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Full text of "Gartenflora; zeitschrift für garten- und blumenkunde"

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Ex Libris Quos 
INSTITUTIONI SMITHSONIANAE 


Anno MCMV Donavit 


Accesio N. 


PEISEAOFAOTIOFIOLIOFTIOTITOLFITOLTOLI0OLICH I STJ==TejmuTojmn(ojrnTejer[ejee 


ZEN SCHRITT 


für 


Garten- und Blumenkunde. 


(Begründet von Eduard Regel. ) 


38. Jahrgang. 


Unter Mitwirkung von 


Garteninspektor L. Beissner in Bonn; R. Brandt in Charlottenburg; 0. Chone in Berlin; Pro- 
fessor Dr. F. Cohn in Breslau; Dr. &. Dieck in Zoeschen; Professor Dr. I. Dippel in Darm- 
stadt; Professor Dr. O0. Drude in Dresden; Professor Dr. A. Engler in Berlin; A. Fischer von 
Waldheim, Direktor des Botanischen Gartens in Warschau; Professor Dr. B. Frank in Berlin; 
Gartenbaudirektor H. @aerdt in Berlin; Obergärtner F. @oeschke in Proskau; Ökonomierat 
R. Goethe in Geisenheim; Hofgärtner L. @raebener in Karlsruhe; Garteninspektor W. Hampel 
in Koppitz; Hofgarteninspektor H. Jäger in Eisenach; Hofgartendirektor F. Jühlke in Potsdam; 
Professor Dr. L. Kny in Berlin; €. Lackner in Steglitz; Stadtgartendirektor H. Mächtig in 
Berlin; €. Mathieu in Charlottenburg; Hofgartendirektor I. Möhl in München; Geh. Hofrat Pro- 
fessor Dr. F. Nobbe in Tharand; Garteninspektor E. Ortgies in Zürich; Garteninspektor 
W. Perring in Berlin; Gartendirektor F. J. Pfister in Karlsruhe; Geheimrat Dr. E. von Regel 
in St, Petersburg; Garteninspektor 0. Salomon in Würzburg; Gartendirektor A, Siebert in Frank- 
furt a. M.; Ökonomierat L. Spaeth in Berlin; Garteninspektor B. Stein in Breslau; Professor Dr. 
H. Voechting in Tübingen; Gartenmeister H. Zabel in Hann. Münden, 


herausgegeben von 


Professor Dr. L. Wittmack in Berli 


Mit 24 Farbendrucktafeln und 97 Textabbildungen. 


BERLIN. ” 
NEIPNE NVMONSBAUB BAREY: 


Verlagshandlung für Landwirtschaft, Gartenbau und Forstwesen. 


1889. 


Hin wur ae 5 
ae ar Dre ee er, 


1er 


Gartenflora 1889. | Taf. Dee 


1. REMONTANT NELKE 
„KRONPRINZ FRIEDRICH WILHELM?! & 
9. GRENADIER. Bug 
3. FRAU HAASE. 


Nie. Prillwitz ad nat.del. Lith.Anst.v.Ebenhusen & Eckstein, Stutt&art. 


Drei schöne Nelken. 
Hierzu Tafel 1288. 


Im November 1886 übersandte Herr WILHELM FRITZSCHE in Cannawurf 
bei Heldrungen dem Verein zur Beförderung des Gartenbaues eine Blume 
einer von ihm gezüchteten Nelke, die den Namen »Deutscher Kronprinz 
Friedrich Wilhelm« erhalten. Dieselbe ward in der Sitzung der vereinigten 
Ausschüsse für Blumen- und Gemüsezucht vorgelegt und erregte wegen ihrer 
riesigen Grösse allgemeines Aufsehen. Die Blume erhielt Herr R. BRANDT, 
Charlottenburg, um zu versuchen, ob es möglich wäre, daraus eine Pflanze 
zu erziehen. Derselbe schreibt uns über diese auf Tafel 1288, Abbildung ı | 
dargestellte Nelke: 


Infolge sorgfältiger Pflege bewurzelte sich wohl der Trieb, aber es zeigten sich 
keine Augen zum Austreiben; deshalb schrieb ich an den Züchter und ersuchte 
ihn, mir eine Pflanze von dieser Nelke zu schicken, erhielt aber den Bescheid, dass 
sein ganzer Vorrat erschöpft. Nachdem nun der bewurzelte Steckling abgehärtet 
war, pflanzte ich denselben ins freie Land. Hier bildeten sich an der Basis des 
Stecklings junge Triebe, während der obere Teil eintrocknete, und so entwickelte 
sich aus diesem schwachen Steckling eine kräftige Pflanze, welche aber erst im 
Frühjahr 1883 ihre ersten Knospen zeigte und einen grossen Reichtum von Blumen 
entwickelte. 

Es ist eine Remontant-Nelke mit kräftigem Wuchs, die Blumen sind sehr gross 
und von braunroter Farbe mit einem kräftigen angenehmen Geruch, reichblühend, 
stark gefüllt. Sie wird, da sie sehr dankbar blüht, im Sortimente wohl ihren Platz 
behaupten und von dem Liebhaber sehr geschätzt werden, weniger vielleicht vom 
Handelsgärtner, weil die Farbe der Blume, wenigstens für hiesigen Geschmack, 
nicht lebhaft genug ist. 

Herr W. FRITZSCHE bemerkt uns: 

Die Remontant-Nelke »Deutscher Kronprinz Friedrich Wilhelm« verkaufte ich 
im Herbst 1883 an die Firma PLATZ & Sonn in Erfurt, welche derselben den 
Namen gaben. Im Jahre 1834 wurde die Nelke erst in den Handel gebracht. 
Die Pflanze besitzt einen sehr hohen Wert als Topfpflanze, als Schnittblume da- 
gegen ist selbige nicht so wertvoll, da sie sich sehr langsam zur Blüte ent- 
wickelt. Auch liebt sie keineswegs einen sonnigen Standort; ich habe gefunden, 
dass Pflanzen, die sonnig kultiviert wurden, viele »Platzer« zeigten, was mir bei 
Pflanzen in halbschattiger Lage niemals vorkam. 

Ich habe selten Blumen gehabt, die nicht eine Grösse von 11,5— 12 cm Durch- 
messer besassen, was bis jetzt noch keine andere Nelke erreicht hat. 

Bezüglich der Abstammung ist nur zu sagen, dass keine Befruchtung statt- 
gehabt hat, sondern dass diese Sorte aus Samen von Topf-Nelken gefallen ist 
(also eine Variation). 

Gartenflora 1389. a I 


2 Drei schöne Nelken, 


Dass diese Nelke einen ausserordentlich hohen Wert besitzt, wird wohl all- 
seitig anerkannt; ich habe schon Pflanzen mit 30—35 Blumenstielen gehabt und 
wurden mir für solche Pflanzen ı5 und zo Mk. geboten. 

Stecklinge wachsen ganz vorzüglich in Braunschweiger Torfmüll mit Sand 
vermischt. Das beste Resultat erzielte ich von Stecklingen, welche im November 
vermehrt wurden; bei 25—30° Unterwärme wurzelten dieselben innerhalb 18 Tagen. 

Die unter Nr. 2 abgebildete Nelke »Grenadier« ist anerkanntermassen 
eine der besten Remontant-Nelken für den Winterflor, für die Binderei sozu- 
sagen unentbehrlich. Sie ist, wie uns Herr ALEGATIERE in Lyon schreibt, 
nichtvon ihm gezüchtet, wenigstens nicht unter diesem Namen, obwohl das 
gewöhnlich angenommen wird. Nach Herrn E. BENARYs gef. Mitteilungen 
findet sich die gefüllte Form seit 1873 in den deutschen Katalogen, die ein- 
fache seines Wissens schon viel länger. Auch die bekannten Nelkenzüchter, 
Herr GRONEMANN in Blomberg (Lippe) und Herr MÖHRING in Arnstadt, ver- 
mochten uns über den Ursprung nichts Sicheres anzugeben. Nach Herrn 
GRONEMANN ist die echte Sorte feuerig-scharlachrot, mit regelrechten Blumen; 
es kommt aber auch eine Sorte unter demselben Namen vor, welche in der Farbe 
abweicht, etwas wellige zurückliegende Blumenblätter und feineres Laub besitzt. 

Die dritte Nelke auf unserer Tafel ist ebenfalis ein Herbst- und Winter- 
blüher ersten Ranges. Sie wurde von Herrn Kunst- und Handelsgärtner 
FRITZ HAASE zu Pankow bei Berlin 1887 gezogen und zuerst im September 
1883 auf der Ausstellung des Ver. z. Bef. d. G. in der Flora zu Charlotten- 
burg ausgestellt, wo sie wegen ihres kräftigen Wuchses und ihrer herrlichen 
rosa Farbe so sehr gefiel, dass sie mit der grossen silbernen Medaille der 
Gartenbau-Gesellschaft zu Berlin gekrönt wurde. Herr HAASE berichtet uns 
darüber folgendes: 


Die Nelke habe ich im Jahre 1837 aus Grenadin-Samen gezüchtet und blühte 
dieselbe vom September ab den ganzen Winter hindurch reichlich und auch leicht. 
Ihr Wuchs ist kräftig und auch willig, die Farbe ein lebhaftes Rosa. Die Ver- 
mehrung geschieht durch Stecklinge, welche im Herbst gemacht werden, und 
durchwintert man dieselben im kalten Hause an einem möglichst trockenen Platz. 
Im Frühjahr werden dieselben ins freie Land gepflanzt, wo sie bis September 
stehen bleiben und auch bis dahin reich mit Knospen besetzt sein werden. Sodann 
pflanzt man sie in Töpfe und nimmt dazu dieselbe Erde, in der dieselben bis 
jetzt gestanden haben. 

Die Nelke zeigt einen ganz besonderen Blütenreichtum und grosse gefranzte 
Blumen. Sie blüht sowohl ım kalten Hause, wie sie sich auch durch eine 
höhere Temperatur zum schnelleren Aufblühen zwingen lässt. Auch eignet sich 
dieselbe sehr gut zum Topfverkauf, aber ganz besonders wird sie der Binderei 
wegen ihres grossen Blütenreichtums und ıhres ‚Wohlgeruchs von grossem 
Nutzen sein. 


Wir erhielten am 13. Dezember von Herrn HAASE eine Blüte, die noch 
dieselbe lebhafte Farbe zeigte wie im September, nur war der Geruch bei 
der Kälte geringer. 


Der Eichbornsche Garten in Breslau. 3 


Der Eichbornsche Garten in Breslau. 
Von J. Schütze. 
Hierzu Abbildungen ı und 2, 


Die Abbildungen auf Seite 4 und 5, welche wir heut unseren Lesern vor- 
führen, entstammen einem der grössten Privatgärten, dem EICHBORNschen 
‚Garten in Breslau. 

Der ursprünglich vor den Stadtmauern gelegene, auf einem 1806 nach 
Schleifung der Festung erkauften Terrain angelegte Garten, jetzt von der 
sich ausdehnenden Stadt ringsum eingeschlossen, ist eine der sehenswürdigsten 
‚gärtnerischen Privat-Anlagen. 

In der Grösse von IO Morgen, anfangs Obst- und Gemüsegarten, liess 
in den fünfziger Jahren der damalige Besitzer, Herr Kommerzienrat LouIs 
THEODOR MORITZ EICHBORN, die an der Südseite desselben gelegene Villa 
durch den Architekten, Baurat WAESEMANN (Erbauer des Berliner Rathauses) 
ausbauen, und zugleich eine würdige Umgebung zu derselben durch den be- 
rühmten Gartenkünstler LENNE nach dem Muster des Marly-Gartens in 
Potsdam schaffen. Wie trefflich dies unter Benutzung grösserer Bäume, unter 
andern einer Platane, welche in Brusthöhe einen Stammumfang von 3,70 2 
hat, gelang, beweisen die entzückenden Durchblicke und landschaftlichen 
Bilder, die der Garten allenthalben bietet, besonders hervorgehoben durch 
die Architektur seiner Umgebung, der stattlichen im byzantinischen Stil er- 
bauten Synagoge und der Türme der grossen Breslauer Kirchen. 

Umstehendes Bild zeigt uns einen Blick aus einem der nach Norden 
gelegenen Fenster des Wohnhauses über saftige Rasenflächen und Wasser- 
spiegel hin nach einer den Abschluss bildenden weinumrankten Laube, eine 
Entfernung von 126 »z, und nach dem massigen Turm des neu errichteten 
Amtsgerichts-Gebäudes. Grosse Gehölzpartieen verdecken den Teil, auf 
welchem die Gewächshäuser belegen sind. Eines derselben birgt Orchideen 
in 300 Arten und Varietäten, darunter viele starke Exemplare: Cymbidium 
Lowii, Laelia crispa, Dendrobium nobile, D. Wallichianum, Coelogyne cristata, 
Cypripedium villosum, C. Sedeni, Vanda tricolor, Oncidium altissimum, Den- 
drobium densiflorum u. v. a., sowie eine Sammlung Bromeliaceen; ein anderes 
Haus enthält ausser Anthurien, Alocasien, Croton (Codiaeum) ein reiches 
Caladium-Sortiment, sowie die ostindischen Orchideen Vanda, Saccolabium, 
Phalaenopsis u. a.;, ein drittes ist im Winter mit harten Dekorationpflanzen 
gefüllt und im Sommer dient es als Schauhaus. In drei kleineren Häusern 
befinden sich Rosen im freien Grunde, Lapagerien und Florblumen aller Art. 
An der Ostseite der Villa, mit dieser durch einen mit Camellien bestellten 
Gang verbunden, befindet sich der Wintergarten (Abb. 2), welcher grössere 
Exemplare von Encephalartos horridus, Zamia integrifolia, Dioon edule, Sea- 
forthia elegans, Areca sapida, A. Baueri, Kentia Belmoreana und Forsteriana, 
TIhrinax elegans, Fourcroya Lindeni, Rhopala 'corcovadensis, Dracaena um- 
braculifera, Ravenala madagascariensis u. v.a., starke Adiantum-Arten, Pla- 
tycerium grande und Willinkii, Alsophila australis von 5 »» Höhe, enthält. 
Dieser Raum wird durch Aufstellung von blühenden Saison- und getriebenen 
Pflanzen, Orchideen, Farngruppen ctc. noch verschönert und gewährt einen 

lieblichen, im Winter äusserst schätzbaren Aufenthalt. Die Temperatur, 
in der Nacht auf ı0°’R. gehalten, wird am. Tage durch eine Heisswasser- 
Beizuae leicht aut m5 Ri die Hohe gebracht. Fin Blick aus ‘dem 
Wintergarten nach dem Verbindungszimmer bildet den Gegenstand unseres 
zweiten Bildes. 


Der Eichbornsche Garten in Breslau. 


ieg am 
gemein hoch 


Der Ver. z. Bef. d. G. nahm gelegentlich seiner Reise nach Br 


26. Februar 1888 diesen Garten in Augenschein und war man all 


Abbildung 1. Aussicht nach Norden durch den Eichbornschen Garten in Breslau. 


ht minder 
über die ganz ausgezeichneten Kulturen des Herrn Obergärtner SCHÜTZE. — 


wıe nic 


ber die äusserst geschmackvollen Einrichtungen, 


= 


erfreut 


Der Eichbornsche Garten in Breslau. 5 


Ich hatte 
EICHBORN 


dass man 
Lärm der Strassen plötzlich in diese stille Gartenlandschaft tritt. L.W. 


das Glück, unter Führung der Besitzerin, Frau Kommerzienrat 
im Juni 1888 den Garten wieder zu sehen und kann nur sagen, 


Der Eichbornsche Wintergarten in Breslau. 


Abbildung 2. 


sich in ein kleines Paradies versetzt fühlt, wenn man aus dem 


6 F. Nobbe: Beobachtungen über den zeitlichen Verlauf des Blattfalls bei Erlen. 


Beobachtungen über den zeitlichen Verlauf des Blattfalls bei Erlen. 
Von Prof. Dr. F. Nobbe in Tharand. 


Man ist gewöhnt, den Herbst als die Zeit des Blattfalls schlechthin bei 
sommergrünen Holzgewächsen zu betrachten und nur vereinzelte Blätter 
unter Umständen früher abgestossen zu sehen. 

Die wiederholte Wahrnehmung, dass die Erlenbäume (Alnus glutinosa 
Gärtn.), welche die pflanzenphysiologische Versuchsstation zu Tharand in der 
»Wasserkultur« erzieht, schon vor Mitte Sommers nach und nach einen nam- 
haften Teil ihres Blattbestandes abzuwerfen begannen, und dass die an den 
Ufern der Weisseritz in Tharand stockenden Erlen bei näherer Beobachtung 
ein ähnliches Verhalten zeigten, veranlasste den Verfasser, in den Jahren 
1886 und 1887 den Verlauf des Blattfalls an einzelnen unserer Erlenbäume 
etwas aufmerksamer zu verfolgen. Zu diesem Zwecke wurden täglich die- 
jenigen Blätter, welche bei sehr leiser Berührung sich glatt ablösten, an 
deren Stielgrunde mithin die von H. v. MolnL*), entdeckte »Trennungs- 
schichte« bereits fertig gebildet war, gesammelt und notiert. 

Der 18386 in Beobachtung genommene Baum (Nr. I) war aus Saat vom 
Mai 1873 erwachsen, beim Versuchsbeginn mithin 8 Jahre alt. Er hatte 
bereits zweimal Früchte getragen und wog am 231. März 1886, noch unbe- 
laubt, 6,98 2g. 

Der 1887 beobachtete Baum (Nr. II) entstammte derselben Saat von 1878, 
war mithin 9 Jahre alt, 3,30 2 hoch und wog anfangs April (laublos) 11,46 Ag. 

Die vorgeschrittensten Blättchen waren Ende April 1886 (Nr. I) 3 cz 
iang und fast ebenso breit; 1887 (Nr. II) etwa I cn lang. 

Der Verlauf des Blattfalls ist folgender gewesen: 


1886 1887 
abgefallene teren! Prozent- abgefallene | Po Prozent- 
Ü der E | der 
Blätter Beanlachl summe Blätter Gesanahl summe 
Mae N. — — | — 4 | 0,06 0,06 
June 160 4,21 4,21 293 4,40 | 4,46 
ul. 262 | 6:89E 2. 210 1765 26,50 | 30,96 
INUSUSES EN Er 558 | 14,68 25,78 1061 | 15,93 46,89 
September 930 | 24,47 50,25 1297 | 19,47 66,36 
Oktober Sr 1701 | 44,75 | 95,00 222) 33,64 100,00 
November . . . 190 | 5,00 | 100,00 — | — — 
Sumnral a. 3801 | — | _ | 6661 | —_ — 
Aus vorstehender monatsweisen Übersicht***) des Blattfalls unserer 


Erlen erhellt, dass die Bildung der »Trennungsschicht« unter Umständen 
sehr frühzeitig beginnt. Die Monate September und Oktober sind allerdings 
die ausgiebigsten, doch weist schon der Juni 4 pCt. abgefallener Blätter auf, 


”) Botan. Zeitung 1861 Nr. ı. 


”*) Die letzten 205 noch festsitzenden Blätter wurden am 29. Oktober abgenommen, 
nachdem die Minimal-Temperatur auf - 5° C. gesunken war, 


##=) Die Mitteilung der täglichen Ergebnisse würde hier zu weit führen; sie wird an anderem 
Orte erfolgen. 


F. Nobbe: Beobachtungen über den zeitlichen Verlauf. des Blattfalls bei Erlen. j 


und bis Ende September sind bereits die Hälfte bis zwei Drittel der schliess- 
lichen Blattmenge wieder ausgeschieden. 

Der Prozess verläuft im allgemeinen streng dem Alter der Blätter gemäss, 
vom Grunde des Zweiges bis zur Spitze, an welcher bis zum Knospenschluss 
(August-September) die Entfaltung neuer Blätter (6—12 an einem Langtriebe) 
fortdauert. Die Bäume erscheinen daher nicht etwa kahl, kaum im September 
etwas durchlichtet. Übrigens ist die an den einzelnen Tagen gewonnene 
Blattzahl nichts weniger als eine gleichmässige, sie schwankt von 3—177 
pro Tag. JuL. WIESNER*) hat nachgewiesen, dass die Bildung der Tren- 
nungsschicht von einer Herabsetzung der Wasserverdunstung des Blattes ein- 
geleitet wird. In der That liess sich in unseren Beobachtungen die sprung- 
weise Variation des Blattfalls in gewissem Grade auf Witterungszustände 
zurückführen. Schroffe Wechsel, sei es von regnerisch kühler zu trocken 
sonniger Luft, oder in entgegengesetzter Richtung, waren meist von einem 
gesteigerten Blattfall begleitet. Extreme Unterschiede des Maximums und 
Minimums der Tageswärme beförderten den Blattfall. Heftige Winde hatten 
eine stärkere Ausbeute an ablöslichen Blättern im Gefolge. 

Nicht gemeint, die vorstehenden Beobachtungen ohne weiteres verall- 
gemeinern zu wollen, möchten wir doch die Aufmerksamkeit dem Gegen- 
stande zuwenden. Die Annahme, dass die Erziehungsweise der Versuchs- 
bäume (die »Wasserkultur«) auf das Ergebnis von Einfluss sei, wird unwahr- 
scheinlich dadurch, dass sich die »Wassererlen« in der Zeit der Knospen- 
entfaltung, des Stäubens und der Fruchtreife von den benachbarten Boden- 
erlen nicht unterscheiden und an sich ein gesundes, kräftiges Wachstum 
bethätigen. Die Erle Nr. I hat ihr obiges Frischgewicht von 6,98 Ag 
(Stamm und laublose Aste) im Jahre 1886 auf 9,72 und 1887 auf 11,90 kg 
erhöht. Nr. II hat 1887 eine entsprechende Gewichtszunahme von 11,46 auf 
13,59 Ag erfahren, was einem Jahreszuwachs von nahezu I #g Trockensubstanz 
entspricht. Dazu kommt eine beträchtliche Trockenmasse von Blatt- 
substanz, welche bei beiden Erlen in dem betreffenden Versuchsjahre 
betrug: 


3 1886 (Nr. ]) 1887 (Nr. II) 
Trockensubstanz der Blätter . . 356,00 g 604,50 £ 

dann AseHer. u ae 28,98 » 31,44 » 
Organische Substanz . . . . 327,02 8 573,006 g 


Billbergia Windii hort. Makoy. 


(B. nutans X decora.) 
Von L. Wittmack. 
Hierzu Abbildungen 3—;5. 


Blätter riemenförmig, sehr lang (bis 85 cm), schmal (in der Mitte 30—33 mm 
breit), an der Scheide wenig verbreitert, allmählich in eine lange Spitze auslaufend, 
Rand sehr schwach und sehr entfernt gezähnt, Zähne etwa ı cm von einander ent- 
fernt, nur nach der Spitze zu kräftiger, nach vorn gerichtet, Blattspreite oberseits 
fast flach, dunkelgrün, glänzend, unterseits sehr schwach kleiig, nur ganz undeutlich 
grau quer gebändert. 

Blütenstände zahlreich (bis 26), ährenförmig, hängend. Schaft 70—75 cm lang, 
Hochblätter zahlreich, innen hellrosa, aussen karmin, länglich-lanzettlich, Blüten 
gross, bis zur Spitze der Narbe 75 mm lang. Kelchblätter länglich-lanzettlich, zu- 


*) Sitzgsber. d. Wiener Akad d. Wiss. 1871. I. Abth. Nov.-Heft. 


8 L. Wittmack: Billbergia Windii hort. Makoy. 


gespitzt, bis zo 2m lang, ausgebreitet 5'1/),—6 m, an der Basis 7 mm breit, Farbe 
grün, am Rande etwas rosa, an der Spitze lasurblau, weisskleiig. Blummenblätter 
2!/,mal länger als der Kelch, lineal-länglich, allmählich in den Nagel verschmälert, 
58 ‚nm lang, zur Blütezeit ganz zurückgerollt, später gerade, Spreite grün, blau 
umsäumt, 6 ‚mm, Nagel 2!/, mm breit, Staubgefässe etwas kürzer als die Blumen- 
blätter, 55 22 lang, die fadenförmigen, steifen, parallelen, gelbgrünen Staub- 
fäden 45, die linearen, an der Basis wenig verbreiterten, unterhalb der Mitte auf 
dem Rücken befestigten Antheren ı2 »n, Griffel länger als die Staubgefässe 


N 
N 
N 
N 
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= 


EN PP22ZZIZE 


Abbildung 3. Billbergia Windii hort. Makoy (B. nutans x decora) im Garten des Herrn 
O. J. Quintus zu Groningen, mit 26 Blütenähren. 


(62 mm), dunkelgrün, mit den spreizenden, später spiralig zusammengedrehten 
Narben 65 zn» lang, Fruchtknoten dick, länglich oder länglich-cylindrisch, unter 
der Spitze eingeschnürt, etwas kürzer als der Kelch, in der Mitte 7, oben 5 mm 
im Durchmesser, gerippt, grün. 

Auf diese schöne Pflanze wurde ich durch zwei Notizen im Sempervirens 
1887 Nr. 42 S. 331 und 1888 Nr. 2 S. ıı aufmerksam gemacht. Es wurde 
dort, namentlich an letzterer Stelle, berichtet, dass ein herrliches grosses 
Exemplar derselben bei Herrn ©. J. QuINTus in Groningen (Holland) blühe. 
Herr QUINTUS war so freundlich, mir eine Photographie davon zu übersenden, 


ae 5 


L. Wittmack: Billbergia Windii hort. Makoy. 9 


nach welcher die Abbildung 3 ge- 
fertigt ist. Die Pflanze hatte einen 
Durchmesser von 1,55 2 und einen 
Umfang von 3,25 » und trug nicht 
weniger als 26 Blütenähren von 70 bis 
75 cm Länge, die, schlank herabhän- 
gend, mit ihren schön karminroten 
Hochblättern im Gegensatz zu den 
grünen, blau umsäumten Blumenblät- 
tern ein herrliches Bild gewährten. 
B. Windii ist s. Z. 
im Garten der Firma 
Jacop MaxXoY & Co. 
in Lüttich durch die 
von Herrn WIOT aus- 
geführte Bestäubung 
der B. nutans H. 
Wendl. mit B. Ba- 
raquinianaLem.ent- 
standen. E. MORREN 
machte zuerst darauf 
aufmerksam in Beleg. 
hort. 1882 S. 238, wo 
er sie X Billbergia 
Baraquiniana— nutans 
Hort. Makoy nannte. 
Er gab schon an, dass 
die Bastarde, die im 
Juli 1882 zum ersten 
Male blühten, deutlich Abbildung 5. 


in der Mitte ständen nn 
voller Blüte, '/, Gr. 


zwischen beiden EI- 

tern, den hängenden Habitus, wie die 
grünen Blumenblätter von der Mutter, 
dagegen die ganz zurückgerollten 
Blumenblätter vom Vater hätten. Ich 
kann hinzufügen, dass auch die blaue 
Umsäumung der Blumenblätter, ebenso 


die blauen Spitzen der Kelchblätter Abbildung 4. Billbergia Windii hort. Makoy 
und ihr rötlicher Rand von der Mutter (B. nutans x decora) abgeblüht, '/, nat. Gr. 
stammen, dagegen der kräftige Ha- 

bitus und die zahlreichen Deckblätter vom Vater herrühren. — Später wurde 


IO H. G. Reichenbach fil.: Grammatophyllum speciosum Bl. 


die Pflanze von den Herren MAKOY & Co. zu Ehren des Gärtners WIND be- 
nannt und in den Handel gegeben. 

B. Baraquiniana Lem. ist, wie von E. MORREN in Belgique hort. 1875 
S. 221 t. 13—14 nachgewiesen, nichts anderes als B. decora Poeppig et Endl. 
Noy- Gen! pl: I, 42.t. 157. 


Bemerkung. Als wir den in Abbildung 4 dargestellten Blütenstand er- 
hielten, war derselbe bereits verblüht und die Blumenblätter gerade gestreckt. 
Später empfingen wir von Herrn QUINTUS noch eine frische Blüte und ist 
danach unsere Abbildung 5 gezeichnet. Die Pflanze verdient die weiteste 
Verbreitung. 


Grammatophylium speciosum Bl. 
Von H. @. Reichenbach fil. 


Von mehreren Seiten werde ich nach dieser neuerdings von der »Neder- 
landsche en Indische Tuinbowu Maatschappij« in Zeist angebotenen Pflanze 
gefragt. Ich halte es demnach für angezeigt, in diesen Blättern über dieselbe 
einiges zu sagen. 

In Europa sieht man meist einige spindelförmige, zweizeiligbeblätterte 
Stämme, welche, an die der Cyrtopodia erinnernd, etwa 3—4 Fuss hoch werden. 

In der Heimat erscheint grundständig ein stolzer Blütenstand, der die 
Höhe von 6-8 Fuss erreicht und vielblütig ist, wohl immer einfachtraubig. 
Die Blüte mag man mit der des Cymbidium eburneum vergleichen. Die 
lederartigen, sehr gerundeten Hüllblätter, etwas grösser als bei der eben ge- 
nannten Pflanze, sind gelb und mit vielen braunroten Flecken getupft. Die 
kleine Lippe ist hell-ocker mit braunroten Streifen; sie ist dreispaltig mit 
spitzdreieckigem Mittelzipfel. 

Ja — so ist es da drüben in Ostindien und auf dem Malayischen Ar- 
chipel. Aber bei uns? Nun, da wächst sie eine Reihe Jahre wie ein Cyrto- 
podium, und da sie oft im freien Grunde steht, wo die Verpflanzung unbe- 
quem, stirbt sie meist an sauer gewordenem Boden. 1852 hat sie bei 
LODDIGES in Hackney geblüht, ein Schwanengesang der ihrer Auflösung 
entgegengehenden ruhmvollen Firma. Eine einzige Blüte war normal (Paxton 
Flower Garden II 69!). Ich erinnere mich noch eines Falles der Blüte in 
England, ohne augenblicklich näheres angeben zu können — Auf Java hat 
man regelmässig Zweigestaltigkeit der Blüten beobachtet. 

Nach alledem sollte nur der die Kultur versuchen, welcher besonders 
passende Glashäuser zur Verfügung hat, wo es der Pflanze recht tropisch 
zu Mute wird. Bodenwärme wäre zu versuchen. Wir werden wohl auch 
hier von den Nordamerikanern besiegt werden, deren herrliches starkes Licht 
bei uns fehlt. In Italien und Spanien dürfte man mit ihnen wetteifern können. 

Meine Herbarexemplare, deren ich nur wildgewachsene habe, entstammen 


7 


Hermann Jeht: Gärten in der Hauptstadt Mexico. II 


folgenden Gegenden: Java, Buitenzorg BLUME! Lampong, Bantam ZOLLINGER]! 
Borneo KORTHALS!‘ Malacca GRIFFITH! Singapore JAGoR! 


Gärten in der Hauptstadt Mexico. 


Von Hermann Jeht. 


Es ist vielleicht in keinem Lande so schwierig, dem Europäer einen 
richtigen Begriff der Verhältnisse des Klimas und der sich daraus ergebenden 
Resultate zu erklären, wie hier in der Republik Mexico. Die Prospekte der 
uns mit den Vereinigten Staaten verbindenden Eisenbahnen, welche möglichst 
viele Touristen heranlocken wollen, sprechen von den wunderbarsten Kon- 
trasten des Klimas, der Landschaft, der Produkte, der Menschen, ihrer 
Lebensweise, ihrer Industrie und selten findet man Übertreibungen. Die 
einfache Wahrheit ist verblüffend genug, um bei unseren nördlichen Nach- 
barn den Wunsch zu einem Besuch anzuregen. Genügt doch eine vier- 
stündige Tour mit der Morelos-Eisenbahn, um Apfel-, Birn- und andere 
Obstbäume dem Reisenden in allen Stadien, von totaler Entlaubung bis zur 
reifen, schmackhaften Frucht vor Augen zu führen und kann derselbe sich 
am selben Tage vom Morgen bis zum Abend an frischgepflückten Erdbeeren 
bis zur Ananas, als Extreme angenommen, laben. Während einem im De- 
zember beim Einsteigen in das Coupee ein riesiges Veilchenbouquet für eine 
Mark angeboten wird, molestieren uns Indianerinnen beim Mittagsessen mit 
Körben von Lycaste, Epidendrum und Cattleya.. Am Nachmittag ist man 
genötigt, wegen des betäubenden Duftes von Gardenia, Brassia und einer 
Unzahl anderer Tropenpflanzen, welche die Nachbarn von Station zu Station 
aufgespeichert haben, alle Fenster zu öffnen. 

Mexico muss, um alle Verwirrungen und Einwürfe zu vermeiden, je nach 
der relativen Meereshöhe beschrieben werden. Was in der Hauptstadt Wahr- 
heit ist, wird bei 400 »» Fall zweifelhaft und bei weiteren 400 m Lüge. 
Erstere im Angesicht ewigen Schnees und umgeben von riesigen Fichten- 
waldungen mit einer Durchschnittstemperatur von 14° C. muss natürlich 
andere Produkte liefern wie der Bahio im Norden und die Abhänge der 
Kordilleren im Süden, Westen und Osten bei einem bedeutend höheren 
Thermometerstand. 

Sprechen wir von der Hauptstadt Mexico, 2100 » über dem Meere. 
Die klimatischen Verhältnisse erschweren den Gartenbau, zumal wo es sich 
um Parks und städtische Anlagen handelt, ganz besonders, und trotz der 
Liebe des Mexicaners für alles, was Blume ist, schrecken die meisten vor 
den bedeutenden Unterhaltungskosten zurück. Nachtfröste von Anfang De- 
zember bis März, versengende, trockene Hitze (25—35° C.) April bis Juni, 
fast tägliche Gewitterschauer mit eventuellem Hagel von Juli bis Ende Sep- 
tember — das sind die Faktoren, mit denen der mexicanische Gärtner in 


12 Hermann Jeht: Gärten in der Hauptstadt Mexico. 


der Hauptstadt rechnen muss. Dazu kommt, dass das ganze Thal von 
Anahuac eine starke Salpetersohle, das umliegende Gebirge an den meisten 
Stellen Kalkboden hat, das Wasser also vielen Kulturpflanzen unzuträglich 
ist. Bei Veranschlagung jeder Gartenanlage fällt die Herbeischaffung von 
Humus, Sand und Lehm stark ins Gewicht und kann im allgemeinen für die 
ersten Jahre zur Herstellung eines passenden Standorts für Bäume, Sträucher 
u. s. w. auf 50—60 Pf. pro Quadratmeter angenommen werden; nach Verlauf 
einiger Zeit verlangt das Land jährlich neue Zugaben von Lauberde und 
leichtem Lehm, um dem fortwährend von unten gelösten und herauf- 
dringenden Salpeter (Kali) die Spitze bieten zu können. Die Verwendung von 
Pflanzen in den Gärten von Mexico kann man daher in zwei genaue Gruppen 
abteilen, solche, welche durch Nachtfröste von 2—4° C. und durch Alkalien 
leiden und solche, welche durch stärkere Konstitution diese Angriffe auf ihre 
Natur aushalten. Erstere, zum Teil das Gros europäischer Handelspflanzen, 
müssen sich in der Hauptstadt, trotz des zusagenden Klimas begnügen, den — 
freilich wunderschönen — Schmuck der inneren Balkons, Höfe und Korridore 
der Häuser zu bilden, dürfen aber den Topf nie verlassen. Dahin gehören 
Kamellien, Azaleen, Rhododendron, Pelargonien, Hortensien, Begonien u. Ss. w. 
Dazu kommt freilich noch folgende Thatsache. Der mexicanische Arbeiter 
kann ohne zu stehlen nicht leben — sei er Gärtner, Handwerker oder Fabrik- 
arbeiter. Eine in einem Garten, in präpariertem Boden ausgepflanzte Ka- 
melliengruppe betrachtet der Gärtner als seine rechtmässige Beute, seinen 
Herrn als blödsinnig angehaucht und vor Ablauf der ersten vier Wochen 
meldet er mit niedergeschlagenen Augen: »Ya se perdieron«e.. Die vom 
Mutterlande Spanien importierte Sprachweise erlaubt in solchen Fällen nicht, 
das Kind beim richtigen Namen zu nennen. Ya se perdieron heisst wörtlich 
übersetzt »sie sind schon verloren«, auf deutsch aber »soeben gestohlen«. 
Ein schlaudummer Blick aus dem rechten Augenwinkel des Gärtners, ein 
kräftiger Fluch des Herrn, eine Gardinenpredigt in spe seitens der Frau 
Gemahlin, »wie man überhaupt so dumm sein könnte« und — Beete mit 
verkaufbaren Pflanzen werden nicht mehr angelegt. 
(Schluss folgt.) 


Das diesjährige Ergebnis der Bekämpfung der Kirschbaum -Seuche 
im Altenlande. 


Von Professor Dr. Frank. 


Von der grossartigen Ep:demie, welche in den Kirschbaum-Kulturen des 
Altenlandes acht Jahre lang herrschte, ist seiner Zeit in diesen Blättern be- 
richtet worden, desgleichen von der Entdeckung der Ursache dieses Übels, 
des Pilzes Gnomonia erythrostoma, und von den Bekämpfungsmassregeln, 
deren Ergreifung ich, fussend auf die von mir erforschte Entwickelung des 
Pilzes und der Krankheit, forderte. 


Frank: Ergebnis der Bekämpfung der Kirschbaum-Seuche im Altenlande. 13 


Im Jahre 1886, wo die Krankheit ihren Höhepunkt erreicht hatte und 
wo ich mit dem Auftrage ins Altenland geschickt wurde, der Ursache der 
Krankheit nachzuforschen, gingen wir auch sogleich an die umfassende Be- 
kämpfung in der ganzen Ausdehnung des Altenlandes. Es wurden also im 
Winter 1886/87 zum ersten Male die vom Landratsamte angeordneten Polizei- 
massregeln durchgeführt. Der Erfolg war, wie schon berichtet, der, dass im 
Sommer 1887 die Krankheit bedeutend nachgelassen hatte und vor allen 
Dingen, dass zum ersten Male wieder seit langer Zeit lauter gesunde Kirschen 
geerntet wurden. Bei der hochgradigen Verseuchung des ganzen Landes war 
natürlich nicht zu erwarten, dass mit diesem einen Male schon das Übel 
vollständig unterdrückt sein würde. Es zeigte sich denn auch, dass noch an 
einer ziemlichen Anzahl von Blättern der Pilz wieder zur Entwickelung ge- 
kommen war. Allein gegen die Vorjahre war dies auffallend gering. Man 
kann nämlich, da die pilzbehafteten Blätter im Herbste am Baume sitzen 
bleiben, nach deren Anzahl den Grad der Krankheit gut taxieren, und da 
schätzen die Altenländer Obstbauern in den Ortschaften, wo die Seuche am 
ärgsten hauste, dass im Herbst 1887 nur höchstens ein Drittteil so viel 
Blätter, als wie im Vorjahre an den Bäumen sitzen geblieben sind. Bei 
einem so augenscheinlichen Erfolge, der sich schon nach unserem einmaligen 
Angriffe auf den Pilz einstellte, war mit um so grösserer Spannung zu er- 
warten, was nach der nochmaligen Durchführung der Massregel im Winter 
1887,88 der letztvergangene Sommer für ein Resultat bringen werde. 

Das Mittel gegen die Krankheit besteht, wie ich früher schon mitgeteilt 
habe, darin, dass sämtliche auf den Bäumen sitzenbleibenden kranken Blätter 
im Herbst oder Winter abgepflückt und vernichtet werden müssen, weil eben 
in diesen Blättern, welche bis in den Frühling hinein festsitzen bleiben, der 
Pilz seine Früchte in Menge entwickelt und daraus im Frühlinge die Sporen 
in Massen über die Bäume wirft, deren Blätter und Früchte dadurch infiziert 
werden. Damit aber diese Massregel etwas helfe, durfte sie nicht vereinzelt, 
sondern musste gleichmässig im ganzen Lande durchgeführt werden. Das 
war schier keine leichte, keine angenehme und für die Besitzer keine billige 
Arbeit, wie im ersten Winter die Obsthöfe dastanden, als hätte ein Feuer 
ihre Kronen versengt: kaum ein Blatt war oft von den Bäumen abgefallen. 
Im Schnee und auf dem hartgefrorenen Boden mussten die riesigen Baum- 
leitern gestellt werden, die sonst nur zum Obstpflücken dienen, und in der 
Winterkälte standen die Leute — Männer und Frauen sind dort gleicherweise 
des Leitersteigens kundig — oben in den Wipfeln und streiften mit dicken 
Handschuhen auf den Händen das festsitzende, gar oft durch Eis zusammen- 
gefrorene Laub von den Zweigen, dann ab und zu unten an dem Feuer der 
angezündeten Laubhaufen sich erwärmend — ein rätselhafter Anblick für den 
der Sache unkundigen Fremden, wenn er damals gerade durchs Altenland 
zog und Leute zu so unpassender Zeit in den Obstbäumen pflücken sah, 
nicht bloss einen einzelnen, sondern auch da und dort welche und immer 
mehr, je weiter er kam. Die Altenländer haben sichs aber genau ausge- 
rechnet, wie teuer ihnen der Vernichtungskrieg gegen die Gnomonia ge- 
kommen ist: zwischen 300—400 Mk. pro Hektar kostete im ersten Winter 
das Abpflücken der Blätter und etwa 100 Mk. im zweiten Winter. 


Von dem diesjährigen Resultate habe ich mich nun wiederum durch 
eigenen Augenschein überzeugt, und zwar im Monat November, wo nach 
dem Abfallen aller gesund gewesenen Blätter der Sachverhalt genau zu über- 
sehen war. Auch in diesem Jahre hatten die Bäume wieder lauter gesunde 
schöne Kirschen getragen, und was die Blattkrankheit anlangt, so war davon 
in diesem Jahre kaum noch ein Überrest vorhanden. In den Ortschaften, 
welche vorher am stärksten von der Krankheit heimgesucht waren, standen 


I4 Frank: Ergebnis der Bekämpfung der Kirschbaum-Seuche im Altenlande. 


die Kirschbäume gesund und so gut wie ohne Blattanhang da; nur ein ver- 
einzeltes Blatt war hier und da in den Kronen zu sehen und ich hatte Mühe, 
mir noch eine Quantität davon zu sammeln, um sie zu Unterrichtszwecken 
mit nach Haus nehmen zu können. Die Gnomonia ist im Altenlande beinahe 
ausgerottet, das war in kurzen Worten das erfreuliche Resultat, und vielleicht 
ist von einem so raschen Erfolge niemand mehr als ich selbst überrascht 
gewesen. Denn nur wer die ungeheuere Infektionskraft des Pilzes kennt, 
welcher aus den kleinsten Überresten, die der Zerstörung entgangen sind, 
zahllose Keime im nächsten Jahre wieder in die Luft entsendet, der wird die 
Schwierigkeit, die einer erfolgreichen Bekämpfung sich entgegenstellt, ge- 
nügend würdigen. In Kulturen von der Ausdehung wie im Altenlande jeden 
Baum so gründlich von den anhängenden Blättern zu reinigen, dass nicht 
ein einziges Blatt am Baume zurückbleibt, ist eine Unmöglichkeit; wohl 
manches der abgestreiften Blätter kann an der Rinde der Aste haften oder 
in einer Astgabel sitzen bleiben. Und den Schaukommissionen, welche die 
Ausführung der Massregel zu kontrollieren hatten, war es selbstverständlich 
bei der grossen Ausdehnung der Obsthöfe nicht möglich, den einzelnen Baum 
eingehend zu revidieren. Besonders aber lassen sich die heruntergestreiften 
Blätter auf dem Boden schwer gründlich vertilgen. Ich hatte es für höchst 
wünschenswert bezeichnet, dass das abgestreifte Laub auf dem Boden ge- 
sammelt und verbrannt werde; allein ich habe mich jetzt überzeugt, dass bei 
der grossen Rauhigkeit der Bodenoberfläche, noch dazu, wenn das Laub hier 
durch Schnee oder Eis bedeckt oder festgefroren ist, jeder Versuch, das- 
selbe gründlich zusammenzuharken, aufgegeben werden muss. Zum Glück 
kommt uns aber die leichte Verwesbarkeit des Kirschenblattes zu statten; 
ihr haben wir es zu danken, dass von den auf den Boden gekommenen 
Blättern bis zum Monat Mai so gut wie alles verrottet ist. Selbstverständlich 
wird dies umso vollständiger zu erwarten sein, je zeitiger das Laub auf den 
Boden gelangt. Im ersten Winter musste wegen des Umfanges der zu be- 
wältigenden Arbeit der Endtermin der Durchführung der Massregel auf Ende 
Februar gelegt werden. Im vorigen Winter aber war derselbe bereits auf 
Mitte Januar gesetzt worden, und dies mag aus dem soeben angegebenen 
Grunde mit an dem günstigen Erfolge teil gehabt haben. 

So ist denn die Kirschbaum-Seuche mit diesem Jahre aus dem Alten- 
lande so gut wie verschwunden und die Vertilgungsarbeit in der Hauptsache 
beendigt. Die wenigen Blätter, die sich noch hier und da an den Bäumen 
zeigen, sind mit leichter Mühe bald entfernt und müssen auch selbstver- 
ständlich entfernt werden; es wird diese Vorsichtsmassregel für alle Zukunft 
beobachtet werden müssen, um eine Wiederentwickelung der Krankheit zu 
verhüten. Die Polizeiverordnung, welche wegen der Beseitigung der kranken 
Kirschbaumblätter erlassen worden war, bleibt denn auch fernerhin in Kraft. 
Aber jetzt würde es einer solchen Zwangsmassregel in den meisten Fällen 
gar nicht mehr bedürfen; der handgreifliche Erfolg hat die Altenländer be- 
lehrt, dass das Mittel, welches sie angewendet haben, ihnen wirklich ge- 
holfen hat. Nicht bloss der intelligentere Teil, sondern auch die grosse 
Mehrzahl der übrigen ist jetzt davon überzeugt. Einige soll es aber geben, 
die haben früher gesagt: »dagegen lässt sich nichts thun, das kommt vom 
lieben Gott«, und die sagen jetzt: »das war Zufall, die Natur hat sich 
von selbst geholfen«.. Vor allem hat aber die Wissenschaft einen un- 
bestrittenen Erfolg davongetragen: eine Bestätigung der Forschungsergeb- 
nisse, erbracht durch einen im grössten Stile angestellten Probeversuch, 
dessen schlagender Erfolg auch dem grossen Laienpublikum, welches nicht 
in der Lage ist, dem Forscher bei seinen wissenschaftlichen mikroskopischen 
Arbeiten mit Verständnis zu folgen, die Richtigkeit der wissenschaftlichen 


Clemen: Künstliche Ruinen. 15 


Methoden überzeugend darthut, und dieses gerade auf einem Gebiete, welches 
noch zu den dunkleren und gleichwohl zu den gegenwärtig wichtigsten ge- 
hört, auf dem Gebiete der Infektionskrankheiten. 


Berlin, im Dezember 1888. 


Künstliche Ruinen. 


Eine gartenkünstlerische Studie 
vom Stadtobergärtner Clemen, Berlin. 
Hierzu Abbildung 6. 
»Eine grandiose und wohl erhaltene Ruine 
ist darum das schönste Gebäude.« 
Fürst PÜCKLER. 
Briefe eines Verstorbenen II. S. 265. 

Seit der Herrschaft des landschaftlichen Gartenstils ist die Herstellung künst- 
licher Ruinen, besonders Ende des vorigen und Anfang dieses Jahrhunderts, sehr 
häufig und mit Glück in Parkanlagen versucht worden. Ich erwähne nur die 
stimmungsvolle Klosterruine im Park von Weimar, sowie die stilvollen und muster- 
haften Ruinenanlagen ım Englischen Garten zu Meiningen, von welchen letzteren 
sich gute Abbildungen in Möllers deutscher Gärtnerzeitung 1886 S. 28 und 29 
befinden. 

In unserer jetzigen Zeit, wo die Grundstückspreise zum Schaden der Land- 

wirtschaft so enorm in die Höhe gegangen sind, wird auch die Ausführung grösserer 
Gartenanlagen immer seltener, und vorzugsweise sind es nur grössere Städte, die bei 
dem rapıden Wachstum ihrer Einwohnerzahl sowohl in hygienischer als erziehlicher 
Hinsicht hier und da noch Volksgärten grösserer Ausdehnung herzustellen sich 
verpflichtet fühlen. 
Wenn nun nach dieser Richtung hin der gegenwärtige Zeitpunkt für die Her- 
stellung künstlicher Ruinen nicht gerade als günstig angenommen werden kann, 
so dürfte es vielleicht, von einer anderen Seite betrachtet, nur einer grösseren An- 
regung bedürfen, um auch hierin, wenn ich mich so ausdrücken darf, etwas in die 
Mode kommen zu lassen. 

Wir leben in einer Zeit, in welcher wir uns wieder ganz als Deutsche fühlen, 
in welcher wir uns gern und freudig unserer altdeutschen Vorfahren erinnern, in 
welcher altdeutsche Wohnzimmer, altdeutsche Trinkstuben eingerichtet, altdeutsche 
Gefässe und Zierraten wieder hervorgesucht, nachgebildet und allenthalben zur 
Schau gebracht werden. Warum sollten nicht altdeutsche Ruinen, Denkmale jener 
kernigen, urwüchsigen Periode nachgeahmt und in schon bestehende Gartenanlagen 
eingefügt oder auch in neuen hergestellt werden und Beifall erringen? 

Doch ich komme nun zu einer anderen Seite meines Themas, zur Begründung 
der Frage nämlich, ob künstliche Ruinen vom ästhetischen Standpunkte in unseren 
Gärten auch wirklich angebracht sind. 

Wenn ich mir die Frage vorlege, was ist überhaupt in Gärten angebracht, so 
darf man wohl im allgemeinen annehmen, dass dorthin nur solche Gegenstände 
gehören, welche zunächst an und für sich schön, dann aber ihrer Natur nach ın 
den Rahmen ihrer Umgebung passen. Demnächst wird man die Wirkungen in 
Betracht zu ziehen haben, welche ein Gegenstand, der eine Gartenanlage, d.h. die 
durch Kunst verschönerte Natur zu schmücken bestimmt ist, auf den Beschauer 
hervorbringt. 


16 Clemen: Künstliche Ruinen. 


Wenn es Thatsache ist, dass viele Ruinen unseres deutschen Vaterlandes von 
unseren besten Dichtern in ihren Liedern besungen und verherrhceht worden sind, 
wenn alljährlich tausende von Touristen zu den schönsten unter ihnen pilgern, um 
sich an ihrem Anblick zu erfreuen, so dürften dieselben wohl als angenehme und 
romantisch schöne Gegenstände zu betrachten sein, um in unseren Gartenanlagen, 
wo angängig, nachgeahmt zu werden. 

»Vornehmlich aber sind es die Wirkungen der Ruinen«, sagt HIRSCHFELD in 
seiner Theorie der Gartenkunst, »die ihre Nachahmung nicht allein rechtfertigen, 
sondern selbst empfehlen Zurückerinnerung an die vergangenen Zeiten und ein 
gewisses, mit Melancholie vermischtes Gefühl des Bedauerns sind die allgemeinen 
Wirkungen der Ruinen. Allein 
diese Wirkungen können von 
dem besonderen Charakter und 
der vormaligen Bestimmung, von 
dem Alter, von der oft deut- 
lichen, öfters ungewissen Ein- 
richtung und Gestalt, von den 
hier und da halb vertilgten Auf- 
schriften eines verfallenen Ge- 
bäudes, von der Lage und von 
anderen Umständen, die auf Be- 
gebenheiten und Sitten hin- 
zeigen, mannigfaltige Gestaltun- 
gen annehmen. So erwecken 
die Ruinen eines Bergschlosses, 
eines Klosters, eines alten Land- 
sitzes sehr abgeänderte Bewe- 
gungen, besonders abgeändert 
durch die Betrachtung der Zeit 
und anderer Umstände, die an 
sich so vielfältig verschieden 
sein können. Man kehrt in 
Zeiten zurück, die nicht mehr 
sind. Man lebt auf einige Augen- 
blicke wieder in den Jahrhun- 
derten der Barbarei und der 
Fehde, aber auch der Stärke 

Abbildung 6. »Geisterturm«e im Garten des Dichters NE. 
Justinius Kerner zu Weinsberg bei Heilbronn. ee Re: 
bens, aber auch der einge- 
zogenen Andacht, in den Jahrhunderten der Wildheit, aber auch der Gastfreund- 
schaft. Allein ausser einem Bergschlosse, einem Kloster, einem alten Landsitz 
können noch Ruinen anderer Arten von Gebäuden ihre besonderen Wirkungen 
verbreiten. Bei allen Ruinen aber stellt der Geist unvermerkt eine Vergleichung 
zwischen ihrem vormaligen und ihrem jetzigen Zustande an, die Erinnerung an 
Begebenheiten oder Sitten der Vorwelt wird erneuert, und die Einbildungskraft 
nımmt aus den vorliegenden Denkmälern Veranlassung, weiter zu gehen, als der 
Blick reicht, sich in Vorstellungen zu verlieren, die eine geheime, aber reiche. 
Quelle des Vergnügens und der süssesten Schwermut enthalten.« 
(Schluss folgt.) 


Römische Kränze. 17 


Römische Kränze. 
Hierzu Abbildung 7. 


In neuester Zeit sind bei feierlichen Begräbnissen ganz besonders wieder die 
römischen Legionenkränze in Aufnahme gekommen. Dieselben sind, wie wir 
bereits früher hervorgehoben haben, von niemandem geringeren als der Kaiserin 
FRIEDRICH wieder aus der Vergessenheit gezogen. Sie selbst fertigte den ersten 
dieser »rund« gewundenen Kränze und überreichte ıhn dem nun dahingeschiedenen 
Kaiser FRIEDRICH beim Einzug aus dem Kriege 1871. Den zweiten wand sie für 


la llEi)d 
ul ‚eilh)) (rı 
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( 


Abbildung 7. Ein römischer (rund gewundener) Lorbeerkranz. 


den Sarg des Prinzen KARL und gar manchen wird sie wohl noch am Sarge ihres 
Hochseligen Gatten niederlegen. 

Unsere Abbildung stellt einen solchen Kranz dar, wie der Verein z. B. d. G. 
ihn seinem verstorbenen Ehrenpräsidenten, Wirkl. Geh. Rat Dr. SULZER, Excellenz, 
1837 widmete. Derselbe ist von Herrn CHR. DRESCHER, Berlin SO., Wassergasse 6, 
der sich durch äusserst geschmackvolle Arbeiten in Kränzen auszeichnet, gefertigt 
und gebührt Herrn DRESCHER überhaupt das Verdienst, diese Kränze zuerst ın 
den Handel gebracht zu haben. Die rund gewundenen Kränze erfordern ausser- 
ordentlich viel Mühe bei der Herstellung und daher erklärt sich auch ihr hoher 
Preis. Sie werden entweder kreisrund oder oval angefertigt, oft auch bronziert. 
Sehr schön machen sich die römischen Kränze des Herrn DRESCHER aus den 

Gartenflora 1889. 2 


18 H. Mächtig: Der Berliner Gemeindefriedhof zu Friedrichsfelde. 


silbergrauen Blättern des südafrikanischen Leucadendron argenteum (Proteaceae). 
Im allgemeinen möchten wir aber empfehlen, die Kränze nicht zu dicht zu binden; 
die antiken waren, wie uns die Statuen zeigen, lockerer. L.W£ 


Der Berliner Gemeindefriedhof zu Friedrichsfelde. 


Von H. Mächtig, Stadt-Gartendirektor in Berlin. 
Hierzu Tafel 1289. 


In Grossstädten, wo die räumliche Ausdehnung einerseits und das enge Zu- 
sammenleben andererseits die Massnahmen zur Erhaltung resp. zur Schaffung 
sanitär guter Verhältnisse ungemein erschweren, tritt an die Behörden mehr denn 
anderswo die Pflicht heran, zur Vermeidung schädlicher Einwirkungen der Ver- 
storbenen auf den Gesundheitszustand der Einwohner das Mögliche zu thun. 

Die städtischen Behörden Berlins haben wiederholentlich die Absicht kund- 
gegeben, durch Beschaffung grosser kommunaler Friedhöfe ausserhalb des Weich- 
bildes der Stadt auch auf diesem Gebiete das allgemeine Wohl fördern zu helfen, 
aber ohne den gewünschten Erfolg, da die einzelnen Kirchengemeinden mit Zähig- 
keit an dem Rechte und Besitze eigener Friedhöfe bis jetzt festhalten. 

Berlin hat deshalb nur einen kommunalen Friedhof fast ausschliesslich für die- 
jenigen, deren Beerdigung die städtischen Behörden zu veranlassen haben, das 
heisst für die Mittellosen, aber man spart hier nicht hinsichtlich der Einrichtung 
und Pflege, im Gegenteil, man ist bestrebt, diesen Ort der Ruhe würdig und so 
zu gestalten und zu halten, dass diejenigen, welche ‘ihre Entschlafenen besuchen, 
weniger als auf den übrigen Friedhöfen den das Gemüt bedrückenden Eindruck 
empfangen, welchen die Stätte des Todes ım allgemeinen hervorruft. 

Das 25 Aa grosse Gemeindefriedhofsterrain zu Friedrichsfelde, etwa 7 Zm vom 
Herzen der Stadt und 2 %m von der Pferdebahnstation Lichtenberg entfernt, liegt 
hart an der Königlichen Ostbahn mit der Station Friedrichsfelde-Lichtenberg, 
wohin auch Vorortzüge führen, hat mässig hohe Lage, Sandboden mit ziemlich 
tief stehendem lehmigen Untergrund, wie ihn alle höheren Spreethalränder haben, 
und erstreckt sich in seıner Hauptrichtung bei einer Breite von 240 bis 250 
etwa I #m weit von Süd nach Nord. Das Terrain ist in seiner westlichen Hälfte 
nur mässig bewegt, in der östlichen, höher gelegenen, dagegen sehr koupiert. 
Deshalb ist die Regulierung der letzteren so gedacht, dass die mannigfachen 
Kuppen zu drei Plateaus mit in sich abgeschlossenen Arrangements, wovon das 
südlichste, mit Ausnahme der Baulichkeiten, bereits hergestellt ist, zusammen- 
gezogen werden. Diese ganze höhere Friedhofshälfte, deren Aptierungsarbeiten 
ziemlich kostspielig sind, ist zunächst für die zu bezahlenden Beerdigungen 
bestimmt. 

Für die westliche Hälfte dagegen, die zur Beerdigung der Ärmeren dient, ist 
eine einfachere Einteilung projektiert und zu einem grossen Teile bereits getroffen. 
Hier bilden die Gräber grosse, wohlgepflegte Rasenflächen von geringer Höhe mit 
schmalen Teilungswegen und mit der Bezeichnung der Gräber an den Kanten, 
nicht über die letzteren hinausstehend, wie die sonst gebräuchlichen, unangenehm 
wirkenden Nummerhölzer. Schmälere und breitere Streifen von Ziersträuchern 
schliessen diese grünen Leichenfelder gegen die mit Alleebäumen bepflanzten 
Fahrwege und breiteren Fusswege ab, welche in gewissen Zwischenräumen durch 
mit Gehölz besetzte Rundteile unterbrochen sind, und diese Anpflanzungen geben, 


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Gartenjlora 1889. 


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Längsschnitt durch den östlichen Teil. 


Verlag von Pauz PArEY in Berlin. 


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H. Mächtig: Der Berliner Gemeindefriedhof zu Friedrichsfelde. IQ 


sich gegenseitig ergänzend, dem Ganzen einen gartenähnlichen Charakter. An 
passenden Stellen sind Ruhebänke aufgestellt. 

Ist hierdurch schon diesem einfacheren Friedhofsteile ein freundliches Aus- 
sehen verliehen, sicher ein weniger unangenehmes als das der Friedhöfe mit ihren 
einförmigen, mit Bäumen eingefassten Quartieren und hohen, wie Särge geformten 
Hügeln, so bietet die schon erwähnte Einrichtung des höher gelegenen, östlichen 
Teiles eine grössere Mannigfaltigkeit sowohl in Bezug auf die gärtnerische Ver- 
schönerung, als auch in Betreff der Vorbereitung zum Zwecke der Beerdigung. 
Auch hier ist übrigens auf möglichste Ausnutzung des Terrains für den eigentlichen 
Zweck Bedacht genommen; scheinbar grössere Pflanzungen schliessen Nischen für 
Grabstätten ein oder umgeben Flächen, die zu grösseren Familienbegräbnisplätzen 
bestimmt sind, luftige Laubengänge bieten schattige Promenaden und machen 
eigenartig abgeschlossene Gräberkomplexe zugängig, Erbbegräbnisstellen in Reihen 
sind vor langen Säulenhallen, unter deren Fussbodenfliesen Grüfte einzurichten 
sind, vorgesehen und gewöhnliche Grabstätten auf grösseren Flächen oder nur 
reihenweise den Wegen folgend, stehen zur Verfügung. Auch für die Erbauung 
grösserer Mausoleen, verbunden durch an Mauern sich anlehnende Erbbegräbnis- 
bauten, oder auch freistehend, ist Fürsorge getroffen derartig, dass kein buntes 
Durcheinander entsteht, sondern bei aller Mannigfaltigkeit eine systematische Ord- 
nung und einheitliche Gesamtwirkung gesichert ist. 

Die Zufahrt, bis jetzt noch im Niveau der Ostbahn über dieselbe hinfort- 
führend, ist, da die Ostbahn an der südlichen Ecke einen ziemlich tiefen Einschnitt 
bildet, auf einer Brücke über dieselbe hinweg, auf die Achse des ersten Plateaus 
führend, gedacht, am Eingange Portierhaus und Hallen zum Untertreten, rechts 
und links Verwaltungsgebäude und auf der Höhe, am Ende dieses ersten Teiles, 
auf einer Terrasse die Kapelle mit unterirdischen Leichenaufbewahrungsräumen. 
Die Kapelle, ein Kuppelbau mit Seitenräumen für die Leidtragenden etc., wird in 
nächster Zeit erbaut werden. Die cryptenartigen Leichenräume sind, von dem 
tiefen Terraineinschnitte aus, nördlich von der Kapelle zugängig und es ist im 
Anschluss an die Ostbahn die Möglichkeit des Leichentransports durch die Eisen- 
bahn gegeben. Der für die Geleise reservierte Streifen ist vorläufig mit Sträuchern 
bepflanzt und ebenso ein solcher nach der eventuell später mehr nördlich auf einer 
Höhe zu erbauenden zweiten Kapelle. 

Einige Teile der Anlagen haben in der vorhandenen Terrainformation noch 
ihre besonderen Motive, so links von der Kapelle das kleine Wässerchen in einer 
Tiefe, welche durch Lehmausbeutung entstanden ist und das Wasser aus dem zu 
drainierenden, zur Crypta führenden Einschnitte aufzunehmen hat, ferner die kon- 
zentrische Einteilung des sanft abgerundeten Hanges daselbst und die landschaft- 
-liche Anordnung in der tiefen Einsenkung vor der Höhe für die zweite Kapelle, 
wo auch das Tagewasser von den benachbarten Höhen gesammelt werden soll. 
Überall aber ist die Anpflanzung auf Böschungen, Ecken, schmale Ausgleichungs- 
streifen etc. etc. beschränkt, und sind für die Beerdigungszwecke scharf abgegrenzte 
und rationell zu benutzende Flächen geschaffen, wenn auch eine Anzahl Einzel- 
gräber in diesem landschaftlichen Teile nicht ausgeschlossen sind. 

Auf der nördlichsten Höhe, welche durch Zusammenziehung von drei kleineren 
Kuppen entsteht, ist ein Hochreservoir vorgesehen, wenn nicht einmal die grosse 
städtische Wasserleitung in den Friedhof hineingezogen werden sollte, von einer 
offenen Rotunde umgeben, innerhalb eines Haines, an dessen äusserem Umfange 
wiederunı Erbbegräbnisbauten hergestellt werden können, während der Hang zu 


Reihengräbern auszunutzen ist. 
2a*F 


Be 


20 B. Stein: Zur Hochschulfrage. - 


Hinter dieser Höhe, an der Nordgrenze, ist ein Platz eventuell für ein Crema- 
torium und Columbarium angedeutet, den Schluss der zweifach gebrochenen Achsen- 
linie des ganzen östlichen Friedhofsteiles bildend, resp. dürfte dieser ganze hintere 
Terraineinschnitt zu reservieren sein, um bei Eintritt einer Epidemie als abge- 
sonderter Ort für die Beerdigungen zu dienen, da auch eine eigene Zufahrt dorthin 
geschaffen werden kann. 

In der südwestlichen Ecke, in der Nähe der jetzigen Zufahrt, ist das Wohnhaus 
des Totengräbers erbaut. Bei Erweiterung des Betriebes und Herstellung einer 
Überführung der Bahn als Zufahrt dürfte in dieser südwestlichen Ecke eine Gärt- 
nerei für die Ausschmückungszwecke auf dem Friedhofe einzurichten sein. 
| Sollte der Friedhof einmal eine Wasserleitung bekommen, so sind einige 
Stellen des östlichen Teiles für die Herstellung von Fontainen vorgesehen; das- 
selbe ist in Bezug auf die Aufstellung grösserer Denkmäler der Fall. 

Die Pflege der Gräberflächen und Anpflanzungen des westlichen Teiles wird, 
was die Bewässerung betrifft, jetzt vermittelst eines transportablen Pulsometers 
bewirkt, welcher das Wasser aus Abzweigungen eines an der Westgrenze liegenden 
Abflussgrabens der nördlichen Rieselfelder Berlins entnimmt. Für den höheren 
und vom Graben zu entfernt liegenden Teil sind mehrere Tiefbrunnen hergestellt. 


Zur Hochschulfrage. 
Von B. Stein, Kgl. Garteninspektor in Breslau. 


Gestatten Sie mir zunächst mich in dieser Frage zu legitimieren als Gärtner, 
der keine der vorhandenen Gärtnerlehranstalten als Zögling besucht hat, also nicht 
pro domo redet, dagegen seit langen Jahren (ich bin seit 1863 Gärtner) Gelegenheit 
gehabt und benutzt hat, private und staatliche Gärtnerlehranstalten in ihren Be- 
strebungen und Leistungen recht eingehend zu beobachten. Ich habe ebensowohl 
die Misswirtschaft an mancher Stelle als das redliche Bestreben an anderen Orten 
offenen Auges gesehen und mir nie ein X für ein U machen lassen, sondern bin 
in allen mich interessierenden Fällen den Dingen auf den Grund gegangen. 

Nach meiner festen persönlichen Überzeugung, die nicht von heut oder gestern 
ist, kommt die gärtnerische Hochschule, ist ihre Errichtung nur eine Frage der 
Zeit, wahrscheinlich nur einer kurzen Zeit. Die Hochschule wird und muss kommen 
und kann von der gesammten Gärtnerei, auch der jetzt noch mit mehr oder 
weniger offenem Hohne auf diese Bestrebungen herabsehenden, sich als die Prak- 
tiker bezeichnenden Fraktion der Gärtner nur als ein wahrer Segen begrüsst werden. 

Die Einwände gegen eine gärtnerische Hochschule ruhen auf so schwachen 
Füssen, dass es kaum lohnt, ernsthaft darüber zu debattieren. Da ist erstens die 
Bedürfnisfrage selbst: Brauchen wir denn überhaupt eine Hochschule? 

Wer diese Frage wirklich mit Überlegung stellt, nicht bloss als angewohnte 
Redensart, der frage doch lieber gleich, ob der Gärtner nötig hat, mehr als die 
täglichen Handgriffe zu lernen? So wie er sich dafür erklärt, dass auch der 
Gärtner eine wissenschaftliche Bildung »vertragen kann«, dann muss er sich auch 
nicht bloss für den beschränkten Verstand erklären, sondern muss mit dafür ein- 
treten, dass demjenigen Gärtner, welcher lernen will und kann, auch die Möglich- 
keit geboten wird, sein Wissen voll und ganz auszubauen. Der Ausdruck ȟber- 
studiert« bezeichnet bekanntlich einen krankhaften Zustand, der normale Mensch, 
auch der normale Gärtner wird nie zuviel, höchstens gerade genug studieren. Je 


B. Stein: Zur Hochschulfrage. 21 


umfassender die Vorbildung je grösser die Chancen für die Zukunft des Lernenden, 
das gilt auch für den Gärtner. 

Verträgt die Gärtnerei eine Hochschule? So formuliert sich etwa die zweite 
Frage, die auf der einen Seite ausklingt in die Sorge, was denn später aus den 
»studierten« Gärtnern werden soll, auf der anderen Seite der Kostenpunkt und 
Zeitverlust (beides deckt sich) für den Hochschüler, auf der dritten Seite die 
Sorge, ob überhaupt Hochschüler kommen werden und schliesslich der ewige 
Refrain des mangelnden Standesbewusstseins der Couleur Grün. 

Die letztere Redensart vom fehlenden Point d’honneur in der Gärtnerei richtet 
sich ganz von selbst. Man macht einer grossen Reihe armer Gärtner den Vorwurf, 
dass sie neben der Gärtnerei Jagd und Feldwirtschaft treiben müssen und gleich- 
zeitig als Diener fungieren. Ich verstehe nicht, wie man jemandem aus ehrlicher 
Arbeit, und sei es zehnmal Diener-Arbeit, einen Vorwurf machen kann; wen es 
aber gar so ärgert, wenn ein Gärtner gesucht wird, der auch Bedienung macht, 
der drehe doch den Spiess um und empfehle dem Arbeitgeber einen Diener, der 
auch den Garten mitbesorgt. Es geht dem Gärtner wie dem Kaufmann, die ROTH- 
SCHILDS sind Kaufleute und der letzte Düten-Krämer ist eben auch Kaufmann; mir 
steht der Gärtner, der auch als Diener seine Pflicht thut, gerade so hoch, wie 
jeder andere pflichtgetreue Gärtner. Auch die Gärtnerei darf ihr Standesbewusstsein 
nicht durch den regelrechten Lehrbrief abgrenzen, sondern es hauptsächlich in 
treuer Arbeit suchen, gleichviel auf welchem Haupt- oder Nebengebiete. 

Woher sollen die Hochschüler kommen?, ıst doch thatsächlich ein enormer 
Prozentsatz der Gärtner vom niedrigsten Bildungsgrade. Ja, schicken denn die 
Landwirte, um an ein Hochschulbild verwandter Art anzuknüpfen, ihre Ackerknechte 
oder Schäfer auf die Akademie? und stehen die landwirtschaftlichen Akademieen 
leer, weil ein grosser Prozentsatz der »Landwirte« auf mangelhafter Bildungsstufe 
steht? Ebenso wird es in unserem Fache gehen. Die staatlichen Gartenbauschulen 
sind durchweg überfüllt und zum Teil heut schon mit jungen Leuten, welche die 
nötige Vorbildung für eine Akademie haben, so dass sofort ein sicherer Stamm da 
sein würde für eine Hochschule. Diese Entlastung der Gärtner-Lehranstalten — 
ich habe Proskau, Potsdam, Geisenheim im Auge — von den über den Anstaltsplan 
vorgebildeten Schülern würde für diese Anstalten ungemein segensreich wirken und 
ihnen gestatten, ihren Lehrplan wesentlich besser zu gestalten, als es jetzt der Fall 
ist, wo auf sehr verschiedene Vorbildungsstufen Rücksicht genommen werden muss, 
resp. die gut Vorgebildeten unter Wiederholungen theoretischer resp. wissenschaft- 
licher Sachen leiden, welche für die minder Vorgebildeten notwendig sind. 

Der Zeitverlust und der Kostenpunkt wird für denjenigen, der das Studium 
der Hochschule mit Erfolg zurücklegt, ein sich auszahlender sein, für den Faulpelz 
oder Unbrauchbaren wird Zeit und Geld ebenso weggeworfen sein, wie es mancher 
arme Vater für manchen hoffnungslosen Mediciner, Juristen u. s. w. wegwirft. 
Wer das Zeug nicht hat, der soll nicht kommen, verbummelte und verkommene 
Kandidaten giebt es in allen Fächern, ohne dass jemand des einzelnen Falles 
wegen den Segen des Studiums überhaupt angreift und so wird es später auch 
verbummelte studierte Gärtner geben, wie wir heute Bummler im Fache haben, die 
noch nicht studiert haben. j 

Die grösste Thorheit ist es, von der Hochschule zu verlangen, dass sie ihrem 
Besucher als Examentrinkgeld etwa eine Brod-Anweisung mitgiebt. Auch der 
Hochschüler wird und kann nur ernten, was er gesät hat; leistet er Gutes, wird er 
gut gezahlt werden und sein Fortkommen finden, ist er mittelmässig, so muss er 
eben auch froh sein, die Mittelstrasse des Verdienstes einzuhalten. Der Erfolg der 


22 B. Stein: Zur Hochschulfrage. 


Konkurrenz richtet sich allein nach den Leistungen, wenn auch hin und wieder 
ein glückliches Protektionskind einmal mehr Glück als Verstand hat und in Amt 
und Würden sitzt, ohne sie verdient zu haben. 

Die Stellung der Gärtner resp. die Lage der Gärtnerei ist in den letzten 
dreissig Jahren eine unendlich bessere geworden, wenn auch mal momentane 
Rückschläge eintraten durch die Konkurrenz des Auslandes, durch das Eingehen 
guter Gärten, durch Überproduktion an Erzeugnissen und Lehrlingen. In Breslau 
existierten 1860 (I00 000 Einwohner) noch nicht zwanzig Handelsgärtnereien, deren 


grösste 7 ha Fläche bebaute, und drei offene Blumenhallen, heute — 1888 — sind 
bei 300000 Einwohnern weit über hundert Handelsgärtnereien — Flächen bis zu 
5o ha darunter — vorhanden, die Zahl der Blumenhallen und Binder ist Legion, 


das sichere Zeichen, dass die Gärtnerei trotz allen Jammers rentiert. Die Privat- 
stellungen sind an Zahl erheblich gewachsen und die Lohnverhältnisse ebenso. Ich 
erhielt 1866 als ersten Gehilfenlohn acht Thaler monatlich, heut erhält mein 
jüngster Gehülfe 50 Mk. und reicht natürlich damit grade so wenig, wie wir seiner 
Zeit mit der Hälfte. Auch die soziale Stellung des Gärtners ist im allgemeinen 
eine bessere geworden und wird sich fort und fort heben. In den sechsziger 
Jahren war ein Gärtner als Einjährig-Freiwilliger eine solche Rarität, dass ich 
meinem Bataillons-Kommandeur dreimal sagen musste, dass ich wirklich »Gärtner« 
sei und auch dann noch schüttelte er den Kopf über diese Zumutung: Gärtner 
und Einjähriger!®) Heute ist das im Militärleben durchaus keine Seltenheit mehr, 
wenn auch mancher junge Kollege sich statt des ehrlichen »Gärtner« als Pomologe 
in die Liste schreiben lässt. Die Hochschulgärtner werden sich diejenige Position 
im Leben, welche sie verdienen, ganz sicher erobern, ohne dass wir uns die Köpfe 
zu zerbrechen brauchen, wie das zugehen wird. Ganz von selbst werden Behörden 
und Private lernen, auch auf die Bildungsstufe ihres Gärtners Wert zu legen und 
werden das thun können, ohne dass die Praxis darunter leiden wird, denn auch 
der studierte Gärtner kann ein recht guter Praktiker sein, ebenso wie umgekehrt 
mancher Dorfschul-Kollege unser schönes Fach nie ordentlich erlernt, sondern 
ewig Pfuscher bleibt. 

Als Vorbildung für die Hochschule halte ich das Abiturienten-Examen für gut, 
aber nicht unbedingt nötig, unser heutiges Freiwilligenzeugnis reicht auch aus. Es 
ist dies ein Punkt, über den sich streiten lässt und der in Wirklichkeit nicht 
den hohen Wert hat, der ihm von den Vertretern der Maturitäts-Idee beigelegt 
wird. Eine zweijährige Praxis muss dem Hochschulbesuche vorangegangen sein 
und nur derjenige, welcher diese zwei Jahre voll und wirklich praktisch ausgenutzt 
hat, wird die Theorie der Hochschule in Gesundheit verdauen, ohne sich mit 
leeren Worten und Formeln zu belasten. 

Was aber soll die Hochschule lehren? Leichter fast ist es zu sagen, was für 
den Stundenplan überflüssig ist. Man halte nur fest, dass die Hochschule Uni- 
versitätsrang haben soll und Boden für eine universale Bildung schaffen will, dann 
wird man das Einseitige von selbst vermeiden. Der Hörer muss auch volle Freiheit 
im Belegen aller Nebenfächer haben, ja selbst in den Hauptfächern wird man er- 
heblichen Spielraum lassen müssen, denn wer z. B. kein Mal-Talent hat, kann 
trotzdessen doch ein ausgezeichneter Kultivateur werden und umgekehrt wird es 
genug geniale Landschaftsgärtner geben, die keinen gescheuten Krautkopf erzielen 
— Eines schickt sich nicht für Alle. 

Ich denke mir im Lehrplan alle Richtungen der Gärtnerei möglichst eingehend 


*) Ist leider kürzlich auch noch vorgekommen. D. Red. 


B. Stein: Zur Hochschulfrage. 23 


vertreten und halte keinen Zweig der Gärtnerei für zu gering, um als Spezialfach 
vorgetragen zu werden, vom Gemüsebau bis zur Orchidee, vom Samenbau bis 
zum Formenbaume, vom Boukett bis zur Landschaftsgärtnerei soll alles vertreten 
sein, wenn auch im semestralen Wechsel. Die Kenntnis der Pflanze muss gleich- 
falls als Hauptfach in allen Einzelheiten gelesen werden, von der Zelle bis zur 
Pflanzengeographie, Physiologie und Systematik in weitestem Umfange, — aber 
auf einen gärtnerischen Hörerkreis berechnet. 

Haus- und Heizungs-Baulehre, Chemie der organischen und anorganischen 
Verbindungen, gärtnerische Zoologie, Bodenkunde, Handelslehre, kurz der Wunsch- 
zettel kann ein sehr langer sein, aus dem jeder das wählt, was ihm besonders 
zusagt. 

Die Kosten der Hochschule für den Staat würden noch lange nicht die 
Kosten einer landwirtschaftlichen Akademie erreichen und diese Staatsgelder 
würden zu den am segensreichsten angelegten Geldern gehören. 

Über das Gedeihen der Hochschule wird jeder ein anderes Prognostikon 
stellen, je nach seiner persönlichen Neigung zu optimistischen oder pessimistischen 
Anschauungen. Kommt es zum Bau einer Hochschule resp. zum Ausbau einer 
unserer Gärtnerlehranstalten auf akademischer Basis, dann mögen die maasgebenden 
Kreise die Erfahrungen berücksichtigen, welche die landwirtschaftlichen Akademieen 
gegeben haben: nur diejenigen Fachakademieen blühen, an deren Spitze ein guter, 
das ganze Feld beherrschender Fachmann steht, wie seiner Zeit in Proskau, heute 
in Halle, Leipzig, Poppelsdorf, während Eldena und Waldau trotz reichster Mittel 
dahinsiechten. 

Man kann in der Zusammensetzung des Lehrplanes jeden Fehler begehen im 
Anfange, das ist zu bessern, fehlt man aber ın der Wahl des Lehrerkollegiums 
und des Direktors, dann ist die Hochschule von vornherein verfehlt, in diesem 
Punkte liegt das Sein oder Nichtsein der Hochschule. 

Die Hochschule mit einer Universität zu verbinden, halte ich für nicht gut, 
dagegen gehört an die Hochschule eine Versuchsanstalt, nach welcher die deutsche 
Gärtnerei längst ruft und die ja in Sachsen jetzt zur teilweisen Wahrheit wird, 
und vor allen Dingen ein Mustergarten für Kulturen aller Art. Der Hochschul- 
besucher soll in seinen vier Semestern Studium nicht jäten und giessen, aber er 
soll Gelegenheit haben, gut kultivierte Pflanzen in praktischen Häusern, gut ge- 
schulte Obstbäume, eine wenn auch kleine, aber musterhafte Garten-Anlage täglich 
zu sehen. 

Jede Hilfe, welche die Wissenschaft unserem schönen Fache gewährt, soll von 
uns mit Dank acceptiert werden. Schüttet die Gärtnerei ihrem Jünger auch 
keine goldenen Berge in den Schoss, ein dankbares Feld ist sie doch, welches 
Herz und Gemüt gesunden lässt. Will mein Junge einst Gärtner werden, ich 
schicke ihn auf die Hochschule! 


Ein Winterblüher, Siphocampylos bicolor Sweet. 
Von L. Graebener, Hofgärtner in Karlsruhe. 


Wo es sich darum handelt, grosse Gewächshäuser mit blühenden Pflanzen zu 
schmücken, da ist in dem blütenarmen November und Dezember jede Pflanze 
hierfür willkommen, wenn es etwas Anderes ist als Winteraster, Cyclamen oder 
Primel. Ist dann deren Anzucht und Kultur wie bei Siphocampylos bicolor so einfach 
und dıe Blütenmenge, die Farbe, sowie die Dauer des Blühens so überaus zufrieden- 


24 L. Graebener: Ein Winterblüher Siphocampylos bicolor Sweet. 


stellend, so ist solche doppelt willkommen, und obne grosse Anpreisung wird sie 
ihren Weg finden als ganz vorzügliche Marktpflanze in jede Gärtnerei, als Deko- 
rationspflanze für warme und temperierte Häuser, ja auch als Zimmerpflanze ist 
sie jedem Pflanzenfreund bestens zu empfehlen. 

Siphocampylos bicolor ist ein alter Bekannter, welcher als Pflanze des tempe- 
rierten Hauses im Frühsommer jeden Jahres blüht und deshalb als hübsche und 
leicht zu kultivierende Pflanze gern gesehen war, doch mit einer oder einigen 
Pflanzen hatte man vollauf genug gehabt, wie dies seither hier auch der Fall war, 
Im vorigen Jahr erntete ich reichlich Samen davon; durch eine — glückliche — 
Verwechselung bekam solcher den Namen der von mir für wertvoller gehaltenen 
Sericobonia ignea; im März angebaut, ging er gut auf, die kleinen Pflanzen wurden 
zuerst in ein lauwarmes Frühbeet pikiert, anfangs Juni dann, als ich die Sipho- 
campylos erkannt hatte, ins freie Land in gewöhnliche Erde ausgesetzt und ent- 
spitzt; hier entwickelten sie sich zu prächtigen 50—60 c»» hohen Büschen, welche 
im September, da ich nicht wusste, was mit den vielen schönen Pflanzen anfangen, 
wie die Chrysanthemum eingepflanzt und behandelt wurden. Ein kleiner Frost, 
der in zwei Nächten über sie erging, schadete ihnen nicht. Als sich später in den 
Blattachseln die Blütenknospen zeigten, kamen die Pflanzen versuchsweise Anfang 
November zur Entfaltung dieser in die Treiberei dicht unter Glas, nach ı4 Tagen 
bis 3 Wochen waren die untersten rotgelben Blüten geöffnet und hunderte von 
Knospen entfalten sich nun langsam in dem Schauhaus, welches 7—ı2°” warm ist. 
Hier sind die Pflanzen eine Zierde des ganzen Hauses, von jedermann, der sie 
sieht, bewundert. Was die weitere Behandlung dieser Pflanzen betrifft, so werden 
die abgeblühten Pflanzen, so viele weiter kultiviert werden sollen, nach dem 
Blühen zurückgeschnitten, kühler gestellt, im März verpflanzt und Mitte Mai aus- 
gesetzt, doch die meisten Pflanzen sollen aus Samen nachgezogen werden, wenn 
anders sie in den Gewächshäusern Samen ansetzt und ausreift. Auch aus Steck- 
lingen lässt sich Siphocampylos bicolor leicht vermehren; im März gesteckt, wird 
man vielleicht noch kräftigere Pflanzen erzielen, wie aus Samen erzogen. Somit 
sei diese Pflanze zur reichsten Vermehrung aufs nächste Spätjahr bestens empfohlen. 


Neue und empfehlenswerte Pfianzen etc. 


Christblumen (Helleborus) in England. maximus sehr ähnlich, jedoch ist die 

Die Riesen-Christblume Helleborus DBelaubung schmäler und die Blüten er- 
niger maximus blüht im November scheinen erst gegen Weihnachten. Helle- 
sehr reichlich. Bei guter Kultur sichern | borus caucasicus bildet ein Mittelstück 
die grossen weissen Blumen dem Züchter , zwischen maximus und major und ent- 
einen lohnenden Ertrag. H.niger major | faltet seine wohlriechenden, mittelgrossen 
dagegen, die in England zumeist für den | Blumen Ende Dezember. H. niger Ma- 
Markt in Kästen gezogen wird, zeigt | dame Fourcade ist von französischer 
erst gegen Ende Dezember ihre in reich- | Herkunft. Diese Varietät, welche sich 
licher Zahl erscheinenden Blumen, die durch überreichliches Blühen auszeichnet, 
dann reinweiss sind. Im Freien nimmt | trägt reinweisse Blumen. 
die Rückseite der Blumenblätter ebenso H. niger ruber ist eine der letzten, 
wie bei vorhin genannter Sorte eine | aber auch eine der schönsten der 
rötliche Färbung an. H. niger Riverstoni | H. niger- Gruppe. Diese Varietät ist 
ist in vieler Beziehung dem H. niger | hier sehr beliebt und im Volksmunde 


zZ 


Neue und empfehlenswerte Pilanzen. 


25 


als Apple Blossom (Apfel-Blüte) bekannt. 
In der That erinnern die lebhaft rosa- 
roten Blumen an die so sehr beliebte 
Färbung der Apfelblüten. Da schon 
früher wiederholt in Fachzeitschriften 
eingehende Berichte über erfolgreiche 
Kultur veröffentlicht sind, so braucht 
hier nur noch erwähnt zu werden, dass 
die Helleborus-Beete so angelegt werden, 
dass man sie im Spätherbst mit Leichtig- 
keit mit Mistbeetkasten umstellen kann. 
Um die Blumen rein zu halten und den 
Flor zu beschleunigen, legt man bei 
vorgerückter Jahreszeit die Fenster auf. 
Cr. Sonntag ın London. 


Neue Winterlevkoje „Ruhm von Elberfeld“. 


Im Handelsblatt f. d. dtsch. Gartenbau 
Nr. 1888 S. 201 wird von Herrn KarL 
HiLKker, Vorsitzenden des Gartenbau- 
Vereins Elberfeld - Barmen, diese neue 
Sorte, die vom Handelsgärtner FRITZ 
BELTZ, Elberfeld, infolge einer zufäl- 
ligen Kreuzung der weissen Herbstkaiser- 
levkoje mit der Winter - Levkoje (?) 
»Snowflake« erhalten, sehr gelobt. Die 
Hauptblütezeit fällt in die Monate Ok- 
tober bis November und Februar bis 
Mai. Die einzelnen Zweige, deren durch- 
schnittlich 25 an einer Pflanze, tragen 
20—30, ja 40 prachtvoll duftende schnee- 
weisse Blüten von der Grösse eines 3- 
bis 5-Markstückes. Der Blüten-Ertrag 
ist auffallend reich. Auf einem im Früh- 


jahr ausgepflanzten Beet zeigten sich 
95 pCt. gefülltblühende Pflanzen. Vor- 
treffliche Schnittblume!l — Auch die 


Redaktion des Handelsblattes lobt die 
Sorte sehr. 


Hypericum Moserianum. 
Eine neue Hybride von Hypericum 


patulum mit calycinum, welche Herr | 


Moser ın Versailles als H. Moserianum 
abgiebt, dürfte bald allgemein angebaut 
werden. Die Blüten dieses Hartheus 
‚sind intensiv goldgelb und haben einen 
Durchmesser von 6--8 cm! 


Clerodendron fallax 
ist eine der schönsten Arten dieser 
Gattung. Die Blätter sind gross und 
breit, die Blüten prachtvoll scharlachrot. 
Schon junge Pflanzen in sechszölligen 
Töpfen bringen grosse endständige Blü- 
tentrauben. (The Garden.) 


Ein neues hartes Rhododendron. 
Rhododendron Collettianum 
Aitch. et Hemsl., dieser reizende klein- 
blättrige und kleinblütige Rhododendron, 
wurde 1879 von COLLETT und AITCHISON 


in Afghanistan in einer Höhe von Io 000 


bis 13 000 Fuss gefunden, wo er an der 
oberen Baumgrenze zusammen mit Juni- 
perus dichte Gebüsche bildet. Samen, 
welcher 1880 nach Kew gesandt wurde, 
ging gut auf, die Pflanzen gediehen auf 
der Steinpartie daselbst vorzüglich und 
blühten im Mai vorigen Jahres. Die 
Pflanze bildet einen 8S—-ıo Fuss hohen 
Busch mit fast weisser schwammiger 
Rinde an den Zweigen. Die immer- 
grünen, lederartigen, streng aromatisch 
riechenden Blätter sind 2—3 Zoll lang, 
elliptisch-länglich oder lanzettlich, beider- 
seits zugespitzt, oben dunkelgrün, unter- 
seits mit blassbraunen Schüppchen be- 
setzt. Die weissen Blüten stehen ın 
dichten endständigen Dolden zusammen 
und sind innen zottig behaart. Die Art 
dürfte auch bei uns aushalten. Bot. Mag. 
giebt auf Tafel 7019 eine gute Abbildung. 
Antirrhinum majus »White Swan«, 

in The Garden offenbar nach einer 
Photographie abgebildet, ist ein Juwel 
für den Staudengarten. Die Pflanze blüht 
im zweiten Jahre bei etwa Fusshöhe 
schon sehr voll, erreicht aber erst im 
dritten Jahre ihre volle Pracht. 


Disa racemosa L. 

Die Gattung Disa, welche wir in 
Deutschland fast nur durch die alte D. 
grandiflora kennen, ist am Kap durch 
eine ganze Anzahl Arten vertreten, von 
denen viele einer verbreiteteren Kultur 
wert sind. Bot. Mag. bildet die obige 


26 


Kleinere Mitteilungen. 


Art auf Tafel 7o2ı ab. Von der be- 
kannten D. grandiflora unterscheidet 
sie sich durch kleinere, aber viel reich- 
lichere Blüten, die rosenrot, mit einem 


Stich ins Blaue, gefärbt sind. 1837 vom 
Kap in Kew eingeführte Pflanzen blühten 
bereits im Mai 1888. 


Kleinere Mitteilungen. 


Die Kienastsche Orchideen-Sammlung. 
Für 
es eine erfreuliche Kunde sein, dass die 
reiche Orchideensammiung des Herrn 


Konsul KIENAST-ZÖLLY in Zürich durch | 
Kauf in den Besitz des Herrn Geheimrat | 


Gruson in Buckau - Magdeburg über- 
gegangen ist. — Diese Sammlung ist 
besonders reich an seltenen Arten, Varie- 
täten und Hybriden und kann sich in 
dieser Beziehung mit den ersten Samm- 
lungen Englands messen. Diese Rari- 
täten, die den Stolz der reichen engli- 
schen ÖOrchideenliebhaber bilden und 
ihrer Seltenheit wegen auf Auktionen 
oft mit Gold aufgewogen werden, finden 
sich bis auf wenige Ausnahmen auch in 
dieser Sammlung und zwar fast alle 
schon in stattlichen Exemplaren, die 
wiederholt geblüht haben. H. ORTGIEs. 


Hedychium Gardnerianum Wall. 

Diese alte, fast schon vergessene Sci- 
tamineae, welche in Ostindien heimisch 
ist, verdient wegen ihres dekorativen 
Zweckes wieder in Erinnerung gebracht 
zu werden. Sie ist in Knolle, Stengel, 
Blatt, Blüte und Wuchs der Canna indica 
sehr ähnlich und wird von Nichtkennern 
sehr leicht mit dieser verwechselt; nur 
wird sie leider nicht wie diese behandelt, 
sondern während des Sommers irrtüm- 
lich noch viel in Warmhäusern gezogen, 
wo sie unter anderen Individuen ihr 
kümmerliches Dasein fristet. 

Seit Jahren pflanze ich sie regelmässig 
während des Sommers ins Freie, wozu 
ausgangs Mai im Halbschatten eine Grube 
von 1 2 Tiefe und nur im Umfang je nach 
Grösse der Pflanzen ausgehoben werden 
muss; dieselbe wird mit frischem Pferde- 


dünger angefüllt und mit 30—35 cm hoher | 


deutsche Orchideenfreunde wird 


} 
N 


I 


ı eine Höhe bis über 2 m 


| der 


guter Mistbeeterde bedeckt. Ist die 
Wärme ın dem zubereiteten Beet nicht 


ı mehr zu hoch, so werden die einzelnen 


Exemplare in einem Abstand von 50 cm 
ausgepflanzt. Einen besonderen Effekt 
macht eine Gruppe, wenn man in der 
Mitte des Beetes’eine Musa Ensete pflanzt 
und den Untergrund mit Tradescantia 
virıdis variegata, zebrina, multicolor, san- 
guinea und Panicum (Oplismenus) varie- 
gatum bedeckt. Durch das Auspflanzen 
gelangt das Hedychium zur richtigen 
Vollkommenheit; es erreicht dadurch 
und kommt 
dabei auch leicht zur Blüte. Die Blüten- 
trauben, welche erst am Ende des 
Sommers erscheinen, sind von pyrami- 
daler Form, 30—40 cm hoch und fast 
aus hunderten von Blüten zusammen- 
gesetzt, ohne Ausnahme prachtvoll und 
so stark wohlriechend, dass der Geruch 
abends fast unerträglich wird. Die gold- 
gelben Blumen, durch die scharlachroten 
Staubbeutel zweifarbig erscheinend, sind 
von langer Dauer, setzen auch sehr leicht 
Samen an, welcher aber ım Freien nicht 
zur Reife gelangt. Will man solchen 
ernten, so muss man dıe Pflanzen vor- 
sichtig mit den Ballen vor Eintritt des 
Frostes in entsprechende Gefässe setzen 
und in einem hellen Warmhause oder 
Wintergarten unterbringen. Es ist ferner 
notwendig, dass man den Blütenstaub 
Sta"bblätter auf die Narbe des 
Griffels überträgt, weil sie dann besser 
Samen ansetzen. 

Ausser durch Anzucht aus Samen lassen 
sich unsere Pflanzen auch leicht durch 
Teilung des Wurzelstockes vermehren, 
was auch vorzuziehen ist, da man auf 
diese Weise stets stärkere Exemplare 
erhält. Für die Topfkultur sind gleiche 


EZ 


Kleinere Mitteilungen. 


27 


Teile mit Sand gemischter Laub- und 
Mistbeeterde und reichliches Wasser zu 
empfehlen, auch ein Dungguss, zumal 
beim Auspflanzen. Im Winter können 
sie zu verschiedenen Dekorationszwecken 
verwendet werden; auch in Wintergärten 
ausgepflanzt, erreichen sie riesige Di- 
mensionen und ersetzen manch andere 
Blattpflanze. Sie sind nicht empfindlich, 
wie häufig behauptet wird, sondern sogar 
sehr hart, indem ich sie seit mehreren 
Jahren im Kalthaus durchwintert habe, 
wo sie ebenfalls Blütenstiele gebildet 
haben, nur werden sıe hier nur halb so 
hoch, als die ausgepflanzten und als die 
im Warmhaus gezogenen Exemplare. 

Viele Gärtner schneiden die Stengel 
im Herbst ab, wie bei den Canna und 
überwintern die Knollen trocken im 
Warmhause, doch möchte ich raten, die 
Pflanze bei andauernder Vegetation zu 
kultivieren. L. AHLISCH, 

Obergärtner in Seehof-Teltow. 
Hemileia vastatrix. 

Le Jardin bringt die traurige Mittei- 
lung, dass der Kaffeeverwüster, Hemi- 
leia vastatrix, ein Pilz, der in kurzer 
Zeit auf Ceylon die Kaffeeplantagen zer- 
stört hat, nun auch auf der Insel Bourbon 
aufgetreten ist. Ob aber der Vorschlag 


HARIoTs in dieser Zeitschrift, die Aus- | 


fuhr von Kaffeebäumen von Bourbon nach 
den anderen kaffeebauenden französi- 
schen (sic!!) Kolonieen zu verbieten, 
den gewünschten Erfolg haben wird, 
möchte Referent doch bezweifeln. 
(9rD5) 


Mittel gegen Meltau. 

Gegen Meltau und andere parasitische 
Krankheiten empfiehlt Graf nu Buvsson 
Kochsalzlösung (2 g Kochsalz auf ı. 
Wasser. Die Lösung soll mit dem 


Pulverisateur auf die Blätter gebracht | 


werden. (Le Jardin.) 
Clematis graveolens. 

The Garden empfiehlt die gelbblühende 
Clematis graveolens mit den gross- 


blütigen Clematis-Sorten zu kreuzen, um 
gelbblühende Bastarde der letzteren 
Gruppe zu erhalten. Der Wink dürfte 
auch für unsere Clematiszüchter beherzi- 
genswert sein. 
Anthurium Laingi 

ist nach The Garden eine prächtige neue 
Varietät (wovon?) mit sehr grossen, rein- 
weissen Spathen. 


Griffinia hyacinthina 

ist zwar keine Neuheit, vielmehr schon 
seit dem Anfang dieses Jahrhunderts 
bekannt, sollte aber doch noch viel mehr 
kultiviert werden. Bei der Kultur ist 
darauf Rücksicht zu nehmen, dass diese 
Pflanze immergrün ist und infolgedessen 
nie abtrocknen darf. Nach der Blüte 
beginnt die eigentliche Vegetations- 
periode dieser Pflanze, weshalb man ihr 
dann einen möglichst hellen Standort 
in einem temperierten Hause anweisen 
muss. Die Blüten sind prachtvoll blau- 
violett, jedes einzelne Blumenblatt ist 
mit einem weissen, centralen Streifen 
geschmückt. Im Berliner botanischen 
Garten blühte die Pflanze im September 
vorigen Jahres. (9:95) 
Geruch der Philadelphus-Arten nach Gurken. 

Nach »The Garden« schmecken und 
riechen die Blätter mehrerer Phila- 
delphus-Arten nach Gurken. Es werden 
Ph. coronarıus und Gordonianus 
namhaft gemacht. In der Küche soll 
man davon Gebrauch machen können, 
wenn es darauf ankommt, Gurkenaroma 
herzustellen, wenn Gurken fehlen. (? Red.) 


Die Lilien in Kew 
waren im vergangenen Jahre wieder ein 
»Zugstück« in des Wortes bester Bedeu- 
tung. Hunderte von Blütenständen von 
Lilium auratum, darunter viele von 
enormer Grösse, standen an dem Haupt- 
wege zwischen Rhododendrongebüsch, 
demselben ein eigenes Ansehen ver- 
leihend. Die Zwiebeln liegen hier schon 
mehrere Jahre, ein Beweis, dass diese 


28 Kleinere Mitteilungen. 


Art sehr wohl auf Rhododendronbeeten 
kultiviert werden kann. An anderen 
Stellen blühten Lilium tigrinum und 
longiflorum ebenfallsin grossen Massen. 
(The Garden.) 
Herr Prof. ‘THISELTON DvEr machte 
mich darauf aufmerksam, dass die Li- 
lium-Arten deswegen zwischen Ericaceen 
gelegt werden, weil diese ihnen beim 
Hervorspriessen Schutz gegen die Früh- 
jahrsfröste geben. Zu dieser Zeit sind 
die Lilien am empfindlichsten. L.W. 


Der Meerrettich-Ertrag im Spreewalde, 
namentlich in der Umgegend von Lüb- 
benau, wird im Jahre 1888 auf 50 000 
Schock 4 6 Mk., also auf 300 000 Mk. be- 
rechnet. 


Raupen-Leim. 

Nach Prof. NessLer, Karlsruhe, im 
Wochenbl. d. landw V. im Grossherzog- 
tum Baden, Nr. 45, 1883, hat sich ein 
billiger Frostspannerleim besser bewährt, 
als andere teurere Sorten. Derselbe wird 
bereitet aus ı 2g Harz, 600 g Schweine- 
schmalz und 550 g Stearinöl. Von JuL. 
DeE»Rn ın Karlsruhe wird das Kilogramm 
zu ı Mk. abgegeben. 


Verwendung gefrorenen Obstes. 
Gefrornes Obst ist nach Prof. NESSLER 
zur Bereitung von Obstwein ganz gut 
verwendbar. Eine besondere Behand- 
lung desselben ist nicht nötig. 


Samen-Angebot. 

Die Firma HILLEBRAND & BREDEMEIER 
in Pallanza, Lago maggiore, Italien, bietet 
Samen von Pseudolarix Kaempferi, der 
chinesischen Gold-Lärche, welche sie als 
winterhart bezeichnet, an, ferner japani- 
schen Ahorn: Acer palmatum Thbg. var. 
dissectum roseo-pictum, eine reizende 
Form mit stark geschlitzten Blättern, die 
schön rosa gezeichnet sind, endlich die 
merkwürdige gurkenartige Frucht aus 
dem tropischen Amerika: Sechium edule, 
eine raschwachsende Schlingpflanze. 


Prunus Pissardii. 

Etwa 50 Schritt von einem Prunus 
cerasifera-Baum standen einige jüngere 
Prunus Pissardiiı oder richtiger Prunus 
cerasifera foliis purpureis, welche mit 
ersteren voriges Jahr reich blühten, aber 
keine Früchte ansetzten, während dieser 
dicht damit bedeckt war. Eine grössere 
Anzahl Steine der P. cerasifera wurden 
zur Gewinnung von Unterlagen angebaut; 


als solche in diesem Frühjahr aufgingen, 


zeigten sich 3 Pflanzen mit roten Blättern, 


| ganz wie bei Prunus Pissardii. Hier hat 


offenbar eine Übertragung des Blüten- 

staubes durch meine in der Nähe sich be- 

findenden emsigen Bienen stattgefunden. 
GRAEBENER. 


Grosse Eichen. 

Unter Bezugnahme auf die Mitteilung 
über eine Rieseneiche in Norwegen S. 564 
der »Gartenflora« 1888 bemerke ich 
ergebenst, dass das »Eichsfeld« seinen 
Namen mit Recht verdient, indem auch 
hier zahlreiche stattliche Exemplare der 
Gattung Quercus zu finden sind, welche 
4 »n und mehr durchschnittlichen Stamm- 
umfang besitzen. Eine der grössten 
Eichen aber, welche überhaupt existieren, 
dürfte die »Königseiche« bei Langula 
im Kreise Mühlhausen ı. Th. (Vogtei) 
sein, welche einen mittleren Stamm- 
umfang von reichlich acht Metern auf- 
zuweisen hat und durch ihren hohen 
pyramidalen Wuchs ganz besonders ins 
Auge fällt. Diese Eiche ist bereits hohl, 
und wurde vor einigen Jahren durch 
Schulknaben mutwilligerweise in der an 
der Erde befindlichen Öffnung derselben 
ein Feuer angelegt, welches aber noch 
rechtzeitig gelöscht wurde, ohne dem 
Baume Schaden zuzufügen. Hierauf 
wurde jene Öffnung zugemauert, um 
ähnliche Gefährdung dieses herrlichen 
Baumes für die Zukunft zu verhüten und 
denselben noch späteren Geschlechtern 
zu erhalten. Es wäre gewiss lohnend 
für einen Maler, Zeichner oder Photo- 
graphen, auch diese im Herzen unseres 
Vaterlandes stehende imposante Eiche 


EZ 


e 


Kleinere Mitteilungen. 


29 


nach der Natur aufzunehmen und eine 
getreue Abbildung derselben einer Zeit- 
schrift zu überlassen. 

OTTO NATTERMÜLLER. 


Stiefmütterchen - Samen 
muss, wie der Specialist HEINRICH WREDE, 
Lüneburg, angiebt, für den Sommer- und 
Herbstflor vom Januar bis Mai gesäet 
werden, für den Frühlingsflor vom Juni 
bis September, entweder ın Kästen, 
Töpfe, oder im Sommer auch ins freie 
Land. Der Same wird '/, cm hoch mit 
leichter Erde bedeckt, etwas angedrückt, 
und bis er aufläuft (etwa 14 Tage) mässig 
feucht gehalten. Spätestens 6 Wochen 
nach dem Auflaufen müssen die Sämlinge 
verpflanzt werden. 
Gute Veilchen. 

Augusta-Veilchen, reichblütig, 
dunkelviolett, blüht reichlich im Spät- 
sommer und Herbst und lässt sich nach 
Angabe des Züchters HEINRICH WREDE 
in Lüneburg von allen Sorten am leich- 
testen treiben, namentlich für die Weih- 
nachtszeit 

Kronprinzessin von Deutschland, sehr 
grossblumig, purpur-violett, blüht oft im 
Sommer und sehr reich im Herbst. 

Armandine Millet, mit weissgerandeten 


Blättern und dunklen Blumen. Für Ein- 
fassungen und Mosaikbeete. 
Barrensteins Sämling, vom verstor- 


benen Kunst- und Handelsgärtner G. 
BARRENSTEIN, Charlottenburg, erzogen. 

Hamburger Treibveilchen, mit die 
beste dunkelviolette Treibsorte. 

Rossica, dunkelviolett mit weissem 
Schlund, zum Treiben. 

The Czar, grossblumig, dunkelviolett 
mit langen Stielen. 

Victoria Regina. Dieses von LEE ge- 
zogene englische Veilchen geht auch als 
Bismark-Veilchen, ist das grösste von 
allen, dunkelblau. 


Beschränkung der Obstsorten. 
In der Ausschusssitzung des Landes- 
Obstbauvereins für das Königreich 


Sachsen ist beschlossen, die Zahl der 
empfehlenden Obstsorten zu be- 
schränken. Veranlassnng gab hierzu 
wohl besonders die Reichsobstausstel- 
lung ın Wien, wo sich zeigte, dass die 
exportfähigsten Länder Österreich - Un- 
garns nur wenige Sorten, aber diese in 
grossen Mengen bauen. 


zu 


Die Park- und Gartenverwaltung in Berlin 1885. 
Nach dem statistischen Jahrbuch der 


Stadt Berlin für das Jahr 1885, das 
erst kürzlich ausgegeben, haben im 
Laufe dieses Jahres die städtischen 
Baumschulen und der Plänterwald 


501 426 Stück Gehölze im Werte von 
71 091,75 Mk. für die Unterhaltung und 
Erweiterung der städtischen Park-, Gar- 
ten- und Baumanlagen hergegeben. 
Dennoch hat sich der Waldbestand an 
starken Bäumen vermehrt und Nach- 
wuchs zur weiteren Verwendung ın den 
Anlagen der Stadt ist reichlich vorhanden. 
Der Bestand ist 3 783 499 Gehölze von 
on bis, 16,301 m Hiohe, r Durch@dier Er. 
bauung des neuen Warmhauses für die 
grösseren tropischen Pflanzen im Hum- 
boldthain ist denselben Raum zur wei- 
teren Entwickelung geschaffen. Aus dem 
Anzuchtgarten wurden den städtischen 
und gegen mässigen Entgelt 24 Privat- 
schulen während des Sommerhalbjahrs 
für den botanischen Unterricht zweimal 
wöchentlich durchschnittlich vier Species 
in je 150 bis 20o Exemplaren, den 
höheren Lehranstalten doppelt so viele 


Arten zur Verfügung gestellt. Ausser 
den gewöhnlichen Leistungen, einer 


Reihe von Neuanlagen von Baumlinien 
auf Strassen, Schmuckanlagen auf Plätzen, 
von gärtnerischen Anlagen auf Kranken- 
haus- und Schulgrundstücken etc. und 
Neuaufstellung von 92 Bänken in den 
Anlagen sind für die Ausschmückung 
des Ausstellungsparks, dessen Unter- 
haltung die Stadt gegen die vom Kultus- 
Ministerrum zu zahlende Jahressumme 
von 10000 Mk. übernommen hat, 96 098 
Stück blühende und Dekorationspflanzen 


30 Kleinere Mitteilungen. — Litteratur. 
im Werte von 15156 Mk. verwendet | vorgenommen und einige der jüngeren 
worden. Kulturen desselbensind mit Unterholz ver- 


Für weitere Ausführung der Treptower 


Parkanlagen waren 80 000 Mk. bewilligt, 
welche zur Verbesserung der Fahr- und 
der Fusswege und zur Herstellung einer 
massiven Brücke über den Haidekamp- 


graben, sowie zur planmässigen Ordnung | 


und Bepflanzung des Schlesischen 
Busches und eines Teiles der alten 
Baumschule verwendet wurden. Ausser- 
dem ist für die etatsmässigen Io ooo Mk. 


eine Erweiterung des Plänterwaldes durch 


Besetzung von gegen 3 Aa mit Gehölz 


sehen. Die Gesamtausgaben stellten sich 
auf 231 569 Mk. gegen 264 580 Mk. im 
Vorjahr. Die Einnahmen im Ordinarium 
betrugen g9o2ı Mk, d. h. 2145 Mk. we- 
niger als veranschlagt waren, infolge 
Minderertrags aus der Grasnutzung von 
den Treptower Parkwiesen, umgekehrt 
übertraf die unbestimmte Einnahme die 
Solleinnahme um 1212,10 Mk. durch über 
den Ansatz hinausgehenden Betrag für 
verkaufte Hölzer und Mehrerlös aus der 
Obstverpachtung derPrenzlauer Chaussee. 


Litteratur. 


GUSTAV SOMMER, Führer durch den Gross- 
herzogl. botanischen Garten zu Karls- 
ruhe. Mit einem farbigen Plane von 
Karlsruhe. Druck und Verlag von 
RS REIERTTS88,,K1289 7223. 

Enthält ausser der Beschreibung inter- 
essante Bemerkungen über die Pflanzen, 
so über die verschiedenen Arten Orangen, 
Palmen, technische Pflanzen etc. 


Bericht über die Verhandlungen der 
Sektion für Obst- und Gartenbau der 
schlesischen Ges. f. vaterländ. Kultur 
im Jahre 1887, von B. STEIN, Garten- 
Inspektor. 8° 42 S. 

Enthält viele interessante Mitteilungen, 
so u. a. über Strophanthus Ledieni Stein, 
der auch in Gartenflora 1887 S. 145 
Taf. 1241 beschrieben, namentlich aber 
auch über Obst- und Gemüseproduktion 
und Verwertung (Dörrobst etc.). 


U. S. Department of agriculture. Divi- 
sion of Pomology Bulletin Nr. ı. Re- 
port on the condition of tropical and 


semi-tropical fruits in the United States 


in 1887. Washington, 
Printing Office 1888. 8°. 


Government 
149 S. 


In den südlichen vereinigten Staaten 


versucht man alle möglichen Sorten 
tropischen und subtropischen Obstes 
und giebt der Vorsteher der Abteilung 


‚ händlervereins, 


| Bildnis 


für Pomologie im Ackerbauministerium, 
H. E. van DEMAN im vorstehenden einen 
eingehenden Bericht, dem drei schöne 
farbige Tafeln beigegeben sind. Die 
erste stellt die japanischen Pflaumen 
Kelsey und Satsuma dar, die zweite und 
dritte 4 Sorten der japanischen Kaki 
(Diospyros Kaki). — Für unsere Schutz- 
gebiete sind die Anleitungen zur Kultur 
der tropischen Früchte sehr wichtig. 
Proceedings of the fourth Annual 
Convention 7 of the? Socrenyros 
American Florists, heldat New- 
York. N. Y., August”2T, 22 andere 
1888,82. 189,5: 


Mit dankenswerter Schnelligkeit ist 


ı von Herrn Wm. ]. STEWART, 67 Brom- 


field Street, Boston, Massachusets, dem 
Sekretär des amerikanischen Blumen- 
der Bericht über die 

veröffentlicht. Das 
des Präsidenten des Vereins, 
Joun N. May, Rosenzüchter in Summit, N. 
Jersey, ziert die interessante Arbeit. Der 
Verein ist aus kleinen Anfängen vor 
3 Jahren jetzt auf über 1000 Mitglieder 
angewachsen und wurde die Versamm- 
lung von etwa 750 Personen besucht, von 
denen manche über 1000 dtsche. Meilen 
gereist waren, um teilzunehmen. Nach 
mehrfachen Ansprachen wurde dem Ver- 


4. Versammlung 


P2 


Litteratur. — Personal- 


und Vereins-Nachrichten. 


31 


ein seitens des Floristenvereins von New- 
York ein Banner überreicht und dann 
in die Verhandlungen eingetreten. Diese 
bezogen sich auf: Unterrichtswesen, 
Hebung des Geschäftes, Anzucht von 
Farnen, Palmen und anderen Deko- 
rationspflanzen, Zunahme der Glashäuser, 
Einheitlichkeit ın Blumentöpfen, Rosen 
vom Standpunkte des Kleinhändlers und 
des Züchters, Wahl einer National-Blume 
(eine goldene Rose ist vorgeschlagen), 
Hagelversicherung, Nomenklatur, Hei- 
zung, Boden und Dünger, Fragekasten 
u. s. w. Wir werden gelegentlich ein- 
zelnes aus diesen Verhandlungen aus- 


führlicher bringen. Der New-Yorker Ver- 
ein erwies den Fremden grosse Gast- 


| freundschaft. 


Im Verlag von EMIL SOMMERMEYER, 
Baden-Baden, erscheint seit kurzem eine 
neue Zeitschrift: Süddeutsche Garten- 
zeitung, redigiert von G. H. FIESSLER, 
Grossherzogl. Schlossgärtner in Baden- 
Baden,*) A. E. EIBEL, Universitätsgärtner 
in Freiburg i. B., H. WÜRTENBERGER, 
Grossherzogl. Gutsverwalter auf Schloss 
Eberstein, W. OHLMER, Gärtnereibesitzer ın 
Gernsbach. Preis für das Vierteljahr 50 Pf. 


") Ist schon wieder ausgetreten! 


Personal- und Vereins- Nachrichten. 


Dem Direktor der Königl. Lehranstalt 
für Obst- und Weinbau zu Geisenheim, 
Ökonomierat GÖTHE, wurde das Ritter- 
kreuz vom Luxemburgischen Orden der 
Eichenkrone verliehen. 


Dr. Franz Ritter von HÖHNEL ist zum ı 


ausserordentlichen Professor für tech- 
nische Mikroskopie und Warenkunde an 
der technischen Hochschule in Wien er- 
nannt worden. 

Dr. KoRZcHINSKI ist zum Professor der 
Botanik an der neuen russischen Uni- 
versität zu Tomsk ernannt worden. 

W. LaucHE in Eisgrub ist zum Fürst- 
lich Liechtensteinschen Hof-Gartendi- 
rektor ernannt. 


Dr. OTTo Starr hat sich an der Uni- | 


versität Wien für systematische Botanik 
habilitiert. 

Dr. TH. Bokorny hat sich an der 
Universität Erlangen für Botanik habi- 
litiert. 


Der Kgl. Hofgärtner EISENBARTH in 


Bayreuth tritt in den Ruhestand. An 
dessen Stelle tritt Kgl. Hofgärtner Weiss 
von Berg am Starnberger See. Auf 
diesen Posten ist Kgl. Hofgärtner Hunns- 
DORFER von Berchtesgaden versetzt, wäh- 
rend Hofgärtner DRESSEL von Fürsten- 
ried nach Berchtesgaden kommt. Endlich 


tritt Hofgärtner MÜLLER von der Rosen- | 


Insel im Starnberger See in die Stelle 
in Fürstenried ein. 

Obergärtner BaB£E in den Gasteig- 
Promenaden in München ist zum Stadt- 
gärtner in Fürth ernannt. 


Dr. Davıp Dietrich, Kustos am Herbar 
der Universität Jena, $ am 23. Oktober 
1888 im neunzigsten Lebensjahr. Er 
war mir einst ein lieber Lehrer und 
trefflicher Führer in der an seltenen 
Pflanzen so reichen Flora Jenas. Nicht 
bloss im Sommer, sondern auch im 
Winter machte ich ihm oft sehr 
weite botanische Exkursionen, wo dann 
besonders Moose und Flechten gesam- 
melt wurden L.W. 


mit 


ALFRED KELBLING, städtischer Garten- 
Direktor in Rom, 7 daselbst. 

M. J. E. Cuaron, Präsident des Gärtner- 
Syndikates in Angers, f daselbst. 

Der Hofgarten-Direktor JULIUS MÜLLER 
+ im 67. Lebensjahre in Altenburg. 

Am 26. November 1888 7 in Bel- 
laggio am Comer-See der Botaniker 
Louvis VırLaın. Derselbe wurde, obgleich 
ein Deutscher aus Erfurt, von dem 
Herzog von Merzı als Direktor des be- 
rühmten dortigen Villagartens angestellt 
und verdankt dieser Garten seiner Sorg- 


32 Personal- und Vereins- Nachrichten. 


falt und seinen Kenntnissen die euro- 
päische Berühmtheit, die er geniesst. 
Im September 1883 7 Tımsar-La- 
GRAVE, einer der besten Kenner der 
Flora von Languedoc und der Pyrenäen. 
Er war lange Zeit Professor der Botanik 
an der Ecole de m&decine et de phar- 
macie in Toulouse. (Le Jardın.) 


Garten-Inspektor a. D. MaAvER, ein 


früherer Mitarbeiter der Gartenflora, ist 


nach langem Krankenlager am 19. /No- 
vember v. J. in Karlsruhe gestorben. 
Geboren zu Freiburg in Baden, wo sein 
Vater, der ihm im Tode vorausgegangene 
Garten-Direktor MAVvER, früher Universi- 


tätsgärtner war, genoss er eine sehr 
gründliche Vorbildung. Durchdrungen 
von Liebe zu seinem Berufe — der 
Gärtnerei — welchem er sich zuge- 


wendet, ausgerüstet mit schönen Kennt- 
nissen, wurde er im Jahre 1863 an der 
Seite seines Vaters als Hofgärtner hier an- 
gestellt. Hier fand er reiche Gelegenheit 
zur Entfaitung seiner Kenntnisse und 
zur Pflege seiner Lieblinge. Unter seiner 
Leitung vermehrten sich die Pflanzen- 
schätze des hiesigen Grossh. botanischen 
Gartens und entwickelten sich die Kul- 
turen zu einer seltenen Vollkommenheit. 

Sein Wirken fand huldvolle Anerken- 
nung seitens Seiner Kgl. Hoheit des 
Grossherzogs durch seine Ernennung 
zum Garten-Inspektor und durch Ver- 
leihung des Ordens vom Zähringer 
Löwen. Im besten Mannesalter wurde 
er durch schweres körperliches Leiden 
genötigt, im Jahre 1882 um seine Pen- 
sionierung zu bitten, die ihm auch huld- 
vollst und unter Anerkennung seiner 
Leistungen gewährt wurde. Seine Hoff- 
nung, in seinem Ruhestand sich litte- 
rarisch beschäftigen zu können, verwirk- 
lichte sich nicht. 


Die fortschreitende Entwicklung seines 
Leidens machte ihm bei aller Frische 
des Geistes jede Thätigkeit unmöglich. 
Der Tod, der ıhn in seinem fünfzigsten 
Jahre von seinen mit grosser Ergebung 
getragenen Leiden erlöste, darf ja für 
den armen Dulder als eine Wohlthat 
angesehen werden. Alle die den Ver- 
storbenen gekannt haben, werden ihn 
wegen seiner vortrefflichen Eigenschaften 
liebgewonnen haben und ıhm ein treues 
Andenken bewahren. 

Karlsruhe im November 1888. 

PFISTER, 
Grossherzgl. Garten-Direktor. 


Berlin. 4 Der Ver. 2. Berzd2Gawer 
anstaltet vom 25. April bis 5. Mai 1890 
eine grosse allgemeine Gartenbau -Aus- 
stellung. Das vorläufige Programm wird 
vom General-Sekretariat frei versandt. 


Die Societ€e centrale d’hortieulture de 
France veranstaltete am 22. November 
v. Js. eine Sitzung, an der auch die Fa- 
milien der Mitglieder teilnahmen. In 
derselben wurden folgende Preise verteilt: 
ı. an Gärtner, die sich durch langjährige 
Dienste ausgezeichnet, 2. an Personen, 


deren Arbeiten von Berichterstattern 
empfohlen sind, 3. an die auf der Mai- 
Ausstellung der Gesellschaft Preisge- 


krönten, 4. an die Preisgekrönten der 
Chrysanthemum-Ausstellung vom 22. No- 
vember 1887. 


Die diesjährige Generalversammlung 
des Verbandes schlesischer Gartenbau- 
vereine findet Mitte September in Leob- 
schütz statt. Aus diesem Anlass veran- 
staltet der dortige Obst- und Gartenbau- 
verein eine mehrtägige allgemeine Obst- 
und Gartenbau-Ausstellung. 


Sprechsaal. 


Frage ı. Wie muss man blühende 
Cyclamen im Zimmer behandeln, damit 
sich auch die Knospen noch ent- 
wickeln? 


Frage 2. Was ist zu thun, um Kugel- 


Buchsbaum, der unten kahl geworden, 


dort wieder zur Bildung von Zweigen 


zu veranlassen? 


” \A\ACI LUILILIVUL AA AIVVUUVU. 
N B Zar EEE em M 


er CH 


CATTLEYA SCHILLERIANA RCHB.FIL. 


Cattleya Schilleriana Reichb. fil. 


Von Garten-Inspektor E. Ortgies in Zürich, 


Hierzu Tafel 1290, 


Cattleya Schilleriana Rchb. fil. in Berliner Allgem. Gartenzeitung, 
1857, pag. 335, Xenia Orchid. II. pag. 36, tab. ııı, Flore des Serres etc. 
vol. XXII tab. 2286. — Diese längst bekannte, aber immer selten ge- 
bliebene brasilianische Art verdient es wohl, auch den Lesern der Garten- 
flora im Bilde vorgeführt zu werden, da man sie nur selten in natura be- 
wundern kann. Sie scheint auch im Vaterlande keine grosse Verbreitung 
zu haben, da sie nur selten und in kleineren Mengen eingeführt wurde, 
während andere brasilianische Arten fast alljährlich in grossen Quantitäten 
auf den Orchideenmarkt Londons kommen. Sie blühte zuerst in der be- 
rühmten Orchideen-Sammlung des Herrn Konsul SCHILLER, Hamburg, im 
Jahre 1857, die damals unter der vortrefflichen Pflege des Obergärtners Herrn 
STANGE eine der gärtnerischen Zierden Norddeutschlands bildete. — Die 
Blüten sind in Form, Färbung und Grösse den besten Varietäten der C. guttata 
Leopoldi am ehesten zu vergleichen, noch schöner als diese in der weissen, 
dicht purpurn geaderten Vorderlippe und den stark welligen Petalen, auch der 
viel niedrigere, kompaktere Habitus spricht zu ihren Gunsten, während die 
arm-, meistens nur einblütige Inflorescenz sich allerdings nicht mit der reich- 
blütigen eines kräftigen Exemplares von C. guttata Leopoldi messen kann. 
C. Schilleriana ist auch ohne Blüten an den kurzen, nach oben schwach ver- 
dickten Pseudobulben und an den länglich-eiförmigen Blättern von unge- 
wöhnlich fester, derb lederartiger Konsistenz, mit fein kerbzähnigem, um- 
geschlagenem Rande leicht zu erkennen. — Wir ziehen diese Art hängend 
an einem Korkrindenstück, auf der Sonnenseite des mittleren Orchideen- 
hauses. Einmaliges tägliches Bespritzen, das an dunklen Regentagen aus- 
gesetzt werden sollte, — das ist die ganze Pflege, welche diese schöne 
Orchidee in solchen Verhältnissen beansprucht. Dass sie in helleren und 
dunkleren Farbentönen variiert, ist bei einer Cattleya-Art nicht auffallend; 
eine sehr distinkte Varietät ist die im Bot. Magazine tab. 5150 abgebildete 
C. Schilleriana concolor, die bis auf den schmalen weissen Lippensaum ein- 
farbig purpurbraune Blüten trägt. 


Gärten in der Hauptstadt Mexico. 
Von Hermann Jeht. 
(Schluss.) 
Wenn der geehrte Leser nun noch die klimatischen, geologischen und 


sozialen Verhältnisse in Betracht zieht, so wird man mit Leichtigkeit die 
Gartenflora 1389. 3 


34 Hermann Jeht: Gärten in der Hauptstadt Mexico. 


Schwierigkeiten einsehen, wirklichen Gartenbau in der Hauptstadt Mexico 
einzuführen und dort nach europäischen Vorlagen und Ansprüchen zu kulti- 
vieren. Abgesehen von 4 bis 5 grossen Parks, im englischen Stil angelegt, 
welche sich in der Entfernung von 4 bis Io Kilometer von der Stadt auf 
vulkanischem Boden befinden, bietet die Umgegend, trotzdem die Mexicaner 
ihre Hauptstadt stets die »Stadt der Paläste« nennen, nichts, was der Anlage, 
dem Material und der Erhaltung nach Anspruch auf Schönheit machen könnte. 
In sämtlichen Anlagen findet man dasselbe, — Bäume, welche leichte Nacht- 
fröste ertragen, womöglich das Laub nicht werfen — Populus, Ligustrum 
japonicum, Schinus molle, Salix babylonica, Eucalyptus globulus, Fraxinus, 
Pinus, Grevillea und einzelne Magnolia grandiflora, Gebüsche von Nerium, 
Lagerstroemeria, Duranta, Viburnum Tinus, Cestrum, Plumbago capensis, 
Bignonia capensis, Myoporum, Datura, verschiedene Arten Acacia, Thuya 
u. s. w. In den meisten Gärten befinden sich mehr oder weniger abnorme 
Tropfsteingruppen mit Wassergefälle und ausgemauerte Bäche mit Cement- 
einfassung — ohne Anfang und Ende. In einzelnen Anlagen findet man, 
nachdem sie neu von verständiger Hand beschafft oder aufgefrischt sind, 
wirkliche Blumenbeete und Rabatten, welche aber höchstens auf einige Mo- 
nate, bis zum ersten Flor aushalten. 
Bis dahin hält der gelegentliche Besuch des Gärtners, welcher die An- 
lage ausgeführt hat, das latente Gärtnertalent des Hauspersonals in Schranken; 
plötzlich bricht jedoch der Damm und nach wenig Wochen hat von der 
Tochter des Hauses bis zum letzten Stallknecht jeder einen Platz gefunden, 
um Blumen, Gemüse und Unkraut auf die möglichst hässlichste Weise an Bos- 
quets, Gruppen und Rabatten anzubringen. Wie und wo es steht, ist gänzlich 
Nebensache, der Hauptzweck ist, dass es überhaupt im Garten ist. Viele 
Stecklinge wachsen hier ungemein leicht, ebenso gehen Samen von gewöhn- 
lichem Sommerflor leicht auf. — Auf dem Rasen vor dem Hause steht eine 
schöne Gruppe hochstämmiger Rosen mit Lobelia-Einfassung, eine Pracht, 
welche jeden Vorübergehenden zum Stillstehen nötigt. Das älteste gnädige 
Fräulein hat einen Strauss Chrysanthemum erhalten und steckt verschiedene 
Schösse zwischen die Rosenstämme; der Frau Mutter, welche an Zahnweh 
leidet, wird von einer Freundin ein Stück Saxifraga verehrt — unter die 
Rosen, die Köchin streut nach wenig Tagen ein Konglomerat von Balsa- 
minen, Convolvulus und Levkojen, frisch aus ihrem Dorfe als wunderbar 
schön erhalten, aus und schliesslich giebt der Kutscher, als der praktischste, 
dem Beet mit einem Dutzend fein eingelegter Maiskörner den Rest. Be- 
hauptet nun der Gärtner später, dass alle diese Sachen an und für sich 
freilich sehr hübsch und vorteilhaft, aber hier nicht am Platze und sogleich 
wegzunehmen seien, so fühlt sich jeder der Hausgenossen tief gekränkt 
und die Aussichten für die Frühjahrsarbeit werden bedenklich. Die Mehrzahl 
der Leute, welchen nach Anlage und Übergabe des Gartens die laufenden 


Hermann Jeht: Gärten ın der Hauptstadt Mexico. 35 


Arbeiten, tägliches Giessen und Reinhalten, übergeben werden, gehören zum 
Proletariat und huldigen alle, wie schon oben bemerkt, kommunistischen 
Anschauungen. Eine doppelte Fuchsie, ein neues Stiefmütterchen, eine neue 
Rose hat nach ihrer Ansicht, so lange es Leute giebt, welche für Topf- 
kulturen einige Cents bezahlen, kein Anrecht auf einen Platz im Garten und 
wird durch Verkauf baldmöglichst in Cigarren oder Branntwein umgewandelt. 
Jährlich finden sich bei dem enormen Zuwachs und Anbau der Stadt unter- 
nehmende und sanguinische Leute, welche, nachdem die Bodenschwierig- 
keiten überwunden sind, nach europäischen Begriffen für bessere und neue 
Sachen bedeutendes Geld ausgeben, aber ohne Ausnahme hört man wochen- 
lang nachher am Morgen und Abend im Tramway Lamentationen über die 
teuren Pflanzen und die freche Bestehlung seitens des eingeborenen Gärtners. 
Der betreffende Liebhaber macht vielleicht noch einen zweiten Versuch, aber 
später beugt er sich den Verhältnissen, giebt die Hoffnung auf, Menschen 
und Blumen zu verbessern und begnügt' sich wie seine Nachbarn mit Achy- 
ranthes, Chrysanthemum, Calla, Iris, Zonale-Pelargonium, Vinca u. s. w., 
welche wie Unkraut wachsen und nicht zu verkaufen sind. 

In den sechsziger Jahren kamen mit Bazaine verschiedene Gärtner, welche 
sich als Landschaftskünstler ausgaben und teilweise auch Tüchtiges leisteten. 
Sämtliche arbeiteten jedoch nach einer und derselben Schablone, und in den 
grössten Parks bis zu dem bescheidensten Gärtchen findet man stets dieselbe 
Kopie von französischem Geschmack zur Zeit des Kaiserreichs und in allen 
Fällen mit oben angegebenem Material hergestellt. Der Mexicaner hat sich 
dermassen an diese Idee gewöhnt, dass ihm eine Anlage, welche nicht die 
sterotypen sechs- und achteckigen hölzernen Pavillons, den Tropfstein- 
wasserfall mit Höhle und unvermeidlicher Naturbrücke, den Cementbach mit 
Goldfischen und die gleichmässig wiederholten Bosquets aus europäischen 
Kalthauspflanzen besitzt, für mangelhaft erklärt. — Massive, grosse Gruppen 
und Partieen, welche erst in späteren Jahren zur Geltung kämen, grössere 
Grasplätze und Beete mit Florblumen trifft man höchst selten. Schreiber 
dieses verlor bei dem früheren Präsidenten einen Auftrag auf einen Park von 
12 ha, weil er auf zerklüftetem Terrain mit alten Cupressusbeständen anstatt 
der ewigen Tropfsteingruppen eine Ruine in Vorschlag brachte. 

Ältere Gärten sind nach altspanischem Muster angelegt und meistens 
so klein, dass sie von zwei Mann täglich begossen werden können. Gras 
ist höchstens zur Einfassung verwendet und auf den hochgelegenen Rabatten 
und Beeten, die von Ziegeln eingefasst sind, findet man ein unschönes 
Konglomerat von Sträuchern, Rosen und Sommerflor. Nie pflanzt der 
Mexicaner aus eigenem Antriebe eine Gruppe, sondern, wenn er IOO Pflanzen 
Levkojen, Pensees, Fuchsien, Geranien, Balsaminen u. s. w. hat, verteilt er 
dieselben möglichst unparteiisch auf und zwischen alle anderen Pflanzen, 
stets die grössten, offenen Stellen benutzend. Damit ist im allgemeinen die 


a* 


36 George Reid: Die Anzucht der Chrysanthemum indicum. 


hiesige Geschmacksrichtung bezeichnet und ist es fast unmöglich, die Leute 
von diesen Ideen abzubringen, da es an Vorbildern mangelt. Sähen sie 
einige Gärten, welche, Europäern gehörig, von europäischen Gärtnern in 
Stand gehalten werden, würden sie bald, wie sie es in jedem Fall thun, die- 
selben nachahmen, aber mit wenigen Ausnahmen hält der Fremde sich nur 
mit dem Gedanken hier auf, in Mexico das Geld zu verdienen, um später 
in Hamburg, Berlin oder Brüssel eine elegante Villa mit Garten zu besitzen 
und hat er oder seine Familie Sinn für Pflanzen, so beschränkt er sich hier 
auf primitive Anlagen, welche grün und bunt sind, aber möglichst wenig 
kosten. 


Die Anzucht der Chrysanthemum indicum. 
Vortrag des Herrn George Reid, Handelsgärtner in Liverpool*), bei Gelegenheit der Chrysan- 
themum-Ausstellung des Ver. z. Bef. d. G. zu Berlin vom 29. November 1838. 

Die Hauptsache bei der Kultur der Chrysanthemum ist zunächst die, gute 
Stecklinge zu erhalten. Um solche zu erzielen, gönnt man den Pflanzen, 
nachdem sie im Herbst abgeblüht, eine Ruhe von 14 Tagen, schneidet sie 
dann so weit herunter, dass die Seitenzweige etwa 25 cm lang, die ganze 
Pflanze etwa 35 cn hoch ist. Nach abermals ı4 Tagen wird man Wurzel- 
wie Seitentriebe an der Pflanze finden und besonders die Wurzeltriebe 
geben vortreffliche Stecklinge. Die Stecklinge werden in Privatgärtnereien 
etwa zu 5, in Handelsgärtnereien zu 20—25 in einen entsprechenden Steck- 
lingstopf gepflanzt. Man füllt diesen 4 oder 4 mit Scherben und thut darüber 
ı Teil Laub-, ı Teil bröckelige sandige Rasenerde, sowie etwas rein ge- 
waschenen weissen Sand und steckt die Triebe möglichst nahe dem Rande. 
In England steckt man im Dezember und Anfang Februar, in Deutschland 
wird es besser sein, erst im Januar zu beginnen und bis Ende Februar fort- 
zufahren. — Niemals sollten die Stecklinge Bodenwärme erhalten. 

In Zeit von 4 Wochen werden die Stecklinge Wurzeln gebildet haben. 
Man verpflanzt sie nun einzeln in gewöhnliche grosse Stecklingstöpfe, hüte 
sich aber, die Wurzeln zu beschädigen. Gegen die Mittagssonne schütze man 
sie durch Beschattung und sehe vor allem auch darauf, dass sie nie welk 
werden. — Der Standort muss so hell als möglich sein und so nahe wie 
möglich dem Glase, selbstverständlich im Kalthause. — Nachdem die Pflanzen 
Io cam hoch geworden, entspitzt man sie und versetzt sie in grössere Töpfe, 
worüber etwa der ı. Mai herangekommen sein wird. Man stellt sie nun in 
einem kalten Kasten, abermals nahe dem Glase, auf, besser auf Töpfen als 
direkt auf dem Boden. Nach etwa 14 Tagen werden die Stecklinge 3—4, 
zuweilen auch mehr Triebe gemacht haben. Von diesen lässt man nur 3 


=) Herr REID ist ein Zögling der Kgl. Gärtner-Lehranstalt in Potsdam und geprüfter Ober- 
gärtner. D. Red. 


George Reid: Die Anzucht von Chrysanthemum indicum, SE, 


wachsen. Ende Mai haben die Pflanzen die Töpfe durchwurzelt und die 
Triebe sind lang genug, um wieder entspitzt zu werden. Nach dem 1. Juni 
sollte letzteres nicht mehr geschehen. — Nun kommen die Pflanzen in einen 
weiteren Topf von 30 c#2 Durchmesser und erhalten eine Rasenerde, die in 
folgender Weise ein halbes Jahr vorher zubereitet wird: 

Bereitung der Rasenerde: Man sucht sich einen Rasen, der auf 
lehmig-sandigem Boden gewachsen, schält davon Stücke ab und legt je 
2 Reihen mit der Grasnarbe auf einander, dann eine Lage Mist, am besten 
Kuhdünger, dann wieder eine Lage Rasen und so fort, bis der Haufen 11 
hoch ist. Nach einem halben Jahre ist die Erde mit dem Dünger durch- 
zogen, der Rasen zum grössten Teil verrottet. 

Vor dem Gebrauch schält man den Rasen mit dem Spaten ab, als wenn 
man einen Käse abschabt, und mischt 3 Teile der Erde, die noch recht in 
Brocken sein muss, mit I Teil halb verrotteter Lauberde, ı Teil grobem 
Sand, etwas Kuhdünger und auch etwas Knochenmehl. 

Nachdem die Pflanzen in diese Erdmischung, die nicht zu nass sein darf, 
gebracht, stellt man sie wieder in einen kalten Kasten, legt Fenster auf und 
hält sie etwas geschlossen, muss aber vorsichtig mit dem Giessen sein. Nach 
14 lagen sind sie so weit erstarkt, dass sie ohne Fenster dastehen können. 

Nachdem dies zweite Verpflanzen durchgeführt ist, wird nach ungefähr 
vier Wochen später ein drittes vorgenommen. Privatgärtner nehmen dann 
grosse Töpfe von ca. 45 cm Durchmesser, um Schaupflanzen zur Dekoration 
zu erzielen. Handelsgärtner, welche nur einzelne Blumen an den Stöcken 
wünschen, können die alten Töpfe behalten. 

Ungefähr Mitte August hört das Wachstum auf und es tritt eine gewisse 
Ruhe ein. In dieser Zeit muss man sich hüten, die Pflanzen zu stark zu 
giessen, aber sie auch nicht zu trocken halten, denn das ist die Periode, in 
der sich die Blüten bilden. Anfang bis Ende September haben je nach der 
Sorte die Blüten angesetzt. 

Eine der frühesten ist »Mme. Desgranges« (Anfang September oder Ende 
August), im Jahre 1888 hat »Paul Wermig«, ein Sport von ersterer, sie noch 
überholt. | 

Es ist sehr anzuerkennen, dass der Verein z. Bef. d. G. die Handels- 
gärtner und auch die Liebhaber durch die heutige Ausstellung wieder mehr 
zur Anzucht von Chrysanthemum hinleiten will. Den Handelsgärtnern möchte 
ich empfehlen, möglichst grossblumige Sorten zu ziehen; kleinblumige nimmt, 
in England wenigstens, niemand ab; grosse Blumen werden das Hundert mit 
8 shilling (= 8 Mk.) bezahlt, während in Deutschland wohl das Tausend mit 
8 Mk. angeboten wird. 

Verschiedene Formen. Man zieht die Chrysanthemum in Schirm-, 
Pyramiden- und Hochstamm-Form. 

Die Schirmform wird an einem Drahtgestell gezogen aus einem Stamm, 


38 George Reid: Die Anzucht von Chrysanthemum indicum. 


der sich oben verzweigt, die Zweige werden umgebogen und durch das 
Biegen derselben veranlasst, Blütentriebe zu bilden. Schirmpflanzen haben 
in England oft ı »z Durchmesser und stehen die Blumen etwa 6 cz aus- 
einander. 

Die Pyramiden werden wie Obstbaum-Pyramiden gezogen. Man lässt 
auch die unteren Zweige stehen und bindet die Zweige an ein Drahtgestell 
oder an Stäbe. Der Deutsche würde sich wohl schwerlich an diese steife 
Form gewöhnen. 

Um so grosse Schaublumen von 16—18, ja 22 cm Durchmesser, wie 
sie in England auf Ausstellungen gezeigt werden und wie ich sie hier vorgeführt 
habe, zu ziehen, darf man nur eine bis höchstens drei Blumen am ganzen 
Stock lassen. Man kann drei Zweige ziehen und an jedem eine Blume. — 
Die Stecklinge werden im Dezember geschnitten, ebenso behandelt wie oben 
gesagt, nur etwas sorgfältiger, mit etwas mehr Dünger. Man entspitzt sie 
anfangs nicht, bricht sie aber später zweimal. Das erste Mal lässt man 
einen Zweig stehen, oder auch zwei; beim zweiten Mal stutzt man alle 
Seitenzweige und lässt nur einen Leittrieb durchgehen. Wenn sich im Sep- 
tember die Knospen bilden, etwa 3—5, je nach der Sorte, so lässt man von 
diesen nur die mittleren stehen. Die Pflanzen müssen sehr grosse Töpfe 
haben, von etwa 45 cm Durchmesser, und bis zum Topfrand eingefüttert 
werden (was auch für die anderen Chrysanthemum gilt); doch lasse man 
eine Höhlung unter dem Topfe, damit nicht alles Ungeziefer hineinkriechen 
kann. — Mit diesen grossen Blumen wird nicht gehandelt, meistens zieht sie 
der Privatgärtner, um sie abgeschnitten auf Ausstellungen vorzuführen; die 
Blumen des Handelsgärtners haben meist nur einen Durchmesser von Io bis 
13 cm und solche lassen sich mit Leichtigkeit zu 50—60 an einer Pflanze 
erzielen, wenn man ihr nur die genügende Aufmerksamkeit widmet. 

Nachstehend ein Verzeichnis der besten Sorten: 


l. Sorten, geeignet für den Markt und zum | Nummer 


Blumenschnitt. aeg 
: Reıpschen 
ı. Japanische. | Katalogs 
Ba ı83 Fleur parfait. 
a. 118 Little Pet. 
Katalogs nr, Barbara. 
198 Mad. C. Desgranges. 232 Hero of Stoke Newington. 
5I Gustav Wermig. | 250 Princess of Teck. 
192 Lady Selborne. | 246 Mrs. Naish. 
180 Elaine. | 92 Sarah Owen. 
62 Fair Maid of Guernsey. |  ıo2 Eduard Audiguier. 
8o Buttercup. ııo Maidens Blush. i 
81 Mrs. Burell. ı ıı8 Mons. John H. Laing. 
6 George Glenny. - 115 Mad. de Sevin. 
ı5o Mr. George Rundle. ’ 98  Cullingfordi. 
189 . James Salter. |. ı22 T'riomphe de la Rue des Chälets. 


George Reid: Die Anzucht von Chrysanthemum indicum. 39 


Nummer Nummer 
des des 
Reipschen Reıpschen 
Katalogs Katalogs 
2. Incurved. (Aufwärts gebogene.) ı72 Boule d’or. 


238 Lord Alcester. 

224 Empress of India. 

252 Queen of England. 

230 Golden Empress of India. 

ı24 Alfred Salter. 

251 Princess of Wales. 

236 John Salter. 

240 Lord Wolseley. 

248 Prince Alfred. 

243 Mrs. Dixon. 

234 Jardin des plantes. 

220 Bronze Jardin des plantes. 

242 Mrs. G. Parnell. 

269 Julia Lagravere. 

277 Souvenir de Melange. 

278 To-Kio. 

264 Felıcity. 
per Dutzend = 3,00 Mk. 
per 100 Stück = 20,00 Mk. 


in bewurzelten Stecklingspflanzen. 


Il. Ausstellungspflanzen. 
ı. Japanische. 
197 Mad. C. Audiguier. 
ı7ı Belle Paule. 
ı81 Fair Maid of Guernsey. 
205 Pere Delaux. 
170 Baronne de Prailly. 
97 XCriterion. 
ı23 Val d’Andorre. 
196 Meg Merrmilies. 


ı1ı2 Marguerite Marrouch. 

28o Count de Germiny. 

188 Hiver fleuri. 

206 Peter the Great. 

86 Edwin Molyneux, 
dunkelsammetrot. 

85 Carew Underwood. 

89 Ralph Brocklebank. 

9ı C. Wagstaff. 


Gold und 


2. Incurved. (Aufwärts gebogene.) 


235 Jeanne d’Arc. 
232 Hero of Stoke Newington. 
250 Princess of Teck. 
253 Refulgence. 
ı26 Lady Harding. 
254 Sir Stafford Carey. 
251 Prince of Wales. 
216 Angelina. 
256 White Venus. 
258 White Globe. 
223 Emily Dale. 
218 Beauty. 
239 Lord Beaconsfield. 
241 Mr. Bunn. 
233 Inner 'Temple. 
per Dutzend = 3,50 Mk., 


weil sehr viele Neuheiten darunter sind, 
welche sich vorzüglich bewährt haben. 


per 1oo Stück — 20,00 Mk. 


Wir empfehlen allen Interessenten, sich den REiDschen Katalog, in 
welchem auch die Anzucht beschrieben, kommen zu lassen. Mit einigen 


Exemplaren können wir noch dienen Die Redaktion. 


Erythrophloeum pubistamineum n. sp.*) 
Von P. Hennings. 
Hierzu Abbildung 8. 


Jüngere Äste weichhaarig; die Blätter 3-jochig, paarig-gefiedert, Fiedern 4 bis 
5paarig mit abwechselnd gestellten Blättchen von schiefeiförmigem oder gerundet- 


*) Ramis novellis subtomentosis; foliis 2—3-jugis, pinnis 8$—ı0-foliolatis, foliolis manifeste alter- 
nis; pedunculis subtomentosis cinereo-ferrugineis, foliolis obligue oblongis vel ovatis obtusis, apice 


40 P. Hennings: Erythrophloeum pubistamineum n. sp. 


rhombischem Umriss, an der Spitze ausgerandet, an der Basis spitz mit kurzen 
Stielchen, oben und unten schwach, an den Nerven dichter behaart. Blütenstand 
gipfelständig, rispig, in dichte vielblütige Ähren auslaufend. Blüten kurzgestielt, 
fast sitzend, Kelch bis über die Mitte geteilt, Zipfel lineal-stumpflich, aussen wie 
der Tubus weichhaarig; Blumenblätter die Kelchzipfel um die Hälfte überragend; 
Staubgefässe doppelt so lang und länger als die Blumenblätter, die Staubfäden mit 
krausen Haaren an der obern Hälfte bedeckt. Stempel so lang wie die Staubgefässe. 

Die Pflanze stellt einen Baum von ca. 6 » Höhe dar. Die Blätter sind 25 bis 
3ocm lang, der Blattstiel und die Rhachis sind, wie die jungen Triebe, durchaus 
weichhaarig; die Blättchen sind dünn, krautig, ihr Stielchen misst 1—2 2, ist eben- 
falls behaart; die Spreite ist 3—5 cz lang und 1!/,—2'/, cn breit und stark ungleich- 
seitig, sie wird von sehr schwachen, kaum hervortretenden Nerven durchzogen. Die 
einzelnen Ähren des Blütenstandes sind bis ıocm lang und messen ı!/, cm im 
Durchmesser. Die Brakteen sind etwa doppelt so lang wie die ı 22 langen Blüten- 
stielchen und bleiben sehr lange an der Inflorescenz sitzen. Der Kelch ist 2 bis 
3 mm lang. Die fast spatelförmigen, stumpfen Blumenblätter haben eine Länge von 
2!/, mm. Der Stempel ist 6—7 mm lang. 

Station Angola, Malange: Mechow, Flora von W.-Afrika Nr. 185. 


Die Gattung Erythrophloeum, welche den bekannten Gottesurteilsbaum 
einschliesst, hat in der neueren Zeit wegen des sehr stark wirkenden 
Erythrophloeins wieder die Aufmerksamkeit auf sich gelenkt. Wir kennen. 
augenblicklich vier Arten, nämlich das alte E. guineense Don, (der Redwater- 
tree der Engländer), E. Coumenga Baill., von den Seychellen und Madagascar, 
E. Laboucheri Benth. aus Australien*) und E. Fordei Oliv. aus China. 

Indessen hat schon ROB. BROWN in seinen Kongopflanzen mitgeteilt, dass 
auf dem afrikanischen Kontinente wahrscheinlich zwei Arten der Gattung 
wüchsen, von denen die ungenügend bekannte am Kongo vorkäme. Vielleicht 
beziehen sich seine Angaben auf die neue Art.**) 

Erythrophloeum pubistamineum ist im äusseren dem E. guineense nicht 
unähnlich, mit welchem es auch ©. HOFFMANN identifiziert”**); sie unter- 
scheidet sich aber sehr wesentlich durch die behaarten Blätter und jungen 
Teile der Pflanze, die bei E. guineense vollkommen kahl sind. Nur an der 
Inflorescenzachse findet sich bei letzterer ein dünner Überzug. Die Blätter 


retusis, herbaceis, utrinque pilis appressis inspersis ad nervis pubescentibus, subtus mollibus; panicula 
subduplo foliis breviore, e spieis elongatis pedunculatis composita; floribus sessilibus, bracteis 
diutius persistentibus; calyce usque ad insertionem petalorum diviso, staminibus exsertis, filamentis 
pubescentibus. 


*) Diese Art wurde von F. v. MÜLLER im Journ. Lin. Soc. p. 159 als Laboucheria chloro- 
stachys zuerst beschrieben und von BEN’THAM Fl. Australiensis, Vol. II, p. 297 zur Gattung Ery- 
throphloeum als E. Laboucherii gestellt. Da dieser Name nach den Gesetzen der Priorität un- 
richtig ist, muss die Pflanze jetzt Erythrophloeum chlorostachys heissen. 


**=) LEWIN nennt in seiner Arbeit über das Erythrophloein noch eine Art E. Adansonia, die 
auch im tropischen Afrika wachsen soll. Diese Pflanze ist mir unbekannt geblieben und wären 
weitere Aufklärungen über den Autor dieser Art wünschenswert. Wahrscheinlich E. Coumenga 
Baill. in Adansonia, X. 105. 


*#®) Plantae Mechowianae, p. 130. 


P. Henrings: Erythrophloeum pubistamineum n. sp. 41 


von E. pubistamineum sind stets stumpf und ausgerandet, sie sehen denen. 
von E. Laboucherii viel ähnlicher als den kurz zugespitzten von E. gui- 


Abbildung 8. Erythrophloeum pubistamineum. 


Fig. 1. Blütenzweig (in ca. !/, natürlicher Grösse), 
» 2. Blüte (ca. 4fach vergrössert). 
» 3. Staubgefäss (ca. 5fach vergrössert). 
» 4. Stempel (ca. 5fach vergrössert). 


neense. Die Brakteen fallen bei E. guineense so früh ab, dass man sie sogar 
an noch nicht aufgeblühten Inflorescenzen nicht mehr findet, während die 


42 John Booth: Hochschule und praktische Gärtnerei. 


neue Art sie selbst an den in voller Blüte stehenden Ähren erkennen lässt: 
Der Kelch ist tiefer geteilt wie an E. guineense, am leichtesten aber erkennt 
man die Art an den stark behaarten Staubgefässen 


Hochschule und praktische Gärtnerei. 
Von John Booth. 


Mein alter Freund, der Staatsrat von REGEL, sagt in seinen Reiseerinnerungen 
in Deutschland (Gartenflora 1888, S. 212): ..... . »Mit welcher Bewunderung 
betrachtete ich im Jahr 1849 im Garten von ]J. BooTH und Söhne zu Hamburg die 
in wunderbarer Schönheit so breit als hoch erzogenen Exemplare von Witsenia 
corymbosa, der blauen und roten Lechenaultien, der Tremandren, der Boronien 
u. s. w, alle in ungefähr ı » Durchmesser und Höhe in voller Schönheit blühend. 
Wo findet man das noch auf dem Kontinent? Selbst solche wunderbar schöne 
Standexemplare von Allamanda, Clerodendron splendens, Combretum und Ixoren 
sehen wir nicht mehr, die so breit wie lang in der vollsten Gesundheit und in 
reichem Blütenflor prangten. Als ich damals dem Kultivateur von Herrn BooTH 
meine Verwunderung über die herrlichen Exemplare von Ixoren aussprach, da ant- 
wortete er mir sehr bezeichnend: Ich habe aber meinen guten Freund gestern erst 
gewaschen! Ja wahrlich, seine Pflanzen waren seine besten Freunde, die er des 
Tags wartete und pflegte, und denen er des Nachts nachging, um alles das 
während der Nacht die zartesten Teile seiner Freunde benagende Ungeziefer von 
Schnacken und Blatta-Arten zu vertilgen. Möchten unsere jungen Gärtner sich da 
ein Beispiel und Vorbild nehmen.« 

Zu Anfang der 1840er Jahre hatte mein verstorbener Vater den damals be- 
rühmtesten englischen Kultivateur, Mr. GoODE, für unser Flottbecker Etablissement 
engagiert. Die Kulturen der Mrs. LAwrRENCE ın Ealing Park, denen GooDE vor- 
stand, machten zu jener Zeit in England Sensation. Mehr als 4o Jahre sind seitdem 
verflossen und verhältnismässig nur wenige unter den noch lebenden Gärtnern 
können sich dieser vollendeten Prachtpflanzen (wahre Kunstwerke) in einer ganzen 
Reihe von Arten, deren Kultur man auch heute noch zu den schwierigsten rechnet 
— Neuholländer und Kappflanzen — erinnern. 

In den sechsziger Jahren gab ich diese Kulturen auf, weil niemand mehr für 
diese schwierigen Pflanzen sich interessieren mochte. 

Während diese alte Erinnerung geweckt wurde, sind in dieser Zeitschrift im 
Laufe dieses Jahres einige Artikel über die Hochschulfrage erschienen und aufs 
neue ist dieselbe zur Diskussion gelangt. Der englische Gärtner, welcher jene 
vollendeten Meisterwerke kunstvoller Kultur angezogen hatte, würde vom Stand- 
punkt der Ansprüche, welche die zukünftige Hochschule an sogenannte Bildung 
und Wissenschaft stellt, als ein in jeder Beziehung krasser Ignorant befunden 
worden sein, und trotz seiner einzigen Leistungen würde man ihm nimmermehr 
das Prädikat eines Akademikers erteilt haben. 

Durch diesen Zwiespalt entstand bei mir die Frage: Wenn solche unüber- 
troffenen Leistungen ohne »akademische Bildung« möglich sind, ist dann die Hoch- 
schule überhaupt notwendig? — ferner: Hat der sogenannte bessere oder »höhere 
Bildungsgrad«, von dem immer gesprochen wird, cdlenn auch entsprechende bessere 
praktische gärtnerische Leistungen aufzuweisen? 

In einer Stadt Norddeutschlands besuchte ich vor Jahren einen Freund; auf 
einem Spaziergange traten wir bei einem Handwerker ein, um über die Ausführung 


John Booth: Hochschule und praktische Gärtnerei. 43 


einer Arbeit Rücksprache zu nehmen. Der Mann war als Original bekannt; sein 
Name war KückELHaun. Es kam die Rede auf die neue Zeit, auf die schlechten 
Gesellen, welche immer schlechter zu werden schienen, je mehr Handwerkerschulen 
mit dem üblichen Motto: »Bildung macht frei« gegründet würden, je mehr sie dort 
»lernten«, desto weniger könnten sie mit ihrem Handwerkszeuge ordentlich arbeiten. 
Nachdem er noch weiter philosophiert hatte, schloss er seine Rede, indem er 
einen kräftigen Schlag mit dem Hammer that, mit den Worten: »Ja, ja, ich sag’s 
immer, am Können ist's gelegen, sagt KÜCKELHAHN|« 

Dieses »am Können ist's gelegen« ist mir seitdem oft wieder ins Gedächtnis 
zurückgerufen worden, wenn ich auf verschiedenen Lebensgebieten gegenüber dem 
grossen Wissen das mangelhafte Können zu beobachten Gelegenheit hatte; denn 
das Können bildet die Summe und das Endresultat alles unseres Lernens. Und 
das ist in jedem Fache dasselbe. Jurist, Handwerker, Militär, Prediger, Diplomat, 
Gärtner — bei allen ist es am Können gelegen. Nicht das Wissen allein. RıEar 
erzählt in einem sehr hübschen Essay —- ich glaube der Titel ist: Drei Gene- 
ratıonen —, wie ein Deutscher während der Revolution ın Paris eine öffentliche 
Rede gegen die schrecklichen Greuel hält, aber dank dem französischen Unter- 
richt, den er auf einem deutschen Gymnasium genossen, verstand ihn niemand. 
Die französische Sprache, welche er jahrelang, mit allen Feinheiten, studiert hatte, 
konnte er, nach Frankreich gekommen, nicht sprechen. Am Können ist's ge- 
legen! 

Das bringt mich auf den Zwiespalt zwischen Theorie und Praxis im Garten- 
wesen. In der Theorie weiss man alles: wie man den Obstschnitt macht, wie 
man Gurken, Melonen, auch Ananas zieht, das ganze Jahr Champignons hat, 
Trauben in unendlicher Grösse, auch während des grössten Teils des Jahres, Erd- 
beeren im Februar — kurz: theoretisch weiss man alles, und was kann man 
demgegenüber praktisch leisten? Und doch kann es sich im Schlusseffekt einzig 
und allein nur um das Können handeln. 

Es kann heute nicht meine Aufgabe sein, eingehend meine ausführliche 
Meinung darzulegen, noch weniger in diesen kurzen Zeilen Vorschläge zur 
Besserung angeben zu wollen. Nur dahin möchte ich mich aussprechen, dass bei 
aller guten Schulbildung, der auch ich lebhaft das \Wort rede, namentlich in 
Sprachen (Deutsch, Englisch, Französisch und etwas Latein) ich den Schwerpunkt 
aller gärtnerischen Thätigkeit und Tüchtigkeit doch ın erster Linie in praktischer, 
ernster Arbeit erblicke, aus welcher einzig und allein die auf eigener Erfahrung 
beruhende Routine gewonnen werden kann, und dass ich deshalb eine solche 
Hochschule nicht allein für unnötig, sondern für geradezu verderblich halte, wenn 
sie nicht wirklich praktische Arbeiter heranbilden will. 

Unnötig ist sie, weil erstens für pomologische Gärtner Institute vorhanden 
sind, die, wenn nötig, ausgedehnt und in beliebiger Zahl vermehrt werden können; 
zweitens für botanische Gärtner die botanischen Gärten vorhanden sind, wo der 
zukünftige botanische Gärtner nirgends besser für seine zukünftige 'Thätigkeit vor- 
bereitet werden kann; drittens für Gartenarchitektur, denn wenn dieselbe solche 
Rolle zu spielen berufen ist, wie das teilweise geschildert wird, wovon ich aber in 
unseren Verhältnissen nichts begründet sehe, dann kann für diese eine neue Ab- 
teilung bei der Bauakademie gegründet werden; denn viel leichter kann ein 
Architekt sich das nötige landschaftsgärtnerische Wissen aneignen (wenn er sonst 
Talent hat), als dass ein in allen Sätteln gerecht sein sollender Gärtner auch noch 
das Baufach erlernen kann. Schliesslich können Gärtnerlehranstalten, wenn not- 
wendig, neu eingerichtet und etwa vorhandene den Umständen nach erweitert 


a 
= Wr 
IS 


44 John Booth: Hochschule und praktische Gärtnerei. 


resp. verändert werden. Für diejenigen Gärtner aber, welche nicht unter ı., 2., 3. 
gehören, und sie bilden doch die grosse Mehrheit, für diese wäre eine Erziehung, 
wie sie nach den Ideen des Herrn HamPpEL auf der Hochschule geplant wird, dazu 
angethan, eine Klasse durchaus unbrauchbarer Menschen — nicht Gärtner — zu 
erziehen. 

Wie nichts Vollkommenes in der Welt ist, so hat auch das vorzügliche System 
der allgemeinen Wehrpflicht mit dem Einjährigfreiwilligen seine Schattenseite, denn 
jeder, der einigermassen etwas vorstellen will, sucht sein Jahr zu dienen, und 
nicht zum mindesten verdanken wir diesem Umstande bereits ein so erschreckendes 
geistiges Proletariat, auch in anderen Fächern. So ein Sekundaner oder Primaner 
ist überhaupt nur selten noch in der Lage, mit Lust und Liebe eine einige Jahre 
dauernde, mit schmutzigen und untergeordneten Dingen sich befassende, aber 
trotzdem notwendige Lehrzeit — notwendig, weil sie arbeiten lehrt — durchzu- 
machen. Ernstliche körperliche Arbeit aber ist absolut nötig und bildet frische 
Menschen, die dann auch schon ein gutes Teil theoretischen Unsinns der Gegen- 
wart ohne Schaden vertragen können. Das Wort Arbeit kommt in den Artikeln 
über Hochschule fast gar nicht vor, es heisst immer: sich in den Gärten »um- 
sehen«, »bewegen«, »beschäftigen«, »aufhalten«e.. Scheut man das Wort auszu- 
sprechen? Werfen kommende Zustände ihre Schatten voraus: ein Hochschüler 
und Arbeit? 

Wenn ich nun den pomologischen und den botanischen Gärtner, ferner den 
Gartenarchitekten ausscheide, auch noch den angehenden Handelsgärtner (denn 
der Handelsgärtnerstand wird stets für angemessene praktische Leute sorgen, ohne 


sich viel um akademische Dinge zu kümmern), — wenn ich also diese alle aus- 
nehme, so ist doch die weitaus überwiegende Zahl diejenige, welche sich zur 
Führung der Privatgärten — seien sie klein oder gross — heranbildet, wo der 


Befriedigung der Bedürfnisse des täglichen Lebens: Obstgärten, Früchte, Gemüse, 
Blumen genügt werden, und der Park oder Garten zweckmässig bearbeitet und 
gepflegt werden soll, die mit einem Worte alle Privatgärtner umfasst. 

Zur Aneignung der hierzu nötigen Kenntnisse und Fähigkeiten gehört eine 
ordentliche Lehrzeit, eine vielfache praktische Thätigkeit und möglichst grosse 
selbstgewonnene Erfahrung und Routine. Wir sehen deshalb in Frankreich, in 
Belgien und namentlich in England, wie stellensuchende Gärtner sich niemals auf 
ihr theoretisches und akademisches Wissen, sondern stets nur auf ıhre lange, 
durch Arbeit gewonnene Erfahrung berufen. In jeder wöchentlichen Nummer 
des Gardeners Chronicle findet sich eine ganze Seite mit solchen Offerten, z. B. 
»ein Gärtner, 3ı Jahre alt, mit ı4jähriger Erfahrung — 38 Jahre alt mit 2ıjähriger, 
36 Jahre alt mit zojähriger, 30 Jahre alt mit ı5jähriger Erfahrung u. s. w.« Dabei 
wird gesagt, was sie speciell zu leisten vermögen. Wer selbst in englischen Gärten 
gearbeitet hat und englische Verhältnisse genau kennt, weiss, dass ein Gärtner im 


Alter von 14 oder ı5 Jahren seine Lehrzeit beginnt, — er hat dem deutschen 
Gärtner gegenüber das voraus, dass seine Thätigkeit durch keine militärischen 
Leistungen unterbrochen wird — so bleibt er immer in seinem Berufe, immer 


praktisch thätig und eignet sich alles das an, was in solchen englischen Privat- 
gärtnereien häufig in ausgedehntem Masse, aber auch in kleineren Gärten in 
ziemlich anspruchsvoller Weise namentlich in der Fruchttreiberei verlangt wird. 
Als ich vor 35 Jahren bei VEITCH in London arbeitete, habe ich mich oft 
gewundert über die haarsträubende Unwissenheit und häufig grosse Rohheit der 
englischen Gärtner und Foremen; aber ihre Leistungen in den Pflanzenkulturen 
waren erstaunlich, und wenn auch heute das allgemeine Wissen unter ihnen ein 


Pr 


John Booth: Hochschule und praktische Gärtnerei, 45 


besseres geworden sein mag, so sind sie doch im Verhältnis zu der bei uns 
üblichen ziemlich allgemeinen Bildung noch weit zurück, — aber die Leistungen 
dieser Privatgärtner! Wir finden in Bezug auf Kulturen durchschnittlich denn doch 
ganz etwas Anderes in England als bei uns. Der Beweis wird uns auf jeder Aus- 
stellung geliefert. Wo sehen wir bei uns die eingangs dieses Artikels erwähnten 
Schaupflanzen: Boronien, Lechenaultien, Crowea saligna, Leucopogon Cunninghamii, 
die prachtvollen Eriken, welche bei uns vielen nicht einmal dem Namen nach 
bekannt sınd? Wo die kolossalen Trauben, Pfirsich, Ananas und andere Früchte? 
von anderen Dingen ganz zu schweigen. 

Glaubt man nun im Ernste, solche, nur durch langjährige, täglıche Praxis, 
durch viele Mühe und Arbeit erzielte Resultate durch Gründung einer Hochschule 
erreichen zu können, so muss ich das rundweg verneinen. Erfahrung soll man 
sich selbst erwerben, und mit allen Rezepten und Anleitungen, die ich im Kopfe 
habe und auswendig weiss, kann ich noch nicht einmal während vier Wochen eine 
Kamellie richtig giessen oder eine Rose okulieren, und, da sie in den diese Frage 
behandelnden Artikeln zur Sprache gekommen ist, geschweige denn eine Ouvi- 
randra fenestralis kultivieren. Diese praktische Erfahrung sich selbst anzueignen, 
dazu gehört Zeit. Sehen wir nun zu, wie Herr HAMmPEL diese einteilt. 

Als Sekundaner oder Primaner, also im günstigsten Falle 17—ıg Jahre alt, fängt 
er seine Lehrzeit an, was wir bisher im allgemeinen so darunter verstanden haben, 
kann man eigentlich nicht mehr sagen, und Lehrling für so einen jungen Studiosus 
mit Kneifer und sprossendem Bart klingt auch zu despektierlich; doch der Name 
soll nichts zur Sache thun und nun geht’s los! 

Während eines ganzen Jahres hat er sich in solchen Gärten zu »beschäftigen«, 
welche ein möglichst vielseitiges Bild geben. Nach Beendigung dieses einen Jahres 
(Lehrjahr kann man es doch wohl nicht nennen?) kommen zwei Jahre in der 
Hochschule, wo eine praktische Thätigkeit (soweit sie bei den Demonstrationen 
nicht geübt wird) ausgeschlossen ist, und dann zwei Jahre praktisch. Aber wiel 
Alle drei spätestens vier Monate muss er wechseln! Also nicht einmal den Turnus 
eines ganzen ununterbrochenen Jahres, in welchem Zeitraum sich doch erst der 
Kreislauf bei so vielen Kulturen vollendet. Solche vagierenden Gärtner sind mir 
früher in meinen Baumschulen und Gewächshäusern stets ein Greuel gewesen, wenn 
man einmal in die Lage kam, einen solchen aufnehmen zu müssen, aber irgend 
eine selbständige, verantwortliche Stelle wird niemand einem solchen Manne ein- 
räumen, von dem man weiss, dass er in drei Monaten wieder fortgeht. Und diese 
Leute sind selbst am unglücklichsten daran, sie werden nicht warm, sind lass und 
unlustig; verdienen können sie nicht, da niemand, und höchstens in den seltensten 
Fällen und dann für untergeordnete Arbeiten für solche dreimonatliche Aushilfe 
zahlt; solche Leute stehen heute hier, morgen dort im Wege. Nun aber denke 
man sich einen solchen 23—25 Jahre alten Mann, — dieser soll 2 Jahre lang ein 
Tagebuch führen, jeder Tag soll Auskunft geben über sein Thun und Treiben, 
und dieses soll er bis zum 4. des nächsten Monats der Hochschule einsenden! 

Abgesehen davon, dass es schwierig sein dürfte, ordentliche Männer zu finden, 
welche solche Tagebücher zu lesen auf die Länge aushalten würden, ohne an 
ihren geistigen Fähigkeiten Schaden zu leiden, — ist dieses Verlangen nicht ein 
entwürdigender Zwang für einen 25jährigen Menschen? Man weiss doch, wie 
schon freiwillige Tagebücher geführt werden, was dort alles eingetragen wird, Er- 
lebtes und Nichterlebtes. Und nun ein gezwungen geführtes Tagebuch! Freiwillig 
habe ich während meiner Lehrzeit ein Tagebuch geführt, oft summarisch für die 
Woche eingetragen, wie Zeit und Gelegenheit vorhanden war, obligatorisch wie 


46 John Booth: Hochschule und praktische Gärtnerei. 


ein Dienstbuch hätte ich es nicht fertig gebracht. Man zwingt die Leute ja 
geradezu zur Heuchelei und Unwahrheit! Wenn ein solcher mal einen Katzen- 
jammer gehabt und nicht im Geschäft war, oder mal eine Periode des Austobens 
durchmacht, wird während solcher Zeit das Tagebuch nicht unwahre Eintragungen 
enthalten müssen? Nach Absolvierung dieser fünf Jahre ist die Bildung fertig. 
Aber wo ist der Gärtner? Wie werden seine Leistungen, d. h. die wirklich prak- 
tischen gärtnerischen sein? Nicht nur »Kenntnisse sind der beste Reichtum«, wie 
ein anderer Artikel in dieser Frage sagt (Heft 14 der Gartenflora), sondern Kennt- 
nisse mit dem entsprechenden Können. 

Was mit dieser neugebildeten Menschengattung geschehen soll, so ist das 
Verlangen des Herrn Hamper, dass der Staat die Verpflichtung haben soll, nur 
diese Männer (Herr HAmPEL nennt sie auch schon nicht mehr Gärtner) in die 
ihm zu Gebote stehenden Stellungen zu berufen, ganz zweckmässig, denn wir 
fürchten, dass zur Besetzung von Privatstellen diese »Männer« sich wenig eignen 
werden; thatsächlich giebt es doch in Deutschland verhältnismässig wenig so gut 
dotierte Privatstellen, dass deren Einnahmen auch nur halbwegs ein Äquivalent 
bieten könnten für den grossen Aufwand von Zeit und Geld, den ein solcher 
Akademiker an seine Bildung verwandt hat. 

Ich kann mich auch nicht der Ansicht des Herrn HamPpEL anschliessen, dass, 
was die Besoldung anlangt, sich diese von selber regeln und sich bei grösseren 
Ansprüchen auf Vorkenntnisse auch von selber steigern würde. 

Ich habe neulich einen vorzüglichen Gärtner engagiert, gewandt ın der Feder, 
welcher Frucht- und Blumentreiberei, Gemüse und Obst, den Park u. s. w. vor- 
züglich kennt, einige 30 Jahre alt ist, sich in England und Frankreich nicht nur 
umgesehen, sondern ernstlich gearbeitet hat, der nachher 8 Jahre einem fürstlichen 
Garten in Deutschland, mit grossen Ansprüchen, vorgestanden, wo seine Ein- 
nahmen sich auf ca. 2000 Mk. und Wohnung belaufen haben. Alles, was dieser 
Mann nun jetzt etwa nicht weiss und was er mehr wissen würde, hätte er die 
Hochschule besucht, interessiert mich, offen gestanden, gar nicht, und nicht einen 
Groschen mehr würde ich für einen solchen akademischen Gärtner zahlen. Will man 
ım Garten oder Park eine grosse Veränderung machen, grosse Gartenhäuser aufführen 
oder sonst irgend etwas Ausserordentliches leisten, und würde die gegenwärtige 
reiche Litteratur uns neben dem, was wir selbst können, nicht genügende Auskunft 
geben, so kann man sich immer den Rat irgend eines Meisters in der Landschafts- 
gärtnerei oder in der Architektur verschaffen. Aber das sind Ausnahmen, und 
wenn das erst als Regel hingestellt werden könnte, dass jeder ordentliche Privat- 
gärtner 20ooo Mk. und eine freundliche Wohnung hat, so wäre das schon ganz 
günstig. Freilich, dass er keine Reichtümer dabei erwerben kann, dieses hat er 
mit allen Predigern, Militärs, Beamten aller Art bis zum Geheimen Oberjustizrat 
gemein. 

Wer die Gärtnerei zu seinem Berufe wählt, soll, wie der Forstmann, aus innerem 
Triebe und Liebe zur Natur sich dafür entscheiden und der tägliche Umgang mit 
seinen Pflanzen soll ihm reichlichen Ersatz für manche sogenannte Freuden der 
Welt, die er sowohl, wie viele andere Berufsarten wegen ihrer Kostspieligkeit, 
entbehren muss, gewähren; nicht äussere Ehren und grosse Anerkennung für her- 
vorragende Leistungen, deren Ausführung immer nur wenigen vergönnt sein wird, 
winken ıhm. Auch darin steht er mit vielen anderen Berufsarten auf gleicher 
Stufe. Durch tüchtige und hervorragende Leistungen hat der Gärtner sich bisher 
eine geachtete Stellung erringen können und auch mit Künstlern und Gelehrten 
kann er auf gleichem Fusse verkehren; wie weit die Gesellschaft ihn-achtet, wird 


e 


Clemen: Künstliche Ruinen. 47 


von ihm selbst und von seinen Leistungen abhängen und nicht von seinem Hoch- 
schulzeugnis, welches er doch in einer Gesellschaft, um seinen Wert ins rechte 
Licht zu stellen, sich nicht um den Hals hängen kann. Dass die Gesellschaft auch 
dem Gärtner ihre Thüren nicht verschliesst, dafür habe ich unzählige Beispiele, 
sowohl aus meinem eigenen als aus dem Leben vieler Freunde und Bekannten, 
zur Hand, auch in England, Belgien und Frankreich. Deshalb ist es mir ganz 
unverständlich, wie Herr HAampErL sagen kann, dass dem Gärtner die Selbstachtung 
noch ganz fehle! Einen stärkeren Angriff auf diese als es in dem zwangsweisen 
Tagebuch verlangt wird, kann ich mir gar nicht denken, ‘und in gewerblicher Be- 
ziehung finde ich die Gärtnerei mit anderen Gewerben völlig gleichberechtigt; 
dieses, denke ich, sollte man hier in Berlin doch am besten wissen. 

Einem Gärtnerstande gegenüber, der seinen Schwerpunkt in der sogenannten 
»Wissenschaft« sucht und dessen »praktisches Können« nach dem Bildungsgange 
der geplanten Hochschule nur ein durchaus ungenügendes, niemand befriedigendes 
sein kann, einem solchen Gärtnerstande gegenüber wird eine erhöhte Achtung 
sicher nicht entgegen gebracht werden können. 


Künstliche Ruinen. 


Eine gartenkünstlerische Studie 
vom Stadtobergärtner Clemen, Berlin. 


(Schluss. 
Hierzu Abbildungen 9 und ıo, 


Fürst PÜCKLER-Muskau, dessen Ansichten über den vorliegenden Gegenstand 
gewiss schwer ins Gewicht fallen, sagt an der oben angezogenen Stelle aus den 
Briefen eines Verstorbenen: »Noch eine Frage möchte ich aufwerfen, warum über- 
_ haupt Ruinen so viel mehr die menschliche Seele ergreifen, als es kaum die 
höchsten vollendeten architektonischen Kunstwerke vermögen? Es scheint fast, 
als ob diese Menschenwerke erst ihre Vollkommenheit erreichten, wenn die Natur 
sie wieder korrigiert hat — und noch ist es gut, wenn zuletzt der Mensch noch- 
mals eingreift in den Zeitpunkt, wo die Natur anfängt, seine Spur gänzlich zu ver- 
wischen. Eine grandiose und wohl erhaltene Ruine ist darum das schönste 
Gebäude. « 

Sehr treffend schildert der Fürst a. a. ©. die Gefühle, welche ihn beim Besuch 
der Schlossruine Kenilworth in England beschlichen: »Der Tag war trübe, schwarze 
Wolken rollten am Himmel, hinter denen selten ein gelber, fahler Schein hervor- 
brach, der Wind flüsterte im Epheu und pfiff hohl durch die leeren Fenster, hier 
und da zuweilen einen losen Stein von den zerbröckelten Mauern ablösend und 
mit Geprassel in den Burgwall herunterschleudernd. Kein menschliches Wesen 
liess sich sehen; alles war einsam, schauerlich, ein düsteres, aber erhabenes Denkmal 
der Vernichtung. 

Solche Augenblicke sind eigentlich tröstend! Man fühlt lebhafter als sonst, 
dass es nicht der Mühe wert ist, sich über irdische Dinge zu grämen, da die 
Sorge wie das Glück nur eine Spanne Zeit dauert.« 

Ich führe diese Stelle noch besonders deshalb an, um dem Einwand zu be- 
gegnen, als ob die Ruinen vorzugsweise traurig und schwermütig stimmten. Aber 
freilich gehört auch die Philosophie eines PÜCKLER dazu, um sich zu einer solchen 
Anschauung zu erheben. 


Pin B> 
Br 
y 


48 Clemen: Künstliche Ruinen. 


Was uns die Ruinen so anziehend macht, ist meiner Ansicht nach besonders 
der wohlthuende Eindruck, den die innige Verschmelzung einer pittoresken Natur 
mit dem wild zerklüfteten Gebilde aus Menschenhand auf uns hervorbringt. 

Es ist, um ein dichterisches Bild zu gebrauchen, gewissermassen der Kuss, 
den die allliebende Natur noch dem sterbenden Bilde der Architektur in inniger 
Umarmung aufdrückt, es noch im Verfall verschönernd und mit blühendem Leben 
umgebend. 

Wenn nun auch künstliche Ruinen nicht die Vorstellung der natürlichen von 
längst verschwundenen Zeiten bei dem Eingeweihten hervorrufen, sondern nur 
ein stilles Lächeln über den traurigen Schein entlocken sollten, so können sie 
doch für die Nachkommen durch die Erinnerung an hier glücklich verlebte Stunden 


Abbildung 9. Idee zu einer Ruine. 


ihrer Vorfahren interessant werden, aber auch schon gegenwärtig durch den Reiz 
ihrer Romantik und ihrer Bepflanzung ähnlich wie Felspartieen von grossem Erfolge 
sein. Sie werden daher auch nur an besonders geeigneten Punkten ihrem 
Charakter entsprechend disponiert werden müssen: Burgruinen in wilder, romanti- 
scher, pittoresker Umgebung, in einer malerischen Schlucht eine alte Wasserleitung, 
eine gothische Kapellenruine an einem stillen, zur Andacht einladenden Plätzchen. 

Dass künstliche Ruinen wirklich altertümlich nach Material und Aufbau aus- 
geführt werden müssen, versteht sich von selbst, und bieten die vielen vorhandenen 
natürlichen Ruinen unseres Vaterlandes, z. B. die des Rhein- und Moselthales, des 
Harzes, Thüringer Waldes und viele andere dem Studium des Gartenkünstlers eine 
Fülle von Stoff und Gelegenheit, sich und seinen Geschmack heranzubilden. Auch 
sei hierbei erwähnt, dass die Baulichkeiten nur solche Stilarten aufweisen, welche 


Clemen: Künstliche Ruinen. 49 


— 


zu Zeiten unserer Vorfahren im Gebrauch waren, insbesondere den gothischen 
Stil, während griechische, chinesische und dergleichen Stilarten meistens aus- 
geschlossen erscheinen. 

Die Abb. 6 im vorigen Heft stellt den im Volksmunde sogenannten »Geister- 
turm« im Garten des Dichters JUSTINUS KERNER zu Weinsberg bei Heilbronn am 
Fusse der »Weibertreu«-Ruine dar*), deren Trümmer hauptsächlich unter des 
Dichters Leitung vom Schutt gereinigt und teilweise aus dem Erlös der von ihm 
erdachten »Weibertreuringe« in stimmungsvolle Anlagen umgeschaffen wurden, 


AAN. 
‚UN N a 
D 


—e— li, 


Abbildung Io. Idee zu einer Ruine. 


wahrlich ein schönes und nachahmenswertes Beispiel. Die weiteren Abbildungen g 
und ıo veranschaulichen Ideen zu Ruinen in kleineren Dimensionen. 

Neben der Wahrheit muss das Schöne auch die Idee der Zweckmässigkeit 
verbinden. Wie uns ein Gebäude, wenn es auch tadellos hergerichtet wäre, nur 
dann völlig gefällt, wenn es nicht ohne Zweck errichtet wurde, so können wir den 
vielen Tempeln, welche früher die Parkanlagen zierten, keinen Geschmack abge- 
winnen, geschweige denn den im hohen Bogen über eine Rasenmulde gespannten 


Brücken. 


*) Mitgeteilt in »Über Land und Meer« 1886 bei Gelegenheit des hundertjährigen Geburts- 
tages des beliebten Volksdichters. 
Gartenflora 1889. 4 


50 Clemen: Künstliche Ruinen. 


Wie leicht lässt sich nun mit den Ruinen ein bestimmter Zweck verbinden. 
So können sie durch turmartigen Aufbau auf von hohen Bäumen beschattetem 
Altane einen Ruheplatz gewähren, um eine schöne Aussicht zu geniessen, oder 
Träger einer Wasserleitung sein, oder zur Wohnung für Wächter, Parkaufseher und 
dergleichen unbeschadet der äusseren Ansicht hergerichtet werden, oder zur Auf- 
bewahrung von allerlei Geräte oder als Eiskeller dienen, oder — last, not least — 
eine altdeutsche Trinkstube beherbergen, wo köstlicher Wein oder edler Gerstensaft 
in unterirdischen Kellern eine zweckmässige Aufbewahrung fände und dergleichen 
mehr. 

Die Bepflanzung der Ruinen muss mit Sorgfalt und Verständnis ausgeführt 
werden. Es lassen sich hierbei für jeden einzelnen Fall keine bestimmten Regeln 
aufstellen, da Charakter der Ruine und ihre Umgebung mit zu Rate gezogen 
werden müssen, und bietet sich hier dem schaffenden Künstler ein grosser und 
lohnender Spielraum für seine Phantasie. Im allgemeinen lasse man die architek- 
tonischen Schönheiten, wo sich solche noch bieten, besonders hervortreten, während 
man unschöne Mauerüberreste durch Pflanzung zu verdecken suche. Wo es irgend 
geht, stelle man eine innige Verbindung der Pflanzenwelt mit dem Mauerwerk her, 
spare Moos und Epheu nicht, ebenso klimmendes und rankendes Gesträuch, bringe 
hier und da einzelne hohe Bäume an, wie z. B. im Innern einer solchen Ruine 
oder wenn möglich in den Mauerritzen. Am besten verwendet man nur einhei- 
mische Arten von Gehölzen. Von Bäumen seien erwähnt: Eichen, Linden, Berg- 
ahorn, Birken, Eschen, die einheimischen Nadelhölzer und Taxus. Da nur junge 
Bäume bei Ruinen auf Jahre hinaus einen traurigen Eindruck machen würden, so 
ist es empfehlenswerter, letztere da anzulegen, wo wenigstens schon einige alte 
Bäume vorhanden sind. 

Von Sträuchern verwendet man am vorteilhaftesten: Clematis Vitalba, Lycium 
europaeum, Lonicera Caprifolium, Xylosteum und nigra, Juniperus communis, 
Cornus mas und sanguinea, Crataegus Oxyacantha, Ligustrum vulgare, Prunus Padus 
und Avium, Sorbus Aria, Aucuparia und torminalis, Viburnum Lantana und Opulus, 
die einheimischen Rosa-, Rubus- und Salıx-Arten, Rhamnus cathartica und Fran- 
gula, Vitis vinifera, Pirus communis, Malus und domestica, Mespilus germanica, 
Corylus Avellana, Ribes rubrum und alpinum, Spiraea Aruncus und Filipendula. 

Ruinen auf Bergen müssen schon aus der Ferne zu sehen sein, dürfen daher 
nicht durch hohe Pflanzung verdeckt werden, sondern müssen von niedrigen 
waldartigen Anpflanzungen umgeben sein, hier und da wie zufällig einen Durch- 
blick gestattend. 

Über das Verhältnis der Baumformen zur Architektur sei noch erwähnt, dass 
bei vorzugsweise geraden wagerechten Umrissen Bäume mit spitzen Kronen vor- 
züglich passen (wie die Cypresse bei griechischen Tempeln), während bei spitz- 
winkligen Bauten, z. B. den gothischen Ruinen, rundkronige Bäume besser ge- 
eignet sind. 

Was die Unterhaltung der Ruinen anbetrifft, so ist darauf zu achten, dass die 
Architektur vom Pflanzenwuchs nicht gänzlich unterdrückt wird, wodurch der Ein- 
druck des Ganzen aufgehoben würde, ebenso dass das Mauerwerk nicht gänzlich 
zusammenbricht und einem öden Steinhaufen gleicht, denn nur eine wohl erhal- 
tene Ruine ist nach PÜCKLER das schönste Gebäude. 


v. Thümen: Verbesserte Methode, die Champinsche Veredelung auszuführen. 51 


Verbesserte Methode, die Champinsche Veredelung auszuführen. 
Von Nikolaus Freiherr v. Thümen. 
"Hierzu Abbildungen 11—14. 

Unter den beim Weinstocke gebräuchlichen Veredelungsarten ist jene nach 
CHAMPIN zweifellos eine der besten und sichersten. Bei derselben kommen mög- 
lichst viele, nahezu parallele Flächen in Kontakt, was stets Bedingung für ein 
leichtes Zusammenwachsen von Unterlage und Edelreis ist, und sind auch faktisch 


die damit erzielten Resultate sehr günstige. — Der Vorgang hierbei ist folgender: 
Die Unterlage — es soll hier von dem immer mehr angewandten Stecklingspfropfen 
die Rede sein — wird schräg und derart zugeschnitten, dass über dem obersten 


Auge noch ein Internodium von 4—6 cm Länge, je nach der Stärke des Stecklings 


Abbildung ı1. “ Abbildung ı2. ' Abbildung 13. 


Abbildung. 14. 


und der Entfernung zwischen den Knoten, verbleibt. Hierauf macht man mit einer 
recht dünnen Klinge im ersten Drittel des Durchmessers einen 3—5 cm langen, 
regelmässigen Spalt (Abb. ır) und schneidet dann, dort einsetzend, wo der Spalt 
über dem letzten Auge endigt, den dicken Holzteil derart in schräger Richtung 
zu, dass zwischen dem Spalt und dieser schrägen Linie eine ganz dünnverlaufende, 
keilförmige Zunge entsteht (Abb. 12a). 

Beim Edelreise, das zwei Augen behält, wird am unteren Ende ein 4—6 cm 
langes Internodium belassen und dieses im entgegengesetzten Sinne als bei der 
Unterlage mit einem ebenso grossen Spalt und einer gleich langen Zunge ver- 
sehen (Abb. ı2b). — Jede Zunge wird nun in den ihr entsprechenden Spalt ein- 
geschoben, bis ihre Spitze fest auf dem Grunde des letzteren aufsitzt (Abb. 14), 


wobei sich die Rinden wenigstens auf einer Seite ihrer ganzen Länge nach be- 
rühren müssen. 


4* 


52 v. Thümen: Verbesserte Methode, die Champinsche Veredelung auszuführen. 


Diese Veredelung, exakt ausgeführt, liefert ganz vorzügliche Erfolge, es gehört 
jedoch eine sehr grosse Übung und eine sichere Hand dazu. Besonders das 
genaue Zuschneiden der Zunge macht recht grosse Schwierigkeiten, und wird dabei 
auch das Mark oft stark verletzt. Ausserdem geht diese Veredelung nicht schnell 
genug von statten, um mit Vorteil im grossen angewendet zu werden, da die 
Zunge fast nie mit einem Schnitte gemacht werden kann, sondern stets 2—4mal 
nachgeschnitten werden muss, wodurch ein bedeutender Zeitverlust erwächst. 

Mir ist es nun gelungen, eine Methode zu finden, nach welcher diese Ver- 
edelung einfacher und schneller ausgeführt wird: Es wird, ebenso wie früher be- 
schrieben, am oberen respektive unteren Ende der Unterlage und des Edelreises 
ein 4—6.cm langes Internodium belassen und dieses dann mit einem ebenso langen 
Schrägschnitt, ähnlich jenem, den man beim englischen Kopulieren anwendet, ver- 
sehen (Abb. 13). Hierauf wird etwas über dem Markstrahle (? Red.) vorsichtig der 
Spalt gemacht, der etwas vor dem Beginne der schrägen Schnittfläche aufzuhören 
hat, und dann die Spitze ce (Abb. 13) durch einen in der Richtung a—Ö geführten 
Schnitt entfernt. Es ist nun genau dieselbe Figur wie beim ursprünglichen 
CHamPpinschen Veredeln entstanden, nur dass man auf diese Weise viel schneller 
und dadurch auch sicherer zum Ziele gelangt ist. Mit wenig Übung kann man 
den langen Kopulierschnitt sehr schnell und exakt ausführen; die Zunge wird so 
gleichmässig und dünnverlaufend als möglich hergestellt und auch der Spalt kann 
viel genauer gemacht werden, da man an der schon vorhandenen'schrägen Schnitt- 
fläche einen Massstab hat und sich den Punkt, wo ersterer aufhören soll, genau 
mit dem Auge markieren kann. 

Ein halbwegs geschickter Arbeiter ist, wenn ein zweiter den Verband besorgt, 
leicht im Stande, ca. 50—60 Veredelungen in der Stunde auszuführen, welche Zahl 
beim CHampinschen Original-Veredeln nie erreicht werden kann. 

Man möge nur einen Versuch machen und wird sich von den Vorteilen über- 
zeugen, welche diese verbesserte CHampinsche Veredelungsmethode bietet. 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc. 


Rhododendron (Azalea) arborescens Pursh. 
Hierzu Abbildung 15. 


Diese schöne Azalee*) wurde den Bo- 


tanıkern zuerst durch PuURSH in seiner 
Flora of North-America 1816 bekannt. 
Er hatte sie in den Bergen von Pennsyl- 
‚vanien gefunden und auch in dem Garten 
von JOHN BARTRAM in Philadelphia, 
welcher sie schon viele Jahre früher 
dahin verpflanzt hatte und also der 
eigentliche Entdecker ist. Weder der 
ältere MıcHAaux, der die Gegend, wo 
diese Pflanze sehr gemein ist, überall 


”) Die echten Azalcen haben 5 Staubgefässe, 
die Rhododendron bis IO. Ein weiterer gene- 
rischer Unterschied existiert nicht, daher von 
Manchen Azalea mit zu Rhododendron gezogen 
wird. L.W. 


durchstreifte, noch FRASER, welcher die 
Alleghany-Berge einige Jahre vor PURSH 
durchforschte, scheinen sie beachtet zu 
haben, was wohl nur dadurch zu er- 
klären ist, dass sie dieselbe mit R. (Aza- 
lea) viscosum verwechselten. 

In NıcHoLsons »Dictionary of Garde- 
ning« wird berichtet, dass R. arborescens 
1818 in die englischen Gärten eingeführt 
wurde. Es scheint aber, dass sie bald 
wieder verloren gegangen ist, und die 
Abbildung in Garden and Forest 1888 
S. 407 Fig. 64 (die wir in etwa ?/, der 
Originalgrösse wiedergeben. L. W.) ist 
sicherlich die erste, die davon ver- 
öffentlicht wird. 

Rh. arborescens ist ein hoher Strauch 
mit schlanken Zweigen, oft 5—6 »» hoch, 


> 


Neue und empfehlenswerte Pilanzen. 53 


schlanke Kronenröhre und die deutlichen 
schmalen Kelchlappen etwas drüsig be- 


Blätter verkehrt eiförmig oder länglich- 
verkehrt-lanzettlich, etwas lederig, am 


Abbildung 15. Rhododendron (Azalea) arborescens Pursh. 


Rande bewimpert, oberseits hellgrün und | haart. Das prachtvolle Scharlachrot der 
glänzend, unterseits bleich. Blumen Staubfäden und der Narbe verschönern 
weiss oder rosa angehaucht, die lange, | noch die hübschen, köstlich duftenden 


54 Alphabetisches Verzeichnis neuer Pflanzen. 


Blumen, welche nicht kleberig sind wie | vanien bis Süd-Karolina und Tennessee, 
bei dem nächst verwandten R. viscosum. | wo es häufig in grosser Menge gefunden 
Sie erscheinen später als bei anderen | wird, besonders zwischen den Hügeln 
Arten, nicht vor Juli und werden oft | am Fuss der hohen Berge von Nord- 
verdeckt von den Jahrestrieben, die Karolina, hängt öfter über kleine Flüsse | 
ihnen vorhergehen, ein Habitus, der | über und erfüllt die Wälder im Vor- 
etwas den Wert als Schaupflanze im | sommer mit Wohlgeruch. 
Garten verringert. Die Blätter riechen | Es ist im Arnold Arboretum (zu Brook- 
getrocknet nach frischem Heu (enthalten | line, Massachusets) vollkommen hart 
also wohl Coumarin. L. W.), was bei an- | und blüht ohne besondere Behandlung 
deren Azaleen noch nicht beobachtet ist. .| jedes Jahr reichlich. 
Rhododendronarborescens ist zuHause C. S. S. (SARGENT) in Garden 
in der bergigen Gegend von Pennsyl- and Forest 1883 S. 400. 


Alphabetisches Verzeichnis sämtlicher im Monat Oktober 1888 beschriebenen neuen 
oder abgebildeten älteren Pflanzen, mit kurzen Beschreibungen. 
(Nachdruck verboten.) 
Vorbemerkung: Die Zahlen bezeichnen die Seite. T. = Tafel, wo nichts 
anderes bemerkt, ist eine farbige gemeint. A. = schwarze Text-Abbildung. — Da 
die im Orchid-Album, in der Lindenia und Reichenbachia abgebildeten Pflanzen 


fast ohne Ausnahme schöne Blumen tragen, so ist auf ihre gärtnerische Schönheit 
nicht erst besonders hingewiesen. 


$ Verzeichnis der benutzten Zeitschriften. 
A. = American Florist. 


; L. = Lindenia. 
A.G.= I'he American Garden. L. 6. =Lebl's Illustr. Gartenzeitung. 
Ba. — Bulletin d’arboriculture etc. M. = Le Moniteur d’Horticulture. 
B. C. = Botanisches Centralblatt. M. @. = Möller’s Deutsche Gärtnerzeitg. 
B. M. = Botanical Magazine. N. — Neubert’s Deutsches Garten-Ma- 
B. T. = Bolletino d. 1. R. Societa Tos- gazin (jetzt Kolb und Weiss, 
cana di Orticolturo. Ill. Monatshefte). 
B. Z. = Botanische Zeitung. N. T. = Nederlandsches Tuinbouwblad. 
D. G. = Deutsche Gärtnerzeitung. 0. = Orchidophile. 
D. H. = Handelsblattf. dtsch. Gartenbau. 0. A. = Orchid Album. 
D. T.= Dansk Havetidende. 0g. = Obstgarten. 
F. = Frauendorfer Blätter. G. 0. = Gaucher,praktischerObstzüchter. 
Fl. = Flora (Regensburg). P. = Pomologische Monatshefte. 
Fg. = Fruchtgarten. P. G. = Praktischer Gartenfreund. 
G. = The Garden. P. L. = Proceedings of Linnean Society. 
G. C. = Gardener’s Chronicle. P. R. — Praktischer Ratgeber. 
G. F.= Garden and Forest. R. = Revue horticole. 
Gf. = Gartenflora. Rb. = Reichenbachia. 
G. M. = Ihe Gardener’s Monthly. Rv. = Revue de l’'horticulture belge et 
H. = Hamburger Garten- und Blumen- etrangere. 
zeitung. R. Z. = Deutsche Rosenzeitung. 
J. = Journal of horticulture. S. = Sempervirens. 
Ja.= Le Jardin. S. T.= Swenska Trädgardföreningens 
J. F. = Journ. soc. d’hort. de France. Tidskrift. 
J. G. = Jahrbuch f.Gartenbauu. Botanik. T. = Tidning för Trädgärdsodlare. 
J.p. = Jornal de horticoltura pratica V. = Vereinsblatt f. d. Mitgl. d. dtsch. 
(Porto). Pomologenvereins. 
J.r. = Journal des roses. W. = Wiener illustr. Gartenzeitung. 
ji. = Illustration horticole. Y — Zeitschrift f. Obst- und Garten- 
iu. F. = Illustrierte Flora. bau (Landesobstbauverein für 


-4.L.S. = Journal of Linnean Society. das Königr. Sachsen). 


Alphabetisches Verzeichnis neuer Pflanzen, 55 


Aerides quinquevulnerum Ldl. Philip- 


pinen Et. 150. 
Aesculus Hippocastanum Schirnhoferi. 
J. @. S. 259. 


Ageratum »Ada Bowman« u. »Wilhelm 
Pfitzere.. Neu. Pflanzen niedrig, ge- 

- drungen; Blumen blaugrau, sehr reich- 
blühend. @. S. 357. 

A. »Mme. Plaine-Lepin«. Neu. Pflanze 
gedrungen, niedrig; Blumen blassrosa. 
M. S. 197. 

Anthurium Isarense (A. Veitchiti X or- 
natum). ‚Neu. Spatha weiss, Spadix 
blass-rosa. Beschr. R. S. 423. 

Apfel »Charlamowsky«. P.R. S. 671. 

A., Dorpater Erdbeer-. P. S. 290. 

A. »Weisser Durchsichtiger«. Ba. S. 257 
zn E. 

Aquilegia Stuarti Balfour (A. Witmanni 
x glandulosa). Blumen gross, schön 
blau mit weissem Centrum. @. S. 344 
mroR- 

Araucaria Cunninghamii. Zapfentragend 
in Donaueschingen. &f. S. 568 m. A. 

Aristolochia elegans. Brasilien. Warm- 
haus -Schlingpflanze mit schalenför- 
migen weisslichen, dicht rotbraun ge- 
zeichneten Blumen. M. S. 202 m. T. 
u. A. 

»Arizona Garten« (enthaltend Cacteen, 
Washingtonia filifera u. Pinus insignis) 
des Hotel del Monte in Monterey, 
Kalifornien. @. F. S. 398, m. A. S. 403. 

Asarum macranthum Hook. fil. Formosa. 
Blätter sehr gross, herzförmig, hellgrün, 
unten weisslich; die ungestielten, di- 
rekt dem Wurzelstock entspringenden 
Blüten gross, bräunlich. B.M. t. 7022. 

Asprella hystrix. Neu. Einjähriges Zier- 
gras; auch für Binderei geeignet. M. 
3. 193. 

Astern, kleinblumige Dachziegel- (Reines- 
Marguerites imbriqudes Pompon). Rv. 
34237. 0; ’E. 

Bellis perennis fl. pl. »Weiss mit rotem 
Centrum«. Neu. M. S. 193. 

Billbergia hybr. Breauteana E. Andre. 
Gi 76.072872; 

Birne, Amanlis Butter-. 

B. »Chaumontel gras«. 


PABRSzOorm. 
3eschr. R. S. 468 


m. T. 

B. »Comtesse de Paris«. Neu. Winter- 
frucht. M. S. 199. 

B. »Duchesse d’Angoul&me«. In Busch- 
form gezogen. @. S. 389 m. A. 

B. »Henry Courcelle«. Ba. S. 289 m.T. 

Babe’ Leetier«. u Neu, BITLS} 312m. 


T. (schwarz). 
B. Schöne Julie. Farbige Tafel und Be- 
schreibung in P. S. 289. 


B, Sommerbirne Erzbischof Hons. Fg. 
S. 246. 

Boronia heterophylla. F. S. 314. 

Brassia Keiliana tristis Rchb. f. 
zuela. 0.A. t, 347. 

Brassica oleracea, tutenförmiges Kohl- 
blatt. GE. S. 392: m. A. 
Calceolaria-Hybriden, neue. 

ma: 

Cassia Marylandica L. N.-Amerika. Frei- 
landstaude; Blumen gelb, im Herbste 
erscheinend. Ja. S. 239 m. A. 

Cattleya flaveola Rchb. f. nov. hybr. Ang). 
(C. intermedia X guttata?).. Beschr. 
GC. S. 473: 

C. Guatemalensis T. Moore var. Wisch- 
huseniana Rchb. f. nov. var. Beschr. 
G.C. S. 378. 

C. guttata Leopoldi odoratissima Rchb. f. 
nov. var. Beschr. @. C. S. 378. 

C. guttata munda Rchb. f. nov. var. 
Beschr. @. €. S. 378. 

C. labiata vera, guttata Prinzii, Skinneri. 
Rv. S. 227 m. A. 

Chrysanthemum carinatum »braunblu- 
mig«. Neu. Scheibe schwarz, Strahl- 
blumen kastanıenbraun mit gelber 
Basis. M. S. 194 m. A. 

Ch. indıcum, neu Mme. Drexel. 
54303. mE A. 

Ch. indicum, neu Elks Horn. A. 6. S. 365 
m.A. 


Vene- 


6. S. 392 


A. 6. 


Ch. »Mrs. A. Blanc«. Neu. Blumen 
schön lavendelblau. A.F. S. 86 m. A. 

Ch. »Mrs. John N. May«. Neu. Blume 
gross, zart fleischfarben. A. F. S. 83 
m.A. 

Ch. »Walter W. Coles«. Neu. Blume 
sehr gross, halb gefüllt, bräunlich 
orange. A.F. S. 84 m. A. 

Cissus Mexicana Hort. Mexiko. Neu. 


BIS: 208, 7092% 

Clematis »Mme. Baron-Vieillard«. Neu. 
Blumen rötlich-Ila, sehr zahlreich im 
Spätsommer erscheinend. Beschr. R. 
Sa 

Cornus sericea L. Nordamerika. Be- 
sonders durch seine hellblauen Früchte 


zierender Freilandstrauch. R. S. 444 
10 

Crocosma aurea Planch. var. maculata 
Baker. Südafrıka. Neu. Hübsche, 


grossblumige, empfehlenswerte Varie- 
tät. Beschr. G. C. S. 407. 
Croton (Codiaeum) picturatum. 
Beschr. R. S. 423. 
Cypripedium bellatulum Rchb. f. L. t. 149 
und B.T. S. 307. 
C. Californicum Gray. 6. F. S. 281 m. A. 
C. callosum Rchb. f. Neu. B.T. S. 306. 


Neu. 


56 


Alphabetisches Verzeichnis neuer Pflanzen. 


C. Chelseense Rchb. f. nov. hybr. Beschr. 
G. C. S. 406. 


C. polystigmaticum Rchb. f. nov. hybr. | 


Angl. Beschr. 6. C. S. 407. 
Savageanum |J. O’B. nov. 

Beschr. @. C. S. 407. 

C. tessellatum porphyreum (C. barbatum 
x concolor). J. S. 382 m. A. 

C. variopictum Rchb. f. nov. hybr. Angl. 
Beschr. @. C. S. 407. 

Dahlia »Sir Richard Wallace«. 


C. 


Neu. 


Blumen 18 c72 im Durchmesser, violett | 


. M. S. 194. 

Dianthus plumarius hybr. »gross, rot ge- 
füllte. Neu. Kupferrot. M. S. 194. 
Dichorisandra pubescens Taeniensis. 

Neu .BiT: S:300: 


Disa racemosa L.. fil. Südafrıka. Blumen 
dunkelrosa, in aufrechter Traube B.M. 
15702: 

Dracaena Draco. Alte Exemplare auf 

Madeira. @ C. S. 444 m. T. (schwarz). 

indivisa. Im freien Lande kultiviert 

in Brest (Frankreich). Ja. S. 224 m. A. 

Eiche, Wilberforce-, ın Holwood Park 
(England). 6. S. 337 m. A. 

Epidendrum nemorale Ldl. 


D. 


Lars: 


hybr. | 


' Lilium Browniı. 


Erdbeere »Grosse Gezuckerte«. P. S. 303. | 


E. »König Albert von Sachsen«. P.S. 303. 

Er» May Queene. P.S. 301. 

E. »Marguerite«. P. S. 302. 

E-, die schöne Anhaltinerin. 

Erythronium Hendersoni. 
mA. 


W: 'S..370. 
GEERESN SIT 


Eucalyptus calophylla R. Br. Australien. | 


Hübsche, grau-grüne Belaubung; 
Blattstiele. R. S. 420 m. T. 


rote | 


Ir. germanica »Grachus«. W. S. 386. 

Ir. germanica »Madame Chereau«. 
S. 386. 

Ir. laevigata, Blüten-Analyse. 6. F. S. 402 
m. A. 

Juglans Mandschurica Maxim. Amur- 
Gebiet. Ein in den Gärten noch sel- 
tener, hübsch belaubter Baum; Früchte 
früher reifend als die des gewöhnlichen 
Wallnussbaumes; härter als letzterer. 
65078. 3847m En 

Juniperus Sabina fastigiata (P. Breinig). 


W. 


Neus 166.232588 

Kirschenzweige, reich mit Früchten! 
Royal . und Black Republican. A. 6. 
So Sp aa 

Koelreuteria bipinnata Franch. Westl. 
China. Neu. B.T. S. 307. 

Kürbisse, Zier-. R. S. 448 m.A. 


Laelia anceps Dawsoni. Rv. S. 233 m. A. 

L. purpurata Blenheimense Hort. Süd- 
brasılien. 0. A. t 346. 

Ligustrum coriaceum L. Noisette. Japan. 
Zwergiger Freilandstrauch mit dunkel- 
grünen, lederartigen, nicht abfallenden 
Blättern. R. S. 439 m. A. 

PZE2S4625: 

I. Nepalense. Hübsche Kalthauspflanze 
mit grossen, kermesinroten, grün ge- 
tipfelten Blüten. @. €. S. 412. 

Livistona australis. Ja. S. 235 m. A. 

Lycaste Skinneri Ldl. var. alba. L.t. 153. 

Lymnocharis Humboldti. A. @. S. 296 
m. A. 

Magnolia X Thompsoniana (M. glauca 
X Umbrella?). @. F. S. 269 m. A. 


, Mesospinidium vulcanıcum Rchb. f. Rv. 


Fagus sılvatica atropurpurea fol. roseo- 


marginatis. 
schreibung in N. S. 289 

Fuchsien, System derselben nach DE Can- 
DOLLE- 2 .G.JF.7S: 423: 

Habenaria militaris Rchb. f. Philippinen. 


Neue Erdorchidee. B.T. S. 308. 
Hibiscus lasiocarpus. G.F. S. 426 m. A. 


Hippeastrum reticulatum fol. striatis. 
Blumen blass-purpurn, dunkler geadert, 
im Spätsommer erscheinend; Blätter 


mit weissem Mittelstreifen. Temper. 
Haus. @.C. S. 477. 
H. solandriflorum Herb. Jil. S. 63 t. 58. 


Farbige Tafel und Be- 


Howea (Kentia) Belmoreana Beccari. 


Lord Howes Inseln. 
7018. 


Idesia polycarpa Maxim. Japan, und var. 
Zierstrauch des freien 


crispa Hort. 


Landes mit hübscher Belaubung. 
Beschr. R. S. 463 m. A. 
Iris Alberti Rgi. Turkestan. Neu. 


Blumen lila, weiss und rot gezeichnet. | 


B.M. t. 7020. 


(Palmae.) B.M. | 


34225 m 1% undllt1,9% 
Musa sapientum vittata. A. F. S. 107 m. A. 


Neillia thyrsiflora Don. Nepal. (Rosacee.) 
Den Spiraeen nahe verwandter Frei- 


landstrauch; Herbstblüher. Beschr. R. 
SSAS ne A 

Nelken, Remontant-, neue von SCHMITT 
in Lyon. M. S. 208. 

NS neue Sorten» ll 3.072568: 

Nepenthes Curtisi Mast. Ji. S. 65 t. 59. 


Nephelium lappaceum, Litschi, Longana. 
Besonders ın Südostasien kultivierte 
Fruchtbäume. Ja. S. 222 m. A. und 
Ja S. 236.m 2. 


Nesaea verticillata fl. pl. A. @. S. 361 
m. A. 
Nymphaea gigantea, flava und alba 


sphaerocarpa rosea. A. 6. S. 395 m. A. 
Odontoglossum Andersonianum lobatum 
var. Lemoinierianum Rchb. f. nov. var. 
Beschr. 6. C. S. 378. 
O. Glonerianum L. Lind. (O. odoratum 
var) olatgıma8 


Alphabetisches Verzeichnis neuer Pflanzen, 57 


©. vexillarıum roseum Hort. Williams. 


Neugranada. 0.A. t. 348. 
Olea europaea Olivenbaum im Garten 


von Gethsemane. @&.F. S. 284. 
Oneidium intermedium Know). et Weste. 
Cuba. 0.A. t. 345. 
©. macranthum Ldl. Anden von Neu- 
granada und Peru bis 14 000‘. L. t. 152. 


Östrowskia magnifica Rgl. Neu. B. T. 
S. 300. 

Papaver croceum? »rot-orange«. Neu. 
M. S. 103. 


P. »Mephisto rose«. Neu. Rosa-violett 
mit weissem Kreuz. M. S. 193. 

Petunia hybrida fl. pl. »geant varie«. 
Neu. Blumen 60 cn ım Umfang. M. 


en 


>> 103. 
Petunien, diverse. P.R. S. 611. 


Pfeffer, spanischer (Capsicum annuum), 
»Chilenischer«, »Gelber Langers, 
»Roter Langer«, »Cayenne«, »Grosser 
Vierkantiger Milder«, »Spanischer Mil- 
der«, »Monströser«. M. S. 204 m. A. 

Pfirsich »Musser«. Farbige Tafel und 
Beschreibung in Fg. S. 257. 

Pi, Biimter Perdrison. Z. S 211. 

Pfl., frühe von Bergthold. Z. S. 210 

Pfl, Gelbe Mirabelle. Z. S. 212. 

Pfl, japanische, Kelsey, in Report on the 
Condition of tropical etc. Fruits in the 
Un. States in 1887 t. ı. 

Pfl., japanische, Satsuma 

Pfl. »Prof. Wittmack«. Neu. 


Desgl. 
Gf. S. 542. 


Phalaenopsis amabilis, am Block kulti- | 


wert. Gf. S.ı544 m. A. 
Ph. Buyssoniana. Neu. 
Ph. Stuartiana. 

stande. G.C S. 389 m. A. 
Phlox Drummondii cuspidata. 

m. A. 

Ph. Dr. nana »kupfrig-rosa« und »violett«. 
Neu. M. S. 194. 

Ernaua Nüte 6 F.S. 413m A, 

Phyllocactus. P.R. S. 687. 

Physianthus (Arauja) albens. Kalthaus- 
Schlingpflanze mit blassgrüner Belau- 
bung und zahlreichen weisslichen 
Blüten. &@. S. 397 m. A. 


R. S. 434. 


1257383: 


Picea alba compacta gracilis (P. Breinig). | 


Neu. d&f. S. 538 


P. excelsa Link. Vielköpfiges Exemplar | 


am Christiansfjord (Norwegen). Gf. 
I HZu m. 


P. exc. glauca (P. Breinig). Neu. G6f. 
S. 538. 

Pınus ponderosa pendula. @. F. S. 391 
Habitusbild. 

Polystichum venustum. Neuseeland. 
Schöner Kalthausfarn. G. S. 401 m. A. 

Pontederia crassipes major. A. 6. S. 297 


m.A. 


Blatttriebe am Blüten- 


Primula Japonica »bunt«. Neu. Blumen 
weiss, mit roten, rosa oder lila Flecken. 
M. S. 194. 

P. »Pompadour« (double crimson). Blu- 
men gefüllt, schwärzlich rot. G@. S. 368 
nal 

P. Sinensis fimbriata »gefüllt, lebhaft rot«. 
Neu. M. S. 194. 

Prunus Padus L. @. F. S. 378 m.A. 

Pseudophoenix Sargenti H. Wendl. nov. 
gen. et spec. Florida. Eine 20—25/’ 
hohe Palme mit 4—35' langen, gefie- 
derten, oben lebhaft grünen, unten 
graugrünen Blättern. Beschr @. C. 
S. 408: m A. 

Pterocarya fraxinifolia (Caucasica). @. C. 
3.380 m. A. 


Pyrus spectabilis fl. pl. &. F. S. 272 m. A. 


Quercus pedunculata Ehrh. Riesiges 
Exemplar bei Christiania. Gf. S. 564 
m. A. 

Rhododendron (Azalea) arborescens. 
G2E2 SIE mE: 

Rh. brachycarpum G. Don. &.F. S. 293 


m. A. 

Rh. Collettianum Aitch. et Helms. Af- 
ghanistan 10— 13 000‘. Blumen klein, 
weiss, in Büscheln. B.M. t 7019. 

Rosa gigantea. Hinterindien. Neu. R 


S. 433. 


‚ R. Watsoniana Cre&pin. Neu. B.T. S. 309. 


Rose »König Oscar II. von Schweden« 
(Soupert & Notting 1889), öfter 
blühende Hybride-Rose. Farbige Tatel 
und Beschreibung in RZ. S. 87. 

R, Thee-, »Edmond Sablayrolles«. Neu. 
Mittelgross, lachsfarben -rosa. J. r. 
SAT 3m: 


ı Rosen, neue, am ı. November 1883 in 


den Handel zu gebende. M. S. 199. 
R., neue fiir 1888.89. I. 7. >. 146. 
Schubertia grandiflora. Argentinien. 

(Asclepiadacee.) Schlingpflanze des 

temperierten Hauses mit elfenbein- 

farbenen, wohlriechenden Blüten. Gute 

Schnittblume. G. S. 341 m. A. 
Solanum rosarigerum (Rosenkranz - To- 


mate). Neu. Zierende Schlingpflanze, 
deren rote, ın Trauben sıtzenden 
Früchte auch zum KEinmachen ver- 


wendbar sind. M. S. 194. 

Stanhopea tigrina. G@.C. S. 480 m.A. 
Stephanandra incisa (T'hbg.) Zabel. (St. 
Hezuosay set Z), GE 54537 mei 
Stephanotis floribunda. Fruchttragend 
in Schloss Pontchartrain (Frankreich). 

Gf. S. 569 m. A. 
Syringa pubescens 6. F. S. 414 m. A. 
Thuja occidentalis Späthi (Peter Smith 
& Co.). Neu. G6f. S. 538. 
Tigrida Pringlei. 6. F. S..359 m. A. 


58 


Alphabetisches Verzeichnis neuer 


Pflanzen. — Kleinere Mitteilungen. 


Tomaten-Kulturen ım Gewächshause zu 


Chiswick (London). J. S. 351 m. A. 

Tropaeolum majus »La Perle. Neu. 
Blume weiss. M. S. 193. 

Veronica salicifolia. Neuseeland. &. 
S. 349 m. A. 

Viburnum macrocephalum. China. Kalt- 
hauspflanze mit grossem weissen 
Blütenkopfe. @. S. 349 m. A. 


Viola tricolor maxima »Lord Beacons- 
field«. Neu. Purpur-violett, oben mit 
weisslichen Spitzen. M. S. 193. 

Vitis heterophylla humulifolıa. 
japan GG. S: 350 m.A. 

Vriesea hybr. Wittmackiana Kittel. 
28282. 


Gf. 


China, | 


| Warrea Lindeniana Henfrey. Venezuela. 


| Lt. 156. 
Weigela rosea, grandiflora und hortensis 
nivea.: /G.. 'S. 3,010 28 
Weinrebe »Trebbiano« und »Weisse To- 
kayer«e. J. S. 354 m. A. 
Wistaria Sinensis u. S. fl. pl. @ S. 372 
INEBTTEEA. 
Xanthoceras sorbifolia. China. Nied- 


licher Freilandstrauch mit weissen, rot 
gefleckten Blüten. &. S.372 m. A. 
Zenobia (Andromeda) speciosa. (Eri- 
cacee.) Südliche Vereinigte Staaten. 
Freilandstrauch mit maiglöckchen- 
| artigen, weissen Blüten. G@. S. 372 
I mg 
| Zwetsche, Biondecks Früh-. 


2.3.2080, 


Kleinere Mitteilungen. 


Zur Chrysanthemum-Frage. 

Durchu.dıe vom Verein 7. Ber..d..G 
am 18. November zur Gelegenheit seiner 
Monatsversammlung abgehaltene Chry- 
santhemum-Schau ist in betreff dieser 
schönen Pflanzen ein sehr grosser Schritt 
vorwärts gethan worden, den jeder 
Deutsche freudig und mit Lob aner- 
kennen muss. 


Es ist hier dem deutschen Gärtner 


ein Feld vor Augen geführt worden, auf 


welchem er seine Leistungen mit denen 
der englischen Gärtner Gelegenheit hatte 
zu vergleichen und wo ihm bewiesen 
worden ist, wie weit er in der Kultur 
der Chrysänthemum zurück ist und bis 


zu welcher Vollkommenheit er es noch 
zu bringen hat, um sich in die Kon- | 
kurrenz fremder Länder erfolgreich wagen 


zu dürfen. 

Wie wohl in den meisten Fächern der 
Gärtnerei, so ist es auch bier der eng- 
lische Gärtner gewesen, der dem deut- 
schen gezeigt hat, bis zu welcher Voll- 
kommenheit und wunderbaren Schönheit 
eine Pflanze gebracht werden kann, wenn 
man mit eisernem Fleisse, Lust und 
Liebe, Intellekt und Studium die Kultur 
derselben in die Hand nimmt. 

Das Frühjahr rückt nun heran und 
mit ıhm die Zeit der Vermehrung. An 
jeden Gärtner tritt die Frage: »Von wo 


| soll ich meine Chrysanthemum beziehen 

und welches ıst die beste Quelle für 
dieselben? Giebt es Gärtnereien in 
Deutschland oder bin ich gezwungen, 

dieselben von England zu beziehen?« 

England hat ihm eben bewiesen, dass 

es Meister ist, dorthin gehen natürlich 

ı auch die Bestellungen. 

Wenn ich mir hier erlaube, folgendes 
zu sagen, so fühle ich mich dazu voll- 
kommen berechtigt, da ich hier vollauf 
Gelegenheit habe, mich mit der Beant- 
wortung obiger Frage zu beschäftigen. 

Ich habe nun hier einige englische 
Kataloge und nur einen deutschen vor 
mir liegen, es sind dies die Kataloge 
von CANNEL & SON, JOHN LAING & Sons, 
Tuomas S. WARE und einige andere, 
denen zur Konkurrenz der Katalog der 
Firma C. L. KrıssıngG & Sohn in Barth 
von deutscher Seite gegenüber liegt. Es 
ist dies ziemlich ungleich, genügt aber 
vollkommen, da die Gärtnerei von KLIS- 
sınG eine der bedeutendsten Sortiments- 
gärtnereien ist und somit zur Genüge 
bekannt sein dürfte. 

Bei Vergleichung finde ich nun, dass 
der deutsche Katalog in Bezug auf grosse 
Sortenauswahl bedeutend hinter den 
englischen Katalogen zurücksteht, zu 
meiner Freude aber muss ich gestehen, 
dass die in demselben aufgeführten 


Kleinere Mitteilungen. 


59 


Sorten nur das wirklich Beste enthalten 
und dass die Auswahl einzig und allein 
nur durch genaue Kenntnis und Studium 
getroffen sein kann. 

Bei vielen Sorten und insbesondere 
bei den neueren liebt es der Engländer, 
etwas in Reklame zu leisten und Lärm 
zu machen, der manchmal eben nicht 
berechtigt ist, da viele ältere Sorten er- 
fahrungsmässig oftmals neuere in vielen 
Teilen übertreffen. Selbstverständlich 
soll damit nicht gesagt werden, dass 
neuere Sorten durchaus nichts taugen, 
denn wie sollten wir sonst in der Kultur 
vorwärts schreiten können? 

Meine Meinung hier ist nun diese, die 
Prüfung der neueren Sorten den Sorti- 
mentsgärtnereien zu überlassen, denn 
deren Aufgabe ist es, alles zu prüfen und 
das Beste zu behalten. Und wenn ich mir 
da den Katalog der Herren Kuıssing & 


Sonun ın Barth so recht ansehe, so finde | 


ich hier eine Auswahl, die mich mit Stolz 
und Freude erfüllt. (Es thut mir nur leid, 
dass mir hier nicht mehrere Kataloge 
zur Verfügung stehen.*“) Nicht nur allein 
die besten älteren Sorten sind darin auf- 
geführt, sondern ebensowohl die besten 
neuen und, was mich am meisten wun- 
dert, sogar zu billigeren Preisen ange- 
boten, als sie die Herren Engländer 
offerieren. 

Bekommt man nun die englischen 
Kataloge ın die Hand, ja, wie soll man 
da eine Auswahl treffen? Dieses Heer 
von neuen und alten Sorten mit Lob- 
liedern versehen, welches sind hiervon 
wohl die besten? Ist es da nicht von 
grossem Vorteil, nur eine kurze Elite- 
auswahl vor sich zu haben, wo man bei 
jeder Pflanze, die man auch immer 
wählen mag, versichert sein kann, dass 
es etwas wirklich Gutes ist? Je mehr nun 
ein solcher Katalog benutzt wird, desto 
mehr wird der Herausgeber desselben 


*) Wir möchten nach unserer letzten Aus- 
stellung ganz besonders auch die Kataloge von 
H. GoESCHKE sen., Köthen (Anhalt), und HAAGE 
& SCHMIDT, Erfurt, empfehlen. 


angespornt, nach seinen Grundsätzen 
stets nur nach dem Besten zu streben 
und mit Freuden wird dann jeder be- 
merken, dass er zwar langsam aber 
sicher vorwärts geht. 

Damit soll natürlich nicht gesagt sein, 
dass man sich nur auf deutsche Kata- 
loge beschränken soll; allemal wird der 
regste Verkehr mit England uns von 
grösstem Nutzen sein, sondern ich will 
damit nur sagen, dass weise Ausgaben 
nur gute Einnahmen bringen können 
und dass das Geld, was nicht in fremde 
Länder zu gehen braucht, im eigenen 
Lande bleiben kann. 

Sind erstens einmal die Preise hier 
teurer, so ist auch zweitens das Porto 
mehr als doppelt und drittens sind die 
vielgerühmten Annehmlichkeiten des 
deutschen Einfuhrgesetzes und hundert 
andere Dinge nicht zu vergessen. 

L. SCHILLER. 


Elfenbein -Etiketten. 

Herr H. A. MEvER wird sıch freuen, 
dass seine in der That guten Etiketten 
zu solch ausgedehnten Debatten Anlass 
geben, wie sie die letzten Nummern der 
Gartenflora bringen. 

Den Auslassungen des Kgl. Gartenbau- 
Direktors Herrn Haupr der Reihe nach 
folgend, wundert es mich zunächst, dass 
eine Legitimation als nötig erachtet 
wird, wenn man etwas zum Gemeingut 
machen will. Ich muss gestehen, dass 
ich bei Herrn Haupt wohl die Etiketten 
sah, nicht aber die Adresse der Fabrik 
erfahren konnte, trotz mehrfacher Fragen. 
Glücklicherweise hält Herr MEvER seinen 
Etiketten-Verkauf ebensowenig geheim, 
als die zur Beschreibung nötige Dinte. 

Mit welcher Lösung zu meiner Zeit 
Herr HAuprT schrieb, sagte mir die Eti- 
kette des Apothekers. Wie weit die 
Verschiedenheit der jetzt angewandten 
Dinten geht, überlasse ich zu erwägen 
den geehrten Lesern. — Herr HAuPpT 
schreibt mit Hölleinstein-Lösung und 
ich ebenfalls (Ammoniak verbessert 
weder die Farbe noch die Haltbarkeit 


60 


Kleinere Mitteilungen. 


der Schrift). Dass meine Lösung. zu 
konzentriert ist, behauptet Herr HAauprT 
wohl, hat sie wahrscheinlich aber nie 
erprobt; jedenfalls werden es aber meine 
eingesandten Muster beweisen, ob meine 


Beschreibung der Hauptschen nachsteht | 


oder nicht. Sämtliche weiteren Zusätze 
zur Dinte können entschieden fortfallen, 
ausgenommen die chinesische Tusche; 


von einem dauernden Zusatz zur Lösung | 


habe ich nie gesprochen, wie behauptet 
wird; ausserdem dürfte sich Herr HAupr 
erinnern, dass ich es war, welcher zur 
Beimischung von ‘lusche riet, dies also 
nicht von ihm erlernte. 

Höchst sonderbar finde ich, dass Herr 
Haupt mir das Vorhandensein eines 
öligen Überzugs gänzlich abspricht, aber 
kurz darauf denselben zugiebt; sogar 
sein Verfahren beschreibt, die Etiketten 
zu reinigen resp. von dem Öl (meinet- 
wegen auch Fett) zu befreien, was ich 
mit »Waschung« bezeichnete. 

Übrigens erachte ich die Gartenflora 
nicht als den geeigneten Platz zu der- 
artigen Erörterungen und diese Ange- 
legenheit hiermit für erledigt. 

&.SKUTDET: 


Kein Schutzzoll auf Gartenerzeugnisse. 
In der Sitzung des Deutschen Reichs- 
tages vom 11. Dezember 1888, in wel- 


cher der Handelsvertrag mit der Schweiz | 


zur ı. Beratung stand, vermisste der Ab- 
geordnete Lucius eine genügende Be- 
rücksichtigung der Gartenbauinteressen 
in dem Fntwurf. Der Staatssekretär 


voN BÖTTICHER erklärte mit Bezug auf | 


diesen Gegenstand etwa folgendes: 
Wenn ich nun noch auf die Wünsche 
des Abgeordneten Lucius eingehe, so 
ist es richtig, dass seit langer Zeit sich 
in Deutschland unter den Gemüsezüch- 


tern und Obstbauern eine gewisse Agı- | 


tation auf Einführung von Obst- und Ge- 
müsezöllen bemerkbar gemacht hat. Die 
Regierung hat in dieser Beziehung eine 
Enquete veranstaltet. Dieselbe hat aber 
das Ergebnis geliefert, dass man die Ein- 
führung eines Gemüsezolls nicht für an- 


gezeigt hat halten können. Eine Äusse- 
rung der preussischen Regierung, welche 
mit grosser Sorgfalt Behörden und Ver- 
eine und einzelne Personen gehört hat, 
kommt zu dem Resultate: »Man hat sich 
in überwiegender Mehrheit dahin ge- 
äussert, dass ein Rückgang des Gärtnerei- 
gewerbes nicht wahrzunehmen ist, viel- 
mehr ein erheblicher Aufschwung an- 
erkannt werden müsste. Es fehlt zwar 
nicht an Stimmen, welche die entgegen- 
gesetzte Meinung vertreten, und es wird 
angeführt, dass nicht alle Gärtnereien 
sich einer gleich günstigen Lage zu er- 


freuen haben; doch wird zugegeben, dass 


der Rückgang einzelner Unternehmungen 
in wesentlich anderen Verhältnissen als 
in der Konkurrenz des Auslandes seinen 
Grund hat<«. Dazu gebört der Umstand, 
dass, während früher der Gemüsebau 
hauptsächlich Sache kleinerer Betriebe 
gewesen ist, jetzt auch grosse landwirt- 
schaftliche Betriebe dazu übergehen. 
Weiter fehle es vielfach an einer ratio- 
nellen Behandlung des Gemüse- und 
Obstbaues. Auch werde dieser Bau viel- 
fach auf nicht geeignetem Boden be- 
trieben, und so wird noch eine Reihe 
von Umständen angeführt, denen die 
Schuld beizumessen sei, dass die Gärt- 
nerei nicht überall in wünschenswertem 
Masse gedeihe. Die preussische Re- 
gierung kommt zu dem Schlusse, dass 
es gar nicht im Interesse des inländischen 
Obstbaues liegt, Zölle einzuführen, indem 
sie die Befürchtung ausspricht, dass die 
dankenswerte Entwickelung der Obst- 
zucht durch solche Zölle eher zurück- 
gehalten als gefördert werden würde. — 

Damit dürfte für längere Zeit die Sache 
erledigt sein. 


Apfel- und Birnwein-Ausstellung in Paris. 

In Paris hat im November 1883 die 
erste nationale Apfel- und Birnwein- 
Ausstellung stattgefunden. Von den 87 
Departements Frankreichs wird ın 51 
Apfel- und Birnwein getrunken, in einigen 
dreissig ist er das herrschende Getränk, 
namentlich in der Bretagne. Auch eine 


Kleinere Mitteilungen. 61 


Ausstellung der geeignetsten Früchte für 

diese Weinbereitung war damit verknüpft. 

— Winteräpfel, welche nach Lagerung 

auf Stroh erst im Januar gekeltert wer- 

den, geben den besten Apfelwein, der 
sich 4—5 Jahre hält. Man rechnet als 

Ertrag eines Baumes g9—ıo Fres.,, und 

da 200 bis 320 Bäume auf ı Aa Land 

kommen, das ausserdem noch mit ande- 
ren Früchten bestellt wird, so ist der 

Ertrag sehr günstig. Der Apfelwein 

kostet auf dem Lande nur 5—15 cent. 

das Liter. — Das Haus MAnGER & GUERET 
in Lisieux, die grösste Pressanstalt, hat 

mehr als ı Aa an Gebäuden, besitzt 2 

grosse Dampfmaschinen und beschäftigt 

vom September bis Februar über zoo 

Menschen. Es verarbeitet nur Äpfel aus 

dem Thal der Ange, der berühmtesten 

Lage für Mostäpfel. 

Die Orchideen auf der Festtafel bei Anwesen- 
heit des Kaisers Wilhelm Il. in Breslau. 
Die Festtafel bei Anwesenheit des 

Kaisers WILHELM in Breslau war derart 

mit auserlesenen Orchideen geschmückt, 

dass Se. Majestät wiederholt dieselben 
besichtigte und seine Gäste auf besonders 
schöne Formen aufmerksam machte. Sie 
entstammten sämtlich den Kulturen des 

Herrn Kgl. Gartenbaudirektors C. ED. 

Haupt in Brieg, über dessen Anlagen 

wir in Gartenflora- 1833 S. 299 eingehend 

unter Beifügung von Abbildungen be- 
richtet haben. 


Laxtons Freiland-Tomate. 

Ein Korrespondent in The Garden 
schreibt, dass er Laxtons Freiland-To- 
mate in 4!/,zölligen Töpfen gehabt habe, 
um sie bei gutem Wetter auszupflanzen. 
Da das gute Wetter aber nicht kam, 
blieben sie stehen. Die Pflanzen wuchsen 
gut, blieben aber niedrig (1!, Fuss), 
blühten aber und setzten reichlich Früchte 
an. Sie wurden dann vorsichtig mit 
ihrem Ballen in 3zöllige Töpfe gepflanzt, 
was ihnen nicht schadete. Die Früchte 
wurden gut. Dies Verfahren dürfte sich 
bei so schlechten Sommern wie der vor- 


jährige, in dem fast die ganze Tomaten- 
ernte fehlgeschlagen ist, sehr empfehlen. 
(Dr. D.) 


Iris stylosa. 

Ein guter Winterblüher ist nach The 
Garden Iris stylosa mit blauen, duften- 
den Blüten. Die Pflanze muss in grossen 
Töpfen im Kalthause kultiviert werden 
und bleibt vorteilhaft mehrere Jahre un- 
verpflanzt. Doch muss man ihr in 
diesem Falle ım Frühjahr und Sommer 
reichlich mit flüssigem Dung nachhelfen. 
Man hält sie am besten in einem tempe- 
rierten Hause, wo sie vorzüglich gedeiht. 
Abgeblühte Pflanzen sollten erst im 
Sommer ıns Freie gebracht werden. 


Sanchezia nobilis variegata. 

Stecklinge der jungen Triebe dieser 
sehr nützlichen Dekorationspflanze be- 
wurzeln sich sehr leicht, wenn man sie 
während der Frühjahrs-, Sommer- oder 
Herbstmonate schneidet, in kleine Töpfe 
mit sandiger Erde steckt und recht warm 
und feucht hält. Später müssen sie, 
nach einer Kulturanweisung in Gard. 
Chron. einzeln in dreizöllige Töpfe in 
eine Mischung von Torferde und leichtem 
sandigen Lehm verpflanzt, begossen und 
dann wieder warm gestellt werden. Sie 
erhalten einen Stand dicht unter Glas. 
Sie verlangen viel Wasser, müssen auch, 
wenn nötig, gespritzt werden. Die tief 
grüne Mittelrippe und die leuchtend roten 
Adern der crotonartigen Blätter machen 
diese Pflanze zu einem sehr wertvollen 
Tafelschmuck. (Bir. D.) 

Vernichtung des Koloradokäfers. 

Nach einer im »Staatsanz.« veröffent- 

lichten Mitteilung des Landwirtschafts-- 


' Ministeriums sind die Massnahmen zur 


Vernichtung des im Jahre 1887 in den 


Gemarkungen von Malitzsch — Provinz 
Sachsen —, und Lohe — Provinz 
Hannover — aufgetretenen Kolorado- 


käfers von vollem Erfolge begleitet 
gewesen. Es sind sorgfältige Massregeln 
zur Feststellung eines etwaigen sonstigen. 


62 


Kleinere Mitteilungen. 


Auftretens des Schädlings getroffen 
worden. Um die Wachsamkeit der 
Ackerbau treibenden Bevölkerung auf 


den gefährlichen Schädling und auf ein 
etwaiges Auftreten desselben hinzulenken, 
sind fortgesetzt in den Gemeinden und 
namentlich auch in den Schulen Plakate, 
welche neben einer bildlichen Darstel- 
lung des Koloradokäfers Belehrungen 
über denselben enthalten und die Pflicht 
zur unverzüglichen Anzeige von dem 
Auftreten desselben einschärfen, in sehr 
grosser Zahl verbreitet worden. Als ein 
erfreuliches Zeichen der Wirksamkeit 
dieser Massregel darf es angesehen 
werden, dass hier und da Anzeigen von 
dem vermeintlichen Auftreten des Kolo- 
radokäfers gemacht worden sind. Der- 
artige Anzeigen sind aus Wegendorf — 
Regierungsbezirk Potsdam — erstattet 
worden, wo das massenhafte Auftreten 
der Kohlwanze (Pentatoma oleracea), und 
aus Heydekrug — Regierungsbezirk Gum- 
binnen —, wo das häufige Vorkommen 
der Larve der Wintersaateule (Agrotis 
segetum) Anlass zu der Verwechselung 
gegeben hat. Wenn hieraus ersichtlich 
ıst, dass die Aufmerksamkeit der be- 
treffenden Bevölkerungskreise dem Ko- 
loradokäfer zugewendet gewesen ist, so 
darf gegenüber dem Umstande, dass bis 
jetzt das Auftreten desselben nirgends 
konstatiert worden ist, der Zuversicht 
Ausdruck gegeben werden, dass im Be- 
reich der Monarchie der Schädling 
nicht mehr vorhanden ist. 


Ornithogalum aureum Curt. 


ist eine der hübschesten Milchstern- 
Arten für das Kalthaus wie für das 
Zimmer. Mehrere Zwiebeln in ıo bis 


15 cm grosse Töpfe zusammengepflanzt, 
sind während der Blüte von lieblicher 
Erscheinung und bilden ein elegantes 
Schaustück, mit dessen Schönheit sich 
um jetzige Jahreszeit wohl wenig andere 
Pflanzen messen können. Eine grössere 
Anzahl blühender Exemplare, welche 
jetzt (8. November) schon seit Wochen 
eines unserer Kalthäuser schmücken, 


scheinen uns noch bis Weihnachten mit 
ihrem reichen Flor erfreuen zu wollen. 
Der mittelgrossen rundlichen Zwiebel 
entspringen 5 bis 8 saftig grüne, lanzett- 
liche, zugespitzte Blätter und ıo bis ı5 cm 
hohe Schäfte, welche ın eine lockere 
Doldentraube enden. Die langgestielten, 
mit breiten Brakteen unterstützten Blumen 
erscheinen zu ıo bis ı5 nacheinander 
und halten sich monatelang. Die Farbe 
ist, abweichend von den anderen Arten, 
ein gesättigtes Goldgelb und sind die 
aufrechten, glockenförmigen Blumen 2 
bis 3 cm ım Durchmesser Auffallend 
schön ist eine sich von der Stammart 
durch weiss-schwefelfarbige Blüten her- 
vorhebende Varietät, welche hter. grosse 
Bewunderung erregt. 

Die Milchstern-Arten gehören zu den 
schönsten und dankbarsten Zwiebelge- 
wächsen und sollten überallda angepflanzt 
werden, wo man auf einträgliche Ge- 
winnung von Schnittblumen bedacht ist. 


Cl. SONNTAG, 
Gärtner von TH. G. WARE 
ın Tottenham b. London. 


Cyrtanthus Mackenni Hook. 
wird mit Recht von Herrn C. SPRENGER auf 
Seite"466 als eine schönblühende Zwiebel- 
pflanze empfohlen. Bei uns blüht diese 
elegante Krummlilie schon seit mehreren 
Wochen, und sind die weissen, angenehm 
duftenden Blumen äusserst wirkungsvoll. 
Die im Spätsommer ın Töpfe gepflanzten 
Zwiebeln stehen in einem sogenannten 
Capzwiebelhause, wo sie in Vereinigung 
mit Laachenalien, Nerinen, Zephyranthus 
und anderen, durch seltene Genügsamkeit 
sich auszeichnenden Zwiebelgewächsen 
nur frostfrei überwintert werden. 

Cl. SONNTAG in London. 


Zuerkannte Wertzeugnisse in Gent 
am I2. November 1888. 
Verdienstzeugnis: 
Odontoglossum grande var., von MAURICE 
METDEPENNINGEN. 
Cattleya Bowringeana, von JAMES Bray. 
Odontoglossum Alexandrae, var. extra, 
von demselben. 


Kleinere „Mitteilungen. — Personal- und Vereins-Nachrichten. 


63 


Cypripedium Haynaldıanum, von dem- 
selben. 

Onecidium Cavendishianum, 
selben. 

Coelogyne speciosa, von L,oUIS DESMET- 
DUVIWIER. 

Laelia autumnalis, von demselben. 


von dem- 


Bouvardia President Cleveland, von Ep. 


PYNAERT-VAN GEERT. 


Cypripedium regale, von JuLEs HvE- 
LEYSEN. 
Cypripedium Mme. G. Vincke, von 


G. VINCKE-DUJARDIN DE BRUGES. 
Vriesia Delanghei, von DELANGHE-VER- 
VAENE. 
Bouvardıa President 
F. DESBOIS 
Verdienstzeugnis für gute Kultnr: 
Oncidium ornythorhynchum, von ALF. 
Van IMSCHOOT. 


Cleveland, von 


Ehrenvolle Erwähnung für 
Neuheit: 
Cypripedium Mrs. Canham, von JAMES 
Bray. 


Ehrenvolle Erwähnung für die 
Varietät: 
Lael.a anceps Barkeri, von AD. D’HAENE. 
Oncidium Jonesianum, von JAMES BraYv. 


Ehrenvolle Erwähnung für die 
Kultur: 
Cypripedium Chantini, von JuLEs Hve-' 
LEYSEn. 
Lycaste Skinneri alba, von demselben. 


Zurückgestellt wurden für spätere 
Beurteilung: 
Cypripedium oenanthum striatum, von 

JAMES Brav. 
Cypripedium species, von AUGUSTE VAN 
GEERT. 


Personal- und Vereins- Nachrichten. 


Der Begründer dieser Zeitschrift, Ge- 
heimrat von REGEL, Excellenz, ıst zum 
auswärtigen Mitgliede der Kgl. baye- 
rischen Akademie der Wissenschaften 
ernannt. 


Am ı. Februar d. J. feiert der Kgl. 
Hofgärtner EHMANN in Stuttgart sein 
25jähriges Dienstjubiläum Man kann 


wohl mit Recht sagen, dass sich der 


Jubilar um die Gärtnerei im allgemeinen 
und speziell um die Stuttgarts hoch ver- 


dient gemacht hat. Herr EHMmann wurde | 
am 24. Februar 1836 in Reutlingen, wo | 


sein Vater Kanzleirat war, geboren. 
Nachdem derselbe das dortige Gym- 
nasıum bis zu seinem vollendeten 14. 
Lebensjahre besucht hatte, kam er zu 
dem damaligen Hofgärtner NEUNER auf 


der Kgl. Villa Berg bei Stuttgart in die | 


Lehre, konditionierte hernach in Frank- 
furt, Augsburg, Tübingen, leitete auch 
eine grössere Baumschule in Stuttgart 
und wurde endlich in die Villagärtnerei 
Berg als Obergärtner berufen. Nach 
sechsjähriger Thätigkeit daselbst ernannte 


ihn die jetzt regierende Königin von 
Württemberg am ı. Februar 1859 zum 
Hofgärtner in Ludwigsburg, wo er die 
Anlagen teilweise umänderte und Ge- 
wächshäuser baute. Da mit dieser Stelle 
auch die Aufsicht über die Kgl. Anlagen 
von Mergentheim, Wildbad und Kirchheim 
u. T., sowie über die Bahnpflanzungen etc. 
verbunden war, so fehlte es EHMANN nie 
an reichlicher Beschäftigung. Aber ın 
sein wahres Element kam der Jubilar 
erst, als ihn König KArL 1864 zum Hof- 
gärtner in Stuttgart ernannte; er fand 
da das Feld für seine angeborene un- 
ermüdliche Thätigkeit, warm unterstützt 
von seinem kunstsinnigen Königlichen 
Gebieter. EHMANN hat da Grosses ge- 
leistet und der Kgl. Hofgärtnerei in 
Schwabens Hauptstadt zu einem Ruhme 
verholfen, der sich weit über die Grenzen 
unseres deutschen Vaterlandes erstreckt. 
Die Thatsache, dass der Jubilar von 
seinem Königlichen Herrn die goldene 
Civilverdienstmedaille und vom Kaiser 
den Kronenorden IV. Klasse erhielt, be- 
weist, dass - dessen Leistungen auch 


64 


Personal- und Vereins-Nachrichten. — Sprechsaal, 


Allerhöchsten Orts 
Am ı. Februar 1889 sind es 25 Jahre, 
dass der Jubilar in eigentlich Königlichen 
Diensten steht; dazu kommen noch 
6 Jahre Staats- und 8 Jahre Privatdienst, 
so dass er auf eine zgjährige Gärtner- 
laufbahn zurückblicken kann. Möge 
EHMANnN noch lange seines wohl schwie- 
rigen, doch schönen Berufes walten! L. 


Jahresbericht des Obst- und Gartenbauvereins 
im Kreise Kosel. 

(Oktober 1887 bis Oktober 1888.) 

Der Obst- und Gartenbauverein im 
Kreise Kosel hat auch im verflossenen 
Vereinsjahre für die Hebung des Obst- 
und Gartenbaues im Kreise Kosel nach 
besten Kräften gewirkt. 
keit bestand in der Abhaltung von 
Sitzungen, Wander-Versammlungen, eines 
Obstbau - Kursus, einer Rosen- und 
Früchteschau ın Kosel und einer Früchte- 


Seine Wirksam- | 


und Blütenschau in Gnadenfeld. In den | 


Winter- und Frühjahrs-Sitzungen wurden 
sowohl in den Wander-Versammlungen 
als 
reiser und Sämereien von Obst, Gemüsen 
und Blumen verteilt. 
wurden in Kosel und in 6 grossen Kirch- 
dörfern abgehalten und waren ihrer 


Eigenartigkeit wegen auch als Wander- 


Versammlungen anzusehen. Die Sitzun- 
gen wurden an den ersten Sonntagen 
der Monate, die Wander-Versammlungen 
in beliebigen Zwischenräumen 


teiligten sich gegen 400 Personen aus 
allen Ständen, vorzugsweise Landwirte, 
Lehrer und Gärtner. 
Kurse bestanden in Vorträgen aus den 


Die Obstbau-Kurse 


abge- | 
halten. — An den Obstbau-Kursen be- | 


Die Obstbau- | 


\ steht 
in den Obstbau-Kursen Obst-Edel- 


gewürdigt werden. | verschiedensten Gebieten des Obstbaues 


und in Demonstrationen im Veredeln, 
in Pflanzung, Obstbaumpflege und Obst- 
verwertung. Dieselben wurden vom 
Kreisobergärtner MAURER - Gnadenfeld 
und Pomolog und Hauptlehrer MALUCHE- 
Czyssek abgehalten. Die am 24. Juni 
im Saale des Volksgartens zu Kosel ab- 
gehaltene Rosen- und Früchte-Schau war 
in sehr reichen Sortimenten und ge- 
schmackvollen Zusammenstellungen von 
Blüten der verschiedensten Arten ver- 
treten. Erdbeerensortimente und präch- 
tiges Frihgemüse nahmen ebenfalls einen 
hervorragenden Platz auf dieser Aus- 
stellung ein. Fast ebenso gut beschickt 
war die vom Verein am 16. August in 
dem Saale des Herrn PALATZKY inGnaden- 


feld veranstaltete Früchte- und Blüten- 
Schau. 
Der Verein erhielt auch in diesem 


Jahre von seiten des landwirtschaftlichen 
Kreisvereins zur Abhaltung seiner Obst- 
bau-Kurse eine Subvention. Der Verein 
unter dem Ehrenpräsidium des 
Herrn Landrat SPILLER VON HAUENSCHILD, 
hat 257 wirkliche, ı4 Ehrenmitglieder 
und 2 korrespondierende Mitglieder. 
Von Fachzeitschriften werden gehalten: 
Gartenflora, Gauchers praktischer Obst- 
züchter, Möllers deutsche Gärtnerzeitung, 
Der praktische Ratgeber ım Obst- und 
Gartenbau, das Vereinsblatt des deut- 
schen Pomologen-Vereins. Der Verein 
ist korporatives Mitglied des Vereins zur 
Beförderung des Gartenbaues in den 
Königlich preussischen Staaten, des Ver- 
bandes schlesischer Gartenbau-Vereine 
und des deutschen Pomologen-Vereins. 
B. STRAUWALD. 


Sprechsaal. 


Frage3. Vonwem sind grösserePosten | 


getrockneter Cycas-Wedel aus dem Vater- 
lande direkt zu beziehen? 


sammeln und nach meinen Angaben 
trocknen lassen könnte, da ich die ge- 
wöbnliche Handelsware nicht gebrauchen 
kann. (SUR 


Gewünscht | 
wird ein Haus, welches die Wedel selbst 


Frage 4. Wo erhält man geschmack- 
volle Körbe u. dgl, aber neue Muster, 
für Blumen-Arrangements? 

Antwort. Wir nennen Ihnen von 
vielen Firmen vorläufig THEODOR ReI- 
MANN in Dresden, Königstrasse 2, der in 
Köln äusserst geschmackvolle derartige: 
Gegenstände vorführte. 


Gartenflora 1889. 12972 


BILLBERGIA THYRSOIDEA MART. 


Billbergia thyrsoidea Mart. 
Von L. Wittmack. 
Hierzu Tafel 1291. 

Blätter aufrecht abstehend, wenig übergebogen, riemenförmig, rinnig (d. h. 
oberseits konkav), an der breitscheidigen Basıs ganzrandig, weiter aufwärts entfernt 
dornig gezähnt, Spitze kurz, zurückgekrümnit, unterseits nicht oder nur ganz un- 
deutlich gebändert, hellgrün. Aussere Blätter '/, » lang, in der Mitte nur 30 bis 
35 mm lang, innere nur. !/, oder '/, so lang, aber viel breiter, bis 5 oder 6 cm. 
Blütenschaft 32 cn» lang, etwas niedriger als die äusseren Blätter, die inneren etwas 
überragend, 5—7 mm dick, rund, rosa-karminrot, weisslich bestäubt. Hochblätter 
zahlreich, ca. ı5, eilanzettlich, zugespitzt, 5 cn lang, 2 cm breit, prachtvoll karminrot, 
etwas weisslich bestäubt. Ahre 7—8 cz lang, dicht, Blüten einzeln, sitzend, ge- 
drängt, jede mit einem den Hochblättern gleichen Deckblatt gestützt. Kelch rosa, 
mehlig bestäubt, 15 22 lang, mit dem Fruchtknoten 28—30 mm lang, Kelchblätter 
länglich, Blumenkrone zur Blütezeit 2'/,, nach dem Abblühen 3mal so lang als der 
Kelch, Blumenblätter karminrot, an den Spitzen violett-blau bemalt, wenig zurück- 
gerollt. Staubgefässe etwas kürzer als die Blumenblätter, Fäden weiss, Beutel gelb. 

Diese schöne Pflanze ward mir einmal im April von Herrn Obergärtner 
KRAMER in Flottbeck bei Altona blühend übersandt, ein anderes Mal sah 
ich sie am 29. September 1887 in einer Versammlung des Vereins z. Bef. 
d. G., wo Herr Garten-Inspektor KOOPMANN dieselbe aus den reichen Bro- 
meliaceen-Beständen der Kgl. Gärtner-Lehranstalt zu Potsdam vorführte und 
auch eine Abbildung übergab, nach der unsere Tafel 1291 gefertigt ist. Ich 
hielt die letztere Pflanze anfänglich für B. thyrsoidea var. splendida (B. splen- 
dida Lem. Jard. fleuriste II t. 180, 181), habe mich aber inzwischen überzeugt, 
dass es die typische Art ist, da die Varietät splendida viel mehr Hochblätter, 
von schmälerer Gestalt, auch viel mehr Blüten besitzt. Eine schöne Ab- 
bildung findet sich in Rev. hort. 1833 S. 300, wo auch die Unterschiede 
zwischen B. thyrsoidea und pyramidalis, sowie ihrer vielen Varietäten (nach 
MORREN in Belg. hort. XXIII p. 301) dargelegt sind. 

B. thyrsoidea ist, wie Herr KOOPMANN s. Z. (Verhandlungen des Ver- 
eins z. Bef. d. G. 1837 S. gı) erklärte, eine leicht zu kultivierende Art, die 
aber, wie manche grösseren Bromeliaceen, nur alle zwei Jahre blüht. 


Odontoglossum vexillarium Leopoldi Il. Rchb. f. 
Von H. 6. Reichenbach fil. 
Dieses prächtige Odontoglossum steht zunächst dem vexillarium superbum 
Rchb. f. (G. Chr. 1831. 17. Sept. pag. 364). Der Umriss der Lippe ist in- 


dessen verschieden, indem die Lappen seitlich oben und unten stärkere 
Gartenflora 1889. 5 


66 L. Wittmack: Colocasia Indica Engl. 


Ecken haben und die schwarzpurpurne, strahlende Zeichnung des Lippen- 
grundes setzt sich nach vorn fort. Herrn PATINs, des Entdeckers, Exemplare 
haben die Verlängerung bis in die Mitte der Lippenbucht vorn. Die Pflanze, 
die bei Herrn PYNAERT VAN GEERT, Gent, blühte, hatte diese Verlängerung 
kürzer, allein mitten in derselben Linie eine schwarzpurpurne längliche Zeich- 
nung, von weisser Färbung umgeben. Ohne Zweifel wird die in Kultur ge- 
kommene Pflanze Blüten bringen, die den wildgewachsenen gleichen. Jetzt 
ist Herr SANDER in St. Albans der Besitzer. 

Die Benennung erfolgte nach huldreicher Genehmigung derselben durch 
Se. Majestät den König LEOPOLD II. von Belgien. 


Colocasia Indica Engl., 
blühend im Marly-Revier zu Sanssouci. 
Von L. Wittmack. 
Hierzu Abbildung 16. 


Herr Professor Dr. K. GOEBEL, jetzt Direktor des botanischen Gartens 
in Marburg, vorher des botanischen Gartens in Rostock, brachte von seiner 
Studienreise nach Java, wo er namentlich in der botanischen Station zu 
Buitenzorg arbeitete, anfangs Mai 1886 verschiedene Pflanzen mit, welche 
der botanische Gärtner SCHULZE in Rostock in sorgfältige Kultur nahm. In 
der anhaftenden Erde fand Herr SCHULZE auch einen einzigen Samen einer 
Aroidee, welchen er besonders aussäete. 

Der Same keimte glücklich im August desselben Jahres und bildete bis 
zum Jahresschluss drei kleine Blätter von 8—Io cm Grösse. — Im Jahre 1887 
entwickelte sich die Pflanze aber ausserordentlich schnell und erregte sofort 
die Aufmerksamkeit des Kgl. Hofgarten-Direktors JÜHLKE, als dieser am 
ı September gedachten Jahres den Rostocker botanischen Garten besuchte, 
so dass er sich entschloss, sie für die Königlichen Gärten in Potsdam zu 
erwerben. 

Die Pflanze wurde im Marly-Revier untergebracht und gedieh, dank der 
aufmerksamen Pflege, die Herr Kgl. Obergärtner ROSENBERG ihr angedeihen 
liess, vortrefflich. Im Mai 1888 blühte sie und wurde von ihr seitens des 
Herrn MAILLARD eine treffliche Federzeichnung gefertigt, die wir in Ab- 
bildung 16 wiedergeben. — Ein Querschnitt durch den Fruchtknoten belehrte 
uns bald, dass wir, obwohl die Pflanze äusserlich mehr einer Alocasia ähnlich 
sah, mit der auch die feinere Nervatur übereinstimmt, es hier mit einer 
Colocasia zu thun hatten und bestimmten wir sie als eine mit der Colocasia 
Indica identische oder vielleicht mit ihr nahe verwandte. Nur stimmte uns 
die Angabe der Autoren, dass C. Indica einen Stamm bilden soll, nicht. 
Der beste Kenner der Araceae, Herr Professor Dr. A. ENGLER in Breslau, 
dem die Zeichnung und ein Blütenkolben zugeschickt wurde, erklärte sie 


L. Wittmack: Colocasia Indica Engl. 67 


aber bestimmt für die sehr variable Colocasia Indica, die in unseren Kulturen 
äusserst selten zu schauen ist. — Die Blüten wurden künstlich befruchtet 
und gelang es, die Samen zur Reife zu bringen. — Es ist eine Pflanze, die 
sich wegen ihrer riesigen herz-pfeilförmigen Blätter als Dekorationspflanze 
ersten Ranges sehr empfiehlt und die während des Sommers sogar im Freien 


f 
Am 1% 3 r 7 F7 EZ 7 3 z 4 o 


Abbildung 16. Colocasia Indica Engl. (Blütenscheide rahmweiss.) 


mit vielem Erfolg als Einzelpflanze auf einem gut gedüngten Beet aus- 
gepflanzt werden kann. 


In Nachstehendem geben wir die Beschreibung. 


Pflanze sehr gross, stammlos, fast knollenlos, wenig Ausläufer, aber viel 
Seitenwurzeln aussendend. Blätter 4—7; Blattstiel sehr lang, ı—ı,20 n, bis !/; 
oder !/, seiner Länge zusammengedrückt-scheidig, bereift; Blattspreite schildartig, 
ei-herzförmig, am Rande etwas wellig gebuchtet, vorderer Lappen fast so breit als 


22 


5* 


68 L. Wittmack: Colocasia Indica Engl. 


lang, mit sehr kleiner, zurückgebogener Spitze, die beiden hinteren Lappen eiförmig- 
rundlich, halb so lang als der vordere, auf ein Drittel verbunden, dann durch eine 
parabolische, bald schmälere, bald breitere Bucht getrennt. Seitennerven ı. Ord- 
nung jederseits zu 5—6 von der Mittelrippe abgehend, die beiden hinteren in die 
Lappen verlaufenden Rippen im rechten Winkel von einander abstehend, 

Blütenstand eine Sichel*) bildend, von den scheidigen Blattstielen an der 
Basis umhüllt, an unserer Pflanze 2, der eine mit 5, der andere mit 6 lang- 
gestielten Kolben. Kolbenstiele halb so lang als der Blattstiel. Röhre der Kolben- 
scheide (Spatha) länglich eiförmig, oder eiförmig, sehr zusammengerollt, graugrün, 
2/, oder !/; so lang als die rahmweisse, längliche, kahnförmige, kurz zugespitzte 
Spreite.e Kolben ?/, der Spreite erreichend; weiblicher Blütenstand kegelförmig- 
eylindrisch, dick (in der Röhre verborgen), der Basis der Scheide schief ange- 
wachsen, so lang oder wenig länger als der dünn cylindrische, sterile männliche 
Teil; fruchtbarer männlicher Teil schmal cylindrisch, aber dicker als der unfrucht- 
bare, ı'/,mal so lang als der weibliche Teil, mit kurzem, kegelförmigem Anhange. 

Masse. Blattstiele 1,15—1,20 »» lang, an der scheidigen Basis 8—9 cm breit, 
oben 2-3 cm dick, Blattspreite vor der Blüte bis ı z, zur Blütezeit bis 80 cn 
lang, 65 cm breit; vorderer Lappen 50 cz lang, hintere (vom Blattstielansatz ge- 
messen) 33 cm lang, 8—9 cm verbunden. Blütenstiele anfangs 36, später bis 50 cm 
lang. Röhre der Scheide auf dem Rücken höher angewachsen, 6Y/,—7 cm lang, 
fast 3 cn breit, Spreite 9'/;—I4 cm lang, 5 cm Durchmesser. Weiblicher Blütenstand 
an der Bauchseite 3, an der Rückenseite 4 cm lang, 2 cn dick, steriler männlicher 
fast 3 cm lang, 5 mm dick, fruchtbarer männlicher 5—8 cn lang, ı—ı'/, cm dick, 
Kolben Anhang 8—ı5 mm lang, 4 mm dick, zugespitzt. 


Etwas über Gladiolen, 
besonders über die neuen Kreuzungen von G. gandavensis 
x Saundersı. 


Auf der Wiener Weltausstellung 1873 waren prachtvolle Pariser Gladiolen aus- 
‚gestellt; sie waren auf weissem Grund schön federartig gezeichnet und jedenfalls 

gleichen Ursprungs wie die bekannten verschiedenfarbigen Gladiolus gandavensis. 
Ihre Kultur wurde damit in Wien angeregt, blieb aber ziemlich vereinzelt. Die 
Überwinterung hat manchem einen Possen gespielt; Kälte und Feuchtigkeit machen 
die Knollen faulen, zu trockene Wärme macht sie zu frühzeitig treiben und Frost 
zerstört sie gar. 

Da kam vor etwa ıo Jahren LEMOINE in Nancy mit seinen harten, im Freien 
ausdauernden hybriden Gladiolus perennis, die eine Züchtung von G. gandavensis 
durch Kreuzung mit G. purpureo-auratus sein sollen. Eher noch, wenn auch nicht 
eingestanden, dürfte der Gladiolus Papilio bei Erzielung dieser Hybriden mit- 
gewirkt haben, denn die verschiedenen dunklen, gelb gespitzten Flecke finden 
sich ganz auf der letztgenannten Species. Man möge sie nur in Gardeners. 


”) Die Sichel gehört zu den cymösen oder sympodialen Blütenständen, d. h. solchen, bei 
denen die Blüten an successiv aus einander hervorgesprossten Achsen stehen. Bei ihr entspringt 
immer nach derselben Seite hin ein Ast aus dem anderen, auf unserer Figur rechts, rechts, rechts. 
u. s. w. Zur Zeit, wo die Pflanze abgebildet wurde, hatte sie nur 4 Blütenkolben, später im 
Winkel dieses Blattes 5, in dem des anderen 6. — Der erste Blütenstiel zeigte als endständiger 
kein Tragblatt, die anderen waren je von einem 2kieligen, an der Spitze 2zähnigen Grundblatt 
gestützt. 


Etwas über Gladiolen. 69 


Chronicle vom September 1832 auf dem prachtvollen Bilde der schönsten Gladiolus- 
species ansehen, das den dort $S. 329 gegebenen Artikel von BAKER begleitet. *) 

Wie wir im Garden vom August 1888 lesen, hat LEMOINE nun diese Hybriden 
wieder mit dem Gladiolus Saundersi vermischt und soll nun viel grössere und 
viel farbenreichere, wundervoll gefleckte Sorten erhalten haben, von denen viel- 
leicht 2 bis 3 Sorten noch dieses Jahr in den Handel kommen sollen. 

Im The American Florist vom ı. September 1888 lesen wir nun, dass auf der 
Ausstellung, die in New-York anlässlich des vierten Jahresmeetings der »Gesell- 
schaft amerikanischer Floristen« veranstaltet wurde, von V. H. HarLock & Son in 
Queens, New-York, abgeschnittene Gladiolusblumen ausgestellt waren, die von dem 
neuen Argenteuil-Typus sein sollten, einer Kreuzung zwischen gandavensis X 
Saundersil. Ri: ; 

Wir haben diese Fakta mitgeteilt, weil auch hier in Wien eine solche Kreuzung 
bewerkstelligt und dadurch prachtvolle riesigblumige Gladiolus gezüchtet wurden. 
Es gelang dies einem unserer besten und beliebtesten Gärtner, Herrn LESEMANN, 
der vor dem Jahre 13848 aus seiner Vaterstadt Detmold nach Wien zu Verwandten 
kam, zuerst bei dem berühmten Australienreisenden und Pflanzensammler Baron 
von Hüter konditionierte und dann Hofgärtner des Herzogs von Braunschweig in 
dessen paradiesischer Gartenvilla in Hietzing bei Wien bis zum Tode des Herzogs 
war. Seine Kulturen an Proteaceen, Epacrideen, Ericaceen, Acacien etc., seine 
zahlreichen Veredelungsversuche und Kreuzungen haben denselben, der nun Präsi- 
dent des thätigsten Vereines von Österreich, der Gärtner und Gartenfreunde von 
Hietzing, ist, zu einem der hochgeachtetsten ersten Gärtner Österreichs gemacht. 
Er erhielt vor vier Jahren Gladiolus Saundersii und begann sofort die gegenseitige 
Befruchtung mit den Gandavensis-Varietäten, und heute zählen seine so gewonnenen 
Hybriden zu den schönsten Erzeugnissen des Gartenbaues. Ich lege Ihnen eine 
Blume davon bei, damit Sie sich Ihr eigenes Urteil bilden können.**) Ich bemerke 
nur dazu, dass die ersten Blumen durchschnittlich ı5 cm Breite aufwiesen und 
keine unter ı2 cm zu sehen war. Da nun 15—23 Blumen an einer Ähre zu zählen 
waren, kann man sich den Effekt vorstellen. 

Gladiolus Saundersii Hook. ist durch den Sammler Cooper des Esq. W. Wir. 
SAUNDERS 1867 aus dem Albertdistrikt von den Wettebergen am Kap der guten 
Hoffnung eingeführt worden und blühte bei SAUNDERS im Herbst 1869. Er bildete 
denselben ab und wurde danach die kolorierte Tafel 5873 des Botanical Magazines 
angefertigt, wozu J. D. HookErR die Beschreibung gab. Diese Species, die dem 
Glad. psittacinus Hook. ziemlich nahe steht, darf also nicht Sandersi und nicht 
Saundersonii genannt werden, sondern heisst Gl. Saundersii. Seine Blumen 
sınd dieser Beschreibung nach wir sahen ihn hier mehrere Jahre nacheinander 
blühen — 3!/, Zoll im Durchmesser und stehen zu 6 bis ı2 auf einem Schafte. 
Ein eigentümliches glänzendes orange Rot zeichnet die ganze Blume aus, deren 
beide Seitenpetalen bedeutend länger sind als die anderen. Das obere Blumenblatt 
ist kappenförmig übergebogen und die drei unteren kleineren Blätter bilden herunter- 
hängende Zungen von weisser Farbe mit gelb-orangeroten Spitzen. Auf dem Weiss 
sieht man einige purpurrote Punkte und Spritzer. Es ist eine Prachtblume. 

Die neue LEsemannsche Hybride ist nun eine wahrhafte Erhöhung dieser an 


*) Dass aber alle gelben Sorten mit Purpurflecken aus Kreuzung mit G. purpureo-auratus 
herzuleiten, dürfte doch wohl keinem Zweifel unterliegen. L. W. 

**) Die eingeschickten Blumen sind sehr schön scharlachrot bez, rosarot mit gelbem bez. 
weissem Schlund, sehr gross. D.- Red. 


79 Etwas über Gladiolen. 


sich empfehlenswerten Schönheit. Die Blumen sind noch grösser geworden, die 
Farbe noch feuriger. Einzelne Sorten haben das reichste Kirschrot, andere die 
blendendsten Streifchen angenommen; die auf allen drei unteren Blumenblättern 
beim G. Saundersii vorhandene weisse Zeichnung ist in Weisslila und dunklerem 
Rot wiederzufinden. Wir können die Gladiolus Saundersi-Hybriden wirklich als 
ganz etwas besonderes empfehlen, sie übertreffen alle Glad. gandavensis, sowie 
die Lemoineschen Glad. perennis. 

Als nachträgliche Bemerkung möge noch mitgeteilt werden, dass der Sage 
nach LEMOINE einen blauen Gladiolus besitzen soll; in der Sitzung der französischen 
Gartenbau-Gesellschaft vom 22. August 1883 präsentierte der Gärtner TREFOUX aus 
Auxerre einen karmoisinroten Gladiolus, dessen untere zwei Petalen ausgesprochen 
blauviolett waren und auffällig als etwas ganz neues bewundert wurden. 

Nachtrag. Den Notizen über Gladiolus fügen wir noch hinzu, dass gegen 
Ende August in der Massasuchetts Horticultural Society neue Hybriden vorgezeigt 
wurden, die aus der Kreuzung von Gl. hybr. gandavensis mit Gl. purpureo-auratus 
und andere mit Gl. dracocephalus hervorgegangen waren, wovon die letzteren sich 
besonders durch ihre eigentümliche Form und ihre Färbung auszeichnen. In der 
Sitzung der französischen Gartenbau-Gesellschaft vom 13. September 1833 teilte 
VILMORIN mit, dass er einen halbgefüllten, lila angehauchten weisslichen Gladiolus 
seit drei Jahren kultiviere, den er zu verbessern hoffe. 

Dagegen arbeiten die Herren FRÖBEL & Co. in Zürich auch schon drei Jahre an 
Hybriden zwischen den Gandavensis-Varietäten und dem Gl. Saundersii superbus, 
der auch als Gl]. Leichtlini verbreitet wird. Sie zeichnen sich durch ihre Höhe, 
Grösse und Schönheit der Blumen und späte Blütezeit aus. 

Am 3. September 1888 wurde von Herrn LESEMANN in der Sitzung des Vereins 
der Gärtner und Gartenfreunde von Hietzing der erste ganz gefüllte Gladiolus vor- 
gelegt und bin ich so frei, Ihnen die dort vorgezeigte Blume hiermit zuzusenden. 
Der Sämling, welcher diese Blüte trug, hat bisher 6 Blumen geöffnet, die alle ganz 
gleich gut gefüllt sind und befinden sich noch weitere 12 Knospen auf dem Schafte, 
Jede Blume wird durch zwei grüne Brakteen gestützt und sind sämtliche Staub- 
gefässe in Blumenblätter umgewandelt, nur das Pistill ist in etwas rudimentärem 
Zustande vorhanden. Die unteren fünf Blätter haben hochkanariengelben Grund, 
auf welchem sich dunkelkarminrote Federn scharf abheben, während die Enden 
breit zinnoberkarmin gefärbt sind. Die oberen sechs breiteren und grösseren Blumen- 
blätter und drei kleinere innere sind durchaus zinnoberkarmin und zeigen hier 
und da einige gelbe und weisse Schattierung. Die Neuheit wurde zum Gedächt- 
nisse, dass der grösste Impuls zur Hebung der Gärtnerei in Österreich von dem 
Baron Hüceıschen Garten in Hietzing ausging, »Ruhm von Hietzing« getauft. 

L. v. Nacy-Wien. 

Bemerkung der Redaktion. Herr Garten-Inspektor STEIN hat bereits in 
Nr. 5 der Gartenflora 1887 S. 137 einen gefüllten Gladiolus »Oberpräsident von 
Seydewitz« beschrieben und auf Tafel 1263 abgebildet. Derselbe ist gezüchtet von 
Herrn Wroczik, Breslau, und der ganze Vorrat inzwischen an Herrn LEMOINE in 
Nancy verkauft. 


Die Kultur der Artischocken. 
Von Garten-Inspektor W. Hampel, Koppitz. 
Die Kultur der Artischocken ist in den letzten Jahren in Deutschland bedeutend 
zurückgegangen und steht gegenwärtig auf einer sehr niedrigen Stufe. Wir finden 


W. Hampel: Die Kultur der Artischocken. 71 


nur noch in den grösseren Herrschaftsgärtnereien, wo unbedingt selbstgezogene, 
das heisst frische Artischocken für die Tafel geliefert werden müssen, eine geringe 
Zahl kräftiger Pflanzen mit entsprechenden Früchten, während sie in allen anderen 
Gärten entweder gar nicht oder nur in geringer Beschaffenheit zu finden sind, ja 
sogar vielen Gärtnern nur noch dem Namen nach bekannt sind. Dabei werden 
die Artischocken für feine Diners sehr begehrt und gern genossen; sie müssen 
daher aus Frankreich bezogen und teuer bezahlt werden. 

Wenn wir nun nach der Ursache des Rückganges dieser lohnenden Kultur fragen, 
so finden wir dieselbe zunächst iin der scheinbar schwierigen Überwinterung der 
Pflanzen, welche aber gar nicht schwierig, sondern nur zu wenig bekannt ist. 
Ausserdem aber hielt man zu lange an der alten zweijährigen oder, besser gesagt, 
Dauerkultur fest; es wurden zu wenig Versuche gemacht, um von den Artischocken- 
pflanzen in kürzerer Zeit Früchte zu gewinnen. Man war bisher stets der Meinung, 
dass die aus Samen gezogenen Pflanzen erst im zweiten Jahre brauchbare Früchte 
bringen und da dieselben im Winter leicht zu grunde gehen, so wurde die ganze 
Kultur immer für zweifelhaft gehalten. 

Im Winter von 1886/87 sind in der That in den meisten schlesischen Gärten 
trotz sorgfältiger Bedeckung sämtliche Artischockenpflanzen eingegangen, Ersatz- 
pflanzen oder junge Sprossen waren nur selten zu bekommen, weshalb im Sommer 
1837 allenthalben der Mangel an Artischocken fühlbar wurde Auch in dem 
folgenden andauernden schneereichen Winter von 1887/88 gingen die im Sommer 1887 
gezogenen Pflanzen, welche an ihrem Standort geblieben waren, zu grunde, so dass 
die ganze Kultur derselben in Frage gestellt worden wäre, wenn wir nicht Mittel 
und Wege gefunden hätten, dieselbe auf einfache und sichere Art zu betreiben, 
um in jedem Sommer reichlich schöne Artischocken zu erzielen. — Um dies zu 
erreichen, lassen wir zunächst die Dauerkultur ausser acht und befassen uns mit 
der einjährigen, durch welche wir sichere Resultate erzielen. Zu diesem Zweck 
säet man den Samen schon Ende Januar in ein Mistbeet, am vorteilhaftesten 
an die Ränder in diejenigen Kästen, in welchen Salat und Gurken gepflanzt sind. 
Nachdem der Salat entfernt ist, gewinnen die jungen Artischockenpflanzen genügend 
Platz, sie erreichen bis Anfang oder Mitte April eine beträchtliche Stärke, zu 
welcher Zeit sie ins Freie auf das für sie mit besonderer Sorgfalt zubereitete Land 
gepflanzt werden, wo sie willig weiter wachsen und bei entsprechender Pflege sich 
in wenigen Monaten zu riesenhaften Pflanzen entwickeln, welche vom August bis 
in den Herbst hinein schöne Früchte liefern. 

Das Land muss vor dem Bepflanzen einenzMeter tief rajolt und sehr stark mit 
Dünger und Kompost versetzt werden. Sobald die Pflanzen einige junge Blätter 
gemacht haben, erfordern sie sehr viel Wasser und [wiederholt Dungguss; man 
giebt daher bei trockenem Wetter jeder Pflanze täglich eine Kanne Wasser und 
alle vierzehn Tage eine Kanne Jauche, welche man von den Düngerstätten ent- 
nehmen und unverdünnt anwenden kann, wobei ein Nachguss von Wasser 
erfolgen muss. 

Was nun die mehrjährige Kultur betrifft, so ist dieselbe ebenso vorteilhaft wie 
die einjährige, mitunter noch besser, weil ‚ältere Pflanzen zeitiger und grössere 
Früchte liefern als junge; es handelt sich hierbei nur um die Überwinterung der 
Pflanzen, welche nicht durch Frost leiden, sondern deren Herzen leicht ausfaulen. 
Aber auch hier haben wir Mittel gefunden, sie recht gut zu überwintern. Wir 
nehmen dieselben vor Eintritt des Frostes mit etwas Ballen aus der Erde, bringen 
sie in einen trockenen Keller, wo sie sich, in Sand eingeschlagen, recht gut halten, 
und pflanzen sie im Frühjahr wieder aus. Um jedoch für alle Fälle gesichert zu 


72 A. Viet: Eine Kulturpflanze von Orchis latifolia L. 


sein, ist es nötig, alljährlich rechtzeitig eine Anzahl junge Artischockenpflanzen 
heranzuziehen. Durch die eingeführten Kulturen sind im vergangenen Sommer in 
Koppitz aussergewöhnlich viel schöne, grosse Artischocken gezogen worden, welche 
an Güte die französischen bedeutend übertroffen haben. Die beste Artischocke ist 
die grosse grüne von Laon. 


Abbildung 17. Eine Kulturpflanze von Orchis latifolia L., mit 26 Ähren. 


Eine Kulturpflanze von Orchis latifolia L. 


Von A. Viet, Hortulanus des botanischen Gartens in Groningen (Holland). 
Hierzu Abbildung 17. 


Orchis latifolia kommt in der Umgegend von Groningen mit einigen anderen 
Species der Orchidaceae viel wildwachsend vor. Man begegnet derselben bei bo- 
tanischen Spaziergängen ebensowohl auf Torfboden wie auf Sandboden, auf der 
Heide wie auf den Wiesen. 


A. Viet: Eine Kulturpflanze von Orchis latifolia L. 73 


Es ist etwa 7 bis 8 Jahre her, dass ich einige blühende Pflanzen von Orchis 
aus dem Boden nahm, in meine Botanisierbüchse steckte und hernach im botani- 
schen Garten ın einen Topf pflanzte. Diese Pflanzen, welche meistens mit nur 
einem Stengel (selten zwei oder mehr) austreiben, sind gut angewachsen. Als der 
Winter kam, setzte ich sie in einen kalten Kasten (kaltes Mistbeet), um sie ein 
wenig gegen die grösste Kälte zu schützen, weil ich meinte, dass dies nötig sei, 
da den Pflanzen in Töpfen bekanntlich der natürliche Schutz, den sie auf der 
Wiese haben, fehlt. 

Gegen das Frühjahr nahm ich die Oberschicht der Erde im Topfe weg, bis 
an die handförmig geteilten Knollen und füllte diesen leeren Raum mit frischer 
Erde an, aus einer Mischung von Gartenerde, Moorerde, Lehm und scharfem 
Sande bestehend. Jedes folgende Jahr verfuhr ich auf gleiche Weise und diese 
Behandlung schien der Pflanze so gedeihlich zu sein, dass sie jedes Jahr sich ver- 
grösserte und immer mehr Blütenähren gab. ‘Im Jahre 1887 hatte sie ı5 und 
1888 konnte man sogar 26 schön ausgewachsene Ähren zählen, unter denen es 
einige sehr kräftige gab, wie man auch aus der Abbildung ersehen kann. Wenn 
es nötig war, habe ich der Pflanze einen grösseren Topf gegeben und sie sodann 
in die obengenannte Erdmischung verpflanzt. Im Jahre 1888 war sie so schön, 
dass ich meinte, es verlohne sich der Mühe, sie photographieren zu lassen, und 
das geschah durch Herrn W. B. BECKERING, Firma GODFRIED DE Jong, Hofphoto- 
graph in Groningen. Dass dies gut gelungen ist, ersieht man aus der gesandten 
Abbildung. Eine grössere Abbildung (Boudoirformat) zeigt die kleineren Teile der 
Pflanze noch besser. Beide Originalplatten sind aufbewahrt für Nachbestellung 
und pro Stück zu dem Preise von 4 Mk., ım Boudoirformat, und ı Mk. ım Kabinet- 
format zu haben. 


Berichte über die unter Leitung des Vereins z. Bef. d. Gartenbaues 
auf den Rieselfeldern der Stadt Berlin zu Blankenburg ausgeführten 
Versuche im Jahre 1883. 


(Vergleiche Gartenflora 1888 S. 201.) 
1. Von Jörns, Stadt-Obergärtner, Blankenburg, und Joseph Klar, Berlin. 


Wiederum ist einmal die Zeit gekommen, wo es uns vergönnt ist, uns über unsere 
Thätigkeit äussern zu dürfen, die den Versuchen gilt, wie sich das Rieselland 
noch für den Gärtner in rationellster Weise ausbeuten lässt. Wenn wir auch von 
vornherein sagen können, dass unsere im kleinen veranstalteten Versuche bis jetzt 
im grossen noch nicht nachgeahmt wurden, so mag dies immer noch darin seinen 
Grund haben, dass die Herren Kollegen wohl sich nicht genug umsehen und 
forschen, welchen Bedürfnissen zu genügen ein Gärtner noch berufen sein kann. 

Es sind noch manche Artikel, die in der That gern gekauft werden und lohnenden 
Absatz finden, nur müssen die Herren Züchter Umschau halten und sich informieren, 
was im Handel gewünscht wird, — unser Versuchsgarten bietet sicher jedem etwas, 
was den Gärtner animieren müsste, auf den Rieselfeldern, die unsere Zukunfts- 
gärten oder besser Zukunftsfelder bilden dürften, dies oder jenes zu ziehen. Ein 
Rundgang auf den Feldern dürfte sich lohnen, und sind wir gern bereit, der- 
artigen Wünschen nach jeder Richtung hin entgegen zu kommen. 

Angeregt nun durch grössere Droguenhandlungen schenkten wir in diesem 
Jahre einigen alkaloidhaltigen Pflanzen besondere Aufmerksamkeit und wollen wir 
auch gleich beginnen mit den 


74 Berichte über ausgeführte Versuche auf den Rieselfeldern zu Blankenburg. 


Offizinell und technisch wichtigen Pflanzen, 


Atropa Belladonna, Tollkirsche. Die Samen, die wir ins Mistbeet aus- 
säeten, lagen sehr lange, bevor sie keimten. Es scheint, dass manche Unkraut- 
samen im Frühjahr sämtlich schwer zum Keimen zu bringen sind und dürfte es 
sich wohl bewahrheiten, dass viele dieser Samen sich ım Herbst von selbst aus- 
säen, um im zeitigen Frühjahr sofort auf der Bildfläche zu erscheinen. Die meisten 
Keimversuche deuteten darauf hin. Die Pflanzen kamen daher erst spät zur Ent- 
wickelung, gediehen jedoch ziemlich gut. Die Blätter wurden dreimal gepflückt 
und ergaben pro 2,12 Ar 5'/, %g lufttrockene Blätter, die pro Kilogramm mit 0,77 Mk. 
gern gekauft werden. Die Blätter sowohl wie Wurzeln und Früchte liefern das 
bekannte Atropin. Die trockenen Blätter werden in der Pharmacie als Folia Bella- 
donnae gehandelt. 

Datura Stramonium, Stechapfel.e Die einjährigen Pflanzen wurden über 
1°/, a hoch, gediehen ganz mächtig und eignen sich vorzüglich für Rieselkulturen. 
Die Blätter wurden dreimal geerntet, könnten jedoch viermal eingeheimst werden, 
falls es mit dem Trocknen sich machen lässt. Die Droguenhandlungen kaufen 
namentlich die Blätter und zwar unter Folia Stramoniü. Unter den weissblühenden 
Exemplaren mit grünen Stielen, die Früchte ansetzten, befanden sich auch blass- 
violette mit braunen Stielen, die aber keine Früchte brachten. Die trockenen 
Blätter, die den Asthmatikern zum Rauchen empfohlen werden, ergaben pro 2,82 Ar 
83,5 #g lufttrockene Substanz, die a Kilogramm mit 55 Pf. bezahlt wurden. Auch die 
Samen werden gern gekauft. 

Hyoscyamus niger, Bilsenkraut, Schlafwurz, auch Teufelswurz ge- 
nannt. Die mit den Blumen fast 60 cm hohen Pflanzen befanden sich hier in 
Kultur ganz wohl. Merkwürdigerweise fehlten den Blättern wie auch den Stengeln 
die reichen weissen klebrigen Haare, die sonst der Pflanze eigen sind. Ob dies 
die Folgen der Kultur oder ob dies daher kommt, dass der Samen von kultivierten 
Pflanzen stammte, darüber fehlt uns die Erfahrung. Die trockenen Blätter sind als 
Folia Hyoscyami im Handel und lieferten einen Ernteertrag auf 3,02 Ar von 2ı Ag 
Blättern und ı2 %g Samen, zusammen im Werte von 33 Mk. Der Samen ist 
ebenfalls offizinell, doch nicht in dem Masse wie die Blätter. Der Träger des 
narkotischen Giftes ist ebenfalls ein Alkaloid, Hyoscyamin genannt. Die her- 
gestellten Präparate, wie Salbe etc. sind gegen Unterleibsentzündung, Keuch- 
husten etc. ım Gebrauch. Eine Abart mit grossen silberweissen Blättern fand sich 
auch unter diesen Pflanzen, welches vielleicht die verwandte Art H. albus ist, 
welche denselben Wert haben soll. Letztere blühten merkwürdigerweise nicht. 

Hyssopus officinalis, Ysop. Brachte von den offizinellen Pflanzen einen 
recht guten Ertrag. Der üppig wachsende Halbstrauch wurde, als die meist blauen 
Blüten sich zeigten, geschnitten und fand willig Abnehmer. Ertrag von 0,74 Ar 
zusammen 36 %g mit dem Betrage von 0,40 Mk. pro Kilogramm = 14,40 Mk. 


Es brachten ferner Erträge und zum Teil recht gute 

Mentha crispa, Krausemünze, ı17!/, Ag a 50 Pf, von 0,68 Ar bessere 
Qualität das Doppelte. 

Mentha piperita, Pfeffermünze, zusammen 20!/, 7g a 1,14 Mk, von 0,68 Ar. 

Artemisia Dracunculus, Esdragon, 29!/, 2g a 75 Pf. von 0,75 Ar. 

Salvia officinalis, Salbey, 7!/, #g a 50 Pf. von 0,66 Ar. 

Majoran ı6 Ag a 60 Pf. von 1,55 Ar. 

Es wurde wiederholt ein Versuch gemacht mit: 

Fenchel, gewöhnlicher, Föniculum officinale. Derselbe wurde, trotz- 


Berichte über ausgeführte Versuche auf den Rieselfeldern zu Blankenburg. 75 


dem erst Ende Juni ausgesäet, noch über ı »z hoch und zeigte bereits Blüten, 
denen der bald eintretende Frost ein jähes Ende bereitete. Ob sich diese vor 
Üppigkeit strotzenden Pflanzen halten werden, dürfte sehr fraglich sein, da der 
Boden während des Winters sich gern hebt und die so freigelegten Wurzeln ge- 
stört werden. Ferner mit: 

Lavandula spica, Lavendel. Die gut entwickelten Pflanzen müssen 
während des Winters gedeckt werden. Ernte erst nächstjährig. 


Zu den Zwiebelgewächsen 
kamen neu hinzu: 


Hyacinthus candicans. Der Samen dieser noch viel zu wenig geschätzten 
Hyazinthe wurde versuchsweise im Freien in Reihen dick ausgesäet und, sobald 
es die Zeit erforderte, verpflanzt. Die Pflänzchen gingen leicht auf und dürften im 
nächsten Jahre bereits blühen. Den Herren Kollegen in den Provinzen, welche 
diese Art noch nicht kennen, sei die Pflanze namentlich empfohlen. Der unermüd- 
liche und ergiebige, weisse Blütenreichtum sichert gutes Bindematerial, das immerhin 
auch einmal eine Tuberose ersetzen kann, 

Gladiolus Lemoinei hybridus. Diese winterharten, also im Freien aus- 
dauernden Gladiolen sind Kreuzungen von G. purpureo-auratus und gandavensis, 
von LEMOINE in den Handel gebracht. Früh ausgesäet, sollen sie bereits im ersten 
Jahre blühen. Wir pflanzten erbsengrosse Knöllchen, die vollständig sich ent- 
wickelten und einen Prachtflor in allen Farbenschattierungen entfalteten, der in 
der That sehr schön zu nennen war. Die Blumen erinnerten meist an Orchideen 
durch ihre schöne Zeichnung. Handelsgärtnern wie Privaten nicht genug zu 
empfehlen. 

Canna indica in Prachtfarben gemischt. Die Pflanzen, aus Samen 
herangezogen, blühten bereits im Juni bei immensem Blattwuchs; von der Aussaat 
bis zur Blüte gehörten ca. 3 Monate. 

Canna iridiflora. Auch diese wuchs ganz kräftig bis zu über ı »» heran, 
ober ohne zu blühen, doch musste der Frost erst ihrem Wachstum ein Ziel setzen. 
Eingepflanzt hätte diese Art sicher im halbwarmen Hause geblüht; sie gehört zu 
den schönsten Blühern unter den Canna. 

Freesia refracta alba. Von Samen ausgesäete Pflänzchen gediehen leidlich, 
hoffentlich blühen sie auch im kommenden Jahre bei uns. Diese Kapzwiebel soll 
im Freien überwintert werden. 

Ranunkeln. Ein Sortiment türkischer und persischer wurde angepflanzt, 
die allerdings nicht mehr zur Blüte kamen; also für nächstes Jahr. Wachstum 
leidlich. 

Oxalis tetraphylla. Im Juni angepflanzte Knöllchen arbeiteten sich schnell 
empor zu fast 30 cm hohen, rotblühenden Büschen. 


An Neuheiten wurden versucht: 


Aster, Triumph-, dunkelscharlachrot. Die bis 40 cm hohe Aster 
leuchtet durch ihre Farbe von weitem. Der Bau ist der einer Chrysanthemum-Aster 
gleich, während die Blume Paeonienform hat. Sehr zu empfehlen! 

Sommer-Levkoje, Victoria, dunkelblutrot. Der Bau der Pflanze ist 
elastischer, bouquetartiger, also nicht so steif wie der der gewöhnlichen Levkojen. 
Die Farbe der Blumen wie beschrieben und waren ca. 45 pCt. gefülll. Auch sie 
ist zu empfehlen. 

Winter-Levkoje, weisse von Nizza, wurde im April ausgesäet und wollten 


76 Berichte über ausgeführte Versuche auf den Rieselfeldern zu Blankenburg. 


wir uns gleich ım ersten Jahre von der Qualität überzeugen. Es fehlt nämlich zu 
der schönen, feurigroten Winter-Levkoje »Zwerg« ein Pendant, das ebenso stark 
ins Gefüllte geht wie die hier am Platze vorhandene eben genannte »Zwerg«, deren 
Stammsitz Charlottenburg bei Herren Hofgäıtner NIETNER und Handelsgärtner 
KRIEZSCH ist oder war. Doch ist die versuchte Pflanze eine ganz andere, im Bau 
sparrige und höher werdende Sorte. Die Blumen sind allerdings schön gross und 
reinweiss, hingegen blüht sie von aussen nach innen auf, so dass die Spitze stets 
zuletzt, eventuell auch gar nicht zur Blüte gelangt. Während nun die erwähnte 
rote »Zwerg«-Levkoje bis über 8o pCt gefüllte Blumen zeitigt, brachte diese neue 
weisse nur über 30 pCt. Ob die Levkoje aber besser ist, als bereits vorhandenen, 
lässt sich nicht mit Gewissheit sagen, da letztere leider, was Gefülltsein betrifft, 
viel zu wünschen übrig lassen. Die soeben empfohlene »Ruhm von Elberfeld« 
wird doch nicht mit der von Nizza identisch sein sollen? Erstere soll 95 pCt.? 
gefüllte bringen. 

Verbena hybr auriculaeflora compacta. Von dieser aufrechtstehenden 
neuen Verbene waren wir nicht erbaut. Vielleicht wird sie durch Zucht noch besser. 

Phlox Drummondi fimbriata purpurea*). Die gefransten Blumenblätter 
haben einen weissen Saum, welch letzterer sich vorteilhaft von dem Blaurot abhebt. 
Es ist immerhin eine andere Phlox-Varietät, die ja noch ihre Zukunft haben kann 
und dem Privatgärtner namentlich eine willkommene Bereicherung dieser Sippe 
sein muss. Auch in rot, rosa und anderen Farben sind die Phlox fimbriata bereits 
vorhanden. 

Dahlia gracilis, gestreift und punktiert. Die im April ausgesäeten 
Samen, die äusserst schnell zu blühenden Stauden heranwuchsen, entfalteten einen 
Blütenreichtum von blendender Schönheit. Die roten, gelben, weissen etc. Blumen 
waren, wie gesagt, entweder punktiert oder gestreift, und nahmen sich recht gut 
aus. Etwas variierte diese neue Varietät noch, da auch einfarbige darunter waren. 
Die einfachen Dahlien sind wieder Mode und zur Bouquetfabrikation allerdings 
geeigneter, weil leichter als die gefüllten. Einige Pflanzen hatten geschlitzte Blätter, 
ich weiss nicht, ob ähnliche schon gesehen wurden. 

Scabiosa »Schneeball«. Unter dieser kurzen Bezeichnung führt sich ein 
neuer Gast ein, der aber nicht ein solcher nur bleiben, sondern stets unter uns 
weilen wird. Die grossblumige weisse Scabiose ist jedermann zu empfehlen, na- 
mentlich da sie für Binderei unschätzbar ıst. Es fanden sich auch einige Exemplare 
mit ganz krausem Laube unter den angebauten, doch war es leider der vorge- 
schrittenen Saison wegen nicht mehr möglich, diese auf ihre Blumen hin zu prüfen. 

Tropaeolum majus nanum Tom-Pouce brilliant. Bitte um Vergebung 
solches langen Namens wegen. Die Farbe der neuen Zwergkresse ist leuchtend 
lilarot und letztere wohl bereits unter dem Namen T. coeruleo-roseum im Sorti- 
ment vorhanden. Handelsartikel wird sie hier nicht. 

Stachys tuberifera (affınis),, Choro-Gi. Ein von Japan neu eingeführtes 
Wurzelgemüse, das von feinem Geschmack sein soll. Die menthaartigen Pflanzen 
wurden 30 cm hoch, hatten bereits federhalterdicke Wurzelverdickungen mit tief- 
liegenden Augen gebildet, die kommendes Jahr vielleicht ein Urteil abgeben lassen. 


Ältere und bewährte Pflanzen. 
Alyssum Benthami compactum. Wem das alte Benthami zu sparrig 


*) Siehe Abbildung in Gartenflora 1888 S. ı Taf. 1264, daselbst auch die länger zugespitzte. 
Varietät cuspidata. 


Berichte über ausgeführte Versuche auf den Rieselfeldern zu Blankenburg. Tel. 


wächst, dem ist dieses gedrungen wachsende zu empfehlen, auch ist es zur Topf- 
kultur geeignet. Die Blumen sind sich gleich, auch im Weiss ist kein Unterschied. 

Reseda ameliorata nana compacta aurea. Ist unsere beliebte Topf- 
reseda, der neueren Geschmacksrichtung entsprechend — gelbblühend. Zu 
empfehlen. 

Stevia Lindleyana. Bekannte Schnittblume, deren weisse Blumen uner- 
schöpflich und die auch zugleich als Bouquetgrün dient. Die St. sollte in keinem 
Garten fehlen; sie lässt sich eingepflanzt überwintern. 

Trachelium coeruleum. Die blauen Blumen dieser zweijährigen Pflanze 
zeigten sich erst im Spätherbst, da spät angesamt; sonst gut als blühende Teppich- 
pflanze zu empfehlen. 

Waitzia corymbosa. Alte schöne goldgelbe Rhodanthe, wie wir diese 
Immortelle nennen möchten; blüht den ganzen Sommer, eignet sich für Töpfe und 
als Schnittblume. 

Waitzia grandiflora. Etwas grossblühender als vorhergehende und höher, 
daher nur als Schnittblume zu empfehlen. Für Trockenbinderei sind beide vor- 
züglich. 

Salvia coccinea punicea nana. Als weitleuchtende Gruppenpflanze durch 
ihren roten Dauerflor unschätzbar. 

Helichrysum elegans (Morna). Eine der Waitzia Verwandte, gelbblühend 
und, da niedrig, sich für Töpfe eignend. Blätter silbergrau. 

Dianthus plumarius fl. albo pl. Die weissgefüllte Federnelke, deren Ver- 
wendung bekannt. 

Sommerlevkoje, Schneeflocke. Ist bekanntlich eine grossblumige Zwerg- 
Pyramiden-Sommer-L., reinweiss mit Lackblatt. Sie brachte 60 pCt. gefüllte 
Blumen und ist sonst wie die Beschreibung angiebt. Es schien den Pflanzen bei 
uns nicht zu behagen, da sie bald wieder eingingen. 

Sommerlevkoje, Goliath. Ein kleines Sortiment, das angezogen wurde, 
bewährte seinen Ruf. Die hellblau blühenden sind wunderbarerweise meist nur 
einfach. 


Neue Gemüse. 


Krupbohne, allerfrüheste, langschotige Treib-. Eine weisssamige, 
ziemlich niedrigbleibende Bohne, die sehr früh zu sein scheint und auch niedriger 
als diverse andere frühe Sorten bleibt. Das Blatt ist rauh. Um ein richtiges Urteil 
zu fällen, müsste man sie treiben. Bei solch grossem Bohnensortiment, wie wir es 
bereits besitzen, muss man vorsichtig sein, einer neuen Sorte Raum im Katalog 
zu gewähren, da wohl jeder der Herren Fachgenossen seine »allerfrüheste und 
beste Bohne« ins Herz geschlossen hat. Schliesslich sind die am längsten im 
Handel befindlichen Sorten die besten. — Die Bezeichnung »ohne Faden« fassen 
wir nur scherzhaft auf. 

Schnabel-Erbse, verbesserte Riesen-. Herrn GRASHOoFF, der es sich 
unterzog, die alte, bereits meist zurückgegangene Schnabelerbse wieder herzustellen 
und eventuell noch zu verbessern, ist das doch noch nicht vollständig gelungen, 
da die Sorte noch nicht rein ist. Echt ist die Erbse bekanntlich nur dann, sobald 
die Hülse die Form eines Türkensäbels hat. Jedoch war die Erbse sehr gut. 

Rosenkohl, halbhoher der Halle. Wir fanden in diesem Rosenkohl keinen 
Unterschied mit dem hier bereits existierendem Dalkeith, doch ist er nicht zu ver- 
achten. Die kleinen Rosen sind sehr fest, was ihm zur Einführung verhelfen kann. 


78 Berichte über ausgeführte Versuche auf den Rieselfeldern zu Blankenburg. 


Samenbau und auf den Samenertrag hin gemachte Dungversuche. 


Da die im verflossenen Jahre gemachten Versuche zu keinem definitiven Re- 
sultate geführt, wurden dieselben insofern erneuert, respektive wiederholt, als der 
Dung (je 50 g pro Beet), der spät im Frühjahr verflossenen Jahres (1837) ein- 
gebracht war, nun erst in diesem Jahre richtig ausgenutzt werden sollte, zu welchem 
Behufe der gleiche Artikel auf diese Beete ohne neue Düngung ausgesäet 
wurde. Wir säeten je 5 g Reseda nana compacta multiflora auf ca. 29 gm 
enthaltende Beete, welche 1837 folgende künstliche Dünger enthielten, eventuell 
auch ohne solchen verblieben: 


ı. Keinen Dünger. 

2. I'homasschlacke und schwefelsaure Kali-Magnesia. 
3. Superphosphat » » » » 

4. Kalkpräcipitat » » » » 


5. Schwefelsaure Magnesia. 

Die Düngemittel wurden von Herrn Stadtältesten Dr. Conn, Martinikenfelde, 
bereitwilligst schon in den nötigen Mengen gemischt. 

Zur Kontrolle wurden diese Dungversuche der Reihe nach wiederholt, also zu- 
sammen Io Beete inkl. der zwei ohne Dung verbliebenen, jedes Beet ist ca. 48 gm 
gross. Ich muss hier gleich einschalten, dass die Resedapflanzen sehr dünn standen, 
da einesteils die Aussaat derartig gemacht wurde, andernteils aber wohl die klima- 
tischen Verhältnisse hier sehr verheerend auf die Anlage einwirkten. Das End- 
resultat ergab folgende Zahlen: 

Die 2 Beete unter Nr. ı, ohne Dung 0,750 %g Samen, 

Nr. 2, Thomasschlacke etc., 0,375 %g Samen, 
Nr. 3, Superphosphat, 0,875 %g Samen, 
Nr. 4, Kalkpräcipitat etc., 1,125 %g Samen, 
und endlich Nr. 5, schwefelsaure Kali-Magnesia, 0,875 %g Samen. 


Mithin ergaben die unter Nr. 4, mit Kalkpräcipitat und schwefelsaurer Kali- 
Magnesıa gedüngten Beete den besten Ertrag. Was nun aber unsere Versuche auf 
den Kopf stellt ist, dass die Erträge, welche wir ohne jeglichen Dung erzielten, 
genau nochmal soviel brachten, als die mit Thomasschlacke präparierten Beete. — 

Ob die Thomasschlacke in zu geringer Menge angewendet, oder ob hier ein 
Zufall mitspielt, lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen. Letzteres darf aber wohl 
anzunehmen sein. — Wir sind hier bei diesem Artikel zu einem fraglichen Resultat 
gekommen. Abgesehen nun davon, dass die Pflanzen anfänglich sehr dünn standen, 
wie schon eingangs erwähnt, musste unserer Ansicht nach das Resultat doch ein 
anderes werden, da die Reseda, wir möchten sagen, gleichmässig schlecht stand. 
Die einzelnen Pflanzen hatten einen Umfang von über 50 c»» und erwiesen sich 
— wir können es wohl sagen — als untaugliches Versuchsobjekt, da sie ununter- 
brochen in reicher Fülle weiter blühten, ohne recht Samen anzusetzen. 

Bei ferner angestellten Versuchen, bei denen erst im Anfang des Jahres 1388 
im Winter die Beete mit Phosphaten versehen wurden, waren die Ergebnisse auch 
so fraglicher Natur, wie wir gleich finden werden, dass wir in der That noch im. 
Dunkeln irren. 

Wir liessen uns nämlich in diesem Jahre von dem Gedanken leiten, auf 
Samenertrag hin mit solchen Phosphaten zu düngen, die zu den preiswertesten 
gehören; denn falls ein Züchter geneigt ist, das Rieselland zu Samenkulturen ein- 
zurichten, so darf durch die notwendigen Beimischungen obiger künstlicher Dünger 
der Boden auch nicht zu teuer werden. Dass Düngung mit Phosphorsäure er- 


E 


Berichte über ausgeführte Versuche auf den Rieselfeldern zu Blankenburg. 79 


forderlich, um gute Ernten an Samen zu erzielen, geht aus allen landwirtschaft- 
lichen Versuchen hervor. — Während nun 100 kg der phosphorsäurehaltigen 
Thomasschlacke sich bis auf höchstens 4 Mk. belaufen, kommen Superphosphate 
bis auf ı1o Mk. und darüber zu stehen. Der Preisunterschied ist also ein gewaltiger, 
er wird aber durch die Grösse des Mehrbedarfs gemindert. Wir nahmen das 
billigste phosphorsäurereiche Düngemittel, die Thomasschlacke, um die wenigen 
Beete, die uns noch zur Verfügung standen, mit einigen von denjenigen Artikeln 
zu bestellen, die uns gleichfalls früher bei der Samenzucht versagten. Die 
Thomasschlacke wurde im Februar auf das Beet gleichmässig gestreut und be- 
hutsam untergebracht. Hierauf wurden im Anfang Mai gesäet: 

Mohn, weisser Speise-. Wir nahmen !/,,%g Thomasschlacke pro Quadrat- 
meter; die Beete ergaben 4,025 #9 Samen, 150 g Schlacke brachten ebenso viel 
und auf gleichem Raum derselbe Artikel ohne Dung 4,050 #g, also mehr. An sämt- 
lichen Pflanzen war äusserlich kein Unterschied in der Vegetation zu erkennen. 

Nigella sativa, Schwarzkümmel. Ergab unter gleichen Verhältnissen ge- 
düngt auf 2 Beeten (a ca. 449m) 6!/, Ag Samen und ungedüngt 4%g. Diese Pflanze 
verlangt bei der Kultur etwas Schutz, der ihr durch den angrenzenden Mohn auch 
zu teil wurde. Der Same giebt ätherisches Öl und ist als Semen Nigellae im 
Handel. 

Phalarıs canariensis, Canarien-Glanzgras, Spitsame. Die Beete standen 
gut. Ernte bei !/,;, #2 Thomasschlacke pro Quadratmeter 5,070 Ag auf 2 Beeten, 
bei 150 g 3,075 %g, ungedüngt 2 Ag Samen. 

Wenn die Resultate nun auch in mancher Beziehung keine schlechten, sondern 
im Gegenteil gute zu nennen sind, so müssen wir doch im Grunde genommen die 
Aussichtslosigkeit der Samenzucht zum Teil hervorheben. — Vergegenwärtige man 
sich eine Anlage von ersten besten Sommergewächsen oder sonst zweijährigen 
Pflanzen, die angepflanzt werden behufs Samengewinnung, z. B. Runkeln. Die 
überwinterten, zur Zucht bestimmten Rüben werden im zeitigen Frühjahr an Ort 
und Stelle ausgepflanzt oder gesteckt. Die bald fröhlich wachsenden Pflanzen, die 
ja mehr als alles haben zum Gedeihen, werden sich bald zum Samenansatz be- 
quemen, nachdem sie verblüht sind. 

Nachdem nun aber die Samen zu reifen beginnen und eine Ruhe eintreten 
oder das Absterben der Pflanzen vor sich gehen soll, können die Gewächse 
nicht dazu kommen, infolge des im steten Zeugen begriffenen Erdreichs, das, schon 
mit Dung gesättigt, noch obendrein Dungwasser aufzunehmen bestimmt ist. — 
Anders ist es, wenn nicht regelmässig das Wasser abgenommen zu 
werden braucht und das Rieseln abgestellt werden darf, dann mag es 
gehen. Im anderen Falle aber findet ein permanentes Vegetieren der Pflanzen 
statt auf Kosten der Samenernte, die der Frost überrascht und zerstört. Die 
wenige reif gewordene Saat dürfte den Züchter nicht befriedigen. 

Dessenungeachtet wird vor wie nach Samen gebaut werden auf Stellen, die zu 
Gunsten anderer Kulturen in der Nachbarschaft kein Wasser erhalten. 


II. Neuheiten von Gemüsen. 
Von W. Busse. 


Petersilie Ruhm von Erfurt gewährt durch ihre überaus feingekrausten 
Blätter, welche auf einer glatten Wurzel stehen, einen hübschen Anblick, und wird 
sich dieselbe gewiss zum Einschlagen in Häuser und Kästen gut eignen, wenn erst 
eine Varietät mit kurzer konstanter Wurzel erzielt ist. 


80 Berichte über ausgeführte Versuche auf den Rieselfeldern zu Blankenburg. 


Rettich, weisser Delikatess, ist ein weisser, rübenartig geformter Sommer- 
rettich mit gutem Geschmack und jedenfalls zu empfehlen; nur darf man denselben 
nicht zu gross werden lassen, da er sonst leicht pelzig wird. 

Radies, Klars früheste runde rote Zwerg-, ist wohl eine frühe, gut 
geformte Sorte, dürfte sich aber auf dem Berliner Markt erst einbürgern, nachdem 
eine andere Farbe erzielt worden, da blassrosa, wie dieses Radies ist, hier nicht 
beliebt wird. (Herr Krar besitzt jetzt dieselbe Sorte karminrot. D. R.) 

Radies, Bertrams non plus ultra, ist hinsichtlich der Farbe (leuchtend 
scharlach), Form und Schnellwüchsigkeit eine hervorragende Neuheit. Es muss 
jedoch, ehe es völlig ausgebildet ist, geerntet werden, da auch dieses Radies sonst 
leicht pelzig wird. 

Rosenkohl, Bankholm Invincible, im März auf ein Frühbeet gesäet, 
wuchs, nachdem er ausgepflanzt war, ungemein robust, brachte jedoch erst im 
Oktober meist über wallnussgrosse Rosen und hat sich derselbe hier mindestens 
nicht besser bewährt als unsere bereits erprobten älteren Sorten. 

Chou de Bruxelles demi nain de la Halle. Ein halbhoher Rosenkohl 
mit dicht gedrängt stehenden glatten Rosen, welcher alle Beachtung verdient, wenn 
die Pflanzen auch nur zur Hälfte als rein gelten konnten. 

Cabbage 23. 24., Weisskohl, bildete sehr unvollkommene oder gar keine 
Köpfe und ist für unsere Verhältnisse jedenfalls nicht zu gebrauchen. 

_ Blumenkohl Castelsardo bildete, trotzdem derselbe anfangs März auf ein 
Frühbeet gesäet war, einige unregelmässige Blumen; litt schon durch die ersten 
Nachtfröste empfindlich und ging anfangs November ganz zu Grunde. 

Cauliflower (Blumenkohl aus England) missraten. 

Grünkohl, aus England, ein einfacher, hoher, wenn auch gut gekrauster 
Grünkohl. 

Die beiden Bleichselleriearten, Hendersons Wite Plume und englischer 
Bleich-, wuchsen beide sehr üppig und wären diese sicher lohnend und des An- 
bauens wert, wenn der nötige Absatz dafür geschafft werden könnte. 

Zwiebeln Blood red Bassano, white Lissabon, rote von Genua, 
weisse Riesen- garganu mammuth kamen sämtlich nicht zur Ausbildung, da 
dieselben von den Maden zerstört wurden. 

Rote Beete Nr. 14. ı5. Erstere rund, zart und schwarzrot. Letztere etwas 
heller, jedoch noch sehr dunkel gefärbt. 

Bohnen, neueste allerfrüheste zartschotige Brech-. Eine frühe reich- 
tragende Sorte, welche aber an Frühzeitigkeit durch unsere bekannte Zucker-Butter- 
Brech- übertroffen wird; dann aber wird die Schote auch leicht faserig. 

Die folgenden Gemüse sind allbekannte und allbewährte Sorten, welche nur 
versucht wurden, weil dieselben im allgemeinen sich auf den Rieselfeldern nicht 
bewährt haben. Wider Erwarten gediehen fast alle recht gut. 

Der Apfelsellerie wuchs sogar vorzüglich; es wurden, trotzdem derselbe 
spät gepflanzt wurde, noch recht ansehnliche Knollen. 

Die Flageolet-Wachs-Stangenbohne hat auch hier ihren guten Ruf be- 
wahrt; sie wurde allerdings nicht so hoch wie sonst auf anderen Feldern, auf 
welchen dieselbe bekanntlich dieselbe Höhe erreicht, wie unsere grünschaligen 
Sorten; trug aber sehr reichlich. 

Auch war die Stangenbohne Grünschalige Schlachtschwert recht gut. 
Was nun die Krupbohnen Kaiser Wilhelm, Hinrichs Riesen-, Gelbschalige 
Flageolet-Wachs- betrifft, so trugen auch diese recht reichlich und gut aus- 
gebildete Schoten. 


J. Kähler: Der Dampfrajolpflug zuerst im Dienst der Baumschule. 81 


Am wenigsten gut bewährten sich die Gurken, selbst wenn man den für diese 
Kultur allerdings sehr ungünstigen Sommer in Betracht zieht und dürfte auf den 
Rieselfeldern der Anbau doch wohl nur unter ganz günstigen Verhältnissen 
rätlich sein. 

Von den drei angebauten Sorten: Ganz frühe Trauben-, frühe voll- 
tragende Treib-, extra lange Schlangen-, war die letztere am dankbarsten. 

Was nun die Ursache des guten Gedeihens des Sellerie und der Bohnen an- 
langt, so glaube ich dieses einmal dem guten, reich lehmhaltigen und doch lockeren 
Boden, dann aber auch und hauptsächlich dem regelmässigen Rieseln zuschreiben 
zu sollen. 

Bei der Anlage wurde die Hälfte aller Beete mit Gras gedüngt, die andere 
nicht, um einen Unterschied durch diese Düngung feststellen zu können. Leider 
war kein Erfolg zu sehen; jedoch hoffe ich auf eine Nachwirkung im nächsten Jahr. 


Der Dampfrajolpflug zuerst im Dienst der Baumschule. *) 
Von J. Kähler, Obergärtner in Tempelhof. 


Ohne Rajolen gehts nicht. Wo billige Arbeitskräfte vorhanden oder eigene 
Leute genug da, die sonst ohne Beschäftigung sein würden, braucht man sich 
nicht weiter den Kopf zu zerbrechen. Ganz anders ist es hier am Orte des 
Schreibers dieser Zeilen. Leistende Arbeiter knapp, daher teuer. Während .des 
offenen Wetters bis zum starken Froste nimmt die Nähe der Residenz mit ihrer 
Bauthätigkeit, Kanalisation, Pflasterung und anderen grossen Unternehmungen die 
Arbeiter in Anspruch, und ein Akkordrajolen bei hartem Untergrund ist keine 
Lockspeise. 

So war es seit geraumer Zeit mein Bestreben, mich von dem Mangel an 
Leuten unabhängig machen zu können. Ich hatte zuerst ein Doppelpflügen mit 
Pferden im Auge. Mit vielem Interesse verfolgte ich die im Laufe des Jahres in 
der deutschen Gärtnerzeitung eingegangenen Antworten auf die Frage: »Kann man 
durch Pflügen Ersatz für das Rajolen schaffen?« Die Antworten genügten mir 
nicht, weil trotz zweimaligen Pflügens ein weiteres Aufwerfen durch Spaten not- 
wendig wäre und der Untergrund hier ohne Hacke nicht aufzuwerfen ist. Das 
Suchen nach einem passenden Pflug in Berliner Fabriken war vergebens, nach 
langen Bemühungen erfuhr ich aber, dass JoHn FOwLErR, Magdeburg, auf Terrains 
der hannoverschen Klosterkammer, der hannoverschen Provinzial-Forstverwaltung, 
des Herzogs VON ARENBERG, des Fürsten voN BENTHEIM zu Forstkulturen per Dampf 
rajolt hatte. Diesen Anhalt benutzte ich, mich mit der Firma in Verbindung zu 
setzen, und nachdem zwei Chefs sich hierher bemüht, das Terrain als äusserst günstig 
befunden, galt es bloss noch sachliche Schwierigkeiten zu überwinden. Versuche, 
andere Herren gleichzeitig zum Dampfrajolen zu bewegen, misslangen, da fasste 
ich den Mut, beschloss, mir den Dampfpflug allein kommen zu lassen und wappnete 
mich gegen ein moralisches Risiko mit dem Trost, dass die JoHn Fowrersche 
Fabrik eventuell mitbüssen müsste. Am 27. November kamen 2 nominell 16, in 
Wirklichkeit 64pferdige Dampfmaschinen, der Dampfrajolpflug und ein Wasser- 
wagen aus Magdeburg an. Die ca. 300 Ctr. wiegenden Maschinen wurden geheizt 
und fuhren direkt auf untergelegten Bohlen, die Rampe etwa einen Fuss tief ein- 
drückend, herunter, passierten die Tempelhofer Chaussee unter Begleitung eines Gens- 


*) Vergl. Gartenflora 1888 S. 664. 
Gartenflora 1339. 6 


82 J. Kähler: Der Dampfrajolpflug zuerst im Dienst der Baumschule. 


darmen und des Chaussee-Aufsehers und waren um ıı Uhr auf dem betreffenden 
Terrain. Die ganz neuen Maschinen sowie der kolossale Pflug machten einen 
imposanten Eindruck. Die Maschinen wurden nun in einer Entfernung von 400 m 
aufgestellt, was trotz des oben weichen Bodens, diverser Löcher und Furchen 
ohne Schwierigkeiten von statten ging, und der Pflug wurde in Bewegung ge- 
setzt. In ca. 6 Minuten fuhr der Pflug mit der Geschwindigkeit eines schnell 
gehenden Menschen die 400 m» ab und hinterliess eine mächtige Furche; nach- 
dem 7 Furchen zur Probe gepflügt, wurde aufgehört. Als ich mit einem Spaten 
genau die Tiefe der Lockerung, die Mischung des Bodens untersucht hatte, 
konnte ich meine volle Befriedigung erklären und sagen, so sorgfältig und so reell 
wie der Dampfpflug machen es die Arbeiter nicht, und welcher Ärger, welche Zeit 
wurden mir, welche Kosten der Baumschule erspart. 

Ich hatte zu den Tagen des Dampfrajolens eine Menge Einladungen ergehen 
lassen und konstatiere hier gern, dass sehr viele Herren gekommen und keine 
kompetente Persönlichkeit ihr Kommen bedauert, sondern die Leistung des Dampf- 
pfluges bewundert und die Ausführung sachgemäss gefunden hat. Die Tage des 
Dampfrajolens (28. bis 30. November) der 20 Morgen der Tempelhofer Baum- 
schulen haben mir und allen gekommenen Herren gewiss grosse Freude bereitet. 
Die Bearbeitung und Mischung des Bodens durch den JoHn FowLeErschen Dampf- 
rajolpflug, in lehmigem Untergrund zum ersten Mal hier angewandt, das Zutage- 
fördern selbst grosser Steine, alles ging vorzüglich von statten, so dass ich voll 
und ganz zufrieden gestellt wurde. Ich kann, trotzdem mir von liebenswürdiger 
Seite geschrieben wurde, dass der von mir inaugurierte Versuch nicht der erste, 
sondern in Weissenfels dergleichen schon probiert wäre, es aber dort vorgezogen 
sei, die Arbeit durch ro Ochsen besorgen zu lassen, darauf entgegnen, dass die 
ıo Ochsen sich hier für eine solche Kraftleistung bedankt hätten und mir also 
die Priorität nicht geraubt werden kann. 

Der Kostenpunkt mag ja in anderen Gegenden das Haupthindernis sein, die 
Dampfkraft zu benutzen. 


Es’ kostete dasebffüsen pro, Morgen 2 a 2. oe 

PersTransport.der Maschnens a ey me oe 

Irereruns von Kohlentunde Wasser ar vun Ron 
go Mk. 


Ein Rajolen mit Leuten auf 75 cn» Tiefe würde hier pro Morgen mindestens 
ı80 Mk. kosten, ausser der nötigen Aufsicht, Zeit und Unannehmlichkeiten, ohne 
welche es nicht abgeht. So würde ich mich hier auch bei gleichen Preisen 
für die Dampfkraft entscheiden. 

Der FowLersche Dampfpflug ist ein Balancier-Rajolpflug, bedarf also keines 
Wendens, sondern nur des Herabdrückens der mit dem Pflugeisen nach vorwärts 
gerichteten betreffenden Balancier-Balkenhälfte. Auf jeder dieser völlig gleich 
(symmetrisch) armierten Balkenhälften befinden sich die Sitze für den Lenker und 
Steller und für den Hilfsarbeiter des Pfluges. Im wesentlichen sind 4 Hauptteile 
zu unterscheiden: ı. Der Narbenschneider, ein scharfes rotierendes Rad, welches die 
Bodenoberfläche durchschneidet; 2. der Vorpflug, welcher dem Narbenschneider 
auf dem Fusse folgt und den oberen Boden mit den Fruchtwurzeln u. s. w. seitlich 
umkıppt; 3. der Tief-Rajolpflug, welcher den Boden in der gewünschten Tiefe 
durchpflügt und umschüttet und 4. der Untergrundwühler, ein starker Stahlzinken 
(Grubber), welcher die Sohle der Pflugfurche noch tiefer durchlockert. Der 
Narbenschneider durchritzte bei den Tempelhofer Baumschulen das mit Rüben etc. 


ve 


J. Kähler: Der Dampfrajolpflug zuerst im Dienst der Baumschule, 83 


bestellt gewesene Feld auf etwa ı5 cz, dann pflügte der Vorpflug auf 4o cm Tiefe 
(immer von der Oberkante des Feldes an gerechnet) und der Tief-Rajolpflug auf 
70cm Tiefe; der Grubber lockerte die Furchensohle dann noch auf weitere 25 cm, 
sodass im ganzen eine Boden-Umpflügung und Mischung bezw. Lockerung von mehr 
als 95 cn geleistet wurde, bei einer Breite von einem halben Meter. 

Dabei wird ein vollständiges Begraben der Fruchtwurzeln erreicht, dank der 
Vorarbeit der Vorpflugschaar, und selbst grössere Findlinge werden aufgebracht. 
Der Pflug ist verstellbar, sowohl in dem Verhältnis des Furchenrades zu dem 
kleinen Terrainrad, also in seiner Tiefenwirkung, als auch hinsichtlich der Breite 
des jedesmal abzupflügenden Streifens. In Betrieb gesetzt wird er vermittelst 
zweier, an den beiden einander gegenüber liegenden Feldgrenzen aufgestellten 
Lokomobilen, zugleich auch Lokomotiven. Jede derselben enthält eine 16 pferdige 
Compound-Maschine und treibt eine wagerecht gelagerte ‘Trommel, auf welcher 
sich das den Pflug ziehende Drahtseil auf- bezw. bei seinem Weggang zur Gegen- 
maschine sich abwickelt Jede Maschine wird von einem Mann bedient, ein 
dritter fährt für beide Wasser an. Die Eigenfortbewegung der auf breitreifigen, 
mit Greifeisen beschlagenen Rädern ruhenden Lokomobilen ging trotz des an 
einigen Stellen aufgeweichten Bodens, trotz der Terrain-Aufsteigung und trotz 
mancher Löcher und Pfützen glatt von statten. Zur Erzielung einer plötzlichen, 
bei Compound-Maschinen nicht möglichen grossen Kraftleistung (wenn z. B. der 
Pflug mitten in der Arbeit halten musste und wieder arbeiten sollte, oder zum 
schnellen Anlauf der Maschinen) sind die Maschinen mit Ausschaltungen der 
Compound-Vorrichtung, die sich bei vermindertem Kraftbedarf selbst wieder aus- 
lösen, versehen. 

Das Ergebnis des Tief-Rajolens bewies den Fleiss und die Schaffenskraft des 
FowLerschen Pfluges mit überzeugender Zuverlässigkeit. Durchschnittlich umpflügt 
derselbe täglich 2,5 Aa. Die Kosten des eigentlichen Pflügens stellten sich für die 
Tempelhofer Baumschulen auf 5o Mk. für jeden Morgen und werden soviel bei 
kleineren Arealen bis zu 25 Morgen überhaupt betragen. Bei grösseren Flächen 
vermindert der Preis sich mehr und mehr bis herab auf 2o Mk. Pflug- und Trieb- 
maschinen sind mit der für solche Zwecke notwendigen Derbheit und Gediegenheit 
von der JoHn FowLerschen Maschinenbau-Anstalt zu Magdeburg angefertigt. 

Etwaige Anfragen werden von Herrn JoHn FOWLER gern beantwortet und 
Auskunft erteilt. 

Zum Schluss meiner Zeilen wünsche ich, dass dies von uns ausgeführte 
Dampfrajolen Nachfolger finden, der Allgemeinheit nützen möge und so ein 
Kulturfortschritt zu verzeichnen sei. 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc. 


Iris stylosa Desf. 

Diese schöne Schwertlilie blühte in- 
folge der milden Witterung hier schon 
von Ende November an. Die 25—30 cm 
hohen, einblumigen Blütenstengel erheben 


sich aus der Mitte der zierlichen gras- | 
artigen Belaubung. Die lieblichen azur- | 


blauen, auf der Rückseite leicht bronze- 
farbig übergossenen Blumen sind an- 
genehm duftend und halten sich, wenn 
vermittels Glasglocken oder Fenster 
gegen anhaltende Nässe oder eintretende 
Fröste geschützt, zwei bis drei Wochen. 
Starke, mehrjährig etablierte Pflanzen 
6* 


84 Alphabetisches Verzeichnis neuer Pflanzen. 


schmücken sich für einige Monate mit 
Blumen. 

Eine hier sehr geschätzte Neuheit 
ist Iris stylosa var. alba, mit hübschen 
weissen Blumen. Diese Neuheit wurde, 
als ich sie im letzten Frühjahr für die 
Firma TH. S. Ware in Tottenham der 


Royal Horticultural Society zur Begut- 
achtung vorstellte, mit einer Auszeich- 
nung erster Klasse belegt. Beide schöne 
Pflanzen lassen sich bei uns als Stauden 
behandeln und dauern am warmen 
Standort im Freien aus. 

Cr. SONNTAG in London. 


Alphabetisches Verzeichnis sämtlicher im Monat November 1888 beschriebenen neuen 
oder abgebildeten älteren Pflanzen, mit kurzen Beschreibungen. 
(Nachdruck verboten.) 


Betreffs der benutzten Zeitschriften und Abkürzungen siehe Seite 54. 


Acaena-Arten. B. T. S. 331. 

Aesculus turbinata Bge. Japan. (Fälsch- 
lich als A. Chinensis verbreitet.) Beschr. 
R. S. 496 m. A. 

Agave Elemeetiana Jacobi. Mexiko. 
Blätter ganzrandig, weich, überhän- 
gend. Blüht leicht und bringt keim- 
fähige Früchte in der Kultur. B. M. 
t. 7027. 

Alnus glutinosa L. var. laciniata Ehrh. 
6f..S 585 m... 

Amaranthus Margaritae Dam. J. 6. S. 338, 
Fg. S. 269 und W. S. 434. 

Anemone appennina. N. S. 323. 

Angraecum Sanderianum Rchb. f. Neu, 
zıerlich, Blätter klein, zahlreich, weiss, 
mit roten Blattstielen R. S. 516 m. T. 

Anthurium Chamberlainı Mast. J. S. 73 
t. 62 (schwarz). 

A. Froebelii mit doppeltem Kolben. G&f. 
S. 601 m. A. 


Apfel, doppelter Zwiebel-. G&f. t. 1234. 
A., Roter Ananas. P.S. 323. 
Aquilegia vulgaris. N. S. 324. 


Aralia Sieboldi als Tafel-Zierpflanze. G@. 
S#4T3 meN. 

Asclepias tuberosa. N. S. 325. 

Asplenium formosum. Trop. Amerika. 
GES74217m A: 

Aster, paeonienblütige Kugel-, »zinnober- 


karmin mit weiss umflort«e. Neu. &f. 
S. 624. 
Athrotaxis selaginoides. Tasmanien. 


(Conifere.) 6. C. S. 544 m. A. 

Azalea Indica »Criterion« als Pyramide 
gezogen. &. S. 424 m. A. 

A. occidentalis, neue schöne Varietäten, 
6:38: 416 m.\E: 


.Begonia Davisii, Boliviensis, Veitchi, 
Socotrana. Knollenbegonien. @. C. 
S. 534 m. A. 


Berberis Fendleri Gray, G.F. S. 460 m. A. 


| Bertolonia »Comte de Kerchove«. 


Neu. 
Blatt dunkel-olivengrün mit rosa Nerven 
RvV.37261 m IR. 

Birne, Clairgeaus Butter-. Farbige Tafel 
Nr. 35 und Beschr. in 6. 0. S. 337. 

B. »Doyenne blanche«. G. S. 445 m. A. 

B. »La Be&arneise« (Baltet 1838). Neu. 
Winterfrucht. Ja. S. 248. 

B. »Le Lectier«. ) Ja. S,259 m: 

B., Vereins - Dechants-. Farbige Tafel 
Nr. 36 in 6.0. 

B., Winter - Dechants-. 
Nr. 34 in 6.0. 

Bohne, Busch-, »Flageolet Victoria@. Neu. 
Gf. S. 625. 


Farbige Tafel 


Caesalpinia Japonica S. et Z, Japan. 
Neuere Einführung. Blumen gelb. &@.C. 
Ss TU mA: 

Calandrinia oppositifolia S. Watson. spec. 
nova. Californien. Blumen fleisch- 
farben. @.C. S. 601 m.T. 

Calanthe Masuca Ldl. Nepal, Sikkim. 
0. A. t. 354. 

C. striata Brown. Japan. 

Catasetum Bungerothü 
Ecuador. 0.A. t. 352. 

Cattleya X Cassandra Rolfe. nov. hybr. 


B.M. t. 7026. 
N. E. Brown. 


(C. Loddigesii X elegans). Beschr. 
G. C. S. 596. 

C. Gaskelliana alba. Venezuela. 0. A. 
t. 353- 


C. Gigas, weiss. G. F. S. 436 m. A. 


C. Jlabiata Warscewicziı Rochellensis 
Rchb. fil. nov. var. DBeschr. @. C. 
S.5 


33- 
C. x porphyrophlebia Rchb. fil. (C. inter- 
media X superba). Beschr. @.C.S. 502. 
Chaenomeles (Cydonia) japonica var. Si- 
mirenkiana. Neu. DB. weisslich, Bl. 
heller, Kelch weisslich, durchsichtig, 
bei LEoN SIMIRENKO in Goroditsche, 
Gouv. Kiew entstanden. R. S. 518. 


Alphabetisches Verzeichnis neuer Pflanzen, 85 


Chrysanthemum »Avalanches. Blume 
gross, rein weiss. J. S.449 m. A. 

Ch. »James Salter«. G. S.437 m. A. 

Ch. »Stanstead surprise«. Neu. Blume 


gross, gekräuselt, rosa-kermesin. |]. 
> 427 M..A. 

Ch., neue Varietäten. 6. S. 487 und |]. 
S. 426. 

Cichorie, Spargel-. W. S. 445. 

Cissus mexicana. Fg. S. 274. 


Clematis, grossblumige zur Verzierung 
der Hauswände. 6. S. 457 m. A. 

Cocozelle von Tripolis. W. S. 444. 

Cornus sibirica Gouchaulti, gelb und rot- 


bunt. R. S. 519. 
Crocosma aurea var. maculata Baker. 
Südafrika. G.C. S. 565 m. A. 


Cyenoches chlorochilon. Britisch. Guiana. 
ES. 462: m. A. 
C. versicolor Rchb. f. nov. spec. 
silien. Beschr. &. C. S. 596. 
Cyperus umbellatus. J.&@. S. 340. 
Cypripedium Ashburtoniae Rchb. f. 1. 
SER 

€. Elliottianum Rchb. f. nov. spec. Phi- 
lippinen. Beschr. 6. C. S. 501 u. 532. 

C.x Fitchianum Williams’ Cat. (C. Hoo- 
kerae X barbatum). 0.A. t. 350 

C.x Measuresianum (C. villosum X ve- 
nustum). Rv. S. 266 m. A. 


Bra- 


C. Mastersianum Rchb. f. Malay.-Ar- 
chipel. L. t. 159 

C. oenanthum  » Josephine Jolibois « 
Rchb. f. hybr. Gall. (C. Harrisianum 
X insigne Chantini). Beschr. &. C. 
S. 501. 

Decaschistia ficifolia Mast. nov. spec. 


Birma. (Malvacee.) Beschr. 6. C.S.565. 
Delphinium nudicaule aurantiacum. Neu. 
Gf. 3. 595. 
Dendrophylax Fawcetti Rolfe. nov. spec. 
Westindien. Beschr. 6. C. S. 533. 
Dianthus Caryophyllus L. - Varietäten. 
1.15.:65 t. 63. 
Digitalis purpurea, weisse, purpurgefleckte 
Varietät. @. S. 483 m. T. 
Diospyros Virginiana in Kew Garden. 
6. C. S. 504 m. A. 
Disa racemosa L. fil. 
2 356; 

Eierfrucht, schwarze von Nangasaki. W. 
S. 442. 

Enkyanthus Himalaicus Hook. et Thoms. 
B.-97512 NA: 

Eucalyptus viminalis. S.W.- Australien, 
Tasman. @.C. S. 596 m. A. 

Eulophia maculata Rchb. f. Trop. West- 
afrika. Gf. t. 1235. 


Südafrıka. 0. A. 


Eustrephus Brownii F. v. Müll. Austral. 
(Liliacee.) G6f. S. 596 m: A. 
Francoa ramosa. Chile. Kalthausstaude 


| Gurke, Treib-, »Wundervoll«. 


mit langen weissen Blüten-Rispen. &. 
S. 469 m.A. 
Georgine, neue, Lilian Abery (H. Can- 
nell & Sons), weiss mit roten ‚Streifen, 
A. G. S. 400 m. A. 
Neu. &f. S. 595. 
Neu. &f. 


halb gefüllt. 
Godetia pumila hybrida. 


Sh 624. 

Hedera Canariensis, Roegneriana, lucida, 
digitata, hastata, pedata, Algeriensis. 
G. S. 492 m. A. 

Jasminum hirsutum. Ostindien. Strauch 
des Warmhauses mit weissen, wohl- 
riechenden Blüten. J. S. 421 m. A. 

Iberis Forestieri Jord. Fg. S. 269. 

Ib. nigricans Fisch. Fg. S. 269. 

Iris Korolkowi Rgl. und var.. concolor 
Foster. Erstere blass graublau, dunkler 


gestreift; . letztere schön violett. B.M. 
t. 7025. 
Koelreuteria bipinnata, neu. A. 6. S. 399 


m. A. (aus R.) 

Kürbis »Cocozelle von Tripolis. W. S, 444- 

Laelia X Euterpe Rolfe. nov. hybr. (L. 
pumila Dayana X crispa). Beschr. 6. C. 
S. 533: 

L. pachystele Rchb. f. nov. hybr. nat.? 
Beschr. 6. C. S. 596. 

Lapageria. rosea 5. 133.0 Ay 

L. Nash Court ec A} S21L35..mf A. 

Leptotes bicolor Ldl. Brasilien. L.t. 157. 

Lycoris-Arten.. B. T. S. 323. 

Mammea Americana L. Obstbaum West- 
indiens. Ja. S. 260 m. A. 

M. americana L. Ja. S. 261 m.A. 

Maxillaria fuscata. 6. C. S. 576 m. A. 

Melonen, in Häusern getrieben. @. S. 481 
m. A. 

Mohn-Sorten, . neue. &f. S. 593. 

Musa Ensete. Ja.ıS22410um Ar 

Nepenthes X Dicksoniana (N. Rafflesiana 
x. Veitchi). Kannen apfelgrün,  ker- 
mesin-gefleckt. @.C. S. 543 m. A. 

Nicotiana colossea Ed. Andre. Riesige 
Blattpflanze, B. ı »» lang, 55 cm breit, 
in der Jugend rot-violett mit roten 
Adern. Noch nicht geblüht. R. S. 511. 

Notospartium Carmichaäli.  (Papillona- 
cee.) Fast blattloser Strauch Neusee- 


lands; Blumen rosa-purpurn, in Bü- 
scheln. .J. S. 470 m. A. 
Odontoglossum eugenes Hort. Veitch. 
Neugranada. 0.A. t. 355. 
O-Halli Edi. PerusrE. t158. 


Ozothamnus rosmarinifolius. (Composite.) 
Australischer Strauch mit reichem 
weissen Blütenflor. &@. S. 409 m. A. 


Paeonia »Venus«. Blume gefüllt, rosa. 
G. 5. 464 m. A. 
Panicus excurrens Sand. Fg. S. 278. 


Paprica, Bouquet-.. W. S. 443. 


86 Alphabetisches Verzeichnis neuer Pflanzen. 


Pellaea intramarginalis. Mexiko. Kalt- 
hausfarn. @. S. 461 m. A. 
Pennisetum longistylum violaceum. Neu. 


Gf. S. 595. 


Pentstemon rotundifolius Gray. @&.F. 
S. 47 3um.iA. 
Peumus fragrans Pers. Chile. (Moni- 


miacee) Kleiner Baum mit wohl- 

 riechenden Blättern und kleinen grün- 
lichen Blüten. B.M. t. 7024. 

Pfirsich »Cumberland«. Farbige Tafel 
und Beschreibung in Fg. S. 273. 

Pf. »Domergue« (Baltet 1888). Neu. Spät- 
frucht. Ja. S. 248. 

Pf., Elberta, reich behangener Zweig. 
A. G. S. 391 m. A. 

Pflaume »Anna Späth«e. Z. S. 2ı5. 

Pfl., Braunauer aprikosenartige. Z. S. 216. 

Pfl., Reine Claude de Bavay. R. S. 515. 

Pf, > ietoriax. "S: T- 5,33: m.sR 

; Phajus Wallichii Ldl. Ostindien. 
197023. 

Pinus pinea in Kew Garden. &. 6. S. 602 
INA © 

Pittosporum Phyliyraeoides DE: 
SEI2SEtH 132. 

Plumbago zeylanica L. W. S. 435. 

Ouercus pedunculata. Grösstes Exemplar 
in Norwegen. &f. S. 584 m. A. 

Qu. virens. @.F. S. 476 m. A. 

Reineclaude, Althanns’. Z. S. 214. 

Rodriguezia secunda Kth. Trop. Amer. 
0. A. t. 351. 

Rosa Nutkana Prel. G.F. S. 449 m. A. 

R. pomifera. P.R. S. 698. 

R. rugosa Regeliana. P.R. S. 697. 

Rose, Hagebutten-, frühreifende, 
kernige. P.R. S. 699. 

R., H.-, Regels Prachtrose. 

Ro, El, 

28. 698. R 

R., »President Dutailly«. Ofter blühende 
Provence-Rose. Neu. J.r. S. 169 m. T. 

R., Primrose Dame. A. S. ı55 m. A. 

Rosen, neue von 1887,88. G. S. 427. 

R., neue von 1888 89. J.r. S. 161. 

Ruellia Devosiana var. Grilliana Pier- 


B. T. 


viel- 


P. R. S. 697. 
spätreifende fleischige. P. R. 


Satyrıum carneum.  Erdorchidee des 
Kalthauses; Blumen fleischfarben. J. 
S. 399 m. A 
ı Saxifraga juniperina. ' Rasenartige Alpine. 
6. 8.485 m.A. 
ı S. umbrosa und cotyledon. Ja. S. 256 
m.A. 
Scabiosa »Schneeball«. Neu. &f. S. 624. 
Sedum dasyphyllum u. album. Ja S. 256 
m. A 
Selaginella grandis. A. 6. S. 397 m. A. 
(Habitus.) 


Sellerie, farnblätteriger. R. S. 519. 

Sempervivum arachnoideum u. tectorum. 
Ja. S. 244 m. A. 

Senecio elegans pomponicus »cupreus«. 
Neu. &f. S. 596. 

Spargel-Cichorie. W. S. 445. 

Spiraea trilobata. G. F. S. 453 m. A. 

Stangenbohne, »Erfurter Rubine«. Neu. 


Gf. S. 595. 

Stanhopea Ruckeri Ldl. Rv. S. 249 m. 
TU A. 

Syringa Emodi rosea. China. Neu. 


Beschr. R. S. 492 m. T. 


Tomate: Paradiesapfel König Humbert 
superbus. W. S. 441. 

Toxicophloea spectabilis, mit Frucht. R. 
SCI MA. 

Trichopilia tortilis Ldl. Mexiko. 0. A. 
t. 349. b, 

Tridax bicolor rosea. (Composite.) Blume 
zart rosa. J. S. 443 m. A. 

Tropaeolum nanum Tom Thumb 
»Aurora«. Neu. &f. S. 624. 


Tulipa Greigi Rgl. Farbige Tafel XI 
und Beschreibung in N. S. 321. 

Tydaea »Madame Heine« u. T. reticulata. 
G. Si 440 m. Tu A. 

Ulmus montana With. in Norwegen. &f. 
S. 620 m. A. 

Vanda coerulea Griffith. Khasia- Berge 
(Ostindien). L. t. 160. 

Vriesea X Wittmackiana nov. hybr. (V. 
Barilletii X Morreniana). @.C. S. 565. 

Wein, neuer früher, The Moyer. A. @. 
3.389 m.A. 


Zwetsche, grosse Zucker-. Z. S. 213. 


Kleinere Mitteilungen. 


grossi. B.T. S. 332. 
Amtliches. 
Bekanntmachung, betreffend die 


Einfuhr von Pflanzen und sonsti- 
gen Gegenständen des Garten- 
baues. ee 
Vom ı8. Dezember 1888. 
Auf Grund der. Vorschrift im $ 4 


Ziffer ı der Verordnung, betreffend das 
Verbot der Einfuhr und der Ausfuhr von 
Pflanzen und sonstigen Gegenständen 
des Wein- und Gartenbaues vom 4. Juli 
1883 (Reichs-Gesetzbl. S. 153) bestimme 
ich folgendes: 

Die Einfuhr aller zur Kategorie der 


Kleinere Mitteilungen. 87 


Rebe nicht gehörigen Pflänzlinge, Sträu- 
cher und sonstigen Vegetabilien, welche 
aus Pflanzschulen, Gärten oder Gewächs- 
häusern stammen, über die Grenzen des 
Reichs darf fortan auch über: das gross- 
herzoglich badische Haupt-Steueramt zu 
Singen erfolgen. 


- Berlin, den ı8. Dezember 1888. 


Der Stellvertreter des Reichskanzlers: 
VON BOETTICHER. 


Sachverständige bei Reblaus- 
Untersuchungen in Kiel. 
Zur Ausführung der bei dem Haupt- 


zollamt in Kiel vorzunehmenden Pflanzen- | 


untersuchungen ist an Stelle des Professor 
Dr. BRAnDT der Privatdozent und Assi- 
stent am zoologischen Institut der Uni- 
versität Kiel, Dr. F. DAHL zum Sachver- 
ständigen ernannt worden. 


Das Verbot, die Einfuhr von Bäu- 
men, Pflanzen u. s. w. aus verschie- 
denen Ländern in das Königreich 
Griechenland betreffend. 
GEORGIOoS I,, 
König der Hellenen. 

Unter Bezugnahme auf Artikel ı des 
Gesetzes F IIB’ vom z2. Januar 1830 
und auf Artikel ı Unseres Dekrets vom 
8. Februar desselben Jahres haben Wiır 
auf Vorschlag Unseres Ministers des 
Innern beschlossen und verordnen: 

Die Einfuhr ı. von Bäumen und 
Gewächsen jeder Art, 2. der frischen 
Früchte und der Blätter derselben, 
3. des Fruchtsaftes in reinem oder 
vermischtem Zustande, 4. derZwiebel- 
gewächse und der frischen fleischi- 
gen Wurzeln jeder Art, 5. der Pfähle, 
welche als Stützen in den Wein- 
bergen benutzt worden sind und 
6. des Heues in Bunden wird aus 
ganz Amerika, Australien, Afrika, 
den Küsten Kleinasiens und ganz 
Europa, mit Ausnahme von Holland, 
Belgien, Dänemark und dem Skan- 
dinavischen Reiche verboten. 


Unser Minister des Innern wird-dieses 
Dekret veröffentlichen und ausführen. 
'" Tatoi, den 5. Juli 1885. 
gez. GEORGIOS. 
Der Minister des Innern. 
ggez. PAPAMICHOLOPOULUS. 


Das Verbot der Einfuhr von Stroh, 
Heu und einigen anderen Erzeug- 
nissen aus dem Auslande be- 
treffend. 

GEORGIOS I., 

König der Hellenen. 

Unter Bezugnahme auf Artikel ı des 
Gesetzes Y IIB' vom 22. Januar 1880 
haben Wir auf Vorschlag Unseres Mi- 
nisters des Innern beschlossen und ver- 
ordnen! 

Artikel ı. 
Es wird verboten die Einfuhr aus 
dem Auslande 
ı. von Stroh. und Heu im allge- 
meinen. 

In dieses Verbot sind nicht ein- 
begriffen die Umhüllungen von 
Waren. | 
von unbearbeiteten Binsen, 
von Olivenkernen, 
von Brennholz, 
von zur Gerberei erforderlicher 
Valonea und von Galläpfeln, und 
von zur Gerberei erforderlicher 
Rinde und zwar von der Fichte, 
Eiche und Akazie. 

Artikel 2. 
Die Einfuhr von Fichtenrinde wird 
jährlich während dreier Monate via 
des Hafens von Syra gestattet. Die 
drei Monate werden von dem No- 
marchen unter den nachstehenden 
Bedingungen festgesetzt: 

ı. Die Rinde wird vor ihrer Aus- 
ladung an einem entlegenen Teile 
des Hafens von Syra, welcher von 
dem Nomarchen der Cykladen nach 
Einholung des Gutachtens des Zoll- 
direktors, des Hafenkapitäns und 
des Beamten für die öffentliche Ge- 
sundheitspflege bestimmt ‚wird, des- 


= 


88 


Kleinere Mitteilungen. 


infiziert, indem sie in Säcken 20 Tage 
lang ins Meer versenkt wird. 

2. Die Desinfektion wird ausge- 
führt unter der Kontrolle eines der 
Unterdirektoren oder derProfessoren 
der Ackerbauschulen, welcher von 
dem Minister des Innern hierzu er- 
nannt wird, und von Bewachungs- 


personal, welches von dem No- 
marchen angestellt wird. 
Artikel 3. 
Die Gehaltszahlung, die Fuhr- 


kosten und die Vergütung des für 
den nach Absatz 2 des vorigen Ar- 
tikels zu ernennenden Staatsbeamten, 
ebenso wie die dem Bewachungs- 
personal zu zahlenden Gehälter und 
Vergütungen werden von dem Be- 
sitzer der zu desinfizierenden Rinde 
nach einem von dem Nomarchen 
festzusetzenden Verhältnis gezahlt. 
Der Minister selbst soll dieses 
Dekret publizieren und ausführen. 


Athen, den 21. Juli 1888. 


Im Namen des Königs. 
Der Ministerrat. 
gez. CH. Trıkupıs, P. MANETAS, 
ST. Dracumıs, D. S. VOULPIOTIS, 
G. N. THEOTOKIS. 


Der Minister des Innern. 
gez. CH. TRIKUPIS. 


Aus Chile. 
Lautaro, den 29. Nov. 1887.*) 

Ein Regentag hält mich hier fest und 
teils um die Zeit hinzubringen, teils weil 
ich hoffe, dass die nachfolgenden Zeilen 
einiges Interesse für Sie haben, nehme 
ich die Feder in die Hand. 

Wo Lautaro liegt, sagt Ihnen keine 
Karte und so muss ich es thun. Es 
liegt am nördlichen Ufer des Flusses 
Cautin oder Imperial und ist der Embryo 
einer Stadt, der bis jetzt 60 Häuser zählt, 
aber ausgesteckte Strassen, eine Plaza, 
auf der noch ein paar grosse Bäume 
stehen und das Vieh weidet, ein cuartel 


*) Verspätet. 


ı Landsleute erfüllen, 


| den eingelegten Pflanzen. 


oder Kaserne für eine Kompagnie und 
eine kürzlich defekt gewordene Ketten- 
brücke über den Fluss besitzt. Ich bin 
es müde, die Araukaner und Araukane- 
rinnen zu. beschauen, die in Menge den 
ziemlich reich sortierten Laden dreier 
welche mir Gast- 
freiheit gewähren; das Essen ist abge- 
räumt und meine Briefmappe nimmt die 
Stelle des Tellers ein. Das Haus ist eine 
Bretterbude, die Zimmer ohne Decke, 
und offene Thüren, sowie Zwischenräume 
zwischen den Brettern der Scheidewände 
sorgen für gute Ventilation. Dieser Ort 
ist erst vor 4 Jahren gegründet, und 
ähnlich sieht es in den »Städtchen« 
FEruia, Victoria, Quellem, Traiguen, 
Temuco (Hauptstadt der neuen Provinz 
Cautin), Galvarina etc. aus. 

Ich hatte mir vorgenommen, das 


| ehemalige Araukanerland zwischen dem 
| Fluss Biobio 
| kennen zu lernen, da man es jetzt sicher 


im N. und Cautin im S. 


bereisen kann, ohne zu grosse Strapazen, 
die mein achtzigstes Lebensjahr vielleicht 
nicht mehr ertragen hätte. Ich reise in 
einer Equipage mit gehörnten Rossen, 
in den kleinen zweiräderigen Karren, die 
man überall haben kann und deren 
Räder oft aus einem einzigen Stück be- 
stehen; mein Koffer ist mein Sitz, mein 
Diener sitzt auf dem Pflanzenpapier und 
Die Ochsen 
gehen langsam, aber um so besser kann 
ich die Pflanzen am Wege erkennen, 
leicht herabspringen, um sie zu sammeln, 
und nebenher marschieren, bis ich müde 
bin. Alle 4 bis 8 bis ıı Stunden trifft 
man einen Ort, wo man die Nacht von 
einem alten Bekannten freundlich aufge- 
nommen wird, was man selbst dann vor- 
zieht, wenn im Ort ein »Hötel« ist, da 
dieses meist auch nur eine elende 
Bretterbude und teurer als der erste 
Gasthof in Santiago ist. 

Ich hatte mir eine ganz falsche Vor- 
stellung vom Araukanerlande gemacht, 
von Bergen, undurchdringlichen Wäldern 
und dergleichen. Der grösste Teil des 
Landes ist lach und eben wie ein Tisch, 


Kleinere Mitteilungen. 89 


der Untergrund besteht überall aus Schot- 
ter und Geröll bis zu grosser nirgends 
erkundeter Tiefe, wie in der Ebene des 
mittleren Chiles, und ist mit einer Acker- 
krume von verschiedener Tiefe überdeckt, 
die meist einen Meter, bisweilen mehr, 
in seltenen Fällen freilich auch nur einige 
Centimeter misst. Nur der nördlichste 
Teil, etwa zwischen dem Biobio und 
Malleco, ist grösstenteils Sand, selbst mit 
kleinen Dünen, eine Bodenbeschaffenheit, 
die sich noch weiter nach Norden bis 
gegen Chillan erstreckt und in welchem 
viele kleine Dünen und kleine feuchte 
Niederungen vorkommen. Lässt man 
diesen Teil ausser acht, so ist das Arau- 
kanerland eine der reizendsten Partieen, 
die man sich denken kann; grössere oder 
kleinere Waldwiesen, auf denen weit- 
läufig die unseren Eichen im Wuchs 
ähnlichen »robles«, Fagus obliqua, stehen, 
wechseln mit meilenlangen Weizenfeldern 
oder Brachäckern und mit kleinen dich- 
teren und mit Unterholz versehenen 
Wäldchen ab. Wo das Land durch 
Flüsse oder Bäche eingeschnitten ist, ist 
dichterer und durch Schlingpflanzen fast 
undurchdringbar gemachter Wald. Im 
Westen erhebt sich das Küstengebirge 
in verschiedener Breite und Höhe, die 
in der Cordillera de Nahuelvata die des 
Riesengebirges erreicht, im Osten sind 
von Norden nach Süden der Vulkan von 
Antuco, die nicht vulkanische Sierra 
velluda, der steile Vulkankegel des Lon- 
quimai, der Pico Dei oder Cerro nevado, 
welcher auch nicht den Anschein eines 
Vulkans hat, dann folgt der Vulkan 
Llaima, der erst vor ein paar Wochen 


Feuer gespieen und vom Gipfelkrater 


einen kurzen Lavastrom hat herabfliessen 
lassen, endlich der Villarica. Es ist ein 
prachtvoller Anblick, diese Berge jetzt 
etwa 6000 Fuss mit dem reinsten Schnee 
bedeckt, oft vier oder fünf auf einmal, 


zu schauen über dem schwarzen Wald- | 


saum, der ihren Fuss verbindet. (Sie 
sind vollkommen von einander getrennt.) 

Der Boden in dem jetzt von mir be- 
reisten Teile Chiles ist von der grössten 


Fruchtbarkeit. Ich habe lange nicht 
daran glauben wollen, dass der Weizen 
das zwanzigste Korn trägt, aber ich kann 
es jetzt nicht mehr bezweifeln, dass dies 
in sehr vielen Fällen und besonders 
auf Neuland der Fall ist Das zehnfache 
Korn hält man überall für eine schlechte 
Ernte. Die Grundstücke sind von sehr 
ungleicher Grösse. Die Kolonisten be- 
kommen 40—60 Aa und ein Herr Jose 
BUNSTER hat dies Jahr über roooo Ctr. 
Weizen ausgesäet! Für Gerste soll 
sich das Land wenig eignen, die Kar- 
toffeln habe ich nicht von besonderer 
Güte gefunden, es wird bis jetzt nur die 
seit undenklichen Zeiten von den Arau- 
kanern kultivierte gebaut, die daher auch 
papa indiana genannt wird. Den Garten- 
bohnen (Phaseolus) thun die späten 
Nachtfröste vielen Schaden. Mais wird 
wenig gebaut, er kommt jetzt meist erst 
aus der Erde. 

Das Rindvieh, die Pferde, Schafe, 
Schweine sind natürlich die Nachkommen 
der von den Spaniern nach Chile ge- 
brachten und von guter Beschaffenheit; 
eine besondere Schafrasse, die sich unter 
den Araukanern entwickelt haben soll, 
ist mir nicht zu Gesicht gekommen. 

Der Wind hat sich gedreht, er kommt 
jetzt aus Süden und ich werde wohl 
morgen meine Rückreise weiter fortsetzen 
können. 

Seit dem 7. d. Mts., wo ich Santiago 
verlassen habe, habe ich keinerlei Nach- 
richt von dort erhalten; wohin sollte sie 
auch geschickt werden, da ich keinen 
Reiseplan machen konnte? 

Angol, den 2. Dezember. 

Ich habe wieder einen gezwungenen 
Ruhetag: der Expresszug der Eisenbahn, 
der mich in ız Stunden nach Santiago 
bringt, geht erst morgen von hier ab. 
Ich werde dort nach 24tägiger Abwesen- 
heit so viel zu thun finden, dass ıch an 
das Briefschreiben nicht kommen kann 
und will daher hier den Brief schliessen. 

Von Traiguen im Südosten, einem an- 
sehnlichen Städtchen, bis hier ist hügeli- 


90 


Kleinere Mitteilungen. 


ges Land und auf dem Wege habe ich 
eine Beobachtung gemacht, die mir sehr 
auffallend scheint. Man sieht grosse Felder 
von mehreren Hektaren mit Hafer dicht 
bedeckt und dazwischen nicht die ge- 
ringste fremde Pflanze, höchstens eine 
oder die andere Oenothera. Sieht man 
genauer zu, so ist der Hafer nicht ge- 
säet, sondern es ist Avena hirsuta aus 
Südeuropa, die tiatina der Chilenen, die 
in ganz Chile gefunden wird, aber nir- 
gends ganze grosse Strecken so be- 
herrscht, dass auch nicht das geringste 
andere Gewächs aufkommt. Sollten die 
Wurzeln ein für andere Gewächse giftiges 
Sekret absondern? In Valdivia ist 
stellenweise Hypochoeris radicata zur 
Landplage geworden; sie steht so dicht, 
dass die Rosetten ihrer Blätter den Boden 
vollständig bedecken und kein anderes 
Gewächs aufkommen lassen. Wo sie 


erscheint, unterdrückt sie aber zwei an- | 
dere Landplagen, den Rumex Acetosella 


und Brunella vulgaris, und ihrerseits 
wird sie wieder durch Trifolium repens 
unterdrückt, welche Pflanze sich jährlich 
mehr und. mehr ausbreite. Wie der 
europäische Mensch den amerikanischen, 
so verdrängen auch die europäischen 
Pflanzen die amerikanischen. 
Dr. R. A. PHıLLıppı. 


Die Aufbewahrung des frischen Obstes für 
den Winter. 

Das Obst muss vollkommen baumreif 
sein, wenn es zu irgend einer Benutzung 
geeignet sein soll. Unreife Äpfel 
werden, wenn man sie aufbewahrt, welk 
und unansehnlich und nie vollkommen 
gut. Beim Abnehmen und Transportieren 
des Obstes soll jede Verletzung durch 
Druck sorgfältig vermieden werden. Ehe 
man das Obst in den Verwahrungsraum 
bringt, lässt man es an einem mässig 
kühlen Ort nachreifen, und kann es hier 
auf dem Boden, auf einer Unterlage von 
Stroh oder Heu aufgestapelt, ı4 Tage 
lang liegen bleiben, bis es genügend aus- 
gedunstet, »geschwitzt« hat, wonach es 
in.den Aufbewahrungsrauın gebracht wird. 


Die aufzubewahrenden Früchte sollen 
kühl, bei etwa 3—5° Wärme, gehalten 
werden; höhere Wärme veranlasst frühere 
Zeitigung und kürzere Dauer Gegen 
Frost muss das Obst gut verwahrt werden. 
Übrigens schadet ı°R. Kälte dem meisten 
Obst noch nicht, wenn nur das Auf- 
tauen nach dem Gefrieren allmählich 
erfolgt. Der Verwahrungsraum für Äpfel, 
Birnen u s. w. soll gegen Temperatur- 
wechsel geschützt sein, also an der Nord- 
oder Nordostseite eines Hauses liegen 
und womöglich doppelte, d. h. hohle 
Wände haben; er soll nicht tief im Erd- 
boden liegen, weil er trocken und leicht 
zu reinigen sein muss, zu welchem Zweck 
er auch vor dem Einbringen des Obstes 
zu lüften ist; die Wände sind jährlich 
frisch mit Kalkmilch zu bestreichen. Die 
Luft soll in den Räumen, wo Obst auf- 
bewahrt wird, rein und trocken sein. 
Feuchte und dumpfige Räume eignen sich 
nicht dazu. In warmen Kellern ist die 
Einrichtung eines Luftzuges zu empfehlen. 

Das Obst ist so zu legen, dass der 
Kelch nach unten, der Stiel nach oben 
zeigt. Die Früchte dürfen nicht durch 
Druck leiden, also nicht über, sondern 
immer nebeneinander liegen, am besten 
auf Papier und auf nicht zu breiten Ge- 
stellen. Je freier sie liegen und je weniger 


| Druck sie erleiden, desto besser halten 


sie sich. Alle irgendwie beschädigten, 
gedrückten oder wurmstichigen Früchte 
sind, weil zur längeren Verwahrung nicht 
tauglich, auszulesen. Die durchaus fehler- 
freien Früchte werden sortenweise, die 
frühestreifenden Sorten vorne, nebenein- 
ander geleg. Nach dem Auflegen 
schliesst man die Fenster und hält den 
Raum schattig, weil das Licht Reife und 
Verderben der Früchte beschleunigt. Die 
aufbewahrten Früchte werden alle 3 bis 
4 Wochen durchgesehen, die faulenden 
entfernt und die völlig reifen zum Ver- 
brauch ausgelesen. 

Für Früchte mit dünner und weicher 
Schale und feinem, lockern Fleisch eignet 
sich besser die Aufbewahrung bei Luft- 
abschluss, während Früchte mit rauher,. 


Kleinere Mitteilungen. 9I 


zäher, lederartiger Schale und festerem 
Fleisch sich gut an der Luft aufbewahren 
lassen. 

Die Aufbewahrung des Obstes - bei 
Zutritt der Luft geschieht in Kellern, 
Gewölben und Kammern, wo an den 
Wänden besondere Stellagen errichtet 
werden. Eine sehr gute Methode der 
Aufbewahrung des Herbst- und Winter- 
obstes ist auch folgende: Man nimmt 
Horden wie zum Dörren des Obstes, 
überlegt den Boden derselben dünn mit 
ganz trockenem und vorher abgebrühtem 
Moos, auf welches die Früchte vorsichtig 
gelegt werden und überdeckt dann die 
ganze Horde mit etlichen Bogen Papier. 
Diese Horden werden übereinander ge- 
stellt und kommen, um das Obst vor 
Mäusen und Ratten zu schützen, auf eın 
Gestell zu stehen, dessen 4 oder 6 Füsse 
50cm hoch vom Boden mit einer trichter- 
förmigen Blechkappe umgeben sind. 

Um Obst in Fässern oder Kisten auf- 
zubewahren, wählt man die schönsten 
Äpfel und Birnen des feineren Tafel- 
obstes, nachdem sie geschwitzt haben, 
aus, putzt sie mit einem Tuche rein ab, 
und wickelt jede Frucht einzeln in Papier 
so ein, dass die Enden des Papiers am 
Stielende der Frucht leicht zusammen- 
gedreht werden können. Die Früchte 
werden dann in die Fässer oder Kisten 
schichtweise gebracht und zwischen jede 
Lage der auf ihren Kelch gestellten 
Früchte wird eine dünne Schicht von 
trockenem Sand oder Kleie, oder Spreu, 
Häcksel, Flachsabfälle gebreitet; mit 
letzteren Stoffen, die vollkommen trocken 
sein müssen, werden auch alle Zwischen- 
räume zwischen den Früchten ausgefüllt. 
Die Fässer oder Kisten werden darauf 
geschlossen in eine trockene Kammer 
gebracht und etwa alle ı bis 2 Monate 
einmal umgepackt, um die reifen und 
die angefaulten Früchte zu entfernen. 

Wo bessere Obstsorten aufbewahrt 
werden sollen, dürfen weder Gemüse, 
noch übelriechende und die Luft ver- 
derbende Gegenstände sich befinden; je 
reiner die Luft, desto besser erhält sich 


das Obst 
bleibt es. 

Zu erwähnen bleibt hier noch ein 
neues vortreffliches amerikanisches Ver- 
fahren, Obst auf sehr lange Zeit und 
zum Versandt aufzubewahren. Hiernach 
werden die Früchte, sorgfältig ausgelesen 
und abgetrocknet, in Kisten mit ver- 
kohlter Weizenkleie schichtenweise ein- 
gepackt. 

- (Nach der Landw. Ztg. f. Westf. u. Lippe.) 


und desto schmackhafter 


Cyclamen-Samen. 

In der Dezember-Versammlung des 
Verems z. Bef. d. G. waren drei Cy- 
clamen-Sammlungen in so vorzüglicher 
Schönheit ausgestellt, dass allen drei 
Besitzern: dem Herrn ERNST, Charlotten- 
burg, der Firma B. ScHuLzE, Charlotten- 
burg, und Herrn GAEDKE, Pankow, je 
eine grosse silberne Medaille zuerkannt 
wurde. Die Firma B. SCHULTZE zieht 
besonders ganz dunkelrote und haben 
dıe Herren VAN DER SMISSEN & SCHWARTZ, 
Steglitz, den Vertrieb der Samen über- 
nommen. In Berlin wird jetzt überhaupt 
viel Cyclamen-Samen gezogen, der auch 
im Auslande gern gekauft wird. — Um- 
gekehrt bietet jetzt der bekannte Cy- 
clamen-Züchter B. S. WırLıams, London, 
England, (siehe Inserat) Cyclamen-Samen 
an, und möchten wir allen Interessenten 
empfehlen, Vergleiche zwischen engli- 
schen und deutschen Samen anzustellen. 
Herr WırLıams hat eine ganz dunkle, 
fast schwarzrote Sorte, die in Gent uns 
ausserordentlich auffiel (siehe Gartenflora 
1883 S. 311). 


Bezug von Samen. 

Die Firma WILDPRET & SCHENKEL in 
Orotava auf Teneriffa, deren Vertreter 
ALBERT SCHENKEL, Hamburg, Alte Grö- 
ningerstrasse 31, wohnhaft, bietet im 
27. Jahrgange, 1889, ihres Samen-Katalogs 
viele interessante Topfpflanzen, Zwiebel- 
gewächse, »Pflanzen mit schönen Zier- 
früchten«, Ziergräser, Wasserpflanzen, 
Schlingpflanzen, Dekorations- und Blatt- 
pflanzen, Stauden, Nadelhölzer, tropische 


92 Kleinere Mitteilungen. 


Nutzpflanzen, Palmensamen, Farne, Or- 

chideen, Gemüse etc., auch getrocknete 

Früchte für karpologische Sammlungen. 
Reblauskursus zu Worms. 

In der Zeit vom Montag den 28. Ja- 
nuar bis Sonnabend den 2. Februar 1839 
wird in der von der Grossherzoglichen 
Direktion des Gymnasiums und der Real- 
schule zur Verfügung gestellten Aula des 
Gymnasiums von dem Landwirtschaft- 
lichen Verein der Provinz Rheinhessen 
unter Leitung der HerrenLandwirtschafts- 
lehrer DErN, Schulrat DoscH und Gym- 
nasiallehrer Dr. QUENTELL von Worms 
ein Reblauskursus abgehalten werden. 


Schutz der Holzgefässe gegen Feuchtigkeit 
im Keller. 

Um Fässer oder andere Holzgefässe 
vor Feuchtigkeit und Schimmelbildung 
zu schützen, bestreiche man solche mit 
einem Firnis, der durch Zusammen- 
schmelzen von 3 Teilen Colophonium 
und ı Teil Leinölfirnis erhalten wird. 
Dieser Firnis eignet sich indes nur für 
Gegenstände, die vollständig trocken 
sind; er muss warm aufgetragen werden. 


Lobelia littoralis gleich Pratia angulata 
Hook. fil. 

In Gartenflora vom ı5. Dezember 1888 
S. 662 wird von HAAGE & SCHMIDT eine 
neue Einführung unter dem Namen 
Lobelia littoralis A. Cunn. angekündigt. 
Diese Pflanze heisst richtig: Pratia an- 
gulata Hook. fil. (siehe Hooker, Hand- 
book of New Zealand Flora) und wird 
unter diesem Namen schon seit langen 
Jahren hier im Garten kultiviert. Wir 
haben dieselbe Pflanze von verschiedenen 
Seiten auch unter den falschen Namen: 
Lobelia ilicifolia und sogar Viola fili- 
caulis erhalten, was recht beweist, dass 
sie bereits in den Gärten verbreitet ist. 

Berlin, Kgl. Bot. Garten. NH. Jensen. 


Wie Holland seine Reisenden ehrt. 
Der Reisende H. KLEInSTARINnk, Sohn 
eines der tüchtigsten Utrechtschen Blu- 


menzüchter, der ein Jahr Mittelamerika 
mit grossem Erfolg bereist hat, wurde, 
wie Sempervirens 1888 S. 407 ausführlich 
berichtet, bei seiner Rückkehr in Leiden 
festlich empfangen. Man gab unter an- 
derem ihm zu Ehren ein Mittagessen, 
bei welcher Gelegenheit auch des Herrn 
Professor Dr. SURINGAR, Direktors des 
botanischen Gartens in Leiden gedacht 
wurde, welcher 1884 eine wissenschaft- 
liche Reise nach Westindien machte, 


Das Preisausschreiben für einen Öffentlichen 
Park in Utrecht. 

Von den ı6 eingegangenen Plänen er- 
klärte das Preisgericht, zu dem auch 
unser Mitarbeiter, Herr LEONARD. A. 
SPRINGER in Hilverssum, gehörte, keinen 
des ersten Preises würdig. Zwei Ent- 
würfe erhielten aber je 500 fi. 

(Sempervirens.) 


Abstimmung über den Wert des neuen japani- 
schen Gemüses Stachys tuberifera in Holland. 

Sempervirens 1883 S. 403 veröffentlicht 
eine Tabelle über die in Holland ange- 
stellten Versuche mit obiger Pflanze. 
Vion 21 "Berichten sprechen sieben, 
günstig aus und empfehlen die Knollen 
als neues Gemüse. Guter sandiger 
Boden, der nicht zu trocken ist, ist am 
geeignetsten. In ihm werden die Knollen 


‘schön weiss, in schwerem Boden bräun- 


lich. 


 Zuerkannte Zeugnisse in Gent am 10. De- 
zember 1888. 


1. Wertzeugnis:! 
Cypripedium cardinale, von EDM. VER- 
VAET & Co. 
Anthurium Andreanum atro-sanguineum, 
von ED. PYNAERT-VAN GEERT. 
Andromeda japonica foliis albo-margi- 
natis, von F. DespoIs & Co. 
Vriessa Mariae, von A. TRUFFAUT in 
Versailles. 
2. Kulturzeugnis: 
Cypripedium tonsum, von JULES Hye- 
LEYSEN. 


Kleinere Mitteilungen. 93 


3. Ehrenvolle Erwähnung als 
Neuheit: 
Pandanus Desmetianus von Lovıs DEs- 
MET-DUVIVIER. 
Evonymus pulchellus folius albo-varie- 
gatis, von F. DEsBoIs & Co. 


4. Ehrenvolle Erwähnung für die 
Varietät: 
Odontoglossum Ruckeri, von EDM. VER- 

vVAET & Co. 
Odontoglossum Harryanum, von LE£o- 
NARD. 


Cypripedium insigne Pynaerti soll noch 
einmal vorgeführt werden. 


Zur Geschichte der Grenadier-Nelke. 

Herr H. MÖHRING, Arnstadt, schreibt 
uns bezüglich der Grenadier-Nelke auf 
2 de: 

Ihrer gefälligen Anfrage zufolge habe 
ich die alten Jahrgänge der verschie- 
densten Pflanzen und Nelken-Verzeich- 
nisse durchgesehen, in der Hoffnung, 
Ihren Wunsch, den Züchter der Remon- 
tant-Nelke Le Grenadier zu ermitteln, 
erfüllen zu können. Ich habe aber leider 
nirgends eine Notiz gefunden. Im Jahre 
1868 führt sie HEUBNER in Plauen unter 
seinen Remontant-Nelken neben Souvenir 
de la Malmaison. 1869 offeriert sie 
L. JacoB WEYHE in Lüttich unter den 
besseren Varietäten zu ı Franc pro 
Stück, während er sie in früheren Jahr- 
gängen seines Verzeichnisses nicht an- 
führt. 

Bei HALBENTZ & ENGELMANN in Zerbst 
findet sie sich erst im Kataloge von 
1871. So viel ich mich erinnere, muss 
sie wohl Mitte der 1860er Jahre in den 
Handel gekommen sein. 


Liefert männlicher oder weiblicher Spargel 

höhere Erträge? 

BEURDELEY bringt in einem Berichte 
an die französische Gartenbau-Gesell- 
schaft die Beobachtungen zur Kenntnis, 
welche er mit Spargelpflanzen in Be- 
ziehung darauf, ob es männliche 
oder fruchttragende (d. i. weibliche) 


Pflanzen waren, gemacht hatte. Diese 
Beobachtungen lassen den jedenfalls 
wichtigen Schluss zu, dass die männ- 
lichen Exemplare in der Vegetation 
von Pfeifen respektive Trieben viel pro- 
duktiver sind als die fruchttragenden 
weiblichen. Es erscheint dies auch ganz 
natürlich, weil bei den fruchtenden 
Pflanzen die Samenerzeugung viel Ma- 
terial in Anspruch nimmt. Von ı2 zu 
diesem Versuch gewählten weiblichen 
Pflanzen wurden 76 Spargelpfeifen ge- 
erntet, d. i. etwa 6!J, pro Stock; hin- 
gegen erhielt man von 2o männlichen 
244 Spargeln, so dass auf eine Pflanze 
ı2 Stück entfielen. Diese Beobachtungen 
wurden erst ein Jahr hindurch gemacht; 
es erweist sich aber angezeigt, im In- 
teresse der Gärtnerei dieses Faktum ge- 
nauer und wiederholt unter verschiedenen 
Umständen zu konstatieren. Dann erst 
wird es Aufgabe des Gärtners sein, die 
männlichen Spargelpflanzen schon in der 
Jugend unterscheiden zu lernen und nur 
diese zum Auspflanzen zu benutzen, 
wenn man eine ergiebige Anlage her- 
stellen will.*) (Ill. Flora.) 


Anemone Fannini. 

Ein Riese unter den Anemonen ist 
Anemone Fannini, von der The Garden 
eine Abbildung bringt. Die Pflanze 
wurde von FAnnın 1863 bei Dingle Farm 
in Natal entdeckt, aber erst 2o Jahre 
später in Europa in Samen eingeführt. 
Im nächsten Jahre blühte sie zum ersten 
Male in Kew, wo sie seitdem im freien 
Lande kultiviert wird. Sie wurde auch 
von A. W. ADLAM auf offenen grasigen 
Plätzen bei Pietermaritzburg (Natal) in 
einer Höhe von 3—4000 Fuss über dem 
Meere gesammelt und frische Samen 
kamen von diesem Sammler nach Europa. 
Er sagt: »Mein Weg führte mich an 
einem Hügel entlang, wo Anemone Fan- 


| nini sehr kräftig wuchs; Blütenstiele von 


5 Fuss Höhe, Blätter 2 Fuss im Durch- 


*) Es wäre auch zu prüfen, welches Geschlecht 


den besten Spargel liefert. L.W. 


94 


Li 
A 
N 


Kleinere Mitteilungen. — Litteratur. 


messer und 2 Zoll grosse Blüten«. The 
Garden bildet Blüten von 8 cm Durch- 
messer ab! Die weissen Blüten öffnen 
sich im April und Mai. Die Blätter 
sterben gegen den Winter hin ab. Am 
besten scheint die Pflanze in gutem Lehm 
mit reichlicher Beigabe von gut verrot- 
tetem Dünger zu gedeihen. Während 


der Vegetation verlangt sie sehr viel | 


Die einzelnen Blüten halten 
(Dr. D.) 


Wasser. 
sich etwa 14 Tage. 


Ein wirksames Mittel gegen die Kartoffel- 

krankheit. 

In einer der letzten Sitzungen der 
Societe nationale d’agriculture de France 
teilte DUCHARTRE mit, dass PRILLIEUX ein 
wirksames Mittel gegen die Kartoffel- 
krankheit (Peronospora infestans) ent- 
deckt habe. Auf ı A Wasser nimmt 
man 6 %g Kupfervitriol und 6 #g Kalk 
und begiesst die Pflanzen damit. Ein 


5.— 16. August im grossen Massstabe 


| 


I 
I 
I 


| o pCt. 


ausgeführtes Experiment ergab folgendes 
Resultat: Von nicht begossenen Pflanzen 
gingen 32 pCt. durch die Peronospora 
zu Grunde, von den begossenen dagegen 
(Monit. d’Horticult.) 
Howea‘*) Belmoreana Becc 
Von dieser unter dem älteren Namen 
Kentia Belmoreana bekannten Palme 


| bringt Bot. Mag. auf Tafel 7018 ein Ha- 


' bitusbild einer grösseren, blühenden 
Pflanze, Blüten- und Fruchtstand und 
Analysen. Diese Art stammt bekanntlich 


von den Lord Howe-sInseln, östlich von 
Australien, a :f denen neben dieser noch 
die allerdings als Art fragliche H. (K.) 
Forsteriana vorkommt. Die Pflanze, 
nach welcher obige Abbildung angefertigt 
ist, wurde vor etwa dreissig Jahren aus 
dem botanischen Garten ın Sidney in 
Kew eingeführt und besitzt jetzt einen 


‚ etwa 24 Fuss hohen Stamm. 
mit dieser Flüssigkeit in der Zeit vom | 


=) Nicht zu verwechseln mit Hovea, einer 
Gattung der Papilionaceae. 


Litteratur. 


Dr. Oscar DRUDE, Professor uud Direktor 
des Kgl. botanischen Gartens zu Dres- 
den. Atlas der Pflanzenverbrei- 
tung. Als V. Abteilung des physi- 
kalischen Atlas von BERGHAUS. Im 
Verlag bei JuSTUS PERTHES ın Gotha. 
Es ist ein im höchsten Grade 

erkennungswertes und nützliches Unter- 

nehmen, dasjenige, was die Pflanzengeo- 
graphieen eines GRISEBACH und dessen 

Vorgänger angestrebt haben, übersicht- 

lich auf Karten geordnet, darzustellen. 

Herr Professor DRUDE hat das im Verein 

mit dem geographischen Institut von 

Justus PERTHES in Gotha unternommen 

und diese Aufgabe so vollkommen ge- 

löst, als dies auf 8 Tafeln eines Atlas, 
dessen Karten 4o cm Breite und 33 cm 

Höhe haben, überhaupt möglich, wenn 

dabei die systematisch-botanische und 

klimatisch-pflanzenphysiognomische Ein- 
teilung der Erde berücksichtigt sein 


an- 


muss, dann spezielle Florengebietskarten 
der Kontinente und anliegenden Inseln 
und endlich die Kulturzonen der wich- 
tigsten Nutzgewächse unserer Erde, ge- 
geben werden müssen. Wir können ja 
da nicht näher auf alles eintreten, wir 
müssten da gleichsam alles wiederholen, 
was Professor DRUDE in gedrängter Kürze 
und klarer durchsichtiger Darstellung zur 


ı Erklärung dieser Karten sagt, und wollen 


uns nur bei einer Karte aufhalten, welche 
speziell Europa betrifft, weil das Floren- 
gebiet unseres Erdballes doch für unsere 
Leser das höchste Interesse hat. Da ist 
im Norden die Glacialzone auf Island 
und Norwegen mit seinen Gebirgen 
durch rote Farbe bezeichnet, die sich 
dann in den Hochgebirgen Grossbri- 
tanniens, in den Alpen der Pyrenäen, 
der Schweiz, Österreichs und dann mehr 
im Süden auf den höheren Gebirgen 
Spaniens, Italiens, der Balkanhalbinsel und 


Litteratur. — Personal- und Vereins-Nachrichten. 


95 


Galiziens wiederholt und von da nach 
dem Kaukasus übergeht, während im 
Osten Mitteleuropas die Spitzen des Ural 
eine letzte schmale Zuflucht der glacialen 
oder Alpen-Vegetation bieten. In be- 


sonderen Farbentönen sind dann die | 


breiten Zonen der sibirischen und urali- 
schen Waldzone, der nordeuropäischen, 
der mitteleuropäischen, der mediterrani- 
schen Waldzone, der Steppenzonen Ost- 
europas u.s.f. angegeben. Für einzelne 
charakteristische Baumarten, so für Picea 
excelsa und obovata, Pinus sylvestris, 
Larix sibirica, Betula alba verrucosa 
(B. odorata), B. fruticosa (B. humilis), 
Fagus sylvatica, Quercus Robur, sind die 
Nordgrenzen angegeben. Ebenso ist der 
Verbreitungsbezirk mancher charakteristi- 


schen perennierenden Pflanze bezeichnet, 


so von Nardosmia frigida, Echium vul- 
gare, Mulgedium sibiricum, Helichrysum 
arenarıum, Campanula sibirica, Peuce- 


danum ÖOreoselinum. Auch auf die Ent- | 


wickelungscentren arktischer und alpiner 
Pflanzen und vieles andere ist Rück- 
sicht genommen. Da ist ferner ein 
Höhenprofil der höheren Gebirge und 
Alpen Europas beigegeben und hier sind 
vom Fusse der betreffenden Gebirge an 
die Florengebiete bis zur Glacial-Flora 
und dem Gebiete des ewigen Schnees 
wiederholt. 

Auch die Algenflora der Europa um- 


gebenden Meere ist berücksichtigt und 
im Süden Europas ist die Verbreitung 
von Chamaerops humilis, Olea europaea, 
Myrtus communis, Phyllirea, Pistacıa, 
Castanea und das abermalige Auftreten 
mancher nordischen Charakterpflanze 
festgelegt. 

So wie diese Florenkarte Europas, so 
ist auch jede der anderen 7 Karten in 
Folge genauen Studiums übersichtlich 
angefertigt. Wir empfehlen mit der voll- 
kommensten Überzeugung dieses Werk, 
nicht bloss allen denen, die sich speziell 
für Pflanzengeographie interessieren, son- 
dern besonders auch allen denen, die 
ohne besonderes Studium ein übersicht- 
liches Bild über die Verbreitung der 
Pflanzen über die Frde, sowie über 
die Gebiete sich verschaffen wollen, in 
welchen unsere wichtigsten Nähr- und 
Nutzpflanzen angebaut werden. Dieses, 
Ende des verflossenen Jahres in ele- 
ganter Ausstattung erschienene und ele- 
gant gebundene Werk ist durch alle 
Buchhandlungen zu beziehen und kostet 
nur ı7.Mk. 2o Pf. "Dafür hat unsere 
Litteratur nicht bloss dem Herrn Professor 
DRUDE, sondern besonders auch dem 
Institute zu danken, dass für alle der- 
artigen Leistungen stets ein warmes In- 
teresse gehabt hat und keine Opfer scheut, 
solche nützlichen Werke ins Leben zu 
rufen. (E. R.) 


Personal- und Vereins- Nachrichten. 


Bei Gelegenheit des Ordensfestes am 
20. Januar sind verliehen worden: 

Dem Geheimen Ober-Regierungsrat 
Dr. SINGELMANN, Ehrenpräsident des Ver- 
eins z. Bef. d. G., der Rote Adlerorden 
I. Klasse mit Eichenlaub. 

Dem Professor Dr. ORTH, Berlin, der 
Rote Adlerorden IV. Klasse, sowie dem 
Garten-Inspektor KIESEWETTER in Han- 
nover, dem städtischen Garten-Inspektor 
LösEner in Breslau und dem Hofgärtner 
MERLE in Homburg v. d.H. der Kronen- 
orden IV. Klasse. 


Dem Gärtner BLÜMEL beim Kadetten- 
hause zu Wahlstatt und dem Kgl. Garten- 
gehilfen KrArt zu Babelsberg bei Pots- 
dam das Allgemeine Ehrenzeichen. 


Professor Dr. L. WITTMACK wurde zum 
Rektor der Kgl. landw. Hochschule für 
die Amtsdauer vom ı. April 1889 bis 
dahin 1891 gewählt und ist diese Wahl 
vom Herrn Minister für Landwirtschaft 
etc. bestätigt worden. 

Professor Dr. A. ENGLER, Direktor des 
botanischen Gartens ın Breslau, ist zum 


96 


Pr 
’ 


Personal- und Vereins-Nachrichten. — Sprechsaal. 


korresp. Mitgliede der K. Akademie der 
Wissenschaften in St. Petersburg ernannt. 


Zum gärtnerischen Leiter der Tier- 


garten-Verwaltung ist an Stelle des ver- 
storbenen Tiergarten - Inspektors Kurz 
der bisherige Obergärtner 
GEITNER berufen worden. 

Herr FrAnz BLUTH, der bekannte Spe- 
cialıst in Azaleen, Eriken und Orchideen, 
hat seine Gärtnerei von Berlin S., Kott- 
buser-Damm 75 nach Gross-Lichter- 
felde beı Berlin, Schützenstrasse, nahe 
am Bahnhof Steglitz der Berlin-Pots- 
damer Eisenbahn verlegt. 

Der Rittergutsbesitzer BENNO v. BRANDT- 


HERMANN | 


| 
| 
| 


Lınpau auf Schmerwitz bei Wiesenburg, 
R.-B. Potsdam, ein höchst humaner, für 
die ganze Gartenkunst und für den Stand 
der Gärtner ein warmes Interesse zei- 
gender Gartenfreund, 7 19. Januar nach 
längerem Leiden. 


In Brüssel hat sich eine Handelskammer 
für Gartenbau gebildet (Chambre du Com- 
merce horticole Bruxellois). Sie wird u.a. 
am ı. und 3. Montag jeden Monats, zu- 
erst am 4. Febr., im Lokale »Le Corbeaus, 
32 rue del’Eveque, Bruxelles, eine Gärtner- 
börse veranstalten. Präsident ist Herr 
LuUCIEN LINDEN. 


Sprechsaal. 


Antwort zu Frage ı, die Behandlung 
blühender Cyclamen im Winter betreffend. 

Schon seit mehreren Jahren erfreuen 
mich im Winter in meinem Wohnzimmer 
einige blühende Cyclamen persicum 
durch reichliches Blühen, wenn ich auch 
nicht leugnen kann, dass hin und wieder 
eine Knospe vertrocknet. Anfang Ok- 
tober nehme ich dieselben in das 
Zimmer, wo sie ihren Platz dicht am 
Fenster gegen Osten erhalten. So lange 
die Witterung noch öfteres Lüften erlaubt 
und die Doppelfenster noch nicht ein- 
gesetzt sind, hat es keine Not mit dem 
Gedeihen. Späterhin ist es schon we- 
niger leicht, die Cyclamen in gutem 
Zustande zu erhalten. Trockene Zimmer- 
wärme und Staub sind dem Gedeihen 
derselben nicht förderlich. Wenn es der 
Zwischenraum gestattet, so ist der beste 
Platz zwischen den Doppelfenstern, so 
lange die Temperatur im Freien nicht 
zu sehr unter den Gefrierpunkt sinkt. 
Wo dies nicht angeht, stelle man sie 
an ein möglichst weit vom Öfen ent- 
ferntes Fenster. Die Cyclamen dürfen 
nicht zu trocken, aber auch nicht zu 
nass gehalten werden. Am leichtesten 
sınd solche Pflanzen zu halten, welche 
in nicht zu grossen Töpfen stehen und 
gut durchgewurzelt sind. Solche können 


ohne Schaden ziemlich regelmässig alle 
Tage gegossen werden, während man 
bei in Mastkultur gezogenen Pflanzen 
sich erst durch Befühlen der Erde von 
dem Grade der Feuchtigkeit, respektive 
Trockenheit derselben überzeugen muss. 
Bei Benutzung von Untersetzern ist 
darauf zu sehen, dass kein Wasser in 
denselben stehen bleibt. 

R. MÜLLER, Praust bei Danzig. 


Antwort zu Frage 2. Buchsbaum ge- 
hört zu den immergrünen Straucharten, 
die sehr schwer aus dem alten Holze 
wieder austreiben. Ist ein Kugel-Buchs- 
baum unten kahl geworden, so wird man 
an derselben Stelle wohl nie wieder 
grüne Zweige bekommen. Man muss 
daher die kahlen resp. trockenen Zweige 
vollständig entfernen und durch geeig- 
netes Scheeren aus dem gesunden Teile 
der Kugel nach und nach eine neue 
Kugel bilden. Durch Entfernen eines 
Teiles der alten Erde und Ersetzen der- 
selben durch kräftige lockere Erde muss 
gleichzeitig kräftiges Wachstum befördert 
werden. Der wiederhergestellte Kugel- 
Buchsbaum wird dann freilich einen 
etwas höheren Stamm haben. 

R. MÜLLER, Praust bei Danzig. 


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06 


Convallaria majalis L., var. prolificans. 
Von L. Wittmack. 
Hierzu Tafel 1292. 


Von Herren HILLEBRAND & BREDEMEIER in Pallanza erhielten wir im 
Jahre 1887 die Abbildung einer merkwürdigen Prolifikation einer Maiblume, 
welche dieselben dort in einem Privatgarten gefunden hatten, und haben wir 
danach Tafel 1292 herstellen lassen. Im Jahre 1888 schickte genannte Firma 
uns ein blühendes Exemplar. 

Die ganze Pflanze zeigt einen ausserordentlich kräftigen Wuchs und hat 
eine Höhe von ca. 40cm. Am unteren, nicht mitabgebildeten Teil sieht 
man zwei laubartige Blattscheiden von 6,5 cz Länge. Der Stengel trägt drei 
Blätter, das unterste derselben hat einen scheidigen Blattstiel von II cm 
Länge, der im unteren Teile ganz geschlossen, stengelumfassend, im oberen 
Teile rinnig ist. Die Blattspreite des ersten Blattes ist 20 cm» lang und 
8,5 cm (!) breit. — Das zweite Blatt hat eine Länge von 27 cm und eine Breite 
von 8 cm, sein scheidiger Stiel ragt 4 cm aus der Scheide des ersten heraus. 
Das dritte Blatt besitzt eine Länge von 30, eine Breite von 6 cm. 

Anstatt einer einfachen Traube bildet der Blütenstand eine einseits- 
wendige Rispe, deren Stiel aus der untersten laubigen Scheide hervorkommt. 
Auf der Abbildung sind drei Blütenstiele vereint dargestellt, das uns lebend 
ein Jahr später übersandte Exemplar hatte nur einen Blütenstand. — Die 
Deckblätter, welche beim gewöhnlichen Maiglöckchen nur klein und lanzett- 
lich sind, haben hier eine viel bedeutendere Grösse, namentlich im unteren 
Teil. Die einzelnen Rispenäste im Winkel eines solchen Deckblattes tragen 
wieder Deckblättchen, bez. Vorblättchen deren mehrere und aus jedem 
derselben entspringt eine gestielte, in den letzten gedrängteren Verzweigungen 
fast sitzende Blüte, so dass z. T. ganze Blütenknäule entstehen und wir einen 
schönen Fall von Sprossung, Prolifikation, vor uns haben, der, so viel uns 
bekannt, bei Convallaria noch nicht beschrieben ist. 

“ Die Blüten selbst sind auch abnorm, indem sich einzelne Perigonzipfel 
von den anderen abgetrennt haben und sich zurückschlagen lassen, wie 
Fig. 5 und d zeigen, Die Staubgefässzahl ist meist vermindert und beträgt 
gewöhnlich nur vier. Eine ziemlich regelmässige Blüte zeigt zwei ver- 
kümmerte Staubgefässe und vier ziemlich normale. Der Fruchtknoten ist 
überall verkümmert. 

Der Wohlgeruch ist ebenso angenehm und kräftig wie beim gewöhn- 
lichen Maiglöckchen; da die ganze Pflanze aber viel stattlicher, in ihren 


Blumen namentlich kräftiger ist, so würde sich ihre allgemeinere Verbreitung, 
 * Gartenflora 1889. 7 


98 G. Dieck: Dendrologische Plaudereien. III. 


zunächst ihre Vermehrung sehr empfehlen. Das zierliche normale Mai- 
glöckchen wird sie freilich niemals verdrängen. 


Dendrologische Plaudereien. Ill. 


Die Olrosen und ihre deutsche Zukunft. 
Von Dr. &. Dieck, National- Arboretum, Zoeschen bei Merseburg, 


»Rerum novarıum cupidi«, begierig nach neuen Dingen, nannte einst CAESAR 
die alten Gallier und zwar jedenfalls mit vollem Rechte. Lebte der Mann noch 
heute, so würde er mit gleichem Rechte auch von den modernen Germanen das- 
selbe sagen können, denn nur das Neue weckt bei uns noch das allgemeinste 
Interesse und nur für das Neue ist stets Geld und ein dankbares Publikum vor- 
handen. Die Jagd nach Neuheiten, neuen Ideen, Formen und Mustern ist der 
Inbegriff der Lebensthätigkeit des Redakteurs wie des Forschers, des Kaufmanns 
wie des Handwerkers und leider ın allzureichem Masse auch des Gärtners ge- 
worden. Es kann sich aber kein Produzent der Zwangslage entziehen, in welche 
ihn die Neuheitsbegierde der Konsumenten versetzt, und glücklich muss der ge- 
priesen werden, der sich wenigstens mit solchen neuen Ideen, Schöpfungen oder 
‘ Einführungen beschäftigen darf, die einen idealen Hintergrund besitzen, nämlich 
die Hoffnung, durch Hinweisung auf neue Erwerbswege und Herbeischaffung neuer 
Erwerbshilfsmittel die Wohlfahrt einzelner Menschen, Gegenden, Erwerbsgruppen 
oder ganzer Länder zu heben und zu fördern. 

Unter den Bestrebungen, welche in dieser Richtung sich bewegen, ist mir von 
jeher diejenige besonders sympathisch gewesen, welche die Einführung der Rosen 
von Kazanlık und deren Anbau für die gärtnerisch-landwirtschaftlichen Kreise ge- 
wisser Gegenden Deutschlands erstrebt. 

Zu diesen Gegenden gehört in erster Linie die Umgegend von Leipzig, als 
einer Stadt, welche seit langem ein Hauptsitz der Fabrikation und des Vertriebs 
ätherischer Öle ist, welche, ihrerseits unterstützt durch künftigen ausgedehnten An- 
bau geeigneter Ölrosen auf den hochkultivierten Ländereien der Nachbarschaft, 
einen Aufschwung nehmen könnten, der dem industriellen Lorbeerkranze der stolzen 
alten Handelsmetropole ein neues Blatt hinzufügen und zugleich den gärtnerisch- 
landwirtschaftlichen Berufskreisen der Umgegend zum reichsten Segen gereichen 
könnte. 

Als Besitzer einer der grössten Sammlungen lebender Gehölze und besonders 
der vielleicht grössten, überhaupt existierenden Kollektion lebender Wildrosen lag 
es mir nahe, dieser Frage mein besonderes Interesse zuzuwenden. Durch die 
Proklamation meines Arborets als gemeinnütziges deutsches National-Arboret habe 
ich nun einmal eine gewisse moralische Verpflichtung übernommen, allen dendro- 
logischen Fragen von wissenschaftlichem und volkswirtschaftlichem Interesse in Er- 
mangelung eines hierzu bestimmten Staats-Instituts persönlich näher zu treten. 

Ich verbündete mich demgemäss zum Zwecke der Einführung der Ölrosen mit 
zwei Gutsnachbarn von Unternehmungsgeist, weitem Blick und idealen Interessen, 
um einen naturwissenschaftlich wohlerfahrenen Reisenden nach dem Ölrosenlande 
im Süden des Balkan zu entsenden, welcher in unserem Auftrage die Rosenfrage 
eingehend an Ort und Stelle studierte und, glücklicher als ein gärtnerischer Vor- 
gänger, uns in den Besitz der besten dortigen Ölrosenformen zu setzen vermochte. 

: unsere Kenntnis der Ölrosen reicht, werden überhaupt nur Vertreter 


G. Dieck: Dendrologische Plaudereien. II. 99 


von zwei Gruppen der Gattung Rosa, nämlich der Gallicanae und Moschatae*) 
zur Ölgewinnung verwendet. 

Betrachten wir zunächst die Gallicanae, so scheint es, als wenn die dem Typus 
der Rosa gallica.L. am nächsten stehenden ungefüllten Formen nirgends Ver- 
‘wendung fänden, während von den gefüllten oder halbgefüllten Varietäten und 
Hybriden in erster Linie Rosa damascena Mill., in zweiter Linie Rosa alba L., 
Rosa provincialis Ait. und Rosa centifolia L. in Betracht kämen. Die Zeiten, wo 
diese Rosen ganz allgemein als Arten anerkannt wurden, sind vorüber und die- 
selben verdanken es allein der seit undenklichen Zeiten fortgesetzten künstlichen 
Vermehrung durch Menschenhand und auf ungeschlechtlichem Wege, dass sie so 
lange den Anschein formbeständiger Arten sich erhalten konnten. 

Die Rosa damascena Mill. ist nach Cr£rins Untersuchungen eine gallica-canina, 
ın welcher die Rosa gallıca dominiert, die Rosa alba eine ebensolche, bei deren 
Bildung der Einfluss einer weissen Form der Canina-Gruppe überwog, was im 
letzteren Falle auch das Auge des Laien an dem hohen Wuchse, der weissen Blüte 
und dem fast völligen Zurücktreten der drüsigen, die Rosa gallica so sehr charak- 
terisierenden Borstenstacheln leicht erkennt. CHRIST spricht sich noch entschiedener 
aus, indem er die Rosa coriifolia Fries. direkt der Teilnahme an der Erzeugung 
der Rosa alba bezichtigt. 

Rosa provincialis Aıt. gilt neuerdings, entgegen der Ansicht von DESEGLISE, 
ganz allgemein nur für eine Form oder Unterrasse der R. gallica, soll aber nach 
CHRIST das grosse Verdienst haben, mit der Rosa gallica var. elata Christ unsere 
edle Rosa centifolia erzeugt zu haben, während REGEL und Cr£rin die letztere 
wohl mit Recht als eine, jetzt nur noch gut gefüllt vorkommende Kulturform der 
R. gallica auffassen.**) Diese Frage wird insofern eine offene bleiben, als die starke 
Füllung dieser Form das Ansetzen von Früchten fast unmöglich macht, sodass 
weder die Untersuchung der Kerne auf ihre Ausbildung und Keimfähigkeit, noch 
die Feststellung der Samenbeständigkeit oder Unbeständigkeit, als die einzig brauch- 
baren Kriterien der Bastardierung, sich jemals in Anwendung bringen lassen 
werden. 

Sicher ıst nur, dass bisher allein die typische Rosa gallica und ihre un- 
gefüllten Varietäten als zweifellos wildwachsend nachgewiesen werden konnten, 
während man von allen mehr oder weniger gefüllten Formen nur kultivierte 
oder höchstens verwilderte Pflanzen fand. Erwiesen ist ferner, dass der Ölreichtum 
dieser gefüllten Formen um so geringer wird, je mehr sich dieselben vom Typus 
der Gallicanae entfernen. 

Die Gruppe der Moschatae, welche hier noch in Betracht kommt, hat nur eine 
einzige Vertreterin in der Rosa moschata Mill., deren gefüllte Formen in hervor- 
ragender Weise bei der Ölgewinnung Verwendung finden und welche ich wegen 
ihres Vorkommens in der altweltlichen Kulturheimat für die ältesten Ölkulturrosen 
halten möchte.***) 

. Schon DioscoriDES berichtet uns, dass nicht die Lokalität und vielleicht nicht 


*) Die letzteren sind mit CREPIN nur als Unterabteilung der Synstylae aufzufassen. 
**) Was in einigen botanischen Gärten und auch in älteren Verzeichnissen meines Arborets 


als Rosa centifolia simplex geführt wurde, hat sich einfach als eine Rosa gallica mit kaum halb- 
gefüllten Blüten entpuppt. 


een 


=) Die als Arten beschriebenen R. Brunonii, abyssinica, ruscinonensis, Leschenaultiana und 
longicuspis haben sich als einfache Lokalrassen der moschata herausgestellt, zu denen noch die 
Varietät yunnanensis Cr£ep. tritt, 


E73 


7° 


I00 G. Dieck: Dendrologische Plaudereien. II. 


einmal die Varietät, sondern in erster Linie die Kultur und Methode der Ge- 
winnung die Qualität des Rosenöls bedingen, denn im Altertum galten der Reihe 
nach das Öl von Kyrene in Nordafrika, das von Phaselis in Kilikien und schliess- 
lich das von Neapolis, Capua und Praeneste in Italien als das vorzüglichste. Nun 
ist aber mehr als wahrscheinlich, dass bei Kyrene, der ältesten geschichtlichen 
Produktionsstätte, die Rosa moschata das Rohmaterial lieferte. Eins der ur- 
sprünglichen Verbreitungscentren dieser Rose liegt ja selbst in Afrika auf den 
Hochgebirgen Abessyniens oder eine bereits kultivierte Rasse derselben konnte 
ebensogut durch die semitischen Besiedler Agyptens aus Mesopotamien, wohin 
die Art sicher schon in grauester Vorzeit aus ihrer persischen Gebirgsheimat ver- 
pflanzt wurde, über Ägypten nach der Kyrenaika gekommen sein, wo sie noch 
heutigen Tages sich sehr häufig finden soll, während Formen der Rosa gallica 
dort kaum vorkommen. Von Phaselis wissen wir dagegen, dass es berühmt war 
durch seine süss duftenden, leuchtend roten Rosen, die also mit der weissen 
Rosa moschata nichts zu thun hatten, sondern wohl sicher zur R. damascena gehört 
haben werden. Bei Neapolis, Capua und Praeneste könnte schliesslich mit der 
Rosa damascena auch die Rosa centifolia in Konkurrenz getreten sein, eine Frage, 
deren Lösung man noch heutigen Tages näher treten könnte durch Feststellung 
des Prozentsatzes der zur Zeit noch dort kultivierten oder verwilderten Exemplare 
der verschiedenen Rosenformen. Sollen doch auch zwischen den Ruinen von 
Paestum in menschenleerer Einöde noch heutzutage verwilderte Gartenrosen 
wachsen“) 

Die moderne Rosenölproduktion hat alle diese klassischen Stätten verlassen 
und in Gegenden ihren Sitz aufgeschlagen, in welchen im Altertume scheinbar 
keinerlei Ölrosenkultur existierte. Auch hieraus können wir die beherzigenswerte 
Lehre ziehen, dass es nicht der Boden und das Klima, sondern allein die Kultur- 
stufe, die Kunstfertigkeit und Betriebsamkeit der Bewohner es sind, welche die 
erste conditio sine qua non für das Gedeihen der Rosenkultur und Ölindustrie 
ausmachen. Mit dieser geschichtlich feststehenden Thatsache fallen die Vorurteile, 
welche man hier und da gegen die Möglichkeit einer Einführung der Ölrosenkultur 
in unser Vaterland laut werden liess, zum guten Teil in sich selbst zusammen. 

Gegenwärtig wird, abgesehen von Östrumelien, auf europäischem Boden und 
ın grösserem Umfange nur in Südfrankreich, und zwar aus Rosa gallica v. provin- 
cialis Öl gewonnen, welches sehr guter Qualität ist, aber im Lande selbst ver- 
braucht wird. Ausserdem hat seit einigen Jahren die unternehmende grosse Firma 
SCHIMMEL & Co. in Leipzig sich mit Erfolg bemüht, besonders aus unserer Centi- 
folie ein qualitativ sehr hervorragendes Öl zu gewinnen. Gleichzeitig verarbeiten 
die Herren aber auch alles erhältliche Material der in der Gegend schon mehrfach 
angepflanzten Rosa byzantina m., über welche ich weiter unten berichten werde, 
und versuchsweise auch wohl die Grifferaie und ähnliche Rosen. Ob in anderen 
Gegenden Deutschlands oder Europas schon nennenswerte Ölproduktion stattfindet, 
ıst mir nicht bekannt geworden, doch möchte ich es, bei der relativen Seltenheit 
der Centifolien und den Schwierigkeiten, die sich bisher dem Import ölreicherer 
und leichter zu vermehrender Ölrosen in den Weg stellten, fast bezweifeln. In 
Asıen scheint sich die Produktion auf einige Gebirgsgegenden Indiens und Persiens zu 
beschränken, zu denen neuerdings wieder Kleinasien tritt. Das Material liefern, 


*) Sehr auffallend ist HooKERs Behauptung, dass die Ölrosen Indiens meist zu den R. da- 
mascena gehörten, während man dort weit eher die im Himalaya weit verbreitete R. moschata 
vermuten sollte, wo die Gruppe der Gallicanen spontan gar nicht vertreten ist. 


G. Dieck: Dendrologische Plaudereien, III. INISISTEHE 


allem Anschein nach überall in Asien in erster Linie die Formen der Rosa 
moschata, und kommt von dem Produkt, welches den einheimischen Bedarf bei 
weitem nicht zu decken vermag, wohl nur zufällig etwas in den Weltverkehr. 

ÖOstrumelien ist es demnach, welches die Welt gegenwärtig mit Rosenduft ver 
sorgt und dorthin musste ich mich naturgemäss wenden, um für mein Vaterland 
einen neuen Erwerbszweig zu gewinnen. Nach den Rosen von Kazanlik war 
seit Jahren mein Bestreben gerichtet und dieses Bestreben ist nach endlosen 
Mühen und Opfern mit Erfolg gekrönt worden! 

Mit den Kazanlık-Rosen, die uns heute also speziell beschäftigen sollen, ver- 
hält es sich ganz ähnlich, wie mit den Messina-Apfelsinen, das heisst, Kazanlık ist 
ebensowenig Hauptproduktionsort für Rosenöl, als Messina es für Apfelsinen ist, 
sondern beides sind Orte, wo sortiert, gemischt und das Produkt vertrieben wird. 
Wie die Messina-Apfelsinen meist aus dem Innern von Sicilien und aus Kalabrien 
kommen, so kommt das Rosenöl meist aus dem zwischen Ozan-Balkan und 
Kazanlık und in dem rumelischen Mithegebirge liegenden Gemeindebezirken, be- 
sonders aber, und zwar in allerbester Qualität, aus dem historisch-politisch so be- 
rühmt gewordenen Schipka (Sıbka) und aus dem weiter östlich gelegenen Maglıs. 

Hier scheint die Wiege der Balkan-Rosenkultur gestanden zu haben, denn 
Sıbka heisst verdeutscht »Wildrose«. 

Die Berichte unseres in Sibka thätigen Reisenden vervollkommnete ein glück- 
licher Zufall. Ich lernte nämlich einen jungen Bulgaren kennen, der einem der 
ersten Rosenöl-Exporteure Ruieliens verwandtschaftlich sehr nahe steht und der 
mir eine Menge der interessantesten Aufschlüsse zu geben vermochte*). 

Zunächst wird der freundliche Leser wissen wollen, was das eigentlich für 
Rosenformen sind, welche speziell Kazanlık in so guten Geruch gebracht und sein 
grünes Balkanthal unserer Phantasie seit Graf MoLTkESs liebenswürdig-witziger Schil- 
derung in so poetisch-anmutiger Verklärung erscheinen lässt. Jedermann wird erstaunt 
sein zu hören, was FRANgoIS CREPIN, der erste Rhodolog der Welt, zu der von mir 
eingesandten weissen Rose von Kazanlık sagte. Er erklärte mir nämlich: »C’est tout 
simplement la forme typique de la Rosa alba de nos jardins!« und fügte hinzu, 
»dass die Herren Bulgaren sich sehr täuschten, wenn sie meinten, besondere uns 
unbekannte Rosenarten zu besitzen !« 

CREPIN hat Recht wie in allen Rosenfragen. Morphologisch betrachtet be- 
wegen sich die Ölrosen des Balkan etwa innerhalb der Formenreihe, die wir als 
Damascener Rosen zu bezeichnen gewohnt sind und durchgreifende äussere Ver- 
schiedenheiten sind zwischen den zahlreichen dortigen und hiesigen Varietäten 
kaum zu finden. Trotzdem ist ein grosser Unterschied vorhanden, nur dass er ein 
für unsere Augen nicht erkennbarer, sozusagen geistiger ist. Er liegt in dem 
berauschenden Wohlgeruch, den die dortigen Rosen aushauchen, während bei 
unsern Damascener Rosen der Wohlgeruch kaum von Bedeutung zu sein pflegt 
und vielfach gar nicht nennenswert ist. Es liegen also, ich wiederhole es, in den 
berühmten Rosen von Kazanlık durchaus keine morphologisch besonders ab- 
weichenden Rassen vor, sondern nur physiologisch unterscheidbare Formen, 
welche im Laufe einer zweifellos Jahrtausende umfassenden Kultur durch Ks 
liche Zuchtwahl und Anpassung entstanden sind. 

Wenn ein Landwirt ein Dutzend seiner Zuckerrüben genauer untersucht, so 
wird er kaum 2 Rüben von ganz gleichem Zuckergehalt finden, aber er kann doch 


*) Auch aus den Handelsberichten der Mitteilungen des orientalischen Museums zu NINE: 
schöpfte ich mancherlei Belehrung und benutzte dieselben zu diesen Ausführungen. 


.102 Max Leichtlin: Auch etwas über Gladiolen! 


seine Rüben im Durchschnitt immer zuckerreicher machen, wenn er als Samen- 
träger nur solche Rüben wählt, deren besonders hoher Zuckergehalt durch Unter- 
suchung von Stichproben festgestellt wurde. In gleicher Weise wird der Gärtner, 
der beliebige Rosen durch Aussaat vermehrt, stets einzelne Individuen finden, die 
einen stärkeren Wohlgeruch haben äls die grosse Masse, und wenn er diese rationell 
weiter züchtet, so wird er am Ende Pflanzen von hervorragendem Wohlgeruch er- 
zielen, die, wenn ungeschlechtlich weiter vermehrt, diese Eigenschaften ganz kon- 
stant fortpflanzen werden, ohne dass sie deshalb äusserlich irgendwie sich von 
ihren geruchlosen Ahnen oder Vettern zu unterscheiden brauchten. Auf solche 
Weise sind zweifellos alle Ölrosen und somit auch die Kazanlik-Rosen entstanden, 
nur dass die heutigen Bulgaren schwerlich die Züchter waren, sondern vielleicht 
schon Vater Noah, der erste Baumzüchter, von dem wir etwas wissen und der ver- 
mutlich schon mit duftenden Rosen bekränzt, seinen Wein zu trinken liebte. 


(Fortsetzung folgt.) 


Auch etwas über Gladiolen! 
Von Max Leichtlin, Baden-Baden. 


Es giebt so etwas wie einen Klapphorn-Vers, besagend: 
»Bescheidenheit ist eine: Zier, 
Doch kommt man weiter ohne ihr!« 
Ich wünsche diesen schönen Vers auf mich selbst anzuwenden, schicke jedoch 
voraus, dass ich sowohl zu Herrn L. von NAcy wie zu Herrn FRIED. LESEMANN in 
freundschaftlichen Beziehungen stehe, und Wert darauf lege, diese auch fernerhin 
zu erhalten. Ich muss aber bitten, mir zu erlauben, dem Artikel »Etwas über 
Gladiolen« auf Seite 68 Ihrer Zeitschrift einige Daten und Thatsachen ergänzend 
hinzuzufügen. Meinen verehrten Freund, Herrn von Nacy habe ich so halbwegs 
ım Verdacht, ım vorigen Jahre in der Wiener Gartenzeitung mir durchaus unver- 
dientes Lob gezollt zu haben und denke ich, dass dieses Verhältnis ihn vielleicht 
abgehalten hat, in dem Artikel »Über Gladiolen« meiner zu erwähnen. Bereits im 
Jahre 1872 besass ich, dank der Güte meines Freundes W. WILSON SAUNDERS, 
blühende Pflanzen von G. SAUNDERSI, und wenn .ich auch zunächst bemüht war, 
die Species rein zu erhalten und zu vermehren, so begann ich doch bereits im 
Jahre 1874 die Kreuzungen mit gandavensis; das Jahr 1877 brachte die ersten Blumen 
der Mischlinge, von welchen jedoch nur wenige vorzüglich zu nennen waren. ‚Fort- 
gesetzte Versuche brachten schliesslich gute Erfolge, so dass ich im Herbst 1832 
an den Herrn GODEFROY-LEBEUF in Argenteuil Iooo Stück dieser neuen Rasse ver- 
kaufte, welche im Jahre 1834 an die Herren HarLrLock, 'THORPE & Son in Queens 
wieder verkauft wurden. Es sind dieses also Erzeugnisse meines Gartens. Diese 
Rasse ist hier in Baden-Baden winterhart und bin ich nun in Bezug auf Verbesse- 
rung der Form und Substanz der Blumen um ein bedeutendes weiter geschritten. 
Im verflossenen Herbst blühten hier 1,50 »» hche und weithin sichtbare Ähren mit 
Blumen von vollen 13 cm Durchmesser. Gl. Dracocephalus giebt schwer Samen; 
er kommt in wildem Zustand gelb- und grün-grundig vor; ich habe jedoch auch 
davon eine Abart erzogen, hellgelber Grund mit scharlach-roten Tupfen. Mein 
verehrter Freund, Herr F. LESEMAnN, wird wohl auch recht Tüchtiges in oben- 
erwähnter Rasse leisten; die Anregung dazu ging aber ebenfalls von mir aus, indem 


ich ihm bezw. Herrn E. RoDEcK vor 4 Jahren einige Zwiebeln meiner Hybriden. 
als freundliches Geschenk übergab. 


H. Zabel: Jamesia americana Torr. et Gray. 103 


Jamesia americana Torr. et Gray. 
Von H. Zabel in Münden. 
Hierzu Abbildungen I8 und 19. 

Jamesia Torr. et Gray. Saxifragaceae, trib. Hydrangeae. — Kelchröhre 
sehr kurz, kreiselförmig, der Basis des Fruchtknotens angewachsen; Kelchlappen 
dreieckig-eiförmig, zuweilen 2spaltig; Blumenblätter 5, verkehrt-eiförmig, konkav; 
Staubgefässe 10, abwechselnd kürzer; Staubfäden flach, pfriemenförmig, Antheren 
gedoppelt; Fruchtknoten zum grössten Teile oberständig, kegelförmig, einfächerig; 
Griffel 3— 5, an der Basis verwachsen, Eichen zahlreich, an 3—5 wandständigen 


EN 
EN 


a 


Abbildung 18. Jamesia americana Torr. et Gray. Einzelner Blütenzweig. °/, nat. Grösse. Blumen weiss. 


Samenträgern vielreihig befestigt; Kapsel kegelförmig, vom Kelch eingeschlossen, 
unvollkommen 3—5fächerig, an der Spitze zwischen den Griffeln aufspringend, viel- 
samig; Samen sehr klein, eiförmig, glänzend, gestreift und netzaderig. Ästiger, 
niedriger behaarter Strauch mit gegenständigen abfallenden, gestielten, eiförmigen, 
grob gezähnten Blättern; Nebenblätter fehlend, Blüten weiss in endständigen Rispen, 
Blumenblätter auf der Innenseite weichhaarig. Nur eine Art, die das Felsengebirge 
Nordamerikas in Utah, Kolorado und Neu-Mexiko bewohnt. BENTHAM et HOookERr, 
Genera plant. I, p. 643; J. M. CouLTER, Manual of the botany of the Rocky Mount. 
P- 95; A. LAVALLEE, Arboret. Segrez, Icones. p. 17, tab. 6. 


Jam. americana Torr. et Gray. Junge Zweige rundlich-vierkantig, auch 
noch im Winter rauh behaart, mit rotbrauner, im 2. Jahre abblätternder Oberhaut; 
Endknospen nackt, verlängert, dicht und lang weisshaarig, seitliche Knospen sehr 
klein; Blattstiel 8— 12 mm lang, halbstengelumfassend; Blätter eiförmig oder etwas 


104 H. Zabel: Jamesia americana Torr. et Gray. 


rhombisch, spitz, die blütenständigen oft stumpf, bis 5 cz lang und 3,5 c» breit, 
an den Blütenzweigen '/, kleiner, scharf gezähnt, mit plötzlicher, etwas verlängerter 
Knorpelspitze der Zähne, oberseits mattgrün und fein angedrückt behaart, unter- 
seits hellgraufilzig; Blüten im Juni und Juli in endständigen aufrechten, unten be- 
blätterten, oben deckblätterigen, kleinen, bis 6.72 langen Rispen; Knospen mit röt- 
lichem Anflug; Kelchlappen lanzettlich-eiförmig, meist spitz, selten abgestutzt und 
mit 2 bis 3 kurzen Knorpelspitzen, auirecht, länger als der Fruchtknoten; Blumen- 


| 


Abbildung 19. Jamesia americana Torr. et Gray. Grösserer Zweig. ?/, nat. Grösse. 


blätter länglich verkehrt eiförmig, 8 bis 9 »»»» lang, wenig länger als die Staub- 
gefässe und Griffel, über doppelt länger als die Kelchlappen, auf der Innenseite 
sehr fein weisshaarig; Fruchtkelch bleibend mit aufrecht abstehenden Lappen, 
welche länger als die Kapsel, aber doppelt kürzer als die 3 oder seltener 4 langen 
schlanken, auseinander spreizenden Griffel sind. 

Winterharter zierlicher, durch Teilung und Samen zu vermehrender, bis ®/, 2 
hoher Strauch, der in Segrez 1867 eingeführt wurde; das erste hiesige Exemplar 
erhielt ich ı871 von der Firma HAAGE & SCHMIDT, ein zweites 1876 als Spiraea 
spec. des Montagnes Rocheuses aus einer französischen Baumschule. 


C. Runge: Zwei neue Cacteen. 105 


Die zunächst mit Jamesia verwandten und nach BENTHAM et HookER (l. c. 
p. 631) von den übrigen Hydrangeen durch einen oberständigen Fruchtknoten ab- 
weichenden, gleichfalls nordamerikanischen und 1- resp. 2artigen Gattungen Fend- 
lera, Carpenteria und Whipplea haben hier noch nicht geblüht. 


Zwei neue Cacteen. 


Von C. Runge, San Antonio, Texas. 
Hierzu Abbildungen 20 und 21. 


Abbildung 20. Mammillaria Grusoni. 


Die nachfolgend beschriebenen beiden neuen Arten von Cacteen fand ich in 
der Sierra Bola, Provinz Coahuila, Mexiko, einer an seltenen Cacteen sehr reichen 
Gegend. 

ı. Mammillaria Grusoni, Runge n. sp. Körper kugelig, im zunehmenden 
Alter oft länglich, bis 25 cz» im Durchmesser, hellgrün, meist einfach, doch zuweilen 
mehrköpfig, wenn der Scheitel verletzt ist, milchend, hellgrün. Warzen vierkantig, 
6—8 mm lang, Axillen nackt. Stachelpolster auf der Warzenspitze, anfänglich mit 
weniger weisser Wolle, später nackt. Randstacheln ı4, 3 stärkere nach unten 
gerichtet, 3 nach jeder Seite und 5 nach oben, 6-8 mm lang, die oberen die 
kürzeren. Mittelstachel 2, stärker und kürzer, 4—6 mm, einer gerade abstehend, 
der andere etwas nach oben gerichtet. Alle Stacheln gerade, in der Jugend röt- 
lich, später alle schneeweiss. 

Blüten gelb, im Kreise um den Scheitel gestellt, 2!/; cm Durchmesser und 


iz 


ebenso lang. Früchte scharlach, wie die von Mammillaria applanata. 


106 C. Runge: Zwei neue Cacteen. 


2. Echinocactus Bolansis Runge n. sp. Körper cylindrisch, einfach oder 
sprossend, fast rasenbildend, bis 40 cz» lang und 10 c2 im Durchmesser. Rippen 8—13, 
höckerig, meist etwas nach links (nach Al. Braun rechts) gewunden. Stachelpolster 
auf der Spitze der Höcker, ziemlich dicht gestellt, 8—ı2 mm. Randstacheln 20 
bis 24, strahlig, nach allen Richtungen sich kreuzend und mischend, 1',—2'/, cm 
lang. Centralstacheln 4, einer gerade abstehend, etwas abgeplattet, 2!/,—3'/, cm 
lang, 3 anliegend, nach oben gerichtet, platt, der mittlere mitunter an der Spitze 
gespalten, 2—3 cm lang. Alle Stacheln zuerst an der Basis rosa, später schneeweiss. 


Abbildung 21. Echinocactus Bolansis. 


Blüten rot, wie die von Echinocactus bicolor und in ihrer Textur. Früchte 
klein, scharlach, sehr bald eintrocknend. 

Beide Arten bilden durch ihre prachtvolle schneeweisse Bestachelung einen 
schönen Kontrast zu dunkelgefärbten Arten. 


Ein Gärtner-Lehrbrief aus dem vorigen Jahrhundert. 
Von Leonard A. Springer, Hilverssum, Holland. 


Vor kurzer Zeit erhielt ich von einem meiner Freunde folgenden auf Pergament 
geschriebenen Lehrbrief bezw. Lehrzeugnis zu Gesicht: 


Leonard Springer: Ein Gärtner-Lehrbrief aus dem vorigen Jahrhundert. 107 


»Des Aller Durchlauchtigsten Grossmaechtigsten Fürsten und Herrn, Herrn 
FRIEDRICH des Fünften, König zu Daennemarck und Norwegen, der Wenden 
und Gothen, Hertzog zu Schleswig-Holstein, Stormarn und der Dittmarschen, 
Grafen zu Oldenburg und Dalmenhorst etc. etc. 

Meines Allergnaedigsten Erb Königs und Herrn etc. etc. Etziger zeit Bestalter 
Lust-gärtner zu Friederichsburg. 

Ich JoHAnN GEoRG BeIss thue Kund and bekenne hiemit für jeder Mennig- 
lichen, wes Vürden, Standes und Condition sie seyn mögen, dass Vorzeiger dieses 
HANS CHRISTIAN SCHNUUR, gebürtig aus dem adelichen Gutte Wolsdorf im 
Holsteinschen von mir in hochst gedachten Ihro Königl: Majest: Lust-Garten vor 
einen Lehrjungen auff 3 Jahr wie gebrauchlich zu lernen aufgenommen worden, 
als von d: ıo Juny 1761 biss d. ıo Juny 1764 Welche zeit auf Krihtig (?) und un- 
verrükt bis zu Ende ausgestanden. Sich auch in seiner Lehrjahren gegen mir und 
jeder Männiglich getreu und aufrichtig wie dergleichen Ehr-geflissenen Lehr-Jungen 
wohl anständig jeder Zeit bezeiget und verhalten, als dass ich ihme nichts anders 
den Ehr und Rädlıchkeit nach zusagen Ursach und befugt. sondern mit Ihm wohl 
friedlich und contant gewesen, auch gelegenheit der Zeit ihme gern in meinem 
Dienste geduldet hätte; Issweilen er aber umb weiterer Erfahrung seiner erlerten 
Gärtner Kunst sich an andern und fremden Örthern weiter zu versuchen willen 
und gesonnen, hat er mich so wohl seiner richtig ausgestandenen Lehr-Zeit als 
guter Verhaltenshalber umb Glaubwürdig Schein und Zeugniss Bittlich angelanget 
und ersuchet: Welche ich ihme den in ansehung bittlichen Begehrens nicht zu 
verwegern gewust sondern zu mehrer seiner Erforderung und gütlich willfahren 
wollen. 

Gelanget Dehrowegen an allen und jeden so diesen Offenen Lehr-Briefes an- 
sichtig oder zu lesen vorgezeiget wird, in Sonderheit gelanget an alle und jede so 
die hoch löbliche Gärtner-Kunst verwandt und zu gethan seynd, Meine Respec- 
tıver Dienst freundliches und geflissenes ersuchen und Bitte, nicht allein bey- 
gesetzter Zeugniss vollkommen Glauben bey-zumessen, sondern obermeldle Hans 
CHRISTIAN SCHNUUR auf sein gebührendes Ersuchen allen mögliche Assistantz 
Ersprissliche Hülffe Gunst und Beförderung zu erweisen und alle wegen Ihm anbe- 
fohlen seyn lassen. Solches bin ich umb einen jeden nach Standergebühr Dienst- 
freundlich und willig zu verschulden, Jeder Zeit willigens erbietens. Zu mehrer 
der Wahrheit uhrkund, habe ich diesen offenen Schein und Lehrbrieff mit meiner 
Eigener Handunterschreiben und gewohnliche Petschafft Bekräfftiget. 


So geschehen und gegeben d. ıo Juny Anno 1764. 
(w. 8.) JOHANN GEORG BeIss.« 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc. 

Tillandsia Kirchhoffiana Wittm. n. sp. | aus kurzen, entfernt stehenden 2 zeiligen 
Hierzu Abbildung 22. Ähren bildend. Tragblätter der einzelnen 
(Sect. Platystachys Bak.) Blätter dicht | Ähren mit ihrem unteren korallenroten 
rosettig, aufrecht abstehend, zurückge- | Teil die Ähren ganz eng umschliessend, 
bogen, starr lederartig, aus bauchiger, | von da an zurückgeschlagen und laub- 
breit eiförmiger Basis lineal pfriemlich, | artig, grün. Ähren ca 14, schmal, dicht, 
lang, graugrün beschuppt, Blütenstand ca. | Deckblätter korallenrot. Blumen zwei- 

ı m hoch!, korallenrot, eine lockere Rispe . zeilig, blau. 


108 


re 
p . 
“ 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen. 


Ich kenne diese Pflanze nur aus zwei 
Abbildungen und einer abgestorbenen 


Blattrosette, die mir der treffliche Bro- | 
meliaceenzüchter, Herr Hofgärtner C. E. 
ı T. foliosa Martens et Gal., Enum. II, 9. 


KIRCHHOFF in Donaueschingen (Baden), 
sandte, halte sie aber doch für eine gute 


\ 


Abbildung 22. 


Species, die ich Herrn KıRCHHOFF zu 
Ehren benenne. Nach KIRCHHOFFs brief- 
lichen Mitteilungen ist es eine höchst 
stattliche Pflanze, die sich mit ihrem 
korallenroten, über ı »z2 hohen Blüten- 
stand, den grünen, zurückgeschlagenen 
Enden der korallenroten Tragblätter und 


Tillandsia Kirchhoffiana Wittm. 
Teil der Tragblätter grün. 


den blauen Blumen, die etwas dunkler 
als die von Billbergia Liboniana sind, 
prächtig ausnimmt. Sie scheint sich aber 
schwer zu vermehren. Sie steht der 


nahe, unterscheidet sich aber von dieser, 


Blütenstand korallenrot. 
Blumen blau. 


Zurückgeschlagener 


| die ıch im Herbar Morren, im Leidener 


Herbar, wie auch lebend im botanischen 
Garten zu Lüttich vergleichen konnte, 
durch ihre Grösse, die derbere Be- 
schaffenheit der Blätter, die schmäleren, 
viel dichter umschliessenden Tragblätter, 
deren laubige Spitze höchstens 2!/,mal, 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen. — Kleinere Mitteilungen. 


109 


nicht 4mal so lang als der korallenrote 
untere Teil ist, endlich dadurch, dass 
bei T. foliosa die einzelnen Ähren nicht 
ganz so weit von einander abstehen und 
namentlichnach derSpitzezugedrängtsind. 

Die drei Exemplare von T. foliosa im 
MorRENschen Herbar sind alle von 
KıEnasT in Mexiko, April 1883 gesam- 
melt; wahrscheinlich stammt unsere Art 
also wohl auch aus Mexiko. 


Pratia angulata Hook. fil. 
Bezüglich der im Heft 24 der Garten- 


flora 1888 S. 662 abgebildeten Lobelia 
littoralis Cunningh. möchte ich bemerken, 
dass dieselbe unter ihrem richtigeren 
Namen Pratia angulata Hook. f. (New 
Zealand Flora S. 172) schon bekannt, 
und auch bereits in der Gartenflora be- 
sprochen ist: z. B. 1886 S. 207 (wo irrig 
Chile als Vaterland angegeben wird). 
Sie erträgt die hiesigen Winter unter 
leichter Reisigdecke sehr gut und blüht 
im Sommer massenhaft, setzt aber keine 
Früchte an. H. ZABEL. 


(uerel’2S702.2. DaB) 


Kleinere Mitteilungen. 


Die Kultur der Lycaste Skinneri. 
Die Firma VAN DER SMISSEN X SCHWARTZ, 
Steglitz, hatte inder VersammlungdesVer. 
mu d2G7 am 202. Dezuy; ]. eine-reiche 


Sammlung so schön blühender Lycaste | 


Skinneri ausgestellt, dass ihr eine grosse 
silberne Vereinsmedaille dafür zuge- 
sprochen wurde. Herr VAN DER SMISSEN 
äusserte sich über die Kultur etwa folgen- 
dermassen: 

Die Pflanzen stammen von vorjährigen 
Importen; sie sind Anfang Juli 1887 ein- 
getopft und haben sich gleich recht üppig 
entwickelt. Einzelne brachten schon im 
ersten Winter zwei Blumen an den neuen 
Knollen. Verpflanzt sind sie nicht wor- 
den. Die Erde besteht aus einer Mischung 
von Zahnaer Heideerde und Grunewalder 
Sphagnum. Während der Wachstumszeit 
erhielten die Pflanzen, entgegen der Mei- 
nung bewährter Orchideenzüchter, reich- 
lich Dung (Kuhdünger), und gerade dem 
Umstande dürfte es mit zuzuschreiben 
sein, dass die neuen Bulben 4—6 Blumen 
brachten. Das Haus ward auf ı2 
bis ı5°R. gehalten, etwas wärmer als 
vielleicht nötig wäre; aber man erzielt 
so die Blüten früher. Schon vom No- 
vember an sind diese geschnitten, sodass 
bereits der dritte Teil abgeerntet ist. 
Nach dem Abblühen sollen sie verpflanzt 
werden. Die Pflanzen blühen leider nicht 


alle auf einmal, aber das verlängert wieder 
die Blütezeit. 

Bei dem reichen Ertrage und den ver- 
hältnismässig guten Preisen für die Blüten 
ist die Kultur eine lohnende. 


Gärtnereibetrieb der Klöster und Privatpersonen. 

Die Genossenschaft der Kunst- und 
Handelsgärtner in Salzburg machte 
beim dortigen Stadtmagistrat gegen 
einige Klöster und Privatpersonen die 
Anzeige wegen unbefugter Ausübung 
des Gewerbes der Kunst- und Handels- 
gärtnerei. Die Genannten, welche that- 
sächlich auf dem ihnen gehörigen Grund 
und Boden Blumen und Gemüse bauten, 
wurden hierauf vom Magistrate ange- 
wiesen, ihre Thätigkeit, die sich als eine 
gewerbsmässige darstelle, auf Grund des 
Gewerbegesetzes anzumelden. Sie kamen 
dieser Aufforderung jedoch nicht nach, 
sondern ergriffen den Rekurs an die 
höhere Instanz, weil der Anbau von Ge- 
wächsen auf dem eigenen Grundstücke 
ohne Mitwirkung eines Hilfspersonals 
sich nicht als ein selbständiges Gewerbe, 
sondern als landwirtschaftliche Urpro- 
duktion darstelle. Die Landesregierung 
von Salzburg gab diesem Rekurse Folge, 


‘wogegen die Genossenschaft an das Mi- 


nisterium des Innern rekurrierte. Dieses 
erkannte, dass bezüglich der belangten 


IIO 


Kleinere Mitteilungen. 


Klöster von einer Anmeldung zum Ge- 
werbebetriebe abzusehen sei, weil diese 
die angebauten Produkte zum eigenen 
Gebrauche bedürfen, dass dagegen die 
angeführten Privatpersonen, welche die 
Früchte ihrer Thätigkeit zum Verkaufe 
auf den Markt bringen, den Bestimmungen 
des Gewerbegesetzes unterliegen. Diese 
Letzteren 


überreichten darauf die Be- 


schwerde an den Verwaltungsgerichtshof, | 
in welcher sie die Ansıcht vertraten, dass | 


sich die Verwertung des eigenen Grund- 
besitzes zur Gartenkultur auch dann als 
landwirtschaftliche Urproduktion dar- 
stellen müsse, wenn der Grundbesitzer 
seine Produkte nicht selbst verbrauche, 
sondern sie zum Verkaufe bringe. 


Da- | 


gegen machte der Vertreter des Mini- | 
steriums des Innern bei der öffentlichen | 


Verhandlung geltend, dass es sich im 
vorliegenden Falle nur um die Unter- 
scheidung handle, ob eine berufsmässige 
Ausübung eines Gewerbes vorliege oder 
nicht, und diese liege wirklich vor, da 
‚die Beschwerdeführer mit ihren Erzeug- 
nissen Handel treiben. Der Verwaltungs- 
Gerichtshof erkannte auf Aufhebung der 
angefochtenen Ministerialentscheidung, 
weıl konstatiert sei, dass die Beschwerde- 
führer auf ihrem eigenen Grundbesitze 
landwirtschaftliche Produkte anbauen, da- 
bei keine geschulten Hilfskräfte verwenden 
und ihre Erzeugnisse in erster Linie für 
den eigenen Bedarf verwenden und nur 
den Überschuss zu Markte bringen, dass 
also der Anbau von Gewächsen im vor- 
liegenden Falle nicht die Signatur einer 
gewerbsmässigen Thätigkeit an sich trage. 
Österr. Landw. Wochenbl. 


Produktion von Chrysanthemumblüten zu 
Insektenpulver in Dalmatien. 

Immer grössere Bedeutung gewinnt in 
Dalmatien die Kultur des Chrysanthemum. 
Dieselbe ist derzeit namentlich auf der 
Insel Lesina sehr verbreitet, und hat die 
dortige Bevölkerung auch heuer aus dieser 
Pflanze ein recht bedeutendes Erträgnis 
erzielt, da die Nachfrage nach der Blüte 
derselben eine stets wachsende ist und 


die Preise demzufolge immer mehrsteigen. 
ı Doppel-Ctr. (7) getrockneter Blüten *) 
wird derzeit mit 250 fl. angenommen. Es 
dürfte kaum eine andere, auf offenem 
Felde betriebene Kultur bestehen, die 
ökonomisch so vorteilhaft wäre, wie die 
ohne Investitionen und ohne bedeutende 
Mühewaltung durchführbare Anpflanzung 
der Chrysanthemumstaude; denn da von 
einem gut bearbeiteten Hektar I10—30 9 
trockener Blüte gewonnen werdenkönnen, 
ist das Bruttoerträgnis der Kultur auf 
2500— 7500 fl. pro ı Aa zu veranschlagen. 
Die Regierung verteilt jetzt an Land- 
wirte Chrysanthemumsamen zu herab- 
gesetzten Preisen, um die Kultur dieser 
kostbaren Pflanze im Lande zu verbreiten. 
Österr. Landw. Wochenbl. 


Gegen Mitte Januar blühende Gewächse inKassel. 

Um in meiner jetzigen Stellung meine 
alten Lieblinge nicht so ganz zu ver- 
missen, baute ich mir vor 2 Jahren ein 
kleines Gewächshaus mit einer kälteren 
und einer wärmeren Abteilung. \Wäh- 


rend die kältere Abteilung der Über- 
ı winterung der Neuholländer und der zur 


Ausschmückung der vor meiner Dienst- 
wohnung gelegenen Blumenbeete be- 
stimmten Gewächse dient, ist die wärmere 
Abteilung besonders für Orchideen, Bro- 
meliaceen und einige sonstige Warmhaus- 
pflanzen bestimmt. Unter letzteren be- 
vorzuge ich besonders Winterblüher, da 
sie dem Hause gerade in der düstersten 
Jahreszeit ein freundlicheres Aussehen 
verleihen als Blattpflanzen, darin stimmt 
mir jeder bei, der dem Hause jetzt, Mitte 
Januar, einen Besuch macht. Trotzdem 
die wärmere Abteilung nur 5 »2 lang und 


ı 3'/s m breit ıst, kann ich doch jetzt schon 


eine ganz stattliche Anzahl blühender 
Gewächse aufführen; wenn die (meist 
frisch importierten) Orchideen erst mehr 
herangewachsen sein werden, wird die 
Zahl noch bedeutend grösser sein. 

Es standen in der Zeit zwischen 15. 
bis 2o. Januar in Blüte: 


*) Das Dalmatiner Insektenpulver stammt von 
C. cinerariaefolium Trev. D. R. 


Kleinere Mitteilungen. 


III 


Cypripedium insigne. 
Cypripedium javanıcum. 
Dendrobium nobile. 

» Wardianum. 
Laelia albida. 
Lycaste Skinneri. 
Odontoglossum Alexandrae. 

» Rossi majus. 
Onecidium Cavendishi. 
Phalaenopsis amabilis grandiflora. 


Aechmea coelestis. 
Billbergia nutans. 

» Saundersı. 

» Windi, prachtvoll! 
Caraguata Devansayana. 
Nidularıium spectabile. 

» » verum. 
Vriesea incurvata. 


Begonia Horibunda. 


» fuchsioides. 
» manicata. 
» odorata. 
» Roezlı. 
Centradenia florıbunda. 
» rosea. 


Epiphyllum truncatum. 
Eranthemum pulchellum. 
Franciscea calycina. 
Grischowia hirta. 
Hexacentris mysorensis. 
Kennedya Maryattae. 
Manettia bicolor. 
Monochaetum ensiforme. 
Ruellia marcrantha. 
Streptocarpus polyanthes. 
Sonerila, verschiedene. 
Tetranema mexicanum. 
Thunbergia Harrisi. 


WISSENBACH, 
Friedhofs-Inspektor in Kassel. 


Kultur der Sophronites grandiflora. 
Herr R. BRAnDT, Charlottenburg, dem 
in der Versamml. d. V. z.B. d. G. vom 


20. Dez. v. J. für ein Exemplar dieser | 


Pflanze in schönster Blüte der Monatspreis 


| wandelt. 


kommen müsse, denn er kultiviere sie mit 
bestem Erfolge im Orchideenhause, dicht 
unter dem Glase aufgehängt, damit sie 
immer Niederschlag und auch viel Licht 
erhalte. Im Sommer kommt sie »natür- 
licherweisex ins Freie. Die Pflanze ist 
seit 4 Jahren in Kultur, zuerst in einer 
Schale, dann auf einem Holzklotz, wo 
sie aber nicht recht wachsen wollte, seit 
2 Jahren auf einem Farnstamm. Im 
Jahre 1887 war dieser senkrecht befestigt, 
da brachte die Pflanze nur 4 Blumen, 
jetzt, wo der Stamm horizontal hängt, 
30o Blumen. Die Blüten halten sich 6 
bis 8 Wochen. 


Die Amseln und die Wespen als Schädiger 


des Obstes. 
In den zahlreichen schönen Obstgärten, 
ı welche Wien umgeben, machen sich 


im Herbst die Amseln sehr bemerklich. 
Aprikosen, Pfirsiche, Frühbirnen und be- 
sonders Weintrauben an Spalieren fallen 
ihnen zum Opfer. Jede reif werdende 
Frucht wird von ihnen angepickt und 
dann folgt eine Schaar Wespen nach, 
die dıe schönste Birne verdirbt, die herr- 
lichste Traube in eine abscheuliche ver- 
Man ist daher hier auf die 
Amseln und die Wespen sehr schlecht 
zu sprechen. Wo die Amseln dominieren, 
ziehen sich alle anderen Singvögel weg, 
wie dies ganz anschaulich unser Stadt- 
park beweist; nur der zudringliche Spatz 
bleibt da, ungeachtet auch manches Nest 
desselben von den Amseln geleert wird. 


' Es ist daher schon in vielen Gärten fast 


zugesprochen war, bemerkte, dassSophro- | 


nites grandiflora zwar eine brasilianische 
Orchidee sei, aber ziemlich hoch vor- 


Usus geworden, jede Amsel zu vertilgen, 
die den Früchten und den insekten- 


 fressenden Vögeln so schädlich ist. 


Was die Wespen betrifft, so hat man 


ı zu deren Vertreibung und Vertilgung. 


die verschiedenartigsten Mittel ergriffen; 
sie müssen immer wieder von neuem 
angewendet werden, wenn sie dauernd 
Erfolg haben sollen. Eines der haupt- 
sächlichsten besteht wohl darin, das 
Wespennest abends, wenn sich alles 
darin gesammelt hat, mit etwas Petroleum 
zu bestreichen und dies anzuzünden oder 


I1l2 


Kleinere Mitteilungen. 


‚ra 
) 


das Nest mit angezündeten Schwefelfäden 
gründlich auszuräuchern. Gut sind die 
Wespenfangflaschen; sie verunzieren aber 
die Spalierwände und damit den Garten. 
Ich habe in den letzten Wochen einen 
vollständigen Erfolg mit der gewöhn- 
lichen glasglockenähnlichen Fliegenfang- 
maschine erzielt, die man mit so vielem 
Nutzen gegen die Stubenfliege meist ın 
mehreren Exemplaren in jedem Hause 
besitzt. Diese Fliegenglocke wurde von 
mir in der Nähe der Bäume und Spa- 
liere mit reifenden Früchten mit ihren 
drei kugelförmigen Füssen auf einen 
grösseren Blumentopf-Untersatz gestellt 
und ein paar Stück süsser Birnenschalen 
darunter gelegt. Die Wespen gehen aufs 
eifrigste danach, wollen von den Birnen 
in die Höhe fliegen und werden nach 
einiger Zeit in der Glasglocke, aus der 
sie nicht mehr heraustreffen, durch den 
dort verdunsteten, mit Wasser vermengten 
Spiritus betäubt. Den Abend habe ich 
z. B. in der Nähe von eben blühenden 
Epheuwänden, die von den Wespen, 
untermischt mit Bienen stark beflogen 
werden, an jedem Tage hunderte von 
Wespen aus einer Fliegenglocke durch 
Eintauchen in heisses Wasser getötet 
und entfernt. Es ist dies Mittel ganz 
allgemein als vortrefflich zu empfehlen. 
Französische Obstzüchter empfehlen 
als das neueste gegen die Wespen die 
Anwendung von Hefe. Man legt in der 
Nähe ihres Herumschwärmens überreife 
geteilte Früchte, Birnenschalen etc. herum 
und bestreicht diese mit Bierhefe. Der 
Hefenpilz gelangt so in die Wespen, 
fermentiert dort und vernichtet mit den 
Alten auch die ganze Brut. Dieses Mittel 
wäre gewiss auch der Erprobung wert. 


Anthurium Scherzerianum. 

Das schlechte Gedeihen dieser Pflanze 
in vielen Gärten liegt nach The Garden 
wesentlich daran, dass man sie nicht 
richtig behandelt. Damit die Pflanze 
gut wachsen kann, müssen die Wurzeln 
in gutem Zustande sein. Dazu gehört 
vor allem eine gute, richtige Erdmischung. 


Man nehme für Anthurium Scherzerianum 
gleiche Teile recht faserigen Orchideen- 
torf (peat), aus dem man alle erdigen 
Bestandteile ausgeschüttelt hat, und zer- 
hacktes Torfmoos (Sphagnum) und mische 
dazwischen reichlich Sand und Scherben 
oder Holzkohlenstücke. Auch soll man 
die Pflanze nicht zu warm halten. Eine 
Nachttemperatur von etwa 8° R. im 
Herbst und Winter sagt ihr am besten 
zu. Auch ım Frühjahr und Sommer 
muss sie entsprechend kühl gehalten 
werden, doch sollte die Luft nie zu 
trocken sein. Jedes Jahr muss sie ver- 
pflanzt werden, da die Erde bei der 
grossen Menge Feuchtigkeit, welche die 
Pflanze braucht, leicht schlecht wird, was 
wieder auf die Wurzeln von nachteiligem 
Einfluss ist. Werden die Wurzeln aber 
einmal schlecht, so braucht man Jahre, 
ehe man die Pflanze wieder kräftigt. 
Bei der oben angegebenen Temperatur 
gehalten, macht Anthurium Scherzerianum 
seinen Haupttrieb in den Herbstmonaten. 
Die beste Verpflanzzeit ıst vor dem 
Haupttriebe. Beim Verpflanzen ist die 
alte Erde möglichst zu entfernen, doch 
müssen die Wurzeln dabei sehr geschont 
werden. Nachdem man so die Haupt- 
masse der alten Erde entfernt hat, spült 
man den Rest mit einer feinen Brause 
fort. Alsdann werden die Pflanzen in. 
die frische Erde gebracht. Man füllt 
die Töpfe halb voll Scherben und giesst 
darauf die Erdmischung leicht an. Dar- 
über wird dann die Pflanze gebracht. 
Nach dem Verpflanzen darf man anfäng- 
lich nur mässig begiessen, bis die Pflanzen 
gut angewurzelt sind, dann aber brauchen 
sie viel Wasser. Samen von Anthurium 
Scherzerianum werden zeitig im Frühjahr 
ausgesät. Die Sämlinge kommen dann 
bald zu drei oder vier in dreizöllige 
Töpfe in die obige Erdmischung, wobei 
man ebenfalls den Topf halb vollScherben 
füllt. Auch die Sämlinge müssen sehr 
feucht gehalten werden. Im Winter stehen 
sie am besten dicht unter Glas in einer 
mittleren Temperatur. Hier wachsen sie 
sehr kräftig und können ım nächsten 


Kleinere Mitteilungen. 


113 


Frühjahr einzeln in kleine T'öpfe gepflanzt 
werden. Alte wie junge Pflanzen sollten 
täglich überbraust werden, da sie sonst 
leicht von Thrips und der roten Spinne 
befallen werden. 
Amerikanische Teppichbeete. 

Bruder JonarHan jenseits des Atlantic 
ist schon lange als trockener Humorist 
bekannt, was er sich aber jetzt in der 
Teppichbeetgärtnerei leistet, grenzt nach- 
gerade ans Grotesque. Um dies recht 
zu persiflieren, hat »The American Florist« 
kürzlich ein humoristisches Teppichbeet 
dargestellt, das auch von LupwIG MÖLLER 


inseinerDeutschen Gärtnerzeitung wieder- | 


gegeben ist. Vor einer Villa liegen auf dem 
Rasen zunächst ein Paar Pantoffeln, unter 
denen nach links eine vierbeinige Krea- 
tur geht, deren Bestimmung auch dem 
besten Zoologen Schwierigkeiten bereiten 
würde. Wir möchten für eine Katze 
plaidieren. Nach der anderen Seite 
stolziert lustig und fidel flötend ein lang- 
beiniger und langschnäbeliger Vogel, den 
wir ebenfalls nicht zu klassifizieren ver- 
mögen. Auf einem zweiten Rasenstücke 
liegt ein scheusslich grinsender Mann 
mit weit ausgestreckten Armen und aus- 
gespreizten Fingern, den unvermeidlichen 
Cylinder auf dem Kopfe, über den ein 
Tier, halb Hund, halb Schwein, mit 
mächtigem Auge, fortläuft. Und dies 
alles plastisch erhaben aus Teppich- 
pflanzen dargestellt. Einige Bäume am 
Wege haben es sich gefallen lassen 
müssen, menschliche Gestalt anzunehmen. 
Mr. JonaTHAn, der eben von einer Reise 
zurückgekommen, steht auf dem Wege 
neben Mrs. JONATHAN und beschaut sich 
voll Entsetzen .die riesigen Pantoffeln, 
die seine Frau, gleich wie das Übrige, 
in seiner Abwesenheit von einem Garten- 
künstler hat herstellen lassen. — Wir 
hoffen, dass diese Humoreske endlich 
die Amerikaner auf bessere Wege lenken 
wird. Die bis jetzt ausgeführten Tep- 
pichbeete sind zum Teil ‚wahrhaft ab- 
schreckend. Wir sahen kürzlich bei 


Gartenfiora 1389. 


Herrn C. SCHMIDT in Erfurt auf Photo- 

graphieen äus Chicago Elephanten in 

natürlicher Grösse als Teppichbeete, 
(Dr. D.) 


Aufforstung in den Vereinigten Staaten 

von Amerika. 

Die folgende Notiz findet sich in einem 
Berichte über den Ackerbau in Chicago 
für das Jahr 1887. Nach einer Bemer- 
kung über die trockenen Gegenden in 
Dakota, Nebraska und Kansas heisst es: 
In den oben erwähnten Distrikten fehlen 
Bäume fast gänzlich, was seinen Grund 
in dem völligen Mangel an Feuchtigkeit 
hat, während in den Holzgegenden und 
ın den Gebirgen ein sorgloses Fällen, 


namentlich der jungen Bäume, einen 
beängstigenden Mangel an Bau- und 
Brennholz erzeugt hat. Mannigfache 


Gesetze sind gegen diesen Raubbau er- 
lassen worden und es steht zu erwarten, 
dass die Landverteilung unter dem 
Timber Culture Law von vorteilhaftem 
Einfluss sein wird. Im Staate Nebraska 
hat man aber bereits vor fünfzehn Jahren 
freiwillig Schritte zur Abhilfe dieses 
Übels gethan. Man hat einen Tag, den 
sogenannten Arbor-Day, festgesetzt, zu 
dem Zwecke, das Pflanzen von Bäumen 
und die Forstwirtschaft im allgemeinen 
zu befördern. Dies Beispiel hat fast ın 
allen Staaten und Territorien dieses 
Distıiktes Anklang gefunden und so ist 
denn. jetzt durch Gesetz ein Feiertag 
eingerichtet worden, dessen Datum der 
Governor feststellt, an welchem Bäume 
von den Behörden und sonstigen ange- 
sehenen Personen gepflanzt werden 
müssen. Bisher sind auf diese Weise 
in Kansas über 250000 acres (= 101169,5 
Hektar) künstlich bewaldet worden und 
verspricht auch die Befolgung dieser 
Einrichtung in den anderen Staaten 
einen nützlichen Einfluss. 
(Gard. Chron.) 


Über den Fruchthandel Kaliforniens 
bringt der Bericht des britischen Konsuls 


8 


114 


Kleinere Mitteilungen. 


in San Francisco interessante Daten. 
Danach werden in diesem Staate alle 
Obstsorten, welche in einem halbtropi- 
schen und gemässigten Klıma gedeihen, 
kultiviert. Von ersteren sind zu nennen: 
Orangen, Limonen, Citronen, Pompel- 
musen, Feigen, Bananen, Aprikosen, 
Nektarinen, Wallnüsse, Mandeln, Wein- 
trauben für Wein und Rosinen; von 
letzteren: Äpfel, Birnen, Pflaumen, Kir- 
schen, Pfirsiche, Johannisbeeren, Stachel- 
beeren, Brombeeren, Himbeeren und 
Erdbeeren. Der Handel mit frischem 
Obste nach den östlichen Staaten wächst 
ganz enorm. Er betrug 1887 35 000 000 
Pfund gegen 30 000000 Pfund im Jahre 
1886. Von den 1887 exportierten 792500 
Obstkisten mit frischem Obst (a 45 Pfund 
Obst) entfallen aufPfirsiche 220000 Kisten, 
auf Aprikosen 175000, auf Birnen 150000, 
auf Kirschen 60000, auf Pflaumen 40000, 
auf Weintrauben 35 000, auf Brombeeren 
25 000 und auf Erdbeeren und Stachel- 
beeren je ı5 000 Kisten. Auch der Ex- 
port getrockneter Früchte war in diesem 
Jahre enorm. So wurden 16 000 000 
Pfund getrocknete Weintrauben, 3 000 000 
Pfund dito Aprikosen, ı 750000 Pfund 
Backpflaumen, ı 500000 Pfund Wallnüsse, 
1750000 Pfund Pfirsiche, 550 000 Pfund 
Dörräpfel, 1250000 Dörrpfirsiche, 500 000 
Pfund Mandeln exportiert. Die Verwer- 
tung einheimischer Trauben zu Rosinen 
steigert sich in dem Masse, dass man 
binnen kurzem ‘ganz Amerika damit zu 
versorgen gedenkt und den Import der 
Rosinen aus dem Auslande ganz zu ver- 
drängen hofft. Die Weinproduktion be- 
trug 1837 bereits 13 000000 Gallonen 
Wein (= 492 o5o Al). Im ganzen Staate 
Kalifornien waren 1837 bereits 60 701,5 
Hektar mit Weinstöcken bepflanzt, davon 
waren nicht weniger als go pCt. aus- 
ländische Sorten. Die Güte des kali- 
fornischen Weines hat infolgedessen be- 
deutend zugenommen. (Journ. of Hort.) 


Ein neuer Schmarotzer auf Agaven. 
Dr. MiLIARARIS in Athen hat auf der 
Agave americana und mexicana einen zu 


der Verwandtschaft der Mycetozoen (Pilz- 
tiere, bisher Myxomycetes, Schleimpilze) 
gehörenden Pilz entdeckt, den er Tylo- 
gonus Agavae nennt. Der Pilz befällt die 
Blätter der Agave americana L., welche 
auf dem dürren Boden Griechenlands 
üppig gedeiht. Die Beschreibung davon 
lautet: Auf beiden Flächen der grossen, 
dicken Blätter der befallenen Pflanzen, 
mehr aber auf der unteren Fläche, findet 
man gewöhnlich eine grosse Menge von 
kleinen, polsterförmigen Erhabenheiten, 
welche, scharweise zusammengedrängt, 
grosse Strecken, manchmal auch ganze 
Blätter, masernartig bedecken. Diese 
Polster oder Quaddeln befallen entweder 
nur einige Blätter oder ganze Pflanzen, 
oder seltener sind sie in geringerer An- 
zahl nur auf ein einziges Blatt beschränkt. 
Diese Polster stellen scharf abgegrenzte, 
kleine, meist flache, gallenartige Pro- 
tuberanzen dar, von verschiedener Form 
und Grösse. Die meisten sind flach 
linsenförmig, einige rund polygonal mit 
ausgestreckten kleinen Armen, und 
andere wieder von unregelmässiger, ge- 


lappter und mit Ausbuchtungen ver- 
sehener Gestalt. Ihre Grösse variiert 
von 2—8 mm, obschon auch ı—3 cm 


Grösse nicht selten ist. Es giebt auch 
Polster von 5—ıo cm, sie sind aber sehr 
selten. 

Die Oberfläche dieser krankhaften Bil- 
dungen ist nicht immer flach, sondern 
hat verschiedene Vertiefungen und Her- 
vorragungen, meistenteils aber ist sie in 
der Mitte leicht vertieft, so dass bei den 
regelmässigen, linsenförmigen Polstern 
das ganze wie ein flacher Kopf aussieht. 
Bei den seltenen, sehr grossen, unregel- 
mässigen Polstern sieht das Ganze wie 
ein Inselrelief mit Thal und Bergen aus. 
Sehr selten sind die Polster von der Ober- 
fläche des Blattes erhoben und noch 
seltener bilden sie unter der Oberfläche 
des Blattes vertiefte Flecken. Die Farbe 
der Polster, so lange sie noch frisch 
sind, ist hellgrün und zeichnet sich, von 
fern gesehen, von der dunkleren, grau- 
grünen Farbe der Agave-Blätter aus. Je 


Kleinere Mitteilungen. — Litteratur. 


115 


älter die Polster sind, desto brauner 
werden sie, und man kann öfters auf 
einem und demselben Blatte alle Über- 
gänge von Hellbraun bis Braunschwarz 
finden. Der Pilz befällt beide Arten von 
Agave, die americana und mexicana. 
Bei der zweiten aber ragen die Protube- 
ranzen üppiger hervor und sind viel be- 
deutender, grösser als bei der ersten, 
aber nicht so zahlreich. Bemerkenswert 


ist, dass die Polster nie auf den gelben | 


platten Streifen der Ränder der Agave 
americana var. striata erscheinen und 
dass die kleinen Agavepflanzen von dem 
Pilze stets verschont bleiben*). 
(NEUBERTs Magazin.) 


Dianthus alpinus 

ist auch nach der Blüte eine der schön- 
sten Alpenpflanzen. 
Mai oder Juni bis in den Oktober hinein 
leicht durch Stecklinge vermehren. Da 
man bei Aussaaten leicht und mannig- 
fache Varietäten erhält, so sollte man 


ı empfohlen. 
ı Warm- und Kalthause zur Blüte bringen, 


zum guten Gedeihen sind milder sandiger 
Lehm, viel Wasser ım Frühjahr und 
Sommer und trockener geschützter Stand- 
ort ım Winter. 
(Journ. of Horticulture.) 
Littonia modesta, 

eine nahe Verwandte von Gloriosa su- 
perba, von Port Natal stammend, wird 
ihrer schönen, leuchtend orangeroten 
Blüten und der leichten Kultur wegen 
im Journ. of Horticulture, welches auch 
eine Abbildung derselben bringt, warm 
Man kann die Knollen im 
ihnen eine 


doch scheint 


gemässıgte 


ı Temperatur und eine sandige Erde am 


besten zuzusagen. Die Blätter sind ähn- 


Er lässt sıch von | 


- | 
ihn auch durch Aussaat vermehren, alle | 
ER - .. | 
Sämlinge zur Blüte kommen lassen und 


die besten Sorten aussuchen. Die Pflanze 
lässt sich ebensowohl im Topf wie ım 
freien Lande kultivieren. 


Bedingung 


=) Wer sich weiter für den Pilz interessiert, 


dem empfehle ich die Broschüre: »Tylogonus | 


Agavae. Ein Beitrag zur Kenntnis der niederen 
endophitischen Pilze.«< Von MILIARAKIS. 
Verlag von NIKOLAS’ G. INGLESSIS. 
Eine ähnliche Erscheinung trat auch in Berlin 
Bei der Kostbarkeit des Mate- 
rials konnten keine eingehenden Untersuchungen 
gemacht werden. le. W. 


an Agaven auf. 


lich wie diejenigen von Gloriosa superba 
an der Spitze rankenartig eingerollt, so 
dass die Pflanze mit ihrer Hilfe klettern 
kann. Die etwa 5 cm grossen, einzeln 
ın den Blattwinkeln stehenden, aber sehr 
zahlreichen überhängenden Blüten sind, 
wie schon oben erwähnt, leuchtend 
orangerot. (Dr. D)) 
Erythronium Hendersoni S. Wats. 

(Liliacee), in Oregon einheimisch, ist mit 
seinen glockenförmigen, gegen 5 cm 
grossen Blüten, deren blassviolette, am 
Grunde tief purpurrot gefärbte Blumen- 


‚ blätter " Hälfte zurüc o ; 
Aa blätter zur e zurückgebogen sind, 


entschieden eine der schönsten Arten 
dieser Gattung, welche sich bei uns als 
vollständig hart erweisen dürfte. Ihr 
Anbau ist deshalb sehr zu empfehlen. 
NDR IDD) 


Litteratur. 


Baron FERD. von MÜLLER, K.C.M.G,, 
M. D, etc. Governments Botanist for 
Victoria, Descriptions and Ilustrations 
ofMyoporinons Plants of Austra- 
lıa. Die Tafeln ausgeführt vom Zeich- 
ner der Kolonie Victoria, Herrn JoHn 
FORRES. 


Herr Baron FERDINAND VON MÜLLER 
ı wirkt ın dem fernen Australien, nicht 


| wie nur ein tüchtiger Mann, nein wie 


deren viele. Einem WıLpenow gleich, 

| hat er teilgenommen an der Bearbeitung 

ı der Flora Australiens (BENTHAM & MÜLLER), 

' Jacauıs gleich, publizierte er in den 
g* 


116 


letzten Jahren die Abbildungen der Arten 
der Gattungen EucalyptusundAcacia, 
in den 
Phytographiae Australiae hat derselbe 


unausgesetzt publiziert, was Neues oder | 


nicht genügend Bekanntes in Australien 
entdeckt ward, und zwar sınd diese 10 
Bände vom Jahre 1858—1877 erschienen 
und ist da ein Schatz von Material und 
Beobachtungen niedergelegt Für die 
Kolonisten Victorias hat derselbe ver- 
schiedene populäre Werke in englischer 
Sprache geschrieben, so über die in der 
Kolonie Victoria wild wachsenden Pflan- 
zen (the native plants of Victoria), dann 
sein für Australien so wichtiges Werk, 
das schon in zahlreichen Auflagen er- 
schienen ist, »Select Extra - Tropical 
Plants«, in welchem alle diejenigen Nutz- 
pflanzen zusammengestellt sind, die in 


Australien noch mit Nutzen angebaut | 


werden können. Von diesem wichtigen 
Werke ist auch eine deutsche Über- 
setzung herausgegeben worden, welche 
auch für Europa von hohem Interesse 
ist. Dieselbe ward von EDMUND GözE 
veranstaltet und erschien unter dem Titel 
» Auswahl aussertropischer Pflanzen«, 
Cassel und Berlin, Verlag von THEODOR 
FISCHER 1888. Zu seinen in der Kolonie 
einheimischen Pflanzen gab er einen 
Atlas mit 79 Tafeln heraus, deren jede 
in Royal-Quart eine Art darstellt. In 
einem kleinen Werke zählt F. v. MÜLLER 
die Pflanzen der Chatham-Inseln auf, den 
am meisten nach Westen gelegenen Inseln 
zwischen Neu-Zealand und dem Konti- 
nente Amerikas und beschreibt 7 neue 
Arten, zu denen auch die Abbildungen 
gegeben sind. 

In dem in Rede stehenden Kapital- 
Werke über die Myoporinae Neuhollands, 
das gleich den Werken über die Akazien 
und Eucalyptus als Quellenwerk für alle 
Zeiten bestehen wird, sind 74 Tafeln ın 
Royal-Folio 74 Arten dieser Familie ge- 
widmet. Voraus geht als Titelabbildung 
die Darstellung eines alten Baumes von 
ungefähr ro » Höhe von Myoporum 
insulare R. Br. Auf jeder der Tafeln 


ıo Bänden seiner Fragmenta | 


Litteratur. 


findet sich die Darstellung eines blühenden 
Zweiges in natürlicher Grösse und ausser- 
dem besondere Darstellungen in mehr 
oder weniger schwachen oder stärkeren 
Vergrösserungen von allen Theilen der 
Blume, der Geschlechtsteile, der Durch- 


ı schnitte durch Fruchtknoten, der Frucht, 


des Samens und der notwendigen Ana- 
lysen. So sind 57 Arten der Gattung 
Eremophila, 17 Arten der Gattung Myo- 
porum dargestellt, was bleibt uns da 
noch von diesen beiden beliebten Gat- 
tungen zur Kultur ım Kalthause einzu- 
führen, um unsere Sammlungen zu ver- 
vollständigen!! Dass nur ein F. v. MÜLLER, 
mit seiner Arbeitsfähigkeit, mit seiner 
schnellen und das Ganze überschauenden 
Auffassung, das leisten kann, das voraus- 
gesetzt — wäre das doch nicht möglich, 
wenn das Gouverınement von Vietoria 
den Feuereifer F. v. MÜLLERS nicht auch 
mit den Mitteln zur Ausstattung und 
Ausgabe solcher Werke unterstützen 
würde. Möge es Gottes Wille sein, dass 
das bis an die Zähne bewaffnete Europa 
wieder in die Ära des süssen, holden, 
festen Friedens eintreten würde, dann 
würden auch in Europa wieder mehr 
Mittel für alle rein wissenschaftlichen 
Bestrebungen flüssig werden, so dass 
das altersgraue Europa mit seinen jungen 
Kolonieen wieder wetteifern könnte. 
(E. R.) 


Die Landschaftsgärtnerei, ein Hand- 
buch für Gärtner, Architekten und 
Freunde der  Gartenkunst. Von 
E. PETZoLD, Park- und Garten-Dı- 
rektor a. D. Sr. Kgl. Hoheit weiland 
Prinz FRIEDRICH der Niederlande. 
Mit 6 erläuternden Figuren, 25 land- 
schaftlichen Ansichten und Abbil- 
dungen nach Originalaufnahmen von 
FRIEDRICH PRELLER, Professor der 
Kunstakademie ın Dresden. Zweite 
vermehrte und verbesserte Auflage. 
Leipzig beı H. HäÄsseL, 1888. 

Als 1862 die erste Auflage von PETZOLDS 

Landschaftsgärtnerei erschien, habe ich 

das Buch in der Gartenflora ausführlich 


Litteratur. 


117 


besprochen, es als ein vorzügliches Lehr- 
mittel für Gartenkunst warm empfohlen, 
aber auch manches getadelt. Der Ta- 
del galt hauptsächlich der Grundanlage, 
welche, wie auch der Titel »mit Zu- 
grundelegung RePpronscher Prinzipien« 
sagte, bestand. Bei aller Achtung, ja 
Bewunderung REPToNs als Landschafts- 
gärtner, jedenfalls der grösste in Eng- 
land, hatte derselbe manche Schwächen 
in seinen Werken, hauptsächlich weil er 
zu viel Gewicht auf seine architektoni- 
schen Kenntnisse legte. Der deutsche 
Bearbeiter teilte diese Ansicht und 
brachte in sein Buch zu viel von Archi- 
tektur und Perspektive, überhaupt zu 
viel Nebensächliches hinein. Ganz anders 
die neue Auflage in gänzlicher Umar- 
beitung,. Das specifisch Englische ist 
verschwunden und das Nebensächliche 
ganz beseitigt. Trotzdem, dass die in 
der ersten Auflage enthaltenen fast un- 
nützen Gehölztabellen von mehr als 
100 Seiten hier weggelassen sind, ist 
doch die neue Auflage an Seitenzahl 
bedeutend vermehrt. Was der Verfasser 
jetzt giebt, ist das Ergebnis einer mehr 
als fünfzigjährigen Praxis in Ausübung 
landschaftlicher Gartenanlagen, worin der 
Verfasser vielleicht mehr Erfahrung hat, 
als irgend ein lebender Landschafts- 
gärtner. Alles fusst auf eigene Erfah- 
rung und daran ist nichts zu rütteln. 
Von der englischen Grundlage ist nichts 
geblieben, als was für Landschaftsgärtner 
aller Zeiten massgebend bleiben wird. 
REPToNn, der bedeutendste fremde Land- 
schaftsgärtner, ist in PETZOLD gleichsam 
neu entstanden, und die jungen Land- 
schaftsgärtner haben nichts mehr im 
Auslande zu suchen, weil ihnen PETZOLDS 
Landschaftsgärtnerei alles giebt, was 
über die höhere bildende Gartenkunst 
gesagt werden kann. PETZoLDs stärkste 
Seite in der Praxis ist das Schaffen von 
Landschaftsgärten durch Aushauen von 
Wald und alten verwachsenen Parkan- 
lagen mit der Axt, fürwahr die dank- 
barste Aufgabe des Landschaftsgärtners, 
wenn er es versteht, die Umgebung mit 


dem Auge des Landschaftsmalers zu be- 
urteilen. Dies zeigt sich auch in den 
Abschnitten des Buches über Pflanzungen, 
deren Erhaltung und Änderung durch 
Aushauungen. Vielleicht ist dies die 
vollständigste Belehrung über diesen 
Gegenstand, die gegeben werden kann. 
Landschaftliche vortreffliche Ansichten 
geben die nötige Anleitung und sind 
meist unmittelbare Darstellungen 
ausgeführten Veränderungen. 

Die Abschnitte sind ziemlich dieselben 
wie bei den ersten Auflagen geblieben, 
wenigstens die Überschriften. Ganz neu 
sind IV. über die Bedeutung der Farben 
für die bildende Gartenkunst. XIV. 
Alleen, XV. Über Anlage und Unter- 
haltung von Friedhöfen, XVI. Über die 
Lebensdauer und Haubarkeit verschie- 
dener Holzarten, XIX. Über Charakte- 
ristik der Baumformen, welche für die 
Linien der Landschaft vorzugsweise von 
Einfluss sind, mit 3 Abbildungen, endlich 
XX. Über die Farben der Gehölze in 
Beziehung auf Belaubung, Blüte und 
Frucht. 

Der kurz gemessene Raum verbietet 
eine Kritik des Inhalts Er ist in fol- 
gende Abschnitte geordnet: I. Einleitung, 
Landschaftsgärtnerei im allgemeinen, 
II. Anhaltspunkt für den Entwurf des 
Planes, III. Über die Bedeutung der 
Form für die bildende Gartenkunst, 
IV. Über die Bedeutung der Farben für 
die bildende Gartenkunst, V. Linear- 
und Luftperspektive, VI. Alter und neuer 
Stil, VII. Landschaftsgärtnerei und Land- 
schaftsmalerei, VIII. Park, Pleasure 
ground und Garten, IX. Gebäude, X. 
Wasser, XI. Felsen, XII. Wege, XIH. 
Pflanzungen, XIV. Alleen, XV. Über 
Anlage und Unterhaltung von Friedhöfen, 
XVI. Tabelle über Lebensdauer und 
Haubarkeit verschiedener Holzarten, 
XVII. Rasen und Wiesen, XVIII. Ta- 
bellarische Zusammenstellung derjenigen 
Gräser, welche zur Anlage von Rasen 
und Wiesen vorzugsweise geeignet sind, 
XIX. Über Charakteristik der Baumformen, 
welche für die Linien der Landschaft 


von 


118 


vorzugsweise von Einfluss sind, XX. Über 
die Farbe der Gehölze in Beziehung auf 
Belaubung, Blüte und Frucht. 

Man erkennt aus dieser Inhaltsüber- | 
sicht, dass die Theorie und Praxis der 
Gartenkunst gleichmässig vertreten sind, 
dass dem jungen strebenden Gärtner 
ein sicherer Anhaltspunkt gegeben wird 
und der ältere, schon geübte viel Neues 
aus diesem Buche lernen kann. 

Wir können daher PETZOLDs L.and- 
schaftsgärtnerei aus Überzeugung allen 
bestens zur Belehrung empfehlen. Die 
Ausstattung des ansehnlichen Bandes 
ist eine vorzügliche. JÄGER. 


Die Lindenia enthält ım 4. Band 

5. Lief. T. 1617 Sophronites grandiflora 
Lindl., T. 162 Odontoglossum radıatum 
Rchb. fil., T. 163 Comparettia falcata 
Poepp. et Endl., T. 164 Oncidium For- 
besiiı Hook. var. maximum. 
Dr. G. B. DE Ton, Intorno ad alcunı 
Alberi e Frutici ragguardevoli esi- 
stenti nei Giardino dı Padova. Padova. 
Tipogr. G. B. Randi. 1887. 8°. 25 S. 
(aus Atti e Memorie d. R. Academia 
dı scıenze, lettere ed artı ın Padova 
vol. III.) 

Enthält wichtige Beobachtungen über 
interessante Bäume und Sträucher 
botanischen Garten zu Padua. Eine 
Chamaerops excelsa steht bereits seit 
1590 daselbst und erregte schon GOETHES 
Aufmerksamkeit, der ın ıhren verschieden 
gestalteten Blättern etc. einen Beweis 
für seine Metamorphosen-Lehre fand. 
(GOETHE, die Metamorphose der Pflanzen. 
GOETHES sämtliche Werke ın 6 Bänden. 
6. Bd., Stuttgart 1860, S. 21.) Ihm zu 
Ehren ist auch an dem betreffenden Ge- 
wächshause eine Inschrift angebracht. 


ım 


N. GAUCHER, Stuttgart, Handbuch der 
Obstkultur. Verlag von Paut PAREY. 
Berlin. Mit 525 Originalholzschnitten 


Litteratur. 


und 7 lith. Tafeln. Preis gebunden 
2o Mk. 
Die ersten Lieferungen des obigen 


Werkes, welches in ı9 Lieferungen er- 
scheinen soll, liegen uns hier vor und 
ist aus denselben bereits ersichtlich, dass 
Herr GAUCHER seine reiche Erfahrung 
und Sachkenntnis auf dem Gebiete der 
Obstkulturen ohne Rückhalt dem obst- 
bautreibenden Publikum mitteilen will. 
Trotz der verschiedensten älteren, teil- 
weise sehr guten Schriften über Obstbau 
dürfte das Werk des Herrn GAUCHER das 
grösste Interesse hervorrufen und zwar 
einerseits als Lehrbuch, andererseits als 
willkommenes Vergleichungsmaterial mit 
anderen Werken und anderen Ansichten. 

MENDE, 
städt. Obergärtner. 

Litteratur über Bromeliaceen. 

Die Litteratur der so lange einer gründ- 
lichen Bearbeitung entbehrenden Familie 
der Bromeliaceenhat soeben eine wich- 
tige Bereicherung erfahren durch Ep. 
AnDrEs Aufzählung der von ihm in Süd- 
amerika (Venezuela, Kolumbien und 
Ecuador) 1875—76 gesammelten Pflanzen 
mit kurzen Diagnosen der neuen Arten 
in Revue horticole 1888 S. 563. Ein 
grösseres Werk desselben Verfassers mit 
38 lith. Tafeln in gr. 4°, welches die 
genaue Beschreibung, Geschichte und 
Kritik aller seiner Neuheiten (72 Arten 
und ıı Varietäten) bringen wird, ist unter 
der Presse. — Mit vielem Dank ist auch 
die Enumeratio Bromeliacearum quae in 
horto Lugduno-Batavo (Leiden) co- 
luntur von Ep. THEOoD. WITTE, der ım 
vorigen Jahre ein Verzeichnis der Orchi- 
deen des Leidener Gartens herausgab, 
zu begrüssen, zumal auch die Synonyme 
aufgenommen. Die Beschreibung der 
vom Konsul des deutschen Reiches in 
Popayan (Kolumbien), Herrn F. C. LEH- 
MANN, gesammelten Bromeliaceen wird 
binnen kurzem, vom Unterzeichneten be- 
arbeitet, in ENnGLERS Jahrbüchern erschei- 
nen. — Ganz besonders wird aber von 
allen Dr. J. G. Bakers Handbuch der 
Bromeliaceen (in englischer Sprache), 
welches ebenfalls im Druck ist, mit Freude 
begrüsst werden. L. WITTMACK, 


Litteratur. — Ausstellungen und Kongresse. 


119 


Georges Mantin. 

L’Eneyclopedie contemporaine illustree 
Paris vom 25. Nov. 1888 bringt das Por- 
trait und die Lebensbeschreibung eines 
grossen Orchideen-Liebhabers, GEORGES 
ManrTın, 54 Quai de Billy Paris, welcher 
auf seiner Besitzung Olivet (Loire) eine 
grosse Sammlung von Orchideen hat, die 
neben der des Grafen von Paris im 
Schlosse von Eu die grösste Frankreichs 
sein soll. Herr ManTın giebt mit GoDE- 
FROY-LEBEUF, dem Örchideenzüchter in 
Argenteuil und Herausgeber des Orchido- 
phile ein Dictionnaire general des Orchi- 
dees heraus, welches dem Orchidophile 
nächstens beigegeben wird. Der Ver- 
fasser des Artikels scheint übrigens er- 
staunlich wenig orientiert zu sein, denn 
er sagt z. B.: Im Auslande nennt man 
nur die Sammlungen des Fürsten von 
Sachsen-Koburg-Gotha, heute Prinz von 
Bulgarien in Wien und die des botani- 
schen Gartens in Kew. 


Abbildungen von Florblumen etc. 

Die Firma E. BENnARYv, Erfurt, hat ein 
grosses Farbenbild ihrer Gloxinien ver- 
sandt, welches die Blumen ın fast un- 
glaublicher und doch natürlicher Grösse 
wiedergiebt. Viele messen Io cm im 
Durchmesser. Die Blumen sind von 
Fräulein RosE PINCKERT gemalt, die 
Farbentafel ist von Herrn Gustav 
LEUTZSER in Gera wahrhaft musterhaft 
hergestellt. 

Ebenso vorzüglich ausgeführt sind vier 
Farbentafeln, welche die Firma HAAGE 
& SCHMIDT, Erfurt, vor kurzem ausge- 
geben. Dieselben sind aus der litho- 
graphischen Anstalt von WEZEL & NAU- 
MANN in Leipzig-Reudnitz hervorgegangen 
und stellen dar: ı. Aster »Triumphe, 
2. Begonia Scharffiana Rgl. (siehe Garten- 
flora 1883 S. 127 u. 661 m. A.), 3. Del- 


ı phinium sulfureum Boiss et Haussk. (D. 


Zalil Aitch. et Hemsl.), 4. Papaver laevi- 
gatum M. v. Bieb. und Godetia »Feen- 
königin«. 


Ausstellungen und Kongresse. 


(Nach der Reihenfolge des Stattfindens.) 


Magdeburg. Winterausstellung, ver- 
anstaltet vom Verein der Handelsgärtner, 


vom 20.—25. März 183g. 


toriastrasse 1. 

Rotterdam. Gartenbau- Ausstellung 
der Nederlandsche Maatschappy voor 
Tuinbouw en Plantkunde, vom 20.—24. 
April 1889. Nähere Auskunft erteilen: 
der Präsident der Gesellschaft VıruLy 
VERBRUGGE und der Sekretär von LAnGe, 
beide in Rotterdam, sowie auch Herr 
J. van HuLLE in Gent, 

Mainz. 
5. Jahresversammlung des Vereins deut- 
scher Rosenfreunde vom 20.—25. April 
1889. Anmeldungen sind bis zum 15. März 
1889 an den Vorsitzenden des Vereins, 
Dr. NiEs zu richten. 

Wien. Frühjahrs - Blumenausstellung 
der K.K. Gartenbau-Gesellschaft in Wien. 


| 


Anmeldungen | 
an W. Kremzow, Blumenhandlung, Vik- | 


' Mai. 


Anmeldungen beim Verwaltungsrat der 
Gesellschaft. 

Stuttgart. Gartenbau - Ausstellung 
des württembergischen Gartenbau-Vereins 
vom 17.— 22. April 1889. 

Prag. Frühlings-Ausstellung der böh- 
mischen Gartenbau - Gesellschaft vom 
21.—25. April 1889. Anmeldungen bei 
der böhmischen Gartenbau- Gesellschaft 
in Prag, Post Wyschehrad. 

Budapest. Frühjahrs - Blumen - Aus- 
stellung der ungarischen Landes-Garten- 


ı bau-Gesellschaft vom 27. April bis 6. Mai. 
Jubiläums - Ausstellung und | 


Anmeldungen in der Gesellschafts-Kanz- 
lei, Kronprinzgasse 16. 

Dresden. Frühjahrs-Ausstellung der 
Gartenbaugesellschaft Flora vom 9.— 13. 
Anmeldungen an Herrn Garten- 
direktor KRAUSE. 

Genf. Gartenbau - Ausstellung der 


\ Genfer Gartenbaugesellschaftvom 16.— 20. 


120 Ausstellungen. — Personal- und Vereins-Nachrichten. — Berichtigungen. 


Mai 1889. Anmeldungen an den Vor- | die ıoojährige Einführung des Chrysan- 
sitzenden des Vereins, H.CARDINAUX oder | themum. An einem Dienstag, Freitag 


an den Schatzmeister H. FORESTIER. ' undSonnabend desMonatNovember 1889. 
Hannover. Provinzial - Gartenbau- _ Anmeldungen beim Vorstande derScottish 


Ausstellung vom 4.—6. September in Ver- ‚ Horticultural Association in Edinburg 
bindung mit der Hauptversammlung des | (Schottland). 
Verbandes deutscher Handelsgärtner. Berlin. Grosse allgemeine Gartenbau- 
Anmeldungen bis zum ı. August bei | Ausstellung vom 25. April bis 5. Mai 1890. 
Herrn Ober-Hofgärtner METZ in Herren- | Das vorläufige Programm ist von dem 
hausen. Generalsekretariat des Vereins zur Be- 
Berlin. Chrysanthemum-Ausstellung | förderung des Gartenbaues, Berlin N., 
des Vereins zur Beförderung des Garten- | Invalidenstr. 42, zu beziehen.*) 


baues. Ende November. Anmeldungen Breslau. Die in Breslau in Aussicht 
bei dem Generalsekretär des Vereins, Pro- | genommene Frühjahrs - Ausstellung ist 
fessor Dr. WITTMACK, Invalidenstr. 42. aufgegeben. 


Edinburg. Internationale Chrysan- ı *) Die Unterlagen zu den Gartenplänen sind 
themum-Ausstellung als Gedenkfeier an | für 2 Mk. in Briefmarken zu haben. 


Personal- und Vereins- Nachrichten. 


Dem durch seine Abhandlungen über Der Oldenburger Obst- und Garten- 
die Blutlaus und Reblaus, sowie durch |, bauverein hat soeben den Jahresbericht 
seine Leistungen auf dem Gebiete der | für 1883 nebst zwei Anlagen, bestehend 
Insektenkunde auch in ogärtnerischen | aus der Mitgliederliste und aus dem 
Kreisen wohlbekannten Oberlehrer an | Verzeichnisse der in der Vereinsbibliothek 
der Realschule zu Kassel, Dr. HERMANN | befindlichen Werke, sowie eine Flug- 
KessLeEr ist das Prädikat »Professor« bei- |, schrift: »Hebt den Obstbaul«, auf 
gelegt worden. Veranlassung des Vereins herausgegeben 

Dr. E. v. REGEL ward im Laufe des | vom Seminarlehrer WEGENER, versandt. 
Jahres 1888 von der Universität Bologna | Die letztere sehr beherzigenswerte Schrift 
zum Dr. honoris causa ernannt. schildert den gegenwärtigen mangel- 

Dem Baumschulbesitzer HELLEMANN in |, haften Betrieb des Obstbaues und dessen 
Bremen, bekannt durch seine erfolg- | Ursache, giebt viele statistische Daten 
reichen Moorkulturen in Lilienthal bei | über Ein- und Ausfuhr und empfiehlt: 
Bremen, ist von dem Grossherzog von | ı. Verallgemeinerung gründlicher Kennt- 
Oldenburg der Titel Hoflieferant ver- | nisse im Obstbau, 2. Aufstellung und Ein- 
liehen. bürgerung von Lokal-Sortimenten, 3. Ein- 

Der bekannte Kakteen- etc. Importeur, | richtung regelmässiger Obstmärkte in 
Herr O. A. DROEGE, ist nach 2ojähriger | den Städten des Landes, 4. Begründung 
Abwesenheit aus Mexiko zurückgekehrt. | von Genossenschaften für Obstproduktion 
Seine Adresse ist Friedrichshagen bei | und Verwertung. 

Berlin. 


Berichtigungen. 
Dengrleit 2, >. 64, Zeile Suvon oben 


2. In dem Vortrage über Anzucht 
von Chrysanthemum, Grtfl. Nr. 2, S. 36ff. 
soll es heissen statt Kreisobergärtner | muss es bei den grossen Töpfen nicht 
MAURER: Kreisobergärtner STRAUWALD in 45 cm, sondern 25—30 cm Durchmesser 
Gnadenfeld. | heissen. 


FR 
Re 


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Br 


ANTHURIUM  ANDREAN 
‚UND SEINE HYBRIDEN ?3n 


Anthurium Andreanum und seine Hybriden. 


Von W. Rössing, Magdeburg-Buckau. 
Hierzu Tafel 1293. 


Seit einer Reihe von Jahren sind in der Gärtnerei des Herrn Geheimen 
Kommerzien-Rat GRUSON in Magdeburg-Buckau die verschiedensten Be- 
fruchtungen der Anthurien vorgenommen worden, und stellen die auf 
Tafel 1293 abgebildeten Hybriden die neuesten Züchtungen dieser Art dar. 
Vor etwa 4 Jahren wurde eine Kreuzung zwischen A. Andreanum X A. Lin- 
digii gemacht; von all den Sämlingen war aber nur ein einziger von Wert, 
dessen Blume sich durch Grösse und lebhaft karminrote Farbe auszeichnete. 
Dieser Sämling wurde nach dem Besitzer A. Grusoni (Taf. 1293a) genannt. 
Selbstverständlich spornte das zu weiteren Versuchen an und wurde nun 
A. Grusoni mit den Eltern Andreanum und Lindigii, auch umgekehrt ge- 
kreuzt, was nach ıJjähriger Kultur mit wenigen Ausnahmen fast über- 
raschenden Erfolg hatte. Die Farben der neuen Hybriden sind sehr ver- 
schieden ausgefallen und variieren vom dunkelsten Purpurrot bis zu dem zartesten 
Lachsfarben. Die Erstlingsblumen der noch schwachen Pflanzen hatten 
schon 10— 12 cm Durchmesser; sind die Exemplare erst älter, so werden sie 
noch bedeutend an Grösse zunehmen. 

Ich möchte gleichzeitig noch auf eine sehr interessante Befruchtung 
eines Anthuriums mit Calla aethiopica aufmerksam machen, deren Sämling 
heute schon durch die dicken, lederartigen, fast aufrechtstehenden Blätter 
einen ganz anderen Charakter erkennen lässt; ob sich auch hierbei ein Ein- 
fluss auf die Blüten zeigen wird, ist noch abzuwarten. 


Figurenerklärung. 
a Anthurium hybr. Grusoni, 
b » »  Kolbii. 
£ > »  Wittmackii. 
d » »  Ortgiesii. 
e » » Allendorfi, dem Andreanum am nächsten stehend. 


Obstbaubriefe. 11.*) 


Von R. &oethe, Ökonomierat und Direktor der Kgl. Lehranstalt für Obst- u. Weinbau 
in Geisenheim a. Rh. 
Obstbau und Obsthandel in Südtirol. 
Hierzu Abbildung 23. 


Der Obstbau von Südtirol hat in den letzten Jahrzehnten einen ausserordent- 
lichen Aufschwung genommen. Als Hauptgebiet ist das 6 Stunden lange Thal von 


*) Vergl. Gartenflora 1887, S.9. 
Gartenflora 1889. 9 


122 R. Goethe: Obstbaubriefe. I. 


Bozen bis Meran anzusehen und die genannten beiden Städte bilden den Mittel- 
punkt des ausgedehnten Obsthandels, welcher nach aller Welt seine so wunder- 
schönen Früchte verschickt. Als ich die Strecke von Bozen nach Meran im Jahre 
1867 bei Gelegenheit einer Studienreise durchwanderte, sah ich noch weite Thal- 
strecken ohne Obstbäume, während diesmal (August 1888) fast alle Wiesen mit 
Bäumen bepflanzt waren, was mit Recht auf eine bedeutende Zunahme des dortigen 
Obstbaues schliessen lässt. 

Das Thal zieht sich von Südosten nach Nordwesten und ist gegen Norden 
nahezu vollständig durch hohe Bergwände geschützt. Unter solchen Umständen 
wirkt die südliche Sonne in doppeltem Masse und ruft Temperaturverhältnisse her- 
vor, wie sie auf die Ausbildung und Schönheit der Früchte von dem günstigsten 
Einflusse sein müssen. 

Demgegenüber lässt der Boden zu wünschen übrig, denn unter einer dünnen 
Erdschicht findet sich nur Grus und Sand, wie er durch Schnee und Regen nach 
und nach im Laufe der Jahrhunderte vom Gebirge heruntergeflösst wurde und mit 
seinen mächtigen Ablagerungen den breiten Thalboden bildete. An solchem Stand- 
ort und in solchem steinigen Erdreich würde an einem anderen Orte der Obstbaum 
viel weniger gut gedeihen; hier aber gesellt sich zu dem mächtigen Einfluss der 
hohen Jahrestemperatur noch das Wasser aus der Etsch, welches den Bäumen auch 
während der heissesten Monate reichlich zugeführt werden kann. Schon früher 
kam ich in der Schweiz zu der Überzeugung, dass auch in steinigem Erdreiche 
die Obstbäume kräftig wachsen und gedeihen können, wenn nur das darunter- 
liegende Gestein zerklüftet ist und es an Wasser nicht fehlt. Für die Richtigkeit 
dieser Ansicht spricht nun das Thal von Bozen bis Meran auf das Überzeugendste, 
denn hier gedeihen die Obstbäume in steinigem Geröll mit mässiger Erddecke bei 
ausgiebiger Wasserzufuhr ganz trefflich. Man findet zwar nicht so hohe und breit- 
kronige Bäume, wie man sie am Rhein und in den schweren Böden des südwest- 
lichen Deutschlands sehen kann; die Kronen sind niedrig und die Zweige mässig 
stark, aber doch das Wachstum normal und die Bäume gesund, was allein schon 
durch die Thatsache bewiesen wird, dass man in Südtirol den Krebs der Apfel- 
bäume nicht kennt. Vollständig entwickelte Apfelbäume (die man vorwiegend 
pflanzt) haben Kronen von 5 »» Höhe und 7 »» Breite, während der Durchschnitt 
in Deutschland 7 »» Höhe und 9 »z Breite betragen dürfte. 

Während die ältesten Pflanzungen in Südtirol mit Hochstämmen ausgeführt 
wurden, nimmt man seit geraumer Zeit nur noch Halbhochstämme, weil sich 
bei ihnen das Obst leichter und schneller abernten lässt. Die Erträge an Obst 
sınd hier so bedeutend, dass der Verlust, welcher durch die weit herunterhängende 
Krone an der Grasnutzung verursacht wird, nicht in Betracht kommt. Allerdings 
räumt man ein, dass das Obst an Halbhochstämmen dem Diebstahl in viel höherem 
Masse ausgesetzt ist als an Hochstämmen, zumal da die einzelnen Besitzungen 
nicht oder nur selten mit Zäunen umgeben sind. Man sagte mir, dass in früherer 
Zeit, als sich der Obstbau noch in seiner Jugend befunden habe, der Obstdieb- 
stahl häufig recht empfindlich gewesen wäre; mit der wachsenden Zahl der Obst- 
bäume aber habe der Schaden abgenommen und komme jetzt nur noch selten vor, 
da alle Besitzer von Obstbäumen in ihrem Interesse ständige und scharfe Aufsicht 
ausübten. 

Man pflanzt die Halbhochstämme in einer Entfernung von 8 »» in der Reihe 
und die Reihen da, wo man auf Grasnutzung sieht, auf 15—2o »z auseinander. 
Vielfach und besonders in der Umgebung von Bozen wird das Land zwischen den 


R. Goethe: Obstbaubriefe. II. 323 


Reihen zur Gewinnung von Tafeltrauben benutzt, sodass weite Strecken gleich- 
mässig dem Obst- und Weinbau dienen. 

Bezüglich der Obstbäume sei bemerkt, dass nur ganz wenige durchaus be- 

währte und für die dortigen Verhältnisse passende Sorten im grossen angepflanzt 
werden. Es sind dieses die Apfelsorten: Weisser, Roter und Halbroter Ros- 
marin, Weisser Winter-Calvill, Edelroter, Böhmer und Edelböhmer, 
Köstlichster, Parkers Pepping und Marschansker (Edelborsdorfer); von 
Birnensorten: DieWinter-Citronenbirne (Virgouleuse), Herzoginvon Angou- 
lEeme, weisse Herbst-Butterbirne (Sommer-Citronenbirne genannt), 
Winter-Dechantsbirne, Olivier de Serres, Esperens Bergamotte, Diels 
3utterbirne, Hardenponts Winter-Butterbirne und Holzfarbige Butter- 
birne. Die in Deutschland so geschätzten Reinetten eignen sich für Südtirol 
weniger und werden deshalb nur in ganz geringem Umfange angebaut, bez. aus 
Steiermark zum Wiederverkaufe eingeführt. In Bezug auf Schönheit und Grösse 
stehen die Tiroler Früchte unübertroffen da und ich habe beim Anblicke dieses 
prächtigen Obstes die Überzeugung gewonnen, dass man, was die zarte Färbung 
und die Grösse der Früchte anlangt, in Deutschland mit Südtirol nicht konkurrieren 
kann. Nur im Rheinthal, etwa von Rüdesheim aufwärts bis Kolmar, im Maingau 
von Kastel bis Höchst und an einigen Stellen des Nahe-, Mosel- und Neckarthales, 
sowie etwa in Werder, wird man in südlicher, vor Nordwind geschützter Lage 
ähnliches zu erzeugen im stande sein, wenn man die Bäume zu bewässern vermag 
und nur die geeignetsten Sorten pflanzt. 

Zu bemerken ist, dass die Tiroler Sorten meistens festfleischig sind und sich 
deshalb ganz besonders zum Fxport eignen. Will man in Deutschland den Wett- 
bewerb aufnehmen, so muss man die Sortenwahl auch nach dieser Hinsicht sorg- 
fältigst treffen. 

Mit der Pflege der Obstbäume machen sich die Südtiroler wenig Mühe, denn 
sie schneiden die Krone nur in den ersten, etwa 6 Jahren, um ihr eine gesicherte 
Grundlage und pyramidale Form zu geben und überlassen dann die Bäume sich 
selbst, nur jeweilig allzu störende und abgestorbene Zweige entfernend. Man legt 
auf pyramidale Kronen Wert, weil diese den Stürmen besser widerstehen. Edel- 
böhmer und Weisser Rosmarin bilden von Haus aus hochgehende Kronen, während 
der Edelrote mehr in die Breite wächst. 

Ausser der Bewässerung düngen die Tiroler regelmässig und reichlich mit 
Jauche, was gewiss auf die Schönheit der Früchte und die Blütenbildung günstig 
einwirkt. Da in dem Bozener Thale das Fusicladium sehr häufig und heftig auf- 
tritt und gerade die genannten Obstsorten davon zu leiden haben, so gehört das 
Schwefeln zum Schutz gegen den Pilz zu den regelmässigen, mehrmals im Jahre 
vorzunehmenden Arbeiten. Man bedient sich zur Bestäubung der Halbhochstämme 
eines eigens für diesen Zweck konstruierten Instrumentes, des sogenannten Baum- 
schweflers. 

Wie man mir sagte, tragen die Bäume durchschnittlich alle 2 Jahre und man 
erntet bis zu ıo Ctr. von einem Baume. Diese Fruchtbarkeit erklärt sich durch 
die geregelte Wasserzufuhr und die reichliche Düngung mit Jauche. Der Centner 
bester Ware von Rosmarin und Edelroter wird am Baume mit 8—9, auch 
ıo Gulden ö. W. bezahlt, sodass ein kräftiger Baum z. B. des Weissen Rosmarins 
einen Ertrag von ıoo Gulden bringen kann. Da 1888 ein sehr reiches Obstjahr 
war, sah ich die Bäume mit den schönsten Früchten ausserordentlich reich behargen 
und zweifle deswegen an der Höhe der Ertragszahlen nicht. 


124 R. Goethe: Obstbaubriefe. I. 


Man erntet die Früchte im allgemeinen, da man noch die Nachreife beim 
Versand in Rechnung ziehen muss, in anbetracht der hohen Jahreswärme sehr 
zeitig. Es kommt ja auch in erster Linie auf die Schönheit und erst in zweiter 
Linie auf die Güte des Obstes an. In dieser letzteren Beziehung hat mich das 
Tiroler Obst nicht ganz befriedigt und die Pfirsich fand ich gering. Jedenfalls kann 
rheinisches Obst in Bezug auf die Güte und den Wohlgeschmack unbedenklich mit 
dem Tiroler Obste in den Wettbewerb eintreten, wenn es darin nicht geradezu 
überlegen ist. 

Die Ernte der Früchte wird mit einer Sorgfalt ausgeführt, die man in 
Deutschland nur an wenigen Stellen kennt. Die beigefügte Abbildung zeigt rechts 
oben einen Pflückkorb, in der Mitte einen kleinen und einen auf dem Rücken 
zu tragenden Transportkorb, die beiden letzteren sorgfältig mit Leinwand aus- 
gefüttert. Der »Obstklauber« bedient sich der einbäumigen landesüblichen Leiter 
(»Lehne«) und pflückt die Früchte in ein an zwei Bändern überzubängendes weites 
Leintuch, Pflückschürze genannt, welches an die in Deutschland gebräuchlichen, 
ebenfalls umzuhängenden Saattücher erinnert. Die Früchte werden aus der Schürze 
oder dem Korbe sorgfältig Stück für Stück mit der Hand in die ausgefütterten 
Transportkörbe gelegt und so zum Wagen gebracht. Man bedient sich bei geringen 
Entfernungen zweiräderiger Handkarren, für die grösseren aber hat man stark ge- 
baute, mit hohen Bretterkasten und der Wiesen wegen mit breiten Rädern ver- 
sehene Wagen. Nachdem der Boden der Fuhrwerke gehörig mit Stroh bedeckt 
worden war, legt man zunächst in die Mitte der Länge nach einige Reihen Früchte 
und baut auf diesen Kern, spitzaufschichtend und immer wieder weiches Stroh da- 
zwischen breitend, das Obst auf, wie der Tiroler sagt, in Form eines Geisrückens. 
Ist der Karren oder der Wagen auf diese Weise gefüllt, so deckt man zum Schluss 
eine gehörige Lage Stroh über das Ganze und legt der Länge nach wollene Decken, 
Binsenmatten oder passende Bretter darüber, um nun den ganzen Kasten des 
Fuhrwerks mit Ketten derart zusammenschnüren zu können, dass die Früchte nach 
allen Seiten hin fest liegen. Ist man ıo Minuten lang gefahren, so zieht man die 
Ketten noch einmal an, um unter allen Umständen das Loswerden und Hinundher- 
rütteln des Obstes zu verhindern. Man weiss aus Erfahrung, dass sich schon nach 
kurzem Transport das Obst nicht unerheblich gesetzt hat. 

In der Stadt angekommen, werden die Fuhrwerke wiederum mit der grössten 
Sorgfalt entleert, um jeden Druckfleck zu vermeiden und die Früchte in grosse 
Obsthallen gebracht, die bei 8 »z» Breite 6 » Höhe haben, durch einen geräumigen 
Gang der Länge nach geteilt und an den beiden Seiten desselben mit breiten, be- 
quemen, übereinander befindlichen Fächern versehen sind, die mit dem Obst be- 
legt werden. Diese Hallen dienen nur für kurze Zeit zur Aufnahme des Öbstes, 
da schon Ende November das Obstgeschäft beendigt und die Früchte nach den 
grossen Stapelplätzen Wien, Prag und München verschickt sind. Man befasst sich 
also in Südtirol mit der Aufbewahrung des Obstes bis zum Frühjahre nicht, son- 
dern überlässt dies den grossen Händlern an gedachten Orten. Die Verpackung 
erfolgt in Fässern aus Kastanienholz von drei verschiedenen Grössen, in Körben 
und in Kisten mit Hilfe von Holzwolle, in welche man die vorher sorgfältig sor- 
tierten und in Seidenpapier gewickelten Früchte bettet. Für Früchte erster Qualität, 
sogenannte Kabinetsware, nimmt man farbige Papierschnitzel als Zwischenmaterial; 
Heu wendet man nicht an, weil es dem Obste einen unangenehmen Geruch und 
Geschmack giebt und die Reife auf dem Transporte unnötigerweise beschleunigt. 
Alle Gefässe werden bis über den Rand hinaus vollgepackt und mit einer Schicht 
von Holzwolle reichlich bedeckt, dann drückt man mit Hilfe des Deckels den In- 


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Abbildung 23. Obst-Erntegerätschaften in Tirol, Rechts oben: ein Pflückkorb: in der Mitte rechts 
ein kleiner und ein auf dem Rücken zu tragender Transportkorb; rechts unten: Fasspresse; links 
ein auf der »Lehne« stehender, pflückender »Obstklauber«. 


126 R. Goethe: Obstbaubriefe. 1I. 


halt fest zusammen, damit keine Frucht sich auch bei längerem Transport bewegen 
und lose werden kann und schliesst dann das Gefäss. Bei Fässern wendet man 
zu diesem Zwecke die in Fig. 5 dargestellte Fasspresse an. Die feinsten Früchte 
kommen in Kisten und Körbe, die geringeren in Fässer. Die grösseren Versand- 
geschäfte haben für jede der gangbarsten Sorten Seidenpapier einer gewissen Fär- 
bung und von jeder Sorte liest man drei Qualitäten aus. "Trotz des hohen Ankaufs- 
preises und der umständlichen Ernte und Verpackung wird das Tiroler Obst doch 
zu einem Preise auf die deutschen Märkte gebracht, der nicht hoch zu nennen ist. 
Man kauft im März in der Markthalle zu Frankfurt a. M. gut erhaltene und schöne 
Tiroler Äpfel zu 10—ı5 Pfg. das Stück. Dieser mässige Preis ist nur dadurch 
möglich, dass man sorgfältig sortiert und die I. Qualität zu hohen Preisen verkaufen 
kann. So kosten ıo Stück weisse Rosmarin I. Qualität 3,30 Mk., in der II. 2 Mk. 
und in der III. ı Mk.; andere Sorten sind billiger. 

Vergleicht man den Südtiroler Obstbau und Obstversand mit deutschen Ver- 
hältnissen, so ergiebt sich nach verschiedenen Seiten hin eine Überlegenheit des 
ersteren, dem sich nur mit grossen Anstrengungen deutscherseits und in ganz be- 
günstigten Gegenden begegnen lässt. In Sachen der Schönheit und Grösse, sowie 
des südlichen Klimas werden die Tiroler Früchte wohl niemals erreicht, geschweige 
denn übertroffen werden können; Bewässerung und Düngung, Sorgfalt in der Ernte 
und beim Transport, sowie beim Verpacken lässt sich auch in Deutschland durch- 
führen. Die Grösse und Schönheit jener Früchte wird durch den edleren Ge- 
schmack der einheimischen einigermassen ausgeglichen, wie wohl es gar keinem 
Zweifel unterliegt, dass das Publikum zuerst nach den schönsten und dann erst 
nach den besten Früchten greift. 

Der Versuch, die.eigentlichen Tiroler Lokalsorten, wıe Rosmarin, Edelroter u.s.w. 
in Deutschland anzupflanzen und so der fremden Einfuhr zu begegnen, ist schon 
oft und meines Wissens stets erfolglos gemacht worden, wie dies die verkrüppelten 
dürftigen Früchte der genannten Sorten auf den Obst- Ausstellungen zur Genüge 
beweisen. Sie gedeihen eben bei uns nicht und wir müssen aus unserem Sorten- 
Überfluss Ersatz herausgreifen. Da die geschätztesten Tiroler Lokalsorten durch 
zarte wachsartige Grundfarbe, fein verwaschene Deckfarbe (nicht Streifen) und festes 
Fleisch und Schale ausgezeichnet sind, so müssen die zu wählenden Sorten ähn- 
liche Eigenschaften haben. Von diesem Standpunkte aus betrachtet, steht der so 
sehr vernachlässigte Edelborsdorfer obenan, welcher früher im Welthandel das- 
selbe galt, was heute der Rosmarin. In Frankfurt fand ich unter Tiroler Obst 
Körbe des Boiken-Apfels, der in Bezug auf Schönheit der Färbung wohl kon- 
kurrieren kann. Ausserdem nenne ich Reinette von Canada, die Wintergold- 
parmäne, die Orleans-Reinette für Westdeutschland, den Winter-Citronen- 
apfel, London-Pepping, von grundfarbigen Sorten die Ananas-Reinette, 
Weisser Winter-Calvill, von gestreiften die Baumanns-Reinette und die 
Grosse Casseler Reinette. Von Birnen verdienen die grösste Beachtung die 
Holzfarbige Butterbirne, Clapps Liebling, Diels Butterbirne, Esperens 
Bergamotte, Olivier de Serres. 

Will es aber der deutsche Obstbau ernsthaft versuchen, den Wettbewerb mit 
Südtirol aufzunehmen, so muss zu allererst die grosse Unzuverlässigkeit im Obst- 
handel beseitigt werden, über welche die Kaufleute mit Recht so sehr klagen. Der 
Tiroler Obstexport hat vornehmlich deswegen eine so grosse Ausdehnung gewonnen, 
weil der Käufer fest überzeugt sein kann, in der Kiste, dem Korbe oder dem Fasse 
vorzüglich verpacktes Obst und von oben bis unten gleichmässige Früchte der- 
jenigen Qualität zu erhalten, die er bestellt hat. Frankfurter Grosshändler haben 


G. Dieck: Dendrologische Plaudereien. III. 127 


mich mehrfach darauf aufmerksam gemacht, dass ihnen der Bezug deutscher Ware 
verleidet worden sei, weil man gross und klein durcheinander, das Schöne oben 
auf und das Geringere unten, alles in ungenügender Verpackung und grösstenteils, 
wenn nicht alles, fleckig bekäme »Mit solcher Ware liesse sich nicht Handel 
treiben. Das Tiroler Obst sei gleichmässig und komme in bester Beschaffenheit 
an und so lange nicht deutsche Öbstzüchter die Regeln des Tiroler 
Obsthandels annähmen und streng reell bedienten, könnte man keine 
Geschäfte mit ihnen machen«. 

Gegen diese Beschwerde lässt sich leider nicht viel einwenden, da sie nur zu 
sehr begründet ist.*) 


Dendrologische Plaudereien. Ill. 


Die Ölrosen und ihre deutsche Zukunft. 
Von Dr. &. Dieck, National- Arboretum, Zoeschen bei Merseburg. 
(Fortsetzung. 
Hierzu Abbildungen 24 und 25. 


Es giebt, wie schon angedeutet, nicht nur im Orient, sondern auch in Deutsch- 
land Leute, die da behaupten, dass die Ölrosen, in andere Gegenden verpflanzt, 
bald ausarten würden. Ich sehe keinen Grund dafür. Die Verschiedenheit der 
chemischen Zusammensetzung des Bodens, die z. B. bei der Obstkultur eine Rolle 
spielt“), kann hier nicht von Einfluss werden, weil wir die Analyse des bulgarischen 
Rosenbodens besitzen, und dieselbe fast genau mit der des Bodens bei Leipzig 
übereinstimmt, nur dass derselbe meist einen ‘sehr hohen Kali- und Kalkgehalt hat, 
den wir aber dem unserigen leicht künstlich zuführen könnten. Auch die heissere 
Sonne des Südens ist es nicht, welche die Entwickelung des Duftstoffes, des Öl- 
gehalts ausschliesslich bewirken dürfte, denn wir haben hier im Norden Rosen 
genug, die den schönsten Duft verbreiten, und schon KanıTz berichtet uns ja, dass 
die bulgarischen Rosen im kühlen Gebirgslande viel mehr Öl geben als die der 
heissen Ebene! Haucht doch unsere Centifolie, auch wo sie in Bauergärten, ohne 
Pflege, im Schatten von Obstbäumen halb versteckt, ein kümmerliches Dasein 
fristet, überall denselben köstlichen Duft aus und liefert auch im kalten Norden ein 
allerdings sparsam erzeugtes Öl, dessen Feinheit und Nutzungswert dem Öle der 
bulgarischen Rose derart überlegen ist, dass es im Handel einen sehr viel höheren 
Preis erzielt! 

Nun könnte aber die Frage auftauchen, warum wir dann, statt uns genügen 
zu lassen an der heimischen Ölrose, in die Ferne schweifen, um anscheinend gering- 
wertigere Pflanzen einzuführen? Diese Frage wäre berechtigt, wenn wir noch in 
den guten alten Zeiten der soliden Produktion lebten, uns Zeit nehmen und eine 
Ehre darin suchen könnten, lieber wenig aber gut, als viel und geringer zu pro- 
duzieren. Damit ist es leider vorbeil Nur der, welcher schnell und massenhaft 

*) Die feinen Tiroler Äpfel, wie Rosmarin etc,, können wir bei uns nicht in gleicher Güte 
erzielen, weil uns ein Boden fehlt, der, wie der Schwemmboden der Etsch, Talfer u. s. w. so 
überaus reich an Kali ist. Pomologen sollten sich Bodenproben von Bozen kommen lassen, um 
ihren Rosmarinapfelbäumen ein ähnliches Gemenge vorsetzen zu können! Mir fehlt leider zu der- 
gleichen die Zeit. Der missglückte Versuch METTERNICHs, der in Ungarn auf dorthin importiertem 
Johannisberger Boden und aus Johannisberger Reben nicht Rheinwein, sondern Ungarwein erzeugte, 
darf nicht abschrecken, da in diesem Falle Gärungsverhältnisse mitsprechen, 


128 G. Dieck: Dendrologische Plaudereien. II. 


zu produzieren versteht, kann bei der heutigen, schrankenlosen und krankhaften 
Konkurrenz sich aufrecht erhalten! Die echte, sogenannte »gemeine« Centifolie 
ist nämlich so selten geworden und so langweilig zu vermehren, dass eine jahre- 
lange, mühevolle Sammel- und Vermehrungszeit jeder grösseren Rosenanlage vor- 
aufgehen müsste. Ausserdem bleibt die Quantität der produzierten Blumen und 
der Ölgehalt derselben hinter den Quantitäten, welche die bulgarischen Rosen 
zu liefern im stande sind, bedeutend zurück, auch muss die Centifolienblüte vor 
der Verarbeitung entblättert werden, während bei den bulgarischen Rosen auch 
der Kelch ölhaltig ist und mit verarbeitet wird, also das sehr zeitraubende Ent- 
blättern wegfällt, so dass die Kosten des Pflückens sich bedeutend vermindern. 


Abbildung 24. Rosa alba L., forma suaveolens, weisse Rose von Kazanlık. '/, nat. Grösse. 


Alles dieses würde der bulgarischen Rose in unsern Zukunftskulturen schon 
einen hervorragenden Platz sichern, aber es kommt dazu noch ein Umstand in 
Betracht, der nicht zu unterschätzen ist, nämlich die leichte Vermehrung der Bul- 
garın aus altem Holze, die eine häufigere Verjüngung der Anlagen ermöglicht, 
während die stets schwere und langsame Vermehrung der Centifolie auch dieser 
nützlichen Operation Hindernisse bereiten würde. 

Betrachten wir nun die verschiedenen Kazanlık-Rosen etwas genauer. Die 
weisse Rose von Kazanlık, Cr£pıns Rosa alba typica, die ıch durch den Namen 
Rosa alba, forma suaveolens in der Weise unterscheiden will, wie man ja auch 
besonders zuckerreiche Rüben oder besonders feinwollige Schafe mit einem be- 
sonderen Namen beehrt, kommt in verschieden dichter Füllung vor und die ge- 
wöhnlich reinweissen Blüten zeigen hier und da einen rosafarbenen Anflug. Diese 
weisse Rose liefert zwar ein feines Öl, aber nur in spärlicher Quantität, im besten 
Falle aus ı4 Oka ein Miskal, während die zweite und wichtigste rote Kazanlikrose 


G. Dieck: Dendrologische Plaudereien. III. 129 


bei günstiger Witterung aus 10—ı2 Oka ein Miskal = 4,81 reinen Öls liefert. Eine 
Oka entspricht etwa 1283 g unseres Gewichts. 

Diese rote Damascenerrose bezeichne ich mit dem Namen Rosa gallica var. 
damascena, f. trigintipetala im Anschluss an ihren im Orient allgemein gebrauchten, 
aus dem Altgriechischen übernommenen Namen »trindafil«, d.h. die dreissigblättrige, 
ein Name, der ganz entsprechend ist, da die Zahl der Petalen in der That selten 
die dreissig übersteigt. Die rote Rose begnügt sich als echte Gallicana mit einer 
Höhe von wenig über einen Meter, während die weisse, als Caninabastard, eine 
Höhe von 2 »2 und mehr erreicht. Die vorstehenden Abbildungen überheben nıich 


Abbildung 25. Rosa gallica L. var. damascena Mill., forma trigintipetala, rote Rose von Kazanlık. 
!/, nat. Grösse, 


einer näheren Beschreibung und bemerke ich nur, dass die rote Rose hier und 
da auch hellrosa oder weissliche Blumen zeigt. Bei dem engen Zusammenleben 
beider Hauptformen konnte eben eine Vermischung nicht ausbleiben und das Vor- 
kommen von Zwischenformen ist nicht mehr als selbstverständlich. 

Ausser diesen beiden Haupt-Typen, von denen die weisse wegen zu geringen 
Ölgehalts nur noch wenig angebaut wird, kommen im rumelischen Ölrosengebiete 
ganz vereinzelt noch Formen der R. moschata vor, auf die ıch ein anderes Mal 
zurückzukommen gedenke. 

Der Südfuss des Hämus oder Kodscha-Balkan scheint der Hauptsitz der Rosen- 
kultur zu sein, doch zieht sich dieselbe auch in das Mittelgebirge zwischen diesem 
und der Maritza hinein, welcher Fluss derzeit die Südgrenze des Gebiets bilden 
dürfte. Nördlich vom Kodscha-Balkan kennt man nur im Bezirk von T'ravna einige 


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130 G. Dieck: Dendrologische Plaudereien. III. 


kleine Anpflanzungen. Als Hauptproduktionscentren werden nach Kazanlık ge- 
nannt: Chirpan, Giopsu, Karadgah-Dagh, Kojun-Tepe, Eski-Zaghra, Jeni-Zaghra und 
Felibeh oder Philippopel, doch beginnt in letzterem Gebiete die Rosenkultur erst 
ı'/, Stunden nördlich von der Stadt bei Deirmendere. Die (Gresamtproduktion, 
welche vor dem letzten Kriege mitunter 3000 #g Öl erreichte, ist infolge der dem 
Friedensschlusse folgenden Auswanderungen zahlreicher türkischer Bewohner Ost- 
rumeliens stark gesunken, wird aber dadurch Ersatz finden, dass diese Auswanderer 
vielfach die Rosen mit sich nahmen und jetzt, besonders in Kleinasien, sich wieder 
“der Ölgewinnung befleissigen*). In Kleinasien, welches ich gleichfalls in den Be- 
reich meiner Nachforschungen zog, vermochte ich festzustellen, dass die Ansiedler 
nicht so sehr die eben besprochene R. alba und damascena, als die in Rumelien 
viel weniger beachteten Formen der Rosa moschata kultivieren**). 

Ich vermute einstweilen, dass der Geruch der Rosa moschata einen von dem 
der Gallicanen abweichenden Charakter hat, welcher asiatischen, d. h. durch Über- 
reizung abgestumpften Geruchsnerven mehr zusagt als europäischen. Wird doch 
auch das persische, aus der R. moschata gewonnene Öl fast ganz in Asien selbst 
verbraucht. 

Die Kultur der Rosen ist in Rumelien eine überall ziemlich gleichartige und 
sehr einfache. Im Herbste werden etwa fusslange Stücke ausgereiften Rosenholzes 
in Abständen von 2—3 Fuss in Ackerfurchen gelegt und 2—3 Zoll hoch mit Erde 
bedeckt. Die aus den Augen der Zweige austreibenden Schösslinge bewurzeln 
sich ohne Umstände und bilden miteinander Hecken, die oft schon im zweiten 
Jahre blühen, aber erst im vierten Jahre auf der Höhe der Entwickelung stehen 
und volle Ernten liefern. Die Reihen selbst erhalten einen Abstand von ı— 2 =, 
je nachdem man eine Reihe Gemüse dazwischen kultivieren will oder nicht. Im 
Herbst und im Frühjahr bis zur Ernte wird der Boden fleissig behackt und ge- 
lockert und die Pflanzenreihen vor Winter auch hier und da behäufelt, da, zumal 
in den höheren Gebirgslagen, Frostschäden nicht ausgeschlossen sind So litten 
z. B. im Winter 1887 88 in Sibka bei ca. 500 m» Seehöhe die Rosen stark durch die 
Kälte, die bekanntlich dort häufig eine sehr bedeutende ist. Wer erinnert sich 
nicht der schauervollen Berichte von den reihenweise am Schipka-Passe erfrorenen 
russischen Schildwachen?! In meinen eigenen Kulturen in Zoeschen litten sämt- 
liche orientalische Ölrosensorten im heurigen Winter trotz einer schneelosen Kälte 
bis zu —ı4°R. so gut wie gar nicht oder zeigen nur an einzelnen, nicht aus- 
gereiften Herbsttrieben erfrorene Spitzen, so dass ich an dem Gelingen der Akklı- 
matisation kaum noch zweifeln kann. 

Das kleinasiatische Kulturverfahren ähnelt dem rumelischen sehr, nur geben 
die Wachstumsverhältnisse der starkwüchsigeren Rosa moschata hier und da Ver- 
anlassung, Drähte oder Stangen anzubringen, an denen die überhängenden Zweige 
eine Stütze finden. Das Verfahren bei der Pflanzung pflegt dagegen ein echt 
türkisches zu sein, welches von der fatalistischen Anschauung des Muhamedaners, 


*) Diese Verhältnisse spiegelten sich in den Preisschwankungen des Öls auf dem Weltmarkte 
wieder, indem zunächst eine gewaltige Hausse zur Geltung kam, die ihrerseits wieder das all- 
gemeine Ölrosenfieber erzeugte, aus dem die bekannten fieberhaften und daher erfolglosen Ein- 
führungsversuche entsprangen. 


=”) Ich besitze auch von diesen Formen schon genügendes Material, um die Einführung 
ihrer Kultur in Deutschland ermöglichen zu können. Dieselben dürften, obgleich das Klima ihres 
neuen Standortes etwas zu milde für Deutschland ist, doch hier aushalten, da sie, erst vor einigen 
Jahren aus den Balkanländern übergeführt, einem dort abgehärteten Stamme angehören müssen. 


G. Dieck: Dendrologische Plaudereien. III. 131 


dass, „wenn »Allah« wolle, dass ein Baum wachse, die menschliche Beihilfe etwas 
ganz Überflüssiges seic, ausgehend, an die Selbsthilfe der Pflanze die stärksten 
Anforderungen stellt. Der,biedere Türke von Bithynien macht einfach da, wo er 
eine neue Ölrose wachsen sehen will, ein etwa zwei Fuss tiefes Loch. Alsdann 
schneidet er von einem Rosenstocke ein Bündel Reiser herunter, wirft sie in das 
Loch und obendarauf ein Häufchen Pferdedünger, worauf er das Loch wieder zu- 
wirft und das Weitere »Allah« überlässt. Wunderbar ıst dabei nur, dass es doch 
ziemlich regelmässig einigen der aus den Augen der Zweige aufstrebenden Schöss- 
lingen zu gelingen pflegt, durch den Dünger und die dicke Erdbedeckung hin- 
durch ans Licht zu dringen und somit dem Vertrauen ihres Pflanzers gerecht zu 
werden. 

Die Erntezeit der rumelischen Rosen fällt, je nach Höhenlage, in den Mai oder 
Juni und dauert, je nach der Witterung, zwei bis sechs Wochen. Je heisser und 
trockener das Wetter zur Erntezeit ist, desto kürzere Zeit dauert dieselbe. Die 
Blüten entwickeln sıch dann in Massen auf ein Mal, so dass es an Händen fehlt, 
sie zu pflücken. Der Duft entschwindet schneller und der Ölertrag wird derart 
beeinträchtigt, dass mitunter 20— 30 Oka Rosen nötig sind statt 10—ı2, um ein 
Miskal Öl zu erzeugen! Ist dagegen während der Blütezeit kühles und feuchtes 
Wetter, so entwickeln sich die Blüten langsam und können bequem abgeerntet werden, 
und es genügen, wie schon gesagt, 10—ı2 Oka Rosen zur Erzeugung eines Miskal 
Öl. Wenn also Kanırz konstatierte, dass die Gebirgsrosen oft doppelt so ölreich 
sind, als die der heissen Ebene, so hat das vielleicht gar nicht seine Haupt- 
ursache in der Lage und den Bodenverhältnissen, sondern einfach in dem wohl 
stets weniger heissen und trockenen Mai-]Juni-Wetter der höheren Gebirgslagen. 

Das Pflücken der Rosen muss vor Sonnenaufgang oder doch in den ersten 
Morgenstunden erfolgen, wenn nicht erhebliche Ölverluste eintreten sollen. Auch 
muss darauf geachtet werden, dass nur völlig aufgeblühte Rosen zur Aberntung 
kommen, weil in diesem Stadium der Ölgehalt der grösste ist. Rosen, die nicht 
an dem Tage ihrer Aberntung verarbeitet werden können, verlohnen oft kaum noch 
die Destillation, welche womöglich sich dem Pflücken unmittelbar anschliessen 
müsste. Bei der weissen und besonders bei der roten Sorte kommt auch der Kelch 
mit zur Destillation, was viel Arbeit erspart. 

Die Gewinnung des Öls ist im Orient eine sehr einfache und rohe, wie das 
die Hausindustrie zur natürlichen Folge zu haben pflegt. Im Altertum begnügte 
man sich nach dem Zeugnis des DiosKorRIDES aus Anazarbos in Kilikien — jenes 
berühmten Arztes, der im ersten Jahrhundert nach Christi Geburt lebte und uns 
ein Werk »De materia medica« hinterliess, dessen Rezepte noch heute im Orient 
im höchsten Ansehen stehen — die Rosenblätter in einer Abkochung von Olivenöl 
und zerschnittenem Citronengras (Andropogon Schoenanthus L.) unter täglicher 
Erneuerung der Blätter und fleissigem Umrühren solange auszulaugen, bis das Öl 
stark genug nach Rosen roch. Je besser und länger diese Operation ausgeführt 
wurde, desto höher stieg der Wert des Produkts. Dieses Rezept wird besonders 
in der asiatischen Hausindustrie noch oft genug benutzt und auch in Europa dürfte 
es ın wenig modifizierter Form noch heutzutage Verwendung finden, nur dass hier 
das auf solche Art mit ätherischem Öle angereicherte tierische oder pflanzliche Fett 
oder Öl meist durch rektifizierten Alkohol wieder ausgezogen und somit in die 
Essenzform übergeführt wird. Der Ruhm, auch dieses Verfahren ergründet zu 
haben, musste dem biederen DiosKorides ja schon deshalb entgehen, weil zu jener 


Zeit der Teufel den Spiritus, der nun einmal dazu unentbehrlich ist, noch gar nicht 
erfunden hatte. 


132 G. Dieck: Dendrologische Plaudereien, III. 


In Rumelien bedient man sich dagegen ganz allgemein primitiver Destillier- 
apparate, d. h. gusseiserner Destillierkolben, die durch eine gewundene Röhre mit 
Kaltwasserkübeln verbunden sind und sich nach Abkühlung in grosse Flaschen 
entleeren. Das Öl sammelt sich dann auf der Oberfläche des Flascheninhalts und 
wird einfach abgeschöpft, der Restinhalt aber nochmals destilliert oder sogleich als 
Rosenwasser verwertet. Mehr als 2o Oka Rosenblätter werden selten auf einmal 
destilliert und der ganze Prozess ist, wenn das Feuer gut genährt wurde, in einer 
halben Stunde beendet. Zur Feuerung bedient man sich dort, wo das Holz teuer 
ist, zuweilen auch der ausgekochten und an der Luft und Sonne getrockneten 
Rosenblätter. 

Soweit wäre, bis auf die zweifellos unvollkommene Ausnutzung des Ölgehalts 
der Rosen, alles sehr schön, denn der redliche Rosenbauer, besonders der biedere 
Türke, denkt schwerlich daran, die edle Himmelsgabe durch fremde Zuthaten zu 
entweihen. Jetzt kommt aber der Aufkäufer, der Zwischenhändler, welcher das 
Öl für den Weltmarkt zuzurichten, zu mischen und zu — verlängern sich anschickt. 

Ich gebe zu, dass der Grosshändler in Kazanlık und andern Orten gar nicht 
mehr anders als in der hergebrachten Weise verfahren kann, denn wollte er auf dem 
Weltmarkte auch nur denselben Preis erzielen, den er den Bauern für absolut reines 
Öl bewilligen muss, so würde er am Ende gar keinen Absatz finden. Desgleichen 
ist er gezwungen, die Öle zu verschneiden, d.h. verschiedene Marken durch- 
einanderzumischen, da dieselben sehr verschiedene Eigenschaften haben, während 
seine Abnehmer an bestimmte Mischungen gewöhnt sind, die sie unbedingt ver- 
langen. Auch hier gilt der alte Grundsatz: »Mundus vult decipi«, und gerade beim 
Rosenöl ist die gewünschte Täuschung so leicht zu bewerkstelligen und so schwer 
zu entdecken als nur möglich. Wollte der Händler auf einmal statt der gewohnten 
Mischung reines Öl anbieten, er liefe geradezu Gefahr, dasselbe als »gefälscht« 
zurückgewiesen zu sehen! 

Zu den beliebtesten und harmlosesten Verlängerungsmitteln gehören nach dem 
Rezept des braven DIosSKoRIDEs noch heute die aus Andropogon Schoenanthus oder 
Pachnodes destillierten Öle, sowie das Rosenholzöl, welches aus den Zweigen 
derselben Rosensträucher gewonnen werden kann. Die Andropogonöle werden 
unter dem Namen Geraniumöle reichlich importiert und an Ort und Stelle auf 
Rosenblätter geschüttet und nochmals umdestilliert, um eine recht innige Verbin- 
dung mit dem Rosenöle zu erzielen. Die Beimischung dieser Öle ist, wenn nicht 
im Übermass betrieben, selbst für den gewiegtesten Chemiker sehr schwer nach- 
weisbar, während eine gute Rosenöl-Nase schon eher die verschiedenen Ver- 
sündigungsgrade dieses »Veredelungsverfahrens« verfolgen kann. Wie es näm- 
lich im Welthandel Theekoster und Tabaksschnüffler als unentbehrliche Geschäfts- 
requisiten giebt, so hat man auch im Rosenlande besondere »Ölschnüffler«, welche 
ihre Riechorgane in vollendeter Weise zu entwickeln verstehen. Leichter und 
selbst für den Laien erkennbar sind dagegen die Zusätze von Sprit, Spermacet-Öl 
und ähnlichen Droguen, welche die durch reichliche anderweite Verlängerung 
modifizierte durchschnittliche Erstarrungsfähigkeit des Rosenöls wieder herstellen 
sollen. Diese Mittel finden neuerdings schon deshalb weniger Anwendung, weil 
die Erstarrungsfähigkeit des Rosenöls bei bestimmten Temperaturgraden, die früher 
als ein sicheres Kriterium der Echtheit galt, neuerdings auch bei echten Ölen als 
eine je nach dem Standort der Rosen sehr wechselnde sich herausstellte, also von, 
ihrem Rufe als Wertmesser viel eingebüsst hat. Das Gebirgsöl erstarrt viel leichter 
und vollkommener als das der Ebene! Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich 
nur berichten, dass ich echtes, in Sibka an der Quelle erworbenes Öl besass, 


H. Gaerdt: Propfen und Veredeln. 133 


welches schon bei +ı5°R. zu einer kristallhellen, festen Masse ohne nennens- 
werten, wässerigen Rückstand erstarrte. Zu diesem Öle wurde später ein kleines 
Quantum Öl gegossen, welches das Fegefeuer von Kanzanlik passiert hatte und 
siehe da, mit der Klarheit und rückstandlosen Erstarrung der ganzen Masse war 
es für immer vorbei! 

Wenn die Erstarrungsfähigkeit des Rosenöls, welche auf dem Stearoptengehalt 
desselben beruht, fernerhin ein Kriterum der Echtheit bleiben sollte, so würde 
das deutsche Öl sozusagen doppelt so echt sein als das von Kazanlık, denn die 
Herren SCHIMMEL & Co. fabrizieren jetzt ein Centifolienöl, welches bereits bei 
+31° R. zu einer festen Masse erstarrt, also nur in der Ofenröhre oder den 
heissesten Strahlen unserer Hundstagssonne ausgesetzt, sich noch als »Öl« zu prä- 
sentieren vermag. (Schluss folgt.) 


Pfropfen und Veredeln. 
Von H. Gaerdt. 


Die Manipulation des Pfropfens mit Einschluss aller üblichen Methoden (wie 
Okulieren, Kopulieren etc.) wird im allgemeinen vielfach mit dem Veredeln der 
Pflanzen für identisch gehalten und doch besteht zwischen beiden ein sehr wesent- 
licher Unterschied. Die Anwendung des Wortes Veredeln anstatt Pfropfen wurzelt 
tief in dem praktischen gärtnerischen Betriebdsleben und es dürfte schwer halten, 
selbst durch Nachweis der Unterschiede eine Änderung herbeizuführen. Nichts- 
destoweniger erscheint es uns wichtig, mit einigen Worten die Sache anzuregen. 

Schon der bekannte Pflanzenphysiologe SCHULZ-SCHULZENSTEIN hat die charak- 
teristischen Unterschiede klar zu legen gesucht und wir können dessen Definitionen 
hier nur rekapitulieren. Er sagt: Bei der Kultur der Bäume, namentlich der 
Obstbäume, hat sich in der Gärtnersprache die Gewohnheit verbreitet, das Propfen 
mit dem Namen Veredelung zu bezeichnen und einen gepfropften Obstbaum ın 
dem Sinne veredelt zu nennen, dass der wilde Pfropfstamm durch das Pfropfreis 
die Veredelung erfahren haben sollte. 

Dieser Sprachgebrauch gilt für alle Arten der Pfropfung: das Okulieren, Kopu- 
lieren u. s w., weil durch sämtliche Pfropfungsarten dasselbe Ziel erreicht wird. Bei 
diesem Sprachgebrauch wird das Pfropfen und Veredeln als gleichbedeutend an- 
gesehen, so dass man das Wesen der Veredelung in dem Pfropfen sucht und 
demnach der Operation des Pfropfens die veredelnde Wirkung zuschreibt, daher 
das Pfropfen als ein Mittel zur Veredelung, gewissermassen als einen Veredelungs- 
prozess betrachtet. 

Dieser Sprachgebrauch, wodurch die Begriffe von Pfropfung und Veredelung 
identifiziert werden, ist indessen durchaus unrichtig und muss als ein Missbrauch 
bezeichnet werden, der die grössten Irrtümer im Gefolge hat. 

Vielmehr sind Pfropfungen und Veredelungen grundverschiedene Dinge bei 
allen, sowohl den baumartigen wie den krautartigen Pflanzen. Der Beweis für 
diese Verschiedenheit liegt darin, dass ı. durch das Aufsetzen eines Pfropfreises 
oder Pfropfauges der Propfstamm, den man auch die Unterlage nennt, niemals im 
geringsten verändert wird, vielmehr seine ursprüngliche, sei es wilde oder schon 
veränderte Natur, beibehält. So wird z. B. ein Hundsrosenstamm durch ein 
darauf gepfropftes Reis einer Centifolie oder einer anderen Rosenart oder Varietät 
nicht verändert, sondern behält Zeit seines Lebens seine wilde Hundsrosennatur 
bei, was leicht ersichtlich ist daraus, dass, wenn der Stamm oder seine Wurzel 
ausschlägt, die jungen Schösslinge immer nur dieselbe unveränderte Wildheit zeigen, 


134 H. Gaerdt: Propfen und Veredeln. 


die der Stamm ursprünglich hatte. Niemals wird ein irgendwie veredeltes Reis 
oder ein im geringsten veränderter Schössling aus einem wilden Pfropfstamm 
treiben. Die hin und wieder auftauchenden Angaben über angebliche Verände- 
rungen oder gar Veredelungen des Pfropfstammes durch ein Pfropfreis haben sich 
wohl immer als Irrtümer und Täuschungen erwiesen. Deshalb, was von den 
Rosen gilt, gilt auch von den Pfropfstämmen. Ein gepfropfter Obststamm wird 
niemals, wie man sagt, wurzelecht, d. h. seine Schösslinge aus Stamm und Wurzeln 
behalten immer die unechte oder wilde Natur des Wildlings, der zur Unterlage 
diente. Selbst wenn man auf Wurzeln wilder Obststämme pfropft, so wird die 
Wurzel selbst dadurch ebenso wenig verändert wie der Stamm, wenn auf ihn ge- 
pfropft wird. 2. wird aber auch das Pfropfreis durch Aufsetzen auf einen andern 
Stamm im wesentlichen durchaus selbst nicht verändert; es behält vielmehr seine 
veredelte oder sonst eigentümliche Natur. Eine weisse Rose verändert, selbst auf 
einen rotblühenden Stamm gepfropft, ihre weisse Blütenfarbe nicht. 

Dass die Pfropfungen selbst die Veredelung der Pflanzen nicht bewirken, ist 
ersichtlich aus den vielen veredelten krautartigen und perennierenden Pflanzen, 
die auf andere Art vermehrt werden, ohne die Operation des Pfropfens darauf an- 
zuwenden. 

Da also durch das Pfropfen weder der Pfropfstamm noch das Pfropfreis ver- 
ändert wird, so ist dasselbe durchaus nicht als ein Veredelungsprozess zu be- 
trachten, wie es durch die missbräuchliche Belegung der Pfropfungen mit dem 
Namen Veredelung geschieht. 

Das Pfropfen basiert sich auf das Verwachsen organischer Gebilde und ge- 
schieht dadurch, dass sich aus den verwundeten Berührungsflächen der Unterlage 
mit dem Pfropfstück neue Zellen und Gefässe entwickeln, welche den sie trennenden 
Zwischenraum ausfüllen und mehr oder weniger innig verwachsen. 

Wie wır Zellen, aus Zellen-Komplexen einer beliebigen Pflanze entnommen, unter 
bestimmten Verhältnissen willkürlich zu selbständigen Individuen umgestalten 
können, so vermögen wır aber auch in gewissen Fällen Zellen von einem Pflanzen- 
Individuum zu trennen und sie mit einem andern so zu verbinden, dass beide 
Teile nun wiederum ein einziges Individuum, ein Ganzes darstellen und als solches 
ebenfalls eine bestimmte Dauer haben. Auf diese Weise beruht ein Prozess (das 
Pfropfen), dem man fälschlich den Namen »Veredelung« beizulegen beliebt. 

Die Vereinigung eines Pflanzen-Individuums mit einem anderen geschah schon 
zur Römerzeit und auch in den späteren Jahrhunderten, bis fast zu Anfang des 
jetzigen nur mit Obstgehölzen. — Der Ausdruck »Veredeln« bedeutet demnach das 
Pfropfen, das Zusammenwachsen zweier Individuen oder Teile derselben. 

Unter Pfropfen rubrizierte schon NOISETTE alle diejenigen Vermehrungsarten, 
wo Teile zweier Individuen auf irgend eine Weise mit einander verbunden werden. 
Pfropfen ist also eine individuelle Vermehrung zum Unterschiede der Fortpflanzung 
durch Samen, welches eine generische ist. Das Pfropfen hat die Bedeutung und 
den Zweck gleich der Vermehrung durch Stecklinge: die Foıtpflanzung des Indi- 
viduums. Ob der Steckling in Sand, Erde und Wasser oder auf einen ihm nahe 
verwandten Pflanzenkörper gesetzt ist, bleibt sich gleich. Der Pfropfstamm hat bei 
der Pfropfung nur die Bedeutung eines neuen Bodens, mit dem das Pfropfreis sich 
durch gewisse Schichten verbindet und aus dem es seine Nahrung zieht, deren 
Einsaugung aus dem Boden die Wurzeln des Pfropfstammes vermitteln. 

Wenn also die Pfropfung keine Veredelung der Pflanzen bewirkt, so tritt 
die Frage an uns heran, worin denn die Veredelung besteht und wodurch sie 
erzeugt wird? 


H. Gaerdt: Tropfen und Veredeln. 135 


Wir sagen nun, der Prozess der Veredelung der Pflanze geschehe allein durch 
die geschlechtliche Generation, durch Samenzucht. Von den auf diese Weise ent- 
standenen veredelten Sorten werden insbesondere diejenigen durch Pfropfung 
vervielfältigt, die sich durch Samen nicht erhalten, vielmehr nur zu oft durch 
Samenvermehrung in die wilde Urart zurückschlagen, wie es mit den Obstbäumen 
ja so vielfach vorkommt. 

Der Veredelungsprozess durch Samenzucht beginnt mit der Kultur. In und 
mit der Kultur sind alle unsere veredelten Abarten, gleichviel ob Obst, Gemüse 
und Florblumen, entstanden, im wilden Zustande findet eine Veredelung wohl nie- 
mals statt. Die grosse Anzahl von Varietäten unserer Kulturpflanzen giebt den 
schlagendsten Beweis. Den Gang der Veredelung und Varietätenbildung können 
wir am deutlichsten an unseren Obstsorten sehen, die edlen Sorten werden aus 
Samen gezogen, ihre Vervielfältigung erfolgt durch die verschiedenen Pfropf- 
methoden, ferner an den Rosen, Hyacinthen, Nelken, Georginen, Astern, Kar- 
toffeln, Azaleen, Kamellien u. a. mehr. Wir haben ursprünglich nur eine Geor- 
ginen-, eine Kartoffel-, eine Nelken-, eine Levkoyenspecies aus dem Vaterlande er- 
halten. Von dem Augenblick, wo sie in Kultur genommen, bildeten sich durch 
Samenzucht Varietäten, von denen man die, welche sich besonders charakterisieren, 
zur weiteren Zucht auswählt und als eine Veredelung, im Sinne des Wortes, be- 
zeichnet. Mit diesen wahren Veredelungen befassen sich die Menschen schon seit 
den ältesten Zeiten. 

Keine Regel ohne Ausnahme. Gestützt darauf dürfte die Frage in Betracht 
zu ziehen sein, ob die beim Pfropfen sich an einzelnen Individuen zeigenden Ein- 
flüsse des Edelreises auf die Unterlage eine Veredelung sind. Man scheint nicht 
der Überzeugung zu sein, dass dies eine Veredelung ist und man hat für diese 
Fälle die gewiss sehr bezeichnende Benennung »Impfung« gewählt. 

Die Benennung Impfung ist von verschiedenen Autoren, insbesondere von 
LINDEMUTH, aufgestellt worden. Sie dürfte indessen nur in beschränkter Weise 
volle Anwendung finden und lediglich da im vollsten Masse begründet sein, wo 
der Einfluss des Edelreises auf die Unterlage evident sichtbar ist. Wie weit der 
Einfluss des Edelreises auf die Unterlage sich erstreckt, ob nur örtlich in nächster 
Nähe der Pfropfungsstelle oder auch weiter entfernt von derselben, selbst nieder- 
steigend bis zur Wurzel des Wildlings hin, ist noch keineswegs soweit geklärt und 
nachgewiesen, dass darauf gewisse Gesetze gegründet werden könnten. Viele der- 
artige Beobachtungen haben sich früher oder später als Irrtümer gezeigt. Die Er- 
scheinung, dass infolge einer Pfropfung von einer buntblättrigen Pflanze junge 
Triebe der Unterlage ebenfalls bunte Blätter bringen, soll nach DUCHARTRE in 
Paris bereits von dem Engländer BRADLEY 1767 wahrgenommen worden sein. 
Wir führen dies nur an, um den Unterschied zwischen Pfropfen und Veredeln 
darzulegen. 


Die Schlangenfichte in Bückeburg. 
Hierzu Abbildung 26. 


Herr VoLenms, fürstlicher Hofgärtner in Bückeburg, schickte uns vor längerer Zeit 
die Photographie einer Hängefichte, welche wir in Abb. 26 wiedergeben. Derselbe 
bemerkt dazu: 

In der Gartenflora 1887, Heft 18 ist S. 522 eine Abbildung von Picea excelsa 
var. virgata Caspary gegeben. In unserern Hofgarten ist ein Exemplar von bei- 


136 Die Schlangenfichte in Bückeburg. 


folgend abgebildeter Picea jetzt 8 2 hoch. Ich möchte nun bitten, wenn möglich, 
mir den rechten Namen anzugeben. In Dresden habe ich ein ähnliches kleines 
Exemplar gesehen unter dem Namen Cranstoni. 

Im Ausschuss für Gehölzzucht des V. z. B. d. G, dem wir die Photographie 
vorlegten, erklärte Herr Dr. KArL BoLLE, zw schen P. excelsa virgata und Cranstoni 
gebe es alle möglichen Übergänge. Wir sandten dann die Photographie an Herrn 


Abbildung 26. Picea excelsa var. viminalis Casp. Schlangenfichte im fürstl. Hofgarten 
zu Bückeburg. 


Garteninspektor BEISSNER ın Bonn und dieser äussert sich ausführlich darüber, 
indem er schreibt: 

Ich möchte die Abbildung für die Schlangenfichte, Picea excelsa viminalıs 
halten, im übrigen hat Herr Dr. BoLLE sehr recht, dass es zwischen dieser wie 
P. excelsa Cranstoni alle möglichen Übergänge giebt, da eben an verschiedenen 
Orten, sei esim Walde, sei es bei Aussaaten, eigentümliche Sämlinge gefunden 
werden, die oft nur geringe Abweichungen zeigen — mehr oder weniger verzweigt 
sind — mehr anliegende oder abstehende Blätter zeigen und daher dekorativ etwas 
verschieden sein können. 


Die Schlangenfichte in Bückeburg. 137 


Daher kommt es wohl auch, dass von manchen Picea excelsa denudata (vir- 
gata) als Synonym zu P. excelsa viminalis gestellt wird, während andere sie als be- 
sondere Form aufführen, möglich ist es ja auch, dass es dieselbe Pflanze ist. So sagt 
CARRIERE, dass, obgleich er Picea excelsa Cranstoni als Syn. zu P. exc. denudata 
stelle, kleine Unterschiede zumal in den Blättern vorhanden seien. Er führt dann 
weiter eine Picea excelsa intermedia an, die ähnlich von Gärtnern auch als P. exc. 
denudata bezeichnet werde, aber wiederum Abweichungen zeige und gewisser- 
massen einen Übergang von der Art zu diesen Schlangenformen bilde. 

Die Abweichungen bestehen hauptsächlich darin, dass die seitlichen Knospen 
an den Bezweigungen mehr oder minder entwickelt sind und daher entweder nur 
an der Endknospe fortwachsend nur lange rutenförmige Zweige bilden, während 
andere Formen mehr seitliche Verzweigungen bilden. 

Wo dicke, monströse, wenig verzweigte Ruten sich bilden, heisst die Pflanze 
P. exc. monstrosa. Fehlt die seitliche Knospenentwickelung ganz, so haben wir 
dann Picea excelsa monocaulis Nördl., wo nur eine Rute vorhanden. Wır haben 
so die verschiedensten bizarrsten Formen gewissermassen als Übergangsformen von 
einer zur anderen; neigt doch gerade Picea excelsa so sehr zur Variation. 

Mit den eigentümlichen Trauerfichten ist es ja ebenso, auch hier sind als 
eigentümliche Sämlinge sehr ähnliche Formen an verschiedenen Orten ge- 
funden, jeder behauptet, die von ihm gefundene sei wesentlich anders, daher schreibt 
einer P. excelsa pendula Syn. inverta, der andere nennt sie dekorativ verschieden; 
sehr viel konımt darauf an, ob wir z. B. einen vom Sämling ungestört aufgewachsenen 
und dann meist schön entwickelten Baum vor uns haben, oder durch Veredelung 
gewonnene Exemplare, die meist erst im späteren Alter wirklich dekorativ schön 
werden. 

Jedenfalls ist die Variation bei diesen Pflanzen so gross, dass bei neu auf- 
gefundenen Pflanzen dieser Art es immer schwer ist, sie exakt mit den bereits 
gegebenen Bezeichnungen in Einklang zu bringen. L. BEISSNER. 


Über Unfruchtbarkeit mancher Sauerkirschbäume. 
Vom Königlichen Garten-Inspektor und Baumschulenbesitzer Silex, Tamsel. 


Seit einiger Zeit ist es mir aufgefallen, dass sich in vielen Annoncen bei An- 
gebot von Sauerkirschbäumen als besondere Empfehlung der Zusatz findet, die 
betreffenden Bäume seien aus Ausläufern gezogen. Man will ohne Zweifel damit 
sagen, dass die angebotene Sorte eine besonders gute, unzweifelhaft tragbare ist, 
befindet sich dabei aber in einem Irrtum, wie ich nachzuweisen in der Lage bin. 

Vor längerer Zeit schon teilte mir ein in der Neumark wohnender Gross- 
grundbesitzer mit, dass seine vor ca. 20 Jahren an Wegen angepflanzten Sauer- 
kirschbäume — ca. 1200 Stück — nur vereinzelt Früchte brächten, und lud mich 
ein, an Ort und Stelle ein Urteil darüber abzugeben, ob dieselben noch veredelt 
werden könnten. Die Sache interessierte mich ganz besonders, weil mir Geschäfts- 
freunde gelegentlich erzählt hatten, es gäbe in der Provinz Sachsen und in der 
Provinz Pommern Kirschalleen, die nie Früchte brächten, man müsste also bei dem 
Ankauf von Sauerkirsch- Ausläufern und Sauerkirschbäumen mit grosser Vorsicht 
zu Werke gehen. Deshalb folgte ich der an mich ergangenen Einladung bereit- 
willig und überzeugte mich persönlich an Ort und Stelle, dass die in Rede stehenden 
Kirschbäume, an Wegen angepflanzt, schöne, kräftige und gesunde Exemplare 


waren, aber nur ganz vereinzelt Früchte trugen, sodass von einem Ertrag der Bäume 
Gartenflora 1839. Io 


138 Silex: Über Unfruchtbarkeit mancher Sauerkirschbäume. 


überhaupt nicht gesprochen werden konnte. Auf meine Frage nach der Herkunft - 
der Bäume wurde mir gesagt, dass dieselben vor ca. 2o Jahren aus einem Geschäft 
einer kleinen Stadt bezogen wären. Da das betreffende Geschäft aber hauptsäch- 
lich Samenbau triebe, wäre mit Bestimmtheit anzunehmen, dass die Bäume von 
anderwärts herstammten, woher? liesse sich aber nicht mehr feststellen, weil der 
damalige Besitzer gestorben und das Geschäft wiederholt in andere Hände über- 
gegangen wäre. Bei ihrer Ankunft hätten die starken und gesunden Bäume sehr 
gefallen; sie hätten alljährlich reichlich geblüht, aber stets nur vereinzelt Früchte 
getragen, sodass dem Gute dadurch ein grösserer Schaden erwachsen wäre. Der 
Gutsgärtner habe stets behauptet, dass es Sauerkirschbäume gäbe, die keine Früchte 
trügen, mit dieser Behauptung aber keinen Glauben gefunden; die zojährige Er- 
fahrung scheine ihm nun schliesslich doch Recht zu geben. 

Veredelt konnten die Bäume ihrer Stärke wegen nicht werden, und da der 
Besitzer sich nicht entschliessen konnte, sie auszuroden, so werden diese unfrucht- 
baren Bäume wohl noch heute vorhanden sein. 

Was nun die Erklärung der Unfruchtbarkeit jener Bäume betrifft, so ist zu- 
nächst die Annahme, dass sie durch die Bodenbeschaffenheit verschuldet sein 
könnte, deshalb abzuweisen, weil die Bäume an den verschiedensten Wegen stehen, 
welche die verschiedensten Bodenarten haben. Ich glaube vielmehr, dass die 
Baumschule, welche die Bäume geliefert hat, diese aus Ausläufern von unfrucht- 
baren Bäumen gezogen hat. Ich habe nun seit mehreren Jahren die Sache im 
Auge behalten und deshalb Besitzer von Sauerkirschbäumen zur Zeit der Kirschen- 
ernte aufgesucht. Wiederholt habe ich dabei Bäume ohne Früchte gefunden, wäh- 
rend danebenstehende Kirschbäume mit Früchten reich beladen waren. Die Be- 
sitzer versicherten, dass diese unfruchtbaren Bäume noch nie getragen hätten und 
ausgerodet werden sollten. 

Da ich nun in den verschiedensten Zeitschriften und Büchern über Obstbaum- 
zucht Andeutungen über die Unfruchtbarkeit mancher Sauerkirschbäume bisher 
nicht gefunden habe, so möchte ich hiermit die Sache zur öffentlichen Besprechung 
angeregt haben. 

Jedenfalls liegt in der einfachen Ankündigung, dass die angebotenen Sauer- 
kirschbäume aus Ausläufern gezogen sind, keine Gewähr für die Tragbarkeit der- 
selben, sofern ihre Bezugsquelle nicht bekannt ist. 


Aus den Gärten der Forst-Akademie Münden. 


Kürzere Mitteilungen über neue oder kritische Pflanzen derselben. 
Von H. Zabel in Münden. 


Ik 


Pachystima Canbyi A. Gray. 


Pachystima Rafın. (Celastraceae). Kelchröhre kurz, verkehrt-kegelförmig; 
Kelchlappen 4, rundlich; Blumenblätter 4; Staubgefässe 4, kurz, dem Rande des 
breiten, die Kelchröhre bekleidenden Diskus eingefügt; Fruchtknoten frei, 2fächerig, 
Griffel sehr kurz: Kapsel klein, länglich, lederartig, zklappig, ı—2samig, zuletzt 
fachspaltig aufspringend; Samen von einem weissen, vielteiligen, häutigen Mantel 
eingeschlossen. Niedrige, immergrüne Sträucher, die in je einer Art die östlichen 
und die westlichen Gebirge Nordamerikas bewohnen; Blätter kahl, gegenständig, sehr 
kurz gestielt, fein gesägt; Blüten klein, grünlich, in ein- bis wenigblumigen achsel- 


H. Zabel: Aus den Gärten der Forst-Akademie in Münden. 159 


ständigen Trugdolden (Oreophila Nutt.). Botany of California I p. 98; BENTHAM et 
HOORER, Genera plant. 1p.361; COULTER, Manual ofthe bot. ofthe Rocky Mount. p. 46. 

P. Canbyi A. Gray. Zwergiger zierlicher Erdstrauch mit eckig gestreiften, 
unebenen, braunen, dicht beblätterten Zweigen. Blätter linealisch bis schmal- 
lanzettlich-spatelförmig, T0—15 »»»m lang, 3—6 mm breit, am Rande umgerollt, meist 
in der oberen Hälfte fein gesägt-gezähnelt mit sitzender Knorpelspitze der Säge- 
zähne; am oberen Ende abgestumpft; Blüten im Juli, die Blätter wenig über- 
ragend, in fein gestielten, 1—3zblütigen, von > Deckblättern gestützten Trugdolden; 
Blütenstielchen 6—9 »»»2 lang, meist etwas länger als der allgemeine Blütenstiel, 
mit Ausnahme des mittleren (bei 3blütigen Cymen) etwas über der Basis 2 kleine 
Deckblättchen tragend; Kelchlappen breit dreieckförmig; sehr kurz gespitzt oder 
abgerundet; Frucht hier noch nicht bemerkt. — Bis jetzt nur an einem einzigen 
Orte der Alleghanys in Virginien gefunden; erträgt unsere Winter recht gut, 
wächst aber sehr langsam. 

Die zweite und lange Zeit hindurch die einzige bekannte Art der Gattung, 
P. Myrsinites Raf. (Myginda myrtifolia Nutt; Hooke£r, Flor. Bor Amer. I, 120 
tab. 4ı) ist ein ı—2 Fuss hoher vielästiger Strauch mit eiförmigen oder länglichen, 
bis 3,5 cn langen Blättern und kurzen, 2— 4 2m langen Blütenstielchen. Die hiesigen 
aus Oregon bezogenen Exemplare haben noch nicht geblüht. 


Ceanothus prostratus Benth. 


Sect. Cerastes, Ser. Watson. Ein reizender niederliegender, fast kahler, immer- 
grüner Erdstrauch. Blätter klein, meist gegenständig, lederartig, keilförmig bis 
verkehrt eiförmig, ohne den ca. 3 mm langen Stiel 12—ı6 mm lang und 3—6 mm 
breit, einnervig mit genäherten Seitennerven, dicht und derb netzaderig und 
dadurch beiderseits kleingrubig, am oberen Ende abgestutzt und mit 3 grossen 
stachelspitzigen Zähnen, an den Seitenrändern umgerollt, ganzrandig oder (die 
grösseren) mit je 1—3 ähnlichen Zähnen. 

Einheimisch in Oregon und dem nördlichen Kalifornien, also für unser Klima 
wohl nicht zu zart; dennoch gingen die hiesigen Exemplare im Winter 1886/87 
sämtlich zu Grunde. Die hellblauen Blüten sollen in achselständigen derbstieligen 
lockeren Büscheln stehen. Ser. Watson, Contributions to Amer. Bot. V ın Proceed. 
of the Amer. Acad. of Arts and Scienc. X p. 339; Botany of California I. 104. 
Die in einem Preisverzeichnis angegebene Ähnlichkeit der Blätter mit denen von 
Cercocarpus vermag ich nicht herauszufinden. 


(Fortsetzung folgt.) 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc. 

Dianthus plumarius semperflorens.  fruchtete. Diese neue Federnelke (Mig- 
Der durch seine vorzüglichen Züch-  nardise frangaise remontante) giebt nicht 
tungen von Remontantnelken rühmlichst | nur im Sommer, sondern auch im Winter 
bekannte ALPH. ALEGATIERE in Mon- einen schönen Flor, wenn man sie vor 
plaisir-Lyon (Frankreich) hat seit einigen dem Frost mit Knospen ins Haus bringt, 
Jahren eine ganz neue Rasse von Feder- | wie das bei Remontantnelken geschieht. 
nelken geschaffen, indem er den alten | Wegen der einzelnen Sorten verweisen 

Dianthus plumarius mit der remontieren- wir auf sein Preisverzeichnis. 
den Gartennelke D. Caryophyllus be- 


10* 


I40 Neue und empfehlenswerte Pflanzen. 
Plumiera bicolor. don überbrachte, allgemeines Aufsehen. 
Hierzu Abbildung 27. | Schliesslich wurde sie als Plumiera bi- 


In der Oktober-Sitzung des Blumen- | color R. et P. bestimmt und im Jour- 


Abbildung 27. Plumiera bicolor. Blumen weiss mit orangefarbenem Centrum. 


Ausschusses derNational-Chrysanthemum- | nal of horticulture, Nov. ı 1888, 405 ab- 
Gesellschaft in Londonerregte ein schönes | gebildet. Unsere Abbildung ist nach 
Exemplar einer unbekannten Pflanze, die | jener gefertigt, leider musste sie aber 
Herr H. CanneELL in Swanley bei Lon- | des Formats der Gartenflora wegen um 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen. 


141 


!/, verkleinert werden. Die Plumiera- 
Arten sind, wie ]J. of hoft. mit Recht 
bemerkt, alte Bewohner unserer Gewächs- 
häuser, werden aber jetzt selten gesehen 


und gehören doch zu den schönsten der | 


Apocynaceae. Die Blumen sind gross 
und fleischig, ziemlich dem Oleander, 
der ja auch zu dieser Familie gehört, 
ähnlich. P. bicolor hat reine weisse 
Blüten mit dunkel orangefarbenem Cen- 
trum, dabei einen kräftigen, aber ange- 
nehmen Duft Blätter gross, glänzend 
grün, prachtvoll zu den Blüten kon- 
trastierend. — P. alba ist. weiss, P. tri- 
color hat rosa-karmin-getönte Blumen 
u.s.w. Alle sınd Sträucher, zuweilen 
kleine Bäume und verlangen kräftigen, 
lehmigen Kompost, reichlich Wasser und 
die Temperatur eines Warmhauses oder 
warmen Wintergartens. 


Neue Kreuzungen von Rosa polyantha. 


ALPH. ALEGATIERE in Monplaisir-Lyon | 
(Frankreich) hat vom ı. November 1888 | 


zwei Kreuzungen von Rosa polyantha in 
den Handel gegeben, welche ebenso 
reichblühend wie die Theerosen und 
dabei widerstandsfähig gegen strenge 
Winter sein sollen. 

1. Docteur Reymont (General 
Jacqueminot 2 X polyantha 4). Stark re- 
montierender Strauch, Zweige bronze- 
grün; Stacheln zahlreich, Blätter dunkel- 
grün, mit 3—5 Blättchen, Blume von 
mittlerer Grösse, gefüllt, sich gut öffnend, 
anfangs karmoisinrot, später violett-rosa, 
im Centrum dunkler. 

2. Madame Al&gatiere (Jules Mar- 
gottin X polyantha). Immer mit Blüten 
bedeckt, Zweige gerade, Stacheln zahl- 
reich, fahlgrün, Blätter mit 3—5 Blättchen. 
Blumen mittelgross, schön lebhaft rosa, 


gefüllt, lange Zeit die schöne Form be- | 


haltend, gut zum Treiben. 

Ausserdem bietet Herr ALEGATIERE 
eine neue Polyantha-Sorte unter dem 
Namen 

3. Marie Pavie an. Ohne Dornen, 
sehr reichblütig, Blätter schön grün, mit 
5—7 Blättchen, Blume (für R. polyantha) 


| gross, rosaweiss, besonders ım Centrum, 


dieselbe Farbe wie Souvenir de la Mal- 
maison, aber noch reichblütiger. 

Preis pro Stück dieser 3 Neuheiten 
20 frcs., zusammen 5o frcs. 


Rosa polyantha zu Unterlagen. 

Die Rosa polyantha wırd von ALf£- 
GATIERE sehr zu Unterlagen empfohlen, 
da sie länger ım Saft bleibt als Rosa 
canına, und zahlreiche Faserwurzeln bildet, 
welche sie für Topfkultur sehr geeignet 
machen. Im Freien bildet sie nicht so 
lange unterirdische Ausläufer wie die 
Hundsrose, die den Stamm schwächen. 
Die Samen (100g in der Frucht 5 fres.) 
keimen schon nach 25 Tagen. Im März 
ins freie Land gesäet, ohne vorher stra- 
tiiziert worden zu sein, kann man die 
Sämlinge im Mai verpflanzen und im 
August desselben Jahres okulieren, bezw. 
pfropfen. 

Calathea vestita Baker. 


Im November 1871 publizierte Dr. 


ı BAKER diese Art in SAUNDERS refugium 


botanicum Band 5 und gab Tafel 311 
eine gute Abbildung dieser sehr inter- 
essanten und auch schönen Art, die 
Herr REED aus Bahia in lebenden Exem- 
plaren nach England gesandt hatte. 
Später sammelte G. WarLıs Exemplare 
der gleichen Art am Amazonenstrom 
und sandte dieselben an den Garten von 
I. Linpen in Brüssel und Gent. 

I. Linpen verteilte dieselben als Ma- 
ranta princeps und unter diesem Namen 
erhielt auch der Petersburger botanische 
Garten ein Exemplar, und der Referent 
gelegentlich einer Zusammenstellung der 
Maranta- und Calathea-Arten der Gärten 
führte dieselbe als Calathea princeps 
nach einer jungen Pflanze, die noch 
nicht geblüht hatte, auf, und stellte die- 
selbe (Gartenflora 1879 p. 302) neben 
C. variegata Körn. (Phrygnium varie- 
gatum C. Koch.) 

In Wahrheit ist dieselbe auch mit 
C. variegata nahe verwandt, beide Arten 
haben einen. aus dem Wurzelstock ent- 


142 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen. 


springenden Blütenstand und Blätter, die 


| 


auf dem hellgrünen Grunde der Öber- 


fläche längs des Mittelnervs einen breiten, 
schwarzgrünen, zwischen den Seiten- 
nerven zackig auslaufenden Streifen 
tragen. Später aber, bei älteren Pflanzen, 
die viel grössere Blätter tragen, zeigt die 
Oberseite des Blattes bei beiden Arten 
aber diese. Zeichnung nicht mehr. 


Eins der Exemplare des Petersburger | 


botanischen Gartens, das noch als Cala- 


thea princeps kultiviert wurde, hat nun 


im November des letzten Jahres (1888) 


zu gleicher Zeit 7 Blütenstände auf der | 


Spitze der ungefähr ıo c»2 hohen, dicht 
abstehend weichhaarigen Blütenschäfte 
entwickelt und erwies sich als durch- 
aus identisch mit der schon 1871 von 
BAkER als C. vestita beschriebenen Art. 
Dabeı ist zu bemerken, dass die früher 
als nur bis ı8 Zoll lang beschriebenen 
Blattstiele an unserer alten Pflanze nun 
8o cm lang geworden sind, dass das 
Blatt auf seiner Oberfläche jetzt gleich- 
mässig dunkelgrün und auf der Unter- 


fläche gleichmässig dunkel violett-purpurn, | 


sowie gerade noch einmal so lang, näm- 
lich statt 7—ıo Zoll jetzt 45 cm lang, 
aber nur wenig breiter (nämlich 4—5 statt 


3—4 Zoll) geworden ist. Die Blumen der | 


kopfförmigen spitzenstandigen Blüten- 
stände sind schön hellgelb. Das zur 
Berichtigung dieser teils wohl noch als 
Calathea (Maranta) princeps in den 
. Gärten gehenden Calathea. (E. R.) 


Bemerkung über zwei Aeschynanthus unserer 
Gärten. 

Von Aeschynanthus maculatus 
Lindl. (bot. reg. tom. XXVII, tab. 28) 
führt DE CAnDoLLE (prodr. IX. p. 261) 
eine var. dubia auf, die in verschiedenen 
Gärten kultiviert wird und durch die 
Länge der Staubfäden ım Verhältnis zur 
Blumenkrone und durch teils achsel- 
ständige Blumen sich unterscheidet. Die 
Vergleichung zeigt, dass z. B. die in 
Paxton Magazine VI, tab. 95 unter dem 
Namen von A. ramosissimus aufgeführte 
Art nur eine Form von A. maculatus 


ı bedeutend breiter als lang. 
ı krone endlich 
‚ Iıla 


mit längeren, weit vorsehenden Staub- 
fäden ist, kenntlich durch die schmal 
lanzettlichen gesägten Blätter und die 
pfriemlichen Kelchzähne, wie solche dem 
A. maculatus eigen sind. Die Länge von 
Staubfäden und Griffel kann dagegen 
für die Arten der Gattung Aeschy- 
nanthus als Unterscheidungsinerkmal 
nicht gebraucht werden, da diese an- 
fangs bei allen Arten eingeschlossen, 
dann aber je nach der Dauer der Blüte- 
zeit noch wachsen, während die Blumen- 
krone, nachdem sie sich geöffnet hat, 
nicht mehr wächst. A. ramosissimus 
Wall. (pl. as. var. I, tab. 71) ist dagegen 
eine von A. maculatus durch breitere 
ganzrandige Blätter und lanzettliche 
Kelchzähne gut geschiedene Art, be- 
findet sich aber noch nicht in Kultur. 
Ferner 'ıst A. Beoschianuss ze 
Vriese (Morr ın Ann. desjassoe 
Royale de Gand I, p. 403, tab. 39 anno 
1845) von A. Boschianus Paxt. (Mag. 
tom. XIII, p. 175 anno 1847) gründlich 
verschieden. Es besitzt nämlich die von 
MOoRREN abgebildete Art ovale, am 
Grunde abgerundete Blätter, einblumige 
und einzeln stehende Blumen ın den 
Achseln der Blätter, bräunlich- 
grünen Kelche ist unterhalb des ab- 
stehenden Saumes die Röhre stark er- 
weitert und die Zähne des Saumes sind 
Die Blumen- 
besitzt eine. helle rosa- 
mit Purpur nüancierte Färbung, 
während A. Boschianus Paxt. aus 
einem deutlich herzförmigen Grunde 
ovale Blätter, sowie zu 3—4 ın den 


am 


| Blattachseln gehäufte Blumen auf ein- 


fachen Blütenstielen trägt. Ferner ist 
der Kelch tief purpurn gefärbt und rein 
eylindrisch mit kurzen abstehenden, 
gleichlangen und breiten Saumlappen 


ı und die den zolllangen Kelch um das 


Doppelte überragende Blumenkrone be- 
sitzt eine prächtig scharlachrote Färbung 
mit gelben Flecken auf der innern 
Fläche der grossen Saumlappen. Der 
Referent hat diese von PaxTon fälschlich 
als A. Boschianus abgebildete Art weder 


Alphabetisches Verzeichnis neuer Pflanzen, 


143 


in unserm Herbarium, noch beschrieben | 
oder abgebildet gefunden und nennt sie | 


deshalb A. Paxtoni. Am nächsten 


steht dieselbe noch dem A. pulcher, der | 
aber ovale Blätter, auf der Stengelspitze | 


zusammengedrängte Blumen, einen ge- 
raden, nicht kletternden wurzelnden 
Stengel, grüne Kelche etc. besitzt. 

E. REceEL. 


‚Alphabetisches Verzeichnis sämtlicher im Monat Dezember 1888 beschriebenen neuen 
oder abgebildeten älteren Pflanzen, mit kurzen Beschreibungen. 
(Nachdruck verboten.) 


Betreffs der benutzten Zeitschriften und Abkürzungen siehe Seite 54. 


Abies Cephalonica submutica. Neue Va- 
rietät mit glatten Zapfen. R. S. 578. 
Alocasia X Chantrieriana (A. metallica 
x Sanderiana). Glänzend dunkelgrünes, 
heller geadertes Blatt, unten purpurn. 
1EOS.27g: m. L- 

Alo& (Eualo£) longiflora Baker. nov. sp. 
Südafrika. 6. C. S. 756. 

Androsace lanuginosa Wall. 
Tafel Nr. XII und Beschreibung in N. 
3.354. 

Anemonen, einfache, J. S. 539 m. A. 

Apfel, Cox Orange-Pepping. P.R. S. 797. 

A., »Gelber Bellefleur«, 
Nr. 1V und Beschreibung in W. S. 455. 

Aquilegia Stuarti (A. glandulosa X. Whit- 
manni). Neu. R. S. 538. 


Farbige | 


Farbige Tafel | 


Arbutus andrachne. Grosser Baum inKew 


Garden. @.C. S. 724 m. A. 

Arundina bambusifolia. Trop. 
(Orchid.) Rosa mitkermesinroterLippe. 
6.6. S. 628 m. A. 

Ampelovitis spec. China. Neu. R. S. 536 
m. A. u. S. 558. 

Asclepias tuberosa. Freilandstaude; Blu- 
men orangerot. J. S. 537 m. A. 

Asplenium flaccidum odontites. 
land. 6. S. 601 m. A, 

Aster »Comet«. Grosse, chrysanthemum- 
a Blüten weiss, rot gestreift. ]. 

S. 588 m. A. 

Astern » Perfection«, »Lilliput Rose«, 
»Mignon Blanc«, »Naine A fleur de 
Pivoine Ecarlate fonce luisant«, 
put-a Couronne«. M. S. 244 m. T. 


Azalea Indica als unbeschnittener Busch | 


gezogen. G. S. 585 m. A. 

Begonia X globosa. Neu. 
m.A. 

B. octopetalo-Lemoinea. Neu (Lemoine, 
Nancy). Blumen 7—9 cm Durchmesser; 
Winterblüher. M. S. 258 m. A. 

B. X Paul Bruant. Neue Blattbegonie. R. 
S. 544 m. A. 

B. Rex X Diadema. Neue Hybriden von 


Gf. S. 645 


Cappe, Vesinet. (Frankreich.) M. S. 237. 


Neusee- | 


»Lilli- | 


‘ Catasetum fimbriatum Ldl. 
Asıen. | 


B. Scharffii Hook. f. (Regl.?) Südbrasil. 
Neu. Grosses dunkelgrünes Blatt, unten 
rot; Blüten weiss auf rosa Stielen. B.M. 
W..7928 u. Gf. S. 667 m. A. 

Bellis perennis »Schneeball«. 
S.IO0TEM. AL 


Neu. &f. 


ı Billbergia X Krameriana Wittm. Neu. &f. 


S2057. 

Birne »Anne de Bretagne«. Winterfrucht. 
Ba. S. 353 m. T. 

B. »Beurr& Perpetuel«. &f. S. 637. 

B. »Claude Blanchete. P. S. 354. 

B. »Morels Liebling«. Farbige Tafel und 
Beschreibung in P. S. 353. 

Birnen, neue. Ba. S. 324. 

Bromeliaceen, neue, von ED. ANDRE in 
Südamerika gesammeltund beschrieben. 
R=S: 563. 

var. fissum 
Rehb. 7 Rv. 1 S32730m 

C. Garnettianum Rolfe. nov. spec. Ama- 
zonas. @.C. S. 692. 


Cattleya Roezlii. Venezuela. R. S. 572 
mu. 

Chorisia speciosa. Brasil. (Malvac.) Ja. 
Sı2rolm. 2% 

Chrysanthemum »Lilian B. Bird«e. @ F. 
SS. 

Chr. »Mrs. Alpheus Hardy«. Neu. A.F. 


S. 205 m. A. und Ja. S. 269. 

Chr. »Snowball«. A.F. S. 204 m. A. 

CEhr., neue, G.C.'S.703,. u. 734. 

Cichorie, Spargel-. Neu. Ba. S 361 m. A. 

Cimicifuga racemosa (Ranunculaceae). N. 
S. 358. 

Cleisostoma ringens Rchb. f. nov. spec. 
Philippinen. @ C. S. 724. 

Clematis-Blumen verschiedener 
D.G. S. 356. 357. 

Coniocybe alla Flechte aufWeinreben- 
wurzeln. G.C. S. 740 ım. A. 

Convolvulus grandiflorus. Blume weiss. 
G. S. 531 m. A. 

Crataegus Mexicana var. Carrierei. Blu- 
men weiss mit rosa Schein. @. C. S. 736 
m. A. 


Sorten. 


144 


Crinum Sanderianum Hort. Bull. Sierra | 
Leone. Weiss mit roten Mittelstreifen. 


Rv. S. 276 m. A. 
Cyenoches chlorochilon Kl. 
Guiana. Jll. S.8ı m. T. (schwarz). 


nov. hybr. ang]. @.C. S. 724. 
& 


.& 


Rchb. f. nov. var. @ C. S. 693. 
insigne Wall. var. Sanderae Hort. 

Sander. nov. var. G.C. S. 692. 

C. Tautzianum var. lepidum Rchb. f. nov. 
var. hybr. @.C. S. 756. 

Dendrobium nobile. M. S. 243 m. A. 

Dianthus glacialıs. 
pine mit grossen rosa Blumen. J. S.557 
m. A. 

Dicentra Canadensis. Weiss mit purpur, 


wohlriechend; fein zerschlitztes Laub. 


1254519 msA. 


Disa lacera Sw. var. multifida N. E. Br. | 
GC. 


noy. var. und D. grandiflora. 
SHOD4Em A. 
Echinocactus Texensis Hopfer. &f. T. 1286. 


Eiche, die Washington-, bei Fishkill. @. F. 


SEELEN. 
Epidendrum vitellinum. M. S. 233 m. A. 
Eriocoma cuspidata. Nordamer. (Gra- 
minee). Neue Futterpflanze. R. S. 555. 
Eucharis grandiflora Planch. var. Moorei 
Baker nov. var. @.C. S. 628. 
Ficus Roxburghii Wall. im botanischen 


Kleine niedliche Al- 


| L. 
Britisch- 


Laelia anceps var. Amesiana J. O’B. 
nov. var. @. C. S. 660. 

»Victoria« (Cattleya crispa X Laelia 
Dominiana). J. S. 541 m. A. 


 Lepieystis sepulta. Trop. Amerika. (Fi- 
Cypripedium X Burfordiense Rchb. f. 


insigne Wall. var. Horsmannianum 


Garten zu Calcutta. G.C. S. 698 m. T. | 


(schwarz). 


Fuchsia microphylla, fulgens, splendens. 


G. S. 562 m. A. 

Gladioli, frühblühende. @. S. 580 m. T. 

Gloxinia Y. grandiflora. Neu. @f. S. 645 
m..A. 

Helianthus anemoniflorus u. fl. pl. @. 
S. 554 m. A, 

Heuchera sanguinea. J. S. 579 m. A. 

Hexisia bidentata Ldl. Kolumbien. (Or- 
chid.) Kleine in Büscheln stehende 


Blumen, mennig-scharlachfarben. B.M. 


7037: 

Hydrangea paniculata grandıflora. Grosses 
Beet derselben in einem amerikanischen 
Garten.‘ A. F. S.;201 m. A. 

Iris Suworowi Rgl. Mittelasien. Auf grün- 
lichem Grunde bräunlich-purpurn ge- 


strichelt, mit blauem Barte B. M. 
17029: 
Kalmia latifolia Pavarti. Neu. Blumen 


dunkler rot als die der Stammart. R. 
S. 540 m. .R. 

Kürbis, Speise-, »von Tripoli«. Neu. 
Nicht rankend, langfrüchtig. Ba. S. 369 
m.A. 

K., Sp.-, »Zapallito de Tronco«. M.S. 223 
IMSA. 


lices). @. S. 566 m. A. 
Lilium (Archelirion) Henryi Baker nov. 
spec. &@.C. S. 660. 


Lobelia litoralis A. Cunn. (Richtiger: 
Pratia angulata Hook. f.) &f. S. 662 
m. A. und M. S. 248 m. A. 

Lodoicea Seychellarum. (Palmae) Meer- 
Cocos. Die verbotene Frucht des Para- 
dieses2 @. 6 S. 732 9m 8 

Montbretia crocosmiuflora, neue Varie- 
täten von Lemoine, Nancy. M. S. 238. 


| Musa superba Roxb. B.T. S. 368 m. T. 


(schwarz). 

Nepenthes X rufescens Hort. Veitch nov. 
hybr. (N. Courtii X Zeylanıca rubra). 
Kannen gross, grün, rot gezeichnet. 
6. C. S. 669 m. A. 

Nicotiana affınıs. @. S. 520 m. A. 


Odontoglossum constrictum Ldl. var. 
castaneum. JIl. S.83 m. T. 

O. Harryanum. J. S. 518 m. A. 

Olearia (Eurybia) insignis, ramulosa, 
Gunniana. Strauchartige Compositen 
Australiens u. Neuseelands. @. S. 534 
mel Ma. 


Oneidium crispum Lodd. sublaeve ochra- 
ceum Rchb. f. nov. var. @.C. S. 756. 
Östrowskya magnifica. Mittelasien. (Cam- 
panul.) Gross, schalenförmig, violett. G. 

S. 604 m. T. 


 Papaver laevigatum M. B. Neu. &f. S. 662 


m.A,. , 

Passiflora »Woodhatch Hybrid«. Neu. 
(P. racemosa X quadrangularis.) 6.C. 
3.732. DAR 

Pelargonium zonale, neue Varietäten. A.F. 
5.200. m. A 

Penstemon glaber. P.R. S. 805. 

Pentapera Sıcula Kl. Sicil., Cypern, Cy- 
renaica. (Ericac.) Nadeliges Laub, 
Blüten krugförmig, fleischfarben. B.M. 
1.7030. 


| Petersilienwurzel »Ruhm vonErfurt«. Neu. 


Gf. S. 646. 

Pfirsich, amerikanischer Früh-, »Wilder«. 
Farbige Tafel und Beschreibung in Fg. 
9..280. 

Pf., japanesischer, »Aubinel«. N. S. 355, 
357- 

Pflaume, Esperens Gold-. Z. S. 217. 

Bil, Kirckes:u 2.19.2009. 

Pfl., Nienburger Eier-. Z. S. 220. 

Phalaenopsis grandiflora. @. S. 516 m. A. 

Phillyrea decora Boiss. et Bal. Orient. 
Immergrüner Kalthausstrauch mit 


Alphabetisches Verzeichnis neuer Pflanzen. — Kleinere Mitteilungen. 


145 


weissen Blüten und roten Früchten. @.C. | 


S. 672 m. A. 

Phlox Drummondii var. cuspidata u. fim- 
briata. M. S. 222 m. T. 

Phl. Dr. var. grandiflora, grandifl. striata 
ı2 nana. MN. S.222.m.-A. 

Phl. Dr., neue Varietäten von HAAcE & 
SCHMIDT. M. S. 247 m. A. 

Phyllocactus hybr. speciosissimus Feltoni. 
SSE> S.65 my T. 

Phymatodes albo-squamata. Philippinen. 
(Bilices). @. S. 509’m.A. 


Pinus Coulteri in Kew Garden. @.C. 
S. 764. :m. A. 

P. laricis in Kew Garden. &. C. S. 692 
me A. 


Pleurothallis punctulata Rolfe nov. spec. 
Neugranada. 6.C. S. 756. 
Plumbago Zeilanica L. Fg. S. 285. 


Polypodium Picoti. Brasilien. 6. 8.577 


m. A. 

Primeln, diverse. P.R. S. 831. 

Primula obconica. Neu. Gf. S. 645 m. A. 

P. Rusbyiı Greene. Neumexiko. Kleine 
purpurne Blüten, hellgrünes Laub. B.M. 
127032: 


Satyrıum carneum. Südafrik. Erdorchidee 
des Kalthauses mit wohlriechenden 
rosa Blüten. @.C. S. 696 m. A. 

Schortia galacifolia. @. F. S. 506 m. A. 

Sellerie, Stangen-, »Chemin« u. »White 
Plume«. R. S. 548 m. A. 

Skimmia Foremanni (Sk. oblata X fra- 
grans). Sehr zierend durch die zahl- 
reichen scharlachroten Beeren. J. S.585 
m.A. 

Spinovitis Davidii. China. Neu. R. S. 536 
MAL U SNEES. 

Stachys tuberifera. Eine neue Gemüse- 
pflanze. ]J. S. 567 m.A. 

Stapelia gigantea N. E. Br. Südafrika. 
Blume sehr gross, blassgelb, rötlich ge- 
tigert. @.C. S. 728 m. A. 

Statice elata, eximia, Tatarica. M. S. 234 
m.A. 

Stiefmütterchen »Quaker Maid« 
»Jackanapes«. 6. S. 512 m. T. 


und 


| Symphiandra Hoffmannı. Bosnien. Neu. 


Pseudophoenix Sargentii H. Wendl. nov. 


gen. et spec. Florida. R. S. 574 m. A. 
Radies, neue. R. S. 579 m. A. 
Ranunkel-Varietäten. J. S. 562 m. A. 
Reinette, Schutters. Ba. T. bei S. 321, 

Beschrbg. folgt ı. d. Januarnummer. 
Rhododendron Fortunei. Hellrosa, wohl- 

riechend, reichblühend. J. S. 490 m. A. 
Rodriguezia fragrans. Brasil. Weiss mit 

gelber Mitte, sehr wohlriechend. @. C. 

S. 756 m. A. . 
Rose, Thee-, »Mme. Philemon Cochet« 

(Seipion Cochet). Hellrosa. J. r. S. 185 

m.T. 


Rosen, neue. @.C S.638 u. Ba. S. 358. 
R., neue, am ı. Nov. 88 in d. Handel 
gegebene (Forts.) M. S. 2ı9 u. 229. 
R., neie für 1888 39 (Forts.) J.r. S. 181. 

Salıx Babylonica. @. S. 527 m. A. 


' Veilchen »Rawsons White«e. 


(Campanulac.) Blumen weiss, lang- 
glockig; sehr reichblühend. @. C. S. 760 
m. A. 

Tillandsıa (Vriesea) X Alberti Ed. Andre. 
(T. incurvata Gaud. X Morreniana 
Hort) Neun R. Sao 

Tropaeolum aduncum Sm. (T. peregri- 
num Jacq ) Mexiko. R. S. 576 m. A. 

T. majus vars. Rv. S. 284 m. T. 

M. S. 224. 
m. A. 

Viscum album L. Mistel. G. S. 608 m.A. 

Vitis Romaneti masc. und reniformis 
violacea. China. Neu. R. S. 536 m. A. 
u. S. 558. 

Wahlenbergia saxicola. Kleine, niedliche 
alpıne Campanulacee Neuseelands mit 


blass - bläulichen Blumen. 6. S. 558 
mal 

Wirsing »Erfurter Zuckerhut«. Neu. &f. 
S. 647. 


Zwetsche, Fürsts Früh-. Z. S. 218. 


' Zygopetalum Sanderianum Rgl. 6f. T. 1287. 


Kleinere Mitteilungen. 


(R. G.Bl. von 1882 S. 125) beigetreten 


‚ist, wird in Ergänzung der Bekannt- 


Amtliches. 
Bekanntmachung, betreffend die 
Ausfuhr der zur Kategorie der 


Rebe nicht gehörigen Pflänzlinge 
nach Italien. 

Nachdem die Königlich Italienische 

Regierung der internationalen Reblaus- 

Konvention vom 3. November 1881 


| 
| 
| 


machung vom 23. Juli 1883 nachstehend 
das Verzeichnis derjenigen italienischen 
Eingangsstellen veröffentlicht, über welche 
die Einfuhr aller zur Kategorie der 
Rebe nicht gehörigen, aus Pflanzschulen, 
Gärten oder Gewächshäusern stammen- 


146 


Kleinere Mitteilungen. 


den Pflänzlinge, Sträucher und sonstigen 
Vegetabilien aus dem Reichsgebiet nach 
Italien erfolgen darf: 

ı. Für die auf dem Landwege an- 
kommenden Sendungen: Venti- 
miglia, Modane, Luino, Chiasso, 
Ala, Pontebba, Udine, Palmanova, 
Visinale, Trivignano, Bard, Gri- 
maldi, Piena ın der Provinz Mau- 
rizio, Riva dı Trento. 

2. Für die auf dem Seewege an- 
kommenden Sendungen: Genua, 
Livorno, Civita Vecchia, Neapel], 
Brindisi, Bari, Ancona, Venedig, 
Palermo, Messina, Catania, Syracus, 
Cagliari, Porto Terres. 

Berlin, den 8. Februar 1889. 

Der Reichskanzler. 


In Vertretung: 
Eck. 


Anordnung betreffend die Einfuhr lebender 


‚ Eigene Anzucht von Spargel, 


Pflanzen und Pflanzenteile über den Hafen in | 


Reval. 
Nach den vom Domänenminister dem 


dirigierenden Senat am ı8. August 1888 
behufs Veröffentlichung eingereichten Ver- 


ordnungen über die Einfuhr lebender 
Pflanzen, Früchte und Gemüse, wurde 


die Einfuhr lebender Pflanzen und von | 
ı pflanzen, die allen Anforderungen voll- 


Weintrauben als Beeren oder "Trauben, 
sowie von Weintrestern für das Baltische 
Meer nur über die Häfen von Libau, 
Riga und St. Petersburg gestattet. 


vernehmen mit dem Finanzminister ge- 


genwärtig für geboten, die gedachte Er- 


laubnis auch auf den Revaler Hafen 
auszudehnen und hat demgemäss den 
dirigierendenSenat am 24.November 1888 
hiervon in Kenntnis gesetzt. 


Cattleya amethystoglossa. 


Vor kurzem blühte Cattleya amethys- 


toglossa mit ı5 Blumen an einer Bulbe 
ım Garten des Herrn R. BRAnDT zu 
Charlottenburg, eine prächtige Erschei- 
nung! 

Die Traube nımmt an dem kräftigen 
Exemplar auf langem Stiel eine Höhe 


von 24, einen Durchmesser von 18 cm 
ein. Die Blumen sind anfangs weisslich, 
später hellrosa mit dunkelrosa Tupfen, 
die Lippe ist karmoisinrot und ihre 
Basis um die Griffelsäule gefaltet. 


Blumenkohl, 
Levkoyen etc. 

In früheren Jahren verwaltete ich u. a. 
eine bedeutende Handelsgärtnerei, wo- 
durch ich Gelegenheit hatte, interessante 
Erfahrungen zu machen, wovon ich 
einiges hier mitteilen will: Im Küchen- 
garten befanden sich ca. 600 Spargelbeete, 
die einen sehr grossen Ertrag abwarfen. 
Die Spargelpflanzen zog ich mir aber 
selbst und fragte nicht nach Ulmer, 
Darmstädter oder Riesen-Spargel. Ich 
wählte mir die frühesten und vollkom- 


ı mensten Spargeltriebe aus und liess die- 


selben durchtreiben. 

Im Spätsommer sammelte ich nur die 
allergrössten Früchte und zwar von den- 
jenigen Blumen, welche zuerst geblüht 
hatten, mithin dem Haupttrieb am näch- 
sten sich befanden und die kürzesten 
Stielchen hatten, etwa zwei, höchstens 
drei kleine Beeren, alle anderen warf 
ich weg. 

Hiervon zog ich mir meine Spargel- 


kommen genügten, und dass mein Spargel 
gut war, bewies, dass er reissenden Ab- 


satz fand, ich habe ihn centnerweise an 
Der Domänenminister hält es ım Ein- | 


einen Grosshändler verkauft, der ıhn 
nach England schickte, wo er eine ge- 
suchte Ware war. Die Spargelbeete 
selbst habe ich auch tüchtig ausgenutzt. 
Ich legte die Beete stets mit 2 Reihen 


| an und achtete sorgfältig darauf, dass 


der vordere Trieb resp. das Auge der 
Pflanze ein wenig nach innen zu gerichtet 
kam, sodass sie späterhin nicht nach 
dem Weg zu wuchsen. Untergegraben 
habe ich nur Kuhdung. Auf den Beeten 
zog ich noch verschiedene andere Ge- 
müsearten, in der Mitte eine Reihe Blu- 
menkohl, an beiden Seiten eine Reihe 
Salat und in den Zwischenräumen Radies 
und Karotten. Was nun den Biumen- 


Kleinere Mitteilungen. 


147 


kohl anbetraf, zog ich mir denselben 
auch allein und habe gleichfalls nichts 
nach Erfurter Zwerg-Blumenkohl oder 
dergleichen gefragt. 

Im April pflanzte ich zu diesem Zweck 
in einem kalten Mistbeet einige hundert 
Pflanzen aus und wählte zur Samenzucht 
nur die frühesten und grössten Köpfe, 
die ich dann durchtreiben liess. Den 
Samenstiel, der stets sehr stark wurde, 


band ich an einen Stab. Von den Sa- | 


menschötchen nahm ich aber auch nur 
dieersten untersten beiden, oder höchstens 
drei stärksten, alle übrigen schnitt ich 
gleich weg. 

Hiervon zog ich mir alle meine Pflanzen 
selbst und habe stets widerstandsfähigen, 
grossköpfigen und zarten Blumenkohl 
gehabt. Hierbei will ich noch kurz an- 


führen, dass ich die erste Aussaat anfangs 
September machte und zwar gleichfalls 
Sobald als | 


in einem kalten Mistbeet. 
möglich verpflanzte ich die Pflänzchen 


einzeln auf ein Beet in recht sandige 


Erde Etwa Anfang oder Mitte Oktober 
pflanzte ich jede einzelne in kleine vier- 
eckige Töpfe, damit ich möglichst viel 


| erzielte. 


aufstellen konrte und. nicht unnütze | 
Zwischenräume blieben. 
Diese Pflanzen brachte ich Ende 


Oktober in Erdhäuser und stellte sie auf | 


Stellagen dicht unter Glas, goss aber 


den Winter über äusserst vorsichtig und | 


heizte nur im äussersten Notfall. Bei- 
läufig bemerke ich noch, dass ich in 


diesen Häusern noch alle möglichen 


anderen Pflanzen unter den Stellagen | 


mit durchwinterte, u. a. Hortensien, 
Deutzien, Rosen etc. Auf diese Weise 
hatte ıch im Frühjahr die denkbar 
schönsten Pflanzen, wovon ich Tausende 
zu hohen Preisen hätte verkaufen können, 


was ich aber nicht that, sondern den | 


Vorteil selbst ausnützte. Um den ganzen 
Sommer über schönen Blumenkohl zu 


noch verschiedene Aussaaten in möglichst 
sandiger oder torfiger Erde, um das 
Faulwerden der zarten Wurzeln zu ver- 
hüten. 


| 
\ 


ı kann man 
haben, machte ich vom Frühjahr ab dann 


Hierbei will ich noch bemerken, dass 
das vorherige Verpflanzen der Kohl- 
pflanzen von grossem Vorteil ist, ich 
habe Weisskohlköpfe dadurch erzielt, 
wovon mir pro Kopf (von den grössten) 
beispielsweise ı Mk. freiwillig zur Samen- 
zucht geboten worden ist, aber unter 
8—9 Mk. pro Schock habe ich keine 
verkauft. Schliesslich will ich noch an- 
führen, dass ich mir für den Blumen- 
garten auch stets meinen Levkoyensamen 
selbst gezogen habe, wodurch ich nicht 
nur bestgefüllte Arten, sondern diese 
auch in den verschiedensten Farben 
Ich gab acht, welche von den 
Kreuzblumen Neigung hatten, sich über- 
einander zu legen, diese wählte ich nur 
allein zur Samenzucht aus, alle anderen 
schnitt ich gleich weg. Von Calceolaria 
hybrida zog ich mir selbst die aller- 
schönsten, mannigfaltigsten Varietäten 
mit den vollkommensten Blumen. Ich 
wählte als Mutterpflanzen stets die dun- 
kelsten Varietäten aus, welche selbst- 
verständlich grosse Blumen hatten, diese 
befruchtete ich dann mit den bestge- 
zeichneten Spielarten. 

Berlin ım Oktober 1888. 

C. ALTMANN. 
Hampels neueste Treibhausgurke. 

Diese Gurke ist wegen ihrer ausser- 
ordentlichen Tragbarkeit nicht genug zu 
empfehlen. Der Züchter derselben, Herr 
Garteninspektor HAmPEL in Koppitz, hatte 
davon eine Ranke mit zahlreichen jungen 
Früchten am 29. November v. J. dem 
Verein z. B. d. G. übersandt und schrieb: 
Die Gurke ist sicherlich in Bezug auf 
Tragbarkeit und feinen Geschmack einzig 
in ihrer Art. Wenn eine Gurkenpflanze 
im November, wo es schwer hält, nur 
eine Frucht an einer Ranke zu ziehen, 
so reich mit Früchten besetzt ist, so 
mit gutem Gewissen be- 
haupten, dass sie unübertrefflich ist. 


Das Hamburger Radieschen. 
Das Hamburger Radieschen, 
welches von Herrn HAmPEL gleichzeitig 


148 


ausgestellt wurde, verdient nach ihm als 
Treib-Radieschen auch besondere Beach- 
tung. Es ist sehr früh, sehr kurzlaubig 
und lässt sich zu jeder Jahreszeit leicht 
treiben. Dabei setzt jede Pflanze leicht 
Knollen an. 


Das ganze Jahr frischen Salat. 


Kleinere Mitteilungen. — Litteratur. 


Dass man das ganze Jahr frischen | 


Salat ziehen kann, bewies Herr HAMPEL 
in oben gedachter Sitzung am 29. No- 
vember 1888 durch Einsendung von jun- 
gen Pflanzen aus dem Mistbeete und 
von älteren aus dem Einschlage. — En- 


diviensalat war ebenfalls von ihm ge- 


schickt, gebleichter zum augenblicklichen 
Gebrauch und frische Pflanzen aus dem 
Mistbeete, die erst später gebleicht und 
ım Februar bis März zum Verbrauch 
kommen sollen. 

Nicht weniger als 255 (!) Cypripedien-Arten 
und Hybriden bietet ED. PYNAERT VAN 
GEERT in Gent in einem besonderen 
Verzeichnisse an. Das letztere ist 
sofern recht brauchbar, als bei den Hy- 
briden auch die Eltern angegeben sind. 


In- 


Liebhabern von Alpenpflanzen 
empfehlen wir, sich die reiche Liste des 
graines r&coltees par le Jardin Alpin 
d’Acclimatatıon a Geneve, & Chemin 
Dancet, Plainpalais, dessen Direktor 
HENRY CoRREVoN ist, kommen zu lassen. 
ı Portion kostet 50 Centimes, 12, 25, 50, 
100 Arten nach Auswahl der Direktion 
5, Io, 20, 40 frcs. 


| 


| wie G. argenteum. 


Bonapartea juncea Willd. (Agaveae). 

In der reichhaltigen Cacteen- und 
Succulenten-Sammlung des Herrn Ge- 
heimen Kommerzienrat GRUSON in 
Magdeburg-Buckau blüht zur Zeit eine 
Bonapartea juncea, was wohl selten vor- 
kommen dürfte, da die Pflanze doch erst 
ein ziemliches Alter und bedeutende 
Stärkeerreichthaben muss. Dies Exemplar 
hat einen Durchmesser von 90 cn. Die 
Blätter sind von der Stärke eines Feder- 
kiels, zweischneidig mit einem Enddorn. 
Der Schaft erhebt sich aus der Mitte 
der Pflanze und zeigte sich anfangs 
Oktober v. J., er hat jetzt die Höhe von 
2m 85 cm erreicht. Die Blumen sitzen 
paarweise und sind gelbgrünlich. 


Gynerium saccharoides H. B. K. (Uva) für 
Makart-Bouquets. 

Aus England erhielten wir durch die 
Herren DAamMAnN & Co. ın San Giovannı 
a Teduccio die mehrere Fuss lange, dichte 
Rispe eines Grases, das unter dem Namen 
Uva in den Makart-Bouquets verwendet 
wird. Dasselbe ist das ın den Savannen 
Südamerikas und Mittel-Amerikas wach- 
sendeGyneriumsaccharoidesHumb. 
Bonpl. Knth., und dürfte zu obigem 
Zweck bald ein bedeutender Import- 
Artikel werden. (EEIR)) 

Auch in Berlin wird es seit 2—3 Jahren 
zu Makart-Bouquets gebraucht, ist aber 
wegen seiner einseitswendigen hängenden 
Rispen nicht so allgemein anwendbar 
(L. W.) 


Litteratur. 


Verzeichnis der Obstsorten, welche zur 
allgemeinen Anpflanzung für die Pro- 
vinz Hannover empfohlen werden. 


Herausgegeben im Auftrage der König- 
, Klima, Lage etc. Wir hätten aber gern 


lichen Landwirtschafts - Gesellschaft. 

Hildesheim 1888. Druck von AuGUusT 

LAS 8% 218 

Diese vortreffliche, von Herrn H. W. 
PALANDT in Hildesheim bearbeitete Schrift 


| 


| 


giebt in Tabellenform eine gute Über- 
sicht über die zu empfehlenden Sorten, 
die Beschreibung der Frucht, Verwend- 
barkeit, Wachstum, Blütezeit, Boden, 


auch ein Verzeichnis nach den 4 Zonen, 
in welche die Sachverständigen-K onferenz 
vom 14. Nov. 1887 die Provinz eingeteilt, 
gesehen. 


Litteratur. 


149 


Orro Mann, Über Stauden, Sumpf- und 
Wasserpflanzen. Leipzig - Eutritzsch. 
Selbstverlag 1889. 140 Abb. 54 S. 

Eine kleine zweckmässige Anleitung 


zur Kultur der genannten Gewächse 
nebst Angabe ihrer besten Verwen- 
dungsart. 

Die Konservierung der Gemüse 


und Früchte in Blechdosen von 

CHR. KREMER. 

Im Verlage von EuG. ULMER erschien 
dies Werkchen, welches die Beachtung 


der Gartenbesitzer verdient. Die An- 
nehmlichkeit, auch im Winter Früh- 
jahrs-- und Sommer-Gemüse auf der 


Mittagstafel zu haben, soll, wie der Autor 
wünscht, jedem hierdurch zugänglicher | 


werden. Nach dem Urteil sachverstän- 
diger Hausfrauen bietet das Buch in 
einfacher Weise Gelegenheit, die Kunst 
des Konservierens in Büchsen etc. 
erlernen, indem selbst die scheinbar un- 
wesentlichsten Umstände und Vorgänge, 
welche dabei in Betracht kommen, ein- 
gehend in demselben behandelt werden. 
MENDE, Heinersdorf. 


Kurze. Anleitung zur Obstkultur 
von Ep. Lucas. Dieses ältere, allen 
Fachleuten ım Obstbau bekannte 


Buch ist, in siebenter Auflage von 


Fr. Lucas sorgfältig durchgearbeitet | 


und mit erweitertem Texte versehen, 

im Verlage von EUGEN ULMER in 

Stuttgart soeben erschienen. 

Das vorliegende Werk ist in Süd- 
deutschland allgemein verbreitet, was 
leider in Norddeutschland noch nicht der 
Fall ist. Kurz zusammengefasst und mit 
grösster Sicherheit, die wir an dem 
Bearbeiter dieser Auflage auf dem Ge- 
biete des Obstbaues gewohnt sind, er- 


in diesem Buche, der Fachmann hingegen 
wird es zum Nachschlagen und zum 
Vergleich der Ansichten über Schnitt der 
Bäume, über Sortenwahl und dergleichen 
mehr bald schätzen lernen. Ein weiterer 
Vorzug des Werkes ist der niedrige 


ZU 


ı Als 
hält der Laie Anleitung und Belehrung | 


Preis (1,60 Mk.), welcher es auch den- 
jenigen, die bisher gute aber teure Werke 
mieden, ermöglicht, sich dasselbe zu 
beschaffen. MENDE, Heinersdorf. 


Plumpes Handels-Adressbuch. 

»Der Gartenbau im Deutschen Reiche« 
betitelt, ist in diesen Tagen in III. Auflage 
erschienen. Wenn schon bereits im Jahr- 
gang 1888 S. 378 unserer Zeitschrift auf 
dieses Buch aufmerksam gemacht wurde, 
verlohnt es sich doch, noch einige Worte 
hierüber zu sagen. Denn nicht nur dem 
handeltreibenden Publikum, sondern auch 
den Fachvereinen im Deutschen Reiche 
erwächst infolge der Aufführung der 
meisten deutschen Gärtnerverbindungen 
hiermit ein weiterer Wert. Wir begrüssen 
diese neue Erscheinung als ein Glied 
mehr ın der Kette jener, dem vater- 
ländischen Gartenbau so höchst not- 
wendigen Ergänzung. Dient doch alles 
in dieser Richtung Geschehene dazu, 
um uns Fachleute einem Ganzen zuzu- 
führen. Bei der Verstärkung der III. Auf- 
lage um drei Druckbogen, ohne Aus- 
beutung des bisherigen Inseratenteiles, 


ı mag unter den 8520 Adressen wohl hier 


und da ein Fehler sich eingeschlichen 
haben. Allein ich muss hier entschieden 
den Verleger in Schutz nehmen und 
leider gestehen, dass nicht er, sondern 
wir Gärtner infolge geringer Teilnahme 
für ein solches Unternehmen zumeist die 
Schuld an etwa vorkommenden Fehlern 
tragen. Den Unzufriedenen, d. h. den 
alles Mäkelnden können wir indes zur 
Beruhigung mitteilen, dass der Herr Ver- 
leger beabsichtigt, binnen 2 Monaten 
einen Nachtrag mit entsprechenden Be- 
richtigungen erscheinen zu lassen und 
kostenfrei den Bestellern zu übersenden. 
besonders dankenswerte Zugabe, 
ausser der Einfügung der Pläne grösserer 
Städte, ist der im Anhang enthaltene 
Nachtrag. über Verjährungsfristen anzu- 
sehen. Sollen wir nun noch mehrere 
Gründe zur Empfehlung des Buches 
hier anführen? so ist.gewiss einer der 
wichtigsten unter ihnen der, dass es 


150 


deutscherseits für uns Gärtner Ehren- 
sache ist, derartige Bestrebungen, welche 
nur unter viel Opfern an Zeit und Mühe 
zu ermöglichen sind, nach jeder Richtung 


hin zu unterstützen. Jedenfalls würde 
hierdurch der Herr Verleger sich am 
reichsten belohnt finden! 

HOFFMANN. 


. 


Personal- und Vereins- Nachrichten. 


Der ‚Veteran der Berliner Gärtner, an 
Lebens- wie an Vereinsjahren das älteste 


ı ständiger Kränklichkeit seinen Abschied 


Mitglied d. V. z. Bef. d. G., Herr ADoLpH | 


DEMMLER sen., ein ebenso 


tüchtiger | 


Gärtner wie Botaniker, feierte am 23.Fe- 


bruar seinen 8o. Geburtstag und ward 
bei der Gelegenheit vom V. z. B. d. G. 
zum Ehrenmitgliede ernannt. 

Ernst Rudolph von Trautvetter 7. 

ERNST RUDOLPH VON 
wurde in Mitau am 8. Februar 1309 ge- 
boren, wo er auch das Gymnasium ab- 
solvierte. 

Von ı825 bis 1831 studierte er an der 
Universitätzu Dorpat Medizin und Botanik. 
Im Jahre 1833 wurde er zum Gehülfen des 
Direktors des botanischen Gartens und 
1834 zum Docenten der Botanik an der 
Universität zu Dorpat ernannt. Im Jahre 
Tö35 erhielt ser. (die Stelle eines !Ge- 
hülfen des Direktors des Kaiserlichen 
botanischen Gartens zu St. Petersburg. 
Im Jahre 1838 wurde er zum Professor 
der Botanik an der Kaiserlichen Uni- 
versität des heiligen Wladimir in Kiew 
ernannt, gründete dort den botanischen 
Garten und wurde 1850 zum Rektor 
der dortigen Universität ernannt. 
Jahre 1859 trat er nach mehr als 
25 jährigem Dienste mit Pension in den 
Ruhestand, wurde aber schon im Jahre 
1860 vom Kaiserlichen Domänen -Mini- 
sterium wieder in den Dienst, und zwar 
zum Direktor des landwirtschaftlichen In- 
stituts zu Gorki berufen, um dann im 
Jahre 1864 von dort an die Stelle des 
Verwalters des Kaiserlichen botanischen 
Gartens in St. Petersburg versetzt und 
1866 zum Direktor dieses Gartens 
nannt zu werden. 

Im Jahre 1875 nahm er infolge be- 


Sl- 


'[RAUTVETTER | 


 versität. 


und lebte seit jener Zeit in Petersburg. 
Er starb am ı2. Januar 188g. 

TRAUTVETTER bekleidete den Rang 
eines Geheimrates; ınhm wurden die 
Orden des heiligen Wladimir zweiter 
Klasse, der heiligen St. Anna erster 
Klasse und des heiligen Stanislaus erster 
Klasse verliehen. Er erhielt den Ge- 
lehrten-Grad eines Doktors der Philo- 
sophie von der Universität in Königs- 
berg, sowie den Doktor der Natur- 
wissenschaften von der Dorpater Uni- 
Er war Ehrenmitglied der 
Universität des heiligen Wladimir in 
Kıew, des Kaiserlichen botanischen Gar- 
tens und der Kaiserlichen Gartenbau- 
Gesellschaft in St. Petersburg, korrespon- 
dierendes Mitglied der Kaiserlichen Aka- 
demie der Wissenschaften ın St. Peters- 
burg und Mitglied gelehrter 
Gesellschaften. 

Im Jahre 18855 wurde ihm von der 
Kaiserlichen Akademie der Wissenschaf- 
ten zu St. Petersburg ihre höchste An- 
erkennung, die grosse goldene Baer- 
Medaille, für seine vielseitigen Arbeiten 


vieler 


' im Bereiche der Flora des russischen 


Im | 


Reiches zuerkannt. Wissenschaftliche 
Arbeiten hat TRAUTVETTER mehr als 
8o publiziert, alle botanischen Inhalts, 
und es beziehen sich dieselben in ihrer 
Mehrheit auf die Floren des nörd- 
lichsten asiatischen und europäischen 
Russlands, ferner der Dschungarei, des 
Kaukasus und des südlichen europäischen 
Russlands. TRAUTVETTERS erste Arbeiten 
wurden von demselben im Jahre 1832 
in den Memoiren der Kaiserlichen Ge- 
sellschaft der Naturforscher in Moskau 
publiziert, und zwar waren es zwei 
Arbeiten über die Gattung Salıx, näm- 


Personal- und Vereins-Nachrichten. 


151 


lich »De salicibus frigidis Kochü, dis- 
sertatio« und »De salicibus livonicıs, 
dissertatio«.. — In den Jahren 1849 bis 
1853 publizierte er mehrere Arbeiten 
über die pflanzengeographischen Ver- 
hältnisse des europäischen Russlands. 
TRAUTVETTERS wichtigste Arbeiten über 
einzelne Floren - Gebiete des 
russischen Reiches begannen im Jahre 
1856 mit seiner Bearbeitung der 
A. voN MIDDENDORF erforschten nörd- 
lichsten Gebiete des asiatischen Russ- 


grossen 


lands, die ın MiDDENDORFs Reise publi- | 
| seit 35 Jahren vorbereitet hatte und nun 


ziert sind, nämlich »Florula ochotensis 
phaenogama«, »Florula taimyrensis phae- 
oder die von MIDDENDORF im 
Taimyrgebiet zwischen dem 73— 75° n.Br. 
gesammelten Pflanzen »Florula bogani- 
densis phaenogama«, »Plantae jenisseen- 
ses« und »Florula ochotensis phaeno- 
gama«. Im Bulletin der Moskauer 
naturforschenden Gesellschaft begann im 
Jahre 1860 seine »Enumeratio plantarum 
soongoricarum a. Dr. ALEX SCHRENK 
1840— 1843 collectarum« 

Im Jahre 1866 begannen TRAUTVETTERS 
zahlreiche 
G. RADDE im Kaukasus gesammelten 
Pflanzen, deren erste im »Bull. de l’Acad. 
des sciences ä St. Petersbourg«, alle 
späteren aber in dem vom Kaiserlichen 


nogamas, 


botanischen Garten zu St. Petersburg | 


von | 


Arbeiten über die von Dr. 
| BunGgEe Sohn 


unter dem Titel »Acta horti Petropoli- | 
tani« herausgegebenen Werke publiziert 


sind. 


des russischen Reiches, ohne deren Be- 
nutzung kein späterer Botaniker über die 
Flora Russlands arbeiten kann, das sind 
»Florae rossicae fontes« und »Incre- 
menta florae phanogamae rossicae«. 
Das erstere dieser beiden Werke 
ward 18380 in den erwähnten »Acta« 
publiziert und giebt das alphabetische 
Verzeichnis aller in Russland und im 
Ausland publizierten Schriften über Russ- 
lands Flora mit den betreffenden Erläu- 
terungen. Das zweite, 1883 — 1884 in 
den »Acta« des Petersburger Gartens 
publizierte Werk giebt die alphabetische 


Aufzählung aller seit LEDEBOURS »flora 
rossica« neu beschriebenen und be- 
sprochenen Pflanzen der Flora des rus- 
sischen Reiches mit genauen Quellen- 
Angaben. Es ist das ein Werk, das mit 
dieser Genauigkeit nur ein Mann wie 
TRAUTVETTER herausgeben konnte, der 
nicht nur der beste Kenner der Flora 
des russischen Reiches war, sondern auch 
seit der Beendigung von LEDEBOURS 
Flora rossica die Nachträge zu derselben 
in iın- und ausländischen Werken nach- 
getragen und so dieses wichtige Werk 


an seinem Lebensabend überarbeitete 
und publizierte. 

Trotzdem dass unser hochgeehrter 
lieber und tiefbetrauerter Freund seit 
3o Jahren an Asthma litt, ein Leiden, 
das im Laufe der Zeit demselben trotz 
seines frugalen Lebens immer grössere 
Beängstigungen brachte, hat derselbe 
noch bis kurz vor seinem Tode gear- 
beitet. So wird der in der Ausgabe be- 
findliche X. Band der Acta h. Petropo- 
litanı noch dessen im Jahre 1888 aus- 
gearbeitete Bearbeitung der von Dr. A. 
im nordöstlichen Sibirien 
gesammelten Pflanzen publizieren 

TRAUTVETTERS zahlreiche Arbeiten 
haben demselben einen unvergänglichen 
Denkstein in der Wissenschaft gesetzt, 
und nun ist der unermüdlich thätige 
Mann einen Monat vor dem Eintritt in 


| sein 81. Jahr heimgegangen — geliebt, 
Seine wichtigsten Werke über die Flora | 


verehrt und hochgeachtet von allen, die 
ihn gekannt haben und denen das Glück 
zu teil wurde, demselben im Leben 


ı näher zu treten, heimgegangen, nach- 


dem er selbst schon lange sein Ende 
herbeigesehnt hatte, und zwar trat, nach- 
dem er abermals einige Tage schwerer 


ı Beängstigungen durchgemacht hatte und 


ı nachdem diese 24 Stunden vor seinem 


Tode nachgelassen hatten, der Tod, in- 
folge eines Lungenschlages plötzlich ein, 
Ruhe seiner Asche!*) (E. R.) 


*) Eine Photographie E. R. voN TRAUT- 
VETTERS werden wir nachliefern. 


152 Personal- und Vereins-Nachrichten 


. — Sprechsaal. — Berichtigungen. 


Der »Verein Deutscher Gartenkünstler« 


entfaltet eine andauernd rege Thätigkeit. | 


Zwar ist die Zahl der Mitglieder noch 
klein, aber doch von 52 ım Februar 1838 
auf 78 im Oktober 1888 gestiegen. Die 
grosse Zahl macht es aber bekanntlich 


nicht immer aus, und so hat denn auch 


dieser junge Verein bereits mehrere wich- 


tige Angelegenheiten in Fluss gebracht. | 
Dazu gehört die Gebührenordnung für | 


landschaftsgärtnerische Arbeiten, die En- 


qu&te über Arbeitslöhne und Preise der | 
Materialien, Stellung einer Preisaufgabe, 


Errichtung einer Bibliothek. Als Vereins- 


Ausstellungen 

London. 
lung und Rosenzüchter- Kongress 
(-Konferenz) der Königlichen Gartenbau- 
gesellschaft am 2. und 3. Juli 1839 zu 
»Chiswick Gardens, London«. Programm: 


organ gilt das Jahrbuch für Gartenkunde 
und Botanik. ı. Vorsitzender ist Herr 
Stadtobergärtner HAmPpEL, Berlin. Vor- 
sitzende der Ausschüsse sind: ı. für 
Gartenkunst: Stadtobergärtner ABRAHAM, 
Berlin NO., Friedrichshain; 2. für Garten- 
technik: Stadt- Gartendirektor GRUBE, 
Aachen; 3 für Gehölzkunde: Königlicher 
Garten-Inspektor H. FINTELMANN, Pots- 
dam; 4. für die Presse: Königl. Prinzl. 
Hofgärtner HOFFMANN, Berlin SW., Wil- 
helmstr. 103; 5. für Kassenwesen Land- 
schaftsgärtner MAECKER, Berlin W., Kur- 


ı fürstendamm 114. 


und Kongresse. 


Grosse Rosen-Ausstel- | 


träge über die Rosen, ihre Kultur, ihren 
Ursprung etc. — Ähnlich wie früher die 
Narcissen-, die Primel-, die Orchideen- 
Konferenz dürfte auch diese Rosen-Kon- 


ı ferenz und Ausstellung von hoher Be- 


Ausstellung von Rosen aller Sorten, | deutung in wissenschaftlicher, wie prak- 
Klassen und Arten; Konferenz: Vor-  tischer Beziehung werden. 
Sprechsaal. 


Frage 5. Ich möchte auf etwas hüge- 
ligem, trockenem, mit Kreide durch- 
wachsenem Lehmboden eine Wiese an- 
legen, die in zweiter Linie Heuertrag 
zum Eintausch gegen Kuhdünger geben, 
in erster Linie aber durch die heitere 
und bunte Mannigfaltigkeit ihrer Flora 
(ohne dem zweiten Zwecke zu schaden!) 


das Auge erfreuen und dauernd Stoff zu | 


die Zimmer zierenden Feld- und Wiesen- | 


blumenbouquets liefern soll. Ich habe 


mich nun schon viel, aber immer ver- | 


Berichtigungen. 


I. S. 97, Zeile 14 von unten sind bei 


der Beschreibung von Convallaria majalis | 


var. prolificans die Worte deren mehrere 
zu streichen. 

2. S. ıı8. Der Verfasser des dort 
Spalte 2, Zeile 14 von unten erwähnten 
Verzeichnisses der Orchideen des bo- 
tanıschen Gartens in Leiden ist nicht 
Herr Ep. THEOD. WITTE, der das Bro- 


ı Oberhofgärtner WENDLAND, 


geblich bemüht, Firmen zu finden, von 
denen ich den Blumensamen zu solcher 
(etwa zo Ar grossen) Wiese kaufen könnte. 
Alle bieten mir Grasmischungen an, aber 
bedauern stets, Blumensamen solcher 
Unkräuter, wie Campanula, Veronica, Sal- 
via, Orchis, Dianthus, Papaver, Scabiosa 
etc. etc. nicht zu haben. Was ich möchte, 
sagt mir mein Wagner! Können Sie mir 
vielleicht sagen, wo ich das Gewünschte 
bekommen kann? (V. W.) 


meliaceenverzeichnis geschrieben, son- 
dern dessen Vater, Herr H. WITTE, mit 
dem es Herr Professor Dr. SURINGAR ge- 
meinsam herausgab. — Der junge Herr 
WITTE war übrigens auch ein Jahr in 
Deutschland, in Herrenhausen bei Herrn 
vorher 
botanischen Garten zu Glasnevin 


ım 


bei 


ı Dublin und bei JamEs VEITCH & Sons, 


London. 


en ; SCILLA LEDIENI ENGL. 


Seilla Ledieni Engl. 
Hierzu Tafel 1294. 

Scilla (Ledebouria) Ledieni Engl. bulbo subgloboso; foliis anguste lanceo- 
latis laevissimis, canescentibus, supra maculis oblongis cinereo -purpurascentibus, 
subtus maculis purpureis densissimis notatis, deflexis, apice terram attingentibus radi- 
cantıbus et bulbum mox foliiferum, radicantem producentibus; scapo foliis sub- 
aequilongo, inferne dense purpureo-maculato, multi (40—60) floro, bracteis lineari- 
lanceolatis acutis quam pedicelli brevioribus; alabastris oblongo-ovoideis obtusis; 
tepalis lanceolatis bası dilatata saccatis supra medium reflexis viridibus, inferne 
purpurascentibus; staminibus ad tepalorum basir insertis; filamentis filiformibus; 
antheris ovalibus, utrinque obtusis; ovario subsessili depresso trilobo; stylo quam 
ovarıum 2,5plo longiore. — Ad ripam meridionalem fluvii Kongo pr. vicum Musmbi 
ad viam inter Lukungo et M’Palabala. (Matadi) in planitie alta paludosa circa 
200 m. supra fluvium sita detexit FR. LEDIENn (Vratislaviensis). 

Eine ausgezeichnete Art, welche wegen der graugrünen, schön gefleckten 
Laubblätter, welche in ähnlicher Weise auch bei anderen Arten der Unter- 
gattung Ledebouria vorkommen, sowie wegen der an der Spitze der Blätter 
fast regelmässig auftretenden Adventivknospen einiges Interesse beansprucht. 
Die Blätter erreichen eine Länge von 2—2,5 dm und 2—2,5 cm Breite. Der 
Blütenschaft mit der 5 cz langen Traube misst etwa 2,5 dın. Die Bracteen 
sind nur 2—3 mm lang, die Blütenstiele 3—5 mm. Die am Grunde rötlichen, 
im übrigen grünen Blätter der Blütenhülle sind 4— 5 mm lang, an kräftigen 
Blüten auch schon grösser, am Grunde sackartig erweitert; sie schliessen 
unten dicht zusammen, während ihr oberer Teil zurückgebogen ist. Die 
unterwärts mit der Blütenhülle vereinigten Staubblätter ragen mit ihren An- 
theren nur etwas über den becherförmigen Teil der Blütenhülle hinweg; sie 
selbst werden vom Griffel nur wenig überragt. 

Man kennt bereits eine andere geflecktblätterige Scilla aus der Unter- 
gattung Ledebouria mit Adventivknospen bildenden Blättern aus dem tro- 
pischen Afrika, nämlich S. Richardiana Buchinger aus Abyssinien, bei 
welcher die beiden allein vorhandenen Laubblätter bisweilen am Rande Bul- 
billen tragen. Auch die von Ceylon durch Vorderindien verbreitete und 
auch von SCHWEINFURTH in Abyssinien gefundene S. indica (Wight) Baker 
bildet Bulbillen am Rande der Blätter. Bei unserer Art scheinen dieselben 
konstant an der Spitze der Blätter vorzukommen. A. ENGLER. 


Die im vorstehenden beschriebene Scilla fand sich am Süd-Ufer des 
Kongo, etwa vier Tagemärsche westlich vom Einfluss des Quilou in den 
Kongo auf einem einige Meilen langen, sumpfigen, terrassenförmig nach dem 


Strome zu abfallenden Plateau, das über dem dortigen Kongospiegel etwa 
Gartenflora 1889. II 


154 Seilla Ledieni Engl. ‘ 


200 »n liegen dürfte, bei dem Dorfe Musmbi an der Karawanenstrasse von 
Lukungo nach M’Palabala (Matadi). 

Diese Bergwiese, wie sie sonst am Kongo sehr selten zu finden ist, da 
das schiefrige Untergrundgestein meist zu durchlässig, trägt keinen Baum. 
In der Regenzeit muss dort aber ein üppiger Graswuchs wuchern; dann ist 
kein Eingeborener zu bewegen, als Träger dort hindurch zu marschieren. 
Es war im Januar 1886, also in der kurzen trockenen Zeit, der Boden 
dennoch elastisch und abseits vom Wege, wie es schien, bald ganz sumpfig 
und unpassierbar, die Erde durchaus sauer, daher fast nur von Cyperaceen 
und Juncaceen besetzt. In dichten Haufen hoher Gräser, ganz versteckt, 
in meist nur wenig zahlreichen Trupps wuchs die vorliegende Scilla. Die 
Blätter, welche mir durch ihre hübsche Zeichnung, ähnlich wie bei Tulipa 
Greigii, auffielen, werden in der Heimat nicht grösser als hier in den 
Gewächshäusern, ebenso die Zwiebeln. Von Blüten- oder Fruchtresten fand 
sich nichts; als Ersatz dafür zur Erhaltung der Art jene in der Abbildung 
angedeuteten Adventivknospen an den Spitzen der Blätter, wie sie wohl bei 
der übrigen Verwandtschaft kaum wieder vorkommen. 

Die Erzeugung junger Pflänzchen aus diesen Adventivknospen geht auch 
hier in den Gewächshäusern sehr schnell und massenhaft vor sich; ziemlich 
selten aber erhält man bei sonst üppigem Wachstum gut ausgebildete Blüten; 
Früchte zu erzielen gelang überhaupt noch nicht. In fetter Erde und grossen 
Schalen erhält man bald schöne, grosse Pflanzen, aber keine Blüten. Zuerst 
gelang es Herrn Obergärtner SCHÜTZE - Breslau, durch Kultur in reinem 
Sphagnum ausgebildete Blüten zu erzielen, dann blühte die Pflanze in den 
Königl. botanischen Gärten von Breslau und Berlin. 

Ich kann dabei nicht umhin, eines Irrtums zu erwähnen, in dem ich, 
nach ziemlich langer Beobachtung der in Bezug auf das Pflanzenleben traurigen 
klimatischen Verhältnisse am Kongo, lange genug befangen war. Ich glaubte 
sicherlich, bei den Kongopflanzen die denkbar grösste Anspruchslosigkeit bei 
Kultur in unseren Gewächshäusern voraussetzen zu dürfen, da sie alle im 
Kongolande mühsam auf schlechtestem Boden bei unregelmässiger und meist 
nur sehr geringer Wasserzufuhr ihr Leben zu fristen scheinen: oft innerhalb 
eines Tages in glühendem Sonnenbrande auf nacktem Fels oder auf ebenso 
hartem, rohem Lehm versengt, dann in einem Gewitterregen fast ersäuft 
und kurz darauf, nachdem sich das Wasser schnell wieder verlaufen, wieder 
förmlich gebacken; so leben dort die kleineren Pflanzen, welche nicht gerade 
in einen »Busch« geraten sind, wie man deren hin und wieder an spärlichen 
Wasserläufen in tiefen Schluchten findet. Bei der Kultur in den Gewächs- 
häusern möchten alle mitgebrachten Kongopflanzen am liebsten in der ge- 
schlossenen, mit Wasserdampf übersättigten Luft des Victoria-Hauses stehen 
und in der nötigen, langen Ruheperiode trocken und warm gehalten werden; 
Verhältnisse, die sich nur schwer einrichten lassen. FR. LEDIEN. 


G. Reuthe: Die Lachenalien. 155 


Figurenerklärung. 
4 Ganze Pflanze (gez. von Fr. LEDIEnN). 2 Blüte. C Dieselbe geöffnet durch Wegnahme 
eines Teiles der Blütenhülle. /2 Staubblatt von vorn und hinten. ZZ, Fruchtknoten im Längs- 
schnitt. (Analyse von A. ENnGLER.) 


Die Lachenalien. 
Von & Reuthe in London, 
Hierzu Abbildung 28. 


Die Lachenalien gehören mit zu den schönsten unserer halbharten Zwiebel- 
gewächse unter den Liliaceen und sind von hohem blumistischen Werte, nicht 
allein als Topf- sondern auch als Schnittpflanzen, zumal, da sie meist in einer Zeit 
blühen, wenn Blumen von grossem Werte sind. Sie haben runde oder birnförmige 
fleischige Zwiebeln; die 2 bis 5 Blätter sind länglich -lanzettförmig, zurückgebogen, 
fleischig, oft purpurrötlich punktiert; Schaft nackt, fleischig, purpurgrün, oft 
punktiert. Blüten in Ähren oder mitunter auch Trauben. Perigon cylindrisch, fast 
glockenförmig, in verschiedenen Färbungen. 

Sie stammen’ alle vom temperierten Süd-Afrika, meistens vom Kap der guten 
Hoffnung, woselbst sie zur Wachstumszeit in sumpfigen Niederungen, oder doch 
an nassen Stellen wachsen, die in der heissen Jahreszeit ganz eintrocknen. Natür- 
lich hört dann alles Wachstum auf und erst mit dem erfrischenden Regen kommt 
wieder Leben in diese kleinen Zwiebeln. 

Ich empfehle folgende Kultur, die ich als die beste befunden habe: 

Man pflanzt die Zwiebeln im August oder Anfang September, nicht später, ın 
kräftige Lehmerde (Wiesenlehmerde ist dabei aller anderen vorzuziehen), in die 
man scharfen Sand mischt, entweder in Schalen, Töpfe oder besser noch in ein 
kaltes Mistbeet oder einen Erdkasten, bedeckt die Zwiebeln einige Centimeter mit 
Erde, giesst sie an und giebt ihnen dann mässig von Zeit zu Zeit Wasser. Sie 
sollten dabei immer dem vollen Licht und der Sonne ausgesetzt sein. Schon nach 
einigen Wochen werden sich die Blätter zeigen; jetzt kann man, hauptsächlich an 
sonnigen Tagen, reichlich, jedoch im Winter oder Spätherbst ja nicht mit eiskaltem 
Wasser giessen. Wärme, wenigstens künstliche Wärme, sollten sie garnicht haben, 
ausser wenn es während sehr kalter Tage ım Winter nötig ist, den Frost abzu- 
halten. Je weniger künstliche Wärme sie erhalten und je mehr Sonne, desto 
kräftiger und desto schöner gefärbte Blüten bringen sie. Ich habe oft die herr- 
lichen Blumen von Lachenalia pendula bewundert, wie sie nach dem Covent- 
Garden-Blumenmarkt von den milden und sonnigen Inseln Jersey und Guernsey 
kommen. 

Die Blütenschäfte sind dann meistens herrlich rot gefärbt, während die ein- 
zelnen Blüten dunkel-purpurn, rot und gelb sind, ganz anders wie unsere im 
nebligen, sonnenlosen Londoner Klima gezogenen Blüten. Die Lachenalien lassen 
sich, wenn das Wetter während der Blütezeit schön ist, leicht kreuzen und tragen 
reichlich Samen, doch sind wenige der durch Kreuzung hervorgebrachten Formen 
schöner als die wilden Arten. Die besten durch Kreuzung entstandenen Formen 
sind Lachenalia Nelsoni und L. Cami, die an kräftigem Wuchs und reichem 
Blühen alle, mit Ausnahme weniger Arten, übertreffen. Nachdem die Lachenalien 
verblüht sind, giebt man weniger Wasser, und, sobald die Blätter vollständig gelb 
sınd, hört man ganz auf zu giessen, entfernt dann die Blätter, die leicht in Fäulnis 


übergehen, stellt die Töpfe in Kästen unter Glas und lässt sie vollständig trocken 
u 


U 


liegen bis zum August. Wenn sie im freien Grunde ausgepflanzt sind, zumal, wenn 
die Nässe leicht von unten heraufsteigt, nimmt man sie, sobald die Blätter gelb 
sind und wenn man findet, dass die Wurzeln anfangen einzuziehen, aus der Erde, 
legt sie in Töpfe oder Kästen in Sand und hält sie trocken. Da die fleischigen 
Zwiebeln etwas zart sind, muss jedes starke Drücken vermieden werden, sonst 
schimmeln oder faulen sie leicht. Die Vermehrung erfolgt aus der massenhaften 
Seitenbrut und durch Samen. Noch ist hier zu erwähnen, dass, zumal bei stark 
wachsenden Sorten ein Zudichtpflanzen vermieden werden sollte, denn erstens 
werden die Blüten sonst weniger ausgebildet und weniger schön und zweitens 
werden die Zwiebeln nicht so gross und kräftig, bringen also im darauf folgenden 
Jahre weniger Blumen hervor. Eine starke, gut gereifte Zwiebel von robusten 
Formen bringt gewöhnlich 2—5 Blütentrauben. 


156 G. Reuthe: Die Lachenalien. 


Abbildung 28. Links: Lachenalia Nelsoni, Mitte: L. pendula, rechts: L. luteola. 


Die folgenden Lachenalien sind die besseren: 

Lachenalia aurea. Zwiebel rund. Blätter lanzettlich, dunkelgrün, mit purpur- 
braunen Flecken, die Blätter sind oft gekräuselt und dicht am Boden liegend. 
Schaft purpurn, am oberen Ende orange gefärbt. Blüten schön goldgelb. Blüht 
im Februar und März. 

L. Cami hort. Zwiebel gross, birnförmig. Blätter lanzettförmig, aufrecht, purpurn 
gefleckt. Schaft stark fleischig, rötlich gefärbt und am unteren Ende purpurn 
punktiert. Blüten in Trauben, hängend, goldgelb, an der Basis orange. Spitzen 
grünlich. Sehr schöne neue, durch Kreuzung zwischen Lachenalia aurea 
und wahrscheinlich luteola maculata hervorgebrachte Varietät. Sehr robust 
und reichblühend. Sehr zu empfehlen. Blüht im Februar und März. 

L. contaminata Ait. Blätter lang linealisch. Blüten weisslich oder auch helllila, 
mehr oder weniger mit Purpur gefärbt, fast aufrechtstehend und klein. März. 

L. fistulosa. Zwiebel klein, rund. Blätter dick lanzettförmig. Blüten weiss oder 
helllila, an den Spitzen der Blumenblätter purpurbraun, wohlriechend. März. 


G. Reuthe: Die Lachenalien. 157 


al 


in 


3, 


. fragrans Jacq. Blätter fleischig, lanzettlich. Blüten in Trauben, fast aufrecht. 


Wohlriechend. April, eine der spätesten. Farbe der Blumen fleischfarben. 
Weniger beliebt wegen der Blätter, die nicht so schön wie in den andern ge- 
zogen, als wegen des Geruchs. 


. glaucina Jacq. Zwiebel rund, klein. Blätter kurz, lanzettförmig, lederartig, 


dunkel, fast blaugrün; Blüten weisslich oder fleischfarben. April. 


. lilacına. Zwiebel rund, klein. Blätter lanzettförmig gekrümmt, dicht am Boden 


liegend. Schaft purpurrot. Blüten am oberen Ende helllila, mehr nach unten 
fast blau. Februar und März. 


. luteola Jacq. (tigrina). Zwiebel gross, birnförmig. Blätter aufrecht, fleischig, 


dunkelgrün, lanzettförmig. Blüten in Trauben, gelb und orange, mit grünen 
Spitzen. Schaft rötlich gefärbt. Schöne, stark wachsende Art. 


. luteola maculata unterscheidet sich von der vorhergehenden durch gefleckte 


Blätter und Schaft. 


. Nelsoni hort. Zwiebel gross, rund. Blätter lanzettförmig, grün mit purpur- 


roten Flecken. Schaft orange oder rot gefärbt und dunkler gefleckt, ungefähr 
30 cm hoch, dick und fleischig. Blüten in Trauben, goldgelb mit gelblich- 
grünen Spitzen. Sehr kräftige und reichblühende Form, durch Kreuzung 
zwischen der ebenfalls schönen, aber weniger blütenreichen und robusten L. 
aurea und der weniger schönen, aber sehr kräftig wachsenden L. luteola ge- 
zogen. Sie kann wohl mit als die schönste Lachenalia angesehen werden. 
Februar. Vermehrt sich ungeheuer schnell. Nach dem glücklichen Züchter 
NELson benannt. (Farbig abgebildet Gartenzeitung 1882, S. 421.) 


. odoratissima. Zwiebel klein, rund. Blätter lanzettförmig, drüsig, etwas ge- 


krümmt und breit. Blüten aufrecht, weiss, klein, sehr wohlriechend, leider 
etwas empfindlich und deshalb nur für Topfkultur ım Kalthause zu empfehlen. 
Blüht oft erst im Maı. 

orchioides Ait. Zwiebel rund, gross. Blätter lanzettförmig, gekrümmt, sehr 
zähe, dunkelgrün. Blüten schwefelgelb, oft noch rötlich gefärbt, mit purpurn 
geflecktem Schaft. Wohlriechend. Schöne Art, scheint noch selten echt in 
Kultur zu sein. April. 


. pallida Ait. (L. lucida). Zwiebel gross, rund. Blätter breit, lanzettförmig, dicht 


am Boden liegend, gewellt, dunkelgrün, mit grünlich-purpurnen Flecken, sehr 
zähe. Blüte weisslich, oft rosa-purpurn gefärbt. April und Mai. 


. pendula Ait. Zwiebel gross, birnförmig. Blätter dunkelgrün, fleischig, auf- 


recht, mit grünlich-purpurnen Flecken. Schaft dick, fleischig, am obern Ende 
rötlich gefärbt und weiter unten purpurn gefleckt. Blüten in Traubenform, 
hängend, dunkel purpurrot und gelb, gross und glockenförmig. Eine der 
härtesten und 'schönsten Lachenalien, die nicht genug empfohlen werden kann. 
Wenn frühzeitig gepflanzt und wenn die Winter sonnig und milde sind, blüht 
sie gewöhnlich schon, ohne getrieben zu werden, zu Weihnachten. 
purpureo-coerulea Jacg. Zwiebel birnförmig, gross. Blätter lanzettförmig, 
drüsig, sehr dick und fleischig. Blüten in Traubenform, purpur-blau. März 
und April. 


. pustulata Jacg. Zwiebel klein, rund. Blätter dickfleischig, lanzettförmig, 


drüsig. Blüte weiss oder helllila. Februar und März. 


. quadricolor Jacq. (L. tricolor). Zwiebel klein, rund. Blätter breit, dunkel- 


grün, grünlich-purpurn gefleckt, lanzettförmig. Schaft gefleckt, am oberen Ende 
rötlich. Blüten in Traubenform. Blüten rot, purpurgelb und grün zugespitzt. 
Dezember. 


I 58 G. Reuthe: Die Lachenalien. 8 


L. racemosa Gawl.* Zwiebel gross, birnförmig. Blätter dunkelgrün, fleischig und 
dick, purpurn gefleckt, wie auch der dicke Schaft. Blüte traubenförmig, hell- 
lila, öfter noch rötlich gefärbt. 

L. rubida Jacq. Zwiebel gross, birnförmig. Blätter aufrecht, dick, fleischig, 
lanzettförmig. Schaft am oberen Ende rot gefärbt, am unteren purpurn ge- 
fleckt. Blüte in Traubenform, dunkel weinrot. Eine der schönsten Lachenalia- 
arten. Blüht schon im Dezember und Januar 

L. tigrina Jacgq. var. Warei. Von Professor BAkER in Gardeners Chronicle be- 
schrieben und Herrn WARE zu Ehren benannt. Zwiebel klein, rund. Blätter 
lanzettförmig, dunkelgrün, purpurbraun gefleckt, am Boden liegend, gekrümmt. 
Schaft kürzer als die Blätter, purpurn gefleckt, am oberen Ende rötlich. Blüten 
in Trauben, purpurbraun mit grünlichen Spitzen. April und Mai. Sehr zur 
Topfkultur zu empfehlen, leider etwas empfindlich. 

L. violacea Jacq. Zwiebel gross, rund. Blätter lanzettförmig, dick und fleischig. 
Blüten weiss mit violett und grün gefärbt. Februar und März. 


Noch möchte ich erwähnen, dass sich fast alle importierten Lachenalien unter 
guter Kultur verbessern, sodass nach einigen Jahren nicht allein die Blätter kräftiger 
werden und an Zahl zunehmen, sondern auch die Blüten. Die am kräftigsten 
wachsenden, dabei auch schönen und meist weniger empfindlichen sind die 
folgenden: 

L. Nelsoni, pendula, pallida, quadricolor, rubida, luteola, luteola_ 
maculata, tigrina Warei. 

Die Abbildung 28 verdanken wir dem verdienten Staudenzüchter Herrn 
TH. S. WARE in Tottenham, London. 


Dendrologische Plaudereien. Ill. 


Die Ölrosen und ihre deutsche Zukunft. 
Von Dr. @. Dieck, National- Arboretum, Zoeschen bei Merseburg. 
(Schluss.) 
Hierzu Abbildungen 29 231. 


Was nun die wirklichen oder angeblichen bulgarischen Ölrosen betrifft, welche 
vor meiner Zeit in den deutschen Verkehr gebracht wurden, so ist da zunächst 
eine angebliche weisse Damascener-Rose, welche die Herren SCHULTHEISS in Stein- 
furt anbieten, und nach welcher dieselben ihre Baumschulen Klein-Kazanlık zu 
nennen beliebten. Ich habe von dieser Rose, die nur hundertweise abgegeben 
wurde, noch keine Blüte, sondern nur Blätter gesehen, die mit denen der von 
SOUPERT und NOTTInG verbreiteten »Rose de Kazanlik«, die hier weisslich-rosa blühte,. 
aber sich von meinen direkt importierten rumelischen Rosen sehr verschieden 
zeigte, nahezu übereinstimmen, denn die mehr runde Form der Fiederblätter 
auf der vorstehenden Abbildung erklärt sich leicht daraus, dass ich nur zwei 
Blätter besitze, die augenscheinlich am unteren Teile mastiger Sommertriebe ab- 
genommen waren. 

Vorausgesetzt nun, dass die Informationen der Herren SCHULTHEISS über das 
Herkommen dieser Rose sichere wären, worüber ich mir kein Urteil erlaube, sc 
würde sich doch diese Rose zur Ölgewinnung nur wenig eignen, denn nach allem, 
was ich in Erfahrung brachte, werden die weissen Rosen wegen ihres geringeren 
Ölgehalts in Bulgarien nur noch spärlich angepflanzt und stehen sozusagen auf dem 


G. Dieck: Dendrologische Plaudereien. II. 159 


— 


Aussterbeetat. Ausserdem ist neuerdings experimentell nachgewiesen, dass der 
Ölgehalt sämtlicher Rosenvarietäten um so geringer wird, je weisser die Farbe der 
Blüten ist. Nur bei der Rosa moschata scheint — wenigstens in südlichen Län- 
dern — die weisse Farbe kein Hindernis einer reichlichen Ölentwicklung zu sein. 

Wild wächst bei Kazanlik keine Ölrose, sondern höchstens verwildert und 
die Kultur beschränkt sich im ganzen und grossen auf die meist sogar mit Mauern 
‚umgebenen Gärten. Es ist also wohl möglich, dass die den Herren SCHULTHEISS 
übersandten Pflanzen, die als ın Kazanlık wıildwachsend bezeichnet wurden, dort 
erst wild gemachte, d. h. als zu leicht befunden über die Gartenmauer geworfene 
waren. 

Ganz anders verhält es sich mit einer zweiten, sicher rumelischen Ölrose, 
welche ich unter dem Namen Rosa byzantina in den Verkehr brachte und deren 
Blüten schon in Leipzig mit bestem Erfolge verarbeitet werden. Dieselbe zeichnet 
sich durch einen ausserordentlichen Blütenreichtum, üppigen Wuchs und erstaun- 
lich leichte Vermehrung aus. Diese Rose ist in Kazanlık bekannt, aber noch 
nicht im grossen zur Ölfabrikation benutzt. Mein bulgarischer Freund bezeichnete 
sie bei mir auf den ersten Blick als »Rose de Constantinople«, und gerade von 
Konstantinopel aus ist diese Rose auch vor langen Jahren in einen Gutsgarten 
hiesiger Gegend gelangt*). Der Duft dieser Rose ist ein sehr starker, aber es 
scheint mir, als wäre er minder fein, als der unserer Centifolie, sodass das ge- 
wonnene Öl vielleicht qualitativ hinter dem aus Centifolien und Kazanlik-Gallicanen 
erzeugten Öle zurückstehen dürfte. 

Die sehr bemerkenswerte Rosa byzantina m. hat eine so grosse habituelle Ähnlich- 
keit mit der französischen Rose de la Grifferaie, welche man jetzt ganz allgemein 
für einen Blendling der japanischen Rosa multiflora mit einer der gefüllten Gallı- 
canen hält, dass sie den Versuch, auch sie mit der so hochinteressanten Gruppe 
der Synstylae zu verbinden, geradezu herausfordert. CREPIN, dem ich Herbar- 
material einsandte, war der Ansicht, dass sie gleichfalls eine Hybride der R. multi- 
flora mit einer gefüllten Gallicana sein würde, doch scheint mir diese Möglichkeit 
bei näherer Erwägung doch ausgeschlossen zu sein. Diese Rose wurde nämlich 
schon in den zwanziger Jahren dieses Jahrhunderts aus Konstantinopel in hiesige 
Gegend gebracht, zu einer Zeit also, wo die Rosa multiflora schwerlich schon in 
Europa, ganz sicher aber noch nicht in der Türkei eingeführt war. Es bleiben 
also nur zwei westasiatische Synstylae übrig, nämlich die Rosa phoenicea und die 
Rosa moschata, welche mit einer gefüllten roten Damascenerrose diese interessante 
Ölrose erzeugt haben könnten. , 

Ich habe im letzten Verzeichnisse meiner Baumschulenbestände dieselbe als 
eine gallica X phoenicea aufgeführt, bin aber weit entfernt, diese Aufstellung als 
eine endgiltige hinstellen zu wollen, denn ich hatte bisher noch nicht Gelegenheit, 
vollentwickelte, blühende Exemplare derselben mit solchen der phoenicea und 
moschata vergleichen zu können. Das in nebenstehender Abbildung in halber 
Naturgrösse vorgeführte Blatt ist einem Laubzweige entnommen und zeigt viel 
Ahnlichkeit mit Blättern der typischen R. phoenicea, die aber vielfach nur fünf 
Fiederblättchen haben, während die Blätter der Rosa byzantina meist 7 Blättchen, 


*) Vor einiger Zeit schrieb mir ein Herr CREDNER, dass er 40c00 Ölrosen aus Maglish in 
der Türkei erwarte, welche, dem Holze nach zu urteilen, mit dieser Rose identisch seien. Ob die 
Sendung angelangt und die Vermutung sich bestätigt, ist mir nicht bekannt geworden, Ich selbst 
habe bisher nicht ermitteln können, wo in der Türkei diese Rose im grossen kultiviert wird, 
während ich sie jetzt in Kleinasien ermittelt zu haben glaube. 


PREATE 
RL 
ü 


wie die Rosa moschata, aufweisen. Die Form des vielblumigen Blütenstandes erinnert 
durch flachere, schirm- oder halbkugelförmige Anordnung gleichfalls eher an R. phoe- 
nicea. Die Farbe der Blüten ist ein lebhaftes Rosa und die Grösse derselben entspricht 
der Grösse der Damascenerrosen. Was mich aber am meisten verleitete, diese Rose 
mit der R. phoenicea in nahe Beziehung zu bringen, war neben den starkgekrümmten 
Stacheln, welche denen der R. phoenicea vollkommen gleichen, besonders ein ganz 
äusserliches, aber sehr in die Augen fallendes Merkmal. Ich besitze mehrere 
Hundert Pflanzen beider Formen, welche sämtlich an der Unterseite der Blätter 
der üppigeren Triebe einen lebhaft purpurvioletten Anflug zeigen, wie ich ihn von 


160 G. Dieck: Dendrologische Plaudereien. II. 


Abbildung 29. Blatt der Zöschener roten Damascener Abbildung 30. Blatt der Steinfurther weissen 


Rose aus Kazanlık. Damascener Rose aus Kazanlık. 
> 


gleicher Intensität noch bei keiner anderen Rose wiederkehren sah. Ich werde 
auf diese Frage zurückkommen, sobald ich in der Lage sein werde, nähere Ver- 
gleiche an vollentwickeltem Material zu machen und begnüge mich einstweilen 
damit, Botaniker wie Gärtner auf diese merkwürdige Ölrose aufmerksam zu 
machen, indem ich zugleich allen Denen, welche sich der Ölrosenkultur zuwenden 
wollen, dringend empfehle, zunächst diese Rose anzupflanzen, deren Beschaffung ver- 
hältnismässig leicht und wohlfeil, deren Brauchbarkeit bereits erprobt und deren Ver- 
mehrung durch Stecklinge eine überaus leichte und sichere ist. Ist dann mit der 
Rosa byzantina der Grund gelegt, so säume man nicht, die Versuche durch Hinzu- 
nehmen der Kazanlik- und Moschata-Rosen fortzusetzen, während dieser Zeit aber 
eine fleissige Vermehrung der einheimischen Centifolie nicht zu unterlassen, um 


G. Dieck: Dendrologische Plaudereien. II. 161 


nach Jahr und Tag mit dann ausreichendem Material auch mit der Kultur dieser 
edlen Ölrose im grossen fortfahren zu können, weil dieselbe infolge der hochfeinen 
Qualität ihres Öls sicher eine Zukunft haben wird. Da wir somit an der Centifolie 
schon eine feine Ölrose besitzen, können wir auch die weissen Kazanlikrosen mit 
ihrem feineren aber spärlicher fliessenden Öle ganz entbehren und unsere Kraft auf 
die Öölreiche rote Sorte, also auf die Rosa trigintipetala m. konzentrieren. Es ist für 
mich jetzt ganz zweifellos, dass diese Rose ım deutschen Klıma und auf deutschem 
Boden nicht nur nicht versagen, sondern sich noch veredeln und viel glänzender 
bewähren wird als ım Süden. Ich habe nämlich ermittelt, dass diese rote Damas- 
cenerrose als Ölrose um so geringwertiger wird, je südlicher und wärmer ihr 
Standort ist. Ich erwähnte schon dıe Thatsache, dass dieselbe in Rumelien in 


Abbildung 31. Blatt der Rosa byzantina in !/, nat. Grösse. 


den kühlsten Gebirgslagen am ertragreichsten ıst, nach KanıtTz sogar mitunter 
doppelt so viel Öl giebt, als in der heissen Ebene. Dazu kommt, dass diese Rose 
bereits in Bithynien gegen die Rosa moschata und eine sehr wahrscheinlich meiner 
Rosa byzantina sehr nahestehenden Bastard-Gallicana als Ölrose ganz in den 
Hintergrund tritt, während wir durch BonnET und Professor AsCHERSON, unsern 
besten Kenner der nordafrikanischen und südorientalischen Flora, wissen, dass 
sowohl in Damascus als in Ägypten und Nordafrika die Rosa damascena in ihren 
verschiedenen Formen zur Fabrikation von Öl kaum benutzt wird, sondern höchstens 
zur Erzeugung von Rosenwasser. Wird sie aber doch einmal, wie in Fajum in 
Ägypten, zur Ölbereitung herangezogen, so ist das Produkt weit geringer als das 
aus der R. moschata gewonnene Unter diesen Umständen ist es mehr als wahr- 
scheinlich, dass auch in Indien diese Rose nur zu Rosenwasser verarbeitet wird. 
Wäre es nicht Hoocker, der ihr Vorhandensein in Indien bezeugt, so möchte man 


162 G. Dieck: Dendrologische Plaudereien. III. 


einen Irrtum annehmen. Liegen doch zwischen Indien und dem Vaterlande der 
Gallicanen das weite Hochland von Iran und die Wüsteneien von Beludschistan, der 
Hauptverbreitungsbezirk der Moschusrose, in welchem ein spontanes Vorkommen 
von Gallicanen noch gar nicht nachgewiesen !st! 

Auf alle diese Thatsachen glaube ich die logische Folgerung begründen zu 
dürfen, dass die rote Damascenerrose, die Trindafil von Kazanlık, um so vorzüg- 
lichere Ölerträge geben wird, je weiter nach dem Norden hin sich ihre 
Kultur klimatisch wird ermöglichen lassen. 

Sehen wir ferner einmal ganz davon ab, dass durch unsere vorzüglichen 
Destillationsapparate an und für sich schon eine viel vollkommenere Extraktion 
des Öls zu erwarten sein würde und erwägen wir nur, rekapitulierend, 


ı. dass wir bei unseren künftigen Kulturen für viele der nötigen Arbeiten 
billigere Maschinenarbeit anwenden können, wo der rumelische Ölbauer 
sich mit teurer Handarbeit behelfen muss*), 

2. dass unser gemässigtes Klima wahrscheinlich ebenso verfeinernd auf die 
Qualität als vermehrend auf die Quantität des Öls einwirken wird, wie 
in Rumelien die Höhenlagen dieses thun, 

3. dass wır mit viel grösserer Sicherheit auf eine günstige, d.h. feuchte und 
kühle, die Blütezeit verlängernde Ernteperiode rechnen können, wie die 
Rumelioten, welche durch heisses Erntewetter oft genug um ein Drittel 
oder gar die Hälfte ihres Ertrags gebracht werden, 

4. dass auch von den äusserst produktiven und leicht zu vermehrenden Rosa 
byzantina und moschata ein der Rosa trigintipetala analoges Verhalten hin- 
sichtlich der Verfeinerung ihres Ols durch Verpflanzung in unser kühleres 
Klima wohl erwartet werden könnte. 


Es erübrigt mir noch einige Hinweise zu geben, wie ich mir denke, dass diese 
Rosen und ihre Eigentümlichkeiten, Lebensbedingungen und Lebensgewohnheiten 
mit unserer Hochkultur ın Einklang zu bringen wären. Ich wünsche den Bulgaren, 
die bekanntlich von allen den interessanten Balkanvölkern die fleissigsten und 
strebsamsten Ackerbauer sind und demnach sicher eine Zukunft haben, keineswegs 
zu nahe zu treten**), aber von einer intensiven Wirtschaft, wie sie in unsern Rüben- 
distrikten Platz gegriffen hat, können dieselben naturgemäss keinen Begriff haben 
und ihre Rosen haben sich demzufolge seit Jahrhunderten an eine ganz andere 
Behandlung gewöhnen müssen, als denselben hier bei uns zu teil werden kann 
und zu teil werden wird, und deren Vervollkommnung wohl geeignet sein dürfte, 
auch die Tragbarkeit und Leistungsfähigkeit dieser Rosen ın überraschender Weise 
weiter zu entwickeln. 

Zunächst würde ich also anraten, den eventuell anzupflanzenden Rosen einen 
in vorzüglicher Kultur befindlichen, milden und gut drainierten Lehmboden anzu- 
weisen, dessen Gehalt zuvor analytisch festzustellen wäre. Eine Analyse des besten 
bulgarischen Rosenbodens, von dem ein Reisender der Herren SCHIMMEL & Co. 
vor einigen Jahren eine Probe aus Rumelien mitbrachte, hat Professor MAERCKER 
in Halle bereits ausgeführt, wobei ein Gehalt von 0,14 pCt. Stickstoff, 1,26 pCt. 
Kalk, 0,64 pCt. Kali und Spuren von Phosphorsäure festgestellt wurden. Das beim 
Vergleich wahrscheinlich sich ergebende Manco an Kali und Kalk würde am besten 


*) Der Tagelohn während der Rosenernte, zu welcher aus ganz Bulgarien die Arbeiter zu- 
sammenströmen, beträgt dort oft genug über 4 Mk.! 

==) Mein lebhaftes Interesse für dieselben hat mich auch veranlasst, Kazanliks Rosenkulturen 
mit unserer dort noch unbekannten Centifolie zu beschenken. 


G. Dieck: Dendrologische Plaudereien. II. 163 


— 


gleich bei der ersten Anlage durch künstliche Düngung und zwar reichlich aus- 
zugleichen sein, während etwa mangelnder Stickstoff später als Kopfdüngung den 
bereits angewurzelten Pflanzen gegeben werden könnte. Im Orient erhalten die 
Reihen einen Abstand von ı— 2 2, während die Pflanzen, in den Reihen selbst, 
oft sehr unregelmässig und meist zu eng stehen, so dass sie sich nicht nach allen 
Seiten gut entwickeln können, was die Blütenentwicklung natürlich beeinträchtigen 
muss. Das geht bei uns, wo im rationellen Betrieb für das Raumbedürfnis jeder 
einzelnen Pflanze gesorgt wird und wo, soviel als irgend möglich, Maschinenarbeit 
an die Stelle der Handarbeit treten muss, natürlich durchaus nicht an, sondern die 
Pflanzen müssten in tiefkultiviertem, dungkräftigen Boden, in nordsüdlicher und 
ostwestlicher Reihenrichtung, genau im Geviert und in so weiten Abständen ge- 
pflanzt werden, dass man in beiden Richtungen mit Pflug und schmalem Krümmer, 
Igel und Hackmaschine die Reihen durcharbeiten kann und der Arbeiter beim 
Pflücken nicht in beständiger Furcht leben muss, dass zudringliche Stachelranken 
ihm hinterrücks die Kleider zerreissen könnten. Ich würde also vorschlagen, die 
verhältnismässig niedrig bleibenden Rosa trigintipetala und centifolia etwa 1,50, die 
stark wuchernden Rosa byzantina und moschata aber mindestens 1,75 »2 ins Geviert 
zu pflanzen, da die beiden letzteren Sorten sich bald zu Büschen von bedeutendem 
Umfange und mehr oder weniger überhängenden Zweigen zu entwickeln pflegen. 
In den ersten zwei oder drei Jahren könnten zwischen den in nordsüdlicher Rich- 
tung streichenden Reihen je zwei bis drei Zeilen Hackfrüchte gebaut werden und 
zwar zunächst Zucker- oder Futterrüben in Stalldüngung, dann Kohl und im dritten 
Sommer Sellerie, weil diese Pflanze dann am ehesten noch den, durch die alsdann 
herangewachsenen Rosen bewirkten,, leichten Schatten ertragen könnte. Den 
Sommer über müsste fleissig geharkt, im Frühjahr und Herbst aber zwischen den 
Rosenreihen in beiden Richtungen energisch und tief gepfligt und gekrümmt 
werden, eine Bearbeitung, die auch später, nach etwaiger Aufgabe der Zwischen- 
kulturen, fortzusetzen wäre, da ein wiederholtes Abschneiden der Rosenwurzeln 
den Ertrag der Stöcke schwerlich verringern, sondern weit eher erhöhen dürfte, 
zumal wenn dabei von Zeit zu Zeit auch verrotteter Dünger oder Kompost unter- 
gebracht würde. Wenn ein Obstbaum durchaus keine Früchte tragen will und 
man umgiebt seine Wurzelscheibe unter Durchstechung aller stärkeren Wurzeln 
mit einem Graben, der mit nährstoffreichem Boden wieder ausgefüllt wird, so pflegt 
man ein sofortiges Eintreten vorzüglicher Tragbarkeit des Baumes zu konstatieren, 
denn man hat ıhn damit zur Bildung feiner Faserwurzeln gezwungen, die bekannt- 
lich in erster Linie Fruchtholz erzeugen! Dasselbe wird bei den Rosen ein- 
treten, und da der reichste Blütenansatz den höchsten Ertrag nach sich zieht, se 
scheue man sich nicht, das Pflugmesser rücksichtslos von Zeit zu Zeit an die 
Wurzeln zu setzen, vorausgesetzt, dass man in der Lage ist, es zugleich an Dünger 
nicht fehlen zu lassen. Sollte die eine oder andere der empfohlenen Rosensorten 
sich als nicht völlig winterhart erweisen, wie das bei der Rosa moschata wohl 
möglich wäre, so erleichtert wiederum eine grössere Pflanzweite das Umlegen und 
Behäufeln der Stöcke, welches in engen Reihen fast unausführbar sein würde. Ich 
glaube, dass der Sacksche einspännige Weinbergspflug mit seinen mannigfaltigen 
Adaptierungen in der Rosenkultur noch eine wichtige Rolle zu spielen berufen 
sein wird! 

Die rote bulgarische Rose bringt, wenn sie ausgewachsen ist, mindestens 
500 Rosen, welche etwa ı Ag wiegen, während die Rosa byzantina und moschata 
noch weit blütenreicher sind. Es ist also anzunehmen, dass durch unsere intensive 
Kultur der Blütenreichtum sich noch erheblich steigern lassen dürfte. Die Firma 


164 G. Dieck: Dendrologische Plaudereien. III. 


SCHIMMEL & Co. in Leipzig zahlt den Herren, die mit ihr abgeschlossen haben, 
für jedes Kilo Rosen eine halbe Mark, sodass damit der ‚Minimal-Brutto-Ertrag 
eines Stockes für hiesige Gegend vorläufig normiert wäre. Bei einer Pflanzweite 
von 1,50 »2 im Geviert würden auf den Hektar 4400, bei einer solchen von 1,75 72 
aber 3300 Stöcke zu stehen kommen, sodass der Brutto-Ertrag pro Hektar sich 
leicht berechnen lässt. Dabei ist aber im Auge zu behalten, dass die sorgfältigere 
Kultur und weıtläufigere Pflanzung den Ertrag leicht verdoppeln könnte und dass 
die beiden auf 1,75 »2 zu pflanzenden Sorten an sich schon durch regelmässigen 
Mehrertrag den Ausfall an der Stockzahl gegenüber der Kazanlıkrose auszugleichen 
wohl im Stande sein würden. Eine Berechnung der Anlage- und Arbeitskosten zu 
geben, glaube ich um so weniger in der Lage zu sein, als die Landpreise und 
Löhne, welche der Berechnung zu grunde zu legen wären, selbst in meiner nächsten 
Nachbarschaft äusserst verschiedene sind. 

In Fällen, wie der vorliegende, empfindet man es doppelt schwer, das noch 
immer das Deutsche Reich ohne einen Akklimatisationsgarten geblieben ist, 
dessen Versuchskulturen dem deutschen Gärtner und Landwirt neue Erwerbsquellen 
erschliessen oder ihm traurige Enttäuschungen ersparen könnten. Umsomehr ist 
es anzuerkennen, dass die Regierung des Grossherzogtums Baden, die auch sonst 
durch ihre väterliche Fürsorge für das geistige wie wirtschaftliche Wohl ıhrer 
Landeskinder sich hervorzuthun pflegt, auch in dieser Angelegenheit mit gutem 
Beispiele vorangeht und sich angelegen sein lässt, die Einführung der Ölrosen- 
kultur durch eingehende Versuche zu fördern. Es gereichte mir daher auch zu 
besonderer Genugthuung, ihr das zu diesen Versuchen nötige Pflanzenmaterial zur 
Disposition stellen zu können. 

, Ich überlasse nun den Herren Interessenten, welche geneigt sind, es mit der 
Ölrosenkultur zu versuchen, ob sie das Ergebnis dieser offiziellen Vorarbeiten ab- 
warten oder auf Grund meiner Ausführungen schon früher mit Anpflanzungen vor- 
gehen wollen. Im letzteren Falle stehe ich gern auch ferner mit gutem Rat zu 
Diensten, soweit meine Zeit und meine schwachen Kräfte reichen, bemerke aber, 
dass die Bestände der eingeführten echten, roten Kazanlıkrose und der klein- 
asiatischen Moschusrose äusserst geringfügige sind und der Preis daher noch ein so 
hoher ist, dass an eine Anpflanzung dieser Sorten in grösserem Stile noch nicht 
zu denken wäre. Die Rosa byzantina ist dagegen schon zahlreicher vorhanden, 
aber auch meist schon in festen Händen, sodass grössere Massen vor Jahresfrist 
nicht disponibel sein werden. Es hat das sein Gutes, denn auch hier thut man 
gut, an den Wahlspruch unseres MOLTKE zu denken, der da lautet: »Erst wägen, 
dann wagen«! Er ist es übrigens auch gewesen, der durch seine anmutige Schil- 
derung der Rosenkulturen bei Kazanlık in seinen orientalischen Reisebriefen in 
mir den Entschluss, diese Rosen um jeden Preis für unser deutsches Vaterland 
zu gewinnen, zur Reife brachte, sodass auch ihm an dem Ruhme dieser fried- 
lichen Eroberung ein reichlicher Anteil gebührt. 

Es möge also ein jeder, ehe er im grossen Ölrosen zu kultivieren sich 
anschickt, ernstlich erwägen, ob auch die Grundbedingung des Erfolges, näm- 
lich der gesicherte Absatz, in nächster Nähe vorhanden ist. Jeder grösseren An- 
pflanzung sollte ein Lieferungsabschluss auf längere Jahre mit einer nahegelegenen 
Fabrik ätherischer Öle voraufgehen, denn andernfalls würden trübe Erfahrungen 
kaum ausbleiben. Die Kosten der ersten Anlage und des Betriebes selbst sind 
sehr hohe, zumal wo der Boden und die Arbeitslöhne teuer sind. Wer aber in 
der glücklichen Lage ist, alle Bedenken schwinden lassen zu können, der baue 
getrost so viel bulgarische und deutsche Ölrosen, als er irgend abzusetzen vermag, 


Rud. Krätzschmar: Rosentreibereien in den Vereinigten Staaten. 165 


denn er ist sehr wahrscheinlich nicht nur einer sehr hohen Verzinsung seiner 
Kapitalanlage sicher, sondern der Anbau der Rosen wird für jeden, der noch nicht 
im bitteren Kampfe ums Dasein oder in Übersättigung mit materiellen Genüssen 
jeder Art alle Ideale von sich abstreifte, auch eine reichlich fliessende Quelle reiner 
Freuden sein und bleiben können. 


Rosentreibereien in den Vereinigten Staaten. 
Von Rud. Krätzschmar in Nordhausen. 


In dem Geschäfte von JOHN THUMAN in Union Hill, wo ich im Januar 1881 
als erster Gehilfe eintrat, wurden mir die Rosenhäuser überwiesen, und will ich ın 
nachstehendem kurz die Behandlung der Rosen schildern. 

Mitte Mai werden die Theerosenhäuser ihrer Pflanzen entledigt, die letzteren 
im Freien in der vollen Sonne aufgestellt und nur soviel gegossen, dass sie nicht 
absterben können. So bleiben sie bis Mitte August. 

Im Frühjahr sind inzwischen die Erdhaufen, und zwar halb strohfreier Kuh- 
dünger, halb Rasenerde, aufgeschichtet worden. Nach mehrmaligem Umarbeiten 
im Sommer werden dieselben im August durchgesiebt und die beste Rosenerde ist 
fertig. Die Pflanzen werden ihrer alten Erde fast vollständig entledigt; eine Hand 
voll Scherben in den Topf, welcher in der Höhe ı6 und in der Breite 14 Zoll 
misst, geworfen, und die Rosen in die oben beschriebene Erde gepflanzt. Jeden 
Tag tüchtig gegossen, zeigt sich schon in 8 bis ı4 Tagen frisches Leben. 

Nun muss Messer und Schere zur Hand, denn der Zeitpunkt zum Schnitt ist 
da. Alles schwache Holz gänzlich entfernen, die starken Triebe um ein Drittel 
ihrer Länge verkürzen und sonst die Pyramidenform innehalten, ist die Hauptsache. 
Es ist nun Anfang Oktober geworden und die Nächte sind ziemlich kühl; da müssen 
die Rosen wieder in ihre Winterquartiere. Dieselben sind jetzt mit Knospen über- 
säet. Eine einzige kühle Nacht würde den Meltau hervorrufen und die ganze 
Ernte in Frage stellen. 

Die Stelle zur Aufnahme der Rosen ist das hohe Mittelbeet des nur aus Holz 
erbauten Hauses, das 2 Zoll hoch mit grobem Kies bedeckt wird. Die drei Heiz- 
rohre, die unter dem Beet hinlaufen, werden vorher mit Schwefelblüte, als Mittel 
gegen den Meltau, bestreut. 

Die Rosen werden nun so verteilt, dass die grossen nach hinten, die kleineren 
nach vorn zu stehen kommen, denn das Haus hat eine südliche Lage. Da man 
ein Decken der Häuser durchaus nicht kennt, so muss bei kühlen Nächten schon 
geheizt werden. Würde man die Temperatur unter 6°C. sinken lassen, so zeigte 
sich binnen kurzem der Meltau. Steigt sie höher, so kommt gar bald die rote 
Spinne zum Vorschein, aber auch dagegen haben die Amerikaner ein einfaches 
Mittel. 

Sıe lösen Kampher und schwarze Seife in Wasser auf, verdünnen es gehörig 
und bespritzen damit die Pflanzen, nachdem alle Rosen umgelegt sind. — Morgens 
und abends werden die Pflanzen gehörig gespritzt. Je nach Umständen wird 
2—3zmal die Woche gehörig durchgegossen, alle 14 Tage einmal mit Kuhjauche. 
Gar bald zeigen sich die Blumen und werden diese z3mal am Tage abgepflückt. 
Noch öfter im Laufe des Winters muss alles schwache Holz entfernt werden, damit 
man bis ın den Mai schneiden kann. 


Die Sorten, die sich für diese Art Kultur eignen, sind Safrano, Isabella Sprunt, 
Cornelia Cooke, Bon Silene. 


166 Rud. Krätzschmar: Rosentreibereien in den Vereinigten Staaten, 


Die Leser werden fragen: Wo bleibt aber die herrliche Niphetos und andere 
Sorten? Nur Geduld! Die werden auf folgende Weise behandelt: 

In dem Hause bleibt uns vorn, kaum ı!/, Fuss vom Glase entfernt, ein 2 Fuss 
breites Tablett. Dasselbe ist ein Holzkasten. Der Boden wurde im August mit 
Rasenstücken belegt, darauf der ganze Kasten mit Rasenerde gefüllt und alle Fuss 
eine Rose gepflanzt. Dann wird in Fusshöhe ein Holzgerüst angebracht, um die 
einzelnen Triebe daran zu binden. Zweimal täglich ist zu spritzen und öfter zu 
giessen. Die Sorten, die hier verwandt werden, sind: Niphetos, Bon Silene, Mad. 
Capucine, Mad. Falcot und Perle des Jardins. 

Nun fehlt uns noch Marschall Niel. Von dieser Sorte werden ganze Häuser 
voll wurzelechter angepflanzt. Für gewöhnlich aber sind in einem z. B. 100 Fuss 
langen und 2o Fuss breiten Nelkenhause 4 Stöcke in den freien Grund des Mittel- 
beets gepflanzt. Ich habe 6—8jährige Stämme von 5— 7 Zoll Durchmesser gesehen. 

Anfang Oktober wird alles schwache und überflüssige Holz entfernt, selbst die 
starken Triebe etwa um !/, verkürzt; dann hat man die Freude, um Weihnachten 
die ersten Blumen zu schneiden. In den meisten Fällen wird Marschall Niel zu 
Hochstämmen herangezogen, um dann als Unterlage für Niphetos zu dienen. 
(Unsere Rosa canına kann das amerikanische Klima durchaus nicht vertragen.) 
Ich habe von auf Niel veredelten Niphetos oft ıo cm und grössere Blumen ge- 
schnitten, welche bis zu '/, Dollar das Stück bezahlt wurden. 

Von Remontanten wurde ausschliesslich General Jaqueminot gezogen. Die- 
selbe hat sich im Sturm das Herz eines jeden Yankees erobert. Zu Weihnachten 
und Neujahr bezahlen dieselben oft ı bis ı'/, Dollar für das Stück, um damit das 
Herz ihrer Lady zu erobern. 

Im April, oft schon Ende März, pflanzt man gut durchwurzelte junge Stöcke 
in ı!/;, Fuss Abstand ins Freie; gewöhnlich 5 Reihen auf ein Beet von 8 Fuss 
Breite. Nachdem dieselben im Sommer eine gute Behandlung erfahren haben, sind 
sie zu Pflanzen mit meterlangen Trieben herangewachsen. Es wird um dieses 
Rosenbeet dann ein Haus von Brettern gebaut. Die Fenster haben gewöhlich 45° 
Steigung, 

Haben die Rosen einige tüchtige Fröste durchgemacht, so werden dieselben 
geschnitten und angebunden. Der Grund wird gedüngt und umgegraben, eine Heizung 
hineingelegt und nun getrieben. Tägliches mehrmaliges Spritzen befördert das 
Wachstum ungemein. Ein gut behandeltes Haus von Jaqueminot-Rosen geht 6 bis 
to Jahre mit und wirft die höchste Rente ab. Ich hatte aus einem 4jährigen, 
ıoo Fuss langen Hause ca. 3000 Stück Blumen geschnitten, welche einen Wert von 
300 Dollar repräsentierten. 

Einer alten, aber auch jetzt noch in Anwendung befindlichen Methode muss 
ich noch Erwähnung thun. Die Pflanzen waren auf dem Grundbeet eines Hauses 
ausgepflanzt. Darüber lief ein Lattengestell, welches in der Mitte 2 Fuss höher 
wie am Rande war, auf dieses wurden die ausgeschnittenen Rosen gebunden und 
lieferten kolossale Erträge, am besten Safrano. 

Ein anderer Züchter liess ein Haus anders einrichten als ich oben geschildert. 
Es hat rein südliche Lage. Das Vorderbeet ist 3 Fuss breit, das Mittelbeet ıo und 
das hintere 2!/,. Das mittlere steigt ziemlich steil, in einem Winkel von 30 Grad, 
von vorn nach hinten, damit jeder Sonnenstrahl gefangen wird und muss man 
deswegen beim Giessen vorsichtig verfahren; sonst würde alles abgeschwemmt 
werden. So hoch wie seine hintere Kante muss das hintere Beet mindestens auch 
liegen. Jedes Beet besitzt Wasserheizung von unten. 


Neue und empfehlenswerte Pilanzen. 


? 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc. 


Wenn wir mit dem Schlusse des Jahres 
in der Gärtnerwelt der civilisierten Völker 
Umschau halten, so tönen uns eine Menge 
Anpreisungen entgegen von zum Teil 
älteren, erst erprobten, oder auch ganz 
neu entdeckten oder gezüchteten Pflanzen, 
denen der Liebhaber und Gärtner wohl 
immer ein gewisses Misstrauen entgegen- 
bringen muss, aber doch genötigt ist, 
davon Notiz zu nehmen. Ohne uns mit 
den Neuheiten der bekannten und all- 
gemein verbreiteten Kataloge be- 
fassen, zählen wir hier einige auf, die 
gewiss interessieren dürften. 

Arundinella anomala, das japane- 
sısche Shiba-Gras. Die Japaner benutzen 


zu 


als immergrünende Wiesen und schneiden 
es zweimal im Jahre. Es bildet sehr 
schnell feste Rasen und wird auch durch 
diese vermehrt, da man selten guten 
Samen erhält und dieser auch 
immer die echte graugrüne Sorte wieder- 
giebt. ıo QQuadratfuss Rasen davon wer- 
den von H. H. BERGER & Co. 
Francisco um 2 Dollar (8 Mk.) verkauft. 

Benthamia japonica. Ein laub- 
abwerfender Baum, der bei uns winter- 
hart sein soll. Unter diesem Namen 
wurde schon 1847 ein Strauch von nur 


2,5 m Höhe mit im Frühling erscheinen- | 
den gelblichroten Blüten eingeführt. Von | 


der neuen Einführung 
H. BERGER, dass 


hingegen 
es ein 


sagt 
starker und 


nicht | 


ın San | 


schöner Baum sei, dessen dauerhaftes, 
äusserst hartes Holz vom feinsten Korn | 
zu den besten Tischlerarbeiten Japans | 


benutzt wird. Er soll in Menge Blüten | 


tragen, die einer einfachen, weissen Cle- 
matıs ähnlich sehen. (Cornaceae.) 
Auch eine seltene Varietät davon, die 
aber Halbschatten liebt: Benthamia jap. 
follis variegatis wird angeboten. 
Castanea japonica. Baum von 
mittelgrossem Wuchs, die Blätter glän- 
zend grün, regelmässig gezähnt, mit sehr 
scharf hervortretender Nervatur; die 


untere Seite der Blätter ist reich mit 
weissen Adern durchzogen. Eine in ihrer 
Tracht eigenartige Sorte, welche viel 
ausdauernder als die Edelkastanie 


ı Europas ist, die sie auch durch ausser- 


gewöhnliche Fruchtbarkeit noch über- 
trıfft. Die ersten Früchte schon, welche 
Castanea jap. als junge Pflanze liefert, 
sind grösser als die italienischen Ma- 
roni, und sie trägt schon im 3. Jahre 
Früchte. Zu haben sind davon junge 
Veredlungen, 5 fres. das Stück, von den 
Gebrüdern InGEGnoLı in Mailand. 
Hydrangea stellata plena ist eine 


ı neue gefüllte Hortensie, welche PETER 
| HENDERSON 
das 8—ı2 c»2 hohe Gras ın ıhren Gärten | 


in New-York besitzt. Die 
Blumen sind von tiefer Rosafärbung; 
jede einzelne ist dachziegelförmig ge- 
baut und 27 nm ım Durchmesser. Die 
Dolden sind von riesiger Grösse und 
die Pflanze ist vollständig winterhart. 

Rankende Niphetos (Climbing Ni- 
phetosRose). Bekanntlich ist die schönste 
weisse Rose Niphetos, in England manch- 
mal Magnoliarose genannt, ziemlich 
schwachwüchsig und auch veredelt giebt 
sie wohl viel Blumen, macht aber wenig 
Holz. Nun zeigte sich in einem mit 
Niphetosstecklingen ausgepflanzten Beete 
ein wurzelechtes Exemplar, das ganz den 
Charakter einer Schlingrose angenommen 
hat, bis 6 » lange Jahrestriebe macht 
und doch dabei reich blüht. Diese neue 
merkwürdige Rose bringen Keynes, 
Wırrıams & Co. in Salisbury (England) 
im Mai 1839 mit 10,5 Schilling pro Stück 
in den Handel. 

Erdbeere Dr. Veillard, eine neue 
grossfrüchtige Varietät von ganz unver- 
gleichlicher Frühzeitigkeit, indem sie. der 
bisherigen frühzeitigsten Sorte, der May 
Queen noch um ı4 Tage vorausgeht. 


ı Es ist eine sehr harte Pflanze, sehr frucht- 


bar, von ausserordentlichem Ertrag, in- 
dem sie selbst noch von den letzten 
Blüten Früchte bringt. Auch lässt sie 
sich gut treiben. Die Frucht ist dunkel- 


168 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen. — Kleinere Mitteilungen. 


rot, das Fleisch rosa, saftig, parfümiert. 
Die Gartenbaugesellschaft von Orleans 


erkannte ihr wegen der ganz ausgezeich- 


neten Eigenschaften aussergewöhnlicher- 
weise eine Vereinsmedaille zu. 


BRUANT 


in Poitiers verbreitet sie und giebt sechs 
Pflanzen (nicht weniger) zu 1,50 francs, | 


25 zu 5 und 100 zu Iß8frcs. ab. 


Rhododendron (Azalea) Vaseyi, 
diese ganz neue Entdeckung auf nur 
zwei oder drei Standorten in Nordamerika 
wurde vor kurzem nach einem in Arnold 
Arboretum blühenden Exemplare in 
»Garden and Forest« durch eine cha- 
rakteristische Federzeichnung bildlich 
wiedergegeben und beschrieben. 

L. v. Nagy. 


Kleinere Mitteilungen. 


Philadelphus coronarius L. und sein 
Gurkengeruch. 

In betreff der Notiz in der Nummer ı 
der »Gartenflora« d. J. S.27: Geruch der 
Philadelphus-Arten, kann ich Ihnen aus 
meiner Praxis folgendes mitteilen. Die 
40 ha grosse Baumschule des Ritterguts- 
besitzers Herrn Mack ın Althof, Ragnit, 
ıst mit Hecken umgeben, auch die Fahr- 


wege mitHecken eingefasst. Einenkleinen 


Teil dieser Hecken bildete Philadelphus 
coronarıus. Da mich mein Weg täglich 
an dieser Hecke vorbeiführte, nahm ich 
aus übler Angewohnheit, stets etwas ım 
Munde zu haben, während der Vege- 
tationszeit des Philadelphus im Vorbei- 
gehen Blätter in den Mund, welche that- 
sächlich den Geschmack von Gurken 
haben; auf den Geruch habe ich weniger 
geachtet. Eine gleiche Pflanze, welche 
Geruch und Geschmack der Gurke hat 
und in mir bekannten Familien unter 
Salat gegessen wird, ist Borago offici- 
einalis L., der Boretsch. _ 
B. STRAUWALD. 

Winterharte Alpenveilchen in England. 

Ungeachtet der kalten unfreundlichen 
Witterung wagen es die Alpenveilchen, 
ihre allerliebsten, zierlich 
Blümchen über den anziehenden grünen 
Blattteppich zu erheben. Cyclamen Coum 
Mill., welches in der Heimat, Griechen- 
land und der europäischen Türkei, von 
Dezember bis März blüht, überdeckt jetzt 
hier im Januar die glänzendgrüne, dunkle 
Belaubung mit seinen fast unzählbaren 


nickenden ı 


| purpurroten, 


tiefrosaroten und weissen 
Blüten. 

Eine dieser sehr nahe stehende Art 
ist Cyclamen Atkinsi hort., wovon hier 
ebenfalls verschiedene Farbenvarietäten 
häufig kultiviert werden. C. Atkinsi mit 
seinen Formen zeichnet sich besonders 
durch langgestielte, mit Weiss gezeichnete 
oder marmorıierte Blätter aus. Besonders 
schön ist die weissblühende Spielart var. 
alba. Wır verwenden diese reizenden 
Alpenkinder truppweise auf nördlichen 
schattigen Abhängen unserer Felspartie, 
wo sie um jetzige trübe Jahreszeit mit 
ihrem Reichtum an Blumen die Auf 


ı merksamkeit des vorbeigehenden Publi- 


kums fesseln. Nicht minder schön sind 
sie als Topfpflanzen; mehrere Knollen 
in flache Töpfe dicht zusammengepflanzt 
und ın einem kalten Kasten nahe unter 
Glas aufgestellt, blühen ununterbrochen 
von Dezember bis März. Wenn auch 
ihre Blumen denen des C. persicum an 
Grösse weit nachstehen, so haben sie 


, doch eigentümliche Reize, welche den 
ı weichlichen Gewächshauspfleglingen we- 
| niger eigen sind. 


Cr. SOnnTAG, London. 


Der Ertrag der Weinlese in Frankreich 
belief sich im vergangenen Herbst (1888) 
nach einem amtlichen Bericht auf 
30 102 ooo Al; diese Ziffer übersteigt den 
Ertrag der drei vorangegangenen und 
entspricht dem Durchschnitt der zehn 
letzten Jahre. Folgendes ist der Wein- 
ertrag der weinreichsten Departements: 


Kleinere Mitteilungen. 


Herault 4 508 ooo A, Gironde 3 000 000, 
Aude 2 861000, Gard 1465 000, Algier 
1 149 000, Ost-Pyrenäen I 122 090, untere 
Loire ı 116 000, Puy de Döme 1098 oo0, 


Oran 1081000, Rhonemündungen 996000, | 


Cher 933 000, obere Garonne 765 000, 
Loire et Cher 725 000, Cöte d’Or 701 000, 
Saone et Loire 669 000, Maine et Loire 
661 000, Indre et Loire 621 000, Constan- 
tine 498 000 Al. BE. 'M. 


Die Erfurter Nummerier-Zange. 
Hierzu Abbildung 32. 
Man hat jahrelang gegrübelt, schreibt 
L. MöLLERs Deutsche Gärtner-Zeitung, 


169 


Wir erwärmen uns nicht so ohne wei- 
teres für eine Sache, wenn wir von deren 
Vorzüglichkeit nicht ganz überzeugt sind. 
Hier aber sind wir es! 

Die wertvolle Neuerung, welche diese 
Nummerier-Zange besitzt, beruht in der 
Prägevorrichtung, also in der Haupt- 
sache jedweden Gerätes gleichen Bestim- 
mungszweckes. Die Prägetypen sind auf 
den Umkreis von 4 Stahlrädchen verteilt, 
die leicht beweglich im oberen Schenkel 
der Zange laufen. Damit man sehen 
kann, welche Typen unten an der Präge- 
stelle sind, befinden sich dieselben Zahlen 
vertieft zwischen den erhabenen Druck- 


Abbildung 32. 


Die Erfurter Nummerier-Zange. 


um eine allen Anforderungen genügende | typen eingraviert, so dass man oben mit 


Nummerier-Zange zu ersinnen und ist 


dabei auf wahre Wunder der Mechanik 


verfallen, doch das, was den Praktiker 


voll befriedigte, fand man nicht. 

Nun aber haben wir endlich ein sol- 
ches Werkstück, von dem wir frischweg 
behaupten: es entspricht allen An- 
forderungen in der vollkommen- 
sten Weise. So wie die Erfurter 
Nummerier-Zange jetzt vorliegt, ist sie 
allerdings auch nicht gleich fix und fertig 
im Entwurf und in der Ausführung da- 
gewesen, sondern sie ist das Endergebnis 
zahlreicher Versuche und durch prak- 
tische Handhabungen gewonnener Erfah- 
rungen. 

Gartenflora 1889, 


Leichtigkeit ablesen kann, welche Zahl 
unten ist. Zwei Einschnitte in den beiden 
oberen Zangenschenkeln geben genau 
die richtige Stellung an, welche die Räd- 
chen haben müssen und durch die ein- 
fache Einschaltung eines Hebels werden 
sie darin festgehalten. 

Man kann mit dieser Zange nicht nur 
jede beliebige vierstellige Zahl mit einem 
Druck, sondern auch ein- bis dreistellige 
Zahlen prägen, weil jedes Rädchen eine 
blinde Stelle hat, die in solchen Fällen 
nicht arbeitet. Überdies sind an den 
Zangenschenkeln die Zahlen o—9 für 
das Prägen einzelner Zahlen erhöht ein- 


| graviert. 


12 


170 


Kleinere Mitteilungen. 


Die Erfurter Nummerier-Zange 
ist, weil sie in der Tasche getragen 
werden soll, leicht und dabei doch sehr 
dauerhaft gearbeitet. Man hat in diesem 
Gerät alles bei sich, was zum 
Nummerieren gebraucht. Es ist keine 
Unterlage nötig, auch ist kein Kästchen 
mit Typen oder sonst was mit zu führen. 
Das. Einstellen der zu prägenden Zahl 
ist in der allerschnellsten Weise durch 
einfaches Drehen der Rädchen zu 
wirken. Die Hebelwirkung der Zangen- 
schenkel ist für die leichteste, nicht er- 
müdende Arbeit berechnet. Auf den der 
Form der geschlossenen Hand angepassten 
Griffstellen ruht dieselbe fest und dabei 
bequem. Kurz und gut, es ist das hand- 


man 


lichste und leistungsfähigste Werkstück, | 


welches man nur wünschen kann. 

Der Preis ist, um eine allgemeine 
Verbreitung zu ermöglichen, auf nur 
ıo Mk. festgesetzt”). 

Gefüllter Gladiolus. 

Herr L. v. Nagy schreibt uns mit Bezug 
auf den Artikel des Herrn MAx LEICHTLIN 
in Nr. 4 S. 1o2: Wohl wusste ich, dass 
Herr LESEMANN die eine Zwiebel von 
Glad. Saundersiiı von Herrn RoDER und 
dieser sie von Herrn LEICHTLIN erhalten 
hatte; ich hielt diesen Umstand aber 
wahrlich nicht für so wichtig zu dem 
Gegenstande, als dass ich ihn zu er- 
wähnen für notwendig hielt. Ich bitte 
mich also deshalb zu entschuldigen. 

Wildwachsender Wein im Kaukasus. 

Der wirklich wildwachsende Wein 
ist auch im Kaukasus nicht häufig, seine 
Trauben sind nur fingerlang, locker, 8 bis 
ıo Beeren, schwarz, Beeren wenig saftig, 
rund und langstielig, die Blätter nur 
2—-3,5 Zoll Durchmesser, sehr tief aus- 
gebuchtet und gezähnt, unterseits mit im 
Alter abfallenden Flaumhärchen in den 
Nervenwinkeln, die Ruten (Zweige) immer 
dünn, gelbbraun mit starken, kurzen 


*) Den Alleinvertrieb hat das gartentechnische 
Geschäft von LUDWIG MÖLLER in Erfurt. 


be- | 


Wickelranken. Man erkennt ihn kaum 
für einen Weinstock, wenn ohne Früchte. 
In der Umgegend von Tiflis kenne ich 
auf 30 Werst nur einen Standort, die 
Sandbänke im Araguaflusse, die oft jahre- 
lang als Inseln nicht von Menschen be- 
treten, existieren, bis der Strom, wieder 
in andere Richtung sich werfend, diese 
Walddickichte zugänglich macht. 
H. SCHARRER, Tiflis. 
Arzneipflanzenzucht auf den Berliner 
Rieselfeldern. 

Nachdem der Verein zur Beförderung 
des Gartenbaues seit einigen Jahren 
unter der Leitung der Herren Stadt- 
Obergärtner JÖrRns und Samenhändler 
Josept KrLar Versuche gemacht hatte, 
auch Arzneipflanzen auf den Rıeselfeldern 
zu bauen, tritt jetzt die Angelegenheit 
aus dem Stadium des Versuches heraus. 
Die bereits im vorigen Jahre in etwas 


ı grösseren Mengen gebauten Giftpflanzen 
ı haben nämlich, wie die grosse Droguen- 


handlung BRÜCKNER, LAMPE & Co. Berlin 
der Verwaltung der Kanalisationswerke 
schreibt, eine für den Handel völlig be- 
friedigende Qualität gezeigt und wollte 
gedachte Firma jetzt der Stadt Berlin 
grössere Mengen von Herba Aconiti, 
Herba Belladonnae, Herba Hyoscyamı, 
Herba Stramonii in Auftrag geben (200 
resp. 400 #g trockener Ware von jedem). 
Die Stadt Berlin kann diese Sachen aber 
nicht in: eigener Regie bauen und hat 
den Verein zur Beförderung des Garten- 
baues ersucht, diejenigen seiner Mit- 
glieder, welche Pächter von Rieselland 
sind, darauf aufmerksam zu machen. — 
Sache der Betreffenden wird es nun sein, 
diese günstige Gelegenheit möglichst 
auszunutzen. Falls die trockene Ware 
befriedigt, würde die gedachte Firma auf 
Jahre hinaus Abnehmer sein. 


Zur Hebung des Obstbaues in der Provinz 
Brandenburg. 

Das Haupt-Direktorium des Landw. 

Provinzial-Vereins für die Mark Bran- 

denburg und die Niederlausitz hat unter 


Kleinere Mitteilungen. 


Ba 


dem 14. Februar d. J. den Zweigvereinen | 


mitgeteilt, dass es, um die Landwirte 
mit den nötigsten Grundgesetzen des 
Obstbaues bekannt zu machen, ın den 
verschiedenen Vereinen sowohl Vorträge 
über Obstkultur als auch bei genügender 
Beteiligung kurze mehrtägige Instruktions- 
Kurse veranstalten werde. Hierfür ıst 
eine durchaus geeignete Persönlichkeit, 
der bisherige Baumschulbesitzer Herr 
Obergärtner L. JUNGE gewonnen. — Herr 
Junge hat sich ausserdem bereit erklärt, 
sowohl die Bepflanzungspläne für neue 
Obstanlagen in Gärten, Feldern wie an 
Strassen aufzustellen als auch die tech- 
nische Leitung und fernere Überwachung 
derselben, sowie die Revision älterer 
Anlagen zu übernehmen. Er steht be- 
reits jetzt zur Verfügung. 

Die Kosten für Vorträge und Unter- 
richtskurse bei den Zweigvereinen würde 
das Haupt-Direktorium nach besonderer 
Vereinbarung übernehmen. — Für die 
Ausführung der übrigen Arbeiten sind 
folgende Sätze vereinbart: Für den ı. Tag 
ı5 Mark, für jeden folgenden ı2 Mark 
neben der üblichen Entschädigung für 
Eisenbahnfahrt und Landweg. 

Auf diese Weise steht zu hoffen, dass, 
wenn das richtige Verständnis für den 
Obstbau überall hineingetragen, auch in 
Brandenburg derselbe emporblühen und 
der Provinz reichen Segen bringen wird. 

Meldungen sindan den General-Sekretär 
Dr. Freiherrn von CansSTEin, Berlin NW., 
Spenerstrasse 47 zu richten. 


Aufbewahrung des Kohls in Dünensand. 

Schon seit mehreren Jahren sehen wir 
auf den Märkten und in den Hallen in 
den Wintermonaten, meist erst von Neu- 
jahr an, den schönsten Rot-, Weiss- und 
Wirsing-Kohl, welcher aus Schweden, 
Dänemark, Holland u. s. w. zu uns kommt. 

Namentlich ist der Rotkohl von so 
schöner Beschaffenheit, dunkel und fest, 
und sieht so aus, als wäre derselbe erst 
am Tage vorher auf dem Felde ge- 
schnitten worden; dagegen ist unser hie- 


siger Kohl infolge des Überwinterns in 
der Erde meist schon halb verfault und 
verdorben Die hiesigen Gemüsegärtner 
suchen deshalb auch schon ım Herbst, 
spätestens aber bis Januar ihren Kohl 
zu verwerten, da der etwas höhere Preis 
nach Neujahr doch nicht den verdor- 
benen Kohl aufwiegen kann. 

In nachfolgendem will ich die Erklä- 
rung dafür geben, weshalb sich der im- 
portierte Kohl besser hält als der hiesige. 

Die Gärtner in den zu Anfang dieser 
Zeilen genannten Ländern machen es 
mit ihrem Kohl gerade so wie wir; er 
wird mit den Strünken nach oben in 
Gruben in zwei Reihen übereinander ein- 
gepackt und zwischen beide Schichten 
etwas Sand geschüttet, bei eintretendem 
Froste werden die Gruben zugedeckt. 

Der Unterschied ist nur der, dass der 
Kohl dort in Dünensand eingegraben 
wird, aus welchem der Schlamm und 
alle die Stoffe, welche Fäulnis verur- 
sachen können, durch das Meerwasser 
ausgewaschen sind; auch tragen die im 
Dünensande enthaltenen Salzteile noch 
viel zur Konservierung des Kohls beı. 
Zum Decken wird Meer- oder Seetang 
benutzt, welcher ım Sommer mit eisernen 
Haken und Harken aus dem Meere ge- 
zogen und dann getrocknet wird. Diese 
Decke von Seetang hat den Vorzug, dass 
sie billig ist und sich ım Haufen oder 
auf den Kohlgruben nicht erwärmt, was 
bei gelindem Wetter von grossem Vorteil 
ist. Bei allen denjenigen Gärtnern ın 
Holland, Schweden u. s. w., welche keine 
Gelegenheit haben, ihren Kohl in Dünen- 
sand zu überwintern, sondern in gewöhn- 
licher Landerde, fault er ebensogut wie 
beı uns. CARL Crass II, Berlin. 

Picea excelsa inversa. 

Im Interesse der Rechtschreibung bo- 
tanıscher Namen erlaube ich mir, auf 
folgendes aufmerksam zu machen. 

In dem Artikel »Die Schlangenfichte 
in Bückeburg« S.1ı35 der Gartenflora 1389 
ist Picea excelsainverta erwähnt. Dieser 


12 


172 


Kleinere Mitteilungen. 


falsch gebildete Namen — das hier ge- 
meinte Participium von invertere ist ja 
inversus — hat sich merkwürdigerweise 
in der Literatur und Praxis so eingebür- 
gert, dass man nie der richtigen Form 
»inversa« begegnet. H. JENSEN. 
Aufruf zur Hebung der Orangenkultur. 

In neuerer Zeit heisst es oft: »Warum 
sehen die ÖOrangenbäume, wenn auch 
nicht alle und überall, so doch an den 
meisten Orten so elend aus und ent- 
behren des grünen Blätterschmuckes?« 

Die alten Gärtner legten grösseren 
Wert auf ihre Kultur und müssen es 
besser verstanden haben, die Bäume ın 
schönem Blätter- und Blütenschmuck zu 
erhalten, wie solche heute zu sehen sınd; 
freilich wurden vor 5o und mehr Jahren 
noch nicht so grosse Kulturen von 
Orchideen, Blattpflanzen etc. geübt, wie 
heute, wodurch wohl die Vernachlässigung 
der Orangenkultur erklärlich, aber nicht 
gerechtfertigt erscheint; denn die grossen 
ÖOrangerien sind Erbstücke von uralter 
Zeit und gehören in den grösseren und 
fürstlichen Gärten zum Glanz des Hauses 
resp. des Hofes, sie sind ein Schatz, der 
sich fort und fort vererbt und den zu 
erhalten die betreffenden Vorstände ver- 
pflichtet sind; wäre es nicht an der Zeit, 
hierüber bei irgend einem Anlasse, sei 
es Versammlung, Kongress oder Aus- 
stellung, klare Anhaltspunkte zu ge- 
winnen? Wer hierzu bereit, mitzube- 


raten, möge seinen Namen bei der Re- | 


daktıon dieser Blätter einschreiben, um 
dann weitere Punkte feststellen zu können. 
1X, ID): 


Winzerkursus in Meissen. 

Wie im vorigen Jahre wird auch in 
diesem an der landwirtschaftlichen 
Schule in Meissen ein Winzerkursus 
abgehalten werden. Derselbe dauert im 
ganzen nach vorläufiger Bestimmung drei 
Wochen. Die Teilnehmer an demselben 
werden je eine Woche lang zur Zeit des 
‘Schneidens, Brechens und Gipfelns des 
Weinstocks eingezogen. Sollte jedoch 


das königliche Ministerrum des Innern 
seine Genehmigung dazu erteilen, so be- 
absichtigt man, jedem Kursus eine Aus- 
dehnung von vier resp. fünf Wochen zu 
geben. Die Einziehung der Teilnehmer 
würde dann nochmals zur Zeit der Wein- 
lese, enventuell zur Zeit des ersten Ab- 
lassens des Weines erfolgen. Die Teil- 
nehmer an dem Kursus werden während 
des Vormittags zu den praktischen Ar- 
beiten im Schulweinberge herangezogen, 
nachmittags dagegen erhalten sie Be- 
lehrung über die Anzucht und Pflege der 
Reben, über die tierischen und pflanz- 
lichen Feinde derselben, über die Wein- 
bergsdüngung und über die Bereitung 
und Behandlung des Weins. Der Unter- 
richt ist für die Teilnehmer mit keinerlei 
Kosten verbunden. Zur Teilnahme an 
dem Kursus ist jedermann berechtigt. 
Wenn derselbe auch in erster Linie den 
Zweck haben soll, junge Leute, nament- 
lich Winzerssöhne, zu sachverständigen 
und tüchtigen Winzern heranzubilden, so 
sind jedoch auch Söhne von Gutsbesitzern, 
Gärtnern, Baumwärtern etc., denen an 
ihrer weiteren Ausbildung im Weinbau 
liegt, als Teilnehmer willkommen. An- 
meldungen für den Kursus wolle man 
recht bald bei dem Direktor der land- 
wirtschaftlichen Schule, A. ENDLER, be- 
wirken, welcher auch sehr gern bereit 
ist, jede weitere gewünschte Auskunft zu 
erteilen. 
Apfel der Einheimischen aus Tiflis. 
(Verspätet.) 

Im Jahre 1870 erhielt ich vom da- 
malıgen Akklimatisations-Verein zu Berlin 
einige Apfelkerne unter der Bezeichnung 
»Apfel der Einheimischen in Tiflis« zu- 
gesandt, welche ich sofort aussäete und 
deren Sämlinge ich später, sobald sie 
die gehörige Stärke erlangt hatten, auf 
sich selbst kopulierte, um zeitiger Früchte 
zu erzielen. Nachdem ich einem Stämm- 
chen einen Platz in meinem kleinen 
Obstgarten angewiesen, hatte ich die 
Freude, vor einigen Jahren die ersten 
Äpfel zu züchten, welche sämtlich voll- 


Kleinere Mitteilungen. — Litteratur. 


173 


ständig die Gestalt eines Taubenapfels 
hatten, spät reiften und über ein Jahr 
dauerten. 

Wenngleich diese Früchte nun keines- 
wegs von edlem Geschmack waren, so 
konnten sie dennoch stets als gutes 
Kompott noch im August des näch- 
sten Jahres benutzt werden. 

Eigentümlicherweise hatte der kräftige 
Stamm in diesem Jahre keine Früchte, 
mit Ausnahme einer Rute, an wel- 
cher sich sechs Äpfel befanden, von 
denen ich mir erlaube eine Frucht zu 
übersenden, wie auch gleichzeitig eine 
im Jahre 1887 gereifte, die einfach in 
meinem Zimmer konserviert wurde und 
deshalb schon sehrzusammengeschrumpft 
ist. Da der betreffende Baum ziemlich 
isoliert von anderen Äpfeln steht, so 


kann wohl nicht gut angenommen wer- | 


den, dass durch die Bienen eine Be- 
fruchtung hier stattgefunden hat (und 
muss man wohl eine blosse Variation 
annehmen. Red.) 
Pfaueninsel, im November 1888. 
Hofgärtner REUTER. 


Der aus dem Jahre 1887 stammende 
Apfel, der mir am ı8. November 1883 
zuging, hat die längliche Form eines Tau- 
benapfels, und ist 4,5 cr» lang, bei einem 
Durchmesser von 4cm. Der Stiel sitzt 
in einer tiefen Höhlung, ist fast 1,5 cm 
lang und dünn, an der Basis aber ver- 


dickt, überall gleich wie die Höhlung 


flaumig behaart. Der Kelch sitzt in einer 


ganz flachen Vertiefung, er ist geschlossen 


und sind die aufrechten, etwas vorstehen- 
den, zusammenneigenden Kelchzipfel 
flaumig, wie auch der umgebende Teil 


der Kelcheinsenkung. Der Apfel war 
selbstverständlich geschrumpft und aut 
der einen Längshälfte schon faul, auf 
der anderen noch fest. Die Schale ist 
glänzend, an den noch wohlerhaltenen 
Stellen gelb, an den anderen braun. 

Der Apfel aus dem Jahre 1883 scheint 
in der Entwickelung etwas zurückgeblie- 
ben, und möchte sich sonst wohl auch 
der Form des Taubenapfels mehr ge- 
nähert haben. 

Er ıst auf der Sonnenseite, wo er eine 
schöne rote Backe zeigt, niedriger als 
auf der grüngefärbten Schattenseite*), 
auf ersterer 3,5 cm hoch, auf letzterer 
4 cm. Der Durchmesser beträgt 4,5 cm. 
Der Stiel sitzt gleichfalls in einer tiefen 
Höhlung, ist aber kaum 5 mm lang, so- 
dass er nicht aus der Höhlung hervor- 
ragt. Die Basis des Stieles ist breit und 
flaumig behaart, im übrigen ist er nebst 
der Stielhöhle viel weniger behaart als 
bei dem Apfel von 1887. Der Kelch sitzt 
im Gegensatz zu letzterem in einer tiefen 
Höhle, die um so tiefer erscheint, als 
die Schattenseite dort hervorgewölbt ist. 
Die Kelchzipfel sind undeutlich gewor- 
den, doch erscheint derKelchgeschlossen, 
auch nebst der Umgebung so flaumig 
behaart wıe bei ersterem. 

Nach alle diesem ist anzunehmen, dass 
wir es hier nur mit einer Variation zu 
thun haben. Man erlebt es ja sehr oft, 
dass ein und derselbe Baum sehr ver- 
schieden geformte Früchte trägt. 


#) Ist bei schiefen Äpfeln immer die Sonnen- 
seite die niedrigere! Es würde das mit der Er- 
fahrung übereinstimmen, dass das Licht das 


Längenwachstum verzögert. 


Litteratur. 


Die heutigen Preisverzeichnisse. 

Von Jahr zu Jahr mehrt sich die Zahl 
derjenigen Preisverzeichnisse, die sich 
sowohl durch reichen Inhalt wie durch 
geschmackvolle Ausstattung hervorthun. 


wohl HAAGE & ScHMipr hierin den Anfang 
gemacht, folgten die Kgl.Gärtnerlehranstalt 


ı Potsdam, PETER SMITH & Co., Bergedorf- 


Nachdem die Erfurter Gärtner, zuerst | 


Hamburg, L. SPÄTH-Berlin, die Muskauer 
Baumschulen, Dr. Dieck-Zöschen, L. 
PFITZER-Stuttgart und viele andere nach 


174 


Litteratur, 


Erfreulich ist dabei, dass bezüglich 
der Nadelhölzer die in Dresden verein- | 


barte Benennung immer mehr Eingang 


erhält. 
Grossartig ist gradezu, was jetzt Gebr. 
SIESMAYER, Bockenheim bei Frankfurt a.M. 


bieten, die ihre zwei Verzeichnisse bei 


LupwIG MÖLLER, Erfurt, haben drucken 
lassen. 


Gebr. SIESMAYER haben jetzt eine | 


eigene 25 Aa umfassende Baumschule | 


Elisabethenhain bei St. Vilbel, nahe 
Frankfurt a M., eingerichtet, um das für 
die Landschaftsgärtnerei nötige Materıal 
in bester, richtig benannter Ware liefern 
zu können. Ein grosses, sehr übersicht- 
liches Verzeichnis 
prächtigem Buntdruck-Titelblatt giebt die 
Preise näher an. — Ein zweites Heft in 
gleichem Format enthält eine Auswahl 
der vorzüglichsten von genannter Firma 
ausgeführten Gartenanlagen ın ausser- 
ordentlich schönen Zeichnungen. 

Die Lindenia, vol. 4, Lief. 6 enthält 
in prachtvollen Abbildungen: T. ı65 Cir- 
chopetalum pulchrum N. E. Brown., neue 
Species, sehr originell, 166 Cypripedium 
x. Harrisianum polychromum Hort., 167 
Vanda tricolor Lindl., 168 Cattleya Cho- 
coensis Lind. et Andr. var. Miss Nilsson 
(sehr schön). — Lief. 7: T. 169 Oncidium 
iridiflorum Lindl. (klein, gelb), 170 Po- 
lystachya pubescens Rchb. f., ı7ı Mas- 
devallia Tovarensis Rchb. f., 172 Odonto- 
glossum Cervantesı lilacina (sehr schön). 
FRANZ GOESCHRE, Königl. erster Ober- 

gärtner und Lehrer am Pomologischen 
Institut in Proskau, Das Buch der 
Erdbeeren. Praktische Anleitung zu 
ihrer Kultur im freien Lande, wie auch 
zum Treiben in Kästen und Häusern, 
nebst Beschreibung der Arten und 
Varietäten. Zweite neu bearbeitete 
Auflage. — Mit dem Porträt von G. 
GOESCHKE und 97 Textabbildungen. 
Berlin, Verlag von PAuL PAREY 1888. 
8°. 268 S., elegant gebunden 6 Mk. 


in Quartformat mit | 


Dies schon in seinerersten Auflageüber- 
all gern begrüsste Werk ist in neuer Form, 
bedeutend vermehrt, wieder erschienen. 
In den 14 Jahren, die seit dem Erscheinen 
der ersten Auflage verstrichen, ist es, 
wie der Verfasser in der Vorrede mit 
Recht bemerkt, mit der Erdbeerkultur 
bedeutend besser geworden. Wir haben 
das vor allem seinem Vater, Herrn G. 
GOESCHKE sen. in Cöthen, dem Züchter 
der besten Sorten, mit zu verdanken. 

Bei der botanischen Beschreibung fängt 
der Verfasser meist bei den Früchten 
an und hört mit den Blättern, bez. dem 
Habitus auf. Das ist doch gegen alle 
botanischen Regeln, es schadet zwar 
nichts. Der Verfasser teilt die Erdbeeren 
in A. Wald-Erdbeeren, Fragaria vesca; 
B. Monats-Erdbeeren, Fr. semperflorens; 
C. Moschus-Erdb., Fr. elatior; D, Schar- 
lach-Erdb., Fr. virginica; Z. Chili-Erdb,, 
Fr. Chiloensis; # Grossfrüchtige Erd- 
beeren, Fr. grandiflora (ausserdem Chili- 
Bastarde gekreuzt mit Ananas). — Die 
als weitere Einteilungsgrundsätze aufge- 
stellten Formen der Frucht, Farbeetc. wer- 
den in den Specialbeschreibungen nicht 
benutzt, sondern sind die Sorten inner- 
halb der einzelnen Arten nur nach dem 
Alphabet geordnet. Wir wissen wohl, 
wie schwer eine solche Einteilung ist, 
wie wechselnd öfter dıe Form, aber den 
Versuch hätte Herr GOESCHKE doch ein- 
mal machen sollen, damit wır endlich 
einmal eine Übersicht erhielten, um un- 
bekannte Sorten bestimmen zu können. 
Ob das freilich je möglich, möchte ıch 
selbst bezweifeln. Der Verfasser be- 
herrscht die Litteratur ausgezeichnet, auf 
ein Werk möchten wir ıhn aber noch 
aufmerksam machen, das ist: ALEFELDT, 
Landwirtschaftl. Flora, Berlin, PAUL PAREY 
1886. Dort sind (meist nach NIETNER) 
die Erdbeeren systematisch geordnet, so- 
gar mit lateinischen Namen versehen. 

Im übrigen ist das Buch sehr praktisch 
und jedem Erdbeerzüchter warm zu 
empfehlen. L. W. 


Ausstellungen und Kongresse. — Personal- und Vereins-Nachrichten. 


175 


Ausstellungen und Kongresse. 


Magdeburg. 21.— 24. März Garten- 
bau-Ausstellung des Vereins ‚selbstän- 
diger Handelsgärtner Magdeburgs und 
Umgegend im Fürstenhof. Anmeldungen 


bis ı. März an Herrn W. KRrEMmzow, 
Viktoriastr. 1. 
Hamburg. Gartenbau - Ausstellung 


1889, während der Dauer und in Ver- 
bindung mit der Gewerbe- Ausstellung. 


Beteiligung nur für die in Hamburg und 


Umgebung wohnenden Aussteller zu- | 
lässig. 
Gent. Obstausstellung und interna- 


tionale Pomologen-Versammlung, veran- 
staltet vom belgischen Obstbauverein im 
Monat September 1889. 

Gent. Internationale Chrysanthemum- 
Ausstellung als Gedenkfeier 


an die | 


roojährige Einführung des Chrysanthe- 
mum vom 23. November bis ı. De- 
zember 13889. Anmeldungen beim Vor- 
stande der Kgl. Geselischaft für Acker- 
bau und Botanik in Gent. 

Antwerpen. Internationale pflanzen- 
geographische Ausstellung 1390. Pro- 
gramm bei Herrn CHARLES DE BOSSCHERE 
in Lierre lez Anvers, Belgien. 

Laut Beschluss des »Cercle florale 
d’Anvers« (Belgien) wird im Jahre 1890 
in Anvers eine internationale pflanzen- 
geographische Ausstellung stattfinden. 
Der Gedanke zu derselben ging vom 
Professor CH. DE BOSSCHERE aus und darf 
man auf diese Ausstellung mit Recht im 
höchsten Grade gespannt sein. (Dr.D.) 


Personal- und Vereins- Nachrichten. 


Se. Excellenz, der Herr Minister Frei- 
herr Dr. von LucıuUs-BALLHAUSEN hat das 
Ehren-Präsidium über die grosse all- 
gemeine Gartenbau-Ausstellung zu Berlin 
vom 25.April bis 5. Mai1890 übernommen. 

Ökonomierat StoLL-Proskau ist zum 
Ehrenmitglied des Gleiwitzer Gartenbau- 
vereins ernannt. 

Der um den Obstbau und das Obst- 
dörren so hoch verdiente Fabrikbesitzer 
Hoesc# in Düren ist zum Kommerzien- 
rat ernannt. 

Der Gräfl. SCHÖNBERGSche Hofgarten- 
inspektor STORK zu Schönberg an der 
Bergstrasse, Ehrenmitglied des Garten- 


bauvereins zu Darmstadt, dessen Mitglied | 


er über 50 Jahre war, wurde am 2. Fe- 
bruar zu Grabe getragen. 


Obergärtner SCHMIDT am botanischen | 


Garten in Darmstadt ist im November 
vor. Jahres gestorben. Sein Stellvertreter 
A. RHEDER verlässt die Stelle am ı. April 


schen Garten nach Göttingen. 


ist, wie man hört, die Besoldung in | 


Darmstadt eine so unauskömmliche, dass 
tüchtige Kräfte sich schwerlich um diese 
Stelle bewerben werden, und doch wäre, 
ganz abgesehen von dem allgemein 
wissenschaftlichen Interesse, schon um 
der ın Darmstadt am Polytechnikum stu- 
dierenden Pharmaceuten willen eine 
Besserung in den Gartenverhältnissen 
dringend zu wünschen. Wie ganz 
anders schaut es dagegen in Karlsruhe 
aus! 

Die Grabstätte des am 23. Oktober 
1888 im 90. Lebensjahre in Jena ver- 
storbenen Botanikers Dr. DAvıD DIETRICH, 
Kustos am Herbar der Universität Jena, 
der sich um die Erforschung der Flora 


ı Jenas so verdient gemacht, beabsichtigt 


ein Komite, dem die Professoren 
HAECKEL, STAHL, SCHAEFFER etc. ge- 
hören, mit einem einfachen Gedenkstein 
als Zeichen dankbarer Erinnerung zu 


zu 


' schmücken. Alle alten Jenenser werden 
und geht als Obergehilfe an den botani- 


Leider | 


gebeten, Beiträge an Herrn Garten- 
inspektor L. MAURER, Jena, einzusenden, 


176 


Personal- und Vereins-Nachrichten. 


Anträge für den Deutschen Pomologen-Verein. | 
Verhandelt Frankfurt a. OÖ. am 27. Fe- | 


bruar 18809. 

In der heutigen Sitzung des Gartenbau- 
Vereins für Frankfurt a. OÖ. und Umge- 
gend wurde beschlossen, dem Deutschen 
Pomologen-Verein, bei seiner diesjährigen 
Versammlung, folgende Anträge zur An- 
nahme zu unterbreiten: 

ı. Das Vereinsblatt des Deutschen Po- 
mologen-Vereins darf nicht, wie bis- 
her, unregelmässig, sondern muss 
pünktlich zu vorgeschriebenen Zeiten, 
wenn möglich monatlich, herausge- 
geben werden. 

2. Die wissenschaftlichen Beschreibun- 
gen und die Abbildungen gänzlich 
wertloser Obstsorten in dem Vereins- 
blatte, durch welche das Vereinsver- 
mögen unnütz absorbiert wird, sind 
zu unterlassen. 

3. Der Deutsche Pomologen-Verein muss 
mit allen Obstbau-Vereinen Deutsch- 
lands in stetiger Verbindung stehen, 
womöglich die oberste Leitung der- 
selben übernehmen, um so durch 
einheitliche Arbeit den Obstbau 
energischer zu fördern. 

Namentlich ist augenblicklich 
dringend geboten, der Obstverwer- 
tungsfrage, überhaupt dem prakti- 
schen Obstbau die ganze Kraft des 
Vereins zu widmen. 

4. Bei den Obstausstellungen des Deut- 
schen Pomologen-Vereins soll ferner- 
hin nicht der grösste Wert auf die 
umfangreichsten Sortimente gelegt 
werden, sondern es ıst, wie es die 
praktischen Interessen des Obstbaues 
dringend erfordern, eine Beschrän- 
kung der Obstsorten anzustreben — 
wie das bereits der Österreichische 
Pomologen-Verein in Wien und der 
Märkische Obstbau-Verein auf seinen 
Ausstellungen in erfolgreicher Weise 
eingeführt hat. 

5. Bei den Kongressen und Ausstel- 
lungen ist es wünschenswert eine 
bessere Zeiteinteilung stattfinden zu 


| kunden. 


lassen, namentlich dafür Sorge zu 

tragen, dass die Verhandlungen nicht 

dadurch geschädigt werden, dass 

Referenten zu gleicher Zeit als Preis- 

richter fungieren.*) 

Der Vorstand. 
LÜsBEn, Stadtrat. 

Wohl selten hat ein Verein so segens- 
reich für unser Vaterland gewirkt, wie 
der Deutsche Pomologen-Verein, ihm 
allein sind die bis jetzt errungenen Er- 
folge in der Obstbaukunde zu verdanken, 
er war der bahnbrechende für ganz 
Deutschland — dem Wunsche, dass der 
Deutsche Pomologen-Verein auch ferner 
an der Spitze stehe, dass er das Er- 
rungene weiter ausbaue, dass er prak- 
tische Ziele mit Energie verfolge, und 
nicht die Praxis mit der Theorie ver- 
tausche, sind obige Anträge entsprungen, 

Wir ersuchen alle Mitglieder des Deut- 
schen Pomologen-Vereins, die ein warmes 
Interesse für den deutschen Obstbau 
haben, öbige Anträge zu unterstützen 
und solches durch sofortige Mitteilung 
an den oben Unterzeichneten zu be- 
DO! 

Vorstehende Anträge wurden von Herrn 
R. BETTEN, der eigens aus Frankfurt a.O. 
herübergekommen war, in der Versamm- 
lung des Ver. z. Bef. d. Gartenb. zu Berlin 
am 28. Februar vorgetragen und fanden 
allseitige Zustimmung, wenn auch von 
einer Seite die Befürchtung ausgesprochen 
wurde, dass das nichts nützen, sondern 
der Verein weiter schlafen werde. 

Es wäre traurig, wenn es nicht den 
gemeinsamen Anstrengungen gelingen 
sollte, wieder neues Leben dem Verein 
einzuflössen. Der Wettbewerb des Aus- 
landes fordert dringend zum Handeln 
auf, und alle Mitglieder des Deutschen 
Pomologen - Vereins wollen daher die 
Frankfurter Anträge aufs wärmste unter- 
stützen! 

*) Dieser Punkt ist schon durch einen ent- 


sprechenden Beschluss in Meissen erledigt. 
D.R. 


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CHRYSANTHEMUM INDICUM. 
1. WHITE VENUS. 2.CULLINGFORDU, 
| | u 
Verla$ von PAUL PAREY in Berlin. LihAnst'v. Ebenhusen & Eckeiem Sim 


Chrysanthemum indicum „White Venus“ und „Cullingfordii“. 
Hierzu Tafel 1295. 


Unsere heutige Tafel stellt zwei von den schönen Chrysanthemum dar, 
welche Herr GEORGE REID, Liverpool, auf der ersten Chrysanthemum - Aus- 
stellung des Ver. z. Bef. d. Gartenbaues am 29. November 1888 zu Berlin“) 
vorführte und für die ihm verdientermassen der ı. Preis, eine grosse silberne 
Vereinsmedaille, zu teil wurde. Wir haben dieselben damals selber photo- 
graphiert, die Blumen mussten aber auf circa zwei Drittel verkleinert werden, 
da sonst unser Format nicht gereicht hätte, was wir zu berücksichtigen 
bitten. 

White Venus, Tafel 1295, Fig. ı, ist das Ideal der weissen, einwärts 
gebogenen (incurved) Sorten. Sie gleicht einem frischen Schneeball und 
zeigt ein so jungfräuliches reines Weiss, wie es die Farbe gar nicht wieder- 
geben kann. 

Cullinsfordii ist zwar eine ältere Sorte, die man auch in den deutschen 
Sammlungen sah, aber die REIDsche hatte 17 cm» Durchmesser! Sie gehört 
zu den japanischen Sorten, ist von herrlichstem Sammetbraun und neigt den 
Incurved etwas zu, indem sich die inneren Blumenblätter nach aufwärts 
wenden und dadurch die schön goldgelbe Unterseite hervortreten lassen. 

Zur Vervollständigung unseres Berichts über den Vortrag des Herrn 
REID, betreffend Anzucht und Behandlung des Chrysanthemum indicum, 
Gartenflora 1889, Heft 2 S. 36, hat Herr REID uns freundlichst nachstehenden 
Artikel gesandt. 


Chrysanthemum”“) indicum und dessen Kultur. 


Von Handelsgärtner E. George Reid in Liverpool, 34 Pelham Grove Lefton Park, 
Special- Kultur: Chrysanthemum indicum. 


Es ist eine Thatsache, dass diese vom gärtnerischen Standpunkt so wichtige 
Art der grossen Gattung Chrysanthemum sich in Deutschland erst anfängt Bahn zu 
brechen, obgleich England, Frankreich, Belgien und Amerika längst den hohen 
Wert dieser an Farben und Formen reichen Pflanze anerkannt haben. 

Dem Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den königlich preussischen 
Staaten ist es nicht hoch genug anzurechnen, dass er es als einer der ersten im 
November vergangenen Jahres unternahm, eine Chrysanthemum- Ausstellung abzu- 
halten und war den Herren, welche sich an dieser Ausstellung beteiligt oder die- 
selbe besichtigt haben, die Gelegenheit gegeben, einmal den Wert dieser Blumen 


*) Siehe den Bericht in Gartenflora 1888, S. 659. 
**) Chrysanthemum (von chrysos gold und anthos Blume). 
Gartenflora 1889. 13 


178 E. George Reid: Chrysanthemum indicum und dessen Kultur. 


zu erkennen, ein andermal aber auch die Blumen in ihrer Vollendung in Farbe und 
Form zu sehen. 

Es ist nur zu hoffen, dass die in der nach der Ausstellung abgehaltenen Ver- 
sammlung beschlossene Ausstellung für dieses Jahr recht bald angekündigt werde, 
damit ein jeder sich auf dieselbe vorbereiten könne und somit diese Ausstellung 
eine durchschlagende werden möge. 

Wir können die Chrysanthemum einteilen in: 

ı. Japanische, d.h. flatterıige; 2 Incurved, mit eingebogenen Blumenblättern; 
die Blumenblätter sind nach aufwärts gebogen und bilden zusammen einen Ball; 
3. Anemonenartig geformte; 4. Reflexed, zurückgebogene und 5. Pompon. 

Die grössten Blumen liefern die japanischen und die einwärtsgekrümmten 
Varietäten. Ihnen folgen an Grösse die anemonenartigen und die zurückgebogenen 
Varietäten. Die kleinsten Blumen liefern die Pompon -Sorten. 

Die Chrysanthemum werden in folgende Formen durch den Schnitt gebracht: 

ı. als Busch, 2. als Hochstamm, 3. als Pyramide, 4- als Schirm- oder Tellerform. 

Zur Bildung eines Busches sind alle Varietäten zu verwenden, als Hochstamm 
und Pyramide vorzüglich die Incurved, als Schirm- oder Tellerform Incurved- so- 
wohl wie Pomponsorten. 

Die Kultur der Chrysanthemum ist eine sehr einfache, jedoch erfordern die- 
selben, wenn man gute Blumen erwartet, ebensoviel Aufmerksamkeit in der Be- 
handlung wie jede andere wertvolle Pflanze. Lässt man es sich nicht verdriessen 
und behandelt dieselben in sorgfältiger Weise, dann werden die Pfleglinge auch 
die angewandte Mühe belohnen durch reichen Flor und schön gefärbte, grosse 
Blumen, welche das kaufende Publikum zu ihrer Zeit der französischen Rose wohl 
vorziehen dürfte. 

Die geeignetste Zeit zur Vermehrung ist Dezember bis Ende März. 

Man vermehrt die Chrysanthemum durch Stecklinge, Wurzelschösse, welche 
teilweise schen bewurzelt sind, oder durch Samen; die Vermehrung durch Teilung 
des Wurzelballens ist vollständig zu verwerfen, da man hierdurch wohl einen sehr 
hübschen grünen Busch, aber nur sehr kleine, nicht brauchbare Blumen erhält. 

Neue Varietäten werden grösstenteils aus Samen gewonnen, sehr häufig aber 
auch durch Seitenzweige, welche zufällig anders gefärbte Blumen zeigten als die 
Mutterpflanze (Sports). 

Die am meisten angewandte Methode ist die Vermehrung durch Stecklinge. 

Die beste Zeit ist vom Januar bis Februar, d.h. für solche Sorten, welche als 
Buschform 1,5 » hoch gezogen werden sollen; für Marktpflanzen Ende Februar 
und März. 

Diejenigen Stecklinge, welche man zur Gewinnung von Ausstellungsblumen 
bestimmt, sollten Ende Dezember bis anfangs Januar gesteckt werden”). 


Die Wahl der Stecklinge ist von grosser Wichtigkeit und nur zu oft wird der 
erste und grösste Fehler hier gemacht. Anstatt der 5—8 cm langen Wurzeltriebe 
werden nur zu häufig d:!e Spitzen der vergeilten Seitentriebe gewählt. 

Bodenwärme beschleunigt das Anwachsen der Stecklinge ohne Zweifel, aber 
schwächt dieselben auch, Meltau ist nur die häufige Folge und dieser kann die 
ganzen Stecklinge verderben. 

Man stecke dieselben kalt ohne jede Bodenwärme und sehe nur darauf, dass 


*) Die zu Ausstellungszwecken geeigneten Sorten können von mir noch bis zum 15. Februar 
als bewurzelte Stecklinge, Ende Februar als junge Pflanzen bezogen werden. 


E. George Reid: Chrysanthemum indicum und dessen Kultur. 179 


dieselben vor Frost geschützt sind. Die Bewurzelung wird dann in vier Wochen 
erfolgen. 

Die Stecklinge werden in eine Mischung von ı Teil Laub-, ı Teil Rasenerde 
und reichlich Sand gestopft. Die Rasenerde sollte nicht so fein zerbröckelt werden, 
wie man es nur zu oft in deutschen Gärtnereien sieht, wo man auch noch den 
letzten kleinen Erdklumpen im Drahtsiebe zerreibt. 

Für Herrschaftsgärtner, welche nur wenige Pflanzen gebrauchen, empfiehlt es 
sich, kleine Töpfe zu nehmen und etwa 4—35 Stecklinge am Rande des Topfes 
herum in die Erde zu stecken Die Bewurzelung geht einmal schneller von statten, 
ferner erleiden die Wurzeln beim Verpflanzen keine so grosse Störung, als wenn 
20— 30 in einen Topf gesteckt werden müssen. 

Die Schonung des Wurzelballens ist eine Hauptbedingung während der ganzen 
Kultur. Der beste Standort ist in einem kalten, mit einer Unterlage von Stein- 
kohlenasche versehenen Stecklingskasten, welcher aber geschlossen gehalten 
werden kann. 

Allmählich giebt man ihnen, wie allen übrigen Stecklingen, im Verhältnis zur 
Bewurzelung mehr Luft, bis man dieselben soweit abgehärtet hat,- dass man die 
bewurzelten Stecklinge einzeln in Töpfe pflanzen kann. 6—8 cn weite Töpfe sind 
die geeignetsten, man wähle lieber tiefere als zu flache Töpfe, damit ein guter 
Abzug durch Topfscherben gegeben werden kann. Man halte nun die jungen 
Pflanzen so gedrungen wie möglich, was durch einen hellen Standort in einem 
Kalthause nahe dem Glase leicht erzielt werden kann. Man hat eben nur die 
Pflanzen vor Frost zu schützen; je gedrungener sie wachsen, desto ‚besser ist es. 


In den ersten Tagen beschatte man dieselben, doch gewöhne man die jungen 
Pflanzen ailmählich daran, die volle Sonne zu ertragen. Reichliches Bewässern 
ist notwendig, Ein Austrocknen der Erde rächt sich an den Chrysanthemum 
jedesmal. 

Sobald die Wurzeln die Töpfe zu füllen beginnen, versetze man die jungen 
Pflanzen, ohne den Topfballen nur im geringsten zu stören, in I12— 15cm weite 
Töpfe, und zwar gebrauche man eine Erdmischung von 2 Teilen faseriger, lehm- 
haltiger Rasenerde, ı Teil Lauberde und ı Teil verrottetem Pferdedünger. Sehr 
häufig wird Kuhdünger, wie man ıhn auf Weiden finden kann, gebraucht und ist 
dieser dem Pferdedünger vorzuziehen. 

Die Rasenerde ist in grösseren Brocken zu verwenden, als beim ersten Ver- 
pflanzen. 

Da inzwischen der ı. Mai herangekommen sein wird, so bringe man die Töpfe 
gleich in einen kalten Kasten und schütze dieselben nur vor etwaigen Nachtfrösten; 
in den ersten Tagen halte man dieselben geschlossen, doch gewöhne man die 
Pflanzen so bald wie möglich an die Luft. 


Ein Zurückschneiden ist jetzt nötig, um buschige Exemplare zu ziehen; man 
lasse sich aber nicht verleiten, die sehr häufig erscheinenden Wurzeltriebe wachsen 
zu lassen und zu denken, dass mit Hilfe dieser der Busch schon schön stark und 
kräftig werden dürfte, sondern forme den Busch von einem Stamme aus. 

Man schneide die weniger stark wachsenden Sorten auf 20 cm zurück, die 
stärker wachsenden auf 16—20 cm. 

Sobald die unteren Augen ausgetrieben sind, dünne man die Seitenzweige bei 
den grösseren Sorten auf 3—4 aus und lasse den niedriger bleibenden 5—6 Seiten- 
triebe. 

Jeder Zweig ıst mit einem Stab zu versehen, da dieselben leicht abbrechen. So- 

Ian 


180 E. George Reid: Chrysanthemum indicum und dessen Kultur. 


bald d’ese Zweige eine Länge von ı2 cm haben, entspitze man d’eselben wieder, 
lasse aber nur die zwei oder drei stärksten Seitentriebe an jedem Zweige, welche 
sich jetzt wieder bilden werden, wachsen, alle anderen Seitenzweige entferne man. 
Bis zum ı. Juni sollten alle Seitenzwe'ge geformt sein. Die spät blühenden Sorten 
kann man noch bis zum ı5. Juni entspitzen, doch nicht später, wenn man gute 
Blumen erzielen will. 

Ein drittes und letztes Verpflanzen ist vorzunehmen, sobald die Töpfe mit 
Wurzeln gefüllt sind, was schon vor dem zweiten Entspitzen der Fall sein wird. 

Die zur Verwendung kommende Erdmischung besteht aus 3 Teilen Rasen- 
erde, jedoch ungesiebt, in Brocken, ı Teil verrottetem Pferdedünger oder Kuh- 
dünger, ı Teil halbverrotteter Blätter, ı Teil grobem Sand, ı Teil Holzkohle, 
indem man zu je einer Karre voll von dieser Mischung den Inhalt eines ı2 cm 
weiten Blumentopfes voll eines künstlichen Düngers (in England nimmt man 
Busons Pflanzendünger) hinzufügt. Letzterer kann von mir in Büchsen zu 1,00, 
2,50, 5,50, 10,50 Mk. oder in Centner-Säcken per ı00 Pfd. (= 50 %g) zu 13 Mk. 
bezogen werden. 

Die Grösse der Töpfe muss 20—25 cm lichte Weite betragen. 

Das Verpflanzen sollte stets unter Anwendung eines Verpflanzholzes geschehen, 
und zwar muss die Erde fest angestampft werden. Eine Abzugsschicht aus Topf- 
scherben von 6 cm Stärke ist notwendig; über die Topfscherben lege man grössere 
Stücke der zur Verwendung kommenden Rasenerde. 

Über das Einsenken der Töpfe bis zum Topfrande nach dem dritten Ver- 
pflanzen herrschen verschiedene Meinungen; manche Gärtner verwerfen dasselbe 
aus dem Grunde, weil, wenn die Töpfe nicht eingesenkt sind, ein öfteres Giessen 
notwendig ist und hierdurch die Gelegenheit gegeben ist, den Pflanzen mehr 
Nahrungszufuhr durch flüssigen Dünger zu geben. 

Jedenfalls ist aber sehr grosse Gefahr vorhanden, dass die Töpfe ab und zu 
einmal durch die Sonne austrocknen, wodurch dann allerdings ein grösserer Nach- 
teil erwächst, als alle Zufuhr von Dünger wieder gut machen könnte. 

Nachdem nun diese letzteren Töpfe durchwurzelt sind, giesse man abwechselnd 
mit flüssigem Dünger und reinem Wasser. 

Den Dünger bereite man sich folgendermassen: 

Ein Wein- oder Petroleumfass, welches vorher gereinigt wurde, fülle man bis 
zu ‘/, der Höhe mit strohfreiem Kuhdünger, füge 2 Liter Russ bei und giesse bis 
zum Rande Wasser zu. 

Es wird nötig sein, zweimal am Tage, manchmal wohl dreimal, zu giessen. 

Am Abend ist es zu empfehlen, die Pflanzen zu überspritzen. Man hüte sich, 
die Blätter mit dem Dungguss zu benetzen, denn dieselben sterben ab, dasselbe 
geschieht auch, wenn nicht genügend oder zuviel Wasser gegeben wird. 


Im August hält das Wachstum an, in welcher Zeit die Pflanzen die Blumen- 
knospen bilden, und sehe man sich besonders in dieser Zeit mit dem Giessen vor. 
Anfangs September werden die Blütenknospen erscheinen und wird der Flor Ende 
September bis anfangs Oktober beginnen. " 

Vor dem Eintritt der Nachtfröste bringe man die Pflanzen in ein passendes 
Kalthaus; ein Nachtfrost kann schon den ganzen Blütenflor verderben, davon können 
z. B. die meisten der englischen Gärtner im Jahre 1888 sprechen, und war auch 
daher im vergangenen Jahr der Blumenbedarf nicht zu decken. Es wurden im 


Dezember, zu Weihnachten, für das Dutzend Blumen im Engros-Geschäft 2,50 Mk. 
erzielt. 


E. George Reid: Chrysanthemum indicum und dessen Kultur. 


ISI 


Ich habe nachfolgend eine kleine Auswahl von vorzüglichen Ausstellungssorten, 
welche sich sowohl zu Dekorationspflanzen als auch für abgeschnittene Blumen 


eignen, zusammengestellt. 


In der Sammlung befinden sich alle Sorten, welche ich 


auf der Ausstellung am 29. November in Berlin zeigte. 


Sorten, welche sich besonders zu Ausstellungszwecken eignen. 


I. Japanische Sorten. 

Mrs. H. Cannell. Rein weiss, die 
Blumenblätter sehr gross, deren Spitzen 
wie bei Comte de Germiny eingebogen, 
erhielt zwei Auszeichnungen I. Klasse. 

Mr. H. Cannell. Eine ausgezeichnete 
Sorte von tiefgelber Farbe; sie gehört 
auch zu denen, deren Blumenblätter 
wie Locken gedreht sind und baut 
sich vollständig rund. Zwei Auszeich- 
nungen |. Rlasse. 


Edwin Molyneux. Eine wunderbar 


schöne, dunkelrote, auf der Unterseite | 
der Blumenblätter gelb gefärbte Blume, | 


die Blumenblätter sind etwas einwärts 
gebogen, prachtvoll. 

Carew Underwood. Ein bronzener 
Sport von Baronne des Prailley; zwei 
Auszeichnungen I. Klasse. 


Ralph Brocklebank. Ein goldgelber | 


Sport von Mey Merrilies, grosse Aus- 
stellungsblume; verschiedene Auszeich- 
nungen I. Klasse. 

Mrs. ]J. Wright. 
elfenbeinweisse Blume mit langen, ge- 
wundenen Blumenblättern; drei Aus- 
zeichnungen I. Klasse. 


Sarah Owen. Eine ausgezeichnete gold- 
bronzefarbige Blume; Sport von Mad. 


J. Laing, mit langen, breiten Blumen- | 


blättern; zwei Auszeichnungen I. Klasse. 
Comte de Germiny. Nankinggelb, 
tiefbronze, gestreifte Biumenblätter, 
wie Locken gedreht, sehr schön. 
Mad. Lemoine, White. 
schön. 
Blanche de Neige. Rein weiss, grosse 
Blumen, sehr schön. 


sorte. Eine leichte Mischung von Ma- 
genta und Solferino; die Mitte der 
Blume ist weiss. 


Fanny Boucharlat. Weiss schattiert 


Eine ausgezeichnete | 


Weiss, sehr 


| Bronce Jardin des Plantes. 
Belle Paule. Vorzügliche Ausstellungs- 


mit Magenta, Blumenblätter gedreht, 
sehr schön. 


Marguerite Marrouch. Karminrot, 
sehr schön. 

Mons. John Laing. Weisslich rosa 
und gelb schattiert, niedrig, reich- 


blühend. 

Cullingfordii (siehe Tafel 1295, Fig. 2). 
Eine wunderschöne, dunkelrot-braune 
Blume, deren Blumenblätter in der 
Mitte sich etwas nach einwärts wenden 
und dadurch die schöne goldgelbe 
Unterseite im Kontrast zu dem tiefen 
Rot der Oberseite herrlich zur Geltung 
bringen. 

Soleil Levant. Kanariengelbe Blume 
mit sehr grossen Blumenblättern, sehr 
schön gebaut. 

Fair Mair of Guernsey. Eine rein- 
weisse, herrlich gebaute Blume, Blumen- 
blätter sehr gross, bauen sich wie 
ein Federbusch; blüht sehr spät und 
kann nicht genug empfohlen werden 
als später Blüher. 


ı Hiver Fleuri. Eine sehr hübsche creme- 


weisse Blume; Blumenblätter sind 
scharf zugespitzt; blüht sehr reichlich. 


2. Incurved (einwärts gebogene). 
Golden Beverley. Goldgelbe wunder- 
schöne, prachtvolle Ausstellungssorte. 
Whuüte Venus (siehe War r295, Ka. r). 
Ein wahrer Schneeball, rein weiss, vor- 
züglich geformt. 
Lord Wolseley. Sehr schön geformt, 
bronze-rot-violett, prachtvoll. 
Angelina. Bronzeorange, sehr schön, 
vorzüglich als Ausstellungsblume. 
Bronze 
und gelb, sehr schön. 

Queen of England. Weissrosa ange- 
haucht, hochfein, sehr schöne Form. 
Lord Alcester. Primelfarbe, hochfeıin, 

sehr zu empfehlen. 


182 E. George Reid: Chrysanthemum indicum und dessen Kultur. 


Mr. Burn. Schönes Goldgelb, sehr schön | Fabian de Mediana, syn. Fabias de 


geformt, prachtvoll. Madecanaz, sehr schön und gross. 
Mrs. Heale. Sport von Princess of Centrum rosiges Lila. Seitenblumen 

Wales, cr&meweiss, ausgezeichnete 3—4 Zoll lang, violettrosa mit tiefer 

Blume. ı gefärbten Linien; eine herrliche aber 
Prince Alfred. Silberig-rosa, karmoisin, ; sonderbare Blume. 

sehr schön. Acquisition Rosalila, mit gelbem 
Princess of Wales. Perlweiss mit Centrum, sehr schön. 

Rosa angehaucht, sehr schön, grosse | George Sand. Rot mit bronzenem 

Blume. Centrum, sehr schön. 
Hero of Stoke Newington. Solferino Empress. Sehr gross, lila mit hell- 

angehaucht, sehr schön. braunem Centrum, eine der schönsten. 
Bronce Queen. Sehr schöne Bronze- | Souvenir de L’Ardene. Tiefes Lila, 

farbe, zu empfehlen. ' Centrum heller gefärbt; eine sehr grosse, 
Prince of Wales. Purpurrot, sehr schön festgebaute Blume. 


schön, schwer zu kultivieren, aber Madame Goderau. Vorzügliche Blume, 
prachtvoll, wenn gut gezogen. | er&meweiss, hohes Centrum. 
Empress of India. Schneeweiss, sehr | Mrs. Pethers. Rosiges Lila, eine sehr 


schön gebaut, ganz besonders zu schöne grosse Blume. 
empfehlen. | Fleur de Marie. Eine vorzügliche 
Jeanne D’Arc. Rein weiss, wunderbar srosse, weisse Blume. 


schön; sehr bekannt als gute Aus- Kıng ofAnemones. Gross, karmoiısin- 


stellungsblume. - | purpurn, schön ausgeprägte, spät blü- 
Golden Empress. Sehr reines Gelb, | hende Sorte. 
prachtvolle Ausstellungsblume. ı Miss Margaret. Rein weiss, sehr schön. 


Princess of Teck. Weissrosa ange- | Catharine Wheel. Sehr schön. Aus- 
haucht; sehr schöne Ausstellungsblume, zeichnung I. Klasse. 
besonders als später Blüher zu em- | 
pfehlen. | Junge Pflanzen der Anemonen-Sorten 
| per Stück ı Mk., alle übrigen Sorten 
3. Anemonenartige Chrysanthemum. | meinem Spezial-Katalog entsprechend; 


Glück. Goldgelb, sehr schöne Blume. | letztere sende gratis. 


Rhipsalis pulvinigera G. A. Lindberg n. sp.”) 
Von &. A. Lindberg in Stockholm. 
Hierzu Abbildung 33—35. 


Die Cacteengruppe der Rhipsalideen kommt in den Gärten, besonders den 
botanischen, in mehreren Arten vor; doch findet man, dass sehr oft Irrtümer bei 
den Bestimmungen untergelaufen. Der. beschriebenen Arten sind nicht viele, 
doch sind dieselben oft einander so nahestehend, dass man sich leicht irrt. 
Der Fehler geht dann von einem Garten zum andern fort und so werden die Irr- 
tümer weitergeführt. 


*) Wir machen darauf aufmerksam, dass unser verehrter Mitarbeiter Herr G. A. LINDBERG 
noch einen Bruder Dr. S. OÖ. LINDBERG, Professor der Botanik in Helsingfors, besass, der als Bryolog 
und Hepaticolog sehr bekannt ist. Dieser letztere beschrieb auch eine neue Cactee: Napaea 
angustifrons in den Akten der finnischen Akademie. Er ist am 20 Februar d.]J. im 53.-Lebens- 
jahre gestorben. Der Haupt-Cacteenkenner ist aber Herr G. A. LINDBERG. D. Red. 


| 


G. A. Lindberg: Rhipsalis pulvinigera G. A. Lindberg n. sp. 183 


In seiner Enumeratio nimmt PFEIFFER von der Gattung Rhipsalis 16 Arten auf 
und teilt diese in vier Zünfte: die geflügelten, die kantigen, die stielrunden und 
die gegliederten. Die beiden ersterwähnten sind sehr deutlich von einander ver- 
schieden, die beiden anderen gehen in ihren Formen mehr ineinander über, doch 
sind auch diese sehr verschieden, indem die stielrunden sehr langgestreckt sind 
und keine ungleich geformten Seitenäste besitzen, wie die gegliederten. Die stiel- 


Abbildung 33. Rhipsalis pulvinigera Lindberg. Habitusbild (verkleinert). 


runden sind einander im Habitus so nahestehend, dass sehr leicht unrichtige Be- 
stimmungen vorkommen. Die Dicke, die Oberfläche, die Richtung und die Ver- 
ästelung der Stengel, die Lage der Areolen, ob nahe (R. fasciculata) oder weit- 
läufig (die anderen) gestellt, gleichwie die Anzahl der Borsten und der Bau der 
Blüten bilden die unterscheidenden Merkmale der Arten. Mit Ausnahme der R. 
conferta, die die Äste aufrecht trägt, sind die Arten mehr oder minder hängend. 
— Die dünnsten Arten (e—4 mn) sind die R. Cassytha und conferta, die dickste 
bisher beschriebene Art R. funalis (5—6 nm). — Mit quirliger Verästelung ver- 


184 G. A. Lindberg: Rhipsalis pulvinigera G. A. Lindberg n. sp. 


sehen sind R. funalis und Cassytha, doch kommen mitunter auch bei R. con- 
ferta quirlige Äste vor. In Brasilien habe ich als Jüngling dichotome Verästelung 
gesehen (vielleicht die R. Cassytha © dichotoma DC.). Gebüschelt sind die Äste 
bei R. fasciculata und einzelnstehend bei R. floccosa, obwohl auch diese Art 
ausnahmsweise quirlig stehende Äste zeigt, indem in verschiedenen Jahren neue 
Äste in der Nähe der schon emporgewachsenen hervortreten. — Die Oberfläche 


Abbildung 34. Rhipsalis pulvinigera Lindberg. a blühender Zweig nat. Gr, d Durchschnitt des 
Stengels, c nicht Blüten tragende Areole, d Knospe, e Schuppe, / Blüte von der Seite, nat. Gr., 
g Narbe, A, © Areolen nach der Blüte. 


der Äste ist bei der letzterwähnten Art runzelig, mattgrün (die jungen Sprossen 
hellgrün), bei R. Cassytha und conferta hellgrün (auch die jungen Sprossen) 
und bei R. funalis tiefgrün (die jungen Sprossen rot, ein gutes Merkmal, um so 
mehr, weil später, da der Spross sich entwickelt, er einen purpurnen Flecken rings 
um die vertieften Areolen trägt). — Die Areolen sind teils ohne, teils mit Borsten 
versehen. Da wo Borsten vorkommen, sind sie entweder nur einzeln und paarig 
bei R. conferta, Cassytha und funalis, oder mehrere, erst weisslich, endlich 
schwarz, ım Alter abfallend, wie an R. fasciculata. Zur Blütezeit tritt bei R, 


G. A. Lindberg: Rhipsalis pulvinigera G. A. Lindberg n. sp. 185 


REST 


Abbildung 35. Rhipsalis floccosa Salm. a Steriler Ast, nat. Gr., ö blühbarer Ast, nat. Gr., c blüh- 

bare Areole, Z Schuppe von vorn und von der Seite, e blühender Ast, nat. Gr., / Blüte, nat. Gr., 

g dieselbe von der Seite, etwas vergrössert, A Blüte, stark vergrössert, i Narbe und Staubgefäss, 
k Beeren. — Die meisten Vergrösserungen sind 6 malige. 


186 G. A. Lindberg: Rhipsalis pulvinigera G. A. Lindberg n. sp. 


floccosa ein kleines dichtes Haarbüschel aus der Areole hervor und die Blüte 
entwickelt sich in der Mitte des Büschels, ganz wie bei den Lepismien. — Die die 
Areolen deckenden Schuppen sind an den bisher beschriebenen Arten sehr klein 
und kaum für das unbewaffnete Auge erkennbar. 

Aus Kopenhagen erhielt ich vor mehreren Jahren von Herrn M. L. HAuscHILD, 
als er noch den Verkauf von Succulenten betrieb, unter dem Namen R. floccosa 
eine Pflanze, die ich bald nicht mit der Beschreibung übereinstimmend fand. Je 
mehr die Pflanze sich entwickelte, desto mehr ward ich überzeugt, dass ıch eine 
noch nicht beschriebene Art vor mir hatte. Da wahrscheinlich diese Art sich auch 
anderswo befinden wird, halte ich es für notwendig und für meine Pflicht, meine 
Beobachtungen zu veröffentlichen, und füge ich hier, da ich nirgends ein Bild von 
R. floccosa gefunden habe, sowohl das Bild der neuen Art wie auch die analytischen 
Figuren von R floccosa bei. Ebenso teile ich die Beschreibungen der Arten parallel 
angegeben mit. 


Rhipsalis floccosa Salm. | Rhipsalis pulvinigera mihi. 


Stamm ziemlich aufgerichtet, später | Stamm erst aufgerichtet, Später schlaff 
hängend. Äste grün oder graugrün, | hängend. Äste dunkelgrün, glatt, glän- 
etwas runzelig, 4—5 mn dick, einzeln. zend, 3—4 ‚nm dick, cylindrisch, quirlig, 
Areolen sehr unregelmässig stehend, | ausgespreizt. Areolen in regelmässigen 
mitunter nahe, mitunter entfernt; zur | Spiralen: zur Blütezeit mit einem ab- 
Blütezeit mit einem dichten, teilweise | fallenden Haarbüschel versehen. Schup- 
auch nach dem Fruchtansatze bleibenden | pen gross, ı mm breit, bleibend, rötlich- 
Haarbüschel versehen. Schuppen sehr |, braun, halbkreisförmig, gezähnt, plattge- 
klein, kaum bemerkbar, abfallend, grün | drückt. An der Ansatzstelle der Schuppen 
zugespitzt, dem Stamme anliegend. Blatt- ist der Stamm zu einem gewöhnlich her- 
kissen kaum oder sehr wenig ausgebildet. _ vorragenden Kissenangeschwollen. Blüte 
Blüte ı2 mm breit, in den Stamm ein- | 22 mm breit, horizontal ausgebreitet. 
gesenkt, kurzröhrig, etwas geschlossen. ı Blütenblätter ı2, oval, gleichförmig, 
Blütenblätter 8—o, grünlichweiss, un- , die inneren grösser, weiss mit gelbgrünem 
gleich, das obere etwas grösser, gewölbt. | Anhauch, die äusseren gelb. Staub- 
Staubfäden an der Spitze herunter- fäden gerade. Narbe mit vier zurück- 
gebogen. Griffel kurz, dick. Narbe | gebogenen Strahlen. Beere kugelrund, 
mit fünf aufrechten, dicken Strahlen.  purpurrot. 


- | 
Beere kugelrund, matt-weiss. | 


Die R. pulvinigera ist von anderen Rhipsalis-Arten namentlich durch ihre Ver 
hältnismässig grossen, rötlich-braunen Deckschuppen verschieden. 

Die beiden erwähnten Arten zeigen auch in der Kultur eine grosse Verschieden- 
heit. Ich habe sie im Zimmer mehrere Jahre gepflegt und habe dabei beobachtet, 
dass die R. floccosa zu zart für das Zimmer ist und dass sie leicht von Wurzel- 
krankheiten angegriffen wird. Des Winters sind meine Exemplare mehrmals ein- 
gegangen, weil ich die feuchte Luft des Warmhauses ihnen nicht verschaffen 
konnte. Die R. pulvinigera dagegen hat.sich wie eine der stärksten Rhipsalideen 
gezeigt. 

Die Rhipsalideen werden zwar von Pflanzenliebhabern und in botanischen 
Gärten kultiviert, doch nicht so viel, wie sie es verdienen, da grössere Exemplare 
der hängenden Arten zu den schönsten und eigentümlichsten, wie auch zu den 
genügsamsten Ampelpflanzen gerechnet werden können. Meistens sieht man diese 
Pflanzen in Töpfen und in gewöhnlicher, oft kalkhaltiger Cacteenerde erzogen. 


Herm. Ieht: Pflanzensammler in den Tropen. 187 


Man bedenkt dabei nicht, dass sie keine Felsenpflanzen sind, sondern in ihrer 
Heimat an Bäumen des Urwaldes, zusammen mit Orchideen, Peperomien, Farn- 
kräutern, Aroideen und Bromeliaceen epiphytisch auftreten. Aus Brasilien habe 
ich durch Herrn ALBERT LÖFGREN, Souschef bei der Commissao geographica e geo- 
logica da provincia de S. Paulo Rhipsalideen mit zugehöriger Erde erhalten und 
bestand diese nur aus vermoderten Blättern, Zweigen, Rinden u. s. w. Daraus 
kann man schliessen, dass sie in reiner Lauberde wachsen. Dass die Rhipsalideen 
wenig Erde, aber sehr viel Luft für die Wurzeln gebrauchen, ist auch ganz natür- 
lich. Darum pflanze ich sie in Körbe, die mit Moos bekleidet und in der Mitte 
mit Lauberde oder Orchideenerde aus Lauberde, Wurzelfasern, Weissmoos, Kohlen 
und Steinbröckelchen gefüllt sind. Auch gedeihen sie ganz gut in reinem Moos 
und Stecklinge treiben darin sehr gut Wurzeln, doch darf das Moos nicht zu nass 
gehalten werden. Die Bewässerung wird durch Eintauchen ausgeführt. Da die 
Erde durch das Durchfliessen des Wassers bald mager wird, muss man den Pflanzen 
jedes zweite Jahr neue Erde geben. 


Pflanzensammler in den Tropen. 
Von Herm. Ieht. 


Der Mehrzahl unserer werten Leser wird sich schon Gelegenheit geboten 
haben, die kolossalen Quantitäten von Orchideen, Zwiebeln, Knollen, sowie 
anderer Warm- und Kalthausgewächse anzustaunen, welche fast täglich in 
London auktionsweise verkauft werden. Die meisten dieser Naturschätze 
werden durch englischen Unternehmungsgeist und englisches Kapital ge- 
sammelt, versandt und dem Handel übergeben; London ist anerkannt der 
beste Markt dafür und erst in zweiter Linie kommt Gent und New-York. 
Deutschland erhält, mit Ausnahme von Cacteen und Agaven, für welche ın 
anderen Ländern wenig Begehr ist, fast alles aus zweiter und dritter Hand. 

Die Basis für diese grossartigen Importationen ist natürlich der Ver- 
kauf, jeder gutsituierte Privatmann in England sieht es als selbstverständlich 
an, bei seiner Villa ein Glashaus zu haben, weil sein Nachbar auch eins hat, 
und nachdem er einige Zeit damit zugebracht, ein Odontoglossum von einer 
Laelia zu unterscheiden, wird er ersucht, bei einem Freunde ein Exemplar 
‚zu besehen, welches zwei braune Punkte mehr oder’ die Lippe heller nuanciert 
hat. Er darf stundenlang nichts thun als bewundern und staunend mit dem 
Kopf nicken, ärgert sich und bestellt in London für einige tausend Mark 
neue Orchideen, — teilweise um sich darüber zu freuen, zum grossen Teil 
aber um nun selbst seine Bekannten zu ärgern. Sein Interesse steigert sich 
und bald darauf erklärt sich hochgradiges Orchideenfieber. Der Liebhaber ist 
stolz auf seine Pflanzenschätze, der Händler in London verdient schönes Geld 
und die Presse von ganz »Old England« ist darüber einig, dass das konti- 
nentale Pflanzengeschäft im Grunde nur viel Geschrei und wenig Wolle ist, 
während gleichzeitig weit hinten in Brasilien oder Java sich ein Deutscher 
die Beinkleider zerreisst und monatelang kein Bier trinkt, um die glänzenden 


188 Herm. Ieht: Pflanzensammler in den Tropen. 


englischen Erfolge zu Stande zu bringen Die grössere Mehrzahl der Rei- 
senden, welche von Londoner Häusern zum Sammeln in die Welt geschickt 
werden und deren Ruhm begründen, sind Leute, welche in Deutschland oder 
Böhmen das Licht dieser Welt erblickt haben. An tüchtigen, abenteuer- 
lustigen und dabei kenntnisreichen Leuten, weiche gerne in die Wälder 
gingen, fehlt es in England gewiss nicht, aber die fast stets auf unsere 
Landsleute fallende Wahl ist doch ohne Zweifel ein Beweis dafür, dass sie 
der Aufgabe besser als andere gewachsen sind. 

Die Prosperität Englands hat natürlich viel dazu beigetragen, den Luxus 
in exotischen Pflanzen allgemein zu machen, aber man sollte doch meinen, 
dass nach den grossen Veränderungen und Fortschritten der letzten zwanzig 
Jahre wir uns auch etwas leisten können und dass die Anlagen von Winter- 
gärten und Warmhäusern nicht nur an Einkommen der Aristokratie und 
haute finance geknüpft werden. Bei Einrichtung derselben kommen Inter- 
essen der Architekten, Fabriken von Materiallieferungen, Heizungen und 
schliesslich Handels- und Kunstgärtner in Betracht, welche sämtlich durch 
die grösstmöglichste Verbreitung von Glashäusern gewinnen würden. Von 
vornherein sollten auf allen Vorlagen für Privathäuser, in denen der neuzeitige 
Komfort, wie fliessendes Wasser, Badezimmer, elektrische Klingel u. s. w. 
dem Publikum als Notwendigkeiten vorgehalten wird, auch Konservatorien 
oder Wintergärten sein; schliesslich glauben die Leute doch, ohne dieselben 
nicht glücklich sein zu können. 

Das Sammeln von Pflanzen und deren massenhafter Import hat sich 
natürlich erst mit der Zeit entwickelt. Die ersten Anfänge dazu gingen von 
wohlhabenden Privatleuten, Verwaltungen der botanischen Gärten und anderen 
wissenschaftlichen Instituten aus, welche Reisende ausrüsteten und sich in 
die Kosten und Ausbeute teilten. Diese Expeditionen öffneten den Weg, 
Pflanzensammeln einfach als kaufmännisches Unternehmen, ebenso wie z. B. 
einen Mahagoniholzschlag oder Aufkauf von Häuten und Fellen zu betrachten, 
und zwar bedeutend sicherer und mit weniger Risiko verbunden, wie Wall- 
fischfang, Perlenfischerei oder Kupferbergwerke. Auf der einen Seite wusste 
der Importeur durch die vorausgegangenen Erfahrungen ziemlich genau, wie- 
viel Orchideen, Palmen, Baumfarn, Cycas u. s. w., mit sämtlichen Kosten 
bis nach London geliefert, einstehen würden, — auf der anderen kannte er 
die Preise, welche das Publikum gewillt war zu bezahlen, sodass er seinem 
Sammler nur die gewünschte Stückzahl, die er abzusetzen hoffte, aufzugeben 
brauchte. War eine Species überfüllt, die Preise gedrückt oder die Pflanze 
aus der Mode, so gab er einfach Auftrag, sie zu lassen, wo die Natur sie hin- 
gepflanzt hatte; weglaufen konnte sie ihm nicht. 

Auf diese Weise war der Importeur, sobald er einen jungen Mann in 
die Tropen sandte, des Gewinnes ziemlich gewiss, wenn der Betreffende nur 
seine Pflicht beim Anschaffen und Verpacken der Pflanzen that, hatte aber 


Herm. Ieht: Pflanzensammler in den Tropen. 189 


ausserdem noch das nie zu erschöpfende Feld der Neuheiten. Es ist über- 
flüssig zu sagen, dass hierin noch ganze Vermögen stecken. 

Gewöhnlich nimmt man fälschlicherweise an, dass importierte Pflanzen 
von den Reisenden persönlich gesammelt werden. Bei Expeditionen für 
wissenschaftliche Zwecke sind die Strapazen im Urwald freilich unumgäng- 
lich, aber ein geschäftsmässiger Sammler kann keinen gröberen Fehler be- 
gehen, als seine Zeit mit langen Ausflügen, in der Hoffnung Neuheiten zu 
finden, vergeuden zu wollen. Er muss Kaufmann sein, scharf berechnend, 
gewohnt zu bieten und zu feilschen, scharfsichtig, um die immer wiederholten 
und stets schlauer angelegten Versuche der Eingeborenen, ihn zu betrügen, 
abschlagen zu können und muss vor allen Dingen gründliche Erfahrungen 
im Verpacken von Pflanzen, Zwiebeln, Samen u. s. w. haben. Einnehmendes 
Wesen und taktvolles Auftreten erleichtern grössere Einkäufe zu billigeren 
Preisen, denn fast alle Pflanzen werden partieenweise von Indianern auf- 
gekauft. Von gärtnerischer Wissenschaft genügt vollständig eine genaue 
Kenntnis der Arten, welche in Europa einen guten Markt finden und bei 
Neuheiten rasche Übersicht, ob dieselben der Farbe, Form oder Blütezeit 
nach vorteilhaft zu versilbern sind. Das LIinNEsche System in Mono- und 
Dyeotyledonen ist im allgemeinen sehr schätzenswert; für den Sammler ge- 
nügt aber die Einteilung aller Pflanzen in verkauf- und unverkaufbare, und 
dieses System muss er gründlich studiert haben. Hält er sich nicht stets 
vor Augen, dass er für seine Chefs nur Waren anschaffen, aber nicht für die 
Gelehrten botanisieren soll, so verliert er für erstere Geld und erzielt bei 
letzteren höchstens einen Achtungserfolg. Will ein Sammler Kescher oder 
Angelschnur auf die Reise mitnehmen, oder gar ein Herbarium anlegen, so 
ist er von vornherein unbrauchbar. Gesunde, feste Konstitution und solide 
Prinzipien sind selbstredend unerlässlich. Von London aus erhält er genaue 
Instruktionen, damit möglichst viel Zeit und Geld gespart wird. Dieselben 
beruhen natürlich auf Erfahrungen früherer Reisenden und werden durch jeden 
nachfolgenden erweitert. 

Nehmen wir beispielsweise an, der sogenannte Sammler wird nach 
Amerika geschickt, so hat er ausser Empfehlungen und kolorierten Ab- 
bildungen seltener Species genaue Angaben, wo und wie verlangte Arten zu 
finden sind. Er schlägt sein Hauptquartier an einem Platze auf, welcher 
möglichst im Mittelpunkt einer Ochideenregion liegt, weiss die Adressen und 
Wohnplätze der verschiedenen Indianer, welche bei früheren Kollegen mit 
Auszeichnung gedient, kennt genau die früher bezahlten Preise, bestellt dann 
Muster und schliesst daraufhin Lieferungskontrakte für grössere Partieen ab. 
Die Herren Lieferanten stöhnen natürlich, dass alles abgesucht ist, die Bäume 
leer sind und nur noch weit hinten in den Wäldern vereinzelte Exemplare, 
die natürlich viel teurer wären, sässen. Es wird ihnen entgegnet, das sei 
nicht wahr und der gebotene Preis gut bezahlt. Auf beiden Seiten bewegt 


4 
ef 
al 


190 Herm. Ieht: Pflanzensammler in den Tropen. 


sich die Konversation ungefähr in derselben Sphäre, nur dass das Objekt 
verschieden ist, wie zwischen Fischfrau und Hausfrau. Das Geschäft kommt 
zu Stande und Patricio oder Tiburcio erhält ausserdem noch den Auftrag, 
andere in die Augen fallende Sachen zu bemustern, um den Chefs Neuheiten 
senden zu können. In den nächsten Tagen hat der Reisende Ruhe und kann 
nach Herzenslust durch Wald und Feld schweifen, bis die ersten Partieen 
der bestellten Orchideen, Farn, Cacteen oder Agaven eintreffen und in 
der Regel fortwährenden Ärger zur Folge haben. Entweder haben die Leute 
die schönsten Exemplare der Orchideen in kleine Stücke zerrissen, um mög- 
lichst viele zu liefern, oder sie wollen ganz wertlose Epidendren zwischen 
Odontoglossen einschmuggeln. Laelias halten sie über Chlor- oder Schwefel- 
dämpfe, um dafür als neue Species »alba« Extrapreise zu fordern, — Cacteen 
sind mit der Hacke durchgehauen und Agaven lose durcheinander geworfen, 
sodass alle Exemplare brandig sind. Die Politik des Indianers ist stets, ein 
dummes Gesicht zu machen und nichts begreifen zu wollen. Er weiss sehr 
gut, wo er gesündigt hat, spielt aber immer den Beleidigten, wenn man, um 
sich seiner Haut zu wehren, aufschiesst oder Abzüge macht. Vorräte des 
Sammlers von Langmut und Magnesia müssen unerschöpflich sein. 

Nachdem die Quantitäten stark genug sind, werden die Pflanzen sortiert, 
gereinigt und verpackt, — Arbeiten, welche die meisten Leute ohne Erfah- 
rung und besonders ohne gesehen zu haben, wie und warum Pflanzen in 
Europa schlecht ankommen, nicht im stande sind, ohne Verluste, die natür- 
lich auf die Firma fallen, auszuführen. Häufig findet man Indianer, welche 
mit der Zeit grosses Interesse an bestimmten Pflanzen nehmen, die lateini- 
schen Namen lernen und den Wert von Neuheiten wohl zu schätzen wissen. 
Solche verpflichten sich dann, sie zu liefern, verraten aber selten den Stand- 
ort, wie überhaupt auch unter Sammlern jedes Gespräch über das Geschäft 
natürlich verpönt ist. Wer fragt, der bekommt alles, nur nicht die Wahrheit 
zu wissen. Da die englischen Häuser Kaufpreis, Verpackungs- und Ver- 
sendungsspesen, sowie persönliche Ausgaben ihres Reisenden aus Erfahrung 
wissen, wird der finanzielle Teil der Expedition durch monatliche Anweisungen 
auf Banquiers in den grösseren Plätzen leicht geregelt, und bei soliden Firmen 
ist es meistens nur Schuld des Reisenden, wenn er mit dem Gelde nicht 
auskommt. 

Interessant und angenehm ist das wochenlange Leben in kleinen Dörfern 
oder entfernten Minen nun nicht, die Arbeiten nehmen Geist und Körper 
vollständig in Anspruch; — Fieber und Ruhr haben auch schon manchen 
Vorgänger frühzeitig ins Grab gebracht und dabei giebt es keine grosse 
Auswahl unter Leuten, welche Lust und die notwendigen Eigenschaften für 
diesen Posten haben. Daher verstehen sich gute Saläre, Anteil am Gewinn 
bei Neuheiten und hohe Reisespesen für zeitweiligen Aufenthalt bei eivili- 
sierten Leuten von selbst. Wäre jemand mit einem Gehalt engagiert, welcher 


Herm. leht: Pflanzensammler in den Tropen. I9I 


die verlangte Arbeit nach überseeischen Begriffen nicht bezahlt, so würde 
ihm bald gesast, er sei ein Esel und er wird darnach handeln, um das nicht 
auf sich sitzen zu lassen. Romantische Nachtlager unter Palmen, Besteigung 
hoher Berge, Jagden auf Tiger und Wildschweine, sowie zarte Abenteuer 
mit braunen oder gelben Töchtern des Landes sind für den Sammler leicht 
erreichbare Ideale, die aber bald durch Anwesenheit von Insekten aller Arten 
und Species ihren Reiz verlieren. 

Weitere Ausflüge in unbewohnte und unerforschte Gegenden sind 
natürlich im Interesse der europäischen Auftraggeber, doch hängt die Aus- 
beute derselben meistens von der Tüchtigkeit und dem scharfen Auge der 
indianischen Spürhunde, welche jeden Europäer auf der Suche nach Wild, 
Pflanzen oder Insekten übertreffen, ab. 

Häufig stellen sich nach Verlauf der ersten Jahre zwischen dem euro- 
päischen Chef und seinem Sammler Differenzen ein, welche meistens daher 
rühren, dass letzterer sich bei der Verteilung von Gewinn beim Verkauf 
von Neuheiten übervorteilt glaubt. Wer von beiden das Recht auf seiner 
Seite hat, ist in der Regel schwer zu entscheiden; einer behauptet, die ganze 
Partie sei blattfrisch angekommen und sofort zu hohem Preise verkauft, — 
der andere, nur die Hälfte wäre am Leben gewesen, hätte durch schlechte 
Verpackung gelitten und wäre erst nach monatelangen Kulturkosten realisiert. 
Bei Lösung des Kontraktes begeht der Sammler, gestützt auf kleinere Auf- 
träge, den grossen Fehler, für eigene Rechnung arbeiten zu wollen und be- 
findet sich ohne Ausnahme schon nach kurzer Zeit in schweren Geldverlegen- 
heiten, selbst wenn seine Sendungen gut ankommen, obgleich fast keine 
solche gemacht wird, bei welcher der Empfänger nicht über Verderb und 
schlechte Ware schreit. Der Reisende übersieht vollständig, dass, um beim 
Pflanzensammeln Geld zu verdienen, solche tausendweise verschickt werden 
müssen, sonst geht alles in Unkosten auf, und den Weg für diesen tausend- 
weisen Import zu bahnen, erlauben wir uns, den Vorständen von botani- 
schen Gärten, Gartenbau- und Gärtnervereinen hiermit warm ans Herz zu 
legen. 


Allgemeine Regeln der Zimmerpflanzen - Kultur. 
Von Hofgärtner L. @raebener in Karlsruhe. 


Grundbedingungen aller Pflanzenkulturen sind: a) Gute Erde. b) Gute Luft. 
e) Richtiges Licht. d) Genügende Feuchtigkeit. e) Genügende Wärme. 

a) Gute Erde. In den Gärtnereien mit ihren verschiedenen Kulturpflanzen 
sind 10 Erdarten im Gebrauch, welche für sich allein oder in Mischungen ver- 
wendet werden; für Zimmerpflanzen kommen nur 2 Erdarten in Betracht, eine 
leichtere, die Heideerde, für tropische oder feinwurzelige Pflanzen wie Ficus, Farne, 
Erica, Azaleen u. dgl. und eine fettere, schwerere, die Komposterde, für rasch 
wachsende, weniger empfindliche, sogenannte Kalthauspflanzen, wie Geranium, 
Fuchsia, Verbenen u. dgl.; wo man im Zweifel ist, nehme man eine gleichmässige 


192 L. Graebener: Allgemeine Regeln der Zimmerpflanzen-Kultur. 


Mischung beider, stets mit einem Zusatz von reinem Flusssand. Gewöhnliche 
Gartenerde, auch die von Maulwürfen aufgeworfene taugt nicht für Topfpflanzen. 
Komposterde ist das Zersetzungsprodukt von Pflanzenteilen, Mist, Erde u. dgl. und 
ist im dritten Jahre brauchbar. Heideerde kommt von Wäldern, von Bergen und 
Abhängen, sie ist gleichfalls aus Laub, Holz und anderen Pflanzenteilen auf natür- 
chem Wege im Laufe vieler Jahre entstanden. 

b) Gute Luft. Gute Luft heisst die Luft, welche nicht verunreinigt ist durch 
Staub, Russ, Rauch, schlechte Dünste und nicht verdorben durch Gaslicht, trockene 
Ofenwärme, oder durch Zusammenleben mehrerer Personen auf kleinem Raum, 
deshalb ist der beste Platz für Topfpflanzen im Garten, vor dem Fenster, dicht an 
demselben oder im Zimmer bei geöffnetem Fenster. Äusserst schädlich ist die 
trockene, durch das Atmen, durch Brennen von Feuer oder Licht verzehrte, des 
Sauerstoffes beraubte und ebenso die viel Staub enthaltende Luft. Kann auch 
einigermassen den Pflanzen geholfen werden durch tägliches Bespritzen derselben, 
durch Aufstellen von Wasser enthaltenden Gefässen zwischen ihnen zum Zweck 
der Verdunstung, so wird dadurch doch keineswegs die frische, freie Luft, sobald 
sie die genügende Wärme enthält, ersetzt, deshalb stelle man die Pflanzen mög- 
lichst ins Freie, öffne die Fenster, selbst im Winter bei Tagen mit einer Tempe- 
ratur über 5° Wärme; wo wegen Platzmangel dies nicht gut angeht, suche man doch 
den Pflanzen einen Stand in nächster Nähe des Fensters zu geben; solche, welche 
die Blätter verlieren, wie Fuchsia, Geranium und härtere Sachen, wie Lorbeer und 
Oleander können unter Umständen selbst in einem nicht zu dumpfen und dunkeln 
Keller überwintert werden. 

c) Richtiges Licht. Hierunter ist nur das Tageslicht zu verstehen, Gas- und 
Lampenlicht übt keinerlei Wirkung auf die Pflanzen aus. Doch auch das Licht 
der Sonne ist bezüglich seiner grösseren oder geringeren Intensität von verschie- 
dener Wirkung. Liebt man bei Stand der Pflanzen vor dem Fenster im Winter 
und Frühjahr die direkt südliche Lage, so suche man solche im Sommer zu ver- 
meiden, weil die zu grosse Hitze, von der Mauer zurückgeworfen, für die Pflanzen 
nicht gut ist und die Töpfe allzusehr austrocknet; hat man keine andere Wahl, so 
schütze man die Pflanzen durch Beschatten. Östliche und westliche Lagen sind 
für alle Jahreszeiten die besten, erstere noch mehr wie letztere, auch auf der Nord- 
seite können Pflanzen noch gut gedeihen, ja einige, wie Farne, Calla u. dgl. lieben 
dieselbe Da die grünen Pflanzenteile sich stets dem Licht zuwenden, so muss 
man, wenn man nicht einseitige Pflanzen haben will, dieselben öfters drehen; 
Pflanzen im vollen Sonnenlicht aufgewachsen und im Spätjahr hierin ausgereift, 
leisten den Unbilden des Winters kräftigeren Widerstand als Schattenpflanzen. 

d) Genügende Feuchtigkeit. Die Pflanze nimmt ihre Nahrung nur in flüssiger 
Form zu sich. Das Wasser hat die Fähigkeit, die in der Erde befindlichen und 
der Pflanze dienenden Nährstoffe aufzulösen und dieser durch die Wurzeln zuzu- 
führen, deshalb müssen dieselben, wenn anders die Pflanze nicht leiden soll, stets 
in feuchter Erde sich befinden; ist diese zu nass, so können die Wurzeln nicht 
alle Nahrung aufnehmen, die Erde wird luftarm, kalt, sauer und erstere faulen. 
Ist sie zu trocken, so hört die Aufsaugungskraft auf, es vertrocknen auch die 
weichen Wurzelteile, sterben ab und das Leben der Pflanze schwindet, nicht auf 
einmal, aber im Verlauf einiger Stunden oder einiger Tage. Sind einmal erstere 
eingetrocknet, dann nützt es auch nichts mehr, wenn man die Pflanzen giesst oder 
gar ins Wasser stellt. Das beste Giesswasser ist Bach- oder Regenwasser, solches 
vom Brunnen oder der Wasserleitung sollte erst 24 Stunden gestanden haben, ehe 
man es verwendet, es soll die Temperatur des Raumes haben, in dem sich die 


L. Graebener: Allgemeine Regeln der Zimmerpflanzen-Kultur. 193 


Pflanzen befinden. Nimmt man es etwas wärmer, so erzielt man, besonders in kälterer 
Jahreszeit, ein rascheres Wachstum der Pflanzen. Etwas Feuchtigkeit nimmt die 
Pflanze ausserdem noch durch ihre krautartigen Teile, also die Blätter auf, weshalb 
ein Überspritzen derselben eine geringere Wasserzufuhr bedingt, wie umgekehrt in 
trockener Luft letztere bedeutend grösser werden muss. Sind ja einmal die Pflanzen 
zu giessen versäumt worden, und welken die Blätter, so gehören sie nicht allein 
gegossen, sondern auch gespritzt. 

e) Genügende Wärme. Das Wärmebedürfnis der Zimmerpflanzen ist im all- 
gemeinen ein weit geringeres als man gewöhnlich annimmt, wenigstens gilt dies 
für die Jahreszeit, wo die Pflanzen sich im Zustand der Ruhe, des Halbschlafes, 
wenn man so sagen darf, befinden, also im Spätjahr und Winter, ja ein Zuviel ist 
sogar von schädlicher Wirkung. Genügende Wärme haben in dieser Zeit die Zimmer- 
pflanzen bei 3—8° R., meistens ist eine konstante Zimmerwärme von 15° ihr Tod. 
Man stelle deshalb Zimmerpflanzen womöglich in nicht direkt geheizte Wohnräume 
und dahin, wo wenig Staub aufgewirbelt wird. Selbstverständlich darf das Wärme- 
mass auch nicht unter eine gewisse Grenze herabgehen. Können auch einzelne 
Pflanzen ein Erstarren in Eis vorübergehend aushalten, so wird längere Kälte, be- 
sonders wenn sie stärker auftritt, von Topfpflanzen nicht ertragen. Weiss man auch 
nicht genau, wo die Grenze dessen für jede Pflanzengattung sich befindet, so wird 
man doch gut thun, die Temperatur des Raumes, wo Pflanzen überwintert werden, 
nicht unter 2—5°R. Wärme kommen zu lassen; es sollte deshalb, wenn man viele 
oder vielerlei Topfpflanzen hat, zwischen denselben ein "Thermometer angebracht 
sein. Ist die Zeit der wiedererwachenden Natur, das Frühjahr, gekommen, dann 
darf ohne Schaden die Temperatur sich nicht auf zu niederen Graden bewegen, es 
verlangen dann die Pflanzen zum Wachsen eine Tageswärme von 10—ı15°, und eine 
Nachtwärme von 5—1ıo°. 

Es mögen hier noch einige Kultur-Regeln beigefügt sein: Man verpflanze im 
März bis Mai, und zwar nur diejenigen Pflanzen, welche es nötig haben, entweder 
in zu kleinen Töpfen sitzen und nicht mehr genügend Nahrung finden, man nehme 
dann die Töpfe nur 2 bis höchstens 4 cm grösser; oder solche Pflanzen, welche 
krank geworden sind, nicht mehr wachsen, gelb werden und abzusterben anfangen; 
meistens ist hier Wurzelfäulnis die Schuld, die Pflanzen sitzen ın saurer Erde und zu 
grossen Töpfen, sie erhalten deshalb kleinere Töpfe und nach möglichster Entfernung 
des alten Erdballens und Zurückschneiden der toten Wurzel, frische, mit vielem Sand 
durchsetzte Erde. Die Töpfe seien fest gebrannt, porös, ja nicht 'glasiert. Man 
bindet frisch versetzte Pflanzen, wenn nötig, auf und schneidet alles Tote und Dürre 
mit scharfem Messer bis ins Grüne zurück. Im Frühjahr werden die zu langen 
und vergeilten Triebe der Geranien, Fuchsia u. dgl. gleichfalls abgeschnitten. Wer 
Hof oder Garten hat, stellt mit grösserem Vorteil seine Pflanzen im Sommer darin 
auf. Man giesst nur trockene Pflanzen und zwar am besten morgens lieber so viel, 
dass das Wasser unten abläuft, als zu wenig, wodurch die untere Hälfte des Ballens 
trocken bleibt. Pflanzen, welche stark treiben, oder ins Blühen kommen, brauchen 
viel, kranke Pflanzen wenig Wasser. Stehen Pflanzen in Untersatztellern, so haben 
dıe letzteren nur den Zweck, das Abwasser aufzufangen, welches weggeschüttet werden 
muss; die Töpfe sollten erhöht stehen auf Stollen oder eingelegten Steinchen. 
Sauer gewordene Erde kann im Sommer dadurch verbessert werden, dass man die 
Töpfe so lange mit 40° R. heissem Wasser giesst, bis dieses heiss unten durchläuft. 
Finden Pflanzen nicht mehr genügende Nahrung in der Erde oder will man sie 
besonders üppig haben, so giesse man mit Dungwasser. Zü den wenig scharfen 


Gartenfiora 1389, 14 


194 L. Graebener: Allgemeine Regeln der Zimmerpflanzen-Kultur. 


Düngemitteln gehören Seifenwasser, Blutwasser oder Spülwasser, dieselben sind, 
wenn auch vielfach verwendet, nicht sehr zu empfehlen, da sie andere Nachteile 
ım Gefolge haben, wie Erzeugung von Würmern und Maden in der Erde; schärfer 
und wirksamer sind schon die von tierischen Exkrementen herrührenden Stoffe, sie 
müssen mit viel Wasser verdünnt angewendet werden, ebenso die verschiedenen 
künstlichen Düngesalze und Guano. Hornspäne in Wasser zur Gärung gebracht, 
bilden ein vorzügliches Düngemittel, auch Russ und Holzasche, mit viel Wasser 
ausgelaugt, sowie ein Zusatz von etwas Salmiak zu diesem, sind von guter Wir- 
kung. Dünger oder Düngesalze auf die Töpfe oben aufzulegen ıst nicht zu em- 
pfehlen. Würmer, welche sich in der Erde zeigen, entfernt man am einfachsten, 
indem man die Pflanzen umkehrt, rasch den Topf vom Ballen abstösst und die 
Würmer aus der Erde herauszieht. Eine Abkochung von Rosskastanien, womit die 
Pflanzen begossen werden, tötet die Würmer; dasselbe erreicht man, wenn man 
die Töpfe bis über den Topfrand in Kalkmilch — nicht zu stark — stellt. Man 
halte stets die Abzugslöcher offen, wasche von Zeit zu Zeit die Töpfe mit Bürsten 
und die Blätter nicht haarıger oder klebriger Pflanzen mit Schwämmchen und lau- 
warmem Seifenwasser. Gegen Läuse schützt man sich durch öfteres Abwaschen, 
Luftigstellen der Pflanzen oder Bepudern der befallenen Pflanzenteile mit persischem 
Insektenpulver. Man vermeide plötzlichen grösseren 'Temperaturwechsel und lasse 
die Pflanzen so viel wie möglich auf gleichem Platz ruhig stehen; öfteres Verstellen 
stört die Entwickelung; wırd dieses jemals nötig, so stelle man sie wieder so, wie 
sie vorher gestanden haben. Samenbildung schwächt die Pflanzen; man unter- 
drücke diese daher, wo es nicht nötig ist. Zwiebel- und Knollengewächse, welche 
eingezogen sind und keine Blätter mehr haben, brauchen fast gar nicht begossen 
zu werden. 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc. 

Hampels neueste Treibhausgurke. vier oder sogar fünf Knoten hinterein- 
Hierzu Abbildung 36. | ander gleich ganze Büschel, meistens von 
Mit Bezug auf die Notiz in Heft 5 | je drei Gurken sassen, etwa so dicht bei- 
dieses Blattes kann ich berichten, dass | einander, wie bei den kurzen Feldtrauben- 
Herr Garteninspektor HAmPpEL in Koppitz  gurken in sehr günstigen Jahren und so, 
auch nach Erfurt an den Unterzeichneten | wie es die Zeichnerin hier in der Ab- 

Ranken mit Früchten und Blüten, sowie | bildung festzuhalten versucht hat. 
junge Pflanzen seiner neuesten Treib- Die vorgelegten Gurken an den Ranken 
hausgurke eingeschickt hat; dieselben waren bis auf eine besonders abge- 
waren in der letzten Sitzung des Vereins | schnittene Frucht von 4o cm Länge sämt- 
Erfurter Handelsgärtner am 4. März aus- lich noch jung, zwischen Io und 20 c 
gelegt und wurden von sämtlichen an- lang; man darf wohl auch nicht an- 
wesenden Herren als eine ganz ausge- | nehmen, dass alle diese Früchte, am 
zeichnete Leistung anerkannt. Jeder | Stocke gelassen, die volle Länge von 
Kenner ist überrascht beim Anblick eines 45 cn» erreichen würden; dazu sind es 
solchen, man möchte sagen überreich- | ihrer zu viele und man wird, wıe bei 
lichen Fruchtansatzes; es gehört bei den | anderen Früchten, welche überreich an- 
Treibhausgurken schon zu den Selten- | gesetzt haben, gut thun, einen Teil der- 
heiten, dass an zwei Blattknoten hinter- | selben nicht ganz auswachsen zu lassen, 
einander je eine Frucht erscheint; hier | was ja bei Gurken kein Verlust ist, die 
aber konnte man Ranken sehen, wo an | in jeder Grösse nutzbar sind. Die älteste 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen. 


195 


Ranke war sieben Monat alt, daneben 
war eine ganz junge Pflanze ausgelegt, 
welche bereits beim fünften Blatt Früchte 
angesetzt hatte, sodass der Beweis ge- 
liefert war, dass die Sorte nicht nur sehr 
früh anfängt zu tragen, sondern auch 


noch im hohen Alter reich trägt; denn 


für die Gurke ist sieben Monat ein hohes 


Alter; bei der Freilandkultur erreicht 
sie noch keine vıermonatliche Lebens- 
dauer! Sehr interessant ıst auch, was 


der Züchter über die Entstehung dieser 
Sorte mitteilt. Es ist dabei weniger der 
Zufall, als vielmehr ein planmässiges, 
zielbewusstes Streben im Spiel gewesen. 


Die Stecklingspflanzen sind überhaupt 
viel fruchtbarer als die Sämlinge. 

Durch das wiederholte Fortpflanzen 
durch Stecklinge bildeten sich mitunter 
Zweige, welche über und über mit 
Früchten besetzt waren und von diesen 
habe ich die neuen überaus reichtragen- 
den Sorten gewonnen. Ausser den bei- 
folgenden besitze ich noch mehrere ganz 
andere Formen, welche ıch erst diesen 
Winter gewonnen habe. Die Pflanzen 
sınd 7 bis 8 Monate fruchtbar und ver- 
jingen sıch fortwährend. Der erste 
Stengel der Pflanze bildet im Alter einen 
förmlichen Stamm, der gänzlich verholzt. 


"Abbildung 36. Hampels neueste Treibhausgurke. 


Herr HampeL sagt darüber selbst fol- 
gendes: 

»Um die Figenschaften sämtlicher 
Gurken kennen zu lernen, habe ich alle 
die ın den Verzeichnissen geführten Sorten 
gebaut und 1878 nicht weniger als 
65 Sorten Treibgurken nebeneinander 
in einem Hause kultiviert. Aus 


Königin von England, baute diese in 
einem Treibhause allein und befruchtete 
sie gegenseitig, wodurch ich ganz neue 
Sorten erhielt, welche sehr reich trugen. 
Die letzteren wurden durch Stecklinge 
vermehrt, wozu ich nur solche Ranken- 
enden benutzte, welche reichen Frucht- 
ansatz hatten. 


der | 
grossen Zahl wählte ich drei der besten | unter 30 bis 40 Früchten erst eine mit 


aus: Climax, Rollissons Telegraph und | 


| anschnitt, 


Fürs Mistbeet sind die Treibhausgurken 
weniger geeignet; sie faulen in demselben 
leicht.« 

Der raschen Verbreitung dieser aus- 
gezeichneten Sorte steht leider ein grosses 


ı Hindernis entgegen: sie hat die Fähig- 


keit, Samen auszubilden, fast verloren; 
wie Herr HaAmpEL sagt, findet er oft 


Samen, und eine solche, die er jüngst 
hatte im ganzen 7 Korn! 
Hoffen wir, dass es Herrn HAMPEL ge- 
lingt, wenigstens soviel Samen zu ge- 
winnen, dass die Sorte bis zum nächsten 
Jahre in kleinen Portionen im Handel 
angeboten werden kann! 
Erfurt. E. SCHMIDT, 
Firma: HAAGE & SCHMIDT. 
KA 


196 


Bee; 


Alphabetisches Verzeichnis neuer Pflanzen. 


Alphabetisches Verzeichnis sämtlicher im Monat Januar 1889 beschriebenen neuen 
oder abgebildeten älteren Pflanzen, mit kurzen Beschreibungen. 
(Nachdruck verboten.) 


Betreffs der benutzten Zeitschriften und Abkürzungen siehe Seite 54. 


Abies (Tsuga) Albertiana. &@. S. 73 m. A. 

Acer Pseudoplatanus fol. purp. »Prinz | 
Handjery«. Farbige Tafel und Be- 
schreibung in J. @. S. 375. | 

Agave candelabrum Tod. 
Falmouth (Südengland). 
m. A. 

Anemone alpina sulphurea. G@. S. 
ma. 

Angraecum caudatumLindl. SierraLeone. 
DRAN 3358. | 

Apfel, Boiken-. Fg. S. 19. 

A., Danziger Kant-. P.R. S. 43. 

A., Rambour von Beck. P.S.5. | 

A., roter Herbst-Calville. Farbige Tafel | 
und Beschreibung in Fg. S. 17. | 

A., »Soulard Bastard«. A.G. S. ıı m. A. 

Azalea mollis var. S.T. S. 2m.T. 

Begonia hybrida gigantea. N. S. 21. 22. 

B. hybrida globosa. D.&. S. 4. 

B. hybrida gloriosa. N. S. zo und H. S. 3. 

B. »Madame Camilla Thierry«. Farbige 
Tafel Nr. I und Beschreibung in N. 
S. AT. 

B. octopetala Lemoinei. Neu. 
mA Mund A. E. S.224. mA. 

B. Scharffiana. W. S. 24 u. H. S. 1. 

Berberis Thunbergii. @. F. S. 52 m. A. 

Billbergia Windii Hort. Makoy. 6f. S.7 
mA. 


Blühend in 
GA0HESE76 


Io 


R2SY 32 


Birne »Bella dı Farneta«. B.T. S. 20 
m.T. | 
B., Bosces Flaschen-. P.R. S. 43. 


B. »Gute Louise«. P.R. S. 43. 

B. »Jargonelles. G. S. 47 m. A. 

B. »Wildling von Hohensaaten«. P.S. 2. 

Boronia heterophylla. Westl. Australien. 
Neuerdings eingeführter Kalthaus- 
strauch mit reichemkarminroten Blüten- 
flor und fein zerschlitzter Belaubung. 


B2S. 30.,m al. 
Bouvardia »President Cleveland«. Blüte 
scharlachrot. Rv. S. ı3 m. T. 
Brownea macrophylla Masters. Neu- 


granada. (Caesalpiniac.) B M. T. 7033. 

Calandrinia oppositifolia. Westl. Nord- 
amerika. Weiss bis blassrosa. A. 6. 
SY LO, m. N. 

Campanula abietina. Blumen purpur- 
kermesin auf 6Zoll hohen zarten Stielen. 
12S493.m A. 

Capparis spinosa und var. ınermis. Kap- 
pern - Strauch. Südeuropa. R. S. ı5 


m. A. 


Cardy, spanische. (Cynara cardunculus.) 
Ja. S. 15 m. A. 

Catasetum galeritum pachyglossum Rchb. 
f. ınov. var G,0.28073% 

Cattleya bicolor Measuresiana. Brasilien. 
0.A. T. 357. 

C. Chocoensis Lind. et Andr. var. Miss 
Nilsson. L. T. 168. 


 C. Loddigesii und Harrisoniae. 6.C. S.108 


IDEE 
C. Schilleriana Rchb. f. 6f. T. 1290. 


' Chionodoxa Luciliae. Ja. S.4 m. A. 
ı Chironiabaccifera. Südafrika. (Gentianac.) 


Ja.0 Sr rar. Ar 

Chrysanthemum »Cottage Pink«. 6. S. 69 
m. A. 

Chr. »Fair Maid of Guernsey« und 
»Master George Rundle« in Muster- 
exemplaren auf der Ausstellung in 
Roubaix (Frankreich). Ja. S. 7 m. A. 

Chr., Herbst-, neue Varietäten. Jil. S.7 
mel. 

Chr. indicum Mrs. George Rundle. M. 6. 
STE 

Chr, neue.. B. T. S.9 m. A. undslaszor 

Chr., Winter-. @.C. S. 48 m. A. 

Cirrhopetalum pulchrum N. E. Brown. 
Halmahera. L. T. 165. 

Cissus mexicana, ein neuer Edelwein. 
W. S. 9. 

Clivia, Habitusbild. P. R. S. 41. 


Comparettia falcata Poepp. et Endl. 


Peru, Columb. ”0.’A, Trrssozundajz 
Ile 03: 
Cypripedium Crossianum psittacinum 


Rchb. f. nov. hybr. Angl. @.C. S. 9. 
C. Cross. Tautzianum Rchb. f. nov. hybr. 
GICHS.A3: 
C. Farrieanum, superbiens, bellatulum. J. 


439, mA 

C. X Harrisianum polychromum Hort. L. 
PD. 1066: 

C. margaritaceum Franch. nov. spec. 


Westl. China. @. €. S. 43. 

C. Pitcherianum Rchb. f. nov. hybr. 6.C. 
Su 2 In 

C. Stonei platytaenium. J. S. 83 m. A. 


Dahlien, neue einfache gestreifte. N. 
S. 22. 

Dasylirion quadrangulatum. W. S. 36. 

Datura arborea. Eine Gruppe derselben 
in einem Gewächshause in Surrey 
(England). @.C. S.78 m. T. (schwarz). 


Alphabetisches Verzeichnis neuer Pflanzen. 


197 


Davidiainvolucrata Baillon. Tibet. Grosser 
Baum mit lindenartigen Blättern. Ja. 
S.8 m. A. 

Eomecon chionantha Hance. China. (Pa- 
paveracee.) Kalthausstaude mit weissen 
Blüten und epheuartigen Blättern. G@. 
52.76. m- |. 

Epheu - Blüten, monströse. 
m. A. 

Epidendrum radıiatum Lindl. var. fuscatum 
Rehb: i..noy; var 62.6. 9.43. 

Erdbeere »Marschall Pellisier«. Farbige 
Tafel und Beschreibung in P. S. ı. 

Erica Macnabiana. J. S.63 m. A. 

E. propendens und princeps. J. S. 25 
DIENT 

E. Wilmoreana. A.F. S. 25ı m.A. 

Erigeron divergens. J.&@. S. 391. 

Erinus alpinus L. Ja. S. 16 m. A. 

Erythrophloeum pubistamineum P. Hen- 
nings nov. spec. &f. S. 39 m. A. 

Eucharis amazonica. P.R. S. 13. 

Eulophia megistophylla Rchb. f. Comoren- 


G6.C€C. S. ıı 


Inseln (Ostafrika.) (Orchid.) @. S. 62 | 


m. A. 

Ficus Indica. Riesiges Exemplar im bo- 
tanischen Garten zu Calcutta. 
S244 mi A. 

Geum coccineum fl. plenum. M.6. S. zo. 


Gloxinia hybrida grandiflora, leopardierte, 


D. 6. S. 5. 
G. hybrida grandiflora. Neue rosenrote 
leopardierte. N. S. 23 und H. S. 5. 


G. hybrida grandiflora tricolor. N. S. 23. | 
G. hybrida grandiflora venosa. N. S. 22. | 


Godetia »Fairy Queen«. Neu. Blumen 
weiss mit rosa. @. C. S. 20 m. A. 

Hibiscus TrionumL. Annuellemitgrossen, 
grünlich-weissen, im Centrum roten 
Blüten. @. S. 32 m. T. 

Himantophyllum, Habitusbild. P.R. S.41. 

ae hortensis in Kronenform. M.G. 

22. 

Hypericum Moserianum. Neu. &f. S. 25. 

Iberis Forestieri Jord. ].@. S. 392. 

I. nigricans Fisch. J. G. S. 392. 

Ilex amelanchier M. A. Curtis. Ostl. Nord- 
amerika. Selten! @. F. S. 4o m.A. 

Irıs Kaempferi var. J. S.68 m.A. 

Ixiolirion tartaricum. M. 6. S. 23. 

Kalancho@ carnea. Südafrika. Neu. 
(Crassulac.) Blüten fleischfarben, wachs- 
artig, wohlriechend, in dichter Rispe. 
3.29 m.A. 

Kartoffel »Bliss’ rough Diamond« (Sola- 
num verrucosum var.?) Neu. A.G. S.2ı. 
m. A. 

Kohlsamen auf Blättern erzeugt. Ein 
Stück alten Aberglaubens. P.R. S. 17. 

Laelia anceps Ldl. var. amabilis Rchb. 
f, nov. var. @.C. S. 104. 


GIER 


Laestadia Bidwellü. Pilz auf Weintrauben. 
A.G. Sog m.A. 

Lilium Nepalense. Braun - violett mit 
schwefelgelben Zipfeln. G. S. 54 m.T. 

Linaria cymbalaria L. Ja. S. 16 m. A. 

Lindsaea Lessoni und trichomanoides. 
@irlicesyE.G2 5. 28. m. A. 

Lobelialittoralis in Blüte und mit Früchten. 
W. S. 29 und H. S. 2. 

Luculia gratissima und Pinceana. Pflanzen 
des temperierten Hauses mit fleisch- 
farbenen und weissen, wohlriechenden, 
im Herbst und Winter erscheinenden 
Blüten. @. S. 58 m. A. 

Macodes Javanica Hook. fil. Java. (Or- 
chid.) Hübsches sammetgrünes, weiss 
gestricheltes Blatt; Blüten klein, schar- 
lach mit gelb, in aufrechter Ahre. B.M. 
T. 7037. & 

Magnolia conspicua. (M.Yulan.) J. S. 46. 
ano Val Hi 

Miltonia Bleueana. Neu. (Odontoglossum 
(Miltonia) Roezlii X vexillarium.) M. 
STAR 

Mirabilis californicus Gray. J.6. S. 393. 

Mistel als Kronenbäumchen auf Weiss- 
dorn veredelt: 1. 5483 ma Ar 

Nelke, Remontant-, »Kronprinz Fried- 
rich Wilhelm«, »Grenadier«, »Frau 
Haase«. 6f. T. 1288. 


ı Neuheiten von 1888. G.C. S.7 und 43. 
| Odontoglossum Cervantesii und Rossii. 


M. S. 19 m. A. 
radiatum Rchb. f. Neugranada. L. 

702% 

ÖOlearia insignis Hook. f. Neuseeland. 
(Compos.) Strauch mit grossen blass- 
grünen, filzigen Blättern; Blütenköpfe 
weiss mit gelber Mitte. B.M. T. 7034. 

Oncidium Forbesii Hook. var. maximum. 
E34 AB, acoyl, 

OÖ. Jonesianum. Rv. S.7 m. T. 

OÖ. Jon. flavens Rchb. f. Paraguay. 0.A. 
197300: 

Örchideen-Hybriden, neue. &. S. 71. 

Panicum excurrens Sand. J. 6. S. 394. 

P. italicum var. japonicum. W. S. 34- 

Papaver laevigatum. Orient, Kaukasus. 
Blume scharlach. @. C. S. zo m. A. 

P. laevigatum. H. S. 2. 

Passiflora Watsoniana M. F. Mast Neu. 
Blumen violett mit rotem Centrum und 
weissen Sepalen. Ill. S.g9 m. T. 

Peristeria Rossiana Rchb. f. nov. spec. 
6.C. S. 8. 

Petersilie »Ruhm von Erfurt« mit dop- 
pelt gekraustem, gefülltem Blatt. W. 
S. 38 und H. S. 8. 

Pflaume, Haus-. P. R. S. 43. 

Phlox Drummondi nana compacta carnea. 
HSI7 


O. 


198 


ar 


Alphabetisches Verzeichnis neuer Pflanzen. — Kleinere Mitteilungen. 


Phlox Drummondi-Varietäten, neue. A.G. | Sarcodes sanguinea. 


S: 14:m..A. 

Picea (richtiger Abies) bracteata. Kali- | 
fornien. &. S. ız m. A. 

Pınus Sabinıana in Kew Garden. @.C. 
S.44 m. A. 


Plumbago Zeylanica L. J. @. S. 395. 

Polypodium vulgare L. und var. Ja. S. 16 
DIAS 

Primula Chinensis und Varietäten. @. C. 


Si | 
P. obeconica. N. S.24, D.6. S. 14 und | 
2H..S:4. 

Quercus pedunculata flicifolia. Fg. S. 9. | 
Ramondia Pyrenaica Koch. Ja. S. 16 


m. A. 
‚Rhapıs flabelliformis. P. R. S. 33. 


Rhododendron (Azalea) arborescens 
Einshe2Gk2s: s2,m. 2A. 

Rh. Collettianum Aitch. et Hemsl. Neu. 
Gf. S. 25. 

Riemenblatt. P.R. S. 41. 


Rosa Banksıana plena. M.&. S. 29. 


R. incarnata Mill. Frankreich. Blume | 
ziemlich gross, dunkelrosa. Bereits | 
1640 von Parkinson erwähnt, dann 


aber als Species bis auf die neuere 


Zeit gänzlich übersehen. B.M. T. 7035. | 


Rose »Charles Rouillard«. Monströse 
korm (derselben. J.r. S. 3 m. A. 

»Clotilde Soupert« 
Notting 1889). 
lyantha-Rose. Farbige Tafel und Be- 
schreibung in R. Z. S. 2. 


R. 


R., gelbe Banksia-. M. 6. S. 29. 
BR »Seipion Cochete.) Jr. Ss. 3 m. T. 
Rosen, neue, RS. 13 


R.n, im November 1888 ın den Handel 
gebracht (Forts.) M. S. 14. 

R.n, von 1888—89. G&. S. 43 u. 66. 

Rosenpyramiden. R.Z. S. 6. 7. 


Saccia elegans Naudin (Convolvulacee). 
Neu. Kalthausstrauch mit lila Blüten. 
R. S. 35. 

Salat »Kapuziner Bart«. Künstlich ge- 
bleichte Triebe der wilden Cichorie. 
R. S. zo m. A. 

Salvıa nubia Aıt. 


J.G. S. 395 und Fg. 
So 


(Soupert &| 
Grossblumige Po- 


' Scutellarıa alpına L. 


ı Stiefmütterchen, gefülltes weisses. 


ı Tachiadenus 


Hochgebirge Cali- 


fornıens. (Monotropacee.) Schnee- 
pflanze. Blattlos, zahlreiche kleine, 
karminfarbige Blumen in aufrechter 


Ahre, umgeben von grossen rosigen, 


silberglänzenden Brakteen. Noch nicht 
in Kultur. "ArGı SS: 17 Emar 
Sarracenıa Drummondi. Ja. S. ı9 m. A. 
Scabiosa atropurpurea und atropurp. fl. 
pl22B2Sropmee 
Sc. hybrida Victoriae hort. Dam. 
S. 13. 


Fg. 


| Schomburgkia lepidissıma Rchb. f. noy. 


spee) G46.5.72% 

Scolopendrium vulgare L. und undulati- 
folıum Hort. Ja. S. 16 m. A. 

Niedliche Alpine 
mit rosa-purpurnen Blüten. R. S. ı2 
mer 

Septora Dianthi Desm. Pilz auf Nelken- 
blättern. A. F. S. 252 m. A. 


Sicana odorifera Naudin. Brasil. (Cucur- 


bitacee). Neu. Kletternd; Blüten gelb; 
Früchte orangerot, essbar. R. S. 35. 

Sobralia xantholeuca. Blumen blassgelb. 
SeltenG 017578. mau 

Solanum albidum Poortmani. Ecuador. 
Starkwüchsige Sommerbeet-Pflanze mit 
acanthusartiger, schöner Belaubung. 6. 
SOLL mE A. 

Sophronitis grandiflora Ldl. 
AN ons 


Brasil. L. 


A. F. 
Sa] Yan, va 

Streptocarpus parviflora E. Meyer. Süd- 
afrıka. (Gesnerac.) Blüten weiss mit 
 violetter Röhre, in aufrechter Traube. 
B.M. T. 7036. 

carinatus. Madagaskar. 

(Gentianacee) Niedliche Warmhaus- 

Annuelle; Blumen purpurn, Röhre weiss. 

6.6. S.43 m. A. 


Taxus baccata var. @. S. 36 m. A. 


| Torenia Fournieri »compacta«. N. S. 23. 


Tydaea hybrida. N. S. 23, D.@. S. 5, H. 
S.6 und W. S. 3. 

Vanda tricolor Ldl. Java. L. T. 167. 

Wein, roter Gutedel. P. R. S. 43. 

Winter-Levkoje »Ruhm von Elberfeld«. 
Neu.af. Sy25: 


Kleinere Mitteilungen. 


Welche Johannisbeersorten sollen besonders 
mit Rücksicht auf die Weinbereitung ange- 
pflanzt werden? 

Bei der Bereitung von Johannisbeer- 
wein für den Hausbedarf kann man die- 


jenigen Beeren verwenden, welche der 
Garten und der Markt eben bieten, denn 
die Güte des zuerzielenden Produktes wird 
weniger beeinflusst durch die Sorte, als 


vielmehr durch das bei der Bereitung _ 


Kleinere Mitteilungen. 


199 


beobachtete Verfahren. Es können des- 
halb rote, weisse, gelbe, gestreifte und 
schwarze durch einander gekeltertwerden. 
Wünscht man den Most dunkelfarbiger, 
so kann man dies durch eine vermehrte 
Beigabe von schwarzen Beeren leicht er- 
reichen. Man braucht deshalb bei 
etwaiger Anpflanzung von Büschen in 
Gemüsegärten bezüglich der Anzahl nicht 
gerade ängstlich zu verfahren. Man wählt 
von jeder Farbe einige Sträucher, jedoch 
dürfte es sich empfehlen, von den rot- 
früchtigen doppelt so viel zu nehmen 
als von den übrigen. Anders verhält 
sich jedoch die Sache, wenn es sich 
darum handelt, eine grössere Fläche 
mit Johannisbeersträuchern anzupflanzen 
zwecks Gewinnung von Beeren im grösse- 
ren Massstabe zur Fabrikation von Wein 
im grossen. Hier dürfte es sich em- 
pfehlen, nur rote, weisse und schwarze 
Sorten anzupflanzen und zwar im Ver- 
bältnis wie 5:5:1. 


Die weissen Johannisbeeren sind sehr 


gesucht, da die Weine von dunkelroter 
und solche von reinweisser Farbe zur 
Zeit als Handelsware die höchsten Preise 
erzielen. Die Anpflanzung der weiss- 
früchtigen Sorten wurde aber bisher ver- 
nachlässigt. Es empfiehlt sich deshalb, 


bei den Anlagen von grösseren Anpflan- 


zungen die weissen im vermehrten Mass- 
stabe zu berücksichtigen; denn einesteils 
sind gerade die weissen sehr ertragreich, 
dabei süss und milde im Geschmack, so 
dass sie von allen Johannisbeeren neben 
den grossfrüchtigenschwarzen (Bang up!), 
die allerdings zur Zeit noch weniger be- 
kannt sind, die beliebtesten Tafelfrüchte 
bleiben werden; andererseits sind sie zur 
Weinbereitung sehr begehrt und schon 
zu wiederholten Malen erging an mich 
von seiten renommierter Produzenten die 
Bitte um Namhaftmachung von Bezugs- 
quellen dieser Sorte. Ich konnte diesen 
Aufforderungen in den seltensten Fällen 
nachkommen. Die weissfrüchtigen Sorten 
werden ın grösseren Mengen augenblick- 
lich kaum kultiviert. Eine Ausnahme 
machen, abgesehen von einzelnen grösse- 


ren Pflanzungen, die speziell für Wein- 

kelterei hergerichtet sind, einige lokal 

eng begrenzte Gegenden, wie Werder 
bei Berlin und Vierlanden bei Hamburg. 

Jedoch wird auch hier nicht viel mehr 

produziert als der Konsum der beiden 

genannten Grossstädte erfordert. 

Da nun die Kulturen dann den 
höchsten Ertrag liefern, wenn sie 
alljährlich eine reichliche Menge 
von Früchten liefern, welche die 
für die Weinbereitung erwünschte 
milder Satıneizeisien.. sion sine 
selbstverständlichh dass beim 
Massenanbau grossbeerige, voll- 
traubige, fruchtbare Sorten mit 
mildem Säuregehalt am meisten 
zu berücksichtigen sind. 

Ich schlage aus diesen Gründen für 
Weinbereitung besonders folgende Sorten 
vor! 

A. Vondenroten: ı. Kirschjohannis- 
beere; 2. Holländische rote; 3. Ver- 
sailler; 4. Langtraubige; 5. Frucht- 
bare (La Fertile); 6. Frauendorfer; 
7. Kaukasische. 

B. Vonden weissen: ı. Holländische 
weisse; 2. Kaiserliche weisse; 3. 
Grossfrüchtige weisse;*) 4. Englische 
grosse weisse. 

C. Von den schwarzen: ı. Bang up; 
2. Neapolitanische; 3. Victoria. 

Als kleinere Auswahl empfehle ich von 
diesen am meisten: 

A Niome votenznn. Holländische, 2% 
Langtraubige und 3. Fruchtbare. . 

B. Von weissen: 1. Kaiserliche weisse; 
2. Holländische weisse; 3. Gross- 
früchtige. 

C. Von schwarzen: ı. Bang up und 
2. Neapolitanische. 

Ausführlicheres hierüber, besonders 
auch die eingehende Beschreibung der 
einzelnen Sorten, Art und Weise der 
Pflanzung, Vermehrung u. s. w. findet 
man in meinem Buch: »Der Johannis- 
beerwein, sowie die übrigen Obst- 


”) Die Werdersche weisse Johannisbeere dürfte: 


mit der grossfrüchtigen identisch sein. 
L. W. 


200 


wu 
f Nr 
x 
f 


Kleinere Mitteilungen. 


und Beerenweine« (Verlag von EUGEN 
ULMER in Stuttgart.) Preis elegant geb. 
3 Mk. 

Ich will zum Schluss nur noch hinzu- 
fügen, dass die Anlage von grösseren 
Pflanzungen Landleuten bei den zeit- 
weiligen schlechten Konjunkturen nur 
zu empfehlen ist. Ein Hektar Landes 
mit Johannisbeersträuchern  bepflanzt 
kann jährlich im Durchschnitt bei einiger- 


massen günstigem Absatz einen Rein- | 


gewinn von über 1ooo Mk. einbringen. 
Dabei macht die Pflanzung, abgesehen 
von dem Pflücken (wozu Kinder ver- 
wandt werden können), kaum eine 
nennenswerte Arbeit. Ich bin gern er- 
bötig, denjenigen, die sich für die Sache 
interessieren und die in irgend einem 


Punkt noch ausführlichere Auskunft 
wünschen, mit Rat an die Hand zu 
gehen. Ich bitte, der brieflichen An- 


frage dann eine Retourmarke beizufügen. 
Kappeln (Schlei). 
H. Tımm, 
Lehrer an der landwirtschaftl. Schule. 


Weiden zur Korbflechterei und ihre Feinde. 


Auf der Ausstellung der Deutschen 
Landwirtschaftsgesellschaft zu Breslau im 


Juni v. J. war eine besondere Bewerbung | 


für Weiden ausgeschrieben. Die grösste 
Sammlung hatte der Bürgermeister J. A. 
KRAHE in Prummern bei Geilenkirchen 
(Aachen) ausgestellt, u. a. auch eine T'afel 
mit Blüten und Blättern einiger Korb- 
weiden in Herbarform nach der Blütezeit 
geordnet. Die Reihenfolge war: Salıx dasy- 
clados, pruinosa (ist wohl identisch mit 
caspica oder richtiger daphnoides), Ca- 
prea X daphnoides, acuminata (Caprea X 
viminalis), cinerea, purpurea X viminalıs, 
purpurea, viminalis, amygdalina, viminalıs 
x repens, nigricans aurita, aurıta X livida, 
alba, Sieboldiana, cordata, arbuscula, 
caesıa, ein künstlicher Bastard von lon- 
gifolia und englischer viminalıs. 
Derselbe hatte auch die Feinde der 
Weidenkulturen vorgeführt: Curculio 
Japathi, ein Rüsselkäfer, saugt die Trieb- 


spitzen aus, durch das Aussaugen ent- 
stehen Warzen, die Larve zerstört die 
Stöcke, Haleas chlorana, die Raupe 
wickelt die Triebspitzen ein und frisst 
sie aus, Lina populi, Käfer, frisst die 
Blätter der Purpurweiden und deren 
Bastarde, Gallwespen bewirken die be- 
kannten Weidengallen, Galeruca, Käfer 
und Larven fressen Blätter und Spitzen 
ab, Tipula, die Larve der Schnake, 
beisst die Keime ab, Omias Barypeithes, 
der kleine Käfer frisst alle Keime der 
geschnittenen Anlagen ab, die Pflanzen 
sterben, Phraton vulgatissima, Käfer und 
Larven fressen die Blätter ab. 

Sowohl die Herbar-Exemplare- wie die 
Insekten hätten etwas sauberer und ge- 
schmackvoller hergerichtet werden kön- 
nen, ım übrigen war die Sammlung sehr 
lehrreich und wurde Herrn KRrAHE 
u.a. die grosse silberne Medaille der 
Deutschen Landwirtschafts - Gesellschaft 
zugesprochen. 

ERNST KNAUER, Weidenzüchterei in 
Brieg, hatte seine vorzüglichen !geschälten 
Weiden nach der Grösse geordnet. Die 
längste Art war Salıx viminalis, die be- 
kannte allgemein verbreitete Korbweide, 
dann folgten vitellina und amygdalina; 
glutinosa, alba kurz, purpurea desgl,, 
triandra am kürzesten. Nicht reinweiss 
waren: hippophaäfolia (amygdalına X vi- 
minalis) und pruinosa, beide ziemlichlang, 
sowie alba, länger als beide vorigen. 

Graf ADELMANN, Schloss Adelmanns- 
felden bei Ellwangen, Württemberg, 
lieferte S. amygdalina vitellina (?) in vier 
Grössen, ferner S. nigra, latıfolia, vitellina, 
purpurea (kurz), viminalis, purpurea helix 
(kurz). F. WıssHak in Biberach, Württem- 
berg, führte gekochte Weiden vor, doch 
dürfte nach dem offiziellen Bericht des 
Herrn von Wissmann, Döbschütz im Jahrb. 
der Dtsch. Landw.-Gesellschaft 1888 S. 316 
die Farbe noch nicht genügend braun 
und gleichmässig sein. Herr SCHACHT 
in Sadewitz, Schlesien, lieferte gute lange 
Ruten, die Herren Kurz und OBERBIGLER 
in Weissenborn, Bayern, nur kurze, wenn 
auch brauchbare. Die Weiden des Grafen 


Kleinere Mitteilungen. 201 


VON EGLOFFSTEIN, Arklitten, Ostpreussen, | | Die Buche in Norwegen. 
hatten durch Unkraut an Güte eingebüsst. Hierzu Abbildung 37. 
Sehr interessant war es, die Arbeit der Im Jahrgange 1888 der Gartenflora 


Weiden-Schälmaschinen mit anzusehen, | haben wir aus SCHÜBELERS reichhaltigem 


Abbildung 37. Buche bei Gravdal (Norwegen), 1873: 22,6 »» hoch, Stammumfang 3,8 m. 


namentlich !der von A. Morıtz, Berlin | Viridarium norvegicum die Abbildungen 
und der von L. R. KüHnn, Schönebeck | verschiedener grosser Bäume wiıeder- 
a. Elbe. gegeben. Heute möchten wir denen noch 
die einer Buche folgen lassen (Abb. 37). 


202 


Dieselbe steht auf dem Gute Gravdal, 
dicht bei Bergen (60° 23‘ nördl. Breite, 
2°.58' östl. Länge) und hatte 1873 eine 
Höhe von Der Stamm, 


22,6 m. der 


ı25 cm über dem Boden einen Umfang | 


von 3,8 m hat, teilt sich schon 30 cm 
höher in fünf starke Äste, die Krone hat 
einen Durchmesser von 21 m. 


Die Buche, welche bekanntlich fast die | 


ganze Ostsee umkränzt, kommt in Nor- 
wegen nur südlichen Teile wild- 
wachsend vor. 
Laurvick zwischen 59 und 59,5° nördl. 
Breite findet man ordentliche Buchen- 
wälder. Auch zwischen Arendal und 


ım 


Grimstad (58° 23" nördl. Breite, 6° 22”. 


östl. Länge) findet man einen kleinen 
Wald von grossen Bäumen, 
ungefähr um 1600, dann in der Mitte 
des 17. Jahrhunderts erwähnt wird. — 


“ Von dort bis nördlich von Bergen kommt | 


die Buche nur angepflanzt vor, aber in 
Exemplaren bis 24,5 »» Höhe, bei 1,3 m 
Umfang ın Brusthöhe. — Selbst ın den 


Torfmooren, wo sonst sich vielerlei Über- 


reste von Bäumen finden, ist keine Buche 
entdeckt. — Angepflanzt gedeiht die 
Buche noch ziemlich gut bei Tbrondhjem 
- (63° 26° nördl. Breite) und zwei junge 
Buchen, die SCHÜBELER 1874 nach Stegen 
in Nordland (67° 56‘ nördl. .Br.) sandte, 
haben gut getrieben. Ihr Wuchs ist frei- 
lich langsam, sie machen in guten Som- 
mern aber doch 50 cm lange Jahres- 
triebe. 


In Schweden verläuft die Polargrenze | 


in dem westlichen Teile bei 59°, im Ööst- 
lichen bei 57° 5', angepflanzt finden sich 
einige aus Samen 1733 erzogene bei ElIf- 
kalöens Brug an der Dalelf 60° 35‘, dem 
nördlichsten Standort grösserer Bäume 
(17 m hoch) in Skandinavien. 

Bei Wasa in Finland (63°) bleibt die 
Buche nur buschförmig, in Petersburg 
friert sie nach REGEL auch meist bis zur 
Schneedecke zurück. Von Kalmar im 
südöstlichen Schweden zieht sich d'e 
Nord- und Östgrenze der Buche an die 
Küste der Ostsee zwischen Elbing und 
Königsberg (54,5°), geht dann durch 


An der Südostküste bei | 


der zuerst | 


Kleinere Mitteilungen. 


be ii 


Lithauen und das östliche Polen nach 
Wolhynien, wo man in 52—50° ordent- 
liche Wälder findet und weiter durch 
Podolien und Bessarabien nach der Krim 
und dem Kaukasus. In der europäischen 
Türkei steigt sie waldartig bis in Höhe 
von 1255 »n, in der Schweiz 1200— 1350 2, 
eingesprengt bis 1500 », in Bayern bis 
1496 m, ın den Karpathen bis 1240 »z, 
im Jura bis 1537 »», in den Appeninen 
941—1568 m, auf dem Ätna bis 2100 m. 

Die Stammpflanze der Blutbuche wurde 


ı nach SCHÜBELER in den Jahren 1760—70 


bei Sondershausen gefunden und soll dort 
noch stehen. 


Zwiebelpflanzen in Holland. 

Die Kultur von Zwiebelgewächsen für 
Handelszwecke datiert in Holland von 
der Mitte des 16. Jahrhunderts und führte 
die günstige Beschaffenheit des Bodens 
dort zu der raschen Entwickelung dieser 
Industrie. Hyazinthen, Tulpen, Krokus 
und Narzissen werden ın allen Distrikten, 
welche sich vom Haag bis nach Alkmaar 
ausdehnen, gezogen, doch bleibt der 
Mittelpunkt der Betriebsamkeit noch 
immer Haarlem und seine Umgegend, 
wie dies schon vor 250 Jahren der Fall 
war. Für Grund und Boden, wie solcher 


, für die Kultur von Hyazinthen besonders 


geeignet ist, wurden manchmal ganz 
enorme Preise gezahlt und galt der Hektar 
von derartigem Lande in der Gegend 
von Haarlem oft 20000 Gulden, im Durch- 
schnitt gegen sonst ungefähr 6500. Hya- 
zinthen und Tulpen erfordern fortgesetzte 
Sorgfa.t, beträchtliche Arbeit und eine 
Menge Dünger, von dem man für 1200 
bis 1800 Gulden pro Hektar für Hya- 
zintken und etwa rooo Gulden für Tulpen 
rechnet. Künstlicher Dünger wird nie- 
mals verwandt. Nach Krokus wächst 
jetzt die Nachfrage Jahr für Jahr, doch, 
da diese Pflanze verhältnismässig nur 
wenig Wert hat, wird sie nur auf Boden 
von geringerem Preise kultiviert. Der 
schwere Boden in der Umgegend von 
Haarlem eignet sich besonders für die 
Zucht von Narzissen, die ihren haupt- 


Kleinere Mitteilungen. 


203 


sächlichsten Absatz nach Grossbritannien 
finden. Während der letzten Jahre be- 
treibt man auch einen bedeutenden 
Handel mit abgeschnittenen Blumen, die 
ebenfalls meist nach dem vereinigten 
Königreich exportiert werden, doch ist 
dies immerhin, in anbetracht der zarten 
Beschaffenheit der Blumen und bei dem 
Wechsel in der Nachfrage auf dem Lon- 
doner Markt, ein missliches Geschäft. 
Um sich jedoch eine Idee von der Aus- 
dehnung dieses Handels zu machen, so 
sei erwähnt, dass im letzten Jahr ‘eine 
einzige Haarlemer Firma nicht weniger 
wie 1oo0o0 Kisten mit abgeschnittenen 
Blumen ausführte*). Man: hat auch Ver- 
suche gemacht, das Parfüm der Hya- 
zinthen herauszuziehen, doch nur zum 
Teil mit Erfolg, besonders vom kauf- 
männischen Standpunkt aus. Der jähr- 
liche Handel mit holländischen Zwiebeln 
erreicht die Summe von 2 bis 3 Mil- 
lionen Gulden und sind Deutschland, 
Grossbritannien, Russland und Nord- 
amerika die Hauptabsatzländer dafür. 
Es wird konstatiert, dass dieser Industrie- 
zweig ungefähr einer Million Leuten 
Beschäftigung liefert, dass jedoch nur 
etwa 30o Firmen vorhanden sind, welche 
den Zwiebelhandel im grossartigen Mass- 
stab betreiben und ihre Produkte expor- 
tieren. Als grösstes Geschäft in dieser 
Art ist J. H. KRELAGE in Haarlem bekannt. 
O. W. 


Romneya Coulteri Starv. 


Diese noch seltene, wahrhaft schöne 
Freilandpflanze gehört zur Famile Papa- 
veraceae und ist in England im Volks- 
munde als »Californian Tree Poppy«, d.h. 
kalıfornischer baumartiger Mohn, be- 
kannt. Blühende Exemplare, welche ich 
wiederholt in dem musterhaften botani- 


*) Bekanntlich haben sich die Mitglieder des 
Blumenzwiebelzüchter-Vereins in Holland ver- 
pflichtet, keine abgeschnittenen Hyacinthen zu 
verkaufen, um den Kunden, welche von ihnen 
die Zwiebeln beziehen, 


ınachen., 


keine Konkurrenz zu 


| mit 


schen Garten zu Kew und in der Gärt- 
nerei von THOMAS G. WARE in Totten- 
ham gesehen, waren wirklich bezaubernd 
schön. 

Ein Strauss abgeschnittener Blumen, 
welcher von letztgenannter Firma dem 
Floral-Komitee der hiesigen königlichen 
Gartenbau-Gesellschaft zur Begutachtung 
vorgestellt wurde, erhielt ein Preiszeugnis 
erster Klasse. 

Diese imposante strauchartige Mohn- 
art ıst in Kalifornien heimisch und ist 
am häufigsten auf trocknen Abhängen 
an Flussufern verbreitet. Im Freien aus- 
gepflanzt, sterben die sich im schatten- 
reichen grünen England nur schwach 
verholzenden Triebe während des Win- 
ters bis zum Boden ab, wogegen die in 
einem kalten Kasten unter Glas ge- 
pflegten Exemplare immer grün bleiben 
und nur die äussersten Endspitzen wäh- 
rend des Winters einbüssen. 

Mehrjährige etablierte Pflanzen bilden 
zierliche, ı »» bis 1,50 »» hohe Büsche mit 
zerstreuten, doppeltfiederspaltigen bläu- 
lichgrünen Blättern. Die endständigen, 
flach ausgebreiteten Blumen haben 12 
bis ı5 ca im Durchmesser und geben 
abweichend von den anderen Mohnarten 
einen köstlichen, an Magnolien erinnern- 
den Duft von sieh. Die 6. silber- 
weissen, wie aus feiner Seide gewobenen 


' Blumenblätter decken sich merklich mit 


den Rändern und kontrastieren reizend 
den fast unzähligen goldgelben 
Staubgefässen des Centrums. 

Eine ziemlich naturgetreue kolorierte 
Abbildung finden wir im Garden No. 677, 
1884 S. 400. Meine wiederholten Ver- 
suche, diese so sehr zu empfehlende 
Pflanze durch Stecklinge zu verviel- 
fältigen, sind bis jetzt fast resultatlos 
geblieben. Da uns jetzt jedoch Samen 
direkt aus ihrer Heimat zugeführt wird, 
so werden wir sie recht bald in den 
besseren Gärten angepflanzt finden. 
Romneya Coulteri ist nach meiner Er- 
fahrung ziemlich empfindlich gegen an- 
haltende Nässe und scharfe Kälte, wes- 
halb ich sie für kältere Gegenden in 


204 


Kleinere Mitteilungen. — Litteratur. 


Deutschland nur als Topfpflanze für Kalt- 
häuser empfehlen kann. 
Cr. SONNTAG in London. 


Friedhofs-Gärtnerei. 


In Bezug auf die Frage, ob und inwie- 
weit Behörden berechtigt sind, ein aus- 
schliessliches Recht zur Pflege der Grä- 
ber auf den Kirchhöfen zu verleihen, 


| kannt, wogegen die Staatsanwaltschaft 


‚ Revision eingelegt hatte. 


Das Kammer- 
gericht hob in Gemässheit der Ausfüh- 
rungen und des Antrages des Vertreters 


' der Öberstaatsanwaltschaft die Vorent- 


ist in der letzten Sitzung des Strafsenats | 
ı auf Freisprechung, weil er in der Ver- 


des Kammergerichts in der Revisions- 


instanz eine massgebende Entscheidung 


erfolgt. 


Das Polizeipräsidium zu Magde- | 


burg hatte am 7. November 1885 eine | 
| nur im Interesse der Ruhe, Sicherheit 


Verordnung erlassen, worin es heisst: 
»Die Instandhaltung von Grabhügeln auf 


| 


den hiesigen Kommunalbegräbnisplätzen | 


ist, sofern sie 


nicht von den Hinter- | 


bliebenen selbst oder von ihren in Brot | 


und Lohn stehenden Personen erfolgt, 
nur den vom Magistrat angenommenen 


Begräbnisaufsehern, sowie den vom Ma- | 


gistrat zugelassenen Grabpflegern er- 
laubt«. Zuwiderhandlungen wurden mit 
Geld- event. Gefängnisstrafen bedroht. 


Wegen Übertretung dieser Verordnung 


war der Kunst- und Handelsgärtner Z. | 
zu Magdeburg angeklagt worden, weil 


er ein Erbbegräbnis mit gärtnerischem 
Schmuck versehen hatte, ohne vom Ma- 
gistrat als Grabpfleger angenommen wor- 
den zu sein. Das Schöffengericht zu 
Magdeburg hatte auf Freisprechung er- 


scheidung aufund verurteilte auf Grund 
des erwiesenen Thatbestandes den An- 
geklagten unter Auferlegung der Kosten 
aller Instanzen zu ı Mk. Strafe. In der 
Begründung wurde ausgeführt: der 
Vorderrichter erkennt zunächst deswegen 


ordnung einen unberechtigten Eingriff in 
das Privatrecht erblickt. Ein solcher liegt 
aber nicht vor. Zwar hat die Polizei 


und öffentlichen Ordnung Verordnungen 
zu erlassen, aber sie bewegt sich auch 
hier nur innerhalb dieser Grenzen, in- 
dem sie den Magistrat, da nämlich der 
Kirchhof der Stadt gehört, in seinem 
gesetzlichen Hausrecht schützt. Es liegt 
im öffentlichen Interesse, Kollisionen 
zwischen bestellten und nicht bestellten 
Pflegern vorzubeugen, um so mehr, als 
der Kirchhof ein öffentlicher Ort ist. 
Das Gewerbe selbst aber ist durch die 
Verordnung nicht beschränkt, sondern 
nur die Art der Ausübung desselben, 
und eine solche Beschränkung ist auch 
nach der Gewerbe-Ordnung zulässig. Im 
übrigen aber unterliegt die Zweckmässig- 
keit einer Polizeiverordnung nicht der 
richterlichen Prüfung. 


Litteratur. 


Baron FERD. von MÜLLER, K. C. M. G,, 
M. et Phil. Dr., Iconographie of 
Australian Species of Acacia 
and cognate genera. 

Wieder eins der ausgezeichneten Werke, 
herausgegeben von Baron F. v. MÜLLER, 
das bestimmt ist, für alle Zeiten eine 


feste Grundlage für die Arten der in 


Neuholland heimischen Gattung Acacia 
und deren verwandte Gattungen zu bil- 
den. Kaum hat dieser so unablässig 
thätige Mann ähnliche Werke, seine 


»Eucalyptographia« und seine »Descrip- 
tions and Illustrations of Myoporinous 
Plants of Australia« beendet, da erscheint 


; schon wieder dieses in Rede stehende 
ı Werk ın Royal Quart. 


Jede Tafel ist nur einer einzigen Art 
gewidmet, die unter Anleitung von F. 
v. MÜLLER vom Zeichner des Gouverne- 
ments von Victoria, dem Herrn JOHN 
FERRES, sorgfältig ausgeführt ist, und zwar 
sind da dargestellt je ein Zweig mit 
Blumen und ein anderer mit Früchten 


2 


Litteratur. — Ausstellungen und Kongresse, 205 


in natürlicher Grösse, ausserdem aber 
mehr oder weniger vergrössert ein Stück 
eines Ästchens, der Blütenstand, die 
Brakteen, die noch nicht geöffnete Blume, 
die geöffnete Blume, der Längsschnitt 
durch eine Blume, die Vorderansicht und 
Rückansicht eines Staubfadens mit An- 
there, einige Pollenkörner, der Frucht- 
knoten mit Griffel, der untere Teil der 
Hülse, der Samen und Quer- und Längs- 
schnitte durch den Samen. 

In kurzer Zeit sind bereits neun De- 
kaden dieses wichtigen Werkeserschienen, 
in denen also go Arten in dieser Weise 
dargestellt sind. So scheinen unter des 
Herrn Baron v. MÜLLERS Direktion, unter- 
stützt durch das Gouvernement der Ko- 
lonie Victoria, ausgeführt von einem be- 
sonders hierzu angestellten Künstler, nach 
und nach alle die grösseren und schwieri- 
geren Gattungen vonaustralischenPflanzen 
im Habitus,sowie auch mitallenmöglichen 
Analysen in wissenschaftlichen Beziehun- 
gen dargestellt werden zu sollen. An- 
geregt von Baron F. von MÜLLERS Feuer- 
eifer und seiner nicht erlahmenden Ar- 
beitskraft dürfte so im Laufe der Zeit 
Australien eins der vollständigsten Werke 


in Bezug auf naturgetreue wissenschaft- 
liche Darstellung seiner Pflanzenschätze 
erhalten, sowie auch jetzt schon kein 
anderer Erdteil eine Flora des ganzen 
Gebiets besitzt, wie das BENTHAM und 
MÜLLER für ganz Australien durch- 
geführt haben, wenngleich im Laufe der 
Zeit, wenn alle Gebiete dieses Erdteils 
gründlich durchforscht sind, diese Flora 
noch viele Bereicherungen durch ent 
deckte neue Arten erhalten dürfte. & 

Möge unserm Herrn BaronF.v. MÜLLER, 
der nicht nur das, was an neuem Ma- 
terial in Bezug auf die Pflanzenwelt von 
ganz Australien eingeht, stets sogleich 
bearbeitet und publiziert, sondern der 
ferner auch an der Spitze der Gesell- 
schaft steht, welche die Expeditionen 


ı zur Untersuchung der Flora, sowie der 


Tierwelt und der mineralischen Bestand- 
teile des Bodens mit Unterstützung der 
Regierung aussendet, die volle Gesund- 
heit bei seiner vielseitigen Thätigkeit er- 
halten bleiben, springt derselbe doch auch 
noch ausserdem überall da ein, wo er 
glaubt, im ganzen Gebiet der Naturwissen- 
schaft, soweit es Australien betrifft, nütz- 
lich sein zu können. E. REGEL. 


und Kongresse. 


Ausstellungen 
Seine Excellenz der Herr Mi- | 
Besser siur Landwirtschaft, Do-| 


. mänen und Forsten, 
VON Lucıus-BALLHAUSEN hat mit- 
telst Schreibens vom 6. März des Ehren- 


Freiherr Dr. | 


Präsidium über die grosse allgemeine 


Gartenbau-Ausstellung voın 25.April 
bis 5. Mai 1890 übernommen. Es wird 


Berlin, 5. Aprıl. Gartenbau -Gesell- 
schaft. Sonder-Ausstellung von Eriken 
und Rosen, Zimmerstr. 90 91. Anmel- 
dungen bis ı. April an Herrn Hofgärtner 
HOFFMANN, Berlin SW., Wilhelmstr. 103.. 

Tuttich. ,Soe..royale, d’Hortie‘ 28. 
bis 30.Aprıil. Anmeldungen beim Sekretär 


| JuLEs C1Loson. 


dies gewiss lebhaft dazu beitragen, die | 
rege Teilnahme, die sich in allen Kreisen | 


für diese in grossartigen Verhältnissen 
geplante Ausstellung kundgiebt, noch zu 
steigern. — Wir erinnern noch daran, 


ı Ausstellung, 
dass die Unterlagen für die Bewerbungen 


ın Gartenplänen gegen Einsendung von 


2Mk. ın Briefmarken vom General-Sekre- 
tarıat Berlin N., Invalidenstrasse 42, zu 
beziehen sind. 


Mainz. Jubilläums-Ausstellung und 
5. Jahresversammlung des Vereins deut- 
scher Rosenfreunde vom 2o. bis 25. April. 

Magdeburg. Allgemeine Gartenbau- 
gleichzeitig mit der Aus- 
stellung der Deutschen Landwirtschafts- 
Gesellschaft vom zo. bis 24. Juni. An- 
meldungen an den Vorsitzenden des. 
Gartenbauvereins Herrn C. KLose. 


206 


Personal- und Vereins-Nachrichten. 


Personal- und Vereins- Nachrichten. 


Dem Hoflieferanten Sr. Majestät des 
Kaisers und Königs F. J. M. PLumpe, Mit- 
glied des V.z.B.d. G., Inhaber der Firma 
EMiL PETERSEN, Berlin, Luxuspapierfabrik, 


zugleich Herausgeber des Adressbuches | 


der deutschen Handelsgärtner, ist der 


Titel eines Königlich bayerischen Hof- | 


lieferanten und eines Grossherzoglich 
oldenburgischen Hoflieferanten verliehen 
worden. 

W. MÖNKEMEYER, Öbergärtner im bo- 
tanıschen Garten zu Göttingen, tritt vom 
1. April an in gleicher Eigenschaft in die 


Hauptversammlung des Verbandes der 
Gartenbau-Vereine im Königreich Sachsen. 


Aus den im Handelsblatt Nr. 5 über die 
am 25. Februar in Dresden stattgefundene 
Hauptversammlung des Verbandes der 
Gartenbau-Vereine im Königreich 
Sachsen gemachten Mitteilungen 'ent- 
nehmen wir nachstehende Beschluss- 
fassungen. 

Nach eingehendem Bericht der Schul- 
kommissıon über das gärtnerische Fach- 
schulwesen ın Sachsen nahm die Ver- 


, sammlung folgenden Antrag jenes Aus- 


neu geschaffene Stelle des botanischen | 


Gartens in Leipzig ein. 

Der Garteninspektor WIEGAND in Eisen- 
berg, der zum Nachfolger des im No- 
vember vorigen Jahres verstorbenen Hof- 
gartendirektors J. MÜLLER in Altenburg 


ernannt worden war, ıst, bevor er seine | 


neue Stellung antreten konnte, Mitte Fe- 


bruar c. seinem Vorgänger ım Tode ge- 


folgt. Der frühere Obergärtner SCHRÖDER 
von hier ist nach Eisenberg berufen, wäh- | 


rend die hiesige Hofgärtnerstelle durch 


den zeither zweiten Gehilfen BAUER, unter | 
Oberaufsicht des Kunst- und Handels- | 


gärtners Herrn Hoflieferant Franz KUNZE, 
bis zum ı. Oktober 
waltet wird. 

Herr Dr. 5. SCHÖNLAND, früher Assistent 
an der landwirtschaftlichen Hochschule 
zu Berlin, dann Kustos des Herbariums 
der Universität Oxford ist zum Kustos 
(Kurator) des naturhistorischen Museums 
der Provinz Albany 
(Capland) ernannt. 

Der Baumschul - Besitzer 


interimistisch ver- 


HEINRICH 


SCHIEBLER, Celle, 7 25. Februar plötzlich | 


nach langjährigem Leiden. In ihm ver- 


liert der Gartenbau eine der tüchtigsten | 


Kräfte auf dem Gebiet der Obst- und 
Gehölzzucht. 

Die diesjährige Versammlung 
des deutschen Pomologenvereins 
wird in den Tagen zwischen dem 22. 
bis 30. September in Stuttgart stattfinden. 


in Grahamstown 


schusses einstimmig an: 


a) die vorgeschlagene Dreiteilung 
(1. Fachfortbildungsschule, 2. die 
Gartenbauschule, 3. dıe Akademie 
für Gartenkunst), sowie die auf- 
gestellten Lehrpläne ım Prinzip als 
zweckdienlich anzuerkennen; 


zur Errichtung von gärtnerischen 
Fortbildungsschulen alle diejenigen 
Vereine im Königreich Sachsen, in 
deren Orten sich die Möglichkeit 
hierzu ergiebt, zu veranlassen, und 
eine Befreiung der die Fortbildungs- 
schule besuchenden Lehrlinge von 
dem obligatorischen Fortbildungs- 
Schulunterricht an geeigneter Stelle 
anzustreben; 


Dresden als den geeignetsten Ort 
zur Errichtung einer Gartenbauschule 
sowohl als einer Akademie für Garten- 
kunst zu bezeichnen; 


eine Kommission von mindestens 
7 Mitgliedern zu beauftragen, welche 
die weitere Durchführung der ge- 
fassten Beschlüsse ın die Hand 
nimmt und unter Aufstellung eines 
Voranschlages, sowie unter Zugrunde- 
legung bestimmter Vorschläge über 
das Inslebentreten gedachter An- 
stalten bei dem königl. Ministerium 
dahin vorstellig wird: »dasselbe wolle 
die Errichtung einer Gartenbauschule 
und einer Akademie für Gartenkunst 
unter thunlichster Berücksichtigung 
der vom Verbande gemachten Vor- 
schläge und vielleicht im Anschluss 
an den neuen bot. Garten oder die 
landwirtschaftlich - gärtnerische Ver- 
suchsstation in Dresden beschliessen 
und den für die Begründung erforder- 
lichen einmaligen Aufwand, nicht 
minder aber die für die Erhaltung 
nötigen fortlaufenden Ausgaben aus 
Staatsmitteln bewilligen«. 


b) 


d) 


Personal- und Vereins-Nachrichten, 


207 


Ferner fanden noch folgende Anträge 

Annahme: 

ı. Der Verband wolle die Einrichtung 
einer Unterstützungskasse für Wittwen 
und Waisen von Gärtnern im König- 
reich Sachsen beschliessen; 

. bei dem Ministerium dahin zu wirken, 
dass der Verband zur selbständigen 
Korporation ähnlich wie der Landes- 
obstbauverein erhoben werde; 

3. dass der Verband juristische Person 
werde und endlich 

4. höheren Orts dahın zu wirken, 
dass das Landes- Versicherungsamt 
den Verband als Vertretung der 
Gärtner Sachsens und die Verbands- 
versammlung als Wahlkörper zur 


10) 


7 


Vornahme der Wahlen der gärtne- 
rıschen Vertreter und ıhrer Stellver- 


treter zur Genossenschaftsversamm- 
lung der land- und forstwirtschaft- 
lichen Berufs - Genossenschaft im 
Königreich Sachsen erwähle und an- 
erkenne. 
Das »Handelsblatt« Nr. 6 giebt die Ver- 
handlungen genau wieder, auch die Lehr- 
pläne der Anstalten. 


Die Gartenbau-Sektion des ungarischen Landes- 


Agrikultur-Vereins 


hielt nach langer Pause heute ihre erste 
diesjährige Versammlung. Der Stillstand | 


ın der Thätigkeit dieses Vereins ward 


durch den fast gleichzeitigen Tod des 


Vereinspräsidenten JOSEPH von HajJos 
und des Referenten PAUL VILLASSY ver- 


ursacht. Beide waren hervorragende Po- | 


mologen. Hajos hat in Dömsöd, unweit | 
von Budapest einen grossartigen Obst- 


garten gegründet, 


hat auch eine kurze Beschreibung in un- 


garıscher Sprache von diesen Sorten in | 


seinen letzten Lebenstagen verfasst, 
welche auf Grund des heutigen Be- 
schlusses in Druck gelegt werden wird. 
PaurL VıLLassy war vor Jahren Professor 
für Gartenbau an der Keezthelyer Aka- 
demie und Herausgeber des Vereins- 
organs Gyümölcseezeti &s 
tiszeti füzetek (Obstbau- und Gemise- 
bau-Zeitschrift). — Zum Präsidenten der 
Gartenbau-Sektion wurde Baron PauL 
Liıptay, zum Referenten STEPHAN Ba- 


in dem alle besten | 
Sorten von Obstbäumen und alle neuesten | 
Züchtungen anzutreffen sind. Und er 


RANYAY gewählt, der auch die Vereins- 
zeitschrift redigiert. Den Hauptgegen- 
stand der Tagesordnung bildete das 
Arbeitsprogramm der Sektion und 
wurde beschlossen, dass die Sektion wie 
in früheren Jahren auch künftighin alle 
Gebiete des Gartenbaue : vertreten wird 
und im Köztelek (das grosse Gebäude 
des Landes-Agrikultur-Vereins) ständige 
Ausstellungen veranstalten wird, woselbst 
alles Neueste zur Besichtigung, 
Kosten und zur Beurteilung Aufnahme 
findet und zugleich Bestellungen gemacht 
werden können. 

Die Fachsektion hat in Istväntelek 
neben Pest einen Vereinsgarten. Dieser 
Garten ist 16 Morgen gross und es wer- 
den da jene Sorten kultiviert, welche der 
Landeskongress der ungarischen Gärt- 
ner für die zum Anbau empfehlens- 
wertesten anerkannt hat. Mit Bezug hier- 
auf wurde auf Antrag des gewesenen 
Ministers KERKAPOLY der Beschluss ge- 
fasst, dass die Sorten einer Revision zu 
unterziehen sind, und dass in grösserer 
Menge, zu Tausend und darüber, dann 
bloss eine ganz kleine Zahl der besten 
Früchte, die nächstens bestimmt werden 
sollen, gezüchtet werden. Dass aber 
ausserdem alle jene Sorten, welche 
MATHEI BERECZKY ın Puszta Koväcshäza 
mit grosser Mühe zusammengebracht (und 
als verlässliche echte Sorten in solcher 
Menge vielleicht nirgends in der ganzen 
Welt anzutreffen sind, denn die Sorten- 
zahl geht in die Tausende), im nächsten 
Sommer durch Okulation übersiedelt 
werden. Puszta Koväcshäza, wo Be- 
RECZKY seine Sortenbäume hat, liegt auf 
einem Ärarial-Gut, und, nachdem dieses 
an mehrere Bauern verkauft wurde, geht 
das berühmte Baumgut der Vernichtung 
entgegen. Späterhin sollen dann alle 
besseren Sorten in dem 1000 Morgen 


zum 


 betragenden Gut Täpio Szele, das im 
konyhaker- | 


ganzen zu einem Baumgut umgestaltet 
werden soll, angebaut werden. Dieses 
Gut hat der Landes-Agrikultur- Verein 
von einem Mitgliede vermacht erhalten, 
konnte dasselbe aber noch nicht über- 


208 


To 


Personal- und Vereins-Nachrichten, — Sprechsaal. 


nehmen, weil das Testament von den 
Intestaterben angegriffen wurde. Auch 
wurde beschlossen, dass in lIstvän- 
telek die Gartenbau-Sektion alle Neu- 
heiten im Obstbau versuchsweise 
durch einen neuen Gärtner, JOHANN 
TeLePI einbürgern und den Mitgliedern 
zur Verfügung stellen wird. Ferner 
wurde beschlossen, ein Verzeichnis über 
die Baumschulen Ungarns 
Das darauf bezügliche Questionär wird 
im Fachorgan veröffentlicht werden. Der 
Hebung des Gemüsebaues wird der Ver- 


ein besondere Aufmerksamkeit zuwenden, 


weil es erwiesene Thatsache ist, dass 
Frühgemüse grösstenteils aus dem Aus- 
land importiert wird. Es wurde dies- 
bezüglich der Antrag gestellt, es sollen 
die landwirtschaftlichen Vereine beson- 
dere Kurse für Hausfrauen und Mädchen 


anzulegen. | 


über die zweckmässigste Art des Früh- 


; gemüse-Anbaues und über Auswahl 


der besten Sorten einrichten und zu- 
gleich populäre Schriften hierüber ver- 


teilen. Eingehender wird diese Frage in 


einer der nächsten Sitzungen verhandelt 


werden. Nachdem noch ein Referat 
über die in diesem Jahre abzuhaltenden 
gärtnerischen Ausstellungen vorgelegt und 
der Wunsch ausgesprochen wurde, es 
mögen sich die Mitglieder recht zahlreich 
an denselben und insbesondere an den 
im Herbst in Fünfkirchen und in Stein- 
amanger abzuhaltenden Ausstellungen 
beteiligen, schloss der Präsident ERNST 
TorH die Sitzung; worauf die Mitglieder 
mehrere Sorten Apfel und Birnen, die 


| zur Prüfung und Begutachtung eingesandt 


waren, kosteten. 


Budapest, 8. März 1889. PM: 


Sprechsaal. 


Frage 7. Sibka oder Schipka? Bei 
der Lektüre des Dr. Dizckschen - Auf- 
satzes über Ölrosen fällt mir die Schreib- 
weise »Sıbka« auf. Dieselbe dürfte meines 
Erachtens nicht zutreffend sein, und 
weiss ich nıcht, wie Dr. DIECK auf die- 
selbe kommt. Ich besitze Briefe und 
Postkarten aus Schipka von eben jenem 
Naturforscher, der an Dr. DiEck die Öl- 
rosen sandte. Auf eben diesen Post- 


| wohl die türkısche Orthographie ist 


karten etc. lautet der Poststempel 
»Schipka«, — und zwar enthält der- 
selbe die Ortsbezeichnung oben mit 


russischen, am unteren Rande mit lateı- 
nischen Buchstaben, nämlich IIMIIKA 
und SCHIPKA. Beides ist durchaus 


identisch und kann hiernach wenigstens | 


offiziell von einer Schreibweise »Sıbka« 
nicht die Rede sein. 
Dr. EpMm. von FREIHOLD, 
Gymnasialprofessor. 

Was dıe Bedenken des Herrn von FREY- 
HOLD hinsichtlich der Schreibart »Sıbka« 
betrifft, so ist es sozusagen »Gefühls- 
sache« oder Sache der politischen 
Anschauung, ob man Sıbka oder Schipka 
schreiben will. In offiziellen Berichten 


aus Konstantinopel findet sich überall 
dıe Schreibart »Sıbka«, sodass dieses 
’ 
während in der That die Bulgaren 
»Schipka« schreiben. Da aber nun die 
Souveränität der Pforte noch nicht auf- 
gehoben ist, so war es nicht mehr als 
billig, wenn ich mich auch der offi- 
ziellen Schreibweise bediente, die ich 
auch bei der Aufzählung der hauptsäch- 
lichen Rosendistrikte berücksichtigen zu 
müssen glaubte, wobei ich aber, infolge 
eines Lapsus memoriae, mit gewissen’ 


ı Geographen für Philippopel das Wort 


Felibeh annahm, während die türkische 
Bezeichnung »Filibe« ist. Den Berichten 
des Herrn, auf dessen Autorität Herr 


ı VON FREYHOLD sich berief, bin ich bei 
ı meinen 


Ausführungen absichtlich so 


ı wenig als irgend möglich gefolgt. Inter- 


essıeren wird Sıe schliesslich noch zu 
hören, dass neuerdings in zwei 
Wochen durch einen anderen Reisen- 
den ein weit reicheres Material echter 
Ölrosen zu erlangen vermochte, als ich 
durch den ersteren in zweiı Sommern 
erhielt. Dr. G. DIECK. 


ich 


BREI IELIVU TG, AVUUU 


- TE ee ET 
BETT TT 


AERIDES EXPANSUM LEONIAE RCHB.FIli: 


Aörides expansum Leoniae Rchb. fil. 
Von L. Wittmack. 
Hierzu Tafel 1296. 

Epiphytisch. Stengel aufrecht, steif, mit breiten zweizeiligen Blättern und zahl- 
reichen steifen Luftwurzeln. Blätter breit zungenförmig, an der Basis gerinnt, an 
der. Spitze abgeschnitten und stachelspitz, lederartig, dunkelgrün (? W.). Blüten- 
stiele achselständig, eine dichte*), hängende vielblumige Traube von 30 und mehr 
Centimeter Länge tragend. Blumen gross und ansehnlich, da die. Lippe sehr aus- 
gebreitet; Kelch- und Blumenblätter länglich, stumpf zugespitzt, die seitlichen Kelch- 
blätter am breitesten, weiss mit zartem Rosa verwaschen, Spitzen rosa-purpurn 
(die Spreite zuweilen mit einigen wenigen zerstreuten Flecken von derselben Farbe). 
Lippe dreilappig, flach, ausgebreitet, seitliche Lappen stumpflich - sichelförmig, 
Mittellappen gross, verkehrt-eiförmig, gesägt, weiss, längs des Mittelnerven und 
am Rande mit einem breiten, rosa-purpurnen Bande. Vaterland Birmah. (Orchid.- 
Album.) 

Aärıdes expansum et var. Leoniae H. G. Rchb. f. in Gard. Chr. n. ser. vol. ı8 
(1832) S. 40; Bullet. Soc. Toscana di orticultura vol. X (1885) S. 326 mit farbiger 
Taf. 14; WırLıams, Orchid. Growers Manual, 6ed. p. 101. Orchid.-Album, vol. 7 
1838 T. 328 

Diese Pflanze ist zuerst von H. G. REICHENBACH fil. in Gard. Chron. 
am 8. Juli 1832 S. 40 kurz beschrieben, nicht, wie aus den Citaten im Orchid- 
Album hervorgehen könnte, im Bullet. di Toscana, wo aber die erste Ab- 
bildung gegeben ist. Im Texte des Bull. di Tosc. wird die Pflanze als eigene Art 
und zwar geschrieben: A. Leonaei aufgeführt, während die Tafelunterschrift 
richtig A. expansum Leoniae lautet. Eine sehr schöne Abbildung giebt das 
ÖOrchid- Album, dem wir unsere obige Beschreibung entlehnten. 

Unsere heutige Tafel, die von Herrn GODEMANN, Gartenbaulehrer am 
Pomologischen Institut zu Reutlingen 1835 im Garten des Herrn FRIEDRICH 
Krupp auf Villa Hügel bei Essen a. Ruhr nach einem jungen Exemplar 
gemalt wurde, steht etwa zwischen beiden in Bezug auf die Lebhaftigkeit 
der Farben; die Form der Lippe weicht etwas ab. 

A. expansum wurde eine Zeitlang als blosse Varietät von A. falcatum 
angesehen. REICHENBACH ist aber in Gard. Chron. l.c geneigt, es als gute 
Art aufzufassen. »Die Blätter sind breiter als bei falcatum und hellgrün. 
An der langen Inflorescenz ist der Sporn frei von der Lippe, grösser, grün- 
lich, innen grün, mit Querstreifen. Der Mittellappen hat zwei nebeneinander 
laufende Kiele, an seiner Basis keinen Mittelhöcker und keine Verlängerung 
der Kiele. Die Basis der Säule hat eine dreieckige Grube mit ganz scharfen 


*) Eher ziemlich locker. W. 


Gartenflora 1889. I5 


ar; 
.. 
AR 


210 L. Wittmack: Aörides Bann Leoniae Rehb. hl. 


Rändern.«e — Die typische Art hat spitze und sehr zurückgebogene Seiten- 
lappen an der Lippe. Es giebt aber eine Varietät, bei der diese Seiten- 
lappen stumpf abgeschnitten, selbst beilförmig sind und diese ist von R. zu 
Ehren der Entdeckerin Frau LEONIE ALLAN GOSS, var. Leoniae genannt. 

LEONIE ALLAN GOSS entdeckte, wie C. D’AnconA im Bull. di Toscana 
l. c. berichtet, die Pflanze 1878 in British Birmah (Östindien); im Frühjahr 
1879 erhielt der grösste Orchideen-Liebhaber Italiens, Komm. H. Y. Ross in 
Castagnolo (Lastra a Signa) bei Florenz einige Pflanzen von Dr. CLEMENT 
WILLIAMS in Mandalay. Bald nachher sandte letzterer durch Vermittelung 
von Frau LEONIE GOss getrocknete Blumen an Herrn Ross, die dann Prof. 
REICHENBACH zur Bestimmung übergeben wurden. 

C. D’AncoNA bemerkt: die Pflanze ist sehr kräftig, die Luftwurzeln er- 
ıeichen ı » Länge und das Blattwerk ist schr schön. Die Blumen, die im 
Juni und Juli erscheinen, sind ausserordentlich wohlriechend (wie fast 
alle Aerides), variieren aber von einem Exemplar zum anderen in Bezug auf 
die Intensität der Färbung; sie halten sich mindestens 3 Wochen. — Von 
Insekten wird diese Pflanze wenig angegriffen. 

B. S. WILLIAMS giebt im Orchid- Album |. c. einige Winke über die 
Kultur der Aerides im allgemeinen, die wir hier folgen lassen. 


In der Heimat wachsen diese Pflanzen auf Bäumen, meist am Rande oder in 
der Nähe von Strömen; in solchen Gegenden erhalten sie durch ihre Luftwurzeln, 
die eine grosse Länge erreichen, alle die Feuchtigkeit, die durch Verdunstung und 
durch den starken Tau entsteht. Ein Teil dieser Wurzeln hängt frei in der Luft, 
während andere sich an die Stämme und Äste der Bäume klammern, und auf diese 
Weise auch von den heftigen Regengüssen Nutzen ziehen, die während der Zeit 
ihres Haupttriebes, welche auch ihre Blütezeit ist, eintreten. Die A&rides wachsen 
fast das ganze Jahr hindurch, aber viel weniger, wenn die Regenzeit vorüber ist, 
da sie dann nur den Tau und die Luftfeuchtigkeit erhalten. — Sie erfordern nur 
eine leichte Ruheperiode; da sie keine fleischigen Knollen haben, die sie während 
starker Trockenheit mit Wasser versehen könnten, so hat die Natur für sie durch 
den Standort gesorgt; der Schatten der Waldbäume erhält sie mit in kräftiger 
Gesundheit. Übrigens findet man sie im Freien selten so schön wie in unseren 
Häusern. 

In der Kultur gedeihen sie über Sommer gut in einem feucht-warmen Hause, 
über Winter muss die Temperatur erniedrigt und das Laub trocken gehalten werden. 
Es gewährt einen hübschen Anblick, wenn sie in Körben gezogen und unter dem 
Dache aufgehängt werden, wo die Luftwurzeln dann den vollen Nutzen aus der 
Feuchtigkeit, mit der die Luft beladen werden sollte, ziehen können. Sie ‚wachsen 
aber ebenso gut in Töpfen und ist lebendes Sphagnum das beste Pflanzmaterial, 
aber mit guter Drainage, da sie im Sommer häufiges Bewässern erfordern. Im 
Winter muss das Moos mässig feucht erhalten werden. Die Blätter der A&rides 
sollte man niemals schrumpfen lassen, da dann die unteren gelb werden und ab- 
fallen, sodass ein nackter unansehnlicher Stengel zurückbleibt. Auch sollten sie 
nicht der vollen Sonne während der heissesten Stunden des Tages ausgesetzt 
"werden, sondern einen sehr leichten Schatten erhalten. 

Herr GODEMANN schreibt uns: Die Kultur ist wie bei allen Adrides; sie müssen 


J. Moehl: Der Königliche Hofgarten Fürstenried bei München. 2II 


im Winter trocken gehalten werden, dürfen auch nicht gespritzt werden, erst wenn 
die Knospen erscheinen, erhalten sie Wasser; nach der Blüte werden sie auch 
gespritzt. | 

Weiter sagt derselbe: Ich finde, dass das Bild vom Lithographen ganz gut 
gefertigt ist, hauptsächlich ist die grüne Farbe gut getroffen, nur dürften‘die Blüten 
etwas zarter sein. | 


Der Königliche Hofgarten Fürstenried bei München, die Residenz 
Sr. Maj. des Königs Otto I. von Bayern. 


Von d. Moehl, Oberinspektor der Königl. bayerischen Hofgärten. 
Hierzu Abbildungen 38 und 39. en 
Unter den Gärten, mit denen die bayerischen Kurfürsten in den letzten 
zwei Jahrhunderten im Geschmacke der Zeit ihre Sommerresidenzen ‚und 
Lustschlösser umgaben, war der des alten, zwei Stunden von München in 
südlicher Richtung gelegenen Fürstenried, das als Jagd- und Lustschloss 
diente, dem Umfange nach der kleinste. Er bestand eigentlich nur aus einem 
an das Schloss sich anschliessenden Parterre, das Heckenwände in ornamen- 
talen Formen und weiterhin Lindenalleen umgrenzten. Doch hatte dieser 
Garten nach Lage und Durchführung etwas ungemein Charakteristisches. 
Eine grossartige Doppelallee von Linden führte entlang der. geradlinig 
gezogenen Strasse von München nach Fürstenried. Die direkt in der Rich- 
tung der Strasse liegenden zwei Türme der Frauenkirche ‚boten sich. dem 
der Stadt zugewandten Blicke im blauen Dufte an der Grenze des Hori- 
zontes dar. 
Das Schloss Fürstenried selbst lag inmitten dichter Forste, die zu dem- 
selben eine ernst feierliche Umrahmung bildeten — ein einsames, anheimelndes 
Waldschloss. | | 


| 
| 


Es war ein glücklicher Gedanke des Kurfürsten MAx EMANUEL, in 
dieses endlose melancholische Dunkelgrün im Anschlusse an das im Rokoko- 
stil umgebaute Schloss ein Blumenparterre mit leuchtenden Farben hinein- 
zusetzen. Gegenüber der grossartigen Einfachheit des Waldes stach das 
Spiel der Linien und Farben in der kunstvollen Gartenanlage um so wirk- 
samer ab. 8 RO 

Bis in unser Jahrhundert herein blieb das Schloss, welches wegen seiner 
Abgeschiedenheit besonders zur Jagd und zu ländlichen Hoffestlichkeiten sich 
eignete, mit seinem architektonischen und gärtnerischen Schmucke wohl er- 
halten. Dann aber liess der geänderte Geschmack und ‚Stil des Lebens und 
der Kunst das Rokokoschloss im Walde vergessen; die Gebäulichkeiten ver- 
fielen und der Garten verwilderte. | 

Eine Ära der Wiederherstellung begann für Fürstenried, als es im 
Jahre 1882 vom Kuratorium für den damaligen Prinzen, dem nunmehrigen 
Könige OTTO I. als Privatbesitz erworben wurde. 

15 


212 J. Moehl: Der Königliche Hofgarten Fürstenried bei München. 


Es liesse sich wohl für den in seinem Nerven- und Geistesleben so tief 
alterierten Fürsten kein geeigneterer Aufenthaltsort finden als dieses im 
tiefsten Frieden abgeschieden liegende, rings von nervenstärkender Waldes- 
luft umhauchte Schloss. 

Das Kuratorium war darauf bedacht, nicht bloss die verfallenen Gebäude 
solide herzustellen, sondern auch das Ganze vornehm und freundlich auszu- 
schmücken; sodass es einerseits der hohen Würde des ‚dort. weilenden könig- 
lichen Bewohners angemessen sei, andererseits auf Geist und Gemüt desselben 
die möglichst wohlthuende Wirkung ausübe. | 


Abbildung 38. Schloss Fürstenried bei München, Residenz Sr. Maj. des Königs Otto I. von Bayern. 


So wurde vor allem auch die Anlage eines eleganten und anziehenden 
Gartens ins Auge gefasst. 

Von dem ursprünglichen Garten war nichts mehr erhalten, als die alten 
ehrwürdigen Linden, die das ehemalige Parterre umrahmten, von letzterem 
selbst nur Reste der Kontouren. 

Man beschloss zunächst, die alten Parterres nebst den Hecken und Laub- 
gängen wieder herzustellen. 

Es ist ein gewiss anerkennenswerter Zug unserer Zeit, den Kunst- 
schöpfungen der Vergangenheit, aus welcher Zeit und welchen Stils sie 
immer seien, gerecht zu werden, sich liebevoll in dieselben zu vertiefen und 


]. Moehl: Der Königliche Hofgarten Fürstenried bei München. 


28 


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214 J. Moehl: Der Königliche Hofgarten Fürstenried bei München. 


das Erhaltene nach Möglichkeit zu schonen und wieder in stand zu setzen. 
Diesem Zuge gemäss setzt man sich heute über die Kunstschöpfungen des 
vorigen und des endenden 17. Jahrhunderts nicht mehr naserümpfend mit 
dem wegwerfenden Namen »Rokoko-Zopf: hinweg, sondern man spürt auf- 
merksam dem Geiste und den technischen Formen der an künstlerischem 
Können reichen Zeit nach. So wird man auch wieder der von jener Zeit 
zur höchsten Stufe gebrachten Parterregärtnerei gerecht und wendet dieselbe 
mit einer gewissen, den geänderten Verhältnissen entsprechenden Modifikation 
in unserer Zeit an. Und dieses gewiss mit Fug und Recht. 

Wenn es richtig ist, dass die Pflanze in individueller Selbständigkeit in 
freier Entfaltung und Gruppierung ihr eigentliches Wesen zur Geltung bringt, 
so darf man anderseits nicht übersehen, dass die in stetiger Vervollkomm- 
nung begriffene, auf Gleichförmigkeit und Regelmässigkeit abzielende Kulti- 
vierung den Individuen etwas Typisches verleiht und damit auf eine Kollektiv- 
verwendung von selbst hindrängt. 

Sollte denn der eigentümliche Effekt, den die Farbentöne lebendiger 
Pflanzen in massenhafter und zugleich stimmungsvoller Zusammenstellung 
besitzen, von der Kunst der Dekoration nicht verwertet werden dürfen? Wir 
meinen, wie die Pflanze als Ornament in die Welt der starren mathematischen 
Form eingetreten ist, so kann und darf hinwieder das geometrische Orna- 
ment mit der Farbenpracht der Blumen sich zur lebensvollen Formgebung 
vereinen. Besonders mit der aus der Renaissance auslaufenden französischen 
Stilform harmoniert diese Art der Gartenkunst sehr glücklich. 

Aus den Prachträumen und Prunksälen, in deren Stuckaturen die 
Pflanzenwelt erstarrt ist, tritt man unmittelbar hinaus in die Parterres, in 
denen dies Ornament Leben gewonnen hat; der Garten erscheint nur der 
in die Natur hinaus fortgesetzte Fest- und Prunksaal mit Blumenmosaik und 
Blättertapeten. 

Gerade für das Leiden der erlauchten Persönlichkeit, welcher in Fürsten- 
ried ein Asyl bereitet ward, musste sich der Farbenzauber eines in edlen, 
ruhigen, stilvollen, harmonisch wirkenden Formen dem Auge sich darbietenden 
Parterres vor allem empfehlen. 

Das grosse Parterre (%) wurde genau nach den ursprünglichen Plänen 
hergestellt und präsentiert sich nun jedes Jahr in neuem Schmelz der Farben. 
Die zum Teil verkommenen Laubgänge zu Seiten desselben wurden sodann 
ergänzt und gesäubert; die alten prächtigen Linden, die einen hervorragenden 
Schmuck von Fürstenried bilden, durch starkes Auslichten und Nahrungs- 
zufuhr verjüngt. 

In dem Hofe vor der Front des Schlosses wurde ein von Rabatten um- 
säumtes Bosquet (/), bei dem die Motive des grossen Parterres (2) wieder 
Verwendung fanden, neu angelegt; hochstämmige Lindenspaliere, mit Blüten- 
sträuchern unterpflanzt, vor denen zierliche Hecken laufen, verdecken die zu 


J. Moehl: Der Königliche Hofgarten Fürstenried bei München. 215 


beiden Seiten des Hofes befindlichen Nebengebäude (# und c). Eine zahl- 
reiche Orangerie, welche in diesem Teile ihre Aufstellung findet, spendet 
Duft und belebt diese Partieen des Gartens. So bildet dieser vordere Hof 
gleichsam eine zum Charakter des Schlosses wohlstimmende natürliche Ein- 
gangshalle. 

Auf der Nordseite war durch die Niederlegung der ehemaligen grossen 
Stallungen und Remisen ein weiterer Hof gewonnen worden, der nicht un- 
‚bepflanzt bleiben konnte. 

Der Gedanke, die Flucht von in regelmässigen Zwischenräumen von- 
einander abstehenden Lindenbäumen, die zur Seite des grossen Parterres 
hinter dem Schlosse schon vorhanden waren, auch in dieses sich anschliessende 
freigewordene Gebiet (z) fortzusetzen und mit Laubgängen von holländischen 
Linden zu umrahmen, bedurfte zu seiner Ausführung kostspieliger Mass- 
nahmen. An Stelle der geringen Ackerkrume von etwa 20 cz Tiefe wurde 
nach Wegschaffung des kiesigen Untergrundes die Erde in beträchtlicher 
Tiefe angefahren. Um der Monotonie vorzubeugen, unterbricht die Linden-' 
anlagen an der Nordseite des Schlosses ein immergrünes Gärtchen (z), während 
an der Südseite als Pendant dazu ein Rosenarrangement (o) zwischen Laub- 
sang und Schloss seinen Platz gefunden hat. Beide Gärtchen schliessen 
reizende Marmorgruppen im Stile des Gartens in sich. 

So ist jetzt das Schloss rings von einem Gartengebiet in wechselnden 
Formen umkleidet. 

Die geschilderten gärtnerischen Anlagen haben alle den Charakter 
strenger Regelmässigkeit, wie der in ihnen durchgeführte altfranzösische Stil 
erheischt. 

Um die Pflanzenwelt in ihrer freieren Entfaltung und Gruppierung zur 
Anschauung zu bringen und einen Übergang in die freie Natur zu schaffen, 
wurde ein Obstgarten, der ausserhalb des alten Schlossgartens gegen Süden 
lag, in einen prachtvollen Park umgewandelt. 

Eine ziemlich starke Bodenerhebung an der Südwestecke des Terrains, 
von welcher aus ein herrlicher Ausblick über das weite waldige Vorland bis 
zu der ein Viertel des Horizontes begrenzenden Alpenkette sich bietet, wurde 
zur Anlage einer den Park malerisch abschliessenden Anhöhe geschaffen, 
welche ein Schweizerhäuschen (s) krönt. Diese steigt aber nicht unvermittelt 
aus der Ebene empor, sondern stellt nur den Höhepunkt einer über das 
ganze Terrain sanft ausschwingenden Bodenwelle dar. Es war zur Her- 
stellung dieser anmutigen Bodenbewegung bei dem vollständig ebenen Terrain 
ein nicht geringer Aufwand von Mühe und Kosten erforderlich. 

Dieses Gebiet wurde pflanzlich sehr reich ausgestattet. Aus den heimi- 
schen Waldbäumen, Eichen und Buchen, wurden mächtige Gruppen von 
wechselnder Gestalt gebildet, herrliche Koniferen wurden isoliert und in 
Partieen gepflanzt. Durch sorgfältige Pflege und Aufbietung aller Mittel ge- 


R Ben. 
“RIES 


216 J. Moehl: Der Königliche Hofgarten Fürstenried bei München. 


deihen die hierher verpflanzten Bäume, unter denen sich stattliche Exemplare 
befinden, in prächtiger Weise. 

Die Gehölzgruppen sind in reicher Fülle von frei und locker in den 
Rasen zerstreuten Rosen umkränzt, durch welche auch der Reiz der Farbe 
und der Duft der Blüte in das Bild erquickender Waldesfrische sich mischt. 

Die durch das Terrain führenden Wege folgen im Gegensatz zu den 
geradlinig gezogenen des Gartens alten Stils in leichten Schwingungen den. 
Bewegungen des Terrains. 

Ein Stück heimischer Natur, durch die Kunst noch mit besonderem 
Liebreiz ausgestattet, stellt sich hier dem Blicke dar; ein stimmungsvoller 
Vordergrund zu dem von der Anhöhe aus sich darbietenden Panorama der 
bayerischen Gebirgswelt*). 

So bildet der Schlossgarten von Fürstenried eine originelle Vereinigung 
der verschiedenartigen Dekorationsformen des altfranzösischen Stils mit dem 
Pflanzenschmuck des neueren und heimischen Geschmackes, der Architektur 
wie den lokalen Verhältnissen und Bedürfnissen bestens angepasst. 

Ist auch diese Schöpfung der Gartenkunst von heute den Blicken der 
Aussenwelt verschlossen, so ist es doch für alle, die für den hohen Inwohner 
von Fürstenried Teilnahme hegen, ein wohlthuendes Gefühl, denselben unter 
den Eindrücken der durch die Kunst verschönerten Natur zu wissen, die, 


wenn etwas in der Welt, auf das leidende Gemüt erquickend und beruhigend 


wirkt. 
Erläuterung zum Plan. 


a Schloss | 4% Requisitenhaus £ Kulturland und Mistbeete 
6 Küchenbau | Gewächshäuser 7 Englische Anlage 

ce Stallbau |  % Altes Parterre | r Croquetplatz 

d lHofgärtnerhaus | 2 Neues Parterre | s  Schweizerhäuschen 

e Pfarrhaus ı = Lindenhain £ Obstgarten 

f Kegelbahn | 2 Immergrünes Gärtchen |  # Grosse Allee 

g Leibwache \  o Rosengärtchen | 


Der Königl. Bayerischen Hof-Kunsthandlung GEORG STUFFLER, München, 
sprechen wir unseren ganz besonderen Dank aus für die Erlaubnis zur Wieder- 
gabe der in ihrem Verlage erschienenen Photographien von Fürstenried. 

DEIRE 


Über Picea Alcockiana und ajanensis, zwei gewöhnlich miteinander 
verwechselte Fichtenarten unserer Gärten. 
Von P. Hennings, Assistent am Königl. botanischen Garten zu Berlin. 
Hierzu Abbildung 40. 


Seit mehr .als einem Dezennium werden in unseren Gärten und Baumschuler 
zwei japanische Fichtenarten kultiviert, welche man stets miteinander zu verwechseln 
pflegt, obwohl sich beide durch Form und Farbe der Nadeln schon jedem Laien 
als gänzlich verschiedene Arten kennzeichnen. 


*) Die letzte Schöpfung des Königl. Hofgärten- Direktors VON EFFNER. 


Abbildung 40. Picea Alcockiana Carr, und Picea ajanensis Fisch. (Figurenerklärung s. am Schluss des Art.) 


c 
- 


218 P. Hennings: Über Picea Alcockiana und ajanensis 


Es sind dies Picea Alcockiana (Veitch.) Carr., die Alcocks-Fichte und P! aja- 
nensis Fisch., die Ajan-Fichte, von denen letztere besonders häufig mit dem Namen 
der ersteren bezeichnet wird. 

Ein ım Berliner botanischen Garten unter dem Namen P. Alcockiana Carr. 
kultiviertes Exemplar brachte, ca. 4 Fuss hoch, im Jahre 1833 bereits elf weibliche 
und mehrere männliche Blüten, von welchen sich nur eine zum Fruchtzapfen ent-' 
wickelte. Der Zapfen wurde in etwas unreifem Zustande von mir geerntet. Es 
stellte sich durch Vergleich mit den im botanischen Museum befindlichen Zapfen 
von P. Alcockiana Carr. heraus, dass diese gänzlich von einander verschieden 
waren. Die Museums-Exemplare sınd allerdings als P. bicolor Maximow bezeichnet 
und als Originale vom Autor selbst mitgeteilt worden, doch ist diese Art mit der 
älteren P. Alcockiana Carr. zweifellos identisch. — Die Gartenpflanze musste also 
eine ganz andere Art sein. Da es aber äusserst schwierig ist, nach abgefallenen 
und verschrumpften Fichtennadeln des Herbars, sowie oft nach PARLATOREschen 
Beschreibungen eine kultivierte Picea-Species zu bestimmen, so blieb der Name 
der Aıt unentschieden: die Sache geriet schliesslich in Vergessenheit. 

In der letzten Januar- Versammlung des Brandenburgischen botanischen Vereins 
legte der bekannte Dendrologe, Herr Dr. C. BoLLE, eine Anzahl Zapfen vor, die 
nach seiner Angabe von P. Alcockıana stammen sollten, und hatte die Freundlich- 
keit, einen 'l'eıl derselben dem botanischen Museum zu schenken. 

Diese Zapfen waren dem im botanischen Garten 1833 geernteten gleich, konnten 
also nicht von P. Alcockiana sein und wurden von Herrn Dr. K. SCHUMANN, welcher 
während seines Aufenthaltes in England, Sommer 1887, die richtige P. Alcockiana 
sowie P. ajanensis in den Gärten von Kew und von Jam. VEITCH lebend gesehen 
‘und Zapfen beider Arten dem Museum mitgebracht hatte, als von letzterer Art 
stammend, erkannt. 

Durch die von Herrn Dr. BorLLeE erhaltenen Zapfen wurde ıch veranlasst, ın 
der Litteratur über den Ursprung der Verwechselung dieser Arten Nachforschungen 
anzustellen und mir Zweige von Herrn JuL. RÜPPELL in Beigedorf, von Mr. NICHOLSON 
im Kew Garden und von Mr. Jam. VEITCH in Chelsea zu erbitten. 

Für die freundliche Zusendung sage ich diesen Herren meinen verbindlichsten 
Dank. 

P. Alcockiana sowie P. microsperma wurden zuerst von Mr. J. G. VEITCH in 
Japan gesammelt und eingeführt und beide von LinpLevy in Gardeners Chronicle 
vom 12. Jan. 1861 p. 23 nach VritcHs Mitteilungen beschrieben. Letztere Art wird 
jetzt als Varietät zu P. ajanensis Fisch. gestellt. Die Diagnose der Abies Alcockiana 
(Veitch) Lindley lautet: 

A. foliis secundis linearibus angustis planis obtusis emarginatisque 
subtus concavis 5 —6 — linearis glaucis, basi tortis, phyllulis rhombeis, pul- 
vinis apice longe protractis arcuatis ascendentibus, strobilis oblongis; 
squamis cartilagineis laxıs obtuso — rhombeis, denticulatis, bracteis obsoletis 
linearibus, seminum alis obovatis”). 


=) Blätter einseitig, schmal-lireal, flach, stumpf urd ausgerandet, unterseits konkay mit 5—6 
blaugrünen Linien, an der Basis gedreht; Knospenschuppen rautenförmig, Nadelpolster an der Spitze 
lang hervorgezogen, bogig aufsteigend. Zapfen länglich, Zapfenschuppen braun, schlaff; stumpf- 
rautenförmig, gezähnt mit verschwindenden linealen Brakteen; Flügel der Samen fast eiförmig. 

Nadeln 6 Lin. lang, 0,5 Lin. breit; Zapfen 2 Zoll lang, 4 Zoll im Umfange; Same zimmet- 
braun, 2 Lin. breit, 4 Lin. lang. 

Ein 100—120 Fuss hoher Baum, der zu Ehren des Lord RUTHERFORD ALCOCK benannt wurde. 

Vorkommen: Japan, auf dem Berge Fusi-Yama, 6000 — 7000 Fuss. 


P. Hennings: Über Picea Alcockiana und ajanensis. 219 


In dieser Beschreibung werden die Blätter als flach, stumpf und ausgerandet, 
unterseits konkav mit 5—6 blassgrünen Linien angegeben, während sie in Wirk- 
lichkeit gekrümmt, vierkantig, spitz, unterseits dunkelgrün, oberseits bJäulich- 
grün sind. 

MURRAY citiert in »Pines and Firs of Japan 1863 p. 6« die lateinische Diagnose 
LINDLEyS und giebt in seiner englischen Beschreibung die Abbildung der Zapfen 
von P. Alcockiana sowie Blätter, welche nicht mit denen dieser Art übereinstimmen 
und jedenfalls einer andern Art angehören. 

In HENKEL und HoCHSTETTER »Synopsis der Nadelhölzer« 1865 p. 186 wird die 
P. Alcockiana dürftig und völlig falsch beschrieben, ebenso die A. microsperma 
Lindl. Von CarRrIERE wurde die irrtümliche Beschreibung ersterer Art zuerst er- 
kannt und sagt er in »Traite general des Coniferes« 1867, pars I p. 344: Junge 
Pflanzen, welche sich im Handel finden, haben vierseitige, dünne gekrümmte Nadeln 
mit mucronater Spitze. 

Ebenso beschreibt GoRDoN in »Pinetum« 1875, ed. 2 p. 4 die Blätter als ge- 
krümmt, viereckig, mucronat und die Zapfenschuppen als stumpf, rautenförmig und 
am obern Rande gezähnt. In De Cand. Prodr. vol. XVI. 2 p. 417 sagt PARLATORE, 
welcher Original-Exemplare dieser Pflanze gesehen hat, dass die Blätter derselben 
einzeln, gedrängt, allseitig, gekrümmt, starr, vierseitig, spitz und stechend, auf der 


äusseren Seite mit weiss-punktierten Reihen gekennzeichnet, 12— 16 mm lang und 


1,5 mm breit sind. Die Zapfen werden als länglich-cylindrisch, stumpf, grade oder 
gekrümmt, 6—7 cm lang und 3 cn breit, die Fruchtschuppen als oval-eirundlich 
oder ovalkreisrund, auf dem Rücken gestreift, am oberen Rande breit, ausgefressen- 
gezähnt, an der Basis mit einer kleinen linearen Braktee, die oben eiförmig-läng- 
lich ist, beschrieben. Abies bicolor Maxim. wird als Synonym zu der Art ge- 
zogen. 

Maxımowicz hat seine Pflanze in Japan, Insel Nippon, auf dem Berge Fudsi 
gesammelt und im Bullet. de ’Academie imperiale des Sciences de St. Petersbourg, 
Tom. X p. 487: Diagnoses breves plantarum novarum Japoniae et Mandschuriae 
24. Mai 1866, beschrieben. Die Diagnose dieser Art stimmt in allen wesentlichen 
Punkten mit der von PARLATORE gegebenen überein. MAxIıMowIcz sagt, dass seine 
A. bicolor unter den japanischen Arten nur mit der A. polita S. et Z. verwandt 
sei, ausserdem stehe sie der A obovata Ledeb. nahe. — In Gardeners Chronicle 
1830 vol XIII p. ıı5 wird zuerst die Verwechselung der P. Alcockiana mit der P. 
ajanensis konstatiert und p. 212 wird die von LINDLEY sowie die von MURRAY ge- 
gebene irrige Beschreibung der ersteren Art ausführlicher auseinandergesetzt, auf 
die Unterschiede beider Arten hingewiesen und werden die Blattquerschnitte in 
Abbildung beigefügt. Auf folgender Seite findet sich ein Fruchtzweig nebst Nadeln, 
Zapfenschuppen, Samen u. s. w. von P. Alcockiana abgebildet. Die Form und der 
Querschnitt*) der Blätter dürften hinreichen, um beide Arten sofort zu erkennen und 
von einander zu unterscheiden. 

Während die Nadeln von P. Alcockiana gekrümmt, lineal, spitz, zusammen- 
gedrückt, vierseitig mit stumpfen Kanten, oben bläulich-grün, unten dunkelgrün, 
12— 18 mm lang, I—1,5 mm breit, sind die von P. ajanensis linea]l, stumpf-stachelspitz 
zweiseitig-fach, oberseits mit je sechs punktierten Linien**) auf jeder Seite, unter- 
seits dunkelgrün***), 1 —2 cm lang, 1,5 —2 mm breit. 


*) Vergl. die Abbildung Fig. ıf und 5 . 
**) Diese Linien werden durch die in Längsreihen stehenden Spaltöffnungen hervorgerufen. 
(Vergl. Fig. 5 £.) 


) Die hellere Seite, welche die Spaltöffnungen besitzt, ist bei vielen Coniferen die morpho- 


DW gr; 


220 P. Hennings: Über Picea Alcockiana und ajanensis. 


Erstere Art hat also Nadeln, ähnlich denen der gemeinen Fichte, die allseitig 
abstehen, während letztere grössere Ähnlichkeit in Form und Farbe der Nadeln 
mit der Edeltanne zeigt. Dieselben stehen hier ausserdem mehr zweiseitig-flach 
und tritt das Silberweiss der Blattoberseite an der Unterseite der Zweige leuchtend 
hervor. 

Die Zapfen der P. Alcockiana sind bis 9 cm lang und bis 4,5 cz breit, läng- 
lich-oval, cylindrisch. Die Zapfenschuppen sind breit-eiförmig, fast rautenförmig, 
auf dem Rücken gestreift, am oberen Rande fein gezähnelt, 2 cn lang, ca. 15 mm 
breit. Die leicht abfälligen Brakteen sind eirundlich, an den Seiten gezähnelt, 
spitz, ca. 3 mm lang. Der Same ist ca. 5 mm lang mit einem ı2 mm langen und 
7--8 mm breiten, verkehrt schief-eiförmigen Flügel. 

Bei P. ajanensis Fisch. sind die Zapfen 3—5 cm lang, 1,5— 2 cm breit, schief 
oblong, die Schuppen sind hellbraun, rhomboidisch-oval, auf dem Rücken gestreift, 
am oberen Rande schwach wellig, ausgerandet und gezähnelt. Die Brakteen sınd 
länglich-elliptisch, zugespitzt, 3—4 mal kürzer als die Schuppen. Die Samen sind 
ca. 2 mm lang mit 5 ‚nm langen und 3 un breiten Flügeln *). 

Die P. ajanensis Fisch,**) findet sich an der Ostküste Sibiriens, von Ajan bis 
zum Amurfluss und kommen die, wohl nur durch etwas spitzere Nadeln, schmälere 
Zapfen und weniger gestreifte Fruchtschuppen verschiedenen Formen japonica 
Maxim. und microsperma Lindl. in den Hochgebirgen Japans vor. Von einzelnen 
Autoren wird auch P. jezoensis Sieb. et Zucc.*#*®), die in den Zapfen grosse Ähn- 
lichkeit zeigt, zu voriger Art gezogen, doch ist diese ın den Blättern mir unbekannt. 
Von PARLATORE wird P. ajanensis Fisch. mit voriger in De Cand. Prodr. vol. XVI 
2. p. 418 als Synonym zu P. Menziesii Dougl. = P. sitchensis Trautv. et Meyer: 
Florul. ochotens. (cfr. KocH, Dendrologie Bd. 2 p. 247) gestellt, doch ist sie durch 
Habitus und Nadelform sehr verschieden, wenn auch die Zapfen einander ähn- 
lich sind. 

REGEL beschreibt die P, ajanensis Fisch. in seiner Russ. Dendrologie, II. Aufl. 
p- 39 als Tsuga ajanensis Reg. 

In REGELs Gartenflora von 1880 Jahrg. 29 p. 337 führt L. BEIssNER die schöne 
Silberfichte als P. Alcockiana an und ım Jahrgang 36 (1887) p. 315 sagt derselbe: 
die Picea Alcockiana solle Nadeln mit silberweisser Unterseite besitzen. Zweifellos 
ist die P. ajanensis, wie üblich, von Herrn BEissnEer mit P. Alcockiana verwechselt 
worden und erstere gemeint. 


logische Oberseite des Blattes, obwohl sie augenscheinlich die untere zu sein scheint. Dieses tritt 
2. B. bei Juniperus communis sehr deutlich hervor. — Gewöhnlich pflegt sich bei der Scheitelung 
der Blätter die morphologische Unterseite derselben nach abwärts zu richten, bei Picea, Abies u.s.w. 
ist es umgekehrt. (Vergl. Abbild. Fig. 5 u. 5«.) 
*) Die Beschreibungen und Messungen wurden nach den im botanischen Museum befindlichen 
Original-Exemplaren ausgeführt. 
**) P, ajanensis Fischer in TRAUTVETTER und MEYER Florula ochotensis; in MIDDENDORFS 
Reise p. 87 t. 22—24, 1856. 
MAXIMoWwIczZ; Primit. Flor. amur. 1859 
LinpL. und GORDON »Journ. Hort. Soc.« V. 212. 
Gardeners Chronicle 1885. Vol. XVIN. Abbild. 
» » 1888. I. p. 52, mit Abbild. 
=#*) Abies jezoönsis Sieb. u. Zucc. 2. p. 19 t. IIo. 
» Murray »Sketch of the Conifer. of Japan« in Proceed. of the Hort. Soc. 2. p. 496. 
Picea jezoensis: Antoine, Coenifer. 97 t. 37 f. 1. 
» » Carriere, Conifer. p. 259. 
PARLATORE in DE CAnD. Prodr. XVI. 2 p. 418 sub Pinus Menziesii Dougl. 


P. Hennings: Über Picea Alcockiana und ajanensis, 221 


‘In der Gartenflora von 1886 Jahrg. 35 p. 205 ist P. Alcockiana von REGEL kurz 
beschrieben und werden dieselben charakteristischen Kennzeichen, die wir gegeben 
haben, angeführt, sowie bemerkt: dass diese Art mit P. ajanensis Fisch. und P. 
acıcularıs Maxim. häufig verwechselt wird, weil P. ajanensis meist unbekannt und 
für ein Synonym von P. sitchensis Trautw. et Meyer fälschlich gehalten wird. 
Nach REcGer soll die Ajanfichte überhaupt noch nicht eingeführt sein und doch ist 
diese besonders in den japanischen Formen, wie erwähnt, seit 1863 in englischen, 
sowie jetzt in deutschen Gärten häufig. In L. BEissner »Handbuch der Coniferen- 
benennungenge, Erfurt 1887, p. ı9 lesen wir: Picea Alcockiana Lindl., die zierliche 
Fichte mit den silberweissen Längsstreifen auf den Nadeln, ist nicht synonym mit 
P. ajanensis Fisch. Dr. REGEL sowie MaximowIcz erklären dies ausdrücklich, dern 
die Ajan-Fichte ist noch gar nicht ın Kultur, aber gut von P. Alcockiana ver- 
schieden. 

Zu P. ajanensis kommen noch P. microsperma und P. japonica Maxim. als 
Synonyme. Auf p. 63 wird P. acicularis Maxim. irrig als Synonym zu: P. Alcockiana 
Carr. = Abies excelsa acicularis Hort., dagegen P. Alcockiana (Lindl.) auf p. 64 
aufgeführt. 

P. acicularis, eine gleichfalls in Japan heimische Art, kennzeichnet sich durch sehr 
spitze, allseitig grüne, vierseitige, regelmässige Nadeln und abgerundete ganzrandige 
Zapfenschuppen. P. Alcockıana Carr. gehört aber wie vorige in die Gruppe Eupicea 
und nicht in die von Omorica, wohin BEISSNER sie p. 64 stellt. In ENGLER und 
PRANTL, »Die natürlichen Pflanzenfamilien« 3 4. Lief. 1887; A. W. EICHLER, »Coni- 
ferae« wird p. 79 die aus Journ. Linn. Soc. VIII entnommene Abbildung der Zapfen 
und Blätter von der richtigen P. Alcockiana gegeben, die sich zuerst in Gardeners 
Chronicle 1880. Vol. XIII p. 122 findet. Im Verzeichnisse über Coniferen u. s. w. von 
PETER SMITH & Co., Hamburg 1837, wird p. ı9 auf die häufige Verwechselung der 
P. ajanensis Fisch. mit P. Alcockiana Carr. hingewiesen und gesagt, dass erstere 
sich durch das Silberweiss an der unteren Seite der Nadeln sofort von letzterer 
Art unterscheide. Im Coniferen-Verzeichnis von 1883 wird diese Bemerkung jedoch 
zurückgenommen und die P. ajanensis als P. Alcockiana irrig aufgeführt 

Im vorhergehenden haben wir eine kurze chronologische Zusammenstellung 
der irrtümlichen und richtigen Beschreibungen der miteinander noch stetig ver- 
wechselten beiden Arten aus der uns vorliegenden Litteratur gegeben. Wir haben 
gezeigt, dass bereits die Originalbeschreibung und Abbildung der P. Alcockiana 
zum Teil falsch ıst und dass diese Irrtümer, obwohl sie von verschiedensten Seiten 
erkannt und von Zeit zu Zeit Berichtigung fanden, doch stets von neuem wieder- 
kehren und das Urteil über diese gänzlich verschiedenen Arten verwirren. Es darf 
daher nicht allzu sehr überraschen, wenn sich auch in unsern grössern botanischen 
Gärten und Handelsgärtnereien die Namen-Verwechselung gedachter Arten ein- 
gebürgert hat, wie es in der That der Fall ist. — Hoffentlich tragen diese Aus- 
einandersetzungen, die Angaben der wesentlichsten Merkmale, sowie die bei- 
gefügten Abbildungen etwas dazu bei, dass beide Arten gebührend unterschieden 
werden. 


Figurenerklärung. 


Picea Alcockiana Carr. 

Fig. 1. Fruchtzweig mit einem geschlossenen und einem aufgesprungenen Zapfen, nach Original- 
Exemplaren von Maxımowıcz (= P. bicolor Max.) im Berliner Museum. (Die aufrecht 
gezeichneten Zapfen sind hängend.): 

a) Blattzweig, nach einem von Mr. J. VEITCH in Chelsea gesandten Exemplar. 


VAR 
N 


222 M. Krug: Petunia hybrida grandiflora fl. pleno. 


6) Fruchtschuppe (von Fig. I zweifach vergrössert). c) Same. @) Nadeln. e) Nadel- 
spitze. /) Querschnitt des Blattes (vergrössert). 


Picea ajanensis Fisch. 
Fig. 2. Zapfen, nach einem Exemplar von MAaxımowIcz aus Sibirien im Berliner Herbar. 
«) Nadel. £) Nadelspitze (vergrössert). y) Nadelbasis. 
» 3. var. japonica Maxim. Zapfen, nach einem Original-Exemplar im Berliner Museum, 
«) Fruchtschuppe. $) Same. y) Nadel. 
» 4. var. microsperma (Lindl.). Zapfen, nach einem Exemplar aus Kew-Garden. 
«) Fruchtschuppe. $#) Same. ») Nadel. 
» 5. Blattzweig, nach einem lebenden Exemplar der Art, von Mr. J. VEITCH. 
«@) Unterseite des Zweiges. 3) Morphologische Oberseite eines Blattes mit sechs- 
Spaltöffnungsreihen auf jeder Blattseite. 7) Querschnitt des Blattes. 


Petunia hybrida grandiflora fl. pleno. 
Samenzucht und Kultur aus Samen. 
Von M. Krug, Frankfurt a.M. 


Von vielen Seiten werden, und zwar häufig mit Unrecht, Klagen gegen die 
Samenhandlungen geführt, in Bezug auf die Resultate, die man mit Samen von 
gefüllten Petunien erzielt hat. 

In nachstehendem will ich versuchen, eine Schilderung zu geben, in welcher 
Weise die Samen gezogen werden, die die gefüllten Petunien ergeben sollen. Ein 
jeder weiss wohl, dass dies durch Befruchtung geschieht, doch kommen, wenn man 
wirklich gute Samen erzielen will, d.h. solche, die 50—6o pCt. gefüllte Pflanzen 
bringen, noch eine Menge Umstände zur Mitwirkung. 

Um also gefüllten Petuniensamen in rationeller Weise zu ziehen, bedarf man 
vor allem einer Stellage,. die mit Brettern abgedeckt und nach Süden offen sein 
muss, also dass die Pflanzen nur des Vormittags Sonne haben und von oben gegen 
Regen geschützt sind. Im Juni wird die Stellage mit den angezogenen Pflanzen. 
(Anzucht siehe hinten) besetzt und zwar gefüllte und einfache durcheinander. Man 
wähle hierbei nur recht grossblumige Pflanzen mit gut gefranzten oder wenig- 
stens schön gefärbten Blumen und auch von den gefüllten nur solche mit dicht 
gefüllten grossen Blumen, denn je sorgfältiger man die Auswahl trifft, um so: 
mehr Garantie hat man von vornherein schon für das Gelingen und für ein gutes. 
Resultat. 

Die Petunien, welche jetzt in 12—ı5 c2- Töpfen stehen, giesse man nur, wenn 
sie wirklich trocken sind, was bei gutem Wetter alle 2 Tage der Fall ist. Zeigen. 
sich nun die ersten Blumen, so muss man zunächst sämtliche Pflanzen (einfache) 
durchgehen und nachsehen, ob die Staubbeutel an den Staubgefässen bereits ge- 
platzt sind; ist dies der Fall, so müssen die betreffenden Blumen ganz entfernt 
werden, die Staubgefässe aber, die noch nicht reif sind, werden vermittelst einer 
Pincette abgerissen, auch von allen vorgerückten Knospen werden die Staubgefässe 
entfernt und schlitzt man zu dem Zwecke die Knospen an einer Seite auf. Bei 
dem Abkneipen der Staubgefässe ist erstens zu beachten, dass man kein Pistill 
mit abreisst und zweitens keine Blume oder Knospe vergisst. Ist man mit 
der Stellage durch, so ist vorerst nichts mehr zu thun, nur giesse man an diesem. 
Tage, wenn möglich, die gefüllten Pflanzen nicht, um am nächsten Tage den 
nötigen Blumenstaub zu bekommen. Am nächsten Morgen, wenn die Sonne hoch 
kommt, beginnt man mit dem Befruchten. 


EEE 


M. Krug: Petunia hybrida grandiflora fl. pleno. 223 


Man nimmt einen feinen Pinsel, bricht die gefüllten Blumen auf und tupft 
vorsichtig den Blumenstaub von den einzelnen Staubgefässen, die sich im Grunde 
dieser Blumen finden, auf. Sollte sich kein Staub finden lassen, so pflückt man 
einige gefüllte Blumen ab, bricht sie auf und lässt sie ca. '/, Stunde in der Sonne 
liegen, dann springen die Staubfäden immer auf und man hat genügend Staub. 

Den im Pinsel angesammelten Blumenstaub bringt man dann auf die’ vorhan- 
denen Pistille der einfachen Blumen. 

Bei dieser Prozedur werden die Pistille, die vorher lebhaft glänzten, sofort 
blind. Dies ist das ganze Äussere des Vorgangs. Die befruchteten einfachen 
Blumen werden am nächsten Tage bereits verblüht sein und nach ca. 4—5 Wochen 
wird man die Samenkapseln, die sich dann braungelb färben, kurz vor dem Auf- 
platzen abnehmen können. Man breitet die gesammelten Kapseln auf Papier aus, 
lässt sie trocknen und reinigt zuletzt den Samen. — Werden zur Befruchtung nur 
gute Blumen, d.h. dicht gefüllte verwendet und werden die Staubgefässe bei 
den einfachen Petunien während der Monate Juni und August immer zeitig 
genug entfernt, also dass keine Befruchtung der einfachen Blumen mit sich 
selbst stattfinden kann, so ergiebt der gewonnene Samen gewiss einen Procentsatz 
von 50o—60o gefüllten Petunien. 


Die Anzucht der gefüllten Petunien. 


Wenige, die gern gefüllte Petunien hätten, werden die Zeit und Gelegenheit 
dazu haben, sich ihren Samen nach der vorbeschriebenen Methode selbst zu ziehen; 
sie mögen immerhin ihren Samen aus einer reellen Handlung beziehen und nur 
die hier noch angegebenen Punkte bei der Aussaat und Anzucht berücksichtigen. 

Die Aussaat. Der Petuniensamen wird im Februar schon, spätestens aber 
Mitte April in Schalen gesät. Dieselben müssen guten Abzug haben und mit einer 
gut sandigen, leichten Erde angefüllt sein. Der Same wird dünn gesät, ganz 
leicht mit Erde zugesiebt, angedrückt und dann am besten mit einer Bouquet- 
spritze tüchtig angespritzt. Die Schalen werden mit reinen Glastafeln bedeckt 
und 8—ıo Tage halbdunkel in ein Haus gebracht, das 6—8° Wärme hält. Dies 
ist unbedingt notwendig, die Samen quellen da langsam auf und die Schalen 
werden nicht trocken, man braucht sie also auch nicht zu giessen, was von 
grossem Vorteil ist. Nach ıo Tagen stellt man die Schalen ins Warmhaus und 
lässt ihnen mehr Licht zukommen, bei Sonnenschein aber beschattet man sie, 
am besten mit Zeitungspapier, und sorgt im übrigen dafür, dass die Schalen nicht 
trocken werden. Nach 3 Wochen gehen die Pflänzchen auf; jetzt müssen sie 
dicht unter Glas kommen, viel Licht und volle Sonne haben und ziemlich 
trocken gehalten werden, damit sie nicht lang, sondern möglichst kräftig werden. 
Dies sind die Umstände, die beobachtet werden müssen und man kann dann be- 
stimmt ein gutes Resultat voraussagen, denn es soll sich niemand beschweren 
und sagen, sein Samen hätte nichts getaugt. Der Petüniensamen bleibt 5 bis 
$ Jahre keimfähig und ist es darum kaum denkbar, dass die Schuld an der 
Samenhandlung liegt. 


Die Weiterkultur (das Pikieren). 


Sind die Pflänzchen so gross, dass man sie fassen kann, so müssen sie in 
flache Holzkästen auf einen Abstand von 2,5—3.cm pikiert werden. Diese Arbeit 
ist wohl so einfach, dass sie nicht weiter beschrieben zu werden braucht. Hat man 
gefüllte Petunien ausgesät, so ist es eigentlich nötig, dass man alle auf- 
gegangenen Pflanzen versetzt. Ist die Saat zu dick gewesen, so dass man nicht 


224 M. Krug: Petunia hybrida grandiflora fl. pleno. 


für alle Platz hätte, so nehme man nur die Sämlinge, die die kleinsten, ge- 
drungensten Blättchen haben und von Farbe gelblich-grün sind, so dass es 
scheint, als wären sıe krank. 

Alle langen, dunkelgrünen Pflanzen lasse man dagegen zurück, da die Er- 
fahrung gelehrt hat, dass die letzteren fast immer kleinblumig und gering im Werte 
sind, während erstere dagegen die besten gefüllten Blumen bringen. 

Die Kästen bringt man am besten ganz dicht unter Glas auf einen lauwarmen 
Kasten und lässt ihnen schon nach wenigen Tagen volle Sonne zukommen bei 
verhältnismässig wenig Luft. Wenn nötig, werden die Kästen nach 10—ı4 Tagen 
einmal durchgelockert und ausgejätet. Sind die Pflanzen so gross, dass sie sich 
gegenseitig drücken, so werden sie mit Ballen in kleine Töpfe gepflanzt und von 
jetzt ab einzeln gegossen, die Behandlung ist dieselbe, wie vorher schon angegeben. 
Haben die Pflanzen diese Töpfe durchgewurzelt, so werden sie nochmals verpflanzt 
und zwar jetzt sofort in 12—ı5 cm-Töpfe. Man bedient sich jetzt einer schwereren 
nahrhaften Erde, da die Pflanzen jetzt den ganzen Sommer in den Töpfen bleiben. 

Bei diesem Verpflanzen werden zu gleicher Zeit alle minderwertigen Petunien 
zurückgestellt und dann zum Auspflanzen oder sonstwie verwendet. Man erkennt 
dieselben an verschiedenen Anzeichen. Zunächst fallen sie auf durch das dunkle, 
schöne Grün der Blätter, man lasse sich davon nicht bestechen, gerade diese 
bringen die kleinsten Blumen. Ebenso schliesse man alle die Pflanzen aus, die 
schnell in die Höhe schiessen und die, welche längliche, mehr spitzige Blätter 
haben. Es lässt sich das alles nicht so gut sagen, doch wird man es bei einiger 
Übung bald dahin bringen, dass man alle grossblumigen und mit diesen also auch 
die gefüllten, schon als kleine Pflanzen bestimmt herausgreifen kann. 

Beim Verpflanzen beobachte man noch, dass die Petunien ja nicht zu tief zu 
stehen kommen, da sie dann leicht zu Grunde gehen, ebenso muss man in der 
ersten Zeit sehr vorsichtig. mit dem Giessen sein, solange die Pflanzen die grossen 
Töpfe noch nicht durchwurzelt haben. Die verpflanzten Petunien werden jetzt auf 
die zu Anfang. erwähnte Stellage gestellt und wird man für alle gehabte Mühe 
reichlich Entschädigung finden, wenn sich die grossen lebhaft gefärbten, geflammten 
und marmorierten Blumen öffnen. 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc. 


Ipomoea pandurata Meyer. 

Von den Ipomöen oder Convulvula- 
ceen machen wir in unsern Gärten viel 
zu wenig Gebrauch in Bezug auf die 
leuchtende Schönheit, mit welcher sie 
die Gegenstände, die sie bekleiden, zu 
schmücken vermögen. Unter den etwa 
dritthalbhundert Ipomöenspecies, von 
denen sehr viele in ihren Knollenwurzeln 
medizinisch-wirksame Stoffe enthalten, 
werden zumeist nur einjährige Arten, 
namentlich Ipomoea purpurea und Con- 
vulvulus tricolor mehrfach verwendet. 

Die knollenwurzeligen sieht man fast 
nirgends. Mir selbst sind im Garten im 


Freien nur zwei Arten ın Verwendung 
vorgekommen, aber diese beiden haben 
einen bleibenden Eindruck hoher Schön- 
heit in mir zurückgelassen und legen es 
mir nahe, deren Anwendung stets wieder 
anzuempfehlen. Es sind dies Ipomoea 
tyrianthina Lindl. (Pharbitis Hook.), die 
Purpurwinde aus Mexiko und Ipomoea 
Bona .nox L. (Calonyction speciosum 
Chois.), die prachtvoll weissblühende 
Mondblume. Die feurige Purpurkarmin- 
Färbung der ersteren und die riesige 
Grösse der zweiten, die seinerzeit von 
Jacauın in Schönbrunn eingeführt wurde, 
machen beide stark schlingenden Ge- 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen. 


225 


wächse zu wahren Prachtpflanzen, die 


es verdienen, dass man ihnen die wenige 
Sorgfalt zuwendet, sie im Herbste aus 
dem freien Lande herauszunehmen und 
trocken und warm zu überwintern. 
Hier in Österreich besitzen nur wenige 
Gärten noch Exemplare von Calonyction 
speciosum; dagegen ist sie in Nord- 
amerika eine vielverbreitete hochge- 
schätzte Pflanze. So finden wir die Mond- 
blume, Moonflower (wie sie dort benannt 
wird, Ipomoea noctiflora) z. B. im Ame- 
rıcan Florist mit 4 Dollar (16 Mark) per 
Hundert Stück von GEO. W. MILLER 
Chicago angekündigt, und J] S. R. THoMsoNn 
in Spartanburg S.C. zeigt an, dass er im 
Herbst 1889 von frischem echten weissen 


Samen der Giant Moon Flower kontrakt- | 


lich zoo Pfund erhalten werde. Gewiss 
wäre dies eine gute Quelle, diese seltene 
herrliche Schlingpflanze auch bei uns zu 
verbreiten. 

Doch wir überschrieben diese Notiz 
mit Ipomoea pandurata! Dies ist eine 
in Nordamerika einheimische, nach Asa 
Grays Manual »auf Sandfeldern und 
Bänken von Connecticut bis Illinois und 
weiter südwärts« vorkommende Pflanze, 
die unter dem Namen »Wiılde Kartoffel- 
rebe« (Wild Potato Vine) und »Erden- 
mann« bekannt ist. 
kommt sie sehr häufig vor und findet 
man sie die Büsche und Bäume Ende 
September herrlich mit ıhren Blumen 
verzierend und überdeckend. 

Und doch nehmen merkwürdigerweise 
selbst die grossen Samenhandlungen von 
Nordamerika, wıe ELLIOT, WOOLSsoNn, 
GILLETT etc. keine Notiz von der präch- 


tigen Blume und nur in dem Kataloge 


von REASONER BROTHERS in Florida finden 
wir sie, obwohl sie doch keine aus- 
schliesslich südliche Pflanze ist. 


in 


In New Jersey | 


Diese 


sagen von ihr: Sie wächst so leicht wie 


Erdäpfel und im Herbst, wenn der Frost 

die Stengel bis an den Grund herunter- 

gefroren hat, kann man die Knollen 

herausnehmen und trocken wie Dahlien, 

Gladiolen etc. überwintern.« Doch nein, 
Gartenflora 1889, 


nein! Das ist alles nicht notwendig, die 
Pflanze ist vollständig hart wie ein Löwen- 
zahn (Taraxacum, Pissenlit, Dandelion). 
In Boston sogar mit seinen strengen 
Wintern hält sie ım Freien anstandslos 
aus. Die Wurzel bildet eine immense 
Knolle, nach A. Gray zehn bis zwanzig 
Pfund schwer, und öfter in der Form 
einer langen, gerade abwärts gehenden 
dicken, fleischigen, geteilten Wurzel (Man 
of the Earth), die 3 bis 4 Fuss tief in 
den Grund eindringt. 

Nach dem Londoner »Garden« vom 
2. September 1882 war diese Pflanze auf 
der Insel Wight damals in voller Blüte 
und schrieb Referent HEnRv EwBANCcK dar- 
über: »Unter den Prachtpflanzen in Blüte 
steht an der Spitze aller eine Nordameri- 
kanerin, die Ipomoea pandurata, die bei 
einem warmen Sommer eine ausser- 
gewöhnlich schönheitsvolle Pflanze ist 
und überreich, besonders im August und 
September blüht. Es ist ein herrlicher 
Anblick und ich habe den Tag, an dem 
sie mir Herr FALKONER aus Amerika 
sandte, als Freudentag rot im Kalender 
angestrichen. Ihre grossen weiten Trichter- 
glocken, vom reinsten Weiss, haben ein 
tief purpurnes grosses Auge, welches 
nur dazu dient, das pure Weiss, in 
welches es eingebettet ist, um so heır- 
licher hervortreten zu lassen. Ich hatte 
früher an der Stelle einen grossblühenden 
weissen Convulvulus, aber die Ipomoea 
ist Herrscher über ihn geworden; sie 
überzieht die ganze Vorhalle und reicht 
weit hinüber in die Zweige eines grossen 
Baumes, alles auf eine ganz unaussprech- 
liche Weise festonierend. Anfangs hatte 
ich Gram über meinen Liebling, den 
Convulvulus, heute muss ich die Ipomoea 
pandurata als die herrlichste Pflanze 
preisen, die ich mir wünschen konnte. 
Sie macht eine dicke harte Wurzel, die 
sich Jahr für Jahr vergrössert und die 
Pflanze immer stärker werden lässt.« 

Wir denken, dass eine solche Beschrei- 
bung —- sowie die gegebene Adresse — 
es unseren Gärtnern und Liebhabern 

16 


226 Neue und empfehlenswerte Pflanzen. — Kleinere Mitteilungen. 
wünschenswert und leicht erscheinen | Deckung mit Laub gut aus und eignet 


lassen wird, eine so prächtige harte, 
bisher unbekannte Pflanze bei uns ein- 
zuführen und zu kultivieren. 

L. v. Nacv, Wien. 


Stachys affinis. 


Dieses von Frankreich sehr empfohlene 
Knollengewächs wird uns auch aus dem 
südlichen Russland gerühmt als sehr er- 
tragsreich.. Es hält dort unter einer 


‚ sich ganz besonders, gleich den Karotten, 


Ähnlich 
es wohl- 


zur Garnierung von Speisen. 
wie Spargel bereitet, soll 
schmeckend sein. 

Nach Meinung des Referenten dürfte 


es aber mit den Knollengewächsen ein- 


jähriger Kultur als Gemüsepflanze nie- 
mals ın wirkliche Konkurrenz treten 
können und als besonderer Leckerbissen 
wird diese Art niemals dienen können. 
(E. R.) 


Kleinere Mitteilungen. 


Der Besuch Ihrer Majestät der Kaiserin im 
Borsigschen Garten zu Berlin. 

Dem Garten der Frau Geh. Kommer- 
zienrat Anna BoRSIG wurde am 2. März 
die hohe Ehre zu Teil, von Ihrer Maje- 
stät der Kaiserin sowie deren Schwester, 
der Prinzess Luıse von Schleswig-Holstein, 
Braut des Prinzen LEoPoLD, besichtigt 
zu werden. Der Besuch erfolgte ganz 
unerwartet, doch war glücklicherweise 
Frau Geh. Rat BorsıG anwesend und 
konnte nebst dem Obergärtner WEIDLICH 
die Führung selbst übernehmen. — Es 
war gerade die Zeit, wo der Kamellien- 
Schmuck des Wintergartens im schönsten 


Flor stand, und wenn schon zu jeder | 


Jahreszeit der mit den kunstvollsten 
Marmorgruppen: der badenden Nymphe 
von TANDARINI, der T'hetis mit dem jungen 
Achilles von Freiherrn v. Prınz und den 
prächtigen Ziegen aufdem Felsen von Lom- 
bardi geschmückte Wintergarten ein an- 
mutiges Bild gewährt, so gleicht er zur Ka- 
mellienzeit geradezu einem Paradiese. Die 
ganze Hinterwand des Wintergartensbildet 
ein einziges riesiges Kamellienspalier, 


während zu den Seiten und weiter vorn | 


mächtige Hochstämme von Kamellien sich 
erheben, alle in passenden Farben zu- 
sammengestellt, das Ganze umrahmt vom 


des Beschauers grosse Flächen von Se- 


laginella, dazwischen prächtige blühende 


Gruppen von Azaleen, Cyclamen, Primeln 


und verschiedenen Zwiebelgewächsen. 
Die Tafeln an den Fenstern dekoriert mit 
den schönsten Hyazinthen, Maiblumen, 
Crocus, zwischen denen Schaupflanzen 
von Imantophyllum und Amaryllis in 
den denkbar schönsten Farben, vom 
dunkelsten Rot bis zum zartesten Rosa 
und Weiss sich finden. Auf der anderen 
Seite des Wintergartens folgen selten 
schöne Exemplare von Baumfarnen: Ba- 
lantium, Alsophila ete. — Die Aller- 


ı höchsten Herrschaften sahen dies alles 


zum ersten Mal! Ihr Interesse war ein 
ausserordentlich reges und erkundigten 
sie sich eingehend nach den verschie- 
densten Pflanzen etc. In dem an den 


| Wintergarten sich anschliessenden Pal- 


menhause imponierten ebenfalls die schö- 
nen Palmen und Farne, insbesondere 
auch die herrlichen Ampeln von Poly- 
podium Reinwardtii mit den prächtigen 
1,5 »n lang herabhängenden dunkelgrünen 
Wedeln. In dem Orchideenhause, das 
stets der Stolz des Begründers der Fabrik, 
des Herrn Auc. BorSIG, sowie seines 
Sohnes ALBERT BoRSIG und jetzt in ganz 
besonderem Maasse seines Enkels Herrn 
ARNOLD BorsıG, nahmen die Herrschaften 
die so mannigfaltigen und dankbaren 


ı Blumen mit grösster Aufmerksamkeit in 
schönsten dunkelgrünen Epheu. Zu Füssen | 


Augenschein, und irren wir nicht, so wird 
diese Aufmerksamkeit der deutschen 
Kaiserfamilie auf Orchideen sicher- 
lich zur immer reicheren Kultur der 


Kleinere Mitteilungen. 


letzteren in Deutschland beitragen und 
immer mehr und mehr anspornen, 
diese lieblichen Kinder der Tropen 
bei uns einzuführen. Es blühten zur 
Zeit des Besuches verschiedene Odonto- 
glossum, Oncidien, Lycasten, Coelogynen, 
davon Coelogyne cristata in ı2 Schalen, 
in jeder Schale bis 2o Blütentrauben. 


Von Cattleyen, diesen schönsten aller 
Orchideen, blühten C. Trianae mit 14 


Blumen, C. Percivalliana mit zo Blumen, 
ferner C. Bogotensis, Vanda_ tricolor, 
einige Phalaenopsis, Cypripedium und 
verschiedene andere. 

Die Höchsten Herrschaften verliessen 
unter Ausdrücken der höchsten An- 
erkennung, nach 3/,stündigem Aufenthalt, 
hoch befriedigt die schönen Anlagen; 
denen aber, welchen es vergönnt war, 
die Führung zu übernehmen, wird der 
Besuch unvergesslich bleiben. 


Zwiebelgewächse und andere Freilandpflanzen, | 


am 27. März bei Th. S. Ware in Tottenham 
bei London in Blüte im Freien. 
Irıs reticulata, blau. 


» purpurea. 
» Rosenbachiana. 

»  persica. 

«  stylosa. 

» » alba. 

» » speciosa. 


» tuberosa. 
Chionodoxa Luciliae. 


» alba. 
» sardensis. 
» cretensis. 
» gigantea. 
» Tımolausı. 


Crocus Balansae. 
»  Imperati. 
» COTSICUS. 
» minus. 
» aureus 
und andere. 
Rhododendron praecox. 
Saxifraga oppositifolia. 
» Burseriana major. 
» Malyı 
und andere. 


Primula denticulata. 


» Tosea. 

» Clusiana. 

» spectabilis. 
» marginata. 


Trillium nivalıs. 
Corydalis Ledeboureana. 
Megasea ciliata. 
» Stracheyi. 
Puschkinia libanotica var. compacta. 
Galanthus caucasicus. 


» latıfolius. 
» plicatus. 
Narcissus pallidus praecox. 
» cyclamineus. 
> Pseudo -Narcissus. 
> minimus. 
» Bulbocodium. 
» » citrinus. 
» minor. 
» obvallarıs 


und mehrere andere. 
Hepatica in mehreren Farben. 
Anemone fulgens. 

» apennina. 
Sisyrinchium grandiflorum. 


» » albım. 
Scilla bifolia taurica. 
» » alba. 
» » rosea. 
»  sıbirica. G. REUTHE. 


Saftaustritt während des Frostes. 

Eine Beobachtung höchst eigentüm- 
licher Art, die ich noch niemals machte, 
kann ich nicht unterlassen auch weiteren 
Kreisen mitzuteilen. Die erste Woche 
ım März bis zum ı1. war ohne Frost, der 
9. und Io. waren sogar warm zu nennen, 
ıo° R. im Schatten, dann schlug der 
Wind um, es kam wieder Schnee, der 16. 
und 17. brachten ıo und 8° Kälte. Bei 
einem Spaziergang an letzterem 'l’ag sah 
ich an einer öffentlichen Anlage frisch 
gepflanzte Bäume, bei denen einzelne 
Äste sowie Wunden beschnitten waren; 
die Bäume hatten sich schon im Saft 
befunden, und an jeder Schnittfläche, 
aber auch an der kleinsten Verwundung 
hing nun ein Eiszapfen, welche bis zu 

ı6* 


228 


Kleinere Mitteilungen. — Ausstellungen und Kongresse. 


ı5 cm Länge erreichten. Es beweist dies, 


dass die Safteirkulation bei eintretendem | 
Frost nicht sofort gehemmt wurde, der | 


Saft vielmehr hervorquoll und erst ausser- 
halb der Rinde gefror. 
GRAEBENER, Karlsruhe. 
Verkauf der Beaucarneschen Pflanzen. 

Die reiche Pflanzensammlung des ver- 
storbenen Notars BEAUCARNE wird am 
29. und 30. April zu Eename bei Ou- 
denarde verkauft werden. Sie enthält 
besonders viele Azaleen und Kamellien 
in Ausstellungspflanzen, ferner Brome- 
liaceen, Amaryllis, Palmen und beson- 
ders Orchideen, darunter eine Vanda 
Lowii von 1,05 » Höhe. Kataloge bei 
Herrn Ep. PvNAERT VAN GEERT in Gent 
und Notar JANSSENnS in Eename. 

Weinernte im Rheingau. 

Über die Ergebnisse der Weinernte im 
Rheingau im Jahre 1888 liegen der »Frktf. 
Ztg.« zuverlässige Zahlen vor, welche be- 
weisen, dass das Durchschnittsquantum 
das eines Zweidrittelherbstes gewesen ist. 
Im ganzen sind auf 2149 Aa 49793 Al 
geherbstet worden. Das grösste Gebiet 
Rüdesheim mit 205 Aa erzielte 1944 A 


weniger als das um 5 Aa kleinere Lorch; | 


quantitativ blieb namentlich auch Geisen- 


heim zurück. 


Chrysanthemum. 

Die Firma SEEGER & TRoPP, ı1ı2 Lord- 
ship Lane, London SE., die bisher nur 
Orchideen importierte, hat sich jetzt 
auch auf die Anzucht von Chrysan- 
themum gelegt und ein im Geschäfts- 
amt für die deutsche Gärtnerei zu Erfurt 
erschienenes reich illustriertes Verzeich- 
nis der besten Sorten herausgegeben. 


Für Ochideenfreunde. 

Der Orchideen-Importeur H. DAMMANN 
zu Breslau hat soeben einen neuen, 
hübsch illustrierten Katalog herausge- 
geben und ausserdem noch eine Special- 
Offerte über ganz kürzlich importirte Or- 
chideen, wie z. B. Odontoglossum cerispum 
(Alexandrae), Laelia anceps grandiflora 
etc. etc. Gut ist dabei, dass stets ange- 
geben, ob die Pflanze für Warmhaus, ge- 
mässigtes oder Kalthaus geeignet. 


Gegen den Drahtwurm. 

Als wirksamstes Gegenmittel empfiehlt 
die Landw. Ztg. f. Westf. u. Lippe das 
Kalken; 36—72 Ctr. Kalk pro Hektar mit 
der Saat untergeeggt, bewirkte, dass diese 
Felder 5—6 Jahre vom Drahtwurın ver- 
schont blieben. Ebenso hat der im 
Boden frisch und fein verteilte Kalk 
Steckrüben, Kopfkohl und Runkelrüben 
vom Wurm frei gehalten. 


Ausstellungen und Kongresse. 


(Nach der Reihenfolge des Stattfindens, zum Teil nach MÖLLERs Deutscher Gärtnerzeitung.) 


Magdeburg. Die Ausstellung des 
Vereins selbständiger Handelsgärtner vom 
21.— 24. März hatte nur einen kleineren 
Umfang. 

Stuttgart. Gartenbau-Ausstellung des 
württembergischen Gartenbau-Vereins v. 
17.—22. April. 

Mainz. 


Jubiläums - Ausstellung und 


5. Jahresversammlung des Vereins deut- 


scher Rosenfreunde vom 20.— 23. April. 


| bis 25. April. 


Anmeldungen sind an den Vorsitzenden 
ı Prag, Post Wyschehrad. 


des Vereins Dr. NIEs zu richten. 
Rotterdam. 


Gartenbau-Ausstellung 


der Nederland’sche Maatschappy voor 
Tuinbouw en Plantkunde vom 20.— 24. 
Aprıl. Nähere Auskunft erteilen: der 
Präsident der Gesellschaft VIRULY VER- 
BRUGGE und der Sekretär voN LANGE, 
beide ın Rotterdam, sowie auch Herr 
J. van HULLE in Gent. 

Prag. Frühlings-Ausstellung der böh- 
mischen Gartenbaugesellschaft vom 21. 
Anmeldungen bei der 
böhmischen Gartenbaugesellschaft in 


Wien. Frühjahrs - Blumenausstellung 


Ausstellungen und Kongresse. 


229 


der k. k. Gartenbaugesellschaft in Wien 
vom 25. bis einschliesslich den 29. April. 
Anmeldungen beim Verwaltungsrat der 
Gesellschaft. 

Freiburg ın Baden. Der hiesige 
Gartenbau-Verein veranstaltet zur Feier 
seines 25jährigen Bestehens vom 27. bis 
30. April eine Ausstellung, zu der 1200 
Mk. an Preisen ausgesetzt sind. 

Budapest. Frühjahrs- Blumenausstel- 
lung der ungarischen Landes-Gartenbau- 
gesellschaft vom 27. April bis 6. Mai. 
Anmeldungen in der Gesellschafts-Kanzlei, 
Kronprinzgasse 16. 

Dresden. Frühjahrs-Ausstellung der 
Gartenbaugesellschaft Flora vom 9. bis 
13. Mai. Anmeldungen an Herrn Garten- 
direktor KRAUSE. 

Hamburg. Frühlings-, Sommer- und 
Herbst-Ausstellung, im Mai, Juli und 
September, während der Dauer und in 
Verbindung mit der Gewerbe-Ausstellung. 
Beteiligung nur für die in Hamburg und 


Umgebung wohnenden Aussteller zu- 
lässig. 
Genf. Gartenbau - Ausstellung der 


Genfer Gartenbaugesellschaft vom 16. bis 
20.Mai. Anmeldungen an den Vorsitzen- 
den des Vereins H. CAarDınAaux oder an 
den Schatzmeister H. FORESTIER. 

Magdeburg. Allgemeine Gartenbau- 
Ausstellung in Verbindung mit der deut- 
schen Landwirtschafts - Gesellschaft, vom 
20.— 24. Jun. Anmeldungen an den 
Vorsitzenden des Gartenbauvereins C. 
KLose. 

London. Grosse Rosen- Ausstellung, 
verbunden mit einer Versammlung und 
Beratung von Rosenzüchtern am 2. und 
3. Juli in »Chiswick Gardens, London«. 
Anmeldungen bei dem Vorsitzenden der 
Royal Hortieultural Society in London. 

Paris. Intern. gärtn. Kongress vom 16. 
bis 21. Aug. d. J. Anmeldungen an den 
Präsidenten, rue du Grenelle 34. 

Hannover. Provinzial-Gartenbau-Aus- 
stellung vom 4.—6. September in Ver- 
bindung mit der Hauptversammlung des 
Verbandes deutscher Handelsgärtner. 
Anmeldungen bis zum ı. August bei 


Herrn Ober-Hofgärtner METZ in Herren- 
hausen. 

Leobschütz. Allgemeine Gartenbau- 
Ausstellung des Obst- und Gartenbau- 
Vereins zu Leobschütz vom 14.— 17. Sep- 
tember. Anmeldungen bis zum ı. August 
an den Vorsitzenden des Vereins, Lehrer 
LEICHTER in Leobschütz (OÖber-Schlesien), 
von welchem auch die Einladungsschrift 
zu erhalten ist. 

Lübeck. Allgemeine Gartenbau-Aus- 
stellung des Lübecker Gartenbau-Ver- 
eins vom 20.— 23. September. Anmel- 
dungen bei dem Schriftführer des Vereins 
Dr. G. PRIESS. 


Potsdam. Obstausstellung des Mär- 
kischen Obstbau - Vereins. Ende Sep- 
tember. 


Gent. Obstausstellung und internatio- 
nale Pomologen - Versammlung, veran- 
staltet vom Belgischen Obstbau -Verein 
im Monat September. 

Stuttgart. Allgemeine Obstausstellung 
in Verbindung mit der Hauptversamm- 
lung des deutschen Pomologen-Vereins 
vom 22.— 30. September. 

Berlin. Chrysanthemum - Ausstellung 
des Vereins zur Beförderung des Garten- 
baues. Ende November. Anmeldungen 
bei dem Schriftführer des Vereins, Pro- 
fessor Dr. WITTMACK, Invalidenstr. 42. 

Edinburg. Internationale Chrysan- 
themum -Ausstellung als Gedenkfeier an 
die roojährige Einführung des Chrysan- 
themum. An einem Dienstag, Freitag 
und Sonnabend des Monat November. 
Anmeldungen beim Vorstande der Scottish 
Horticultural Association in Edinburg 
(Schottland). 

Hull. Provinzial-Chrysanthemum-Aus- 
stellung der National- Chrysanthemum- 
Society von England in Verbindung mit 
der Jahresausstellung der Gartenbau-Ge- 
sellschaft von Hull (Yorkshire). Vom 
21.— 22. November. 

Gent. Internationale Chrysanthemum- 
Ausstellung als Gedenkfeier an die 1oo- 
jährige Einführung des Chrysanthemum. 
Vom 23. November bis ı. Dezember. 
Anmeldungen beim Vorstande der königl. 


230 


Gesellschaft für Ackerbau und Botanik | 


in Gent. 
Berlin. Grosse allgemeine Gartenbau- 
Ausstellung vom 25. April bis 5. Mai 


1890. Das vorläufige Verzeichnis ist von | 
der Hauptschriftleitung des Vereins zur 
Beförderung des Gartenbaues, Berlin N., | 


Invalidenstrasse 42 zu beziehen. 


Cassel. 
aus Anlass der 5. Hauptversammlung des 
Verbandes deutscher Handelsgärtner ab- 


Der General-Bericht über die | 


gehaltene Gartenbau-Ausstellung des Ver. | 


z. Bef. d. Garten-, Obst- und Weinbaues | 
vom | 
31. August—ıo. September 1883 mit einem | 


im Reg.-Bez. Cassel zu Cassel 
Plane ist vor kurzem erschienen. Er 
enthält eine ausführliche Beschreibung 
der Ausstellung, die in dem idyllischen, 
ehemals fürstlich Hanauischen Park auf 
dem Weinberge stattfand. Für Warm- 


hauspflanzen war ein Zelt von 900 gm 


Grundfläche errichtet, während der etwas | 


wild gewordene Park von Herrn Kunst- 
und Handelsgärtner J. KnAurr in Wehl- 
heiden bei Cassel und Stadtgärtner L. 
EUBELL-Cassel, meisterhaft in landschaft- 


Ausstellungen und Kongresse. — -Personal- und Vereins-Nachrichten, 


liche Anlagen umgeschaffen war. Die 


' Eröffnungsrede des Vorsitzenden, Prof. 


Dr. MöHt ist wortgetreu wiedergegeben; 
derselbe betonte bekanntlich besonders 
darin, dass die Casseler Ausstellung sich 
rein gehalten habe von allem nicht zu- 
gehörigen Beiwerk. Die Ausstellung 
wurde von ca. 25000 zahlenden Be- 
suchern besichtigt. Verteilt wurden 49 
Ehrenpreise, ıo gold., 35 gr. silb., 66 kl. 
silb. Medaillen und 108 Ehrendiplome. 
Eine gr. silb. Med. d.V. z.B. d. G. er- 
hielten der Baumschulbesitzer MÜLLER- 
Langsur bei Trier für schön geformte 
Obstbäume, eine desgl. der Handels- 
gärtner SIEBRECHT-Cassel für eine voll- 
ständige Sammlung Gemüse, eine Kl. silb. 
desgl. die Kunst- und Handelsgärtner 
JISSLER & BasTarD-Cassel für Kranz- 
bindereien, eine desgl. J. Knaurr-Wehl- 
heiden für eine reichhaltige Gruppe 
Canna; eine bronzene Med. der Kunst- 
und Handelsgärtner Davıp SacHs-Qued- 
linburg, eine desgl. der Kunst- und 
Handelsgärtner WILH. HOENINGHAUS-Nevi- 
ges, Rheinprovinz, für eine reichhaltige gut 
kultivierte Gruppe Adiantum cuneätum. 


Personal- und Vereins- Nachrichten. 


Am 6. April 7 im 40. Lebensjahre der 
Botaniker WILHELM VATKE in Berlin, einer 
der besten Pflanzenkenner, Besitzer eines 
der grössten Privat-Herbarien und einer 


grossen Bibliothek,, für welche beide er | 


in Zehlendorf ein eigenes Gebäude hatte 
errichten lassen, das kaum fertig gestelltist. 

An Stelle des bisherigen Obergärtners 
ım botanischen Garten zu Göttingen, 
W. MÖNKEMEYER, tritt der bisherige Ober- 
gärtner am botanischen Garten in Darm- 
stadt, ALFRED REHDER. 

Der bisherige Obergärtner in Schön- 
linde (Böhmen), OTTO SCKELL, wurde 
zum Stadtgärtner für Zwickau gewählt. 

Herr H. BUCHAcKER hat sich als Land- 
schafts - Gärtner, Berlin SW., Schöne- 
bergerstrasse 33 11. 1. (vis-A-vis Anhalter 
Bahnhof) niedergelassen. 


ı 


Der Hofgarten-Direktor JULIUS MÜLLER 
T im 67. Jahre in Altenburg. 


0. Hüttig, Direktor emer. des Gartenbaues 7. 

Am 31. März starb nach Jangem Leiden 
im 62. Lebensjahre der Direktor emer. 
des Gartenbaues ©. Hürrıc zu Nieder- 
Schönhausen bei Berlin. Mit ihm ist ein 
Mann dahingegangen, der als Schrift- 
steller in weiteren Kreisen mit Erfolg 
thätig war, während seine praktische 
Thätigkeit, in Deutschland wenigstens, 
trotz aller‘ seiner Anstrengungen leider 
meist nur Misserfolge aufzuweisen hatte. 

BERNHARD OswIn HÜrTig, Sohn des 
Hegemeisterss E. HürTıs, wurde am 
ı. April 1827 zu Rauscha in Schlesien 
geboren, besuchte in diesem Orte die 
Schule und kam dann nach Görlitz aufs 


Personal- und Vereins-Nachrichten, 


231 


Gymnasium (damals höhere Bürgerschule), 
wo er das Zeugnis der Reife zum ein- 
jährigen Dienst erhielt. Seine Lehrzeit 
machte er in Potsdam bei G. A. FINTEL- 
MANN und MEYER durch; 1848—5o war 
er Soldat und machte als Görlitzer Jäger 
die Kriegszüge in Posen, Sachsen, Hessen 
und Baden mit. In Baden nahm ihm 
eine Kugel den durchlöcherten Helm 
vom Kopfe, welcher Helm noch jetzt 
aufbewahrt wird. Bei Bug in Posen über- 
fiel ihn der hinterlistige Wirt im Bett 
und zertrümmerte ihm die rechte Schläfe 
mit einem Hammer. HÜTTIG wurde von 
den Kameraden bewusstlos hinausgetra- 
gen und erwachte erst nach mehreren 
Stunden im Posener Lazaret. Bis zu 
seinem Tode war das Zeichen dieser 
Verwundung noch an ihm sichtbar. 

Nach dem Kriege machte er Studien- 
reisen durch ganz Deutschland, Frank- 
reich, Österreich, Steiermark, Tyrol und 
die Schweiz. Die Wanderlust trieb ihn 
hinunter bis nach dem sonnigen Italien, 
wo er von dem Zustande der Gärten 
und Weinberge nicht sehr erbaut war; 
er weilte gern in Venedig, wo sein Kunst- 
sinn an den Meisterwerken alter Kunst 
sich erfreute. Voll reicher Erfahrungen 
kehrte er dann in die Heimat zurück, 
wo er in vielen grossen Gärtnereien seine 
Kenntnisse fortwährend vermehrte. 

Im Jahre 1857 ging er nach Schweden, 
bekleidete dort bis 1861 auf dem aus- 
gedehnten Gute des Baron R. v. THoRr- 
NERHJELM, Wrams-Gunnarstorp, die Stelle 
eines Obergärtners und wurde von dort 
an die landwirtschaftliche Akademie 
Alnarp bei Lund berufen, wo er 4 Jahre 


als Lehrer für Wald- und Gartenbau 
thätig war. Dann wurde er Direktor 
der Gartenbauschule Agnesberg bei 


Gothenburg, die er 5 Jahre leitete. Hier 
veranstaltete er Kurse für Volksschul- 
lehrer, die nach seinen Ideen Schulgärten 
einrichteten, deren Anlage er oft selbst 
leitete, und so kommt ihm das Verdienst 
zu, den Gartenbau in Schweden wesent- 
lich gehoben zu haben. Er war schon 
damals litterarisch thätig, schrieb viel 


für die Zeitschrift des landwirtschaftlichen 
Vereins in Göteborg- und Bohus-Län, 
und berichtete u. a. ausführlich über die 
Schulgärten in K. KocHhs Wochenschrift 


1871 S. 73 ff., wie er überhaupt ın 
letzterer mancherlei Mitteilungen ver- 
öffentlichte. 


Wohl hauptsächlich auf Empfehlung 
des Herrn Prof. K. Koch wurde er von 
der preussischen Regierung mit der Ein- 
richtung der Königl. Gärtnerlehranstalt 
für Obst- und Weinbau zu Geisenheim 
a. Rh. betraut. Bei seiner Abreise aus 
Schweden bot der landwirtschaftliche 
Verein von Göteborg und Bohus-Län ihm 
eine Auszeichnung für seine nennens- 
werten Verdienste an, die er aber ablehnte. 

Amsrz2 November 1377. trat ‚eri.die 
Rückreise nach Deutschland an und be- 
gann die Arbeit in Geisenheim mit der 
Zuversicht auf ein schönes Gelingen. 
Leider aber sollte diese Hoffnung sich 
nicht erfüllen. Nach manchen Wider- 
wärtigkeiten, die zum Teil in den an- 
fänglich eigentümlichen Organisations- 
verhältnissen lagen, ging er 1872 nach 
der Pfalz, wo er eine Samenhandlung 
übernahm. Aber auch hier war ılım das 
Glück nicht günstig. Er kam auf Em- 
pfehlung des Ref. nach Berlin, um die 
Leitung der Louis MATHIEUSschen Gäfrt- 
nerei zu übernehmen. — Abermals ein 
Misserfolg! Nach ı—2 Jahren etwa 
musste er die Stellung aufgeben und be- 
schäftigte sich seit jener Zeit besonders 
mit schriftstellerischen Arbeiten. Wir ver- 
danken seiner Feder folgende Schriften: 

I. KecHhts Weinbau. 
II. Geschichte des Gartenbaues 

III. WrepowsGartenfreund. Zwei Auf- 

lagen (nicht der von H. GAERDT 
herausgegebene). 

IV. Illustriertes Gartenbuch. 

V. Zimmerflora. 

VI. Der Obstbau. 

Grundriss der Lehre vom Garten- 
bau vll sReile. 
VIII. Der Weinbau im Garten. 

Ausserdem erschienen zahlreiche Ar- 

tikel in der Wochen - Zeitschrift »Der 


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232 


Personal- und Vereins-Nachrichten. — Sprechsaal. 


deutsche Garten«, dessen Redakteur er 
war. Auch viele politische Zeitungen, 
Fachblätter nahmen gern seine Beiträge 


auf; ebenso arbeitete er regelmässig für | 


viele Kalender und Konversations-Lexika. 
Im vorigen Herbst hatte er den grossen 


Schmerz, dass einer seiner beiden Söhne, 
Studierender der Zahnarzneikunde, beim 
Segeln auf dem Wannsee ertrank. Dieser 
Verlust beugte den schwer geprüften Vater 
so tief, dass er nur wenige Monate den- 
selben überlebte. L.'W. 


Sprechsaal. 


Frage 8. Ich suche für einen schatti- 
gen Platz schöne Sträucher oder Pyra- 
miden. An der sonnigen Ecke der Ra- 
batte stehen Corylus Avellana atropur- 
purea und Acer negundo fol. arg. var., 
mit welchen diese gut kontrastieren sollen. 
Die Sträucher können ı,5 bis 2 »» hoch 
werden und kommen zwischen Biota 
orientalis und Thuya occidentalis zu 
stehen; es ist eine lange Rabatte, welche 
sich an einer Hauswand hinzieht und 
da sie gerade am Eingange des Gartens 
gelegen ist, mithin der erste Blick auf 
dieselbe fällt, so ist mir daran gelegen, 
dass die Pflanzung schön werde. 

Um Ihnen zu zeigen, wie gepflanzt 
werden soll, gebe ich Ihnen anliegenden 
Pflanzplan; ich wiederhole, der Platz ist 
schattig und nicht sehr feucht. 


Hauswand. 


Nr. 1. Corylus av. atropurpurea. 
» 2. Acer negundo fol. arg. var. 
» 3.  Biota orientalis. 

» 4. Thuya occidentalis. 

as: 

S 2 leer. 


Soll ich nochmals dasselbe Bild wieder- 
holen, also auf Platz 5 Berberis atro- 
purpurea und auf Platz 6 nochmals 
Aieenusmeo. fo]. ars: van, pllanzen: 
Oder Rosa multiflora und hinter Nr. 6 
Rosa rubrifolia? 

Ist Rosa multiflora schön (Ja, 
Parks!) und blüht sie anhaltend lange? 
(Ja! Erfriert aber öfter.) Berberis atrop. 


für | 


und Acer neg. arg. var. habe ich schon 
einmal im Garten, möchte also das nicht 
nochmals wiederholen! Auch Rosa 
rubrifolia habe ich schon! 


Antwort: Wenn an der bezeichneten 


ı Wand Acer Negund. fol. arg. noch gut 


gedeiht, kann der Schatten kein sehr 
tiefer sein. Da ferner die Gehölze I-—4 
sämtlich mehrere Meter hoch werden, 
werden die Punkte 5 und 6 wohl auch 
mit solchen Gehölzen zu besetzen sein, 
die eine ähnliche Höhe erreichen. Ich 
schlage daher vor, für 
5. also zwischen Biota orientalis und 
Thuya occidentalis: Crataegus 
Oxyacantha fol. arg. var. 
6. Amygdalis Persica fol. 
pureis, 
welche beide hier gut gedeihen werden, 
auch keinen zu schnellen Wuchs haben. 
Amygd. bietet auch durch seine Blüten 
und Früchte, ebenso auch Crat. einen 
doppelten Schmuck. 

Da für Nr. 5 u. 6 Sträucher gewünscht 
werden, die nur bis 2 »» Höhe erreichen, 
so wäre es nicht unmöglich, dass an 
diesen Stellen der Hauswand sich Fenster 
befinden, die nicht zu verdecken sind. 
Für diesen Fall empfehle ich statt obiger 


pur- 


| Gehölze für 


5. Ligustrum vulgare glaucum fol. 
albo-marginatis, 
6. Evonymus angustif. fol. purpureis 
zu wählen. HAMPEL. 


Berichtigungen. 


Heft 7 S. ı82 Zeile 3 von unten lies Nopala 
statt Napaea. S, 206 lies Obergehilfe 
BAUCH statt zweiter Gehilfe BAUER. 


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Hippeastrum reticulatum Herb. 
Von L. Wittmack. 
Hierzu Tafel 1297 und Abbildung 41. 

Zwiebel fast kugelig, ıhr Hals kurz. Blätter 4—6, dünn, umgekehrt lanzettlich, 
hellgrün, oberhalb der Mitte 5 cz breit, allmählich nach der Basis verschmälert. 
Blütenschaft fast stielrund, 30 cz lang. Dolde 3—zblütig, Scheidenklappen lanzett- 
lich, 5 cz» lang, Blütenstiele 3—4,5 cm lang. Perigonsaum 9—ıocm lang, Röhre 
1,5— 2,5 cm lang, am Schlunde nicht eingeschnürt, Abschnitte verkehrt eiförmig- 
genagelt, ın, der unteren Hälfte zusammenneigend, in der Mitte 2,5 cz» breit, hell 
malvenrot (rösarot) mit zahlreichen dunkleren Querstreifen. Staubfäden kürzer als 
die Blütenhülle, Narbe schwach zlappig. Samen weniger zahlreich und weniger 
zusammengedrückt als bei den anderen Arten. 

Var. H. strıatifolium Herb. Blätter breiter, mit deutlichem weissen Kiel. 
Perianth-Segmente kaum netzaderig. 

Vaterland Südbrasilien. 

H. reticulatum Herb in Bot. Mag sub T. 2475. BAKER in Handbook of Ama- 
ryllıdeae S. 50. Amaryllis reticulata L’Herit. Sert. Angl. ı2 T. 14. Bot. Mag. T. 657. 
Andr. Bot. Rep. T. 179. Red. Lil. T. 424. Coburgia reticulata Herb. Leopoldia 
reticulata Herb. 

Im vorigen Herbst blühte diese altbekannte, aber wenig gesehene 
Amaryllidee in einem sehr schönen Exemplar im Königl. botanischen Garten 
zu Berlin, wo wir dieselbe malen liessen. Bald darauf erschien ein Holz- 
schnitt von einem Kulturexemplar in Gard. Chronicle 1888 II. S. 477, den 
wir in Abbildung 41 darstellen, um den Lesern einen Begriff zu geben, was 
aus einer solchen Pflanze werden kann, wenn man sie als Schaupflanze kul- 
tiviert. Allerdings haben die einzelnen Blüten dieser Art nach Herrn In- 
spektor PERRING nicht den blumistischen Wert wie die von H. vittatum 
stammenden Gartenhybriden und andere grossblumige Arten, wie H. pardinum, 
robustum etc. 

Unsere Beschreibung ist dem trefflichen Werke J. G. BAKERs, Handbook 
of the Amaryllideae, including the Alströmerieae und Agaveae, London, bei 
GEORGE BELL & SONS, 1888, entnommen, auf welches wir alle, die ‘sich mit 
Amaryllideen beschäftigen, dringend hinweisen möchten, wie das auch schon 
1888, S. 490 geschehen ist. — Das Hippeastrum reticulatum wurde 1777 aus 
Brasilien eingeführt und blühte zuerst 1781 in der Gärtnerei des Herrn LEE 
in Hammersmith. Die einzigen wild gesammelten Exemplare, die BAKER im 
Herbar sah, wurden von BURCHELL im März 1826 an der Küste der Bota- 
fogo-Bay und nahe dem Dorfe Sao Domingas gesammelt. 

Die Abbildung Nr. 41 ‚stellt eine Pflanze aus dem Garten des Herrn 
H. E. GREEN Esq., Kingsford, Colchester, und zwar die var. striatifolia dar. 


Gartenflora 1389. 17] 


234 


L. Wittmack: Hippeastrum reticulatum Herb. 
Schon ehe sie erschien, wurde in Gard. Chr. 1888 II S. 360 darauf hingewiesen, 


dass in diesem Garten mehrere Hippeastrum reticulatum in schönster Blüte 


Der Gärtner daselbst, Herr KETTLE, 


giebt als Hauptmittel, um solche Resultate zu erzielen an, die Zwiebeln nur 


selten zu verpflanzen, vielleicht einmal in 2 oder 3 Jahren, dagegen sie 
in den dazwischen liegenden Jahren obenauf mit kräftigem, sandigem Lehm 


ständen, davon zwei mit je 20 Blumen. 


Dabei müssen die Pflanzen in einem gemässigten Hause vom 


zu versehen. 


-Exemplar. 


Kultur 


Hippeastrum reticulatum Herb. 


Abbildung 41. 


März bis zur Blütezeit im August und September gehalten werden und dann 
eine vollkommene Ruhe in einem gewöhnlichen Kalthause vom November 


bis März durchmachen; während dieser Zeit dürfen sie gar kein Wasser er- 


Die Blätter bleiben über Winter an der Pflanze und wenn sie auch 


halten. 


S. 477 des Gard. Chr. wird noch bemerkt, dass man die Blütezeit dieses 


wegen der Trockenheit etwas einschrumpfen, so werden sie wieder straff, so- 
späten Sommerblühers beträchtlich verlängern kann, wenn man die Zwiebeln 


bald neues Wasser gereicht wird. 


Hugo Köhler: Subtropische Pflanzen im freien Lande. 235 


nach und nach anregt, was zuerst im März geschieht. Man gebe ihnen dann 
etwas lauwarmes Wasser und setze sie in einen warmen Kasten oder in ein 
Haus, dessen Temperatur nachts sich zwischen 12 und Iı5°R. hält. Wenn 
sie eine kräftige Neigung zum Wachsen zeigen, bringe man sie in ein Warm- 
haus, stelle sie aber, wenn die Blumen sich öffnen, wieder an einen weniger 
warmen Platz, wo sie sich mehrere Wochen lang halten. — Die Pflanze ist 
vortrefflich für Vasen oder Zimmer geeignet und macht sich auch hübsch 
bei künstlichem Licht. 

Gewöhnlich wird sie als Amaryllis reticulata bezeichnet, BAKER stellt 
sie aber zu Hippeastrum, weil sie ziemlich viele schwarze, nicht wenige, 
grüne, zwiebelähnliche Samen wie Amaryllis hat. Zur eigentlichen Gattung 
Amaryllis gehört nach BAKER nur A. Belladonnae. 


Subtropische Pflanzen im freien Lande. 


Vom Kommerzienrat Hugo Köhler, Altenburg. 
Hierzu Abbildungen 42 und 43. 


Die ersten Versuche, welche ich mit der Akklimatisierung subtropischer 
Pflanzen machte, datieren aus dem Jahre 1878 und habe ich schon zu dieser 
Zeit verschiedene Yuccaarten im freien Lande mit geeigneter Bedeckung 
überwintert. 

Inzwischen haben sich nun einige derselben, wie filamentosa und 
angustifolia für unser Klima als hinreichend hart ohne Winterschutz erwiesen, 
während andere, wie recurvata und gloriosa, nur mit entsprechendem Winter- 
schutz aushalten. 

Mit diesen Erfahrungen ging ich im Jahre 1880 zum erstenmale nach 
den oberitalienischen Seen, um mich von der Härte gewisser Palmen- 
arten, Yuccen, Dasylirien und Dracaenen persönlich zu überzeugen und ver- 
sicherte man mir, dass viele dieser Arten teils gedeckt, teils ungedeckt den 
Winter, welcher bisweilen IO°C. unter Null erreicht, grösstenteils gut über- 
dauern. 

Infolgedessen entschloss ich mich, einige Exemplare dieser Pflanzen- 
gattungen zu erwerben, pflanzte dieselben als eine Gruppe vor mein Wohn- 
haus ins freie Land und brachte im Winter einen aus Holz, Glas und Eisen 
konstruierten Überbau an. . 

Heizvorrichtungen unterliess ich damals, vielmehr öffnete ich in kalten 
Tagen das aus meinem Kalthaus in den Überbau eintretende Fenster. 

Der ausserordentliche Erfolg dieser Versuche spornte mich zu weiterer 
Vergrösserung dieser Anlage an, und um die härtesten und zu diesem Zweck 
geeignetsten Pflanzen kennen zu lernen, ging ich vor 5 Jahren zum ersten- 
male nach der Riviera. 

Als besonders hart wurden mir dort empfohlen Phoenix canariensis, 


ı7* 


236 Hugo Köhler: Subtropische 


Pflanzen im freien Lande, 


Agave americana, mexicana foliis variegata, Ixtly und Salmiana, von Yucca- 
arten de Smeetiana, v. Mazelli, Treculeana und quadricolor, von Dasylirion 


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Abbildung 42. Subtropische Pflanzen im freien Grunde. Villa Köhler zu Altenburg. 


longifolium und gracile, von damals neu eingeführten Pflanzen besonders 
verschiedene Cocospalmen, wie campestris, australis, Blumenavia und Yatai, 
desgl. die alles übertreffende wunderbare Brahea Roezlii. 


Hugo Köhler: Subtropische Pflanzen im freien Lande, 237 


Alle diese Pflanzen beschaffte ich nach und nach und haben sich die- 
selben ohne Ausnahme vorzüglich akklimatisiert. 

Allerdings konnte man nicht sagen, dass sie im ersten Jahre eine be- 
sonders günstige Entwickelung zeigten, allein im zweiten Jahre nach voll- 


Abbildung 43. Subtropische Pflanzen im freien Grunde. Villa Köhler zu Altenburg. 


ständiger Einwurzelung erzielt man dann doch schon ganz respektable 
Erfolge. 

Beispielsweise führe ich den in Abbildung 42 sichtbar ausgeführten Phoenix 
canariensis an. Diese Pflanze hatte bei Bezug eine Höhe von 2 2 und einen 


238 Hugo Köhler: Subtropische Pflanzen im freien Lande. 


Durchmesser von 3 2 von Wedelspitze zu Wedelspitze. Heute misst die- 
selbe fast 4 »z Höhe und 6 »z Gesamtdurchmesser. 

Beigegebenes Bild stellt die Pflanze im Frühjahr vergangenen Jahres 
vor. Heute ist dieselbe bedeutend grösser, da sie im Vorjahre trotz der 
ungünstigsten Witterungsverhältnisse nicht weniger als neun Wedel von fast 
3 m Länge brachte. 

Zudem hat diese Pflanze sowie auch sämtliche anderen Arten ein viel 
saftigeres Grün als die an der Riviera gewachsenen, jedenfalls eine Folge 
der bei uns nicht so heiss auftretenden Sonnenstrahlen. 

Aussergewöhnliche Wärmevorrichtungen zu treffen, war unnötig, indem 
neun Parterrefenster und zwei Thüren des Hauses, desgi. noch diverse Keller- 
fenster in den Überbau führen. 

Zur Fürsorge habe ich in einen der Kellerräume einen Ofen setzen lassen, 
der jedoch nur bei ganz ausserordentlichen Kältegraden in Thätigkeit gesetzt 
wird. Weiter ist ein Ausläufer aus dem Kalthaus, ca. 50 »z Bergunrohr der 
darin befindlichen Centralheizung, welcher in der Hauptsache etwas Boden- 
wärme erzeugt, zur Verwendung gebracht. 

Während dieses Winters, der sich durch anhaltende Kälte auszeichnete 
und bei uns ein Minimum bis zu 19°C. brachte, sank das Thermometer im 
Vorbau resp. Überbau oft bis 5° unter Null. 

Einen anderen deutlichen Beweis für die Härte sogenannter Warmhaus- 
palmen im freien Lande giebt mir eine im Vorjahr ausgepflanzte Cocos 
Weddeliana und eine Cycas revoluta. Beide Pflanzen, allerdings an geschütztester 
Stelle, befinden sich vorzüglich und hat letztere, trotzdem ich es im ersten 
Jahre nicht erwartete, noch von Mitte Juli ab elf prächtige Wedel getrieben. 

Dieselben sind vollständig ausgebildet und haben sogar ohne Schaden 
und noch nicht durch den Überbau geschützt, einige Grad Kälte gegen 
Ende Oktober ertragen. Den Überbau lasse ich gewöhnlich erst in den 
letzten Oktobertagen aufstellen und im Frühjahr, spätestens Mitte April, 
entfernen. 

Infolge aller dieser von mir gemachten Erfahrungen kam ich auf den 
Gedanken, ob es nicht möglich sei, die härtesten dieser exotischen Pflanzen 
im freien Grund an jeder beliebigen Stelle zu überwintern. 

Den ersten kleinen Versuch dazu machte ich vor zwei Jahren. Derselbe 
gelang und so habe ich im vergangenen Winter eine ganze Anzahl ver- 
schiedener Palmen, sogar eine Chamaerops excelsa von 2,25 » Höhe im 
Freien vorzüglich überwintert, und sind sämtliche Palmen und Yuccen 
von mir bereits am 23. März von ihrer vollständigen Winterhülle befreit 
worden. Ich fürchte durchaus nicht, dass sie bei wieder eintretendem Frost 
und Schneewetter erfrieren werden; allerdings stehen mir, sollte der Himmel 
wirklich nochmals aussergewöhnliches fertig bringen, Stroheylinder zur Ver- 
fügung, die ohne viele Mühe und Arbeit leicht übergestülpt werden können. 


H. Zabel: Aus den Gärten der Forst-Akademie Münden. 239 


Eine genaue Beschreibung dieser von mir erfundenen Überwinterungs- 
methode werde ich später geben, da mich noch einstweilen geschäftliche 
Dispositionen verhindern, diese öffentlich bekannt zu geben. 

Der Hauptfrage, nun geeignete, im freien Land gezüchtete und ab- 
gehärtete Pflanzen zu beschaffen, bin ich bereits seit zwei Jahren näher ge- 
treten und besitze seitdem ein ganz respektables Material, das hauptsächlich 
aus Chamaerops excelsa und humilis, Jubaea spectabilis und der ganz vorzüg- 
lich sich eignenden Brahea Roezli besteht, und dazu dienen soll, wenn auch 
nicht schon jetzt, so doch vielleicht im nächsten Jahr etwa anderseitig aus- 
zuführenden Versuchen hilfreich die Hand zu bieten. 


Aus den Gärten der Forst-Akademie Münden. 


Kürzere Mitteilungen über neue oder kritische Pflanzen derselben. 
Von H. Zabel in Münden. | 


(Fortsetzung aus Heft 5 S. 138.) 


I. 
Lespedeza Sieboldi Miquel. 


Der schöne staudenartige Strauch, welcher als Desmodium penduliflorum 
Oudem. in unseren Gärten verbreitet ist und leider so spät blüht, dass eine Be- 
fruchtung nicht mehr stattfindet und die Blumenblätter mit den Fruchtknoten ab- 
fallen, hat hier in dem günstigen Frühherbste des Jahres 1886 eine ganze Anzahl 
von Früchten angesetzt, wenn auch keine zur Reife gebracht. Dieselben waren 
fast sämtlich einsamig (nur bei zweien fand sich in der.Nähe der Basis ein zweites 
Samenkorn, vergl. auch die Gattungs-Diagnose von Asa GrAY in Manual of the 
Bot., edit. V p. 137), sodass die Zugehörigkeit zur Gattung Lespedeza auch von 
mir nicht mehr bezweifelt werden kann. Ein Vergleich mit dem im Berliner König- 
lichen Herbar befindlichen reichlichen bez. Material ergab ferner die Überein- 
stimmung mit der in der Überschrift genannten Art. Als eine Varietät von Lesp. 
bicolor Turcez. vermag ich dieselbe jedoch nicht anzusehen, dazu sind die von 
H. JÄGER in »Ziergehölze« ed. II sehr gut auseinander gesetzten Unterschiede zu 
gross. Vielleicht kommen in der Heimat hybride Mittelformen vor. 

Ob Lesp. Sieboldi in wärmeren Ländern wohl einen verholzten Stamm bildet, 
wie es behauptet wird? Im Giardino publico in Mailand sah ich sie mit ganz 
demseiben Habitus wie bei uns, nur blühte sie dort schon Anfang September, also 
einen Monat früher. Desmodium racemosum Sieb. et Zucc. (nicht DC.) dürfte 
synonym sein, Desm. japonicum hort. (nicht Miquel) gehört nicht hierher, sondern 
den Blättern und Blüten nach zu Lespedeza macrocarpa Bge. (Campylotropis chi- 
nensis Bge.), zu letzterer Art gehören augenscheinlich auch Pflanzen, die hier aus 
Samen erwuchsen, welche von Erfurt als solche von Desm. penduliflorum bezogen 
waren. 

Da somit unsere bisherigen strauchigen Desmodien zu Lespedeza gehören, 
würde diese Gattung aus der deutschen Dendrologie zu streichen sein, wenn nicht 
in den letzten Jahren das ähnlich wie Lesp. bicolor verholzende Desmodium tiliae- 
folium G. Don aus den Baumschulen von VeırcHn & Sons eingeführt worden wäre. 
Dasselbe hat hier im Freien geblüht und auch gefruchtet, doch stimmt bis jetzt 


240 H. Zabel: Aus den Gärten der Forst-Akademie Münden. 


die Grösse der Blätter und Blütenrispen nicht sonderlich mit der bez. Beschreibung 
in HookEr, Flora of Brit. India II p. 168. Die Ausdauer dieser im tropischen und 
temperierten Himalaya einheimischen Art ist noch zu erproben. 


Cladrastis amurensis Benth. et Hook. 


Dieser selten gebliebene kleine Baum hat hier im Sommer 1886 geblüht, und 
kann ich daher die Beschreibung desselben in K. Koch, Dendrologie I S. 7 ver- 
vollständigen: Blüten Anfang bis Mitte Juli endständig an diesjährigen Trieben in 
aufrechten, gedrängten, 10— 15 cn langen, sehr fein und kurz behaarten Trauben; 
Blütenstielchen oft etwas wirtelförmig angeordnet, länger als ıhr lanzett-pfriem- 
liches, bald vertrocknendes und abfallendes Deckblättchen, in der oberen Hälfte 
stumpf knieförmig gebogen und nach oben verdickt; Kelch sehr fein behaart, kurz- 
glockig, hellgelblich-grün mit violettem Anflug, ungleich gezähnt, die unteren drei 
Zähne mit kurzer, pfriemlicher Spitze, die oberen zwei sehr breit und stumpf; 
Blumenblätter weiss, Fahne in der Mitte mit breitem gelblich-grünen Längsstreifen; 
Staubgefässe kahl, an der untersten Basis mit einander verwachsen; Fruchtknoten 
kurz gestielt, stark behaart; Griffel aufrecht, kahl; Frucht nicht zur Ausbildung ge- 
kommen. Syn. Maackıa amurensis Rupr. et Maxim. 


Rosa canina L. var. Hetscholdi Zbl. 


Im April 1886 erhielt ich durch die Güte des Herrn Obergärtners EDUARD- 
HETSCHOLD in Räcknitz-Dresden einen von demselben erzogenen Sämling der 
Hundsrose übersandt, der durch die höchst wandelbare Form seiner Belaubung ein 
eigentümlicher Schmuck von Gehö:zgruppen zu werden verspricht. Die Blätter 
sind bald 5zählig gefiedert, bald 3zählig, oft sogar nur einzeln, die Blättchen selten 
denen der Hundsrose ähnlich, meist weit schmäler und dabei in eine verlängerte 
linealische Spitze auslaufend, am Rande unregelmässig einfach bis doppelt und 
selbst etwas eingeschnitten gesägt. Geblüht hat das hiesige Exemplar noch nicht. 


Hydrangea petiolaris Sieb. et Zucc. (erweitert). 

Sect. Calyptranthe Maxim. (Biumenblätter bis zur Hälfte mützenförmig zu- 
sammenhängend und so beim Öffnen der Blüte abfallend). Mit wurzelähnlichen 
Fasern (wie Epheu) kletternder, fast kahler Strauch. Aste dick, mit brauner, sich 
im ersten Winter ablösender Oberhaut; Knospen dick, eiförmig, stumpf 3kantig, 
spitz, glänzend gelblich- bis rötlich-braun mit 2 Paar stachelspitzigen Schuppen, 
Endknospe auffallend gross und deren unterstes Schuppenpaar meist mit blatt- 
ähnlichen Anhängseln; Blätter (bis 3 cn) lang gestielt, aus herzförmiger oder ab- 
gerundeter Basis rundlich- oder länglich-eiförmig, meist plötzlich zugespitzt, bis 
8 cm lang und 5 cn breit, scharf, aber nicht sehr tıef gesägt- gezähnt, in der Jugend 
sehr fein behaart, unterseits in den Aderwinkeln bleibend bärtig, sonst später kahl. 
Blüten Ende Juni in doldentraubig-zusammengesetzten, ausgebreiteten, fast lachen, 
bis 20 cm im Durchmesser haltenden, einseitig behaarten Trugdolden; Stiel der 
einzelnen Cymen meist mit laubartigen, in der Grösse abnehmenden Deckblättern, 
obere Verzweigungen mit mehr schuppenartigen Deckblättchen; strahlende Rand- 
blüten bis 30 m breit, 3—4blätterig, weiss, auf schlanken, 8—ıo nm langen 
Stielen; fruchtbare Blüten weisslich, kurz gestielt, Knospen halbkugelig, mit kurzer 
stumpflicher Spitze; Kelchröhre kahl, glockig-kreiselförmig mit kurzem, 5zähnigem 


Saum. 
(Fortsetzung folgt.) 


R. Goethe: Zur Bekämpfung des Apfelrostes. 241 


Zur Bekämpfung des Apfelrostes. 


Vom Ökonomierat @oethe, Direktor der Königl. Lehranstalt für Obst- und Weinbau 
in Geisenheim a. Rh. 


Im Heft 9 des vorigen Jahrganges S. 244 (vergl. S. 263) empfahl ich zur Be- 
kämpfung des Apfel- und Birnenrostes das Bespritzen der Bäume mit einer Mischung 
von 3 7g Kalk auf 3 #g Kupfervitriol, in 100 / Wasser gelöst. Im Sommer wurde 
mir von seiten eines tüchtigen Obstzüchters ein Kistchen voll junger Birnen mit 
der Bemerkung zugeschickt, dass die Kupferkalklösung geschadet und auf den 
Früchten zahlreiche, schwarze Flecke hervorgerufen habe. Die genauere Unter- 
suchung der ın der That stark beschädigten Früchte ergab, dass das Kupfervitriol 
die Oberhaut an vielen Stellen verbrannt hatte. Da nun eine ähnliche Erscheinung 
bei en'igen Bäumen im hiesigen Muttergarten aufgetreten war, während wieder 
andere Bäume keine Spuren von Beschädigungen zeigten und die weissen Winter- 
Calvillen ohne Flecke blieben, während nicht besprengte Cordons derselben Sorte 
die schlimmsten Pilzlecke aufzuweisen hatten, so musste ungleiche oder unrichtige 
Zusammensetzung der Lösung die Schuld sein. 

In dieser Beziehung geben die genauen Beobachtungen von Prof. MILLARDET 
über die Zusammensetzung der Kupferkalklösung den erforderlichen Aufschluss. 
Der genannte Forscher weist nach, dass, wenn man gelöschten Kalk nimmt, der 
noch dazu längere Zeit an der Luft gestanden hat, der Wassergehalt desselben so 
bedeutend ist, dass der eigentliche Kalkgehalt in der Lösung nicht mehr ausreicht, 
um die schädliche Wirkung des Kupfervitriols zu neutralisieren. Aus diesem Grunde 
ist es nötig, das vorgeschriebene Gewicht von frisch gebranntem, noch nicht 
gelöschtem Kalk zu nehmen. Je frischer der Kalk und je weniger er an der 
Luft gelegen hat, um so besser ist er für den gedachten Zweck. Bei der weiteren 
Nachforschung stellte es sich heraus, dass man zum Besprengen derjenigen Bäume, 
deren Früchte Brandflecke von Kupfervitriol zeigten, Kalk genommen hatte, der 
schon vor mehreren Monaten gelöscht worden war, und seitdem, der Witterung 
ausgesetzt, im Hofe gelegen hatte. Die Mehrzahl der Calvillen dagegen und andere 
zahlreiche Bäume waren mit einer Lösung bespritzt worden, deren Kalk man un- 
mittelbar vor der Verwendung aus der Kalkbrennerei geholt hatte. 

Zu dieser Berichtigung sei noch hinzugefügt, dass nach den Erfahrungen des 
vergangenen Jahres schon 2 #2 Kupfervitriol und 2 4g Kalk zur Bekämpfung des 
Fusieladiums ausreichen, wenn man die Lösung beseits vor der Blüte anwendet. 

In diesem Jahre soll festgestellt werden, ob nicht etwa ı Ag Kupfervitriol und 
ı7g Kalk genügen. Je dünner die Lösung, desto besser verteilt sie sich und desto 
billiger wird das Verfahren. 

Das Fusicladium ist im vergangenen Herbst noch spät in heftiger Weise auf- 
getreten und hat auf vielen Früchten allerdings nur kleine Flecke hervorgerufen, 
die sich aber im Obsthause unzweifelhaft vergrösserten und neue Infektionen be- 
wirkten. Anders ist wenigstens die entschiedene Zunahme der Flecken nicht zu 
erklären. Es lässt sich genau feststellen, dass mehrere Sorten, die ohne alle Flecken 
eingebracht wurden, jetzt zahlreiche Pilzflecken aufweisen. 

Daraus geht die Notwendigkeit. öfteren starken Schwefelns im Obsthause her- 
vor, denn die Verbreitung des Pilzes in demselben kann dem Züchter bei den 


spätreifenden Sorten und deren Verkauf einen schlimmen Strich durch die Rech- 
nung machen. 


Ki lie 


242 __R. Müller: Noch einmal der schwedische Bocksdorn. 


Noch einmal der schwedische Bocksdorn. 
Von R. Müller in Praust. 


Durch die auch in den Militärzeitungen erschienenen Anpreisungen seitens der 
Verbreiter des sogenannten schwedischen Bocksdornes veranlasst, sind seit einem 
Jahre sämtliche Festungs-Inspektionen vom Kriegsministerium angewiesen worden, 
Versuche mit dieser Pflanze für Festungszwecke anzustellen. lm vorigen Herbste 
sind schon die Gutachten darüber eingefordert worden, was wohl eigentlich zu 
früh ıst, da sich in so kurzer Zeit kein Urteil feststellen lässt. 

Soviel ich erfahren habe, sind die Gutachten zum grössten Teile nicht günstig 
ausgefallen. 

Die Versuche wurden wohl meist mit aus Schleswig bezogenen Stecklingen 
gemacht, die, wie wir aus Erfahrung wissen, oft ziemlich dünn und schwach aus- 
fallen; auch ist es wohl im vorigen Jahre mit dem Versenden und Stecken etwas 
spät geworden. Die feuchte Witterung war für die Bewurzelung nicht ungünstig, 
beförderte aber auch sehr den Unkrautwuchs, und glaube ich, dass doch wohl das 
Reinhalten vom Unkraut nicht mit der nötigen Genauigkeit besorgt worden ist, 
was die unbefriedigenden Erfolge nach sich zog. Nach meinem Dafürhalten eignet 
sich der schwedische Bocksdorn, Lycium spec. (?), ebensogut aber auch Lycium 
barbarum, sehr zu Anpflanzungen an Festungen, sobald damit nicht die Bildung 
von wirklichen, später mit der Heckenschere zu bearbeitenden Hecken, sondern 
vielmehr eine Befestigung der steilen Wallböschungen bezweckt wird, wo diese 
Pflanzen mit ihrem Gewirre bewehrter Zweige auch gleichzeitig das Erklettern 
durch den stürmenden Feind verhindern oder doch erschweren sollen. 

Eine Betrachtung des Wachstums beider genannten Lycium-Arten zeigt, dass 
die Triebe bei L. spec. (?) nicht so wirr durcheinander wachsen, wie bei L. bar- 
barum, das seinen Namen »Teufelszwirn« mit vollem Rechte führt. Der Wuchs 
des ersteren ist eleganter, indem die mittleren Triebe mehr aufrecht in die Höhe 
gehen, während die übrigen ziemlich regelmässig nach beiden Seiten überhängen. 

Lycium spec. (?) zeigt ferner schon in der Jugend kräftige Dornen, welche 
sich bei Lycium barbarım erst beim Älterwerden finden. Den Reklamen nach 
soll der schwedische Bocksdorn keine Wurzelausläufer treiben; dies ıst aber den- 
noch der Fall, da dreijährige Pflanzen solche auf ı »» und darüber Entfernung 
reichlich hervorgebracht haben. Für den obengenannten Zweck wäre dies ja gerade 
kein Fehler, dagegen ein Beweis, dass diese Pflanze zur Bildung von wirklichen 
Hecken nicht geeignet ist. 


Schnee als Schutzdecke im Winter. 
Von R. Müller in Praust. 


Bei reichlichem Schneefalle sagt man wohl: »nun haben wir eine warme Decke 
für unsere Gewächse«, und wähnt diese unter derselben für geborgen. Im all- 
gemeinen ist dies wohl auch richtig. Wenn die Schneedecke aber zu hoch und 
stark wird, kann sie unter Umständen für gärtnerische Gewächse sehr zum Nach- 
teile werden, welche bittere Erfahrung wohl mancher Gärtner und Gartenfreund 
ım Winter 1887/1888 zu machen Gelegenheit hatte. Von dem durch die Hasen 
verursachten Schaden will ich hier absehen. 

Die starke Schneedecke schadet zunächst durch das Gewicht, die Schwere der 
Schneemassen, welche, indem sie, besonders bei Eintritt wärmerer Witterung, sich 


R. Müller: Schnee als Schutzdecke im Winter. 243 


zusammensetzen, die Seitenästchen der jüngeren Obst- und Zierbäume von den 
Stämmen abreissen, gleichzeitig die Rinde mit hinwegschlitzend. Der auf diese 
Weise angerichtete Schaden ist oft sehr bedeutend und dauert es jahrelang, ehe 
die so geschlagenen Wunden verheilen. 

Auch Ziersträucher, besonders aber Koniferen, leiden in gleicher Weise durch 
Schneedruck. Leider lässt sich dagegen in geschlossenen Quartieren wenig thun. 
Schickt man Arbeiter mit Schaufeln dazwischen, so wird oft noch mehr beschädigt 
und die Kosten hat man noch obendrein. 

Aber noch in anderer Weise hat die ungewöhnlich starke Schneedecke sich 
schädlich gezeigt, wie mir dies bisher noch nicht vorgekommen war. An den 
Stellen, an welchen der Schnee besonders hoch (1,5—2 2) und lange gelegen hat, 
zeigte sich den ganzen Sommer ein äusserst mangelhaftes Wachstum, wenn die be- 
treffenden Gewächse nicht ganz abstarben. Die Ursache daran kann doch nur 
eine durch die bis tief in den Mai über ihnen lagernde Kälte und Nässe hervor- 
gerufene Erkältung sein. 

Derselben ganz zum Opfer fielen ca. 600 über ı »» hohe Sambucus racemosa, 
welche vollständig abgestorben sind. Bei einer ziemlich grossen Zahl veredelter 
Blutbuchen zeigte sich der schädliche Einfluss durch Absterben der unteren Zweige 
und spärliches Treiben. Die zwischen denselben stehenden unveredelten Buchen 
haben jedoch nicht gelitten. Ganz besonders auffällig war die Beeinträchtigung 
des Wachstums auf einem mit festgewurzelten Stachelbeeren bestandenen Quartiere. 
Dasselbe ist auf einer Seite von einer über 2 »» hohen Hecke von Thuja occiden- 
talis begrenzt, hinter welcher der Schnee auf einer Strecke von ca. 12,2 sehr hoch 
und lange liegen blieb, trotzdem derselbe, um ein schnelleres Tauen zu bewirken, 
auseinander geworfen worden war. Die hier stehenden Sträucher fingen erst um 
Johanni zu wachsen an, blieben aber so schwach, dass sie nicht verkäuflich ge- 
worden sind, was mit den übrigen des Quartiers in hohem Masse der Fall ist. 

Ein Gleiches habe ich sogar bei Syringa chinensis beobachtet Aus einer 
anderen Baumschule erhielt ich die Mitteilung, dass dort ebenfalls infolge der 
ungewöhnlich starken Schreedecke viele Tausend Pflaumenbäume zu Grunde ge- 
gangen sind. 


Über Unfruchtbarkeit mancher Sauerkirschbäume. 
Von J. Hafner, Baumschulenbesitzer in Radekow bei Tantow. 


Die Abhandlung des Herrn Garteninspektor SıLex in Tamsel über Unfruchtbar- 
keit mancher Sauerkirschbäume in Heft 5 der Gartenflora S. 137 habe ich mit vielem 
Interesse gelesen, da in derselben eine Angelegenheit zur Sprache gebracht wird, 
welche für unsern Obstbau von hervorragender und nicht zu unterschätzender Be- 
deutung ist. Denn weil nächst den Apfelbäumen besonders die Sauerkirschen zu 
grösseren Anpflanzungen, wie an öffentlichen Verkehrswegen etc. die meiste Ver- 
wendung finden, so ist es wesentlich, dass hierzu solche Bäume genommen werden, 
welche sowohl dem Käufer einen guten Ertrag garantieren, wie auch durch letzteren 
dazu beitragen, unserem Obstbau eine immer grössere Verbreitung zu geben. 

Ich erinnere mich gleichfalls nicht, in den verschiedenen Zeitschriften Erörte- 
rungen über die Unfruchtbarkeit mancher Sauerkirschbäume gefunden zu haben 
und begrüsse daher eine Besprechung dieser Angelegenheit mit grosser Freude. 

Die von Herrn Inspektor SıLex angeführte Thatsache der Unfruchtbarkeit von 
ca. 1200 Stück Sauerkirschbäumen ist recht traurig und bedauerlich; ich möchte 


244 J. Hafner: Über Unfruchtbarkeit mancher Sauerkirschbäume. 


jedoch der Ansicht des Herrn SıLex, dass diese Bäume aus Ausläufern gezogen 
sind, ohne weiteres nicht zustimmen, jedenfalls wäre es der Sache wegen wünschens- 
wert, hierüber Gewissheit zu bekommen. Ich kannte hier in Pommern auch eine 
grosse Allee von Sauerkirschbäumen, welche den ganzen Sommer hindurch blühten, 
die aber fast garnicht trugen, und die wenigen Früchte schliesslich, welche sie an- 
setzten und die reif wurden, blieben kümmerlich, klein und fast ungeniessbar, 
Diese Bäume waren aus Sämlingen gezogen und sollen seiner Zeit in Schlesien 
gekauft worden sein, sind aber jetzt seit einigen Jahren glücklich verschwunden 
und haben einer anderen Baumart Platz gemacht. 

Nicht allein infolge des vorstehenden Beispiels, sondern auf Grund einer 
längeren Beobachtung bin ich nun zu der Annahme gekommen, die Vermehrung 
der Sauerkirschbäume durch Samen sowohl, wıe auch durch Ausläufer, nur unter 
gewissen Bedingungen zu gestatten. 

Die Anzucht der Kirschen aus Samen ist meiner Ansicht nach in dem Falle 
zulässig, wenn die Stämme später in Kronenhöhe durch eine gute grossfrüchtige 
Sorte, entweder die gewöhnliche grosse Sauerkirsche oder eine edle Sorte aus dem 
Sauerkirschen-Geschlecht veredelt werden Die Bäume nur aus Samen zu ziehen 
und so zu verkaufen, ist durchaus zu verwerfen, selbst wenn die Kerne von einer 
grossfrüchtigen Sorte genommen sind; denn nur sehr selten wird man eine dem 
alten Baume an Güte gleichkommende Frucht wiedererhalten. 

Aber auch aus Wurzelausläufern kann man die Sauerkirschbäume ohne weiteres 
nicht ziehen. Obgleich es in den Baumschulen die gebräuchlichste Vermehrungs- 
art ist, so darf es doch nur dann geschehen, wenn die Ausläufer von einem Mutter- 
stamm genommen werden, welcher gute, grosse und schmackhafte Früchte nach- 
weisbar getragen hat. Um diese Gewissheit zu bekommen, thut man gut, die 
Bäume mehrere Jahre hindurch zu beobachten, und hat man sich dann überzeugt, 
dass dieselben in guten Erntejahren hinsichtlich der Quantität, wie besonders der 
Qualität der Früchte stets denselben Erfolg bringen, dann ist die Anzucht der 
Sauerkirschbäume aus Ausläufern solcher Mutterbäume meiner Ansicht nach die 
beste und sicherste Vermehrungsart. 

Das Veredeln der aus Sämlingen gezogenen Bäume wird durch die damit ver- 
bundene Arbeit zu kostspielig, und es ist nicht möglich, sie dann zu einem solchen 
Preise zum Verkauf zu bringen, wie es mit den Sauerkirschen geschieht. Es ist 
daher die Anzucht aus Ausläufern von guten Mutterbäumen, weil am einfachsten, 
die schnellste und, weil in diesem Falle sicher, in den Baumschulen die ge- 
bräuchlichste. 

Das Anbieten der Sauerkirschbaume aus Ausläufern allein sagt garnichts, denn 
kann man dabei nicht die Garantie bieten, dass letztere auch wirklich guten Mutter- 
bäumen entnommen sind, so bringt man durch solche Ware denselben Schaden, 
als wenn man Sämlinge verkauft, die nicht veredelt sind. 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc. 


Syringa Emodi fl. roseo. 
In einer der letzten Nummern der 


| MaxımE CorRNU schreibt über dieselbe, 
dass die Samen dieser Pflanze von BRET- 


Revue horticole wird eine neue Form 
von Syringa Emodi mit rosa Blüten 
beschrieben und abgebildet, welche sich 
bald grösserer Beliebtheit erfreuen dürfte. 


SCHNEIDER aus Peking gesandt seien. 
Die Sämlinge unterscheiden sich von 
den bisher bekannten S. Emodi-Pflanzen 
durch kräftigeres Wachstum, grössere 


Neue und empfehlenswerte Pilanzen. 


245 


Blätter, sehr reichliches Blühen, grössere 
Blüten und eine Neigung zur Stamm- 


| 


bildung. Die abgebildete Form hat rein | 


rosenrote Blüten ohne irgend welchen 
bläulichen oder violetten Schimmer. Ent- 
gegen den bisherigen Erfahrungen blühen 
diese Pflanzen schon vier Jahre nach 
der Aussaat und zwar dann jährlich und 
sehr reichlich. (Dr. D.) 


Impatiens Episcopi, 


eine Mittelform zwischen I. Sultanı und | 
I. Luciliae, ist wahrscheinlich eine Va- 


rietät der ersteren und sehr zu empfehlen. 
Niedrige, reich verzweigte, äusserst dank- 
bar 


blühende Pflanze mit fleischigen, | 


rötlichen Zweigen, kleinen, ovalen, fast | 
ganzrandigen Blättern, grossen, weit ge- | 


öffneten, 

gefärbten Blüten. Sporn relativ lang, 

hängend, einfach, matt fleischrosa. 
(Rev. Hort.) 


Platycodon grandiflorum fl. albo. 

Eine derjenigen Pflanzen, welche jetzt 
ın Amerika »Mode« sınd, schreibt Rev. 
hort., ist Platycodon grandiflorum 
fl. albo. Wir können mit der Rev. hort. 
mit Recht sagen, dass es erstaunlich ist, 
dass man diese Pflanze, deren Blüten sich 
ihrer Schönheit wegen sowohl, als auch 
wegen ihrer langen Dauer zur Binderei 
besonders eignen, bei uns, ganz wie in 
Paris, noch so wenigkultiviert, undmöchten 
deshalb hier besonders darauf aufmerk- 
sam machen. (Dr. D.) 


Schubertia grandiflora, 
eine Asclepiadee aus Süd - Amerika, 
welche in letzter Zeit als Warmhaus- 
Schlingpflanze viel empfohlen wird, ist 
nach Ihe Garden sowohl aus Samen 
wie durch Stecklinge leicht zu vermehren. 
Zu Stecklingen wählt man junge Triebe, 


die man wie Croton, Dipladenia etc. be- | Pflanzen-Teratologie. Übersetzt von Uno DAMMER, 


handelt. 48218) 


Halbgefüllte weisse Stiefmütterchen. 


In einer der letzten Sitzungen der | 


Massachusetter Gartenbau - Gesellschaft 


schön rosa oder leicht violett | 


 Blütenflor ersetzen. 
ı nus etc. sind allgemein bekannt. 


' den Gärten kultiviert werden. 


wurden, wie die Rev. hort. schreibt, 
einige halbgefüllte weisse Stiefmütterchen 
vorgelegt. Die Füllung war durch Um- 
bildung der Staubfäden in Blumenblätter 
entstanden. Zwar führt MASTERS in seiner 
Vegetable Teratology*) in seiner Liste 
gefüllter Blüten bereits Viola tricolor 
neben Viola odorata und Viola 
grandiflora auf, doch dürfte das gross- 
blumige gefüllte Pensee kaum schon in 
Sollte es 
gelingen, diese Missbildung, denn eine 
solche sind doch alle gefüllten Blüten, 
konstant zu machen, so dürften wir gar 
bald einer ganz grossen Gruppe neuer 
Zierpflanzen gegenüberstehen. (Dr. D.) 


Notospartium Carmichaeli. 

Es giebt unter den Schmetterlings- 
blütlern eine ganze Anzahl Pflanzen, 
welche fast gar keine, oder nur kleine, 
unansehnliche Blätter besitzen, diesen 
Mangel aber durch um so reichlicheren 
Genista, Sarotham- 
We- 
niger bekannt aber ist das aus Neu-See- 
land stammende Notospartium Carmı- 
chaelı mit grossen, büschelig gestellten, 


 rosa-purpurnen Blüten. (Journ. of Hort.) 


Rodgersia podophylia A. Gr. 

Diese Saxifragee ist entschieden eine 
der üppigsten Wasserpflanzen für Teiche. 
Die Blätter erreichen einen Durchmesser 
von 60— 80 cm! Da die Samen selten 


' sind, vermehrt man die Pflanze leicht 


ı und sicher durch Teilung des Rhizoms. 


Die Pflanze wurde 1871 aus Nord-Japan 
nach St. Petersburg eingeführt und von 
da im Jahre 1873 ın den Handel ge- 
bracht. In Petersburg hält sie im Freien 
aus. (Rev. de l’horticult. belg. et Etr.) 


*) Vegetable Teratology. Deutsche Ausgabe: 


Leipzig, HAESSEL, 1886, enthält eine Aufzählung 
und Beschreibung aller bekannten Pflanzenmiss- 
bildungen, von denen viele ja ein hohes gärt- 
nerisches Interesse beanspruchen. Die meisten 
Fälle sind durch gute Abbildungen erläutert. 


246 


Alphabetisches Verzeichnis neuer Pflanzen. 


er. 
U 
u 


Alphabetisches Verzeichnis sämtlicher im Monat Februar 1889 beschriebenen neuen 
oder abgebildeten älteren Pflanzen, mit kurzen Beschreibungen. 


(Nachdruck 


Betreffs der benutzten Zeitschriften 


Abies bracteata Nuttall. Kalifornien. @.C. 
3.242 m. A. 

A. lasiocarpa Hook., subalpına Engelm. 
und bifolia Murray. 6. C. S. 172 m. A. 


Adıantum pedatum. Nordamerika. @. 
5.105, m. A. 

Amaranthus Margaritae. F. S. 49. 

Anacardıum occidentale L. Tropische 


Nutzpflanze. Ja. S. 33 m. A. 
Ananas »Egyptian Queen« und »Cayenne«. 
AG: 'S. 43 m. A. 
Antirrhinum-Varietäten. G@. S. ıoo m. T. 
Apfel, Grosse Casseler Reinette. P.R. 
SS: 
As Koniglieher Kurzstiel. P.R. S. 73. 75. 
A., Landsberger Reinette. Fg. S. 42. 
A. »Lawyer«. A.G. S. 46 m.A. 


A. »Ribston Pippin«. Der Original-Baum. 


GEC= Sr 273 meA. 

Arisaema Wrayı Hemsl. Neue Einführung 
aus Perak. G.C. S. 136. 

Aristolochia elegans. Schalenförmig; auf 
gelblich-weissem Grunde dicht braun- 
rot gezeichnet. Rv. S. 136 m. T. 

Aster amellus, linarıfohus und Bessara- 
bicus. Freilandstauden. @. S. 172 m.T. 
USA 

Aucuba »Bruant«. 


Neue, gedrungen 
wachsende Varietät. 


OreSe323 


Bakerıa tıllandsıoides Ed. Andre. Brasil. 


Neue Gattung und Art. Kleine zier- 
liche Pflanze mit silberglänzenden Blät- 


tern und violetter Blütenrispe. R. S.84. | 


m2jöB. 

Batate »rote lange« und »rosafarbene von 
Malaga«. Ja. S. 27 m. A. 

Begonia metallica, im Zimmer kultiviert. 
A.G. S. so m. A. 

B. octopetala Lemoinei. Neu. 6. S. 125 
m. A. und A.6. S. 52 m. A. 

B. Scharffliana Rgl. D. 6. S. 36. 

Billbergia thyrsoidea Mart. G&f. T. 1291. 

Birne, Beirre Amande. ıP. S. 34. 35. 

B., Juli-Dechants-. 6.0. S. 48. 

B., Liegels Winter-Butter-. P.R. S. 109. 

B.n, gute Dezember-. Ja. S. 26 und 38 
DON. al 

Bohne, Busch-Lima. Neu. A. &. S. 61 
TDSPAN. 

Campanula grandiflora pumila. J. S. 131 
m.A. 


Caraguata cardınaliıs. M. 6. S. 37. 


Carotte rouge Parisienne. M. S.4o m.A. | 


Catasetum fimbriatum Ldl. var. platypte- 
rum Rchb. f. nov. var. @.C. S. 168. 


' Chr., in England prämiierte. 


| Chr., neue von 1888. 


verboten.) 
und Abkürzungen siehe Seite 54. 


Cattleya Trianae und var. stricta. M. 
S; 262m Amar 

Cereus Pringlei Wats. Mexiko. @.F. S. 64 
m. A. 

Chimonanthus fragrans var. grandiflora. 
G..0.S. 2B6um A 

Chrysanthemum »Alpheus Hardy«. Neu. 
S. T.: S.. 31, RV. 8.39, JarıSzen. 

A. FE. S.274 

m. A. 

Rv. S. 44 m. A. 

Chr. indicum Fair Maid of Guernsey. 
M. G. S. 43. 

Chr., japanisches »Medusa«. @.F. S. ıo1 
Fig. 97. 


ı Cinerarien, grossblumige. Ja. S. 44 m. A. 


Cirrhopetalum Cumingi Ldl. Philippinen. 
(Orchid.), J.'S. 128 m... 
Cistus ladanıferus. Ja. S. 4o m. A. 


Citrus Sinensis myrtifolia. A. @. S. 45 
m.A. 

Clematis Davidiana. China. Neu. A. G. 
So Do 

Cocos Weddeliana. Brasil. Ja. S. zı 
ENG JAN, 

Colocasıa Indica Engl. 6f. S. 66 a. A. 

Convallarıa majalıs L. var. prolificans 


Wittm. Neu. Gf. T. 1292. 

Cornichon amelioreE de Bourbonne. 
STATE 

Cypripedium Cassiope Rolfe. nov. hybr. 
G.C. S. 200. 

C. Claptonense Rchb. f. nov. hybr. Ang]. 
G. C. S. 168. 


| C. insıgne Hallıanum Rchb. f. noy. var. 


G. C. S. 168. 


ı C. Lathami (C villosum X Spicerianum). 


ESEL NE AR 


INCHEE BD. Haywood (C. Drurii X super- 


biens)2]SYr7 722m I 
Datura suaveolens im Blumengarten. &. 
Ss. 128 m.A. 


ı Dendrobium Endocharis |Japonicum X 


GE. 307 


aureum (heterocarpum)). 
Östaustralien. 


D. gracilicaule F. Müll. 


Blüte klein, gelb, rot punktiert. B.M. 
A or, 

Echinocactus Bolansıs. Neu. G6f. S. 106 
m..&A. 


Eomecon chionantha. Neue Papaveracee 
aus Central-China. 6. €. S. 137. 

Epacris miniata splendens. G. S. 180 
0), als 

Erdbeere »La France«. Neu. Sehr gross- 
früchtig. B. T. S.47 m. A. 


Alphabetisches Verzeichnis neuer Pflanzen, 


247 


Erdbeere: Laxtons Noble. F. S. 17. 
Eria marginata Rolfe. nov. spec. Birma. 
6767 3.260. 


Erica intermedia. 6. S. 94 m. A. 
E. Wilmoreana. 6. S. 93 m. A, 
Erigeren divergens. Fg. S. 37. 


Fliedertreiberei, Geschichte derselben. 
BaUsE S.88 

Freesia refracta alba. M. S.4ı m. A. 

Fritillarıa Kamtschatcensis. Blüten 
schwarz-braun. G&. S. 143 m. A. 

Fuchsia splendens. J. S. 169 m. A. 

Gaillardia Templeana. Neu. A.@. S. 53. 

Galeopsis dubia (ochroleuca) als Garten- 


zierpflanze. J. S. 147 m. A. 

Gemüse, neue von 1888—89. B.T. S. 46; 
M2S332; B1S.55'm.A: 

Gladiolus Adlami Baker. nov. spec. Trans- 
zaal- ıG. 6. S. 233. 

G. purpureo - auratus. @. u. F. S. 89 
Fig. 96. 

Godetia »Feenkönigin«. D.&. S. 37. 


Gymnocladus divicus. Nordamerika. @F. | 


Sı75 m.A. 

Habenarıa Macowaniıana N. E. Pr. nov. 
Spee. 6.6. S. 268. 

Helianthus-Arten, einjährige und stauden- 
astıse. Ja. S.28 mA. 

H. multilorus maximus. Neu. A. 6. 
S. 53. | 

Jamesıa Americana Torr. et Gr. &f. 


5. 103:m. A: 
Jasminum nudicaule. &@. C. S. 236 m.A. 
Johannisbeere, weisse. @. S. ıı7 m. A. 
Irıs Meda Stapf. Persien. Gelbgrünlich, 
braunrot geadert mit gelbem Barte. 
B.M. T. 7040. 
Ixianthes retzioides. Südafrika. Strauchige 


Scrophulariacee mit schwefelgelben 
Blumen. Selten! @. €. S. 136 m. A. 
Keteleeria Fortunei Carr. Südostchina. 


(Conifer.) 6. S. 176 m. A. 
Kohlrabi und schwedischeRübe, Ausläufer 
bildend. @. C. S. 147 m. A. 
Kunzea pomifera. Australischer Strauch; 
Früchte essbar. &. C. S. 200 m. A. 
Lapageria rosea R. et Pav. Schwarze 
Tafel und Beschreibung in N. S. 33. 
Levkoje »Quarantaine d’eteVictoria«. Neu. 
B25.31 m. A. 

Lilium giganteum. &. S: 165 m. A. 

L. Harrısii. D.@. S. 28. 

L. martagon L. var. atrosanguineum (Dam- 
mann 1883). Blüten dunkelbraunrot. 
E21 S: 40-m: T. 


Lobelia littoralis. D. @. S. 36. 


Lonicera fragrantissima und Standishii. | 


B..6: S. 230. m. A, 
Mammillarıa Grusoni. 
m. A. 


Neu. G&f. S. 105 


| 


| 


| Phl. 


Manihot Aipi Pohl. Süsse Cassave in 
Florida. 6. F. S. 99. 

Marguerites. P.R. S. 95. 

Masdevallıa Courtauldiana Rchb. f nov. 


hybr. Angl. 6. C. S. 200. 


Miltonia spectabilis Ldl. Rv. S. 25 m. T. 
Mimulus, Kaiser-- Neu. A.G6. S. 52 
a a 
| Mirabilis californicus. Fg. S. 37. 
ı M. longiflora. P.R. S. 115. 


Nymphaea Marliacea chromatella fol. 
marmoratis. Blüten schwefelgelb. Her- 
vorgegangen aus Samen einer gross- 


blumigen Varietät der N. alba. Ja. 
SAse male: 

Odontoglossum cerispum var. Ruckerianum 
superbum. R. S. 60 m. T. 


O. luteo-purpureum Ldl. var. crispatum 
Rehb> Fr. noyz varı 6,0% 5,2527 m 
O Pescatorei. Eine gefleckte Varietät 
derselben’s 12 Sar53. ma 

Opuntia Rafınesquii Engelm. Ver. Staat. 
von Nord-Amerika. Blüten dottergelb. 
B.M. T. 7041. 

Orchis latifoliaL. Kulturpflanze derselben. 
GEIST PEMEN“ 

Öxera pulchella Labill. Neukaledonien. 
Schöne Warmhausschlingpflanze mit 


weissen Blumen in Büscheln. Il. S. 17 
gl, 

Panicum italicum var. japonicum. F. 
S250. 


Papaver alpınum. W. S. 61. 

P. Danebrog. W. S. 59. 

PB Hookeni W.2S. 01. 

P. laevigatum M. v. Bieb. D.6. S. 37 und 
W. 3.101. 


P. Mephisto. W. S. 59. 
PB. Murselli. WS. 59. 
EB. orientaler W. S,6r. 


P. pavonimum C. A. Mey. W. S. 61. 

P. umbrosum. W. S. 59. 

Passiflora »Woodhatch Hybrid«. 
AG. S. 53 mA. 

Pelargonium album multiflorum. Früh- 
blühend. 6. S. 154 m. A. 

Persea gratissima Gärtn. Wichtiger Obst- 
baum der Tropen. Il. S. ı5 m.T. 
Petersilie »Ruhm von Erfurt«. F. S. 41. 
Pfirsich »Noblesse« auf unpassender 
Unterlage veredelt. @. C. S. 213 m. A. 


Neu. 


' Pflaume, Horemoritzer Reineclaude. Far- 


bige Tafel und Beschreibung ın P. 
S 


2 
ı Pfl. »Kelsey«. Neuere Sorte aus Japan; 


ausserordentlich reichtragend. &. S. 150 
nal Ja 

Phlox Drummondi nana compacta. D. 6. 
S. 45. 

Drummendi fl. semipleno. D.6. S. 44. 


248 


Alphabetisches Verzeichnis neuer Pflanzen. — Kleinere Mitteilungen. 


Picea (besser Abies) Webbiana. Himal. 
GOSFTL3| m. A. 

Pissenlit friıse ameliore. M. S. 42 m. A. 

Plantago lanceolata var. marginata Neu; 
als Einfassungspflanze verwendbar. R. 
SB 

Puya chilensis Mol. im botanischen Garten 
in Santiago. M.&. S. 37. 

Pyrethrum Tchihatchewii Boiss. Niedrig, 


rasenartig, Blumen weiss. Ja. S. 29 
m. A. 

Quercus pedunculata folus argenteo pictis 
Blioxt- N EgNS. 35. 

Radis rond rose A bout blanc. M. S. 40 
m. A. 


R. rond rose hatıf. M. S. 40. 

Rafflesia Arnoldi. A.G. S. 52 m. A. 

Ranunkeln. Kultur derselben. A.F. S. 302 
m.A. 

Romneya Coulteri. Strauchige Papave- 
racee Ralıforniens mit grossen weissen 
Blüten. Kalthauspfl. J. S. 108 m. A. 

Rosa humilis Marshall var. triloba. Nord- 
amerika. G.F. S. 76 m. A. 

R. polyantha. R.Z. S. 25. 

R. polyantha grandiflora.. R.Z. S. 25. 

R. polyantha »Mlle. Blanche Rebatel«. 
Neu. Niedliche kleme gefüllte rosa 
Blüten ın grosser Fülle; zierliche Be- 
laubung. Jr. S. 25 ml. 

Rose »Moselblümchen«. R.Z. S. 22. 
R., Remontant-Rose Danmark. M. &. 
3.40. 
R., Thee-, »Comtesse Julie Hunyadıie«. 
Farbige Tafel und Beschreibung in 

BEZ. 177: 


Rose, Thee-, »Marquise de Vivens«. (Du- 
breuil 1855.) Schwach gefüllt, innen 


rosa, aussen fast weiss. @. S. 146 
m»l- 

R., Thee-, »Souvenir de S. A. Prince«. 
Neu. Ein Sport von Souv. d’un amıi. 
Blumen ganz weiss. M. S. 27. 

R.n, neue für 18389.. l2r. 5320) 

|ı Rosenpyramide. P.R. S. 93. 
Scabiosa Caucasica. Freilandstaude mit 


grossen hellblauen Blumen. 6. S. 120 


mle 


Sc. hybrida Victoriae Hort. Dam. 1. &. 
a 

ı Senecio elegans pomponicus. D.G S. 44. 
ı Strelitzia Nicolai Rgl. et Körn. Süd- 


ı Susum 


afrıka. Blütenstand weisslich gelb und 
blau, rot gesäumt. Pflanze sehr ähn- 
lich der Str. angusta. B.M. T. 7038. 

Str. reginae. Rv. S. 40 m. A. 

Styrax Obassia S. et Z. Japan, Corea. 
Hübsch belaubter Strauch mit weissen 
Blütentrauben. B M. T. 7039. 

anthelminticum Bl. Sumatra. 

(Flagellariacee). Einer Dracaene ähn- 

lich aussehend. Selten! R. S. 76 m. A. 


' Tillandsia Kirchhoffiana Wittm. nov. spec. 


Gf. S. 107 m. A. 


ı Todea barbara Hook. N. S. 49. 


Tomate »Yellow Plum« und »Gilberts 
Surpasse«. @G. S.97 m. A. 
Vanda Amesiıana. J. S. 103 m. A. 


V. Kimballiana Rchb. f. nov. spec. @.C. 
S41232: 
Zwiebel von Como. 


23.8 28; 


Kleinere Mitteilungen. 


Kein Schutzzoll. 
(Amtliches.) 


Auf die vom Verband der Handels- | 


gärtner Deutschlands im Februar 1883 
an den Bundesrat gerichtete Petition 
betrefis des Schutzzolls ist der Kom- 
mission nachfolgendes Antwort-Schreiben 
zugegangen, welches dieselbe im »Han- 
delsblatt« zur Kenntnisnahme bringt. 


Berlin, den ıı. April 1889. 

Ew. Wohlgeboren benachrichtige 
ich hierdurch ergebenst, dass der 
Bundesrat in seiner Sitzung vom 
14. v. M. beschlossen hat, der von 
Ihnen im Verein mit anderen Ver- 
tretern deutscher Kunst- und Han- 


delsgärtner an den Bundesrat ge- 
richteten Eingabe vom Februar v. ]J., 
betreffend die Einführung eines Ein- 
gangszolls für Schnittblumen, Binde- 
grün, Pflanzen, Gemüse pp. keine 
Folge zu geben. 

Ich überlasse Ihnen, den Herren 
Mitunterzeichnern der Eingabe hier- 
von Mitteilung zu machen. 


Der Reichskanzler. 
In Vertretung: v. MALTZAHN. 


Das Störende der Etiketten bei dekorativen 
Gruppen. 

Ich muss immer gleicn den Moment 

wahrnehmen, wenn ich, lieber Herr Pro- 


Kleinere Mitteilungen. 


* 


249 


fessor, Ihnen und anderen Freunden eine 
Mitteilung machen will, die nicht lange 
meine Aufmerksamkeit fesseln würde. 
Heute daher bemerke ıch, dass nach 
meinem Geschmack es wünschenswert 
sein würde, auf den Blumen- und 
Pflanzen - Ausstellungen, besonders bei 
den Gruppen die oft störenden und 
manchmalentstellenden grösseren Namen- 
schilder wegzulassen. Es würde eine 


bessere Ästhetik sein, nur ganz kleine | 


Nummerschilder, besonders den sceni- 
schen Pflanzen beizustecken, denn ein 


Katalog kann ja jeder Gruppe beigefügt | 
ı Sonne etwas, die Nacht regnete es stark 


werden. — Hier dringe ich ferner stets 
darauf, dass die Töpfe gänzlich von 
Epheu oder anderem Laubwerk umhüllt 
werden, und ın die Kübel 
bäume lasse ich solche 
Pflanzen stecken, die über den Rand 
sıch bald hinabsenken, damit das rohe 
Aussehen der Kübel verdeckt werde. 

Baron FERD. von MÜLLER, Melbourne. 

Notizen aus Chili vom Herrn Professor 
Dr. R. A. Philippi in Santiago. 
(Puya gigantea Ph.) 

Chili hat seitMenschengedenken keinen 
so regnerischen Winter gehabt wie diesen, 
nicht nur was die Menge der Regentage, 
sondern auch die des gefallenen Wassers 
betrifft. Überall sind die Flüsse wieder- 
holt ausgetreten, haben die Brücken be- 


der Farn- 
kriechende | 


| filzig behaart ist. 


schädigt oder auch zerstört, Häuser weg- 


gerissen, die Felder überschwemmt u.s. w. 
Der Weizen 


ın den Gründen hat sehr 


gelitten, und die Ernte wird schlecht | 


ausfallen. 
Nur ım Anfang des Winters hatten wir 


ein paar Nächte gelinden Frost, und so 


ist kein Gewächs des botanischen Gar- 
tens erfroren. Von der Musa Ensete vor 
meinem Fenster erfroren die Spitzen der 
Blätter, jetzt hat sie schon zwei neue 
Blätter. 
Augenblick die Puya oder Pourretia 
gigantea Ph. im Gärtchen vor meinem 
Hause; der Blütenschaft ist wohl 9 Fuss 
hoch und hat über 50 Ähren im Kolben 


Gartenflora 1889, 


Prachtvoll macht sich in diesem | 


an seinem Ende; ich habe ihn im wilden 
Zustand nie so schön gesehen. — Die 
Pflanze ist gemein auf den Bergen an 
der Küste bei Valparaiso etc. und durch 
kahle Kelchblätter von der P. coarctata 
R. et P. verschieden, bei der der Kelch 
Es ist wohl die 
grösste Bromeliacee und eine Pracht- 
pflanze, aber sie muss sehr alt werden, 
ehe sie zum Blühen kommt; meine Pflanze 
steht wohl ro Jahr ım Garten. 

Mit dem Einsammeln von Erdochideen 
sieht es ın diesem Frühjahr schlecht aus 
wegen des Wetters; gestern schien die 


und es regnet heute Morgen mit wenig 
geschwächter Kraft. 

Mein einundachtzigstes Jahr habe ich 
in voller Frische und Gesundheit ange- 
treten, wobei ich von den deutschen 
Landsleuten gewaltig gefeiert bin. 


Über die Blattanordnung der Dracaenen 
(Cordylinen). 

Pflanzenwaschen ist bekanntlich eine 
langweilige, aber unvermeidliche Arbeit 
in der Gärtnerei. Wäre es auch besser, 
wenn dieselbe von Frauen verrichtet wer- 
den könnte, so ist sie für den Gehilfen 
doch keineswegs unehrenhaft, und macht 
er das Waschen mit Verstand, so bietet 
gerade diese Arbeit ihm die beste Ge- 
legenheit, den Bau der Pflanzen gründ- 
lich kennen zu lernen. 

Ich wäre wohl kaum jemals darauf ge- 
kommen, dass in der Anordnung der 
Dracaenen-(Cordylinen-)Blätter eine Ver- 
schiedenheit sein könnte, hätte ich dieses 
nicht beim Waschen der Pflanzen be- 
merkt. Anfangs fiel es mir nur auf, dass 
verschiedene Arten ın Links- oder in 
Rechtswendung aufgebaut waren. Doch 
als ich das Notizbuch zur Hand nahm 
und aufschrieb, was ich sah: da wurde 
ich völlig stutzig, zu beobachten, dass 
selbst bei einer und derselben Art ver- 
verschiedene Individuen verschiedene 
Drehung hatten Nachstehend gebe ich 
eine Liste meiner Beobachtung und richte 


18 


250 


. 
Kleinere Mitteilungen. 


an jeden, der in dieser Hinsicht die eine 
oder andere Notiz in seinen Büchern 
hat, die Bitte, zur Aufklärung dieser 
Sache beitragen zu wollen. Vielleicht ist 


irgend ein tüchtiger Vermehrer sofort im | 
Mir | 


Stande, den Vorgang zu erklären. 
ist es bis jetzt nicht gelungen, den Grund 
ausfindig zu machen, zumal mir keine 
grosse Erfahrung in der Dracaenen-Ver- 
mehrung zur Seite steht. Ich habe wohl 


Trieben eingelegter Stämme die Ursache 
sei, doch weshalb? Weshalb soll ein Trieb 
aus dem Winkel eines Blattes, das links- 
seitig aufgebaut war, seiner Art zum Trotz 
sich rechtsseitig anordnen? 


jetzt in Brüssel ihrer Gemeinnützlichkeit _ 


halber Nachahmung. Man will daselbst 
die für den Unterricht in den Schulen 
notwendigen Pflanzen in grösseren Men- 
gen heranziehen und dann an die Schulen 
verteilen, so dass jeder Schüler während 


des botanischen Unterrichts eine Pflanze 


vor sich hat. -Das Bull. d’Arboriculture, 
de Floriculture etc., dem wir diese Notiz 


ı entnehmen, findet den Abonnementspreis 
daran gedacht, dass die Anzucht aus | 


von 5 Fres. jährlich sehr billig, Was 
würde Monsieur RoDIGAS sagen, wenn 


ı er erführe, dass die Stadt Berlin die 


Besten Dank im voraus dem, welcher 


die Sache zur Zufriedenheit löst. 
Links 
Amerleyensis : . . 1 I 2 
Baptistun® .. .. ...18 8 26 
Banseaen ed 
Brasiliensis .'.... 18 I 
Cantrellii 
Denisonii 
Duffei 
Elizabethiae 
Ferrea 
Fraseri . 
Frederici 
Mad. Heine 
Ignea 
Imperator . 
Leopoldi 
Liervati. 
Majestica 
Nigricans 
Recurva 
Regale 5 
Renardiae. . 
Sidneyi. .. . . 
Terminalıs alba . 
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Waroquei 
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Pflanzen für Schulen. 
Eine Einrichtung, welche Berlin schon 
seit einer Reihe von Jahren besitzt, findet 


Rechts Summa | 


Pflanzen gratis an ihre Schulen abgiebt! 


(Dr. D.) 


Nareissus Bulbocodium var. monophylla Dur. 
(N. Clusii Dunal.) 
(Verspätet.) 
Diese Narcisse blühte Anfang Dezem- 
ber in Tottenham-London bei THoMAs 


| S. WARE in einem kalten Kasten unter 
| Glas. 


Es ist die kleinste, aber auch 
dıe reizendste der Corbularien-Gruppe 


ı und kann als Winterblüher nie genug 


empfohlen werden. Bei uns gedeiht 
diese im nördlichen Afrika und be- 
sonders auf der iberischen 
sehr verbreitete Narcisse am besten in 
einem leichten sandigen Boden. Im Spät- 
herbst entsprossen den kleinen schwarz- 


braunen, im August gepflanzten Zwiebel- 


chen 4 bis 6 dünne, binsenartige Blätter 
und meist ı bis 3 Blütenschäfte. Die klei- 
nen, weit trichterförmigen, schneeweissen 
Kronenröhren®) sind am Rande sehr fein 


ı wellenförmig gekräuselt und mit schmal- 


lanzettlichen Kelchblättern umgeben. Um 
hübsche Topfexemplare zu gewinnen, 
pflanzt man im August 3 bis ı2 Zwiebel- 
chen in 12 cm grosse Töpfe ein. Während 
der Monate Dezember und Januar sind 
blühende Exemplare zur Ausschmückung 
von Fensterbänken, Blumentischen und 
Kalthäusern sehr wirkungsvoll. 

Bei Gelegenheit der Ausstellung in 


| South-Kensington am 7. Dezember 1886 
ı wurden 


mehrere von uns ausgestellte 


*) Die Stammart hat hellgelbe Blüten. L. W. 


Halbinsel’ 


Kleinere Mitteilungen. 


251 


ar 


Topf-Exemplare mit einem Certifikate 
erster Klasse bedacht. 
Cr. SonntaG in London. 


Der neue Park de la Liberte bei Lissabon. 

Durch die Güte des Herrn Ch. JoLy 
in Paris, Vicepräsident der nationalen 
Gartenbau-Gesellschaft von Frankreich, 
erhielt ich eine Broschüre über den oben 
genannten Park mit den Konkurrenz- 
plänen und perspektivischen Ansichten. 
Es ist ein grosses prächtiges Terrain, 
und mit seinen Felsen, Wasserfällen und 
waldigen Felsschluchten ganz geeignet 
zu einem natürlichen Park. Der zu- 
künftige Volksgarten, wenn auch ein 
Teil zum zoologischen Garten eingerichtet 
werden soll, füllt fast ganz den Raum 
aus, welcher zwischen der Stadt und 
dem romantischen, villenreichen Coimbra 
über dem herrlichen Tajo sich ausbreitet. 
Nachdem der Verfasser mit einer poli- 
tischen Einleitung begonnen, worin er 
nachweist, wieviel Milliarden Franken 
und wieviel Menschen die Kriege Frank- 
reichs gekostet, und dass es besser ge- 
wesen, wenn man für einen Teil der 
Summen öffentliche Gärten angelegt 
hätte, giebt er die Beschreibung der 
1837 eingegangenen Konkurrenzpläne, 
natürlich nur die der preisgekrönten, sowie 
gekürzt das Urteil der Preisrichter. Ausser 
von einem Berliner Aussteller, welcher 
bei Jory nicht genannt ist*), sind sämt- 
liche preisgekrönten Pläne von Franzosen, 
natürlich Architekten. Mit den günstigen 
Urteilen der Preisrichter kann ich nicht 
in allem übereinstimmen, soweit ich es 
von fern wissen kann. 

Ausser den breiten Fahrwegen, welche 
fast auf jedem Plane in der Richtung 
und Lage sich gleichen, vermutlich, weil 
das Terrain es verlangte, sind alle Wege 
so, wie sie in Deutschland und England 


*) Es sind die Herren Stadtobergärtner AxEL 
FINTELMANN und Königl. Hofgärtner EULEFELD, 
Berlin, unterstützt in den architektonischen Teilen 
von Herıen PETERS & SEHRING (Gartenflora 1838 
>. 1331 L.W. 


| handen, 


undenkbar sind und auch in den grossen 
Parks in Paris nicht vorkommen. Die- 
selben sind nämlich fast alle zirkelrund 
und greifen wie Schleifen ineinander, 
sodass eine nahe Linie nach einem Ziele 
nicht möglich ist. Die Parkteiche scheinen 
gut angebracht und sind schön geformt. 
Ihre Lage ist bei allen Plänen fast die 
nämliche, was wahrscheinlich die Boden- 
gestaltung bedingte. Das Unternehmen 
ist grossartig. Ob der Park schon an- 
gefangen ist, geht aus JoLys Buche nicht 
hervor. 

Wen diese Anlagen besonders interi- 
essieren, kann das Buch »Notes sur le 
parc de la Libert€e & Lisbonne« durch 
die Druckerei von GEORGES CHAMEROT 
in Paris (rue des Saint-peres 19) be- 
ziehen. *) JÄGER. 

Pfropfen und Veredeln. 

In Heft 5 der Gartenflora las ich einen 
Artikel über »Pfropfen und Veredeln«. 
Hierdurch angeregt, erlaube 
Ihnen folgendes als Kuriosum 
teilen. 

Im Spätsommer 1887 veredelte ich hier 
ro Stück Citrus-Wildlinge durch seitliches 
Einspitzen, ganz wie man bei Kamellien 
verfährt Ein Stämmchen war dabei, 
welches besonders schön und kräftig war 
und 65 cm Höhe und 10 mm Dicke hatte; 
bei diesem war die Veredlung nach nicht 
ganz drei Wochen schön verwachsen, trieb 
aber nicht mehr aus. Im nächsten Früh- 
jahr, kurz nach dem Austreiben der bei- 
den Edelaugen, entwickelte sich 12 cm 
unterhalb der Veredlungsstelle ein Auge 
mit einem Blatte, welches vollständig die 
Struktur und Form, namentlich die viel 
breiteren Flügel der edlen Blätter an- 
genommen hatte und bis heute noch 
ebenso erhalten ist, während die beiden 
Triebe der eingespitzten Augen bereits 
eine Länge von 15 resp. 25 cm erreicht 
haben. Ich erlaube mir, Ihnen zur Über- 


*) Auch in der Bibliothek d. Ver. z. B. d.G. 
ist es durch die Güte des Herrn JoLY vor- 
L. W. 


ıch mir 
mitzu- 


18* 


Kleinere Mitteilungen. 


zeugung von diesem Unterschiede der | zugeführt. Die Herren JAMES R. PITCHER 


Blätter das besagte Blatt, sowie eins vom 
Wildling dagegen einzulegen. 
F. RoNICKE, 
Gärtner b. Hr. H. Sımon, Seidenweberei, 
in Zweibrücken in der Pfalz. 

Der Fall ist in der That sehr inter- 
essant und bildet einen weıteren Beweis 
dafür, dass mitunter das Edelreis doch 
auf den Wildling einwirkt, wie das von 
Professor MAaGnus, Dr. FoOckE, Garten- 
Inspektor LINDEMUTH, Hofgärtner REU- 
THER etc. wiederholt nachgewiesen ist. 
Das Blatt, das denen der edlen Orange 
gleich ist, hat eine breit eiförmige Ge- 
stalt, ist Io m lang, 6cm breit und am 
2 cm langen Stiel mit einem 1,5 cm brei- 
ten Flügel versehen Das Blatt des Wild- 
lings ist lanzettlich, viel schmäler und 
spitzer, 8,5 cm lang, 3,5 cm breit und am 
ı3 mm langen Stiel mit einem ganz 
schmalen, kaum 0,5 mm breiten Saum 
versehen. 

Auf unsere weitere Anfrage, ob das 
Auge nur das eine Blatt gebildet, schreibt 
Herr RONICKE: 

Hinzufügen muss ich noch, dass das 
Blatt nur das einzige war, welches sich 
bildete. Das Auge blieb schlafen und 
schläft noch jetzt. Daneben befindet 
sich noch der Stumpf eines Dorns, 
welcher anfıng, gelb zu werden und ab- 
starb, als sich das erwähnte Blatt ent- 
wickelte. Wenn ich das veredelte Stämm- 
chen recht kräftig ın der Nahrung ge- 
halten hätte, wäre eine üppigere Ausbil- 
dung von Blättern motiviert gewesen, ich 
habe dagegen die ganze Pflanze mager 
gehalten und weder flüssige noch feste 
Kraftmittel an die Pflanze gebracht. Der 
Wurzelballen ist nicht sehr durchwurzelt, 
aber gesund. 

Ein teures Chrysanthemum. 
(Mrs. Alpheus Hardy.) 

Aus Amerika, wo ja bekanntlich die 
Wunder niemals alle werden, wird uns 
jetzt ein wertvolles neues Chrysanthemum 
unter dem Namen Mrs. Alpheus Hardy 


& W. A. ManpAa in Short Hills N. J. 
kauften dieses Chrysanthemum im ver- 
gangenen Jahre von EDwINn FEWRES & SON 
für die enorme Summe von 1500 Dollars 
= 60ooo Mk. Gemäss einer mir jetzt vor- 
liegenden kolorierten Tafel und den per- 
sönlichen Mitteilungen des Herrn MAnDA, 
welcher jetzt hier in London ist, um die 
Pflanze in England zu verbreiten, gehört 
dieselbe zu den japanesischen Sorten 
(Incurved) mit langen, einwärts gekrümm- 
ten Petalen. Die grossen regelmässig 
gebauten Blumen, deren Farbe rein 
schneeweiss ist, zeichnen sich besonders 
dadurch auffallend aus, dass die Rück- 
seite der Petalen mit langen, gekräuselten 
seidenartigen Haaren dicht besetzt ist. 
Die Pflanzen sind von kräftig gedrun- 
genem Wuchse, werden ungefähr ı 
hoch und blühen von Anfang November 
bis zur zweiten Hälfte des Dezember. 
Der » American Florist« vom ı5. November 
1888 sagt: »Die Feder vermag es nicht, 
die eigenartige, auffallende Schönheit der 
Blumen beschreiben, am meisten 
gleichen sie den Spitzen weisser Strauss- 
Federn«. Die amerikanischen Fachzeit- 
schriften bringen eingehende Berichte 
und erklären alle einstimmig, dass es das 
schönste und am meisten charakteristi- 


zu 


sche aller bis jetzt bekannten Chrysan- _ 


themum sei. Wenn auch die Amerikaner 
nach deutschen Begriffen in mancher 
Hinsicht dıe Posaune zu vıel blasen, so 
dürfen wir doch hier mit Gewissheit an- 
nehmen, dass es ein Chrysanthemum 
ersten Ranges ist. Die kaufmännisch 
geschulten amerikanischen Fachmänner 
würden nicht die Riesensumme 
für das Recht der Verbreitung gezahlt 
haben, falls sie nicht ın diesem Chrysan- 
themum eine Handelspflanze ersten 
Ranges erblickt hätten, welche voraus- 
sichtlich von tausenden Liebhabern dieser 
wertvollen Winterastern mit Freuden be- 
grüsst werden wird. Wiederholt haben 
wir schon Gelegenheit gehabt, den spe- 
kulativen Unternehmungsgeist unserer 
amerikanischen Fachgenossen zu be- 


sicher 


Kleinere Mitteilungen. 


nn 


wundern, und kommt es jetzt nicht selten 
vor, dass europäische Neuzüchtungen 
(ich erinnere hier nur an die Rose 
»Willam Francis Bennett«) erst nach 
Amerika auswandern, um nachher, nach- 
dem sie dort in Massen vermehrt und 
durch die Sturmglocke weltbekannt ge- 
worden sind, wieder ihre Rückreise nach 
Europa anzutreten und auf diesem Wege 
erst allgemeine Verbreitung zu finden. 
Hoffentlich werden wir auf der deutschen 
Chrysanthemum-Ausstellung ım nächsten 
Herbst ın Berlin auch Gelegenheit haben, 
das 1500 Dollar Chrysanthemum zu prüfen. 
CL. SonntTaG in London. 


Pflanzen dieser Sorte sind von THOMAS 
S. WARE, Tottenham, London, zu 5 Mk. 
zu beziehen. 


Über die Vermehrung der Lapagerien, 
jener prachtvollen Kalthausschlingpflan- 
zen, schreibt The Garden, dass man am 
besten Ableger macht. Man breitet die 
ganze Pflanze über ein Vermehrungsbeet 
aus, macht, ganz wie bei den Nelken, 
zungenförmige Einschnitte dicht unter 
einem Auge, bedeckt die Triebe mit 
Erde, wobei die Blätter zur Hälfte be- 
deckt sein können und hält das Beet 
nun gleichmässig feucht. Gut ist es, 
wenn man um die Einschnitte etwas 
feinen Sand bringt. Die jungen Pflanzen 
werden nach zwei Jahren von der Mutter- 
pflanze getrennt, müssen dann aber an- 
fänglich noch etwas geschlossen gehalten 
werden. Aus Stecklingen wachsen La- 
pagerıen kaum. Aus Samen kann man 
sie auch ziehen, doch dauert dies länger. 
Zur Befruchtung wähle man die frühesten 
und besten Blüten. 

Die Akklimatisation der Douglasfichte. 

Dr. Dieck-Zöschen sucht im »Hum- 
boldt« Band VIII nachzuweisen, dass wir 
in Deutschland von den beiden Varie- 
täten der Douglasfichte meist nur die 
mit rotem Holz, red fir, erhalten hätten, 
während die bessere Qualität mit gelbem 
Holz, yellow fir, welche nur der nord- 
pacifischen Küstenflora vom 40. — 43. 


Breitengrad angehört, noch nicht ein- 
geführt ist. — Er schildert anschaulich 
die vielen Mühen und Gefahren, denen 
seine Reisenden ausgesetzt waren, ohne 
indes den Samen der letzteren zu er- 
halten. — Im Gehölzausschuss der Ver. 
z. B. d. G. war man übrigens der Mei- 
dass meist Samen aus den nörd- 
lichsten Gegenden bezogen seı und selbst 
wenn es nur die red fir wäre, die nur 
20—6o m, nicht bis 90 »2 hoch wird, so 
wäre das doch immer schon ein Gewinn.“) 
— Wir sprechen übrigens bei dieser Ge- 
legenheit den lebhaften Wunsch aus, dass 
die Akademie der Wissenschaften oder 
der Staat Herrn Dr. DiEcks so eifriges 
Streben um Einführung neuer Gehölze 
gebührend unterstützen möge. L.W. 


nung, 


Freiland - Fuchsien. 

Nach einer Notiz FISCHER VON WALD- 
HEIMS ın der Revue de l’horticulture 
belge et etrangere halten in Dänemark 
im freien Lande aus: Fuchsia Riccartoni, 
Thompsoni, gracilis, gracilis florıbunda 
und globosa. 

Nach van HULLE eignen sich ferner 
zur Freilandkultur F. microphylla und 
coccinea. 


Die Kapuzinerkresse, Tropaeolum, als Mittel 
gegen die Wolllaus. 

In der Revue horticole lesen wir, 
dass Obstbäume, welche von der Woll- 
laus befallen sind, schon nach zwei Jahren 
von derselben befreit werden, wenn man 
um den Stamm des ÖObstbaumes die 
Kapuzinerkresse pflanzt. Im ersten Jahre 
tritt die Plage schon erheblich schwächer 
auf, im zweiten ıst sıe verschwunden. 
Bei der Einfachheit und Billigkeit des, 
übrigens von zwei verschiedenen Seiten 
der Revue horticole mitgeteilten Mittels 
dürfte es sich empfehlen, im jetzigen 
Frühjahre auch bei uns einige Versuche 
darüber anzustellen. (Dr. D.) 


*) Leider sind zwei schöne Exemplare im 
Vorgarten der landw. Hochschule, die voriges 
Jahr Zapfen trugen, diesen Winter erfroren. Sie 
waren sogar gedeckt, aber erst etwas spät, 


Kennedya Marryatae 


Kleinere Mitteilungen. — Litteratur. 


ist eine ausgezeichnete Schlingpflanze | 


für das Kalthaus, aber wenig kultiviert. 
Sie wächst leicht und dankbar, die Be- 
laubung ist reizend, und die leuchtend 
scharlachroten Schmetterlingsblüten sind 
während des Herbstes und Winters bis ins 
Frühjahr hinein höchst anziehend. Im 
Kalthause ausgepflanzt, bedeckt diese 
Pflanze in kurzer Zeit eine grosse Fläche 
und eignet sich deshalb ebensowohl 
zum Bekleiden von Säulen, wie als 
Schlingpflanze unter dem Fenster. 
(The Garden.) 


Phajus Wallichii 


aus Ostindien ist eine der grösstblumigen 


und dankbarsten Orchideen, dabei von 
einer Veränderlichkeit in der Blütenfär- 
bung, dass man sie gar nicht genug kul- 
tivieren kann. Die grossen Blütenstände 
tragen zahlreiche Blüten, deren Petalen 
und Sepalen vom dunkelsten Chokoladen- 
braun bis zum blassesten Primelgelb va- 
ruieren. Die Lippe ist weniger veränder- 
lich. Am Grunde gelb, ist sie nach oben 
hin rötlich und an der Spitze. weiss mit 
gelben oder roten Streifen. Bot. Mag. 
giebt auf Tafel 7023 eine Abbildung einer 
sehr wertvollen Varietät. 


Phalaenopsis Schilleriana. 


Zur Kultur von Phalaenopsis Schil- | 


leriana dürfte die folgende kurze Notiz 


' Freunde senden. 


in The Garden von Wert sein. Herr 
C.H.C. hatte in seinem Garten in Ma- 
nilla zwei Banyanenbäume, auf denen 
er Orchideen kultivierte. Als er Manilla 
verliess, dauerten ıhn die schönen Or- 
chideen. Er liess deshalb die beiden 
Bäume fällen und nach England an 
Der eine derselben 
hatte Platz. Er liess den ganzen Stamm 
aufstellen. Die Orchideen wuchsen 
kräftig weiter. Der andere Freund da- 
gegen die Orchideen von dem 
Stamme ab Die Folge war, dass alle 
eingingen. (Dr. D.) 


nahm 


Die Reblaus in Ungarn. 

Der amtliche Ausweis der bis Ende 
18388 unter Phylloxera-Sperre befindlichen 
Gemeinden in Ungarn (Mitteilungen des 
königl. ungarischen Ministeriums für 
Ackerbau, Industrie und Handel 188g, 
S. 365) umfasst nicht weniger als 14", 
Seiten gr. Oktav und führt gegen IIoo 
Gemeinden auf. Allein in 1883 ist die 
Reblaus an über 200 Orten entdeckt. 

Mit Erfolg ausgerottet ist ie nur an 
zwei Plätzen: Höd-Mezö-Väsärhely und 
Kolozsvär. 


Orchideen - Versteigerung. 
In Berlin veranstaltete die Firma SEEGER 
& TRropPp, London, am 25. April ihre erste 
diesjährige Orchideen -Versteigerung. 


Litteratur. 
Lindenia. Iconographie des Or- | lung im August 1888, eine kurze Notiz 
chidees. ' über die neue Gesellschaft »L’Orchi- 


Von diesem Prachtwerke liegen uns | 
Lieferung 2—4 des vierten Bandes vor, | 


enthaltend die Tafeln 149— 160 Liefe- 
rung 2 enthält ausser den Abbildungen 
und Beschreibungen von Cypripedium 
bellatulum, Aerides quinquevulne- 
rum, Odontoglossum odoratum 
Glonerianum und ÖOncidium mar- 
ceranthum einen Bericht über die Orchi- 
deen auf der grossen Brüsseler Ausstel- 


ı Ausserdem 
ı Bericht über die erste Versammlung des 


dienne« und über das Räuchern der Or- 
chideen. 

Lieferung 3 bringt Abbildungen von 
Lycaste Skinneri alba, Mesospi- 
nidiıum vulcanicum, Epidendrum 
nemorale und Warrea Lindeniana. 
enthält dieses Heft einen 


»L’Orchidienne« und die Fortsetzung des 
Artikels über das Räuchern der Orchideen. 


Litteratur. — Ausstellungen und Kongresse. 


255 


Lieferung 4 endlich enthält die Ab- 
bildungen von Leptotes bicolor, 
Odontoglossum Halli, Cypripe- 
dıum Mastersianum und Vanda coe- 
rulea. Ausserdem entnehmen wir diesem 
Hefte die Notiz, dass auf der Pariser 
Weltausstellung in diesem Jahre eın Pa- 
villon die schönsten brasilianischen Or- 
chideen sowohl, als auch sonstige schön- 
blütige brasilianische Pflanzen in Blüte 
enthalten soll. Ein Bericht über 


hält ein Verzeichnis der verteilten Preise. 


(Dr. D.) 


bis 89. London 1888. 
5 Schilling pro Nummer. 


AuN: 


nik des 


| Rodriguezia secunda, 
The Orchid Album. vol.VIIlI part. 86 | 
Preise 


Die vier vorliegenden Hefte dieses 
Werkes enthalten sechszehn prächtig aus- 


geführte Tafeln in Buntdruck, bei deren 
Anschauen man sich fragt, was man 
mehr bewundern soll, die Mannigfaltig- 
keit der Orchideenblüte oder die Tech- 
Künstlers. Die abgebildeten 
Arten sind: Batemannia Colleyi, 
Cattleya Lawrenceana, Odonto- 
glossum Rossi Amesianum, Mas- 
devallia Harryana decora, ÖOnci- 


ı dium intermedium, Laelia purpu- 
die 
zweite Sitzung des »L’Orchidienne« ent- | 


rata Blenheimense, Brassıa Kei- 
liana tristis, Odontoglossum 
vexillarium roseum, Trichopilia 
tortilis, Cypripedium Fitchianum, 
Catasetum 
Bungerothii, Cattleya Gaskelliana 
alba, Calanthe Masuca, Odonto- 
glossum Eugenes, Disa racemosa. 
(Dr. D.) 


Ausstellungen und Kongresse. 


Magdeburg. 
Vereins selbständiger Handelsgärtner 


vom 22.—24. März wies, wie schon er- 


wähnt, keine grosse Beteiligung auf, 
dagegen verspricht die vom 20. bis 
24. Juni bei Gelegenheit der Aus 


stellung der Deutschen Landwirtschafts- 


Gesellschaft stattfindende recht bedeu- | 
tend zu werden. Herr RICHARD TOEPFFER | 
hat sein an der Ringstrasse, dicht neben | 


Die Ausstellung des | 


dem Ausstellungsplatze der Deutschen 


Landwirtschafts - Gesellschaft gelegenes 
Parkgrundstück nebst Gebäuden bereit- 
willigst zur Verfügung gestellt. Die 


Baumschulartikel etc. können schon jetzt | 
gepflanzt werden und bis zum Herbst 


stehen bleiben. Zum Komitee gehören 
eine Anzahl der angesehensten Männer 
aus der Provinz Sachsen, Ehrenmitglied 
desselben ist der regierende Graf OTro 
zu Stolberg-Wernigerode. 


Da die Ausstellungen der Deutschen 


Landwirtschafts-Gesellschaft sehr besucht 
werden, so dürfte auch eine Beschickung 
der Gartenbau- Ausstellung sehr vorteil- 
haft sein. Man rechnet auf 40— 50 000 
Fremde, 


Groningen. Bei Gelegenheit der all- 
gemeinen Versammlung der holländischen 


| Gartenbaugesellschaft vom 24. Juli bis 


4. August Pflanzen - Ausstellung, An- 
meldungen an Herrn A. FIET. 

Antwerpen 1890. ;‚Bei Gelegenheit 
der internationalen Ausstellung für geo- 
graphische, Handels- und industrielle Bo- 
tanık soll auch das zgoojährige Jubiläum 
des Mikroskops gefeiert werden. 

Haarlem. Hyacınthen-Prunkbeete von 
E. H. KRELAGE & SoHNn vom 21. April bis 
15. Mai. 

Petersburg. 27. April bis 7. Maı. 


Rosen- und Eriken-Ausstellung in der Sitzung 
der Gartenbau-Gesellschaft am 5. April 1889. 

Die von unseren Gesellschafts-Mitglie- 
dern, Herren G. Crass-Zehlendorf und A. 
ROGGENBUK -Steglitz, vorgeführten Rosen- 
sorten, namentlich Mabel Morisson, Mer- 
veille de Lyon, Mad. Victor Verdier, 
Marie Baumann, Louis van Houtte, 
Fisher Holmes, Horace Vernet, Prince 
Camille de Rohan, liessen bezüglich Aus- 
bildung und Farbe der Blumen, kräftigen 
Wuchs in Laub-Zweigen, nach dem ein- 


256 


Ausstellungen und Kongresse. — Sprechsaal. 


stimmigen Urteil der Fachkenner, einen 
ausserordentlichen Fortschritt derhiesigen 
Rosentreiberei Schon seit 
einer Reihe von Jahren geht das bBe- 
streben unserer hiesigen Rosenzüchter 
dahin, sowohl mit den hervorragenden 
(Züchtungen) Treibresultaten in der 
Rosenkultur des Westens wie des Ostens 
gleichen Schritt zu halten. 

Noch sind mir die ın der letzten 
Petersburger Ausstellung 1884 gesehenen 
Treibrosen lebendig in der Erinnerung 
und es war damals mein sehnlichster 
Wunsch, auch von deutschen Kollegen 
ähnliche Erfolge verzeichnen zu dürfen. 
Hier war man wohl berechtigt zu sagen, 
dass in dem Gebotenen der Wunsch 
sich erfüllt hatte. Nach einem sonnen- 
armen Winter, wie er diesmal mit den 
Monaten Januar, Februar und März auf 
getreten, ist diese Leistung um so her- 
vorragender, um so anerkennenswerter, 
und berechtigt für die Zukunft zu den 
besten Erwartungen 

Die von Herrn TÜBBECKE-Stralau vor- 
geführte weisse Rubens inabgeschnittenen 
Exemplaren wurde allgemein als gute 


erkennen. 


Schnitt- und Treibrose empfohlen. Herr 
Obergärtn. ALBRECHT-Berlin, Thiergarten- 
Strasse, zeigte unter seinen Hochstämmen 
ausser Niphetos zwei Polyantha-Sorten: 
Mignonette und Paquerette, die man 
ihres Blütenreichtums halber, namentlich 
auch Rücksicht auf den Wuchs zu 
niedrigen Einfassungen sehr empfehlen 
dürfte. Herr WIEHLE-Schöneberg lieferte 
reichblühende, buschige Exemplare der 
Erica persoluta alba und Mediterranea 
compacta aus seinen eigenen Kulturen, 
die allgemein bewundert wurden. Hier- 
bei erhob sich die Frage, ob Medi- 
terranea compacta als eine neben Medi- 
terranea selbständige Species oder nur 
als Spielart zu betrachten sei? Vielleicht 
giebt ein Leser dieser Zeitung darüber 
nähere Auskunft. 

Die Herren Crass und ROGGENBUK 
erhielten für ihre Leistung je einen Geld- 
preis von 35 Mk.; Herr Crass ausserdem 
für abgeschnittene Exemplare eine grosse 
silberne Vereinsmünze, desgleichen Herr 
WIEHLE für seine Eriken, Herr Ober- 
gärtner ALBRECHT ein Ehrenzeugnis. 


ın 


HOFFMANN. 


Sprechsaal. 
Frage 9. Welches ist der Ursprung | gekocht gegessen wird. — Über ihren 


des Knollensellerie und 
wurde er zuerst kultiviert? 

Antwort. Nach ALPH. DF CANDOLLE, 
Origine des plantes cultivees, p. 71, 
kommt der Sellerie wild an feuchten 
Orten von Schweden bis Algier, Ägypten, 
Abyssinien und in Asien vom Kaukasus 
bis Beludschistan und den Gebirgen 
British Westindiens vor. — Schon in der 
Odyssee ist von ihm unter dem Namen 
Selinon die Rede, auch bei 'THEOPHRAST. 
Später unterscheiden DIOSCORIDES und 
PLınius den wilden und den kultivierten 
Sellerie. Bei diesem letzteren werden 
die Stiele gebleicht. Das Alter der 
Kultur lässt es verstehen, dass so viele 
Varietäten entstanden sind. Eine der 
von der ursprünglichen Form am meisten 


abweichende, sagt DE CANDOLLE, ist der | 
Knollensellerie, dessen fleischige Wurzel | 


wo und wann | 


| 


Ursprung giebt er aber nichts weiter an. 


' Nach TaArGıonI-TozErrı (Cenni studii 


sulla Introduzione di varie piante in 
Toscana, Firenze 1853, S. 57) ist der 
Knollensellerie weit jüngeren Alters als 
der Bleichsellerie. 

Dem steht aber vielleicht die Angabe 
in GERARD, The Herball, London 1633, 
Sı entgegen. GERARD nennt den 
Sellerie »Alexander« oder Hipposelinum, 
grossen Eppich, und giebt an, D1osco- 
| RIDES sage, dass Blätter und Stengel ge- 
kocht und gegessen, allein oder mit 
Fischen angerichtet, auch roh als Pickles 


Iol, 


eingemacht werden, dass die Wurzel roh 
ı und gekocht gut für den Magen sei, und 
er selbst fügt hinzu: Die Wurzel wird 
auch in unserem Zeitalter roh als Salat 
auf den Tisch gebracht. , 


L.-W. 


IIoprx 


Ci ıura Dispr mer 


Gartenflora 1889. 


Simaruba Tulae Urb. 
Von Dr. Ign. Urban. 
Hierzu Tafel 1298. 

Arbor glaberrima, folıis pinnatis, foliolis 6, 8 vel ıo ovatis v. ovali-ellipticis 
acuminatis, bası acutis; inflorescentiis purpureo-coloratis, masculis multifloris corym- 
bosis, ramis corymbi pluries cymose furcatis, infl. femineis paucifloris panniculatis, 
ramis semel cymose divisis, bracteis squamiformibus parvis mox deciduis, pedicellis 
7—ı2 mm longis; petalis kermesinis, sub anthesi patenti-rectis, I10— ıı mm longis; 
staminum squamis, gynophoro, carpellis glabris; drupis oblique rotundato-obovatis, 
ad basin sensim angustatis, plano-compressis, circumeirca 4—5 mm late alatıs. 

Sımaruba DulaeslUrpzm Berl. bot, JahrbSIV. p..24:. 

Ich habe diese schönste aller Simaruba-Arten, die in den Urwäldern der 
spanischen Insel Puerto-Rico gar nicht selten vorkommt, zu Ehren der Frau 
TULA KRUG, aus dem alten baskischen Geschlechte der CHAVARRI, welche 
im Verein mit ihrem Gatten, dem um die Erforschung der westindischen 
Fauna und Flora so hochverdienten Konsul LEOPOLD KRUG, die grösste An- 
zahl der Pflanzen Puerto-Ricos nach der Natur gezeichnet und mir zur Ver- 
fügung gestellt hat, benannt. 

Der Baum wird in seiner Heimat unter dem Namen »Aceitillo« als 
Möbelholz besonders zu Schränken und Truhen sehr geschätzt. Die Rinde 
scheint zu wenig Bitterstoff zu enthalten, als dass sie mit den Simaruba- 
Arten Jamaicas konkurrieren könnte; es ist wenigstens nichts über die Ver- 
wendung derselben bekannt. 

Aus den von dem Reisenden Herrn P. SINTENIS im Frühjahr 1885 ein- 
geschickten Früchten gingen im Berliner botanischen Garten einige sehr 
kräftige, jetzt etwa 60 cm hohe Pflanzen hervor, welche zu unserer Über- 
raschung bereits im Spätherbst 1883 endständige, wenn auch etwas sparsam 
blühende Blütenstände trieben; leider aber waren die Samen in den meisten 
sonst wohl ausgebildeten Karpellen verkümmert, sodass nur 6 Pflanzen ge- 
züchtet werden konnten. 

Die Pflanze dürfte wegen ihres eleganten Wuchses, ihres prächtigen 
Laubes, ihres auffallenden Blütenstandes, ihrer Unempfindlichkeit gegen unsere 
trüben Wintertage eine Zierde unserer Gewächshäuser werden. Sie gedeiht 
am besten bei einer Temperatur von I4—I6°’R. 

Beschreibung: Baum 8—15 »» hoch und bis zu einem Fuss im Durch- 
messer. Die Rhachis der abwechselnden Blätter ist purpurrot und trägt 
6—10 Fiederblättchen, welche an der jugendlichen Pflanze meist einander 
gegenüberstehen, an den von älteren Bäumen entnommenen Herbarexemplaren 


aber mehr oder weniger alternieren; das Endblättchen bildet sich höchst selten 
Gartenflora 1889. 6) 


258 Ign. Urban: Simaruba Tulae Urb. 


aus. Die Blättchen sind kurz gestielt, meist eiförmig zugespitzt, ganzrandig, 
8—1Iocm lang, 3—5 cm breit, oberseits glänzend, die älteren etwas leder- 
artig. 

Die Blütenstände der männlichen und weiblichen Pflanzen haben ein 
sehr verschiedenes Äussere; jene besitzen reichblütige Cymen von der Form 
einer Dolde, diese wenigblütige von der Form einer Rispe. Die Achsen haben 
eine purpurrote Färbung, während die Blüten selbst heller, mehr karmoisin- 
rot sind. 

Auf den kleinen 5zähnigen Kelch folgen die elliptischen centimeterlangen 
flachen Blumenblätter. 

Die 10 Staubfäden tragen auf der Innenseite, etwas oberhalb ihres Grundes 
zungenförmige Auswüchse, welche sich nach dem Centrum der Blüte hin über 
das verkümmerte Ovar zusammenneigen. 

In der weiblichen Blüte sind die Staubblätter zu Schuppen reduziert. 
Die 5 halbkreisrunden Karpelle sind untereinander vollständig frei. Sie stehen 
auf einem sehr kurzen, halbkugelisen Gynophor. Die Griffel sind dagegen 
oberwärts verwachsen, die Narben wieder frei und sternförmig ausgebreitet. 

Von den Karpellen entwickeln sich nur wenige (selten alle 5) zu strahl- 
förmig divergierenden Trockenfrüchten. Diese sind rundlich - umgekehrt- 
eirund, nach dem Grunde zu allmählich verschmälert, zusammengedrückt 
und ziemlich breit geflügelt; ihre Oberfläche ist purpurbraun und hervortretend 
netzig geadert. 

Der eiweisslose Samen enthält einen Embryo mit flachen Samenblättern 
und sehr kurzer, zwischen die Kotyledonen zurückgezogener Radicula. 

Die Blütezeit fällt in der Heimat in die Monate Juli bis November; die 
Fruchtreife in den Monat Dezember. 

Figurenerklärung. 
A. Teil einer blühenden männlichen Pflanze (nach Herbar-Material). 
B. Dreijährige männliche Pflanze des Berliner botanischen Gartens (verkleinert). 


ı. Ein mit den Blumenblättern abwechselndes Staubblatt mit der Schuppe, vom Mittel- 
punkt der Blüte aus gesehen. 


D 


Ein über den Blumenblättern stehendes Staubblatt mit der Schuppe, etwas von der 
Seite gesehen. 
3. Fruchtknoten mit dem Gynophor, darunter die Narben der Staminodien und Blumen- 
blätter. 
4. Eine der Trockenfrüchte mit dem Gynophor und einem Teile des Pedicellus, soweit 
die Höhlung reicht, der Länge nach aufgeschnitten 
Der Samen zeigt an der oberen Kante die Raphe und Chalaza, rechts das 
Würzelchen. 


Noch einmal die Hochschulfrage. 
Von Fritz Schoch in Wörlitz. 


Die Leser dieser Zeilen sehen wir im Geiste entschlossen sich rüsten, je nach- 
dem sie Freunde oder Feinde der von uns zu berührenden Frage sind, für oder 


Fritz Schoch: Noch einmal die Hochschulfrage. 259 


gegen dieselbe Partei zu nehmen; ja die Gegner der Sache werden wir leider wohl 
von vornherein gegen uns einnehmen müssen, wenn wir die Behauptung aufzu- 
stellen wagen, dass die Errichtung einer Hochschule für Gartenkunst nicht nur 
wünschenswert, sondern notwendig ist; doch bitten wir dieselben, trotzdem auch 
uns Gehör schenken zu wollen. 

Wir sagten Gartenkunst — eine Kunst pflegen wir Gärtner, Künstler wollen 
wir sein, die wir die Errichtung einer Hochschule anstreben. Darum soll unsere 
Kunst, wie die Baukunst, ihre Schwester, und die andern schönen Künste, ein 
Heim, eine Pflegstätte haben. Der Praktiker mag über unsere idealistischen An- 
schauungen lächeln, er hat aber keinen Grund dazu. Wir schätzen und achten 
den Gärtner sehr wohl, der des Lesens und Schreibens mehr oder weniger voll- 
ständig kundig, hinaustritt ins Leben, um die Gärtnerei zu erlernen und nachher 
als Handels- oder Herrschaftsgärtner Tüchtiges zu leisten. Alle Achtung vor ihm! 
Aber einen Künstler werden wir ıhn nicht nennen können, da er das Gärtnerfach 
nicht vom künstlerischen Standpunkte aus betreibt, vielmehr sich auf seinen natür- 
lichen Geschmack und seine mechanische Fertigkeit verlässt. Ihm wird denn die 
Gärtnerei natürlicherweise nur Mittel zum Erwerb sein. Oft allerdings sind gerade 
unter dieser Art von Gärtnern viele, die sich gern Landschaftsgärtner oder Garten- 
künstler nennen, mag auch die Anlage, die sie zustande gebracht, noch so klein 
sein. Doch das ist nur der liebe falsche Schein, der uns Deutschen leider gar 
zu gern zur Verbergung einer nicht gern gesehenen Wahrheit dienen will. Dieser 
Gärtner denkt denn wohl auch nicht ernstlich über Hochschulen nach, hat viel- 
mehr begreiflicherweise ein Vorurteil gegen alle »Studierten« und ist als Praktikus 
über jede Hochschule erhaben. Für ihn soll diese denn auch nicht sein! 

Nun einen Schritt weiter! Wir sehen viele junge Leute, im Besitze des Ein- 
jährigen-Zeugnisses, sich der Gärtnerei zuwenden, um dieselbe 2 Jahre hindurch 
zu erlernen, später, nach Besuch einer Gärtnerlehranstalt, das Obergärtnerexamen 
zu bestehen und, auf welchem Gebiete es nun auch sein mag, gute Erfolge aufzu- 
weisen. Solange es ihnen nun mehr darauf ankommen soll, nur ihr Amt ordent- 
lich zu verwalten oder mehr nur Geld aus ihrer Beschäftigung herauszuschlagen, 
wie z.B. dem Kultivateur, der nicht etwa einzelne edle Pflanzenarten lediglich aus 
Interesse an ihnen selbst und ihrer Entwickelung mit feinem Verständris hegt und 
pflegt, sondern eine grosse Menge ein und derselben Pflanzenart züchtet, um sie 
auf den Markt zu bringen — solange also jenen jungen Leuten ihre Beschäftigung 
gleichsam nur Handwerk sein soll, bedarf es für sie einer Hochschule nicht. 

Auch nicht, wenn sie jenen Gärtnern nachahmen wollen, die, um neben ihren 
Geschäften auch ihre Bequemlichkeit zu haben, sich nicht durch irgendwelche Ideen, 
die ihnen als wahre Hirngespinnste erscheinen, aus dem täglichen Geleise heraus- 
bringen lassen wollen und die die Aufforderung, ihre Kunst, deren und ihre eigene 
Würde zu heben, mit den Worten abzulehnen pflegen: Es ist ja bis jetzt gegangen, 
warum soll es nicht weiter so gehen? — kurz, denen es nur auf materielle äussere 
Erfolge, nicht aber auf die wahre innerliche Befriedigung ankommt. 

Jünglinge aber, die es auch bereits bis zum Einjährigen-Zeugnis gebracht haben 
und sich der Gärtnerei widmen wollen, dieselbe aber noch für eine Kunst halten 
und sie auch als solche üben wollen, sie mögen ruhig noch einige Jahre die Schul- 
bank drücken, um dann ein ungleich schöneres Los zu ziehen und ihre Kunst 
als Hochschüler studieren zu können. 

Das sollen jene sein, die, das Abgangszeugnis eines Gymnasiums oder einer 
Realschule in der Tasche, die beste Bildung genossen und heutzutage auch noch 


19* 


260 Fritz Schoch: Noch einmal die Hochschulfrage. 


Ideale haben, die, begabt mit der schönen Anlage zum Zeichnen, Malen, Ent- 
werfen, draussen in dem Baume nicht nur einen Baum, sondern ein formenschönes 
Gebilde der Natur und in einer durch Form oder Farbe oder sonstwie auffallenden 
Baumgruppe nicht bloss eine Anzahl zusammenstehender Bäume, sondern ein 
plastisches Kunstwerk sehen, die ferner wahre Begeisterung für das Schöne, Liebe 
zur Natur und Kunst und die Begierde haben, in beider Tempel einzudringen: Für 
sie soll unsere Hochschule sein! 

Und welche Gestalt diese nun haben soll? Die Gartenkunst ist die Schwester 
der Baukunst — der Baukünstler will uns unter Dach und Fach ein Heim schaffen, 
der Gartenkünstler draussen in der freien Natur — folglich soll die zu errichtende 
Hochschule für Gartenkunst verschwistert sein mit der für die Baukunst, d.h. im 
Anschluss an die Bauakademie errichtet werden. Wenn möglich, sollten die Räume 
für die Gartenkunst-Hochschule in dem Gebäude der Schwesterkunst oder doch in 
nächster Nähe desselben gelegen sein; es sollte ferner ein fester Vorlesungsplan 
aufgestellt werden, wie an den anderen Hochschulen, und zwar sollten für die 
eigentlich gärtnerischen Fächer, vor allem die Landschaftgärtnerei, die überhaupt 
in den Vordergrund tritt, Männer auf dem Katheder stehen, die selbst tüchtige, in 
Theorie und Praxis durchgebildete Gärtner sind und das Zeug dazu haben, vor 
einer Versammlung von Studenten die Sätze und Lehren ihrer Kunst vorzutragen. 
Für die Hilfswissenschaften dagegen würden selbstverständlich wieder Fachmänner 
die geeignetsten Lehrer sein. Es würde sich hier übrigens die innige Verquickung 
der Gartenkunst mit der Baukunst zeigen, denn wie mancher Student der ersteren 
würde viele Vorlesungen der Bauakademie belegen wollen und müssen, um wahren 
Nutzen für seine Kunst zu haben, andererseits wird mancher Bauakademiker 
wieder gern z. B. eine landschaftsgärtnerische Vorlesung mitnehmen, um später 
bei der Anlage von Villen u. s. w. selbst seinen Landschaftsgärtner abgeben zu 
können, 

Wir hören den Einwurf: »Und wie wird der Student in dieser Zeit ver- 
bummeln!« Ja, da heisst es nun: Was verbummeln will, verbummelt doch! Will 
man also die Masse der Studentenschaft von diesen Schlacken befreien, so scheint 
es am angezeigtesten zu sein, den jungen Mann nach Vollendung seines Studiums 
ein Examen ablegen zu lassen, von dessen Ausfall dann auch seine Zukunft ab- 
hängig ist. Wer eben fleissig gewesen ist, wird auch etwas gelernt haben und 
daher die Prüfung bestehen. Vielleicht könnte auch das wohlbestandene Examen 
irgendwelche Vorrechte auf Anstellung, Titel u. s. w. geben. Will man die Forde- 
rungen noch höher schrauben, könnte man für diejenigen Studenten, welche später 
im Staatsdienst angestellt zu sein wünschen, noch, ähnlich wie es für die das Berg- 
fach Studierenden gilt, eine juristische Vorlesung, wie Staats-Verfassungs- und Ver- 
waltungsrecht oder ähnliches zu belegen verlangen. 

Nun aber stehen wir vor der Frage: Wie und wann soll nun der Hochschüler 
praktisch arbeiten? Man dürfte dies wesentlich den Eigenschaften und Verhält- 
nissen des einzelnen überlassen müssen. Mancher, der da von der Schule herunter- 
kommt, hat seinen geistigen Menschen durch das »Ochsen«, das ja leider heute 
zum Abiturientenexamen gehört, so überreizt, dass er froh ist, eine körperliche 
Thätigkeit in frischer, freier Luft üben zu können, zumal da er Lust und Liebe 
zur Sache hat. Er widmet sich erst der Praxis. Andere wieder, dem schulmeister- 
lichen Zwange entronnen, ‚wollen die eben errungene Freiheit, über sich und ihre 
Zeit nun selbständiger verfügen zu können, geniessen, übrigens nicht in der Ab- 
sicht zu bummeln. Sie besuchen erst die Hochschule. Auch dies mag angehen. 
Schreiber dieses kannte Studierende des Bergfachs, die, obgleich sie in den ersten 


Fritz Schoch: Noch einmal die Hochschulfrage. 261 


Semestern flotte schneidige Korpsstudenten waren, doch später während ihrer 
praktischen Thätigkeit als ganz selbstverständlich in vollständiger, eben nicht sehr 
anmutiger Bergmannskleidung mit den anderen Arbeitern einfuhren, um unten zu 
arbeiten, und, wenn Durst, aber kein anderer trinkbarer Stoff vorhanden war, sich 
am »Grubenwasser« gütlich zu thun. 

Nun um wieviel mehr sollte nicht ein Gärtner, der unter Gottes freiem Himmel 
arbeitet, mit Freuden an die Praxis gehen; nur Liebe und Lust zur Sache muss 
er haben. Der berüchtigte. Kneifer, der noch von der Schule herstammt, ver- 
schwindet dann ganz von selber und macht beim Steckholzschneiden, Veredeln 
und Pflanzen einer biederen, festsitzenden Brille Platz; das wissen wir aus eigener 
Erfahrung. 

So ungefähr denken wir uns den Hochschulplan ausgeführt; nur seien noch 
einige für die Errichtung der Schule entscheidende Punkte berührt. Dieselbe 
erscheint uns zunächst eine Forderung der Zeit. Wie Tischlerei, Schlosserei, 
Glaserei, Buchbinderei u. s. w. heutzutage keine Handwerke mehr sind, sondern 
Kunstgewerbe, zu deren Erlernung man eine höhere Schule besucht, und deren 
Erzeugnissen Museen gebaut werden, wie man heute ferner Forstfach, Bergfach, 
Landwirtschaft, Baukunst, technische Wissenschaften, Arzneikunde für Menschen 
und für Tiere studiert, so will der heutige Zeitgeist nicht Gärtnerei erlernen, son- 
dern Gartenkunst studieren. Mancher Vater wird dann gern seinen Sohn, dessen 
gärtnerisches Talent sich nicht verleugnet, statt in die Lehre zu stecken, lieber 
noch weiter die Schule und dann die Hochschule besuchen lassen, um ihm die 
Kenntnisse zu verschaffen, die ihn am ehesten zu Erfolgen führen können. 

Ferner wird die Einrichtung einer mehr förmlichen, unter Vorsitz eines Re- 
gierungs-Kommissars und mit mehreren Lehrern der Hochschule als Beisitzern statt- 
findenden Prüfung, die natürlich auch höhere Forderungen stellt und mehr Berechti- 
gungen giebt als das Obergärtnerexamen, dem ganzen gärtnerischen Berufe einen 
wesentlich anderen Anstrich geben, als es das letzterwähnte Examen zu thun vermag- 
Prüfungen sind heute auch an der Tagesordnung und müssen strenger und for- 
meller gehandhabt werden, um die aus irgendwelchen Gründen für den betreffenden 
Beruf nicht geeigneten Elemente ausschliessen zu können. 

Endlich dürfte die Errichtung einer Hochschule für Gartenkunst auch nicht 
wenig die Würde und das Ansehen der letzteren in der Laienwelt haben: die Mehr- 
zahl derselben, die sich den Gärtner als einen einfachen — um nicht zu sagen: 
simplen! — stillvergnügten Mann mit Strohhut und Giesskanne denkt, der fernab 
vom Getriebe der Welt steht, wird staunen, dass ein Gartenkünstler doch noch 
manches Andere lernen und verstehen muss, als sich des Laien Weisheit träumen 
lässt. Wenn später einmal ein junger Einjähriger auf die Frage seines Hauptmannes, 
was er von Beruf sei, antworten wird: Studiosus horticulturae, wird sich der gute 
Mann vollständig zufrieden geben, denn vor dem blossen Wort »Studieren« hat 
wahrscheinlich auch er, wie die meisten seiner Kameraden, grosse Achtung. 
Schliesslich sind wir überzeugt, dass, wenn die Ergebnisse und Erfolge der neu- 
errichteten Hochschule in dem gärtnerischen Leben Deutschlands das Blut erst 
haben lebhafter kreisen lassen, dass dann solche Rücksichtslosigkeiten und Ver- 
nachlässigungen, wie sie der deutschen Gärtnerwelt jüngst in Köln geboten sind, 
zu Unmöglichkeiten geworden sein werden. Drum also ans Werk! Möchten doch 
daher, um den Hochschulplan zu verwirklichen, zunächst diejenigen aus den Reihen 
tüchtiger Gärtner, welche Freunde der Idee sind, in die Öffentlichkeit treten und 
als eine Art Komitee nun für den Plan mit Rat und That wirken. Mit Leib und 
Seele müssen sie allerdings dabei sein und das Herz und den Mund auch auf dem 


262 Fritz Schoch: Noch einmal die Hochschulfrage. 


rechten Fleck haben. Sollte es denn aber heute keine MEYER, keine EFFNER mehr 
geben, die aus Begeisterung für ihre Kunst ein Ideal verwirklichen helfen, welches 
gewiss im Sinne jener Meister gedacht ist! Vielleicht wird von leitender Stelle 
selbst der Anfang gemacht und damit ein schönes Beispiel gegeben. Jener Aus- 
schuss müsste dann etwa für eine der demnächst stattfindenden Gartenbau-Aus- 
stellungen eine Versammlung von Freunden des Hochschulplanes berufen, zu der 
auch Gegner desselben gern gesehen sind, soweit sie in der Absicht kommen, sich 
möglicherweise noch zum Besseren überzeugen zu lassen. Hier müsste dann über 
weitere Schritte beraten werden, deren Art und Vornahme wesentlich von den 
etwaigen Hindernissen und Schwierigkeiten, die sich dem Unternehmen entgegen- 
stellen, abhängig sein würden. Die Unterstützung des Staates zu gewinnen suchen, 
würde doch wohl besonders angestrebt, eine Petition an die Preussische Kammer, 
vielleicht auch an den Reichstag in Erwägung gezogen werden müssen. Der leidige 
Geldpunkt würde ja vor allem die Hauptfrage bilden, und hier würden sich wohl 
auch die Haupthindernisse zeigen. :Doch giebt es denn nicht noch reiche Lieb- 
haber der Gartenkunst genug, die ihren Dank für die Genüsse, die ihnen diese 
Kunst bisher geboten, wohl nicht besser abtragen können, als wenn sie dieselbe 
auch materiell fördern helfen! Giebt es keine Fürsten PÜCKLER mehr? 

So werden sich denn hoffentlich Männer finden, dıe die Gartenkunst aus der 
unwürdigen Stellung, in der sie sich heute leider befindet — es wills sıch nur 
keiner recht eingestehen! — emporzuheben unternehmen an eine würdigere Stelle 
mitten unter ihre Schwestern, die Künste und Wissenschaften. Möge ihr Können 
und Erreichen ihrem Wollen und Streben entsprechen: und mögen wir bald Aus- 
sicht auf die Errichtung einer Hochschule für Gartenkunst und damit auch auf eine 
glücklichere Zukunft der letzteren haben! 


Zizania aquatica L. — Der Wasserreis. 
Von L. Wittmack. 
Hierzu Abbildungen 44—46, 


In Gartenflora 1888 S. 128 hat Herr Kammerherr von DEM BORNE auf Berneuchen 
(in der Neumark), der neuerdings den indianischen Wasserreis bei uns in grösserer 
Menge baute, eine nähere Beschreibung der Kultur gegeben. Heute möge eine 
botanische Beschreibung folgen, die ich teils einer früheren Arbeit von mir ın 
»Sitzungsberichte der Gesellsch. naturf. Freunde zu Berlin 1886 Nr.3 S.34«, teils einer 
trefflichen amerikanischen Schrift von VAsey und RICHARDSON*) entnehme. Diese 
Schrift giebt eine allgemein verständliche Beschreibung der nordamerikanischen 
Gräser, die auf 120 Holzschnitt-Tafeln im Habitus, zum Teil mit einigen botanischen 
Analysen dargestellt werden und ferner zahlreiche chemische Analysen (eine ganz 
gewaltige Arbeit!). 

Leider findet sich aber bei allen bisherigen Beschreibungen (auch in meiner 
eigenen) ein Fehler bezüglich der Klappen (glumae) am Ährchen. Erst durch 
Übersendung von frischen Rispen seitens des Herrn von DEM BoRNE habe ich den 
wahren Sachverhalt erkannt, wie weiter unten auseinander gesetzt werden soll. 

Botanisch gehört Zizanıa aquatica zu den Reisgräsern (Oryzeae), ist aber äusser- 
lich sehr verschieden vom Reis und auch von deni einzigen bei uns vorkommenden 


*) The Agricultural Grasses of the United States by Dr. GEORGE Vasey, Botanist of the De- 
partment of Agriculture, also the Chemical. Composition of American Grasses by CLIFFORD 
RICHARDSON, Assistant Chemist, Washington 1884, 


L. Wittmack: Zizania aquatica L. — Der Wasserreis. 263 


reisartigen Grase: Oryza oder Leersia clandestina. —- Der Wasserreis ist weit über 
Nordamerika verbreitet, auch in Östsibirien und Japan gefunden. Er wächst an 
den schlammigen Ufern von Flüssen und Seen, sowohl nahe dem Meere wie weit 
landeinwärts, zuweilen in 3 2 und mehr tiefem Wasser, er bildet Wiesen, die viele 
Hektare, ja selbst (englische) Qua- 
dratmeilen einnehmen. Gewöhnlich | 
wird er 1?/, bis 3 »2 hoch, hat einen er 

dicken, schwammigen Halm und \ 
zahlreiche lange und breite Blätter. 
Die Rispe ist pyramidenförmig, 30 
bis 60.072 lang und unten weit ver- 
zweigt. Die oberen Zweige dagegen 
sind ziemlich angedrückt, sie tragen 
die weiblichen Blüten, die nachher 
die Früchte liefern, während die 
unteren Zweige nur die männlichen 
Blüten mit je 6! Staubgefässen (wie 
der Reis) tragen. »Die Ährchens, 
heisst es bei VasEy, |. c., »sind ein- 
blütig, jede mit einem Paar äusserer 
Spelzen oder Schalen versehen, 
welche von einigen Botanikern 
Klappen oder Hüllspelzen (glumae), 
von anderen Blütenspelzen (paleae) 
genannt werden«. — Die genauere 
Untersuchung der VON DEM BORNE- 
schen Exemplare hat mir gezeigt, 
dass wenigstens bei den weiblichen 
Blüten diese Spelzen die sog. Blüten- 
spelzen (paleae) sind, dass aber 
ausser diesen beiden grossen Spelzen 
zwei ganz kleine pfriemenförmige, 
leicht abfallende Hüllspelzen (glu- 
mae) sich finden, die bisher über- 
sehen waren. Den knorpeligen Rand 
des Stiels, auf dem sie sitzen, kann 
man nach Analogie mit Oryza als 
zwei verwachsene untere Hüll- 
spelzen ansehen, folglich sind die 
beiden neu gefundenen die oberen 
Hüllspelzen oder oberen Klappen, Abbildung 44. Ganze Pflanzen mit Wurzeln, von Herrn 

die glumae superiores (Abbildung Kammerherrn von DEM BORNE, Berneuchen, im August 

4585), ganz ähnlich wie beim Reis 1837 erhalten, 2 »» hoch. 

selbst. 

Die Blütenspelzen sind bei den weiblichen Blüten etwa 2—3cm lang, die 
äussere oder Deckspelze trägt eine Granne, die ebenso lang, oder zweimal so 
lang ist. Das Korn wird von beiden Spelzen eingeschlossen, ist etwa IT — 14 mm 
lang, und sehr dünn cylindrisch, nur 1,5 mm dick, an beiden Enden stumpflich, 
bräunlich grün und glasig, halb durchscheinend. Der Embryo ist ausserordentlich 
lang und schmal, sodass er °/, der ganzen Kornlänge erreicht. — Die Spelzen der 


H.RIFFARTI ph NN 


264 L. Wittmack: Zizania aquatica L. — Der Wasserreis. 


Abbildung 45. Wasserreis. Rispe, in etwa '/, natürl. Grösse, oben weibliche, unten männliche 
Blüten, daneben eine männliche Blüte und ganz rechts eine weibliche Blüte. — Nach VAsey. An 
der weibııchen Blüte sind aber die beiden neu aufgefundenen Hüllspelzen hinzugezeichnet. gz die 
beiden zu einem knorpeligen Rande mit dem Blütenstielchen verwachsenen unteren Hüllspelzen, 
gs die beiden oberen; /z untere Blütenspelze oder Deckspelze, # s obere Blütenspelze oder Vorspelze. 


L. Wittmack: Zizania aquatica L. — Der Wasserreis. 265 


männlichen Blüten sind ungefähr 1,5 cz» lang und tragen keine Grannen. Die männ- 
lichen fallen bald ab, nachdem sie ihre Aufgabe," die Narben mit Staub zu ver- 
sehen, erfüllt haben. Auch die fruchtbaren Blüten fallen sehr schnell ab, sobald 
das Korn reif ist. 

In den kleinen Seen von Minnesota und dem nordwestlichen Nordamerika ist 
dies Gras sehr häufig und wird dort von den Indianern als Nahrungsmittel ge- 
sammelt. Die Spelzen entfernt man durch Rösten am Feuer. Dadurch geht dann 
auch die Keimkraft verloren. —- Das Korn hat einen sehr angenehmen Geschmack 
und ist sehr nahrhaft. 

Einige Versuche, sagt Vaskv, sind gemacht, das Gras zu kultivieren, aber der 
Umstand, dass die Früchte so leicht abfallen, muss ein günstiges Resultat hindern. 
Nahe der Meeresküste gehen viele Sumpfvögel an die Stellen, wo es wächst, und 
mästen sich an den Körnern. Die Halme sind süss und nahrhaft und das Vieh 
soll sie gern fressen. 


Ir - 


eh p) 


Abbildung 46. Wasserreis. ı. Ein Korn nach etwa 2 Tagen der Keimung. c das Schüppchen, ein 

Anhängsel des Keimblattes, » Adventiv-Wurzeln. 2. Dasselbe nach etwa 4 Tagen. 3. Dasselbe nach 

8 Tagen. 4. Ein reifes Korn mit den beiden oberen Hüllspelzen (glumae) gg und den zu einem 
Becher verwachsenen beiden unteren. 


Es wird von Vasey nicht erwähnt, dass neuerdings die United States-Fish- 
Commission die Anpflanzung des Wasserreises für karpfenartige Fische empfohlen 
hat. Der verstorbene Professor SPENCER BAIRD zu Washington, dem Deutschland 
so viele amerikanische Fische verdankt, schickte auch den Wasserreis zu dem 
Zwecke an Herrn von DEM BorNE, damit bei uns Versuche damit angestellt 
würden. 

Wenn nun auch die Annahme, dass die karpfenartigen Fische sich von Vege- 
tabilien ernähren, nach den neueren Beobachtungen vielleicht nicht stichhaltig ist, 
so wäre wohl schon der Umstand, dass die Wasservögel sich an dem Wasserreis 
mästen, allein genügend, die Kultur immer mehr in Angriff zu nehmen. 

Auch in Kopenhagen scheint er gut zu gedeihen. Herr Professor G. HANSEN 
sandte mir im Herbst 1888 eine Probe selbst gewonnener Früchte. Vielleicht ist 
Herr von DEM BoRNE noch in der Lage, einige junge Pflanzen käuflich abzu- 
geben. 

Über die Keimung habe ich in den Sitzungsberichten der Ges. naturf. Freunde 
l. c. genauer berichtet, aber keine Abbildungen gegeben. 


266 Max Leichtlin: Aus meinem Garten! 


Der Embryo durchbricht mit seiner Plumula, dem sog. Blattfederchen, die 
äussere Spelze auf der Rückehseite, kurz vorher sieht man ein weisses zungen- 
förmiges Schüppchen sich nach aussen klappen, den sog. zweiten Kotyledon der 
Gräser, der auch beim Hafer sichtbar. 

Im Gegensatz zu KARSTEN fand ich, dass sich das Hauptwürzelchen erst ent- 
wickelt, wenn das Stengelchen 4—5 mm lang ist. Dafür treten aber gleich am 
ersten Knoten mehrere Adventivwurzeln auf. 

Der Same soll, wie stets angegeben wird, unter Wasser aufbewahrt werden. 
Ich habe aber gefunden, dass auch trockener Same keimt, nur erst nach Monaten. 

Die einfachste Kultur ist die, dass man den Samen im Frühjahr am Rande 
von Seen oder Teichen in 0,3—ı m tiefes Wasser wirft. Im kleinen kann man die 
Pflanzen in Töpfen erziehen, die man stets unter Wasser hält. 


Aus meinem Garten! 
Von Max Leichtlin in Baden-Baden. 


Ein hübscher Strauch, dessen Ausdauer bei seiner Einführung aus Nord-China 
bezweifelt wurde, Caryopteris Mastachantus, hat sich hier als vollständig 
winterhart erwiesen; die rund gezähnten Blätter sind dunkelgrün, unten weiss und 
die Blüten erscheinen im Oktober in reicher Menge als kleine Sträusschen in den 
Blattachsein; ihre kräftig blaue Farbe und grosse Zahl lässt diesen Strauch höchst 
zierend erscheinen, zumal in einer Zeit, wenn im Freien Blumen seltener zu werden 
pflegen. 

Ebenfalls winterhart zeigte sicn Heuchera sanguinea, eine perennierende 
Felsenpflanze aus Mexiko; die geraniumähnlichen Blätter dieser ebenso schönen 
als auffallenden Pflanze sind von Farbe graugrün mit Braun geadert und bilden 
eine dichte Rosette; der Blütenstand, ähnlich dem der Saxifragen, zu welchen die 
Pflanze gehört, ist etwa 50 cm hoch und :besteht aus einer Menge kleiner Blüten 
von weithin leuchtendem Chinarot. 

Anemone Fanninii, von den Bergen Transvaals und Natals, hält unter etwas 
Schutz von trockenem Laub und mit Holzkasten überdeckt, ebenfalls im Freien 
aus, doch ist ihr Platz besser im freien Beet des Kalthauses. 

Onosma albo-roseum und Cerastium Haussknechtii sind zwei Neu- 
heiten aus Kleinasien, welche als bleibende schöne Einführungen betrachtet werden 
können. 

Helleborus niger var. ruber ist eine sehr empfehlenswerte Varietät; die 
grossen b!assroten Blumen entwickeln sich Ende Februar und während des Monats 
März; die einfache Schönheit der weissen Blumen der anderen Varietäten des H. 
niger erhält dadurch eine angenehme Abwechselung. 

Durch die Gefälligkeit des Herrn JuLIO von SPOENLA wurde mein Garten nach 
mehrfachen Bemühungen in den Stand gesetzt, eine neue Liliacee Chilis, die 
hübsche Pasıthea coerulea einführen zu können; es ist dies ein blaublühender 
Asphodelus, welcher an den trockenen Hängen der chilenischen Anden als eine 
prächtige Zierpflanze auftritt, übrigens bis jetzt in Baden-Baden gut gekeimt hat 
und hübsch herangewachsen ist. 

Der Güte des Herrn Dr. FEDERICO PhiLippr verdanke ich das hübsche Tro- 
paeolum amoenum, eine liebliche, dem T. tricolor ähnliche, knollenbildende 
Species; die Blumen sind gelb, mit braunen Flecken und Linien. Ein Bastard 


Max Leichtlin: Aus meinem Garten! 267 


zwischen T. tricolor und obigem T. amoenum, welchen ich das Vergnügen hatte, 
zu erziehen, übertrifft an reicher. intensiver Farbe selbst T. tricolor. 

Unter den frühblühenden Zwiebelgewächsen sind die nun schon recht zahl- 
reichen Varietäten der Iris reticulata zu erwähnen, welche die typischen Formen 
durch Abänderung der Farbe und bedeutend grössere Blumen zurückdrängen; es 
sind dies Erfolge einer zojährigen sorgfältigen Zuchtwahl; in wenigen Jahren werden 
wir diese wertvolle Art in ebenso verschiedenen Farben der Blumen besitzen, wie 
es mit der viel länger in Kultur befindlichen Iris anglica der Fall ist. 

Es seien hier auch zwei neue Arten erwähnt, Ergebnisse der meinerseits ver- 
anlassten armenischen Expedition: Irıs sophenensis und I. Bakeriana, beide 
in Form der reticulata ähnlich; erstere niedrig, drei Wochen früher als reticulata, 
mit Blumen in verschiedenen Farben von fast weiss durch blau in metallisch -pur- 
purn übergehend; die letztere eine prachtvolle Neuheit! die inneren Blumen- 
abschnitte himmelblau, die äusseren rein weiss, mit sammetig schwarzblau ge- 
tigert und mit schwarzblauer Lamina geziert, eine überraschende harmonische 
Farbenwirkung, welche jeden Pflanzenfreund anzieht; die Blüte ist bei Sonnenschein 
wohlriechend. 

Chionodoxa Luciliae in blassblau, blassrosa und weiss sind sehr schöne 
und begehrenswerte Veränderungen der blauen Form. 

Erythronium citrinum und Hendersoni sind zwei neue, hübsche und 
willig blühende Arten; beide mit hübsch marmorierten Blättern, erstere mit citron- 
gelben, letztere mit blasslila Blumen, gegen den Grund dunkel gezeichnet; die 
sibirische Abart von Dens canis erscheint mit riesigen, kräftig gefärbten Blüten; 
schattige Lage des Standorts und sandiger Boden zeigt namentlich die letztere Art 
in grösster Vollkommenheit. 

Die riesigen Blumen der grössten aller Narcissen, N. »Glory of Leiden« 
erscheinen noch imposanter, wenn man dieselben mit den Blumen der kleinsten 
Art, N. scaberulus, vergleicht, welche letztere nicht einmal die Grösse eines Fünf- 
pfennigstücks erreichen. Eine hübsche, elegante Erscheinung in diesem grossen 
Geschlecht ist auch N. cyclamineus, einem gelben Cyclamen ähnlich und voll- 
ständig ausdauerna. 

Die beiden letzteren Arten stammen aus Portugal, welches auch das Vaterland 
der neu entdeckten Iris Boissieri ist; diese, bei uns ebenfalls ausdauernd, blüht 
etwas spät, erscheint aber in eigenartigem Gewand, welches die sämtlichen Farben 
des Regenbogens wiederspiegelt. Tulipa Kaufmanniana aurea und T. oculis 
solis var. mervensis sind zwei in prächtigen Farben schillernde centralasiatische 
Spielarten; während die Forma typica der T. Kaufmanniana zumeist in strohgelb und 
fast weiss mit rosa gezeichnet auftritt, ist obige Form von prächtig goldgelben mit 
scharlachrot gezeichneten Blumen geziert welche, in der Sonne sich öffnend, bis zu 
22 cm Durchmesser erreichen. Zum Herbste dürften Crocosma aurea imperialis 
und C. aurea maculata, sowie eine dritte neue Abart von dieser beliebten Pflanze 
die Aufmerksamkeit der Besucher meines Gartens fesseln; maculata ist mit pur- 
purnen Flecken geziert, und die neue Abart hat zurückgeschlagene Blumenblätter. 

Gleichzeitig werden mehrere Arten von Gladiolen als Neuheiten oder Wieder- 
einführungen zu verzeichnen sein; so der schöne G. Eckloni mit seinen weissen, 
purpurgetupften, in gedrängtem Blütenstand aufgereihten Blumen; auch G. brachy- 
andrus, Milleri, vinulus, Ludwigii, sowie der merkwürdige ignescens, mit 
langgeröhrten, feuerfarbenen Blüten, aus Madagaskar. 

Vom Juli ab beginnen die nun zahlreichen Arten der Kniphofia ihre Blüten- 
ähren zu zeigen; durch geschickte Zusammenstellung behufs Befruchtung wird eine 


268 “ Die Jubiläums-Ausstellung des Gartenbauvereins zu Mainz. 


ganze Reihe neuer Formen hybrider Natur erscheinen, welche in meinem Garten 
erzeugt wurden, in Blütenfarben von blassem Schwefelgelb bis zu dunkelstem Rot. 


Die Jubiläums- Ausstellung des Gartenbauvereins zu Mainz 
vom 20. bis 24. April d.]. 


Zur Feier seines zojährigen Bestehens hatte der Mainzer Gartenbauverein be- 
schlossen, in den Räumen der Stadthalle dieses Frühjahr wieder eine grosse inter- 
nationale Gartenbau-Ausstellung abzuhalteu, nachdem seit fünf Jahren keine solche 
mehr stattgefunden hatte. Wer die früheren Mainzer Frühjahrs- Ausstellungen mit 
ihrem reichen Flor von Rhododendron, Azaleen und Rosen gesehen hat, erwartete 
von der diesjährigen Jubiläums-Ausstellung noch Grossartigeres zu sehen als früher, 
und diese Erwartung wurde keinesweges getäuscht. Die Anmeldungen waren gegen 
Schluss des Anmeldetermins noch so zahlreich eingelaufen, dass das Ausstellungs- 
komitee grosse Mühe hatte, alle die schönen Ausstellungsgegenstände in der sehr 
geräumigen und günstig beleuchteten Stadthalle und auf dem Platze hinter derselben 
unterzubringen. Es mussten deshalb auch im Hauptsaal die Gruppen etwas eng 
zusammengedrängt werden, sodass zwischen den Gruppen wenig freier Raum übrig 
blieb und der Gesamteindruck der sonst sehr geschmackvoll hergestellten Garten- 
anlage, in die die Haupthalle umgewandelt war, darunter zu leiden hatte. Die 
Zwischenräume zwischen den Gruppen waren mit trockenem Moos belegt, da wegen 
des Parquetbodens das Belegen desselben mit Rasen ausgeschlossen war und die 
Wege waren mit Dachpappe überdeckt, auf welcher feiner Kies aufgebracht war; 
dies hatte aber den Missstand, dass trotz der Tausende von blühenden Rosen es 
in der Ausstellung nicht nach Rosen duftete, sondern sich ein recht unangenehmer 
Teergeruch bemerkbar machte, der jedenfalls auch nachteilig auf die Gesundheit 
der ausgestellten Pflanzen einwirkte. 

Die feierliche Eröffnung der Jubiläums-Ausstellung fand am 2o. Aprıl nach- 
mittags 3 Uhr in Gegenwart Ihrer Königl. Hoheiten des Grossherzogs und Erbgross- 
herzogs und der Prinzessin ALıx von Hessen, sowie der Spitzen der Militär- und 
Civilbehörden von Mainz statt. 

Der grosse, mehrere Stockwerk hohe Saal war aufs vorteilhafteste arrangiert 
und bot die Ausstellung dem Beschauer ein Bild des Schönsten, was die Garten- 
kunst zu dieser Jahreszeit an blühenden und Blattpflanzen hervorzuzaubern vermag. 
Namentlich waren wieder, wie bei den früheren Ausstellungen des Mainzer Garten- 
bauvereins, getriebene Rosen, Rhododendron, indische Azaleen, Palmen und Cyca- 
deen etc. in zum Teil ungemein reichhaltigen Kollektionen vertreten und wirkte 
der Blütenreichtum und die Farbenpracht derselben beim Eintritt in den Hauptsaal 
wahrhaft überwältigend. 

Schon in der Vorhalle fanden wir zur Dekoration derselben hübsche Lorbeer- 
bäume und Schaupflanzen, sowie eine grosse, reichhaltige, halbrunde Gruppe von 
Rhododendron in den verschiedensten Farben der Blüten und aus vorzüglich kul- 
tivierten Exemplaren zusammengestellt. Von hier gelangten wir ın den Hauptsaal 
und war beim Eintritt in denselben der erste Einblick überraschend und wirklich 
grossartig; zahlreiche Gruppen von indischen Azaleen in vorzüglichster Kultur, 
Rhododendron, Rosen, Cinerarien, Lilien, Palmen und sonstigen Blattpflanzen 
wechselten in dem Arrangement ab. Verschiedene sehr reichhaltige, gemischte 
Pflanzengruppen mit den prachtvollsten Dekorationspflanzen schlossen den Haupt- 
saal ringsum von den Seitenräumen ab und verdeckten durch vorteilhaftes Arrange- 


Die Jubiläums-Ausstellung des Gartenbauvereins zu Mainz, 269 


ment die Seitenwände und die Thüren zu den angrenzenden Foyers. Neben den 
indischen Azaleen waren es namentlich die Rosen, die, in drei grösseren Gruppen 
ausgestellt, die Bewunderung der Beschauer hervorriefen durch ihre Reichhaltigkeit 
von mehreren Hundert Exemplaren in einer Gruppe, durch gute Kultur und Blumen- 
reichtum. Ferner bewunderten wir hier Beete von Hyazinthen in allen Farben, vom 
tiefsten Schwarzblau bis zum zartesten Rahmgelb und Schneeweiss in üppigster 
Entwickelung, Pelargonien, Geranien, Begonien, Kaladıen in schönster Farbenpracht 
der Blätter, prächtige persische Alpenveilchen in den verschiedensten Farben, Nelken 
und Pensees. Die Firma ADOLPHE D’HAENE in Gent hatte sich in hervorragender Weise 
an der Mainzer Jubiläums-Ausstellung beteiligt durch zahlreiche, im schönsten 
Blütenflor prangende Orchideen, prachtvolle Kulturpflanzen von Dracaenen, Kala- 
dien, Anthurien, Farnkräutern und anderen Pflanzen; leider hatten manche dieser 
zarten Gewächshauskinder auf dem Transport sehr gelitten. Eine allerliebste Gruppe 
von ım frühesten Frühjahr blühenden Stauden und Zwiebelgewächsen, ausgestellt 
von Goos & KOENEMANN in Niederwalluf im Rheingau, sei hier noch erwähnt; die- 
selbe bestand namentlich aus verschiedenen Primulaceen, Irideen, Anemonen, 
Fritillarien etc. ' 

In dem kleinen Saal neben der Orchesterbühne begegneten wir wieder Gruppen 
von Blattpflanzen und Orchideen der schon genannten belgischen Firma, sowie 
einer sehr reichhaltigen Ausstellung von prachtvoll konservierten Früchten von 
Äpteln und Birnen, sowie frischen getriebenen Weintrauben, Kirschen, Pfirsichen 
und Aprikosen, ausgestellt von der Obstzüchterei von Hock in Klosterneuburg. 
Auch sahen wir hier einige Neuzüchtungen von Rosen von LAMBERT und REITER 
in Trier mit den schönen Namen »Rheingold« und »Moselblümchen«, einer Gruppe 
der von SOUPERT und NOTTING in Luxemburg gezüchteten Rosenneuheit »Christine 
Soupert«, einige von einem Handelsgärtner in Budenheim bei Mainz ausgestellte 
Neuheiten von Azalea indica und einige prachtvoll gezogene Exemplare von Tro- 
paeolum tricolor, über und über bedeckt mit ihren zierlichen, leuchtend scharlach- 
roten, schwarzberänderten Blüten mit purpurrotem Sporn aus der ORrıorLAschen 
Gärtnerei im Rheingau. 

In dem Foyer nach der Stadtseite befanden sich verschiedene Gartenpläne, 
Gruppen von Pensees, eine reichhaltige Kollektion der schönsten Frühgemüse, wie 
Kopfsalat, Rettiche, Radieschen, Kohlrabi, Spargel, Gurken etc. Ferner waren hier 
auch die zur Prämiierung der Ausstellung gestifteten zahlreichen Ehrenpreise auf- 
gestellt, sowie eine Gruppe von etwa 30 verschiedenen Sorten Narzissen von 
KRELAGE in Holland, die aber schon stark im Verblühen begriffen waren und des- 
halb keinen günstigen Eindruck mehr machten. Den Glanzpunkt dieses Raumes 
bildeten aber die Bindereien, die hauptsächlich durch Mainzer Firmen, wie GEBR. 
BOHLAND, JOSEPH WOLF II, GG. JosSEPH WoLF, MEINHARD u. a. augestellt waren. 
Hier waren viele sehr geschmackvoll gebundene und arrangierte Bouquets, Kränze, 
Tafelaufsätze, Blumenkissen und sonstige Verzierungen zu sehen, aber auch manche 
Arrangements, die wohl recht auffallend waren und deren Herstellung. viel Blumen 
und noch mehr Geduld erforderten, die man aber durchaus nicht mit dem Prä- 
dikat geschmackvoll bezeichnen konnte, wie aus Blumen hergestellte Ostereier, die 
von ausgestopften Hasen getragen oder ausgestopften Tauben gezogen wurden, aus 
Blumen gefertigte Sonnenschirme, Wappen, Lyra, Füllhörner etc. in allen möglichen 
und unmöglichen Formen und Farbenzusammenstellungen. Lobend sind hier 
hervorzuheben einige recht schön und geschmackvoll hergestellte Bindereien von 
Gärtnergehilfen und Lehrlingen. Auch Makartbouquets und sonstige Arrangements 
von getrockneten Biumen, Gräsern und Palmwedeln, sowie Zusammenstellungen von 


2709 Die Jubiläums-Ausstellung des Gartenbauvereins zu Mainz. 


chemisch-präparierten und bronzierten Früchten, Blättern, Gräsern u. dgl. waren in 
Menge vertreten. 

Auf der Gallerie über dem Eingang in den Hauptsaal waren die in neuerer 
Zeit auf keiner Ausstellung fehlenden Jahrmarktsstände mit allen möglichen Messern 
und Maschinchen zum Schälen von Obst, Rüben und Kartoffeln, zum Entkernen 
von Steinobst, Messerschärfern, Lupen, Taschen-Mikroskopen von sehr zweifel- 
haftem Werte, Ratten- und Mäusefallen, Schreibfedern von Glas u. dgl. Dingen mehr, 
die alle Stück für Stück zu 5o Pfg. verkauft werden, aufgestellt. Ferner begegneten 
wir hier den bekannten Zinketiquetten nebst Federn und chemischer Dinte zum 
Beschreiben derselben, Gartenmöbeln, Blüumenkübeln, Hanf- und Gummischläuchen, 
Drahtgeflechten, Baumbändern und Baumschutzvorrichtungen etc. etc. 

Ausserhalb des Ausstellungsgebäudes schloss sich an dasselbe eine von GEBR. 
SIESSMAYER in Bockenheim sehr schön hergestellte Gartenanlage an, in welcher ein 
kleines Gewächshaus, verschiedene Heizvorrichtungen zu Gewächshäusern, Stroh- 
decken, Schattendecken und ein prächtiger Kiosk von SCHLIESSMANN in Kastel aus- 
gestellt waren. 

Mit Befriedigung kann der Mainzer Gartenbauverein auf diese seine Jubiläums- 
Ausstellung zurückblicken, wenn auch das finanzielle Ergebnis bei den grossen 
Kosten, die dieselbe verursachte, dem Verein ein Defizit brachte. Die Ausstellung 
bot sehr viel Schönes und Belehrendes, sowohl für den Fachmann als für den 
Laien, sie zeigte, auf welch hoher Stufe die Gärtnerei im allgemeinen, als auch 
insbesondere die Mainzer Gärtnereien stehen und welche grossartigen Fortschritte 
die letzteren seit den 50 Jahren des Bestehens des Mainzer Gartenbauvereins ge- 
macht haben. Auch diese Ausstellung lieferte von neuem den Beweis, dass es 
die Mainzer Handelsgärtner verstehen, mit jeder neuen Ausstellung den Besuchern 
grossartigere Leistungen in der Pflanzenkultur, Blumentreiberei und Bouquetbinderei 
zur Anschauung zu bringen. Ren. 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen ete. 


Primula sikkimensis Hook. oder wiedereingeführten schönen älteren 


Primula sikkimensis Hook., eine 
ansehnliche, bis 4o cz hohe Pflanze, die 
eine Dolde hängender gelber Blumen 
trägt und länglich lanzettliche, unregel- 


mässig gezähnte Blätter besitzt, — findet | 


sich in den Gärten auch als Pr. Stuarti | 
Wall. und Primula reticulata Wall. ver- 


breitet. Pr. Stuarti ist sehr ähnlich und 
wohl nur die wilde Stammart des Hima- 
laya mit unterhalb weiss oder gelblich 
bestäubten Blättern, während die der Pr. 
sikkimensis beiderseits kahl sind. Pr. 
reticulata ist aber weit verschieden, so 
‚schon durch herzförmig-ovale Blätter. 
(E. R.) 
Eremurus Olgae Regl. 
Werfen wir einen Blick auf die neuen 


Pflanzen zurück, so sind es im Reiche 
der Staudengewächse vor allem die 
schlanken, kerzengerade 1—3 m hohen 
Eremurus-Arten, welche uns wieder leb- 
haft ins Gedächtnis zurückkehren. Diese 
stattliche Gattung, eines der ausgezeich- 
netsten Geschlechter des Pflanzenreiches, 
deren Verbreitung wir grösstenteils unserm 
unermüdeten Forscher und Pflanzen- 
sammler Herrn A. REGEL zu verdanken 
haben, gehört unstreitig zu den schönsten 
Freilandpflanzen. Es würde hier zu weit 


| führen, wollten wir alle besseren Arten 


wie: E. Olgae, Bungi, robustum, hima- 


ı lJaycum u. s. w. näher betrachten. Einer 


der schönsten dieser Gattung, welche 
ich mir. während der Blüte besonders 
notiert habe, ist E. Olgae. Er wächst 


Neue und empfehlenswerte Pilanzen. 


271 


im Taschkenter Alatau und in den 
Kokanischen Gebirgen wild und wurde, 
irre ich nicht, von A. REGEL in Europa 
eingeführt. Gleich den anderen Arten 
bildet E. Olgae dickfaserige, fleischige 
Wurzeln, ähnlich einer Dahlıa. Die Blätter 
sind wurzelständig, linear-lanzettförmig 
und blaugrün. Der schlanke, 
gerade, 1,30 bis 1,5o m hoch werdende 
Blütenschaft erhebt sich aus dem Herzen 
der Pflanze und trägt eine 70— 80 cm 
lange, pyramidale Blütentraube. Ein mir 
jetzt vorliegendes getrocknetes Exemplar, 
welches ım letzten Spätsommer in der 
Gärtnerei von Th. S WARE in Tottenham 
blühte, trägt eine 70 cm lange Blüten- 
traube und zählt 286 Blumen und eine 
grosse Anzahl unentwickelter Knospen 
an der äussersten Spitze 

Die einzelnen, dicht zusammenstehen- 
den, mit kurzen Brakteen unterstützten 
Blumen sind 2,50 bis über 3 cm ım 
Durchmesser, rahmweiss mit zart rosa 
Anflug, 
blätter mit einem deutlichen, dunkelrosa- 
farbigen Mittelnerven durchzogen. E.Olgae 
gehört zuden spätblühenden Arten, welche 
erst im August und September, ja beı 
günstiger Witterung hier selbst noch bis 
Ende Oktober blühen. 

Am 11.September des letztvergangenen 


Herbstes stellte ich der hiesigen Königl. 
ein blühendes | 


Gartenbau - Gesellschaft 
Exemplar vor. Natürlich wurde dem- 
selben auch, nachdem es erst für längere 
Zeit mit Lobreden überhäuft worden war, 
ein Certifikat*) erster Klasse ausgestellt. 

Die Kultur teilt er mit den anderen 
Arten; sıe alle bedürfen zu einer kräfti- 
gen Entfaltung einer geschützten, warmen 
Lage und lockeren, tiefgründigen, nahr- 
haften Gartenerde. 

Hier sind die Eremurus - Arten voll- 


=) Ja ich möchte wohl sagen, ein Rundreise- 
Billet erster Klasse, 
treten manche wunderschönen Pflanzen erst dann 


denn eigentümlicherweise 


ihre Rundreise in unseren Gärten an, nachdem 
ihnen solche Bescheinigung als Empfehlung zur 
Seite steht. 


kerzen- | 


und ıst jedes der sechs Blumen- | 


' bis Ende November. 


ständig winterhart, da jedoch die früh- 
blühenden Arten, wie E. robustus mit 
Anfang Januar zu treiben beginnen, so 
muss man die Triebe gegen scharfe Spät- 
fröste schützen. Dies geschieht am ein- 
fachsten, indem man lange leere Palmen- 
oder Hyacinthen-Töpfe mit dem Boden 
nach oben um die Pflanzen stellt. Bei 
scharfer Kälte empfiehlt es sich, die Töpfe 
noch mit einer dünnen Lage trockenen 
Laubes oder Strohes zu decken. Selbst- 
verständlich nimmt man die Töpfe beı 
gelinder Witterung weg, da sonst die 
Triebe sehr leicht vergeilen. 

Da die Knollen sich nicht teilen lassen, 
so ist man bezüglich Vermehrung auf 
Samen angewiesen. Die Sämlinge be- 
dürfen einer mehrjährigen sorgsamen 
Pflege, ehe sie genügend erstarken, um 
Blüten zu bringen. 

Cr. SONNTAG in London. 


Stolls Goldparmäne. 
Züchtungsort: Obstgarten Tscheidt, 
Kreis Kosel. 

Züchter: Obergärtner STANJECK. 


Dieselbe ist neueren Ursprungs und 
aus Sämlingen der Wintergoldparmäne 
gewonnen; unterscheidet sich jedoch von 
dieser dadurch, dass sıe ım Verhältnis 
grösser wird und ein weit schöneres Ko- 
lorit besitzt, die Reife beginnt schon im 
Oktober; man kann den Apfel so nach 
und nach vom Baume essen, er hält sıch 
Der Geschmack 
ıst der der Wintergoldparmäne, eher voll- 
saftiger. Als Tafel- und Marktfrucht, 


ı sowie zu allen Zwecken gleich verwend- 
ı bar. 


Auffällig ist die frühe und 
reiche Tragbarkeit; überdauert die 


ı härtesten Winter, ein echtes oberschlesi- 


sches Kind. Wegen seiner Kronenform 
eignet sich der Baum sehr gut zur An- 
pflanzung an Strassen. Ausgestellt wurde 
der Apfel in Leobschütz, Breslau, Oppeln, 
Schweidnitz und Kosel und aus Ver- 
ehrung und Dankbarkeit für Herrn Kgl. 
Ökonomierat StoLs »Stolls Goldparmäne« 
genannt. Stämme und Reiser gelangen, 


272 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen. — Kleinere Mitteilungen. 


Lari: 
er 
% 
eh 
4 


allerdings noch in beschränkter Zahl, 
durch Unterzeichneten ın den Handel. 
Bei Abgabe von Reisern werden nur die 
Schnitt- und Verpackungskosten berech- 


net. Ich empfehle dieselbe zum all- 
gemeinen Anbau. 


B. STRAuwAaLD-Gnadenfeld. 
(Mitteilungen Schles. Gartenbau -Vereine,) 


Kleinere Mitteilungen. 


Über das Wechseln der Blütenfarbe an einer 
und derselben Art in verschiedenen Gegenden. 

Wenn die Dichter von den bunten 
Blumen der Wiese sprechen, so ist das 
wohl nur im übertragenen Sinne zu 
nehmen, denn die Wiıesenblumen sind 
nicht bunt, sondern der Mehrzahl nach 
einfarbig. Dagegen wird die Wiese durch 
die Blumen bunt, und zwar ın der Weise, 
dass sich verschiedene einiarbige vio- 


lette, blaue, rote, gelbe und weisse Blumen | 


von der grünen Folie des Wiesengrundes 
abheben. Wer aber aufmerksam zusieht 
und die Blumenfarben, welche ım Ver- 
laufe des Jahres auf der Wiese erschei- 
nen, überschaut, dem kann nicht ent- 
gehen, dass an der Buntheit der Wiese 
selten alle Blumenfarben zugleich be- 
teiligt sind und dass in der Mehrzahl 
der Fälle neben dem Grün nur noch 
zwei Farben vorherrschen, bald weiss 
und rot, bald blau und gelb, bald vio- 
lett und orange. Vorzüglich sind es 
also kontrastierende Farben, 
welche gleichzeitig nebeneinander 
auftauchen. 

Heutzutage fragt man bei allen Er- 


scheinungen nach dem wahrscheinlichen 
als die violetten, und es haben dieselben 


Grunde und es drängt uns die Wiss- 
begierde, auch in betreff des erwähnten 
Farbenkontrastes die Frage nach der 
Ursache aufzuwerfen. 


Da dıe Blütenfarbe als eines der wich- | 


tigsten Anlockungsmittel für die blüten- 
besuchenden und den Pollen übertragen- 
den Insekten gilt, so dürften wohl auch 
bei diesem Farbenkontraste die erwähnten 
Insekten in Betracht kommen und man 
könnte die Erscheinung in nachfolgender 
Weise zu erklären versuchen. 


Gesetzt 
den Fall, auf einer Wiese stehen Tausende 


| bata. 


von blauen Glocken der Campanula bar- | 


Wenn sich zwischen denselben 
die orangefarbigen Sterne der Arnica 
montana erheben, so werden diese jeden- 
falls viel mehr auffallen, als wenn jene 
blauen Glockenblumen nicht vorhanden 
wären. Dasselbe gilt auch umgekehrt 
von den Glockenblumen, deren blaue 
Farbe durch die Gegenwart der kon- 


| trastierenden orangefarbigen Sterne der 


Arnica wesentlich gehoben wird. 

Es dürfte sich aber auch noch eine 
andere sehr merkwürdige Erscheinung, 
nämlich das Wechseln der Blüten- 
farbe an ein und derselben Art in 
verschiedenen Gegenden aus dem 
für die betreffenden Pflanzenarten mit 
Rücksicht auf den Blütenbesuch vorteil- 
haften Farbenkontraste erklären. Ange- 
nommen, es würde sıch auf einer Wiese, 
wo ım Hochsommer eine mit roten Blüten 
geschmückte Pflanze, etwa eine Nelke, 
in grosser Menge vorkommt, eine violette 
Glockenblume angesiedelt haben. Einige 
Stöcke derselben tragen, wie es bei 
Glockenblumen nicht gerade selten vor- 
kommt, weisse Blüten Ohne Zweifel 
werden sich von den roten Nelken diese 
weissen Glockenblumen besser abheben 


daher auch mehr Aussicht, von Insekten 
besucht zu werden und dadurch zur 
Frucht- und Samenbildung zu kommen, 
als die blauen. Mit der Zeit werden die 


ı weissen Glockenblumen in überwiegender 


Zahl vorhanden sein und auf diese Weise 
werden zwischen den Nelken mit roten 
Blüten vorherrschend Glockenblumen mit 
weissen Blüten wachsen. Würde sıch 
dieselbe Glockenblume auf einer Wiese 
angesiedelt haben, auf welcher Pflanzen 
mit orangegelben Blüten in grosser Menge 
wachsen, so würden nicht die weiss- 


Kleinere Mitteilungen. 


273 


blühenden, sondern die violettblühenden 
Stöcke als die besser in die Augen 
fallenden von Insekten besucht werden, 
sich vermehren und schliesslich auch vor- 
herrschen. 

In der Umgebung des Brenners trägt 
Campanula Trachelium weisse, in den 
Thälern der östlichen Kalkalpen blaue 
Blüten; Viola calcarata zeigt auf den 
Wiesen der Hochgebirge in den west- 
lichen Centralalpen blaue, ın den öst- 
lichen Alpen in Krain gelbe Blumen- 
kronen; Astragalus vesicarius blüht im 
tirolischen Vintschgaue gelb, auf den 
Kalkbergen in Ungarn violett; Melittis 
Melissophyllum trıfft man in Südtirol nur 
mit weissen, in Niederösterreich und 
Ungarn mit weisspurpurnen Blüten, Ni- 
gritella angustifolia erscheint in den west- 
lichen Kalkalpen nur mit schwarzpurpur- 
nen, in den südöstlichen Kalkalpen nur 
mit rosenroten Blütenähren; Anacamptis 
pyramıdalıs wurde an der Nordseite der 
Alpen nur mit tief karminroten Blumen 
gesehen, auf den quarnerischen Inseln 
und in Dalmatien zeigt sıe bleiche, fleisch- 
farbige Blumen; Anemone alpina blüht 
aut den tirolischen Centralalpen vorherr- 
schend schwefelgelb, in den östlichen 
Kalkalpen nur weiss; Melampyrum cri- 
statum zeigt in Südtirol blassgelbe, in 
Niederösterreich und Ungarn rote Deck- 
blätter der Blütenähre, und so könnte 
noch eine lange Reihe von Arten auf- 
gezählt werden, bei welchen es sich ähn- 
lıch verhält, wo nämlich in verschiedenen 
Gegenden, entsprechend der wechselnden 
Gesellschaft und dem wechselnden Zu- 
sammenvorkommen mit anderen Pflanzen 
bald diese, bald jene Blütenfarbe vorteil- 
hafter ist und vorherrschend wurde. 

A. KERNER v. MARILAUN. 
(Österr. Bot. Zeitschr.) 

Vaccinium Myrtillus L. 8 baceis albis. Die 
gemeine Heidelbeere mit weissen Früchten. 

Im vorigen Jahre übersandte mir Herr 
Sparkassen - Rendant HÄUSER aus der 
Eifel einige üppige, dicht mit weissen 

Gartenflorä 1889, 


Beeren besetzte Zweige unserer gemeinen 
Heidelbeere mit dem Bemerken, dass er 
im Schatten unter dichten Fichtenbäumen 
einen Trupp solcher Pflanzen gefunden 
habe; dieselben erscheinen hier hoch 
aufgeschossen, aber üppiger von Wuchs 
als die freistehenden blaufrüchtigen 
Heidelbeersträucher. Nach desselben 
Herrn Mitteilung hat man vor etwa 
ı5 Jahren in Brüssel den Versuch ge- 
macht, diese Form zu kultivieren, aber 
an Sträuchern, die bisher weisse Beeren 
getragen, erschienen dieselben dort im 
folgenden Jahre schwarz oder blau. Jeden- 
falls dürfen die Sträucher nur im dichten 
Schatten stehen, wie sie auch ın der 
Eifel vorkommen; wo nur ein Sonnen- 
strahl die Beere trifft, zeigt sich an der- 
selben sofort ein rötlich gefärbter oder 
schwarzer Fleck. 

Jedenfalls hat diese weissfrüchtige 
Heidelbeere lediglich botanisches Inter- 
esse, denn die Frucht ıst der _blau- 
schwarzen gegenüber unansehnlich und 
würde selbst, wenn sie in Menge zu 
ziehen wäre, kaum Abnehmer finden. 

Bemerkenswert ist bei dieser Schatten- 
form der üppige Wuchs, der reiche Frucht- 
ansatz und die grosse Empfindlichkeit 
der Beeren gegen die Einwirkung der 
Sonne, wie mir eine solche von anderen 
Pflanzen in dem Masse nicht be- 
kannt ist. 

Die Beeren sind in der Grösse und 
ım Geschmack nicht abweichend, wachs- 
artig, denen der Mistel (Viscum album) 
ähnlich. Ich säete den Samen der mir 
übersandten . weissen Beeren sofort aus, 
leider ist derselbe bisher nicht aufge- 
gangen. 

Von einigen mir gütigst übersandten 
Pflanzen setzte ich einige in tiefen 
Schatten unter Fichten, wie ıhr natür- 
licher Standort war, einige in den Halb- 
schatten, um so weitere Beobachtungen 
anstellen zu können, worüber ich später 
weitere Mitteilungen machen werde. 

Nach K. Koch, Dendrologie 2 S. 104 
soll die weissfrüchtige Heidelbeere in 


20 


274 


Kleinere Mitteilungen. 


der Grafschaft Glatz in Schlesien ziem- | 
lich häufig gefunden werden. Vielleicht | 
kann ein oder der andere verehrte Leser | 
noch ein weiteres Vorkommen mitteilen | 
und zugleich, ob es irgendwo gelungen 
ist, diese interessante Form 
echt zu erhalten? 

Im Nomenclator botanicus von HEin- 
HOLD wird neben der var. ß baccis albis 
noch eine var. y baccis albis piriformi- 
bus, also eine Form mit birnförmigen 
weissen Beeren angegeben*). 

L. BEISSNER. 


in Kultur 


Zur Kultur des europäischen Alpenveilchens, 
Cyclamen europaeum. 

Im Vereinsorgane Jahrgang 1884, S. 278 
teilte ich meine Erfahrungen darüber 
Im Jahre 1837 und ebenso im ver- 
flossenen Sommer machte ich die auf- 
fallende Bemerkung, dass auf einem mit 
Cyclamen europaeum bestandenen Beete 
ein Teil der Pflanzen an einer bestimmten 
Stelle schon zeitig reich mit Blättern 
versehen und ın voller Blüte war, wäh- 
rend die übrigen in der Entwickelung 
noch weit zurück waren, sich überhaupt 
auch später nicht in dem Masse ent- 
wickelten. Letztere standen seit mehreren 
Jahren ım freien Grunde in einer Mi- 
schung von 2 Teilen Torferde, ı Teil 
lehmiger Gartenerde und '/, Teil grob- 
körnigem Sand, während erstere ebenso 
lange in ähnlicher Erdmischung in Töpfen 
standen, aber bis über den Topfrand ın 
das Beet eingefüttert waren. Im zweiten 
Jahre hatte ich sie verpflanzt, ohne 
grössere Töpfe zu geben. Seitdem blie- 
ben sie unverpflanzt, das erste Mal aus 
Überhäufung mit anderen Arbeiten. Dem 
Nichtverpflanzen schreibe ich denschönen 
und frühzeitigen Flor zu; ich bin zu der 
Ansicht gekommen, dass die Cyclamen- 
Knollen nicht gern in einem zu grossen 
Quantum Erde stehen. Sie lieben im 
Gegenteil einen beschränkten Vegeta- 
tionsraum, den sie schnell durchwurzeln 


mit. 


”) Von V. Oxycocceus fand ich bei Skaby 
(Mark) rote Früchte in Birnenform. 
L. WITTMACK. 


können, wodurch auch das Sauerwerden 
der Erde verhütet wird. Man findet an 
dem natürlichen Standorte oft die kräf- 
tigsten Pflanzen einer engen Spalte zwi- 


' schen Steinen entwachsen, welche nur 


wenig Erde enthält. Zum Gedeihen im 


freien Lande ist es daher geraten, das 


Beet nicht zu tief anzulegen, aber mit 
gutem Wasserabzug durch grobe Torf- 
brocken, Ziegelstücke und Steine zu ver- 
sehen, auch die Erde reichlich mit Ziegel- 
brocken und Kieseln zu vermischen. 
Teilweise schreibe ich den schlechteren 
Erfolg der Kultur im freien Lande auch 
den Maulwürfen zu; dass sie einmal einen 
Topf in die Höhe stiessen, kam seltener 
vor, brachte auch keinen Schaden. 
R. MÜLLER, Praust bei Danzig. 


Gute Gartenwege billig herzustellen. 

Gute Wege sind gewöhnlich teuer, denn 
man berechnet Sand und Steinschüttung 
pro Quadratmeter mit ı Mk, und haben 
diese ganz massiven Wege auch noch 
den Übelstand, dass, wenn man sie ein- 
mal verlegen will, was mitunter ja auch 
vorkommt, sie gar nicht zu beseitigen 
sind und Jahre hindurch dort nichts 
wachsen will. Die Deutsche Allgemeine 
Zeitung für Landwirtschaft empfiehlt nun 
die folgende, zwar nicht neue, aber billige 
Wegebefestigung, welche den besonderen 
Vorteil hat, dass man den Weg später 
leicht wieder in Kulturland verwandeln 
kann. Die Wege werden zunächst ganz 
flach ausgeschaufelt und mit gebrauchter 
Gerberlohe mindestens 6 cn hoch be- 
deckt. Die Lohe ist gewöhnlich sehr 
billig, hält den Weg genügend trocken, 
sowie frei vom Unkraut und hat ausser- 
dem noch die Annehmlichkeit, dass sie 
selbst bei anhaltender Trockenheit nicht 
staubt, also ein Sprengen im Sommer 
unnötig macht, dabei geht man auf sol- 
chen Wegen weich und bequem. 

Die Wege halten sich auch sehr gut 
und braucht in jedem Frühjahre nur ein- 
mal etwas Lohe nachgefüllt zu werden. 


Kleinere Mitteilungen. 


275 


Rosensamen im ersten Jahre zum Keimen 

zu bringen. 

Frisch abgepflückte Früchte von Rosa 
canına schütte man in ein Gefäss, stelle 
es in einem Warmhause nahe am Kanal 
auf, rühre die Samen öfters um und be- 
spritze sie mit Wasser. Durch die Wärme 
und Feuchtigkeit wird das Kerngehäuse 
erweicht und platzt schon beim leichten 
Drucke mit den Fingern auseinander. 
Das Beet zur Aussaat muss im Herbste 
bereitet sein, damit der Samen, sobald 
das Land auftaut, gesäet werden kann. 
Sollte der Samen früher keimen, so muss 
derselbe in einem kalten Raum unter- 
gebracht werden. 

»Die Gärtner -Zeitung.« 


Mittel gegen Russtau. 

Als ein vorzügliches Mittel gegen den 
Russtau, der in unseren Anlagen die 
Blätter und jungen Äste einiger Zier- 
gewächse, wie z. B. Weissdorn und Lin- 
den, kohlschwarz färbt, beziehungsweise 
überzieht, hat sich die Anwendung von 
Salicylsäure bewährt. Man überpinselt 
die befallen gewesenen Pflanzen im Früh- 
jahre mit einer sehr verdünnten Lösung 
(drei Gramm werden in einem Liter 
Wasser heiss gelöst und die Flüssigkeit 
dann erkalten gelassen). Durch einmalige 
Anwendung dieses Verfahrens wird die 
Krankheit vollständig beseitigt, sodass 
die betreffenden Bäume wieder freudig 
weitersprossen. In ähnlicher Weise hat 
sich die pilztötende Kraft der Salicyl- 
säure bei verschiedenen Topfgewächsen 
bewährt, die durch die Behandlung der- 
selben nicht im mindesten leiden. 

(Mitteil. des k. k. steierm. Gart.-Ver.) 


Zur Benennung der Obstsorten. 

Es ist mir wiederholt aufgefallen, dass 
bei Berichten über Obst-Ausstellungen 
nicht immer die von den deutschen Po- 
mologenversammlungen festgestellten Be- 
nennungen angewandt wurden. Der Vor- 
wurf trifft weniger die Berichterstatter 
als die Aussteller. Es ist doch kaum 


anzunehmen, dass letztere es aus Un- 
kenntnis gethan haben sollten; von der 
Mehrzahl der Laien und auch vielen 
Gärtnern ist aber nicht zu verlangen, dass 
sie die fremdsprachlichen Synonyme 
kennen sollen. Wenn also z.B. ein 
Apfel als »Reine des Reinettes« angeführt 
wird, der als: »Englische Winter-Gold- 
Parmäne« allgemein bekannt ist, oder 
die Birne »Soldat laboureur«, die in 
Deutschland den Namen »Blumenbachs 
Butterbirn« führt, so kann dies bei vielen 
Unsicherheit und Verwirrung hervor- 
rufen, welche durch die in Deutschland 
als richtig angenommene Benennung ver- 
mieden werden kann. 
R. MÜLLER, Praust bei Danzig. 


Cucurbita ficifolia Bouche. 

(C. melanosperma Al. Br.) in Mexiko. 

Herr Professor SERENO WATSON über- 
sandte uns freundlichst eine Liste der 
von Dr. EDwARD PALMER im Staate Jalisco 
Mexiko 1886 gesammelten und zum Teil 
von S. WATSson, zum Teil von Asa GRAY 
u. a. bearbeiteten Pflanzen*). Darunter 
findet sich als Nr. 620 des Herbars: Cu- 
ceurbita ficifolia Bouch€ (C. melano- 
sperma Al. Br.) und bemerkt WATSoN 
dazu: »Das Exemplar stimmt sehr nahe 
mit der Beschreibung dieser Species (die 
bisher nur kultiviert in europäischen 
Gärten bekannt war und von der man 
vermutete, dass sie aus Östindien stamme), 
ausgenommen in der Form der Blätter, 
welche die (oft kurzen) Lappen und 
Buchten spitz anstatt abgerundet haben. 
Guadalajara, kultiviert; September. 

Die Frucht wird cidra-cayote oder chila- 
cayote genannt, ist etwa '/, m lang, im 
Aussehen einer Wassermelone ähnlich, 
mit einer härteren äusseren Schale, der 
Inhalt weiss und faserig, die Samen 
schwarz, hält sich viele Monate ohne zu 
faulen. Aus dem inneren faserigen Teil 
wird eine Konserve bereitet. Der Name 


*) In Proceedings of the American Academy 
of Arts and Sciences vol. XXII 1887 S. 414. 


20* 


276 


Kleinere Mitteilungen. 


»cayote«, der dieser und andern Kürbis- 
gewächsen in Mexiko gegeben wird, mag 
gleichbedeutend sein mit dem Worte 
chayote von CERVANTES und chayotlı von 
HERNANDEZ.« 

Wenngleich die Pflanze auch nur als 
in Guadalajara kultiviert angegeben 
wird, so liegt doch der Gedanke nahe, 
dass in dieser Stadt, der Hauptstadt der 
Provinz Jalisco, die 20° 4° nördl. Breite 
und 270 engl. Meilen (60 Meilen) westlich 
von der Hauptstadt Mexiko in 5167 Fuss 
Höhe liegt, meist nur einheimische Ge 
wächse inKultur genommen worden seien, 
keine ostindischen. Es werden selbst 
gewöhnliche Gurken und Kürbisse nicht 


aufgeführt, vielleicht waren sie garnicht | 


da, vielleicht hielt PALMER sıe nur für zu 
gemeine Pflanzen. 

Jedenfalls dürfte der Fund die Ansicht, 
dass C. ficıfolia aus Mexiko stamme, wie 
schon ALPH. DE CANDOLLE und ich mit 
ihm angenommen haben, unterstützen. 

L. WITTMACK. 
Verschönerungs-Verein in Erfurt. 

Der hiesige Verschönerungs-Verein hat 
aus Anlass seines 25jährigen Bestehens 
eine Festschrift über seine bisherige 
Thätigkeit erscheinen lassen. Die haupt- 
sächlichste Anlage, welche von dem Ver- 
ein unterhalten wird, ıst der auf der Höhe 
-unseres Steigers befindliche Augusta- 
Park mit prächtiger Aussicht auf die 
Stadt und das hinter derselben sich hin- 
zıehende Gelände. Die Bezeichnung 
Augusta-Park rührt von der Kaiserin 
Augusta her, welche hier vor etwa acht 
Jahren die grosse Gartenbau-Ausstellung 
besuchte und genehmigte, dass die aus 
diesem Anlass geschaffenen und fort- 
erhaltenen Anlagen den Namen »Augusta- 
Park« erhielten. Der Verschönerungs- 
Verein hat nun von seiner Festschrift 
auch der Kaiserin Augusta ein Exemplar 
überreichen lassen. Von der Kaiserin 
ist jetzt unter Ausdruck lebhafter Teil- 
nahme für das fernere Gedeihen des 
nach ihr genannten Parkes die Mitteilung 
an den Verein gelangt, dass Hochdieselbe 


| 


| 


thus plicatus und Redoutei. 


Auftrag zu einer Säule mit gekröntem 
metallenem Adler zur Aufstellung im Park 
gegeben habe, welche demnächst in Er- 
furt eintreffen werde. Der Guss des 
Adlers ist der GLADENBECKSchen Giesserei 
übertragen. 

Mitteilungen aus Fischbach (Schlesien). 

Im kalten Kasten blühten am 8. April 
Tecophylea cyanocrocus und Leichtlini 
sehr schön! 

Im Freien Colchicum luteum, Galan- 
Heuchera 
sanguinea hat unter einfacher Reisig- 
decke tadellos ausgehalten, dagegen er- 
fror Polygonum sphaerostachyum. 

V::STS BAUR: 
Verkauf der Peacockschen Pflanzen - 
Sammlungen. 

Am ı. und 2. Mai fand in Sudbury 

House, HAMMERSMITH, London W. durch 


| die Auktionatoren PROTHEROE & MORRIS, 


67 and 68 Cheapside, London E.C. 
die Versteigerung der grossen Suceu- 
lenten-Sammlung des verstorbenen ]J.T. 
Pracock Esq. statt. — Dieser folgt am 
13. Mai ff. der öffentliche Verkauf der 
16 000 Orchideen aus 23 Häusern! Kata- 
loge bei den Genannten. 


Die Beschäftigung gebildeter Frauen in der 
Gärtnerei. 

Die Frauengruppe der Deutschen Aka- 
demischen Vereinigung beabsichtigt, ge- 
bildete Frauen in der Gärtnerei ausbilden 
zu lassen, teils um den künftigen Haus- 
frauen gute Vorkenntnisse zur Bewirt- 


| schaftung ihres eigenen Gartens zu ver- 


schaffen, namentlich aber um den un- 
verheirateten neue Erwerbsquellen zu 
eröffnen. Die Ausschüsse des Ver. z. 
B. d. G. haben sich bereits mit der 
Sache beschäftigt, die Hauptversammlung 
wird das am 23. Mai thun. 

Inzwischen ist aber durch Säulen- 
anschlag in Berlin eine öffentliche Gärtner- 
Versammlung von Herrn E. WEıss auf den 
8. Mai einberufen worden, worüber uns, 
wie folgt, berichtet wird: 


az; “ 
RT 


Kleinere Mitteilungen. — Litteratur. 


277 


Am Mittwoch, den 8. Mai. fand in 
Berlin eine grosse Öffentliche Versamm- 
lung der Gärtner Berlins und Umgebung 
statt, welche von weit über 600 Gärtnern 
besucht war. 

Ernannt wurden die Herren RÜCKERT- 
Charlottenburg, als erster, Weıss-Berlin, 
als zweiter Vorsitzender, die Herren 
ABRAHAM-Berlin, SCHwABE - Moabit, als 
Schriftführer. Herr RÜCKERT als nun- 
mehriger erster Vorsitzender erteilte hier- 
auf den beiden Herren DinseE-Charlotten- 
burg, und WELRE - Sanssouci, Potsdam, 
zu ihrem Referat das Wort: 

»Wie verhalten sich die Gärtner 
Berlins und Umgebung zu dem 
Plane des Vereins der akademischen 
Frauengruppe, die Ausbildung weib- 
licher Kräfte in der Gärtnerei?« 

Dieselben besprachen in 1'/stündiger 


Rede die Vor- und Nachteile, welche | 


dem Gärtnerstand durch Ausbildung 
weiblicher Kräfte entstehen würden und 
kamen zum Schluss ihrer mit vielem 
Beifall aufgenommenen Rede zu dem 


| 
| 


sowohl für die geistigen als auch 
körperlichen Kräfte des Weibes nicht. 
geeignet ist. 

Nach Schluss der Debatte, an welcher 
sich gegen 30 Redner aus Berlin, Weissen- 
see, Charlottenburg, Potsdam, Pankow, 
Rixdorfete. beteiligten, wurdebeschlossen, 
folgende Resolution mit dem Protokolle 
der Versammlung an die Vorsitzende 
der akademischen Frauengruppe, Frau 
Schulrat CAuUER, Berlin W., Wıchmann- 
strasse 4 zu schicken: 

»Die Versammlung glaubt, dem 
Vorhaben der akademischen Ver- 
einigung im Interesse der deutschen 
Gärtnereien wie auch im Interesse 
der Frauenwelt selbst entgegen treten 
zu müssen, weıl einmal die Gäft- 
nerei weit höhere Körperkräfte er- 
fordert, als den Frauen ım allge- 
meinen inne wohnen, sodann aber 
auch der Gärtnerberuf schon zur 
Zeit unter der Überfülle der vor- 
handenen Arbeitskräfte schwer zu 
leiden hat.« 


Resultat, dass der Beruf des Gärtners | Wir kommen auf die ganze Frage 
mit etwaiger Ausnahme der Binderei , ausführlich zurück. 
Litteratur. 


Dr. ROBERT HARTIG, Professor an der | 


Universität München, Lehrbuch der 
Baumkrankheiten. Zweite verbesserte 


und vermehrte Auflage, mit 137 Text- | 


abbildungen und ı Tafel in Farben- | 


druck (die Zersetzungen des Eichen- 
holzes darstellend). Berlin, Verlag 
von JULIUS SPRINGER, 1889. 8°. 


Das 1882 zuerst erschienene treffliche | 
Werk ist in seiner zweiten Auflage be- 


deutend vermehrt und nicht bloss für den 


Forstwirt und Botaniker, sondern auch | 


für den Gärtner geradezu unentbehrlich. 
Ja auch für den Landwirt bietet es 
manchen reichen Stoff, da auch die Pilze 
der landwirtschaftlichen Kulturpflanzen 
kurz besprochen werden. Vorzügliche 
Holzschnitte erleichtern das Verständnis 


und für die Bestimmung der Pilze ist 
sehr nützlich die am Schluss gegebene 
Übersicht zur Auffindung der Krankheits- 
ursachen, nach den Bäumen alphabetisch 
geordnet. — Es sind hauptsächlich Krank- 
heiten, die durch Pilze erzeugt werden, 
besprochen, aber auch die durch Misteln, 
sowie die durch Verwundungen, Ein- 
flüsse des Bodens und der Atmosphäre 
veranlassten werden ausführlich behan- 
delt; dagegen sind die durch Insekten, 
Milben und andere niedere Tiere er- 
zeugten nicht berücksichtigt. — Neu ist 
uns, dass der Verfasser von einer Ört- 
lichen Prädisposition für Krankheiten 
spricht. Gegenden mit vielen Eschen 
zeigen eine Prädisposition für die Kiefern- 
drehkrankheit, Alpenrosen verleihen einer 
Gegend eine Anlage für Fichtenblasen- 


278 Ausstellungen und Kongresse. — Personal- und Vereins-Nachrichten. 


rost-Krankheit, Berberitzenhecken dis- | Ausdehnung doch etwas zu weit gefasst. 
ponieren zur Erzeugung von Getreiderost Das thut aber nichts zur Sache. Das 
(weil in allen diesen Fällen die betreffen-  Harrıssche Werk sei jedem angelegent- 
den Pilze einen Wirtswechsel haben). | lichst empfohlen. 

Sogar in zusammenhängenden Beständen Wır werden Gelegenheit nehmen, nach 
von einer und derselben Holzart liegt | und nach einige der wichtigsten, auch 
eine Gefahr, durch welche grosse Epi- | den Gärtner interessierenden Krankheiten 
demieen entstehen können. Uns scheint | aus dem Harrısschen Buche zu be- 
der Begriff der Prädisposition in dieser | sprechen. L. WITTMACK. 


Ausstellungen und Kongresse. 

Stuttgart. 22. bis 30. September. All- | allen uns bekannten, zunächst eine Be- 
gemeine Deutsche Obst- Ausstellung zu | schreibung der Lage und Sehenswürdig- 
Ehren des 25jährigen Regierungs-Jubi- | keiten Stuttgarts mit Holzschnitten. 
läums Sr. Majestät des Königs KARL von Preisaufgaben sind im ganzen, ein- 
Württemberg bei der XII. Versammlung | schliesslich Maschinen etc., dreiund- 
Deutscher Pomologen und Obstzüchter | achtzig. Programme und Anmeldungen, 
in der städtischen Gewerbehalle. letztere bis ı5. August, bei der »Obst- 

Das Programm enthält, abweichend von : ausstellungs-Kommission in Stuttgart«. 


Personal- und Vereins- Nachrichten. 

Professor Dr. FERD. NOBBE zu Tharand, Vor kurzem starb nach langem Leiden 
der Begründer derSamenkontrolstationen, , Herr HEINRICH ADOLPH MEYER, Ehren- 
ist zum Geh. Hofrat ernannt. Wir sprechen | doktor der Universität Kiel, Besitzer der 
unserm hochverdienten Mitarbeiter auch | Baumschulen in Forsteck beı Kiel, ein 
an dieser Stelle unsern herzlichstenGlück- Mann, der sein ganzes Leben gleich 
wunsch aus. seiner noch lebenden Gattin für das 

Der Rittergutsbesitzer KNAUER in Grö- _ Wohl der arbeitenden Klassen bemüht 
bers bei Halle, der sich auch auf gärt- | war und der sich namentlich durch die 
nerischem Gebiete, durch Samen- und | in Gemeinschaft mit Professor MÖöBIus 
Rosenzucht bekannt gemacht, ist zum | zuerst ausgeführte Erforschung der Fauna 
Königl. Ökonomierat ernannt. der Kieler Bucht wie durch viele andere 

Be: Untersuchungen des Meeres ein hohes 

Professor Dr. HEINRICH GUSTAVv | Verdienst erworben. Er war zugleich 
REICHENBACH, oder wie er sich unter- | ein grosser Koniferen-Liebhaber. Den 
zeichnete, H.G. REICHENBACH fil., Direktor | Gärtnern ist er wohl am besten bekannt 
des botanischen Gartens in Hamburg, | wegen der Elfenbein-Etiketten, die in 
langjähriger Mitarbeiter der Gartenflora, | seiner Fabrik zu Barmbeck bei Hamburg 
ist am 6. Mai nach längerem Leiden ge- | hergestellt wurden. 
storben. Er hat sich bekanntlich einen ——— 
Weltruf als Orchideenkenner erworben Gartendirektor GC. Thelemann 7. 
und in der Beziehung ist eine grosse Am 4. April dieses Jahres starb dahier 
Lücke durch seinen Tod eingetreten. — | nach kurzer Krankheit an einer Lungen- 
Wir werden in nächster Nummer eine | Entzündung der ehemalige herzoglich 
ausführliche Lebensbeschreibung bringen. | Nassausche Gartendirektor und Kol- 


Bi 


Personal- und Vereins-Nachrichten, 


279 


legienrat C. THELEMANN. An seinen 
Namen knüpfen sich die Erinnerungen 
aus Biebrichs Glanzperiode. Dieses, 
sowie die unbestreitbaren Verdienste, 
die sich der Heimgegangene um das 
Gartenwesen erworben, rechtfertigen 
einen Rückblick auf den Lebensgang 
des Dahingeschiedenen und machen es 
zur Pflicht, seine Verdienste in Erinne- 
rung zu bringen 

THELEMANN gehörte unstreitig zu den 
hervorragendsten Fachgenossen seiner 
Zeit. Im Jahre ı81r in Aschaffenburg als 
Sohn eines K. Bayr. Stabsarztes geboren, 
genoss er eine gute Vorbildung auf dem 
dortigen Gymnasium und trat Mitte der 
zwanziger Jahre im königlichen Hof- 
garten Schönbusch in Aschaffenburg in 
die Lehre. Von da kam er als Gehilfe 
in den grossherzoglichen Hofgarten zu 
Karlsruhe unter HARTwEG, wo er aber 
nur kurze Zeit verblieb. Es zog ihn 
nach dem Auslande. Zunächst ging er 
nach Frankreich und von da nach 
England. In England stand ın den 
dreissiger Jahren die Kultur der Kap- 
und Neuholländer-Pflanzen im Vorder- 
grund. Dieser Liebhaberei ist THELE- 
MANN stets treu geblieben. Seine erste 
Stellung bei Baron von HüÜGeEL in Wien, 
die er Mitte der dreissiger Jahre be- 
kleidete, war dazu angethan, dieser 
Richtung besonders Vorschub zu leisten. 
War doch diese Gärtnerei durch diese 


ihre reichen Schätze ganz besonders 
hervorragend. Im Jahre 1339 folgte 
THELEMAnN einem Rufe als Leiter der 


Kulturen des kaiserlichen botanischen 
Gartens ın St. Petersburg. Reiches 
Pflanzenmaterial und reichliche finan- 
zielle Mittel gestatteten ihm, hier seine 
Talente zu entfalten; die lieb gewordene 
Stellung wurde nur durch schwere 
Krankheit getrübt. Schon hatte er zur 
Kräftigung seiner Gesundheit sich einen 
Urlaub von einem Jahre erwirkt, als ihm 
von Seiner Hoheit dem Herzog von 
Nassau der Antrag gestellt wurde, die 
Leitung seiner Gärten als Gartendirektor 
zu übernehmen. Nur schwer konnte er 


sich entschliessen, aus einer Stelle zu 
scheiden, in welcher ihm die fürstliche 
Gunst Ihrer Majestäten des Kaisers 
NıcoLAus und Seiner hohen Gemahlin 
in so reichem Maasse geworden. Die 
Rücksicht für seine Gesundheit war ent- 
scheidend für die Annahme der ange- 
botenen Stellung. 

Das Wirken 'THELEMANNS im fernen 
Lande zu verfolgen und zu beurteilen, 
war gewiss nur Wenigen aus dem Leser- 
kreis dieses Blattes beschieden. Anders 
verhält es sich mit seiner Thätigkeit als 
herzoglich Nassauscher Gartendirektor. 
Wer erinnert sich nicht noch mit einer 
gewissen Begeisterung dieses Eldorados 
der Gärten, des schönen Biebrich, an 
dem Vater der deutschen Ströme, in den 
Jahren 1846—1866? Es entstanden die 
Wintergärten mit ihrerzauberisch-schönen 
Aufstellung, mit den prachtvollen Bildern, 
mit dem farbenreichen Blütenschmuck. 
Es wurde der Park, gewiss im Sinne des 
Schöpfers desselben — FR. VON SKELLS 
— umgestaltet. Die Kuranlagen in Wies- 
baden wurden verschönert und es er- 
stand die Anlage auf dem sogenannten 
warmen Damm, jetzt eine der schönsten 
Partien der Kuranlagen. 

Hatten schon die permanenten Aus- 
stellungen in den Wintergärten, in 
welchen zum ersten Male ein ganz 
anderes System der Pflanzenausstellung 
zur Anwendung kam, die Zusammen- 
stellung der Pflanzen zu malerischen 
Bildern, die Pflanzenliebhaberei wesent- 
lich gefördert, so war dieses noch mehr 
der Fall durch die ausserordentlichen 
Blumen-Ausstellungen, wie sie in den 
Jahren 1854 und 1861 mit den durch 
die Munificenz des fürstlichen Mäcen 
reichlich zur Verfügung gestellten Mit- 
teln ins Leben gerufen wurden. Es 
waren die ersten grösseren Ausstellungen 
dieser Art in Deutschland. Wenn die 
Ausstellung von 1854 mehr die Produkte 
deutschen Fleisses und deutscher Aus- 
dauer zur Anschauung brachte, so war 
diejenige des Jahres 1861 die erste 
wirklich internationale Blumenausstel- 


280 


Personal- und Vereins-Nachrichten. — Berichtigungen. 


lung auf deutschem Boden und war 
bahnbrechend für die seitdem häufiger 
veranstalteten gleichartigen Unterneh- 
mungen. Ob sie an Schönheit, an Reiz 
des Arrangements von vielen übertroffen 
wurde? Dieses muss sehr in Frage 
bleiben. Reicheres Pflanzenmaterial war 


allerdingsauf anderweitigen Ausstellungen | 
vertreten, kaum aber bot je wieder eine | 


ein gleich reizvolles Bild. Bei der Aus- 
stellung von 1854 zeichnete sich MARD- 
NER (Mainz) mit seinen neuen Azaleen- 
Züchtungen aus. Wer erinnert sich 
nicht noch des Effektes, 
leen Herzog Adolf von Nassau 
Adelheid von Nassau machten? 
heute behaupten beide Varietäten einen 
hervorragenden Platz in 
lungen der Azaleen-Sammlungen. Un- 
bestreitbar trugen diese Ausstellungen 
wesentlich zur Hebung der Blumen- 
liebhaberei und zur Hebung des Handels 
bei. Nie hatte sich vorher in Süd- 
deutschland eine grössere Regsamkeit 
im Gartenwesen gezeigt, als in der 
Epoche, die mit dem Jahre 1846 beginnt. 
Hatte das Beispiel Biebrichs aneifernd 
auf die Pflanzenkulturen und Liebhabe- 
reien gewirkt, so war dieses noch weit 
mehr in der Landschaftsgärtnei der Fall. 

THELEMANN galt als Autorität. Sein 
Rat wurde von Nah und Fern erbeten 
und gesucht; selbst weit über Deutsch- 
lands Grenzen hinaus. Nur Wenigen 
dürfte es bekannt sein, dass NAPoLEoN III. 
ihn nach Paris entbot, um Vorschläge 
wegen Änderungen bezw. Umgestaltungen 
im Bois de Boulogne von ihm entgegen- 
zunehmen. 'THELEMANN liess sich suchen, 
er hat aber nie damit geprahlt, dass er 
als massgebendePersönlichkeitangesehen 
werde. 


und 


Berichtigungen. 
Im 9. Heft S. 25ı ı. Spalte Z. ıg von 
oben lies: Cintra statt Coimbra. 
Heft 3 S. 231 Spalte 2 Zeile 25 von 


den die Aza- | 
Noch | 


den Samm- | 


Es würde dem Zwecke dieser Zeilen 
nicht entsprechen, wollte man alle die 
Anlagen hier namhaft machen, zu deren 
Inslebenrufen oder Umgestaltung 'THELE- 
MANN die Hand geboten. Es dürften die 
angeführten Fälle genügen, um seinen 
Einfluss, den er auf das Gartenwesen 
übte, zu kennnzeichnen. 

Nur zwanzigjähriges Wirken in dem ihm 
liebgewordenen Wirkungskreis war ihm 
vergönnt. Das Jahr 1866 mit seinen 


ı politischen Verschiebungen war die Ver- 


anlassung, dass Herzog ADoLr, nachdem 
er nicht mehr regierender Fürst war, 
Biebrich aufgab. Die Wintergärten er- 
standen in veränderter Gestalt im Palmen- 
garten in Frankfurt a. M. Dorthin wan- 
derten auch die Pflanzenschätze! Heute 
hat niemand, der Bıebrichs Glanzzeit 
nicht gesehen, eine Ahnung von dem 
zauberischen Reiz, von dem es ehemals 
umgeben; ein traurıges Bild des Wechsels 
und der Vergänglichkeit alles Irdischen. 

Mit dem Jahre 1866 und mit der Auf- 
gabe seiner Stelle in Biebrich war 'THELE- 
MANNS Schaffungsfreudigkeit gebrochen. 
Wie er stets in treuer Anhänglichkeit an 
seinen fürstlichen Gönner hing, so trug 
er mit ihm trauernd den Wechsel der 
Verhältnisse. Er lebte fortan nur in Er- 
innerungen an schönere Tage und zog 
sich in das Privatleben zurück. In der 
Stadt, von der aus er seinen Flug in 
die Welt begonnen, beschloss er seine 
Tage, nachdem ihm manches liebe Fa- 
milienglied im Tode vorangegangen war. 

Sein Andenken aber wird in dem 
Herzen seiner Gönner, Freunde und 
Schüler stets in anerkennender und dank- 
barer Erinnerung fortleben. 

Karlsruhe (Baden), den 4. Mai 1889. 

T. J. PFISTER. 


unten muss es betreffs des Direktors 
O. HÜüTTIg heissen: reichte er am 1. Ja- 
nuar 1874 (nicht 72) seinen Abschied 
ein und ging nach der Pfalz. 


1904. 


trartentlora 


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REN U u ee N DE 


Cattleya Walkeriana Gardner. 


Vom Königl. Hofmarschall a. D. von St. Paul-Dlaire, Fischbach in Schlesien, 
Regierungsbezirk Liegnitz. 
Hierzu Tafel 1299. 

Rhizom kräftig und biegsam. Die Stämme (Scheinbulben) spindelförmig, 
5—ı2cm lang, ein- bis zweiblätterig. Blätter länglıch-elliptisch, 7,5—-12 cm lang. 
Der Blütenschaft entspringt aus kurzen Trieben des Rhizoms in der Nähe des Fuss- 
punktes der Stämme des letzten Jahres und trägt ı— 2 Blüten. Blüten gross im 
Verhältnis zur Pflanze, flach, S-- 10 c»2 im Durchmesser; Farbe von einem leuchtenden, 
rosigen Purpur bis zu zartem Lila variierend; Sepalen breit lanzettlich, zugespitzt; 
Petalen eiförmig, noch einmal so breit als die Sepalen; Lippe geigenförmig, drei- 
lappig, die Seitenlappen aufgerichtet und die Columna an ihrem Fuss umschliessend; 
der mittlere Lappen fast nierenförmig, ausgebreitet, gefranzt mit weissem oder 
zart gelbem Diskus, mit Purpur gestreift und einem breiten vorderen Rande des 
leuchtendsten Amethyst-Purpurs. Kolumna dreikantig, schmal am Fussende und 
keulenförmig verdickt am vorderen Ende. Blütezeit Oktober bis Dezember. 

Litteratur. Cattleya Walkeriana Gardn. in Hook. Lond. Journ. of Botany Il 
p- 662 (1843), PaxTons Fl. Gard. I t. 3 (1850); LinDEns Pescat. t. 42 (1860); Belg. 
hort. 1880 t. 17; Wırrıams Orch. Alb. IV t. 154; C. bulbosa Lindl. in Gard. Chron. 
1847 P- 623; Bot. Reg. 1847 t. 42; Paxt. Mag. Bot. XV p. 49 (1849); Epidendrum 
Walkerianum Reichenbach Xen. Orch. I p. 35 (aus VEıTcH, Manual entnommen). 

Cattleya Walkeriana wurde 1339—40 durch GARDNER in Brasilien in der 
Nähe des San Francisco-Flusses, jenseits des Diamanten -Distriktes entdeckt 
und nach seinem Begleiter EDWARD WALKER benannt. Dieselbe wächst hoch 
auf Bäumen und kann ziemlich viel Licht und Sonne vertragen. Ich kulti- 
viere sie in einem Korbe, dicht unter Glas hängend, wo das Exemplar, nach 
welchem die Tafel gemalt wurde, 1888 gegen Weihnachten blühte. 

C. Walkeriana wurde später nach einem in Europa blühenden Exemplar 
von LINDL. Cattl. bulbosa genannt und oft mit Cattl. dolosa verwechselt; 
auch ich erhielt sie unter diesem Namen. Von Cattl. dolosa unterscheidet 
sie sich aber, ebenso wie von jeder anderen Cattleya durch den eigentüm- 
lichen Blütenstand. 

Direkt aus dem Rhizom bildet sich ein kurzer Trieb, dieser bringt zuerst 
die Blüte hervor und nachdem der Blütenschaft verwelkt ist, bildet.der Trieb 
sich aus einer neuen Knospe weiter zum Stamme aus. 


Orchideen als Marktpflanzen. 
Von Hermann Jeht. 


Die Bezeichnung »Orchidee« ist unverdientermassen bei dem grossen 


Publikum im allgemeinen und bei den meisten Handelsgärtnern im besonderen 
Gartenflora 1889. a 


282 Hermann Jeht: Orchideen als Marktpflanzen. 


mit einem Nimbus umgeben, welcher es diesen Pflanzen fast unmöglich macht, 
Eintritt in gute, bürgerliche Kreise zu erlangen. Den verbreitetsten Ansichten 
nach sind mit Orchideen reissende Tiere, schillernde Papageien, giftige 
Schlangen, Menschenfresser und glühende Hitze unzertrennbar; der Besitz 
einer Orchidee in unserem Vaterlande ist meist noch mit Ideen von bedeu- 
tenden Reichtümern und Stellung in den höchsten gesellschaftlichen Schichten 
verbunden, sodass die Marlitt, wenn sie dem gläubigen Leser das non plus 
ultra der Extravaganz des erblichen oder Geldadels vor Augen führen will, 
im matten Dämmerlicht der silbergestickten Portieren eine Lycaste aufhängt 
oder sich den zarten Duft einer Vanda durch den Salon verbreiten lässt. 
Richtig angefasst, wäre eine Kalthausorchidee kein teureres Weihnachts- 
geschenk als eine blühende Kamellie oder Azalee, und die Blumen den 
Empfängerinnen für praktische Verwendung auf Bällen oder im Theater 
häufig viel willkommener. Unter den winterblühenden Orchideen halten sich 
die meisten, abgeschnitten, wochenlang, und sind in frischer Zusammenstellung 
mit Farnen u. s. w. als Kopfschmuck oder schliesslich als Brustbouquet 
wiederholt zu verwenden. Wir sehen natürlich von ostindischen und einem 
Teil der südamerikanischen Species, welche durchaus hohe Temperatur und 
vor allem feuchte Luft zur Kultur verlangen, ab, und weisen nur auf ihre 
ebenso schönen aber weniger anspruchsvollen Schwestern, welche in den 
Katalogen als Kalthausorchideen aufgeführt sind, hin. Der grösste Teil 
dieser dürfte sich für oben angegebene Zwecke eignen, wenn der Handels- 
gärtner bei deren Kultur nur einfach auf die klimatischen Verhältnisse Rück- 
sicht nimmt, welche die Pflanzen in der Heimat zur vollsten Entwickelung 
ihrer Pracht gelangen lassen. Die Einteilungen der Botaniker in Gattungen: 
Laelia, Oncidium, Epidendrum u. s. w. haben in dieser Hinsicht unschuldiger- 
weise viel Schaden gethan und mehr als einem unternehmenden Gärtner nach 
starken Verlusten die Lust zu weiteren Versuchen genommen. Wie überall 
in der Natur verändern sich ja nach den äusseren Einflüssen auch Form, 
Farbe und Bau der Orchideen, und dürfte es schwer festzustellen sein, ob 
die erste Laelia in einem kühlen, trockenen oder warmen feuchten Landstrich 
gewachsen ist, ob sämtliche Species von einer oder von verschiedenen Mutter- 
pflanzen herstammen, oder im Laufe der Jahre eine Hybridisierung statt- 
gefunden hat. Der Botaniker, welcher dem Gärtner vorangeht, findet Über- 
einstimmung in der Bildung der Petalen, Sepalen, Lippe und Frucht und 
nennt die Pflanzen ganz richtig Laelia. Wird eine neue Species gefunden, 
welche in den betreffenden Merkmalen mit früher bestimmten übereinstimmt, 
so ist es wieder für den Botaniker eine Laelia, während es für den Handels- 
gärtner eine neue Ware ist, welche konsumfähig wäre, im Falle er imstande 
sein sollte, sie dem Publikum zu annehmbaren Preisen und mit der Versiche- 
rung leichter Kultur anzubieten. Die möglichst verbreitete Aufklärung in 
dieser Hinsicht scheint uns für alle Beteiligten von Interesse und zwar muss 


Hermann Jeht: Orchideen als Marktpflanzen. 283 


stets betont werden, dass eine gemeinsame Kultur verschiedener Gattungen, 
welche botanisch als Laelia, Oncidium, Cattleya oder Epidendrum bezeichnet 
werden, nicht ausführbar ist, da sie in der Natur unter verschiedenen Wärme- 
und Feuchtigkeitsverhältnissen wachsen. 

Bleiben wir bei Laelia stehen. In den meisten Katalogen werden die- 
selben einfach als Kalt- oder Warmhausorchideen bezeichnet; würde man 
aber L. albida, acuminata, anceps, majalis, autumnalis und purpurea in ein 
und demselben Hause, etwa unter Verhältnissen kultivieren, wie sie der 
natürliche Standpunkt von Laelia anceps verlangt, so würde der grösste Teil 
der anderen eingehen. Im Vaterlande wächst eben L. anceps in Gegenden, 
wo Zucker und Kaffee gedeiht, albida und autumnalis da, wo Orangen ge- 
zogen werden und majalis blüht bei Nachtfrösten fast 8000 Fuss über dem 
Meeresspiegel in Distrikten, die für Weizen und Mais zu kalt sind und wo 
die ganze Flora — Padus, Fraxinus, Ribes, Anemone — lebhaft an Deutsch- 
land erinnert. In diesen drei Regionen wächst das Gros mexikanischer Orchi- 
deen; nur wenige Species wie Schomburgkia tibicina, Chysis bractescens 
und einige wertlose Epidendrum kommen in heisser gelegenen Teilen, 
I— 200 »2 über dem Meeresspiegel vor. Ähnlich so verhält es sich in Peru, 
Kolumbien, Neu-Granada u. s. w. 

Eine ungefähre Kenntnis der Witterung und Temperatur, sowie haupt- 
sächlich Angabe der in gleichen Verhältnissen und gleicher Höhe wachsenden 
anderen Pflanzen würde daher unendlich viel zur Vereinfachung und Aus- 
dehnung von Orchideenkulturen beitragen. Nie kann genug wiederholt werden, 
dass die meisten Pflanzen durch Übermass von Feuchtigkeit und Hitze zu 
Tode gedoktort werden, weil man sich die Tropen ohne diese beiden Attri- 
bute garnicht vorzustellen vermag. Es ist uns häufig vorgekommen, dass 
angesehene Handelsgärtner zweifelnd schwiegen, wenn wir als Thatsache er- 
wähnten, ‚dass z. B. in der Hauptstadt Mexiko, 7000 Fuss über dem Meere, 
wenn die Nachtfröste im Dezember den Flor der Dahlien, Fuchsien und 
Heliotrop zerstört hatten, Laelia albida und selbst anceps ohne irgendwelche 
Kultur, als nur lose, halbschattig geschützt an Olivenstämme gebunden, lustig 
weiter blühten und den ganzen Winter ausgezeichnetes Schnittmaterial lieferten. 
Ferner, dass wir im Gebirge wegen Glatteis vom Pferde steigen mussten, 
während L. majalis an den Eichen in voller Pracht stand. Eine Schilderung 
mit verschmachtender Hitze, von wenigstens 24° R. im Schatten, wäre 
den Leuten bei weitem glaubwürdiger erschienen. Wir haben bis jetzt 
jedesmal bemerkt, dass Orchideen aus kälterer Region gegen ein Versetzen 
in wärmere und feuchtere äusserst empfindlich sind. Der Flor hört dann 
meistens schon im folgenden Jahre auf, wodurch die Bildung neuer Schein- 
knollen verhindert wird, und die Pflanze geht, trotz ihrer zähen Widerstands- 
fähigkeit, durch Fäulnis ein. Die Schlussfolgerung davon liegt auf der Hand. 


Man wird selten fehl gehen, wenn man diese Pflanzen kühler und trockener 
Do 


RE 


284 Hermann Jeht: Orchideen als Marktpflanzen. 


hält, als die allgemeine Meinung sich einbildet und dem Publikum würden durch 
diese Aufklärung die Einwände der schwierigen Unterhaltungskosten durch 
starken Kohlenverbrauch und Arbeit, wie unausgesetztes Begiessen genommen 
werden. Wir ersuchen alle Leser, dieses ihrem Gedächtnis besonders einzu- 
pragen. 

In der Mehrzahl der Kalt- und Überwinterungshäuser lassen sich Orchi- 
deen an Stellen unterbringen, welche für fast jede andere Pflanze unzweck- 
mässig wären. Die Hälfte eines in der Mitte durchsägten Eichenblocks mit 
möglichst rauher Rinde an Pfeilern, Seitenwänden oder frei in die Luft ge- 
hängt, wird die Mehrzahl der Orchideen an ihre Heimat erinnern und ihnen 
neuen Lebensmut nach den Strapazen der Reise geben. Vorsichtig mit 
etwas Moosunterlage durch dünnen, biegsamen Draht befestigt, schlägt eine 
Orchidee im Sommer bei genügender Feuchtigkeit, nicht mehr und nicht 
weniger wie andere Pflanzen, leicht Wurzeln und kräftigt die vorjährigen 
Scheinknollen zur Bildung des neuen Triebes. 

Ist die Pflanze einmal angewachsen, so ist sie schwer tot zu kultivieren, 
und nur anhaltende Dampfbäder machen sie lebensüberdrüssig. Für Binderei- 
zwecke und Massenkulturen empfehlen wir meterlange gerade Äste von 
A— 5 cm Durchmesser, welche, von oben bis unten vollständig mit Orchideen 
auf Moosunterlage bebunden, einfach aufgehängt werden. Bei gleicher Länge 
dieser Äste ist, sobald die Pflanzen angewachsen sind, Verpackung und Ver- 
sand derselben in Kisten sehr einfach und leicht. 

In Mexiko wächst der grösste Teil der Orchideen an Eichen, doch sind 
sie durchaus nicht wählerisch, und im Unterholz findet man sie auf und an 
allen Stämmen wie Zweigen der Repräsentanten tropischer Flora. Laelia 
autumnalis und Barkeria spectabilis machen sich häufig das Vergnügen, durch 
Wohnsitz an hohen, steilen Felsenwänden dem Sammler seine Arbeit sehr zu 
erschweren. In diesem Falle wächst die Pflanze fester und gedrungener, die 
Blätter verlieren das saftige Grün und die Blumen kommen zeitiger zur Ent- 
faltung als diejenigen derselben Species, welchen die Natur einen schattigeren 
Platz angewiesen hat. Beide Arten gedeihen auch halbschattig an Bäumen. 

Im allgemeinen scheinen sich Orchideen am wohlsten zu befinden, wo 
sie Licht und Luft haben, ohne den direkten Sonnenstrahlen ausgesetzt zu 
sein. Die kräftigen, sich weit ausdehnenden Wurzeln, die massiven, harten 
Scheinknollen, das feste, zum Teil lederartige Blatt, der harte, lange und 
doch biegsame Stengel, alles scheint darauf hinzuweisen, dass die Pflanze 
auf ihrem luftigen Wohnsitz den starken Nord- und Südwinden mit Erfolg 
trotzen soll und sie sich daher die Verweichlichung in geschlossenen Häusern 
nur ungern gefallen lässt. Ebenso unbehaglich fühlt sie sich bei anhaltender 
Wärme, und machten wir auf die Folgen einer solchen naturwidrigen Be- 
handlung schon oben aufmerksam. Die bei weitem überwiegende Mehrheit, 
einschliesslich solcher, welche naturgemäss aus einem bedeutend wärmeren 


Hermann Jeht: Orchideen als Marktpflanzen. 285 


Klima stammen, wächst kräftig und blüht vollkommen in einer Temperatur, 
welche genügt, Citrus zum Fruchtansatz, und die unzureichend wäre, Gar- 
denia zur Blüte zu bringen. In den besten Orchideengegenden entwickeln 
sich von anderen Kulturpflanzen besonders kräftig: Achyranthes, Coleus, 
Polyanthes, Amaryllis, Ligustrum japonicum, Lagerstroemeria indica, sowie 
fast sämtliche gewöhnlichen Gemüse, ferner Tabak, Mais und Melonen. Die 
einheimische Flora wird durch Cestrum nocturnum, Aralia quinquefolia und 
ricinifolia, Beaucarnea yuccoides, viele Arten von Ficus, Platanus, Hibiscus, 
Alnus in Baum- und Strauchform, durch Salvia, Bouvardia, Begonia, Zinnia, 
Lobelia in Stauden und Annuellen repräsentiert. Aus dieser Nachbarschaft 
schon wird man folgern können, dass das Wärmebedürfnis für Orchideen 
nicht übermässig ist. Besonders geheizt wird für sie nie. 

Der dritte Faktor ist schliesslich die Feuchtigkeit. In den meisten 
Teilen von Central- und Südamerika fängt die sogenannte Regenzeit im Mai 
und Juni an und dauert, nur durch acht- bis vierzehntäge »veranitos« unter- 
brochen, bis Oktober und November. Auf dem Hochplateau und der west- 
lichen Küste sind in den übrigen Monaten Niederschläge, meistens nach 
starkem Nordwind, selten, während an den östlichen Küsten häufigere Regen- 
schauer und Tau einen höheren Feuchtigkeitsgrad aufrecht erhalten. Dieser 
ist jedoch lange nicht genug, um Gräser vor Verdorren zu schützen, oder 
Zuckerrohr ohne Bewässerung zur Reife zu bringen. Ebenso werden in den 
Orchideengegenden städtische Anlagen, Privatgärten und alle Gemüse mit 
Schlauch und Giesskanne bearbeitet, während die Orchideen auf den Bäumen 
darauf angewiesen sind, für ihren eigenen Bedarf zu sorgen. Dass sie also 
in dieser 6monatlichen Periode mit keinem besonderen Durst gesegnet sind, 
liegt auf der Hand, und ein wiederholtes Anbieten von nicht verlangter 
Flüssigkeit greift ihr System ebenso an und ist ihnen ebenso unangenehm, 
als wenn ein Mensch nach einem angestrengten Tag noch die nächste Nacht 
fortwährend in seinem Schlaf gestört wird. Die in ihrem Vaterlande aus 
TLiebhaberei kultivierten einheimischen Orchideen, welche die Wände der 
offenen Korridore und Verandas schmücken, und an ihrem Platze selten dem 
Regen ausgesetzt sind, werden während des ganzen Sommers fast täglich 
und sehr kräftig gespritzt oder begossen. Das Zweckmässigste ist, die 
Hölzer durch einen Kübel mit Wasser zu ziehen, welches in der Sonne vorher 
erwärmt wurde. 

Im Winter ist ein zweimaliges Spritzen in der Woche vollständig ge- 
nügend, ohne weitere Rücksicht darauf, ob die Pflanze gänzlich ruht, neue 
Schösse treibt oder gar blüht. Man hat immer gefunden, dass Exemplare, 
bei denen man nach der Analogie mit anderen Vegetabilien meinte, sie 
hätten, weil in Blüte, mehr Feuchtigkeit nötig, und die man darnach behan- 
delte, bedeutend früher als andere, rationell kultivierte, verblühten und die 
Bildung der neuen Pflanzenteile wesentlich beinträchtigt wurde. Das Moos, 


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welches sich zwischen der Pflanze und der Holzrinde gewissermassen als 
dünnes Polster befindet, saugt genügend Feuchtigkeit für die Ernährung der 
ersteren auf und das Überflüssige tropft ab. 

Ausserdem wollen wir noch die beim Schreiben an unserer Dinte praktisch 
gemachte Erfahrung bemerken, dass der Verdunstungsprozess in der dünnen 
Luft 4— 5000 Fuss über dem Meeresspiegel viel rascher vor sich geht, als 
bei dem stärkeren atmospärischen Druck in Deutschland, und es daher gerne 
möglich ist, dass Kalthausorchideen wie am ursprünglichen Standort, im Winter 
schon in der Luft die ihnen nötige Feuchtigkeit finden, sodass alle künstliche 
Hilfe nur schädlich wäre. 


286 Hermann Jeht: Orchideen als Marktpflanzen. 


Wie wir aus dem Leben der Deutschen, welche sich im Auslande be- 
finden, folgern, hat unsere Nation ein bedeutend grösseres Interesse an den 
Schönheiten der Flora, als man bei der verhältnismässig geringen Ausdehnung 
der Liebhaberei, anderen Ländern gegenüber, vermuten sollte. Dieses Inter- 
esse wird jedoch latent bleiben, solange diejenigen, welche in erster Linie 
darauf hinwirken sollten, feinere Blumenzucht dem grösseren Publikum mög- 
lichst zu erleichtern und Sammlungen von exotischen Florblumen zur Mode 
zu machen, auf den Lorbeeren früherer Jahrgänge ausruhen. — Man wird 
in Deutschland selten finden, dass ein Einjährig-Freiwilliger, welcher nach 
seiner Dienstzeit seine frühere Karriere als Kaufmann, Techniker oder Aka- 
demiker fortsetzt, an Blumen und Pflanzen ein anderes Interesse hat, als dass 
er gelegentlich ein Bouquet zum Verschenken kauft. Derselbe würde, hätte 
ihn der Zufall nach tropischen Ländern verschlagen, in den meisten Fällen 
sich schon nach kurzer Zeit über eine schöne Kollektion Orchideen, Blatt- 
pflanzen, Rosen oder Farnen gefreut und die seiner älteren Kollegen bewun- 
dert haben, ohne dass diese plötzliche, teilweise durch billige Anschaffung, 
aber hauptsächlich durch Nachahmungstrieb geweckte Liebhaberei seine vor- 
herrschende Neigung für Bier und Skat beeinträchtigt hätte. 

Die Heldinnen der Marlitt haben jetzt schon erwachsene Kinder, bei 
denen wir, in anbetracht des vortrefflichen Charakters der Mütter, Interesse 
an allem Schönen, was nicht zu teuer ist, voraussetzen, und wäre es für den 
Handel der gesamten deutschen Gärtnerei wünschenswert, dass die Söhne 
und Töchter der Goldelse und Felicitas nicht mehr durch einen mit Vanda- 
duft gefüllten Salon schwärmerisch erregt werden, sondern sich über ihre 
eigenen Blumenschätze freuen. Schwere, bordierte Portieren haben sie ohne- 
hin zur Einrichtung. 


Echinopsis cristata Salm. 
Von H. Hildmann in Birkenwerder. 
Hierzu Abbildung 47. 


Syn.: Echinocactus obrepandus S., E. Misleyi Lab. 
Vaterland: Bolivien. 


H. Hildmann: Echinopsis cristata Salm. 287 


Körper: kugelig, gedrückt, glänzend grün. 

Rippen: 17, zusammengedrückt, zwischen den Stachelpolstern sehr stark 
kammförmig geschweift. 

Stachelpolster: eingesenkt, ziemlich dicht gestellt, mit grauem Filz be- 
kleidet. 

Randstacheln: 10; steif, zurückgebogen, abstehend, 2—3 cn lang, der obere 
und der einzige Mittelstachel länger,.alle bräunlich. 


Abbildung 47. Echinopsis cristata Salm. Blume weiss. 


Blüten: seitlich, gross, trichterförmig. Röhre aufsteigend, 13 cm lang, hell- 
grün, unten mit zahlreichen, spitzen Schuppen besetzt, in deren Achseln lange 
Borstenbündel oder schwarze Haare entspringen. Die sepaloidischen Perigonblätter 
lanzettförmig, sehr abstehend, zurückgebogen, blassgrünlich, die petaloidischen 
weiss, abstehend-aufrecht, breit, spatelförmig, spitz, an der Spitze etwas aus- 
gerandet. 

Staubgefässe: eingeschlossen, zweireihig. 

So beschreibt Förster (Handbuch der Cacteenkunde) vorstehenden Cactus. 


2883 L. Wittmack: Tillandsia streptophylla Scheidw. 


Ich möchte noch hinzufügen, dass diese Art, abweichend von den meisten 
übrigen Echinopsis-Arten, von selbst keine Ableger treibt. Dieselbe muss vielmehr 
durch Zerschneiden dazu veranlasst werden. 

Aus diesem Grunde ist dieselbe nicht zu häufig in den Sammlungen anzu- 
treffen. 

Unsere Abbildung ist nach einem Exemplar des Königl. botanischen Gartens 
zu Berlin, dessen Cacteen-Sammlung eine ausserordentlich reiche ist, gefertigt. 


Tillandsia streptophylla”) Scheidw. 
Von L. Wittmack. 
Hierzu Abbildung 48. 


Subgenus Platystachys. Blätter in dichter Rosette, mit bauchiger Basis um- 
fassend und 5—8 cn lang, 4 cm breit; Blattspreite linear-lanzettlich zugespitzt, mehr 
oder weniger spiralig gedreht, 30 cn lang, unten 2—3 cm breit, beiderseits dicht, 
silberig, schilfer-schuppig. Blütenstiel 15—25 cz lang. Hochblätter gehäuft, rosa, 
mit langen, freien, spiralig gedrehten Spitzen. Rispe ı5s—25 cm lang und ebenso- 
viel im Durchmesser, aus 6—ı2 Ähren bestehend, die 8— 10 cz lang sind oder 
1,5—2cm Durchmesser haben. Deckblätter der einzelnen Blüten eiförmig und 
länglich-lanzettlich, spitz, dicht beschuppt und dicht dachig, 2—2,5 cm lang. Kelch 
etwas kürzer als das Deckblatt. Blumenblätter 2—3mal länger als der Kelch, 
schmal, schön violett und lila, in eine cylindrische Röhre zusammengedreht. Staub- 
gefässe und Griffel 1—ı,25 cm über die Blumenblätter hinausragend. Kapsel 2,5 
bis 3 cn lang, Klappen lanzettlich. 

Heimat: Mosquito-Küste, wo sie zuerst, 1744, von Kapitän MILLER gesammelt 
wurde, Central- Mexiko, wo SCHIEDE, HAHN u. a. sie fanden, Yucatan, Jamaica, von 
wo sie JENMAN 1879 lebend nach Kew schickte. (Nach BAkER in Journ. of bot. 
1877 S. 244.) 

SCHEIDWEILER in Horticulteur belge III 1836 S. 252 mit Holzschn. GALEOTTI 
in Bull. Ac. Belg. X 1843 I S. ı20, Note. v. SCHLECHTENDAL, Linnaea XVIII 1844 
S. 427 und 430 (T. circinnata Schlecht.). E. MoRREN in Belg. Hort. 1878 S. 296 
T. 18—19, BAKER ın Bot. Mag. 1884 T. 6757 und in Journ. of Bot. 1887 S. 244. 

Syn.: T. circinnata Schlecht. — Vriesea streptophylla E. Morr. Cac. 1873, 17. 
Till. tortilis Broug., ined. von KLOTZScH. 

Diese Pflanze ist eine der merkwürdigsten wegen ihrer spiralig gedrehten, 
dazu silbergrau beschuppten Blätter, die sie für Liebhaber und Botaniker inter- 
essant machen. Welchen Lebenszweck mag die Drehung der Blätter haben? Die 
Pflanze wächst an den Stämmen alter Bäume und wird jedenfalls in ihren breit- 
scheidigen Blattbasen viel Wasser aufsammeln und damit Nahrung aufnehmen, wie 
andererseits auch die Schilferschuppen zur Aufnahme des Wassers bez. des Taues 
dienen mögen. Die Blüten, die denen von T. polystachya und fasciculata ähneln, 
sind weniger ansehnlich. 

Wie E. MORREN a a. ©. mitteilt, sandte GALEOTTI 1836 zuerst Samen und einige 
lebende Pflanzen nach Brüssel, nach denen SCHEIDWEILER sie beschrieb. Die 
Pflanzen gingen aber bald ein und OMER DE MALZzINE führte sie erst 1870 bei der 
Rückkehr von seiner zweiten Reise nach Mexiko wieder lebend ein. Er hatte drei 


*) streptos gedreht, phyllon Blatt. 


L. Wittmack: Tillandsia streptophylla Scheidw. 289 


lebende Exemplare bei Cordova gesammelt und vertraute sie der rühmlichst be- 
kannten Firma Jacog Macoy in Lüttich an. Eines dieser Exemplare ging an Herrn 
FERDINAND MASSANGE DE L,OUVREX, Schloss St. Gilles lez Liege, wo sie im April 
1877 blühte und von MoRREN ab- . 

gebildet wurde. — Ein anderes 
Exemplar blühte später in Kew. 

Jetzt ist die Pflanze wieder so 
selten, dass selbst Jacos Macov 
keine mehr abgeben kann. Herr 
OÖ. ]. Quintus in Groningen aber, 
dessen schönes Kulturexemplar von 
Billbergia Windi wir in diesem 
Jahrgange, S. 7, besprochen und 
abgebildet haben, ist noch glücklich 
ım Besitz einer Pflanze, die er so- 
gar zur Blüte brachte. 

Wir geben anbei eine Abbildung 
nach einer uns von Herrn (JUINTUS 
freundlichst gesandten trefflichen 
Photographie. 


Acer palmatum und seine 
Formen. 


Von . Sprenger, in Firma DAMMAnNN & 
Co., San Giovanni a Teduccio bei Neapel. 

Was nur THUNBERG, der treffliche 
alte Schwede, sagen würde, wenn 
er, noch einmal Gestalt annehmend, 
in diese grünende und blühende 
Welt herabsteigen dürfte, um darin 
seine geliebten buntfarbigen Ahorne 
Japans weit zerstreut zu finden in 
den Gärten seines Erdteils und be- 
sonders blühend im Süden des- 
selben? — Sein Geist möchte die 
einen unverändert wiedererkennen, 
andere aber verwandelt und ihm 
der fernen Inselheimat entfremdet. 
Er würde sich auch den Nach- 
geborenen fügen und diese ebenso 


Abbildung 48. Tillandsia streptophylla Scheidw., blühend 
im Garten des Herrn O. J. Quintus in Groningen, Juni 
eleganten als wandelbaren und 1888, Blätter silbergrau, Deckblätter rosa, Blumen blau. 
schönen Gehölze mit dem bezeich- 


nenderen Ausdrucke A. polymorphum im Sinne SIEBOLDS und ZUCCARINIS benennen. 
Denn kein Ahorn, keine Pflanze überhaupt kann vielgestaltiger und wandelbarer 
sein, im Grunde aber doch so wunderbar in einzelnen Zügen übereinstimmen als 
diese Art. 

Wır aber haben uns einfach aus Gründen der Pietät und auch aus ganz prak- 
tischen Gründen seiner Ansicht zu fügen und seine Bezeichnung beizubehalten, da 


290 C Sprenger: Acer palmatum und seine Formen. 


doch zu gleicher Zeit mit SIEBOLD in den 30er Jahren eine andere orientalische 
Ahornart von SpacH mit der Bezeichnung A. polymorphum belegt ward. 

Wenn man die eleganten Bäumchen nur in Töpfen kultiviert oder gesehen hat, 
bedarf es einer guten Portion Phantasie, um sich ihre wahre Schönheit, die sie im 
milden Klima eines Landes, das ihre Kultur im freien Grunde erlaubt, so auszeichnet, 
zu erkennen. Würden daher die nordischen Völker, die ja viel mehr Sinn für die schöne 
Natur haben und ihre vielgestaltigen Produkte, als alle Lateiner zusammengenommen, 
unsere Ahorne in ıhren Gärten freı erhalten können, sie würden dieselben herzen 
und pflegen, und wahrscheinlich bei ihrem Fleisse noch andere Formen erziehen 
mit Hilfe von Aussaat, Boden und Klimawechsel. Mancher Pflanzenfreund aber 
würde entzückt sein über soviel Eleganz, die fast kein anderes Gehölz der Erde 
trägt. Man darf nimmer dem Japanesen seine Hochachtung versagen, da kaum 
ein anderes Volk unter so einseitigen und abgesperrten Verhältnissen es ihnen im 
Garten- und Landbau gleich gethan hätte. Sie haben hohen, edlen Sinn und ver- 
standen es, mit feinem Geschmacke die schönsten Blumen und Gehölze ihrer 
Fluren und Berge in ihre Gärten zu tragen, um ihre Heimstätten damit zu schmücken, 
dieselben verschönernd und veredelnd. Wenn sie dabei auch ihre barocken An- 
sichten gleichfalls schliesslich zur Geltung brachten und manchen Pflanzen die 
Schere so sehr fühlen liessen, dass sie nur noch Zwerge oder Missgestalten er- 
zogen, so hat das mit ihrem Schönheitsgefühle wenig zu thun. Sie wenden diese 
Stutzarbeit auf unsere Ahorne auch nicht an und lassen sie frei und ungehindert 
ihre schattenden Äste und zierlichen Zweige zur Krone erheben. Man ist noch 
immer im Unklaren, ob alle diese Ahorne mit ihrem 5-, 7- oder glappigen, tief- 
spaltigen oder handförmigen, fast abgerundeten oder zart zerschlitzten, zuweilen 
selbst gefiederten, immer lang und graciös gestielten Laubwerk auch wirklich nur 
Formen einer und derselben Art seien, oder ob sich doch nicht, wie THUNBERG 
glaubte, mehrere Arten darunter unterscheiden liessen. 

Nachdem aber im Süden Europas einzelne der länger bekannten Arten oder 
Formen geblüht und fruktifiziert haben und nachdem man dieselben sonst auch 
genau beobachten konnte und Schlüsse ziehen durfte über das Entstehen dieser 
oder jener buntblätterigen Form, kann man kaum noch Zweifel bestehen lassen, 
dass alle die zahlreichen seltsamen, oft recht lang benamten japanischen Ahorne 
in Frage nur Formen und Unterformen des Acer palmatum 'THUNBERGS sind. In- 
wieweit wir nun aber sicher annehmen dürfen, welche von ihnen ihren Ursprung 
aus Samen verdanken und dann durch Pfropfen oder sonst künstlicher Weise fort- 
gepflanzt wurden, oder welche blosse Gelegenheits- resp. Zufallsformen sein mögen, 
das klarer zu legen, sollen die folgenden Zeilen versuchen. 

Acer palmatum ist ein in den Gebirgswäldern seiner Heimat in geschützten 
Bergen häufiger, kleiner Baum, der, ganz wie unsere südeuropäischen Ahorne im 
Mischwalde weit verbreitet, überall zu finden ist, aber nirgends dominiert. Er leidet 
von den Seestürmen und gedeiht nicht in der Nähe der Küsten, wenn er nicht in 
den Gärten ganz besonders geschützt werden kann. Die trockenen Winde schaden 
ihm gleichwohl und sein Gedeihen ist an gleichmässig warme und feuchte Luft 
geknüpft. Deshalb kommt er so ganz ausgezeichnet im Norden Italiens und vor- 
nehmlich am Fusse der Alpen fort, dort wo mit ihm die Kamellie und die indi- 
schen seltsamen Alpenrosen, sowie die herrlichsten Koniferen des Erdballs gleich 
gut gedeihen. Wohl aber erträgt er wenigstens in seiner weniger zärtlichen Urform 
höhere Kältegrade zur Zeit der winterlichen Ruhe als jene heimatlichen Genossen 
auch schon deshalb, weil er in höheren Lagen wächst als die genannten und an 
Schnee und Eis gewöhnt ist. Nichtsdestoweniger ist er viel zu zärtlich für ein 


C. Sprenger: Acer palmatum und seine Formen. 291 


deutsches Klima und kann erst im Klima etwa von Genf oder Paris frei ohne 
Decke überwintern, aber selbst dort bleibt er niedrig und wächst nimmer zum 
Baume. 

Es ist höchst wahrscheinlich, dass er in seinem Heimatlande in den Wild- 
nissen schon sehr variiert. So weiss ich von einem Freunde, dass man sehr häufig 
Formen findet, die’in der Färbung der obwohl stets grünen Blätter variieren. Be- 
sonders habe dieser Ahorn Neigung, ‚sich durch rötlich gefärbte Jugendtriebe, die 
bald längere, bald kürzere Zeit gefärbt erscheinen, auszuzeichnen. Manchmal auch 
fänden sich Exemplare mit grösseren oder mehr oder weniger tief gebuchteten 
Blättern vor und gewiss gäbe es eine wilde Form mit der zu Recht kommenden 
Bezeichnung 83 reticulata, an der die frischen, glatten Blätter hübsch lichtgrau ge- 
adert erscheinen, was besonders in der Jugend sehr effektvoll sei. 

Alle jene heutigentags schon so verbreiteten schönen Varietäten zumeist mit 
panachierten Blättern sind ohne Zweifel Gartenformen, welche nach manch tausend- 
jähriger Kultur und nachdem sie durch stete künstliche Vervielfältigung schon sehr 
geschwächt waren, endlich aus ihren Gärten auch zu uns kamen. A. palmatum ist 
bei den Japanesen ein sehr beliebter Baum. Sie pflanzen ihn vor allen und ziehen 
ihn stets aus Samen heran. So fanden sich nach und nach und wahrscheinlich 
erst in späterer Zeit, nachdem der Baum durch üppige Kultur nur noch mehr zum 
Variieren geneigt war, jene abweichenden Exemplare ein, die THUNBERG für be- 
sondere Arten hielt, als vor allen die schöne Form A. palmatum var. septemlobum. 
Als aber die hellen Japanesen solche Abweichungen in ihren Schulen gewahr 
wurden, wandten sie ohne Zweifel dem beliebten Gehölz ihre ganz besondere Auf- 
merksamkeit zu und der Schritt von dem nun tiefgelappten, nicht mehr hand- 
förmigen septemlobum zur Varietät dissectum war leicht gethan, so leicht wahr- 
scheinlich als von der gewöhnlichen zur krausblätterigen Petersilie. Allein diese 
Variationen hatten ihren Zielpunkt erreicht, es blieb nur noch das mehr oder 
weniger Krauswerden oder das abgerundete Blatt zu erzielen. In den zu uns nach 
Europa gekommenen, mehr als 20 der Blattform nach zählenden Varietäten erkennt 
man, genauer besehen, aber stets jene drei Grundformen wieder. 

Die Neigung des interessanten Gehölzes zu dunklerem Blattkolorit, ich möchte 
sagen, zur Chlorophylivariation, aber brachte auf dem schweren Marschboden der 
Ebene in den Kulturen gleichfalls interessante und, wenn man will, schönere Formen 
hervor. (Grün ist doch allemal schöner als blutrot am Baume! Denke. man sich 
nur den Wald in blutrotem Blattgewirre? Aber weil es so selten ist glücklicher- 
weise, findet man es auch schön.) 

Das leuchtende Blutrot der zarten jungen Triebspitzen und Blätter schickte 
sich bald zum Bleiben an und, wie ich glaube, dass alle weiss oder gelbbunt- 
blätterigen, also chlorophyllarmen Pflanzen durch irgendwelchen Mangel entstehen, 
ebenso scheint es mir gewiss, dass die Neigung zum rot oder blutrot sich färbenden 
Laubwerk nur eine Folge allerbesten Wohlbefindens ist und die Folge sehr frucht- 
baren Bodens, in welchem die sich so färbende Pflanze ursprünglich zu wachsen 
nicht vermöchte oder nur schwer daran gewöhnt werden könnte. 

So erschienen nach und nach die uns so seltsam und prachtvoll erscheinenden 
Formen sanguineum und purpureum oder atropurpureum und wurden in derselben 
Heimat durch Pfropfen auf ihre grünblätterigen Urväter vervielfältigt und gern und 
überall in den Gärten kultiviert. 

Hiermit aber auch schliesst wahrscheinlich ein Abschnitt im Werden jener 


Formen und alles andere wird zufällige oder künstlich hervorgerufene Unter- 
form sein. 


292 C. Sprenger: Acer palmatum und seine Formen. 


Jene sind zweifelsohne ausdauernder und absolut konstant, diese, hinfällig und 
schwächlicher Konstitution wie sie, sind von kurzer Lebensdauer und ausschliesslich 
durch öfteres Neupfropfen auf grünblätterige A. palmatum und nur bei sorg- 
fältigster Kultur schön zu erhalten. Aussaaten von in Europa geerntetem Samen 
von A. palmatum atropurpureum ergeben gewöhnlich circa 70 pCt. der Mutterpflanze 
ziemlich ähnliche Sämlinge und den Rest mehr lichter gefärbte oder fast grün- 
blätterige Formen, welche, in der vollen Sonne kultiviert, nach und nach und im 
späteren Alter ganz grau werden; ganz besonders ist dies aber in leichtem, san- 
digem Boden der Fall. Ganz ähnlich verhalten sich Aussaaten unserer schönen 
Blutbuche, die immer einen hohen Procentsatz kupferbrauner oder fast grünbelaubter 
Bäume bringen. Auch die gemeine Berberitze verhält sich nicht anders, wenigstens 
so oft ich sie aus Samen erzog, erging sich eine ganze Anzahl in dunkleren oder 
lichteren Schattierungen und manche Pflanze, in der Jugend seltsamerweise noch 
rötlich, wird im zweiten Jahre fast grün. Andere aber blieben der Mutterpflanze 
ganz ähnlich oder wurden noch dunkler rot gefärbt. 

Ganz genau so verhalten sich Sämlinge aus importiertem Samen, der leider 
viel zu selten frisch nach Europa kommt. Acer palmatum purpureum und sangui- 
neum oder reticulatum und laciniatum, d.h. jene Formen, welche wahrscheinlich 
aus vielfach wiederholten Aussaaten hervorkamen, wachsen ebenso kräftig oder 
kräftiger als die gute Art, blühen leicht und schon in jugendlichem Alter und 
bringen Samen in Hülle und Fülle. 

Im Süden Europas, wo starke fruchttragende Bäume noch ziemlich selten sind, 
ist ihre Fruchtbarkeit eben noch wenig reich und nicht einmal regelmässig, auch ist 
mir nur die Varietät dissectum mit grünen Blättern und in der Jugend rötlichen 
Triebspitzen als fruktifizierend bekannt, wie da und dort ein Exemplar des oft ge- 
nannten purpureum, von dem man Samen europäischer Ernte zu enormen Preisen 
im Handel findet. Alle diese Samen aber, wie jene japanesischer Herkunft, gleichen 
einander wie ein Ei dem andern, mögen sie auch noch so lange und überflüssige 
Namen tragen. Uns wurden im Laufe der letzten Jahre einige sehr lehrreiche 
Sendungen aus Japan zuteil, von Eingeborenen gesammelt, behandelt und verpackt, 
denen eine ganze Reihe Samensorten dieser Ahornart nicht fehlten, aber wir ver- 
mochten keinerlei Unterschied zu entdecken. 

Die Japanesen haben die ganz vortreffliche Art, alle ihre Samen zur Aussaat 
in den Hülsen, Zapfen, Früchten etc. aufzubewahren, weil sie ganz richtig annehmen 
und wohl wissen, dass sie sich so am besten und sichersten konservieren und 
ihnen die gesundesten und kraftvollsten Pflanzen geben. So senden sie uns auch 
ihre Ahorne in Trauben und an ihren langen, schlanken Stielen, sorgfältig ge- 
sammelt und fast unbeschädigt. Sie boten mir deshalb die trefflichste Gelegenheit 
zu Vergleichen. Soweit man sehen konnte, waren alle die untersuchten Eben- 
sträusse oder Trauben zästig, die zwei seitenständigen trugen 3— 5 Samenzwillinge, 
während das mittlere Ästchen 5—7 solcher Paare tragen mochte. Oft waren die 
Ebensträusschen locker, wie ausgebreitet, dann aber auch dicht gedrängt und kom- 
pakt, die Früchte selbst aber immer fast kugelrund gerippt und mit energisch ab- 
stehenden Flügeln. 

Die zarten buntblätterigen Unterformen setzen auch im Vaterlande sehr selten 
Samen an und diese sind dann auch meist unvollkommen ausgebildet und taub. 

Die Ahorne behalten bekanntlich überall nur kurze Zeit ihre Keimkraft; diese 
zärtlichen Sorten müssen aber sofort nach der Ernte in den Boden kommen, falls 
sie keimen sollen, sonst vertrocknen sie schnell. Will man sie aufbewahren oder 
versenden, so soll es in feuchtem Kohlenstaub oder in Erde und Sand geschehen. 


C. Sprenger: Acer palmatum und seine Formen. 293 


In ihrem Vaterlande pflanzt man alle die schönen Formen durch Pfropfen 
auf die Urart fort und es ıst falsch und wird wahrscheinlich immer nur Miss- 
erfolge haben, andere Arten als Unterlage zu verwenden. Soll es aber dennoch 
geschehen, so nehmen Acer circinatum Pursch. und Acer cultratum Wall. aus dem 
Himalaya sie noch am besten an. Dazu kommt noch, dass der erstere wenigstens 
auch ziemlich hart ist und ın Deutschland z. B. ‚besser den Winter passiert, also 
auch wohl seinem Pfropfreis etwas von seiner Widerstandsfähigkeit geben mag. Acer 
Negundo nimmt ihn nur schwer an und A. campestre ebensowenig. Jahrestriebe 
soll man nie nehmen, sondern immer nur 2jähriges Holz, allenfalls mit dem letzt- 
jährigen Reis an der Spitze. Anplatten, Rinde auf Rinde, auf junge, gut ein- 
gewurzelte Unterlage bietet die meisten Chancen. 

Es ıst aber nicht so schwer, sich vaterländischen Samen ganz frisch zu ver- 
schaffen, obwohl die Japanesen etwas teuer mit ihrem Samen sind und ıhn über 
alles schätzen, ja fast mit Gold aufwiegen möchten. Man kann also leicht eine 
Menge Unterlagen erziehen und nun, indem man pfropft, wobei die geschickteste 
Hand noch sorgfältig zu Werke gehen sollte, die interessantesten Erfahrungen und 
vielleicht noch nicht dagewesene Formen sammeln. Obwohl, wie gesagt, die Aus- 
saaten von A. palmatum meist sehr vielgestaltige Formen ergeben und es garnicht 
ausgeschlossen ıst, dass durch solche auch panachiertblätterige entstanden sind, so 
bleibt es doch wahrscheinlicher, dass wenigstens die schwachwachsenden Formen, 
wie A. palmatum fol. roseo marginatis und ganz besonders die weisspanachierten 
zufällig unter der Veredlungsstelle am Wildstämmchen hervorsprossten, nach den- 
selben seltsam geheimnisvollen Regeln während und nach emer Saftstockung durch 
die Veredlung hervorgerufen, nach denen tief unter der Veredlungsstelle eines 
grünen Abutilonstämmchens schöner gelbpanachierte Triebe hervorsprossten, als das 
Edelreis sie selber trug, oder wie an einem kleinblumigen Fuchsienwildstämmchen 
Zweige mit gefüllten Blüten erwuchsen, schöner fast als die Blüten des Edelreises, 
das lediglich zur Kronenbildung auf eine schlanke und starkwachsende Fuchsie ge- 
pfropft ward. 

Ich bin fest überzeugt, dass man, wollte man sich Mühe geben und diesen 
Weg energisch betreten und verfolgen, Wunder schauen würde. Der absteigende 
Saft des Edelreises bewirkt gar leicht, was Menschen in Erstaunen und Bewunde- 
rung versetzen kann. Was mich aber am meisten in dieser Annahme bestärkt, ıst 
ein ganz gleicher Fall, den ich am gemeinen Feldahorn schon in meiner Jugend 
beobachten konnte, nämlich, dass ein panachierter Zweig unter der Stelle am Wild- 
stamme entsprosste, der mit der Form pulverulenta gepfropft war. Ebenso gut nun, 
wie das geschäftige und kluge Volk der Japanesen es verstand, gar manche Jugend- 
form ihrer schönen Koniferen in diese Form fürs ganze Leben zu zwingen, um des 
hässlichen Anblicks des entstellenden und alljährlich wiederkehrenden Samen- oder 
Fruchtansatzes zu entgehen und die Pflanzen gleichsam in ewiger Jugend zu schauen, 
mochten sie es verstehen, solche zufällig erstehenden Formen zu erhalten und 
andere zu veranlassen. Man sollte nicht vergessen, dass dieser Ahorn eine ihrer 
Lieblingspflanzen ist, der, obwohl wenig zu ihren Spielereien geeignet, doch das 
beste Zeugnis für ihren Schönheitssinn und feinen Geschmack ablegt, denn man 
wird nicht leugnen können, dass gerade dieser Ahorn eines der zierlichsten und 
schönsten Pflanzengebilde unseres Erdballs ist, der insbesondere dem Walde seiner 
heimatlichen Berge zur Herbstzeit die farbigsten Bilder malt. 

Fancy Acer nennt man in England alle die zarten, panachiertblättrigen Formen 
von A. polymorphum und sagt mit dem einzigen Worte vieles. Man weiss sofort, 
dass man es mit etwas Auserlesenem zu schaffen hat und kann sich danach 


294 C. Sprenger: Acer palmatum und seine Formen. 


richten. Und thatsächlich wollen sie ganz besondere Sorgfalt auch im milden 
Süden Europas, wenn anders man sie sich zur schönen Pflanze erziehen will. Meist 
aber sieht man sie falsch kultiviert und deshalb ein kümmerliches Dasein fristen 
oder, sofern sie sich durcharbeiten, ihre schimmernden Farben einbüssen und zum 
Grün zurückkehren. 
Erhalten ist oft schwerer als erziehen. Das sollten unsere Pflanzenkultivateure 
nie vergessen, und Vervollkommnen ist das Schwerste in der Pflanzenzucht, sofern 
es auf systematischem Grundsatze beruht und nicht zufällig ist. Noch auf einer 
der letzten grossen Blumenausstellungen an der Via -Nazionale in Rom sah man 
eine Gruppe schlanker Bäumchen in Töpfen, in schlechter Gartenerde kultiviert, 
ausgestellt, sie waren von Florenz hergekommen und in vollständigem Sorti- 
mente vertreten. Aber arm an Laub, zweifelhaft an Herkunft und dürftig in 
jeder Beziehung fristeten sie kaum ihr Leben und nur der Kenner vermochte sich 
trotzdem vorzustellen, was sie sein könnten. — Am Lago maggiore, dessen felsige 
Ufergärten ihnen eine andere Heimat sein könnten, konnte ich vor Jahren an einem 
sanften Hange auf brennender und im Sommer ausdörrender Rasenwand eine 
Gruppe der zierlichsten Formen erblicken, die in schlechter, magerer Erde auf ein 
ovales Beet gepflanzt waren, niemals bewässert wurden und infolge heisser Sonnen- 
strahlen schon im Juli ihr Laubwerk verloren oder doch wie verbrannt dastanden. 
Dazu rupften ihnen zur Herbst- und Winterszeit unberufene Menschenkinder noch 
die dürftigen Jahrestriebe ab, zur Vermehrung, wie sie sagten, die man aber nie- 
mals sah hernach. So geplagt auf alle nur denkliche Weise, standen sie da wie 
von den Ziegen benagte Sträucher an den Bergeshalden der Apenninen ım Winter. 
Ich wollte diese beiden Beispiele nur anführen, bevor ich zu einer richtigen 
Kulturmethode übergehe, um zu erinnern an die amı wenigsten würdig und zweck- 
dienlich erscheinende Behandlung. Weil diese Ahorne immer noch hoch im Preise 
sind, pflanzt man die ohnehin zumeist schon stark mitgenommenen Exemplare an 
die vermeintlich besten Stellen der Gärten in schlechtes Erdreich oder auch wohl 
gar in frischgedüngtes Land oder Misterde in der glühenden Sonne und allen 
Stürmen preisgegeben. Das aber bringt ihnen bald Verderben und Tod. A. pal- 
matum liebt festes, lehmiges, durchlassendes Erdreich und steinigen resp. felsigen 
Untergrund. Eine dichte Laubschicht, welche die Feuchtigkeit zurückhält, ist ihm 
als Decke sehr dienlich, ja man kann sagen, sie ist zu seinem Gedeihen not- 
wendig. Halbschattiger, vor Stürmen geschützter Standort mit vollem Oberlichte 
ist ferner der zuträglichste. Er liebt deshalb die Gemeinschaft anderer Gehölze, 
doch dürfen diese nicht zu grosse Ansprüche an den Boden machen und vor allem 
nicht dominieren wollen. Seinesgleichen ist ihm in kleinen Beständen am liebsten, 
immergrüne Nadelhölzer seine besten Genossen, sofern sie ihm nicht mit allzu ge- 
waltiger Gestalt zu nahe kommen. Er liebt ihren mächtigen Schutz, will sich aber 
doch frei bewegen können. Kann man ihn also unter solchen Bedingungen ziehen 
und ihm vor allem die Laubdecke, die ihm auch besonders den nötigen Dünger 
zuführt, geben, so wird man unter allen Umständen in einem sonst nicht zu 
trockenen, heissen Klima die besten Resultate haben und die zartesten der bunt- 
blätterigen Formen gut gedeihen sehen. Ungesundes Erdreich, kalter Untergrund, 
besonders aber auch der gemeine Gartenhumus, die sogenannte fruchtbare Garten- 
erde, in die er nicht selten eingepflanzt wird, bewirken sehr oft ein Zurückgehen 
in die Urart, ein mehr oder weniger Verschwinden der prächtigen Blattfärbungen. 
Ich möchte das ein »Wuchern« nennen, ganz demjenigen »Wuchern« analog, 
welches man bei Alpenprimeln oder andern Pflanzen alpiner Herkunft oder sonst 
zarteren, feineren, an ursprüngliches, jungfräuliches Erdreich gewöhnten Pflanzen, wie 


C. Sprenger: Acer palmatum und seine Formen. 295 


z. B. auch Vinca rosea häufig beobachten kann. Es könnte auf denselben Vor- 
gängen im Pflanzenleben beruhen. Zieht man also seine Pflanzen unter solcherlei 
Umständen, so kann man sich immer vergegenwärtigen, statt panachierten Laub- 
werkes eines Jahres nur alltäglich grünes sprossen zu sehen. Sehr oft wird das 
Laubwerk im Alter und zu Ende des Sommers ohnehin fast grün und ist nur noch 
so brillant an den jungen Schossen gefärbt. Das ist ja aber fast allen derartigen, 
auch unsern europäischen buntblätterigen Gehölzen eigen Der schon genannte 
A. campestre pulverulentum verliert später fast ganz seine fein weisspunktierte, ın 
der Jugend so charakteristische Blattfärbung und erscheint grün. 

Allzu tiefer Schatten und Nässe an den Wurzeln ohne Abzug und ohne Ober- 
licht bewirken fast ımmer ein sogenanntes Zurückgehen, d. h. Grauwerden des 
Laubwerkes. 

Ganz etwas anderes erscheint mir Acer palmatum purpureum seinem Verhalten 
nach hier abermals. Er verändert, sofern er durch Veredlung fortgepflanzt ward, 
niemals seine Färbung oder doch nur ganz unbedeutend und ist ebenso brillant 
im Sonnenlichte als im Waldesschatten. Nur Sämlinge können, wie schon gesagt, 
abweichen. Er und mit ihm einige andere Formen gleicher Herkunft sind ebenso 
konstant geworden als das Rotkraut unserer Gemüsegärten und es ist einfach 
lächerlich, ıhn mit den Unterformen 2. oder 3. Provenienz vergleichen zu wollen. 
Sein Wachstum ist ja zudem noch kräftiger selbst als das der typischen grün- 
blätterigen- Art. Man muss, um diese schönen Gehölze richtig behandeln und ver- 
stehen zu können, einfarbige typische, grün- oder rotblätterige Formen von den 
buntblätterigen roten oder weissen genau auseinanderhalten. 

Um kräftig wachsende Bäumchen zu erziehen, ist es vor allem noch notwendig 
zu beachten, dass diese in ganz jugendlichem Alter an Ort und Stelle gepflanzt 
werden und nicht so lange in den Töpfen stehen bleiben. Am besten ist es selbst- 
redend, die Unterlage in geeigneter Lage ım freien Grunde zu erziehen und dort 
auch zu veredeln. In Töpfen alt gewordene und verkrüppelte Exemplare können 
sich nur mehr schwer zum Baume aufraffen und bleiben zeitlebens krüppelhaft. 
“Sie lieben es nicht, dass ihre Hauptwurzeln sich so sehr ineinander verschlingen 
und krümmen. Die Stämmchen wollen ganz besonders wie jede edle Pflanze ge- 
pflegt sein. Sie dürfen nie vermoosen und sollen glatte, schöne Rinde zeigen. 
Die lockere, sich selbst am schönsten bildende Krone soll nur zuweilen etwas aus- 
gelichtet werden, sofern es sich nötig machen sollte. Wenn, wie oben gesagt, in 
günstiger Lage stehend, wird ein Bewässern nur selten nötig werden, die Laub- 
decke sorgt, dass den Wurzeln die Frische des Bodens erhalten bleibt. Als ge- 
mischte Gruppe derart angepflanzt, dass etwa Tannen oder Cypressen am heissen 
Mittag und Nachmittag ihren Schatten auf die Kronen der kleinen Bäume werfen 
können, bringe man immer die purpurfarbenen oder grünen gemischt in den Hinter- 
grund und dazwischen einzelne scheckigte, den Rest des Sortimentes aber immer 
in den Vordergrund oder gemischt mit anderen passenden laubwerfenden, zarten, 
subtropischen Gehölzen mit grünen Laubkronen. . 

Wie gesagt, sandiger Lehm ist ihnen am dienlichsten. Sie werden so behan- 
delt tadellos wachsen und jedenfalls besondere Anziehungskraft auf jeden Besucher 
des glücklichen Gartens bilden, der sie in Kultur hat. In dieser Weise behandelt 
werden sie nicht allein vortrefflich gedeihen, sondern auch garnicht an ein Zurück- 
gehen denken und die oft kümmerlichen kleinen Blätter der bunten Varietäten 
werden’hier nichts weniger denn krüppelhaft erscheinen. 

Nur zu oft verzärtelt man die Pflanzen, welche immer noch hoch im Preise 
sind, vor dem Auspflanzen ohne Grund. Sofern man dieselben in Töpfen erzieht, 


296 C. Sprenger: Acer palmatum und seine Formen. 


gebe man ihnen Frische und Halbschatten, aber soviel Luft als möglich und halte 
sie nicht unter Glas, wie es selbst im Süden nur zu oft geschieht. Selbst bei den 
zartesten buntfarbigen Formen sieht man bei reichlicher Luft, Halbschatten mit 
Oberlicht und sonst richtiger Behandlung und rechtem Standorte verkümmerte 
Blätter nicht. Ihr tadellos schönes und vollkommenes Laub zeichnet sie eben vor 
manchen anderen panachiert laubigen Holzarten aus. Denke man nur an die 
Prachtexemplare, die, obwohl in T'öpfen kultiviert, doch unter Glas zu Ausstellungen 
vorbereitet, da und dort zur Schau gelangten und allgemein entzückten. Sie waren 
eben mit Sachkenntnis und Sorgfalt behandelt und vorbereitet und lohnten die 
darauf verwendete Mühe wohl. Wenn sie aber im freien Grunde stehen und an 
dem rechten Platz die ihnen zusagende Behandlung geniessen, das rechte Erdreich 
und die Bodenlaubdecke nie fehlt, dann erst entwickeln sie sich prachtvoll. 

Aber nicht allein alle jene zutreffenden Umstände, sondern noch viel mehr 
vielleicht ist es die pflegende Hand des Züchters, die mit Verständnis waltet, 
welche diese Perlen jener fernen Inselwelt zur höchsten Vollkommenheit zu bringen 
vermag. Aber ach, wie selten sind diese Menschen selbst im lieben Deutschland 
geworden! 

Um dem freundlichen Leser, der vielleicht die schönen Formen nur in ärm- 
lichen Topfexemplaren kennt, zu zeigen, wessen sie fähig sind, möchte ich hier 
einige Blattdimensionen verzeichnen, die ich gelegentlich an gut kultivierten Exem- 
plaren im Süden Europas aufnahm. 


A. palmatum sanguineum: 


Blattlangernklesuele nn 2 Sn oO 
(arösstes Bretten sn le ORTEN 
Blattlängezohnlezsriel semessens 2.20 
A. palmatum atropurpureum. 
Blattläange unldStiele 22 0 ro NTL772 
Grösste Breiten) (ara 2. Sera Torco 
A. palmatum laciniatum. j 
Blattlänse inklgStiele, 2 Ba oT 3077 
» ohmelsuelee ne en Loos) 
Grösste, Breiten a a os 
A. palmatum dissectum. 
Blattlänzesinkl2 Sueleıs 210 oe 
» ohner Stielere a el 0,07 
GrösstesBreiten un ee nel N. Noo8> 


Panachiertblätterige geben diesen Grössenverhältnissen nichts nach, ja ich 
kenne Exemplare, welche sich durch tadelloses Laubwerk auszeichnen und noch 
grössere Blätter unter Umständen bilden. Trockene Luft veranlasst kleine kümmer- 
liche Blätter, bis zu einem gewissen Grade regelmässig im April und Mai feuchte 
Luft die grössten umd farbenschönsten Blätter. Die grössten bilden sich im 
Schatten der oberen Zweige, die feurigst gefärbten an den Spitzen der Triebe nicht 
ohne das volle Sonnenlicht, das eher schadet als nutzt. Nur Oberlicht darf nicht 
fehlen. 

Man könnte über meine Laubdecke spötteln. Aber sie ist nötig. Man ver- 
suche nur einmal. Will man sie nun im Parke nicht sehen und soll es absolut 
grünen überall, so pflanze man doch Maiblumen oder was sonst im Schatten ge- 
deiht und in feuchter Atmosphäre den Boden deckt und keinen Anspruch an den- 
selben stellt, sondern sich mit dem Laub genügt. 


- 


Zimmerkultur in Archangel. 297 


Will man sie im Norden absolut in Töpfen halten, so gebe man bei mässig 
grossen Geschirren reine gesunde Erde, wie oben gesagt; führe vor und während 
des Triebes einige Male vorsichtig Hornspäne- Abguss recht verdünnt zu und senke 
die Töpfe tief in den Boden, denselben mit einer Laubschicht bedeckend, an ge- 
eigneter Stelle ein. 

Wer die prächtigen Ahorne zu behandeln weiss und sie an rechter Stelle in 
seinem Gaıten anbringt, dem werden sie immer Freude und Nutzen bringen. 


Zimmerkultur in Archangel. 


Über die im hohen Norden herrschende Liebe für Pflanzen zur Ausschmückung 
der Zimmer schrieb mir Herr EMANUEL VoN MÜLLER aus Archangel: 

Im letzten Dezember hatten wir eine sogar hier selten niedrige Temperatur von 
weit unter — 33° R., die wochenlang bei völlig klarem Himmel und leichtem Ost- 
Nordost anhielt. Trotz sorgfältigen Heizens waren alle Fenster dick befroren und 
hatten die zu nahestehenden Pflanzenteile in ihre Eismasse hineingezogen, und 
doch, welch angenehmer Kontrast: draussen tötliche Kälte und im Zimmer heiteres 
Grün und Blüten. Selten wohl trifft man in Europa in irgend einer anderen Stadt 
eine so hochentwickelte Liebhaberei für Zimmerpflanzen, wie hier in Archangel, 
wo ausnahmslos jede menschliche Wohnung, die ärmlichste Hütte und das stolzeste 
Haus des reichen Kaufherrn, das ganze Jahr hindurch grüne und blühende Pflanzen 
an den Fenstern zeigen. 

Mit besonderer Vorliebe ziehen hier arme Leute, die kleine Hütten ın den 
Vorstädten bewohnen, in ihren auch ım Winter sehr warmen kleinen Stuben schöne 
kräftige Jasminum Sambac mit prachtvollem dunkeln Laube, wie es, bei auch ratio- 
neller Pflege selten gelingt und verschiedene Arten von Amaryllis, die sie das ganze 
Jahr hindurch in Vegetation erhalten werden. Dieses Zwiebelgewächs ist hier ganz 
ausserordentlich verbreitet und findet sich sogar schon bei den Bauern der um- 
liegenden Dörfer; vom März bis November kann man blühende Exemplare an- 
treffen. 

Abgesehen von den mit wahren Schätzen gefüllten Gewächshäusern sieht man 
hier ım Zimmer schöne Exemplare verschiedener Blatt- und Blütenpflanzen, so: 
Coffea arabica, Thea Bohea, Cinnamomum Reinwardti, Piper nigrum, Gardenia 
florıda, Myrtus pimenta, Jambosa australis (ein unermüdlicher Blüher), Ficus 
elastica, Franciscea Hopeana (ein Liebling unserer Damen), Jasminum Sambac 
Grand Duc de Toscane, Magnolia fuscata in Prachtexemplaren mit ihrem herr- 
lichen Wohlgeruch. Als Dekorationspflanzen Cocculus laurifolia, Musa Cavendishi 
und rosacea, Plectogyne in wahren Prachtexemplaren; von Palmen: Livistona chi- 
nensis, L. australis, Phoenix, Areca, Chamaedorea, Chamaerops humilis, die reizende 
Cocos Weddelliana, erst seit kurzem eingeführt und daher noch sehr en miniature. 
Der wunderliebliche Schlingstrauch Stephanotis floribunda ist hier dermassen be- 
liebt, dass man förmlich um Ableger bestürmt wird, diese Pflanze scheint nämlich 
einen weiteren Transport nicht gut ertragen zu können und geht unterwegs leicht 
aus. Als Winterblüher erfreuen uns Aeschynanthus-Arten sowie auch der über- 
reich blühende Siphocampylos bicolor. An Cacteen haben wir gleichfalls viele 
Species, die beliebteste Art bleibt aber immer Cereus speciosus durch ihr williges 
Blühen und Cereus grandiflorus, welcher hier längst nicht mehr zu den Seltenheiten 
gehört. Dennoch bleibt jedermann, wenn derselbe in warmer Sommernacht am 


Gartenflora 1889, 22 


” 
298 Zimmerkultur in Archangel. 


offenen Fenster seine prachtvolle Strahlenkrone geöffnet hat und den feinen Vanille- 
duft ausströmt, bewundernd stehen. i 

Der Phyllocactus phyllanthoides (Cactus alatus) ist schon zu den unteren Zehn- 
tausend hinabgestiegen, in aristokratischen Kreisen aber glänzen Phyllocactus 
Ackermanni in verschiedenen Farbennuancen. Noch erwähnen muss ich Cereus 
flagelliformis und Rhipsalis mit kleinen goldfarbenen Beeren auf allen Spitzen der 
Zweige. Desgleichen erfreut uns auch im Winter Epiphyllum Altensteini mit seinen 
schönen roten Blumen. Melonen- und Warzencactus (Melocactus und Mammillaria) 
nebst Opuntia werden auch gezogen. 

Mitten im Winter blüht bei mir Pancratium speciosum mit reicher Blüten- 
dolde, desgleichen Calla aethiopica und Pittosporum Tobira und der schon erwähnte 
Siphocampylos. 

Cinnamomum aromaticum haben wir hier schon wiederholt zu ziehen versucht, 
es ist uns aber nie geglückt, diese Art länger als 3-4 Jahre zu überwintern. Da- 
gegen gedeiht Choisya sehr gut und hat uns auch schon Blüten gebracht. Vor 
einigen Jahren konnte ich zur allgemeinen Bewunderung eine blühende Stanhopea 
tigrina ausstellen und jährlich blüht mir ein Oncidium mit prachtvollem Apfelduft 
und auch Zygopetalum Makayi wächst üppig und verspricht zu blühen. Sanseviera 
zeylanica steht seit drei Jahren zwischen Leben und Sterben, hat aber einen An- 
lauf zu neuem Leben genommen, indem sie einen kräftigen Nebenschaft getrieben 
hat. Murraya exotica hat die Aufmerksamkeit so manches Blumenfreundes auf sich 
gezogen, besonders auch durch ihre Eigentümlichkeit, die Blütenknospen für mehr 
als ein Jahr zum Voraus zu entwickeln. Es ist wirklich überraschend, wie wir 
nach langem Harren endlich ein ganzes Knospenbüschelchen entstehen sehen, das 
aus kleinen, Stecknadelknopf grossen Kügelchen besteht und sich auch im gleichen 
Jahr nicht weiter entwickelt. Im folgenden Jahre im Hochsommer fangen einige 
dieser Kügelchen an zu schwellen und es entwickelt sich eine weisse Blüte von 
der Form und Grösse des Citrus sinensis. Damit war es für ein Jahr abgethan, 
die übrigen Knospen verhielten sich unbeweglich, dauerten durch den Winter und 
brachten im nächsten Sommer wieder eine Serie Blumen und so fort, bis die ganze 
Dolde ihre Blumen hergegeben hatte. Unterdessen waren aber an anderen Zweigen 
neue Knospen entstanden, die sich zu neuer Blüte anschickten, fürwahr ein für 
Zimmerflor nicht genug zu empfehlender Strauch, und dabei so genügsam, so leicht 
zu behandeln, wie irgend ein Citrus, nur scheint er den Schildläusen auch sehr zu 
gefallen und kann man ihn trotz der unausgesetzten Sorgfalt doch nie absolut rein 
haben. Von den Blättern und Zweigen kann man die Unholde schon entfernen, 
doch nicht leicht aus den Blütendolden, wohin sie sich, wie es scheint, mit Vor- 
liebe zurückziehen. 

Von Blattpflanzen findet man hier ausser den erwähnten Palmen, Musen, Cor- 
dylinen, noch Philodendron pertusum (Monstera deliciosa), Alocasia ınacrorrhiza, 
Caladium odorum, verschiedene Begonien, besonders die prachtvollen Varietäten 
von B. Rex, mit ihren so ganz verschiedenen, auf grünem Grunde silberweiss, 
schwarz und rot gezeichneten grossen Blättern. Dann die bekannte Farngattung 
Adiantum, verschiedene Pteris-Arten, alle zum Arrangement in Blumenkörben und 
Jardinieren, deren Mitte Ismene und Eucharis einnehmen, so sehr geeignet. 

Die Ismene ist schon eine sehr begehrte Pflanze geworden, was auch nicht zu 
verwundern ist; findet sie doch in ihrem Duft kaum ihresgleichen und in der Form 
ist sie fast den Amaryllis gleich und kontrastiert so angenehm durch ihr reines 
Weiss der Blume gegen die Farbenpracht der Amaryllideen. Auch ihre Kultur ist 


Zimmerkultur in Archangel. 299 


sehr einfach und durch ihre reiche Bruterzeugung wird sie wohl bald Allgemein- 
gut werden, vielleicht noch ın grösserem Massstabe als Amaryllis. 

Erwähnen muss ich noch ein Terrarium, in welchem Herr Apotheker Bau- 
MANN hierselbst zarte Gewächse mit bunten Blättern zieht, die frei im Zimmer 
nicht gedeihen wollen, Prachtexemplare von Caladium mit weisser und roter 
Zeichnung, * Cissus discolor,, Dioscorea discolor, Maranta, Anthurium Scher- 
zerianum etc. etc. 

Sie können aus vorstehendem ersehen, dass hier ım höchsten Norden die 
Blumenliebhaberei in nicht geringerem Grade entwickelt ist, als irgendwo im ge- 
segneten Klima Mittel-Europas, und mit welchen Schwierigkeiten haben wir hier 
zu kämpfen! 

Zuerst die schrecklichen Wintermonate mit ihrer Finsternis, ihrem Luftmangel, 
der Ofenheizung und dem daraus resultierenden Feuchtigkeitsmangel,' infolge dessen 
uns schon zahllose Pflanzen zugrunde gegangen sind. Sodann im Sommer die un- 
gleiche Temperatur und das ungleiche Licht; nach lange trübem Wetter plötzlich 
greller Sonnenschein, der in wenigen Minuten die unter Glas stehenden Gewächse 
verdirbt, wenn man nicht gegen solche Eventualitäten a getroffen hat 
durch Lüften und Beschatten. 

Mit welchem Verdruss habe ich schon oft ım März oder April die schönsten 
Theerosenblüten von der Sonne gebraten gesehen. Wenn es draussen stürmte 
und schneite und keine Aussicht auf baldiges Aufhören des Unwetters möglich 
schien, wenn man sich zu anderen Verrichtungen entfernt hatte, brach plötzlich 
Phöbus Apollo siegreich durch den Wolkenschleier und verwelkt hingen die. zarten 
Kinder Floras, die der Gott zu feurig angeblickt hatte. 

Scarlet-Pelargonien, einfach und gefüllt, ebenso die verschiedensten gross- 
blumigen Odier-Pelargonien, winken in jedem Fenster, mit Fuchsien untermischt, 
desgleichen Lantana variabilis, Gloxinia-, Achimenes-, Tydaea-Arten, die sich ja 
so leicht vermehren lassen. Nirgends aber fehlt Nerium Oleander in allen Grössen 
mit seinen prachtvollen Blütenbouquets und Cordyline australis und indivisa, die 
das Volk hier Palmen getauft hat. 

Rosen dagegen scheinen hier nur die Domäne der Wohlhabenden zu sein, 
da man bei kleinen Leuten nur wenige der älteren, gerade nicht besten Sorten 
trifft. Früher war der Stolz dieser Leute eine Centifolie, diese Art ist aber so 
ziemlich aus Archangel verschwunden und jetzt durch Remontant-, Thee- und 
Bourbon-Rosen ersetzt, welche noch zu neu, d h. zu wenig vermehrt worden sind 
und sich deshalb ausschliesslich im Besitz der Vornehmen befinden. Sonst bilden 
noch verschiedene Annuelle, wie Levkoyen, Petunien, Reseda, Astern einen Bestand- 
teil der Fensterflora. 

Ein eigentlicher Blumenmarkt existiert nicht, nichtsdestoweniger kann man 
jeden Dienstag auf dem Viktualienmarkt (d. h. im Sommer) eine oder die andere 
Pflanze für vergleichungsweise billigen Preis kaufen, so Amaryllis blühend zo bis 
75 Kop. (T—1,50 Mark), Jasminum je nach Grösse 25—75 Kop., Oleander noch 
wohlfeiler. 

Seit einer Reihe von Jahren hat die Gartenliebhaberei unter den höheren 
Schichten der Einwohner Archangels sich sehr gehoben, geschmackvolle Gärten 
sind entstanden, exotische Pflanzen sind massenhaft aus dem Auslande, aus Peters- 
burg, Riga, Moskau verschrieben worden und es giebt kaum eine blumistische 
Novität, die nicht hier durch mehrere Exemplare vertreten wäre. | 

Soweit ım Auszuge Herr EMANUEL von MÜLLER. Stubenkultur hat sich ausser- 


22* 


300 Neue und empfehlenswerte Pflanzen. 


dem von den beiden Hauptstädten Russlands, von Petersburg und Moskau auch 
durch ganz Russland verbreitet. Man kann hier bei den Freunden dieser Kultur 
grosse Zimmer finden, deren den Fenstern naher Teil, soweit derselbe auffallendes 
Licht hat, wie zum Gewächshaus umgebildet erscheint, indem Palmen und andere 
leichter zu kultivierende Dekorationspflanzen bis zum dritten Teil das Zimmer 
einnehmen, während die zarteren Pflanzen den Fenstern näher oder teils auf den 
verbreiterten Fensterbänken aufgestellt sind. Vor einem hat man sich nur zu hüten, 
dass bei kaltem Wetter nicht unvorsichtig gelüftet wird, da der kalte Zug die 
schönsten und kräftigsten Exemplare tötet. Auch trotz der Doppelfenster muss 
man bei anhaltend kaltem \etter die Pflanzen weiter von dem Fenster abrücken 
und durch vorgestellte Bretter besonders deren Töpfe vor dem schädlichen Ein- 
fluss dieser beständigen kalten Zugluft schützen. Im übrigen macht die gleich- 
mässige Wärme aller Wohnräume, wie das im nördlichen Russland überall der 
Fall ist, die Wohnräume besser geeignet zur Kultur der Pflanzen im Zimmer, wie 
im westlichen Europa, und in Wahrheit giebt es nur wenige Pflanzen unserer Warm- 
häuser, die ein eifriger Liebhaber, dem jede einzelne Pflanze ans Herz gewachsen 
ist, im Zimmer und Zimmergewächshaus (Terrarium) nicht mit gutem Erfolge hier 
kultiviert. (E. R.) 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc. 


Washingtonia robusta H. Wendl., eine vor- | II. Washingtonia. 
zügliche Kalthauspalme. '  Blattstiel bedornt (ähnlich wie Brahea 
Hierzu Abbildung 49. und Copernicia), flach gerinnt, in die 
In der »BotanischenZeitung« 1879S.65 | obere Seite des Blattes sich keilförmig 
besprach HERMANN WENDLAND die von | verjüngend, mit faseriger, zerrissener 
LINDEN 1869 eingeführte, 1873 zuerst in Ligula, als Rachis sehr kurz in die Blatt- 
Gent ausgestellte Pritchardia filifera Hort. | spreite verlängert. 
und wies darauf hin, dass sie von allen Sekundärnerven längs des Randes 
andern Arten dieser Gattung verschieden | der Blattzipfel als freie Fäden herab- 
sel. Er schlug dafür einen neuen Gat- | hängend. 
tungsnamen Washingtonia vor. Wenn Hauptsächlich sind es also die frei 
auch DRrUDE letzteren nur als Unter- | herabhängenden Fäden, welche die 
gattung in ENGLER und PrRAnNTL, Natür- | Gattung Washingtonia sofort kenntlich 
liche Pflanzenfamilien, ı. Lief. S. 36, au- | machen. Ausserdem finden sich noch 
führt, so ist der Unterschied in den Unterschiede ın der Frucht. Dieselbe 
Blättern doch ein sehr auffallender, wie | ist kleiner (blauschwarz), das Meso- 
aus nachstehender Gegenüberstellung | carpium (Mittelschicht) fettreich, das 
erhellt. Endocarpium (Innenschicht, Steinschale) 
I. Pritchardia. ı dünn und bröcklig, der Samennabel sehr 
Blattstiel unbewehrt, obenauf ge- | klein. Von ihm steigt eine feine Riefe 
rınnt, auf der oberen Blattfläche in eine | auf, die in eine flache Vertiefung endigt. 
abgerundete Ligula (Blatthäutchen) | Die Embryogrube liegt genau im untern 
endend, als Rachis (Mittelnerv) lang in | Ende des Albumens. 
die Blattspreite verlaufend. Im Jahre 1833 gab HERMANN WEND- 
Sekundärnerven im Rande der | LAnD in der »Gartenzeitung« S. 198 die 
Blattzıpfel verlaufend, keine herab- Beschreibung einer zweiten, von LouiIs 
hängenden Fäden bildend. | VAN HoUTTE, Gent, eingeführten Art der 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen. 


301 


Gattung Washingtonia, robusta Herm. 
Wendl., die er alseine neueZimmerpflanze 
ersten Ranges sehr empfahl. 

Inzwischen ist sie auch von WENDLAND 
und Lupwis MÖLLER in des letzteren 
Deutschen Gärtnerzeitung 1888 S. 8 be- 
sprochen und sehr schön abgebildet 
worden, während den Herren Dam- 
MANN & Co., San Giovannı a Teduccio 
bei Neapel, das Verdienst gebührt, Samen 
davon in grösseren Mengen dem Handel 
dargeboten zu haben. Ihrem Katalog 
entnehmen wir unsere Abbildung. 

W. robusta unterscheidet sich von 
W. filifera durch viel kräftigeren, ge- 
drungeneren Wuchs, abstehendere freudig 
grüne (nicht graugrüne) Blätter, kürzere, 
steife, bis ı »2 lange, wenig übergebogene, 
mit zahlreichen, sehr. starken braunen 
Stacheln besetzte Blattstiele. Der Fächer 
trägt 60 Blattzipfel, ist ziemlich ge- 
schlossen, fast ı »2 hoch und 1'/, »» breit. 
Das betreffende, etwa ıojährige Exem- 
plar in Herrenhausen, von dem diese 
Masse stammen, hatte 1888 3 m Durch- 
ınesser und dabei kaum 2 Höhe. 

Der Stamm ist an ihm kaum sichtbar, 
hat aber 40m ım Durchmesser, verjüngt 
sich sehr stark nach der Spitze und ist 
von gespaltenen, lederbraunen Blattstiel- 
resten fest umschlossen. 

In der ersten Beschreibung giebt 
WENDLAND zur Unterscheidung von W. 
filifera noch die Stacheln des Blatt- 
stieles als gelblich und auf- und rück- 
wärts gekrümmt an, die Blattscheide auf 
dem Rücken als dunkler und schwarz- 
violett. am Blattstiel sich etwas hinauf- 
ziehend, die Blattplatte rundlicher und 
kürzer. Dies bezieht sich aber, wenigstens 
die Färbung, wie er später mitteilt, nur 
auf jüngere Exemplare. Ganz junge 
Pflanzen unterscheiden sich von W. filifera 
schon durch die violette Färbung der 
Blattscheiden und Blattstiele, die aber 
an älteren Pflanzen mehr und mehr 
schwindet. 

Das Herabhängen der Fäden ist bei 
W. robusta nicht so stark wie bei W. 
filifera.. Die neue Art gleicht mehr 


einer sehr gedrungenen Livistona sinensis 
(fälschlich Latania borbonica), die sie 
aber durch viel grössere Widerstands- 
fähigkeit und vielseitigere Verwendbarkeit 
übertrifft. 

Sie kultiviert sich gleich gut in warmen 
wie ın kalten Palmenhäusern, befindet 
sich im Winter sehr wohl im Succulenten- 
hause, verlangt aber grosse Gefässe, sehr 
nahrhafte Erde und im Sommer sehr 
viel Wasser. 

Sie kann ferner im Winter viel feuchtere 
Luft vertragen, als W. filifera, welch 
letztere durch zu grosse Feuchtigkeit 
sehr leicht die sogenannten Rostflecken 


Abbildung 49. Washingtonia robusta H. Wendl. 


bekommt. Sie ist eine der vorzüglichsten 
Palmen für Dekorationen, namentlich als 
Einzelpflanze im Sommer ım Freien bei 
brennender Sonne und im Winter im 
Kalt- oder im Warmhause. 

Unter dem ı. Mai d ]J. schreibt uns 
Herr Oberhofgärtner HERMANN WENDLAND 
zu Herrenhausen, dass mehrere Pflanzen 
im letzten Winter in der dortigen Oran- 
gerie bei 1—4°R. sehr gut durchwintert 
wurden. Dieselben müssen aber dann 
bei der niedrigen Temperatur möglichst 
trocken gehalten werden. 

Die Gattung Washingtonia unterscheidet 
sich auch geographisch von Pritchardia. 
Letztere kommt mit 5 Arten auf den 
Fidji- und Sandwich-Inseln vor, Washing- 


302 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen. — Alphabetisches Verzeichnis neuer Pflanzen. 


tonia mit ihren 2 Arten im südlichen 
Kalifornien und Arizona. Nach Wenp- 
LANnDs ersten Angaben in der Garten- 
zeitung 1883 S. 198 stammt unsere W. 
robusta vom Sakramento- Fluss in Kali- 
fornien, nach seinem neueren Bericht in 


MÖLLERs Gartenzeitung |]. c. kennt man | 


den Standort von W. robusta nicht genau. 

Samen wurden gleichzeitig mit oder als 

Samen der W. filifera eingeschickt. 
Nach den Herren DamMAnNn & Co. ist 


W. filifera eine der schnellwüchsigsten, 


widerstandsfähigsten Palmen, die in 
3 Jahren 60—80 cz hohe ausgezeichnete 
Marktpflanzen vom Ansehen der Latania 
borbonica giebt, bei einfachster Topf- 
kultur in gewöhnlicher Gartenerde. Sie 
soll nach ihnen sogar 5—7 °C. Kälte 
aushalten. 

Das wäre etwas für Herrn Kommerzien- 
rat KÖHLER in Altenburg, dessen allge- 
mein bewunderten subtropischen Pflanzen 
im freien Grunde wir in Nr. 9 der Grtfl. 
S. 235 abgebildet haben. L. W: 


Lobelia Kerneri 
ıst eine der schönsten Neuheiten, welche 
wir ın den letzten Jahren in den Gärten 


beobachten konnten. Sie stammt aus 
ı Costa Rica aus einer Meereshöhe von 
| 2000 Fuss und stellt eine halbharte Staude 
ı dar, welche seit 3 Jahren im Wiener bo- 

tanischen Garten im Topfe kultiviert und 
‚im Kalthause überwintert wird. Die breit- 
lanzettförmigen, hellgrünen, gezähnten 
Blätter bilden eine Rosette am Wurzel- 
halse und erhebt sich aus derselben ein 
einfacher, runder Stengel, der auf dem 
grössten Teil seiner Länge, mindestens 
auf ?/, derselben, mit ganz eigentümlich 
blauen, violett-purpurnen Blumen, die 
ı sehr schmale, aber lange Blätter besitzen, 
bekleidet ist. Die Ähre bildet in ihrer 
Höhe von 50-—70 cm einen prachtvollen 
Anblick. Bis jetzt ist hier noch kein 
Same geerntet worden und die Vermeh- 
rung nur durch Stecklinge (vielleicht 
Teilung?) geschehen. Wenn die Pflanze 
erst einmal in die Hände der Gärtner 
gelangt ist, dürfte sie mit ihrer nirgends 
ı in. gleicher Weise vorkommenden Färbung 
| Aufsehen machen. Sie scheint der Lobelia 
cardinalis nahe zu stehen. 

Wieich höre, soll sieauch Herr LEICHTLIN 
besitzen. L. v. Nacy. 


Alphabetisches Verzeichnis sämtlicher im Monat März 1889 beschriebenen neuen 
oder abgebildeten älteren Pflanzen, mit kurzen Beschreibungen. 
(Nachdruck verboten.) 


Betreffs der benutzten Zeitschriften und Abkürzungen siehe Seite 54. 


Abies Pinsapo X Cephalonica. R. S. ı15. 
Agaven- Gruppe in einem Garten von 


Algier. @. F. S. ır2 m. A. 
Anthurium Andreanum und seine Hybri- | 
dennGt PR. 12023. 
Apfel »Edler Sceresika«. P. S. 91. 
A. »Elise Rathke«. P. S. 92. 
A. »Madame Hayez«. P. S. 80. 
A. »Padley’s Pepping«. P. S. oo. 
A. »Schwerzer Reinette«. P. S. 93. 
Aralia Chinensis. A:@. S. go m..A. 
Arundinella anomala. Neu. &f. S. 167. 


Aster Stracheyi. Westl. Himalaya, 13000‘. 
Niedliche Alpine mit blauen Blüten; 
kriechend. Neu. @. S. 240 m. T. 

Azalea Indica in natürlichem Wuchse. 
A. G. S. 94 m. A. 


| Bambusa macroculmis (B. arundinacea). 
|  Vegetationsbild. W. S. ıo1. 
B. vulgaris, Habitusbild. W. S. 100. 
Barnadesia rosea. Südamerikanische Com- 
posite mit rosa-lıla Blüten. @. C. S. 300. 
INN. 
ı Begonia Clementine. F. S. 98. 
B. coccinea hybrida. Neue hübsche 
Knollenbegonie. R. S. 131. 
| B. X »John Heal«. (B. Socotrana X »Vis- 
countess Doneraile«) Blüte klein, dunkel- 
105a....G. S. 218 m.l% 
B. Scharffhiana. F. S. 97. 
B. Scharffiana. Neu. $.T. S. 44. 
B. Socotrana. G. S. 218 m. A. 
Benthamia Japonica. Neu. Gf. S. 167. - 
Berberis vulgaris var. asperma. G. S. 265 
"u ma 


| 


Alphabetisches Verzeichnis neuer Pflanzen, 


303 


Billbergia X Blireiana Ed. Andre hybr. 


nov. (B. iridıfolia X nutans). R. S. 139. 
Birne »Beurre Giffard«. M. S. 49 m. A. 
B., holzfarbige Butter-, Hochstammfrucht 

aus dem Garten der königl. ungarischen 

landwirtschaftlichen Akademie in Un- 
garisch-Altenburg. Farbige Tafel und 

Beschreibung in Fg. S. 66. 

B. »Monchallard«. 6. 0. S. 80. 

B., weisse Herbst-Butter-, 
frucht aus dem Garten der königl. 
ungarischen landwirtschaftlichen Aka- 
demie in Ungarisch-Altenburg. Far- 
bige Tafel und Beschreibung in Fg. 
S. 65. 


B. »Williams Christ-«. Fg. S. 54. 


Blumen-Sämereien, diverse neue. A. F. 
59330: mA: 
Bouvardia »President Cleveland«, schar- 
- Jach, und »Mrs. R. Green«, rosa. G@. 
53285 m: RR. ß 
Brahea nitida (Palmae). @. S. 284 m.A. 
Bulbophyllum suavissimum Rolfe nov. 
spee. 6..6:79, 207. 
Cacteen-Teppichbeet. D.G. S. 69. 
Canna iridiflora Ehemannı. &. S. 197 


m. A. 

C. »Louis Thibaut«, gelb, 
und »Victor Hugo«, 
S- 206 .m..T. 

Castanea Japonica. Neu. &f. S. 167. 

Catasetum Darwinianum Rolfe nov. spec. 
6. C. S. 394. 

Cattleya Balantiniana Rchb. f. nov. hybr. 
G.C. S 264. 

€. eitrina. Ja. S. 58 m. A. 

Cecidomyia-Gallen, Unterseite eines Wein- 
blattes mit. W. S. 108. 

Chamaerops humilis L. var. dactylocarpa 
Becc. B.T. S.3o m. T.. (schwarz). 

Chironia peduncularisLindl. B.M. T.7047. 


rot punktiert 
scharlach. @. 


(Gentianee mit dunkelrosa Bl. Süd- 
Südafrika.) 
Chrysanthemum »Elkshorn«. M. G. S. 76. 


Chr. in Muster- oder Ausstellungsform. 
M2 6.3.73: 

Clematis »Mme. Furtado-Heine« (Christen- 
Versailles 18389). Blume mittelgross, 


weinrot. Remontierend! R. S. 108 
a3 
Cobaea scandens fl. albo. Neu. R. S. ııo. 


Colystegia- sylvatica (C. grandiflora) als 
Garten-Zierpflanze. 6. S. 2ı5 m. A. 
Cypripedium X Maesereelianum Hort. Il. 

> Iy.0.L. 

C. %X robustiys X Sedeni = longifolium 
Rchb. f. nov. hybr. Vindob. 6. C. 
3. 394. 

C. Rothschildianum. J.'S. 238 m..A. 

C. venusto-Spicerianum J. O’Br. nov. hybr. 
6.C. 5, 394. 


Hochstamm- 


Dahlia Lilliput alba plena. 
m. A. 

D. variabilis. D. 6. S. 52. 

Dendrobium X chrysodiscus Rolfe. (D. 
Ainsworthii X Findleyanum.) &6. C. 
S. 297. 

D. x melanodiscus Rolfe. (D. Find- 
leyanım X Ainsworthi). @. €. S. 297. 

D. undulatum. J. S. 2ı3 m.A. 

Dianthus plumarius semperflorens. 
Gf. S. 139. 

Didymium daedaleum B. et Br. Pilz auf 
Gurkenpflanzen. @.C. S. 364 m. A. 
Digitalis purpurea vars. @. S. 292 m. A. 
Disa tripetaloides N. E. Br. S. Afr. Neu 

für die Kultur. @.C. S. 360. 
Dolichos Lablab. W. S. 119. 
Eiche, die Hermanns-Eiche ım Parke zu 


- Rv. S. 65 


Neu. 


Muskau. P.R. S. 187. 
Eranthis hiemalis. Ja. S. 59 m. A. 
Erdbeere »Dr. Veillard«. Neu. &f. S. 167. 


E. »Helene Godefroy-Lebeuf« und »Pro- 
digue Godefroy-Lebeuf«. Neu. Ja. S.55 
m.T. 

Erica cuculata. D.6. S. 53. 

E ventricosa coccinea minor. 
m Ar 

Exochorda grandiflora. Fruchtbildung der- 


G. S. 192 


selben. FR. S 127. m. A. 
Fendlera rupicola Engelm. et Gray. 
Texas. Kleiner Strauch mit blass- 


blauen Blumen, den Hydrangeen nahe- 
stehend. Noch selten ın Kultur. @. F. 
STD 

Fraxinus excelsior. Grosses Exemplar 
zu Herenden Hall (England). G. S. 257 
m. A. 

Gemüse, neue. M. 5. 54 m. A, 
und. B2 I. S. 87.m. A: 

Gigantochloa atter. (Bambus-Art.) Rie- 
siges Exemplar im botanischen Garten 


Il. S. 26 


von Peradenia (Ceylon). R. S. 104 
mA, 

Gingko adıantıfolia in Kew Garden. &.C. 
S. 264 m. A. 

Godetia-Arten und Varietäten. M. S. 63 
Ina U. 


G. »Feenkönigin«. Farbige Tafel No. III 
in N. und W. S. 118. 

Grevillea Preissii. Blüten rot; Laub fein 
zerschlitzt. Ja S 69 m.A. 

Gurken-Arten. Ja. S. 63 m.A. 

Haferwurzel (Tragopogon porrifolius) und 
Schwarzwurzel (Scorzonera Hispanica). 
B.2S, 1712 ma 

Hedysarum coronarıum W. S. ı18. 

Helianthemum Apenninum und Bu EU 
Ja: 5.04. m, A. 

Hydrangea stellata plena. Neu. 6f. S. 167. 

Impatiens Rodigası L. Lind. Java. Neu. 
Blume karmin. Il. S. 25 m.T. 


304 


a 
#7 


Alphabetisches Verzeichnis neuer Pflanzen. 


Iris atropurpurea Baker nov. spec. Syrien. 
676! S. 330. 

I. Rosenbachiana. Frühblühende zwergige 
Art. Blütenfarbe veränderlich. 1. S. 233 
m. A. 

Kamellie, Habitusbild. P.R. S. 135. 

Kartoffel, Früh-, »Edelweiss«. P. R. 
S. 153. 

Kirsche »Gros Bigarreau Blanc«. Ba. 
S.05 m... 

Lachenalia Nelsoni, pendula und luteola. 
BRSSHsL mA, 

Laelia majalıs. M. S. 66 m. A. 

Larix Europaea pendula. @. S. 245 m. A. 


Lathyrus latıfolius. W. S. 117. 
Erodoratusı" W. S. 117. 

Leycesteria formosa Wall. Fg. S. 61. 
Lilium giganteum. J. S. ıgı m. A. 


l.. nepalense D. Don. Gelb, im Grunde 


purpurn. B.M. T. 7043. 
Lobelıa littoralıs ın Blüte u. mit Früchten. 
Bew 


Lowrya campanulata. Der 


BSSF 128, m At 


Masdevallıa Tovarensis Rchb. £ L. 
Tr. 
Mentzelia ornata. F. S. 65. 


Miltonia vexillaria und M. phalaenopsis. 
G. S. 269 m. A. 

Mimulus cardinalis Lindl. 

Mina lobata. M. @. S. 81. 

Mohn-Arten, perennierende. 

m. A. 

Mohn-Varietäten (Papaver rhoeas) von 

Shirley in allen Schattierungen von 

weiss bis scharlach. 

Mormodes luxatum Ldl. Mexiko. R. S. 132 

mA. 

Mutisia clematis. Schlingende Composite 
Südamerikas mit roten, langgestreckten 
Blütenköpfen. J. S. 253 m. A. 

Nareissus »Ard Righ« (Irishking). |. 
S. 219 m. A. 

N. papyraceus. 6. S. 272 m. A. 

Nelken, neue. A.F. S. 357. 

Neuere botanische Entdeckungen in China. 
GSE2 SS: 122: 

Odontoglossum Cervantesı Iilacınum. L. 
A172: 

Olearıa Gunniana. W. S. 121. 

O. ramulosa. W. S. 122. 

Oncidium iridıfolium Ldl. 

Opuntia 
Grosse gelbe Blüten. 

Papaver-Arten und Varietäten. 
m. und X. 

P. laevigatum. Persien. Neu. S.T.S.45. 

P. laevigatum M. von Bieb. Farbige 
- Tafel Nr. III und Beschreibung in N. 
S. 65. 


BEIS:705: 


E69: 
polycantha Haworth. Hart! 
B.M. T. 7046. 
M. S. 50 


Aspidistra | 
ähnliche Blattpflanze aus Cochinchina. 


A. G. S. 89 | 
ı R. Byzantina. 


6.C. S. 308 m. A. | 


Persea gratissima- Gaertn. 
Obstbaum. Ja. S. 66 m. A. 


Tropischer 


Pfirsich »Mignonette«. @. S. 261 m. A. 
| Pflaume »Grand Duke«. J. S. 267 m. A. 


Phalaenopsis Mariae. Sunda-Inseln. J. 
5.273. mEAR 

Ph. Schilleriana und grandiflora. NM. S. 52 
m. A. 

Phytoptusgallen, Oberseite eines Wein- 
blattes mit. W. S. 107: 
Picea excelsa var. viminalis. 

m. A. 

P. (richtiger Abies) lasiocarpa. @. S. 201. 
m. A. 

Pinus Jeffreyi Balf 

Plumiera bicolor R. 
ID AN 

Polyactis galanthina B. et Br. Pilz auf 
Schneeglöckchen. @&.C. S. 275 m. A. 

Polystachya pubescens Rchb. f. L. T. 170. 

Populus monilifera in Danny Park, Sussex 
(England). G. S. 189 m. A. 

Primula Sinensis alba plena grandiflora. 
Rv. S.49 m. T. 

Reblausgallen, Unterseite eines Wein- 
blattes mit. W. S. 109. 

Rhododendron Nobleanum. Frühblühend. 
G. S. 200 m. A. 

Rh. (Azalea) Vaseyi. Neu. Gf. S. 168. 

Rh.Veitchi. Moulmein. Grossblumig, weiss. 
GSS2ar me 

Rosa alba L. forma suaveolens. Weisse 
Rose von Kazanlık. 6f. S. 128 m. A. 

Gf. S. 159 m. & 

R. Gallica L. var. Damascena Mill. forma 
trigintipetala. Rote Rose von Kazanlık. 
Gf. S. 129 m. A. 

R. gigantea Collett. Birma. 4— 5000‘. Neu. 
Jene Star: 
R. polyantha »Docteur Reymont«, »Mme. 
Alegatiere« und »Marie Pavie«. Neu. 

Gf. S. 141. 
R. p. »Mlle. Blanche Rebatel«. Neu. R. 


S. 121. 


Gf. S. 135 


G.C. S. 360 m. A. 
et» P.. ‚bie arzo 


| Rose »Clotilde Soupert«. Neu. (»Mignon- 


ette« X »Mme. Damaizin«.) Rosa. J.r. 
SEAT 0 

Rose »Kaiserin Friedrich«. M. &G. S. 65. 

R. »Rankende Niphetos«e.. Neu. Gf. 
S= 107. 

R., rote Damascener aus Kanzanlık. Die 
Zöschener Pflanzen. G&f. S. 160 m. A. 


R., weisse Damascener aus Kazanlik. 
Die Steinfurther Pflanzen. G&f. S. 160 
nn Yal 

R., Thee- »The Queen«. Neu. Sport 
von »Souvenir d’un ami«. Weiss. M. 
SEAT 

Rosen, neue französische. J. S. 192. 


Rosenkohl »Dixons President Carnot«. 
Neu. Ba. S. 92. 


y 
2 


Alphabetisches Verzeichnis neuer Pflanzen. — Kleinere Mitteilungen. 


395 


Rosenpyramiden. F. S.gı. 92. 

Rosenstamm, ein- und zweijährigeKronen. 
Eu SS 70. 

Runkelrübe mit dracaenenartigen Blättern 
als Zierpflanze. Rv. S.53 m. A. 


Saccolabium coeleste. Neu. J. S. 197 
m. Ar 
Sarcochilus luniferus Benth. mss. Nur 


von botanischem Interesse; gelb mit 
braunen Flecken. Moulmein. B. M. 
T. 7044. 

Saxifraga ciliata. Nepal, Kumaon. Gross- 
blätterig; rosa Blüten. 6. C. S. 364 
IA. 

S. cuscutiformis, media, Mawcana, Bur- 
seriana var. major und Pyrenaica var. 
superba. 6.C. S. 329 m.A. 

Seilla Ledieni Engl. Gf. T. 1294. 

Sellerie »White Plume<« (Henderson). Ba. 
S. 89 m. A. - 

Senecio elegans Pompon double. 
B-S..139 m. A. 

Shortia galacifoli A. Gray. Nord-Caro- 
lına, Japan. (Diapensiacee). Kleine 
seltene Staude mit lederartigen Blättern 
und weissen Blüten. @. C. S. 397 m. A. 

Sorbus aucuparia atropurpurea Carr. Neu. 
Früchte dunkel-korallenrot. R. S. 114. 


Neu. 


Sprossenkohl, englischer »President Car- 
note. W. S. 126. 

Stachys affınis Bge. China, Japan. Neue 
Gemüsepflanze. Ja. S.7ı m. A., A.&. 
S. 1oı m. A, Ba. S.79 m.A. 

Strelitzia reginae. A.G. S.gı m. A. 

Stuartia Pseudo-camellia Maxim. (Tern- 
strömeriaceae), weisslich, mit gelben 
Staubfäden. Japan. B.M. T. 7045. 

Tomate »Lorillard«. A. G. S.85 m. A. 

Torenia 'Tournieri compacta. D. 6. S. 60. 

Tritoma Uvaria. P.R. S. 149. 

Tournefortia cordifolia Ed. Andre. 
649.223 mr A! 

Tulpe, frühe, »Grand Duc de Russie«. 
RY. S2.01 m. 

Vallota purpureamagnifica. Schöne Schau- 
pflanze derselben. &@. S. 2ıı m. A. 

Viola tricolor flore pleno. (Amerikanische 
Neuzüchtung). M.&. S. 55. 

Viscum album. 3.6. S. 454. 

Weide, auf japanische Art in einem Mi- 
niatur-Topf gezogen. A. G. S. 95 m.A. 

Weinblatt mit Cecidomyagallen. W. S.108. 

W. mit Phytoptusgallen. W. S. 107. 

W. mit Reblausgallen. W. S. 109 

Zwiebel, Riesen-, blutrote Zittauer. Neu. 
S. 19.45. 


Neu. 


Kleinere Mitteilungen. 


Der Blumenschmuck beim Einzuge des Königs 
von Italien in Berlin. 

Der Verein zur Beförderung des Gar- 
tenbaues hat beschlossen, auf seiner 
nächstjährigen grossen allgemeinen Aus- 
stellung vom 25. April’ bis 5. Mai im 
Landes - Ausstellungsgebäude zu Berlin 
ganz besonders 
des Gartenbaues mit der Architektur zur 
Geltung zu bringen. Er hat sich zu dem 
Zwecke mit den namhaftesten Architekten 
in Verbindung gesetzt und es möchte 


uns scheinen, als ob die für die Aus- | 


stellung gehegten Gedanken zum Teil 
schon jetzt zur Ausführung gekommen. 
Allüberall fand sich an und auf den 
Triumphbögen, an den Statuen, an den 
Balustraden Blumenschmuck, in Vasen, 


vergoldeten Körben und in allen mög- 
lichen und unmöglichen Gefässen, so | 


dass wohl selten eine derartig geschmack- 
volle Verbindung von Architektur und 
Gartenbau gesehen war. — Nur einiges 


auch die Verbindung 


müssen wir ernstlich rügen: Am Opern 
platze, also an einer Hauptstelle, hatte 
man den Sockel der Doppel-Statue der 
Italia und Germania mit grellen Papier- 
Blumen geschmückt! Als ob es ım Mai, 
noch dazu ın einem Mai, der so schön 
und blütenreich wie wohl keiner je zu- 
vor, an frischen Blumen gemangelt hätte! 
— Und dazu hatte wohl noch jeder Un- 
befangene das Gefühl, dass hier eine 
unbeabsichtigte 'Taktlosigkeit vom Künst- 
ler begangen war, indem er die Germania 
(nebenbei bemerkt eine unschöne lang- 
halsige) fast einen Kopf grösser dar- 
stellte als die Italıa. 

An einer andern Stelle, gerade vor 
dem Schlosse, standen auf den beiden 
Balustraden die Töpfe ganz kahl, ohne 
jede Moosumhüllung u. dergl. da, und 
an den Ecken fanden sich abgeschnittene 
Riesen-Bouquetts in einer rohen, unver- 
hüllten halben Buttertonne! Doch viel- 
leicht ist all das mit dem Mangel an 


306 


Kleinere Mitteilungen. 


Zeit zu entschuldigen, da alles im Fluge 
gemacht werden musste. Im grossen 
und ganzen bot der Blumenschmuck 
auf der Feststrasse einen herrlichen 
Anblick. TE W. 


Berliner Park-Angelegenheiten. 

Die städtische Parkdeputation hielt 
am ı. Mai unter Vorsitz des Stadtrats 
FRIEDEL eine mehrstündige Sitzung ab. 
Der Dönhoffsplatz soll noch durch 
neue Anpflanzungen und durch die An- 
lage von zwei grossen Springbrunnen 
(mit tiefen Becken ohne Rand) verschö- 
nert werden. 
TIG ist beauftragt, Entwurf und Kosten- 
anschlag aufzustellen. 

Für den Gensdarmenmarkt ist vor 
der Freitreppe des Schauspielhauses auch 
ein Springbrunnen projektiert. Der Ent- 
wurf des Gartendirektors für die ganze 


Der Gartendirektor MÄcH- | 


Anlage ist mit einer kleinen Änderung | 


(Herrichtung von drei Erholungs- bezw. 


Spielplätzen) von der Parkdeputation ge- 


nehmigt worden. Die neu anzulegenden 
Rasenflächen werden durch 2 »z breite 
Fusswege durchschnitten werden. 


| stücks für den geforderten Preis von 


5ooo Mk. empfehlen. 

Auf ein Gesuch des Komitees zur Er- 
richtung eines MEYER-Denkmals (für 
den verstorbenen städtischen Garten- 
direktor MEvER) um Überlassung eines 
Platzes zur Aufstellung eines Denkmals 
hat die Parkdeputation einen Platz im 
Treptower Park bestimmt. 

Die Baum-Pflanzungen in den 
Strassen von Berlin sollen nach einem 
neuerdings gefassten Beschluss der 
Stadtverordneten durch Privatunter- 
nehmer ausgeführt werden. Die Park- 
deputation hat sich darum an sechs 
Unternehmer gewendet, von welchen in- 
dessen nur einer sich gemeldet hat. 
Derselbe stellte aber solche Bedingungen, 
dass die Kosten sich bei weitem höher 
stellen, als diejenigen, welche bei den 
Anpflanzungen durch die städtischen An- 
gestellten entstehen. Die Deputation 
hat daher beschlossen, die städtischen 
Behörden hiervon in Kenntnis zu setzen 
und zu beantragen, auch fernerhin die 


, Baumpflanzungen durch die städtische 


Die Anwohner des Belle Alliance- 


platzes, namentlich die Ladenbesitzer 


| Umfahrt durch 


daselbst, haben zu wiederholten Malen | 


bei den städtischen Behörden Klage ge- 


führt, dass die den Platz umstehenden | 
grossen Bäume mit ihren dicken blatt- 


reichen Kronen ihre Geschäftslokale ver- 
dunkeln und um Abhilfe gebeten. 
Parkdeputation hat deshalb beschlossen, 
sieben vom Gartendirektor bezeichnete 
Bäume aus der Baumreihe zu entfernen. 

Auf Antrag des Königstädtischen Be- 
ziırks - Vereins soll ein Versuch, den 
grossen Teich im Friedrichshain 
mit Wasser zu versorgen, nach den Vor- 
schlägen des Oberinspektors der städti- 
schen Wasserwerke, des Ingenieurs 
ÖSTEN, gemacht werden. 

In weiterer Abrundung und Erweite- 
rung des Treptower Parkes wird die 
Deputation den städtischen Behörden 
den Ankauf des im Park belegenen, 


dem Hofrat DE Cuvry gehörigen Grund- 


Die ı 


Parkverwaltung ausführen zu lassen. 

Am 22. Mai fand die übliche jährliche 
die städtischen Parks 
statt und zwar wurden diesmal der Vic- 
torıa-Park, der Friedrichshain und der 
Humboldthain besucht. 

Die Parkdeputation wird demnächst 
auch einen Ausflug nach den forstlichen 
Versuchsgärten inEberswalde machen. 

Pflege von Pflanzen durch Schulkinder. 

Der Gartenverein zu Bonn beabsich- 
tigt, wie dies schon seit Jahren in Düssel- 
dorf und Darmstadt mit gutem Erfolge 
geschieht, eine Pflege von Pflanzen durch 
Schulkinder, und zwar nach folgendem 
Plan einzuführen: Ein zu diesem Zweck 
gebildetes Komitee bestimmt die Arten 
von Pflanzen, welche den Kindern über- 
geben werden sollen, und setzt den Tag 
für die Verabfolgung fest; jedes Kınd 
erhält alsdann drei Pflanzen verschiedener 
Art, sowie gleichzeitig eine gedruckte, 
leicht fassliche Anleitung zur Pflege; die 


Kleinere Mitteilungen. 


= 


3% 


Pflanzen werden den Kindern zum Preise 
von ıo Pfg. pro Stück erlassen und ver- 
bleiben nun in ihren Händen bis Anfang 
September, zu welcher Zeit eine Aus- 
stellung derselben stattfindet; an letzterer 


können sich aber nur diejenigen Kinder | 


beteiligen, welche noch im Besitze sämt- 


licher drei Pflanzen sind. Das Komitee 


prüft nun die ausgestellten Pflanzen und 
kann je nach Massgabe des Kultur- 
zustandes derselben Geldprämien von 
3, 2 und ı Mk. zuerkennen. Um das 
Auswechseln der Pflanzen zu verhindern, 
werden sie, bevor sıe verabfolgt werden, 
mit einer Plombe versehen. 

Die Lehrpersonen haben das Recht, 
die Kinder zu bezeichnen, welchen diese 
Vergünstigung zu Teil werden soll und 
zwar einerseits unter Berücksichtigung 
ihrer Vorliebe für die Natur, anderer- 
seits ihres Wohlverhaltens; bei Kindern 
besonders bedürftiger Eltern können die 
Lehrer die unentgeltliche Überlassung 
der Pflanzen beantragen. 

Der Zweck dieser Einrichtung ist nach 
dem Jahresbericht des Gartenbauvereins 


, selten 


zu Bonn pro 1888 ein doppelter; einer- | 


seits soll den Wohnungen der arbeiten- 
den Klasse durch die Pflanzen ein neuer 
Reiz verliehen und andererseits bei dem 
heranwachsenden Geschlecht der Sinn 
für die Natur geweckt werden; lernen 
die Kinder aus eigener Erfahrung kennen, 


welche Mühe und Sorgfalt die Heran- 


zıehung von Pflanzen erfordert, so werden 
sie sich weniger leicht hinreissen lassen, 
wie dies ja leider nur zu häufig geschieht, 
gärtnerische Anlagen zu zerstören und 
Bäume zu beschädigen und durch ihr 
Beispiel auch auf andere einen heilsamen 
Einfluss ausüben. E. M. 
Eine Massregel gegen das Beschädigen 
der Bäume 
ist nach einer Mitteilung des Herrn WIEsE 
im Gartenbauverein zu Stettin im Schloss- 
park zu Zirkow bei Putbus auf Rügen in 
Anwendung gebracht. Daselbst und an 
dem von dort nach Putbus führenden 
Wege sind bei den zahlreich vorhan- 


interessante Experimente angestellt. 


denen Baumpflanzungen Warnungen gegen 
den Baumfrevel angeschlagen, welche 
sich von den sonst üblichen dahin unter- 
scheiden, dass sie dem Missethäter nicht 
den betreffenden Strafgesetzparagraphen 
ins Gedächtnis rufen, sondern dass sie 
vielmehr moralisch wirken sollen; die 
angeschlagene Warnung lautet: 
guter Mensch beschädigt keine 
Bäume.« So einfach diese Mahnung 
auch ist, so soll doch der Baumfrevel 
hier zu den Seltenheiten gehören. 
E. M. 


»Ein 


Thyrsacanthus rutilans. 
Diese reizende Pflanze findet man nur 
in den Gärtnereien und doch 
sollte sie ihres schönen, reichlichen Flors 
wegen viel häufiger verwendet werden. 
Die ginsterartigen Zweige sind ruten- 


-förmig, lang und hängen weit herab. 


Man hängt deshalb die Töpfe ähnlich 
wie Örchideenkörbe auf. Die roten 
Blüten stehen langen, hängenden 
Trauben zusammen.*) (The Garden.) 


in 


Über die Beziehungen der Schwere der Samen 
zu ihrer Keimfähigkeit 

hat nach der Rev. hort. M. Leon DUFOUR 

Er 

säte im ganzen ız2 Bohnen aus, davon 

wogen 


AN Stücke) 0:59; 
4 » » 4,5» 
2 » 2 3,5? 
2 » » 2,5» 


Von diesen keimten die vier ersten nach 
6, 11, 13, 23 Tagen; die vier der zweiten 
Gruppe nach 20, 22, 24 und 34 Tagen; 
die vier der dritten und vierten Gruppe 
überhaupt nicht. 

Ein weiteres Ergebnis des DUFOoUR- 
schen Experimentes ist, dass die Pflanze, 


=) Auf der Winter-Ausstellung d. Ver. z.B. d.G. 
im Centralhotel erregten die schönen Exemplare 
von Thyrsacanthus rutilans des Hrn. A. HuPpE 
in Connewitz bei Leipzig so die Aufmerksamkeit 
des damaligen Kronprinzen (jetzt verstorbenen 
Kaisers Friedrich), dass auf seine Veranlassung 
ı Exemplar der Kaiserin Augusta übersandt 
wurde. (Gartenzeitung 1884 S. 68.) 


308 


Kleinere Mitteilungen. 


welche sich aus dem nach 6 Tagen kei- 
menden Samen entwickelte, die grösste 
Höhe, die grössten Blätter etc. erhielt. 
(Dr. D.) 
Primula acaulis 
blühte bei London, vielleicht infolge des 
feuchten, kühlen Sommers schon von Sep- 
tember 1888 an. Ein eigentümliches Gefühl 
der Freude überkam uns, als wir Ende 


November bei niedergehender Natur ein | 


mit bunten Farben bedecktes Beet dieser 
echten Frühlingsblumen betrachteten. 
Wenn auch diese Primel ohne wesent- 


lichen Nachteil strenge Kälte vertragen | 


kann, so war es doch wirklich zu be- 
dauern, dass die kommende rauhe Jahres- 
zeit nur zu bald den bunten Farben- 
teppich vernichtete. 

Cr. SONNTAG in London. 


Hoya carnosa in Frucht. 

In einer der letzten Sitzungen der 
Societe nationale d’horticulture de France 
wurde eine Hoya carnosa mit Frucht 
vorgelegt. Die Blüte war von einer 
Schnecke befruchtet worden. Man sieht, 
bisweilen sınd selbst diese "Tiere nütz- 
lich. (Le Jardin.) 


Aspidistra elatior (Plectogyne) 
ıst bekanntlich eine der härtesten Zimmer- 
pflanzen. Wir haben hier 
einem städtischen Garten 


in Wien in 
des Herrn 


Erzh. JOHANN SALYATOR etwa 4o Stück 


jetzt das zweite Jahr im Freien, nur mit 
geringer Wurzeldeckung überwintert, ohne 
dass die Blätter gelitten hätten. Heüte, 
am 18. Februar, wo wir Tauwetter haben, 
nachdem vor drei Tagen morgens 9'/,R. 
beobachtet wurden und die Pflanzen in 
diesem Winter viermal dem heftigen 
Froste und folgendem Auftauen ausge- 
setzt waren, konnte ich ein ganz un- 
beschädigtes Blatt abschneiden und 
hätte ich noch mehrere andere verwen- 
den können. 

Aber diese Pflanze ist auch botanisch 
merkwürdig dadurch, dass sie eine von 
den wenigen ist, deren Befruchtung durch 


Schnecken vollzogen wird. Schon 
DELPIınNo und HILDEBRAND hatten diese 
Beobachtung gemacht und wurde der 
Vorgang dabei neuestens in der Januar- 
sitzung der Edinburger botanischen Ge- 
sellschaft detailliert geschildert. 

(Verspätet.) L. v. Nacy. 

Stecklinge von Kartoffeln. 

Die Beschreibung eines interessanten 
Versuches giebt B. S. in The Garden. 
Derselbe pflanzte eine etwas über zwei 
Zoll lange Kartoffel in einen 'T'opf und 
stellte letzteren warm. Die vier ersten 
Triebe schnitt er scharf an der Knolle 
ab und steckte sie wie Stecklinge. Die 


Pflanze bildete darauf neue Triebe, 
welche er ebenso behandelte. Dies 
machte er bis Ende Juni. Da pflanzte 


er die Mutterpflanze und die Stecklinge 


' (14 Stück ım ganzen) aus und erntete 


am 13. September von der Mutterpflanze 
ıI, von einem Steckling 9, von 2 Steck- 
lingen 8, von einem 7, von vier 6, von 
einem 5, von zwei 3, von einem 2, von 
zwei ı Knolle, ım ganzen also 82 Knollen. 


ı Von diesen waren nur 5 kleiner als die 


Mutterpflanze. Dies Verfahren dürfte 
sıch namentlich zur Anzucht von Saat- 
gut wertvoller Sorten eignen.) 


Die Azaleen des Herrn Albert Schwarzburg 
in Pankow bei Berlin. 

Während im allgemeinen ın Berlin man 
sich nur mit den gewöhnlichen Markt- 
sorten der Azaleen beschäftigt, ziehen 
einige wenige auch die neueren Sorten. 
Zu diesen gehört auch Herr ALBERT 


| SCHWARZBURG, Pankow, Florastrasse 43, 
der zum Teil selbst neuere Sorten ein- 


geführt, zum Teil die vom Ver. z. Bef. 
d. Gartenbaues angekauften zur Prüfung 
übernommen. 

Wir sahen bei ihm kürzlich ein grösseres 
Sortiment in schönster Blüte und nennen 
davon: 


*) Ist auch von Herrn Lehrer und Waisen- 
vater SCHULTZE in Pankow bei Berlin seit Jahren 


mit gutem Erfolge ausgeführt. L. W 


Kleinere Mitteilungen. — Ausstellungen und Kongresse. 


309 


ı. Johanna Gottschalk, gut gefüllt, 
vom reinsten Schneeweiss und von 
ruhigem, d.h. ganz geründetem Bau, 
nach dem Züchter C. ScnuLz-Hanau 
die beste weisse. 

2. Eborina plena (C. Schulz), eine 

schon etwas bekanntere, wegen ihrer 

Elfenbeinfarbe und ihrer kräftigen 

festen Blume ausgezeichnet,. sehr 

zum Sehnitt geeignet. Zum Treiben 
geeignet. 

Dr. Metzger (C. Schulz 1886), kar- 

moisin, schön gefüllt, gut gebaut. 

4. J. W. Moore (L. van Houtte 1885), 

halbgefüllt, lebhaft karminrot. Die 

Blütezeit dauert nach van HoUTTESs 

Katalog über einen Monat. Eine 

der vier Sorten, die 1883 in Gent 

als Neuheiten den ersten Preis er- 
hielten. 

Scharlachröschen, für Sortimente. 

Berner B2.S;Willtams ((B. van 

Houtte 13835), sehr gross, einfach, 

wollig gerandet, rosa-lila mit blut- 


(#5) 


au 


rotem Fleck. Certifikat I. Klasse in 


London 1884. 

7. Columba (C. Schulz), weiss, mehr 
oder weniger karmin gestreift und 
punktiert, Regierungsrat von ESCH- 
WEGE, ähnlich wie Helene T'helemann. 

8. Souvenir du Prince Napoleon. 

9. Zar Alexander III. (L. v. Houtte 

1884), gefüllt, gross, dunkelkarmin, 
die drei oberen Blumenblätter blut- 
rot gefleckt, preisgekrönt in Peters- 
burg 1384. 


ıo. Madame ]J. E. Planchon, gross, 


weiss, rosa gestreift, mit schwefel- 
gelbem Fleck. 


ı1. Sakuntala (C. Schulz), weiss, ge- 
füllt, sehr gross, reichblütig, Blume 
aber etwas weichlich. 

ı2. Rhea, ähnlich, etwas kleinblumiger. 

13. Frau Hermann Seidel (Liebig), 
weiss, bekannte gute Sorte. 

14. Luna, gross, weiss, mit einzelnen 


roten Streifen. 

Von vielen Seiten sind die SCHWARZ- 
BuURGSchen Azaleen mit grossem Interesse 
besichtigt worden und hat derselbe ab- 
geschnittene Nummern auch am 23. Mai 
im Ver. z. B. d. G. vorgeführt. 


Ernte-Aussichten in Guben. 
Über die diesjährige voraussichtliche 
Ernte möchte ich folgendes bemerken: 
Infolge des warmen Wetters ist der 
Verlauf der Kirschblüte ein ausgezeich- 
neter gewesen und stehen wir vor einem 


\ reichen Kirschenjahr. Äpfel, namentlich 


die späterblühenden Warraschken, sind 
trotz ihrer reichen Knospenentwickelung 
durch den Blütenstecher furchtbar deci- 
miert worden und ist fraglich, wie die 
weitere Entwickelung sein wird. 

Von Birnen haben nur wenige Bäume 
geblüht, diese wenigen haben aber reich 
angesetzt. Ebenso ist der Stand der 
Gemüse ein ausgezeichneter. Spargel 
ist im Überfluss vorhanden, Kopfsalat 
aus dem freien Lande zu haben, Erbsen 
blühen, Bohnen werden bald folgen u.s.w. 

Ein gesegnetes Frühjahr für die hiesigen 
Winzer. A. BOMBE. 


Ausstellungen und Kongresse. 


Berlin. Das endgültige Programm 
für die grosse allgemeine Gartenbau-Aus- 
stellung vom 25. April bis 5. Mai wird 
in den nächsten Tagen erscheinen. Das- 
selbe ist unentgeltlich 


vom General- | 


Sekretariat, Berlin N., Invalidenstr. 42 zu | 


beziehen. 
Das Programm für die Chrysanthe- 


mum-Ausstellung des Vereins zur 


Bef. des Gartenbaues ın Berlin, Mitte 
November 1839, ist wie folgt festgesetzt: 
I. Pflanzen. 
ı. Sortimente, 
2. Schaupflanzen, 
3. Sorten, die sich für den Schnitt 
besonders eignen, 
4. Pflanzen mitSchaublumen nach 
englischer Art. 


” Bi 


3Io Ausstellungen und Kongresse. 


II. Abgeschnittene Blumen. 
5. Sortimente, 
6. Blumen für den Markt. 
7. Schaublumen (Riesenblumen 
nach englischer Art). 
An Preisen sind vorläufig ausge- 
setzt: 
ı goldene Vereins-Medaille, 


3 grosse silberne » 
6 kleine » 
6 bronzene » 


sowie verschiedene Geldpreise. 

Anmeldungen werden an das General- 
Sekretariat des Vereins bis zum ı. Nov. 
unter Angabe der Bewerbungsnummer 
und des Raumes erbeten. 

Abzüge des vorstehenden Programmes 
sind ebendaselbst zu haben. — Ort und 
Zeit werden später genau bekannt ge- 
macht. 


Steglitz, 6.—g. Sept. Der Gartenbau- 
Verein für Steglitz und Umgegend ver- 
öffentlicht soeben das Programm für seine 
zweite Herbstausstellung, die sich in zwei 
Abteilungen: A. Kulturaufgaben (Selbst- 
kulturen), 2. Allgemeine Aufgaben, 
gliedert. \ 

Anmeldungen bis 2. September bei 


Herrn VAN DER SMISSEN, Steglitz, Schloss- 


strasse 22. — Für eine hervorragend de- 
korative Leistung in der Landschafts- 
gärtnerei, z. B. Darstellung eines Erkers, 
eines grösseren Blumenstückes einer 
Grotte oder ähnliches ist ein Preis von 
ıoo Mk. ausgesetzt. — Man sieht, der 
Gedanke des Ver. z. Bef. d G., Verbin- 
dung von Gartenbau mit Architektur, 
kommt auch hier zum Ausdruck. 

Koburg. Der Verein für Gartenbau 
in Koburg beabsichtigt zur Feier seines 
6ojährigen Jubiläums gegen Ende Juni 
d. J. eine grössere Ausstellung von 
Rosen, Blumen und Bindereien zu 
veranstalten, zu der Aussteller aus den 
thüringischen Ländern zugelassen werden 
sollen. 

Schleswig. Gartenbau - Ausstellung 
des schleswig-holsteinischen Gärtner-Ver- 
bandes vom 26.—28. Juli. Beteiligung 


ist, ausser an den Preisaufgaben der 
Gartenpläne, Grotten, Gartengeräte und 
| dergl., nur den Gärtnern der Provinz 
Schleswig - Holstein gestattet. Anmel- 
ı dungen an Hrn. Handelsgärtner A. GROHT 
in Wilster. 

Portici. Die für September und Ok- 
tober 1888 geplant gewesene Ausstellung 
von Obstdarren in Portici ist laut amtlicher 
Mitteilung auf den Monat September 1839 
verschoben. 

Fünfte Jahresversammlung des Vereins deutscher 
Rosenfreunde in Mainz am 26. April. 

Hierüber berichtet L. MÖLLER in seiner 
»Deutschen Gärtnerzeitung« u a.: 

Nachdem der erste Teil der Versamm- 
lung durch Erledigung der notwendigen 
geschäftlichen Angelegenheiten, wıe Er- 
stattung des Jahresberichtes, Vorlage 
der Jahresrechnungen u. dergl. ausgefüllt 


ı worden war, wandte man sich zu der 


ersten Frage: »Welche deutschen 
Rosenzüchtungen haben sich be- 
währt’« Aus den zum Vortrag ge- 
brachten Meinungen war zu entnehmen, 
dass die Zeit für eine sichere Urteils- 
bildung noch nicht ausreichend gewesen 
ist, da ja erst seit dem letzten Jahre 
deutsche Rosenneuheiten in grösserer 
Zahl zur Verbreitung gelangt sind. Von 
den älteren deutschen Züchtungen könne 
nur Grossherzogin Mathilde als eine 
wertvolle Züchtung bezeichnet werden. 

Um wenigstens eine Erörterung der 
zweiten Frage: »Welche Grundsätze 
sind bei Rosen-Ausstellungen zu 
befolgen?« in Fluss zu bringen, war 
kurz entschlossen L. MÖLLER mit einem 
kleinen Erfolge bemüht, der darin gipfelte, 
dass für die Ausarbeitung bestimmter 
Vorschläge eine aus den Herren BREHM 
(Firma: BREHM & RETTMEYER in Kirr- 
weiler), J. LAMBERT (Firma LAMBERT und 
REITER in Trier), ]. SOUPERT (Firma: 
SOUPERT & NOTTInG in Luxemburg) und 
MÖLLER - Erfurt bestehende Abordnung 
gewählt wurde, welche es sich angelegen 
sein lassen wird, für die nächste Ver- 


sammlung eine für eine eingehende Er- 


r 


Ausstellungen und Kongresse. — Personal- und Vereins-Nachrichten, 


311 


örterung ausreichende Unterlage zu be- 
schaffen. 

Die ‘Verhandlungen über die beiden 
folgenden Fragen: »Welche Erfah- 
rungen liegen über die verschie- 
denen Unterlagen vor?« und »Sollen 
dıe ausländischen Rosennamen 
verdeutscht werden’« wurden leider 
durch den Mangel einer eingehenden 
und sachkundigen Einleitung sehr beein- 
trächtigt und führten infolgedessen zu 
gar keinem ausnutzbaren Ergebnisse. 
Das ist besonders für die erste praktisch 
sehr wichtige Frage recht zu bedauern. 
Es ist nicht nur wünschenswert, sondern 
eine unabweisbare Notwendigkeit, dass 
für die nächste. Versammlung einige 
kundige Referenten gewonnen werden, 
welche unter Vorlage der zur Besprechung 
gebrachten Arten die Verhandlungen 
durch eine Erörterung der Vorzüge odeı 
Mängel der von ihnen geprüften Unter- 
lagen einleiten. Darin werden dann die 
Versammelten den Anhalt und die An- 
regung zur Kundgebung ihrer eigenen 
Urteile finden, und aus einem derartigen 
belebten Austausch der Ansichten und 
dem Vergleichen der Meinungen wird 
dann ein schnelleres und grösseres, für 


die Praxis wertvolleres Ergebnis gewonnen | 
werden, wie selbst aus der ausgedehn- 


testen Behandlung in der Fachlitteratur. 
Der Vorstand des Vereins deutscher 
Rosenfreunde wird hoffentlich nicht ver- 
säumen, zur rechten Zeit in diesem 
Sinne mit den Anregungen und Vorbe- 
reitungen für die nächste Versammlung 
zu beginnen. 

Am Schlusse der Sitzung wurde der 
bereits bei der letzten Versammlung 
gefasste Beschluss erneuert: Herrn 
Fr. Harms-Hamburg zu ersuchen, der 
nächsten Zusammenkunft ı. eine Auf- 
stellung der einander gleichen Rosen, 


ı 2. eine Aufstellung der einander ähn- 


lichen Rosen und 3. eine Unterlage für 
die Rechtschreibung besonders ver- 
zwickter Rosennamen zu unterbreiten. 

Der seitherige Vorstand: Generalkonsul 
ED. voN LADe - Geisenheim, Handels- 
gärtner IBACH-Frankfurt a. M., Dr. Niess- 


ı Mainz, C. P. STRASSHEIM-Sachsenhausen, 


Rektor DRÖGEMÜLLER-Neuhaus und Han- 
delsgärtner Louis RÜHL-Frankfurt a. M., 
wurde einstimmig wieder gewählt. 

Die nächste Versammlung wird infolge 
Einladung des Vereins zur Beförderung 
desGartenbaues in den Königlich preussi- 
schen Staaten gelegentlich der grossen 
Gartenbau-Ausstellung im ul: 
1890 in Berlin stattfinden. 


Personal- 


und Vereins- Nachrichten. 


Dem Garten-Inspektor H. OHrT wurde | 


bei Anwesenheit Sr. Majestät des Kaisers | 
am Grossherzogl. Oldenburgischen Hofe 


der Kronenorden IV. Klasse verliehen. 


Dem Geh. Kommerzienrat GRUSON zu 
Buckau-Magdeburg, Mitglied des Ver. z. 
Bef. d. Gart. ist der Königl. Kronenorden 
II. Klasse verliehen. 


Dem Herrn J. H. KRELAGE, Chef der 


weltbekannten Firma ]J. H. KrELAGE & | 


SOHN, Haarlem, ist gelegentlich des go- 
jährigen Regierungs-Jubiläums Sr. Maj. 
des Königs der Niederlande das Ritter 


kreuz des Ordens des Niederländischen 
Löwen verliehen. 

Der Gemeinde-Vorsteher und Gärtner 
FRIEDRICH BEILKE zu Stuchow ım Kreise 
Kammin erhielt das Allgemeine Ehren- 


| zeichen. 


W. SCHÜBECK, früherer Gartenbaulehrer 
in Köstritz und späterer Obergärtner 


der Gartenbesitzungen des Herrn General- 


konsuls von LADE in Geisenheim ist die 
städtische GartendirektorstelleinBuenos- 
Ayres (Argentinien, Süd-Amerika) über- 
tragen worden und ist derselbe nach 


| dort abgereist. 


312 


Personal- und Vereins-Nachrichten. — Sprechsaal. 


en Bi ; 
van 
3 , 


Der Garteninspektor KARL WREDOW zu 
Berlin 7 nach langem, schweren Leiden 
am 23. Mai und ward am 27. unter zahl- 
reicher Teilnahme bestattet. 
war ein langjähriges, eifriges, thätiges 
Mitglied der Berliner Vereine und hat 
sich die allgemeinste Liebe erworben. 
Als Landschaftsgärtner bekundete er 
einen ausserordentlich guten Geschmack. 


WREDOW | 


Wir erinnern an seine Leistungen in | 
Teppichbeeten auf der Berliner Gewerbe- 
ausstellung 1879, weisen aber ganz be- | 


sonders auf Heringsdorf hin, dessen An- 
lagen fast alle von ihm stammen. 


In der REICHEnBacHschen Familiengruft | 


auf dem Trinitatisfriedhofe in Dresden 
wurde am ıo. Mai Nachmittag die nach 
dort überführte irdische Hülle des am 
6. d. M. verstorbenen Direktors des 
Hamburger botanischen Gartens, Prof. 
Dr. phil. GusTAv HEINRICH REICHENBACH, 
zur ewigen Ruhe gebettet. Viele Freunde 
der Familie REICHENBACH erwiesen dem 


berühmten Toten die letzte Ehre. Vor | 
kurzem hatte noch Se. Majestät der | 


König von Sachsen den gefeierten Ge- 


lehrten zum Geheimen Hofrat ernannt. 
Leider traf die Ernennung erst nach 
dem Tode REICHENBACHS ein. Der 
Nekrolog folgt in nächster Nummer. 


Der botanische Gärtner WILHELM Ra- 
BITSCH zu Klagenfurt 7 am 22. April im 
59. Lebensjahre. 


Am 14. März d. ]J. verstarb ein sehr 
verdienter Pflanzenzüchter, der Kunst- 
und Handelsgärtner P. BECKER in Weisenau 
bei Mainz. 


Der Verein der Orchideen- Liebhaber 
»L’Örchideenne« in Brüssel erfreut sich 
der lebhaftesten Teilnahme. DieSitzungen 


' finden Sonntags statt (gerade wie früher 


die Versammlungen des Ver. z. B. d. G.) 
und sind meistens schöne Orchideen in 
vielen Exemplaren, gewöhnlich neuere 
Arten oder Varietäten ausgestellt. 

Es wäre sehr zu wünschen, dass die 
Versammlungen des Ver. z.B.d.G. auch 


| reicher mit Pflanzen beschickt würden, 
‚ sowohl von Liebhabern wie von Gärtnern. 


Das würde wieder neue Liebhaber wie 
Gärtner als Mitglieder heranziehen. — 
Geldpreise oder Preismünzen werden in 
Brüssel nicht gegeben, nur Ehrendiplome 
und Zeugnisse ı. und 2. Klasse. 

Ein Ehrendiplom (die höchste Aus- 
zeichnung) erhielt u. a. Laelia Grusoni, 
eine neue Varietät, ähnlich L. Gouldiana. 


Sprechsaal. 


Frage ıo. Vor zwei Jahren erhielt ich | 
aus Kolumbia ein Oncidium, welches ich | 


nach den Bulben als macranthum an- 


spreche, als welches es mir geliefert wurde. 
Vor einem Jahre begann es einen Blüten- 


schaft zu treiben, welcher an der Spitze 
verletzt wurde, nachdem er etwas über 
ı m lang war. Die Knospen entwickelten 
sich langsam weiter, bilden sich jetzt aber 


zu klemen Pflanzen mit Wurzeln aus, | 


wie man dies oft bei Dendrobien sieht. 
Ich möchte erfahren, ob dies auch bei 
Oncidium eine gewöhnliche Erschei- 
nung ist. 

Von einem zweiten Exemplar ist der 
Blütenschaft jetzt über 2 »» lang und be- 
ginnt sich zu verzweigen. 


Fischbach, Schlesien, Mai 1839. 
voN ST. PAUL. 


>: 
=r Fur 


Dr 


LRICHARIS - LEHMANNI RGı 2 TOLIPA DAMMANNTEEI 


Eucharis Lehmanni Rgl. 
Von E. Regel. 
Hierzu Tafel 1300, Fig. 1, 


Glaberrima. — Bulbus e basi rotundata apicem versus attenuatus, tunicis in- 
tegris vestitus. Folia radıcalia 2, oblongo-elliptica, in petiolum attenuata, in apicem 
obtusiusculum acuminata, costa intermedia nervisque longitudinalibus numerosis 
plicisque 2—3 percursa. Scapus compressiusculus, folio altero longiore, altero 
breviore. Umbella terminalis, quadriflora, bracteis linearibus v. lineari-lanceolatis 
scariosis quam pedunculi duplo brevioribus fulta. Pedunculi circiter 3 cz longi. 
Florum candidorum tubus tenuis, perigonii laciniis paullo brevior, apice tantum 
paullo ampliatus; limbi 6 partiti segmentis patentibus, paulo undulatis, exterioribus 
ovato-oblongis, interioribus ovatis quam exteriora vix longioribus. Stamina fauci 
affıxa, segmentis limbi breviora; filamenta basi in laminam petaloideam in cyathum 
supra basin 5-partitum connata, lamina petaloidea cuneato-dilatata, apice profunde 
biloba, nervo intermedio in filum antheriferum e sinu loborum excurrente lobis paullo 
longius. Ovarium inferum, obtuse trigonum, triloculare, ovatum. Stylus filiformis, 
stigmate trilobo coronatus. Ovula in loculis biseriatim superposita, plura; semina 
abortu pauca. 


Bulbus misit cl. Lehmann e Popayan. 
Eucharis Lehmanni Rgl. Siehe Tafel Fig. ı und ıb. 


Eine hübsche neue Art der jetzt so beliebten Gattung Eucharis aus der 
Familie der Amaryllideen, die der Konsul Deutschlands, Herr LEHMANN in 
Popayan (Neugranada) in den westlichen Abhängen der Cordilleren im Staate 
Cauca entdeckte. Dieselbe steht der Eucharis candida Planchon zunächst, 
die der Autor nach einer von SCHLIM aus Neu-Granada importierten Zwiebel, 
die im Winter 1852 im Etablissement von J. LINDEN in Brüssel zur Blüte 
kam, beschrieb und in Flore des serres Band 8 Tafel 788 abbildete. Damals 
war das die einzige bekannte Art dieser Gattung. 

Unser hochgeehrter Freund J. E. PLANCHON, der damals noch in Brüssel 
weilte und einer der hauptsächlichsten Mitarbeiter an der Flore des serres 
war, wurde später als Direktor des botanischen Gartens in Montpellier be- 
rufen und ist dort erst vor ganz Kurzem gestorben. 

Von unserer neuen Art, die wir nach dem Entdecker nennen, unter 
scheidet sich E. candida durch ein viel breiteres Blatt, viel zahlreichere 
Blumen der Blütendolde, die nur I—1,5 cz langen Blütenstiele, die so lang als 
die Brakteen, während die unserer Art ungefähr 3 cz lang, nur halb so lang 
als die Brakteen — ganz besonders aber durch die Staubfäden, deren unterer 
verbreiterter Teil in einen kürzern, breitern Träger ausgeht, an dessen Grunde 
der verbreiterte, gelb gefärbte Teil beiderseits nur mit einem kurzen Kerb- 


zahn endigt. Die andern bekannten Arten, als E. grandiflora Pl., E. amazo- 
Gartenflora 1389. 25 


314 E. Regel: Tulipa Dammanni Rgl. 


nica Pl. und E. Sanderiana Baker sind aber von unserer neuen Art noch 
weit mehr verschieden. 


Tulipa Dammanni Rgl. 
Von E. Regel. 
Hierzu Tafel 1300, Fig. 2. 


Bulbi ovati tunicae exteriores fuscae, scariosae, intus laxe villosae. Folia in 
caulis subterranei apice dense congesta, quatuor, lineari-lanceolata, recurvato-pa- 
tentia, margine sub lente laxe setuloso-ciliolata, ceterum glabra, florem superantia. 
Pedunculus glaber, uniflorus, circiter 6 cz longus, foliis subduplo brevior. Petala 
inter se subaequalia glaberrima, anguste lanceolata, exteriora obtusiuscula, interiora 
attenuato-acuta, omnia purpurea, basi macula oblongo-lanceolata nigrescente ornata. 
Staminum filamenta purpurea, filiformia, pistillo breviora, antheris oblongis paullo 
breviora. Ovarium trigonum, subeylindricum, stigmate capitato subtrilobo sessili 
coronatum. 

Cl. Dammann hanc speciem e montibus Libanon in statu vivo introduxit. 

Affınis species T. linifolia Rgl. (act. h. petrop. VIII, p. 648, tab. V fig. r. 2a. e. 
— Gtfl. 1886, pag. 622, tab. 1235, fig. d. e. f.) facile dignoscitur bulbi tunica exteriore 


subcoriacea apice intus barbato-hirsuta, sepalis obovatis ex apice rotundato subito 


acuminatis bası macula obovata pictis, ovario stylo brevissimo coronato, 


Die Tulpe, von der wir auf der beistehenden Tafel bei Figur 2 eine 


Blume, bei Fig. 25 eine Zwiebel, bei Fig. 2c ein Stück der äusseren Zwiebel- 


schuppe von der innern Seite, alle in natürlicher Grösse, — bei Fig. 22 aber 
eine ganze Pflanze stark verkleinert abbilden, haben die Herren DAMMANN 
& Co. zu St. Giovanni a Teduccio bei Neapel vom Libanon eingeführt. Die- 
selbe steht der T. linifolia Rgl. und T. Maximowiczi Rgl., welche beide im 
östlichen Buchara zu Hause sind, sehr nahe, gehört wie diese zu den schmal- 
blätterigen Tulpen mit kahlem Blütenstiel und aufrechten Blumen, deren 
schön rote Blumenblätter am Grunde einen schwarzblauen Fleck tragen, 
sowie am Grunde gleich den Staubfäden durchaus kahl sind. Die auf der 
ganzen Innenfläche lang behaarte äussere Zwiebelschuppe (die der beiden 
andern ist innen oben bärtig, ausserdem kahl) unterscheidet dieselbe von den 
beiden andern Arten; ferner auf der Spitze des unterirdischen Stengelteiles 
zusammengedrängte und zurückgekrümmt abstehende Blätter, die länger als 
der kaum 6 cz hohe Blütenstiel, unterscheiden dieselbe ausserdem von Tulipa 
Maximowiczi, — sowie viel schmalere Blumenblätter (niemals verkehrt-ovale) 
etc. von T. linifolia. | 

Eine sehr schöne niedrige, frühblühende Tulpe, die wir nach Herren 
DAMMANN & Co. genannt haben, die aus fast allen Weltgegenden Samen und 
Pflanzen importieren und massenhaft Samen von denjenigen Florblumen er- 
ziehen, die im südlichen Italien jährlich Samen tragen, während sie im mittleren 
Europa selten zur Samenreife gelangen. Ebenso beschäftigen sie sich mit der 
Kultur und Vermehrung solcher Zwiebelgewächse, die im südlichen Italien 
im freien Lande gut gedeihen. 


E. Regel: Professor Dr. Heinrich Gustav Reichenbach f. 315 


Professor Dr. Heinrich Gustav Reichenbach -. 
Von E. Regel. 
Hierzu Abbildung (Porträt), 

Professor Dr. HEINRICH GUSTAV REICHENBACH (H. G. REICHENBACH fil.), 
Direktor des botanischen Gartens in Hamburg, starb am 6. Mai dieses Jahres 
nach längerem Leiden im 66. Lebensjahre. Er wurde geboren in Dresden 
am 3. Januar 1824. 

Der Referent lernte denselben kennen, als er im Frühjahre 1838, also 
vor nun 51 Jahren durch Dresden kam, um sich dem Vater unseres REICHEN- 
BACH, dem bekannten Botaniker und Zoologen HEINRICH GOTTLIEB REICHEN- 
BACH vorzustellen, um demselben zu danken für die freundliche Auskunft 
und Berichtigung verschiedener Pflanzen der Bonner Flora, die derselbe dem 
Referenten bei der Bearbeitung der »Flora bonnensis« (SCHMITZ et REGEL 
flora bonnensis) gegeben hatte. H. G. REICHENBACH war damals ein bild- 
schöner Jüngling von 14 Jahren, schon genau bekannt mit der Flora Dresdens 
und Umgegend, mit enthusiastischer Liebe zum Studium der Pflanzenwelt, 
und schon damals schloss der Referent mit dem geistreichen jungen Mann 
einen Freundschaftsbund für das Leben. 

Jahre vergingen, H. G. REICHENBACH hatte inzwischen in der Schule und 
auf der Universität zu viel gearbeitet und kam überarbeitet in den vierziger 
Jahren durch Zürich, um einen längeren Aufenthalt zu seiner Erholung in 
der Schweiz zu nehmen. Seine Wanderungen in den Alpen hatten ihn zwar 
neu gekräftigt und ihm die Gesundheit zurückgegeben, eine nervöse Reizbar- 
keit blieb ihm aber für sein ganzes Leben. 

Schon seit 1845 beschäftigte sich derselbe fast ausschliesslich mit dem 
Studium der Orchideen und 1848 erschien sein erstes wichtiges Werk »Die 
europäischen Orchideen« als Abteilung der »Icones florae germanicae« seines 
Vaters. Sodann publizierte er 1849 seine Beiträge zur Kenntnis der Orchi- 
deen, als,er noch in Leipzig im Mauricianum war, in der Botanischen 
Zeitung Seite 868 über Corymbis Thouarsi Rchb. fil. und Peristylus saty- 
roides Stev. Der Botanischen Zeitung bis zum Jahre 1883 treu bleibend, 
teilte er dieser in der Folge zahlreiche seiner Arbeiten über die Familie der 
Orchideen mit, so 1851 Seite 455—457 über Orchis bracteata Tenore, O. alata 
Poir., ©. leucostachya Grieseb., O. corsica Vis., Perularia fuscescens Lindl., - 
Lacaena bicolor Lindl. 

Das Jahr 1852 ward für die Zukunft unseres REICHENBACH insofern ver-. 
hängnisvoll, als er gleichfalls in der Botanischen Zeitung seine erstere grössere 
Arbeit über Gartenorchideen auf Seite 633 — 640, 665—674, 761 —772, 833 
bis 838 und 855— 858 publizierte, sowie im gleichen Jahrgange der Botan. 
Zeitung Seite 705—715 und 729—735 ‚die während einer mehrjährigen 
Expedition von WARSZEWICZ in den Gebirgen des tropischen Amerikas 
gesammelten neuen Orchideen beschrieb. Da er sich nun ausserdem im 
gleichen Jahrgang der Botan. Zeitung bereit erklärte, die in Gärten blühenden 

23* 


316 E. Regel: Professor Dr. Heinrich Gustav Reichenbach 7. 


Orchideen zu berichtigen und neue zu beschreiben, wie gleichfalls die von 
Reisenden gemachten Sammlungen nach trockenen Exemplaren zu bearbeiten, 
so ging ihm in der Folge so zahlreiches Material zu, dass er von nun an 
beständig mit der Bestimmung und Bearbeitung der Orchideen beschäftigt 
war. So wurde er bald der tüchtigste und nach dem im Jahre 1865 erfolgten 
Tode LINDLEYs der einzige bekannteste Kenner von Orchideen. 

Kehren wir wieder zum Jahre 1852 zurück, so publizierte REICHENBACH 
in diesem Jahre seine zur Habilitation zum Privatdozenten an der Leipziger 
Universität bestimmte und verteidigte Schrift »De pollinibus Orchidearum 
genesi ac structura et de Orchideis in artem et systema redi- 
gendis«, über den Bau der Pollenmassen und den Wert der Gestaltung 
derselben zur Einteilung derselben in systematischer Beziehung, mit 2 Tafeln 
in Quart. Infolgedessen habilitierte er sich 1853 als Privatdozent an der 
Leipziger Hochschule. 

Von dem wichtigsten Orchideenwerke unseres verewigten Freundes 
»Xenia Orchidacea«, das er 1854 begann und in Quart heftweise heraus- 
gab, kam 1858 der erste Band heraus, der die Monographieen von 38 Gattungen, 
die Beschreibungen von 320 Arten, sowie auf ıoo Tafeln die Abbildungen 
von 195 Arten enthält. Der II. Band, der von ähnlichem Umfang ist, erschien 
1874 gleichfalls mit ıoo Tafeln, und seitdem sind noch vom III. Bande drei 
Hefte mit 30 Tafeln ausgegeben worden. Die 230 Tafeln der Xenia hat 
REICHENBACH, als ausgezeichneter Zeichner, alle eigenhändig angefertigt. 
Im ersten Hefte dieses für alle Zeiten wichtigen Werkes erklärte unser ver- 
ewigter Freund, dass es nur der Vorläufer einer Zusammenstellung der 
Gattungen und später einer vollständigen Monographie der Orchideen sein 
sollte. Das ist leider beim Vorsatze geblieben und es ist unendlich zu be- 
dauern, dass er diesen Vorsatz nicht durchgeführt hat, die Vorarbeiten und 
Materialien dieses für die Wissenschaft so wichtigen Werkes hatte er ja bei- 
sammen, und nun ist er so unerwartet und plötzlich uns durch den Tod ent- 
rissen worden. 

Seine ausserordentlich zahlreichen Arbeiten über die Familie der Orchi- 
deen, die ihm später zur Bearbeitung einer Monographie dienen sollten, sind 
sehr zerstreut. Der Gartenflora gab er im Jahre 1854 die ersten Mit- 
teilungen, nämlich Seite 242 Tafel 95 über Ansellia africana Lindl., 1855 
Beschreibungen nebst Tafeln von Houlletia Landsbergii und Houlletia picta, 
zwei neuen von LINDEN und REICHENBACH aufgestellten Arten, sowie von 
Catasetum viridiflorum Hook. Einzelne derartige Beiträge von ihm folgten 
in der Gartenflora bis zu den letzten Jahren. 

Von 1854—1862 publizierte H. G. REICHENBACH seine Arbeiten über die 
von verschiedenen Reisenden gesammelten Orchideen nach deren Herbarien 
vorzugsweise in der Bonplandia, so 1854, Seite 88—93, 96—102 und 107 bis 
116 über von WARSCEWICZ in den Anden des tropischen Amerika gesammelte 
Arten, dann Seite 9—26 die von WAGENER in Kolumbien und Seite 277 


E. Regel: Professor Dr. Heinrich Gustav Reichenbach Tr. 317 


bis 284 die von SCHLIM in den gleichen Gebieten gesammelten Orchideen. 
Im Jahre 1855 folgten S. 65—73 die von WAGENER in Ocana gesammelten 
Orchideen, Seite 212— 227 Symbolae orchidaceae, Seite 239— 241 die 
unbeschriebenen Arten des Herbarium von EDM. BOISSIER und Seite 249— 251 
Orchideae hongkongenses. 

Auch in KARL Kochs Berliner und OTTO & DIETRICHs All- 
gemeiner Gartenzeitung schrieb er über Gartenorchideen. 

Die Zeitschrift Linnaea enthält im Jahrgange 1877 vier wertvolle 
Beiträge über Orchideen, so Seite I6 über die von ROEZL und Seite 99 bis 


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DRGHE 

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Professor Dr. Heinrich Gustav Reichenbach. 


118 die von WALLIS entdeckten neuen Arten während dessen Reisen in den 
Anden des tropischen Amerikas, Seite 17— 98 Orchidiographische Bei- 
träge und Seite 1I9— 134 die von KEGEL in Surinam entdeckten Arten, 
sowie im 18. Band Seite 381—386 die von SCHAFFNER in Mexiko ge- 
sammelten Orchideen. 

In den späteren Jahren waren es die reichen Orchideen - Sammlungen 
Englands, die für ihn hohes Interesse hatten, so dass er sich dort öfter längere 
Zeit aufhielt und von 1866 bis 1889 im Gardeners Chronicle in der Mehr- 


zahl der Hefte desselben die Masse der in England eingeführten Orchideen 
beschrieb. 


318 E. Regel: Professor Dr. Heinrich Gustav Reichenbach 7. E 


In den Transactions of the Linnean Society 1875 Band 30 S. 133 
bis 155, begleitet von 5 Tafeln, findet sich seine Aufzählung der von PARISH 
in der Nachbarschaft von Moulmein gesammelten Orchideen, — ferner 
in dem Journal of the Linnean Society 1877 Seite II2— 113 die Be- 
schreibung der von MOSELEY während der Challenger-Expedition gesammelten 
Orchideen. Auch in der Regensburger Flora 1885 S. 377 — 582 sind die 
von LEON HUMBLOT in Madagascar gesammelten, sowie Seite 30I einige 
neue Arten beschrieben. 

An selbständigen Werken über Orchideen publizierte unser un- 
ausgesetzt thätiger Freund 1878 die Otia botanica hamburgensia, 
welches Werk auf 68 Seiten in Quart 5 Abhandlungen über Orchideen, 
nämlich über von F. C. LEHMANN in Ecuador gesammelte Arten, dann Or- 
chideae Godefroyanae, Orchideae Parishianae burmenses, Orchi- 
deae Wilkesianae und Orchideae Schweinfurthianae aethiopicae, 
enthält. 

Beiträge zur systematischen Pflanzenkunde. Hamburg 1871, 
Quart, 73 Seiten mit 3 Abhandlungen über Orchideen; über eine 
neue ÖOrchideengattung (Sivekingia), über Orchideen des Prodromus von 
R. BROWN und Bemerkungen für die Orchideenkunde Australiens. 

Beiträge zu einer Orchideenkunde Central-Amerikas. Ham- 
burg 1866. Quart. S. 1—112 mit Io Tafeln, enthaltend: 

ÖOrchideae Warscewicezianae, 


> Oerstedianae, 
» Wendlandianae, 
> Hoffmannianae. 


In Walpers Annales Bd. I, S. 773—810, ferner Bd. IH, S. 516—603 
und Bd. IV, S. 167—933 sind drei sich gegenseitig ergänzende Aufzählungen 
(teils in lateinischer, teils in englischer, teils in deutscher Sprache) von ihm 
verfasst, die zusammen 55'/, Bogen in engem Druck umfassen, die Arten 
sind da nach Gattungen zusammengestellt. Ohne diese umfassende Arbeit 
kann man zwar die Bestimmung von Orchideen jetzt nicht vornehmen, solche 
enthält aber teils durchaus nicht alle publizierten Arten, sowie auch keine 
Übersichten der Gattungen und Arten, kann also auch nur als Vorarbeit für 
eine Monographie betrachtet werden. Wer wird diese letztere nun schreiben, 
nachdem der beste Kenner der Orchideen heimgegangen ist? Sollte es der 
mit ausserordentlicher Schärfe und Schnelligkeit übersichtlich arbeitende 
Professor BAKER sein, der mit der Benutzung von REICHENBACHs Herbarium, 
das doch wohl nach England kommen dürfte, das zu Ende führt, was LINDLEY 
und REICHENBACH vorgearbeitet haben? Die Zahl der beschriebenen Arten 
dürfte in einer Monographie wohl viel kleiner, aber die Synonymie eine ge- 
waltige werden. 

Endlich ist-noch das von SANDER in den letzten Jahren herausgegebene 
Prachtwerk, die Reichenbachia, unserm REICHENBACH zu Ehren benannt, 


E. Regel: Professor Dr. Heinrich Gustav Reichenbach f. 319 


— 


zu erwähnen, eine Anerkennung, die um so mehr verdient war, als er sämt- 
liche Diagnosen und Beschreibungen zu den in diesem Werk publizierten 
Arten gab. 

H. G. REICHENBACHs unablässige Arbeiten und Studien im Bereiche der 
Orchideen hätten es ihm ja leichter als jedem andern gemacht, die von ihm 
beabsichtigte Monographie herauszugeben, und sicher hätte er sich auch an 
diese Riesenarbeit gewagt, wenn eben nicht beständig neues wichtiges Material 
durch die zahlreichen Sammler, die alle Teile unseres Erdballs und dessen 
bis jetzt unerforschte Gebiete in Bezug auf deren Pflanzenschätze und be- 
sonders der Orchideen ausbeuten, immer und immer wieder dazu gekommen 
wäre. Dachte doch unser verehrter Freund nicht daran, dass er so früh 
sterben müsste, wollte er doch seit Jahren schon seine Stellung als Professor 
am Gymnasium aufgeben, um sich der Bearbeitung einer Monographie der 
Orchideen zu widmen, aber nur die Furcht, sein Vermögen werde für seine 
alten Tage nicht ausreichen, hielt ihn davon ab. 

H. G. REICHENBACH hat aber nicht bloss die Orchideen studiert, er war 
überhaupt einer unserer besten Pflanzenkenner, der mit erstaunlicher Leichtig- 
keit, Schnelligkeit und Schärfe arbeitete. 

Hat er doch auch das wichtigste Werk seines verstorbenen Vaters, die 
Icones florae germanicae, vom XIII. bis XXI. Bande an mit Tafeln 357 
bis 2210 fortgesetzt, zu welchem Werke er nahe an 2000 (Juarttafeln selbst 
gezeichnet hat. | 

Wir betrauern in ihm einen ebenso geistreichen wie unermüdlich fleissigen 
Arbeiter in dem Gebiete der Botanik, der seinen Namen mit unauslöschlicher 
Schrift in die Gedenktafeln der Wissenschaft eingeschrieben hat. | 

Wenn wir ihn als Mensch betrachten, so hat derselbe mehr seinen 
Arbeiten und seinem geliebten Herbarium, als der Welt und ihren Freuden 
gelebt; obwohl im höchsten Grade liebenswürdig in. der Gesellschaft von 
Damen, hat er sich doch nicht verheiratet und sprach scherzend, sein Her- 
barium, dem er die grössten Opfer brachte, sei seine Braut. Er war ein 
liebenswürdiger, geistreicher, guter Freund, aber wohl infolge seiner Ner- 
vosität in früheren Jahren ausserordentlich empfindlich, selbst seinen besten 
Freunden gegenüber, und zwar in Dingen, wo man nicht im entferntesten 
ahnen konnte, dass es möglich sei, ihn damit zu. beleidigen. Das mag 
auch der Grund gewesen sein, dass er nicht auf einen der hervorragendsten 
Plätze in seinem Fache schon vor langer Zeit berufen wurde, was um so 
auffallender sein musste, da er einer unserer besten Pflanzenkenner war und 
als Systematiker von keinem andern überragt wurde. _ : 

Viel, viel haben wir mit ihm verloren! Möchte ihm bald ein tüchtiger 
Nachfolger im Bereiche der Orchideenkunde. erstehen! 

Seine Leichenfeier fand unter zahlreicher Beteiligung in der Kapelle des 
Michaelis-Kirchhofes in Hamburg statt, wonach der Sarg durch die Eisenbahn 


‚320 L. Wittmack: Tigridia Pringlei Watson, Pringles Tigerblume., 


nach Dresden überführt ward, wo unser verewigter Freund nun im Familien- 
begräbnis an der Seite seines Vaters ruht. 

Segen seinem Andenken, denn sein Leben ist köstlich gewesen, war es 
doch voll erfolgreicher Mühe und Arbeit. 


Tigridia Pringlei Watson, Pringles Tigerblume. 
Von L. Wittmack. 
Hierzu Abbildung 51. 

Knollen klein, mit spindelförmigen Wurzeln, Stengel schlank, 30—60 cm hoch, 
mit 2—3 geflügelt-gefalteten Blättern und einer einzigen Blume. Die scheiden- 
artigen Deckblätter 8 cz lang, den Blütenstiel einschliessend. Perigon mit glocken- 
förmigem Grunde, innen karminrot gefleckt, Kelchblätter 6,5 c»2 lang, mit zurück- 
‚gebogener scharlachroter Spreite, Blumenblätter an der Basis breit, berzförmig oder 
‚nierenförmig, die schmälere, dreieckig-eiförmige, spitze Spreite nicht gefleckt; Staub- 
fadensäule 4 cz lang, Staubfäden r1o—ı5 mm lang, so lang wie die Griffeläste, 
welche bis zur Mitte gespalten sind; Kapsel schmal, sehr stumpfkantig, 5—8 cm 
lang, 7 mm breit. (SERENO Watson in Garden and Forest 1888, S. 388 m. Abb.) 

Tigridia Pringlei ist, wie WATSON a. a. ©. bemerkt, eine neue Ent- 
deckung des Herrn C. G. PRINGLE, in den Bergen von Chihuahua (Mexiko), 
viel weiter nördlich als irgend eine andere Art gefunden. Sie ist, wie die 
Abbildung zeigt, welche wir auch dem Garden and Forest entnahmen, sehr 
nahe verwandt mit der altbekannten T. Pavonia, und wenn die Farbe allein 
entschiede, könnte man sie für eine blosse Varietät halten, obwohl sie selbst 
in der Farbe wesentlich abweicht. Die Basis der Kelchblätter ist karminrot 
gefleckt (eher als getupft) mit einem orangeroten Rande, die zurückgeschla- 
gene Spreite leuchtend scharlachrot. Die Blumenblätter sind an der Basis 
'karminrot gefleckt und grob getupft, mit einem deutlich abgesetzten, dunkleren, 
bräunlichen Rande, die Spreite orange mit Scharlach getönt, aber gar nicht 
wie bei T. Pavonia getupft. Der wesentlichere Unterschied liegt in der 
‚Gestalt der Blumenblätter, welche eine breite, herzförmige oder nierenförmige 
Basis haben, mit einer viel schmäleren, kleinen, dreieckig-eiförmigen, spitzen 
Spreite. Die Kelchblätter sind auch kleiner und im Umriss länglicher. In 
‘Cambridge, N.-Amerika, fingen die Knollen im Juli an zu blühen und dauerte 
die Blütezeit mehrere Wochen. 

WATSON giebt bei dieser Gelegenheit auch eine interessante Geschichte 
‘der alten T. Pavonia, die in den Thälern des südlichen Mexikos einheimisch 
ist, schon früh die Aufmerksamkeit der spanischen Eroberer auf sich zog und 
unter dem Namen Tigerblume (Tigridis Flos) lange vorher bekannt wurde, 
ehe sie ein Botaniker gesehen hatte. Zuerst wurde sie von DE L’OÖBEL 
(Lobelius) in seiner Plantarum Historia, Antwerpen 1576, beschrieben, wo er 
auch einen rohen, aber kenntlichen Holzschnitt*}) nach einer farbigen Tafel, 


”) Die Holzschnitte DE L’OBELS u. a. werden noch in Antwerpen im Musee Plantin. auf- 


L. Wittmack: Tigrida Pringlei Watson, Pringles Tigerblume. 321 


die er von seinem Freunde JOANNES BRANCION erhalten, gab. HERNANDEZ 
beschreibt sie auch in seiner Historia Plantarum Novae Hispaniae (1651), 


Abbildung 5ı. Tigridia Pringlei Watson, Pringles Tigerblume. Scharlachrot. 
indem er ihr den lateinischen Namen Flos tigridis und den aztekischen 
Namen Ozeloxochill giebt (Ozelot ist bekanntlich der amerikanische Tiger. 


bewahrt und besichtigten die Mitglieder des botanisch-gärtnerischen Kongresses zu Antwerpen 1885 
dieselben eingehend (siehe Gartenzeitung 1385, S. 438). 


322 M. Hoffmann: Carl Wredow 7. 


L. W.). Er sagt von ihr, dass sie in den Gärten und kultivierten Feldern 
um die Hauptstadt Mexiko wüchse, als ob sie gebaut würde wegen ihrer 
Blumen wie ihrer essbaren Knollen. Diese Beschreibungen waren aber so 
unbestimmt, dass LINNE der Pflanze eine systematische Stellung nicht geben 
konnte, und er erwähnt sie in keinem seiner Werke. 

In den letzten Jahren seines Lebens erhielt er viele Sendungen von 
Dr. JOSE CELESTINO MUTIS in Santa FE de Bogota, besonders Abbildungen, 
welche die Flora jener Gegend erläuterten. Unter ihnen war auch diese 
Species, welche MUTIS von Mexiko erhalten und in dem von ihm begrün- 


deten botanischen Garten zu Santa FE kultiviert zu haben scheint. — Auf 
die so gelieferten Daten stellte der jüngere LINNE sie in die südafrikanische 
Gattung Ferraria und veröffentlichte sie 1781 als Ferraria Pavonia. — Die 


Gattung Tigridia wurde erst von JUSSIEU 1789 auf sie gegründet. Bald 
darauf wurde sie in England eingeführt, wo sie zuerst 1796 blühte, 220 Jahre 
nach der Beschreibung DE L’OBELs, und wegen ihrer glänzenden, wenn auch 
vergänglichen Blumen hat sie ihren Platz seitdem behauptet. 


Carl Wredow r. 
(Gestorben am 23. Mai 1889.) 
Von M. Hoffmann. 


Wie es die Aufgabe geschichtlicher Darstellung erfordert, Thatsache und Sage 
streng zu sondern, verbindet sie gleichzeitig damit die Pflicht: die T'hatsache in 
möglichst unbeeinflusster Form wiederzugeben. Wie eine jede einzelne Persönlich- 
keit als eine That in der Geschichte angesehen werden kann, so ist dies bei der 
Darstellung einer Fachgeschichte in erhöhtem Masse der Fall. Die einzelnen Per- 
sonen, welche hier als Glieder einer Kette auftreten, bilden mit der fortlaufenden 
Reihe ihrer Erscheinungen im Zusammenhang ein Ergebnis, welches in der Fort- 
bildung einer Berufsart uns entgegentritt. 

Kann die nachfolgende Schilderung vielleicht auch nicht auf eine rein objektive 
Darstellungsweise Anspruch machen, so möge man es dem freundschaftlichen Ver- 
hältnis zu gut halten. Geschieht es doch in erster Linie zu Ehren des verstorbenen 
Freundes und, sofern der Näherstehende mehr und öfters Gelegenheit hatte, den 
darzustellenden Charakter in nächster Nähe zu beobachten, ein möglichst klares 
Bild des Dahingeschiedenen zu zeichnen. 

Der Umstand, dass Freund WREDow eine in sich abgeschlossene Natur war, 
welche zunächst eher abstiess als anzog, den oberflächlich mit ihm in Berührung 
Tretenden daher leicht zu einem unrichtigen Urteil über sich veranlasste, trug wohl 
dazu bei, dass man im allgemeinen vielfach einer irrtümlichen Auffassung bezüglich 
seines Charakters und persönlichen Wertes begegnete. Den Fachmann wie den 
Menschen darzustellen, soll im nachstehenden versucht werden, um, unbekümmert 
um den Beifall, angesichts der vielfach empfangenen Anregungen und Urteile, dem 
Freunde gegenüber eine Dankespflicht zu erfüllen. 

Wenn eingangs von einer fachgeschichtlichen Entwickelung durch Persönlich- 
keiten gesprochen wurde, so ist es gerade WREDow, welcher in mehr als einem 
Punkte zu dieser in Beziehung tritt: nicht allein als Sohn eines Landschaftsgärtners, 


M. Hoffmann: Carl Wredow 7. 323 


der infolge seiner umfangreichen Thätigkeit am hiesigen Orte in den 30— 50er 
Jahren Berlin als seine Domäne betrachten durfte, sondern ebenso als selbständig 
ausführender Fachmann, wıe in dritter Linie als eine in den Fachkreisen und Fach- 
vereinen thät'g mitlebende, als eine ihre Ideen mittragende und fördernde Per- 
sönlichkeit. 

Der Vater Cars, ein in jeder Hinsicht tüchtiger, umsichtiger Geschäftsmann, 
mit reichen Pflanzenkenntnissen ausgestattet, wird uns als ein strenger Vorgesetzter 
und nicht minder strenger Vater geschildert Dass dieser bei dem leichten Auf- 
fassungsvermögen der dem Sohne innewohnenden praktischen Natur ein vortreff- 
licher Lehrer war, begreift sich wohl leicht. Hierzu trug der bereits angedeutete 
grosse Umfang des Geschäftes ganz wesentlich bei, Anforderungen an fachgemässe 
Behandlung seltener und wertvoller Pflanzenexemplare aller Art zu stellen, wie in 
anderer Beziehung an die selbständige Vermessung der zu Anlagen bestimmten 
Gartengrundstücke. So manches Mal hörte ich den Freund noch in späteren Jahren 
mit Begeisterung reden von dieser oder jener schönen Pflanze, welche ihm hier 
und dort in den Privatgärten jahrelang zur Kultur anvertraut worden war. Bald 
fühlte der Vater die Tüchtigkeit des Sohnes heraus, die auf dem Boden einfacher 
Realschulkenntnisse, vornehmlich infolge grosser Fachbegeisterung, wie des Dranges 
persönlicher Fortbildung (durch Teilnahme am Unterricht in hiesiger Fortbildungs- 
schule) gewachsen, sich durch praktische Umsicht und Klugheit verhältnismässig 
schnell herangebildet. Was Wunder daher, wenn Vater und Sohn in späteren 
Jahren vereint zusammen arbeiteten und man sich erzählte, dass bei der überein- 
stimmenden Ähnlichkeit ihrer Figur wie der ihres ganzen Auftretens, ihr Verhalten 
dem zweier Brüder geglichen habe. Die Gärten, welche es zu pflegen und zu er- 
halten galt, lagen damals meist noch innerhalb des Stadtkreises Berlin, und erst, 
als der Bebauung so mancher bisher wertvolle Garten zum Opfer fiel, drängte sich 
der Schwerpunkt des Geschäftes mehr und mehr nach aussen. Aber auch die, 
namentlich seit des Vaters Tode inzwischen auftretende Konkurrenz veranlasste 
ihn, den nunmehrigen Inhaber des Geschäftes, hierzu. Gerade dieser Zustand, sich 
der heimatlichen Scholle mehr und mehr entfremdet zu sehen, giebt wohl eine 
Erklärung für sein teilweises Verstimmtsein seinen Konkurrenten gegenüber. 

Einer von denen, die sich nicht bloss mit der nackten Aufgabe begnügen, 
sondern zuvor eingehend prüfen, trat er an die Ausführung heran und bekämpfte 
jenes Prinzip, welches, wo auch immer, ein Geschäft zu den tollsten Schleuder- 
preisen zu machen sich bemühte. Oft, zum eigenen Schaden, riet er von einer 
mangelhaften Ausführung ab; das, was er übernommen, führte er voll und ganz 
durch. Stümperei in seinem Fache verachtete er, und bei so mancher Gelegenheit 
zeigte es sich, wie weit sein Wissen und Können über demjenigen akademisch 
gebildeter Fachleute stand. Ein Feind vielen Theoretisierens, war er offen und 
ehrlich genug, da seine Unzulänglichkeit einzugestehen, wo er solche vorhanden 
wusste. Jenen Ausspruch NEIDEs über ihn: dass WREDow ein tüchtiger Mann sei 
und wohl wisse, was er wolle — werden alle die zu würdigen verstehen, welche 
NEIDEsS Kargheit, zu loben, kannten. So in der Ausübung landschaftsgärtnerischer 
Thätigkeit voll auf der Höhe seiner Zeit stehend, kann es uns nicht wundern, wie 
der Prophet in seinem eigenen Lande weniger gewürdigt, ausserhalb mehr gesucht 
wurde. 

Die zahlreichen Anlagen in der Mark Brandenburg, Provinz Sachsen, Schlesien 
und Pommern, an der Ostseeküste geben hiervon Zeugnis. Erforderten sie doch 
neben der Vielgestaltigkeit ihrer Aufgaben einer bedeutenden Kraft an Fleiss und 
Umsicht, einen guten Geschmack. WREDow neigte, seiner Hauptrichtung nach, 


324 M. Hoffmann: Carl Wredow Tr. 


sich mehr der LENNnE-PÜCkLERschen Ansicht zu. In den letzten Jahren, etwa von 
ı886 an, sehen wir seine Thätigkeit, infolge häufig eintretender körperlicher 
Schwäche, erlahmen, wenn er schon durch seine innere Energie diese Hemmnisse 
immer wieder zu überwinden suchte. Ein Schlaganfall, welcher ihn im Jahre 1887 
traf, erschütterte seinen Körper in starker Weise und seine Kraft nahm von da an 
zusehends ab, seinem Schaffenseifer mangelte oft die klare Vorstellung, wie er 
selbst zuweilen gestand. 

So ward ihm, nach höherem Ratschlusse, früher ein Ziel gesteckt, als er es 
geglaubt hatte, denn er hielt seine Schwäche, seiner eigenen Aussage zufolge, nur 
für eine vorübergehende Erscheinung, die er an seinem Vater auch beobachtet 
haben wollte. — 

Um das Bild seiner Thätigkeit in fachlicher Beziehung zu vervollständigen, 
kann ich vor allem nicht unerwähnt lassen seine Beziehungen zu den Fachvereinen. 
Wenn irgendeiner unter uns die Vereinsidee gefördert, und zwar in selbstloser 
Form, so könnte man dies mit vollem Recht von Freund WREDow sagen. Nicht 
nur, dass er in verschiedenen hiesigen Vereinen jahrelang den Vorsitz geführt, wo 
es für ıhn galt, diese über Untiefen hinweg zu bugsieren, sondern dass er auch in 
den Ausschüssen, Kommissionen ete., infolge seines klaren Blickes und dem ent- 
sprechenden Beraten viel dazu beitrug, das Gelingen der Absichten zu fördern; 
damit das Ansehen des gärtnerischen Standes zu heben, betrachtete er als seine 
ernste Pflicht. 

Und so hat er uns manches Mal bei dem Zustandekommen einer Ausführung 
grösserer Gartenbau-Ausstellungen seine persönliche Kraft und Zeit geopfert. Nicht 
minder anerkennenswert ist unter der persönlichen Darangabe an Erfahrungen sein 
Unterricht im Zeichnen für jüngere Gärtner hervorzuheben. Einmal die Notwendig- 
keit solcher direkten persönlichen Unterweisung anerkennend, unterzog er sich 
dieser Aufgabe mit Ernst und Liebe für das Fach und seine Jünger in der un- 
eigennützigsten Weise. — Den Titel »Garten-Inspektor« hatte er mit dem Geschäft 
vom Vater übernommen. Der Vater selbst war im Jahre 1848 beim Königlichen 
Polizei-Präsidium um Führung dieses Titels eingekommen. Noch sei erwähnt, dass 
er seinen wiederholten Aussagen zufolge zu dem Verfasser: »WREDOws Gartenfreund« 
in keinerlei verwandtschaftlichen Beziehungen stand. — 

WREDow war seinem ganzen Denken und Sein nach ein Berliner Kind. Zu 
Berlin am 22. Dezember 1837 geboren, trat er nach zurückgelegtem Realschul- 
Unterricht sehr zeitig in das väterliche Geschäft als Lehrling ein. Die Wieder- 
verheiratung des Vaters veranlasste den Sohn, sich frühzeitig auf sich selbst zurück- 
zuziehen. Die Verehrung für den Vater trat bei ihm, da er bereits einen selb- 
ständigen Hausstand führte, um so lebendiger und aufrichtiger hervor. Unter 
erschwerenden Verhältnissen hatte sich CARL sein eigenes Heim gegründet und 
seine bis auf 3 Kinder heranwachsende Familie hätte ihn gewiss zu allen Opfern 
bereit gefunden, wären nicht auch diese zarten Keime dem Tode zum Opfer ge- 
fallen. In Stunden innerer Gemütsbewegung, welche er sonst aber zu beherrschen 
wusste, gaben seine Thränen über diesen Verlust deutlich Zeugnis, wie nahe ihm 
dieser schwere Schicksalsschlag gegangen. Mit ausserordentlicher Energie arbeitete 
er sich aus diesem Zustande dann heraus, um in den Idealen für seine Kunst einen 
Wertgegenstand seines Lebens zu erblicken. Mehr wie einmal konnte man von 
ihm den Ausspruch hören: nehmen Sie mir meine Ideale und das Leben ist wertlos 
für mich. — 

Im persönlichen Umgang war WREDOow eine heitere, joviale Natur, ein nach 
Aufrichtigkeit und Wahrheit strebender Charakter. Er besass ein weites, offenes 


325 


zerianum, 


Früchte von Anthurium Dechardi und A. Scher 


. 


Br Wittmack 


Anthurium Scherzerianum 


Abbildung 53. 


Reifer 
a und d 


Samen in nat, Gr., 5 vergrössert, c keimend, 


1 


Anthurium Dechard 


ldung 52, 


1 
ı 


‚Abb 


össe, 


‚ aund d Samen in nat. Grö 
b vergrössert, c keimend. 


’ 


Kolben mit heraustretendem Samen 


Reifer Kolben 


326 L. Wittmack: Die Beschäftigung gebildeter Frauen in der Gärtnerei. 


Herz für seine ihm Untergebenen und suchte, soviel er irgend vermochte, jedem 


das Seine zu gewähren. 

So half er aber auch ın Verhältnissen privater Art, wo er nur konnte, in der 
eingehendsten Weise und suchte damit durch seine warme Teilnahme für Not und 
Elend diese auf seine eigene Weise zu mildern. Sein offenes, mannhaftes Auftreten 
gegen alles, was ihm nicht klar, sondern verdächtig erschien, hat ihm gewiss so 
manches Missverstehen eingebracht, von denen, welche ihn darin verstanden, nur 
um so grössere Anerkennung. 


Früchte von Anthurium Dechardi und A. Scherzerianum. 
Von L. Wittmack. 
Hierzu Abbildungen 52 und 53. 


Im Jahrgang 1888 der Gartenflora S. 140 veröffentlichte Herr CHRISTIAN KooPr- 
MANN einen sehr lesenswerten Aufsatz über die Anzucht von Anthurien aus Samen 
und gab dabei die Abbildungen eines Fruchtstandes von Anthurium Dechardii und 
A. Scherzerianum. Leider wurden damals nicht die Zeichnungen der keimenden 
Samen mit veröffentlicht, auch zeigte der Kolben von A. Dechardii nicht deutlich 
genug das Heraustreten der Samen zur Zeit der Reife. — Herr Koopmann hat uns 
freundlichst eine zweite Zeichnung geschickt, die alles besser darstellt, und geben 


wir diese in Abb. 52 und 53 wieder. Im übrigen verweisen wir auf den genannten 
Artikel. 


Die Beschäftigung gebildeter Frauen in der Gärtnerei. 
Von L. Wittmack. 


Nach der letzten Volkszählung 1835 sind im Deutschen Reiche 22 933 664 
männliche und 23922 040 weibliche Personen, also 988 376 weibliche Personen 
mehr als männliche, auf ıoo männliche kommen 104,3 weibliche (Statistisches 
Jahrbuch des Deutschen Reiches für 1885). — In Berlin kamen 1885 (nach dem 
Statistischen Jahrbuch der Stadt Berlin für 1885) auf 631873 männliche 683 409 
weibliche Personen; berechnet man das prozentualisch, so kommen gar auf 100 
männliche 108,1 weibliche Individuen! Nach der Mitteilung eines Ungenannten 
über die Frauenarbeitsschule in Reutlingen in Nr. zo der »Gartenlaube« 1839 S. 333 
sollen sich von 1oo Mädchen nur etwa 4o verheiraten »und unter diesen sind es 
zumeist die mit Geld und Gut gesegneten, die übrigen 6o müssen den Kampf 
ums Dasein, wenn ihnen nicht Eltern und Geschwister hilfreich zur Seite stehen, 
‚allein führen«. 

Am schlimmsten sind in der Hinsicht die gebildeten Frauen daran. Der 
Lehrerinnenstand ist überfüllt, der Berliner Magistrat hat, wie man uns sagt, erklärt, 
dass er binnen 6 Jahren nicht einmal Hospitantinnen annehmen könne, Da ist 
‚es kein Wunder, wenn die »Frauengruppe« der »Deutschen akademischen Vereini- 
gung«, an deren Spitze Frau Schulrat CAuER-Berlin als Vorsitzende und Fräulein 
MELLIEN daselbst als Schriftführerin stehen, darnach ausschaut, andere Beschäftigungs- 
zweige für gebildete Frauen zu finden. 

So ist man denn auf die Gärtnerei gekommen und hat sich von mehreren 
Seiten Rat geholt. Obwohl dieser meist dahin ging, dass nur die Binderei sich 
für gebildete Frauen eigne, ist man doch — vielleicht etwas zu schnell — mit der 
Gründung einer Lehranstalt für Gärtnerei vorgegangen. 


L. Wittmack: Die Beschäftigung gebildeter Frauen in der Gärtnerei. 327 


Frau Kommerzienrat HEeyL in Charlottenburg hat ihren grossen Garten zur 
Verfügung gestellt und, wie wir hören, sind 4 Damen bereits eingetreten. 
Der Prospekt lautet folgendermassen: 


Prospekt der Gartenschule für Frauen, Charlottenburg, Salz-Ufer 8. 


IL 
Die auf der Besitzung des Herrn Kommerzienrat HeyL befindlichen Gärtnereien 
sind dem Verein »Frauenwohl« (der Frauengruppe der Deutschen Akademischen 
Vereinigung) zum Zweck einer Gartenschule für Frauen freundlichst zur Verfügung 


gestellt worden. 
108 


In dieser Schule sind zwei Kurse eingerichtet: 

a) Ein einjähriger Kursus für diejenigen Schülerinnen, welche sich für 
häusliche Blumen- und Gartenpflege ausbilden wollen. 

Dieser Kursus ist besonders geeignet und empfehlenswert für Haus- 
gärtnerinnen von Beruf, sowie für Erzieherinnen, Kindergärtnerinnen, Gesell-- 
schafterinnen, Stützen der Hausfrau u. s. w. 

b) Ein dreijähriger Kursus für diejenigen, welche sich vollständig praktisch 
und wissenschaftlich auf den Beruf selbständiger Gärtnerinnen vor- 
bereiten wollen. 

c) Am Kursus a) können auch Hospitantinnen teilnehmen. 


DUR, 

Das Honorar beträgt: 

a) für den ersten Kursus: in den ersten zehn Monaten ıo Mark monatlich 
pränumerando; in den letzten beiden Monaten ist der Unterricht unent- 
geltlich; 

b) für den zweiten Kursus: monatlich ro Mark; im letzten Jahr ist der Unter- 
richt frei; 

c) für Hospitantinnen ı5 Mark monatlich. 


IV: 
Einfache Beköstigung ist zu mässigen Preisen auf dem Grundstück selbst zu 
haben. Billige Wohnungen in guten Familien werden nachgewiesen. 


V. 
Der Eintritt in die Gartenschule kann zu jeder Zeit stattfinden, Die Unter- 
richtszeit ist 


im Sommer: 
vormittags von 8—ı2 Uhr 


nachmittags » 2—6 » 

im Winter: 
vormittags von 9- ı Uhr 
nachmittags » 2—5 » 


VI. 

Die Schülerinnen haben während der Unterrichtszeit die vorgeschriebene 
Kleidung anzulegen, bestehend in einem dunkeln, glatten Waschkleide mit Ärmeln, 
die hochgeknöpft werden können, einer Lederschürze mit Latz und grosser Tasche 
nebst der entsprechenden Kopfbedeckung, einem Strohhut im Sommer, einem 
Häubchen im Winter und leichten baumwollenen Handschuhen. 

Ausserdem hat jede Schülerin ein Gartenmesser und eine Gartenschere mitzu- 
bringen. 


328 L. Wittmack: Die Beschäftigung gebildeter Frauen in der Gärtnerei. 


vo. 
Anmeldungen werden angenommen bei der Vorsitzenden des Vereins »Frauen- 
wohl«, Frau Mınna CAUER, Wichmannstr 4 (Sprechstunde Montag von 3—5 Uhr). 


Der Vorstand des Vereins »Frauenwohl«. 


gez.: Frau MınnA CAUER, MARIE MELLIEN, 
erste Vorsitzende. Schriftführerin. 


Gegen den Kursus in Ila wird wohl niemand etwas einzuwenden haben, wir 
hätten nur gewünscht, dass man auch gesagt hätte: »für künftige Hausfrauen, na- 
mentlich Töchter von Gutsbesitzern u. dgl.«, denn thatsächlich liegt doch die Auf- 
sicht über den Garten, wenigstens auf kleineren Besitzungen, meistens der Frau 
ob. Die andere Frage aber, ob die Gärtnerei sich auch als Beruf für gebildete 
Frauen empfehle, wird wohl von den meisten verneint werden, dazu ist die Be- 
schäftigung physisch zu anstrengend. Nur die Binderei ist so recht ein geeignetes 
Feld; hier kann die gebildete Frau ihren geläuterten Geschmack entwickeln und 
noch grosse Triumphe feiern. Man vergesse aber nicht, dass auch die Binderei 
eine sehr anstrengende Arbeit ist. — Arbeiten jedoch wollen die gebildeten Frauen, 
so gut wie die Krankenpflegerinnen arbeiten, und man hat uns mit einem gewissen 
Recht entgegnet, dass das Amt einer Krankenpflegerin noch viel aufreibender sei, 
als das einer Gärtnerin. Aufreibender zwar, aber physische Kräfte erfordert die 
Gärtnerei weit mehr. 

Wir haben den Rat gegeben, man möge doch erst sich diejenigen Plätze zu 
erobern suchen, die offenbar den Frauen in erster Reihe gebühren. Wozu brauchen 
wir Köche, Damenschneider, ja sogar, wie es jetzt geben soll, männliche Putz- 
macher? Frau Schulrat CAuER giebt uns darin Recht und weist selber noch auf 
die Konditoren hin, meint aber, hier stehe man so tief eingewurzelten Vorurteilen 
gegenüber, dass sich schwerlich darin eine Bresche legen lasse. 

Wir sind anderer Meinung. Jeder, den nicht Sonderinteressen beherrschen, 
wird zugeben, dass Kochen, Schneiderei, Putzarbeit u. dgl. echt weibliche Beschäfti- 
gungen sind, und demgemäss eine beabsichtigte Eroberung dieser Stellungen aufs 
lebhafteste unterstützen. In der Kochkunst könnten gebildete Frauen ihre etwaigen 
chemischen Kenntnisse sogar höchst vorteilhaft verwerten. 

Oder ist das Vorurteil kein Vorurteil? Sind wirklich die Köche leistungs- 
fähiger als die Köchinnen? Haben die Damenschneider wirklich mehr Geschmack 
als die Schneiderinnen? Oder machen sie ihre Arbeit besser? — Dann ist auch 
vorauszusetzen, dass es in der Gärtnerei ebenso sein wird, dass selbst die gebildeten 
Frauen stets nur eine untergeordnete Stellung darin einnehmen werden. 

Die Ausschüsse des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues haben die An- 
gelegenheit eingehend beraten. Sie haben betont, dass zwar sehr viele Frauen in 
der praktischen Gärtnerei mit Vorteil verwendet werden, dass aber diese meist aus 
geringeren Ständen stammen und an rauhe Witterung und körperliche Arbeit von 
Jugend auf gewöhnt sind, dass gebildete Frauen jetzt schon in Samengeschäften, 
in der Buchhalterei u. s. w. beschäftigt werden, dass aber von den anderen Zweigen 
sich für sie nur die Binderei empfiehlt, wo geübte Kräfte sehr gesucht sind. Als 
ein Mangel wurde es bezeichnet, dass so wenige Bindereigeschäfte sich entschliessen, 
junge Damen als Lehrlinge aufzunehmen, dem müsse abgeholfen werden. Bis jetzt 
hat auch manche gebildete junge Dame vielleicht noch ein Vorurteil, Binderin zu 
werden, da die meisten der bisherigen Binderinnen nicht den gebildeten Ständen 
entstammen; indess in guten Geschäften wird man gewiss gerade Wert darauf 
legen, gebildete, charakterfeste junge Mädchen als Binderinnen zu erhalten. 


ai 
Air 
ar 


L, Wittmack: Die Beschäftigung gebildeter Frauen in der Gärtnerei. 


329 


Eine Gefahr für die Gärtner erblickte man in der ganzen Angelegenheit nicht 
und nahmen schliesslich die Ausschüsse (denen das Programm s. Z, noch nicht 
näher bekannt war) folgende Resolution des Herrn Dr. C BoLLE an: 

Da der Ausschuss die Notwendigkeit einsieht, neue Berufszweige für 
gebildete Frauen zu schaffen, so spricht er dem Unternehmen seine Sym- 
pathie aus, macht aber darauf aufmerksam, dass sehr viele Schwierigkeiten 
der Beschäftigung gebildeter Frauen in der Gärtnerei entgegenstehen, 
zu deren Überwindung die Arbeitslust und die Energie der Frauen das 
Meiste beitragen kann. 

In der Vereinssitzung am 23. Mai, wo die Protokolle der Ausschüsse und die 
Resolution verlesen wurden, erklärte man indes nach Kenntnisnahme des Pro- 
gramms und nach eingehender Debatte sich dahin, dass der Verein zwar zu dem 
ı. Teil des Prospekts seine Zustimmung ausspreche, dass aber bezüglich des 2. Teils 
gebildete junge Damen dringend zu warnen seien, sich die Kosten eines drei- 
jährigen Aufenthaltes in der Gartenschule zu machen, da sie doch später keine 
besoldete Stellung erhalten würden. Es würde ohne diese Warnung vielleicht gar 
manches junge Mädchen ihr letztes Geld opfern, um diese Schule zu besuchen 
und später bitter enttäuscht werden. — 

Wir können hinzufügen, dass selbst Damen, die sonst sehr für die Ausdehnung 
der Frauenthätigkeit sind, die aber etwas vom Gartenbauwesen verstehen, uns auch 
erklärt haben, sie hielten die Gärtnerei für. unmöglich. Dazu würden auch noch 
die Gärtner so schlecht besoldet, dass schon deswegen jeder Dame abgeraten werden 
müsse, Gärtnerin zu werden. — Das letztere könnte man erst recht den jungen 
Männern zurufen. 


Kleinere Mitteilungen. 


Hovea-Arten. 

Das Journ. ofHorticulture bringt in einer 
seiner letzten Nummern einen längeren 
Artikel über Hovea, dem wir im Auszuge 
das Folgende entnehmen. Die Hovea- 
Arten sind immergrüne neuholländische 
Papilionaceae mit purpurroten oder tief 
purpurblauen Blüten, welche in den 
ersten Frühjahrsmonaten, also zu einer 
Zeit, wo andere Blüten selten sind, an 
den gut ausgereiften vorjährigen Trieben 
in ausserordentlicher Menge erscheinen. 
Aus diesem Grunde sind sie recht wert- 
volle Pflanzen. Von den besten Arten 
wären zu nennen: Hovea Celsii. 
Habitus etwas sparrig; Höhe '/,— ı'/, m; 
Blätter lanzettlich; Blüten tief purpur- 
blau, am Grunde der Blätter oft in 
Büscheln;, eine der schönsten Arten, 
welche vom April bis Juli blüht. Hovea 
pungens major mit blauen Blüten; 


Hovea latifolia mit grösseren und 
Gartenflora 1889, 


breiteren Blättern als H. Celsii; Hovea 
elliptica mit rundlich ovalen Blättern; 
Hovea ilicifolia, H. lanceolata und 
H. longifolia. Die Vermehrung ge- 
schieht durch Samen. Zwar setzen die 
meisten reichlich Früchte an, doch sollte 
man immer nur wenige, und zwar immer 
die ersten derselben, zur Reife gelangen 
lassen, um die Pflanze nicht zu sehr zu 
entkräften. Ein zweiter Grund hierfür 
ist der, dass man dann die Pflanze gleich 
nach der Blütezeit zurückschneiden kann. 
Die Samen werden entweder gleich nach 
der Reife oder im März ausgesäet, und 
zwar in eine sandige Torferde. Säet man 
erst im März aus, so weicht man den 
Samen vor der Aussaat vorteilhaft 
24 Stunden lang in warmem Wasser von 
etwa 45°R. auf. Die Aussaaten stellt 
man ın ein Warmhaus, wo die Samen 
bald keimen und härtet die Sämlinge 
später allmählich ab. Letztere werden 
24 


330 


Kleinere Mitteilungen. 


pikiert, sobald sie etwa 5 cz lang sind. | 


Als Erde giebt man wieder sandige Torf- 
erde mit etwas Lauberde. 


Die pikierten | 


Pflanzen hält man in geschlossener tem- | 
| halten werden, wo sie die höchste Mittel- 
temperatur des Kalthauses und frische 
ı Luft erhalten können, wenn die Tempe- 


perierter Luft, im Sommer in einem ge- 
schlossenen Kasten und härtet sie ab, 
wenn sie angewachsen sınd. 

Man kann die Hovea aber auch durch 
Stecklinge vermehren. Hierzu verwendet 


Stecklingstöpfen stehen und verpflanzt 
sie erst im nächsten Frühjahr. In beiden 
Fällen müssen die Töpfe auf Tabletten 
oder Hängebrettern dicht unter Glas ge- 


ratur ım Freien nicht unter + 2'/, °R. ist. 


ı Das Verpflanzen nımmt man bei jungen 


man junge, schon etwas feste Triebe | 


oder noch besser kurze, 5—8 cn lange 
Zweige, welche man dicht am Stamm 
abschneidet und im April oder 
steckt. Von den Blättern darf 
nur die untersten und allenfalls noch 
ein oder zwei der obersten abschneiden. 
Die Stecklingstöpfe füllt man mit san- 
diger Torferde, welche man mit einer 


Mai | 
man 


Pflanzen am besten ım Frühjahr vor, 
ältere Pflanzen können dagegen jederzeit 
im Sommer nach der Blüte verpflanzt 
werden. Pflanzen über ı'/; Fuss Höhe 
kann man sofort in sehr grosse Töpfe 


' verpflanzen (Mastkultur), kleineren giebt 


reinen Sandschicht bedeckt, in welche | 


man sie steckt. Vor allem ist auch für 
guten Wasserabzug zu sorgen. 
haft ist es, wenn man die Stecklinge in 
einem Topf am Rande desselben steckt, 
den Topf in einen grösseren einfüttert 
und mit einer Glasglocke bedeckt. Die 
Stecklingstöpfe müssen in einem Kasten 
bei einer Temperatur gehalten werden, 
welche nur wenig höher ist als die- 
jenige, in der sich die Mutterpflanze be- 
findet. Steigt tagsüber die Temperatur 
zu hoch, so werden die Pflanzen leicht 
»spillerig«. Dichtes Schattieren hilft da 
nicht, vielmehr muss man Luft geben. 
Zum Gedeihen der Stecklinge sind 
feuchte Luft und Schattieren bei grellem 
Sonnenlicht die beiden wichtigsten Fak- 
toren. Sind die Stecklinge bewurzelt, 
so werden sie entweder zu 4 in einen 
4—5 zölligen Topf, oder, falls sie sehr 
kräftig sind, einzeln in 3zöllige Töpfe 
verpflanzt. Um die jungen Pflanzen gut 
durch den Winter zu bringen, ist es 
immer besser, mehrere ın einen mittel- 
grossen Topf zu pflanzen, als jede einzeln, 
da sich in ersteren die Feuchtigkeit. und 
Temperatur gleichmässiger hält als ın 
den kleinen Töpfen. Sollten die Steck- 
linge bis Mitte September nicht ver- 
pflanzbar sein, so ist es besser, man 
lässt sie den Winter durch in den 


Vorteil- | 
ı Lehm zugefügt werden. 


man dagegen nur nach und nach grössere 
Töpfe, muss sie also mehrmals ver- 
pflanzen. Als Erde giebt man jungen 
Pflanzen faserige sandige Torferde mit 
ein wenig Lauberde.e Für grössere 
Pflanzen kann der Erde etwas faseriger 
Je grösser die 
Pflanzen sind, desto gröber muss die 
Erde sein. Nach dem Verpflanzen 
müssen die Pflanzen, bis sie angewachsen 


ı sind, etwas wärmer als bisher und in 


geschlossener Luft gehalten werden. 
Allmählich härtet man sie dann durch 
Lüften und weniger Schattieren ab. 
Während der Blütezeit genügt eine ge- 
wöhnliche Kalthaustemperatur. Nach 
der Blüte aber und nach dem Beschneiden 
soll man die Pflanzen in wärmerer und 
feuchter Luft halten, was das kräftige 
Treiben sehr befördert. Ist der Trieb 


| beendet, so untersucht man die Wurzel, 


verpflanzt, wenn nötig, und stellt die 
Töpfe an ihre alte Stelle zurück, hält 
aber darauf, dass das junge Holz noch 
vor Beginn des Winters gut ausreift. Im 
Winter hält man sie am besten bei einer 
Temperatur nicht unter 5° R. Bei 
Sonnenschein darf diese Temperatur um 
4—5° steigen. Während des Triebes im 
Sommer ist leicht zu schattieren, dagegen 
darf im Herbst kein Schatten gegeben 
werden. Beim Begiessen muss man sehr 
vorsichtig sein. Verfasser rät, eine 
Austernschale auf den Topf zu legen und 
auf diese das Wasser zu giessen, damit 


De 


Kleinere Mitteilungen. 


331 


es sich gleichmässig verteilen und die 
Erde nicht fortspülen kann. Im Winter 
darf das Wasser nicht unter 8°R. kalt 
sein und ist nur wenig zu giessen. 
Sobald aber die Blütenknospen zu 
schwellen beginnen, muss reichlicher ge- 
gossen werden. Auch giebt man dann 
vorteilhaft einen leichten Dungguss von 
altem Kuhdung. Während des Triebes 
ist reichlich zu giessen, auch schwach 
morgens und abends zu spritzen. Im 
Winter und Frühling kann man vorteil- 
haft vor dem Öffnen der Blüten »dünsten« 
und zwar des Mittags oder am frühen 
Nachmittag an hellen sonnigen Tagen. 
(Did) 


Schlingpflanzen für das Kalthaus. 

The Garden empfiehlt in erster Linie 
Kennedya Marryattiana (Papiliona- 
ceae).und Hibbertia dentata (Dille- 
niaceae). Erstere ist mit ihren dunkel- 
scharlachroten, letztere mit den tief 
goldgelben Blüten als Winterblüher sehr 
wertvoll. Sind diese verblüht, so öffnet 
Clematis indivisa aus Neu-Seeland 
ihre schneeweissen Blüten. Gleichzeitig 
mit dieser blüht und. kontrastiert sehr 


gut Akebia quinata (Menispermaceae). | 


Zwar hält die Pflanze unterSchutz auch im 
Freien aus, blüht aber im Kalthause am 
besten. Lapageriarosea undalba sind 
zu bekannt, als dass sie noch besonderer 
Empfehlung bedürften. Am schönsten 
wirken sie, wenn man sie so zusammen- 
pflanzt, dass weisse und rote Blüten 
durcheinander auftreten. Von Passi- 
flora sind P. coerulea und deren 
weisse Varietät Constance Elliott, 
sowie die zwar schon alte, aber immer 
noch herrliche Imperatrice Eug£nie, 
die viel zu wenig gewürdigt wird, zu 
nennen. Verwandt mit diesen sind die 
Tacsonien mit ihren prächtigen Blüten, 
so Tacsoniıa Van Volxemi und T. 
exoniensis. (Ref. möchte zu der ersteren 
bemerken, dass sie zwar sehr üppig 
wächst, dass er sich aber jahrelang ver- 
geblich bemüht hat, dieselbe zur Blüte 


zu bringen. Die sehr kräftige Pflanze 

setzte einige Knospen an, welche aber 

regelmässig kurz vor dem Aufblühen ab- 

fielen.) (Dr. D.) 
Abbruchlehm. 

Im Frühjahr, wenn die Bauthätigkeit 
sich regt, und besonders in den auf- 
strebenden Städten die alten Häuser, Stal- 
lungen oder Scheunen entfernt werden, 
um auf kleinem Platz himmelansteigende 
Gebäude zu errichten, sollte der Gärtner 
sich ein Abbruchmaterial nicht entgehen 
lassen, das ın vielen Fällen als Schutt 
mit den Steinen, Kalk und dergleichen 
abgefahren wird; es ist dies der um die 
Sparren als Wickel oder zur Verkleidung 
der Holzteile verwendete Lehm, welcher, 
mit gehacktem Stroh oder Häcksel ver- 
mischt, in grossen Brocken abfällt. Hier 
und da kennt der Landwirt seine guten 
Eigenschaften und fährt denselben auf 
die Äcker, um nach einem Regen ihn 
zu zerklopfen und auszubreiten, er erspart 
ihm für dieses Jahr den Dünger, ein 
Dünger, der anhaltender wirkt und mehr 
den Boden verbessert als Jauche, Guano, 
Chilisalpeter und dergleichen; besonders 
in sandigem Boden, wie hier in der 
ganzen Rheinebene, ist solch ein Zusatz 
von bester Wirkung. 

Wir kaufen den Abbruchlehm überall 
auf, denn schon wissen die Bauleute, 
dass es kein wertloser Schutt sei und 
verlangen 2—3 Mk. für den Wagen voll. 
Im Erdegarten auf Haufen geschüttet, 
bleibt derselbe dem Wetter ein Jahr 
lang ausgesetzt, er zerfällt dann, das 
Stroh ist völlig vermodert, der Lehm ist 
milde geworden und dient nun zur 
Mischung unter die Erde für unsere 
Topfpflanzen, wo er statt des teuren 
und jetzt gar nicht mehr zu beziehenden 
englischen Loam bei der Kultur der 
feineren Neuholländerpflanzen, der Pro- 
teaceen, aber auch bei allen anderen 
Topfpflanzen, welche etwas schweren 
Boden lieben, eine ganz vorzügliche 
Wirkung äussert; auch für Cacteen, mit 


24” 


332 


Kleinere Mitteilungen. 


Sand und Komposterde vermischt, . be- 
währt er sich sehr gut. »Schwere Erde« 
ist in jeder Gärtnerei nötig; wer einmal 
mit Wickellehm zu'thun gehabt hat, wird 
sich nicht mehr nach anderer Lehmerde 
sehnen und wird an dem Wohlbefinden 
seiner Pflanzen seine Freude haben. 

L. GRÄBENER, Hofgärtner in Karlsruhe. 

Billige Pflanzenkübel. 

Sind schon grosse Töpfe nicht so 
leicht zu beschaffen, weil die Töpfer sie 
nicht gerne machen, denn sie springen 
oder verziehen sich im Öfen leicht, 
nehmen viel Platz weg und werden im 
Verhältnis zu diesen Umständen und der 
Arbeit nicht teuer genug bezahlt, so geht 
ihre Grösse doch nur bis zu einer ge- 
wissen Grenze, über die hinaus es un- 
möglich und unvorteilhaft wäre, 'Thon- 
töpfe anzuwenden; 40 cz im Durchmesser 
ist wohl das äusserste Mass, das man 
annehmen kann, darüber hinaus müssen 
wir Holzkübel anwenden, denn ich kenne 
keinen andern Ersatz hierfür. Für diese 
Holzkübel kann nur Eichenholz in Be- 
tracht kommen, weil anderes Holz zu 
rasch fault und uns deshalb zwingen 
würde, die Pflanzen zu versetzen, ehe 
sie es nötig hätten, was für Uas Wohl- 
befinden derselben nicht immer von 
Vorteil wäre. 

Eichenholzkübel sind teuer; wo einige 
hundert Pflanzen in Kübeln stehen, lohnt 
es sich schon, nach billigerem Bezug 
sich umzusehen. Bis zu der Grösse von 
55 cm habe ich dies in Kübeln, aus Öl€- 
und Erdölfässern verfertigt, gefunden. Seit 
über ıo Jahren werden hier die kleineren 
Kübel von 30—55 cm, um je 5 cm steigend, 
aus diesem Material verfertigt; dass man 
nicht ohne Bedenken und nur allmählich 
Erdölfässer hierzu verwendete, darf man 
glauben, doch hat die ıo jährige Erfah- 
rung gelehrt, dass, wenn man verfährt, 
wie es hier geschieht, sie keinerlei 
schädliche Wirkung an den Pflanzen 
äussern. Die Öl- oder Erdölfässer müssen 
mit Dampf ausgebrüht, die Dauben im 
Dampf gerade gerichtet und gesäubert 


werden; der Kübel wird dann zusammen- 
gesetzt und innen ausgebrannt; ein Erd- 
ölfass gibt 2 Pflanzenkübel. 

Ein Topf von 36 cm Durchmesser 
kostet hier 60 Pf., einer von 40 cz ı Mk. 
Ein Erdölkübel, Höhe ım Verhältnis zur 
Breite stehend, d. h. beide gleich gross, 
kostet bei 30 c»2 Durchmesser, im Lichten 
gemessen, ı Mk., bei 35 cz 1,50 Mk, bei 
40—42 cm 2 Mk., 45 cm 3 Mk., 50 cm 
4 Mk.; in neuem Eichenholz kosten diese 
Kübel das Doppelte. Das sind die Preise, 
die ich mit unserem Lieferanten ausge- 
machthabe und die man gewiss nicht teuer 
finden wird. Noch will ich bemerken, 
dass die Erdölfasskübel, wenn aussen 
3 mal angestrichen, eine sehr lange Zeit 
sich unverändert erhalten, das vom Öl 
durchtränkte Holz widersteht der Fäulnis 
besser als anderes Holz, die angebrannte 
Holzkohlenschicht schützt die Wurzel 
vor den Schädnissen des Erdöles. 

Ein Tannenholzkübel, den ich zum 
Versuch mit Quecksilbersublimat im- 
prägnieren (kyanisieren) liess, ist erst zwei 
Jahre alt, er kann die Probe seiner Dauer- 
haftigkeit erst nach einigen Jahrenablegen. 

L. GRÄBENER, Hofgärtner in Karlsruhe. 


Zur Akklimatisation der Douglasfichte 
in Heft 9 vom ı. Mai d. ]J. S. 253 erlaube 
mir folgendes zu bemerken: 

Im Jahre 1863 pflanzte ich im Fürstlichen 
Tierpark zu Unterhölzern (2350° Höhe) 
an einem neu angelegten Weiher auf 
kaltem, strengem Lehmboden 4 Douglas- 
fichten, die nunmehr (also nach 25 Jahren) 
eine Höhe von 7—8 zn, einen Stamm- 
durchmesser von 15—ı6 2m, ı Fuss über 
dem Boden gemessen, besitzen; damals 
wurde mir die Aufgabe, an vorerwähnter 
Stelle ein kleines Pinetum anzulegen; 
nachdem sich aber Lage und Boden als 
zu kalt erwiesen und namentlich der 
kalte Untergrund (strengster Lehm) den 
meisten Arten nicht zusagte, — von 
etwa 50 diversen Pflanzen und Arten 
blieben nur obige Douglasfichten und nur 
im .Halbschatten Abies Nordmanniana, 
7m und Abies Pichta sibirica, 6—7 m 


Kleinere Mitteilungen. 


333 


hoch etc., gesund und erreichten eine sehr 
schöne Entwickelung — nahm ich diese 
Pflanzung 1878 auf Schloss Wartenberg 
in 848,1 m (2826‘) Höhe wieder auf, 
wozu sich ein Terrain gegen Osten bot, 
woselbst nun die Douglasfichte neben 
Araucaria imbricata, Cedrus Deodara, 
atlantica, Libani und 100 anderen Arten 
sich wunderbar entwickelt; — hier würde 
es sich nun fragen, ob der Samen von 
der nordpacificischen Küste stammt, oder 
woher sonst? — Dass die Douglasfichte 
demnach nicht so zärtlich ist, wie an- 
genommen wird, sollten obige 2 Pflan- 
zungen und die bedeutenden Höhenlagen 
beweisen. Von einer Deckung bei einer 
Winterkälte von 20—24°R. ist hier keine 
Rede, wie es in der Anmerkung S. 253 
heisst, dass die im Vorgarten der land- 
wirtschaftlichen Hochschule in Berlin be- 
findlichen 2 Exemplare der Douglasfichte 
trotz einer Deckung im vergangenen 
Winter erfroren sind. Die Winterkälte 
pro 1883/89 war hier 23° R. 

Mich würde es jederzeit freuen, recht 
vielen Wissensdürstenden diese meine 
Kulturen zeigen zu können und lade ich 
alle, welche den Weg durchs herrliche 
Kinzigtal mit der badischen Schwarzwald- 
bahn benutzen oder von anderen Rich- 
tungen kommen, ein, in Donaueschingen 
Station zu machen, um sich persönlich 
vom Mitgeteilten überzeugen zu können; 
wohl schwerlich wird im deutschen Vater- 
land ein zweiter Punkt in der Höhenlage 
von 2826’ = 848,1 m mit solcher Vege- 
tation von Gewächsen aller Art wieder- 
zufinden sein! (Die echte Castanea vesca 
hält auf dieser Höhe aus.) Ich für meinen 
Teil halte das Ganze für ein Unicum, 
— Sache der Herren Fachgelehrten wird 
es sein, die Frage, »wie es möglich, dass 
auf solcher Höhe so herrliche Entwicke- 
lung und Zusammenleben aus allen Län- 
dern stattfinden kann«, zu lösen. 

KIRCHHOFF, Donaueschingen (Baden). 


Zur Geschichte der Grenadier - Nelke. 
Im Anschluss an die Mitteilungen d. J. 
S. ı und S. 93 veröffentlichen wir noch 


folgende Stelle aus einem Schreiben des 
Herrn C. GRONEMANN, Special - Nelken- 
züchter, Blomberg im Fürstentum Lippe, 
Eisenbahnstation Schieder der Alten- 
bekener Bahn: 

Leider bin ich nicht in der Lage, den 
bestimmten Züchter anzugeben, nur so- 
viel glaube ich, dass diese Nelke zuerst 
entweder von Herrn JOSEPH BAUMANN in 
Gent, oder auch möglicherweise von 
Herrn L£on LiLLE in Lyon gezogen sein 
muss, aber ich habe beim Beziehen von 


| Remontant-Nelken zum Befruchten ge- 


funden, dass unter dem Namen Grenadier 
verschiedene Varietäten gehen. Die echte 
Grenadier hat eine recht feurig scharlach- 
rote Farbe und sind die Blumen regel- 
recht gebaut; bei einer anderen Sorte 
desselben Namens fand ich feineres Laub, 
die Blumen mehr wellenförmig und meist 
die Blumenblätter zurückliegend, auch in 
der Farbe abweichend. 

Durch künstliche Befruchtung habe ich 
ganz ausgezeichnete Remontant-Nelken 
erhalten, welche die französischen noch 
übertreffen, und werde ich alles auf- 
bieten, nur das Beste in den Handel zu 
bringen. 

Sollte jemand in die hiesige Gegend 
kommen, so bitte ich um geneigten Be- 
such: es gelangen etwa ı2 bis 14 000 
Pflanzen zur Blüte und ausserdem stehen 
immer noch etwa 20000 Vermehrungs- 
pflanzen da. 

Ich erlaubte mir dieses anzudeuten, 
um eine Anschauung davon zu geben, 
wie viel Pflanzen hier etwa gebaut wer- 
den. Meine Vermehrung beziffert sich 
auf 80 bis 85 ooo Pflanzen. 


Cypripedium Jo var. grande. 

Von den Cypripedien, die in neuerer- 
Zeit eine grosse Rolle bei den Pflanzen- 
liebhabern spielen, möchte ich nament- 
lich C. Jo var. grande empfehlen, welche 
bei mir von Mitte Dezember bis zum 
letzten April ununterbrochen blühte. 
Die Blume hat sich mithin 4'/);, Monat 
gehalten, was schon allein für den Wert 
der Sorte spricht; die schöne grosse 


334 


Kleinere Mitteilungen. 


Blume dieser Pflanze, einer Kreuzung 
von C. Jo var. grande mit Lawrenceanum 
ist vorzüglich und möchte ich besonders 
diese Sorte den 
empfehlen. 
KIRCHHOFF, Donaueschingen. 


Coriaria thymifolia. 

Der Saft dieser aus Neu-Granada (?) 
stammenden Pflanze ist nach Le Jardin 
anfänglich rot, wird aber an der Luft 
tiefschwarz und wird die Pflanze deshalb 
als Tintenbaum empfohlen. Da die euro- 
päische C. myrtifolia die gleichen 
Eigenschaften besitzt, die Gattung Cor- 
iarıa aus Amerika bisher unbekannt ist, 
so dürfte wohl die ganze Sache als Re- 
klame für eine alte Pflanze aufzufassen 
sein. Statt Neu-Granada schreibe man 
richtiger Granada und die Sache ist er- 
ledigt. («9:19») 

Myriophylium proserpinacoides Gill., eine 

hübsche Pflanze für Zimmer - Aquarien. 

Bei der ungemein beschränkten Aus- 
wahl unserer Wasserpflanzen, die beson- 
ders in der Verwendung für Zimmer- 
aquarien wertvoll sind, dürfte wohl Myrio- 
pbyllum proserpinacoides (Brasilien und 
Chile) [Haloragaceae] einen der ersten 
Plätze einnehmen. 

Ihr williges Wachstum und ihr lieb- 
licher Blätterschmuck müssen selbst den 
verwöhntesten Ansprüchen in dieser Be- 
ziehung Rechnung tragen. Die Pflanze 
selbst ist ein Kriecher, dessen Stamm 
auf dem Wasser durch seine Blätter 
schwimmend erhalten wird. Die feinen, 
farnähnlichen Blätter sind von einem 
frischen, saftigen Grün und umgeben den 
Stengel quirlständig, dessen oberer Teil 
6—8' aus dem Wasser herausragt, wo- 


Orchideenliebhabern 


durch die Blätter eine äusserst zierliche 
Rosette bilden. 

Die Pflanze gedeiht meiner Erfahrung 
nach am besten, wenn in Töpfe gesteckt, 
die mit einer Mischung von 3 Teilen 
Rasenerde, 2 Teilen Mistbeeterde und 
2 l’eılen groben Sandes gefüllt sind, da- 
bei aber auch einen guten Abfluss durch 
Scherben erhalten haben. Das Wasser 
sollte stets den Topf um 1‘ überstehen. 

Es ist diese Pflanze eine höcht wert- 
volle Zierde für Aquarien jeder Art, sei 
es für das Zımmer oder fürs Freie und 
sıe hat auch die höchst interessante Eigen- 
tümlichkeit, dass die Blätter am Abend 
beim Untergang der Sonne den Stamm 
nach oben zu umschliessen und schlafen 
zu gehen scheinen. — Zur Überwinterung 
ist ein wärmerer Standort geboten. 

Jedenfalls verdient Myriophyllum pro- 
serpinacoides eine allgemeine Verbreitung 
und kann ich dieselbe nicht genug em- 
pfehlen. L. SCHILLER, London. 

Die weissfrüchtige Heidelbeere. 

Mit Bezug auf diese von Herrn Rgl. 
Garten-Inspektor BEISSNER zu Poppels- 
dorf bei Bonn in Nr. ıo d. Ztg. S. 273 
beschriebene Varietät berichtet uns Herr 
Professor Dr. PauL MaAGnts, Berlin, dass 
er Zweige derselben Form, aber mit 
saftigen Beeren, von Herrn Dr. KarL 
GÜNTHER erhalten habe, der sie bei Mis- 
droy sammelte. Im übrigen ist Herr 
Professor Macnus nicht der Meinung, 
dass der Schatten allein die weisse Farbe 
veranlasst habe, denn er habe selbst ın 
den dichtesten Wäldern an den schattig- 
sten Stellen nur blaufrüchtige gesehen, 
so z. B. im Swinemoor, wo er auch den 
Bastard zwischen Heidelbeere und Preissel- 


| beere, V. Myrtillo X Vitis idaea gefunden. 


Litteratur. 


Dr. OTTO WÜNSCHE, Oberlehrer am Gym- 
nasıum in Zwickau, Schulflora von 
Deutschland. Die höheren Pflanzen. 
5 umgearbeitete Auflage, Leipzig, 
A.G. TEUBNER. 1888. 8°. 430 S. 


Ein Werk, das die 5. Auflage erlebt, 
bedarf keiner weiteren Empfehlung. 
Wünsches Flora berücksichtigt auch viele 
Gartenpflanzen und ist deshalb auch 
Gärtnern zu empfehlen. 


335 


Litteratur. — Ausstellungen und Kongresse. — Personal- und Vereins-Nachrichten. 


Dr. H. PorTonıe, Illustrierte Flora von 
Nord- und Mitteldeutschland mit einer 
Einführung in die Botanik. 4. Aufl. 
1889. Berlin bei ]J. SPRINGER. 598 S. 
e2 8. Preis A Mk. 

Dieses Werk haben wir wiederholt ge- 
lobt, es ist soeben wieder eine neue 
Auflage erschienen (in vier Jahren die 
Beiträge der 
bietet. 


tüchtigsten Spezialisten 


lieber von weiteren Zusätzen 


Das Buch wird dadurch aber | 


stärker und sollte der Verfasser 
absehen. 
Leider ist das Format nicht geeignet, 
es auf Exkursionen ın die Tasche zu 


immer 


stecken, was gerade bei WÜNSCHEs und 


Im 
illustrierte 


GaRcKEs Flora etc. so angenehm. 
übrigen bietet die reich 


ı Poronı£sche Flora auch einen Abriss der 
vierte), die bedeutend vermehrt ist und | 


Anatomie, Morphologie, 
Pflanzengeographie etc. etc. 


Physiologie, 


Ausstellungen und Kongresse. 


Dresden-Altstadt. Beerenobst- 
Ausstellung vom 5. bis 7. Juli im 
Orangeriegebäude in »Der Herzogin 


Garten«, veranstaltet vom Landes-Obst- 
bau-Verein für das Königreich Sachsen: 
1. Früchte, 2. Beerenobst in Töpfen, 
3. Beerenobstweine und Konserven, 4. Ge- 
räte und Maschinen. Beteiligung jedem 
gestattet. Programme und Anmeldungen 
bei Herrn Garteninspektor LÄMMERHIRT, 
Dresden-Neustadt, Nordstrasse 16. 


Deutscher Beerenzüchterverein. 
ı. Sitzung, Magdeburg, 21. Juni. 
Infolge eines Aufrufes im »Praktischen 


Ratgeber« haben bis jetzt ca. 60 Teil- 


nehmer sich bereit erklärt, zu einem 
Deutschen Beerenzüchter - Verein zu- 
sammenzutreten. Der Statutenentwurf 


ist versandt und soll die erste beratende 
Versammlung in Magdeburg gelegentlich 
der landwirtschaftlichen und Gartenbau- 
Ausstellung stattfinden. Alle Interessenten 
werden ersucht, sich am Freitag, den 
21. Juni, vormittags 8 Uhr im kleinen 
Saale des Hofjäger-Etablissements einzu- 
finden. Anmeldungen nimmt auch Herr 
Redakteur JOHANNES BÖTTNER, Frank- 
furt a O., entgegen. 


Personal- und Vereins - Nachrichten. 


Am 27. Mai 7 der Professor der Bo- 
tanık Dr. med. et phil. CARL FRIEDRICH 
WILHELM JESSEN zu Berlin nach kurzem 
Leiden. Er war geboren den 15. Sep- 
tember 1821 zu Schleswig, wurde Pro- 
fessor an der landwirtschaftlichen Aka- 
demie Eldena und der Universität Greifs- 
wald. Als erstere 1877 aufgelöst wurde, 
siedelte er nach Berlin über, wo er sich 
aber von seinen Fachgenossen sehr ab- 
sonderte und sich mehr mit philosophi- 
schen seltsamen Problemen abgab. Na- 
mentlich beschäftigte ihn die Lehre vom 
goldenen Schnitt in ihrer Anwendung 
auf den menschlichen Körper und noch 
mehr sein Streit wider DArwın. Seine 
grossen philologischen Kenntnisse setzten 
ihn in den Stand, namentlich die alten 


zu studieren und legen seine Schriften 
davon beredtes Zeugnis ab. 

Die Hauptwerke JESSEns sind: Deutsch- 
lands Gräser und Getreidearten, Leipzig 
1863, ein noch heute sehr brauchbares 
Buch, Botanik der Gegenwart und Vor- 
zeit, Leipzig 1865; Deutsche Exkursions- 
Flora, Hannover 1879; Die deutschen 
Volksnamen der Pflanzen, Hannover 
1832 (zusammen mit Dr. G. PRITZEL), 
ferner seine Bearbeitung des »Albertus 
Magnus« etc. 


Professor Reichenbachs Testament. 
Zum schmerzlichsten Bedauern der 
Wissenschaft wie der Praxis hat der ver- 
storbene Prof. REICHENBACH in seinem 


‘ Testamente bestimmt, dass seine Orchi- 
Schriftsteller und die alten Handschriften | 


deen und Orchideen-Zeichnungen 25 Jahre 


330 


“wi 
„ Y 


Personal- und Vereins-Nachrichten, 


lang in versiegelten Kisten aufbewahrt 
werden sollen, damit die unvermeidliche 


Zerstörung der kostbaren Sammlung, die 


durch die jetzige »verrückte« Art der 
Untersuchung (d. h. die eingehendere 


Methode) veranlasst werden würde, ver- | 


mieden werde. — Sein ganzes Herbar, 
seine botanische Bibliothek, Instrumente, 
Samensammlung u. s. w. hat er dem 
k. k. Hofmuseum in Wien vermacht; 
falls dieses auf obige Bedingungen nicht 
eingeht, dem botanischen Garten in 
Upsala, event. dem Gray-Herbarium in 
Harvard-University, Cambridge, Mass., 
event. schliesslich dem Jardin des plantes 
in Paris, immer unter denselben Be- 
dingungen. — Hamburg, ja ganz Deutsch- 
land, sogar Kew gehen leer aus! 


Aufruf zu einer Gärtnervereinigung ev. Innung. 

Der rheinische Gärtnerverein, Vor- 
sitzender W. WANINGER in Unkel a. Rh., 
versendet einen Aufruf zur Bildung einer 
Gärtnervereinigung event. Innung, am 
4. August in Honnef a. Rh, um den 
vielen Schäden in der Gärtnerei ent- 
gegenzutreten und vielleicht sogar die Ge- 
werbefreiheit aufzuheben! — Mit solchen 
Forderungen schiesst der Verein weit 
über das Ziel hinaus; sein Aufruf ist 
auch stilistisch, grammatisch, wie ortho- 
graphisch nicht fehlerfrei, vor allem aber 
fehlt es darin am richtigen Takt, indem 
die »betitelten« Gärtner sehr angegriffen 
werden. 

Im übrigen sind manche der For- 
derungen sehr beherzigenswert, aber 
z. T. bereits vom Verbande der Handels- 
gärtner Deutschlands in die Hand ge- 
nommen. Diesem Verbande sollte sich 
der rheinische Gärtnerverein anschliessen. 
Einzelne Wünsche sind von kleinlichem 
Geiste diktirt, wie aus nachstehender 
Gesammtübersicht der zu beseitigenden 
Missstände hervorgeht: 

ı. Die mangelhafte Ausbildung der 


Lehrlinge. 
2. Die schlechten Gehilfen - Verhält- 


nisse, besonders das Herumbummeln 
derselben auf der Landstrasse. 
. Das Pfuschen in die Gärtnerei. 
. Viele unzuverlässige Samenbezugs- 
quellen. 
. Handeln mit gärtnerischen Erzeug- 
nissen von Nichtgärtnern. 
6. Offerieren von Schundware zu Spott- 
preisen. 
7. Pfuschen in die Landschaftsgärt- 
nerei auch von Gärtnern. 
8. Unzuverlässige Benennung 
Pflanzen überhaupt. 
9. Führen von Baumschulen von Nicht- 
gärtnern. 
. Belehrung über Obstbaumzucht an 
Nichtgärtner. 
. Belehrung über Gartenbau an Nicht- 
gärtner in Zeitschriften oder Gar- 
tenbauvereinen. 
Mangelhafte Beschäftigung von Gärt- 
nern in königlichen, städtischen und 
Privatgärten,anStrassenund Bahnen. 
Ungeregelte Bezahlungen für gärt- 
nerische Leistungen. 
Verlangen nichtgärtnerischer Ar- 
beiten vom Gärtner. 
Handeltreiben der Privatgärtner. 
Im Ausschuss des Vereins zur Be- 
förderung des Gartenbauvereins war 
man der Ansicht, dass man zuerst 
das Lehrlings- und _Gehilfenwesen 
ordnen müsse... Die Lage der Gehilfen 
sei in der Tat oft eine unwürdige und 
fast jeder Hausknecht werde besser be- 
zahlt. Dabei ıst freilich nicht zu ver- 
gessen, dass auch Lehrer und Gelehrte 
oft geringer besoldet werden als ein 
Hausknecht. Immerhin muss aber etwas 
geschehen und es würde unseres Er- 
achtens zweckmässiger sein, wenn die 
betr. Prinzipäle selber die Lage bessern 
wollten, als wenn sie vielleicht erst durch 
einen Streik, wie ihn der in Hamburg 
zu Pfingsten d. J. begründete Gehilfen- 
verband schlimmstenfalls für Frühjahr 
1890 plant, gezwungen werden. — Die 
Gehilfen wollen aber nicht vergessen, 
dass jeder nach seinen Leistungen be- 
zahlt werden muss und dass leider grosse 
Klagen über die geringen Leistungen 
mancher Gehilfen, auch der gebildeteren 
geführt werden. 


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Lobelia laxiflora H. B. K. 


(Siphocampylus bicolor D. Don als Winterblüher.) 
Von L. Wittmack und (. Graebener. 
Hierzu Tafel 1301 und Abbildung 54. 

Stengel aufrecht, verzweigt, Blätter fast sitzend, eiförmig (bei der var. angusti- 
folia lineal-lanzettlich oder lineal) zugespitzt, gesägt, gezähnt, Blütenstiele nackt 
oder in der Mitte mit zwei Vorblättern, so lang als das Blatt. Kelchröhre halb- 
kugelig, Zipfel lanzettlich, spitz, so lang wie die Röhre, aber 6—8mal kürzer als 
die innen behaarte Kronenröhre, Antheren an der Spitze rauhhaarig, Kapsel halb 
oberständig. — Häufig in den gemässigten Gegenden Mexikos und in allen Stücken 
sehr veränderlich. Blätter und Stengel glatt oder behaart, Blütenstiele kürzer, so 
lang oder länger als das Blatt, an derselben Pflanze nackt oder mit zwei Vor- 
blättern, bald in den Achseln der oberen, bald in denen der mittleren Blätter. 
Krone aussen glatt oder etwas behaart; ihr mittlerer Teil rot, Basis und 
Zipfel gelb. 

Humboldt, Bonpland et Kunth Nov. Gen. am. 3 p. 311. — D.C. Prodromus VII 
383 (daraus unsere Beschreibung). — L. persicaefolia Cav. ic. 3 t. 518 von Lam. 
— Siphocampylus bicolor D. Don in Brit. flow. gard. ser. 2 t. 389. — G. Don in 
Floral Cabinet II 97 t. 69, The Botanist III t. 139. 

In gärtnerischen Kreisen wird diese Pflanze gewöhnlich Siphocampylus 
bicolor genannt und als solche ist sie auch von Herrn Hofgärtner GRÄBENER 
in Karlsruhe im ı. Heft der Gartenflora d. J. S. 23 bezeichnet, der in ihr einen 
vortrefflichen Winterblüher durch einen glücklichen Zufall entdeckt hat, 
Siphocampylus hat aber, abgesehen von anderen Eigenschaften, eine auf dem 
Rücken nur wenig oder gar nicht gespaltene Blumenkronenröhre, während 
bei unserer Pflanze der Spalt bis zum Grunde geht, wie bei einer echten 
Lobelia. Es ist daher der Name Lobelia laxiflora H. B. K. vorzuziehen, 
der Beiname »schlaffblütig« passt auch vorzüglich, wenn man die langen, 
dünnen Blütenstiele in Betracht zieht. 

An den Geschlechtsteilen erkennt man deutlich, dass die Blüten »erst 
männlich«, proterandrisch, d. h. zuerst entwickeln sich die Staubgefässe (Ab- 
bildung 54). Die 5 Staubbeutel sind zu einem Hohlcylinder verwachsen, 
der sich mit Blütenstaub füllt. Der Griffel reicht in der ersten Blütenperiode 
mit seinen beiden dicht aneinander liegenden Narbenlappen nur bis in den 
Eingang des Hohlcylinders, wächst aber allmählich durch denselben hindurch, 
mit einem dicht hinter den Narbenlappen liegenden Haarkranz den Blüten- 
staub herausfegend. Endlich breiten sich die Narbenlappen auseinander und 
zeigen ihre auf der Innenseite belegenen Narbenhaare, Papillen. Die Insekten, 
welche in den jüngeren Blüten Pollen aufnahmen, können ihn in älteren dann 


auf die Narben ablagern, auch kann er event. durch den Wind übertragen 
Gartenflora 1889. 25 


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5 


338 L. Wittmack u. C. Graebener: Lobelia laxiflora H.B.K. 


werden. — So schilderte es schon Professor HILDEBRAND, Bot. Ztg. 1866 
S. 77, 78 T. IV, Fig. 15—24, Geschl. S.65 und nach ihm HERM. MÜLLER, 
Die Befruchtung der Blumen durch Insekten, Leipzig 1873 S. 377. — Ähn- 
lich ist es bei allen Lobeliaceen (und Compositen), besonders auch bei L. 
Erinus, doch beobachtete HILDEBRAND bei dieser vielfach, dass die Griffel- 
spitze die festgeschlossene Antherenröhre nicht zu durchbrechen vermochte, 
so dass die Narbenlappen sich innerhalb derselben öffneten und Sichselbst- 
bestäubung erfolgte (Bot. Ztg. 1870 S. 638). — Lobelia fulgens und die 
echten Siphocampylus werden nach DELPINOs Vermutung von Kolibris be- 
fruchtet. 


Abbildung 54. Lobelia laxiflora H.B.K. (Siphocampylus bicolor D. Don.) 

ı. Blüte im männlichen Stadium, die Haare an den Staubbeuteln den Pollen etwas zurück- 
haltend. 2. Späteres Stadium, die Narben hervorgetreten, aber noch zusammengeklappt (nicht 
richtig gezeichnet), unter ihnen der Haarkranz des Griffels zum Herausfegen des Pollens. 3. Weib- 
liches Stadium, Narben ausgebreitet, innen mit Papillen besetzt, zur Aufnahme des Blütenstaubes. 
4. Fruchtknoten, Querschnitt. 5. Längsschnitt. 


Herr Hofgärtner GRÄBENER teilt uns noch folgendes mit: 

»Der nebenstehende Farbendruck giebt die vorzüglich hergestellte Ab- 
bildung des auf Seite 23 des ı. Heftes d. J. beschriebenen und empfohlenen 
Winterblühers Siphocampylus bicolor (Lobelia laxiflora H. B. K.) wieder. Was 
dort gesagt ist, hat sich im Laufe des Winters vollauf bestätigt, ja die Er- 
wartungen wurden noch übertroffen, nur muss ich gleich berichtigen, dass 
die Pflanze nicht im Warmhaus darf aufgestellt werden; ihr schlimmster 
Feind, die rote Spinne, stellt sich daselbst unfehlbar ein, und macht sie in 
kurzer Zeit krank und unansehnlich, hingegen im kalten und temperierten 
Hause von 4—8°R. ist sie von unschätzbarem Wert. Daselbst aufgestellte 
Pflanzen blühten vom November ununterbrochen bis zum Ausräumen; dann 
der vollen Sonne ausgesetzt und später ausgepflanzt, schadete dies ihnen nicht 


Franz Goeschke: Pinus Peuce Grisebach. Die Rumelische Kiefer. 339 


im mindesten, unermüdet blühten sie weiter, und heute, Mitte Juni, ist noch 
kein Absehen des Aufhörens, so dass diese ganze Zeit die Pflanzen nicht 
einen Tag blütenlos waren. 

Die Farben der Blüten — es sind ja unsere badischen Landesfarben — 
sind im Sommer natürlich noch intensiver als die Abbildung, im Dezember 
gemalt, es zeigt. Die Vermehrung geschieht ausser den angegebenen Arten 
durch Aussaat und Stecklinge noch durch Teilung, da die Pflanze Ausläufer 
macht. Betreffs der Erde ist sie gleichfalls anspruchslos, Komposterde, ohne 
jede Zuthat, sagt ihr am meisten zu. 

Auch als Zimmerpflanze habe ich sie erprobt; wochenlang in einem 
mässig geheizten Zimmer hielt sie sich vorzüglich, und blühte ebenso willig 
und ununterbrochen wie im Gewächshause. Ist solch eine Pflanze, auch wenn 
sie für Bindezwecke sich wegen ihrer einzeln gestellten Blüten nicht ganz 
eignet, nicht doch empfehlenswert?« 


Pinus Peuce Grisebach. Die Rumelische Kiefer. 
Von Franz 6oeschke-Proskau. 
Hierzu Abbildung 55. 


Wurde von GRISEBACH in Macedonien auf dem Proistori-Gebirge in einer 
Höhe von 1800 »z gefunden und zuerst als P. Cembra var. fructicosa Gris., später 
als P. Peuce Gris. beschrieben. Die ersten Samen wurden im Jahre 1864 eingeführt. 

Ein hübscher, regelmässig pyramidaler Baum, der in unsern Gärten in Exem- 
plaren von etwa 5—6 m Höhe vertreten ist, im Vaterlande jedoch eine Höhe von 
10— 15 2 erreicht. 

Die Rinde ist am jüngeren Holze glatt, mit den etwas höckerigen Blattnarben 
gezeichnet, grünlich-grau, am älteren Stamme rissig, schwärzlich-grau. 

Blattscheiden trockenhäutig, abfallend, 10— ı5 mn lang. 

Nadeln zu fünf, aufgerichtet und dicht stehend, lebhaft grün, oberseits blau- 
grün, sehr schmal, weich, mit kurzer Spitze, 3kantig, die untere Kante sehr hervor- 
stehend, oberseits fein gerinnelt, die beiden seitlichen Kanten durch feine, weit- 
läufig stehende Zähnchen etwas rauh. 

Männliche Blüten gelblich, in etwa 1,5—2 cm langen Kätzchen. 

Zapfen hängend, kurzgestielt oder sitzend, sehr harzig, 10— ı4 cm lang, im 
ungeöffneten Zustande 3— 3,5 cm dick, mit geöffneten Fruchtschuppen 5—5,5 cm 
im Durchmesser, zur Zeit der Reife hellbraun, ins Grünliche schimmernd, walzig, 
nur nach der Spitze zu leicht verjüngt. Schon zeitig, im September reifend. 

Fruchtschuppen dünn, an der Spitze wenig verdickt, ziemlich breit, mit 
breit abgerundeter Spitze, auf der Rückseite gerieft, bei völliger Reife fast horizontal 
abstehend. 

Brakteen sehr kurz, mit den Fruchtschuppen verwachsen. 

Samen bräunlich, dick, rundlich länglich-eiförmig, 6—8 mm lang, 3— 5 mm 
dick, mit ca. 2cm langen, feinhäutigen Flügeln von silberig-grauer Farbe versehen. 


Die Beschreibungen dieser hübschen Kiefer in den einschlägigen Schriften 
gehen sehr auseinander, indem dieselbe einerseits als Form zu Pinus Cembra 


L., anderseits zu P. excelsa Wall. gestellt wird. 
2 


340 Franz Goeschke: Pinus Peuce Grisebach. Die Rumelische Kiefer. 


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2) 


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uayoıpuugw pur gar] Jodunf "EC puyoasun ‘uspdez ‘= "prqsnnqgep "I 


Mit der auf den österreichischen und französischen Alpen, auf dem Ural 
und in Sibirien vorkommenden Zürbelkiefer, P. Cembra L., hat die vor- 
liegende Art höchstens den langsamen Wuchs, die kurzen Nadeln und die 


Franz Goeschke: Pinus Peuce Grisebach. Die Rumelische Kiefer. 341 


etwas steifere, aufrechte Haltung der letzteren gemein, weicht aber ganz 
wesentlich durch die Form und Haltung der Zapfen und durch die geflügelten 
Samen von ihr ab. Es ist daher ganz falsch, P. Peuce Gris. in die Sektion 
»Cembra« zu stellen (siehe HENKEL und HOCHSTETTER, Synopsis der Nadel- 
hölzer), welche zwar ebenfalls zu fünf stehenden Nadeln, aber eiförmige 
Zapfen von aufrechter Haltung und grosse, ungeflügelte Samen besitzt. 

Die Rumelische Kiefer gehört unbedingt in die Sektion »Strobuse, 
welche durch abfallende Blattscheiden, lange, cylindrische, hängende Zapfen 
und geflügelte Samen charakterisiert ist. Sie steht somit der P. excelsa 
Wall. verwandtschaftlich nahe, welche auf dem Himalaya heimisch ist und 
dort einen herrlichen Baum bis zu 40 »z Höhe bildet. Pinus Peuce Gris. 
jedoch als eine blosse Zwergform der P. excelsa Wall. anzusehen (wie dies 
KOcH, BEISSNER u. a. thun), dürfte kaum zu rechtfertigen sein, zumal letztere 
bei uns in Deutschland nicht gut oder nur in geschützten Lagen aushält, 
während P. Peuce sich im hiesigen Arboret seit ca. 20 Jahren als vollständig 
hart erwiesen und nicht die geringsten Frostwirkungen davon getragen hat. 
(P. excelsa hält hier nur unter Schutzdecke aus.) Ferner weicht ihr Wuchs 
wesentlich von dem mehr lockeren, breiten, ja überhängenden Habitus der 
P. excelsa ab, deren Nadeln viel länger, schlaffer und ebenfalls mehr oder 
weniger überhängend sind. (Daher der Name »Thränenkiefer«e.) Auch die 
Zapfen von P. excelsa sind viel länger (15—17 cr» lang), nach beiden Enden 
verjüngt, von hellerer, gelblich-bräunlicher Farbe. 

Das im Proskauer Arboretum stehende Exemplar von Pinus Peuce, nach 
welchem die beifolgenden Zeichnungen gemacht sind, hat seinerzeit eine 
Höhe von ca. 6,» und brachte im Jahre 1883 zum erstenmale reife Zapfen 
und Samen, welche letztere jedoch nicht keimfähig waren. Auch in diesem 
Jahre ist der Baum wieder reichlich mit Zapfen behangen. Dieselben reifen 
im September und sind reichlich mit Harz bedeckt. Die Fruchtschuppen 
öffnen sich weit, nehmen fast eine horizontale Richtung zur Spindel an und 
lassen die Samen fallen. 

Nach den bisher von mir gemachten Beobachtungen dürfte P. Peuce 
wohl als eine besondere Art gelten, die in unserem Klima völlig hart ist 
und sich demnach zur allgemeinsten Anpflanzung empfiehlt, namentlich 
wegen ihres schönen pyramidalen Wuchses und der im allgemeinen kleineren 
Dimensionen des Baum:s auch als Solitärbaum für kleinere Gärten. 


Begonia patula Ki. 
Von E. Regel. 
An Farnbäumen, die aus Brasilien importiert wurden, keimte eine Begonia, 
die im Oktober und November des letzten Jahres reichlich blühte. Dieselbe 
bildet aufrechte, ca. 1 »z hohe Stengel mit aufrechtstehenden Zweigen, welche 


342 E. Regel: Begonia patula Kl. 


auf der Spitze des Stengels und der Zweige die einfach gegabelte Trugdolde 
blassrosaroter Blumen trägt. Die Blätter ziemlich lang gestielt, handförmig, 
5nervig, schief herzförmig, meist spitz, selten stumpf, kurz gelappt oder auch 
nur stumpf doppelt-kerbig gezähnt, aber jeder der stumpfen Zähne eine kleine 
Borste auf seiner Spitze tragend; die männlichen Blumen erscheinen an den 
Blütenständen zuerst und haben vier Blumenblätter, von denen die beiden 
äusseren rund, die inneren länglich sind. Die weiblichen Blumen besitzen 
fünf gleichgrosse ovale Blumenblätter und einen 3flügeligen Fruchtknoten, 
von denen der eine Flügel bedeutend grösser ist als der andere. Die drei 
Griffel sind jeder fast bis zur Basis geteilt- und jeder der Griffelarme ist 
spiralig — dreimal gedreht und mit kleinen Wärzchen dicht besetzt. Die Be- 
stimmung der Begonia-Arten hat ihre besonderen Schwierigkeiten, teils stand 
unsere Pflanze der B. patula Kl., teils der B. elata Kl. zunächst, keiner schloss 
sie sich aber ganz an, so dass der Referent anfangs geneigt war, dieselbe als. 
neue Art zu beschreiben. Dazu kommt, dass Abbildungen weder von B. 
patula Kl., noch von B. elata Kl. existieren, da die Begonia pauciflora Lindl. 
(Bot. reg. tab. 471), welche mit B. patula Haw. identisch ist, zu B. macroptera 
Kl. als Synonym gestellt wird und diese citierte Abbildung von unserer 
Pflanze durch stumpfe Blätter verschieden zu sein schien. Hinzuzufügen ist, 
dass die Form der Blätter unserer Pflanze bedeutend ändert, dass dieselben 
auf ihrer Oberfläche zwar meist mit kurzen Haaren sparsam besetzt, bald 
aber ganz kahl sind. 

In unserem reichen Herbarium finden sich Exemplare von B. patula, 
ebenfalls zufällig aus Samen erzogen, welche frageweise zu B. patula gestellt 
sind und ganz mit unserer Pflanze übereinstimmen, dagegen wie B. macroptera 
Kl. durch fast zottige, aber niemals filzig behaarte Blütenstiele verschieden 
sein sollen. 

Aus alledem schliessen wir, dass B. patula Kl. erstens mit B. elata Kl., 
ferner auch mit B. macroptera Kl. identisch ist und der Name von Be- 
sonia patula Haw. (supp. succ. p. 100), als ältester Name für die drei in 
Rede stehenden Formen wieder herzustellen ist. 

Die Kultur dieser B. patula schliesst sich ganz der Kultur der B. sem- 
perflorens an. Die späte Blütezeit bis Ende November macht solche zu einem 
willkommenen Herbstblüher und ausserdem ist dieselbe noch dadurch inter- 
essant, dass sie am Grunde der Blattfläche, an der vegetierenden Pflanze, 
häufig eine zum jungen Pflänzchen auswachsende Knospe trägt. Eine ein- 
lässliche Beschreibung dieser in den Gärten früher verbreiteten, aber wieder 
verloren gewesenen und nun wieder eingeführten Begonia lassen wir folgen. 


Begonia patula Haw. (suppl. succ. p. 100. — B. pauciflora Lindl. bot. reg. 
tab. 471 (foliis obtusis).. — Begonia macroptera Kl. Begon. p. 34. — DC. prodr. 
XV, p. 300. — B. patula Kl. Beg. p. 30. — DC. prodr. ]. c. p. 302. — B. elata Kl. 
Beson.p. 3%. — DE. prodr..]. ce. p.-zo1): 


L. Wittmack: Eine neue hybride Bromeliaceae, Vriesea x Magnisiana etc. 343 


Caulis suffruticosus, erectus, parce ramosus, basin versus sparsim pilosus, superne 
ramulisque subhirsutus; ramis erecto-patulis. Folia palmato-snervia, oblique cor- 
data, acutiuscula v. obtusiuscula, angulato-lobulata v. duplicato-crenato-dentata, 
erenis mucrone setiformi brevi saepissime .apiculatis, supra sparsim hirtula v. glabra, 
saturate viridia, subtus pallida v. rufescentia, praecipue ad nervos satis prominentes 
hirtula, 2—2®/, poll. longa et aequilata. Petioli hirti, Jaminam aequantes v. super- 
antes, apice interdum viviparı. Stipulae scariosae, lanceolatae v. lineari-lanceolatae, 
acuminatae, piloso-ciliatae. Cymae simpliciter dichotomae, pluriflorae, axillares ter- 
minalesque, pedunculis pedicellisque purpurascentibus villosis, bracteis longe-ciliatis. 
Flores carnei; masculi 4 sepali, sepala exteriora rotundata, interiora oblonga; 
foeminei 5 sepali, sepala subaequalia ovata. Stamina plura; filamenta brevia, 
libera; antherae lineari-oblongae, biloculares, loculis margine connectivi obtusi ad- 
natıs. Ovarıum inaequaliter trialatum, stylıs tribus paene ad basın bipartitis coro- 
natum; stylorum ramı ter spiraliter torti, undique papillosi. Capsula trialata, alis 
duabus minoribus rotundatis, tertia plus duplo majore, oblıqua, apice triangulari- 
producta. Caulis usque tripedalis. 


Eine neue hybride Bromeliaceae, Vriesea x Magnisiana Kittel et Wittm. 
(Vr. Barilletii X fenestralis). 


Von L. Wittmack. 
Hierzu Abbildungen 56—58. 


Pflanze gross. Blätter 30— 40, rosettig, abstehend übergebogen, aus becher- 
förmigem Grunde breit-riemenförmig, mässig lang, an der Spitze stumpf, plötzlich 
zurückgebogen, mit kurzer Stachelspitze, glatt, grün, mit dunkleren, mehr oder 
weniger deutlichen, feinen Zickzacklinien, unterseits glänzender. Schaft kräftig, von 
zahlreichen, dicht anliegenden, länglich-eiförmigen, zugespitzten, dunkelgrünen, an 
der Basis weinroten, im übrigen Teil weinrot punktierten Hochblättern ganz um- 
hüllt. Ähre lang, dicht zweizeilig.. Deckblätter kahnförmig, dickbauchig, schwach 
gekielt, stumpf zugespitzt, wachsartig glänzend, grün mit weinroten Nerven und 
ebensolchen kreisrunden, ziemlich grossen Flecken. Blüten auf ganz kurzem, dickem 
Stielchen, Kelchblätter länglich-eiförmig, stumpf mit kurzer Spitze, gelblich, das 
Deckblatt wenig überragend, Blumenkrone kaum !,, länger als der Kelch, gold- 
gelb, wenig geöffnet, Blumenblätter breit zungenförmig, stumpf, ausgerandet, auf- 
recht, wenig übergebogen, die zwei Schüppchen an der Basis gross, länglich drei- 
eckig oder zweispitzig, die Blumenblätter an der Ansatzstelle der Schüppchen etwas 
eingeschnürt (Fig. 58e). Staubfäden lineal, platt, so breit wie die Beutel. Staub- 
beutel lineal, etwas hervorragend, oft übergebogen, gelb, Griffel etwas länger als 
die Staubgefässe, Fruchtknoten cylindrisch-kegelförmig. 

Maasse. Blattrosette bis 60 cm und mehr im Durchmesser, Blätter bis 40 cm 
lang, an der Scheide bis 10, in der Mitte 6--7 cn breit. Schaft mit Ähre 75 cm 
hoch, Ähre 30 cm lang, unaufgeblüht 6, mit den Blüten gcm breit. Deckblätter 
jederseits ca. 20, 4,5—35 cm lang, 2 cm hoch (breit). Kelchblätter 3,5 em lang, aus- 
gebreitet 1,5 cm breit, Blumenblätter 4 cz lang, 1,5 cm breit, Staubfäden 3 cm lang, 
Staubbeutel 9—ıo mn lang, kaum ı mm breit. 


Abermals ein glänzendes Zeugnis für das Züchtungstalent des Herrn 
Obergärtner GEORG KITTEL im Gräflich MAGnIsschen Garten zu Eckersdorf 


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344 L. Wittmack: Eine neue hybride Bromeliaceae, Vriesea x Magnisiana etc. 


bei Glatz (Oberschlesien)! — Herr KITTEL befand sich im Jahre 1883 in 
St. Gilles bei Lüttich, wo er die reichen Pflanzensammlungen des Herrn Baron 


Abbildung 56. Vriesea x Magnisiana (Vr. Barilletii x fenestralis). 


DE MASSANGE DE LOUVREX unter seiner Obhut hatte. Dort blühte Vriesea 
Barilletii E. Morr. (Belg. hort. 1883 S. 33 T. III) und gleichzeitig in Lüttich bei 
Herrn Professor ED. MORREN zum erstenmale Vriesea fenestralis E. Morr. 
(Belg. hort. 1884 S. 65 T. IV—V). Professor MORREN schrieb Herrn KITTEL, 


L. Wittmack: Eine neue hybride Bromeliaceae, Vriesea x Magnisiana etc. 345 


er möge sich doch diese Pflanze ansehen. Das geschah. Herr KITTEL erbat 
sich etwas Pollen und befruchtete mit diesem die V. Barilletii. 

Die Bestäubung war eine erfolgreiche, es entwickelten sich Samen und 
einer der aus diesen hervorgegangenen Sämlinge trat im Oktober 1888 zu 


Abbildung 58. Vriesia x Magnisiana. ı. Ganze Blüte. 2. Blumenblatt mit den 2 Schüppchen 
und Staubfäden. 3. Blume längs durchschnitten, bei e, an der Ansatzstelle der Schüppchen, die 
Einschnürung zeigend. 4. Staubgefäss von der Seite, 5. von hinten, 6. von vorn. 


Eckersdorf in Blüte. Er ward nebst einer anderen Kreuzung des Herrn 
KITTEL: Vr. x Kitteliana Wittm. (V. Barilletii X Saundersi) am 25. Oktober im 
Ver. z. Bef. d. Gart. in Berlin vorgezeigt und erhielt Herr KITTEL für beide 
den Monatspreis*). 


*) Irrtümlich ist im Protokoll der Versammlung (Verhandlungen des Ver. z. Bef. d. Gart. und 
der Gartenbau-Gesellschaft zu Berlin 1883 S. 107) gesagt, dass V. Barilletii mit V. tesselata gekreuzt 
sei. Es muss V. fenestralis heissen. 


346 L. Wittmack: Eine neue hybride Bromeliaceae, Vriesea » Magnisiana etc. 


Unsere heutige Abbildung 56 giebt das auf '/, verkleinerte Habitusbild, 
Abb. 57 ein Stück der Ähre in etwa halber natürlicher Grösse, Abb. 58 die 
Analysen. 

Der Bastard vereinigt die charakteristischen Eigenschaften beider Arten 
in schönster Weise. V. fenestralis, der Vater, hat hübsch fensterartig ge- 
gitterte Blätter, die freilich nicht so schön sind wie bei V. tesselata, V. Barilletii 
lässt nur bei durchfallendem Licht solche fensterartige dunklere Zickzack- 
linien erkennen; bei V. Magnisiana sieht man die Gitterung mittelstark, etwa 
so wie sie das Habitusbild bei z zeigt. Doch nicht immer ist die Zeichnung 
so deutlich, wie sie auch bei V. fenestralis selbst in der Stärke variiert. 

V. fenestralis hat eine zweizeilige lockere Ähre mit kurzen, breit-eiförmigen 
Deckblättern und zerstreuten weinroten, grösseren Tupfen auf den Deck- 
und Kelchblättern, V. Barilletii (vergl. Gfl. 1888 Taf. 1283 Fig. »z) eine zwei- 
zeilige dichte Ähre, mit langen kahnförmigen Deckblättern und zahllosen 
feinen Tupfen auf den letzteren, V. Magnisiana hat eine Ähre, die der 
von V. Barilletii sehr ähnlich, aber nicht so dicht dachziegelig und nicht 
so platt ist; ihre Deckblätter sind wie bei Barilletii, vorn aber nicht so 
schiffsschnabelig eingebogen und mit vereinzelten grösseren Tupfen wie 
bei fenestralis. 

In Gemeinschaft mit Herrn G. KITTEL habe ich diese stattliche Pflanze 
zu Ehren des Herrn Grafen HERRMANN VON MAGNIS zu Eckersdorf benannt. 
Es ist eine für Liebhaber wegen ihrer edlen stolzen Tracht und wegen ihres 
kräftigen Wuchses sehr empfehlenswerte Pflanze, für Handelsgärtner ist sie 
weniger geeignet, da ihr Blütenstand nicht schön gefärbt ist. 

Das Aufblühen erfolgt von unten nach oben und öffneten sich an dem uns 
geschickten Exemplar, das in unserem Arbeitszimmer trotz der trockenen Luft- 
heizung sehr wohl gedieh, weil wir die Blattbecher immer voll Wasser hielten, 
im Oktober und November v.]J. etwa alle 2 Tage 2 Blumen, je eine rechts 
und links, stets des Morgens ganz früh*). Die hell goldgelben Blumen hielten 
sich 2 Tage offen, am ersten Tage waren sie im männlichen Stadium, d.h. 
die Staubbeutel aufgeplatzt und dicht mit Pollen bedeckt, etwas mit dem 
Rücken nach aussen gebogen. Diese ragten wenig über die Blumenblätter 
vor. Die 3 Narben waren zwar auch schon entwickelt, man erkannte deut- 
lich ihre zahlreichen Haare, aber erst am 2. Tage schied sich ein wasserheller 
Tropfen, die Narbenfeuchtigkeit, auf ihnen ab und dieser blieb selbst am 3. 
und 4. Tage an abgeblühten Blumen noch sichtbar. 

Auffallend war, dass je weiter das Aufblühen nach oben vorrückte, der 
Griffel um so länger wurde; während er an den unteren Blüten die Staub- 
beutel kaum überragte, war er bei den oberen deutlich länger. 


*) ED. MORREN giebt bei V. fenestralis, Belg. hort. 1884 S. 66, an, dass sie sich in Zwischen- 
räumen von 2—3 Tagen des Nachmittags öffnen, bis zum andern Morgen offen bleiben, also Nacht- 
blüher sind. 


Kassner: Über die Verzweigung einer Dracaena. 347 


Ferner ist merkwürdig, dass die Blumen einen klebrigen, wasserhellen 
Saft abscheiden, der die grossen kahnförmigen Deckblätter im Innern erfüllt 
und oft an der Aussenseite hervortritt. Erhärtet gleicht die Masse dem 
Gummi arabicum. Dergleichen Ausscheidungen kommen bei vielen Vriesea- 
Arten vor, eine ist deshalb von MARTIUS die klebrige, V. glutinosa, genannt 
worden. — Bei V. Barilletii sagt MORREN (Belg. hort. 1883 S. 33): die Blumen 
baden wie Najaden in dem Wasser, das die Deckblätter erfüllt; V. fenestralis 
vergiesst nach ihm (Belg. hort. 1884 S. 66) förmlich Thränen, ähnlich wie 
V. bituminosa nach WAWRA. 

Bei V. fenestralis schmeckt der Saft nach MORREN wie Essig und rötet 
blaues Lackmuspapier, bei V. Magnisiana habe ich keinen Geschmack 
bemerkt. 


Über die Verzweigung einer Dracaena. 


Von Dr. Kassner, Breslau. 


Als ein lehrreiches Beispiel von der Entwicklungsfähigkeit der Zimmer- 
pflanzen möge in dieser Zeitschrift ein Versuch und dessen Wirkung be- 
schrieben werden, welchen der Verfasser selbst mit der schmalblätterigen 
Dracaena vor einem Jahre anstellte. 

Es ist wohl hinlänglich bekannt, dass die gewöhnlich in den Wohn- 
zimmern gehaltene Dracaena-Art ein ungemein rasches Wachstum zeigt und 
durch ihren stattlichen Wuchs, wie auch durch ihre lange Blütenrispe unser 
Auge erfreut. 

Ich bin nun schon seit einer langen Reihe von Jahren in dem Besitze 
einer derartigen, violett blühenden Dracaena, deren Rispe alljährlich im März 
zum Vorschein kommt und etwa acht Wochen hindurch ihren Blütenreichtum 
entfaltet. 

Schon längst sah ich bei ihrem raschen Wachstum, welches in jedem 
Jahre circa einen Fuss betrug, die Zeit kommen, wo ich sie aus dem Zimmer 
entfernen musste, da sie bereits bis zum obersten Fensterrande reichte und 
nur schlecht mehr in das Blumenfenster hineinpasste. 

Da kam mir der Gedanke, ob es nicht möglich sei, diese Pflanze derart 
zu krümmen, dass ihr schlanker Stamm einen geschlossenen Kreis bildete 
und ich sie in diesem verkürzten Zustande am Fenster lassen konnte. 

Gedacht gethan. Ich bog den bisher kerzengerade gewachsenen, mit 
den Blattnarben reichlich besetzten Stamm mit aller Vorsicht krumm, sodass 
man nirgends eine Knickung antreffen konnte. Indem ich dieses Experiment 
ganz allmählich ausführte, gelang es mir in der That, ohne die Pflanze zu 
verletzen, aus ihrem Stamm einen vollständigen Kreis zu biegen, dessen 
Rundung ich durch Festbinden mit einer Schnur und durch Anbinden an 
einen Stab dauernd zu erhalten suchte. 


348 Kassner: Über die Verzweigung einer Dracaena. 


Der Blätterschopf der Dracaena wurde dabei völlig unversehrt erhalten 
und bildete ebenso wie der unterste Teil des Stammes eine gerade Linie, 
eine senkrechte, während nur die Mitte des Stengels aus der erwähnten 
Schleife bestand. 

Unmittelbar nach dieser Procedur war an der Pflanze nichts zu bemerken, 
die Blätter behielten ihr saftiggrünes Aussehen Nach einiger Zeit aber 
zeigten sich an der oberen Stelle des Stammes, welcher aus der senkrechten 
Richtung in die Rundung überging, drei Höcker und es währte nur wenige 
Wochen, bis dieselben zu drei kräftigen Seitensprossen ausgewachsen waren. 

Heute nach Jahresfrist bilden dieselben drei dichtbeblätterte Seitenorgane, 
sodass mit der weiter gewachsenen Spitze des Stammes vier besondere Kronen 
vorhanden sind 

Ausserdem fand sich mittlerweile noch ein Wurzelspross ein, dessen 
Auftreten bei den erwähnten Dracaenen nichts seltenes ist. 

Ich glaubte nun, dass eine derartig üppige Entwickelung von Wedeln 
der Pflanze selbst nicht förderlich sein könnte, da sie ja weit mehr Wasser 
erfordern mussten, als früher bei nur einer Krone, der Stamm aber doch an 
Dicke nicht zugenommen hatte. 

Wie ich indessen seit circa zwei Wochen zu bemerken Gelegenheit 
hatte, stellt sich gerade so wie früher an der Spitze des Stammes eine Blüten- 
rispe ein, nur scheint sie mir in der That diesmal nicht die Länge und den 
Umfang der früheren zu besitzen. 

Doch ist es auch nicht ausgeschlossen, dass ebenso die Seitensprosse, 
deren üppiges Wachstum noch nicht nachgelassen hat, später je eine Blüten- 
rispe entfalten, sobald sie selbst genügend Kraft gesammelt haben werden. 

Bekanntlich werden ja von den Palmen und verwandten Monocotyledonen 
während der Vegetationszeit grosse Mengen von Reservestoffen, wie Stärke, 
Zucker, Eiweisskörper, in dem inneren schwammigen Teil des Stammes auf- 
gespeichert, bis die Blütezeit der Pflanze gekommen ist, zu welcher dann der 
angesammelte Vorrat von Baustoffen zur Entwickelung der Blüten, wie auch 
zum Reifen der Früchte verbraucht wird. 

Wenn wir nun auf den Grund der hier beschriebenen eigentümlichen 
Erscheinung zurückgehen, wenn wir uns fragen, warum die Dracaena, welche 
doch sonst nur einen Hauptstamm bildet, jetzt noch mehrere Seitensprosse 
zu entwickeln vermochte, so werden wohl mehrere Punkte ins Auge zu 
fassen sein. 

Zunächst ist es das physiologische Moment der Saftströmung, welches 
hier in Betracht zu kommen hat. 

Wenn früher die Pflanze in ihren leitenden Organen, als welche bekannt- 
lich die Gefässbündel anzusehen sind, die von der Wurzel aufgenommenen 
Minerallösungen senkrecht in die Höhe führte, jetzt aber durch die Biegung 
des Stammes gezwungen ist, sie in einer krummen Linie zu transportieren, 


Kassner: Über die Verzweigung einer Dracaena., 349 


so muss sich dies meines Erachtens in irgend einer Weise geltend machen. 
Ebenso gilt dies von den aus den Blättern kommenden, in den Siebröhren 
und dem parenchymatischen Leitgewebe abwärts geführten assimilierten Bau- 
stoffen, wie Zucker, Stärke und Eiweiss. 

Wichtiger aber als die blosse Änderung der Saftrichtung muss der Um- 
stand sein, dass die Oberfläche des Dracaenen-Stammes durch die Biegung 
in verschiedener Weise beeinflusst worden ist. Der nach aussen liegende 
Teil der Stammkrümmung wird nämlich samt den in ihm enthaltenen Zell- 
komplexen eine starke Dehnung, der nach innen liegende dagegen eine ebenso 
starke Pressung erlitten haben müssen. 

Daraus folgt, dass die Zellen der äusseren Partieen eine besondere Nei- 
gung zum Weiterwachsen, vielleicht auch zur Wucherung zeigen müssen. 
Thatsächlich sind auch die oben erwähnten drei Seitensprosse aus dem nach 
aussen liegenden Teil der Stammkrümmung entsprungen und, wie schon gesagt, 
gerade an der Stelle, wo die von der Wurzel an senkrechte Richtung gerade 
in die Krümmung übergeht. | 

Dass nun nicht auch an einer andern Stelle der Oberfläche des Stammes 
dergleichen Neubildungen beobachtet worden sind, kann vielleicht daher 
rühren, dass gerade an jener Zone die Krümmung eine sehr starke und 
mithin auch die Dehnung der Oberflächenzellen grösser als anderswo ge- 
wesen ist. 

Haben wir uns somit mit dem äusseren physiologischen Anlass, welcher 
die Entwickelung der Nebensprosse hervorrief, beschäftigt, so bleibt uns noch 
übrig, die Herkunft dieser, d. h. die morphologische Ursache ihrer Entstehung 
zu behandeln. 

Ohne Zweifel sind die fraglichen drei Seitentriebe aus ebenso vielen 
Knospen hervorgegangen. 

Unter den Knospengebilden unterscheidet man in der Regel normale 
Knospen und Adventivknospen, sowie endlich drittens sogenannte 
schlafende Augen. 

Der Unterschied dieser Gattungen liegt darin, dass auf der Entwickelung 
ersterer, welche regelmässig erfolgt und immer in bestimmten Punkten 
der fortwachsenden Axe, die Architektonik der Pflanze beruht, während die 
andere Art, nämlich die Adventivknospen, nur zufällig und überzählig auf- 
treten. Letztere sind ferner endogen angelegt, d. h. zur Zeit ihrer Ent- 
stehung von einer Gewebeschicht überdeckt, während die normalen Knospen 
immer exogen entstehen, d. h. aus dem Zellgewebe der Stammoberfläche. 

Die dritte Gattung der Knospen endlich, die schlafenden Augen, sind 
alte, zurückgebliebene, normale Knospen, welche exogen angelegt wurden, 
als sich der Stamm noch im Jugendzustand befand. Sie werden bei dem 
Dickenwachstum des Stammes von der Rinde eingehüllt und führen eine 


350 F. C. Lehmann: Mitteilungen über Odontoglossum vexillarium. 


kümmerliche Existenz, bis sie durch einen günstigen Zufall, z.B. durch Weg- 
nahme des Stammes über ihnen, zu kräftigem Wachstum veranlasst werden. 

Welche von diesen drei Knospengattungen wird nun durch unsere Dracaena- 
Triebe repräsentiert? 

Obwohl der Stamm der Dracaena- Arten kein eigentliches Dicken- 
wachstum, sowie es bei den Dicotyledonen vorkommt, besitzt, so können 
wir doch kaum daran zweifeln, dass jene Seitentriebe aus »schlafenden Augen« 
hervorgegangen sind, deren es am ganzen Stamme wohl unzählige geben 
wird. Die normale Entwickelung der Pflanze lässt eben für die Ausbildung 
derselben keinen Raum, da ihre ganze Kraft in dem einen, an der Spitze 
befindlichen Blätterschopf zur Wirkung kommt. Es ist aber sehr wohl 
denkbar, dass eine starke Dehnung der Oberfläche in der Nähe solcher 
schlafender Knospen, verbunden mit veränderter Saftströmung, diese letzteren 
zur Lebensthätigkeit anregt und aus ihnen Sprosse entwickeln lässt. 

Ein derartiger Fall, wie der von mir beobachtete, ist daher kein un- 
erklärlicher, sondern ganz durch das Wesen der Pflanze selbst begründet, 
wenn er auch nur durch besondere Ursachen hervorgerufen werden kann. 


Mitteilungen über Odontoglossum vexillarium. 
Von F. C. Lehmann in Popayan, Vereinigte Staaten von Kolumbien. 


Odontoglossum vexillarium Rchb. fil. in Gard. Chron. 1867 pag. go1; — ibid. 
1872 pag. 667 c. xylogr., — Xenia Orch. II tab. 182; van HouTTE, Flores des 
Serres 1874 pag. 27c. tab. etc.; — Deutsche Gartenzeitung 1836 S. 268 (Holzschnitt). 

Mit einer besonderen Beschreibung der Spezial-Charaktere des Odontoglossum 
vexillarıum will ich die Leser der Gartenflora nicht aufhalten, indem dieselbe un- 
zählig oft in verschiedenen Schriften und Sprachen seit dem ersten Bekanntwerden 
im Jahre 1867 erfolgt ist, und von jedem, auch nur oberflächlich in der Kenntnis 
der schönblühenden Orchideen bewanderten als bekannt vorausgesetzt wird. 

Die Entdeckung des Odontoglossum vexillarium war zuerst in ein nebelhaftes 
Dunkel gehüllt, doch unterliegt es wohl keinem Zweifel mehr, dass die Ehre der- 
selben dem trefflichen Sammler BAUMANN, welcher für die Londoner Royal Horti- 
culture Society reiste und seiner aufopfernden Thätigkeit erlag, gebührt. Er fand 
dasselbe in wenigen Exemplaren an den Quebradas Caracoli und Colorado in der 
Nähe von Amalfı im Staate Antioquia, wo es nur sehr vereinzelt vorkommt. Wenn- 
gleich aber durch ihn die Pflanze bekannt, und das Land der spontanen Heimat 
angedeutet wurde, so ist es bisher doch noch keinem Sammler, selbst dem streb- 
samen, keine Mühe scheuenden Herrn WILHELM KALBREYER, der sich jetzt in Bogota 
ansässig gemacht und diese Gebiete eingehend durchsucht -hat, nicht, wieder ge- 
lungen, dasselbe in der angegebenen BaumaAnnschen Lokalität aufzufinden, sodass 
das grösste Verdienst der Entdeckung und Bekanntmachung derjenigen Lokalität, 
in welcher es am häufigsten wächst, und von wo es seitdem die meisten Sammler 
geholt haben, dem verdienstvollen Reisenden Gustav Warıs gehört. Über des 
letzteren unermüdliche, minutiöse Durchforschungen der verschiedensten Gebiete 
in Antioquia habe ich auf meinen zwei eingehenden Bereisungen dieses Staates 
geradezu staunenswertes erfahren. Tag und Nacht hat er gearbeitet; und alles 


F. C. Lehmann: Mitteilungen über Odontoglossum vexillarium. 351 


galt dem Aufünden »neuer« und dem Sammeln »lebender« Pflanzen; kaum dass 
er sich Zeit nahm, die ihm neu oder interessant erscheinenden Pflanzen zu zeichnen. 
Leider litt er an der Manie, zu grosse Quantitäten auf einmal zu sammeln; ehe 
die letzten Pflanzen gesammelt und geordnet werden konnten, waren die ersten 
beinahe halbtot. Auch die von WarLıs bekannt gemachten Felder haben alle 
übrigen Sammler, welche Odontoglossum vexillarium geholt, ausgebeutet. Die 
Namen der letzteren zu nennen, hat nur insofern einen Wert, als man dadurch 
die Wachtmeister kennen lernt, die behaglich in Europa sitzen und es abwarten, 
bis andere mit Aufopferung von Geld, Gesundheit und selbst Leben irgend eine 
wertvolle Neuheit bekannt gemacht haben, um dann ohne Risiko und mühelos 
Guineen zu verdienen. Diese waren bei Odontoglossum vexillarium nach der Reihe 
die Herren RözL, CHESTERTON, BUTLER, BOXALL, CARDER und eine Anzahl St. Albans- 
scher Würdenträger; bei Od. vexill. v. rubellum, welches WarLıs auch zuerst im 
Jahre 1876 auffand, die Herren KLABOCH und ÜHESTERTON, und bei Od. vexill. v. 
Lehmanni, welches ich im September 1878 auffand, die Herren KLABocH und 
Houpa. Die Institutoren eines Teils dieser Sammler und die Agenten, welche die 
ersten Pflanzen des Odontoglossum vexillarium erhielten und in Europa verhandelten, 
kann ich hier ungenannt übergehen, aber um allen gerecht zu werden, will ich 
bemerken, dass Herr Direktor LINDEN, dem, was den pekuniären Anteil betrifft, 
nächst Warrıs das Hauptverdienst an der Entdeckung, Einführung in die Gärten 
Europas und Bekanntmachung der spontanen Lokalität zufällt, für seine Opfer sicher 
nicht entschädigt worden ist. 

Die geographische Verbreitung des Odontoglossum vexillarium ist ziemlich 
gross, und mit der des Odontoglossum Roezli Rchb. fil. nahezu übereinstimmend, 
ein weiterer Beweis für die nahe Verwandtschaft der beiden Arten. Im Süden be- 
findet sich die äusserste Verbreitungsgrenze desselben im unteren Gebiet der 
mittleren Bergregion an den Westgehängen des Schneeberges »Huarmi-Urcu« und 
des Vulkans von Cotacachı, ın den Provinzen von Esmeraldas und Imbabura ım 
nördlichen Ecuador. Hier und an den westlichen Ausläufen der Vulkane von 
Chiles und Cumbal, und des Pico de Mallama ım südlichen Kolumbien treten die 
Abarten »Lehmanni«, »albicans« und »Measuresianum« auf. Von hier ab wird es 
überall in dieser mittleren Bergregion, an den westlichen Gehängen der West- 
cordilleren, von Kolumbien bis zu den Quellen des Rio Sinu und Rio San Jorje, 
welche an den Nordgehängen der Cerros Leon, Sasafral, Centulla und Paramillo, 
ım nördlichen Teil des Staates Antioquia entspringen, und von denen der erstere, 
wenig südwestlich von Cartagena de las Indias, durch den Golf von Morrosquilla 
direkt ins Antillen-Meer, der letztere etwas oberhalb von Magangu& in den Cauca- 
und gleich darauf mit diesem in den Magdalenenstrom einfliesst, mehr oder weniger 
vereinzelt angetroffen. Zwischen den Cordilleren kommt dasselbe nur an wenigen 
Stellen und meistens äusserst vereinzelt vor. So z. B. unterhalb Souson, im Staate 
Antioquia, wo die kolumbianische Central-Cordillere sich zu senken beginnt und 
gegen Norden bald darauf in ein unregelmässiges, wildzerrissenes Bergland verläuft; 
dann an den Ostgehängen der Tavallones de Cali und sehr vereinzelt auf dem 
wellenförmigen Hochland von Popayan im Staate des Cauca. 

Die Region, in welcher Odontoglossum vexillarium wächst, ist ziemlich scharf 
und gleichmässig begrenzt, und hält sich, mit nur einer Ausnahme, nämlich der 
der Varietät »albicans«, welche zwischen 1200 und 1400» am Rio Cuaiquer, später 
Guiza genannt, in Süd-Kolumbien vorkommt, zwischen 1500 und 2000 » über dem 
Meere. Die mittlere Jahrestemperatur der beiden Regionsgrenzen schwankt zwischen 
16,5 und 19,5° C., die der Varietät albicans zwischen 2o und 2ı°C. Die Extreme 


352 F. C. Lehmann: Mitteilungen über Odontoglossum vexillarium. 


der täglichen Temperaturschwankung, welche an hellen, kalten Morgen und sonnen- 
reichen Tagen eintreten, überschreiten ı2° C. als Minimum- und 25° C. als Maximum- 
Temperatur nicht. 

Das Auftreten des Odontoglossum vexillariim ist im allgemeinen nur verein- 
zelt und durch lokale Klimaverhältnisse bedingt. Am häufigsten wächst es auf einer 
Bodenerhebung von 1600 bis 1800 »z über dem Meere, doch kommt es durchaus 
nicht selten vor, dass mitten in dieser Region und im Gebiet des häufigsten Vor- 
kommens sonst auf weite Strecken keine einzige Pflanze angetroffen wird. Dies 
ist dann stets entweder durch zu grosse Trockenheit während einiger Monate im 
Jahre oder durch zu grosse Feuchtigkeit während anderer verursacht. Die be- 
merkenswerte Thatsache ferner, dass dasselbe stets die Randbestände dichter, aber 
nicht üppig entwickelter Gebirgswälder frequentiert, welche nach unten an offene, 
waldlose, oder doch nur mit niedrigen, vereinzelt-parkartigen Buschwerken und 
groben Savanengräsern bestandenen Bergsavanen, und nach oben an üppige, dichte, 
äusserst feuchte Wälder grenzen, bestimmt uns zu der Annahme, dass es in erster 
Linie die hydrometeorischen Verhältnisse und deren Verteilung über die Jahres- 
zeiten sind, welche das Auftreten bedingen. Die charakteristischen Eigenschaften 
der hydrometeorischen Verhältnisse sämtlicher Lokalitäten, in denen Odontoglossum 
vexillarium wächst, gestalten sich fast jahrein jahraus gleich, nur dass während 
der trockenen Jahreszeit die Luft relativ weniger feucht ist. Die tägliche Wieder- 
holung gestaltet sich ungefähr ın folgender Reihenfolge: a) Während der trockenen 
Jahreszeit brechen die Tage meist hell an, aber gleich nach Sonnenaufgang bilden 
sich dicke Nebel, welche dicht über dem Walde liegen und bis gegen ro Uhr am 
Morgen fast stationär daselbst verbleiben. Dann ballen sie sich zu dicken, weiss- 
grauen Haufenwolken zusammen und steigen langsam in die Höhe. Die Sonne 
scheint nur schwach durch. Die Luft ist von einem dicken, bläulichen Dunst aus- 
gefüllt, der Fernsichten erschwert. Von 2 Uhr mittags ab, wenn auch nicht 
regelmässig, so doch meistens, fallen leichte Regenschauer, die öfter bis zum Abend 
anhalten und zuletzt dicken Nebeln Platz machen. Während des Regens wehen 
leichte Winde, die Nr. 4 einer zehnteiligen Skala nicht übersteigen, aus den tiefer 
gelegenen Flussthälern gegen das Gebirge herauf. — b) Während der Regenzeit ist 
der tägliche Verlauf in der Wolkenbildung und den atmosphärischen Niederschlägen 
dem der trockenen Jahreszeit fast gleich, nur dass die Regengüsse schwerer, häufiger 
und anhaltender sind. Oft regnet es mehrere Tage ununterbrochen. Auch fehlen 
zu dieser Zeit die Winde und der bläuliche dicke Dunst in der Luft. Die Luft ist 
dann meistens bis nahe dem Sättigungspunkte relativ feucht. Um den letzteren 
Punkt besser zur Veranschaulichung zu bringen, will ich hier den mittleren Gang 
der Temperatur und den relativen Feuchtigkeitsgrad der Luft mit zweistündigen 
Beobachtungsintervallen während des Monats November folgen lassen, wie er sich 
auf einer Bodenerhebung von 1700 m, ungefähr ‘die mittlere Höhe der ganzen 
Region des Vorkommens von Odontoglossum vexillarium, gestaltet. Die Beob- 
achtungen wurden im mittleren Kolumbien, im Gebiet des Vorkommens der Varietät 
»rubellum«, gemacht. 

(Siehe Tabelle nächste Seite oben.) 

Von Abarten oder Formen dieses Odontoglossum sind bisher zehn beschrieben 
worden, nämlich: albicans, Cobbianum, Hillianum, Kienastianum, Lehmanni, leuco- 
glossum, Measuresianum, rubellum, splendens und superbum, die aber nicht von 
jedem als distinkt anerkannt werden, und botanisch nur zum Teil Beachtung ver- 
dienen. Wenn ich nicht wüsste, dass ich damit dem heutigen Zelotismus, der — 
besonders in England — darin gipfelt, irgend einer Orchidee seinen Namen an- 


F. C. Lehmann: Mitteilungen über Odontoglossum vexillarium. 353 


Mittlerer täglicher Gang der Temperatur der Luft und deren relative Feuchtigkeit 
während des Monats November, auf einer Bodenerhebung von 1700 »z» und ın 
Intervallen von zwei Stunden. 


Temperatur Ra 
Stunde der Beobachtung | der Luft | ET EEN 
in Centigrammen | eenlsgel 
GEUhLSmorSensEe | 10,80.@: | 100 pCt. 
Ss» » RR NZ | 100 » 
Io » N a 20,2 » 96 » 
120 9% mittags Pre: 21,5 » | 85 » 
2 » nachmittags . SER 22503 | 78 » 
ne> » | 20,2 » | 96 » 
6 » » ES 18,2 » | I0oo » 
Ss» » No a | 17,8 » I0oO » 
Io » » ARE RESTE, | 17,2» Ioo » 


gehängselt zu sehen, hart ans Leben gehen müsste, so würde ich neben der 
Originalform nur noch albicans, rubellum, Ecuadorense (Lehmanni) beibehalten. 
Das sind sogenannte geographische Abarten, welche seit langen Zeiträumen unter 
verschiedenen klimatologischen Verhältnissen ihren ganzen Habitus geändert haben 
und leicht durch Grösse und Farbe der Blüten, wie auch durch den Blattbau von 
einander zu unterscheiden sind. 

Über die Befruchtung der Blüten und andere physiologische Momente im Sein 
dieses Odontoglossum will ich hier nur kurz andeuten, dass sich ungefähr 75 pCt. 
der Blüten befruchten und keimfähigen Samen produzieren, dass spontane Selbst- 
befruchtung, wie mir dies mit Vorsicht angestellte Versuche und Beobachtungen 
bewiesen haben, die Regel ist — was aber die Möglichkeit einer Befruchtung durch 
Insekten nicht ausschliesst —, und dass der Same häufig anfliegt und leicht und 
viel keimt, viele Pflänzchen aber bald nach der Keimung zu grunde gehen. Von 
meinem ursprünglichen Plane, bei jeder Art eine umfangreiche Beschreibung der 
physiologischen Momente beizufügen, bin ich aus dem Grunde zurückgegangen, 
weil oft Wiederholungen eintreten müssten und dann das Ganze zu einem end- 
gültigen, logischen Abschlusse doch nicht gebracht werden könnte. Ich habe mir 
daher vorgenommen, in nächster Zeit eine besondere Abhandlung über dieses 
Thema zu veröffentlichen, in welcher ich alle direkten Beobachtungen, die ich 
während meines nun nahezu elfjährigen Aufenthaltes in diesem an Orchideen 
reichsten Lande gesammelt habe, niederzulegen gedenke. 

Die Kultur des Odontoglossum vexillarium ist leichter als die des ihm nahe 
verwandten Odontoglossum Roezli Rchb f. Es beansprucht weniger Wärme, liebt 
mehr Schatten und fordert weniger Lüftung. Der letztere Umstand ist von grosser 
Wichtigkeit für die Züchter in unserem nordischen kalten Winterklima, wo Kälte 
und Schnee für längere Zeit eine Lüftung nicht gestatten. 


Die Witterung des Monats Mai d. ). 


Der diesjährige Wonnemonat verdient es schon, dass wir ihm ein paar Worte 
mehr widmen, als wir sonst gewöhnlich im lokalen Teil dem scheidenden Monat 
Gartenflora 1889. 26 


354 Die Witterung des Monats Mai d. ]J. 


nachrufen. War doch der Verlauf der Witterung so ungewöhnlich, dass wir uns 
vergeblich in den Annalen früherer Jahre nach einem ähnlichen Monat umsehen. 
Solange in Berlin meteorologische Beobachtungen angestellt worden, d. h. seit 
1719, war noch niemals ein Mai so warm wie der diesjährige, so dass 
wir also sicher sind, in der Witterung des Mai dieses Jahres etwas erlebt zu haben, 
dessen sich nicht einmal die Eltern der bekannten »ältesten Leute« zu erinnern 
vermöchten. Aus zwei Jahren (1729 und 1755) fehlen allerdings die Aufzeichnungen 
für den Mai, aber es ist nach anderen Quellen nicht anzunehmen, dass gerade in 
diesen Jahren der Mai ungewöhnlich warm gewesen sein sollte. 

Der Mai soll nach der Berechnung aus den letzten 40 Jahren eine Mittel- 
temperatur von 13,1° haben, um normal zu sein Statt dieser Temperatur hatte 
der diesjährige Mai eine solche von 19,2°, war also um nicht weniger als 6,1° zu 
warm. Der Juli, der wärmste Monat des Jahres, hat eine Normaltemperatur von 
19°; es war also der diesjährige Mai noch um den Bruchteil eines Grades wärmer 
als der Juli sein müsste. Suchen wir aus den Beobachtungsreihen früherer Jahre 
die Maimonate heraus, die eine annähernd ebenso hohe Temperatur hatten, so 
finden wir die Jahre 

7757. m1t 17,326. 
TSO > Tu 
1333 » 17,8 » 
8050». 17,003 
und 1868 » 17,8 » 

Die Mitteltemperatur des diesjährigen Mai übertraf also die des bisher wärmsten 
Maimonats (1865) noch um 1,3°. Der kälteste Mai war, wie hier gleich bemerkt 
werden möge, der des Jahres 1710 mit einer Mitteltemperatur von 8,9°, dann folgt 
1864 mit 10,0°. 

Gehen wir auf den Verlauf der Witterung im Berichtsmonat an der Hand der 
täglich veröffentlichten meteorologischen Beobachtungen näher ein, so finden wir, 
dass zunächst der Barometerstand sich durch grosse Gleichmässigkeit aus- 
zeichnete. Er bewegte sich von Tag zu Tage meist nur um wenige Millimeter 
schwankend zwischen 761,4 und 747,4 mm. Der mittlere Monatsstand war 755,6 zuan, 
d. 1. ungefähr ı ‚22 weniger, als dem Mai nach langjährigen Beobachtungen zu- 
kommt. Die Gleichmässigkeit des Barometerstandes ist ein prägnantes Kennzeichen 
für den ruhigen und gleichartigen Verlauf der gesamten Witterung, durch die der 
diesjährige Mai ausgezeichnet war. Die Temperatur betrug im Mittel morgens 
7 Uhr 15,8° (normal sind ı1,3°), mittags 23,0° (normal sind 16,0°), abends g Uhr 
18,9° (normal sind 12,6°). Hieraus ergiebt sich eine mittlere Monatstemperatur 
von 19,2° (normal sind 13,1°). Über das Ausserordentliche dieser Mitteltemperatur 
haben wir oben bereits gesprochen. Hier sei nur noch erwähnt, dass im ganzen 
Monat kein Tag, ja keine Beobachtungsstunde war, an denen das Thermometer 
nicht höher als normal gestanden hätte. An 2ı lagen war die Temperatur um 
5° und mehr zu hoch, an 4 Tagen war die Abweichung sogar über 8°. Der 
wärmste Tag, war der 31. mit 23,7° Mitteltemperatur, der kälteste der ı2. mit 15,9°. 
Die Mitteltemperatur des kältesten 'Tages lag immer noch 2,8° über der normalen 
Monatstemperatur, und im ganzen Monat war kein Tag, der nicht mindestens 3° 
zu warm gewesen wäre. Die absoluten Extreme betrugen 29,9° (am 31.) und ıo,ı° 
(am 8.) An 29 Tagen stieg die Temperatur im Maximum über 20° (19,4° war das 
niedrigste Tagesmaximum!) und an ı3 sogar über 25°. Die Erdbodentemperatur 
schwankte zwischen 33,3° (31.) und 3,1° (ı2.). Unter den Winden herrschten 
diesmal die Südost- und die Ostwinde, erstere mit 34, letztere mit 28. Beobach- 


Die Witterung des. Monats Mai d.]. 355 


tungen, vor: die übrigen Windrichtungen brachten es nicht über 7: Beobachtungen, 
insbesondere waren Südwestwind und Südwind mit 3 bezw. 4 Beobachtungen selten. 
Die Windstärke war ziemlich beträchtlich und der Luftzug trug oft nicht wenig dazu 
bei, die grosse Hitze zu lindern. Allerdings waren die Winde sehr trocken, und 
staubfrei konnte man deshalb die Luft für gewöhnlich nicht nennen. Im Durch- 
schnitt hatte die Windstärke die Ziffer 3 der ı2teiligen Skala. Über 5 ging sie 
niemals hinaus. 

Die Bewölkung war endlich einmal bedeutend geringer als normal ist. Wenn 
o ganz heiter und ıo ganz trübe bedeutet, betrug die Himmelsbedeckung im 
Monatsdurchschnitt 4,6, wogegen dem Mai die Ziffer 5,4 zukommt. 7 Tage gelten 
ım meteorologischen Sinne als heiter (Bewölkungsziffer unter 2), nur 4 als trübe 
(über 8). Ganz heiterer Himmel wurde 24mal, ganz trüber nur ı8mal beobachtet. 
Auch die relative Feuchtigkeit war geringer als gewöhnlich; sie betrug im 
Monatsmittel 56 pCt., während 64 pCt. für den Mai normal sind. An ı4 Tagen 
wurden mittags unter 40 pCt. beobachtet; am 28. 28 pCt., am 22. 27 pCt. und am 
23. und 24. nur 26pCt. Das Maximum fiel mit 3ı pCt. auf den ı2. Die Nieder- 
schlagshöhe erreichte mit 26,3 »»2 nur ungefähr die Hälfte der normalen (51 un). 
Wären nicht die Gewitter am ı5. nachmittags und 16. früh gewesen, die zusammen 
17,5 mm Regen brachten, dann wäre der Monat, der nur 8 Niederschlagstage 
hatte, ausserordentlich regenarm verlaufen. Gewitter wurden an 6 Tagen beob- 
achtet. 

Die Vegetation, die Mitte April um beinahe 3 Wochen zurück war, hat sich 
infolge der heissen Witterung so rasch entwickelt, dass sie jetzt im Vergleich zu 
normalen Jahren um mehr als ı4 Tage voraus ist. Die Blütezeit der meisten 
Pflanzen ist wie im Fluge an uns vorübergegangen, und die schöne Zeit des jungen 
Lenzes hat nicht lange angedauert. Jetzt hat die Vegetation schon einen durchaus 
sommerlichen Charakter, und bleibt das Wetter noch einige Zeit so, dann wird der 
Herbst mit seinen Stoppelfeldern und welken Blättern frühzeitig da sein. Das nicht 
nur an menschenplagenden Mücken, sondern auch an blätternagenden Raupen und 
anderem Ungeziefer reiche Jahr sorgt überdies dafür, dass die Bäume vor der Zeit 
kahl werden. Verz2e 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc. 


Die Freesia-Arten. | ım Freien ausgepflanzten Zwiebeln, wie 
Hierzu Abbildung 59. | dies ja auf den mit einem milden Klima 
Obwohl die Freesien schon öfters er- beglückten Inseln Jersey und Guernsey 
wähnt sind, wie sie auch in einem Artikel | sich findet, bis 40 Blumen an einem 
S. 412 (1888) der Gartenflora besprochen | einzelnen Schafte gesehen und diesen 
wurden, so kann ich doch nicht unter- | letzteren bis ı » hoch; die Blumen sind 
lassen, darüber noch einiges zu sagen. an solchen Exemplaren gleichmässig 
Die dort S. 413 (1838) gegebene Abbil- | gross, viel grösser als die Abbildung 
dung giebt gerade keine gute Idee von | zeigte und viel mehr geöffnet. 
der Schönheit dieser Pflanze, und ent- Ich wende folgendes Kulturverfahren 
weder ist es nicht die mir als F. refracta an: Im August oder September werden 
alba bekannte Freesia, oder die Abbil- die Zwiebeln in lange, mit gut gedüngter 
dung ist nach einem sehr kümmerlichen sandiger Erde angefüllte Erdkästen aus- 
Exemplar gemacht. Ich habe an kräftigen, | gepflanzt, stark angegossen und mit 
26* 


356 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen. 


Fenstern bedeckt. 
zu wachsen anfangen, giebt man reich- | 
lich Wasser, selbst im Winter und stellt 
erst das Giessen ein, sobald die Blätter 
anfangen, gelb zu werden, welches längere 
Zeit nach der Blüte geschieht. Während 
starker Fröste macht man Umschläge 
mit warmem Pferdemist, indem nament- 
lich in der Knospe oder ın der Blüte 
die Freesien wenig Frost vertragen 
können. 

Sobald der Samen 
Blätter anfangen trocken zu werden, 


reif 
was 


N 


Q\ 


Abbildung 59. Freesia refracta alba. 


meist vom April bis Juni geschieht und 
sich ganz nach der Zeit des Pflanzens 
richtet, hält man die Freesien vollständig 
trocken, am besten unter Fenster, stets 
dem Licht und der Sonne ausgesetzt. 
Im Juni oder Juli, 
trocken, nimmt man sie aus der Erde 
und legt sie für einige Zeit wie Hya- 
einthen etc. an trockene, aber kühle Orte 
bis zur Pflanzzeit. Den Samen sät man 
gleich nach der Blüte aus und unter 
guten Umständen kann man schon ım 
folgenden Jahre einzelne Blüten haben, 
überhaupt erhält man durch Samen viel 
schönere und kräftigere Zwiebeln, als 


wenn vollständig | 


Sobald die Zwiebeln |! durch die kleinen Brutzwiebeln. 


ist und die | 


ı kräftige sandige Erde, 


Solche 
zum Frübhtreiben bestimmte Zwiebeln 
pflanzt man entweder im Hause aus, 


oder noch besser in recht lange und 
grosse Töpfe, in kräftige, sandige Erde. 
Sie werden nach kurzer Zeit austreiben 
und Wurzeln bilden. Man stellt sie zu- 
erst in ein kaltes Haus oder einen kalten 
Mistbeetkasten und später ins gemässigt 
temperierte Haus recht sonnig und dicht 
unter Glas. Wenn so behandelt, kann 
man vom November bis zum Frühjahr 
Freesien ın Blüte haben. Frühes Ein- 
pflanzen, kräftige, gut gereifte Zwiebeln, 
viel Luft und 


ı Wasser sind dabeidieHauptsache. Freesia 
' sind und werden stets gesucht und be- 


‚ liebt sein, 


erstens wegen der schönen, 
überall leicht verwendbaren Blüte, dann 
wegen des Wohlgeruches und endlich 
wegen der langen Lebensdauer der Blume. 

Ich sollte wohl meinen, dass jetzt, 
nachdem man Zwiebeln zu emem so 
billigen Preise erwerben kann, die Freesien 


, selbst in Deutschland so populär wie 


Hyacinthen und Tulpen werden dürften, 
wie sie dies schon in viel grösserem 


 Massstabe in England sind. Das durch 
 seineKulturen von Stauden und hauptsäch- 


lichZwiebeln bekannte Geschäft von Ta.S. 


WARE, London, verkauft über eine Million 
| von Freesia-Zwiebeln in einem Jahre, was 
ı einen guten Beweis von ihrer Nützlich- 
| keit giebt. 
kannten und sich hier in Kultur befind- 


Folgendes sind die mir be- 


, lichen Freesia-Arten und Abarten: 


F. refracta. Blüten trichterförmig, 
aufrecht, weiss, gelblich gefleckt und an 
den Spitzen grau - purpurn. Sehr wohl- 


| riechend. 


F. refracta var. alba unterscheidet 
sich von der vorigen durch viel reich- 
lichere Blüten und das Fehlen der gelben 
Flecke. Sie ist viel schöner und wert- 
voller als die obige und die empfehlens- 
werteste von allen. 

F. refracta var. purpurescens, 
robuste Form mit weissen Blüten. Am 
unteren Ende der Röhre gelb gefleckt 
und an der Spitze des Perigon purpurn 


Neue und empfehlenswerte Ptlanzen. 


357 


(oder vielmehr schmutzig-purpurn), ist der 
F. refracta am ähnlichsten. 

F. Leichtlini, von kürzerem, ge- 
drungenem Wuchse und hellgelber Blüte, 
dunkelgelb gefleckt; blüht später als re- 
fracta, ist ebenfalls sehr wohlriechend. 

F. Leichtlini major., eine herrliche 
Hybride, durch Kreuzung zwischen F. 
refracta und F. Leeichtlini entstanden. 


Sie wird unter guter Behandlung meter- 


hoch, die Blätter sind breit und die 


Blüten viel grösser als an den vorher- 
ı empfehle ich folgende Methode. 
Flecken; auch sehr wohlriechend. Diese 
wie auch T. refracta alba können nicht 


gehenden, hellgelb mit dunkelgelben 


genug empfohlen werden und sind für 

den Blumenzüchter die wertvollsten. 
Für Nichtkenner will ich hier noch er- 

wähnen, dass Freesien in grossem Mass- 


stabe am Kap der guten Hoffnung ge- | 


zogen und nach Europa importiert wer- 


den, die, wenn nicht im unreifen Zu- | 
stande verschickt, wie dies häufig ge- 
schieht, um sie noch recht früh nach | 


Europa zu bringen, schön und reichlich 
blühen, doch da sie vor dem Frühjahr 
in Europa nicht ankommen können, nur 
erst im Sommer blühen und deshalb 
weniger Wert haben. Solche Zwiebeln 


sind dann erst imSpätsommer oderHerbst 


reif, liegen dann jedoch, wenn sie im 
Herbst oder Winter wieder 


gepflanzt | 


werden, meist sechs Monate in der Erde 


ohne auszutreiben, was seinen Grund 


darin hat, dass die Jahreszeiten am Kap 
der guten Hoffnung den unseren ent- 


gegengesetzt sind. — Ich babe gefunden, 
dass recht gut gereifte, in Europa kulti- 
vierte Zwiebeln allen anderen vorzuziehen 
sind.*) G. REUTHE. 
Gladiolus Colvillei „The Bride“. 
Hierzu Abbildung 60. 

» The Bride« ist ein sogenannter »Sport« 
ven Gladiolus Colvillei, welch letz- 
tere durch Kreuzung von G. cardinale 
undG.triste entstanden ist. Blätter lineal- 
lanzettlich, 30—60 cm lang, Blumen weiss, 


) Abb. 59—61 verdanken wir Herrn TH. S. 
WARE, Tottenham, London. 


mit violetten Staubfäden, Schaft selten 
mehr als 40 c»n hoch. Dieser Gladiolus ist 
unstreitig der schönste und wertvollste für 
Bindezwecke wie überhaupt als Markt- 
pflanze. G. Colvillei alba unterscheidet 
sich nur durch seine purpurroten Staub- 
fäden von diesem. G. Colvillei rosea 
ist eine andere schöne Form mit rosen- 
roten Blumen, doch nicht so starkwüchsig 
und infolgedessen seltener als G. The 
Bride oder alba, die überhaupt viel ro- 
buster als Colvillei sind. Für Landkultur 
Man 


Abbildung 60. Gladiolus Colvillei »The Bride«. 


pflanzt sie so früh im Jahre als möglich, 


ı inEngland schon im Januar oder Februar 


auf recht sandige und sonnige Beete, 
und giebt etwas Schutz gegen Frühjahrs- 
fröste, da sie schnell austreiben. Sollten 


| die Beete kurz vor der Blütezeit, welche 


gewöhnlich Anfang Sommers fällt, trocken 
sein, so sollte man sie etwas angiessen. 
Sobald die Stämme und Blätter anfangen 
gelb zu werden, nimmt man sie aus der 
Erde, da sie, wenn man sie im Lande 
lässt, bis sie ganz absterben, schon wieder 
unten zu treiben anfangen, weshalb man 
sie auch nicht zu früh pflanzt. Die 
Zwiebeln bewahrt man trocken auf, 


358 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen. 


trocknet sie jedoch nicht in der Sonne, 


da sonst die Haut platzt. Sie vermehren 


sich ungemein schnell durch Teilung. 
Solche, die zum Treiben bestimmt sind, 


pflanzt man früher in Töpfe, je nachdem 


man sie recht früh oder später haben 
will. Man kann schon ım August ein- 
pflanzen, sie auf Beete stellen und hier 
wie andere Zwiebeln behandeln. Im 
Dezember bringt man den ersten Satz 
in ein sonniges Kalthaus, erst im Januar 
in ein Warmhaus und behandelt sie hier 


Abbildung 61. 


wie Narzissen etc. Man kann dann 
ım Februar oder März Gladiolusblüten 
schneiden, die sich überall gut verwenden 
lassen und Wert haben. Um sie ohne 
Treiberei früher als wie im freien Lande 
zu haben, kann man sie auch an ge- 
schützte Stellen pflanzen und mit Stroh- 
decken überhängen, wenn es kalt ist 
oder in Mistbeetkästen pflanzen. Zwie- 
beln hiervon werden schon jetzt zu sehr 
niedrigen Preisen angeboten und sind des- 
halb auch dem kleinsten Handelsgärtner 
erreichbar. G. REUTHE. 


Tecophylaea eyanocrocus (Irideae). 
Hierzu Abbildung 61. 

Dieses schöne Knollengewächs stammt 
von den Cordilleren, woselbst es in 
so grossen Massen vorkommen soll, 
dass im Frühling oft ganze Bergabhänge 
blau sind. Die Knollen sind klein, von 
der Form und Grösse einer mittelgrossen 


' Krokusknolle, mit weisser Netzhaut über- 


ı zogen, Blätter lanzettförmig, 


ungefähr 
10—15 cm lang. Blüten trichterförmig, 
ein- oder mehrblumig, an den Spitzen 


Tecophylaea cyanocrocus. 


der Blumenblätter dunkelblau, nach der 
Mitte zu heller. 

Tecophylaea cyanocrocus var. 
Leichtlini ist eine Abart, die von der 
obigen wenig verschieden, nur sind die 
Blüten vom dunkelsten Blau, wie wir 
dies nur bei den schönen Gentianen und 
Commelina coelestis finden. Leider sind 
sie für unser deutsches Klima nicht hart 
genug und verlangen Schutz, man pflanzt 
sie deshalb im Spätsommer in Mistbeet- 
kästen und überwintert sie hier, oder 
pflanzt sie in Töpfe und stellt sie ins 
Kalthaus. Sie blühen im März und April. 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen. 


359 


Vermehrung durch Samen wie auch 
Teilung. G.R. 


Cyrtanthus Mackeni (Amaryllideae). 

Zwiebel birnförmig, nur einige Centi- 
meter im Durchmesser, Blätter linien- 
förmig, 15—30 cın lang. Schaft 30 cm 
hoch mit schirmförmigem Blütenstand. 
Blume röhrenförmig-trichterartig, weiss, 
sehr wohlriechend. Eine sehr schöne 
Art und nebenbei noch sehr reichblumig. 
Sie stammt aus Port Natal und ist im 
südlichen England im Freien ausdauernd. 
Da sie aber den ganzen Winter durch 
blüht, sollte man sie als Kalthauspflanze 
behandeln. Die Zeit zum Verpflanzen 
ist Mitte Sommers, während der Ruhe- 
zeit hält man sie ziemlich trocken und 
erst anfangs Herbst giebt man reichlich 
Wasser. Diese Art vermehrt sich un- 
gemein schnell, viel schneller als andere 
zu dieser Gattung gehörende Arten, meist 
durch kleine Brutzwiebeln und auch 
durch Samen. C. Mackeni ist auch eine 
ausgezeichnete Zimmerpflanze, zumal da 
etwas Vernachlässigung ım Giessen wenig 
schadet, nur sonniger Standort ist die 
Hauptsache. GER 


Zwei neue Dekorationspflanzen: Solanum torvum 
Sw. und Polygonum lanigerum R. Br., 
eingeführt von Herren DAMmManN & Co. 
in St. Giovannı a Teduccio bei Neapel. 

Solanum torvum Sw. Ein für die 
Kultur neues, sehr dekoratives Solanum, 
das, ähnlich den anderen bestachelten, 
halbstrauchigen Solanumarten der Tropen, 
auch jährlich als schöne Dekorations- 
pflanze aus Samen erzogen werden kann. 
Dasselbe wächst auf den Inseln des Stillen 
ÖOceans und ward von Herren DAMMANN 
& Co. aus Neu-Kaledonien eingeführt. 
Erreicht eine Höhe von 2,5 m. Die 
Blätter im ausgewachsenen Zustande bis 
30—35 cm lang und ebenso breit, tief- 
buchtig gelappt, auf der unteren Seite 
gleich dem Stengel, dem Blattstiel, den 


Kelchen und Blumenblättern von der 


äusseren Seite mit einem bräunlichen 
Filz überzogen. Breite, starke, 


| 


gelbe 


einen seht 


Stacheln am Stengel und meist auch auf 
der Mittelrippe der unteren Seite. Blumen 
in dichten seitlichen, nicht achselstän- 
digen Korymben, die bedeutend kürzer 
als die Blätter sind. 

Polygonum lanıgerumR. Br. Eine 
imposante, mit silberweissem, dünnem 
Filze allenthalben bekleidete perennie- 
rende Dekorationspflanze, die, im Sommer 
ins freie Land gepflanzt, einen vorzüg- 
lichen Effekt macht. Wird 2,5 »z2 hoch, 
Blätter langgestreckt, länglich -elliptisch 
und lang zugespitzt, 20 cz» lang und bis 
6cm breit. Blumen ohne dekorativen Wert. 
Wächst im Süden Afrikas und in Neu- 
holland und ward von Herren DAMMANN 
& Co. aus Port Natal eingeführt. 

(E. R.) 
Damnacanthus indieus Gaertn. 

Ein immergrüner Strauch, der in Japan 
heimisch ist. Er trägt röhrenförmige, 
schneeweisse Blumen im Frühjahr, zu 
einer Zeit, wo sich die Zweige noch mit 
den vorjährigen scharlachroten, pfeffer- 
korngrossen Beeren bedeckt finden, so 
dass der Gesamtanblick, durch das helle 
glänzende Grün des Laubes gehoben, 
lieblichen Eindruck macht. 
DerStrauch bildeteinen dichten, kugeligen 
Busch und wird in Japan wegen seiner 
Zierlichkeit allgemein im Topfe gezogen. 
Die Firma BERGER & Co. in San Francisko 
brachte ihn ım vorigen Jahre in den 
Handel und eine Abbildung nach einer 


| japanischen Zeichnung, neben der ebenso 


beliebten Kin-Kan-Orange. Der Strauch 
wächst gut in gewöhnlicher Erde und 
kann dort, wo das T’hermometer nicht 
unter 6°R. sinkt, gänzlich ins Freie aus- 
gepflanzt werden, wo er dann mehr wie 
2 m erreicht. Im "Topfe sieht er einer 
glänzenden Gardenia gleich und ziert 
mit seinen spiegelnden, zahlreichen 
Beeren im Winter den Blumentisch, das 
Kalthaus ungemein. Ich sandte am 
15. März zwei abgeschnittene Beeren, bis 
zur Blüte war damals noch 4 Wochen zu 
warten. 


Damn. (Plectronia) indicus Gaertn. 


360 


£ 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen. — Kleinere Mitteilungen. 


ist verwandt mit Canthium L., Bitterdorn, 


und gehört zu den es DG. V.Le- | Ein Topfexemplar, 


MOINE in Nancy bringt sie mit 4 fres. 
dieses Jahr als Neuheit in den Handel. 
Ich glaube, dieser Strauch dürfte eine 
vortreffliche Marktpflanze abgeben und 
würde ein Gärtner, der mit dieser Pflanze 


beginnt, ein gutes Geschäft machen 

können. L. von Nacy, Wien. 
Lilium nepalense. 

Zu den vorzüglichsten und inter- 

essantesten Einführungen der letzten 


Jahre gehört entschieden L. nepalense. 
Mehrere blühende Exemplare dieser sel- 
tenen Lilie sah ich zuerst am ıı. Sep- 


| sellschaft, um sein Richterurteil zu hören. 


welches nachher der 
versammelten Gesellschaft vorgestellt 
wurde, erhielt, nachdem es einer längeren 
scharfen Kritik unterzogen, ein Certifikat 
erster Klasse. 

L. nepalense erregte hier zur Zeit viel 
Aufsehen, nicht allein wegen der so inter- 
essanten Blumen, sondern wohl meist 
deshalb, weil dies das erste in Europa 
blühende Exemplar war. 

Der aufrechte, schlanke 1,20 »z hohe 
Stengel war mit wenigen zerstreuten, 
glänzendgrünen, linear - lanzettförmigen, 
spitz zulaufenden Blättern besetzt und 


' endete in eine grosse, schwach nickende, 


tember des vorigen Jahres in der Aus- 


stellung der Königl. Gartenbau- Gesell- 
schaft in London und konnte ich ınich 
nicht satt genug schen an den eigentüm- 
lichen, sammetartig tief- karmoisinroten, 
mit Grün gesäumten Blumen. Meine 
Neugierde, ob dies denn wirklich die 
echte L. nepalense sei, 
mehr angeregt, da die in der Juli- 
Nummer des Gardener’s Chronicle 1880 
gegebene Abbildung durchaus nicht mit 
den jetzt in Wirklichkeit vor mir stehen- 
den Blumen übereinstimmte. Wir von 
der frühen Morgenstunde mit unseren 
Ausstellungsgegenständen beschäftigten 
Gärtner erwarteten mit grosser Spannung 
den durch seine ausgezeichnete Lilien- 
Sammlung hier 
Mr. G. T. Wırson, Vorsitzenden der Ge- 


wurde um so 


glockenförmige Blume. Die 6 Perigon- 
blätter waren nach der Spitze hin stark 
zurückgerollt, von der Basis bis zur Mitte 
tief sammetartig-karmoisinrot und bis zur 
Spitze gelblich-grün, die weit hervor- 
ragenden Staubfäden leicht grün. An- 
theren tief braunrot. Griffel leicht grün. 

Diese schöne, zur Eulirion-Gruppe ge- 
hörende Lilie wurde in den Central-Hima- 
laya-Gebirgen entdeckt, wo sie 7000 bis 
9000 Fuss hoch über dem Meeresspiegel 
wächst. Da sie nicht winterhart ist, so 
wird sie nur in den besseren Sammlungen 
Aufnahme finden. 

Auf jeden Fall ist diese Lilie eine sehr 
schätzenswerte Zugabe für jeden Lieb- 


 haber dieser edlen Pflanzengattung. 


rühmlichst bekannten | 


Cr. SONNTAG ın London. 


Kleinere Mitteilungen. 


Orchideen von O. Chone, Berlin. 

Eine grössere Anzahl reichblühender, 
gut kultivierter Orchideen war am 8. Juni 
abends in der Sitzung der Gartenbau- 
Gesellschaft ausgestellt. Die Cattleyen- 
Sorten, wie Mendeli, Mossiae, Schroe- 


| Lawrenceanum, 


den beiden Dendrobien: 
thyrsilorum und Parishiı waren es vor 


allem die Laelien crispa und purpurata, 


deri (neul) zeigten bei vorzüglicher Ent- 


wickelung einen grossen Blütenreichtum ; 
namentlich ist die neue Schroederi, grosse 
Blume, blassrosa, hervorzuheben. Ausser 


| 


dem dankbar blühenden Cypripedium | 


letztere mit dunkelpurpurner Unterlippe 
und teilweise wohlriechender Blume, 
welche jeden Beschauer entzückten. Auch 
Odontoglossum Alexandrae, citrosmum, 
vexillarium bewiesen sich als gleich vor- 


‚ zügliche Kulturleistung. Den Mittelpunkt 


dieser Gruppe bildete eine hochge- 
wachsene, reichblühende Vanda suavis. 


Kleinere Mitteilungen. 


361 


Der Züchter, Herr CHon&£, welcher dieser 
herrlichen Pflanzenfamilie, in eigens dazu 
erbauten Häusern, grosse Aufmerksam- 
keit angedeihen lässt, schreibt das ge- 
sunde kräftige Aussehen der einzelnen 
Pflanzen besonders eingerichteten Lüf- 
tungsvorrichtungen mit zu; die Pflanzen 
leben auf diese Weise im Durchschnitt 
in einer viel niedrigeren Temperatur. 
Er ist der Ansicht, dass eine Bevorzugung 
des Blütenstandes sich infolge der hohen 
Wärme des Monat Maı bemerkbar ge- 
macht habe. Die verschiedenen neueren 
Importe genannter Firma beweisen im 
Zusammenhang mit der Anerkennung der 
von hier bezogenen Orchideen, wie sehr 
doch dieser Special-Artikel unsere han- 
delsgärtnerische Beachtung verdient. — 
Es sei hier eingeschaltet, dass gelegent- 
lich der am hiesigen Hofe zu Ehren der 
Anwesenheit Sr. Majestät des Königs 
UMBERTO veranstalteten Arrangements 
sämtliche hierbei zur Verwendung ge- 
langten Orchideenblumen, allen andern 
Blumen und grünen Zweigen zuvor, eine 
ganz hervorragende Lebenszähigkeit be- 
kundeten. Herrn CHonE wurde für 
seine Leistung entsprechende Anerken- 
nung der Gartenbau-Gesellschaft zu teil 


und zwar ın Form eines besonderen, 
diese Leistung hervorhebenden Zeug- 
nisses. M. HorFMmAnNn. 


Bessera elegans Lindl. 

Diese, eine der schönsten Liliaceen der 
Agapanthus-Gruppe, wurde vor einigen 
Jahren wieder in England eingeführt und 
fand bei Blumenfreunden, welche sich 
nicht mit dem Tagtäglichen begnügen, 
neue Teilnahme. Es wundert mich wirk- 
lich, dass solch reizende Pflanze aus der 
Kultur bereits verloren gegangen, obschon 
doch die lebhaft gefärbten Blumen so 
sehr zu ihrer Empfehlung beitragen. 


Zur erfolgreichen Kultur werden die | 


kleinen braunhäutigen Zwiebeln im Früh- 
jahr in einen schon abgenützten, bereits 
vollständig erkalteten Mistbeetkasten in 
leichte, sandige Erde gepflanzt. Nach- 
dem sie angegossen, hält man den Kasten 


| 
| 


ı stärkeren Zwiebeln recht 


nur so lange geschlossen, bis die neue 
Vegetation hervorgerufen. Sobald die 
linienförmigen, später schwach zurück- 
gerollten, 40—50 cm hoch werdenden 
Blätter über dem Boden sichtbar sind, 
giebt man reichlich Luft und entfernt 
nachher die Fenster gänzlich. Wenn 
auch im allgemeinen nur mässiges Giessen 
zu empfehlen ist, so führt man ihnen 
doch während der heissen Sommermonate 
reichlich Wasser zu. Die schlanken, bei 
reichlich er- 
scheinenden Blütenstengel erheben sich 
über die Belaubung und enden in präch- 
tigen S—ı5blumigen Dolden. Die zier- 
lich hängenden Blumen, deren 6 Ab- 
schnitte etwas glockenförmig zusammen- 
geneigt, sind aussen lebhaft karmoisin- 


rot, innen rosaweiss und mit je drei kar- 


moisinroten Längslinien durchzogen. Die 


ı 6 Staubfäden sind mit der cylindrischen, 


am Rande sechszähnigen Nebenkrone 
verwachsen und treten I—1,5 cm weit 
hervor. Da die Blumen von langer Dauer 
sind und die Knospen sich erst nach 
und nach öffnen, so schmückt sich jede 
Dolde für 3—4 Wochen. Auch haben 
die in der ersten Blüte abgeschnittenen 


 Stiele in der Blumenvase eine lange 
Dauer. 
Nach der Blüte entzieht man den 


| Pflanzen allmählich das Wasser und nach- 


dem sie vollständig abgewelkt, nimmt 
man die Zwiebeln aus dem Boden, legt 
sie in trockenen Sand ein und über- 
wintert sie frostfrei, um sie im nächsten 
Jahre wieder auszupflanzen. Behufs Ver- 
mehrung entfernt man während der Ruhe- 
zeit die Brutzwiebeln, welche am besten 
in ein leicht sandiges Beet für sich aus- 
gepflanzt werden. Bessera elegans lässt - 
sich auch mit Vorteil zur Topfkultur 
verwenden, und zwar pflanze man 6 bis 
ıo Zwiebeln in 12—ı5 cm grosse Töpfe 
und unterhalte sie in einem Kalthause 
oder Kasten. Um kräftige, gedrungene 
Pflanzen mit lebhaft gefärbten Blumen 
zu gewinnen, stelle man sie nahe unter 
Glas, wo ihnen reichlich Licht und Luft 
zugänglich wird. Blühende Exemplare 


362 


Kleinere Mitteilungen. 


sind sehr wirkungsvoll und können zur | Moor- und Heideerde, welche gut mit 
Ausschmückung vonKalthäusern, Fenster- 


bänken etc. verwendet werden. 
Cr. SONNTAG in London. 


Zur Kultur des Champignons. 
Eine nur wenig bekannte Methode der 


scharfem Sand und etwas Kohlenpulver 
versetzt ist; man pflanzt sie in ent- 
sprechende Gefässe mit einer guten 
Scherbenunterlage.e Im Sommer bringt 


' man sie auf einen recht warmen Mist- 


Kultur von Champignons wird, wie die | 


»Hamb. Nachr.« mitteilen, von dem bel- 
gischen Baron von HooGFoRsST zur An- 


wendung gebracht. Derselbe züchtet die | 
Pilze im Pferdestalle und zwar in ge- | 


wöhnlichen Holzkästen von ı »» Länge, 
30 cm Breite und ı5 cm Höhe. Diese 


Kästen werden einer über den andern 
aufgestellt und durch einen davor ange- 
sie häufig dadurch zugrunde gehen. Die 


brachten Vorhang, der gleich einer Gar- 
dine durch Ringe geöffnet und geschlossen 


werden kann, gegen die Einwirkungen | 
des Lichtes geschützt. In diese mit altem | 


verrotteten Pferdemist und fetter Laub- 
erde gefüllten Kästen wird die Pilzbrut 
hineingebracht und sich gänzlich selbst 
überlassen. Bereits nach kurzer Zeit 


kommen die Champignons hervor und | 


liefern jahraus jahrein reichliche Ernten. 
Für die Pferde ist diese Kultur von 


Pilzen im Stalle weder unangenehm noch | 


schädlich. 
Kultur der Ataccia cristata Kunth 
(Tacca cristata Jack.) 
Es ist eine eigentümliche, aus Mada- 
gaskar stammende Aroidee mit braunen 


Blüten, zur Unterfamilie der Taccaceen 


gehörend, welche besonders durch die 
langen Bärte an den Blumen interessant 


ist und wohl verdient, mehr von Pflanzen- | 


liebhabern, welche im Besitze schöner 
Warmhäuser sind, kultiviert zu werden. 
Der Wurzelstock ist knollenartig. 


Blätter wurzelständig, glatt, 4990—5ocm 


hoch, länglich, langgespitzt und schön 
saftiggrün Blattstiele fast scheidenartig. 
Schaft aufrecht, fast so hoch als die 


Blätter. Blumen von schwärzlich-purpurn- | 


brauner Färbung. in eigentümlichen, 
fadenherabhängenden Gebilden. 

Die beste Verpflanzzeit ist im Früh- 
Jahr, in einer lockeren, zu gleichen Teilen 


beetkasten, wo sie bei feuchter Luft und 
nötiger Pflege ganz vorzüglich gedeihen, 
auch verlangen sie im Wachstum reich- 
lich Wasser und Beschattung gegen die 
heissen Sonnenstrahlen. (Wärme ist zu 
ihrem Gedeihen sehr erforderlich). Im 
Winter liebt sie einen ebenfalls freien, 
lichten Standort im Warmhaus von 12 
bis 18° R., doch darf man die Pflanzen 
im Winter nicht einziehen lassen, weil 


Vermehrung geschieht durch die knollen- 
artigen Nebentriebe, wıe bei den Alo- 
casia-Arten. Pflanzen hiervon erhält man 
bei HAAGE & SCHMIDT. 

LovIs AHLISCH. 


Zahl der Gärtner im Deutschen Reiche, 
nach der Berufszählung vom 5. Juni 1882 
laut Statist. Jahrbuch für das Deutsche 
Reich, 9. Jahrg. 1888 S. 35. 

Kunst- und Handelsgärtnerei. 

Gewerbthätige Personen 


überhaupt . 41 560 
Davon beschäftigt ın: 

Kleinbetrieben ohne Ge- 

hilfen. EN SAH" 8149 
Kleinbetrieben mithöchstens 

5 Gehilfen . ae aa 
Mittelbetrieben mit 6 bis 

rorBersonen ge 3453 
Mittelbetrieben mit ıı bis 

so Dersonensa, Pre 484 
Grossbetrieben mit mehr als 

5o Personen 4.443 

I We 


Die Blumen- Arrangements beim Einzuge des 
Königs von Italien. 

Unser Tadel bezüglich der Papier- 
blumen an der Doppelstatue der Italia 
und Germania (Heft ıı Seite 305) war 
ein ungerechter. Es waren lebende, 


Kleinere Mitteilungen. 


363 


blühende Dekorationspflanzen bestellt; 
da sie aber immer und immer nicht 
kamen, sah sich der die ganze Strecke 
ordnende Architekt genötigt, endlich 
seineZuflucht zu Papierblumen zu nehmen. 
Es trifft hier also nicht den Architekten 
die Schuld, was wır mit Freude kon- 
statieren möchten. EoW: 


Der Blumenschmuck am Sarge Kaiser Friedrichs 
in der Friedenskirche zu Potsdam bei 


der ersten Wiederkehr seines Todestages 
15. Juni war ein ausserordentlich ı 


am 
reicher. Am schönsten gefiel uns der 
Kranz des Herrn Geheimrat v. HELMHOLZ 


weissen Lilien. Ein grosser Teil der 
schönen Arrangements kam kaum zur 


Geltung, da der Raum in der Toten- | 
kapelle sehr eng ist, mehrere waren denn 


auch in der Friedenskirche selbst nieder- 
gelegt, darunter auch obiger Kranz. 
TE.W. 
Garrya elliptica 
blühte Ende Dezember 1888 wieder recht 
reichlich an geschützten Stellen des Lon- 
doner Parks. Es ist einer der reizend- 
sten unserer schönblühenden, immer- 
grünen Sträucher, welcher unsere Auf- 


merksamkeit um so mehr fesselt, da die | 


langen, zierlichen, grünlichgelben Blüten- 
kätzchen in den Monaten Dezember und 
Januar erscheinen, wenn die meisten 
Ziergehölze noch ihre Winterruhe halten. 
Von DoucLas im Jahre 1828 in Kalifornien 
entdeckt und zu Ehren des R. GARRY, 
damals Sekretär der Stations- Bay-Com- 


pany benannt, wurden zur gleichen Zeit | 


männliche Exemplare nach England ein- 
geführt. Die meisten bis jetzt noch ver- 
breiteten Pflanzen sind männlichen Ge- 
schlechts. Erst Ende der vierziger Jahre 
wurden durch HArRTwEG einige Exem- 
plare weiblichen Geschlechts in England 
eingeführt, wovon gegenwärtig noch 
wenige starke Büsche in Gärten zu finden 
sind. 

G. elliptica bildet stark verzweigte 
immergrüne Sträucher von 2—3 m Höhe 


und ist im Wachstum sowie in der Be- 
laubung dem besser bekannten Laurus 
Tinus sehr ähnlich. Da bei eintretender 
Kälte die Blüten und bei scharfen an- 
haltenden Frösten selbst die Blätter 
leiden, so dürfte dieser hübsche Zier- 
strauch ın Deutschland nur zur Aus- 
schmückung von Kalthäusern und Orange- 


| rieen Verwendung finden. 


Cr. SONNTAG in London. 


Süssfrüchtige Ebereschen. 
An den Gebirgsstrassen in der Provinz 
Westfalen, wo der Obstbau nicht mehr 


, fortkommen will, ist der Vogelbeerbaum 
aus köstlichen La France-Rosen und 


angepflanzt und bringt Jahr für Jahr 
reiche Beerenernten, die aber ıhres herben 
Geschmackes wegen kaum zu verwerten 
sind. Man versuchte wohl, die Früchte 
in der Branntweinbrennerei zu verwenden, 
Mus und Säfte daraus herzustellen, aber 
bisher mit wenig Erfolg. Deshalb war 
man bestrebt, die Vogelbeere zu ver- 
edeln, so dass ihre Früchte süss und 
geniessbar würden. Nach dem Jahres- 
bericht über den Zustand der Landes- 
kultur ın der Provinz Westfalen für das 
Jahr 1888 liess ein Zufall in Mähren eine 
Spielart dieses Baumes mit geniessbaren 
Früchten finden und den Bemühungen 
des Lehrers ZENGERLING, unterstützt vom 
Lokalverein Bigge, Kreis Brilon, ist es 
gelungen, im Vorjabre mit einer Anzahl 
von Edelreisern etwa ein halbes Hundert 
Stämme dieser süssfrüchtigen Eberescl e 
herzustellen. Das Gelingen des Ver- 
suches würde für die ın Rede stehen- 
den Gebirgsgegenden grossen Nutzen 
bringen. 


Iris stylosa Destf. 

Diese schöne Schwertlilie blühte 1888 
infolge der milden Witterung schon von 
Ende November an. 

Die 25 — 30 cm hohen einblumigen 
Blütenstiele erheben sich aus der Mitte 
der zierlichen, grossartigen Belaubung. 
Die lieblichen azurblauen, auf der Rück- 
seite leicht bronzefarbig übergossenen 
Blumen sind angenehm duftend und 


364 


Kleinere Mitteilungen. 


halten sich, wenn vermittelst Glasglocken 
oder Fenster gegen anhaltende Nässe 


oder eintretende Fröste geschützt, zwei | 


bis drei Wochen. 
etablierte Pflanzen schmücken sich für 
einige Monate mit den für die Binderei 
so wertvollen Blumen. 

Eine hier sehr geschätzte Neuheit ist 
Iris stylosa var. alba mit hübschen weissen 
Blumen. Diese Neuheit wurde, als ich 


Starke, mehrjährig | 


vereins 


sie im letzten Frühjahr für die Firma 


Ta. S. WARE in Tottenham der Royal 


Horticultural Society zur Begutachtung | 


vorstellte, mit einer Auszeichnung erster 
Klasse belegt. 


Beide schönen Pflanzen | 


lassen sıch bei uns als Stauden behan- | 


deln und dauern an warmem Standort 
ım Freien aus. 
Cr. SONNTAG ın London. 
Bananenkultur am Rama-Flusse in Nicaragua. 
Welchen Aufschwung in den Tropen 


zung bereits Ertrag, der bis zum fünften 
Jahre etwa anhält. Dann ist der Boden 
derart erschöpft, dass man die Kultur 
aufgeben muss. (Dr. D.) 
Gartenbau in Ungarn. 
Gartenbau - Sektion des 
ungarischen Landes - Agrikultur- 
hat kürzlich die Frage be- 
sprochen, wie die Versorgung der Haupt- 
stadt Budapest mit Gartenprodukten am 
zweckmässigsten zu bewerkstelligen seı. 
Vor allem wurde die Notwendigkeit der 
Errichtung von Markthallen betont 
und beabsichtigt die Sektion in dieser 
Angelegenheit eine Denkschrift an die 
Stadtrepräsentanz zu richten. Mittler- 
weile hat EDUARD BERNIER DE LA POon- 


Die 


| TONERIE, Pariser Ingenieur, der ungari- 
ı rischen Hauptstadt den Antrag gemacht, 


Pflanzungen vonFruchtgewächsennehmen | 


können, zeigt wieder einmal recht deut- 


lich einKonsularbericht über dieBananen- 


kultur am Rama-Flusse in Nicaragua. 
Nach demselben begann man daselbst 
mit der Kultur der Banane (auch Paradies- 
feige) im Jahre 1883 und sandte noch in 
demselben Jahre 500 Fruchtstände von 
da nach den Vereinigten Staaten. 
erzielte Preis für dieselben betrug ca. 
rooo Mk. Dieser Erfolg regte derartig 


' wolle, 


Der | 


ı Bestimmung 


zur Bananenkultur an dem betreffenden | 


Flusse an, dass 1884 bereits 40 000, 1885 
45 147, 1886 154 434 und 1887 gar 255 332 


Fruchtstände a 2 Mk. exportiert wurden. | 


Zur Bewältigung dieses Handels waren 


1887 sechs Dampfschiffe nötig, welche 
monatlich eine Fahrt nach den Vereinigten 


Staaten, wo alle diese Früchte verkauft 


werden, machten, und zwar fuhren zwei 
Dampfer nach New-Orleans, drei ab- 
wechselnd nach Baltimore und Phila- 
delphia und einer nach New-York. Die 
Anlage einer Bananenpflanzung von 
10000 Stück Bananen kostet dort, den 
Bodenerwerb und die Urbarmachung ein- 
gerechnet, rund Ioooo Dollars. Nach 
neun bis zwölf Monaten liefert die Pflan- 


ı ein Stammbuch 
ı Hauptstadt und der Umgebung anzu- 


dass er nach dem Muster der Londoner 
und Pariser Markthallen den Bau und 
die gesamte Einrichtung von sechs Cen- 
tral- und elt Filial-Hallen in den ein- 
zelnen Stadtteilen aus Eisen und Glas, 
um den Preis von 6 Millionen Gulden 
herzustellen bereit sei und hierzu auch 
das erforderliche Kapital verschaffen 
das binnen 40 Jahren aus den 
Erträgen der Hallen getilgt würde. In 
zwei Jahren, von Übernahme der FEr- 
mächtigung an, würden die Hallen ihrer 
übergeben. Unter den 
sechs Central- Hallen wären zwei für 
Gartenprodukte bestimmt und zwar 
die fünfte für frisches feines Gemüse und 
Obst und die sechste für gewöhnliches 
Gemüse und Erdäpfel. Die Kommune 
wird diesen Antrag voraussichtlich zur 
Grundlage der Verhandlung annehmen 
und dürfte damit die Angelegenheit einer 
baldigen Erledigung entgegengehen. 
Die Gartenbau-Sektion beschloss ferner, 
für Obstanlagen der 


legen. In dieses Buch werden alle so- 
wohl für die Versorgung der Hauptstadt 
mit Obst, als auch für die Hebung des 
Obstbaues im allgemeinen wichtigen 
Daten eingetragen, also die bündige Be- 


Kleinere "Mitteilungen. 


365 


schreibung der Gärten: wann, wo und | anstaltete im November und Dezember 


durch wen dieselben angelegt wurden; 
auf welchem Grund und mit welchen 
Obstsorten dieselben angepflanzt sind, 


mit besonderer Aufzählung der Obst- | 
sorten, die im tragfähigen Zustand und | 


für den Verkauf bestimmt sind. Es wird 


damit bezweckt, dem Obsthandei behilf- | 
lich zu sein. Diesen Antrag hat KERKA- | 
POLY, der gewesene Finanzminister, ein- | 


gebracht, der, seitdem er ins Privatleben 
sich zurückgezogen, am Ofener Blocksberg 
eine bedeutende Obst- und Weingarten- 
Anlage gepflanzt hat, wo gegenwärtig 


1500 Stück frühreifende französische Pfir- | 
‚ liche Ungeziefer, die Obsternte, die Auf- 


siche im besten tragfähıgen Zustand 


sind. Das einlaufende Material für das 
wird von Zeit zu Zeit 


Obststammbuch 
ım Vereinsorgan publiziert. 
schloss die Sektion, 
Melonen - Züchtereien 
halten. 


Auch be- 


ın Evidenz 


angebaut habe, insbesondere Heveser 


die bedeutenden | 
zu ı 
Herr Csanyı aus Csäny zeigte 
an, dass er auf 100 Morgen versuchs- | 
weise für den Export bestimmte Melonen | 


Wassermelonen, die in jener Gegend auf 


schwarzem Sandboden 
wachsen. 
die Unterstützung der Fachsektion zur 
Erwirkung einer Ermässigung der Eisen- 
bahn-Fahrpreise, da die Kosten der Ver- 
ladung, Verkehrsbesteuerung und des 
Eilguttarifes so hoch sind, dass die 
Eisenbahnfracht doppelt so hoch kommt 


als der Fuhrlohn per Achse. Die Sek- 


tion fand das Verlangen begründet und | 


wird eine 6oprocentige Herabsetzung 
der Frachtspesen auf den ungarischen 
Staatseisenbahnen vom Kommunikations- 
minister Baross erbitten. 

Auch einen Antrag des Professor 
ANGYAL, die permanenten ÖObstausstel- 


lungen betreffend, dass von nun an für 
Aus- 


jede Obstsorte specielle 
stellungen zu halten seien, hat die 
Sektion im Princip acceptiert und wird 
ein Komitee das Weitere veranlassen. 
Kurse für Obstbaumschnitt in Bonn. 
Der Gartenbau-Verein zu Bonn ver- 


ausgezeichnet | 
Herr Csanyı erbat zugleich 


vorigen Jahres Kurse für Obstbaum- 
schnitt, deren Besuch infolge der Be- 
willigung eines Beitrages von 300 Mark 
seitens des Ministeriums für Landwirt- 
schaft, Domänen und Forsten, sowie von 
ı2o Mark seitens des Landratsamtes in 
Bonn jedermann unentgeltlich freistand. 
Jeder dieser Kurse nahm 6 Nachmittage 
in Anspruch und behandelte in populären 
Vorträgen, durch praktische Demonstra 
tionen unterstützt, die wichtigsten Zweige 
der Obstzucht, die Pflanzung, die Ver- 
edelung, die Formierung, die Düngung, 
die Krankheiten der Bäume, das schäd- 


bewahrung und Verwertung des Obstes. 
Um den Besuch der Kurse möglichst zu 
erleichtern, fanden sie an verschiedenen 
Orten, teils linksrheinisch, teils rechts- 
rheinisch statt, und diesem Umstand ist 
die überraschend starke Teilnahme zu- 
zuschreiben, welche sıch trotz der an den 
betreffenden Tagen herrschenden Kälte 
und des schneidenden Ostwindes bekun- 
dete. Im ganzen nahmen an den Kursen 
38 Lehrer und 72 Landbewohner teil; 
die Zahl der letzteren würde wohl eine 
weit grössere gewesen sein, wenn nicht 
die durch das vorhergegangene schlechte 
Wetter im Rückstande gebliebenen Feld- 
arbeiten zur Zeit der Kurse hätten nach- 
geholt werden müssen. E.M. 

Über das Auslichten der Kronen hochstämmiger 

Apfel- und Birnbäume. 

Wenn Apfel- und Birnbäume in der 
ersten Zeit nach der Pflanzung eine 
Reihe von Jahren vorschriftsmässig dem 
Kronenschnitte unterworfen wurden und 
man dann nach erfolgter Kräftigung der 
Kronenäste mit dem Schnitt aufhört, 
entwickeln sich nach dem Bericht der 
Königl. Lehranstalt für Obst- und Wein- 
bau zu Geisenheim für das Jahr 1887 88 


bei stark wachsenden und gut ernährten 


Bäumen die seither im Schnitte gehal- 
tenen Seitentriebe zu langen Zweigen 
und zwar oft in so grosser Zahl, dass 
sie viel zu dicht stehen und durchein- 


366 


Kleinere Mitteilungen. — Litteratur. 


ander wachsen, sich gegenseitig Licht 
und Luft wegnehmend. Solche besen- 
artig gewordenen Kronen lassen mit dem 
Eintritt der Fruchtbarkeit sehr lange 
warten, weil an den eng stehenden 
Zweigen und Ästen etwa bereits gebil- 
detes Fruchtholz wieder abstirbt und 
neues sich wegen Mangel an Licht nicht 
zu bilden vermag. 

Dieser entschiedene Übelstand, der 
auch bei umgepfropften Bäumen infolge 
der Bildung von zahlreichen Edeltrieben 
oftmals vorkommt, wird häufig zum 
Schaden der Obstbaumbesitzer übersehen 


und es tritt nicht eher das richtige Ver- | 
hältnıs unter den Kronenzweigen eın, | 


als bis nach und nach im Laufe der 
Jahre eine Anzahl derselben unterdrückt 


und abgestorben ist. — Man darf die | 


Baumkronen nach dem Aufhören des 


regelmässigen Schnittes (und nach voll- 


zogenem Umpfropfen) nach dem oben 
angeführten Bericht sich nicht selbst 
überlassen, sondern muss dem Schneiden 
das Auslichten folgen lassen, welches 
den Zweck hat, das Übermass von 
Zweigen und auch Ästen rechtzeitig zu 
beseitigen und so das vorhandene Frucht- 
holz zu erhalten und die Bildung von 
neuem zu sichern. Ein jeder Ast und 
jeder Zweig muss frei genug stehen und 
vom Lichte getroffen werden können, 
wenn seine Seitentriebe Früchte bringen 
sollen. Das Auslichten verhütet aber 
auch das vorzeitige Herabhängen der 
Äste, namentlich bei Kronen von Apfel- 
bäumen, weil sich dieselben durch den 
freieren Stand bald genug und besser 
kräftigen und tragen können. Das Aus- 
lichten bilde den Übergang vom Schnitt 
zum Ausputzen. 


Litteratur. 


L. DANGER, Unkräuter und pflanzliche 
Schmarotzer. Eın Beitrag zur Er- 
kenntnis und Bekämpfung derselben 
für Landwirte und Gartenfreunde. 
Hannover, Verlag von CARL MEYER, 


1837. Bıeis 2,30. Mk. 8%. 166 S: 


Im Drange der Geschäfte haben wir | 


seinerzeit übersehen, dieses Buch, welches 
von dem ersten Vorsitzenden des Land- 
wirtschaftlichen Vereins für Reinfeld, der 
zugleich zweiter Vorsitzender des Garten- 


bau-Vereins für Oldesloe ist, herausgege- 


ben ist, zu besprechen. In neuerer Zeit 
haben wir mehrmals Gelegenheit gehabt, 
das Buch zu benutzen und können es 
bestens empfehlen. Es giebt nicht eine 


trockene Aufzählung und Beschreibung der 


Unkräuter, sondern namentlich im allge- 
meinen Teile ausführliche Angaben über 
die Schädlichkeit, den Standort derselben 
(Kies-, Sand-, Lehm- etc. Pflanzen), die 
Mittel zur Bekämpfung etc. 
schnitt werden die Unkräuter nach Wurzel- 
und Samenunkräutern behandelt, leider 
aber ohne immer die botanischen Cha- 


Im 2. Ab- 


| raktere 


anzugeben. Im 3. Abschnitt 
folgen die wichtigsten Schmarotzer, auch 
die. Schmarotzerpilze. L..W. 


H. B. WARNEKEN, Burgdamm bei Bremen, 


Die Kultur des Obstbaumes im Topfe 

und dessen Behandlung im Freien und 

im Obsthause Frankfurt a O. Verlag 

von TROWITZSCH & SoHN. 8°. 56 S. 

7.-Abb. Preis ı Mk. 

»Das herrlichste Wirtshaus ın der Welt 
kann weder so wohlfeile, noch so erfreu- 
liche und nachhaltige Genüsse bieten, 
wie die kleinste Kultur gut gepflegter 
Obstbäumchen« — diesen Ausspruch 


- VON. BIEDENFELDS ın der Vorrede zu seiner 


Übersetzung desRiversschen Werkes über 
die Obstbaumzucht in Töpfen oder Kübeln 
können wirvollund ganz auchaufdie Arbeit 
WARNERENS. »Die Kultur des Obstbaumes 
im Topfe« mit Recht anwenden. Was 
giebt es anziehenderes und lehrreicheres 


‚ für einen Liebhaber der Obstzucht, der 


nur über einen geringen Raum für seine 
Lieblingsneigung, verfügt, als, ein Sorti- 


367 


Litteratur. — Ausstellungen und. Kongresse. 


ment verschiedener Obstarten mit ıhren 
besten Sorten, das, gut gepflegt und ab- 
gewartet, ıhm für dıe geringe Mühe und 
Arbeit reichlich viel Freude durch die 
schönsten erzielten Früchte bereitet. Um 
nun besonders dem Laien (der Gärtner 


kann auch vieles darin lernen) in der 
ı Beschäftigung hingeben will, und sind 
ı überzeugt, -dass bei Befolgung der Rat- 


Kultur dieser Bäumchen entgegenzu- 
kommen und ihm Fingerzeige für die 
beste Anwendung der bezüglichen Hilfs- 


mittel zu geben, erteilt der bekannte | 


Baumschulbesitzer WARNEREN in obigem | 
Büchlein sehr schätzenswerte und leicht- 


ı fasslıche Ratschläge, um auch ein gutes 


Resultat für die Erziehung der Bäume 
und die Erzielung schöner Früchte in 
Töpfen zu erlangen. Wir können die 
Schrift bei ihrem geringen Anschaffungs- 
preise von ı Mk. nur dringend jedem 
empfehlen, der sich dieser dankbaren 


schläge auch die guten Folgen nicht 
ausbleiben werden, dies verbürgt schon 
der Name des Verfassers. 

C. MATHIEU. 


Ausstellungen und Kongresse. 


Berlin. Das endgiltige Programm der 
grossen Gartenbau - Ausstellung 1890 ist 
jetzt erschienen und unentgeltlich vom 
General - Sekretariat des Ver. z. Bef. d. 
Gartenb., Berlin N., Invalidenstrasse 42 
zu beziehen. 

Die Ausstellung des Gartenbau-Vereins zu 

Magdeburg vom 20. bis 24. Juni 1889. 

Wie schon erwähnt, veranstaltete der 
Gartenbau-Verein zu Magdeburg bei 
Gelegenheit der grossen Ausstellung der 
Deutschen Landwirtschafts - Gesellschaft 
auch eine Gartenbau-Ausstellung. Die- 
selbe fand unmittelbar neben der ersteren 
in dem neuen schönen, 2,75 Aa grossen 
Park des Herrn RıcHARD TÖPFFER statt, 


der ihn mit grosser Bereitwilligkeit zur | 
ı Landwirtschafts - Gesellschaft hatte dort 


Verfügung gestellt hatte. 


Die Zahl der Aussteller hätte grösser 


sein können, sie betrug für die eigent- 
liche Gärtnerei inkl. Binderei 46, für In- 
dustrie etc. 31. Auffallenderweise waren 
die Handelsgärtner Magdeburgs wenig 
vertreten, leider wieder ein Beweis der 


geringen Einigkeit, welche die Betreffen- 
| u. a. auch einen besonderen Ausschuss 


den nicht erkennen liess, welch ausser- 
ordentliche Vorteile 


Handelsgärtner Fr. W. STECHHAN, FR. W. 


ihnen durch Vor- | 
führung ihrer Zuchten erwachsen wären. | 
Hätten nicht Herr Geh. Kommerzien-Rat | 
GRUSoNn, Herr Stadtrat HuegE und BoDen- | 
STEINS Erben, sowie die Kunst- und 


| 


STECHAN Nachf., Hoflieferant W. MÖHRING 
und RiEBISCH, Lous KNÖöNAGEL, AUG. 


| BERNSTORFF, A. ACKERMANN etc. das Beste, 


was sie besitzen, zur Stelle gebracht, so 
würde Magdeburg selbst nicht rühmlich 


‚, hervorgetreten sein. 


Die Provinz Sachsen hatte sich etwas 


| besser beteiligt und selbst von Berlin und 
ı weiterher waren einige vorzügliche Ein- 
ı sendungen vorhanden. — Ein spezieller 


Bericht folgt. 


Sitzung des Ausschusses für Obstbau der 
Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft in 
Magdeburg. 

Magdeburg war in den Tagen vom 
2o. bis 24. Juni das Ziel vieler Tausende 
von Landwirten; denn die Deutsche 


ihre grosse Ausstellung und Wander- 
versammlung. 

Die Deutsche Landwirtschafts-Gesell- 
schaft ıst so gross, wie — — — eine 
Deutsche Gartenbau-Gesellschaft es wer- 
den sollte. Sie umfasst 4500 Mitglieder, 
die jeder zo Mk. Beitrag zahlen und hat 


für Obstbau. Dieser versammelte sich 
am Freitag, den 2ı. Juni, 4 Uhr, unter 
dem Vorsitz des Herrn Ökonomie-Rat 
GOETHE, Direktor der König]. Lehranstalt 
für Obst- und Weinbau in Geisenheim, um 
den Bericht des Herrn Rittergutsbesitzer 


368 


Personal- und Vereins-Nachrichten. — Berichtigung. 


DEGENKOLB In Rottwerndorf bei Pirna ent- 
gegenzunehmen. 

Hierauf hielt Herr Ökonomie - Rat 
GOETHE einen Vortrag über die Bedeu- 
tung des Apfelweines und seine Her- 
stellung, wobei er besonders auf die 
Reinlichkeit hinwies. Herr Dr. KuLiscH, 
Chemiker der Königl. Lehranstalt in 
Geisenheim, sprach über das Diffusions- 
verfahren bei Herstellung von Apfelwein, 


Zum Schluss fand eine Probe von 104 
Sorten Apfelwein statt, darunter auch 
französischer und schweizer. 

Ausflug der Deutschen Landwirtschafs- Gesell- 
schaft zu Gebrüder Dippe in Quedlinburg. 
Am Sonntag, den 23. Juni, besichtigten 

über ı60 Mitglieder der Dtsch. Landw.- 

Gesellsch. die grossartigen Samenfelder 

der Gebr. Dıppe in Quedlinburg. Näheres 


das er im allgemeinen nicht empfahl. | in der folgenden Nummer. 


Personal- und Vereins- Nachrichten. 


Der Stadtobergärtner zu 
GEORG LEHMANN, wurde zum Inspektor 
des botanischen Gartens daselbst er- 
nannt. 


Der Ver. z. Bef. d. Gartenbaues feierte 


am 25. Juni sein 67. Stiftungsfest durch 
einen Ausflug mit Damen nach Wann- 
see unter ganz ausserordentlich starker 
Beteiligung. Nachdem im Kaiser-Pavillon 
der Kaffee eingenommen, ward eine drei- 
stündige Fahrt auf den Havelseen bis 
Nedlitz ausgeführt, die so recht die be- 
zaubernden Schönheiten der Umgegend 
Potsdams vor Augen führte. Bei dem 
darauffolgenden Festessen in Wannsee 
brachte der Vorsitzende, Herr Provinzial- 
Steuerdirektor von POMMER-ESCHE das 
Hoch auf Se. Maj. den Kaiser und König, 
den Protektor des Vereins aus, 
Direktor BüsımG toastete in launigster 
Weise auf die Damen, während Herr 
Hoflieferant PrumpE, in Firma EMiıtL 
PETERSEN, Luxuspapierfabrik, es an köst- 
lichen Überraschungen für Damen und 
Herren nicht fehlen liess. Dem Fest- 


Berichtigung. 
Herr Professor ASCHERSON macht uns 


bezüglich der Notiz über Sellerie, Heft g | 


Hamburg, | 


Komitee, Herren BRANDT, DRESSLER und 
PrLumPpE ward der wärmste Dank für das 
so wohl organisierte Fest zu teil. 


Deutscher Beerenzüchter-Verein. 
In Magdeburg ist am zı. Juni ein 
Deutscher Beerenzüchter-Verein gebildet 
worden. Vorsitzender ıst Herr Kaufmann 


ı F. W. SCHABERT, Hamburg; Stellvertreter 


]. FROMM, Frankfurt a. Main; Geschäfts- 
führer der Obstbau-Wanderlehrer JUNGE, 
Berlin. — In den Central-Ausschuss sind 
vorläufig gewählt die Herren: KLose, 
Vorsitzender des Magdeburger Gartenbau- 
Vereins; Obergärtner KLIEM, Gotha; Stadt- 
garten-Inspektor PÖLLMER, Grossenhain 
(Königreich Sachsen); Max BUNTZEL, 


' Baumschulbesitzer in Niederschönweide 
Herr | 
ı BÖTTNER, Frankfurt a. Oder. — Für die 


bei Berlin SO. und Redakteur JOHANNES 


einzelnen Provinzen sollen noch weitere 
Central-Ausschussmitglieder ernannt wer- 
den. Die Staatsbehörden und Eisenbahn- 
verwaltungen sollen um Förderung der 


‚ Beerenobstzucht ersucht werden. 


den, nämlich Smyrnium Olusatrum L., 
nicht Sellerie, Apium graveolens. — Unser 
verehrter Herr Kollege mag Recht haben, 


S. 256 darauf aufmerksam, dass das, was 
GERARDE (nicht GERARD) Alexander oder 
Alexanders nennt, wohl dasselbe sei, was 
die späteren Autoren darunter verstan- 


ı denn GERARDE giebt auch den Namen 
| Olusatrum mit an, und umgekehrt wird 
| Smyrnıum Olusatrum bei den Alten 
| Hipposelinum genannt. 


Een nn in. 


Gartenflora 1889, Taf. 1302. 9 & 


fr 
f 


- 7 


A I. LATACE VOLCKMANNI PHILIPPI, Be, 
_ 1. TıLLanosıa GEISSEI PHıL. IISTEMMATIUM NARCISSOIDES Phır. N. LEUCOCOR 


Verlas von PAUL PAREY in Berlin, 


Drei neue Monocotyledonen. 
Von Dr. R. A. Philippi in Santiago in Chili. 


Hierzu Tafel 1302. 


Latace Volkmanni Philippi. Einzige Art eines neuen Genus der Liliaceen. 

Die einzige bisher bekannte Art ist vom verstorbenen HERMANN VOLCK- 
MANN in den Anden von Santa Rosa, wo der Rio Hurtado entspringt, der 
sich mit dem Rio Limari vereinigt, gefunden. 

Die Zwiebel hat den Durchmesser von 13 mn, also ungefähr die Grösse 
einer dicken Haselnuss und ist mit hellgrauen Häuten bedeckt, unter denen 
blassere Häute liegen, die in eine Spitze endigen und unentwickelte Blätter 
sind. Das einzige Exemplar, welches ich besitze, hat nur zwei entwickelte 
Blätter, die grün und 1,25 mm dick sind; ihre Länge ist nicht zu erkennen, 
da die Spitzen abgefressen sind. Der Schaft ist 22 cm lang und 1,75 mn 
dick. Die beiden Blätter der Spatha sind trockenhäutig, weiss, eiförmig und 
8 mm lang. Die Dolde besteht aus 7 Blumen, deren Stiele sehr dünn und 
von verschiedener Länge sind, die längsten messen 18 mn. Das Perigon, 
dessen Farbe nicht mehr zu erkennen, aber wahrscheinlich weiss gewesen 
ist, misst 8 mm; die Dicke der Röhre ist 2,25 m, die Zipfel sind lanzett- 
förmig und 6 zz» lang, wenn man sie ausbreitet. Die vollkommenen Staub- 
faden sind etwas kürzer als die Zipfel des Perigons, die sterilen sind etwa 
halb so lang; der Griffel ist 4 mm lang. 

Herr F. D. HOOKER schreibt mir, dass Herr BAKER, dem er eine von 
mir gemachte Zeichnung der Blume mitgeteilt hat, die Pflanze für eine ano- 
male Art von Nothoscordium erklärt habe; eine Ansicht, die schwerlich viele 
Botaniker teilen werden. 

Auf Tafel 1302 stellt Figur I die Pflanze in natürlicher Grösse, Ia eine 
Blume von der Seite gesehen, vergrössert, Id die Blume geöffnet, ebenfalls 
vergrössert, dar. Fig. IV ist eine geöffnete Blume von Leucocoryne, etwas 
vergrössert. 

Latace. Ph. Nov. genus Planta bulbosa, scapigera. Flores umbellati, primum 
spatha diphylla inclusi. Perigonium hypogynum, monophyllum, ultra medium in sex 
lacinias reflexas divisum, fere ut in Hyacintho orientali. Stamina faucibus inserta, trıa 
sterilia, cylindrica, incrassata, exacte ut in Leucoryne, tria fertilia exserta, filamento 
filiformi, anthera lineari, longitudinaliter dehiscente. Ovarium subglobosum, stylus 


elongatus, stigma simplex. — Proximum est hoc genus Leucocoryni, sed tubo 
perigonii brevi, staminibus fertilibus exsertis, stylo elongato differt. 


Tillandsia Geissei Philippi. 


Herr WILHELM GEISSE entdeckte diese hübsche Tillandsia vor zwei 


Jahren, sie muss sehr selten sein, denn er fand sie nur in einem einzigen 
Gartenflora 1889. 27 


379 R. A. Philippi: Drei neue Monocotyledonen. 


Thälchen, und zwar auf einem Armleuchtercactus, ob auf einem Cereus oder 
einer Eulychnia, kann ich nicht sagen. — Die Blätter sind Io cz lang, am 
Grunde 7 mon breit, oft noch grösser, kaum nervig, und dicht mit silberigen 
Schuppen bedeckt. Die Ähre nimmt mehr als den dritten Teil des Stengels 
ein, ihre Achse ist hin- und hergebogen. Die Deckblätter, welche durch all- 
mählichen Übergang aus den Blättern und Blattscheiden, welche den unteren 
Teil des Stengels dicht bekleiden, entstanden sind, sind lederartig, kahn- 
förmig, sehr spitz, von 18 bis 20 Nerven durchzogen, die stark hervortreten 
(Tafel 1302 Figur II, eine ganze Pflanze in natürlicher Grösse). Die Blumen 
sitzen auf einem ganz kurzen Stielchen, wie auf Taf. 1302 Fig. IIz zu sehen 
ist. Die drei Kelchblätter schliessen dicht zusammen, so dass nur die Spitzen 
der Blumenkronenzipfel hervorragen. Die Blumenkrone entspringt ebenfalls 
von einem besondern Stielchen. Die Staubfäden sitzen in der untern Hälfte 
der Röhre; Fruchtknoten und Griffel haben zusammen die halbe Länge der 
Blumenkrone; die Stigmata sind sehr kurz und können nicht »brevia, patentia« 
genannt werden, wie es von den generischen Kennzeichen der Tillandsien 
heisst. — Die lebhaft grüne Färbung des Grundes der Deckblätter ist scharf 
von der hochroten Färbung des oberen Teiles derselben abgesetzt, und ähn- 
lich sind auch die Blattscheiden gefärbt, welche den Stengel bekleiden, so 
dass diese Art die schönste der chilenischen Tillandsien ist. 

Tafel 1302 Figur II, eine ganze Pflanze im Zustand der Blüte in natür- 
licher Grösse. Fig. IIz, einer der seitlichen Blütenstände, nachdem durch 
Abbiegen der Brakteen derselbe sichtbar geworden. Fig. IId, eine Blume 
im Knospenzustand. Fig. IId, eine geöffnete, von Kelch und Braktee be- 
freite Blume. Fig. Ile, eine der Länge nach aufgeschnittene Blume mit 
Fruchtknoten und zwei Antheren. Fig. Il/ der Fruchtknoten mit Griffel. 

T. caule 22 cn alto, erecto, vaginis imbricatis arcte appressis tecto; folus ad 
basin confertis, suberectis, lineari-subulatis, canaliculatis; spica subdecemflora, 
Hloribus bifarıam dispositis; bracteis navicularıbus, peracutis, valde nervosis, basi 
viridibus, deinde coccineis, 30—32 mm longis; foliolis calycinis bracteis simillimis, 
sed margine late scarioso distinctis; corolla bracteis parum longiore, tubulosa, usque 


ad medium fissa, lobis oblongis obtusis, purpureo -roseis. 
Habitus prope Caldera in Cereis. 


Stemmatium nareissoides Ph. 


Es ist von der Gattung Stemmatium Ph. nur eine Art bekannt, das auf un- 
 serer Taf. ı 302 III abgebildete St. narcissoides Ph., dessen Krone an die des Nar- 
cissus poeticus erinnert, und das zwischen Copiapö und Huasso nicht selten ist. 
Die Zwiebel ist klein, etwa 20 m lang und 15 722 dick, mit rötlichen Häuten 
bedeckt und der Zwiebel der Leucocoryne sehr ähnlich. Sie bringt zwei oder 
drei rinnenförmige, aufrecht stehende, 3,5 2% breite Blätter hervor, die beinahe 
so lang werden können, wie der Blütenschaft. Dieser wird etwa 30—40 cm 
hoch und 3,5 2 dick; er trägt bis acht Blumen von der Grösse und Gestalt 


R. A. Philippi: Drei neue Monocotyledonen. 371 


der Blumen von Leucocoryne. Die Blütenscheide {spatha) ist etwa 20 mm 
lang und ganz trockenhäutig, es sind keine Brakteen am Grund der ein- 
zelnen Blütenstiele vorhanden; diese sind sehr ungleich an Grösse, die längsten 
messen bis 4,5 cm. Die Röhre des Perigons ist grün und Io m lang, die 
Abteilungen des Saumes aber weiss, am Grunde etwas grünlich, einnervig, 
von gleicher Grösse und Gestalt und 11 #7» lang, bei einer Breite von 6,5 man, 
oft noch etwas grösser. Der Kranz (die Schuppen am Schlund der Blumen- 
krone) ist orangegelb, welche Farbe aber beim Trocknen leicht ganz ver- 
blasst. 

BENTHAM und HOOKER wollen das Genus Stemmatium mit Tristagma 
Pöpp. vereinigen (siehe Genera tom. III pag. 789), welches aber keine Spur 
von Nebenkrone besitzt, indem sie sagen, das Iristagma dimorphopetalum 
Gay (Hist. de Chile Bot. VI p. 126) zeige drei oblonge Schuppen, die auf 
den inneren Zipfeln des Perigons aufsitzen, und mache so den Übergang 
zwischen Tristagma nivale und Stemmatium. Dies ist aber ein Irrtum. Aller- 
dings zeigt die Abbildung bei GAY Taf. 69 bis drei solcher »Schuppen« 
von der Grösse der Perigonzipfel, und sechs Perigonzipfel, also zusammen 
neun Zipfel, allein in der Beschreibung heisst es ausdrücklich: »Perigon in 
sechs länglich-eiförmige (von einander) verschiedene Zipfel geteilt, von denen 
die drei äusseren häutig und weisslich, die drei inneren aber dick, violett 
und breiter sind.«ce Man muss doch offenbar dem beschreibenden Botaniker 
mehr Zutrauen schenken als dem zeichnenden Nichtbotaniker, der wohl ein- 
fach vergessen hat, ein paar Linien seines ersten Entwurfes auszulöschen. 

Tafel 1302 Figur III ist die Pflanze in natürlicher Grösse, IIIz die Blume 
von oben gesehen, III dieselbe durchgeschnitten, etwas vergrössert, die 
Hälfte der Röhre ist der Länge nach weggeschnitten. 

Planta bulbosa, scapigera. Flores umbellati, primum spatha diphylla inclusı. 
Perigonium hypogynum, corollinum, monophyllum, hypocraterimorphum, limbo 
sexpartito, in faucıbus corona brevi, carnosa, inciso-crenata ornatum. Stamina sex, 
parti superiori tubi inserta, tria ad ostium faucium, tria paullo inferius; antherae 
subsessiles, ovatae regulares. Ovarium oblongum; stylus ab ovario discretus, brevis, 


stigma subcapitatum, obscure trilocula. Fructus capsula ovata, in parte superiore 
loculicide dehiscens; semina? 


Stemmatium narcissoides Ph. (Annales de la Universidade de Chile 1873 
P- 551). 


Empfehlenswerte Winterblüher für Gärtner sowie für 


Blumenfreunde. 
Von Wilh. Kliem, Obergärtner in Gotha. 
Hierzu Abbildung 62. 


Unternehmen wir an einem schönen, sonnigen Wintertage einen Spazier- 
gang durch die Strassen der Stadt, wo alles mit Schnee und Eis bedeckt ist 
27* 


372 Wilh. Kliem: Empfehlenswerte Winterblüher für Gärtner und Blumenfreunde. 


und wo das Auge, vom Schnee geblendet, unruhig hin und her flattert, nach 
einem Gegenstand suchend, wo es etwas ausruhen kann. Wie wohlthuend 
ist es dann, die Fenster der Blumenfreunde zu mustern; wem stiegen da nicht 
Frühlingsgefühle ins Herz? Da stehen Hyacinthen, Tulpen, Crocus, Mai- 
blumen, Primeln, Cyclamen u. s. w. in seltener Pracht. Doch passieren wir 
weiter die Strassen entlang, immer wiederholt sich fast genau dasselbe Bild 
mit höchstens einer Azalea, Kamellie, Rhododendron oder Spiraea japonica un- 
terbrochen. Abgesehen von diesem sich wiederholenden Einerlei sind dies 
meistens Pflanzen, die verhältnismässig kurze Zeit blühen und die der Lieb- 
haber bereits fertig kauft, indem ihre Anzucht teils zu schwierig oder um- 
ständlich ist, teils garnicht im Zimmer bewerkstelligt werden kann, Pflanzen, 
die nach dem Verblühen sozusagen aber nur noch das Wegwerfen wert sind, 
deren Ersatz aber dem Liebhaber immer wieder neue Geldauslagen verursacht. 
Dabei geht diesen Pflanzen der Wert für den wirklichen Blumenfreund ver- 
loren, — ich meine die eigene Anzucht und die eigenen erzielten Resultate, 
welche meiner Ansicht nach von ganz besonderem Wert für den Blumen- 
freund sind. 

Das Interesse und die Liebe zur Blumenpflege steigert sich entschieden 
mehr, wenn ein Laie dem andern die selbst erzielten Resultate vor Augen 
führen kann. 

In der folgenden Zusammenstellung will ich einige sehr leicht kultivier- 
bare Pflanzen nennen und in der beigegebenen Abbildung vor Augen führen, 
welche die Mühe des Laien ebenso reichlich lohnen als sie für den Gärtner 
rentabel sind, infolgedessen auch die wärmste Empfehlung verdienen. 

Leider ist es nicht möglich, jede einzelne Blume genau zur Geltung zu 
bringen, und so will ich versuchen, durch Worte nachzuhelfen. 

I. Erica herbacea carnea, ein reizendes, rosa blühendes Heidekräut- 
chen, welches alljährlich leicht und dankbar blüht, sich leicht durch Steck- 
linge vermehrt und entgegen den verschiedenen anderen Eriken weniger 
difficil ist; die einzelnen Zweige sind ebenso dekorativ für Binderei, wie die 
ganze Pflanze für das Fenster. 

2. Abutilon, Boule de Neige mit rein weissen, Boule d’or mit gelben, 
Feuerball mit feurigroten, unaufhörlich den ganzen Winter hindurch erschei- 
nenden Blumen von herrlicher Glockenform. Die Vermehrung durch Steck- 
linge ist sehr leicht, eine Temperatur von 1I0—15° sowie eine nahrhafte Erde 
sagt ihm am besten zu; für Gärtner ist das Auspflanzen im Hause sehr zu 
empfehlen. 

Die Blumen werden zur Binderei gern verwandt und für das Stück gern 
2—3 Pfg. bezahlt; für den Gärtner einer der rentabelsten Winterblüher. 

3. Didymocarpus polyanthus, ein für den Blumenfreund sehr inter- 
essantes Pflänzchen; dasselbe bildet nur ein direkt auf dem Topf aufliegendes 
und stark genarbtes Blatt, an dessen Basis sich zahlreiche, etwa IO—1I2 cm 


Wilh. Kliem: Empfehlenswerte Winterblüher für Gärtner und Blumenfreunde. 373 


hohe Blütenstengel mit schönen, hellblauen Blumen bilden, welche in Form 
dem Veilchen ähnlich sind; die Anzucht aus dem leicht angesetzten Samen 
ist sehr einfach und leicht im Zimmer zu bewerkstelligen. 

4. Primula obconica. Aus China stammend, verlangt sie die gleiche 
Kultur der Pr. chinensis, welche sie jedoch mit der Zeit verdrängen wird. 


Abbildung 62. Empfehlenswerte Winterblüher für Gärtner sowie für Blumenfreunde: ı. Erica her- 

bacea carnea; 2, Abutilon; 3. Didymocarpus polyanthus; 4. Primula obconica; 5. Viola arborea 

flore pleno; 6. Begonia hybr. gigantea carminata semperflorens; 7. Remontant-Nelken; 8. Niphetos 

(Theerose); g. Franciscea eximia; 10. Pelargonie Madame Ph. Geduldig; ı1. Habrothamnus 
elegans; 12, Echeveria retusa; 13. Clematis; 14. Passiflora ???, 


Die Vermehrung geschieht durch Zerteilung oder durch Samen, wo sie am 
besten im Februar in Schalen gesät und leicht bedeckt gut aufgeht. Die 
Verwendung und Haltbarkeit der einzelnen Blumen ist eine bedeutend grössere 
als bei Pr. chinensis. Der Flor ist ein viel reichlicherer und immerwährender, 


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374 Wilh. Kliem: Empfehlenswerte Winterblüher für Gärtner und Blumenfreunde. 


die Farbe ist lila bis weiss, neigt aber sehr zum Variieren, so dass bald 
mannigfache Färbungen zu erwarten sind. Pr. obconica ist nicht nur ein 
reichlicher Winterblüher, sondern eine immerblühende Primel im wahren Sinne 
des Wortes, Pflanzen mit 20— 30 Blütenstielen sind selbst bei im Zimmer 
gezogenen Pflanzen gar nicht selten. 

5. Viola arborea flore pleno, ein herrlich blau gefülltes Veilchen, 
welches im Februar und März im Hause oder Zimmer bei nur mässiger Wärme 
ganz prächtig und zahlreich blüht, sowie herrlich duftet. 

6. Begonia hybr. gigantea carminata semperflorens, mit herr- 
lichen karminroten, zahlreichen Blumen, welche in jedem Blattwinkel mit 
jedem neuen Blatte wieder erscheinen. (Ein näheres über diese wertvolle 
Begonia erfolgt in Kürze.) 

7. Remontant-Nelken, Gloire de Nancy mit rein weissen, Kanarien- 
vogel mit schön schwefelgelben, beide mit grossen, dichtgefüllten Blumen, 
Triomphe de Francfort mit roter, zwar etwas kleiner Blüte, doch übertrifft 
diese alle andern Remontantnelken an dankbarem Blühen; dieselbe vermehrt 
sich sehr langsam, weil eben jeder Trieb Blumen bringt. Eine extra zu 
empfehlende Sorte, die Remontant- oder auch Baumnelke genannt, ist ebenso 
dankbar für den Laien als für den Gärtner, einzelne Blumen zur Binderei 
werden oft bis zu 30 Pfg. bezahlt. Die Anzucht geschieht am besten im Juli 
und August durch Absenken im Freien ohne Schwierigkeiten. Will man für 
den Winter besonders starken Flor erzielen, so ist das Entfernen der Sommer- 
blütenstiele zu empfehlen, und erst die im Herbst sich zeigenden sind zu be- 
lassen, welche sich an einem sonnigen Platze- bei 8°’R. ganz herrlich ent- 
wickeln und den ganzen Raum mit dem herrlichen Duft anfüllen. 

8. Niphetos (Theerose) mit ganz herrlicher glocken- oder tulpenförmiger, 
etwas hängender Blume. Die ganze Pflanze ist von mässigem Wuchse. Die 
jungen Triebe entwickeln gewöhnlich nach dem 3. bis 4. Blatte sicher neue 
herrliche Blumen. Die Vermehrung durch Stecklinge ist hier sicherer als 
durch Veredelung und dem Laien für Topfpflanzen auch mehr zu empfehlen. 
Diese Rose ist überhaupt mehr fürs Zimmer und Treibhaus als fürs Freie 
geeignet. 

9. Franciscea eximia. Die herrlich blauen Blumen erscheinen sehr 
zahlreich in den Blattwinkeln, oft zu I0—ı2 Stück an einer Spitze zusammen. 
Die Vermehrung geschieht durch Stecklinge, die Pflanze liebt einen warmen 
sonnigen Standort. Im Treibhaus, auf den Tischen ausgepflanzt, nahe dem 
Glase, ist sie eine gute und sehr dankbare Schnittblume. 

10. Pelargonie Madame Ph. Geduldig, eine ganz vorzügliche Neu- | 
heit der letzten Jahre, mit enorm grosser Dolde, die einzelnen Blumen sind 
vollständig rund und edel geformt, von einer herrlich leuchtenden lachsrosa 
Farbe, welche nach den Rändern in Weiss übergeht; die Pflanze blüht sehr 
dankbar und wird bald allgemeine Verbreitung erringen. Ein ihr aufs Haar 


Wilh. Kliem: Empfehlenswerte Winterblüher für Gärtner und Blumenfreunde. 375 


<— 


gleichendes Gegenstück ist General von Werder mit ziegelroter, ganz beson- 
ders schöner Blume. 

ı1. Habrothamnus elegans ist ebenso dekorativ als leicht kultivierbar. 
Die Vermehrung durch Stecklinge ist sehr einfach, im übrigen liebt sie 
kräftigen Boden nebst hellem Standort von 8—ı0°R., im Sommer einen 
sonnigen Platz im Garten. Für Gärtner ist das Auspflanzen im freien Grunde 
und das Eintopfen im September sehr zu empfehlen, wo die Pflanzen den 
ganzen Winter in den Blattwinkeln und an den Spitzen ihre herrlichen, röhren- 
förmigen Blüten entwickeln. 

12. Echeveria retusa. Eine ganz vorzügliche und überaus dankbare 
Zimmerpflanze. Die Vermehrung durch Stecklinge ist sehr einfach, am besten 
gleich nach der Blüte. Die jungen Pflanzen lieben genügend Nahrung und 
Wasser während des Sommers. Auspflanzen ins Freie ist sehr zu empfehlen. 
Die im September eingetopften Pflanzen entwickeln gegen Weihnachten oft 
18- 20 Blütenstiele, an denen die schönen orangefarbenen Blumen sich zahl- 
reich und lange anhaltend entwickeln. Die losen Blumen sind wegen der 
langen Haltbarkeit für Binderei besonders wertvoll. 

13. Clematis. Trotzdem dieselben eigentlich zu den schönsten Schling- 
pflanzen des freien Landes gehören, möchte ich diese dem Gärtner wie Laien 
sanz besonders für den Winterflor empfehlen, wenigstens gewisse Sorten. 
Obwohl die Vermehrung einige Schwierigkeiten verursacht und eigentlich 
nur von Gärtnern mit Erfolg bewerkstellist wird, so ist doch für den Blumen- 
freund nur die einmalige Beschaffung nötig, um sich lange Jahre hindurch 
jeden Winter an den herrlichen Blüten zu erfreuen. 

Um reichlichen Flor zu erzielen, gebe man den Pflanzen im Sommer 
einen halbschattigen Platz und genügend Nahrung, lasse die Pflanzen aber 
nicht gerade in die Höhe wachsen, sondern binde sie entweder an einen oder 
mehrere Reifen, oder um drei in den Topf gesteckte Stäbe, aber möglichst 
die Ranken wagerecht, ja nicht aufrecht; bei letzteren entwickeln sich nur 
an den Spitzen Blumen, wogegen bei möglichst wagerechter Lage der Ranken 
jedes Auge seitlich austreibt und Blumen bildet, folglich auch die ganze 
Pflanze bedeutend gewinnt. Für Gärtner ist ein Auspflanzen in das kalte 
oder temperierte Haus sehr zu empfehlen, selbst auf den Tischen, — die 
Ranken werden am Draht direkt unter dem Glas hingeleitet, wo dann die 
Seitenaugen gern und willig blühen. Die Blumen sind für feine Binderei sehr 
wertvoll und werden gut bezahlt. 

Die schönen blühenden Pflanzen erregen am Fenster des Laien all- 
gemeines Aufsehen. Jedoch eignen sich dazu keinesfalls alle Clematis-Sorten, 
sondern nur einige Sorten der Patens-Florida-Lanuginosa-Klasse. Die Blüten 
erscheinen direkt aus dem alten ausgereiften Holze an 2— 4blätterigen Trieben. 
Die Zeit der Blüte richtet sich ganz nach dem, wie sie früher oder später 


warm gestellt werden. Eine nähere Beschreibung der einzelnen Sorten soll 
in Kürze folgen. 


376 Wilh. Kliem: Empfehlenswerte Winterblüher für Gärtner und Blumenfreunde. 


14. Passiflora ???. Leider war es mir bis jetzt noch nicht möglich, 
für diese hier bei einem Privatmann vorgefundene Passionsblume einen Namen 
zu finden; ich besitze mehrere Sorten, doch ist ihr keine gleich zu bringen, 
auch in dem nahen Erfurt konnte ich diese herrliche Sorte nicht finden und 
vergleichen. Die Blume ist wunderschön gebaut und gefärbt, die äusseren 
Blütenblätter sind prächtig violettrötlich und schön gerade gestreckt, der drei- 
gespaltene Stempel ist etwa 2,5 cz lang; direkt unter dem Fruchtknoten sind 
die 5 Staubfäden mit dem Stempel verwachsen; an der Basis des Stempels 
befinden sich mehrere Kreise von Fäden, die nach der Mitte braunviolett 
gefärbt sind, nach den Enden zu aber ganz in Silberweiss übergehen. Die 
Blume übertrifft Constance Elliot mit rein weisser Blume, sowie Imperatrice 
Eugenie hellblau und splendens rot u. s. w. Der Blütenreichtum wird eben- 
falls von keiner andern übertroffen, die kleinsten Pflanzen bringen schöne, 
herrliche Blumen; ich kann diese herrliche dankbare Passionsblume nicht 
genug empfehlen, gleichviel für Gärtner und Laien. Die Blumen sind für 
feine Binderei immer mehr gesucht, so auch blühende Pflanzen, welche immer 
mehr und mehr an Konfirmanden und Kranke geschenkt werden. Die Ver- 
mehrung durch Stecklinge ist ziemlich leicht, Constance Elliot vermehrt sich 
sogar durch Wurzelausläufer; beide lieben eine nicht zu schwere, jedoch nahr- 
hafte Erde und sonnigen Standort. Für den Gärtner ist das Auspflanzen auf 
den Tischen nahe dem Glase sehr zu empfehlen, wo die unter dem Glase 
hingeleiteten Pflanzen sehr reichlich blühen. 

Für den Laien sei folgender Fall erwähnt, welchen ich hier bei einem 
Blumenfreunde erlebte. Derselbe hatte sich bei mir zwei Pflanzen der ersten 
Sorte erworben und in jede Fensterecke an der Ostseite seines Hauses eine 
solche gesetzt, in jeden Topf einen ziemlich hohen Stab gesteckt, diese beiden 
oben mit einem Stab und dazwischen mit Bindfaden verbunden. Die beiden 
Pflanzen bewuchsen im ersten Jahre das ganze Fenster, indem der Herr die 
sich zeigenden Knospen stets auskniff. Im zeitigen Frühling des nächsten 
Jahres entwickelten sich hier aber eine Menge von Blüten, wie ich noch nie 
gesehen habe. Das Fenster wurde allgemein bewundert und war ein An- 
ziehungspunkt für Jung und Alt; viele meinten zwar: »Ach die sind ja künst- 
lich und nur darangesteckt«. 

Hoffentlich dienen meine Zeilen manchem Blumenfreunde zur Bereiche- 
rung seiner Fenster. 


Die Klosterbirne. 
®* +7| August — September. 
Von R. Müller in Praust. 
Hierzu Abbildungen 63 und 64. 
Das in neuerer Zeit zu Tage tretende Bestreben, bei grösseren An- 
pflanzungen die Zahl der zu pflanzenden Sorten zu beschränken, finde ich 


R. Müller: Die Klosterbirne. 377 


für gerechtfertigt. Aber gerade hierbei ist das Wort zu beherzigen: »Prüfet 
alles und das Beste behaltet«. Auch unter den vom Deutschen Pomologen- 
Verein empfohlenen Sorten finden sich solche, die für manche Gegenden 
völlig ungeeignet sind. Es dürfte daher auch nicht als ein Fehler, sondern 
vielmehr als ein Gewinn anzusehen sein, wenn die Zahl derselben um eine 
Sorte vermehrt wird, die schon seit längerer Zeit in einem engeren Kreise 
gezogen und geschätzt, aber erst vor einigen Jahren durch einen treuen 
Förderer des Obstbaues entdeckt und in ihrem Werte erkannt wurde. 

Aus den Verhandlungen des Pomologen-Kongresses in Meissen ersehen 
wir, dass die Zahl der zum Dörren empfohlenen Birnensorten nur gering ist. 
Die Sorte, welcher diese Zeilen gewidmet sind, ist nun nach der Versiche- 
rung des Herrn Pfarrer GRÜNHOLZ in Sianowo*), Kreis Karthaus, der seit mehr 


Abbildung 63. Klosterbirne 1835, ?/, verkl. Abbildung 64. Klosterbirne 1886, ?/, verkl. 


als 25 Jahren als tüchtiger Pomologe bekannt ist, zu dem genannten Zwecke 
ganz vorzüglich. 

Ich lasse nun hier im Auszuge folgen, was genannter Herr mir über 
diese Birne brieflich mitteilte, auch in der in Warschau erscheinenden Garten- 
schrift »Ogrodnik Polski« veröffentlichte. 

»Ich fand dieselbe vor 14 Jahren, ohne ihren Wert sofort zu erkennen, 
da sie zu spät gepflückt war und allzulange gelegen hatte. ÖBERDIECK, 
dem ich Früchte sandte, erkannte sie nicht, woraus man schliessen darf, dass 
sie bis dahin nicht beschrieben war. Sie stammt angeblich aus dem Garten 
des früheren Nonnenklosters Zuckau, einem Dorfe der Danziger Höhe, zwei 
Meilen von Danzig; ich gab ihr deshalb den Namen »Klosterbirne«. Ich 
fand sie später wieder im Pfarrgarten zu Kölln, einem Dorfe 2 Meilen von 
Danzig. Ich pflückte Früchte am 25. August, am 8. und am ı5. September. 


*) Liegt über 200 » über dem Spiegel der Ostsee, also in sehr rauher Gegend. 


378 R. Müller: Die Klosterbirne. 


Die zuerst gepflückten waren bereits am I2. September reif, die später ge- 
pflückten konnten gegen Ende September gebraucht werden. Die Früchte 
waren selbst für die Tafel sehr gut“). OBERDIECK hielt für die besten Birnen 
zum Trocknen und Kochen im September: den Kuhfuss und die Buntebirn. 
Beide sind viel kleiner, zur Tafel niemals brauchbar und waren in jenem 
kühlen Sommer und nassen Jahre sogar für die Küche nicht verwendbar. 
Die Klosterbirne hat starken Wuchs, im Alter rundet sich die Krone 
ab. Der Baum gedeiht auf jedem Boden und an jedem Orte, ist zur An- 
pflanzung auf Felder und an Wege geeignet und unempfindlich gegen Kälte; 


Die Früchte hängen an langen Stielen wie Glocken, kein Sturm schüttelt 
sie ab; sie sind zu weiter Versendung geeignet. Die Frucht ist gross, vom 
Baume genommen grasgrün, im Reifen gelblich-grün, auf der Sonnenseite 
etwas gerötet; sie reift im September und ist Ende August und Anfang 
September abzunehmen. 

Merkwürdigerweise zeigten die Früchte von einem und demselben Baume 
in den Jahren 1835 und 1886 verschiedene Form und Grösse und zwar alle 
ohne Ausnahme. Die kleinere Abbildung ist nach Früchten von 1885, die 
grössere nach solchen von 1886 angefertigt. 1835 war nass und kühl, 1886 
dagegen trocken und warm, und sollte man das Verhältnis eigentlich um- 


gekehrt erwartet haben 


Eine neue Orchidee: Odontoglossum Brandtii Kränzlin et Wittm. n. sp. 
Von F. Kränzlin und L. Wittmack. 


Bulben eiförmig, leicht zusammengedrückt, bräunlich-purpurn, denen von 0. 
Pescatorei sehr ähnlich. Blätter lineal-lanzettlich. Traube mehrblütig, bis 30 cz 
lang. Deckblätter schuppenförmig, dreieckig, trockenhäutig, vielmals kleiner als 
der gestielte Fruchtknoten. Kelchblätter lanzettlich, zugespitzt, am Rande leicht 
zurückgerollt, nicht wellig, Blumenblätter ähnlich, in der Mitte etwas breiter, am 
Rande wellig. Lippe gleich lang, genagelt, geigenförmig, Fuss (Hypochylium) der 
Lippe gerinnt, der ausgehöhlten, an der Basis geflügelten Griffelsäule parallel und 
mit ihr eine Art Sporn bildend, Platte (Epichylium) der Lippe aus fast quadratischer 
Basis allmählich verschmälert, dann wieder verbreitert, vorn abgerundet spitz; 
Schwielen drei, im oberen Drittel, mittlere sehr klein, die seitlichen gross, zu zwei 
zerschlitzt-gezähnten Kämmen entwickelt, beide seitlich mit einigen Zähnen, die 
nach dem Rande zu abnehmen. 


=) Die Früchte, welche mir Herr Pfarrer GrÜnHoLZ damals übersandt hatte, liess ich leider 
etwas zu lange liegen, konnte daher über die Güte kein Urteil fällen. Herr GRÜNHOLZ rechnet 
diese Sorte zu den Schmalzbirnen. 

==) In Praust —2ı° R., bei welcher Temperatur sehr viele unserer bekannten Sorten litten. 

#==) Dass Herr Pfarrer GRÜNHOLZ selbst von der Vortrefflichkeit der Sorte überzeugt ist, dürfte 
der Umstand beweisen, dass derselbe bisher den grössten Teil der hier mit seinen Reisern gemachten 
Kronenveredlungen selbst käuflich erworben hat, aber mit dem billigen Preise anderen angepriesenen 
Neuheiten gegenüber nicht einverstanden war. 


L. Graebener: Vom Versetzen der Topfpflanzen. 379 


Basis der Griffelsäule stumpflich, geflügelt, mittlerer Teil ungeflügelt, an der 
Spitze jederseits mit einfach zahnförmigem oder ı—2zähnigem Flügel, der kürzer 
als der Staubbeutel. Anthere in einen Schnabel vorgezogen, Stielchen verkehrt 
eiförmig, Narbenfleck (Gynixus) sehr gross. 


Diese neue Art ward von Herrn Gärtnereibesitzer R. BRANDT, Charlotten- 
burg, unter einem Posten Pescatorei gefunden und ist ihm zu Ehren benannt 
worden. Sie steht Odontoglossum Pescatorei Linden, O. cirrhosum Lindl. 
und hastilabium Lindl. nahe, indem sie die Charaktere aller drei vereinigt. 
Die Blumen sind hellgelb, die Lippe rein weiss, die Kelchblätter an der 
Basis dunkelpurpurn gefleckt, die Blumenblätter an der Basis mit einem 
scharf gezogenen geraden Strich und einem oder zwei Punkten davor. 

Wir werden in einiger Zeit die farbige Abbildung bringen. 


Vom Versetzen der Topfpflanzen. 


Von L. @raebener, Hofgärtner in Karlsruhe. 


Das richtige Versetzen der Topfpflanzen ist keine so einfache Sache, wie 
mancher wohl glauben könnte; ja ich behaupte, es giebt eine grosse Anzahl junger 
Gärtner, die nicht imstande sind, verschiedenerlei Topfpflanzen richtig zu versetzen, 
und wenn ich dies sage, so spreche ich aus Erfahrung. Alljährlich im Frühjahr, 
wenn in den Gewächshäusern mit dem Verpflanzen begonnen wird, finde ich, dass 
die neuen Gehilfen mit seltenen Ausnahmen alle Pflanzen über einen Kamm scheren, 
und so a la Coleus oder Geranien versetzen wollen; jedes Jahr habe ich das näm- 
liche zu wiederholen, selbst einzugreifen und zu zeigen, was ich in folgendem sagen 
möchte. 

Unter dem Ausdruck »Versetzen« verstehen die meisten: eine Pflanze in einen 
grösseren Topf setzen, und wie lange dauert es, bis sie begriffen und selbst ein- 
gesehen haben, dass die Gewächshauspflanzen möglichst klein gesetzt werden 
müssen; dies ist die erste Hauptregel, wenigstens beim ersten Versatz im Früh- 
jahr. Zum zweiten ist nicht jede Pflanze jedes Jahr zu verpflanzen, auch hier soll 
man nicht fabrikmässig zu Werke gehen, und wenn Hunderte und Tausende von 
Pflanzen zu versetzen sind, nie dürfen die Gedanken anderswo hinschweifen, nie- 
mals verfahre man schablonenmässig, nicht nur die Hände allein, auch der Kopf 
muss bei der Arbeit sein; jede Pflanze ist ein Lebewesen für sich, mit anderen 
Eigenheiten, Vorzügen oder Fehlern behaftet als ihr Nachbar, darum muss sie 
auch für sich allein behandelt werden. Ertragen die Topfpflanzen oft lange ein 
falsches schablonenmässiges Giessen, bei dem der Blick des Giessenden nur auf 
das Giesskannenrohr schaut, so rächt sich ähnliches Versetzen gewöhnlich schon 
im ersten Sommer. 

Gehen wir im Frühjahr einmal unsere Gewächshäuser durch, selbst dem un- 
kundigsten Auge wird es auffallen, dass die Pflanzen nicht so schön und gesund 
sind, als sie im Spätjahr eingewintert wurden; ist's ein Wunder, wenn die lange 
Winterhaft mit den kurzen Tagen, dem meistens trüben Wetter, ferner die künst- 
liche Erwärmung, welche nicht alle Teile des Hauses gleichmässig trifft, besonders 
den Boden nicht genügend erwärmt, so dass die dort stehenden Töpfe um oft 
5 und noch mehr Grad kälter stehen als die Krone der Pflanze, oder allzu grosse 
Feuchtigkeit, durch Niederschlag oder Hereintropfen verursacht, ist's da ein Wunder 


380 L. Graebener: Vom Versetzen der Topfpflanzen. 


sage ich, wenn diese Ursachen eine nicht ganz kräftige und widerstandsfähige 
Pflanze angreifen, krank und elend machen; auch bei bester Pflege werden wir 
immer einzelne Patienten haben, sie sind diejenigen Pflanzen, die unsere meiste 
Aufmerksamkeit und grösste Sachkenntnis beim Versetzen benötigen. Andere 
Pflanzen ziehen ein, verlieren die Blätter im Winter; wie ihre Pflege, so ist auch 
das Verpflanzen von den nicht einziehenden Pflanzen verschieden. Die eine Pflanze 
ist reich mit Blättern garniert, eine andere hat nur bei spärlichem Wachstum einige 
wenige Triebchen; beide in die gleiche Erde und je 4—5 cm grösser pflanzen zu wollen, 
wäre wiederum ein grosser Fehler. 

Ehe man eine Pflanze zwecks Versetzens vornimmt, betrachte man sie von 
oben bis unten. Steht der Topf im richtigen Verhältnis zum Stamm und zur Krone? 
erste Frage. — Ist die Pflanze gesund? zweite Frage. — Hat die Pflanze das Ver- 
setzen nötig? dritte Frage, die sich aus den beiden ersten teilweise ergiebt. Die 
vierte Frage richtet sich nach der Erde, in die die Pflanze gesetzt werden soll. 

Was die erste Frage anbelangt, so kann der Gärtner und Pflanzenfreund nur 
durch langjährige Übung, durch täglichen Umgang mit Pflanzen ein richtiges Augen- 
mass vom Grössenverhältnis des Topfes zur Pflanze bekommen, das so ausgeprägt 
sein muss, dass es dem Auge wehe thut, wenn es eine Pflanze zu gross oder zu 
klein gepflanzt sieht. Wird diese erste Frage verneint, so muss unter allen Um- 
ständen zum Versetzen geschritten werden; zu klein sitzende Pflanzen kommen in 
grössere Töpfe, damit sie die ihnen nötige Nahrung und den Raum zum Ausbreiten 
ihrer Wurzeln auch finden, noch nötiger fast müssen die zu gross gepflanzten 
Pflanzen kleiner gesetzt werden, damit die Wurzeln nicht in der unfehlbar sauer 
werdenden Erde faulen, welche, wie bekannt, einen Lieblingsaufenthalt für die 
Regenwürmer abgiebt; meistens sind diese nicht primäre Ursache des Krankwerdens 
der Pflanzen, sondern sekundäre; sie stellen sich ein, wo sie in schmieriger, wenig 
durchwurzelter Erde sich behaglich fühlen, ziehen sich hingegen aus gesunden, gut 
durchwurzelten Ballen bald wieder heraus. Fast alle kranken Pflanzen sitzen zu 
gross. So kämen wir zur Beantwortung der zweiten Frage. Ein Kranksein des 
Stammes oder der Krone geht Hand in Hand mit kranken Wurzeln, denn kranke 
Wurzeln bringen nur schwache und ungesunde Pflanzen hervor; noch nie habe ich 
eine Pflanze gesehen, deren Wurzel faul und schlecht war, welche oben prächtig 
gesund gewesen wäre, wie auch umgekehrt gesundes Aussehen und Wachstum auf 
gesunde Wurzeln und gute Erde schliessen lassen. Jede kranke Pflanze muss ver- 
setzt werden. Diät im Essen und Trinken ist bei jeder inneren Erkrankung des 
Arztes erste Mahnung. Suchen und Bekämpfen der Pflanzenkrankheit an der 
Wurzel, Verkleinern des Ballens ist das erste Rezept des Pflanzenarztes. Fast 
immer wird man hier den Sitz der Krankheit finden. Entfernen der kranken 
Wurzeln, der schlechten Erde, der Regenwürmer, Ausschneiden fauler Wurzel- oder 
Stammteile, Verkleinern des Ballens, mithin kleinerer Topf, reichlicher und guter 
Abzug, Umstreuen der Wurzel mit feingeklopfter, trockener Holzkohle, eine sandige, 
mit Holzkohlenstücken in Haselnussgrösse vermischte Erde, das ist die erste Be- 
handlung des Patienten, der sich dann, wenn es eine Warmhauspflanze ist, ein Ge- 
schlossenhalten unter Glas, Bodenwärme und Bespritzen zugesellt. Der verständige 
Gärtner muss hier ab- und zugeben können, Warmhauspflanzen sind anders wıe 
Kalthauspflanzen, Cacteen anders wie Aroideen zu behandeln, jedes einzelne Indi- 
viduum nach seiner Art und seiner sonstigen Lebensweise; tadelte ich oben 
schablonenmässige Arbeit, so werde ich mich hüten, Generalvorschriften zu geben. 

Jedes Versetzen einer Pflanze ist als eine gewaltige Störung in ihrer Lebens- 
thätigkeit zu betrachten, es macht, wenn ich so sagen darf, dieselbe vorübergehend 


L. Graebener: Vom Versetzen der Topfpflanzen. 381 


krank, oder doch sehr empfindlich. Nicht mit dem Haarschneiden vergleichbar, 
entfernen wir, schneiden oder reissen mehrere Wurzeln oder Wurzelteile ab, nicht 
unnütze Attribute, sondern Lebensspender für die Pflanze, wir umgeben den Ballen 
mit frischer Erde, einer Menge Nahrung auf einmal; erst wenn junge Wurzeln 
dahinein zu treiben beginnen, hat sich die Pflanze erholt und dankt durch freudiges 
Wachstum für die gehabte Mühe. 

Zugleich mit dem Versetzen ein Beschneiden der Krone vornehmen zu wollen, 
wäre ein grosser Fehler, auch die Blätter und grünen Pflanzenteile übernehmen 
einen Teil der Ernährung, sie halten beispielsweise einen Steckling so lange am 
Leben, bis, und zwar von ihnen gebildet, Callus und Wurzeln gewachsen sind; 
der gemeine Verstand muss es uns also sagen, dass durch eine Verstümmelung und 
Verwundung der Pflanze oben und unten ihr zuviel auf einmal zugemutet sei, und dass, 
wenn dann gar noch die wenigen Blätter alle entfernt sind, ein Einwurzeln in den 
neuen Satz erst stattfindet, wenn aus den in Stamm und Zweigen aufgespeicherten 
Reservestoffen sich neue Blätter gebildet haben, eine lange Zeit, in der die Erde 
sauer und schlecht werden kann. Soll und muss eine Pflanze zurückgeschnitten 
werden, so ist diese Operation einige Wochen vor dem Versetzen vorzunehmen. 
und erst, wenn sich neue Triebe gebildet haben, darf das Versetzen vorgenommen 
werden, bei empfindlichen Pflanzen erst nach Ausbildung des Triebes. Gewiss hat 
jeder Gärtner schon beobachtet, dass auch bei vorsichtigstem Versetzen weiche 
Triebe, nachdem die Köpfe hängen, es bestätigen, was ich eben gesagt habe. Feuchte, 
gespannte Luft, öfteres Überspritzen der Pflanze, womöglich kleine Erhöhung der 
Temperatur, Giessen nur soviel, dass die Erde feucht bleibt, das ıst die Behand- 
lung frisch versetzter Pflanzen. 

Hat die Pflanze das Versetzen nötig? lautet unsere dritte Frage. Auch hier 
kann keine generelle Antwort gegeben werden; als allgemeiner Grundsatz gilt: 
Pflanzen in kleineren Töpfen können jedes Frühjahr, solche in grösseren Töpfen 
dürfen nur dann versetzt werden, wenn sie es nötig haben, also zu klein oder zu 
gross sitzen, Pflanzen in grossen Töpfen oder in Kübeln dürfen nicht jedes Jahr 
verpflanzt werden, sie müssen einige Jahre stehen, ehe sie an die Reihe kommen, 
und zwar kann es 4—5 Jahre und noch länger dauern, ehe ein Versetzen nötig 
wird. Ist bei langsam wachsenden Pflanzen der Ballen gesund, nicht zu sehr von 
Wurzeln durchzogen, so wird nur die oberste, lockere und tote Erde entfernt und 
durch frische ersetzt, was auf die Lebensthätigkeit der Pflanze eine günstige Wir- 
kung ausübt, und besser ist als ein unnötiger oder schlechter Versatz; im übrigen 
gilt zur Beantwortung das oben Gesagte. 

Was nun die Erde selbst betrifft, in die Pflanzen gesetzt werden sollen, so 
kommen in grösseren Gärtnereien deren mehrere Arten für sich allein oder in 
Mischungen in Betracht. Für die verschiedenen Arten von Topfpflanzen das 
Richtige, das Passende zu treffen, ist Sache der Übung, der Kunst des Pflanzen- 
kultivateurs, die nicht durch Worte, nur durch Praxis gelernt werden muss, die 
andererseits wieder durch Ursprung und Beschaffenheit die Erde sich ändern kann 
und auf Beobachtung und Erfahrung beruht. 

Wir teilen die Erdarten in schwere und leichte ein, rechnen zu den ersteren 
die Lehmerde, die Rasenerde und Komposterde, letztere die Mitte zwischen den 
nächsten haltend; zu den leichten zählen: Lauberde, Holzerde, Heideerde und 
Moorerde. Mit diesen Erdarten, und als Beimischung Sand, Holzkohle, Tort und 
Torfmoos, hat der Gärtner zu thun. Ist es eine, selbst dem Nichtgärtner bekannte 
Übung, Kamellien, Rhododendron, Azaleen, Erika und ähnliche Pflanzen in Heide- 
und Holzerde zu pflanzen, krautartige Pflanzen in Komposterde, Sumpfpflanzen in 


pr; 


382 L. Graebener: Vom Versetzen der Topfpflanzen. 


F 
Moorerde, so giebt es doch noch eine Menge anderer Pflanzen, die sich nicht in 
bestimmte Gruppen einteilen lassen, für die entweder der richtige Scharfblick des | 
Gärtners, oder eine auf Erfahrung sich stützende Regel notwendig ist, um die eine 
oder andere Erde oder eine passende Mischung als das zutreffende in Anwendung zu 
bringen. Im allgemeinen wird wenig und selten — etwa Komposterde ausgenommen 
—- eine Erde für sich allein verwendet, sie wird mit einer oder mehreren anderen 
vermischt werden, und in zweifelhaften Fällen, bei neuen oder unbekannten Pflanzen 
wird man gut thun, eine Mischung von Heide- und Komposterde anzuwenden. 
Wir können uns hier begnügen, einige Regeln für die Zubereitung der Erde zu 
geben. Die Erde muss die Temperatur des Raumes haben, in dem die Pflanzen 
stehen, man wird sie also mindestens einen Tag zuvor in diesen Raum bringen, 
bei Mischungen soll dieselbe eine möglichst innige sein, auch diese sollte am Tage 
vorher schon vorgenommen worden sein. Niemals darf die Erde gesiebt werden, 
Fasern, Holzteile u. dgl. machen dieselbe locker, kleine Scherbchen und Steine 
schaden nicht, grössere, welche in Komposterde vorkommen können, werden beim 
Durchwerfen durch ein Gitter zurückgehalten. Die Erde muss einen mässigen 
Grad von Feuchtigkeit besitzen, sodass sie Wasser leicht aufnimmt, darf nicht 
schmierig, also zu nass, ebensowenig zu trocken sein, sodass das Wasser abrollen 
würde. Ich setze voraus, dass die Erde überhaupt gut, brauchbar und zweck- 
entsprechend alt sei. 

Was nun das Versetzen selbst betrifft, so habe ich das Wichtigste schon im 
vorausgegangenen gesagt, wenigstens wie kranke Pflanzen behandelt werden müssen; 
bei gesunden und gut durchwurzelten müssen die Ballen gleichfalls aufgelockert 
werden, die Wurzeln, die so gern zwischen Topf und Ballen sich anlegen, bloss- 
gelegt, wo sie zu dick, filzartig übereinander liegen, sogar vermindert, d.h. ab- 
geschnitten und der ganze Abzug entfernt werden; nun erst richtet sich nach dem 
reduzierten Ballen der zu wählende Topf. Reichlichen Abzug halte ich für alle 
Pflanzen nötig, nicht wirr durcheinander werfe man die Scherben auf den Boden 
des Topfes, man bedecke erst das Abzugsloch mit einem grösseren Scherben und 
lege die klein geklopften Scherben oder Kohlen, die noch empfehlenswerter sind, 
so, dass keine grossen Hohlräume entstehen. Bei kleinen Pflanzen gebe ich als 
Abzug Sand oder Sphagnum, dann wird etwas Erde eingelegt, der Ballen auf- 
gesetzt, rund herum Erde eingefüttert. Man hüte sich hohl zu pflanzen, mit einem 
Holz wird die Erde in den Zwischenraum ein-, der Topf zum Sacken derselben 
mehrere Male aufgestossen und mit dem Daumen angedrückt; ein kleiner Giess- 
rand bleibt, nicht zu viel, man denke, dass sich die Erde noch um ein Weniges 
setzt, nicht zu wenig, denn es muss gleich nach dem Versetzen mit der Brause ge- 
gossen werden. Genau ın der Mitte des 'Topfes muss die Pflanze sitzen; es giebt 
auch Gärtner, die hierfür kein Auge haben. 

Neues sagt wohl dieser Aufsatz keinem gelernten Gärtner, aber doch manches, 
gegen das Verstösse gemacht werden, oft auch im Drang der Arbeit, um Zeit zu 
gewinnen, aber gewiss zum Nachteil der Pflanzen; in diesem Sinne dürfte dies 
Memento am Platze sein. 


Die Gartenbau-Ausstellung in Magdeburg vom 20.—24. Juni. 
Von L. Wittmack. 


Anknüpfend an unseren Bericht in Nr. ı3 S. 367 d. J. müssen wir ganz beson- 
ders hervorheben, dass die Leistungen des Herrn Geh. Kom.-Rat GRUSoN einer- 
seits und die des Herrn Stadtrat HUBBE andererseits die vorzüglichsten waren. 


L. Wittmack: Die Gartenbau-Ausstellung in Magdeburg vom 20.—24. Juni. 383 


In einem eigenen Hause hatte Herr Geh. Rat GRUSon eine reiche Zahl reich- 
blühender Orchideen, dann aber seine eigenen Kreuzungen von Alocasıia Thibau- 
tiana mit Imperialis, sowie von Begonia Olbiae X smaragdina und vor allem die 
blühenden hybriden Anthurien, welche wir in Nr. 5 d. J. T. 1293 abgebildet haben. 
Auffallend war uns die Veränderung der Farbe der Scheide; während z. B. eben 
aufblühende A. Grusonii dunkelrot sind, werden sie später fast fleischrot wie 
A. Ferrierense. 

Grossartig waren auch die Grusonschen Gruppen im Freien. Ein Beet zeigte 
zahlreiche Cacteen, darunter ein riesiges Exemplar von Echinocactus Wisliceni ca. 
0,75 a hoch und 0,5072 Durchmesser. Auch die ganz neuen Mammillaria Grusoni 
Runge und Echinocactus Bolansis Runge, die Herr Runge in Gartenfl. d. J. Nr. 4 
S. 105 beschrieben und abgebildet, waren vorhanden. — Ein anderes Beet enthielt 
Agaven und andere Succulenten, u. a. a. filifera in Frucht. 

Hocherfreulich ıst es, in Herrn Geh. Kom.-Rat Gruson einen Liebhaber zu 
sehen, der selber mit arbeitet, selber mit kreuzt und so das wahre Vergnügen: die 
Resultate eigener Arbeit geniesst. Über seinen Garten ein andermal. 

Herr Stadtrat HusBE-Magdeburg leistete grossartiges in Anzucht von hoch- 
stämmigen Fuchsien, Heliotrop, Lantanen und Pelargonien. Ein P. peltatum Mme. 
Crousse hatte 2 »» Höhe, ähnlich P. zonale Kaiser Alexander, Gloire de Nancy etc. 
Es sind solche hochstämmigen Pflanzen für Liebhaber nicht genug auf Rasenplätzen 
etc. zu empfehlen. 

Prachtvoll waren die Koniferen des Herrn KIEsEWETTER-Genthin, ebenso die 
hochstämmigen Johannis- und Stachelbeeren des Herrn BUNTZEL-Niederschönweide 
bei Köpenick, der auch ein reiches Sortiment Früchte ausgestellt. — Die Gruppen 
von Blattpflanzen etc. müssen wir des Raumes wegen übergehen; wir wollen nur 
noch des Phlox Drummondii cuspidata Wittm. (abgeb. Gartenfl. Nr. ı 1883 T. 1264) 
von Max GRASHOFF-Quedlinburg, der Coleus von SATTLER & BETHGE, ebendaselbst, 
der gefüllten Begonien von E. BENARY-Erfurt, der Petunia hybrida grandiflora robusta 
fimbriata fl. pl. von ROBERT Hesse in Rieder bei Quedlinburg, bei der nur der lange 
lateinische Name zu tadeln, der Stiefmütterchen, der gut konservierten Äpfel, der 
Gurke Prescotts Wunder von G. REıD & PoRNEMAnN, Sydenham, London, sowie der 
verbesserten Baumschützer von HoLzZINGER in St. Avold gedenken und müssen 
unseren Bericht schliessen. 


Die Samenfelder der Firma Gebrüder Dippe in Quedlinburg. 
Von L. Wittmack. 


Wie schon in Nr. 13 S. 368 berichtet, machten am Sonntag den 2ı. Juni über 
120 Teilnehmer der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft von Magdeburg aus 
einen Ausflug nach Quedlinburg, um die grossartigen Samenzuchten der Gebr. DiPpE 
zu besichtigen. 

Von Herrn Ökonomierat Dirpr, seinen beiden Söhnen und dem Schwiegersohn 
empfangen, besichtigte man zunächst die Gewächshäuser, die grossartigen Stallungen 
und die Speicher. Überall staunten die Besucher über die Grossartigkeit des 
Ganzen, obwohl die meisten selbst Grossgrundbesitzer waren. Noch grösser viel- 
leicht aber war ihre Bewunderung über die peinliche Ordnung, die sich bis zu dem 
Kober der Pferdeknechte, von denen jeder einen numerierten zur Verfügung hat, 
erstreckt. 

In dem grossen gewölbten Raume, wo im Winter die Zuckerrüben polarisiert 
werden, wurden neue Methoden zum Bohren von Durchschnittsproben der Rüben vor- 


384 L. Wittmack: Die Samenfelder der Firma Gebrüder Dippe in Quedlinburg. 


geführt, dann aber in diesem selben Raume die praktische Prüfung eines vorzüglichen 
Gabelfrühstücks vorgenommen, welches Herr Ökonomierat Dippe in liebenswürdigster 
Weise anbot. — Dann ging es zu Wagen 3 Stunden durch die Felder und Gärten 
und schliesslich zur Besichtigung einer neuen Scheune, die sich als Bier- und 
Butterbrotquelle entpuppte. Voll des wärmsten Dankes schied man, um noch den 
Rest des Tages in dem per Bahn nur 2o Min. entfernten Thale zuzubringen und 
die Rosstrappe oder den Hexentanzplatz zu besteigen. 

In dem »Führer für die Wanderversammlung der Deutschen Landwirtschafts- 
Gesellschaft« zu Magdeburg ist über die Dippeschen Kulturen folgendes bemerkt: 

Die Kulturen der Hauptwirtschaft der Handelsgärtnerei von Gebr. DippE in 
Quedlinburg erstrecken sich auf ein Areal von mehr als 1300 Aa, die der Zweig- 
wirtschaften in Halberstadt und Neundorf zusammen auf ca. 950 Aa. 

Die grösste Ausdehnung findet der Bau von Zuckerrübensamen, der auch als 
besondere Specialität behandelt wird. Nächstdem werden in bedeutenden Mengen 
Samen gezogen von: 

Salat und Zwiebeln auf 50—60 Aa, Kresse und Spinat auf 40—45 ha, Porree, 
Rabinschen, Kerbel auf 30—35 Aa, Erbsen, diverse auf 90—95 Aa, Bohnen, diverse 
auf 70—80 Aa, Kopfkohl auf 25—30 Aa, Kohlrabi auf 8—ıo Aa, Radies und Rettich 
auf 40—50o Aa, Möhren auf 50—55 Aa, Getreide auf 800—900 Aha u. S. W. 

Nicht mindere Bedeutung hat die Blumensamenzucht. Von Freilandpflanzen 
werden z. B. allein von Reseda jährlich 150— 200 Ctr. für den Verkauf geerntet und 
ähnlich im Verhältnis von Nemophila insignis, Lathyrus odoratus, Phlox, Viola tric. 
maxima etc. 

Einen ganz besonderen Hauptzweig bildet die Levkojen- und Astern-Kultur, 
die zu grosser Vollkommenheit gebracht ist. An Astern allein werden 25 — 30 Aa 
gebaut und Sommer-, Herbst- und Winter-Levkojen in ca. 325 0ooo Töpfen auf 
Stellagen kultiviert, ausserdem in freiem Lande. 

Für Goldlack, Cinerarien, Calceolarien, Nelken sind zusammen 60 oo0o Töpfe 
bestimmt, für Primula chin. fimbriata 80 000. Ausserdem giebt es zahlreiche Pe- 
tunien, Begonien, Gloxinien, Cyclamen. Die 4 Primelhäuser haben zusammen eine 
Länge von 300 m und einen Flächenraum von ca. 2289 gm, die ıı Warmhäuser 
sind 345 »= lang mit einem Flächenraum von 2049 gm. 

Beschäftigt werden neben einem zahlreichen Comptoirpersonal. 180 Gärtner- 
gehilfen und 30 Lehrlinge, 1600-1800 gewöhnliche Arbeiter und Arbeiterinnen. 
Das Etablissement hat seine eigene Schmiede, Stellmacherei, Tischlerei, Glaserei; 
7 Gasmotoren dienen zum Betriebe der Dresch- und Reinigungsmaschinen, ausser- 
dem ist da eine Dampfdreschmaschine und ein Dampfpflug. An Zugvieh werden 
gehalten 200—220 Pferde und 200— 220 Ochsen. Des Düngers wegen werden 5000 
bis 6000 Hammel gemästet. 

Die Gebäude des Geschäftes in Quedlinburg nehmen einen Flächenraum von 
13298 gm ein und sind zum grössten Teile aus Stein und Eisen erbaut. Ohne 
Inhalt sind dieselben mit ı 500000 Mk. gegen Feuersgefahr versichert. 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc. 


Lilium Bolanderi Wats. | kegelförmig. Stamm ungefähr ı = 

Die Zwiebel dieser für die Kultur | hoch, grünlich-purpurn; Blätter quirl- 
ganz neuen Lilie hat Ähnlichkeit mit | ständig, untere linienförmig, mittlere und 
L. Columbianum und ist keil- oder | obere oval, blaugrün, 5—ıo cm lang. 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen. — Alphabetisches Verzeichnis neuer Pflanzen. 


385 


Perigon glockenförmig; Blumenblätter un- 
gefähr 5 cm lang, 
lich hellpurpurrot, innerlich dunkelpurpur- 
rot, blutrot punktiert, wenig oder gar 
nicht zurückgebogen, wie wir dies nur 


an L. parvum und L. maritimum finden. | 


Staubgefässe zuerst beim Öffnen, der 
Blume dunkelpurpurn, später orangegelb. 
Stigma grünlichgelb, Blumen endständig, 
mehrblumig. Von dem vor einiger Zeit 
verstorbenen Sammler BOLANDER in Rali- 
fornıen entdeckt und ihm zu Ehren be- 
nannt. Allem Anschein nach ist es eine 
durch natürliche Kreuzung entstandene 


lanzettförmig, äusser- 
' L. Bolanderi ist eine der schönsten neuen 


| Hybride zwischen L. Columbianum und 


dem schönen, aber seltenen L. maritimum. 


Lilien, die ich allen Liebhabern aufs 


| wärmste empfehle. Die Zwiebeln sollten 


früh im Herbst gepflanzt werden in leichte 
Erde, Laub- oder Heideerde, an halb- 
schattigem, geschütztem Standort, am 
besten zwischen nicht zu dicht gepflanzte 
niedrige Sträucher. L. Bolanderi blüht 
hier im Geschäft von THoMAs S. WARE, 
Tottenham, London, zum erstenmale und 
ist sonst in Europa wohl noch nirgends 
vertreten. G. REUTHE. 


Alphabetisches Verzeichnis sämtlicher im Monat April 1889 beschriebenen neuen 
oder abgebildeten älteren Pflanzen, mit kurzen Beschreibungen. 
(Nachdruck verboten.) 


Betreffs der benutzten Zeitschriften und Abkürzungen siehe Seite 54. 


Achyranthes Biemullerie. M. S. 82. 

Aerides expansum Leoniae Rchb. f. &f. 
3.209: -T. 

Angraecum caudatum Ldl. Sierra Leone. 
0.A. T. 358. 


A. sesquipedale Thouars. Madagaskar. 
PRSETT7S: 

Anona Cherimolia L. Peru. Ja. S. 90 
m. A. 

Ansellia afrıcana Ldl. Orchideae. Tro- 
pisches Westafrika. 0. A. T. 367. 


Anthurium Chantinianum (A.Houlletianum 
X A. Andreanum). Neue Hybride mit 
18cm langer rosa Spatha. R. S. 157. 

A. Hardyanum (A. Andreanum X A. 


Eduardi). NeueHybride mit2ocm langer | 


weinroter Spatha. R. S. 157. 

Aster »Comet«. B.T. S. 109 ın. A. 

A. pyramidalis »Arlequin«. M. S. 77 
MA. 

Begonia »Cl&Emence Vauthier«. Neue ein- 


fache, grossblumige, dunkelscharlach- | 


rote Knollenbegonie. 
B. gigantea. 


MS: 170. m. 
Neue einfache, scharlach- 


rote Knollenbegonie mit 18 cm grossen | 


Birtens2. MS. 70210218 
B. » Jules Bourdon«. Neue einfache, gelbe 
Knollenbegonie. M. S. 76 m. T. 


B. »Paillette d’or«. Neue einfache, gelbe | 


Knollenbegonie. M. S. 76 m. T. 
B. hybrida (Rex X diadema) »Adrien 
Schmitt«. Rv. S. go m. A. 


B. h. (R. X d.) »Mme. Alamagny«. Rv. 
S. go m. A. 


Gartenfiora 1889, 


WB. 


Begonia hybrida (R. X d.) »Mme. Isabelle 


Bellon«. Rv. S. 9o m. A. 
B.h. (R. x d) »M. Henri Domeck«. Rv. 
S. go m. A. 


B. h. (R. X d.) »Theodore Schmitt«. Rv. 
3. 00, mA 

B. subpeltata argentea guttata. M. S. 82. 
Neuheit. 

B. »Ludwig II.« (Neubronner). Schwarze 
Tafel Nr. TV und Beschreibung in N. 
S. 07: 

1° chommena yuccoides Hook. M.6. S.ı21 
Uncl#Lr22. 

Birne »Bon Chretien Williams«. M. S. 73 

MIEA® 
»Bon Chretien Sobiesky«. Fg. S. 78. 
»Charles Delatin«.. Grosse wohl- 

schmeckende Winterbirne. Ba. S. 97 

na: 

B. »Clapp’s Favorite«. M. S. 74 m. A. 

Bouvardıa »Bride of Brooklyn«. M. S. 82. 
Neuheit. 


B. 


Buche bei Gravdal. 6f. S. 201. Habitus- 
bild. 

Buchsbaum, gelblich gerandeter. P. R. 
3. 265. 

Burlingtonia fragrans Ldl. 0.A. T. 363. 

Calendula suffruticosa. M. S. 77 m. A. 


CalochortusObispoensisLemm. Liliaceae. 
Kalifornien. G. F. S. 160. m. A. 

Camassıa Engelmanni Spr. nov. spec. 
BAT. S.2ror. 

Camellia Donkelaaris. G.C. S. 429 m. A. 


28 


386 


Alphabetisches Verzeichnis neuer Pflanzen. 


Camellia japonica »E. J. Lowe’s Miniature 
White«. @.C. S. 428 m. A 

C. j. var. fimbriata. G.C. S. 433 m. A. 

@=- var. ımbrieata. 6. C. S. 433m: A. 

E77: var semiplena. &. C. S: 433 m. A. 

Catasetum Bungerothi. Männliche und 
weibliche Blüte. @. C. S. 460 m. A. 


Cattleya bicolor Measuresiana. Brasilien. | 


Sepalen und Petalen olıvgrün mit ocker- 
gelber Mitte, Lippe dunkelkarmin mit 
weissem Rande. 0.A. T. 357. 

C. Massaiana Will. Antioquia. Wilde 
Hybride zwischen C. Dowiana aurea 
x C. gigas mit 20 cm grossen rosen- 


roten Sepalen und Petalen und dunkel- | 
scharlachroter, an der Basıs mit zwei | 


grossen chromgelben Flecken 
sehener Lippe. 0.A. T. 362. 


IVEeL- 


Cedrus Libanı. Habitusbilder. @. F. S. 149 | 


und ı5ı m. A. 
Chrysanthemum indicum. 
ietat, 10.5.3854. m. IT. 
C. ind. »Cullingfordii«. 6&f. S. 177 m. T. 
C. ind. »Mrs. Alpheus Hardy«. @. S. 307 
DD, Ja 
C. ind. »White Daisy«. Einfache weisse 


Einfache Va- 


Varietät. G. S. 385 m. A. 
Cand->»White Menuse, Gf. S. 177m. T. 
Cineraria hybrida pyramidalıs Vilm. 


Schöne pyramidal gebaute neue Cine- 
rarie. M. S. 76 m. A. und B.T. S. 105 
m. A. 

Cinerarien, blaue und weisse Hybriden. 
B2 Se 1L8o.m.: 

Citrus triptera. Fruchtzweig. 
In, AN 

Clematis »Mme. Furtado Heine« (C. la- 
nuginosa X C. Viticella rubra grandi- 
flora). Neue Hybride mit grossen, ein- 
fachen, weinroten Blüten. M. S. 86. 


GEST 3L1L 


Coelogyne cristata Ldl. var. alba. Ost- 
Indien sul. 17772: 

Coleus »Marie Guillot« Chretien. Neu 
für Freilandgruppen. R. S. 175. 


Comparettia falcata Poepp. et Endl. Peru, 


Kolumbien. 0. A. T. 359. 
Cornus florida lore rubro. Neuheit. R. 
S. I54. 


Crocosmia (Tritonia) aurea. F. S. 106. 

Cymbidium eburneum. Habitusbild. &. 
5. 389 m. A. 

Cypripedium »T. B. Haywood« R. A.Rolfe 
(C. superbiens X Drurii). Neue Garten- 
hybride. 6. €. S. 428. 

C. Williamsianum Rchb. f. Hybride. 0.A. 
iR 305: 

Dasylirion quadrangulatum. F. S. 121. 
Dendrobiıum chlorostele X xanthocentrum 
Rehba2..6462S. 490: 
D. nobile. Habitusbild. 

IM 


A. F. S. 415 


Habitusbild. 9. 


Dendrobium Pierardı. 
5.7293 mar 


ı D.Wardiano-aureum. Neue Gartenhybride. 


Blüten weiss mit purpurner Lippe. @.C. 
S. 490. 


| Dianthus »M. Bergendi«. Grossblumig, 


gefüllt, dunkelviolettpurpurn. &@. S. 335 
no 18, 
D. »Mlle. Rousell«. Grossblumig, gefüllt, 
dunkelscharlach. &@. S. 335 m. T. 
Dipladenia amabilis. Apocynaceae. Cen- 
tral-Amerika. Prächtige, grossblütige 


Schlingpflanze. @. S. 377 m. A. 

Dodecatheon integrifolium (splendens) 
x. Jeffrayanum. Neue Hybride R. 
SL: 


Eierfrucht, schwarze von Nangasaki. F. 
SETOSE 

Epacris ardentissima. R. S. 85 

E. hyacinthiflora candidissima. 
mr 

E. h. fulgens. 

Br zubella 26.528, un801% 

E. Sunset. R. S. 85 m. T. 

Eucalyptus Staigeriana. Blüten weiss, 
Blätter schmal, sehr wohlriechend. &@.C. 
SPUET Em 

Forsythia suspensa. Fruchtzweig. R. 5.184 

00L, Jal, 

viridissima. 

MAR 

Fritillaria Meleagris-Varietäten. J. S. 339 
m. A. 


mil 
R. S. 85 


BR. S. 85 m. T. 


F. Fruchtzweig. R. S. 184 


' Galanthus Fosteri Baker n. sp. @.C. S.458. 


G. Imperati Bertol. D.@. S. 76. 
G. nivalıs L.. D.G. S. 76. 
| G. plicatus. D.G. S. 76. 

Gladiolus purpureo-auratus. &. F. S. 89 
In Ar 

Grevillea robusta. A. F. S. 413 m. A. 

Gunnera scabra. Gutes Habitusbild. Ja. 
SEO INNEN. 

Gurke »Hampels neue Treibgurke«. &f. 
STOSS AMD 

G. »Rollissons Telegraph«. Ja. S. 75 
m. A. 


Helleborus niger »St. Brigid.« A.F. S. 417 
a0 N 

Hydrangea stellata fimbriata. M. S. 82. 

Impatiens Rodigası. Neuheit aus Java. 
Winterblüher mit violett - purpurnen 
Blüten. M. S. 86. 

Kentia Balmoreana. 

K. Canterburyana. 
Ja. 5.94 m. A. 

K. Fosteriana. G. S. 319 m. A. 

Laelia albida. Mexiko, 6. S 3m E 


la.) 5.93 .mng2% 
G. S. 3138 m. A. und 


Lobelia littoralis. Habitusbilder von 
Blüten- und Frucht-Exemplaren. B.T. 
S. 108 m. A. 


Lolium perenne. Ba. S. ı17 m. A. 


Alphabetisches Verzeichnis neuer Pflanzen. 387 
Luculia gratissima Sweet. Rubiaceae. | Narcissus pseudo - Narcissus »Golden 
Himalaya. Blüten gross, weiss. B.T. Spur«. G.C. S 464 m. A. 
SE 294: mE. N. p.-N. »John Nelson« 6. C. S. 464 
Lycaste Skinneri. M. S. 9o m. A. mer 
L. Sk. delicatissıma. Prächtige, sehr | N. p.-N. »Lincolnshire Yellow«e. G@. C. 
grossblütige, weisse Form. R. S. 73 S. 464 m. A. 
zu IT. N. p.-N. »Sabini«e. J. S. 299 m. A. 
Macleanıa punctata Hook. Vacciniaceae. N. p.-N. »Shirley Hibbert«. 6. C. S. 464 
Ecuador. Schönblättriger Warmhaus- a Il 
strauch. @.C. S. 531 m. A. (Frucht | N. p.-N. »Sir Wm. Harcourt«. 6.0. S. 464 
zweig.) m. A. 
Maiblume »Excelsior«. M.G. S. 97. N. Spurius. @.C. S. 464 m. A. 


Melonen-Varietaten. R. S. 152 m. A. 

Miltonia (Ödontoglossum) Bleuana (M. 
vexill. X Roezli)., Neue Hybride mit 
schneeweissen, 7 — I1c72 grossen Blüten. 
Lippe an der Basis rosa gefleckt. L. 
776: 

M. spectabilis Moreliana Henfrey. Bra- 
silien. 
violett. Lippe hellviolett mit chrom- 
gelber Basis. Blüte 10—ı2cm. O.A. 
T. 364 


Mina lobata. B. T. $. 106 m. A. (Ha- 


bitus und einzelner Blütenzweig.) M. 


3.90 m. A. 
Momordica involucrata E. May. Farbige 
Tafel Nr. I und Beschreibung in W. 


SA ERE 
Montbretia crocosmiaeflora aurea. M. 
293: 
M. c. »Bouquet parfait«. M. S. 83. 
We »BDrap. d’ore. M. S.33. 
M. c. »Eldorado«. M. S. 83. 
M. c. »Etoile de feu«. M. S. 83 
M. c. »Incendie«. M. S. 83. 
INT er >Pharee.. M. S. 32. 
M. c. »Rayon d’or«. M. S. 33. 
M. c. »Talisman«. M. S. 83. 
M. a. »Transcendant«. M. S. 83. 
Narcissus abscissus. @.C. S. 464 m. A. 
N. cyclamineus. @ C. S. 464 m. A. 
N. maximus. @.C. S. 464 m. A. 


N. minimus. @.C. S. 464 m. A. und J. S.298 
m. A. 

N. minor. G.C. 5.464 m. A. und J. S.298 
BI A. 

N. nanus. 6.C. S. 464 m. A. und 1. S.298 
m. A. 


N. obvallaris. G@. C. S. 464 m. A. 

N. pseudo-Narcissus »P. B. Barr.« 6.6, 
S. 464 m. A. 

N. p.-N. »M. ]J. Berkeley«. 6. C. S. 464 
ine Jar 

N. p.-N. »Blondin«. G.C. S. 463 m. A. 

N. p.-N. »Captain Nelson«. @.C. S. 464 
nr, A. 

N. p.-N. »Emperor«. 6. C. S. 464 m. A. 

N. p.-N. »Golden Plover«. @.C. S. 464 
I E.N: 


Sepalen und Petalen dunkel- | 


O. H. Pavoniıum Rehbf. nov. var. 


N. S. coronatus. @. C. S. 464 m. A. 
N. S. Henry Irwing. &. C. S. 464 m. A. 
N. Tazetta. G.C. S. 469 m. A. 


N. Telamonius (King Umberto). &. €. 
S. 464 m. A. 
NM vanı lormıseal Sy ars ma ASsehr: 


grossblumig. 


Ochua multiflora. J S. 231 m. A. (Frucht). 

Odontoglossum crispum var. Steveni. 
Blüten 10 — ı2 cm ım Durchmesser. 
G. C. S. 490. 

O. Harryanum Rchb. f. Columbia. 0. A. 
17.2360: 

6. cc. 
5.428. 

Oncidium Jonesianum flavens Rchb. f£. 
Paraguay. 0.A. T. 360. 

© tigrinum. SR S. 1707m..A. 

O. undulatum Ldl. Neu-Granada. 
175308 

Passıflora »Eynsfordgem«. Petalen rosa- 
lila, Corona weiss, violett getupft; sehr 
grossblumige neue Varietät. @.C. S.492 
nn) yal, 

Pelargonium peltatum »La France«. M. 
SE 32: 

P. zonale »Lilliput President A. Van 
Geert«. Neuheit. 'R. S. 1717 und Rv. 
5280. mE. 

Pfirsich »Domergue«. 

Phalaenopsis amabılıs. 


0.A. 


Br SE. nom 
637 302, mr. 


(Blütenzweig). 

Ph. gloriosa. Prächtige, weissblühende 
Art... 62.9.3062 mil. 

Pr Schillenianar 62 52.303, ma (Elaz 
bitusbild). 


Picea ajanensis Fisch. 6f. S. 216 m. A. 
P. Alcockiana Carr. Gf. S. 216 m. A. 
Pinus leucodermis Antoine. W. S. 139. 
B2 sılyestus 21267 977. und26. 

Primula obconica. B.T. S. 108 m. A. 
E72 Steboldne 02 S9325 m 

Prunus divaricata Ledeb. Fg. S. 83. 


Remijia pedunculata. Rubiaceae. Süd- 
amerika. Schöner Warmhausstrauch. 
G. S. 343. mA. 

23 


383 


Rhipsalis floccosa Salm. 6f. S. 185 m. A. 

Rh. pulvinigera G. A. Lindb. &f. S. 133 
m. A. 

Rhododendron »Countess ofHaddington« 
(Rh. ciliatum X Dalhousiae). @. S. 346 
MA. 

Rosa »Eclair«. 
rote Remontant - Hybride. 
m... 

R. volyantha hybrida. Neuheit. R. S. 147. 

R. Thea »The Queen«. 1. S. 320. 

Bin >White Perle. :1.'S. 320. 


Grossblumige, 
728. 56 


Rose »Clotilde Soupert«. Öfterblühende | 


grossblumige Polyantha - Rose. M. 6. 
Sn az. 
R. »Kaiserin Friedrich«. D.R. S. 43. 


R. »Moselblümchen« (Lambert & Reiter 
in Trier 1839). Farbige . Tafel und 
Beschreibung in D.R. S. 33. 
»Moselblümchen«. M. @. 
W. S. 149. 
Rosenmissbildungen. D.R. S. 34. 
Saccolabium coeleste Rchb. f. Siam. 
1307. 
Salpichroma rhomboideum. Solanaceae, 


R. 


S. 1oı und 


0.A. 


Argentinien. Fruchtzweig. @. S. 367 
MA. 
Saxifraga Camposi. Habitusbild. @. S. 392. 
S. Wallacei. Habitusbild. @. S. 392. 


Alphabetisches Verzeichnis neuer Pflanzen. — Kleinere Mitteilungen. 


dunkel- | 


Sedum aizoideum fol. var. M. S. 32. 

 Selenipedium (Cypripedium) caudatum 

Rchb. f. var. Albertianum. Prächtige 

Neuheit mit schwefelgelben Sepalen. 

| LIT ALT: 

ı Senecio (Cineraria) cruentus. Blaue und 
weisse Hybriden. R. S. 180 m. T. 

S. indicus »Double pompon Magenta«. 
MS. 77 mE AR 

Shortia galacifolia. Diapensiaceae. Ca- 
rolina. Grossblütige harte Staude. 1. 
S. 2raıım. A: 

Skimmia Fortunei Masters. 
DIA 

S. japonica Hook. @.C. S. 520 m. A. 

S. japonica Thunb. (non Hook.) &. C. 
5.1520 119% 

S. oblata Moore. G.C. S. 520 m. A. 

ı Solanum jasminoides florıbundum. M. 
Smozi 

Sonnenblumen, ein Strauss. P.R. S. 245. 


6. C. S. 520 


Tetramicra minuta Rolfe. Orchideae. 
|  Trop. Amerika. @.C. S. 526. 
Tradescantia. P.R. S. 251. 
Tradescantia-Stecklinge. P.R. S. 250. 


Zygopetalum cochleare. 
Einzelne Blüte. 


J. Sc 333, mEA% 


Kleinere Mitteilungen. 


Blühende Pflanzen aus dem botanischen Garten 
zu Berlin, ausgestellt in der Sitzung des Ver. 
z.B.d.G. am 27. Juni 1839. 


I. Orchideen. 


A&rides odoratum Lour. var. majus hort. 


O.-Indien. 
Epidendrum radiatum Lindl. Mexiko. 
» prismatocarpum var. con- 
color Kr. 


Cattleya labiata Ldl. var. Mossiae Rchb. fil. 

Cypripedium ciliolare Rchb. fil. Philip- 
pinen. 

Cypripedium Veitchii Rchb fil. Borneo. 

Oncidium uniflorum Ldl. Brasil. 

Cypripedium Godefroyae. 

Promenaea stapelioides. 

Epipactis atrorubens Schultes. 

Gymnadenia conopea R. Br. Eur. N. Or. 
Sibıir. 

Gymnadenia conopea var. densiflora Dietr. 
Eur. N. Or. Sibir. 


‘ Herminium monorchis R. Br. Europa. 
Epipactis gigantea h. Ware. 1885. 


2. Cacteen. 
Phyllocactus hybridus var. Vogel. 
Mammillaria cirrhifera Mart. 

» centricirrha var. conopsea. 
var. Schmidtiı. 
var. Foersteri. 

» uberiformis Zucc. var. Ma- 
laenii Poselg. 


» » 


» » 


3. Verschiedene andere Pflanzen 

ı Adenium obesum R. et Schultes xc. 
S. Arab. O. Afr. (Apocynac.) 

Oxypetalum coeruleum Decsne. %t. S. 
Amer. (Asclepiadac.) 

Hoya multiflora Bl. Java. fie. (Ascle- 
piadac.) 

Trieyrtis macropoda Miq. Japan. 2, fr. d. 
(Liliac.) 

 Calandrinia umbellata DC. Chile. % fr.d. 

(Portulacac.) 


Kleinere Mitteilungen. 


389 


Nierembergia rivularis Miers. La Plata. 


4 fr. (Solanac.) 


Von diesen machte Herr Garten - In- 
spektor PERRING besonders auf die Erd- 
orchideen, sowie auf das Adenıum obesum 
aufmerksam, welche der verstorbene Rei- 
sende Hi1L.DEBRANDT mitgebracht. Die 
schöne Blume ähnelt dem Oleander in 
Grösse und Färbung, gehört aber zu den 
saftigen Apocynaceen und zeigt einen 
etwas steifen Stamm. 

Reizend nahm sich die Nierembergia 
rıvularıs mit ihren zahlreichen weissen 
kurzgestielten Blumen in dem hübschen 
Grün der Blätter aus. Leider ist diese 
Pflanze bei uns nicht ganz winterhart. 


Shepherdia argentea. 


Bei dieser Gelegenheit legte Herr PER- 
RING auch Zweige der echten Shepherdia 
argentea und dermeistalssolchegehenden 
Elaeagnus argentea, sowie der Elaeagnus 
canadensis vor und betonte dabei, es 
sei sehr erfreulich, dass, wenn auch die 
Zahl der Sortimentsgärtnereien in Deutsch- 
land, ja selbst in Belgien abnehme, weil 
die Liebhaber abnehmen, andererseits 
eine grosse Liebe für Gehölzarten und 
Varietäten erwacht sei. Nachdem die 
grosse Baumschule von AnDRE LEROY 
zu Angers zurückgegangen, sind die 
deutschen Baumschulen mit die grössten 
und reichhaltigsten der Welt, so die 
Baumschulen des Herrn Ökonomie-Rat 
SPÄTH, Rixdorf b. Berlin, die zu Muskau, 
die des Herrn Dr. Dieck in Zöschen bei 
Merseburg etc. 

Shepherdia argentea echt besitzen 
aber nur wenige, so die Baumschule der 
Königl. Forstakademie Münden, die unter 
der Pflege des tüchtigen Gehölzkenners 
Herrn Gartenmeisters ZABEL steht, so 
vor allem der Göttinger botanische 
Garten (Direktor Professor Dr. PETER), 
der das grösste Exemplar enthält. Der 
Gehilfe am botanischen Garten zu Berlin, 
Herr SIEHE, der selber ein grosser Ge- 
hölzfreund, hat auf seinem Dreirad kürz- 
lich eine grosse Reise bis nach dem Rhein 


ausgeführt und dabei Zweige der echten 
Sh. argentea aus Göttingen mitgebracht. 


Apfel Bonne de Mai. 

Dieser Apfel eignet sich wegen seiner 
ausserordentlichen Haltbarkeit sehr zur 
Anpflanzung. Herr C. MATHIEU, Char- 
lottenburg, legte am 27. Juni (!) d. J. im 
Ver. z.B. d.G. eine ganze Anzahl Früchte 
davon vor, die durch ihr goldiges, rot- 
wangiges Ansehen bei gutem Geschmack 
Aller Aufmerksamkeit auf sich zogen und 
sicherlich in feinen Obstläden gern ge- 
kauft worden wären. 

Nymphaea sphaerocarpa var. rosea. 

Nymphaea sphaerocarpa var. rosea, 
aus den schwedischen Seen (viel- 
leicht eine rote Varietät von N. candıda 
Presl.), ist seit etwa 15 Jahren im Teiche 
der Königl. Gärtner-Lehranstalt zu Wild- 
park bei Potsdam zu schauen. Herr 
Garten - Inspektor C. KooPMmAann legte 
mehrere Blüten in der Versammlung des 
V.z.B.d.G. am 27. Juni vor, die wegen 
ihrer Grösse und schön dunkelroten Fär- 
bung allgemeines Aufsehen erregten. Die 
Exemplare des bot. Gartens sind, wie 
Herr Inspektor PErRING bemerkte, nicht 
so dunkel. 


Wie man sich zu helfen weiss. 
Wie bekannt, hat Professor REICHEN- 
BACH testamentarisch angeordnet, dass 
seine Herbarien und Zeichnungen dem 


'K. K. Wiener Hof-Museum überwiesen 


werden, aber 25 Jahre versiegelt bleiben. 
Das K.K. Museum hat die Erbschaft an- 
genommen. Damit ist der Wissenschaft 
sozusagen ein arger Streich gespielt, denn 
es ist immer, wenn man wissen will, was 
ein Autor unter diesem oder jenem Species- 
namen verstanden hat, wichtig, das Orı- 
ginal-Exemplar einsehen zu können, dem 
er den betr. Namen beigelegt. 

Der Direktor des botanischen Gartens 
in Kew, Herr Prof. THisELTON DyeEr, 
bittet nun in Gard. Chron. vom ı5. Juni 
alle diejenigen, welche Pflanzen haben 
von REICHENBACH benennen lassen, ge- 


390 


Kleinere Mitteilungen. 


legentlich davon (blühende) Exemplare | solchen Deklaration zugestimmt, und es 


nach Kew zu schicken und womöglich 
mit einer Bemerkung zu versehen, dass 
es entweder die Original-Exemplare sind, 
die das Material‘ für REICHENBACHS 
Beschreibung lieferten, oder dass 
identisch mit ihnen sind. — Auf diese 
Weise würde gar bald ein grosser Teil 
der REICHENBACHschen Arten in typischen 
Repräsentanten vertreten sein. 


sıe 


Postanweisungsverkehr mit Japan. 

Von jetzt ab können ım Verkehr 
zwischen Deutschland und Japan ausser 
nach den Orten Hiago oder Kobe, Ko- 
kodate, Kioto, Nagasakı, Osaka, Tokio 
und Yokohama auch nach den Postorten 
im Innern Japans durch die deutschen 
Postanstalten Zahlungen bis zum Betrage 
von 500 Franken ım Wege der Postan- 
weisung vermittelt werden. Die Ge- 
bühr beträgt zo Pfg. für je zo Mk. oder 
einen Teil von 2o Mk., mindestens je- 
doch 40 Pfg. 

Erleichterungen bei der Ausführung der 

Reblaus-Konvention. 

Seitens des Deutschen Reiches und 
anderer, bei der Reblaus-Konvention 
vom 3. November 1881 beteiligten Staa- 
ten wird eine, die Gärtnerei erleichternde 
Deklaration der Bestimmungen der ge- 
dachten Konvention dahin angestrebt, 
dass die überhaupt zum internationalen 
Verkehr zugelassenen Pflanzensendungen, 
welche aus regelmässig untersuchten und 
in den amtlich aufgestellten Verzeich- 
nissen aufgeführten Gärtnereien, Baum- 
schulen etc. stammen, künftig nicht mehr 
von den in $ 7 der Kaiserlichen Verord- 
nung vom 7. Juli 1833 Nr. 3 bezeich- 
neten Unverdächtigkeits-Bescheinigungen 
begleitet sein dürfen. Es soll künftig 
vielmehr genügen, wenn derartige Sen- 
dungen von den, ebenda unter I bis V 
näher beschriebenen Erklärungen der 
Absender begleitet sind, und aus Gärt- 
nereien stammen, welche in den bereg- 
ten Verzeichnissen aufgeführt sind. 

Wie bekannt, hat der Reichstag einer 


annehmen werden. 


steht wohl zu erwarten, dass auch die 
gesetzgebenden Faktoren der anderen 
Konventionsstaaten diese Deklaration 
Geschieht dies, so 
treten die Verzeichnisse der Gärtnereien, 
welche regelmässig untersucht werden 
und den, in $ 7 Nr. 3 gestellten Bedin- 
gungen entsprechend befunden worden 
sind, an die Stelle der einzelnen Unver- 
dächtigkeits-Bescheinigungen, welche bis- 
her jeder Sendung beigegeben waren. Die 
exportierenden Gärtner werden daher wohl 
daran thun, dafür Sorge zu tragen, dass 
ihre Anlagen alljährlich von einem Sach- 
verständigen untersucht werden, um die 
Aufnahme ihrer Gärtnereien in die 
amtlichen Verzeichnisse zu sichern. 


Über den Kupfergehalt der Weine 
sind in der Versuchsstation der König- 
lichen Lehranstalt für Obst- und Wein- 
bau zu Geisenheim Versuche angestellt 
worden. Im Jahre 1886 ist zum ersten- 
male ein Teil des Weinbergs zur Be- 
kämpfung der Peronospora viticola mit 
der ursprünglichen Bordelaiser Kupfer- 
lösung behandelt worden. Die von dieser 
Parzelle gewonnenen Trauben sind für 
sich gelesen und gekeltert und der aus 
ihnen gewonnene Wein ist nach dem 
ersten Abstich auf seinen Kupfergehalt 
untersucht worden. Es ergab sich, dass 
durch jene Behandlung nur so geringe 
Spuren dieses Metalles in den Wein ge- 
langen, dass von denselben ein nach- 
teiliger Einfluss auf den menschlichen 
Organismus nicht zu befürchten ist. Im 
Liter des betreffenden Weines wurden 
gefunden 0,00038 g Kupfer. Ein zur 
Kontrolle untersuchter Wein aus einer 
benachbarten Parzelle erwies sich als 
kupferfrei. E.M. 
Nareissus monophyllus. 

In Nr. 9 der Gartenflora d. ]J. S. 250, in 
einer Mitteilung über Narcissus mono- 
phyllus (Corbularia Clusii) wird über diese 
Species gesagt, dass sie in Spanien oder 
Portugal vorkäme, doch dies ist nicht 


Litteratur. — Ausstellungen und Kongresse. 


391 


der Fall. Dies sage ich nicht allein nach 
der Autorität von Mr. BURBIDGE in seinem 
Werke über Narcissus, sondern auch nach 


der Autorität von Professor DURANDO, | 


ebenso findet man sie nicht bei HENn- 
RIQUES, Dr. WILKOMM und BoIssiER. Dem- 
nach ist N. monophyllus einzig und alleın 
in Algerien und Tunis, Marocco etc. zu 
Hause. 


Noch sei zu erwähnen, dass impor- 
tierte Zwiebeln wie allbekannt schon 
im November, dann jedoch mit der Zeit, 
nach langen Jahren, erst im Januar bis 
März blühen. 

Alle im Süden oder Osten kultivierten 
oder gesammelten Pflanzen blühen ın 
den ersten Jahren im nördlichen Europa 
früher, wıe sich dies leicht erklären lässt. 

IR, 


Litteratur. 


Bibliothek gärtnerischer Specialkulturen. 
Verlag von E. THIELE, Leipzig. 

1. Bändchen: K. THomas, K.&H.G,., 
Dresden, Die Kultur der Myrtus 
communis. I6S. 8°. 

2. Bändchen: K. THomas, Die Trei- 
berei der Hyacinthen. 165. 8°. 

3. Bändchen: PoLman Mooy sen., 
Blumenzwiebelzüchter in Haar- 
lem, Geschichte und Beschrei- 
bung der Tulpen und deren 
Kultur, sowie des Handels in 
diesen Blumenzwiebeln während 
der letzten vier Jahrhunderte. 
ZASIE RS 

In anspruchsloser Weise werden hier 
die Grundregeln der Kultur genannter 
Pflanzen entwickelt. Einzelne Druckfehler 


sind störend. Bd.3 S.3 steht z.B. DıosTo- 
RIDES statt DIOSCORIDES. 
4. Bändchen: Kultur und Vermehrung 
des chinesischen Primels. Nebst 
Anhang: Die Gardenien - Kultur. 
Leipzig. Verlag von E. THIELE. 
Es macht einen unangenehmen Ein- 
druck, dass in dieser mit dem ı. Preise 
des Leipziger Gartenbau- und Gäfrtner- 
vereins gekrönten Anleitung zur Primel- 
kultur die Primel immer im sächlichen 
Geschlecht gebraucht wird. Es heisst 
z. B.: »Die Vermehrung des Primels«, 
»das einfache Primel« u. s. w. 

Und solche Schrift wird mit dem ersten 
Preise gekrönt! Von welchen Personen? 

Im übrigen ist der Inhalt recht brauch- 
bar. LE. W. 


Ausstellungen und Kongresse. 


Beerenobst- Ausstellung in Dresden. 
9. bis 7. Juli d.). 
Die Beerenobstkultur beginnt auch für 


Sachsen immer grössere Bedeutung zu er- | 


langen und werden ihr neuerdings ganz be- 
deutende Bodenflächen eingeräumt. Ins- 
besondere ist den durch die Reblauskrank- 
heit geschädigten Weinbergsbesitzern in 
der Lössnitz ein Mittel geboten, bei Wie- 
derbepflanzung ihrer zerstörten Weinberge 


durch eine richtig ausgeführte Beerenobst- | 


kultur in Verbindung mit Obstbau einen 
höheren Ertrag herauszuwirtschaften, als 


ihnen bei den infolge klimatischer Ver- | 
hältniısse unsicheren Erträgnissen durch | 


ader 


Weinbau möglich gewesen ist. Da aber 
Erfolg bei der Beerenobstkultur 
ebenso wie beim Obstbau in erster Linie 
von der Auswahl richtiger, für die Ver- 
hältnisse geeigneter Sorten abhängig ist, 
so wollte der Landes-Obstbauverein für 
das Königreich Sachsen in der Zeit vom 


ı 5. bis inkl. 7. Juli in Dresden eine Beeren- 


obstausstellung veranstalten, um einer- 
seits Gelegenheit zu bieten, die zum An- 
bau geeignetsten Sorten kennen zu lernen, 
andererseits durch die dadurch verbun- 
dene Ausstellung von aus Beerenobst- 
früchtengewonnenenProdukten zu zeigen, 
wie mannigfach die Verwertung der 


392 


Personal- und Vereins-Nachrichten. — Sprechsaal. 


Beerenobstfrüchte ist. Die Ausstellung 
sollte umfassen: ı. Beerenobstfrüchte aller 
Art, wie Erdbeeren, Stachelbeeren, Jo- 
hannisbeeren, Himbeeren, Brombeeren 
u.s.w.; 2. In Töpfen kultiviertes Beeren- 
obst mit Früchten; 3. Beerenobstweine 
und Konserven, als Gel&es, Marmeladen 
und sonst konservierte Beerenobstfrüchte; 
4. Apparate und Maschmen aller Art, 
welche bei der Verwertung der Beeren- 


ı tor 


obstfrüchte Verwendung finden. Die Be- | 
teiligung an der Ausstellung sollte eine | 
unbeschränkte sein und eine Platz- | 


miete nicht erhoben werden. Alle Beeren- 
obstzüchter, Obstweinproduzenten und 
sonstige Interessenten waren zur Be- 
schickung der Ausstellung mit dem Bemer- 
ken eingeladen, dass das Ausstellungspro- 
gramm durch den Geschäftsführer desLan- 
desobstbau-Vereins, Herrn Garten-Inspek- 
LAEMMERHIRT ın Dresden-Neustadt, 
Nordstrasse 16 zu beziehen und derselbe 
zu jeder weiteren Auskunftserteilung über 
die Ausstellung bereit sei. — Inzwischen 
ist wegen der zu frühen Reife des Beeren- 
obstes die Ausstellung aufgegeben worden. 


Personal- und Vereins- Nachrichten. 


Seine Majestät der Kaiser haben bei 


Allerhöchster Anwesenheit in Sigmaringen | 


dem Gartendirektor FR. DREHER den Kgl. 
Kronenorden IV. Klasse verliehen. 

Seine Majestät der König von Ru- 
mänien verlieh dem fürstlichen Gärtner 
BAacH in Sigmaringen die silberne Ver- 
dienstmedaille. 

Herr ERNST SCHMIDT, Inhaber der be- 
rühmten Firma HAAGE & SCHMIDT, Samen- 
handlung, Kunst- und Handelsgärtnerei, 
hat das Geschäft seinem langjährigen 


| Mitarbeiter, bisherigen Obergärtner Herrn 


CARL SCHMIDT übergeben. 

Herr VALENTIN ist auf Schloss Fried- 
richskron (Neues Palais) bei Potsdam als 
Obergärtner angestellt worden. 

Der Fürstliche Hofgärtner G. HELD in 
Schleiz (Reuss) F im Mai d. ]. 

Am ıo. Juni 7 in Erfurt der Kunst- 
und Handelsgärtner FRANZ SIEGLING, Mit- 
inhaber der Firma PLatz & Sonn nach 
kurzem Krankenlager in seinem 43. Le- 
bensjahre. 


Sprechsaal. 


Frage Nr. ı1. Welches Vaterland hat 
Yucca Whipplei? Unter welchen 
hältnissen, resp. Wärme- und Rältegraden 
gedeiht dieselbe in ihrem Vaterlande? 


Antwort: Yucca Whipplei Torrey in | 


Bot. Mex. Bound. p. 222 (Abbildung in 
Gard. Chron. 1876, I1,S. 197) bildet die ein- 
zige Art einer besonderen Abteilung der 
Gattung Yucca, der Untergattung Hespero- 
yucca, mit fachspaltigen, d. h. in der 
Mitte der Fächer aufspringenden (nicht 
scheidewandspaltigen) Kapsel. Sie ist 
von Dr. BIGELOw auf der Expedition des 
Lieutenant WHipPpLE in Kalıfornıen 1853 
bis 54 gesammelt. Nach ENGELMANN (cit. 
von BAKER in Gard. Chron. ]. c.) kommt 
sie dort auf trockenen, felsigen Hügeln 


Ver- | 


vor, selten nördlich von St. Francisco, 
häufig von Monterey bis San Diego, öst- 
lich nach dem Cajon-Pass und bis in 
das nordwestliche Arızona. Blüht im 
April. — Sie wird wohl bei uns nicht 
winterhart sein. 


Berichtigung. 

Zu Heft ız S. 368. Nicht Herr BöÖTTNER 
ist in den Centralausschuss des deutschen 
Beerenzüchtervereins gewählt, sondern 
Herr Baumschulenbesitzer ZoRN in 
Hofheim am Taunus. 

Gleichzeitig ist »Stadtgarten-Inspektor 
PÖLLMER« in »Stadtgärtner FR. POLLMER«< 
richtigzustellen. 


Taf. 1309, 


Gartenflora 1889. 


a br nom. 


KT — 


ER 


VICTOR HuUGo CANNA. GUILLAUME COUSTOU. 


Canna indica hyb. I. Victor Hugo, 2. Guillaume Coustou. 
Von R. Brandt, Charlottenburg. 
Hierzu Tafel 1303. 


Überraschend ist der Fortschritt, welcher bei der Canna-Kultur erzielt 
worden ist, namentlich in der Richtung, niedrige Formen zu erhalten, die 
durch ihre grossen, fast runden, gladiolusähnlichen Blumen in den lebhaftesten 
und leuchtendsten Farben von Rot, Lachsfarben und Gelb, letztere oft rot 
gefleckt oder getüpfelt, grosses Aufsehen erregt haben. Sie bilden durch 
ihre schöne Belaubung und ihr fortwährendes Blühen von Ende Mai bis zum 
eintretenden Froste einen köstlichen Schmuck für Parks und Blumengärten, 
selbst für die kleinsten. Die schönsten Hybriden pflanze man beim Heran- 
nahen des Frostes in Töpfe und stelle sie in einem temperierten Hause oder 
einem Salon auf, woselbst sie bis in den Dezember hinein fortfahren, ihre 
Blütenähren zu entwickeln. 

Diese niedrigen Canna bilden auch ein vorzügliches, prachtvolles Material 
zur Topfkultur. Zu ihrem kräftigen Gedeihen ist ein mehrmaliges Verpflanzen 
in recht nahrhafte Erde unbedingt notwendig. Von Mitte Dezember fängt 
man an, dieselben nach und nach trockener zu halten, bis sie sich vollständig 
im Zustande der Ruhe befinden. Das Antreiben dieser Canna kann vom 
Monat März an erfolgen; je früher man dies thut, desto eher blühen die- 
selben; bei mir hat C. Louis Chretien schon am 10. Mai d. J. im Freien 
geblüht. 

Da die Kultur der niedrigen Canna ausserordentlich leicht und dankbar 
ist, so empfehle ich dieselbe den Blumen- und Pflanzenliebhabern aufs 
wärmste. 

Zwei der hervorragendsten Hybriden sind in meinem Etablissement im 
Oktober vorigen Jahres nach eingepflanzten Exemplaren gemalt worden. 

I. Victor Hugo, Blätter dichtstehend, dunkelgrün, Ränder derselben 
wie die Rippen, noch dunkler gefärbt, Blumenähre kompakt, mit grossen, 
rundlichen, lebhaft scharlachroten Blumen. 

. Guillaume Coustou, Blätter breit, grün, nalen zahlreich, mit 
grossen kanariengelben, karminrot getüpfelten Blumen. 


Der Haarfilz der Platanen-Blätter und seine vermutete 
Gesundheitsschädlichkeit. 


Von Professor Dr. 0. Drude in Dresden. 
Hierzu Abbildung 65. 


Im vergangenen Jahre ging infolge eines Aufsatzes der »Monatlichen 


Mitteilungen aus dem Gesamtgebiet der Naturwissenschaften«e durch die 
Gartenflora 1889. 29 


394 ’ - O. Drude: Der Haarfilz der Platanen-Blätter etc. 


Zeitungen die Behandlung der Frage nach der Gesundheitsschädlichkeit der 
Platanen (sowohl Platanus orientalis als occidentalis, welche beide sich bezüg- 
lich ihrer Haarbedeckung gleichartig verhalten). Besonders brachte der 
»Schwäbische Merkur« vom 24. Februar und 3. März 1888 mehrere Aufsätze, 
denen zufolge die Schädlichkeit der Platane schon den Ärzten des Altertums 
bekannt gewesen, in neuerer Zeit mehrfach bestätigt sei, und in der Schweiz 
wie im Elsass das behördliche Verbot der Anpflanzung von Platanen in der 
Nähe von Schulen und Krankenhäusern zur Folge gehabt habe. Zurück- 
geführt wird die Gesundheitsschädlichkeit auf den »Platanenstaub«, d.h. die 
von der Pflanze erzeugten und abgeworfenen Haare, wobei die Meinungen 
auseinander gehen, ob die Blatt- oder Fruchthaare die gefahrbringenden 
seien. 

Die Angelegenheit ist, wie man sieht, wegen der Beliebtheit der Platane 
als Zierbaum besonders in neuerer Zeit, wo man sie als besonders unempfind- 
lich gegen schweflige Säure und Staub unserer grossen Städte gefunden 
haben will, in Hinsicht auf ihre ungestörte weitere Verwendung von Wichtig- 
keit. Angeregt durch eine Anfrage des Stadtrates zu Dresden, beschloss ich 
daher, über die Form, Grösse, Masse und Abfallsart des Platanen-Haar- 
kleides vom Juli 1883 bis 1889 Beobachtungen anzustellen und möchte hier 
über dieselben kurz berichten; auf dieser Grundlage lässt sich dann die 
hygienische Frage erörtern. 

Es hat sich herausgestellt, dass die Platane allerdings eine ungeheure 
Menge von Haaren in die Atmosphäre bringt, und dass dieselben durch ihre 
Ausbildung als »Sternhaare« mit langen Ästen und verzweigten Spitzen auf 
beiden Blattflächen eine besondere Befähigung zum Zusammenballen und 
Fliegen in kleinen Flocken besitzen, während die spröderen Haare der Frucht 
lange Gliederhaare mit einfacher Spitze, in geringerer Menge kürzere Glieder- 
haare mit kurzen Seitenstachelchen darstellen, welche rasch auseinander fallen 
und verwehen. 

Schädliche Stoffe sind natürlich in beiden nicht, und beide fallen ziem- 
lich lufttrocken ab; die Sternhaare des Blattes vermögen auch bei der Weich- 
heit ihrer Äste nicht zu verwunden, sondern bilden, in Flocken zusammen- 
‚geballt, wollartig sich anfühlende Häufchen. Die beistehende Figur ver- 
anschaulicht die beiden Sorten der Haargebilde. Der Blattfilz setzt sich aus 
niedrigen (2) oder lang-baumartig aufgerichteten und verzweigten (d und c), 
immer aber strahlenartig verästelten Haaren zusammen, deren Bildungsweise 
schon die Lupenbetrachtung des Blattes im Mai deutlich zeigt; viele der 
grösseren Sternhaare enden mit Sternästen oder Gabelverzweigungen (2), eine 
geringere Zahl läuft in eine stärkere, gerade, dolchartige Spitze aus (c); die 
Borsten der Früchte sind sehr viel länger und auch dicker und spröder, von 
einfacherem Bau (2). 

Die jungen Blätter kommen, bei uns gewöhnlich in der ersten Maiwoche, 


O. Drude: Der Haarfılz der Platanen-Blätter etc. 395 


ganz in dies rostfarbig schimmernde, gelbliche Sternhaarkleid eingehüllt zum 
Vorschein und bleiben vollständig haarbedeckt bis zum Erreichen ihrer un. 
gefähren halben Grösse; alsdann rücken die Sternhaare, die sich nun nicht 
mehr vergrössern oder vermehren, auseinander und das Blatt wird grüner; 
einige Wochen später fallen die Haare ab. 

Über die Masse der Sternhaare auf den verschiedenen Teilen eines 
Blattes möge das folgende Beispiel, aus mehreren ähnlichen Zählungen als 
das vollständigste ausgewählt, Rechenschaft geben; das betreffende Blatt 
besass 5 cm Länge bei 4,3 cm Breite und ca. 1600 gmm Fläche, gezählt 
wurden die Sternhaargruppen an je 5 Stellen der Ober- und Unterseite von 
je ı gmm Flächenraum: 


w 


Abbildung 65. Haarbildungen von Platanus orientalis L. 2—c Sternhaare vom Blatt, d Borsten- 
haare der Frucht; a—c bei 70facher, d bei 25 facher Vergrösserung. 


Oberseite Unterseite 

aESpiezezemesSeitenlappens . . 4 155 

b) Mitte eines Seitenlappens . . . 38 7 

SE Blakkmietesnahe der Rippe. 2.237 87 

dj=Stueksnahe der Blattspitzez.. . . 38 IOI 

e)e Stuiekzaue Blatterunde 2 =). 38 69 
Schätzung der Sternhaare auf der ganzen Okt 2221595209 
> » » »8 > Unterseiten, 2 1506,800 


Gesamtzahl 216 000 
Diese Haarmenge nahm, von einem anderen Blatte vorsichtig abgeschabt, 
den Raum von 0,8 ccm ein, von 5 grossen Blättern, welche gewöhnlich ein 
Spross trägt, würde also die Masse von ca. ı Million Haare schon den Raum 
von 4 ccm einnehmen, wobei die einzelnen Sternhaarballen allerdings sehr 
locker aneinander liegen. 


Die Einzelhaare erheben sich grösstenteils zwischen den chlorophylil- 
29 


396 ; O. Drude: Der Haarfilz der Platanen-Blätter etc. 


führenden Feldern auf den starken und schwächsten Nerven des Blattes, und 
indem die Strahlen der Sternhaare selbst meistens 0,2 bis 0,25 zn» lang 
sind (zuweilen mehr als 0,3 »%x), breitet sich ein einzelner Sternhaarkopf 
meistens auf eine Fläche von 0,15 bis 0,25 gm aus; daher rührt die grosse 
Ausdehnung der Flocken, wenn die Sternhaare in Masse beisammen liegen, 
daher auch ihr sehr leichtes Gewicht und ihre Flugfähigkeit, welche sie wie 
Feder-Pappus spielend sich bewegen lässt. 

Die gesamte, von der Blattkrone jedes neuen Frühlings neugebildete 
Sternhaar-Flockenmasse fällt nun ungefähr in der Zeit von Mitte Mai 
bis Mitte Juni, abgeschwächt noch bis Ende Juni, ab; im Juli stehen nur 
noch die wenigen nachgebildeten Blätter sternhaarbedeckt da, und ihre Zahl 
ist nicht gross genug, um die Masse in die Luft geschickter Flöckchen 
irgendwie bedeutend erscheinen zu lassen. Der Abfall erfolgt naturgemäss 
von Blatt zu Blatt an jedem einzelnen Trieb, aber wahrscheinlich so, dass 
besondere Tage mit trockener Luft und warmem Sonnenschein den Abfall 
der Flocken von den gleichzeitig gebildeten Blättern begünstigen. An im 
Zimmer hingestellten grossen Zweigen sah ich unter solchen Umständen bei 
leiser Erschütterung einen wahren Regen kleiner Flöckchen herunterfallen, 
welche vorher, besonders an der Unterseite der Blätter, in den Winkeln der 
Nerven gelagert hatten. Im Hochsommer steht das Blattwerk (immer die 
nachgebildeten Blätter der Triebe ausgenommen) kahl und glänzendgrün da 
und vermag, also im allgemeinen von Mitte bis Ende Juni an, im Bereich 
seines Schattens keinerlei Unannehmlichkeit zu bringen. 

Dann reifen im Herbst die Früchte oder setzen wenigstens zur Notreife 
an, wobei die Haarumhüllungen, welche von der Frucht sehr bekannt sind, 
bei gereiften wie nicht gereiften Fruchtständen gleichmässig zu sein scheinen 
und immer grosse Massen von Borstenhaaren liefern. Aber diesen dürfte 
schwerlich eine Belästigung der Atmungsorgane zuzuschreiben sein, was: 
gemäss dem Schwäb. Merkur ein Herr in Stuttgart beobachtet haben wollte. 
Ich glaube, dass die meisten Fruchtstandhaare vom Herbst bis zum kommenden 
Frühjahr auf der Erde verwesen, ohne die Luft durchtanzt zu haben, und 
dass die frei werdenden Borsten sich nicht anders verhalten als andere Haare, 
mit denen der atmosphärische Staub durchsetzt ist. Der Filz der Blätter ver- 
dankt seine grössere Bedeutung, bez. Gefährlichkeit, nur dem Umstande, dass. 
er allseitig Spitzen ausstrahlende Flöckchen bildet und eine Nei- 
gung zum Zusammenballen zeigt. 

Auf dieser sachlichen Grundlage ist nun die Frage der Gesundheits- 
gefährlichkeit der Platanen weiter zu erörtern: von Mitte Mai bis Mitte, bez. 
Ende Juni werden von grossen Bäumen oder Alleen sehr bedeutende Mengen 
von Flöckchen abgeworfen, welche ihrer Natur nach einen Reiz auf Respi- 
rationsorgane und Schleimhäute etc. ausüben können. Sie werden da nicht 
anders, als ähnliche durch Spitzen oder scharfe Kanten reizende kleine Körper 


A. Fischer v. Waldheim: Üher einige Gärtnereien Kopenhagens. 397 


wirken, haben aber z. B. im Vergleich mit Flugsand den Vorzug, durch- 
feuchtet und zusammengedrückt zu werden, den Nachteil, einen unverhältnis- 
mässig grossen Raum einzunehmen. Eine wirkliche Gefährdung der Gesund- 
heit kann aber meiner Meinung nach nur dann eintreten, wenn besonders 
empfindliche Menschen grosse Mengen dieses »Platanenstaubes« einatmen 
oder sich, wie es bei gärtnerischen Arbeiten in Alleen geschehen kann, 
grössere Ballen der Sternhaarflöckchen in die Augen reiben. Es sollte daher 
das Arbeiten an Platanen und unter dichten Platanengruppen in der genannten 
»Flugzeit der Flöckchen« von gärtnerischer Seite eingestellt und auch sonst 
dafür gesorgt werden, dass die Rolle der Platanen durch weise Beschränkung 
auf günstige Plätze eine ungefährdete für Parkanlagen und Stadtalleen bleibt. 


Über einige Gärtnereien Kopenhagens. 
Von Professor Dr. A. Fischer v. Waldheim in Warschau. 


Während meines vorjährigen Aufenthaltes in Dänemark (vom 16. bis 
28. Mai), gelegentlich einer Delegation zur Eröffnung der skandinavischen 
Ausstellung, bot mir ein besonderes Interesse die genauere Bekanntschaft 
mit Kopenhagens Gärten, Parkanlagen und Handelsgärtnereien. In gegen- 
wärtiger Mitteilung möchte ich nur die grösseren und hervorragenderen 
Gärtnereien, die namentlich in den Vorstädten Kopenhagens sich befinden, 
erwähnen). 

Zu den ältesten und grössten Handelsgärtnereien Kopenhagens gehören 
die von PETERSEN, KOCH und HANSEN. In ihnen werden in grosser Anzahl 
Pflanzen, die guten Absatz haben, kultiviert, namentlich Palmen, Cycas, 
Pelargonien und Rosen. 

JUL. PETERSENs Gärtnerei befindet sich in der Falkoneerallee. Der 
liebenswürdige Eigentümer, den ich vor zwei Jahren in Dresden, während 
der grossen internationalen Gartenbau- Ausstellung kennen lernte, hatte die 
Freundlichkeit, alle Details seiner Anstalt mir persönlich vorzuführen. Aus- 
gezeichnete Kultur und verhältnismässig billige Preise, namentlich der Palmen, 
sind dieser Gärtnerei besonders eigen. Sie enthält 12 warme und kalte Häuser 
und 600 Fenster Mistbeete. Von Palmen werden namentlich viele Latanien 
gezogen, deren Preis sich folgendermassen stellt: 2—3jährige (an 3 Tausend 
Exemplare) kosten 3—4 Kronen pro Stück (I Krone = ı Mark ı3 Pfg.); 
4jahrige 5—6Kr., Sjährige 25 Kr. Von Areca Baueri waren an Tausend 
Exemplare vorhanden. Ausserdem viele Phoenix, Cycas revoluta (weniger 
C. circinalis), Adiantum formosum und Treibrosen. Die noch übrigen Pflanzen 
unterlasse ich zu erwähnen. 


*) Vergl. meine Schrift: »Copenhague et l’Exposition scandinave, au point de vue de la 
botanique et de l’horticulture. Moscou, 1888.« 4°. (Gleichzeitig in französischer und russischer 
Sprache verfasst; ist nicht im Buchhandel vorhanden.) 


398 A. Fischer v. Waldheim: Über einige Gärtnereien Kopenhagens. 


C. KocH (in der Vesterbrogade) besitzt I0 Gewächshäuser und 400 Fenster. 
Mistbeete. Speciell werden in dieser Anstalt kultiviert: Helleborus, Cyclamen, 
Convallaria, einige Palmen (namentlich Latanien), Aralia Sieboldii, Imanto- 
phyllum (3jährige im Preise von 2—2'/, Kr.), Cissus, Coleus, Pelargonien 
und Treibrosen. Um einen Begriff der Preise zu geben, erwähne ich, dass. 
gute, neue Pelargonien, z. B. Dr. J. Weiss zu 2 Kr. zu stehen kommen; Moos- 
rosen, z.B. Anna Aarestrup, mit 18 Blütenknospen, 4Kr.; aufgeblühte Rosen,, 
mit 3—4 Blüten, 2—4 Kr. Der Preis ändert sich natürlich je nach der 
Jahreszeit. Viele Rosen waren wegen der Erysiphe geschwefelt. 

Neben der Kochschen befindet sich die Handelsgärtnerei von C.L.HANSER.. 
Beim Eingang sieht man eine im Freien kultivierte grosse Wellingtonia; 
sodann viele Lilium Harrisii, Hortensien, Pelargonien (besonders Pel. fleur 
d’Orleans). Die Anstalt besitzt 16 Gewächshäuser und über 800 Fenster Mist- 
beete. Insbesondere werden hier kultiviert: Cyclamen (2>—3 Tausend Exemplare), 
Rosen (3—4 Tausend Stück), einige Tausend Pelargonien; ausserdem Camellien, 
Eucharis amazonica (zu 2—3 Kr. pro Stück), Aspidistra, Phoenix, Latania, 
Begonien aus Samen, Fuchsien. Im Freien noch Helleborus niger, Ranunculus 
aconitifolius u. a. 

Ausser diesen drei Gärtnereien erwähne ich noch folgender, die ich 
“ebenfalls Gelegenheit hatte zu besuchen. 

ÖERSTEDs Handelsgärtnerei (Pileallee) kultiviert speciell Maiblumen (die 
namentlich nach Amerika versandt werden) und Blumenkohl. 

In den Gärtnereien von OÖHLSENS ENKE und LOEWE trifft man haupt- 
sächlich Gemüsepflanzen, sowie Baumschulen von Obst- und andern Bäumen. 

In OHLSENS ENKEs Gärtnerei (in der Osterbrogade) wird viel Blumen- 
kohl gezogen. Ein Pfund Blumenkohlsamen kostet, je nach der Sorte, bis 
zu 50 Kronen. Die Obstbäume sind insbesondere gute dänische Sorten, von 
denen viel nach Schweden versandt wird. Ausserdem werden in dieser An- 
stalt speciell kultiviert: Linden, Abies Nordmanniana (die hier sehr gut ge- 
deiht), Retinospora. Im Freien ist noch bemerkenswert eine winterharte 
Weinrebe Morillon hatif, mit kleinen, blauen Trauben. In den Gewächs- 
häusern fielen insbesondere auf: ein kolossales Rosenexemplar Marechal Niel, 
die Unterfläche der Fensterrahmen des ganzen Gewächshauses bedeckend 
und mit mehreren Tausend Blüten; sodann Latanien, Cycas, Musa Ensete. 

Nebenan (Österbrogade 92) liegt die Handelsgärtnerei von LOEWE. Sie 
enthält eine gute Obstbaumschule. Ausserdem werden hier im Freien kul- 
tiviert: Rosen, Maiblumen, Tulpen, Iris reticulata, Ranunculus Ficaria flore 
pleno, Helleborus und eine kleine Auswahl von Alpenpflanzen, von denen 
damals (am 24. Mai) gerade in Blüte standen: Papaver alpinum, Dodecatheon, 
Veronica repens, Arnebia echioides u. a. In den Gewächshäusern erschien 
interessant unter den Fensterrahmen die Kultur der Fuchsien, mit zierlich 
herabhängenden Blumen, sowie verschiedener Farnkräuter auf abgeschnittenen 


W. Perring: Der Wintergarten des Herrn Carl Lackner in Steglitz bei. Berlin..° 399 


und aufgehängten Baumzweigen. Im Freilande gedeihen hier gut (mit leichter 
Winterdeckung) Fuchsia globosa und Riccartoni. 


Der Wintergarten des Herrn Carl Lackner in Steglitz bei Berlin. 
Von. W. Perring:. 
Hierzu Abbildungen 66 — 68. 

Als eine Erzänzung. zu den. von mir in dieser Zeitschrift, Jahrgang 1888 
Seite 9— 14, erörterten Grundsätzen bezüglich der Einrichtung von Winter- 
gärten im Anschluss an Wohnungen erlaube ich mir hiermit, alle Interessenten 
dieser Angelegenheit auf den Wintergarten des Herrn Handelsgärtnereibesitzers 
CARL LACKNER in Steglitz bei Berlin als ein Muster für kleine Anlagen dieser 
Art hinzuweisen. 

Die Abbildung Nr. 66 zeigt die schöne Ansicht, welche das Innere des 
kleinen Wintergartens vom Wohnzimmer des Besitzers aus, durch die ge- 
öffneten Glasthüren gesehen, an einem Tage des vorigen Winters gewährte. 
Den Vordergrund der Mittelgruppe nahmen blühende Pflanzen der beiden 
Hauptkulturen des Herrn LACKNER, weiss getriebene Flieder und Orchideen 
ein. Der Hintergrund und die Seitendekoration bestand aus Palmen, Dra- 
caenen und anderen Blattpflanzen. 

Während letztere dort dauernd oder wenigstens für eine längere Zeit 
stehen bleiben, werden die blühenden Pflanzen immer gleich nach dem Ab- 
blühen durch andere ersetzt, wodurch ein häufig wechselndes, stets liebliches, 
jeden Beschauer gewiss völlig befriedigendes Bild geschaffen wird. 

Der 8 m lange, 6 »n breite und 4 »z hohe Wintergarten liegt an der 
Südseite der Villa, in gleicher Höhe mit den Wohn- und Gesellschaftsräumen 
des Hochparterres und ist mit dem Erker des Wohnzimmers direkt ver- 
bunden. Wie aus dem beigefügten Grundriss, Abb. 67 und 68, ersichtlich, ist 
der Wintergarten in dem anschliessenden Teile in seiner Breite um die Hälfte 
derselben verringert, wodurch von den beiden Seitenfenstern des Erkers die 
Aussicht ins Freie erhalten worden ist. Ausserdem ist dadurch die Möglich- 
keit geboten, zu jeder Jahres- und Tageszeit frische Luft aus dem Freien in 
das Zimmer einzulassen. Dies ist besonders beim Reinigen des Zimmers, 
namentlich im Winter, sehr angenehm und wird bei anderen Anlagen häufig 
schmerzlich vermisst. | 

Eine breite dreiteilige Glasthür gestattet, den Wintergarten während der 
Nacht, bei zu feuchter Luft oder zu hoher Wärme im Sommer, sowie bei 
jeder Zimmerreinigung vom Wohnzimmer abzuschliessen. Auf diese Weise 
kann jede gegenseitige Beeinträchtigung der beiden Räume vermieden werden. 

Der Wintergarten hat ein eisernes, doppelseitiges Glasdach ohne alle 
Verzierungen und die für gewöhnliche Gewächshäuser. üblichen Lüftungs- 
und Beschattungs- Vorrichtungen. Seine Erwärmung, wie auch die aller 


400 W. Perring: Der Wintergarten des Herrn Carl Lackner in Steglitz bei Berlin. 


Räume der Villa und der Kulturhäuser findet durch eine kombinierte Dampf- 
wasserheizung statt. Es können deshalb in dem Wintergarten Pflanzen ebenso 


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uıptog 19q 711]8998 ur 19UN0e] Je) uno sop usnesasgurM DA 


sut gedeihen, wie in jedem anderen gewöhnlichen Gewächshause von ähn- 
lichen Grössenverhältnissen. 

Eine am hinteren Ende des Wintergartens angebrachte Treppe ermög- 
licht dem Besitzer den direkten Zugang zu dem darunter liegenden Packraum 


W, Perring: Der Wintergarten des Herrn Carl Lackner in Steglitz bei Berlin. 401 


und den sich daran anschliessenden Gewächshäusern, sowie zu dem daneben 
liegenden Comptoir. 

Das Äussere des Wintergartens ist zwar sehr einfach und bescheiden 
gehalten und dürfte wohl kaum grösseren Ansprüchen in dieser Beziehung 


Abbildung 67. Lage des Wintergartens des Herrn Carl Lackner in Steglitz bei Berlin. 


Abbildung 68. Grundriss des Wintergartens des Herrn Carl Lackner in Steglitz bei Berlin. 


genügen, dafür ist aber seine innere Einrichtung und besonders seine Ver- 
bindung mit der Villa um so zweckmässiger. 

Übrigens lassen sich auch bei dieser Konstruktion von aussen archi- 
tektonische Verschönerungen ohne Nachteil für den Hauptzweck, das Ge- 
deihen der Pflanzen, anbringen, so dass sie auch bei grösseren Ansprüchen 
bezüglich des äusseren Eindrucks zur Nachahmung empfohlen werden kann. 


402 e L.K.: Die Zerstörung der älteren Privatgärten in Berlin. 


Die Zerstörung der älteren Privatgärten in Berlin. 
Von L.K. 


Während die städtischen Behörden Berlins in anerkennenswerter Weise 
bemüht sind, den öffentlichen Gartenanlagen immer weitere Ausdehnung zu 
geben, während sie Strassen mit Bäumen bepflanzen, die bisherigen Stätten 
des Marktverkehrs zu prächtigen Schmuckplätzen umwandeln, in der Peri- 
pherie neue Parkanlagen schaffen und die bestehenden verschönern, vollzieht 
sich leider mit dem privaten Grundbesitze der Hauptstadt und ihrer nächst- 
gelegenen Vororte ein Umwandlungsprozess entgegengesetzter Art. Sorg- 
fältig gepflegte Felder und Gemüsegärten, welche den erholungsbedürftigen 
Stadtbewohner noch kürzlich durch ihr saftiges Grün erfreuten, liegen jetzt 
öde und verlassen da. Eine Baugesellschaft hat sie erworben, ladet Berge 
von Schutt für Planierung neuer Strassen ab und umgiebt die zu Bauplätzen 
bestimmten Parzellen mit rohen Bretterzäunen. Wo zwischen hochragenden 
Häusern ein schattiger Garten mit Villa sein Dasein gefristet hatte, erscheint 
der Holzhauer und in seinem Gefolge der Bauzaun. Selbst die schmalen 
Vorgärten, welche mit ihren wohlgepflegten Rasenstreifen und Rosengruppen 
das einförmige Strassenbild so glücklich belebten, schwinden in den Haupt- 
strassen der Vorstädte mehr und mehr, da sie die Schaufenster der Verkaufs- 
läden verdecken und den Zugang zu ihnen erschweren. 

Ein besonders schmerzliches Ereignis, welches sich gegenwärtig vor 
unseren Augen vollzieht, ist die Zerstörung des bekannten SOMMERschen 
Parkes an der Ecke der Gross-Görschen-Strasse und der Hauptstrasse von 
Schöneberg, gegenüber dem Botanischen Garten. Obschon zwischen der 
Potsdamer Eisenbahn und einer der verkehrsreichsten Fahrstrassen gelegen, 
wurde er bei seinem grossen Flächengehalt von mehr als 20 Morgen von 
dem Lärm der Aussenwelt kaum berührt. Als Schreiber dieser Zeilen in- 
folge der Zeitungsnachrichten, welche die bevorstehende Parzellierung des. 
Parkes verkündeten, ihm vor wenigen Tagen einen Besuch abstattete, war 
er entzückt von der Herrlichkeit des Baumbestandes und der Frische der 
Anlagen, denen auch der aussergewöhnlich trockene Frühsommer dieses. 
Jahres nicht viel anzuhaben vermocht hatte. Und dabei ist in den letzten 
Jahren, mit Rücksicht auf den beabsichtigten Verkauf, weniger als früher für 
Instandhaltung geschehen. Nun lagen schon einige der schönsten Stämme 
am Boden und andere waren für baldiges Niederhauen gezeichnet. Nur 
Wochen wird es noch dauern, bis an Stelle lauschiger Plätze unter schattigen 
Laubdächern geradlinige Strassen sich hinziehen werden. 

Wäre es nicht möglich gewesen, unserer Hauptstadt, welche so arm an 
hervorragenden Privatgärten ist, diese schöne Anlage zu erhalten, an der 
mehrere Generationen gearbeitet und sich erfreut haben? 

Bei dem steigenden Wohlstande haben sich die Ansprüche der Begüterten 


L.K.: Die Zerstörung der älteren Privatgärten in Berlin. 403. 


an ihre Lebenshaltung nach fast allen Richtungen erheblich gesteigert. In 
verschiedenen Teilen der Stadt erheben sich vornehme Paläste, mit Allem 
ausgerüstet, was irgend dem Bedürfnis und dem Luxus dienen kann. Nur 
in der Ausdehnung und der Anlage des an ihren städtischen Wohnhäusern 
liegenden Gartens sind die Mitglieder unseres Geburtsadels und der hohen 
Finanzkreise von grösster Anspruchslosigkeit. 

Und fand sich Niemand, der den SOMMERschen Park zum Fürstensitze 
umwandelte, zu dem er sich in so hohem Masse geeignet hätte, — war es 
dann nicht möglich, ihn dem Volke als Erholungsstätte zu erhalten? Hätte 
die Gemeinde Schöneberg, in deren Bezirk er gelegen ist, und welche sich 
in der glücklichen Lage befindet, ihre Bewohner durch Kommunalsteuern 
nicht allzu hoch zu belasten, nicht unter allen Umständen ihre Hand darauf 
legen müssen? Bisher erfreute sich Schöneberg allerdings der unmittelbaren 
Nähe des Botanischen Gartens; doch ist derselbe, wie bekannt, gerade in 
den späteren Abendstunden und des Sonntags, wo sich das Erholungsbedürfnis 
am meisten fühlbar macht, geschlossen. Und überdies scheint ja die Frage 
immer noch nicht endgiltig entschieden, ob der Botanische Garten nicht in 
weitere Entfernung von der Stadt verlegt werden wird. 

Die versäumte Gelegenheit, den SOMMERschen Park als kommunale Er- 
holungsstätte für den Westen zu erwerben, legt von Neuem die Notwendig- 
keit nahe, die nächstgelegenen Vororte baldmöglichst in die Hauptstadt auf- 
zunehmen. Eine halb-ländliche Gemeinde, wie Schöneberg, wird in Fragen, 
die über das nächste Bedürfnis des Tages hinausgehen, nie in dem grossen 
Stile vorgehen, wie die Hauptstadt des Deutschen Reiches. Wäre Schöne- 
berg in Berlin inkommunalisiert gewesen, wie es ja längst schon thatsächlich 
mit ihm verschmolzen ist, dann wäre vielleicht die Frage wegen Erwerbung 
des SOMMERschen Parkes an massgebender Stelle ernstlich erwogen und in 
günstigem Sinne entschieden worden. 


Pinus excelsa Wall. var. Peuce Griseb. Die Rumelische 
Weymouthskiefer. 


Von L. Beissner in Bonn. 

Im Anschluss an die von Herrn GOESCHKE-Proskau Seite 339 der Garten- 
flora gebrachte Notiz über Pinus Peuce Gris. erlaube ich mir, zur Klarlegung 
der Frage, ob klimatische Varietät, ob Art, einige Notizen beizufügen. 

Sehen wir die hier in Frage kommende rumelische Pflanze neben der 
reizenden, leichtbezweigten Himalaya -Weymouthskiefer, welche in milden 
Gegenden, wo sie ohne jegliche Beschädigung ihre ganze Schönheit entfalten 
kann und in Prachtexemplaren, reich mit Zapfen behangen, welche eine Länge 
bis zu 27 cm erreichen, uns entgegentritt, so möchte man freilich erst daran 
zweifeln, dass wir Formen einer Art vor uns haben, denn die spitz pyra- 


404 L. Beissner: Pinus excelsa Wall. var. Peuce Griseb, 


midale, dicht bezweigte, kleinzapfige, weit kurzblättrigere, rumelische Pflanze 
weicht bedeutend ab. 

Dennoch ist es von der Mehrzahl der Autoren anerkannt, dass letztere 
nur eine in allen Teilen kleinere, gedrungenere Form der Pinus excelsa 
Wall. ist. 

Auf den ersten Blick hat sie einige Ähnlichkeit mit Pinus Cembra, für 
deren niedrige Form sie ja selbst GRISEBACH anfänglich hielt, aber später 
selbstnoch die Zugehörtskeit zu P.vexcelsa Wall aAnerkannee 
wenngleich er sie zuvor noch als besondere Art, Pinus Peuce, beschrieb. 

Ausser gedrungenem Wuchs und geringeren Grössenverhältnissen in allen 
Teilen sind bei der rumelischen Pflanze keinerlei specifische Unter- 
schiede vorhanden, es ist also eine Form, wie wir sie je nach Standort, 
Boden, klimatischen und Höhenlagen auch von anderen Coniferen besitzen. 
Ich erinnere nur an Pinus contorta Dougl. (Küstenform) und P. cont. Murrayana 
Engelm. (Form der höheren Sierra Nevada), Pinus rigida Mill. und P. rigid. 
serotina Engelm. (Sumpfform), Pinus Cembra L. und P. Cembra pumila Pall. 
(Form hoher Gebirge und sumpfiger Gebirgswälder), Larix leptolepsis Murr. 
und L. leptol. Murrayana Maxim. (Form hoher Gebirge), welche auch sämt- 
lich von einzelnen Autoren als Arten beschrieben, nur Pflanzen darstellen, 
welche durch klimatische Boden- und Standortsverhältnisse sich verändert 
haben, ohne sonst von den Stammformen wesentliche Unterschiede zu 
zeigen. 

WILLKOMM sagt in seiner forstlichen Flora 1887 Seite I90: »dass Pinus 
Peuce der Balkanhalbinsel nur eine klimatische, kleinere, dürftigere Form der 
Himalayakiefer ist, darüber sind jetzt die meisten Botaniker und Pflanzen- 
geographen einig. Aber eben deshalb bleibt ihr Vorkommen ein pflanzen- 
geographisches Rätsele«. 

PARLATORE und HOOKER gehen aber entschieden zu weit, wenn sie 
P. Peuce, ohne auf veränderten Wuchs und Grössenverhältnisse aller Teile 
den mindesten Wert zu legen, einfach als Synonym zu P. excelsa Wall. 
stellen, es ist doch immerhin eine sehr charakteristische, abweichende Form 
(zumal in dekorativer Beziehung), welche ihre Eigentümlichkeiten in der 
Kultur bewahrt, wie dies ja bei klimatischen Varietäten, die ihre von der 
Stammform abweichenden Eigenschaften seit langen, langen Jahren vererbten, 
nur natürlich ist und bei der nicht etwa in kurzer Zeit ein Rückschlag in 
die ursprüngliche Art erwartet werden darf, wenn wir sie in unseren Kulturen 
durch Aussaat erziehen! 

Es ist dies ein Umstand, der besonders betont werden muss, da man 
so häufig in der Praxis dem Urteil begegnet, dass doch wohl diese oder jene 
Form eine Art darstellen möge, da Sämlinge derselben ihre Eigentümlich- 
keiten mehr oder minder ausgeprägt behielten. Durch klimatische Verhält- 
nisse entstandene und vielleicht seit undenklichen Zeiten vererbte Eigen- 


Fe 


G. Reuthe: Neuere und ältere empfehlenswerte Pflanzen, Mitte Juni in Blüte, 405 


schaften von Pflanzen können sich doch jedenfalls nur sehr allmählich und 
erst nach langer, langer Zeit wieder umgestalten. 

Die grössere Widerstandsfähigkeit der rumelischen Pflanze gegenüber 
der vom Himalaya im Klima von Deutschland, darf uns ja bei den Höhen- 
lagen nicht Wunder nehmen; sie wurde zuerst von GRISEBACH auf dem 
Peristeri-Gebirge in Macedonien entdeckt, an den Grenzen Montenegros auf 
dem Kom von Pan£i@ gefunden, weiter an Perimdaph im Balkan von v. JANKA 
beobachtet, in einer Höhe von 1600 — 1980 »r. 


Neuere und ältere empfehlenswerte Pflanzen, Mitte Juni in Blüte, 
im Geschäft von Thomas S. Ware, Tottenham-London. 
Von &. Reuthe in London. 


Ausser den jetzt ın vielen Färbungen sehr schön blühenden Ixien und 
Sparaxis, die vollständig winterhart sind, notieren wir folgende schönblühende 
Pflanzen: 

Allıum narcissiflorum, eine sehr schöne alpine Art mit purpurrosa glocken- 
förmigen Blüten und 20—-30 cm langen, linienförmigen Blättern, übertrifft an Schön- 
heit selbst A. Ostrowskianum. 

Brodiaea Howelli, mit schöner weisser, aufrechter Blütendolde (die Blüten 
werden beim Absterben helllila) und 30— 40 cm hohem Blütenschaft, eine sehr 
schöne ausdauernde kalıfornische Art, die nicht genug empfohlen werden kann. 

B. coccinea, allbekannte schöne Art mit langen, urnenförmigen Blüten, hoch- 
rot gefärbt, mit grünen Spitzen. 

B. Bridgesi, der bekannteren Tritelia laxa (oder Brodiaea laxa) ähnlich, doch 
mit mehr zurückgebogenen Blütenblättern und von hellpurpurroter Färbung. 

Calochortus und Cyclobothra. (Die Formen mit aufrechten, tulpenartigen 
Blüten gehen gewöhnlich unter Calochortus, während die nickenden, mehr oder 
weniger glockenförmigen Formen unter Cyclobothra gehen.) 

Von der ersteren waren Mitte Juni C. citrinus mit schöner, dunkelgelber 
Blume in Blüte, ebenso C. venustus purpureus, C. venustus oculatus. 

C. Nutalli, mit schöner weisser Blume, noch wenig bekannt. 

C. Maweanus, Blume klein, aufrecht, Iila, C. splendens mit aufrechter, dunkel- 
lilafarbiger Blüte. 

Cyclobothra pulchella, reichblühende schöne Art mit gelben, glocken- 
förmigen Blüten. 

C. alba, mit grossen kugelförmigen, nickenden Blüten, meist weiss oder 
weisslich. 

Von frühblühenden Lilien waren folgende Arten und Abarten im Freien 
in Blüte: 

L. umbellatum, in mehreren Färbungen von orangegelb zu blutrot. 

L. dahuricum, eine hier etwas zarte Art mit kleiner, aufrechter, purpur- 
scharlachroter Blüte. 

L. pulchellum, mit kleiner, dunkelscharlachroter Blüte, äusserst schön. 

L. tenuifolium, wie die zwei vorhergehenden, sibirischer Abstammung, mit 
schönen nickenden, scharlachroten Blüten, sehr wohlriechend. 

L. pardalinum pumilum. Noch wenig bekannte kalifornische Abart; die 


. 


406 G. Reuthe: Neuere und ältere empfehlenswerte Pflanzen, Mitte Juni in Blüte. 


kleinen, aber äusserst reichlich erscheinenden Blüten sind nickend und variieren 
von eitronengelb zu purpurrot. 

L. parvum, mit kleinen, aufrechten, trichterförmigen Blüten und wenig oder 
gar nicht zurückgebogenen Blütenblättern, citronen- oder dunkelgelb und braun- 
punktiert. 

L. parvum var. parviflorum, unterscheidet sich von parvum durch kleinere, 
dunkler gefärbte Blüten. 

L. Columbianum, mit kleiner, dunkelgelber Blüte, sehr wohlriechend. 

L. pyrenaicum (L. pomponicum luteum der Holländer) und die ziegelrote 
Abart L. pyrenaicum rubrum (L. pomponicum rubrum der Holländer) waren schon 
fast verblüht; obwohl schön, sind diese etwas stark und im geschlossenen Zimmer 
übelriechend. 

L. pomponicum, mit schönen dunkelscharlachroten Blüten. 

L. Szovitzianum, mit grossen, hell- oder dunkelgelben Blüten, mehr oder 
wenig punktiert, eine der schönsten Lilien, die in unserem schweren Boden eine 
Höhe von 3 2 erreicht und 20—4o Blüten trägt; doch muss man dann die Zwiebeln 
mehrere Jahre auf ein und derselben Stelle lassen. 

L. Martagon. Von dieser Art sind mehrere sehr schöne Formen in Blüte, 
vornehmlich L Martagon album, eine schottische Abart mit schönen, milchweissen 
Blüten, unterscheidet sich von der aus Deutschland und der Schweiz stammenden 
weissblühenden Abart durch breitere Blätter, reichlicher erscheinende Blumen, die 
auch von einem reineren Weiss sind und viel stärkeren Wuchs. 

L. Martagon rubrum. Stammt aus Dalmatien und wird oft für das viel 
dunkler gefärbte und sonst auch noch sehr verschiedene L. dalmaticum verkauft; 
obwohl schön und dem gewöhnlichen, schmutzig gefärbten L. Martagon vorzuziehen, 
ist es immerhin noch lange nicht so wertvoll, als das echte L. dalmaticum, das 
auch noch viel später blüht. 

L. elegans oder L. Thunbergianum, in mehreren schönen Färbungen, fängt 
jetzt an zu blühen. 

L. Washingtonianum, mit grossen, sehr wohlriechenden Blüten, weiss oder 
lila und purpur punktiert. 

L. Hansoni. Wer diese herrliche Art nie in Blüte sah, kann sıch keinen 
Begriff von ihrer grossen Schönheit machen. Schon die breiten, quirlständigen 
Blätter und eigentümlich dicken Knospen sind schön, aber erst die Blüte selbst! 
— Die Pflanze stammt aus Japan und ist, wenn auch wenig in Form der Zwiebel, 
so doch in Form der Blüte dem L. Martagon nahe verwandt. Die Perigonblätter 
sind dick, wie aus Wachs geformt, dunkel- oder orangegelb und braun punktiert, 
äusserst robust. Wir haben hier nicht weniger als 1000 blühbare Zwiebeln, die in 
‚wenigen Tagen in voller Blüte sein werden. Da L. Hansoni sehr früh treibt, so 
‘ist Schutz gegen späte Nachtfröste im April und Mai sehr notwendig, denn ein 
starker Frost schadet leicht den Knospen und dem Blütenflor. Dieses Jahr, bei 
einem solchen ausnahmsweise milden, frestfreien Frühling war ein solcher Schutz 
natürlich nicht notwendig. 

Primula prolifera (eine gelbblühende P. japonica) mit gelben, pyramiden- 
förmigen, quirlständigen Blüten, vollständig winterhart. 

P. Rusbyi, ebenfalls sehr schöne Art, erst vor einigen Jahren aus Kolorado 
eingeführt, mit schönen wohlriechenden Blüten oder purpurroten Blättern. 

P. suffrutescens, schöne Art mit Blüten, die lebhaft an P. rosea erinnern. 


P. Reidi, mit schönen wohlriechenden, reinweissen Blüten, verlangt Kalthaus 
während des Winters. 


G. Reuthe: Neuere und ältere empfehlenswerte Pflanzen, Mitte Juni in Blüte. 407 


Von Iris sind jetzt die schönen Abarten von Iris variegata, aphylla, amoena, 
squalens, germanica u. s. w. in Blüte und kann unsere Kollektion wohl als die schönste 


-der Welt gelten. 


I. hexagona, mit schöner, dunkelblauer Blüte, blüht äusserst selten, verlangt 


etwas Schutz im Winter. 
Von Heuchera sanguinea, die erst in ı88ı von THOMAS S. WARE in den 


Handel gegeben wurde, blühen jetzt hier Tausende von Pflanzen; sie ist die schönste 
dieser Gattung und die einzige, die blumistischen Wert hat. Für mich würde es 
von grossem Interesse sein, zu erfahren, ob sie winterhart im norddeutschen Klima 
ist. Herr Inspektor PERRING, der ja auch Pflanzen davon erhielt, könnte dies wohl 


leicht beantworten. 


Eremurus robustus, blüht hier äusserst schön, : leider haben die schweren 
Gewitterstürme der letzten Zeit auch dieser schönen Staude grossen Schaden zu- 


gefügt. 


E. Kaufmanniana und E. turkestania, die auch ın Blüte sind, sind nicht 


schön zu nennen und nur von botaniıschem Werte. 
Tagen in voller Blüte sein. 


E. Bungei wird in wenigen 


Bomarea oculata, die einzige Art dieser schönen Gattung, die als winter- 
Die schönen purpurroten Blütendolden erscheinen 
Noch darf ich nicht die schönste aller Cypripedien des freien 


hart bezeichnet werden kann. 


in grosser Menge. 
Landes 


Cypripedium spectabilis unerwähnt lassen, mit weissen Sepalen und Petalen 


und hell- oder dunkelrosa Labellum. 


Die Gebühren für die Erteilung von Unverdächtigkeitsbescheinigungen 
von Seite der Sachverständigen 


im Sinne des Artikels 3 der Reblauskonvention betreffend. 


Auf Grund einer Beschwerde seitens eines Mitgliedes des Verbands der 
Handelsgärtner Deutschlands darüber, dass demselben für die Unverdächtigkeits- 
bescheinigung seiner Gärtnerei zum Zwecke des Versands von Pflanzen nach dem 
Auslande durch den Sachverständigen seines Kreises 


für 4malige Untersuchung im Jahre 1884 


» 


8 


8 
8 
8 


» 


1885 
1386 
1887 
1888 


Summa 


ıo Mk. 
20 » 
20 
2O) 
zo» 
go Mk. 


berechnet wurde, während eine jährliche 8malige Untersuchung keineswegs im 
‘Verhältnis zu der Unverdächtigkeit des Geschäftes stand, weil überhaupt keine 
Weinstöcke vorhanden waren, wandte sich der Vorstand des Verbandes am 9. März 
13839 an das Reichskanzleramt zu Berlin und bat um Abstellung, eventuell authen- 
tischen Nachweis der Berechtigung derartiger, von der Willkür des Sachverständigen 
ausgegangenen jährlich &maligen Untersuchungen und der dadurch erwachsenden 
hohen Kosten. Hierauf wurde dem Vorstand des Verbandes am ı8. Juni ein 
Antwortschreiben zuteil, dessen Inhalt wir im Interesse der Sache hiermit zur 


Kenntnis bringen: 


408 - Die Gebühren für die Erteilung von Unverdächtigkeitsbescheinigungen etc. 
Berlin, den 17. Juni 1889. 

Dem Vorstande des Verbandes der Handelsgärtner Deutschlands erwidere ich 
auf die gefällige Vorstellung vom 9. März d. J. unter Rückgabe der Anlagen erge- 
benst, dass es bei der Verschiedenheit der örtlichen Verhältnisse nicht angängig 
erscheint, über die höchstzulässige Zahl derjenigen Untersuchungen, welche die 
Erteilung von Unverdächtigkeitsbescheinigungen im Sinne des Art. 3 der Reblaus- 
konvention bezw. die Aufnahme einer Gartenbauanlage in das nach Art. 9 Ziffer 6 
der Konvention aufzustellende Verzeichnis bezwecken, oder über die Höhe der 
Untersuchungskosten und die Verpflichtung zur Erstattung derselben generelle An- 
ordnungen herbeizuführen. Ich bemerke jedoch hierbei, dass das Verhalten des 
betr. Sachverständigen L. zu W., welcher eine mit Weinbau nicht befasste Gärtnerei 
mehrere Jahre hindurch alljährlich einer Smaligen Untersuchung unterzogen hat, 
seitens der Königlich preussischen Regierung einer mir zugegangenen 
Mitteilung zufolge nicht gebilligt wird. Übrigens hat der betr. Sach- 
verständige L. seine Liquidation für die Jahre 1884/88 inzwischen von go Mk. auf 
36 Mk. ermässigt und mit dem betr. Gärtnereibesitzer H. für die Zukunft eine ein- 
malige Untersuchung alljährlich gegen eine, von letzterem zahlbare Vergütung von 
5 Mk. vereinbart. 

Der Staatssekretär des Innern. 


In Vertretung: 
Eck. 
(Handelsblatt f. d. Dtsch. Gartenbau.) 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc. 

Impatiens ‚Rodigasi. seitswendigen Blüten. Die Blüten sitzen 
Die in der Illustration Horticole be- | dicht gedrängt an der gleichfalls schön 
schriebene und abgebildete neue Impa- | gefärbten Spindel. Das Perigon ist fast 
tiens Rodigasi ist nach GUMBLEDON die | 3.c,n lang, die einzelnen Blätter desselben 
längstbekannte J. flaccıda. Bot. Mag. | sind schmal lanzettlich und bilden eine 
25276: (Gard. Chron.) aufrechte Röhre. Staubfäden und Griffel 
AI EN treten weit aus der Röhre heraus (etwa. 
1,5 cm) und geben bei ihrer dichten 
ı Stellung ebenfalls dem ganzen Blüten- 

ı stande ein herrliches Aussehen. 
Hierzu Abbildung 69. Die Pflanze stammt aus Neu-Seeland 
Diese seltsame und schöne Liliacee, | und wurde, nachdem sie in der Kultur 
schreibt Dr. MASTERS in Gard. Chron. | verloren gegangen, durch den verstor- 
vom 6. Juli 1878, wo eine vortreffliche, | benen JoHn GouLD VEITCH wieder ein- 
eine ganze Seite einnehmende Abbildung | geführt. Sie erhielt ein Zeugnis ı. Klasse 
gegeben, hat die Tracht einer Iris, mit | von der Königl. Gartenbau-Gesellschaft 
einem. dicken Wurzelstock und einem | und ein Verdienstzeugnis von der Bo- 

Büschel scheidenförmig umfassender, | tanischen Gesellschaft. 

schwertförmiger Blätter, aus deren Mitte Gegenwärtig wird die Pflanze in dem 
ein grosser Blütenstiel entspringt, der kürzlich erschienenen Katalog der rühm- 
unten einige wenige zerstreute Deck- | lichst bekannten Firma James VEITCH 
blätter trägt und im oberen Teile eine & Sons zu Chelsea, London, unter den 
Traube von glänzend karminroten, ein- | Neuheiten angeboten und dürfte sie sich 


Xeronema Moorei. Brongn. et Gris. 
(Vergl. Gartenfl. .1878 S. 349.) 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen. 4099 


für Liebhaber sehr empfehlen. Wir ver- 
danken unsere Abbildung der genannten 
Firma. 


wir nächstens abbilden werden und die 
63 Mk. kostet. 


Der Preis ist zwar 2ı Mk. per Stück, 
aber das ist niedrig gegen eine Amaryllis- 
Sorte »Finette« von VEITCH &Sons, welche 

Gartenflora 1889, 


Neue und empfehlenswerte Lilien. 
Lilium maritimum Kell. Zwiebel 
thizomartig, meist verzweigt; Schuppen 


N © 


Xeronema Moorei. Blumen glänzend karminrot, 


Abbildung 69. 


410 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen. 


kreisföormig oder oval; Blätter lanzett- 
förmig, dunkelgrün, dick und fleischig, 
8—1ıo cm lang und ı oder 2 cm breit, 
meist quirlständig; Stengel 0,60 bis ı 
hoch. Blumenkronen mehrere, glocken- 
förmig, horizontal, Blumenblätter 2 bis 
3 cm lang, lanzettlich, wenig .oder gar 
nicht zurückgebogen, dunkelblutrot, am 
untern Ende dunkelgelb, mit schwarzen 
Punkten. Antheren gelb. Stigma grün- 
lich. Nach Kerrocss Beschreibung ist 
die Zwiebel kegelförmig und steht die 
Pflanze dem L. Columbianum und L. 
Humboldti nahe. Diese unrichtige Be- 
schreibung hat sich infolge der Selten- 


ı Martagon am nächsten verwandt. 


und ist in Form der Blume unserem L. 
Die 
Blume ist von eigentümlicher Schönheit; 


ı sie ist dunkelgelb oder hellorange mit 


braunen Punkten, die Blumenblätter sind 
abgerundet und sehr dick, fast wie aus 
Wachs geformt. Sie vermehrt sich un- 
gemein leicht durch Seitenzwiebeln und 


wächst sehr schnell. Infolge des milden 


heit der Pflanze, die bis vor einigen 


Jahren nur in getrockneten Exemplaren 
bekannt war, auch in eines der ersten 
Werke über Lilien eingeschlichen. In 
Wirklichkeit ist sie viel näher mit L. 


parvum verwandt. — L. maritimum ist | 


noch wenig in Europa verbreitet, sie ist 
eine der schönsten kalifornischen Lilien 
für das freie Land und gedeiht am besten 


in leichter Erde an halbschattigem 
Standort. 
L. pardalinum pumilum  hort. 


Ware (L. pardalinum x L. parvum). Sehr 
schöne, reich- und frühblühende Abart, 
die sich von dem ebenfalls sehr schönen 
L. parvum nur durch die grösseren, 
nickenden Blüten unterscheidet, während 
L. parvum kleine aufrechte, trichter- 
förmige Blüten trägt, die aber auch wie 
bei L. pardalinum pumilum zurückgebo- 
gene Segmente zeigen. Von L. parda- 
linum unterscheidet sie sich erstens durch 
die Zwiebel, die der von L. parvum 
gleicht, ferner durch die kurzen, meist 


ı karminroten Blütenähren - ist 


in doppelten Quirlen stehenden Blätter 


und die kleineren, viel früher erscheinen- 
den Blumen. Ist von dem berühmten 
Zwiebelzüchter TH. S. WARE, Tottenham, 
London, zuerst in den Handel gegeben 
ünd wird bis jetzt ausschliesslich nur von 
ihm angeboten. 

L. Hansoni. Obwohl dies eine der 
älteren Lilien, kann ich doch nicht unter- 
lassen, einige Worte über diese schöne 
Species zu sagen. Sie stammt aus Japan 


Frühlings, da wir gänzlich frei von Spät- 
frösten waren, die meist dem sehr früh 
wachsenden L. Hansonı trotz aller Vor- 
sicht schaden, standen mit Ausnahme 
von einer oder zwei Pflanzen alle unsere 
Zwiebeln seit 3—4 Wochen in Tausenden 
von Exemplaren in voller Blüte, ein An- 
blick, den man selten vergisst. L.Hansoni 
wächst in jeder Bodenart. 
G. REUTHE, London. 


Polygonum orientale fol. var. 
ist eine der schönsten panachiertblättrigen 
Pflanzen, welche mir bekannt ist. Be- 
kanntlıch ist P. orientale annuell, stammt 
aus Asien und auch wohl Amerika und 
selbst Neu-Holland und nicht einfach aus 
dem Orient, wie der Speciesname an- 
deutet und wie man vielfach liest; sie 


| ıst eine mehrere Meter hoch werdende, 


höchst malerische Species, deren Kultur, 
wie es scheint, neuerdings etwas vernach- 
lässigt wird. Durch diese prächtige 
Form hoffe ich, dieselbe wieder etwas 
mehr in Erinnerung bringen zu können 
und eine angenehme Abwechselung zu 
bieten. 

Polygonum orientale mit weisspana- 
chierten Blättern und rosenroten oder 
in den 
Municipalgärten Roms entstanden und 
als solche interessant, weil sie die erste 
Neuheit im Pflanzenreiche sein dürfte, 
die die junge aufstrebende Metropole des 
Königreichs uns bietet. Sie wird so 
hoch als ihre Stammpflanze, erreicht die- 
selben Dimensionen und verlangt die- 
selbe Kultur. Ihre sehr grossen Blätter 
erreichen eine Länge von 30 cm» und 
eine Breite von ı8—20 cm. Sie sind 
gelblichweiss, oder rein weiss gefleckt, 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen. — Alphabetisches Verzeichnis neuer Pflanzen. 


AII 


geflammt und gestrichelt; manchmal ist 
die Hälfte des Blattes ganz weiss. Sie 
halten sich vollkommen trotz ihrer Zart- 
heit in der glühenden Sonne und ver- 
sengen nicht, bekommen auch keinerlei 
Flecke. Die Pflanze blüht dazu den 
langen Sommer ununterbrochen und ist 
somit eine Gruppen- und Dekorations- 
pflanze allerersten Ranges. Will man sie 
sehr schön haben und lange vollbelaubt 
erhalten, so gebe man ihr reichlichWasser. 
Ja, obwohl sie in jeder Lage und in 
jedem Erdreich gut fortkommt, sollte 
man sie doch nur in der Nähe des 
Wassers pflanzen und gruppieren, wo sie 
nicht allein viel schöner wird, sondern 
sich auch prächtig ausnimmt. Es schadet 
ihr nicht, wenn sie zur heissen Jahres- 


zeit ihren Fuss im Wasser badet. Ganz 
jung und bei kalter Witterung ist sie 
natürlich gegen zu viel Nässe empfind- 
lich. 
Ihre Samen keimen leicht bei genü- 
gender Feuchtigkeit und die jungen 
Pflanzen wachsen ebenso schnell heran 
als diejenigen der grünen Pflanze. Sie 
ist in keiner Hinsicht schwächlich und 
trotz ihrer Blutarmut kraftvollund blühend. 
Ihre Samen kommen seitens unserer 
Firma im August 1839 in den Handel. 
C. SPRENGER, 
Mitinhaber der Firma DAammann & .Co., 
San Giovanni a Teduccio bei Neapel. 
Bemerkung der Red. Hr. SPRENGER 
übersandte uns freundlichst einige Blätter, 
die sehr schön gezeichnet sind. 


Alphabetisches Verzeichnis sämtlicher im Monat Mai 1889 beschriebenen neuen 
oder abgebildeten älteren Pflanzen, mit kurzen Beschreibungen. 


(Nachdruck 
Betreffs der benutzten Zeitschriften 
Abutilon vexillarium. J. S. 359 m. A. | 


Acacia platyptera. Ja. S. ıız m. A. | 
Adiantum Capillus-Veneris als Ampel- 


pflanze. G. S. 438 m. A. 

Aechmea miniata discolor. Ja. S. 113 
m. A. 

Aörides Lawrenciae. 6. S. 484 m. T. 


Ampelovitis Davidii. Nordchina. R.S. 204 
IT 

Anemone ranunculoides. @. S. 408 m. T. 

Angraecum Kimballianum hort. Seeg. & 
Bropp- GC. >.552. 

Anoiganthus breviflorus. Amaryllidaceae. 
Süd-Afrika. Blüten gelb. @. C. S. 556 
HE, A: 

Apfel »Charlamowsky«. Hochstammfrucht 
aus dem Garten der Königl. ungar. 
landwirtschaftlichen Akademie zu Ung.- 
Altenburg. Farbige Tafel und Beschrei- 
bung in Fg. S. 113. 

A. »Fays Russet«. P. S. 129. 

A. »Salzburger Rosenstreifling«. Far- 
bige Tafel und Beschreibung in P. 
S. 129. 

A. »Stolls Goldparmäne«. &f. S. 271. 

A. »Wellington« 6. S.442 m. A. Frucht- 
zweig. 

Aralia Sieboldi. Ba. S. 145 m. A. 


| B. »Doppelte Philipps-«. 
BE 


Artocarpus integrifolia. G. S. 455 m. A. 


verboten.) 


und Abkürzungen siehe Seite 54. 


Begonia hybrida »Paul Bryant«. Jr. S. 77 
in. Ar 

Birne »De !’Assomption«. Reifezeit Aug.- 
Sept. M. S. 104 m. A. 

6.0. S. 143. 
»Dr. Jules Guyot«. Reifezeit Ende 

August. M. S. 105 m. A. : 

B. »Le Sectier«. Sehr grosse Winterbirne. 
M. S. 217 mA. 

Blumenkohl »Frühester Como«. Neuheit. 
B-T. S. 149, m. Ar 


Brodiaca Palmeri Wats. 6. F. S. 245 
m. A. 
Calanthe Veitchi. M. S. 116 m. A. 


Calendula suffruticosa Vahl. W. S. 195. 
Carotte »Halblange rote Carentan«. R. 
S. 208 m. A. 

C. »Halblange rote Gu&rande«. R. S. 208 

m.’ A. 


C. »Halblange rote von Nantes«. R. 
3. 208 m. A. 

C. »Lange rote Altringham«. R. S. 208 
m. A. 

C. »Lange rote ohne Herz«. R. S. 208 
m. A, 


Cattleya Mossiae,. M. S. 103 m. A. 
Cineraria hybrida nana grandiflora. Sehr 
grossblumige, regelmassig gebaute und 


30* 


412 


FR. En 


Alphabetisches Verzeichnis neuer Pflanzen. 


regelmässig gezeichnete Varietäten. M. 
S. oo m. T. und A. 


Cissus mexicana. F. S. 140. 
Chrysanthemum indicum »Alpheus 
Hardy«. Einzelnes Blütenköpfchen in | 


nat. Grösse. Ja. S. ı1z m.A. 

Chr. ind. »Leopard«. G. S. 449. 

Chr. ind. »Wm. H. Lincoln«. Neue, sehr 
grossblütige, gelbe Varietät. @.F. S. 197 
m. A. 

Chr. ind. »Medusa«. 6. S. 449. 

Chr. ind. »Nymphaea«. Neue 
riechende Varietät. G@. S. 449. 

Chr. ind. »Stanstead Surprises. Neuheit. 
Blütenköpfe 25 cm» Durchmesser. 
S. 146. 

Chr. lacustre. @. C. S. 584 m. A. 

Chr. maximum. @.C. S. 584 m.A. 

Chr. uliginosum. Blüte weiss, gross. 6. C. 
S. 660 m. A. 

Cissus mexicana. F. S. 140. 

Coelogyne cristata. M.&. S. 141. 

Cordia Greggii Torr. var. Palmeri Watson. 
Boraginaceae. Kalifornien. Schöner, 
kleinblätteriger Strauch mit zahlreichen 
grossen, weissen, wohlriechenden 
Blüten. @. F. S. 233 m. A. 

Cydonia sinensis. R. S. 228 m. T. 

Cymbidium Devonianum. J. S.4oı m.A. 

Cypripedium bellatulum. R. S. 201 m. A. 

C. Curtisi. G.C. S. 629 m. A. 

C. Godefroyae var. Mariae. Wohl das 
schönste C. Blüten gross, weiss mit 
zahlreichen purpurnen Flecken. Rv. 
S209. m. 

Cytisus Laburnum. 

Dendrobium nobile. 


wohl- 


Ja. S. ıı8 m. A. 


S. Sonn, A 
Dictamnus Fraxinella @. S. 458 m. T. 
und A. 
DE. var. alba. 0. S.458 m. 
Douglas-Tanne. P.R. S. 321. 


Draba aizoides. Ja. S. 107 m. A. 

Dracaena Goldieana. Ja. S. 119g m. A. 

Edelwein, ein neuer (Cissus mexicana). 
F. S. 140. 

Epiphyllum Makoyanum. 1]. S. 362 m. A. 


E. Russellianum Gaertneri. Rv. S. 114 
mA: 
Funkia Sieboldi. @. S. 466 m. A. 


Gladiolus. Frühe Sorten. J. S. 441 m. A. 
Grevillea robusta. G. S. 463 m. A. 
Hippeastrum reticulatum Herb. &f. S. 223 
mund A. 
Hypericum aureum. 
GER SerS4.m. A. 
Impatiens Jerdoniae Wight. W. S. 186. 
Jubaea spectabilis. Gutes, grosses Habitus- 
pild@s la )S, 101 m. A. 
Krebs an Obstbäumen. J. S. 435 m. A. 
Kürbis »Hubbards Squash«. W. S. 203. 


Sehr grossblumig. 


Ba. | 


Habitusbild. 6. C. | 


ı Lilium longiflorum eximium. 


Laeliıa Digbyana - Mossiae. nov. hybr. 
(= Brassavola Digbyana X Cattleya 
Mossiae). Prächtige, sehr grossblütige 
neue Hybride. @. C. S. 658 m. A. und 
3.8. A21.m. A, 

],aportea moroides. Wedd. Urticaceae. 
Queensland. Früchte rot, maulbeer- 
artig. B.M. T. 7057. 

Lathraea clandestina. &. C. S. 652 m. A. 

Leontodon taraxacum. P.R.S. 335. 

Licuala Veitchi Watson. Palmae. Borneo. 
B.M. Tl. 7053. 

Lilienfeld 

in Blüte auf Bermuda. 6. F. S. 184 
m. A. 

Masdevallia Chelsoni splendens n. hybr. 


(M. amabilis X Veitchiana). @. C. 
S. 619. 
M. Veitchi. Ja. S. 104 m. A. 


Mina lobata Slav. et. Lex. W. S. 194. 
Möhre, »Lange süsse Barletta«. Neuheit. 
B.T. S. 143 m.A. 

Monocharis pardantina Franchet. 
ceae. Hinterindien. R. S. 195. 
Muscari Maweanum hort. Leichtlin. Hell- 
blaue Neuheit. @.C. S. 648. 


Lilia- 


Narcissus bicolor »Empress«. J. S. 378 
m. A. 

N. b. grandis. 1. S. 379 m. A. 

N. b. Haworthi. J. S. 378 m. A. 

N. b. Horsfieldi. J. S. 379 m. A. 

N. »Grand monarque«. Ja. S. 100 m. A. 

N. poäticus. Ja. S. 100 m. A. 

N. Tazetta. Ja. S. 100 m.A. 

Nelumbium speciosum. Ansicht eines 


mit N. s. dichtbestandenen Teiches ın 
New-Jersey. @. F. S. 173 m. A. 
Nouelia insignis. Mutisiaceae. 
indien. R. S. 229 m. A. 
Odontoglossum Bleichroederianum J. & 
L. Linden. Blüten gross, fleischfarben 


Hinter- 


mit blutroten Tupfen. L. T. 177. 
O. Pescatorei Lindenianum. Tepalen 
rosa, Petalen weiss, rot punktiert. L. 


a7. 9178: 

O. Rossi Mommianum. Tepalen weiss, 
rotgefleckt. Petalen breiter, weiss, rot- 
gefleckt, Lippe rosa. L. T. 179. 

O. Warocqueanum ]J. &L. Linden. Blüten 
sehr gross, blass schwefelgelb mit ein- 
zelnen grossen, roten Tupfen. L. 
22180: 

Onopordon arabicum. 6. S. 431 m. A. 


Pelargonium »Couronne des Vierges«. 
Neuheit, welche fast das ganze Jah 
blüht. M. S. 97. : 

Peristemon rotundifolius A. Gray. Nord- 
Mexiko. Blüten orange. B.M. T. 7055- 

Peristeria Rossiana Rchb. f. nov. spec. 
Orchideae. B.T. S. 138. 


Alphabetisches Verzeichnis neuer Pflanzen. — Kleinere Mitteilungen. 


413 


Pfirsich »Eueradt«. Sehr grosser gold- 
gelber Pfirsich. Ba S. ı29 m. T. 

Phillyrea VilmorinianaBoiss. Fruchtzweig. 
R. S. 199 m. A. 

Portlandia pterosperma Watson. Rubia- 
ceae. Kalifornien. Schöner 2—1o Fuss 
hoher Strauch mit zahlreichen grossen, 
weissen Blüten. @. F. S. 209 m. A. 

Primula Auricula »Horners Melanie«. |]. 
SSS5T m. N. 

P. cashmeriana (capitata). 

Prunus Laucocerasus var. 
6-6. S: 621. m. A: 

P. L. var. caucasica. &@.C. S. 620 m. A. 

P. L. var. caucasica rotundifolia. &. C. 
S. 620 m. A. 

P. L. var. colchica. 

P. L. var. colchica rotundifolia. 
Ss 627. m: A. 

Pseudotsuga Douglasi. P.R. S. 321. 

Rebensrind. P.R. S. 333. 

Reineclaude von Oullins. Hochstamm- 
frucht aus dem Garten der königl. 
ungar. landwirtschaftlichen Akademie 
zu Ung.-Altenburg. Farbige Tafel in 
Fg. Nr. 10. 

Rhododendron campanulatum Himalaya. 
ISLAT3 mA: 

Rh. Keysi. Himalaya. @. S. 412 m. A. 

Ringelblume, halbstrauchige. W. S. 195. 

Rosa canina L. var. Hetscholdi Zabel. 


D. 6. S. 116. 
angustifolia. 


G@. €. S. 621 m. A. 
@. C. 


Neuheit. 768.5: 241. ° 

R. »Comte Adrien de Germiny« (hybr. 
ze). 3.73% m. T. 

R. »Danmark«. Fo. S. 118. 

R. »Kaiser Wilhelm«, Theerose. M. 6. 
32.137. 

R. »Lusiadas« (Theerose). Neuheit. Jr. 
82.72: 

R. »Marchioness of Lorne« (hybr. perp.). 
Neuheit. Jr. S. 70. 

R. »Moselblümchen«. Fg. S. 119. 

R. »Moselblümchen« (hybr. beng.) Neu- 
Hei = Jr.7S. 69. 

R. »Mutabilis«. (Theerose). Neuheit. Jr. 
3.72: 

R. »Portuense« (hybr. rem.). Neuheit. 
39-72: 

R. »Principe da Beira< (hybr. rem.). Neu- 
Heit- Jr. 5.72: 

R. »Pedro-Costae«. Neuheit. Jr. S. 71. 


| Smilax officinalis. 


R. »Rheingold« (Theerose). Neuheit. Jr. 
S. 69. 

»Sappho« (Theerose). 
Se 70! 
R.»Sappho«, englische’Theerosen-Neuheit. 
M. 6. S. 153. 

»The Queen« (Theerose). 


R. Neuheit. Jr. 


R. Neuheit. 


PR): S. 7% 

R. »White Lady« (hybr. thea). Neuheit. 
in. 527m 

R. »White Perles (Theerose). Neuheit. 
jr. 'S. 77. 

Rübsen-Broccoli (angeblich Brassica Na- 
pus-? W.), »Italienischer Pugliese«. 
Neuheit. B.T. S. 146 m. A. 

| Saccolabium Bellinum. 6. S. 434 m. T. 

S. giganteum Regnieri. R. S. 232. 


Saxifraga Burseriana. Ja. S. 107 m. A. 

S. latepetiolata Willk. et Lange. Spanien. 
B. M. T. 7056. 

Se Malyı- 21284373. m Ar 

S. sarmentosa tricolor superba. Präch- 
tige Neuheit. Blätter in der Mitte grün, 
mit breitem weissen, rosa bis roten 
Rande. Rv. S. 109 m. DT. und. A. 

Schinus molle. Habitusbild aus der Hei- 
mat. BR. S. 224 m. A. 

Seekohl. J. S. 395 m. A. 

Simaruba Tulae Urb. Gf. S. 257 m. T. 

Skimmia Facemanni. G6.C. S. 553 m. A. 

S. fragrans. G. S. 480 m. A. 

S. japonica hort. rn a: 48o m. A. 


T. 7054. 


Solanum pseudo- en nanum. Rv. 
| S, LITE mW AR 
ı Testudinaria elephantipes. Ja. S. 114 
m. A. 
Thalicetrum anemonoides. G. S.408 mT. 


Tilia platyphyllos, vulgaris und ulmifolia. 
G. F. S. 256 und 257. (Blätter und 
Früchte.) 

Tillandsia splendens. Ja. S. ı13 m. A. 

Tritoma caulescens. @. S. 405 m.A. 

Weinstock, Schnitt desselben. P.R. S. 349. 

Wrightia zeylanica. Apocynaceae. Sehr 
dankbar blühender Schlingstrauch für 
das Warmhaus mit grossen weissen 
Blüten. 125.415, mA, 

Yucca angustifolia in Kolorado. 
S. 247. (Vegetations-Skizze.) 

Zizania aquatica L. Gf. S. 262 m. A. 


6. F. 


Kleinere Mitteilungen. 


Tulipa Greigi Rgl., die Königin der Tulpen. 
Im Anfang Mai d. J. sandte mir Herr 
CHR. BERTRAM in Stendal eine Anzahl 
abgeschnittener Blumen dieser schönen 


| Tulpe von seinen direkt aus Turkestan 


importierten Zwiebeln mit nachstehendem 
Begleitschreiben: 
»Nebengehend übersende ich Ihnen 


414 


Kleinere Mitteilungen. 


TR 
rs y, 
xt 
i 


einige Proben von Tulipa Greigi, welche, 
wie ich glaube, im allgemeinen noch 
zu wenig bekannt ist. Ihre leuchtenden 
Farben, sowie der wirklich tadellose Bau 
der Blumen, der sich auch beim vollen 
Aufblühen nicht ändert, da die Perigon- 


blätter dann nicht nach auswärts zurück- | 


schlagen, machen diese Species ohne 
Frage zur »Königin der Tulpen«. 
Meine Absicht war, die Tulpen zur Ver- 
sammlung des Vereins zur Beförderung 
des Gartenbaues zu schicken. Leider 
war es mir nicht möglich, die Blüten 
rechtzeitig einzusenden«. 

Ich kann mich dem Urteile des Herrn 
BERTRAM über die Schönheit der Blüten 
von Tulipa Greigi aus voller Überzeu- 
gung anschliessen. Unter den Blumen 


befanden sich ausser der typischen, leb- | 
haft roten Form, auch solche mit schöner | 


gelber Zeichnung einer mir bisher noch 


unbekannten Varietät; sie alle verdienen 


die weiteste Verbreitung. 

Tulipa Greigi 
ihrem guten Gedeihen einen nahrhaften 
und nicht zu trockenen Boden. In 


trockenem, sandigen Boden gedeiht sie | 
nicht besonders und muss dort tiefer als | 


andere Sorten gepflanzt werden. 
W. PERRING. 


Verfahren, um alte Obstbäume wieder tragfähig 
zu machen. 

Die Obstbäume stehen vielfach in einer 
dichten, bis zum Stamme reichenden 
Grasnarbe. Um nun alte Obstbäume 
wieder tragbar zu machen, empfiehlt die 
»Deutsche allgem. Ztg. f. Landw.« das 
folgende Verfahren. Die Grasnarbe wird, 
soweit die Baumkrone den Boden be- 
schattet, sorgsam losgeschält, die dar- 
unter befindliche Erde sorgfältig, um die 
Haarwurzeln nicht zu beschädigen, 20 cn 


tief ausgehoben und dann eine möglichst | 


dichte Schicht reiner Holzasche ausge- 
streut. Diese wird tüchtig angegossen 
und, um eine innige Verbindung herbei- 
zuführen, wieder mit der ausgehobenen 
Erde bedeckt. Statt der Rasendecke 
kommt eine entsprechende Lage gut ver- 


ı rotteten Düngers darüber, welcher einer- 


seits das Eindringen des Frostes hindert, 
andererseits das Eindringen der Nieder- 
schläge erleichtert und so die Nährstoff- 
bestandteile dem Untergrunde, den Wur- 
zeln zuführt. Vom Stamme und den 
Hauptästen werden die alte Rinde, sowie 
etwa aufsitzende Moose abgekratzt und 
erstere mit einer Mischung von Kalk, 
Lehm und Kuhfladen (auch Blut) etc. 
dick bestrichen. Alle überflüssigen Äste, 
namentlich trockenes Holz, werden aus- 
geschnitten und die Krone tüchtig ge- 
lichtet. Der Erfolg dieser Behandlung 
ist ein wahrhaft überraschender, wenn 
diese Prozedur im Herbst (Ende Sep- 
tember oder anfangs Oktober) vorge- 
nommen wird. So behandelte Bäume 
zeigten im darauffolgenden Jahre ein 
kräftiges Wachstum und brachten reich- 
lich Früchte. 

Will man hohe Erträge weiter erzielen, 


ı so werden im äusseren Umkreise, soweit 
verlangt übrigens zu 


der Baumschatten reicht, grössere Drain- 


| röhren, 4—5 Stück bei jedem Baume, 


aufrecht in den Boden eingelassen und 
durch dieselben verdünnte Jauche oder 
verdünnter Abtrittsdünger eingegossen. 


' Reichliche Ernten lohnen nach der an- 
ı geführten Zeitung die geringen Kosten 


dieses erprobten Verfahrens. E.M. 


Ausfall der Blumenzwiebel-Ernte in Haarlem. 


Aus Haarlem meldet man uns, dass 
die Ernte der Hyacinthen und einiger 
anderer Zwiebelgewächse nur eine mittel- 
mässige ist, was der sehr warmen Witte- 


| rung während der Periode des Wachsens 


zugeschrieben wird, da namentlich einige 
Tage eine aussergewöhnliche und sehr 
grosse Hitze eintrat. Die Zwiebeln der 
Hyacinthen sind in vielen Fällen kleiner 
als gewöhnllich, indessen erwartet man, 
dass dieselben schöne Blumen hervor- 
bringen werden und namentlich auch 
besser zum Frühtreiben geeignet sein 
werden, als die Zwiebeln des vorigen 
Jahres sich zeigten. 


Kleinere Mitteilungen. 


415 


Der Obstbau im Bezirk des Provinzial-Land- 
wirtschafts- Vereins Bremervörde). 

Mit Genugthuung ist zu konstatieren, 
dass in dem Regierungsbezirk Stade 
durch die in den Vereins-Versammlungen 
stattgefundenen Verhandlungen über Obst- 
bau, durch die vielfachen Hinweisungen 
auf denselben in der Vereinszeitung und 
durch die verschiedenen Obstbau-Kurse, 
die an der Ackerbauschule Bremervörde 
abgehalten sind, das Interesse für diesen 
Zweig der Bodenbenutzung geweckt ist. 
Wenn auch die Obstbaumpflanzungen 
nach Umfang und Güte viel zu wünschen 
übrig lassen, so ist doch nach beiden 
Richtungen hin die Bahn zum Besseren 
bereits betreten. Ein günstiger Einfluss 
wird von den Obstbau-Kursen für Volks- 
schullehrer erwartet. 

Mit dem im November 1887 in Han- 
nover aufgestellten Verzeichnis der für 
die Elb- und Weser-Marschen empfehlens- 
werten Obstsorten**) ist man im Alten- 
lande bei weitem nicht einverstanden. 
Man stützt sich dabei auf sehr umfang- 
reiche Versuche, die mit gewissen em- 
pfohlenen Obstsorten bereits im Alten- 
lande gemacht sind. — Abgesehen vom 
Altenlande werden die Bäume selten 
oder nie gedüngt. Es wird weder die 
Rinde des Stammes von Moos und 
Flechten rein, noch die Krone licht ge- 
halten. Es fehlt vor allem Sachkenntnis. 
Sortenkenntnis ist fast gar nicht vorhan- 
den; so werden den Äpfeln und Birnen 
oft die wunderlichsten Namen gegeben. 
Zu wünschen ist, dass die Lokalsorten, 
welche sich im Altenlande zum Teil lange 
bewährt haben, bestimmt und plastisch 
nachgebildet würden. 

In der dritten Meile des Altenlandes 
wird viel Meerrettig gebaut, jedoch wer- 
den diese Kulturen neuerdings durch den 
weniger Arbeit erfordernden Obstbau 
immer mehr eingeschränkt. 


*”) Nach dem Jahresbericht der Königlichen 
Landwirtschafts- Gesellschaft zu Celle, Central- 
Verein für die 
Jahr 1888. 

*#) Gartenflora 1888 Seite 114. 


Provinz Hannover für das 


| handeins 


‚ von wirklich 


Das im genannten Regierungsbezirk 
geerntete Obst wird zum allergrössten 
Teil grün (frisch) verwertet und zwar — 
abgesehen vom Altenlande und einem 
Teil der Kreise Kehdingen und Achim 
— ın den eigenen Wirtschaften selbst. 
In den genannten Bezirken wird das 
Obst in grösserer Menge nach Hamburg 
und Bremen resp. Bremerhafen und weiter 
ıns Ausland verschafft, doch bedürfen 
Verpackung, Transport und Art des Ver- 
dringend der Verbesserung. 
Vom Kreise Jork sind 300 Mk. als Preis 
für die beste Schrift darüber, wie das 
Altenländer Obst am besten auf fremden 
Märkten verwertet wird, ausgesetzt. 

Die Obstweinbereitung findet zwar 
immer mehr Anklang, jedoch wird für 
den Verkauf kaum Obstwein hergestellt. 
Im Altenlande haben sich mehrere Obst- 
hofbesitzer komplette Einrichtungen zum 
Vermosten des Obstes angeschafft. Der 
Verkauf des Obstes in unverarbeitetem 
Zustande ist dagegen bislang immer noch 
am rentabelsten gewesen. 

Auch im Hauptvereinsbezirke Osna- 
brück hat man in den letzten Jahren von 
allen Seiten auf die Förderung des Obst- 
baues den grössten Nachdruck gelegt, 
und ist in diesem Kulturzweige in 
manchen Gegenden auch ein bemerkens- 
werter und erfreulicher Fortschritt zu 
verzeichnen. Die einzelnen Zweigvereine 
haben es sich angelegen sein lassen, das 
Verständnis für Obstkultur in ihren Be- 
zirken zu heben, besonders auch durch 
gemeinsamen Bezug von guten Pflanzen 
für die Ausdehnung des Obstbaues Sorge 
getragen. Allerdings ist der Fortschritt 
ein langsamer, wie das ja in der Natur 
der Sache liegt. 

In dem Bezirk des Hauptvereins für 
Meppen, Bentheim und Lingen ist seit 
Jahren durch die landwirtschaftlichen 
Vereine auf die Hebung der Obstkultur 
durch belehrende Vorträge, durch An- 
kauf von Obstbäumen, durch Ausbildung 
von Baumwärtern etc. hingewirkt worden. 
Trotzdem ist der Obstbau immerhin noch 
geringer Bedeutung. In 


416 


Kleinere Mitteilungen. 


etwas drastischer Form schildert der 
Verein Neuenhaus den Stand der dorti- 
gen Obstzucht: »Die Obstbäume stehen 
vielfach, wie Grossvater sie gepflanzt hat. 
Pflanzt jemand einen Obstbaum, so ge- 
schieht solches auf das Geratewohl; die 
Namen der Obstsorten sind ihm nicht 


bekannt, er muss sich auf den Händler | 
und dass dann leicht eine 


verlassen, 
Täuschung eintreten kann, liegt auf der 
Hand. Ferner weiss man das Obst hier 
nicht zu verwerten, und will es auch 
nicht verwerten. Ein Bauer, der in guten 
Verhältnissen lebt, würde es fast für eine 
Schande rechnen, Obst zu verkaufen. 
Von Pflege und Schnitt der Bäume ist 
keine Rede. Überhaupt ist bei dem 
Bauernstande die Überzeugung sehr tief 
eingewurzelt, dass ein ordentlicher Bauer 
sich um Obstbau nicht kümmern dürfe.« 
E. M. 


Über die Herstellung von Apfelwein aus 
Dörrobst 
äussert sich der Bericht der Königlichen 
Lehranstalt für Obst- und Weinbau zu 
Geisenheim für das Jahr 1887/88 fol- 
gendermassen: In denjenigen Gegenden, 
in welchen die Apfelweinbereitung in 
grösserem Massstabe betrieben wird, 
macht sıch dann, wenn mehrere un- 
günstige Obsternten einander folgen, ein 
ausserordentlicher Mangel an diesem 


Volksgetränk fühlbar, dem man zum Teil 
dadurch abzuhelfen sucht, dass man das | 
‚ vielmehr das Streben bei der Obstwein- 
ı bereitung darauf gerichtet sein, durch 


zur Weinbereitung nötige Obst teilweise 
zu sehr hohen Preisen importiert. Schon 
wiederholt ist die Frage aufgeworfen 
worden, ob es nicht anginge, in solchen 


Jahren dem Bedarf durch Herstellung | 
| haltbare Obstweine zu erzielen, die nicht 


von Apfelwein aus Dörrobst zu genügen. 
Neuerdings ist die Aufmerksamkeit der 
beteiligten Kreise auf diesen Gegenstand 
dadurch gelenkt worden, dass in Frank- 
reich die Herstellung von Apfelwein aus 
Dörrobst nach glaubhaften Berichten in 
sehr bedeutendem Umfange betrieben 
wird. Ein Versuch sollte lehren, ob auch 
unter unseren Verhältnissen eine solche 
Darstellung möglich und lohnend sei. Es 


| Verwendung 


hat sich dabei ergeben, dass man aller- 
dings bei geeigneter Behandlung aus 
Dörrobst ein weinähnliches Getränk er- 
zielen kann. Unmittelbar nach der 
Gärung und so lange es noch Kohlen- 
säure enthielt, erwies sich dasselbe als 
ein mittelmässiges, aber immerhin trink- 
bares Produkt von angenehm säuerlichem 
Geschmack, dem freilich der eigentüm- 
liche Fruchtgeschmack guter Apfelweine 
vollkommen fehlte, da das Aroma der 
Früchte beim Dörren natürlich verloren 
geht. Nach längerer Lagerung hatte es 
an Qualität sehr verloren, da sich jetzt 
in ausgesprochener Weise ein Geruch 
nach gekochten Äpfeln und ein sehr 


ı unangenehmer Holzgeschmack geltend 


machten, die das Getränk zum direkten 
Konsum untauglich erscheinen liessen. 
Es würde dasselbe höchstens verschnitten 
mit anderen Obstweinen verwertbar ge- 
wesen sein. 

Es kann daher dem gedachten Ver- 
fahren eine nationalökonomische Bedeu- 
tung bei uns nicht zugesprochen werden. 
Selbst dann, wenn es gelänge, was nach 
sonstigen Erfahrungen sehr unwahrschein- 
lich ist, vielleicht durch sorgfältige Aus- 


ı wahl des Obstes und zweckmässigeres 
| Verfahren bei der Darstellung eine bessere 


Qualität zu erzielen, so würde doch ein 
solches Produkt bei dem heutigen Preis 
des besseren Dörrobstes sich bei uns so 
teuer stellen, dass es als Volksgetränk 
niemals Eingang finden würde. Es muss 


möglichst vollkommene und rationelle 
des grossen Obstüber- 
schusses guter Jahre in grossen Mengen 


gleich im ersten Jahre weggetrunken 
werden müssen, sondern wenn es nötig 


ist, eine mehrjährige Lagerung vertragen. 
E.’ME 


Chinesische Kulturmethode der Tazetten. 

BURBIDGE beschreibt ın Gard. Chron. 
eine chinesische Kulturmethode der Ta- 
zetten. Die Zwiebeln werden in eine 


Kleinere Mitteilungen. 


417 


Schale mit Wasser gelegt und mit Steinen 
bedeckt, damit sie nicht schwimmen. 
Das Wasser muss alle 24 Stunden er- 
neuert werden. Die Pflanzen sollen so 
sehr üppig gedeihen. (DE=D.) 


Luculia gratissima 
wird von The Amer. Gard. für Camellien- 
häuser empfohlen. In den freien Grund 
ausgepflanzt, wächst diese Art schnell zu 
einem ansehnlichen Strauche heran und 
bildet mit ihren Büscheln stark duftender 
rosenroter Blüten einen herrlichen Kon- 
trast zu den dunkellaubigen Camellien. 
(Dr. D.) 


Wink für Landschaftsgärtner. 

The American Garden macht darauf 
aufmerksam, wie wichtig es ist, blühen- 
den Pflanzen einen wirkungsvollen Hinter- 
grund zu geben. Als Beispiel wird der 
verschiedene Effekt genannt, den weisse 
Lilien vor einer mit Epheu bepflanzten 
Wand und vor einer kahlen Mauer 
machen. Dieser Wink kann den Herren 
Landschaftsgärtnern nicht genug em- 
pfohlen werden. (Dr. D.) 


Gartenbau in Nordwestafrika. 
(Auszug aus einem Briefe.) 


Verehrter Herr Professor! 


Darf ich Sie an einen Apriltag des. 


vorigen Jahres erinnern — an dem ich 


so dreist war, mich Ihnen vor meiner | 


Abreise nach Nordwest-Afrika vorzu- 
stellen — Sie mit einigen Nachfragen 
belästigend. Sie waren so gefällig, mir 
Karten mitzugeben — und einige Gärtner- 
namen zu nennen. Die langjährige Be- 
ziehung zu Ihnen, als Abonnentin der 
Berliner Gartenflora, ermutigt mich 
zur folgenden Mitteilung und zur Beilage 
einiger trockenen Blumen, welche Sie 
interessieren könnten. 

Meine Reise war ungestört, schön und 
genussreich — ein sechswöchentlicher 


Aufenthalt mit Streifzügen in den Pro- | 
vinzen Konstantine, Algier und Oran — 


unter den Vorzügen vollkommener Sicher- 


heit — und der Vegetationsfrische des | 


sonnenstrahlendsten Blütenfrühlings. Die 
bezeichneten Gärtner lebten zum Teil 
nicht mehr oder hatten ıhre Plätze ver- 
lassen. In Biskra — der bezaubernden 


ı Oase am Rande der Sahara — mit dem 


unvergleichlichen Reichtum viel hundert- 
jähriger Palmen, ist der Garten »Zandon« 
sehr bemerkenswert. Unter der Gunst 
jener Zone eine verfeinerte, geschmack- 
vollste Pariser Gartenpflege. Der Jardin 
d’Essai ist gewiss grossartig in der 
Anlage dicht am Meere in Algier — und 
besitzt ein bewunderungswürdiges Inven- 
tarıum alter Prachtbäume, ist aber in 
letzter Zeit mehr eine Handels-Palmbaum- 
schule geworden und weniger schön ge- 
pflegt. Indessen ist die Rasenfülle — 
überraschende Üppigkeit seltener Schling- 
pflanzen in glühenden Blütenfarben bis 
in die höchsten Baumgipfel und ganze 
Stände von leuchtend blühendem Gera- 


nıum — sehr schön. 
Jeder Tag — namentlich in freien 
Naturanschauungen — war mir ein Fest. 


Für Anpflanzungen und fortschreitende 
Bodenkultur haben die Franzosen ein 
überaus grosses Verdienst. Jede Stadt, 
jedes Dorf hat Baumschulen. Alleen 
überall — Eucalyptus, weissblühende 
Akazien und mir leider unbekannte Bäume 
auch. Der Weinbau ist in einem solchen 
Massstabe entwickelt, dassbald das Mutter- 
land Frankreich an Quantität übertroffen 
werden könnte. Und durch Orangen und 
Mandarinenanlagen fährt man sogar mit 
der Eisenbahn stundenlang. Und 
alles, wie auch der Feldbau an Gerste 
— immer noch ungedüngt! Welch 
reicher Boden! 

Nur Dürre — und in der Provinz Con- 
stantine Heuschrecken werden schaden- 
bringend — sonst ist alles ein grosser 
Segen. Ich hatte bis Ende Mai eine 


ı ziemlich .gleichmässige Temperatur von 


ı9°R. im Schatten — nie eine schwüle 
— nur eine wohlthuende Luft. 
Hochachtungsvoll empfiehlt sich 
F. Baronın 'TIESENHAUSSEN. 
Inzeem-Quellenhof Livland. 


418 


Tecophilaea ceyanocrocus Leichtlinii. 
Verehrter Herr! 

Erlauben Sie mir, einige Irrtümer 
richtig zu stellen, welche Ihrem Korre- 
spondenten G. R. Seite 359 untergelaufen 
sind. 


, wünschen übrig liessen. 


Nicht Tecophilaea cyanocrocus Leicht- 


linii, sondern die Forma typica ist die- 
jenige mit tief dunkelblauem Kelch. 
T. ce. Leichtlinii ist die grösser blühende, 
weisskelchige Form. 

Die Pflanze kommt überhaupt nicht 
auf dem Festlande von Chile vor, also 
können an den Anden auch nicht ganze 
Abhänge von den Blüten wie blau ge- 
färbt erscheinen; T. ist auf der Insel 
Juan Fernandez im Stillen Ozean zu 
Hause und die zeitweise blaue Färbung 


der Hänge in den Cordilleras dürfte | 
wohl von einer nahen Verwandten der | 


Tecophilaea herrühren, nämlich von Cum- 
mingiatrimaculata und der kleineren Form 
C. campanulata. 

Max LEICHTLIn, Baden-Baden. 


erwähnt, dass T. cyanocrocus im Jahre 
1869 lebend nach Europa kam und 1873 
erstmals in meinem Garten in Baden- 
Baden blühte, während die angebliche 
gleiche Art, welche bei den Herren 
HAAGE & SCHMIDT 1871 blühte und 1872 
in der Gartenflora abgebildet wurde, 
wahrscheinlich die Blüte von Tecophilaea 
violaeflora Brotero war. 


Victoria regia im Botanischen Garten zu 
Poppelsdorf bei Bonn. 

Im Botanischen Garten zu Poppelsdorf 
bei Bonn entfaltete die Victoria regia bei 
kräftiger Enwickelung ihre erste Blume 
am 14. Juli, ein Fall, der sonst selten 
vorzukommen pflegt und dem tropischen, 
sonnenreichen Sommer zugeschrieben 
werden muss. Letzterem Umstande ver- 
danken wir auch eine besonders üppige 
Entwickelung aller 
Pflanzen, wıe z. B. der zärtlicheren Cucur- 
bitaceen. 

Manche Topfgewächse setzen ausnahms- 
weise reichlich Samen an, überhaupt wird 


dieser Sommer den Samenzüchtern be- 
sonders günstig sein und sie werden 
hoffentlich von vielen zärtlichen Pflanzen 
wieder einmal normale Ernten erzielen, 
die in den letzten Jahren teils viel zu 
L. BEISSNER. 
Verbesserung an Rasenmähemaschinen. 

Im Park des Herrn Geh. Kommerzien- 


ı rat VEIT zu Steglitz sahen die technischen 


Ausschüsse des V. z. B. d.G. eine zweck- 
mässige Verbesserung an Rasenmähe- 
maschinen, die Hr. OÖbergärtner SCHREIBER 
daselbst erfunden. Es ist nämlich ein 
aus leichter Drahtgaze gefertigter flacher 
Korb hinter der Maschine befestigt, so 
dass alles Gras in diesem aufgesammelt 
und ein nachträgliches Fegen des Rasens 
vollständig überflüssig wird. 

Der Korb, in Form eines Muldbrettes 
oder einer Schaufel, hängt hinten am 
Stiel der Maschine mit einem Draht, 
seitlich ist er auf den beiden Schrauben 


ı befestigt. 
Nachschrift: Geschichtlich sei noch | 


wärmebedürftigen | 


| 
| 


Schiechtes Wetter in Oberitalien. 

Hätten wir doch auch nur einen solch 
hübschen Mai gehabt, wie von Deutsch- 
land in der letzten Nummer der Garten- 
flora berichtet wird. Aber immer und 
immer Regen, und ist dadurch eine sehr 
geringe Ernte in Nadel- und Laubholz- 
Samen unvermeidlich geworden. 

H. BREDEMEIER ın Pallanza. 


Das Grabmal H. C. Ecksteins, des ersten Hof- 


gärtners am Neuen Palais bei Potsdam. 

Man, ‚schreibt der V.>-Z2 7Augsdem 
Kirchhofe des Dorfes Eiche hinter 
dem Neuen Palais bei Potsdam steht 
ein altes Grabdenkmal, unter dem der 
erste der am Neuen Palais angestellt 
gewesenen Hofgärtner ruht. Dasselbe 
zeigt das künstlerisch aufgefasste Brust- 
bild des Verewigten aus weissem Marmor 
in Medaillonform, von zwei Sphinxen ge- 
halten und von Blumen und Guirlanden 
umgeben. Eine in das Postament ein- 
gelassene Tafel enthält folgende Inschrift: 
Herr HEINRICH CHRISTIAN ECKSTEIN, ge- 


Kleinere Mitteilungen. — Litteratur. 


419 


boren zu Nordsteimke im Braunschwei- 
gischen den 28. März 1719, gestorben 
den 30. November 1796, nachdem er 
mit seiner würdigenGattin F. C. S. KörkE 
23 Jahre sehr glücklich gelebt. FRIEDRICH 
der Einzige berief ihn 1765 als Hof- 
gärtner beim Neuen Palais, wo er einen 
Sumpf in eine blühende Aue umschuf. 
Gottesfurcht, Treue im Beruf und weiser 
Lebensgenuss zeichneten denSeligen aus! 


Erweiterung des Postanweisungsverkehrs mit 
den Vereinigten Staaten von Amerika. 
Der Meistbetrag der Postanweisun- 
gen aus Deutschland nach den Ver- 
einigten Staaten von Amerika wird 
von jetzt ab von 50 auf ıoo Dollars er- 
höht. 
Die Taxe beträgt, wie bisher, 2o Pfg. 
für je zo Mk., mindestens jedoch 40 Pfg. 
Berlin W., den 30. Juni 1889. 
Der Staatssekretär des Reichs-Postamts. 
VON STEPHAN. 


Färben der Moose. 

Gefärbte Moose spielen bekanntlich 
zur Anfertigung von Immortellenkränzen 
eine grosse Rolle. Es ist daher nicht 
nur für den Gärtner, sondern auch für 
den Laien sehr lohnend, wenn sie die 
Moose selbst färben. Die »Fundgrube« 
teilt folgende Rezepte zum Moosfärben 
mit: ı. Dunkelgrün. Man nehme einen 
Topf, worin sich 2 Ltr. siedend heisses 
Wasser befinden. Hierin löse man go g 
Alaun und 20 g Indigokarmintinktur auf, 
giesse es in eine Schüssel, tauche das 
Moos einige Minuten hinein, bis es schön 
grün aussieht, drückeesdannein wenigaus 


und hänge esander Luftzum Trocknen auf. 
2. Hellgrün. Farbe ist wie vorhergehend 
zunehmen, nurist derselben 5 g Pikrinsäure 
zuzufügen. Statt der Pikrinsäure kann man 
auch Cucurmawurzelverwenden, man muss 
dieselbe nur abkochen und die dadurch 
gewonnene bedeutend billigere Farbe 
unter den Indigokarmin giessen. Alle 
Säuren, Farben u. s. w. bekommt man 
in den Droguen- und Farbenhandlungen. 


Bestrafung von Baumfrevel. 

Der Dienstknecht BERGRR aus Heiners- 
dorf war angeklagt, am 15. April d. ]. 
auf dem Wege von Heinersdorf nach 
Merzdorf ı4 Alleebäume, welche dem 
Halbbauer SCHLEUSENER gehörten, ab- 
gebrochen bezw. beschädigt zu haben. 
Der Angeklagte war geständig, versuchte 
sich aber mit Trunkenheit zu entschul- 
digen. Der Gerichtshof erkannte gegen 
den Angeklagten wegen dieses erheb- 
lichen Baumfrevels auf zwei Monate Ge- 
fängnis. 


Zur Zubereitung des Salats. 

Der Südländer bedient sich beim 
Zubereiten des Salats weniger des Essigs 
und des Salzes, sondern verwendet statt . 
dieser Citronensaft oder Citronensäure. 
Der so zubereitete Salat soll ein wahres 
Labsal für Gesunde und Kranke sein. 

Grüner Salat darf beim Waschen nicht 
lange im Wasser stehen, indem durch 
langes Stehen seine aromatischen Stoffe 
ausgesogen werden*). 


*) Vor allem darf er nicht lange vor dem 
Gebrauch mit Essig etc. angemacht werden, da 
er sonst zusammenfällt. Red, 


Litteratur. 


Weinbau-Interessenten machen wir auf 
den antiquarischen Katalog Nr. 145 von 
A. BIELEFELDs Hofbuchhandlung in Karls- 
ruhe (Baden) aufmerksam, der über 450 
Werke betr. Weinbau und Weinbereitung 
empfiehlt. 


G. StoLr, Obstbaulehre, Erziehung und 
Pflege unserer Obstbäume und Frucht- 
sträucher für Freunde des Obstbaues, 
besonders für Volksschullehrer. Zweite 
vermehrte Auflage, Breslau, EDUARD 
TREWENDT, 1889. 8°. 123 S. 

Wir haben die erste Auflage dieser 


420 


Litteratur. — Ausstellungen und Kongresse. 


Schrift des Herrn Ökonomie-Rat Stor, 
Direktor des Königl. pomologischen In- 
stituts in Proskau bei Oppeln selber Jahre 


lang beim Unterricht, namentlich bezüg- 


lich des Systems der Obstsorten benutzt 


und können auch diese 2. Auflage aufs 


wärmste empfehlen. E.W. 


Dr. ERNST HUTH, Sammlung naturwissen- 
schaftlicher Vorträge. III. Band. I. Dr. 
E.HUTH, Die Verbreitung der Pflanzen 


durch die Exkremente der Tiere. 

Berlin 18389, R FRIEDLÄNDER & SOHN. 

Enthält höchst interessante, auch für 
den Gärtner nützliche Angaben. Em 
Auszug lässt sich nicht gut geben. Nur 
sei erwähnt, dass die Millionen wilder 
Apfelbäume in Chile aus Samen stammen, 
die entweder durch den Mist des Viehes 
an Ort und Stelle gelangt, oder durch 
Papageien und 'Tukane, welche das Kern- 


, haus ausspeien. 


Ausstellungen und Kongresse. 


(Nach der Reihenfolge des Stattfindens, zum 


1839. 

Paris. Während der allgememen Gar- 
tenbau- Ausstellung vom 16.—21. August 
findet gleichzeitig ein 
Gartenbau-Kongress statt, bei welchem 


sprechung kommen sollen: 

ı. Ist es notwendig, dass man, um 
Blüten mit panachierten Blumen- 
kronen zu erhalten, vorerst weisse 
Blüten erhält? 

2. Die chemischen Dungstoffe 
Gartenbau und ihre Anwendungs- 
methode. 


3. Mittel zur Zerstörung der Feinde | 


der Kulturpflanzen. 
Hannover. Gartenbau - Ausstellung 
vom 30. August bis 4. oder 6. September, 
gelegentlich der diesjährigen Hauptver- 
sammlung des Verbandes der Handels- 
gärtner Deutschlands. Näheres bezüglich 
der Ausstellung durch Oberhofgärtner 
METZ ın Herrenhausen bei Hannover. 
Steglitz bei Berlin 


Verein für Steglitz und Umgegend vom 
6.— 9. September im »Albrechtshof« in 
unmittelbarer Nähe des Bahnhofes. An- 
meldungen bei Herrn van DER SMIssEN, 
Steglitz, Schlossstrasse 22. 
Leobschütz. Vom 14.—17. Sep- 
tember Gartenbau - Ausstellung. 
Lübeck. Vom 20.— 23. September 
Allgemeine Gartenbau- Ausstellung. 


internationaler 


im 


Gartenbau- | 
Ausstellung, veranstaltet vom Gartenbau- | 


Teil nach MÖLLERs Deutscher Gärtnerzeitung.) 


ı Ausstellung 


| vereins. 


Potsdam. Mitte September Obst- 
des Märkischen Obstbau- 
vereins und Gartenbau-Ausstellung. 


Stuttgart. Vom 22.—30. September 


ı Allgemeine Obstausstellung und General- 
unter andern folgende Punkte zur Be- | 


versammlung des deutschen Pomologen- 
Auskunft bezüglich der Aus- 
stellung erteilt Herr FERD. GROSS, Schrift- 
führer des württembergischen Obstbau- 
vereins, Stuttgart, Hauptstätterstrasse 19. 
Anmeldungen bis 15. August. 

Gent. Obst- Ausstellung und inter- 
nationale Pomologen -Versammlung im 
September. 

Hull. Provinzial-Chrysanthemum-Aus- 
stellung vom 21.— 22. November. 

Gent. Vom 23. November bis ı. De- 
zember internationale Chrysanthemum- 
Ausstellung, als Gedenkfeier an die Ioo- 
jährige Einführung des Chrysanthemum. 
Anmeldungen beim Vorstande der könig- 
lichen Gesellschaft für Ackerbau und 
Botanik in Gent. 

Berlin. Chrysanthemum - Ausstellung 
Ende November. Programm und An- 
meldungen Invalidenstr. 42. 

Edinburg. Internationale Chrysan- 
themum-Ausstellung im November. 

Antwerpen. Internationale pflanzen- 
geographische Ausstellung. Näheres über 
die Zeit des Stattfindens, sowie das Ver- 
zeichnis derPreisbewerbungen wird später 
veröffentlicht werden. 


Ausstellungen und Kongresse. — Personal- und Vereins-Nachrichten, 


1890. 


Berlin. Vom 25. April bis 5. Mai 
grosse allgemeine Gartenbau-Ausstel- 
lung. Das endgiltige Verzeichnis ist von 
der Geschäftsstelle des Vereins zur Be- 
förderung des Gartenbaues, Berlin N., 
Invalidenstrasse 42, zu beziehen. 


Bremen. Nordwestdeutsche Gewerbe- 


und Industrie-Ausstellung, verbunden mit 
einer Ausstellung der Erzeugnisse des 
Gartenbaues im Juni, Juli und August. 
Anmeldungen bis ı. November 1880. 
Vorstand der Gruppe der Gartenbau- 
erzeugnisse: Obergärtner J. C. W. HEINnS 
in Bremen. Zur Ausstellung zugelassen 
werden nur solche Produkte, welche ın 
der Provinz Hannover, dem Grossherzog- 
tum Oldenburg und der Freien Hanse- 
stadt Bremen gewonnen wurden. 

Wien. Blumen-Ausstellung vom 25. 


bis 29. April, veranstaltet von der K.K. 
Gartenbau-Gesellschaft in Wien. 

Antwerpen. Internationale Ausstel- 
lung im Jahre 1890, veranstaltet vom 
»Cercle floral« in Anvers. 

Ehrenpreise für die Berliner grosse allgemeine 
Gartenbau - Ausstellung 
vom 25. April bis 5. Mai 1890. 

Der Gartenbau-Verein für Hamburg- 
Altona und Umgegend hat für diese Aus- 
stellung seine grosse goldene Medaille 
als Ehrenpreis gestiftet, der landwirt- 
schaftliche Provinzial-Verein für die Mark 
Brandenburg und die Niederlausitz eine 
goldene, eine grosse silberne und eine 
kleine silberne Medaille. Auch der Garten- 
bau-Verein für Schleswig-Holstein hat 
einen Ehrenpreis zugesagt. Die baye- 
rische Gartenbau-Gesellschaft in München 
hat ein silbernes Essbesteck gestiftet. 


Personal- und Vereins - Nachrichten. 


Dr. GÜNTHER RITTER BECK VON MANNA- 
GETTA, Haupt - Redakteur der »Wiener 
Ulustrierten Garten-Zeitung« erhielt von 
Sr. königl. Hoheit dem Herzog ERNST 
von Sachsen-Koburg-Gotha das Ritter- 
kreuz ı. Klasse des Herzog]. Ernest. Haus- 
ordens. 

Der Verein z. B. d. G. hat dem Hof- 
marschall a. D. von ST. PAUL-ILLAIRE zu 
Fischbach in Schlesien als Liebhaber und 
dem Herzogl. Garten-Direktor GIREOUD 
als Gärtner die Vermeil-Medaille für För- 
derung der Zwecke des Vereins durch 
allgemeine Förderung des Gartenbaues 
verliehen. 

Prof. Dr. EnGLER in Breslau ist, wie 
wir aus ganz sicherer Quelle vernehmen, 
zum ordentlichen Professor und Direktor 
des Königl. botanischen Gartens und des 
botanischen Museums in Berlin, an Stelle 
des verstorbenen Prof. EICHLER ernannt. 
So ist denn diese seit 2!/, Jahren offene 
Vakanz endlich in bester Weise und 
durch den besetzt, den man von Anfang 
an dafür als den geeignetsten bezeichnete. 


Prof. Dr. Urgan wird Subdirektor des 
Königl. botan. Gartens und des botan. 
Museums. 

Prof. Dr. SADEBECK, Direktor des bo- 
tanischen Museums und des botanischen 
Laboratoriums für Warenkunde in Ham- 
burg, ist, wie wir L. MÖLLERs Deutscher 
Gärtnerzeitung entnehmen, an Stelle des 
verstorbenen Prof. REICHENBACH, auch mit 
der Leitung des dortigen botanischen 
Gartens betraut worden. 

Der Vorstand der Grossherzoglichen 
Obstbauschule und landwirtschaftlichen 
Winterschule in Karlsruhe, KARL Bach, 
wurde zum Landwirtschafts-Inspektor er- 
nannt. 

Graf OswALD DE KERCHOWE DE DEN- 
TERGHEM wurde zum Vorsitzenden der 
Königl. botan. Gesellschaft von Belgien 
erwählt. 

Am 2o. d. Mts. waren 25 Jahre ver- 
flossen, seitdem der Obergärtner Herr 
JuLıus VANDRE in den SparTauschen Baum- 
schulen als Obergärtner eingetreten ist. 
Nachdem die Angestellten der Baum- 


422 


Personal- und Vereins-Nachrichten. 


schulen am frühen Morgen dem Jubilar 
ein Ständchen hatten bringen lassen, 
überreichten sie ein prachtvolles Album, 


welches die Photographieen sämtlicher 


Beteiligten sowie eine kalligraphisch aus- 
geführte Glückwunsch-Adresse enthielt. 


Herr Ökonomierat SPaETH dankte dem | 
Jubilar in herzlichen Worten für seine 


treugeleisteten Dienste und überreichte 
demselben zur bleibenden Erinnerung 
an diesen Tag ein wertvolles Erinnerungs- 
zeichen. Mit einem fröhlichen Beisammen- 
sein in der Brauerei Borussia zu Nieder- 
Schönweide beschloss das 
Gärtnerpersonal der Baumschulen die 
schöne Feier. 

Am 23. Juli feierte auch der Ober- 
gärtner KRÜGER den Tag, an welchem 
er 25 Jahre im Garten des Herrn Kom- 
merzien-Rat BuckAuU in Schöneberg bei 
Berlin thätig war. 

Im 75. Lebensjahre starb der bekannte 
holländische Blumen- und Baumzüchter 
H. ]J. WILKE in Arnheim. 

Dr. SEXTUS OTTO LINDBERG, Professor 


der Botanik und Direktor des botanischen | 


Gartens und Museums zu Helsingfors 
(Finland), der sich besonders mit den 
Cryptogamen beschäftigte, starb unlängst 
im Alter von 53 Jahren. 


Ausflüge der technischen Ausschüsse des 
V. z.B.d.&6. 
Anstatt der Sitzungen veranstalten die 
technischen Ausschüsse des V. z.B. d.G. 
im Sommer meistens Ausflüge, bei denen 


auch andere Vereinsmitglieder sehr will- | 


kommen sind. 

Ein solcher Ausflug ging am Donnerstag 
den ır. Juli nach Blankenburg, wo die 
Rieselfelder, besonders der Anbau der 
Arzneipflanzen auf dem Versuchsstück 
des Vereins besichtigt wurden. Man 
war ganz erstaunt, hier ganze Plantagen 
von Stechapfel zu finden, der eine Höhe 
von 1,5 »2 im Durchschnitt erreicht hatte, 
ebenso Felder von Bilsenkraut ?/, 2 hoch. 
Herr Dr. TscHIRCH, Docent der Botanik 
und der Pharmakologie, wird sich ausser 
den Herren JÖRns und KLAR, welche die 


| und Poinsettia. 


| aus einem Brunnen. 


Versuche leiten, speciell der Droguen 
annehmen. 

Am Donnerstag, den 18. Juli, wurden 
Gärten in Steglitz in Augenschein ge- 
nommen; zunächst die neue, 1,25 Aa um- 
fassende Gärtnerei des Herrn FRANZ 
BLUTH, welcher besonders Eriken, Aza- 
leen, Orchideen und Bromeliaceen kul- 
tiviert, ausserdem aber noch viele andere 
Pflanzen, z. B. schöne Cyclamen, Eucharis 
Rechts vom gedeckten 
Hauptgange liegen die Häuser, links die 


ı sog. Japans und die Kästen für Kap- 
gesamte | 


pflanzen, die Herr BLUTH »Kaffernbuden« 
nennt. Ein Pulsometer, der 120 / Wasser 


ı per Minute liefert, pumpt sowohl Wasser 


aus einem Teich (für die Gärtnerei) wie 
Nach freundlichst 
dargebotenem Kaffee gings zu Herrn 
GRAEF, gleichfalls einer neuen Gärtnerei 
von 1,50 Aa Fläche. — Hier gefielen be- 


sonders die billigen, 50 »» langen Erd- 


häuser, in denen Gurken, Gloxinien etc. 
gezogen werden. Vierzehnhundert Rosen 
standen im Freien in 'l’öpfen; für ihre 
Treiberei wurde ein mächtiges eisernes 
Haus erbaut, ebenso ein Nelkenhaus und 
ein einseitiger Holzkasten für Marschall 
Nielrosen. Herr GRAEF zieht ganz be- 
sonders auch Freesia refracta alba, diese 
herrliche Winterblume (siehe Gfl. 1888 
S. 413, 1889 S. 356) ausserdem 3000 Cy- 
clamen etc. 

Gegenüber liegt der Garten des Herrn 
Geh. Kommerzienrat VEIT (in Firma 
ROBERT WARSCHAUER) und diesem war 


der Hauptbesuch zugedacht. Im Namen 


des auf Reisen befindlichen Besitzers 
begrüsste Herr ]J. BooTH die zahlreich 
Erschienenen, worauf Herr Obergärtner 
SCHREIBER die Führung übernahm. Zu- 
erst wurden die eleganten Häuser mit 
schönenKnollenbegonien, Achimenes etc. 
besichtigt, besonders aber das nach der 
Methode des Herrn Gartenbau-Direktor 
HaupT in Brieg erbaute neue Weinhaus 
mit sehr steiler Glasfläche*), das 30 »z2 
lang, 4 m tief und 2 » tief rajolt ist. 


*) Siehe die Beschreibung und Abbildung der 
HaupTschen Häuser in Gfl. 1888 S. 299. 


Personal- und Vereins-Nachrichten, 


423 


Hierauf gings in den Park, der aus einem 
neuen und einem älteren waldähnlichen 
Teile besteht. Grossartig sind die Lei- 
stungen, wenn man bedenkt, dass an 
vielen Stellen vor wenigen Jahren noch 
Sumpf war, und das Ganze erst 8 Jahr 
im Besitz des Herrn Geh. Kommerzien- 
rat VeEıt ist. Malerisch sind zwei Blicke 
von der Villa aus, der eine in den Wald, 
der zweite über eine köstliche Rasen- 
fläche, mit den schönsten Koniferen, 
mächtigen AbiesNordmanniana, concolor, 
Pseudotsuga Douglasii, Cupressus Lawso- 
niana etc. bestanden. 

Herr BooTH führte nun zu einem an- 
deren Teile des Gartens, auf dem er seine 
Koniferen zieht, und war es eine Lust, 
die dichten Bestände von Pseudotsuga 
Douglasii, Pinus Jeffreyi etc. etc. und ganz 
besonders von Larix leptolepis zu sehen. 
In einem Teiche hatte sich zu unserer 
grossen Freude Zizania aquatica*), der 
Wasserreis, aufs üppigste vermehrt, nach- 
dem Herr BooTH vor 3 Jahren nur zwei 
Körner, in Lehm eingeknetet, etwa ı 
vom Ufer entfernt, ins Wasser geworfen 
hatte. — In der Veranda hatte Herr Veır 
eine köstliche Erdbeerbowle nebst Im- 
biss bereit stellen lassen, denen wacker 
zugesprochen wurde und dankte der Di- 
rektor des Vereins, Herr Provinzial-Steuer- 
direktor v. POMMER-ESsCHE, aufs herzlichste 
für die freundliche Aufnahme. 

Den Beschluss machte die Besichtigung 
der Gärtnerei des Herrn CARL LACKNER, 


wo nicht weniger als ıoooo Flieder 


Syringa vulgaris Charles X. in Reihe und 
. Glied standen, ein grossartiger Anblick! 
Ausserdem zeugten die zahlreichen Orchi- 
deen von musterhafter Kultur, ebenso 
die vielen Araucaria excelsa, welche Herr 
LACKNER auf einer kleinen »Neuen Nor- 
folk-Insel« in seinem Teich im Freien 
aufgestellt hat. — Ein Fässchen Bier ward 


*) Abbildung in Gfl. d. J. Nr. 10 S.262. Im 
Botanischen Garten zu Berlin vermehrt sich, wie 
wir hören, Zizania so stark, dass sie oft aus- 
gerissen werden muss. Da sollte man sie denn 


doch in unsere Gewässer setzen! 


angestochen und gemütlich der Abend 
beendet. Hoch erfreut über alles Gesehene 
kehrte man heim! 


Verein deutscher Gartenkünstler. 

In den Tagen vom 22. bis 24. Juni 
hielt der »Verein deutscher Garten- 
künstler« in Hannover seine zweite Haupt- 
versammlung ab; es wurde beschlossen, 
ein eigenes Vereinsorgan zu gründen 
und dasselbe der Verlags-Buchhandlung 
der GEBR. HERING-Braunschweig, welche 
die günstigsten Anerbietungen gemacht 
hatte, zu übertragen. Das Organ wird 
den Titel führen: » Jahrbuch für bildende 
Gartenkunst«e. Die Beratungen über ein 
einzuführendes »Sachverständigen -Ver- 
fahren«, besonders bei den Gerichts- 
entscheidungen, konnte nicht zu Ende 
geführt werden, da es an Beweismaterial 
fehlte. Die versammelten Mitglieder 
wurden aufgefordert, Material zu sammeln, 
um mit Thatsachen vor die Öffentlich- 
keit treten zu können. Von den schon 
früher versandten Fragebogen: »Vorlagen 
zum Entwurf einer Zusammenstellung 
ortsüblicher Tagelöhne, Preise für Mate- 
rialien, Übereinkunftsarbeiten etc.«, waren 
eine Anzahl ausgefüllter Fragebogen ein- 
gegangen und wurde der Vorstand er- 
mächtigt, nach eingehender Durchsicht 
das Resultat durch das Vereinsorgan- 
oder besonderes Cirkular den Vereins- 
mitgliedern zur Kenntnis zu bringen. Im 
Februar 1889 hatte der Vorstand, auf 
Veranlassung eines Privaten, ein Preis- 
ausschreiben über Anfertigung eines 
Planes etc. zur Anlage eines neuen Gar- 
tens erlassen. Es waren acht Entwürfe 
eingegangen, von denen die beiden 
besten durch Urteil der Preisrichter mit 
einem ersten und einem zweiten Preise 
bedacht wurden. Es wurde bei dieser 
Gelegenheit zum Ausdruck gebracht, die 
deutsche Gartenkunst müsse ihren Cha- 
rakter verlieren, wenn ihr nicht die Unter- 
stützung des Publikums, der Behörden 
und der Regierung zu teil wird. In einer 
ganzen Reihe von grossen Städten Deutsch- 
lands werde die Gartenkunst vom Stadt- 


424 


% 
a; 
r 


Personal- und Vereins-Nachrichten. — Sprechsaal. 


bauamte allein ausgeführt, in mehreren 
Städten könne der angestellte Stadt- 
obergärtner nur abhängig vom Stadtbau- 
amte seine Arbeiten ausführen. Dagegen 
wurde ein Schreiben des Rates der Re- 


sıdenzstadt Dresden verlesen, nach dessen | 
Inhalt für die Folge der Verein deutscher | 


Gartenkünstler Entwürfe und Pläne zu 
Neuanlagen ausführen, bezw. sachverstän- 
dige Gutachten etc. abgeben solle. Es 
wurde betont, wenn ein gleicher Beschluss 
in allen grösseren Städten gefasst werde, 
so würde manche gärtnerische Anlage 
geschmackvoller und billiger hergerichtet 
werden. Am zweiten Versammlungstage 


wurde von Herrn B. v. UsSLAr ein Vortrag | 


gehalten über das Thema: »Die Stellung 
des ausgebildeten Gärtners gegenüber 
dem eingebildeten Laien«. Die durch 
Thatsachen, Schriftstücke, Bücher, Exa- 
minationen etc. bewiesenen Eingriffe eines 
eingebildeten Laientums geben ein klares 


Bild von der Zurücksetzung, welche der | 


ausgebildete Gärtner jenen gegenüber zu 
erleiden hat. Bei weiterer Protektion 
des Laienelementes verliert die Gärtnerei 
und Gartenkunst ihre Berechtigung und 


| Existenz, zum grössten Schaden des Ge- 
ı samtwohles. An diesen Vortrag knüpfte 
ı sich eine lange Erörterung, namentlich 
der Massregeln zur Förderung der Obst- 
kultur in der Provinz Hannover, welche 
bereits Gegenstand der Beratungen des 
Verbandes deutscher Handelsgärtner im 
August v. J. gewesen waren. Dieser 
volkswirtschaftlich sehr wichtige Zweig 
liegt augenblicklich fast ganz in der Hand 
von Laien, die niemals eine gründliche 
Fachbildung genossen haben. Es wurde 
dann einstimmig beschlossen, in Gemein- 
schaft mit dem »Verein zur Beförderung 
des Gartenbaues in den königlich preussi- 
schen Staaten — Berlin« und dem »Ver- 
band der Handelsgärtner Deutschlands« 
eine Petition an die königl. Regierung 
zu erlassen, nach welcher der deutschen 
Gärtnerei eine selbständige Stellung an- 
gewiesen wird, ähnlich dem Forstfache, 
und dass die aufgewendeten Gelder und 
Staatszuschüsse, Schul- und Ausbildungs- 
wesen durch die Gärtnerei selbständig 
und nicht mehr durch die Landwirtschaft 
verwaltet werden. Zum nächsten Haupt- 
versammlungsort wurde Berlin gewählt. 


Sprechsaal. 


Frage Nr. ı2. Anbei erlaube ich mır, 
Ihnen einige Auswüchse von Rosen, 
welche Erscheinungen und deren Ur- 
sachen mir bisher unbekannt waren, zu 
übersenden. Dieselben haben sich unweit 
von hochstämmigen veredelten Rosen im 
Rasen gefunden und sind die übersandten 
Triebe oben über dem Erdboden abge- 
schnitten. — Vielleicht haben dieselben 
für Sie oder einen Ihrer Herren Kollegen 
ein Interesse. CL. 

Antwort: Sind sog. Rosen-Beguare 
oder Schlafäpfel, d. h. die Gabeln oder 
Larven der Rosengallwespe, Rhodites 
rosae. Man legte sie früher wohl Kin- 


dern unter das Kopfkissen; es sollte das 
| Schlafen befördern. Sie kommen, wie es 
| scheint, immer nur an Rosa canina vor. 
| 


Frage Nr. 13. Was ist die »steam- 
boat« (Dampfschiff-) Pflanze der Eng- 
länder? Man legt ihre Blätter auf Wasser, 
wo sie sich fortbewegen. 


Frage Nr. 14. Darf man Koniferen 
düngen? Und womit? 


Frage Nr. ı5. Womit düngt man 
Buchsbaum am besten? 


EBEN 


WEL, 


SCHÖNER Von BOSKo0oP. 


Verlag von PAUL PAREY in Berlin. 


Schöner von Boskoop. 
Von Palandt, Waisenhaus-Inspektor a. D. in Hildesheim. 
Hierzu Tafel 1304. 


Nach dem LucaAsschen System gehört dieser Apfel in die XI. Klasse 
2. Ordnung und Unterordnung b; also zu den grauen deckfarbigen Reinetten 
mit geschlossenem Kelche. Sein Wert ist für Tafel und Wirtschaft aller- 
ersten Ranges. 

Heimat und Vorkommen. ÜÖBERDIECK fand diese Frucht zuerst in 
einer Sammlung, welche der Boskooper Obstzüchterverein bei Gelegenheit 
der vierten General-Versammlung des Deutschen Pomologenvereins in Görlitz 
(10. bis 13. Oktober 1863) ausgestellt hatte. Sie lag da unter dem Namen 
Reinette belle de Boskoop. Der Aussteller derselben, Herr WILHELM OTTO- 
LANDER, hatte dabei bemerkt, dass die Sorte im Jahre 1856 zu Boskoop aus 
Samen gezogen sei. Im Frühlinge 1864 hatte OTTOLANDER Reiser von der 
Reinette belle de Boskoop an ÖBERDIECK gesandt, und dieser teilte mir 
davon einige mit, wobei er bemerkte: »dieser Apfel wird sicher bei uns 
eine Zukunft haben«. 

Da ich mit den erhaltenen Reisern gleich zwei schon recht kräftige acht- 
jährige Stämme umgepfropft hatte, so erhielt ich bereits 1868 eine recht 
ansehnliche Anzahl der schönsten Früchte, welche bei allen Kennern Beifall 
fanden; ganz besonders aber bei OÖBERDIECK, der von jetzt ab den Apfel fast 
immer den »Zukunftsapfel« nannte und ihn zuerst in den »Monatsheften« 
1869 Seite I93 beschrieb. Von da ab ist die Sorte in Tausenden von Stämmen 
in fast allen grösseren Baumschulen herangezogen und verbreitet, und jeder, 
welcher sie kennt, spendet ihr das beste Lob. Die X. General-Versammlung 
des Deutschen Pomologenvereins, welche 1883 zu Hamburg tagte, empfahl 
auf Inspektor KocHs Vorschlag den Apfel zur allgemeinen Anpflanzung. 
Von der Kommission, welche im Herbst 1887 nach Hannover berufen wurde, 
um über die Hebung des Obstbaues in der Provinz Hannover zu beraten, ist 
er unter die ganz besonders zu empfehlenden zwölf Äpfelsorten 
aufgenommen. 

Wie die »Monatshefte« 1882 Seite 363 berichten, hat die Montreal Hor- 
ticultural Society für Kanada (Nordamerika) den Apfel als für die dortigen 
Verhältnisse ganz vorzüglich geeignet hervorgehoben. 

Litteratur. So viel mir bekannt, ist der Apfel beschrieben: ı. im 
»Niederländischen Baumgarten« I. Teil Tafel 22; 2. in den »Monatsheften« 
Jahrgang 1869 Seite I93 von OBERDIECK; 3. in LAUCHEs »Ergänzungsband 
zum Ill. Handb.« S. 265; 4. in »Deutschlands beste Obstsorten« von OBER- 
DIECK Seite 212. 


Gartenflora 1889. 31 


426 5 Palandt: Schöner von Boskoop. 


Gestalt: ist veränderlich; kleinere Exemplare sind meist kugelig, mittel- 
bauchig; mittelstarke sind flacher gebaut und hochaussehend; stärkere, gut 
entwickelte fast konisch und am Kelche mässig abgestumpft. Die letzteren 
sind etwa 85 2» breit und 75 zn hoch. Anliegende Abbildung zeigt eine 
gut ausgebildete Frucht. 

Kelch: geschlossen, zuweilen auch halb offen, grünlich wollig, meist 
mit dürren Ausschnittszipfeln; steht in enger, ziemlich tiefer Senkung, deren 
feine, flache Falten nur wenig bemerklich sich über die Frucht bis zur 
Stielhöhle hinziehen. Die Kelchröhre ist ein starker, etwas herabgehender 
Kegel. 

Stiel: kurz, auch lang, holzig, oft mit einem Fleischwulst, wie auf der 
Durchschnittszeichnung zu sehen, steht in einer tiefen, mit flachen Beulen 
umgebenen und strahlig berosteten Stieleinsenkung. 

Schale: durch aufliegenden Rost und viele Punkte etwas rauh anzu- 
fühlen, aber doch fein. Die Grundfarbe ist im Herbst ein mattglänzendes 
Gelbgrün; später mehr strohgelb. Bei freihängenden Früchten ist die Sonnen- 
seite mit einer schmutzigbräunlichen, später dunkel karmoisinroten Röte über- 
laufen, in welcher man wieder lang abgesetzte dunklere Streifen bemerkt. 
Punkte sehr häufig, scharf; in der Grundfarbe hellbraun, in der Röte dunkel- 
kirschrot. Rostanflüge und Rostfiguren in verschiedenen Formen finden sich 
häufig über die ganze Frucht verteilt. Geruch in der Lagerreife recht an- 
genehm, aber nur schwach. 

Fleisch: mattgelblich, fein, in erster Lagerreife saftreich, mürbe und 
von einem weinartigen, delikat gewürzten Zuckergeschmacke. 

Kernhaus: ist, wie auf dem Durchschnitt ersichtlich, nicht gross, meist 
nur etwas offen; es enthält auch nur mässig grosse Kammern mit fast aus- 
nahmslos unvollkommenen Kernen. 

Reifezeit und Nutzung. Die Lagerreife tritt etwa Mitte Dezember 
ein, und hält sich die Frucht, ohne zu welken, frisch bis in den April. Als 
Marktfrucht sehr gesucht, als Tafelapfel und zu jedem Gebrauche in der 
Wirtschaft sehr zu empfehlen. Seiner allseitigen ausgezeichneten Eigen- 
schaften, besonders seines verhältnismässig kleinen Kernhauses wegen eignet 
er sich ganz besonders für die Präservenfabriken zu sog. Ringelschnitten, von 
denen er I2— 14 pCt. liefert. 

Der Baum: wächst schon in der Baumschule und dann auch später 
recht kräftig, bildet zwar eine zerstreut-sparrige, aber doch breit-kugelige 
Krone. Er ist auf Boden und Lage nicht sehr eigen; doch gedeiht er, gleich 
dem Gravensteiner, am vorzüglichsten in recht kräftigem, tiefgründigem, 
etwas feuchtem Boden. Von Winterfrösten hat er bis jetzt bei uns nicht 
gelitten. Tragbarkeit lässt nichts zu wünschen übrig; selbst die zweijährigen 
Triebe setzen schon kurze, kräftige Fruchtspiesse an. Im letztverflossenen 
Herbste, der im allgemeinen eine spärliche Äpfelernte lieferte, war es der 


Palandt: Schöner von Boskoop. 427 


Schöne von Boskoop, welcher fast durchweg durch seine schönen Früchte 
erfreute. 

Identitäten. Nach mehrfach angestellten Versuchen und Vergleichen 
ist es mir nicht zweifelhaft, dass der »Schöne von Boskoope« identisch ist 
mit der »Reinette von Montfort«. Auch Herr MÖLLER hat im Jahr- 
gang 1887 seiner »Deutschen Gärtnerzeitung« auf diese Identität bereits 
öffentlich aufmerksam gemacht und fast zur Evidenz bewiesen. — OÖBERDIECK 
und LAUCHE haben beide Früchte gesondert beschrieben und sind auf die 
Identität nicht gekommen. ÖBERDIECK beschreibt beide im 1869er Jahrgang 
der »Monatshefte«; LAUCHE giebt von beiden Beschreibung und Abbildung 
im »Ersten Ergänzungsbande zum Illustr. Handb.e Ohne Früchte zur Hand 
zu haben, braucht man nur von beiden Autoren die Abbildungen und Be- 
schreibungen beider Sorten sorgfältig mit einander zu vergleichen, so wird 
man an der Identität kaum noch zweifeln. 

Wie es gekommen, dass Herr WILHELM ÖTTOLANDER dieselbe Frucht 
einmal als Reinette von Montfort und das andere Mal als Reinette belle de 
Boskoop an OBERDIECK schickte, ist wenigstens auffallend und lässt sich nur 
daraus erklären, dass OTTOLANDER weniger Pomologe als Baumzüchter war. 

Ob aus einem Kerne der Reinette von Montfort wieder dieselbe Sorte 
bei Herrn OTTOLANDER entstanden ist, die nun unter dem Namen »Schöner 
von Boskoop« in die Welt gesandt wurde? — ist eine Rätselnuss, an der 
schon bekanntlich viele Gelehrte geknackt haben, ohne den Kern zu finden. 

ÖBERDIECK erntete in seinem trockenen Jeinser Boden und von seinen 
schwachen Probezweigen vorwiegend nur mässig ausgebildete Früchte, und 
mag sich hieraus erklären, dass er nicht auf die Identität kam. LAUCHE 
gründete seine Beschreibungen vielleicht auf die OBERDIECKschen Mitteilungen. 
Vermutlich wird sich auch ENGELBRECHT in seinem nächstens erscheinenden 
»Leitfaden zur Bestimmung der Äpfelsorten« endgültig aussprechen. 

Meine pomologischen Freunde aber bitte ich, ihre desfallsigen Erfahrungen 
mir gütigst mitzuteilen. 


Begonia hybrida gigantea carminata semperflorens. 
Von Wilh. Kliem, Obergärtner in Gotha. 
Hierzu Abbildung 70. 


Die Jagd nach Winter- oder immerblühenden Pflanzen ist heute von all- 
gemeinem Interesse; da wird in der Ferne gesucht und im Trüben gefischt, 
wo doch das Gute oft so nahe liegt; es wird alles mögliche künstlich zum 
Winterflor vorbereitet, um dann oft gehörig Fiasko damit zu machen. Warum 
zieht man da nicht die sicheren alten und neueren Pflanzen vor, welche schon 
nach der Natur zu solchen Winterblühern geschaffen sind und für Gärtner 
und Laien gleich wertvoll sind als dekorative Handels- und Schnittpflanzen. 


31 % 


428 : Wilh. Kliem: Begonia hybrida gigantea carminata semperflorens. 


Eine solche Einführung haben wir Herrn LEMOINE, Nancy, zu verdanken; der- 
selbe züchtete sie vor mehreren Jahren, brachte diese vor 4—5 Jahren in den 
Handel und empfahl sie als winter- und immerblühende Begonien im wahren 
Sinne des Wortes. Ich war damals misstrauisch und erwarb sie nicht; später 
fragte ich bei der ersten Stuttgarter Firma wegen Winterblüher an, wo mir 


Abbildung 70. Begonia hybrida gigantea carminata semperflorens. 


dann oben genannte Begonie sehr warm empfohlen wurde, und will ich heute 
noch dieser Firma meinen Dank hiermit zollen für diese Empfehlung. 

Beg. hybr. gig. carminata semperfl. scheint mir eine Hybride der alten 
guten Verschaffelti zu sein, die Vermehrung durch Stecklinge ist leicht und 
sicher und kann zu allen Jahreszeiten vorgenommen werden. Eine kräftige 
Erde, genügend Wasser mit abwechselndem Dungguss und hellem sonnigen 
Standort bei 8—ı5°R. sagen ihr am besten zu. Die herrlichen, glänzend 
saftgrünen Blätter erscheinen zahlreich und dekorieren die Pflanze ganz 


H. Weidlich: Hebung der Unfruchtbarkeit des Diamant-Gutedel. 429 


prächtig. Während des Sommers ist öfteres Umpflanzen und Einspitzen zu 
empfehlen, um schöne buschige Pflanzen zu erhalten. 

Die herrlichen, leuchtend karminroten Blumen entwickeln sich den ganzen 
Winter mit jedem neuen Blatte und erheben sich etwas über die Pflanze; 
jeder kleine Steckling bringt Blumen. Die Begonie hält am Fenster im 
Zimmer ganz vorzüglich und wird vom Publikum gern erworben. 


Hebung der Unfruchtbarkeit des Diamant-Gutedel. 


Von H. Weidlich, Obergärtner des A. BorsıGschen Gartens in Berlin, 


Dieser oder jener der geschätzten Leser, welcher die herrliche Traube 
Diamant-Gutedel angepflanzt hat, wird wohl schon zu seinem grössten Be- 
dauern die unliebsame Beobachtung gemacht haben, dass die schönsten und 
grössten Blütentrauben oft unfruchtbar bleiben, indem sich nur ganz kleine 
erbsengrosse Beeren bilden und sich nur ganz vereinzelt richtig befruchtete 
Beeren an der Traube zeigen. Dies ist mir in meiner Praxis an verschie- 
denen Stellen vorgekommen. Zu wiederholten Malen habe ich mir selbst, 
sowie auch einigen meiner Herren Kollegen, die Frage vorgelegt: »Wie ist 
dieser Übelstand zu bekämpfen?« Es wurde zu verschiedenen Manipulationen 
geschritten, aber stets mit wenig oder gar keinem Erfolge. 

Durch Zufall kam ich vor Jahren auf ein Verfahren, welches ich lange 
mit Erfolg erprobt habe, so dass ich jetzt mit. der Veröffentlichung nicht 
mehr zurückhalten will. 

An einer südlich gelegenen Mauer eines Stallgebäudes stand unter andern 
Reben auch obengenannter Diamant-Gutedel angepflanzt. Alle übrigen Reben 
trugen, mit Ausnahme ungünstiger Weinjahre, alljährlich die schönsten 
Trauben, doch mein besprochener Freund kam wohl zur Blüte, wenn auch, 
was ich hier einschalten will, die letztere nicht ganz normal war; nach der 
Blüte aber, wo die Befruchtung stattgefunden haben sollte, stellte sich das 
vorerwähnte Übel ein: die Beeren fielen zum Teil ab, zum Teil blieben sie 
als unbefruchtete kleine kernlose Beeren hängen. 

Infolge einer Neuanlage musste damals ein Teil des Kompost-Lager- 
hofes geopfert werden, und da die verschiedenen Erdhaufen, bestehend aus 
Dung, Laub- Abfällen verschiedener Art etc. nicht gut untergebracht werden 
konnten, so wurden an der Stelle des Gartens, wo die erwähnten Reben 
standen, ca. 30—40 Ctr. davon aufgebracht. Wie gross war unser Erstaunen, 
im nächsten Jahre die schönsten und grössten Trauben zu ernten und im 
darauffolgenden Jahre sogar noch besseren Erfolg wahrzunehmen. Was war 
hier die Ursache dieser Veränderung? Dungmangel war vordem nicht zu 
verzeichnen, da die Stöcke öfters, teils mit festem, teils auch zur passenden 
Zeit mit flüssigem Dünger gedüngt wurden. Die Ursache liegt anderswo. 
Meiner Ansicht und Überzeugung nach will diese Sorte Wein nicht zu flach 


430 H. Weidlich: Hebung der Unfruchtbarkeit des Diamant-Gutedel, 


stehen, abgesehen davon, dass der Boden nicht zu fest und bindig sein darf. In 
diesem letztern Falle müsste das verwendete Erdreich eigens dazu präpariert 
werden. Durch das Aufbringen der Kompost-Erde war der Wein tiefer ge- 
kommen und bei tieferem Pflanzen kann die Sonne nicht so direkt auf die 
hauptsächlich im Frühjahr so schnell erzeugten Wurzeln wirken; die Blüte 
geht nicht so schnell vorüber und die Befruchtung ist eine sicherere. 

Dieses Verfahren habe ich mit stets günstigem Erfolg auch anderweitig 
beobachtet. 

Noch ein Fall mag als Beweis hier wiedergegeben werden. In hiesiger 
Gärtnerei, wo früher auch die ungünstigen Resultate auftraten, liess mein 
Vorgänger, Herr Königl. Gartenbau-Direktor GAERDT, vor einigen Jahren ein 
Weinhaus abbrechen, in welchem meistens nur Diamant-Gutedel kultiviert 
wurde. 

Die Reben waren an der Vorderfront angepflanzt, sollten nun aber an 
der hinteren Mauer aufgezogen werden und mussten behufs dessen in die 
Erde gelegt werden. 

Der Boden, in den die Reben eingelegt wurden, wurde besonders prä- 
pariert, die Reben wurden an verschiedenen Stellen verwundet resp. geringelt 
und dann eingelegt. Im ersten Jahr hatten die Reben an den verwundeten 
Stellen eine Unmenge Wurzeln in dem frischen Boden erzeugt, so dass einige 
frische Wurzelspitzen selbst aus der Erde hervorlugten. Dies veranlasste 
Herrn Direktor GAERDT, den Boden ca. 30 cz hoch mit verwestem Pferde- 
dung, wie solcher aus den Mistbeeten im Herbst kommt, überfahren zu lassen 
und siehe da, im vorigen Jahre schon war der Ausfall der Trauben gering 
und in diesem Jahre ist gar keine unfruchtbare Traube vorhanden. Im vorigen 
Herbst liess ich auch im Obstgarten die Weinrabatten auffahren und auch 
dort ist in diesem Jahre der Diamant-Gutedel vortrefflich befruchtet. 

Ich entsinne mich nicht, von einem derartigen Verfahren schon gelesen 
zu haben, jedenfalls will ich es veröffentlichen, was ja nur dazu beitragen 
kann, zu Versuchen einzuladen, und wäre es sehr erwünscht, wenn auch von 
anderer Seite die etwa schon gemachten oder die erst anzustellenden Ver- 
suche veröffentlicht würden, denn nur durch Hervortreten aus der leider noch 
immer viel gehegten Heimlichthuerei kann das Gute befördert werden zum 
Wohle des Gartenbaues! 


Margareten-Nelken, Neue ital. Remontant, Dianthus caryophylius 
fl. pl. semperflorens. 
Von (. Sprenger, in Firma Dammann & Co., San Giovanni a Teduccio bei Neapel. 


Seit 7 Jahren kultiviere ich diese schönste und dankbarste aller Nelken. Ich 
fand ihre Spuren einst in Sicilien, auf einer Wanderung begriffen, nahm sie mit 
mir, und baue sie seitdem in verschiedenen Bergen und Gärten an, versuchend, 
klärend und wenn möglich verbessernd. Sie sollten in den Handel kommen als 


C. Sprenger: Margareten-Nelken etc. 431 


no 


das Vollkommenste, was es bisher giebt und auch jemals gezüchtet werden konnte. 
Aber meine Rechnung ward, wie oft im Leben, ohne den Wirt gemacht und so 
sah ich mich gezwungen, meine wertvollen Nelken im Jahre 1838 nur wenig in 
den Handel zu thun, weit entfernt, auch nur einigermassen für die langjährige Kultur, 
Arbeit und Kosten entschädigt zu werden. Die Samen hatten ihren Weg auch 
ohne meinen Willen gefunden und zu meinem grossen Erstaunen erschienen eines 
Tages am offenen Markte italienische Remontant-Nelken, die nur wir besassen und 
für die wir so viele Opfer gebracht hatten. Sie sind nun somit in Kultur in fast 
allen Gartenbau treibenden Ländern und ich will nicht mehr zögern hier mitzu- 
teilen, was Wissenswertes mir von ihnen bekannt. Sie stammen aus Sicilien, wie 
schon gesagt, sind da und dort in den Ortschaften an der Südspitze Italiens, etwa 
in Reggio oder Tarento zu finden und fehlen nirgends in den Gärten um Sirakusa 
und Augusta. Sie dürften vielleicht griechischen Ursprungs sein und vielleicht nicht 
reinen Blutes des Dianthus caryophyllus L. und höchst wahrscheinlich Mischlinge 
des Dianthus longicaulis Ten. (D. virgineus L.), des Dianthus siculus PrEsL. und 
des Dianthus virgatus PasQ. sowie selbstredend des bekannten D. caryophyllus. 
Es lässt sich das schwer verfolgen, aber manche Absonderlichkeiten, welche diese 
Prachtnelken vor allen bekannten voraushaben, sprechen nur zu deutlich für diese 
Ansicht. D. longicaulis ist eine hübsche fleischfarbene wohlriechende Nelke, welche 
auf Felsen Süditaliens wächst, und weshalb sollte sie nicht längst von Blumen- 
liebhabern würdig befunden sein, die Gärten zu schmücken? D. virgatus und 
siculus stehen dem D. caryophyllus sehr nahe, blühen aber schon im ersten Jahre 
und haben sie etwas Ähnlichkeit, abgesehen von ihrer Blüte, mit der Chinesennelke. 
Das haben auch meine Margaretennelken in so hohem Grade, dass mir ein be- 
kannter Gärtner und Kenner in den russischen Östseeprovinzen, der die jungen 
Pflanzen erzogen hatte, schrieb: »Das sind ja gewöhnliche Chinesennelken und 
keine Caryophyllus«. Dann, als er sie nach 5 Monaten schon blühen sah, lautete 
sein Urteil sehr verschieden vom ersten. Ihr Habitus ist gedrungen, wohlverzweigt, 
schön belaubt und, reichblühend wie sie sind, geben sie das Vollkommenste, was 
an Nelken bisher bekannt und kultiviert ıst. Dies aber um so mehr, als sie aus 
Samen gezogen schon nach 5 Monaten blühen, reicher und schöner als andere 
Nelken, aus Stecklingen oder Senkern vermehrt, und damit den ganzen Winter 
fortfahren. 

Ihre Blumen leuchten in sehr schönen, frischen und lebhaften glanzvollen Farben- 
tönen und mindestens ın allen an anderen Nelkenklassen bekannten Abstufungen 
mit Ausnahme von Gelb, welches ich bisher nicht fand, vom reinsten Weiss durch 
zart Inkarnat, bis schwarz Purpur alle leuchtenden Farben durchlaufend, Scharlach, 
Violett und Karmoisin. Sie sind lebhaft gestreift, gestrichelt und gefleckt, und be- 
sonders schön sind ıhre unendlich zarten fleischfarbenen Blumen. 

Ihr Duft ist ausserordentlich intensiv, auch zur feuchten Winterszeit und weniger 
scharf als derjenige bekannter Nelken, er ist süsser und angenehmer. Sie sind niemals 
Platzer, weil ihre Füllung eine angenehme, nicht zu straffe ist, und ihre Kelche sehr 
zähe sind. Nur der Sammler und gestrenge Nelkenkenner wird an den sonst so 
schönen Blumen auszusetzen haben, dass sie fast immer gefranzt sind, also gesägt- 
gezähnt an dem Rande der Blumenblätter. Aber was kümmert sich der Blumen- 
gärtner um solche Feinheiten? Sie sind die rohen, ungeschliffenen Diamanten welt- 
vergessener kalabrischer und sicilianischer Berge, frisch, bezaubernd und duftend 
wie der Orangenwald ihres Heimatlandes. Dafür nehme man sie überall in Pflege 
und man wird seine helle Freude an diesen Naturkindern haben, der Schnittblumen- 
gärtner aber noch ausserdem klingenden Ertrag. 


432 C. Sprenger: Margareten-Nelken etc. 


Kultur und Behandlung der italienischen Remontant-Nelke sind einfacher als die 
irgend eine der verwandten Klassen. Man säet die Samen, die leicht und schnell 
keimen, erstens Ende Februar im kalten, luftigen Kasten recht dünn, oder auch 
in Töpfen, die man auf die Tabletten eines niedrigen, sonnigen Hauses 
stellt, und pikiert die jungen Pflanzen in gewöhnliche Gartenerde, sobald als Zeit 
und Raum dies gestatten, hält sie mässig feucht — bei reichlicher Luft — und 
pflanzt sie auf sonnig gelegene Beete, in guten, frischen, aber nicht nassen, durch- 
lassenden Gartenboden, sobald sie erstarkt sind, behackt sie öfter und bewässert 
bei grosser Trockenheit und überlässt sie im übrigen sich selbst. Schon im Juli- 
August beginnen sie Blütenstiele zu entwickeln, bald darauf auch zu blühen und 
können dann ungefährdet und unbeschadet in Winterkästen eingeschlagen oder 
eingetopft werden. Kann man indessen Kästen darüber bauen, ohne sie zu 
stören, um so besser! Man sieht den nicht leicht zu hoch angeschlagenen Vorteil, 
den die Klasse vor anderen Nelken voraus hat, weil sie im ersten Jahre der Aus- 
saat reichlich blüht und also sozusagen annuell ist. Sie giebt 60.—80 pCt., auch 
mehr, gefülltblühende, und die wenigen einfachblühenden kann man entfernen, 
ohne die Beete allzu lückenhaft zu gestalten. Aber noch mehr. Sie blühen dann 
bald so reich und so andauernd, dass sie die höchsten Erträge von Blumen liefern, 
welche überhaupt von Nelken zu erzielen sind, und haben sie abgeblüht, so wirft 
man sie fort und zieht sich neue Sämlinge heran! Man findet wenig Steckholz, hat 
man aber solche Zweige, so setzt man deren 5—7 in Io c»2 Töpfe und diese Stecklinge, 
die, richtig behandelt, alle wurzeln, viel sicherer und leichter als die der anderen 
Gartennelken, blühen wenige Monate darauf reichlich. Man kann so einfarbige oder 
gemischtblühende prächtige Marktpflanzen herstellen. Um die reinen Farben zu 
vereinen und die Samen davon zu ernten, um ihre Reinheit und ihr Konstantsein 
oder nicht zu erproben, liess ich im Februar einige Beete im freien Grunde hier, 
in schwerem Lehmboden, voll Stecklinge stopfen, gut pflanzen und behandeln, und 
jetzt Mitte Juni ungefähr stehen die Pflanzen in vollem Flore, die Beete sind voll 
und fast alles ist gewachsen. Wie gesagt, wachsen sie gut in jedem gesunden Erd- 
reich, wenn es nur durchlassend und mehr trocken als nass ist, aber im lockeren, 
im Süden auch im schweren Lehm bringen sie die grössten Blumen. 

Eine, wenn man will, verbesserte Form ist unsere Zwerg-Margareten-Remontant- 
Nelke, welche wir durch sorgfältige Wahl noch erst konstanter zu bringen gedenken, 
bevor ihre Verbreitung stattfinden soll. Sie ist ganz ausgezeichnet, denn während 
die obengenannte italienische Remontant-Nelke zur Zeit der Blüte ca. 40—50 cm 
Höhe erreicht, bleibt ihre Zwergform sehr viel niedriger und bildet gedrungene, 
dichtbuschige Pflanzen von kaum 25 cm Höhe, deren Ansehen einem Blütenbeete 
gleicht, die gleichfalls das ganze Jahr hindurch blüht und dabei auch als Annuelle 
zu behandeln sein wird oder doch als solche schon blüht. Sie kommt wahrschein- 
lich demnächst zur Verbreitung. 

Es ist keine Frage, durch richtige, rechtzeitige Aussaat, durch passende Kultur 
und Behandlung, durch Aufmerksamkeit und unterstützt durch ein möglichst sonniges 
Klıma zur Winterszeit kann man das ganze Jahr Blumen dieser Prachtnelke erzielen, 
in Hülle und Fülle, und damit diese Frage ein für allemal lösen. Was aber gerade 
weisse Nelken oder auch glühend granatrote wert zur Weihnachtszeit oder sonst im 
Winter, weiss jeder Gärtner. 


L. v. Nagy: Chrysanthemum. 433 


Chrysanthemum'). 
Von L. v. Nagy in Wien. 


Eine spätsommerliche Tour über Belgien nach England zeigte, dass das ganze 
Interesse der Blumenzüchter und Blumenliebhaber sich gegenwärtig nur auf Orchi- 
.deen und Chrysanthemum konzentriert, eigentlich zwei Gegensätze, wie man sie 
sich nicht schärfer denken kann. Als ich in Gent nach Neuheiten fragte, staunte 
man mich an und sagte: Seit Monaten wieder einer, der danach fragt. 

In Deutschland ist die Kultur des Chrysanthemum bei weitem nicht so aus- 
gebreitet und in Österreich schätzt man es nur am Allerseelen- und Allerheiligen- 
Tage, am 2. November, als die Blume der Toten. Jeder Gärtner hat an diesem 
Tage in Wien weisse Chrysanthemum, die bei günstiger Witterung tief im Preise 
heruntergehen, sodass per schönen blühenden Stock 6 bis 7 Kreuzer eingenommen 
werden. Um diese Zeit fanden wir in London das Bund weisser Chrysanthemum 
mit 50 bis 72 Kr., Prachtblumen (specimen flowers) von Chrysanthemum das Dutzend 
zu ı fl. bis 1,5 Gulden notiert. Nach dem »Amerikanischen Floristen« ist der Preis 
eines Bundes Chrysanthemum am 9. November in Boston ı Gulden, in Chicago 
das Hundert zu 2 bis 6 Gulden gewesen und wurde als die letzte Mode mitgeteilt, 
dass die Braut zumeist ein Chrysanthemum-Bouquet trägt, während die Kranz- 
jungfern solche aus Rosen benutzen. Zum Empfang und fürs Theater trägt man 
dort farbige Chrysanthemumsträusse, doch wird dabei rein Weiss, ausgesprochen 
Gelb und glühend Karmoisin bevorzugt und New-Yorker Floristen verkaufen davon 
Prachtblumen mit zwölf Gulden das Dutzend! Je grösser, desto wertvoller ist die 
Blume: auf der Chrysanthemumschau in Orange N-A wurde eine Blume der Sorte 
Mrs. Frank Thompson, ausgestellt vom Gärtner JOHN CULLEN, im Durchmesser von 
27--28 cm ausserordentlich bewundert. Auf dieser Schau war es, wo dieses Jahr 
auch zum erstenmale das Chrysanthemumwunder Mrs. Alpheus Hardy von den 
Gärtnern PITSCHER & ManDa ausgestellt wurde, zu denen man früher schon ganze 
Pilgerfahrten mit der Eisenbahn arrangiert hatte, um es zu sehen. Diese Gärtner 
hatten es um 1800 Dollars (d. i. 7200 Mk.) gekauft, sollen gegenwärtig eine Ver- 
miehrung von 500 Stück davon besitzen und gesonnen sein, es im Mai 1889 in den 
Handel zu bringen. 

Eine Photographie dieser Neuheit war als das erste Bild in der ersten Nummer 
von Garden and Forest, welches Professor S. SARGENT seit 29. Februar 1883 heraus- 
giebt, erschienen; es wurde aber wenig beachtet. Ein junger Japaner, welcher 
als Lehrer nach seinem Vaterlande zurückgekehrt war, sandte der Mrs. ALPHEUS 
Harpy, die ihn in Boston protegiert hatte, 30 Sorten Chrysanthemum, worunter sich 
diese neue Sorte befand, die nach der Dame genannt wurde und von allen Varie- 
täten, die man in Europa und Amerika kennt, vollständig verschieden ist. Ja der 
in Amerika anwesende japanische Botaniker MivABE erklärte, dass dies eine ıhm 
ganz unbekannte wesentliche Abänderung des Chrysanthemum sei, welche gewiss 
der Ausgang einer neuen Rasse wird. 

Die Blume ist von breiter kugeliger Form, mit langen und breiten Petalen, 
wie der sogenannte japanische Typus, aber von der regelmässigen Kugelgestalt, 
wie die chinesischen Chrysanthemumtypen sie zeigen. In Farbe vom reinsten Weiss, 
frei von dem geringsten Schatten einer Färbung, ist die grösste Merkwürdigkeit 
die, dass die nach einwärts gekrümmten Petalen auf der Rückseite, die sie zumeist 
zeigen, mit feinen glitzernden, seidenartigen, silberweissen Haaren besetzt sind. Es 


*) Aus Mangel an Raum verspätet. DER: 


434 L. v. Nagy: Chrysanthemum. 


ist eine ganz fremdartige, aber bewundernswerte Escheinung, ganz an eine ge- 
krauste Straussfeder erinnernd. 

Alles drängte sich während der Ausstellung in Orange, wie in New-York, um 
diese Neuheit und die Jury gab das Votum ab: »Ihr Komitee erachtet das Chry- 
santhemum Mrs. Alpheus Hardy als die meist merkwürdige Erwerbung unter den 
schönen Neuheiten, die in der letzten Zeit eingeführt wurden « 

Es wird auch mitgeteilt, dass unter den andern japanischen Sorten, die mit 
diesem Blumenwunder ankamen, einige sich durch Tiefe und Reinheit der Farbe 
sowie durch Form und Grösse der Blume auszeichnen. Davon wurden in New-York 
einige von E. FEwKES & Son, den früheren Besitzern der ganzen Kollektion aus- 
gestellt. 

Kioto war von ganz feinem Gelb mit einwärtsgekrümmten Petalen, aber auf 
eine ganz neue Art gekraust und gewickelt; Medusa, eine andere, mit langen 
weissen, aber so feinen Petalen, dass man sıe absolut drahtähnlich nennen kann, 
die zerstreut wie fliegendes Haar herabhängen. Es mag das im ganzen nicht schön 
sein, aber jedenfalls ist es eine ganz neue Form, die das Versprechen giebt, dass 
aus ihr eine neue Rasse hervorgehen werde. 

Wenn wir diese Notizen gaben, so müssen wir auch erwähnen, dass die Ameri- 
kaner eben bei den Chrysanthemum in eifrigem Fortschritte begriffen sind und 
Preise für einheimisch gezüchtete Varietäten ausschreiben. Den von Mrs. ANDREW 
CARNEGIK ausgesetzten Silberbecher auf der letzten 1888er New-Yorker Schau ge- 
wann W. HAMILTON für eine grosse Kugelblume, die nach der Spenderin benannt 
wurde und deren breite, einwärts gekrümmte Petalen von dunkeikarmoisin Farbe 
sind, auf der Rückseite aber diese Farbe nur an der Basis zeigen und gegen die 
Spitzen in Altgoldfarbe übergehen. Ein zweiter Sämling, Mrs. Lewi P. Morton, 
ist von nelkenrosa Färbung und bei offenem Centrum 23 c» im Durchmesser. Die 
breiten Petalen sind an der Basis in Röhren zusammengerollt, wodurch, da ihre 
Rückseite weiss ist, eine auffällige weisse Zone die Scheibe umgiebt, während sich 
die rosa Petalen graziös nun etwas nach rückwärts krümmen. Im ganzen kon- 
statierte man, dass die besten zwölf amerikanischen Sämlinge in diesem Jahre die 
besten aus Europa stammenden weit übertreffen. 

England steht in der Chrysanthemumzucht gewiss nicht nach, die nationale 
Chrysanthemum-Gesellschait hat ihren Katalog zum drittenmale herausgegeben und 
darın 2300 Sorten verzeichnet und beschrieben; die andern zahlreichen Gesell- 
schaften veranstalten in diesem Jahre 38 Chrysanthemum - Ausstellungen in Gross- 
Britannien. 

Auch Frankreich bleibt nicht zurück: es hat heuer die erste Chrysanthemum- 
Ausstellung, verbunden mit einer Frucht-Ausstellung in Paris abgehalten und ist 
damit zufrieden. Das katholische Paris braucht am Allerseelentage nur weisse Blumen 
und zu diesem Zwecke werden nicht nur ganze Felder weisser Pflanzen zum Schutze 
und zum Aufblühen in Glashäuser gebracht, sondern sogar gelbliche und rötliche 
Sorten in warmen und finstern Häusern gebleicht! Dagegen zählt der Süden 
Frankreichs eine Anzahl Chrysanthemumzüchter, von denen einer allein in diesem 
Jahre 32 neue Sorten in den Handel bringt. Da wäre wohl bald eine gründliche 
Auswahl gut und notwendig. 

Die Belgier, eben auch für Chrysanthemum enthusiasmiert, wollen in Gent 1889 
oder go die hundertjährige Einführung des Chrysanthemum feiern und haben sich 
deswegen schon mit der Londoner Gesellschaft ins Einvernehmen gesetzt. Ein 
Marseiller Kaufmann soll nämlich 1789 die ersten Chrysanthemum aus Japan mit- 
gebracht haben. 


Der exotische Garten im Glaspalaste in München. 435 


Der exotische Garten im Glaspalaste zu München. 


Wer hätte nicht, schreibt der Bayerische Kurier vom 28. Juli d. J., schon die 
wohlthätige Wirkung von Natur und Kunst an sich erfahren! Aus dem Reich der 
Schöpfung drängt es den Menschen in das Reich der Phantasie, und wenn das 
Auge sich an den Gebilden der Menschenhand und des Menschengeistes satt ge- 
sehen, erquickt und erholt es sich gerne wieder an den Werken der Natur, an der 
eigentlich nie müde machenden Welt der Pflanzen, der Blumen und des Grüns. 

Es war daher ein glücklicher und sinniger Gedanke, dass mit der Kunst- Aus- 
stellung im Glaspalaste eine dauernde — Pflanzenausstellung, welche jedem Be- 
sucher der ersteren unentgeltlich zugänglich ist, verbunden wurde. Ja man kann 
wirklich von einer Ausstellung reden! Denn in dem rechts von dem mit exotischen 
Gewächsen geschmückten Vestibül des Glaspalastes gelegenen Trakt sind Pflanzen 
vereinigt, welche nicht in unsern heimischen Gärten, welche nicht alle in den 
renommierten exotischen Gärten Europas, ja in einer solchen Originalität und Aus- 
wahl, sowie Zusammenstellung in der ganzen Welt nicht zu finden sind. Um das 
nach seltenen Gebilden einer sonst nie gesehenen Welt von Pflanzen verlangende 
Auge König Lupwıiss II. zu befriedigen, sınd nämlich nach und nach aus aller 
Welt seltene und kostbare Exemplare tropischer Pflanzen in dem neben dem könig- 
lichen Wohnzimmer in der bayerischen Residenz befindlichen Wintergarten an- 
gesammelt worden. Diese sämtlichen Gewächse, die sonst nur wenigen Sterblichen 
zu schauen vergönnt waren, sind durch die huldvolle Grossmut und Volksfreundlich- 
keit Seiner Königl. Hoheit des Prinz-Regenten nun täglich allen Besuchern der 
Kunst-Ausstellung vor den Blick gestellt. Zn den Pflanzenschätzen des Winter- 
gartens König Lupwıcs II. sind prachtvolle, namentlich südeuropäische Gewächse 
gekommen, welche noch aus den berühmten Gewächshäusern der ehemaligen Würz- 
burger Fürstbischöfe stammen und deshalb auch in ihrer Art einzig sind. Gerade 
die südliche und tropische Pflanzenwelt mit dem bewegten und doch feierlichen 
Spiel der Linien, den pittoresken Formen, in denen die Natur ein üppiges Phantasie- 
leben entfaltet, ist zum Anschluss und Übergang an die Werke, welche der Ein- 
bildungskraft entsprungen sind, besonders geeignet. 

Diese Fülle seltener Pflanzen ist aber nicht etwa, wie bei Dekoration von 
Innenräumen, zu Gruppen zusammengestellt, sondern es ist ein wirklicher exotischer 
Garten geschaffen, bei dessen Anblick man ganz vergisst, dass man sich in einem 
Hause befindet, um so mehr, als durch geschicktes Hereinziehen der Seitengänge 
auch die Illusion grösserer Raumverhältnisse, als sie in Wirklichkeit bestehen, er- 
zielt ist: Dem Oberinspektor der königlichen Hofgärten, J. MÖHL, muss für diese 
eigenartige Schöpfung der Gartenkunst, welche den Werken der bildenden Kunst, 
mit denen sie verbunden ist, so würdig an die Seite tritt, bewundernde Aner- 
kennung ausgesprochen werden. Wer den sagenhaft gefeierten Wintergarten 
Lupwics II. in seinem vollen Bestande gesehen hat, muss bekennen, dass in dem 
Palmengarten des Glaspalastes derselbe wohl in seiner Grundgestalt wiedergegeben, 
dass aber durch den grösseren Raum, durch den reicheren Wechsel, die freiere 
Entfaltung und neue Zuthaten die Wirkung des Wintergartens noch übertroffen ist. 

Wenn man durch den Portikus der Mittelhalle in den Garten tritt, ist man 
durch das Bild, das sich darbietet, ausserordentlich überrascht. Eine zauberhafte 
Landschaft mit einer nie gesehenen Welt von Pflanzen liegt vor dem erstaunten 
Blicke. Die Mitte der Landschaft bildet ein sanft blauer See mit reizend geformten, 
hier als Halbinselchen, als Landzunge vorspringenden, dort als Bucht zurück- 
tretenden Ufern, die mit zart-grünem Rasen umsäumt, mit Pflanzen und Blumen 


-436 Der exotische Garten im Glaspalaste zu München. 


der mannigfaltigsten Art und Gruppierung belebt sind. Um den See zieht ein Weg, 
der mit seinen leichten Schwingungen nicht als sandbestreuter Bretterboden, son- 
dern als wirklicher landschaftlicher Pfad sich darstellt. Diesem Wege folgend, wan- 
deln wir — von rechts nach links — durch den Garten, seiner wechselnden Schön- 
heit uns erfreuend. Gleich beim Beginne fesselt uns eine originelle Palmengruppe 
(Chamaerops von den Mittelmeerufern), starke, seltsam ausgebauchte Stämme mit 
kleineren gedrungenen Wedelschöpfen*); weiter wandelnd, staunen wir an der 
grünen Wand die prachtvollen Exemplare von Bananen, Magnolien an, während 
links vom See her aus grünem Sammetteppich im wechselnden Farbenspiel Hor- 
tensien, Gloxinien, Begonien, Pelargonien ihren Blumengruss uns senden und auf 
schlankem Halme Bambusen graziös uns zuwinken. An der Wendung des Pfades 
winkt aus der Ecke rechts eine von einer Balustrade umgebene Terrasse mit freund- 
lichen Lauben, im Stile unserer Wirtsgärten, und Tischen, auf denen Gläser mit 
dem wohlbekannten braunen Nass stehen und vor denen Menschen mit dem sicht- 
lichen Ausdruck des Behagens sich niedergelassen haben, so dass wir uns aus der 
Welt der Palmen und Bambusen in die anheimelnde Münchener Welt versetzt 
sehen. Am Scheideweg stehend, lassen wir uns — wenigstens für jetzt — nicht 
von dem schäumenden Labequell nach rechts locken, sondern wir folgen dem nach 
lınks führenden Pfade aufwärts zu dem aus Felsen sich aufbauenden Hügel, von 
dem unter schlanken Dracaenen ein klarfrisches Quellbächlein herniederrieselt, 
während aus dem Grün, das den Fuss umsäumt, grossblätterige Anthurien mit 
feurigem Rot seltsam uns anlugen. Nachdem wir von der Felsenerhöhung aus uns 
das entzückende Bild, das zu unsern Füssen sich ausbreitet, angesehen, die rück- 
wärts zur Baumhöhe aufsteigenden Cypressen, wie sie das Nordland sonst nirgends 
aufweist, und die riesigen Philodendren bewundert haben, steigen wir abwärts und 
wandeln der andern Uferseite entlang, von neuen nie gesehenen Pflanzengebilden, 
wie den australischen Baumfarnen (Balantium antarcticum) mit dicken schwarzen 
Stämmen, über welche die befiederte Krone sich schwinkt, in Erstaunen gesetzt 
und an den selten grossen, schönen Eriken, die da und dort verstreut sind, uns 
ergötzend. Hinter der grimmen Löwin ragt freistehend im Rasen eine mächtige 
Theophrasta mit den langen Blättern ihrer Zweige in die Lüfte, und am Ende des 
Weges, wenn wir wieder zum Ausgange zurückgekehrt sind, zwingt eine saftig- 
grüne, reiche Gruppe von stammlosen Fächerpalmen (Latania borbonica), welche 
von einer einsamen majestätischen Astrapaea Wallichii von Madagaskar und zwei 
schlanken Karyoten mit fein gefiederter Wedelkrone überragt sind, uns Bewunde- 
rung ab. Durch den ganzen Garten verteilt haben die plastischen Kunstwerke 
ihre Aufstellung gefunden und tragen so ungezwungen zur Zierde des Gartens bei, 
während sie wieder durch diesen und den Hintergrund, den er bietet, zu günstiger 
Wirkung kommen. 

So ist durch die durchaus gelungene, fachmännisch gediegene Ausführung einer 
einem Künstlerkopfe entsprungenen glücklichen Idee, unter huldvoller Unterstützung 
fürstlicher Grossmut, etwas ganz Eigenartiges geschaffen worden, was der Kunst- 
Ausstellung einen besonderen stimmungsvollen Reiz verleiht, für Alt und Jung eine 
Quelle der Unterhaltung und Belehrung, für die Fremden einen Anziehungspunkt 
und für München einen neuen Ruhmestitel bildet. 


*) Diese Palmen waren auch ı885 in Berlin ausgestellt und werden hoffentlich 1890 wieder 
erscheinen. 


H. Zabel: Aus den Gärten der Forst-Akademie Münden. 437 


Aus den Gärten der Forst-Akademie Münden. 
Kürzere Mitteilungen über neue oder kritische Pflanzen derselben. 
Von H. Zabel in Münden. 
(Fortsetzung aus Heft 9 S. 239.) 


II. 
Hydrangea petiolaris Sieb. et Zuce. (erweitert). 


Sect. Calyptranthe Maxim. (Blumenblätter bis zur Hälfte mützenförmig zu-- 
sammenhängend und so beim Öffnen der Blüte abfallend). Mit wurzelähnlichen 
Fasern (wie Epheu) kletternder, fast kahler Strauch. Äste dick, mit brauner, sich 
im ersten Winter ablösender Oberhaut; Knospen dick, eiförmig, stumpf 3kantig,. 
spitz, glänzend gelblich- bis rötlich-braun mit 2 Paar stachelspitzigen Schuppen, 
Endknospe auffallend gross und deren unterstes Schuppenpaar meist mit blatt- 
ähnlichen Anhängseln; Blätter (bis 3 cn) lang gestielt, aus herzförmiger oder ab- 
gerundeter Basis rundlich- oder länglich-eiförmig, meist plötzlich zugespitzt, bis 
8 cın lang und 5 cn» breit, scharf aber nicht sehr tief gesägt- gezähnt, in der Jugend 
sehr fein behaart, unterseits in den Aderwinkeln bleibend bärtig, sonst später kahl. 
Blüten Ende Juni in doldentraubig-zusammengesetzten, ausgebreiteten, fast flachen, 
bis 2o cm» im Durchmesser haltenden, einseitig behaarten Trugdolden; Stiel der 
einzelnen Cymen meist mit laubartigen, in der Grösse abnehmenden Deckblättern, 
obere Verzweigungen mit mehr schuppenartigen Deckblättchen; strahlende Rand- 
blüten bis 30 zn breit, 3—4blätterig, weiss, auf schlanken, 8— ıo mm langen 
Stielen; fruchtbare Blüten weisslich, kurz gestielt;, Knospen halbkugelig, mit kurzer 
stumpflicher Spitze; Kelchröhre kahl, glockig-kreiselförmig mit kurzem, 5zähnigem 
Saume, Kelchzähne breit-dreieckförmig, gleich, aufrecht abstehend, weit kürzer als 
die Griffel; Staubgefässe meist 16, ungleich Jang, mindestens doppelt länger als 
die 2 (selten 3) kurzen dicken Griffel; Kapsel ganz vom Kelch eingeschlossen, 
halbkugelig, abgestutzt; Fruchtgriffel aus einander spreizend, oft an der Basis 
gespalten. 

Einheimisch im ganzen subalpinen Japan und im südlichen Teile von Sachalın, 
Felsen oder Baumstämme bekleidend und je nach dem Standorte namentlich in 
Grösse und Form der Blätter und Strahlblüten und Länge des Blattstiels abändernd. 
SIEBOLD und ZUCCARINI unterschieden daher in ihrer Flora japonica drei hierher 
gebörige Arten: H. petiolaris, cordifolia und bracteata; MAaxımowiIcz vereinigte die- 
selben unter dem Namen H. scandens zu einer Art mit den zwei Varietäten «a 
petiolaris und ß8 cordifolia (incl. H. bracteata S. et Z... Da aber der Artname 
scandens für eine chilenische Species, H. scandens PoErrıG (Cornidia integerrima 
Hook. et Arn.) bereits vergeben wurde und auch noch in DE CAnDoLLes Prodromus 
für eine gar nicht kletternde Art, H. virens SIEB. (Viburnum virens 'THUNB.) an- 
gewandt wird, so haben FRANCHET et SAVATIER in Enumerat. plant. japon. I p. 153 
für diese H. scandens Maxım. den Namen petiolaris gewählt. Die hiesigen Pflanzen 
scheinen nach der Abbildung in Flora japon. I. tab. 59 der Varietät 8 cordifolia 
Maxım. (H. cordifolia S. et Z.) anzugehören; sie stellen einen schön und dicht be- 
laubten, völlig harten, aber bis jetzt selten blühenden Kletterstrauch dar, den der 
Garten zuerst 18380 als Schizophragma hydrangeoides von VEITCH & Sons und dann 
18381 als Hydrangea scandens von Wilhelmshöhe erhielt, und der unter diesen 
beiden Namen inzwischen mehr verbreitet worden ist. 

In neuerer Zeit ist ferner aus westeuropäischen Gärten eine verwandte Pflanze als 
Cornidia integerrima eingeführt worden, deren herzförmige Blätter grob gezähnt. 


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438 


H. Zabel: Aus den Gärten der Forst-Akademie Münden. 


sind, und deren absurde Benennung wahrscheinlich einer Verwechselung der H. 
scandens Maxım. mit der H. scandens PoEpp. ihren Ursprung verdankt. Mit der 
letzteren in POEPPIG et ENDLICHER, Nova genera et spec. plant. I tab. ı7 abgebil- 
(deten Art hat sie nichts zu schaffen, und vermutlich gehört sie auch nicht der 
ersten an, sie dürfte vielmehr, wie ein Vergleich mit der schönen Abbildung in 
Flora japon. I tab. 26 gestattet, der Belaubung nach zu Schizophragma hydrangeoides 
SIEB. et Zucc. (nicht der Gärten) zu ziehen sein, Blüten derselben habe ich aber 
noch nicht gesehen. In dem mir freundlichst zugesandten 1838er Preisverzeichnis 
des Herrn R. BEHnscH in Dürrgoy bei Breslau ist übrigens bereits (S. 35) Schizo- 
phragma hydrangeoides mit dem Synonym Cornidia integerrima aufgeführt. 

Von der nahe verwandten Hyd. altissima Wall., die den hiesigen Winter nicht 
erträgt, konnte ich bis jetzt nur die anscheinend kümmerlich entwickelte Cyme 
eines Topfexemplars vergleichen. Diese war weit kleiner, hoch gewölbt, ohne 
Strahlblüten; die Kelchzähne spitz, dreieckförmig, ungleich und z. T. so lang als 
die Griffel, letztere wenig kürzer als die 8—ıo Staubgefässe. 


Hydrangea involucrata Sieb. 


Sect. Euhydrangea Maxım. (Blumenblätter an der Spitze frei). Niedriger, ver- 
ästelter, rauh behaarter Strauch. Seitliche Knospen kurz gestielt, meist vierschuppig, 
Schuppen mit abwärts gekrümmter scharfer Spitze, das innere Paar oftmals mit 
blattartigen Anhängseln; Blattstiel bis 4,5 cn lang; Blätter aus abgerundeter oder 
schwach herzförmiger Basıs länglich eiförmig, lang zugespitzt, bis 13 cr» lang und 
6 cm breit, scharf einfach- bis doppelt-gezähnt mit verlängerter abstehender Knorpel- 
spitze der Zähne, beiderseits rauh, oberseits mattgrün, unterseits hellgraugrün, 
Trugdolden im August, ziemlich klein (bis 9 c» im Durchmesser), an der Basis 
und den Hauptästen mit grossen breit-Jänglichen stachelspitzigen, dicht weissgrau 
behaarten, ziemlich lange bleibenden Deckblättern, die vor dem Aufblühen den 
Blütenstand kelchartig einschliessen; strahlende Randblüten weisslich, vier- oder 
fünfblätterig; fruchtbare Blüten ohne Deckblättchen,; Antheren weissbläulich, Staub- 
fäden und Blumenblätter blau; Kapsel fast ganz vom Kelch eingeschlossen, kugelig- 
eiförmig; Fruchtgriffel meist 2, bogig auswärts gekrümmt. Maxımowiıcz, Revisio 
Hydrang. As. orient. p. 10; Hyd. pubescens hort. (Hyd. involucrata K. Koch, 
Dendrologie I, 356 scheint nicht hierher zu gehören). 

Reichblütige, ziemlich harte und sehr zu empfehlende Art, die auf höheren 
Gebirgen der japanischen Inseln Nippon und Sikok einheimisch ist. Nach Herrn 
Maxımowıcz wildwachsend ein Strauch bis zur Höhe eines Mannes, der namentlich 
an schattigen feuchten Orten zwischen Bambusen oder anderem Gesträuch sich 
üppig ausbreitet und bis fusslange Blätter bekommt. — e 


(Fortsetzung folgt.) 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc. 


Ampelopsis Veitchi purpurea. 
Obwohl es schon eine ziemliche Zahl 
schwarzpurpurner Pflanzen giebt, so hatte 
man bisher noch keine ausgesprochene 
dunkelblätterige Schlingpflanze. Vitis 
vesuviana und purpurea, Hedera atro- 
purpurea und allenfalls die violettschotige 


Lukasbohne haben wohl dunkles Laub, 
aber zu wenig gefärbt. Neuestens hat 


ı nun H. CoLLvEr & Co. in Tunbridge 


Wells (Schottland) die obengenannte Am- 
pelopsis zu 7'/, Schilling in den Handel 
gebracht. Die Pflanze war das erste Mal 
im Juni 1887 ausgestellt und nach drei- 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen. 


439 


jähriger Kultur als beständig in ihrer 
schwarzen Färbung, sowie sonst im 
kletternden Wuchs der Stammpflanze ganz 
analog erprobt, giebt somit eine treftliche 
Neuheit. N. 


Primula obconica. 


Noch giebt es zwar bei dieser vor drei 


Jahren neu eingeführten Pflanze eine 
nur geringe Farbenabwechslung und ver- 
hältnısmässig nur mittelgrosse Blumen, 
aber da nach einer Frühjahrsaussaat die 


Pflanzen binnen 6 Wochen zu blühen | 


beginnen, den Sommer über im Freien 
und ım Lauwarmhause damit den ganzen 
Winter hindurch fortfahren, dann nach 


kurzer Ruhepause im nächsten Sommer | 


wieder beginnen und im zweiten Winter 
wahre hundertblumige Prachtpflanzen 
bilden, so sollte man sich mehr mit 
dieser Neuheit beschäftigen. 

In Amerika werden Primula obconica 


zu Hunderten verkauft und als winter- | 


liche Topfpflanzen und Schnittblumen 
hochgeschätzt. Frischer Same davon ist 
von WM. BayLoR HARTLAND, in Cork ın 
Irland, ein kleines Packet zu !/, Schilling, 
ein sehr grosses zu 2'/, Schillung zu be- 
ziehen. Diese Gärtner liefern auch das 


durch die Primel-Liga berühmt gewordene 
grosse gelbe Primula veris (Yellow Prim- | 


rose) »Beaconsfield« in Samen 5 Schilling 
per Unze, !/, Schilling das Packet. N. 


Hochrote Maimaison-Nelke. 


Die bekannte grüngraublättrige,robuste, | 


fleischfarbige Nelkensorte mit den Riesen- | 
blumen und dem guten Geruche besitzt | 


etwa drei verschiedene Abarten, die sich | 


im Handel befinden. Die neueste Sorte, 
die hochrote (coccinea) zeichnet sich 
durch genau ebenso robusten Typus, 
eklatante Färbung und Reichblütigkeit 
aus. Sie wırd von den Gärtnern LEVEQUE 


& FILS in Ivry (Dep. Seine) in den Handel 
ı ausführlicher darüber ın Gartenflora 1888 


gebracht. N. 


Azalea pontiea fl. pl. Mad. Thiebaut. 
Unter den etwa zwei Dutzend schon 
vor Jahren erzeugten, aber nur spärlich 


verbreiteten gefüllten pontischen Azaleen, 
die eigentlich in jedem Garten vorkommen 
sollten, befand sich bisher keine rein 
weisse; die Graf von Meran (Rinz) ist 
wohl weiss, geht aber ins Rosenrote. 
Die neueste, hier eben genannte Mad. 
Thiebaut ist rein weiss, imbrikiert wie 
eine gefüllte Gardenie und lässt sich 
leicht treiben. In den Handel gebracht 
wurde diese reichblühende Sorte vom 
ı. November 1888 mit 10 fres. per Stück 
in Knospen von Moser, Horticulteur 
Pepinieriste in Versailles. N. 


Satsumapflaume oder japanische Blutpflaume 
ist das neueste, was uns aus Japan über 
Nordamerika zukommt. Noch hat sich 
die grosse, an Pfirsich erinnernde Kelsey- 
pflaume oder Botankin nicht recht ver- 
breitet und schon hören wir, dass die 
Japanblutpflaume, die im Garten der 
Universität von California in Berkeley 
Früchte getragen hat, etwas ganz neues 
und besonderes sei. Der Baum ist stärker 
und wüchsiger als der der Kelsey; die 
dunkeltrübrote, mit Reif bedeckte runde 
Frucht hat auf einer Seite eine Naht, 
feine Schale ohne Herbe, feinkerniges, 
mit blutrotem Safte erfülltes, karmoisın- 
rotes Fleisch, langen, dünnen Stiel und 
rundlichen, runzlichen, für die Grösse der 
Frucht kleinen Stein. Der Geschmack, 
schreibt man, seı köstlich und schmelzend; 


ı vor der Reife sei sie gut versendbar, in 


der Überreife wohl weich, aber saftig und 
nicht faulend. N. 


Amaryllis hybr. »Finette«. 
Hierzu Abbildung 71. 

Auf der grossen Genter Ausstellung 
ım Aprıl 1883 erregten unter all den 
vielen schönen Gegenständen wenige 
wohl so allgemeine Bewunderung als 
die herrlichen Amaryllis von JAMES 
VEITCH & Sons in London. Wir haben 


S. 311 berichtet und sind heute Dank 
dem Entgegenkommen der genannten 
Firma in.der Lage, eine der bedeutungs- 
vollsten Neuheiten »Finette« im Bilde 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen. 


440 


wenige rote Aderung an 


und hat nur 


Wir sagen absichtlich der | 


»bedeutungsvollsten«, denn Finette ist | 


vorzuführen. 


den oberen Abschnitten; da ist zu hoffen, 


Amaryllis hybr. »Finette«. Fast weiss! 


Abbildung 71. 


1888 Bd. 33 


schon ;The Garden 


wie 


S. 361 es aussprach, dass wir bald einer 


| 


vielleicht der Ausgangspunkt einer neuen 


Rasse. Sie ist fast rein weiss im Grunde 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen. — Kleinere Mitteilungen. 


441 


ganz weissen Amaryllis begegnen werden. 
Finette erhielt ein Zeugnis ı. Kl. von 
der Königl. Gartenbau-Gesellschaft am 
ro. April 1888. — Die Amaryllis werden 
bei VEITCH & Sons in einem besonderen 
Hause kultiviert, welches ın The Garden 
1884, 22. März, abgebildet ist. Dasselbe 
ist 7o Fuss engl. lang, zo Fuss breit und 
etwa 9 Fuss hoch. Es hat ein Satteldach 
und ist durch eine quere Glaswand ın 
zwei Teile geteilt. Der Länge nach findet 
sich in der Mitte des Hauses ein breites 
Beet, welches ungefähr 4 Fuss erhöht ist, 
um die Pflanzen dem Lichte recht nahe 
zu bringen. 


Dieses Beet hat eine un- | 


gefähr ı5 Zoll hohe Schicht von alter | 


Lohe, in welche die Pflanzen eingetopft 
werden. Unterhalb dieser Lohe laufen 
3 Reihen vierzölliger Heisswasserröhren. 
Die anderen Heizröhren laufen an den 
Seiten des Hauses unter den Tischen 
entlang. Diese seitlichen Tische sind 
für die jüngeren Zwiebeln bestimmt, von 
denen die meisten im nächsten Jahre 


blühen werden. Annähernd 1200 Blüten- | 


schäfte mit je 2—5 oder 6 Blumen sind 
zur Hauptzeit zu sehen, die meisten sind 
aus Samen gezogen und tritt hier oft 
recht deutlich hervor, dass selbst Pflanzen 
aus einer und derselben Kapsel von 
einander verschieden sind. 

Mitte Januar werden die Zwiebeln in 
Töpfe gebracht Man giebt ıhnen gute 
Erde aus Wiesenlehm, verrottetem Kuh- 
dünger und scharfem Sand, pflanzt sie 
aber nur bis zur Hälfte ein. Die Töpfe 
werden dann in ein Lohbeet eingefüttert. 


Ende Februar, wenn man bemerkt, dass 
der Wuchs beginnt, wird Wasser ge- 
geben und zu dieser Zeit ist leichte 
Bodenwärme nötig, während die Tem- 
peratur im Hause ca. 13° C. betragen 
soll. Das hat sich, wıe »The Garden« 
schreibt, ganz besonders 1838 als vorteil- 
haft erwiesen, wo viel Wind und wenig 
Sonnenwärme herrschte. Allein nur die 
natürliche Sonnenwärme kann Blätter 
und Blüten vollen Entwickelung 
bringen. Wenn die Blütezeit vorüber, 
wird das Wachstum der Pflanzen in jeder 
Weise begünstigt, während des Sommers 
und Herbstes viel Luft gegeben, aber zu 
starke Besonnung vermieden. Von Mitte 
August an wird gar kein Wasser ge- 
geben, bis wieder der Wuchs beginnt. 
Auf diese Weise wird ein gutes Ausreifen 
der Zwiebeln erlangt, was eine der Haupt- 
sachen bei der Amaryllis-Kultur ist. 


zur 


Ein schöner neuer Cactus 
(Echinocereus) wurde vor kurzem vonHrn. 
B. BAUER in Copitz a. d. Elbe (Königreich 
Sachsen) eingeführt. Wir werden später 
eine farbige Abbildung und Beschreibung 
davon bringen, einstweilen machen wir 
alle Cacteenfreunde darauf aufmerksam. 


Für Orchideenfreunde. 

Von Herrn DamMmann in Breslau sind 
wieder grosse Mengen schöner Orchi- 
deen eingeführt, die billig abgegeben 
werden. — Die Herren GEBR. RADETZKY, 
Berlin S., Alte Jakobstr. 86, veranstalten 
nächstens eine Orchideen- Auktion. 


Kleinere Mitteilungen. 


Über einige Syringa-Arten. 

Einem Artikel über Syringa im 
»Garden and Forest« von Prof. SARGENT, 
welchen Gardener’s Chronicle im Aus- 
zuge mitteilt, entnehmen wir folgendes: 

Syringa vulgaris ist in den Gebirgs- 


| 300 Jahren in den Gärten kultiviert und 


ist Stammpflanze vieler, auch gefüllter 
und buntblätteriger Formen. In Nord- 
amerika leiden. die Blätter häufig im 
Sommer und Herbst durch weissen 


| Meltau. 
gegenden Centraleuropas von Piemont | 


Syringa oblata ist wild unbekannt. 


bis Ungarn einheimisch, wird seit etwa | Die Art wurde zuerst von FORTUNE ın 


Gartenflora 1889, 


32 


442 . Kleinere Mitteilungen, 


einem Garten in Shanghai und später 
von Abbe Davı in den Gärten bei Pe- 
king entdeckt. Sie ist vielleicht nur eine 
geographische. Form von S. vulgaris, 
da sie sich botanisch nur sehr wenig 
von letzterer unterscheidet. Sie blüht 
zehn bis zwölf Tage früher als die 
frühesten Sorten von S. vulgaris, die 
Blätter werden nicht vom Meltau an- 
gegriffen, färben sich aber im Herbst 
dunkelbraunrot. SARGENT schlägt des- 
halb vor, von dieser und S. vulgaris 
Bastarde mit den grossen Blütenständen 
der letzteren und der Belaubung der 
chinesischen Pflanze zu züchten. 

Syringa chinensis, obwohl seit 
langer Zeit kultiviert, ist ebenfalls in 
wildem Zustande nicht bekannt. Sie 
findet sich nicht selten in den Pekinger 
Gärten. 

Syringa persica wurde aus den per- 
sischen und indischen Gärten vor langer 
Zeit eingeführt, aber erst neuerdings von 
AıtcHıson, Mitglied der afghanischen 
Grenzkommission, auf den niederen und 
äusseren Hügeln bei Shalizan bis zu etwa 
7500 Fuss Höhe wild gefunden. 

Syringa villosa wurde in der Mitte 
des letzten Jahrhunderts von dem fran- 
zösischen Missionar D’INCARVILLE in der 
Nähe von Peking entdeckt. Später fanden 
sie Davıp und BRETSCHNEIDER in der- 
selben Gegend. Zu dieser Art gehören 
vielleicht nach FRANCHET (Bull. Soc. 
Philom. Paris 1885) 

Syringa Josikaea und S. Emodi. 
Doch ist die lange, weisse Behaarung der 
Unterseite der Blätter bei der Himalaya- 
form (S. Emodi) auf eine schwache Be- 
haarung der Mittelrippe reduziert, bei 
S. Josikaea sogar noch weniger ent- 
wickelt. S. Josikaea wurde in einem 
ungarischen Garten entdeckt, ist aber 
wild unbekannt. Von diesem einen 
Exemplare stammen alle ın den Gärten 
verbreiteten S. Josikaea. 

Syringa pekinensis wurde von 
DAvıp auf den Gebirgen Nordchinas 
entdeckt. (Dr. D.) 


Tritonia caulescens. 

In unserem Garten blüht jetzt Tri- 
tonia caulescens. Ein herrliches Bild. 
Der nicht sehr hohe, mächtige Blüten- 
schaft, von grauer Farbe wie die Blätter, 
trägt eine sehr hübsche grosse Blüten- 
rıspe. Als Knospe karminrot, sind die 
erblühten Blumen rein gelblichweiss, 
während die halboffenen Blumen karmin 
getupft, verwaschen erscheinen. Die 
Tritonia caulescens ist durchaus ver- 
schieden im Habitus von allen anderen 
Arten, eher einem Pandanus ähnlich. 
Der Samenansatz ist bei uns ziemlich 
gut, während mehrere Exemplare, die im 
vergangenen Jahre hier ın einer Villa 
blühten, gar keinen Samen bildeten. 
Eine interessante Beobachtung konnte 
ich in diesem Frühjahr machen, worauf- 
hin ich Tr. caulescens als ganz besonders 
feuchtigkeitliebend bezeichnen möchte. 
Als nämlich der Blütenschaft noch tief 
ım Innern steckte, bildeten die obersten 
Laubblätter einen vollständigen Trichter, 
ca. 4cm hoch, in welchem fortwährend 
Wasser angesammelt stand, ebenso in 
den Achseln der Blätter mittlerer Region. 
Diese Ansammlung des Wassers dauerte 
bis der Blütenschaft zum Vorschein kam, 
hernach waren die Blätter alle derartig 
nach aussen gedrückt, dass alle Feuch- 
tigkeit nicht mehr gehalten werden konnte 
und an der Pflanze hinunterlief ın das 
Erdreich. Am Grunde des Blütenschaftes 
haben sich 2—3 Triebe gebildet, wodurch 
die Pflanzen wohl grösser werden, aber 
leider auch an architektonischer Schönheit 
einbüssen. 


Verbändertes Lilium lancifolium. 

Eine merkwürdige Verbänderung zeigt 
eines unserer Lilium lancifolıum, die 
jedoch konstant ist. Der Blütenschaft der 
Mutterzwiebel ist ca. 2 Finger breit, platt 
und teilt sich früher oder später in 2 bis 
3 Triebe, wodurch erklärlich eine grosse 
Reichblütigkeit entsteht. Die jungen Zwie- 
beln zeigen ebenfalls diese Eigentümlich- 
keit ohne Ausnahme. M. BREDEMEYER. 


Kleinere Mitteilungen. 


443 


Versuche über das Veredeln der Weinreben 
auf amerikanische Unterlagen 
werden seit einigen Jahren in der Kgl. 
Lehranstalt für Obst- und Weinbau in 
Geisenheim angestellt Uber die dabei 
gemachten Erfahrungen spricht sich der 
Bericht der genannten Anstalt für das 

Jahr 1887/83 eingehender aus. E.M. 


Branntwein aus der Hefe von Kernobst und 
Beerenwein, sowie minderwertigem Apfelwein 
wurde in der Königlichen Lehranstalt 
für Obst- und Weinbau ın Geisenheim 
hergestellt. Die Ausbeute betrug bei der 
Kernobsthefe 10—ı2 pCt. und bei der 
Beerenweinhefe 18—2o pCt. Branntwein 
mit einem Gehalt von zo Tralles. Der 
Geschmack dieses Branntweins ist gut 
und erinnert deutlich an die betreffende 
Obstart. E.M. 


Humulus japonicus fol. var. 

Der annuelle japanesische Hopfen 
säet sich hier von selbst aus, wuchert 
förmlich und wird jedenfalls geeigneten 
Ortes verwildern. Er rankt oder klettert 
ohne Halt oder doch ohne Hilfe des 
Menschen an rauhen Mauern, Bäumen 
und ähnlichen Gegenständen bis zu Io 
hoch in wenig Monaten und blüht und 
fruktifiziert überreich. 

Die Samen sind schwer und miühe- 
voll einzusammeln, fallen auch schnell 
aus und das Erkennen des rechten Zeit- 
punktes ihrer Reife ist nicht so einfach, 
es bedarf geübter Sammler, um dieselben 
wohl gereift, keimfähig und schwer zu 
erhalten. Unachtsame Leute pflücken 
zuviel unreife Früchte, deren Samen dann 
hohl und nicht keimend sind und lassen 
die besten reifen Körner zu Boden fallen. 

Solche zu Boden gefallenen Samen 
keimen hier, wie sicher auch in der 
Heimat, schon im Herbste, sobald die 
ersten Regen gefallen sind, und die 
jungen Pflanzen, obwohl sie etwas von 
der Kälte gebräunt werden, leiden nicht 
im geringsten von der Nässe und Kälte 
unseres Winters. Über die Schönheit, 


den schnellen Wuchs, die Härte etc. 
dieser wirklich nützlichen Schlingpflanze 
ist man allgemein im klaren und weiss nur 
Lob zu sagen. 

In unseren Kulturen, an eine Mauer 
gelehnt und sich ganz selbst überlassen, 
erscheinen solche Sämlinge im Herbste 
zu ungezählten tausenden und wir sind 
genötigt, siewie Unkraut zu behandeln und 
nur wenige für den kommenden Sommer 
zu belassen. Unter diesen befand sich 
diesmal ein panaschiert-blätteriges Exem- 
plar, das uns interessant genug erscheint, 
in Kultur genommen zu werden. 

Die Pflanze wächst ebenso kräftig 
als die Stammart, trägt sehr grosse, 
dunkelgrün, weiss oder lichtgrün ge- 
scheckte Blätter und wird, falls sie erst 
aus Samen sich reproduziert, was ich 
hoffe, ein angenehmes Pendant zu der 
grünen Art sein. 

C. SPRENGER, 

Mitinhaber der Firma DaMmMann & Co,, 
San Giovannı a Teduccio bei Neapel. 
Juglans Mandshurica Maxim., 
der mandschurische Wallnussbaum, im 
Amurlande einheimisch, ıst sowohl als 
Dekorationsbaum mit seinen gefiederten 
Blättern wie auch als Obstbaum zu em- 
pfehlen, da die Früchte essbar sind. Nach 
vAN VOLXEM, der diese Pflanze in Bel- 
gien kultivierte, reifen die mandschuri- 
schen Nüsse um einige Wochen früher 

als unsere Wallnüsse. (Rev. Hort.) 


Hexisia bidentata. 

Eine reizende kleine Orchidee mit 
scharlachroten Blüten von etwa 3 cm 
Durchmesser, welche zu mehreren in 
kurzen Trauben zusammenstehen, ist 
Hexisia bidentata aus Kolumbien und 
Nicaragua, im Bot. Mag. auf Tafel 7031 
abgebildet. Blütezeit Juni. 

Primula Rusbyii 
ist eine der wenigen bekannten nord- 
amerikanischen Primeln Ihrer reich- 
blütigen Blütenstände wegen sollte diese 


32* 


Kleinere Mitteilungen. — Ausstellungen und Kongresse, 


Art recht viel im Staudenquartier ange- 
pflanzt werden. Blüten karmoisinrot mit 
dunklerem Auge und gelbem Centralfleck. 
Abgebildet ist die Art im Bot. Mag. auf 
Taf. 7032. 


Amorphophallus Titanum Beccari, 
die Riesen-Aroidee, blühte vor kurzem 
in einem 6 Fuss 9 Zoll engl. hohen 
Exemplare im botanischen Garten zu 
Kew und wurde in Gard.Chron. Nr. 132 
vom 6. Juli d. J. abgebildet. 

Es ist dies Ereignis, wie BECCARI, der 
Entdecker, schreibt, um so erfreulicher, 
als sämtliche Samenpflanzen des Herrn 
Corsı in Florenz eingegangen sind, und 
ebenso auch alle Knollen seiner Zeit nicht 
getrieben haben, weil sie von der italieni- 
schen Regierung aus Furcht vor der Reb- 
laus nicht eingelassen wurden. 

Wir haben in der Monatsschrift des 
Vereins zur Beförderung des Garten- 
baues 1879 S. 134. die Abbildung und 
Beschreibung gegeben. Die Früchte sind 
ebenda 1880 S. 4 beschrieben. 


Pomologisches Institut in Reutlingen. 

Das Pomologische Institut in 
Reutlingen begann den Baumwärter- 
und Sommerkursus am 6. März. An dem- 
selben beteiligten sich 62 Schüler und 
Hospitanten. Von diesen sind: 6 Hospi- 
tanten, 14 Schüler der höheren Lehr- 
anstalt für Pomologie und Garten- 
bau, 17 Schüler der Obst- und Garten- 
bauschule und 25 Schüler des Baum- 
wärter - Kursus. Von den letzteren 
gehören 16 dem von der Königl. Central- 
stelle für die Landwirtschaft in Württem- 
berg eingerichteten Kurse an und 6 
wurden vom Landwirtschaftlichen Verein 
für Schwaben und Neuburg gesandt. 
Die Landwirtschaftliche Gartenbauschule 
in Unterlenningen, eine Filiale des 
Instituts, zählt 5 Schüler. Bezüglich ihrer 
Heimat verteilen sich diese 67 Schüler 
folgendermassen: Es sind aus: Anhalt 1, 
Baden 4, Bayern ı2, Bremen 2, Ham- 
burg 7, ikübeck’T,, Mecklenbiseser 
Preussen 9, Sachsen ı, Württemberg 23, 
Nord - Amerika ı, Österreich 3 und 
Schweiz 3. 


Ausstellungen und Kongresse. 


Berlin. 25. April bis 5. Mai 1890. 
Aus allen Gegenden des In- und Aus- 
landes kommen, trotzdem das Programm 
weit und breit verschickt, noch An- 
suchen um Übersendung eines solchen, 
ein Beweis, welch reges Interesse der 
Ausstellung von allen Seiten entgegen- 
gebracht wird. Ein Heizkessel-Fabrikant 
allein hat 90 gm angemeldet. Belgien 
wird ganz glänzend vertreten sein. 

Von weiteren Ehrenpreisen nennen 
wir: 2 goldene Medaillen der Garten- 
bau-Gesellschaft zu Berlin, eine für 
Aufgabe 102: 5o Citrus sinensis mit 
Früchten und Blüten, die andere für 
Nr. 107: eine Sammlung Neuholländer, 
die sich für den Handel eignen, in min- 
destens 2o Sorten. — 

Der Deutsche Pomologen-Verein 
stiftete drei Exemplare des demnächst 


erscheinenden Werkes vom Geh. Med.- 
Rat ENGELBRECHT: Deutschlands Apfel- 
sorten mit Beschreibung und Abbildung 
von 6883 Apfelsorten für dıe Aufgaben 286 
bis 283 (Obst). 

Charlottenburg. Die Ausstellung 
des Märkischen Obstbau -Vereins, ver- 
bunden mit Obstmarkt, findet nicht in 
Potsdam, sondern in der Flora zu Char- 
lottenburg, vom 4. bis 6. Oktober statt. 
Anmeldungen an Herrn CARL MATHIEU, 
Charlottenburg, Orangenstrasse 9. 

Hannover. 30. Aug. bis 6. September 
Provinzial-Gartenbau-Ausstellung. Pro- 
gramm und Anmeldungen (letztere bis 
1. August) beim Oberhofgärtner METZ in 
Herrenhausen bei Hannover. Wir 
freuen uns, dass die Namen der Aussteller 


Ausstellungen und Kongresse. 


445 


gleich angebracht werden dürfen und 
dass nicht eine relativ beste Leistung, 
sondern nur eine wirklich preiswürdige 
Anspruch auf den 1. Preis hat. 


Grosse Blumenzwiebel-Ausstellung zu Haarlem 
vom 21. bis 25. März 1890. 

Der Allgemeine Verein zur Beförde- 
rung der Blumenzwiebel-Kultur in Haar- 
lem unter dem Protektorate Sr. Majestät 
des Königs der Niederlande hat dieser 
Tage an seine Mitglieder das Programm 
der sechszehnten Ausstellung des Vereins 
versandt, welche zu gleicher Zeit die 
vierte der grösseren Ausstellungen sein 
wird, welche von diesem Verein in 
Haarlem abgehalten werden. Derartige 
Ausstellungen finden nur alle fünf Jahre 
statt, in derselben Weise, wie solche von 


Zeit zu Zeit abgehalten werden in Gent | 


(Belgien). 

Die letzte der Haarlemer Ausstellungen 
fand ım Jahre 1885 statt, und damals 
waren die vorhandenen Sammlungen von 
Hyaeinthen, Tulpen und andern Zwiebel- 
gewächsen so zahlreich und so gut wie 
jemals auf irgend einer andern Ausstel- 
lung vereint gefunden worden. Die jetzt 
bevorstehende Ausstellung wird von 
nicht geringerer Bedeutung sein. Es sind 
nicht weniger als 253 Preise ausgeschrie- 
ben, bestehend in goldenen, vergoldeten, 
silbernen und bronzenen Medaillen, und 
zwar für 105 verschiedene Artikel, als: 


Hyacinthen, Tulpen, Narcissen, Crocus, 


Amaryllıs und alle weiteren Arten von 
verschiedenen Zwiebel- und Wurzel- 
gewächsen, sowie auch für Bindereien 


aus Blumen, welche zu derselben Ab- | 


teilung der Pflanzen gehören. 

Die Ausstellung wird ausschliesslich 
unternommen zur Beförderung der 
Blumenzwiebelzucht in der Haarlemer 
Gegend und wird, von diesem speciellen 
Gesichtspunkte betrachtet, gewiss von 
keiner andern übertroffen werden. 
auswärtige (Geschäftsgärtner sowie für 
Liebhaber von Zwiebelgewächsen wird 
es von grossem Interesse sein, zur Zeit 
jener Ausstellung, welche vom 21. bis 


Für | 


25. März 1890 stattfinden wird, einen 
Besuch ın Haarlem zu machen. 

Nähere Informationen, die Ausstellung 
betreffend, sind zu haben bei dem Ge- 
neral-Sekretär desVereins, Hrn. D. BAKkER, 
Gedempte Oude Gracht No. 110, Haarlem 
(Holland). 


Die VI. Jahresversammlung des Verbands der 
Handelsgärtner Deutschlands am 31. August 
und I. September in Hannover 
(eingetr. auf Fol. 220 des Genossenschafts- 
registers des Königlichen Amtsbezirks 
Leipzig) findet Sonnabend, den 31. Aug. 
von nachmittags 3'/, Uhr an, sowie Sonn- 
tag, den ı. September von vormittags 
ır!/, Uhr an, im Konzerthaus an der 

Goethestrasse zu Hannover statt. 


Tagesordnung. 

ı. Eröffnung der Versammlung durch 
den Vorsitzenden. 

2. Vortrag des Geschäftsberichts über 

die Thätigkeit des Verbands durch 

den Geschäftsführer. 

Vortrag des Kassenberichts durch 

den Kassenverwalter. 

4. Bericht der Revisoren über die Ver- 
bandsrechnung pro 1883 und Antrag 
auf Richtigsprechung derselben. 

5. Antrag MÜLLER-Langsur: 

»Der Verband wolle, als Erweite- 
rung der »praktischen Verbands- 
thätigkeit« Vermittler zwischen 
einander unbekannten Käufern und 
Verkäufern ın der. Weise werden, 
dass er zur Sicherung der beider- 
seitigen Interessen bis zur endgülti- 
gen Erledigung des jedesmaligen 
Geschäfts den Wert des Kauf- 
objektsin Aufbewahrung nimmt 
und nötigenfalls den Kontrahenten 
gegenüber in schiedsrichterliche 
Stellung eintritte. 

6. Beratung und Beschlussfassung über 
die vom Vorstande aufgestellte Er- 
hebung über den Stand des Obst- 
baues und die Zweckdienlichkeit der 
zu letzterem verwendeten Mittel und 
Wege. (Berichterstattung durch den 
Geschäftsführer.) 


oo 


446 


Ausstellungen und Kongresse. 


7. Bericht über die hohen Orts bean- | 


Io. 


Kilo 


tragte Sicherung gegen den der 


Gärtnerei jährlich zugefügten Wild- | 


schaden. (Berichterstattung durch 
den stellvertretenden Geschäfts- 
führer.) 


Antrag A. ALTSCHER-Schweidnitz: 
»Der Verband wolle bei den mass- 
gebenden Ministerien um Herab- 


setzung der Fracht für Heide-, Moor- | 


Lauberde und für Torfmull vorstellig 
werden«. 
Antrag A. ALTSCHER-Schweidnitz: 

»Der Verband wolle die Ausgabe 
des Inseratenteiles des Handels- 
blattes entweder einstellen oder in 
folgender Weise erweitern: es wer- 
den zwei Teile ausgegeben, der 
eine nur an Handelsgärtner 
für Massen- und Sortiments-Ange- 
bote, der andere an Privatgärt- 
ner, Guts- und Gartenbesitzer, Be- 
hörden, Verwaltungen u. s. w. für 
Einzel-Angebote mit entsprechend 
erhöhtem Preise.« 

Antrag JOH. BECKMANN-Altona und 
Genossen: 

»Der Verbandsvorstand möge ver- 
anlassen, dass eine Statistik über 
die Ausdehnung der deutschen Han- 
delsgärtnerei aufgestellt werde. (Die 
Bestimmungen über die Ausdehnung 
dieser Statistik seien der Verbands- 
Versammlung vorbehalten.) 

Gleichzeitig möge über Mittel und 
Wege beraten werden, wie eine an- 
gemessenere Vertretung der Han- 
delsgärtnerei bei den obersten Be- 
hörden anzustreben ist. Alle zu 
dieser Angelegenheit vor und wäh- 
rend der Verbands-Versammlung ein- 
gehenden Anträge sollen die Gültig- 
keit rechtzeitig eingegangener An- 
träge haben.« 

Antrag JoH. BECKMAnN-Altona und 
Genossen: 

»In Erwägung, dass zur erfolg- 
reichen Behandlung aller, die Han- 
delsgärtnerei betreffenden Tages- 
fragen in erster Linie eine möglichst 


12. 


15% 


14. 


grosse Ausdehnung unseres Ver- 
bands erforderlich ist, möge die 
Verbands - Versammlung über fol- 
gende Fragen beraten und be- 
schliessen: 


Auf welche Weise ist eine mög- 
lichst allgemeine Ausbreitung des 
Verbands zu erzielen? 

Empfiehlt sich die Bildung von 
Zweigverbänden? 

Empfiehlt sich die Abhaltung von 
Wanderversammlungen? (Die Er- 
wähnung weiterer Punkte bleibt vor- 
behalten.) 

Fehlt es zu einer durchgreifenden 
Agitation an Geldmitteln, auf welche 
Weise sind dieselben zu beschaffen? 

Alle zu dieser Angelegenheit vor 
und während der Verbands-Versamm- 
lung eingehenden Anträge soilen die 
Gültigkeit rechtzeitig eingegangener 
Anträge haben.« 

Antrag JoH. BECKMAnN-Altona und 
Genossen: 

»Die Gehilfenbewegung möge auf 
der Verbands - Versammlung zur 
Sprache kommen.« 

E. Koch in Firma GEBRÜDER KOcH- 
Grabow a. O.: 

»Der Verband möge sich mit der 
Frage beschäftigen, ob die deutschen 
Handelsgärtner in der Lage sind, 
ein inländisches, dem Lorbeer ähn- 
liches und ebenso brauchbares und 
billiges Produkt auf den Markt zu 
bringen und eventuell dahin wirken, 
dass letzteres dann auch den Vor- 
zug habe, andererseits aber anregen, 
dass Neuzüchtungen vorgenommen 
werden, um das ausgesprochene Ziel 
zu erreichen.« 

Antrag O. JÄHnIcH - Lindenau bei 
Leipzig: 

»Die Versammlung wolle be- 
schliessen, die Herstellung und den 
Verkaut von Lehrzeugnis- und Lehr- 
kontraktsformularen von seiten des 
Verbands in die Hand zu nehmen 
und den Vorstand beauftragen, mit 
dem Leipziger Gärtnerverein, behufs 


Ausstellungen und Kongresse. — Personal-Nachrichten. 


447 


Übernahme der von demselben bis- 
her zum Verkauf ausgebotenen For- 
mulare, in Unterhandlung zu treten. 
Des weitern den Kauf solcher For- 
mulare nur Verbandsmitgliedern zu 
ermöglichen und in geeigneter Weise 
dahin zu wirken suchen, dass der 
Text in Gehilfen- und Lehrzeugnissen 
dem thatsächlichen Verhalten und den 
wirklichen Leistungen des Inhabers 
entsprechend abgefasst werden 
möchte.« 

Antrag OÖ, JÄhnıcH-Lindenau bei 
Leipzig. 

»Die Versammlung wolle be- 
schliessen, einen Unterstützungs- 
fonds für Verbandsmitglieder, deren 
weitere geschäftliche Existenz durch 
Verheerungen elementarer Ereignisse 
ernstlich in Frage gestellt ist, auf 
geeignete Weise anzusammeln und 
allgemeine Bestimmungen über die 
Art und Weise der Ansammlung, 
der Verwaltung und eventuellen Ver- 
wendung dieses Fonds durch eine 
zu wählende Kommission behufs 
eines späteren Beschlusses beraten 
und vorschlagen lassen.« 

Antrag ROBERT NEUMANN-Erfurt: 

»Die Versammlung wolle be- 
schliessen, eine Kommission von in 
Deutschland verteilt wohnenden Ver- 
bandsmitgliedern zu ernennen, welche 
in Verbindung mit dem Vorstande 
durch geeignete Mittel und Wege 


v5: 


16. 


innerhalb ihrer Kreise permanente 
Anregungen dahin ergehen lassen, 
dass der Anzeigenteil des Handels- 
blattes als ausschliessliches Organ für 
Angebot und Nachfrage im Handels- 
gärtnerkreise benutzt werden möge.« 
Antrag des Vorstandes: 

»Die Versammlung wolle be- 
schliessen, dass zu den wichtigsten 
Gartenbau - Ausstellungen für vom 
Verband zu stellende Aufgaben Preise 
in Form von Medaillen mit Diplom 
gewährt werden, um deren Bewer- 
bung nur Verbandsmitglieder be- 
rechtigt sind.« 

Beschlussfassung über ein beim Ver- 
band gestelltes Gesuch behufs Stiftung 
eines Ehrenpreises für die vom 
25 April bis 5. Mai 1890 in Berlin 
stattfindende »Grosse allgemeine 
Gartenbau -Ausstellung«. 

Wahl des Ortes, an welchem die 
nächste Jahresversammlung abge- 
halten werden soll. 

Hierzu Antrag W. PFITZER-Stuttgart 
und Genossen: 

»Die Versammlung wolle be- 
schliessen, die nächste Jahresver- 
sammlung in Stuttgart abzuhalten.« 
20. Neuwahl des Vorstandes. 

Der Erledigungsbeschluss der nach 
dieser Bekanntmachung, sowie in der 
Versammlung selbst eingehenden Anträge 
ist lt. $ 33 Absatz 2 des Statuts der Ver- 
sammlung anheimgestellt. 


17. 


18, 


19. 


Personal-Nachrichten 


Dem Vorsitzenden des Märkischen 


Obstbau-Vereins und General-Sekretär 


des Landwirtschaftlichen Provinzial-Ver- 


eins der Mark Brandenburg, Ökonomierat | 


Freiherrn Dr. von CAnSTEin, Berlin, sind 
zu seiner silbernen Hochzeit am 15. Juli 
eine ganze Zimmereinrichtung, ein grosses 
silbernes Kaffeeservice und ein silberner 
Tafelaufsatz etc. zum Geschenk gemacht. 

Professor Dr. PRANTL zu Aschaffenburg 
ist als Nachfolger Professor ENGLERS zum 


ordentlichen Professor und Direktor des 
botanischen Gartens ın Breslau ernannt. 
Er ist Mitherausgeber des grossen, auch 
für Gärtnersehr empfehlenswerten Werkes: 
ENGLER und PRANTL, Natürliche Pflanzen- 
familien. 

Baron FERD. von MÜLLER, Melbourne 


hat die höchste Klasse des französischen 
| Ordens für landwirtschaftliche Verdienste 
| erhalten. (Der Orden hat nur zwei 
| Klassen.) 


448 


Sprechsaal. — Hinweis. 


Sprechsaal. 


Antwort ı auf Frage Nr. ı3. Die 
»Dampfschiff-Pflanze« istSchinus molleL., 
der sog. Pfefferbaum, dessen rote Beeren 
so scharf wie Pfeffer schmecken, wie auch 
die ganze Pflanze, besonders die Blätter 
einen scharfen Saft enthalten. Der Baum 
stammt aus Peru und Brasilien und schon 
in den Schriften der ersten spanischen 
Eroberer liest man viel vom Arbol Molle 
oder Molli. — Jetzt wird er bekanntlich 
viel im Süden als Alleebaum etc. ange- 
pflanzt. — Herr Königl. Gartenbau-Di- 
rektor GAERDT teilt uns mit, dass er 
schon in seiner Lehrzeit das Experiment 
gemacht habe. — Hr. HENNInGSs, Assistent 
am botanischen Garten, überbrachte uns 
kürzlich Blätter und bewegten sich manche 
Blättchen, auf Wasser gelegt, ruckweise 
fort, doch nicht alle. Wahrscheinlich be- 
ruht das wohl auf einem plötzlichen Aus- 
tritt von ätherischem Öl, welches beson- 
ders aus dem grossen Ölgange des Mittel- 
nerven an der Blattbasis ausgestossen wird, 
denn gar bald spürt man über der Schale 
mit Wasser einen pfefferartigen Geruch, 
während die Blätter an der Luft gar nicht 
riechen. L. We 


Antwort 2. Die Dampfbootpflanze 
ist wahrscheinlich Schinus molle, dessen 
Blätter auf Wasser gelegt, nach einiger 
Zeit stossweise über die Oberfläche des 
Wassers gleiten. 

Schinus molle L. (Anacadiaceae) ist 
ein kleiner, in Peru und Brasilien ein- 
heimischer, sommergrüner Baum oder 
Strauch, mit unpaarig gefiederten, ge- 
sägten Blättern. Die Blumen sind klein, 
gelblichgrün; die Beeren etwa erbsen- 
gross, rosa gefärbt und glänzend. Blätter 
und Rinde riechen, gerieben, nach Ter- 
pentin. In Peru benutzt man seine Beeren 


zur Bereitung eines weinartigen Getränkes, 
und das aus der Rinde ausgeschwitzte 
Harz giebt Mastix. Der peruanische 
Name der Pflanze ist »Mulli«. Der Schinus 
soll in London, an geschützter Stelle, 
winterhart sein. (London Arbor. et frutic. 
britan. Vol.II, Part. III 560.) NachLondon 
sollen auch die Blätter der zum Genus 
Duvaua gehörenden Pflanzen die Fähig- 
keit haben, sich auf dem Wasser fortzu- 
bewegen. E. Worr, St. Petersburg. 
Forst-Institut. 


Herr WoLr hat ganz Recht. Herr 
HEnNINGSs, Assistent am botanischen 
Garten zu Berlin, brachte uns neulich 
frische Blätter von Schinus molle, welche 
ziemlich gut die Bewegung zeigten. Am 
Morgen, wo Herr HEnnInGs im botanischen 
Garten das Experiment vor mehreren 
Herren gemacht, war es noch viel besser 
gelungen. Die Bewegung beruht wahr- 
scheinlich darauf, dass das ätherische Öl 


ı der Blätter durch das eindringende Wasser 


ausgetrieben wird. Es ist ein ruckweises 
Vorwärtsbewegen und man riecht das 
verdunstende Öl über dem Wasser sehr 
stark, während die Blätter an der Luft 
gar keinen Geruch von sich geben. Die 
Bewegung dauert nicht lange und der 
Geruch verschwindet auch bald, was 
beides im Zusammenhang steht. L.W. 
Wasserreis. Der Wasserreis wächst 
in prachtvoller Uppigkeit, ausgedehnte 
Horste bildend, besonders in einem Teich 
auf einer alten Dünger-Grube. Bitte 
kommen Sie, um ihn zu sehen. 
Berneuchen N.M. M. v.D. BORNE. 
Besten Dank! Auch bei Berlin wächst 


Zizania sehr üppig. Siehe Gartenflora 
Nr. 15 S. 423. L.W 


SEE” Der Bericht über die Besichtigung der Anlagen des Herrn ]. BooTH 


seitens der technischen Ausschüsse des V.z. B. d. G. folgt in Nr. 17. 


D.R. 2 


den 


© u 
Ns 


CERATOTHECA TRILOBA E.MEY. 


Verlag von PAUL PAREY in Berlin. 


Ceratotheca triloba E. May. vel. Sporledera Kraussiana Bernh. 


Von €. Sprenger, in Firma DAamMAnN & Co., San Giovanni a Teduccio bei Neapel. 


Hierzu Tafel 1305. 


Im Februar 1887 erhielten wir einige schwarze flache Samenkörner von _ 
einem Freunde aus dem südlichen Natal, deren seltsame Gestalt und deren 
ganze Erscheinung mir völlig fremd war und aus denen ich mir nichts zu 
machen wusste. Sie boten mir keinerlei Anhalt, auch nur die Familie, der 
sie angehören mochten, zu erraten. Mit anderen Fremdlingen desselben 
Landes in flache Schalen und nur leichte Lauberde unter Glas gebettet, er- 
wartete ich das Aufgehen mit Spannung. Nach acht Tagen keimten die 
Samen ganz freudig, und die jungen Pflänzchen mit kaum entwickelten Coty- 
ledonen wurden verpflanzt, um sie vor dem Umfallen zu bewahren. 

Sie wuchsen, immer im kalten Kasten gehalten, ganz hübsch, wenn sie 
auch in der noch rauhen Frühlingsluft, die ich ihnen, soviel nur möglich, 
dennoch zuführte, eine etwas bleiche grüne Färbung lange behielten. Der 
Raum, welchen ich für meine fraglichen Fremdlinge, deren ich alljährlich 
eine ganz hübsche Zahl versuche, bestimmt hatte, war erst spät frei und ich 
musste die blassen Afrikaner lange in ihren Schalen belassen. Sie nahmen 
das garnicht übel, wuchsen im Gegenteil, obwohl sehr eng zusammengepfropft, 
freudiger als je und wurden frischer und gesunder. Dann ward ihnen Er- 
lösung, und, in leichte sandige Erde nahe am Meeresstrande gepflanzt und 
bei zunehmender Dürre reichlich bewässert, nahmen die Pflanzen schnell an 
Körper zu und erregten meine ganze Aufmerksamkeit, so dass ich ihr 
Wachsen mit immer grösserem Erstaunen und wachsender Freude verfolgte. 
Anfang Mai aus ihren engen Schalen befreit, erreichten meine viel zu dicht 
gepflanzten Pfleglinge in wenig Wochen die respektable Höhe von 1,5 » und 
gestatteten mir damit schon damals, ihren unbestreitbaren Wert als Blatt- 
pflanzen edelster Art zu konstatieren. Als dann aber das reichlich zugeführte 
Wasser absichtlich ganz entzogen ward, zeigten sich schnell die ersten 
Knospen in den fast gegenständigen Blattwinkeln, und als dann die ersten 
einzelnen Blüten erschienen und endlich die edle Pflanze ganz und voll im 
Blütenschmucke stand, wurde es mir klar, dass sie eine der schönsten Blatt- 
und Blütenpflanzen sei, welche jemals aus fernen Landen für unsere Sommer- 
beete zu uns kamen. Nun im Sommer 1888 ist mein Urteil vollständig ge- 
worden, nachdem ich die Pflanze zweckmässiger gepflanzt und behandelt 
habe, gestützt auf jene Erfahrungen des 1887er Sommers. Ich beschrieb die 
Pflanze nach lebenden, noch Mitte Oktober in voller Blütenpracht stehenden 


Exemplaren, selbstredend im kalten Kasten ohne besondere Vorrichtungen 
Gartenflora 1889. 33 


u . 


450 C. Sprenger: Ceratotheca triloba E. May. vel. Sporledera Kraussiana Bernh. 


und ohne mehr Wärme, als die Februarsonne uns hier am Golfe von Neapel 
sendet, erzogen und so behandelt, wie man in Deutschland etwa Phlox heran- 
zieht. Dort — ich sende das voraus — wird sie heranzuziehen sein wie 
manche Solanum-Arten, oder wie Lavatera arborea. 

Annueller, hier ausdauernder krautiger Halbstrauch von 2—2,5 »z Höhe, 
welche derselbe in 3—4 Monaten erreicht, von unten auf verzweigt, dicht- 
belaubt und von schöner geschlossener, breit pyramidenförmiger Form, genau 
so gebaut wie die Skizze unserer Tafel es zeigt. 

Der Stengel verholzt später, wird braunrot und auch die schlanken, ruten- 
artigen Zweige werden hart und holzig. Die langgestielten, frischgrünen 
Blätter sind ca. 15—20 cz lang und ungefähr ebenso breit, ‚tief dreilappig, 
buchtig, einfach gezähnt oder gesägt und an der Unterseite starkrippig. Sie 
sind wechselständig, gedrängt und werden nach und nach kleiner, so dass 
die stengelständigen zur Blütezeit, in deren Blattwinkeln die Blüten stehen, 
zuletzt schmal-lanzettlich oder lineal-lanzettlich erscheinen und schliesslich in 
fadenfeine Anhängsel übergehen. Die oberen stengelständigen Blätter -sind 
fast gegenständig. 

Die Blüten erscheinen einzeln in den Blattwinkeln und sind sehr kurz 
gestielt. Sie sind an ihren äusseren Teilen wie die ganze Pflanze weich, 
seidenhaarig, stellen sich im Juni ein und erscheinen bis in den Herbst hinein, 
zuletzt immer reichlicher, je enger die Blätter nach oben aneinander gereiht 
sind. Sie sind nickend, ungefähr 7 c»z lang und mit stark gebogenem Schlunde, 
an dessen innerer Wand, vor der energischen Verengerung, die 4 Staubfäden, 
zwei längere und zwei kürzere, seitlich eingefügt sind und mit der abfallenden 
Blumenkrone also verschwinden. Die Blumen haben die Form mancher 
Gesnerablüten oder auch wohl die der Gloxinia, mit stark aufgeschlagenen 
oberen Rändern und sehr langer, herabhängender, nach innen muldenartiger 
Lippe. Der fadendünne weisse Griffel trägt eine tiefgespaltene geschlossene 
Narbe und erscheint dadurch zusammengedrückt keulenförmig. 

Die Insekten, welche die stark duftende Pflanze gern umschwärmen, 
streifen beim Einfliegen leicht den Pollen mit dem Rücken ab und tragen 
ihn von Blüte zu Blüte, die Bestäubung vollführend. Die Farbe der Blüten 
ist frischviolettrosa, beim Aufblühen zart inkarnat, und abgeschnittene Zweige, 
oft mit frischem Wasser versehen, bringen im Stubenlichte fast rein weisse 
Blüten hervor. Aus der Tiefe des Schlundes erstrecken sich bis fast zum 
Lippenrande dunkle Streifen, die im Schlunde selbst netzartig verbunden 
sind. Die Blumen hauchen leichten Honigduft aus und die ganze Pflanze ist 
stark aromatisch. Die bleibenden Kelche sind 5zähnig, die Zähne spitzig 
und ungleich lang. Die Früchte sind sammetgrün, weichhaarig, 4fächerig, 
aussen rinnig und öffnen sich, wenn trocken geworden, nach aussen; sie sind 
an der Spitze mit zwei seitwärts stehenden, spitzigen, trocken stechenden 
Hörnchen versehen und sitzen sehr fest, mit dem Stengel verbunden ab- 


O. Drude und R. Brandt: Cocos australis. 451 


fallend. Eine Kapsel enthält ca. 100-120 Samen und diese wiegen ı g. Sie 
sind schwarz, etwas konkav, uneben, fast warzig und hufeisenförmig-länglich, 
flach, keimen leicht, aber behalten voraussichtlich, weil ölreich, nur kurze Zeit 
ihre Keimkraft. — Diese sehr schöne und anspruchslose Pflanze empfiehlt 
sich ganz von selbst, ihre schöne stolze Tracht, ihre Blattfülle ganz neuer, 
freundlichster und seltsamster Form, ihr lang andauernder, schöner Flor 
sichern ihr den Eingang in unsere Gärten, wo sie vielfach Verwendung 
finden wird. 

Ceratotheca gehört zur Familie der Pedalineae und ist mit dem ölreichen 
Sesam des Orients und den gleichfalls afrikanischen Rogeria und Sesamo- 
thamnus nahe verwandt. Ihre Kultur bietet keinerlei Schwierigkeiten und 
ist so einfach, dass ich sie hier zu den sogenannten Schutthaufenpflanzen 
zählen darf. 


Cocos australis. 


Von Professor Dr. 0. Drude, Direktor des botanischen Gartens in Dresden, und R. Brandt, 
Gärtnereibesitzer in Charlottenburg. 


Hierzu Abbildung 72. 


Botanische Bemerkungen zu dem Species-Charakter. 

Das südliche Brasilien und die angrenzenden Gebiete von Argentinien 
beherbergen eine Anzahl härterer, der Kalthaus-Kultur ohne Zweifel allgemein 
zugänglicher Arten, deren Merkmale, zumal in den noch wenig bekannten 
Jugendformen schwierig auseinander zu halten sind. Ich verweise auf eine 
kurze, im Jahrgang 1882 der »Berliner Garten-Zeitung«*) S. 180— I81 ent- 
haltene Besprechung verschiedener damals in Samen angebotener Cocos- 
Arten, unter denen CE. Bonneti als zu der Verwandtschaft von C. australis 
gehörig angegeben wurde, was ich seither mehrfach bestätigt gefunden habe. 
Alle Cocos-Arten dieser Gruppe haben steife, harte Blattfiedern an bogig- 
gekrümmter Rippe; auch stehen dieselben »kraus« am erwachsenen Blatt, 
d. h. sowohl in ungleichen Abständen als in ungleichen Winkeln, haben ferner 
stachellose Wedelstiele, während die Yatay-Palme mit ihrer Verwandten (C. 
Yatay Mart. und C. schizophylla Mart.) gleichmässig gefiederte Wedel an 
scharfstacheligen Stielen tragen. 

Zwischen zwei Arten, welche noch nicht richtig auseinander gehalten 
werden, werden sich die als C. australis in den Gärten kultivierten Palmen 
verteilen: C. australis Mart. und Cocos Datil Grsb. et Dr., beide ungefähr im 
gleichen argentinisch-südbrasilianischen Gebiete wachsend, doch die C. australis 
noch südlicher und bisher nur aus der Provinz Corrientes und aus den 
Missionen sicher bekannt geworden. Beide erreichen etwa Io 2 Stamm- 


*) Wir empfehlen diesen Aufsatz allen, denen es um eine richtige Nomenklatur und gute Aus- 
wahl der Gartenpalmen zu thun ist, angelegentlichst. D.R, 


an* 
9) 


452 O. Drude und R. Brandt: Cocos australis. 


höhe mit 4—5 »z langen Wedeln, an denen alsdann etwa 150 Fiedern beider- 
seits sitzen. 

An den über ı »z langen Blütenkolben sitzen bei C. australis nur wenige 
2 Blüten am Grunde der ähnlich wie bei der Dattel gestalteten, zähen Äste, 
bei C. Datil dagegen gehen die Gruben mit den £ Blüten hoch hinauf an 
den Ästen, deren Zahl etwa 300 am Kolben von besenförmiger Gestalt 
beträgt. 


Abbildung 72. Cocos australis im Garten des Herrn R. BRANDT, Charlottenburg. 


Zu dieser Vollendung werden aber die Palmen unserer Häuser nur unter 
besonders günstigen Bedingungen gelangen können. Die Früchte, aus denen 
sie gezüchtet werden, sind bei beiden (zumal bei C. Datil) essbar, wie die 
der Dattelpalme, durch die dickfleischige Umhüllung des sehr harten Stein- 
kerns; derselbe scheint bei C. australis konstant länger (nämlich 3 cz X 1,5 cm) 
zu sein, bei C. Datil (unter 2,5 ca X 2 cm) dagegen dicker. Beim Zersägen 
findet man eine helle Binde im Innern zum Embryo hinlaufend; C. Datil 
zeigt innen im Grunde drei schwielige Aushöhlungen, C. australis dagegen 
ist ausgerundet. — Dr. DRUDE. 


©. Drude und R. Brandt: Cocos. australis. 453 


Die Kulturmethode. 


Das in Abbildung 72 dargestellte Exemplar von Cocos australis steht in 
einem 32 cm» weiten Topfe, hat, vom Rande desselben gemessen, eine Höhe 
von I 2 und besitzt 16 Wedel, welche 75 cz lang sind. Da die Wedel 
nach unten zurückgekrümmt sind, so ist die Pflanze 40 cn breiter als hoch. 

Cocos australis ist die dekorativste Palme an der Riviera, sie braucht in 
der Jugend keine Unterstützung und gestaltet sich wegen ihrer zurück- 
gebogenen Wedel so malerisch, dass ich ihr keine andere ähnliche Palme 
zur Seite stellen kann. 

Sie wächst in der Jugend sehr langsam. Vor 5 Jahren brachte ich von 
meiner italienischen Reise aus Hyeres (Süd-Frankreich) von Herren HUBER 
& Co. 6 Stück vierjähriger Samenpflanzen mit, welche jetzt erst anfangen, 
.den ersten Wedel zu charakterisieren, an der Riviera im freien Grunde ent- 
wickelt sich die Cocospalme bedeutend schneller, bleibt aber immer zwerg- 
artig. 

Cocos australis ist eine ganz kalte Palme und überwintert am besten in 
einem Kalthause. Im Sommer stellt man sie als Solitärpflanze im Freien 
auf, wo sie sich am wohlsten im vollen Sonnenschein fühlt, denn die schmal- 
gefiederten Wedel mit ihrer graugrünen Farbe stehen so zurückgekrümmt, 
dass die Fiederchen den Sonnenstrahlen keine Fläche darbieten und leiden 
deshalb nicht unter denselben; ich möchte die Blättchen bezüglich ihrer 
Stellung mit den Phyllodien der neuholländischen Akazien vergleichen. 

Selbst an der Riviera ist diese Zwergpalme immer noch eine seltene 
Erscheinung. Das schönste und stärkste Exemplar zeigte mir Herr ZACHARIAS 
in Beaulieu in einem Privatgarten. Derselbe hatte auch in dem Jahre, als 
ich dort war, eine grosse Aussaat gemacht und war dieselbe gut aufgegangen. 
Es ist daher anzunehmen, dass diese südlichste Palme der Ostküste Süd- 
Amerikas bald eine grössere Verbreitung finden wird. R. BRANDT. 


Dendrologische Plaudereien. 
Von Leonard A. Springer, Hilversum, Holland. 


So viele Bücher, so viele Meinungen! Diese Erfahrung hatte ich vor 
einiger Zeit wieder, als ich das vortreffliche Werk JÄGERs®): Die Zier- 
gehölze der Gärten und Park-Anlagen, 1884, 2. Ausgabe, kaufte. 

Beim Durchblättern las ich auf Seite 233: 

Panax horridum Sm., syn. Aralia erinacea Hook., Aralia penta- 
phylla Thunb., Acanthopanax spinosum Miqg. Niedriges vielstämmiges 
Bäumchen aus dem russischen Amerika (Bai von Sitka). 


*) Herr JÄGER wird gebeten, diesen Aufsatz nicht als eine Kritik seines vortrefflichen Werkes 
anzusehen, 


454 Leonard A. Springer: Dendrologische Plaudereien. 


Dieses kam mir nicht ganz richtig vor, weil ich irgendwo sonst von 
dieser Pflanze gelesen hatte, dass sie von Japan in Holland eingeführt war. 
- In Annales d’horticulture et de botanique ou Flore des Jardins 
du royaume des Pays-Bas, redigee par PH. F. DE SIEBOLD et W. H. 
DE VRIES, 1858, fand ich auf Seite 6: 


Panax spinosum L. fil. (Aralia pentaphylla Th. fl. Jap. pag. 128 Sieb. 
et Zuccar. l.c. pag. 93.) 
Originaire du Japon. 
Auf Seite 175 derselben Zeitschrift findet sich, begleitet von einer schönen 
Abbildung, ein Aufsatz: Araliac&es Japonaises en culture a Leide: 


Aralia pentaphylla Thunb. fl. Jap. pag. 123. Panax spinosa L. 
fide Lamarckii secundum Sieb. et Zuccarini Fam. pl. Jap. pag. 93. 
Japonia. 

Wer hat nun recht? 


Ein anderer, nicht weniger bekannter Strauch: Rubus nobilis Regel 
oder nach JÄGER R. nobilis Hort. Angl. hat augenscheinlich kein bestimmtes 
Vaterland. 

LAUCHE sagt, er stammt aus Nord-Amerika. JÄGER aber spricht sich 
nicht bestimmt aus und sagt: Wahrscheinlich Nord-Amerika. Von wo kommt 
er denn aber? — Ich will die Antwort geben: 

Von Holland, wo dieser Strauch entstanden ist in der Baumschule des 
Herrn C. DE Vos in Hazerswoude. Rubus nobilis ist eine Hybride von R. 
odoratus 2 X R. Idaeus f, was auch von Dr. DIECK-Zöschen bei Merseburg 
in seinem Katalog angegeben wird. 

Auch andere Sachen holländischen Ursprungs sind in den meisten den- 
drologischen Büchern vergessen. Zum Beispiel die prachtvolle amerikanische 
Eiche Quercus macrophylla Albertsii. — Nach unserem Dendrologen 
C. DE Vos ist dies eine vor 1867 vom Baumzüchter G. J. ALBERTS in Bos- 
koop aus Samen gezogene Spielart. Die Blätter sind ausserordentlich gross, 
ja die grössten der bis jetzt bekannten Eichensorten. An jungen, kräftigen 
Exemplaren erreichen sie eine Länge von 45—50 cr» und eine Breite von 
25 — 27 cm. Die gewöhnliche Grösse ist aber 34 x 22cm. Die Blatt- 
form ist wie die von Quercus americana rubra. Diese prachtvolle Eiche ist 
seiner Zeit von C. DE VOoS in den Handel gebracht und jetzt überall zu 
bekommen. 

Was die allgemein verbreiteten Pterocarya-Arten anbelangt, so bin 
ich mit JÄGER, LAUCHE und anderen Autoren nicht einverstanden. 

In den holländischen Baumschulen werden drei Arten Pterocarya gezogen. 


1. Pterocarya Caucasica Mey., syn. Pt. oder Juglans fraxinifolia Lam. 
Die Blätter sind den gewöhnlichen Eschenblättern ähnlich, unpaarig ge- 
fiedert, mit 7— 17 länglich eirunden Blättchen, wenig glänzend. Das junge 


Leonard A. Springer: Dendrologische Plaudereien. 455 


Holz ist gelblich. Bisweilen hat der Baum vom Frost zu leiden, wodurch 
er mehr strauchartig wächst und niemals so hoch wird wie 

2. Pterocarya laevigata hort. gall. 

JÄGER sagt, dass diese der ersten ganz ähnlich ist und nur einen anderen 
Namen trägt. Hierin ist er im Irrtum. 

Pt. laevigata unserer Baumschulen ist viel kräftiger und wird ein schöner 
hoher Baum mit ausgebreiteter Krone, dessen glänzende, unpaarig gefiederte 
Blätter viel grösser sind und bei kräftigen Exemplaren bis 70 cz» Länge 
erreichen können, die 17—27 Blättchen, 10—17 cm lang und 4 cm breit, 
tragen. Das junge Holz ist glänzend braun. 

Dieser sehr geschätzte Baum ist sowohl als freistehender, wie als Allee- 
baum zu benutzen und hat bei uns niemals vom Frost gelitten. 

3. Pterocarya :chıinensis hort. gall 

Diese Art ist für unser Klima ein wenig empfindlich. Sie ist nicht mit 
den beiden vorigen zu verwechseln. Die Blätter sind unpaarig gefiedert, 
wenig glänzend. Der Blattstiel ist zwischen den Fiederblättchen geflügelt 
wie bei Rhus Osbeckii, wollig behaart; so auch die jungen Triebe und das 
einjährige Holz. 

Es ist mir ein Rätsel, dass man in dendrologischen Büchern diese drei 
Arten miteinander verwechselt. 

Man wird vielleicht anführen, dass in Holland durch einen kräftigeren 
Wuchs die Pflanzen ein ganz anderes Ansehen bekommen, aber wo sie alle 
unter gleichen Umständen stehen, kann dieses doch keinen Unterschied machen. 

Was den kräftigen Wuchs im nördlichen Klima anbelangt, so kommt 
mir in Erinnerung, was in der »Deutschen Gartenzeitung« 1886 Seite 437 
darüber gesagt wird. Am Ende seines Aufsatzes »Über das Grösserwerden 
der Blätter und Blüten im Norden« ersucht der Herr L. W. seine Leser, ihm 
darüber zu berichten, ob bei ihnen ebenso grosse Blätter gefunden werden. 

Ich will bei dieser Gelegenheit einige Beiträge dazu liefern. Vor einiger 
Zeit fand ich in der städtischen Anlage in Utrecht zwei Acer campestris L von 
bedeutender Höhe und einem Stammdurchmesser von 0,38 »z. Die Blätter 
waren 9 cm lang und II cm breit. 

In meinem Herbarium habe ich von Acer pictum (Colchicum rubrum) 
ein Blatt von II cm Länge und 14 cn Breite. 

Acer striatum (A. pennsylvanicum), die feinen Spitzen nicht gerechnet, 
19 cım Länge und 17 cm Breite. Der Baum steht auf trockenem Sandboden. 

Prunus Padus 14 cm Länge und 6,6 can Breite. 

Syringa Emodi 12 cm Länge und 5,5 cm Breite (nicht selten 18 X 9 cn), 

Pterostyrax hispidum 30 cm Länge und 16 cz Breite. 

Ohne grosse Mühe könnte ich noch viele Beispiele geben. Der Aufsatz 


aber dürfte dann vielleicht zu lang werden, und andere müssen auch ihren 
Platz haben. 


456 O. Mohrmann: Die Elite der Erdbeerpflanzen und einige Worte zu deren Kultur. 


Die Elite der Erdbeerpflanzen und einige Worte zu deren Kultur. 
Von 0. Mohrmann. 


Die Erdbeer-Kultur, welche infolge ihres besonders lohnenden Ertrags 
längst die Grenzen der blossen Liebhaberei von Gartenbesitzern überschritten 
und durch den enormen Bedarf an Tafel- und Konservenfrüchten sich zum 
Anbau in grossen Massen emporgeschwungen hat, bildet zur Zeit auch einen 
wesentlichen Kulturzweig vieler landwirtschaftlichen Betriebe. Dieser Auf- 
schwung findet seine Erklärung in der seit Jahren erzielten Vervollkommnung 
der Sorten und den verbesserten Eigenschaften, welche die Erdbeerfrüchte 
zum Versand und zu der vielseitigsten Verwendung geeignet machen. Ausser 
dem Verbrauch der Tafelfrüchte werden von den deutschen Konserven- 
fabriken jährlich enorme Quantitäten zum Einlegen, zu Gelee, Erdbeerwein 
und dergl. verwendet. Nur einzelne Sorten sind es jedoch, welche alle die- 
jenigen Eigenschaften in sich vereinigen, die man von einer Erdbeerfrucht 
gegenwärtig verlangt. An der Spitze dieser Sorten steht seit vielen Jahren 
die Sorte »König Albert von Sachsen«, welche wegen ihres Wohlgeschmacks 
und ihrer Tragbarkeit zu den besten Tafelfrüchten zu zählen ist und ihren. 
ehrenvollen Namen wohlverdient trägt. Zum Einlegen werden vorzugsweise 
die »Weisse Ananas« und »White Pine Apple« begehrt, zwei wie dem Namen 
so auch der Frucht nach ziemlich gleiche Sorten, während man für Bowlen 
den kleinfrüchtigen oder Monats-Erdbeeren den Vorzug giebt. Unter den 
Neuheiten deutscher Züchtung ist seit Jahren noch die »Teutonia« aufgetreten, 
welche an früher Reifezeit allen anderen Sorten vorangeht und deshalb meist 
gut bezahlt wird. Als besonders reichtragend sind noch zu erwähnen 
»Marguerite« früh, »Ornement de table« mittelfrüh und »Rosebery maxima« 
spätreifend. 

Eine vielbeklagte Untugend aller bisher existierenden Erdbeersorten ist 
jedoch die, dass ihre Ertragsfähigkeit und Fruchtgrösse meist nach dem 
dritten Jahre nachlassen und dann die vollständige Neuanlage einer Erdbeer- 
pflanzung sich stets erforderlich macht. Diese Untugend zu beseitigen ist 
gegenwärtig durch eine Sorte erreicht worden, welche durch die Handels- 
gärtner-Firma GOOS & KOENEMANN, Niederwalluf a. Rh., erst dieses Jahr in 
den Handel kam. Diese Sorte, genannt »Walluf«, ist keine zufällige Neu- 
heit, sondern seit 7 Jahren erprobt. Dieselbe vereinigt neben einem feinen 
weinsäuerlichen und aromatischen Wohlgeschmack alle diejenigen Eigen- 
schaften in sich, welche man überhaupt von einer Erdbeersorte fordern kann. 
Die schönen grossen Früchte, welche sich in überraschend reicher Anzahl 
an einem Fruchtstengel befinden, sind von leuchtend karminroter Farbe, das 
Fleisch ist fest und zum Rohgenuss sowohl als zu allen Arten Konserven-, Wein- 
und Geleebereitung vortrefflich geeignet. Diese Sorte hat neben dem Anbau 
vieler anderer Sorten jährlich das doppelte Quantum Früchte geliefert, und 


©. Mohrmann: Die Elite der Erdbeerpflanzen und einige Worte zu deren Kultur. 457 


ist somit eine Bodenrente dadurch erzielt worden, . welche bisher von der 
Erdbeerkultur kaum erwartet wurde. Ganz besonders aber verdient diese 
Sorte den Vorzug vor allen bisherigen Sorten durch die äusserst wertvolle 
Eigenschaft, dass Anpflanzungen derselben viele Jahre hindurch in gleich 
reicher Tragbarkeit und vollkommener Ausbildung der Früchte sich erhalten 
haben, wodurch das stets wieder mit neuen Unkosten verbundene Umpflanzen 
der Erdbeeren sich auf eine lange Reihe von Jahren unnötig macht. Eine 
siebenjährige grössere Anpflanzung dieser Sorte gewährte auch dieses für 
die Erdbeerkultur verhältnismässig zu trockene Jahr wieder einen Anblick, 
als wenn die Pflanzen sich erst in ihrem ertragreichsten zweiten oder dritten 
Jahre befänden. Obgleich diese Sorte, welche als Juwel unter den Erdbeer- 
sorten zu bezeichnen ist, mit zu den grossfrüchtigsten zählt, so besitzt sie 
nicht die Eigenschaft, nur die ersten Früchte zu einer besonderen Grösse zu 
entwickeln; sondern sämtliche an einem Fruchtstengel befindlichen Früchte 
bilden sich in der normalen Grösse auf leichtem sowohl als schwerem Boden 
stets vollkommen aus. Man zählte durchschnittlich 12—20 vollkommene 
Früchte an einem Stengel, deren 4—5 an einer Pflanze sich befanden. Des 
Ferneren seien als besonders wertvolle Erdbeersorten zum Schluss noch die 
Monats-Erdbeere mit und ohne Ranken erwähnt. Letztere machen 
das lästige Entfernen der Ranken entbehrlich, wodurch diese Sorte sich vor- 
trefflich zu Einfassungen von Beeten, Rabatten, Rosengruppen und dergl. 
eignet. Solche Einfassungen bilden neben dem zierlichen Laubwerk einen 
reizenden Anblick durch die über die Blätter hervortretenden zahlreichen 
roten und weissen Früchte. Diese Erdbeersorte ist eine der schönsten und 
praktischsten Einfassungen, welche man sich überhaupt denken kann, nur 
ist wie bei allen anderen Erdbeersorten erforderlich, dass solche Einfassungen 
nicht im Schatten von Bäumen oder dergl., sondern vollständig freistehend 
angebracht werden. 

Zur Erzielung vieler und vollkommener Früchte sei noch erwähnt, dass 
der Boden für Erdbeeren wohl nahrhaft, jedoch nicht zu stark gedüngt sein 
darf, da sich im letzteren Falle zahlreiche Blätter meist auf Kosten der 
Blütenstengel entwickeln. Sehr zuträglich für die Fruchtbarkeit der Erdbeer- 
pflanzen ist hingegen, wenn die Beete mit kurzem, verrottetem Dünger oder 
ähnlichem Material obenauf bedeckt werden, wodurch eine gleichmässige 
Feuchtigkeit des Bodens erzielt und andererseits die Früchte vor dem Be- 
schmutzen geschützt werden. Eine derartige Bodendecke genügt auch voll- 
ständig für die gefahrlose Überwinterung der Pflanzen, während das vielfach 
gebräuchliche vollständige Zudecken die Erdbeerstöcke im Winter leicht aus- 
faulen lässt und, gegen späte Frühjahrsfröste widerstandslos macht. Des 
Weiteren hängt der Ertrag meist viel von der Verwendung kräftiger Pflanzen 
ab, und liefern solche, selbst im Frühjahr gepflanzt, noch in demselben Jahre 
recht schöne und vollkommene Früchte, während gut gewachsene, reserve- 


458 . Kunst- und Handelsgärtnerei in Berlin im Jahre 1388. 


stoff- und wurzelarme Pflanzen bei Herbst- sowohl als Frühjahrspflanzungen 
stets nur kümmerlich vegetieren und nie den erwarteten Früchteertrag zu 
liefern imstande sind. Man vermeide somit durchaus, Pflanzen aus alten 
Erdbeerbeeten zur Anlage von Neupflanzungen zu verwenden. Bezüglich des 
Bodens sind fast alle Erdbeersorten nicht besonders anspruchsvoll und ge- 
deihen in den verschiedensten Bodenarten stets dann, wenn die erwähnte 
Decke durch verrotteten Dünger gegeben wurde, wodurch auch das öftere 
Angiessen und das im Gefolge habende Festwerden des Bodens zum Vorteil 
der Pflanzung vermieden wird. 


Kunst- und Handelsgärtnerei in Berlin im Jahre 1888). 
Aus dem Bericht über den Handel und die Industrie von Berlin 1888. 

I. Topfpflanzenkultur. Das Geschäft ist 1888 bedeutend schlechter 
gewesen als 1887 infolge sowohl der Witterung als der das Volk in Trauer 
versenkenden Ereignisse. Das Sommergeschäft nimmt noch immer mehr ab, 
leider war aber auch das Herbstgeschäft wegen des massenhaften Importes. 
aus dem Süden kein günstiges. Der Export in Topfgewächsen ist derselbe 
geblieben wie im Vorjahre, der in Maiblumen hat zugenommen. Blattpflanzen 
wurden viel verkauft, erzielten aber keine höheren Preise. Der bereits im 
Bericht für 1886 angedeutete Umstand, dass die »stilgerecht« eingerichteten 
dunklen Wohnräume die Kultur von Topfpflanzen im Zimmer sehr ein- 
schränken, macht sich immer noch mehr geltend. Cyclamen sind im all- 
gemeinen gut gegangen, und leisten die Berliner Züchter darin jetzt ausser- 
ordentliches, so dass sie hierin den Weltmarkt behaupten können. Die Fort- 
schritte in der Orchideenkultur machen sich immer mehr bemerkbar und 
haben namentlich abgeschnittene Blumen guten Absatz gefunden. 

2. Gemüse. Der Einfluss der Berliner Rieselfelder hat sich immer 
mehr zum Nachteil der anderen Züchter geltend gemacht, namentlich bei 
Kohl und Sellerie, weniger bei Mohrrüben und anderen Wurzeln. Das späte 
Frühjahr bewirkte ferner, dass, nachdem dann warme Witterung eintrat, so- 
fort grosse Mengen Gemüse auf den Markt kamen und die Preise gedrückt 
wurden. 

Für die Treiberei waren der lange Winter und der starke Schnee im März 
sehr hinderlich. Die Champignon- Treiberei nimmt noch zu, aber nur als 
Nebennutzung. \ 

3. Baumschulartikel. Das späte Frühjahr, welches eigentlich erst 
mit dem ı. April begann, hat auf die Arbeiten einen ungemein störenden 
Einfluss geübt, und musste namentlich der Versand mit grösster Eile erledigt 
werden, später eingehende Aufträge mussten sogar bis zum Herbst reserviert 
werden, namentlich für Waren, die grössere Reisen zu machen hatten. Der 


*) Bericht des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den preussischen Staaten und der 
Gartenbau-Gesellschaft zu Berlin. 


Kunst- und Handelsgärtnerei in Berlin im Jahre 1888. 459 


russische, schwedische und österreichische Zoll macht sich in ausserordentlich 
drückender Weise bemerkbar, so dass in Verbindung mit der Zunahme der 
eigenen Kultur in den genannten Ländern der Absatz an fertigen Baum- 
schulartikeln mehr und mehr abnimmt. Junge Pflanzen, z. B. Sämlinge, und 
auch halbfertige Ware werden noch öfter von den dortigen Geschäften 
begehrt. 

Bezüglich der Obstbäume ist fast dasselbe wie im Vorjahre zu berichten, 
nur ist durch das kurze Frühjahr der Absatz beschränkt worden, und sind 
daher die Vorräte grösser. Die Preise sind durch die Produktion in der 
Provinz noch weiter gedrückt. 

An Alleebäumen und Ziergehölzen war das Geschäft, namentlich in der 
Umgegend von Berlin, ein sehr lebhaftes. 

Für Rosen ist in Berlin ein guter Absatz gewesen, die Auktionen haben 
fast ganz aufgehört, da das Publikum bessere Ware zu billigen Preisen 
anderweitig erhält. Das Angebot aus der Provinz ist noch immer ein sehr 
bedeutendes, so dass auch hierin die Preise sehr niedrig zu nennen sind. 

4. Samenhandel und Samenzucht. Im allgemeinen ist dasselbe wie 
im vorigen Jahre zu berichten, namentlich hat die Cyclamen-Samenzucht, be- 
sonders in reinen Farben erfreulicherweise immer mehr zugenommen. In 
gröberen Samen blieben Erbsen und namentlich Bohnen auf Lager, Buch- 
weizen war knapp, italienisches Raygras sehr gefragt, weil ausgewintert, 
Thimothee ebenfalls gesucht, sächsische Saat selten, Mais sehr gefragt, 
Gemüsesamen wird leider wenig gezogen. 

5. Blumenhandel. Die Einfuhr aus dem Süden hat abermals bedeu- 
tend zugenommen und die Preise ungemein gedrückt, so dass hiesige Blumen, 
z. B. Kamellien kaum zu verkaufen waren, ja zum Teil unbeachtet blieben. 
Im grossen und ganzen werden Rosen in immer besseren Sorten und immer 
besserer (Qualität am hiesigen Platze gezogen, finden auch willige Abnehmer, 
aber leider zu geringeren Preisen. 

Das Geschäft in Blumen-Arrangements hat sich noch immer mehr aus- 
gebreitet, wozu namentlich der gute Geschmack in der Zusammenstellung 
viel beiträgt. 

6. Getrocknete Blumen und Gräser. Kapblumen haben denselben 
Preis behalten. Pampasgräser sind abermals bedeutend im Preise gestiegen. 
Andere ausländische Gräser haben auch im Preise angezogen. Hier gebaute 
frühe Gräser sind total missraten, infolge anhaltender Dürre im Frühjahr 
und Vorsommer, dagegen haben die später geernteten ein gutes Resultat 
ergeben. Die französischen Immortellen sind im Preise sehr hoch gegangen 
und infolgedessen noch weniger beachtet als im Vorjahre, zumal unsere 
deutschen leicht gebauten Strohblumen, Rhodanthe, Ammobium, Xeranthemum 
und Acroclinium sich billiger stellen und den Erzeugnissen der Binderei ein 
schöneres Ansehen geben. 


460 ; H. Zabel: Aus den Gärten der Forst-Akademie Münden. 


Die sogenannten Makart-Sträusse und Arrangements werden immer mehr 
verlangt und in allen möglichen Formen und Behandlungsweisen angefertigt, 
namentlich auch bronziert. Auch für kleinere Gegenstände der Industrie, 
Glückwunschkarten etc. werden viel getrocknete feinere Gräser und Blumen 
benutzt. 


Aus den Gärten der Forst-Akademie Münden. 
Kürzere Mitteilungen über neue oder kritische Pflanzen derselben. 
Von H. Zabel in Münden. 


(Fortsetzung.) 


IV. 

Andere schöne, recht harte und vollblühende asiatische Hydrangeen derselben 
Sektion sind ausser der bekannten Hyd. paniculata SıeB. auch die nachstehend 
aufgeführten drei Arten oder Varietäten, deren botanische Stellung mir noch 
zweifelhaft ist: 

Hydr. Thunbergi SIEB. Feinzweigiger niedriger verästelter Strauch; die 
beiden äusseren Schuppen der seitlichen Knospen länger als die inneren, lanzettlich, 
scharf zugespitzt, braun schilferig; Triebe nebst den Blattstielen und Blattrippen 
fein angedrückt behaart; Blätter der Blütentriebe schmal länglich, am oberen Ende 
lang zugespitzt, an der Basis keilförmig, ohne den ı—2 cm langen Stiel bis ıı cz 
lang und 4,5 cz» breit, mit Ausnahme der beiden Enden gezähnt mit abstehender 
Knorpelspitze der Zähne, gewimpert, oberseits mattgrün und zerstreut und fein 
striegelhaarig, unterseits weisslichgrün und namentlich in den Aderwinkeln feinfilzig; 
Trugdolden Ende Juli, feinfilzig, deckblattlos, bis 7 cz ım Durchmesser; strahlende 
Randblüten 10—14 mm lang gestielt, 15—ı8 2 im Durchmesser, hellrosa, bläulich 
violett verblühend, 4blätterig, mit kurz genagelten, breit-rundlichen und meist fein 
ausgerandeten Blättchen; fruchtbare Blüten schlank gestielt, kahl; Blumenblätter 
lanzettlich, zurückgeschlagen, länger als der Kelch, später abfallend, nebst den 
Griffeln und Staubfäden blau; Antheren weiss; Kapsel aus dem oberen Drittel aus 
der ıonervigen Kelchröhre herausragend, urnenförmig; Kelchzähne klein, dreieck- 
förmig; Fruchtgriffel 3, selten 4, ausgebreitet 

Ist in wildem Zustande noch nicht bekannt, scheint durch kein wesentliches 
Merkmal von Hyd. hortensis Sm. abzuweichen, und gehört vielleicht dem grossen 
Formenkreise derselben an. 

Hydr. acuminata SıEg. et Zucc. Derbzweigiger, verästelter mittelhoher 
Strauch; die beiden äusseren Schuppen der seitlichen Knospen kürzer als die 
inneren, stumpflich mit kurzer Knorpelspitze, braun; junge Triebe fein weichhaarig; 
Blätter der Blütentriebe schmal länglich, am oberen Ende ziemlich lang zugespitzt, 
an der Basis breit keilförmig, ohne den 5—8 mn langen Stiel bis ıı cz lang und 
4,5 cm breit, mit Ausnahme der beiden Enden gezähnt mit sitzender Knorpelspitze 
der Zähne, fast kahl, unterseits hellgrün und in den Aderwinkeln fein gebartet; 
Trugdolden Ende Juli, fein angedrückt behaart, deckblattlos, bis 14 cm» im Durch- 
messer; strahlende Randblüten 12— 18 mm lang gestielt, bis 25 272 ım Durchmesser, 
blau, vier- oder (selten) fünfblätterig mit kurz genagelten, rundlich-rhombischen, seicht 
ausgerandeten Blättchen; fruchtbare Blüten gedrängt, kahl; Blumenblätter blau, bald 
abfallend; Griffel und Staubfäden blau; Antheren weiss; Kapsel fast ganz vom Kelch 
eingeschlossen, verkehrt-kegelförmig; Fruchtgriffel meist 4, schräg aufrecht. 


H. Zabel: Aus den Gärten der Forst-Akademie Münden. 461 


Stimmt mit der Abbildung in der Flora japon. I tab. 56 recht gut überein, 
macht den Eindruck eines Bastardes zwischen Hyd. Thunbergi und der gewöhn- 
lichen Hortensie, und gehört vermutlich zu dem Formenkreise der letzteren, doch 
ıst die Kapsel etwas abweichend. Hyd. hortensis Sm. x acuminata A.Gr. Eine 
der fürs freie Land empfehlenswertesten Arten, die der Garten als Hydr. Kaiserin 
Elisabeth erhielt. 

Hydr. aspera, Don? Aufrechter wenig verästelter mittelhoher Strauch. Junge 
Triebe fast kahl; seitliche Knospen klein, abstehend, verkürzt-kegelförmig, stumpflich, 
braun; Blätter ziemlich hautartıg, schmal länglich, oder etwas eiförmig, oder fast 
verkehrt-eiförmig, an der Basis meist abgerundet (selten breit keilförmig), ziemlich 
lang zugespitzt, ohne den 15—25 mn langen Stiel bis 13 cn lang und 4—6 cm breit, 
am Rande gewimpert und scharf und oft doppelt gesägt-gezähnt, mit verlängerter 
abstehender Spitze der Sägezähne, oberseits mit vereinzelten kleinen weissen Haaren, 
unterseits graugrün mit gelbbräunlichen behaarten Adern, ziemlich dicht weisshaarig, 
rauh, und unter starker Lupe dicht und sehr fein weiss punktiert; Trugdolden 
Ende Juni und im Juli, bis 16 c»» im Durchmesser, doldentraubig zusammengesetzt, 
gewölbt, behaart und deckblätterig; Deckblätter der Hauptaxe laubähnlich; strahlende 
Randblüten zahlreich, weisslich, gross, bis 3 ca im Durchmesser, auf schlanken bis 
2 cm langen und mit kleiner werdenden Deckblättchen besetzten Stielen, 4blätterig, 
mit breit-elliptischen, an beiden Enden gespitzten, ganzrandigen oder meist aus- 
geschweift-gezähnelten Blättchen; fruchtbare Blüten weissgelblich, gedrängt; Kelch- 
lappen 5, ansehnlich, so lang als die halbkugelige Kelchröhre; Blumenblätter später 
abfallend; Griffel meist 3, kurz, dick; Frucht noch nicht bemerkt. 

Nähert sich im Habitus den nordamerikanischen Arten, in der Belaubung der 
Hydr. paniculata, und ist wegen der grossen und zahlreichen Randblüten ein schöner 
Zierstrauch, den der Garten aus der Zöschener Baumschule als Hydr. species Pecking 
erhielt. Bei Pecking wächst nach den übereinstimmenden Angaben von MAxIıMOwIcz 
(l. c. S. 10) und FRANCHET (Plantae Davidianae I S. 124) nur H. vestita WALL. 
3 pubescens Maxım. (H. pubescens Dcne£?). Die Beschreibungen dieser pubescens 
Maxım. und der pubescens Dcne. von K. KocH stimmen im allgemeinen auch recht 
gut mit der hiesigen Pflanze überein, aber die »dichte graue Pubescenz« auf der 
Unterseite der Blätter und die an der Basis »spitzen« Blätter (Maxım.) fehlen der- 
selben, auch ist H. vestita WALL. eine abweichende Art. Besser stimmt die Diagnose 
der H. aspera Don von C. B. CLARKE in HookEr, Flora of Brit. India II S. 404 
(»Blätter auf der Oberseite mit zerstreuten sehr kleinen Haaren, unterseits mikro- 
skopisch mehlig punktiert und dicht mit langen weissen Haaren bekleidet»), doch 
konnte ich keine authentischen Exemplare vergleichen. H. vestita WALL. (H. hetero- 
malla Don.) zeigt hier weit derbere und fast doppelt grössere, eiförmig-längliche, 
kurz gespitzte, bis 16 cm lange und 8 cn breite, oben dunkelgrüne und sehr zerstreut 
weisshaarige, unten dicht wesetan -wollige, kaum rauhe, am Rande sehr fein und 
dicht gezähnte Blätter. 


Die nordamerikanischen Viburnum-Arten aus der Gruppe Lentago Maxim. 


Viburnum prunifolium L. Endknospen der Haupttriebe (nicht der Stock- 
ausschläge) zu dreien, die mittelste verhältnismässig kurz, fast sitzend, 6 —9 mm 
lang, die beiden kleineren seitenständigen '/, bis !/; so lang; Blätter rundlich- bis 
länglich-oval, oft etwas eiförmig, undeutlich oder kurz und allmählich zugespitzt, 
fein gesägt, ohne Stiel bis 8 cm lang und 5,5 cr» breit, doch oft kleiner, an der 
Mittelrippe und den Adern kahl, unterseits kaum punktiert; Blattstiel 9— ı1 mm 


462 H. Zabel: Aus den Gärten der Forst-Akademie Münden, 


lang, rinnenförmig, garnicht oder schmal häutig geflügelt, Trugdolden endständig an 
verkürzten Seitenzweigen sitzend. Abgebildet: GuimPEL, OTTO und HAyYnE, Fremde 
Holzarten, Taf. 101. 

Blüten dieser Art habe ich noch nicht gesehen. Die Varietät pirifolium Poir. 
(als Art) soll nach Loupon und HayneE durch kurzgestielte Cymen, kleinere, etwas 
spitze Blätter, niedrigeren dichteren Wuchs und auch durch schwarze Früchte von 
der dunkelblaufrüchtigen Hauptart abweichen. 

Vıb. obovatum Walt. kenne ich noch nicht. 

Die übrigen bez. Arten weichen von V. prunifolium L. durch die kürzer oder 
länger bis langgestielte und verlängerte mittlere Endknospe, durch deren (V. cassı- 
noides L. ausgenommen) weit kleinere Seitenknospen, durch die gelbe oder braune 
schilferige Behaarung an der Mittelrippe der Blätter, und durch die an Endtrieben 
oder verlängerten Seitentrieben erscheinenden Trugdolden ab. 

Vib. Lentago L. Blätter eiförmig bis rundlich-eiförmig, ziemlich plötzlich 
und lang zugespitzt, bis ıo cz lang und 6cm breit, am Rande eben, dicht und 
scharf gesägt mit kurz verlängerter, einwärts gebogener Spitze der Sägezähne, unter- 
seits mit feinen braunen Punkten; Blattstiel 1,5—2 cz lang, rinnenförmig, mit blatt- 
artiger Substanz kraus geflügelt; Trugdolden ungestielt. 

Erhalten als Vib. pyrıfolium, prunifollum und nudum. Abgebildet: GUIMPEL, 
Orro und Hayne, 1. c. Taf. 102. Ändert ab: 

ß subpedunculatum Zbl. Trugdolden sehr kurz (bis 8 mm lang) gestielt; 
Blätter länglich, allmählicher zugespitzt, bis ro cz lang und 4 cm (in der Mitte) 
breit; Blattstiel bis 22 co,» lang. Anfang Juni mit der Hauptart blühend. Erhalten 
als V. dahuricum. 

Vıb. Vetteri Zbl. = V. Lentago X nudum). Hochwachsender Strauch vom 
Habitus des V. Lentago. Einjährige Triebe fast kahl, schwarz punktiert; Blätter 
oval bis eiförmig-oval, an der Basis kurz, am oberen Ende länger zugespitzt, ohne 
den 8— ıı mm langen rinnenförmigen Stiel bis 9,5 cm lang und 5 cn breit, am 
Rande fein umgebogen, fast gleichmässig fein gezähnt mit sitzender Knorpelspitze 
der Zähne, oberseits fast kahl und ein wenig glänzend, unterseits dicht braun 
punktiert; Trugdolden im Aufblühen kurz (15 nm lang) gestielt, braun-schilferig; 
Deckschuppen zahlreich. Blüht Anfang bis Mitte Juni. 

Diesen augenscheinlichen, mutmasslich in der Kultur entstandenen und der 
folgenden Art nahestehenden Bastard erhielt der hiesige Garten durch die Gewogen- 
heit des Herrn VETTER mit dem Bemerken, dass derselbe unter dem Namen V. pruni- 
folıum seit langem auf Wilhelmshöhe kultiviert werde, aber sowohl von V. Lentago 
als von V. pirifolium verschieden sei. 

Vib. cassinoides L. Mittelhoher Strauch vem Habitus des V. nudum L. 
Endständige Mittelknospe langgestielt, die beiden seitenständigen nur wenig kleiner, 
sitzend; Blätter länglich- bis breit-oval, am oberen Ende länger, an der Basis kurz 
gespitzt, ohne den ı cm langen rinnenförmigen Stiel bis ıı ca» lang und 7 cm breit, 
am Rande eben oder ein wenig umgebogen, fein und ungleich gekerbt-gezähnelt 
mit sitzender Knorpelspitze der Zähne, oberseits fast kahl, glanzlos, unterseits un- 
deutlich punktiert; Trugdolden im Aufblühen kurz (bis 2 cm lang) gestielt, braun- 
schilferig; Deckschuppen wenige. Blüht gegen Ende Juni. 

Einheimisch in Sümpfen Neu-Fundlands bis zum Saskatschewan und in Neu- 
England bis Neu-Jersey und Pennsylvanien. Asa Grav, Syn. Flora of N. Amer. I, 
pt. I, S.ı1; V. nudum L. var. cassinoides Torr. et Gray; A. Gray, Manual, ed. V, 
S. 206; K. Koch, Dendrologie II, S. 60. Unter letzterer Bezeichnung von Herrn 
MAx LEICHTLIN erhalten. Macht den Eindruck einer zweiten Bastardform zwischen 


40 
a, 


G. Reuthe: Neuere und ältere empfehlenswerte Pflanzen, Ende Juli in Blüte, 463 


V. Lentago und nudum, doch widerspricht solcher Annahme der getrennte Ver- 
breitungsbezirk. "a 

Vib. nudum L. Blätter oval, an beiden Enden kurz gespitzt oder an der 
Basis abgerundet, ohne den 15 »z2 langen rinnenförmigen und meist fein geflügelten 
Stiel bis ıı c2 lang und 6,5 cz» breit (diejenigen der Blütenzweige mindestens '/, 
kleiner), am Rande fein umgerollt, ganzrandig oder mit einigen undeutlichen Aus- 
buchtungen, oberseits fast kahl, glänzend, unterseits deutlich dicht braun punktiert 
und mit stark hervortretendem Adernetz; Trugdolden im Aufblühen lang (4—7 zn) 
gestielt, braun -schilferig; Deckschuppen wenige. Blüht Ende Juli. Ändert ab: 

8 nitridum Ait. (als Art). Blätter schmal-länglich bis länglich-lanzettlich, an 
beiden Enden kurz gespitzt, ohne den 2 cm langen Stiel bis 15 cz» lang und 6,5 cm 
breit; der umgerollte Blattrand mit oft zahlreichen sitzenden Drüsen besetzt. V.nudum 
L. var. angustifolium Torr. et Gray; V. anglicum hort. Behält in milderen Wintern 
oft einige Blätter und erfriert in strengeren. 

Einheimisch in Sümpfen von Neu-Jersey und dem südlichen New-Vork bis 
Florida und Louisiana, die Varietät von N. Carolina bis Louisiana (A. Gray). 


(Fortsetzung folgt.) 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen, Ende Juli in Blüte, im Geschäft 
von Thomas S. Ware in Tottenham, London. 
Von 6. Reuthe in London. 


Lilium auratum var. platyphyllum gehört zu den schönsten und edelsten 
japanischen Lilien und ist erst in den letzten zwei Jahren in grösseren Quantitäten 
eingeführt. Sie unterscheidet sich hauptsächlich von L. auratum durch die grossen, 
oft 60°—80 cm im Umfang haltenden Zwiebeln mit breiteren Schuppen, viel breitere 
Blätter und grössere Blumen. Auch ist sie viel starkwüchsiger und in England 
vollständig winterhart, dabei sehr frühblühend und folglich besser zum Treiben 
geeignet. Wahrscheinlich wird sie mit der Zeit L. auratum ganz verdrängen. Nach 
Mitteilungen unserer Sammler kommt sie niemals mit L. auratum zusammen vor 
und wächst mehrere hundert Meilen nördlicher auf den kleinen, wenig oder gar nicht 
bewohnten japanischen Inseln meist auf hohen Bergen. L. auratum var. platy- 
phyllum blüht jetzt hier. 

Mit dieser herrlichen Abart kommen noch folgende ebenfalls schöne und wenig 
abweichende Formen vor, die von derselben Rasse und nur in der Färbung der 
Blüte und in niedrigerem Wuchse von der erstgenannten verschieden sind: 

L. auratum var. virginale, meist etwas später blühend; Blume rein weiss 
mit gelben Streifen, etwas selten. 

L. auratum var. macranthum unterscheidet sich einzig und allein von 
platyphyllum durch niedrigeren Wuchs und dichter punktierte Blume, ebenfalls 
jetzt im Freien in Blüte. 

L. auratum var. Wittei und virginale unterscheiden sich so wenig von- 
einander, dass ich mitunter selbst nicht weiss, ob es die eine oder die andere ist. 

Nicht zu empfehlen ist L. auratum pictum, das wenig von der gewöhn- 
lichen L. auratum verschieden; der ganze Wert liegt im Frühblühen und im 
niedrigen Wuchse, doch, wo ich sie auch gesehen, immer hatte sie ein kränkliches 
Aussehen. 

Über eine andere schöne Abart von L. auratum werde ich nächstens berichten. 


464 'G. Reuthe: Neuere und ältere empfehlenswerte Pflanzen, Ende Juli in Blüte. 


Lilium canadense und L. canadense var. rubrum, sehr schöne Lilie mit 
glockenförmigen Blumen, wenig zurückgebogenen Blumenblättern von dunkelgelber 
oder dunkelorangeroter Farbe und braun punktiert; verlangt halbschattigen oder 
schattigen Standort und nicht zu schweren und trockenen Boden; jetzt in voller 
Blüte. 

L. odorum (L. Browni var. Colchesteri), seit längerer Zeit in Blüte, eine sehr 
schöne und seltene japanische Lilie, geht oft fälschlich unter L. Browni, doch ist 
sie so sehr von dieser verschieden, dass man sie mit geringer Kenntnis niemals 
mit L. Brownı verwechseln kann. Erstens hat L. odorum Zwiebeln, die mehr 
Ähnlichkeit mit denen von L. tigrinum haben, zweitens sind die Blätter steif spatel- 
förmig, kurz gedrungen und mattgrün, nicht von dem schönen glänzenden Grün 
des L. Browni, L. odorum blüht auch ı4 Tage später. Wenn zuerst offen, ist. das 
Innere der Blume schwefelgelb, später weiss und dabei ist die Blume sehr wohl- 
riechend, während L. Browni beim Öffnen weiss ist und einen widerlichen Geruch 
hat. L. odorum verlangt trockenen, sandigen Boden und Schutz im Winter. Ver- 
mehrung durch Samen und Schuppen. Noch wenig bekannt. 

L. Leichtlini. Schöne Lilie, ebenfalls jetzt ın Blüte, leider für das meist 
feuchte und kühle englische Klima wenig geeignet. Blüte an L. tigrinum, was die 
Form anbetrifft, erinnernd, hellgelb mit braunen Punkten; verlangt sonnigen Stand- 
ort ın leichtem Boden; ist ebenfalls sehr für Topfkultur zu empfehlen. 

Die allbekannten Türkenbund-Lilien, L. chalcedonicum und ihre sehr schöne, 
später blühende Varietät: Heldreichi, sowie die punktierte L. chalcedonicum 
var. maculatum mit scharlachroten Blumen sind seit Mitte Juni hier in voller 
Blüte und verdienen einen Platz in jedem Garten. 

Rigidella immaculata. Allbekannte ältere Iridee, der Tigridia am nächsten 
verwandt, ist eine herrliche Pflanze; leider sind die schönen dunkelscharlachroten 
Blumen nur von kurzer Mauer. Sie gedeiht am besten an recht sonnigen Stellen 
und in leichtem Boden. Die Zwiebeln nimmt man Ende Oktober aus der Erde 
und bewahrt sie frostfrei und trocken auf. 

Disa grandifiora. Einige im kalten Mistbeetkasten überwinterte Pflanzen 
sind jetzt hier ın voller Blüte und lassen an Schönheit durchaus nichts zu wünschen 
übrig, es sei denn, dass einige der Blattspitzen vom Frost etwas gelitten haben 
und schwarz geworden sind; es ist durchaus ein grosser Fehler, sie als Warmhaus- 
pflanzen zu behandeln. 

Habenaria fimbriata, mit purpurrosa, schön gefranzten Blumen, gehört 
mit zu den schönsten Erdorchideen des freien Landes. Da frühere Versuche mit 
in Erde ausgepflanzten Exemplaren missglückten, so haben wir sie jetzt in Sphagnum 
gesetzt. An halbschattigem Standort gedeihen sie hier gut. 

H. ciliaris, ebenso schön wie die vorige, mit goldgelber Blüte. 

Satyrıum carneum und S. aurantiacum, erstere mit fleischroten, letztere 
mit dunkelgelben oder orangegelben Blüten, blühen ebenfalls seit einiger Zeit; nicht 
vollständig winterhart, sie gedeihen am besten im kalten Erdkasten und bei frost- 
freier Überwinterung im trockenen Zustande. 

Primula Parryi gehört mit zu den schönsten Primeln des freien Landes, sie 
blüht seit Mitte Juni und sind die Blüten dunkelpurpurn oder dunkelkarmin. Um 
sie mit Erfolg zu kultivieren, pflanzt man sie in Töpfe oder ins freie Land in 
kräftigen Wiesenlehm, an halbschattigem Standort, mit reichlicher Bewässerung 
während des Sommers und fast ganz trocken während des Winters. Ebenso be- 
handelt man auch die schöne 

P. Rusbyi. Beide sind Bewohner der westlichen Staaten Nord- Amerikas. 


465 


G. Reuthe: Neuere und ältere empfehlenswerte Pflanzen, Ende Juli in Blüte, 


P. suffrutescens, mit schöner dunkelrosa Blüte, ist hier selten ohne Blumen; 
wir pflanzen sie in gut drainiertem Boden in leichte Erde und hacken die ziemlich 
schnell wachsenden strauchartigen Triebe fortwährend nieder. Sie scheint noch 
immer selten zu sein. 

Eremurus Bungei, mit schönen gelben, sehr wohlriechenden Blüten, ist wohl 
mit eine der schönsten durch Herrn Dr. REGEL eingeführten Pflanzen des freien 
Landes und kann nicht genug empfohlen werden. 

Lilium Krameri X L. auratum var. macranthum. Vor 5 Jahren ver- 
suchte ich, da ich fand, dass das schöne L. Krameri selten keimfähigen Samen 
trägt, L. Krameri mit einer der nahe verwandten Arten zu befruchten,; ich nahm 
hierzu das zur selben Zeit blühende und stark wuchernde L. auratum var. macran- 
thum. Der Samen keimte noch im selben Herbst und in diesem Jahre haben die 
Sämlinge zum erstenmale geblüht. Sie sind alle verschieden von L. Krameri. 
Zwiebel, Stamm und selbst Blätter sind vollständig wie bei L. auratum, d.h. 
zwischen L. auratum und L. auratum var. macranthum. Die Blüte ist ganz wie bei 
macranthum, von derselben Form und Grösse, aber zart rosa und ohne die Punkte 
des L. auratum. Sie erregten die Bewunderung aller Besucher. 

Die schon oft erwähnte Nelke »„Germania«, zuerst von den englischen Nelken- 
züchtern geringschätzig behandelt, da man uns Deutschen in der Nelkenzucht wenig 
zutraut, gehört jetzt hier zu den schönsten gelbblühenden Nelken, und obwohl nicht 
ganz so dunkelgelb wie die schöne Pride of Penhurst, so sind die Blumen doch 
grösser und regelmässig und dichtgefüllt, ohne zu platzen, auch finde ich, dass diese 
herrliche Nelke viel gesunder und kräftiger wächst als in Deutschland, nach dem 
zu schliessen, was ich während meines letztjährigen Besuches der grösseren Gäfrt- 
nereien Deutschlands sah. Diese prachtvolle Nelke ist jetzt hier in voller Blüte in 
mehreren Hundert starken Pflanzen, auf Beeten ausgepflanzt. 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc. 


Nepenthes Dicksoniana. 
Hierzu Abbildung 73. 

Diese in Abb. 73 nach einem Cliche, das 
wir Herren JAMESVEITCH &Sons in Chelsea, 
London, verdanken, in halber natürlicher 
Grösse dargestellte Kannenpflanze ist zu- 
erst in Gard. Chron. 1883, II, S. 5343 (vom 
ı0. November) beschrieben und in natür- 
licher Grösse dargestellt. Sie ist, wie 
dort näher auseinandergesetzt wird, ein 
Bastard, der nur im Zeitalter der Eisen- 
bahnen bei uns entstehen konnte; denn 
die Mutterpflanze N. Rafflesiana blühte 
im botanischen Garten zu Edinburg, der 


Pollen aber wurde geliefert von N.Veitchii, | 


der aus der VeıtcHschen Gärtnerei in 
Chelsea dahin gesandt wurde. Herr 
Lmpsay, der Kurator (Inspektor) des 


botanischen Gartens, nahm die Kreuzung 
Gartenfiora 1889, 


; vor und wünschte, dass sie den Namen 


des Prof. Dickson, des verstorbenen Pro- 
fessors der Botanik an der Universisät 
Edinburg, führe, der sich für diese 
Pflanzenfamilie sehr interessierte. Der 
Bastard ist jetzt 4—5 Jahre alt, anfäng- 
lich war er so unscheinbar, dass man 
ihn wegwerfen wollte, später entwickelten 
sich aber die Kannen herrlich. 

N. Rafflesiana, eine der ältesten Ein- 
führungen, bleibt immer noch eine der 
schönsten. N. Veitchii zeichnet sich 
durch die gelbliche Farbe der Kannen 
und die sehr breite glatte Krause an 
der Mündung aus; der Bastard vereinigt 
beides. 

VEITCH&Sons beschreiben sie in ihrem 
neuesten Catalogue of Plants 1839 fol- 
gendermassen:! 

34 


466 \ Neue und empfehlenswerte Pflanzen. 


Habitus gedrungen, niedrig, Wuchs | seits nicht so behaart wie N. Veitchii, 
schnell, an jedem Blatte, selbst im jugend- | die für letztere so charakteristischen 


Im = 


Abbildung 73. Nepenthes Dicksoniana. 


roten Haare der Unterseite mehr zer- 


lichen Zustande Kannen bildend. Blätter 
streut. Gard. Chron. bemerkt noch, dass 


lederartig, hellgrün, 40—50 cm lang, ober- 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen. 


467 


die Blätter sich an der Basis in einen 
10— 12cm langen Stiel verschmälern und 
dass drei parallele Nerven zwischen 
Mittelrippe und Rand vorhanden sind, 
was zur Unterscheidung von anderen 
Arten wichtig. 

Kannen reichlich 25 cz» lang, fast cy- 
lindrisch, leicht zusammengedrückt, von 
hellem Braungrün (apfelgrün nennt es 
Gard. Chron.), dicht karminrot getupft 
und gefleckt. Flügel vorspringend, ober- 
wärts etwas verschmälert, mit karmoisin- 
roten Borsten. Der Saum der Öffnung, 
der schönste Teil der Kanne, ist sehr 
breit (2,5 cz), nicht so flach wie bei N. 
Veitchil, sondern mehr wie beiRafflesiana, 
an den Seiten zurückgebogen, vorn ver- 
schmälert, fein quergerippt, die Rippen 
karminrot, die Furchen hellgelb, hier und 
da zeigen sich dunkelpurpurrote Quer- 
bänder. — Der Deckel erhebt sich hoch 
über der Öffnung vermöge des drei- 
eckigen Fortsatzes, an welchem er sitzt; 
er ıst oval, aussen behaart, blass gelb- 
grün, karminrot getupft, deutlich zwei- 
rıppig und nach Gard. Chron. mit einem 
langen hornförmigen Sporn an der Basis. 

Erhielt ein Zeugnis ı. Klasse von der 
Königl. Gartenbau-Gesellschaft in London 
am g. Oktober 1883 und ein Verdienst- 
zeugnis von der Königl. botanischen Ge- 
sellschaft am 2o. März 1880. 


Nochmals Tecophilea cyanocrocus. 

Bedaure sehr, wenn Herr LEICHTLIN 
sagt, es sei ein Irrtum untergelaufen. 
T. eyanocrocus und die Varietät 
Leichtlini wurden auf den Londoner 
Ausstellungen beide gezeigt und zwar 
die dunklere, seltenere und auch viel 
schönere als die mit weissem Schlunde 
unter dem Namen var. Leichtlini und 
die mit weissem Schlunde als T. cyano- 


Iridee anbetrift, so kommt sie nach 
Mitteilung eines unserer Sammler, dessen 
Namen ich leider aus geschäftlichen 


Rücksichten nicht nennen darf, auf den | chen bezeichneten Pflanzen kommen in Chili” 


und auch Herr Prof. Dr. PhıLıppi sagt in 
seiner Memoria i Catalogo de los Plantas 
cultivas en el jardin botanica en Santiago 
Seite 72: Tecophilea cyanocrocus Leyb.*) 
Cordillera de Santiago. Dass Herr Dr. 
PHıLıppı einen Fehler gemacht haben 
sollte, ist doch wohl nicht anzunehmen. 
G. REUTHE, London. 


Lilium cordifolium Thunb, 

Lilium cordifolium ist zur Gruppe Car- 
diocrinum gehörig und bildet mit dem 
ihm am nächsten verwandtenL.giganteum 
eine vonallen anderen Lilien abweichende 
Gruppe. 

Beide gehören zu den schönsten Lilien 
des freien Landes, aber leider findet man 
sie selten vor und L. cordıfolium, das 
gegenwärtig hier in Blüte, möchte wohl 
wenigen bekannt sein. Die Zwiebel dieser 
herrlichen Art ist selten grösser als die 
einer mittelgrossen Hyacinthe, mehr oder 
weniger birnförmig, aus halbkreisförmigen 
Schuppen bestehend, an den äusseren 
Enden dieser Schuppen sitzen die Wurzel- 
blätter. Die Farbe der Zwiebel ist braun 
und grün; Blätter langgestielt, herzförmig, 
in Rosetten, dunkelgrün mit blutroten 
Adern; Stammblätter dunkelgrün, mehr 
oder weniger oval, Brakteen oval; Stamm 
dunkelgrün, fingerdick, hohl, 1—2 »2 hoch. 


ı Blüte aufrecht oder horizontal trichter- 
ı förmig, Segmente meist geteilt, aussen 


milchweiss, grünlich-purpurrot gefärbt, 
wenig oder gar nicht zurückgebogen, 
innen zuerst schwefelgelb, später milch- 
weiss mit purpurbraunem Schlunde und 


‚ an den Spitzen purpurrot gefleckt. Wohl- 


riechend. Vaterland Japan. Unterscheidet 
sich hauptsächlich von dem stattlichen 
L. giganteum des Himalaya dadurch, dass 
es später blüht, aber viel früher treibt, 


F ferner durch vollständig geteilte Blumen- 
crocus. Was den Standort dieser schönen | 


blätter, kleinere Zwiebel und niedrigeren 
Wuchs. 


*) Die in diesem Kataloge mit einem Stern- 


Kordilleren in ungeheurer Menge vor | wild vor und sind dort zu Hause. 


34* 


468 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen. — Alphabetisches Verzeichnis neuer Pflanzen. 


Da L. cordifolium. sehr früh treibt, so 
verlangt es etwas Schutz im Frühjahr 
gegen Nachtfröste und Nord- und Öst- 
winde; es gedeiht am besten in Heide- 
oder Lauberde in weder zu trockenem, 


noch zu feuchtem Boden, am besten im 


Schatten von nicht zu dicht gepflanzten 


Sträuchern. Vermehrung durch Samen 
und Brutzwiebeln. Aus Samen erhält 


ı man in sechs Jahren blühbare Zwiebeln, 


aus den Brutzwiebeln meist schon in 


zwei bis drei Jahren. 
G. REUTHE, Tottenham b. London. 


Alphabetisches Verzeichnis sämtlicher im Monat Juni 1889 beschriebenen neuen 
oder abgebildeten älteren Pflanzen, mit kurzen Beschreibungen. 
(Nachdruck verboten.) 


Betreffs der benutzten Zeitschriften und Abkürzungen siehe Seite 54. 


Abies Khutrow. Fruchtzweig. G S. 599 
m. A. 

A. Morinda. Fruchtzweig. 6. S. 599 
m. A. 

A. Smithiana. Fruchtzweig. @. S. 599 
m. A. 

Actinidia volubilis Planch. Fg. S. 130. 

Aesculus sinensis. Blütenzweig. 6. C. 
SR: A% | 

Agave dasylirioides. Habitusbild. @.C. 
S. 805 m. A. 


Amorphophallus campanulatus. Habitus- 


bild einer blühenden Pflanze &@. C. 
3.755 m.A. 

A. Titanum. Habitusbilder. G.C. S. 745 
und 748 m. A. 

Ampfer »Öseille von Belleville«. W. 
31233. 

Ananas. Abbildung einer Preisgruppe 


aus Manchester. 6. C. S. 686 m.T. 
Andromeda campanulata Miq. s. Enkian- 
thus campanulatus. 
Angraecum Germinyanum Sander. Mada- 
gaskar. Sehrinteressante, weissblühende 


Orchidee. B: M. T. 7061. 
Anona reticulata. Frucht. Ja. S. ı25 
m. A. 


A. squamosa. Frucht. 

Anthurium Dechardi. 
Sa325: mA, 

A. Scherzerianum. Fruchtstand. Gf. S.325 
m. A. 

A. S. maximum. Riesige Varietät mit 
20 cm langer, 9 cm breiter Spatha. M. 
32139 m. A. 

Apfel »Ben Davis«. P. S. 67. 

A. »Henzens einfarbige gelbe Reinette«. 
BESSIoOr. 

A. »Lord Suffhield«. Fruchtzweig. 6. S.553 

> m. A. 

A. »Prince Alfrede. J. S. 495 m. A. 

A. »Ribston Pepping«. Farbige Tafel 
Nr. 41 ın @.0. 


Ja. S. ı25 m. A. 
Fruchtstand. &f. 


| 
| 
| 


ı Asprella histrix. 


Apfel »Schöner von Boskoop«. Far- 
bige Tafel und Beschreibung in P. 
S. 66. 

A. »Schönheit des Westens«. P. S. 66. 

A. »Transparent-Apfel von Croncells«. P. 
S. 162. 

W. S. 228. 


ı Azalea indıca»Arlequin«(Vervaene). Neu- 


I Aus 


heit, halbgefüllt, violettrosa, braun ge- 

streift und gefleckt. Ja. S. 128. 

balsamaeflora. Aus Japan ein- 
geführte Art mit gefüllten Blüten. Ja. 
S.7 1728: 

A. ı. »Chas. B. Brigham« (Van Houtte). 
Neuheit, gefüllt, karminorange mit blut- 


roten Flecken. Ja. S. 128. 

A. i. »Generalpostmeister Stephan « 
(Schulz). Neuheit, granatrot, rotbraun 
gefleckt. Ja. S. 128. 


A. i. »Jean Vervaene« (Vervaene). Neu- 
heit mit grossen rosa Blüten, weiss 
gestreift. Ja. S. 128. 

A.ı. »John Clewelyn« (Van Houtte). Neu- 
heit, gefüllt, fleischrot, blutrot gestreift. 
Ja. S. 128. 


A. i. »Mme. Louis van Houttex (Van 
Houtte). Neuheit. Blüten gross, aus- 
gebreitet, fleischrot mit weinroten 


Flecken, rot und weissen Streifen. Ja. 
S-T28. 

A. ı. »Madeleine« (Turner). ‚Neuheit, ge- 
füllt, rein weiss, leicht gelb gefleckt. 
Ja. S. 128. 

A. i. »Pharailde Mathilde« (Vervaene). 
Neuheit, gefüllt, weiss, rotgestreift und 
weissgefleckt. Ja. S. 128. 

A. i. »Princesse Victoria« (Van Houtte). 
Neuheit, gefüllt, Heischrot, weissgestreift 
und gefleckt. Ja. S. 128. 

A. i. »Vervaeneana« (Vervaene). Neu- 
heit, grosse, starkgefüllte rosa Blüten, 
purpurrot gefleckt und weiss gerandet. 
Ja. S. 228. 


469 


Alphabetisches Verzeichnis neuer etc. Pflanzen, 


Begonia carminata semperflorens. P.R. 
SI378. 
B. octopetala Lemoine. M.&. S. 173 


B. Scharffiana Rgl. Farbige Tafel (Nr.V) 
und Beschreibung in N. S. 129. 

Birne »Beurr€ d’Amanlis«. Fruchtzweig. 
625-505 m.A. 

B. »Beurr€ Diel«. Abbildung einer in 
einem ı4zölligen Topfe gezogenen 
Frucht von ı1ı2o g Schwere. J. S. 481 

m. A 

B. »Beurr€ Hardy«. Mittelgrosse, sehr 
gute Herbstbirne. M. S. 128 m. A. 

B. »Beurr& superfin«. 
süsse Herbstbirne. M. S. 128 m. A. 
B. »Calebasse Abbe Fetel«. Ba. S. 161 

m... 

B »Car&mes Wildling«. 

B. »Director Alphand«. X. S. 31. 

B. »Dorothee royal«. V. S. 29. 

B. »Gute Louise von Avranches«. 
bige Tafel Nr. 42 in @. 0. 

B., kurzstielige Winter-. V. S. 26. 

B. »Philippot«. V. S. 27. 

B. »Trıiumph von Jodoigne«. 
Tafel Nr. 40 in @.0. 

Bolbophyllum lemniscatum. Orchidee, 
Burma. Habitusbild. °@. S. 610 m. A. 

Bougainvillea glabra. R. S. 276 m.T. 

Broccoli. Habitusbild. Teil einer Pflanze 
von neun Fuss Umfang. @. C. S. 713 
m.A. 

B. »Violetter von Navidad«. 
S. 188 m. A. 


V.S# 30: 


Far- 


Farbige 


Neuheit. B.T. 


B. »Violetter von Santa Eulalia«. Neu- 
Heir ,B. Tr 5.185 m. A, 

Calanthe vestita grandiflora. Rv. S. 121 
IH. T, 

Carotte »Rote Pariser Treib-. W. S. 235. 


Catalpa »J. C. Feas« nov. hybr. @. F. 
5..303.m: A. 

Cattleya Mossiae var. Bousiesiana. Eine 
prächtige Form mit riesigen, violett- 
marmorierten Blüten. L. T. 135. 

C. Percivalliana. 6. S. 532_m.T. 

C. Sanderiana. Sehr grossblütig. J. S.461 
Ei: Al 

C. Skinneri. Habitusbild einer Pflanze 
mit zweihundert Blüten. G. C. S. 635 
m. A. 


C. Walkeriana. G6f. S. 281 m. T. 


Cephalanthus angustifolius. Blütenzweig. 
B.:5..28312 m A 

C. occidentalis. Blütenzweig und einzelne 
Blüten. R. S. 280 m. A. 

Chrysanthemum indicum »Mrs. Alpheus 
Hardy«. M.G6. S. 189. 

Chr., die diversen Formen. N. S. 130 
bis 132. 

Chr. »Mme. Desgrange«. G. S. 513 m. A. 


Chr. uliginosum. A.F. S. 523 m. A. 


| Cymbidium ixioides Don. 
Grosse, sehr gute 


Cirrhopetalum ornatissimum Rchb.f. Eine 
interessante Orchidee mit vier bis acht 
in einer Scheindolde stehenden, grossen, 
blassgelben, mehr oder weniger stark 
matt rosa gestreiften Blüten. 0. A. 
T. 369. 

Clarkia elegans fl. pl. @. S. 556 m. T. 

€. pulekellar 70. S.557 m. A: 

Coelogyne cristata. Habitusbild. A. F. 
5. Ag am. At 

Cydonia japonica Moerlosei. Blütenzweig. 
6.859002 m. T. 

B.M. T. 7060. 

Cyperus alternifolius. Sehr schönes Ha- 
bitusbild. @. S. 573 m. A. 

Cypripedium bellatulum. Einzelne Blüte 
und Habitusbild. J. S. 457 m. A. 

C. Boxalli atratum. M. S. 127 m. A. 

C. cardinale Rchb. f. Prächtige Garten- 
hybride mit grossen, blassrosenroten 
Blüten, deren Lippe dunkelkarminrot 
ist. 0.A. T. 370 

C. Elliottianum ]. 'O'Br. Sehr distinkte 
Art mit gelben Blüten, welche braun- 
rot gestreift sind. L. T. 186. 

C. nitens superbum hybr. (C. villosum 
X insigne Maulei),. Oberes Blumen- 
blatt unten schwefelgelb, oben weiss, 
mit braunen und violetten Punkten, 
seitliche Blumenblätter und Lippe gold- 
gelbe MS. 126m. 7. 

C. villosum. M. S. 126 m. A. 

Daphne Blagayana. Habitusbild. @. S.540 
m.A. 

D. Mezereum. Blütenzweig. &. S. 602 
mag: 

Dendrobium Brymerianum Rchb.f. Präch- 
tige, reichblütige Orchidee mit gold- 
gelben, grossen Blüten, deren Lippen 
sehr zart und lang ausgefranst sind. 
E83, 

D. chrysolabrum Rolfe nov. spec. 
5 7irier 

D. densiflorum Wall. Alte bekannte 
prächtige Art mit grossen, dichten, 
goldgelben Blütentrauben. L. T. 137. 

D. Fairfaxii Rolfe n. sp. @. C. S. 798. 

D. Pierardi. Habitusbild. @. S. 501 m. A. 

Echinopsis cristata Salm. Gf. S. 287 
m. A. 

Enkianthus campanulatus Hook. Erica- 
ceae, Japan. Reizender kleiner Strauch 
mit braunroten, zahlreichen kleinen, 
hängenden Glocken. B. M. T. 7059. 

Erdbeere »Noble«. W. S. 236. 

Eucharis Lehmanni Rgl. n. sp. 
mal 

Exacum macranthum. Prächtige Neuheit 
aus Ceylon (6000 Fuss) mit grossen, 
tiefblauen, Lasiandra ähnlichen Blüten. 
J2S7 469m. A: 


6. C. 


662523173 


470 


Alphabetisches Verzeichnis neuer etc. Pflanzen. 


Garrya elliptica foemina. J. S. 475 m. A. 

Gerbera Jamesoni. Composite mit orange- 
gelben Blüten. Habitusbild. 6.C. S.773 
DIE N. 


Gladiolus gandavensis hybr. flore pleno | 


»Triumph von Hietzing«. Farbige Tafel 
und Beschreibung in W. S. 209. 


Gurke »Cornichon ame&liore de Bour- 
bonne«. W. S. 234. 

G. »Rollissons Telegraph«. G@. S. 536 
m.A, 


Huntleya lucida Rolfe n. sp. 6. €. S. 7909. 

Kürbis, Yokohama-. W. S. 236. 

Laelia Gouldiana Rchb. fil. Grossblütige 
Orchidee aus Mexiko mit rein kar- 
moisin - violetten Blüten. Mittelform 
zwischen L. anceps und L. autumnalis. 
DIA. 377. 


L. majalis Ldl. Mexiko. Die 10—22 cm | 
grossen Blüten sind blassviolett, die 


Lippe weiss mit dunkelviolettem Rande 
und 
Streifen. X0.A’=R.372. 


Neue Hybride. @.C. S. 742. 


zahlreichen ebenso punktierten | 
IIRE 
Laelio - Cattleya X Digbyana - Mossiae. 


Lilium auratum. Einzelne Blüte. Rv.S.133 


inc 

L. cordifolium. W. S. 224. 

L. Harris. Gruppenbild. M. 6. S. 1790. 

Linaria macedonica. J. S. 5ı5 m. A. 

Lycaste Skinneri. Gruppenbild. A.F.S.519 
m. A. 

L.ychnis Haagena. G. S. 508 m. T. 

Masdevallıa caudata X Estradae. 
Hybride. @.C. S. 714. 

M. Shuttleworthi Rchb. fil. 
kleine, 
Die beiden vorderen Sepalen karminrot, 
das hintere kapuzenförmig, gelb, mit 
roten Streifen. Alle drei langgeschwänzt. 
ESR71782. 

Mirabilis Jalapa. J. S. 483 m. A. 

Nareissus incomparabilis Sir Watkin. R. 

S. 254 m. A. 

N. poeticus fl. pl. R. S. 255 m. A. 

N. p. simplex praecox. R. S. 254 m. A. 

N. pseudo-Narcissus Emperor et Empress. 

R. S. 254 m. A. 


Neue 


Reizende 


Nerium. Ja. S. 126 m. A. 
Odontoglossum Halli Ldl. var. Lindeni. 
Sehr grossblütige Form mit grossen, 
rotbraunen Tupfen. L. T. 184. 
Onecidium Croesus. 6. S. 580 m. T. 
Oxylobium callistachys.. Leguminosae. 
Australien. Reizender Kalthausstrauch. 
ISS.2521 mA. 
Pachystoma Josephi Rchb. f. B.M. T. 7060. 
Paeonia officinalis lobata. J. S. 403 m. A. 
Pandanus odoratissimus L. fil. M. @. 


S. 197. 


sehr reichblühende Orchidee. | 


N., diverse Varietäten. A.F. S. 469 m.A. | 


ars 


| Rose »Kaiserin Friedrich«. 


' Solanım amethystinum Poiteau. 


| S. laetum Miquel. 
| S. pendulum Link. B.M. T. 7062. 


Pfirsichbaum, gefülltblühender, »Clara 
Meyer«. PISS3 76. 

Phacelia »Kaiser Wilhelm«. P.R. S. 417. 

Phajus grandifolius Lour. Alte bekannte 
schöne Art mit grossen rotbraunen 
Blüten und weisser, im Grunde gelber 
Lippe. "LE7018528 

Platycerium Willinki Moore. D.6. S. ı4r. 

Primula denticulata. Habitusbild. @. 
3.1529 m.A, 

Psoralea pinnata. 
S..603°m. A. 

Puccinia Schroederi. Narzissenkrankheit. 
G. C..S. 725 m. A. 

Pyrethrum uliginosum. A.F. S. 523 m. A. 


Blütenzweig. @. C. 


Ranunculus aconitifolus fl. pl. Habitus- 


bild. °G.,S. 577 mA: 

Rosa »Francesco Ingegnoli« (Polyantha- 
Gruppe). Jr. S. 89 m. T. 

R. »Lady Arthur Hill« (Hybr. rem.) Neu- 
heit. r.25239. 
»Pauls Einfache Weisse«. Neue Hy- 


bride aus jener Gruppe, in welcher 
Boule de Neige und andere die ge- 
füllten Formen sind. J. S. 501 m. A. 

»Perle des Jardins«. Neue Kletter- 
rose. Blütenzweig. A.F. S. 521 m. A. 
Fo. S..231. 
»Marchioness of Lorne«. Englische 
Remontantrosen-Neuheit. M.@. S. 185. 


R 


Saxegothaea. Blütenzweig. G.C. S. 782 
m. A. 
Saxifraga Camposi. Habitusbild. A. F. 
S. 493 m. A. 
| S. Wallacei. A.F. S.493 m. A. 


Sobralia leucoxantha Rchb. f. Orchidee 
aus Costa Rica. Sehr grossblütige Art. 
Weiss. Lippe im Grunde goldgelb. 
B.M. T. 7058. 

B.M. 

17002. 

B.M. T. 7062. 


S. pensile Sentdn. Schöne, sehr reich- 
blühende, amethystfarbene Art, welche 
sich zu Ampeln und zum Bekleiden 
von Felswänden im Warmhause sehr 
eignet. B.M. T. 7062. 

S. scandens Schomb. B.M. T. 7062. 

S. sempervirens Dunal. B.M. T. 7062. 

Spathoglottis ixioides Ldl. Orchideae. 


Himalaya. B.M. T. 7060. 

Spiraea astilboides. Blütenzweig und 
Habitusbild. Ja. S. 129 m. A. 

Syringa amurensis. Blütenzweig. @. F. 
SE alın Wan Sal, 


S. japonica. Habitusbild und Blüten- 
zweig. G.F. S. 293 und 295 m. A. 
Theobroma, Cacao-Zweig mit Früchten. 

M.G. S. 193. 


Alphabetisches Verzeichnis neuer etc. Pflanzen. — Kleinere Mitteilungen. 


471 


Tigrida Pringlei Wats. @f. S. 321 m. A. 

Tillandsia streptophylla Scheidw. G&f. 
S. 289 m. A. 

Topfobstbäume. N. S. 139. 143. 

Torreya californica. Männliche und weib- 
liche Blütenzweige. @.C. S. 8oo und 
801 m. A. 

Tsuga caroliniana Engelm. n. sp. @. F. 
SD 2072 

Tulipa Dammanni Rg]l. n. sp. 6f. S. 314 
mu 7 

Urceolina pendula Herb. B.T. S. 184 
mT. 

Washingtonia robusta Wendl. 6f. S. 301 
MIA. 


Witheringia pendula Roem. et Schult. 


BZM: 71.077662. 


Yucca baccata. Blütenzweig. G. S. 585 


ae el, 

Y. Treculeana. Blütenzweig. G. S. 585 
m. 

Y. Whipplei. Habitusbild. @ S. 561 
nb da\ 


Zinnia »Lilliput«, verschiedene Formen. 
ji 9. 252 al 


| Zygopetalum Gibeziae N. E. Br. Präch- 


tige Neuheit, ähnlich dem Z. cochleare, 
aber viel schöner. Blüten weiss. Lippe 
blauviolett gestreift, aber die Streifen 
laufen nicht, wie bei Z. c in einem 
Fleck zusammen, sondern bleiben ge- 
trenne  L2 Tor. 

Z. lueidum Rolfe n. sp. G.C. S. 709. 

7. maxallare. M. S. 133 m. A, 


SEE Auf Wunsch vieler Leser stellen wir von jetzt ab das alphabetische 
Verzeichnis sämmtlicher neuen oder abgebildeten älteren Pflanzen ein und werden 
nur empfehlenswerte neue Pflanzen mit kurzen Beschreibungen bringen. 


Die Redaktion. 


Kleinere Mitteilungen. 


Die Fortschritte der Reblaus während des 
Jahres 1888. 


Die soeben von seiten des Reichsamts | 
des Innern herausgegebene ı1. Denk- 


schrift, betreffend die Bekämpfung der 
Reblauskrankheit, enthält folgende Mit- 
teilungen über die Fortschritte der Reb- 
laus: 

»Die 1833 aufgefundenen Herde stehen 
an Zahl und Ausdehnung hinter den 
älteren Herden erheblich zurück, sie 
liegen, fast durchgängig in kleineren 
Gruppen vereinigt, innerhalb der alten 
Infektionsgebiete, deren Zahl eine immer- 
hin beschränkte geblieben ist. Daneben 


ı Wege gestanden haben. 


namentlich der nasskalte Winter 1887/88 
und der darauffolgende aussergewöhnlich 
feuchte Sommer wie dem Wachstum der 
Reben, so auch der Entwickelung und 
Verbreitung der Phylloxera hindernd im 
Es wird daher 


‚ auch in dem laufenden und in den fol- 


genden Jahren der Aufsuchung und Be- 
kämpfung des Insekts die eingehendste 
Sorgfalt zugewendet werden müssen. In 
der Rheinprovinz und zwar auf dem 
rechten und linken Ufer des Rheins be- 


ı gannen die Arbeiten gleichzeitig am 


erscheint die Wahrnehmung erfreulich, | 


dass die Desinfektionsarbeiten, wie die 
stattgehabten Revisionen ergaben, an 
den betroffenen Stellen den beabsich- 
tigten Erfolg überall erreicht haben. 
Wenn hiernach die Hoffnung auf eine 
völlige Vertilgung des Schädlings im 
Reichsgebiet wird festgehalten werden 
dürfen, so bleibt bei Beurteilung des 
günstigen Resultats der im Jahre 1888 


14. Juni 1838 mit einer Revision der 
älteren Herde, welche durchweg ein 
befriedigendes Ergebnis lieferte. Lebende 


ı Rebläuse wurden nirgends, tote Tiere 


ı zeitiger Desinfektion der 


durchgeführten Arbeiten doch zu berück- 


sichtigen, dass die Witterungsverhältnisse, 


oder Reste von solchen nur in verein- 
zelten Fällen aufgefunden; die Wurzeln 
zeigten sich meist vermodert, etwaige 
Stockausschläge wurden unter gleich- 
betreffenden 
Stelle ausgehauen und verbrannt. Be- 
sonders bemerkenswert ist es, dass die 
auf dem alten linksrheinischen Herde 
Nr. ı neu angelegte Rebpflanzung ein 
sehr üppiges Wachstum zeigte, womit 


472 


Kleinere Mitteilungen. 


die Besorgnis vor einer nachhaltigen 
Schädigung des Erdreichs durch die an- 
gewandten Desinfektionsstoffe ihre Er- 
ledigung findet. Die Untersuchung der 
Herdumgebungen liess auf dem linken 
Ufer des Rheins, und zwar in den Ge- 
markungen WLohrsdorf, Heimersheim, 
Westum und Sinzig, 13 neue Herde mit 
221 kranken Stöcken (1887: 54 Herde 
mit 662 kranken Stöcken), auf dem rech- 


ten Ufer in den Gemarkungen Ocken- | 


fels, Leubsdorf, Honnef, Linzhausen und 


Linz 28 neue Herde mit 246 kranken | 
Reben (1887: 49 Herde mit 606 kranken 


Reben) zu Tage treten. Unter diesen 
Herden ist nur ein einziger (linksrheinisch) 
mit einer grösseren Zahl infiziert befun- 
dener Pflanzen verzeichnet; bei der 
Mehrzahl beschränkt sich die Verseuchung 
auf vereinzelte Stöcke. 


den vermutlichen Ursprung der von 1881 


Der Öberleiter | 
der linksrheinischen Arbeiten hat über | 


| 


bis 1888 gefundenen Infektionen statisti- | 
' beliebten Ausflugsort der Berliner, und 


sche Untersuchungen angestellt; einzelne 


Erscheinungen, die hierbei zu Tage ge- 


treten sind, u. a. der Umstand, dass 
vielfach mehrere Rebpflanzungen des- 
selben Eigentümers sich als verseucht 
erwiesen haben, und dass fast alle In- 
fektionen in der Nähe von Fusspfaden etc. 
belegen sind, müssen zu der Annahme 
führen, dass die Krankheit in vielen 
Fällen auf mechanischem Wege (durch 
Gerätschaften, Kleider, Schuhwerk der 
Weinbergsarbeiter) verschleppt worden 
ist. 
sich von oben nach unten über den 
Bergabhang verteilen, so wird auch bier 
auf eine durch elementare Ereignisse 
(Regengüsse, Schneefälle und hierdurch 
bedingte Erdrutsche) bewirkte mecha- 
nische Verbreitung des Insektes ge- 
schlossen werden dürfen. Endlich haben 
sich bei Gelegenheit der erwähnten 
Untersuchungen 'T'hatsachen herausge- 
stellt, welche es wahrscheinlich machen, 
dass die ersten Infektionen des Ahrthales 
ihren Ursprung von dem durch ameri- 
kanische Reben verseuchten Ockenfelser 
Herde genommen haben. In der Provinz 


Wenn ferner ganze Herdgruppen 


| Mosbach 


Hessen-Nassau ergab die Revision 
der vorjährig desinfizierten Herde im 
allgemeinen das gleiche Resultat wie in 
der Rheinprovinz.. In der Umgebung 
dieser Herde fand sich in Wiesbaden 
vereinzelt eine neue Infektion, ausserdem 
wurden in einzelnen Gärten von Biebrich, 
und Wiesbaden noch Herde 
von geringer Ausdehnung entdeckt, deren 
Ursprung sich der Mehrzahl nach auf 
den Schlossgarten zu Biebrich zurück- 
führen lässt. Im übrigen hatte die Unter- 
suchung der Gemarkungen Biebrich-Mos- 
bach, Rauenthal, Rüdesheim, Eibingen, 
Schierstein, sowie der Grossherzoglich 
hessischen Gemarkungen Kastel und Kost- 


heim erfreulicherweise ein durchaus nega- 


tives Ergebnis.« 


Die Kulturen des Herrn J. Booth 
und die Verschönerungen im Grunewald 
“bei Berlin. 
Zwischen der Station Grunewald, dem 


dem Orte Schmargendorf zieht sich ein 
selbst von vielen Berlinern bis vor kurzem 
nicht gekanntes Terrain hin, das mit 
seinen Kieferbeständen auf den Hügeln, 
seinen Mooren (Fennen) in den Thälern 
so recht den Charakter des Grunewaldes 
trägt. Niemand dachte wohl früher daran, 
dass sich dieses Forstterrain vortrefflich 
zu Villen, zu malerischen Gartenanlagen 
eignen werde. 

Die Kurfürstendamm-Gesellschaft hat 
mit weitem Blick jetzt die Sache erfasst 
und ist mit acht Torfstechmaschinen 
eifrig beschäftigt, ein ganzes Fenn, ca. 
100 000 cÖrn, auszutorfen und in einen See 
mit hübsch geschwungenen Linien zu ver- 
wandeln. 

Alles Waldterrain um den See ist be- 
reits zu Villen verkauf. Doch noch 
bietet sich an anderen Stellen den Lieb- 
habern Platz zu Bauten, denn das Terrain 
der Gesellschaft umfasst ca. 230 ha, fast 
so gross, wie der Berliner "Tiergarten. 

Von diesem Terrain sind ıo Aa an 
Herrn ]J. BooTH abgetreten, welcher der 
Gesellschaft seine ganze Kraft widmet, 


Kleinere Mitteilungen. 


473 


und hat derselbe auf einem kleineren, 
umfriedigten Teile dieses Eigentums, in 
einem seichten Kessel, eine Anpflanzung 
von Nadelhölzern unternommen, die alle 
Kenner hoch befriedigen muss. 


Herr BooTH will hier zeigen, dass nicht | 


bloss ın Flottbeck bei Hamburg, im See- 
klima, die Douglasfichte und andere 
seiner Schützlinge gut gedeihen, sondern 
auch im Binnenlande. 

Die technischen Ausschüsse des Ver. 
z. Bef. d. Gart. besichtigten diese Pflan- 
zungen am ı. August d. J. und waren 
hocherfreut über den guten, meist sogar 
vortrefflichen Wuchs. Der Boden ist 
reiner Sand, der nur 40—45 cm tief rajolt 
ist; trotzdem gedeihen nicht nur Pseudo- 
tsuga Douglasii, sondern auch die schöne 
Larix leptolepis, und vor allem Tsuga 
Mertensiana von der Westküste Nord- 
amerikas sehr gut. Letztere 
schneller als T. canadensis und wird im 


Vaterland bis 100 72 hoch, T. canadensis | 


nur 20— 25 m. 
Eine sehr schöne Varietät ist Pseudo- 
tsuga Douglasii var. glauca. Diese erhielt 


Hr. BooTH vor einigen Jahren von CHARLES | 


wächst | 


VAN GEERT in Antwerpen, der eine ganze 


Allee davon hat. 


Im folgenden Jahre | 


nach der Ankunft wurde das Exemplar 


rein grün, sobald aber die Saftcirkulation 
begann, stellte sich der graue Schein 
wieder ein. 

Sehr selten sind u.a. die fünfnadelige 
Kiefer Pinus aristata Engelm. vom 
Kolorado - Gebiet, mit 
fleckchen, und cie zweinadelige Pinus 
T'hunbergii aus Japan. Merkwürdig ist, 
dass Pinus excelsa, auf P. Cembra ver- 
edelt, dunkele, auf P. Strobus veredelt, 
helle Nadeln erhält. 
Einfluss der Unterlage recht deutlich 


hervor. — Sciadopitys verticillata, die 


japanische Schirmtanne, welche in Flott- 


beck nicht von .der Stelle wollte, gedeiht | 
| nıana ist die var. Fraseri 


hier, etwas beschattet, sehr schön. 
Weiter nennen wir: Abies Alcockiana 
mit kleinen Zapfen, die in Wirklichkeit 
also A. ajanensis ist (siehe HENNINGS in 
Gartenflora d. J. S. 216 m. Abb.), Pinus 


weissen Harz- | 


Hier tritt also der | 


acicularis, P. Banksıana, bei der die 
Zapfen 5o Jahre am Stamm sitzen bleiben, 
ein Originalexemplar von Hooker, Thu- 
jopsis borealis und Podocarpus, zwei 
Koniferen, die selbst ım Rauch der 
Städte aushalten. Larix occidentalis aus 
Nordwestamerika, eine Art, die höchst 
selten, liefert das beste Lärchenholz, das 
hiesige Exemplar stammt von Herrn Prof. 
SARGENT. 

Interessant ist eine Douglasfichte, die 
aus dem Samen des ersten Flottbecker 
Exemplares erwachsen ist. (Ein »Grün- 
Sammler«, der ihr die unteren Zweige 
abgeschnitten, ward mit 6 Monat Ge- 
fängnis bestraft). Im übrigen finden sich 
an der Douglasfichte ca. 5000 Stück, ein 
kleines Wäldchen bildend, die trotz des 
Schattens von Kiefern sehr gut gedeihen. 
Überhaupt zeigt sich, dass die Plänter- 
wirtschaft höchst vorteilhaft ist und sollte 
dieselbe von Landschaftsgärtnern weit 
mehr angewendet werden, hat doch Herr 
SEIDEL in Dresden mit grossem Erfolge 
sogar seine harten Rhododendron-Arten 
und schwierig zu kultivierenden anderen 
Ericaceen in einem Kiefernwalde aus- 
gepflanzt und Herr Graf von WILAMO- 
wırz in Gadow zieht seit 2o Jahren die 
ausländischen Koniferen im Walde, dar- 
unter Abies concolor, ca. 16 »n hoch. 


ı Letzterer besitzt grosse Quartiere aus- 
 ländischer Bäume in vorzüglicher Schön- 


heit. 

Gelegentlich der vorhandenen Crypto- 
meria japonica bemerkte Herr Inspektor 
PERRING, dass das grosse Exemplar, 
welches gegenüber dem Bahnhof Wild- 
park an der Mauer des ehemals AUGUSTIN- 
schen Gartens (jetzt FRICKEsche Gärt- 
nerei) steht, von ihm dort hingepflanzt 
sei, indem der damalige Obergärtner 
FRICKE ihm sagte, er solle sie dort ein- 
schlagen. 

Von den zahlreichen Cupressus Lawso- 
von säulen- 
förmigem Wuchs und schön grauer Farbe 
höchst bemerkenswert, ebenso ist Abies 
Engelmanni glauca wunderbar schön; von 
ihr fanden sich eine grosse Zahl Exem- 


474 


Kleinere Mitteilungen. 


plare, sie wachsen aber langsam. Abies 
Veitchii zeichnet sich durch ihre schönen, 
unterseits weissen Nadeln, Abies con- 
color durch reichen Zapfenansatz aus. 
Nennen wir schliesslich noch die seltene 
Thuja Menziesii aus Kolumbia, so glauben 
wir, die wichtigsten Gehölze dieser höchst 
sehenswerten Anlage, die erst 3 Jahre alt 
ist und also immer noch schöner werden 
wird, genannt zu haben und wünschen 
Herrn BooTH viel Glück zu seinen Kul- 
turen. L.W 


Cynomorium coccineum Lin. 


Diese seltsame Wunderpflanze ist höchst | 


einfach zu kultivieren. Sie ist zwar nicht 
etwa eine Schnittblume oder sonst ein 
geldbringendes Desideratum, aber sie ist 
die schönste Schmarotzerpflanze Europas 
und deshalb wohl so viel begehrt und 
heiss verlangt. Rings um Neapel liegen 
verschiedene Krater, — kalt gelegt — 
wie man sagt und wie zum Hohne in 
ihrer Tiefe einen See oder sonst kleineren 
Wasserspiegel tragend, der wiederum 
ringsum mit Wald, heiterem Grün und 
blühenden Matten bekleidet und um- 
rahmt ist. Solch ein Kratersee war der 
Lago d’Agnano, nun trocken gelegt und 
Maisfelder tragend, immer aber noch 
umkränzt von Wald und Grün. Dort 
wachsen Millionen von Orchideen. Das 
niedrige Buschwerk besteht aus verschie- 
denen Cistusröschen. So findet sich 
dort Cistus salviaefolius L. gemischt mit 
C. villosus L. und auch wohl etwas C. 
monspeliensis L. 

Auf den Wurzeln dieser prächtig blühen- 
den Sträucher schmarotzt unser Cyno- 
morium so lustig, so fröhlich und gedeih- 
lich, dass man es ihm ansieht, er befinde 
sich wohl. Als ich der leuchtenden, auch 
nachts etwas wie phosphorescierenden 
Pflanze gegenüberstand, da erschrak ich 
ordentlich, so seltsam erschien sie und 
so lange hatte ich sie vergebens gesucht, 
vergebens umworben und erwünscht! 
Nun fand ich sie bald zu Hunderten, 
.Ja zu Tausenden! 

Der Italiener nennt die ihm wohl be- 


kannte und auffallende Pflanze: »Fungo 
di Malta« also Malteser Schwamm. Sie 
soll auf dieser Insel sehr häufig sein. 
Gewiss ist sie es in Sicilien und in Sar- 
dinien, wo ich sie fand. Aber auch um 
Neapel, nimmer weit ab vom Meeres- 
gestade, ist sie nicht selten; so am Lago 
d’Agnano, nahe bei der Solfatara, bei 
Sorrento, auf dem Faito und anderswo. 
Immer an feuchten Stellen der Hügel 
und Berge bis zu einer bestimmten 
Meereshöhe wachsend, kommt sie nir- 
gends im Innern des Landes vor. Man 
weiss ja, dass sie in Jamaica, in Mau- 
ritius und Madagaskar gefunden wird, 
und seltsam genug von jenen fernen 
Eilanden früher bekannt war, als von 
hier. Dass sie auch bei Neapel wachse, 
scheint man gar nicht zu wissen, wenig- 
stens finde ich in den mir zur Einsicht 
zu Gebote stehenden Aufzeichnungen 
keinerlei diesbezügliche Angaben. 

Zur Familie der Balanophoreae ge- 
hörend und den Daphneen sehr nahe 
verwandt, ist sie die einzige, bisher be- 
kannte Art, die freilich, variabel wie sie 
ist, mancherlei Zweifel in früherer Zeit er- 
regte. Sie ist eine niedrige, 5-12 cm 
hohe, unverzweigte, fleischige Pflanze 
mit cylindrischer Wurzel und Stamm, 
endständigen, in gedrängter Traube 
stehenden goldgelben, blassgelben oder 
glühend scharlachroten Blüten und gelb- 
lichweissen oder dottergelben, schmalen 
Blättern. 

Die Samen sind zahlreich, in fleischiger 
Kapsel, weiss oder gelblich. Die Pflanzen 
stehen auf den Wurzeln ihrer Ernährer 
meist in dichten Haufen bis zu 2o und 
mehr gedrängt bei einander, meist um 
die Basis der Pflanzen, aber auch tiefer 
hinab auf den stärkeren Wurzeln stehend 
und dann natürlich viel länger werdend. 
Ich zählte an einer einzigen Cistus 
villosus-Wurzel 28 Exemplare und bin 
überzeugt, dass weit mehr Exemplare 
daran wachsen können. Der Wurzelstock 
ist perennierend. Entfernt man ihn ge- 
waltsam durch Ausreissen, so bleibt eine 
Grube zurück, die, nach innen spitz zu- 


Kleinere Mitteilungen. 


475 


laufend, bald braun sich färbt und die 
man als die Wunde eines Bohrwurms 
oder sonstigen Insektes annehmen könnte. 
Reisst man sie sorgfältig heraus, so ist 
der Schmarotzer zerstört, bleibt aber nur 
ein kleiner Bruchteil haften, so erscheint 
er abermals im folgenden Jahre. Nimmt 
man die Nährpflanze heraus, so stirbt 
mit ihr das Cynomorium, wird in wenig 
Stunden schwarz, nur die hohen, samen- 
gefüllten Kapseln oder Früchte bewahren 
ihre dottergelbe Farbe und reifen nicht 
völlig ihre Samen. Dieser Schmarotzer 
ist sehr schön; man denke sich die leuch- 
tend rote Farbe seiner Blumen, die lange 
Zeit fortlebt, umgeben von dottergelben 
Blättern, aus dem sie umgebenden Grün 
hervorleuchten und man wird begreifen, 
wie begehrenswert er ist, ganz abgesehen 
davon, dass er einer seltsamen, seltenen 
und etwas vornehmen Familie angehört. 
Es giebt eben im Pflanzenreiche auch 
vornehme Schmarotzer. 

Nichts ist einfacher als seine Kultur 
dort, wo die Cisten im Freien wachsen. 
Ich lege seine Samen nahe an irgend 
eine Art von Cistus gleich nach der Reife, 
so keimen sie ım Herbst, indem das 
zarte Kügelchen, das bier die junge 
Pflanze vorstellt, sich in die braune Rinde 
bohrt und dort haftet und erstarkt. Erst 
im März des folgenden Jahres erscheinen 
die dottergelben Triebspitzen und bald 
darauf die Blüten. Kein Zweifel, im 
Kalthause kann man ihn auch im Topfe 
an der Nährpflanze erziehen. Selbst- 
redend lassen sich die Samen nur kurze 
Zeit und nur in Erde aufbewahren und 
die Pflanze selbst verliert wohl unter 
allen Umständen beim Trocknen ihre 
schöne Farbe. 

C. SPRENGER, 
Mitinhaber der Firma Dammann & Co,, 

San Giovanni a Teduccio bei Neapel. 


Riesige Blätter von Sambucus nigra. 
Herr Dr. med. HAUCHECORNE, Berlin, 
der zugleich ein eifriger Botaniker und 
Zoologe ist, überbrachte uns kürzlich 
Blätter von Wurzelschössen desHollunder, 


Sambucus nigra, von den Wilmersdorfer 
Wiesen bei Berlin, die ganz riesige Grösse 
besassen. 

Ein Fiederblatt mit 3 Paar Seiten-Blätt- 
chen hatte einschliessl. des Endblättchens 
45 cm Länge, bei 37 cm Breite. Die ein- 
zelnen Blätichen massen bis 18 c»» Länge 
ohne den 1,5 cm langen Stiel und 9 cz 
Breite. 

Ein anderes, das 4 PaarSeiten-Blättchen 
trug, hatte 52 can Länge bei 30 cm Breite. 
Die einzelnen Blättchen waren aber nur 
ı5cmlang und 8 cm breit, der Stiel war 
nur 0,5 cm lang. IEEWE 


Doronicum plantagineum excelsum Bak. 

Von den in England mit grosser Vor- 
liebe gepflegten Gemswurz-Arten ist D. 
plantagineum excelsum (Syn. D. Harpur 
Crewe Hort.) die schönste. 

Nach Mitteilung des grossen Pflanzen- 
liebhabers Rev. WoLLev Dop, in dessen 
Garten ich dieses hübsche Doronicum 
vor einigen Jahren zuerst sah, stammt 
dasselbe aus dem Garten des hier durch 
seine Sammlung von Stauden und alpinen 
Pflanzen rühmlichst bekannten (verstor- 
benen) HARPUR CREwE. Im zeitigen 
Frühjahr entspringen dem fleischigen 
Wurzelstock zahlreiche Triebe, die mit 
lebhaft dunkelgrünen Blättern reichlich 


bekleidet sind. Die ersten Blumen ent- 


falten sich im Mai und setzt sich der 
reichliche Flor ununterbrochen bis Ende 
Oktober fort. 

Die grossen stoffreichen, goldgelben 
Blumen sind wirklich reizend und er- 
innern an das bekannte wunderschöne 
Harpalium rigidum. 

Im Habitus ähnelt dieses neue Doro- 
nicum dem D. plantagineum, jedoch sind 
die Blätter mehr herzförmig und erinnern 
lebhaft an das wildwachsende D. Par- 
dalianches. 

D. plantagineum excelsum scheint die 
Eigenschaften der beiden genannten Arten 
zu vereinigen und liegt die Vermutung 
sehr nahe, dass wir es hier mit einer 
Hybride zu thun haben. Hr. Dr. BAKER 
im botanischen Garten zu Kew hält es 


476 


Kleinere Mitteilungen. 


für eine grossblühende Spielart des D. 
plantagineum. Sei dem nun wie ihm 
wolle, es ist unstreitig die schönste aller 


| 
| 


bis jetzt bekannten Doronicum-Arten und | 


eine unserer zierlichsten Stauden für 
grössere Rabatten oder niedrige Gehölz- 
gruppen. Für Schnittzwecke sind die 
Blumen gerade wie geschaffen, sie sind 
von sehr gefälliger Form, stehen auf 
langen schlanken Stielen und halten sich, 


ins Wasser gestellt, 3 bis ı2 Tage. Alle 


Doronicum-Arten lassen sich bekanntlich 
willig treiben und sind es besonders die 
grossblühenden Sorten, die zu diesem 
Zwecke hier viel verwendet werden. Die 
hiesigen Marktgärtner pflanzen im Herbst 
junge kräftige Pflanzen, da diese die 
besten Erträge liefern, zu mehreren zu- 
sammen in Kistchen oder grössere Töpfe 
ein und überwintern dieselben in einem 
frostfreien Mistbeetkasten. 

Mit der Treiberei beginnen sie kurz 
nach Neujahr, indem sie eine gewünschte 
Anzahl in einem nur mässig temperierten 
Hause nahe unter Glas aufstellen. 

Hier entwickeln sich die Pflanzen sehr 
rasch und bringen in einigen Wochen 
einen überraschend reichlichen Flor. 
Die Blumen werden zu zwölf in Sträusse 
gebunden und so auf dem Covent- 
Garden-Markte feilgeboten. Noch andere 
kulturwürdige Arten sind D. caucasicum, 


D. Columnae, D. plantagineum und D. ı 


austriacum. Cr. SONNTAG in London. 
Zur Geschichte der Hortensie. 

Im Schlossgarten zu Pillnitz ist eine 
Hortensie, die jetzt etwa go Jahre zählt, 
mit dem Kübel 2,5 »2 hoch ist und einen 
Umfang von 9,5 rn hat. Der«Elbthalbote« 
berichtete über die erwähnte Hortensie 
folgendes: Der alte Hofgärtner T'ERSCHECK 
war im vorigen Jahrhundert, Mitte der 
goer Jahre, Gehilfe im Park Monceau 
bei Pars. Von einem Uhrenhändler, 
CHARLOS, der ein grosser Pflanzenfreund 
war, erhielt er Stecklinge einer Pflanze 
aus Japan, die er kultivierte und bei 
seiner Abreise von Paris an seinen Vater 
in Eythra bei Leipzig sandte. Es war 


eine Hortensie, die mit ihren tiefblauen 
Blumen allgemeine Aufmerksamkeit er- 
regte Im Jahre ı830 wurde sie nach 
Berlin gebracht; jedoch gelang es dem 
damaligen Minister von EINSIEDEL, sie 
wieder für den Dresdener Garten zu 
gewinnen. 1868 gab sie TERSCHECK, der 
noch immer ihr Eigentümer war, seinem 
Neffen in Pillnitz, und als dieser ver- 
storben war, wurde sie 1869 auf Ansuchen 
des alten Mannes in die Pflanzensamm- 
lung des Pillnitzer Schlossgartens auf- 
genommen. Seit mehreren Jahren hatte 
sie nicht geblüht, aber als im folgenden 
Jahre der alte TERSCHECK starb, konnte 
ihm Hofgärtner WENTZEL einen Strauss 
schöner Blumen seiner Lieblingspflanze 
in den Sarg legen. Sie gedeiht vortrefflich 
und blüht alljährlich reich und schön. 
Bekanntlich wird geglaubt, dass die 


ı prächtige Pflanze ihren Namen nach der 


Königin Hortense von Holland, der 
Stieftochter Napoleons I., führe. Dies 
ist nicht wahr. Auch hat die Pflanze 
ihren Namen nicht von dem Uhren- 
händler CHARLoSs, dessen Gattin zufällig 
Hortense hiess, erhalten, wie der brave 
TERSCHECK meinte. Die Hortensie wurde 
von PHILIBERT COMMERSON 1767 in China 
entdeckt und nach seiner Braut, HORTENSE 
BarrE, benannt, also auch nicht nach 
Frau HORTENSE LAPEAUTE, wie K. KocH 
anführ. In Europa wurde die Hor- 
tensie durch JOSEF BAnKs 1790 eingeführt. 
Dianthus glacialis. 
Unter den kleineren Alpenpflanzen ist 


ı diese Nelke mit ihren verhältnismässig 


grossen, rosenroten Blüten eine der wert- 
vollsten, da sie willig wächst und sehr 
dankbar blüht. Man gebe ihr aber vor 
allem einen recht freien, vor stagnieren- 
dem Wasser geschützten Standort. Die 
kleinen Rasen werden dann sehr dank- 
bar blühen. Stagnierende Feuchtigkeit 
ist überhaupt bei Alpenpflanzen eine der 
häufigsten Ursachen des Eingehens. Bei 
gehörigem Wasserabfluss wird man viel 
seltener traurige Erfahrungen machen. 
(Journ. of Hort.) 


Kleinere Mitteilungen. 


4/7 


Salvia leucantha. 

Unter den zahlreichen Salbeiarten giebt 
es eine grosse Menge, welche mit Vor- 
teil im Winter in Töpfen kultiviert wer- 
den können. Eine von diesen, welche 
aber bisher wenig angetroffen wird, ist 
Salvia leucantha. Sie bildet einen Busch, 
hat lange, schmale Blätter und grosse 


weisse Blütenrispen. Der Kelch ist matt | 


rotbraun. Diese Art blüht sehr dankbar 
und macht neben der feurigen S. splen- 
dens oder der schönen blaublütigen S. 
Pitcheri im Kalthause grossen Effekt, und 
ist deshalb als Dekorationspflanze mit 
weissen Blüten nicht genug zu empfehlen. 
(Journ. of Hort.) 


Skimmia Foremanni. | 

Buntfrüchtige Pflanzen haben immer 
einen hohen Dekorationswert und sind 
besonders geschätzt, wenn die Früchte 
eine leuchtende Farbe besitzen und sich 
lange an der Pflanze halten. Eine der 
schönsten hierher gehörigen Arten dürfte 
Skimmia Foremanni sein, ein Bastard 


zwischen S. oblata und S. fragrans. Die 


grossen, ovalen, dunkelgrünen Blätter 
geben einen prachtvollen Hintergrund 
zu den mächtigen, fast einen Deci- 
meter langen, leuchtend scharlachroten 
Fruchtstäönden, welche die Pflanze über 
und über bedecken. Die fast ı cm 
grossen Beeren sollen sich sehr lange, 
bis zu 2 Jahren, an der Pflanze halten. 
Die Pflanze ist sehr hart. 
(Journ. of Hort.). 
Begonia Scharffi. 

Von dieser prächtigen Neuheit der 
Firma HAAGE & SCHMIDT, welche eine 
nahe Verwandte der Begonia Schmidtii 
(siehe Gartenflora 1879, S. 321, T. 990) 
ist, bringt Bot. Mag. auf Tafel 7028 
(und auch NEUBERTS Magazin) eine 
sehr schöne Abbildung. Die grossen, 
dunkelgrünen, rötlich genervten Blätter 
sind stark behaart, die Blütenstände ein- 
geschlechtig, mit sehrzahlreichen, grossen 
weissen Blüten besetzt. Als Herbst- und 
Winterblüher dürfte die Art bald allge- 


meinste Verbreitung finden. HooKER 
führt noch an, dass der erste Blütenstand 
dieser Pflanze in Kew rein männliche 
Blüten, der zweite männliche Blüten und 
weibliche Knospen, der dritte wieder 
rein männliche Blüten brachte. Siehe 
auch die schwarze Abbildung von Be- 
gonia Scharfiana Rgl. in Gartenflora 
1888 S. 661 Abb. 146. 


Iris Suwarowi. 

Diese in der Gartenflora 1887 auf 
Tafel 1244 abgebildete schöne Iris ist 
jetzt in Bot. Mag. auf Taf. 7029 noch- 
mals abgebildet. Diese Art variiert nach 
HookER sehr. Botanisch ist sie insofern 


| Interessant, als der »Bart« auf den inneren 


Perigonzipfeln bald vorhanden ist, bald 
fehlt. 


Den I14. Band von Botanical Magazine 
nat J. D. HookER dem bekannten Bo- 
taniker C. B. CLARKE gewidmet, dessen 
Namen jedem, der sich je mit indischer 
Flora beschäftigt hat, oft genug entgegen- 
getreten ist. (Dr. D)) 


Dicentra canadensis. 
Unter den verschiedenen Dicentren 
(auch Diclytra und Dielytra genannt) ist 
D. canadensis eine der schönsten. Sıe 


| wächst in Kanada und in den benach- 


barten Vereinigten Staaten Nordamerikas 
in felsigen Wäldern wild, wo sie im Mai 
und Juni ihre wohlriechenden, weiss und 
purpurn gefärbten Blüten entfaltet. Die 
Blätter sind fein geschlitzt, blaugrün und 
bilden einen dichten Busch, aus dessen 
Mitte sich die etwas überhängenden 
Blütenstände mit den hängenden Blüten 
erheben. Die Pflanze dauert mit kleinen 
gelben, erbsenförmigen Knöllchen aus, 
lässt sich leicht vermehren und gedeiht 
auf Felspartieen so gut wie auf Beeten. 
(Journ. of Hort.) 


Brasiliens Flora auf der Internationalen 
Weltausstellung in Paris. 
Auf der diesjährigen Internationalen 
Weltausstellung in Paris soll Brasilien 


478 


Kleinere Mitteilungen. — Litteratur. 


in eigener Weise vertreten werden. Die 
brasilianische Regierung hat nämlich be- 
schlossen, in einem eigenen Pavillon 
während der ganzen Ausstellung die 
schönstblühenden Orchideen und sonsti- 
gen Pflanzen Brasiliens auszustellen. Bei 
der wunderbaren Flora dieses Landes 
wird diese Ausstellung einen Haupt- 
anziehungspunkt des Ganzen bilden. 
(Illustr. Hort.) 


Campanula abietina. 


Unter den Glockenblumen giebt es | 


eine grosse Anzahl beliebter Garten- 
pflanzen, welche entweder auf Beeten 
oder auf Felspartieen Verwendung finden. 


Die grösseren Arten werden meist einen 
Platz auf Beeten, die kleinen auf Felsen 
finden. Zu letzteren gehört C. abietina, 
eine der schönsten Arten überhaupt. Sie 
ist sehr kompakt gebaut, kleinblätterig, 
niedrige Rasen bildend, aus denen sich 
die zahlreichen 15-—2o cz langen Blüten- 
stände erheben. Die Blüten sind ver- 
hältnısmässig gross, dunkel purpur-kar- 
moisinrot, sehr abweichend von den 


| meisten anderen Campanulablüten ge- 
färbt und erscheinen während des ganzen 


Sommers sehr zahlreich. Die Pflanze 
wächst sehr leicht, bedarf nur eines gut 
drainierten, nicht zu schweren Bodens 
und kann leicht aus Samen herangezogen 
werden. (Journ. of Hort.). 


Litteratur. 


Die europäischen und überseeischen 

Alpenpflanzen von Max Kot, Ober- 
Inspektor am botanischen Garten in 
München, unter Mitwirkung von JoH. 
OBRIST und JoH. KELLERER. Verlag 
von EUGEN ULMER in Stuttgart. 

Unter diesem Titel wird in etwa acht 
Lieferungen ä ı Mk. bis zum Ende dieses 
Jahres genanntes Buch erscheinen. Der 
Inhalt des Werkes, dessen erstes Heft 
vorliegt, ist wohl geeignet, das Interesse 
des Gärtners wie des Pflanzenfreundes 
in Anspruch zu nehmen. Es füllt durch 
seine Vollständigkeit einen bis dahin 
offenen Platz in der Gartenlitteratur aus, 
denn keines der bisher erschienenen 
Werke über Alpenpflanzenkultur behan- 
delt den Stoff so eingehend, als das 
genannte, 

Nach einer genauen Beschreibung einer 
Anlage für alpine Pflanzen, einer An- 
weisung zur Kultur in Töpfen, Aufstellung 
und Überwinterung derselben, folgt eine 
alphabetisch geordnete Aufzählung sämt- 
licher in der Kultur bekannten Arten, 
mit genauer Angabe der Kultur für jede 
Species. 

Wem die Alpen-Anlagen, die reiche 
Sammlung von Alpenpflanzen des Mün- 


chener botanischen Gartens bekannt sind, 
wer das üppige Gedeihen derselben dort 
zu bewundern Gelegenheit hatte, wird 
kaum daran zweifeln können, dass kein 
anderer wie die Herausgeber gleiche Er- 
fahrungen in der Kultur dieser schönen 
aber empfindlichen Pflanzen sich zu er- 
werben Gelegenheit hatte. Langjährige 
Beobachtung der Alpenpflanzen an ihren 
natürlichen Standorten hat allein dieses 
Resultat ermöglicht. 

Wir können den Herren nur dankbar 
sein, dass dieselben ihre reichen Er- 
fahrungen weiteren Kreisen zugänglich 
gemacht haben. G. 


Der Obstbaum, seine Pflanzung und Pflege 
als Hochstamm. Von H. GOETHE. 
Weimar bei F. VoIGT. Preis 3,75 Mk. 

Bei der grossen Anzahl guter Lehr- 
bücher über Obstbau fragt man sich un- 
willkürlich, wozu schon wieder ein Buch 
über Obstbau, ist es denn nicht genug 
an dem, was wir besitzen? Diese Frage 
hat gewiss ihre Berechtigung. 

Bei der fortschreitenden Entwickelung 
in Kunst und Wissenschaft, in Handel 
und Wandel, im Lehr-, Nähr- und Wehr- 
fache, wird sehr bald das bestehende 


Litteratur. — Ausstellungen. — Personal- und Vereins-Nachrichten, 


479 


Gute alt und von Neuem, Besserem er- 


setzt; einen Stillstand giebt es nirgends. 


So auch in der Gärtnerei und im beson- 
deren in der Obstzucht. Hoffentlich 


gehen wir auch recht bald anderen Zu- 


ständen in der Erziehung und Verwer- 
tung des Obstes, nach dem guten Bei- 


spiele Amerikas, entgegen, und hier wäre | 


es wirklich gut, dass der Deutsche, wel- 
cher doch sonst so gern der Nachahmer 


der Fremden ist, gründlich sich dem 
berechnenden 
Vetters jenseits des Oceans anschlösse, | 


Vorbilde des so sehr 
um die Millionen, die jährlich aus dem 
Lande gehen, hier festzuhalten und zur 
Bereicherung und Vervollkommnung der 
Ernährung des Volkes anzulegen. H. 
GOETHE hat nun in seiner dritten Auf- 
lage seines 1871 zuerst erschienenen 
obigen Werkes erfolgreich versucht, die 
wichtigste Kultur für die Allgemeinheit, 
d. h. die Kultur des Obstbaum - Hoch- 
stammes einzeln und allein zu behan- 
deln, und von allen künstlichen Formen 
der Zwerg-Obstzucht abgesehen, um allein 
den Hochstamm zur Geltung zu bringen. 
Wir finden alle einzelnen Gattungen des 
Obstes als Hochstamm behandelt, ihre 


| vierte Auflage. 


Anforderungen an Lage, Boden, Himmels- 
strich ete.; die Behandlung der Krone 
im Schnitte und die Kultur des Bodens 
als Ernährer des Baumes; die besten 
Sorten für diese Art der Erziehung in 
Bezug auf Tafel, Wirtschaft, Weinberei- 
tung, Dörren etc., für Lagen an der 
Strasse, für Feld- und Garten-Benutzung 
u. s. w.; die Krankheiten und Feinde 
des Obstbaumes, die Ernte, die Versen- 
dung, die Aufbewahrung und schliesslich 
das Wichtigste, die Verwertung des 
Obstes. Der letztere Teil ist noch immer 
das Schmerzenskind jedes Landmannes 
und Gutsbesitzers, wenn sie wirklich, was 
selten ıst, Liebe und Verständnis für 
diesen Zweig der Landwirtschaft besitzen, 
und gerade diesen Teil des Werkes können 
wir nicht genug den ländlichen Inter- 
essenten empfehlen, durchzustudieren, 
um eine bessere Ertragsfähigkeit ihres 
Landes herbeizuführen. 

Da der Preis von 3,75 Mk. für das 
Werk jedem erreichbar ist, so können 
wir dasselbe hierdurch bestens empfehlen 
und wünschen demselben eine baldige 
C. MATHIEU. 


Ausstellungen und Kongresse. 


Seitens des Gartenbau-Vereins für 
Schleswig-Holstein in Kiel ist dem Verein 
zur Beförderung des Gartenbaues für die 
grosse Allgemeine Gartenbau-Ausstellung 


| 


vom 25. April bis 5. Mai 1890 ein Ehren- 
preis von ıoo Mk. und zwar für die 
Nr. 272a des Programms zur Verfügung 
gestellt. 


Personal- und Vereins- Nachrichten. 


Der seitherige Präsident des Vereins 
deutscher Rosenfreunde, Herr von LADE 
zu Monrepos, hat die in der letzten 
General-Versammlung zu Mainz erfolgte 
Wiederwahl abgelehnt, so dass der seit- 
herige Stellvertreter, Herr C. L. IBacH in 
Frankfurt a.M. bis zur nächsten General- 
Versammlung den Vorsitz übernehmen 
wird. 


Bei dem Wettbewerb um die Aufstel- 
lung eines Prospektes zur Verschönerung 
des Kaiser Wilhelmplatzes in Riesa durch 
parkähnliche Anlagen erhielten: 

den ı. Preis Herr C. HAMPEL, städt. 

Obergärtner in Berlin, 

den 2. Preis Herr AxEL FINTELMANN, 

städt. Obergärtner in Berlin. 


480 


Personal- und Vereins-Nachrichten. — Sprechsaal. 


DerDeutsche Beerenobstzüchter-Verein, | 


der vor kurzem sein ı. Mitglieder-Ver- 
zeichnis herausgegeben hat, entfaltet eine 
rührige Thätigkeit behufs Regelung von 
Angebot und Nachfrage. 


Dem Gartenbau-Verein für Steglitz und 
Umgegend sind vom Haupt-Direktorium 
des landwirtschaftlichen Provinzial -Ver- 
eins für die Mark Brandenburg und die 
Niederlausitz 100 Mk. für Punkt B, ı. 3a 
des Programms für die Ausstellung vom 
6.--9. September cr.: 

Orchideen: in möglichst reicher 
Zusammenstellung solcher Sorten, die 
besonderen Wert haben für Schnitt- 
blumenkultur 
als Ehrenpreis überwiesen. 
Besetzung gärtnerischer Stellen durch Militär- 
Anwärter. 

Der Verein Deutscher Gartenkünstler 
schreibt uns: 

Bei Neubesetzung von gärtnerischen 
Stellungen werden aus Fachkreisen fort- 
. gesetzt Klagen darüber geführt, dass diese 
Stellen entweder nicht von geeigneten 
gärtnerischen Kräften oder, was als das 
Bedauerlichere anzusehen ist, von Militär- 
anwärtern — infolge langjähriger Dienst- 
zeit Civilversorgungs-Berechtigten — be- 
setzt werden. 

Mögen nun die letzteren auch selbst 
vor ihrer Militärzeit das Gärtnerfach er- 
lernt haben, so können sie nach dieser 
Zeit keinen Anspruch darauf erheben, 
als Gärtner angesehen zu werden, be- 


Zu den eingangs erwähnten Stellungen 
sind diejenigen bei vielen Stadtgemein- 
den, auf Friedhöfen, auch bei Regierungen 
zu zählen. 

Für die Besetzung von Friedhofstellen 
sind im allgemeinen allerdings Kabinets- 
ordres oder andere Bestimmungen mass- 
gebend, welche die Berufung. von Militär- 
anwärtern vorschreiben, doch wird der 
Vorstand für diese durch geeignete Vor- 
stellung an zuständiger Stelle auf einen 
anderen Besetzungsmodus hinzuwirken 
versuchen. Anders verhält es sich jedoch 
bei Neubesetzung von Stellungen bei 
Stadtgemeinden und auf solchen Fried- 
höfen, für welche besondere Bestimmun- 
gen nicht vorhanden sind. Bei Besetzung 
dieser erscheint es notwendig, dass der 
Verein in jedem einzelnen Fall durch 
angemessene Vorschläge auf die zweck- 
entsprechendste Besetzung durch Gärtner 
hinzuwirken sich bemüht. 

Um nun dem Vorstande diese Auf 
gabe zu ermöglichen, richtet er an die 
Mitglieder des » Vereins Deutscher Garten- 
künstler«, auch an alle diejenigen, welche 
sich die Förderung der Gartenkunst an- 
gelegen sein lassen, die Bitte, ihm ihre 
Unterstützung leihen und in allen Fällen, 
wo eine Neubesetzung vorerwähnter 
Stellungen bekannt wird, dem Vorstande 
Mitteilung machen zu wollen, der dann 
versuchen wird, bei der Besetzung Ein- 
Aluss und Mitwirkung im Interesse der 
Gartenkunst zu erlangen. 

Der Vorstand 
des Vereins Deutscher Gartenkünstler. 


stimmt aber werden sie keine wirklich HAMPEL, A. FINTELMANN, 
brauchbaren Gärtner sein. Vorsitzender. Städt. Obergärtner. 
Sprechsaal. 


Antwort 3 auf Frage Nr. 13. Die 


dann bewegen sie sich stossend fort. 


Steamboat- (Dampfschiff-) Pflanze ist | Schinus molle ist leicht aus Samen 


gewiss Schinus molle L. Wenn man 
kleine Blättchen von dem gefiederten 
Blatte abreisst und aufs Wasser wirft, 


zu erhalten; diese kommen in den jähr- 
lichen Katalogen von botanischen Gärten 
häufig vor. A. FIET, Groningen. 


"Gartenflora 1889. 


AZALEA INDICAL. 
1.SOUVENIR DU PRINCE NAPOLEON. 2.J.W. MOORE. 
a NR Mrvrzrrtn 1, 


ETBHORINA PLENA. 


[| 
r 
a} 
c 


Vier schöne Azaleen. 
Von Alb. Schwarzburg, Handelsgärtner, Berlin-Pankow, Florastrasse 43. 
Hierzu Tafel 1306. 


Die abgebildeten vier Azaleen sind eine sorgfältige Auswahl neuerer 
deutscher und belgischer Züchtungen, welche mit Recht empfohlen zu werden 
verdienen. Sie entsprechen fast allen Anforderungen im Wuchs, Bau und 
Knospenansatz, sowie Form und Farbe der Bumen und teils auch sehr williger 
Treibfähigkeit. 

Nr. I. Souvenir du Prince Napol&on. Von VEITCH & Sons, Chelsea, 
London, 1884 in den Handel gebracht. 

Williger Wuchs, leicht gebaut, setzt reichlich Knospen an, Blume mittel- 
gross, gefüllt, von äusserst zartem Lachsrosa mit weissem Rand. Die Farbe 
ist von einer Zartheit, wie nur wenige in diesem Ton. 

Nr. 2. J. W. Moore (Van Houtte 1885). Schöner gedrungener Wuchs, 
reichblühend, Blume gross, gefüllt, fast kreisrund, von langer Blütendauer. 
Die Farbe ist ein herrlich leuchtendes Karminrot. Sehr wertvoll. Eine der 
vier gefüllten Sorten, welche auf der internationalen Ausstellung in Gent 
1883 den I. Preis erhielt. — Nach VAN HOUTTE ist die Blütezeit über einen 
Monat und die Blumen behalten bis zum Ende ihre lebhafte Farbe. 

Nr. 3. Doctor Mezger (Schulz 1886). Ist ebenfalls eine gut wachsende 
und sich schön bauende Sorte, welche sich durch grossen Blütenreichtum 
auszeichnet. Die Blume ist schön gefüllt, am Rande leicht gewellt, von einer 
sehr lebhaften rosa Farbe. Die angenehme Farbe wird durch eine lebhafte 
Zeichnung noch besonders hervorgehoben. Verspricht eine vorzügliche Markt- 
sorte zu werden. 

Nr.4. Eborina plena (Schulz 1883). Gedrungener, kräftiger Wuchs, 
schöner Bau, ebenfalls reichblühend. Eine der allerbesten weissen Azaleen. 
Die Blumen sind sehr fest, gut gebaut und schön gefüllt. Sie lässt sich sehr 
früh treiben und hat ausserdem die gute Eigenschaft, dass sich jede Blume 
bis zur letzten beim Treiben vollkommen entwickelt und sogenannte »tutige« 
Blumen nicht vorkommen. Diese Azalea ist sehr wertvoll. 


Cattleya Nilsoni Sander, eine neue hybride Art. 
Von E. Regel. 
Herr F. SANDER in St. Albans hat mir einen Blütenstand und eine stengel- 
artige Scheinknolle von dieser neuen Art zugesandt, welche derselbe vor vier 


Jahren aus Brasilien importierte und die seitdem jährlich geblüht hat. Die 
Gartenflora 1589. 35 


482 Rh E. Regel: Cattleya Nilsoni Sander, eine neue hybride Art. 


ceylindrischen, dünnen, stengelartigen Scheinknollen sind etwas gefurcht und 
tragen auf ihrer Spitze zwei länglich-ovale, stumpfliche Blätter (bei dem mir 
eingesandten Exemplare von 8 cm Länge und kaum 3 cz Breite), die ober- 
halb dunkel, glänzendgrün, unterhalb matt hellgrün sind. Stengel und Blätter 
ähneln denen von Cattleya guttata und C. velutina. Der Blütenstand trägt 
drei Blumen, soll aber auch bis 6blumig werden. Die abstehenden Blüten- 
stiele bilden einen nach oben gerichteten Bogen, sind etwas kürzer als der 
walzige Fruchtknoten und gehen in diesen über, Blütenstiel und Fruchtknoten 
zusammen 4,5 cm lang. Die Blume stimmt in ihrem eigentümlichen Bau ganz 
mit Laelia elegans überein. Blumenblätter alle blassrosa mit dunklerem Ader- 
netz*®), abstehend; die drei äusseren Blättchen lanzettlich, spitz, das oberste 
derselben gerade und 4,75 cm lang, 12 mm breit, die beiden seitlichen sichel- 
förmig, nach unten gerichtet nur 3,5 cz lang und kaum breiter. Die beiden 
inneren Blumenblätter allmählich nach der Basis verschmälert, die obere Hälfte 
derselben verkehrt oval, hier 2 cz breit, mit stumpflich abgerundeter Spitze, 
im ganzen 4 cm lang, mit breitem, dunkler rot gesäumten, welligen Rande. 
Der untere Teil der Lippe (hypochilium) geht in zwei grosse seitliche, rund- 
liche, ovale Lappen aus, so dass derselbe ausgebreitet fast 4 c»» Breitedurch- 
messer hat. Die mittlere Scheibe des Hypochiliums ist rosenrot, von vier 
(zwei kürzeren seitlichen, zwei längeren mittleren) vorstehenden kielförmigen 
Längslinien durchzogen; die Seitenlappen sind rein weiss. Das Mittelstück 
der Lippe (mesochilium) verschmälert sich aus 12 722 breitem Grunde nach 
dem fast herzförmig-fächerförmigen Mittellappen (epichilium), der ausgebreitet 
über 2 cn» breit, prächtig purpur-pfirsichrot gefärbt, mit dunkelpurpurnen 
fächerförmigen Adern durchzogen und vorn kraus gelappt ist. Im frischen 
Zustande hüllt die Lippe die Stempelsäule gänzlich ein und die weissen seit- 
lichen Lappen des Hypochiliums liegen so fest um die Stempelsäule, dass 
man versucht ist zu glauben, dieselben gehörten zu der letzteren; das 7 mm 
lange Mesochilium ist dagegen (im frischen und nicht künstlich ausgebreiteten 
Zustande) schmal, weil faltig zusammengezogen und ragt über die Seiten- 
lappen der Lippe empor, wie das auch bei Laelia elegans der Fall ist. Die 
ziemlich breite Stempelsäule ist einwärts gekrümmt, innen gehöhlt und ver- 
breitert sich allmählich nach der Narbengrube zu, diese letztere umgebend. 
Die Anthere enthält nur vier wachsartige Pollenmassen, weshalb diese Art 
nicht zu Laelia, sondern zu Cattleya gestellt werden muss, während sie im 
Bau der Lippe der Laelia elegans zunächst steht. In Bezug auf die schmalen 
stengelförmigen Scheinknollen und die verhältnismässig kurzen, vorn ab- 
gerundeten Blätter, kommt dieselbe der Cattleya velutina und C. guttata am 
nächsten. Von den Formen der Cattleya intermedia Grah. (C. Loddigesi 


*) Die Blumen hatten sich während des Transportes verfärbt, so dass die Grundfarbe der 
Blumenblätter nicht mehr genau zu erkennen war. 


E. Regel: Agave Maximowicziana Rgl. 483 


Lindl. und C. Harrisoniana Paxt.), die alle drei nur eine Art bilden, unter- 
scheidet sich die C. Nilsoniana durch dünnere stengelförmige Scheinknollen, 
kleinere, vorn abgerundete Blätter, ungleiche äussere und innere Blumen- 
blätter, sowie durch den Bau der Lippe. 

Herr SANDER hält diese noch sehr seltene Art für einen Bastard, der 
sich im Vaterlande zwischen Laelia elegans und Cattleya Loddigesii gebildet 
hat; mir scheint es dagegen der Bastard zwischen Laelia elegans (von der 
die Blume stammt) und Cattleya guttata (mit der sie den Wuchs teilt). Es 
ist dies um so wahrscheinlicher, als beide Arten auf der Insel St. Catherine, 
unweit Rio-Janeiro, wild wachsen. Namentlich in ungemeiner Üppigkeit 
kommt dort unter andern gerade die Cattleya guttata an sonnigen Felswänden 
vor, an denen Wasser fast beständig herabtropft. 


Agave Maximowicziana Rgl. 
Von E. Regel. 


Scheint eine der noch von Baron ZUCCARINI in den Petersburger bota- 
nischen Garten eingeführten Arten zu sein, die erst im vergangenen Sommer 
zur Blüte kam. Es ist eine stattliche Pflanze, die der A. densiflora Hook., 
A. rupicola Rgl. und A. Bouchei Jacobi zunächst steht. Bildet einen kurzen, 
dicken Stamm, der bei alten Exemplaren 15 30.c7% hoch wird und auf seiner 
Spitze die dichte Rosette der 45 cz langen, am Grunde bis 6,5 cm, aber 
oberhalb der Mitte bis 9 cz breiten, freudig dunkelgrünen Blätter trägt. 
Eigentümlich dieser Art ist die Zahnung des Randes der Blätter, welche aus 
kleinen dichtgestellten, buchtig zwischen einander ausgeschweiften, ungefähr 
I—1,5 mm langen grünen Zähnchen besteht, welche auf ihrer Spitze in einen 
braunen, aufrecht abstehenden oder bald vorwärts, bald rückwärts gekrümmten 
Stachel von ebenfalls I—1,5 zn Länge ausgehen. Dieser kleine Endstachel 
ist meist einfach, oft teilt er sich aber auch gabelförmig in zwei gespreizte 
Zähnchen und ausserdem findet sich auch noch häufig in der Mitte der Aus- 
buchtung zwischen je zwei Zähnchen des Blattrandes noch ein sehr kleines, 
ungefähr 0,5 mm langes Zähnchen. Der Endstachel des zugespitzten Blattes 
ist nur 2—3 mm lang und sowohl dieser, wie die kleinen spitzenständigen 
Stacheln des Blattrandes fallen bei älteren Blättern ab. Der ungefähr 9 dm 
hohe walzige Blütenschaft ist mit grünen, aufrechten, angedrückten Deck- 
blättern ziemlich dicht besetzt, die nach dem Grunde zu durchsichtig weiss 
gerandet; aus breitem Grund sind dieselben nach oben dolchförmig ver- 
schmälert. Die untersten Deckblätter des Schaftes sind bis Io cm, aber 
nach oben allmählich kleiner werdend, besitzen die obersten am Grunde der 
aufrechten, sehr vielblumigen, 9 din langen Blütenähre nur noch eine Länge 
von 4cm und gehen nun in die eigentlichen Brakteen über, welche letztere 
am Grunde der paarweise gestellten, sitzenden Blumen abstehen oder später 


35* 


484 ; E. Regel: Agave Maximowieziana Rgl. 


zurückgekrümmt sind. Auf der Spitze des länglich-ovalen 6rippigen Frucht- 
knotens steht die Blume mit fast 3seitiger, */,— 2 cn langer, grünlicher Röhre 
und aufrecht absteheden, 1,5 cz langen Lappen des Saumes von schmal- 
lanzettlicher Gestalt, welche an der sehr stumpfen Spitze mit weissen Härchen 
klein bärtig, sowie auch am Rande mehr oder weniger bärtig behaart sind; 
die Färbung derselben ist ein dunkles Braun. Die am Schlunde der Röhre 
befestigten Staubfäden sind flach und linear-fädlich, werden mindestens 5 cm 
lang und besitzen eine bräunliche Färbung. Antheren gelb, länglich-linear, 
1,5 cm lang, auf der Mitte ihrer untern Seite befestigt. Fruchtknoten läng- 
lich-oval, 6rippig, durch drei etwas breitere Rippen stumpf 3seitig, von dem 
fädlichen 3seitigen Griffel gekrönt, der ungefähr so lang als die Staubfäden. 
Kapsel oval, sonst gleich dem Fruchtknoten. 

Der Referent hat diese, schon durch ihre schwarzbraunen Blumen, sowie 
durch die eigentümliche Zahnung der Blätter, ausgezeichnete neue Art seinem 
geehrten Kollegen und Freund, dem Herrn Akademiker C. VON MAXIMOWICZ 
gewidmet. 

Agave Maximowicziana. 

Truncus brevis. Folia dense rosulata ı'/, pedalis, subobovato-lanceolata, supra 
medium 3!/, poll. lata, apicem versus in spinam brevem acuminata, basin 2'/, poll. 
latam versus sensim attenuata, crassa, rigida, saturate viridia, margine inaequa- 
liter dense repando-denticulata, dentes patentes v. paulo recurvi, apice 
in spinulam solitariam v. furcatam excurrentes, saepe denticulo acuto 
interjecto. Scapus robustus, circiter 3'/), pedes altus, spica tripedali termi- 
natus, a basi ad apicem bracteis lanceolato-subulatis erectis decrescentibus vestitus, 
floralibus patentibus demum reflexis. Spica elongata, cylindrica. Flores sessiles, 
gemini. Perianthii tubus brevis, triangularis, viridis, ?/,—2 cm longus; lobi anguste- 
lanceolati, erecto-patentes, margine incurvi, 1,5 ca longi, atrofusci, apice obtuso 
barbulati. Stamina longissima, 2 poll. longa, filiformia, fusco-atropurpurea, erecto- 
patentia. Antherae lineares, dorso insertae, luteae, circiter 18 mm longae. Ovarıum 


ovato-oblongum, 6-costatum, costis tribus alternantibus majoribus, stylus stamina 
paulo superans. Capsula ovata, 6-costata, obtuse trigona. 


Über die Unfruchtbarkeit des Diamant-Gutedel. 


Von Silex, Garten-Inspektor und Baumschulenbesitzer in Tamsel. 


In dem Heft 16 Seite 429 der »Gartenflora« wird als Mittel, die Un- 
fruchtbarkeit des Diamant-Gutedel zu heben, ein Aufschütten von Boden auf 
die Weinstöcke empfohlen, damit dieselben nicht zu flach stehen. Ich glaube 
indessen nicht und bezweifele es sehr, dass ein derartiges Verfahren für die 
Traubenbildung ausschlaggebend ist und erlaube mir, meine bezüglich dieser 
Weinsorte gemachten Erfahrungen mitzuteilen. 

In meiner früheren Stellung habe ich von dem Diamant- Gutedel in 
manchen Jahren ganz vorzügliche, in anderen Jahren dagegen nur höchst 
kümmerliche Trauben geerntet. Die betreffenden Stöcke standen aber stets 


B. L. Kühn: Die Monstre-Veredelungen. 485 


in ganz gleichen Boden- und Düngungsverhältnissen, so dass ein flaches oder 
tieferes Niederlegen hier nicht mitgewirkt hat: Nach meinem Dafürhalten 
ist vielmehr hauptsächlich die Witterung daran Schuld, dass der Diamant- 
Gutedel in manchen Jahren nur kleine erbsengrosse Beeren trägt. Ein nasses 
und regnerisches Wetter während der Blütezeit dieser Weinsorte wird stets 
schlechte Trauben zur Folge haben, ganz abgesehen davon, ob die Wein- 
stöcke tief oder flach stehen. Demnach wird man auch, wenn sich der 
Diamant-Gutedel in einem Weinhause befindet, darauf Rücksicht nehmen 
müssen, dass die Blüten vor Nässe bewahrt bleiben. 

Dass aber eine vorzügliche Düngung unter allen Umständen Einfluss 
auf die Bildung von guten Trauben nicht nur bei dem Diamant -Gutedel, 
sendern auch bei allen anderen Weinsorten hat, steht wohl ausser allem 
Zweifel. 


Die Monstre-Veredelungen. 
Von B. L. Kühn, Rixdorf- Berlin. 
Hierzu Abbildung 74. 


Vor einigen Jahren hatte ich das Vergnügen, an anderer Stelle über die 
mir vollständig neuen »Monstre-Veredelungen« des Herrn N. GAUCHER in 
Stuttgart zu berichten und dieselben für verschiedene Verhältnisse zu em- 
pfehlen. Von verschiedenen Seiten fielen Bemerkungen, dieses Verfahren 
sei nicht neu, aber der Beweis für diese Bemerkung wurde noch nirgends 
erbracht. Jetzt bin ich in der angenehmen Lage, aus einem alten Werke: 
»Neu und nie erhörter Doch in der Natur und Vernunfft Wohlgegründeter Ver- 
such Der Universal-Vermehrung Aller Bäume Stauden und Blumen-Gewächse, 
Das erste mahl Theoretice als Practice experimentiret, Auch mit Unter- 
schiedenen raren Kupffern ausgezieret. Von GEORG ANDREA AGRICOLA, 
Philosoph et Medic. Doct. und Physic. Ord. in Regenspurg. Regenspurg, 
gedruckt mit Petzischen Schrifften 1714,« übrigens in voller Übereinstimmung 
mit Herrn GAUCHER, die wortgetreue Beschreibung und Abbildung eines 
ähnlichen Verfahrens zu geben: 


„Vierdter Versuch der Universal-Vermehrung, so durch das Wurtzel-Impffen 

verrichtet wird. 

Es bleibt schon bei dem wahren Ausspruch: Nihil dici quod non dictum 
sit prius, man könne nichts reden, welches nicht ehedessen. geredet worden. 
Man solte zwar glauben, weil von dem Wurtzel-Impffen und Wurtzel-Zapffen 
in keinem Gartenbuch (soviel mir wenigstens bekannt ist) was aufgezeichnet 
zu finden, dass solche operation entweder recht was neues, oder etwas im- 
practicables sein müsste, allein dass diese manier schon vor mehr als tausend 
Jahren wissend und üblich gewesen, solches habe ich schon in der ersten 
Section durch das gegebene Gleichnüss des Apostels Pauli erklähret. Die- 


486 ’ B.L. Kühn: Die Monstre-Veredelungen. 


weil aber solche Art und Weise die Bäume zu impffen heut zu Tage nicht 
mehr probiret und versucht worden, da es doch vor diesem sehr in Gebrauch 
gewesen, und gut gethan hat: als habe ich das alte hervorgesuchet und was 
neues daraus gemachet. Dann so pflegts in der Welt herzugehen: das Alte 
muss neu, und das Neue muss alt werden. Und dieweilen ich wegen meiner 
weitläufigen praxi dieser Sache nicht weitläufig abwarten kunte, so ersuche 
ich die curieusen Gartenliebhaber, und bathe, sie möchten sich gross günstig 
gefallen lassen, mit mir Hand anzulegen, und sich auf alle Weise zu bemühen, 
dass solche Wurtzel-Impffung wiederum zu einer vollkommenen perfection 
möge gebracht werden. Dann sie hat ihr fundament sowohl in der Natur 
als in der Vernunfft. Und als ich mich in der Natur umsahe, wie dann die 
selbige Bäume machet: so wurde ich gewahr, dass sie perinsitionem ihre 
Kunst verrichtete, und impffte den Stamm in die Wurtzel, wie solches in ob 
allegirter Section ferneres zu ersehen. Ja dieses approbirte auch gar gerne 
die Vernunfft, dass dieses Vornehmen vortrefflich wohlgethan wäre, wenn 
man die Aeste und Stämme nach der Natur natürlicher Weise und die Kunst 
künstlicher Art auf das principium vitae impffen würde. Dann die Wurtzel 
ist ja der Brunnen und die Quelle, in welcher und aus welcher der Nahrungs- 
saft hinein und herausfliesset, und zu demjenigen Theil quillet, dadurch sie 
nutriret und ernähret werden, und solches kann ein Kind begreifen. Wer 
wollte nun dess wegen verlachet und getadelt werden, wann er mit einer 
solchen Sache, die Grund in der Natur hat, einen Versuch anstellet. 

Ehe ich aber diese Wurtzel-Impffung vor die Hand nahm, auch ehe ich’s 
anderen comunicirte, machte ich mir diesen concept, und versicherte mich 
dass ich nicht irren könnte, dass diese Wurtzel-Impffung nicht sollte ihren 
Fortgang haben. Dann I. sche ich, dass die Natur alle Stämme auf die 
Wurtzel gesetzet, und dass ohne Wurtzel nichts wachsen könte. 2. So hatte 
ich aus genauer inspection wohl observiret, dass die Wurtzel mit dem Stamme 
alle Theile gemein hätte, und die differenz nur bloss in porositale & lax- 
titate, tubulorum und pororum bestände. Welche structur der Wurtzel auch 
dem Stamme trefflich zu Statten kommt: weil dadurch die wässrichte Feuchtig- 
keit mit reichlichem Ueberfluss den Stämmen und Aesten als der Nahrungs- 
Safft kann zugeführt werden. 3. So hatte ich aus der Natur der Wurtzel 
wahrgenommen, dass sie sich mit calloser materia verlauffen, und dass aus 
einer gespaltenen Wurtzel dergleichen Wesen herauskomme, wodurch gleich- 
sam der Stamm sammt der Wurtzel zusammen glutiniret und gefüget, so 
dass aus zwei Stücken eines wird. 4. So war ich versichert, dass, wann ich 
ein Stück Wurtzel in viel Theil zertheilte, ein jeder Theil wieder austreiben 
kann, und neue Wurtzel empfänget, damit sie ihr Amt und function wohl 
verrichten könne. Dann ihr officium besteht meistens nur darinnen, dass sie 
den Nahrungssaft aus der Erden empfänget, und denjenigen, die solchen 
vonnöthen zuführet etc. Diese und dergleichen argumenta machten, dass ich 


B.L. Kühn: Die Monstre-Veredelungen. 487 


meinen Versuch vornahm, und tentirte, ob ich alle grossen Aeste, Stämme 
und Zweige durch geschickliche application der Wurtzel, zu vollkommenen 
Bäumen machen könte, welche ferneres fortwüchsen und blüheten. 

Dann ich war schon persuadiret, dass es mir angehen würde: weil der 
starke Ast schon von selbsten einen grossen Ueberfluss des Nahrungssaftes 
in sich hat. Kommet nun solcher immediate, in, auf, oder an, zwischen die 
Wurtzel, so empfänget der Stamm, welcher aus lauter tubulis und porulis, 
Röhrlichen und Löchlichen und dergleichen, wie genug demonstriret worden, 
besteht, propter commercium intimum alsobald den Nahrungssaft, welchen 
die Wurtzel, wann sie in die Erde kommt gar schnell an sich ziehet, der 
ferner den übrigen Theilen zugeführet wird. Inzwischen kommt sowohl aus 
dem Stamm, als aus der Wurtzel eine callose materia heraus, welche den 
Ast umgiebet, und selbigen dergestalt zusammenfüget, dass aus zweyen ein 
Theil wird. 

Ich operirte aber auf nachfolgende Art; insonderheit wenn ich Aeste von 
12, 15 und mehr Schuhen zu Bäumen haben wolte. Wenn ich mir nemlich 
von solcher Art des Baumes Wurtzel verschaffet (kann solches geschehen 
so ist es desto besser, wo nicht so kann man anderer Bäume Wurtzel dazu 
erwehlen, die ein harmoniam mit derselben haben, wie solches wird bald 
erkläret werden) so schneide ich sie I—2 Schuh lang nach proportion des 
Stammes oder Astes, und nehme die dicken zu den starken, die dünnen aber 
zu den kleinen Aesten und Stämmen. Allein wer recht glücklich darin 
operiren will, der muss zuvor die zertheilten Stücken Wurtzel oben und unten 
vermachen und in die Erde setzen und neue Wurtzel schlagen lassen. Und 
solches kann geschehen, wenn man im Martio und April die Wurtzel setzet; 
so kann man sie im September oder October schon wieder herausnehmen 
und darauf impffen. Oder man leget die Wurtzel im Herbst ein, so kann 
man im Frühjahr darauf operiren. : 

Habe ich nun ein so geschicktes Stück Wurtzel: so sehe ich dass die- 
selbe allezeit ein wenig dicker als der Ast oder Zweig ist, damit kann der 
callus denselben desto besser überlauffen. Es kommet aber zuweilen der- 
selbigte aus dem aufgesetzten Zweige, zuweilen auch aus der Wurtzel. Oefters 
concurriren beide mit ihren Säften zusammen: besonders wenn der Stamm 
und Wurtzel nicht von einem Baume sind, und machen einen callum, wie 
solches aus den gemachten experimentis kann erwiesen werden. Wenn nun 
geschickte Aeste und Wurtzeln bei der Hand sind: so erwehlet man sich 
einen Einschnitt, deren unterschiedliche sind, wie aus der Tabell zu ersehen; 
als da ist der gemeine, der Kayserliche, der Grafen, der edle und der zwickel- 
Schnitt. Alle sind practicabel, jedoch muss man einen zu dieser, den andern 
zur andern operation sich erkiesen. Die experienz aber giebet alles am besten 
in die Hand. In denen grossen Stämmen habe ich den Kayser- den Grafen- 
und Edlen-Schnitt apliciret. Insonderheit habe ich mich an den letzteren sehr 


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B.L. Kühn: Die Monstre -Veredelungen. 


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490 B.L. Kühn: Die Monstre-Veredelungen. 


gewöhnt. Wie aber solcher gemachet wird zeiget das beigelegte und klär- 
lich explicirte Kupffer an. In kleinen Augen ist der gemeine und der 
Zwickelschnitt zu gebrauchen. Wer sich des gemeinen Schnittes bedient 
der wird so verrichtet, als wie es im gemeinen pfropffen zu geschehen pflegt, 
nemlichen, dass ein Spalt in die Wurtzel gemachet wird, der aber nicht zu 
weit und zu tief sein muss. Als dann wird an dem Stamm auf beyden Seiten 
eine Einkerbung daraus ein breiter Zapffen formiret wird, der aber auch 
kurtz sein muss, gemachet. Dann wann er zu lang ist, so muss auch der 
Spalt in der Wurtzel lang und tief seyn. Und je grösser die Wunden, um 
so langsamer ist die Verheilung. Und zu solcher operation, sonderlich bei 
grossen Stämmen hat man entweder einen Circul oder Maassstab vonnöthen, 
desswegen bin ich neccessitiret worden einen neuen Circul zu erfinden, 
welcher nach allen Vergnügen dergleichen Dienst verrichten könnte, wie 
solches bei dem Gebrauch derer instrumentorum soll berichtet werden. Will 
man sich aber des Edlen-Schnittes bedienen, welcher der allerbeste ist, an 
grossen Stämmen: so leget man den Stamm oder die Wurtzel auf die ge- 
futterte Schnitzbank, und macht einen langen Schnitt mit dem Schnitz-Messer, 
nicht anders wie man den ersten Schnitt an einer Feder machet. Und da 
darf der Schnitt schon etwas lang seyn. Wenn der an dem Stamme ver- 
richtet ist, so muss eben an der Wurtzel dergleichen geschehen und wird 
also ein contra Schnitt gemachet. Alsdann werden sie über und aufeinander 
geleget. Jedoch muss dieses observiret werden, dass ein Schnitt so lang als 
der andere sey, welches durch den Maassstab der schon auf dem Circul be- 
findlich, kann abgemessen werden. 

Wann nun diese ganzen Stücke auf einander appliciret werden, so wird 
ein Band in der Mitten geschlagen, damit sie nicht auseinander fallen. Als- 
dann wird die mumia (*r) warm gemachet und die Furchen oder Schnitte 


*j) Recepte zur Mumiam (= warmflüssiges Baumwachs). Wald Mumia: Selbige besteht aus 
nachfolgenden ingredientien und wird auf nachfolgende Weise praepariret: Man nimmt allgemeines 
schwartzes Pech 4 Pfund, gemeinen Terpentin ı Pfund und diese species thut man in einen starken 
Topf und zündet es unter fieyen Himmel an Allein muss man eine Stürtze bei der Hand haben, 
dass man zu gewisser Zeit solches dämpffen kann. Und solches wird öffters zugedecket und de 
novo wieder angezündet, damit die flüchtigen sulphurischen Theile mögen hinweg gehen. Und 
also muss man so lange continuiren, bis man vermeinet dass es genug ist. Die Probe aber ist 
diese: Wann ich etwas auf einen zinnernen oder irdenen Teller giesse, und wann solches bald 
trocken wird, und mit leichter Mühe abgestossen werden kann, so ist es recht. Alsdann giesse 
ich dieses geflossene Pech in eine irrdene Rein, so auf Füssen stehet, und werffe ein gemeines 
Wachs dazu lasse es mit einander flüssen, und verwahre es zum Gebrauch. Will man nun seine 
Wurtzel mit der Wald-Mumia verwahren, so stellet man die Rein auf Kohlen, und lässt es zer- 
gehen. Wann es liquid, so muss man’s vom Feuer absetzen und ein wenig erkühlen lassen. Als- 
dann werden die Stücke Wurtzeln mit dem oberen und unteren Theile hinein gedrucket, aber nicht 
all zu tief Darauf wirfft man sie in ein Wasser und auf solche Weise werden sie mit dem dünnen 
Orthe in die Erde gebracht, also dass der obere Theil etwas heraussieht und Lufft hat. Die Erde 
wird wohl fest zugedrucket oder gestampffet damit nicht viel Nässe darzwischen kann kommen: 
dann sonst verfaulen sie. Ich habe einen höltzernen Hammer darzu machen lassen und die Erde 


B.L. Kühn: Die Monstre-Veredelungen. 491 


damit accomodiret. Dieweylen ich aber wahrgenommen und erfahren, dass 
viele mit dem Feuer nicht haben können umgehen, sondern meistens die 
Stämme verbrennet, dahero sie nicht glücklich in ihrer Verrichtung gewesen: 
so habe ich mumiam liquidam erdacht, wie oben ist schon gezeiget worden 
und habe von selbiger nur etliche lange Schnötzlein, so gross als es der 
Schnitt erfordert abgeschnitten, und etwas weniger bei den Kohlen warm 
gemachet, und auf beyden Seiten, wo der Schnitt ist appliciret. Alsdann 
habe ich es mit dem Bast zugebunden: und damit es vor dem Winde und 
anderer Gewalt nicht möchte Schaden leiden, so habe ich zwei Steltzen daran 
gemachet, selbige auch wohl verbunden, und alsdann in die Erde versenket, 
doch allezeit so, dass die Schnitte allezeit mit der Erde horizontal waren. 
Alsdann habe ich die Erde wohl einstossen lassen: und auf solche Weise 
haben sich die Zweige in ihrer angefangenen matrimonio mit einander ver- 
einigt. Und wie ich mit den grossen Aesten und Stämmen verfahren, so 
operirte ich auch mit kleinen, und gab ihnen allezeit proportion des Astes 
oder Zweiges Steltzen, das ist, zwei Stäblein, die obenher dick, und untenher 
zugespitzt sind, wie aus der Figur besser, wie durch die Beschreibung zu 
ersehen. Wie aber die Wald und Edle Mumia, die liquida oder der Durch- 
zug zu machen, solches ist schon alles beschrieben worden. Was die 
Mumiam duram anbelanget, wie sie in magdoliones oder Zapffen zu bringen, 
solches wird aus dem Kupffer-Blatte, wo diese operation befindlich, zu er- 
lernen sein. 

Ist noch übrig die Zeit wann solche operationes sollen vorgenommen 
werden. Ich will mit einem Worte sagen: Es ist für grosse Aeste und 
Zweige keine erwünschtere Zeit zu treffen als der September, October oder 
November. Wann kein starker Winter ist, so kann man wohl im Frühling 
als Februario, Martio, und April eben dergleichen operation vornehmen, aber 
man findet schon mehr Beschwerlichkeit dabey. Wer im Sommer etwas an 
kleinen Sachen auf solche manier thun will, der muss seine Arbeit vor der 
Sonnenhitze verwahren. Sie werden auch meistens ihre Blätter fallen lassen: 
allein desswegen ist der Zweig noch nicht verdorben, sondern er schlägt 
nach etlichen Wochen, je nach dem das Gewächs ist, wiederum aus.« 


fest gemachet. Und auf solche Weise procedire ich mit allen Wurtzeln sie mögen von wilden, 
zahmen oder exotischen Bäumen, Stauden und Blumen-Gewächsen seyn. 

Will ich zu den fremden etwas besseres nehmen, so kann ich nachfolgende Mumia, die ich 
die edle nenne, gebrauchen. Ich nehme das reineste Pech, so man Jungfer- oder Scheffel- Pech 
hierzu Lande nennt (ein Pfund) nehme darzu ein viertel Pfund guten Terpentin, zünde es ebener 
massen an, damit die Flüchtigkeit des Terpentins, welcher öffters den Wurtzeln und Aesten schäd- 
lich ist und ihnen einen Brand causiret, hinweg gehet. Hat es nun seine Probe wie bei der Wald- 
Mumjia ist gesaget worden, so thue ich einen Vierting reines Wachs hinzu, wie auch ein halb Loth 
gestossene Myrrhen und Aloes, Wenn sie miteinander zerflossen, so machet man entweder Zapffen 
daraus oder einen Durchzug. Nemlich, wann es in einer blechernen Schüssel zerflossen so wird 
eine Leinwand durchgezogen. Und alsdann lässt man es abkühlen: oder man kann es in ein 
Reinlein mit Füssen nach seinem Gefallen, zum Gebrauch verwahret werden. 


492 f H. Zabel: Aus den Gärten der Forst-Akademie Münden. 


Die »GAUCHERschen Monstre-Veredlungen« und das » Wurtzel-Impffungen« 
des Dr. AGRıcoLA haben allerdings das Gemeinsame, dass starke Äste und 
Zweige bei ihnen zur Verwendung kommen. 

Ich hatte Gelegenheit, mich in Stuttgart selbst vom Entstehen des 
GAUCHERschen Verfahrens persönlich zu informieren und habe um so weniger 
Veranlassung an seiner Originalität zu zweifeln, als die Art und Weise der 
Ausführung doch eine ziemlich verschiedene ist. 

Interessant bleibt es aber immerhin, auch unsere Altvordern in ihrer 
wirklich praktischen Thätigkeit zu beobachten, und darum werde ich später 
einige nicht minder interessante Kapitel vom alten AGRICOLA veröffentlichen, 
in welchen er Operationen beschreibt, welche ebenso wie sein » Wurtzel- 
Impffen« der Praxis wieder verloren gingen. 


Aus den Gärten der Forst-Akademie Münden. 


Kürzere Mitteilungen über neue oder kritische Pflanzen derselben. 
Von H. Zabel in Münden. 


(Fortsetzung.) 
Ve 


Lonicera Periclymenum L. forma fruticosa. 


Alte starke Exemplare unseres norddeutschen Geisblattes winden bekanntlich 
nicht mehr und treiben, sich über ihre Stütze ausbreitend, fast nur Blütenzweige. 
Macht man von letzteren Stecklinge, so erscheint bei den jungen Pflanzen, analog 
wie beim Epheu, die Neigung zum Winden fast ganz unterdrückt, und jeder sich 
bildende Zweig endet in einen Blütenstand. Solche Exemplare bilden einen sehr 
reichblühenden Strauch von 0,5 bis 0,75 m Höhe und sind sehr zierend und 
eigentümlich; andere Arten der Untergattung Caprifolium dürften sich ähnlich ver- 
halten. 

Lonicera quinquelocularis Hardw. 

Einjährige Triebe fein weichhaarig; Knospenschuppen mit kurzer, abstehender 
Stachelspitze; Blätter kurz (5—6 mm lang) gestielt, länglich oder etwas eiförmig, 
an beiden Enden kurz zugespitzt, seltener an der Basis abgerundet, bis 6 cz lang 
und wenig über 3 cm breit, oberseits fast kahl, unten und am Rande behaart; 
Blüten Mitte Juni, achselständig, selten an Seitentrieben auch endständig, fast 
sitzend (Blütenstiel so lang oder kürzer als der Fruchtknoten), zweilippig; Deck- 
blätter zwei, pfriemlich, lang behaart, ?/,; so lang als der Fruchtknoten, oft schon 
zur Blütezeit abgefallen; Deckblättchen cupulaähnlich verwachsen, behaart und ge- 
wimpert, halb so lang als die fast kahlen, freien Fruchtknoten, Kelch dünn behaart, 
Kelchzähne gewimpert, mehr oder weniger undeutlich; Biumenkrone weisslich-gelb, 
gelb verblühend, 13— 14 mm lang, aussen weichhaarig, innen nur in der Röhre be- 
haart; letztere kürzer als der Saum, schwach gehöckert; Oberlippe 4zähnig, so lang 
als die nur oberwärts kahlen Staubfäden und Griffel; Unterlippe ein wenig länger, 
eben, linealisch; Narbe schildförmig, schwach zlappıg, meist etwas schief, Beeren 
im Oktober, weiss, durchscheinend, mit wenigen grossen, glänzend schwarzen 
Samen. (»Deshalb schimmern letztere durch die opalartig weisse Hülle, und lassen 
sich treffend mit gewissen vom Giaskünstler aus zweierlei Material — einem 
dunkleren inneren Kern und einer Schale aus Milchglas — hergestellten Perlen 


H. Zabel: Aus den Gärten der Forst-Akademie Münden. 493 


vergleichen. Das Kolorit der Samen rührt von Anthokyan her, dessen Lokalisierung 
in einer 'Testa an und für sich von Interesse ist«: Dr. M. KRONFELD in Biolog. Central- 
blatt VII, 1887, S. 459). 

Einheimisch im gemässigten Himalaya von Kaschmir bis Kumaon und in Bhotan 
in Höhen von 4— 12000 Fuss. L. diversifolia Wall. und Royleana Wall.: C.B. CLARKE 
in J. D. Hooker, Flora of Brit. India III S. 14. 

Eine ausgezeichnete Varietät oder vielleicht eine eigene Art stellt dar: 

L. translucens hort. (Xylosteum translucens hort. gall.). Dieselbe weicht in 
folgenden Merkmalen ab: Einjährige Triebe kahl; Blätter aus schwach herzförmiger 
oder abgerundeter Basis eiförmig, lang zugespitzt, bis 7 cz lang und im unteren 
Drittel bis 3,5 c»2 breit; Blüten häufiger auch endständig; Deckblätter so lang als 
der Fruchtknoten, abfallend; Deckblättchen meist 4, seltener durch Teilung 5 
oder 6, schmal- bis breit-eiförmig, frei, mit ihren Spitzen etwas abstehend, lang 
behaart, ?/;, so lang als die Fruchtknoten; letztere behaart und mit sitzenden gelben 
Drüsen bekleidet; Kelchrand mit fünf grossen dreieckförmigen gewimperten Zähnen; 
Blumenkrone hellgelb, dunkelgelb verblühend, 15 zn lang; Röhre stark gehöckert; 
Unterlippe an den Basalrändern rückwärts umgerollt und dadurch spatelförmig; 
Narbe gerade. 

Über die Herkunft dieses im Habitus mit L. quinquelocularis übereinstimmenden, 
aber gegen unsere Winter weniger empfindlichen, ansehnlichen Strauches habe ich 
nichts erfahren können. Die Herren Sımon-LovIs FRERES konnten mir nur freund- 
lichst mitteilen, dass sie denselben 1872 von Herrn CARRIERE erhalten hätten 
Zahlreiche Sämlinge desselben werden hier in den nächsten Jahren zur Blüte ge- 
langen und dann ein Urteil gestatten, ob die angegebenen Unterscheidungsmerk- 
male beständig sind; für jetzt möchte ich dies noch bezweifeln, da L. quinquelocu- 
larıs überhaupt zur Variation geneigt ist. Aus derselben Aussaat vom Herbste 1879 
erwuchsen hier neben einem jetzt 3,5 » hohen normalen Exemplare zwei Pflanzen, 
die noch nicht geblüht haben, aber schon durch zwergigen Wuchs (von nur 40.cm 
Höhe) und kleine schmale Blätter recht abweichend erscheinen. K. Koch giebt 
übrigens, im Gegensatz zu C. B. CLARKE an, dass ].. quinquelocularis Hardw. durch 
verwachsene Deckblättchen von L. diversifolia Wall. verschieden sei. 

L. segreziensis Lavall&e (»L. diversifolia Hort. non Wall.«) ist mir unbekannt. 

(Fortsetzung folgt.) 


Die Gartenbau-Ausstellung zu Steglitz vom 6. bis IO. September 1889. 
Von M. Hoffmann. 


Die Ausstellung lieferte trotz des geringen Raumes uns Gärtnern so recht den 
Beweis, dass bereits der Gärtner als Züchter und Handelstreibender sich in hiesiger 
Gegend angesiedelt und heimisch gemacht hat. Zumeist Firmen aus Steglitz, wie 
dem benachbarten Lichterfelde waren die vornehmlichsten Aussteller Fachleute. 
Noch in der letzten Steglitzer Ausstellung behaupteten die Liebhaber das Feld. 
Der Gärtner als Fachmann marschierte diesmal an der Spitze und daher um so 
bedeutungsvoller auch die Errungenschaften, welche hier vorgeführt wurden. In 
kurzem Gesamtüberblick sind es die hauptsächlich in der überdeckten Halle be- 
findlichen Warmhaus- und Dekorations-Pflanzen: VAN DER SMISSEN und SCHWARTZ; 
Orchideen-Gruppen: 1. LACKNER u. 2. WOLTER-Magdeburg, die Croton: VAN DER SMISSEN 
u. SCHWARTZ, 2. DIETZE, 3. BLUTH: Pandanus Veitchi, wie Drac. Lindeni von O. JÄNISCH- 
Leipzig, Lilium Harrisi von VAN DER Smissen, Punica granata nana von NEUMANN- 
Schöneberg, Blatt-Begonien von A. FıscHEr, Weine in Töpfen von KOTTE- 
Südende. Die meist im Freien aufgestellten Marktpflanzen-Gruppen wie blühende 


ver 
Fra: 
Pa | 
a. 


494 ; M. Hoffmann: Die Gartenbau-Ausstellung zu Steglitz. 


Camellien von BLUTH; Cyclamen: ı. BLUTH, 2. DIETZE, 3. ROGGENBUCK, 4. GRÄF, 
5. RiCHARD-Stralau;, Nelken: ı. KOTTE, 2. DIETZE, 3. ROGGENBUCK, 4. PAULO, 5. 
ZETZSCHE-Potsdam; Bouvardien: ı. KOTTE, 2. BIELERBURG, 3. STEINWEG; Myrthen von 
WEIGT-Schöneberg; Eriken von NEUMANN; Azaleen von Brurt#, Laur. Tinus von 
VAN DER SMISSEN; Abutilon von BOLLENSDORFF; Anthemis von MoLpT; Fuchsien 
und Pelargonien von I. CuURIo-Weisensee, 2. ROGGENBUCK; Knollenbegonien: I. DIETZE, 
2. VAN DER SMISSEN, 3. LESCHINSKY,; Hochstämmige Lorbeer von CLoTorskI-Berlin; 
Primula chinensis von BasTEr-Berlin; Veilchen von Morpr. Sodann Baumschul- 
artikel a) Coniferen in Körben: ı. KIESEWETTER-Genthin, 2. KocH-Rorrs-Friedenau, 
3. MOLDT, 4. JÖRNs, städtische Rieselfelder; b) hochstämmige Stachelbeeren von 
1. KIESEWETTER-Genthin, 2. BUNTZEL-Niederschönweide, c)Formobst und Hochstämme 
von BUNTZEL-Niederschönweide, 2. Jörns-Blankenfelde; d) Treibsträucher Syringa 
vulg. Charles X, sowie Chionanthus virginica und Deutzia gracilis von LACKNER; 
e) Treibrosen in Töpfen von ROGGENBUCK und CrLas-Zehlendorf; blühende hoch- 
stämmige von DIETZE. An abgeschnittene Blumen: 

Gladiolus, Cactus-Dahlien, Georginen, Anemonen, Tagetes Viola odorata, 
Bouvardien, Scabiosen, Calliopsis von VAN DER SMISSEN-SCHWARTZ; gefüllte Be- 
gonien, Dahlien, Canna, Nelken, Anthemis von Obergärtner RössınG-Potsdam; 
Nelken von STAUDIER, Gr. Lichterfelde. An Gemüse-Kollektionen: ı. von Schloss- 
gärtnerei Wilmersdorf, 2. STRENGER, 3. BÄTHGE, 4. GÄDICKE. Obst - Sortimente: 
I. STRENGER, 2. MOLDT, 3. KOTTE, 4. Apotheker SCHULTZ, 5. Frau Geh.-Rat RENNERT, 
6. STEINMETZ, 7. WAND, 8. Rechnungs-Rat KruG, 9. Rendant ZwIcKAU, Io. KÖRNER. 

An Bindereien: ı. Obergärtner SCHREIBER, 2. DIETZE, 3. VAN DER SMISSEN, 
4. SCHÖNNER, 5. PAULO, 6. BOLLENSDORFF, 7. KLINkE-Berlin, 8. MARSCHNER-Berlin. i 

Zu den nennenswertesten Leistungen der Ausstellung möchte in erster Linie. 
die Weinanzucht des Herrn KorTe-Südende hervorzuheben sein. An Sorten 
zunächst Topfweine mit Trauben: blauer Frankenthaler, grosser weisser Gutedel, 
Perle rose, runde hellleuchtende Beere, eine Weinsorte, die in Ungarn unter 
Tokay Angevine, in Deutschland als roter Alicant vielfach angebaut wird. Ferner 
Fredericton, längliche blaue Trauben, Syrischer, lange weisse Beere, gelbe Krach- 
Gutedel, gelb durchscheinend, runde Beere, Bidwells seedling, rund blau, sehr 
reichtragend, aromatisch, unter Glas sehr zu empfehlen, Chattelas St. Zaure, aller- 
frühester weisser Gutedel mit runder gelblicher Beere, stammt von Diamant. 
Forsters white seedling, weisslich- grün, reichtragend, vorzüglich unter Glas. Black 
Queen Victoria, stammt von Frankenthaler oder Black Hamburgh ab, sehr reich- 
tragend. Decandolle, rot gefleckte Beere. Herr KoTTE vermehrt seine Weine nur 
aus Augen, lässt die Triebe im ersten Jahre wachsen, um sie dann um zwei Dis 
auf ein Auge herunterzuschneiden. Die vorgeführten Stöcke waren vielfach 
3—5 Jahre alt. Die ganze Kultur zeigt ein gesundes Holz und gut entwickelte 
Trauben, eine Leistung, die wir den englischen Züchtungen wohl berechtigt zur 
Seite stellen können. Hervorragendes gewährte sodann der Inhalt der Orchideen- 
Gruppe von LACKNER, namentlich reich vertreten in dem Genus Cypripedium, so 
u. A. Lawrencianum niveum, Regneri, Schinie, letztere mit rosa und weissgefärbte 
Blumen. Desgleichen Cattleya Gigas, Sanderiana, purpurea. Zygopetalum Partinii 
mit seinen braun gefärbten Blumen eignet sich wohl wenig zu Bindereien. Ent- 
zückend waren die Blumen von Lilium Harrisi, die unter den weissen Lilien wohl 
nach Haltung, Bau und Farbe als die beste bisher gekannte Sorte anzusehen ist. 
Die Firma VAN DER SMISSEN & SCHWARTZ hatten sich mit dieser Vorführung ein 
wesentliches Verdienst errungen. Vielleicht unscheinbar, doch handelsgärtnerisch 
von grossem Werte, müssen wir die Leistung des Herrn BLUTH mit Vorführung 
seiner weissen Camellien bezeichnen. Eine Fülle von Knospen, volle Entwickelung 


M. Hoffmann: Die Gartenbau-Ausstellung zu Steglitz. 495 


der Blumen, wie sie Herr BLUTH nur dem Umstande zuschreibt, dass er als Unter- 
lage Campbel wählt, indessen die Dresdener zumeist päoniflora hierfür verwenden. 
Durch Ablaktieren wird die Veredlungsstelle wenig kennbar, Wildling und Edel- 
weiss vereinigen sich glatt. 

Die Leistung des Herrn KoTTE in seinen Bouvardien, unter denen namentlich: 
ALFRED NEUNER, Oriflamme de St. Louis, wohl die beste an Farbe, sowie Houghardi 
hervorzuheben sind, führte uns nur starke Pflanzen zur Ansicht. Die Pflanzen, 
meist 6—7jährige, werden auf den Holztrieb hin entwickelt, nicht krautartig gezogen 
und gewähren somit das ganze Jahr über dem Züchter die Möglichkeit fortwährenden 
Blühens. An Coniferen-Züchtungen sind in erster Reihe diejenigen von KIESEWETTER- 
Genthin, zu nennen. Bei gedrungenem, dichten Wuchse zeigen dieselben eine so 
reine lebhafte Färbung, wie wir sie in früheren Jahren nur durch holländische 
Gunst zu sehen bekamen. Die Coniferen des Rieselteldes zeigten bei nicht minder 
guter Farbe doch einen sehr schlendrigen Wuchs und sind zur Anpflanzung daher 
wohl bedenklich. Unter den Nelken fielen die Dianth. caryophyllus- von ZETZSCHE- 
Potsdam, sogenannte Marguerites auf, die als März-Sämlinge, bei voller Blüten- 
pracht ausserordentlich reines Farbenspiel besassen. 

An Knollenbegonien möchten wir diejenigen von DIETZE, sowie VAN DER SMISSEN 
& SCHWARTZ namentlich hervorheben. 

Eine sehr interessante Sammlung officineller Pflanzen hatte Herr Stadt-Ober- 
gärtner JÖRNS von den städtischen Rieselfeldern ausgestellt. Glycyrrhiza glabra, 
das bekannte, zuerst von BAMBERG gezogene Süssholz, Acon. Napellus, Hyoscyamus 
niger, schwarzes Bilsenkraut, Salvıa officinalis, Artemisia Dracunculus, Datura Stra- 
monıum, von dem allein im vergangenen Jahre 7'/, Centner verkauft wurden. An 
Gemüsen von demselben Aussteller: Stachys tubifera, 2 Jahre bereits kultiviert, 
Arachys hypogaea mit reifen Nüssen, Cyperus esculentus, Erdmandel, einjähriger 
Meerrettig, sehr starke Stangen. 

Dass wir hier so schöne und reiche Obstsortimente, namentlich in Lokalsorten, 
würden zu sehen bekommen, war wohl nach den vorhergegangenen Beispielen 
weiter zu erwarten. Überraschend aber wirkte die grosse Anzahl Bindereien, von 
denen DIETZE, VAN DER SMISSEN und Obergärtner SCHNEIDER hervorragendes geleistet. 
lm Vergleich zu den früheren Ausstellungen darf die Steglitzer Gärtner-Vereinigung 
diesmal mit Stolz und Genugthuung auf ihr Werk blicken und sind sie gewiss den 
beiden Ordnern VAN DER SMISSEN und BRODERSSEN zu vielem Dank für die geschmack- 
volle Anordnung im einzelnen verpflichtet. 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc. 
Sarracenia Wrigleyana. | anderen Beziehungen überwiegt der Ein- 
Hierzu Abbildung 75. fluss des Vaters sehr. 

Eine sehr schöne Hybride zwischen Die Schläuche (umgewandelte Blätter) 
S. variolarıs 2 und S. psittacina ZJ, die | sind 20— 30 cm lang, die Röhre (der 
im Garten des Herrn O.O. WrıGLey Esq. | Blattstiel) ist hell braungrün, unten in 
in Bridge Hall, Bury, Lancashire, ent- | blutrot übergehend, oben mit tiefroter 
standen ist, von dem JAMES VEITCH & | Aderung; die Spreite ist aufgeblasen, 
Sons, Chelsea, London, die uns die Ab- einwärts gebogen und hat die Ähnlich- 
bildung sandten, den überflüssigen Vor- | keit mit einem Papageienkopf, welche 
rat erwarben. — Die Pflanze hat den | auch S. psittacina zeigt, ebenso ist die 
aufrechten Wuchs der S. variolaris, in | Öffnung, wie bei dieser, fast geschlossen. 


=< 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen. 


496 


a 


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un) 


Schläuche hellbraungrün mit dunkelrot, Spreit rot, 


Sarracenia Wrigleyana. 


75- 


Abbildung 


etzmaschen milchweiss. 


N 


j 


| Seltene und schöne Zwiebelgewächse in Blüte. 
| Lilium auratum rubro-vittatum. 


| J Z & o o 5, 
| Die Zwiebel dieser herrlichen Varietät 


Die Netzaderung der Spreite ist tief blut- 
rot, die Zwischenräume sind milchweiss. 


.Neue und empfehlenswerte Pflanzen. 


497 


ist klein, rötlich, ähnlich wie bei L. spe- 
ciosum rubrum, Schuppen schmal, eng 
anliegend. Stamm ı 2 hoch, dunkelgrün 
oder auch grünlich purpurrot. Blätter 
lanzettlich, scharf zugespitzt, kurz gestielt, 
dunkelgrün oder grünlich purpurn. Pe- 
rigon weiss, meist so gross wie bei der 
Stammart, mit breitem blutrotem Mittel- 
streifen auf jedem der Segmente und 
dunkelblutrot punktiert, äusserlich meist 
purpurrot schattiert. Jedenfalls, was Fär- 
bung anbetrifft, das schönste Lilium! 
Dazu ist L. auratum rubro-vittatum noch 
sehr starkwüchsig und blütenreich und 
stirbt ferner lange nicht so leicht aus, 
wie dies leider so oft bei der Stammart 
der Fall ıst. Früher sehr selten, und 
auch dann selten echt angetroffen, da ge- 
wöhnlich die var. rubro pictum, eine weit 
weniger schöneVarietät, unterdem Namen 
rubro - vittatum ging, ist es jetzt schon 
in grösseren Quantitäten vorhanden und 
sollte folglich, da auch der Preis niedriger 
ist, ın keinem Garten fehlen. Es ist weit 
widerstandsfähiger als die Stammart und 
da es auch später treibt, so leidet es 
wenig oder gar nicht von den Spätfrösten 
im Frühjahre und scheint ın fast jeder 
Bodenart zu gedeihen. Hier im Geschäft 
von THOMAS S. WARE sind nahe an tausend 
Pflanzen in Blüte im Freien. Vaterland 
Japan*). 

Lilium elegans Batemanniae. 
Schöne meterhohe Lilie mit von 3— 12 
aufrechten, dunkelcitronengelben Blüten, 
ebenfalls jetzt in Blüte. Gedeiht am 
besten in nicht zu trockenem sandigen 
Boden. Vaterland Japan. 

L. elegans Wallacei. Schöne, wenig 
bekannte, gänzlich von allen anderen 
Formen des L. elegans abweichende Va- 
rietät. Zwiebel Ausläufer bildend, meist 
zu dreien zusammengewachsen, wie dies 
nur noch bei L. coridion und L. concolor 


*) Wir erhielten kürzlich Blüten dieser herr- 
lichen Varietät aus der Gärtnerei des Herrn 
TH. S. WARE, die wahrhaft staunenerregend 
waren. DER, 


Gartenflora 1389, 


‘"haarten Blättern, 


vorkommt. Blätter linien -lanzettförmig; 
Stengel 20—40 cm hoch. Blüte meist 
einblumig, aufrecht, dunkelcitronenfarbig, 
braun punktiert. Liebt leichten Boden. 
Vaterland Japan. 

L. jucundum (L. Maximowiczii) 
ist Lilium tigrinum am Ähnlichsten, doch 
mit längeren gekräuselten Blättern und 
ohne die charakteristischen Bulbillen in 
den Achseln der Blätter. Die Blüte ist 
ganz wie bei L. tigrinum Fortunei. Immer 
noch selten. — Es giebt noch eine Form 
mit dunkleren Blüten und langen 'be- 
die hier ‚schon Ende 
Juni blühte. — Vaterland Japan. Liebt 
leichten, nicht zu trockenen Boden. 

Montbretia. Von diesen schönen 
sommer- und herbstblühenden Irideen 
sind jetzt mehrere schöne Formen in 
Blüte. Die schönsten und empfehlens- 
wertesten sind die von LEMOINE durch 
Kreuzung zwischen der bekannten Cro- 
cosmia (Montbretia) aurea und Mont- 
bretia Pottsi gezüchteten Hybriden und 
nenne ich unter andern nur die fol- 
genden: 

Boule de feu, mit scharlachroter 
Blume und hellerem Centrum, 

aurea, mit goldgelben Blüten, 

Gerbe d’or, mit schönen hellgelben 
Blumen, 

elegans, goldgelb, die drei äusseren 
Segmente dunkelorange, 

crocosmiaeflora mit orange Blüte, 
sehr starkwüchsig und reichblühend. 

Alle sind höchst wertvoll für Schnitt- 
zwecke. Sie dürften bei leichter Deckung 
auch in Deutschland winterhart sein und 
gedeihen in jeder nicht zu feuchten 
Bodenart, vermehren sich ungemein 
schnell durch Ausläufer, die unzählige 
kleine Zwiebeln bilden. Da sie selten 
oder gar nicht im Ruhestande sind, so 
hält man sie nicht trocken. Die beste 


ı Zeit zum Verpflanzen ist im November. 


Mitte August 1880. 
G. REUTHE, bei TH. S. WARE, 
Tottenham, London. 


36 


a 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen. — Kleinere Mitteilungen. 


Cereidiphyllum japonicum. 

Eine schöne, dicht belaubte Magno- 
liacee (nach REIN die grösste in Japan), 
die sich in Königsberg als ganz hart er- 
wiesen und die letzten strengen Winter 
unbedeckt ausgehalten hat, ohne auch 
nur an einer Spitze zurückzufrieren. Sehr 
schön ist die rote Belaubung beim Aus- 
schlagen. Die Pflanze könnte zu dieser 
Zeit gegen Spätfröste vielleicht etwas 
empfindlich sein, hat aber trotzdem hier 
noch nie, obwohl ganz unbeschützt, ge- 
litten. 
nachher sehr üppig, ist allerdings etwas 
mattgrün, so dass der Baum in ge- 
schlossenen Pflanzungen vielleicht weniger 
Effekt machen würde, während er als 
Solitärbaum ungemein dekorativ wirken 
muss vermöge seines pyramidalen, ab- 
solut geraden Wuchses und seiner dichten 
Belaubung. Das Wachstum ist ein sehr 
schnelles. Ein kleines Bäumchen, welches 
ich als einjährige Topfpflanze 1885 ge- 
schenkt erhielt, ıst seitdem noch einmal 
verpflanzt (was auf das Wachstum infolge 
des starken Wurzelvermögens gar keinen 
Einfluss hatte), erreichte bis Herbst 1888 
die Höhe von 2,30 »z (5 Jahre) und macht 
diesen Sommer einen recht bedeutenden 
Trieb (steht also jetzt 1339 im 6. Lebens- 
jahre). 

Das Bäumchen ist aus Samen erzogen, 
der vom Handelsgärtner Louis BoEHME- 
Yokohama stammte. Der sehr feine 
Samen wurde in der Hospitalforst Klein- 
Nuhr bei Wehlau vom Förster KIRSCHNER 
zu Grünwalde bei Puschdorf gesät und 
eine Menge Pflanzen daraus erzogen, die 
mitten im Walde, aber doch ziemlich 
frei, nicht im mindesten durch Frost be- 
schädigt sind. Nach Herrn Forstmeister 
Dossow, dem ich sowohl meine Pflanze 


als diese anderen Notizen verdanke, ist 


es jenem Förster gelungen, den Baum 
im Frühjahre auch durch Holzstecklinge 


zu vermehren. 


Geblüht hat die Pflanze hier noch 
nicht. 

Es würde sich also lohnen, diesen in 
den Baumschulen noch ziemlich seltenen 
Baum in grösseren Mengen zu ziehen, 
da er eine Zıierde der Gärten ist, und 
in Japan ein gutes (dazu schnellwüchsiges 
und auch bei uns im Osten hartes) Nutz- 


| holz sein soll. 
Die Belaubung entwickelt sich | 


Dr. TISCHLER, Königsberg. 

Sparaxis pulcherrima (Dierama pulcherrima). 

Diese schöne Iridee ist jetzt hier in 
Blüte und gehört unstreitig zu den 
schönsten Zwiebelgewächsen, sie darf 
nicht mit den Sparaxis, den Ixien, Tri- 
tonıen und Babiana nahe verwandten 
Zwiebelgewächsen verwechselt werden. 
Fälschlich findet sich in vielen Katalogen 
unter S. pulcherrima meist S. tricolor oder 
eine andere Abart beschrieben und ange- 
boten. Die Zwiebel von Dierama pul- 


 cherrima hat Ähnlichkeit mit der einesGla- 


diolus oder einer Watsonia. Blätter immer- 
grün, lederartig, linienförmig, 2—3 2 lang, 
Stengel 2—3 2 hoch, Blüten traubenartig, 
glockenförmig, purpurrosa. Blütenschei- 
den silbergrau. Auf den milden Inseln 
Guernsey und Jersey bildet sie Hecken. 
Noch schöner sind die Varietäten pur- 
purea, die auch jetzt hier in Blüte ist 
und pendula, die letztere mit rosa Blüten, 
selten über ı »» hoch wachsend. S. pul- 
cherrima alba existiert in wildem Zu- 
stande, ist jedoch noch nicht in Kultur. 

Alle sind Bewohner des Kap der guten 
Hoffnung und Natals. Vermehrung durch 
Samen. Sie halten ganz sicher in Deutch- 
land unter Decke im Freien aus. 

G. REUTHE, Tottenham bei London. 


Kleinere Mitteilungen. 


Billbergia vittata splendida. 
Bezugnehmend auf Ihr mir bekanntes 
Interesse für Bromeliaceen erlaube mır 


| die Mitteilung, dass hier in Breslau- 
| Poepelwitz bei Herrn Dr. Eıcke, der in 
| Schlesien durch seine guten Erfolge in 


Kleinere Mitteilungen. 


499 


der Orchideen - Kultur schon lange be- 
kannt ist, jetzt eine Billbergia vittata 
splendida blüht. 

Dieselbe dürfte vorläufig noch sehr 
selten sein und gehört wohl zu dem 
Schönsten, was die Gattung bietet. Der 
Herr erhielt ein Exemplar, von dem nun 
schon Vermehrung prächtig gedeiht, 
seinerzeit von dem alten Herrn KITTEL- 
Eckersdorf, der 1885 ein Exemplar mit 
100 frcs. bezahlte. FR. LEDIEN. 

Cattleya crispa. 

Ebenso erwähnenswert ist ein Exem- 
plar von Cattleya crispa in der EICHBORN- 
schen Gärtnerei zu Breslau (Obergärtner 
SCHÜTZE) mit 59 Blüten in Ständen von 
je 5 bis 6!!! Selbst in dieser jahraus 
jahrein Hervorragendes in Orchideen 
bietenden Gärtnerei doch ein Unikum! 

Fr. LEDIEN. 
Kerosin-Emulsion als Mittel gegen die 
Kaffeelaus (Coccus Adonidum). 
(Aus Madras Mail.) 

Herr E. C CotEs vom indischen Mu- 
seum in Calcutta schreibt uns, wie folgt: 
Vor ungefähr einem Jahre erwähnte ich 
in einer von der Gartenbau -Gesellschaft 
yon Ostindien herausgegebenen Zeitung, 


dass Kerosinmilch sich als gutes Mittel | 


erweisen möge gegen das Insekt, welches 
in den letzten Jahren den Kaffee-Pflan- 
zungen ın Süd-Indien und Ceylon be- 
deutenden Schaden verursachte. 

Kerosin-Milch wurde später auch in 
den Neilghiri-Hügeln von Herrn R. H. 
MORRIS gegen ein anderes Insekt ange- 
wandt und zwar durchweg erfolgreich, 
denn sie tötete die Laus, so wie sie 
dieselbe berührte, 
Versuch. 

Seitdem ist Kerosinmilch noch von 
den Entomologen der Vereinigten Staaten 
gegen die Kaffeelaus empfohlen, die- 
selben sprachen die Hoffnung aus, dass 
sie sich als ein höchst wirksames Mittel 
zur Ausrottung dieser schädlichen Pest 
erweisen würde. Kerosinmilch erhält 


gleich beim ersten 
ı der Kreis-Chausseenbauverwaltung des 


ı Insekten gründlich helfen kann. 


man durch Mischung zweier Teile Kerosin 
mit einem Teile Seifenauflösung oder: 
Seifenmilch. (Die Seifenauflösung wird 
hergestellt durch Auflösung eines Viertel- 
pfundes bis zu einem Pfunde gewöhn- 
licher Seife oder Wallfischtranseife 
ıo Pf. Wasser). 

Die ganze Mischung wird heftig ge- 
schüttelt in einer Temperatur von 45°R. 
dadurch, dass man sie gehörig schüttelt 
oder mit einem feinen Besen schlägt, 
ganz so wie man Eier oder Rahm zu 
Schaum schlägt. Die so hergestellte 
Auflösung wird mit Wasser verdünnt; 
die von Herrn MORRIS angewandte war 
von gewöhnlicher Seife hergestellt und 
ward mit 9 Teilen Wasser verdünnt. 

Die Anwendung besteht in Bespritzen 
der angegriffenen Kaffeebäume; dies kann 
mit einer gewöhnlichen Handspritze ge- 
schehen, doch muss dieselbe mit einem 
Brauskopf versehen sein, der die Erzeu- 


in 


| gung eines recht feinen Sprühregens er- 


möglicht, was unbedingt notwendig ist, 
teils um unnütze Vergeudung der Emul- 
sion zu verhindern, sowie ferner, weil 


| nur ein dıe Pflanzen allenthalben be- 


netzender Sprühregen zur Vertilgung der 


(E. R.) 


Postpacketverkehr mit Tasmanien. 
Von jetzt ab können Postpackete ohne 
Wertangabe im Gewichte bis 3 2g nach 
Tasmanien versandt werden. Dieselben 
müssen frankiert werden. Über die Taxen 
und Versendungs - Bedingungen erteilen 
die Postanstalten auf Verlangen Aus- 


| kunft. 


Über Baumbänder. 
Seit mehreren Jahren werden seitens 


Kreises Kosel umfassende Versuche mit 
Baumbändern gemacht, über deren Re- 
sultate ich heute berichte. In früheren 


' Jahren wurde nur Stroh zum Anbinden 


der Bäume verwandt. Da dasselbe 

jedoch nur von kurzer Haltbarkeit infolge 

des schnellen Verwesungsprozesses ist, 
308 


500 


en 
* w \ 


Kleinere Mitteilungen. 


auch bei heftigen Stürmen leicht abreisst, 
ferner leicht am glatten Stamm ins 
Rutschen kommt, wurden verschieden 
empfohlene Baumbänder beschafft und 
auf ihre Haltbarkeit etc. geprüft. Wir 
verlangen von einem guten Baumband, 
dass es weder Druck noch Einschnitte in 
die Rinde verursacht, dass es bequem 
anzubringen ist, dass es von möglichst 
langer Dauer, nicht teuer und überall zu 
haben ist. 
geringe Haltbarkeit, sofern die Bäume 
thatsächlich Stürmen ausgesetzt sind; sie 
wurden auch als Zufluchtsort für Insekten 
erkannt. 

Rundgeflochtene Rohrbänder sind von 
längerer Dauer und widerstehen den 
stärksten Stürmen; die Flechten legen 
sich jedoch mit der Zeit infolge der 
Witterung so fest ineinander, dass die 
Spannung zunimmt, und bei nicht recht- 
zeitigem Lösen des Bandes und erfolgtem 
Neubinden das Einschneiden in die Rinde 
erfolgt. — Flachgeflochtene Rohrbänder, 
welche mit Nägeln befestigt werden, 
haben sich ebenfalls nicht bewährt, da 
sie im Verhältnis zu teuer sind und über- 
dies einen Druck auf die Rinde ausüben. 
Ähnlich verhalten sich Baumbänder aus 


Lederstreifen. Weiden sind als Binde- 
material für Bäume durchaus auszu- 
schliessen. — Als bestes, allen Anforde- 


rungen entsprechendes Baumband hat 
sich das aus Gurtband hergestellte, mit 
Holzteer imprägnierte Baumband bewährt 
und wird dasselbe jetzt ausschliesslich ge- 
braucht. Man kaufe jedoch kein mit Ma- 
schinen hergestelltes Gurtband, welches 
nur kurze Haltbarkeit hat, sondern lasse 
sich dasselbe vom Seiler herstellen. — Das 
laufende Meter kostet inkl. Imprägnierung 
g9—ıo Pfg. Das Band wird in der Form 
einer 8 umgelegt und etwas reichlich ge- 
messen, damit bei erfolgtem Wachstum 
das Band nachgelassen werden kann. 
Befestigt wird das Band mit geschmie- 
deten Nägeln, da bei Drahtnägeln der 
Kopf leicht abbricht. — Bei Neupflanzun- 
gen hat man entsprechend lockerer zu 
binden, bis sich der Baum gesetzt hat. 


Kokosbänder haben eine zu | 


Bei diesem Baumband ist nur ein ein- 
maliges Binden erforderlich®), 
B. STRAUWALD. 


Über künstliche Erzeugung von gefüllten 
Blüten 

hat PEyRITSCH in den Sitzungsberichten 
der Kgl. Akademie der Wissenschaften zu 
Wien kürzlich Mitteilungen gemacht, wel- 
che allgemeines Interesse beanspruchen 
dürften. Derselbe fand gefüllte Blüten von 
Valeriana tripteris in der freien Natur 
und untersuchte dieselben. Dabei stellte 
es sich heraus, dass die Knospen kleine 
Milben aus der Gattung Phytoptus 
enthielten. 

Mit diesen Knospen infizierte PEYRITSCH 
nun andere Valerianaceen, ferner Cruci- 
feren, Commelynaceen und Scrophularia- 
ceen. Waren die Versuchspflanzen gute 
Wirte des Phytoptus, so stellten sich auch 
an ihnen nach kürzerer oder längerer 
Zeit Missbildungen an den Blüten ein, 
es traten Füllungserscheinungen ein (Um- 
wandlung der Staubfäden und Stengel in 
Blätter, Bildung überzähliger Füllblätter, 
sprossende Blüten). Auch andere Phy- 
toptus-Arten, als die auf Valeriana tripteris 
waren im stande, derartige Missbildungen 
hervorzurufen, wie z. B. Phytoptus auf 
Corylus und Campanula Tenoriı. 

Diese Beobachtungen und Experimente 
PEvRITSCHs dürften vielleicht im stande 
sein, uns eine Anzahl neuer »gefüllt 
blühender« Pflanzen zu liefern. Bisher 
erhielt PEYRITSCH auf diese Weise gefüllte 
Blüten von Valeriana dioica, globulari-. 
folia, montana, officinalis, Phu, supina; 
Valerianella’olitoria, Fedia cornucopiae, 
Centranthus Calcitrapa, macrosiphon und 
ruber; Umwandlung einzelner Staub- 
gefässe in Blumenblätter bei Cochlearia 


*) Das Band ist 2 cz» breit und 2,5 2 dick, 
sehr gut mit Holzteer getränkt. — Wie lange 
hält es? D. Red. 

Wir bitten bei dieser Gelegenheit alle die- 
jenigen, welche Baumbänder zum Versuch vom 
V.z. B.d. G. erhalten haben, uns ihre Beob- 
achtungen gefälligst mitteilen zu wollen. 

D. Red, 


Kleinere Mitteilungen. 


501 


officinalis, Eruca sativa, Lepidium sati- 
vum und Biscutella auriculata; meta- 
schematische Blüten mit mehreren Spor- 
nen und mehrgliedrigen Blütenkreisen 
bei Linaria Cymbalaria. DE 05) 


Pentapera sicula. 

Obwohl längst bekannt, ist diese schöne 
Ericacee doch noch sehr wenig in den 
Gärten verbreitet. Und doch sollte sie 
ihrer grossen weissen, fünfzähligen Blüten 
wegen, welche einen grossen rosenroten 
Kelch haben, viel mehr kultiviert werden. 
Sie ist unter den europäischen Arten 
entschieden die grösstblütige. Sie bildet 
einen ı1—2 Fuss hohen, reichverzweigten 
Busch; die Zweige stehen aufrecht und 
sind dicht mit etwa ı cz langen, dunkel- 
grünen Blättern besetzt. Die Blüten stehen 
zu etwa sechs an den Enden der Zweige. 
Bot. Mag. bringt auf Tafel 7030 eine sehr 
gute Abbildung. 


Riesenbäume. 

Nach der Revue horticole fand ein 
Jäger in unwirtsamer Gegend in Kali- 
fornien, im Quellgebiete des Kameah- 
River, eine Sequoia (Wellingtonia) gigan- 
tea, welche alle bisher bekannten Baum- 
riesen weit hinter sich lässt. Dieselbe 
hat in einer Höhe von 1,5 »» über dem 
Boden einen Umfang von 53 n!! Die 
grössten, bis jetzt bekannten Masse von 
Wellingtonien waren ıı2 Fuss Umfang 
zu 450 Fuss Höhe und go Fuss Umfang 
zu 327 Fuss Höhe. Leider ist die Höhe 
des neu aufgefundenen Riesen nicht an- 
gegeben. Nach den obigen Verhältnis- 
zahlen müsste sie 192,5—213 m, d.h. 
613 — 673 preuss. Fuss hoch sein!! 

Über einen anderen Riesenbaum, der 
allerdings gegen den obigen ein Zwerg 
ist, berichtet Le Moniteur d’Horticulture 
in einer seiner letzten Nummern. Im 
botanischen Garten zu Dijon befindet 
sich eine Schwarzpappel (Populus nigra), 
welche 40 m hoch ıst und am Boden 
einen Stammumfang von ı2 m besitzt. 
Bei 2 m Höhe beträgt der Stammumfang 
immer noch 8 m. Das Alter dieses statt- 


lichen Baumes wird auf 500 Jahre ge- 
schätzt. 

Gegen den Rosenschimmel, . 
richtiger Meltau, Erysiphe pannosa, wird 
von französischen Züchtern folgendes 
Mittel empfohlen: In einem eisernen 
Topfe bringe man 250 g Schwefelblumen, 
250g frischgelöschten Kalk mit 3 / Wasser 
zum Sieden und koche es bei fortwähren- 
dem Umrühren ıo Minuten lang. Die 
Flüssigkeit wird, nachdem sie sich geklärt 
und abgekühlt ıst, auf Flaschen gebracht, 
welche stark verkorkt werden. Befallene 
Rosen bespritzt man mit dieser Flüssig- 
keit, nachdem sie ım Verhältnis von 
T : 100 mit Wasser verdünnt wurde, zwei- 
bis dreimal und die Krankheit ist ge- 
hoben. Ein einmaliges Bespritzen noch 
nicht befallener Rosen ım treibenden Zu- 
stande schützt sie sicher vor dem Be- 
fallen. Die Tinktur hält sich zwei bis 
drei Jahre lang. Giebt sie dem Wasser 
eine grünlich schillernde Färbung, so ist 
sie im richtigen Verhältnis gemischt und 
noch unverdorben. Wenn diese Flüssig- 
keit bei Rosen gegen das Befallen hilft, 
dürfte mit Bestimmtheit zu erwarten sein, 
dass sie mit gleich günstigem Erfolge 
bei Pilzerkrankungen unserer Obstbäume 
und des Weinstockes verwendbar ist. 


Die Wein- und Obsternte in Tirol. 

Für die Weinlese in Tirol eröffnen 
sich nach der »Leipz. Ztg.« auch für 
dieses Jahr keine guten Aussichten. Im 
vorigen Herbst hatte der gerade kurz 
vor der Reife der Trauben eingetretene 
und wochenlang anhaltende Regen grossen 
Schaden gebracht, indem er, da die 
Trauben schon an den Reben zu faulen 
begannen, zu einem vorzeitigen Abnehmen 
nötigte, so dass der davon gewonnene 
Wein herbe und ohne Beimischung 
besserer, meist aus Wälschtirol und Italien 
bezogener Sorten auf die Dauer sich als 
nicht haltbar erwies. Heuer haben die 
Peronospora und andere Krankheiten 
den Wuchs und die Ausbildung der 
Trauben zurückgehalten; man sieht an 


502 


Kleinere Mitteilungen. 


FE 


den Stöcken nur kleine Trauben, deren 


Entwickelung (Mitte August) noch weit | 


zurück ist und von denen eine Menge 
Beeren bei der geringsten Berührung ab- 
fallen, ein Zeichen, dass sie krank und 
nicht entwickelungsfähig sind. Daher die 


bei anhaltend günstigem Herbstwetter 
sich nicht freudiger gestalten werden. —- 
Noch ungünstiger sieht es um die 
Obsternte aus, die fast ganz ausfällt, 
da nur an sehr wenigen Stellen sich 
Äpfel und Birnen an den Bäumen zeigen, 
und von dem Wenigen noch vieles ab- 
fällt oder auf den Bäumen zu faulen be- 


ginnt. Grosse Obstanger mit Hunderten 


von tragbaren Obstbäumen bringen auch 
nicht eine Frucht. Dazu hat noch ein 
niedergegangenes Hagelwetter in Meran 


und an einigen Orten der Umgegend viel 
geschadet, so dass der hier bestehende 


Obstverein die für den Herbst geplante 
und schon vorbereitete Obstausstellung 
abgesagt hat. 


Mittel zur Vertilgung der Raupen. 
Das beste Mittel zur Vertilgung der 


Raupen ist nach dem »Garten- und 
Blumenfreund« die Anwendung von 
Chlorkalk. Ein Pfund Chlorkalk mit 


einem halben Pfund Fett vermischt wird 
zu Rollen geformt, die mit Werg um- 
wickelt und um den Baumstamm be- 
festigt werden. Die Raupen auf den 
Bäumen sollen danach binnen kurzer 
Zeit abfallen und von unten soll keine 
mehr am Stamm hinaufkriechen. Selbst 
Schmetterlinge sollen solche geschützten 
Bäume meiden. 

Auch Alaunlösung wird von der »Dtsch. 
Allg. Ztg f. Landw.« als wirksames Mittel 
zur Raupenvertilgung empfohlen und 
zwar 1508 Alaun in heissem Wasser auf- 
gelöst und mit 2o / Wasser vermischt. 
Mit dieser Lösung sınd die Pflanzen 
(Johannisbeer-, Stachelbeersträucher etc.) 
tüchtig zu bespritzen. Dieses Mittel ist 
auch gegen die Blutlaus und zwar mit 
Erfolg angewendet worden. E.M. 


Zwei schöne Gruppen. 

Bei einem Besuch der im hiesigen 
(Koseler) Kreise gelegenen Parkanlagen 
in Dolendzin (Besitzer v. WROCHEM-GELL- 
HORN, Premier-Lieutenant im Leibgarde- 


Husaren-Regiment, Obergärtner BÖRNER) 
trüben Aussichten für die Ernte, die auch | 


sah ich unter andern zwei Gruppen, 
welche mir sehr gefielen. Die erste be- 
stand aus Acer Negundo foliis variegatis 
mit Randpflanzung von Phalaris arun- 
dinacea L. mit silberbunter Belaubung. 
(Den bunten Eschenahorn darf man nicht 
zu hoch werden lassen. Das Bandgras 
wird jedes Frühjahr zurückgeschnitten). 

Die zweite Gruppe bestand aus Mahonia 
Aquifolium, durchpflanzt mit Lilium can- 
didum. Beide Gruppen waren durchaus 
effektvoll. — 

Die goldgelbe Teppichbeetpflanze Sa- 
gina subulenta fand ich vielfach ver- 
wendet. Sie erschien mir bedeutend ver- 
wendbarer als Pyrethrum parthenifolium 
aureum. BRUNO STRAUWALD. 


Die Wichtigkeit des Giessens bei spät bestellten 
Gemüsesorten. 

Wenn man mitten im Sommer noch 
Gemüsesorten säet oder pflanzt, welche 
bis zum Herbst noch eine befriedigende 
Ernte bringen sollen, so hängt der bessere 
Erfolg vielfach nur vom reichlichen 
Giessen während der ersten Woche der 
Wachstumsperiode der betreffenden Ge- 
wächse mit ab. Zwei Wochen der 
heissesten Sommerzeit, in denen reich- 
lich gegossen wird, tragen mehr zur 
schnelleren Entwickelung der Pflanzen 
bei, als vier Wochen bei Trockenheit 
vermögen, und zwei Wochen Vorsprung 
spielen oftmals dann im Herbst hinsicht- 
lich einer befriedigenden Ernte eine 
grosse Rolle. 

(Deutsche Allg. Ztg. f. Landwirtschaft.) 


Abschneiden der Rosen. 

Die »Dtsch. Allg. Ztg. f. Landw.« be- 
kämpft die vielfach herrschende Ansicht, 
man schone dadurch seine Rosenstöcke, 
dass man die einzelnen Blumen - ver- 


Kleinere Mitteilungen. 


503 


blühen lässt. Gerade in der Zeit des 
Abblühens entzieht die Blume ihrem 
Stocke die meiste Nahrung. Es ist daher 
zu raten, die Rose so bald zu schneiden, 
als sie ihre schönste Form zeigt, und 
zwar bis auf das nächste gesunde Auge. 
Eine abgeschnittene Rose hält sich stets 
länger, wenn sie ordentlich gepflegt wird, 
als wenn sie am Stocke belassen wird. 
Der Rosenstock aber entwickelt, wenn 
fleissig die erblühenden und erblühten 
Blumen abgeschnitten werden, eineMenge 
neuer Knospen. E.M. 
Stachelbeer -Schmarotzer. 
Kürzlich fand man an Stachelbeer- 
sträuchern, namentlich anhochstämmigen, 
eine der grösseren Schildlaus-Arten, 
Coccus corni Bouch€ und gleichzeitig 
schneeweisse, zu Fäden ausziehbare 
wollige Absonderung, welche das braune 
Schild umgiebt und zum Schutze der 
zahllosen, staubkleinen Eier und Jungen 
dient. Mit den Schildläusen zusammen 
fanden sich grosse Mengen von Ameisen 
vor, welche durch den süssen Saft, den 
Schildläuse von sich geben, herbeigelockt 
werden. Von den in kleineren oder 
grösseren Herden an Stämmen und 
Zweigen sitzenden, ununterbrochen sau- 
genden Tieren fallen die Honigtropfen 
zuweilen wie ein feiner Sprühregen auf 
Boden und Pflanzen, die ım Bereich der 
Schildlauskolonieen stark genässt er- 
scheinen. An der klebrigen Masse der 
befallenen Blätter bleiben Staub, Russ, 
Pilzsporen etc. hängen, wodurch- die 
Thätigkeit der Blätter sehr gestört wird. 
Sowohl hierdurch, wie durch die Aus- 
saugung der Säfte werden die Schild- 
läuse bei ihrer ausserordentlichen Ver- 
mehrung sehr schädlich. Als bewährtes 
Mittel gegen sie wird sorgfältiges Ent- 
fernen der Tiere mit ihrer Brut durch 
Abbürsten mit Tabakabkochung oder 
Nikotinalösung empfohlen. -— Ein anderer 
Schädiger der Stachelbeeren, der nament- 
lich im Mai und Juli, bezw. Juni, Juli 


und Oktober erscheint, ist die Larve der 
Stachelbeer - Blattwespe, Nematus 
ventricosus und Omphitus grossularjata. 
Dieselbe frisst die Sträucher vollständig 
kahl, wodurch auch die Ernte vernichtet 
wird, da eine Entwickelung der Früchte 
ohne Blätter nicht möglich ist. Nach- 
dem die Tiere von den Sträuchern ver- 
schwunden, gehen sie in die Erde, um 
sich dort zu verpuppen. Man thut des- 
halb gut, die Erde unter den Sträuchern 
fleissig und tief umzugraben, und gegen 
die Larven auf den Sträuchern die oben 
gegen die Schildlaus angegebenen Mittel 
anzuwenden. 

(Hann. Land- und Forstw. Ztg.) 


Eine ausdauernde rote Teppichpflanze 
(Acer palmatum). 

Das schönste aller rotblätterigen Ge- 
hölze dürfte der japanische Ahorn, Acer 
palmatum atropurpureum sein (den ich 
von FROEBEL & Co. in Zürich bezog). 
Er behält das ganze Jahr seine dunkle 
rote Farbe, welche beim Beginne des 
zweiten Triebes ebenso prachtvoll leuchtet 
als beim ersten. Nur ganz im Schatten 
könnten sich die Blätter etwas grüner 
färben, während dies ın der Sonne nie 
eintritt. Er hat in Königsberg die letzten 


harten Winter sehr gut ausgehalten, war 


allerdings eingebunden, büsste aber nicht 
einmal die äussersten Spitzen ein. Bei 
seinem schwachen Wuchse eignet er sich 
vorzüglich zu niedrigen Gruppen auf 
Rasen und kann sogar sehr gut als 
Teppichpflanze verwendet werden, wenn 
man die dünnen Triebe immer nieder- 
hakt. Man erhält so schon frühzeitig 
einen roten Teppich, der zweimal im 
Jahre, im Mai und Juli, in feurigem Kar- 
moisin erglänzt, später in dem dunkleren 
Braunrot der Iresine. In den ersten 
Jahren kann man dichter pflanzen und 
allmählich einen Teil der Sträucher ent- 
fernen. Die Gruppe lässt sich dann 
höher oder niedriger halten, ganz nach 
Bedürfnis. Dr. TiscHLer, Königsberg. 


504 


Bi 
x 


Ausstellungen und Kongresse. — Personal-Nachrichten. — Berichtigung. 


Ausstellungen und Kongresse. 


Berlin. Grosse allgemeine Garten- 
bau - Ausstellung vom 25. April 
5. Mai 1800. 
und Handelsgärtner Berlins und 
Umgegend (früher Verein der Blumen- 
händler), dessen Vorsitzender Herr C. 
SCHIRM, Friedrichstrasse hat be- 
schlossen, sich bei der Ausstellung in 
grösserem Masse zu beteiligen und darf 
man bei dem bekannten guten Geschmack, 
den die Berliner Bindereien aufweisen, 
gewiss ganz glänzenden, grossartigen 
Leistungen entgegensehen. 

Stuttgart. In Verbindung mit dem 
Kongress des Deutschen Pomologen-Ver- 
eins findet in den Tagen vom 22. bis 


210, 


bis 


30. September cr. in der städtischen Ge- 


ı werbehalle in Stuttgart eine ganz Deutsch- 


Der Verein der Kunst- | 


| Hochstämmen 


land umfassende allgemeine Obst-Aus- 
stellung statt. Das Programm umfasst 
nach dem »St. A. f.W.«e ı. Obst von 
und von Formbäumen 
inkl. Trauben (37 verschiedene Preisauf- 
gaben). 2. Obstbäume, sowohl hoch- 
stämmige als Zwergbäume (17 Preisauf- 
gaben). 3. Obsterzeugnisse (9 Preisauf- 
gaben). 4. Maschinen und Geräte, Obst- 
verpackungsarten (14 Preisaufgaben). 
5. Wissenschaftliche Arbeiten (4 Preis- 
aufgaben). 6. Gemüse (4 Preisaufgaben). 
Programme sind von Herrn FERD. GROSS 
in Stuttgart kostenfrei zu beziehen. 


Personal-Nachrichten. 


Dern Königl. Württembergischen Hof- | 


gärtner BAaPrıst MÜLLER in Kanstatt ist 
von Seiner Majestät dem Kaiser und König 
WILHELM II. der Kronenorden IV. Klasse 
verliehen. 

Dem Gartendirektor PFISTER in Kaıls- 
ruhe wurde von Seiner Hoheit dem Herzog 


von Anhalt das Ritterkreuz I. Klasse des | 


Herzoglich Anhaltischen Hausordens 
ALBRECHTsS des Bären verliehen. 

Der Herzogl. Sagansche Gartendirektor 
GIREOUD ın Sagan ist zum Königlichen 
Ökonomierat ernannt. 

Dem Professor Dr. BREFELD, Direktor 
des botanischen Gartens in Münster ist 
der rote Adler-Orden IV.Klasse verliehen 
worden. 

Der bisherige Obergärtner L. ERLER in 
Blankenburg am Harz wurde von Seiner 
Königl. Hoheit dem Prinzen ALBRECHT, 
Regenten von Braunschweig, zum Hof- 
gärtner ernannt. 


ı Verschönerung des 


Dem Domanial-Weinbau- und Kellerei- 
Inspektor Cz£H zu Wiesbaden ist der 
Charakter als Domänenrat verliehen 
worden. 

Der Obergärtner GRUHLE ist in die 
Ober - Hofgärtnerstelle in Koburg be- 
rufen. 

Der Hofgärtner KELLNER ist in die 
Ober-Hofgärtnerstelle in Gotha berufen. 

Herr Fr. LEDIEn, der vor einigen Jahren 


ı am Kongo, zuletzt aber in Breslau thätig 


war, übernahm am ı. September die 


Stellung eines Obergärtners am neu ein- 


zurichtenden botanischen Garten 
Dresden unter Professor DRUDE. 
Den dritten Preis bei dem Wettbewerb 
um die Aufstellung eines Prospekts zur 
Kaiser Wilhelms- 
platzes in Riesa durch parkähnliche An- 
lagen erhielt der Stadtgärtner M. MARTENS 
in Kolberg (siehe auch Gartenflora 


S. 479)- 


zu 


Druckfehler- Berichtigung. 
Seite 463 Zeile 10 von oben muss es statt 8 nitridum heissen: ß nitidum. 


| Gartenflora 1889. 


1.TULIPA MAXIMOWIEZI RGL. 2.TULIPA BATALINTI RGL. er 


Zwei neue Tulpen aus Buchara. 
Von E. Regel. 


1. Tulipa Maximowiezi Rgl. 
Hierzu Tafel 1307, Abbildung ı. 


Diese aus dem östlichen Buchara durch Vermittelung des Herrn General- 
Gouverneurs VON ROSENBACH eingeführte Art ist mit Tulipa linifolia Rgl., 
der sie sehr ähnelt, verwechselt und teils auch wohl schon in Zwiebeln ab- 
gegeben worden. Während aber T. linifolia am Grunde des oberirdischen 
Stengelteiles zusammengedrängte Blätter besitzt, welche abstehen und stark 
zurückgebogen sind, so dass sie auf dem Boden hin liegen, sowie sie am 
Rande wellig sind, so stehen alle Blätter unserer neuen, unserm geehrten 
Kollegen Herrn VON MAXIMOWICZ gewidmeten Art, aufrecht und zerstreut 
am Stengel, sind ebenfalls linear und nach oben allmählich abnehmend; die 
unteren Blätter sind am Grunde 5— 10 nn breit und bis Iı cz» lang, die oberen 
allmählich schmäler und kürzer; ferner sind die Blätter am Rande niemals 
wellig, auf dem Rücken gewölbt mit schmalem roten Rande und an dem- 
selben unter der Lupe mit sehr kleinen Haaren gewirmpert. 

Blumen scharlach-purpurn. Blumenblätter innen am Grunde mit läng- 
lichem, schwärzlichem, weiss umrandeten Fleck, die äusseren verkehrt-oval 
und aus der abgerundeten Spitze in ein kurzes Spitzchen plötzlich vorgezogen, 
die inneren länglich oval, in eine spitze Spitze allmählich verschmälert. Staub- 
faden linear, stielrund, schwarzblau, ungefähr so lang als der Fruchtknoten. 
Antheren länglich. Fruchtknoten 3seitig, länglich, nach oben allmählich ver- 
schmälert und von einer sitzenden Narbe gekrönt. (Bei T. linifolia sind alle 
Blumenblätter verkehrt-oval und aus der abgerundeten Spitze in ein Spitzchen 
vorgezogen, und der Fruchtknoten ist von einem kurzen Griffel mit sitzender 
Narbe gekrönt.) 


Vergleiche Tafel 1307. Fig. ı der blühende Stengel und Fig. ra die Zwiebel. 
Fig. 15 ein äusseres Blumenblatt nebst Staubfaden, Fig. ıc dito das innere Blumen- 
blatt, Fig. ıd der Fruchtknoten; alle in natürlicher Grösse. 


Tulipa Maximowiczi Rg]. 
I. Sepala staminaque ad basın glabra 
a Sepala basi macula nigrescente v. atrocoeruleo notata, acuta. Pedunculus 
glaber. Folia sublinearia. Bulbi tunica exterior pergamenea subvilloso- 
barbata. 3 
Valde affınis P. linifoliae Rgl. (act. h. petrop. VIII, p. 648, tab. V fig. 1—2, a—e), 
differt tamen: Bulbi tunica pergamenea apice in collum costatum integrum v. uni, 
w. paucilobatum attenuata, apice intus hirsuto-barbata, ceterum glabra; caule foliato; 


Gartenflora 1389. 37 


foliis linearibus, alternis pedunculo brevioribus, extus concavis, intus canaliculatis, 
omnibus erectis (nunquam undulatis), viridibus, rubro-marginatis, margine minute 
pilosulo-ciliolatis, inferioribus usque Iı cm longis, bası 6— 10 mn latis, apicem versus 
sensim attenuatis; floribus miniato-purpureis; sepalis bası macula atrocoerulea ob- 
longa albo-marginata pictis: exterioribus obovatis ex apice rotundato apiculatis: 
interioribus ovato-oblongis attenuato-acutis, quam exteriora paullo longioribus; ovario 
trigono, oblongo, apicem versus attenuato, ad angulos fusco, stigmate sessili trigono 
terminato. — Filamenta linearia, teretia, atrocaerulea, ovarıum tempore flores- 
centiae subaequantia; antherae oblongae, ovarium paullo superantes; filamento 
breviores. 
Patria Buchara orientalıs. 
T. linifolia differt: 
Bulbi tunica exteriore apice barbata; foliis confertis, undulatis, recurvato- 
patentibus terram subadpressis, sepalis omnibus ovatis ex apice rotundata 
apiculatis, ovarıo stylo brevi terminato. 


506 i E. Regel: Zwei neue Tulpen aus Buchara. 


2. Tulipa Batalini Rgl. 
Hierzu Tafel 1307, Abbildung 2. 


Genannt nach meinem geehrten Kollegen, Herrn Professor BATALIN und 
mit der vorhergehenden aus dem östlichen Buchara eingeführt. 

Gehört zu der Abteilung der Tulpen mit am Grunde kahlen Blumen- 
blättern und Staubfäden, mit gleichfarbigen, am Grunde ungefleckten Blumen- 
blättern, welche bei unserer Art ein schönes Hellgelb besitzen, kahlen Blüten- 
stiel, linien-lanzettlichen Blättern und zeichnet sich durch die runde Zwiebel 
aus, deren äussere pergamentartige, schwarzbraune, die ganze Zwiebel um- 
fassende Zwiebelhaut nur oben wenig eingeschnitten-lappig ist und hier einen 
kurzen, fast wolligen Bart trägt, ausserdem aber kahl ist. Stengel nebst 
Blütenstiel oberhalb der Erde ungefähr 14 cz lang. Blätter stehen zerstreut 
zu 5 am Stengel, alle grün, durchaus kahl und nicht gerandet; die untersten 
werden 0,75—1,25 cm breit und bis IA cm lang, nach oben allmählich schmaler 
und kürzer. Blumenblätter verkehrt länglich-oval, stumpf, nach der Spitze 
zu oft ausgeschweift oder zuweilen unregelmässig abgeschnitten. Staubfäden 
linear, stielrund, gelb, so lang als der länglich-elliptische, zusammengedrückte, 
grüne, 3seitige Fruchtknoten. Narbe sitzend. 


Tafel 1307. Fig. 2 die Pflanze und Fig. 2a die Zwiebel, Fig. 25 zwei Blumen- 
blätter nebst Staubfäden und Griffel. Natürliche Grösse. 


Tulipa Batalinı Rgl. 
I. Sepala staminaque ad basın glabra. 
c. Sepala macula basiları carentia, subobtusa. Bulbi tunica ex- 
terior apice intus dense fusco-lanato-barbata. Pedunculus 
glaber. Folia inferiora lineari-lanceolata. 
Ab omnibus speciebus hujus sectionis bulbi tunicis apice tantum fusco-lanato- 
barbatis ceterum glabris, floribus luteis erectis diversa. 
Bulbi globosi tunica externa papyracea fusca, apice parce incisa, intus apice 
dense fusco-lanato-barbata, ceterum glabra. Caulis pedunculusque glabri, incluse 


E. Regel: Zwei neue Tulpen aus Buchara. 507 


pedunculo supra terram circiter I4 cm altus. Folia 5 lineari-lanceolata, inferiora 
eirciter ı2 cm longa, basi 0,75 — 1,25 cm lata, plana, viridia, immarginata, omnino 
glabra, a basi ad apicem acutum sensim attenuata, superiora sensim breviora 
angustioraque. Flos pallide flavus. Sepala oblongo-obovata, obtusa, apicem versus 
saepe repanda v. rarius irregulariter subincisa. Filamenta linearia, teretia, ovarium 
subaequantıa, flava; antherae lineari oblongae, filamento triplo breviores. Ovarıum 
elliptico-oblongum, compresso-trigonum, viride, stigmate trilobo sessili coronatum. 
E Buchara allata. 


Beide Arten gehören zu den schönen frühen Tulpen, welche auf trockenem 
Standorte im gewöhnlichen Gartenboden gut gedeihen. Nach dem Abtrocknen 
des Krautes werden die Zwiebeln aus dem Boden genommen, an einen 
trockenen Platz aufbewahrt, bis man sie vor dem Eintreten der Fröste wieder 
ungefähr 6 cz unter die Oberfläche des Bodens einpflanzt und vor dem Ein- 
treten des Winters mit einer Laubschicht vor dem Froste schützt. Wir 
wiederholen, dass diese Laubschicht im Frühjahre sofort fortgenommen 
werden muss, sobald das Wetter wärmer wird, denn sonst wachsen alle früh- 
zeitigen Zwiebeln Turkestans in die Laubschicht hinein und ihr Flor wird 
dann beim verspäteten Aufräumen des Laubes bedeutend beeinträchtigt oder 
ganz verdorben. 

Eine dritte, der T. linifolia ähnliche Tulpe kultiviert Herr DAMMANN in 
St. Giovanni a Teduccio bei Neapel. Derselbe hat dieselbe vom Libanon 
eingeführt. Von T. linifolia unterscheidet sie sich durch nicht wellige Blätter, 
spitze, schmallanzettliche Blumenblätter und sitzende Narbe, — von unserer 
T. Maximowiezi durch am Grunde des nur 6c7z2 hohen Blütenstiels zusammen- 
gedrängte Blätter, schmalere Blumenblätter, die alle untereinander gleich, 
einen viel grösseren, lanzettlichen, schwarzblauen Fleck am inneren Grunde 
der Blumen und die äussere, auf ihrer ganzen inneren Seite lose zottig be- 
haarte Zwiebelschuppe. 


Zum hundertjährigen Geburtstage Lennes. 
Hierzu Abbildung 76 (Porträt). 


Am 29. September d.]J. waren es 100 Jahre, seit PETER JOSEPH LENNE zu 
Bonn das Licht der Welt erblickte. Sohn eines sehr gebildeten Gärtners und 
aus einer alten Gärtnerfamilie stammend, hatte er schon früh das echte gärt- 
nerische Streben nach Vervollkommnung in sich aufgenommen. Mit 22 Jahren 
ging er nach Paris, wo er unter DURAND auch architektonischen Studien ob- 
lag, dann nach der Schweiz, weiter nach München zu SKELL, und zurück 
nach Bonn. Am 15. Februar 1816 wurde er als »Gartengeselle« nach Saussouci 
berufen, wo er unter dem Oberbaurat SCHULTZE, damals Gartendirektor, 
arbeitete. Schon im folgenden Jahre ward er als »Garteningenieur« vereidigt 
und bereits 1822 zum Königlichen Gartendirektor ernannt, als welcher er 


37 


508 3 Zum hundertjährigen Geburtstage Lennes. 


6 Jahre neben SCHULTZE, später aber allein thätig war. Seit 1847 Mitglied 
des Königlichen Landes-Ökonomie-Kollegiums, später Ehrenmitglied der 
Akademie der Künste und Ehrendoktor der Universität Breslau, wurde er 
1854 zum Generaldirektor der Königlichen Gärten mit dem Range eines 
Rates II. Klasse ernannt, und starb am 23. Januar 1866. Was er in dieser 
langen Zeit für Potsdam, für Berlin, für ganz Deutschland geleistet, dess 
sind die herrlichen Anlagen, namentlich in Potsdam Zeuge, vor allem Glinicke, 
Charlottenhof, Marly u. s. w. 

Der Verein zur Beförderung des Gartenbaues aber hat ganz besondere 
Ursache, des grossen Meisters in Dankbarkeit zu gedenken, denn er war, 


PETER JOSEPH LENNE, geb. d. 29. Sept. 1789 zu Bonn, gest. d. 23. Jan. 1866 zu Potsdam. 


wenn auch nicht im strengsten Sinne des Wortes Mitbegründer des Vereins, 
doch eines der ältesten Mitglieder, da er gleich in der ersten Sitzung am 
I. Dezember 1822 als Mitglied vorgeschlagen und laut der Matrikel des Ver- 
eins am 23. Januar 1823 aufgenommen wurde. Vor allem aber war er eines 
der thätigsten und einflussreichsten Mitglieder und von 1824 bis 1833 zweiter 
Stellvertreter, von 1833 bis 1850 erster Stellvertreter des Direktors. — Auf 
seine Anregung entstand die Königliche Landesbaumschule und die Königl. 
Gärtner-Lehranstalt, an welch beiden Anstalten der Ver. z.B. d. G. noch heute 
durch ein Mitglied im Kuratorium vertreten ist. 

Wie LENNE neugestaltend auf unsern landschaftlichen Stil hingewirkt, 
wie er die Potsdamer Schule geschaffen, die von seiner »rechten Hand, 


H. Gilbert: Kugelkakteen. 509 


von JOH. GUSTAV HEINR. MEYER so schön weiter gebildet wurde, ist all- 
bekannt. | 

Der Ver. z.B.d.G. hat beschlossen, am Sonntag den 29. September einen 
Kranz am Grabe in Bornstedt bei Potsdam niederzulegen, wobei der Nachfolger 
LENNEs, der Königl. Hofgartendirektor JÜHLKE die Rede halten wird. Der 
Gartenbau-Verein von Potsdam aber, der LENNE auch mit vollstem Recht 
den Seinen nennen darf, hat die Berliner Vereine freundlichst eingeladen, 
einer ausserordentlichen Versammlung am 29. September in Potsdam beizu- 
wohnen, in welcher der Königl. Garten-Intendantur-Sekretär BETHGE einen 
Vortrag über das Leben und Wirken LENNEs halten wird. 


Kugelkakteen. 


Von H. Gilbert, Rektor in Berlin. 


Schon als ızjähriger Knabe sah ich in Westfalen einem geschickten 
Gärtner, der im Frühlinge fingerdicke Rosenstöcke und Wildlinge von Obst- 
bäumchen kunstgerecht zuschnitt oder auch abschnitt und auf verschiedene 
Art veredelte, mit grosser Aufmerksamkeit und Bewunderung zu. Alle paar 
Tage besuchte ich die Stämmichen wieder und freute mich, wenn die edlen 
Knospen dicker und grüner wurden, Blättchen entwickelten, oder gar lange, 
kräftige Triebe ansetzten. Bald versuchte ich selbst mit vieler Mühe, Wild- 
linge in grosser Zahl zu bekommen, und es machte mir unaussprechliche 
Freude, wenn der Erfolg die Arbeit und Mühe des Pfropfens lohnte. Wieder- 
holt besuchte ich im Sommer täglich, zum Verdrusse meines Vaters das 
üppige Gras des Baumhofes beschädigend, meine verbundenen Lieblinge, die 
mehr, als ich es erwarten durfte, thaten, was ich wünschte. Hätte mein 
Vater mit einiger Beobachtungsgabe und erzieherischem Sinn meine unwider- 
stehliche Neigung erkannt, so würde er einen Gärtner aus mir gemacht 
haben. Aber es kam anders. Indes die Freude am Veredeln und am Pflanzen 
überhaupt ist mir bis ins Mannesalter geblieben. 

Nun kann ich in meiner jetzigen Stellung in der Hauptstadt über ein 
Gärtchen verfügen, aber es eignet sich wegen Mangel an Luft und Licht 
leider nicht zur Anpflanzung edler Gewächse, wie Rosen und Obstbäume. 
Da ich aber der einmal geweckten und genährten Lust am gärtnerischen 
Thun dennoch Genüge leisten musste, so verfiel ich auf die Zucht der 
stacheligen Kinder Floras, der Kakteen. Nicht die hochwachsenden Arten 
mit den dicken, fleischigen Blättern und wundervollen Blüten, die Phyllo- 
kakteen, die viel Raum beanspruchen und deren gewöhnlichste Vertreter 
häufig die Blumenbretter der Bauernhäuser schmücken, züchte ich, sondern 
die niedrig und breitwachsenden Kugelkakteen; vornehmlich sind es die 
Echinokakteen und Mammillarien, die ich seit Jahren pflanze, im Wachstum 
erhalte und auch teilweise zur Blüte bringe. 


> . 


5Io : H. Gilbert: Kugelkakteen. 


Ein ungewöhnlich grosses Blumenbrett, vor einem nach Südosten ge- 
legenen Fenster angebracht, bietet hinreichend Raum für 40—50 kleine und 
mittelgrosse Pflanzen; 4—6 alte, grosse Exemplare seltener Art finden sich 
sogar darunter. Es würde nicht möglich sein, in so grösser Zahl irgend eine 
andere Pflanzenart gesellig auf einem einzigen Fensterbrett zu kultivieren; 
nur bei den langsam- und niedrigwachsenden Kugelkakteen ist dies angäng- 
lich, und dies ist wohl der Hauptgrund, der mich zu ihnen führte. Unkundige, 
die meine Zöglinge in der Zeit des Wachstums betrachten, bewundern stets 
neben der verhältnismässig grossen Menge der Pflanzen, die Mannigfaltigkeit 
derselben und die Verschiedenheit der Bestachelung in Bezug auf Farbe, Form 
und Grösse. Ich pflege aber meine Pflanzen nicht so treu, um sie von anderen 
anstaunen zu lassen, sondern um selbst an ihnen meine herzliche Freude zu 
haben, um sie während ihres Wachstums in den Mussestunden zu beobachten 
und den Fortgang ihres Gedeihens täglich zu verfolgen. Sie lohnen meine 
fürsorgliche und angenehme Arbeit in reichem Masse, lassen sich veredeln, 
blühen und tragen sogar Früchte, die es mir möglich gemacht haben, mit 
der Zeit auch eine kleine Kakteenbaumschule anzulegen, und dies alles auf 
dem grossen Blumenbrett unter einer höchst einfachen Glasbedachung. In 
dem ungewöhnlich warmen Sommer d. J. zeigt meine auserlesene Sammlung 
nicht nur I0—I6jährige Pflanzen, sondern auch drei niedrige Schalen voll von 
Säamlingen, die, aus selbsterzeugstem Samen entstanden, im Monat Mai die 
ersten Würzelein willig in den sandigen Boden senkten. Selbstverständlich 
kann ich wegen Raummangel diese kleinen, reizenden, stacheligen Pflänzchen 
nicht alle selbst grossziehen: ich freue mich, mit Bekannten und Verwandten 
meinen Segen zu teilen, verkaufe auch dann und wann den Überschuss, oder 
gewinne durch Tausch immer neue Sorten für mein kleines Treibhaus. Wo 
sind denn aber stets neue Arten dieser exotischen Pflanzen zu haben? Die 
einzige Antwort ist: bei dem Kunstgärtner Herrn HILDMANN in Birkenwerder 
an der Nordbahn bei Berlin. Diesem schlichten, aber gebildeten und wohl- 
erfahrenen Sohne Thüringens, der lange Jahre in Frankreich, meist in Lyon 
seine diesbezüglichen Kenntnisse sammelte, fühle ich mich zu grossem Danke 
verpflichtet für seine verständige und sachgemässe Unterweisung, zu der ich 
ihn stets willig fand. Herr H. hat auf einem Teile seines über 60 Morgen 
grossen Landbesitzes in Birkenwerder seit langer Zeit eine Kunstgärtnerei in 
Betrieb, in welcher ausschliesslich Kakteen gezüchtet werden. Fast ganz 
Europa ist der Markt, auf welchen er seine stacheligen Pflanzen versendet. 
Seine Warmhäuser und die vielen Erdkästen gestatten freilich, sämtliche 
Arten der sogenannten Fettpflanzen zu kultivieren: Pelecyphoren, Cereen, 
Mammillarien, Echinokakteen, Echinopsen, Pilocereen, Echinocereen, Pereskien, 
Aloen, Agaven u. s. w. 

Liebhaber der Kakteen wissen meist, dass er aller Meister ist und in 
Bezug auf Kakteenzüchterei wenigstens in Norddeutschland unerreicht dasteht. 


H. Gilbert: Kugelkakteen. 5II 


Auch sämtliche botanische Gärten stehen ihm- hierin nach. Weit leichter 
wird es aber auch Herrn H., in der reinen Landluft und bei der höchst 
günstigen Lage seiner Anlagen, in welchen die üppig gedeihenden Pflanzen 
vom frühesten Morgen bis um 8 Uhr abends die ganze Sonnenwärme der 
langen Sommertage geniessen, diese Kinder der heissen Striche Amerikas 
zu freudigsem Wachstum und herrlicher Blüte zu bringen. Grünen, saftvollen 
Gurken und riesigen Kürbissen ähnlich, sieht man in Birkenwerder viele 
Tausende dieser Bewohner Mexikos, Brasiliens u. s. w., in ihre Stachelbündel- 
panzer verschiedenster Grösse, Gestalt und Farbe gehüllt, so üppig gedeihen, 
wie es in höherem. Grade in der heissen Zone kaum möglich sein dürfte. 
Die meisten nennenswerten Kakteensammlungen Deutschlands, mit Ausnahme 
derjenigen des Grossindustriellen GRUSON in Magdeburg, habe ich besichtigt, 
aber nirgends so schöne Pflanzen, solch freudiges Gedeihen wahrgenommen, 
als in HILDMANNs Kunstgärtnerei. Dieselbe specieller zu beschreiben, ist 
nicht der Zweck dieser Zeilen; es liegt mir vorerst daran, den Liebhabern 
der Kugelkakteen, die gleich mir nicht über rationell eingerichtete Warm- 
häuser in günstigster Lage verfügen können, nach meinen schwachen Kräften 
darzulegen, auf welche Weise man auch Erfreuliches, wenigstens Befriedigendes 
erreichen kann, wenn man seinen Lieblingen eine weit weniger günstige Lage 
mit unreiner Luft und kürzerer Dauer der lebenweckenden Sonnenwärme an- 
zubieten gezwungen ist. Ich wünsche zunächst, dass es mir gelänge, die 
Zahl der dilettierenden Züchter dieser höchst eigentümlichen und bei einiger 
Pflege Methusalems Alter erreichenden Kugelkakteen zu vergrössern. Es 
verdienen diese Pflanzen eine grössere Beachtung, als ihnen heute im all- 
gemeinen zu teil wird. Gar viele werden, so vermute ich, nach einigen miss- 
lungenen Versuchen diese Liebhaberei aufgegeben haben. Beharrlichkeit aber 
führt stets, auch hier zu sicherem Ziele. 

Mit drei zweijährigen, harten, d. i. leichtwachsenden, wallnussgrossen 
Echinokakteen machte ich vor Jahren im Monat Mai den Anfang. Es waren: 
Ech. Ottonis, Ech. cachetianus und Ech. tabularis. (Preis zusammen 3 Mk.) 
Genau nach der Vorschrift des Herrn H. behandelte ich die drei kleinen 
Pflanzen. Sie wuchsen im Wohnzimmer an sonnigem Fenster zwar mässig, 
aber sichtlich. Der Sonnenschein erwärmte die kleinen Töpfe leider nur von 
6 Uhr bis gegen die Mittagszeit. Im nächsten Frühling entnahm ich eine 
grössere Zahl, aber nur junge Pflanzen und liess ihnen ein kleines Heim vor 
einem grossen Fenster in Gestalt eines Blumenbrettes ohne hohes Geländer für 
wenig Geld herrichten. Der Klempner musste mir dann nach Vorschrift ein 
circa 82 cm langes, 50 cm breites, dicht am Fenster 36.c7n, nach aussen aber nur 
16 cm hohes Glashäuschen herstellen. Dasselbe hat oben zwei bequeme Griffe, 
ist unten offen und lässt sich mit Leichtigkeit über die in Reih und Glied 
aufgestellten Töpfchen stülpen und ebenso leicht wieder abnehmen. Für die 
nötige Lüftung hat der Klempner auf einfache Weise gesorgt. Vorn unten 


512 H. Gilbert: Kugelkakteen. 


und dicht am Fenster oben sind Schieber angebracht, welche Luftlöcher 
öffnen, um die äussere Luft zuzuführen und je nach Bedarf die zu grosse 
Hitze im Innern bei sonnigem Wetter abzuleiten, durch die man aber auch 
die Öffnungen teilweise oder ganz wieder schliessen kann, je nachdem dies 
angezeigt erscheint. 

Wenn ich mich nun anschicke, nachdem ich durch eine Reihe von Jahren 
vielfache Erfahrungen gesammelt und zum Teil erfreuliche Erfolge erzielt 
habe, die heutige Pflege meiner 46 schönen Pflanzen genauer anzugeben, so 
sei es mir gestattet, mit dem Herbste zu beginnen. 

»Die sind ja wunderschön«, musste ich oft solche sagen hören, die 
meine kleine Sammlung im Sommer und teilweise blühend sahen, »aber wie 
überwintert man sie denn?« 

Die Winterpflege ist bei keiner Pflanze so einfach, so gering, als bei 
diesen Kakteen. Ende September, wenn die Herbstkälte aber später als 
gewöhnlich eintritt, auch wohl erst Mitte Oktober nehme ich die Töpfe mit 
den Pflanzen ins Zimmer, setze sie alle dicht neben einander auf ein grosses 
Brett, das sonst zum Auftragen der Speisen dient und stelle dies mit sämt- 
lichen Pflanzen auf einen Tisch am Fenster eines solchen Zimmers, das nie- 
mals geheizt wird. Damit sie nicht vom Staub verunziert werden, stülpe ich 
auch hier dauernd das Glashäuschen über sie, gebe aber möglichst viel Luft, 
damit wenigstens die Stubenluft Zutritt hat. Bei einer Aussentemperatur bis 
herab zu +6°R. öffne ich auch tagsüber das andere Fenster dieses Zimmers. 
Bleibt die Witterung kalt, so höre ich überhaupt für den ganzen Rest des 
Herbstes und auch den ganzen Winter auf zu giessen. Die Pflanzen (Fett- 
pflanzen) bleiben — aufs allerbestimmteste versichere ich es — dabei ganz 
gesund, schrumpfen nur etwas ein, faulen aber nicht, was beim Winterguss 
leicht geschieht. Meine Kakteen führen im Winter ein ähnliches Leben wie 
der Dachs: sie leben von ihrem eigenen Fette. Tritt dagegen nach der 
Hereinnahme der Kakteen im Herbste noch anhaltend gutes Wetter ein mit 
etwa + IO’R. Aussentemperatur, so giesse ich auch wohl noch einmal, oder‘ 
einigemal, wenn die Erde der Töpfe ganz ausgetrocknet ist. Dies ist jedoch 
stets ein kleines Wagnis, denn die Pflanzen vertragen um diese Zeit Feuchtig- 
keit weniger gut, namentlich wenn es bald nach dem Gusse kälter wird. Bei 
Kälte hüte man sie vor Nässe! Schon bei + 8° Aussentemperatur ist zu 
giessen nicht mehr ratsam. Sicher aber giesse ich vom 20. November bis 
Ende März niemals. 

Dagegen nehme ich im Winter alle vier Wochen einmal die Glashülle 
ab und übersprühe die Pflanzen ringsum mässig mit 14— 16gradigem, weichem, 
reinem Wasser durch einen Refraicheur. Das Übergiessen würde die Erde 
zu sehr nässen. Das Übersprühen verrichte man aber in einer warmen 
Stube, lasse auch die Pflanzen hier stehen, bis sie abgetrocknet sind und. 
bringe sie dann wieder an ihre alte Stelle. Sollte Ungeziefer auf den Köpfen 


H. Gilbert: Kugelkakteen. 513 


der Pflanzen sich zeigen, so muss man das Übersprühen in kürzeren Zwischen- 
räumen wiederholen. Dies ist die ganze Winterpflege. 

Wende man nicht ein, so karge Nahrung in langer Zeit sei Unnatur. 
Gesund und schön bleiben die Pflanzen dabei. Wer sie aber den Winter 
dauernd in die geheizte Stube nimmt, sie ab und zu begiesst, (was in diesem 
Falle nötig ist) der erhält unschöne Pflanzen. Denn die Kakteen wachsen 
dann etwas, aber kümmerlich, erzeugen ganz winzige, schwächliche Stachel- 
bündel, die denen gar nicht ähnlich sind, welche die kraftgebenden Sonnen- 
strahlen des vergangenen Sommers hervorgebracht haben. 

Wenn der Winter ein besonders strenger ist und die Zimmertemperatur 
sinkt da, wo die Pflanzen trocken stehen, bis unter +4°R., was bei 
mir fast nie der Fall ist, so mag man einmal von sehr mässiger Ofen- 
heizung Gebrauch machen, oder dieselben vorübergehend an einen etwas 
wärmeren Ort stellen. In den letzten drei Jahren habe ich freilich auch dies 
nicht einmal nötig gehabt. Eine bald vorübergehende Temperatur von +4 
bis 42° schadet den Pflanzen auch nicht, vorausgesetzt natürlich, dass die 
Erdballen der Töpfe ganz trocken sind. 

Zeigen nun im März oder April bereits einige Arten durch ein frischeres 
Grün am Kopfe das beginnende Treiben an, so nehme ich sämtliche Gewächse, 
welche ich umzupflanzen gedenke, aus den Töpfen, beseitige die Erde, wasche 
auch wohl manchmal die Wurzeln der wertvollsten Pflanzen in 14— 16gradigem 
Wasser ab und kürze an allen die Wurzeln etwas durch Schnitte mit scharfem 
Messer; etwa faulige Wurzeln oder Wurzelstöcke beseitige man ganz. Uhnter- 
lässt man das Kürzen, so wird man zum Schaden der Gewächse gezwungen 
sein, beim Einpflanzen zu grosse Töpfe zu nehmen. Nachdem dann die 
wunden Schnittflächen der Pflanzen S—ı4 Tage lang in einer wenigstens 
+ ı2gradigen Stube getrocknet sind, beginne ich mit der Neueinpflanzung. 
Ein Paar alte, lederne Handschuhe und ein Blechlöffel leisten mir dabei gute 
Dienste. Das Umpflanzen der kleineren Gewächse erfolgt alljährlich. Nun 
ist es vorerst angezeigt, die geeignetste Erdmischung für Kakteen anzugeben. 

Alte, ungebrauchte Laub- oder Mistbeeterde nehme ich zu zwei Teilen, 
dazu einen Teil verwitterten Lehm, der recht lange im Freien gelegen und 
dadurch alle Säure verloren hat und einen Teil weissen, scharfen Gärtnersand. 
Hierzu füge ich, die Erde poröser zu machen, noch etwas Holzkohle, in 
linsengrosse Stückchen zerschlagen. Der alte, mürbe Lehm verhindert das 
Faulen der Wurzeln und nährt zugleich. Etwas alte Holzerde, die sich zu- 
weilen auf Holzplätzen leicht finden lässt, ist ebenfalls mit Nutzen zu ver- 
wenden. Neben oder statt der Holzkohle lässt sich auch kleingeschnittenes 
Torfmoos, Sumpfmoos (Sphagnum) sehr vorteilhaft benutzen. Es verfault 
nicht und macht die Erde noch lockerer. Gegen die Heideerde, die vielfach 
verwendet wird, aber sehr häufig mit allerlei Ungeziefer angefüllt ist, erkläre 
ich mich durchaus. Mit dem Löffel bringe ich nun auf die etwa fingerbreite 


514 } H. Gilbert: Kugelkakteen. 


Scherbenschicht des Töpfchens soviel von der gut gemischten, fein zer- 
krümelten und halbtrockenen Erde, dass die Pflanze hinein passt, d.h. nicht 
zu hoch oder gar zu tief zu stehen kommt. Nur die Wurzel gehört in die 
Erde, nicht aber der untere Teil der kugelähnlichen Pflanze selber. Derselbe 
ruht nur leicht auf der Erde. Jedes feste Andrücken derselben ist zu ver- 
meiden. Nachdem ich zuletzt die Pflanzen, ohne sie zu begiessen, ringsherum 
besprüht habe, gebe ich ihnen vorläufig meist einen mässig hellen und 
gegen die Sonnenstrahlen etwas geschützten Platz im Zimmer, oder ich 
bringe sie, wenn das günstige Wetter dies ausnahmsweise gestatten sollte, 
gleich in das bekannte Glashaus auf dem Fensterbrett. + Io bis + 12° ist die 
niedrigste Temperatur, welche sie fortan am Tage verlangen. Sinkt in der 
Nacht auch die Temperatur bis auf -+4°R. herab, so schadet dies nichts. 
Dieser Wechsel ist ja natürlich. Gegen das Verbrennen (Weissbrennen) 
durch die Frühjahrssonne schütze ich meine Lieblinge dadurch, dass ich das 
sie deckende Glas an sonnigen Tagen durch einen nassen, in feuchte Schlemm- 
kreide getauchten Schwamm dünner oder stärker bestreiche. Diese Schutz- 
massregel ist circa IO— I4 Tage dringend nötig, denn eine einzige Stunde 
starken Sonnenbrandes verunziert oft die der Sonne zugekehrte Seite solcher 
Pflanzen, in denen der Saft sich noch wenig bewegt. Sind erst die Pflanzen 
in vollem Wachstum begriffen, so ist diese Gefahr weniger gross. Brennt 
indes in den wärmsten Monaten die Sonne besonders heiss und dauernd 
durch das helle Glas des kleinen Hauses, so überstreiche ich dasselbe stets 
von Io oder Iıı Uhr ab in derselben Weise. Ein einmaliger mässiger An- 
strich der inneren Glasflächen dürfte sich vielleicht noch mehr empfehlen. 
Freistehende Pflanzen bedürfen natürlicherweise dieses Schutzes nicht. Ist 
nun die Erde der Töpfe ausgetrocknet, so begiesse ich die Pflanzen zum 
erstenmale. Im Hochsommer giesse ich am Abend, im Frühling und Herbst 
aber des Morgens, weil dann auf den Guss nicht direkt die kältere Nacht 
folgt. Ich begiesse die Pflanzen mit abgestandenem Regenwasser, im Not- 
falle wenigstens mit weichem Wasser, welches die Temperatur der Erdwärme 
in den Tlöpfen besitzt. Gefässe mit Regenwasser stehen deshalb gewöhnlich 
auf meinem Blumenbrett. Niemals nehme man viel kälteres Wasser; gegen 
solches Wasser aber, das 2—3° mehr Wärme hat als die Töpfe, ist nichts 
einzuwenden. Jedoch künstlich erwärmtes oder gar gekochtes Wasser zu ver- 
wenden, ist unnatürlich. Auch begiesst kein erfahrener Gärtner ohne Not 
seine Pflanzen, während die Sonne sie bescheint. Die Lage meines kleinen 
Kakteenglashauses ist derart, dass die Sonnenstrahlen um halb 2 Uhr die 
Pflanzen leider schon nicht mehr treffen. Einige Stunden später, sobald die 
Temperatur der Töpfe derjenigen der äusseren Luft durch Abkühlung gleich 
geworden ist, kann man giessen. Man denke nun ja nicht, den Kakteen 
müsse man nur wenige Tropfen Wassers gönnen. Nein, ich begiesse sie 
stets gründlich, d. h. bis etwas Wasser unten aus dem Topfe läuft. Doch 


H. Gilbert: Kugelkakteen. 515 


nicht auf einmal gebe ich ihnen so viel Wasser; ich giesse zweimal oder 
noch öfter, bis endlich das Wasser unten sich zeigt. Üble Erfahrung nötigt 
mich aber anzuraten, nicht. eher einen Kugelkaktus zu begiessen, bis die Erde 
im Topfe ausgetrocknet ist. Namentlich im Frühling und Herbste ist ein so 
langes Warten durchaus geboten; im Sommer vertragen die Pflanzen ein zu 
frühes Begiessen weit eher. Ein leichter, warmer Regen fördert das Wachs- 
tum ungemein. 

Durch langjährige Übung vermag ich jetzt in zweifelhaften Fällen durch 
Aufheben und Wägen der Töpfe durchs Gefühl zu bestimmen, ob es Zeit 
sei, zu giessen oder noch nicht. Klopft man mit einem Metallstäbchen oder 
auch dem Bart eines mittelgrossen Schlüssels unten und oben an die Töpfe, 
so hört man auch leicht am Klange, welche Töpfe eines Gusses bedürfen. 
Ist man dennoch zweifelhaft, so warte man bei grösseren Töpfen lieber noch 
einen Tag, besonders bei trübem Wetter. Meine kleinsten Töpfe trocknen 
an jedem heissen Sommertage vollständig aus. Weniger Wärme (Hitze) und 
mehr Zuzug der frischen Luft ins Glashaus empfehle ich ebenfalls dringend. 
Ich sorge dafür, dass das kleine Thermometer in meinem Glashäuschen nie 
über 32° R. zeige. Die Pflanzen lieben vor allem möglichst gleichmässige 
Wärme. Denselben nach kühlen Nächten tagsüber 40° und darüber zukommen 
zu lassen, ist ganz verkehrt nach meiner Erfahrung. 

Wenn ich nun des Abends zwischen 5 und 7 Uhr diejenigen Töpfe, 
welche des Neugusses bedürfen, hinreichend mit Wasser versorgt habe, so 
übersprühe ich an sonnigen Tagen alle Pflanzen, auch die nichtbegossenen, 
ringsum mit Wasser von gleicher Temperatur. Ein Begiessen mit der Kanne 
ist weniger zu empfehlen, weil dadurch der obere Teil der Erde derjenigen 
Töpfe; die noch nicht begossen werden durften, aufs Neue durchnässt wird. 
Von jedem Dungguss rate ich entschieden ab. 

Manche meiner älteren Pflanzen, z. B. Ech. submammillosus, der nicht 
zu den gewöhnlichsten Arten gehört und dennoch seltsamerweise bei mir 
sehr freudig wächst, zeigen oft schon wenige Wochen nach dem Beginne 
der Wachstumsperiode kleine Blütenknospen, die langsam sich entwickeln 
und zu prächtigen Blüten entfalten. Künstlich befruchte ich dann durch einen 
Haarpinsel um die Mittagszeit die Narbe der Blüte, indem ich den Blüten- 
staub der einen Blume auf die Narbe einer andern streiche, falls mehrere 
Blüten sich zugleich geöffnet haben. Nach 6—7 Wochen wird der reife 
Samen gesammelt, an einem trockenen Orte überwintert, um im kommenden 
Frühjahre in niedrige, irdene Schalen mit recht sandiger Erde ausgesät zu 
werden. Mein Ech. submammillosus, eine neunjährige Pflanze, hat im vorigen 
Jahre in nur zwei Blüten zusammen über 300 Samenkörner gereift, welche 
gegenwärtig erbsengrosse Pflanzen sind und mit den vielen zierlichen Stacheln 
das Auge jedes Beschauers erfreuen. 

Im September oder Oktober, je nachdem die Witterung es erfordert, 


516 j L. Wittmack: Aechmea Mertensii Schult. fil. 


verlassen die mir willkommene Arbeit und viel Freude bereitenden Kugel- 
kakteen gleichzeitig ihr sommerliches Heim, und es beginnt dann die bequeme 
Winterpflege, wie sie vorn angegeben worden ist. 

Ich schliesse, indem ich lebhaft bedaure, dass meine Darlegung so vieler 
Worte bedurft hat und lebe der Hoffnung, dass einige derselben als keim- 
fähige Körner auf gutes Land fallen und tausendfältige Frucht bringen 
werden. 


Abbildung 77. Aechmea Mertensii Schult. f. !/,, natürl. Grösse. Hochblätter am Schaft prachtvoll 
karminrot. Fruchtknoten und Kelche bläulich; Blumen rosa, 


Aechmea Mertensii Schult. fil. 
Von L. Wittmack. 
Hierzu Abbildungen 77 und 78. 


Pflanze gross, ca. 1,30 »» im Durchmesser, mit der Rispe 75 cz hoch. 
Blätter aus breit eiförmiger, scheidiger, ganzrandiger, nur oben gezähnelter 
Basis plötzlich in eine lange, riemenförmige, im unteren Teile rinnige, im oberen 
fast flache, kurz zugespitzte Spreite verlängert, 70 cm lang, bis 8 c»z breit, 
beiderseits glänzend grün, die Scheide nahe dem Rande mit einigen wein- 
roten Tupfen, Rand mit ziemlich dichten und ziemlich kräftigen, grünen bis 
bräunlichen, am unteren Teile des Blattes abstehenden, am oberen nach vor- 
wärts gerichteten Zähnen. (Das Blatt, das ich erhalten, ist 72 ca» lang, davon 


L. Wittmack: Aechmea Mertensii Schult. fil. 517 


die Scheide 19 cm lang, bei einer Maximalbreite von 14 cm! Wenig über 
der Basis verschmälert sich das Blatt auf 6 cz, nimmt in dem rinnigen Teil 
bis auf 5,5 cm» ab, um im oberen Drittel wieder auf 7 cz Breite zuzunehmen.) 
Blütenstand eine Rispe. Schaft 30—45 cm hoch. 
Hochblätter des Schaftes zurückgeschlagen, länglich, in eine kurze, 
stechende, zurückgebogene Spitze auslaufend, 16cm lang, 5 cn breit, ganz- 


Abbildung 78. Aechmea Mertensii Schult. f£ a Zweig der Rispe. 5 einzelne Blüte. c Deckblatt. 

d Kelchblatt. e Blumenblatt mit den zwei gefransten Schüppchen und einem Staubgefäss. / Staub- 

gefäss (der Beutel zu hoch eingefügt). g Narben. % Blüte im Längsschnitt, die im oberen Winkel 

der Fächer sitzenden, langgeschwänzten Eichen im Fruchtknoten zeigend. a natürliche Grösse, das 
Übrige vergrössert, 


randig, an der Basis hell-, in der Mitte prachtvoll rosakarmin, mit einzelnen 
dunklen, karminroten Tupfen. 

Rispe fast cylindrisch, dicht, 45 cm hoch, ca. 10 cn Durchmesser, mit sehr 
zahlreichen kurzen, verzweigten, einschliesslich der Blüten nur 5 c»» langen 


518 L. Wittmack: Aechmea Mertensii Schult. fil. 


Ästen, die Äste scheinbar zweimal gabelspaltig, hin- und hergebogen, 3- bis 
5blütig. 

Die einzelnen Blüten an den hin- und hergebogenen Achsen auf einem 
etwas knotigen oder becherartig verdickten Stiel, im Winkel eines kleinen, 
breit dreieckigen, kurz begrannten Deckblattes. 

Fruchtknoten unterständig, porzellanartig graublau (wie Coix lacryma), 
länglich-eiförmig. Kelchblätter so lang wie der Fruchtknoten und ebenso 
gefärbt, oben rötlich, mit kurzer, kräftiger Stachelspitze, Blumenblätter rosa, 
zur Blütezeit wenig über die Kelchblätter hervorragend, später fast doppelt 
so lang als die Kelchblätter. 

Diese schöne Pflanze blühte bei Herrn O.]J. QUINTUS zu Groningen im 
letzten Winter, nachdem der Blütenstand schon am 6. November v.). zum 
Vorschein gekommen war. Herrn QUINTUS, aus dessen reicher Bromeliaceen- 
Sammlung wir schon zweimal in diesem Jahre Abbildungen gebracht haben“), 
verdanken wir auch die schöne Photographie, nach der unser Ansichtsbild 
gefertigt ist, sowie Blatt, Hochblätter und Blüten, nach denen ich die Ana- 
lysen zeichnete. 

Herr QUINTUS erhielt sein Exemplar von WILLIAM BULL, Chelsea, 
London, unter dem Namen Aechmea paniculigera, und unter diesem ist 
sie auch im BuLLschen Preisverzeichnis aufgeführt. BULL sagt von ihr: 
»Eine sehr schöne Bromeliacee, aus Westindien eingeführt. Blütenschaft 
mehrere Fuss hoch, rötlichpurpurn, weisskleiig, Rispe gross, zusammengesetzt, 
1—2 Fuss lang, mit zahlreichen rosaroten Blumen, deren Blumenblätter aus 
den Kelchblättern hervortreten und tief glänzend-purpurn sind, so dass der 
ganze Blütenstand sehr anziehend ist.« 

Aechmea paniculigera Griseb., deren Original im GRISEBACHschen Herbar: 
ich verglichen, hat aber viel schlankere Blütenzweige und ist überhaupt im 
Blütenstande nicht so gedrängt. Die Hochblätter des Schaftes sind gesägt, 
das Deckblättchen der einzelnen Blüten ist viel kleiner, der Fruchtknoten 
mit dem Kelche länger etc. — BAKER giebt in seiner Synopsis der Gattung 
Aechmea in Journ. of Botany 1879 bei A. Mertensii an, obere Hochblätter 
spreizend, an unserer Pflanze und auch an einer im GRISEBACHschen Herbar 
sind sie aber herabgeschlagen, wie das auch SCHULTES fil. Syst. Veg. VI 
S. 1272 (nicht 1274) angiebt. 

Herr QUINTUS bemerkt noch, dass die rosaroten Blumen zwar bald ver- 
blühen, dass aber auch nach dem Abblühen der Blütenstand mit den bläu- 
lichen Kelchen und Fruchtknoten und den roten Hochblättern des Schaftes 
noch lange ein schönes Ansehen behält. 


=) Billbergia Windii, S. 7 und Tillandsia streptophylla, S. 289. 


L, Wittmack: Die Herbstausstellung des Gartenbau-Vereins für Hamburg etc. 519 


Die Herbstausstellung des Gartenbau-Vereins für Hamburg, 
Altona und Umgegend. 
Von L. Wittmack. 


Ein fast unermesslicher Fremdenstrom wälzte sich während des ganzen 
abgelaufenen Sommers nach Hamburg, um die grossartige Gewerbe-Ausstellung 
zu sehen, die sowohl wegen der Reichhaltigkeit wie wegen des landschaftlich 
so schön hergerichteten Platzes eine hervorragende Stelle unter allen der- 
artigen Ausstellungen einnimmt. Hamburg wollte nach dem Zollanschluss 
zeigen, dass es nicht bloss eine Handelsstadt, sondern auch eine gewerbreiche 
Stadt ist, und zu dem Zwecke ward eine Ausstellung geschaffen, die nur 
Gegenstände aus Hamburg und den Nachbarstädten Altona, Ottensen, Har- 
burg, Wandsbeck und Bergedorf vorführen sollte. Gar bald that sich eine 
allgemeine Begeisterung für diese Idee, die von dem Direktor des Museums 
für Kunst und Gewerbe, Herrn Dr. BRINCKMANN zuerst angeregt, kund; die 
tüchtigsten Männer traten mit ins Komitee, an dessen Spitze Herr ALBERTUS 
Freiherr VON OHLENDORFF steht, und nicht weniger als 56000 vorher gelöste 
Dauerkarten (für Herren zu 20 Mark, Damen und Kinder zu je Io Mark) 
sicherten von vornherein einen guten Erfolg. Die höchsten Erwartungen aber 
sind übertroffen worden und der Fremdenbesuch war so stark, dass in den 
Gasthöfen oft kein Unterkommen zu finden war. So nicht bloss während 
der Haupt-Reisezeit, so noch Mitte September, wo der Gartenbau-Verein für 
Hamburg, Altona und Umgegend in der Gewerbe- Ausstellung eine grosse 
Herbstausstellung abhielt. 

Mit Recht betonte der erste Schriftführer des Gartenbau-Vereins, Herr 
SCHABERT, beim Festmahle am 14. September, dass nur der Patriotismus den 
Gartenbau-Verein bewogen habe, in den Räumen der Gewerbe - Ausstellung 
sein Heim aufzuschlagen, denn bei der grossen Beteiligung der Gärtner und 
dem karg zugemessenen Raum war eine ausserordentliche Zusammendrängung 
notwendig geworden; ja manche Aussteller, die nicht rechtzeitig angemeldet, 
mussten mit ihren Gegenständen wieder abziehen, und selbst ein Mitglied 
des Verwaltungsrates, Herr F. KRAMER, zweiter Schriftführer, liess, um anderen 
mehr Platz zu lassen, einen ganzen Wagen der schönsten Pflanzen aus dem 
JEenıscHschen Garten wieder nach Hause fahren! 

Die Hamburger Gewerbe- Ausstellung ist auf einem Teil des Walles, 
zwischen Millern- und Holstenthor und auf dem gegenüberliegenden Terrain 
errichtet, so dass sich zwischendurch der Stadtgraben schlängelt. Sie 
gewährt in landschaftlicher Hinsicht daher ein ähnliches Bild, wie die grosse 
internationale Gartenbau-Ausstellung 1869, die etwas weiter südlich am Stadt- 
graben, zwischen Millernthor und der Elbe stattfand. Die steilen Böschungen 
des Stadtgrabens sind von Herrn Landschaftsgärtner JÜRGENS jun., dem sein 
Vater, welcher 1869 die Anlagen geschaffen, mit Rat zur Seite stand, in 


520 L. Wittmack: Die Herbstausstellung des Gartenbau-Vereins für Hamburg ete. 


geschickter Weise in eine gärtnerische Anlage englischen Stils umgeschaffen, 
aus der die zahlreichen Ausstellungsgebäude mit ihren reichen Türmchen, 
nicht minder auch die vielen — fast zu vielen — Restaurationslokale sich 
malerisch abheben. Die sanfteren Abhänge sind für dauernde gärtnerische 
Ausstellungsgegenstände, namentlich Koniferen und Rosen benutzt, während 
vor dem Hauptgebäude, links und rechts von der Statue einer Walküre, zwei 
grosse Blumenbeete im regelmässigen Stil etc. sich hinziehen. 

Von den Koniferen-Ausstellern nennen wir in erster Reihe die Firma 
PETER SMITH & Co., Bergedorf, unter deren Neuheiten wir hervorheben: 
Cryptomeria japonica spiraliter falcata Max. (noch klein, selten), Taxus baccata 
Dovastoni aureo var., Pinus Strobus pumila, Chamaecyparis Lawsoniana fili- 
fera, Tsuga Hookeriana (T. Pattoniana), Picea excelsa pygmaea, Thuja occi- 
dentalis recurva nana, Picea orientalis pygmaea, Picea excelsa humilis Hort., 
Abies balsamea hudsonica Sargent, Picea nigra nana (sehr hübsch), Chamae- 
cyparis pisifera nana alba. — Ferner JOH. VON EHREN, Nienstedten, der 
ausser Koniferen auch Laubhölzer ausgepflanzt. Von seinen Koniferen seien 
erwähnt: Chamaecyparis Lawsoniana albo spicata, Picea excelsa Maxwelli 
(noch klein, vorläufig nicht schön), Picea excelsa Merkii, Abies nobilis argentea, 
Taxus baccata pendula. — Weiter G. FRAHM, Elmshorn, mit Chamaecyparis 
Lawsoniana elegans, Picea (excelsa?) aurea magnifica, Tsuga canadensis glo- 
bosa; ferner F. H. PAnn, Gross-Borstel. 

Die Rosen waren in grossen Beeten von FR. HARMS, Eimsbüttel, und 
A. GERH. RUSCHPLER, Langenfelde, ausgepflanzt, von jedem viele Hundert. 
Lorbeerbäume lieferte H. TÜMLER, Erythrina crista galli J. M. WOHLERS. 

Die beiden grossen Blumenbeete vor dem Hauptgebäude liegen vertieft 
in einem schönen Rasen, zu dem die Firma ED. HAVENECKER, Hamburg, 
den Samen geliefert, während die alte Firma ERNST & V. SPRECKELSEN nur 
bei Gelegenheit der Herbstausstellung abgestochene Stücke ihres Rasens aus 
Hamm vorgeführt. Die Blumen für die beiden Beete stammen aus der 
Gärtnerei von ERNST PREISS, Uhlenhorst, sie bestehen hauptsächlich aus rosa- 
roten Pelargonien, die einen dichten Rand bilden, während in der Mitte 
Lobelia fulgens etc. auftreten. Sehr hübsch machten sich hochstämmige 
Fuchsien auf diesen Beeten, reihenweise am Rande. Um die Walküre zieht 
sich ein grosses, kreisförmiges Beet aus dunkelblätterigen Ricinus, Canna, 
Alocasia, sowie Tropaeolum und Centaurea candidissima. Ausserdem finden 
sich noch Beete mit Astern, mit Begonien, Stiefmütterchen etc. 

Laubhölzer sahen wir ferner von R. WILFARTH, Wandsbeck, Georginen 
von H. TÜMLER, Hamburg, und HERM. LEMCKE, Altona, und bei Gelegenheit 
der Herbstausstellung von WEIDT & HANSEN, Pinneberg. 

Ganz besonders malerisch machte sich die ganze Anlage, wenn abends 
die grosse Fontäne am Abhange vor der Walküre von innen farbig erleuchtet 
wurde und der Torpedosucher (elektrisches Licht) bald diese Statue, bald 


L. Wittmack: Die Herbstausstellung des Gartenbau-Vereins für Hamburg etc. 521 


den Wasserfall, bald den Stadtgraben, bald die Festhallen etc. taghell be- 
leuchtete, oder wenn gar Sonnabends die Gegenden am Stadtgraben mit 
bunten Lämpchen und Magnesiumfackeln erleuchtet wurden. 

Dass die Ausstellung schon um ihrer landschaftlichen Schönheit willen 
besonders abends ein beliebter Aufenthaltsort der Hamburger und der vielen 
Fremden war, ist nach allem Gesagten ohne weiteres klar. Gern möchten 
wir auch von dem Inhalte der Hallen, namentlich von der grossartigen, höchst 
geschmackvoll aufgestellten Handels- Ausstellung, die so recht Hamburgs 
weitreichende Verbindungen darlegt, erzählen, doch der Raum gestattet das 
nicht. 

Wir beschränken uns auf die Herbstausstellung des Gartenbau- 
Vereins. Während die Frühjahrs- Ausstellung verhältnismässig schwach be- 
schickt war, hatten die Gärtner von Hamburg, Altona und Umgegend jetzt 
alles aufgeboten, um ihre Leistungen ins rechte Licht zu stellen, und auch 
manche Liebhaber waren mit glänzenden Leistungen vertreten, wenngleich 
auch in Hamburg die Zahl der grösseren Liebhaber etwas abzunehmen 
scheint. Im ganzen zählte man 151 Aussteller, alle wie gesagt aus Hamburg 
und Umgegend, wobei noch zu berücksichtigen ist, dass Obst, soweit es nicht 
Topfobst betraf, ganz ausgeschlossen war. 

Die meisten blühenden und Blattpflanzen, sowie die Topfobstbäume 
hatten in einem grossen Zelt am Holstenthor ihren Platz erhalten, ein Zelt, 
aus hölzernem Sprengwerk errichtet und mit wasserdichtem Leinen überzogen, 
das aber des beschränkten Raumes wegen nicht in seiner ganzen Länge hatte 
aufgestellt werden können; ein kleinerer Teil musste deshalb im Freien vor- 
geführt werden. Die Bindereien aber waren in einem besonderen, fast ebenso 
grossen, aber leider sehr dunklen Zelt untergebracht, darin auch das Gemüse 
und die Trauben. 

Fast alle Pflanzen zeugten, um das gleich im allgemeinen zu sagen, von 
guter Kultur, eigentiiche Handelspflanzen waren aber nicht sehr reichlich vor- 
handen, so fehlten z.B. Eriken, Kamellien und Azaleen, auch Ficus fast ganz; 
Neuheiten waren auch wenig vorhanden und das Beste davon, das was der Garten 
des Herrn Dr. M. RÜCKER-JENISCH, Flottbeck Park (Obergärtner F. KRAMER), 
lieferte, war aus Mangel an Raum mit in dessen gemischte Gruppe gebracht. — 
Grossartig waren die Leistungen in der Topfobstkultur von seiten des Herrn 
ROB. MARTIN SLOMANN und der Firma PETER SMITH & Co., Bergedorf. Am 
meisten nahm aber wohl aller Interesse die Binderei in Anspruch. Die 
Zahl der Einsendungen war hier so gross und der Geschmack, der dabei ent- 
wickelt, mit wenigen Ausnahmen so edel, dass die Preisrichter grosse Mühe 
hatten, das Beste unter dem vielen Guten auszuwählen. Trotzdem war das 
Preisrichteramt in kaum 3 Stunden, von 9—12 Uhr am 14. September, beendet, 
denn dank der guten Anordnung der beiden Führer, Herren SCHARNBERG 


Gartenflora 1889. 38 


522 L. Wittmack: Die Herbstausstellung des Gartenbau-Vereins für Hamburg etc, 


und DENCKER, hatten die Aussteller alle Blumenkörbe für sich, alle Vasen- 
sträusse für sich, alle Brautsträusse für sich etc. aufstellen müssen, und bei 
jedem wurde sofort der betreffende zuerkannte Preis angebracht. 

Erst nachdem die Preisrichter ihr Amt vollendet, durften die Aussteller 
die ihnen gehörigen Gegenstände auf ihren eigenen Platz bringen. Es empfiehlt 
sich dies Verfahren, das in Belgien bekanntlich fast für alle Gegenstände 
durchgeführt ist, ganz ausserordentlich. 

Sagen wir es kurz heraus: Die Hamburger Binderei hat Grossartiges 
geleistet! Allen voran CARL HOSMANN und die GEBRÜDER SEYDERHELM, 
welch letztere aus Mangel an Raum in einem besonderen Pavillon, dem des 
Tapetenfabrikanten TODE, der, nebenbei bemerkt, ganz aus Papier hergerichtet, 
ausgestellt hatten; weiter die Firmen TRAUGOTT MARSCH, GUSTAV DESE- 
BROCK, CARL AHRENS, PAUL HERRMANN, H. MUNZEL, EHLERT BIEBER, 
R. HASSEL, Frau A. KAUFMANN, A. Assıan, H. F. C. SANDER und weiter 
WILLIAM MORITZ, JOHN TRESSELT, Kunst- und Handelsgärtnerei vormals 
F. A. RIECHERS SÖHNE (Aktiengesellschaft), J. F. HELMS, J. KITZINGER, 
ERNST ROSENFELD, F. J. BECKMANN-Altona, GEBRÜDER VAN WAWEREN, 
C. MECKLENBURG (Gehilfe bei JEAN TANTS), A. BARING (Gehilfe bei 
E. NEUBERT) u. Ss. w. 

Als Kraftproben waren sehr zweckmässig zwei grössere Aufgaben gestellt: 
1. fünf Trauersymbole und 2. zehn beliebige Stücke. Für diese letztere Auf- 
gabe, die officiell eine »beste Leistung« hiess, hatten sich nicht weniger als 
neun Bewerber gemeldet, von denen sechs erschienen. Wir werden später 
Gelegenheit nehmen, an der Hand von Abbildungen auf Einzelheiten zurück- 
zukommen, heute sei nur gesagt, dass CARL HOSMANN eine ganz neue Idee 
vorführte: eine geschmackvolle Vase auf hohem Postament, beides mit grauem 
Plüsch (also marmorartig) überzogen, die Vase einen grossen Strauss aus 
Lilium auratum, La France-Rosen und Plectogyne fol. var. enthaltend, das 
Postament umrankt von einer leichten Rosen-Guirlande und an den 4 Seiten 
mit kleinen Sträussen gewissermassen als Medaillons geschmückt. — Alles 
blieb hier staunend stehen, trotz des ausserordentlichen Gedränges, und gar 
oft hörten wir die Worte: Wie edell Wie schön! 

Die anderen neun Leistungen HOSMANNs, dem der ı. Preis, ein Ehren- 
becher, zu teil wurde, enthielten ı Fächer, ı Kissen, ı Aufsatz, ı Korb, 
Sträusse, Kränze etc. 

Die GEBRÜDER SEYDERHELM erhielten für ihre Leistungen, welche von 
den Preisrichtern wegen der ausserordentlichen Leichtigkeit und Gefälligkeit 
der Bindereien den HosMAnNschen gleich geachtet wurden, die goldene 
Medaille der Gewerbe-Ausstellung. Ihre zehn Arbeiten bestanden vor 
allem aus einem Gemälde, einem sogenannten Stillleben, d. h. einer Staffelei 
mit Rahmen, der Erfindung der Herren SEYDERHELM, die nun seit mehreren 
Jahren gar viele ihnen nachgeahmt haben, ferner aus schönen Aufsätzen, 


H. Zabel: Aus den Gärten der Forst-Akademie Münden. 523 


einem höchst zierlichen Korb mit Mohnblumen, Kornblumen und Chrysan- 
themum, herrlichen Kränzen etc. 

Ganz besonders muss noch die Opferwilligkeit der Hamburger Blumen- 
händler anerkannt werden. Sie hatten zum teil grosse Mengen der wert- 
vollsten Blumen verwendet, wir zählten an einem grossen Korb z. B. etwa 
100 rote Lapagerien (etwas zu viel!), an einem andern 30 weisse, ganz zu 
geschweigen der vielen Orchideen, und doch waren die Preise, mit Ausnahme 
etwa der ersten, meistens niedrig. 

Wünschen wir, dass in Berlin im nächsten Frühjahr eine ähnliche glän- 
zende Leistung in der Binderei zur Geltung komme. Wir leben der besten 
Zuversicht und hoffen sogar auf einen lebhaften Wettkampf unter den ver- 


schiedenen Städten Deutschlands. 
(Fortsetzung folgt.) 


Aus den Gärten der Forst-Akademie Münden. 


Kürzere Mitteilungen über neue oder kritische Pflanzen derselben. 
Von H. Zabel in Münden. 
(Fortsetzung.) 


VI. 


Lonicera misera Zbl. = L. micrantha X Xylosteum. 


Im Habitus und Belaubung der L. Xylosteum L. ähnlich. Blüten klein, meist 
verkümmert (kleistogam), an der Basis gehöckert, weisslichgelb mit rötlichem An- 
flug, röhrenförmig oder schwach keulenförmig, seltener an der Spitze erweitert und 
2—5lappig, noch seltener 2lıppig mit schmal-linealen Zipfeln, von denen der die 
Unterlippe darstellende Zipfel meist doppelt länger ist; Beeren rot. Sämlinge 
zeigten bis jetzt nur geringe Abweichungen in der Form und Behaarung der Blätter, 
nicht in den Blüten. Als L. Xylosteum erhalten und auch von mir aus Samen der 
L. micrantha Trautv. in etwas abweichenden, noch näher zu beobachtenden Formen 
erzogen. 

Lonicera permixta Zbl. = L. micrantha X tatarica. 

Mit der vorigen Bastardform aus Samen der L. micrantha Trautv. von mir 
erzogen und durch die Blattform und die meist ziemlich grossen Blüten, die an 
dem einen Strauche weiss, an einem andern fleischfarben und an einem dritten 
rosafarben sind, den Einfluss der L. tatarıca L. verratend. Noch weiter zu beob- 
achten. 


Lonicera minutiflora Zbl. = L. micrantha X Morrowi. 


Aus Samen der L. Morrowi A. Gr. von mir erzogen, durch weit kleinere und 
in der Form an L. micrantha Trtv. erinnernde Blüten von der Mutterpflanze ver- 
schieden. Mittelhoher sparriger, dünn behaarter Strauch; Blätter kräftiger Triebe 
kurz (4mm lang) gestielt, eiförmig-lanzettlich bis länglich-eiförmig, spitz, bis 6 cm 
lang und 22— 24 mm breit, gewimpert, auf der helleren, netzig geaderten Unterseite 
stärker behaart als auf der später fast kahlen Öberseite; Blätter der oberseits 
dunkelvioletten Blütenzweige kleiner, schmal länglich, an beiden Enden zugespitzt, 
bis 30cm lang und 10o—ı2 mm breit; Blütenstiel schlank, 14—ı8 mm; Deckblätter 2, 

38* 


524 i H. Zabel: Aus den Gärten der Forst-Akademie Münden. 


schmal linealisch, länger als die Kronenröhre, gewimpert; Deckblättchen 4, schmal- 
eiförmig oder linealisch, kahl, wenig länger als die freien, kahlen Fruchtknoten; 
Kelchrand bis zur Basis in fünf ansehnliche Zähne geteilt; Blüten Ende Mai, sehr 
zahlreich, weissgelblich-Neischfarben, fast kahl; Röhre kaum gehöckert, schmal- 
trichterförmig, 3—4 mm lang, Saum wenig länger, zweilippig; Oberlippe mit vier 
linealischen, meist ungleich tiefen Lappen; Unterlippe linealisch; Staubgefässe 
unterwärts feinhaarig, kürzer als der Kronensaum und als der ganz behaarte 
Griffel; Narbe gross, flach 3—4lappig; Beeren klein, rot, sparsam zur Ausbildung 
gelangend. 
Zierliche und sehr reichblühende Form. 


Lonicera salicifolia G. Dieck (als Varietät) = L. micrantha X Ruprechtiana. 


Von Dr. G. Dieck aus Samen der L. Ruprechtiana Rgl. erzogen und als 
L. Ruprechtiana var. salicifolia hort. Zoesch. im Haupt-Katalog 1885, S. 47, ver- 
zeichnet. 

Hoher schlankästiger, fast kahler Strauch. Blätter kräftiger Laubtriebe schmal- 
lanzettlich und aus etwas verbreiterter Basis lang zugespitzt, ohne den 5 22 langen 
Stiel bis ıı ca» lang und im unteren Drittel 20o—22 m breit, am Rande und in 
der Jugend auch unterseits etwas behaart, sonst kahl. Blüten Anfang Juni, klein, 
2lippig, weisslichgelb, ledergelb verblühend, kürzer als ihr schlanker Stiel; Deck- 
blätter linealisch-pfriemenförmig, meist so lang als die Kronenröhre, mit einzelnen 
Wimpern und Drüsen besetzt; Deckblättchen 4, länglich, stumpf, am Rande mit 
einzelnen kurzgestielten Drüsen, halb so lang als die freien, kahlen Fruchtknoten; 
Kelchrand mit 5 grossen ungleichen Zähnen; Kronenröhre ohne Höcker, schlank, 
etwa 4 mm lang, aussen kahl; Oberlippe 5—6 mm lang, 4lappig bis 4spaltig mit 
linealen Lappen; Unterlippe lineal; Kronensaum aussen fast kahl, innen namentlich 
nach den oberen Enden zu gewimpert und zerstreut behaart; Griffel zottig behaart, 
länger als die sparsam behaarten Staubfäden; Antheren meist verkümmert; Frucht 
nie bemerkt. 

Durch die verkümmerten Antheren als Bastard, und durch dıe Form und 
Kleinheit der Blüten als solcher von L. micrantha Trtv. indiciert. Die Belaubung 
ist schön und eigentümlich, aber die Blüten sind unbedeutend und erscheinen dazu 
sehr vereinzelt. 


Lonicera micrantha Trautv. (als Varietät). 

Hoher Strauch; junge Triebe fast kahl; Blätter kurz gestielt, länglich-oval bis 
verkehrt-eiförmig, an der Basis meist abgerundet, seltener etwas in den Blattstiel 
verschmälert, am oberen Ende kurz zugespitzt; 5—6,5 cn lang und 3—4,5 cm breit, 
am Rande gewimpert, beiderseits fast kahl oder sparsam behaart und oberseits oft 
fein weisslich punktiert, diejenigen der Blütenzweige meist wenig kleiner; Blüten 
ziemlich klein, Mitte Mai, etwas kürzer als ihr schlanker Stiel, letzterer 3—4mal 
länger als der Blattstiel; Deckblätter 2, lanzettlich-pfriemlich, drüsig gewimpert, 
länger als die freien kahlen Fruchtknoten; Deckblättchen 4, rundlich, ein Drittel 
kürzer als die Fruchtknoten; Kelchzähne 5, länglich, gewimpert; Blumenkrone 
10— 12 mm. lang, heller oder dunkler fleischfarben, im Verblühen gelblich, fein be- 
haart; Oberlippe 4lappig mit fast gleichen stumpfen Lappen; Röhre schlank, vor 
dem Aufblühen mit kleinem, später fast verschwindendem Höcker; Griffel und 
Staubfäden in der ganzen Länge behaart; Antheren kürzer als der Saum, aber 
länger als die Narbe; Beeren ziemlich klein, rot. 

Ein alter Bewohner unserer Gärten, aber unter unrichtigen Namen oder als 


H. Zabel: Aus den Gärten der Forst-Akademie Münden. 525 


eine kleinblütige Varietät der L. tatarica gehend. Erhalten aus zwei Baumschulen 
als L. orientalis Lmk. und aus einer derselben gleichzeitig als L. nepalensis hort. 
(Vergl. auch PETZOLD und KırcHNER, Arbor. Muscav. S. 437 unter L. orientalis.) 
Einheimisch in Turkestan und der Songarei. L. tatarıca L. 8 micrantha Trautv., 
Enum. pl. songor. in Bull. de la Soc. d. nat. de Mosc. 1866 II S. 331, L. micrantha 
Regel, Descript. pl. nov. in Act. Hort. Petrop. V, p. 609. Die Bestimmung der 
hiesigen Exemplare verdanke ich Excellenz E. REGEL. 


Lonicera bella Zbl. = L. Morrowiı X tatarica. 


Von mir aus Samen der L. Morrowi A. Gr. erzogene, noch weiter zu beob- 
achtende Mittelformen, die durch meist schmal-längliche, kurz gespitzte, fein be- 
haarte, bis fast kahle Blätter, vierspaltige Oberlippe mit oft schmalen Lappen und 
meist grosse schöne, von rein weiss bis dunkelrosa gefärbte Blüten den Einfluss der 
L. tatarıca erkennen lassen. Unterschieden sind von mir bis jetzt 

a) candıda: Blüten schön weiss, Knospen mit grünlichem Anflug; 

5b) albida: Blüten weiss, Knospen mit rötlichem Anflug; 

c) incarnata: Blüten hell fleischfarben mit dunkleren, breiten Mittelstreifen; 

d) rosea: Blüten rosa, meist heller gerandet. 

e) atrorosea: Blüten lebhaft dunkelrosa, meist heller gerandet; sehr reich- 
blühender, schöner, hochwachsender Strauch vom Habitus der L. tatarica. 

Eine hierher gehörige Form erhielt ich auch als L. gibbiflora. 

Aus den reichlich zur Ausbildung gelangenden Samen erwuchs hier ein reiches 
Gemisch verschiedener Formen, ın der Mehrzahl sich der L. tatarıca nähernd, mit 
weissen bis rosa Blüten, darunter eine schöne schmalblätterige, sehr zahlreich und 
lebhaft rosa blühende Abart. 


Lonicera notha Zbl. = L. Ruprechtiana X tatarica. 


Aus Samen der L. Ruprechtiana Rgl. — sowohl der rotfrüchtigen als der gelb- 
früchtigen Varietät — von mir erzogene, noch weiter zu beobachtende Mittelformen, 
die durch breitere und weniger lang zugespitzte Blätter und oft rötliche, aber mit 
gelblichem Anflug verwelkende Blumen von den Mutterpflanzen abweichen. Unter- 
scheiden lassen sich 

a) alba: Blüten weiss, bald gelblich-weiss, hellgelb verblühend; einer L. tatarica 

alba nahestehend. 

b) gilva: Blüten weiss-gelblich, hellrosa gerandet. 

c) earneo-rosea: Blüten hellfleischfarben, rosa gerandet. 

d) grandiflora: Blüten gross, weiss-gelblichrosa, heller oder dunkler rosa 
gerandet; schöne ansehnliche, reichblütige Form. 

e) ochroleuca: Blüten gelblich-weiss, dunkelgelb verblühend, Beeren gelb- 
rot; der L. Ruprechtiana sehr nahestehend. 

Hierher gehörige, helirot blühende Formen erhielt ich auch als L. Ruprechtiana 
und als L. chrysantha. Aussaaten gelangten im vorigen Jahre zur Blüte; sie nähern 
sich meist der L. tatarica und zeigen in den Blütenfarben alle Abstufungen von 
weiss und gelblich-weiss bis rosa. 


Lonicera floribunda Boiss. et Buhse. 


Mittelhoher, mehr oder weniger abstehend-weichhaariger Strauch mit schlanken 
aufrechten, später oft bogig geneigten Haupttrieben und sehr zahlreichen feinen 
Seitenzweigen. Blätter klein, graugrün, unterseits etwas heller mit bläulichem An- 
flug, am Rande und unterseits fein behaart, oben später fast kahl; diejenigen der 


526 \ H. Zabel: Aus den Gärten der Forst-Akademie Münden. 


Blütenzweige kurz (3—35 nm lang) gestielt, länglich-rund, elliptisch oder eiförmig, 
von ı2—ı5 mm Länge und 8 nm Breite bis 26 22 lang und 18 m breit, meist an 
beiden Enden kurz gespitzt, seltener an der Basis abgerundet. Blüten Mitte Juni, 
2lippig, sehr zahlreich seitenständig an kurzen Zweigen, doch nicht an der Basis 
derselben, dagegen häufig auch endständig, weisslich-rosa bis rosa oder zart fleisch- 
farben, mit-feinem gelblichen Anflug, fein behaart oder fast kahl; Blütenstiel fein 
behaart, schlank, ungefähr so lang (I2— ı5 2m) als die Blumenkrone; Deckblätter 
zwei, klein, bleibend, pfriemlich, gewimpert, meist so lang als die fast immer freien 
kahlen Fruchtknoten; Deckblättchen 4, breit-eiförmig bis rundlich, '/,—!/; so lang 
als die Fruchtknoten, bisweilen paarweise am Grunde miteinander verwachsen; 
Kelchrand ziemlich gross, 5zähnig; Kronenröhre dünn, nach oben etwas erweitert, 
unten vor dem Aufblühen stark, später meist weniger oder garnicht gehöckert, 
7—8 mm lang; Oberlippe 4lappig mit schmal-länglichen, stumpfen Lappen; Griffel 
behaart, so lang als die fast kahlen Staubfäden, kürzer als der Kronensaum; Beeren 
klein, rot. 

Einheimisch im nördlichen Persien und ın Turkestan. BoissiEr et BUHSE, Auf- 
zählung der auf einer Reise durch Transkaukasien und Persien gesammelten Pflanzen, 
Seite 107, Tafel 8; Boissıer, Fl. orient. III, Seite 7. Durch zierlichen Habitus und 
zarte Färbung wie Fülle der Blüten ausgezeichnete, in Wuchs und Belaubung der 
L. mierophylla Willd. recht ähnliche, aber durch Blumen und Früchte von der- 
selben sehr abweichende Art, die hier aus turkestanischem, mit bekannter Gene- 
rosität vom St. Petersburger Garten verteilten Samen erwuchs. Derselbe war 1883 
als zu L. microphylla Willd. und micrantha Trtv. gehörig eingesammelt worden, 
doch ergaben beide Aussaaten bis jetzt dieselbe, in den einzelnen Sträuchern in 
Stärke der Behaarung, Blattgrösse und Blütenfärbung mannigfach abändernde und 
daher weiter zu beobachtende Species, die sehr gut mit der citierten, leider nur 
einen Fruchtzweig darstellenden Abbildung übereinstimmt. Authentische Exemplare 
der L. floribunda habe ich nicht vergleichen können. 


Lonicera oblongifolia Hook. 


Steif aufrechter, wenig verästelter, kaum mittelhoher, in der Jugend sehr fein 
behaarter Strauch. Knospen aufrecht abstehend, vierseitig-pyramidenförmig, mit 
stachelspitzigen Schuppen; Blätter oberseits mattgrün, unterseits heller, bläulich- 
grün, später fast kahl, sehr kurz gestielt, breit-lanzettlich oder schmal-elliptisch, zu- 
weilen etwas spatelförmig, mit weicher Stachelspitze, an den Laubtrieben bis 8 cz 
lang und 2,3 cn breit, an den Blütenzweigen meist etwas kürzer und breiter; Blüten 
Mitte bis Ende Juni, 2lippig, auf schlankem, 25—35 mm langem, kahlen Stiele; 
Deckblätter und Deckblättchen fehlend oder statt letzterer beiderseits je zwei mit- 
einander verwachsene kleine Schuppen; Fruchtknoten kahl, meist bis zur Hälfte 
verwachsen; Kelchrand meist sehr kurz und undeutlich; Blumenkrone weisslich- 
gelb, rötlichgelb verblühend, 13—14 22 lang, innen kahl, aussen an der Basis fein- 
haarig; Röhre so lang als der Saum, über der Basis gehöckert; Oberlippe 3—4- 
zähnig, Unterlippe linealisch; Staubgefässe und Griffel nur oberwärts kahl, erstere 
ein wenig kürzer, letzterer so lang als die Oberlippe; Narbe gross, schildförmig; 
Beeren fast ganz verwachsen, ziegelrot. Ändert ab: 

ß calyculata Zbl. Kelchrand deutlich entwickelt mit fünf pfriemenförmigen, 
gewimperten, zum Teil verlängerten Zähnen; Blütenstiel etwas unter dem oberen 
Ende eingeschnürt, und hier zwei kleine, die Deckblätter vertretende Schuppen 
tragend. 


H. Zabel: Aus den Gärten der Forst-Akademie Münden. 527 


Durch eigentümliche schöne Belaubung und die fast nackten Blüten auffallende 
nordamerikanische, in Sümpfen von Kanada bis New-York und Michigan vor- 
kommende Art. A. Gray, Synopt. Flora of N. Amer. I, part. II, pag. ı5; Hooker, 
Fl. bor.-amer. tab. 100. Hier in drei direkt aus der Heimat bezogenen Exemplaren 
vertreten, von denen zwei die typische Form und eins die Varietät darstellen. 
Letztere ist bezüglich ihrer Beständigkeit noch weiter zu prüfen. 


Lonicera villosa Mühl. 


Rauhhaariger niedriger Strauch mit hellbraunen Zweigen; Knospen einzeln, 
aufrecht dem Zweige angedrückt, kahl, fast doppelt länger als die kurzen, lang 
behaarten Blattstiele; letztere mit verdickter Basıs halbstengelumfassend und durch 
eine Naht miteinander verbunden; Blätter derb, schmal- bis breit-länglich, meist an 
beiden Enden abgerundet oder am oberen undeutlich ausgerandet, 5—6 cn lang 
lang und 2—3 cm breit, weiss behaart, oben mattgrün, unten graugrün mit stark 
hervortretendem Adernetz; Blüten Ende April bis Anfang Mai an der Basis der 
jungen Zweige auf kurzem, sehr fein behaartem, 5—8 nm langen Stiele, nur im 
Innern der Röhre und an dem angewachsenen Teile der Staubgefässe behaart; 
Deckblätter kahl, lanzett-pfriemlich, länger als die kahlen, ganz verwachsenen Frucht- 
knoten; Deckblättchen fehlend; Kelchsaum meist mit 4—5 ungleichen kahlen 
Zähnen; Blumenkrone klein, hellgrünlich-gelb, 8— 9 nn lang, mit trichterförmiger, 
gehöckerter (oder scheinbar ungehöckerter) kurzer Röhre und etwas längerem, 
ziemlich regelmässig in fünf schmal-längliche, stumpfliche Zipfel geteilten Saum; 
Griffel herausragend; Frucht hier nicht zur Ausbildung gelangend. Die enge stiel- 
artige Basis der Kronenröhre ist sehr kurz, meist von dem Kelchsaum verdeckt, 
und erscheint dadurch oft ungehöckert. 

Als L. Solonis erhaltene, der L. coerulea L. nahe verwandte und mit stärker 
behaarten Formen derselben allgemein verwechselte Art, die aber durch den ganz 
abweichenden Bau der Knospen sogleich zu unterscheiden ist. Einheimisch wohl 
nur in Sümpfen von Nordamerika und auch des nordöstlichen Asiens, da ich die 
Abbildung von L. coerulea L. var. villosa Torr. et Gray in F. v. HERDER, Plantae 
Raddeanae monopet. Heft ı, tab. III, fig. 3 hierher ziehen möchte; doch sind die 
meisten bez. Synonyme und Standortsangaben näher zu prüfen. Xylosteum Solonis 
Eaton in Manual of Botany for North America und Xyl. villosum Michaux in Flora 
boreali-americana dürften Synonyme sein, Lon. villosa DC. Prodrom. umfasst nach 
Asa GRAY dagegen auch L. oblongifolia Hook., und die L. villosa mancher Gärten 
ist = L. Xylosteum L. 

Lon. ceoerulea L. unterscheidet sich: Knospen zu zwei oder drei in ab- 
nehmender Grösse übereinander, abstehend, die unterste so lang als der Blattstiel 
mit bogig aufwärts gekrümmter, verlängerter Spitze. Blätter mehr oder weniger 
zugespitzt; Blattstiele mit verdickter Basis meist stengelumfassend und durch laub- 
artige, stark netzig geaderte, kreisabschnittförmige Stipellen miteinander verbunden. 
Blütenstiele und Deckblätter meist etwas kürzer; Kronenröhre ausserhalb mehr oder 
weniger behaart, ihre stielartige Basis länger als die Kelchzähne, und dadurch der 
oft starke Höcker deutlich sichtbar. — Formen dieser Art mit ebenso starker Be- 
haarung als bei L. villosa sah ich noch nicht; der letzteren in dieser Beziehung 
sich nähernde Varietäten kommen im nördlichen Asien und nordischen Europa vor, 
und wurden von mir auch 1888 in einem Alpenmoore Graubündens lebend ge- 


sammelt, 
(Schluss folgt.) 


528 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen, 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc. 


Cypripedium X Lathamianum. | des C. villosum. — Blütenschäfte steif 

Hierzu Abbildung 79. ı und einblumig wie bei denEltern. Blumen 

Dieser schöne Bastard zwischen C. fast so gross wie bei C. villosum, oberes 
Spicerianum und villosum ist von Herrn | Kelchblatt ähnlich dem von C. Spiceria- 


Abbildung 79. 


LATHAm am botanischen Garten zu Bir- 
mingham gezogen und wird jetzt von 
JAMES VEITCH & Sons, Chelsea, London, 
denen wir auch die Abbildung verdanken, 
in den Handel gegeben. 

Wuchs kräftig, Blätter 30 cn lang, ober- 
seits einfarbig hellgrün, unterseits mit 
den charakteristischen purpurnen Flecken 


Cypripedium x Lathamianum. 


num, aber grösser, mit einer breiten pur- 
purnen Linie in der Falte, die Basis 
gelbgrün, mit braun-purpurnen Flecken 
und Zeichnungen, die Spitze weiss, zu- 
weilen schwach purpurn getönt; unteres 
Kelchblatt blassgrün. — Blumenblätter 
spatelförmig, vorwärts gebogen, wie bei 
beiden Eltern, oberer Rand stark wellig, 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen. 


529 


wie bei C. Spicerianum, Mittellinie tief- 
purpurn, obere Hälfte des Blattes rot- 
braun, untere hell apfelgrün. Lippe fast 
wie bei C. villosum, dunkelgrün mit 
schwach brauner Tönung. Staminodium 
der Form nach in der Mitte zwischen dem 
beider Eltern stehend, fast quadratisch, 
hinten gerinnt und behaart, hellrosa- 
purpurn mit weissem Rande. 
Hervorragend sind die verschiedenen 
Farben der einzelnen Blumenteile, die 
zum Teil in starkem Kontrast zu einander 
stehen und somit nach Angaben der 
Herren VEITCH & Co. dies Cypripedium 
zu einem der schönsten gestalten, welches 
je gezüchtet ist. E-W. 


Aquilegia chrysantha grandiflora alba, 
eine durch Züchtung hervorgegangene 
neue, prächtige Abart, weissblühend und 
grossblumig. Sie hat die charakteristische 


langgespornte Blütenform der Chrysantha- | 


Arten auf grosse, reinweisse Blumen 
übertragen, ist ausserordentlich reich- 
blühend und zur Topfkultur ebenso 
geeignet wie zum Auspflanzen ins freie 
Land. Sie ist wie die anderen Aqui- 
legien-Arten vollständig winterhart und 
gleicht eine Gruppe davon einem weissen 
Blumenmeer. 

Zu Bindezwecken sind die einzelnen 
Blumen ihrer weissen Farbe und edlen 
Form wegen vorzüglich geeignet. 


Aus Samen ist sie völlig beständig; 


von mehr als 1000 Sämlingen waren nicht 
2o Exemplare aus der Art geschlagen. 
Entstanden ist diese Neuheit in der 
Handelsgärtnerei von CARL Kaiser in 
Nordhausen; beschrieben und abgebildet 
in MÖLLERS Deutsche Gärtner-Zeitung 
1889, S. 249. E. M. 


Rose »Duchesse of Albany«, 
Neuheit von WILLIAM PAUL & SoHn, wird 
von H. SCHULTHEISS »Der Frucht- 
garten« 138389, S. 181 beschrieben. Blume 
gross, gefüllt, genau wie La France. 
Farbe zartsilberig-rosa, sehr wohlriechend. 
Der Wuchs der Sorte ist ausserordentlich 
kräftig; Haltung gut. Die Blumen er- 


in 


scheinen in ausserordentlicher Fülle wie 
beı La France. Erhielt ein Certificat 
I. Klasse der königl. Gartenbau-Gesell- 
schaft ın London. E. M. 


Kürbis »Cocozelle von Tripolis«<. 

Dieser neue, rankenlose Kürbis ent- 
wickelte sich in diesem Jahre auf leich- 
tem und auf schwerem Boden ausge- 
zeichnet. Prachtvoll aufgebaute Pflanzen, 
schon Mitte Juli mit 4—-6 über o,5 
langen Früchten, rings um jede Pflanze 
gelagert, bieten einen grossartigen An- 
blick. 

Es ist vielfach eine unreine Sorte als 
»Cocozelle« in den Handel gekommen. 
Der echte Kürbis von Tripolis ist der, 
welcher nicht zur Rankenbildung neigt 


ı und längliche, weisse Früchte bringt. 


Beschrieben und abgebildet in »Der 
prakt. Ratgeber im Obst- und Gartenbau« 
1889, S. 521. E. M. 


Genista Andreana. 

Ein sehr schöner Strauch mit präch- 
tigen Blüten, vom Croux & Fırs (Val 
d’Aulnay, France) neu eingeführt. Die 
Zweige sind dicht mit Blüten besetzt, 
Blütenstiele und Kelch weınrot, Kiel 
und Fahne goldgelb mit purpurrotem 
Rande, Flügel leuchtend karmosinrot, 
ausgebreitet. Eignet sich besonders zu 
hochstämmigen Veredelungen auf Cytisus. 

DE ID) 


Aquilegia flabellata Sieb. et Zucc. flore niveo. 
Diese reizende kleine Neuheit, von 
L. PAILLEUX in Chatenay eingeführtund von 
VILMORIN, ANDRIEUX & Co. in den Handel 
gebracht, ist leicht zu treiben. Sie bildet 
einen niedrigen, gedrungenen Busch von 
30o cm Höhe aus graugrünen, grossen, 
schön geformten Blättern, über den sich 
die zahlreichen, dicht mit grossen weissen 
Blüten besetzten Blütenstände erheben. 
Die Blumenblätter sind an der Spitze 
mattgelb. Rev. de l’Horticult. Belge 
giebt in ihrer Julinummer eine sehr gute 
farbige Abbildung dieser sehr zu em- 
pfehlenden Staude. (Dr) 


530 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen. 


— 


Olearia macrodonta Baker (Euribia dentata 
var. Hook. f.) 

ist eine prächtige Composite aus Neu- 

seeland mit grossen Doldentrauben. Die 


einzelnen Blüthenköpfchen haben ganz | 


das Aussehen unseres Gänseblümchens 
(Bellis perennis). Das Laub ist oberseits 
dunkelgrün, unterseits mattgelbgrün, die 
Blätter sind oval, sehr grob gezähnt und 
erinnern lebhaft in der Form an einzelne 
Ilex-Varietäten. ° Als weisser Winter- 


blüher des Kalthauses sehr zu em- 
pfehlen. Bot. Mag. giebt auf Tafel 7065 


eine gute Abbildung. D: 


Anthurium cymbiforme N. E. Br. 
Dieses neue Anthurium dürfte sich in 
kurzer Zeit seiner grossen, IO—I2 cm 
langen, 5 cm breiten, elfenbeinweissen 
Spathen wegen in den Gärten einbürgern 
Nach einer Beschreibung in Gard. Chron. 
sind die 30—40 cm lang gestielten Blätter 
20— 25 cm lang, 12!,,—- 15 cm breit, herz- 
eiförmig, kurz zugespitzt; dieEinbuchtung 

an der Basis ist etwa 4—35 cm tief. 


Cypripedium De Wiit Smith 
ist eine neue Hybride zwischen C. Spi- 
cerianum und C. Lowii. Blätter grün, 
schmal, sehr ähnlich denen von C. Lowi. 
Blütenstand ca. 35 cm hoch mit zwei 
Blüten, welche die Mitte zwischen den 
Eltern halten. (Gard. Chron.) 
Vier neue Rosen von Moreau-Robert. 

Rose »Mme. Carnot« (Noisette). 
Diese von MOREAU-RoBERT (chemin de la 
Treille, & la Maitre-Ecole, Angers) ist 
eine prächtige, sehr wohlriechende, gelbe 
Neuheit mit mittelgrossen bis grossen 
Blüten, welche sehr stark gefüllt sind 
und sich gut öffnen. Sie varlirt in der 
Farbe nicht unbeträchtlich und ist es 
nicht selten, dass man zwei oder drei 
verschieden gefärbte Blüten auf derselben 
Pflanze findet. Die Neuheit wird am 
ı. November vom Züchter in den Handel 
gebracht. Rose »La France de 89« 
(Theehybride). Auch diese Neuheit ist von 
MOREAU-ROBERT gezüchtet. Sie zeichnet 


| sıch 


durch sehr dankbares Blühen und 
durch enorm grosse Blüten aus. Die 
Knospen sind Jänglich, dick, von der 
Grösse eines Hühnereis, öffnen sich sehr 
schön Rosa »Madame Moreau« 
(Theehybride). Eine dritte Neuheit des- 
selben Züchters, ein Bastard zwischen 
Mme. Falcot und Mme. Berard, welcher 
äusserst dankbar blüht. Blüten sehr 
gross, gefüllt, gut gebaut, sich gut 
öffnend, rötlichgelb, sehr wohlriechend. 
Rose »Mr. A. Maill&E« (Bourbon). Sehr 
gross- und reichblühende Neuheit, welche 
sıch vor den anderen Bourbonrosen durch 
ihren köstlichen Geruch auszeichnet. 
dB) 18) 
Vriesea Alberti Ed. Andre. 

Eine neue Hybride, von 'TRUFFAUT 
durch Befruchtung der V. incurvata 
Gaud. mit Pollen von V. Morreniana 
hort. erhalten. Die 1ı8—2o Blätter sind 
sehr glatt, blassgrün, schwach zurück- 
gekrümmt, oblong, an der Spitze ab- 
gerundet und kurz gespitzt. Der Blüten- 
stand ist länglich lanzettlich, Brakteen 
purpurrot. Rev. hort. giebt in einer 
ihrer letzten Nummern eine gute farbige 
Abbildung dieser schönen Neuheit. 

«BR ID) 


Vriesea Maria Ed. Andre. 

Ebenfalls von 'IRUFFAUT gezüchtete 
neue Hybride zwischen V. Barnilleti 
Morr. X V. brachystachys Regel. Diese 
Neuheit besitzt den Habitus und die 
Belaubung von V. Barilleti und den 
Blütenstand von B. brachystachys, aber 
in vergrössertem Masse. Auch von dieser 
Neuheit bringt Rev. hort. eine gute far- 
bige Abbildung. (Dr) 


Gloxinia Flambeau 

mit aufrechtstehenden, auffallend leuch- 
tend roten Blumen und äusserst leichter 
Belaubung. Nur echt zu beziehen von 
der Firma lRELAND & THomson, Edin- 
burgh. Abgebildet und beschrieben in 
Nr. 2o der Deutsch. Gärtner-Verbands- 
Zeitung. E.M. 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen. 


531 


Rosen »Kaiser Friedrich« und »Kaiserin 
Friedrich«, 

erstere von schönstem Centifolienbau, in 
derFärbung leuchtend chinesisch-rosa mit 
durchscheinendem goldigen Schimmer, 
eine ganz neue Erscheinung in der Gloire 
de Dijon-Gruppe. »Kaiserin Friedrich« 
ist eine neue Theerose und abgebildet 
und beschrieben in der Rosenzeitung 
Nr. 4 S. 50. E.M. 


Früheste Stachelbeere von Neuwied 
(Peter Hoppen). 

Reifezeit 1889: 15.—2o Juni. Ein Säm- 
ling von Mertensis, erzogen von PETER 
HoPpPen in Neuwied. Grosse, ovale Frucht 
mit apfelgrüner, dünner Schale, mit 
kurzen weissen Haaren und durchschei- 
nenden, lichtgrünen oder weisslich grünen 
Adern. Süss und sehr saftig, von sehr 
angenehmem Geschmack. Zum Ein- 
machen, zum Rohgenuss und zur Wein- 
bereitung. Die früheste aller bekannten 
Stachelbeersorten. Abgebildet und be- 
schrieben im Vereinsblatt für die Mit- 
glieder des Deutsch. Pomologenvereins 
Nr. 3, S. 66. E.M. 


Cineraria pyramidata, 


eine neue, von VILMORIN, ANDRIEUX & | 


Co. in Paris erzogene Hybride, von pyra- 
midalem Bau mit grossen Blumen von 
schönen, lebhaften Farben und inter- 


essanter Zeichnung, von enormem Blüten- | 
reichtum. Abgebildet und beschrieben in | 


Wiener Ill. Gartenzeitung, S. 291. E.M. 
»Souvenir de Bossuet« und »Belle 
de Meaux« 
sind zwei neue Erdbeeren von der Firma 
VILMORIN, ANDRIEUX & Co. in Paris, in 
diesem Jahre in den Handel gebracht, 
beide von C. LEFORT gezüchtet. Souvenir 
de Bossuet ist eine sehr kräftige Pflanze 
von reichiichem Blattwerk; die Blätter 
sind breit und schützen die Früchte gegen 


Erdbeeren 


die Hitze. Frucht herzförmig, gross, zahl- | 


reich, lebhaft rot, Fleisch matt-rot, sehr 


Mittelfrüh. — Belle de Meaux ist eine 


Monatserdbeere von bedeutender Grösse 
und Schönheit. Abgebildet und beschrie- 
ben in den Pomol.Monatsh. S.1ı94. E.M. 
Phlox Drummondii cuspidata »Leuchtkugel«. 
Unsere Leser kennen die schönen. 
Züchtungen von Phlox Drummondii cuspi- 
data und fimbriata der Firma MARTIN 
GRASHOFF, Quedlinburg, aus der Farben- 
tafel 1264, Jahrgang 1888, Seite ı der 
Gartenflora. Jetzt hat genannte Firma 
von der Cuspidata-Varietät eine ganz 
niedrige Form gezogen, die einen fast 
kugelrunden, kaum ı5 — 20 cm hohen, 
dicht gedrungenen Busch bildet. Die 
Blumen selbst sind von mittlerer Grösse 
und entsprechen in Gestalt denen der 
Phl. Dr. cuspidata »Stern von Quedlin- 
burg«; sie erscheinen so zahreich, dass 
das Ganze fast einer Blütenkugel gleicht 
und bei ihren leuchtenden Farben er- 
scheint daher der Name »Leuchtkugel« 
sehr treffend. IE. \W: 


Rose »Sappho«, 
Neuheit von WILLIAM PAUL&SOHN. Blume 
sehr gross und gefüllt. Farbe strohfarbig, 
vermischt mit rosa. Die offene Blume 
schattiert mit Gelb, die Mitte hellgelb. 
Wächst stark, hat eine sehr gute Haltung, 
ist hart und bringt ausserordentlich viele 
Blumen. Die Blumen sind sehr fest und 


| ist bis jetzt keine Sorte bekannt, welche 


die Blumen so lange in vollkommener Form 
hält, sowohl am Stock als auch abge- 
schnitten. Abgebildet und beschrieben in 
»Der Fruchtgarten« 1889 S. 181. E.M. 


Iris Kaempferi in neuen japanischen Pracht- 
Varietäten. 

Die Firma ]J. C. SCHMIDT in Erfurt er- 
hielt im vergangenen Frühjahr Zwiebeln 
der neuesten Iris Kaempferi-Varietäten 
direkt aus Japan. Die ersten Blumen 
zeigten sich in Erfurt im Laufe des 
Sommers und folgten sich bis Mitte Juli. 
Der Flor übertraf, wie C. WEIGELT in 


ı MöLLers Deutscher Gärtner-Zeitung 1889, 
saftreich, gezuckert, angenehm säuerlich. 


S. 251 mitteilt, in seiner Färbung alle 
Erwartungen und es wird allgemein ver 


532 ; Neue und empfehlenswerte Pflanzen. — Kleinere Mitteilungen. 


sichert, dass solche Farbentöne und | sein. 
1} 


Blumengrössen bisher bei den Iris noch 
nicht vertreten sind. Die einzelnen Blumen 


haben meist einen Durchmesser von 14 | 
Den Iris-Liebhabern kann 


bis 16 cm. 
eine solche Bereicherung nur willkommen 


Die Farben sind vom reinsten 
Weiss bis zum dunkelsten Purpur und 
Schwarz mit regelmässigen Schattierungen 
und Zwischenräumen vertreten. Im 
kommenden Frühjahr sollen dieselben 
dem Handel übergeben werden. E.M. 


Kleinere Mitteilungen. 


Tecophilaea cyanocrocus. 
Weder Widerspruchsgeist noch Recht- 
haberei haben mich veranlasst, auf einen 
Irrtum bezüglich dieser Pflanze aufmerk- 


sam zu machen, sondern lediglich der | 


Wunsch, sachlich die Wahrheit richtig 
zu stellen und die Verbreitung von Kon- 
fusion zu verhindern. 

Dass die weissgrundige Form Leicht- 
linii zu nennen ist, dürfte ich doch wohl 
genau wissen, weil ich selbst ihr diesen 
Beinamen gegeben habe. Die Bescheiden- 
heit verbietet zwar, den eigenen Namen 
anzuwenden; in vorliegendem Falle lag 
aber die Berechtigung hierzu in Verhält- 
nissen, welche mit der Einführung der 
Pflanze zusammenhängen. Die circa 
2000 Exemplare, welche ich unter dieser 
Bezeichnung an die grossen Handels- 
firmen abgegeben habe, waren alle weiss- 
grundig. Wir Gärtner wissen aber alle 
recht wohl, wie leicht beim Einpflanzen 
die Etiquetten verwechselt werden; einen 
möglichen Irrtum sollte man aber sobald 
als möglich richtig stellen. 

Ich habe die Westküste Süd-Amerikas 
nicht selbst bereist und kann deshalb 
das Vorkommen der Tecophilaea in den 
Vorbergen der Kordilleren nicht aufs 
positivste bestreiten; bisher war der 
Bezugsort aber die Insel Juan Fernandez. 
Von den Zwiebeln, welche in so grosser 
Menge in den Kordilleren vorkommen 
sollen, habe ich zweimal importiert; die- 
selben wurden von meinem Sammler als 
Tecophilaea angegeben und dennoch 
waren es nur Cummingien. 


Für die Angabe in dem Katalog von. 


Santiago kann Herr Professor D. FEDERICO 
PriLıppi nicht absolut verantwortlich sein, 


| da die Verhältnisse ihm mehr Arbeit zu- 


weisen, als er zu leisten vermag, und es 


ihm nicht möglich sein dürfte, diese 


Einzelangaben auf ihre Genauigkeit zu 
prüfen. An derselben Stelle, Seite 72, 
ist irrtümlicherweise CoLLA als wissen- 
schaftlicher Autor für Tecophilaea an- 
gegeben, während es »BERTERo« heissen 
müsste. 
Max LEICHTLIN, Baden-Baden. 
Neue Heckenpflanze. 

Aralia pentaphylla (Thunb.) oder 
Acanthopanax spinosum Mig. ist 
ein in Östpreussen ganz hartes Ge- 
hölz, welches sowohl in der Sonne 
als im tiefsten Schatten (als Unter- 
holz) vorzüglich gedeiht, und, wenn man 
es sich frei entfalten lässt, allmählich 
seine Zweige nach allen Seiten elegant 
überhängen lässt, reine Guirlanden von 
zierlichen Blättern, welche die des wilden 
Weines ım kleinen nachahmen, eine sehr 
schöne Solitärpflanze. Besonders dürfte 
der Strauch zur Herstellung äusserst 
dichter Hecken brauchbar sein, da er 
eine natürliche Stacheldrahtpflanze ist 
und durch seine vielfachen unteren Triebe 
ganz undurchdringlich wird. Man muss 
dann den Zaun jährlich beschneiden, in 
ganz beliebiger Höhe. 

Wenn die volle Belaubung auch etwas 
später eintritt, als bei anderen Hecken- 
sträuchern, ist sie nachher desto freudiger 
und dichter. 

Der Preis des Strauches ist vorläufig 
viel zu hoch zu diesem Zwecke. Er lässt 
sich aber leicht durch Wurzelschnittlinge, 
auch durch krautartige Stecklinge ver- 
mehren, so dass es leicht möglich sein 


Kleinere Mitteilungen. 


533 


wird, auch grössere Mengen heranzu- 
ziehen. 

Eine dichte Pflanzung (ca. ı‘ Entfer- 
nung) wäre wohl anzuraten und jeden- 
falls ist es nötig, bei der starken Be- 


wurzelung des Strauches die Pflanzen in 


einen Graben zu setzen, der mit kräftiger 
Erde angefüllt wird oder das Terrain 
gut zu rajolen. 

Dr. TISCHLER, Königsberg. 


Mina lobata 
hat bei mir jedes Jahr sehr reich und 
schön geblüht. Sie wurde der Umstände 


wegen meist ziemlich spät gesät — dies | 


Jahr erst Ende April, wobei alle fünf von 
HAAGE & SCHMIDT bezogenen Körner in 
wenig Tagen keimten — und wenn kein 
Frost zu befürchten war, ausgepflanzt. 
Das Wachstum war enorm, doch em- 
pfiehlt es sich, keinen zu fruchtbaren 
Gartenboden zu nehmen, wo sie ganz 
besonders üppig wuchs, aber nicht blühte. 
An einer ziemlich warmen Mauer, aber 


in nur mässig guter Erde entwickelte sie | 


jeden Herbst ihre schönen Blumen und 
erfreute mich selbst in dem vorjährigen 
kalten, regnerischen Sommer (1888) bei 


meiner Heimkehr anfangs Oktober durch | 


ihre ausserordentliche Blütenfülle. 

Auch selbst vor den Blumen ist die 
freudig grüne, üppige Belaubung sehr 
schön. Dr. TiscHLER, Königsberg. 


Eulalia japonica 
hat sich hier in Königsberg als hart er- 
wiesen. Die abgeschnittene Pflanze wurde 
im Herbste mit einem Erdhaufen über- 
deckt — vielleicht war das auch nicht 
einmal nötig — und schlug dann im 
Frühjahr sehr gut aus. Für die schönsten 
Arten halte ich die prächtig überhängende 
Abart zebrina mit ihren hell gefleckten 
Blättern, für die allerschönste aber Eulalia 
japonica gracillima univittatamıt schmalen 
Blättern und feinem weissen Mittelstreif, 
eines der elegantesten Gräser, welches 
das bei uns nicht mehr sichere Gynerium 
argenteum an Habitus weit überragt, 
wenn es natürlich auch nicht dessen 


| mit Duft. 


herrliche (bei uns kaum zur Ausbildung 
gelangende) Blüten besitzt. 

Mehr steif in die Höhe gehend, aber 
auch noch immer sehr schön ist Eulalia 
japonica fol. var. 

Dr. TiscHLer, Königsberg. 

Der Stachelbeerstrauch nach der Ernte. 

Es giebt kein dankbareres Beerenobst 
als die Stachelbeere und nur selten ein- 
mal versagt sie die Ernte. Je mehr man 
den Strauch aber pflegt, um so grössere, 
schönere und wohlschmeckendere Früchte 
giebt er, besonders auch dann, wenn im 
Sommer seiner gedacht wird. Man ent- 
ferne, so rät die »Gart. Ztg.«, darum in 
dieser Zeit alle Wurzelschosse, und suche 
ihn auch gegen allzugrosse Trockenheit 
zu schützen. Wenn man es haben kann, 
bedecke man die Erde um den Stamm 
herum, soweit der Umfang der Blätter- 
krone geht, mit altem klarem Dünger. 
Derselbe schützt gegen zu starkes Aus- 
trocknen des Bodens, kräftigt die Pflanzen 
ungemein und trägt zur Erlangung guter 
Ernten im kommenden Jahre bei. 


Wieviel Blumenarten giebt es in Europa? 

In Europa werden jetzt 42 000 Arten 
Blumen gezogen. Davon haben nur 420, 
also Io pCt. irgend einen Geruch. Die 


weissen Blumen sind die gewöhnlichsten, 


es giebt davon 1194 Arten, darunter 187 
Von gelben Blumen giebt es 
951 Arten, darunter 77 ‘mit Duft, von 
roten 823 Arten, darunter 84 mit Duft, 
von den blauen 594 Arten, darunter 31 
mit Duft, von den veilchenblauen 308 
Arten, darunter ı3 mit Duft und ausser- 
dem sind 220 Arten mit verschiedenen 
Farben vorhanden, von denen nur 28 
duften. 
(Deutsche Allg. Ztg. f. Landw.) 


Bouillie bordelaise. 

Unter diesem Namen wird bekanntlich 
jetzt in französischen und belgischen 
Gartenbauzeitschriften eine Lösung em- 
pfohlen, welche sich ganz besonders zur 
Vertilgung von Ungeziefer eignen soll. 


534 


Kleinere Mitteilungen. 


Dieselbe besteht nach dem Bull. d’Arbori- 
culture etc. aus: ı #2 Kupfervitriol in 
ı2 2 Wasser gelöst, und 2 kg 
löschten Kalkes in 4 / Wasser gelöst. 
auf die Pflanzen gespritzt. (Dr. D.) 
Ein neues Gemüse. 


Schon wieder taucht in Frankreich ein 
neues Gemüse, »L,e Congoulou« genannt, 


auf. Die Revue horticole bringt in einer 


ihrer letzten Nummern Abbildung und 
Beschreibung desselben. Die Pflanze 
stammt aus Kaschmir. 
Name konnte bis jetzt nicht festgestellt 
werden. 
verdickter, einfacher, zwiebelförmiger 
Wurzel. Das Fleisch derselben ist weiss, 
sehr fest, relativ trocken, schwach zucker- 
haltıg, wenig pikant. 
dieses Winter-Gemüse einführte, sagt: 
Sein starker Geschmack, seine Consistenz 
und seine niedliche Form empfehlen 
dieses Gemüse ganz besonders für Gar- 
nierungen und Ragoüts. Das Congoulou 
zergeht nicht beim Kochen. 


Riesiger Hahnenkamm. 

Herr Oberg. KırtEL, Eckersdorf bei 
(Glatz, übersandte uns einen Hahnen- 
kamm von nicht weniger als 27 cm Länge 
und ıocm Höhe. 


Latania borbonica. 

Dem Museum der Landwirtschaftlichen 
Hochschule in Berlin ist von Sr. Durch- 
laucht dem Herzog von Sagan durch 
Vermittelung des Herrn Gartendirektor, 
Ökonomierat GIREOUD ein schönes Ge- 
schenk in Gestalt eines grossen Latania 
borbonica-Stammes gemacht worden. Die 
Palme war leider-zu gross geworden für 
das Gewächshaus und musste umgehauen 
werden. Er war wohl eines der schönsten 
und grössten Exemplare in der Kultur, 
im freien Grunde stehend. Nach den 
gef. Mitteilungen des Herrn GIREOUD war 
die Palme 12 m hoch und etwa 60 Jahr 
alt. Der Stamm besass an der Basis 
2 m Umfang, in 0,5 m» Höhe 1,43 n, in 


unge- | 


Der botanische | 


Es ist eine Crucifere mit stark | 


PAILLEUx, welcher | 


ı m Höhe 1,14 m. Bis 2 m Höhe war 
der Stamm blattlos, bis 3 »z trug er die 
Reste alter Blattstiele und war von da 


ı ab mit 70 Wedeln geschmückt. — Dass 
Beide Lösungen werden gemischt und 


Herrn GIREOuD das Herz blutete, als er 
dieses schöne Fxemplar fällen musste, 
wird Jeder leicht ermessen. — Der Stamm 
aber wird nun dauernd erhalten bleiben. 


Früher Schnee in Schlesien. 

In Schlesien lagen am ı8. Sept. die 
Wege voll Schnee und bei einer Durch- 
schnittstemperatur von 4’R. ging den 
ganzen Tag Schnee und Regen hernieder. 

Eckersdorf bei Glatz. CE. KILBER. 

Spiraea Van Houttei 
ist unzweifelhaft die zierlichste aller jener 
Spiraeen, welche ihre Blüten am dies- 
jährigen Holze entwickeln und ist über- 
haupt eine der besten und dankbarsten 
harten Blütenpflanzen. Sie wurde aus 
Samen der Sp. aquilegifolia, einer Form 
der Sp. trilobata, von einem französischen 
Gärtner gezogen. In gutem Boden er- 
reicht sie eine Höhe von 6—8 Fuss und 
bildet mit ihren graziös überhängenden, 
dicht mit Blüten besetzten Zweigen einen 
prächtigen Schmuck in Park und Garten. 
(Gard. and Forest.) 


Helenium Hoopesii 

ist eine etwa 3 Fuss hohe, sehr kräftig 
und gedungen gebaute Pflanze, mit reich 
verzweigter Inflorescenz. Die grund- 
ständigen Blätter sind glatt, lederartig, 
die Blüten leuchtend goldgelb. Wenn 
Doronicum aufhört zu blühen, dann be- 
ginnt der Flor dieser Pflanze, weshalb 
man sie in die Nähe der ersteren pflanzen 
sollte. Die Vermehrung dieser Staude 
geschieht nach Gard. Chron. leicht durch 
Teilung und Aussaat. 


Lupinus arboreus 
ist nach Gard. Chron. wahrscheinlich die 
wertvollste Art der Gattung wegen ihrer 
sehr reichlich erscheinenden, kanarien- 
gelben (? Red.) duftenden Blüten. Die 
Pflanze ist ein echter Strauch und erreicht 


Kleinere Mitteilungen. 


535 


eine Höhe von 2—3 »z. Ob sie bei uns im 
Freien aushält, ist fraglich. Da sie sich 
aber sehr leicht aus Stecklingen ver- 
mehrt, so sollte der Versuch gemacht 
werden. 


Juglans mandschuriea Max. n. Mig., 
der mandschurische Wallnussbaum, wel- 
cher in Heft ı6 als Obstbaum empfohlen 
wird, dürfte dazu wenig geeignet sein. 
Die Früchte, welche allerdings, wie ich 
mich an unserem, in diesem Jahre reich- 
lich tragenden Exemplare zu überzeugen 
Gelegenheit hatte, früher reifen als die 
des gewöhnlichen Wallnussbaumes, sind 
steinhart (ähnlich denen der amerikani- 
schen Butternuss, Juglans cinerea L.) und 
der unscheinbare Kern lässt sich nur mit 
vieler Mühe, zerstückelt, aus der Schale 
herausnehmen. — Als Ziergehölz dagegen 
würde Juglans mandschurica, besonders 
als Einzelpflanze für grössere Anlagen 
ihres prächtigen, ausgebreiteten Wuchses 
und ihrer imposanten Belaubung wegen 
(Blätter von unserm Exemplare gemessen 
hatten eine Länge von 60—- 80cm, an 
üppigen Trieben sogar von 1,08—1,30 n) 
sehr zu empfehlen sein. Die Mitte Mai 
erscheinenden, langen, männlichen Blüten- 
kätzchen, so wie die in langen Trauben 
hängenden Nüsse tragen nicht wenig 
zur Zierde dieser Art bei. 
A. Purpus-Darmstadt. 


Dracaena arborea Lk. 

Im hiesigen botanischen Garten blüht 
eben die sehr bekannte und verbreitete, 
auch als Zimmerpflanze beliebte Dracaena 
arborea Lk. syn. Dr. Knerkiana C. Koch, 
Aletris arborea C. Willd., unter letzterem 
Namen besonders in Handelsgärtnereien 
gangbar. Mir ist diese Pflanze bis jetzt 
blühend nicht vorgekommen und auch 
Dr. REGEL sagt in seiner Revisio Spec. 
Gen. Dracenarum in Act. h. Petropol. 
T.I p. ı36, dass Vaterland und Blüten 
unbekannt seien. — Der Blütenstand 
bildet eine stark verästelte, sehr lockere, 
etwas hängende Rispe, ähnlich der der 
ebenfalls wohlbekannten Dracaena fra- 


grans Gawl. (Aletris frag. L. etc.) Die 
Blumen, welche einen den Tuberosen 
ähnlichen, jedoch bedeutend stärkeren 
und auf die Dauer in der Nähe unange- 
nehm werdenden Geruch verbreiten, be- 
sitzen etwas zurückgebogene Blumen- 
blätter, innen von grünlich-weisser, aussen 
von etwas rötlicher Farbe. Ob die Früchte 
wie bei Drac. fragrans gelb werden, wäre 
noch zu beobachten, unsere Exemplare 
scheinen reichlich solche anzusetzen. 

A. Purpus-Darmstadt. 

Erdmischung für feine Samen. 

Sehr oft empfiehlt man, feine Samen 
in leichte sandige Erde auszusäen. Das 
Bull. d’Arboricult. warnt davor, da die 
sandigeErde besonders leicht austrocknet 
und deshalb eine gleichmässige, zur Kei- 
mung erforderliche Feuchtigkeit nur 
schwer zu erreichen ist. Man solle viel- 
mehr eine gute Gartenerde, feinen Torf 
oder gut zersetzte Lohe zur Füllung der 


Samenschalen resp. Töpfe verwenden. 
(Dr. D.) 


Empfehlenswerte Dekorationspflanzen. 

Junge Handelsgärtner, welche sich 
meist auf die Anzucht einiger weniger 
Gewächse beschränken, fänden bisweilen 
Gelegenheit, ihre Einnahmen durch De- 
korationen zu vermehren, wenn ihnen 
die nötigen Dekorationspflanzen zur Ver- 
fügung ständen. Vor allem die Scheu, 


| grössere Ausgaben zu machen, hält sie 


indes zurück, sich dieselben anzuschaffen. 
Mitbestimmend mag auch der Grund 
sein, dass sie in ihrer Praxis als Gehilfen 
oft die Erfahrung machen mussten, dass 
vieleGewächse in sehr kurzer Zeit schlecht 
werden, wenn sie zu Dekorationen ver- 
wendet werden. Sie fürchten deshalb, 
ihren Pflanzenbestand nur durch bestän- 
dige Neuanschaffungen auf der Höhe 
halten zukönnen. American Florist warnt 
deshalb vor der Anschaffung zarter Ge- 
wächse, empfiehlt vielmehr folgende: 
4 Areca lutescens, 2 Kentia (entweder 
Belmoreana, Forsteriana oder australis, 
welche alle drei sehr ähnlich sind), 


536 


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TR 
.* 


Ausstellungen und Kongresse. — Personal-Nachrichten. 


2 Phoenix reclinata (billiger als Ph. rupi- | 
' Pandanus utilis und Veitchi, Aletris fra- 


cola und ebenso gut), 4 Latania bor- 
bonica. Diese vier Palmensorten sind 
die dauerhaftesten und sollte man sich, 


selbst wenn man mehr Pflanzen braucht, | 


nur an diese halten. Ferner: Ficus elastica, 


Aspidistra elatior (Plectogyne variegata), 


grans; für niedrige Stellen noch Cocos 
Weddelliana, welche, wenn sie nicht zu 
nass gehalten wird, ganz vorzüglich aus- 
hält (Dr D)) 


Ausstellungen und Kongresse. 


Berlin. Die Chrysanthemum-Aus- | 
stellung ist auf den 15.—ı7. November | 


festgesetzt. Das Lokal wird noch bekannt 
gemacht werden. 

Berlin. Bei der grossen allge- 
meinen Ausstellung vom 25. April 
bis 5. Mai 1890 soll bekanntlich u. a. 


besonderer Wert gelegt werden auf Ver- | 


bindung des Gartenbaues mit der Archi- 
tektur, es werden dekorierte Festsäle, 
Zimmer, Balkons, Veranden etc. verlangt; 
der erste Preis für einen Festsaal ıst 
1000 Mk.! — Herr WINTER in Bordighera 
wird fünf Waggons Palmen schicken und 
in einem besonderen Pavillon reizende 


Flechtarbeiten aus Palmenblättern aus- | 


stellen. Aus Belgien werden ganz ausser- 
ordentliche Leistungen erwartet, auch in 
Dänemark rüstet man sich bereits für 
Berlin. — Soeben ist der freie Rück- 
transport der unverkauften Ausstellungs- 
güter seitens der Königl. Preussischen 
Eisenbahn - Direktion gewährt; für die 
anderen Bahnen steht er in Aussicht. 


Charlottenburg, 4.—6. Oktober in 
der Flora. Ausstellung und Obstmarkt 
des Märkischen Obstbau-Vereins. 


Hamburg. Der bei Gelegenheit der 
Gartenbau - Ausstellung vom Oldesloer 
Verein veranstaltete Obstmarkt, auf dem 
nur nach Proben verkauft wurde, fand 
beim Privatpublikum so viel Beifall, dass 
in zwei Tagen alles verkauft war. 


Stuttgart, 22. September. Im Auftrage 
des Königs eröffnete heute Vormittag der 
Minister des Innern, von SCHMID, die in 
der Gewerbehalle veranstaltete Allge- 
meine Obstausstellung. Die Aus- 
stellung ist in allen Gruppen: ı. Obst, 
2. Obstbäume, 3. Obsterzeugnisse, 4. Ma- 
schinen und Geräte, 5. Fachschriften, 
6. Gemüsebau, reich beschickt. Württem- 
berg hat sich am ausgedehntesten be- 
teiligt, doch sind auch Preussen, Bayern, 
Baden, Hohenzollern und Sachsen ver- 
treten. 


Personal-Nachrichten. 


A.PurPpus, früher stellvertretender Ober- 
gärtner im Kaiserl. botanischen Garten 
zu St. Petersburg (an Stelle des augen- 
kranken Obergärtners ENDER) ist seit 
Mitte Mai d. J. als Obergärtner am bo- 
tanischen Garten in Darmstadt ange- 
stellt. 

Am 1. Oktober d. J. sind es 25 Jahre, 
dass der jetzige Ökonomierat FRANZ 
SPÄTH die seit 1758 in Berlin bestehende 


SpärHsche Gärtnerei nach Rixdorf-Berlin 
verlegte und so die berühmte Baumschule 
begründete, welche die grösste Deutsch- 
lands, ja als zusammenhängende Baum- 
schule die grösste Europas ist. Der Tag 
wird festlich begangen werden. 

Der Kaiserl. Garten-Inspektor SCHARRER 


| hat nach zojähriger, segensreicher Thätig- 


keit ın Tiflis seinen Wohnsitz ın Krossen 
a. Oder aufgeschlagen. 


Odontoglossum Brandtii Kränzlin et Wittm. n. sp.*). 


Von F, Kränzlin. 
Hierzu Tafel 1308. 


Affine ©. Pescatoreı Linden, OÖ. cirrhoso Lindl., ©. testilabio Lindl. Bulbis 
ovoideis leviter compressis, brunneo-purpureis eis Od. Pescatorei quam maxime 
similibus; foliis lin.-Janceolatis 18—20 cm longis, 2—3 cm latis; racemo plurifloro ad 
30 cn longo; bracteis squamiformibus, triangulis, scariosis, ovarıo pedicellato mul- 
toties brevioribus; sepalis lanceolatis acuminatis margine leviter revoluto haud un- 
dulatis 3,5 cz» longis, ı cm latis; tepalis subaequalibus aequilongis medio paullo 
(—1,3 cm) latioribus margine undulato; labello unguiculato pandurato, unge v. 
hypochilio labelli canaliculato gynostemio excavato et basi alato parellelo et cum 
eo formam pseudocalcaris simulante; epichilio e bası fere quadrato (angulis leviter 
rotundatis) sensim angustato, deinde dilatato antice rotundato acuto; callis in tertia 
parte superiore 3, intermedio brevissimo minimo, lateralibus maximis in laminas 
lacero-dentatas divergentibus evolutis, adjectis utroque latere dentibus quibusdam 
marginem versus decrescentibus, toto labello sepalis tepalisque fere aequilongo; 
gynostemio bası obtusangula alato, media parte alıs destituta, apice alulis denti- 
formibus simplicibus vel minutissime 1ı—2-dentatis erectis anthera semper bre- 
vioribus producto, 1,6— 1,7 cm longo; anthera in rostrum producta, stipite obovato, 
gynixo maximo; anthera, rostello polliniis eadem fabrica ac in Odontoglossis hujus 
affınitatis. 

Totum perigonium 7 cn diametro, albido-flavescens v. pallide-sulphureum; sepala 
bası mediam partem usque maculis minoribus brunneo-purpureis interdum in lineas 
productis decora, macula orbicuları majore anteposita; tepala linea angusta recta 
purpurea maculis ı v. 2 antepositis instructa; labellum candidum a bası mediam 
partem usque interrupte purpureo marginatum, discus luteus, dentes v. calli apice 
purpurei; gynostemium album purpureo adspersum. 


Diese Pflanze stammt aus einer Gruppe von Bulben des echten Od. Pesca- 
torei und war ein Unterschied zwischen beiden Species hinsichtlich des 
Habitus nicht zu erkennen. Sie wurde auf einer der von FR. SANDER & Co., 
London, veranstalteten Auktionen von Herrn BRANDT, Charlottenburg, 
angekauft; genauere Daten über die Provenienz fehlen. Die Blüten erinnern 
an alle möglichen Arten, ohne dass irgend einer der zahlreichen Anklänge 
durchgeführt wäre. 

Sepalen und Tepalen sind wenig von einander verschieden, die letzteren 
etwas breiter, am Rande gewellt und alle gespreizt, so dass die Blüte flach 
gebaut erscheint. Die Farbe ist ein lichtes Weissgelb, etwa wie altes Elfen- 
bein. Das Labellum ist reinweiss. Sehr eigentümlich ist die Zeichnung, an 
der Basis der drei Sepalen Gruppen von kleineren, oft etwas in die Länge 


*) Vergl. Nr. 14 d. Gfl. S. 378. 


Gartenflora 1389. 39 


538 F. Kränzlin: Odontoglossum Brandtii Kränzlin et Wittm. n. sp. 


gezogenen Flecken (so etwas kommt u. a. bei Od. Lindleyanum vor) mit 
einem grösseren Fleck vor dieser Gruppe; die Tepalen dagegen zeigen einen 
scharf gezogenen, geraden Strich und davor einen Punkt in grösserer und 
geringerer Entfernung (sehr selten zwei), so dass bei den meisten Blüten fol- 
gende Form — » (beiläufig bemerkt das Zeichen für »a« im deutschen Tele- 
graphen- Alphabet) herauskommt. Das Labellum hat einen ausgehöhlten 
Basalteil, der mit dem gleichfalls eine halbe Rinne darstellenden Gynostemium 
zusammen eine jedenfalls als Nektarium funktionierende, blind endende Röhre 
bildet; es ist weiss, bis zur Mitte mit purpurbraunen Flecken besetzt. Die 
Schwielen des Discus sind im Mittelfelde gelb, im übrigen weiss, an den 
Spitzen rot. Die Blüten sind völlig geruchlos und dauern 7—8 Wochen. 
Es erübrigt hinzuzufügen, dass sich die Pflanze seit drei Jahren beim Besitzer 
befindet und jetzt zum erstenmale blühte.e Die Annahme, dass ein durch 
die Reise beeinflusster abnormer Blütenstand einer bekannten Art vorgelegen 
hätte, ist somit ausgeschlossen. 

Unsere Tafel ist nach einem Ölbilde gefertigt, welches Fräulein 
VON POMMER -ESCHE, die Schwester des Herrn Provinzial-Steuer-Direktors 
VON POMMER-ESCHE, Direktor des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues, 
die Güte hatte von der schönen Pflanze zu malen. 


Die Lennefeier in Potsdam. 
Von L. Wittmack. 


Am Sonntag, den 29. September war auf dem sonst so stillen Friedhofe 
zu Bornstedt bei Potsdam, der Ruhestätte LENNEs, ein reges Leben. Schon 
um 9'/, Uhr war eine Deputation des Vereins deutscher Gartenkünstler er- 
schienen, in dessen Namen der Vorsitzende, der städtische Obergärtner 
HAMPEL-Berlin, eine Ansprache hielt und einen Lorbeerkranz an dem mit 
Palmen, Blumen und Guirlanden reich geschmückten Grabe LENNEs und 
seiner Gattin niederlegte. 

Nachmittags 4 Uhr versammelten sich daselbst zu einer Gedächtnisfeier 
die Mitglieder des Gartenbau-Vereins zu Potsdam, unter Führung ihres stell- 
vertretenden Vorsitzenden RUDOLPH MEYER, viele Mitglieder des Vereins 
zur Beförderung des Gartenbaues aus Berlin, darunter die Vorstandsmitglieder 
GAERDT, LACKNER und WITTMACK, die städtischen Behörden Potsdams, unter 
Führung des Oberbürgermeisters BOIE und des Stellvertreters des Stadt- 
verordneten-Vorstehers, Amtsrat KEPPLER, der ÖOrtsvorstand von Bornstedt, 
der Ortsgeistliche Dr. PIETSCHKER, der Hofrat PILCH und die anderen 
Beamten der Königlichen Garten-Intendantur, mehrere Hofgärtner, der Lehr- 
körper, die Schüler der Königl. Gärtner-Lehranstalt und viele andere. Der 


Königliche Hofgarten-Direktor JÜHLKE, Nachfolger LENNEs, hielt hierauf 
folgende Rede: 


L. Wittmack: Die Lenn£feier in Potsdam. 539 


Verehrte Anwesende! 


An dem heutigen Tage vor ıoo Jahren, am 29. September 1789, wurde in 
Bonn PETER JOSEPH LENNE geboren. 

Wir alle, die wir sein Leben und Wirken kennen, haben uns nun hier vereinigt, 
um in Pietät und Dankbarkeit den nimmerwelkenden Opferkranz an seinem Grabe 
niederzulegen, zum Andenken an den unvergesslichen, teuren Meister der Garten- 
kunst, als ein sichtbares Zeichen der Erinnerung. 

Aber dieser Hügel deckt nicht bloss die irdischen Reste des Meisters, sondern 
auch diejenigen seiner ideal veranlagten Gattin, FRIEDERIKE LvIsE, geb. Voss, die 
dem Gemahl ıı Jahre (am 20. Oktober 1855) vor seinem Tode vorangegangen war. 

Wenn wir die hundert Jahre überblicken, in welchen unser verewigter Meister 
lebte, arbeitete und schaffte, so finden wir, dass ihm besonders in der Jugend der 
Kampf mit Beschränkung und Entbehrung nicht erspart blieb. Aber wer wie unser 
LENNE die Früchte wollte, der pflanzte und pflegte die Kunst bis an sein Lebens- 
ende! Unser Meister vereinigte den grössten Fleiss mit der höchsten Genialität 
in der schönen Gartenkunst! 

Aber zu diesem vollkommenen Besitz in der Gartenkunst führte ihn kein 
anderer Weg als der der Beschränkung! 

Die bahnbrechende Tüchtigkeit und die Begeisterung unseres Meisters für die 
Gartenkunst wurde bedingt durch die geistige Übung, Einsicht und Gewandtheit, 
verbunden mit der Liebe, als ein Patengeschenk des Himmels an ihn und unver- 
gänglich wie ihr Ursprung. 

Die Gunst der Könige und Fürsten wandte sich deshalb auch unserm Meister 
besonders in der letzten Hälfte seiner Arbeitszeit ganz besonders zu. 

Neben der allgemein bekannten und ausgedehnten künstlerischen Wirksamkeit 
war es unserm Meister leider nicht vergönnt, seine Grundsätze und Erfahrungen 
in der bildenden Gartenkunst auch schriftlich zu begründen. Aber der Meister 
hatte mir bei seinen Lebzeiten einen Plan übergeben, nach welchem er ein Werk 
über die Gartenkunst und das Gartenwesen herauszugeben beabsichtigte. Die darin 
bezeichneten Nachhülfen in der Parklandschaft möchte ich gewissermassen als Lieder 
bezeichnen, die mit jedem erwachenden Frühling revidiert und neu gefeilt sein 
wollen. 

Ich erlaube mir, diesen von LEnn&E selbst geschriebenen Plan des Werkes im 
Interesse der Gartenkunst ın die Hände des Herrn Rektors, Prof. Dr. WITTMACK, 
zur gefälligen weiteren Veranlassung niederzulegen. 

Unserem Meister war das Streben nach Wahrheit, Bestimmtheit und Formen- 
schönheit in der Gartenkunst besonders tief eingeboren; er verband mit einer 
reichen Gabe der Selbstverleugnung eine Sammlung und Ausdauer von ganz be- 
wundernswürdiger Zähigkeit! 

Wir wollen aber den Stand des Künstlers nicht von dem allgemeinen Lose 
menschlicher Schwäche trennen. Die Kunst ist keine Panacde für die Gebrechen 
derjenigen, welche sich scharenweise zu ihrem Besitze drängen. Sie vermag nicht 
jedes schwache Gemüt von Eitelkeit und Leidenschaft zu heilen. Wir haben be: 
unserm Meister allein den wahren Künstler im Auge, den Mann begabten Geistes 
und gesunden Herzens, der wie Lennt in dem idealen und strengen Dienst der 
Wahrheit gereinigt und erstarkt, die Sphäre des praktischen Berufs mit erleuchteter 
Thätigkeit und edler Gesinnung zu erfüllen und zu zieren wusste, wie selten 
Einer! 

Ehre deshalb seinem Andenken, denn so lange schöpferische Geister der 

3% 


540 L. Wittmack: Die Lennefeier in Potsdam. 


Gartenkunst unter den Menschen in Ehren gehalten werden, wird sein Name in: 


ihrem Munde bleiben. 


Alsdann ergriff der Oberbürgermeister BOIE das Wort, um namens der 


Stadt Potsdam, die den Entschlafenen zu ihren Ehrenbürgern zählte und die 
auch, gleich wie Berlin, eine Strasse nach ihm benannt hat, den Manen des 
Entschlafenen die Huldigung durch Niederlegung eines Lorbeerkranzes dar- 
zubringen. Der Gartenbau-Verein zu Potsdam und der Verein zur Beförde- 
rung des Gartenbaues in den preussischen Staaten hatten ein Gleiches gethan, 
und nachdem noch Hofgarten-Direktor JÜHLKE einige Worte namens des 
letzteren Vereins gesprochen, endete die Feier am Grabe. 

Ein Teil der Anwesenden folgte dem Hofrat PILCH und dem Hofgärtner 
BÜNGER nach Sanssouci, um die in der Nähe des Neuen Palais von FRIEDRICH 
WILHELM IV. noch bei Lebzeiten LENNEs aufgerichtete Hermessäule mit 
LENNEs Portraitbüste zu besichtigen. Hier hatten der Gartendirektor der 


Stadt Berlin, MÄCHTIG, und der Garten-Inspektor der Stadt Berlin, RÖNNEN-- 


KAMP, einen Lorbeerkranz dargebracht.*) 
Abends 7 Uhr fand eine zweite, äusserst zahlreich besuchte Feier im 


Hotel ZIMMERMANN statt. Der Hofgarten-Direktor JÜHLKE eröffnete dieselbe- 


und hierauf schilderte der Königl. Hofgarten-Intendantur Sekretär BETHGE in 
eingehender Rede LENNEs Leben und Wirken. Ein Sängerchor, aus Schülern 
der Königl. Gärtner-Lehranstalt bestehend, trug mehrere Lieder in vorzüg- 
licher Weise vor, der General-Sekretär des Vereins zur Beförderung des 
Gartenbaues sprach im Namen des letzteren kurz über LENNEs Verdienste 
um den Verein und schloss mit einem Hoch auf den Protektor, Se. Majestät 
den Kaiser. 


Nach dem Ende dieser schönen Feier blieb man noch im trauten Kreise 


beisammen, tief bewegt und freudeerfüllt über den so wohl gelungenen Ver- 
lauf des ganzen Festes. 


Lennes Entwurf zu einem Lehrbuch der Landschaftsgärtnerei. 


Das in der Rede des Königl. Hofgarten-Direktors JÜHLKE erwähnte, von 
LENNEs Hand herrührende Manuskript über diesen Gegenstand giebt den 
Titel der geplanten Schrift nicht an; es lässt aber nach der Anordnung ahnen, 


welch ein grosses Werk es geworden wäre. Der Entwurf lautet folgender-. 


massen: 
Plan des Werkes. 
Erstes Kapitel. 
Allgemeine Bemerkungen über Gartenwesen und Gartenkunst. 
Von schöner Natur überhaupt, in ganzen Landschaften und einzelnen Partien.. 
Bestimmtere Feststellung des Begriffs einer Landschaft. 


*) Wir hören zu unserer Freude, dass die etwas vernachlässigte Umgebung der Herme in: 
nächster Zeit verschönert werden soll. 


Lennes Entwurf zu einem Lehrbuch der Landschaftsgärtnerei. 541 


Was die Kunst in Beziehung auf Landschaften und Partien vermag. 
Mittel derselben: 
Boden und dessen Bewegung 


Vegetation 
gelegentliche Zugabe — Bauwerke und Industriestücke. 


Bescheidene Grenzen derselben, insoweit es sich um Beschaffung dieser Mittel 
handelt; nähere Entwickelung in Beziehung auf 
Gras-Vegetation 
Strauch- und Baum-Partien 
Bewegung des Bodens 
Gewässer, Bauwerke und Industriestücke. 

Ihre eigentümliche Kraft offenbart sich zunächst in Nachhülfen, um das Un- 
schöne zu beseitigen, das Schöne heraus zu heben, die Grundzüge der vorgefun- 
denen Formen zu veredeln; eine Form durch den Zusatz einer und der andern 
zu bereichern, den Genuss des Schönen zu erleichtern; vor allem aber darin, ein 
dem jedesmaligen Zwecke (dem Schmuckplatze, dem Garten, dem Park u. s. w.) 
entsprechendes Ganze, eine Organisation zu bilden, so gegliedert und in sich zu- 
sammenhängend, wie z. B. eine Menschen-Figur, oder ein vielstimmiges Lied, und 
immer ein Leben ausströmend, was die Seele bewegt. 

Zweites Kapitel. 
Beispiele (durch Zeichnungen und Motive erläuterte Beispiele) von Gärten und 
Landschafts-Bildungen, nämlich: 
ı. von Hausgärten 
geschmückten Landsitzen 
über ganze Landgüter verbreitete Landschaften: 
Park-Anlagen 
Königl. Gärten 
Volksgärten. 

Anmerkung. ı. Gleich einleitend wird bei jeder Gattung der Hauptzweck 
und das Ideal (die ansprechendste Idee) angegeben. Das Ideal eines Hausgartens 
würde neben der Zierlichkeit die Ausbildung eines Standpunktes zum Ausschauen 
in eine schöne Landschaft sein, das Ideal eines Landsitzes dieselbe Benutzung 
der Landschaft unter verschiedenen Standpunkten. 

2. Die motivierte Erläuterung muss eigentlich die ganze Theorie der Garten- 
kunst in der Anwendung auf die gegebene Lokalität, jedoch in blossen Andeutungen 
(deren weitere Ausführung in bestimmten Regeln und deren Begründung dem dritten 
Kapitel vorbehalten bleibt) umfassen; nach welchem Gesichtspunkte das Ganze 
geordnet ist, warum auf dieser Stelle ein gegebenes Bauwerk zum Zweck der 
Anlage errichtet? weshalb .an den gegebenen Stellen die Hauptstandpunkte gesetzt? 
weshalb die Verteilung der Baum-Massen und Gruppen, die Züge der Licht- 
gruppen, der Strauchgruppen, wie geschehen, angeordnet? weshalb die Wasser- 
bildungen so geleitet und geformt? die Wege in den gegebenen Schwingungen ge- 
zogen sind? u. s. w. 


supwn 


Drittes Kapitel. 
Regeln der Garten- und Landschaftsbildung und deren Begründung (Aesthetik 
der Gartenkunst) 
ı. Allgemeine Bedingungen 
Entfernung alles Missfälligen 
Kräftige Vegetation 
Schutz gegen rauhe Witterung und Sonnenbrand. 


542 Lenn&s Entwurf zu einem Lehrbuch der Landschaftsgärtnerei. 


2. Schönheit des Einzelnen 
Bildung der Wege 
Erdbildungen 
Gewässer 
Baum- und Strauchgruppen 
vereinzelte 
ganze Züge 
Baum-Massen u. s. w. 
Verbindung dieser Formen zu Partien. 
4. Organisation des Ganzen mit Rücksicht auf die speciellen Zwecke (cfr. 
2tes Kap.) 
in Beziehung auf das specielle Eigentum 
» » » die Nachbarschaft 
» » » die Ferne. 
5. Verschiedene Gesichtspunkte, je nach dem Zwecke des Ganzen oder ein- 
zelner Teilstücke (Zierlichkeit, Würde, Grossartigkeit). 
6. Besondere Rücksichten auf den gemütlichen Eindruck des Ganzen und 
Einzelnen. 
Anmerkung. Bei der Ausarbeitung dieses Kapitels werden immerfort die im 
zweiten Kapitel gegebenen und erläuterten Beispiele zur Erklärung und Versinn- 
lichung zu benutzen sein. 


= 


Viertes Kapitel. 
Vereinbarung des Nützlichen und Gemeinnützigen mit dem Schmuck der 


Anlage. 
Fünftes Kapitel. 


Bemerkungen über besondere Anlagen zu eigentümlichen Zwecken und unter 
besonderen Umständen, z. B. Standplätze am Meere und in den Gebirgen; Prome- 
naden der grossen Städte; Kirchhöfe u. s. w. Hier werden auch die Hülfsmittel, 
wie die Grundbesitzer ihre Feldmarken ohne grossen Aufwand von Kunstfertigkeit 
und Kosten aufschmücken können; z. B. die Benutzung der Bergzüge zu ihren 
Pflanzungen, deren Verbindung mit den Thalstücken, Alleen u. s. w. anzugeben sein. 


Sechstes Kapitel. 
Technische Anleitungen zur Anfertigung und Einrichtung einzelner Partien 
Wege, 
Wasser, 
Rasen, 
Baumpartien u. s. w. 
Siebentes Kapitel. 
Anleitung zur Ausbildung der Gartenkünstler für ihr Fach. 


Dr. Peter Joseph Lenne, 

General-Direktor der Königlich Preussischen Hofgärten. 
Gedächtnisrede, gehalten im Gartenbau-Verein zu Potsdam am 29. September 1889 
von F. Bethge, Königlicher Garten-Intendantur-Sekretär. 

Hierzu Abbildung 80. 

Der 29. September -1889 ist der hundertste Geburtstag des unvergesslichen 
LEnn£. Derselbe hat sich unverwelkliche Lorbeeren, namentlich auch für Potsdam, 
durch seine Meisterwerke der Landschaftsgärtnerei erworben, so dass es wohl an- 


F. Bethge: Dr. Peter Joseph Lenne. 543 


gemessen erscheint, seiner auch hier in ehrender Erinnerung zu gedenken, zur 
Säcular-Feier seines Geburtstages. -— 

LEnn£, zu Bonn am Rhein geboren, wo sein Vater Kurfürstlicher Hofgärtner 
war, erlernte bei demselben die Gartenkunst, welcher er sich schon von Jugend 
auf gewidmet hatte. Nach vollendeter Lehrzeit reiste LEnNE nach Paris, um sich 
im Jardin des plantes, unter Direktor GABRIEL THAUN, weiter auszubilden; auch 
beschäftigte er sich dort viel mit dem Studium der Architektur, nach Durans 
Vorträgen. Von hier aus besuchte er die Schweiz und Süddeutschland, wo ıhn 
besonders die bei Wien gelegenen Fürstengärten Schönbrunns fesselten. Er trat 
in Kaiserliche Dienste und lieferte zur Umwandlung Laxenburgs vorzügliche 
Gartenpläne, die aber nicht von ihm ausgeführt und daher vielfach verändert 
wurden. 1815 kehrte er nach Bonn zurück, wo er Verschönerungspläne für Koblenz 
bearbeitete. Durch diese Pläne wurde die Preussische Regierung auf den jungen 
Künstler aufmerksam, da FRIEDRICH WILHELM Ill. nach einer geeigneten gärtnerischen 
Kraft forschen liess, um die durch schwere Kriegszeiten verwilderten Königlichen 
Gärten in würdigster Weise wieder herstellen zu lassen. Auf Empfehlung des 
Ober-Land-Forstmeisters von HARTIG und des Hofmarschalls von MALTZAHN fiel 
die Wahl auf Lenn£, welcher am ı5. Februar 1816 als Königlicher Garten-Geselle 
bestellt wurde und bald den Titel Königlicher Garten-Ingenieur erhielt. 

Seine erste Aufgabe war die Umschaffung des von FRIEDRICH WILHELM II. an- 
gelegten Neuen Gartens; sie gelang zur vollen Zufriedenheit des Königs, der LEnNE 
dafür eine Reise nach England auf königliche Kosten machen liess.*) Dort 
studierte er eifrigst die Parke der Krone und die der vornehmen Lords, wobei er 
sich veranlasst fühlte, dem Schöpfer der meisten dieser Anlagen — dem Land- 
schaftsgärtner KENT — ein reiches Lob zu spenden. Nach Potsdam zurückgekehrt, 
verschönerte LEnnE den Landsitz Klein-Glienicke des Fürsten HARDENBERG. Nach 
dessen Tode erwarb 1823 Prinz KArı die Besitzung, welcher daraus, unter LENNES 
Beirat, nach und nach den Musterpark entstehen liess, der noch immer so vielfach 
bewundert wird. Zu dieser Zeit erhielten auch der Lustgarten zu Potsdam, sowie 
die Pfaueninsel neue Schmuckpartieen. Im selben Jahre wurde LEnnE zum König- 
lichen Garten-Direktor ernannt, an Stelle des in den Ruhestand tretenden Obers 
Baurats und dGarten-Direktors ScHULZEE Aus Freundschaft für den Kaiser 
ALEXANDER I. von Russland wollte FRIEDRICH WILHELM III. eine Russische Kolonie 
gründen. Hierzu schuf LEnnE die Kolonie Alexandrowka aın Pfingstberge, mit 
ihren umhegten Wirtschaftsgärten, den russischen Blockhäusern und der auf dem 
Kapellenberge belegenen Kirche. 

1825 erhielt der Kronprinz von seinem Vater die angekaufte HoLzesche Be- 
sitzung geschenkt, woraus LEnn£ das anmutsvolle Charlottenhof bildete, mit seinen 
reizenden Garten-Partieen und italienischen, von PErsıus hergestellten Bauten. Bald 
wurde die Besitzung vergrössert durch die neu eingerichtete Fasanerie mit dem 
klassischen Hippodrom (jetzt zum Rosengarten eingerichtet). 1832 begannen durch 
LeEnn£ die Anlagen auf dem Babelsberge, die später durch den Fürsten PÜCKLER 
weiter fortgesetzt wurden. Beim Neuen Palais fanden 1827—32 bedeutende Terrain- 
Erwerbungen statt, wodurch LEnn£ den Park von Sanssouci auf der Nordwestseite 
durch vorzüglich gelungene Gartenschöpfungen erweitern konnte. 

Mit dem Regierungsantritt des hochsinnigen, Kunst und Wissenschaft schätzen- 
den Königs FRIEDRICH WILHELM IV. im Jahre 1840 begann für LEnn#£ die glän- 


*) Siehe seinen höchstinteressanten Bericht in Verhandlungen d. V. z. B. d. G. 1824. S. 82. 
D. Red. 


544 F. Bethge: Dr. Peter Joseph Lenne&. 


zendste Epoche seines Wirkens und Schaffens. Schon sein Aufenthalt in England 
— wo er angeregt wurde durch die dortigen grossartigen landschaftlichen Ver- 
schönerungen — hatte ihn den Plan fassen lassen, auch dıe ganze Insel Potsdam 
durch wohlgeführte Wege, Alleen, Pflanzungen etc. zu einer einzigen, grossen An- 
lage umzugestalten, wie es bereits der grosse Kurfürst beabsichtigt hatte. 

1842—45 wurden zuvörderst die ausgedehnten Anlagen des Ruinenberges aus- 
geführt, desgleichen die am Belvedere beim Neuen Palais, woran sich dann das 
liebliche Paradeis-Gärt'] reihte. Die Pirschheide wurde zu einem Wildpark nach 
englischem Muster umgewandelt, mit langen Alleen und freundlichen Jägerhäusern. 
1849 begannen die imposanten Bauten auf dem Pfingstberge mit den umgebenden 
Pflanzungen, im Anschluss zur russischen Kolonie und zum Neuen Garten. 

FRIEDRICHS II. Sanssouci erhob sich zu neuem Glanze durch die Verehrung 
FRIEDRICH WILHELMS IV. für den grossen König. Hierbei konnte LEnNE begeistert 
seine volle Schaffenskraft entwickeln. Die Terrassen wurden wieder hergestellt 
und mit Blumen und Sträuchern reichlichst bepflanzt; das Plateau, sonst nur ein 
sandiger Vorplatz, wurde fürstlich aufgeschmückt mit Marmor-Ornamenten, schim- 
mernden Rasenflächen, Blattpflanzengruppen und üppigen Blumenpartieen. Die 
Herstellung der viel bewunderten, grossartigen Fontainen und die damit in Ver- 
bindung stehende Bewässerung des Parkes erhöhte ausserordentlich dessen Schön- 
heitswert. 

Bei der 1848 eingeweihten Friedens-Kirche entstand, aus einem ganz flachen 
Küchengarten, der Marlygarten mit seiner wohlgelungenen Bodenformation und 
eben solcher Gehölzgruppierung, ein Ideal der Gartenkunst (siehe Abbildung 80). 

Auf dem Terrain, wo sich sonst die Feigen- und Erdbeergärten, sowie die 
Örangerie- und Treibhäuser FRIEDRICH's Il. befanden, wurden ganz bedeutende Um- 
wandlungen ‘vorgenommen. 1856—57 entstand dort der »Sicilianische Garten«, 
nach Flora und Anlage eine italienische Gartenscenerie, — ferner der nördlich 
davon, höher gelegene »Nordische Garten«, mit einer Bepflanzung seltener Nadel- 
hölzer, um auch ım Winterschmucke von Wirkung zu sein. Westlich davon ent- 
stand, 1851 begonnen, der gewaltige Aufbau des Orangerie-Palastes mit seinen 
weitgestreckten Flügeln und massigen Pavillons. Wegen der Höhenlage waren 
dazu sehr schwierige Terrassierungsarbeiten auf der Südseite auszuführen. Die 
reich aufgeschmückten Terrassen erhielten eine weit vorspringende, in drei Ab- 
sätzen gegliederte Mittelpartie, die sich auszeichnet durch breite Freitreppen, Fon- 
tainen, Blumengruppen, mächtige Agaven und andere Pflanzen. In den letzten 
Regierungsjahren FRIEDRICH WILHELMS IV. wurde der kleine, doch geschmackvoll 
angelegte Park des Jagdschlösschens Lindstedt vollendet. 

Die Anlagen Lenn&s standen in kurzer Zeit nach dem Beginn als vollendet 
da, weil ihm stets das dazu nötige Pflanzenmaterial, in beliebiger Auswahl und 
Stärke, zur Verfügung stand. Zur Heranbildung dieses Materials gründete er 1823 
die Königliche Landes-Baumschule, zugleich mit der Königlichen Gärtner-Lehr- 
anstalt. Die Landes-Baumschule, welche sich nur erhielt durch den Verkauf ihrer 
Produkte, betrieb ausser der Anzucht grosser Gehölzmassen auch die von Obst- 
bäumen ın ganz bedeutendem Umfange. Der Bestand wurde stetig an Neuheiten 
durch Selbstzüchtungen oder durch Erwerb von anderen Instituten vermehrt, wo- 
durch viele neue Gattungen und Arten in die Königlichen Gärten eingeführt 
wurden. — Die Gärtner-Lehranstalt bildete — durch wohlgewähltes Lehrmaterial, 
sowie durch vorzügliche Lehrer, — wissenschaftlich unterrichtete, junge Leute zu 
praktischen und theoretischen Gärtnern aus, wozu auch die Königlichen Gärten 
mit ihren Kulturen zum Studium herangezogen wurden. — Bedeutende Künstler 


- 


F. Bethge: Dr. Peter Joseph Lenn£. | 545 


der Landschaftsgärtnerei gingen aus dieser Lehrstätte hervor, wie KLENGEL, KÖBER, 
HERING, GUSTAV MEyER, MÄCHTIG u. a. — Die Anstalt erhielt eine zweckmässige 
Reorganisation durch LEnn£s hochgeschätzten Nachfolger, der mit künstlerischer 


RE 


all 


Plan des Marly-Gartens in Potsdam, 


Abbildung 80, 


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Er frun . 
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Kraft das ihm unterstellte Gartenwesen nicht allein in seiner ursprünglichen Schön- 
heit erhält, sondern es auch wirksam fördert und weiter vervollkommnet. 

Auch um die Verschönerungen Berlins erwarb sich LEenn£ hohe Verdienste, 
dazu berufen durch das Vertrauen der Könige FRIEDRICH WILHELM Ill. und IV. 


546 F. Bethge: Dr. Peter Joseph Lenne. 


1832 erhielt LEnnE den Auftrag, den Tiergarten, welcher in den Hauptteilen 
noch immer den Charakter als ehemaliges Kurfürstliches Jagdterrain bewahrte, in 
einen Volksgarten umzuwandeln. Dies geschah bis 1840 in der ausgezeichneten 
Art und Weise, wie sich im grossen und ganzen der Tiergarten als der beliebteste 
Erholungsort der Berliner noch jetzt darstellt. Schon damals regte LEnn£ den 
Gedanken an, im Tiergarten, zur Anregung patriotischen Sinnes, Nationaldenkmäler 
aufzustellen, welche Idee erst die Neuzeit zur Ausführung brachte. 

Zum ehrenden Gedächtnis für dies eifrige Wirken wurde eine Strasse, südlich 
an der Tiergartengrenze gelegen, mit dem Namen »Lenne-Strasse« bezeichnet, 
und der König schenkte in derselben an LEnnE ein Grundstück mit einer Villa. 

Vor der Tiergarten-Anlage waren die Parke von Nieder-Schönhausen und 
Charlottenburg einer durchgängigen Umarbeitung unterworfen worden. — 

Schon in den ersten Regierungsjahren FRIEDRICH WILHELMS IV. begann sich 
Berlin bedeutend zu entwickeln und auszudehnen, wozu LENNE Pläne von grosser 
Wichtigkeit lieferte, die, vom Könige genehmigt, von den Behörden zur Ausführung 
angenommen wurden. Auf der südlichen und südöstlichen Seite Berlins war es 
besonders das bisher zum Ackerbau benutzte Köpnickerfeld, das zu regelmässigen, 
umfangreichen Häuserquartieren umgewandeit wurde. Die nordwestlichen Er- 
weiterungen geschahen meist auf dem ehemaligen Pulvermühlenterrain bei Moabit, 
welch grosses Gebiet besonders zu öffentlichen Bauten, unter Zuweisung des dazu 
notwendigen ausgedehnten Areals, verwendet wurde. Diese neuen Stadtteile versah 
LEnn£, zur leichteren und schnelleren Transportgelegenheit, mit sehr günstig ge- 
führten Wasserstrassen. Auf der nordwestlichen Seite wurde der Berlin-Spandauer 
Kanal, mit dem Nordhafen, hergestellt. Im Süden und Westen Berlins wurde 
dazu der alte Landwehrgraben schiffbar gemacht. Dadurch entstand eine ganz 
bedeutende Entlastung des Spreeverkehrs im Innern der Stadt, weil zur weiteren 
Fahrt bestimmte Kähne, die sonst, auch ohne zu entladen, durch Berlin passieren 
mussten, jetzt um die Stadt fahren konnten. Der ganze Kanal ist zu beiden Seiten 
von Boulevards begleitet, die freilich durch das äusserst angewachsene Leben und 
Treiben jetzt stellenweis als zu schmal erscheinen. 

1845 liess der Magistrat von Berlin durch LEnn£ den »Friedrichshain«, als 
einen zweiten Volksgarten für die Bewohner im nordöstlichen Stadtteil anlegen. 

Sandige, öde Plätze in der Stadt, wie Leipziger-, Wilhelms- und Opern-Platz 
wurden durch ıhn zu Ziergärten umgeschaffen. — 

Durch diese Werke war LEnn&£s Ruf durch ganz Deutschland, ja über dessen 
Grenzen hinaus gedrungen. Zahlreiche weitere Pläne wurden daher von ihm ver- 
langt zur Verschönerung von fürstlichen Schlössern, wichtigen Städten und reichen 
Besitzungen. — Bei allen diesen Anlagen, die in grossen, schwunghaften Zügen 
und meisterhafter Gruppierung ausgeführt wurden, nahm er die bildende Natur 
zur Richtschnur und schuf sich danach zu seinen eigenartigen Arbeiten einen be- 
sonderen Gartenstil, der weite Verbreitung gefunden hat. — 

LEnNnEs gesegnete Thätigkeit fand auch volle, allseitige Anerkennung. Fürsten 
ehrten ihn durch Verleihung hoher Orden und grössere Städte liessen ihm kost- 
bare Ehrengaben überreichen. 1847 wurde er als Mitglied in das Landes-Ökonomie- 
Kollegium berufen; die Akademie der Künste wählte ihn zu ihrem Ehrenmitgliede, 
die Universität Breslau zu ihrem Ehrendoktor; die Gartenvereine wetteiferten, ihm 
ihre Ehrendiplome zu übergeben. Im Verein z. Bef. d. Gartenbaues, dessen Mit- 
begründer er war, entfaltete er eine rege Thätigkeit, er war von 1823—33 zweiter, 
von da bis 1850 erster Stellvertreter des Direktors. 


F. Bethge: Dr. Peter Joseph Lenne. 547 


Wegen der besonderen Bedeutung, die sich LENNE auch für Potsdam erworben 
hatte, zeichneten ihn der Magistrat und die Stadtverordneten dadurch aus, dass 
sie ihn zum Ehrenbürger ihrer Stadt ernannten. 

ı854 wurde LEnnE zum General-Direktor der Königlichen Gärten befördert, 
wodurch er die einflussreichste Stellung für Königliche und Fiskalische Garten- 
Angelegenheiten in Preussen erhielt. 

So erreichte LENNE, noch bei ungeschwächter Geisteskraft, ein hohes Alter, 
und es nahte für ıhn das schöne Fest seines goldenen Dienst-Jubiläums, wozu 
bereits Vorkehrungen mit regem Eifer getroffen wurden. Er sollte diese seltene 
Feier nicht mehr erleben; wenige Wochen vorher, am 23. Januar 1866 starb LENNE 
an einem Gehirnschlag zu Sanssouci. Die Beerdigung erfolgte auf dem, mitten 
in seinen Schöpfungen gelegenen Bornstedter Kirchhofe, neben seiner 1855 bereits 
ım Tode vorangegangenen, von ihm tief betrauerten Gattin FRIEDERIKE, geb. Voss. 
Auf diesem Kirchhofe, wo bereits LEnn£s beide Amtsvorgänger — die Garten- 
Direktoren MANGER und SCHULZE begraben lagen — hatte ihm die in der Gärtnerei 
so hoch geachte Familie SELLO in ihrem friedlich stillen Erbbegräbnisse pietätvoll 
die letzte Ruhestätte bereitet. — 

LEenn£s Andenken wird seinen Schülern und Verehrern bildlich bewahrt durch 

sein Rundgemälde am Berliner Rathause, in der Reihe der dort be- 
zeichneten Männer, die sich um das Wohl der Resıdenz verdient machten, — 

sowie durch seine von RAauchHs Meisterhand gearbeitete Marmorbüste, 
die FRIEDRICH WILHELM IV. in den Anlagen beim Neuen Palais aufstellen 
liess, zur Würdigung Lennes, als des grössten Landschaftsgärtners seiner 
Zeit. — 


Die grosse allgemeine Gartenbau-Ausstellung des 
Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den preussischen Staaten 
vom 25. April bis 5. Mai 1890. 


Von Carl Hampel. 
Hierzu Abbildungen 81—84. 


Die im nächsten Frühjahre vom Verein zur Beförderung des Garten- 
baues in den preussischen Staaten zu veranstaltende Ausstellung wird dadurch 
von ihren Vorgängerinnen wesentlich abweichen, als hier zum erstenmale ein 
besonderer Wert auf die dekorative Seite im Gartenbau in Verbindung mit 
der Architektur gelegt werden soll. Hervorgerufen ist diese Idee aus der 
Anschauung, durch die Verwendung der Pflanzen nicht allein im Garten, son- 
dern auch zur Ausschmückung der verschiedensten Räume das Publikum 
durch gutes Beispiel zur Nachahmung anzuspornen und die Verwendung von 
Pflanzen für dergleichen Zwecke in weitere Kreise zu tragen. 

Das Terrain, welches dem Verein für seine Ausstellung zur Verfügung 
steht, ist der Landes- Ausstellungspark mit dem Ausstellungspalaste. Es ist 
dies derselbe Garten, in welchem im Jahre 1885 die letzte grosse allgemeine 
Gartenbau- Ausstellung abgehalten wurde. Während aber damals die Aus- 
stellung hauptsächlich im Freien sich ausdehnte und nur ein geringer Teil 


548 


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Abbildung 81. Anordnung der Gartenbau-Ausstellung 1890 im Königl. Landes-Ausstellungsgebäude. 


549 
Dahin 


My Ka? a0 ERS ERzeE IR on. 
& Re DRIN 


Die grosse allgemeine Gartenbau-Ausstellung 1890, 


Carl Hampel: 


stellungspalast für die Ausstellung verwendet und nur ein geringer Teil von 


im Ausstellungspalast Unterkommen fand, wird diesmal der ganze Aus- 
Ausstellungsobjekten ausserhalb desselben zur Aufstellung gelangen. 


gehören die Gewächshäuser; soweit dieselben im Betrieb gezeigt werden 


Vorn und hinten Freitreppen. 


Aufstellung niedriger Pflanzen im linken Saale 2. 


Abbildung 82. 


sollten, werden darin die Orchideen und zarteren Warmhauspflanzen Auf- 
stellung finden; eine geräumige Halle aber auf dem früheren Spielplatz 


Diese steht mit dem Aus- 


stellungspalast durch das Portal o (Figur 81) in innigster Verbindung. 
Figur.81 zeigt die allgemeine Disposition für die Anordnung im Ausstellungs- 


palast. 


wird die gewerbliche Abteilung aufnehmen. 


Es ist in demselben nach den Erfahrungen der letzten Ausstellungen 


550 ; Carl Hampel: Die grosse allgemeine Gartenbau-Ausstellung 1890. 


hier ausreichend Platz, um das Programm gut durchführen zu können. Die 
angedeuteten Pflanzungen werden zum. Teil durch freie Aufstellung von 
Pflanzen, zum Teil durch Aufstellung derselben auf Stellagen gebildet. An 
Flächenraum ist für die einzelnen Abteilungen des Programms vor- 
gesehen, für: 


7, Dekoratıye Abteilung runde. .1..%.22. 0. Se 
29 Gewachshauspflanzen Beer. 2/2... 2, 2 Ver er 
2 ROSEN Nor So. 220: 
Pi@etniebenesBlütensträucheggr 2°. 2.2.0 „0 Mes Ze SE 
5. Stauden- und Zwiebelgewächse . . . Eee OO 
6. Abgeschnittene frische Blumen, Blätter, en und ge- 

trocknete, Blumen und Gräser(Binderei) . . seo 
Debaumsehulerzeugnisse . er. 2.2. ee RE 
SEOb-Hund Gemüse... .. we ETNEN: 23 u) Bee 60 » 


Hierin liegen aber nicht die Flächen für die zu dekorierenden Festsäle, für 
Wohnräume, für Tafeldekorationen, für Wintergärten u. s. w. Die Grössen- 
verhältnisse für all diese Räume werden in der weiteren Beschreibung ge- 
geben. Sollte ein grösserer Raum, als hier angenommen, notwendig werden, so 
lässt sich derselbe durch Verschmälerung der jetzt sehr breit angenommenen 
Wegeflächen mit Leichtigkeit gewinnen. 

Nach dieser allgemeinen Betrachtung soll jetzt die Anordnung in den 
einzelnen Räumen näher gezeigt werden. 

Wir treten in den Vorsaal (sog. Kuppelsaal) 4 ein, wo eine Fontäne mit 
in die Höhe gehendem Strahl den Raum angenehm belebt. An den vier 
abgestumpften Ecken sind Brunnen mit aus der Wand sprudelndem Wasser 
anzubringen. Diese sämtlichen Wasser sind von anmutigen Pflanzen zu um- 
geben. — Fontänen sollen sich wiederholen in den Sälen d, d, d, g, 2, ferner 
in s und 7; sie sind projektiert, um den Bewerbern in Gruppe XIII Nr. 348 
des Programms (Springbrunnen) reichlich Gelegenheit zum Ausstellen zu geben, 
andererseits werden sie eine willkommene Abwechselung sein. 

Aus dem Vorsaal tritt man in den Eröffnungssaal 5 ein, der ringsherum 
durch dekorative Gruppen (Programm, Gruppe I, I10—13) zu schmücken ge- 
dacht ist. Rechter Hand ist ein Podium für die Allerhöchsten Herrschaften 
vorgesehen; rechts und links von diesem, in den kleinen runden Plätzchen, 
sollen die Büsten der Majestäten Aufstellung finden. 

Für dekorative Gruppen (Programm I, Gruppe I0—13) ist ausserdem der 
Saal c in Aussicht genommen. 

Durch eine Säulenhalle tritt man von 3 in den Saal @ ein, dieser nimmt 
mit den Sälen #d, dem mittleren Teile von c, dem Saal d, den mittleren 
Teilen in g und %k, sowie z die Gruppe IV des Programms, Gewächshaus- 
pflanzen auf. Die beiden Säle 5 und # sind zu kleinen Höfen nach besonderer 
Zeichnung, Figur 82 und 83, einzurichten geplant. Je nach den Anmeldungen 


Carl Hampel: Die grosse allgemeine Gartenbau-Ausstellung 1890, 551 


werden diese in dem gezeigten Projekt zur Ausführung gelangen und gewiss 
mit zu einem Glanzstück in der Ausstellung werden. 

An den Seiten der Längsachse des linken Höfchens 5 sind als Aufgaben 
zur Dekorierung zwei Freitreppen, des rechten Höfchens 5 aber zwei Säulen- 


Abbildung 33. Aufstellung niedriger Pflanzen im rechten [Saale 5. VornZund hinten Säulenbalkons. 


balkons in Aussicht genommen. Freitragende Balkons sind über den Ein- 
gängen zu diesen Höfchen und zwischen denselben Fenster zur Ausschmückung 
gedacht (alles zur Konkurrenz). Je nach den Bewerbungen sollen durch 
die ganzen mittleren Säle Säulenbalkons, freitragende Balkons, auch schön- 
wirkende, hervortretende Fenster angebracht werden. Den Schluss dieser 
architektonischen Ausschmückung bildet eine grosse Säulenhalle, welche von 


552 . Carl Hampel: Die grosse allgemeine Gartenbau-Ausstellung 1890. 


Saal g nach z führt und mit der in letzterem gebildeten Terrasse zusammen- 
hängt (Figur 84). Saalc aber (zwischen z und d) giebt Gelegenheit zur An- 
lage von Laubengängen mit Pavillons an der in Figur 81 gezeigten Wand. 

Die drei Ausgänge von Saal d führen in die Restauration, und zwar hat 
der in der Achse liegende Saal die Musikkapellen. Diese drei Säle stehen 
unter sich durch rundgeführte Wege in Verbindung; an diesen Wegen liegen 
die freien Höfchen / welche den Baumschulerzeugnissen eine Heimstätte 
werden sollen. Weiter sind Baumschulerzeugnisse aufzustellen in den Sälen 
8, h, i. Der letztere Saal bietet in der dort getroffenen Arabeske (Figur 84) 
Gelegenheit zur Bewerbung um die Nr. 238 Abteilung VII »ein Teppichbeet 
mit blühenden Frühjahrs- und Teppichpflanzen«. In diesem Saal werden 
voraussichtlich auch ein paar Dioramen Aufstellung finden. Linker Hand 
gelangt man von diesem Saal in den Saal z, welcher die Landschaftsgärtnerei 
und Gartenlitteratur aufnehmen soll; der hieran liegende Saal z dient Ver- 
sammlungszwecken. Rechter Hand liegen die beiden Säle 5 für die wissen- 
schaftliche Abteilung. 

Wir kehren um und besichtigen noch in diesem Teil die Wintergärten £ 
zu beiden Seiten neben dem Saal 7. Dieselben haben eine Grösse von 
172.39 mM. 

Auf dem bereits angetretenen Rückwege wenden wir uns vom Saal g 
links und kommen in die Abteilung 3 für Obst- und Gemüsezucht. Wir 
durchschreiten die hier vorhandene Kapelle, welche eine gute Gelegenheit 
zur Dekoration bietet und kommen zu dem Stauden- und Zwiebelgewächs- 
Saal y, x und w. In dem Saal w, wie in den Sälen z und 7 haben wir 
ausser den hier zur Ausstellung gelangenden Gewächsen die Einrichtungen 
für Abteilung I Nr. 2, 3, 4 und 5 des Programmes, d. h. die dekorative Aus- 
schmückung von Wohnräumen im allgemeinen und für festliche Gelegenheiten, 
Taufen, Trauungen insbesondere, ferner gärtnerische und architektonische 
Ausschmückung von Erbbegräbnissen. Hier sind überall zwei Preise, einer 
für die gärtnerische, einer für die kunstgewerbliche bez. architektonische 
Leistung ausgesetzt. Die einzelnen Abteilungen sind 6,3 : 7 »z2 gross. 

Die Säle /, x, v nehmen die Rosen auf. Von / nach s kommen wir 
durch die beiden Säle C, C, welche für die »glänzende Dekoration eines 
Festsales« (I. Nr. ı) bestimmt sind und eine Grösse von IQ: 24 2 haben. 

Die Säle g, 7, s sind für »Getriebene Blütensträucher« bestimmt. Saal 2 
hat drei Zimmer zur Aufstellung von Tafeldekorationen und die Säle o nehmen 
die Bindereien, abgeschnittenen frischen Blumen, Blätter, Früchte, getrocknete 
Blumen und Gräser und dergleichen mehr auf. 

Garten-Skulpturen (XIII Nr. 349 des Programms) sollen in den Sälen 
c, g, h und z je nach ihrer Art Aufstellung finden. 

Drei ganz besonders erfreuliche Nachrichten haben wir noch zu melden. 
Der Vorstand des Vereins für deutsches Kunstgewerbe hat seine 


553 


Die grosse allgemeine Gartenbau-Ausstellung 1890, 


Carl Hampel: 


or DEREN" = 


) OK BIS 


rn 


D 


BET) 


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10 Abeber 
Vorn Säulenhalle und 


2,8} 


19 


Abbildung 84. Hinterer (überglaster) Teil des Ausstellungsgebäudes. 


Terrasse, hinten 2 Dioramen, 


Gartenflora 183839, 


40 


554 . Neue und empfehlenswerte Pflanzen. — Kleinere Mitteilungen. 


wärmste Teilnahme an unserer Ausstellung ausgesprochen und sein Vorstands- 
mitglied, Herrn Fabrikanten MITTERDORFER, Berlin, Kurstrasse IS—I9, zum 
Vertreter in der Sache ernannt. Der Architekten-Verein hat am 7. Oktober 
beschlossen, eine grössere Summe für Preise auszusetzen, um schöne Ent- 
würfe zur dekorativen Ausschmückung von Wohnräumen, Balkons, Erkern, 
Hallen u. s. w. (Abt. I, Nr. 1—9 unseres Programms) zu erhalten. Die besten 
Entwürfe will derselbe sodann dem Verein zur Beförderung des Gartenbaues, 
der sich an den Preisen mit beteiligt, zur Verfügung stellen. 

Zum Schluss die frohe Botschaft, dass die Gemeindebehörden 
Berlins 15000 Mk. zu den Kosten der Ausstellung sowie die unentgeltliche 
Hergabe des nötigen Wassers und Rasens bewilligt haben. Das alles spricht 
genug von der hohen Bedeutung, die man der Ausstellung beilegt! 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen etec. 
Lilium Wallichianum var. superbum. 2 m hoch. Blüten wie bei L. longiflorum, 
Dieses edle Lilium wurde vergangenes | trichterförmig, 20— 30 cm lang, aussen 
Jahr von Low & Co. in den Handel | lachsgelb, mit purpurrosa Schattierung, 
gegeben und stammt aus Indien, wo- | innen hell- oder schwefelgelb, an den 
selbst es in der temperierten Region des | äusseren Enden der Blumenblätter purpur- 
Himalaya vorkommen soll. Gegenwärtig | rosa schattiert. Antheren kupferfarben. 
blüht diese prachtvolle Lilie hier in | Neben der schönen Farbe besitzt die 
Tottenham und kann ich nur sagen, dass | Blüte auch einen sehr angenehmen Ge- 
sie das Schönste in Lilien der letzten | ruch, ganz wie bei dem schönen L. 
Einführungen ist. Nach meiner Ansicht | Neilgherriense. In den Achseln der Blätter, 
ist es eine besondere Art, denn sie weicht | an der oberen Hälfte des Stammes, trägt 
so sehr von L. Wallichianum ab, wie | sie Bulbillen wie L. tigrinum. Verlangt 
L. longiflorum von L. Browni. Zwiebel | geschützten Standort oder Topfkultur 
birnförmig, an L. tigrinum erinnernd, | mit derselben Behandlung wie L. Browni. 
untere Blätter stiellos, linealisch, obere | Ebenso blüht jetzt das seltsam schön 

lanzettförmig; abwechselnd ungefähr 5c2 | gefärbte L. nepalense. 

lang, dicht und gedrungen. Stamm ı bis G. REUTHE, London. 


Kleinere Mitteilungen. 

Im Spätsommer blühende Pflanzen in einem | Weltteilen zum Versand gebracht werden 
Haarlemer Garten. können. Dennoch kommt in einem 

Es wird wohl niemand behaupten, dass | grösseren Sortiment auch in diesen Tagen 
Spätsommer und Herbst die am meisten | schon viel Interessantes zur Blüte. Er- 
geeignete Zeit sei, in welcher ein Haar- | lauben Sie mir, dass ich Einiges zu be- 
lemer Blumenzwiebelgarten viel Schönes 
an blühenden Pflanzen aufzuweisen habe. | vier oder fünf Wochen meinem Garten 
Wie bekannt, werden doch um diese Zeit | zurZierde gereichte. Gegenwärtig prangen 
die meisten Zwiebeln trocken in den | in den leuchtendsten Farben die pracht- 
Häusern aufbewahrt, damit sie in dieser | vollen Kniphofia- oder Tritomaarten, 
Ruheperiode am besten nach fast allen ‚, wovon ich insbesondere die herrliche 


schreiben versuche, was ın den letzten . 


pr 


Kleinere Mitteilungen. 


555 


K. Uvaria grandis empfehlen kann. 
Es ist dies eine überaus kräftig wachsende 
Pflanze mit kolossalen Blütenstielen und 
riesig grossen, sehr dicken Blumenkolben 
von einer leuchtend roten und orangen 
Farbe. Ein solches Exemplar frei auf 
einem Rasenplatz stehend, muss von 
einer unübertroffen originellen und effekt- 
vollen Wirkung sein. Empfehlenswert 
sınd auch K. nobilis, Macowani, 
corallina, Rooperi u.s.w. Eine noch 
seltene und dabei reizende Art ist K. 
Leichtlinii, eine völlig ausdauernde 
Species, die in unserem leichten, sandi- 
gen Boden aufs erfreulichste wächst und 
sich vermehrt. Dieselbe bildet eine 
hübsche niedrige Pflanze und treibt nur 
höchstens 3 Fuss hohe Stiele, an welchen 
die Blumen sich von oben an zu Öffnen 
anfangen. Es ist dies um so bemerkens- 
werter, da es, wie man sagen sollte, 
gänzlich gegen die Gesetze der Natur 
streitet, die doch gewöhnlich immer die 
an einer Rispe stehenden Blumen von 
unten ab sich öffnen lässt®). Auch eine 
noch sehr seltene goldgelbe Abart mit 
mennigroten Staubfäden steht jetzt ın 
Blüte, hoffentlich werden diese bald ın 
manchen Gärten Aufnahme finden. Ich 
hörte manchmal empfehlen, die Tritoma- 
arten vor dem Eintritte des Winters auf- 
zunehmen und den Winter im Keller zu- 
bringen zu lassen, um erst im Frühjahr 
wieder ausgepflanzt zu werden, eine An- 
gabe, die ich hiermit als völlıg zwecklos 
und falsch erkläre. Niemals kommen 
verpflanzte Tritoma schon in demselben 
Jahre zu der Entwickelung und dem 
Blütenreichtum als die, welche ungestört 
viele Jahre an demselben Orte stehen 
geblieben waren. Gut eingewurzelte 
Tritoma können auf geeignetem Boden 
jeder Winterkälte widerstehen, doch hüte 
man sie davor, dass sie im Winter über- 
schwemmt werden. 

*) Bei den sogenannten begrenzten, centrifu- 
galen oder cymösen Blütenständen erfolgt das 
Aufblühen immer von oben, bei Ähren oft von 
der Mitte, D. Red. 


ı distinkt. 


Ausser den gewöhnlichen Tigridia- 
arten, die mit zu den bekanntesten 
Zwiebelgewächsen gehören, hat mein 
Sortiment auch die neulich in dieser Zeit- 
schrift abgebildete T. Pringlei*) in Blüte 
aufzuweisen. Dass dieselbe härter als 
die anderen Species ist, habe ich zu- 
fälligerweise schon im letzten Winter ge- 
sehen; einige Zwiebeln dieser Art waren 
durch Versehen einer meiner Leute ver- 
loren gegangen und haben den ganzen 
langen Winter aussen, fast ohne eine 
Decke zugebracht, ohne hierdurch auch 
nur im geringsten gelitten zu haben. 
Die Blumen, obgleich nicht so gross wie 
die von T. pavonia, sind von leuchtend 
orangebrauner Farbe, sehr fein und 
Bald hoffe ich auch in den Be- 
sitz einer ebenfalls ganz neuen Species 
aus Mexiko zu kommen, die in »Garden 
and Forest« unter dem Namen T. bacci- 
fera abgebildet ist und schön violett ge- 
färbte Blumen haben soll. 

Ende August gelangte eine aus dem 
nördlichen China vor kurzer Zeit einge- 
führte, vollkommen winterharte Ama- 
ryllisspecies zur Blüte. Es ist dies die 
A. Halli, eine noch gar nicht verbrei- 
tete Species, im Wachstum und Blüte 
an A. belladonna erinnernd, aber von 
ganz besonderer hellrosa Farbe mit deut- 
lich blauem Anhauch. Die Zwiebel ist 
ziemlich gross, unten rund, mit langem 
Halse und von sehr gefälliger Form. 

Amarylliıs belladonna ist in ver- 
schiedenen Spielarten aufgeblüht, unter 
welchen sich durch starken Schaft, grosse 
und viele Blumen und lebhafte Farbe 
insbesondere die rubra majus-Varietät 
auszeichnet. Es ist zwar schade, dass 
diese Pflanzen immer ohne Blätter zur 
Blüte kommen, doch ist dies leicht zu 
verdecken durch zeitige Anpflanzung von 
z. B. Pyrethrum. Sollen die Zwiebeln 
gut blühen, dann gebe man ihnen eine 
nahrhafte Erde und sehr warmen, ge- 
schützten, der vollen Sonne ausgesetzten 
Standort. 


#) Siehe Nr. 12, S. 320 m. Abb. 
40* 


Ei 


Kleinere Mitteilungen. 


Drei Pflanzen, die ich für feuchte, etwas 
schattige Plätze besonders empfehlen 
kann, sind: Anemonopsis macro- 


phylla mit hübschen, weiss und bläu- 


lichen Blumen, Cimicifuga dahurica, 
eine der Spiraea aruncus ähnliche Pflanze, 
mit grossen, sehr eleganten, federartigen 
Blumenrispen vom reinsten Weiss; dann 


auch das schöne Polygonum sphae- 


rostachyanum, eine Pflanze, die im 
September einen zweiten Flor bringt und 
schon früher in der Gartenflora in Farben- 
druck abgebildet ist. 


Dann auch war vor etwa drei oder 


vier Wochen eine ganz neue Serie von | 


Gladıolus ın etwa fünfzehn Varietäten 
aufgeblüht, die damals den Hauptschmuck 
meines Etablissements bildeten. Aus einer 
Kreuzung zwischen der grossblumigen, 


völlig winterharten Kapspecies G. Saun- | 


dersii und einigen der besten G. gan- 
davensis hervorgegangen zeichnen sich 
einzelne durch brillante Farben, an- 
dere durch kolossal grosse Blumen aus; 
schon früher 
schrift die Rede gewesen. 


Von Nerine kann durch williges 


Blühen, lang dauernden Flor und brillante | 


Farben, die wıe Edelsteine im Sonnen- 
licht funkeln, aufs wärmste die N.Fother- 
gılli empfohlen werden. Andere neue, 
ebenfalls äusserst schöne, sehr kostbare 
Varietäten sind Nerine sarniensis 
insignis, amabilis, humilis splen- 
dens, O’Brieni u.s.w., von denen die 
meisten augenblicklich in voller Pracht 
stehen. Schade dass auch 
Zwiebelgewächse, die im Topfe in einem 
kalten Kasten kultiviert, sehr gut blühen 
und sich vermehren, fast immer ohne 
einigen Blätterschmuck in Blüte treten. 
Hauptsache bei ihrer Kultur ist, dass 
man die Pflanzen während drei oder vier 
Sommermonaten gar nicht giesst und die 
Töpfe der vollen Wirkung der Sonne 
aussetzt. Diese Ruheperiode ist zum 
Blühen unentbehrlich. 

Das ausgebreitete Crocus- und Col- 
chicum-Geschlecht hat fast in jeder 
Jahreszeit einiges Blühende aufzuweisen. 


nur, 


ist davon in dieser Zeit- 


diese | 


Von Colchicum sind keine schöner als 
das vom Kaukasus stammende C. spe- 
ciosum mit seinen grossen, violetten, 
tulpenähnlichen Blumen und die sehr 
seltene, rein weisse, dicht gefüllte Abart 
des bekannten Colchicum autumnale. 
Von herbstlich blühenden Crocus ist 
der altbekannte Crocus speciosus mit 
seinen zahlreichen, schön blau gefärbten 
Blumen sehr empfehlenswert. Ein über- 
aus schönes Seitenstück zu dieser Art 
ist C. zonatus, zwar noch ziemlich 
selten, aber doch äusserst liebreizend; 
die grossen, langen, helllila gefärbten, 
sehr feinen Blumen erscheinen im frühen 
Herbst. Später kommen der reinweisse 
C. Boryanus, der riesenblumige, dunkel- 
blaue C. ırıdıflorus majus u. Ss. w,, 
alles sehr empfehlenswerte Zwiebeln. 

Im kalten Kasten zeichnet sich vor 
allen andern die blendend weisse Milla 
biflora aus, eine Pflanze, die vorzüglich 
zur Topfkultur geeignet ist und um diese 
Zeit mehrere ziemlich grosse, sternförmige 
Blumen bringt, von einem Weiss, wie 
sonst wohl keine andere Blume aufzu- 
weisen hat. Dieselben riechen sehr an- 
genehm, bleiben auch abends. weit ge- 
öffnet und sind, weil sie sich mehrere 
Tage frisch halten, zum Schneiden vor- 
trefflich geeignet. 

Auch in den Gewächshäusern, wo zahl- 
lose Blumen von Naegelia, Tydaea, 
Gloxinia u s. w. uns freudig entgegen- 
blicken, ist noch viel Schönes aufgeblüht. 
Die geehrte Redaktion diese Blattes wolle 
mir hoffentlich gestatten, darauf später 
noch zurückzukommen®). 

J. M. C. Hooc 
in Firma C. G. van TUBERGEN JR., 
Haarlem, Holland. 


Pfitzers Konservierungs-Mittel. 

Zur Konservierung von Pflanzen und 
Blättern hat sich Hofrat Professor Dr. 
E. PrITzER in Heidelberg ein Verfahren 
patentieren lassen. Er verwendet zur 
Entwässerung derselben eine alkoholische 


*) Sehr gern. D. Red, 


Kleinere Mitteilungen. — Ausstellungen und Kongresse, 


557 


Lösung von Chlorstrontium und zum 
Trocknen entweder geschmolzenes Chlor- 
kalcium oder Schwefelsäure. Sollen die 


Pflanzen zugleich gefärbt werden, so löse | 
die ent- | 
' genannten Pflanzen zu meiden. 


man ın dem Chlorstrontium 


sprechenden Farbstoffe auf. E. M. 


Gehölze, welche von Maikäfern verschont 

bleiben. 

Nach einer Mitteilung der Rev. hort. 
sollen die rotblätterigen Formen unserer 
Gehölze, wie Blutbuche, Bluteiche etc., 
aber auch Prunus Pissardi, von Mai- 
käfern verschont bleiben. Es wäre sehr 


bracht, der 60 Ag wog. 


interessant, zu erfahren, ob diese roten 
Blätter einen für die Maikäfer schädlichen 
Stoff enthalten, oder was sonst der Grund 
ist, der diese sonst doch nicht wähle- 
rischen Tiere veranlasst, das Laub der 


(Dr=D)) 


Riesen-Kürbis. 

Der Gärtner WILHELM LIEBEHENZ auf 
der Pulvermühle beı Kassel hatte am 
24. August einen Kürbis zu Markt ge- 
Derselbe hatte 
im vorigen Jahre einen solchen von 36 Ag 
gezogen. 


Ausstellungen und Kongresse. 


Stuttgart. Des beschränkten Raumes | und bronzene Medaillen, 
wegen folgt der Bericht über die Stutt- | 


garter Ausstellung und den Pomologen- 
Kongress in nächster Nummer, heute nur 
die Nachricht, dass der Kaiserpreis der 
Firma LAMBERT & REITER, Trier, ver- 
liehen wurde. 

Auch der Schluss der Hamburger Aus- 
stellung kann erst in Nr. 2ı erfolgen. 


Chrysanthemum-Ausstellung des Vereins zur 
Beförderung des Gartenbaues. 

Zum Gedächtnis der hundertjährigen 

Einführung des Chrysanthemum indicum 

veranstaltet der V.z.B.d.G. vom ı5. bis 


17. November in Berlin eine Chrysan- 


themum - Ausstellung. Das Programm 
lautet einfach folgendermassen: 


Il. Pflanzen. 


A. Sortimente, 

D. Schaupflanzen, 

C. Sorten, die sich für den Schnitt 
besonders eignen, 

D. Pflanzen mit Schaublumen nach 
englischer Art. 

II. Abgeschnittene Blumen. 

A. Sortimente, 

25. Blumen für den Markt, 

C. Schaublumen (Rasenblumen nach 


englischer Art). 
Zur Verfügung stehen goldene, silberne 


| stimmten Pflanzen 


sowie Geld- 

preise. 

Anmeldungen bei Herrn BRANDT, Char- 
lottenburg. Das Ausstellungslokal wird 
noch bekannt gemacht. 

Die Provinzial-Gartenbau-Ausstellung inHannover 
vom 31. August bis 6. September 1889. 
Wie seit Jahren bei allen Gartenbau- 

Ausstellungen, welche in Verbindung mit 
der Hauptversammlung des »Verbandes 
der Handelsgärtner Deutschlands« abge- 
halten wurden, von den Ausstellern die 
grössten Anstrengungen gemacht worden 
sind, um den Anforderungen einer ver- 
hältnismässig grossen Anzahl von Fach- 
leuten zu genügen, so hatte auch Han- 
nover wirklich Vorzügliches geleistet und 
damit dokumentiert, dass es würdig in 
der Reihe der Gartenbau treibenden Städte 
marschiert. 

Der circa 9 Morgen grosse Ausstellungs- 


| platz bot von Natur nichts, was das Ge- 
ı samtbild besonders günstig hätte erschei- 


nen lassen, aber in geschickter Weise 


ı war dieser grosse Platz in einen an- 


mutigen Rasenplatz (angesäter Rasen) 
verwandelt, auf welchem an den schön 
angelegten Wegen die fürs Freie be- 
aufgestellt waren. 
Ausserdem hatte die König]. Berggärtnerei 


558 


Ausstellungen und Kongresse. 


zu Herrenhausen, da Bäume nicht vor- 
handen waren, durch Aufstellung von 
selten schönen härteren Palmen dem 
Bilde ein vorzügliches Aussehen gegeben. 
Sämtliche im Freien ausgestellten Gegen- 
stände (meist Marktpflanzen) waren gut, 
zum Teil ausgezeichnet. Am Ende des 
Ausstellungsplatzes waren Hallen, mit 
Leinwand gedeckt, errichtet, zur Auf- 
nahme von Warmhauspflanzen und zar- 
teren Topfpflanzen, sowie von Obstsorti- 
menten, Obstorangerieen und Bindereien. 
Wenn ich auch hier wieder den ausge- 
stellten Objekten meine vollste Anerken- 
nung nicht versagen kann, so ist das 


doch, soweit es die Hallen selbst betrifft, 


nicht der Fall, dieselben waren roh, ohne 
jede Bekleidung hergestellt, sie beleidigten 
beim ersten Eintritt geradezu das Auge. 

Ich möchte nicht auf Einzelheiten ein- 
gehen, aber doch hervorheben, dass ın 
Obst wie in feineren Topfpflanzen, als 
Maranten, Farnen, Gesnerien, Gloxinien, 
Bromeliaceen, namentlich aber ın Coleus 
und Blütenbegonien ganz glänzende Lei- 
stungen vorhanden waren. Vor allem aber 
verdient die Binderei lobend hervorge- 
hoben zu werden. 

Auch die Baumschulen-Abteilung hatte 

22 Konkurrenzen Vorzügliches ge- 
leistet, wıe man dieses auch von den 
ausgestellten Gemüsen gern zugeben kann. 

Dass es in Hannover auch nicht an 
industriellen Ausstellern gemangelt hat, 
beweist der Umstand, dass für Garten- 
geräte, Maschinen etc. etc. allein 17 Kon- 
kurrenzen angemeldet waren. 

Wie ich zum Schluss den verehrten 
Kollegen in Hannover wünsche, dass ihre 
ausserordentlichen Anstrengungen bei der 
stattgehabten Provinzial-Gartenbau-Aus- 
stellung sich segenbringend für sie ge- 
stalten mögen, so konnte wohl keiner 
von den vielen, vielen Mitgliedern 
des Verbandes von Hannover scheiden, 
ohne den dortigen Kollegen seinen auf- 
richtigsten Dank für die ausserordentlich 
liebevolle, kameradschaftliche Aufnahme 
zu zollen. R. M. 


in 


Die Ausstellung und der Kongress 
des Märk. Obstbau-Vereins in Charlottenburg, 
vom 4. bis 6. Oktober 1889. 


Die 5. Ausstellung des märkischen Obst- 
bau-Vereins in der Flora zu Charlotten- 
burg wurde am 4. Oktober durch Herrn 
Königl. Polizeidirektor VON SALDERN mit 
einem Hoch auf Se, Majestät den Kaiser 
eröffnet. Sie zählte nur 48 Aussteller 
aus verschiedenen Teilen der Mark, und 
wenn nicht mehr sich beteiligten, so lag 
das zum Teil wohl ın dem Umstande, 
dass grössere Firmen, die in Stuttgart 
beim Deutschen Pomologen-Verein aus- 
gestellt, müde waren, zum Teil an der 
stellenweise geringen ÖObsternte. Die 
Früchte waren ausgezeichnet und zeigte 
sich auch hier wieder, dass das nord- 
deutsche Obst oft viel schöner im An- 
sehen und Aroma ist als das süddeutsche 
oder gar Tiroler. Auch in Stuttgart ragte 
das norddeutsche Obst ganz namhaft 
hervor, waren doch die schönsten Äpfel 
dort aus Litauen, die besten Weintrauben 
aus Südende bei Berlin. 

In Obstbäumen zeichnete sich nament- 
lich Herr Max BunTzEL, Nieder-Schön- 
weıde, aus, ferner die LORBERGSche Baum- 
schule (Obergärtner BRETTSCHNEIDER) und 
die städtischen Rieselfelder zu Blanken- 
burg (Obergärtner JÖRns). Vorzügliches 
Obst in grösseren Sortimenten lieferte 
wie immer CARL MATHIEU, Charlotten- 
burg, dem für sein neues Werk: »Nomen- 
clator pomologicus« die silbervergoldete 
Medaille des Provinzial-Vereins verliehen 
wurde, ferner Fabrikbesitzer JÄHNE, Lands- 
berg a. W. und die Gräfl. ZU STOLBERG- 
schen Baumschulen (Öbergärtner DRIESE) 
in Gross-Kammin ı. Neumark, der Garten- 
bau-Verein zu Krossen. Ausser Preis- 
bewerbung hatte die Königl. Gärtner- 
lehranstalt (Garten-Inspektor KooPMANN) 
und die Kgl. Landesbaumschule (Garten- 
Inspektor WREDow) auf Veranlassung des 
Hofgartendirektors JÜHLKE ausgestellt. 
Erstere brachten von einzelnen Sorten 
auch grössere Mengen, um die gleich- 
mässige Schönheit der Früchte zu zeigen, 


Ausstellungen und Kongresse. — 


Personal- und Vereins-Nachrichten, 


559 


letztere ein vorzügliches Sortiment der 
Früchte von Ziergehölzen. 
Birnen, die in diesem Jahre viel sel- 


tener sind als die Äpfel, lieferte der | 


Obstbauverein zu Werder in vorzüglicher 


Ware, späte T'afelbirnen CARL MATHIEU, 
verschiedene Lokalsorten FoRcH, Lands- 


berg, Gartenbau-Verein Krossen, der eine 
reiche Sammel - Ausstellung seiner Mit- 
glieder veranstaltet. Für einzelne Teller 
mit Früchten erhielten JUNGCLAUSEN- 
Frankfurt a. O©., BORGMANN-Potsdam sil- 
berne, MATHIEU, VOGEL, DRESSLER und 
die Züchter von Werder etc. bronzene 
Preismünzen. 

Herr Obergärtner DRIEsE-Kammin, der 
einzige Einsender für den Obstmarkt, 
erhielt für alle Leistungen die grosse 
silberne Staatsmedaille. 

Die Weine u s.w. waren im allgemeinen 
nur mässig; gut war eine Sammlung Dörr- 
obst aus Krossen von Herrn MÜLLER. 
Auch die Geräte wiesen nichts wesent- 
lich Neues auf, wohl aber manche kleinen 
Verbesserungen. 

Vorzüglich waren die Weintrauben des 
Herrn KorTTE-Südende, auch die aus 
Krossen. 


Der Kongress fand unter Leitung des 
Vorsitzenden, Ökonomierat Dr. Freiherrn 
VON CANSTEIN, statt. Nachdem erst viel 
Zeit mit überflüssigen Kleinlichkeiten, 
veranlasst durch eine Interpellation etc. 
verstrichen war, wurde die Debatte noch 
sehr ınteressant, als Herr BÖTTNER über 
Obstmärkte und Hr. Direktor SCHNEIDER II], 
Wittstock, über Verbesserungen in der 
Obstverwertung sprachen. 

Der Obstmarkt des märkischen Obst- 
bau-Vereins war, wie schon oben gesagt, 
nur von einem Aussteller, Obergärtner 
Drizse, Gr.-Kammin, beschickt, der frei- 
lich mehr Obst anbot, als auf dem aller- 
ersten Obstmarkt, s. Z. in Oldesloe, war. 
Er hatte natürlich sofort ausverkauft. — 


| Und nun beklagen sich die Züchter in 
ı der Provinz, dass sie ihr Obst nicht los 


werden können. Warum bieten sie es 
nicht an? 

Der Obstmarkt, den der Oldesloer 
Verein am 14. September in der Gewerbe- 
Ausstellung zu Hamburg veranstaltete, 
hatte so erfreuliche Resultate, dass der 
genannte Verein am 5. und 6. Oktober 
abermals daselbst einen Markt abbhielt. 


L.W. 


Personal- und Vereins- Nachrichten. 


Dem Hoflieferanten Franz Kunze in 
Altenburg ist das silberne Verdienstkreuz 
des Ernestinischen Hausordens verliehen 
worden. 

Dem früheren Gärtner im Palmenhause 
des botanischen Gartens zu Berlin, jetzi- 
gen Leiter einer WoERMmAnNschen Pflan- 
zung im Schutzgebiete von Kamerun, 
Herrn EDUARD Teusz aus Radawnitz in 
Westpreussen ist vom Könige von Bel- 


»Etoile de service« (Verdienst-Stern für 
Beamte) verliehen. Herr TEusz war 
früher längere Zeit am Kongo thätig. 


Der Gartengehilfe "THEODOR SCHULZE 


ist zum Herzogl. Obergärtner und Ver- | 


walter des Herzogl. Schlossgartens ın 
Altenburg ernannt. 


Dem Kgl. Ökonomierat Franz SPpÄrH 
in Berlin ist anlässlich des 25 jährigen Be- 
stehens seiner Baumschule vom Ver. z. 
Bef. d. Gart. die Vermeil-Medaille ver- 
liehen. 

Die Gesellschaft 


»Örchideenne« ın 


ı Brüssel, welche aus Orchideenliebhabern 
gien als Souverän des Kongostaates der 


besteht, hat ihr erstes Jahr vollendet. 
Am 22. September konnte Herr LUCIEN 
LinDen die erfreuliche Thatsache bekannt 
machen, dass in den abgehaltenen ı1 
Sitzungen nicht weniger als 717 Pflanzen 
vorgeführt waren, von denen 179 Preise 
erhielten. 


560 


Personal- und Vereins- Nachrichten. 


Im Frühjahr 1890 will die Gesellschaft | 
eine internationale Orchideen-Ausstellung | 


veranstalten. 
Die 25jährige Jubelfeier der Späthschen 
Baumschule. 
Obwohl es kaum 8 Tage vorher den 


bekannt geworden, dass am ı. Oktober 
d.]. es 25 Jahre würden, seitdem dieersten 


Anfänge zu der jetzt so grossartigen | 


Baumschule in Rixdorf-Berlin gelegt, so 
hatte man doch in der Kürze der Zeit alle 
Kräfte aufgeboten, um dieses Fest würdig 
zu begehen. 

Am Vorabende, dem 30. September, 
fand um 7 Uhr bei schönstem Wetter ein 
Fackelzug statt, an dem sich sämtliche 
Angestellten und Arbeiter, geordnet nach 
den neun Revieren, in welche die Baum- 
schule geteilt ist, beteiligten. Fast jedes 
Revier hatte einen vierspännigen Fest- 
wagen voll Emblemen, der mit im Zuge 
fuhr. An dem alten Hause, der Wiege 
der Baumschule, begrüsste man den 
Jubilar, der sichtlich überrascht über die 
so ganz ohne seine Kenntnis veranstaltete 
grossartige Feier aufs wärmste dankte. 

Der ganze Garten war bengalisch er- 
leuchtet und zwischen hohen Masten 
hingen an schönen Guirlanden viele Hun- 
derte farbiger Lampions. Ein Garten- 
Konzert beschloss den herrlichen Abend. 

Früh am ı. Oktober, 5'/, Uhr, ward 
von der Kapelle des III. Garde-Regi- 
ments zu Fuss, unter Leitung des Kgl. 
Musik - Direktors ARNOLD eine Morgen- 
musik aufgeführt. Um 9 Uhr fand Em- 
pfang einer Deputation der circa 300 Ar- 
beiter statt, die eine Bronzebüste Seiner 
Majestät des Kaisers, hervorgegangen 
aus der Giesserei von GLADENBECK & SOHN, 
überreichten, um 9'/, Uhr desgl. Empfang 
der Deputation der Angestellten, die 
ihrem Chef eine vollständige Schreibtisch- 
Garnitur in Bronze aus dem Geschäft 


| Kaisers. 


von H. Rakenıus & Co. verehrten. Von 
da ab trafen Glückwünschende von allen 
Seiten ein. Der Verein zur Beförderung 


' des Gartenbaues überreichte durch seine 


Vorstandsmitglieder GAERDT und WITT- 


' MACK die Vermeil-Medaille des Vereins, 
ı die nur 
Angestellten der SpÄTHschen Baumschule 


verliehen wird: »Für Förde- 
rung der Zwecke des Vereins durch all- 
gemeine Förderung des Gartenbaues«. 
Der Bildhauer MANTHE übergab die von 
ihm gefertigte Büste Seiner Majestät des 
Der Hofbuchhändler RADETZKI 
übergab eine Adresse, ein Meisterstück 
der Buchdruckerkunst. — Um ı2 Uhr 
wurde zum Andenken eine Eiche (Quercus 
alba) gepflanzt, bei welcher sich ausser 
den Genannten Herr Stadtgartendirektor 
MäcnHrtiG, Herr v. FÜRICH, der k.k. Hof- 
kunstgärtner A. C. ROSENTHAL-Wien, die 
Tochter vom Hause nebst ihrem Bräuti- 
gam etc. beteiligten. 

Aus allen Teilen Europas liefen Glück- 
wunsch-Telegramme und Schreiben ein, 
nicht bloss von Privatpersonen, sondern 
auch von Behörden, den Magistraten ver- 
schiedener Städte etc. 

Den Schluss bildete ein grosses Fest- 
essen, das der Besitzer seinem ganzen 
Personal in der Brauerei »Borussia« zu 
Nieder-Schönweide gab. Man zählte 
gegen 300 Gedecke. Der Chef sprach 
zunächst seinen herzlichen Dank aus und 
schloss mit einem Hoch auf Se. Majestät 
den Kaiser, ein Arbeiter brachte das 
Wohl des Ökonomierat SpÄTH aus, der 
Oberst von WULFEN toastete auf den 
grössten Obergärtner Deutschlands, den 
Schützer der Deutschen Eiche, Fürsten 
voN BIsMARCK, Herr ROSENTHAL -Wien 
feierte in zündenden Worten die Arbeiter 
der Baumschule. 

Erst in später Stunde endete die schöne 
Feier, die einen hocherfreulichen Beweis 
von dem glücklichen Verhältnis zwischen 
Arbeitgeber und Arbeitnehmern lieferte. 
L: W. 


a = 


=» CRINUM SCHIMPE 


Crinum Schimperi Vatke ms. 
Von K. Schumann, Kustos am Königl. botanischen Museum zu Berlin. 
Hierzu Tafel 1309. 

Crinum Schimperi Vatke ms. bulbo depresso-globoso mole pugni minoris, collo 
elongato; foliis 6—7 loratis erecto-arcuatis linearibus apice attenuato-acuminatis 
acutis glaucis margine aculeolis minutissimis sursum directis vix scabris; scapo 
validiusculo solitario erecto; spatha diphylla subcarneo-scariosa, saepius in lacinias 
plures soluta; umbella plerumque 4-flora; florıbus sessilibus erectis, tubo perigonii 
bası recto, limbo infundi buliformi, tubo r'/,-plo breviore nutante, laciniis oblongis 
obtusis recurvatis albis aequalibus; staminibus curvato-declinatis perigonio paulo 


brevioribus, antheris brevibus arcuatis; stilo antheras superante limbo paulo breviore, 
stigmate parvo trilobulato. 


Bereits seit 15 Jahren wird im Königl. botanischen Garten zu Berlin ein 
Crinum kultiviert, welches von SCHIMPER direkt eingeschickt worden ist. Da 
dasselbe sich ausserordentlich reichlich durch Seitenzwiebeln vermehrt, sehr 
wenig empfindlich ist und sich ausserdem durch Farbe der Blüten und 
Blätter zur Kultur empfiehlt, so soll auf die Pflanze hier aufmerksam gemacht 
werden. 

Die mit gelblich-grauen Schalen bekleidete Zwiebel hat ca. 6 cz Durch- 
messer. Die blaugrünen, leicht zurückgekrümmten, ziemlich schlaffen Blätter 
sind 40— 50 cz lang und an der breitesten Stelle im unteren Fünftel 2,5 bis 
3cm breit. Der Blütenschaft ist 15— 20cm lang und hat etwa I ca» Durch- 
messer, er hat die Farbe der Blätter. Die Spathenblätter von fleischroter 
Farbe*) messen 4,5 cm in der Länge. Der Fruchtknoten ist 1— 1,5 cm lang 
und hat fast 1 cm» im Durchmesser, er ist völlig sitzend. Die Perigonröhre 
hat eine Länge von 9— 12cm, die Zipfel sind 6—7 cm lang und 2 can breit, 
sie sind rein weiss. Die Staubgefässe messen 4—5 cm in der Länge, die 
schwarzen, stark, fast halbkreisförmig gekrümmten Antheren I cm. Der 
Griffel ist 15 c72 lang. 

Diese neue Art steht verwandtschaftlich in der Nähe von Crinum Abyssi- 
nicum Hochst., unterscheidet sich aber von ihr sehr gut durch die blaugrüne 
Farbe und grössere Länge der Blätter, durch nichtgrüne Spathenblätter, be- 
trächtlichere Länge der Perigonröhre und mehr als doppelte Länge der 
Filamente. 


*) Sie sind auf der Tafel etwas zu dunkel dargestellt. 


Gartenflora 1889. 41 


562 : W. Perring: Die Gartenbau-Ausstellung in Hamburg. 


Die Gartenbau-Ausstellung in Hamburg. 
Von W. Perring. 
(Vorgetragen in der Versammlung des V. z. B. d. G. am 26. Sept. 188g.) 


Das ganze Arrangement der Gewerbe-Ausstellung gewährte einen gross- 
artigen Eindruck. Die Garten-Anlagen waren sehr reich an Blumen; man ist 
in Hamburg nicht so sparsam mit Blumen wie die Potsdamer Schule. Dort 
hatte man ein grosses Parterre mit gewaltigen Blumenmassen geschaffen, in 
denen ich nur etwas grössere Solitairpflanzen. Koniferen und andere grössere 
immergrüne gedrängte Pflanzen oder harte Palmen und Blattpflanzen ver- 
misste. Es waren vielleicht zu viel Blumen, namentlich ein halbgefülltes 
Pelargonium, das wir hier um diese Jahreszeit nicht mehr so reichblühend 
haben. Das mag vielleicht an dem Hamburger schweren Boden und an dem 
sonnigen Platze liegen. 

Den Obstmarkt hatte ich mir anders vorgestellt, er war eigentlich klein- 
lich, viele Käufer bestellten von den 3—4 auf den Tellern liegenden, zum 
Teil wenig ansehnlichen Äpfeln nur 10 #g ins Haus geschickt; daran kann 
dem Produzenten doch nichts liegen. Trotzdem sollen sämtliche offerierte 
Vorräte abgesetzt worden sein. 

Das Programm der Ausstellung war ziemlich gross angelegt, man hatte 
eine grosse Zahl Aufgaben für Dekorationsgruppen gestellt und zwar nicht 
nur für gemischte Pflanzen, sondern auch Gruppen von Pelargonien, Knollen- 
begonien, Cyclamen und andere Pflanzen. Alle dieselben Pflanzen wurden 
auch unter Sortimenten nur in geringerer Zahl verlangt. Infolgedessen hatten 
viele Aussteller diese Pflanzen doppelt ausgestellt, einmal als Dekorations- 
gruppen und ein zweites Mal als Sortimente. Der einzige Unterschied lag 
in der geringeren Stückzahl. 

Auffallend war mir, dass aussergewöhnlich viele Aussteller ihre Pflanzen 
ausser Konkurrenz, d. h. ausserhalb des Programms oder zur Verfügung der 
Preisrichter ausgestellt hatten, obgleich die Einsendungen genau den ge- 
stellten Aufgaben des Progamms entsprachen. Der Grund zu diesem Vor- 
gehen schien mir zu sein, dass die Aussteller auf diese Weise hofften, höhere 
als die programmmässigen Preise zu erzielen. Für aussergewöhnliche oder 
den Anforderungen des Programms nicht ganz entsprechende Leistungen ist 
ein derartiges Verfahren wohl zu billigen, ohne besondere Gründe jedoch 
nicht, weil dadurch die Zuerkennung der Preise erschwert wird. Bei den 
zahlreich vorhandenen Medaillen und Geldpreisen konnten fast alle Ein- 
sendungen reich damit bedacht werden. 

Von grossen Dekorationsgruppen waren keine hervorragende Leistungen 
vorhanden, als handelsgärtnerische Leistungen waren sie zwar gut, aber 
die Berliner Firmen, die sich mit Pflanzen-Dekorationen als Spezialität be- 
schäftigen, leisten darin mehr. 


cr: 


W, Perring: Die Gartenbau-Ausstellung in Hamburg. 563 


m 


Hervorragende Neuheiten fehlten. Es waren vorhanden ein neues Chry- 
santhemum, Mrs. BURELL mit grossen blassgelben Blumen; drei neue Koni- 
feren von SCHLOBOHM und eine Gruppe Coleus. Wir haben uns leider in 
Berlin schon daran gewöhnt, dass Sortimente von Maranten und Aroideen 
fast verschwunden sind; aber auch in Hamburg, wo doch viele Privatgärten 
existieren, war von diesen in der Beziehung wenig ausgestellt. Die im Pro- 
gramm gestellten Aufgaben für Sortimente von Palmen, Maranten und 
Aroideen hatten keine Bewerber gefunder. 

Herr Dr. RÜCKER-JENISCH (Obergärtner KRAMER) hatte seine sämtlichen 
ausgestellten Pflanzen, mit Ausnahme einer Kollektion Nepenthes, zu einer 
grossen Gruppe vereinigt, welche hauptsächlich aus den schönsten, neueren 
und älteren Blattpflanzen des Warmhauses und blühenden Orchideen in vor- 
züglicher Kultur bestand und diese zur Verfügung der Preisrichter gestellt. 
Dieser grossartigen Leistung wurde die grosse goldene Medaille und 100 Mk. 
zuerkannt. Für die sich ebenfalls in ausgezeichneter Kultur befindlichen 
Nepenthes, unter denen sich besonders N. Mastersiana durch die Grösse und 
prachtvolle schwarzrote Färbung seiner Kannen auszeichnete, erhielt der Aus- 
steller eine goldene Medaille. Von anderen sogenannten insektenfressenden 
Pflanzen hatte Herr HELL (Öbergärtner DONATH) eine Kollektion Sarracenien, 
Darlinstonien und anderer Schlauchpflanzen in guter Kultur ausgestellt. 

Buntblätterige Dracaenen waren in zahlreichen Einsendungen von vor- 
züglicher Kultur, besonders von den Handelsgärtnern Herrn HAAGSTRÖM, 
BUREAU und NEUBERT ausgestellt. Als die hervorragendsten Leistungen, wie 
wir sie in Berlin kaum finden dürften, möchte ich die prächtig gefärbten 
Exemplare von Dracaena Lindeni des Herrn HAAGSTRÖM und eine Gruppe 
der schwer zu kultivierenden Maranta Makoyana des Herrn BUREAU be- 
zeichnen. Ausser diesen beiden Ausstellern hatten noch mehrere andere 
jüngere Handelsgärtner hervorragende Leistungen vorgeführt, so dass mir 
ein älterer Handelsgärtner sagte: Wir Alten müssen uns wirklich zusammen- 
nehmen, die Jungen wachsen uns über den Kopf. Und so ist es in der That. 
Es giebt eine Menge junger Spezialisten, namentlich in Wandsbeck und 
Marienthal, die, obwohl sie nur mit bescheidenen Mitteln arbeiten, ein gutes 
Geschäft machen, weil sie sich auf Pflanzen legen, die bisher im grossen 
nicht kultiviert sind. — Das fehlt in Berlin. In Berlin fangen die meisten 
Gärtner mit denselben Pflanzen an und arbeiten nur für den Zwischenhändler, 
der junge Gärtner in Hamburg ergreift eine Spezialität und findet guten 
Absatz. Auf dem Gebiete feinerer Markt-Blattpflanzen können Berliner 
Gärtner nicht mit den Hamburgern konkurrieren. 

Ganz hervorragend waren die Farne, die in Hamburg auch als Markt- 
pflanzen gezogen werden, man sah nicht nur die riesigen Adiantum-Exem- 
plare von Herrn DENCKER, Eimsbüttel, sondern auch grosse Sortimente. 
Das grösste davon hatte wieder Herr R. M. SLOMANN ausgestellt, ausserdem 

41° 


564 W. Perring: Die Gartenbau-Ausstellung in Hamburg. 


lieferten aber auch Herr HERBST in Wandsbeck und mehrere andere Handels- 
gärtner Gutes, wie es wohl unsere Berliner Handelsgärtner nicht aufzuweisen 
haben. Sortimente von Kakteen, Agaven und anderen sukkulenten Pflanzen 
fehlten gänzlich. 

Sehr reich vertreten waren blühende Pflanzen. Der ganze Rasenplatz 
in der Mitte des Zeltes wurde fast ausschliesslich von dicht gedrängt stehenden 
Gruppen von Cyclamen, Knollenbegonien, Pelargonien und anderen blühenden 
Pflanzen eingenommen. 

Von blühenden Orchideen hatte ich mehr erwartet, eine Gruppe von 
der Reichhaltigkeit, wie sie Herr LACKNER kürzlich in Steglitz ausgestellt 
hatte, war in Hamburg nicht vorhanden. Die für Liebhaber und Handels- 
gärtner getrennten Aufgaben des Programms von 25 blühenden Pflanzen 
hatte nur die Dr. NAnNEsche Handelsgärtnerei gelöst. 

Herr HELL (OÖbergärtner DONATH) führte nur eine Gruppe von 12 blühenden 
Pflanzen und ausserdem noch drei grosse Cattleyen zur Verfügung der Preis- 
richter vor. Herr STOLDT, ein junger Handelsgärtner in Wandsbeck, der 
Orchideen, besonders einige Arten der Gattung Odontoglossum mit grossem 
Erfolge als Spezialität kultiviert, hatte eine Gruppe schön kultivierter und 
reich blühender O. grande ausgestellt. 

Blühende Bromeliaceen zeigten sich in einer hübschen Gruppe von Herrn 
HELL (Öbergärtner DONATH). 

Cyclamen, Knollenbegonien, Pelargonien waren in zahlreichen Ein- 
sendungen und alle in bester Kultur und in guten Formen vorhanden, jedoch 
nicht besser, wie wir sie kürzlich in Steglitz gesehen haben. Nelken und 
Bouvardien standen den in Steglitz vorgeführten, sowohl hinsichtlich der 
Kulturvollkommenheit und Zahl entschieden nach, wenn auch einige neuere 
Sorten der beiden Gattungen wohl in Steglitz gefehlt haben mochten. 

Herr STANGE hatte seine bekannten unübertroffenen Citrus Sinensis und 
eine Gruppe prächtiger Pflanzen mit schwarzgrünem Laube und reich mit 
Früchten besetzt, vorgeführt. 

Das Topfobst war ausgezeichnet, abgesehen vom Wein, den wir bei 
Herrn KOTTE in Südende besser haben. Wenn die Topfobstkultur auch viel- 
leicht kein national-ökonomisches Interresse bietet, so ist sie doch eine vor- 
zügliche Leistung, und verschiedene Handelsgärtner in Hamburg befassen sich 
mit der Kultur von solchen Bäumen, so dass Liebhaber sich gleich ein- 
gewachsene tragbare Exemplare kaufen können. Das Grossartigste leistete 
ein Liebhaber, Herr ROB. MARTIN SLOMANN, dessen Bäumchen, ja Bäume so 
voll der schönsten grossen Früchte sassen, wie wir sie hier nicht sahen; nicht 
bloss Pyramiden, sondern auch Spaliere und namentlich Hochstämme waren 
vorhanden. Von Handelsgärtnern ist die Firma PETER SMITH & Co. auch auf 
diesem Gebiete rühmlich zu erwähnen. Dieselbe besitzt zur Kultur von 
Pfirsichpyramiden und Weinreben in Töpfen und Kübeln ein besonderes, 


W. Perring: Die Gartenbau-Ausstellung in Hamburg. 565 


äusserst zweckmässig konstruiertes Gewächshaus mit musterhafter Lüftungs- 
vorrichtung. 

Weintrauben in abgeschnittenem Zustande waren viel vollkommener als 
die an den Topfreben, aber in dieser Beziehung wird man in Berlin binnen 
wenigen Jahren mit Hamburg konkurrieren zu können; die Obsttreiberei ist 
in Hamburg sehr beliebt, in den meisten Privatgärten findet man Wein, auch 
in der kleinsten Gärtnerei ist fast immer ein Weinhaus. Auch in unsern 
Privatgärten und in manchen Handelsgärtnereien liesse sich Wein als Neben- 
produkt sehr gut ziehen. Es verträgt sich das mit manchen Kulturen 
sehr wohl. 

Ueber Handelspflanzen kann ich nicht genau urteilen, da sie nicht zu 
meiner Abteilung gehörten, es waren aber an Handelspflanzen gute Azaleen, 
Kamellien und Ficus vorhanden“). 

Das Grossartigste waren die Bindereien, über die schon in voriger 
Nummer berichtet ist. Hamburg hat darin Berlin auf den bisherigen Aus- 
stellungen übertroffen. Während man vor etwa Io Jahren in Hamburg noch 
mancherlei Geschmacksverirrungen fand, z. B. Störche, aufgeschlagene Bibeln 
auf einem Altar ete., war davon jetzt nichts mehr zu sehen. Die Beteiligung 
war eine ausserordentlich reiche und hatten sich selbst die grössten Firmen 
nicht zurückgehalten, GEBR. SEYDERHELM zahlten für einen Pavillon, in 
welchem sie ausstellten, allein 500 Mk. Miete. Diese Firma hatte übrigens 
einen gewaltigen Konkurrenten in Herrn HOSMANN, der unter einem ge- 
schmackvollen Baldachin herrliche Erzeugnisse vorführte. Die beiden Firmen 
überragten die anderen ausserordentlich, wenn auch von den letzteren viele 
gute Sachen gebracht waren. Es wäre sehr zu wünschen, wenn bei unserer 
grossen Frühjahrs-Ausstellung sich auch die grossen Berliner Firmen allesamt 
beteiligten und zeigten, was sie leisten können, und nicht, wie es früher viel- 
fach der Fall gewesen ist, sich einzelne gänzlich fernhalten möchten, als hätten 
sie es nicht mehr nötig auszustellen, oder aber als fürchteten sie, von jüngeren 
Kräften geschlagen zu werden. 

Fast unglaublich war die Verwendung von feineren Blumen, namentlich 
Lapageria alba, die sich für Bindereien noch besser eignet als die schönsten 
Orchideen. Trotzdem sah man in den Gärtnereien, z. B. bei Herrn PETER 
SMITH & Co. noch eine Menge Blüten dieser Pflanze. Lapageria alba ist wie 
aus Wachs, sie hält sich 14 Tage und kann eventuell für verschiedene Bin- 
dereien benutzt werden, wenn die zuerst gefertigten nicht verkauft werden 
sollten. Letzteres kommt übrigens in Hamburg selten vor, da die Hamburger 
Blumenhändler selten für das Schaufenster, sondern nur auf Bestellung arbeiten. 
Unsere Handelsgärtner sollten sich mit der Kultur der weissen Lapageria mehr 
befassen; sie wird unzweifelhaft noch eine grössere Verwendung als Schnitt- 


*) Nach meiner Meinung war nur ein Sortiment Ficus beachtenswert, und bietet Berlin auf 
diesen Gebieten weit mehr. L, WITTMACK. 


566 . W. Perring: Die Gartenbau-Ausstellung in Hamburg. 


— 


blume finden und die hiesigen Blumenhändler, die sie verwenden wollen, 
müssen sie jetzt aus Hamburg oder andern Orten beziehen, wie dies früher 
auch ausschliesslich für feinere früh getriebene Rosen der Fall war. 

Der Gartenbau-Verein von Hamburg-Altona und Umgegend kann mit 
grosser Befriedigung auf die gelungene Ausstellung zurückblicken. 


Herr BRANDT bemerkt hierzu: Ich selber ziehe sehr viel Lapageria, bin 
aber wohl fast der einzige. Eins ist mir in Hamburg rätselhaft erschienen: 
dass die meisten unter Glas, z. B. festem Dach gezogen werden. Das können 
wir hier nicht, bei uns leiden sie dann zu sehr von der roten Spinne. 

Ich habe in 3 Jahren fast 4 »» lange Triebe und schöne Resultate an 
Blumen, die sich sehr früh entwickeln. Ich sah sie unter einem eisernen 
Dache bei Herrn STANGE, bei Herrn KRAMER auch im Kübel, bei Herrn 
P. SMITH & Co. im Kalthause. 

Zugleich möchte ich noch erwähnen, dass ich mich der Gartenbau-Ge- 
sellschaft Berlins behufs Besichtigung der Hamburger Ausstellung ange- 
schlossen habe. Wir sind in der Zahl an fast 40 Personen, ganz besonders 
von Herrn JuLIUS BÜSCHELL (Firma PETER SMITH & Co.), Bergedorf, ganz 
ausserordentlich liebenswürdig aufgenommen und möchte ich nicht unter- 
lassen, ihm auch an dieser Stelle dafür unsern herzlichsten Dank zu sagen. 


Die Späthsche Baumschule bei Rixdorf-Berlin. 
Von L. Wittmack. 
Hierzu Abbildung 85 (Porträt). 


Wie schon in Nr. zo berichtet, feierte Herr Ökonomie-Rat Franz SpÄTH am 
1. Oktober d. J. den Tag, an welchem er vor 25 Jahren die jetzt so berühmt ge- 
wordene Baumschule begründete. Da erscheint es angemessen, einmal Ausführ- 
licheres über das Geschäft und seinen Inhaber zu berichten. 

Nächst der MATHIEuschen Familie dürfte die Firma SpÄtH zu den ältesten 
Gärtnerfamilien Berlins gehören. Bereits im 17. Jahrhundert bestand eine SPÄTH- 
sche Gärtnerei vor dem Halleschen Thor, am jetzigen Johannistisch, 1758 aber 
wurde das heutige Geschäft in der Köpnickerstrasse Nr. 154 durch C. F. SpÄTH be- 
gründet und ist dort auch jetzt noch die Wohnung des Inhabers zur Winterszeit. Der 
Vater des Herrn Ökonomierat, LupwiG SpÄTH, unter dem Namen »der alte SpÄtH« 
eine stadtbekannte Persönlichkeit, liess seinem Sohn FRANZ Lupwig, geboren den 
25. Februar 1839, eine sorgfältige Erziehung zu teil werden. FRANZ SPÄTH be- 
suchte das Louisenstädtische Realgymnasium bis Prima, dann das Köllnische Gym- 
nasium und studierte Naturwissenschaften an der Universität Berlin. Hierauf trat 
er bei E. LiEBIG, Dresden, in die Lehre, arbeitete dann als Gehilfe in der damaligen 
berühmten Baumschule von PAPELEU in Gent und machte schliesslich eine längere 
Reise zum Studium der Baumschulen in Belgien, Holland, Frankreich und England. 
Nach Berlin zurückgekehrt, errichtete er 1863 auf den Grundstücken seines Vaters 
in der Köpnickerstrasse und vor dem Schlesischen Thor eine Baumschule, die er 
schon im gleichen Jahre, nach Übernahme des väterlichen Geschäftes durch Ein- 


L. Wittmack: Die Späthsche Baumschule bei Rixdorf-Berlin. 567 


schränkung der Topfpflanzenzucht vergrösserte. Im folgenden Jahre 1864 legte er 
den Grund zu der heutigen Baumschule bei Rixdorf, indem er in der Feldmark 
Britz ein Stück Land von ı7 Morgen erwarb. 

Aus diesem kleinen Anfange ist jetzt die grösste zusammenhängende Baum- 
schule Europas mit über 530 Morgen = 132'/, Aa Flächeninhalt geworden, ein Ziel- 
punkt aller sich für Obst- und Gehölzzucht Interessierenden. Den grössten Teil der 
Baumschule bilden die ehemaligen Rudower Wiesen, einst eine klassische Fund- 
stätte für seltene Orchideen, Gladiolus, Pinguicula u. s. w., und wenn man auch 
vom botanischen Standpunkte es bedauern muss, dass dieser herrliche Flor zu 
Grunde ging, vom gärtnerischen und national-ökonomischen muss man sich freuen, 
dass aus sumpfigen, moorigen Wiesen durch zweckmässige Entwässerung ein vor- 
zügliches Gartenland gewonnen wurde. Lange hat man sich darum gestritten, ob 
feucht gelegener, tiefgründiger Boden zur Anzucht von Obstbäumen zweckmässig 
sei, die Erfahrung hat aber gelehrt, dass in der Jugend kräftig ernährte Obstbäume 
auch im weiteren Verlauf sich besser entwickeln als solche, denen von Anfang an 
eine dürftigere Nahrung auf armem Terrain geboten wurde. 

Durch tiefe Gräben ist der Grundwasserstand bedeutend gesenkt, die grösseren 
von ihnen sind sogar mit Karpfen besetzt; ım übrigen aber ist neben der Ent- 
wässerung nicht minder für Bewässerung gesorgt. Ein amerikanischer Windmotor 
— der zweite in Deutschland (den ersten erhielt Graf MoLTkE auf Kreisau) — hebt 
das Wasser aus einem Brunnen in ein grosses Bassin, welches mit einem Rohr- 
system, das einen grossen Teil der Anlage durchzieht, in Verbindung steht. Überall 
sind Röhren angebracht, welche mit Cement gemauerte Behälter speisen, in denen 
das Wasser erst absteht. Alle Behälter befinden sich im gleichen Niveau, alle 
füllen sich daher gleichzeitig und eine einfache Schwimmervorrichtung an dem 
ersten derselben schliesst sofort selbständig am grossen Bassin das Zulauf-Ventil, 
wenn die kleinen gefüllt sind. 

Bis jetzt müssen die Arbeiter von diesen Behältern aus das Wasser in Giess- 
kannen tragen. Vielleicht richtet Herr SrPÄTH es einst auch noch so ein, wie Herr 
Gartenbau-Direktor HaupT zu Brieg in seinem Weinhause, der da mittelst Röhren 
und Schläuchen künstlich regnen lässt und gar keine Giesskanne mehr kennt. 

Die Baumschule ist in 9 Reviere geteilt: ı. Expedition, 2. Kern- und Steinobst, 
3. Ziergehölze, 4. Coniferen und Obstabsenker, 5. Rosen, 6. Samenschule, Beeren-: 
und Schalenobst, 7. Vermehrung, 8. Blumenzwiebeln und 9. Alleebäume. Jedes 
steht unter der selbständigen Leitung eines Obergärtners, der, da ihm ein Anteil 
am Reinertrage zugesichert ist, die denkbar wirtschaftlichste Ausnutzung der 
Arbeitskraft anstrebt. Dass dabei die Arbeiter, deren Zahl zwischen 300 und 350 
schwankt, nicht zu kurz kommen, im Gegenteil sich sehr wohl fühlen, geht am 
besten daraus hervor, dass die meisten Arbeiter schon lange Jahre, einzelne seit 
Gründung der Baumschule daselbst thätig sind. Mit einem solchen Stamme wohl- 
geschulter Arbeiter lässt sich auch etwas Tüchtiges schaffen. Es bildet sich so zu 
sagen eine Tradition aus und als eine solche möchten wir vor allen Dingen die 
äusserste Peinlichkeit in der Bodenbearbeitung nennen. Es gibt kaum eine einzige 
Baumschule, die z. B. so absolut frei von Unkraut ist, wie die Srärtusche. Das 
klingt geradezu unglaublich, wenn man bedenkt, dass 530 Morgen rein zu halten 
sind, und fragt man: Wie machen Sie’s, dass kein Unkraut sich einnistet, so ist 
die einfache Antwort des Herrn Ökonomierat: »Ich lasse es sofort im Keime ver- 
tilgen.e Das fortwährende Hacken trägt zugleich auch zu einer ganz besonders 
üppigen Entwickelung, wegen der Durchlüftung des Bodens, bei. — Musterhaft ist 
auch die Sorgfalt in der Buchführung, nicht bloss die, welche in jedem kaufmänni- 


568 ' L. Wittmack: Die Späthsche Baumschule bei Rixdorf-Berlin. 


schen Geschäft üblich ist, sondern insbesondere auch die, welche da Auskunft giebt 
über die Bestellung der einzelnen Quartiere. Für jedes der letzteren, speziell beim 
Obst ist ein besonderes Blatt im Grundbuch der Baumschule angelegt, jedes Jahr 
wird hier eingetragen, was dasselbe enthält, wie sich die Pflanzen entwickelten etc., 
so dass man noch nach vielen Jahren ersehen kann, wie es bestellt gewesen, wie 
sich die betr. Sorte bewährt etc. 

Die Zahl der Gehölz-Arten und -Varietäten beträgt gegenwärtig ca. 6000, ein- 
schliesslich der Koniferen, ausserdem zählt man ca. ro00 Sorten Rosen und 3600 
Sorten Kern-, Stein-, Beeren- und Schalenobst. Alles ist genau bezeichnet, mehr- 
mals gebucht und wird bei der jährlichen Inventur, bezw. zur geeigneten Zeit auf 
Sorten-Echtheit geprüft. 

Ganz besonders anmutig gestaltet sich das Gehölzsortiment. Dasselbe ist im 
landschaftlichen Stil nach Familien um das Wohnhaus gepflanzt und bildet einen 
wirklichen dendrologischen Garten, der jetzt noch weiter ausgedehnt wird. Jedes - 
Gehölz hier ist mit einem sehr hübschen Etikett aus Porzellan, das mittelst ver- 
zinktem Draht an einem verzinkten eisernen Pfahl befestigt ist, versehen. Viele 
Jahre lang haben diese Etiketten gehalten und ist die aufgebrannte schwarze Schrift 
noch heut so gut wie neu; da zeigt sich eben wieder, dass Porzellan-Etiketten die 
besten von allen sind. 

Selbstverständlich werden in grösseren Massen nur die Sorten gezogen, die 
sich zum allgemeineren Anbau eignen, so von Obstsorten die vom deutschen Po- 
mologen-Verein, vom märkischen Obstbau-Verein etc. empfohlenen. 

Durch Ankauf oder Tausch sind der Baumschule eine stattliche Zahl von 
Neuheiten zugegangen und von ihr verbreitet worden, so: Prunus Laurocerasus 
Schipkaönsis, Populus alba Bolleana, Prunus cerasifera fol. purpureis, Ulmus cam- 
pestris umbraculifera, die Rose »Kronprinzessin Victoria« ete., Actinidia arguta 
(Sargent), Berchemia racemosa, Celastrus articulatus, Prunus subcordata etc., alle 
von Prof. SARGENT, Cambridge, Massachusets, Crataegus arborescens (hort. bot. 
Berol.) etc. etc. 

Noch grösser fast ist die Zahl der in der Baumschule selbst gezüchteten und 
verbreiteten Neuheiten: So die Pflaume Anna Späth, die Birne Staatsminister Dr. 
Lucius, die Kirsche Früheste der Mark, von Gehölzen: die neuen Syringa-, Acer- 
und Clematis-Varietäten, Cornus alba var. Späthii, dessen Farbenbild das soeben 
ausgegebene Hauptverzeichnis für ı839/go ziert, Populus alba var. globosa, Acer 
platanoides Reichsgraf von Pückler, Cydonia japonica Baltzii, Fraxinus alba fol. arg. 
marg., Platanus occidentalis fol. arg. var., Tilia americana Moltkei, Salix vitellina 
Britzensis, Cydonia vulgaris marmorata, Pirus spectabilis floribunda Scheideckeri, 
Taxus baccata albo var., Salix Späthiil, Alnus incana monstrosa, Ulmus Heyderi, 
U. montanus atropurpurea, Pirus Malus aurea, Acer platanoides Ökonomierat Stoll, 
Laburnum vulgare chrysophyllum. 

Die Zahl der jährlich gemachten Veredlungen beträgt 500—600 000 Stück. An 
Freiland-Gehölzen sind jährlich ca. 2'/, Millionen verkäuflich, hochstämmige Obst- 
bäume über 250000, Zwergbäume 100000, Unterlagen für Obst finden sich an 
ro Millionen Stück, so dass der Bedarf an Quitte, Doucin- und Paradiesäpfeln jetzt 
im Inlande gedeckt werden kann. Gehölzsämlinge sind ca. 4 Millionen vorhanden, 
Gehölzstecklinge werden im Jahre ı!/, Millionen geschnitten; ebenso werden jähr- 
lich ca. 75000 Stück Koniferenstecklinge und 50000 Koniferenveredelungen ge- 
macht. — Die Samenschule verbraucht pro Jahr ca. 300 Centner Obst- und Gehölz- 
sämereien. In ihr findet sich der erwähnte Windmotor, welcher auch das Wasser 
in das Arboretum, den Obstgarten und die Packschuppen liefert. 


569 


L. Wittmack: Die Späthsche Baumschule bei Rixdorf-Berlin. 


Eine wesentliche Erleichterung bei der Bestellung bietet eine bewegliche Feld- 
eisenbahn, ebenso ist der Transport erleichtert durch einen vom äussersten Ende 
der Baumschule bis in die Nähe der Packschuppen gehenden, mit Kähnen befahr- 
baren Kanal. — Höchst originell und praktisch sind zwei vom Besitzer erfundene 
Packmaschinen zum Packen grösserer Ballen. Nur dadurch ist es möglich, in der 
Versandzeit täglich ca. ı5o Ballen a 0,5—4 Centner zu packen, die mit ı5 Pferden 
und ıo Wagen zum Bahnhof Rixdorf befördert werden. Zur Umhüllung etc. wurden 
ım letzten Jahre ca. 2000 Ctr. Stroh, 200 Schock Rohr, 300 Ctr. Moos, 60 Ctr. Pack- 
schnur, 1500 Packkörbe, ıooo Kisten, 2000 Bastmatten und 2o Ctr. Leinewand ver- 


FRANZ LUDWIG SPÄTH, geboren den 25. Februar 1839. 


wendet. Die Verpackung erfolgt so sorgfältig, dass selbst Transporte nach Nord- 
und Südamerika, in das tiefste Innere von Russland, ja nach Japan ganz ungeschä- 
digt anlangen. 

Wie das Angenehme mit dem Nützlichen verbunden werden kann, lehrt der 
Obstgarten mit seinen schönen Formbäumen in geschmackvoller Aufstellung und 
seinem hübschen Obst-Laubengange. 

Das städtische Geschäft ist auch noch immer erhalten und dient fast aus- 
schliesslich der Weinzucht, ein Obergärtner leitet dort die Arbeiten, das Kontor 
aber ist nach der Baumschule verlegt und ıo bis ı5 Personen haben hier, selbst 
unter Zuhilfenahme von zwei Schreibmaschinen, vollauf zu thun, um all das Schreib- 


579 L. Wittmack: Die Späthsche Baumschule bei Rixdorf-Berlin. 


werk zu erledigen. Dass Fernsprech-Einrichtungen nach allen Richtungen vorhanden, 
ist selbstverständlich. 

Der Boden der Baumschule ist ganz besonders auch zur Zucht von Hyacinthen, 
Maiblumen, Tulpen und Lilien aller Art geeignet und ist die Kultur dieser Zwiebel- 
gewächse, da sich im ganzen Osten von Berlin ein dem Haarlemer ähnlicher Sand 
mit feuchtem Untergrund bietet, von jeher eine Specialität der SpÄrHschen Gärtnerei 
gewesen, sie hat unter dem jetzigen Besitzer noch ganz bedeutende Erweiterung 
erfahren und der grosse Zwiebel-Katalog allein schon giebt davon Zeugnis. 

Gar oft wird gefragt: Wie erreicht man die SpärHsche Baumschule am besten? 
Nun da giebt es viele Wege. Am einfachsten mit einer Droschke ı. Klasse auf Zeit. 
Billiger mit Pferdebahn oder Südringbahn nach Rixdorf und von da in einer halben 
Stunde zu Fuss, oder im Sommer mit Dampfschiff nach Neuer Krug oder Borussia. 

Alle Chausseen und Wege, die zur Baumschule führen, sind mit den inter- 
essantesten Alleebäumen bepflanzt, u. a. sieht man auf der Chaussee von Rixdorf 
die schöne Kugelrüster, weiterhin die Populus Bolleana, Pterocarya caucasica und 
gefüllten Rotdorn Will. Paul’s new scarlet. Ganz nahe den Gebäuden ist ein reiches 
Sortiment buntblätteriger Gehölze und eine herrliche Koniferensammlung, in welcher 
Prachtpflanzen von Abies Nordmanniana Chamaecyparis Nuthaensis pendula bis zu 
ıo m Höhe. 

Die ganze Baumschule ist mit einem ı n hohen Drahtgitter von verzinktem 
Eisendraht und einer lebenden Schutzhecke eingeschlossen. Auch befinden sich 
in der Koniferen-Abteilung viele Schutzhecken von prächtigster Entwickelung, und 
wird hier gleichzeitig gezeigt, welche Pflanzen-Spezies sich dazu eignen; es sind 
dieses: Crataegus Oxyac., C. prunifolia, Carpinus Betula, Robinia Pseud Acacia, 
Picea excelsa; dann mehr niedrig bleibende: Caragana arb., Ligustrum vulg., Cy- 
donia japonica, Berberis Aquifolium, Berberis vulgaris atropurpurea, Spiraea hyperici- 
folia thalictroides, Ribes alpınum, Buxus arborescens, Buxus suffruticosus etc. 

An das Arboretum grenzt die Vermehrungs- Abteilung (Revier VII) mit einem 

Kesselhaus, in welchem ein grosser Dampfkessel vorhanden ist. Ferner sind hier 
8 Veredlungs- und Vermehrungshäuser, eine grosse Anzahl Mistbeetkästen, viele 
Schatten-Stellagen, drei gewaltige Einschlagschuppen & 650 ag» Grundfläche für 
Rosen, Pfirsich, Aprikosen, Kübelobst, empfindliche Sämlingspflanzen etc. 
; Eine sogenannte »Kaiser - Allee« mit herrlich entwickelten, meistens bunt- 
blätterigen Ziergehölzen in Solitärform, durchschneidet die geräumige Sämlings- 
Abteilung, in welcher auch der Windmotor aufgestellt ist, mit grossem Wasser- 
Reservoir und 60 Bassins, die unterirdisch vom Reservoir durch selbstthätige Ventil- 
Vorrichtungen, wie erwähnt, gespeist werden. 

Der ausgedehnte Einschlagplatz, an die Park- und Einschlagschuppen grenzend, 
nimmt allherbstlich diejenigen Pflanzen auf, welche in der betreffenden Saison zum 
Verkauf kommen sollen. 

Eine Hauptverkehrsader innerhalb der Schule ist der sogenannte Pomologenweg 
von über 2 m Länge, der in seiner ganzen Ausdehnung auf beiden Seiten mit je 
einer Reihe Buxus arborescens in schönsten Pyramiden (1— 1,25 2 hoch) bepflanzt ist. 

Sein Name rührt her von den ihn zu beiden Seiten begleitenden Obstrabatten, 
auf welchen das ganze Sortiment der vorhandenen Äpfel und Birnen in je drei 
Exemplaren in Pyramidenform (zwei vordere auf Doucin resp. Quitte, eine dahinter- 
stehende auf Wildling) aufgepflanzt sind. So befinden sich auch die Stein- und 
Beerenobst-Sortimente auf Rabatten an anderen Fahrwegen aufgepflanzt. 

Vom Pomologenwege hat man einen imposanten Überblick über einen grossen 
Teil der Schule mit ihren über goo Quartieren; diese sind fast sämtlich Rechtecke 


L. Wittmack: Die Späthsche Baumschule bei Rixdorf-Berlin, 571 


von Iooo resp. 2000 972 Fläche, und werden an einer Seite von einem Fahrwege, 
an der anderen von einem Quartiersteig und von zwei Gräben begrenzt; letztere 
durchziehen das ganze Areal, sammeln sich in einem Kanal, der den Goldfisch- 
teich bildet und als Haidekamp-Graben im Treptower Park in die Spree fliesst. 

Wer die im Obigen gegebenen Zahlen mit denen vergleicht, welche Herr B.L. 
Künn bei einer Beschreibung der SpÄTHschen Baumschule in unserer »Gartenzeitung« 
1885 S. 63 gegeben, eine Beschreibung, die wir im Vorstehenden zum Teil mit 
benutzten, der wird am besten erkennen, welch gewaltigen Fortschritt das SPÄTHsche 
Geschäft in den dazwischen liegenden vier Jahren gemacht hat. Kein Wunder 
denn, dass aus aller Herren Länder Besucher kommen, und hoch erfreulich, dass 
aus den berühmtesten Gärtner-Städten des Auslandes junge Männer die SpÄrHsche 
Baumschule zu ihrer Ausbildung benutzen. Dazu ist ihnen nicht bloss in praktischer 
Hinsicht Gelegenheit geboten, sondern auch in theoretischer, denn in dem Empfangs- 
saal, der zugleich als Lesezimmer dient, findet sich eine ansehnliche Bibliothek, 
eine reiche Sammlung von Obstnachbildungen u. s. w. 

So möge denn die SpÄrtHsche Baumschule rüstig weiter fortschreiten, auf dass 
einst der Tag des zojährigen Jubiläums mit dem gleichen Gefühl der Freude und 
des Stolzes von Allen begangen werden kann, wie der des 25jährigen. 


Allgemeine Obstausstellung in Stuttgart, vom 22.-30. September 1889. 
Von M. Hoffmann. 
Motto: O, pfleget Bäume! Jedes Reis, ° 
Das klein Ihr jetzt habt eingegraben, 


Es wird dereinst des Wartens Fleiss 
Mit süsser Frucht und Schatten laben, 


Mit grossen Erwartungen pilgerten die Mitglieder des deutschen Pomo- 
logen-Vereins, dessen XII. Versammlungsfeste zu Ehren der Württembergische 
Obstbauverein diese Ausstellung veranstaltet hatte, nach der hügelumsäumten, 
lieblichen Residenz Stuttgart. 

Mit grossen Erwartungen! War doch die Reihe vergangener Monate 
wohl dazu angethan, diese vorauszusetzen, galt es doch eine Reise nach dem 
Obstbaulande Württemberg, in dessen lieblichen Thälern und Fluren ab- 
wechselnd Obstwälder, Weingelände und Hopfenäcker oft sich gegenseitig 
die Wage halten, doch in erster Linie des Obstbaumes goldene Frucht die 
Oberhand behält. War es da unberechtigt, grosse Erwartungen zu hegen? 
Hatten nicht vielleicht aus gleichem Grunde unsere norddeutschen Gefilde 
bezw. deren Bewohner sich gescheut, den friedlichen Wettkampf hier gegen 
süddeutsche Erzeugnisse einzugehen, in der sicheren Voraussetzung, unbedingt 
unterliegen zu müssen? Waren nicht allein die Königl. Preussische Goldene 
Staatsmedaille, sondern auch gleich hohe Ehrenpreise von Bayern, Baden, 
Württemberg und anderen Regierungen in Aussicht genommen; alles in der 
Voraussetzung gerechter Erwartungen? 

Wer nun freilich dagegen, wie Schreiber dieses, weiterhin den Süden 
des deutschen Vaterlandes durchwandert, vor Besuch der Ausstellung sich 


572 M. Hoffmann: Allgemeine Obstausstellung in Stuttgart. 


nach den dortigen Obstschätzen umgesehen und zu seinem Erstaunen die 
Fluren Bambergs, Nürnbergs, weiterhin rings um den Bodensee, in dem 
oberen Donauthal, den Thälern am Neckar, Kocher und Jaxt leer von den 
köstlichen Fruchtschätzen fand, der musste wiederum erstaunen, wie trotz 
allem Mangel doch in der Stuttgarter Ausstellung eine solche Fülle schönen 
Obstes sich zusammengefunden. »Vor einem Jahre, da hätten Sie kommen 
müssen, da wären wir in der Lage gewesen, Ihnen unsere Schätze zeigen zu 
können«, so hörten wir oft die Stuttgarter Freunde ausrufen! Nun, die Fülle 
macht es freilich nicht, allein mit dem thatsächlichen Mangel hängt meist 
der Umstand zusammen, dass, wie auch in diesem Jahre, die Ausbildung der 
Früchte alsdann viel zu wünschen übrig lässt. Denken wir gleichzeitig daran, 
dass unsere Birnenbäume nach vergangenem Winter zum grossen Teil die 
Fruchtkuchen abgestossen, dass durch Eintritt früher Herbstfröste die Trauben 
in ihrer Ausbildung zuletzt noch gefährdet, in höheren Lagen sogar ganze 
Striche weit erfroren sind, um kaum das allerdürftigste Mostprodukt zu ge- 
währen, so bleiben uns nur der Apfel, als einigermassen unverletzte Kernobst- 
frucht, die Pflaume und Pfirsich als Steinobstfrüchte übrig. Und wunderbar 
genug, das was wir nicht geahnt, die Früchte der norddeutschen Tiefebene, 
Litauen mit eingerechnet, sie waren nahe daran, infolge ihrer glänzenden 
Ausbildung die süddeutschen Äpfel und Birnen zu schlagen. Nur »ein Schritt 
vom Wege« und H. B. WARNECKEN-Burgdam-Lesum, hätte mit seinem Apfel- 
Birnen-Sortiment dasjenige von LAMBERT & REITER, Trier, geschlagen. Das 
letztere, dem der Kaiserpreis, die grosse goldene Staats-Medaille zuerkannt 
wurde (erst nach viertägiger Verhandlung!), bestand aus: Äpfel: rotem Eiser- 
apfel, graue Herbstreinette, grosser Bohnapfel, Winterrambour, Winter- 
goldparm., roter Weinapfel, Luxemburg. R., Baumanns R., edler Borsdorfer, 
Casseler R., rot. Bellefleur, Ananas R.; Birnen: Blumenbachs B., Sieversche 
Mostbirn, Ver. Dechantsb., Pastorenb., Liegels Winterbb., Bergam. Esperen, 
Gute Luise v. Avr., Diels Butterb., Joseph v. Mecheln, Gellertsb., Harden- 
pontsbb. 

Das von WARNECKEN, in gleicher Reihenfolge, aus: Charlamowsky, Virgin. 
Rosenapf., Kaiser Alexander, Prinzenapf., Herbst Alant, Boikenapf., Eiserapf., 
Wint. Goldparm., Baum. R., Grosse Casseler R., roter W. Taubenapf., Graven- 
steiner, weiter: gute Luise v. Avranches, Herrenb., Berg. Esperen, Hofratsb., 
Hellmannsche Melonenb., Holländ. Butterb., Engl. Sommerbutterb., Herbst- 
Sylvester, Clairgeaux Butterb., Diels, Napoleonsbb., Dechantsb. v. Alengon, 
Josephine v. Mecheln. Bedingung war: jede dieser Sorten solle als »Wirt- 
schafts- Tafelobst gleichzeitig sich zum Massenanbau eignen und an Hoch- 
und Halbstamm vom Aussteller selbst gezogene Früchte seine. Aus der 
geringen Übereinstimmung, nur bis zu vier Sorten Äpfel und Birnen beider 
Sammlungen, ersieht man leicht, ein wie grosser Unterschied schon bei einer 
so engbegrenzten Empfehlung von je 12 Sorten ist. Wenn wir auch weniger 


M. Hoffmann: Allgemeine Obstausstellung in Stuttgart. 573 


die Sieversche Mostbirn als Tafelobst anerkennen können, so möchte doch 
auf die in der WARNECKEschen Sammlung vorhandene HELLMANNsche 
Melonenbirne aufmerksam gemacht werden, eine braungelbe Frucht von 
runder Form, welche seinerzeit vom Deutschem Pomologen-Verein zum Anbau 
empfohlen wurde. Beide Sammlungen zeigten tadellose Früchte nach Form 
und Farbe; die einen auf schierem Sandboden 7 »z üb. M. und die anderen 
ungefähr 145 » üb. M. auf kalkhaltigem Grunde gewachsen. Unter den 
grösseren Sortimenten an Äpfeln und Birnen traten besonders hervor: Landes- 
obstbau-Verein für das Königreich Sachsen, mit durchgehend sehr 
genauer Bezeichnung, WINKLER-Chemnitz, mit Einteilung seiner Birnen 
und Äpfel nach grösseren Abstufungen Ia, Ib und II, eine Leistung, die bei 
der Lage von 300 »2 üb. M., schwerem Lehmboden und rauhem Klima gewiss 
die vollste Anerkennung verdiente. L. SPÄTH-Rixdorf mit einer ausser- 
gewöhnlich reichen Auswahl Äpfel und Birnen, unter letzteren die japanischen 
Sorten, u. a. Madame v. Siebold sehr empfehlenswert; ausserdem an Birnen: 
Minister Dr. Lucius, punktierter Sommerdorn, Prince imperial de France, eine 
neue Butterb. v. Oktober-Dezember, Morels Liebling, besonders für Topfobst 
geeignet, und Herzogin Pitmaston, Mad. Favre, Knights Herbstbb., eine der 
besten Herbstbirnen, Graf Moltke, viel in Dänemark angebaut, De Jonghes 
Maibirn, bis im Mai haltend, van Geerts Buttb., trägt sehr reichlich. Unter 
den Äpfeln: schwarzer Kurzstiel, dem Eiserapfel etwas ähnlich, sowie Neu- 
stadts gelber Pepping, reichlich tragender Baum. Landwirtschaftliche 
Akademie Hohenheim, Pomologisches Institut Reutlingen, Land- 
wirtschaftlicher Verein Backnang, Obstbau-Verein Gmünd, Obst- 
bau-Verein Kirchheim und Teck, Landwirtsch. Bezirksver. Schorndorf, 
desgl. Öhringen, Obstbauver. Laichingen, Stadtg. Winenden, Winzer- 
klub Stuttgart, Kollektion der Stuttgarter Mitglieder des Württembergi- 
schen Obstbauvereins, Güterbesitzerver. Stuttgart, alle diese in reich- 
haltigen Sammlungen, mit teils unbenannten Lokal-, teils solchen, bei uns in 
Norddeutschland weniger angebauten Sorten; so u. a. Königin Luise- Apfel, 
von rein hellgelber Farbe, mittlerer Grösse, dem hier viel angebauten, rot- 
gestreiften Luikenapf., weissem Winter-Taffetapf., Matapf. und Rosenapf., 
Schafsnase, dem reichtragenden, grünen Boikenapf., Jan.-Juni, sehr haltbare 
Frucht, starkwüchsiger Baum mit herabhängenden Zweigen, Moldauer Tauben- 
apfel, walzenförmige bis mittelgrosse Frucht, guter Tafelapf., Baum pyramidal 
wachsend, ähnlich dem Wildling der Einsiedel wie der Normännischen Cider- 
birn, mit glänzend dunkelgrüner Belaubung. Obst- und Gartenbauverein 
Ölnhausen u. a. mit zwei neueren Sorten: Hohms Rein., gelb, goldgrundig, 
ähnlich Heyders Liebling (Driese) und Wilhelm Schöffers Rein. Central- 
verein für Litauen und Masuren mit reichem Sortenbestand, vorzüglich 
ausgebildeten Früchten, unter ihnen namentlich: roter Stettiner, Herrnapf., 
gelber Richard, in besonders schöner Frucht, ostpreuss. Herbst-Kurzstiel, 


574 ; M. Hoffmann: Allgemeine Obstausstellung in Stuttgart. 


Jungfernschönchen, Borsdorfer, Braunschweiger Milchapf., Rhein. Bohnapf., 
Kaiser Wilhelm. H. SCHÄCHTERLE-Cannstadt mit gleichfalls sehr reich- 
haltiger Auswahl an Äpfel-Birnen. 

An Einzelerscheinungen sind zu erwähnen: von SCHLÖSSER-Köln: von 
Zuccamaglios Rein., eine Züchtung von D. ULHORN-Gräfenbroich. Frucht 
gross, gestreift-bandartig, März-April, Baum reichtragend. FRITZLACH- 
Wabern, ausser weissem Winter-Calville mit tadelloser Schale, eine un- 
benannte Lokalsorte, feiner guter Winterapfel, trägt sehr reichlich, blüht 
spät, süss von Geschmack. B. JAUCH-Marienhöhe b. Weimar, echte Sorte 
von pfirsichrot. Sommerapfel. Sonnenseite dunkelblutrot, gewölbte Form, 
Kelch stark eingesenkt, Stiel tiefsitzend. 

(Schluss folgt.) 


Gärtnerische Mitteilungen aus Singapore und Umgebung. 


Von A. Bode, Obergärtner in Altenburg, Villa Ranninger. 


IE 
Der botanische Garten zu Singapore. 
Hierzu Abbildungen 86 und 37. 


Es ist gewiss ein nicht zu unterschätzendes Verdienst der englischen 
Regierung, in mehreren ihrer Kolonieen botanische Gärten errichtet zu haben 
und zu erhalten. Von welcher Wichtigkeit derartige Institute sind, ist hin- 
länglich auch in Europa bekannt; von ihren grossen Vorteilen und ihrem 
wirklichen Nutzen wird man sich jedoch nur erst vollständig durch eigene 
Betrachtung derselben überzeugen können. 

Mir war es vergönnt, unter diesen Gärten den zu Singapore kennen zu 
lernen, und will ich versuchen, in nachstehenden Zeilen ein Bild einer solchen 
Anlage in den Tropen wiederzugeben, wie ich es bei dem häufigen Besuche 
selbst empfing, werde aber zunächst einiges über die Lage vorausschicken. 

Ungefähr eine deutsche Meile von der Stadt Singapore entfernt liegt 
der botanische Garten, der zu den schönsten Sehenswürdigkeiten genannter 
Stadt zählt, so dass die zahlreichen, dort verkehrenden Reisenden es nie ver- 
säumen, ihn zu besuchen und auch die ansässigen Europäer ihn mit grosser 
Vorliebe als Ausflugsort benutzen. Ein schöner, ebener Weg, der zu beiden 
Seiten mit allerlei hohen, zum Teil auch schattenspendenden Bäumen, wie 
Artocarpusarten, Ficus populifolia, F. retusa, Pterocarpus indica u. a. m. be- 
pflanzt ist, führt von der Stadt direkt hin. Rechts und links befinden sich 
viele hübsche Wohnungen, sogenannte Cungalows der Europäer und vor- 
nehmen Eingeborenen, deren Parks und Gartenanlagen manchen schönen 
Anblick gewähren und von der Pflege der Landschaftsgärtnerei rühmliches 
Zeugnis geben. 


Verschiedene Obstgärten, d. h. Anpflanzungen von Mangifera indica, 


A. Böde: Gärtnerische Mitteilungen aus Singapore und Umgebung. 575 


Garcinia Mangostana, Kokosnüssen, Bananen und dergl., dazwischen ein chi- 
nesischer Begräbnisplatz, dann die buntbelebte Strasse selbst, bieten nament- 
lich dem Fremden ein so interessantes wie unvergessliches Bild. 

Der botanische Garten selbst nun besteht aus drei Teilen, von welchen 
zwei, die kleineren, ausschliesslich zu Versuchs- und Anbauzwecken benutzt 
werden, während der grössere Teil die Gebäude, Pflanzenhallen und Pflanzen- 
sammlungen enthält. Der Gesamteindruck, welchen man beim Betreten des 
letzteren Teiles erhält, ist der eines in allen Beziehungen schön gepflegten 
Parkes oder Volksgartens, und als solcher dient er ja auch im allgemeinen. 
Bei der Bepflanzung ist hauptsächlich auf die Entfaltung von malerisch 
schönen Bildern Bedacht genommen, und dies ist auch vollständig gelungen. 
Es ist ein wirkliches Vergnügen, in den gut gehaltenen und der bewegten 
Erdoberfläche geschickt angepassten Wegen den Garten zu durchstreifen, 
um immer wieder bewundernd vor dieser oder jener Pflanzengruppe von 
tropischer Mächtigkeit, oder vor so mancher herrlichen Landschaft stehen zu 
bleiben. 

Von den Gebäuden nehmen ausser dem Museum mit seinen reichen 
Sammlungen zunächst die Pflanzenhallen die Aufmerksamkeit in Anspruch. 
Die grösste derselben ist nach Art unserer Schattengerüste erbaut, nur dass 
jene bedeutend höher und auch hübscher sind. Eine genügende Menge von 
Wegen lässt ein Betrachten der Pflanzen von allen Seiten zu; nur wird man 
in den vorhandenen Pflanzenbeständen etwas enttäuscht, insofern die Reich- 
haltigkeit sehr viel zu wünschen übrig lässt; sogar die Orchideen, deren Be- 
schaffung und vor allem deren Kultur dort nur mit geringen Mühen ver- 
knüpft ist, waren verhältnismässig schwach vertreten und den vorhandenen 
Pflanzen war es nicht schwer anzusehen, dass in ihrer Pflege viel versäumt 
wurde. 

Andere Sammlungen, wie von Croton, Maranten, Panax, Anthurien, Farn 
und dergl. zeugten von mehr darauf verwendetem Fleiss, vermochten aber 
trotz guter Benennung nicht genug dazu beizutragen, diese Halle als zu einem 
botanischen Garten gehörig erkennen zu lassen. 

Zwei andere kleinere Hallen, in welchen die darin befindlichen Pflanzen, 
meist Orchideen und Nepenthes, den erforderlichen Schatten durch nahe- 
stehende Bäume oder Schlingpflanzen erhielten, hinterliessen keinen anderen 
Eindruck als obige. 

Wenden wir uns nun dem schöneren Teile, der parkartigen Anlage zu. 

Unmittelbar vor der grossen Pflanzenhalle ist auf dem höchsten Punkte 
des Gartens eine Art Schmuckgarten, pleasure ground, angelegt. In der 
Mitte desselben ist ein freier Platz, von welchem man die ganze Anlage, 
soweit es die Bepflanzung gestattet, übersehen kann. Hier werden auch zeit- 
weise Konzerte abgehalten, meist in schönen, mondscheinhellen Nächten. An 
diesen Abenden ist der Garten sehr besucht und es ist gewiss auch ein 


576 5 A. Böde: Gärtnerische Mitteilungen aus Singapore und Umgebung. 


grosser Genuss, den Klängen sanfter, zuweilen heimatlicher Weisen inmitten 
dieser prächtigen Pflanzungen zu lauschen. 

Von grossartiger Wirkung sind auch die schönen, weit verzweigten 
Kronen des Ficus religiosa mit der feinen, zierlichen Belaubung bei der Be- 
leuchtung des hellen Mondes, ganz besonders wenn die Schattenumrisse auf 
einen ruhigen oder leicht bewegten Wasserspiegel fallen. 

Dieser Schmuckgarten ist regelrecht und stufenweise angelegt; die langen 
schmalen Beete sind teils mit Teppichbeetpflanzen, wie Coleus, Alternantheren, 
Iresine u. a. oder mit schönblühenden Sträuchern bepflanzt. Zuweilen sind 


Abbildung 86. Partie aus dem botanischen Garten in Singapore. 


dieselben auch mit Schlinggewächsen, wie Clerodendron, Thunbergia und 
Convolvulus niedrig überzogen. Zwei grosse und sehr schön entwickelte 
Orchideen, Vanda Batemanni und Grammatophyllum speciosum haben hier, 
ausgepflanzt, passende Verwendung gefunden. Auf eine Benennung der ver- 
schiedenen Pflanzen hat man hier weniger Rücksicht genommen, nur einige 
sind mit vollständiger Beschreibung versehen. Noch sei erwähnt, dass der 
Rasen dieses Teils sehr schön ist und auch trotz der oft glühenden Hitze 
sorgfältig erhalten wird, während er auf den grösseren Flächen zuweilen 
völlig verbrannt erscheint. 

Es ist leicht begreiflich, dass eine landschaftliche Anlage in den Tropen 


A. Bode: Gärtnerische Mitteilungen aus Singapore und Umgebung. 577 


einen von dem unserigen gänzlich verschiedenen Charakter annehmen muss, 
einmal durch die Auswahl der Pflanzen selbst, die zur Bepflanzung gelangen, 
dann aber auch durch die eigenartige Zusammenstellung. 

Von ganz bedeutendem Einfluss auf die landschaftlichen Bilder sind zu- 
nächst die Palmen, welche in kleineren oder grösseren Gruppen, oder auch 
einzeln in dem Garten verteilt sind. 

Zum grössten Teil stehen dieselben frei und der Sonne völlig ausgesetzt, 
und obwohl ihre Blattfärbung infolgedessen weniger dunkelgrün, hingegen 


Abbildung 87. Der Victoria regia- Teich im botanischen Garten zu Singapore. 


mehr gelblich erscheint, gedeihen sie dennoch vortrefflich, was die grosse 
Blattfülle, sowie die Entwickelung von Blüten- und Fruchtständen genügend 
beweist. 

Es würde zu weit führen und auch von keinem grösseren Nutzen sein, 
alle die prächtigen Palmen zu nennen und zu beschreiben, nur einige mögen Er- 
wähnung finden. Vor allen anderen die seltene Art Cyrtostachys Renda mit 
den roten Blattstielen, in zwei Exemplaren, einem grösseren und einem kleineren 
von bestechendem Reiz. Von imposanter Wirkung ist eine Gruppe Elaeis 
guineensis und Sagus laevis; ferner eine ungefähr 5 »» hohe Oreodoxa 


regia mit flaschenförmig verdicktem Stamm. Zahlreiche Kokospalmen, Rotang- 
Gartenflora 1389, 42 


. ; 


578 A. Bode: Gärtnerische Mitteilungen aus Singapore und Umgebung. 


und Arecaarten haben überall hübsche Verwendung gefunden und geben dem 
Ganzen ein eigenes Gepräge; beide findet man auch im Verein mit Nadel- 
hölzern und Casuarinen, C. equisetifolia und C. sumatrana, angepflanzt, 
was eine so seltene wie auch interessante Zusammenstellung ist und einen 
merkwürdigen Anblick gewährt. Von derselben Wirkung ist auch eine un- 
gefähr 20 »z» hohe Araucaria excelsa mitten unter einer Anzahl Palmen 
von niedrigem Wuchs. 

Ein bezaubernd schöner Reiz wird dem botanischen Garten, wie über- 
haupt sehr vielen Anlagen in den Tropen durch diejenigen Bäume und 
Sträucher verliehen, welche bei grossem Umfang und Höhe auch noch einen 
auffallend hübschen Blumenflor besitzen. Unter diesen verdient in erster 
Linie die Poinciana regia erwähnt zu werden. Man findet dieselbe auch 
in einigen Strassen von Singapore angepflanzt. Zur Blütezeit ist die 8—IO 2 
im Durchmesser breite, schirmartige Krone gleichsam wie mit einem leuch- 
tend roten Tuch überzogen. Umgeben von dunkelgrünem Laub und aus der 
Ferne gesehen ist eine solche Blütenfülle unvergleichbar schön. 

Ferner finden Spathodea campanulata und Brownea coccinea von 
hohem, mehr strauchartigem Wuchs wegen ihrer prächtigen Blüten häufig 
Verwendung. Einen prächtigen Anblick gewähren die in Trauben stehenden 
Blüten der Amherstia nobilis, welche infolge ihrer Gestaltung und leb- 
haften Färbung einer Orchideenblüte nicht unähnlich sind und von weitem 
gesehen leicht damit verwechselt werden. Die langen Hülsen, welche im 
unreifen Zustande schön grün und rot gefärbt sind, ferner die hüsche Be- 
laubung im Verein mit den Blüten machen den Strauch sehr wertvoll und 
wird er deshalb auch sehr gern von den Chinesen als Zierde ihrer Gärten 
benutzt. 

Nicht geringeren Wert als Blütenpflanzen besitzen die wunderschönen 
Allamanda-Arten, A. Schottii und neriifolia, als I— 1,5 2 hohe Sträucher, 
die mit Blüten vollständig überdeckt sind; ferner Hibiscus sinensis und muta- 
- bilis, Cassia fistula mit langen gelben Blütentrauben, Ixora Dixiana, Jasminum 
Sambac, Gardenien, Daturaarten u. a. m. r 

Auch die Rosen sind vertreten, und zwar als wurzelechte Pflanzen auf 
einem Beet ausgepflanzt. Obschon dieselben sehr starkes Holzwachstum 
besitzen, entwickeln sich dennoch viele Blüten, die allerdings niemals die 
Füllung der unserigen erreichen; die Entfaltung der Knospe und das Verblühen 
ist auch das Werk eines nur kurzen Zeitraumes. In schattigen Lagen ent- 
wickeln sich gar keine Blumen. 

Von grossem Interesse sind auch die verschiedenen Frucht-, Gewürz- 
und Nutzholzpflanzen, die zum grossen Teil als hohe Bäume mit schöner 
Belaubung dem Garten in landschaftlicher Beziehung ebenfalls sehr zum 
Schmuck und zur Zierde gereichen. Namentlich ist dies bei den Artocarpus- 
arten der Fall, wovon sechs Arten vorzufinden sind. Ferner die Mangofrucht, 


Be 


A. Bode: Gärtnerische Mitteilungen aus Singapore und Umgebung. 579 


Mangifera indica, die Mangostin, Garcinia Mangostana, die Durian, Duria 
Zibethinus, Anona squamosa, Nephelium lappaceum, die sogenannte Ram- 
butan mit dunkelroten, unseren Kastanien ähnlichen Früchten, insofern die 
Schale auch mit Stacheln versehen ist, die aber ganz weich sind; ferner 
Carica Papaya, der Melonenbaum, Citrus decumana, die Pamelo (Pampelo?) 
oder Shaddock genannt; dann die verschiedenen Musaarten; zur Gewinnung 
der Früchte wird hauptsächlich Musa sapientium, die Pisang mas oder Gold- 
banane der Malayen angebaut; der botanische Garten besitzt elf verschiedene 
Varietäten von dieser Art, welche aber unter keinen besonderen Namen, ausser 
der malayischen Bezeichnung geführt werden. 

Die Gewürzpflanzen werden zum grössten Teil zu Versuchszwecken in 
den Versuchgärten angebaut, wohl aber dienen auch verschiedene zu land- 
schaftlichen Zwecken in der parkartigen Anlage, namentlich die Cinnamomum- 
arten mit ihrer hübschen leichten Belaubung; ferner die Muskatnuss, Myristica 
fragrans als ziemlich hohe Bäume u. a. m. 

Von den Nutzhölzern verdienen namentlich Erwähnung die hohen und 
starken Bäume der Tectona grandis, das sogenannte Teakholz, welches wegen 
seiner Widerstandsfähigkeit im Wasser vortreffliches Material zum Schiffsbau 
liefert; dann das Eisenholz, Mesua ferrea, ferner das Palisanderholz, Machae- 
rium firmum, das Sandelholz, Santalum album und das Geigenholz, Tecoma 
pentaphylla. 

Zu den hervorragenden Zierden des Gartens muss auch der Baum der 
Reisenden, Ravenala madagascariensis gezählt werden, der hier sowohl als 
auch in den Gärten der Stadt häufig angepflanzt ist, ganz besonders aber auf 
Friedhöfen von imposanter Wirkung ist. 

Die Nadelhölzer sind, wie so manche andere Pflanzengattung, wenig ver- 
treten; unter den vorhandenen zeichnen sich aber folgende durch ihre Grösse 
als auch durch ihre Schönheit aus: Araucaria Bidwillii, A. Cunninshamii und 
die bereits erwähnte A. excelsa; ferner Cupressus funebris. 

Von Casuarinen sind Casuarina sumatrana und equisetifolia häufiger ver- 
treten, letztere dürfte jedoch weniger zum Schmuck eines Parkes gerechnet 
werden. 

Sehr interessant ist auch die Verwendung von bekannteren Pflanzen, wie 
z. B. der Georgine; dieselbe wird allerdings sehr hoch und treibt sehr viele 
Stengel und Blätter, trotzdem entfalten sich viele Blumen, die aber kleiner 
als die der unserigen sind. Tagetes, Mirabilis, Senecio, Blütenbegonien, 
Tropaeolum und dergleichen standen in vollstem Blütenflor; sie wachsen 
aber alle sehr hoch und blühen weniger, wenn sie nicht der vollen Sonne 
ausgesetzt sind. 

Zur Verschönerung des Gartens tragen auch nicht wenig die günstigen 
Wasserverhältnisse bei; zur Zeit waren drei Teiche, ein grösserer und zwei 


kleinere, vorhanden, doch wurde an der Anlage eines anderen schon wieder 
42* 


580 H. Zabel: Aus den Gärten der Forst-Akademie Münden. 


gearbeitet. Die Ufer des ersteren sind sehr schön bepflanzt und gewähren 
freie und hübsche Blicke nach einer dichtbewachsenen kleinen Insel. Allerlei 
Wassergeflügel belebt die klare Fläche des Teiches. Die beiden kleineren 
dienen zur Aufnahme von prächtigen Wasserpflanzen, wie z. B. der Victoria 
regia, verschiedener Nymphaeen, Nelumbium und dergleichen, die sich alle, 
wie leicht erklärlich, in den ihnen sehr zusagenden Verhältnissen herrlich 
entwickeln und zur Blütezeit einen sehr gesuchten Anziehungspunkt bilden. 

Die Beschreibung der Gewürz-, Farb- und Ölpflanzen, welche in den 
beiden Versuchsgärten kultiviert werden, sowie einiges über den interessanten 
Obst- und Gemüsebau daselbst wird demnächst in einem anderen Kapitel 
folgen. 


Aus den Gärten der Forst-Akademie Münden. 
Kürzere Mitteilungen über neue oder kritische Pflanzen derselben. 
Von H. Zabel in Münden. 
(Schluss.) 


v1. 
Lonicera propinqua Zbl. (= L. alpigena X l,edebourii), forma super-alpigena. 

Von mir aus Samen der L. Ledebourii Esch. erzogener, aufrechter derbästiger 
Strauch mit graubräunlichen, vierkantig gestreiften einjährigen Trieben. Seitliche 
Knospen oft zu zwei übereinander, etwas flach vierseitig, spitz, mit lockeren gelb- 
bräunlichen, gekielten, stachelspitzigen, kahlen Schuppen. Blätter oval oder ım 
Umrisse etwas verkehrt-eiförmig, an der Basis abgerundet bis breit-keilförmig, ziem- 
lich plötzlich zugespitzt, ohne den 8— ı0 7272 langen rinnenförmigen Stiel 7—9 cz 
lang und 3—4,5 cm breit, oberseits dunkelgrün, unterseits hellgrün, zerstreut behaart, 
später fast kahl, auf den Hauptadern schwarz drüsig, an dem etwas welligen Rande 
dicht und stark gewimpert. Blütenstiel 4kantig mit zwei schärferen Kanten, kurz 
drüsig behaart, 3—4 cm lang, am oberen Ende nicht eingeschnürt. Deckblätter aus 
halbstengelumfassender Basis linealisch-lanzettlich, stumpf, drüsig behaart und ge- 
wimpert, zwei- bis dreimal länger als die Fruchtknoten; Deckblättchen beiderseits 
zwei, meist breit verkehrt-nierenförmig, je aus 2—3 Blättchen etwas cupulaähnlich 
verwachsen, fast kahl, '!/, so lang als die freien oder an der untersten Basis ver- 
wachsenen kahlen glänzenden Fruchtknoten; Kelchzähne 5, stark drüsig gewimpert. 
Blüten gelblich-braun, Ende Mai; Blumenkrone 2lippig, 7—9 nm lang, über der 
stielartig verschmälerten Basis mit starkem Höcker, aussen kahl, innen meist nur 
in der Röhre etwas behaart; Griffel und Staubgefässe meist ein wenig herausstehend, 
oberwärts kahl, sonst behaart; Antheren oft verkümmert; Kronensaum kürzer als 
die Röhre; Oberlippe 4zähnig; Unterlippe breit linealisch, zurückgebogen; Beeren 
bis jetzt unreif abfallend. 

Die habituell sehr ähnliche L. alpigena L. weicht ab durch kaum gekielte, 
weisslich gerandete Knospenschuppen, mehr oder weniger bis ganz verwachsene 
Fruchtknoten, eine Einschnürung am Ende des Blütenstiels, schmälere lineale Deck- 
blätter, kleinere, einerseits meist freie Deckblättchen und durch den fast am oberen 
Ende der Kronenröhre befindlichen Höcker; ihr Kelchrand ist undeutlich gezähnt 
und der Kronensaum länger als die Röhre. 

L. Ledebourii Esch. ist durch Blütenbau und schmälere Blätter sehr ver- 
schieden. 


H. Zabel: Aus den Gärten der Forst-Akademie Münden. 581 


Aus derselben Aussaat erwuchs auch eine den Blättern nach der L. Ledebourii 
näher stehende Form des gleichen Bastardes, die noch nicht geblüht hat. — 


Carpinus japonica Blume. 

Sect. Distegocarpus Sieb. et Zucc. (als Gattung): Fruchtschuppen 2, eine grosse 
und eine kleine; zwischen beiden das Nüsschen. 

Niedriges Bäumchen. Zweige in der Jugend behaart, später kahl, gelblich- 
braun; Knospen ei-kegelförmig oder undeutlich vierkantig, spitz; Knospenschuppen 
dicht anliegend, stumpf; Nebenblätter nach der Spitze der Zweige zu an Grösse 
und Behaarung abnehmend; die untersten lanzettlich-linealisch, lang behaart, dem 
Zweige angedrückt, länger, die folgenden abstehend und wenig kürzer, und die 
oberen eiförmig scharf zugespitzt und '/, kürzer als der 12—ı5 mm lange Blattstiel. 
Blätter aus abgerundeter oder schwach-herzförmiger Basis schmal länglich-eiförmig, 
lang zugespitzt, am Rande scharf doppelt gesägt-gezähnt mit pfriemenförmiger Spitze 
der Zähne, bis ro cz lang und 4cm breit, oberseits mit einzelnen weissen Haaren, 
auf der helleren Unterseite mit Ausnahme der gelblich-braunen, genäherten, parallelen, 
zahlreichen (bis 25) stark hervortretenden Seitennerven und der Mittelrippe fast 
kahl und fein punktiert. Männliche Kätzchenschuppen ei-kahnförmig, spitz, gestreift, 
am Rande dicht gewimpert, doppelt länger als die Antheren. Fruchtkätzchen 
hängend, bis 5 c2 lang und 3 cz im Durchmesser, mit behaarter Spindel; Frucht- 
schuppen (Deckblätter) gedrängt, ziegeldachförmig, fast kahl, bei der Reife abfallend; 
die grossen bis 20 cm lang, sehr kurz gestielt, schief eiförmig, spitz, scharf gezähnt, 
handförmig genervt und netzaderig, an der unteren Hälfte des einen Seitenrandes - 
einwärts gebogen; die kleinen kaum gestielt, rundlich 5—7 nn lang und am oberen 
fein gezähnten Rande fast ebenso breit, fächerförmig genervt und stark netzaderig; 
Nüsschen flach-eiförmig, 4—5 mm lang, spitzlich, gestreift. 

Einheimisch auf der japanischen Insel Nippon und dort zu einem fussdicken 
Baume von 30 Fuss Höhe erwachsend: Maxımowicz, Diagnoses plant. nov. asiat. IV 
in Melanges biolog. XI S. 310; FRANCHET, Plantae Davidianae I S. 230, tab. ıı mit 
Abbildung der Frucht; Distegocarpus Carpinus, Sieb. et Zucc. und DE CANDOLLE, 
Prodromus XVI, II, S. ı28. Erhalten 1879 von L. van HoUTTE; zeigte hier wie 
auch auf Wilhelmshöhe 1837 die ersten Blüten und Früchte, und scheint völlig 
winterhart zu sein. Die gedrungenen Fruchtkätzchen erinnern lebhaft an diejenigen 
der Hopfenbuche. 

Herr M. A. FRANnCHET bemerkt (l. c.): »die Entstehung der kleinen Frucht- 
schuppe ist nicht genügend bekannt. BLUME und in neuerer Zeit MAXxIMowIcZ 
haben dieselbe bald ganz frei, bald an der Basis mit der grösseren normalen 
Fruchtschuppe zusammengewachsen gefunden. Ich habe sie niemals so gesehen, 
und in sämtlichen Exemplaren, welche ich vor mir habe, löst sich dieses accesso- 
rische Deckblättchen zur Zeit der Reife leicht und vollständig ab; sein fächer- 
förmiges Nervensystem, dessen Äste am Rande oder unter der Spitze eines jeden 
Zahnes endigen, erlaubt andererseits nicht die Annahme, dass es ein Anhängsel, 
ein Lappen der gegenüberstehenden grösseren Fruchtschuppe sei; ich habe über- 
dies festgestellt, dass es schon frei und isoliert, in der Form einer schr kleinen 
Schuppe, zur Blütezeit vorhanden ist.« Diese Bemerkung ist wenigstens hinsicht- 
lich der Maxımowıczschen Beschreibung nicht ganz zutreffend, denn in derselben 
heisst es von der Hauptart ausdrücklich: »ligula bracteolarum semper libera.« Herr 
Maxımowicz führt aber auch eine etwas breitblätterige, vielleicht eine Hybride mit 
Carp. cordata Blume darstellende Varietät auf, und nur von dieser Varietät sagt 
er: »ligula non semper a margine bracteae libera, saepius basi cum illa connexa.« 


582 M. Hoffmann: Obstausstellung für die Provinz Brandenburg zu Charlottenburg. 


Obst-Ausstellung für die Provinz Brandenburg zu Charlottenburg, 
Flora vom 4.—6. Oktober. 
Von M. Hoffmann. 


Die Absicht des Märkischen Obstbau-Vereins, mit dieser Ausstellung zugleich 
einen Obstmarkt nach dem Vorgange des Vereins von Oldesloe in Hamburg 
zu verbinden, muss auf dem Gebiete der Ausstellungen als eine neuere Idee 
bezeichnet werden. Der erste Erfolg dieser jedenfalls höchst zweckmässigen 
Einrichtung darf nicht nach dem Masse etwaiger Beteiligung zunächst gemessen 
werden. Der Zweck dieser Einrichtung: Das Absatzgebiet im Obsthandel für 
Käufer wie Verkäufer zu erweitern, den Handel selbst zu erleichtern, ist als 
ein durchaus gesunder zu bezeichnen und handelt es sich nur um die ent- 
sprechende Einleitung und Regulierung dabei. Einleitung in Bezug darauf: Ge- 
legenheit zu bieten, mit Rücksicht auf die vorhandenen Mengen der einzelnen 
Sorten, von dem Vorhandensein guter und bester Ware sich selbst überzeugen 
zu können, Regulierung hinsichtlich einheitlicher Preisbestimmung, Sicherstellung 
zwischen Käufer und Verkäufer, die Durchführung festerer Sorten, Kenntnis im 
Handel. Derartige Einrichtungen durch unparteiisch geleitete Fachkreise zu schaffen, 
ist an sich nicht neu, sofern dieser Gedanke in den gärtnerischen Bestrebungen 
der Neuzeit: Markthalle, Börse, Handelsblatt, Verein der Handelsgärtner etc. sich 
bereits wiederholt. Das Geringwertige soll dadurch von vornherein von dem 
Bessergültigen gesondert, der Preis sich entsprechend richten und wird damit die 
Öffentlichkeit für derartige Vorgänge zu interessieren und zu beleben gesucht, !so 
ist der Platz einer Ausstellung wohl insofern geeignet. 

Diesem Hauptzweck der Ausstellung gilt daher in erster Linie unsere Be- 
sprechung. Nur gegen 8 Ctr. wurden im Ganzen auf dem Obstmarkt zum Verkauf 
geboten und zwar durch die Gräfl. zu Stollberg’sche Baumschule,  DRIESE- 
Gr. Cammin i. d. Neumark (grosse silb. Staatsmed.). Die angebotenen Fruchtsorten 
waren durchweg normal ausgebildete Früchte und stellten sich darnach Casseler R. 
6 Ctr. (o—ıo Stück = ı %g) auf 18 Mk. der Centner, Wintergoldparm. (9— ıo Stück 
= ı kg) auf 22,50 Mk. der Centner, Herzogin von Angoul&me (7 —8 Stück = I %g) 
auf 65 Mk. der Centner, Orleans R. (8—g Stück = ı %g) auf 2o Mk. der Centner, 
Baumanns und Harberts R. (5—6 Stück = ı kg) auf 22,50 Mk. Ausserdem legte 
Amtsrat CocHıus-Dreetz b. Neustadt a. Dosse zwei verschiedene Proben von Wall- 
nüssen vor; eine gewöhnliche grosse Wallnuss (120 Stück = ı kg) auf 31 Mk. der 
Centner, die grössere Kobertnuss (60 Stück = ı Ag) bei gleichem Preise. Eine 
anderweitige Ergänzung liegt aber zugleich in den No. ı2, 13 des Programms, 
welche Marktware in Äpfeln und Birnen zum Gegenstand fordern. Hier war die 
Beteiligung eine ziemlich rege. Vornehmlich MoLpT-Steglitz (silb. Staatsmed.) und 
der Obstbauverein Werder (desgl.), ersterer in Äpfeln — letzterer namentlich 
in Birnen. Ausserdem beteiligten sich hierin der Gartenbauverein Crossena.O. 
(bronz. Staatsmed.) nicht nur mit Äpfeln und Birnen, sondern auch mit einem 
grösseren Sortiment Trauben; E. KÄRGER-Werder mit ı6 Birnen- und 2o Äpfel. 
sorten; C. JÄHNE-Landsberg a. W. mit Äpfeln, Birnen und 5 Traubensorten, sowie 
die Kgl. Gärtner-Lehranstalt, G.-I. Koopmann-Wildpark mit ı Sortiment für 
Marktware sowie ı Sortiment für Strassenanpflanzungen, gleichzeitig hierbei die 
Verpackungsmethode veranschaulichend. An Einzelleistungen sind zu erwähnen: 
Gartenbauverein Landsberg a. W. mit einem Sortiment von 40 Äpfeln, von 
einer Chaussee-Anlage herrührend, die unter Leitung des bekannten Pomologen 


M. Hoffmann: Obstausstellung für die Provinz Brandenburg zu Charlottenburg. 583 


Justizrat BURCHARDT, im Jahre 1834 auf einer Strecke von 7 Am Länge ausgeführt, 
als sehr rauhe Lage zu bezeichnen ist. Hier gedeihen u. A. Müllers Spitzapfel, 
Idas Liebling, eine weisse, runde R., vorzüglich in Geschmack, eine Sorte, aus 
dem BuRrCHARDTschen Garten stammend und bisher nur wenig verbreitet; Lands- 
berger R., weisser, (nach MATHIEU), grüner Stettiner, roter Eiserapfel, Winter Cal- 
ville, R. d’angleterre, engl. Wintergoldparm., sowie verschiedene Sorten leider ohne 
Namen. Kirschen, Äpfel und Birnen sind in dieser Anlage bunt durcheinander 
gepflanzt, jedenfalls für das Einernten ein erschwerender Umstand. Frankfurter 
Gartenbauverein mit einer Kollektion Äpfel, Birnen, Quitten, Mispeln, unter 
letzteren die drei Sorten: Grossfrüchtige, Riesen- und Kernlose M. Landesbaum- 
schule Alt-Geltow mit 72, meist älteren Äpfelsorten. R. ForcH-Landsberg a. W. 
mit Lokal-Sortimenten, unter ihnen namentlich Müllers Spitzapfel, Landsberger und 
Casseler R., Wintergoldparm., Goldzeugapfel, M. BuntzEL-Niederschönweide, sehr 
reichhaltige Apfel- und Birnen-Kollektion, von denen Buntzels Wachs R. als äusserst 
haltbarer Apfel, sowie schöne Zwergstammfrüchte von Cox Pomona, Cellini, wohl die 
besten dieser Art in der Ausstellung, Lord Suffield, sehr erwähnenswert; DUNKEL- 
Wittstock mit grösseren Mengen von Gravensteiner- und Prinzenapfel, DRESSLER- 
Dalldorf, wohl die besten Früchte von Wintergoldparm., gelber Bellefleur., Orleans R. 
VoGEL-Tamsel mit sehr glatten Früchten von Müllers Spitzapf. und Orleans R., 
JUNGCLAUSEn-Frankfurt mit einer Birne für alle Bodenarten, Lagen, sowie jede 
Baumform passend: Diels Butterb., und d. Apfel: Wintergoldp. unter gleichen 
Eigenschaften. Nehmen wir hier ausser der Reihe noch das T'raubensortiment 
von C. KorTE-Südende ın Augenschein, das uns in 32 der bestın, meist zur Topf- 
rebenzucht passenden Sorten u. A. die dunkelgrüne, stark bereifte amerikanische Art 
Concord Chasselas, Broodland sweet, eine Sorte, welche selbst im Schatten reift 
(August), Chass. froc. Laboulage (Anf. Sept.), Chass. de Montauban (Mitte Sept.), 
weisser Kaisergutedel, mit gelb durchschimmernder Beere, unter den blauen, 
Bidwills Seedling (Anf. Sept.), Hambourg de Frogmore (Ende Sept.), Fredericton, 
Bellino (Ende Sept.), Bodenbacher (Anf. Oktober), St. Maina (Ende Sept.), Lübeck 
(Anf. Oktober), Imperiale noire, grossbeerig, vorführt, so bleiben 2 grössere Sor- 
timente mit Äpfeln und Birnen, welche an Reichhaltigkeit besonders hervortraten: 
C. MATHIEU- Charlottenburg, vorherrschend in Birnen, spätreifende: Schwester 
Gregoire, Olivier de Serres, Theodor v. Mons, Leon Gregoire, Alex. Douillard. 
Ferner seltenere Sorten, wie: Charles Coopr&a, Die Dillon, Howell, Louis Wilmorin, 
Herzogin Pitmaston, Pr&es. Douard, Riese Donau, Mad. Planchon, köstl. v. Louven- 
joul. Unter den Äpfeln fielen namentlich auf: Alfriston, Belle et bonne de Huy, 
gelb. Edelapf., Menagere, W. Winter Taffet, sowie eine kleine rote Pommier bacci- 
fere de Rouen. Das andere grösste und entschieden lehrreichste in d. Ausstellung 
bildete die Sammlung von DrieEse-Cammin. Dasselbe in 3 Abteilungen, ermöglicht 
eine Übersicht der in Norddeutschland seit 30 Jahren erprobten Sorten ı. für ge- 
schützte Lagen, 2. für freie Plätze, 3. für Strassenpflanzungen. Selbst auf die Ge- 
fahr hin, den geschätzten Leser mit Vorführung der folg. Namen zu ermüden, 
glaube ich doch dem strebsamen Fachmanne damit einen Dienst zu erweisen, 
umsomehr, als Freund DrIıEsE in der Eigenschaft als Obstzüchter unbestreitbare 
Verdienste besitzt und bei Empfehlung auf diesem Gebiete mit grosser Vorsicht 
zu Werke geht. ı. Scotts R., Oktob.-Febr., Tflfr. R. d’Angleterre, Nov.-Mai, Pep- 
ping Ribston, Oktob.-Dez., Tfl. u. Wirthschaft, Kantapf. Mecklenburger, Sept.-Nov., 
weisse W. Calville, K. Wilhelm, Oktob.-Dez., Prinzenapf., rot. Walze, Paris. Rambour, 
unter denen die eine Sorte, weil auf gedüngtem Boden gepflegt, mit stark geröteter 
Sonnenseite, Cox Pomona, Gravensteiner, rot. Astracan, Juli-Aug., weiss. Tyroler 


584 M. Hoffmann: Obstausstellung für die Provinz Brandenburg zu Charlottenburg, 


Rosmar., Oktob.-Febr. Birnen: Diels, Winterdechant, holzfarb. Butterb., Clairg,., 
Six., Bacheliers Butterb., van Marums Flaschenb., Sept.-Oktob., weiss. Herbstbutterb., 
Colmar d’Arenberg, Capiaumont, Gt. Luise r. Avr., Grumbkower. 2. Harberts R., 
Stettiner, Virg. Rosenapf., Juli-Aug., Muscat R., nicht unähnlich im Äusseren mit 
Kronprinzessin, letzterer ein süss. Apf., beide spitzgebaut, an d. Sonnenseite stark 
rot gefärbt m. dunkelroten Streifen durchzogen, Borsdorfer Zwiebel, Kl. Kasseler R., 
R. New-Vorker, Jan.-Sept., weiss rundlich mit rötl. Anflug, weiss. Astracan, R. Cuzy, 
Oktob.-März, Ananas R., gefl. Cardinal, Alant, Edelborsdorfer, Carmel. R., Him- 
beerapf. Birnen: Wildl. v. Motte, Köstl. v. Charneux, Napoleons B 3. Stettiner 
grüner, Oktob.-Mai, Pepping Bullocks, Aug.-Sept., Langtons Sondergl., Scharl. Par- 
maine, Parkers Pepping, Franz. R., Edel R., Deutscher Goldpepping, Charlamowsky, 
London Pepping, Nonpareil, Leitheimer Streifling, Paradiesapf., Emilie Müller, 
Aug.-Sept., grosser Bohnapf., grüner Fürstenapf., Sommer Karthäuser, graue Fr. R., 
Spanischer Gülderling, Sept.-Dezemb., purp. Cousinot, Winter Goldp. Birnen: 
Blumenbachs Butterb., Pastorenb., rot. Herbst Berg., Esperens Herrnb., Bergam. v. 
Mons, Gellerts Butterb., Regentinb., Königin v. Württemb., Sterkmanns Butterb., 
Forellenb, Königsgesch. v. Neapel, Bosc’ Flaschenb., Jägerbirne. Ausserdem hatte 
betr. Aussteller an Neuheiten: Reders Goldrein., K. Karl v. Württemb., Fondante 
de Cyerne, Sept.-Oktob., geschützte Lage, Bödikes Butterb., Sept., freie Lage, für 
jede Bodenart, sowie Äpfelsäml., namenlos, goldgrundige Frucht, vorgeführt. Zwei 
Sortimente eigener Art hatten zwischen allen dem Obst Platz gefunden: eine 
Sammlung von Pir. Malus-Früchten der verschiedenen Abarten in baccata, florıbunda, 
u. spectabilis, eine höchst interessante Sammlung von Oberg. JÖRNS, Städt. Riesel- 
gut Blankenfelde, sowie eine zweite nicht minder gelungene Zusammenstellung der 
Beeren und Früchte unserer Parksträucher, seitens d. Königl. Landesbaum- 
schule Alt-Geltow. Auch an Dörr-Produkten, namentlich von Äpfel- u. Birnen- 
Sorten, sowie an Obst- und Fruchtweinen fehlte es selbstverständlich nicht. 
MÜLLER-Crossen a. O. zeigte uns vor dem Dörren gebleichte und ungebleichte 
Ware in den Sorten: grüner Stettiner, Goldparm., doppelter Zwiebelapf. in Scheiben, 
während hochgebaute, wie gefl. Cardinal, K. Alexander sich für Dörrzwecke besser 
in Würfelform eignen sollen. Als beste z. Dörren geeignete Art bezeichnete Herr 
M. die Wronker Warraschke. Bezüglich der Konkurrenz in Obstbäumen aller Art, 
(nur solcher z. Anbau geeigneter Sorten), hochst. Stachel- u. Johannisbeeren etc. 
zählten nur 3 Firmen als Teilnehmer: BUNTzEL-Niederschönweide, JÖRNS-Blanken- 
felde, LORBERG-Berlin. BUNTZEL zeichnete sich durch das beste Form-Obst, Halb- 
und Hochstämme, sowie Stachel- u. Johannisbeeren aus (silberne u. Vermeil-Med. 
d. Landw. Provinzialvereins); JÖRNS durch glatt gezogene Hochstämme mit gleich- 
mässig entwickelten Kronen, während LORBERG nur Handelsware in Obst-, Laub- 
Bäumen und Ziersträuchern ausgestellt. Der Gesamt-Eindruck der Ausstellung war 
unter, wenn auch bescheidenen Verhältnissen, ein gelungener, das vorgeführte Obst 
in meist guten zahlreichen Exemplaren vorhanden, daneben die radiale Aufstellung 
der Tische als eine höchst zweckmässige zu bezeichnen. Wir können dem Märki- 
schen Obstbauverein nur das Eine wünschen, er möge für die Zukunft bezüglich 
derartiger Ausstellungen nur noch mehr vom Glück begünstigt sein, die Sache 
selbst verdient ein zweckbewusstes, eifriges Streben des Fachmannes, erhöhte 
Teilnahme des Publikums, vermehrte Unterstützung der leitenden Regierungs- 
Behörden! 


Kleinere Mitteilungen. 585 


Kleinere Mitteilungen. 


Einfuhr von Pflanzen nach Russland über 
Sosnovice. 
(Amtliches.) 


Berlin, den ır. Oktober 1889. 


Seitens der Kaiserlich Russischen 
Regierung ist angeordnet worden, dass 
die Einfuhr von lebenden Pflanzen und 
Pflanzenteilen nach Russland unter den- 
selben Bedingungen, wie sie in der unter 
dem 8. Dezember vorigen Jahres in Ab- 
schrift dorthin mitgeteilten Verordnung 
vom 23. September vorigen Jahres“) vor- 
gesehen sind, nunmehr auch über das 
Zollamt Sosnowice erfolgen darf, 
wovon ich dem Vorstande im Auftrage 
des Herrn Ober-Präsidenten ergebenst 
Mitteilung mache. 


Der Polizei-Präsident, 


v. RICHTHOFEN. 
An 


den Vorstand des Vereins 
zur Beförderung des Garten- 
baues etc. 


Pflanzen-Einfuhr nach der Kapkolonie. 
(Amtliches.) 


Berlin, den 16. Oktober 1889. 


In Abänderung des im Jahre 1884 für 
die Kapkolonie ergangenen Pflanzen- 
einfuhr-Verbots sind neuerdings nach- 
stehende Vorschriften erlassen worden: 


ı. Die Einführung von Weinstöcken 
aller Art oder von Stecklingen oder 
Teilen von Weinstöcken in diese 
Kolonie aus ausserhalb der Grenzen 
der letzteren gelegenen Plätzen ist 
gänzlich untersagt. 

2. Die Einführung von anderen Bäumen, 
Pflanzen, Knollen, Wurzeln oder 


Zwiebeln aus irgend einem ausser- 


halb der Grenzen dieser Kolonie 
gelegenen Orte in den Hafen von 
Kapstadt ist nur unter folgenden 
Bedingungen gestattet: 


#) Siehe Gartenflora 1888, S. 654. 


a) Es dürfen in den Hafen von 
Kapstadt nicht eingeführt werden 
Bäume, Pflanzen, Knollen, Wur- 
zeln oder Zwiebeln, an welchen 
Erde haftet, oder welche sich 
in mit Erde gefüllten Töpfen 
oder Kisten befinden. Ausge- 
nommen hiervon sind Saat- 
kartoffeln und in Lehm gepackte 
Pfropfreiser. 


b) Bevor zur Landung solcher Ar- 
tikel die Erlaubnis erteilt wird, 
ist von dem Empfänger eine 
seitens des Absenders vor einer 
obrigkeitlichen Person oder Orts- 
behörde, welche zur Abnahme 
von Eiden befugt sind, abgege- 
bene Erklärung vorzuweisen, 
welche ı. bezeugt, dass die Ar- 
tikel, deren Einführung beab- 
sichtigt wird, aus einem Felde, 
Garten, Gewächshause, Warm- 
hause oderanderm Ortestammen, 
in denen Weinstockpflanzen oder 
irgend welche Teile von solchen 
weder wachsen noch lagern; 
2. die Entfernung des nächsten 
Weinbergs bezeichnet und ferner 
angiebt, ob der letztere von der 
Phylloxera vastatrıx leidet oder 
jemals von derselben gelittenhat. 


c) AlleVerpackungen, Kisten, Töpfe 
oder Decken, welche Bäume, 
Pflanzen, Knollen, Wurzeln oder 
Zwiebeln enthalten, sollen vor 
der Landung durch einen hier- 
für bestellten Beamten unter- 
sucht werden, und es soll der 
Empfänger verpflichtet sein, 
zwecks Vornahme der Unter- 
suchung alle derartigen Ver- 
packungen, Kisten, Töpfe oder 
Decken zu öffnen und dem 
Untersuchungsbeamten während 
der Besichtigung jede Erleichte- 
rung zu gewähren. 


d) Wenn der Untersuchungsbeamte 


586 


Kleinere Mitteilungen. 


"SP 
“Ah 
. 2 


sich zur Genüge von dem Nicht- 
vorhandensein der Phylloxera 
vastatrıx ın den einzuführenden 
Artikeln überzeugt und die oben 
in Abschnitt b erwähnte Er- 
klärung für zutreffend und aus- 
reichend befunden hat, so soll 
er dem Empfänger eine ent- 
sprechende Bescheinigung aus- 
stellen, und ohne eine solche 
Bescheinigung sollen Artikel von 
der bezeichneten Art nicht ge- 
landet werden dürfen. 


e) Sollte sich dem Untersuchungs- | 


beamten bei der Prüfung der 
betreffenden Artikel aus irgend 
welchen Gründen der Verdacht 
aufdrängen, dass dieselben die 
Phylloxera vastatriıx beherbergen, 
so soll er, ım Falle er es für 
angemessen erachtet, berechtigt 
sein, die Desinfektion jener Ar- 
tikel in derjenigen Weise herbei- 


zuführen, welche durch die sei- | 


tens der Regierung jeweils er- 
lassenenVerfügungenangeordnet 
sein wird. 


f) Alle Verpackungen, 
Töpfe oder Decken, welche Ar- 
tikel enthalten, die mit der Phyl- 
loxera vastatrıx behaftet befun- 
den werden, sollen zusammen 
mit den darin enthaltenen Ar- 
tıkeln sofort vernichtet werden. 


g) Die Regierung hält sich nicht 
verantwortlich für irgend welchen 
Verlust oder Schaden, der aus 
der Vernichtung von Artikeln 
oder der die letzteren enthalten- 
den Verpackungen oder aus 
irgend welcher, zur Entdeckung 
des Vorhandenseins der Phyl- 
loxera vastatrıx für notwendig 
erachteten Behandlung des Ein- 
fuhrgutes erwachsen sollten. 


Dem Vorstande gebe ich anheim, von 


dieser Mitteilung im Interesse der Be- | 


Kisten, | 


teiligten in geeigneter Weise Gebrauch 
zu machen. 
Der Minister 
für Landwirtschaft, Domänen undForsten. 
In Vertretung: 


v. MARCARD. 
An 


der Vorstand des Vereins 
zur Beförderung des Garten- 
baues, hierselbst. 


I. 17 579. 


Die Obstanlagen des Herrn Molkereibesitzers 
Bolle. 

Am ı5. August d. J. machten die Aus- 
schussmitglieder des Vereins z. Bef. d. 
Gart. einen Ausflug nach Coepenick, um 
die grossartigen Obstanpflanzungen des 
Herrn BoLLE, welche vor ca. ıo Jahren 
mit grossem Kostenaufwand und vieler 
Mühe gemacht wurden, zu besichtigen. 
Das Terrain ist ıı!/, Ada = 45 Morgen 
gross und hat ganz leichten Sand- 
boden, welcher jährlich grosse Dung- 
massen in Anspruch nimmt. Der grösste 
Teil der gepflanzten Bäume, besonders 
der Formbäume (Spaliere, Pyramiden) 
stammt aus der seiner Zeit so berühmten 
Gärtnerei des Herrn Tornow-Charlotten- 
burg, ebenso auch das stattliche Wein- 
sortiment, welche Herr BoLLE für einen 
verhältnismässig billigen Preis über- 
nommen hatte, der sich aber durch die 
Überführungskosten doch immerhin ziem- 
lich hoch stellte, da die grösseren Form- 
bäume sehr vorsichtig herausgenommen 
und transportiert werden mussten. 

Trotzdem nun die Bodenverhältnisse 
von früher und jetzt sehr verschieden 
sind, denn die Bäume standen früher ın 
dem denkbar besten Boden und sind jetzt 
auf den leichtesten Sandboden verpflanzt, 
der freilich durch Wasserleitung, welche 
mittelst einer besonderen Vorrichtung mit 
Dungwasser gespeist werden kann, be- 
feuchtet wird, so stehen doch die Bäume 
gesund und zum Teil sehr üppig im 
Wachstum. Die Obsternte war in diesem 
Jahre nicht bedeutend, wenn auch an 
einzelnen Bäumen sehr viele und schöne 


Kleinere Mitteilungen. 


587 


Früchte hingen; besonders waren mehrere 
niedrige, nie geschnittene Pfirsichpyra- 
miden, welche einen Kronendurchmesser 
von 6—8 2 hatten, so voll schöner 
Früchte, wie dies wohl niemand von 
den Besuchern bisher gesehen hatte. Eine 
Ausnahme von der nur mässigen Frucht- 
barkeit machten ferner vielleicht die 
Kirschen und Pflaumen, und sollen 
die Kirschen sehr viel getragen haben, 
ebenso die grossen Anpflanzungen von 
Himbeeren und Erdbeeren, welche 
zwischen den Baumreihen gepflanzt sind. 

Auch die Verkaufsart ist ganz ver- 
schieden von anderen derartigen Erzeug- 
nissen. Herr Bote ist bekanntlich der 
Inhaber der grossen Molkerei etc. in 
Moabit und da täglich weit über 100 
Wagen in Berlin ihre Kunden mit Milch, 
Butter und Käse versorgen, so nehmen 
die Führer dieser Wagen auch Bestel- 
lungen auf alle Früchte, ebenso auch 


auf Spargel, welche in den Borzeschen | 


Anlagen gezogen werden, an, und werden 
auf diese Weise grosse Mengen verschie- 
dener Früchte abgesetzt, ohne auf den 
Markt zu kommen. Wir sahen an dem 
Tage der Besichtigung eine grosse Zahl 
kleiner Körbe, welche durch einen Zettel 
mit Inhalt und Preisangabe genau be- 
zeichnet waren, z. B. 5 Liter Falläpfel = 
60 Pfg. u.s.w., welche mit einem Dampfer 
nach Moabit transportiert werden sollten. 

Eine eigene Methode hatte man bei 
den Kirschbäumen angewendet und zwar 
waren die Stämme vertieft (in Gräben) 
gepflanzt, so dass die Stämme bis ı m 


hoch mit Boden angehäuft werden kön- 
nen, um sie durch dies Verfahren mehr | 


zum Tragen zu zwingen. Dies scheint 
aber den Bäumen nicht gut zu bekom- 
men, denn es hatten sehr viel Kirsch- 
bäume den Harzfluss und Herr BoLLE 
klagte auch darüber, dass jährlich ein 
grosser Prozentsatz hieran zu Grunde 
geht. 

Sehr befriedigt von dem Ausflug, be- 
sonders aber von der freundlichen Auf- 
nahme durch die Herren BoLLE, Vater 
und Sohn, verliessen die Ausschuss-Mit- 


glieder die BoLrLeschen Anlagen, um 
noch unter der Führung des Herrn 
BuUNTZEL dessen in Adlershof belegene 
Baumschule in Augenschein zu nehmen. 
Auch hier gab es des Interessanten und 
Schönen viel zu sehen, besonders wur- 
den die grossen Mengen der hochstäm- 
migen Johannis- und Stachelbeer-Stämm- 
chen bewundert, ebenso die schön ge- 
wachsenen Äpfel- und Birnbäume und 
die grossen Vorräte von Rosen, unter 
denen die neueren Sorten stark vertreten 
waren. DRESSLER. 


Südliche Pflanzen im Freien. 

Die Altenburger Zeitung schreibt: 

Wer das Vergnügen hatte, die Schön- 
heit und Grossartigkeit der südlichen 
Pflanzenwelt kennen zu lernen, dem 
kam gewiss der Gedanke, ob es nicht 
möglich sei, trotz ungünstiger Verhält- 
nisse in unserem Klima auf künst- 
lichem Wege zu schaffen, was in jenen 
warmen Gegenden die Natur hervorbringt. 
Fachleute und Laien haben sich bemüht, 
diesen Gedanken zu verwirklichen und 
ihren Bemühungen verdanken wir die 
Akklimatisation verschiedener Pflanzen- 
arten, welche früher in unserem Klıma 
nicht zu finden waren, der Magnolien, 
Maulbeerbäume, Edelkastanien, Rhodo- 
dendron- und Ilexarten, ferner die Er- 
richtung von zahlreichen Palmen- und 


| Wintergärten, ausgestattet mit allem, was 


die Tropenvegetation erzeugt. So an- 
genehm es nun auch ist, unter Palmen 
zu wandeln, wenn es stürmt und schneit, 
so wenig verlockend ist es, in der schönen 
Jahreszeit im Wintergarten zu weilen, so 
berechtigt und natürlich der Wunsch, die 
Vegetation südlicher Zonen mit der un- 
seres Klimas im Freien zu vereinen. Das 
gehört nun leider bezüglich vieler im 
Warmhaus kultivierterGewächse geradezu 
zur Unmöglichkeit, andere sind durch 
die Kultur verwöhnt und leiden unter 
direktem Sonnenlichte und unter auch 
im Sommer bei uns nicht selten niedriger 
Temperatur, während sie im Heimatlande 
gegen beide Einwirkungen unempfindlich 


538 


Kleinere Mitteilungen. 


sind. Herr Kommerzienrat HuGo KÖHLER 
hier ist nun seit Jahren bemüht gewesen, 
ein für Pflanzen letztgenannter Art ge- 
eignetes Kultur- und Überwinterungsver- 
fanren in Anwendung zu bringen, durch 
welches die beregten Übelstände besei- 
tigt werden. Wir hatten Gelegenheit, den 
Garten‘ am Hause Wettiner- und Leip- 
ziger-Strasse sowohl, als auch den Park, 
Leipziger- und Park-Strasse eingehend 
zu besichtigen. In ersterem stehen am 
Hause entlang eine Menge der schönsten 
subtropischen Pflanzen, Magnolia grandi- 
flora in mehreren Exemplaren, Bambusen, 
verschiedene Arten Yukken, Dracaenen, 
Kokospalmen, Azaleen und Kamellien. 
Ein Phoenix canariensis von seltener 
Grösse und Schönheit hat ın diesem Jahre 
ıo ziemlich 3 2» lange Wedel getrieben. 
Sämtliche Pflanzen stehen im freien Lande 
und sind im Winter nur durch einen 
leichten Holzbau mit Fenstern oder nur 
durch doppelte (Chamotteröhren mit 
Isolierschicht notdürftig gegen Frost ge- 
schützt. Die Pflanzen zeigen ein gesundes 
Aussehen, wie man es an warm kulti- 
vierten derartigen Pflanzen fast nie und 
nur in der Heimat an denselben beob- 
achten kann. Herr Kommerzienrat H. 
KÖHLER geht von der Ansicht aus, dass 
man 
schon von der frühesten Entwickelung 
an betreiben müsse. Derselbe hat des- 
halb umfangreiche Einrichtungen ge- 
troffen, um subtropische Pflanzen aus 
Samen obigen Ideen und Zwecken ent- 
sprechend zu züchten und ist gern bereit, 
schon im nächsten Jahre geeignetes Ma- 
terial zuVersuchszwecken anInteressenten 
abzugeben. Unter den im Vorgarten 
ausgepflanzten Palmen sahen wir auch 
mehrere Cycas revoluta. Zwei derselben 
hatten kräftige Triebe und sehen gesund 
aus. Ob aber Herrn Kommerzienrat 
KÖHLER die Überwinterung derselben im 
Freien nach der von ıhm angewandten 
Methode gelingt, bezweifeln wir sehr. 
Immerhin aber ist der Versuch inter- 
essant und gehört in anbetracht der im 
vorigen Jahre resp. vergangenen Winter 


die Abhärtung von Pflanzen | 


mit Yukken, Dracaenen und Chamaerops- 
arten erzielten günstigen Resultate nicht 
ins Bereich der Unmöglichkeit. Wir 
haben Gelegenheit genommen, die oben 
genannten Pflanzen, welche im vorigen 
Frühjahre aus Oberitalien bezogen und 
hier im Freien teils unter leichtem Holz- 
bau, teils in Röhren überwintert worden, 
einer eingehenden Betrachtung zu unter- 
ziehen und gefunden, dass dieselben ohne 
Ausnahme einen üppigen, gedrungenen 
Wuchs und eine dunkelgrüne Färbung 
zeigen. Es ist anzunehmen, dass auf 
Grund gemachter Erfahrungen die dies- 
jährige Überwinterung einen noch günsti- 
geren Verlauf nimmt, was wir Herrn 
Kommerzienrat KÖHLER wegen seines 
regen Interesses an gärtnerischen Be- 
strebungen und in anbetracht der aufge- 
wandten Mühen und Unkosten vonganzem 
Herzen wünschen. Man hat auf An- 
regung des Genannten auch in mehreren 
botanischen Gärten derartige Versuche 
in Aussicht genommen. Um dem Publi- 
kum Gelegenheit zur Beobachtung zu 
bieten, ist an der Unterkirche eine Palme 
behufs Überwinterung im Freien ausge- 


ı pflanzt worden, was gewiss vielen Pflanzen- 


freunden von Interesse sein wird. M. 


Picea excelsa var. obovata. 

Auch bei Eisenach konnte ich ın diesem 
Jahre, wenn auch viel seltener, die Form 
obovata der Fichte beobachten. Auf- 
fallend waren die vielen Exemplare mit 
kleinen Nadeln, welche von der P. orien- 
taliıs der Gärten nicht zu unterscheiden 
waren. Die ım Darmstädter und Berliner 
botanischen Garten als P. obovata kul- 
tivierten Exemplare unterscheiden sich 
absolut nicht von Formen der P. ex- 
celsa, welche bei Eisenach wachsen. 

Dr. U. DAMMER. 


Grosse Kartoffelfrüchte. 

Bei Morssum auf Sylt fand ich auf 
einem Kartoffelacker, dessen Bodenreiner, 
blendend weisser Sand, ungemein grosse 
und zahlreiche Früchte (sog. Kartoffel- 
äpfel) an den Kartoffeln. Einzelne massen 


Kleinere Mitteilungen. 


589 


3,5 cm Breite und 3 cn» Höhe, andere 
3X 3,5 andere 3 X 2,5 cm. Die:Sorte 
war eine weisse, kleine, runde, sie hatte 
sehr reich angesetzt; ebenso reich aber 
auch die Früchte, deren oft 5—6 an 
einem Stiel waren. L. WITTMACK. 


Tradescantia als Wetterprophet. 

Über Tradescantia als Wetterprophet 
berichtet die »Acker- und Gartenbau- 
Zeitung« das Folgende: »Unter den 
Pflanzen, welche zur Dekoration der 
Zimmer, speciell der Blumentische ver- 
wendet werden, nimmt die Gattung 
Tradescantia mit den Arten viridis, ze- 
brina und multicolor eine hervorragende 
Stelle ein. Vorzugsweise findet sich 
Tradescantia zebrina kultiviert. Dieselbe 
dient, wie alle übrigen, wegen ihrer guten 
Eigenschaften als Ampelpflanze und 
wegen ihres ununterbrochenen Blätter- 
schmucks als Zierde der Blumentische, 
Ampeln, Konsolen etc. Wenn wir nun 
das Arrangement derartig treffen, dass 
erwähnte Pflanze dem Sonnenlicht, wenn 
auch nur einigermassen, ausgesetzt ist, 
so werden nach einiger Zeit die hell- 
violetten Knospen und Blüten erscheinen, 
und zwar öffnen sich die Knospen stets 
24 Stunden vor Eintritt von Regen, 
Schnee und Gewitter. Da die Pflanze, 
wenn einmal zum Blühen gekommen, 
fortwährend Knospen zum eventuellen 
Öffnen in Vorrat hält, so haben wir es 
hier mit einem sicheren und billigen 
Wetterpropheten zu thun. Die Pflanze 
ist der leichten Anzucht wegen in den 
Gärtnereien zu einem ganz mässigen 
Preise zu haben. Auch die Weiterkultur 
und Vermehrung durch Stecklinge, welche 
sich leicht bewurzeln, ist sehr einfach. 
Beim Ankauf der Pflanze achte man dar- 
auf, nur Tr. zebrina, nicht die einfach- 
blätterige Tr. viridis zu erhalten, und 
stelle sie in einem hellen, sonnigen 
Zimmer auf, damit sie zur Knospen- 
bildung gelangt.« E.M. 


Erdbeere »Walluf«. 
Die in Gartenflora 1839, S. 456 be- 


schriebene neue Erdbeersorte »Walluf« 
ist abgebildet in »GAUCHERS praktischer 
Obstbaumzüchter«, 1889, Seite 253. 

E. M. 


Kreuzungen von Rosa rugosa. 

In neuerer Zeit hat man bereits mehr- 
fach mit Erfolg Rosa rugosa mit anderen 
Rosen gekreuzt und dadurch ganz neue 
Typen erhalten. Jetzt meldet Revue 
hort. einen neuen Bastard dieser schönen 
japanischen Rose. R. rugosa X R. Mme. 
Abel Carriere, welcher sich von allen 
bisherigen Hybriden durchaus unter- 
scheidet. Die Blüten sind 6 cm gross, 
halb gefüllt, haben gewellte, gefranste 
Blumenblätter, sind weiss, schwach rosa 
angehaucht und ähneln sehr den »Mignar- 
dise«-Nelken. Die Pflanze bildet einen 
grossen runden Busch, der sich buch- 
stäblich mit unzähligen in Doldentrauben 
stehenden Blüten bedeckt, 


Rosa berberidifolia 

ist entschieden eine der auffälligsten 
Arten, welche in den Gärten kultiviert 
werden. Die Blätter sind einfach, ca. 
3 cm lang, eiförmig. Die kleinen Blüten 
sind gelb, mit karmoisinrotem Ange. 
Zwar eine schon sehr lange bekannte 
Art, ist sie doch noch sehr selten in den 
Gärten, verdient aber mehr Beachtung. 
Gard. Chron. giebt in einer der letzten 
Nummern Abbildungen derselben. 


Früh reifende Weine. 

Die zur Gruppe Ampelovitis gehörigen 
chinesischen Weinsorten sind nach der 
Rev. hort. viel früher reifend als irgend 
eine unserer ungarischen frühen Sorten. 
Erstere haben-schon grosse Beeren, wenn 
letztere erst blühen. 


Zur Vertreibung der Ameisen, 

Als ein vorzügliches Mittel, Ameisen 
zu vertreiben, empfiehlt Rev. hort. die 
Karbolsäure. Einige Tropfen genügen, 
um die Ameisen zu verjagen. Da der 
sehr intensive unangenehme Geruch der 
Karbolsäure sehr lange haftet, so schlägt 


3 


v en: 
« ER 


Kleinere Mitteilungen. — Litteratur. 


Rev. hort. vor, dieselbe auf eine Schale | 


zu giessen und diese dahin zu stellen, 
von wo man die Ameisen entfernen will. 
Ueber den Einfluss der Kultur auf die 
Geschlechtsorgane der Pflanzen 
bemerkt F. de Rijk in der Rev. hort., 


dass alle Pflanzen, welche durch Samen 
vermehrt werden, eine Neigung zeigen, 
Samen zu bilden, während alle auf 
ungeschlechtlichem Wege vermehrten 
Pflanzen die Neigung haben, die Fähig- 
keit, Samen zu bilden, zu verlieren. 


Litteratur. 


CARL MATHIEU, Nomenclator Pomo- 
logicus. Verzeichnis der im Handel 
und in Kultur befindlichen Obst-Arten 
mit ihren Synonymen oder Doppel- 
namen. Berlin, PAuL PAREy, 1889. 
Hoch-Oktav. 538 S. 

Der als tüchtiger Obstzüchter und vor- 
züglicher Kenner derLitteratur rühmlichst 
bekannte Herr CArL MATHIEU-Charlotten- 
burg hat sich der unendlichen Mühe unter- 
zogen, die Sorten-Namen der verschie- 
denen Obstarten alphabetisch zusammen- 
zustellen, so dass es einem Pomologen 
leicht wird, deren Synonyme aufzufinden 
und umgekehrt zu einem Synonym den 
richtigen Namen. Für Ausstellungszwecke 
ist das Buch ganz besonders wichtig, so- 
weit es sich um Identifizierung von Namen 
handelt. Beschreibungen sind nicht bei- 
gegeben, das hätte den Rahmen des schon 
jetzt ziemlich angeschwollenen Werkes so 
vergrössert, dass es nicht mehr auf Aus- 
stellungen hätte mitgenommen werden 
können. — Bei der augenblicklichen Rich- 
tung, nur wenige Sorten zu bauen, wird 
mancher vielleicht sagen, das Buch 
brauche ich nicht. Dem ist aber durch- 
aus nicht so. Jeder Baumschulbesitzer 
braucht das Buch, denn man darf nicht 
das Kind mit dem Bade ausschütten, 
Sortenkenntnis muss immer bestehen 
bleiben, sonst weiss keiner, wovon der 
andere redet. Herr MATHIEU bittet, dass 
man ihn auf weitere Namen aufmerksam 
mache. Da möchten wir ganz besonders 
anregen, bei einer neuen Auflage noch 
mehr Lokalnamen zu berücksichtigen. 

L.W. 


Dr. J. G. BAkER, Handbook of the Bro- 
meliaceae, London, GEORGE BELL & 
SONS, 1889, gr.8°. 243 S. 

Seit langen Jahren ist der allgemeine 
Wunsch, einmal eine Zusammenstellung 
sämtlicher Bromeliaceen zu besitzen, laut 
geworden; nie wollte er sich erfüllen, da 
hat endlich Herr J.G.BAkER die schwierige 
Aufgabe unternommen und uns hier in 
ähnlicher Weise wie in seinem Handbuch 
der Amaryllideen, der Farne und ihrer 
Verwandten eine Aufzählung sämtlicher, 
nicht bloss der in den Gärten kultivierten, 
Arten gegeben, die jeder Fachmann mit 
grosser Freude begrüssen wird. Referent 
hegte selber die Absicht, ein ähnliches 
Werk zu schreiben, als er aber im vorigen 
Jahre in Kew von Herrn BAkER die Nach- 
richt erhielt, dass dieser schon das ganze 
Manuskript ausgearbeitet, erschien es, 
abgesehen von allem anderen, als ein 
Gebot des Taktes, nun nicht mit einem 
ähnlichen vorzugehen. Allerdings kann 
man sagen: »Wenn zwei dasselbe thun, 
ist es doch nicht dasselbe«, allein einst- 
weilen dürfte mit dem vorliegenden 
Bakerschen Werke dem Bedürfnisse ge- 
nügt sein, wenigstens für alle diejenigen, 
die der englischen Sprache mächtig. 

Das Material, auf welches BARER seine 
Beschreibungen stützte, sind die 150 bis 
200 lebende Arten enthaltende Sammlung 
in den Königl. Gärten von Kew, das ca. 
400 Arten enthaltende Herbar von Kew, 
die Sammlungen des König]. botanischen 
Museums in Berlin und in Paris, sowie 
die 250 prachtvollen auf Gross-Folio ge- 
malten Tafeln Ep. MORRENs, des seiner 
Zeit grössten Kenners der Bromeliaceen, 


Litteratur. — Ausstellungen und Kongresse. 


591 


welche die Verwalter des BENTHAMschen 
Legates für Kew ankauften. 

Diese Verwalter gaben auch in dankens- 
werter Weise einen Beitrag zu den Kosten 
des Druckes. Abbildungen sind leider 
nicht gegeben, sie hätten die Ausgaben 
allerdings beträchtlich vermehrt. Die 
von ED. AnDRE in seiner Enumeration 
des Bromeliace&es im Dezember ’v. J. inRev. 
hort. beschriebenen 60 neuen Arten sind 
noch mit aufgenommen, ebenso die vom 
Referenten in EnGLERS Jahrb. d. J. be- 
schriebenen 20 neuen, von LEHMANN in 
Kolumbien gesammelten. Schade, dass 
das Werk nicht einige Wochen später 
erschienen, dann hätte die neue, höchst 
interessante Gattung Thecophyllum, die 
ED. AnDRE in der soeben ausgegebenen 
Bromeliaceae Andreanae aufgestellt, noch 
mit Aufnahme finden können. — Die An- 
ordnung der Gattungen ist wie in BENTHAM 
et HookErs Genera Plantarum, während 
- Referent eine natürlichere Anordnung in 
ENGLER und PRANTL, Natürliche Pflanzen- 
familien II. Teil 4. Abt. S. 32—59 (Lief. ıı 
und ı7) gegeben zu haben glaubt. Da 
aber das ganze Herbar in Kew nach 
BENTHAM et HOoOoKER geordnet, war die 
Beibehaltung dieser Reihenfolge geboten. 
Die Gattungen Nidularium, Chevalliera, 
Lampriococcus, Vriesea etc. sind ent- 
sprechend BENTHAM — gegen unsere An- 
sicht — eingezogen. Die Schlüssel zum 
Bestimmen der Gattungen und Arten 
führen gut zum Ziele, so dass der Haupt- 
zweck des Werkes, zum Aufsuchen des 
Namens einer unbekannten Pflanze zu 
dienen, gut erreicht wird. 

Einige Citate sind vergessen, so na- 
mentlich bei B. Windi, Gartenflora 1889 
S. 7, B. Worleana (nicht Worleyana), 
Dtsch. Gartenztg. 1886 S.459, Jenischiana, 


ebenda S. 535, Gireoudiana, Gartenflora 
1837 S.330, Krameriana, Gartenflora 1888 
S. 657. 

Die hybriden Billbergien hat BAKER 
alle umgetauft, entsprechend dem eng- 
lischen, botanischen Usus. Er nennt B. 
Breauteana Andre: B. vittato-Bakeri, B. 
Windi: B. decora-nutans, B. Worleana: 
B. nutanto-Moreli, ist aber dabei nicht 
konsequent, sondern lässt B. Jenischiana 
Wittm., B. Girondiana Kramer et Wittm., 
B. Bleireiana Andre bestehen, ohne diese 
freilich zu beschreiben. 

Brieflich habe ich Herrn BAkER be- 
reits darauf aufmerksam gemacht, dass 
Tillandsia macropetala Waw. in Wien. 
ill. Gartztg. 1887 S. 243 m. Abb., die bei 
BAKER nicht aufgeführt, identisch ist mit 
T. virginalis E. Morr. mss., wie ich aus 
dem Herbar MOoRREN ermittelt habe. 
Ersterer Name muss also gelten. 

Das alles sind kleine Ausstellungen, 
die den hohen Wert des Buches nicht be- 
einträchtigen und im Namen aller Bro- 
meliaceenfreunde möchte ich Herrn 
BAKER den wärmsten Dank für seine 
mühevolle Arbeit aussprechen. 

L. WITTMACK. 


Deutscher Gartenbau-Kalender auf 
das Jahr 1890, herausgegeben von 
ALEXANDER WÜRTENBERGER. PreisıMk. 
Verlag von EMIL SOMMERMEYER. 

Wir glauben, dass es der Kalender 
schon genug giebt. Der gegenwärtige ist 
zwar billiger als z. B. der Parkyvsche, 
bietet aber auch viel weniger, nament- 
lich ist der Raum für Notizen zu klein, 
da für jeden Tag nur '/, Seite entfällt. 
Die praktischen Winke sind gut, der 
Umschlag ist zu dünn. 


Ausstellungen und Kongresse. 


Die Chrysanthemum-Ausstellung, deren 
Programm wir in Nr. zo S. 557 veröffent- 
lichten, findet, da das in Aussicht ge- 
nommene Lokal nicht zur Verfügung 


steht, in der Flora zu Charlottenburg, 
vom ı5. bis ı7. November statt. Die 


| Firma Reıp & BoRNEMANN, London, hat 


allein 42 Quadratfuss für abgeschnittene 


592 


u a 
ii 


Ausstellungen und Kongresse. — Personal- und Vereins-Nachrichten. 


Blumen angemeldet! Hoffentlich kommen 
auch aus vielen Teilen Deutschlands 
Mitbewerber. Anmeldungen schleu- 
nigst bei Herrn R. BRAnDT, Charlotten- 
burg, Schlossstr, 19. 

Berlin. Grosse allgemeine Ausstellung 
vom 25. April bis 5. Mai. Die Königl. 


Generaldirektion der sächsischen Staats- 
Eisenbahnen, sowie die Generaldirek- 
tionen der badischen, bayerischen und 
Oldenburger Bahnen haben gleich der 
der preussischen die frachtfreie Rück- 
sendung der unverkauft gebliebenen Aus- 
stellungsgüter genehmigt. 


Personal- und Vereins - Nachrichten. 


Dr. Pax, Breslau, ist zum Kustos des 
Königl. botanischen Gartens in Berlin 
ernannt. 

Dr. H. MoLiscH aus Wien ist zum ausser- 
ordentlichen Professor der Botanik an der 
technischen Hochschule in Graz ernannt 
worden. 

Dr. DINGLER, bisher Privatdozent in 
München, ist zum Professor der Botanik 
an der Königl. Forstakademie Aschaffen- 
burg ernannt. 

Der Kunstgärtner F. LAnGE wurde zum 
Stadtgärtner in Stralsund ernannt. 

Der bisherige k. k. Hofgärtner ANTON 
UMLAUFT wurde an Stelle des in den 
Ruhestand getretenen k. k. Hofgarten- 
inspektor ADOLF VETTER zum Hofgarten- 
inepektor in Schönbrunn bei Wien er- 
nannt. 


Der jetzige Gartenmeister EINICKE im 
Königl. botanischen Garten zu Königs- 
berg in Preussen giebt seine Stellung 
zum ı. Januar 1890 auf und werden 
Interessenten ersucht, ihre Meldungen 
an den Direktor des Gartens, Herrn 
Professor Dr. LUERSSEN zu richten (siehe 
auch Inserat). 


Herr Professor Dr. FRIEDRICH AUGUST 
GARCKE, ı. Kustos des Königl. botani- 
schen Museums zu Berlin, der berühmte 
Verfasser der Flora von Deutschland, 
feierte am 25. Oktober seinen 70. Geburts- 
tag. Von den vielen Aufmerksamkeiten 
erwähnen wir, dass die Gartenbau-Ge- 


sellschaft zu Berlin, zu deren ältesten 
Mitgliedern er zählt, ihn zum Ehrenmit- 
glied ernannte, dass der Verein zur Be- 
förderung des Gartenbaues, dem er auch 
seit mehreren Jahren angehört, ihm ein 
warmes Glückwunschschreiben  über- 
reichte, während der botanische Verein 
der Provinz Brandenburg eine geschmack- 
volle Adresse übergab und der aka- 
demisch-pharmakognostische Verein des- 
gleichen. Namens des botanischen Gar- 
tens gratulierten Prof. ENGLER und Prof. 
URBAN. 


Herr Kommerzienrat ERNST BENARY, 
Erfurt, feiert am ı0. November seinen 
70. Geburtstag. Wir sind sicher, dass 
gleich uns Tausende dem Chef des welt- 
berühmten Hauses noch viele, viele Jahre 
gleicher Gesundheit und gleichen Erfolges 
wünschen wie bisher. 


Bei dem Wettbewerb in Plauen- 
Dresden betreffend die Aufstellung eines 
geeigneten Prospektes für Einrichtung 
von öffentlichen Gartenanlagen auf dem 
24 000 gm grossen Platze A des dortigen 
Bebauungsplanes erhielten: 
den ı. Preis Herr Städt. Obergärtner 
CARL HamPEL-Berlin, 

den 2. Preis Herr Landschaftsgärtner 
F. L. Krause-Dresden, 

den 3. Preis Herr Architekt A. HALTEN- 
HOF-Dresden, 

den 4. Preis Herr Architekt FRANZ 
HARTMANN -Dresden. 


_ Gartenflora. 1889. 


PRIMULA PALINURI PETAGNA In HoRT. DAM-1887. 


Verla von PAUL PAREY in Berlin. 


Primula Palinuri Petagna. 
Von Ü. Sprenger, in Firma DAMMAnNn & Co., San Giovanni a Teduccio bei Neapel. 


Hierzu Tafel 1310. 


Wurzelstock sehr dick, oft aus der Erde wachsend, einen niedrigen, bis 
6cm hohen und 4A— 5 cm Durchmesser haltenden Stamm bildend. Rosette 
blattreich im Winter und Frühling, armblätterig zur Sommerszeit, während 
der Ruhe die vertrockneten Blätter lange Zeit bleibend. Blätter glatt, 
dickfleischig, starkrippig konsistent, ei-spatelförmig, breit, ungleich gesägt, 
etwas wellig am Rande, oben schön grün oder im jugendlichen Zustande 
mehr oder weniger bestäubt, zuweilen auch bleibend bestäubt, besonders an 
Exemplaren auf den Felsen des einzigen Standortes; unterseits meergrün, 
drüsig, wenig klebrig und in den Blattstiel verschmälert und herablaufend, 
die unteren so lang als der Schaft, die jüngeren kürzer. Schaft vielblumig, 
50 und mehr, 15—20c72 hoch, unten grün, an der Spitze stark bepudert 
und dicht mit Brakteen besetzt, deren äussere sehr gross, ei-spatelförmig, 
nach innen kleiner werdend und zuletzt lanzettlich sind, sie sind länger als 
die Blütenstiele, am Rande grob gesägt und bilden dicht aneinander gefügt 
gleichsam eine natürliche Unterlage oder Manschette zum kugelig gestellten 
Blütenstrausse. Kelch ganz weiss bestäubt, glockig, weich und spitzig. Blume 
wohlriechend, schön schwefelgelb. Corolle trichterförmig, mit eiförmigen 
Lappen. Röhre noch einmal so lang als der Kelch. Griffel und Narbe weiss, 
so lang als die Kelchzähne. Pollen schwefelgelb. Samen zahlreich, klein, 
leicht keimend, aber schnell die Keimfähigkeit verlierend. 

Wächst am Capo Palinuri, unweit Paestum, am Golfe von Salerno, auf 
entwaldeten Felsen, nahe am Meere und wurde bisher nur dort aufgefunden. 
Schon 1816 eingeführt in die Gärten Frankreichs, ist sie trotz ihrer Schönheit 
und Willigkeit zu blühen immer selten geblieben und nur in botanischen 
Gärten zu finden. 

Sie blüht von Mitte Februar bis April und ist die einzige Aurikel, ja 
fast die einzige Primel, welche hier bei uns lange lebt. Die meisten Arten 
kommen nie zur Blüte, andere sterben bald dahin. Es scheint ihnen der 
trockene Sommer nicht zu gefallen. Die italienische Aurikel ist auch ohne 
ihre Blüten eine hübsche Pflanze. Zwar sagt man, dass wahrscheinlich sie 
den bepuderten Aurikeln der Gärten Englands und Deutschlands den Staub 
gegeben habe, immerhin aber sollte man sie noch ferner zu Mischungen ver- 
wenden und besonders ihren Wohlgeruch und ihren Blütenreichtum dabei vor 
Augen haben oder in Betracht ziehen. Dann scheint sie viel weniger empfind- 


lich gegen Sonnenstrahlen und trockenes Licht als alle Gartenaurikeln und 
Gartenflora 1889. 43 


594 O. Drude: Das Verfahren der Japaner zur Erzielung langlebiger Zwergformen. 


könnte selbst heute noch gute Dienste bei der Aurikelzucht leisten. Wir 
kultivieren sie mit Farfugium grande zusammen ganz nahe am Meeresstrande 
in sandiger Lehmerde. Sie tritt hier im September in Vegetation und ruht 
von Juni bis etwa Ende August. 


Das Verfahren der japaner zur Erzielung langlebiger Zwergformen. 
Von Prof. Dr. 0. Drude. 


Die jüngste Nummer des Bulletin der botanischen Gesellschaft von 
Frankreich (Sitzung vom 24. Mai d. J.) bringt zwei interessante Mitteilungen 
über die Zwergbäumchen der Japaner, welche auf der Pariser Ausstellung 
die Verwunderung der Botaniker wie Pflanzenliebhaber erregt haben. VALLOT 
und MAURY haben sich mit dem, besonders die Koniferen betreffenden Gegen- 
stande beschäftigt, der erstere durch physiologische Untersuchung der Kultur- 
bedingungen unter Vergleich eigener Erfahrungen an wilden Nadelhölzern der 
Pyrenäen, der letztere durch Bekanntmachung des von den Japanern beob- 
achteten Kulturverfahrens, so wie es ihm durch Herrn SAICHIRO TAKUDA vom 
kaiserlichen Museum zu Tokio und den Aussteller Herrn KASAWARA mit- 
geteilt wurde. 

Um dem japanischen Geschmack mit seiner Vorliebe für ganz klein ge- 
haltene und dabei im Wuchs verdrehte Pflanzen zu entsprechen, für welchen 
die Nadelhölzer Juniperus sinensis, Thujopsis dolabrata, Chamaecyparis ob- 
tusa, Cupressus Corneyana, Pinus japonica und densiflora, Podocarpus nageia 
und macrophylla, Ginsko, dann von Laubhölzern die Apocynee -Trachelo- 
spermum jasminoides, die Pomacee Osteomeles anthyllidifolia, die Berberidee 
Nandina domestica, das bekannte Pittosporum Tobira, Ternstroemia japonica, 
und die Ahornarten Acer palmatum und japonicum hauptsächlich (und am 
meisten die Nadelhölzer), in Verwendung kommen, werden in möglichst 
kleinen Töpfen sehr alte Exemplare gehalten, denen in steter Obhut und 
Pflege eine veränderte Wuchsform erteilt wird. Unter den ausgestellten Wach- 
holdern hatten einige ein Alter von 130 Jahren, waren unter I »2 hoch und 
kosteten bis 600 frcs. Unter den Laubhölzern besitzen dagegen viele nur dicke, 
stummelartige Stämme und Pfropfäste. 

Das Verfahren der Japaner zur Erzielung einer solchen — wie die Fran- 
zosen es nennen — »Nanisation« ist kurz folgendes: Die Hauptsache ist 


die Kultur in äusserst geringen Mengen von Erde. Die jungen Pflanzen schon. 


werden in so kleinen Töpfen erzogen, dass ihre Wurzeln bald das ganze 
Erdreich erfüllen, und, nach weiterer Nahrung suchend, oberflächlich aus- 
treten; dann erhalten die Pflanzen etwas grössere Töpfe, in welchen sich .aber 
alsbald dasselbe Bild des Nahrungsmangels wiederholt, und so fort ihr ganzes 
Leben hindurch. Zu diesem geringen Quantum Erdreich giebt man den 
Pflanzen ausserdem gerade nur so viel Wasser, als sie zum Bestehen durchaus 


O. Drude: Das Verfahren der Japaner zur Erzielung langlebiger Zwergformen., 595 


nötig haben. Dabei verkümmert sogleich die Pfahlwurzel, und auch die 
Seitenwurzeln entwickeln sich weder genügend schnell noch genügend zahl- 
reich für ein kräftiges Wachstum der Pflanze, so dass das ganze Leben sehr 
verlangsamt wird; verschnitten werden übrigens die Wurzeln nicht. Durch 
das Hervorbrechen derselben nach oben wird der dicke und unförmlich 
kurze Stamm allmählich in die Höhe gehoben und erscheint wie auf Luft- 
wurzeln gestützt. 

Die andere Seite der Kultur liegt im Verändern des natürlichen Wuchses 
durch Zweigunterdrückung. Die Japaner verknüpfen frühzeitig die Äste unter 
sich oder mit dem Stamm in einer möglichst verkrümmten und zickzack- 
förmigen Weise und bedienen sich dabei zum Anbinden der Bambusfasern. Da- 
durch wird eine das Wachstum in sich selbst unterdrückende Form erzielt, 
so dass der Stamm nach 50—100 Jahren erst 4—7 cm Durchmesser und die 
zehnfache Höhe besitzt. Wo ein verkrümmter Ast abstirbt, wird er ab- 
geschnitten und durch einen unterhalb des Schnittes hervorspriessenden neuen 
Ast ersetzt; dadurch wird oft der Anschein eines künstlichen Zuschnittes 
hervorgerufen. 

Die Koniferen ertragen dies Nanisations-Verfahren viel leichter als die 
Dicotyledonen, welche durch ihre unverwüstliche Kraft, Seitenknospen anzu- 
legen und austreiben zu lassen, die ganze Geduld selbst eines japanischen 
Gärtners herausfordern; denn alle jungen Zweige müssen in gleicher Weise 
verkrümmt und angebunden werden. Dabei bringt man den Hauptstamm 
öfter durch Anbringen an Stammstücke von einem Baumfarn (Cyathea) oder 
an Stücke eines tuffartigen Gesteins oder Korallenstücke dahin, sich um diese 
herum in kurzen Bogen zu winden oder an ihnen entlang zu krümmen. Sterben 
alle verkrümmten Äste ab, so werden neue auf den Stamm aufgepfropft, so 
bei den Nandina-Exemplaren. 

Wird es auch unserer Gartenkultur nicht einfallen, diese mühsame Lieb- 
haberei der Japaner nachzuahmen, so ist es doch interessant, das Verfahren 
gelegentlich zu prüfen. Giebt es doch kaum eine schönere Veranschaulichung 
der Abhängigkeit des Wachstums von der in den Wurzeln entwickelten Kraft 
und zu Gebote stehenden Nahrungszufuhr, und manches andere Lehrreiche für 
die Organbildung in der Pflanze mag sich noch daraus ergeben. Von Inter- 
esse würde die Frage sein, ob diese individuelle Misshandlung irgend etwas 
für Herausbildung kleinwüchsiger Varietäten Förderliches bewirken könnte. 
Jedenfalls sieht man hier, was sich die Pflanze in der Hand des Gärtners 
gefallen lässt. 


Zum hundertjährigen Jubiläum des Chrysanthemum indicum. 
Von L. Wittmack. 
Überall rüstet man sich, das hundertjährige Jubiläum des Chrysanthemum 
indicum L., der Herbst- oder Winteraster festlich zu begehen. England vor 
437 


596 L. Wittmack: Zum hundertjährigen Jubiläum des Chrysanthemum indicum. 


allem, wo eine eigene Chrysanthemum-Gesellschaft seit langem existiert, wird 
in den verschiedensten Städten Ausstellungen veranstalten, aber auch Frank- 
reich, Belgien und Italien, ebenso Amerika, wollen nicht zurückstehen und 
endlich will auch der Verein zur Beförderung des Gartenbaues durch eine 
Ausstellung vom 15. bis 17. November in der Flora zu Charlottenburg, dem 
ostasiatischen Fremdlinge seinen Tribut zollen. Bei uns, so hören wir 
klagen, hat sich die Anzucht dieser schönen Blume noch immer nicht 
so einbürgern wollen, wie in den anderen oben erwähnten Ländern. Ja, 
diese Klagen sind ural. Man lese die höchst eingehende Geschichte 
des Chrysanthemum von J. B. RUPPRECHT, Wien 1833*), einem begeisterten 
Züchter und zugleich Kenner der Litteratur, und man wird dort finden, dass 
einmal die Revolutionskriege es verhindert hatten, viele Sorten nach dem 
Kontinent zu bringen, dass ferner der frühe Winter bei uns den Flor oft 
zerstört, dass vor allem aber die Kulturmethoder. der Engländer den Deutschen 
fast ganz unbekannt geblieben waren, so dass selbst der so belesene RUPP- 
RECHT anfangs die Stöcke durch Zerreissen vermehrte, wobei er zwar »un- 
bändige Stöcke«, aber kleine Blumen erhielt. Erst dann kam er auf die 
Idee, Stecklinge zu machen, wie das jetzt allgemein geschieht und schritt 
zum Auskneipen der Triebe. Samenzucht war zu seiner Zeit in Deutschland 
und England nicht bekannt; er selbst wundert sich, dass nicht einmal aus 
China und Japan Samen käme und hatte noch keine Kenntnis davon, dass 
kurz vorher, 1827, unter dem milden Himmel Frankreichs, in Toulouse, vom 
Hauptmann a. D. BERNET**), unterstützt von dessen Gärtner PERTUZES, der 
erste Sämling erzogen wurde, was den Ausgangspunkt zur Bildung vieler 
neuen Sorten durch Samenzucht bildete. 

Es ist auffallend, dass man nicht bei uns mehr Samen aus dem Süden 
bezieht und auf diese Weise zu neuen Sorten zu gelangen sucht. Vielleicht 
wäre es gar möglich, Sorten zu finden, deren Samen schon im ersten Jahre 
blühende Pflanzen geben, wie es bei den Margareten-Nelken z. B. der Fall 
ist*"*), die sich im Fluge auch in Norddeutschland Anerkennung verschafft 
haben. 

Über die Kultur des Chrysanthemum und seine Einteilung hat Herr 
GEORGE REID ausführlich in Gartenflora d. J. S. 36 und besonders S. 177 
berichtet (vergl. Taf. 1295). Neuerdings hat auch A. CREDNER in seinem 
schr empfehlenswerten Werke: Chrysanthemum indicum und seine Kultur, 


*) J. B. RUPPRECHT, Über das Chrysanthemum indicum, seine Geschichte, Bestimmung und 
Pflege., Wien 1833. 8°. 2ıı S. Enthält eine ganz ausführliche Geschichte meist nach SABINE in 
Transactions of Hort. Soc. London, IV 1822, V 1824 und ein Verzeichnis von RUPPRECHTS 62 Sorten. 


*=) Essai sur le Chrysantheme, comprenant son histoire, sa classification ses differentes types, 
sa culture detaillee et la description des 400 plus belles varietes par M. Guys, pharmacien a Auzin 
(Nord). 8°. 31 S. (1887.) Preis 1 fr. 


==#) Siehe CARL SPRENGER, Margaretennelke. Gfl. 1889, S. 430. 


L. Wittmack: Zum hundertjährigen Jubiläum des Chrysanthemum indicum. 597 


1889, Verlag von LUDWIG MÖLLER, Erfurt und HUGO VOIGT, Leipzig, die- 
selbe eingehend, auch etwas die Geschichte geschildert. Uns sei gestattet, 
heute nur über die Geschichte des Chrysanthemum etwas mitzuteilen. 

Seit alten Zeiten ist Chrysanthemum indicum L. (Kiku) »das formen- und 
farbenreiche Lieblingskind der Herbstflora Japans und Chinas«, und wie die 
blühende »Mume« (Prunus Mume) das Neujahrs- und Frühlingsfest als erstes 
der fünf Volksfeste in Japan verschönert, so ist das letzte dieser Feste 
am 9. Tage des 9. Monats (Ende Oktober) der Bewunderung der Chrysan- 
themumblüten gewidmet. Das Chrysanthemumfest, sagt REIN*), dem wir 
diesen Abschnitt entnehmen, führt die festlich gekleidete Menge auf die 
Blumenmärkte und in die grossen Gärtnereien, welche sich durch die Kultur 
von Chrysanthemum (Pyrethrum) indicum, Chr. sinense Sabine**) und verwandte 
Arten auszeichnen. Zahlreich und höchst mannigfaltig wie bei uns die Astern, 
sind nach Farbe, Grösse und Form der Blüten die Spielarten, welche eine 
alte Kultur ausgebildet hat. Viele Gärtner haben daraus eine Specialität ge- 
macht und sind dafür weit bekannt. So ziehen z.B. bei Tokio die Kiku- 
Beete des Ortes Sugamo am Nakasendö Anfang November viele Bewunderer 
an. Beliebt wie in der Natur ist Kiko-no-hana (Chrysanthemumblüte) auch 
in der Kunst, ein Dekorationsmotiv zumal in der Keramik, das an Häufigkeit 
der Verwendung keinem andern nachsteht. 

Das Regierungswappen Japans stellt nach REIN |. c. eine radförmig aus- 
gebreitete Chrysanthemumblüte dar mit 16 abgerundeten Blumenblättern, 
welche von einem kleinen centralen Kreise ausgehen und an ihren äusseren 
Enden durch 16 kleinere Bogen verbunden sind. — Das Chrysanthemum ist 
Sinnbild der Sonne und kaiserliches Abzeichen auf Kokarden, Bannern, Do- 
kumenten und Münzen. Nach Europa wurden, sagt REIN weiter, im Jahre 
1784 eine Anzahl Spielarten von Kiku aus Indien und China gebracht; »sie 
haben hier jedoch die Astern und andere beliebte Herbstblumen nicht aus 
dem Felde geschlagen«. 

Bezüglich der Jahreszahl 1784 ist hier ein kleiner Irrtum untergelaufen. 
Bereits im Jahre 1764 wurde, wie SABINE berichtet, ein getrocknetes Exem- 
plar der Royal Society in London aus dem Apotheker-Garten in Chelsea über- 
liefert unter dem Namen der Matricaria Indica, eine kleine, gefüllte, kugel- 
förmige Sorte, die noch jetzt im British Museum aufbewahrt wird. Sie soll 
nach PH. MILLER aus Nimpu (SABINE vermutet mit Recht wohl Ningpu in 
China) stammen. Die Pflanze scheint dann aber ganz wieder verschwunden zu 
sein. Da führte der Kaufmann BLANCARD in Marseille nach dreijähriger Reise 


*) J. J. Rein, Japan nach Reise und Studien, II. Band mit 24 zum Teil farbigen Tafeln, 
20 Holzschnitten etc. Leipzig 1886 S. 325. ; 

*) Nach HEMmSLEY, der eine ausführliche Geschichte in der eben erschienenen Nr. 150 des 
Gard. Chron. vom 9. Nov. d.]J. S. 521 giebt, muss Chr. chinense Sabine eigentlich Chr. mori- 
folium Ramatuelle heissen, 


598 L. Wittmack: Zum hundertjährigen Jubiläum des Chrysanthemum indicum. 


1789 drei. Sorten aus China ein: eine weisse, eine gelbe*) und eine purpurrote. 
Diese letztere allein hielt sich, die anderen gingen ein**). Sie war nach 
Guys von der Grösse einer Anemone, die einzelnen Blumen (fälschlich die 
Blumenblätter) oberseits dunkelpurpurn, unterseits weisslich, sie bildeten 
im grössten Teil ihrer Länge eine Röhre und ihr Saum war an der Spitze 
schief abgeschnitten. | 

Im Jahre 1790 schickte der berühmte Kakteenzüchter CELS die Pflanze 
nach England, wo sie 1795 zuerst in der Gärtnerei von COLVILL in Chelsea 
blühte, 1791 wurde sie auch im botanischen Garten zu Paris kultiviert, wo 
sie aber bald in Vergessenheit kam, was uns nicht Wunder nehmen kann, 
»weil dort zu jener Zeit bei weitem mehr ausgerissen als gepflanzt, mehr 
umgestürzt als gepflegt wurde« (RUPPRECHT). 

RUPPRECHT aber gebührt das Verdienst, zuerst darauf hingewiesen zu 
haben, dass schon lange vor 1789 das Chrysanthemum indicum in Europa 
existierte. Schon JAKOB BREYNE, Kaufmann aus Danzig, der im hohen Alter 
nach Holland reiste, beschrieb“***) Matricaria japonica flore minore, und M. j. 
maxima, also das kleinblumige Chr. indicum und das grossblumige Chr. chi- 
nense; er nennt von letzterem sechs Varietäten: das rosige, weisse, purpurne, 
gelbe, fle'schfarbige und kupferfarbige als unter die selteneren Pflanzen gehörig, 
die in den berühmtesten holländischen Gärten 1683 gezogen wurden. Nur 
der Tulpenschwindel (um 1636) und der Hyacinthentaumel (um 1730) scheinen 
dort die Aufmerksamkeit vom Chrysanthemum wieder abgelenkt zu haben. 
Streng genommen können wir also jetzt schon das 200jährige Jubiläum 
feiern. 

In England nahm nach 1789 die Einführung anderer Sorten langsam zu. 
1798 kamen zwei neue (rosa und kupferfarbig) aus China, 1802 drei gelbe, 
auch bildete sich aus der purpurroten in England eine weisse Varietät, so 
dass Ende 1802 in England 7 Sorten waren; 1820 waren dort Iı2 bekannt. 

Die Gartenbau-Gesellschaft zu London und ihr Sekretär JOSEPH SABINE 
förderten die Sache ungemein, doch besass die Gesellschaft 1824 nur 27 Sorten. 
13825 veranstaltete sie eine Chrysanthemum- Ausstellung, die 700 Töpfe mit 
über IO000 Blumen enthielt. — Aber die Blumen waren meist noch klein, 
grosse Einzelblumen zu ziehen, blieb die Kunst der Chinesen und erst all- 
mählich lernte man sie. 

In Berlin waren 1821 nur ıo Varietäten, in Leipzig und in Nymphenburg 
1821: 7, in Stuttgart 1820: 5, in Paris 1822: ı3. Auffallend ist es, dass in 


*) So nach GHys, nach RUPPRECHT und HEMSLEY eine violette. 

**) Nach Guys soll die purpurrote überhaupt nur lebend nach Frankreich gekommen sein, was 
auch JOHN SALTER, The Chrysanthemum, its history and culture, with coloured illustrations etc., 
London 1865, Referat in Gard. Chron. 1865, S. 390 angiebt. 
##*) BREYNIUS, Prodromus fasciculi rariorum Plantarum secundus, exhibens Catalogum Plan- 


tarum rariorum anno 1688 in hortis celeberrimis Hollandiae observatarum Bd. II S. 66. GEDANI 
(Danzig) 1689. 


ST I 


L. Wittmack: Zum hundertjährigen Jubiläum des Chrysanthemum indicum, 599 


den Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues so wenig 
über das Chrysanthemum zu finden ist. Die Hauptnotiz steht im 20. Stück 
der »Verhandlungen« 1833 S. 73 und bezieht sich — auf Wien. Sie lautet: 
»Der Bücher-Censor Herr RUPPRECHT in Wien dankt für seine 
Aufnahme als wirkliches Mitglied des Vereins unter Mitteilung von 
Nr. 241 der Wiener Theater-Zeitung vom Jahre 1832, in welcher die 
im Monat Dezember v. J. von ihm veranstaltete Ausstellung von 
Chrysanthemum indicum beschrieben wird, die aus mehr denn 

1000 Exemplaren in 55 Arten bestand.« 

Das ist derselbe Herr RUPPRECHT, von dem oben so viel gesprochen; 
seine Ausstellung war sogar vom Kaiser von Österreich mit einem Besuch 
beehrt worden. 

Auch aus späterer Zeit findet sich in den Schriften des Vereins zur 
Beförderung des Gartenbaues fast nichts. Die einzige Angabe, die ich nach 
allem Suchen fand, ist die, dass am 25. November 1849 LouVIs MATHIEU 
im Verein zur Beförderung des Gartenbaues ausser andern Pflanzen eine Samm- 
lung neuer französischer Chrysanthemum-Sorten ausgestellt, als: Kleopatra, 
Gerbe d’or, Mme. Chauviere, Mme. Miellez, Milo, Pius IX., Pomponette, 
Saturne, Tribly, La Liliputienne, wofür er den Monatspreis erhielt. 

In den sechsziger Jahren soll die Kultur in Berlin sehr verbreitet, der 
Absatz der Blume aber wegen ihres sargartigen Geruchs nicht leicht gewesen 
sein, nur zum Totenfest Ende November war sie stets beliebt. 

J- F. W. BossE beschreibt in seinem Vollständigen Handbuch der Blumen- 
gärtnerei, II. Aufl. 3. Bd. Hannover 1842, S. 202 unter Pyrethrum sinense 
Sab. 80 Sorten »dieser vortrefflichen Zierpflanze, welche im Spätherbst und 
Anfang des Winters ein reicher Schmuck des Glashauses und Zimmers ist«. 
Er bemerkt, dass er sie grösstenteils dem Verzeichnis des Kunst- und Handels- 
gärtners J. H. BÖCKMANN in Hamburg entnommen, bei welchem 60 der 
neuesten Sorten für 24 Mk. hamburgisch = 28,80 Mk. nach unserem Gelde, 
einzelne Sörten zu 8 Schillingen (60 Pfg.), ältere zu 6 Schillingen (45 Pfg.) zu 
haben seien. BOSSE weist dann auf RUPPRECHTSs Schrift hin, sagt aber: Eine 
ausführliche Beschreibung der weit schöneren neueren Varietäten, deren An- 
zucht wir Herrn WEB auf der Insel Jersey und Herren CHANDLER & SONS 
in Vauxhall, London, verdanken, ist von Herrn Königlichen Hofgärtner 
NAGEL im Archiv des Garten- und Blumenbau-Vereins für Hamburg und 
Altona 1839, S. 62 mitgeteilt. 

In der dritten Auflage seines Werkes, Hannover 1861, führt BOsSE schon 
gegen 400 Sorten auf, die er nur in hohe mit mittelgrossen oder grossen, 
und in niedrige mit kleinen Blumen (Pompon) teilt, während er in der zweiten 
Auflage die damalige Einteilung der Engländer in z) Ranunkelblütige, 0) Ein- 
gebogene, c) Asterartige, d) Ringelblumenartige, e) Troddelartige gegeben. 

Die pomponartigen wurden nach CREDNER von FORTUNE 1845 eingeführt 


600 W. Siehe: Grewia parviflora Bge. 


und von LEBOIS verbessert, die japanischen von demselben FORTUNE, aber 
erst 1860 bei Gelegenheit seiner zweiten Reise. Letztere fanden anfänglich 
wenig Beifall, bei uns machte CARL KocH erst 1868 in seiner Wochenschrift 
S. 412 darauf aufmerksam und führte an, dass W. BULL schon 36 Sorten 
anböte. Jetzt sind die japanischen wegen ihrer flatterigen, bizarren Form 
bekanntlich ausserordentlich beliebt. 

Die grösste Errungenschaft der Neuzeit ist ebenfalls eine japanische 
Varietät: Mrs. Alpheus Hardy, die voriges Jahr in Amerika, diesen Herbst 
zum erstenmale in Europa, zuerst bei THOMAS S. WARE in Tottenham blühte. 
Sie zeichnet sich durch zahlreiche glitzernde Haare auf der Unterseite der 
aufwärts gebogenen weissen Blumen aus und wird den Ausgangspunkt einer 
neuen Rasse bilden, die sicherlich berufen ist, eine grosse Umwälzung hervor- 
zubringen. 


Grewia parviflora Bge. 
Von W. Siehe. 
Hierzu Abbildung 88. 

Im Jahre 1883 erhielt der Berliner botanische Garten durch Herrn Konsul 
BRETTSCHNEIDER aus China Samen der Grewia parviflora Bge., welcher, aus- 
gesät, kräftige Pflanzen lieferte, die sich wider Erwarten gegen die Winter- 
kälte widerstandsfähig erwiesen und nur einer geringen Laubdecke bedurften, 
um auch den ungünstigen Winter 1887/83 ohne Schaden zu ertragen. 

Für Gehölzfreunde wird dieser kleine Strauch, eine Tiliacee, eine wert- 
volle Bereicherung der Sammlungen sein, zumal die Grewien nur in wärmeren 
Gegenden zu Hause sind, so dass ein Vertreter der interessanten Gattung 
recht erwünscht sein wird. 

Die Grewien kommen in ungefähr 60 Arten in den wärmeren Gegenden 
Asiens und Afrikas vor. Die nächste Art mag uns Grewia glabra DC. sein, 
welche die Kanarischen Inseln bewohnt. Grewia corylifolia Rich. heimatet 
am Senegal, kommt aber auch nach der freundlichen Angabe des Herrn 
Dr. BOLLE auf den Kap Verden vor, wo sie, niedrige Büsche bildend, in der 
warmen Zone an trockenen Bergabhängen gesellig wächst. 

Die Grewien sind meist Sträucher, seltener Bäume; ihre Blüten sind 
gelblich-weiss, in wenig Fällen purpurrot. Sie stehen in einer gedrängten 
Cyme (Trugdolde) in den Blattachseln oder bilden, was nicht oft vorkommt, 
eine endständige Rispe. Die Steinfrüchte enthalten 1-4 Kerne, die manch- 
mal mehrsamig sind. 

Die in diesem Hefte abgebildete Grewia parviflora Bge. stammt aus dem 
nördlichen China. Sie ist ein kleiner, laubabwerfender Strauch mit am Rande 
ungleich gesägten Blättern, die, in der Gestalt variierend, öfter eine rhom- 
bische Form annehmen. Ober- und Unterseite sind schwach behaart, rauh, 
ebenso Blattstiel und Stengel. Die Blüten ähneln denen der Sparmannia 


601 


W. Siehe: 


Grewia parviflora Bge. 


Grewia parviflora Bge. 


Abbildung 88. 


Die Kelchblätter sind äusserst stark entwickelt, grün. 


africana im kleinen. 


Die etwa '/, so langen Blumenblätter sind unscheinbar und zeigen eine gelb- 


lich-weisse Farbe. 


602 M. Hoffmann: Allgemeine Obstausstellung in Stuttgart. 


Die Staubgefässe sind zahlreich, lebhaft gelb gefärbt und treten weit 
hervor. Die Pflanze bildet ihren eng gedrängten cymösen Blütenstand 
in den Blattachseln; die Blumen entwickeln sich nach und nach. Früchte 
haben die Grewien des Berliner botanischen Gartens leider noch nicht ge- 
tragen. 

In humusreichem Sandboden gedieh die Pflanze recht gut; im Winter 
hielt sie sich, etwas mit trockenem Laube gedeckt, ohne Schaden zu nehmen. 

Eine zweite Grewia aus China ist G. nitida Juss., die noch nicht in 
unseren Gärten in Kultur ist; vielleicht ertrüge auch sie unsere Winter. 

Die Abbildung zeigt einen im Juni blühenden Zweig der besprochenen 
Art in natürlicher Grösse, daneben eine vergrösserte Blüte. 


Allgemeine Obstausstellung in Stuttgart, vom 22.-30. September 1889. 
Von M. Hoffmann. 


(Fortsetzung statt Schluss.) 


Birnen. Ausser dem sehr reichen Birnen-Sortiment (50 Sorten) von 
KOTTE-Südende verdient die unter den Neuzüchtungen von BINTER & 
EBLEN, Stuttgart, herausgegebene, von MÜLLER gezüchtete Birne: König 
Karl von Württemberg, grosse Frucht, Apothekerbirne, Fleisch schmelzend 
gewürzt, Baum reichtragend, hervorgehoben zu werden 

Pflaumen fanden sich namentlich zwei reichhaltige Sortimente: I. von 
WINKLER-Chemnitz u. a. mit vorzüglichen Früchten der grossen gelben Eier- 
pflaume, 2. von SPÄTH-Rixdorf, das reichhaltigste in dieser Abteilung, unter 
ihnen die violette Dattelzwetsche sowie eine rote kaukasische Sorte: »Wisir 
Alice. Als eine im einzelnen hervorragende Frucht kann ich eine durch Zu- 
fall entstandene Züchtung des Hofgärtners DIESER nicht unerwähnt lassen: 
Bühler Frühzwetsche, bereits sehr verbreitet; eine pflaumenartige Zwetsche, 
sehr früh, reichtragend. 

In Pfirsichen war wohl das reichste Sortiment in der Kollektion der 
Stuttgarter Mitglieder des Württembergischen Obstbau-Vereins 
vertreten, u. a. Comtesse de Montbijou, grosse, weisse Frucht, der sogenannte 
Blutpfirsich, eine leider sehr sparsam verbreitete Art, gelbe Pfirsich, sowie 
verschiedene Pfirsichsämlinge. Von Weintrauben-Sortimenten sind hervor- 
zuheben: Weingärtner-Gesellschaft Heilbronn, Weingärtner- und 
Gärtnereibesitzer-Verein Feuerbach, namentlich in schwarzem Clevner, 
grauem Ruhländer, Basilikum, weiss-graue Beere, Lemberger, blaufrüchtige; 
Winzer-Klub in Stuttgart, Weingärtner-Gesellschaft Untertürk- 
heim, Gärtnereibesitzer-Verein Kannstadt, namentlich Park des Ver- 
sailles, grosse weisse Traube, Hofkameralamt Freudenthal, Königl. 
Weinbauschule Weinsberg, Weingärtner-Gesellschaft Untertürk- 
heim, Stadtgemeinde Winende, mit den Lokalsorten weisse Trauben: 


M. Hoffmann: Allgemeine Obstausstellung in Stuttgart. 603 


‚weisser Burgunder, Gutedel, Sylvaner; schattiert rosa: weisser Malvasir, Rot- 
gipfler, weisser Elbling, Fütterer, dichtbeerige Traube; rosa und rot: roter 
Heimsch, Malvasir, Veltliner, Hanson, Elbling, Urban; blau: Lasker, Trollinger, 
Portugieser, Affenthaler, Burgunder, Sylvaner. Der Königl. Orangerie- und 
Küchengarten, Stuttgart, Obergärtner HERING, zeigte uns zugleich mit 
seiner Aufbewahrungsmethode Trauben am Rebholz in Glasflaschen gesteckt, 
ein sehr reichhaltiges Sortiment. Von privaten Ausstellern wären zu nennen: 
KOTTE-Südende mit einem Sortiment vollkommen entwickelter Tafel- 
trauben, Freiherrlich VON BRÜSSELsches Rentamt und A. WURTH- 
Untertürkheim. Als eine ganz hervorragende Erscheinung in der Aus- 
stellung muss das Beerenobst-Sortiment in Stachelbeeren (70 Sorten), 
Johannisbeeren, Aalbeeren der ROTTWEILschen Beerenobst-An- 
lagen bei Kannstadt (620 » über dem Meeresspiegel) genannt werden. 
Sämtliche Früchte, höchstwahrscheinlich in Cerasin-Lösung, zeigten im Durch- 
schnitt die wohlerhaltene Farbe und Form der einzelnen Frucht. Unter den 
Aalbeeren interessiert uns namentlich: die gewöhnliche schwarze, neapoli- 
tanische, Bangup, Ogdens, Lees black curant, Merveille de la Gironde, Vic- 
toria. Als die beste zur Weinbereitung geeignete Stachelbeere bezeichnet 
Aussteller: die amerikanische rote, kleine Frucht. Und in nicht minder 
verdienstvoller Weise sei hier des Haselnuss-Sortimentes (50 Sorten) von 
MAURER-Jena gedacht, wohl das reichhaltigste, das existiert; denn nicht 
allein die verschiedensten Sorten der Lamberts, Cellernüsse sind hier vor- 
handen, sondern auch Früchte, aus Kreuzungen hervorgegangen, wie z.B. 
Cor. Colurna x Avellana, die heller an Farbe als die Colurna, gleichzeitig 
die stark geflügelte Eigenschaft derselben besitzen, Frucht klein, u. a. auch 
C. americana, eine kleine dunkelbraune, rundlich platte, C. Avellana aurea, 
kleine breite Nuss. Dass es sodann an Obst- und Trauben-Weinen, Most, 
Champagner, Marmeladen, gesottenen Früchten: nicht fehlte, bedarf wohl 
kaum des Hinweises, und doch sind es. gerade die natürlich verzuckerten 
Früchte, welche noch mehr Verbreitung verdienen und seiner Zeit uns in 
den verzuckerten Früchten der Krim als eine so wohlthuende Erfrischung 
entgegentraten. Es verdienen hier genannt zu werden: GOTTHOLD 
SCHREMPF und ROTH jr., Stuttgart, welche beide vorzüglich kandierte 
Früchte zur Probe ausgestellt. 

Mit den Erzeugnissen Hand in Hand stehen die verschiedenen Maschinen, 
Dörrapparate, Instrumente etc. teils direkt, teils indirekt. 

Als neu fiel uns ein Instrument von GOTTL. FREY, Heilbronn, auf, 
durch dessen Thätigkeit es ermöglicht wird, in einer Stunde ca. 30 Centner 
Trauben abzubeeren, die Käimme zu sondern von der flüssigen Beere. — Um 
das Verständnis nach jeder Richtung hin zu erleichtern, darf die hierauf 
bezugnehmende Litteratur nicht übersehen werden, die gerade in Stuttgarter 
Verlagsanstalten wie. EUG. ULMER, JUNGE & BRECHT eine grosse Vertretung 


604 M. Hoffmann: Allgemeine Obstausstellung in Stuttgart. 


finden. Als eine höchst lehrreiche Darstellung dieser Abteilung möchte auf 
die Wandtafeln zum Unterricht in den Volksschulen, vom Königl. landwirt- 
schaftlichen Ministerium, hier, Berlin, Verlag von PAUL PAREY, hingewiesen 
werden, eine Darstellung des Obstbaumes und seiner Formen in seinen haupt- 
sächlichsten Entwickelungen, nebst betr. Schnittmethoden, Kronen- und Wurzel- 
gestaltungen, sowie einem beigefügten Plan zur Anlage eines Obstgärtchens. 
Ehe wir uns die nun folgenden Baumschulerzeugnisse im Freien ansehen, 
bitte ich den geehrten Leser noch um die Aufmerksamkeit nach zwei Rich- 
tungen hin. 

Die erstere betrifft das gesamte Arrangement bezüglich Anordnung und 
Aufstellung der Tafeln. Die Eintönigkeit ermüdender, langliniger Tischreihen 
war durch geschickte Gruppierung im Vor- und Zurücktreten der Linien, 
sowie durch dazwischen angebrachte Festons, Einzelpyramiden, in höchst wirk- 
samer Art unterbrochen. Herr Landschaftsgärtner LILIENFEIN, Stutt- 
gart, hatte diese Idee zur Ausführung gebracht und dadurch sich ein blei- 
bendes Verdienst um die Ausstellung gesichert. Die grosse Gewerbe-Halle 
mit Glasdach und entsprechenden Seitenwänden, ein für derartige Zwecke 
sehr geeignetes Lokal, ermöglichte infolge allseitigen Lichtzuflusses bis zur 
eintretenden Dämmerung eingehende Besichtigung all der schönen Einzel- 
heiten. In zweiter Linie habe ich noch einer Aufstellung eines sogenannten 


Normal-Sortimentes Erwähnung zu thun. Die Birnen hatte Herr GAUCHER, 


die Äpfel Herren BINTER und EBLEN zusammenzustellen übernommen, von 
jeder hervorragenden Sorte je eine Normal-Frucht. Gewiss eine sehr zu 
beherzigende Idee, von der nur zu bedauern ist, dass ihre Ausführung leider 
erst gegen Schluss der Ausstellung stattfand. Verspätete Anordnung war 
die hindernde Ursache. Unterrichtend und belehrend für den Fachmann wie 
Laien sind derartige Zusammenstellungen bei einer jeden grösseren Frucht- 
ausstellung; von ausserordentlicher Wichtigkeit, namentlich denn, wenn die 
Einteilung derart erfolgt, dass das Wirtschaftsobst, das Tafelobst, die Lokal- 
sorten, eine jede Abteilung getrennt von einander gehalten werden. 
(Schluss folgt.) 


Die Zukunfts-Rosenunterlage für Hochstämme. 
Von Otto Froebel in Riesbach-Zürich. 


Seit einer Reihe von Jahren hat die Kultur der Rosen, die ja immer 
eine bedeutende war, doch so gewaltig im gärtnerischen Betrieb an Aus- 
dehnung gewonnen, dass in vielen Gegenden das Material an Waldwildlingen 
von Rosa canina selten wurde, sowohl für niedrig veredelte Rosen, als be- 
sonders für Hochstämme. 

Wie bekannt begannen nun die Versuche, Rosenstämme der Rosa canina 
aus Samen zu erziehen; und zwar ist man nunmehr auf dem Punkte angelangt, 


Otto Froebel: Die Zukunfts-Rosenunterlage für Hochstämme. 605 


welcher den Scheideweg bedeutet, d. h. der Rosenzüchter wird sich jetzt ein 
Urteil bilden können, ob der Sämlingsstamm die Zukunftsunterlage der 
hochstämmig veredelten Rose ist oder nicht. — Ich bin der Ansicht, dass 
diese Frage durchaus in bejahendem Sinne entschieden; die Zweifler werden 
bald durch diese Thatsachen davon überzeugt sein. — 

Es frägt sich nun aber: Ist Rosa canina die geeignete Unterlage, und 
ist diese Sorte nicht womöglich durch eine bessere zu ersetzen? 

Überall werden bezügliche Versuche mit R. canina gemacht; auch hat 
man angefangen, solche mit anderen Spezies anzustellen, um einen brauch- 
baren Rosenstamm zu erziehen. — Seit mindestens Io Jahren bin auch ich 
in dieser Frage thätig gewesen und mit einer centralasiatischen Spezies von 
Versuch zu Versuch fortgeschritten, bis meine Versuche mir schiesslich jetzt 
die Gewissheit verschafft haben, dass R. canina gegenüber meiner Versuchs- 
unterlage weit zurücksteht, und mit dieser nicht mehr konkurrenzfähig 
bleiben kann. 

Das scheint nun freilich sehr viel gesagt zu sein, und werde ich wohl 
kaum hoffen dürfen, so schnell die interessierten Kreise für meine Ansicht 
zu gewinnen. — Ich beabsichtige auch gar nicht zu bekehren, da ich ganz 
fest überzeugt bin, dass die Thatsachen das ohne Mühe für mich besorgen 
werden. — Man sche meine Erfolge und uiteile. 

Die Nachteile der Rosa canina als Stammunterlage, aus Samen gezogen, 
sind zu bekannt, als dass dieselben hier auseinandergesetzt werden müssten. 
— Meine neue Sorte, mit welcher ich operiert habe, heisst Rosa laxa Retz. 
und erhielt ich solche seiner Zeit von Dr. ED. VON REGEL aus St. Petersburg 
als Samen mit einer Anzahl anderer centralasiatischer Spezies neu eingeführter 
Rosen. Es dürfte wohl nahezu 20 Jahre her sein, dass ich diese Sorte aus- 
gesät und damit meine Versuche begonnen habe. 

Ich wurde zuerst auf diese Sorte aufmerksam, als ich bei Vergleichung 
mit unseren anderen Rosenspezies fand, dass dies die kräftigste und am auf- 
rechtesten wachsende Sorte ist. — Nicht nur bildet diese Sorte starke, 
gerade, unverästelte, stets aufrechtstehende Ruten mit nur ganz 
wenigen ungefährlichen Dornen, sondern hauptsächlich fiel mir der — 
meiner Ansicht nach — sehr wichtige Umstand auf, dass diese Sorte nie- 
mals einen Wurzeltrieb resp. Ausläufer macht. Dieser Vorzug, verbunden 
mit den stahlharten, nahezu unbedornten, aufrechten, sehr wenig Mark 
enthaltenden Trieben, bildete die erste Veranlassung zu meinen diesbezüg- 
lichen Versuchen. — Im Laufe der Jahre fanden sich aber noch verschiedene, 
sehr wichtige Vorzüge, welche in ihrer Gesamtheit nunmehr mir die Über- 
zeugung beigebracht haben, dass damit ein Ersatz von weittrageder Be- 
deutung für R. canina gefunden sei. — 

Diese Sorte ist niemals, auch in den bekannten ausnahmsweise harten 
Wintern von 1870 und 1879/80, auch nur in der Spitze je erfroren. Sie trotzt 


j N 
Er , 


606 Otto Froebel: Die Zukunfts-Rosenunterlage für Hochstämme. 


jeder Winterkälte und das ist für viele Rosenzüchter ein ganz gewaltiger 
Vorzug *)! 

In unserm so überaus feuchten Züricher Klima mit vielfach sehr un- 
genügender Sommerwärme treibt die R. canina bis spät in den Herbst hinein, 
gewöhnlich bis die Fröste erst der Vegetation Halt gebieten. Aus diesem 
Grunde gelingt es auch so selten, von Theerosen, auf R. canina veredelt, 
gut ausgereiftes Holz zu bekommen, welches den Winter gut überdauert. 
Ganz anders nun verhält sich Rosa laxa. Diese treibt nicht früher, beendigt 
dagegen ihre Vegetation schon mit Ende August oder spätestens 
Mitte September, so dass jetzt Ende September die Pflanzen schon hahezu 
gänzlich entlaubt dastehen! 

Durch dieses Verhalten wird die darauf veredelte Varietät, z. B. also 
eine Theerose, gezwungen, ihren Trieb ebenfalls frühzeitig zu beendigen 
und so erhält man davon ein durchaus gut ausgereiftes Holz, und 
somit eine weit dauerhaftere Pflanze, als dieselbe Sorte auf R. canina je sein 
könnte. Diesen grossen Vorzügen reiht sich nun noch als weiterer derjenige 
der leichten Anzucht zum Hochstamm an. 

Ich habe — um besser, als Worte es zu sagen vermöchten, zu zeigen — 
einige Reihen von R. laxa aus einem unserer Sämlingsstücke, welche diesen 
Herbst, nach zweijähriger Pflanzung, zum Herausnehmen als Stämme fertig 
sind, photographieren lassen. Aus diesem Bilde**) kann der Habitus der Sorte 
beurteilt werden. Jedermann wird zugeben, dass ein solches Rosensämlings- 
stück, in dem die Reihen, ohne das Zuthun des Gärtners, so säuberlich 
getrennt nebeneinander stehen, eine vollkommen neue Erscheinung ist. In 
der That könnte ein Baumschulstück, mit irgend einem Zierstrauch bepflanzt, 
nicht weniger Wildnis zeigen, als diese neue Rosensorte! — Das ist ein ideal 
schönes Stück von Rosenwildlingen;, so hat man sich die Anzucht stets 
gewünscht, wenn sie bis anhin in dieser Weise nur erreichbar gewesen 
wäre! 

Hieran muss ich noch die Mitteilung schliessen, dass alle Rosenvarietäten 
auf dieser neuen Unterlage vollständig ebenso rasch und so solide 
okuliert werden, wie auf R. canina. Es gilt dies nicht nur bei den Ver- 
edlungen auf den Wurzelhals, als auch beim Okulieren auf Stämmchen. Wir 
besitzeu zwei- bis dreijährige niedrig veredelte und zwei- bis dreijährige hoch- 
stämmig veredelte Rosen auf dieser Unterlage in genügender Mannigfaltig- 
keit, um hierin ein vollkommen sicheres, abgeschlossenes Urteil gewonnen 
zu haben. 


Ich mache noch auf den Umstand aufmerksam, dass diese Unterlage, 


*) Als Vaterland wird auch Sibirien angegeben. D. Red. 
**) Die Photographie hat dem Verein zur Beförderung des Gartenbaues zu Berlin in seiner 
Versammlung vom 31. Oktober vorgelegen und man war erstaunt über die Regelmässigkeit des 


Wuchses, der geradezu kerzengrade zu nennen ist. D. Red. 


! 


G. Dieck: Dendrologische Plaudereien. 607 


weil sie früher die Vegetation beendigt, als R. canina, und demgemäss auch 
die darauf veredelten Sorten frühzeitig den Trieb beendigen müssen, hier- 
durch für frühe Treiberei ganz vorzüglich sein wird, indem auf dieser 
Unterlage eine Rose voraussichtlich um 1 —2 Monate früher getrieben werden 
kann, als auf R. canina veredelt.. 

Mit diesen Mitteilungen möchte ich mich begnügen und von einer 
detaillierten Beschreibung der Sorte Umgang nehmen und einzig bemerken, 
dass sich dieselbe von R. canina schon von weitem unterscheidet und am 
ehesten an Rosa pomifera Herm. (R. villosa L.), unsere Apfelrose, erinnert. 


Dendrologische Plaudereien. 
Von Dr. & Dieck in Zöschen bei Merseburg. 


IV. Dippels Handbuch der Laubholzkunde*). 


Als ich das letzte Mal die nur allzu seltene Freude genoss, mit meinem ver- 
ehrten Freunde und Kollegen Dr. BoLLE eines jener dendrologischen Plauderstünd- 
chen zu halten, aus welchen ich regelmässig viel klüger herauskomme als ich 
hineingegangen bin, äusserte sich derselbe unter anderem sehr treffend: »dass eine, 
allen Anforderungen der Neuzeit genügende Dendrologie nur ein Mann schreiben 
könne, der mindestens drei Jahre seines Lebens in Nordamerika und fünf Jahre 
in Ostasien zugebracht haben würde, um in diesen Paradiesen der Baum- und 
Strauchvegetation selbst zu erschauen und zu ergründen, was er aus der Litteratur 
und dem verhältnismässig so geringen Materiale unserer Gärten nie ergründen 
könne.« — Wer möchte an der Richtigkeit dieser Worte zweifeln, wer aber 
andererseits die vermessene Hoffnung hegen, dass es je einen deutschen Dendro- 
logen geben werde, der aus eigenen Mitteln solche Vorstudien zu bezahlen geneigt 
und in der Lage sein würde, oder je eine Behörde, Stiftung oder Körperschaft, 
welche geneigt wäre, inm dazu die Mittel zu gewähren? Dass Gott erbarm’, wir 
sind zu arm! Ja, wenn es noch gälte, irgend welche vergilbten Manuskripte in 
alten Klöstern aufzustöbern oder die Bruchstücke und Scherben alter, mensch- 
licher Handfertigkeit ans Tageslicht zu fördern, da fänden sich schon die Mittel, 
aber für das Studium der Wunderwerke der Natur auf dem Gebiete und im Inter- 
esse der immer mehr in Misskredit geratenden systematischen Botanik öffentliche 
Gelder in nennenswerten Beträgen flüssig machen zu wollen, wäre ein eitles 
Bestreben. 

Wir müssen uns demnach resigniert mit dem Erreichbaren begnügen und 
doppelt anerkennen, wenn es eisernem Fleisse und hervorragender Begabung doch 
einmal gelungen sein sollte, auf diesem Gebiete mit den sonst denkbar geringsten 
Hilfsmitteln eine Leistung zustande zu bringen, welche alles überragt, was bisher 
in dieser Richtung geleistet worden ist. Eine solche Leistung hat, mit Hilfe unseres 
unermüdlichen Verlegers PAuL PAREy, Professor L. Dirper mit seiner Laubholzkunde 


*) Handbuch der Laubholzkunde. Beschreibung der in Deutschland heimischen und 
im Freien kultivierten Bäume und Sträucher. Für Botaniker, Gärtner und Forstleute bearbeitet von 
Dr. LEoroLD DirrpEL, Professor der Botanik und Direktor des botanischen Gartens in Darmstadt. 
1. Teil: Monocotyleae und Sympetalae der Dicotyleae. Mit 280 Textabbildungen, Berlin, Verlag 
von PAuL PAREY, 1889. Preis 15 Mk. (Der 2. Teil: Choripetalae der Dicotyleae erscheint binnen 
Jahresfrist.) 


608 G. Dieck: Dendrologische Plaudereien. 


zustande gebracht, deren erster Band gerade zur rechten Zeit kommt, um allen den 
vielen begeisterten Freunden grüner Waldespracht und Bewunderern der unend- 
lichen, erhebenden Mannigfaltigkeit und Schönheit der Baum- und Strauchformen 
gemässigter Zonen als ein liebes und wertes Geschenk auf den Weihnachtstisch 
gelegt zu werden. 

Dem Autor war es, wie gesagt, leider nicht vergönnt, als weltumkreisender 
botanischer Reisender seine dendrologische Meisterschaft zu erlangen, aber was 
eine von den Vätern ererbte Leidenschaft und nahezu fünfzig Jahre unablässigen 
Arbeitens, verbunden mit einem seltenen Scharfblicke zu erreichen vermögen, das 
hat er erreicht und im Gegensatz zu manchen seiner Vorarbeiter und Epigonen Kochs, 
die »auf Bestellung« mit oder ohne Geschick und Fähigkeit kompilierten und ex- 
cerpierten, weil eben ihre Verleger von ihnen binnen so und so viel Monaten eine 
neue Dendrologie verlangten, hat er die vorliegende Laubholzkunde als die 
Summe eines zwei Menschenalter umfassenden, hingebenden, dendro- 
logischen Studiums in unsere Hände und an unser Herz gelegt*). 

Dass das Buch auch seine Fehler und Schwächen hat, wen wird das Wunder 
nehmen? Unfehlbar ist niemand und in Fragen der Artumgrenzung, der Nomen- 
klatur und Priorität, des Stils und der Abgrenzung des Stoffes giebt es fast so viele 
verschiedene Ansichten als verschiedene Beurteiler. Alle Dendrologen aber, sie 
mögen im einzelnen noch so viel zu tadeln haben, werden mit mir übereinstimmen, 
dass hier eine gewissenhafte, solide, absolut selbständige und für den Baumkenner 
wie für den Baumfreund höchst brauchbare Arbeit vorliegt. Mit diesem allgemeinen 
Urteil werden Autor wie Verleger zufrieden sein und meine weiteren Ausstellungen 
sowie meine wohlgemeinten Ratschläge und Mahnungen für die Fortsetzung des 
Werkes ruhig hinnehmen und beherzigen können. 

Wenn man ein neues illustriertes Werk durchblättert, so bleibt naturgemäss 
das Auge zunächst an den Bildern haften und gerade diese entsprechen in dem 
vorliegenden Werke nicht durchweg den gehegten Erwartungen. Es sind gar zu 
viele darunter, denen man es ansieht, dass steifes Herbarmaterial als Vorlage 
diente! Welch ein Unterschied ist doch zwischen der nach REGEL kopierten, 
plastischen und eleganten Zeichnung der Diervilla Middendorfiana und den einige 
Seiten weiter hinten abgebildeten Zweigen einiger amerikanischer Symphoricarpus! 
Auch vermisst man meist analytische Beigaben, Blütendurchschnitte u. s. w., die zur 
Kenntlichmachung der Artunterschiede und der Gruppenangehörigkeit oft mehr 
beitragen als die Gesamtbilder, was gerade auch für die Symphoricarpus gilt, deren 


*) Wie wenig verständnisvolle Förderung er bei seinen opfervollen Bemühungen, den bota- 
nischen Garten zu Darmstadt zu einem Musteretablissement für dendrologische Forschung zu machen, 
Seitens seiner vorgesetzten Behörde findet, konnte ich bei meinem Besuche daselbst im Frühjahre 
1889 recht deutlich wahrnehmen, Wenn eine für die Wissenschaft so kostbare dendrologische 
Sammlung, wie die Darmstädter, jeden Winter den Zähnen scharenweise eindringender Hasen und 
Kaninchen, in der warmen Jahreszeit aber den Gelüsten naschhafter Kinder und rücksichtsloser 
Vogelsteller schutzlos ausgesetzt bleibt, weil die Behörde nicht dazu zu bewegenist, für 
eine genügende Umzäunung des Gartens Sorge zu tragen, so hört eben alles auf! 
Hoffen wir, dass das Erscheinen der Laubholzkunde auch hierin erfreulichen Wandel schafft und 
vielleicht gar die dortige Regierung veranlasst, noch etwas weiteres zu thun, was eigentlich als 
eine Ehrenpflicht gegenüber der deutschen Wissenschaft bezeichnet werden könnte, nämlich dem 
verdienten Direktor ihres Gartens die Mittel zu einigen Studienreisen nach den dendrologischen 
Gärten zu Segrez, Kew, Muskau etc. zu gewähren, auf denen er die zur Fortsetzung seines schönen 
Werkes hocherwünschten Zeichnungen nach der Natur ausführen und seine Erfahrungen am lebenden 
Materiale vervollständigen könnte. 


G. Dieck: Dendrologische Plaudereien, 609 


Blätter an den verschiedenen Zweigen sehr verschieden aussehen können. So wird 
man zum Beispiel die tief und spitz gezähnten Blätter der Abbildung des S. acutus 
an den seitlichen, überhängenden Zweigen meist vergeblich suchen und oft auch 
an den aufrechten Trieben vermissen, was der Autor freilich im Text auch selbst 
andeutet. Anzuerkennen ist dagegen, dass DiPPpEL fast nirgends in den Fehler, all- 
bekannte Formen abzubilden, verfallen ist, wie er in LaucHzs Dendrologie, einer 
verminderten und keineswegs verbesserten Auflage des »KocHh«, uns überall ent- 
gegentritt, während er bei schwierigen Gattungen wie Fraxinus, Ligustrum, Lycium, 
Viburnum etc. in richtiger Erkenntnis dessen, was Not that, fast jede Art bildlich 
darstellte. Die Bearbeitung der genannten Gattungen ist überhaupt eine besonders 
klare und dankenswerte und wird uns endlich ermöglichen, die heillose Verwirrung, 
die bisher in diesen Gruppen herrschte, auch in unseren Kulturen zu beseitigen. 

Befremdend wirkt die auf Seite 96 zum Ausdruck gebrachte Abneigung des 
Autors, die Bastardierung verwandter Formen als Ursache der Bildung neuer Formen 
anzuerkennen, ein Standpunkt, der heutzutage nicht mehr recht haltbar zu sein 
scheint und von dem der Autor sich oft genug wird entfernen müssen, wenn er 
erst die Sippen der Rosaceen und Salicaceen in Behandlung genommen haben 
wird, in welchen die Bastardformen geradezu dominieren und besonders die der 
Rosaceen zum guten Teile auch fortpflanzungsfähig und mehr oder weniger samen- 
beständig sein können und auch sind. Seine auf Seite 86 ausgesprochene Meinung, 
dass bei der Entstehung seiner Fraxinus tamariscifolia var. monophylla eine Fraxinus 
excelsior var. monophylla nicht mitgewirkt haben könne, weil der Standort der 
nächsten Pflanze °/,—ı Stunde entfernt sei, scheint mir hinfällig*).. Wer kennt 
nicht die Geschichte jener italienischen Dattelpalme, welche reichlich Früchte trug, 
obgleich das nächste männliche Exemplar mehr als 25 Meilen von ihr entfernt 
stand?! — 

Auch die in der Vorrede ausgesprochene Abneigung des Autors, morphologische, 
entwickelungsgeschichtliche und phylogenetische Erörterungen in dem Rahmen seiner 
Arbeit aufzunehmen, scheint besonders in Bezug auf die letzteren nicht mehr zeit- 
gemäss und richtig zu sein, obgleich ich dieselbe bei einem Gelehrten der KAnT- 
Friesschen Schule begreife. Die Systematik muss fortschreiten, sich reformieren und 
sich den Forderungen anpassen, welche an sie, infolge der Resultate der physio- 
logischen und biologisch-phylogenetischen Forschungen der Neuzeit, gestellt werden, 
denn jeder Stillstand ist Tod! Es scheint mir überhaupt nur noch eine Frage ab- 
sehbarer Zeit, dass an die Stelle der rein morphologisch abgegrenzten Arten, 
Formengruppen mit natürlich aneinander gereihten Formen oder Spezies ver- 
schiedenen Grades treten. Wenn der Autor sich demnächst mit den Gattungen 
Rosa und Rubus beschäftigen wird, dürfte ıhn, denke ich, ganz von selbst die Ver- 
suchung anwandeln, einen Versuch zu machen mit einer Exkursion in das Gebiet 
der phylogenetischen Erklärungs- und Gruppierungsmethode. Der alte Artbegriff 
geht ja längst schon mit Grundeis und es wird die Zeit kommen, wo nicht mehr 
die morphologischen Merkmale in erster Linie die Grundlagen der Arten sind, 
sondern vielmehr nur zur Bestätigung und beiläufigen Kenntlichmachung derselben 
dienen werden. In dieser Überzeugung lebend, bedaure ich lebhaft, dass der 
Autor, wohl dem Wunsche, möglichst kurz zu sein, nachgebend, die Formen und 


*) Natürlich braucht darum diese Form doch kein Bastard zu sein, denn die Fr. excelsior 
monophylla halte ich auch rur für eine Abänderung. Das entwicklungsgeschichtlich begründete 
und verständliche Streben nach Vereinfachung der Blattform zeigen viele ursprünglich gefiederte 
Pflanzenformen! 

Gartenflora 1889, 44 


610 G. Dieck: Dendrologische Plaudereien. 


Unterrassen der von ihm angenommenen Typen, besonders aber die vikarierenden 
Arten oder l.okalrassen nur hier und da berücksichtigt und hervorgehoben hat. 
Gerade das von ihm behandelte Floragebiet der gemässigten Zone bietet dadurch, 
dass es zum grössten Teile durch Formen der circumpolaren oder palaearktischen 
Flora bewohnt wird, häufige und vorzügliche Gelegenheit, die parallele Entwicklung 
aus Urtypen hervorgegangener samen- und damit bis auf weiteres artbeständig 
gewordener Formen zu beleuchten und die trotz lokaler Sonderentwicklung etwa 
nachweisbare Solidarität gewisser Formencharaktere festzustellen, auf denen eben 
jede natürliche Formengruppierung notgedrungen fundiert sein muss. So sind 
Sambucus arborescens Torr. et Gray und Lonicera villosa Torr. et Gray, welche 
DippeL als Varietäten unserer Sambucus racemosa und Lonicera coerulea aufführt, 
für mich vielmehr diesen Arten mindestens gleichberechtigte Parallelarten, 
trotzdem vielleicht ihre morphologischen Sondermerkmale die gewohnte Art- 
schablone nicht ausfüllen mögen. Dieselben haben in Amerika wohl seit un- 
gezählten Jahrtausenden ein ebenso selbständiges Dasein geführt, zeigen sich fast 
noch samenbeständiger als die europäisch-asıatischen Vettern und niemand dürfte 
bisher in der Lage sein, entscheiden zu können, ob die beiden Amerikaner der 
Urform näher stehen oder die Europäer! Ich halte sogar bis auf weiteres die 
amerikanische Lonicera vıllosa für eine weıt fester steysende Art als unsere euro- 
päisch-asiatische L. coerulea, denn von ersterer ist nicht bekannt geworden, dass 
sie wieder Unterrassen erzeugt hätte, während die Lonicera coerulea deren in 
grosser Zahl gebildet hat, also sogar zu denjenigen Typen gehört, die den Höhe- 
punkt ihrer Stabilität schon überschritten haben und im Begriff stehen, sich in 
Unterarten aufzulösen. 

Das sind eben Betrachtungen, denen sich heutzutage kein Botaniker mehr ver- 
schliessen darf und giebt er in seinen Publikationen solchen Erwägungen keinen 
Raum, so könnte es kommen, dass schon nach zwei oder drei Menschenaltern der 
Wert derselben nur noch ein akademisch-historischer sein würde, so scharfsinnig 
und gediegen in ihrer Art sie sonst auch gewesen sein möchten. 

Die von DippEL gewählte Einteilung ist von der EICHLERschen kaum verschieden, 
was bei der Anerkennung, welche letztere derzeit gefunden hat, nur zu billigen ist. 
In Prioritätsfragen hat mich der Autor nahezu befriedigt, was viel sagen will, da 
mein Ideal in der unbedingten Wiederherstellung aller durch unbefugte Wieder- 
täuferei entfernten, ältesten Namensbezeichnungen besteht, soweit aus den Beschrei- 
bungen oder dem etwa noch vorhandenen Herbarmaterial der Autoren die Identität 
irgend noch festzustellen sein würde. Mit der Scheu vor der Antastung des geistigen 
Eigentums der alten Autoren würde eben jede Schranke fallen, die uns jetzt noch 
vor dem allgemeinen Chaos schützt. Meine Anschauungen in dieser Frage hat mir 
kein geringerer als der ehrwürdige BoIssiEr eingeimpft, der mich vor jetzt >ı Jahren 
in den Pyrenäen auf zahlreichen gemeinsamen Wanderungen in die Botanik ein- 
führte und dessen Gedächtnis allezeit in mir fortleben wird. So oft ich auch seine 
Flora orientalis in die Hand nehme, ist es mein erstes, im Vorwort die schönen, 
recht wissenschaftlichen, vornehmen und überzeugenden Worte nachzulesen, mit 
denen er sich über die Heiligkeit der Prioritätsrechte äussert und die ich allen 
alten wie jungen Botanikern zur Nachachtung nicht dringend genug ans Herz 
legen kann®). \ 

”) Mit einem wahren Hochgenusse lese ich deshalb jetzt in jeder Nummer von Garden and 
Forest SARGENTs »Notes upon some northamerican trees«, in welchen er, ganz in meinem Sinne, 
den ältesten Namen zu ihren Rechten verhilft. Sogar die in aller Munde befindliche Douglasfichte 


muss daran, denn er reklamiert für sie ganz mit Recht die Bezeichnung »taxifolia Britt.«, die älter 
ist als »Douglasii Carr.e Recht muss Recht bleiben! 


G. Dieck: Dendrologische Plaudereien. 611 


Der Stil und die Darstellungsweise unserer Laubholzkunde entspricht ganz der 
Eigenart und dem Charakter des Autors. Schlicht und einfach, klar und gewissen- 
haft, bescheiden und ohne jede Überschwänglichkeit! Man liest aus den Zeilen 
heraus, dass hier ein Mann sein Bestes zu geben bestrebt ist, der nicht nach der 
Elle auf Bestellung schreibt, sondern mit den Worten knausert, um nichts zu 
schreiben, was er nicht vertreten zu können meint. Deshalb ist diese Laubholz- 
kunde auch mehr als jede andere Dendrologie eine Originalarbeit zu nennen 
und muss als solche auch einen aussergewöhnlichen wissenschaftlichen Wert für 
sich in Anspruch nehmen. Freilich ist ein solches Buch dann auch mehr für ge- 
reifte Fachmänner geeignet, während die Menge der jugendlich-stürmischen An- 
fänger und Neulinge eine anregendere, wortreichere Darstellungsweise und eine 
weniger strengwissenschaftlich - schematische Behandlung des Stoffes vorziehen 
würde. Der Autor beschränkt sich auf eine Besprechung und Aufzählung derjenigen 
Formen, die schon in Deutschland in Kultur sind oder deren Einführung soeben 
und zwar meist durch mich erfolgt ıst. Er weiss als alter Herr zu ermessen, wie 
schwer ein solcher Besitz zu erwerben war und lässt sich gern an dem Erworbenen 
genügen. Anders die thatendurstige Jugend! Sie will angefeuert sein zu neuen 
Leistungen und Entdeckungen, will zeigen, dass sie es den Vätern gleich thun 
und die Lücken ausfüllen kann, welche jene gelassen haben! Warum entschloss 
sich der Autor nicht, wenn auch nur ganz kurz, aller der Gehölzformen zu ge- 
denken, welche aus gemässigten Zonen der Wissenschaft bekannt geworden sind, 
ohne bisher ihren Weg in die deutschen Arborete gefunden zu haben? Wie 
würden unsere jungen Dendrophilen aufgehorcht haben bei der Kunde, dass die 
Hochgebirge von China noch Dutzende von Rhododendron-Arten bergen, deren 
Kultur in Deutschland sehr wohl denkbar wäre? — Glaubt der Autor, es würde 
mir je eingefallen sein, Kopf und Kragen daran zu setzen, um die wunderbar 
schönen Eichenformen, die in grösster Mannigfaltigkeit die Berge der asiatischen 
Türkei bewohnen, für unsere Kulturen mobil zu machen, wıe das ın den nächsten 
Jahren in der That sich ereignen wird, wenn ich nicht auf dieselben durch das 
Jägersche Gehölzbuch aufmerksam gemacht worden wäre? Glaubt er, ich hätte 
je daran gedacht, Nordwestamerika jahrelang durch mehrere Sammler absuchen 
zu lassen, wenn mir nicht durch die Litteratur bekannt geworden wäre, welche 
Menge interessanter Gehölze dort noch zu holen wäre, die jetzt als Neueinführungen 
seiner Laubholzkunde so trefflich zu Statten kamen? Nein, wenn sein Buch nicht 
ausschliesslich dazu dienen soll, die Errungenschaften der Vergangenheit und 
Gegenwart richtig deuten, schätzen und pflegen zu lehren, wie der Autor aller- 
dings im Vorwort andeutet, sondern auch für die Zukunft, den Fortschritt 
sorgen soll, so ist es dringend nötig, dass Autor und Verleger den Entschluss 
fassen, in der Folge auch aller der Formen zu gedenken, die unseren Arboreten 
noch fehlen, oder dass sie noch besser als »Supplement zur Laubholzkunde« ein 
besonderes Verzeichnis solcher Desideraten mit genauer Angabe des Vaterlandes, 
etwaiger hervorragender Eigenschaften oder gar kurzer Diagnosen herausgeben, an 
dessen Hand die dendrologische Jugend den Weg finden könnte zu neuen Errungen- 
schaften und neuer rühmlicher Bereicherung der deutschen Arborete! 

Und nun noch eine wohlmeinende Frage an den Herrn Verleger! — Wäre es 
nicht möglich, trotz der anerkannt vorzüglichen Ausstattung des Buches, den Laden- 
preis von 15 Mark für den Band bald so weit zu ermässigen, dass das schätzbare, 
langersehnte Werk so recht »ein Buch für Alle«, also auch für minder begüterte 
Baumfreunde und Gartenbeamte werden könnte? Man sagt, dass in Deutschland 


44* 


.. 


612 G. Dieck: Dendrologische Plaudereien. 


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solche Bücher teurer sen müssten als in anderen Ländern, weil weniger davon 
gekauft würden, hat aber wohl noch nicht oft daran gedacht, einmal eine Gegen- 
probe zu machen. Mir liegen gerade zwei dendrologische Publikationen aus zwei 
Ländern vor, die sicherlich ein der Zahl nach viel geringeres dendrologisches 
Publikum aufzuweisen haben und doch sind die Preise dieser Werke ausserordent- 
lich niedrige zu nennen. Es ist das Macouns Katalog der kanadischen Pflanzen, 
dessen drei ansehnliche Bände für 75 Cents (ca. 3 Mark) zu haben sind und ein 
ausserordentlich wertvolles, inhaltreiches, 517 Seiten starkes Buch meines verehrten 
Gönners, Baron FERD. Von MÜLLER zu Melbourne, betitelt Select Extra-Tropical 
Plants, welches einen Ladenpreis von nur 4 Schillingen hat! 

Sollten wirklich die Herstellungskosten ın Australien und Kanada so sehr viel 
billiger sein als in Berlin? 

Nun, trotz alledem verdient DippeLs Laubholzkunde auf jedem Weihnachtstische 
zu liegen, wo immer Botaniker und Baumgärtner zum Christfest sich auch mit 
geistiger Speise erfrischen wollen. 

Ich selbst habe dem Autor und Verleger zum Schluss noch meinen ganz 
speciellen und persönlichen Dank für das endliche Erscheinen des Buches abzu- 
statten, denn sie haben mich dadurch von einer Last befreit, die mich zu erdrücken 
drohte. Seit Jahren wurde ıch nämlich aus aller Welt Enden mit Anfragen be- 
stürmt: »ob es denn nicht irgend ein brauchbares Grehölzbuch gäbe, oder ob ein 
solches nicht bald erscheine« und wahre Berge von Briefen mit Vertröstungen auf 
den »Dippel« habe ich seit Jahren schreiben müssen. Nun haben die lieben Seelen 
Ruhe und ich mit ihnen. Befreit atme ich auf und vergnügt beende ich meine 
Plaudereiı, die hoffentlich niemand erzürnte, dafür aber recht viele gleichgesinnte 
Seelen durch die darin enthaltene frohe Botschaft befriedigte und erfreute. 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc. 


Rose »Duchesse of Albany«, ı vorzügliche Treibradies Non plus ultra, 
Neuheit von WILLIAM PAUL & SoHn, wird dann die sich als ebenso gut erwiesene 
von H.SCHULTHEISS in »DerFruchtgarten« | englische Treibgurke Prescot Wonder, 
1889, S. 181 beschrieben. Blume gross, , den Kopenhagener Blumenkohl u. s. w., 
gefüllt, genau wie La France. Farbe | nur von Treibsalatsorten ist nichts zu 
zart silberig-rosa, sehr wohlriechend. Der | nennen, die besser wären, als die unter 
Wuchs der Sorte ist ausserordentlich | dem Namen »Hampels Treibsalat« in 
kräftig; Haltung gut. Die Blumen er- | Schlesien viel verbreitete Sorte, welche 
scheinen in ausserordentlicher Fülle wie | selbst den bekannten und häufig kulti- 
bei La France. Erhieit ein Certifikat | vierten »Kaiser-Treibsalat« übertrifft. 


I. Kl. der Königl. Gartenbau-Gesellschaft | Hampels Treibsalat, den ich der Güte 
in London. E.M. | des Züchters Herrn Garteninspektor 
ei ı Hamper in Koppitz, verdanke, gehört zu 

Hampels Treibsalat. ‚ den wenigen Sorten, die auch in den 


Die Zeit ist nicht mehr fern, wo wir | Monaten Januar und Februar feste, und 
an das Bestellen der Mistbeete zu denken | später sehr feste, goldgelbe, zarte, wohl- 
haben und wo wir, gestützt auf die Ver- | geformte Köpfe bilden, gleich ob in heiz- 
suche der letzten Gemüsetreibsaison, in baren oder durch Dung erwärmten Kästen 
Bezug auf Sortenwahl noch sicherere | getrieben. Von drei Ernten, die rund 
Griffe zu thun hoffen als im Vorjahre. | 1500 Stück repräsentierten, welche ich 
Das letztere brachte uns zwar das ganz | im letzten Winter vom Januar bis zum 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen. — Kleinere Mitteilungen. 


613 


Frühjahre in einem heizbaren Kasten 
mit ıo Fenstern machte, waren nicht 
5o Stück, die schlecht entwickelt und 
für die Küche unbrauchbar gewesen 
wären. Allerdings darf es an etwas Mühe 
und grösster Sauberkeit ın den Kästen, 
namentlich in den Monaten Dezember 
und Januar nicht fehlen, denn ohne diese 
bringt selbst die beste Saat bei der Treib- 
kultur nur schlechte Früchte. 

B. OrTTE, Bockdorf b. Kempen a.R. 


Das erste blühende Chrysanthemum Mrs. 
Alpheus Hardy in England. 

Das von mir in Nr. 9 dieser Zeitschritt 
beschriebene neue Chrysanthemum Mrs. 
Alpheus Hardy, welches in diesem Früh- 
jahr in Europa verbreitet wurde und all- 
gemein grosses Aufsehen erregte, steht 
jetzt am 28. Oktober hier bei TH. S. WARE 
in Tottenham in voller Blüte. Obgleich 
ich bis jetzt darauf gefasst war, dass die 
Amerikaner etwas zu viel über die Schön- 
heit der Blumen gesagt hätten, so bin 
ich doch jetzt zu der vollständigen Über- 
zeugung gelangt, dass sie die Schönheit 
der 
hatten, und wird man auch unzweifel- 


Blume durchaus nicht übertrieben 


haft ın Deutschland jetzt dieselbe ver- 
herrlichen. Besonders interessant sind 
die halbgeöffneten Blumen dadurch, dass 
dieselben durch Ineinandergreifen der 
Haare an der Rückseite der Petalen einem 
feingekräuselten Federball gleichen. Kurz 
gesagt, ein deutscher Friseur würde nicht 
imstande sein, die Haare des Chr. Mrs. 
Alpheus Hardy besser zu kräuseln, wie 
sie hier in Natur vorhanden sind. 

Es wäre interessant, ın dieser Zeit- 
schrift auch Urteile über in Deutschland 
blühende Exemplare zu erhalten. 

Cr. SOnnTaG ın London. 


Mutisia Clematis 
ist eine prächtige Schlingpflanze aus Peru. 
Sie wird bis 7 »= lang, hat gefiederte 
Blätter, welche in Ranken auslaufen; die 
Fiedern sind eiförmig, unterseits fein, 
seidenartig behaart. So lange die Pflanze 
nicht blüht, macht sie ganz den Eindruck 
einer Leguminose und erst die prächti- 
gen, scharlachroten grossen Blütenköpfe, 
welche sehr einer Nelke ähneln, lassen 
erkennen, dass man eine Komposite vor 
sich hat. The Garden giebt eine sehr gute 
farbige Abbildung dieser Art. Dr.D. 


Kleinere Mitteilungen. 


Passiflora incarnata L. 


es scheint, in den Gärten wenig bekannte 
stattliche Schlingpflanze blühte im bota- 
nischen Garten zu Heidelberg im ver- 
gangenen Sommer zum erstenmale, nach- 
dem sie bereits mehrere Jahre am gleichen 
Standort den Winter im Freien unter 
schwacher Laubdecke überdauert hat. 
Sie hat bei uns völlig den Charakter 
einer Staude, indem die 2,5—3 m langen 
Triebe bis zum Boden zurückfrieren und 


| doppelten, ausserordentlich breiten, eigen- 
Diese in Virginien heimische, und wie | 


weit überragt. 


im Frühjahr aus den zahlreichen Rhizomen 


neue Stengel erscheinen, die sich vom 


bedecken. Letztere, von gleicher Grösse 
wie die Blüten der bekannten Passıflora 
coerulea, zeichnen sich durch . einen 


tüimlich gewellten Fadenkranz von dunkel- 
vıoletter Farbe aus, der die Kronenblätter 
Die grossen, tief drei- 
lappıgen Blätter bilden eine dichte Be- 
laubung, welche die Pflanze zur Beklei- 
dung sonnig gelegener Wandflächen sehr 
geeignet erscheinen lässt. Ich glaube 
bestimmt annehmen zu können, dass die 
Passiflora incarnata auch die härteren 
Winter Norddeutschlands ohne Schaden 
erträgt, wenn man ihr durch Bedeckung 
des Bodens mit Laub den nötigen Schutz 


‚ gewährt. Samen hat unsere Pflanze trotz 
Juli bis zum Herbst reich mit Blüten | 


sorgfältiger künstlicher Befruchtung nicht 

geliefert, sie lässt sich aber leicht durch 

die vielen Ausläufer reichlich vermehren. 
O.M, 


614 
Zur Einfuhr von Pflanzen in die Kapkolonie. 
(Amtliches.) 


Berlin, den 31. Oktober 1889. 


Im Anschluss an die Benachrichtigung 
vom 16. d Mts. I. 17 579 wird der Vor- 
stand davon in Kenntnis gesetzt, dass 
die ın der Kapstadt vorgenommene Unter- 
suchung der in die Kapkolonie einzu- 
führenden Pflanzen etc. auch für die an- 
deren Häfen dieser Kolonie Giltigkeit 
hat. Die von dem Prüfungsbeamten in 
Kapstadt ausgestellte Bescheinigung bleibt 
bei der Weiterbeförderung der Sendung 
nur der Zollbehörde des betreffenden 
Hafenorts vorzuzeigen. 
Der Minister 

für Landwirtschaft, Domänen und Forsten. 
In Vertretung: 
v. MARCARD. 

An 
den Vorstand des Vereins 
zur Beförderung des Garten- 
baues etc. 
I. 18 476. 


Frühzeitiges Blühen von Dracaena indivisa. 
Beigehend übersende Ihnen einen Säm- 
ling von Dracaena indivisa lineata, der 
ım Anfang Juni ausgesäet, jetzt aber 
bereits mit einem Blütenstiel 
ist, wenngleich die Pflanze erst 5 Blättchen 
aufzuweisen vermag. J. Kar. 
Sehr interessant. 
in einem Topfe von 6 cm Durchmesser 
und hat eine Höhe von ı cn, die längsten 
(obersten) Blättchen sind ı cz» lang und 
3 mm breit, bräunlich-grün an Farbe. 
Der Blütenstand ist central 3 cn» hoch 
und bildet eine einfache Achse, in der 
anbei sechs kleine Deckblättchen mit 
verkümmerten Blüten sitzen. 1.2 


Gallen von Erlenwurzeln. 
Beigehend sende eine Gallenablagerung 
auf einer Wurzel (Erle?), die auf den Be- 
sitzungen des Herrn von REDERN, Lanke, 
ausgegraben wurde. J- KLar. 


Diese Gallenbildungen, nahm man bis- | 
einen Pilz | 


her an, entstehen durch 
Schinzia alnı, doch ist Prof. FRANK der 


versehen | 


Der Sämling steht | 


Kleinere Mitteilungen. 


| 


Reservestoffhehälter 
TaWa 


Ansıcht, dass es 


seien. 
Berichtigung zu Aechmea Mertensii. 

In Nr. ı9 d. J. S. 516 habe ich eine 
bei Herrn ©. J. Qumrus in Groningen 
blühende Aechmea, die er unter dem 
Namen paniculigera von WILLIAM BULL, 
London, erhalten hatte, für A. Mertensii 
erklärt und als solche abgebildet. Ich 
hatte in meiner Korrespondenz mit Herrn 
Qumrüs denselben darauf aufmerksam 
gemacht, dass A. paniculigera Griseb. 
einen viel lockereren Blütenstand habe, 
trotzdem aber in meinem Manuskript, 
das ich im Januar 1889 angefertigt, den 
Namen A. paniculigera beibehalten und 
ihn erst im Moment der Abreise in ein 
Seebad — ich weiss nicht recht warum 
— umgeändert. Die Korrektur las ich 
auf Sylt, konnte daher nicht mehr ver- 
gleichen. Jetzt sehe ich, dass ich mich 
doch geirrt habe und dass wir es hier 
mit einer dichtrispigen Form von A, 
panıiculigera Griseb. zu thun haben. 

Ich habe Herrn Dr. J. G. BAKER, Kew, 
und Herrn Ep. AnDrRE, Paris, meine 
Zweifel ausgesprochen und beide stimmen 
mir darin bei, dass es doch A. pani- 
culigera Griseb. ist. Herr BAKER ant- 


wortet mir: Die als Mertensii abgebildete 


Pflanze ist, denke ich, dıe jamaikaniısche 
Form von A. paniculigera, welche ver- 
schieden sein mag von der Pflanze des 
Amazonenstrom-T'hales und Kolumbiens. 
A. Mertensii hat eiförmige Deckblätter, 
welche die Kelchröhre nahezu verdecken. 
Siehe auch das soeben erschienene treff- 
liche Handbook of the Bromeliaceae von 
]. G. BAKER Seite go und 41. 
L, WITTMACK. 


Beitrag zur Kultur der Bletilla hyacinthina 
Rehb. f. 

Herr M. HERB ermuntert in MÖLLERS 
Deutsche Gärtnerzeitung Nr. 31 d. Jahrg. 
zu Versuchen, oben erwähnte Erdorchi- 
dee als Freilandpflanze zu behandeln. 
Nach meinen Erfahrungen würde dies in 
den klimatisch bevorzugteren Gegenden 


BD ie 


Kleinere Mitteilungen. — Ausstellungen und Kongresse, 


615 


Deutschlands sehr wohl möglich sein, 
wenn nicht die Gefahr des Verfaulens 
der Knollen bei andauernder Winter- 
feuchtigkeit vorhanden wäre, so dass 
man leicht um eine schöne Pflanze 
kommen kann. Nichtsdestoweniger werde 
ich im nächsten Jahre einen Versuch 
machen. Ich überwinterte Bletilla hya- 
einthina, die im Kalthaus immer zu zeitig 
treibt, kleine verkrüppelte Blüten hervor- 
bringt und von Blattläusen sehr zu leiden 
hat, bisher stets in einem kalten Kasten 
mit meinen in Töpfen befindlichen Stau- 
den und Alpinen zusammen, wo sie oft 
wochenlang eingefroren stehen, jedoch 
vor Nässe geschützt sind. Infolgedessen 
treiben die Pflanzen erst im Mai und 
zwar ausserordentlich kräftig, Während 
des Sommers stehen sie im Freien an 
recht sonnigen Plätzen und sind, um ein 
schnelles Austrocknen zu verhindern, bis 


an den Topfrand in die Erde einge- | 


graben. Hier blühen sie wohl zwei Mo- 
nate lang mit schönen grossen Blumen 
in einer Reichhaltigkeit, die uns erst vor 
Augen führt, wie wertvoll diese Pflanze 
für unsere Gärten ist. MAsSIAS. 
Primula Poissoni, 

eine von FRANCHET aus dem Innern 
Chinas in Samen eingeführte Freiland- 
Primel, wurde am 8. August cr. von Pro- 
fessor Cornu in der französischen Garten- 
bau-Gesellschaft zum erstenmale in Blüte 
ausgestellt. Nach der »Wiener Illustr. 
Gartenztg.« 1889 S. 406 trägt sie auf 
einem aufrechten, dünnen, steifen Stengel 
zwei Wirtel von 2o bis 25 Blumen über- 


einander, die in prächtiger, amarant- 
roter, dunkler Färbung einen guten Effekt 
hervorrufen. E.M. 
Primula denticeulata variegata 
wird als eine der neuesten und besten 
gärtnerischen Züchtungen in der »Wien. 
Illustr. Gartenztg.« 1889 S. 406 beschrie- 
ben. Die Blätter dieser bei uns im 
Frieen ausdauernden schönen Himalaya- 
Primel sind breit und regelmässig mit 
einem rein weissen Rande eingefasst, 
und bildet die Blattrosette selbst zu der 
Zeit, wo die violetten Blütenköpfe nicht 
vorhanden sind, eine herrliche orna- 
mentale Zierde des Gartens. Wurde in 
England gezüchtet und soll von dort aus 
in diesem Herbst in den Handel kommen. 
E.M. 


Das Pomologische Institut in Reutlingen 
begann das neue Schuljahr mit 43 Schü- 
lern Von diesen sind: 6 Hospitanten, 
ı3 Schüler der höheren Lehranstalt für 
Pomologie und Gartenbau, ı3 Schüler 
der Obst- und Gartenbauschule und 6 ın 
der Landw. Gartenbauschule in Unter- 


| lenningen, der Filiale des Pomologischen 


Instituts. Bezüglich ihrer Heimat ver- 
teilen sich die Schüler auf folgende 
Länder: Deutschland: Anhalt ı, 
Baden ı, Bayern 4, Hamburg ı, Grossh. 
Hessen ı, Lippe ı, Mecklenburg 2, 
Preussen 13, Königr. Sachsen ı, Schwarz- 
Dugg7 7, Württemberg; "92 , Aussen 
deutsche: Belgien ı, Dänemark ı, 
Frankreich ı, Italien ı, Österreich 1, 


Schweiz 3. 


Ausstellungen und Kongresse. 


Berlin. Die Chrysanthemum - Ausstel- 
lung v. 15.— 17. Nov. verspricht eine recht 
gute zu werden. Selbst aus demElsass sind 
reiche Sendungenangemeldet. Am ı5.Nov. 


wird ein Japaner, Herr Dr. WATANABE, über | 


das Chrysanthemum in Japan sprechen. 
Liegnitz. 


Vom 22. bis inkl. 24. Fe- | 


bruar 1890 wird in Liegnitz eine schle- | 


sische Winter-Gartenbau-Ausstellung für 
blühendePflanzen, Blumen-Arrangements, 
Obst, Gemüse und Konserven, in Verbin- 
dung mit einem Blumenmarkte und einer 
ausserordentlichen Versammlung des Ver- 
bandes schlesischer Gartenbau -Vereine 
stattfinden. — Programme bei Hrn. Bürger- 
meister PEPPEL in Liegnitz zu beziehen. 


616 


Fu 


Personal- und Vereins-Nachrichten. 


= == = - — —  ——_— U 


Personal- und Vereins- Nachrichten. 


Dem städtischen Obergärtner PHILIPP 
Kuntz zu Strassburg i. Els. ist von Sr. 
Majestät dem Kaiser und König der 
Kronenorden IV. Klasse verliehen. 

Meyer -Denkmal. 

In der Komitee-Sitzung am 14. Oktober 
wurde mitgeteilt, 
behörden Berlins die Aufstellung des 
Denkmals im Treptower Park, nördlich 
vom grossen Spielplatz genehmigt haben. 


Der Fonds beträgt bis jetzt 4700 Mark. | 


Dem Bildhauer MAnTHE wurde die An- 
fertigung in ı'/, natürlicher Grösse in 
Marmor, der Firma KesseL & RöHL die 


des Untersatzes in schwedischem Granit | 
übertragen und die Enthüllung des Denk- | 


mals wenn möglich während der grossen 
Gartenbau- Ausstellung in Aussicht ge- 
nommen. 


dass die Gemeinde- | 


von denen mindestens 5 anwesend sein 
müssen. Dieselben sind jedoch nicht 
gebunden, schon an demselben Tage 
Beschluss zu fassen. 

$ 4. Die Abstimmung ist eine Öffent- 
liche, und ist das Urteil in einem Proto- 
koll kurz zu motivieren. 

$ 5. Die Namen der Aussteller der 
prämierten Gegenstände werden nebst 
der Motivierung des Urteils im Vereins- 
Organ bekannt gemacht. 

Bemerkung: Auch Ausländer können 
sich um das Wertzeugnis bewerben. 


Geschäftsordnung bei Erteilung von 
Wertzeugnissen. 

ı. Alle Pflanzen, die irgend trans- 
portabel sind, müssen im Vereinslokale 
vorgeführt werden, nur in Ausnahme- 
fällen und unter besonderer Motivierung 


des Bewerbers ist eine Besichtigung an 
Ort und Stelle vorzunehmen. In diesem 
Falle hat der Bewerber die den Preis- 


Reglement über die Erteilung von Wertzeugnissen 
des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues. 


$ı. Der Verein zur Beförderung des 


Gartenbaues in den Preuss. Staaten hat | 
beschlossen, Wertzeugnisse zu erteilen | 


für neue Züchtungen oder direkte neue 
Einführungen von Pflanzen, Früchten und 
Gemüsen, die einen ganz hervor- 
ragenden Wert haben, anderweitig noch 
nicht prämiiert und noch nicht im Han- 
del sind. 

$ 2. Bewerber um das Wertzeugnis 
können die auszustellenden Gegenstände 
jederzeit vorführen, müssen sie aber 
mindestens 5 Tage vorher dem Bureau 
des V.z.B.d.G.*) anmelden. Wünschens- 
wert ist es, dass die Vorführung in den 
Monatsversammlungen oder in den Aus- 
schusssitzungen stattfindet**). 

$ 3. Zur Beurteilung der vorzuführen- 
den Gegenstände ernennt der Vorstand 
7Sachverständige (möglichstSpezialisten), 


*) Berlin N., Invalidenstr. 42. 

”*) Die Monatsversammlungen finden am 
letzten Donnerstag, die Ausschusssitzungen am 
ersten und zweiten Donnerstag im Monat statt. 


richtern entstehenden Kosten zu tragen. 

2. Das Urteil darf in diesem Falle 
nicht am Orte der Besichtigung abgegeben 
werden. 

3. Der Bewerber muss schriftlich bei 
der Anmeldung erklären, dass seines 
Wissens der Gegenstand anderweitig noch 
nicht prämiiert ist. Auch hat er über 
die Lebensgeschichte der auszustellenden 
Pflanze etc. einen kurzen Bericht einzu- 
reichen. 

4. Es können nur einzelne Arten, Ab- 
arten oder Sorten prämiiert werden, nicht 
ganze Sammlungen. Bei Pflanzen, welche 
in den Farben variieren, z. B. bei Flor- 
blumen, kann für alle Farben zusammen 
ein Wertzeugnis gegeben werden. 

5. In der Motivierung des Urteils kann 
angegeben werden, ob eine Pflanze sich 
mehr für Liebhaber oder für Handels- 
gärtner eignet, oder ob sie prämilert ist, 
trotzdem sie noch nicht ganz voll- 
kommen, weil sie den Ausgangspunkt 


. einer neuen Rasse zu bilden verspricht. 


” 


Taf. 131. 


lor 


tenf 


Gar 


Masdevallia chimaera Rchb. fil. 
Von @. Sommer, Obergärtner am Grossh. botanischen Garten in Karlsruhe. 


Hierzu Tafel 1311. 


Die beistehende, in natürlicher Grösse gegebene Abbildung der Masdevallia 
chimaera ist nach einer Ende März 1888 im Grossherzoglich botanischen 
Garten in Karlsruhe zur Blüte gekommenen Pflanze gefertigt. 

Unter den zahlreichen Masdevallien- Arten, welche sich alle durch über- 
raschende Neuheit und Vielgestaltigkeit der Formen und Farben auszeichnen, 
bietet die Chimaera wohl mit das Absonderlichste und Wunderbarste, was 
man je von ÖOrchideenblüten gesehen hat. 

Die drei breiten, nach unten verschmälerten und zuletzt in schwanz- 
förmige, 25 cm lange Enden auslaufenden Sepalen sind goldgelb und purpur- 
braun getuscht und auf der Oberfläche mit zahlreichen goldfarbigen Borsten 
bedeckt, während die Petalen und die Säule, wie bei allen Masdevallien, 
ausserordentlich klein sind. Die flache, sackartige Lippe tritt deutlich hervor; 
sie hat eine tongelbe Färbung und ist innen, sowie aussen an dem Rande 
mit rotbraunen Strichelchen und einigen rosaroten Punkten versehen. 

Das Verdienst der Einführung dieser originellen Orchidee gebührt dem 
verstorbenen berühmten B. ROEZL; er fand sie im westlichen Neugranada, 
wo sie namentlich auf Bäumen in einer Höhe von 2500 »z üb. d. M. ihren 
Wohnsitz hat. 

Was die Kultur anlangt, so pflanze man sie in eine grobe, faserige, mit 
etwas Holzkohlenstücken versetzte Erde und gebe ihr einen hellen Standort, 
möglichst nahe dem Glase, im feuchten, temperierten Orchideenhause. Da 
die Blütenstiele regelmässig abwärts in das Moos hinein treiben und dann 


häufig seitwärts oder unten ihren Ausweg nehmen, so empfiehlt sich die 
Korbkultur. 


Das Chrysanthemum indieum (Kiku) in Japan. 


Vortrag, gehalten bei der zur Feier der ıoojährigen Einführung 
des Chrysanthemum vom Verein zur Beförderung des Gartenbaues 
in der Flora zu Charlottenburg veranstalteten Ausstellung 


Von Dr. Hadjime Watanabe, Agronom der Kaiserl. japanischen geobotanischen Reichsanstalt. 


Vom gärtnerischen Standpunkte ist das Chrysanthemum der Japaner, 
»Kiku«, in zwei Gruppen zu teilen. I. Nogiku — wildes Chrysanthemum, 
mit nur einer Reihe von Blumenblättern ringsum. II. Niwagiku, oder bloss 


Kiku genannt — kultiviertes oder gefülltes Garten - Chrysanthemum. 
Gartenflora 1389. 45 


618 Hadjime Watanabe: Das Chrysanthemum indicum (Kiku) in Japan. 


Ausserdem giebt es noch ein essbares Chrysanthemum — Ryorigiku, mit 
gelben Blumen, das bloss wegen der essbaren Blume kultiviert wird. 

An Unterarten von Niwagiku, d. h. gefülltem, giebt es ausser dem ge- 
wöhnlichen, im Herbst blühenden Kiku, noch das Natsugiku oder das im 
Sommer blühende; ferner das Kangiku, welches im Winter blüht; und das 
Fudangiku, welches in allen vier Jahreszeiten Blumen trägt. 

Das Nogiku oder wilde Chr., obgleich dessen Blume so einfach ist, spielt 
doch eine ziemlich bedeutende Rolle in unserer Gärtnerei sowohl als in unserer 
Kunstindustrie, und zwar gerade der Einfachheit seiner Blumen wegen. Das 
wilde Kiku wird meistens gepflanzt oder in der Kunst verwendet, um der 
Landschaft einen natürlichen oder ländlichen Charakter zu verleihen. 

Wenn Sie z. B. das Lackmuster zu S. 440 des zweiten Bandes von REINS 
»Japan« ansehen, so werden Sie da das wilde Chr. in Zusammenstellung mit 
wildem Gras finden. In der That zeigt das ganze Gemälde eine Heide- 
landschaft oder Hara. In gleicher Weise sieht man wilde Chr. oft auf anderen 
Kunstwerken, auf welchen Landschaften oder bäuerliche Wohnungen dar- 
gestellt sind. In der Gärtnerei werden die wilden Chr. häufig angewendet 
neben »Susuki« (Eulalia japonica) oder verwandten Ziergräsern, oder am 
Fusse von Steinblöcken, wie es meistens der Fall in der Natur ist. 

I. Vermehrung. Das kultivierte Chr. oder Kiku ist sehr zahlreich in Varie- 
täten, so dass man kaum alle aufzählen kann. Es ist sehr leicht vermehrbar, 
wenn man es in sorgfältiger Weise behandelt. Es ist vermehrbar: ı. durch 
Samen; 2. durch Absenker von Zweigen; 3. durch Absenker von Blattknospen; 
4. durch Teilung der Wurzel. 

I. Die Vermehrung durch Samen geschieht sehr leicht, aber so ge- 
wonnene Pflanzen sind in den meisten Fällen sehr verschieden von den 
Mutterpflanzen. Diese Vermehrungsmethode wird von Gärtnern befolgt, um 
neue Varietäten zu erzielen. 

2. Die Vermehrung durch Absenker geschieht auch sehr leicht. — Ja, 
ch erinnere mich noch, dass ich als Kind oftmals durch diese Methode 
Zwergpflänzchen von ca. einem Fuss Höhe mit reizenden Blumen erzeugt 
habe. Es dürfte interessant sein, hier zu bemerken, dass bei uns die Kinder 
ein Gartenbeet von ungefär 2 972 von ihren Eltern erhalten und so von Jugend 
auf schon etwas vom Pflanzenleben kennen lernen. 

Die genannte Vermehrungsweise ist ganz einfach. Man nimmt zuerst 
etwas thonigen Lehm und macht ihn ein wenig nass wie Teig. Davon macht 
man so viel kleine Kugeln, von ca. 3—4 cm Durchmesser, wie man braucht. 
In jede Kugel wird nun ein Loch gemacht, in dieses Loch wird der Zweig 
gesteckt und die Kugel zwischen den Handflächen gut gepresst. Nun werden 
die Zweige mit den Erdkugeln nebeneinander gepflanzt und täglich begossen. 


Um Zwergpflänzchen zu erzeugen, nimmt man solche Zweige, die schon mit 
kleinen Blumenknospen bedeckt sind. 


Hadjime Watanabe: Das Chrysanthemum indicum (Kiku) in Japan. _ 619 


3. Das Vermehren durch Blattknospen ist wahrscheinlich die schwerste 
Methode. Wenn man ein Blatt mit einer Knospe in seiner Achsel zusammen 
abpflückt und diese auf nassen, lehmigen Sandboden legt und das Blatt, aber 
nicht die Knospe, mit einer dünnen Erdschicht bedeckt und in den Schatten 
stellt, dann wird die Knospe zuletzt wurzeln und die so gewonnene Pflanze 
wird von demselben Schlag sein wie die Mutterpflanze. In der That ist die 
Lebenskraft des Kiku sehr stark. Wegen der Möglichkeit des Vermehrens 
bloss durch ein Blatt mit einer Knospe ist es bei uns nicht gestattet, in 
Kunstgärtnereien dicht an die Pflanzen heranzutreten, da es sehr leicht ist, 
ein Blatt zu pflücken, in die Tasche zu stecken und dem Gärtner so seine 
Specialitäten zu stehlen, die er vielleicht durch mehrjährige Sorge und Mühe 
erzeugt hat. 

4. Die Vermehrung durch Wurzelteilung ist die gewöhnlichste Methode, 
um das Kiku zu vermehren. In unserem Klima pflegt man im November und 
Dezember die Wurzelsprossen wegzunehmen und in irgend ein Stück Land 
zu pflanzen und mit Stroh zu bedecken, um sie vor Frost zu bewahren. Im 
nächsten Frühling werden sie dann verpflanzt. 

II. Boden. Die Bodenarten, worin das Kiku am besten gedeiht, sind 
verschiedene Lehmarten, die mindestens bis I »z tief trocken sein müssen. 
In Thon oder Sand gedeiht es nicht, und übermässige Feuchtigkeit ist ihm 
auch sehr nachteilig. Aber wenn das Kiku auch in günstigem Boden steht, 
so ist es doch besser, wenn man es jährlich umpflanzt. 

III. Beetvorbereitung. Ich werde mir erlauben, Ihnen die Methode zu be- 
schreiben, wie Liebhaber bei uns das Beet vorbereiten. Man wählt ein Stück 
trockenes Land und gräbt es bis 3 Fuss tief aus. In diese Grube wirft man 
halbzersetzten Strohkompost und darauf die ausgegrabene Erde, gut zer- 
kleinert. 

Nun wird flüssiger Dünger darauf gegossen und dann das Beet mit einer 
Matte bedeckt, damit kein Regenwasser hineinfliesse und die leicht löslichen 
Nährstoffe auswasche. Das oben erwähnte Zugiessen von Jauche geschieht 
nochmals und zwar mit einem Zusatz von Strohasche, damit der Stamm 
recht stark wachse. So zubereitet wird es den ganzen Winter gelassen. 
Diese Methode ist aus der Praxis genommen, aber meiner Ansicht nach ist 
sie auch ganz rationell, da die fortwährende Zersetzung des Strohs Kohlen- 
säure entwickelt und infolgedessen die Erde bis tief unten locker bleibt, 
während die Oberfläche vom Frost noch zerkleinert wird. Früh im nächsten 
Frühling bricht man die Oberkrume mit der Hacke auf und setzt sie so der 
Sonne aus. Ende März, wenn die Winterfröste vorbei sind, zerkleinert man 
die Schollen wieder und macht die Oberfläche eben. Damit ist das Beet 
fertig und kann bepflanzt werden. 

Alte Stämme müssen sorgfältig weggeschnitten und nur neue Sprösslinge 
vom vorigen Jahr gepflanzt werden. 


45° 


620 “  Hadjime Watanabe: Das Chrysanthemum indicum (Kiku) in Japan, 


Gewöhnlich, da man nicht Zeit hat, das Beet immer so sorgfältig vorzu- 
bereiten, gräbt man den Boden nur ı1'/, Fuss tief und ı Fuss im Quadrat 
aus; in diese Grube wirft man fette Erde hinein. Die fette Erde wird im 
Winter vorbereitet durch Zugiessen von Jauche auf Erde und mit einem 
Zusatz von Strohasche und dann der Sonne ausgesetzt. 

IV. Künstliche Kultur. Man sagt »Kiku-Blumen zu erzeugen sei leicht, 
aber Blätter zu erzeugen sei schwer«. Wir Japaner beurteilen das Kiku 
nach diesem Axiom, und leider ist für Laien dasselbe vollständig wahr. Das 
von Laien erzeugte Kiku ist in den meisten Fällen sehr arm und fehlerhaft 
in Blättern, obgleich es ziemlich gute Blumen trägt. Diejenigen, welche man 
beim Kunstgärtner sieht, tragen Blätter von unten bis oben ganz regelmässig 
und von sehr schöner grüner Farbe. 

Es giebt zwei Hauptarten der Kunst, Kiku zu erzeugen: I. Ogiku — wört- 
lich grosses Chr., d. h. Kiku-Pflanzen mit grossen Blumen, 2. Chugiku — 
wörtlich mittleres Chr., d. h. Kiku-Pflanzen mit mittelgrossen, aber sehr zahl- 
reichen Blumen. 

I. Ogiku — Grosses Chr.: Bei diesem sind die Stämme nicht zahlreich 
und jeder Stengel trägt eine einzige prachtvolle Blume. Die ganze Pflanze 
ist nicht hoch, und da der Hauptzweck die Blume ist, muss man sie so 
ziehen, dass man ohne Mühe von oben auf die Blume herabsehen kann. Die 
» gewöhnliche Höhe der Stämme ist ca. I »z, und schon deshalb schneidet 
man den Stamm in einer gewissen Höhe, und zwar wenn er noch jung ist, ab. 
Infolgedessen wird der Stamm viele Seitenäste treiben. Eine Anzahl dieser 
Äste wird von Zeit zu Zeit abgeschnitten und nur solche, welche stark aussehen, 
werden stehen gelassen. Wenn die Blumenknospen erscheinen, dann wird 
der stärkste und beste Ast ausgewählt, um Blüten zu treiben, und zwar eine 
an jedem Stamme; alle anderen Äste werden abgeschnitten. Nun stützt man 
diesen Stengel durch einen dünnen Bambusstock, um die ziemlich schwere 
Blume von ungefähr '/, Fuss Durchmesser senkrecht zu tragen. Die Seiten- 
äste, die nachher herauskommen, werden täglich abgepflückt. 

2. Chugiku — Mittelgrosse Blumen: Bei diesen erzielt man möglichst 
viele Blumen auf einer Pflanze. Man düngt sorgfältig und ziemlich häufig, 
um einen starken und kräftigen Stamm zu erzeugen. Auch in diesem Falle 
schneidet man, um eine möglichst grosse Anzahl von Seitenästen zu erzielen, 
den Stamm in gewisser Höhe ab. Diese Äste werden dann gelassen, bis die 
Blumenknospen erscheinen, dann werden diejenigen, welche keine Knospen 
tragen, weggeschnitten. Zur Erzeugung dieser Art müssen sehr starke und 
kräftige Pflanzen verwendet werden, sonst kann man nicht viele Blumen er- 
warten. Ich habe oftmals 100 oder mehr Blumen an einer Pflanze gesehen, 
ja, man hat sogar im Kaiserlichen Garten einst über 300 Blumen an einer 
einzigen Pflanze gezählt. 

V. Hauptformen. Es giebt zwei Hauptformen, in denen man die Kiku- 


Hadjime Watanabe: Das Chrysanthemum indicum (Kiku) in Japan. 621 


pflanzen zu ziehen liebt; denn obgleich man eigentlich eine grosse Anzahl 
von verschiedenen Formen findet, so kann man doch alle unter eine dieser 
zwei Hauptformen bringen. 

I. Hokizukuri — Reisigbesenform. Hier steigen alle Stämme aus dem- 
selben Wurzelstock senkrecht in die Höhe. 

2. Ogizukuri — Fächerform. Um die Pflanze in diese Form zu bringen, 
biegt man die äusseren Stämmchen eines Stockes zur Erde und hält sie dort 
durch Klammern fest, wodurch dieselben dann halbbogenförmig in die Höhe 
wachsen. Die mittleren Stämme lässt man dagegen gerade in die Höhe 
wachsen. Auf diese Weise bekommt der ganze Stock die Form eines 
Fächers. 

VI. Kiku-Spielereien. Was ich bis jetzt gesagt habe, ist wirkliche 
Gärtnerkunst. Es giebt aber in Tokyo auch Kunststücke, die man mit dem 
Kiku macht, das sogenannte Kikuzaiku — wörtlich Kikuarbeiten. 

Diese Spielerei, denn das ist es in der That, findet man in mehreren 
Stadtteilen, aber die berühmteste und wahrscheinlich die älteste wird die in 
mehreren Gärten in Dangozaka sein. Diese macht besonders den Kindern 
viel Vergnügen. Es wird Ihnen vielleicht interessant sein, einige Worte dar- 
über zu hören. 

In diesen Gärten sieht man historische oder dramatische Begebenheiten 
oder Märchen durch Puppen, in Lebensgrösse oder über Lebensgrösse, ja, 
sogar bis IO,z2 Höhe dargestellt, deren Gewand aus verschiedenfarbigen, den 
Farben der wirklichen Kleidung entsprechenden Kikublumen besteht. Und 
zwar verwendet man dazu nicht abgeschnittene Blumen, sondern die voll- 
ständigen Stöcke, die aus der Erde herausgenommen, in kleine Blumentöpfe 
gesetzt und im Hintergrunde angebracht werden, so dass man von vorn nur die 
Blumen sieht. Zwischen diesen Puppen sieht man Felspartieen, von Tieren 
belebte Landschaften u. s. w., deren Gestell aus Bambus gefertigt ist und die 
an allen passenden Stellen mit Kikublumen bekleidet sind. 

Die hierzu verwendeten Kiku sind eine besondere Abart mit kleiner 
Blume, die eigens für diesen Zweck gezogen wird. Die Befestigung an den 
Puppen u. s. w. geschieht vor dem Aufblühen. 

VII. Volksgebräuche. Meine Damen und Herren! Bis jetzt habe ich über 
den Boden, die Kultur und die Kunstformen gesprochen und ich hoffe, Sie 
werden davon ein, wenn auch schwaches Bild erhalten haben, wie man bei 
uns verfährt. Nun möchte ich noch zum Schluss einige Worte über einige 
Volksgebräuche in Japan sprechen. 

Wie Sie wohl gehört oder gelesen haben, haben wir fünf Volksfeste. 
Mit jedem derselben ist eine besondere Blume oder Pflanzenart verbunden. 
Diese Feste heissen »Sekku«. Es sind: 

Das erste, zur Neujahrszeit, am ersten Tag des ersten Monats; Haupt- 
pflanzen: Kiefer, Bambus und Mume (Prunus mume), die drei segen- 


622 “  Hadjime Watanabe: Das Chrysanthemum indicum (Kiku) in Japan. 


bringenden Pflanzen des Japaners, und Fukujuso (Adonis Amurensis). 
Die beiden ersteren werden an beiden Seiten des Hausthores auf- 
gestellt, die beiden letzteren dagegen im Zimmer. 

Das zweite, am dritten Tag des dritten Monats, das Mädchenfest; Haupt- 
blume Pfirsiche (Prunus Persica). 

Das dritte, am fünften Tag des fünften Monats, das Knabenfest; Haupt- 
pflanze »Shobu« (Iris laevigata var. Kaempferi). 

Das vierte, am siebenten Tag des siebenten Monats, das Damenfest; hier 
braucht man keine Blume (vielleicht weil man keine für schön genug 
hält, sich neben den Menschen-Blumen zu zeigen), aber Volkslieder 
werden auf verschiedenfarbige Papiere geschrieben und auf grün- 
blätterige Bambusstöcke befestigt und hoch in den Gärten aufgestellt. 

Das fünfte und letzte, am neunten Tag des neunten Monats, Haupt- 
blume: das Kiku. Da das Kiku nach chinesischem und danach nach 
japanischem Gebrauch als Symbol des langen Lebens geschätzt wird, 
so wird dieses Fest von Alten und Jungen ohne Unterschied gefeiert. 

Alle diese Feste wurden bis jetzt nach dem alten Kalender gefeiert, 
nach dem die Blütezeit der betreffenden Pflanze mit dem Fest zusammen- 
fällt. Aber nach dem neuen, jetzt eingeführten gregorianischen Kalender ist 
es ziemlich schwer, die Blume an dem betreffenden Tage zu bekommen. 
Der Ursprung und die Bedeutung dieser Feste sind mir unbekannt, aber sie 
sind zweifellos von China herübergekommen. 

Der Grund, warum und wann das Kiku als Kaiserliches Wappen ge- 
wählt worden ist, ist ebenfalls unbekannt, aber meiner Meinung nach kommt 
es daher, weil nach chinesisch-japanischer Ansicht das Kiku sehr stark und 
kräftig ist und dem härtesten Frost widersteht, und also ein Symbol der 
ewigen Dauer unserer kaiserlichen Dynastie ist, die, wie Ihnen schon bekannt 
sein wird, bereits seit dem Jahre 660 v. Christo besteht, also die älteste auf 
der Erde ist. 

Das kaiserliche Hoffest zu Ehren des Kiku und unser Chrysanthemum- 
Orden sind zweifellos aus dem kaiserlichen Wappen hervorgegangen. Unser 
kaiserliches Wappen ist eine Kikublume mit 16 Blumenblättern, die durch 16 
kleinere Bogen verbunden sind. 

Es lässt sich denken, dass die Kunst der Kikukultur im kaiserlichen 
Garten am höchsten entwickelt ist und sich besonders an dem obengenannten 
Feste zeigt, das nicht auf einen bestimmten Kalendertag fällt, sondern je 
nach der Entwickelung der Blumen jedes Jahr besonders festgesetzt wird. 
Zu diesem Feste pflegt Seine Majestät eine Anzahl von Personen des Adels 
und der höheren Beamten, sowie die ausländischen Minister einzuladen. Bei 
dieser Gelegenheit ist der Garten allen hoffähigen Männern und Frauen ge- 


öffnet, die dann die prachtvollen Blumen bewundern und die allerhöchste 
Gnade loben. 


L, Wittmack: Die Chrysanthemum-Ausstellung des Vereins z.B. d. G. etc. 623 


Die Chrysanthemum - Ausstellung des Vereins 
zur Beförderung des Gartenbaues in der Flora zu Charlottenburg 
vom 15. bis I7. November 1889. 


Von L. Wittmack. 


Der Verein zur Beförderung des Gartenbaues kann mit voller Befriedigung auf 
die von ihm veranstaltete Chrysanthemum -Ausstellung zurückblicken. Sie zeigte 
einen grossen Fortschritt gegenüber der kleinen ersten Ausstellung im vorigen Jahre 
und war gut besucht. Zwar hatten sich nur 17 Aussteller beteiligt, aber es ist zu 
bedenken, dass die ganze Kultur als Specialität noch neu ist, und glücklicherweise 
beteiligte sich jeder der Aussteller meist mit grossen Mengen; ıı davon lieferten 
Töpfe, 6 abgeschnittene Blumen. 

Ausser Berlin und Umgegend waren besonders die Firmen HAAGE & SCHMIDT, 
Erfurt, ERNST REULIG, Schloss Büdesheim, Oberhessen, J. B. Strug, Mülhausen 
ı. Elsass, J. A. BECKER, Mühlhausen und die Firma Reıp & BoRNEMANN, London, 
vertreten. 

Letztere Firma hatte schon auf der vorjährigen Ausstellung durch ihre ab- 
geschnittenen Riesenblumen alle in Erstaunen gesetzt, sie erntete diesmal für den 
gleichen Gegenstand (Blumen bis 20 cm Durchmesser) abermals den regsten Beifall, 
ausserdem — eine goldene Medaille und — sehr viele Bestellungen! Aber ihr sehr 
nahe kam eine deutsche Leistung: die des Herrn Kommerzienrat SPINDLER (Ober- 
gärtner WEBER), Spindlersfelde bei Berlin, welche gleichfalls mit der goldenen 
Medaille ausgezeichnet wurde . Herr WEBER hat seine Stecklinge von den Herren 
REID & BORNEMANN bezogen, sie ganz so kultiviert, wie von diesen angegeben, und 
dadurch Schaublumen erzielt, die den englischen wenig nachgaben. Noch ein Jahr 
und Herr WEBER wird wohl ganz den englischen Züchtungen Gleiches leisten! 
Auch Herr Fabrikbesitzer WEIDINGER (Öbergärtner Fincas), Charlottenburg, hatte 
ähnliche Versuche in kleinerem Masse gemacht. 

Sagen wir es aber offen, so schön die einzelnen Riesenblumen abgeschnitten 
sind, so steif macht sich eine Pflanze derselben, da sie nur aus drei über meter- 
langen, steifen, senkrechten Trieben besteht, von denen jeder mit einer Blume 
endigt. Da sind unsere Buschformen doch viel schöner. Und Herr BRANDT, 
welcher nebst Herrn C. Crass I. das schwierige Amt des Ordnens übernommen 
hatte, that sehr recht, dass er die kahlen, steifen Exemplare in die Mitte der Gruppen 
stellte, um ihre unteren Teile durch die rundum befindlichen Buschformen zu 
verdecken, wenngleich das den Preisrichtern und Spezialisten die Besichtigung 
erschweren machte. 

Sortimente in Töpfen waren ausser von genannten Herren SPINDLER und WEI- 
DINGER besonders noch von Herrn R. BRAnDT, Charlottenburg, der Herzogl. Sagan- 
schen Gartenverwaltung (Ökonomierat Direktor GIREouUpD) in Sagan sowie Herrn 
TUBBENTHAL, Charlottenburg, geliefert, deren Sammlungen eigentlich alle auch 
Schaupflanzen enthielten. Schaupflanzen allein hatte die Königliche Hofgarten- 
Direktion zu Potsdam (Königl. Obergärtner RosEnBERG, Marly-Revier) auf Ver- 
anlassung des Königl. Hofgartendirektors JÜHLKE ausgestellt. Marktpflanzen hatten 
die Herren Crass-Berlin, PauL DRAWIEL-Lichtenberg, LUTZENBERG-Charlottenburg 
und Herums-Erxleben b. Magdeburg geliefert. 

In abgeschnittenen Blumen glänzten ausser den Herren REıp & BORNEMANN, 
Kommerzienrat SPINDLER, ReurıG-Büdesheim, OTTo THALACKER-Gohlis-Leipzig, 


624 Erteilte Preise auf der Chrysanthemum-Ausstellung in der Flora zu Charlottenburg. 


StrugB-Mülhausen, BECKER-Mühlhausen. Ausser Konkurrenz standen die schönen 
Blumen von HAAGE & SCHMIDT - Erfurt. 

Ausserdem hatte Herr Kunst- und Handelsgärtner GABRIEL-Köpenick einige 
hübsche Bindereien aus Chrysanthemum eingeliefert und Herr LupwıG MÖLLER- 
Erfurt Gefässe zum Aufstellen von Chrysanthemum, sowie das sehr empfehlens- 
werte, in seinem Verlage erschienene Werk von A. CREDNER: Chrysanthemum 
indicum und seine Kultur. 

Hochinteressant war die von über 200 Personen besuchte Versammlung, 
welche sich am ı5. November, nachmittags 5 Uhr, an die Ausstellung schloss, ein- 
mal dadurch, dass — wohl zum erstenmale seit langen Jahren — Damen an derselben 
in grosser Zahl teilnahmen, zweitens aber dadurch, dass über die Kultur des 
Chrysanthemum und die Bedeutung desselben in Japan von einem Japaner selbst, 
Herrn Dr. WATANABE, ausführliche Mitteilungen gemacht wurden, die wir im vor- 
stehenden Artikel wiedergeben. Ausserdem sprach Herr Reıp über die Kultur des 
Chrysanthemum, Herr PERRING über die Ausstellung selbst, wobei er besonders auf 
eine Beschränkung in der Sortenzahl hinwies, und der Referent über die Geschichte 
des Chrysanthemum, die im wesentlichen schon in Nr. 22 d. J. S. 595 gegeben ist. 

Leider ist dort S. 598 Z. ı3 von oben ein sinnentstellender Fehler stehen ge- 
blieben; nicht RupprEecHr gebührt das Verdienst, nachgewiesen zu haben, dass 
schon 1683 JAKOB BREYNE*) aus Danzig in Holland Chrysanthemum gesehen, son- 
dern SABINE, wie sich schon daraus ergiebt, dass RUPPRECHT fast alles Geschicht- 
liche aus SABINE entnahm. 

Nach der Sitzung wurde ein einfaches gemeinsames Mahl eingenommen, an 
dem auch Damen, sowie drei Herren aus Japan, sich beteiligten. 


Erteilte Preise auf der Chrysanthemum- Ausstellung in der Flora 
zu Charlottenburg am 15. November 1889. 


(Preisrichter die Herren DRAWIEL, C. MATHIEU, RUDOLPH MEYER, PERRING, 
GUST. SCHMIDT). 


I. Pflanzen. 
1. Sortimente: 

ı Grosse silberne Medaille: Herren BRAnpT-Charlottenburg und 'TUBBENTHAL- 
Charlottenburg. 

ı Silberne Medaille: Herzoglich Sagansche Gartenverwaltung (Ökonomierat 
GIREoUD -Sagan), Herren BUTZENBERGER - Charlottenburg und WEIDINGER - Char- 
l ottenburg. 

2. Schaupflanzen. 


ı Grosse silberne Medaille: Königl. Hof-Garten-Direktion Marly, Potsdam 
(Königl. Obergärtner ROSENBERG). 
ı Bronzene Medaille: Herrn HErMs-Erxleben, Prov. Sachsen. 


3. Sorten, die sich für den Schnitt besonders eignen. 
ı Grosse silberne Medaille: Herren PauL DrAwIEL-Lichtenberg und BRUNOW- 
Pankow. 
ı Bronzene Medaille: Herr C. Crass 1.-Berlin. 


*) Der zweite Band des BrREYNEschen Prodromus, welcher gerade auf das Chrysanthemum 
indicum (Matricaria japonica) sich bezieht, fehlt in der Königl. Bibliothek zu Berlin, ist aber in der 
Bibliothek des Ver. z. Bef. d. Gart. vorhanden! 

b 


W. Siehe: Shepherdia argentea Nutt. 625 


4. Pflanzen mit Schaublumen nach englischer Art. 
Siehe SPINDLER, Gesamtleistung. 


II. Abgeschnittene Blumen. 


T. Sortimente. 
Der ausgezeichneten Leistung der Firma HAAGE & SCHMIiDT-Erfurt konnte, da 
sie ausser Konkurrenz ausgestellt, leider kein Preis erteilt werden. 
ı Silberne Medaille: Herren REuLinG-Büdesheim und STRUB-Mülhausen i. Elsass. 
ı Bronzene Medaille: Herren Thalacker-Gohlis bei Leipzig und A. J. BECKER- 
Mühlhausen. 


2. Schaublumen (Riesenblumen nach englischer Art). 
ı Goldene Medaille: Herrn Reıp-London. 
ı Geldpreis von 2o Mk.: Herrn Kommerzienrat SPINDLER (Obergärtner WEBER). 


Sträusse und Blumenkörbe. 
ı Bronzene Medaille: Herrn GABRIEL-Köpenick. 


Für Gesamtleistung. 
ı Goldene Medaille: Herrn Kommerzienrat SPINDLER -Köpenick. 


R. MEYER. A. DRAWIEL. W. PERRING. C. MATHIEU. G. SCHMIDT. 


Shepherdia argentea Nutt. 
Von W, Siehe. 
Hierzu Abbildung 89. 


In den meisten Baumschulen werden seit langer Zeit zwei Gehölze ver- 
wechselt, obwohl sie in den über Dendrologie handelnden Werken richtig 
beschrieben sind. Jedermann, der in deutschen Baumschulen Shepherdia 
argentea Nutt. bestellt, erhält Elaeagnus argentea Pursh., obwohl letztere 
Pflanze unter diesem richtigen Namen weit verbreitet ist. 

JÄGER und BEISSNER geben eine richtige Beschreibung beider Arten, 
bei Elaeagnus argentea Pursh. wird dort gesagt, dass er ein Synonym, She- 
pherdia argentea habe, was natürlich nur auf den Gebrauch des Namens in 
den Gärten zu beziehen ist. Die Beschreibung in KocHs Dendrologie ist zu- 
treffend, die LAUCHEsche, welche KOCH benutzte, ebenfalls. 

(Die Abbildung der Shepherdia in LAUCHEs Dendrologie ist unrichtig, 
ich komme darauf weiter unten zu sprechen.) 

Echte Pflanzen der Shepherdia argentea Nutt. sind selten. Das schönste 
Exemplar steht im botanischen Garten zu Göttingen, ein kleineres besitzt 
Herr Gartenmeister ZABEL in Hannov.-Münden. Nach JÄGER und BEISSNER 
soll in Würzburg noch eine Pflanze sich befinden. 

Eine ausgezeichnete Abbildung der Shepherdia argentea Nutt. findet sich 
in »HOOoKERs Flora borealis Americana« pag. 138. 

Die LAuUcHEsche Tafel in seiner Dendrologie pag. 560 zeigt eine falsche 
Blattform, ferner weibliche Blüten an einem belaubten Zweige, obwohl die 
Pflanze vor dem Austreiben der Blätter ihre Blüten entwickelt. 


626 W. Siehe: Shepherdia argentea Nutt. 


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Figurenerklärung. 


ı. Zweig der Shepherdia argen- 
tea Nutt. 

1a. Zweig mit Früchten. 

ı6. Männl. Blüte, stark vergröss. 


Tec. Weibl > » » 
ıd. Männl. Blütenzweig, natürl, 
Grösse. 


2. Elaeagnus argentea Pursh. 
»3 (ein Blatt zeigt die Nervatur). 
2a. Blüte von oben. 

25. Blüte aufgeschnitten. 

2c. Griffel. 


Abbildung 89. Shepherdia argentea Nutt. und Elaeagnus argentea Pursh. 
Vorstehende Abbildung wurde nach einem Zweige, den Herr Gartenmeister 


GISELER zu übersenden so freundlich war, hergestellt; Fruchtzweig und Blüten 
sind dem oben erwähnten HooKERschen Werke entnommen. 


W. Siehe: Shepherdia argentea Nutt. 627 


Um die äusseren Unterschiede der in Frage kommenden Gewächse zu 
zeigen, wurde neben die Shepherdia auch ein Zweig der Elaeagnus in natür- 
licher Grösse gezeichnet. Die Unterschiede fallen leicht ins Auge. Elaeagnus 
hat breite, vorn zugespitzte Blätter, die der Shepherdia sind viel schmäler 
und vorn abgerundet. Shepherdia ist diöcisch, Elaeagnus zeigt Zwitter- 
blüten”). 

Letztere blüht mit den Blättern oder nach dem Austreiben derselben; 
erstere vor denselben, im zeitigen Frühling. Die 4—6 2 hohe Shepherdia 
macht niemals Ausläufer, Elaeagnus dagegen, der nur 2—3 »2 hoch wird, 
treibt deren eine grosse Anzahl, 

Ich sehe davon ab, noch einmal eine botanische Beschreibung beider 
Arten zu geben und verweise auf die angeführten Werke und bemerke noch, 
dass beide Gehölze in Nordamerika zu Hause sind, Elaeagnus argentea Pursh. 
aber auch in Mittelasien verbreitet ist. In der SPÄTHschen Baumschule wird 
jetzt unter E. japonica eine Pflanze gezogen, die sich vollkommen mitEE. ar- 
gentea zu decken scheint. Beide Gehölze sind schöne Ziersträucher, She- 
pherdia zeigt prachtvolle rote Beeren, die hoffentlich, wenn beide Geschlechter 
der schönen Pflanze verbreiteter sein werden, auch unsere Gärten zieren 
werden. 

Zum Schlusse sei bemerkt, dass Elaeagnus sehr leicht aus Ausläufern 
und Stecklingen, Shepherdia nur schwer künstlich vermehrt werden kann. 
Man wird also aus Nordamerika Samen beziehen müssen. 


Die Orchideenkulturen bei Herrn F. Sander & Co. in St. Albans 
bei London. 
Von L. Wittmack. 


Mit Stolz muss es einen jeden Deutschen erfüllen, wenn er die gross- 
artigen Orchideenhäuser seines Landsmannes, des Herrn F. SANDER in 
St. Albans, besucht. Sind sie doch die grössten ihrer Art in ganz Gross- 
britannien, ja der ganzen Welt und ein Muster bezüglich der Konstruktion 
wie des Inhaltes! 

Von einer im gotischen Stil gehaltenen, ganz in Holz getäfelten Vor- 
halle, zu deren beiden Seiten die Wohn- und Empfangszimmer des Besitzers 
liegen, schauen wir durch eine Glaswand auf den ersten Teil der Orchideen- 
häuser, der zugleich einen hübschen Hintergrund für die Vorhalle bildet. 
Von Tuffstein aus Derbyshire erheben sich dort Felspartieen und sehr ge- 
schmackvoll angelegte Grotten, welche überall reichlich mit ausgepflanzten 
Orchideen besetzt sind. 

Herr SANDER zieht den Tuffstein dem Kork bei weitem vor, er behält 


*) Öfter verkümmert der Griffel, so dass die Blüten nur Staubgefässe zeigen. 


628 L. Wittmack: Die Orchideenkulturen bei Herrn F. Sander & Co, in St. Albans. 


immer seine Feuchtigkeit, während der Kork leicht austrocknet, oder botanisch 
richtiger gesagt, überhaupt kein oder nur wenig Wasser aufnimmt und ausser- 
dem den Insekten als Schlupfwinkel dient, welche den Orchideen schaden. 

Von hier aus gelangen wir zuerst in das riesige Cattleyenhaus von bei- 
nahe 100 2 Länge und 9» Breite, von Ost nach West gerichtet, an welches 
sich nach einer Seite, nach Süden, 13 andere Häuser fast im rechten Winkel 
anschliessen. Das Dach des Hauses ist nicht etwa ein einziges langes, fort- 
laufendes Satteldach, sondern es besteht, gleich wie das der Weinhalle und 
des Orchideenhauses bei Herrn Gartenbau-Direktor HAUPT in Brieg“*) aus lauter 
Zickzackdächern, die senkrecht zur Längsachse liegen, ähnlich also wie in 
vielen Fabrikgebäuden. 

Eine horizontal ausgespannte Leinwand gewährt den nötigen Schatten in 
dem überaus hellen Hause. In der Mitte des Hauses zieht sich durch dessen 
ganze Länge eine Reihe von gemauerten Bassins, von denen 4—5 mit Eichen- 
und Buchenlaub, 3 mit Wasser gefüllt sind. Über den Bassins finden sich 
Bogen gemauert und auf diesen lagern die Stellagen, welche die Doppel- 
terrasse von Börtern aus Pitch pine-Holz für die Orchideentöpfe tragen. Herr 
SANDER. hält die Bassins mit Laub für viel nützlicher als die mit Wasser, 
da sie durch die Verwesung des Laubes immer einen gewissen Ammoniak- 
gehalt der Luft bedingen, und das kräftige Gedeihen der Pflanzen, nicht 
bloss der in Töpfen stehenden, sondern namentlich auch der an Klötzen, 
spricht sehr für seine Ansicht. Empfahl doch auch schon Professor EDUARD 
MORREN in Bromeliaceenhäusern, wo viele Epiphyten kultiviert werden, etwas 
kohlensaures Ammoniak (Hirschhornsalz oder Salmiak) auszustreuen. 

An der Nordseite des Hauses zieht sich eine Seitenstellage in gewohnter 
Weise hin; unter dem mit Latten bedeckten Wege liegen die Heizrohre. 
Unter der Mittelstellage und zu beiden Seiten laufen Wasserrohre entlang, 
welche, in Entfernungen von je I5 cr» durchlöchert, am unteren Ende mit 
Hähnen versehen sind und zur Besprengung der Wege und der Lauberde 
dienen, wodurch mit geringer Mühe und wenig Zeitverlust das ganze Haus 
stets feucht gehalten werden kann. 

Die seitliche Stellage oder Beet besteht aus eisernen Trägern und Quer- 
stäben, auf welchen flache Ziegel ruhen, und ist 4 cz hoch mit feinen Stein- 
kohlen angefüllt. Kieselsteine hält Herr SANDER nicht für gut, indem diese 
die Feuchtigkeit weniger halten, und im Winter zu kalt sind. 

Von den vielen Pflanzen in diesem Hause seien hier nur genannt: Ein 
ganzes Beet mit dem schönen winterblühenden Odontoglossum grande, circa 
3000 Stück, Hunderte der prächtigen, ebenfalls im Winter blühenden Catt- 
leya Bowringeana, unter denen Prachtexemplare in Körben von 1 2 im Durch- 
messer, Tausende von Blütenscheiden tragend, ein Riesenblock von Cattleya 


*) Siehe Gartenflora 1888.$. 299 u. f. 


L. Wittmack: Die Orchideenkulturen bei Herrn F, Sander & Co. in St. Albans. 629 


Mossiae, noch an einem alten Baumast sitzend, circa 1000 Cattleya Gaskelliana, 
viele davon in Blüte stehend, unter ihnen die seltene C. Gaskelliana alba”) 
mit fünf prachtvollen Blumen, die schönste Form, welche wir je gesehen. 
Ferner bemerken wir eine umfangreiche Kollektion von Coelogynen, unter 
denen C. cristata alba, C. cristata Lemoniana in starken Exemplaren und 
üppigster Kultur, ferner die bekannte grossblumige Form von C. cristata 
St. Albans variety, circa 1000 Pflanzen der bisher noch sehr seltenen, in 
Brasilien heimischen Laelia grandis etc. 

Zu beiden Enden des Hauses, sowie längs der Südseite finden sich 
kunstvolle Gebilde von Grotten und Vertiefungen aus Tuffstein, welche 
geschmackvoll dekoriert sind mit Alocasia Sanderiana, Anthurium Andreanum, 
A. Scherzerianum magnificum, dazwischen starke Exemplare von Dendrobium 
Dalhousianum und moschatum, das neue, sehr zierliche, an Stämmen von 
Velozia wachsende Epidendrum Laucheanum. 

Ringsum am Hause, an den Seiten hängend, sehen wir ca. 10000 Exem- 
plare von Oncidium Jonesianum. Über unseren Köpfen erblicken wir beinahe 
einen ganzen Urwald mexikanischer Orchideen, unter welchen Hunderte der 
prächtigen Laelia anceps alba und andere Varietäten von L. anceps: Sanderiana, 
Dawsonii, Schröderi u. a. Ferner Laelia autumnalis atrorubens, die bekannte 
dunkle Form, sowie Hunderte des beliebten, süss duftenden Odontoglossum 
citrosmum im üppigsten Wachstum, ferner die beiden herrlichen Oncidium: 
splendidum und bifolium majus, sowie eine zahlreiche Kollektion von Lycaste 
Skinnerii, unter denen stattliche Exemplare der reinweissen Form alba etc. 

Das zweite Haus, d. h. das erste der senkrecht auf das Langhaus 
stehenden, enthält hauptsächlich Cattleya superba und Varietäten von den 
warmen, niedrig belegenen Regionen Süd- Amerikas nördlich des Amazonen- 
flusses, sowie des Orinoco und Rio Negros, sowie australische und indische 
Dendrobien, welche grössere Wärme und Feuchtigkeit verlangen. Zu diesem 
Zweck sind in der Mitte des Hauses drei terrassenförmige Bassins angelegt, 
wovon das obere mit Victoria regia, die beiden anderen mit Nymphaeen 
und anderen Wasserpflanzen bepflanzt sind. Über diesen befinden sich, dicht 
unter dem Glase hängend, circa 2000 Stück des schönen, reinweissblühenden 
Dendrobium Dearii, Hunderte des bekannten Catasetum Bungerothii, jede 
Pflanze ı und 2 Blütenstiele tragend. Ferner bemerken wir prachtvolle 
Formen von Cattleya superba splendens in Blüte, sowie ein stattliches Exem- 
plar der überaus seltenen Cattleya Brymeriana, eine natürliche Hybride zwischen 
C. superba und C. Eldorado. 

Zu beiden Seiten des Hauses befinden sich Beete, in welchen wir eine 
vor kurzem eingetroffene Importation der seltenen Phajus- Arten von Mada- 
gaskar erblicken, unter denen Ph. tuberculosus und eine neue Art, Ph. Henryii 


-— 


*) Nicht zu verwechseln mit C. Gaskelliana albens. . Gartenflora 1888, T. 1274. 


630 L. Wittmack: Die ÖOrchideenkulturen bei Herrn F. Sander & Co. in St. Albans, 


sowie circa 5000 Stück P. Humblotii. Rings um die Bassins sehen wir 
wiederum Tuffstein in dekorativer Art verwendet und bepflanzt mit Orchideen, 
Alocasien, Farnen und Lycopodien. Das Ganze vom unteren Ende betrachtet, 
bi.tet einen überaus malerischen Anblick dar und zeigt, wie vortrefflich Herr 
SANDER es versteht, das Nützliche mit dem Schönen zu vereinen. 

Im dritten Hause begrüssen uns die lieblichen Kinder von Kolumbien, 
besonders Odontoglossum crispum (Odont. Alexandrae Batem.), wovon 
hier nicht weniger als 20000 Exemplare vorhanden sind. »Für je drei O. 
Alexandrae fällt ein Baum«, erzählte uns mit einem wahren Gefühl des Be- 
dauerns Herr SANDER. — Wir betrachten uns dabei das Haus selbst. Es 
wird ganz kühl gehalten. Die Luft strömt an den Seiten desselben durch 
Öffnungen frei ein, im Oktober wird ein Rohr, das daselbst liegt, geheizt, 
um die einströmende Luft zu erwärmen, im Winter aber werden die Öffnungen 
durch Stroh verstopft. Um 8 Uhr abends werden im Sommer die Fenster am 
First ganz geöffnet, man sieht, für frische Luft ist in jeder Weise gesorgt. 

Anderseits finden wir überall auf den Rändern Kleie hingestreut und 
hören, dass die Schnecken, die sehr gierig danach sind, damit angelockt 
werden, allabendlich werden sie dann abgelesen. Unter der Stellage und an 
den Seiten bemerken wir Rohre, angebracht zur Besprengung, wie in den 
übrigen Häusern. Die Seitenstellage an der rechten Seite des Hauses ist an- 
gefüllt mit einer reichhaltigen Sammlung von Masdevallien, unter denen wir 
prachtvolle Formen von M. Harryana und Veitchii in Blüte bemerken, sowie 
die sehr seltene, von Herrn SANDER gezüchtete Hybride Masd. Gelenyana, 
ferner Masd. Fraseri, sehr seltene Hybride, und die reizenden und seltenen 
Masd. Schröderiana, M. Laucheana, M. Wendlandi, etc. 

Das vierte Haus ist ein Cattleyenhaus. Zu beiden Enden des Hauses 
sind vortrefflich arrangierte Felsenpartieen aus Tuffstein mit einem Bassin 
in der Mitte, bepflanzt mit grossen und seltenen Exemplaren von Laelia 
elegans, unter welchen die selteneren Varietäten, als Blenheimensis, prasiata, 
Tautziana, prächtige Vandeen etc. Der Wuchs in diesem Hause ist ein ganz 
vorzüglicher, in 3—4 Monaten sind importierte Pflanzen etabliert, namentlich 
ist es erstaunlich, die ungemein reiche Wurzelbildung zu sehen. Wir bemerken 
unter andern prächtige Formen in Blüte von Cattleya Dowiana aurea, chryso- 
toxa, Hardyana, Sanderiana, Schroedera, etc. 

Unter den zur Mossiae-Gruppe gehörigen Cattleyen sind viele seltene 
und kostbare Formen vorhanden, besonders bemerkenswert die seltene C. M. 
Wagneriana, C. M. Reineckiana. Weiter folgen Coelogyne Massangeana in 
prächtigen Exemplaren, riesige Exemplare von Saccolabium retusum, Cattleya 
Schofieldiana, sehr schön und selten, mit 6 grossen Blüten, Cattleya Lawren- 
ceana, eine der schönsten, von den Roreima-Gebirgen in British Guiana, deren 
Einfuhr bedeutende Schwierigkeiten und Unkosten verursacht. Ferner Laelia 
Gouldiana (natürliche Hybride), C. Skinneri alba, mit nahe 50 Knollen und 


L. Wittmack: Dle Orchideenkulturen bei Herrn F. Sander & Co. in St. Albans. 631 


22 Blumen (1500 Mk. wert), Scuticaria Keyseriana, mit I »z langen, stielrunden 
Blättern. Unter der Mittelstellage bemerken wir soeben angekommene, frisch 
importierte Species, worunter ein prachtvolles neues Saccolabium Robin- 
sonianum, sowie Aerides Savageanum, ebenfalls neu. 

Im fünften Hause sind wiederum vorwiegend Cattleyen und Laelien. 
Namentlich sind hier die weissen Varietäten von Laelia anceps, die in den 
letzten drei Jahren eingeführt wurden und 24000 Mk. zu sammeln kosteten. 
Übrigens kultivieren die Indianer die Varietät jetzt selbst. — Herr SANDER 
erzählte uns bei der Gelegenheit von den Verlusten, die bei Orchideen-Importen 
oft eintreten. Einmal erhielt er 266 Kisten, die 14600 Mk. gekostet hatten, 
alles aber war bei der Ankunft tot. — Weiter sehen wir hier Cattleya Men- 
delii in Riesenexemplaren, die seltene Maxillaria Sanderiana, Sobralia xantho- 
leuca und S. leucoxantha, sehr selten, weisse Blume mit gelbem Schlund, 
mehrere Tausend Odontoglossum Harryanum, viele davon in Blüte, eine 
Blume nach unserer Messung war Iı cz breit. Ferner das seltene Zygo- 
petalum tenuifolium, welches an Stämmen von Lomaria Boryana wächst. 

Im sechsten Hause finden wir wieder Odontoglossum crispum (Alexandrae), 
über 50000! Pflanzen in verschiedenen Grössen, Hunderte von Blüten be- 
zeugen, dass wir es hier nur mit der echten »Pacho-Varietät« zu thun haben. 
Sehr schön machen sich in den Odontoglossum-Häusern als Schlingpflanzen 
die Lapageria rosea und var. alba ausgepflanzt, die oft 50—70 Blumen von 
enormer Grösse bringen und über die Wege gezogen sind. Ebenso sehen 
wir viel Asparagus plumosus und hören, dass dieser erst in 5 Jahren zu einer 
starken Pflanze heranwächst, dann aber auch ungemein grosse Erträge an 
Bindegrün liefert. Ferner bemerken wir das seltene Odontoglossum Warsce- 
wiezii von Costa Rica, Nanodes Medusae, wohl das grösste Exemplar, welches 
existiert, Maxillaria grandiflora, über ı »z» im Durchmesser etc. 

Das siebente Haus, Dendrobium-Haus genannt, birgt viele und seltene 
Schätze, u. a. D. Ainsworthii, D. Brymerianum, D. nobile nobilior, D. nobile 
Cooksonii, D. barbatulum etc. Ferner Epidendrum oncidioides, neu, Laelia 
Eyermanni (natürliche Hybride), neu, Epid. Randii, sehr selten, Cyrtopodium 
St. Ledgerianum und Godseffianum, neu, Cattleya maxima peruviensis, die 
echte dunkle Varietät von Peru, Calanthe Cooksonii (Hybride), sehr selten, 
u.s.w. Endlich finden wir viele Stanhopea-Arten, Herrn SANDERSs Lieblings- 
Orchideen. — Jedes der obigen Häuser ist über 70 » lang. 

Das achte Haus ist das grosse Odontoglossum-Haus, über 100 »z lang, 
9 m breit. Unter den zahlreichen selteneren Formen von ÖOdont. crispum 
(Alexandrae) finden sich besonders Od. crispum album, aureo-purpureum, con- 
cinnum, Denisoniae, flaveolum, grandiflorum, purpureum, roseum, splendens, 
Trianae etc, Ferner Od. Lehmanni, Hybride von Od. crispum x Od. Pescatorei, 
Od. aspersum, Hybride, Od. baphicanthum, Hybride, Od. decorum, Hybride, 
Od. deltoglossum, Hybride, Od. Diadema, Hybride, Od. Imperator, Hybride, 


632 I;. Wittmack: Die Orchideenkulturen bei Herrm F. Sander & Co. in St. Albans, 


Od. Ruckerianum giganteum, Hybride, Od. spectabile, Hybride u. s. w. 
Ferner Oncidium macranthum aus Peru. An den Seiten hängt Odont. 
Pescatorei, eine Orchidee, welche sehr empfehlenswert für Schnittblumen- 
kultur; die Blütenstiele tragen mitunter bis zu 8o Blumen. 

Das neunte Haus dient zur Auspflanzung der neu angekommenen 
Importe von Odontoglossum, da selbige auf diese Weise weniger Raum ein- 
nehmen und schneller in Vegetation kommen. Die Erdmischung der Beete 
besteht aus Heideerde und Sand (ohne Sphagnum!), Bodenwärme wird nicht 
gegeben. Hier wie überall in der Gärtnerei sind die Beete unten mit Dach- 
ziegeln abgedeckt, die auf eisernen Rahmen ruhen, auf den Ziegeln liegen 
Schlacken und darüber Erde. 

Im zehnten Hause sehen wir ebenfalls Tausende von Odontoglossum aus- 
sepflanzt, als OÖ. Harryanum, crispum, luteo-purpureum, Hystrix etc. Unter 
dem Glase hängen mexikanische Orchideen, als Laelia majalis, Cattleya 
eitrina etc. 

Das elfte Haus ist beinahe angefüllt mit mehreren Tausend Odonto- 
glossum vexillarium, worunter 3 Pflanzen von Od. vexillarium Leopoldii, neu, 
(jede Iooo Mark wert), ferner die seltenen Varietäten Od. vex. albescens, 
amabile, Cobbianum, giganteum, insigne, marmoratum, purpureum, radiatum, 
roseum, rubrum etc., das neue Od. Hunewellianum, Od. Schillerianum, sehr 
selten, Od. Humeanum (natürliche Hybride, Od. cordatum x Od. Rossi majus), 
Oncidium Pollettianum und Od. Schroederi, beide sehr selten und kostbar. 
Unter dem Dache finden wir hängend Sophronites grandiflora rosea, die 
schönste grossblumige, sehr dunkele Form von dem Orgel-Gebirge in 
Brasilien. 

Im zwölften Hause zeigen sich die beiden neueren Cypripedium: Roth- 
schildianum und Elliottianum, von Herrn SANDER in den letzten Jahren ein- 
geführt, sowie eine neue Palme (Phoenix) von Cochinchina, im Wuchs und 
Habitus ähnlich der Cocos Weddelliana. Ferner ein neues Grammatophyllum 
Measuresianum, soeben erhalten von den Philippinen; dasselbe erzeugt Blüten- 
stiele bis zu 2 » Länge; der Sammler fand eine Pflanze mit ı5 Blüten- 
stielen, beladen mit grossen goldgelben und braunen Blumen und beschrieb 
dies als das Schönste, was er je gesehen. Eine Gruppe Cattleya Eldorado 
von dem Rio Negro in Süd-Amerika, worunter die sehr seltene, reinweisse 
Form C. Eldorado Wallisi, Vanda Hookeri und Vanda teres Andersonii, 
die beiden neuen Vanda Amesiana und V. Kimballiana, Dendrobium nobile 
Sanderiana, die schönste Form der Nobile-Varietäten, verschiedene andere 
neue Dendrobium- Arten von Neu-Guinea etc. 

Von hier aus kommen wir in die »Arbeitsgallerie«, ein Haus aus drei 
Stockwerken, einschliesslich des Kellergeschosses. In letzterem erfolgt die Ver- 
packung etc., im mittleren Raum werden die Importationen ausgepackt, sor- 
tiert und gereinigt, im oberen Raum geschieht das Einpflanzen der Orchideen. 


L. Wittmack: Die Orchideenkulturen bei Herrn F, Sander & Co. in St. Albans. 633 


Die drei Räume sind durch einen Fahrstuhl verbunden. Die Orchideen 
müssen so fest eingepflanzt werden, dass man mit der Pflanze den Topf auf- 
heben kann. 

In besonderen Räumen ist die Druckerei untergebracht, in welchen die 
»Reichenbachia«, dieses prachtvolle Farbenwerk, gedruckt wird. — Endlich 
sehen wir, dass Herr SANDER auch eine Liebhaberei für Lilium auratum hat, 
ein Exemplar mit ganz dunkelroten, bis zur Spitze reichenden Streifen, die 
var. rubro-vittatum, welche mit cruentum identisch sein soll, hat er mit 
100 Mk bezahlt. 

Herr SANDER fährt uns nun nach seinem zweiten Geschäft, das früher 
sein erstes und einziges war. Alles ist hier natürlich kleiner eingerichtet; 
dafür sind aber die Pflanzen um so wertvoller und werden hier namentlich 
viele Kreuzungen ausgeführt. 

Das erste Haus finden wir angefüllt mit vielen und kostbaren Cypri- 
pedien, namentlich Hybriden, unter denen C. Arthurianum, C. Ashburtoni 
expansum, C. Buchananianum, C. Chlorops, C. Schroederae, C. Horneanum, 
C. oenanthum superbum; ferner das seltene C. Schomburgkianum vom 
Roreima-Gebirge in British Guiana, circa 1000 Pflanzen von C. Curtisii sowie 
C. Sanderianum. 

In diesem Hause finden wir ebenfalls die soeben erworbene C. Morgania 
Burfordiense, die eine geradezu fabelhafte Summe gekostet, die schönste bis 
jetzt erzeugte Hybride, wohl nicht für jeden Liebhaber erschwingbar. 

Das zweite Haus enthält wiederum viele Cypripedien, unter andern das 
seltene C. Lemonieri, C. Margoniae, C. vexillarium, die schönste Pflanze, 
welche davon existiert mit sechs Blütenstielen, die daher auch 2000 Mark 
kostet. Unter dem Glase sehen wir lichtbedürftige Orchideen hängen, so 
Angraecum Scottianum von den Komoren, Angraecum Leonii von Mada- 
gaskar. Auch sehen wir Masdevallia Chimaera, die Herr SANDER Io Jahre 
vergebens einzuführen versuchte. 

In wenigen Jahren dürften aus diesen Räumen die seltsamsten Pflanzen 
hervorgehen, denn wir sehen Kreuzungen unter den verschiedensten Ge- 
schlechtern: Phajus X Coelogyne, Sophronites x Laelia, Epidendrum x Catt- 
leya etc. Die Pflanzen stehen alle auf umgekehrten Untersätzen, die wiederum 
in einem Untersatz voll Wasser stehen. Die aus Samen erzielten Pflanzen 
brauchen 7—1Io Jahre, ehe dieselben zur Blüte gelangen, Cattleyen sogar 
14— 20 Jahre. 

Wir hören, dass die Kreuzung oft bereits die Fruchtform an der Mutter- 
pflanze modificiert, möchten aber alle Interessenten bitten, noch weitere Beob- 
achtungen darüber zu machen. 

Das dritte Haus birgt viele Exemplare des schönen Angraecum San- 
derianum, lange reinweisse Blütenrispen tragend, verschiedene Utricularia- 


Gartenflora 1889. 46 


634 L. Wittmack: Die Orchideenkulturen bei Herrn F. Sander & Co. in St. Albans. 


Arten, sowie circa 300 der überaus seltenen Coelogyne Dayana, vor kurzem 
importiert. 

Im vierten Hause findet sich Cypripedium caudatum, vor einem Jahre 
importiert, in ausgezeichneter Kultur, die Blätter so freudig grün wie Gras, 
nicht ein einziges verkrüppeltes Blatt darunter, wie man solches so häufig findet. 
Wodurch ist dieses glänzende Resultat erzielt? fragen wir. Die Pflanzen stehen 
in Töpfen in einer Mischung von Rasen- und Lauberde, die Töpfe sind bis 
über die Ränder in Eichen- und Buchenlaub versenkt, das Ganze mit grünem 
Waldmoos bedeckt, das ist das ganze Geheimnis. Das ganze Haus ist voll 
dieser einen Spezies. 

Das fünfte Haus bietet abermals Cypripedium, unter andern C. Godsefha- 
num, C.tonsum, C. cardinale, C. Jo grande und viele andere seltene Hybriden, 
ferner Aerides Sanderiana, Saccolabium Measuresianum, neu, etc. 

Im sechsten Hause finden wir mehrere Tausend Cypripedium Roth- 
schildianum, Elliottianum und Sanderianum, ferner die seltene und schöne 
Vanda Sanderiana. 

Das siebente Haus birgt nur einige Orchideen, dagegen drei neue Hybriden 
von Bertolonia in vollendeter Kulturschönheit und reizenden Färbungen. 

Das achte Haus zeigt Phalaenopsis Schilleriana, Stuartiana, Sanderiana, 
leucorhoda, grandiflora aurea, speciosa u. s. w. in üppigster Kultur, ferner 
Phalaenopsis Kimballiana, die einzige Pflanze in Europa, kurz nur Phalae- 
nopsis in Tausenden von Exemplaren. 

Im nächsten Hause sehen wir Hunderte von Cypripedium-Sämlingen in 
allen Stadien, ebenso viele fruchttragende Pflanzen, als Cattleyen, Laelien, 
Lycaste etc. Dicht unter dem Glase hängen Utricularia reniformis, montanau.a. 

Auch in diesem Etablissement gehen stets alle Häuser im rechten Winkel 
von einem Längshause aus. — Nach dem Hauptgeschäft zurückgekehrt, be- 
sichtigten wir noch das riesige Kesselhaus mit acht Röhrenkesseln (WECK’s 
double Tubular Boilers), die wegen ihres sparsamen Brennens sehr empfohlen 
werden — und fanden dann in der Familie des Herrn SANDER eine gast- 
liche Stätte, um nach all dem vielen Gesehenen Geist und Körper etwas 
auszuruhen. 


zeaomein Obstausstellung in Stuttgart, vom 22.-30. September 1889. 
Von M. Hoffmann. 
(Schluss. 

Und nun hinaus zu den Obstbäumen. Zunächst nehmen uns die Hoch- 
stämme der Firmen: ROLL-Amlishagen, ALDINGER-Feuerbach-Stutt- 
gart, E. OTTO-Nürtingen a. N., N. GAUCHER-Stuttgart, Goos & 
KÜHNEMANN-Niederwalluf, HAAKS Wwe.-Trier, BINTER & EBLEN- 
Stuttgart, sowie die Königl. Württembergische Weinbauschule- 


M. Hoffmann: Allgemeine Obstausstellung in Stuttgart. 635 


Weinsberg in Anspruch. Während GAUCHER und Firma GOOS & KÜHNE- 
MANN in dankenswerter Weise die nähere Kenntnis der Bewurzelung in den 
einzelnen Stämmen zur Anschauung geben, finden wir bei ALDINGER sehr 
gut entwickelte Nussbäume, bei HAAks Wwe., BINTER & EBLEN gut ge- 
bildete Hochstämme in Pfirsich und Aprikosen, bei der Königl. Weinbau- 
schule Weinsberg die richtige, zum Anpflanzen erforderliche Stammstärke 
sowie vorzügliche Kronenbildung der einzelnen Bäume. AÄALDINGER zeigte 
ausserdem noch Palmetten in Birnen, Aprikosen, Pfirsich, Äpfeln (roter 
Fresquin) zur Bekleidung von Haus- und Giebelwänden, ein Artikel, der jeden- 
falls, natürlich je nach Lage und Beschaffenheit betr. Baulichkeiten, von 
Wichtigkeit zu werden verspricht. Eine weitere, noch viel grösserer Aus- 
dehnung fähig werdende Baumform ist diejenige der sog. Halbstämme. 
Hier gerade findet diese Form zweckentsprechende Verwendung; ich meine 
bei Bepflanzung von Eisenbahn-Böschungen und bisher brachliegender 
Ländereien. An den Eisenbahndämmen zwischen Reutlingen und Metzingen 
ist eine grössere Strecke mit halbstämmigen Obstbäumen bepflanzt. Die 
Bäume sind durchweg gesund und tragen gut. Den natürlich hier ent- 
stehenden Zugwinden nicht so ausgesetzt, hindern sie andererseits nicht den 
Reisenden an dem freien Überblick über die nächste Umgebung. 

In dieser Abteilung begegneten einander die Firmen BRUNACK-Weissen- 
fels, der als Zwischenveredlung die beste von Koppenhöfer angewendet; 
GAUCHER, im Schnitt der Bäume tadellos bis auf die Fruchtknospen, sowie 
E. OTTO. Wir trafen hier sodann auf eine bereits nur allzu bekannte Er- 
scheinung, diejenige von Pyramiden, Palmetten, Spindeln, Kordons, 
unter denen sich namentlich G.W. GAEDERTZ-Feuerbach und GAUCHER- 
Stuttgart rühmlichst hervorthaten, während ALDINGER und OTTo der 
Masse nach zurücktraten. Besonders schön waren die in U-form gezogenen 
Pfirsich-Spaliere der beiden erstgenannten Firmen, GAUCHER mit den Sorten: 
Venusbrust und Jungfrau von Mecheln, reich mit Früchten garniert, GAEDERTZ 
mit: Königin der Obstgärten und frühe Malta-Pfirsich, beide Sorten gleich 
reichtragend. 

Unter den Pyramiden-Bildungen findet man in der Regel die Birne voll- 
kommener gezogen, wie den Apfel; erstere passt, ihrem Wuchse zufolge, 
besser zu genannter Form. 

In Flügelpyramiden leisteten GAUCHER und GAEDERTZ bedeutendes: 
Stachel- und Johannisbeer-Hochstämme fanden 3 Vertreter: M. BUNTZEL- 
Niederschönweide, GAUCHER und C. R. DUTTENHOFER in Rottweil, 
unter denen erstere entschieden den Vorzug verdienten. In diesem Artikel 
wird es sich einmal kurz über lang um die Frage nach der geeignetsten 
Unterlage handeln. R. aureum zeigt als Strauch immer mehr die Neigung, 
sich zu verästeln, der einzelne Stamm verhärtet sich mit den Jahren, d.h. er 


gewinnt nicht die Fähigkeit, namentlich in unserem Sandboden, gleichen 
46* 


636 M. Hoffmann: Allgemeine Obstausstellung in Stuttgart. 


Schritt mit der Entwicklung der Veredlung zu halten, und so geschieht es 
im Laufe der Jahre, dass sich die Krone meist stark und stärker entwickelt, 
die Unterlage zurückbleibt und an der Veredlungsstelle zuletzt sich eine Art 
Kropf bildet, welcher gleichsam der Vorbote des nahenden Todes zu sein pflegt. 
Auch dünkt es mir nicht unwahrscheinlich, als übe die Unterlage bei diesen 
stark wuchernden Zellengeweben mehr oder weniger Einfluss auf das Aroma 
der einzelnen Frucht. Sollte es nicht unter den Rib. grossularia-Arten solche 
für und zur Hochstamm-Bildung geeignetere geben? Weinreben fanden 
sich nur in Form von Vertikal- Kordons, vertreten durch GAUCHER- 
Stuttgart. 

Ein kleines aber interessantes Gebiet bildeten die Wildlinge; am besten 
unter den anwesenden Ausstellern von E. OTTO-Nürtingen vorgeführt. 
Die Birnen- und Äpfel-Sämlinge zeigten eine ungleich bessere Bewurzelung 
als die Stecklings-Pflanzen der Doucin- und Paradies-Sorten; letztere fast 
ganz einseitig entwickelt. Nicht unerwähnt möchte ich am Schlusse meines 
Berichtes die drei Gemüse - Kollektionen: die Königl. Weinbauschule, 
C. H. KnorRrR-Heilbronn, Güterbesitzerverein und Winzerklub Stutt- 
gart lassen, welche, obschon nicht unbedingt zur Obstbau - Ausstellung ge- 
hörig, doch hier Platz gefunden und ihres vortrefflichen Aussehens wie ihrer 
Reichhaltigkeit wegen zur Aufnahme berechtigt erschienen. — Alles in allem 
genommen kann der Württembergische Obstbau-Verein angesichts der ausser- 
gewöhnlich ungünstigen Verhältnisse in der Obstfrucht für Süddeutschland 
in diesem Jahre mit Genugthuung auf diese Stuttgarter Ausstellung zurück- 
blicken. Im Durchschnitt gewährten uns die vorhandenen Kollektionen doch 
einen Einblick in den Obstbau-Betrieb des Landes, sofern sich meist von 
Obstbau nährende Gemeinden hier beteiligt hatten. Und darin liegt vorzugs- 
weise jener Unterschied zwischen einer norddeutschen und süddeutschen 
Obstausstellung. Bei uns pflegen, mit Ausnahme einzelner Gegenden, die 
Früchte von Baumschulbesitzern oder grösseren Privaten die betreffenden 
Tafeln zu zieren. Und so gewiss es ist, dass sich Norddeutschland mit 
seinen Produkten dem Süden gegenüber nicht zu scheuen braucht, so 
wünschenswert bleibt doch für uns immer noch jener Vorzug des Südens, 
der, dass es die Gemeinde in erster Linie sein soll und muss, welche dem 
Obstbau mehr und mehr Verständnis entgegenzubringen habe. Die genaue 
Sortenkenntnis ist in Süddeutschland weniger dabei entwickelt, als man es 
voraussetzen sollte — allein der süddeutsche Landmann kennt vor allem 
seine Lokalsorten und weiss den Obstbaum mit seiner goldenen Frucht hoch 
zu schätzen. | 

Ich schliesse dementsprechend mit dem Dichter der Ausstellung: 


»Im Feld, am Weg, im Garten 
Sollst Du des Obstbaums warten.« 


Dicksonia Billardieri F. v, Mueller, 637 


Dicksonia Billardieri F. v. Mueller. 


(Syn. Dicksonia antarctica La Billardiere, Cibotium Billardierii Kaulfuss, 
Balantium antarcticum Prsl.) 
Hierzu Abbildung 90. 


Abbildung 90, Dicksonia Billardieri F. v. Mueller (D. antarctica La Billardiere) in Australien. 
Bis 13 2 hoch. 


Herrn R, SIGERT, Köln, verdanken wir die Photographie einer Gruppe 
wildwachsender Dicksonia Billardierii F. v. Muell., bekannter als Dicksonia 
antarctica, von der im beifolgenden Bilde nur die drei grössten Exemplare 
wiedergegeben sind. Zur Vervollständigung des Eindruckes denke man sich 
einen ganzen Hain solcher Baumfarne im Hintergrunde. Die menschlichen 


638 IH. Zabel: Evonymus obovata Nutt. 


Figuren am Fusse der Stämme geben einen Vergleich bezüglich der Höhe. 
Es wird da niemandem unglaublich klingen, dass Dicksonia 13 » Höhe, 
Alsophila australis sogar 20 »z Höhe erreicht. 

FERD. VON MÜLLER macht in seinem trefflichen Werke: Select extra- 
tropical plants, von dem jetzt die siebente englische Auflage, Melbourne 
1888, erschienen ist”), darauf aufmerksam, dass dies Farn nirgends in antarkti- 
schen Regionen gefunden ist. Es kommt wild in Südost- Australien und auf 
Neu-Seeland vor. Er empfiehlt, die Sporen in aussertropischen wärmeren 
Gegenden in feuchten Waldthälern auszustreuen, um so für das nächste Jahr- 
hundert Nachwuchs zu haben. Die Stämme ertragen den Transport nach 
Europa sehr gut, besser als die meisten der anderen 200 Baumfarne. Nach 
NAUDIN ist D. Billardierii in Südengland, den Kanal-Inseln und im Süden 
der Provence hart, in letzterer Gegend leidet sie eher von der Dürre. 


Evonymus obovata Nutt. 
Von H. Zabel in Münden. 


Unter den Namen Evonymus pendula Wall. und auch wohl E. europaea 
L. var. pendula wird in unseren Gärten ein Spindelbaum kultiviert, der, hoch- 
stämmig auf E. europaea veredelt, ein zierliches Trauerbäumchen bildet, 
wurzelecht dagegen sich auf der Erde ausbreitet, oder mit schlaffen Trieben 
zwischen Gebüsch bis zu ı »» Höhe emporsteigt. Mit der WALLICHschen 
Pflanze des Himalaya hat derselbe jedoch nichts zu schaffen, vielmehr stellt 
er die in der Überschrift genannte nordamerikanische Art dar, welche jetzt 
von den Botanikern wohl allgemein — auch von ASA GRAY — als eine Varietät 
der E. americana L. betrachtet wird. Dieser Auffassung vermag ich mich 
nicht anzuschliessen. 

Ein angeblich ähnliches Verhältnis findet zwar zwischen E. japonica 
Thunb. und E. radicans Sieb. (resp. E. gracilis Sieb.) statt. C. J. MAXIMO- 
WICZ in Diagnoses plant. novar. asiat IV. 179 (Melanges biologique XI) führt 
an, dass er diese letztere Form in Wäldern und an Felsen Yedos, der Erde 
angedrückt, unfruchtbar und mit kleinen und sehr kurz gestielten Blättern, 
dann an Bäumen hinaufsteigend, nach und nach grossblätteriger werdend, mit 
normalen, 6—10 7272 langen Blattstielen, und endlich in fingerdicken Stämmen, 
an Bäumen bis 20 Fuss hoch emporgestiegen, dort nicht weiter kriechend, 
mit typischen Blättern und fruchttragend fand. In den Mündener Gärten 
klettert E. radicans auch zwischen Gebüsch bis zu 2 »» Höhe empor, ist 
völlig winterhart, ohne je geblüht zu haben, und macht auf seinem I2jährigen 


*) Eine deutsche Übersetzung haben wir von Dr. EDMUND GOEZE unter dem Titel: Auswahl 
von aussertropischen Pflanzen, Kassel und Berlin, Verlag von THEOD. FISCHER 1883, 8°, 488S. 
ebenso eine frei bearbeitete, mit mancherlei eigenen Zusätzen versehene von CHARLES NAUDIN, unter 
dem Titel: Manual de l’accimateur, Paris librairie agricole 1887, 8°, 566 S. 


u ren 


H. Zabel: Evonymus obovata Nutt. 639 


Standort bis jetzt weiter keine Miene, in E. japonica überzugehen, als dass 
an den obersten Zweigen einzelne Blätter doppelt grösser und bis 5 72 lang 
gestielt erscheinen, während die als E. japonica var. multiflora und var. 
Carrierei bekannten intermediären Formen nach milden Wintern reichlich 
blühen ohne Früchte anzusetzen, gegen Kälte recht empfindlich sind und 
jedenfalls der typischen japonica näher stehen. Aber so lange E. radicans 
hier noch nicht geblüht und gefruchtet hat, kann ich eine Umwandelung in 
E. japonica nicht für ausgeschlossen halten; für die Möglichkeit einer solchen 
spricht das bekannte Verhalten von Hedera Helix in unseren Wäldern und 
häufiger an altem Gemäuer und das von Ficus pumila L. (F. stipulata Thunb.) 
z.B. an den Felsen, auf denen sich Schloss Miramar erhebt. Auch E. euro- 
paea tritt in unseren Wäldern in einer Zwergform auf, die nur etwa 20 cm 
hoch wird, durch Wurzelausläufer sich ausbreitet und im Buddenhäger Walde 
bei Wolgast einen Flächenraum von circa IO gm einnahm; auch diese Zwerg- 
form blühte dort nicht, aber ihre Blätter waren nur durch etwas geringere 
Grösse von denen der normalen Art unterschieden. E. obovata dagegen blüht 
reichlich, reift in günstigen Jahren auch Früchte, und aus deren Samen er- 
wuchsen hier nur mit der Mutterpflanze völlig identische Exemplare. Die 
spezifischen Unterschiede derselben von E. americana dürften aus nach- 
stehender Beschreibung hervorgehen. 

E. obovata Nutt. Triebe stumpf vierkantig bis rund, ohne Kork- 
bildung, oft mit Luftwurzeln, bräunlich-grün; Haupttriebe schlaff, bogenförmig 
zur Erde geneigt und mit ihren Enden oft derselben anliegend, oder zwischen 
Gebüsch aufsteigend; Seitentriebe meist aufrecht. Knospen kegelförmig bis 
rundlich - vierkantig-pyramidal; Knospenschuppen häutig gerandet, fein ge- 
wimpert. Blattstiel kurz, an der Basis nicht oder undeutlich gegliedert; 
Blätter veränderlich in Grösse und Form, in der Mehrzahl breit- bis schmal- 
verkehrt-eiförmig, fein knorpelig gerandet, sehr fein gewimpert, fein und 
ziemlich dicht, einfach bis doppelt gesägt, mit einwärts gebogener Knorpel- 
spitze der Sägezähne; diejenigen der Seitentriebe an deren Basis kleiner und 
breiter und oft mit abgerundeter Spitze, nach deren Ende zu grösser und 
mehr oder weniger zugespitzt, 4—6 cm lang und im oberen Drittel 25 bis 
35 mm breit, diejenigen an den sterilen Enden der Haupttriebe schmäler und 
länglicher, zuweilen selbst lanzettlich, 3,5 —5 cz lang und ı —2 can breit. 
Nebenblätter sehr klein, häutig, pfriemenförmig. Blüten 5zählig, im Juni und 
Anfang Juli auf 1—3blütigen schlanken Stielen, 7— 8 sm im Durchmesser, 
hellbräunlich-grün; Kelchlappen kurz, meist breit-rundlich, anliegend; Blumen- 
blätter sitzend, breit-rundlich, zuerst bogig aufrecht, später wagerecht aus- 
gebreitet; Diskus flach; Narbe und Antheren auf sehr kurzen, dicken (höcker- 
artigen) Stielen. Kapsel schmutzig hellrot, dicht stachelwarzig, gegen Ende 
September. — E. americana L. var. obovata Torr. et Gray. Auch die mir 
unbekannte E. americana var. sarmentosa Torr. et Gray (E. sarmentosa Nutt.) 


640 


H. Zabel: Evonymus obovata Nutt. 


mit »niederliegenden und oft wurzelnden Trieben und eiförmig-lanzettlichen 
Blättern« gehört wohl hierher und beruht vielleicht auf den abweichend ge- 
formten Blättern der Haupttriebe von E. obovata. Von den Himalaya-Arten 
scheint E. echinata Wall. am nächsten verwandt zu sein. 

E. americana L. weicht von E. obovata hauptsächlich durch folgende 
Merkmale ab: Triebe aufrecht, scharf bis stumpflich vierkantig, an den Ecken 
mit Korkbildung, grasgrün; Knospen vierkantig-pyramidenförmig; Knospen- 
schuppen meist nur fein gezähnelt; Blattstiel sehr kurz, an der Basis deutlich 
gegliedert; Blätter in der Form ziemlich gleichgestaltet, eiförmig-lanzettlich 
bis lanzettlich, von 4 ca» Länge und I c»z Breite bis 6,5 cz lang und 2,5 cm 
breit, sehr fein knorpelig gerandet, entfernt und sehr fein gekerbt-gesägt, 
Knorpelspitze der Sägezähne meist in der kleinen Auskerbung sitzend; Blüten 
9— Io nm im Durchmesser, Blumenblätter kurz genagelt, Staubfäden nebst 
Griffel ein wenig länger und schlanker; Frucht hier noch nicht bemerkt, aber 
nach der Beschreibung karminrot. — In den Gärten selten gewordene Art, 
denn aus den in neuerer Zeit unter dieser Benennung aus Nordamerika be- 
zogenen Samen erwuchsen meist E. atropurpurea Jacq., aber auch E. lati- 
folia Scop.; im letzteren Falle lag sogar absichtliche Fälschung — aber wohl 
nur des Sammlers, nicht des Verkäufers — vor, weil zwischen den Samen 
sich einzelne der so leicht kenntlichen leeren Kapseln der americana vor- 
fanden. 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc. 


Neuheiten von Haage & Schmidt, Erfurt. blume, welche eine aussergewöhnlich 


Hierzu Abbildungen 91—94. 


Die oben genannte Firma versendet | 


jetzt ein Preisverzeichnis, auf welchem 
vier ihrer schönsten Neuzüchtungen auf 
einer farbigen Tafel dargestellt sind. 

Es sind dies Centaurea Cyanus flore 
pleno, Triumph-Aster, blaue Komet-Aster 
und Delphinium cardiopetalum roseum. 

Die Komet-Aster ist eine halbhohe 
Varietät, von der in diesem Jahre eine 
neue Farbe: hellblau, ausgegeben wird. 

Von der Triumph-Aster wird auch 
eine neue Farbe: »dunkelscharlach mit 
weiss«e in den Handel gebracht. Wir 
können die Triumph - Astern als beste 
Zwergastern warm empfehlen. 

Centaurea Cyanus flore pleno, 
gemischte Farben. Vor einigen Jahren 
zeigte sich, so heisst es im Preis-Ver- 
zeichnis, in unseren Kulturen eine Korn- 


ı den Kornblumen bekannt waren, 


grosse Zahl von Strahlenblüten aufwies. 
Durch fortgesetzte strenge Zuchtwahl ist 
es uns geglückt, eine gefülltblühende 
Form der allseitig beliebten Kornblume 
zu erzielen. Die Blumen dieser Neuheit 
sind in gewisser Beziehung denen der 
Gaillardia picta Lorenziana zu vergleichen, 
indem die Scheibenblüten in röhrenähn- 
liche, trichterförmige, mit 5—8sspaltiger 
Korolle versehene umgewandelt sind, wie 
sie bisher nur die Strahlenblüten der 
Stammform zeigten. Die hier angebotene 
Samenmischung enthält nicht nur die- 
selben Varietäten in weiss, hellblau, rosa, 
ziegelrot und purpur, wie sie seither bei 
son- 
dern sie bringt auch noch Blumen in 
ganz neuen Schattierungen hervor, unter 
denen besonders die purpurroten mit 
hellblauen Spitzen, dann die weiss mit 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen. 


641 


rot und blau gestreiften als überaus 
schön bezeichnet werden können. Ein 
Procentsatz von 60— 70 pCt. der Sämlinge 
fällt treu aus Samen. Die beistehenden 


Abb.gıu.92 geben dieForm der einfachen 
und der neuen gefülltblühenden Sorte 
wieder. Es ist diese Einführung unstreitig 
Neuheit von bleibendem Werte. 


eine 


Abbildung 91. Centaurea Cyanus flore pleno. 


=1 


Abbildung 93. Delphinium cardiopetalum, 


Delphinium cardiopetalum ro- 
seum. Von dem schon seit langen 
Jahren bekannten niedrigen, blaublühen- 
den Rittersporn sind HAAGE & SCHMIDT 
jetzt in der Lage, die erste anders ge- 
färbte Spielart anbieten zu können, die 
ein zartes, in weiss übergehendes Rosa 
zeigt. Die Pflanzen sind ebenso reich 


und anhaltend blühend, als die der 
Stammform und eignen sich wegen ihres 
gleichmässigen Wuchses und ihrer nur 
etwa 30cm betragenden Höhe vorzüglich 
zu niedrigen Gruppen. Abb. 93. 
Verbena hybrida candidissima 
foliis aureis ist eine reinweisse gelbblät- 
terige Verbena mit grossen Blütendolden. 


ZI |! 


Abb. 92. Centaurea Cyanus gefüllt u. einfach. 


Abbildung 94. Kartoffel »Goldball«. 


Auch andere Farben der gelbblättrigen 
Varietät in Mischung werden angeboten. 

Von neuen Gemüsen nennen wir 
aus HaAGE & ScHmipts Verzeichnis: 
Hampels neueste Treibhausgurke (Garten- 
flora 1889 S. ı94 mit Abb. 36), ferner 
Hampels verbesserte Mistbeetgurke, die 
der Berliner Aalgurke ähnlich sieht, und 


642 


gi 
Fr En 
” 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen. 


eine feine Tafelkartoffel: Goldball, 
Abb. 94, mittelspät, ertragreich. Knollen 
fast rund, dicht um den Stengel sitzend. 
Schale rauh, gelblich. Fleisch gelblich, 
sehr mehlig. 


Einige für die Kultur neue Frühlingspflanzen 
von Herren Dammann & Co. zu St. Giovanni 
a Teduccio bei Neapel. 


Bellevalia dubia Reichenb., von 
Jerusalem eingeführt, wächst auch im 


südlichen Italien und ward ursprünglich | 


von GUSsoNnE Hyacinthus dubius genannt. 


Die in dichten Trauben stehenden klei- | 


nen Blumen sind geruchlos, ursprüng- 


lich hellblau, später werden sie grünlich. | 


Blüht bei Neapel schon Anfang Januar 
und hat die Tracht eines Muscari (Bo- 
tryanthus). 

Tulipa montana Lindl. Vom Li- 
banon eingeführt. Eine hübsche, 
wenige Zoll hohe Art, mit verhältnis- 
mässig grossen roten Blumen, deren 
Blumenblätter mit einem länglichen, blau- 
schwarzen Fleck am Grunde Charak- 
teristisch sind die linienlanzettlichen, in 
eine lange, dünne Spitze verschmälerten, 
am Rande stark wellig-krausen, zurück- 


nur | 


gebogen abstehenden Blätter und die 


innerhalb dünn-weisswolligen Schuppen 
der Zwiebel. 


kasus, istähnlich, das Innere der äusseren | 


Zwiebelschuppen aber mit bräunlichen, 
geraden Haaren fast bärtig bekleidet. 


BAKER zieht diese T. Julia als Form zu | 
T. montana, wir halten sie aber für eine | 


gute Art. 

Die Tulipa montana blüht 
früher als Duc van Tholl, bei Neapel 
Mitte Januar, und dürfte daher mit der 
Zeit, als Tulpe zur Treiberei, eine in 
den Gärten vielfach 
werden. 


phylla Benth. 8 alba. Eine Schling- 
pflanze für das Kalthaus aus Neuholland. 


Die echte Art besitzt violett-blaue Blumen, | 


die Abart mit weissen Blumen ist noch 


verbreitete Art | 
, selben 
Hardenbergia (Kennedya) mono- | 


selten in Kultur. Bei Neapel eine schöne 
Schlingpflanze für das freie Land. 
(E. R.) 


Petsai- oder Shantung-Kohl. 


Unter den in diesem Jahre von der 
Samenhandlung F. JünLkes Nachfolger 
in Erfurt eingeführten Neuheiten befand 
sich auch eine Kohlart, Petsai- oder Shan- 
tung-Kohl, welche bisher auf dem Konti- 
nent nicht bekannt oder verbreitet war. 
Sie war aus China, ihrem Vaterlande, 
woselbst sie viel angebaut wird, zu uns 
gebracht und wurde sehr warm empfohlen. 
Obgleich der Preis des Samens noch ein 
hoher war, beschloss ich einen Versuch 
damit zu wagen. 

Die kleinen Samen wurden nach Vor- 
schrift Mitte Mai gesät und keimten sehr 
bald, so dass sie ungefähr Mitte Juni 
schon auf die für dieselben bestimmten 
Beete, in einer Entfernung von 18 Zoll 
gepflanzt werden konnten. Sie gediehen 
prächtig, und schon im Juli waren einige 
Köpfe so weit ausgebildet, dass dieselben 
zur Speise benutzt werden konnten, auch 
beiläufig bemerkt, reichlichen Beifall 
fanden. Die Pflanzen sehen einem Ro- 
mano-Salatkopfe, wie man sie häufig im 


ı Süden anbaut, ähnlicher als einem Kohl- 
‚ kopfe, dennoch gehört dieses Gemüse 
T. Julia K. Koch, aus dem Kau- | 


nach Samen und Blüte unzweifelhaft 
zu den echten Kohlarten, hat auch alle 
Untugenden dieser, wie z.B. das Faulen 


' des Wurzelstockes, mit diesem gemein, 


wird auch mit Vorliebe von Erdflöhen 
heimgesucht. Zum Teil hatte ich die 


ı Pflanzen wie Endivien gebunden, wo- 
noch 


durch die inneren Blätter sehr schön 
gelb und zart geworden, doch muss man 
auf so behandelte Pflanzen recht Obacht 
geben und sie bald verbrauchen, schon 
des Anfaulens wegen, auch neigen die- 
sehr bald zur Samenbildung. 
Dieser alles zeitiger reifende Sommer 
mag wohl hierzu förderlicher gewesen 
sein, es ist aber anzuraten, den Sommer 
über mehrere Aussaaten zu machen, wie 
man dies mit Salat zu thun pflegt. Selbst- 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen. — Kleinere Mitteilungen. 


643 


verständlich ist dieses Gemüse, wenn die 
Pflanzen in die Blüte schiessen, nicht 
mehr so zart als solange der Kopf noch 
festgeschlossen. Einige Pflanzen, die ich 
zurSamengewinnung bestimmte, brachten, 


wenn auch nicht reichlichen, doch gut | 


ausgebildeten Körnerertrag. 

Für den Botaniker ist diese Pflanze 
ebenfalls von Interesse, die jungen Pflänz- 
chen erinnern an Hederich (Raphanus), 
und auch die ausgebildeten Blätter sind 
zarterer Substanz als unsere gewöhnlichen 
Kohlarten, sie gleichen mehr den Blättern 
des Sommerrübsens oder der Radieschen, 
der Blütenstand und die Blüten selber 


sind denen der Stoppel- oder Herbst- 
rübensorten ähnlich. Die noch bei dem 
starken Nachtreif am 19. September im 
Freien unbedeckt gebliebenen Pflanzen 
hatten von der Kälte nicht gelitten, wäh- 
rend nahebei stehende Kürbisse und 
Georginen erfroren waren. 

Jedenfalls ist diese neue Einführung 
wert, dass man sich mit ihr beschäftigt, 
und für denjenigen, welchem die Sorge 
obliegt, für eine reichhaltige Tafel stets 
Abwechselung zu bieten, ist diese Neu- 
heit von noch grösserem Wert. 

Dessau im Oktober. 

En. RıcHTEr, Herzogl. Hofgärtner. 


Kleinere Mitteilungen. 


Expedition nach dem Mount Owen Stanley. 

In der Zeit vom 2o. April bis 25. Juni 
d. J. unternahm der neue englische Gouver- 
neur von Neu-Guinea, Sir W. MACGREGOR, 
in Begleitung von drei Eingeborenen und 
zwei Südsee-Insulanern eine Expedition 
nach dem Mount Owen Stanley (13000 Fuss 
über der See). Er erreichte die Spitze 
dieses Berges und hielt sich auf der- 
selben 3 Tage auf. Über die botanischen 
Ergebnisse dieser Expedition giebt ein 
Brief des Baron FERDINAND VON MÜLLER 
in Gardeners Chronicle Aufschluss, den 
wir, seines hohen Interesses wegen, hier 
in Übersetzung folgen lassen: 

»Die kürzlich von Sir WırLıam MAc- 
GREGOR ausgeführte Besteigung des Owen 
Stanley-Gebirges bis zur Spitze zeigt, dass 
in einer Höhe von I1000— 13000 Fuss 
daselbst eine echte Alpenflora herrscht; 
und was noch interessanter ist, sie lehrt 


uns zum erstenmale eine aussergewöhn- | 
liche und auffällige Vermischung von | 
Formen kennen, welche zum Teil für | 


die nördliche, zum Teil für die südliche 
Halbkugel charakteristisch sind. Auf 
dem Kamme des Gebirges, über der 
Baumgrenze, treten, obgleich dicht unter 
dem AÄquator, extratropische Gattungen 
auf, wie Ranunculus, Hypericum, Are- 
naria, Potentilla, Rubus, Epilobium, Aster, 


Erigeron, Helichrysum, Senecio, Gentiana, 


ı Veronica, Euphrasia, Scirpus, Schoenus, 


Carex, Aıra, Poa und Festuca Viele 
derselben nähern sich solchen Formen, 
welche uns aus Europa bekannt sind, 
einige sind geradezu mit britischen Arten 
identisch und erreichen, wie es scheint, 
in Neu-Guinea ihre südlichste Verbrei- 
tungsgrenze. Andererseits gehören viele 
dieser papuanischen Pflanzen viel süd- 
licheren Typen an, wie Drimys, Drapetes, 
Donatia, Styphelia, Phyllocladus, Libertia, 
Carpha, Dawsonia; ja, einige dieser Arten 
sind absolut identisch mit jenen der 
australischen und neuseeländischen Al- 
pen. In der Sammlung dieser ersten 
Forschungsexpedition in das papuanische 
Hochgebirge, welche naturgemäss nicht 
sehr reich an spezifischen Formen sein 
konnte, nehmen Ericeen (aus den Gat- 
tungenRhododendron, Agapetes und Vac- 
cinium) eine etwas hervorragende Stellung 
ein. Eine andere bemerkenswerte, jetzt 
festgestellte Thatsache ist die Identität 
mehrerer Pflanzen des Owen Stanley-Ge- 
birges mit solchen, welche von Sir JOSEPH 
HooKER vom Kinu-Balu in Nord-Borneo 
beschrieben wurden, wo sıe in einer Höhe 
von etwa 8000 Fuss von Sir HucH Low 
entdeckt wurden, z. B. Drapetes ericoides 
und Drimys piperita. Die vier von Sir 


644 


Kleinere Mitteilungen. 


WirL. MACGREGOR gesammelten Koniferen 
sind Araucaria Cunninghami, ein Podo- 
carpus, ein Phyllocladus und eine Pflanze, 
welche wahrscheinlich ein Libocedrus 
ist; von letzterer wurden jedoch keine 
Früchte erhalten. Soweit das vorliegende 
Material ein Urteil erlaubt, scheint die 
weniger bedeutend zu sein, als man 
Zeilen führte vor einigen Jahren, im 
Gegensatz zu den Ansichten eines her- 
vorragenden Naturforschers, aus, dass, 
obgleich der Hauptcharakter der papua- 


In Erwägung, dass, wie besonders auch 
die Verheerungen der Reblaus in Öster- 
reich und Ungarn beweisen, die Ver- 
breitung der Reblaus, sobald sie sich 
eingenistet hat, eine unaufhaltsame ist, 
ferner in Erwägung, dass das sogenannte 


ı Kulturalverfahren nicht überall anwend- 
Individualität der alpinen Vegetation viel | 


bar ıst und auch bedeutende Kosten 


verursacht, welche besonders die Klein- 
voraussetzen durfte. Der Schreiber dieser 


nischen Flora in den Niederungen trotz | 
des Vorkommens von Eucalyptus und 
Phyllodien tragenden Acacien, als ein | 


malayischer betrachtet werden muss, es 
doch nicht genau sein würde, denselben 
allgemeinen Charakter der Hochlandvege- 


tation zuzusprechen, selbst wenn die 
Araucaria bereits in den Bereich der- 
selben käme. Die Thatsache, dass die 


papuanische Alpenflora einen so grossen 
Procentsatz australischer Elemente be- 
sitzt, muss zu vielen weitreichenden 
wissenschaftlichen Verallgemeinerungen 
auch auf anderen Gebieten als der Bo- 
tanık führen.« (DS 1DN) 


Das Porto für Postfrachtstücke aus Deutschland 
nach Norwegen 

ermässigt sich infolge Einführung eines 

neuen Postpackettarifs in Norwegen auf 

der ausserdeutschen Beförderungsstrecke 

nicht unwesentlich, und zwar um 7 Pfg. 


für jedes Kilogramm. Auch ist die Ge- | 


wichtsgrenze für derartige Sendungen 
nach gewissen Orten Norwegens bei der 
Beförderung über Schweden auf 25 Ag 


Wege auf 48 %g erweitert worden. Auf 
die Taxierung der billigen »kleinen Post- 
packete« nach Norwegen bezieht sich 
jene Taxänderung nicht. E.M. 


Die Resolutionen des !i. Deutschen Weinbau- 
Kongresses in der Reblausfrage 
lauten, wie die »Köln. Ztg.« mitteilt, 

folgendermassen: 


winzer zu tragen nicht vermögen und 
schliesslich in Erwägung, dass die Reben- 
veredlungsversuche noch sehr zweifel- 
hafte Resultate liefern und die Neu- 
anlage der Weinberge mit veredelten 
amerikanischen Reben auch bedeutende 
Kosten verursacht, beschliesst der 11. 
Deutsche Weinbau-Kongress! 

»ı. den hohen verbündeten Regierungen 


ı wiederholt den ganz besonderen Dank 


für die unentwegte Energie, mit welcher 
dieselben fortfahren, den deutschen Wein- 


' bau durch die Bekämpfung der Reblaus 


zu schützen, auszusprechen, sowie die- 


' selben dringend zu ersuchen, bei dem 
| bisherigen Vernichtungsverfahren der Reb- 


laus gegenüber zu verharren und den 
Rebenverkehr im allgemeinen unter noch 


strengere behördliche Kontrolle zu 
| stellen.« 
Die Berichte der berufensten Sach- 


| verständigen lassen es als unzweifelhaft 


erscheinen, dass die Reblaus auch durch 
unbewurzelte Reben, sogenanntes Blind- 
holz, verschleppt werden kann. Abge- 


sehen davon, dass behauptet wird, das 


Winter-Ei der Reblaus werde in Teilen 
der Reben über dem Boden abgelegt, 
ist es eine T'hatsache, dass in Weinbau- 
Bezirken vielfach die Übung besteht, die 


| Blindreben auch in den Boden der Wein- 
und bei der Beförderung auf anderem | 


berge selber einzuschlagen und bis zur 
Kallusbildung darin zu belassen. Bei 
diesem Verfahren kann die Reblaus nicht 
nur mit anhängender Erde durch die 
Blindreben selber verschleppt werden, 
sie kann in dem Kallus saugend leben. 
Um der hierdurch bedingten grossen 
Gefahr möglichst zu begegnen und auch 
andere Interessen thunlichst zu schonen, 
richtet der ıı. Deutsche Weinbau-Kon- 


Kleinere Mitteilungen. 


645 


gress an die beteiligten hohen Regie- 
rungen das dringendste Ersuchen, an- 
ordnen zu wollen, dass: 

»2. die Versendung auch von unbe- 
wurzelten Reben nicht nur aus den als 
infiziert befundenen Grundstücken oder 
Gemarkungen, sondern aus grösseren, der 
Gefahr entsprechenden Bezirken, in wel- 
chen sich derartige infiziert befundene 
Grundstücke befinden, auf Grund des 
$S 3 des Gesetzes vom 3. Juli 1883 ver- 
boten werde. 

3. Der Verkehr mit Schnitt- (Blind-) 
Reben innerhalb und nach den deutschen 
Weinbau - Gebieten nur unter strenger 


behördlicher Aufsicht und Kontrolle ge- 


stattet wird.« 

Der Kongress bittet die hohen Regie- 
rungen ferner, Veranlassung nehmen zu 
wollen, dass 

»4. Veredlungs- und Züchtungsversuche 
widerstandsfähiger Reben thunlichst ge- 
fördert werden.« E.M. 


Der botanische Garten zu Adelaide in Süd- 
australien im Jahre 1888. 

Der Direktor, Schöpfer und Erhalter 
dieses vor länger als dreissig Jahren an- 
gelegten Gartens, Herr Dr. RicHARD 
SCHOMBURGK, hat einen Bericht über das 
Jahr 1883 herausgegeben, welcher nicht 
so erfreulich ist als in früheren Jahren. 
Zwar sind Fortschritte bezeichnet, aber 
sie werden überwogen von den Angaben 
der Verluste, welche durch die selbst 
für Australien ungewöhnliche Hitze und 
anhaltende Trockenheit entstehen. Wir 
wollen diese Angaben der Verluste und 
Nachteile nicht wiederholen, sondern 
unsere Freude über die beigegebenen 
acht Abbildungen der in diesem Garten 
im Freien stehenden Bäume ausdrücken. 

Zwei Arten von Ficus, bei uns schwache 
Warmhauspflanzen, sind mächtige Bäume, 
Schinus molle, bei uns nur unbedeutende 
Topfpflanzen, ebenfalls. Die Palme ’Fu- 
baea spectabilis, bei uns nur als schwach- 
stämmige Topfpflanze bekannt, setzt uns 
durch einen nicht sehr hohen, aber 
mächtigen Stamm in Erstaunen und hat 


eine dichte Krone gefiederter Blätter. Bei 
Araucaria Cunninghami war ich einiger- 
massen enttäuscht; während die bei uns 
in Gewächshäusern gezogenen Bäume 
vom Stamme aus dünne grüne Zweige 
haben, zeigt der ansehnliche Baum in 
Adelaide mehr die Form einer Kiefer 
mit vom Stamme aus kahlen Ästen und 
an den Spitzen büschelförmigen, kiefern- 
artigen Zweigen. Cupressus torulosa 
hätte ich mir nie als einen so schönen 
spitzpyramidalen Baum gedacht, wie der 
abgebildete Baum zeigt. Damara australis 
muss, dem abgebildeten nach zu urteilen, 
ein herrlicher Baum sein und zeigt hier 
die echte Nadelholzform. 
Sämtliche Abbildungen sind farbig. 
JÄGER. 


Dem Verdienste seine Krone! 

Vor kurzem erst meldeten wir, dass 
der Präsident der französischen Repu- 
blik dem Baron Herrn von MÜLLER in 
Melbourne in Anerkennung seiner hohen 
und einzig dastehenden Verdienste für 
die Botanik einen besonders für Aus- 
zeichnung in den Ackerbauwissenschaften 
gestifteten hohen Orden zuerkannt habe; 
heute nun können wir abermals berichten, 
dass eine fernere hohe Auszeichnung 
unserem verehrten Landsmanne zu teil 
wurde. Der Grossherzog von Mecklen- 
burg, FRIEDRICH FRANZ III., hat ıhm durch 
ein eigenhändiges Handschreiben die 
mecklenburgische grosse goldene Medaille 
für Künste und Wissenschaften verliehen, 
die nur an die hervorragendsten Männer 
gegeben wird, die sich in besonderer 


| Weise auf dem Felde der Wissenschaft 


auszeichneten. Diese hohe Anerkennung 
muss den Herrn Baron um so mehr 
freuen, da sie vom Herrscher seines 
engeren Vaterlandes, also aus seiner ge- 
liebten Heimat, ihm in so hoch ehrender 
Weise erteilt wurde. Wir wünschen 
unsermhochverdientenLandsmanne, dass 
er sich in voller frischer Kraft noch recht 
lange dieser hohen Anerkennungen, die 
ihm von allen Seiten zu teil: werden, 
erfreuen möge, und dass es ihm vergönnt 


646 


Kleinere Mitteilungen. 


Bi. 


sei, durch rastloses, glückliches Schaffen 
die Ehrenkrone seines Wirkens durch 
stets neue und frische Lorbeerzweige zu 
vergrössern, die ihm schon die dankbare 
Mitwelt so überaus reichlich und hoch- 
ehrend spendete. Austral. Ztg. 
Der Einfluss der Unterlage auf die Veredelung. 
Einen interessanten Beleg für den Satz, 
dass die Unterlage auf die Veredlung 
von Einfluss sei, findet man in einer der 
letzten Nummern des Journal des Roses. 
Zwei Partieen Rosen, von denen die eine 
aufR. canına, die andere auf. R. polyantha 
veredelt war, wurden in einem Gewächs- 
haus zum Treiben gebracht. Beide Par- 


tieen wurden in gleicher Weise behan- 
delt. 


Die auf R. polyantha veredelten | 


lieferten zweimal mehr Blüten als die- | 


jenigen auf R. canına und hatten ausser- 
dem den Vorzug, dass sie zwei Wochen 
früher zur Blüte kamen. Dr. D. 


Berichtigung zu Cynomorium coccineum. 

In seiner poetischen Prosa besingt in 
Nr. 17 d. J. S. 474 Herr CARL SPRENGER 
»Cynomorium coccineum«. Er meint aber 


unverkennbar keineswegs das durchaus | 


nicht schöne Cynomorium, sondern Cy- 
tinus Hypocystis. 
Prof. Dr. P. AsCHERSON. 


Rosa rugosa 

hat Wert nach den verschiedensten Rich- 
tungen. Sowohl als Einzelbusch auf dem 
Rasen wie auch in Hecken und Ge- 
büschen ist das schöne Laubwerk mit 
den massenhaften weissen und roten 
Blüten sehr zierend. Im Herbst kleidet 
sich der Busch in die reichste Farben- 
pracht, wenn er nur einigermassen günstig 
für die Laubfärbung_ steht. 
Herbst-Farben-Effekt pflanzt, wie ich es 
hier gethan habe, der kann Rosa rugosa 
nicht entbehren. 

Aber auch die Früchte sind sehr gut. 
Es sind die grössten und wohl- 
schmeckendsten Hagebutten, welche ich 
kenne. In diesem Jahre zählte ich 2 Pfd. 
durch. Das eine enthielt 48 Früchte, das 


Wer auf 


andere 64. Die fünf grössten Früchte 


zusammen wogen 708, die grösste Frucht 


allein 16,5; dieselbe hatte einen Umfang 
von 121 a2 und enthielt 146 vollkommen 
ausgebildete Samen, davon 99 an der 
äusseren Fruchtwand und 47 an der 


ı Mittelpyramide des Fruchtbodens. Wert- 


volle Hybriden sind mir noch nicht be- 
kannt geworden. 
von ST. PAuL, Fischbach 1. Schl. 

Die Hybride zwischen R. rugosa und 
der T'heeroseSombreuil, Madame Georges 
Bruant, ist doch sehr hübsch! Sie blühte 
kürzlich wieder bei Herrn R. BRANDT, 
Charlottenburg, wo sie auch voriges Jahr 


| bereits in Flor war und eignet sich nach 


ihm sehr zur Binderei. Low: 

Chrysanthemum mit gelben und lila Blüten. 

Da ich ersehen habe, mit welchem 
Interesse Sie die Zucht der Chrysanthe- 
mum verfolgen, so erlaube ich mir hier- 
mit eine gewiss seltene Varietät dieser 
Pflanze zu erwähnen. 

Vor etwa 30 Jahren hatte nämlich der 
Gartenverwalter SCHENKER in Sanssouci 
ein Chrysanthemum gezüchtet, welches 
in seiner oberen Verzweigung gelbe und 
lila Blüten zugleich zeigte und welches 
von dem damaligen Altmeister LENNE 


sehr bewundert wurde. 


Der Gärtner SCHENKER war ein recht 
gebildeter Mann und tüchtiger Pflanzen- 
kultivateur, der zuletzt bei der Fürstin 
von Liegnitz (jetzt Villa Carlotta in 
Sanssouci) als Gartenverwalter fungierte; 
er stammte aus Thüringen und hatte, 


ı wie er mir oft erzählte, in der Jugend 


noch das Glück gehabt, persönlich unter 
GOETHEsS Augen in Weimar zu wirken. 
REUTER, Hofgärtner, 
Pfaueninsel bei Potsdam. 
Frühblühendes Ribes alpinum. 

Ribes alpınum auf Nikolskoi bei Pots- 
dam steht in kurzer Zeit wiederum in 
Blüte. REUTER. 

Ein Exemplar daselbst entfaltet fast alle 
Jahre seine Frühjahrsblüten zum Teil 
schon im Herbst des voraufgehenden 


Dr 
SE nr 


Kleinere Mitteilungen. — Litteratur. 


647 


Jahres. Siehe Macnus in Sitzungs- 
berichte der Gesellschaft naturf. Freunde 
1874 S. ı2 und 56. Verhandlungen des 
botanischen Vereins der Provinz Branden- 
burg 1875. Sitzungsberichte S. 35, 1877 
S. 160, 1881 S. XXVIII etc. Ein höchst 
interessanter Fall individuellen Voreilens 
der Blüten! L. W. 


Chrysanthemum - Sämlinge. 


Unser in Nr. 22 d. J. S. 596 ausge- 
sprochener Wunsch, dass doch bei uns 


Süden gezogen werden möchte, ist bereits 
erfüllt. Herr JosEPH KLAr, der im Ver- 
ein mit Herrn JÖRNs sich mit unermüd- 
lichem Eifer der Anlagen des Vereins 
zur Beförderung des Gartenbaues auf den 
städtischen Rieselfeldern bei Blanken- 
burg annımmt, hat daselbst Chrysanthe- 
mum aus Samen erhalten. Die Saat 
wurde im April gesät und zeigten die 
Stöcke Mitte November schon Knospen, 
also wie die Margareten-Nelken! Leider 
hat Herr SCHWARZBURG, bei dem sie in 
Pension gegeben, sie nicht zur Ausstel- 


Chrysanthemum aus Samen aus dem | lung liefern können. TzaWwe 
Litteratur. 
Bromeliac&ae Andreanae. Descrip- | um die nicht blühend aufgefundenen 


tion et histoire des Bromeliacees re&- 
coltees dans la Colombie, l’Ecuador 
et le Venezuela, par ED. AnDRE, Re- 
dacteur en chef de la Revue horti- 
cole, ancien voyageur botaniste du 
Gouvernement frangaıs dans l’Ame- 
rıque du Sud. Paris, Librairie agri- 
cole, 26 rue Jacob, auch beiG.Masson, 
ı20 rue Boulevard St. Germain. gr. 4°, 
113 Seiten mit 39 lithogr. Tafeln und 
einer Karte des nördlichen Teils von 
Südamerika. 

Während wir 'seit dem Erscheinen von 
J- G. BEERS »Die Familie der Bromelia- 
ceen«, 1857, 30 Jahre vergebens gewartet 
haben auf umfassendere zusammen- 
hängende Arbeiten über Bromeliaceen, 
folgten sich binnen wenigen Wochen 
jetzt zwei. Die eine, BAKERs Handbuch, 
umfasst sämtliche Bromeliaceen und 
haben wir sie in Nr. 21 S. 590 besprochen. 
Die zweite, die Bromeliaceae An- 
dreanae stellt ein Werk ganz anderer 
Art dar. Es enthält nur die von E. AnDRE 
in Kolumbien gesammelten Arten. Das 
sind aber nicht weniger als 129, dar- 
unter gı neue und noch ı4 neue Varie- 
täten; der Leser wird daher begreifen, 
mit welcher Freude solche Funde einen 
Sammler erfüllen. Wenn dieser Sammler 
nun zugleich selber Pflanzenzüchter ist, 


Arten in seinen eigenen Häusern in 
Europa zur Blüte zu bringen, wenn er 
ferner Botanıker von Fach ist, um seine 
Schätze selbst zu bestimmen, wenn er 
endlich in der Lage sich befindet, auf 


39 ganz vorzüglich ausgeführten litho- 


graphierten Tafeln die charakteristischen 
Teile sämtlicher neuen Arten abzubilden 
und überhaupt sein Werk auf das Ge- 
diegenste auszustatten, so sind das alles 
Vorbedingungen für ein gutes Gelingen 
des ganzen Werkes. Und so ist denn 
in der That etwas Ausgezeichnetes zu 
Stande gekommen. Ich hatte Gelegen- 
heit, die von LEHMANN zum Teil ın der- 
selben Gegend gesammelten Bromelia- 
ceen, speciell aus Kolumbien, diesem an 
Orchideen, Bromeliaceen und Araceen so 
reichen Lande, zu bestimmen und war 
gerade im Manuskript fertig, als ED. 
ANDRE im Dezember vorigen Jahres einen 
Vorläufer zu seinem grossen Werk, die 
»Enumeration des Bromeliacees r&coltees 
en 1875 - 76 par ED. AnDRE dans l’Ame- 
rique du Sud et Diagnoses des especes 
nouvelles« in Rev. hort. 1888, Seite 563, 
erscheinen liess. Ich erkannte gar bald, 
dass einige der von mir benannten neuen 
Arten mit den von AnDRE veröffentlichten 
identisch seien und habe, nachdem auch 
Herr ED. AnprE das bestätigt, selbst- 


648 Litteratur. — Ausstellungen und Kongresse. — Personal- und Vereins-Nachrichten, 

verständlich die Anpr&schen Namen an- | Gewächse richtete, ohne dabei die andern h) 
genommen. Trotzdem blieben in meiner | zu vernachlässigen. g 
Bearbeitung*) noch 18 neue Arten und | Zwei ganz neue Gattungen gelang es 

3 neue Varietäten, ein Beweis für die ihm zu finden: die grasblätterige Gattung 
Reichhaltigkeit des Landes. Sodiroa und das sehr stattliche Theco- 


Unter den Anpr&schen (und auch unter | phyllum, dessen eine Art T. Wittmackü, 
den LEHMmAnnschen) Pflanzen sind viele, | die der Verfasser die Güte hatte, nach dem 
die würdig wären, in Kultur genommen | Referenten zu benennen, bis meterlange 
zu werden, wie denn überhaupt E. AnDrRE | scharlachrote untere Hochblätter besitzt. 
sein Hauptaugenmerk auf schönblühende | Anpr£s Werk, ein Prachtwerk ersten 

Ranges und eine reiche Fundgrube für 
=) ENGLERS botanische Jahrbücher ı1ı. Band den Bromeliaceenfreund, sei hiermit 
1889 S. 52—71. ı wärmstens empfohlen. L. WITTMACcK. 


Ausstellungen und Kongresse. 
Berlin. Grosseallgemeine Garten- | Landwirte zu Berlin hat am 26. November 
bau-Ausstellung vom 25. April bis | beschlossen, in anbetracht der Bedeutung 
5. Mai 1890. Der Architekten-Verein | der Ausstellung einen Ehrenpreis im Wert 
hat in Gemeinschaft mit dem Verein zur | von 1oo Mk. zu stiften. 
Beförderung des Gartenbaues Preise für | Reudnitz-Leipzig, Am ı12. und 
die besten Entwürfe zur Verschönerung | 13. November veranstalteten die Handels- 
des Eingangs, sowie des Hauptportals etc. | gärtner Fr. Kampr und TH Mönch jr. 
ausgeschrieben, ebenso will er die besten | eine Chrysanthemum- Ausstellung. 


Entwürfe zu Balkons, Erkern, Veranden Liegnitz. Winter - Ausstellung vom 
etc. auszeichnen und sind die Arbeiten | 22. bis 24. Februar. Siehe Heft 22. 
bis zum ı2. Dezember einzureichen. — Oldenburg. Chrysanthemum - Aus- 


Herren SANDER & Co., St. Albans, werden | stellung. Am 16. November fand in Ol- 
sich in grossartiger Weise mit Orchideen | denburg eine Chrysanthemum- und Winter- 
beteiligen. Herr SCHRAMM, Erfurt, hat | obst-Ausstellung statt, ähnlich also wie 
ein grosses Gewächshaus, mit seiner vor- der Verein zur Beförderung des Garten- 
züglichen Heizung versehen, angemeldet. | baues beides voriges Jahr vereinigt hatte, 
Aus allen Gegenden sind reiche Sen- Haarlem. Blumenzwiebel-Ausstellung 
dungen zu erwarten. — Der Klub der | vom 2ı. bis 25. März ı18go. 


Personal- und Vereins- Nachrichten. 

Herr E. Lucas, Reutlingen, ist zum | Obstbau-Verband für Westfalen und Lippe. 
Geschäftsführer des Deutschen Pomo- Am ız2. Oktober d. J. ist in Hagen 
logen-Vereins erwählt; der bisherige Ge- | dieser neue Verein begründet worden. 
schäftsführer L. Koch, Braunschweig, ist | Derselbe hat seinen Sitz in Münster. 
zum Ehrenmitgliede ernannt. 1. Vorsitzender Ökonomie-Kommissions- 
| rat STERNEBERG, Lippstadt, Schriftführer 

Prof. Dr. L. Wirrmack wurde. zum | Dr. LupLorr, Münster. Der Verband 
korrespondierenden Mitgliede desGarten- | beschloss, sich als Sektion dem landwirt- 
bau-Vereins für Hamburg - Altona und | schaftlichen Provinzial-Verein für West- | 
Umgegend ernannt. | falen und Lippe anzuschliessen. E 


Hong, RE TE EFT EN Ran Bez 
:F ee a 


En 


1. LACHENALIA QUADRICOLOR 


JAQ.VAR.PRAECOX SPRENGER. 2.3. BIFRENARIA HARRISONIAE RCHB.F VAR. ALBA KRÄNZLIN. 


Lachenalia quadricolor Jacq. var. praecox Sprenger. 
Von C. Sprenger, Firma DAMMANnN & Co., San Giovanni a Teduccio bei Neapel. 


Hierzu Tafel 1312, Figur 1. 


Zwiebel rund, flach, in der Mitte etwas vertieft, bis 4 ca» im Durchmesser, 
in silberweisser, zuweilen rötlich schattierter Tunika; die Wurzeln der Basis 
dünn, fadenförmig, weiss und glatt. Blätter zu zweien, linear-lanzettförmig, 
an der Basis verbreitert, konkav, oben rinnig, sehr lang, stachelspitzig, wellig 
und zuweilen zurückgeschlagen oder gedreht, blaugrün, oberseits etwas un- 
eben und mit matt-purpurbraunen, ungleichen Flecken dicht besetzt, unter- 
seits glänzend, mit vereinzelten kleineren, aber lebhaft gefärbten Flecken 
geziert. Die Blätter erreichen eine Länge von 37 cn, erscheinen im September 
und ziehen im April wieder ein. Schaft kürzer als die Blätter, 30 cz hoch, 
stielrund, kräftig, lichtgrün, bereift und mit einzelnen grösseren purpurbraunen 
Flecken besetzt, bis zur Blütenhöhe gleichmässig stark, dann von Braktee zu 
Braktee dünner werdend und in eine unvollkommene, sterile Blüte, oder ein 
paar faserige Anhängsel endigend. Traube locker, 15— 22 Blüten tragend, 
deren meist ein Drittel steril und verkümmert. Blüten glockenförmig, kurz- 
gestielt, nach allen Seiten gleichmässig verteilt und herabhängend. Untere 
Brakteen breit, kurz-schaufelförmig, stachelspitzig, mittlere breit ei-lanzettlich, 
spitzig, die oberen schmal-lanzettlich, alle lichtgrün mit violetten Spitzen. 
Äussere Perigonblätter resp. Sepalen am Grunde scharlachrot, in der Mitte 
goldgelb, mit breiten, grasgrünen Spitzen; innere Blumenblätter resp. Petalen 
noch einmal so lang als die äusseren, grünlich-kanariengelb mit breiten 
karminpurpurnen Spitzen. Staubfäden ungleich, drei kürzere am Grunde der 
Sepalen eingefügt, drei längere im Fruchtboden oder am Grunde der Petalen 
befestigt. Griffel zuletzt etwas hervorstehend und länger als die Staubfäden. 
Narbe weiss, Pollen gelblich-weiss. Kapsel nach dem Verblühen in die 
bleibenden Blütenreste gehüllt. Samen zahlreich, sehr klein, glänzend schwarz, 
rund, leicht keimend, aber von kurzer Lebensdauer. Blütezeit Dezember- 
Januar. 

Diese prächtige Lachenalia wächst am Kap der guten Hoffnung, dem 
gemeinsamen Vaterland so vieler der schönsten Liliengewächse und insonder- 
heit aller Lachenalien, welche bis jetzt bekannt geworden. Wir erhielten 
dieselbe im Jahre 1882 in wenigen Exemplaren unter einem Import von 
L. luteola, welche etwas mit Lachenalia tricolor und L. quadricolor gemengt 
waren. Die sehr kleinen Zwiebelchen blühten nicht sogleich, wie denn über- 
haupt aus dem Vaterlande importierte Zwiebeln dieser Familie nicht sofort 


gut fortwachsen. 
Gartenflora 1889. 47 


650 C. Sprenger: Lachenalia quadricolor Jacg. var. praecox Sprenger. 


Erst im Jahre 1885 sahen wir die ersten Blüten. Sie unterscheidet sich 
hauptsächlich von der Form der L. quadricolor, wie dieselbe früher von uns 
kultiviert wurde, durch die Blütezeit, denn während jene erst im März zu 
blühen sich anschickt, blüht L. quadricolor praecox Mitte Dezember und 
dauert bis Ende Januar oder länger. Sie ist ferner in allen Teilen fast noch 
einmal so gross. Die Blätter sind länger, der Schaft höher und die Blumen 
eylindrisch glockenförmig, während die kultivierte L. quadricolor einfach 
eylindrische Blüten trägt Diese endlich hat meist grüne, ungefleckte Blätter, 
während Blätter und Schaft unserer Pflanze stets gefleckt erscheinen. Auch 
die wenigen Sämlinge, welche wir besitzen und aus hier geernteten Samen 
erzogen, tragen gefleckte Blätter. Die Zwiebel erzeugt wenig Brut und da- 
durch weicht sie auch von der früher von uns kultivierten L. quadricolor 
wesentlich ab, da diese reichliche Brutzwiebelchen trägt. 

Die L. quadricolor praecox hat für den Winterflor ganz eminenten Wert, 
denn ihre frischen, schönfarbigen Blüten erscheinen mit Leichtigkeit gerade 
zur Weihnachtszeit. Sie ist die dritte im Bunde frühblühender, winterlicher 
Lachenalien. 

L. rubida Jacg. blüht vom September bis November. L. pendula var. 
superba, mit leuchtend karminroten Blüten von Mitte Dezember bis Februar. 


Über die Kultur der abgebildeten L. quadricolor praecox lässt sich nichts. 


sagen, das nicht schon bekannt wäre. Man sagt: sie gedeihen am besten 
in Heide- und Lauberde. Ich finde das nicht und pflanze sie in gewöhn- 
lichen Rasenlehm, der gut zersetzt ist, gebe zur Blütezeit reichlich Wasser 
und leichten Schatten und ernte dafür eine Blütenpracht, die nichts von be- 
scheidener Schönheit weiss und kühn an die Seite glänzender Hyacinthen- 
beete gestellt werden darf. 

Postscriptum von E. REGEL. Herr SPRENGER von der Firma DAMMANN 
& Co. zu St. Giovanni a Teduccio bei Neapel hat mir ausser der beistehenden 
Abbildung einer schönen Form der L. quadricolor Jacq. auch noch die frischen 
Blumen einiger anderen Formen der L. quadricolor und einiger anderen Arten 
zugesandt. Die Arten der Gattung Lachenalia aus dem Süden Afrikas ge- 
hörten zu Ende des letzten Jahrhunderts und zu Anfang dieses Jahrhunderts 
zu den beliebtesten Zwiebelgewächsen und JACQUIN bildete die grösste Zahl 


der bekannten und meist von ihm unterschiedenen und beschriebenen Arten 


in dem von 1786—1793 erschienenen zweiten Bande seiner »Icones plantarum 
rariorum« ab. Da ist auf Tafel 396 auch die L. quadricolor Jacgq. dar- 
gestellt, welche sich nur durch etwas kleinere Blumen von der auf unserer 
Tafel 1312 abgebildeten Form unterscheidet und gleich dieser gefleckte 
Blätter besitzt. Ausser dieser echten und der beistehend abgebildeten früh- 


blühenden Form sandte Herr SPRENGER noch die von ihm schon früher kul- 
tivierte Form mit nicht gefleckten Blättern (L. quadricolor viridifolia) und. 


C. Sprenger: Lachenalia quadricolor Jacq. var. praecox Sprenger, 651 


eine Form, die derselbe var. conspicua nennt, mit gefleckten Blättern und 
grösseren Blumen, deren äussere Perigonblättchen am Grunde orangerot und 
nach der Spitze zu gelb und grün, deren innere Blumenblätter jedoch gelb und 
purpurn gesäumt sind. Ausserdem erhielten wir von Herrn SPRENGER eine 
Blume der Lachenalia aurea Lindl. mit einfarbigen, goldgelben Blumen, die 
im Jahrgange 1872, Seite 290 des Gardeners Chronicle beschrieben ist, und 
endlich auch von einer Form der schönen Lachenalia pendula Jacq. (ic. pl. 
rar. Tafel 400, — Bot. mag. Tafel 590), die Herr SPRENGER als »L. pendula 
superba« bezeichnet. Dieselbe hat grosse nickende Blumen mit purpurnen 
Blumenblättern, deren innere vorn braunpurpurn, während die gewöhnliche, 
von JACQUIN abgebildete Form blassrote, vorn grünlichbraune, äussere und 
blassrote, violett gesäumte innere Blumenblätter besitzt. 

Man muss dem thätigen und um die Einführung so vieler Pflanzen ver- 
dienten Geschäft von DAMMANN & Co. dankbar sein, dass dasselbe die Kultur 
der schönen Lachenalia- Arten wieder anregte; noch erinnere ich mich gern, 
wie ich dieselben als junger Mann von 15 Jahren bewunderte. In dem glück- 
lichen Klima Neapels können dieselben im freien Lande kultiviert werden, 
im mittleren Europa überwintern wir dieselben am besten nach dem Ab- 
trocknen der Blätter Ende Sommer im ruhenden Zustande nur in Sand ein- 
geschlagen bei 6—-8°R. an einem vor Tropfenfall geschützten Platz, pflanzen 
solche gegen Mitte Februar, wenn die Sonnenwirkung wieder beginnt, in 
lockere, lehmige Rasenerde urd lassen sie nun auf vollkommen sonnigem 
Standort, am besten vor den stehenden Fenstern eines temperiert warmen 
Gewächshauses zur Blüte kommen. 


Bifrenaria Harrisoniae Rehb. var. alba. 
Von F, Kränzlin. 
Hierzu Tafel 1312, Figur 2. 

Zu den Pflanzen, welche dem Liebhaber und dem Handelsgärtner in 
gleichem Masse empfohlen zu werden verdienen, gehört die längst bekannte, 
meist unter dem Namen Lycaste Harrisoniae geführte Art, oder vielmehr 
deren weissblühende Varietät. Da Bifr. Harrisoniae in Handelsgärtnereien 
nicht gerade häufig ist, so mögen hier die wichtigsten Merkmale Platz finden: 
»Bulben vierkantig, länglich eiförmig, die der jüngeren Jahrgänge mit glatten, 
kaum vertieften Seiten, die der älteren mit tiefen Furchen, so dass sie von 
oben gesehen stumpf vierflügelig erscheinen. Die Blätter oval spitz und von 
auffallend fester Textur, an Stanhopeenblätter erinnernd. Die Blütenstände 
entspringen am Fusse der Bulben und tragen ein bis drei grosse Blüten von 
ca. 6cm Durchmesser an langen Stielen.e Während dieselben bei der Stamm- 
form in eigentümlichen Mischfarben von Gelb und Rot gehalten sind, zeigt 


die var. alba folgende Färbung: 
47° 


652 F. Kränzlin: Bifrenaria Harrisoniae Rchb. var, alba. 


Die Sepalen sind weiss mit rötlichem Anflug an den Spitzen, die Tepalen 
sind elfenbeinweiss, das Labellum ist hellgelb mit äusserst eleganten purpur- 
roten Adern auf den Seitenlappen, der vordere, stark behaarte Teil ist leicht 
zurückgebogen, weiss und ebenfalls zart rosarot geadert; im Schlunde der 
Blüte befindet sich eine grosse, goldgelb gefärbte Protuberanz. Die Säule 
ist elfenbeinweiss. Die Blüte baut sich rund und voll, die Farbenkontraste 
sind sehr angenehme; dazu kommt ein leichter, schwer vergleichbarer Wohl- 
geruch und eine lange Dauer von mindestens 3 Wochen. Fügt man hinzu, 
dass die Kultur kaum irgendwelche Schwierigkeiten hat, so ist damit wohl 
so ziemlich alles gesagt, was zur Empfehlung einer Pflanze überhaupt gesagt 
werden kann. Da sie aus dem mittleren Brasilien stammt, so ist der Platz 
für dieselbe in den wärmeren Teilen des temperierten Hauses. 

Über die Litteratur über diese Art wäre folgendes mitzuteilen: Sie ist 
zuerst publiziert und abgebildet unter dem Namen Maxillaria Harrisoniae 
Lindl. Bot. Reg. tab. 897 (dies die Stammart), die weissblühende Varietät ist 
etwas später ebenfalls im Bot. Register Bd. XXVI, Miscell. p. 68 erwähnt, 
jedoch nicht abgebildet. Die neue Bezeichnung als Bifrenaria Harrisoniae 
findet sich zuerst in REICHENBACHs Symbolae Orchidaceae, Bonplandia III, 
217. Das Genauere über die Synonymie interessiert nur die Botaniker von 
Fach, welche in WALPERs Annal. VI Seite 547 und in PRITZELs Index Ic. 
die weiteren Angaben finden. — Die Pflanze blühte im Gewächshaus des. 
Herrn Geheimrat Dr. BRIX, Charlottenburg, der die Güte hatte, das Exemplar 
zur Beschreibung zur Verfügung zu stellen. 


Schöne und seltene Pflanzen in Blüte 


im Geschäft von Thomas $. Ware, Tottenham, London. 
Von @. Reutlie in London. 


Infolge der nassen, kühlen Witterung und des starken Nebels in den letzten: 
ı4 Tagen, wie auch heftigen Sturmes vor 8 Tagen, sind viele der spätblühenden 
Freilandpflanzen wenig oder gar nicht zur Vollkommenheit gekommen; im Freien 
blühen ausser einigen spätblühenden Colchicum nur noch Crocus medius, mit 
grossem und sehr schönem purpurrosa Perigon und scharlachroten Stigmata; Crocus 
hadriaticus mit weissem Perigon und orangeroten Stigmata; Crocus Clusi, Crocus 
longiflorus und Tommassini mit hellpurpurrosa Perigon und orange Stigmata und 
einige andere mehr oder weniger schöne Arten. Sonst sind es nur noch die 
perennierenden Astern und einige mehr oder weniger zur Familie der Kompositen 
gehörige Gattungen, die dem Unwetter widerstehen und trotzdem noch blühen. 
Hier darf ich auch nicht der 

Saxifraga Fortunei vergessen, die mit zu den schönsten Arten gehört und 
infolge des späten Blühens und robusten Wuchses nicht genug empfohlen werden 
kann. Obwohl winterhart, verliert sie doch nach starkem Frost und vielem Regen 
Blätter und Blüten und eignet sich deshalb am besten für kalte Erdkästen und 
Glashäuser. 

Saxifraga Fortunei Hook. gehört zur Sektion Diptera Borkh., die Blätter sind 


G. Reuthe: Schöne und seltene Pflanzen in Blüte in Tottenham, London, 653 


dunkelgrün, dick und fleischig, nierenförmig. Blüten in Rispen, weiss. Blüht im 
Oktober und oft erst im November. Vermehrung durch Teilung und Samen. Vater- 
land Japan. 

Im kalten Hause blühen ausser den schönen Chrysanthemum und herrlichen 
Remontantnelken mehrere spätblühende Nerinen, einige bessere und weniger be- 
kannte davon sind: 

Nerine pudica Hook. fil. Blätter linealisch, blaugrün. Perigon weiss, rosa 
gestreift. 

N. amabilis. Blätter linealisch, hellgrün; Perigon rosa. Nerine humilis hat 
kürzere Blätter und kleinere Blüten von dunklerer Färbung, auch ist sie von 
niedrigerem Wuchse; obwohl vom blumistischen Standpunkte aus genommen kaum 
so schön zu nennen als N. amabilıs, so wird doch meist N. amabilis für N. humilis 
verkauft und scheint letztere sehr selten zu sein. 

N. corusca Herb. var. major. Eine der schönsten Varietäten, unterscheidet 
sich von der schönen, sehr früh blühenden N. venusta Herb. nur durch breitere 
Blätter und erst im Oktober blühende, scharlachrote Blüten. 

N. Plantii Hort. Im Charakter der N. sarniensis ähnlich, doch vıel mehr 
robust und mit schmäleren und längeren Segmenten von dunkelpurpurroter Färbung. 

N. crispa. .Mit langen, linienförmigen Blüten und kleinen hellrosa Blüten, 
sehr reichblühend. 

N. filifolia Bak. Blätter binsenartig, hellgrün. Blüten klein, rot, ungemein 
reichblühend und schnellwachsend. : 

Alle Nerinen gedeihen im Kalthause, selbst im kalten Erdkasten, denn selbst 
ein leichter Frost schadet ihnen nichts. Man giebt reichlich Wasser während der 
Wachstumszeit; sobald die Blätter anfangen, gelb zu werden, im Mai oder Juni, 
hält man sie trocken. Im Anfang August verpflanzt man sie, und wenn notwendig, 
teilt man sie zu dieser Zeit. Sie eignen sich am besten zur Topfkultur. Man kann 
sich kaum etwas Schöneres denken, als Töpfe mit mehreren Zwiebeln, die oft über 
ein Dutzend Dolden haben. 

Narcissus serotinus blüht seit Mitte September im Freien und jetzt auch 
im kalten Erdkasten. Die kleinen schwarzen Zwiebeln, die selten grösser als eine 
Wallnuss werden, bringen meist zwei linienförmige, 5—8cm lange Blätter und eine 
oder mehr Blüten, die Narcissus poeticus am ähnlichsten sehen, doch nur '/, der 
Grösse haben und wohlriechend sind. Sie verlangen sehr leichten Boden und ge- 
schützten Standort. Nur gut ausgereifte Zwiebeln wachsen, nicht ausgereifte Zwie- 
beln liegen oft ı—3 Jahre in der Erde und bewahren hier selbst noch das Aussehen 
von gesunden Zwiebeln, meist gehen sie dann aber zu grunde. Vaterland das 
Mittelmeergebiet. | 

Cyrtanthus Mackeni, eins der schönsten winterblühenden, leider wenig be- 
kannten Zwiebelgewächse, zur Familie der Amaryllideen gehörend. Blätter linien- 
förmig, dunkelgrün. Blüten röhrenförmig, milchweiss, wohlriechend und sehr reich- 
blühend. Von Port Natal stammend und infolge schneller Vermehrung bei einigen 
Handelsgärtnern in grosser Menge vorhanden. Vermehrung durch Seitenzwiebeln. 
Gedeiht in sandigem Lehm im Kalthause dicht unter Glas. 


Anmerkung. Baker sieht in seinem »Handbook of the Amaryllideae«, London 
13833 Nr. ıoo Nerine venusta, Plantii und corusca nur für Varietäten von N. sar- 
niensis an, N. Plantii ist vielleicht ein Bastard zwischen venusta und flexuosa, da- 
gegen ist amabilis ein künstlicher Bastard von pudica und humilıs. Ia4aWr 


654 Neue und empfehlenswerte Pflanzen. 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc. 


Neuheiten von F.C. Heinemann, Erfurt. 
Hierzu Abbildungen 95 und 96. 
F. C. HEINEMANN, Hoflieferant, 

Erfurt, liefert ausser neuen Far- 

ben von Gloxinia, Gesneria r1O- 

busta perfecta var., die sich durch 
schön pyramidalen Wuchs aus- 
zeichnet, dann Tydaea hybrida 
grandiflora und besonders seine 
berühmten Riesen-Begonien, dar- 
unter neu: »Faust« (schwarz- 
purpurn), »orangegelb« und 

»reinweiss«, ausserdem Begonia 

hybrida globosa etc. 

Ganz auffallend gezeichnet sind 
seine einfachen, »gerandeten « 
Dahlien (Georginen). Die eine 
Sorte: »F.C. Heinemann ist rein 
milchweiss, jede Randblüte blut- 
rot eingefasst (Abb. 95). Die 
andere »Bagamoyo« ist rahm- 
weiss, mit orangerotem Rand. 

Von Futtergewächsen ist 
HEINEMANNS »Neue rote Runkel- 
rübe« zu nennen, die feine Belau- 
bung und wenig Nebenwurzeln 
an der schön ellipsoidischen 
Hauptwurzel besitzt. Wegen des 
geringeren Blattwerkes kann sie 
enger gepflanzt werden und soll 
dann doch bedeutend grössere 
Erträge geben. Die Aberntung 
kann mit der Hand, selbst von 
Kindern geschehen. Abb. 96. 


N 


Neuheiten von V. Döppleb, Erfurt. 

Aquilegia flabellata nana alba. 
Zeichnet sich durch niedrigen 
Wuchs, rein weisse Farbe der 
grossen, reichlich erscheinenden 
Blumen aus und soll sich, da sıe 
sehr früh blüht, auch zum Trei- 
ben als Winter-Schnittblume 
eignen. 

Scabiosa major fl. pl. »Schnee- 
ball«. Schöner als die bisherige 
weisse Skabiose, dicht gefüllt, 
kugelförmig. Blüht früher, reicher 


TEN 


Neue und empfehlenswerte Pflanzen. — Kleinere Mitteilungen. 


655 


und länger. Entwickelt sich eingepflanzt 
ım Winter im Kalthause weiter und ist 
deshalb für die Binderei, wie alle Ska- 
biosen, besonders geeignet. 


haben und bis zum Eintritt des Herbstes 
blühen. 

Stangenbohne, verbesserte Göttinger. 
Wachstum bedeutend üppiger als bei der 
alten Göttinger Stangenbohne, die jetzt 
fast verdrängt ist. Hülsen weiss, ganz 
ohne Fäden, doppelt grösser und sehr 
dickfleischig, mit 8— ıo braungelben 
Bohnen. Zu Salat äusserst zart. Reich- 
tragend und frühreif. 


Arum sanctum hort., Trauer-Calla. 


Kompakt und kräftig gedrungen 
wachsende, prächtige Art aus dem heili- 
gen Lande, wo dieselbe im Jahre 1887 
von DAammann & Co. in San Giovannı 
a Teduccio gesammelt wurde. Blätter 
saftig grün, licht geadert, wellig und 


täuschend ähnlich denen der Calla aethio- | 


pica. Mitte März erscheint der grosse 
wohlriechende Blütenstand frei über die 
Blätter hervorragend und auf schlankem, 
aber kräftigem, unten braunrotem, oben 
grünem Stiele stehend. Die Scheide ist 


' Kolben 
Tropaeolum nanum Tom Thumb Aurora. | 
Soll eine ausserordentlich schöne Farbe 


35—45 cm lang und mindestens 10 cm 
breit, glänzend schwarzpurpurn, auf der 
Unterseite grün. Der ca. 25 cm lange 
ragt frei und leicht aus der 
Scheide hervor und ist kohlschwarz, 
sammetartig weich und nach oben ver- 
schmälert. Der geschlossene, aber sicht- 
bare innere Scheidenteil ist grünlich- 
lichtgelb. Die Pflanze ist beschrieben 
und abgebildet in »Der Fruchtgarten« 
1889, S. 193. E. M. 
Iris atropurpurea Baker. 

Diese neue, sehr schöne Irıs stammt 

aus Palästina und ist von DAMMAnN & Co. 


in San Giovannı a Teduccio eingeführt. 


Sie besitzt sichelförmige, lineale und 
blaugrüne Blätter und einen 30—40 cm 
hohen, ein-, selten zweiblumigen Schaft. 
Die Blumen sind gross, fast gleichfarbig 
schwarzbraun oder schwarpurpurn, die 
unteren Segmente, stets dunkler gefärbt 
als die oberen, sind ausserdem vorn mit 
je einem schwarzen Flecken geziert, 
weiter nach unten aber mit schwefel- 
gelben, schwarz getüpfelten Härchen ge- 
schmückt. Sie blüht von Mitte Januar 
bis Mai nacheinander. Ihre Kultur bietet 
keinerlei Schwierigkeiten. Beschrieben 
und abgebildet in »Der Fruchtgarten« 
1889, S. 193. EOMas 


Kleinere Mitteilungen. 


Einfuhr von Pflanzen aus Russland. 
(Amtliches.) 


Seitens der Kaiserlich Russischen Re- 


gierung ist bestimmt worden, dass bei 


der Einfuhr lebender Pflanzen aus Fin- | 
land dieselben Bestimmungen zu beob- | 


achten sind, wie sie hinsichtlich der 
sonstigen derartigen Einfuhr in das rus- 
sische Reich gefordert werden, dass je- 
doch die im Transitverkehr durch das 
russische Reich nach Finland gehenden 


Sendungen lebender Pflanzen keinerlei 


Beschränkungen unterworfen werden. 
Mit Bezug auf den Erlass vom 20.No- 


vember v. J. — I 19 141 — ersuche ich | 


den Vorstand, dies durch das Vereins- 
blatt zur Kenntniss der Beteiligten bringen 
zu wollen. 
Der Minister für Landwirtschaft, 
Domänen und Forsten. 
In Vertretung: 
VON MARCARD. 


An 
den Vorstand des 
Vereins zur Beförde- 
rungdes Gartenbaues 
hierselbst. 


I. 20 226. 


IV De I Er un 
{ 
} 


Kleinere Mitteilungen. 


Einfuhr lebender Pflanzen aus. Finland, 
(Übersetzung aus dem russischen Finanz- 
anzeiger.) 

. Vom 24. Sept. 1889 a. St. Nr. 39. 

Das Domänen-Ministerium erachtet es 
im Einvernehmen mit dem Finanz-Mini- 


sterium gegenwärtig für geboten, in Er- 


gänzung früherer Bestimmungen zu ver- 
ordnen: 

ı. dass bei der Einfuhr lebender 
Pflanzen aus Finland dieselben Be- 
stimmungen zu beobachten sind, 
wie sie durch die Verordnungen 
hinsichtlich der Einfuhr lebender 
‚Pflanzen in das Russische Reich 
gefordert werden und 

2. dass die im Transitverkehr durch 
das Reich nach Finland gehen- 
den Sendungen lebender Pflanzen 
keinerlei Beschränkungen unter- 
worfen werden. 

Vorstehende Verordnung hat der Ver- 
weser des Domänen-Ministeriums dem 
dirigierenden Senat am 18. August 1889 
behufs Veröffentlichung zugestellt. 

ZueR.-A. d. ]. Nr. 13 922 T. 


Anoiganthus breviflorus Baker. 

Zwiebel dieses schönen Zwiebelge- 
wächses birnförmig. Blätter linealisch, 
hellgrün, 20—30 cm lang. Schaft 30 cm 
lang. Blütenstand schirmförmig, mehr- 
blumig. Perigon leuchtend gelb, glocken- 
förmig, aufrecht. Segmente lanzettförmig. 
Zur Familie der Amaryllideen gehörig 
und letzthin von Natal in grosser An- 
zahl eingeführt. Behandlung ganz wie 
Nerine. Vermehrung durch Seitenzwie- 
beln und Samen. 
Lehm und gedeiht am besten im sonni- 
gen Kalthause dicht unter Glas. A. brevi- 
florus blüht jetzt hier und dauert ge- 
wöhnlich vom Oktober bis Februar. 

G. REUTHE, London. 


Meerrettichmesse in Lübbenau. 


Ende Oktober wurde in Lübbenau die | 


diesjährige Meerrettichmesse abgehalten. 
Es wurden sehr grosse Mengen Meer- 
rettich dazu angefahren, welche auf 


Liebt recht sandigen | 


ı burg Knollen besorgt, 


15000 Schock oder 6000 Ctr. geschätzt 
wurden. Der Preis stellte sich sehr 
niedrig, da wenig fremde Händler an- 


| wesend waren. Von bester Ware wurde 
das Schock mit 6 Mk. bezahlt. 


Stachys affinis. 
Der Ertrag und der Wohlgeschmack 
dieses neuen Gemüses werden immer 


ı mehr gelobt. Hr. Garteninspektor HAMPEL, 


Koppitz, und Herr Ober-Garteninspektor 
Korg, München, sind begeisterte An- 
hänger. Herr Krar, Berlin, hatte für 
das Versuchsfeld des Vereins zur Be- 
förderung des Gartenbaues in Blanken- 
dieselben sind 
gut gediehen und vom städtischen Ober- 
gärtner Herrn Jörns am 31. Oktober in 
der Vereins-Versammlung vorgelegt wor- 
den. Sie schmecken gebraten sehr gut. 
Nachträglich assen wir sie an einem 
andern Orte und fanden sie auch ge- 
kocht, mit Petersilie zubereitet, sehr 
wohlschmeckend. LT. W- 


Japanesische Kartoffel. 
(Auszug aus einem Briefe.) 
Per Post erlaube ich mir, Ihnen ein 
kleines Muster »japanesischer Kar- 
toffeln« zur Ansicht zu senden. Die- 


selben liegen bei dem Delikatessenhändler 


HEIMERDINGER zu 2 Mk. pro Pfund aus 
und hörte ich hier die Behauptung, dass 
dieselben für die Kultur unseres Klimas 
passen und ein schmackhaftes, wertvolles 
Gemüse liefern sollen. 

Vielleicht interessiert Sie oder die an- 
deren Herren des Gartenbauvereins diese 
Pflanze und möchte ich sie hiermit Ihrer 
Aufmerksamkeit empfohlen haben. 

Hamburg. O. A. DROEGE. 

Ist Stachys affhinis! L.Wa 


ı Eine Schlangenfichte, Picea excelsa viminalis 


in Ostpreussen. 
Hierzu Abbildung 97. 
(Auszug aus einem Briefe.) 
Bezugnehmend auf den Aufsatz des 
Königlichen Garten-Inspektors Herrn 
L. BEISSNER über Picea excelsa viminalıs 


SEE u 


Kleinere Mitteilungen. 657 


Casp., in Nr. 5 d. J. der Gartenflora S. 136 | zo gm grossen freien Platz, seitwärts 
erlaube mir, Ihnen die Photographie | alleinstehend, entdeckt. 


eines Exemplars zu übersenden, welches Herr Professor CaAspary-Königsberg 


Abbildung 97. Picea excelsa var, viminalis Casp., Schlangenfichte in Schloss Gerdauen. 


hier in der Schloss Gerdauer Forst, bestimmte sie nach persönlicher Ansicht 


ohne irgend menschliches Zuthun, auf- als »Picea exc. viminalis Casp.« 


gewachsen ist. ' Wahrscheinlich muss selbige durch 


Sie wurde im Jahre 1874 durch Herrn | Übertragung von Samen durch Zugvögel, 
Freiherrn von RomBeg, früheren Besitzer | wie das ja häufiger vorkommt, hier auf- 
von Schloss Gerdauen, auf einem circa , gewachsen sein. 


Kleinere Mitteilungen. — 


Litteratur. — Personal- und Vereins- Nachrichten. 


Sie hat gegenwärtig eine Höhe von | 


ungefähr ı5 »» und einen Stammdurch- 
messer von 25 cm in Brusthöhe. 

Auf Wunsch meines verehrten Chefs, 
Herrn von JANSon, sind in hiesiger Gärt- 
nerei wiederholt Versuche mit Aussaaten 
von selbst geerntetem Samen angestellt 
worden. Die ältesten Pflanzen sind acht 
Jahre alt, sie varıiren, wie schon Herr 
BEISSNER bemerkt, aber ausserordentlich 
in Form und Haltung. 

Während einzelne, namentlich in den 
Anfangsstadien, sich sehr wenig von 
Picea excelsa unterscheiden, haben andere 
wieder stark monströse, fast garnicht 
verzweigte Seitentriebe, ähnlich wie Ihre 
Abbildung ].c. S. 136 zeigt, gebildet, so 
dass fast an jedem Sämling ein Unter- 
schied zu bemerken ist. 

P. GELLER, Obergärtner, 
Schloss Gerdauen in Ostpreussen. 
Die Abbildung weicht so sehr von 


denen der gewöhnlichen Schlangenfichten 
ab (Gfl. 18387 S. 522, 1889 S. 136), dass 
man fast Bedenken tragen möchte, die 
Fichte für die var. viminalis zu halten, 
wenn nicht Professor Caspary sie selbst 
als solche bestimmt hätte und wenn 
nicht unter ihren Sämlingen ähnliche 


Formen vorkämen wie die früher von 
uns abgebildeten. 
L.. WITTMACK. 
Berichtigung. 


Die in der Gartenflora Heft 22 S. 603 
von Herrn Hofgärtner M. HoFFMANN be- 
sprochenen Rottweiler Beerenobstanlagen 
liegen nicht bei Kannstadt, sondern in 
Rottweil a. N., ım württembergischen 
Schwarzwald. 

Rottweil, 26. November 1889. 

LEOPOLD NATHAN, 
Inspektor der Rottweiler Beerenobstanlagen und 
Anstalt für Beerenobstweinbereitung. 


Litteratur. 


Deutscher Gartenkalender. 17. Jahrg. 


1890. Verlag von PAUL PAREy, Berlin. 
Wir haben zur Empfehlung des all- 
bewährten Kalenders nichts hinzuzufügen, 
seine grosse Verbreitung spricht für ihn 
selbst. Empfehlen möchten wir ıhn aber 
recht sehr als nützliche, ja unentbehrliche 
Weihnachtsgabe. 


J. C. Schmiotrs Abreiss-Kalender. 


Eine originelle Idee hat die Firma 
 J. C. Schmipr, Hoflieferant, Erfurt in vor- 
stehendem Abreisskalender verwirklicht. 
Nicht ein einziger derartiger Kalender 
befasste sich mit der Arbeit jeden 
Tages. Jetzt jedoch liegt ein hübscher 
' Blockkalender vor und jeder Tageszettel 
sagt uns: »Geh’ in den Garten und thu’ 
dies und jenes. Jetzt ist die Zeit dazul« 
Der Preis ist nur 75 Pfg. 


Personal- und Vereins - Nachrichten. 


Auszeichnungen. 
Gärtner ANDREAS LÜBBE zu Üplingen, 
Kr. Neuhaldensleben, das 
Ehrenzeichen. 

Dem Obergärtner BERNHARD SCHROEDER 
zu Erfurt ist von Seiner Majestät dem 
Kaiser und König die Rettungs-Medaille 
am Bande verliehen. 


Es hat erhalten: | 


allgemeine | 


Kommerzienrat E. BEnAaRY, Erfurt, ist 
ı anlässlich seines 70. Geburtstages vom 
V. z.B. d. G. zum Ehrenmitglied ernannt. 


Die Gartenbau-Gesellschaft zu Berlin 
veranstaltete am 6. Dezember ım Klub 
der Landwirte eine sehr gelungene, reich- 
| haltige Cyclamen-Ausstellung, die sehr 
reich beschickt war. 


Inhalt. 


I, Abbildungen. 


a) Tafeln. 


AErides expansum Leoniae Rchb,. fil. 1296. 
Anthurium Andreanum und seine Hybriden 1293. 
Apfel »Schöner von Boskoop« 1304. 

Azalea »Souvenir du Prince Napol&on« 1306 (1), 
»J. W. Moore« 1306 (2), »Doctor Mezger« 
1306 (3), Eborina plena 1306 (4). 

Ener Gemeinde-Friedhof in Friedrichsfelde 
1289. 

Bifrenaria Harrisoniae 1312 (2). 

Billbergia thyrsoidea Mart. 1291. 

Canna indica hybr. ı. Victor Hugo, 2. Guillaume 
Coustou 1303. 

Cattleya Schilleriana Rchb. fil. 1290. 

— Walkeriana Gardn. 1299. 

Ceratotheca triloba E. May 1305. 

Chrysanthemum indicum »Cullingfordii« 1295 (2). 
»White Venus« 1295 (1). 

Convallaria majalis var. prolificans 1292. 

Crinum Schimperi Vatke ms. 1309. 

Eucharis Lehmanni Regl. 1300. 

Hippeastrum reticulatum 1297. 

Lachenalia quadricolor 1312 (1). 

Latace Volkmanni Philippi 1302 (1). 

Lobelia laxiflora H.B.K. 1301. 

Masdevallia chimaera Rchb. fil. 1311. 

Nelke, Remontant-, "ı. Kronprinz Friedrich Wil- 
helm, 2. Grenadier, 3. Frau Haase 1288. 

Odontoglossum Brandtii Kränzlin et Wittm. 1308. 

Primula Palinuri Petagna ‚1310. 

Scilla Ledieni Engl. 1294. 

Simaruba Tulae Urban 1298. 

Sporledera Kraussiana Bernh. 1305. 

Stemmatium narcissoides Philippi 1302 (3). 

Tillandsia Geissei Philippi 1302 (2). 

Tulipa Batalini Rgl. 1307 (2). Maximowiczii Rgl. 
1307 (1). 

— Dammanni Rgl. 1300. 


bh) Abbildungen im Text. 


Die Zahlen bezeichnen die Nummern der 
Abbildungen. 

Aechmea paniculigera Griseb. (nicht Mertensii 
Schult. fil., wie die Überschrift lautet (siehe 
5. 614) 77, 78. 

Amaryllis hybr. »Finette« 71. 

Anthurium Dechardi 52. Scherzerianum 53. 


florens 70. 
Billbergia Windii hort. Makoy (B, nutans x de- 
cora) 3, 4, 5. 


ı Birne, Kloster- 63, 64. 


Buche bei Gravdal (Norwegen) 37. 

Centaurea Cyanus flore pleno 91; 
einfach 92. 

Champinsche Veredlung I1—14. 

Cocos australis im Garten von R. BRANDT in 
Charlottenburg 72. 

Colocasia indica Engl. 16. 

Cypripedium x Lathamianum 79. 

Dahlie, neuste einfache 95. 

Damascener Rose, rote Zöschener aus Kazanlik, 
Blatt, 29. weisse Steinfurther aus Kazanlik, 
Blatt, 30. 

Delphinium cardiopetalum 93. 


gefüllt una 


| Dicksonia antarctica La Billardiere 90. D.Billar- 


dieri F, von Mueller 90, 
Echinocactus Bolansis 21. 
Echinopsis cristata Salm 47. 
Eichbornscher Garten in Breslau r, 2. 
Elaeagnus argentea Pursh. 89. 
Erythrophloeum pubistamineum 8. 


ı Freesia refracta alba 59. 


| Fürstenried bei München, Plan des 


Schloss- 


gartens 39; das Schloss 38. 


| artenbau-Ausstellung, allgemeine in Berlin 1890 


81I—84. 

Geisterturm im Garten des Dichters Justinus 
Kerner in Weinsberg 6. 

Georgine, einfache 95. 

Gladiolus Colvillei »The Bride« 60. 

Grewia parviflora Bge. 88. 

Hampels neueste Treibhausgurke 36. 


ı Hippeastrum reticulatum Herb. 41. 


Jamesia americana Torr. et Gray 18, 19. 


\ Kartoffel »Goldball« 94. 


Lachenalia Nelsoni 28. 

Lackners Wintergarten 
66—68. 

Lenne, Peter Joseph 76. 

Lobelia laxiflora H.B.R. 54. 

Lorbeerkranz, ein römischer (rund gewundener) 7. 

Mammillaria Grusoni 20. 


in Steglitz bei Berlin 


| Marly-Garten in Potsdam, Plan 80. 


Monstre-Veredlungen 74. 
Nepenthes Dicksoniana 73 


| Nummerierzange, Erfurter 32. 


Obst-Erntegerätschaften in Tirol 23. 


| Orchis latifolia, eine Kulturpflanze mit 26 Ähren 17. 
| Picea ajanensis Fisch. 40. Alcockiana Carr. 40. 
Begonia hybrida gigantea carminata semper- | 


exelsa viminalis 26, 97. 
Pinus Peuce Grisebach. Die rumelische Kiefer 55. 
Platanus orientalis L., Haarbildungen 65. 
Plumiera bicolor 27. 


660 


Abbildungen. — Sachverzeichnis. 


Reichenbach, Prof. Dr. Heinrich Gustav 50, 

Rhipsalis pulvinigera Lindberg 33, 34, 35 

Rhododendron (Azalea) arborescens Pursh. 15. 

Rosa alba, forma suaveolens, weisse Rose von 
Kazanlik 24. byzantina, Blatt, 31. gallica L. 
var. damascena Mill., forma tringintipetala, rote 
Rose von Kazanlik 25 (siehe auch Damascener- 
rose). 

Ruinen, Ideen zu 9, Io. 

Runkelrübe, neueste rote »Heinemanns Ertrag- 
reichste« 96. 

Sarracenia Wrigleyana 75. 

Schlangenfichte 97. 

Shepherdia argentea Nutt. 89. 


| Singapore, Partie aus dem botanischen Garten 


86. Victoria 
Garten 87. 
Späth, Franz Ludwig 85. 
Subtropische Pflanzen im freien Grunde 42, 43. 
Tecophilaea cyanocrocus 61. 
Tigridia Pringlei Watson, Pringles Tigerblume 51. 
Tillandsia Kirchhofhana Wittm. 22. streptophylla 
Scheidw. 48. 
Vriesea x Magnisiana Kittel et Wittm. 56—58. 
Washingtonia robusta H. Wendl. 49. 
Winterblüher, empfehlenswerte (Bouquet) 62. 
Xeronema Moorei Brongn. et Griseb. 69. 
Zizania aquatica L., der Wasserreis 44—46. 


regia- Teich im botanischen 


2. Sachverzeichnis. 


ı Alpenpflanzen, Bezug von solchen 148. die euro- 


Abbruchlehm zur Düngung 331. 

Abies ajanensis 216, 473 Albertiana 196. Al- 
cockiana 216, 473. bifolia Murray 246. 
bracteata Nuttall 198, 246. Cephalonica sub- 
mutica I43. concolor 474. excelsa acicularis 
Hort. 221. Khutrow 468. lasiocarpa Hook. 
246, 304. Morinda 468. Pinsapo x Cepha- 
lonica 302 Smithiana 468. subalpina Engelm, 
246. Veitchii 474. Webbiana 248 

Abutilon Feuerball 372. Boule de Neige 372. 
Boule d’or 372. vexillarium 4T1. 

Acacia platyptera 411. 

Acaena-Arten 84. 

Acanthopanax spinosum Miq. 532. 

Acer Negundo fol. var. 502. palmatum und 
seine Formen. Von C. Sprenger 289. palma- 
tum als ausdauernde rote Teppichpflanze 503. 
Acer palmatum atropurpureum 296. dissectum 
296. laciniatum 296. sanguineum 296. Pseudo- 
platanus fol. purp. »Prinz Handjery« 196 

Achyranthes Biemulleri 385. 

Actinidia volubilis Planch. 468. 

Adelaide, der botanische Garten 6435. 

Adiantum Capillus veneris 411. pedatum 246. 

Aechmea Mertensii Schult fil. Von L. Wittmack 
516, (ist paniculigera) 614. wminiata discolor 
411. paniculigera Griseb. 516, 614. 

Aörides expansum Leoniae Rchb. fil. 209, 385. 
Lawrenciae 4II. quinquevulnerum Ldl. 55. 
Aeschynanthus Boschianus 142. maculatus Ldl, 

142. 

Aesculus Hippocastanum Schirnhoferi 55. 
nata Bge. 84. sinensis 468. 

Agaven-Gruppe in einem Garten von Algier 302. 

Agaven, ein neuer Schmarotzer auf 114. 

Agave americana II4. candelabrum Tod. 196. 
dasylirioides 468. Elemeetiana Jacobi 84. Maxi- 
mowicziana Rgl. Von E. Regel 483. 

Ageratum »Ada Bowmann« 55. »Mme. Plaine- 
Lepin« 55. »Wilhelm Pfitzer« 55. 

Ajan-Fichte 216. 

Alcocks-Fichte 216, 473. 

Allıum narcissılorum 405. 

Alnus glutinosa L. var. laciniata Ehrh. 84. 

‚Alocasia x Chantrieriana 143. 

Alo& (Eualo£) longiflora Baker nov. spec. 143. 


turbi- 


päischen und die überseeischen 478. 


| Alpenveilchen, zur Kultur des europäischen 274. 


winterharte in England 168. 
Alyssum Benthami compactum 76. 
Amaranthus Margaritae Dam. 84. 246. 
Amaryllis Belladonna 555 »Finette« 439. Halli 


| 5 
Ameisen, Vertreibung derselben 5Sg. 


Amerika, vereinigte Staaten, 
verkehr 419. 

Amherstia nobilis 578. 

Amorphophallus campanulatus 468. 
Beccari 444, 468. 

Ampelopsis purpurea 438. 

Ampelovitis Davidii 4II. spec. 143. 

Ampfer, Sauerampfer, »Oseille von Belleville« 
468. 

Amsel als Schädiger des Obstes III. 

Anacardium occidentale L. 246. 

Ananas »Cayenne« 246. »Egyptian Queen« 246. 
Preisgruppe 468. 

Andromeda campanulata Miq. 468. 

Androsace lanuginosa Wall. 143. 

Anemone alpina sulphurea 196. 


Postanweisungs- 


Titanum 


appenina 84. 


Fanninii 93, 266. ranunculoides 411. ein- 
fache 142. 

Anemonopsis macrophylla 556. 

Angraecum caudatum Ldl. 196, 385. Germinya- 


num Sander 468. Kimballianum hort. Seeg. 
et Tropp 4II. Angraecum Sanderianum Rchb. 
fil. 84. sesquipedale Thouars 385 

Anoigarthus breviflorus 411, 656. 

Anona Cherimolia L. 385. reticulata 468. squa- 
mosa 468. 

Ansellia africana Ldl. 385. 

Anthurium Andreanum und seine Hybriden 121, 
302. Chamberlaini Mast. 84. Chantinianum 
385. cymbiforme N. E. Br. 530 Dechardi 
468. Früchte von Anth. Dech. 326. Froebelü 
mit doppeltem Kolben 84. Hardyanum 385. 
Isarense 55. Laingi 27. Scherzerianum II2, 
468. Scherzerianum maximum 468. Früchte 
von Anth. Scherz. 326. RC 

Antirrhinum - Varietäten 246. majus »White 
Swan« 25. 


Sachverzeichnis. 


661 


Apfel »Ben Davis« 468. Boiken- 196. «Bonne 
de Mai« 389. Charlamowsky 55, 41I. Cox 
ÖOrange-Pepping 143. Danziger Kant- 196. 
Dorpater Erdbeer- 55. doppelter Zwiebel- 84. 
»Edler Scercsika« 302. »Elise Rathkex 302, 
»Fays Russet« 4ıı. gelber Bellefleur 143. 
grosse Casseler Reinette 246. »Henzens ein- 
farbige gelbe Reinette« 468. Königlicher Kurz- 


stiel 246. Landsberger Reinette 246. »Lawyer« | 


246. »Lord Suffield« 468. »Madame Hayez« 
302. »Padleys Pepping« 302. »Prince Alfred« 
468. Rambour von Beck 196. - Reinette von 
Montfort 427. Schutters Reinette 145. »Rib- 
ston Pepping« 468. »Ribston Pippin« 246. 
roter Ananas- 84. roter Herbst-Calville 196. 
»Salzburger Rosenstreifling« 411. »Schöner 
von Boscoop« 425, 468. »Schönheit des 
Westense 468. »Schwerzer Reinette« 302. 
»Soulard Bastard« 196. »Stolls Goldparmäne« 
271, 411. Tiroler 121. »Transparent- Apfel 
von Croncells« 468. weisser durchsichtiger 
55. »Wellington« 4Iı 

Apfel- und Birnwein-Ausstellung in Paris 60. 

Apfel der Einheimischen aus Tiflis 172. 

Apfelrost, zur Bekämpfung des. Von Goethe 241. 

Apfelwein-Herstellung aus Dörrobst 416. 

Apium graveolens 368. 

Aquilegia chrysantha grandiflora alba 529. fla- 
bellata 654. flabellata Sieb. et Zucc. flore niveo 
529. Stuarti 55, 143. vulgaris 84. 

Aralia Chinensis 302. pentaphylla Thunb. 454, 
532. Sieboldi 411. Ar, Sieb, als Tafel-Zier- 
pflanze 84. 

Araucaria Cunninghamii, zapfentragend in Donau- 
eschingen 55. 

Arbutus Andrachne 143. 

Arisaema Wrayi Hemsl. 246. 

Aristolochia elegans 55, 246. 

Arizoma-Garten des Hötel del monte in Monterey, 
Kalifornien 55. 

Artemisia Dracunculus 74. 

Artischocken, die Kultur derselben. 
Hampel 70. 

Artocarpus integrifolia 411. 

Arum sanctum 655. 

Arundina bambusifolia 143. 

Arundinella anomala 167, 302. 

Arzneipflanzenzucht auf den Berliner Rieselfeldern 
170. 

Asarum macranthum Hook. fil. 55. 

Asclepias tuberosa 84, 143. 

Aspidistra elatior 308. 

Asplenium flaccidum odontites I43. formosum 84. 

Asprella hystrix 55, 468. 

Äster amellus 246. Bessarabicus 246. »Comet« 
143, 385, 640. »Lilliput a Couronne« 143. 
»Lilliput Rose« 143. linariifolius 246. »Mignon 
Blanc« 143. »Naine ä fleur de Pivoine £Ecar- 
late fonc€ luisante 143. päonienblätterige 
Kugel- 84. »Perfection« 143. A. pyramidalis 
»Arlequin« 385. Stracheyi 302. Triumph- 
75, 640. kleinblumige Dachziegel- 55. 

Ataccia cristata Kunth 362. 

Athrotaxzis selaginoides 34. 

Atropa Belladonna 74. 

Aucuba »Bruant« 246. 

Aufforstung in den Vereinigten Staaten von 
Amerika 113. 


Von W. 


Ausflüge der technischen Ausschüsse des Ver- 
eins zur Beförderung des Gartenbaues 422, 
Auslichten der Kronen hochstämmiger Apfel- und 

Birnbäume 365. 

Ausstellungen und Kongresse 119, 152, 175, 205, 
228, 255, 278, 309, 335, 367, 391, 420, 444, 
479, 504, 536, 557, 591, 615, 648. 

Avena hirsuta 90. 

Azalea arborescens 198. indica »Columba« 309. 

indica »Dr. Metzger«e 309, 481. »Eborina 

plena« 309, 481. »Frau Hermann Seidel« 

309. indica »Arlequin« 468. indica balsamae- 

flora 468. indica »Chas. B. Brigham« 468. 

indica »Criterion« 84. indica »Generalpost- 

meister Stephan« 468. indica »Jean Vervaene« 

468. indica »John Clewelyn« 468. indica 

»Mme. Louise van Houtte« 468. indica »Ma- 

deleine« 468. indica »Pharailde Mathilde« 

468. indica »Princesse Victoria« 468. indica 

»Vervaeneana« 468. »Rhea« 309. indica »Sa- 

kuntala« 309. »Scharlachröschen« 309. »Sou- 

venir du Prince Napol&on« 309, 481. »B. S. 

Williams« 309. »Zar Alexander III.« 309. A. 

indica in natürlichem Wuchse 302. indica als 


unbeschnittener Busch gezogen 143. mollis 
var. 196. »Johanna Gottschalk« 309. »Luna« 
309. »Mad. J. E. Planchon« 309. »J. W. 
Moore« 309, 481. occidentalis 84, pontica 


fl. pl. Mad. Thiebaut 439. Vaseyi 304. 


Babee, Stadtgärtner 31. 

Bach, Fürstlicher Gärtner 392. 

Bach, Carl, Landwirtschafts-Inspektor 421. 

Bakeria tillandsioides Ed. Andre 246. 

Balantium antarcticum Prsl. 637. 

Bambusa arundinacea 302. macroculmis. 302. 
vulgaris 302. 

Bananenkultur am Rama-Fluss 364. 

Barnadesia rosea 302. 

Batate, rosafarbene von Malaga 246. rote lange 
246. 

Baumbänder 499. 

Baumfrevel-Bestrafung 419. 

Baumkrankheiten, Lehrbuch der 277. 

Beaucarnesche Pflanzensammlung, Verkauf der- 
selben 228. 

Becker, B., 1 312. 

Beerenobst-Ausstellung in Dresden 391. 

Beerenzüchter-Verein, deutscher 335, 368. 

Beete, rote 80. 

Begonia Boliviensis 84. carminata semperflorens 
469. Davisii 84. hybrida »Clemence Vauthier« 
385. hybrida »Clementine« 302. hybrida 
coccinea 302. hybrida gigantea 196, 385. 
hybrida gigantea carminata semperflorens 374, 
427. hybrida globosa 143, 196. hybrida 
gloriosa 196. hybrida »Paul Bruant« 143, 
411. hybrida 143. hybrida »Adrien Schmitt« 
385. hybrida »Mme. Alamagny« 385. hybrida 
»M. Henry Domeck« 385. hybrida »John 
Heal« 302. hybrida »Mme, Isabelle Bellon« 
385. hybrida »Theodore Schmitt« 385. »Jules 


Bourdon« 385. »Ludwig Il.« 385. hybrida 
»Madame Camilla Thierry« 196. hybrida 
»Paillette d’or« 385. macroptera Kl. 342. 


metallica 246. octopetala Lemoinei 196, 246, 
469. octopetalo-Lemoinea 143. patula Kl. 


662 


Sachverzeichnis. 


Von E.Regel 341. Scharffiana 196, 246, 
302, 469. Scharffi 143, 477. Socotrana 84, 
302. Socotrana x »Viscountess Doneraile« 302. 
subpeltata argentea guttata 385. thyrsoidea 
Mart. 246. Veitchi 84. 

Beilke, Friedrich 311. 

Bellevalia dubia Reichenb. 642 

Bellis perennis »Schneeball« 143. 
mit rotem Centrum« 55. 

Benary, Ernst, Kommerzienrat 592, 658. 

Benthamia Japonica 167, 302 

Berberis Fendleri Gray 84. 
vulgaris var. asperma 302. 

Berichtigungen 120, 152, 658. 

Berlin, Die grosse allgemeine Gartenbau-Aus- 
stellung des Vereins zur Beförderung des 
Gartenbaues I8go 32, 547 Der Gemeinde- 
Friedhof zu Friedrichsfelde. Von H. Mächtig 
13. Die Park- und Gartenverwaltung im 
Jahre 1885 29 Rosen- uud Eriken-Aus- 
stellung in der Gartenbau-Gesellschaft 255. 
Verein zur Beförderung des Gartenbaues, Feier 
des Stiftungsfestes 368. 

Berliner Park-Angelegenheiten 306. 

Beschädigen der Bäume, eine Massregel gegen 
das 307. 

Beschäftigung gebildeter Frauen in der Gärtnerei 
276, 326 

Beschorneria yuccoides Hook. 385. 

Bessera elegans Lindl. 361. 

Bertolonia »Comte de Kerchove« 84. 

Beziehungen der Schwere der Samen 
Keimfähigkeit 307. 

Bifrenaria Harrisoniae Rchb. var. alba 651. 

Billbergia x Blireiana Ed. Andr& hybr. nov. 303. 
iridifolia » nutans 303. hybrida Breauteana 
E. Andre 55. x Krameriana Wittm. 143. 
thyrsoidea Mart. Von L. Wittmack 65. vittata 
splendida 498. Windi. Von L. Wittmack 7. 
Windii Hort. Makoy 196, 

Bilsenkraut 74. 

Birne, Amanlis Butter- 55. »Anne de Bretagne« 
143. »Bella di Farneta« 196. »Beurre 
Amande« 246. »Beurre d’Amanlis« 469 
»Beurre Diel« 469. »Beurre Giffard« 303. 
»Beurre Hardy« 469. »Beurre Perpetuel 143. 
»Beurre superfin» 469. »Bon chretienSobiesky« 
385. »Bun chretien Williams« 385. »Bose’s 
Flaschen-« 196. »Calebasse Abbe Fetel« 469. 
»Car&mes Wildling« 469. »Clapps Favorite« 
385. »Charles Delatine 385. »Chaumontel 
gras« 55. »Clairgeaus Butter-« 84. »Claude 
Blanchet« 143. »Comtesse de Paris« 55. »De 
Y’Assomption 41I. »Direktor Alphand« 469. 
»Dr. Jules Guyot« 411. »Doppelte Philipps-« 
411. »Dorothee royal« 469. Doyenne blanche 
84. Duchesse d’Angoul&me 55. »Gute Louise« 
196. »Gute Louise von Avranches« 469. 
Gute Dezember- 246. Henry Courcelle 55. 
Holzfarbige Butter- 303. »Jargonelle« 196. 
Juli-Dechants- 246. Die Kloster. Von R. 
Müller 376. Kurzstielige Winter- 469. »La 
Bearnaisex 84. »Le Sectier« 55, 84, 411. 
Liegels Winter-Butter- 246. »Monchallard« 
303. »Morels Lieblinge 143. Neue 143. 
»Philippot« 469. Schöne Julie 55. Sommer- 
birne Erzbischof Hons 55. »Triumph von 
Jodoigne« 469. »Vereins-Dechants- 84. weisse 


fl. pl. » Weiss 


Thunbergii 196. 


' Blüten, 


zu ihrer | 


Herbst-Butter- 303. »Wildling von Hohen- 
saaten« 196. »Williams Christ-« 303. Winter- 
Dechants- 84. 

Blankenburg, Rieselfelder 422 

Blattfall bei Erlen. Beobachtungen über den 
zeitlichen Verlauf. Von Prof. Dr, F. Nobbe 6. 

Bletilla hyacinthina Rchb. fil. 614. 

Blühende Pflanzen aus dem botanischen Garten 
in Berlin 388. 

Blümel, Gärtner 95. 

über künstliche 

füllten 500. 


Erzeugung von ge- 


' Bütenfarbe, das Wechseln derselben an einer und 


derselben Art in verschiedenen Gegenden 272. 
Blumen-Arrangements beim Einzuge des Königs 
von Italien 362. 
Blumenarten in Europa, Zahl derselben 533. 
Blumenkohl-Anzucht 146. Blumenkohl »Castel- 
sardo«e 80. »Frühester Como« ATI. 
Blumen-Sämereien, neue 303. 
Blumenschmuck am Sarge Kaiser Friedrichs 363. 
beim Einzuge des Königs von Italien in Berlin 


305. 


| Blumenzwiebelernte in Haarlem 414 


Blumen zu Feld- und Wiesenblumen-Bouquets 152. 

Bluth, Franz 96. 

Bocksdorn, noch einmal der schwedische. 
R. Müller 242. 

Bohne, allerfrüheste langschotige Treib - Krup- 
77. Busch- »Flageolet Victoria« 84. Busch- 


Von 


Lima 246. Flageolet-Wachs-Stangen- 38o. 
grünschalige Schlachtschwert-Stangen- 8o. 
Krup- »Gelbschalige Flageolet-Wachs-« 80. 


Krup- »Hinrichs Riesen« 80. Krup- »Kaiser 
Wilhelm« 80. neueste allerfrüheste zartschotige 
Brech- 80. Stangen- »Erfurter Rubin« 86. 
Stangen-, verbesserte Göttinger 654. 

Bokorny, Dr. Th. 31. 

Bolbophyllum lemniscatum 469. 

Bolle, Molkerei-Besitzer, Obstanlagen 586. 

Bomarea oculata 407. 

Bonapartea Juncea Willd. 148. 

Booths Kulturen und die Verschönerungen im 
Grunewald bei Berlin 472. 


| Boronia heterophylla 55, 196. 
Borsigs Garten in Berlin, Besuch desselben durch 


Ihre Maj. die Kaiserin 226. 
Botanical-Magazine 477. 
Bougainvillea glabra 469. 
Bouillie bordelaise 533. 
Bouvardia »Bride of Brooklyn« 385. »Mrs. R. 
Green« 303. »President Cleveland« 196, 303. 
Brahea nitida 303. 


, Brandt-Lindau, von, T 96. 
| Branntwein ae der Hefe von Kernobst und 


Beerenwein, sowie minderwertigem Apfelwein 


443. 
Brasiliens Flora auf der Weltausstellung in Paris 


447. 
Brassavola Digbyana x Cattleya Mossiae 412. 


Brassia Keiliana tristis Rchb, fl. 55. oleracea, 
tutenförmiges Kohlblatt 55. 

Brefeld, Professor Dr. 504. 

Breslau, Der Eichbornsche Garten. Von ]. 
Schütze 3. 

Broccoli »Violetter von Navidad« 469. »Violetter 


von Santa Eulalia« 469. von 9 Fuss Um- 


fang 469. 


Sachverzeichnis, 


663 


Brodiaea Bridgesi 405. coccinea 405. Howelli 
405. . Palmeri Wats. 411. 

Bromeliaceae Andreanae 647. Handbook of the 
590. neue, von Ed, Andr& in Südamerika ge- 
sammelt 143. Litteratur über 118. 

Brownea coccinea 578. macrophylla Masters 196. 

Brüssel, Handelskammer für Gartenbau 96. 

Buchacker, H. 230 

Buche bei Graydal 385. die, in Norwegen 201. 

Buchsbaum, gelblich gerandeter 385. Kugel- 96. 

Bulbophyllum suavissimum Rolfe nov spec. 303. 

Burlingtonia fragrans Ldl. 385. 


Cabbage 80. 

Cacteen-Teppichbeet 303. 

Cacteen, zwei neue. Von C, Runge Ios5. 

Caetus, ein schöner neuer 441. 

Caesalpinia Japonica S. et Z. 84. 

Calanchoe carnea 197. 

Calandrina oppositifolia 84, 196. 

Calanthe Masuca Ldl. 84. striata Brown 84. 

. Veitchi 4II. vestita grandiflora 469. 

Calathea princeps I4I. variegata 141. 
Baker 141. 

Calceolaria-Hybriden, neue 55. 

Calendula suffruticosa Vahl. 385, 411. 

Calla, Trauer- 655. 

Calochortus citrinus 405. Maweanus 405. 
talli 405. Obispoensis Lemm. 385. 

Camassia Engelmanni Spr. 385. 

Camellia Donkelaaris 385. japonica var. fiım- 
briata 386. japonica imbricata 386. japonica 
»E. J. Lowes Miniature White« 386. japonica 
semiplena 386. 

Campanula abietina 196, 478. grandiflora pumila 
246. 

Canna indica 75. indica hybr. »Guillaume Cou- 
stou« 393. indica hybr. »Victor Hugo« 393. 
iridiflora 75. iridiflora Ehemanni 303. »Louis 
Thibaut« 303. »Victor Hugos 303. 

Canstein, Ökonomierat Dr. Freiherr von 447. 

Capparis spinosa 196. 

Capsicum annuum 57. 

Caraguata cardinalis 246. 

Cardy, spanische 196. 

Carotte, »Halblange rote Carentan« 4ıı. »Halb- 
lange rote Guerande« 411. »Halblange rote 
von Nantes« 4II. »Lange rote Altringham« 
411. lange rote ohne Herz 411. 
Treib- 469. rouge Parisienne 246. 

Carpinus japorica Blume 581. 

Caryopteris Mastachantus 266. 

Cassel, Gartenbau-Ausstellung 230. 

Cassia Marylandica L. 55. 

Castanea japonica 167, 303. 

Catalpa »J. C. Feas« nov. hybr. 469. 

Catasetum Bungerothii N. E. Brown 84, 386. 
Darwinianum Rolfe nov. spec. 303. fimbriatum 
Ldl, var, fissum Rchb. fil. 143. fimbriatum 
Ldl. var. platypterum Rchb fil. nov. var. 246. 
galeritum pachyglossum Rchb. fil. nov. var. 196. 
Garnettianum Rolfe nov. spec. 143. 


vestita 


Nu- 


spinosa var. inermis 196. 


rote Pariser 


84. Guatemalensis T. Moore var. Wisch- 
huseniana Rehb fil. nov. var. 55. guttata 
Prinzi 55. guttata Leopoldi odoratissima 


Rchb. fil. nov. var. 55. guttata munda Rchb. 
fil. nov. var. 55. Harrisoniae 196. labiata 
\Warscewiezii Rochellensis Rchb. fil. nov. var. 
84. labiata vera 55. Loddigesii 196. mar- 
garitaceum Franch. nov. spec. 196. Massaiana 
Will. 386. Mossiae 412 Mossiae var. Bousie- 
siana 469. Nilsoni Sander, eine neue hybride 
Art. Von E. Regel 481. Percivalliana 469. 
x porphyrophlebia Rchb. fil. 84. Roezlii 143. 
Sanderiana 469. Schilleriana Rchb. fil. 33, 
196. Skinneri 55, 469. Trianae var. stricta 
246. \Valkeriana 469. Walkeriana Gardner. 
Von v. St. Paul-Illaire 281. 
Cauliflower 8c. 


, Ceanothus prostratus Benth. 139. 


Cattleya amethystoglossa 146. Balantiniana Rchb. | 


fil. nov. hybr. 303. 
386. x Cassandra Rolfe noy. hybr. 84. Cho- 
coensis Lind. et. Andr. var, Miss Nilsson 196. 
eitrina 303. crispa 499. flaveola Rchb. fil. 
nov. hybr. 55. Gaskelliana alba 34. Gigas 


bicolor Measuresiana 196, | 


| 
| 
| 


Cecidomyia-Gallen 303. 

Cedrus Libani 386. 

Centaurea Cyanus flore pleno 640. 
Cephalanthus angustifolius 469. occidentalis 469. 
Cerastium Haussknechtii 266. 

Ceratotheca triloba E. May 449. 

Cercidiphyllum japonicum 498. 

Cereus Pringlei Wats. 246. 


| Chaenomeles (Cydonia) Japonica var. Simeren- 


kiana 84. 

Chamaerops humilis L. var. dactylocarpa Becc. 
303. 

Champignons-Kultur 362. 

Champinsche Veredelung, verbesserte Methode, 
dieselbe auszuführen. Von Nikolaus Freiherr 
von Thümen 51. 

Charlottenburg, Die Ausstellung und der Kongress 
des Märkischen Obstbau-Vereins 558. Obst- 
Ausstellung für die Provinz Brandenburg 582. 

Charon, M.J E., 7 31. 

Chayote 275. 

Chayotli 275. 

Chile, aus Von R. A. Philippi 88. 

Chili, Notizen aus 249. 

Chimonanthus fragrans var. grandiflora 246. 


| Chionodoxa Luciliae 196, 267. 


Chironia baccifera 196. peduncularis Lindl. 303. 

Chorisia speciosa 143 

Chou de Bruxelles demi nain de la Halle 30. 

Christblumen (Helleborus) in England 24. 

Chrysanthemum indicum, Anzucht 228, 647. Aus- 
stellung des Vereins zur Beförderung des, 
Gartenbaues 1889 557, 591, 623. Ausstellung, 
zuerteilte Preise 624. Blüten, Produktion der- 
selben zu Insektenpulver in Dalmatien 110. 
in England prämiierte 246. Frage, zur 58. 
mit gelben und lila Blüten 646. Herbst, neue 
Varietäten 196. in Muster- oder Ausstellungs- 
form 303. neue 85, 143, 196, 246. Sämlinge 
647. Winter- 196. ein teures 252. carina- 
tum, braunblumig 55. cinerariaefolium Trev. 
110, lacustre 412. maximum 412. »Ava- 
lanche« 85. »Cottage Pink« 196. »Culling- 
fordii« 177, 386. »Elks Horn« 55, 303. 
»Fair Maid of Guernsey« 196, 246. »James 
Salter« 85. »Leopard« 412. Mad. Drexel 
55. »Medusa« 246, 412, 434. »Mıs. Alpheus 
Hardy« 143, 252, 386, 412, 433, 469, 613. 
»Mrs. Lewi P. Morton« 434. »Mıs. George 
Rundle« 196. »Nymphaeas 412. »Stanstead 


melanosperma 


Cupressus Lawsoniana var. Fraseri 473. 
Cyclamen, Behandlung blühender im Winter 96. 


664 Sachverzeichnis. 
Surprise« 85, 412. »White Daisy« 386. | Cryptomeria japonica 473. 
»White Venus« 177, 386. »Wm. H. Lincoln« | Cucurbita ficıfolia Bouche 275. 
412. »Kioto« 434. »Lilian B. Bird« 143. A-MBr278: 
»Mme. Desgrange« 469. »Mrs. Andrew Car- 
negik«k 434. »Mrs. A. Blanc« 55. »Mıs. 
John N. May« 55. »Snowball« 143. »Walter europaeum 274. Samen 91. 


W. Coles« 55. Chrysanthemum indicum 386. 
Anzucht derselben. Von George Reid 36, 177. 
in Japan. Von Hadjime Watanabe 617. zum 
hundertjährigen Jubiläum. Von L Wittmack 
595, 623. uliginosum 412, 469. 

Cibotium Billardieri Kaulfuss 637 

Eichorie, Spargel- 85, 143. 

Cimicifuga dahurica 556. 

Cineraria cruentus 388. hybrida nana grandi- 
flora 4II. hybrida pyramidalis Vilm. 386. 
pyramidata 531. 


racemosa 143. 


Cinerarien, grossblumige 246. Hybriden, weisse | 


und blaue 386. 
Cintra 280. 
Cirrhopetalum Cumingi Ldl. 246. ornatissimum 
Rchb. fil. 469. pulchrum N. E. Brown 196. 
Cissus Mexicana Hort. 55, 85, 196, 412. 
Cistus ladaniferus 246. 
Citrus Sinensis myrtifolia 246. triptera 386. 
Cladrastis amurensis Benth. et Hook. 240. 
Clarkia elegans fl. gl. 469. pulchella 469. 
Cleisostoma ringens Rchb. fil. nov. spec. 
Clematis 375. Blumen 143. Davidiana 246. 
graveolens 27. grossblumige zur Verzierung 
der Hauswände 85. »Mme. Furtado-Heine« 
103, 386. »Mme. Baron Vieillard« 55 
Clerodendron fallax 25. 
Clivia 196. 
Cobaea scandens fl. albo 303. 

Coccus Adonidum 499. corni Bouche 503. 
Cocos australis. Von O. Drude und R. Brandt 
451. Weddeliana 246. 
Cocozelle von Tripolis 85. 
Coelogyne cristata 412, 469. 

alba 386. 
Coimbra 280. 
Colchicum autumnale 556. 
Coleus »Marie Guillot« 386. 
Colocasia Indica Engl 246. blühend im Marly- 
Revier zu Sanssouci. Von L Wittmack 66. 
Colystegia grandiflora 303. sylvatica 303. 
Comparettia falcata Poepp. et Endl. 196. 386. 
Congoulou, le, ein neues Gemüse 534. 
Coniocybe pallida auf Weinrebenwurzeln 143. 


eristata Ldl. var. 


Convallaria majalis var. prolificans 97, 152, 246. | 


Convolvulus grandiflorus 143. 

Cordia Greggii Torr. var. Palmeri Watson 412. 

Coriaria thymifolia 334. 

Cornichon am&lior& de Bourbonne 246. 

Cornidia integerrima 437. 

Cornus florida flore rubro 386. 
sibirica Gouchaulti 85. 

Crataegus Mexicana var. Carrierei 143. 

Crinum Sanderianum hort. Bull. 144. Schimperi 
Vatke ms. Von K. Schumann 561. 

Crocosma (Tritonia) aurea 386. aurea imperialis 
267. aurea Planch. var. maculata Baker 55, 
85, 267. 

Crocus Boryanus 556. iridiflorus majus 
speciosus 556. zonatus 556. 

Croton (Codiaeum) pieturatum 55. 


sericea L. 55. 


556. 


143. 


Cynoches chlorochilon Kl. 85, 144. 


ı Cypripedium Ashburtoniae Rchb. fil. 85. 


Ausstellung 658. 
Cyclobothra alba 405. pulchella 405. 
Cydonia japonica Moerlosei 469. sinensis 412. 
Cymbidium Devonianum 412. eburneum 386. 
ixioides Don. 469. 
versicolor 
Rchb. fil. nov. spec. 85. 
Cynomorium coceineum Lin. 474, 646. 
Cyperus alternifolius 469. umbellatus 85. 
Cypripedien, 250 Arten von Ed. Pynaert v. Geert 
148. 
bella- 
tulum Rchb. fil 55, 196, 412, 469. Boxalli 
atratum 469. x Burfordiense Rchb. fil. 144. 
Californicum Gray 55. callosum Rchb.fil. 55. 
cardinale Rchb. fil. 469. Cassiope Rolfe 246. 
Chelseense Rchb. fil. 56. Claptonense Rchb. 
fil. 246. Crossianum psittacinum Rchb. fil. 
196. Crossianum Tautzianum Rchb, fil. nov. 
hybr. 196. Curtisi 412. Eiliottianum J. O’Br. 
469. Elliottianum Rchb. fill. 85. Farrieanum 
196. x Fitchianum Williams Cat. 85. Gode- 
froyae var. Mariae 412. x Harrisianum poly- 
chronum Hort. 196. »T. B. Haywood« R. A. 
Rolfe 386. T. B. Haywood 246. insigne 
Hallianum Rchb. fil. 246. insigne Wall. var. 
Horsmannianum Rchb. fil. 144. insigne Wall. 


var. Sanderae Hort. Sander 144. Jo var. 
grande 333. Lathami 246. Lathamianum 
528. Mastersianum Rchb. fil. 85. x Maese- 


reellanum Hort. 303. x Measurianum .85. 
nitens superbum hybr. 469. oenanthum »Jo- 
sephine Jolibois« 85. Pitcherianum Rchb. fil. 
196. polystigmaticum Rchb. fil. 56. x robu- 
stius x Sedeni » longifolium Rchb. fil. 303. 
Rothschildianum 303. Savageanum ]J. O’B. 56. 


spectabilis 407. Stonei platytaenium 196. 
superbiens 196. Tautzianum var. lepidum. 
Rchb. fil. 144. tesselatum porphyreum 56. 


variopictum Rchb. fil. 56. 
anum J. O’Br. 303. villosum 469. Williamsi- 
anum Rchb. fil. 386. De Witt Smith 530. 
Cyrtanthus Mackenni Hook. 62, 359, 653. 
Cyrtostachys Renda 577. 
Cytisus Laburnum 412. 
Czeh, Domänenrat 504. 


venusto- Spiceri- 


Dahlia gracilis 76. Lilliput alba plena 303. »Sir 
Richard Wallace« 56. variabilis 303. 
Dahlien, neue einfache gestreifte 196. neueste 


einfache 654. 
Dalmatiner Insektenpulver 110. 


| Damnacanthus indicus Gaertn, 359. 
, Dampfrajolpflug, 


der, zuerst im Dienste der 
Baumschule. Von J. Kähler 81. 


| Dampfschiff-Pflanze 448, 480. 


Daphne Blagayana 469. Mezereum 469. 


| Dasylirion quadrangulatum 196. 386. 


Datura arborea 196. 
lens 246. 


Stramonium 74.- suaveo- 


ı Davidia involucrata Baillon 197. 


Decaschistia ficifolia Mast. nov. spec. 85. 


Sachverzeichnis. 


665 


Dekorationspflanzen, empfehlenswerte 535. 

Delphinium cardiopetalum roseum 641. nudicaule 
aurantiacum 85. 

Dendrobium Ainsworthii x Findleyanum 
Brymerianum Rchb. fil. 469. chlorostele x 
xanthocentrum Rchb. fil. 386. x chrysodiscus 
Rolfe 303. chrysolabrum Rolfe nov, spec. 469. 
densilorum Wall. 469. Endocharis 246. Fair- 
faxii Rolfe nov. spec. 469. Findleyanum x 
Ainsworthii 303. gracilicaule F. Müll. 246. 
x melanodiscus Rolfe 303. nobile 144, 386, 
412. Pierardi 386, 469. Wardiano-aureum 
386. 

Dendrologische Plaudereien. Von G. Dieck 98, 
127, 158. Von Leonard A, Springer 453. 

Dendrophylax Fawcetti Rolfe nov. spec 8 


303. 


Diamant-Gutedel, über die Unfruchtbarkeit des- 


selben 429, 484. 
Dianthus alpinus II5. »M.Bergendi« 386. caryo- 
phyllus fl. pl. semperfloreus 430. caryophyllus 
L. Varietäten 85. glacialis 144. 476. plu- 
marius hybr. »gross, rot gefüllt« 56. plumarius 
fi. albo pl. 77. plumarius semperflorens 139, 
303. »Mlle Rousell« 386. 
Dicentra canadensis I44, 477. 
Dichorisandra pubescens Taeniensis 56. 
Dicksonia antarctica La Billardieri 637. Billardieri 
F. von Mueller 637. 
Dietamnus Fraxinella 412. 
412. 
Didomocarpus polyanthus 372. 
Didymium daedaleum R. et Br. 303. 
Dierama pulcherrima 498 
Dietrich, David, Dr. 31, 175. 
Digitalis purpurea vars. 303. 
purpurgefleckte Varietät 35. 
Dingler, Professor Dr. 592. 
Diospyros Virginiana 85. 
Dipladenia amabilis 386. 
Disa grandiflora I44, 464. 
tiida N. E. Br. noy. var. 
Hle225, 506, 85. 


Fraxinella var. alba 


purpurea, weisse, 


lacera Sw. var. mul- 
144. racemosa L. 
tripetaloides N. E. Br. 303. 


Dodecatheon integrifolium (splendens) x Jeffreya- | 


num 386. 

Dolichos Lablab 303. 

Doronicum plantagineum excelsum Bak. 475. 

Douglasfichte, Akklimatisation der 253, 332. 

Douglastanne 412. 

Draba aizoides 412. 

Dracaena arborea Lk. 535. Draco 56. 
dieana 412. indivisa 56, 614. Über die Ver- 
zweigung einer. Von Kassner 347. Über die 
Blattanordnung 249. 

Drahtwurm, Mittel gegen den 228. 

Dreher, Fr., Gartendirektor 392. 

Dresden, Beerenobst- Ausstellung 391. 

Dressel, Hofgärtner 31. 

Droege, O. A. 120. 

Dünensand zur Kohlaufbewahrung 171. 

Dungversuche zu Samenbau 78. 


Ebereschen, süssfrüchtige 363. 

Echinocactus Bolansis Runge n. sp. 
Texensis Hopfer 144. 

Echinopsis cristata Salm 286, 469. 

Echeveria retusa 375. 


106, 246. 


Gartenflora 1389, 


Gol- | 


| Ecksteins Grabmal am Neuen Palais bei Potsdam 
418. 

Edelwein, ein neuer 196, 412, 

Ehmann, Hofgärtner 7 63. 

Ehrenpreise für die Berliner grosse allgemeine 
Gartenbau-Ausstellung 1890 421. 

Eichbornscher Garten in Breslau. Von J. Schütze 3. 

Eiche, die Herrnanns-Eiche im Parke zu Muskau 
303. die Washington-E, bei Fishkill 144. 
Wilberforce-E. 56. 

Eichen, grosse 28, 

Eieifrucht, schwarze, von Nangasaki 85, 386. 

Einfuhr von Bäumen, Pflanzen etc. in das König- 
reich Griechenland 87. E. von Pflanzen etc. 
nach Deutschland 86. nach der Kapkolonie 
585. nach Russland 585, 655. 

Einicke, Gartenmeister 592. 

Eisenbarth, Hofgärtner 31. 

Elaeagnus argentea Pursh. 626. 

Elfenbein-Etiketten 59. 

Enkianthus campanulatus Hook. 469. Himalaycus 
Hook. et Thoms. 85. 

Engler, Prof. Dr. 95, 421. 

Entdeckungen, neuere botanische in China 304. 

Eomecon chionantha Hance 197, 246. 

Epacris ardentissima 336. hyacinthiflora candi- 
dissima 386. hyacinthiflora fulgens 386. mi- 
niata splendens 246. rubella 386. Sunset 
386. 

Epheublüten, monströse 197. 

Epidendrum nemorale Ldl. 56. 
var. fuscatum Rchb. fil. nov. var. 197. 
num 144. 

Epiphyllum Makoyanum 412. Russellianum Gaert- 
neri 412. 

Eranthis hiemalis 303. 

Erbse, verbesserte Riesen-Schnabel- 77. 

Erdbeeren, das Buch der 174. 

Erdbeerpflanzen, die Elite der, und einige Worte 
zu deren Kultur. Von ©. Mohrmann 456. 

Erdbeere »Belle de Meaux« 531. die schöne 
Anhaltinerin 56. grosse gezuckerte 56. »Helene 
Godefroy-Lebeuf« 303. »König Albert von 
Sachsen« 56. »La France« 246. »Laxtons 
Noble« 247. »Margueritec 56. »Marschall 

| Pellisiere 197. »May Queen« 56. »Noble« 
469. »Prodigue Godefroy-Lebeuf« 303. »Sou- 
venir de Bossuet« 53I. »Dr. Veillard« 167, 
303. »Walluf« 457, 589. 

Erdmischung für feine Samen 535. 

' Eremurus Bungei 465. Olgae Rgl. 270. robustus 
407. Kaufmanniana 407. turcestanica 407. 

Erfurt, Verschönerungsverein 276. 

Eria marginata Rolfe nov. spec. 247. 

Erica cuculata 303. herbacea carnea 372. inter- 
media 247. Macnabiana 197. princeps 197 
propondens 197. ventricosa coccinea minor 
303. Wilmoreana 197, 247. 

Erigeron divergens 197, 246. 

Erinus alpinus L. 197. 

Ericoma cuspidata 144. 

Erlenwurzel-Gallen 614. 

Erler, L., Hofgärtner 504. 

Ernte- Aussichten in Guben 309. 

Erysiphe pannosa 501. 

| Erythronium citrinum 267. 

56, 115, 267. 


radiatum Lindl. 
vitelli- 


Hendersoni S. Wats, 


48 


666 


Sachverzeichnis. 


Eıythrophloeum pubistamineum P. Hennings nov. 
spec. 38, 197. 

Esdragon 74. 

Etiketten, das Störende derselben bei dekorativen 
Gruppen 248. 

Eucalyptus calophylla R. Br. 56. 
386. viminalis 85. 

Eucharis amazonica 197. grandiflora Planch. 
var. Moorei Baker noy. var. 144. Lehmanni 
Rgl. nov. spec. 313, 469. 

Eulalia japonica 533. 

Eulophia maculata Rchb, fil. 85. megistophylla 
Rchb. fil. 197. 

Euribia dentafa var. Hook. fil. 530. 

Eustrephus Brownii F. v. Müll. 85. 

Evonymus americana L. 640. obovata Nutt. Von 
H. Zabel 638. 

Exacum macranthum 469. 

Exochorda grandiflora 303. 

Expedition nach dem Mount Owen Stanley 643. 


Staigeriana 


Fagus silvatica atropurpurea fol. roseo -margi- 
natis 56. 

Fenchel 74. 

Fendlera rupicola Engelm. et Gray 303. 

Ficus indica 197. Roxburghii Wall. im botani- 
schen Garten zu Calcutta 144. 

Fischbach, Mitteilungen aus 276. 

Fliedertreiberei, Geschichte derselben 247. 

Flora von Nord- und Mittel-Deutschland 335. 

Florblumen, Abbildungen von. Von E. Benary 
119. 

Foeniculum ofhicinale 74. 

Forsythia suspensa 386. 

Franciscea eximia 274. 

Francoa ramosa 85. 

Frauen, Beschäftigung gebildeter in der Gärtnerei. 
Von L. Wittmack 326. 

Frauenwohl, Verein 327. 

Fraxinus excelsior 303. 

Freesia-Arten, die 355. 

Freesia Leichtlini 357. Leichtlini major 357. 
refracta 356. refracta alba 75, 247, 356. 
refracta purpurescens 356. 

Friedhofs-Gärtnerei 204. 

Fritillaria Kamtschatcensis 247. 

Fruchthandel Kaliforniens 113. 

Fuchsia fulgens 144. microphylla 144. 
dens I44, 247. 

Fuchsien, Freiland- 253. 
de Candolle 56. 

Fürstenried, der Königliche Hofgarten in. 
J. Moehl 211. 

Fundangiko 618. 

Funkia Sieboldi 412. 


viridissima 386. 


Meleagris 386. 


Gärtner im Deutschen Reiche, Zahl derselben 
362. 


109. 
Gärtnerinnung, Aufruf zur Bildung einer 336. 
Gärtner-Lehrbrief aus dem vorigen Jahrhundert. 
Von Leonard A. Springer 106, 


Von 


 Garrya elliptica 363. 


Galanthus Forsteri Baker 386. Imperati Bertol 
386 nivalis L. 386. plicatus 386. 

Galeopsis dubia (ochroleuca) als Garten- Zier- 
pflanze 247. 

Garcke, Friedrich August, Prof. Dr. 592. 

elliptica foemina 470. 


' Garten, aus meinem. Von Max Leichtlin 266, 


Gartenbau in Nordamerika 417. in Ungarn 364. 
Gartenbau-Kalender, deutscher, für 1890 591. 


' Gartenbau-Vereine, schlesische, General-Versamm- 


lung 32. 
Gartenerzeugnisse, kein Schutzzoll auf 60. 
Gartenkünstler, Verein deutscher 152, 423. 
Gartenschule für Frauen 327. 
Gartenwege, gute billig herzustellen 274. 
Gartenzeitung, süddeutsche 31. 

Gebühren der Sachverständigen für die Erteilung 
von Unverdächtigkeits-Bescheinigungen 407. 
Gehölze, welche von Maikäfern verschont bleiben 

557- 
Geitner, Hermann, Tiergarten-Inspektor 96. 
Gemüse-Neuheiten 79, 247, 303. 
Genmswurz 475. 
Genista Andreana 529. 
Gent, zuerkannte Wert-Zeugnisse 92. 
Georgine, neue, »Lilian Abery« 85. 
einfache 654. 
Gerbera Jamesoni 470. 
Geum coccineum fl. plenum 197. 
Gewächse, in Kassel gegen Mitte Januar blühende 
110. 


neueste 


| Giessen, die Wichtigkeit desselben bei spät be- 


stellten Gemüsesorten 502. 


' Gigantochloa atter 303. 
 Gingko adiatifolia 303. 
, Gireoud, Okonomierat 42I, 504. 


' Gladiolus Adami Baker nov. spec. 247. 


splen- 


System derselben nach | 


Gärtner-Stellen, Besetzung solcher durch Militär- 


anwärter 480. 
Gaillardia Templeana 247. 


brachy- 
andrus 267. Collvillei »The Bride« 357. Eck- 
loni 267. gandavensis 556. gandavensis hybr. 
flore pleno »Triumph von Hietzing«e 470. 
ignescens 267. Lemoinei hybridus 75. Lud- 
wigii 267. Milleri 267. purpureo - auratus- 
247, 386. Saundersii 69, 556. vinulus 267. 
Gladiolen, auch etwas über. Von Max Leichtlin 
102. Etwas über, besonders die neuen Kreu- 
zungen von G. gandavensis x Saundersi. Vom 
L. von Nagy 68. frühblühende 144. 
Gladiolus, frühe Sorten 412. gefüllter 170, 
Gloxinia Flambeau 530. x grandiflora 144. 
hybrida grandiflora, leopardierte 197. hybrida 
grandiflora tricolor 197. hybrida grandiflorz 
venosa 196. 
Grammatophyllum speciosum Bl. 
Reichenbach fil. 10. 
Grenadier-Nelke, zur Geschichte der 93. 
Grevillea Preissii 303. robusta 386, 412. 
Grewia parviflora Bge. Von W. Siehe 600. 
Griffinia hyacinthina 27. 
Grünkohl 8o. 


VonsElsC= 


| Gruhle, Ober-Hofgärtner 504. 
Gärtnerei-Betrieb der Klöster und Privatpersonen | 
| Günther Ritter Beck von Mannageta 421. 


Gruson, Geh. Kommerzienrat 311. 


Gunnera scabra 386. 

Gurken- Arten 303. 

Gurke »Cornichon ame&liore de Bourbonne« 470 
extralange Schlangen- 81. frühe volltragende 
Treib- 81. Ganz frühe Trauben- 81. Ham- 
pels neueste Treibhaus- 147, 194, 386. »Rol- 


Sachverzeichnis. 


667 


lissons Telegraphs 386, 470. Treib- » Wunder- 
volle 85. 

Gurkengeruch von Philadelphus coronarius L, 
168. 

Godetia-Arten und Varietäten 303. 

Godetia »Fairy Queen« 197. >»Feenkönigin« 
247, 303. pumila hybrida 85. 

Göthe, Ökonomierat 31. 

Gymnocladus divicus 247. 

Gynerium saccharoides H. B.K. (Uva) für Makart- 
Bouquets 148 


Haartilz der Platanenblätter und seine vermutete 
Gesundheitsschädlichkeit. Von ©. Drude 393. 

Haarlem, Blumenzwiebel-Ausstellung 445. 

Habenaria ciliaris 464. fimbriata 464. Maco- 
waniana N. E. Br. nov. spec. 247. 
Rchb. fil. 56. 

Habrothamnus elegans 375 

Haferwurzel 303. 

Hahnenkamm, ein riesiger 533. 

Hamburg, Die Gartenbau-Ausstellung. Von W. 
Perring 562. Herbstausstellung des Gartenbau- 
Vereins für Hamburg, Altona und Umgegend. 
Von L. Wittmack 519. 

Handelsadressbuch von Plumpe 149. 

Handelsgärtner Deutschlands, VI. Jahres-Ver- 
sammlung des Verbands 4435. 

Hannover, Provinzial-Gartenbau-Ausstellung 557. 

Hardenbergia monophylla 8 alba 642. 

Heckenpflanze, neue 532. 

Hedera Algeriensis 85. Canariensis 85. digitata 
85 hastata 85. lucida 85. pedata 8s. 
Roegneriana 85. 

Hedychium Gardnerianum Wall. 26. 

Hedysarum coronarium 303. 

Heidelbeere, die gemeine mit weissen Früchten 
273. die weissfrüchtige 334. 

Held, G, Hofgärtner, 7 392 

Helenium Hoopesii 534. 

Helianthemum Appeninum 303. 

Helianthus-Arten, einjährige und staudenartige 
248. 

Helianthus anemoniflorus 144. multiflorus maxi- 
mus 247. 

Helichrysum elegans 77. 

Helleborus niger »St. Brigid« 386. 
ruber 266. 

Hellemann 120. 

Hemileia vastatrix 27. 

Heuchera sanguinea 144, 266, 407. 

Hexisia bidentata Ldl. 144, 443. 

Hibiscus lasiocarpus 56. Trionum L. 197. 

Hippeastrum reticulatum Herb. 233, 412. reti- 
eulatum fol. striatis 56. solandrifolium Herb. 
56. striatifolium Herb. 233. 

Hochschulfrage, noch einmal die. Von Fritz 
Schoch 258. zur. Von B. Stein 20. 


niger var. 


Hochschule und praktische Gärtnerei. Von John | 


Booth 42. 
Höhnel, Dr. Franz Ritter von 31. 
Hoesch, Kommerzienrat 175. 
Holland, wie Holland seine Reisenden ehrt 92. 
Holzgefässe, Schutz derselben gegen Feuchtigkeit 
im Keller 92. 
Hortensie, zur Geschichte der 476. 


guttatum 303. | 


Hovea-Arten 329. 


Hovea Celsii 329. elliptica 329. Forsteriana 
94. Alicifolia 329. Kultur 329. lanceolata 
329. latifolia 329. longifolia 329. pungens 


major 329. 
Howea (Kentia) Belmoreana Beccari 56, 94, 386 
Hoya carnosa in Frucht 308, 
Hüttig, ©. 230, 280. 
Humulus japonicus fol. var. 443. 
Hundsdorfer, Hofgärtner 31. 
Huntleya lucida Rolfe n. sp. 470. 


| Hyacinthus candicans 75 


militaris 


Hydrangea acuminata Sieb. et Zucc. 460. altissima 
Wall. 438. aspera Don. 461. hortensis Sm. 
«a acuminata A. Gray 461. hortensis in Kronen- 
form 197. involucrata Sieb. 438. paniculata 
grandiflora 144. petiolaris Sieb. et Zucc. 240, 
437. stellata fimbriata 386. stellata plena 
167, 303. Thunbergi Sieb. 460. vestita Wall. 
$ pubescens Maxim 461. 

Hymantophyllum 197. 

Hyoscyamus niger 74. 

Hypericum aureum 412. 

Hypochoeris radicata 90. 

Hyssopus officinalis 74. 


Moserianum 25, 197. 


Iberis Forestieri Jord. 85, 197. 
85, 197. 

Iconographie of Australian species of Acacia and 
cognate genera 204, 

Idesia polycarpa Maxim. 56. 

Ilex amelanchier M A. Curtis 197. 

Impatiens Episcopi 245. Impatiens Jerdoniae 
Wight 412. Rodigasi L. Lind. 303, 386, 408. 


nigricans Fisch. 


| Insektenpulver 110. 


Ipomoea pandurata Meyer 224. 

Iris Alberti Rgl. 56. atropurpurea Baker nov. 
spec. 304, 655. Bakeriana 267 Boissieri 267. 
germanica »Grachus« 56. germanica »Madame 
Chereau« 56. hexagona 407. Kaempferi var. 
197. Kaempferi in neuen japanischen Pracht- 
varietäten 531. Korolkowi Rgl. und var con- 
color Foster 85. laevigata 56. Meda Stapf. 
247. veticulata 267. Rosenbachiana 304. 
sophenensis 267. stylosa Desf. 61, 83, 363. 
Suworowi Rgl. 144, 477. 

Italien, Ausfuhr von Pflanzen etc. nach 145. 

Ixianthes retzioides 247. 

Ixiolirion tartaricum 197. 


Jamesia americana Torr. et Gr. 103, 247. 
Jasminum hirsutum 85. nudicaule 247. 

Jessen, Prof. Dr. Carl Friedrich Wilhelm, 7 335. 
Johannisbeere, weisse 247. 

Johannisbeersorten zur Weinbereitung 198. 
Jubaea spectabilis 412. 

Juglans fraxinifolia Lam. 454. 


Max. n. Mig. 56, 443, 535. 
Juniperus Sabina fastigiata 56. 


mandschurica 


Kaffee-Laus 499. 

Kalancho& carnea 197. 
Kalifornien, Fruchthandel in 113. 
Kalmia latifolia Pavarti 144. 


| Kangiku 618. 


45* 


668 


Sachverzeichnis. 


Kapkolonie, Pflanzen-Einfuhr 585, 614. 
Kapuzinerkresse als Mittel gegen die Wolllaus 


253- 
Kartoffel »Bliss’ rough Diamond« 197. Früh- 


'»Edelweiss« 304. »Goldball« 642. Japanesische 
656. 

Kartoffelfrüchte, grosse 588. 

Kartoffelkrankheit, ein wirksames Mittel gegen 
die 94. 

Kartoffelstecklinge 308. 

Kelbling, Alfred, Gartendirektor, 7 31. 

Kellner, Ober-Hofgärtner 504. 

Kennedya Marryatae 254. monophylla 642. 

Kentia Belmoreana 56, 94, 386. Canterburyana 
386. Fosteriana 386. 

Kerchowe de Denterghem, Graf Oswald 421. 

Kerosin-Emulsion als Mittel gegen die Kaffee- 
Laus 499. 

Kessler, Dr. Hermann 120. 

Keteleeria Fortunei Carr. 247. 

Kiefer, rumelische 339. 

Kiesewetter, Garteninspektor 95. 

Kiku 617. 

Kirsche »Gros Bigarreau Blanc« 304. 

Kirschbaum-Seuche, das diesjährige Ergebnis der 
Bekämpfung im Altenlande. Von Professor 
Dr. Frank 12. 

Kirschenzweige, reich mit Früchten 56. 

Knauer, Okonomierat 278. 

Kniphofia-Arten 267. 


ı Landschaftsgärtnerei 


Kniphofia corallina 555. Leichtlinii 555. Maco- 


wani 555. nobilis 555. Rooperi 555. Uvaria | Lapageria rosea R. et Pav. 85, 247. rosea Nash 


grandis 555. 

Knollensellerie 256. 

Koelreuteria bipinnata Franch. 56, 35. 

Kohl, Aufbewahrung in Dünensand 171. Petsai- 
oder Shantung 642. 

Kohlrabi 247. 

Kohlsamen auf Blättern erzeugt 197. 

Koloradokäfer, Vernichtung desselben 61. 

Konservierung der Gemüse und Früchte in Blech- 
dosen von Chr. Kremer 149. 


Lachenalia aurea 156. Cami hort. 156. conta- 
minata Ait. 156. fistulosa 156. fragrans Jacg. 
157. glaucina Jacq. 156. lilacina 157. luteola 
Jacg. 157, 304. luteola maculata 157. Nel- 
soni hort. 157, 304. odoratissima 157. or- 
chioides Ait. 157. pallida 157. pendula Ait, 
157, 304. pendula superba 651. purpureo- 
coerulea Jacqg. 157. pustulata Jacg. 157. 
quadricolor Jacq. 157. Lachenalia quadricolor 
praecox von C. Sprenger und E. Regel 649. 
racemosa Gawl. 158. rubida Jacq. 158, 650, 
tigrina Jacq. var. Warei 158. violacea Jacq. 
158. 

Lachenalien, die. Von G. Reuthe 155. 

Lackners Wintergarten in Steglitz bei Berlin. 
Von W. Perring 399. 

Laelia albida 386. anceps Dawsonii 56. anceps 
Ldl. var. amabilis Rchb. fil nov. var. 197. 
anceps var. Amesiana ]J. O’B. 144. Digbyana 
Mossiae nov. hybr. 412. x Euterpe Rolfe nov. 


hybr. 85. Gouldiana Rchb. fil. 470. majalis 
Ldl. 304, 470. pachystele Rchb. fil. 85. pur- 
purata DBlenheimense Hort. 56. Victoria 
144. 


Laelio-Cattleya x Digbyana Mossiae 470. 

Laestadia Bidwelli 197. 

116. 
einem Lehrbuch der 540. 

Landwirtschaftsgesellschaft, deutsche, Ausschuss 
für Obstbau 367. 

Lange, F., Stadtgärtner 592. 


Lennes Entwurf zw 


Court Variety 85. 
Lapagerien-Vermehrung 253. 
Laportea moroides Wedd. 412. 
Larix europaea pendula 304. 

occidentalis 473. 

Latace Volckmanni Philippi 369. 


leptolepis 473- 


' Latania borbonica 534. 


Konservierungsmittel für Pflanzen und Blätter 


von E. Pfitzer 556. 

Kopenhagen, über einige Gärtnereien in. 
A. Fischer von Waldheim 397. 

Korzchinski, Prof. Dr. 31. 

Kränze, römische 17. 

Kraft, Gartengehülfe 95. 

Krausemünze 74. 

Krebs an Obstbäumen 412. 

Krelage, J. H. 311. 

Krüger, Obergärtner 422. 

Kürbis »Cocozelle von Tripolis« 85, 529. »Hub- 
bards Squash« 412. Riesen- 557. 
von Tripolis 144. Speise- »Zapallito de Tronco« 
144. »Yokohama« 470. 

Kürbisse, Zier- 56. 

Kugelkakteen. Von H. Gilbert 509. 


Kultur, Einfluss der, auf die Geschlechtsorgane | 


der Pflanzen 590. 

Kunst- und Handelsgärtnerei in Berlin im Jahre 
1888 458. 

Kunze, Franz 559. 

Kunzea pomifera 247. 

Kurse für Obstbaumschnitt in Bonn 365. 


Von | 


Lathraea clandestina 412. 

Lathyrus latifolius 304. odoratus 304. 

Laubholzkunde, Dippels Handbuch. Von G.Dieck 
607. 

Lauche, W., Gartendirektor 31. 

Lavandula spica 75. 

Lawendel 75. 


\ Laxtons Freiland-Tanne 61. 


Ledien, Fr., Obergärtner 504. 


| Lenne, Dr. Peter Joseph. Von F. Bethge 542. 


Speise- | 


zum hundertjährigen Geburtstage 507. Feier, 
die, in Potsdam. Von L. Wittmack 538. Ent- 
wurf zu einem Lehrbuch der Landschafts- 
gärtnerei 540. 

Leontodon taraxacum 412, 

Lepicystis sepulta 144. 


 Leptotes bicolor Ldl. 85. 
| Lespedeza Sieboldi Miquel 239. 


Levkojen-Anzucht 146. 

Levkoje, neue Winter- »Ruhm von Elberfeld« 25. 
198. »Quarantaine d’ete Victoria« 247. 
Sommer- »Victoria« 75. Sommer- »Goliath« 77. 
Sommer- »Schneeflockes 77. Winter- weisse 
von Nizza 75. 

Leycesteria formosa Wall. 304. 

Licuala Veitchi Watson 412. 

Ligustrum coriaceum L. 56. 

Lilien in Kew 27. 


Sachverzeichnis. 


669 


Lilium auratum 470. var. macranthum 463. 
pictum 463. var, platyphyllum 463. var. rubro- 
vittatum 496. var. virginale 463. var. Wittei 
463. Lilium Bolanderi Wats. 384. Brownii 
56. canadense 464. canadense var. rubrum 
464. candidum 502, chalcedonicum 464. chal- 
cedonicum var. Heldreichi 464. chalcedonicum 
var. maculatum 464. Columbianum 406. cor- 
difolum Thunbg. 467, 470. dahuricum 405. 
elegans 406. elegans Batemanniae 497. elegans 
Wallacei 497. giganteum 247, 304. Hansoni 
406, 
Baker nov. spec. 144. jucundum 497. 
meri x L. auratum var. macranthum 465. lan- 
cifolium, verbändertes 442. Leichtlini 464. 
longiflorum eximium 412. Martagon 406. 
Martagon L. var, atrosanguineum 247. 


Harrisi 247, 470. (Archelririon) Henryi | 
Kra- | 


Mar- 


tagon rubrum 406. Maximowiczii 497. nepa- 


lense D. Don. 56, 197, 304, 360. 
464. 
parvum var. parviflorum 406. pomponicum 
406. pulchellum 405. pyrenaicum 406. Szo- 
vitzianum 406. tenuifolium 405. Thunbergia- 
num 406. umbellatum 405. Wallichianum 
var. superbum 554. Washingtonianum 406. 

Linaria cymbalaria L. 197. macedonica 470. 

Lindberg, Sextus Otto, Prof. Dr., + 422. 

Lindenia 118, 174. Iconographie des Orchidees 
254. 

Lindsaea Lessoni 197. trichomanoides 197. 

Lissabon, der neue Park de la Liberte 251. 

Litteratur 30, 94, II5, I48, 173, 204, 254, 277, 
334, 366, 391, 419, 478, 590, 647, 658. 

Littonia modesta II5. 

Livistona australis 56. 

Lobelia Kerneri 302. laxiflora H. B.K. 
Winterblüher. Von L. Wittmack u. C. Graebe- 
ner 337. littoralis A. Cunn. 92, 144, 197, 247, 
304, 386. 

Lodoicea Seychellarum 144. 

Lösener, städtischer Garteninspektor 95. 

Lolium perenne 386. 

Lonicera bella Zbl. 525. floribunda Boiss. et 
Buhse 525. fragrantissima 247. micrantha 
Trautv. 524. minutiflora Zbl. 523. misera 
Zbl. 523. notha Zbl. 525. oblongifolia Hook. 
526. Periclymenum L. forma fruticosa 492. 
permixta Zbl. 523. proquinqua forma super- 
alpigena Zbl. 580. quinquelocularis Hardw. 
492. salicifolia G. Dieck. 524. Standishii 
247. villosa Mühl. 527. 

Lowrya campanulata 304. 

Luculia gratissima Sweet 197, 387, 417. 
ceana 197. 

Lübbe, Andreas 658. 

Lupinus arboreus 534. 

Lycaste Skinneri 387, 470. Skinneri Ldl. var. 
alba 56. Skinneri delicatissima 387. Skinneri 
Kultur derselben 109. 

Lychnis Haageana 470. 

Lycium spec. 242. 

Lycoris-Arten 85. 

Lymnocharis Humboldtii 56. 


Pin- 


Macleania punctata Hook. 387. 

Macodes Javanica Hook. fil. 197. 

Magdeburg, Ausstellung des Gartenbau -Vereins 
367. Ausstellung des Vereins selbständiger 


odorum 
pardalinum pumilum 405. parvum 406. 


' Meerrettich-Ertrag im Spreewalde 28. 


als | 


Handelsgärtner 255. Gartenbau - Ausstellung 


382. 
Magnolia conspicua 197. x Thomsoniana 56. 
Yulan 197. 


Mahonia Aquifolium 502. 

Maiblume »Excelsior« 387. 

Mainz, die Jubiläums-Ausstellung des Gartenbau- 
Vereins 268. 

Makart-Bouquets 148. 

Mammea Americana L. 85. - 

Mammillaria Grusoni Runge n. sp. IO5, 247. * 

Manihot Aipi Pohl 247. 

Mantin, Georges I19. 

Margareten-Nelken 430. 

Marguerites 247. 

Martens, M., Stadtgärtner 504. 

Masdevallia caudata x Estradae 470. Chelsoni 
splendens nov. hybr. 412. chimaera Rchb, fıl. 
Von G. Sommer 617. Courtauldiana Rchb. fil. 
nov. hybr. 247. Shuttleworthii Rchb. fil. 470. 
Tovarensis Rchb. fil. 304. Veitchi 412. 

Majoran 74. 

Mayer, Garteninspektor a. D., f 32. 

Maxillaria fuscata 85. 

Meer-Cocos 144. 

Meer- 
rettich-Messe in Lübbenau 656. 

Melonen, in Häusern getriebene 35. 

Melonen-Varietäten 387. 

Meltau, Mittel gegen 27, 501. 

Mentha crispa 74. piperita 74. 

Mentzelia ornata 304. 

Merle, Hofgärtner 95. 

Mesospinidium vulcanicum Rchb. fil. 56. 

Mexiko, Gärten der Hauptstadt. Von Hermann 


Jehtiarnn,233: 
Meyer-Denkmal 616. 


, Milla biflora 556. 


| Miltonia Bleueana 197, 387. 


phalaenopsis 304. 
247. spectabilis Moreliana 
vexillaria 304. 


spectabilis Ldl. 
Henfrey 387. 


| Mimulus cardinalis Lindl 304. Kaiser- 247. 


Mina lobata Slav. et Lex. 304, 387, 412, 533. 

Mirabilis californicus Gray 197, 247. Jalapa 470. 
longiflora 247. 

Mistel 145. : 

Mistel als Kronenbäumchen auf Weissdorn ver- 
edelt 197. 

Möhre, »Lange süsse Barlette-« 412. 

Mönkemeyer, W., Obergärtner 206. 

Mohnarten, perennierende 304. 

Mohn-Sorten, neue 85. 

Mohn-Varietäten von Shirley 304. 

Mohn, weisser Speise- 79. 

Molisch, H., Prof. Dr. 592. 


| Momordica involucrata E. May 387. 


Monstre-Veredelungen. Von B. L. Kühn 485. 


Montbretia aurea 497. »Boule de feu« 497. 
crocosmiaeflora I44, 497. crocosmiaeflora 
aurea 387 crocosmiaeflora »Bouquet parfait« 


387. crocosmiaeflora »Drap d’or« 387. cro- 
cosmiaeflora »Eldorado« 387. crocosmiaeflora 
»Etoile de feus 387. crocosmiaeflora »In- 
cendiece 387. crocosmiaeflora »Phare« 387. 
crocosmiaeflora »Rayon d’or« 387. crocos- 
miaeflora »Talismann« 387. crocosmiaeflora 
»Transcendant«e 387. elegans 497. Gerbe 
d’or 497. 


670 


Sachverzeichnis. 


Monocharis pardantina Franchet 412. 

Moose, Färben derselben 419. 

Mormodes luxatum Ldl. 304. 

Mount Owen Stanley 643. 

Müller, Baron Ferdinand von, Direktor 447, 645. 

Müller, Baptist, Hofgärtner 504. 

Müller, Hofgärtner 31. 

Müller, Julius, Hofgarten-Direktor, 7 31, 230. 

München, der exotische Garten im Glaspalast 435. 

Münden, aus den Gärten der Forst-Akademie, 
Von H. Zabel 138, 239, 437, 460, 492, 523, 
580. 

Musa Ensete 35. sapientum vittata 56. superba 
Roxb. 144. 

Muscari Maweanum hort. Leichtlin 412. 

Mutisia Clematis 304, 613. 

Myoporinons Plants of Australia ı15. 

Myriophyllum proserpinacoides Gill, eine hübsche 
Pflanze für Zimmer-Aquarien 334. 

Nareissus abseissus 387. sArd Righ« 304. bi- 
color »Empress«e 412. bicolor grandis 412. 
bicolor Haworthi 412. bicolor sHorsheldi« 
412. Bulbocodium var. monophylla Dur. 250, 
ClusiiDunal 250. cyclamineus 267, 387. »Glory 
ofLeiden« 267 »Grand Monarque« 412. incom- 
parabilisSir Watkin 470. Irish king 304. maximus 
337. minimus 387. minor 387. Monophyllus 390. 
nanus 387. obvallaris 387. papyraceus 304. 
po&ticus 412. poeticus fl. pl. 470. poeticus 
simplex praecox 470. pseudo-Nareissus »P.B. 
Barr« 387. pseudo- »M. J. Berkeley« 387. 
pseudo- »Blondin« 387. pseudo- »Captain 
Nelson« 387. pseudo- sEmperor« 387. pseudo- 
Emperor et Empress 470. pseudo- »Golden 
Plover« 387. pseudo- »Golden Spur« 387. 
pseudo- »John Nelson« 387. pseudo- »Lincoln- 
shire Yellow« 387. pseudo- »Sabinie 387. 
pseudo- »Shirley Hibbert« 387. pseudo- »Sir 
Wm. Harcourt« 387. serotinus 653. spurius 
387. spurius coronatus 387. spurius »Henry 
Irwing« 387. Tazetta 387, 412. Telamonius 
(King Umberto) 387. variiformis 387. diverse 
Varietäten 470. 

Natsugiku 618. 

Naturwissenschaftliche Vorträge 420. 

Neillia thyrsiflora Don 56. 

Nelke »Germania« 465. Grenadier- 333. 
rote Malmaison- 439. Margareten-Nelken, neue 
italenische Remontant-. Von C. Sprenger 430. 
Remontant-, Frau Haase I, 197 Remon- 
tant »Gloire de Nancy« 374 Remontant-, 
Grenadier ı, 197. Remontant- »Kanarienvogel« 
374. Remontant-, Kronprinz Friedrich Wilhelm 
I, 197. Remontant-, »Triomphe de Francfort« 
374. 

Nelken, Remontant-, neue von Schmitt in Lyon 
56. neue 56, 304. 

Nelumbium speciosum 412. 


Nepenthes Curtisi Mast. 56. x Dicksoniana 85, 


465. x rufescens Hort. Veitch nov. hybr. 144. 
Nephelium lappaceum 56. Litchi 56. Lon- 
gana 56. 


Nerine amabilis 556, 653. O’Brieni 556. corusca 
Herb. var. maj. 653. crispa 653. filifolia Bak. 
653. Fothergilli 556. humilis splendens 556. 
Plantii Hort. 653. pudica Hook. fil. 653. 
sarniensis insignis 556. venusta Herb. 653. 


hoch- | 


Nymphaea alba 56. 


| Obstbaubriefe. 


Neesaea verticillata fl. pl. 56. 

Neuheiten von 1888 197. 

Nicotiana affınis 144. colossea Ed. Andre 85. 
Nigella sativa 79. 

Niwagiku 618, 

Nobbe, Geh. Hofrat, Professor Dr. 278. 

Nogiku 618. 

Nomenclator pomologicus 590 

Norwegen, Porto für Postfrachtstücke 644. 
Notospartium Carmicha&lii 85, 245. 

Nouelia insignis 412. 

Nummerier-Zange, Erfurter 169. 

flava 56. gigantea 56, 
Marliacea chromatella fol. marmoratis 247. 
sphaerocarpa var. rosea 389. 


Obstanlagen des Molkerei-Besitzers Bolle 586. 

Obst, Aufbewahrung des frischen für den 
Winter 90. 

Obstausstellung für die Provinz Brandenburg in 
Charlottenburg. Von M. Hoffmann 582. All- 
gemeine in Stuttgart. Von M. Hoffmann 571, 
602, 634. 

Obstbäume wieder tragbar zu machen 414. 

Obstbau in der Provinz Brandenburg 170. im 
Bezirk des Provinzial - Landwirtschaftsvereins 
Bremervörde 415. 

Von R. Goethe 121. 

Obstbaulehre 419. 

Obstbaum, der, seine Pflanzung und Pflege als 
Hochstamm 478. 

Obstbaumkultur im Topfe. Von H. B. Warneken 
366. 

Obstbaumschnitt, Kurse für, in Bonn 365. 

Obstkultur, kurze Anleitung von Ed. Lucas 149. 

Obstsorten, zur Anpflanzung für die Provinz Han- 
nover empfohlen 148. zur Benennung der 


275: 


| Obst, tropisches und subtropisches 30. _Verwen- 


dung gefrorenen 28, 

Obst- und Gartenbau-Verein im Kreise Kosel, 
Jahresbericht 64. 

Ochua multiflora 387. 

Odontoglossum Andersonianum lobatum var. Le- 
moinierianum Rchb. fil. nov. var. 56. Bleich- 
roederianum ]J. et L. Linden 412. Bleuana 
387. Brandtii Kränzlin et Wittm. n spec, 
378, 537. Cervantesii 197. Cervantesi lila- 
cinum 304. constrietum Ldl. var. castaneum 
144. crispum var. Ruckerianum 247. crispum 
var. Steveni 387. eugenes Hort. Veitch. 85. 
Glonerianum L. Lind. 56. Halli Ldl. 35. Halli 
Ldl. var. Lindeni 470. Harryanum Rchb,. fil. 
144, 387. Harryanum Pavonium Rchb. fil. 
387. luteo-purpureum Ldl. var. crispatum 
Rchb. fil nov. var. 247. odoratum var. 56. 
Pescatorei 247. Pescatorei Lindenianum 412. 
radiatum Rchb. fil. 197. Roezlii x vexillarium 
197. Rossii 197. Rossi Mommianum 412. 
vexillarium Rchb. fil. 350. vexillarium Leo- 
poldi II. Rchb. fil. Von H. G: Reichenbach fil. 
65. vexillarium roseum Hort. Williams 57. 
Warocqueanum ]J. et L. Linden 412. 

Ölrosen 98, 127, 158. die, und ihre deutsche 
Zukunft von G. Dieck 98, 127, 158. 

Ohrt, H., Garten-Inspektor 311. 

Oldenburg, Obst- und Gartenbau-Verein 120. 

Olea europaea 57. 


Sachverzeichnis. 


671 


Olearia (Eurybia) Gunniana 144, 304. (Eurybia) 
insignis 144, 197.. macrodonta Baker 530. 
(Eurybia) ramulosa 144, 304. 

Olivenbaum im Garten von Gethsemane 57. 

Oneidium crispum Lodd. sublaeve ochraceum 
Rchb. fil. nov var. 144. Croesus 470. For- 
besii Hook. var. maximum 197. intermedium 
Knowl. et West. 57. Jonesianum 197. Jone- 


sjanum flavens Rchb. fil. 197, 387. iridifolium 
Ldl. 304. macranthum Ldl. 57, 312. tigri- | 
num 387. undulatum Ldl. 387. 


ÖOnopordon arabicum 412. 

Onosma albo-roseum 266. 

Opuntia} polyantha Haworth. 304. Rafınesquü 
Engelm. 247. 

Orangenkultur, Aufruf zur Hebung der 172. 

Orchid-Album 255. 

Orechideen-Auktion 441. 

Orchideen von © Chone-Berlin 360. auf der 
Festtafel bei Anwesenheit des Kaisers Wil- 
helm II. in Breslau 61. 

Orchideen-Hybriden, neue 197. 


Orchideen-Katalog von H. Dammann in Breslau | 


228. 
Orchideenkulturen bei F. Sander & Co. in St. 
Albans. Von L. \Wittmack 627. 
Orchideen-Liebhaber, Verein der, in Brüssel 


12. 

Orchideen als Marktpflanzen. Von Hermann Jeht 

281. 
Örchideen-Sammlung, Kienastsche 26. 
Orchideen-Versteigerung in Berlin 254. 
Orchid&enne, Gesellschaft in Brüssel 559. 
Orchis latifolia L. 247. 
Ornithogalum aureum Curt. 62. 
Orth, Professor Dr. 95. 
Östrowskia magnifica Rgl. 57, 144. 
Oxalis tetraphylla 75. 
Oxera pulchella Labill. 247. 
Oxylobium callistachys 470. 
Özothamnus rosmarinifolius 85. 


Pachystoma Canbyi A. Gray 138. Josephi Rchb. 
fil. 470. 

Paeonia officinalis lobata 470 

Panax horridum Sm. 453. 

Pandanus odoratissimus L. fil. 470. 

Panicum excurrens Sand. 85, 197. 
japonicum 197, 247. 

Papaver alpinum 247. 


»Venus« 85, 


italiıcum var. 


-Arten und Varietäten 


304. croceum 57. Danebrog 247. Hookeri 
247. laevigatum M. von Bieb. 144, 197, 247, 
304 Mephisto 247. »Mephisto rose« 57. 


Murselli 247. orientale 247. pavoninum C. A, 
Mey 247. rhoeas 304. umbrosum 247. 

Paprica, Bouquet- 85. 

Pasithea coerulea 266. 

Passiflora 376. »Eynsfordgem« 387. 
L.613. Watsoniana M.F. Mast. 197. 
hatch Fybride 144, 247. 

Pax, Dr., Kustos 592. 

Peacocksche Pflanzensammlungen, Verkauf 276. 

Pelargonium album multiflorum 247. »Couronne 
des Viergesa 412. Madame Ph. Geduldig 374. 
peltatum »La Francez 387. zonale »Lilliput 
President A. Van Geert« 387. zonale, neue 
Varietäten 144. 


incarnata 
»Wood- 


| Pflanzenverbreitung , 


Pellaea intramarginalis 86. 

Pennisetum longistylum violaceum 86. 

Pentapera Sicula K]. 144, 501. 

Pentstemon glaber 144. rotundifolius A. Gray 86. 

Peristeria Rossiana Rchb. fil. nov. spec. 197, 
412. 

Peristemon rotundifolius A. Gray 412. 

Persea gratissima Gärtn. 247, 304. 

Personal- und Vereins- Nachrichten 31, 63, 95, 
120,150, 1715, 206, 230,278, 311,.335,0368% 
392, 421, 447, 479, 504, 536, 559, 592, 616, 
648, 658. 

Petersilie »Ruhm von Erfurt« 79, 144, 197, 247- 

Petsai-Kohl 642. 

Petunia hybrida fl pl. »g&ant varie« 57. hybrida 
grandiflora fl. pleno. Samenzucht und Kultur 
aus Samen von M. Krug 222. 

Petunien, diverse 57. 

Peumus fragrans Pers. 86. 


Pfeffer, spanischer 57. spanischer »Cayenne« 


57. spanischer »chilenischer« 57. spanischer 
»Gelber Langer«e 57. spanischer »Grosser 
vierkantiger Milder« 57. spanischer »Milder« 
57. spanischer »Monströser« 57. spanischer 
»Roter Langer« 57. 

Pfefferbaum 448. 

Pfeffermünze 74. 

Pfirsich, amerikanischer Früh-, »Wilder« 144. 


» Cumberland« 86. »Domergue« 86, 387. 
»Elberta« 86. »Eueradt« 413. gefülltblühender 
»Clara Meyer« 470. japanesischer »Aubinel« 


144. »Mignonette« 304. »Musser« 57. »No- 
blesse« 247. 
Pfister, Gartendirektor 504. 
Pflanzen für Schulen 250. 
Pflanzenausfuhr nach Italien 146, 
Pflanzeneinfuhr nach Griechenland 87. nach 


dem Kap 585. in Russland 146, 585, 655. 


\ Pflanzenkübel, billige 331. 


Pflanzensammler in den Tropen. Von Herm, Jeht 
187. 
Von Oskar 


Atlas der. 


Drude 94. 


| Pflaume, Althanns Reineclaude 86 »Anna Späth« 


86. Braunauer aprikosenartige 86. bunter 
Perdrigon 57. Esperens Gold- 144. frühe 
von Bergthold 57. gelbe Mirabelle 57. »Grand 
Duke« 304. Haus- 197. Horemoritzer Reine- 
claude 247. japanische Blut- 439. japanische 
»Kelsey« 57, 247. japanische »Satsuma« 57, 
439. .Kirckes 144. Nienburger Eier- 144. 
»Professor Wittmack« 57. »Reine Claude de 
Bavay« 86. »Victoria« 86. 

Pflege von Pflanzen durch Schulkinder 306. 

Pfropfen und Veredeln 133, 251. 

Phacelia »Kaiser Wilhelm« 470. 

Phajus grandifolius Lour. 470. 
86, 254. 

Phalaenopsis amabilis 57, 387. 
grandiflora 144, 304. gloriosa 387. 
304. Schilleriana 254, 304, 387. 
tiana 57. 

Phalaris arundinacea L. 502. canariensis 79. 

Philadelphus coronarius L. und sein Gurken- 
geruch 27, 168. 

Phillyrea decora Boiss. et Bal. 144. 
Boiss. 413. 


Wallichi Ldl. 
Buyssoniana 57. 


Mariae 
Stuar- 


Vilmoriniana 


672 


Sachverzeichnis. 


Phlox Drummondii var. cuspidata 57, 145. Drum- 
mondi cuspidata »Leuchtkugel«e 531. Drum- 
mondii var. fimbriata 145. Drummondi fim- 


briata purpurea 76. Drummondii nana 57. | 


Drummondii nana compacta 247. Drummondii 
nana compacta carnea 197. Drummondi fl. 
semipleno 247. Drummondii, neue Varietäten 
145, 198. 

Phyllocactus 57. 
145. 

Phymatodes albo squammata 145. 

Physianthus (Arauja) albens 57. 

Phytoptus-Gallen 304. 

Picea ajanensis Fisch. 387. alba compacta gra- 
eilis 57. Alcockiana Carr. 387. Alcockiana 
und ajanensis, zwei gewöhnlich mit einander 
verwechselte Fichtenarten unserer Gärten. Von 


hybr. speciosissimus Feltoni 


P. Hennings 216. bracteata 198. excelsa Link. | 


57. excelsa glauca 57. 
excelsa inverta 17I. excelsa var. obovata 588, 
excelsa var. viminalis Casp. 135, 304. excelsa 
var. viminalis Casp. Schlangenfichte im fürst- 
lichen Hofgarten zu Bückeburg 26. excelsa 
var. virgata Caspary 135. lasiocarpa -304. 
Webbiana 248. 

Pinus acicularis 473. 
Banksiana 473. Coulteri in Kew Garden 145. 
excelsa 473. excelsa Wall. var. Griseb. 403. 
Jeffreyi Balf. 304. laricis in Kew Garden 145. 
leucodermis Antoine 387. 
Die rumelische Kiefer. 
339. pinea in Kew Garden 86. ponderosa 
pendula 57. Sabiniana 198. silvestris 387. 

Pirus spectabilis fl. pl. 57. 

Pissenlit frise ameliore 248. 

Pittosporum Phyllyraeoides C. D. 86. 

Plantago lanceolata var. marginata 248. 

Platanenblättter, Gesundheitsschädlichkeit 
Haarfılzes derselben 393. 

Platycodon grandiflorum fl. albo 245. 

Platycerium Willinki Moore 479. 

Plauen-Dresden, Einrichtung von öffentlichen 
Garten-Anlagen 592. 

Pleurothallis punctulata Rolfe nov. spec. 145. 

Plumbago Zeylanica L. 86, 145, 198. 

Plumiera bicolor R. et P. 140, 304. 

Plumpe, F.J. M. 206. 

Poinciana regia 578. 

Polyactis galanthina B. et Br. 304. 

Polygonum lanigerum R. Br. 359. orientale fol. 
var. 410. sphaerostachyanum 556. 

Polypodium Picoti 145. vulgare L. 
gare L. var. 108. 

Polystachya pubescens Rchb. fil. 304. 

Polystichum venustum 57. 

Pomologenverein, Deutscher, Anträge für den- 
selben 176. 

Pontederia crassipes major 57. 

Populis monilifera 304. nigra, Riesen-Exemplar 
01. 

Porandia pterosperma Watson 413. 

Postanweisungen nach Japan 390. 

Postpacketverkehr mit Tasmanien 499. 

Pourretia gigantea Ph. 249. 

Prantl, Professor Dr. 447. 

Pratia angulata Hook. fil. 92, 109, 144. 

Preisverzeichnisse, die heutigen ie 


aristata Engelm. 


des 


198. vul- 


excelsa inversa 171. | 


473. | 


Peuce Grisebach. | 
Von Franz Goeschke ı 


Primula acaulis 308. auricula »Horners Melanie« 
413. capitata 413. cashmiriana 413. Chi- 
nensis und Varietäten 198. denticulata 470. 

Primeln, diverse 145. 

Primula japonica 57. obconica 145, 198, 373, 
387, 439. Palinuri Petagna. Von C. Sprenger 
593. Parıyi 464. Poissoni 615. »Pompa- 
dour« 57. prolifera 406. Redi406. Rusbyi 
145, 406, 443, 464. Sieboldi 387. sikkimensis 


Hook. 270. Sinensis alba plena grandiflora 
304. Sinensis fimbriata 57. suffrutescens 406, 
465. 


Pringles Tigerblume 320. 

Privatgärten in Berlin, Zerstörung der älteren 
402. 

Prunus divaricata Ledeb. 387. 
angustifolia 413. 


Laurocerasus var. 

Laurocerasus var. caucasica 
413. Laurocerasus var. caucasica rotundifolia 
413. Laurocerasus var. colchica 413. Lau- 
rocerasus var. colchica rotundifolia 413. Padus 
L. 57. Pissardii 28. 

Pseudophoenix Sargentii H. Wendl. nov. gen. et 
spec. 57, 145. 

Pseudotsuga Douglasii 413, 473. 
glauca 473. 

Psoralea pinnata 470. 

Pterocarya caucasica Mey 454. 
gall. 455. fraxinifola 57. 
455... 

Puccinia Schroederi 470. 

Pugliese, italienischer 413. 

Purpus, A., Obergärtner 536%. 

Puya chilensis Mol. 248. gigantea 249. 

Pyrethrum parthenifoium 502. Tch’hatchewii 
Boiss. 248. uliginosum 470. 


Douglasii var. 


chinensis hort. 
laevigata hort. gall. 


| Pyrus spectabilis fl. pl. 57. 


(uercus macrophylla Albertsii 454. pedunculata 
Ehrh. 57, 86. pedunculata filicifolia ı98. 
pedunculata foliis argenteo pictis Hort. 248. 
virens 86. 


Rabitsch, Wilhelm, Botanischer Gärtner, f 312. 


, Radies, Klars früheste runde rote Zwerg- 30. 


neue 145. 

Radieschen, Hamburger 147. 

Radis rond rose a bout blanc 248. 
hatif 248. 

Rafflesia Arnoldi 248. 

Ramondia Pyrenaica Koch 198. 

Ranunkel 75. 

Ranunkeln, Kultur derselben 248. 


rond rose 


 Ranunkel-Varietäten 145. 


Ranuneculus aconitifolius fl. pl. 470. 
Rasenmähmaschinen, Verbesserung an 418. 


| Raupen-Leim 28. 


Raupen, Mittel zur Vertilgung der 502. 


| Rebengrind 413. 


Reblaus 644. -Convention, Erleichterungen bei 
der Ausführung derselben 390. -Kursus in 
Worms 92. Fortschritte derselben während 
des Jahres 1888 471. -Gallen 304. in Ungarn 
254. -Untersuchungen, Sachverständige 87. 

Regel, von, Dr. E., Geheimrat, Excellenz 63, 120. 

Rehder, Alfred, Obergärtner 230. 


Sachverzeichnis. 


673 


Reichenbach, Professor Dr. Heinrich Gustav, 7 
278, 312, 315. 

Reichenbachs Herbarium 335, 389. 

Reineclaude von Oullins 413. 

Reines Marguerites imbriquees Pomp. 55. 

Remijia pedunculata 387. 

Reseda ameliorata nana compacta aurea 77. nana 
compacta multiflora 78. 

Rettich, weisser Delikatess- 80. 

Reutlingen, pomologisches Institut 444, 615. 

Rhapis flabelliformis 198. 

Rheder, A. 175. 

Rhipsalis Cassytha 183. conferta 183 
lata 183. floccosa Salm 186, 387. 
183. pulvinigera G. A. Lindb. 182, 387. 

Rhododendron arborescens Pursh. 52, 57, 198. 
brachycarpum G. Don. 57. 


fascicu- 


413. Collettianum Aitch. et Hemsl. 25, 57, 
198. »Countess of Haddington« 388. For- 
tunei 145. Keysi 413. Nobleanum 304. 


Vaseyi 304. Veitchii 304. ein neues hartes 25. 

Ribes alpinum, frühblühendes 646. 

Riemenblatt 198. 

Rieselfelder, Arzneipflanzenzucht 170. -Kulturen 
zu Blankenburg 1888. Von Jörns und Joseph 
Klar 73. 

Rieselwasser 79. 

Riesenbäume 501. 

Rigidella immaculata 464. 

Ringelblume, halbstrauchige 413. 

Rodgersia podophylla A. Gray 245. 

Rodriguezia fragrans 145. secunda Kth. 86. 

Romneya Coulteri Starv. 203, 248. 

Rosa alba 99. alba, forma suaveolens 
Banksiana plena 198. berberidifolia 
Byzantina 304. canina L. var. Hetscholdi Zabel 
240, 413. centifolia L. 99. coriifolia Fries. 
99. damascena 160, »Francesco Ingegnoli« 
470. gallica L. 99. gallica L. var. damascena 
Mill., forma trigintipetala 129, 304. gallica L. 
forma suaveolens 304. gigantea 57. gigantea 
Collett 304. humilis Marshall var. triloba 248. 
incarnata Mill. 198. moschata Mill. 99, 130. 
Nutkana Prel. 86. polyantha 248. polyantha 
»Docteur Reymont« I4I, 304. polyantha 
grandiflora 248. polyantha hybrida 388. 
polyantha »Madame Alegatiere« I4I, 304. 
polyantha »Mlle. Blanche Rebatel« 248, 304. 
polyantha »Marie Pavie« 141, 304. polyantha, 
neue Kreuzungen von Alph. Alegatiere 141. 
polyantha zu Unterlagen 141. pomifera 86. 
provincialis Ait. 99. rugosa 646. rugosa 
Regeliana 86. rugosa, Kreuzungen 589. Wat- 
soniana Crepin 57. 


128. 


Rose »Mme Carnot« 530. »Charles Rouillard« 
198. »Clotilde Soupert« 198, 304, 388. 
»Comte Adrien de Germiny« 413. »Danmark« 


413. Damascener- 128. »Duchesse of Albany« 


529, 612. »Eclaire 388. gelbe Banksia- 198. 
Hagebutten-, frühreifende, vielkernige 86. 
Hagebutten-, Regels Prachtrose 86. Hage- 
butten-, spätreifende fleischige 86. »Kaiser | 
Friedriche 531. »Kaiserin Friedrich« 304, 
383, 470, 531. »Kaiser Wilhelm« 413. 
»König Oscar II. von Schweden« 57. »Lady 
Arthur Hille 470 »La France« 530. »Lusia- 
dase 413, »Madame Moreau« 530. »Mr. 
A Maillee 530. »Marchioness of Lorne« 


funalis | 


campanulatum | 


589. | 


413, 470. »Marschall Niel« 166. »Migno- 
nette x Mme. Damaizin« 304. »Moselblümchen« 
248, 388, 413. »Mutabilise 413. »Niphetos« 
374. »Pauls einfache weissee 470. »Pedro 
Costae« 413. »Perle des jardins 470. »Por- 
tuense« 413. »President Dutailly« 86. Prim- 


rose Dame 86. »Principe da Beira« 413, 
»Rankende Niphetos« 167, 304. Remontant 
»Danmark« 248. »Rheingold«e 413. rote 
Damascener aus Kazanlik 304. rote von Ka- 
zanlik 129. rumelische 98, 127. »Sappho« 
413, 531. »Scipion Cochet« 198 Thee- 


»Comtesse Julie Hunyadi« 248. Thee-, »Mme., 
Philemon Cochet« 145. Thee-, »Marquise de 
Vivens« 248. Thee-, »Edmond Sablayrolles« 
57. Thee-, »Souvenir de S. A. Prince« 248. 
Thee-, »The Queen« 304, 388, 413. Thee-, 
»White Perle« 388. »weisse Damascener aus 
Kazanlik« 304. weisse von Kazanlık 128, 
»White Lady« 413 »White Perlex 413. 

Rosen, neue 57, 86, 145, 198, 248. neue fran- 
zösische 304. im November 1888 in den 
Handel gebracht 198. Abschneiden derselben 
502. -Beguare 424. 

Rosenfieunde, Fünfte Jahresversammlung des 
Vereins deutscher 310. 

Rosenkohl, Bankholm Invincible 80. »Dixons 
President Carnot« 304. halbhoher der Halle 77. 

Rosenkranz-Tomate 57. 

Rosenmissbildungen 388. 

Rosennamen 311. 

Rosenöl 98, 127, 158. 

Rosenpyramiden 198, 248, 305. 

Rosensamen im ersten Jahre zum Keimen zu 
bringen 275. 

Rosenschimmel 501. 

Rosenstamm, ein- und zweijährige Kronen 305. 
Rosentreibereien in den Vereinigten Staaten. Von 
Rud. Krätzschmar 165. 
Rosen-Unterlage, Zukunfts-, 
Von Otto Froebel 604. 

Rosenwasser 161. 

Rosenzüchtungen 310. 

Rübe, schwedische 247. 

Rübsen-Broccoli 413. 

Ruellia Devosiana var. Grilliana Piergrossi 86. 

Ruinen, künstliche. Eine gartenkünstlerische 
Studie vom Stadtobergärtner Clemen 15, 47. 

Runkelrübe mit dracänenartigen Blättern als Zier- 
pflanze 305. neueste rote »Heinemanns Ertrag- 
reichstex 654. 

Russland, Einfuhr von Pflanzen etc. über den 
Hafen von Reval 146. Einfuhr von Pflanzen 
über Sosnovice 585. 

Russtau, Mittel gegen 275. 


für Hochstämme. 


Saccia elegans Naudin 198. 

Saccolabium Bellinum 413. coeleste Rchb. fil. 
305, 388. giganteum Regnieri 413. 

Sadebeck, Prof. Dr. 421. 

Sagina subulenta 502. 

Saftaustritt während des Frostes 227. 

von Saint-Paul-Illaire, Hofmarschall a. D. 421. 

Salat, das ganze Jahr frischen zu ziehen 148. 
Hampels Treib- 612. »Kapuziner Bart« 198, 
-Zubereitung 419. 

Salbey 74. 

Salix Babylonica 145. 


674 


E34 


Sachverzeichnis. 


Salpichroma rhomboideum 388. 

Salvia coccinea punica nana 77. leucantha 477. 
nubia Ait. 198. officinalis 74. 

Sambucus nigra, riesige Blätter 475. 

Samen-Angebot 28. 

Samenbau 78. 

Samenbezug 91. 

Samenfelder der Firma Gebr. Dippe in Quedlin- 
burg 383. 

Sanchezia nobilis variegata 61. 

Sarcochilus luniferus Benth. mss. 305 

Sarcodes sanguinea 198. 

Sarracenia Drummondi 198. 

Satyrium aurantiacum 464. 
464. 

Sauerkirchbäume, über Unfruchtbarkeit mancher 

137, 243. 

Saxegothaea 470. 

Saxifraga Burseriana 413. Burseriana var. major 
305. Camposi 388, 470. ciliata 305. Coty- 
ledon 86. cuscutiformis 305. Fortunei 652. 
juniperina 86. latepetiolata Willk. et Lange 413. 
Malyi 413. Mawcana 305. media 305. Pyre- 
naica var. superba 305 Sarmentosa tricolor 
superba 413. umbrosa 86. Wallacei 388, 470. 

Scabiosa atropurpurea 198. atropurpurea fl. pl. 


Wrigleyana 495. 
carneum 86, 145, 


198. Caucasica 248. hybrida Victoriae Hort. 
Dam 198, 248. major fl. pl. »Schneeball« 
654. »Schneeball« 76, 86. 


Scharrer, Garten-Inspector 536. 

Schiebler, Heinrich, T 206. 

Schinus molle L. 413, 448, 480. 

Schinzia alni 614. 

Schipka 208. 

Schlafäpfel 424. 

Schlafwurz 74. 

Schlangenfichte, die, in Bückeburg 135, in Ost- 
preussen 656. 

Schlingpflanzen für das Kalthaus 331. 

Schmidt, Obergärtner, f 175 

Schmidt, Ernst 392. 

Schnee, früher in Schlesien 534. als Schutzdecke 
im Winter. Von R. Müller 242. 

Schönland, Dr. S. 206. 

Schomburgkia lepidissima Rchb. fil. nov. spec. 
198. 

Schröder. Obergärtner 206. 

Schröder, Bernhard 658. 

Schubertia grandiflora 57, 245. 

Schübeck, W. 311. 

Schulflora von Deutschland 334. 

Schulze, Theodor 559. 

Schutzzoll 248. kein, auf Gartenerzeugnisse 60. 

Schwarzkümmel 79. 

Schwarzpappel, Riesen- 501. 

Schwarzwurzel 303. 

Sciadopitys verticillata 473. 

Scilla indica Baker 153. Ledieni Engl. 153, 305. 
Richardiana 153. 

Sckell, Otto, Stadtgärtner 230. 

Scolopendrium undulatifolium Hort. 198. 
gare L. 108. 

Scorzonera Hispanica 303. 

Scutellaria alpina L. 198. 

Sedum aizoideum fol. var. 388. album 86. dasy- 
phyllum 86. 

Seekohl 413. 

Selaginella grandis 86. 


vul- 


Selenipedium caudatum Rchb. fil. var. Alber- 
tianum 388. 

Sellerie, Apfel- 80. englischer Bleich- 80. farn- 
blätteriger 86. Hendersons White Plume 80. 
Knollen- 256. Stangen-, »Chemin« 145. 
Stangen-, »White Plume« 145, 305. 

Sempervivum arachnoideum 86. tectorum 86. 

Senecio cruentus 388. elegans pomponicus 248. 
elegans pomponicus cupreus 86. elegans 
Pompon double 305. indicus »Double Pom- 
pon Magenta« 388. 

Septoria Dianthi Desm. 198. 

Shantung-Kohl 642. 

Sheperdia argentea Nutt. 389, 625. 

Shiba-Gras, japanisches 167. 

Shortia galacifolia A. Gray 145, 305, 388. 

Sibka 208. 

Siegling, Franz, f 392. 

Simaruba Tulae Urb. 257, 413. 

Singapore, der botanische Garten. Von A. Bode 
574. 

Singelmann, Geh. Ober-Regierungsrat, Dr. 95, 

Siplıocampylos bicolor Sweet. 23. bicolor D. 
Don. 337. 

Skimmia Facemanni 413. Foremanni 145, 477. 
Fortunei Masters 388. fragrans 413 japonica 
Hook. 388. japonica hort. 413. japonica 
Thunb. (non Hook.) 388. oblata Moore 388. 

Smilax officeinalis 413. 

Smyrnium graveolens 368. 

Sobralia leucoxantha Rchb. fil. 470. xantholeuca 
198. 

Society of American Florists 30. 

Solanum albidum Poortmani 198. amethystinum 
Poiteau 470. jasminoides floribundum 388. 
laetum Miquel 470. pendulum Link. 470. 
pensile SendIn. 470. pseudo-capsicum nanum 
413. rosarigerum 57. scandens Schomb. 470. 
sempervirens Dunal 470. torvum Sw. 359. ver- 
rucosum var. 197. 

Sonnenblumen 388. 

Sophronitis grandiflora Ldl. ııI, 198. 

Sorbus aucuparia atropurpurea Carr. 305. 

Späth, Franz, Ökonomierat 536, 559. 

Späthsche Baumschule, 25 jährige Jubelfeier 560. 
bei Rixdorf-Berlin. Von L Wittmack 566. 

Sparaxis pulcherrima 498. 

Spargelanzucht 146. 


| Spargel-Cichorie 86. 


Spargel, liefert männlicher oder weiblicher höhere 
Erträge? 93. 

Spathodea campanulata 578. 

Spathoglottis ixioides Ldl. 470. 

Spinovitis Davidi 145. 

Spiraea astilboides 470. trilobata 86. Van Houttei 


534- 
Sporledera Kraussiana Bernh. 449. 

Sprechsaal 32, 64, 96, 152, 208, 232, 256, 312, 
392, 424, 448, 480. 
Sprossenkohl, englischer »President Carnot« 305. 

Stachelbeere, früheste von Neuwied 531. 

Stachelbeer-Schmarotzer 503. 

Stachelbeerstrauch, der, nach der Ernte 533. 

Stachys affınis Bge. 226, 305, 656. tuberifera 76, 
145. tuberifera, Abstimmung über den Wert 
in Holland 92. 

Stanhopea Ruckeri Ldl. 86. tigrina 57. 

Stapelia gigantea N. E. Br. 145. 


Sachverzeichnis. 


675 


Stapf, Dr. Ötto 31. 

Statice elata I45. eximia 145. 

Steamboat-Pflanze 480. 

Stechapfel 74. 

Steglitzer Gärten 422. 

Steglitz, die Gartenbau-Ausstellung. 
mann 493. 

Stemmatium narceissoides Ph. 370. 

Stephanandra incisa Zabel 57 

Stephanotis floribunda 57. 

Stevia Lindleyana 77. 

Stiefmütterchen, gefülltes weisses 
füllte weisse 245 
Maid« 145. 

Stiefmütterchensamen, Aussäen desselben 29. 

Stoll, Ökonomierat 175. 

Stork, Hofgarten-Inspektor, 7 175. 

Sträucher etc. für einen schattigen Platz 232. 

Strauwald, Bruno, Kreis-Obergärtner 120. 

Strelitzia Nicolai Rgl. et Körn. 248. reginae 
248, 305. 

Streptocarpus parviflora E. Meyer 198. 

Strophantus Ledienii Stein 30. 

Stuartia Pseudo-camellia Maxim. 305. 

Stuttgart, allgemeine ÖObstausstellung. Von M. 
Hoffmann 571, 602, 634. 

Styrax Obassia S. et Z. 248. 

Subtropische Pflanzen im freien Lande. 
Hugo Köhler 235. 

Südliche Pflanzen im Freien 587. 

Susum anthelminticum 248. 

Symphiandra Hoffmanni 145. 

Syringa amurens's 470. chinensis 442. Emody 
442. Emodi fl. roseo 86, 244. japonica 470. 
Josikaea 442. oblata 441. pekinensis 442. 
persica 442. pubescens 57. villosa 442. 
vulgaris 442. 


Tatarica 145. 


VonM. Hoff- 


198. halbge- 
»Jackanapes« 145. »Quaker 


Von 


Tacca cristata Jack. 362. 
Tachiadenus carinatus 198. 
Taxus baccata var. 198. 

Tazetten-Kultur, chinesische Methode 416. 
Tecophilaea cyanocrocus 276, 358, 467, 532. 
eyanocrocus var. Leichtlini 276, 358, 418. 

Teppichbeete, amerikanische 113. 

Testudinaria elephantipes 413. 

Tetramicra minuta Rolfe 388. 

Teufelswurz 74. 

Teusz, Eduard 559. 

Thalictrum anemonoides 413. 

Thelemann, Gartendirektor, C. 7 278. 

Theobroma Cacao 470. 

Thuja Menziesii 474. occidentalis Späthi 57. 

Thujopsis borealis 473. 

Thyrsacanthus rutilans 307. 

Tigerblume, Pringles 320. 

Tigridia baccifera 555. 
320, 471, 555. 

Tilıa platyphyllos 413. 


Pringlei Watson 57, 


ulmifolia 413. vulgaris 
413. 

Tillandsia (Vriesea) « Alberti Ed. Andre 145. 
Geissei Philippi 369. Kirchhoffiana Wittm. n. 
sp. 107, 248. splendens 413. streptophylla 
Scheidw. 288, 471. 

Timbal-Lagrave, 7 32. 

Tiroler Obstbau 121. 

Todaea barbara Hook. 248. 


Tollkirsche 74. 

Tomate »Gilberts Surpasse« 248. »Lorillard« 
305. »Paradiesapfel König Humbert« 86. 
»Vellow Plume« 248. 

Tomaten-Kulturen im 
wick 58. 

Topfobstbäume 471. 

Topfpflanzen, das Versetzen derselben. 
Graebener 379. 

Torenia Fournieri »compacta« I98, 305. 

Torreya californica 471. 

Tournefortia cordifola Ed. Andre 305. 

Toxicophloea spectabilis mit Frucht 86. 

Trachelium coeruleum 77. 

Tradescant'a 388. als Wetterphrophet 539. 

Tradescantia-Stecklinge 388. 

Tragopogon porrifolius 303. 

Trautvetter, Ernst Rudolph von 7 150. 

Trichopilia tortilis Ldl. 86. 

Tridax bicolor rosea 86. 

Tritoma caulescens 413, 442. Uvaria 305. 

Tropaeolum aduncum Sm. I45. amoenum 266. 
majus var. I45. majus nanum Tom-Pouce 76. 
majus »La Perle« 58. nanum Tom Thumb. 
»Aurora« 86, 655. peregrinum Jacq. 145. als 
Mittel gegen die Wolllaus 253. 

Tsuga carolin'ana Engelm. 471. 

Tulipa Batalini Rgl. 506. Dammannı Rgl. nov. 
spec. 314, 471. Greigi Rgl. 86, 413. Julia K. 
Koch 642. Kaufmanniana aurea 267. Maxi- 
mowiczii Rgl. 505. montana Lindl. 642. oculis 
solis var. mervensis 267. 

Tulpe, frühe »Grand Duc de Russie« 305. 

Tulpen, zwe! neue aus Buchara. Von E. Regel 


Gewächshause zu Chis- 


Von L. 


505. 

Tydaea hybrida 198. »Madama Heine« 86. reti- 
culata 86. 

Tylogonus Agavae 114. 


Ulmus montana With. in Norwegen 86. 

Umlauft, Anton, Hofgarten-Inspektor 592. 

Unfruchtbarkeit des Diamant-Gutedel 429, 424. 

Ungarischer Landes-Agrikultur-Verein, Gartenbau- 
Sektion 207. 

Unkräuter und pflanzliche Schmarotzer. 
L. Danger 366. 

Unterlage, Einfluss derselben auf die Veredelung 
646. 

Urban, Prof. Dr. 421. 

Urceolina pendula Herb. 471. 

Utrecht, Preisausschreiben für einen öffentlichen 
Park in 92. 


Von 


Vaccinium Myrtillus L. # baccis albis 273. 

Valentin, Obergärtner 392. 

Vallota purpurea magnifica 305. 

Vanda Amesiana 248. coerulea Griffith 86. Kim- 
balliana Rchb. fil. nov. spec. 248. tricolor 
Ldl. 198. 

Vandre, Julius, Obergärtner 421. 

Vatke, Wilhelm 7 230. 

Veilchen, gute 29. »Rawsons White« 145. 

Verband der Gartenbau-Vereine im Königreich 
Sachsen, Hauptversammlung 206. 

Verbena hybrida auriculaeflora compacta 76. 
hybrida candidissima foliis aureis 641. 

Veredeln und Pfropfen 133, 251. 


676 Sachverzeichnis. 


Veronica salicifola 58. 

Viburnum cassinoides 462. Lentago L. 462. 
Lentago L. 8 subpedunculatum Zbl. 462. ma- 
crocephalum 58. nudum L. 463. nudum L. 
$ nitidum Ait. 463. prunifolium L. 461. Vetteri 
Zbl. 462. 

Victoria regia 4IS. 

Villain, Lou’s 7 31. 

Viola arborea flore pleno 374. 
»Lord Beaconsfield« 58. 
305. 

Viscum album 145, 305. 

Vitis heterophylla humulifolia 58. 
violacea 145. Romaneti masc. 145. 

Vriesea Alberti Ed. Andre 530. hybrida Witt- 
mackiana Kittel 58, 36. Vriesea x Magnisiana 
Kittel et Wittm., eine neue hybride Bromelia- 
ceae. Von L. Wittmack 343. Maria Ed. Andre 


530. 


trıcolor maxima 
tricolor flore pleno 


sessiformis 


Wahlenbergia saxicola 145. 

'Waitzia corymbosa 77. grandiflora 77. 

Warrea Lindeniana Henfrey 58. 

Washingtonia robusta H. Wendl., eine vorzügliche 
Kalthauspflanze 300, 471. 

Wasserreis 262. 448. 

Weide, auf japanische Art in einem Miniaturtopf 
gezogen 305. 

Weiden zur Korbflechterei und ihre Feinde 200. 

Weigela grandiflora 58. hortensis 58. rosea 58. 

Wein, Diamant-Gutedel 429, 484. 


Edel- 196. neuer früher »The Moyer« 86. 
roter Gutedel 198. wildwachsender im Kau- 
kasus 170. 


Weinbau-Kongress, Resolution des IT. in der 
Reblausfrage 644. 

Weinblatt mit Cecidomyia - Gallen 305. mit 
Phytoptus-Gallen 305. mit Reblausgallen 305. 

Weinernte im Rheingau 228. 

Weinlese in Frankreich, Ertrag für 1883 168. 

'Wein- und Obsternte in Tirol 501. 

Weinrebe »Trebbiano« 58. »Weisse T'okayer« 58. 

Weinreben, Veredeln derselben auf amerikanische 
Unterlagen 443. 

Weinstock, Schnitt desselben 413. 

Weine, über den Kupfergehalt derselben 390. 

Weiss, Hofgärtner 31. 

Weisskohl 80. 

‚Wertzeugnisse, Reglement und Geschäftsordnung 
616. zuerkannte in Gent 62. 

Wespen als Schädiger des Obstes III. 


ein neuer | 


Wetter, schlechtes in Oberitalien 418. 

Weymouthskiefer, die rumelische 403. 

Wiegand, Garteninspektor 206. 

Wilke, H.J. T 422. 

Wink für Landschaftsgärtner 417. 

Winterblüher, ein. S’phocampylos bicolor Sweet. 
Von L. Graebener 23. empfehlenswerte für 
Gärtner sowie für Blumenfreunde. Von Wilh. 
Kliem 371. 

Winzerkursus in Meissen 172. 

Wirsing »Erfurter Zuckerhut« 145. 

Wistara Sinenss 58. 

Witheringia pendula Roem. et Schult. 471. 

Witte, Elsın2. 

Witterung im Monat Mai 1839 353. 

'W ttmack, Professor Dr. 95. 

Wredow, Carl, Garteninspektor 7 312, 322. 

Wrigthia zeylanica 413. 


Xanthoceras sorbifolia 58. 
Xeronema Moorei Brongn. et Gris. 408. 


Ysop 74. 
Yucca angustifolia 413. baccata 471. Trecu- 
leana 471. Whipplei 392, 471. 


Zenobia (Andromeda) speciosa 57. 

Zerstörung der älteren Privatgärten in Berlin 
402. 

Zimmerkultur in Archangel 297. 

Zimmerpflanzen-Kultur, Allgemeine Regeln. Von 
L. Graebener 191. 

Zinnia »Lilliput«, verschiedene Formen 471. 

Zizania aquatica 262. 

Zwergformen, Verfahren zur Erzielung von. Von 
O. Drude 594. ; 

Zwetsche, »Biondecks Früh-« 58. 
145. grosse Zucker- 86. 

Zwiebel »Rlood red Bassano« 80. vcn Como 
248. Riesen- »Blutrote Zittauer« 305. »Rote 
von Genua« 80. Weisse Riesen-, Garganu- 
Mammuth« 80. »White Lissabon« 80. 

Zwiebelgewächse, seltene und schöne in Blüte 
227, 496. 

Zwiebelpflanzen in Holland 202. 

Zygopetalum cochleare 388. Gibeziae N. E. Br. 
471. lucidum Rolfe nov. spec. 471. maxillare 
471. Sanderianum Rgl. 145. 

Zizania aquatica L. 413. 


Fürsts Früh- 


Mitarbeiterverzeichnis, 


677 


3. 


Mitarbeiterverzeichnis. 


Ahlisch, Louis 26, 362 
Altmann, C. 146. 

Andre, Ed. 647. 

Baker, ]. G. 118, 590. 

Beissner, L. 135, 273, 403, 418. 
Benary, E. 119. 

Bethge, F. 542. 

Bode. A. 574. 

Bombe, A. 309. 

Booth, John 42. 

Brandt, R. 393, 451. 
Bredemeier, H. 418, 442. 

Busse, W. 79. 

Clemen, 15, 47. 

Crass, Carl 171. 

Dammer, U. 588. 

Danger, L. 366. 

Dieck, G. 98, 127, 158, 203, 607. 
Dressler 586. 

Droege, O. A. 656. 


Drude, Oscar 94, 393, 451, 594. 


Fischer von Waldheim, A. 397. 
Frank 12. 
Freihold, Dr. Edm. von 208. 


Froebel, Otto 604. 

Gaerdt, El. 133: 

Gaucher, N, 118. 

Geller, P. 658. 

Gilbert, H. 509. 
Goeschke, Franz I74, 339. 
Goethe, H. 121, 241, 478. 


Graebener 1.223,72, 191,822793317,.3370.379: 


Häuser 273. 

Hafner, ]J. 243. 

Hampel, Carl 547. 

Hampel, W. 70. 

Hartig, Robert 277. 

Hennings, P. 38, 216. 

Hildmann, H. 286. 

Hoffmann, M. 
582, 602, 634. 

Hoog, J.M.C. 554. 

Huth, Ernst 420, 

Jäger, H. 116, 251, 645. 

Jeht, Hermann ı1, 33, 187, 281. 


149, 255, 322, 360, 493, 571, 


' Lehmann, FE. 


Jensen, H. 92, 

Jörms 73. 
Kähler, J. 81. 

Kassner 347. 

Kellerer, Joh. 478. 

Kerner von Marilaun 272. 

Kirchhoff 332. 

Kittel, G. 59, 534. s 

Klar, Joseph 73, 614. 

Kliem, Wilh. 371, 427. 

Köhler, Hugo 235. 

Kränzlin, F. 378, 537, 651. 

Krätzschmar 165. 

Kremer, Ch. 149. 

Krug, M. 222. 

Kühn, B.L 4855. 

Ledien, Fr. 498. 

C. 350. 

Leichtlin, Max 102, 266, 418, 532. 

Lindberg, G. A. 182. 

Lucas, Ed. 149. 

Mächtig, H. 18. 


171. 


| Massias, ©. 614. 


Mathieu, C. 366, 478, 590. 

Mende II8, 149. 

Moehl, J. 211. 

Mohrmann, ©. 456. 

Müller, R. 96, 274, 275, 376. 

Müller, Baron Ferd. von II5s, 204, 248. 
Nagy, L. von 68, 167, 224, 302, 308, 359, 433. 
Nathan, Leopold 658. 

Nattermüller, Otto 28. 

Nobbe, F. 6, 

Obrist 478. 

Ortgies, E. 26, 33. 

Otte, B. 612. 

Palandt 425. 

Perring, W. 39, 413, 562. 

Petzold, E. 116 


nBfister, aRA]: 32, 278. 
; Philippi, R. A. 88, 249, 369. 


Plumpe 149. 
Polmann Mooy 391. 
Potonie, H. 335. 
Purpus, A. 535. 


a N nn isn 


67 8 Mitarbeiterverzeichnis. 


Regel, E. 142, 204, 313, 3I4, 315, 34I, 481, 
505, 649. 

Reichenbach, H. G. 10, 65. 

Reid, E. George 36, 177. 

Reuter 172, 646. 


Reuthe, G. 155, 355, 384, 405, 410, 463, 467, | 


496, 498, 554, 652, 656. 
Richter, Ed. 643. 
Rössing, W. 121. 
Ronicke, F. 251. 
Runge, C. 105. 
Saint-Paul, von 276, 281. 
Sargent, C.S. 52. 
Scharrer, H. 170. 
Schiller, L. 334. 
Schmidt, E. 194. 
Schoch, Fritz 258. 
Schütze, 2 3. 
Schumann, K. 561. 
Schwarzburg, Albert 481. 
Siehe, W. 600, 625. 
Silex 137, 484. 
Sommer, Gustav 30, 617. 
Sonntag, C. 24, 62, 83, 168, 203, 250, 252, 270, 
308, 360, 363, 475, 613. 
Sprenger, C. 410, 430, 443, 449, 474, 593, 649. 
Springer, Leonard A. 106, 453. 


| Stein, B. 20, 30. 
| Stewart, Wm. J. 30. 
| Stoll, 'G. 419. 


Strauwald, B. 64, 168, 499. 
Tiesenhausen, Baronin F,. 417. 
Timm, H. 198. 

Tischler, 498, 532. 

Thomas, K. 391. 


| Thümen, Nicolaus Freiherr von 51. 
ı de Toni, G.B. 118. 


Urban, Ign. 257. 


| Volems, 135. 
| Warneken, H. B. 366. 


Watanabe, Hadjime 617. 
Weidlich, H, 429. 
Witte, Ed. Th. 118 
Wissenbach I1o. 


| Wittmack, L. 7, 65, 66, 97, 209, 233, 262, 275, 


277, 288, 320, 326, 337, 343, 378, 382, 383, 
516, 519, 538, 566, 588, 590, 595, 614, 623, 
627, 647. 

Wolf, E. 448. 

Wünsche, Otto 334. 

Würtenberger, Alexander 591. 

Zabel, H. 103, 109, 138, 239, 437, 460, 492, 
523, 580, 638. 


Druck von Gebr. Unger in Berlin, Schönebergerstrasse 17a. 


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SMITHSONIAN INSTITUT 


ION LIBRARIES 
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| Il 


3 9088 01486 5430 


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