gehört  hat,  giebt  zur  Erwägung,  ob  man 
nicht  nun,  wo  mehr  Platz  vorhanden,  auch  Obst,  Gemüse,  Pläne  und 
Litteratur  zulassen  wolle.  —  Herr  Direktor  Lackner  bemerkt,  dass 
dann  zu  den  20  000  M.  Preisen  noch  wieder  neue  kommen  müssten,  man 
habe  früher  im  Prinzip  beschlossen,  sich  auf  Blumen  und  Pflanzen  zu 
beschränken.  —  Herr  Garteninspektor  Perring  unterstützt  das  letztere; 
die  Gemüsegärtner  legten  keinen  Wert  darauf.  (Herr  Moncorps:  Nein, 
gar  nicht!)  Obst  sehe  man  sehr  schön  in  den  Läden  und  in  der  Markt- 
halle, Litteratur  habe  auf  Ausstellungen  gar  keinen  Zweck.  Besser  sei  es, 
mehr  Räume  für  die  Restauration  einzuräumen,  was  namentlich  bei  einer 
Winterausstellung  notwendig  sei. 

Herr  Echtermeyer  zieht  hierauf  seine  Anregung  zurück.  Herr 
Habermann  und  Herr  Konsul  Seifert  weisen  noch  einmal  auf 
die  Vorzüge  des  Luisenhofes  hin;  wenn  nur  schöne  Blumen  ausgestellt 
werden,  werde  das  Publikum  auch  dahin  gehen;  es  sei  sehr  günstig  im 
Zentrum  gelegen. 
VI.  Hierauf  erfolgten  Berichte  über  die  grosse  Dresdener  Obstausstellung, 
wobei  die  Herren  C.  Mathieu  (Obst),  C.  Junge  (Versammlungen),  Hof- 
gärtner Hoffmann  (Neuheiten,  Baumschulartikel  etc.),  Inspektor  Dressler 
(Ausflüge)  ersucht  waren,  das  Referat  zu  übernehmen.  Heute  konnten  nur 
die  Herren  Mathieu  und  Junge  das  Wort  ergreifen,  da  die  vor- 
geschrittene Zeit  weitere  Mitteilungen  nicht  erlaubte.  Die  Berichte 
werden  besonders  abgedruckt  werden,  desgleichen  die  daran 
geknüpften  Diskussionen,  die  sich  besonders  auf  die  Bordelaiser  Brühe 
bezog. 


(5oo  *5.  Versammlung  Deutscher  Pomologen  und  Obstzüchter. 

VIL  Das  Preisgericht,  zu  dem  die  Herren  Hering,  Lehmann  und  C.  Mathieu 
vom  Vorsitzenden  ernannt  waren,  sprach  folgende  Preise  zu : 

1.  Herrn  Hof-Musikalienhändler  Bahn,  Gr. -Lichterfelde  (Obergärtner 
Seelbinder),  für  Chrysanthemum  -  Blumen  eine  kleine  silberne 
Medaille. 

2.  Herrn  Gärtnereibesitzer  Dietze,  Steglitz,  fürabgeschnitteneLaFrance- 
Rosen  den  Monatspreis  von  15  Mark. 

Aufgenommen  wurde  als  wirkliches  Mitglied  Herr  Baumschulenbesitzer 
Hermann  Riss  in  Oliva  bei  Danzig. 

Carl  Lackner.  Wittmack. 


15.  Versammlung  Deutscher  Pomologen  und  Obstzüchter 
und  Generalversammlung   des  Deutschen  Pomologen -Vereins 

in  Dresden  am  14.— 16.  Oktober  1899. 

Von  C.  Junge,  Steglitz. 

27  Punkte  standen  auf  der  Tagesordnung,  welche  der  Vorstand  des 
Deutschen  Pomologen-Vereins  mit  der  Einladung  zu  diesen  Verhandlungen 
verschickt  hatte,  so  dass  mit  Recht  Bedenken  darüber  geäussert  wurden,  ob 
es  möglich  sein  würde,  die  lange  Reihe  zum  grössten  Teil  wichtiger  und 
interessanter  Punkte  in  der  zur  Verfügung  stehenden  Zeit  zu  verarbeiten.  Dass 
es  gelungen  ist,  rechtzeitig  am  letzten  Verhandlungstage  damit  fertig  zu  werden, 
ist  hauptsächlich  der  geschickten  Leitung  der  Versammlungen  durch  den  Vor- 
sitzenden des  Deutschen  Pomologen-Vereins,  Herrn  Oekonomierat  Späth,  zu 
danken.  Die  Versammlungen  erfreuten  sich  reger  Teilnahme  und  boten  des 
Lehrreichen  und  Interessanten  viel. 

Nicht  würdiger  konnten  diese  letzten  Verhandlungen  des  Deutschen 
Pomologen-Vereins  am  Schlüsse  des  Jahrhunderts  eingeleitet  werden,  als  durch 
den  Vortrag  des  Geheimrats  Professor  Dr.  Seelig-Kiel,  der  als  eines  der 
ältesten  Mitglieder  des  Deutschen  Pomologen-Vereins  der  Berufenste  war,  um 
über  das  Thema:  »Pomologische  Rückblicke«  an  dieser  Stelle  zusprechen. 
Es  war  nicht  nur  ein  Rückblick  auf  die  Zeit  seit  Gründung  des  Deutschen 
Pomologen-Vereins,  der  uns  hier  in  formvollendeter  Weise  geboten  wurde, 
sondern  ein  Rückblick  von  den  ersten  Anfängen  der  Forschung  auf  dem  Gebiete 
der  Pomologie  im  vorigen  Jahrhundert  bis  auf  die  heutige  Zeit.  Welch  ein 
Unterschied  zwischen  damals  und  jetzt.  Damals  ganz  auf  die  Thätigkeit  einzelner 
angewiesen,  dann  am  Anfang  dieses  Jahrhunderts  im  Fortschritt  gehemmt  durch 
die  Kriegszeiten,  und  heute  —  die  Beschäftigung  und,  was  wichtiger  ist,  der 
Lebensberuf  Vieler,  damals  unbeachtet,  heute  gefördert  und  geschützt  von 
den  Behörden.  Es  fehlt  leider  der  Raum,  um  eingehend  über  die  einzelnen 
Punkte,  welche  der  Vortragende  berührte,  zu  berichten.  Ich  kann  sie  deshalb 
nur  andeuten.  So  zeigte  er,  wie  die  Sortenklärung  schon  viel  geholfen  hat, 
aber  noch  weiter  fortgesetzt  werden  muss.  Er  sprach  über  die  Förderung, 
welche  der  Obstbau  durch  die  Wissenschaft  in  der  neueren  Zeit  erfahren  hat, 
sowohl  in  Bezug  auf  die  Ernährung  der  Bäume  als  auch  bezüglich  der  Be- 
kämpfung   der  Schädlinge,    der    tierischen    wie   der  pflanzlichen,    über  die  Be- 


i5.  Versammlung  Deutscher  Pomologen  und  Obstzüchter.  ßoi 

schränkung  der  Sortenzahl  im  praktischen  Obstbau,  die  Grundzüge  der  Obst- 
anlagen für  die  verschiedenen  Aufgaben,  Liebhabergärten,  Obstbau  in  der 
Nähe  grösserer  Absatzplätze.  Obstbau  für  den  Versand  im  grossen,  die  Not- 
wendigkeit, dem  Obstbau  besonders  auch  bei  dem  kleinen  Landwirt,  welcher 
seine  Bäume  selbst  pflanzt,  und  bei  den  Landarbeitern  Eingang  zu  schaffen, 
und  hob  die  von  den  Provinzialbehörden,  Landwirtschaftskammern  erfolgte 
Anstellung  von  Wanderlehrern,  die  Einrichtung  von  Obstmuttergärten  und  von 
Versuchsgärten  hervor.  Dabei  machte  er  darauf  aufmerksam,  dass  die  Prüfung 
neuer  Sorten  nicht  vernachlässigt  werden  darf,  und  zeigte  als  Beweis  dafür 
eine  Frucht  der  »Henzes  Butterbirne«  vor,  welche  der  Napoleons  Butterbirne 
äusserlich  sehr  ähnlich  ist,  dieselbe  aber  sowohl  an  Wohlgeschmack  als  auch 
an  Gesundheit  des  Baumes  und  der  Früchte  übertrifft,  so  dass  sie  als  Ersatz 
für  diese  vielfach  nicht  gut  gedeihende  Sorte  der  Beachtung  empfohlen  wird. 
Es  geht  schon  aus  dieser  kurzen  Aufführung  einzelner  Punkte  hervor,  wie 
interessant  der  Vortrag  war.  Er  wurde  denn  auch  mit  Spannung  von  Anfang 
bis  zu  Ende  verfolgt. 

Der  nächste  Punkt  lautete:  »Versuche  über  Anzucht  der  Obst- 
bäume«, Vortrag  des  Herrn  Direktor  Brugger-Bautzen.  Diesen  Vortrag, 
welcher  sehr  sorgfältig  vorbereitet  und  ausführlich  war,  so  dass  er  für  das 
reiche  Verhandlungsprogramm  eigentlich  zu  lang  war,  hier  auch  nur  im  Skelett 
wiederzugeben,  ist  unmöglich.  Ich  muss  mich  auf  Einzelheiten  beschränken. 
Die  in  Bautzen  ausgeführten  Versuche  bestehen  in  erster  Linie  in  der  Auswahl 
des  Saatgutes.  Es  werden  nur  die  grössten  und  vollsten  Körner  ausgesäet, 
hauptsächlich  von  Holzbirnen  und  Holzäpfeln.  Die  jungen  Sämlinge  werden 
dann  krautartig  sehr  früh  pikiert,  wobei  wieder  nur  die  kräftigsten  Pflanzen 
genommen  werden,  in  Neuzucht  entspitzt  und  okuliert.  Hierauf  bleiben  sie  ein 
Jahr  stehen  und  werden  dann  aufgeschult.  Bei  der  Besprechung  wurde  haupt- 
sächlich der  Rückschnitt  zur  Bildung  des  Stammes  besprochen.  Eine  Einigung 
wurde  nicht  erzielt.  In  Bautzen  schneidet  man,  wie  ich  später  sah,  die  Seiten- 
zweige zu  früh  fort,  wodurch  die  Verstärkung  des  Stammes  vermindert  wird. 
Wenn  in  Bautzen  die  Stämme  trotzdem  ziemlich  stark  waren,  so  ist  das  wohl 
im  wesentlichen  auf  die  reichliche  Ernährung  und  gute  Bodenbearbeitung 
zurückzuführen. 

Da  der  Vortrag  des  Herrn  Dr.  Steglich-Dresden  über:  »Die  vom 
Landesobstbauverein  für  das  Königreich  Sachsen  veranstalteten 
Obstbaumdüngungsversuche«  ausfiel,  so  schloss  sich  hieran  der  Vortrag 
des  Herrn  Landes-Oekonomierat  Direktor  Goethe-Geisenheim  über: 
»Die  Schildläuse  mit  besonderer  Berücksichtigung  der  San  Jose- 
Schi  ldl  aus.«  Der  Herr  Vortragende  beschrieb  eingehend  die  Einteilung  der 
Schildlausgruppen  und  ihre  Unterscheidungsmerkmale.  Bezüglich  ihrer  Ver- 
mehrungsfähigkeit machte  er  darauf  aufmerksam,  dass  die  Schildläuse  in 
Deutschland  in  einem  Jahre  nur  eine  Generation  haben,  während  man  in 
Amerika  bei  der  San  Jose-Schildlaus  3—4,  ja  5  Generationen  beobachtet  haben 
will.  Auffällig  sei,  dass  bei  uns  in  manchen  Jahren  fast  nur  Männchen,  in 
anderen  fast  nur  Weibchen  vorkommen.  Dadurch  wird  natürlich  die  Häufigkeit 
des  Vorkommens  der  Tiere  mit  erklärt.  Auch  mangelhafte  Ernährung  der 
Bäume  trage  zur  Vermehrung  der  Tiere  bei.  Ob  die  San  Jose-Schildlaus  bei 
uns  ihre  günstigen  Lebensbedingungen  finden  würde,  sei  fraglich,  und  also  auch, 


(3q2  *5.  Versammlung  Deutscher  Pomologen  und  Obstzüchter. 


ob  sie  hier  grossen  Schaden  verursachen  würde.  Als  bestes  Mittel  zur  Be- 
kämpfung der  Schildläuse  hat  sich  ein  Bepinseln  mit  Petroleum,  wobei  man 
aber  vorsichtig  sein  muss,  damit  nichts  in  die  Knospen  kommt,  oder  ein  Be- 
spritzen mit  einer  Mischung  von  vier  Liter  Wasser  und  ein  Liter  Petroleum 
bewährt.  Kalkmilch  hat  nicht  so  gute  Erfolge  gehabt.  In  der  Besprechung 
wurde  die  Ansicht  geäussert,  dass  die  wegen  der  San  Jose-Schildlaus  erlassenen 
Verordnungen  resp.  Absperrmassregeln  doch  wohl  zu  weit  gegangen  seien, 
zumal  auch  die  Amerikaner  selbst  eingesehen  haben,  dass  die  von  ihnen  über 
die  Schädlichkeit  und  Verbreitungsfähigkeit  des  Tieres  gehegten  Befürchtungen 
nicht  ganz  zuträfen  und  nur  ausnahmsweise  ein  verheerendes  Auftreten  zu 
erwarten  sei,  worauf  der  Herr  Vortragende  erwiderte,  dass  nach  den  Berichten, 
welche  s.  Z.  von  Amerika  vorlagen,  grosse  Vorsicht  geboten  war  und  man 
doch    auch    nicht    wissen    kann,    wie  sich  das  Insekt  bei  uns  entwickeln  wird. 

Zu  dem  folgenden  Punkte:  »Auf  welche  Weise  kann  dem  immer 
weiteren  Umsichgreifen  des  Fusicladium  dendriticum  vorgebeugt 
werden,  und  welche  Sorten  haben  sich  bis  jetzt  dem  Pilze  gegenüber 
am  widerstandsfähigsten  gezeigt?«,  sprach  Herr  Dr.  Aderhold-Proskau 
in  sehr  eingehender,  klarer  Weise.  Da  in  dieser  Zeitschrift  Ende  vorigen  und 
Anfang  dieses  Jahres  (Seite  656,  No.  24,  Jahrg.  1898  und  Seite  1,  No.  1,  Jahrg. 
1899  mit  Abbildungen)  von  Herrn  Dr.  Krüger  über  die  Möglichkeit  und  Not- 
wendigkeit der  Bekämpfung  dieses  Pilzes  eingehend  berichtet  worden  ist,  kann 
ich  auf  diese  Artikel  verweisen.  Herr  Dr.  Ad  er  hold  lenkte  die  Aufmerksamkeit 
besonders  noch  darauf,  dass  der  Pilz  sowohl  auf  den  Trieben  als  auf  den 
Blättern  und  auf  den  Früchten  vorkommt.  Er  wächst  auch  auf  den  Blättern 
selbst  dann  noch  weiter,  wenn  sie  schon  abgefallen  sind;  dadurch  trägt  gerade 
das  Vorkommen  des  Pilzes  auf  den  Blättern  viel  zu  seiner  Weiterverbreitung 
bei,  denn  auf  ihnen  kommen  die  Fruchtkörperchen  des  Pilzes  im  Frühjahr  zur 
Reife,  sie  platzen  auf  und  schleudern  die  Pilzsporen  in  die  Luft.  Hier  werden 
sie  vom  Winde  auf  die  Bäume  getrieben  und  befallen  dort  wieder  die  Zweige, 
die  Blätter  und  die  Früchte.  Es  ist  deshalb  dringend  zu  raten,  die  Blätter 
unter  den  Obstbäumen  im  Herbst  fortzuharken,  auf  einen  Haufen  zu  bringen 
und  handhoch  mit  Erde  zu  bedecken.  Die  aus  der  Verwesung  dieser  Blätter 
entstehende  Erde  darf  man  aber  vorsichtshalber  nicht  im  Obstgarten  verwenden. 
Wie  auf  den  Blättern,  überwintert  der  Pilz  auch  auf  dem  Holze.  Aus  diesem 
Grunde  ist  es  nötig,  die  Bäume  während  des  Winters  schon  mit  Kupferkalk- 
brühe abzuspritzen.  Da  Ende  April,  Anfang  Mai  die  Hauptvermehrung  des  Pilzes 
stattfindet,  so  müssen  die  Bäume  um  diese  Zeit  nochmals  bespritzt  werden, 
nach  etwa  14  Tagen  wiederum  und  nach  4  Wochen  nochmals.  Auf  die  Anfrage 
nach  der  zweckmässigsten  Zusammensetzung  der  Kupferkalkbrühe,  empfahl 
der  Vortragende  2  Kilo  Kupfervitriol  und  2  Kilo  Kalk  in  je  50  Liter  Wasser  in 
besonderen  Gefässen  aufzulösen  und  erst  für  den  Gebrauch  zusammenzugiessen. 
Als  Zusatz  ratet  er,  dem  Kupfervitriol  50  g  Eisenvitriol  zuzusetzen.  Die 
Flüssigkeit  darf  nur  in  Thauform,  nicht  tropfenweise  auf  die  Blätter  und  Früchte 
kommen.  In  der  hierauf  folgenden  Besprechung  empfiehlt  Herr  Landes- 
ökonomierat  Goethe  für  das  Bespritzen  im  Winter  eine  stärkere  Lösung,  bis  4%, 
im  Sommer  dagegen  nur  iVa%  zu  nehmen. 

Nach  den  Beobachtungen  Herrn  Dr.  Aderholds  ist  es  nicht  wahr- 
scheinlich,   dass  man  gegen  den  Pilz  widerstandsfähige  Sorten  wird  feststellen 


i3.  Versammlung  Deutscher  Pomologen  und  Obstzüchter. 


_6o3 


können.  In  einem  Jahre  befällt  er  diese,  im  andern  jene  Sorte  mehr  davon.  Das 
wird  von  verschiedenen  Seiten  bestätigt.  Herr  Dr.  Krüger,  welcher  als  zweiter 
Referent  genannt  war,  war  leider  verhindert. 

Herr  Reichelt-Friedberg  in  Hessen  hatte  in  seinem  Referat  über: 
»Neuere  Erfahrungen  über  Obstbauschädlinge  aus  dem  Tierreiche« 
sich  die  Aufgabe  gestellt,  für  die  Organisation  eines  Systems  von  Pflanzen- 
schutzstationen über  das  ganze  Deutsche  Reich  zu  wirken,  welche  sowohl  die 
Überwachung  der  ihnen  zuerteilten  Bezirke,    als  auch  besonders    der    aus  dem 


Abb.  80. 
Amaryllis  von  Otto  Thalacker,  Leipzig-Gohlis,  auf  der  Jubiläums-Ausstellung  zu  Berlin   1897. 


Auslande  kommenden  Sendungen  von  Pflanzen,  Obst  und  dergl.  mehr  zu  besorgen 
haben.  Er  schlug  der  Versammlung  zu  dem  Zweck  eine  Resolution  vor,  welche 
aber  abgelehnt  wurde,  weil  man  befürchtete,  dass  dadurch  eine  überflüssige 
Belästigung  des  Handels  bewirkt  werden  würde.  Dagegen  wurde  eine  andere 
aus  der  Mitte  der  Versammlung  vorgeschlagene  Resolution  angenommen,  nach 
welcher  die  Reichsregierung  gebeten  werden  soll,  die  Bestimmungen  der 
Reblauskonvention,  soweit  sie  sich  auf  andere  Pflanzen  beziehen,  aufzuheben, 
weil  sie  den  Verkehr  unnötig  erschweren. 

(Fortsetzung  folgt. 


(5Q1  Amaryllis  von  Otto  Thalacker,  Leipzig-Gohlis. 

Amaryllis  von  Otto  Thalacker,  Leipzig-Gohlis. 

(Hierzu   Abb.  80.) 

ufder  Ausstellung  zum  75jährigen  Jubiläum  des  Vereins  zur  Beförderung  des 
Gartenbaues,  die  vom  22.  April  bis  12.  Mai  1897  im  Treptower  Park  statt- 
fand, erregten  zwei  Amaryllis-Sammlungen  das  allgemeinste  Interesse:  die 
des  Herrn  Otto  Thalacker-Leipzig-Gohlis,  welche  mit  dem  Ehrenpreise  des 
Klubs  der  Landwirte  zu  Berlin  gekrönt  wurde,  und  die  des  Herrn  Martin 
Hoffmann -Treptow,  welchem  für  Amaryllis  und  Flieder  der  Ehrenpreis  des 
Gartenbauvereins  für  Hamburg,  Altona  und  Umgegend  zu  teil  wurde.  Herr 
Thalacker  hat  zwar  selbst  schon  über  seine  Amaryllis  und  deren  Kultur 
Gartenflora  1899  Heft  10  S.  270  m.  Abb.  berichtet,  wir  geben  heute  aber  die 
Abbildung  der  Thalackerschen  Gruppe  in  Treptow,  jedoch  nur  eines  kleinen 
Teiles  derselben,  und  bemerken,  dass  sie  sich  äusserst  schwer  photographieren 
liess,  weil  der  Apparat  gegen  das  Fenster  gerichtet  werden  musste.  Kein 
Liebhaber  oder  Fachphotograph  hat  sich  an  diese  Gruppe  gewagt;  meinem 
damaligen  Assistenten,  Herrn  Lauck,  und  meinem  Diener  H.  Maass  ist  es  aber 
doch  gelungen,  sie  aufzunehmen. 

O.  Thalackers  Amaryllis  zeichnen  sich  durch  einen  schönen  runden 
geschlossenen  Bau  der  Blumen,  wie  ihn  die  besten  englischen  von  Yeitch  & 
Sons-London  und  Kerr-Liverpool  haben,  sowie  durch  schöne  leuchtende 
Farben  aus.  L.  Wittmack. 


Die  Herbst-Gartenbau-Ausstellung  in  St.  Petersburg') 

vom  8.— 17.  Oktober  1899. 

m  20.  September  a.  St.  (8.  Oktober  n.  St.)  um  zwei  Uhr  nachmittags  wurde 
die  Allrussische  Gartenbauausstellung  im  Taurischen  Palais  mit  den 
üblichen  Feierlichkeiten  eröffnet.  Die  gegenwärtige  Ausstellung  ist  als  Ab- 
schluss  der  grossen  internationalen  Ausstellung  aufzufassen,  die  im  Mai  d.  J. 
in  denselben  Räumen  des  Taurischen  Palais  mit  so  ausserordentlich  glänzendem 
Erfolg  arrangiert  wurde.  Damals,  im  Mai,  erwiesen  sich  die  weiten  Räume 
des  prächtigen  Hauses  des  prachtliebenden  Tauriers  trotz  der  ausgedehnten 
Anbauten  als  zu  eng;  heute  macht  es  fast  den  Eindruck,  als  ob  dieselben 
Räume  etwas  zu  weit  bemessen  sind.  Allerdings  ist  es  ein  ander  Ding, 
prächtige  Pflanzen  oder  bescheidenes  Gemüse  und  anspruchsloses  Obst  arran- 
gieren zu  müssen,  —  trotzdem  hätte  sich  eine  gewisse  Nüchternheit  im  Konzert- 
saal vermeiden  lassen  können,  wenn  die  dort  aufgestellten  langen  Reihen  von 
Tischen  mit  Obst  von  einigen  der  hübschen  Vitrinen  unterbrochen  worden 
wären,  die  jetzt  in  einem  niedrigeren  und  recht  ungünstig  beleuchteten  Neben- 
raum nicht  ganz  zur  Geltung  kommen.  Ebenso  wäre  es  durchaus  angebracht 
gewesen,  wenn  die  kostbare  Sammlung  von  Arzneipflanzen  und  technisch 
wichtigen  Gewächsen  des  Kaiserlichen  Botanischen  Gartens  eine  ihr  würdigere 
Aufstellung  im  Konzertsaal  gefunden  hätte.  Auf  diese  Weise  wäre  das  kalte 
Einerlei  der  gewaltigen  weissschimmernden  Säulenschäfte  angenehm  gemildert 
worden.     Da  die  Ausstellung  nicht  nur  für  Fachmänner,  sondern  auch  für  das 

*)  Petersburger  Zeitung. 


Die  Herbst-Gartenbau-Ausstellung  in  St.  Petersburg.  ßo 


D 


grosse  Publikum  berechnet  ist,  so  halte  ich  es  für  verfehlt,  dass  die  ganze 
Vorderwand  des  Konzertsaales  keinen  dekorativen  Schmuck  trägt,  der  doch  so 
leicht  zu  beschaffen  gewesen  wäre. 

Trotz  dieser  Unterlassung  macht  aber  die  Ausstellung  einen  ungemein 
Ireundlichen  und  anheimelnden  Eindruck.  Man  sollte  es  gar  nicht  glauben, 
dass  unser  griesgrämiger  und  kalter  Norden  um  diese  späte  Jahreszeit  eine 
derartige  Überfülle  von  leuchtenden,  duftenden  und  formvollendeten  Blüten 
hervorzubringen  vermag.  Die  ausländischen  Fachgenossen,  welche  im  vorigen 
Mai  die  Leistungen  unserer  Gärtner  anstaunten,  würden  heute  ihrer  Anerkennung 
superlativisch  Ausdruck  geben  müssen,  denn  wir  begegnen  auf  Schritt  und 
Tritt  chef  d'oeuvres  gärtnerischer  Kunst,  die  unsere  spröde  Natur  wie  Wachs 
modelt.  Dies  bedeutende  Können  und  zielbewusste  Streben  finden  wir  jedoch 
nicht  allein  bei  den  Berufsgärtnern,  sondern  auch,  was  uns  gerade  ungemein 
wichtig  scheint,  bei  den  zahlreichen  Amateurs,  die  der  Ausstellung  einen  ge- 
wissen intimen  Reiz  verleihen.  Gerade  diese  Liebhabergärtner  sind  die  Ele- 
mente, welche  das  Verständnis,  die  Lust  und  die  Liebe  zur  Gartenbaukunst  in 
die  weitesten  Schichten  der  Gesellschaft  leiten  und  auf  diese  Weise  ganz  in 
der  Stille  ein  braves  Stück  Kulturarbeit  leisten.  Die  stattliche  Phalanx  der 
Amateurs  lässt  uns  auch  übersehen,  dass  sehr  viele  unserer  hervorragendsten 
Gärtner  der  Ausstellung  fern  geblieben  sind,  wenngleich  es  doch  wohl  Ehren- 
sache und  auch  Geschäftssache  gewesen  wäre,  die  Ausstellung  zu  beschicken. 
Sicher  auffällig  ist  es,  dass  das  Baltikum  mit  seinen  anerkannt  sehr  leistungs- 
fähigen Gärtnern  numerisch  äusserst  schwach  vertreten  ist;  auch  sonst  fehlen 
viele,  sehr  viele  Xamen  die  dem  Katalog  zur  Zierde  gereicht  hätten.  .  .  . 

Da  die  Blumenpracht  der  Ausstellung  die  Masse  des  Publikums  am  meisten 
interessieren  dürfte,  so  beginnen  wir  unseren  Rundgang  mit  der  Besichtigung 
der  selten  schönen  Gruppen  und  Einzelpflanzen.  Gleich  in  der  Rotunde  stossen 
wir  auf  herrliche  Arrangements  von  Chrysanthemen,  die  von  der  Gärtnerei  des 
Kommandanten  des  Hafens  von  Kronstadt,  von  Herrn  Hofgärtner  Siesmayer 
und  von  Herrn  Nojew  (Moskau)  gestellt  sind.  Das  Chrysanthemum,  nächst  der 
Lilie  die  modernste  unserer  Blumen,  ist  auch  in  den  übrigen  Räumen  ausser- 
ordentlich stark  und  gut  vertreten.  Pierre  Loti  und  die  Gebrüder  Concourt 
haben  es  sich  wohl  nie  einfallen  lassen,  dass  der  durch  sie  aufgebrachte 
Japonismus  so  weite  Kreise  ziehen  wird,  die  Kunst,  Litteratur,  Industrie  und 
(Tirtnerei  ergriffen  haben.  Für  das  Chrysanthemum  müssen  wir  ihnen  dankbar 
sein,  denn  es  ist  eine  Pflanze,  die  trotz  ihrer  Stilisiertheit,  wenn  man  sich  so 
ausdrücken  darf,  ungemein  vielseitig  in  Form  und  Farbe  ist.  Das  schönste  der 
Chrysanthemen-Arrangements  in  der  Rotunde  ist  jedenfalls  das  des  Herrn  Koppe 
(Wilna).  Die  Formen  der  Blüten  sind  klassisch  regelrecht,  die  Farben  von 
zartester  Xuancierung.  Die  Krone  gebührt  aber  Herrn  Hofgärtner  Katzer 
(Pawlowsk),  dessen  Chrysanthemen  geradezu  Unika  in  Form  und  Farbe  sind; 
ein  plus  ultra  scheint  auf  dem  Gebiete  der  Chrysanthemenzucht  nach  den 
K  atz  er  sehen  Leistungen  ausgeschlossen.  An  diesen  Pflanzen  sind  im  Interesse 
des  herrlichen  Flors  alle  anderen  Organe  auf  das  äusserste  beschränkt  worden. 
Prächtige  Chrysanthemen  stellen  ferner  aus  Herr  Hin  der  (Kamennoostrowsches 
Palais,  Abolin  (Staraja  Russa)  Pohl.  Jegorow  (Jelagin),  Wulfsohn  (Orangerien 
des  Prinzen  A.  P.  v.  Oldenburg)  u.  a.  m.  Das  Pendant  zum  Chrysanthemum, 
die    einst    vergessene   und  nun  wieder  zu  hohen  Ehrea  gebrachte  Cactusdahlie 


(5o6  l^'e  Herbst-Gartenbau-Ausstellung  in  St.  Petersburg. 


ist  von  der  Gärtnerei  von  Issajew  in  zwei  wunderbar  schönen  und  effekt- 
vollen Gruppen  ausgestellt  worden.  Die  Cactusdahlie  ist  hier  noch  wenig  ver- 
breitet, während  sie  in  Deutschland  und  in  England  in  den  prächtigsten 
Varietäten  gezüchtet  wird.  Jedenfalls  wird  sie  auch  hier  Terrain  erobern,  denn 
ihre  Blüten  sind  von  sehr  gefälliger,  etwas  bizarrer  Form  und  von  ungewöhn- 
licher Leuchtkraft,  die  allerdings  dem  saftlosen  modernen  Hang  nach  stumpfen 
Halbtönen  nicht  ganz  entspricht  .  .  . 

Rosen  haben  in  für  die  Jahreszeit  wunderbaren  Exemplaren  ausgestellt 
Herr  Hin  der  und  die  Gräfin  Mordwinow,  aus  deren  Orangerien  eine  reiche 
Kollektion  von  prächtigen  Thee-  und  Remontantrosen  in  Töpfen  stammt,  die 
ohne  weitere  Vorkehrungen  ins  freie  Land  gepflanzt  werden  können,  da  die 
Töpfe  sinnreich  mit  Schlitzen  versehen  sind.  Herr  Abolin  (Staraja  Russa) 
stellt  geschnittene  Freilandrosen  aus,  ebenso  Herr  Werkmeister  (Odessa), 
dessen  Kollektion  ganz  besonders  reichhaltig  ist.  Allgemein  interessant  ist 
eine  Gruppe  von  einjährigen  Rosenveredelungen  von  F.  Daugull  (Dorpat). 
Die  Unterlage  bildet  die  R.  cynamomea  intermedia,  vermutlich  eine  Hybride 
von  R.  cynamomea  und  R.  acicularis.  Die  Akten  über  die  Entstehung  dieses 
Wildlings  sind  noch  nicht  geschlossen;  soviel  steht  aber  fest,  dass  diese  Unter- 
lage absolut  winterhart  und  dabei  von  exorbitanter  Schnellwüchsigkeit  ist. 
Veredelungen  auf  der  intermedia  sind  eine  Spezialität  der  bestrenommierten 
Daugullschen  Gärtnerei.  Die  Jährlingstriebe  dieser  Gruppe  überraschen 
jeden  Kenner  durch  ihre  strotzende  Kraft  und  durch  den  reichen  Flor. 

Von  geschlossenen  Gruppen  sind  noch  zu  erwähnen  die  prächtigen 
Cyclamen  von  Nojew  und  die  Kulturen  derselben  Pflanze  von  Herrn  Wulf- 
sohn. Orchideen  stellen  in  gleicher  für  die  Saison  seltenen  Pracht  aus  die 
Herren  Seetingsohn  und  Nojew.  Vorzüglich  sind  Seetingsohns  Odonto- 
glossum  grande,  Cypripedium  und  Cattleya;  ihnen  stehen  würdig  gegenüber 
X oje ws  neue  Catasetum  und  einige  neuere  Cypripedien,  Gladiolus  stellen  in 
prächtigen  Gruppen  aus  Siesmayer,  Hinder  und  Seetingsohn.  Von  hohem 
Reiz  sind  die  für  diese  Jahreszeit  doppelt  wertvollen,  leuchtenden,  farbensatten 
Cinerarien  des  Hofgärtners  Stepanow  (Strelna).  Leider  ist  diese  köstliche 
Gruppe  recht  ungünstig  plaziert.  Maiblumen  in  selten  schönem  Flor  stellen 
Seetingsohn  und  Hinder  aus.  Maiblumentreibkeime  stammen  von  Daugull, 
der  diesen  Artikel  in  enormen  Massen  züchtet  und  die  ausländische  Konkurrenz 
erfolgreich  geschlagen  hat. 

Von  den  Florblumen  wenden  wir  uns  zu  den  dekorativen  Blattpflanzen 
und  zu  den  gemischten  Gruppen.  Von  unerreichter  Schönheit  sind  die  bunt- 
blättrigen Croton  verschiedener  Sorten  von  Hofgärtner  Jegorow  (Jelagin)  und 
die  gleichwertigen  tropischen  Blattpflanzen  desselben  Ausstellers. 

Eine  Zierde  der  Ausstellung  ist  die  grosse  gemischte  Gruppe  des  Herrn 
Hinder,  bestehend  aus  Rosen,  Maiblumen,  selten  schönen  Tuberosen,  Lilien 
und  Adianthen.  Die  Einfassung  bildet  die  schöne  Primula  obconica,  die  Herr 
Hinder  trotz  der  späten  Jahreszeit  zu  prächtigem  Flor  gebracht  hat. 

Die  Fürstin  Meschtscherski  (Amateur)  stellt  sehr  gute  Croton,  Adian- 
thum  Farleyense  und  Viola  aus,  welche  letzteren  für  die  Jahreszeit  etwas  ver- 
spätet sind.  Von  A.  Petersohn  stammt  eine  sehr  reiche  und  interessante 
Kollektion  von  Aroideen,  Stuben-  und  Gewächshauskultur,  in  der  auch  einige 
bemerkenswerte  Neuheiten  vertreten  sind.     Herr  N.  W.  Danilewski  (Amateur) 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


bO-J 


stellt  beachtenswert  gute  Stubenkulturen  von  Araucaria  Bidwilli  und  excelsa, 
Cocos  Wedelliana  und  von  bunten  Bambusen  aus.  Hochinteressant  und  effekt- 
voll ist  W.  X.  Muratows  (Amateur)  Gruppe  von  Begonia  rex  mit  nicht  weniger 
als  98  Hybriden.  Von  sorgfältigster  und  liebevollster  Pflege  zeugt  die  Gruppe 
des  Oberstlieutenants  Schulz,  bestehend  aus  einer  für  Stubenkultur  selten 
schönen  Cycas  revoluta  mit  20  Wedeln,  Maranta  Veitchii,  Cacteen  und  schönen 
Koniferen.  D.  N.  Poleshajew  (Amateur)  glänzt  durch  Stubenkultur  von 
Koniferen  und  Taxus,  Frau  Pohl  (Amateur)  durch  eine  prächtige  Kentia 
Forsteriana.  Ein  selten  schönes  Stück  ist  die  im  Zimmer  kultivierte  Metter- 
nichia  des  Herrn  Obergärtner  II.  Höltzer. 

Erwähnt  müssen  ferner  noch  werden  die  Latania  borbonica,  Zimmer- 
kultur von  Lofhagen  und  die  neue  hellblättrige  Varietät  von  Phoenix,  Kultur 
des  Herrn  Wulfsohn. 

Zum  Schluss  müssen  die  sehr  eleganten  Bindereien  des  Herrn  Hinder 
genannt  werden,  die  sich  durch  Geschmack  und  Grazie  auszeichnen,  was  man 
sonst  von  den  Erzeugnissen  unserer  Binder  nur  in  den  seltensten  Fällen  sagen 
kann.  Das  Mittelstück,  der  schöne  Orchideenkorb,  ist  ein  kleines  Kunstwerk 
in  seiner  Art. 

Ueber  die  Sektion  Obst,  Gemüse,  Baumschulen,  Wissenschaftliches,  Hilfs- 
mittel und  Produkte  werde  ich  in  weiteren  Mitteilungen  berichten.  Erwähnt 
sei  noch,  dass  die  Ausstellung  bis  zum  5.  Oktober  geöffnet  sein  wird,  dass 
dortselbst  eine  gute  Militärkapelle  spielt  und  ein  relativ  wohlfeiles  Büffet  für 
des  Leibes  Notdurft  und  Nahrung  sorgt.  — g. 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen  etc. 


Sommerblumen-Neuheiten  fürl899  1900 
von  Martin  Grashoff,  Quedlinburg. 

Eigene  Züchtung. 
'Nach  Mitteilungen  des  Züchters.) 

Helianthus    cueumerifolius  •  Neuheiten. 

1  Gurkenblättrige  Sonnenblumen.) 
Unter  den  Schnittblumen  nehmen  in 
neuererZeit  »Helianthus  cueumerifolius« 
und  Varietäten  neben  den  gefüllten 
Cactus-Dahlien  unstreitig  den  ersten 
Rang  ein.  Auch  als  elegante  Zier-, 
Dekorations-,  Park-  und  Solitär-Pflanze 
zählt  sie  zu  den  besten  und  schönsten. 
In  meinen  Kulturen  sind  durch 
strenge  Auswahl  eine  grössere  Anzahl 
Varietäten  hervorgegangen,  die  in 
Bezug  auf  elegante  Form  und  Grösse 
der  Blumen,  Gestalt  und  Stellung  der 
Blumenblätter  vorteilhaft  von  einander 
abweichen. 

Der  Wuchs   der  Pflanze    ist    elegant 
pyramidenförmig,      geschlossen,       ge- 


drungen und  sehr  stark  verzweigt. 
Der  Durchmesser  derselben  beträgt 
60—80  cm;  die  Höhe  ist  je  nach  der 
Varietät  verschieden.  Besonders  hervor- 
gehoben zu  werden  verdient  der  überaus 
reiche  Blütenflor.  Jede  Pflanze  trägt 
graziös  auf  langen  Stielen,  die  dunkel- 
grüne Belaubung  überragend,  im 
Durchschnitt  80—100  Blumen  von  rein 
goldgelber  Farbe  mit  tiefschwarzer 
Mitte.  Die  Blütezeit  tritt  Mitte  Juni  ein 
und  dauert  bis  zum  Spätherbst;  bei 
milder  Witterung  selbst  bis  in  den 
Winter  hinein. 

Für  die  gesamte  Binderei  und  für 
alle  Dekorationszwecke  sind  diese 
Neuheiten  von  höchstem  Wert.  Be- 
sonders der  Schnittblumenzüchter  wird 
in  seinem  Interesse  handeln,  dieser 
Neuzüchtung  die  vollste  Beachtung  zu 
schenken. 

Für  nächste  Saison  hoffe  ich  eine 
weisse  Varietät  in  den  Handel  geben 
zu  können. 


£jq§  Neue  und  empfehlenswerte   Pflanzen. 


Abb.  81.     Helianthus  cucumenfolius  grandiflorus  „Riesenstern' 


Abb.  82.     Helianthus  cucumerifolius  grandiflorus  „Excelsior11 


Neue  und  empfehlenswerte   Pflanzen. 


_6oy 


Nachstehend  aufgeführte 
Sorten  offeriere  ich  hier- 
mit zum  ersten  Male: 

Helianthus  cucumerifolius  grandi- 
florus  „Riesenstern". 

(Hierzu  Abb.  Si.l 

Höhe  ca.  160 — 180  cm. 
Blume  12  — 15  cm  Durch- 
messer gegen  8 — 9  bei 
Strahlensonne.  »Riesen- 
stern« besitzt  nach  aussen 
umgeschlagene,  röhren- 
förmig erscheinende,  dicht 
aneinanderstehende  Rand- 
blüten, an  eine  moderne, 
grossblumige  einfache 
Cactus-Dahlie    erinnernd. 

Helianthus  cucumerifolius 
„Excelsior". 

Höhe  ca.  140- — 150  cm, 
Durchmesser  der  Blume 
7 — 8  cm.  Blumenblätter 
lang,  gedreht  und  gelockt, 
vor-  und  rückwärts  gerollt 
und  gebogen;  ähnlich  einer 
einfachen  Hybrid-Cactus- 
Dahlien,  nur  ist  bei  erste- 
rer  der  Stand  der  Rand- 
blüten ein  viel  dichterer 
als  bei  letzterer. 

Helianthus  cucumerifolius  grandi- 
florus  „Excelsior." 

(Hierzu  Abb.  82.) 

Höhe  circa  160 — 180  cm. 
Blume  12 — 15  cm  Durch- 
messer. Im  Bau  und  Cha- 
rakter genau  der  vor- 
stehenden Varietät  gleich, 
nur  ist  die  Blume  fast 
doppelt  so  gross. 

Helianthus  cucumerifolius 
grandifl.  „flore  pleno." 

(Hierzu  Abb.  83.) 

Höhe  der  Pflanze  ca. 
130 — 140  cm.  Durchmesser 
der  Blume  7 — 9  cm. 
Letztere  sind  von  gold- 
gelber Farbe,  flachge- 
wölbt, dichtgefüllt  und  mit 
einer  ca.  1  cm  breiten,  aus 
teils  gerollten  und  teils 
glatten  Randblüten  ge- 
bildeten Manschette  um- 
säumt. 


Abb.  83. 
Helianthus  cucumerifolius  grandirlorus  „flore  pleno' 


Abb.  84. 
Helianthus  cucumerifolius  „Strahlensnnne". 


6io 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


Helianthus  cucumerifolius  „Strahlensonne". 

(Hierzu  Abb.  84.) 

Höhe  ca.  140—150  cm.  Blume 
8 — 9  cm  Durchmesser.  Siehe  nähere 
Beschreibung  in  meinem  vorjährigen 
Kataloge. 

Helianthus  cucumerifolius  grandiflorus  „Stella". 

(Hierzu  Abb.  85.) 

Höhe  der  Pflanze  ca.  160 — 180  cm, 
Blume  12  —  15  cm  Durchmesser,  gegen 
7 — 8  bei  der  alten  Varietät  Stella. 


Abb.  85.     Helianthus  cucumerifolius  grandiflorus    „Stella" 


Andere  Grashoffsche  Neuzüchtungen 
für  1899/1900. 

Grossblumige  Zwerg-Chrysanthemum-Aster, 
helllasurblau. 

Neue  ausserordentlich  zarte  Farbe, 
in  diesem  hervorragenden  Astersorti- 
ment bisher  noch  nicht  vertreten. 

Triumph-Aster,  weiss   mit  rosa  Schein. 

Neue  aparte,  reizende  helle  Farbe. 
Im  Aufblühen  weiss,  geht  sie  später 
in  ein  feines,  zartes  Rosa  über;  neben 
weiss  die  erste  helle  Farbe  in  diesem 
Sortiment. 

Modell-Aster,  dunkelblau. 

Prächtige  neue,  rein  dunkelblaue 
Farbe    dieses    Sortiments.      Höhe    der 


Pflanze  25—30  cm.  Habitus  ein  ge- 
schlossenes, säulenförmiges  Bouquet 
bildend. 

Dahlia  variabilis  „Feuerkönig". 

Eine  einfachblühende,  rein  scharlach- 
rote Dahlie.  Die  Pflanze  bildet  hübsche, 
kräftige,  reich  verzweigte  Büsche  von 
ca.  1  —  1V4  m  Höhe.  Die  7—8  cm 
grossen,  gutgeformten,  scharlachroten 
Blumen  erscheinen  sehr  zahlreich  auf 
langen  Stielen  frei  über  der  frischen, 
grünen  Belaubung  stehend. 
Blütezeitvom  juni  an  ununter- 
brochen bis  zum  Eintritt  des 
Frostes. 

Für  Gruppen,  Rabatten  etc. 
und  vorzüglich  für  dieBinderei 
ist  diese  Neuheit  von  be- 
sonderem Werte. 

Dahlia  variabilis  „Goldelse". 

Seitenstück  zu  der  vor- 
stehenden Varietät,  mit  7-9  cm 
grossen,  rein  gelben  Blumen. 
Höhe   der  Pflanze    1 — 1V1  m. 

Schnittblumenzüchtern  sind 
diese  beiden  Neuzüchtungen 
besonders  zu  empfehlen. 

Dahlia  hybrida  „Excelsior". 

Der     Habitus    der   Pflanze 
entspricht     genau    dem    der 
einfachen    Cactus-Dahlie,    in 
der  Form  der  Blume  weicht 
sie    jedoch    wesentlich    von 
letzterer  ab.    Die  Petalen  sind 
lang,  leicht  gelockt  und  halb 
gerollt  und  gebogen,    etwas 
unregelmässig  geordnet,  wo- 
durch   die    Blume    leicht    locker    und 
bizarr  erscheint.      Das  Farbenspiel  ist 
sehr  reichhaltig. 


Rosen-Neuheiten 
für  1899  1900  von  P.  Lambert,  Trier. 

Eigene  Züchtungen. 
(Nach  Mitteilungen  des  Züchters.) 


Bengalrose  Frau  Syndica  Roeloffs. 

1  Vallee  de  Chamounix  ,p  >(  Laurette  Messimy  tf .) 

Pflanze  von  massigem  Wuchs,  Zweige 
seitwärts  wachsend,  fast  stachellos, 
Laub  mittelgross,  glänzend  grün.  Blumen 
zu  1 — 3  auf  starken  Stielen,  beim 
völligen     Erblühen     etwas      hängend; 


Kleinere  Mitteilungen. 


611 


mittelgross,  gefüllt.  schalenförmig: 
äussere  Petalen  breit,  die  der  Mitte 
schmäler,  Knospe  sehr  lang,  spitz  ei- 
förmig, gut  öffnend.  Farbe  rein  leuch- 
tend gelb  mit  kupfrig  roter  und  pfirsich- 
rosa  Schattierung,  besonders  kräftig 
nach  der  Mitte  zu. 

Die  Sorte  ist  ungemein  reichblühend, 
stark  und  angenehm  duftend.  Sie  eignet 
sich  ebensogut  zur  Topfkultur  wie  auch 
für  Hochstämme.  Einer  grossen  Blumen- 
freundin aus  Hamburg  gewidmet. 

Niedere  Polyantha  Eugenie  Lamesch. 

(Aglaia  .P  William  Allen    Richardson  ^f.) 

Strauch  buschig,  niedrig,  kräftig 
wachsend,  lebhaft  grün  belaubt,  Zweige 
mit  wenigen,  aber  kräftigen  Stacheln 
besetzt;  Laub  mittelgross.  Die  mittel- 
grossen Blumen  erscheinen  zu  5 — 30 
auf  einem  Stengel  den  ganzen  Sommer 
hindurch  in  grossen,  lockern  Dolden; 
die  Seitenaugen  treiben  leicht  aus  und 
endigen  stets  in  Knospen.  Farbe  der 
aufblühenden  Knospe  rein  leuchtend 
ockergelb,  in  hellgelb mitrosa  schattiert 
übergehend.  Form  schön  regelmässig, 
becherförmig.  Knospe  kupfrig  rotgelb, 
gut  gefüllt.  Duft  hochfein  gewürzt, 
stark  nach  Apfel  riechend. 

Niedere  Polyantha  Leonie  Lamesch. 

(Aglaia  Sämling  Polyantha  q    —  [Migno- 

nette   X    Shirley  Hibberd]). 

Strauch  aufrecht,  starkwüchsig, 
40 — 50  cm  hoch  werdend,  buschig; 
Holz  bräunlich,  mit  einzelnen,  sehr 
grossen  roten  Stacheln  besetzt.  Laub 
mittelgross,  die  einzelnen  Blättchen 
schmal  dunkelgrün,  Rückseite  der 
jungen  Blätter  braunrot,  oben  hellgrün. 
Blumen  erscheinen  oft   einzeln,    oft  zu 


2 —  5,  klein  bis  mittelgross,  hoch  kugel- 
förmig, gut  gefüllt;  die  Farbe  ist  auf- 
fallend und  einzig  in  ihrer  Art;  bis 
jetzt  giebt  es  unter  den  Rosen  keine 
einzige  Sorte,  die  ein  solch  schönes, 
leuchtendes,  dunkles  Kupferrot  zeigt! 
Die  Mitte  ist  leuchtend  reingelb,  die 
einzelnen  Blumenblättchen  sind  auf 
der  Rückseite  dunkler  und  am  obern 
Rande  auch  innen  kupferrot  schattiert, 
berandet  und  gelleckt,  sodass  die  Blume 
zuweilen  eine  leuchtende  3  farbige 
Rosette  darstellt.  Die  halboffene  Knospe 
ist  dunkel  blutrot.     Geruch  kräftig. 

Diese  Sorte  wird  für  denRosenfreund 
wegen  ihrer  Farbe  eine  Überraschung 
bilden  und  Rosenneuheiten  -  Züchter 
dürften  durch  Befruchtung  mit  dieser 
reichblühenden  Halb-Polyantha  wert- 
volle Resultate  zu  erwarten  haben. 

Beide  Polyantha  sind  nach  den  zwei 
Töchtern  des  Rosenzüchters  Lamesch 
zu  Dommeldingen  (Luxemburg)  benannt. 
Die  letztere  Sorte  wurde  in  der  Ver- 
sammlung des  Vereins  zur  Beförderung 
des  Gartenbaues  am  26.  Oktober  vor- 
gelegt.   

Reids  Treibgurke  „1900". 

Herr  E.  Geo  Reid,  Beckenham  Hill 
London  5E,  bringt  unter  obigem  Namen 
eine  neue  Gurke  in  den  Handel,  die 
nach  den  vorliegenden  Zeugnissen  alle 
anderen  übertreffen  soll.  Herr  Emil 
Zimm  ermann,  Obergärtner  bei  Herrn 
Prof.  Dr.  Schottelius  zu  Freiburg  im 
Breisgau,  giebt  folgende  Erträge  von 
je  einer  Pflanze  in  Gramm  an: 
Reids  Treibgurke  1900    36710  g  Gurken 

Triumph 34580  « 

Rollisons  Telegraph    .    25620  «        « 


Kleinere  Mitteilungen. 


Die    Beschädigungen    an    den    Statuen    in    der 
Siegesallee. 

Grosse  Entrüstung  herrscht  in  allen 
Kreisen  Berlins  über  die  mutwillige 
Zerstörung  einiger  der  Marmorbild- 
werke, welche  auf  VeranlassungSr.Maj. 
des  Kaisers  in  der  Siegesallee  auf- 
gestellt sind.  Glücklicherweise  sind 
es  nicht  die  Statuen  selbst,  sondern 
nur  die  Nebenfiguren,  die  zerstört  sind, 


aber  die  Thatsache,  dass  so  etwas 
möglich,  bleibt  darum  ebenso  be- 
klagenswert. Der  Kaiser  hatte  ab- 
sichtlich keine  Gitter  oder  dergl.  um 
die  Bildwerke  anbringen  lassen,  in  der 
Hoffnung  auf  den  gesunden  Sinn  der 
Berliner;  er  lässt  auch  jetzt  die  Hoff- 
nung nicht  sinken,  sondern  soll  gesagt 
haben,  dass  gegen  Roheit  Niemand 
etwas  thun  könne.     Er    hat  nur  Herrn 


•6  12 


Kleinere  Mitteilungen. 


Gartendirektor  Geitner  beauftragt, 
hinter  den  Statuen  ein  Gitter  anzu- 
bringen, damit  wenigstens  vom  Gebüsch 
her  keine  Beschädigungen  erfolgen 
können.  Auch  sollen  vorne  Ketten 
angebracht  und  die  Statuen  Nachts 
besser  bewacht  werden. 


Denkmal  für  Jean  Linden. 

Am  5.  November  wurde  in  Brüssel 
das  Denkmal  von  Jean  Linden 
enthüllt. 


Die  schöne  Orchideensammlung, 

die  Major  Mason  seit  mehreren  Jahren 
in  der  Grafschaft  Warwick  gesammelt 
hatte,  ist,  wie  man  aus  Brüssel  schreibt, 
jetzt  versteigert  worden.  Die  Ver- 
steigerung umfasste  6000  Pflanzen  und 
dauerte  drei  Tage.  Der  Gesamterlös 
ergab  17750  Frcs.  Das  Hauptlos  be- 
stand aus  zwei  Pflanzen  desCypripedium 
insigne  giganteum,  die  den  Preis  von 
3675  Frcs.  erreichten.  Zwei  junge 
Pflanzen  des  Cypripedium  Lawren- 
ceanumHyeanum  erbrachten  2125  Frcs., 
eine  alte  und  eine  junge  Pflanze  der- 
selben Art  erreichten  1917  Frcs.  Eine 
alte  Pflanze  und  eine  junge  Pflanze  des 
Cypripedium  callosum  Sanderianum 
wurde  mit  1887  Frcs.  verkauft. 


Zur  Nomenklatur  der  Liliifloren. 

Das  Notizblatt  des  Kgl.  botanischen 
'Gartens  zu  Berlin  No.  18  enthält  eine 
sehr  eingehende  »Handliste  der  in 
unseren  Warm-  und  Kalthäusern  sowie 
anderweitig  als  Topfpflanzen  zu  kul- 
tivierenden Liliifloren«.  Verlag  von 
Wilhelm  Engelmann,  Leipzig,  1,20  M. 
Diese  Liste  wird,  wie  die  Redaktion 
mit  Recht  sagt,  auch  für  Handels- 
gärtner von  Wichtigkeit  sein,  da  in 
derselben  die  Namen  der  Pflanzen  und 
die  Angaben  über  ihr  Vaterland  genau 
kontrolliert  sind.  Schade,  dass  nicht 
auch  die  Freiland  -  Liliifloren  aufge- 
nommen sind.  L.  W. 


Pflanzen  in  den   Berliner  Krankenhäusern. 

Zur  Anzucht  von  immergrünen 
Pflanzen  für  die  städtischen  Kranken- 
häuser bewilligte  die  Stadtverordneten- 
Versammlung  am  19.  Oktober  3000  M. 
Es  ist  ein  schöner  Gedanke,  die  armen 
Kranken  durch  den  Blick  auf  frisches 
Grün  im  Krankenzimmer    zu  erfreuen. 


Rhabarberkultur  in  Frankfurt  a.  Oder. 

In  der  Umgebung  von  Frankfurt  a. Oder 
sind  seit  einigen  Jahren  grosse  Rha- 
barberfelder entstanden  und  breitet 
sich  die  neue  Kultur  dort  immer  weiter 
aus.  Vor  etwa  12  Jahren  war  Rhabarber 
noch  ganz  unbekannt.  Seit  jener  Zeit 
aber  hat  man  sich  bemüht,  die  Rha- 
barberstiele als  angenehmes  Frühjahrs- 
kompott in  den  Küchen  einzubürgern, 
unddiesesistinso  überraschenderweise 
gelungen,  dass  jetzt  auf  dem  Wochen- 
markte hunderte  von  Zentnern  umge- 
setzt werden,  die  dann  selbst  in  den 
einfachsten  Küchen  eine  sehr  beliebte 
Verwendung  finden. 

Die  Rhabarberkultur  gehört  zu  den 
Kulturen,  die  mit  dem  denkbar  gering- 
sten Aufwand  an  Kunstfertigkeit  und 
Arbeitsleistung  betrieben  werden 
können.  Ein  kräftiger,  starker  Boden, 
rigolt  und  stark  gedüngt,  braucht  nur 
mit  Stauden  einer  dankbaren  Sorte 
bepflanzt  zu  werden  und  dann  kann 
man  vom  nächsten  Jahre  ab  fast  alle 
acht  Tage  Mengen  dickerStiele  brechen. 
In  Frankfurt  ernten  die  Züchter  20oZent- 
ner  vom  Morgen,  und  der  Zentner  wird 
durchschnittlich  mit  6 — 7  M.,  anfangs 
aber  selbst  mit  12  M.  und  im  Klein- 
verkanf  noch  viel  höher  bezahlt.  So 
bringt  ein  Morgen  Land  mit  Rhabarber 
bepflanzt  thatsächlich  mehr  als  ein 
Morgen  Spargel-  und  Erdbeerland,  und 
dabei  wächst  die  Nachfrage  und  der 
Versand  nach  auswärts,  namentlich 
nach  Berlin,  so  sehr,  dass  die  grösseren 
Züchter  immer  noch  nicht  genug  Rha- 
barberstiele liefern  können. 

Eine  Hauptsache  aber,  wodurch 
allein  diese  hohen  Erträge  erzielt 
werden,  ist  es,  dass  hier  eine  vorzüg- 
liche, sehr  marktfähige  Sorte  gebaut 
wird,  als  solche  gilt  gegenwärtig 
»Verbesserter  Vikto  ria  -  Rhabar- 
ber«. Sehr  schön  aussen  und  innen 
rot  ist  »Verbesserter  Rotstieliger*. 
Der  bekannte  Gärtnereibesitzer 
H.  Jungclaussen  in  Frankfurt  a.  Oder 
hat  über  die  Rhabarberkultur  eine 
kleine  Schrift  im  Selbstverlag  heraus- 
gegeben. Wenn  man  darin  liest,  wie 
leicht  es  gewesen  ist,  die  Rhabarber- 
stiele in  den  Frankfurter  Haushaltungen 
einzubürgern,  muss  man  sich  eigentlich 
darüber  wundern,  dass  es  noch  so 
viele  grosse  Städte  giebt,  in  denen  man 
dieses    ausgezeichnete    Gewächs    noch 


Unterrichtswesen.   —   Litteratur. 


613 


gar  nicht  kennt,  und  dass  nicht  mehr 
Gärtner  und  Landwirte  sich  auf  diesen 
einfachen  und  lohnenden  Erwerbszweig 
legen. 

Topfdüngungsversuche. 
Die    vom    Versuchs -Ausschuss    des 
Vereins    zur   Beförderung    des  Garten- 
baues   am   9.   November    im    Klub  der 


Landwirte  vorgeführtenChrysanthemuro 
zeigten  eine  ausgezeichneteEntwicklung. 
Ambesten  hatte  schwefelsaures  Ammo- 
niak gewirkt. 

Berichtigung 

zu  Heft  i<)  S.  505.  Marschall  von 
Bieberstein  ist  nicht  zu  Stralsund, 
sondern  zu  Stuttgart   170S  geboren. 


Unterrichtswesen. 


Anfertigung  von  Zeichnungen  für  den  Unterricht. 

Vielleicht  interessiert  es  Sie,  nach 
der  Mitteilung  auf  Seite  534  Heft  19 
der  Gartenflora,  dass  ich  seit  mehr 
als  einem  Dutzend  Jahren  bei  allen 
meinen  Vorlesungen  schwarzes  Papier 
gebrauche,  worauf  ich  mit  gefärbter 
Kreide  von Johann  Froeschless  und 
weisser  Magnesiakreide,  die  ihrer 
Weichheit  willen  besser  ist  als  ge- 
wöhnliche Kreide,  Zeichnungen,  Grund- 
risse und  Diagramme  verfertige,  welche 
mit  einer  Auflösung  von  Schellack  in 
5oProc.  Alkohol  und  5oProc.  Aether 
bespritzt  werden,  um  sie  zu  fixieren. 
Die  hiesige  Reichs  -  Gartenbauschule 
besitzt  von  meiner  Hand  eine  Menge 
derartiger  Zeichnungen,  welche  in  der 
Anfertigung  sehr  billig  und  auf  grosse 
Entfernungen  sehr  gut  sichtbar  sind. 
Für  schematische  Zeichnungen  von 
Blumen  oder  Diagrammen,  für  Kelch, 
Krone,  Staubblätter  und  Ovar  benutze 
ich  dienatürlichenFarben,und  das  giebt 
den  Schülern  sofort  ein  klares  Bild, 
das  in  ihnen  gewöhnlich  Jahre  lang 
haftet,  weil  sie  es  in  ihren  Diktaten 
mit  der  Farbe  eintragen.  Ich  kann 
diese  Methode  auf  Grund  einer  fast 
dreissigjährigen  Praxis  sehr  empfehlen. 

Dr.  Cattie, 

Direktor     der     Reichs  -  Gartenbauscliule     zu 

Wageningen,   Holland. 


Allgemeiner  Deutscher  Gärtner-Verein 

(Abteilung  für  Fachschulen), 
Berlin,  Weissenburgerstrasse  66.  — 
Die  »Gärtnerische  Winterschule«  der 
Märkischen  Gauvereinigung  des  A.  I  >. 
G.  V.  hielt  am  Donnerstag  den  12.  Ok- 
tober im  Saale  des  »Berliner  Hand- 
werkervereins«, Sophienstrasse,  ihren 
ersten  »Grossen  Monats-Vortragsabend« 
ab,  der  von  etwa  150  Zuhörern  besucht 
war.  Herr  Kunst-  und  Handelsgärtner 
Kotte-Südende  -Berlin  sprach  über 
»Gewächshausbau«  in  recht  anziehender 
und  belehrender  Weise.  Der  Vortragende 
entrollte  zunächst  ein  Bild  über  die  in 
den  letzten  dreissig  Jahren  auf  diesem 
Gebiete  gemachten  Fortschritte  und 
betonte  sodann,  dass  man  seit  erst 
recht  kurzer  Zeit  und  noch  jetzt  erst 
in  den  wenigsten  Gärtnereibetrieben 
mit  genügender  Beobachtung  der 
pflanzen -physiologischen  Gesetze  die 
Treibhausbauten  aufführet.  Der  Vor- 
tragende, welcher  in  bezw.  bei  Berlin 
schon  drei  Jahrzehnte  lang  sich  vor- 
zugsweise mit  Treibpflanzenkulturen 
bezw.  Blumentreiberei  beschäftigt,  hat 
auf  dem  Gebiete  des  Gewächshausbaues 
die  verschiedensten  Experimente  vor- 
genommen und  seinen  Betrieb  den  not- 
wendigen Anforderungen  nach  Möglich- 
keit anzupassen  gesucht. 


Litteratur. 


I  >er Erdbeerfreund«  vonHechler 
im  Verlag  von  Fr  oh  berger,  Erfurt,  er- 
schienen, bietet  dem  sich  fürErdbeeren- 


Kulturen  Interessenten  alles  Wissens- 
werte, und  zwar  nicht  nur  die  prak- 
tischen Anleitungen,  sondern  auch  eine 


614 


Aus  den  Vereinen. 


botanische  Abhandlung,  sodass  neben 
der  Praxis  auch  die  Theorie  ausführlich 
behandelt  wird.  Die  ganze  Schreib- 
weise ist  dabei  anregend,  belehrend 
und  unterhaltend,  sodass  Jeder,  der 
das  Buch  liest,  befriedigt  sein  wird. 
Von  den  nötigen  Arbeiten  ist  alles  ge- 
sagt, selbst  wenn  Jemand  ohne  die 
gärtnerischen  Erfahrungen  an  eine 
neue  Anlage  herangeht,  um  es  richtig 
zu  machen.  Von  ganz  besonderer 
Wichtigkeit  ist  auch  der  Rat,  nicht 
auf  Empfehlung  bestimmte  Sorten  an- 
zupflanzen, sondern  erst  selbst  zu 
prüfen,  welche  Sorten  sich  für  den 
Boden  und  die  Lage  besonders  eignen 
und  am  besten  gedeihen,  und  diese 
dann  in  grossen  Mengen  anzupflanzen. 
Das  Buch  ist  Allen,  welche  sich  mit 
der  Erdbeerkultur  beschäftigen  oder 
beschäftigen  wollen,  sehr  zu  empfehlen. 

Dressler. 

Die  Gartenbau  -  Gesellschaft 
»Flora«  zu  Dresden  versendet  soeben 
ihren  Jahresbericht.*)  Derselbe  ist  in 
hervorragender  Weise  mit  Abbildungen 
ausgestattet,  welche  die  berühmtesten 
Gehölzsammlungen  aus  Dresdens  Um- 
gebung zum  Gegenstande  haben.  Die 
Bildersammlung  wurde  hergestellt,  um 
die  Festschrift  für  die  Dendrologen- 
versammlung  im  August  d.  J.,  welche 
einen  Separatabdruck  aus  dem  Jahres- 
bericht der  »Flora«  darstellt,  zweck- 
entsprechend ausstatten  zu  können 
und  hat  in  den   weitesten  Kreisen  der 

*)  Obwohl  wir  diesen  Jahresbericht  schon 
kurz  in  No.  21  besprochen  haben,  geben  wir 
bei  der  Bedeutung  des  diesmaligen  Berichtes 
gern  einer  ausführlicheren  Besprechung  Raum. 


deutschen  Dendrologen  grosse  Freude 
erregt. 

Die  Bilder  führen  besonders  schöne 
Koniferen  aus  dem  Pillnitzer  Kgl.  Hof- 
garten und  dem  Kgl.  Forstgarten  zu 
Tharand,  ferner  Rhododendrongruppen 
aus  Tharand  und  dem  berühmten  Rho- 
dodendronhain der  Firma  T.  J.  Seidel- 
Laubegast  vor.  Die  dazugehörigen 
Artikel,  so  besonders  derjenige  aus 
der  Feder  des  Herrn  Obergartendirektor 
Bouche  über  Pillnitz,  behandeln  das 
geschichtlich  sowie  dendrologisch 
Merkwürdige  in  diesen  Anlagen  zum 
erstenmale  in  dieser  Ausführlichkeit. 
Einen  besonderen  wissenschaftlichen 
Wert  erhält  der  Jahresbericht  durch 
eine  Arbeit  des  Herrn  Geheimrat  Prof. 
Dr.  Drude  über  die  in  Deutschland 
verwendeten  fremden  Gehölze  und  ihre 
Herkunft;  diese  Arbeit  ist  von  einer 
die  Klimaprovinzen  des  deutschen 
Gartenbaues  abgrenzenden  Karte  be- 
gleitet. 

Von  anderen  Abhandlungen  heben 
wir  eine  höchst  wertvolle  Abhandlung 
von  Dr.  Hiltner  in  Tharand  hervor 
über  ein  neues  Verfahren,  die  Keimung 
gärtnerischer  Sämereien  zu  be- 
schleunigen. Die  praktische  Seite  des 
gärtnerischen  Berufes,  beleuchtet  vom 
physiologischen  Standpunkte  aus,  eine 
Abhandlung  des  Herrn  Prof.  Dr. 
Sorauer  aus  Berlin  über  »Die  Kunst 
des  Giessens«. 

Für  den  Buchhandel  ist  der  vom 
Garteninspektor  Ledien  redigierte  Be- 
richt in  kommissionsweisen  Verlag  der 
Hofbuchhandlung  von  H.  Burdach 
zu  Dresden-A.  gegeben  und  zum  Preise 
von  3,50  M.  zu  haben. 


Aus  den  Vereinen. 


Allgemeiner  Deutscher  Gärtnerverein 

(Abteilung  für  Stellennachweis), 
Berlin,  Weissenburgerstrasse  66.  — 
Der  Monat  September  zeigte  auf  der 
Geschäftsstelle  Berlin  ein  Bild,  das 
mit  denen  der  letzten  drei  Vorjahre 
in  keinem  rechten  Einklang  steht,  den 
85  offenen  Stellen  der  gewerblichen 
Gärtnerei  und  4  des  Privatgartenbaues 
standen  154  und  7  Bewerber  gegenüber. 
An  Altersklassen  waren  dabei  zu  etwa 


dreiviertel  die  Jahre  18 — 21  beteiligt. 
Wie  erklärlich,  mussten  diesmal  Viele 
zwei,  drei  Wochen  warten,  bevor  sich 
etwas  Passendes  für  sie  fand.  Zu  be- 
merken ist,  dass  sich  höchst  selten 
Jemand  bewegen  lässt,  den  Bannkreis 
der  weiteren  Umgebung  von  Berlin  zu 
verlassen.  So  lange  man  noch  über 
einige  Mittel  verfügt,  glaubt  man,  es 
»abwarten«  zu  können,  bis  sich  Passendes 
bietet;  sind  diese  aber  erschöpft,  dann 


Ausstellungen  und  Kongresse.   —   Personal-Nachrichten. 


615 


verbietet  es  sich  ganz  von  selbst,  eine 
grössere  Reise  zu  unternehmen,  etwa 
nach  Westfalen,  von  wo  aus  stetig  die 
meisten  Stellen  gemeldet  werden.  Hier- 
durch entstehen  die  periodenweisen 
Anhäufungen,  wie  sie  diesmal  in  ziem- 
lich ausgeprägter  Weise  der  September 
brachte.  Während  in  diesem  Monat 
die  Landschaftsgärtnere i  fast  gar  keine 


Arbeitskräfte  verlangte,  setzte  sie  mit 
Anfang  Oktober  gleich  ziemlich  stark 
ein,  sodass  vorläufig  wieder  so  gut 
wie;  »aufgeräumt«  ist.  Es  ist  gar  nicht 
ausgeschlossen,  dass  bis  zum  Totenfest 
ein  gewisser  »Mangel  an  Arbeitskräften 
eintreten  kann;  denn  Mitte  Oktober 
beginnt  die  »Akkordkranzbinderei  <. 
Dann  aber  geht's  zum  »Einwintern«. 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


Berlin.  Grosse  deutsche  Winter- 
blumen-Ausstellung, 22.  bis  28.  Februar 
1900.  Der  in  Aussicht  stehenden 
reichen  Beteiligung  wegen  ist  statt  des 
Zoologischen  Gartens  ein  grösseres 
lokal,  der  Luisenhof,  Dresdener 
Strasse  34/35  gewählt.  Das  endgültige 
Programm,  das  Medaillen  und  Geld- 
preise im  Gesamtbetrage  von  nicht 
weniger  als  20000  Mark  aussetzt, 
ist  vom  Verein  zur  Beförderung 
des  Gartenbaues,  Invalidenstrasse  42, 
zu  erhalten.  Seine  Majestät  der  Kaiser 
haben  die  grosse  goldene  Staats- 
medaille, der  Herr  Minister  für  Land- 
wirtschaft,   Domänen    und    Forsten   12 


grosse  silberne,  24  kleine  silberne  und 
24  bronzene  Staatsmedaillen  bewilligt. 

Hamburg.  Chrysanthemum  -Aus- 
stellung 24.  bis  26.  November  und 
Versammlung  der  Deutschen  Chrysan- 
themum-Gesellschaft im  Velodrom. 


Das  Verzeichnis  der  auf  der 
3.  internationalen  Gartenbau  -  Aus- 
stellung in  Petersburg  im  Mai  d.  J. 
prämiierten  Aussteller  ist  jetzt  in 
französischer  Sprache  erschienen  unter 
dem  Titel:  Liste  des  exposants  ayant 
regu  des  prix  etc.  (Par  ordre  alpha- 
betique.) 


Personal-Nachrichten. 


Sr.  Exzellenz  dem  Geh.  Rat  Prof.  Dr. 
Fischer  v.  Waldheim,  Direktor  des 
kaiserlichen  botanischen  Gartens  in 
St.  Petersburg,  ist  anlässlich  der  inter- 
nationalen Gartenbau-Ausstellung  der 
Stern  zum  Wladimir-Orden,  eine  sehr 
hohe  Auszeichnung,  desgl.  das  Gross- 
offizierkreuz  des  Luxemburgischen 
Ordens  der  Eichenkrone  mit  dem  Stern 
verliehen. 

Unserm  verehrten  korrespondieren- 
den Mitgliede,  Gartenbaudirektor 
Siebert,  Direktor  des  Palmengartens 
in  Frankfurt  a.  M.,  wurde  vom  Gross- 
herzog von  Luxemburg  das  Ritterkreuz 
des  Militär-  und  Zivilverdienstordens 
Adolphs  von   Nassau  verliehen. 

Der  Garten-Inspektor  Lämmerhirt- 
Dresden,  Geschäftsführer  der  Landes- 
obstbauvereins  für  das  Königreich 
Sachsen,  ist  anlässlich  des  25jährigen 
Jubiläums  des  Vereins  zum  Kgl.  Garten- 
baudirektor ernannt. 


Ernannt:  Dr.  C.  C  or  r  e  n  s  zum  ausser- 
ordentl.  Professor  in  Tübingen.  --  Dr. 
Bohumil  Nemec  zum  Privatdozenten 
für  Anatomie  und  Physiologie  der 
Pflanzen  an  der  böhmischen  Universität 
in  Prag.  --  Prof.  Dr.  August  Napoleon 
Berlese,  bisher  Professor  der  Botanik 
an  der  Universität  Camerino,  zum  Pro- 
fessor der  Naturwissenschaften  am  Kgl. 
Lyceum.  Dr.  Joh.   Bapt.  De   Toni 

zum  Professor  der  Botanik  und  Direktor 
des  botanischen  Gartens  der  Universität 
Camerino.  Die  Adresse  des  letzteren 
bleibt  Padua.  —  Der  Privatdozent  Prof. 
Dr.  Mez  in  Breslau  zum  ausserordent- 
lichen Professor  in  Halle.  —  Prof.  Dr. 
Ambronn  in  Leipzig  zum  ausser- 
ordentlichen Professor  in    fena. 


Prof.  Dr.  Knuth,  Kiel,  bekannt 
wegen  seines  Handbuches  der  Bliiten- 
biologie  (noch  nicht  ganz  vollendet) 
ist  verstorben. 


(5i(5  Besichtigung  des  Luisenhofes.  —  Tagesordnung. 

Besichtigung  des  Luisenhofes,  Dresdenerstrasse  34—35. 

Im  Denen,  welche  bei  der  Grossen  deutschen  Winterblumen- 
Ausstellung,  22.  bis  28.  Februar  1900,  sich  zu  beteiligen  gedenken,  Gelegenheit 
zu  geben,  das  Lokal  kennen  zu  lernen  und  mit  den  General-Ordnern,  Herren 
Königl.  Gartendirektor  Geitner  und  Königl.  Obergärtner  Habermann,  Rück- 
sprache zu  nehmen,  wird  am 

Donnerstag  den  23.  November,  nachmittags  3  Uhr, 

eine    Besichtigung    des    Luisenhofes,    Dresdenerstrasse    34—35,    nebst  einer 
Beleuchtungsprobe  veranstaltet  werden.     Um  zahlreichen  Besuch  wird  gebeten. 


An  die  verehrlichen  Leser  der  Gartenflora. 

achdem  der  Verein  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  in  den  preussischen 
~£~)\?  Staaten  sechs  Jahre  lang  die  Gartenfiora  im  eigenen  Verlage  heraus- 
gegeben, hat  er  sich  entschlossen,  dem  Antrage  der  Verlagsbuchhandlung 
Gebrüder  Borntraeger  (Inhaber  Dr.  Thost  in  Berlin)  entsprechend,  dieser 
Firma  vom   1.  Januar  1900  ab  die  Gartenflora  in  Verlag  zu  gehen. 

Im  Übrigen  bleibt  die  Gartenflora  unverändert.  Redaktion  und  Verlag 
werden  bemüht  sein,  sie  nach  besten  Kräften  auszugestalten,  dabei  aber  die 
alte  Tendenz,  welche  die  bis  jetzt  erschienenen  48  Bände  beherrschte,  Praxis 
mit  Wissenschaft  zu  verbinden,  auch  ferner  wahren. 

Der  Umstand,  dass  die  Firma  Gebrüder  Borntraeger  u.  a.  auch  die  »Berichte 
der  Deutschen  botanischen  Gesellschaft«,  die  »Verhandlungen  des  botanischen 
Vereins  der  Provinz  Brandenburg«,  die  »Gartenkunst«,  Zeitschrift  des  Vereins 
Deutscher  Gartenkünstler,  verlegt,  dürfte  eine  Gewähr  dafür  sein,  dass  nur  Ge- 
diegenes von  ihr  geboten  wird. 

Unsere  Leser  bitten  wir  daher,  der  alten  Gartenflora  auch  im  neuen 
Verlage  ihr  Wohlwollen  zu  erhalten  und  neue  Freunde  für  sie  zu  werben. 
Für  Mitteilung  von  Adressen,  denen  eine  Probenummer  erwünscht  sein  könnte, 
ist  die  unterzeichnete  ATerlagsbuchhandlung  jederzeit  dankbar. 

Ganz  besonders  aber  ergeht  an  die  Männer  der  Wissenschaft,  an  die  Vor- 
steher der  botanischen  Gärten  und  sonstiger  wissenschaftlicher  Institute,  nicht 
minder  herzlich  an  die  Männer  der  Praxis  die  Bitte,  die  Gartenflora  fleissig 
mit  Beiträgen  beehren  zu  wollen.     Auch  die  kleinste  Mitteilung  ist  willkommen. 

Die  Redaktion.  Die  Verlagsbuchhandlung. 

L.  Wittmack,  Gebrüder  Borntraeger, 

Berlin  N.,  Invaliden str.  42.  Berlin  SW.,  Schönebergerstr.   17a. 


Tagesordnung 

für  die 

865.  Versammlung  des  Vereins  z.  Beförderung  i  Gartenbaues  i.  i  pr.  Staaten 

am  Donnerstag,  den  30-  November  1899,  6  Uhr, 

im  Grossen  Hörsaal  der  Königl.  landwirtschaftlichen  Hochschule,  Invalidenstr.  42. 
1.  Ausgestellte  Gegenstände.  2.  Vortrag  des  Herrn  Kgl.  Obergärtners  Hab  ermann: 
Die  Gärten  an  der  Riviera.  3.  Vortrag  des  Herrn  Busse  in  Orizaba  (Mexicoi:  Die  Vanille- 
kultur. 4.  Bericht  über  die  diesjährigen  Topfdüngungsversuche,  Referent  Herr  Hoffmann. 
5.  Verschiedenes.     6.  Wahl  eines  Mitgliedes  in  das  Kuratorium  der  Kgl.  Gärtnerlehranstalt. 


Die  Trauerfichte  bei  Cadinen,  W.-Pr.,  u.  einige  ähnliche  Formen. ) 

Von  K.  Müller-Praust. 
(Hierzu  Abbildung  86  und  87.) 
I ie  von  den  in  Deutschland  bekannten  Trauerfichten  (Picea  excelsa  Lk.  f. 
v^^C  pendula  Jacq.  et  Her.)  schönste  und  interessanteste  ist  unstreitig  das  zuerst 
durch  Herrn  Professor  Dr.  Conwentz,  Direktor  des  Provinzialmuseums  zu  Danzig, 
bekannt  gewordene  Exemplar  in  der  Stelliner  Forst  bei  Cadinen,  Kreis  Elbing. 
Erst  im  Sommer  1892  fanden  Ausflügler  aus  dem  Städtchen  Tolkemit  zufällig 
diese  Fichte.  Durch  einen  Korrespondenten  des  Westpreussischen  Provinzial- 
Muscums  wurde  Herr  Professor  Dr.  Conwentz  davon  benachrichtigt.  Dieser 
reiste  dann  auch  noch  in  demselben  Sommer  hin.  Dass  der  Baum,  welcher 
wohl  dem  Förster  des  Schutzbezirkes  nicht  unbekannt  war,  nicht  früher 
entdeckt  wurde,  liegt  wohl  mit  daran,  dass  er  abseits  vom  Wege  stand  und  von 
dicht  dabei  stehenden  Bäumen  bedrückt  und  verdeckt  wurde.  Dank  der 
Bemühungen  des  Herrn  Professor  Dr.  Conwentz  ist  die  Fichte  in  dessen  Beisein 
durch  die  Forstverwaltung  im  Jahre  1893  freigestellt  und  ein  Durchhau  nach 
dem  nächsten  Waldweg  hergestellt  worden.  Nach  der  Freistellung  ist  das 
'  iriginal  der  hier  beigegebenen  Abbildung  86  angefertigt  worden.  Wie  ich  vor 
kurzem  von  einem  Lehrer  aus  der  dortigen  Gegend,  der  zum  Obstbau-Kursus 
hier  in  Praust  war,  hörte,  ist  diese  Fichte  dort  jetzt  im  Volksmunde  als  ,, Kaiser- 
fichte"  oder   „Kaisertanne"  bekannt. 

Sobald  ich  in  einer  Zeitung  —  in  welcher,  ist  mir  entfallen  —  von  der  zuerst 
durch  Herrn  Professor  Dr.  Conwentz  „Säulenfichte"  genannten  Tanne  gelesen 
hatte,  ward  auch  der  Wunsch  in  mir  rege,  den  Baum  mit  eigenen  Augen  zu 
sehen.  Ich  machte  sofort,  es  war  mitten  im  Wrinter,  einem  Freunde  und 
Namensvetter,  auch  früherem  Baumschulengärtner,  in  Elbing  davon  Mitteilung. 
Derselbe  konnte  aber  den  Sommer  nicht  erwarten  und  schrieb  mir  nach 
ungefähr  8  Tagen,  dass  er  trotz  hohen  Schnees  eine  Schlittenfahrt  nach  den 
StellinerForst  unternommen  und  mitllülfc  des  Revierförsters  Steckel  die  Säulen- 
fichte auch  gefunden  habe.  Damals  war  noch  nichts  zur  Lichtung  und  bequemeren 
Erreichung  der  ,, Säulenfichte"  gethan.  Durch  alles,  was  mir  mein  Freund 
sonst  noch  schrieb,  wurde  in  mir  der  Wunsch,  den  Baum  zu  sehen,  nur  noch 
grösser.  Leider  kam  ich  im  nächsten  Jahre  wieder  nicht  dazu;  zwei  mein« r 
Söhne  suchten  sie  aber  in  Begleitung  des  genannten  Freundes  auf.  Ich  selbst 
konnte  die  kleine  Reise  erst  im  Jahre  1894  unternehmen.  Am  ersten  Pfingst- 
feiertage  früh  fuhr  ich  per  Bahn  nach  Elbing,  wo  mich  mein  Freund  am  Bahn- 
hofe erwartete.  Wir  eilten  nach  dem  bald  abgehenden  Dampfschiffe,  welches 
uns     in     angenehmer    Fahrt    und    in     einer    guten    Stunde   nach  Cadinen,  dem 

*)  Unter  Benutzung    des    Werkes  „Beobachtungen    über     seltene    Waldbäume     in    West- 
preussen"  von  H.  Conwentz.     Mit  gütiger  Erlaubnis  des   Verfassers. 


öi  8 


Die  Trauerrichte   bei   Cadinen,  W.-Pr.,  u.  einise  ähnliche  Formen. 


jetzigen  Besitztum  unseres  Kaisers, 
brachte.  Ein  nicht  anstrengender 
Marsch  von  etwas  mehr  als  einer 
Stunde  brachte  uns  an  unser  Ziel. 
Dieses  liegt  5  Kilometer  vom 
frischen  Haff  entfernt,  und  ist  der 
Weg  jetzt  leicht  zu  erfrageD. 

Ich  kann  versichern,  dass  mich 
die  Reise  nicht  gereut  hat.  Man 
muss  eben  Natur-  und  Pflanzen- 
freund sein,  um  verstehen  zu 
können,  wie  man  sich  an  dem 
Anblick  eines  seltenen,  schönen 
Baumes  erfreuen  und  erheben 
kann.  Als  eine  dicht  mit  dünnen 
langen  Zweigen  besetzte  24  m*) 
hohe  Säule  von  2V2 — 3  rn  Durch- 
messer, welche  sich  erst  bei  2/3 
ihrer  Höhe  allmählich  nach  oben 
verjüngt,  ragt  er  schlank  und 
kräftig  in  die  Luft  hinein.  Dabei 
ist  kaum  eine  Lücke  zu  linden, 
fast  als  wäre  der  Baum  ge- 
schoren. Der  Stammumfang  ist 
unten  an  der  Erde  1,83  m,  1  m 
über  der  Erde  1.06  m.  Der  ast- 
reine Schaft  ist  kaum  1Y2  rn  lang. 
Die  Astquirle  sind  10  bis  16  cm 
voneinander  entfernt,  was  man 
aber  nur  bei  genauer  Unter- 
suchung findet,  da  sich  zwischen 
den  Quirlen  noch  viele  einzel- 
stehende Aeste  befinden.  Warum 
nun  diese  Tanne  den  so  be- 
zeichnenden Xamen  ., Säulen- 
fichte" nicht  weiterführen  kann, 
hat  Herr  Professor  Dr.  Conwentz 
schon  im  November  1S93  dargelegt.  Derselbe  hat  nach  genauen  Unter- 
suchungen festgestellt,  dass  der  in  Rede  stehende  Baum  den  Charakter  der 
Trauerfichten  (Picea  excelsaLk.  f.  pendula  Jacq.  et  Her.)  trägt.  Bei  letzteren  hängen 
sowohl  die  Hauptäste  als  auch  die  Aeste  des  zweiten  und  der  folgenden  Grade 
(Seitenäste)  lang  strickartig  am  Stamm  herunter,  was  den  Baum  wiederum 
von  der  ,.Hängef  ichte"  (Picea  excelsa  Lk.  viminalis  Casp.)  unter- 
scheidet. Bei  dieser  sind  die  Hauptäste  wie  bei  der  gewöhnlichen  Fichte  in 
Quirlen  angeordnet,  und  hängen  nur  die  Aeste  des  zweiten  und  der  folgenden 


Abb.   86.     Die  Trauerhchte  bei  Cadinen. 

Das  Cliche   stellte   im;   Herr  Dr.   Potonies   aus   seiner 

Naturwissenschaftlichen    Wochenschrift    freundlichst    zur 

Verfügung. 


*)  Sämtliche  hier  angeführten  Masse  sind  dem  im  Jahre  1895  herausgegebenen,  oben 
erwähnten  Buche  des  Herrn  Professor  Dr.  Conwentz  entnommen;  sie  dürften  sich  jetzt  wohl 
etwas,  wenn  auch  nicht  bedeutend,  verändert  haben. 


Die  Trauerrichte  bei  Cadinen,  W.-Pr.,  u.  einige  ähnliche  Formen. 


619 


Grade  lang  peitschenförmig  herab.  Bei  unserer  Fichte  in  der  Stelliner  Forst 
streben  nur  die  obersten  jüngsten  Aeste  aufwärts,  dann  werden  sie  wagerecht 
und  nehmen  nach  unten  zu  eine  immer  mehr  hängende  Richtung  an,  sodass  die 
Spitzen  der  untersten,  über  2V2  rn  langen  Aeste  sich  il/a  rn  unter  dem  Ansätze 
derselben  befinden.  Die  Spitzen  der  Aestchen  biegen  sich  bisweilen  am  Ende 
wieder  leicht  nach  oben.  Dass  nach  Carriere*)  schon  eine  Säulenfichte  (Picea 
excelsa  columnaris  Carr.)  existiert,  hätte  ja  sonst  meiner  Ansicht  nach  nicht 
soviel  zu  sagen,  da  wir,  wie  ich  nachher  noch  anführen  will,  auch  noch 
verschiedene  Trauerfichten  haben.  Unbestritten  wird  bleiben,  dass  der  Baum 
einzig  schön  in  seiner  Art  und  wert  ist,  von  jedem  Naturfreunde,  der  Gelegen- 
heit dazu  hat.  aufgesucht  zu  werden.  Bietet  doch  auch  sonst  Cadinen,  Halte- 
punkt der  neu  eröffneten  Haffuferbahn,  des 
Anziehenden  und  Interessanten  mancherlei. 

Trauerfichten  giebt  es  noch  vereinzelt 
an  verschiedenen  Orten  Deutschlands,  von 
denen  ich  einige  hier  kurz  antühren  will. 
Eine  derselben  steht  im  Bauernwald  von 
Jegothen,  Kreis  Heilsberg,  in  Ostpreussen; 
sie  steht  in  der  allgemeinen  Tracht  ihrer 
Schwester  in  Westpreussen  am  nächsten. 
Der  Bau  ist  aber  lockerer,  und  sind  die 
Aeste  gröber  und  nicht  so  dicht  stehend. 
Zwei  andere  von  einander  verschiedene 
Trauerfichten  befinden  sich  im  Harz  und 
zwar  im  Fürstlich  Stolberg'schen  Forst- 
revier Schierke;  dieselben  sind  wohl  mehr 
interessant  als  schön.  Auch  der  Park  von 
Wilhelmshöhe  bei  Kassel  beherbergt  ein 
schönes  Exemplar  der  Trauerfichte,  und 
so  wird  wohl  noch  an  anderen  Orten  hin 
und  wieder  ein   schönes  Exemplar   stehen. 

Zum  Schluss   will   ich    nun    noch   eine 
im  Handel    befindliche,    schon    mehr    ver- 
breitete     Trauerfichte      nennen,      nämlich 
Picea     excelsa    inverta   Carr.     Bei 
dieser     ist     der     Charakter      der 
Trauerfichte   am    deutlichsten  aus-      ==^s^-r 
geprägt,  indem  die  nicht  in  regel- 
mässigen Abständen  erscheinenden 
Aeste  mit  deren  Seitenästen  scharf 
am  Stamme  herunterhängen.     Der 
Baum  bildet  so  eine  schmale  kom- 
pakte Säule,  deren  untersten  Aeste 
dicht  den  Boden  bedecken.     Nach 
Carriere    ist    diese    Trauerfichte 

in  England  gefunden  worden.  Das  Abb.  87. 

Die  Trauerrichte  von  Barbier  &  Co.  in  Beuvronne. 
*    Carriere;     Traite     generale    des  Das  CHdl-    ste,|te  uns   Hcrr  Prof    Dr.  Conwentz  freund- 

coniferes.     2   ed.  33o.  liehst  zur  Verfügung- 


52  - 


^MMm^^^^^^^^ 


Ö20 


Die  Anzucht  von  Schnittblumen  unter  Glas. 


Exemplar,  nach  welchem  die  umstehende  Abbildung  gemacht  ist,  steht  in  der 
Baumschule  der  Herren  Barbier  &  Cie.  (früher  Transons  fr  er  es)  in  Orleans  und 
zwar  zu  Beuvronne  24  Kilometer  von  Orleans.  Der  Baum  war  vor  einigen  Jahren 
8  m  hoch,  und  hatten  die  untersten  Aeste  eine  Länge  von  2.50  m.  Schon  junge 
Pflanzen  (Veredelungen)  von  40  bis  50  cm  zeigen  die  hängenden  Zweige.  In  vielen 
Baumschulen  findet  man  schon  Exemplare  von  mehreren  Metern  Höhe;  doch 
scheinen  auch  falsche  mit  unterzulaufen,  welche  den  Habitus  der  Hängefichten 
und  nicht  den  der  Trauerfichten  zeigen. 


Die  Anzucht  von  Schnittblumen  unter  Glas 
im  Nordosten  der  Vereinigten  Staaten  von  Nordamerika. 

Von  W.  Th.  Goethe.*) 
I.  Allgemeine  Betrachtungen. 

Die  Anzucht  und  Kultur  von  Zierpflanzen  unter  Glas  gehört  zu  den  jüngsten 
Zweigen  des  amerikanischen  Gartenbaues. 

Nach  den  Angaben  älterer  Fachleute  war  die  Anwendung  von  Glas- 
häusern zu  Handelskulturen  noch  vor  50  Jahren  beinahe  unbekannt  und  diente 
hauptsächlich  dazu,  die  Bedürfnisse  reicher  Privatleute  zu  befriedigen. 

Erst  im  Laufe  der  letzten  Jahrzehnte  ist  die  Gewächshausgärtnerei, 
wesentlich  beeinflusst  durch  die  fortschreitende  Kultur  und  Hebung  des  all- 
gemeinen Wohlstandes,  mehr  und  mehr  in  den  Vordergrund  getreten. 

Das  rasche  Wachstum  und  Emporblühen  der  grossen  Städte  des  Ostens 
rief  aber  nicht  allein  eine  vermehrte  Nachfrage  nach  getriebenem  Gemüse 
herbei,  sondern  steigerte  auch  die  Liebhaberei  für  Gewächshauspflanzen  und 
abgeschnittene  Blumen  um  ein  Bedeutendes. 

Welchen  Grad  der  Entwicklung  die  Blumenkultur  unter  Glas  seit  den 
letzten  Jahren  erreicht  hat,  geht  am  besten  aus  einigen  Zahlen  hervor. 

Das  Census-Bulletin  von  1891,  die  neueste  Schätzung,  welche  mir  zur 
Verfügung  stand,  enthält  für  die  in  Betracht  kommendenStaaten  folgendeStatistik: 


Zahl 

der  Geschäfte 

Gesamtwert  in  $ 

Maine    .     .    ..    •.     .     .     .       45 

183  613  $    50  cts 

New-Hamshire 

42 

i  162  827   ,,    28     ., 

Vermont   .     .     . 

29 

108  955     „      13       „ 

Massachussets   . 

407 

2  663  587     „      08       „ 

Rhode  Island 

102 

526507   „    68     ., 

Connecticut  . 

120 

936  955    „    60     „ 

New-York 

793 

9  254  873   »    °3     » 

Pennsylvania 

544 

5  641  513   >.    92     „ 

Xew-Jersey    . 

306 

3  666  518   „    46     ,, 

Maryland  .     . 

102 

758  904   .,    48     „ 

Delaware 

19 

99  750  ,,    00     ,, 

Dist.  of  Columl 

)ia 

•       35 

571  392   „    80     „ 

*)  Herr  W.  Th.  Goethe,  Sohn  des  Hrn.  Landesökonomierats  Goethe-Geisenheim, 
hat  interessante  Berichte  über  seine  Studienreise  in  den  Vereinigten  Staaten  an  das 
Ministerium  für  Landwirtschaft,  Domänen  und  Forsten  eingesandt,  die  uns  bereitwilligst  von 
den  Beteiligten  zum  Abdruck  überlassen  sind.  Wir  werden  dieselben  nach  und  nach  ver- 
öffentlichen. D.  R. 


Die  Anzucht  von  Schnittblumen  unter  Glas.  521 


Die  vorstehenden  Zahlen,  die  sich  während  der  letzten  Jahre 
mindestens  verdoppelt  haben  dürften,  geben  nur  eine  allgemeine  Vorstellung 
von  der  Ausdehnung  der  winterlichen  Gewächshausgärtnerei  überhaupt,  die 
Bedeutung  der  einzelnen  Kulturen   geht  aber  keineswegs  aus  ihnen  hervor. 

Erst  ein  genaues  Studium  der  Verhältnisse  an  Ort  und  Stelle  selbst  führt 
zu  der  Erkenntnis,  dass  die  Massenanzucht  blühender  sowie  Blattpflanzen  noch 
immer  von  den  Importen  aus  Belgien,  England  und  den  Bermudas  beeinflusst 
wird.  Dagegen  ist  die  Erzeugung  und  der  Verkauf  von  Schnittblumen  zu  einer 
Industrie  von  ganz  bedeutendem  Umfange  herangebildet  worden,  welche 
Tausenden  Beschäftigung  giebt  und  den  Bedarf  der  Städte  an  Schnittmaterial 
vollkommen  deckt. 

An  der  Hand  des  ,, American  Florist  Companys  Directory"  liess  sich 
bezüglich  der  Menge  der  einzelnen  Geschäfte  in  den  Nordoststaaten  folgende 
Zusammenstellung  machen  (auch  hier  muss  eine  entsprechende  Vergrösserung 
der  Zahlen  mit  den  letzten  Jahren  angenommen  werden): 

Zahl  der  Blumenläden      Schnittblumen-      Geschäfte  mit  Schnittblumen 
und  Zwischenhändler       Spezialgeschäfte  und  Pflanzenkultur 

Maine  3  2  86 

Xew-Hampshire  1  56 

Vermont  3  200 

Massachussets  71  68  21 

Rhode-Island  7  13  727 

Connecticut  1  1  16  142 

Xew-York  344  182  242 

Xcw-Jersey  40  189  1  083 

Pennsylvania  117  133  507 

Delaware  1  849 

Maryland  61  9  22 

Dist.  of  Columbia  7  2  55 

Die  rasche  Entwicklung  der  amerikanischen  Schnittblumenkultur  hat  sich 
wohl  hauptsächlich  unter  dem  Einflüsse  einer  wachsenden  Liebhaberei  und 
höherer  Ansprüche  von  seiten  des  blumenliebenden  Publikums  vollzogen. 

Um  sie  zu  ihrer  heutigen  Ausdehnung  und  Bedeutung  zu  bringen,  haben 
aber  noch  Beweggründe  anderer  Art  mitgewirkt.  Dies  waren  vor  Allem  die 
immer  grössere  Vereinfachung  des  ganzen  Verfahrens,  welche  es  ermöglicht, 
auch  grössere  Anlagen  mit  verhältnismässig  geringen  Unkosten  zu  errichten 
und  zu  betreiben.  Ferner  die  bessere  Ausbildung  der  Fachleute  selbst,  welche 
viel  eher  wie  früher  im  Stande  sind,  durch  sorgfältige  Kultur  und  Heranzucht 
geeigneter  Sorten  die  gewünschte  Ware  zu  beschaffen.  Daran  reiht  sich  noch 
als  sehr  wichtiger  Punkt  eine  bessere  Art  der  Verpackung  und  Aufbewahrung, 
sowie  eine  vorteilhafte  Transportgelegenheit,  welche  den  Züchter  befähigt,  sein 
Produkt  in  genügend  frischem  Zustande  den  Markt  erreichen  zu  lassen. 

Schon  im  vergangenen  Jahre  und  gegen  Ende  eines  mehrwöchigen 
Aufenthaltes  in  den  Vereinigten  Staaten  hatte  ich  den  Entschluss  gefasst,  meine 
Wahrnehmungen  über  diesen  Gegenstand  in  einer  zusammenhängenden  Schil- 
derung niederzulegen.  Es  stellte  sich  aber  heraus,  dass  das  vorhandene  Material 
zu  umfangreich  sei,  und  sein  Studium  daher  einen  grösseren  Aufwand  an  Zeit 
erfordere. 


(322  Die  Anzucht  von  Schnittblumen  unter  Glas. 

Erst  nach  weiteren  Beobachtungen  in  zahlreichen  Geschäften  New-Yorks, 
Bostons  und  Philadelphias,  sowie  Rücksprache  mit  hervorragenden  Fachleuten 
war  ich  vorbereitet  genug,  um  den  vorliegenden  Bericht  über  dieses  Spezial- 
gebiet anzufertigen. 

Er  verfolgt  den  Zweck,  die  amerikanische  Schnittblumenkultur  nach  ihrer 
heutigen  Entwickelung  übersichtlich  darzustellen  und  diejenigen  Punkte  be- 
sonders hervorzuheben,  welche  für  deutsche  Verhältnisse  verwertbar  sind. 

Meine  Schilderungen,  besonders  diejenigen  der  einzelnen  Kulturmethoden, 
haben  nicht  selten  die  beabsichtigte  Ausdehnung  überschritten.  Dieser 
anscheinende  Nachteil  war  aber  bei  der  Reichhaltigkeit  des  zu  behandelnden 
Themas  nicht  zu  umgehen.  Eine  kurze  Aufzählung  flüchtig  erhaltener  Ein- 
drücke kann  niemals  ein  richtiges  Bild  von  der  amerikanischen  Schnittblumen- 
kultur unter  Glas  geben. 

Mehr  noch  wie  in  vielen  anderen  Ländern,  sieht  sich  der  Züchter  des 
nördlichen  Amerikas,  wenn  er  zum  Ziele  kommen  will,  genötigt,  der 
Glashauskultur  ganz  besondere  Sorgfalt  zuzuwenden.  Der  strenge  nordische 
Winter  mit  seinen  tiefen  Kältegraden  und  oft  langem  Verweilen  ist  — ■  und 
dies    gilt    besonders   von  Neu-England  der  Winterkultur  so  wenig  günstig, 

dass  eine  Massenerzeugung  ohne  ausgiebige  Verwendung  von  Glas  im  Verein  mit 
leistungsfähigen  Heizungssystemen  gar  nicht  denkbar  ist. 

Wer  daher  die  amerikanischen  Schnittblumengeschäfte  besucht,  wird 
rinden,  dass  die  Errichtungsweise  der  Glashäuser  und  die  Verwendung  sonstiger 
Hilfsmittel  eine  Vielseitigkeit  erreicht  hat.  die  vielleicht  einzig  in  ihrer  Art 
dasteht  und  einen  deutlichen  Beweis  von  der  hohen  Entwicklung  dieser 
Kultur  giebt. 

Mit  Ausnahme  ganz  umfangreicher  Anlagen,  wie  diejenigen  der  „American 
Rose  Company  mit  48  Gewächshäusern  und  derjenigen  von  Asmus  &  Son 
in  West-Hoboken  mit  60  kleineren  Häusern,  geht  der  grösste  Teil  der  östlichen 
Schnittblumengeschäfte  nicht  über  Mittelgrösse  hinaus.  Ein  Betrieb  in  zu 
kleinem  Massstabe  erweist  sich  selten  als  lohnend,  weil  derselbe  nicht  aus- 
reicht, um  bei  lebhafter  Konkurrenz  ein  genügendes  Ouantum  Blumen  innerhalb 
kurzer  Zeit  zu  beschaffen.  Der  Züchter  in  der  Umgebung  von  New-York  be- 
ginnt gewöhnlich  mit  3 — 4  Häusern  und  steigert  deren  Zahl  je  nach  Bedart 
auf  8 — 10,  Weitere  Vergrösserungen  bedingen  schon  einen  stets  guten  Markt 
und  eine  Vermehrung  der  teuren  Arbeitskräfte. 

Letztere  stehen  ihrer  Zahl  nach  wohl  niemals  im  gleichen  Verhältnis  mit 
europäischen  Geschäften  ähnlicher  Art.  Bei  der  grossen  Einfachheit  des 
Kulturverfahrens  genügen  schon  in  den  meisten  Fällen  für  4 — 5  Häuser  von 
je  40  m  Länge  und  4 — 5  m  Breite  2  tüchtige  und  umsichtige  Arbeiter.  Diese 
»hands«  oder  »helps«,  die  je  nach  Bedarf  eingestellt  und  in  grossen  Betrieben 
zeitweilig  auch  wieder  entlassen  werden,  sind  fast  immer  ohne  fachliche  Vor- 
kenntnisse, denn  ein  Lehrlings-  und  Gehilfenwesen  existiert  hier  ebensowenig 
wie  in  England  und  Frankreich.  Nur  der  »foreman«  oder  Geschäftsführer 
besitzt  die  zur  Leitung  und  Überwachung  nötige  praktische  Erfahrung. 

Diese  Zustände  finden  aber  leicht  ihre  Erklärung,  wenn  man  in  Betracht 
zieht,  dass  die  angenommenen  Arbeiter  oft  zeitlebens  in  ihren  Stellungen  ver- 
bleiben und  dann  häufig  einen  bedeutenden  Grad  von  Geschicklichkeit  und 
Fertigkeit  erlangen. 


hie   Anzucht  von   Schnittblumen   unter  Glas.  Öl?, 


Zu  den  wichtigsten  Arbeiten,  die  der  eigentlichen  Kultur  vorangehen. 
gehört  der  Bau  von  Gewächshäusern,  welche  man  fast  nur  aus  Holz  und  Glas 
herstellt.  Die  Wälder  der  Vereinigten  Staaten  sind  so  reich  an  geeigneten 
Holzarten,  dass  es  keinerlei  Schwierigkeiten  macht,  das  gewünschte  Material 
schnell  und  verhältnismässig  billig  zu  beschaffen.  Als  sehr  wertvoll  für  diese 
Zwecke  hat  sich  das  sogenannte  »Cypress-Luraber«  erwiesen  (Holz  von 
Taxodium  distichum,  Chamaecyparis  sphaeroidea  und  andern  Cypressenarten). 
Es  ist  sehr  dauerhaft  und  tragkräftig,  ausserdem  billiger  als  die  besseren 
Kiefernholzarten  des  Handels,  nimmt  den  Anstrich  sehr  gut  an  und  wird  unter 
dem  Finflusse  der  Wärme  nicht  so  leicht  rissig.  Man  giebt  dem  Cypressen- 
holz  aus  den  Golfstaaten  den  Vorzug,  da  es  sehr  schnell  trocknet  und  sich 
daher  bald  verarbeiten  lässt.  (Der  Verbrauch  an  Cypressenholz  zu  Bauzwecken 
ist  in  den  Vereinigten  Staaten  ein  sehr  starker,  und  die  vorhandenen  Vorräte 
werden  in  absehbarer  Zeit  erschöpft  sein,  da  Xachpflanzungen,  wenn  solche 
überhaupt  stattfinden,  Jahrzehnte  nötig  haben,  um  denselben  Gebrauchswert  zu 
erlangen.) 

Bei  der  Herstellung  der  Seitenwände  ist  man  weniger  wählerisch  und  benutzt 
das  billigere  Tannenholz.  Damit  jene  einen  besseren  Schutz  gegen  Temperatur- 
einwirkungen gewähren,  werden  sie  doppelt  angefertigt  und  der  vorhandene 
Zwibchenraum  von   10—12  cm  mit  Sägespänen,  Asche  ausgefüllt. 

Der  zur  Erbauung  notwendige  Zeitraum  schwankt  und  richtet  sich  ganz 
nach  der  Grösse  und  Form,  welche  man  der  Anlage  zu  geben  wünscht.  Zwei 
intelligente  Arbeiter  sind  gewöhnlich  im  Stande,  ein  Glashaus  von  30  m  Länge 
und  ca.  4—5  m  Breite  innerhalb  drei  Wochen  fertig  zu  stellen.  Dies  ist  ein 
grosser  Vorteil  der  amerikanischen  Schnittblumenkulturen,  der  nicht  wenig 
zu  ihrer  raschen  Verbreitung  beigetragen  haben  mag. 

Sehr  eingehend  beschäftigt  sich  der  amerikanische  Züchter  mit  der  Frage, 
wie  nun  am  vorteilhaftesten  zu  bauen  sei.  Er  muss  darauf  bedacht  sein,  jeden 
Sonnenstrahl  auszunützen;  ferner  sollen  seine  Häuser  aber  auch  genügende 
Widerstandsfähigkeit  gegen  die  rauhen  nördlichen  Winter  besitzen.  —  Es  herrscht 
daher  bezüglich  der  Form,  welche  man  in  den  einzelnen  Geschäften  dem 
('.lasdache  giebt.  eine  geradezu  überraschende  Mannigfaltigkeit.  Ganz  und  gar 
nicht  mehr  gebräuchlich  ist  das  schmale  und  kleine  Haus  mit  spitzem  und 
regelmässigem  Satteldache.  Es  ist  zu  wenig  geräumig,  um  eine  anhaltend 
gleichmässige  Temperatur  zuzulassen,  und  bietet  ausserdem,  wenn  von  Osten 
nach  Westen  laufend,  den  von  Süden  her  einfallenden  Sonnenstrahlen  zu  wenig 
Fläche  dar.  (rn  der  Topfptlanzenkultur  hat  man  gute  Erfolge  mit  einer  Reihe 
von  Norden  nach  Süden  gelegener  Sattelhäuser  erzielt,  zur  Anzucht  von  Schnitt- 
blumen ist  die  Morgen- und  Abendsonne  des  Winters  zu  wenig  intensiv.)  Mehr 
Anerkennung  haben  dagegen  geräumige  Glashäuser  gefunden,  bei  deren  unregel- 
mässigem Satteldache  die  breitere  Seite  ganz  flach  nach  Süden  zu  liegen 
kommt,  während  der  nach  Norden  gerichtete,  kürzere  Teil  steil  abiällt.  Es  ist 
dies  die  Form,  welche  der  Rosenzüchter  in  Madison,  Xew-Jersey,  fast  aus- 
schliesslich anwendet.  Zur  Winterzeit  stehen  hier  die  Sonnenstrahlen  mit  dem 
langen  und  breiten  südlichen  Glasdache  im  rechten  Winkel.  In  dem  grossen 
und  luftigen  Innenraume,  welcher  infolge  dieser  luftigen  Bauart  entsteht,  kann 
die  Temperatur  ohne  Schwierigkeit  auf  der  gewünschten  Höhe  gehalten 
werden. 


ß2A  Die  Anzucht  von  Schnittblumen  unter  Glas. 


Verschiedene  neuere  Schnittblumengeschäfte  haben  erst  kürzlich  ein 
anderes  System  angewendet,  bei  welchem  die  kürzere  Seite  schroff,  fast  senk- 
recht nach  Süden  zu  liegt;  die  breitere  Hälfte  ist  flach  und  nach  Xorden  ge- 
gerichtet. 

Es  hat  sich  herausgestellt,  dass  durch  diese  Methode  das  Sonnenlicht 
besser  in  die  hinteren  (nördlichen)  Teile  des  Hauses  getragen  wird;  dabei 
wirft  aber  der  vordere,  kürzere  Teil  des  Glasdaches  oft  einen  lästigen  Schatten 
auf  die  Pflanzenstellagen.  Ausserdem  bleibt  der  Schnee  auf  der  breiteren 
nördlichen  Seite  länger  liegen  und  ruft  starke,  das  Wachstum  der  Kulturen 
schädigende  Verdunkelungen  hervor.  Eingehende  Erkundigungen  nach  dieser 
Richtung  hin  ergaben,  dass  sich  das  geräumige  Glashaus  mit  regelmässigem 
Satteldach  sowie  das  ungleichseitige,  mit  kurzem,  steilem  Dach  nach  Süden 
zur  Kultur  der,  Nelken  und  Chrysanthemum  recht  gut  geeignet  ist,  während 
die  Treiberei  der  Rosen  hauptsächlich  in  dem  ungleichseitigen,  mit  breiter 
Glasfläche  nach  Süden  gerichteten  Hause  die  vollkommensten  Resultate  liefert. 

Alle  Anlagen  sind  so  ausgeführt,  dass  jedes  einzelne  Glashaus  in  den 
schmalen  querlaufenden  Packraum  ausmündet.  Damit  eine  möglichst  gleich- 
massige  Temperatur  erhalten  werde,  besitzen  .  die  Häuser  an  ihrem  freien, 
oberen  Ende  nur  selten  Thüren. 

Auch  die  Höhe,  welche  man  in  Amerika  dem  »up  to  date«- Schnittblumen- 
haus giebt,  zeigt  oft  beträchtliche  Verschiedenheiten.  Gewöhnlich  variiert  die 
Höhe  der  Kulturhäuser  zwischen  2,50  und  3 — 4  m.  Solche  von  5 — 8  m  Höhe 
gehören  schon  zu  den  Seltenheiten. 

Bei  der  Anschaffung  und  Verwendung  von  Glasscheiben  geht  der  Züchter 
von  dem  Grundsatze  aus,  möglichst  wenig  Holzsprossen,  aber  recht  viel  Glas- 
fläche, damit  den  Pflanzen  ein  ausgiebiges  Mass  von  Licht  zukommt.  Am 
brauchbarsten  sind  Scheiben  von  etwa  3U  m  Länge  und  25  cm  Breite.  Zu  ihrer 
Befestigung  auf  den  Holzsprossen  dient  eine  dünne  Schicht  Kitt,  die  eine 
genügend  feste  Verbindung  zwischen  ersterem  und  dem  Glase  herstellt.  Ein 
eigentliches  Verkitten,  wie  es  bei  uns  in  Deutschland  noch  da  und  dort  im 
Gebrauche  ist,  findet  gar  nicht  statt. 

Wenn  Aufbau  und  Verglasung  vollendet,  wird  sämtliches  Holzwerk  mit 
einem  Anstrich  in  weisser  Farbe  versehen,  welchen  man  alljährlich  mit  grosser 
Gewissenhaftigkeit  erneut,  um  schädliche  Insekten  fernzuhalten  und  dem  Ganzen 
einen  freundlichen  Anblick  zu  verleihen. 

Der  Einfachheit  des  äusseren  Autbaues  entspricht  auch  die  innere  Ein- 
richtung des  amerikanischen  Schnittblumenhauses.  DasDach  wird  von  mehreren, 
reihenweise  angeordneten  Eisensäulen,  seltener  von  Holzpfosten  getragen;  auch 
die  dünnen,  aufgebrauchten  Röhren  einer  Dampfheizung  werden  mit  Vorliebe 
zu  Stützen  benutzt. 

Die  Stellagen,  welche  zur  Aufnahme  der  Pflanzen  dienen,  werden  fast 
alle  aus  Holz  und  nach  demselben  einfachen  Muster  hergestellt.  Solche  aus 
Eisen  haben  sich  hier  gar  nicht  eingebürgert.  Jedenfalls  stellt  sich  ihre  An- 
lage gegenüber  dem  billigeren  und  in  Amerika  ja  massenhaft  vorhandenen 
Holze  zu  teuer. 

Zur  Anfertigung  der  Holzstellagen  genügt  schon  die  Verwendung  einer 
billigen  Holzart  (Fichtenholz),  da  eine  Erneuerung  oder  ein  teilweiser  Ersatz 
ohnehin  alle  drei  Jahre  stattfindet.     Die  Höhe  der  sich  aus  Brettern  zusammen- 


Die  Anzucht  von  Schnittblumen  unter  Glas.  62^ 


setzenden  Seitenränder  beträgt  fast  immer  10—15  cm.  Auch  der  Boden,  auf 
welchen  die  Erdschicht  zu  liegen  kommt,  besteht  aus  Holz  ;  zuweilen  sah  ich 
ihn  auch  aus  Steintafeln  angefertigt.  Diese  sind  zwar  dauerhafter,  verteuern 
aber  die  Einrichtung  der  ganzen  Anlage  unnötig. 

Bei  dem  Aufbau  der  Stellagen  wird  sehr  darauf  geachtet,  dass  sie  die 
richtige  Höhe  haben.  Länge  des  Blütenstieles,  Wachstum  der  anzupflanzenden 
Sorte  und  die  Jahreszeit,  in  welcher  man  die  Haupternte  zu  haben  wünscht, 
sind  hierbei  ausschlaggebend.  (Für  winterblühende  Schnittblumen  von  nur 
geringer  Stiellänge  wird  man  ohne  Bedenken  die  Entfernung  von  der  Glas- 
fläche möglichst  gering  nehmen  können;  dagegen  muss  jene  für  Beete,  die  erst 
in  den  Monaten  März  und  April  ihre  Haupterträge  abwerfen,  beträchtlich  grösser 
sein,  damit  die  intensive  Frühjahrssonne  keine  Brandflecken  auf  den  Blättern 
und  Knospen  verursacht.)  Rosensorten,  deren  Triebe  eine  Länge  von  2  m  und 
mehr  erreichen,  werden  wohl  immer  einen  Platz  inmitten  eines  geräumigen 
Hauses  beanspruchen. 

Noch  einfacher  als  die  beschriebenen  Stellagen  sind  Beete,  die  man 
direkt  auf  dem  Erdboden  anlegt;  von  letzterem  sind  sie  aber  durch  eine  dicke 
Steinschicht  getrennt.  Sie  werden  neuerdings  wieder  mehr  angewendet  und 
scheinen  auch  ganz  gute  Resultate  zu  liefern  (z.  B.  bei  Asmus,  West-Hoboken). 

Die  Art  der  Lüftung  ist  bei  dem  amerikanischen  Schnittblumenhause  fast 
ebenso  vielseitig  wie  seine  äussere  Form.  Von  den  zahlreichen  Systemen, 
deren  man  sich  bedient,  kann  ich  nur  die  am  häufigsten  benutzten  erwähnen. 
Allgemein  betrachtet,  ei  folgt  die  Lüftung  entweder  auf  der  Süd-  oder  auf  der 
Nordseite,  oder  auf  beiden  Seiten  zugleich,  in  seltenen  Fällen  aber  auch  aus- 
schliesslich auf  der  Nordseite.  Eine  mehr  ältere  Methode  besteht  darin,  dass 
schmale  Luken,  etwa  3/4  m  lang  und  35  cm  breit,  entweder  einzeln  mit  der 
Hand  oder  durch  einfache  Hebel  geöffnet  werden.  Bei  den  Systemen  neueren 
Datums  wird  das  etwas  zeitraubende  Einzelöffnen  weit  schneller  durch  Dreh- 
vorrichtungen besorgt;  dabei  heben  und  senken  sich  entweder  einzelne  Luken 
oder  schmale  Streifen  der  betreffenden  Dachseite. 

Neben  dem  letztgenannten  Verfahren,  welches  sich  für  Spezialkulturen 
sehr  gut  bewährt  hat,  wendet  man  aber  auch  ebenso  häufig  die  Einzellüftung 
an.  Sie  eignet  sich  gut  dazu,  die  Entwicklung  der  Pflanzen  auf  einzelnen 
Beeten  zu  beschleunigen  oder  zurückzuhalten  und  bietet  daher  kleinen  Ge- 
schäften manches  Vorteilhafte. 

Ob  das  Öffnen  der  Klappen  nach  oben  oder  nach  unten  zu  vorgenommen 
werden  soll,  hängt  auch  wieder  ganz  von  der  Ansicht  des  Einzelnen  ab.  Meine 
eigenen  Beobachtungen  über  diese  Frage  ergaben,  dass  ein  nennenswerter 
Unterschied  in  der  Wirkung  dieser  beiden  Lüftungsarten  kaum  bestehe.  Das 
Öffnen  der  Klappen  nach  oben  zu  soll  bewirken,  dass  die  erwärmte  und  ver- 
brauchte Luft  nach  oben  zu  entweicht,  ohne  einen  allzu  plötzlichen  Ersatz  der 
kalten  herbeizuführen.  Auf  der  anderen  Seite  sollen  aber  Niederschläge  aller 
Art  leichter  eindringen  und  das  Faulen  von  Pflanzenteilen  hervorrufen  können. 
Man  hat  in  letzter  Zeit  die  beiden  beschriebenen  Lüftungsweisen  zu  vereinigen 
gesucht  und  Klappen  auf  beiden  Seiten  angebracht.  Anscheinend  erzielt  man 
damit  recht  gute  Erfolge. 

Bemerkenswert  ist,  dass  der  Amerikaner  untere,  seitliche  Lüftungs- 
vorrichtungen   so    wenig    anwendet.     Für    die    oft  sehr  niedrigen  Seitenwände 


Ö2Ö  Die  Anzucht  von  Schnittblumen  unter  Glas. 


mag  sie  auch  häufig  überflüssig  erscheinen,  immerhin  ist  ihr  Fehlen  sehr  nach- 
teilig und  begünstigt  die  Ausbreitung  von  Pilzkrankheiten. 

Entsprechend  ihrer  grossen  Wichtigkeit  wird  der  Beantwortung  der 
Heizungsfrage  ganz  besondere  Aufmerksamkeit  zugewendet.  Man  kann  wohl 
sagen,  dass  der  Amerikaner  einen  guten  Teil  der  Erfolge  auf  dem  Gebiete  der 
Schnittblumenzucht  seinen  verbesserten  und  leistungsfähigen  Heizungseinrichun  gen 
verdankt.  Zahlreiche  Systeme  sind  während  der  letzten  Jahre  erfunden  und 
dem  Handel  übergeben  worden.  Man  hat  sie  alle  mit  durchschnittlich  gutem 
Erfolge  angewendet  und  keins  lässt  sich  als  das  wirklich  beste  und  leistungs- 
fähigste bezeichnen.  Ein  gutes  Heizungssystem  muss,  soll  es  zur  Schnittblumen- 
kultur tauglich  sein,  etwa  folgende  Eigenschaften  haben: 

1.  Es  muss  dauerhaft  gearbeitet  und  so  beschaffen  sein,  dass  sich  Ver- 
grösserungen,  entsprechend  der  Zunahme  des  Gewächshausareales  schnell  und 
leicht  vornehmen  lassen. 

2.  Die  Röhrenstränge  müssen  so  gelegt  sein,  dass  eine  recht  gleichmässige 
Verteilung  der  Wärme  stattfindet. 

3.  Es  müssen  Einrichtungen  vorhanden  sein,  welche  eine  beliebige  Ver- 
änderung der  Temperatur  innerhalb  kurzer  Zeit  ermöglichen. 

Die  Frage,  ob  Wasser-  oder  Dampfheizung  für  den  Betrieb  geeigneter 
sei,  ist  vielleicht  nirgends  so  eingehend  erörtert  worden,  als  in  den  Vereinigten 
Staaten. 

Man  ist  dabei  häufig  zu  ganz  andern  Schlüssen  gekommen  als  bei  uns, 
wo  man  der  durch  Dampf  erzeugten  Wärme  eine  austrocknende  Wirkung  zu- 
schreibt. Es  hat  sich  sogar  herausgestellt,  das  letztere  für  manche  Kulturen, 
z.  B.  die  Treiberei  der  Rosen,  geradezu  unentbehrlich  ist. 

Als  Resultat  der  Erkundigungen  über  diesen  Punkt  konnte  ich  folgendes 
zusammenstellen : 

Bei  ausgedehnten  Betrieben  und  Glashäusern  von  grosser  Länge  und 
Breite  ist  die  Anwendung  von  Dampf  vorteilhafter.  Die  Röhren  mit  ihrem 
geringen  Durchmesser  können  verhältnismässig  leicht  den  Ecken  und  Biegungen 
des  ganzen  Umlaufes  angepasst  werden.  Ihre  grössere  Billigkeit  gestattet  eine 
ausgiebigere  Vermehrung  der  Röbrenstränge  und  somit  auch  eine  bessere  Ver- 
teilung der  Wärme.  Letztere  ist  bei  Dampfheizung  einer  grösseren  und  plötz- 
licheren Steigerung  fähig.  Von  Nachteil  ist  dagegen  die  Möglichkeit  einer 
ungenügenden  Dampferzeugung,  wodurch  in  kalten  Winternächten  Frostschäden 
entstehen  können,  sowie  die  grossen  Unterhaltungskosten  bei  mittelgrossen  und 
kleinen  Betrieben. 

Wo  nur  kleine  Anlagen  mit  kleinen  und  wenig  geräumigen  Häusern  be- 
absichtigt sind,  ist  Wasserheizung  gebräuchlicher.  Bei  ihrer  Anwendung  hält 
sich  die  Wärme  im  Hause  besser  und  die  Gefahr  des  Einfrierens  ist  nicht  vor- 
handen. Dagegen  kann  die  einmal  vorhandene  Temperatur  nicht  schnell  ver- 
ringert und  gesteigert  werden.  Die  grossen  Röhren  sind  teuer  und  lassen  sich 
nicht  so  leicht  den  Verhältnissen  anpassen.  Ausserdem  erfordert  das  Einsetzen 
grosse  Genauigkeit  und  Sorgfalt. 

Mein  Bericht  könnte  keinen  Anspruch  auf  Vollständigkeit  machen,  wenn 
nicht  auch  einige  Angaben  über  die  Kosten  eines  Schnittblumenhauses  darin 
enthalten    wären.     Ohne    mich    ins   einzelne   verlieren  zu  wollen,  gebe  ich  die 


Professor  Dr.  Paul  Knuth  f. 


627 


Unkosten  der  Errichtung  eines  Glashauses  von  60  Fuss  Länge  und  20  Fuss  Breite: 
Ankauf  von  Holz 
Zimmermannsarbeit 
Allgemeine  Arbeiten 
Eisenmaterialien 
Ankauf  von  Glas 
Yerglasung       .     .     . 
Farbe  und  Anstrich 
Kleinere  Ausgaben  . 
Dampf  heizungsanlage 
Summa  der  Errichtungskosten 


■   99  5 

61  cts. 

72  „ 

75  „ 

•   "3  •• 

63  ,. 

.   48  .. 

16  .., 

.   02    .. 

37  ., 

.   l8  .. 

13  » 

14  ., 

52  „ 

20  ,, 

36  „ 

•   375  „ 

00  .. 

n:  774  5 

53  cts. 

Professor  Dr.  Paul  Knuth  *J\ 


(Hierzu    1    Portrait,  Abbildung  88.) 

1    den     Disziplinen,     welche     den    Gartenbau   mit  der    wissenschaftlichen 

Botanik  verknüpfen,  gehört  nicht  in  letzter  Linie  auch  die  Blütenbiologie. 
Lange  hat  es  gedauert,  bis  sich  die  Forschungen  auf  diesem  Gebiete  allgemeine 
Anerkennung  verschafft  haben,  und  erst  die  Gegenwart  hat  sie  als  vollwertigen 
Zweig  der  botanischen  Wissenschaft  anerkannt.  Dass  aber  ein  Gebiet,  welches 
die  vielseitigen  und  oft  dem  Beschauer  undurchdringlich  scheinenden  Vorgänge 
bei  der  Befruchtung  der  Blüten  zum  Gegenstande  der  Untersuchung  macht, 
auch  für  den  rationellen  Gärtner  und  Züchter  von  grosser  Bedeutung  ist, 
braucht  wohl  nicht  erst  besonders  betont  zu  werden,  tritt  ja  durch  die  Ueber- 
tragung  der  wissenschaftlichen  Erkenntnisse  in  die  Praxis  an  Stelle  der  tastenden 
Versuche  das  wissenschaftlich  begründete  und  wohlüberlegte  Handeln. 

So  hat  auch  der  Gartenbau  durch  den  Tod  Knuths,  dessen  Name  unter 
den  Blütenbiologen  eine  der  bedeutendsten  Stellen  einnimmt,  einen  Verlust 
erlitten,  der  es  rechtfertigt,  ihm  an  dieser  Stelle  einige  Worte  des  Gedenkens 
zu  weihen. 

Geboren  am  20.  November  1S54,  studierte  K.  in  Greifswald  vom  Winter- 
Semester  1873  bis  ebendahin  1876  Naturwissenschaften,  um  sich  der  Laufbahn 
als  Lehrer  in  diesem  Fache  zu  widmen.  Mit  einer  chemischen  Arbeit  erwarb 
er  sich  am  Schlüsse  seiner  Studienzeit  den  Grad  eines  Doktors  der  Philosophie 
und  trat  darauf  in  den  Lehrkörper  der  Realschule  zu  Iserlohn  ein.  Im  Herbst 
188 1  wurde  er  jedoch  bereits  an  die  Oberrealschule  in  Kiel  berufen,  an 
welcher  er  bis  zu  seinem  Tode  wirkte. 

War  es  im  Anfange  die  Chemie,  welcher  er  sein  wissenschaftliches 
Streben  zuwandte,  so  gaben  ihn  besonders  die  eigentümlichen  Florenverbältnisse 
der  Küste  Schleswig-Holsteins  und  der  friesischen  Inseln  Anregung,  sich  mehr 
und  mehr  mit  botanischen  Fragen  zu  beschäftigen.  Mit  der  ihm  eigentümlichen 
Intensität  des  Arbeitens  machte  er  sich  zunächst  an  die  Lösung  systematisch- 
botanischer Fragen,  bald  aber  erregten  Phaenologie  und  vor  allem  die  Blüten- 
biologie seine  Aufmerksamkeit,  und  so  war  es  wohl  nur  natürlich,  dass  er  die 
letzten  zehn  Jahre  seines  Lebens  vorwiegend  Fragen  aus  diesen  Gebieten 
bearbeitete. 


628 


Professor  Dr.  Paul  Knuth  f. 


Ausser  zahlreichen  kleineren  Arbeiten,  die  Einzelbeobachtungen  und  neu 
aufgefundene  Beziehungen  zwischen  den  Blüten  und  ihren  Besuchern  behandeln, 
sind  es  einige  Werke  mehr  zusammenfassender  Natur,  welche  ihm  den  Dank 
der  botanischen  Kreise  sichern  und  sein  Andenken  wach  erhalten  werden. 
Es    sind    dies   vor    allem  seine  Xeuherausgabe  von   Conrad  Sprengeis    „Das 


Abb.  88.     Professor  Dr.  Paul  Knuth, 
geb.  am  20.  November  1854,  gest.  in  Kiel  am  30.  Oktober  ü 


entdeckte  Geheimnis  der  Natur  im  Bau  und  der  Befruchtung  der  Blüten",, 
seine  „Grundriss  der  Blütenbiologie",  „Blumen  und  Insekten  auf  den  nord- 
friesischen Inseln"  und  das  „Handbuch  der  Blütenbiologie". 

Für  alle  die,  die  sich  in  kurzer  Weise  bekannt  machen  wollen 
mit  den  Einrichtungen  der  Blüten  und  den  Beziehungen,  welche  zwischen 
der  Blumen-  und  der  Insektenwelt  bestehen,  sind  die  „Blütenbiologischen 
Beobachtungen"    ein    Führer,     der     in    klarer    Sprache     ihnen    an     der    Hand 


Heinrich   Henkel  f.  Ö2Q 


zahlreicher,     geschickt     gewählter    Beispiele     den  Weg    zu    eigenen    Beobach- 
tungen zeii^t. 

Das  Handbuch  dagegen  ist  ein  Nachschlagebuch,  in  dessen  I.  Bande  eine 
ausführlichere  Einführung  in  das  Wissensgebiet  der  Blütenbiologie  gegeben 
ist,  und  in  dessen  II.  Band  alle  bis  jetzt  in  Europa  und  dem  arktischen  Gebiete 
gemachten  Beobachtungen  zusammengestellt  sind.  Das  Werk  ist  leider  noch 
nicht  ganz  vollendet,  da  noch  ein  III.  Band  vorgesehen  ist.  welcher  die  Ver- 
hältnisse der  Blumen  aussereuropäischer  Gebiete  enthalten  soll.  Da  das  Material 
zu  diesem  Bande  bis  jetzt  zu  spärlich  war,  hatte  es  Knuth  unternommen,  auf 
einer  von  der  Akademie  der  Wissenschaften  subventionierten  Reise  um  die 
Welt  dasselbe  zu  ergänzen.  Reich  war  seine  Ausbeute,  die  er  besonders  in  Java, 
Japan  und  dem  westlichen  Amerika  zusammengebracht  hatte  und  schon  wollte 
er  sich,  glücklich  zurückgekehrt,  an  die  Bearbeitung  des  Materiales  machen, 
als  ihn  am  30.  Oktober  der  Tod  ereilte.  Da  das  Material  vorhanden  ist,  be- 
steht jedoch  begründete  Hoffnung,  dass  trotzdem  das  Lebenswerk  Knuths  in 
nicht  allzu  ferner  Zeit  vollendet  wird  und  damit  das  Denkmal  seiner  Liebe  zur 
Wissenschaft  und  seiner  nie  rastenden,  aufopferungsfähigen  Arbeit  vollendet  der 
Nachwelt  ersteht. 

Dass  einem  solchen  Manne  auch  die  äussere  Anerkennung  nicht  fehlte, 
ist  wohl  begreiflich.  Ausser  den  Auszeichnungen,  die  er  in  seinem  Berufsleben 
erfuhr.,  bezeugen  dies  seine  Ernennung  zum  korrespondierenden  Mitgliede  der 
botanischen  Gesellschaft  ,,Dodonaea"  zu  Gent  und  seine  Aufnahme  unter  die 
Mitglieder  der  Leopoldina-Carola,  Kaiserlichen  Akademie  der  Wissenschaften 
zu  Halle. 

Allen  denen  aber,  denen  seine  Arbeit  mit  verholten  hat  zu  wahrer  Erkenntnis 
in  der  Natur,  wird  er  unvergesslich  bleiben.  Dr.  Otto  Appel. 


Heinrich  Henkel  *J*. 

(Hierzu  1  Portrait,  Abbildung  8g.) 
^m  Donnerstag  den  16.  November  verschied  in  Göttingen,  wo  er  Heilung 
von  seinem  Leiden  gesucht  hatte,  der  Hoflieferant,  Kunst-  und  Handels- 
gärtnereibesitzer Heinrich  Henkel  aus  Darmstadt.  Wer  kannte  sie  nicht, 
diese  lebensfrohe,  glückliche  Natur,  diese  kraftvolle,  biedere  und  aufrichtig 
denkende  Persönlichkeit!  Sei  es  auch  wo  immer  sich  die  Wege  mit  ihm 
kreuzten,  überall  und  bei  jeder  Gelegenheit  zeichnete  er  sich  durch  eine 
liebenswürdige  Zuvorkommenheit  und  durch  eine  unverbrüchliche  Recht- 
schaffenheit aus.  In  aller  Einfachheit  und  bei  strenger  Arbeit  gross  geworden, 
erlernte  er  an  der  Hand  seines  Vaters  die  Gärtnerei.  Zu  eng  aber  wurde 
ihm  seine  Heimat.  Sein  Wissensdrang  und  seine  natürliche  Veranlagung 
Hessen  ihn  nicht  an  der  Scholle  daheim,  er  zog  mit  seinem  älteren  Bruder 
Christian  hinaus  ins  Leben,  das  ihn  stählen  und  vorbereiten  sollte  zur 
Lösung  grösserer  Aufgaben  in  seiner  engeren  Heimat.  Und  hier  in  der 
hessischen  Residenz,  seinem  über  alles  geliebten  Darmstadt,  übernahm  er  im 
Jahre  1875,  vereint  mit  seinem  älteren  Bruder  und  wohl  ausgerüstet  mit  einem 
ernsten  Wollen    und    einem   sichern  Können    das    von    den  Eltern    begründete 


63° 


Heinrich  Henkel  f. 


Geschäft,  welches  er,  nachdem  sein  Bruder  Christian  eine  eigne  Gärtnerei 
in  Auerbach  (Hessen)  errichtete,  für  alleinige  Rechnung  übernahm  und  es  bis 
zu  der  hohen  Blüte  emporführte,  wie  es  sich  uns  heute  in  der  Ausdehnung 
und  in  den  mannigfaltigsten  Kulturzweigen  repräsentiert. 

Die  alleinige  Geschäftsübernahme  erfolgte  im  Jahre  18S8.  Seine  älteste 
Schwester  Marie  war  ihm  eine  treue  Mitarbeiterin,  sie  besorgte  speziell  das 
Ladengeschäft,  später  traten  noch  seine  jüngere  Schwester  wie  auch  sein 
jüngster  Bruder  ein. 

Nicht    einseitig,    sondern    recht    vielseitig    sein,     war    die    Tendenz    des 


Abb.  89.     Heinrich  Henkel  f. 

geschäftlichen  Charakters;  zunächst  wohl  durch  allgemeine  und  örtliche  Ver- 
hältnisse bedingt,  hat  das  Geschäft  sich  fortgesetzt  in  diesem  Sinne  weiter 
ausgebaut  und  bildet  nunmehr  eine  der  wenigen  sogenannten  Sortiments- 
gärtnereien, wie  wir  sie  vor  Jahren  mehr  noch  zu  sehen  Gelegenheit  hatten. 
In  Heinrich  Henkel  haben  wir  einen  Gärtner  von  echtem  Schrot 
und  Korn  verloren.  Er  hatte  eine  ausgesprochene  Liebe  für  die  Pflanzenwelt, 
ja  für  die  gesamte  Natur  und  seine  Künstlerhand,  sein  frisch  und  lebendig 
dareinschauendes  Auge  wusste  alles  geschickt  zu  verwenden  und  entsprechend 
anzugliedern.  Handelte  es  sich  um  grosse  Dekorationen  oder  kleinere  Schau- 
und  Effektstücke  für  besondere  Gelegenheiten,  so  zeigte  er  sich  in  deren  Aus- 


Verzeichnis  der  Preise  der  deutschen  Aussteller.  ßo  \ 

führung  als  ein  wahrhafter  Meister.  Aber  nicht  um  des  Verdienstes  willen 
war  er  begeistert  für  seinen  Beruf,  er  besass  jene  Ideale,  sich  selbst  über  die 
eigene  Schaffensfreudigkeit  zu  begeistern  und  andern  Freude  zu  machen.  Sein 
arbeitsames  Leben  stellte  er  gern  auch  in  den  Dienst  der  Allgemeinheit.  Vom 
beruflichen  Standpunkt  weiss  davon  zu  erzählen  der  Handelsgärtnerverband, 
denn  er  war  lange  Jahre  Vertreter  der  Gruppe  Hessen  und  Hessen  -  Nassau 
und  das  wissen  alle,  die  mit  ihm  in  Verkehr  standen. 

Seit  Jahren  bekleidete  er  eine  Reihe  Ehrenämter,  er  war  Stadtverordneter, 
und  als  solcher  Mitglied  vieler  Kommissionen  in  der  Kommunal  -  Verwaltung, 
er  war  Aufsichtsrat  derDarmstädter Volksbank,  Hoflieferant  des  darmstädtischen, 
englischen  und  russischen  Hofes,  Inhaber  militärischer  Ehrenzeichen  und  des 
russischen  St.  Stanislausordens  III.  Klasse  etc.  Im  Jahre  1892  gründete  er  die 
Darmstädter  Handelsgärtner-Verbindung.  Daher  war  und  ist  auch  die  Trauer 
um  den  so  frühzeitig  —  Henkel  stand  erst  im  50.  Lebensjahr  —  Heim- 
gegangenen eine  allgemeine.  Und  das  bewies  am  besten  und  deutlichsten  der 
gestrige  Beisetzungstag  auf  dem  Darmstädter  Kirchhof,  denn  eine  so  ausser- 
ordentliche Teilnahme  aller  Militair-  und  Zivilkreise  von  Xah  und  Fern  ist 
würdig  nur  eines  Mannes  wie  des  dahingeschiedenen  treuen  und  aufrichtigen 
Freundes.     Möge  er  sanft  ruhen! 

Frankfurt  a.  M.,  den  20.  November  1899.  August  Siebert. 


Verzeichnis  der  Preise  der  deutschen  Aussteller 

auf  der  Internationalen  Gartenbau-Ausstellung  im  Mai  d.  J.  zu  St.  Petersburg. 

Aus  der  jetzt  erschienenen  offiziellen  Liste  entnehmen  wir  folgende 
Prämiierungen. 

I  bedeutet  grosse  goldene  Medaille,  II  mittlere  goldene,  III  kleine  goldene, 
IV  grosse  silberne.  V  mittlere  silberne,  VI  kleine  silberne.  VII  bronzene. 

Ernst  Benary,  Erfurt:  Chromolithographien  von  Blumen  und  Gemüsen  IV. 
F.  Birnstiel.  Koburg:  Gartenmöbel  VI.  S.  Blättner,  Hamburg:  Glaser- 
diamanten IV.  W.  Burmester,  Berlin:  Gartengeräte  III  des  Finanzministeriums. 
M.  ]■:.  Ferber,  Hamburg:  Gartenpläne  V.  Gerntz,  Potsdam:  Champignons  IV. 
Fr.  Ad.  Haage,  Erfurt:  Kakteen  I,  II,  III.  IV,  IV  und  goldene  Medaille  des 
landwirtschaftlichen  Ministeriums.  Axel  Haagström,  Wandsbek:  Croton  IV 
und  V,  1  Bromeliacee  VI.  J.  C.  Hanisch,  Leipzig:  Araukarien  III.  Fr.  Harms, 
Hamburg:  Flieder  V,  VI,  Asparagus-Ranken  VI.  P.  Hauber,  Tolkewitz-Dresden: 
Obstbaumspaliere  III.  B.  Ilaubold,  Dresden:  Chrysanthemum  frutescens  VII 
des  Finanzministeriums.  H.  F.  Helbig,  Laubegast-Dresden:  Warm-  und  Kalt- 
hauspflanzen III.  Carl  Hering  (i.  Fa.  Carl  Goerms),  Potsdam:  Hochstämmige 
Rosen  (im  ruhenden  Zustande)  III.  Otto  Heyneck,  Cracau  -  Magdeburg: 
Caladien  V,  Leipzig,  Palmengarten,  Gartenpläne  IV.  R.  Jürgens,  Hamburg: 
Gartenpläne  V.  Wilhelm  Kaiser,  Würzburg:  Gemüse  IV,  und  III  der  Sektion 
der  Kaiserlich  russischen  Gartenbau- Gesellschaft  in  Kronstadt.  Rudolph 
Kierski,  Inspektor  der  Friedhöfe  in  Potsdam:  V.  Otto  Krakow,  Berlin: 
Aluminium-Etiketten  VI  von  A.  A.  Fischer  von  Waldheim.  Hermann 
Krantz,  Mittelhufen-Königsberg  i.  Pr.:  Araukarien  IV,  Lorbeeren  VII,  Phoenix 


(3->2  Chrysanthemum  überall. 


canariensis  VI.  Wilhelm  Kuhn,  Culmbach:  Präparate  über  die  Entwicklung 
schädlicher  Insekten  IV  des  Finanzministeriums.  P.  Lambert.  Trier:  Rosen  III. 
Lefeld  &  Thiele,  Hamburg:  Bambusstäbe  VI.  Carl  Maurer,  Dresden:  Scolo- 
pendrium  Maurerianum  VI.  Dr.  A.  Maurizio,  Berlin:  Werk  über  schädliche 
Algen  VII.  Alfred  Menzel,  Breslau:  Pläne  IV.  Rud.  Otto  Meyer,  Hamburg: 
Heizkessel  I  des  Herrn  H.  F.  Eilers.  J.  Mortensen,  Altona:  Bindereien  IV. 
Adolph  Müller,  Dresden:  Pläne  IV.  John  Nicolaysen.  Hamburg: 
Bindereien  IV.  Noupnau,  Hamburg:  Maiblumenkeime  VI.  Otto  Olberg, 
Dresden:  Azaleen  II,  Rhododendron  III.  Philipp  Paulig,  Lübeck:  Flieder  III. 
Lorbeer  III,  Maiblumen  IV,  Handelspflanzen  III.  Ekhardt  Poenicke,  Weimar: 
Erdbeeren  VI  des  landwirtschaftlichen  Ministeriums.  O.  Poscharsky,  Laubegast- 
Dresden:  Buntblättrige  Gehölze  III.  Rathke  &  Sohn,  Praust:  Coniferen  I. 
Paul  Ruschpier,  Dresden:  Phlox  divaricata  V.  W.  Runde,  Wandsbek- 
Hamburg:  Araukarienil.  Albert  Seemann,  Wandsbek-Hambuig:  Palmen  IV. 
T.  J.  Seidel,  Dresden:  Rhododendron  und  Azaleen  I  und  Ehrendiplom. 
Aug.  Schenk,  Braunschweig:  Maiblumen  IV.  Dr.  J.  Schümann,  Linde 
(Westpr.):  Beerenweine  I.  Otto  Schönen,  Königsberg  i.  Pr. :  Pläne  IV. 
Albert  Schwenke,  Braunschweig:  Frischer  Spargel  II,  Spargelpflanzen  VI. 
Gebr.  Siesmayer,  Frankfurt  a.  M.:  Pläne  IV.  Verein  der  Kunstfreunde. 
Hamburg:  Vasen  etc.  V.  Robert  Steffen,  Dalldorf-Berlin:  Rosen  VI.  Adolph 
Stolze,  Eisleben:  Konserviertes  frisches  Obst  V.  J.  A.  Teifler,  Rechenberg: 
Pelargonien  V,  Gartenpläne  VI.  Otto  Thalacker.  Leipzig:  Nelken  IV, 
Anthurium  Scherzerianum  grandiflorum  IV.  E.  F.  Thiers,  Dresden:  Heizungen, 
goldene  Medaille  des  Landwirtschaftlichen  Ministeriums.  O.  Tiefen thal, 
Wandsbek-Hamburg:  Araukarien  IV,  Acer  japonicum  V.  P.  Vogel,  Ober- 
gärtner, Tamsel:  Herbarium  der  Pflanzenkrankheiten  III.  Albert  Wagner. 
Leipzig-Gohlis:  Palmen  und  Cycadeen  II.  Araukarien  IV,  Acer  japonicum  V. 
Juniperus  hispanica  IV.  K.  Weissbach,  Dresden:  Rhododendron  III.  Wilhelm 
Weisse,  Kamenz  i.  Sa.:  Coniferen  IL  Arthur  Wichulla,  Königsberg  i.  Pr.: 
Pläne  V.  H.  Wrede,  Lüneburg:  Primeln  VI,  Pensees  V,  Aurikeln  VI,  Spargel- 
pflanzen AT.  Max  Ziegenbalg,  Dresden:  Phoenix  canariensis  III,  Araukarien  VII 
des  Finanzministeriums.  Otto  Ziegler,  Erfurt:  Amaryllis  III.  Ed.  Zimmer- 
mann, Altona:  Pläne  und  Zeichnungen  von  Gewächshäusern  V.  Gustav 
Zschäckel,  Trebschen  bei  Züllichau:  Getriebene  Gurken  V,  getriebene 
Bohnen  IV,  Champignons  VI. 


Chrysanthemum  überall. 

m  Buss-  und  Bettage,  Mittwoch  den  22.  November,  haben  an  mehreren 
Orten  Chrysanthemum-Ausstellungen  meist  privater  Natur  stattgefunden, 
in  Magdeburg  von  der  Firma  Daiker  &  Otto,  Langenweddingen.  in  Steglitz 
von  E.  Dietze;  in  Hamburg  aber  hatte  der  Verein  Deutscher  Chrysanthemum- 
Züchter  eine  Ausstellung  veranstaltet. 

Wir  besichtigten  die  Dietze'sche  Ausstellung,  über  die  ein  besonderer 
Bericht  folgt;  ferner  noch  die  Chrysanthemum  in  der  Gärtnerei  des  Herrn 
Gartenbaudirektors  Carl  Lackner,  der  eine  grosse  Anzahl  der  schönen 
Sorten    vorführte,    welche    er  Herrn  Geo  Reid,    London-Sydenham.    verdankt. 


Die  Chrysanthemum-Ausstellung  des  Herrn  Emil  Dietze   in  Steglitz.  6^3 


Alsdann  sahen  wir  die  Riesenblumen  im  Schaufenster  des  Herrn  Riemann, 
Steglitz,  und  fuhren  mit  dem  glücklichen  Züchter  derselben,  Herrn  Ober- 
gärtner Gierth,  nach  Zehlendort,  um  die  Pase  waldtsche  Gärtnerei,  aus 
welcher  diese  schönen  Blumen  stammen,  eingehend  zu  mustern.  Ich  hatte 
einen  trefflichen  Begleiter.  Herrn  kgl.  Garteninspektor  Weber-Spindlersfeld, 
der  selbst  bekanntlich  ein  grosser  Chrysanthemumzüchter  ist.  Er  sowohl,  wie 
ich,  waren  sehr  erfreut  über  den  ausserordentlich  kräftigen  Wuchs  der  Pflanzen, 
die  dabei  in  verhältnismässig  kleinen  Töpfen  standen.  Herr  Gierth  hatte 
uns  gesagt,  es  sei  nichts  mehr  zu  sehen,  da  die  Zeit  vorüber;  aber  wir  haben 
doch  noch  viel  gesehen,  namentlich  noch  manche  gute  späte  Sorte  kennen 
gelernt.  Dazu  gehört  vor  allem:  Monsieur  Chenon  de  Leche,  kupferig-rosa 
mit  gelber  Rückseite,  sehr  schön;  Jubilee,  rosa:  Fee  de  Champsaur,  weiss, 
etwas  ähnlich  der  Tangarita,  behält  ihr  Laub  bis  zur  Basis;  G.  W.  Childs, 
blut-  oder  braunrot;  Bellem  oder  Winterkönigin,  zart  rosa,  wird  oft  weiss; 
Sunstone,  gelb,  eingekrümmt,  davon  auch  einige  Hochstämme;  Pullmann,  gelb, 
sehr  gut  zum  Schneiden,  fest  und  gut  zu  verwenden;  Golden  Gate  (goldenes 
Thor),  gelb;  Edmund  Roger,  grünlich  -  weissgelb,  sehr  schön,  eingekrümmt; 
James  Bidencope,  amarantrosa;  Mme.  Gustav  Henry,  eine  der  frühesten,  war 
auch  noch  da,  als  Kronenknospe  besonders  schön.  Bei  Spielberg  &  de  Coene, 
Franz.  Buchholz  sollen  Exemplare  mit  10 — 12  Blumen  gewesen  sein. 

Ausserdem  werden  in  der  Pasewaldt'schen  Gärtnerei  von  Herrn  Gierth 
Myosotis.  Cyclamen  etc.  und  besonders  treffliche  Farne  gezogen,  namentlich 
Pteris  tremula  und  arguta  in  ausserordentlicher  Üppigkeit.  L.  W. 


Die  Chrysanthemum-Ausstellung  des  Herrn  Emil  Dietze 

in  Steglitz. 

Mom  22.  bis  26.  November  d.  Js.  hatte  der  Gärtnereibesitzer  Herr  Emil 
"wdf  Dietze  in  Steglitz  im  Logengarten  daselbst  zum  Besten  des  Frauen- 
vereins im  Kreise  Teltow  eine  Chrysanthemum-  Ausstellu  ng  veranstaltet, 
die  um  so  beachtenswerter  erscheint,  als  die  ausgestellten  blühenden  Pflanzen, 
die  abgeschnittenen  und  die  in  der  Binderei  verarbeiteten  Blumen  in  der 
Gärtnerei  des  Ausstellers  selbst  gezüchtet  waren. 

Obschon  derartige  Ausstellungen  einzelner  Gärtnerfirmen  gerade  nichts 
Neues  sind,  ich  erinnere  nur  an  die  Rhododendron-Ausstellung  der  Firma 
Seidel-Dresden  seiner  Zeit  im  Wintergarten,  so  ist  es  doch,  soweit  mir  be- 
kannt, das  erste  Mal,  dass  ein  hiesiger  Handelsgärtner  in  dieser  Weise 
selbständig  vorgeht,  um  dem  Publikum  seine  Erzeugnisse  vorzuführen,  und 
ich  meine,  es  ist  dieses  »Sichfreimachen«  von  dem  Althergebrachten  ein 
Fortschritt,  der  zu  begrüssen  und  umsomehr  anzuerkennen  ist,  als  die  durch 
den  Besuch  erzielte  Einnahme  einem  guten  Zwecke  dient. 

Herr  Dietze  hatte  es  verstanden,  mit  seinem  guten  Material  unter  Zu- 
hilfenahme der  Dekoration  die  Besucher  der  Ausstellung  sofort  für  sich  zu 
gewinnen.  Eine  grosse  Mittelgruppe  blühender  Chrysanthemum  der  bekannten 
guten  Sorte  >  Yiviand  Morel«,  mit  einer  Reihe  der  für  den  Schnitt  so  begehrten 
»Florence  Davis«    cingefasst,    legten    Zeugnis    ab    von    der    guten   Kultur    der 


6"2A.  J5.  Versammlung  Deutscher  Pomologen  und  Obstzüchter. 

Pflanzen  und  dem  Fleiss,  der  darauf  verwandt  worden.  Rechts  von  dem  seit- 
lichen Saaleingange  erhob  sich  aus  einer  Gruppe  von  Lorberen  und  Palmen, 
am  Fusse  eingefasst  mit  dem  Chrysanthemum  »Modesto«  (goldgelb,  ballförmige 
Blume  mit  abstehenden  Randblütchen).  die  Büste  des  Kaisers;  an  den  Wänden 
entlang  hatte  man  als  Deckung  hohe  Dracaenen  und  gegenüber  der  Kaiser- 
gruppe zwei  prächtige  Kirschlorberen  aufgestellt,  während  linker  Hand  in 
einem  Nebenraume  abgeschnittene  Blumen,  die  Binderei,  einige  blühende 
Cypripedium  und  schönblühende  Cyclamen  aufgestellt  waren. 

Von  den  als  Sommerstecklinge,  einstielig,  mit  einer  Blume  gezogenen 
Chrysanthemumsorten  waren  besonders  gelungen  und  sind  hervorzuheben: 
Western  King  (weiss,  eingebogen,  prachtvoll),  Viviand  Morel  (leuchtend  rosa), 
Florence  Davis  (weiss,  vor  dem  vollständigen  Aufblühen  meergrün,  Randblüten 
herabhängend,  Mitte  eingerollt).  Simplicity  (weiss,  vielleicht  die  grossblumigste 
aller  weissen,  aber  etwas  empfindlich),  George  W.  Childs  (leuchtend  dunkel- 
rot mit  etwas  eingebogener  Mitte  und  strohgelber  Rückseite),  Rose  Wynne 
(ballförmige,  weisse,  zuweilen  mattrosa  angehauchte  Blume)  und  verschiedene 
andere  mehr,  alles  bereits  gute  Bekannte,  die  auch  der  Aussteller  in  seinen 
abgeschnittenen  Blumen  in  noch  grösserer  Vollkommenheit  vorführte.  Wenn 
man  nun  früher  immer  meinte,  die  grossen  Blumen  der  Chrysanthemen  Hessen 
sich  eigentlich  in  der  Binderei  nicht  gut  oder  doch  nur  ganz  beschränkt  ver- 
wenden, so  konnte  der  von  Frau  Dietze  ausgestellte  schöne  grosse  Kranz, 
aus  den  grossen  Blumen  der  »Viviand  Morel«  gearbeitet  und  mit  feinen  Adi- 
antumgrün  durchzogen,  andere  Meinung  hervorrufen;  auch  eine  Tochter  des 
Hauses  hatte  sich  an  der  Binderei  beteiligt  und  sich  lobend  eingelührt;  ganz 
besonders  gefiel  ein  grosser  Kranz,  in  welchem  mit  Flechten  bewachsene, 
trockene  Tannenzweige  geschmackvolle  Verwendung  gefunden  hatten. 

Nicht  unerwähnt  möchte  ich  die  schönen,  abgeschnittenen  Rosen  der 
Rose  »La  France«  lassen,  die  uns  Herr  Dietze  bereits  des  öfteren  in 
Zwischenräumen  vorgeführt  hat  und  über  die  vielleicht  einmal  später,  nachdem 
sich  seine  Methode  bewährt  hat,  ein  Bericht  erscheint. 

So  kann  man  denn  mit  Recht  dem  Veranstalter  der  Ausstellung  zu  seinem 
Werke  beglückwünschen;  es  ist  ihm  gelungen.  Hoffen  wir  nun  auch,  dass 
dieser  Erfolg  ihm  nutzbringend  sein  möge,  und  dass  ein  reger  Besuch  der  Aus- 
stellung den  Zweck  des  Frauenvereins  des  Kreises  Teltow  hat  fördern  helfen. 
Der  Dekorations-Ausschuss  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues 
beantragte  für  Herrn  Dietze's  Leistung  eine  goldene  Medaille.     Fr.  W. 


15.  Versammlung  Deutscher  Pomologen  und  Obstzüchter 
und  Generalversammlung   des  Deutschen  Pomologen -Vereins 

in  Dresden  am  14.— 16.  Oktober  1899. 

Von  C.  Junge,  Steglitz.  [Schluss.] 

Der    nächste    Punkt    betraf    die    Frage:     »Welche    Samenobstsorten 

eignen     sich     besonders     zur     Anpflanzung     in     der     Nähe     grosser 

Städte,  sowie  von   Bade-   und  Luftkurorten?«     Der   erste  Referent,   Herr 

Direktor  Schüle-Hohenheim,   wies    auf    den  grossen  Nutzen  hin,  welchen  der 


l5.  Versammlung  Deutscher  Pomologen  und  Obstzüchter.  633 


Anbau  von  Frühobst  dem  Besitzer  in  der  Nähe  solcher  Orte  gewährt,  an 
welchen  ein  stärkerer  Bedarf  an  frischem  Obst  vorhanden  ist,  und  nannte  eine 
grössere  Anzahl  von  Obstsorten,  welche  er  für  beachtenswert  gefunden  hatte. 
Diese  Liste  wurde  noch  durch  den  zweiten  Referenten,  Herrn  Jokisch- 
Gransee,  ergänzt,  sodass  ein  ziemlich  grosses  Verzeichnis  daraus  wurde.  Ich 
nehme  Abstand  davon,  alle  diese  Sorten  hier  zu  nennen,  und  rate  denjenigen, 
welche  für  Frühobst  gute  Absatzgelegenheit  zu  haben  glauben,  sich  bei  der 
Anpflanzung  an  diejenigen  Sorten  zu  halten,  welche  sich  in  ihrer  Gegend  gut 
bewährt  haben.  Andere  Sorten,  welche  noch  nicht  an  Ort  und  Stelle  erprobt 
sind,  sollten  so  lange  nur  in  geringem  Umfange  angepflanzt  werden,  bis  die 
Erfahrungen  bewiesen  haben,  dass  sie  besser  sind,  als  die  bis  dahin  schon 
als  gut  erprobten.  »Ebenso  gute«,  oder  »auch  ganz  gute«  sollte  man  aber 
für  den  grösseren  Anbau  ausschliessen,  da  ein  Nutzen  daraus  nicht  erwächst, 
wohl  aber  durch  die  unnötige  Vermehrung  der  Sortenzahl  der  Absatz  nur 
erschwert  und  die  Preise  gedrückt  werden. 

Der  Vortrag  des  Herrn  Dr.  Zürn  in  Naundorf  bei  Leipzig  über  »Hasel- 
nusskultur«  fiel  aus.  Herr  Gartenbaudirektor  Göschke-Proskau  betonte 
in  seinem  Vortrage  über  »die  wichtigsten  Erdbeersorten  für  ver- 
schiedene Verbrauchszwecke«,  dass  auch  bei  den  Erdbeeren  für  Markt- 
kultur für  die  Auswahl  der  Sorten  ihre  Rentabilität  die  Richtschnur  geben 
müsse,  ein  Grundsatz,  welchen  man  für  jeden  Nutzobstbau  beachten  sollte. 
Die  Liebhaberei  darf  für  diesen  Zweck  keinen  Einfluss  haben.  So  z.  B.  ist  der 
Rote  Eiserapfel  für  viele  Verhältnisse  wegen  seiner  Anspruchslosigkeit,  seiner 
guten  Tragbarkeit  und  seines  leichten  Absatzes  sehr  rentabel  und  wird  des- 
halb vielfach  angepflanzt.  Würde  man  nur  persönlicher  Liebhaberei  folgen, 
dann  würde  man  auf  ihn  oft  verzichten  und  andere,  wohlschmeckendere  Aepfel 
wählen.  Es  ist  erfreulich,  dass  dieser  Grundsatz  mehr  und  mehr  anerkannt 
wird.  Das  ist  für  die  Erhöhung  des  Nutzens  aus  Obstpflanzungen  nur  vorteil- 
haft.    Für  Marktkultur  empfahl  Herr  Göschke  folgende  Sorten: 

Frühe:     Laxtons  Noble,  Kaisers  Sämling  und  Helgoland. 

Mittelfrühe:     König  Albert,  Theodor  Mulie  und  Sharpless. 

Späte:     Lucida  perfecta  und  Komet. 
Für  Liebhaber:     Frühe:     Scarlet  Queen,  Garteninspektor  Koch. 

Mittelfrühe:     La  Constante,  Weisse  Ananas  und  Rudolf  Göthe. 

Späte:     Dr.  Hogg.  Esmeralda. 
Für  Sandboden:     Laxtons  Noble,  König  Albert.  Lucida  perfecta. 
Für  schweren  Boden:     Theodor  Mulie,  Garteninspektor  Koch,  Jucunda. 

In  der  darauf  folgenden  Besprechung  wurde  darauf  aufmerksam  gemacht, 
dass  auch  die  Erdbeersorten  in  den  verschiedenen  Gegenden  und  Bodenarten 
sehr  verschieden  gedeihen.  Herr  Redakteur  Böttner  meinte,  dass  Laxtons 
Noble  jetzt  wohl  die  verbreitetste  Sorte  in  den  Grosskulturen  sei.  Auch  hier- 
bei wird  also  weiter  probiert  werden  müssen. 

Bei  dem  folgenden  Verhandlungsgegenstande:  »Welche  Terrains 
eignen  sich  besonders  für  landwirtschaftlichen  Obstbau  und 
welche  Baumformen  sind  für  denselben  die  empfehlenswertesten?" 
platzten  die  Meinungen  heftig  aufeinander.  Herr  Provinzial-Wanderlehrer 
Lesser-Kiel,  welcher  das  erste  Referat  hierzu  erstattete,  warnte  mit  Recht, 
unbrauchbare   Grundstücke    zum  Obstbau  zu    verwenden,    wozu  heute  vielfach 


•636  i5.  Versammlung  Deutscher  Pomologen  und  Obstzüchter. 

Neigung  unter  den  Landwirten  vorhanden  sei.  Grundstücke  mit  schlechtem 
trockenen  Boden  und  solche,  welche  zu  feucht  oder  fortwährenden  Ueber- 
schwemmungen  ausgesetzt  sind  seien  für  Obstbau  nicht  geeignet.  Er 
empfiehlt,  die  Pflanzungen  so  einzurichten,  dass  landwirtschaftliche  Kulturen 
darunter  betrieben  werden  können,  und  hält  deshalb  nur  die  Hoch-  und  Halb- 
stammformen für  den  landwirtschaftlichen  Obstbau  für  geeignet.  Zum  Schlüsse 
wendete  er  sich  sehr  energisch  gegen  die  jetzt  vielfach  empfohlene  Buschobst- 
kultur. Infolgedessen  traten  die  Herren  Böttner,  Kr ü Igen  und  Möller 
gegen  diesen  Angriff  auf  das  Buschobst  zur  Verteidigung  auf.  Herr 
Böttner  beschränkte  sich  in  seiner  Antwort  auf  die  Mitteilung,  dass 
in  diesem  Jahre  auf  dem  Hedwigsberge  in  Frankfurt  a.  Oder  98  Buschbäume 
der  Wintergoldparmäne,  welche  auf  Entfernungen  von  2  m  gepflanzt  sind, 
durchschnittlich  32  Pfund  guter  Früchte  pro  Baum  gebracht  haben.  Die  Herren 
Krütgen  und  Möller  gingen  scharf  gegen  den  absolut  ablehnenden  Standpunkt 
des  Herrn  Lesser  vor  und  sprachen  ihre  Ueberzeugung  aus,  dass  für  manche 
Verhältnisse  Buschobst  entschieden  anderen  Baumformen  vorzuziehen  sei.  Die 
Acten  sind  über  diese  Frage  nach  meiner  Ueberzeugung  noch  lange  nicht 
geschlossen.  Es  ist  aber  zu  bedauern,  dass  sowohl  in  der  Presse,  als  in  Ver- 
sammlungen mit  einer  Schärfe  dagegen  und  dafür  gekämpft  wird,  welche  ganz 
unnötig  ist  und  ruhiger  urteilende  häufig  abhält,  durch  Mitteilung  der  eigenen 
Erfahrungen  zur  Beurteilung  solcher  wichtigen  Frage  Material  bekannt  zu  geben. 

Herr  Dr.  von  Peter,  Direktor  der  Grossherzoglichen  Obstbauschule  in 
Friedberg  i.  Hessen,  welcher  über  ..die  Entwicklung  des  Baumwärter- 
Ausbildungs  wesens  und  zeitgemässe  Vor  schlage  zur  Verbesserung 
desselben"  sprach,  wies  auf  die  Wichtigkeit  der  Baumwärter  für  die 
allgemeine  gute  Pflege  der  Obstbäume  und  die  Erhöhung  der  Rentabilität  des 
Obstbaues  hin.  Dafür  sei  aber  eine  gründlichere  Ausbildung  der  Baumwärter 
notwendig.  Die  jetzigen  Unterrichtskurse  seien  zu  kurz  und  die  Leute  würden 
zu  früh  und  ohne  hinreichende  Erfahrung  sich  selbst  überlassen.  Er  hält  es 
deshalb  für  erstrebenswert,  dass  die  Dauer  der  Baumwärterkurse  verlängert 
wird.  Ferner  wünscht  er,  dass  sie  bei  Schluss  des  Kursus  einer  Prüfung  unter- 
zogen werden  und  ihnen  über  den  Ausfall  derselben  ein  Zeugnis  erteilt  wird, 
sowie  dass  sie  2  Jahre  unter  der  Leitung  eines  Obstzüchters  praktisch  thätig 
sind,  dass  ihre  Kenntnisse  in  einem  Wiederholungskursus  aufgefrischt  und  ver- 
mehrt werden  und  dass  sie  dauernd  unter  der  Aufsicht  oder  in  sonst  einem 
näheren  Verhältnis  zu  einem  von  der  vorgesetzten  Behörde  dazu  autorisierten 
Obstbautechniker  (Provinzial-,  Kreis-  oder  dergl.  Obstbautechniker)  stehen. 

Ueber  wirtschaftlich  wertvolle  Haselnusssorten  für  das 
Normalsortiment  sprachen  hierauf  die  Herren  Gartenbauinspektor 
Maurer-Jena  und  Gartenbaudirektor  Goeschke-Proskau.  Herr  Maurer 
hatte  die  Ernteergebnisse  einer  grösseren  Anzahl  von  Haselnusssorten,  sowie 
die  Gewichtsverhältnisse  der  Nüsse,  Schalen  und  Kerne  nach  der  Winter- 
lagerung zusammengestellt  und  als  Manuskript  gedruckt  mit  schönen  Abbildungen 
der  Kerne  dieser  Sorten  in  der  Versammlung  verteilt  und  bot  damit  den  An- 
wesenden eine  interessante  Arbeit  von  dauerndem  Werte,  wofür  ihm  der  beste 
Dank  ausgesprochen  wurde. 

Das  von  ihm  vorgeschlagene  Sortiment  war  folgendes:  Cosford  Nuss, 
Fichtwerdersche  Zeller  N..  Gunslebener  Z.  N..   Hallesche  Riesennuss, 


i5.  Versammlung  Deutscher  Pomologen  und  Obstzüchter.  637 

Lambert  Filtert,  Neue  Riesennuss,  Römische  Nuss,  Kaiserhasel  am 
Trapezunt,  Volle  Z.  N.-,  Weisse  Lambertnuss.  Diesem  Vorschlage  schloss 
sich  der  Herr  Korreferent  an.  Anstatt  der  von  Herrn  Maurer  ausserdem  noch 
vorgeschlagenen  Sorten:  Daviana  und  Gubener  Barcelloner  einigten  sich  beide 
Herren  auf  Burchardts  Z.  N.  und  Kaiserin  Eugenie,  so  dass  das  Sortiment 
aus  diesen   12  Sorten  besteht. 

Von  den  übrigen  auf  der  Tagesordnung  stehenden  Gegenständen  kamen 
nur  noch  die  beiden  über  „Zölle  für  Obst  und  Obstfabrikate"  und  über 
„Die  Tariffrage  für  Obst'-  zur  Verhandlung.  Ueber  letztern  sprach  Herr 
Oekonomierat  Späth  seine  Ansicht  dahin  aus.  dass  die  Regelung  der  Tarife 
für  Obst  in  Zusammenhang  stehe  mit  derjenigen  der  Zölle.  Zur  Zeit  sei  man 
in  vielen  Gegenden  Deutschlands  deshalb  gegen  eine  Verbilligung  der  Obst- 
tarife, weil  derselbe  ohne  weiteres  dem  ausländischen  Obst  auch  zustatten 
kommt  und  man  dadurch  die  ausländische  Konkurrenz  noch  mehr  erleichtern 
würde.  Es  würde  deshalb  nützlich  sein,  die  Tariffrage  bei  Gelegenheit  der 
Zollfrage  mit  zu  erörtern. 

Herr  Geheimer  Oekonomierat  von  Langsdorff-Dresden  erstattete  hierauf 
sein  Referat  über  „Die  Frage  der  Zölle  für  Obst  und  Obstfabrikate"  in 
musterhaft  fesselnder, Weise.  Gegner  wie  Freunde  der  Einfuhrzölle  stimmten 
darin  überein,  dass  ihnen  hier  mit  grosser  Unparteilichkeit  in  erschöpfender 
F'orm,  ein  ausgezeichnetes  Material  zur  Beurteilung  dieser  Frage  geboten  worden 
war  und  der  dem  Redner  bewiesene  Dank  war  deshalb  einmütig  und  kam  von 
Herzen.  Ich  muss  es  mir  leider  versagen,  an  dieser  Stelle  näher  auf  diesen 
schönen  Bericht  einzugehen,  kann  aber  auch  deshalb  gern  darauf  verzichten, 
weil  inzwischen  ein  noch  eingehenderer  Bericht  des  Herrn  von  Langsdorff, 
welchen  derselbe  im  Landeskulturrat  des  Königreichs  Sachsen  über  diese 
Frage  erstattet  hat,  im  Druck  erschienen  ist.  Interessenten  verweise  ich 
deshalb  auf  diesen  Bericht.  Die  vorgerückte  Zeit  liess  eine  eingehende  Debatte 
über  diese  Frage  nicht  mehr  zu.  Einige  Herren  aus  Süddeutschland  sprachen 
sich  im  Interesse  der  Obstweinfabrikation  gegen  einen  Schutzzoll  aus.  während 
Schreiber  dieses  dagegen  auf  die  Nachteile  hinwies,  welche  den  Obstzüchtern 
der  Provinz  Brandenburg  und  der  benachbarten  Provinzen  durch  die  schranken- 
lose Zufuhr  ausländischen  Obstes  nach  Berlin  und  anderen  grösseren  Städten 
erwachsen,  während  die  Obstausfuhr  nach  Russland  und  Skandinavien  durch 
die  dortige  Zollgesetzgebung  gleichzeitig  erschwert  sei.  Die  Verhandlungen 
wurden  hierauf  abgebrochen  und  es  begann  die  Generalversammlung  des 
Deutschen    Pomologenvereins. 

Nach  Annahme  des  oben  angefühlten  von  den  Herren  Maurer  und  Goeschke 
vorgeschlagenen  Normalsortiments  der  Haselnüsse  erfolgte  der  Bericht  der 
Kassenrevisoren,  auf  deren  Antrag  unter  dem  Ausdrucke  des  Dankes  für  seine 
sorgfältige,  fleissige  Führung  der  Geschäfte  dem  Geschäftsführer  des  Deutschen 
Pomologen-Vereins  Herrn  Direktor  Lucas,  Reutlingen  F^ntlastung  ertheilt  wurde. 

Bei  der  Neuwahl  des  Vorstandes  wurde  in  Folge  der  Erklärung  des 
Herrn  Geheimrat  Prof.  Dr.  Seelig,  dass  er  seines  hohen  Alters  wegen  eine 
Wiederwahl  nicht  annehmen  könne,  Herr  Landesökonomierat  Goethe-Geisen- 
heim  zum  stellvertretenden  Vorsitzenden  und  an  dessen  Stelle  Herr  Garten- 
inspektor Maurer- Jena  zum  Beisitzer  gewählt.  Eine  Ehrenpflicht  erfüllte  die 
Versammlung,  indem  sie  dem  hochverehrten  Herrn  Geheimrat  Seelig,  welcher 


(5q8  ^'e  Jubiläums-Ausstellung  in  Dresden. 

viele  Jahre  Mitglied  des  Vorstandes  war,  als  Dank  für  seine  fast  fünfzigjährigen 
treuen  und  erfolgreichen  Bemühungen  zur  Hebung  des  Obstbaues,  einstimmig 
zum  Ehrenvorsitzenden  des  Deutschen  Pomologen-Vereins,  und  unseren  ver- 
ehrten, lieben  Freund  Herrn  Gartenbaudirektor  Mathieu-Charlottenburg, 
der  in  seiner  stillen,  aber  gleichfalls  unermüdlichen  Weise  sich  um  den  Obst- 
bau ausserordentlich  verdient  gemacht  hat,  zum  Ehrenmitglied  ernannte.  — 
Als  Ort  der  nächsten  Generalversammlung  im  Jahre  1902  wurde  auf  Einladung 
der  Landvvirtschaftskammer  für  Pommern  Stettin  gewählt. 


Die  Jubiläums-Ausstellung  des  Landes-Obstbauvereins 
für  das  Königreich  Sachsen 

in  Verbindung  mit  der  Allgemeinen  Deutschen  Obstausstellung  bei  Gelegenheit 

der   XV.  Versammlung    deutscher    Pomologen    und    Obstzüchter   vom    14.  bis 

19.  Oktober  1899  zu  Dresden  im  Städtischen  Ausstellungspark. 

(Fortsetzung.! 

Herr  Königl.  Gartenbaudirektor  Carl  Mathieu  berichtete  in  der  Ver- 
sammlung des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  am  26.  Oktober  ein- 
gehend über  die  Obstausstellung  in  Dresden.  Wir  entnehmen  seinem  Bericht 
auszugsweise  Folgendes: 

Die  schönste  Ausstellung  war  von  der  Königl.  Lehranstalt  für  Obst- 
und  Weinbau  zu  Geisenheim  a.  Rhein  (Direktor:  Landesökonomierat 
Goethe).  Goethe  hat  in  Birnen  Ausgezeichnetes  geleistet,  das  schöne  Klima 
und  die  günstige  Lage  bringen  Färbungen  hervor,  wie  wir  sie  hier  gar  nicht 
haben,  sicherlich  wird  auch  viel  Dünger  und  Wasser  gegeben  sein.  Dagegen 
schienen  mir  und  anderen  Herren  die  Äpfel  keineswegs  schöner  als  unsere. 
Bei  Äpfeln  findet  man  überhaupt,  dass  viele  Sorten  im  Süden  nicht  so  voll- 
kommen werden  wie  im  Norden.  Die  württembergischen  Äpfel  haben  vor  den 
unsrigen  nichts  voraus.  In  Frankreich  wird  der  Gravensteiner  nicht  geachtet, 
weil  die  Wärme  den  guten  Geschmack  verringert;  er  will  Seeklima  und  gedeiht 
bekanntlich  am  besten  in  Holstein,  Mecklenburg  und  Pommern  etc. 

Die  Ausstellung  der  L.  Späthschen  Baumschule  zu  Baumschulenweg  bei 
Berlin  SO.  war  ebenfalls  vorzüglich  und  eine  der  schönsten  sowohl  in 
pomologischer  wie  in  kultureller  Hinsicht.  Namentlich  ausgezeichnet  waren 
die  Äpfel,  besonders  die  von  Topfbäumen.  Eine  Kaiser  Alexander  war  ganz  blutrot. 

Mehrere  Provinzen  hatten  Kollektiv  -  Ausstellungen  veranstaltet.  Ganz 
besonders  trat  die  Provinz  Sachsen  hervor,  die  fast  eine  Verschwendung  in 
Obst  getrieben  hatte  und  gewiss  mehrere  Tausend  Mark  für  die  Ausstellung 
geopfert  hat.  In  der  Mitte  des  Saales  stand  eine  grosse  Etagere  mit  den  acht 
besten  Apfelsorten;  das  übrige  Obst  war  nicht,  wie  bei  vielen  Ausstellern,  auf 
Tellern  ausgelegt,  sondern  in  viereckigen,  halb  gefüllten  Körben  von  etwa 
45  cm  Länge  und  30  cm  Höhe,  die  ca.  5  kg  enthielten.  Diese  Ausstellung  sah 
sehr  schön  aus,  und  kann  man  wahrlich  sagen:  Die  Provinz  Sachsen  hat  sich 
um  das  Vaterland  verdient  gemacht. 

Im  Königreich  Sachsen  wirkt  der  Landesobstbau-Verein  seit  25  Jahren 
mit  grossem  Erfolge.     In  seiner  grossen  Ausstellung  fanden  die  Mitglieder  der 


Die  Jubiläums-Ausstellung  in   Dresden.  goq 


Bestimmungskommission,  zu  der  ich  auch  gehörte,  noch  recht  viele  unrichtige 
Namen,  teilweise  falsch  geschrieben,  teilweise  falsch  bestimmt.  Oft  liess  sich 
der  richtige  Name  nach  den  Früchten  aber  nicht  ermitteln.  Ein  Missstand 
scheint  zu  sein,  dass  in  Höhenlagen  manche  kleinere  Besitzer  Sorten  bauen, 
die  nicht  dahin  gehören.  Anstatt  die  Sorten  zu  nehmen,  die  der  Landesobst- 
bauverein  für  das  Königreich  Sachsen  empfohlen  hat.  hat  es  den  Anschein, 
als  wenn  manche  Züchter  sich  aus  Baumschulen  ohne  Sortenangabe  einfach 
Sommer-  oder  Winteräpfel  schicken  lassen.  Sie  erhalten  dann  oft  Sorten,  die 
zwar  im  milden  Klima  gedeihen,  aber  nicht  auf  der  Höhe.  Manches  Obst  aus 
diesen  höheren  Lagen  zeigte  auch  viel  Fusicladium. 

Die  Hauptsache  ist.  die  Obstzüchter  zu  veranlassen,  von  zu  vielen  zum 
Teil  minderwertigen  Sorten  zu  lassen  und  nur  die  empfohlenen  zu  bauen. 
Dem  märkischen  Obstbauverein  ist  das  unsern  starrköpfigen  Märkern  gegen- 
über auch  schwer  geworden,  aber  wir  haben  es  doch  erreicht  und  wir  haben 
die  Freude,  jetzt  auf  unsern  Ausstellungen  nur  wenige  Sorten  unter  richtigen 
Namen  zu  sehen. 

Die  Landwirtschaftskammer  der  Provinz  Brandenburg  hatte  22  Sorten  in 
grösseren  Quantitäten  in  guter  Verpackung  ausser  Preisbewerb  ausgestellt  und 
fand  diese  Ausstellung  viel  Anerkennung.  Von  jeder  Sorte  waren  12V2  kg, 
jede  Frucht  in  Seidenpapier  und  dann  in  Holzwolle  verpackt. 

Die  Provinz  Ostpreussen  hatte,  wie  gewöhnlich,    auch  eine  sehr  hübsche 
Ausstellung  veranstaltet,  die  vom  Forstmeister  Wolfram  geordnet  war.     West- 
preussen    war    ebenfalls    gut    vertreten.      Das    kontinentale    Klima    in    diesen 
Provinzen    scheint    die  Äpfel   sehr  zu    begünstigen.     Nach  dem    langen  Winter 
bricht  das  Frühjahr  fast    plötzlich    herein  und  Nachtfröste    sind  namentlich  in 
Ostpreussen  seltener  als  bei  uns.     Die  Sonne  wirkte  im  Sommer  stärker  als  im 
mittleren  Deutschland  und  daher  wird  die  Färbung  der  Früchte  eine  sehr  intensive. 
Ausgezeichnet  waren  wie  immer  die  Ausstellungen  des  Oberhessischen  Obst- 
bauvereins zu  Friedberg  in  Hessen  und  ebenso  die  des  Rheingauer  Vereins  zu 
Wiesbaden,  doch  kann  ich  der  Kürze  der  Zeit  wegen  hierauf  nicht  näher  eingehen. 
In  der  Diskussion  bemerkte  Herr  kgl.  Garteninspektor  Lindemuth,  dass 
er  fast  alle  Jahre  aus  Geisenheim   und  Proskau  Obst  zur  Demonstration  bei 
seinen  Vorträgen  über  Obstbau  an  der  Landwirtschaftlichen  Hochschule  erhält; 
da  zeigte  sich  stets,  dass  die  gleichen  Sorten  Geisenheimer  Birnen  die  Proskauer 
bedeutend    überragen,    umgekehrt  seien    die  Proskauer  Äpfel    schöner    als  die 
Geisenheimer.     Der  Unterschied  sei    aber  nicht  so    gross    wie  bei  den  Birnen. 
Herr     kgl.     Gartenbaudirektor     Echterm  eyer-  Wildpark     bestätigt    das. 
Der  Unterschied  beruht    wohl    auf   dem  Boden,    Proskau  hat    schweren    Lette- 
boden;    immerhin     erzeugt     Proskau     doch     sehr     schmackhafte     Birnen.     Er 
erwähnt    alsdann    den  Fleiss,    den    man  in  der  Provinz  Sachsen    auf  die  Aus- 
stellung verwandt,    nicht  minder  aber  die    kartographischen  Darstellungen  des 
Königreichs  Sachsen,  welche  in  so  anschaulicher  Weise   erkennen  lassen,    wie 
viel  z.  B.    die  Obstbäume  an  den    verschiedenen  Chausseen    einbringen.     Sehr 
nachahmungswert    ist,    dass  die  Sektion  Dresden  in    der  Markthalle  dortselbst 
einen  Glasschrank  hat    aufstellen    lassen,    in    welchem    sich    die    empfehlens- 
wertesten Obstsorten  in  Nachbildungen    rinden,    so  dass  jeder  Verkäufer,    falls 
er  den  Namen  seines  Obstes  nicht  weiss,  denselben  erkunden  kann,  umgekehrt 
jeder  Käufer  sich  vergewissern  kann,  ob  er  auch  die  richtige  Sorte  erhält. 


Qaq  Dresdener  Jubiläums-Ausstellung  des  Landes-Obstbau-Vereins. 


Dresdener  Jubiläums-Ausstellung  des  Landes-Obstbau-Vereins 
für  das  Königreich  Sachsen  vom  14.  bis  19.  Oktober  1899. 

Neuheiten.    —    Chaussee- Obst.  —  Lokal-Sorten.   —  BaumschulartikeL 
Formobst.  —  Pläne.  —  Bücher. 

fnter  den  auf  dieser  Ausstellung  vorhandenen  Neuheiten  gebührte  den 
Äpfeln  entschieden  der  Vorrang.  Zunächst  sei  genannt:  I.  Minister  von 
Hammerstein,  ein  dem  Geisenheimer  Institute  entstammender  Apfelsämling, 
in  Form  der  Champagner-Reinette,  mittelgross,  etwas  flach  gedrückt,  allgemein 
grün  in  Grundfarbe,  mit  geröteter  Sonnenseite;  soll  neben  reicher  Tragbarkeit 
von  besonderer  Haltbarkeit  sein  und  so  eine  wertvolle  Neuheit  bilden.  II.  Den 
an  Neuheiten  grössten  Satz  enthielt  u.  a.  die  Späthsche  Sammlung.  Aus  dieser 
seien  vorzugsweise  erwähnt:  a)  Prinz  Albrecht  von  Preussen,  eine  Abart 
von  Kaiser  Alexander,  von  längerer  Haltbarkeit  als  der  Stammvater,  grosse, 
lebhaft  gerötete  Frucht:  b)  Hofg.  Braun,  mittelgross,  grün,  sehr  tragbar,  gut 
im  Geschmack;  c)  Neuer  Berner  Rosen-Apfel,  gross,  dunkelrot;  d)  Neuer 
roter  Himbeer-Apfel,  mittelgross,  lebhaft  gerötet;  e)  Fruchtbarer  von 
Frogmore,  gross,  rot  gesprenkelt,  trägt  reich;  f)  Pohls  Schlotterapfel, 
gut  im  Geschmack,  sehr  haltbare  Frucht;  meist  Früchte,  die  oft  schon  in 
Cassel  und  Breslau  Empfehlung  fanden.  Unter  den  18  amerikanischen  Sorten 
treten  namentlich  hervor:  1.  Salome,  rötlich,  mittelgross;  2.  Little  maid,  lebhalt 
gefärbt;  3.  King  of  Tomkins  county,  gross,  breit,  sehr  viel  auf  dem  Berliner 
Markt;  4.  Grünling  von  Rhode  Islands;  5.  Baldwin,  fest,  hart;  6.  Wagenerapfel; 
7.  Ontario,  grün;  8.  Jonathan;  9.  Winter-Bananenapfel,  sehr  würzig  im  Geschmack. 
xMan  mag  über  den  Wert  oder  Unwert  einzelner  Neuheiten  urteilen,  wie  man 
will,  soviel  steht  fest:  der  aufmerksame  Züchter  wird  sie  nicht  übersehen 
dürfen.  Es  wird  bei  ihm  Prinzip  bleiben,  neue  Erscheinungen  zu  prüfen,  sich 
über  den  Wert  der  Einzelnen  Klarheit  zu  verschaffen  suchen,  um  sie  auch 
entsprechend  als  Geschäftsmann  verwerten  zu  können.  Ob  dabei  das  Ursprungs- 
land Europa,  Asien,  Afrika  oder  Amerika  sein  darf,  wird  zur  müssigen  Frage- 
stellung und  bedarf  daher  nicht  erst  der  Widerlegung.  Die  amerikanischen 
Äpfel  sind  ein  auf  unserem  Markte  gesuchtes  Obst,  und  ist  es  daher  der  Firma 
Späth  nur  zu  danken,  wenn  sie  sich  um  Einführung  dieser  Sorten  verdient 
macht.  Die  betreffenden  Früchte  bekundeten  ein  vorzügliches  Aussehen  und 
fanden  allgemeinen  Beifall.  III.  Metz  er  Reinette,  ein  mittelgrosser,  lebhaft 
gefärbter  Sämling  des  Baumschulbesitzers  Metz-Kalbsburg.  IV.  Herrmanns 
Apfel  von  Driese-Gr.  Cammin,  mittelgrosse  lebhaft  gefärbte  Frucht,  die 
ihren  scheinbaren  Doppelgänger,  den  Halberstädter  Jungfern apfel,  an  Feinheit 
und  Süssigkeit  bei  weitem  übertrifft.  V.  Eva -Apfel,  ein  vollgebauter,  gelber 
Sämling  von  Trachte-Neuhausen  (Nieder-Bayern).  VI.  Ein  grüner,  mittel- 
grosser mit  glasiger  Schale  versehener  Sämling  von  Hassel b ach- Laubegast, 
nach  Angabe  des  Züchters  sehr  haltbare  Frucht.  VII.  Ein  lebhaft  geröteter, 
spitz  gebauter  Sämling  von  Jos.  Jägei -Tiechlowitz  (Böhmen).  VIII.  Ein  desgl. 
Sämling  von  Warn er-Süd-Dithmarschen,  der  gleichfalls  sehr  haltbar  sein  soll. 
IX.  Rosmarin-Sämling  von  Fischer-Willerswalde,  gross,  gelb,  hoch  mit 
lebhaftgefärbter  Sonnenseite.  X.  Doberaner  Borsdorfer,  eine  Abart  des  Bors- 
dorfer,  von  Fink-Doberan.  XI.  Loddington,  eine  neuere  aus  England  ein- 
geführte Frucht,  gross,  grün,  von  Pekrun- Weisser  Hirsch  bei  Dresden.    XII.  Die 


Englische  Cactus-Dahlien-Neuheiten   1899/1900.  641 


beiden  Sorten:  Ilohenzollern  und  Halloren- Apfel  von  M.  Huth-Diemnitz 
bei  Halle,  deren  grosse  grüne  Frucht,  nach  oben  kantig  werdend,  den  ent- 
sprechend englischen  Neuheiten  ebenbürtig  zur  Seite  steht.  Ausserdem  waren 
von  Pietzsch-Oberlösnitz  unter  dem  14  Sorten  zahlenden  Pfirsichsortiment 
zwei  Aprikosen-Pfirsiche:  La  Chalonaise  und  Languinolle,  letztere,  eine 
grossfrüchtige.  spätreifende  Sorte,  sowie  von  Endl  er-Meissen  ein  Blutpf irsich- 
Sämling  ( Amygdal  persica  fol.  purpur.)  »Rudolph«,  sowie  von  der  vonOlden- 
burgschen  Obst-Plantage  bei  Osterode  a.  Harz  die  neue  Himbeersorte  »Immer- 
tragende von  Feldbrunn<    in  reich  besetzten  Zweigen  vorgeführt. 

(Schluss  folgt.)  Hoffmann. 


Englische  Cactus-Dahlien-Neuheiten  1899  1900. 

Von  E.  Geo  Reid, 
in  Firma  Reids  Nursery,  Beckenham-Hill,  London  3  E. 

Bericht  über   die  Englischen  Cactus-Dahlien-Neuheiten  1899/1900, 
welche  1901  in  Deutschland  verbreitet  werden. 

fchon  im  vorigen  Jahre  habe  ich  einen  gleichen  Bericht  über  die  vorjährigen 
englischen  Züchtungen  gegeben,  welche  nun  im  kommenden  Frühjahre. 
1900,  von  verschiedenen  deutschen  Firmen  angeboten  werden. 

I  >ie  Dahlien-Ausstellung  in  Leipzig  hat  bewiesen,  wie  richtig  mein  vor- 
jähriges Urteil  gewesen.  Möllers  deutsche  Gärtner-Zeitung  bringt  in  Xo.  43 
eine  Beschreibung  der  verschiedenen  englischen  Neuzüchtungen  von  1899,  die 
meinen  Bericht  vom  vorigen  Jahr  vollständig  bestätigen. 

Herr  Georg  Bornemann,.  Blankenburg  am  Harz,  warnt  vor  englischen 
Neuzüchtungen,  führt  aber  in  einem  Atem  acht  diesjährige  englische  Neuheiten, 
welche  ihm  wertvoll  erscheinen,  auf,  die  alle  deutschen  Neuheiten  weit  über- 
treffen. 

Diejenigen  Dahlien, welche  inEngland  einWertzeugnis  erhalten, sind  gewöhn- 
lich gut.  Irren  ist  menschlich;  bis  jetzt  habe  ich  aber  die  Erfahrung  gemacht,  dass, 
wenn  eine  Dahlie  mit  einem  Wertzeichen  bedacht  worden  war,  sie  dann  auch 
gut  ist. 

Wenn  Herr  Bornemann  schreibt,  es  thut  der  Sorte  für  Schnittzwecke 
keinen  Abbruch,  wenn  sie  ihre  Blumen  unter  dem  Laub  versteckt  hält  oder 
hängen  lässt,  so  beweist  Herr  Bornemann,  dass  er  die  Wünsche  der  Schnitt- 
blumengärtner nicht  kennt.  Starke,  lange  Stiele  aufrecht  über  dem  Laub,  das 
sind  die  Sorten,  welche  für  den  Schnitt  geeignet  sind,  manchmal  wird  auch 
noch  eine  hängende  Sorte,  weil  es  gerade  keine  andere  giebt,  so  mitgenommen. 
Heute  sind  aber  sämtliche  Farben  mit  langgestielten  Blumen  vertreten. 

Man  vergleiche  die  Ausstellungsberichte  der  Leipziger  Dahlien-Ausstellung 
und  man  wird  sehen,  dass  die  englischen  Züchtungen  die  besten  sind. 

\ur  derjenige,  der  etwas  geleistet  hat,  weiss  den  Wert  eines  andern  ge- 
wöhnlich zu  schätzen.  Darum  warnt  auch  Herr  Koenemann  auf  der  Jahres- 
versammlung der  Deutschen  Dahlien-Gesellschaft  in  Leipzig  vor  »Selbst- 
überschätzung«. Vor  allen  Dingen,  sagt  der  Herr,  sollten  die  Dahlienzüchter 
sich  nicht  gegen  das  Ausland  verschliessen,  sondern  das  Gute  auch  des  Aus- 
landes voll  anerkennen. 


ß*2  Englische  Cactus-Dahlien-Neuheiten   1899/1900. 


Die  deutschen  Dahlienzüchter  müssen  den  englischen  dankbar  sein,  denn 
diese  haben  ihnen  das  Blut  geliefert  und  liefern  es  heute  noch,  das  Blut,  mit 
dem  es  ihnen  möglich  ist,  Neuheiten  zu  erzielen. 

Es  ist  anerkennenswert,  dass  einige  hübsche  deutsche  Züchtungen  ent- 
standen sind  und  man  sich  bemüht,  dem  Ausland  den  Rang  abzulaufen;  dadurch 
wird  die  Entwicklung  der  Dahlienblume  nur  gefördert. 

Wer  die  diesjährigen  englischen  Dahlien-Neuheiten  gesehen  hat,  musste 
schon  mehr  wie  blind  sein,  wenn  er  nicht  ohne  weiteres  zugestehen  wollte, 
dass  England  den  deutschen  Züchtungen  weit  voraus  ist. 

Die  steife  Form  der  Blüten  ist  schon  gebrochen.  Sorten,  wie  True  Friend, 
Exquisite,  sind  die  Vorläufer  gewesen.  Progenitor  bringt  eine  andere  Art 
Variation  in  die  Formen.  Wo  sind  die  deutschen  Züchtungen  echter  Cactus- 
Dahlien,  die  so  reich  blühen  wie  Capitain  Broad,  Countess  of  Lonsdale, 
Exquisite,  Sparkler  und  viele  andere,  die  so  hoch  über  dem  Laube  blühen 
und  auf  testen  Stielen  stehen?  Brema,  welche  über  dem  Laube  blüht,  hatte 
bei  mir  eine  etwas  violette  Rosenfarbe,  sonst  ist  sie  gut;  ich  will  gleich  zu- 
geben, dass  ich  auch  etwas  besser  gefärbte  Blumen  dieser  Sorte  gesehen  habe 
auf  meiner  achtwöchentlichen  Reise  durch  Deutschland,  in  welcher  Zeit  ich 
die  Gelegenheit  hatte,  einen  grossen  Teil  der  deutschen  Züchtungen  an  der 
Pflanze  zu  sehen. 

Ich  würde  mich  freuen,  deutsche  Züchtungen  kaufen  zu  können,  welche 
den  englischen  besten  Neuheiten  den  Rang  ablaufen,  bis  jetzt  war  es  noch 
nicht  der  Fall. 

Doch    nun    will    ich    auf    meinen    Bericht   eingehen  und  die  Leser  dieser 
Zeitschrift  mit  den  besten  englischen  Neuzüchtungen  für   1901   bekannt  machen. 
Englische    Cactus  -  Dahlien    für    1901. 
Zweiter  jährlicher  Bericht. 

Wieder  ist  die  Zeit  herangekommen,  die  Neuheiten  der  Cactus-Dahlien 
zu  prüfen,  und  wieder  wie  im  vorigen  Jahr  ist  die  Zahl  derselben  sehr  gross. 
In  der  That  ist  die  Arbeit  der  Auswahl  beträchtlich  schwerer  als  im 
vorigen  Jahr  oder  in  irgend  einem  Jahre  vorher. 

Die  beständige  wachsende  Nachfrage  nach  wirklichen  Verbesserungen  in 
dieser  Sektion  der  Dahlien  hat  die  Zahl  der  Züchter  bedeutend  vergrössert, 
welche  alle  versuchen,  das  möglichst  Vollkommene  zu  erzielen.  Die  Zahl  der 
Neuzüchtungen  ist  daher  sehr  gross  geworden,  und  eine  rücksichtslose  Auswahl 
unter  diesen  absolut  notwendig,  um  die  Anzahl  in  praktischen  Grenzen 
zu  halten. 

Ein  interessanter  Punkt  dieser  Saison  ist  die  enorme  Grösse  einer  dieser 
Neuheiten,  mir  aber  erscheint  es  angemessen,  die  Aufmerksamkeit  der  Leser 
auch  auf  den  kleineren  Typus  zu  lenken,  welcher  die  Pompon-  oder 
Miniatur-Cactus-Dahlien  darstellt.  Es  ist  dieses  nicht  die  erste  Saison 
ihrer  Einführung,  doch  ihr  Wert  als  Dekorationspflanzen  für  öffentliche  Gärten 
und  zum  Blumenschnitt  ist  jetzt  ausgeprobt. 

Wie  im  vorigen  Jahr  sind  die  Qualifikation  zur  Aufnahme  in  diesen  Be- 
richt: Echte  Cactus-Form,  reiches  Blühen  und  feste  Blumenstiele,  die  die  Blumen 
hoch  über  dem  Laube  tragen. 

Zum  Schluss  ist  eine  Aufzählung  der  besten  Cactus-Dahlien  gegeben, 
sowie    eine    kurze    Liste    der    besten    Pompon  -  Cactus-Dahlien.     Individueller 


Neue  und  empfehlenswerte   Pflanzen. 


643 


Geschmack  mag  vielleicht  eine  oder  die  andere  Sorte  mit  einschliessen,  aber 
für  den  Hauptzweck  ist  die  Auswahl  vollständig  gross  genug. 

Die  Zeichen  F.  C.  C.  bedeuten  Wertzeugnis  erster  Klasse,  A.  M.  Verdienst- 
Wertzeugnis  oder  besser  Wertzeugnis  zweiter  Klasse. 

Weiss.  Die  beste  weisse  Sorte  ist:  »Greens  White«  F.  C.  C.  und  A.  M. 
Die  Mitte  dieser  Sorte  ist  etwas  grünlich,  welche  Farbe  den  Wert  der  Blume 
eher  erhöht  als  erniedrigt.  »W.Treceder«  ist  nicht  ganz  rein  weiss,  nicht  bestimmt 
in  der  Erscheinung  und  ist  mit  der  Sorte  Electric  Light  wenigstens  für  jetzt 
entbehrlich. 

Gelb:  In  der  gelben  Farbe  begrüssen  wir  mit  Freude  die  wirklich  schöne, 
citronengelb  gefärbte  »Mr.  Sanders«,  F.  C.  C.,  und  »Mrs.  J.  J.  Crowe«,  F.  C.  C. 
und  A.  M.  Letztere  ist  eine  wirklich  rein  gelbe  Cactus-Dahlie  mit  etwas  heller 
Rückseite,  eine  prachtvolle  Neuheit.  Sie  kann  wohl  als  die  beste  dieser  Saison 
bezeichnet  werden  und  bringt  nun  endlich  auch  diese  Farbe  auf  die  Höhe  der 
von  mir  gestellten  Anforderungen.  Die  Blumen  sind  ganz  aufrecht  und  haben 
lange,  feste  Blumenstiele,  welche  die  Blumen  über  dem  Laube  tragen. 

»Golden  Plover«  ist  goldgelb  und  hat  alle  die  guten  Eigenschaften  der 
letzten  Sorte,  ist  dabei  frühblühend. 

Nachdem  wir  diese  drei  ausgewählt,  ist  es  nicht  nötig,  Eclipse,  Narcisse, 
Mrs.  Serace  Dickens  oder  Eclaire  aufzunehmen. 

Bernsteingelb:  Auf  die  bernsteingelbe  Farbe  eingehend,  linden  wir 
»Maurice  S.  Walsh«,  F.  C.  C.  und  A.  M.  Die  Farbe  ist  citronengelb,  nach 
der  Mitte  hin  lachsfarben  schattiert;  es  ist  eine  neue,  ungewöhnliche  Schattierung. 
»Mayor  Tuppenney«,  F.  C.  C.  und  A.  M.,  giebt  uns  eine  andere  Kombination 
von  Farben.  Hier  ist  die  Mitte  gelb  und  der  andere  Teil  der  Blume  bisquit- 
farbig,  mit  einem  braun-orangeroten  Rand,  eine  komische,  aber  harmonische 
Farbenzusammenstellung. 

»Wallace«,  eine  Sorte  der  letzten  Saison,  hat  sich  in  diesem  Jahre  sehr 
gut  gemacht  und  ist  wohl  wert,  kultiviert  zu  werden;  Farbe:  bernsteingelb  mit 
etwas  bronze  schattiert. 

Orange.  Eine  brillant  orange  gefärbte  Varietät  »Sylph«,  F.  C.  C.  und 
A.  M.,  ist  eine  entschiedene  Verbesserung  dieser  Farbe  und  eine  Schattierung, 
welche  viel  gefordert  wird.  Die  letzte  dieser  Farbe,  welche  wir  in  Betracht 
ziehen  wollen,  ist  »Debonair«,  ein  warmes  Kupferorange  und  eine  Sorte,  die 
viel  gezogen  werden  wird. 

»Lodestone«  ist  vielversprechend,  »Ajax«  ist  eine  andere  schöne  Sorte, 
aber  diese  sowie  die  folgenden  möchte  ich  lieber  für  das  folgende  Jahr  lassen; 
es  sind:  »Mrs.  F.  Scharp«,  »Mrs.  W.  A.  Kent«,  »Lovely  Flynsford«,  »Decima  « 
und  »Lady  Rawson«.  (Schluss  folgt.) 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen  etc 


Schmetterlings-Alpenveilchen. 
(Cyclamen   persicum   Papilio). 

Von  E.  Benary,  Erfurt. 
(Hierzu  Abbildung  90  und  91.) 
Die      neuen     Schmetterlings-Alpen- 
veilchen, welche  wir  einem  der  tüch- 


tigsten belgischen  Spezialisten  verdan- 
ken, dürfen  unbestritten  als  die  hervor- 
ragendste Einführung  der  letzten  Jahre 
unter  den  Florblumen  bezeichnet 
werden.  Der  Züchter  hatte  sich  die 
Aufgabe   gestellt,   die   etwas  enge  und 


644 


Neue  und  empfehlenswerte   Pflanzen. 


steife  Form  der  Blumen  unserer  Cycla- 
men  in  eine  leichtere,  gefälligere  um- 
zuwandeln, und  es  ist  ihm  gelungen, 
eine  ganz  neue  Gruppe  zu  schaffen  und 


Abb.  90.     Cyclamen  Papilio. 

die  Gattung  Cyclamen  um  Varietäten 
zu  bereichern,  welche  nicht  nur  in  der 
Blütenform  von  den  bisherigen  gänz- 
lich abweichen,  sondern  auch  eine 
Reihe  neuerFarben  von  überraschender 
Schönheit  aufweisen. 

Was  die  Form  anlangt,  so  geben  die 
hier  beigefügten  Clicheabdrücke  die- 
selbe am  deutlichsten  wieder:  während 


Abb.  91.     Cyclamen  Papilio. 

man  bisher  nur  Cyclamen  mit  spitz 
zulaufenden  Blumenblättern  kannte, 
werden  letztere  bei  den  C.  Papilio  nach 
oben    breit    und    sind    am   Rande   fein 


gekraust  oder  gewellt,  was  den  grossen 
Blumen  ein  ebenso  eigenartiges  wie 
reizendes  Aussehen  verleiht.  Zu  dieser 
bizarren,  schönen  Form  kommen  die 
ganz  prächtigen  Farben ,  und  zwar  in 
erster  Linie  alle  jene  mannigfaltigen 
Uebergänge  von  weiss  bis  dunkelrot. 
welche  der  früheren  Klasse  eigen  sind, 
sodann  aber  auch  creme,  hellgelb  und 
grünlich-gelb;  letztere  Nuancen  er- 
scheinen meistens  als  feine  Umrandung 
und  auf  diese  Weise  entstehen  reizende 
und  vollständig  neue  Farbenver- 
bindungen. 

Diese  neuen  Cyclamen  blühen  äusserst 
reich  und  lange,  sie  sind  deshalb, 
sowie  ihrer  leichten  Kultur  wegen, 
wohl  die  dankbarsten  Zimmerpflanzen; 
ausserdem  liefern  die  Blumen,  an  lan- 
gen, schlanken  Stielen  getragen,  ein 
Material  für  feine  Bouquets  von  un- 
schätzbarem Werte. 

Die  beste  Aussaatzeit  der  Cyclamen 
fällt  bekanntlich  in  die  Monate  August 
bis  Januar,  je  nachdem  man  einen 
Winter-  oder  Frühjahrsflor  erzielen 
will;  sie  verlangen  eine  humusreiche, 
dabei  leichte,  durchlässige  Erde  und 
müssen   vor  Insekten  behütet  werden. 

Vom  Originalzüchter  habe  ich  den 
grössten  Teil  seiner  diesjährigen  Ernte 
erworben. 

Anm.  d.  Red.  E.  Benary  hat  eine 
grosse  colorierte  Abbildung  der  neuen 
Schmetterlings  -  Alpenveilchen  anfer- 
tigen lassen,  welche  die  Farbenver- 
schiedenheit so  recht  zeigt.  Er  giebt 
folgende  Sorten  in  den  Handel:  weiss 
mit  rot,  rosa,  rosa  mit  rot,  rot,  weiss. 


Samen  -  Neuheiten  für  1900  von 
Wilhelm  Pfitzer. 

Begonia  semperflorens  „Anna  Regina". 

Die    Königin    der    semperflorens    Begonien. 

Schon  seit  Jahren  war  man  darauf 
bedacht,  eine  Begonia  semperflorens- 
Sorte  zu  züchten,  welche  aus  Samen 
gezogen  werden  kann  und  die  gleichen 
Eigenschaften  wie  Begonia  semper- 
florens elegans  (welche  nur  durch 
Stecklinge  vermehrt  wird)  besitzt. 
Dies  ist  nun  wirklich  gelungen! 

Begonia  semperflorens,,  Anna  Regina" 
fällt  treu  aus  Samen  und  kommt  der 
Begonia  semperflorens  elegans  anSchön- 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


645 


heit  gleich.  Die  Pflanze  ist  von  ganz 
regelmässigem,  graziösem  Wuchs  und 
wird  nicht  höher  als  25  cm.  Ihre 
zierlichen  Blätter  sind  glänzend  lackiert, 
dunkelgrün  mit  Metallschimmer  und 
gleichmässiger  karminpurpurroter  Bor- 
dierung. Die  zahlreichen  Blumen  er- 
scheinen als  Knospen  dunkelkarminrot, 
sind  beim  Aufblühen  hellkarmin  und 
gehen  beim  Verblühen  in  ein  liebliches 
dunkelrosa  über. 

Den  ganzen  Sommer  über  sind  die 
Bilanzen  mit  Blüten  überdeckt,  sodass 
eine  Gruppe  davon  immer  den  gleich 
grossen  Effekt   hervorbringt. 

tlAnna  Regina"  eignet  sich  deshalb 
sowohl  zum  Anpflanzen  von  recht  son- 
nigen Beeten  (wo  sie  am  besten  gedeiht), 
wie  auch  für  halbschattige  Lagen  besser 
als  alle  anderen  Begoniasemperflorens- 
Sorten.  Auch  zur  Topfkultur  kann  sie 
vorzüglich  verwendet  werden. 

Ueberall  wird  sie  durch  liebliche 
Färbung,  Blütenreichtum  und  eleganten 
Habitus  auffallen  und  ist  eines  Ehren- 
platzes in  jedem  Garten  wert. 

Begonia  semperflorens  hybrida  flore  pleno. 

Dass  dieBegonia  semperflorens-Rasse 
einst  eine  so  bedeutende  Rolle  in  der 
Blumenwelt  spielen  werde,  wie  dies 
heute  der  Fall  ist,  hätte  wohl  vor 
einem  Jahrzehnt  niemand  gedacht, 
noch  viel  weniger  aber,  dass  es  auch 
dieser  schönen  dankbaren  Pflanze  vor- 
behalten war,  mit  gefüllten  Blumen 
geziert  zu  werden,  genau  wie  dies 
bei  Geranien,  Knollenbegonien,  Pe- 
tunien etc.  durch  fortgesetzte  künst- 
liche Befruchtung  erreicht  worden  ist. 

Nachdem  ich  vor  wenigen  Jahren 
die  ersten  Anfänge  einer  Verdoppelung 
der  Blumenblätter  in  meinen  Kulturen 
entdeckte,  ist  es  der  unermüdlichen 
gärtnerischen  Hand  gelungen,  gefüllte 
Blumen  in  den  verschiedensten  Farben 
vom  reinsten  Weiss  bis  zum  tiefsten 
Dunkelrot  zu  erzielen.  Dieselben  stehen 
reizend  über  den  zierlichen  glänzenden, 
teils  metallisch  rot  schimmernden 
Blättern  und  blühen  wie  die  Stamm- 
form unaufhörlich  fort. 

DiePflanzenhaben  einen  gedrungenen 
Bau  und  sind  von  üppigem  Wuchs, 
können  deshalb  für  Topf-  und  Land- 
kultur gleich  gut  verwendet  werden. 

Ein  Hauptvorteil  besteht  noch  darin, 
dass  dieselben  ziemlich  treu  aus  Samen 
lallen,    wodurch    diese   ausgezeichnete 


Neuheit  am  raschesten  verbreitet 
werden  wird.  In  diesem  Frühjahr  habe 
ich  3  Sorten,  Stuttgardia,  Hugo  Fuchs, 
Klara  Pützer,  als  Pflanzen  in  den  Handel 
gegeben,  und  haben  sich  dieselben 
vorzüglich   bewährt. 

Ich  hatte  diesen  Sommer  ein  Haus 
voll  mit  gefüllten  semperflorens  Bego- 
nien in  allen  Farben  in  der  Blüte,  das 
alle  Besucher  meines  Gartens,  darunter 
die  ersten  Autoritäten  der  Gartenwelt, 
zur  Bewunderung  hingerissen  hat. 

Papaver  Orientale  neue  Hybriden 

(Züchtung  Putzer). 
Rosa,  lila,  kupferrot. 

Durch  jahrelang  fortgesetzte  künst- 
liche Befruchtung  aller  existierenden 
orientalischen  Mohn  ist  es  mir  gelun- 
gen, ganz  neue  Farben  zu  erzielen. 

Dieselben  haben  in  den  letzten  Jahren 
bedeutendes  Aufsehen  erregt.  Im  freien 
Land  machen  sie  grossen  Effekt,  eben- 
so sind  sie  zur  Binderei  wegen  ihrer 
eigenartigen  Färbung  sehr  geeignet. 


Reseda  odorata  maxima.     Rote  Goliath. 

Die  Firma  Pape  &  Bergmann- 
Quedlinburg  fügte  ihrem  Prospekte 
No.  77,  Neuheiten  für  1900  von 
Blumen-  und  Gemüsesamen  eine 
sehr  treffliche  farbige  Tafel  obiger 
Riesen-Reseda  bei.  Eine  schönere 
Resedaart  als  die  vorliegende  lässt 
sich  kaum  denken ;  keine  der  bekannten 
Sorten  kommt  der  leuchtendroten 
Goliath  bezüglich  der  Grösse  der  ein- 
zelnen Blumen,  welche  imDurchmesser 
18  mm  erreichen,  oder  der  Stärke  der 
Rispen  nahe.  Die  prächtigen,  dicht- 
geschlossenen Terminalrispen  werden 
160  bis  180  mm  lang  bei  einem  Durch- 
messer von  65  mm.  Die  einzelnen 
Blüten  sind  intensiv  leuchtend  rot,  so 
dass  sie  auch  feuerrot  genannt  werden 
können. 

Die  Pflanze  baut  sich  kandelaber- 
artig auf,  sodass  die  ungemein  dicken, 
schön  abgestumpften  Rispen,  welche 
aufrecht  auf  steilen  steifen  Stengeln 
stehen,  jede  einzeln  zur  vollen  Gellung 
kommt  und  sich  von  der  schönen 
irisch  grünen  Belaubung  äusserst  effekt- 
voll abhebt.  Die  Rote  Goliath  ist  eine 
Neuheit,  die  nach  der  Beschreibung 
der  Züchter,  auf  das  wärmste  zu  em- 
pfehlen ist.  J.  B. 


646 


Kleinere  Mitteilungen. 


Reseda  Machet  Rubin. 

Diese  sogenannte  rote  Machet-Reseda 
wurde  zuerst  von  Pape  &  Bergmann 
in  Quedlinburg  kultiviert  und  in  den 
Handel  gebracht.  Sie  eignet  sich  ganz 
vorzüglich  für  Topfkulturen  und  für 
Beete.  Die  zahlreichen  Blütenrispen 
besitzen  eine  leuchtende.  kupfer- 
scharlachrote Färbung,  welche  sich 
von  der  saftig  dunkelgrünen  Belaubung 
sehr  effektvoll  abhebt.  Die  Pflanze  ist 
eine  schnell  beliebt  gewordene  Varietät 
und  der  Emptehlung  wert.  J.  B. 


Neue  Coleus,  .,Frau  Malwine  Mauthner". 

Eine  ganz  neue  prächtige  Blattpflanze 
mit  grossen  hellgrünen  Blättern,  die 
eine  strohgelbe,    karminrosa  getuschte 


Herzzeichnung  hat.  Die  Pflanze  baut 
sich  recht  gleichmässig  auf  und  wird 
in  kurzer  Zeit  weit  verbreitet  sein. 
Dieser  Neuzüchtung  reiht  sich  »Graf 
von  Bülow«  mit  ebenfalls  grossem 
citronengelben,  maigrün  getuschtem 
Blatt  an,  welches  eine  rosafarbene 
Mitte  hat.  Als  ganz  vorzügliche  Sorte 
sowohl  für  Beete  als  für  Topfkulturen  gilt 
die  Neuzüchtung  »Max  Hesdörtfer«. 
welche  die  Reihe  der  sogenannten 
Landcoleus  wertvoll  bereichert.  Da- 
Blatt  ist  gross,  sammetig,  rotbraun  und 
hat  eine  starkgezähnte  und  gewellte, 
goldgelbe  Umrandung.  Alle  drei 
Coleus-Neuheiten  verdanken  wir  der 
Firma  Sattler  &  Bethge  A.-G.  in 
Quedlinburg.  J.  B. 


Kleinere  Mitteilungen. 


Sämereien-Bericht  von  Metz  &  Co. 

Steglitz-Berlin,  15.  Novbr.  99. 
Im  Anfange  der  verflossenen  Woche 
erschien  unser  Engros-Preisverzeich- 
nis  No.  104.  Die  zahlreichen  Anfragen 
und  Aufträge  auf  div.  Klee-,  Gras- und 
Runkelsämereien,  die  wir  hierauf  in 
den  letzten  Tagen  erhielten,  zeigten 
uns,  dass  einzelne  Artikel  doch  sehr 
knapp  und  die  Händler  heute  gern  die 
geforderten,  verhältnismässig  hohen 
Preise  bewilligen.  In  erster  Linie 
wurden  Rotklee  und  Alsike*)  sehr  be- 
gehrt und  gaben  unsere  angemessenen 
Forderungen  zu  einer  günstigen  Ein- 
deckung Veranlassung.  Gradein  diesen 
beiden  Artikeln  war  es  uns  durch 
zeitige  Kaufabschlüsse  möglich,  mit 
jeder  beliebigenFirma  zu  konkurrieren. 
Alsike  sowohl,  als  auch  Rotklee,  haben 
unseren  Gefühlen  nach  ihren  Höhe- 
punkt noch  nicht  erreicht,  da  über 
ersteren  die  Nachrichten  aus  Amerika 
und  Ganada  von  Tag  zu  Tag  un- 
günstiger lauten,  und  letzterer  durch 
den  nicht  enden  wollenden  Regen, 
namentlich  in  Böhmen,  Mähren.  Ga- 
lizien  und  Oesterreich-Ungarn  quanti- 
tativ und  qualitativ  mehr  wie  man  an- 


*)  Alsike  ist  ein  Kirchdorf  in  Schweden 
bei  Upsala,  nach  ihm  wird  der  schwedische 
oder  Bastardklee,  Trifolium  hybridum,  auch 
Alsikeklee  genannt.     L.  W. 


fangs  annahm,  gelitten  hat.  Wegen 
der  grossen  Preisdifferenz  zwischen 
hiesiger  und  amerikanischer  Saat 
wurde  mit  Vorliebe  amerikanische 
Saat  gehandelt.  Von  den  Gräsern  war 
Dactylis  in  diesen  Tagen  das  Ge- 
fragteste. Dieses  Gras  wird  durch  die 
ungünstige  Ernte  in  Amerika  und 
Australien  noch  sehr  knapp  werden 
und  wird  die  hiesige,  in  Qualität  und 
Quantität  sehr  gute  Ernte  sehr  bald 
zu  erhöhten  Preisen  ihr  Unterkommen 
finden.  Agrostis,  Lolium  perenne  und 
italicum  haben  auch  in  der  Berichts- 
woche weiter  angezogen,  und  ist  wohl 
anzunehmen,  dass  diese  sehr  begehrten 
Gräser  ihren  Einfluss  auch  auf  die  an- 
deren Gräser  ausüben  werden.  Der 
Runkelmarkt  hat  sich  in  diesen  Tagen 
weit  günstiger  gezeigt,  wie  man  der 
ungünstigen  Witterung  zufolge  an- 
nahm. Die  Eckendorfer  und  wal- 
zenförmige Runkel  sind  nur  einige 
Mark  teurer,  als  im  vergangenen 
Jahre,  dagegen  haben  allerdings  die 
Oberndorfer  und  die  Mammuth 
eine  ziemlich  bedeutende  Preiserhö- 
hung erfahren.  Wir  sind  heute  in  der 
günstigen  Lage,  von  allen  Sorten  Run- 
keln  jedes  Quantum  zu  den  billigsten 
heutigen  Notierungen  abzugeben,  so- 
wie wir  auch  mit  den  verschiedenen 
Sorten  knapp  geernteten  Möhrensamens, 
in  erster    Linie    mit  der   so    beliebten 


Litteratur.  —  Eingesandte  Preisverzeichnisse. 


§47 


goldgelben,  cylinderförmigen,  stumpfen 
Riesen-Futtermühre  preiswert  auf- 
treten können.  Unsere  heutigen  No- 
tierungen sind  pr.  50  kg.  ab  Steglitz: 
Echte  Prov.  Luzerne  58— 04  M.,  ital. 
50 — 56,  böhm.,  russ..  ungar.  Rotklee 
52  —  72  M..  Weissklee  35—  05.  Schwed. 
Klee  40 — 75  M.,  Wundklee  55  —  72, 
Gelbklee  18—23.  Incarnat  28 — 32  M.. 
alles  seidefrei.  Esparsette,  einschürige 
15 — 17,  zweischürige  13 — 16,  engl.  Ray- 
gras 12  — 15,  ital.  Raygras  16 — 20,  Ti- 
mothee  17  —  iz  M.,  Knaulgras  35 — 50, 
Schafschwingel  18—30,  Honiggras  12 bis 
j".  Wiesenfuchsschwanz  40— 55,    Wie- 


senschwingel 35 — 48,  Seradella  6—8, 
Vicia,  gewöhnl.  7—8  M.,  Peluschken 
8 — 9  M.,  Oelrettig  15 — 17,  weisser 
Senf  14 — 17,  Sandwicken  11  — 13,  do. 
mit  Johannisroggen  10 — 11,  Johannis- 
roggen  8,50 — 9,00,  Rohrglanzgras  pr. 
50  kg  180  M.  Kartoffel  »Kaiserkrone« 
pr.  50  kg  6  M.,   1000  kg  95  M. 

Einweihung  des  Palmenhauses  in  Petersburg. 

Im  kaiserlich  botanischen  Garten  zu 
St.  Petersburg  ist  das  neue  Palmenhaus, 
eines  der  grössten  der  Erde,  am  18.  No- 
vember n.  St.  feierlich  eingeweiht 
worden. 


Litteratur. 


»DieGärtnereialsLebensberuf« 
von  Carl  Gräber  kann  als  eine 
weitere  Klarlegung  der  im  gärtnerischen 
Berufeso  viel  vorkommendenEnttäusch- 
ungen  mit  Freude  begrüsst  werden  und 
ist  gleichzeitig  als  eine  Fortsetzung 
der  im  Jahre  1898  erschienenen  »Schule 
und  Praxis  des  Gärtners«  von  dem- 
selben Verfasser  anzusehen.  Auch  das 
neue  Buch  giebt  so  viel  Beachtens- 
wertes, dass  man  nur  wünschen  kann, 
es  möchte  eine  recht  grosse  Verbreitung 
rinden.  Einzelne  Abschnitte  sind  von 
ganz  besondererWichtigkeit,  besonders 
der:  wo  soll  ein  junger  Mann  als  Lehr- 
ling eintreten.     Diese  Frage  ist  darum 


so  schwer  zu  beantworten,  weil  man 
selten  vorher  weiss,  in  welchem  Be- 
triebe man  später  eine  Stellung  ein- 
nehmen wird,  und  dass  diese  sehr  ver- 
schieden sein  kann,  wird  im  vor- 
liegenden Buch  sehr  ausführlich  be- 
schrieben. In  einem  Punkte  bin  ich 
mit  dem  Verfasser  nicht  einverstanden, 
und  zwar  dem,  dass  er  befürchtet,  es 
möchte  seine  Schrift  bei  vielen  Gärt- 
nern Missstimmung  hervorbringen.  Ich 
bin  der  Meinung,  dass  dies  gar  nichts 
schaden  würde,  denn  dies  können  nur 
Männer  sein,  die  mit  der  Zeit  und 
ihren  Ansprüchen  nicht  mitge- 
gangen sind.  Dressler. 


Eingesandte  Preisverzeichnisse. 


A.  Anton  Schlösser,  Köln-Ehren- 
feld, 18.  Jahrg.  Beschreibendes  Ver- 
zeichnis über  abzugebende  selbst- 
gezogene Obstbäume, Edelreiser, Beeren- 
obst, Schnittlinge  und  Stecklinge  nebst 
einer  kurzen  Anleitung  zur  Bepflanzung 
und  Behandlung  der  Obstbäume.  — 
Etablissement  d'Horticulture  et  d'accli- 
matation  Glü  Sahut,  Montpellier, 
1809/1900.  —  Fred'k  W.  Kelsey, 
.\<-\v-York.  Trees,  shrubs,  bulbs  and 
plants  for  autumn  planting.  —  Pape 
&  P. ergmann,  Quedlinburg.  Neuheiten 
für  1900  von  Blumen-  und  Gemüse- 
samen.    Xo.  77.     Dem    Prospekt    liegt 


eine  farbige  Tafel  von  Reseda  odo  rata 
maxima  (Rote  Goliath)  bei.  Etwas 
Schöneres  unter  den  Reseden  als  diese 
leuchtend  rote  Goliath  wird  es 
schwerlich  geben.  Die  einzelnen 
Blumen  erreichen  auffallende  Grösse 
(12  mm),  die  prächtigen  dicht  ge- 
schlossenen Mittelrispen  werden  im 
Durchschnitt  180  mm  lang  bei  einem 
Durchmesser  von  65  mm.  Die  Farbe 
der  Blüten  ist  intensiv  leuchtend  rot. 
—  Leveque  et  fils,  Ivry  sur  Seine. 
Arbres  et  arbustes  d'ornement,coniferes 
ou  arbres  resineux,  plantes  grimpantes, 
chrysanthemes,      oeillets      remontants 


648 


Personal-Nachrichten. 


glaieuls,  plantes  vivaces,  pivoines, 
camelias,  dahüas  etc.  —  Bernard 
Vandevelde,  Gand,  automne  1899, 
printemps  1900.  Catalogue  des  arbres 
fruitiers,  rosiers,  arbres  et  arbustes 
d'ornement,  Coniferes,  Rhododendrons 
et  Azalees  de  pleine  terre.  —  Adam 
Heydt,  Dallmin  -  Karstadt.  Preis- 
verzeichnis 1899  für  Pflanzen  zur  Winter- 
treiberei für  Schnitt,  Gruppen  und 
Pflanzendekorationen.  —  Harlan  P. 
Kelsey,  Boston  1899/1900.  Highlands 
nursery,  hardy  american  plants  and 
Carolina  mountain  flowers.  —  Ditta 
Luigi  Gane,  Gasalecchio  di  Reno- 
Bologna  (Italia).  Anno  1899.  Catalogo 
di  Sementi  e  Bulbi  (Catalogue  de 
Graines  et  de  Oignons).  —  H.  Henkel, 
Darmstadt.  Samen  frischer  Ernte  der 
von  C.  A.  Purpus  in  den  höchsten 
Regionen  der  nordamerikanischen 
Hochgebirge  gesammelten  Pflanzen, 
darunter  fünf  neue  und  seltene  Koniferen: 
Picea  argentea  pendula,  P.  Engel- 


manni  glauca  pendula,  Pseudo- 
tsuga Douglasi  glauca  pendula, 
Abies  subalpina  var.  coerules- 
cens,  Abies  subalpina  glauca.  — 
H.  Henkel,  Darmstadt.  Sonderangebot 
No.  46  wertvoller,  neuer  und  seltener 
Pflanzen.  —  C.  A.  Purpus,  San  Diego, 
Kalifornien-Darmstadt.  SpezialOfferte 
über  Original-Kakteen,  seltene  neue 
und  schöne  Arten  aus  Kalifornien,  Utah 
undColorado.  —  Gebrüder  van  Velsen, 
OverollenbeiHaarlem.  Preisverzeichnis 
1899  über  selbstgezogene  Haarlemer 
Blumenzwiebeln  und  diverse  Knollen- 
gewächse. —  Sattlerf&  Bethge  A.-G., 
Quedlinburg  a.  Harz.  Neuheiten-Liste 
für  1900.  —  Haage  &  Schmidt, 
Erfurt.  Neuheiten  von  Samen  für  1900. 
—  Neudammer  Holzindustrie,  Seiffert 
&  Schmidt,  Neudamm  N.-M.  Preis- 
liste für  Obstaufbewahrungsgestelle 
und  Schränke  aus  Pappelholz. 
J.  C.  Schmidt,  Erfurt.  Winter 
1 899/1900,  Kotillon-Verzeichnis. 


Personal-Nachrichten. 


Herr  Kohlmannslehner  ist  aus 
der  Firma  Kohlmannslehner  & 
Schwencke  ausgeschieden  und  wird 
ein  eigenes  Geschäft  in  modernen 
Blumen  eröffnen.  Seine  vorläufige 
Adresse  ist:  Britz  bei  Berlin,  Rudower- 
strasse 31. 

Herrn  Hofgärtner  F.  von  Siesmayer, 
dem  verdienstvollen  Leiter  des  Tau- 
rischen  Gartens  in  St.  Petersburg,  wurde 
von  Sr.  Majestät  dem  Kaiser  von  Russ- 
land der  St.  Wladimir-Orden  III.  Klasse 
zum  Tragen  am  Halse  für  seine  auf- 
opfernde Thätigkeit  bei  der  Vor- 
bereitung und  Durchführung  der  Inter- 
nationalen Gartenbau- Ausstellung  ver- 
liehen. Herrn  von  Siesmayer  ist  bereits 
früher  der  erbliche  Adel  verliehen 
worden. 

Dem  grossherzoglich  badischen  Hof- 
Gartendirektor  L.  Gräben  er  in  Karls- 
ruhe i.  B.  wurde  der  königl.  preussische 
Rote  Adler-Orden  IV.  Klasse  verliehen. 


Der    Firma    M.  Peters eim,    Kunst- 
und  Handelsgärtnerei  in  Erfurt,  wurde 


der     grossherzoglich     badische     Hof- 
lieferanten-Titel verliehen. 


Dem  erblichen  Ehrenbürger,  Handels- 
gärtner H.  F.  Eilers  in  St.  Petersburg, 
wurde  von  Sr.  Majestät  dem  Kaiser 
von  Russland  der  St.  Annen  -  Orden 
III.  Klasse  verliehen. 


J.  Poetz,  bisher  am  Neuen  Palais  bei 
Potsdam  beschäftigt,  wurde  die  Leitung 
der  königl.  Baumschule  zu  Wirthy  bei 
Bordzichow  (Westpreussen)  übertragen. 


H.  Sievert,  bisher  im  königlichen 
botanischen  Garten  zu  Berlin  be- 
schäftigt, verlässt  am  10.  Dezember  d.  J. 
Deutschland,  tritt  von  genanntem  Tage 
an  in  den  Dienst  der  Kamerun  Land- 
und  Plantagen-Gesellschaft  und  über- 
nimmt die  Leitung  der  Station  Kriegs- 
schiffhafen, Bezirk  Viktoria  (Kamerun). 


Klemens     Sonntag,     bisher     Mit- 
1   inhaber    der  Firma    Koll  &  Sonntag 
I   in  Hilden,   trat  bei  der  Firma  Goos  & 
[  Koenemann  in  Nieder-Walluf  als  Ober- 
gärtner ein. 


jartenilora  lö^y. 


Tafel  1469. 


ZEPHYRANTHES    AJAX    SPRENGER. 

(Z.  Candida  X   citrina.) 


Zephyranthes  Ajax  Spr. 

(Zephyranthes  Candida        citrina)  Ex  horto  Dammann  1895*). 

^^^  Hierzu    Tafel   146g. 

*^<rwiebel  birnförmig,  grösser  als  die  beider  Eltern,  zusammengedrückt,  Zahl- 
er reiche  Brutzwiebeln  treibend,  mit  langem  Halse  und  brauner  Tunica. 
Blätter  frisch  grün,  glänzend,  wie  lackiert,  etwas  konkav,  stumpf,  ca.  30  cm 
lang  und  so  breit,  wie  diejenigen  vom  Z.  citrina,  zu  3 — 4  im  zeitigen  Frühlinge 
erscheinend,  im  Süden  immergrün.  Schaft  so  lang  oder  etwas  länger  als  die 
Blätter,  fast  cylindrisch,  grün,  an  der  Basis  bräunlich.  Blütenhülle  3—4  cm 
lang,  bräunlich,  an  der  Spitze  nicht  geteilt.  Stiel  zuerst  kürzer  als  die  Hülle, 
später  viel  länger.  Blumenkrone  viel  grösser  als  die  beider  Eltern 
seidenartig,  blass  kanariengelb,  an  der  Aussenseite  bräunlich,  roth  getuscht  und 
mit  lichtgrünem  Schlünde.  Die  Röhre  fehlt  ganz  und  die  Abschnitte  sind  weit 
zurückgeschlagen.  Staubfäden  ungefähr  halb  so  lang  als  die  Abschnitte,  An- 
theren  dottergelb.  Griffel  länger  als  die  Staubfäden.  Narbe  3  lappig.  Kapsel 
bräunlich  olivenfarben,  Samen  schwarz,  glänzend  und  leicht  keimend. 

Diese  sehr  schöne,  überaus  leicht  und  dankbar  blühende  Hybride,  steht 
genau,  was  ihre  frische  Blütenfarbe  betrifft,  inmitten  beider  Eltern,  sie  hat  die 
rötlichen  Zeichnungen  der  Z.  Candida  geerbt,  übertrifft  aber  beide  sowohl  an 
Grösse,  Habitus  und  Blütenreichtum,  als  auch  im  üppigen  Wachstum  und 
grosser  Härte  d.  h.  Widerstandsfähigkeit.  Sie  entsprang  einer  Bestäubung  der 
Z.  Candida  Herb,  mit  dem  Pollen  der  schönen,  tief  citronengelben,  fast  goldigen 
Z.  citrina  Baker,  die  auf  fast  allen  Inseln  Westindiens  gemein  ist.  Z.  Candida 
dagegen  kommt  auf  Wiesen  in  La  Plata  vor;  beide  aber  sind  nahe  mit  ein- 
ander verwandt.  Daher  mag  es  auch  wohl  erklärlich  sein ,  dass  diese 
echte  und  rechte  Hybride  vollkeimenden  Samen  erzeugt,  die  auch  sehr  wahr- 
scheinlich vollkommen  konstante  Pflanzen  geben  werden.  Die  Sämlinge  blühten 
bereits  im  3.  Jahre,  vollkommen  entwickelt  aber  erst  im  vierten.  Sie  sind 
ganz  im  Freien  erzogen  und  die  Bestäubung  fand  unter  den  Eltern,  die  im 
freien  Grunde  standen,  im  Monate  September  bei  feuchtem  Wetter  statt.  Alle 
Zephyrblumen  sind  prächtige,  überaus  dankbare  und  leicht  zu  kultivieren  de  Zwiebel- 
gewächse, die  man  ganz  mit  Unrecht  vernachlässigt,  obwohl  ihre  Kultur  über- 
aus einfach  ist  und  sie  keinerlei  besondere  Aufmerksamkeiten  erheischen.  Man 
sieht  sie  nur  da  und  dort  in  Warmhäusern,  denen  man  selten  frische  Luft  zu- 
führen kann,  kümmerlich  ihr  blütenarmes  Leben  fristen  und  darf  sich  dann 
nicht  sehr  wundern,  wenn  ihr  Züchter  unzufrieden  mit  ihnen  ist.  Aber  wer 
konnte  in  sich  gehen  und  gestehen,  dass  er  selber  gefehlt  hat?  Alle  Zephy- 
ranthes sind  Kinder  blumenreicher  Bergorte,  Hügelwiesen  oder  sie  wachsen 
auf  fetten  Weiden  der  Ebenen  jener  Lande  Süd-Amerika's  welche  ein  Klima 
wie  das  Griechenlands  z.  B.  haben.     Sie   sind   also  Kinder   der   sonnigsten  Ge- 

:;:  Wir  hören  nachtraglich  zu  unserem  Bedauern,  dass  dieser  Bastard  nicht  mehr  vor- 
handen  ist.     Er  lässt  sich   aber  leicht  wieder  erzeuuen.  L.  W. 


(5io  865.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc. 

filde,  die  zugleich  zu  mancher  Jahreszeit  Regen  und  Thau  geniessen  und  in 
solcher  kühlen,  erfrischenden  Atmosphäre  überreich  blühen.  Man  sollte  sie 
deshalb  in  kühlen,  gemauerten  Kästen  kultivieren,  die  man  jederzeit,  so  oft 
es  geht,  lüften  kann  und  von  denen  man  die  Fenster  von  März  bis  Oktober 
ganz  fern  halten  kann.  Jeder  Sonnenstrahl,  jeder  nicht  mit  Hagel  gemischte 
Regen,  jeder  Nebel,  ja  jede  feuchte  und  kühle  Nacht  ist  ihnen  genehm,  und  sie 
lieben  die  Winde  und  verkümmern  ohne  frische  Luft.  Behandelt  man  sie 
richtig,  dann  ist  es  erstaunlich,  welche  Fülle  von  Blüten  sie  erzeugen.  Unser 
Bild  ist  streng  wahr  nach  der  Natur  gemalt  und  diese  Menge  Blüten  wieder- 
holt sich  oft  im  Laufe  des  September  bis  November.  Z.  Atamasko  aber  und 
Z.  nivea  oder  auch  Z.  citrina  und  Z.  verecunda  blühen  den  ganzen  Herbst  und 
fast  bis  Weihnacht  in  einer  Fülle,  von  der  man  sich  nur  schwer  eine  Vor- 
stellung zu  machen  im  Stande  ist.  C.  Sprenger,  Neapel. 


865.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues 

am  30.  November  1899. 

Vorsitzender:  der  Kgl.  Gartenbaudirektor  Carl  Lackner. 
I.  Zum  Ehrenmitglied    wurde    seitens    des  Vorstandes   vorgeschlagen:    Herr 
Kgl.    Gartenbaudirektor    Stadtrat    Rudolf  Brandt,    Charlottenburg;    das 
Diplom  soll  dem  um    den  Verein   so    hochverdienten    Manne    an    seinem 
70.  Geburtstage,  den   15.  Dezember,  überreicht  werden. 
II.  Zum  wirklichen  Mitgliede  wurde  vorgeschlagen: 

Der  Verein  der  Zossener  Kunst-  und  Handelsgärtner  zu 
Zossen,  durch  Herrn  Gärtnereibesitzer  Keyssner  daselbst. 
III.  Ausgestellte  Gegenstände:  1.  Von  Herrn  Schlossgärtner  Adam 
Heydt,  Schloss  Dallmin,  West-Prignitz,  waren  mehrere  Blattpflanzen 
eingesandt,  um  ihre  schnelle  Entwicklung  zu  zeigen:  »Ktenanthe  setosa« 
(gewöhnlich  als  Phrynium  bezeichnet)  im  März  geteilte,  also  halbjährige 
Pflanzen,  bis  1  m  Höhe  mit  20  bis  40  Blättern,  eine  beliebte  Pflanze  für 
Blumentische,  2.  Clivia  miniata.  ebenfalls  halbjährige  geteilte  Pflanzen, 
im  Sommer  im  Freien  gehalten  und  jetzt  schon  mit  Blüten,  3.  Strobi- 
lanthes  maculata  Nees  (Ruellea  maculata  Wall.),  eine  Acanthaceae 
mit  schön  silberig  gefleckten  Blättern,  aus  Stecklingen  von  Anfang  Mai, 
und  eine  Billbergia  rhodocyanea,  die  mit  B.  nutans  im  Sommer  im 
Freien  auf  einer  Steingruppe  verwendet  wurde.  Aus  der  Versammlung 
wurde  bemerkt,  dass  man  nicht  wisse,  wie  gross  die  zu  teilenden  Pflanzen 
gewesen  seien  und  deshalb  kein  Urteil  fällen  könne. 

2.  Herr  Gärtnereibesitzer  Marquardt-Zossen  erfreute  die  Versammlung 
durch  prachtvolle  scharlachrote  Blumen  der  Lobelia  fulgens  »Queen 
Victoria«,  die  er  dadurch  zur  jetzigen  Zeit  erhalten,  dass  er  die 
Samen  erst  im  Juni  aussäete.     Ein  neuer  Gedanke!    Näheres  in  Nr.  1,  1900. 

3.  Herr  Herzberg,  Charlottenburg,  erntete  gleiche  Bewunderung  für 
seine  herrlichen  Cyclamen.  Es  waren  das  einige  der  500  Pflanzen,  von 
denen  er  Samen  zieht,  und  kann  man  nach  solchen  Blumen  von  seinem 
Samen  ganz  besonders  Gutes  erwarten. 


865.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc.  6^,1 


4.  Herr  Hoflieferant  J.  F.  Loock  wies  daraufhin,  dass  jetzt  zu  Trauer- 
dekorationen viel  vom  Süden  importierte  Zapfen  etc.  verwendet  werden, 
was  sich  namentlich  am  Totenfest,  den  26.  November,  gezeigt  habe.  Er 
legte  solche  aus  Pallanza  am  Lago  maggiore  ihm  gesandte  Zapfen  vor, 
z.  B.  Cedrus  Libani.  Pinus  Laricio,  Cupressus  und  Zweige  mit  Zapfen  der 
Magnolia  granditlora. 

Herr  Vogeler  wies  namentlich  auch  auf  die  Verwendung  langnadliger 
Pinus-Arten  in  denjetzigen  Phantasiekränzen  hin.  —  Hr.Kohlmannslebner 
bemerkte,  dass  die  Idee,  Zapfen  zu  verwenden  wohl  zuerst  vor  einigen 
Jahren  von  dem  Geschäft  ^Kranzspende«  ausgegangen  ist  und  zwar  von 
dessen  Heiter  Hr.  Iledenus,  der  jetzt  ein  eigenes  Geschäft  hat.  Im 
Uebrigen  berichtete  er,  dass  er  in  Hamburg  kürzlich  vergebens  nach  solchen 
Phantasiekränzen  mit  Zapfen  sich  umgesehen  habe,  während  in  Berlin  sie 
so  sehr  verbreitet  sind. 

Herr  Vogeler  meint  demgegenüber,  die  Zapfen  habe  Hr.  Drescher 
zuerst  bei  uns  eingeführt,  und  schon  seit  mehreren  Jahren,  das  lang- 
nadelige  Pinus-Grün  erscheine  aber  in  diesem  Jahre  zum  ersten  Male. 

5.  Herr  Körper- Fürstenwalde  legte  ganz  ausserordentlich  kräftige 
Rosenwildlinge,  die  aus  Senkern  erzogen  waren,  vor.  Aus  jedem 
in  die  Erde  gebogenen  Zweige  oder  Senker  erhält  man  2 — 5  Stöcke 
und  hält  Hr.  K.  dies  Verfahren  für  viel  besser  als  die  Anzucht  aus  Samen. 

6.  Herr  Kgl.  Gartenbaudirektor  Lackner  -  Steglitz  hatte  herrlichen 
blühenden  Schneeball  ausgestellt,  den  man  so  früh  getrieben  wohl  selten 
gesehen.  Er  bemerkte,  dass  in  diesem  Jahre  der  Schneeball  (Viburnum 
Opulus)  sich  sehr  leicht  treiben  lässt,  dagegen  der  Flieder  ausser- 
ordentlich schwer,  wahrscheinlich  infolge  des  nassen  Septembers. 

7.  Herr  L.  Wittmack  legte  die  schöne  grosse  Farbentafel  des 
Cyclamen  persicum  Papilio  (Gartenfl.  Xo.  23  S.  643)  von  E.  Benary, 
Erfurt  vor.  Herr  Herzberg  bemerkte,  dass  an  den  Exemplaren,  die 
er  aus  Benary 'sehen  Samen  erzogen,  die  Blumenblätter  nicht  aufrecht 
stehen,  wie  auf  der  Abbildung,  sondern  sich  nach  unten  neigen  und  ge- 
dreht sind,  wie  die  sog.  »Windmühlenblumen«  bei  Cyclamen. 

8.  Vorgelegt  wurde  die  farbige  Abbildung  der  prächtigen  Pitcairnia 
regia  aus  dem  Nederland'schen  Tuinbouwblad.  Dieser  Bastard  ist  von  Herrn 
II.  Witte  in  Leiden  als  Bastard  zwischen  P.  corallina  und  P.  bracteata 
gezogen  und  wird  Herr  Witte  selbst  darüber  in  der  Gartenflora  berichten. 
Dr.  Robert  Regel-Petersburg  hatte  eine  schöne  Abbildung  der  Incar- 
villea  compaeta  aus  dem  botanischen  Garten  in  Warschau  übersandt. 

IV.  Hierauf  hielt  Herr  Plantagenbesitzer  Bussler  aus  Pankow,  jetzt  in 
1  irizaba,  einen  mit  grossem  Beifall  aufgenommenen  Vortrag  über  die 
Gartenbauverhältnisse  in  Mexico  und  besonders  über  die  Vanille- 
Kultur.  Der  Vortrag  wird  besonders  abgedruckt  werden;  ebenso  die 
sich  daran  schliessenden  Bemerkungen  der  Herren  Konsul  Seifert, 
Garteninspektor  Perring,  Lehmann,  Brettschneider  und  Obergärtner 
Lehmbach,  welch  letzterer  die  Vanillekultur  in  Victoria,  Kamerun, 
betrieben  hat. 

Herr  Kgl.  Obergärtner  Hab  ermann,  der  zu  Gunsten  des  bald 
abreisenden  Herrn  Bussler  diesem  den  Vorrang  überlassen  hatte,    wird 


652  865.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc. 


seinen  Vortrag  über  die  Gärten  an  der  Riviera  am  Donnerstag, 
den  28.  Dezember  halten. 
V.  Herr  Wittmack  legte  Knollen  von  Cattleyen  vor,  die  durch  die  Larven 
der  sog.  Cattleyafliege,  eigentlich  einer  Wespe,  Isosoma  orchi- 
dearum  Westwood  (in  Gard.  Chronicle  1869  S.  1230  m.  Abb.)  beschädigt 
waren.  Er  hatte  dieselben  von  Herrn  Kgl.  Hofgärtner  Jancke-Schloss 
Bellevue  erhalten  und  war  die  Bestimmung  des  Insekts  von  Herrn 
Dr.  Stadelmann  von  der  entomologischen  Abteilung  des  Museums  für 
Naturkunde  ausgeführt  worden.  Herr  de  Coene  bemerkte,  das  einzige 
Gegenmittel  sei,  die  jungen  Triebe,  die  sich  durch  eine  An- 
schwellung als  befallen  kenntlich  machen,  abzubrechen  und  zu  ver- 
brennen. Herr  Hofgärtner  Jancke  hat  es  auch  so  gemacht.  Herr  Gartenbau- 
direktor Lackner  und  sein  Obergärtner  Herr  Schwabel  bemerkten,  dass 
dies  zwar  das  radikalste  Mittel  sei,  dass  aber  doch  mehrere  Jahre  vergehen, 
ehe  das  Insekt  ganz  ausgerottet  sei.  Uebrigens  sei  bisher  stets  mit  neuen 
Importationen  das  Insekt  immer  wieder  von  neuem  eingeführt  worden. 
VI.  Herr  Hofgärtner  Hoffmann  erstattete  kurz  Bericht  über  die  Topfdüngungs- 
versuche bei  Chrysanthemum  (Gartenfl.  Heft  22  S.  613)  und  verwies  auf  die 
später  in  der  Gartenflora  zu  veröffentlichenden  ausführlichen  Mitteilungen. 

VII.  Die  vom  Ausschuss  für  Topfdüngungsversuche  beantragten,  in  der  Mai- 
sitzung abgelehnten  50  M.  zur  Prüfung  von  Geheimmitteln  wurden  auf 
eine  nochmalige   Anregung    des  Herrn  Prof.  Dr.  Sorauer   hin  bewilligt. 

VIII.  Der  Vorsitzende  teilte  mit,  dass  auf  Ersuchen  des  Vorstandes  Herr 
Architekt  Ludwig  Urban  wieder  in  den  Ausschuss  für  Revision  der 
Kasse  eingetreten  sei  und  begrüsste  ihn  als  Mitglied  desselben. 

IX.  Beschlossen    wurde,     wieder    eine    neue    Mitgliederliste     drucken    zu 
lassen  und  dazu  bis  200  M.  zu  bewilligen. 

Es  wird  gebeten,  von  Adressenveränderungen  baldigst  dem  General- 
Sekretariat  Berlin  N.,  Invalid enstrasse  42,  Mitteilungen  zu  machen  und 
recht  viel  neue  Mitglieder  anzumelden. 

X.  Eine  längere  Debatte  erhob  sich  über  den  einstimmig  gestellten  Antrag 
des  Dekorationsausschusses,  Herrn  Emil  Dietze- Steglitz  für  die 
Dekoration  bei  seiner  Chrysanthemum-Ausstellung  eine  goldene  Medaille 
zu  verleihen,  da  sich  ergab,  dass  diese  Medaille  nicht  nur  für  die  De- 
koration, sondern  auch  mit  Berücksichtigung  der  guten  Kultur  beantragt  sei. 
Mit  41  gegen  38Stimmen  wurde  der  Antrag  in  der  vorgelegten  Form  abgelehnt. 

XI.  Als  neues  Mitglied  im  Kuratorium  der  Kgl.  Gärtner-Lehranstalt  zu  Wildpark, 
an  Stelle  des  auf  seinen  Wunsch  ausgeschiedenen  Herrn  Grossherzogl. 
Hofgartendirektor  Hampel-Schwerin,  wurde  einstimmig  auf  Antrag  der 
sämtlichen  Ausschüsse  Herr  städtischer  Garteninspektor  Axel  Finte  1- 
mann-Berlin,  Humboldthain,  erwählt. 
XIL  Das  Preisgericht,  bestehend  aus  den  Herrn  Dietze,  Kretschmann  und 
Mehl,  hatte  folgende  Preise  zuerkannt: 

1.  Herrn  Gärtnereibesitzer  Georg  Marquardt-Zossen  für  spätblühende 
Lobelia  fulgens  »Queen  Victoria«  eine  kleine  silberne  Medaille. 

2.  Herrn  Gärtnereibesitzer  Herzberg-Charlottenburg  für  reichblühende 
Cyclamen  persicum  den  Monatspreis  von   15  M. 

Carl  Lackner.  L.  Wittmack. 


Dresdener  Jubiläums-A-usstellung.  653 


Dresdener  Jubiläums-Ausstellung  des  Landes-Obstbau- Vereins 
für  das  Königreich  Sachsen  vom  14.  bis  19.  Oktober  1899. 

Von  M.  Hoffmann.  [Fortsetzung.] 

II.  Lokalsorten.  Dass  in  Ländern,  wie  Sachsen,  welche  starken  Obst- 
bau betreiben,  sich  vielfach  Lokalsorten  vorrinden,  darf  nicht  Wunder  nehmen. 
Meist  sind  es  von  aufmerksamen  Obstzuchten]  am  Orte  erzogene 
Sämlinge,  und  weil  den  klimatischen  Verhältnissen  der  jeweiligen  Lokalität 
sich  anpassend,  reichlich  lohnend,  als  wirtschaftlich  vorteilhaft  befunden 
worden,  und  haben  derartige  Vorzüge  die  betreffende  Sorte  innerhalb  des 
Bezirkes  verbreiten  helfen.  Nicht  minder  natürlich  wird  die  Mitteilung 
berühren,  dass  es  an  Lokalsorten  in  der  Jubiläums-Obst-Ausstellung  die  Hülle 
und  Fülle  gab.  Unter  dieser  Menge  seien  nur  einzelne  hervorragende  Aepfel- 
und  Birnen-Typen  genannt,  und  zwar  insofern  diese  sich  als  wesentliche  Erschei- 
nungen auf  den  jeweiligen  Obstmärkten  bemerkbar  machen,  daher  auch  vielfach 
in  den  einzelnen  Amtshauptmannschaften  des  Königreichs  Sachsen  Verbreitung 
gefunden:  a)  Aepfel:  gelbe  sächsische  Reinette,  mittelgrosse,  gelbliche  Frucht, 
in  grossen  Posten  auf  dem  Obstmarkte  anzutreffen;  b)  Laub  -  Reinetten,  hoch, 
grün,  etwas  gerötet,  gleichfalls  stark  verbreitet;  c)  Zimmt-Reinette  =  Forellen- 
Reinette,  mittelgross,  grau  mit  dunkelrötlichen  Streifen,  an  Muskat  -  Reinette 
sehr  erinnernd;  d)  Himmelhahn,  ein  gröberer,  Küchenzwecken  dienender 
Apfel,  viel  in  rauhen  Lagen  verbreitet;  e)  Welschweinling  (Rambour),  ein 
grüner,  im  Winter  auf  Lager  sich  gelblichfärbender  Apfel;  f )  Lausitzer  Nelken- 
Apfel,  klein,  flach,  grün,  mit  stark  geröteter  Sonnenseite,  stark  verbreitet; 
g)  kleiner  Langstiel,  Borsdorf- artig;  b)  kleiner  Herrenapfel,  gelb,  rötlich; 
i)  grauer  Kurzstiel,  kleine  platte  Frucht;  k)  Bischofshut,  gross,  länglich,  stark 
gerötet;  1)  Graf  Nostiz,  kleinfrüchtig,  platt,  gelb,  stark  verbreitet.  Birnen: 
l.  Röthaer  Rettigsbirne,  gelb,  mittelgross;  2.  grüne  Hoyerswerder,  mit  grünlich- 
gelber Schale,  stark  ausgeprägtem  Kelchteil;  3.  Klinkhardts  Butterbirne,  mittel- 
gross; 4.  Elbersdorfer  (Butterbirne),  mittelgross  (viel  in  der  Oberlausitz  vor- 
handen), gute  Marktsorte;  5.  Moritzburger  Goldbergamotte,  mittelgross,  gelb, 
früh;  6.  Rabenauer  Butterbirne,  mittelgross,  grau-rötlich;  7-  Ananas-Birne, 
mittelgross,  dickbauchig;  8.  Franciscus  -  Birne,  sehr  grosse  Frucht,  auch  in 
hohen  Lagen  (Cunnerswalde  350—400  m  über  N.  S.  Sp.)  verbreitet. 

III.  (haussee-Obst.  Mit  der  Abteilung  Lokalsorten  eng  zusammen- 
hängend, weil  vielfach  sich  dabei  geltendmachend,  bildete  eines  der  inter- 
essantesten Ausstellungsobjekte  das  Chausseeobst,  zunächst  dasjenige  des 
Königreichs  Sachsen.  Erwägt  man,  welchen  wirtschaftlich  wichtigen  Faktor 
der  Obstbau  auf  der  Landstrasse,,  speziell  im  Königreich  Sachsen,  bildet,  so 
dürfte  ein  kurzer  Ueberblick  wohl  der  Mühe  verlohnen.  Bereits  1886  auf  der 
Meissner  Obstausstellung  traten  die  Leistungen  der  einzelnen  Chausseebau- 
Verwaltungen  Sachsens  sehr  in  den  Vordergrund  und  erregten  damals 
allgemeines  Aufsehen.  Seit  dieser  Zeit  sind  in  Sachsen  auf  diesem  Gebiete 
ganz  namhafte  Fortschritte  zu  verzeichnen.  Man  kann  mit  gewissem  Rechte 
sagen,  die  Chaussee-Obst-Bepflanzung  leistet  gewissermassen  die  Pionierdienste 
dem  später  in  betreffender  Umgebung  sich  ausdehnenden  Obstbau,  Exempla 
docent!  Der  Landmann  will  das  erste  Opfer  von  der  gemeinsamen  Verwaltung 
getragen  wissen,  bevor  er,  seiner  Meinung  nach,  sich  zum  Opfer  bereit  erklärt. 


Qc.A  Dresdener  Jubiläums-Ausstellung. 


Denn  als  ein  Opfer  erscheint  ihm  zumeist  der  Zustand,  in  dem  er  nicht 
morgen  ernten  kann,  was  er  heute  säete.  Gleichzeitig  muss  uns  aber  auch 
pomologisch  eineUebersicht  von  einigen  30  verschiedenenBezirken*)  interessieren, 
die  allein  schon  bezüglich  ihrer  Höhenlage,  von  72 — 500  m  über  dem  Ostsee- 
spiegel wechselnd  (Leipzig- Walddorf,  Ober-Neukirch),  mithin  die  3  Zonen: 
a)  Weinbaubetrieb,  b)  Weizen,  Winterweizen  noch  mit  Erfolg,  c)  Winterroggen 
-  und  zwar  innerhalb  des  50— 530  n.  Br.  voll  umfassen.  Hier  finden  wir 
neben  den  mancherlei  zuvorgenannten  Lokalsorten  in  tiefer  liegenden  Gegen- 
den (Flachland)  vorzugsweise  die  Birne,  in  den  höheren  (Gebirgslagen)  dagegen 
den  Apfel  besser  entwickelt.  Selbstredend  schliesst  das  nicht  aus,  dass  z.  B. 
im  Dresden-A.  Bezirk,  neben  den  Lokal  -  Birnensorten,  wie:  Leipziger 
Rettigbirne,  holzfarbige  Butterbirne,  besonders  auch  Apfelsorten,  wie:  Kleiner 
Langstiel,  kleiner  Herrnapfel,  Schafsnase,  Bischofshut  etc.,  oder  im  Kamenzer 
Bezirk:  gute  Luise,  Olivier  de  Serres,  Neue  Poiteau  gegenüber  dem  gelben 
Edel-Apfel  neben  Maibier's  Reinetten  (Lokalsorte)  gleichrnässig  gut  zur  Ent- 
wicklung gelangen.  Auch  darf  es  dabei  nicht  wundernehmen,  wenn  selbst  in 
kälteren  Höhenlagen  der  Oberlausitz  neben  den  Birnen:  Triomphe  de  Jodoigne, 
Grumbkower,  Neue  Poiteau,  Winter  Dechant,  doppelte  Philippsbirne  die 
Apfelsorten  Schöner  von  Boskoop,  Fürst  Bismarck  gleichrnässig  viel  im  An- 
bau anzutreffen  sind.  An  Birnensorten  sind  vorherrschend  als  viel  verbreitete 
Sorten  anzutreffen :  Leizpziger  Rettigbirne.  grosse  Katzenkopf,  doppelte  Philipps- 
birne, Elbersdorfer  Butterbirne,  an  Apfelsorten:  gelber  Edelapfel,  Welschwein- 
ling,  Edelborsdorfer,  Lausitzer  Nelkenapfel  etc.  Zur  weiteren  Erläuterung 
bezw.  Uebersicht  waren  dieser  Abteilung  2  Uebersichtskarten  (Königreich 
Sachsen)  beigefügt,  von  denen  die  eine  genauere  statistische  Angaben  über 
Baumbestand  pro  1  Kilometer  Strasse,  eine  zweite  den  Erlös  (Gewinn)  pro 
1  Kilometer  Strassenbepflanzung  mit  Obstbäumen  veranschaulichte.  Die  An- 
gaben bezüglich  des  Jahresertrages  des  einzelnen  Baumes  weisen  eine  Diffe- 
renz von  r — 85  Pfennig  nach,  und  sind  danach  die  niedrigsten  Werte  in  den 
höchsten  Gebirgslagen,  die  höchsten  dagegen  in  den  niedrig  gelegenen,  nament- 
lich grösseren  Flussthälern,  zu  konstatieren.  Ausser  diesen  speciell  den  Obst- 
bau im  Königreich  Sachsen  betreffenden  kartographischen  Darstellungen 
fanden  wir  noch  zwei  gleichfalls  gute  Übersichtskarten,  und  zwar  eine  solche 
von  Zeitz  und  Umgegend,  sowie  eine  zweite  der  Landwirtschaftskamraer  der 
Provinz  Sachsen,  welche  beide  die  nähere  Verteilung  bezüglich  des  über- 
wiegenden Vorkommens  von  Birnen,  Aepfeln,  Süss-  und  Sauerkirschen,  je  nach 
Farben  gesondert,  in  den  einzelnen  Bezirken,  angeben.  Derartige  Übersichten 
bieten  nicht  nur  dem  Beschauer  ein  interessantes  Studium,  sondern  sind  für 
Behörden  wie  namentlich  Ortseingesessene  von  grosser  Bedeutung,  andererseits 
für  den  Obst-Aufkäufer  ein  zweckmässiges  Orientierungsmittel. 

*)  Dresden-A.,  Dresden-N.,  Bautzen,  Borna,  Auerbach,  Annaberg,  Chemnitz,  Döbeln, 
Dippoldiswalde,  Flöha,  Freiberg,  Glauchau,  Grimma,  Grossenhain,  Leipzig,  Löbau,  Kamenz, 
Meissen  I  und  II,  Marienberg,  Oelsnitz,  Oschatz,  Pirna,  Plauen,  Rochlitz,  Sayda,  Schandau, 
Schwarzenberg,  Zittau,  Zwickau,   Walddorf,  Zschopau. 

(Schluss  folgt.) 


Englische  Cactus-Dahlien-Neuheiten    1809/1900.  g- r 

Englische  Cactus-Dahlien-Neuheiten  1899  1900. 

Von  E.  Geo  Reid, 

in  Firma  Reids  Nursery,  Beckenham-Hill,  London  3  E. 

(Schluss.) 

Lachsfarbe.  In  dieser  Farbe  nehmen  wir  nur  »Britann  ia«;  die  Sorte 
ist  nicht  neu,  aber  unübertroffen,  und  wenn  wir  die  vorjährigen  Neuheiten 
haben,  so  können  wir  wohl  ohne  »A.  F.  Angus«  und  »Mrs.  Ed.  Talbot  < 
auskommen. 

Rosa.  Reines  Rosa  mit  leichter  Heliotrop-Schattierung  und  gelber  Mitte 
giebt  uns  die  Sorte  »Elsie«,  F.  C.  C;  es  ist  eine  reizende,  reine  Farben- 
srhattierung,  dabei  kräftig  und  leuchtend  in  den  Farben. 

Die  nächste  ist  »Zephyr«,  F.  C.  C;  eine  hochrosa  Farbe  mit  zartrosa  über- 
legt,   gewiss    eine    ganz    neue    Farbe.     Einige  andere  Neuheiten,  welche  nicht 
ganz  den  Ansprüchen  genügen,  aber  wohl  schön  sind,   sind  folgende:  »Sylvia«, 
Yiolet  Cornich«,  »J.  H.  Luxombe«    und  »Maitre  Labori«. 

C  arm  in.  Von  den  Carmin-  oder  ähnlichen  Schattierungen  wollen  wir 
nur  »Airs.  Murray  Ind«  als  die  einzige  wählen  ;  es  wäre  nicht  weise,  »Up  to 
Date«,  »Wisdom«,  »PTopia«.  »Olive«,  »Mrs.  Stevenson  Clarke«,  »Miss  Finch« 
und  »Imperator«  in  diese  Auswahl  einzuschliessen.  Wenn  wir  rötliche 
Schattierungen  hier  besprechende  möchten  wirnur  »LaverstockBeauty«  erwähnen, 
welche  zwar  nicht  neu  ist,  aber  von  jedem  angeschafft  werden  sollte,  der  sie 
noch    nicht  besitzt. 

Die  Neuheiten:  »Pumilus«,  »Mrs.  Kleinwort«,  »Whirlwind«,  »Flamingo«, 
»Xerxis«,  »Daniel  Wilson«,  »S.  W.  Seagrane«,  »Cornucopia«,  »Leader«, 
»Mrs.  Bernard  Parker«,  »Sir  Alfred  Milner«,  »Miss  Gretta  Parker«  und 
»Fearnaught«  müssen  noch  weiter  geprüft  werden. 

Scharlach.  Jetzt  haben  wir  die  Scharlachfarbe  erreicht  und  wählen 
zuerst  den  Riesen  »Red  Rover«.  Dieses  ist  die  schon  soviel  erwähnte  Sorte, 
deren  Farbe  karmin-scharlachrot  ist.  Eine  neue  Sorte  ist  »August  Hare«,  F.C.C. 
und  A.  M..  ihre  Farbe  ist  ein  intensives  Orange  mit  einem  tiefen  karmin- 
scharlach  Rand  an  den  Petalen,  die  Farbenwirkung  ist  ausserordentlich  intensiv. 
Die  ältere  Sorte  »J.  E.  Fr e wer«  ist  bis  jetzt  noch  die  beste  und  leuchtendste 
der  scharlachgefärbten.  Die  Form  ist  gut,  die  Blume  dabei  reichblühend. 
Wir  erwähnen  daher  nur  die  nachfolgenden  Sorten:  »Dr.  Nansen«,  »Stella«, 
»The  Crab«,  »Royalty  Spincy«,  »Abbott«,  »Rev.  Wilks«,  »The  Emperor  <,  »Ilies«, 
Gleadness  Meteor«,  »F.  M.  Nokes«,  »Roff«,  »Baldwin«,  »Folm  Halifax«  und 
> Stanmore  Beauty   . 

»Innovation«,  F.C.C.  und  A.  M.,  ist  die  Neuheit,  welche  die  bekannte 
»Arachne«  ersetzt.  Die  Stiele  dieser  Neuheit  sind  fest,  jeder  Dahlien-Freund 
wird  erfreut  sein,  in  so  kurzer  Zeit  die  als  Blume  zwar  hübsche  Sorte  »Arachne« 
so  schnell  verbessert  zu  besitzen  durch  eine  Blüte  mit  festen  Stielen. 

Violett.  Die  Grundfarbe  ist  weiss  mit  roter  Einfassung  an  jedem  Petalum. 
Bei  genauer  Prüfung  der  violettpurpurnen  Sorte  finden  wir  nur  die  Sorte 
»Emperor«;  diese  Sorte  ist  nicht  mit  »TheEmperor«  zu  verwechseln.  Die 
Farbe  ist  ein  schönes  Rosapurpur,  eine  sehr  schöne  Neuheit.  Wir  übergehen 
die  Sorten  »Corsair«,  »Tottie«,  »E.  O.  Greening«.  »Mrs.  Beran  Clarke«,  »Violet« 
und  »Challenge«. 


6bö 


Englische  Cactus-Dahlien-Neuheiten   1899/1900. 


Karminpur  pur.  Karminpurpur  ist  durch  die  ausserordentlich  schöne, 
neue  Sorte  »Mayor  Weston«,  F.  C.  C.  und  A.  M.,  vertreten,  es  ist  eine  brillant 
karmin  gefärbte  Blume,  und  wird  dieselbe   auf  langen,  festen  Stielen  getragen. 

»Mrs.  Carter  Page«  F.  C.  C,  ist  eine  schöne,  dunkel-weinrote  Blume,  welche 
ebenfalls  hoch  über  dem  Laube  blüht  und  dabei  reichblühend  ist.  Für  dies- 
mal will  ich  folgende  Sorten  übergehen:  »Grandee«,  »W.  J.  Frost«,  »W.  F.  Baldry  < 
»Col  Wilson«  und   »Erasmus«. 

Kastanienbraun(Maroon)  oder  schwarz:  Diese  letzte  Sektion  ist  zahlreich 
vertreten;  ich  führe  nur  einige  neue  Sorten  an.  Da  ist  »Uncle  Tom«,  F.  C.  C. 
und  AM,  eine  der  besten,  beinahe  schwarz,  mit  langen  Blütenstielen  über 
dem  Laube  blühend.  »Ranje«  ist  eine  vorzügliche  Sorte,  blüht  spät  und 
muss  in  guter  Lage  gepflanzt  werden  ;  es  ist  entschieden  die  schönst  geformte 
Blume,  diese  Sorte  wurde  schon  im  vorigen  Jahr  in  den  Handel  gegeben.  Die 
Farbe  ist  schwarz-maroon.  >Madame  Afedora  Henson«,  F.  C.  C,  ist  eine 
dunkelkarminrote  Varietät  mit  marooner  Mitte,  ganz  verschieden  in  der  Form 
der  Blume  von  all  den  vorher  genannten.  Die  Sorten  »Daisy  Lucius«,  »Ebony  . 
»Hobbies  Pet«  und   »Empress  of  Austria«  können  wir  gerne  entbehren. 

Aufzählung  der  besten  englischen  Cactus-Dahlien. 

Ich  habe  mich  bemüht,  in  dieser  Aufzählung  die  besten  Cactus-Dahlien 
aufzuführen,  welche  bis  heute  eingeführt  wurden.  Wahrscheinlich  mag  einer 
oder  der  andere  noch  manche  Sorte  mit  aufgeführt  wissen;  aber  ich  glaube,  hiermit 
die  richtige  Auswahl  der  englischen  Züchtungen  getroffen  zu  haben. 

Nach  Farben  geordnet. 


Name 
Keynes  White 

(in  ins    Whiü 

Mrs.  {Sanders 

fflhel 

Primrost    Dann 

Mrs.  ./  ./.  (  rowt 

Golden  Plower 

K.njiiisili 

Wallace 

Mmirin     | 
./.   Walsh  | 

Mayor     ) 
Tuppt  rntct/  J 

Ämber 
Princess  Ena 

Sylph 

Lucius 
Debonnairt 

Mrs.    Vhthttj 

Britannia 
Magnificent 

Mary  Servißt 


Farbe        Züchtungsjahr 

weiss,  Neuheit  1897 

1899 

zitronengelb 

schwefelgelb 

primelgelb 

gelb 

goldgelb 

zimmetrehfarben 

bernsteingelb 

gelbeMitte.  äussere 

Pet.  lachsfarben 

gelbe  Mitte,  äussere 

Pet.  falbenfarbig 

bernsteingelb 

orange 

brillantorange 

dunkelorange 

kupferorange 

Campbell 

Yerniclium  orange 

fleischlachsfarben    1897 

rosalachsfarben      1899 

gelb,  braun  und 


1899 
1898 
1898 
1899 
1899 
1898 
1898 

1899 

1899 

1899 
1887 
1898 
1898 
1899 

1898 


aprikosenfarben 


189^ 


Name 

Elsit 

Zepkyr 

Mrs.   Dickson 

Laver  stock  Beauiy 

Mrs.  Murray  Tnd 

Rädiance 

Prank  Woodgait 

E.  -/.  Deal 

■I.    E.   Fnirir 

Eed  Rover 

August   Ihr' 
Ihr   1  lown 

Innovation 

Emperor 

König  of  Siam 

Violett  Star 

Progenitor 


Farbe        Züchtungsjahr 

heliotroprosa       1899 

bläulichrosa         i8gq 

rosa  gelbe  Basis    1898 

weiches  Rot        1806 

rosa  magenta       L899 

orange,  Scharlach   1S98 

orange  und  R 

Scharlach  Basis  ~* 

tiefes  Scharlach    i8qS 

brillantscharlach    1897 

krimson.  Scharlach  1899 

orange,  krimson 

Rand 

halb  weiss. 

halb  braungelb 

weiss  intensive 

karmin  Rand 

rosa  purpur 

purpur  maroon 

violett 
hell  krimson 


1899 
L899 

1899 


\Viii.<  'iilhht ■rfsmt    karminscharlach 
AeteJop  kirsch  krimson 

Capt.  Broad        feuriges  krimson 


1899 
1896 
1898 
1899 
1898 
1898 
1808 


Neue   und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


,;-7 


Name 
Alfred  Veirsey 

Viscountess  | 
Sht  rbrookt  j 

( 'ountess  oj 
LondsdaL 

( 'apitain 

TiUie 

Island  Queen 
Beairia 
Li  onora 


Farbe       Züchtungsjahr 
rötlich  bernstein- 


l8q7 


1899 


gelb  mitrosaviolett 

terracotta- 
Lachsfarben 


lachsfarben. 

aprikosenfarben  u.  1899 

hellrosa 

lachsrot  \^^: 

lachsrosa  und  „  o 

violettrot 

hell  fliederfarben  1898 

hell  violettrosa  1896 

dunkelrosa  1896 


Farbe        Züchtungsjahr 
hcllkrimsonpurpur  1898 
sammetkrimson     1898 
weinfarben.  8  <, 

gelbe  Basis 
Mayor  Weslon    intensives  krimson  1899 
True  Friend         dunkelkarmin       1898 
krimsonro,  ig 

maroon  Mitte 
sammetkarmin        „  ,> 

maroon 
tiefes  Maroon       1898 
schwarz  Maroon    1898 
beinahe  schwarz    1899 


Name 

Regulus 

Firt  brand 

Mrs.l  'arter  Pavu 


Mad.  Medora 
III  nson 

Gijpsy 

Night 
Romji 

I  'i/rh     Tum 


Aufzählung  der  besten  Pompon-Cactus-Dahlien, 
englische  Züchtungen,  vorzüglich  zum  Schnitt  und  zur  Dekoration   für  Gärten. 


Tiny  altgold, 

1  >asy  Belle,  orange  und  rosa  violett, 

Aurora,  lachsorange, 

Miss  Green,  lachsfarben,  rosa  schattiert. 

The  Pet,bernsteingelb.goldu.  heliotrope 


Robin  Hood,  kirschrot, 
Röchet,  rot, 

Dragon  Fly,  krimsonrot, 
Profusion,  purpur, 
Sparkler,  karmin. 


Ich  möchte  nun  noch  einige  Worte  zum  Schluss  sagen.  Es  scheint  seit 
ein  oder  zwei  Jahren  recht  Mode  geworden  zu  sein,  die  englischen  Xeu- 
züchtungen  als  wertlos  zu  bezeichnen.  Diese  Strömung  geht  von  einigen 
jungen  Handelsgärtnern  aus,  welche  ein  oder  zwei  Jahre  hier  in  England  ver- 
weilt und  sich  jetzt  in  Deutschland  etabliert  haben. 

Es  sind  gerade  diese  Firmen,  welche  die  englischen  Neuheiten  kaufen, 
um  in  Deutschland  Geschäfte  zu  machen. 

Es  wäre  aber  viel  angebrachter,  erst  etwas  zu  leisten,  als  lustig  darauf  los  zu 
schimpfen.  Bis  jetzt  sind  mehr  wie  80%  der  in  Kultur  befindlichen  wertvollen  Sorten 
englische  Züchtungen.  Es  ist  wohl  anzuerkennen,  dass  einige  deutsche  Züchter 
schon  etwas  geleistet  haben,  doch  wenn  diese  Herren  die  neuesten  Züchtungen 
hier  in  England  auf  den  letzten  Ausstellungen  gesehen  hätten,  so  würden  sie 
sich  doch  selber  sagen  müssen:  noch  haben  wir  es  nicht  erreicht,  solche 
Neuheiten  zu  produzieren.  E.  Geo.  Reid,  in   Firma  Reids  Nursery, 

Beckenham  Hill,  London  3  E. 

Wir  haben  an  Herrn  Reids  Aeusserun^en.  obwohl  sie  uns  etwas  zu  scharf 
scheinen,  fast  nichts  verändert.  Die  deutschen  Züchter,  namentlich  Herr 
Bornemann,  mit  dem  Herr  Reid  früher  in  Gompagnie  war.  werden  wohl  zu 
antworten  wissen.  D.  R. 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen  etc. 


Chilenischer  Crocus. 

(Tecophilaea  c\  anoerocus.) 

Dieses  prächtige  Zwiebelgewächs  ist 
in    unseren  Gärten    bisher   wenig  ver- 


breitet. Sie  gehört  zur  Familie  der 
A  maryllidaceen.  Von  dem  Botaniker 
Baker  in  Kew  wurde  die  Pflanze,  von 
welcher  »Le  Moniteur  d'Horticulture«, 


6^8 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


Paris  1899  No.  19  p.  222,  eine  farbige 
Tafel  bringt,  unter  den  Namen  T.  cyano- 
crocus  beschrieben.  Sie  wächst  auf 
ziemlich  hohen  Bergen  in  Chile.  Ihre 
ausserordentlich  schönen  Blüten  stehen 
einzeln  und  sind  ziemlich  lang  gestielt; 
sie  sind  prächtig  blau,  entwickeln  einen 
süssen  zarten  Duft  und  blühen  in 
unseren  Kulturen  im  Februar  und  April. 

Bei  der  Kultur  des  chilenischen 
Crocus  empfiehlt  es  sich,  dieselbe  nicht 
auf  freiem  Felde  zu  bewerkstelligen, 
da,  wie  bereits  gesagt,  die  Pflanzen  im 
Februar-April  bereits  blühen  und  dann 
durch  Einflüsse  der  Witterung  sehr 
leicht  geschädigt  werden.  Es  ist  dem- 
nach vorzuziehen,  die  Zwiebeln  in 
Töpfen  zu  kultivieren,  um  sie  vor  Wind 
und  Wetter  schützen  zu  können.  Man 
pflanzt  sie  im  Herbst,  etwa  zehn  in 
einem  Topf,  in  frischer,  sandiger  Erde 
und  überwintert  sie  einfach  hinter 
Doppelfenster  in  kalten  Räumen.  Ist 
die  wunderbare  schöne  Blütezeit  vorbei, 
so  stellt  man  allmählich  das  Begiessen 
der  Töpfe  ein  und  bewahrt  sie  trocken 
während  der  Ruheperiode  der  Bulben 
auf,  die  von  Mai  bis  September  reicht. 

Seit  der  Einführung  in  Europa  sind 
von  dem  chilenischen  Crocus  zwei 
Formen  unterschieden  worden.  Die 
schönere  von  beiden  führt  den  Namen 
Leichtlini  hört.  Von  Liebhabern  wird 
sie  wegen  der  prächtigen  Blüten  ge- 
schätzt, welche  glänzend  blau  sind  mit 
einem  reinweissen  Schlund.  Die  zweite 
Form  heisst  Regeli.  sie  hat  zum 
Unterschied  von  der  typischen  Form 
viel  schmälere  Perigonblätter.  (Le 
Moniteur  d'hortic.)  J.  B. 


Neue  oder  dem  Sortiment  neu  hinzu- 
gefügte   Apfel-Sorten    in    der    Baum- 
schule von  L.  Späth,  Baumschulenweg 
bei  Berlin. 

Erklärung  der  Zeichen  und  Abkürzungen: 
*  bedeutet  Tafelfrucht,  f  Wirtschaftsfrucht. 
Die  Verdoppelung  dieser  Zeichen  und  !  zeigt 
den  grösseren  Wert  für  diesen  oder  jenen 
Zweck  an. 

Ferner  bedeutet:  Fl.  =  Fleisch;  Fr.  = 
Frucht;  gr.  =  gross;  kl.  —  klein;  mgr.  = 
mittelgross;     schm.  Fleisch     schmelzend 

(meist  etwas  weniger  saftreich  als  butterhaft); 
a.  W.  =  auf  Wildling. 

Apfel  aus  Lunow.  Jan. — Aug.  Her- 
vorragende Grösse,    schöne  Form  und 


prächtiges  Aussehen  werdem  diesem, 
in  jeder  Bodenart,  auch  in  rauher  Lage 
noch  gut  gedeihenden  Apfel  nach- 
gerühmt. Der  Baum  hat  pyramidalen 
WTuchs  und  zeichnet  sich  durch  späte 
Blüte  und  reiche  Fruchtbarkeit  ganz 
besonders  aus. 

Bananenapfel,  Winter-  (Winterbanane). 
Jan. — April.  Ein  ausgezeichneter,  gold- 
gelber Tafelapfel  mit  bananenartigem 
Duft  und  ebensolch  gewürztem  Ge- 
schmack. Das  Fleisch  ist  saftig,  fein 
und  wohlschmeckend,  süssweinig.  Es 
ist  ein  amerikanischer  Apfel;  der  Baum 
soll  früh-  und  reichtragbar  sein. 

Benoni.  Aug.  Fr.  mgr.,  blassgelb, 
dunkelkarmoisin  schattirt  und  gestreift, 
mit  hellen  Punkten.  Fl.  gelblich,  zart, 
saftig,  sehr  angenehm  säuerlich.  Er 
ist  ein  vorzüglicher  Frühapfel  ameri- 
kanischen Ursprungs,  eine  sehr  wert- 
volle Markt-  und  Tafelfrucht,  und 
zeichnet  sich  der  Baum  noch  durch 
seinen  starken  Wuchs,  seine  Härte, 
besonders  aber  durch  seine  Tragbar- 
barkeit  aus. 

Bow  Hill  Pippin.  Okt. — Febr.  Ein 
sehr  grosser,  schön  gefärbter,  neuer 
Tafel-  und  Wirtschaftsapfel  englischen 
Ursprungs,  ähnlich  Peasgood's  Gold- 
reinette. Die  Frucht  wird  namentlich 
als  Marktfrucht  sehr  empfohlen. 

Edelrambour  von  Winnitza.  Xovbr.  bis 
Febr.  Ein  Apfel  von  erstaunlicher 
Grösse,  der  nach  Angabe  des  Züchters 
aus  Podolien  stammt.  Die  Frucht  ist 
gelb,  mit  wenigen  Karminstreifen  am 
Kelchrande.  Das  Fleisch  soll  bei 
seiner  Festigkeit  doch  sehr  saftig  und 
von  süsswreinigem,  angenehmem  Ge- 
schmack sein. 

Messet's  Erstling.  Frucht  gross  bis 
sehr  gross,  rund,  gelb  mit  roter  Sonnen- 
seite und  karminroten  Streifen.  Fleisch 
weiss,  saftig  und  von  angenehmem, 
weinsäuerlichem,  erfrischendem  Ge- 
schmack. Der  Apfel  ist  nutzbar  vom 
November — Februar  und  übertrifft  an 
früher Eruchtbarkeit  denBismarckapfel. 
Der  Baum  wächst  sehr  kräftig  und 
fällt  durch  sein  üppiges  Blattwerk  auf. 

Goii/priii;.  Auf  der  Stuttgarter  Aus- 
stellung des  deutschen  Pomologen- 
Vereins  fiel  diese  dem  Prinzenapfel 
nahestehende  Sorte  durch  ihre  herr- 
liche Färbung  besonders  auf. 

Goldreinctte  Freiherr  von  Berlepsch, 
Ziemlich     grosser,     plattrunder,     hell- 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


659 


gelber,  etwas  rotgestreifter  Apfel  von 
süssweinigem,  fein  und  leicht  ge- 
würztem Geschmack.  Es  soll  ein  sehr 
haltbarer,  später  Winterapfel,  der  Baum 
starkwüchsig    und    sehr    tragbar   sein. 

Graham's  Königin  -  Jubiläumsapfel 

(Grahams  Royal  Jubilee).  Neu.  Ich 
erhielt  diesen  neuen  Apfel  aus  Eng- 
land, wo  selbiger  auf  allen  Obst- 
ausstellungen Bewunderung  hervorrief. 
Es  ist  eine  grosse,  konische  Frucht 
von  schöner,  goldgelber  Farbe,  festem 
Fleisch  und  gutem  Geschmack.  Sie 
verträgt  den  Transport  gut,  ist  daher 
bei  ihrer  prächtigen  Färbung  eine 
Marktfrucht  allerersten  Ranges,  die 
sich  von  Okt.— März  hält.  Der  Baum 
wächst  kräftig,  blüht  sehr  spät  und 
ist  alljährlich  sehr  tragbar. 

Gravensteiner,  Henzen's.  Ein  Sämling 
des  Gravensteiners,  diesem  an  Güte 
völlig  gleich,  aber  reichtragender  und 
kugelförmig  pyramidal  wachsend. 

Himbeerapfel,  Neuer  röhr.  :i:;:  Nov.  bis 
1  »ez.  Sämling  des  »Himbeerapfel  von 
Holowaus«,  diesem  an  Güte  gleich, 
aber  ihn  durch  frühe  und  reiche,  auch 
im  Alter  andauernde,  regelmässige 
Tragbarkeit  übertreffend.  Fr.  mgr., 
gelbgrünlich,  fast  purpurrot  bedeckt 
und  dunkelkirschrot  gestreift.  Fl. 
weiss,  mürbe,  saftig,  süss  himbeer- 
artig schmeckend.  Von  sachkundigen 
Obstkennern     zum    Anbau    empfohlen, 

Himbeerapfel  von  Holowaus.  "ff  Xov.bis 
Febr.  Mgr.  bis  gr.,  sonnenwäfts  kar- 
moisin  überzogen  und  gestreift,  Fl. 
weiss,  unter  der  Haut  rötlich,  fein, 
mürbe,  von  wahrhaft  himbeerartigem, 
köstlich  gewürztem  Geschmack;  reich- 
tragend. Auf  der  Jubiläumsausstellung 
in  Wien  1888  bezeichnete  der  Kaiser 
von  Oesterreich  diese  Sorte  als  den 
vorzüglichsten  Tafelapfel  seiner  Mo- 
narchie. 

Hofgärtner  Braun.  Mgr.,  von  sehr 
gutem  reinettenartigen,  süssweinigem 
Geschmack,  die  Frucht  erlangt  erst  im 
April  ihre  volle  Güte  und  hält  sich  bis 
zum  Juni. 

Joseph  Musch.  **  Jan. — Febr.  Eine 
gr.  bis  s.  gr.  rote  Reinette  von  be- 
sonderer Schönheit  und  Güte.  Baum 
sehr  reichtragend. 

Kai  rill.  Engl,  weisser  Winter.  Neuheit 
L.  Späth  1892  93,  **ff  Dez. — Jan.  Gr., 
saitig,  erfrischend,  himbeerartig  ge- 
würzt. Ein  ausserordentlich  edler 
Apfel,    der    die    weiteste    Verbreitung 


verdient,  da  er  im  nördlichen  Klima 
gut  gedeiht,  gesund  bleibt  und  reich- 
lich trägt.  Es  ist  eine  Winter-Tafel- 
frucht allerersten  Ranges,  die  Weih- 
nachten ihre  Glanzzeit  hat. 

Knl  rill  Grossherzog  Friedrich  von 
Baden.  Ein  dem  weissen  Winter-Kalvill 
in  Form  und  Farbe  ähnlicher,  grosser 
bis  sehr  grosser  Apfel  von  sehr  an- 
genehmem, feinem,  gezuckertem  Ge- 
schmack. Er  reift  von  Okt. — Dez.  und 
es  wird  seine  ausserordentliche  Frucht- 
barkeit, selbst  schon  in  jüngeren 
Jahren,  rühmend  hervorgehoben. 

Knirill,  Mulm/t  Lesans'.  **\  Nov.  bis 
April.  Ein  grosser,  schön  zitronen- 
gelber Apfel  von  der  Gestalt  des 
weissen  Winter-Kalvill.  Fl.  gelb,  locker, 
fein,  erdbeerartig  gewürzt.  Der  Baum 
wächst  rasch  und  bildet  breit- pyra- 
midale Kronen.  Ein  sehr  edler,  guter 
Apfel. 

Kalvill- Sämling,  Aderslebener.  Ein  Säm- 
ling des  »Weissen  Winter-Kalvill«  ver- 
einigt er  das  herrliche  Aroma,  den 
köstlichen  Kalvill  -  Geschmack  mit 
früherer  Reifezeit,  Fruchtbarkeit  und 
grosser  Anspruchslosigkeit  an  Boden 
und  Lage.  Die  Frucht  ist  gross  und 
zeigt  noch  Mitte  April  einen  hervor- 
ragend guten  Geschmack,  Saftreichtum 
und  ein  ganz  ausgezeichnetes  Gewürz. 

Klarapfel.  Weisser,  (JJurchsichtigi  r 
Sommerapfel.)  (Transparente  jaune, 
Yellow  Transparent.)  M.  Juli.  Ein 
schön  gefärbter,  mittelgr.  Frühapfel, 
der  seines  dankbaren  und  frühen 
Tragens  wegen  als  der  beste  Sommer- 
apfel gilt. 

Köstlichster  uns  Böhmen.  (Exquise  de 
Boheme.)  Neuheit  L.  Späth  1897  98. 
Diese  Sorte  ist  bei  einem  mir  be- 
kannten, zuverlässigen  Obstzüchter  in 
Böhmen  aus  Samen  entstanden  und 
mir  mit  den  besten  Empfehlungen  zur 
Verbreitung  übergeben;  die  Frucht 
wird  als  Tafelfrucht  ersten  Ranges  ge- 
lobt, ist  mittelgross,  wachsgelb,  stark 
karmoisin  gefärbt  und  von  feinstem 
Wohlgeruch.  Fleisch  weiss,  fein  mürbe, 
massig  saftig,  von  süssweinigem,  alant- 
artig gewürztem  Geschmack.  Reife- 
zeit Oktober  bis  Ende  Dezember,  ein- 
zelne der  mir  eingesandten  Früchte 
hielten  sich  bis  März.  Baum  wächst 
kräftig,  ist  früh-  und  reichtragend. 

Lady  Sudeley.  Aug.— Sept.  Der  eng- 
lische Züchter,  welcher  den  Apfel  1885 


<56o 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


zu  den  besten  Tafeläpfeln  und  sagt, 
dass  er  der  edelste  aller  Herbstäpfel 
sei.  Die  Frucht  ist  prächtig  karmin- 
rot gestreift,  das  Fl.  fein,  schmelzend 
und  würzig. 

Langford.  Grosser,  dunkelroter, 
amerikanischer  Winterapfel,  geschätzt 
wegen  seiner  Güte,  seiner  Fruchtbar- 
keit und  langen  Dauer. 

Leckerbissen,  Böhmischer.  (Delices  de 
Boheme)  (Edelrother  X  Alantapfel). 
Dez. — Jan.  Fr.  mgr.,  konisch,  mit 
glänzend  lichtgelber  Schale,  sonnen- 
wärts  lebhaft  karmin  und  karmoisin 
verwaschen.  Fl.  weiss,  zartmürbe,  von 
einem  süsslich  rosmarin-  und  bitter- 
mandelartigem  Wohlgeschmack.  Baum 
sehr  regelmässig,  kandelaberartig  und 
reichtragend. 

Melonenapfel,  Boter.  (Roter  Prinzenapfel) 
**ff  Nov. — Jan.  Mgr.,  prächtig  rot  ge- 
färbt, mit  fein  mürbem,  saftigem,  sehr 
angenehm  gewürzten  Fleisch.  Dank- 
bar und  reichtragend. 

Minister  von  Hammerstein.  **!  Dez.  bis 
April.  Dieser  von  dem  Herrn  Landes- 
ökonomierat  Goethe  in  Geisenheim 
aus  Samen,  und  zwar  aus  einem  Kern 
der  Landsberger  Reinette  gezogene 
Apfel  darf  nach  dem  Urteil  des 
Züchters  unseren  besten  Tafeläpfeln 
gleichgestellt  werden.  Die  Frucht  ist 
gross,  platt,  in  der  Gestalt  einer 
Champagner-Reinette  nicht  unähnlich. 
Die  Schale  ist  dünn,  glänzend,  blass- 
grüngelb, in  voller  Reife  wachsartig 
weissgelb,  sonnenwärts  goldig,  oft  zart 
rotbraun  oder  blass  zinnoberrot  an- 
gehaucht oder  verwaschen,  dicht  punk- 
tiert. Fl.  gelblich,  locker  und  mürbe, 
sehr  saftreich  und  erquickend,  stark 
gewürzt,  mit  einem  ganz  besonderen, 
im  Munde  lang  anhaltendem  Wohl- 
geschmack. Der  Baum  wächst  stark 
und  es  trägt  der  Mutterbaum  in  Geisen- 
heim seit  1891  reichlich.  Da  dieser 
Apfel  noch  der  Prüfung  in  anderen 
Gegenden  bedarf,  empfehle  ich  ihn  zu 
Anbauversuchen  ganz  besonders. 

Newton  Wonder.  Nov. — Mai.  Diese 
Sorte  stellt  ein  Mittelding  zwischen 
Wellington  und  Goldreinette  von  Blen- 
heim  dar,  die  Frucht  ist  gross,  von 
schönem  Aussehen  und  vorzüglicher 
Güte.  Es  soll  eine  der  besten  neueren 
Sorten  sein.  Baum  kräftig  von  Wuchs 
und  ungemein  fruchtbar. 

Okdbena.  Dez.  Mgr.  Neu.  Von  allen 
neuen  amerikanischen  Apfelsorten  wird 


dieser  die  grösste  Winterhärte,  das 
beste  Wachstum  nachgerühmt.  Der 
Baum  soll  gegen  höchste  Kältegrade 
unempfindlich  sein,  regelmässig  und 
reich  tragen.  Die  Frucht  ist  mittel- 
gross, sonnenwärts  prächtig  karmoisin 
gestreift,  dabei  feinfleischig  und  vor- 
züglich wohlschmeckend.  Ein  ausser- 
ordentlich empfohlener  Apfel. 

Ontario.  Jan. — April.  Gr.,  flachrund, 
schön  gefärbt,  sehr  wohlschmeckend, 
früh  und  überreichtragend.  B.  wächst 
stark  und  ist  zu  jeder  Form  geeignet. 
In  Deutschland  erprobt  und  als  eine 
der  vorzüglichsten,  neueren  amerika- 
nischen Apfelsorten  anerkannt. 

Paradiesapfel,  Dühmarscher.  **-j-j-  E. 
Sept.— Dez.  Eine  erprobte  holsteinische 
Züchtung,  die  wegen  ihres  prächtigen 
Aussehens  wie  auch  vorzüglichen  Ge- 
schmackes warm  empfohlen  wird. 

Paragon.  Amerik.  Züchtung.  Seine 
Grösse,  Schönheit,  lange  Dauer,  sowie 
vorzügl.  Versandfähigkeit  und  aus- 
gezeichneter Geschmack  machen  ihn 
nach  dortigen  Angaben  zu  einer  sehr 
wertvollen  Markt-  und  Haushaltfrucht. 
Baum  starkwüchsig,  früh  und  reich 
tragbar.  Fr.  gr.,  rundlich,  dunkelrot, 
leicht  gestreift.  Fl.  fest,  gelb,  gewürzt, 
säuerlich,  saftig. 

Parmäm  Erinnerung  >ni  Oberdieck.  ** 
Dez.- — Jan.  Fr.  gr..  goldreinettenartig 
gezeichnet.  Rostflecken  goldocker- 
farben. Fl.  gelblich,  fein,  süsszitronen- 
artig  gewürzt.  Baum  kräftig,  kugel- 
förmig, bald  und  gut  tragbar.  Von 
sachkundigen  Obstkennern  zum  Anbau 
empfohlen. 

Fear  um  in  < 'hristmas.  Nov. — Dez.  Eine 
Frucht  von  ausgezeichnetem  Ge- 
schmack, für  die  Tafel  und  für  den 
Markt  gleich  gut  geeignet.  Die  Schale 
ist  auf  der  Sonnenseite  schön  scharlach- 
farben  und  zeigt  hier  und  da  Rost- 
anflüge. Der  Baum  soll  sehr  kräftig 
wachsen  und  überaus  tragbar  sein. 

Pepping,  Nyack.  *ff  Aug. — Sept. 
Grossfrüchtige  amerikanische  Sorte, 
prächtig  gefärbt,  wegen  ihrer  Frucht- 
barkeit   und  Güte  dort  sehr  geschätzt. 

Pippin  Allington.  Nov.  —  Febr.  Der 
Apfel  ist  neu  und  erst  1896  im  Handel 
erschienen.  Der  Züchter  sagt  von  ihm, 
dass  er  der  beste  Apfel  sei,  der  seit 
Entstehung  von  Coxs  Orangen  Reinette 
verbreitet  worden  ist.  Als  eine 
Kreuzung  zwischen  King  Pippin 
(Winter  -  Gold  -  Parmäne?j     und     Coxs 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


66 1 


i  »rangen-Reinette  hat  er  von  erstercm 
die  reiche  Tragbarkeit,  von  letzterer 
den  edlen  Geschmack  geerbt.  Die 
Frucht  ist  mittelgross,  rundlich  kegel- 
förmig trübgelb,  sonnenwärts  rot  ge- 
streift, von  ausgezeichnetem,  würzigem 
( leschmack.    Für  alle  Formen  geeignet. 

Prinz  Albreehi  von  Preussen.  Nov. — 
(an.  S.  gr.,  saftig,  süssweinig,  leicht 
alantartig  gewürzt.  Sämling  vom 
Kaiser  Alexander«,  den  er  durch 
längere  Haltbarkeit,  Schönheit  und 
C.üte  übertrifft.  Er  fault  nicht  wie 
dieser  und  ist  sehr  tragbar. 

Prinxenapfel,  Winter.  **ff  Dez. — April. 
Eine  grosse,  ganz  wie  der  gewöhnliche 
I'rinzenapfel  geformte  Frucht,  hell- 
gelblich-grün mit  geringen  Anflügen 
von  brauner  Röte.  Fl.  weiss,  ziem- 
lich locker,  saftig,  süss,  mit  dem  an- 
genehmen Gewürz  des  Prinzenapfels. 
Ein  vorzüglicher  Ersatz  des  Prinzen- 
apfels von  Ende  Dezember  ab. 

Prinzessin  Luise  (Princess  Louise). 
Winter.  Mgr.,  fein  glänzend,  blassgelb, 
an  der  Sonnenseite  leucht.  karmin. 
Fl.  fein  mürbe,  fein  anisartig  gewürzt. 
Unempfindlich  gegen  Trockenheit  und 
hohe    Kältegrade.     Sehr    reichtragend. 

Red  Oder.  Ein  mgr.  amerikanischer 
Winterapfel,  prächtig  kirschrot  ge- 
färbt und  sehr  fruchtbar. 

RemeMt  Friedrieh  der  (iros.se.  Neuheit 
L.  Späth  1892/93.  Dez.  — April.  Mgr. 
bis  gr.  Eine  prächtige,  hochgoldgelbe, 
sonnenwärts  dunkelkarmoisinrot  ge- 
färbte Frucht  mit  gelblichem,  fein 
markigem,  saftreichem  Fl.  von  köst- 
lich gewürztem,  weinigem  Zucker- 
geschmack. Es  ist  eine  Tafelfrucht 
von  höchster  Vollkommenheit,  dabei 
zeichnet  sich  der  Baum  durch  seine 
vorzügliche  Tragbarkeit  aus. 

Reinette  Grossfürst  Nikolaus  (Reinette 
Grossfürst  Nicolai  Michäilovitsch). 
Neuheit  L.  Späth  1897/98.  Ein  aus 
Böhmen  stammender  Sämling,  dessen 
Früchte  mir  besonders  als  Tafelfrüchte 
I.  Ranges  empfohlen  sind.  Frucht 
mittelgross,  grünlichgelb,  fein  grau 
punktiert,  an  der  Sonnenseite  orange 
und  hellrot  verwaschen  und  getuscht. 
Fleisch  lichtgelb,  sehr  fein,  reinetten- 
artig, mürbe,  von  würzigem,  süss- 
zitronensäuerlichem,  fein  reinetten- 
artigem Wohlgeschmack.  Die  Früchte 
sind  Anfang  November,  in  warmen 
Sommern  Ende  Oktober  zu  pflücken, 
reifen,    auf   Lager    gebracht,    im  März 


und  halten  sich  bei  guter  Aufbe- 
wahrung bis  Ende  Mai.  Baum  wächst 
lebhaft  und  ist  sehr  tragbar. 

Reinette,  Metxs.  *\\  Dez.  Mai.  Ein 
erprobter,  ganz  vorzüglicher  Tafelapfel. 
Baum  schön  pyramidal.  Fr.  gross,  von 
lachend  schönem  Aussehen,  hellgelb 
mit  lebhaft  roter  Sonnenseite.  Fl.  weiss, 
fein,  saftreich,  von  edelgewürztem, 
süssweinigem  Geschmack.  Schönheit, 
Güte  und  Haltbarkeit  empfehlen  ihn 
als    äusserst    wertvollen  Handelsapfel. 

Beinette,  Von  Berlcs'.  Neuheit  L.  Späth 
1892/93.  **ff  Jan. — Mai.  Mgr.,  köst- 
lich reinettenartig,  süssweinig  gewürzt. 
Hält  sich  bis  Mai  ohne  zu  welken  und 
trägt  reich.  Der  vorzügliche  Ge- 
schmack, sowie  ihre  schöne  Färbung 
und  regelmässige  Gestalt  reihen  diese 
herrliche  Frucht  unsern  edelsten  Rei- 
netten   als    vollkommen    gleichwertig 


an. 

Reim  tti . 
Dez. — März 


Von  Zjttccalmaglios.  :ff 
Ein  edler  Apfel,  wegen 
seiner  ausserordentlichen  Tragbarkeit 
sehr  zu  empfehlen. 

Rosenapfel,  Neuer  Berner.  *.*!■(■  Dez.  bis 
Mai.  Fr.  ansehnlich  gr.,  hochgebaut, 
mit  feiner,  leuchtend  karminroter 
Schale  und  herrlichem  Duft.  Fleisch 
gelblich  weiss.  oft  ins  Rötliche 
schimmernd,  zart  mürbe  und  von 
süssweinigem,  balsamisch  gewürztem 
Geschmack.  Ganz  besonders  hervor- 
ragend durch  ihre  Schönheit  und  Güte. 

Rosmarinapfel,  Von  hiptays.  **\  Jan. bis 
März.  Der  mittelgrosse  schön  geformte, 
längliche  Apfel  stammt  aus  Ungarn 
und  zählt  zu  den  wertvollsten  Tafel- 
äpfeln. Die  Schale  ist  glatt,  glänzend 
goldgelb,  sonnenwärts  lebhaft  karmin- 
rot verwaschen  und  mit  zahlreichen 
Punkten  besetzt.  Fl.  sehr  saftreich, 
mürbe,  von  angenehmem,  süssweinigem, 
gewürztem  Geschmack. 

Sii/mi/r.  *f  Winter — Sommer.  Ein 
grosser,  gelber  rotbackiger  Apfel  von 
angenehmem,  kräftig  süssweinigem  Ge- 
schmack, den  er  bei  guter  Auf- 
bewahrung selbst  noch  bis  in  den  Mai 
und  Juni  hinein  behält,  wreshalb  er 
ganz  besonders  wertvoll  ist. 

Schlotterdpfel,  Pohls,  Dez. — Mai.  In 
ihrer  Gestalt  an  einen  breiten  Prinzen- 
apfel erinnernd,  ist  die  Frucht  hell- 
grünlichgelb, sonnenwärts  lebhaft  rot, 
dunkler  marmoriert  und  vereinzelt  ge- 
streift. Das  Fleisch  ist  weiss,  locker 
saftig  und  süssweinig  mit  prinzenapfel- 


662 


Kleinere  Mitteilungen. 


artigem  Gewürz.  Es  ist  ein  sehr 
schöner  und  feiner  Tafelapfel,  der  durch 
seine  lange  Dauer  die  grösste  Beach- 
tung verdient  und  dessen  Fruchtbarkeit 
eine  ausserordentlich  reiche  ist. 

Schöner  von  Nordhausen.  Fr.  gr.,  ähn- 
lich der  Pariser  Rambour-Reinette.  Fl. 
weiss,  zart,  saftreich,  weinsäuerlich 
süss;  schon  vom  Baume  herunter 
mürbe,  hält  er  sich  bis  April,  ohne  zu 
welken.  B.  hoch  pyramidal,  blüht  sehr 
spät  und  trägt  alljährlich.  Es  ist  ein 
prächtig  gefärbter  Tafelapfel  I.  Ranges, 
der  selbst  in  rauhen  Gegenden,  in 
trockenen  wie  auch  feuchten  Lagen 
gut  gedeihen  soll. 

Seedling,  Bramleys.  Dez. — April.  Nach 
der  Beschreibung  des  englischen  Züch- 
ters ein  flachrunder,  schön  rotbackiger 
Apfel  von  angenehmem,  weinigem  Ge- 
schmack. Der  Baum  verbindet  kräf- 
tiges Wachstum  mit  regelmässiger 
Tragbarkeit,  und  die  Frucht  ist  nament- 
lich als  Wirtschaftsfrucht  hoch- 
geschätzt. 

Seedling,  Gaseoynes  Scarlet.  (Glory  of 
England).  Jan. — März.  Dieser  herrlich 
gefärbte  Apfel,  welcher  aus  der  Graf- 
schaft Kent  (England)  stammt,  soll  nach 
dem  Züchter  von  vorzüglichem  Ge- 
schmack und  ein  Schmuck  für  die 
Fruchtschale  sein.  Das  Fl.  ist  weiss- 
lich  gelb,  locker,  angenehm  süss, 
durch  leichte  Säure  gehoben,  erdbeer- 
artig gewürzt.  Die  ausserordentliche 
Fruchtbarkeit  und  das  kräftige  Wachs- 
tum des  Raumes  werden  hervorgehoben. 

Seedling,  Hambliugs.  Dez. — März.  Eine 
sehr  gr.  Fr.,  die  1894  in  den  Handel 
gegeben  wurde,  vom  Züchter  als  I. 
Güte  für  Tafel  und  Haushalt  bezeichnet 
und  sehr  warm  empfohlen  wird. 

Seedling  Ofine.  Nov. — April.  Gr. 
bis  s.  gr.,  Frucht  sehr  schwer,  fein 
reinettenartig.    Sehr  tragbar.    Die  röt- 


liche Reinette  durch  Güte  bei  weitem 
übertreffend,  auch  in  Wuchs,  in  Form 
und  Farbe  sich  von  dieser  unter- 
scheidend. 

Star.  Juli — -Sept.  Ein  gr.  amerik. 
Frühapfel  von  überreicher  Tragbarkeit, 
vorzügl.  Marktfrucht,  von  höchst  er- 
frischendem, köstlichem  Geschmack: 
dort  sehr  gerühmt. 

Studnicne.  Febr. — Mai.  Erhielt  ich 
mit  den  besten  Empfehlungen  aus 
Böhmen.  Danach  ist  es  ein  sehr 
grosser,  prächtig  gefärbter  Winterapfel, 
der  als  Tafelobst,  besonders  aber  für 
die  Wirtschaft  von  sehr  grossem  Werte 
sein  soll. 

Irauhenapfel  Nathusms\  **f  Dez.  bis 
April-  Eine  Tafelzierde  I.  Ranges. 
Fleisch  fein  und  zart,  etwas  bitter- 
mandelartig  gewürzt.  Der  Baum  trägt 
früh  und  reich  und  zeichnet  sich  durch 
seine  auffallend  schön  gefärbten,  gr. 
Früchte  aus. 

Trdika.  Eine  Tafel-  und  Schaufrucht 
von  ganz  hervorragender  Güte.  Wird 
nach  Italien.  Egypten  und  selbst  Indien 
exportiert.  Kein  Apfel  verträgt  den 
Transport  so  gut;  Druckstellen  faulen 
nicht  nach.  Hält  sich  ganz  vorzüglich 
ein  Jahr.  Fr.  s.  gr.,  zitronengelb, 
sonnenwärts  meist  leuchtend  lackrot. 
von  verlockendem  Aussehen.  Fl.  weiss, 
sehr  fest,  erfrischend  süssweinig,  sehr 
wohlschmeckend.  Baum  raschwüchsig 
und  gut  tragbar. 

Wunder  r<nt  Chelmsford  (Chelmsford 
Wonder).  Winter — Frühjahr.  Gr.  bis 
sehr  gross.  Dieser  neuen  englischen 
Sorte  wird  grösste  und  regelmässige 
Fruchtbarkeit  nachgerühmt.  Die  Fr. 
ist  rundlich,  dunkelgelb,  sonnenwärts 
karmesinrot,  Das  Fl.  ist  gelblich,  zart, 
angenehm  säuerlich  mit  feinem  Ge- 
würz. Eine  Marktfrucht  allerersten 
Ranges. 


Kleinere  Mitteilungen. 


Die  blaue  Farbe    der    reifen    Wacholderbeeren 

soll  nach  einer  Arbeit  des  Prager 
Botanikers  Dr.  Xestler,  die  Dr.  Kolk - 
witz  in  der  letzten  Sitzung  der  Deut- 
schen Botanischen  Gesellschaft  vorlegte, 
eine  eigentümliche  Entstehungs- 
ursache  haben.     Die   Veranlassung  zu 


den  Nachforschungen  Nestlers,  der 
sich  amtlich  mit  der  Untersuchung 
von  Lebensmitteln  beschäftigt,  bot  die 
Thatsache,  dass  in  neuerer  Zeit  ge- 
stossen  er  Pfeffer  vielfach  durch  Wachol- 
derbeeren verfälscht  wird;  es  handelte 
sich  darum,  ein  Verfahren  ausfindig  zu 


Kleinere  Mitteilungen. 


663 


machen,  um  diese  Verfälschung  festzu- 
stellen. Bei  den  darauf  gerichteten 
Untersuchungen  machte  nun  Nestler 
die  Entdeckung,  dass  sich  in  den  blauen 
Wacholderbeeren  stets  ein  Pilz  der 
Gattung  Aspergillus  vorfindet;  die 
jungen,  grünen  Beeren  enthalten  da- 
gegen niemals  den  Pilz.  Als  nun 
Nesfler  grüne  Beeren  mit  blauen  un- 
ter einer  Glasglocke  zusammenbrachte, 
zeigte  es  sich,  dass  erstere  in  kurzer 
Zeit  auch  blau  wurden,  während  grüne 
Beeren  für  sich  allein  ihre  Farbe  be- 
hielten. Nestler  schliesst  daraus,  dass 
die  grünen  Beeren  durch  die  blauen 
infiziert  werden,  und  dass  der  Pilz  die 
wesentliche  Ursache  der  Entstehung 
der  blauenFarbe  sei.  Da  grüne  Beeren, 
die  mit  einer  sterilisierten  Nadel  ange- 
gestochen waren,  sich  rings  um  die 
Wundstelle  bläuten  und  da  ausserdem 
die  Oberhaut  der  blauen  Beeren  sich 
stets  als  abgestorben  erwies,  so  nimmt 
N  estler  an,  dass  die  bläuende  Wirkung 
des  Pilzes  auf  der  Tötung  der  Ober- 
hautzellen beruhe.  (Voss.  Ztg.) 


Die  Schutzmittel  der  Pflanzen  gegen  Kälte. 

In  einem  frühern  Artikel*)  in  dieser 
gesch.  Zeitschrift  habe  ich  bereits 
dargethan,  inwieweit  die  Pflanze  durch 
mancherlei  Einrichtungen  gegen  die 
Kälte  geschützt  ist.  Wir  haben  da  die 
Kleinheit  der  Zelle  und  die  eigen- 
tümliche Zusammensetzung  des  Zell- 
saftes als  Mittel  kennen  gelernt,  welche 
das  Erfrieren  der  Pflanzen  wesentlich 
hemmen.  Weiter  haben  wir  in  diesem 
Artikel  gesehen,  dass  bei  gar  manchen 
Pflanzen  die  Schliesszelle  und  die 
Haare  sehr  widerstandsfähig  gegen  die 
Kälte  sind  und  selbst  dann  noch  ihre 
Funktionen  vollziehen  können,  wenn 
andere  Zellen  bereits  den  Einwirkungen 
der  niedern  Temperatur  erlegen  waren. 
Es  lassen  sich  somit  gewissermassen 
also  auch  diese  widerstandsfähigeren 
Zellen  als  Schutzmittel  gegen  Kälte 
erachten. 

Aeusserst  interessant  sind  die  äusseren 
Vorrichtungen,  welche  mancher  Pflanze 
zum  Schutz  gegen  Kälte  zur  Verfügung 
stehen.  Es  sind  dieses  vielfach  Vor* 
richtungen  oder  Erscheinungen  im 
Ptlanzenleben,  die  schon  gar  mancher 
beobachtet    hat,    ohne    sich    über   den 


•)  Das  Erfrieren  der  Pflanzen.     Seite    iqi, 


eigentlichen  Zweck  oder  das  Wesen 
derselben  klar  zu  werden.  Wollen  wir 
diese  Schutzmittel  von  rein  äusserlicher 
Natur  richtig  verstehen,  so  ist  es  not- 
wendig, dass  wir  uns  hier  die  ja 
allgemein  bekannte  Thatsache  ins  Ge- 
dächtnis zurückrufen,  dass  die  Pflanze 
zu  ihrer  Entwiekelung  einer  gewissen 
Menge  WTärme  bedarf.  Auch  ist  es  ja 
bekannt,  dass  die  Pflanzen  durch 
mancherlei  Anpassungs-Einrichtungen 
imstande  sind,  selbst  unter  sonst  un- 
günstigen Verhältnissen  das  nötige 
Wärmequantum  aufzuspeichern.  Diese 
am  Tage  aufgesogene  Wärme  müsste 
nun  doch  in  der  kühleren  Nacht,  nament- 
lich dann,  wenn  sich  gar  Fröste  ein- 
stellen, sehr  leicht  verloren  gehen, 
wenn  nicht  die  weise  Allmutter 
Natur  bei  den  Pflanzen  gewisse 
Schutz  vor  richtungen  gegen  über- 
mässigen Wärmeverlust  vor- 
gesehen  hätte. 

Es  mögen  hier  nur  einige  Beispiele 
angeführt  werden.  Die  Blüte,  unstreitig 
der  wesentlichste  Teil  der  Pflanze, 
liegt  ihr  doch  die  Erhaltung  der  Art 
ob,  bedarf  zur  Erfüllung  ihres  Zweckes 
mehr  oder  minder  viel  Wärme.  Damit 
das  am  Tage  aufgesogene  Sonnenlicht 
den  Fortptlanzungsorganen  in  der  Nacht 
nicht  verloren  geht,  so  schliessen 
manche  Blumen  Nachts  ihre  Blumen- 
krone. Andere  Blumen  nehmen  die 
sogenannteSchlafstellungein.das  heisst, 
das  Antlitz  der  Blume  neigt  sich  der 
Erde  zu.  Wieder  bei  andern  Pflanzen 
sehen  wir  die  Blumen  des  Nachts  durch 
darüber  gelegte  Blätter  geschützt,  wie 
wir  es  z.  B.  so  schön  bei  der  Sonnen- 
blume beobachten  können.  Durch  all 
diese  Vorrichtungen  wird  ein  über- 
mässiger Wärmeverlust  verhindert. 
Wir  haben  es  hier  also  unstreitig  mit 
Schutzmitteln  gegen  die  Kälte  zu  thun, 
wenngleich  auch  dieser  Schutz  nicht 
immer  der  alleinige  Zweck  der 
Schlafstellung  ist.  Wie  die  Natur  oft 
dasselbe  Ziel  auf  verschiedene  Wege 
erreicht,  so  erfüllt  sie  gelegentlich  auch 
mit  einem  Mittel  verschiedene  Zwecke. 

Wie  die  Blumenblätter  sich  schützend 
um  Staubgefäss  und  Stengel  legen,  so 
hüllen  bei  manchen  Sämlingen  die 
Keimblätter  den  jungen  Spross  während 
der  kühlen  Nacht  ein.  Ein  sehr  gutes 
Beispiel  dieser  Art  liefern  uns  Gurken- 
und  Kürbissämlinge. 


(564 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


Auch  die  Blätter,  die  Ernährer  der 
Pflanze,  benutzen  die  Schlafstellung 
nicht  selten  als  wirksamen  Schutz 
gegen  die  Kälte.  Ein  mit  der  Breit- 
seite dem  Xachthimmel  horizontal- 
zugekehrtes Blatt  ist  gegen  die  Aus- 
strahlung nicht  so  geschützt,  wie  das 
Blatt  in  vertikaler  Stellung.  Daher 
gehen  denn  auch  die  Blätter  mancher 
Pflanzen  während  der  Nacht  in  die 
Schlafstellung  über;  namentlich  ist  dies 
bei  Pflanzen  mit  gefiederten  oder  ge- 
fingerten Blättern  der  Fall. 

Selbst  darin  können  wir  schon  einen 
Schutz  gegen  die  Kälte  erblicken,  dass 
junge  Sprosse  im  Frühjahr  sich  in  der 
Yertikalrichtung  entwickeln,  wofür  uns 
die  Kirsche  ein  eklatantes  Beispiel 
liefert. 

Doch  nicht  nur  in  ihren  einzelnen 
Organen  weiss  sich  die  Pflanze  gegen 
Wärmeverlust  zu  schützen,  sondern  das 
ganze  Individuum  streckt  sich  manch- 
mal —  in  des  Wortes  vollster  Be- 
deutung --  nach  der  Decke.  Da  sind 
z.  B.  die  Legföhren  der  Hochalpen, 
welche  ihren  Stamm  in  mehr  oder 
minder  ausgeprägt  wagerechter  Rich- 
tung nahe  über  dem  Erdboden  hin- 
strecken, weil  der  winterliche  Schnee 
eine  willkommene  Decke  ist,  durch 
welche  sich  die  Pflanze  wirksam  gegen 
das  Erfrieren  schützt.  Die  einzeln  auf- 
strebenden Zweige  dieser  Föhre  sind 
so  biegsam,  dass  sie  sich  unter  einem 
hereinbrechenden  Schneesturm  eben- 
falls gegen  den  Erdboden  drücken 
lassen,  um  unter  dem  Schnee  den  ge- 
suchten Schutz  zu  finden. 

Einen  vielfachen  Schutz  erzielt  die 
Natur  mit  dem  Laubfall  der  Blätter. 
Erst  schützt  sich  die  Laub  abwerfende 
Pflanze  durch  das  Abwerfen  der  Blätter 
an  und  für  sich.  Mit  dem  abgefallenen 
Laub  deckt  sich  die  Pflanze  ihren 
Wurzelstock  und  endlich  wird  auch 
andern  kleinern  Pflanzen  noch  ein 
Schutz  durch  das  abgeworfene  Laub 
in  freigiebiger  Weise  gewährt. 

fn  dem  Wasserentzug,  den  die  meisten 


Pflanzen  im  Herbste  vornehmen, 
schützen  diese  ihre  oberirdischen  Teile 
in  nicht  minder  wirksamer  Art.  Dies 
wird  uns  durch  den  Umstand  bewiesen, 
dass  z.  B.  empfindlichere  Sträucher  im 
Freien  stets  nach  einem  nassen  Herbste, 
wo  das  Holz  nicht  ,, ausreifen'1  konnte. 
wie  wir  Gärtner  sagen,  am  meisten 
zurückfrieren.  Ist  dagegen  der  Herbst 
trocken  und  warm,  sodass  das  Holz 
gehörig  ausreift,  d.  h.  dass  die  Pflanze 
den  erforderlichen  Wasserentzug  vor- 
nehmen kann,  so  schadet  der  Frost 
weniger. 

Zum  Schlüsse  sei  hier  noch  auf  eine 
Gruppe  von  Pflanzen  verwiesen,  die 
einen  strategischen  Rückzug  vor  der 
Kälte  antreten,  und  sich  dadurch  vor 
dem  sichern  Untergang  schützen.  Wie 
unsere  Laubhölzer  die  Blätter  abwerfen, 
so  werfen  andere  Pflanzen,  als  Stauden, 
Zwiebel-  und  Knollengewächse  die 
sämtlichen  oberirdischen  Organe  ab 
und  ziehen  sich  mit  dem  Reste  ihrer 
Herrlichkeit  in  den  schirmenden  Schoss 
der  Erde  zurück,  oder  sie  gehen,  wie 
einige  Wasserpflanzen,  im  Schlamm  des 
Teiches  vor  Anker,  wo  sie  der  Frost 
nicht  erreicht.  Derartiges  Anpassungs- 
vermögen ist  doch  ebenfalls  mit  Recht 
zu  den  Schutzmitteln  der  Pflanzen  gegen 
Kälte  zu  zählen.  Holm. 

Teilnahme    der    Lehrerinnen     an     Obst-      und 
Gartenbau-Kursen. 

Auf  eine  Petition  des  Vereins  für 
Obst-  und  Gartenbau  in  Berlin  an  das 
Kultusministerium  wegen  Teilnahme 
der  Lehrerinnen  an  Kursen  über  Obst- 
und  Gartenbau  ist  dem  Verein  eine 
zusagende  Antwort  geworden.  Der 
Minister  steht  der  Angelegenheit  wohl- 
wollend gegenüber.  Die  Lehrerinnen, 
die  an  einem  Kursus  über  Obst-  und 
Gartenbau  in  der  Gartenbauschule  des 
Frl.  Dr.  Castner  in  Marienfelde  teil- 
nehmen wollen,  sollen  dieselbe  Unter- 
stützung von  der  Regierung  erhalten 
wie  die  Lehrer,  die  einen  Kursus  zu 
ihrer   weiteren  Ausbildung  besuchen. 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


Berlin.  Grosse  deutsche  Winter- 
blumen-Ausstellung, 22.  bis  28.  Februar 
1900.     Das  schöne  Lokal,  der  Luisen- 


hof, Dresdenerstrasse  34/35.  gleicht 
einem  Theater  mit  3  Rängen,  aber 
ohne  Bühne.     Die    Anmeldungen    sind 


Personal-Nachrichten. 


Ö63 


bereits  sehr  bedeutende.  Das  endgültige 
Programm,  das  Medaillen  und  Geld- 
preise im  Gesamtbetrage  von  nicht 
weniger  als  20000  Mark  aussetzt, 
ist  vom  Verein  zur  Beförderung 
des  Gartenbaues,  Invalidenstrasse  43, 
zu  erhalten.  Seine  Majestät  der  Kaiser 
haben  die  grosse  goldene  Staats- 
medaille, der  Herr  Minister  für  Land- 
wirtschaft, Domänen  und  Forsten  12 
grosse  silberne,  24  kleine  silberne  und 
24  bronzene  Staatsmedaillen  bewilligt. 

Pankow  -  Schönhausen.  Allge- 
meine Gartenbau  -  Ausstellung  des 
Pankow  -  Schönhausener     Gartenbau- 


vereins, 19.  —  24.  Mai  1900,  im 
Restaurant  Linder,  Breitestr.  34.  An- 
fragen sind  zu  richten  an  W.  Kretsch- 
mann,  Handelsgärtner  in  Pankow- 
Berlin. 


Dresden.  Grosse  deutsche  Garten- 
bau-Ausstellung Frühjahr  1900.  Die 
Pflanzen-Gruppen  sollen  eine  freiere 
Aufstellung  erhalten  und  dadurch  ein 
möglichst.  landschattlicherCharakter  des 
Ganzen  angestrebt  werden.  Programme 
beim    Ausschussamt    der    Ausstellung. 

Paris.  Internationaler  gärtnerischer 
Kongress,  25.  und  26.  Mai   1900. 


Personal-Nachrichten. 


Das  langjährige,  stets  so  eifrige 
Mitglied  des  Vereins  zur  Beförderung 
des  Gartenbaues,  Wirtschaftsinspektor 
Dressler  in  Dalldorf,  Vorsitzender  des 
Gemüseausschusses,  f  nach  längerem 
Leiden  am  6.  Dezember  im  60.  Lebens- 
jahre und  wurde  unter  ausserordentlich 
zahlreicher  Beteiligung  am  10.  Dezember 
zur  letzten  Ruhe  bestattet. 


Der  stellvertretende  Amtsvorsteher 
Martin  Hoff  mann  in  Treptow  feierte 
am  5.  Dezember  mit  seiner  Gemahlin, 
einer  Tochter  des  verstorbenen  grossen 
Coniferenliebhabers  Hofbuchdrucker 
Hähnel  in  Magdeburg,  seine  silberne 
Hochzeit.  Auch  die  84  jährige  Frau 
Oekonomierat  Hoffmann,  die  Mutter 
des  Herrn  Hoffmann,  eine  geborene 
Bouche,  nahm  nebst  vielen  Verwandten 
und  Freunden  an  der  Feier  teil.  Die 
Ausschüsse  für  Blumen-  und  Gemüse- 
zucht, vertreten  durch  die  Herren 
Brandt,  Grass  I,  Schwarzburg  und 
Wittmack,  überreichten  Herrn  Hoff- 
mann als  Mitglied  des  Blumen- 
ausschusses eine  geschmackvolle 
Adresse. 

Der  Kgl.  Gartenbaudirektor  Stadt- 
rat a.  D.  Otto  Lämmerhirt  in  Dresden, 
Geschäftsführer  des  Landes -Obstbau-  | 
Vereins  für  das  Königreich  Sachsen. 
der  sich  u.  a.  um  dessen  Jubiläums- 
ausstellung im  Oktober  dieses  Jahres 
so   viele  Verdienste   erworben,  f  nach 


schweren  Leiden  am  29.  November  im 
64.  Lebensjahre. 

Markus  Kehraus,  Obergärtner  der 
Villa  Braunschweig  in  Wien-Hietzing, 
wurde  als  Obergärtner  Sr.  königl. 
Hoheit  Don  Alfonso,  Infant  von  Spanien, 
auf  Schloss  Ebenzweier  (Ober-Oester- 
reich)  angestellt. 

Aug.  Lenz,  Handelsgärtnerin  Xeuen- 
dorf,  wurde  der  königl.  preussische 
Kronen-Orden  IV.  Klasse  verliehen. 


Karl  Riedel.  Herrschaftsgärtner  in 
Grunwitz.  erhielt  das  preussische  All- 
gemeine Ehrenzeichen. 


R.  Schwab,  bisher  Reviergehülfe 
im  königl.  botanischen  Garten  zu  Berlin, 
geht  am  30.  November  als  Leiter  der 
Plantage  Schwaben  nach  Kap  Palmas 
(Liberia-  Westafrika). 


Philipp  Siesmayer,  Mitinhaber 
der  Firma  Gebrüder  Siesmayer  in 
Bockenheim  -  Frankfurt  a.  M.,  erhielt 
den  russischen  St.  Annen-Orden  3.  Kl. 


X.  Löscher,  fürstlich  Reussischer 
Hof-Garteninspektor  in  Ebersdorf,  trat 
in    den  Ruhestand. 

Richard  Bölcke,  Handelsgärtner 
in  Rathenow,  starb  am  3.  Oktober. 


666 


An  die  verehrlichen  Leser  der  Gartennora.  —  Tagesordnung. 


Paul  Kapitz,  bisher  Obergärtner 
im  Stadtgarten  zu  Augsburg,  wurde  in 
gleicher  Eigenschaft  für  den  Park  und 
das  Parterre  im  Palmengarten  zu 
Leipzig  angestellt. 

An  seine  Stelle  trat  E.  Helfer,  bis- 
her in  der  fürstlich  Thurn  und  Taxis- 
schen  Hofgärtnerei  in  Regensburg  thätig, 
als  Obergärtner  des  Stadtgartens  zu 
Augsburg. 


Wilhelm  Lange,  Kunstgärtner  in 
Weidenvorwerk,  und 

Samuel  David,  Obergärtner  in 
Gross-Steinort,  wurde  das  preussische 
Allgemeine  Ehrenzeichen  verliehen. 


A.  Schrandebach  wurde  als  Ober- 
gärtner der  Baumschulen  von  E. Hergers 
Nachfolger  in  Köstritz  angestellt. 


An  die  verehrlichen  Leser  der  Gartenflora. 

achdem  der  Verein  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  in  den  preussischen 
Staaten  sechs  Jahre  lang  die  Gartenflora  im  eigenen  Verlage  heraus- 
gegeben, hat  er  sich  entschlossen,  dem  Antrage  der  Verlagsbuchhandlung 
Gebrüder  Borntraeger  (Inhaber  Dr.  Thost  in  Berlin)  entsprechend,  dieser 
Firma  vom  1.  Januar  1900  ab  die  Gartenflora  in  Verlag  zu  geben. 

Im  Übrigen  bleibt  die  Gartenflora  unverändert.  Redaktion  und  Verlag 
werden  bemüht  sein,  sie  nach  besten  Kräften  auszugestalten,  dabei  aber  die 
alte  Tendenz,  welche  die  bis  jetzt  erschienenen  48  Bände  beherrschte,  Praxis 
mit  Wissenschaft  zu  verbinden,  auch  ferner  wahren. 

Der  Umstand,  dass  die  Firma  Gebrüder  Borntraeger  u.  a.  auch  die  »Berichte 
der  Deutschen  botanischen  Gesellschaft«,  die  »Verhandlungen  des  botanischen 
Vereins  der  Provinz  Brandenburg«,  die  »Gartenkunst«,  Zeitschrift  des  Vereins 
Deutscher  Gartenkünstler,  verlegt,  dürfte  eine  Gewähr  dafür  sein,  dass  nur  Ge- 
diegenes von  ihr  geboten  wird. 

Unsere  Leser  bitten  wir  daher,  der  alten  Gartenflora  auch  im  neuen 
Verlage  ihr  Wohlwollen  zu  erhalten  und  neue  Freunde  für  sie  zu  werben. 
Für  Mitteilung  von  Adressen,  denen  eine  Probenummer  erwünscht  sein  könnte, 
ist  die  unterzeichnete  Verlagsbuchhandlung  jederzeit  dankbar. 

Ganz  besonders  aber  ergeht  an  die  Männer  der  Wissenschaft,  an  die  Vor- 
steher der  botanischen  Gärten  und  sonstiger  wissenschaftlicher  Institute,  nicht 
minder  herzlich  an  die  Männer  der  Praxis  die  Bitte,  die  Gartenflora  fleissig 
mit  Beiträgen  beehren  zu  wollen.     Auch  die  kleinste  Mitteilung  ist  willkommen. 

Auf  Wunsch  werden  den  Herren  Mitarbeitern  bis  50  Sonderabzüge 
unentgeltlich  geliefert,  eine  grössere  Anzahl  zu  tarifmässieren  Preisen. 


Die  Redaktion. 

L.  Wittmack, 

Berlin  N.,  Invalidenstr.  42. 


Die  Verlagsbuchhandlung. 

Gebrüder  Borntraeger, 
Berlin  SW.,  Schöneheraerstr.    17a. 


Tagesordnung 


für  die 

866.  Versammlung  des  Vereins  z.  Beförderung  d.  Gartenbaues  i.  d.  pr.  Staaten 

am  Donnerstag,  den  28.  Dezember  1899,  6  Uhr, 

im  Grossen  Hörsaal   der  Königl.   landwirtschaftlichen    Hochschule,   Invalidenstr.  42. 
1.  Ausgestellte     Gegenstände.     2.    Vortrag    des    Herrn    Kgl.    Obergärtner    Habermann: 
Die  Gärten  an  der    Riviera.     3.  Antrag  des    Herrn    Cordel    betr.  Dilettanten-Konzert  und  Tanz 
am    11.  Januar   1900.     4.  Verschiedenes. 


INHALT. 


I.  Abbildungen. 


a)  Tafeln. 

(Die  Zahlen  bedeuten  die  Nummer  der  Tafel.) 

Acalypha  hispida  1465. 
Ampelopsis  Graebneri  1462. 
Billbergia  hybrida  ultrajectensis  1468. 
Bougainvillea  glabra  var.    Sanderiana   1463. 
Cattleya  Trianae  „HofgärtnerWundel"  1458. 
Corylopsis  paucirlora   1467. 
Diervilla  Wagneri  Kusnezow   1461. 
Gustavs  Dauerapfel   1466. 
Lissochilus  Graefii  Kränzlin   1460. 
Magnolia  Watsoni  J.  D.  Hook.  1459. 
Rhynchantus  Bluthianus  Wittmack   1464. 
Zephyranthes  Ajax.   1469. 


b)  Abbildungen  im  Text. 

(Die    Zahlen    bedeuten    die    Seite.) 

Abutilan  Thompsoni  433. 

Aepfel,    Goldparmänen    bespritzt   und    un- 

bespritzt   3. 
Aluminium-Etiquetten  von  Knoll  106. 
Akebia  quinata  290,  291. 
Amaryllis     hybrida     grandiflora     268,    269. 

von  Thalacker  268,  6o3. 

Bazardekoration,    Theetisch    im   Stolberg- 

schen  Palais  545. 
Begonia  hybrida  gigantea  Mammut  79,  mar- 

morata  80,  mit  gelber  Mitte  81. 
Blohm,    L.    F.,    Hamburg-Horn,    Obsthaus 

i5,   16,  Villa   18,  Weinhaus  i3. 
Buddleya  variabilis  469. 

Celosia  cristata  nana  alba  i5g,  pyramidalis 

monstrosa   io5. 
Champignonbrut,  Entwickelung  11. 
Clinopodium  argenteum  io5. 
Cyclamen  persicum  Papilio  644. 

Dahlie  ,, Königin  der  Weissen"  181. 
Dendrobium  Falkoneri  520. 
Dioon  edule  i5y,  var.  lanuginosum  i5^,  1 55. 
Düren,  Ausstellung,  Gesamtansicht  573. 


Eiben,  alte,  im  Herrenhausgarten  238,  239. 
Eiche   im  Luisium    bei    Dessau,    unbelaubt 

97,  belaubt  98,  im  Tiergarten  bei  Dessau, 

im  belaubt  99,  belaubt  loo. 
Epilobium      hirsutum      var.     adenocaulum 

Hausknecht  io5. 
Eremurus       robustus       var.       Ehvesiamus 

Leichtlin  128,  129. 

(«alanthus  cilicicus  Baker  228,  Ehvesii 
225,  229,  latifolius  229,  nivalis  232. 

Gärtner- Lehranstalt,  Kgl.,  Gewächshaus- 
Anlage  387,  Hauptgebäude  382,  Stauden- 
garten 383. 

Gazania  montana  Sprenger  584. 

Gestell  zum  Sterilisieren  249. 

Gloxinia  hybrida  grandiflora  „Coquette"  8a 

Gurke,  persische  Trauben-  104. 

Haeckel,  Kunstformen  der  Natur,  Ab- 
bildung eines  Kalkschwammes  211. 

„Haus  im  Busch"  33o,  33 1. 

Helianthus  cueumerifolius  grandiflorus 
,,Excelsior"öo8,„flore  pleno"  609, ,, Riesen- 
stern" 608,  „Stella"  610,  „Strahlensonne" 
609. 

Henkel  f  63o. 

Heterospermum  Xanthii   i35. 

Hochschule,  Kgl.  Landwirtschaft!.,  Berlin, 
Pflanzenschmuck  am  Geburtstag  S.  Maj. 
des  Kaisers  45. 

Kitaibelia  vitifolia  433. 
Knuth  f  628. 

Lagenaria  vulgaris  longissima  159. 
Kenne,  General  Hofgarten-Direktör  379. 
Limabohne  San  Guiseppe   \5g. 
Luffa  acutangula   i36. 
Lupinus  arboreus  Sims  296. 

^Iuskauer  Schloss  4o3. 

Xepenthes  Kanne  als  natürliche  Blumen- 
vase 8. 

Oenothera  Johnsoni  Parry  1 35,  odorata  160. 


■668 


Sachverzeichnis. 


l*ellionia  Daveauana,  neue  Kanonier- 
pflanze 55 1. 

Petersburger  Ausstellung,  Blick  vom  Kaiser- 
pavillon in  den  hinteren  Saal  353,  Gesamt- 
Ansicht  des  Taurischen  Palais  von  der 
Schpalernaja  Strasse  aus  gesehen  347, 
Der  Mittelsaal  im  Taurischen  Palais  35j. 

Petunia  hybrida  „Adonis"  81. 

Salpiglossis  variabilis  superbissima  79. 
Sauiomatum  venosum  (xAxum  cornutum)  67 
Schultz,  G.  A.  i52. 

Schwetzingen  (Baden),  ältester  Plan  der 
Gärten  6. 


Sonnenblumen.  Anbau  im  Grossen  571. 
Spindlers  Villa,  Pavillon  im  Park  zu  Gross- 
Tabarz  5 16. 

Teil    eines    Querschnittes    und   der  Wand 

eines  Kalkschwammes  211. 
Trauerfichte  bei  Cadinen  618. 
Trauerrichte      von      Barbier     &     Co.      im 

Beuvronne  6i9. 

Vanilla  aromatica  490. 
Weizenschifl'  aus  Palästina   174. 


2.  Sachverzeichnis. 


Acalvpha  Chantrieri  411,  hispida  262,  425. 
Acer  monspessulanum  Biedermanni  410. 
Aelteste  der  Kaufmannschaft,   Bericht    444, 

449- 

AepteL  und  Birnen,  chemische  Zusammen- 
setzung 240,  Neuheiten  von  Späth  658, 

Agaven,  Krankheit  252. 

Adenium  obesum  484. 

Ageratum  Biue  Perfection  9. 

Akazie  53o. 

Akebia  quinata  Decaisne,  Früchte  von  288. 

Allgemeiner  Deutscher  Gärtnerverein  i63, 
3 10,  446. 

Althoff,  Ordensauszeichnung  87. 

Aluminium-Etiketten  von  Knoil   106. 

Amarantus  quadricolor  10. 

Amaryllis  270. 

Amaryllis  von  Thalacker  270,  604. 

Ambronn,  ausserordentlicher  Professor  in 
Jena  61 5. 

Amelungs  H.,  Berliner  Netzmelone  427. 

Amerika,  ausserordentliche  Kälte  83. 

Amerikanisches  Obst,  Erleichterung  im 
Verkehr  i65. 

Ampelopsis  Graebneri  (Bolle)  257,  470. 

Apfel,  gefülltblühender  363,  einige,  für  jeden 
Boden  passend  363. 

Antirrhinum  majus  grandiflorum   10. 

Antwerpen,  Internationale  Gartenbau-Aus- 
stellung 3i,  85,  110,   142,  166,  197. 

Apfel.  Bismarck-   147. 

Aepfel  von  Heydt  5g5. 

Apfel  Peasgood  Non  Such  598. 

Apfelblütenstecher,  Bekämpfung  21 5. 

Artischocken,  Anweisung  zur  Kultur  527, 
von  Beuster  482. 

Arum  pala^stinum,  syn.  sanctum   112. 

Aruncus  Silvester  260. 

Arundinaria  nobilis  332. 

Ascherson,  Ordensauszeiehnung  592. 

Aspidiotus  ostreaeformis  62. 

Aster,  Straussenfeder-,  weiss  10,  Triumph-, 
weiss  9. 

Atriplex  semibaccatum  72. 

Ausbildung  in  der  Landwirtschaft  3 10. 


Ausflug   nach   der  Kolonie  Grunewald  417. 

Ausstellungen  und  Kongresse  3o,  54,  85, 
109.  142,  166,  196,  219,  255,  277,  335,  35i, 
35g,  391,  422,  447.  479,  5oi,  535,  559, 
589,    61 5,  664. 

Bahn's  Chrysanthemum  indicum  5g5. 

Bahr  f  200. 

Barth  f  592. 

Baker,  S.  G.,  in  den  Ruhestand  87. 

Balsamine,  verbesserte  Camellien,  reinweiss 

(alba  perfecta)   10. 
Bann,  Forschungsreise  nach  Afrika  335. 
Baumschule  der  Firma  A.  Rathke  u.  Sohn 

in  Praust  bei  Danzig  58o. 
Bazar,  Dekoration   544. 
Beermann,  C,  5ojähriges  Geschäftsjubiläum 

'224-. 
Begonia  hvbrida  gigantea  Mammut  80,  mit 

gelber  Mitte   81,   marmorata   80,   ,, Louise 

de     Vriest!      1 34-,     semperflorens     „Anna 

Regina"  644,  hvbrida  flore  pleno  64b. 
Beithner,  Gartendirector  336. 
Bei  wem    soll    ein    junger  Gärtner    in    die 

Lehretreten?  73. 
Bekämpfung  der  Blutläuse,  ein  Beitrag  471, 

der  Schädlinge  des  Gemüsebaues  110. 
Beobachtungen  über  die  Eibe  334. 
Berberis-Arten,    anatomische  Merkmale   19, 

39,  68. 
Bergmann,  F.,  f  5o4. 
Berichtigungen  32,    37,    200,  256,  280,  424. 

487,  536,  553,  61 3. 
Berlese,    Professor    am     Kgl.    Lyceum     in 

Camerino  61 5. 
Berliner  Kunst  Ausstellung,  Neuerungen  214. 
Berlin,  Kunst- und  Handelsgärtnerei  444,  449, 

Unterricht  in  der  städtischen  Fachschule 

422. 
Beschädigungen  an  Pflanzen   durch  Rauch 

41  5,  an  den  Statuen  in  der  Siegesallee  61 1. 
Besichtigung  des  Luisenhofes  616. 
Bestimmung  der  Himmelsgegend  53. 
Biebrich,  Rosen-Ausstellung  255,  3 12. 
Bierwitz,  Karl,  allg.  Ehrenzeichen  87, 


Sachverzeichnis. 


669 


Billbergia  hybrida  ultrajeetensis  Wittm.  593, 
leodiensis  H.  L.  B.  37,  nutans  als  Zimmer 
und  Marktpflanze  190,  rhodoeyanea  65o. 

Binderei,  Preisausschreiben   i63. 

Rindereien,  stylvolle   193. 

Birne  Conference  5q8,  Sanguinole  398. 

Birnsorten,  neue  188. 

Bissmann.  Otto,  Obstbau  Inspektor  87. 

Bitte  betr.  Musaceae  200. 

Blattpflanzen  von  Körper  340,  vonHeydt65o. 

Blohm,    L.  F.,   Garten    in    Hörn    bei    Ham- 
burg  1  2. 

Blumensamen,       Neu      eingeführte,       von 
Dammann  u.  Co    104,   i35. 

Blumenbinders,  Kunst  des   14.1. 

Blumenhalle  in  der  Markthalle  II  zu  Berlin. 
Erweiterung  333. 

Blumenparterre  Album  335. 

Blytt,  Professor,  Axel,  v  3i. 

Bocconia  cordata   1 38. 

Bode,  Obst-  u.  Gartenbaulehrer  in  Sachsen- 
Altenburg  448. 

Bolle:,  Aepfel  260. 

Bolcke,  R.  665. 

Borntraeger's  Vertragsentwurf  43o. 

Botanischer  Garten,  Kgl.,  Farne  427. 

Botanischer  Garten,  im  neuen  496. 

Bot.  Garten  und   Museum  zu  Berlin,  Kgl., 
Notizblatt  254. 

Böttcher,  in  Vorschlag  als  städtischer  Ober- 
gärtner an  Stelle  von  Weiss  592. 

Bougainvillea  glabra    Choisy    var.  Sanderi- 
ana  313. 

Brefeld,     korrespondierendes   Mitglied    der 
Akademie  der  Wissenschaften   144. 

Breslau,     Jahresbericht    des    Schlesischen 
Zentral- Vereins  420 

Brix  f  223. 

Br'üders.ObstbaulehreanderObst-undWein- 
bauschule  in  Marburg  an  derDrau  336,  447. 

Buche,  3oo  Jahre  alt  i3g. 

Budapest,  ungarische  Landesausstellung  5oi. 

Buddleya  variabilis  Hemsley  469. 

Buschobst,  Vortrag  von  Töbelmann  317. 

Busse,  Kreisgärtner  in  Genthin    117. 

Büttners  Dank  4^4. 

Caladium  456,  498. 

Callichroa  platyglossa  70. 

Camassia  esculenta  249. 

Campanula    persieifolia    alba    var.    „Back- 

house"  10. 
Canna  von  Dressler    $4. 
Catalogus  plantarum  Phanerogamarumquae 

in  HortoBotanico  Bogariensi  coluntur  254. 
Cattleya  Trianae  ..Hofgärtner  Wundel"  33. 
Cattleyenwespe  sog.  C. -Fliege  652. 
Ceanothus  integerrimus  493. 
Celosia  cristata  nana  alba   159,  ., Rubin"  104, 

pyramidalis  monstrosa   104. 
Centaurea  imperialis  (Hort.  Herb.)  22,  alba 

22,    lilacina  23,   Alariae  (Hort.  Herb.)  23. 
Champignonbrut  und  Sporen  o3,   1 38. 
Champignonsporen,  Beitrag  zur  Keimung  1 1 . 
Champignonzucht,  Gegenwart  u.  Zukunft  99. 
Chloris  polystaehya  70. 


Clivia  miniata  65o. 

Crysanthemumfest  in  Stuttgart  24. 
Chrysanthemum  indicum  von  Heyneck  53g, 

von  Bahn  595,    indicum  Madame  Gustav 

Henry  583,    inoclorum    plenissimum   273. 

maximum  „Triumph"  42,  überall  632. 
Cienkowskia  Kirkii  Hook  470. 
Cirsium  Velenowskyi  70. 
Clematis  graveolensis  25o,  Ville  de  Lyon  332. 
Giemen,  Obergärtner  in  Treptow  592. 
Clinopodium  argenteum   io5. 
Clianthus    Dampieri    272,    Veredelung    auf 

Colutea  arborescens  271. 
Coleus,  neue  „Frau  Malwine  Mauthner"  646. 
Cdllinsia   bieoior  rosea   io3. 
Coniferen-Pflege  474. 
Cornell  L'niversity  agricultural  Experiment 

Station  5o2. 
Cornus  Purpusi  und  C.-Hessei  338. 
Correns,     ausserordentlicher    Professor    in 

Tübingen  61  3. 
Corylopsis  paucillora  537. 
Cosmea  hipinnata  alba  70. 
Crocus-Arten,  frühblühende  234. 
Cyclamen,     Einfüttern     in    Sägespäne     27, 

Papilio   134,  65 1,  Herzbergs  65o. 
Cynoglossum  furcatum  42.    linifolium  274. 
Cyperaceae  et  Gramineae  ig5. 

I>ahlia  hybrida  „Excelsioru  610,  variabilis 
multiflora  „Etoile  de  feu"  43,  variabilis 
„Feuerkönigu6io,variabüis,,  Goldelse"  t">  10. 

Dahlie   ,. Königin  der  Weissen"  180,    Edel 
oder  Kaktus,  Musterform  294. 

Dahlien,  Cactus-,  neue  von  Thomas  S.  Ware, 
Ltd.  5o,   Progenitor  484,    englische  Neu 
liehen  von  Reid  641,  655,  von  Kohlmanns 
lehner    484,     neueste    und    neuere     von 
Kohlmannslehner  5 16,  Veredelung  neuer 
auf  Knollen  älterer  Georginensorten  261. 

Dahlien  -  Ausstellung  in  Leipzig,  zweite, 
Programm  479,  33 1,  591. 

Dahlien-Gesellschaft,  deutsche,  Geschäfts- 
bericht 55,  197,  276,  4i<),  Ausstellung 
53 1,  591. 

Dammann  &  Cie.,  Neuheiten  104,  i35, 
Aeltere  empfehlenswerte  Pflanzen   i5g 

Dankschreiben  des  Kuratoriums  der  Kgl. 
Gärtner  -  Lehranstalt  für  das  vom  Verein 
gestiftete  Stipendium  333. 

Datura  Wrighti    meteloides)  70. 

David,  S.  666. 

Dekoration     zum      5oj"ährigen     Geschäfts 
Jubiläum      der      Firma      C.     Reermann, 
Berlin  233,     in    der   landwirtschaftlichen 
Hochschule  45. 

Dekorationsausschuss  652. 

Delbrück,  etatsmässiger  Professor  der  Kgl. 
landwirtschaftlichen  Hochschule  423. 

Dellschau,  Otto  f  144. 

Demmler,  90.  Geb.   111,  144. 

Dendrobium  capillipes  495,  Falkoneri 
Hook.  519. 

Dendrologische  Gesellschaft,  Mitteilungen 
142.  Deutsche,  Programm  für  die  Jahres- 
versammlung 3qi. 


Ö70 


Sachverzeichnis. 


Denkmal  der  Königin  Luise   188. 

Denner,  Gartenvorsteher  in  Gross- Neu- 
hausen 448. 

Deutschlands  Produktion  und  Handel  in 
Gras-  und  Kleesamen  421. 

Dianthus  laciniatus  rubro  striatus   io5. 

Diaspis  fallax  5q,  63. 

Diering,  Johannes  f  87. 

Diervilla  Wagneri  Kusnezow  201,  (Weigela) 
Eva  Rathke  415. 

Dietzel  La  France-Rosen  596,  Chry- 
santhemum-Ausstellung 633. 

Dioon  edule  i53,  var.  lanuginosum  Witt- 
mack  1 53,  spinulosum  1 58. 

Disraeli  und  die  Primel  363. 

Dochnahl,  F.  J.,  80.  Geburtstag  167. 

Dortmund,    Gartenbauausstellung    3 12,  5oi. 

Drescher,  25.  Geschäftsjubiläum  200. 

Dresden,  allgemeine  deutsche  Obst -Aus- 
stellung des  deutschen  Pomologen- 
vereins  5oi,  Verteilung  der  hauptsächlich  - 
sten  Preise  579,  Eröffnung  5qi,  Frühjahrs- 
ausstellung der  Feronia  85,  166,  Gartenbau- 
Gesellschaft  Flora  614,  Grosse  deutsche 
Gartenbau- Ausstellung  1900  447,  559, 
Jahresversammlung  der  deutschen  dendro- 
logischen  Gesellschaft  335,  Jubiläums- 
Ausstellung  85,  109,  142,  166,  3i2,  5", 
638,  653,  Mitteilungen  über  die  Jubiläums- 
Ausstellung  des  Landesobstbauvereins  des 
Königreichs  Sachsen  52i,  Obstausstellung 
der  Westpreussischen  Landwirtschafts- 
kammer 472,  Obstausstellung,  Bericht  599, 
Versammlung  deutscher  Pomologen  und 
Obstzüchter  und  Generalversammlung 
des  Deutschen  Pomologen-Vereins  600,  634. 

Dressler  f  ^5~. 

Drosseln  und  Eichkätzchen  364. 

Drude,  Geh.  Hofrat  280. 

Düngungsversuche,  Mitteilungen  i65,  bei 
Gemüsearten  (Salat,  Kohlrüben  und 
Kohlrabi)  563. 

Durchwachsung  der  Blüten  bei  Lilium 
candidum  428. 

Düren,  Grosse  allg.  Gartenbau-  Ausstellung 
479,  5oi,  572. 

Dyer,  Esqu.,  Kommandeur  des  hohen 
Ordens  v.  St.  Michael  und  St.  George  56. 

Echtermever,  Kgl.  Gartenbaudirektor    392. 

Eck,  5ojähriges  Fachjubiläum  256. 

Edelreiser,    beste   Zeit    zum  Schneiden  52. 

Egger,  Dankschreiben  der  Kaiserin  5i. 

Eiben,  alte  236,  in  der  Mark  533,  im 
Herrenhausgarten  3o6.  363,  alte  in  der 
Schweiz  363,  alte  in  Wien  499,  584. 

Eierfrucht,  grüne  Campania  io3,  lange 
Hörn-  io3,  runde  Riesenbirne  von 
Guadeloupe  io3,  Tricolore   104. 

Eilers,  H.  F.,  silberne  Hochzeit  3 1,  Ordens- 
auszeichnung 648. 

Einfuhr  nach  Bulgarien  27. 

Eingesandte    Preisverzeichnisse    3i,  55,  86, 

III,    143,     167,    iqq,    222,255,    368,422,502, 

536,  56o,  591,  647; 
Eiserapfel  v.  Dressler  427. 


Engler,  Ehrenmitglied  der  bayerischen 
Gartenbaugesellschaft  111,  Ehrenmitglied 
der  Kaiserl.  russischen  Gartenbau- Ge- 
sellschaft 335. 

Englische  Gärten  2o5. 

Englische  Sommer-Levkoye  1 35. 

Entwürfe,  preisgekrönte  52. 

Epilobium  hirsutum  var.  adenocaulum 
(Hausknecht)   io5,  obcordatum  495. 

Erdbeerfreund  61 3. 

Erdbeeren,  neue  Sorten  555. 

Etat  für  1899  2Ö3. 

Ethulia  conyzoides  42 

Etiketten  von  Aluminium   147. 

Eremurus  Elwesianus,  Berichtigung  160, 
robustus    var.  Elwesianus    Leichtlin    127. 

Erfrieren  der  Pflanzen  191. 

Erfurt,  städt.  Gartendirektor  224. 

Erigeron  aurantiacum  84. 

Eröffnung  des  Palmengartens  in  Leipzig 
275. 

Ennicke,  Reise  nach  Kamerun  200. 

Eupatorium  altissimus  L.  io5,  serotinum 
Mich.   io5. 

Fachschule,  städtische  in  Berlin,  Lnter- 
richt  422.  533. 

Farne  aus  dem  kgl.  botanischen  Garten 
427. 

Fäulnis  des  Fruchtfleisches  verursachende 
Pilze  247. 

Fehringer,  Ordensauszeichnung  335. 

Feldmessunterricht  224. 

Festschrift  zur  Erinnerung  an  das  75  jährige 
Bestehen  der  Kgl.  Gärtner  Lehranstalt 
zu  Wildpark  378. 

Feijoa  Sellowiana  Berg  22. 

Finteiniann,  Axel,  Korrespondierendes  Mit- 
glied der  bayrischen  Gartenbauges.  111, 
Berichtigung  37,  Kuratoriumsmitglied  652. 

Flora  des  nordostdeutschen  Flachlandes 
477,  von  Deutschland,  illustrierte  3u. 

Forschungs-Beihilfe  473 

Förstel,  Handelsgärtner  256. 

Frachtermässigung  i65,  für  Obst  in 
Wagenladungen  364. 

Frank,  Berufung  in  das  Kaiserliche  Ge- 
sundheitsamt 223,  Kaiserl.  Geh.  Regie- 
rungsrat 3 12. 

Frankfurt  a.  M.  Obstbau-Kongress  29. 

Fränkischer  Gartenbauverein  108. 

Fraximus-Arten,    über  einige  282. 

Freund,  Frau  f  504. 

Friedrichshafen.,  Gartenbau  und  Haus- 
haltungs-Schule 142. 

Fröhle,  F.  G.  f  447. 

Frühbeetkisten,  Anlage  52. 

Früh jahrskurse  im  Obstbau  194. 

Frvdrych,  Gartenbaulehrer  in  Tatar 
Pazardzik    Bulgarien)   256. 

Fusicladium  1,  Aufforderung  zum  allge- 
meinen Kampf    3 11. 

Fuchsia  corymbiflora-Kultur  112,  neue,  Frau 
Ida  Noaclt   134. 

Fuchsien  als  Vasendekoration   191. 

Fungi,  edible  and  poiso  nous  29. 


Sachverzeichnis. 


"7  l 


Crabbe,  allg.  Ehrenzeichen  87. 

Gaillardia  grandiflora  „Golden  Sunset" 
i3<>,    perennis    grandiflora    compacta    42. 

Garcke,  80.  Geburtstag  592.  594. 

Gartenbauausstellung  in  Petersburg.  Fischer 
von  Waldheim  Vizepräsident  108,  siehe 
auch  Petersburg. 

Gartenbau  Bibliothek  3gi.  588. 

Garteninsekten,  allerlei  nützliche  557 

Gartenbauschule  für  Damen  in  Frieden  au 
5.">J,  für  Damen  194. 

Gartenbuch  für  Anfänger   m?. 

Garten     des     Herrn    Demharter   in  Gross 
1  .ichterfelde  412. 

(Iarten  des  Herrenhauses,  alte  Eiben  236. 

Gartenflora,  an  die  Leser  derselben  616, 658, 

Gartenkalender,  Deutscher  28.  [666. 

Gartenkunst  ki5,  und  gärtnerisches  Plan- 
zeichnen  367. 

Gartenpflanzen,  ein-    und   zweijährige  5t 8. 

Gartenpflanzennamen,  richtige  7. 

(iartenrasen   588. 

Gärtnerei  als  Lebensberuf  »147. 

Gärtnerische  Feldmesskunde  367. 

Gärtner  -  Lehranstalt ,  Kgl.  zu  Wildpark, 
75  jähriges  Jubiläum   140,  335,  337,  38o. 

Gärtner-Liederbuch.  Deutsches  29. 

Gärtnerverein,  allgemeiner  deutscher  25 1, 
558,  6i3,  Abteilung  für  Fachschul  -n  6i3, 
Abteilung  türStellennach\veis478, 535, 614. 

(järtnerisches  Centralblatt  218. 

Gazania  montana  Sprenger  442,  583. 

Gebhardt,  Matthias,  Obergärtner  bei 
J.  C.  Schmidt- Erfurt  87. 

(jedanken  über  das  Wesen  der  Organi- 
sation 557. 

Geheimmittel  3i8,  652. 

Gehölz  und  Baumgruppen,  Anpflanzen  in 
Parks  307. 

Geisenheim,  Kursus  über  Obstwein-  und 
Obst- Schaum  wein- Herstellung  53. 

Geitner,  Ordensauszeichnung  5o3. 

Gemüsebau  in  den  Vereinigten  Staaten  i3o, 
182,  210. 

Gemüse  Samen,  neue,  von  Dammann  &  Co. 
in  San  Giovanni  a  Teduccio  bei  Neapel  jo3. 

Gemüsetreiberei  210. 

Genf,    internationale    Ausstellung   25 ;,  3 12. 

Genossenschaft  Flora,  Dresden,  Sitzungs- 
bericht und  Abhandlungen  589. 

Gent,  Ausstellung  der  Soc.  roy.  d'agric.  et 
de  botanique  de  Gand  422,  5oi,  5qi, 
5o jähriges  Jubiläum  derStaats-Gartenbau- 
schule  422,  internationale  Ausstellung  85, 
110,  142,  166,  107,  222,  255,  3i2,  Staats- 
Gartenbauschule  3o,  368. 

Geniiana   Burseri  026. 

Gewerbliche  Angelegenheiten  27,  28,  85, 
i65,  421,  559. 

Gewächshausbau,   eine  neue  Richtung   5ag. 

Gicse,  allg.  Ehrenzeichen  448. 

Gladiolen  von  Körper  484. 

Gloeosporium  nervisequum  336. 

Gloxinia  hybrida  grandiflora  ..Kokette"  80. 

Gloxinien,  Pflege  erkrankter  83. 

Goedecke's  Rosen  94. 


Goeppert-Denkmal  in  Sprottau  3i. 

Goeschke,  25jähriges  Jubiläum  3i2. 

Görlich,  Inspektor  280. 

Gräbener,  I...  Ordensauszeichnung  648. 

GrashofF's  Neuheiten  607. 

Greifenberg,  Frühjahrsausstellung  255. 

Grossgörschen,  am    Tage  von,  309. 

Gurke,  persische  Trauben-  104,  Neids Treib- 

Gustavs  Dauerapfel  481.  [„1900"  6ir. 

Gütertarif,  neuer  preussischer  28. 

Haheilandt,  korrespondierendes  Mitglied 
der  Kgl.  Akademie  der  Wissenschaften  423. 

Hüberlein,  zweiter  Obergärtner  in  Weihen- 
stephan, 256 

Haemanthus  Bastard  4^0,  Wertzeugnis  424. 

Hägemann,  Viktor   f  87. 

Hamburg,  Ghrysanthemum-Austellung  6i5. 

Hamburger  Gartenbau-Ausstellung,  Ueber- 
schuss  499. 

Hampel,  Hofgartendirektor  in  Schwerin  368. 

Hampels  Abschiedsschreiben  484,  Ab- 
schiedsessen 5o3,  Feier  52 1. 

Handelsgärtnereien,  russische  und  tinn- 
ländische,  Vortrag  von  Hoffmann  043. 

Hannover,     (Chrysanthemum  -  Ausstellung 

„Haus  im  Busch"  328.  [3o,  46. 

Heicke,  Garteninspektor  in  Aachen  323. 

Heike,  H.  f   168. 

Heinemanns  Ahreiss-Kalender  556. 

Helenium  Bigolowi  44. 

Helfer,  E.  666. 

Helianthus  annuus  fol.  aur.  var.  „Gold- 
rand" 43,  cueumerifolius  137,  607,  cueu- 
merifolius  „Excelsior"öo9,  cueumer  folius, 
neue  Formen  471,  cueumerifolius  „Strah- 
lensonne" 6 10, cueumerifolius  grandirlorus 
„flore  pleno  609,  cueumerifolius  grandi 
fiorus  „Riesenstern"  609,  cueumerifolius 
grandirlorus  „Stella"  610,  perennis  hy- 
brid us  43. 

Heliotrop,  Riesen-    140. 

Heliotropium  hybridum  giganteum  44. 

Helfl't-Berlin,  Geh.  Kommerzienrat  3t. 

Henkel  t  629. 

Henze,  Obergärtner  der  Gruson-Gewächs- 
häuser  in  Magdeburg  200. 

Heimes,  Ordensauszeichnung  336. 

Hertzot;,  Rudolph,  neue  Ausschmückung 
des  Erholungsuartens  25. 

Heterospermum  Xanthii  A.  Gray    (35. 

Heuchera  sanguinea  var.  alba  41. 

Heydts  Aepfel  5g5. 

Heyneck's  Chrysanthemum  53g. 

Hibiscus  Cooperi    tricolor)  274,  rosasinensis 

Hillmanns  Cementplatten  370.  [54 1. 

Hitze  in  Spinien  276. 

Hochschule,  kgl.  landwirtschaftliche  Berlin, 
Pflanzenschmuck  am  Geburtstage  Seiner 
Mnjestät  des  Kaisers  45. 

Hoeppner,  Dr.,  Assistent  in  Geisenheim  3i. 

1  [offmanns  Vortrag  über  russische  und  finn 
ländische  Handelsuärtnereien  543. 

Hollmann,  silb.  Hochzeit  658. 

Hollmer,  Ordensauszeichnung  392. 

Hollrung,  Professor  423. 


672^ 


Sachverzeichnis. 


Holzgewächse,  vier  neue  338. 
Humboldthain  in  Berlin  473. 
Hyacinthensorten,    die    vorzüglichsten    für 

die  Wintertreiberei  476. 
Hybride  Anthui  ien  489,  Zwerg- Gladiolen  444. 
Hybridenzucht  und  Kreuzbefruchtung,  eine 

Methode  wissenschaftlicher  Forschung  487. 
Hybrids    and     their    utilization     in     plant- 

breeding  29. 
Hvbridisation-Konferenz  in  London  437. 

lberis  Timoryi  fol.  aur.  var.  43. 

Ilthal,  Obergäitner  bei  Baron  Wrangel  in 
Kosatzkaje  (Russland)  168". 

Incarvillea  grandiflora  410. 

Institut  iür  Pflanzenphysiologie  u.  Pflanzen- 
schutz zu  Berlin,  Lehergang  an  die 
biologische  Abteilung  des  Kaiserl.  Ge- 
sundheitsamtes 36i. 

Ipomoea  imperialis  „Aphrodite"  1 36,  collata 
carminea  albomarginata  1 36,  aurata 
„Cleopatra"  1 36,  collata  „Diana"  1 36. 

Ischia  473. 

Isosoma  orchidearum  652. 

Jokisch's    Märkische  Obstbaumspritze  314. 
Joly,  Charles,   Ritter    der  Ehrenlegion  m. 

Kaiser  Wilhelm-  und  Augusta- Stiftung, 
Erhöhung  148. 

Kälte,  Schutzmittel  der  Pflanzen  663. 

Kanonierpflanze,  neue  55o. 

Kapitz  666. 

Kartoffeln  „Aetna"  263,  „Frühe  Vesuv"  23, 
„Violette  Aetna"  24. 

Kehraus  665. 

Kellner,  E.,  Ruhestand  447. 

de  Kerchhove  de  Denterghem,  Graf, 
Ehrenmitglied  der  Kaiserl.  russischen 
Gartenbaugesellschaft  335. 

Kesselring,  silberne  Hochzeit  224. 

Kirschen    in  den  Vereinigten  Staaten    409. 

Kitaibelia  vitifolia  Willd.  mit  goldgelb 
marmorierten  Blättern  369,  43 1. 

Klathe.  allg.  Ehrenzeichen  592. 

Klarapfel,  weisser,  v.  Dressler  427. 

Kleinere  Mitteilungen  24,  5i,  82,  106,  137, 
160,  188,  21 3,  247,  274,  3o6,  33  5,  36 1,  412, 
444,  471,  496,  527,  553,  584,  611,  646. 

Knuth  f  61 5,  627 

Kohlmannslehner's  Kaktus-Dahlien  5 16. 

Kohlmannslehner  aus  der  Firma  Kohl- 
mannslehner&Schwencke  ausgeschieden, 
648. 

Kolb,  Max,  40Jähriges  Dienstjubiläum  und 
40jährige  Mitgliedschaft  der  bayerischen 
Gartenbaugesellschaft  111,  Ehrung  zum 
40jährigen  Dienstjubiläum  200. 

Kolonialpflanzen,  Anzucht  5oo. 

Kommslaus  59. 

Korn,  Ordensauszeichnuno  504,  536. 

Körpers  ausgestellte  Pflanzen  428,  Blatt- 
pflanzen 540,  Ziergräser  540,    Rosen  65 1. 

Koschmann  f  423. 

Kowallek,  korrespondierendes  Mitglied  der 
bayrischen  Gartenbaugesellschaft  111. 


Köstritz  in  Thür.,  Gärtner- Lehranstalt  141. 
Koznokojef,    Ehrenmitgl  ed  der  russischen 

Gartenbaugesellschaft  338. 
Krause,  allgemeines  Ehrenzeichen  448. 
Krefeld,  grosse  allgemeine  Ausstellung  335, 
Kropatzih  f  256.  [447?  5oi. 

Krüger,    Dr.    Friedrich,    Uebertritt    in    das 

Kaiserl.  Gesundheitsamt  223. 
Ktenanthe  setosa  65o. 
Kuhnia  eupatorioides  1 35. 
Kulturgewächse  der  Deutschen  Kolonien  164. 
Kulturversuche    im  Jahre  1898,    Bericht   9, 
Kunberger  f  280.  [41,  70. 

Kunstformen    der    Natur    216,     Motive    zu 

Teppichbeeten  von  Haeckel  210. 
Kunst-  u.  Handelsgärtnerei  in  Berlin  444,  449. 
Kvnast,  Ehrung  256. 

L«ackner,  korrespondierendes  Mitglied  der 
bayrischen  Gartenbau- Gesellschaft  56. 

Lackners  Orchideen  597. 

Lagenaria  vulgaris  Ser.  longissima  i5q. 

Lamberts  Rosen-Neuheiten  596,  610. 

Lämmerhirt,  Gartenbaudirektor  61 5,  f  665. 

Landesobstbauverein  für  das  Königreich 
Sachsen,  Sitzung  587. 

Landsberg  a.  W.,    Obst-    und    Gartenbau 
ausstellung  3i2,  5oi,  589,  dem  Gartenbau- 
verein bewilligte  Medaillen  484. 

Landwirtschaftsgesellschaft,  Deutsche,  Be- 
richt der  Versammlung  der  Obst-  und 
Weinbauabteilung  in  Frankfurt  a.  M.  460, 
der  Obst-  und  Weinbau  auf  der  Aus- 
stellung in  Frankfurt  a.  M.  464,  Saat- 
stelle 27. 

Lange,  W.  666. 

Lapageria  rosea  93. 

Laubert,  Dr.,    Assistent  in  Geissenheim  3i. 

Lauche,  Ordensauszeichnung  224. 

Latania  7. 

Lecanium  Persicae  63. 

Lehre  vom  Baumschnitt  534,  bei  wem  soll 
ein  junger  Gärtner  in  die  L.  treten?  73. 

Lehrerinnen,  Obstbaukurse  664. 

Lehrhefte  für  den  Einzelunte  rieht  3 11. 

Leipzig,  Dahlien-Ausstellung,  Deutsche  5oi, 

Leipziger  Palmengarten  333.  [584. 

Leiter  „Gnadenfrei"  34. 

Lembke,  Friedhofsverwalter  in  Altona  2oo. 

Lenne,  Niederlegung  eines  Kranzes  am 
Grabe  416. 

Lenz  665. 

L'horticole  coloniale  3 11. 

Libonia  tioribunda  und  ihre  Kultur  162. 

Lichtenecker,  Hofgärtner  in  Gotha  447. 

Liebhaber-Ausschuss,  Sitzung  25. 

Liegnitzer  Gartenbau- Verein,  Ausflug  nach 
Fischbach  419,  Gemüseversand  499. 

Liliifloren,  Nomenklatur  612. 

Limabohne  San  Giuseppe   159. 

Lindemuths  Kitaibelia  vitifolia  369,  Ver- 
edelungsversache 597. 

Linden,  Jean,  Denkmal  612. 

Liquidambar  styraeiflua,  abgebrochener  in 
Wörlitz  445. 

Lissochilus  Graefii  Krzl.   145. 


Sachverzeichnis. 


'»73 


Litteratur  54,85,   no,  143,  104,   194,  28,216, 

254,  3  n,  334    367,  3gi,  421,477,502,  534, 

556,  61 3,  047. 
Livistona  7. 
I.obelia    erinus    pumila    splendens   42,    Ri- 

voirei  412,  fulgens  Queen  Victoria  65o. 
London,      internationale     Konferenz     über 

Bastard-  und  Kreuzungspfianzen  85,  110, 

197,  368,  422,  4*7. 
Löscher,  N.  66?. 
Lupinus  arboreus  Sims.  296. 
Lücke,    Karl,    Leiter  der  gräfl.  Hadikschen 

Obstplantage  in  Nadaska  (Ob. -Ungarn)  168. 
Luffa  acutangula   1 36. 
Lyon,  Gartenbau-Ausstellung  i<»6,  ?5y,  5qi. 

Hagnolia  Watsoni  J.  D.   Hooker  8<>. 

Mahling,  Johannes,  Korrespondent  bei 
J.  C.  Schmidt,  Erfurt,  87. 

Maiblumen,  französische  von  Dressler  317. 

Maiblumenzüchter  u.  -Händler,  Vereinigung 

Mais,  sehr  früher  August-  71.  [109. 

Mtlcolmia  littorea  42. 

Managetta,  Beck  von,  Direktor  des  deut- 
schen  botanischen   Instituts  in  Prag  56o. 

Manettia  tricolor  415. 

Matern,  Garteninspektor  in  Johannesburg, 
Transvaal  504. 

Mathieu,  Jean  Louis  f  87. 

Mathieus  Aepfel  und  Birnen  91,  Weisser 
Klarapfel  427,  Stachellose  Stachelbeere 
428,  Ehrenmitglied  des  deutschen  Pomo- 
logenvereins  592. 

Masters,  Ordensauszeichnung  423. 

Meissen,    Chrysanthemum  -  Ausstellung    3o. 

Melica  ciliata  alba  43. 

Melone  Abundantia  104,  Cilenta   104. 

Melonen,  die  keine  Früchte  ansetzen 
wollen  83,  Berliner  Netz-  427,  483. 

Mertens,  Landes  -  Obstbau  -  Inspektor  in 
Bayern   168. 

Mez,  ausserordentl.  Professor  in  Halle  6i5. 

Mimulus  luteus  3o8,  pictus  cardinalis  275, 
tigrinus  nanus  roseus  43. 

Minlos,  Damplschiffrhederei  in  Lübeck  219. 

Mirakel-  Speisekürbis  mit  schalenlosem 
Kern  71. 

Mitteilungen  der  Verlagsbuchhandlung  Paul 
Parey  534,  von  Züchtern  über  ihre  Neu- 
heiten 526. 

Misch's  Spritzapparat  541. 

Mistelgewächse,  afrikanische,  und  die  Be- 
stäubung durch  Honigvögel  im  allge- 
meinen 527. 

Müller,  Oberförster,  Professor  280. 

Moncorps,  Garteninspektor  480. 

Monographie  du  genre  Nicotiana  5o2. 

Mont  St.  Amand  bei  Gent,  Internationale 
Gartenbau-Ausstellung  ??. 

Mücke,  G.  F.,  f  447. 

Müller,   Traugott,    Ordensauszeichnung  87. 

Müller  t  200. 

Müllerei-Versuchsstation  446. 

Müllers  Vortrag  über  farbige  Photographien 
146,  über  die  Blütentarben,  ihre  Ent- 
stehung und  Nüanzierung  263. 


Muskau  403. 

Myosotis  alpestris  ,',Distinction1'  10,  stricta 
alba  82,  »tricta  coelestina   10,  „Triumph" 

10,  oblongata  perfecta  41,  palustris  grandi- 
flora  „Nixenauge''   10. 
Mytilaspis  conchaeformis  62. 

Xaarden  (Holland),  Baumschulen  der 
Herren  Jurissen  &  Sohn  11 3. 

Naudin  f  224. 

Nelke,  eine  für  120000  Mark  161,  Hedwigs-, 
von  Neumann  540. 

Nepenthes-Kannen  als  natürliche  Blumen 
vasen  8. 

Nemec,  Privatdozent  in  Prag  61 5. 

Nemeczek,  goldene  Verdienstkreuz  256. 

Nemetia  compacta  alba  275. 

Nepenthes-Arten  des  Kap  York  Nord- 
Australien)  292. 

Netzmelone,  Berliner  427,  483. 

Neue  und  empfehlenswerthe  Pflanzen  28, 
5o,  79,  io3,  134,  188,  332,  410,  442,  469, 
495,  526,  583,  607,  643. 

Neuheiten  von  Benary  643,  von  Dammann 
104,  1 35,  von  Grashoff  607,  von  F.  C. 
Heinemann  79,  von  Herb  &  Wulle, 
Neapel  22,  von  Reid  641,  Samen  ,  von 
Pfitzer  644. 

Neumanns  Hedwigs-Nelke   540. 

Neumann,  Verdienstmedaille  592. 

Neustrelitz,  Park  und  Lenne'  553. 

New- Yorker  Dachgärten  365. 

Nicolai,  Wertzeugniss  für  Haemanthus 
Bastard  424. 

Nicol,  Stadtobergärtner  in  Magdeburg  592. 

Nicotiana  noctiflora  Hook.,  var.  altiflora 
Comes  44,  silvestris  44. 

Nizza,  Bericht  über  die  Acker-  und  Garten- 
bauausstellung 142. 

Noack,  R.  Ordensauszeichnung  168. 

Noordt,  Hoflieferant  3 12. 

Nordpark  geplant  214. 

Normal-Sortiment  des  Kernobstes  85. 

Njehns,  Inspektor  in  Würzburg  224. 

Nusspickel,  Hofgärtner  in  Reinhardtsbrunn 

447- 
Nymphaea  Mariae  Lagrangei  444. 

©berlausitzer  -  Gartenbauverein,  Jahresbe- 
richt 164. 

Obst,  Aufbewahren  in  Torfstreu  304. 

Obst  u.  Gemüsebau  u.  Obsthandel  in 
Australasien  466. 

Obst-  und  Gemüseverwertungsküche  in 
Kassel  366. 

Obstausfuhr  aus  Böhmen  499. 

Obstbau  u.  Obsthandel  in  England   116. 

Obstbau  in  den  VereinigtenStaaten  359, 404. 

Obstbaukurse  f.  Lehrerinnen  664. 

Obstbaum,  wie  soll  ein  guter  aussehen  I90. 

Obstbäume  u.  Sträuchen,  Besprengen  mittels 
Dampfspritzen  414. 

Obstblüte  in  Meran  27?. 

Obstbaumdüngungs versuche  der  D.L.G.  125. 

Obstdauerwaren  362. 

Obsternte-Aussichten,  diesjährige  498. 


^74 


Sachverzeichnis. 


Obstweinbereitung  3o2. 
Odontoglossum  blandurh  554. 
Oenothera  Johnsoni  Parry  1 35,  odorata    160. 
Orchidaceen  Deutschlands   194. 
Orchideen  von  Lackner  597. 
Orchideensammlung  612. 
Orchideen-Verkauf  415. 
Ortgies,  C,  70.  Geburtstag  87. 

Paeonien  und  ihre  Kultur  420. 

Palmenhaus-Einweihung  in  Petersburg  647. 

Pankow-Schön  hausen,  Gartenbauaus- 

stellung 166,  197,  559. 

Papaver  Orientale,  neue  Hybriden  645. 

Papierstoff,  neuere  Erzeugnisse  aus  3og. 

Paris,  Frühjahrsausstellung  255,  inter- 
nationaler gärtnerischer Kongress  197,  222, 
479,  559,  591. 

Pariser  Weltausstellung,  Aufforderung  zur 
Beteiligung  319,  der  deutsche  Gartenbau 
393,  zeitweilige  Ausstellungen  535. 

v.  St.  Paul-Illaire,  Ordensauszeichnung  336. 

Pellionia  Daveauana,  eine  Kunonierpnanze 
55o 

Personal-Nachrichten  3i,  56,  87,  111,  167, 
199,  223,  256,  279,  3i2,  335,  368,  392,  423, 
447,  480,  5o3,  536,  56o,  592,615,648,665. 

Petersbourg,  Plan  du  Jardin  impe'rial  de 
Botanique  5o2. 

Petersburg,  III.  internationale  Gartenbau- 
Ausstellung  3o,  54,  85,  109,  142,  166,  196, 
219,  255,  277,  282,  320,  346,  389,  394,  397, 
401,  412,  485,  6i5,  63i. 

Petersburger  Ausstellung,  Baumschulartikel 
399,  Bestand  der  auswärtigen  Abteilung 
der  internationalen  Gartenbau-Ausstellung 

221,  Beteiligung  Frankreichs,  Hollands, 
Belgiens,  Englands  und  Dänemarks  394, 
Bindereien  324,  Bromeliaceen  323,  Cy- 
cadeen  349,  Ehrenpreise  220,  Fracht- 
ermässigung 220,  Festlichkeiten  und  Aus- 
flüge 354,  für  Reisende  dahin  zu  beachten 

222,  Gartenpläne  400,  Maiblumen  485, 
Palmen  346,  Rosen  394,  Treibflieder  389, 
Prämiirung  der  sächsischen  Aussteller  570, 
Russland  auf  der  35i,  Sonderberichte 
323,  346,  389,  397,  485,  Staats-Delegate 
und  auswärtige  Kommissare  221,  Staats- 
Delegate,  Nachtrag  279,  Verzeichnis  der 
deutschen  Preisrichter,  alphabetisch  219, 
Verzeichnis  der  Preise  der  deutschen 
Aussteller  63 1,  zuerkannte  Preise  für 
deutsche  Aussteller  401,  zuerkannte  Preise 
an  sächsische  Aussteller  468. 

Petersburg,  Herbst-  Gartenbau-Ausstellung 
604,  der    kaiserl.    botanische  Garten  58i. 

Petersburger  Gartenbauverein,  Verzeichnis 
der  prämiirten  Aussteller  61 5. 

Petersburg,  Einweihung  des  Palmen- 
hauses 647. 

Peterseim,  M.,  gi  ossherzogl.  badischer  Hof- 
lieferant 648. 

Petunia  hybrida  „Adonis"  81,  hybrida  nan. 
multifl.  „Schneeball"  44. 

Pfitzer,  C.,  korrespondierendes  Mitglied  der 
Akademie  der  Wissenschaften   144. 


Pfirsiche  und  Aprikosen  556. 

Pflanzen,  ausgestellte  des  Kgl.  botanischen 
Gartens  27?,  ausgestellte  von  Körper  428, 
in  den  Berliner  Krankenhäusern  612. 

Pflanzennamen,  Eintragung  als  Waren- 
zeichen 3o3. 

Pflanzenphysiologische  Betrachtungen  über 
die  Znaimer  Gurke  und  deren  Kultur  5_|. 

Pflanzenzusammenstellungen   iq3. 

Pflaumen    in  den  Vereinigten  Staaten    35<>. 

Platanenblätter  336. 

Pflug,  Ordensauszeichnung  87. 

Plümecke  f  592. 

Photographieen  in  natürlichen  Farben   146.. 

Physahs  Francheti  70. 

Picea  excelsa  Lk.  f.  pendula  Jacq.  et  Her. 
618,  inverta  Carr.  619. 

Pimelea  spectabihs  262. 

Pitcairnia  regia  65 1. 

Pitt  f  $6. 

Planzeichnen,  Anleitung  254. 

Poetz,  Leiter  der  König!.  Baumschule  zu 
Wirthy  b.  Bordzichow,  Westpreussen  648. 

Pohl  f  448. 

Polvptens  callosa  A.  Gray   10  i. 

Pommer-Esche,  Denkmal  543,  Denkmals- 
enthüllung 56o,  Gedenkfeier  56i. 

Pomologisches  Institut  Reutlingen  592. 

Pomologenverein,  Deutscher  164. 

Potager  d'un  Curieux  421. 

Potsdamer  Gartenbauverein  55,  587. 

Preisausschreiben  über  die  Verbreitung  von 
Pflanzenschädlingen  447. 

Preuss,  allgemeines  Ehrenzeichen  336. 

Primula  obconica,  Bemerkungen  266,  ihr 
Wert,  ihre  Verwendung  und  Anzucht  264, 
als  Krankheitserreger  307. 

Prunus  Gloria  d'Epinay  332. 

Purpus,  A.,  Garteninspektor  01. 

Pycnanthemum  pilosum  44. 

Radies,  erste  Ernte  71. 

Ranninger  f  I44. 

Rathkes  Baumschule  in  Praust  b.  Danzig  58o. 

Ratschläge  und  Warnungen  lür  die  gegen- 
wärtige Zeit  497. 

Reblaus-Vernichtung  137. 

Rechnungsprüfung  430. 

Rehberger,  Verdienstkreuz  256. 

Rehnelt,  F.,  Garteninspektor  32. 

Reich,  in  den  Ruhestand  200. 

Reichs-Versuchsgarten  21 5. 

Reinke,  Ordensauszeichnung  87. 

Reseda  od.  grandifl.„Rubin"43,Machet-Rubin 
646,   odorata  maxima,    Rote  Goliath  645. 

Rheum  hybridum  Florentini  71. 

Rhododendron  ciliocalyx  411,  parviflorum, 
frühesiblühendes  Freiland  140,  neue  413. 

Rhynchanthus  Bluthianus  38,  369,  417. 

Rib'es  Späthianum  338. 

Riedel  665. 

Rieselfelder,  Berliner  555. 

Riesen- Eichen  96. 

Riesengebirge,  vom  276. 

Rodigas,   Ordensauszeichnung  423 

Rörig,  Kaiserl.  Regierungsrat  423. 


Sachverzeichnis. 


675 


Rose,  Bengal-,  Frau  Syndica  Roeloffs  610, 
Hybrid,  Rote  Baronne  de  Rothschild  526, 
niedere  Polyantha  Eugenie  Lamesch  611, 
Thee  ,  ,. Dorothea  Saffker"  527,  Thee- 
Hybrid,  Frau  Dr.  Burghardt  527,  Thee- 
Hybrid  Gloire  Lyonnaise  26,  Thee- 
Hybrid  „Kaiserkrone"  bi~. 

Rosen,  la  France  von  Dietze  5qü,  von 
(joedecke  in  Seehot"  34,  Neuheiten  von 
Lambert  5g6,  tiio,  Neuheiten  von  Nicolas 
Welter  526. 

Rosenöl,  Hebung  der  Fabrikation  in  der 
Türkei  53o. 

Rosenburg,  Leiter  der  Garten-  und  Baum- 
schule der  Domäne  Zinkau  256. 

Rosenkohl,  halbhoher  Pariser  der  Halle  7, 
Herkules  71,  neuer  verbesserter  Zwerg  71, 
,,Perfection"  71. 

Rosen-,  La  France,  Krankheit  139. 

Rosenkrankheit  21 5. 

Rosenpflege  nach  der  Praxis  25i. 

Rosenthal  f  423. 

Rosentreiberei  in  Amerika  82. 

Rosenwildlinge  aus  Senkern  65 J. 

Rosmanit,  Stadtgärtner  in  Hermannstadt  256. 

Rotklee,  amerikanischer,  Zur  Frage  des  in. 

Rotkohl,  grosser  Mammuth  71,  Zittauer 
Riesen  71. 

Rudbeckia    bicolor  superba   40,    radula  44 

Ruellei  maculata  65o. 

Rumex  hvmenosepalus  72. 

Rüppell  f  42J,  426. 

Russlands  Ptianzenschätze  in  unseren  Gärten, 
Vortrag  v.  L.  Wittmack  43 1,  5o6,  545. 

Sägespäne  für  Mistbeetkästen  53. 

Salomon,  K.  f   199. 

Salpiglossis   vari  ibilis  superbissima    42,  j<j. 

Sämereien-Bericht  von  Metz  646. 

San  Jose'  Schildlaus  3o9,  499,  auf  Dörrbirnen 
in  Danzig  i3y,  in  Illinois  5?\ 

Sanssouci,  Teil  des  Parks  247. 

Saribus  7. 

Sauromatum  venosum   147,  66. 

Scabiosa  caucasica  24g. 

Scirpus  natalensis  253. 

Schärfer,  B.  t  '44-  [54Q. 

Scharnbergs  Blumenladen  in  Hamburg  532. 

Schattenmorellen  als  Nutz-  und  Zier- 
pflanzen 362. 

Schildläuse,  Einschleppung  in  Neuseeland28, 
Obst-,  neue  Mitteilungen  im  Vergleich 
zur  San  Jose-Schildlaus  5j,  Vortrag  von 
Geheimrat  Frank  37. 

Schlerff,  Ordensauszeichnung  87. 

Schlesien.  Wanderobstgärtner  5o3. 

Schlingpflanzen,  neu  eingeführte,  von 
Dammann  &  Go.    [36. 

Schmarotzer,  prächtige  532. 

Schmetterlings  Alpenveilchen  643. 

Schmidt,  Ordensauszeichnung  423,  K.,  allg. 
Ehrenzeichen 

Schmuckpflanzen  für  Hausdekorationen  und 
fürs  Freie   107. 

Schneeball,  früh  getrieben  65i. 

Schneeglöckchen.  Galanthus   175,  225. 


Schnittblumen  -  Anzucht  unter  Glas  im 
Nordosten  der  Vereinigten  Staaten  von 
Nordamerika  620. 

Schober,  allg.  Ehrenzeichen  224. 

Schorfkrankheit  der  Obstbäume,  Be- 
kämpfung  1. 

Schrandebach,  A.  666. 

Schul-  und  Hausgarten  29. 

Schultheiss,  H.  f  224. 

Schultz,  G.  A.  f  144,  i5i,  25jühr.  Bestehen 
der  Firma  536. 

Schultz,  Bertha,  Kgl.  Hoflieferantin  480. 

Schultz,  G.  j  592. 

Schutzmittel  gegen  Kälte  663; 

Schutzzoll- Erhebungen  37. 

Schutzzoll  auf  Gartenerzeugnisse  53o,  aut 
Obst  1  Sj",  -Versammlung  72. 

Schwab  665. 

Schwammpilze  an  den  Obstbäumen   189. 

Schwarzburg  jun.  f  335. 

Schwendener  70.  Geburtstag  87,  144,  Dank- 
schreiben 279. 

Schwetzingen  (Baden),  Schlossgarten, 
ältester  Plan  5. 

Seelig,  Ehrenpräsident  des  deutschen 
Pomologenvereins  592. 

Seeligmüller,  Ordensauszeichnung  504. 

Seitz,  Schlossgärtner  auf  Schloss  Orten- 
berg  280. 

Senecio  elegans  pomponicus  274. 

Seufferheld,  Fachlehrer  in  Geisenheim  280 

Siebert,  Ordensauszeichnung  61 5. 

Siesmayer,  v.,  Ehrenmitglied  d.  Russ.  Garten 
baugesellschaft  335.  Orden  «548. 

Siesmayer,  P.,  Ordensauszeichnung  665. 

Sievert,  H.,  Leiter  der  Station  Kriegsschiff- 
hafen, Bezirk  Viktoria  (Kamerun)  648. 

Siewert  f  592. 

Silene  pendula  compaeta  1 36. 

Skelette  von  Laubblättern  84. 

Soell,  Stadtgärtner  in  Offenburg  280. 

Solms- Laubach,  Graf,  korrespondierendes 
Mitglied  der  Kgl.  Akademie  der  Wissen- 
schaften 423. 

Some  edible  and  poisonous  fungi  29. 

Sonnenblumen,  einige  hübsche  274. 

Sonnenblumen,  86000  571. 

Sonntag,  H.,  Obergärtner  hei  der  Firma 
Goos  u.  Koenemann,  Nieder- Walluf  648. 

Speranzky,  Ehrenmitglied  der  Russischen 
Gartenbaugesellschaft  335. 

Spindler-Spindlersfeld.  Ehrenbürger  der 
Stadt  Köpenick  3i. 

Spindlers  Villa,  Pavillon  im  Park  zu  Gross- 
Tabarz  5i5. 

Spritzapparat  von  Misch  541. 

Spritze,  Märkische  Obstbaum-,  von 
Jokisch  3 14,  neue  von  Mayfarth  u.  Go.  260. 

Sprechsaal   112.  256,  336. 

Stachelbeere,  stachellose  428. 

Stangenbohne,    Zwerg-,  türkische  Perl    72. 

Stein,  B.  f  167. 

Stellennachweis  des  allgemeinen  Deutschen 
Gärtnervereins  253,  '114. 

Sterilisierungsverfahren  der  Firma  Week, 
Oefiingen  (Baden)  248. 


676 


Sachverzeichnis. 


Stettin,  Jahresbericht  über  die  Verhand- 
lungen des  Stettiner  Gartenbauvereins  420. 

Stiefmütterchen,  Geschichte  des  kulti- 
vierten 342. 

Stipendienfonds  für  Wildpark  3 18. 

Strassenbäume,  unterirdische  Bewässe- 
rung 83. 

Strassburg,  Gartenbauausstellung  255. 

Strauss,  H.,  zum  25jährigen  Jubiläum,    si 
berne  Medaille  3i. 

Streptocarpus  Hybriden  2i3. 

Strobilanthes  maculata  65o. 

Stundenplan  tür  die  städtische  Fachschule 
für  Gärtner  in  Berlin  442. 

Stuttgart,  Rosenausstellung  3 12. 

Svenska  fruktsorter  5o2. 

Syndikat  der  Kaliwerke    zu    Stassfurt    i65. 

Tagetes  lucida  70. 

Taxus  baccata,  Giftigkeit  oder  Ungiftig- 
keit  194,  als  Waldbaum  in  Ostpreussen 
276.     (Siehe  auch  Eiben.) 

Taxusbäume,  800  Jhr.  alt   162. 

Tecophilaea  cyanocrocus  657. 

Teltower  Kreis-Versuchsfeld  417. 

Thalackers  Amaryllis  604. 

Thiel,  Ordensauszeichnung  87,  168. 

Thunbergia  alata  44,  160.^ 

Tiergarten,    Berliner,  Verschönerung    io3. 

Tomate  „Wunder  von  Italien"  23. 

De  Toni,  Professor  der  Botanik  u.  Direk- 
tor des  botanischen  Gartens  der  Uni- 
versität Camerino  61 5. 

Topfdüngungsversuche  61 3,  652. 

Trauerfichte  bei  Cadinen  W.  -  Pr.  und 
einige  ähnliche  F.  rmen  617. 

Treptower  Park,  der  grosse  Spielplatz 
496. 

Tropaeolum  peregrinum  od.  canariense   70. 

v.  Tubeuf,  Freiherr,  Kaiserl.  Regierungs- 
rat 423. 

Tulpenbaum  445. 

Umlauft,  Ordensauszeichnung  224. 
Umschlagen  der  Weine  589. 
Unterrichtswesen  3o,  53,   140,  194,  3io,  333, 
366,  422,  533,  558,  61 3. 

Vanilla  aromatica  489. 

Vanille-Kultur  auf  Tahiti  529,  in  Mexico  65i. 

Veilchen    Kaiser    Wilhelm  II.    92,  „Rubin" 

188. 
Veit,  5ojhrg.  Mitinhaber   der  Firma  Robert 

Warschauer  56o. 
Veitch,       Ehrenmitglied       der      Kaiserlich 

Russischen  Gartenbaugesellschaft  335. 
„Veltha",     ein     neuer    Krankheitszerstörer 

für  Pflanzen?   575. 
Verbesina  virginica  44. 

Veredelungsversuche   von    Lindemuth    597. 
Verein    deutscher    Gartenkünstler  111,  334, 

587. 
Verein    für     deutsch- evangelische    Koloni- 
sation in  Palästina  555. 
Vereinswesen    29,    55,    i63,    197,    222,    253, 

271",,  3io,334,  4T7,  446,478,  "535,   587,  614. 


Verein  zur  Beförderung  des  Gartenbaues, 
Ausflug  nach  Eberswalde  zur  Feier  des 
jj.  Stiftungsfestes  336,  Ausflug  nach  Neu- 
Strelitz  491,  Ausflug  sämtlicher  Ausschüsse 
nach  Landsberg  a.  W.  504,  Ausflug  sämt- 
licher Ausschüsse  narh  Neu-Strelitz  448, 
Canna-Sorten  5oo,  Ehrenmitglieder  372, 
Gesellige  Zusammenkunft  543,  Gewählte 
Ausschüsse  454,  Grosse  Deutsche  Winter- 
blumen-Ausstellung 3o,  38,  142,  i5i,  166, 
197,  222,  279,  335,  368,  447,  479,  5oi,  542, 
559, 56 1,599, 61 5, 6 16, 664,  Jahresbericht  371, 
372,  Liebhaber-Ausschuss,  Sitzung  197, 
Mitgliederbeiträge,  Aufforderung  zur  Ein- 
sendung 336,  Neuwahl  des  ersten  Stell- 
vertreters desVereinsdirektors  37,  Neuwahl 
sämtlicher  Ausschüsse  317,  Samen,  un- 
entgeltlich abzugeben  88,  Stiftungsfest  jj, 
336,  35o,  Stipendienfonds  148,  Tages- 
ordnung 56,  1 12,  168,  224,  28o,336,  392,448, 
504,  56o,  6i6,658,  666,Vermeilmedaüie  371, 
Versammlungen  33,  56,  90,  146,  2o3,  260, 
3 14,  369,  426,  482,  539,  594,  65o,  Wahl  des 
I.  Stellvertreters  des  Direktors  91,  Winter- 
blumenausstellung, Kaiserpreis  5oi, 
Winterfest  32,  56,  77,  162. 

Verein  zur  Förderung  der  Blumenpflege 
bei  Schulkindern  164. 

Verein  zur  Förderung  des  Frauenerwerbes 
durch  Obst-  und  Gartenbau  334. 

Verfahren  zur  Behandlung  natürlicher 
Blumen  und  Blätter  52. 

Vermächtnis  499. 

Vernonia  arkansana  i36 

Verschönerung  der  Städte  94,  297. 

Vertragsentwurf  mit  Gebrüder  Borntraeger 
43o. 

Verzeichnis  der  Blumen  aus  der  Flora 
Russlands  in  unseren  Gärten  545. 

Verzeichnis  der  im  Sommer  99  seitens  der 
Ausschüsse  gemachten  Exkursionen  222. 

Viburnum  Sargenti  338. 

Victoriapark  zu  Berlin,  elektrische  Be- 
leuchtung 493,  Wassersturz  248. 

Victoria  regia,  Einrichtung  der  Blüte  585, 
im  botan.  Garten  zu  Berlin  533,  Photo- 
graphie derselben  aus  Helsingfors  543. 

Viger,  Ehrenmitglied  der  Kaiserl.  Russischen 
Gartenbaugesellschaft  335. 

Vilmorin,  Henri  Leveque  de,  Offizier  des 
Me'rite  agricole   111,  f  480,  589. 

Viola  tricolor  maxima  „Feenkönigin"  42, 
„La  Brillante"  42. 

Voegler-Scherf,  Obergärtner  der  Gärtner- 
Lehranstalt  zu  Köstritz  167. 

Vogt,  allg.  Ehrenzeichen  87. 

Voland,  C.,  Kreisgärtner  des  Kreises 
Kempen   168. 

Vorschriften  der  bulgarischen  Regierung 
über  den  Pflanzen-  etc.  Verkehr  27. 

Vriesea  hvbr,  Leodiense  93. 

Wachholderbeeren,  Ursache  der  Farbe  662. 
Wagners  Nährsalz  in  der  Praxis  52. 
Waldheim,  Fischer  v.,  Ordensauszeichnung 
61 5. 


Verzeichnis  der  Mitarbeiter. 


Ä77 


Waldbäume  auf  Sandböden  54. 

\V;inderraupen    als    Hindernis    des    Eisen 
bahn  Verkehrs  496. 

Warming,Eugenius,  korrespondierendes  Mit- 
glied der  preuss.  Akademie  der  Wissen- 
schaften  144. 

Warschauer,  Robert,  5ojähriges  Bestehen 
des  Hauses  56o. 

Weiss,  Obergärtner  an  Clemens'  Stelle 
592. 

Welssenborn,    nach  Wittstock    berufen   3i. 

Weizenschiff  aus  Palästina   174. 

Weizen  und  Tulpe  2  1  7. 

Wentzel,  G.  A.,  f  3i. 

Wentzel,  Ordensauszeichnung  168. 

Werder  in  der  Baumblüte  271. 

Wertbestimmungen  der  wichtigsten  land- 
wirtschaftlichen Sämereien  29. 

Wertzeugnis  424. 

Wettbewerb  staatlicher  Institute  in  Frank- 
reich 476. 

Wetter,  ungewöhnlich  milde  214. 

Wettstein,  v.,  Professor  in  Wien  und 
Direktor  des  bot.  Gartens  56,  200. 

Weymoutskiefern  Blasenrost  333. 

Wiechert,  allg.  Ehrenzeichen  536. 

Wienhold,  allg.  Ehrenzeichen  87. 

Wiesner,  korrespondierendes  Mitglied  der 
preuss.  Akademie  der  Wissenschaften  423. 

Wildpark  bei  Potsdam,  Vergrösserung  des 
Bahnhofes  496. 

WUdrosen-Species  des  Herrn  J.  Gravereaux 
in  L'Hag  bei  Bourg  la  Reine  (Seine)  458. 

Williams  gute  Christbirne  82. 

Winteräpfel  2  5o. 

Winterlevkoje  Cocardeau  3i5,  mit  Lack- 
blatt i35. 


Winke  für  Bestellung,  Kalkuiarion  und 
Verzollung  von  Auslandswnren  55g. 

Wirkung  des  Schattens  auf  das  Pflanzen- 
wachstum   161. 

Wirsingkohl  von  Aubervilliers  71,  „Eisen- 
kopf" 71. 

Wirtschaftlicher  Ausschuss,  Sitzung  der 
gärtnerischen  Kommission  85,  i65,  Ver- 
treter 55. 

Wiss,  Hofgärtner  167. 

Wittmack,  Ehrenmitglied  der  Kaiserlich 
Russischen  Gartenbaugesellschaft  335, 
Vortrag  über  Russlands  Pflanzenschätze 
in  unseren  Gärten  431,  5o5,  545. 

Wocke,  Kgl.  Schlossgarten  Inspektor  in 
Oliva  bei  Danzig  56. 

Zapfen  in  Kränzen  toi. 
Zeichnungen  für  den  Unterricht  6i3,  Grund- 
risse   bezw.    Umrisse    von  Pflanzen    und 

Tieren  herzustellen  534. 
Zeitschrift    für    bildende    Gartenkunst    3gi, 

für     Landschaftsgärtnerei  85. 
Zement-Isolier-Bausteine  von  Hillmann  für 

Gärtnereien  49. 
Zentralstelle,      botanische,      für      deutsche 

Kolonien     160,     für    Obstverwertung     in 

Stettin  421. 
Zephyranthes  Ajax  65o. 
Zerstörungsmittel,  einfaches,  für  Pilze  und 

Insekten  41 3. 
Ziergräser  von  Körper  540. 
Zimmer,  allg.  Ehrenzeichen  87. 
Zingiberaceen-Art,  neue  38. 
Zoologischer  Gürten,   neue  Gartenfulle  82. 
Zopf,  ordentl.  Professor  in  Münster   168. 
Zwergobstbaum  und  seine  Pflege  55j. 


3.  Verzeichnis  der  Mitarbeiter  und  der  besprochenen  Schriftsteller. 


Abel  367. 

Amelun.ü,  H.   1 1,  99. 
Appel  ui~. 
Ascherson-Graebner  477. 

Barth-Golmar   [25 

Bcusrer  ?ij. 

Biemüller  191,  2:0,  21 3,  274.  3o8,  5i5. 

Bloch  3o3. 

Bluth  323. 

Bode  48g,  5 19,  588. 

Boerlage  254. 

Bolle,  C.  257. 

Borntraeger  3gi. 

Böttner,   \<>5.  502. 

Braun,  S.  56i. 

Brodersen  205. 

Cattie  61 3. 
Giemen  493. 
Comes  5o2. 
Conwentz  334. 


Dammer  &  Siegismund  39 1. 
Dressler  5oo,  6i3,  647. 

Encke  2.^4. 
Ericksson  5o2,  58g. 

Farlow,  Dr.  W.  G.  29. 
Frank  57,  3 11,  36 1,  497. 

<*arcke  3li. 
Goerth  367. 
Goeschke   588. 
Goethe,  R.  216,  388. 
Goethe,  W.  Th.  »',20. 
Goverts,  W.  .1,    127. 
( Jräber  647. 
j   Greinig  304. 

j   Haeckel,  lernst  216. 

I   Hampel  297. 

1   Hansen,  C.   ij5.  ii5. 


§7JL 


Verzeichnis  der  Mitarbeiter. 


Harms  38g,  485. 

Harshberger  5o2. 

Hechler  61 3. 

Held  24,  189. 

Heydt,  A.,  26,  27,  52,  53,  83,  84,  89,  i3;, 
r 38,  139,  160,  162,  249,  25o,  25 1,  253,  264, 
274,  307,  362,  363,  364,  471,  471 1. 

Heyneck,  O.,  498,  583. 

Hi-ks,  Gilbert  H.  and  Sothoron  Key  85. 

Hoffmann  46,  72,  397,  493.  640,  653. 

Holm   191. 

Höpner  456. 

Hoser  499. 

Jahnke  180. 
Jawer  346. 
Junge,  C,  600. 

Kirchner,  P.,  96. 
'Kittel,  G.,  112,  55o,  554. 
Klar,  S ,  9,  41.  70,  588. 
Knoll,  F.,  106. 
Koehne  19,  39,  68,  282,  338. 
Koenemann  294. 
Kohlmannslehner  5i6. 
Körper,  G.,  73. 
Koteimann  555. 
Kränzlin   145. 
Kret>chmann  266. 
Kriele  &  Adloff  335. 
Kritter,  Ad.,  i38. 
Krüger,  Dr.  Fr.,   1. 
Kumm,  Dr.,  137. 
Kuntze,  Dr.  Otto,  7. 
Kusnezow  201. 

Liandau,  Freiherr  v.,  273. 
Leic  tlin   127. 
Lindemuth  431. 
Löbner  363,  "481,  55j. 
Loock  324,  35o. 
Lucas  534. 

Mathieu,  C.,  556. 
Maumene,  Albert  143. 
Mende,  Otto,  9,  41,  70. 
Micheli   128,  271,  290,  469. 
Mönlumeyer  553. 
Müller,  R.  415,  445,  474,  617. 

Orth   17L 

Otto,  R.  240,  563,  575. 


Paeske,  Fr.  54. 

Paillieux  u.  D.  Bois  421. 

Pfyfier  v.  Altishofen  85,  335,  421. 

Pihl  5o2. 

Putz  386. 

Rechingen,  C.  584. 
Reid  641,  655. 
Reinke,  S.  55j. 
Rohlwes,  M.  273. 
Roth  403. 

Sadebeck  164. 

Sakellario  29. 

Schilling,  Freiherr  von   110,  557. 

Schlechtendahl,  v.,  Langethal  u.  Schenk  195. 

Schneider.  Gamillo   107. 

Schoch  553. 

Schulze,  Max  194. 

Schwartz,  C.   109. 

Schwerin,  Graf  410. 

Seidel,  T.  .1.  R.  468. 

Siebert  629. 

Solms-Laubach,  Graf  217, 

Späth,  L.   140,  537. 

Sprenger,  C.  442,  473. 

Springer,  Leonard  A.  5,  328,  470. 

Stobbe  276. 

Strauvvald  3i,  82. 

Swingle,  Walter  T.  2g. 

Thalacker  270. 
Thiele,  Dr.  Joh.   1  10. 
Töbelmann,  G.  557. 

Voss,  A.  218. 

Wagner  349. 

Webber,  Herbert  J.  29. 

W'einzierl,  Ritter  von   11 1. 

Wittmack,  L.  12,  33,  38,  45,  49,  66,  85,  n3, 
127,  i3o,  1 53,  182,  210,  218,  233,  236,271, 
281,  288,  3o6,  3i3,  320,  342,  394,404,425, 
471,  477,  5oi,  537,  555,  577,  58o,  587,  5q3, 
(104,  632. 

Wortmann  58<» 

Zacharias  219. 
Zawodnv  54. 


Druck  von  W.  ßüxenstcin,  Berlin  SW 


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