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Full text of "Gebäude für Erziehung, Wissenschaft und Kunst"

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ARCMITECTüRAL 
LlBRARy 



Gefamtanordnung und Gliederung des »Handbuches der Architektur« (zugleich Verzeichnis 
der bereits erfchienenen Bände, bezw. Hefte) find am Schluffe des vorliegenden Heftes zu finden. 



Jeder Band, bezw. jeder Halbband und jedes Heft des «Handbuches der Architektur" bildet 

ein für fich abgefchloffenes Buch und ift einzeln käuflich. 



HANDBUCH 



DER 



ARCHITEKTUR. 



Unter Mitwirkung von 

Geheimerat Geh. Regienings- u. Baurat 

Profeffor Dr. Jofef Durm und Profeffor Dr. Hermann Ende 

in Karlsruhe in Berlin 

herausgegeben von 

Geheimer Baurat 
Profeffor Dr. Eduard Schmitt 

in Darmrtadt. 



Vierter Teil. 

ENTWER5:EN, ANLAGE UND EINRICHTUNG 

DER GEBÄUDE. 

6. Halbband: 

Gebäude für Erziehung, Wiffenfchaft und Kunft. 

1. Heft: 
Niedere und höhere Schulen. 

Schulbauwefen im allgemeinen. 

Volksfchulen und andere niedere Schulen. 

Niedere technifche Lehranftalten und gewerbliche Fachfchulen. 

Oymnafien und Reallehranftalten. 
Höhere Mädchenfchulen. Sonftige höhere Lehranftalten. 

Penfionate und Alumnate. 
Lehrer- und Lehrerinnenfeminare. 

Turnanftalten. 



ZWEITE AUFLAGE. 



ARNOLD BERGSTRÄSSER VERLAQSBUCH HANDLUNG (A. KRÖNER). 

STUTTGART 1903. 



ENTWERFEN, 

ANLAGE UND EINRICHTUNG 

DER GEBÄUDE. 

DES 

HANDBUCHES DER ARCHITEKTUR 

VIERTER TEIL. 
6. Halbband: 

Gebäude für Erziehung, Wiffenfchaft und Kunft 

1. Heft: 
Niedere und höhere Schulen. 

Schulbauwefen im allgemeinen. 
Volksfchulen und andere niedere Schulen. 

Von Gurtav Behnke, 

Stadtbaurat a. D. in Frankfurt a. M. 

Niedere technifche Lehranftalten imd gewerbliche Pachfchulen. 

Von Dr. Eduard Schmitt, 
Qeh. Baurat und Proferfor an der techniTchen Hochfchule zu Darmftadt. 

Gymnafien und Reallehranftalten. 

Von Karl HintrSger, 

Profeffor und dipl. Architekt in Ories. 

Mittlere technifche Lehranftalten. 
Höhere Mädchenfchulen. Sonftige höhere Lehranftalten. 

Von Dr. Eduard Schmitt, 
Oeh. Baurat und Profefror an der technifchen Hochrchule zu Darmftadt 

Penfionate und Alumnate. 

Von t Dr- Heinrich Wajfner, 
Oeh. Baurat und Profeffor an der technifchen Hochfchule zu Darmftadt. 

Lehrer- und Lehrerinnenfeminare. 

Von 

f Heinrich Lang, und Dr. Eduard Schmitt, 

Oberbaurat Oeh. Baurat 

und Profeffor an der technifchen Hochfchule zu 
Karlsruhe. Darmftadt. 

Turnanftalten. 

Von t Otto Lindheimer, 
Architekt in Frankfurt a. M. 



ZWEITE AUFLAGE. 



Mit 373 in den Text eingedruckten Abbildungen, fowie 2 in den Text eingehefteten Tafeln. 



STUTTGART 1903. 
ARNOLD BERQSTRÄSSER VERLAGSBUCHHANDLUNG. 

A. KRÖNER. 



Das Recht der Überfetzung in fremde Sprachen bleibt vorbehalten. 



Druck von Bar & Hermann in Leipzig. 



Handbuch der Architektur. 

IV. Teil. 

Ent^verfen, Anlage und Einrichtung 

der Gebäude. 

6. Halbband, Heft i. 

(Zweite Auflage.) 



r\ 



INHALTSVERZEICHNIS. 



Sechfte Abteilung: 
Gebäude für Erziehung, Wiflenfchaft und Kunft. 

1. Abfchnitt: 

Niedere und höhere Schulen. 

Seite 

Vorbemerkungen 3 

Literatur: Bücher über »Schulbauwcfen im allgemeinen" (einrchl. »Schulgefundheitspflege") 8 

A. Schulbauwefen im allgemeinen n 

1. Kap. Oefamtanlage des Schulhaufes ii 

a) Allgemeines ii 

b) Bauliche Erfordemiffe 12 

c) Bauftelle und ihre Umgebung 13 

d) Bauliche Anordnung 14 

e) Schulhausgruppen 18 

f) Bauart und Konftruktion 19 

g) Schmuck des Schulhaufes 21 

h) Bau- und Einrichtungskoften 22 

2. Kap. Klaffen 25 

a) Raumbemeffung und Geftaltung 25 

b) Tagesbeleuchtung 30 

c) Abendbeleuchtung 34 

d) Lüftung und Heizung 35 

Literatur über »Lüftung und Heizung der Schulhäufer" 42 

e) Wände, Türen, Fußböden und Decken 43 

f) Geftühl 45 

Literatur über „Schulgeftühl" 52 

g) Einrichtungsgegenftände und Gerätfchaften 53 

h) Reinigung 55 

3. Kap. Räume für befondere Unterrichtszwecke 55 

a) Zeichenfäle 55 

b) Lehrfale für Phyfik, Chemie und Naturkunde 57 



1 792^^1 



VI^ 

Snif 

c) Säle für Handarbeiten 59 

d) Schulküchen 59 

e) Feft- und Singfäle 60 

f) Räume für Lehrmittel 61 

g) Karzer 61 

4. Kap. Sonftige Räume und Teile des Schulhaufes 62 

a) Kleiderablagen, Wafch- und Badeeinrichtungen 62 

Literatur über •.Schulbäder" 65 

b) Aborte und Piffoirs 65 

c) Gefchäftszimmer für die Lehrerfchaft 69 

• d) Dienftwohnungen 70 

e) Eingänge, Flure und Treppen 72 

f) Schulhöfe, Schulgärten und Wege 75 

g) Turnplätze und Turnhallen 77 

B. Volksfchulen und andere niedere Schulen 80 

5. Kap. Volksfchulhäufer 80 

a) Allgemeines 80 

Literatur über nVolksrchulhäurer" (Ausführungen) 81 

b) Beifpiele 82 

1) Dorffchulen und Schulen für kleine ftädtifche Gemeinwefen 82 

Sechzehn Beifpiele 82 

2) Größere Volksfchulen 88 

Vierzig Beifpiele 88 

c) Schulbaracken 115 

Drei Beifpiele 115 

6. Kap. Mittelfchulen 117 

a) Allgemeines 117 

b) Elf Beifpiele 117 

7. Kap. Kleinkinderfchulen 124 

Fünf Beifpiele 125 

Literatur über »Kleinkinderfchulen- (Anlage und Einrichtung) 127 

8. Kap. Niedere technifche Lehranftalten und gewerbliche Fachfchulen 128 

Neun Beifpiele 13^ 

Literatur über « Niedere technifche Lehranftalten und gewerbliche Fachfchulen« 

(Ausführungen) M^ 

C. Höhere Schulen 141 

9. Kap. Gymnafien und Reallehranftalten 141 

a) Allgemeines 141 

b) Erfordemiffe und Anlage 144 

c) Beifpiele 162 

1) Symmetrifche Anordnungen 163 

Zehn Beifpiele 163 

2) Unfymmetrifche Anordnungen 180 

Fünf Beifpiele 180 

Literatur über »Oymnafien und Reallehranftalten". 

«) Anlage und Einrichtung . . .^ IQO 

ß) Ausführungen 190 

10. Kap. Mittlere technifche Lehranftalten 191 

Siebzehn Beifpiele 194 

Literatur über •.Mittlere technifche Lehranltalten" (Ausführungen) 221 

11. Kap. Höhere Mädchen fchulen 222 

Elf Beifpiele 225 

Literatur über »Höhere Mädchenfchulen* (Ausführungen) 240 

12. Kap. Sonftige höhere Lehranftalten 241 

a) Land- und forftwirtfchaftliche Schulen 241 

Sechs Beifpiele - 242 

Literatur über .Land- und forftwirtfchaftliche Schulen« (Ausführungen) 245 



V ll 

Seite 

b) Kaufmännifche Lehranf talten ; Handelsakademien 245 

Vier Beifpielc 246 

Literatur fiber »Handelsfcliulen und -Akademien« (Ausffihningen) 253 

c) Schiffahrtsfchulen 253 

Drei Beifpiele 256 

D. Sonftige Unterrichts- und Erziehungsanftalten . 256 

13. Kap. Penfionate und Alumnate 256 

a) Allgemeines und Kennzeichnung 256 

b) Haupterforderniffe und Gefamtanlage 258 

c) Befondere Räume und Einrichtungen 268 

1) Tagesräume, Schlaf fäle und zugehörige Nebenräume 268 

2) Speife- und Wirtfchaftsräume 275 

3) Baderäume 279 

4) Krankenräume 280 

5) Räume zur Beforgung der Wäfche 281 

6) Räume für allgemeine Benutzung und Verwaltung 282 

7) Unterrichtsräume ; 283 

d) Beifpiele 284 

1) Deutfche Penfionate und Alumnate 284 

Sechs Beirpiele 284 

2) Fremdländifche Penfionate 291 

Fünf Beifpiele 291 

Literatur über nPenfionate und Alumnate*. 

a) Anlage und Einrichtung 298 

ß) Ausführungen und Entwürfe 298 

14. Kap. Lehrer- und Lehrerinnenfeminare 299 

a) Allgemeines 299 

b) Beftandteile und Einrichtung 303 

1) Wichtigere Räume des Schulhaufes, bezw. der Schulabteilung 303 

2) Wichtigere Räume des Wohn- und Verpflegungshaufes, bezw. der Wohn- 

und Verpflegungsabteilung 306 

c) Sonftige Räumlichkeiten und Anlagen 312 

d) Gefamtanlage und Beifpiele 317 

Acht Beifpiele • • • • 3^7 

Literatur über »Lehrer- und Lehrerinnenfeminare" 330 

15. Kap. Tumanftalten 331 

a) Allgemeines 33* 

b) Turnfaal 334 

c) Sonftige Räume und Beftandteile 342 

d) Zwanzig Beifpiele 34Ö 

Literatur über »Tumanftalten". 

a) Anlage und Einrichtung 35° 

ß) Ausführungen und Projekte 359 



Verzeichnis 

der in den Text eingehefteten Tafeln. 

Zu Seite 287: Fürften- und Landesfchule zu Grimma. 
ff n 326: Lehrerinnen feminar zu Auxerre. 



Handbuch der Architektur. 



IV. Teil: 



ENTWERFEN, ANLAGE UND EINRICHTUNG 

DER GEBÄUDE. 



SECHSTE ABTEILUNG. 



GEBÄUDE 

FÜR ERZIEHUNG, WISSENSCHAFT UND 

KUNST. 



1. ABSCHNITT. 



Handbuch d^r Architektur. IV. 6, a. (2. Aufl.) 



IV. Teil, 6. Abteilung: 
GEBÄUDE FÜR ERZIEHUNO, WISSENSCHAFT UND KUNST. 



I. Abfchnitt. 

Niedere und höhere Schulen. 

Von Gustav Behnke. 

Die hervorragende Bedeutung für die Entwickelung des Volkes, die dem ^^^ 
Schulwefen beigemeffen wird, rechtfertigt vollkommen die gefetzgeberifche Für- bemcrkungen. 
forge, die es in allen Kulturftaaten längft gefunden hat. Um fo mehr bleibt 
zu verwundern, daß einer der wichtigften Zweige des Schulwefens, das Schul- 
bauwefen, in feinem hohen Werte für die körperliche, geiftige und fittliche Aus- 
bildung der Kinder erft in jüngfter Zeit, man darf fagen, in den drei letzten 
Jahrzehnten, richtig gewürdigt worden ift, und daß fich die Erkenntnis fo fpät 
Bahn gebrochen hat, wie große körperliche Nachteile der heranreifenden Jugend, 
die eine lange Reihe von Jahren der Schule anvertraut ift, durch mangelhafte und 
verkehrte bauliche Einrichtungen der letzteren erwachfen muffen. 

Die Urfachen diefer Verfpätung find zahlreich. 

In Deutfchland haben zufammengewirkt die frühere gewohnheitsmäßige 
Unterfchätzung des Wertes gefundheitlicher Verbefferungen, die rechtliche und 
adminiftrative Ungewißheit, wem die Durchführung einer folchen Verbefferung, 
wenn fie wirklich als notwendig erkannt war, auferlegt werden follte, der Mangel 
an ausreichenden Geldmitteln und nicht in letzter Reihe die Tatfache, daß der 
Auffchwung des Schulwefens, nach der Zahl der Schüler und nach der Bedeutung 
der Schulbauten beurteilt, dem obengenannten Zeiträume nur wenig vorangeeilt 
war, zum Teil mit ihm zufammenfällt. 

In früher Zeit waren die deutfchen Schulen eng mit der Kirche verbunden; 
Oeiftliche und Mönche waren die Lehrer. Die älteften Schulen find daher Dom- 
und Klofterfchulen oder, wo folche fehlten, auch Parochial-Schulen, die 
von einzelnen Ortsgeiftlichen gegründet und geleitet wurden. Im XIII. und XIV. 
Jahrhundert begannen die Städte eigene Schulen einzurichten, die teils Lefen und 
Schreiben und deutfche Sprache lehrten, fog. ,»Schrieffchulen", teils eine gelehrte 
Bildung der Schüler anftrebten. Als feltene Ausnahmen kommen auch wKüfter- 
fchulen« vor, in denen die Bauernkinder im Lefen und Schreiben unterrichtet 
wurden; eine folche wird erftmals erwähnt in der Pfarrei Bigge bei Brilon in 
Weftfalen 1270. 

In Öfterreich entftammen die älteften bekannten Stadtfchulen, z. B. in 
Melk, Klofterneuburg, Krems und Wien, dem XIV. Jahrhundert 

Alle diefe Schulen, abgefehen von den wenigen Küfterfchulen, waren jedoch 
keine Volksfchulen im eigentlichen Sinne des Wortes; fie waren vielmehr dazu 



beftimmt, die gelehrte Bildung der Geiftlichkeit und die Heranbildung der Söhne 
des Adels zu fördern, und es fand diefes Beftreben in der gleichzeitigen 
Gründung der Univerfitäten in Cöln, Krakau, Prag und Wien, ebenfo in der 
Gründung von Gymnafien und Rechtsfchulen in vielen deutfchen Städten, wie 
Cöln, Heidelberg und Greifswald, und fpäter der Univerfität in Frankfurt a. O. 
(1506) feinen weiteren Ausdruck. 

Eine Änderung wurde erst durch Luther vorbereitet, der in feiner Bibelüber- 
fetzung, in feinem Katechismus und feinen geiftlichen Liedern dem deutfchen 
Volke die gemeinfame hochdeutfche Schriftfprache gab und im Jahre 1524 durch 
Aufftellung eines Schülplanes und durch eine an die Ratsherren aller Städte 
Deutfchlands gerichtete Aufforderung, «die Untertanen zu zwingen, ihre Kinder 
in die Schule zu fchicken", mächtig anregte. Melanchthon trat ihm mit feinem 
auf die Verbefferung des Unterrichtes abzielenden »Vifitations-Büchlein" 1528 
kräftig zur Seite; die Schule wurde durch die Reformation dem Einfluß der Geist- 
lichkeit zum Teil entzogen und auch durch Verordnungen der Fürften, wie z. B. 
die Vifitations- und Konfiftorial-Ordnung von Kurfürst Johann Georg von Branden- 
burg (1573) zeigt, in ihrem Werte gewürdigt. Andererfeits wandte fich in katho- 
lifchen Ländern die Tätigkeit der Jefuiten mit großem Nutzen der Schule zu. 
Immer aber blieb letztere dem Volke noch verfchloffen; das Studium der alten 
Sprachen war faft überall Vorfchrift; vor allem fehlten die Lehrer, welche fähig 
gewefen wären, die Bildung fchon damals in weitere Kreife hinauszutragen. 

Dann brach über Deutfchland und Öfterreich der dreißigjährige Krieg herein, 
der mit Verwüftung, Verödung und Verarmung feinen Abfchluß fand, reiche 
Blüten der Kultur vernichtete und den Auffchwung in jeder Beziehung, fo 
namentlich auf dem Gebiete des Schulwefens, für lange Zeit zurückdrängte. 

Viele Jahre mußten vergehen, bevor die Anfänge einer Befferung merkbar 
werden konnten. 

Eine der erften Äußerungen ift die Kirchen-Ordnung des großen Kurfürften 
Friedrich Wilhelm von Brandenburg aus dem Jahre 1662, welche die Einrichtung 
von Schulen in den Dörfern verfügte. Im Jahre 1688 wurde durch Friedrich I. 
von Preußen die Ritter-Akademie in Halle und 1692 die Univerfität dafelbft 
begründet, an der fpäter für die Ausbildung der Lehrer und für die Verbefferung 
des Unterrichtswefens fo hervorragendes geleiftet werden follte. Ein Haupt- 
förderer des Volksfchulwefens in Preußen war Friedrich Wilhelm /., unter deffen 
Regierung 1713—40 mehr als 2000 Volksfchulen in das Leben gerufen wurden; 
die Ausbildung der Lehrer wurde durch Errichtung von Seminaren, der Schul- 
hausbau in den Dörfern durch Staatszufchüffe gefördert. 

Friedrich der Große beftätigte und erweiterte, was fein Vorfahre für die 
Schule getan hatte; auf feine Veranlaffung wurde der Religionsunterricht in der 
Volksfchule zu Gunften der Aneignung anderer Kenntniffe zurückgedrängt; für 
die Heranziehung von Lehrern wurde Fürforge getroffen und durch das Schul- 
zwangsgefetz vom Jahre 1742, fowie bei Ausarbeitung des «Allgemeinen Land- 
rechtes" eine planmäßige Hebung der Volksbildung vorbereitet. 

Zur Zeit bilden in Preußen das allgemeine Landrecht vom Jahre 1794, die 
Verfaffungs - Urkunde vom 31. Januar 1850 und das Schulauffichts - Gefetz vom 
11. März 1872 die gefetzlichen Grundlagen für das gefamte Schulwefen; alle 
öffentlichen und privaten Unterrichts- und Erziehungsanftalten ftehen danach 
unter ftaatlicher Aufficht. 



In Öfterreich ift im Jahre 1774 durch Maria Therefia eine allgemeine 
Schulordnung erlaffen, die den Schulzwang für alle Kinder vom 7. bis zum 
14. Lebensjahre beftimmt. Jofeph IL erweiterte diefe Beftimmungen durch das 
Schulzwangs-Qefetz vom Jahre 1781 und durch ein Schulpatronats-Gefetz, Franz I. 
1805 durch den Erlaß der politifchen Schulverfaffung. Ähnliche Vorfchriften 
entftammen diefer Zeit in allen anderen deutfchen Staaten. 

In Amerika datiert da$ erfte, allerdings fehr bald und gänzlich außer Übung 
gekommene Schulzwangs-Qefetz fchon aus dem Jahre 1642. Viel fpäter haben 
fich Frankreich und England entfchloffen, in gleicher Weife gefetzgeberifch 
vorzugehen, erfteres durch Oefetz vom Jahre 1833, letzteres durch Parlaments- 
Akte vom Jahre 1870. 

In allen diefen älteren gefetzlichen Regelungen, fo eingehend diefelben in 
vielen Dingen waren, ift aber keine einzige Vorfchrift über das Schulbauwefen, 
über die bauliche Herftellung und Einrichtung der Schulen enthalten; man brachte 
die Schulzimmer unter, wo und wie man konnte; man fragte nicht nach Größe 
und Beleuchtung, nach Heizung und Lüftung der Schulzimmer, nicht nach der 
Anzahl der Schüler in den einzelnen Klaffen. Von einem Neubau für Schul- 
zwecke war bis dahin überhaupt kaum die Rede. 

Die erfte Anregung, diefer hoch bedeutenden Sache die behördliche Auf- *•. 
merkfamkeit zuzuwenden, erwuchs in Preußen aus einer im Jahre 1836 erfchie- vorfchrifte^ 
nenen Schrift Lorinfef^ «Zum Schutz der Gefundheit in den Schulen", in ^"^ 
welcher die Nachteile, die der lernenden Jugend, namentlich in den Qymnafien, 
durch die fchlechten Einrichtungen erwuchfen, fchonungslos, wenn auch zum Teil 
in übertriebener Weife, aufgedeckt wurden. 

Schon im Jahre 1837 ergingen infolgedeffen eine Minifterial-Verordnung und 
ein Erlaß der Königl. Regierung zu Trier, die in Preußen für die bauliche Her- 
ftellung der Schulen erftmals bedeutfam geworden find; durch erftere wurde auch 
der im Jahre 1819 aufgehobene Turnunterricht an den Gymnafien wieder zugelaffen. 

Mit der zunehmenden Einwohnerzahl und dem wachf enden Wohlftand, be- 
fonders aber mit dem fchnellen Wachstum der größeren Städte und Gemeinwefen, 
trat nun in Deutfchland ein ungeheurer Auffchwung des Schulwefens ein. Aller- 
orts wurde die Wichtigkeit erkannt, in den Schulen auch das körperliche Ge- 
deihen der Kinder im Auge zu haben, namentlich alle Schäden, welche für die 
Gefundheit der Kinder durch fchlechte Bauart und mangelhafte Ausftattung der 
Schulen befürchtet werden mußten, fernzuhalten. 

Auf Grund eines Gutachtens der Technifchen Bau-Deputation in Berlin erließ das Minifterium 
im Jahre 1868 »Allgemeine Vorfchriften für die räumliche Geftaltung der Schulgebäude«. Der 
Verein Deutfcher Naturforfcher und Ärzte zog diefe Angelegenheit in den Kreis feiner Beratung, 
und es ift das Verdienft Varrentrapp^s hervorzuheben, welcher auf der Unterlage feiner Schrift: 
»Der heutige Stand der hygienifchen Forderungen an Schulbauten" (Braunfchweig 1869) eine Reihe 
maßgebender Leitfätze aufftellte, die in der Verfammlung des genannten Vereines Annahme fanden. 

Es folgte eine Reihe von Verordnungen, unter denen für Preußen der Minifterial-Erlaß vom 
17. November 1870: iiMaßbeftimmungen für Gymnafien und Vorfchulen«, ein Erlaß der Königl. 
Regierung zu Düffeldorf vom 14. April 1874: »Allgemeine Beftimmungen über Anlage, Einrichtung 
und Ausftattung der Schulgebäude", die von der Königl. Regierung zu Breslau gegebene Bau- 
Inftruktion vom 22. März 1884 und die Minifterial-Erlaffe, den Schulbau betreffend, vom 28. No- 
vember 1892 und 15. November 1895 hier erwähnt fein mögen. 

In den anderen deutfchen Ländern und in Öfterreich entftammen die zutreffenden Beftim- 
mungen ziemlich der gleichen Zeit; in Württemberg die Minifterial-Verordnungen vom 29. März 
1868 und vom 28. Dezember 1870; in Baden die Minifterial-Verordnungen vom 11. Februar 1869 
und vom 17. Oktober 1884, die Schulhausbaulichkeiten betreffend; in Sachfen das Schulgefetz vom 
3. April 1873; ini Großherzogtum Heffen die Minifterial-Verordnung vom 29. Juli 1876, die bau- 



liehe Herftellung und Einrichtung der Schulhäufer und Lehrerwohnungen betreffend; in Hamburg 
das Unterrichts-Gefetz vom n. November 1870; in Öfterreich das Reichs-Volksfchul-Gefetz vom 
14. Mai 1869 und ein Minifterial-Erlaß vom 9. Mai 1873 "her Einrichtung der Schulhäufer der 
öffentlichen Volks- und Bürgerfchulen und Gefundheitspfl^e in diefen Schulen. 

In der Schweiz datiert das erfte die Schulhausbauten betreffende Reglement für Schaff- 
haufen aus dem Jahre 1852 und für Zürich die Verordnung, betreffend die Erbauung von Schul- 
häufem, aus dem Jahre 1861; darauf folgten die anderen Kantone und Städte mit gleichartigen 
Verordnungen, die neuefte für Bafel vom 1. Februar 1901. 

In Frankreich, welches nach dem Kriege von 1870-71 dem Schulwefen feine befondere 
Aufmerkfamkeit zuwendete, ift der über den Bau und die Einrichtung der Schulgebäude erftmals 
ergangene Minifterial-Erlaß vom 30. Juni 1858 durch eine vorzüglich abgefaßte Verordnung vom 
17. Juni 1880 erfetzt und für die Stadt Paris eine Schulbau -Verordnung von 1895 erlaffen 
worden. 

Als hierher gehörig ift femer zu erwähnen für Belgien eine Minifterial -Verordnung aus 
dem Jahre 1852 und eine eingehende Vorfchrift vom 24. November 1874. f^"r Holland ift auf 
Grund Königl. Verordnung vom 2. Februar 1879 durch einen Sonderausfchuß ein ausführliches, 
durch viele Pläne erläutertes Gutachten vom 15. Oktober 1879 ausgearbeitet. Für England befteht 
eine Veröffentlichung des School board von London aus dem Jahre 1872, die feit 1874 faft alljähr- 
lich ergänzt und erneuert worden ift. Ebenfo gelten in Amerika für die verfchiedenen School 
boards die mannigfaltigften Anordnungen, unter denen auf die Beftimmungen des School board 
von Bofton 1857 als eine der früheften hingewiefen fein mag. 

Seitdem gibt es keinen Zweig des öffentlichen Lebens, der fo wie das 
Schulbauwefen im Schöße der ftaatlichen und ftädtifchen Behörden, in Vereinen, 
in technifchen Zeitfchriften und in befonderen Veröffentlichungen gefördert und 
gepflegt worden ift. Die einfchlägige Literatur, die auch befondere Bearbeitungen 
über alle Einzelheiten des Baues und der inneren Einrichtung der Lehrräume um- 
faßt, ift eine fo maffenhafte geworden, daß es ratfam erfchien, im nachftehenden 
nur die wichtigere namhaft zu machen. Deffenungeachtet hat fich für den Schul- 
bauplan bisher keine Normalform herausgebildet, und es wird fich eine folche 
Feftfetzung, abgefehen von den einfachften ländlichen Anlagen und von den in 
großen Städten regelmäßig und alljährlich wiederkehrenden Entwürfen für die 
Volks-, bezw. Qemeindefchulen, auch in Zukunft vorausfichtlich nicht herausbilden, 
weil die Bedürfniffe, je nach den örtlichen und klimatifchen Verhältniffen, nach 
den Sitten und Gewohnheiten der Bevölkerung, nach den in ftetem Wechfel und 
in fteter Entwicklung befindlichen Anfchauungen, nach Größe und Form des 
Bauplatzes, nach den verfügbaren Geldmitteln und nach dem Stande der tech- 
nifchen Erfahrung, zu verfchieden find und — gewiß zum Nutzen der Sache — 
ftets verfchieden bleiben werden. 

Dagegen find für eine große Anzahl von Einzelheiten des Baues und der 
Einrichtung der Schulhäufer z. Z. fehr viele Grundformen und Feftfetzungen als 
muftergültig anerkannt, die fpäter ihre Würdigung finden werden. 

Qiicdeni '" Deutfchland und auch in anderen Staaten hat das Schulwefen im Laufe 

der der Zeit folgende Gliederung erhalten: 
Schulen. 1^ Niedere Schulen (Volks-, Gemeinde-, Bürger-, Elementar- und Primär- 

fchulen und Mittelfchulen) und 

2) Höhere Schulen (humaniftifche und Realgymnafien, Progymnafien und 
Realprogymnafien, Oberrealfchulen, Realfchulen und höhere Mädchenfchulen). 

Zu den niederen Schulen gehören auch einzelne Berufs- oder Fachfchulen, 
insbefondere die Handwerker- und niederen Gewerbefchulen, und die füi: 
den Unterricht fch wach befähigter Kinder beftimmten fog. Hilfsfchulen, zu den 
höheren Schulen die höheren Gewerbe- und Fachfchulen, fowie andere 
höhere Berufsfchulen, die auch den Namen „Akademie" führen. 



Dauer 



Viele höhere Schulen befitzen fog. Vorfchulen, in denen die Kinder auf 
den Unterricht in erfteren vorbereitet^ werden. 

Zu den obengenannten zwei Hauptgruppen treten noch die Hochfchulen 
(Univerfitäten und technifche Hochfchulen), fowie die in gleichem Range ftehen- 
den Akademien. 

In Frankreich und Belgien ift es vielfach gebräuchlich, mit den niederen 
Schulen Aufnahmeklaffen für nicht fchulpflichtige Kinder im Alter von 4 bis 
6 Jahren zu verbinden (Salles cTa/äe), Ein noch engerer Zufammenhang befteht 
dafür in Amerika und in England; in letzterem Lande beginnt die Schulpflicht 
bereits mit dem fünften Lebensjahre; die Eltern find jedoch befugt, ihre Kinder 
fchon mit dem vollendeten dritten Lebensjahre zur Schule zu fchicken {Infant 
fchools). 

In Deutfchland find derartige Kleinkinderfchulen (Kindergärten) zwar 
gefetzlich nicht eingerichtet; fie erfreuen fich jedoch lebhafter Förderung feitens 
der Behörden und der privaten Wohltätigkeit. In neuerer Zeit werden mit den 
Volksfchulen vielfach Kleinkinderfchulen, Kinderhorte, befonders aber Handfertig- 
keits- und Kochfchulen verbunden. 

Die Schulzeit befteht im übrigen in Deutfchland für die niederen Schulen ^^ 
in der Regel vom 6. bis zum vollendeten 14., in Bayern vom vollendeten 6. bis der 
13. Jahre, in Frankreich und England ebenfalls bis zum Anfang des 14. Lebensjahres, schuizeit. 
In Italien beginnt die Schulpflicht mit dem vollendeten 5. Lebensjahre und ift 
gefetzlich auf mindeftens vier Jahre beftimmt; in Schweden beginnt fie fpäteftens 
mit dem 9. Lebensjahre. In Amerika find die niederen Schulen meift vierklaffig, 
mit dem 6. Lebensjahre anfangend. 

Für die mittleren und höheren Schulen ift die Schulzeit je nach dem Lehr- 
gang entfprechend länger. Ebenfo beftehen vielfach Fortbildungsfchulen mit frei- 
willigem oder Pflichtbefuch, die der aus den niederen Schulen entlaffenen Jugend 
zu weiterer Ausbildung Gelegenheit geben. • 

In Deutfchland behauptet fich jetzt wohl die Regel, daß die niederen 5. 
Schulen ausfchließlich und die höheren Schulen größtenteils auf Koften der "^d/r "^ 
Gemeinden gebaut und unterhalten werden. Die hieraus für die Gemeinden, schuicn. 
namentlich in den ftark an Einwohnerzahl zunehmenden größeren Städten, 
erwachfenden übermäßigen Ausgaben haben in jüngfter Zeit Erwägungen ver- 
anlaffen muffen, wie den Gemeinden durch Zuweifung anderer Einnahmen feitens 
der Regierungen das Tragen diefer Laften erleichtert werden könnte. Staats- 
zufchüffe zu den Koften der Volksfchulen werden den Gemeinden fchon feit 
längerer Zeit in Baden, Sachfen, Württemberg, in befonderer Höhe aber in 
Bayern und Heffen gewährt. 

In Heffen betrugen die Gefamtausgaben des Staates für das Volksfchulwefen im Jahre 1889 
rund 1 Mark auf den Kopf der Bevölkerung; 4 Vomhundert davon find beftimmt zur Unterftützung 
der Gemeinden in Aufbringung der Koften der Schulhäufer. 

Gleichartige Verhältniffe herrfchen in diefer Hinficht in den anderen Län- 
dern, mit Ausnahme von England, wo die Schulen meift aus freiwilligen Beiträgen 
der Bürger und aus Schenkungen oder auf Veranlaffung und auf Koften von 
Religionsgefellfchaften errichtet und unterhalten werden. Die Verwaltung unter- 
fteht hier, und ebenfo in Amerika, befonderen ftädtifchen Ausfchüffen (School 
boards\ denen durch ftaatliche oder kommunale Gefetze in Bezug auf Schulzwang 
und Steuererhebung weitgehende Befugniffe beigelegt find. 

In Frankreich und Belgien erhalten die Gemeinden zum Bau der Volksfchul- 



8 

häufer Staatszufchüffe und aus befonderen Schul-Anleihe-Fonds Darlehen zu fehr 
niedrigem Zinsfuß. Ebenfo werden in der Schweiz zum gleichen Zwecke ftaatliche 
Unterftützungen bewilligt. 

In Frankreich ift das Volksfchulwefen durch das Qefetz vom 28. März 1882 
geregelt; auch in den franzöfifchen Volksfchulen ift unentgeltlicher Schulbefuch 
und koftenfreie Lieferung des Schulbedarfes die Regel; die Parifer Stadtverwaltung 
liefert fogar den Schülern warmes Frühftück, das in einer Schulkantine zubereitet 
und gegen Zahlung von 10 Centimes (ärmeren Kindern unentgeltlich) verabfolgt 
wird; Brot und häufig Wein bringen die Kinder zur Schule mit. 

In der nunmehr folgenden eingehenden Darlegung (unter A) follen im 
wefentlichen nur die niederen und höheren Schulen Berückfichtigung finden und 
die Grundzüge der baulichen Anlage und der inneren Einrichtung entwickelt wer- 
den, infoweit fie in der Hauptfache allen diefen Schulen gemeinfchaftlich find. 

Für die fonft noch hierher gehörigen großen Bauanlagen für Unterrichts- 
zwecke, wie Univerfitäten, technifche Hochfchulen, gewiffe Akademien u. a. m., 
find die baulichen Verhältniffe in jedem Falle zu eigenartig, als daß fie fich all- 
gemeinen Regeln einfügen ließen; für diefe Bauwerke werden daher nur Einzel- 
heiten des baulichen Zubehörs und der inneren Einrichtung nach dem gleichen 
Maßftabe zu behandeln fein; im übrigen bleibt die Beurteilung und Befchreibung 
dem nächften Abfchnitte (Heft 2 diefes Halbbandes) vorbehalten. 



Literatur. 

Bücher über „Schulbauwefen im allgemeinen« (ein fehl. „Schulgefundheitspflege"). 

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lichen Vereins in Frankfurt a. M. Frankfurt a. M. 1869. 
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S. 111: Mobilier de falle d^afUe) 
Hase, C. W. Das Volksfchulhaus. Hannover 1872. 
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Weltausftellung 1873. 2. Aufl. Wien 1873. 
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Studie. Breslau 1874. 
RoBSON, E. R. School architedure: heing pradical remarks on the planning, defigning, building 

and furnifhing of fchool-houfes, London 1874. 
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BuDOETT, J. B. The hygiene of fchools. London 1874. 
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und in kleinen Städten. Augsburg 1875. 
Deutfche bautechnifche Tafchenbibliothek. Heft 5 u. 6: Der Schulhausbau etc. Von Hitten- 

KOFER. Leipzig 1875. - 2. Aufl. 1887. 
Die glamerifchen Schulhäufer und die Anforderungen der Gefundheitspflege. Zürich 1876. 
Narjoux, F. Les icoles publigues en France et en Anglderre de. Paris 1876. 



L^e de Penfdgnement i.cole modäe, Brüffel 1876. 

Einrichtung der Schulhäufer und Gefundheitspflege in den Schulen. Klagenfurt 1877. 

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10 

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prüfen? Berlin 1901. 
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Wheelwrioht, E. M. School architeäure etc. Bofton 1901. 
Reifeberichte über Paris, erftattet von Beamten des Wiener Stadtbauamtes. II. Marktwefen, Schulen, 

Bäder. Von H. Beranek. Wien 1902. 
SCHMID, F. Die fchulhygienifchen Vorfchriften in der Schweiz. Zürich 1902. 

Femer: 

Zeitfchrift für Schulgefundheitspflege. Red. von L. Koselmann. Hamburg. Erfcheint feit 1888. 
Das Schulhaus. Centralorgan für Bau, Einrichtung und Ausftattung der Schulen etc. Herausg. von 
L. K. Vanselow. Berlin. Erfcheint feit 1900. 



A. Schulbau^vefen im allgemeinen. 

Von Gustav Behnke. 

1. Kapitel. 
Gefaintanlage des Schulhaufes. 

a) Allgemeines. 

Abgefehen von der vorftehend gegebenen Einteilung der- Schulen in niedere , ^^ 
und höhere laffen fich naturgemäß zwei Hauptgruppen unterfcheiden: Knaben- und Mädchen 
und Mädchenfchulen. Der Unterricht der Knaben und Mädchen in den niederen f*^»»"»«"- 
Schulen findet vielfach in gemeinfamen Schulhäufern ftatt. Dies gilt namentlich 
für die Volksfchulen in Dörfern und kleinen Ortfchaften, in denen die Zahl der 
zu unterrichtenden Kinder eine geringe ift, fo daß die Anlage von zwei getrennten 
Schulen nicht angezeigt erfcheint, und ebenfo in großen Städten, in denen jede 
einzelne Volksfchule, um den Kindern das Zurücklegen weiter Wege zu fparen, 
nur für einen beftimmten Stadtbezirk dienen foll. 

Infofern die Schule für beide Gefchlechter benutzt wird, tritt eine Ver- 
fchiedenartigkeit dahin ein, daß entweder die Schulzimmer für jedes Gefchlecht 
getrennt gehalten oder daß oeide Gefchlechter in jeder Klaffe gemeinfam unter- 
richtet werden. 

Letztere Anordnung ift nur noch für ganz kleine Verhältniffe gebräuchlich. 
Die Klaffe bleibt bei einer folchen Benutzung entweder in ihrem räumlichen Be- 
ftande unverändert, oder fie ift, wie dies z. B. in amerikanifchen, englifchen und 
franzöfifchen Schulen vorkommt, durch eine niedrige leichte Scheidewand, bezw- 
durch mehrere fefte Holz- oder Glaswände oder nur durch Vorhänge geteilt. 

Bei der erfteren Anordnung, wenn alfo Knaben und Mädchen in einem 
Schulhaufe, aber in getrennten Klaffen unterrichtet werden follen, ift es in mehr- 
klaff igen Schulen im allgemeinen üblich, die Abteilungen in zwei lotrecht von- 
einander gefchiedenen Teilen des Schulhaufes unterzubringen und jede Abteilung 
mit befonderen Eingängen, Treppen, Höfen, Bedürfnisanftalten und fonftigem Zu- 
behör auszuftatten. 

Zur Verminderung der Baukoften war es in früherer Zeit beliebt, mit 7. 
kleineren Schulhäufern noch Räumlichkeiten für andere Verwaltungszwecke: ]j^^f anderen 
Bürgermeiftereien, Spritzenhäufer u. a. m., zu verbinden, und es kommen derartige verwaitungs- 
Zufammenlegungen aus Zweckmäßigkeitsgründen auch jetzt noch vor. zwecken. 

Ein ganz eigenartiges Beifpiel bietet hierfür die in München am Salvatorplatz 1887 erbaute 
Volksfchule, deren ganzes Erdgefchoß als Marlcthalle eingerichtet ift. 



1:2 

In kleinen franzöfifchen und belgifchen Ortfchaften dienen die Schulen oft- 
mals zur Aufnahme der Mairie und anderer ftädtifcher Verwaltungs- oder Juftiz- 
räumlichkeiten. Es bedarf keines befonderen Nachweifes, daß eine folche Ver- 
bindung mit fremdartigen Räumen der Schule keinesfalls zum Nutzen gereichen 
kann, daß vielmehr Störungen für den Unterricht und nachteilige Einwirkungen 
auf die Kinder mit der Zeit unvermeidlich eintreten muffen. Als Regel ift deshalb 
aufzuftellen, daß die Schulräume für fich allein bleiben und daß felbft die Woh- 
nungen der Lehrer nur bei ganz einfachen ländlichen Verhältniffen innerhalb des 
Schulhaufes untergebracht werden follten. Auf die Anordnungen im einzelnen 
wird fpäter zurückgekommen; hier fei nur bemerkt, daß die der Lehrerwohnung 
etwa beizugebenden Stall- und Wirtfchaftsräume unter allen Umftänden von der 
Schule getrennt und in befondere, abfeits ftehende Baulichkeiten verwiefen werden 
muffen. 

b) Bauliche Erfordemifle« 

®; Die Erforderniffe find, je nach der Art der Schule, nach den wechfelnden 

Verhältniffen und Anfchauungen und nach den verfügbaren Geldmitteln, in den 
verfchiedenen Ländern und Landesteilen fehr verfchieden. 

Das Grundelement eines jeden Schulhaufes, für die Volksfchule zugleich der 
einzige Unterrichtsraum, ift das Schulzimmer, auch Klaffe, Lehrklaffe, Klaffen- 
zimmer, Schul- oder Lehrfaal genannt 

Die Klaffe dient entweder für den gemeinfamen Unterricht der ortszugehö- 
rigen Kinder fämtlicher oder eines Teiles der fchulpflichtigen Jahrgänge oder für 
den Unterricht der Kinder eines Jahrganges, bezw. für eine beftimmte, durch Ge- 
fetz oder Herkommen geregelte Anzahl von Schülern. 

Die Vereinigung aller fchulpflichtigen Kinder in einem Schulzimmer kommt 
nur in ganz kleinen Dorffchulen vor; die Zufammenfaffung einzelner Jahrgänge 
— gewöhnlich find es deren zwei — ift für die Volksfchule auch in Städten 
gebräuchlich. 

Für die höheren Schulen ift der nach einzelnen Jahrgängen getrennte Unter- 
richt die Regel; in den größeren Städten ift es durch die Anhäufung der Kinder 
fogar geboten, für jede einzelne Klaffe zwei oder mehrere Schulzimmer (Parallel- 
klaffen) vorzuforgen. In letzterem Falle wird der Jahrgang der Klaffe oftmals in 
zwei halbe Jahrgänge getrennt und jedem derfelben ein befonderes Schulzimmer 
zugewiefen. 

In einigen außerdeutfchen Ländern, z. B. in Amerika und England, wird zuweilen eine 
größere Kinderzahl von mehreren Lehrern, einem Hauptlehrer und einigen Hilfslehrern, in einer 
Klaffe gemein fchaftlich unterrichtet, oder die ganze Schülerzahl wird für Gefangsübungen , An- 
fprachen und gemeinfamen Unterricht täglich in einem Saal (Gallery) vereinigt; für die betreffenden 
Räume bedingt fich hieraus eine ganz eigenartige Anordnung. 

9- An fonftigen Unterrichtsräumen werden in der Regel gebraucht: 

Sonftige . ^ • i. r i 

Unterrichts- i) cm Zcichenfaal; 

räume. 2) ein Singfaal; 

3) eine Turnhalle; 

4) in Mädchenfchulen ein Saal für weibliche Handarbeiten. 
In Volks- und Bürgerfchulen find in neuerer Zeit mehrfach 

5) Arbeitsfäle für die Ausbildung der Handfertigkeit der Knaben, fowie 
Kinder- oder Knabenhorte und Kochfchulen für die Mädchen hinzugefügt worden. 

Die höheren Schulen erfordern außerdem: 

6) Räume für den Unterricht in Naturwiffenfchaft, Phyfik und Chemie, fowie 



_ 13 

7) einen zur Abhaltung von Schulfeierlichkeiten und Prüfungen dienenden 
Feftfaal, in deutfchen Schulen wAula", in englifchen und amerikanifchen Schulen 
nlicUl** genannt 

Als Zubehör zu den Unterrichtsräumen werden ferner beanfprucht: 

8) einige Zimmer zur Aufnahme von Lehrmittelfammlungen und Büchern, 
und bisweilen 

g) ein Karzer. 

Außer diefen für den Unterricht dienenden Räumen find für Schulbetrieb '^-^ ^ 
und Verwaltung notwendig: ErforScmiffe. 

10) Kleiderablagen (Garderoben); 

11) Spiel- und Turnhöfe; 

12) Bedürfnisanftalten (Aborte und Piffoirs); 

13) Wafch- und Badeeinrichtungen; 

14) Qefchäftszimmer für den Schulvorfteher; 

15) Beratungs- (Konferenz-) Zimmer; 

16) Aufenthaltszimmer für Lehrer und Lehrerinnen; 

17) Aufenthaltszimmer für Schuldiener und Heizer; 

18) Dienftwohnungen für Schulvorfteher und Schuldiener; 

19) für ländliche Schulen je nach Bedarf eine oder mehrere Lehrerwohnungen. 
Infofem die Schulen den Zöglingen zugleich als ftändiger Aufenthalt dienen, 

wie z. B. in Seminaren, Penfionaten u. a. m. oder wie in deutfchen Qymnafien 
mit Internat, in englifchen Colleges^ in franzöfifchen Lyc^es und Colleges treten 
noch hinzu: 

20) Wohn- und Schlafzimmer für die Zöglinge und für das Lehr- und 
Auffichtsperfonal, fowie die für die Bewirtfchaftung folcher Anftalten nötigen 
Räumlichkeiten. 

Die eingehende Befprechung hierüber folgt in Kap. 13 u. 14. 

c) Bauftelle und ihre Umgebung. 

Für die Lage des Bauplatzes im allgemeinen ift zu fordern, daß jedes Schul- "• 
haus möglichft im Mittelpunkt desjenigen Ortsbezirkes fteht, aus dem die Kinder ^^ Baupiaucs. 
die betreffende Schule befuchen foUen. In Preußen ist durch Minifterial-Verord- 
nung die größte Länge des Schulweges auf Va Stunde beftimmt, in Dörfern mit 
der Bedingung, daß das Schulhaus abfeits der dichten Bebauung des Ortes frei- 
ftehend errichtet werden foll. 

In gefundheitlicher Beziehung find zu verlangen eine freie, luftige und hoch- »2. 
wafferfreie Lage des Platzes, trockene Befchaffenheit des Untergrundes, der auch ^tn^d'" 
durch organifche Stoffe nicht verunreinigt fein darf, eine ausreichende Entfernung hdtiicher 
von allen lärmenden oder raucherzeugenden Gewerbebetrieben, fowie ein Abftand ^^^'*""^- 
von den Nachbargebäuden, der genügt, um den Klaffen dauernd gute Licht- 
verhältniffe zu fichern und einen ftörenden Einblick zu verhüten. In Deutfchland 
befteht durch das Reichs-Gewerbegefetz der Schutz, daß gewerbliche Anlagen, 
deren Betrieb mit ungewöhnlichem Geräufch verbunden ift, nur mit befonderer 
Erlaubnis und bedingungsweife zuläffig find. 

Die Größe und Begrenzung des Grundftückes foll ferner eine vorteilhafte 
Stellung des Schulhaufes nach den Himmelsrichtungen und, wenn möglich , die 
Anordnung des Schulhofes vor den Klaffenfenftern geftatten. Steht das Schulhaus 
mit den Klaffenfenftern an einer Verkehrsftraße, fo ift die Anordnung eines mög- 
lichft tiefen Vorgartens und die Vorforge geräufchlofen Straßenpflafters ratfam. Für 



14._._ 

den Abftand von fremden Gebäuden muß das IV« fache Maß der zuläffigen Höhe, 
mindeftens aber ein Maß von 20« verlangt werden. Auf das Vorhandenfein guten 
Tri nkwaf fers ift befonderer Wert zu legen und der etwa abzuteufende Brunnen 
gegen ober- und tinterirdifche Verunreinigung forgfam zu fchützen. 
, , "?• In technifcher und finanzieller Beziehung ift die Tragfähigkeit des Baugrundes 

Anforderungen t»i t.j. oo o 

in technifcher ZU Dcachten, um die Erfchwemiffe und Mehrkoften einer tieferen Fundierung des 
finanzfeiler ^chulbaues möglichft zu vermeiden. Für die Abgrenzung des Platzes ift eine 
Beziehung, rechteckige Grundform wünfchenswert; es ift zu erwägen, inwieweit das zweck- 
mäßige Unterbringen der Nebengebäude und eine etwaige zukünftige Erweiterung 
der Schule ausführbar bleibt. Kommt die Benutzung eines wertvolleren, an der 
Straße liegenden Geländes in Frage, fo kann eine zweckentfprechende Löfung ^ 
auch durch Zurückftellen des Schulhaufes in den hinteren Teil des Platzes ge- 
funden werden. 
q'^;*-^^ Die Größe des Grundftückes foll derart in unmittelbarem Verhältnis zur An- 

des zahl der die Schule befuchenden Kinder ftehen, daß nach Abzug der überbauten 
Grundftückes. Grundfläche für jedes Kind ein genügender Hofraum zur Verfügung bleibt. 

Für ländliche Schulen ift in Preußen durch die Minifterial-Verordnung vom 
15. Nov. 1895 eine Fläche von mindeftens 3«» für jedes Kind als Regel feftgefetzt. 
Es verfteht fich von felbft, daß in der Wirklichkeit, auch beim beften Willen 
der zur Herftellung und Unterhaltung der Schulen Verpflichteten, diefen Anforde- 
rungen in ihrer Gefamtheit nur auf dem Lande und etwa noch in wohlhabenden 
kleinen Ortfchaften genügt werden kann. In den größeren Städten wird man fich 
lediglich beftreben muffen, den aufgeftellten Regeln fo weit nachzukommen, als es 
unter den gegebenen Verhältniffen in jedem einzelnen Falle irgend tunlich ift. 
Ein Hofraum von 2 bis 3^«» für jedes Kind ift als gebräuchlich und die erft- 
genannte Zahl zur Not als auskömmlich zu bezeichnen. Bei neueren Schulbauten ift 
verfucht worden, angrenzende öffentliche Plätze als Spielplatz für die Schulkinder 
zu benutzen und die Größe der Schulbauplätze dementfprechend zu verkleinern. 

d) Bauliche Anordnung. 

ocfrtziiche Einige allgemeine Beftimmungen für den Schulhausbau find vorftehend bereits 

und namhaft gemacht. Sie find bei allen Neubauten, foweit nicht nach Lage des 

baupolizeiliche p^Heg noch Bcffcrcs erftrebt werden kann, felbftverftändlich maßgebend und muffen 

Vorfchnften. , , . , i- i^rx t_ lx j. 

auch bei Umbauten und größeren baulichen Veränderungen tunlichlt beachtet 
werden. Ebenfo ift den für den betreffenden Ortsbezirk geltenden baupolizeilichen 
Vorfchriften durch den Bauplan Rechnung zu tragen. 

Neben der Erfüllung diefer Grundregeln hat fich der Plan jedesmal den ört- 
lichen Verhältniffen und Bedürfniffen beftmöglichft anzupaffen. Es bleibt zu erwägen, 
ob es ratfam ift, das Schulhaus gleich bei der erften Bauanlage auf diejenige Größe 
zu bringen, die für die volle Entwicklung der Schule nötig ift, oder. ob eine 
wefentliche Erfparnis erzielt werden kann, wenn der Bau zunächft auf einen Teil 
der ganzen zukünftigen Anlage befchränkt wird. In letzterem Falle ift die fpar- 
fame und bequeme Ausführbarkeit einer Erweiterung in den Plan zu ziehen und 
dabei befonders zu berückfichtigen, daß der Schulbetrieb durch den fpäteren Ausbau 
fo wenig wie möglich geftört werden darf. 
'^\ . Die bauliche Anordnung der Schulhäufer unterliegt einer fehr verfchiedenen 

^twhnffche *^' Beurteilung, je nachdem diefe vom Standpunkt der Schulverwaltung, der Qefund- 
und heitspflege, der technifchen Zweckmäßigkeit und der Äfthetik und von der Rück- 

Anfo^/^'^^^^^ fichtnahme auf die verfügbaren Geldmittel ausgeht 



15 

Den Hygienikern ift in neuerer Zeit auf die bauliche Oeftaltung und innere 
Einrichtung der Schulen ein um fo größerer Einfluß eingeräumt worden, je mehr 
fich die Erkenntnis Bähi^ gebrochen hat, wie wichtig es ift, der körperlichen Ent- 
wicklung der Kinder in der Schule und während der Schulzeit jeden möglichen 
Vorfchub zu leiften und die Nachteile, die infolge mangelhafter baulicher Anlage 
und Ausftattung befonders dem Sehvermögen und der Körperbildung der Kinder 
erwachfen können, fernzuhalten. 

In Deutfchland ift es neben dem fchon genannten «Verein deutfcher Natur- 
forfcher und Ärzte" namentlich dem im Jahre 1873 in Frankfurt a. M. gegrün- 
deten II Deutfchen Verein für öffentliche Qefundheitspflege" zu danken, daß das 
Intereffe an der Verbefferung der gefundheitlichen Einrichtungen in den Schulen 
dauernd wachgehalten und daß den Ärzten durch ihre Heranziehung als Schul- 
oder Stadtärzte ein immer größerer Einfluß eingeräumt wird. Auch in anderen 
Ländern ift die Bedeutung diefer Einwirkung und Beauffichtigung erkannt und 
durch Anftellung befonderer Schulärzte gewürdigt worden. 

Wie in gefundheitlicher Beziehung die Anfprüche an den Schulhausbau fich 
gefteigert haben, fo find auch die von den Technikern und Architekten zu 
ftellenden Anforderungen im Vergleich mit den Vorjahren erheblich gewachfen. 
Nicht nur finden die neueften technifchen Erfahrungen hinfichtlich der Konftruk- 
tion und der inneren Einrichtung des Schulbaues ihre volle Betätigung, fondern 
man bleibt bemüht, den bedeutfamen Zweck des Schulhaufes durch die Qroß- 
räumigkeit der Eingänge, Flure und Treppen und ebenfo durch die äußere Oe- 
ftaltung der Faffaden zum Ausdruck zu bringen. Muß auch felbftverftändlich die 
Rückficht auf die gefteigerte Inanfpruchnahme der Staats- und Gemeindever- 
waltungen zu tunlichfter Sparfamkeit Anlaß geben gerade bei Bauten, die fich fo 
zahlreich und regelmäßig wiederkehrend vernotwendigen, wie die Schulbauten, 
fo kommt andererfeits in allen Ländern, und nicht zuletzt in Deutfchland, die 
Anficht zur Geltung, daß die Schulhäufer innen und außen den Kindern in Bezug 
auf Zweckmäßigkeit, Reinlichkeit und architektonifche Schönheit als Mufter dienen 
und dem Ort, an dem fie ftehen, zur Zierde gereichen follen. 

Für die Stellung auf dem Bauplatz gilt die Regel, daß das Schulhaus, j^. 
wenn irgend möglich, von allen Seiten frei ftehen und fich an Nachbar- d«"^ 
gebäude nirgend anlehnen foll. Diefe Vorfchrift ift wichtig zur Sicherung schuihaufcs. 
fowohl der Lichtverhältniffe als der Ruhe und zur Verminderung der Feuers- 
gefahr. 

Durchaus zweckmäßig ift es, die Klaffenfenfter gegen den Schulhof zu richten, 
weil auf diefe Weife in den Klaffen Ruhe und Staubfreiheit am beften gefichert 
werden kann. 

Nach welcher Himmelsrichtung die Fenfter der Schulzimmer angeordnet 
werden follen, ift eine viel umftrittene Frage, die je nach dem Klima des Ortes 
und nach der täglichen Schulzeit verfchieden zu beantworten fein wird. Geht 
man von der Annahme aus, daß ein Schulzimmer der unmittelbaren Einwirkung 
des Sonnenlichtes nicht entzogen bleiben foll, daß andererfeits ein etwaiger Mangel 
an Sonnen wärme durch kräftige Heizvorkehrungen unfchwer ausgeglichen werden 
kann, fo darf man, wenigftens für gemäßigte klimatifche Verhältniffe, die Regel 
aufftellen, daß die Klaffenfenfter am beften nach Nordweften, bezw. für größere 
Schulen mit zweifeitiger Front nach Nordweften und Südoften gerichtet fein follen 
(Fig. 1); Fenfterlage nach Weften ift zuzulaffen, falls die Schule keinen Nachmit- 
tagsunterricht hat. 



l6 



Durch Minirterial-Erlaß vom 15. November 1895 fig. 1, t 

ift für ländliche Schulneubauten in Preußen angeord- 
net, daß die Sonne die Klaffenfenfter nicht während, 
aber außerhalb der Slundenzeit treffen foll; Weften 
und Süden werden als Himmelsrichtung bevorzugt; 
ift Nordrichtung unvermeidlich, fo foll jede Klaffe 
zur Befonnung ein befonderes, mit Läden abzublen- 
dendes Fenfter erhalten. 

"Für die Entfcheidung darf nicht un- 
berückfichtigt bleiben, wie fchwer ein guter 
Sonnenfchutz zu erreichen ift, ohne zugleich 
die Klaffe zu verdunkeln und für die hin- 
terfte Qeftühlreihe eine ungenügende Erhel- 
lung hervorzurufen; fowie femer, daß die 
gleichmäßige Erwärmung der Klaffe durch 
die ungleiche Mitwirkung der Sonnenwärme 
erfchwert wird. 

In allen Punkten wird fich auch hier die Theorie mit der Praxis nicht immer, 
in Übereinftimmung bringen laffen. Die Schwierigkeiten, einen paffend gelegenen 
räumlich genügenden Bauplatz zu finden, welcher fonft keine gefundheitlichen 
oder finanziellen Bedenken bietet, find namentlich in größeren Städten fchon fo 
erheblich, daß die Frage, nach welcher Himmelsrichtung die Hauptfront der 
Schule gefteilt werden foll, eine ausfchlaggebende Bedeutung nicht mehr gewinnen 
kann. In vielen Fällen ift man eben genötigt, die Fenfterfeiten fo anzuordnen, 
wie es unter Berückfichtigung der fonftigen maßgebenden Bedingungen des 
Platzes und des Baues beftmöglich ift, und die alsdann für die Schulzimmer aus 
einer weniger günftigen Sonnenbeleuchtung etwa verbleibenden Mängel durch 
verbefferte Heizung oder durch äußere Schutzvorkehrungen an den Fenftem g^en 
das Sonnenlicht auszugleichen. 

Über die Geftaltung des Orundriffes ift im allgemeinen zu fagen, daß bei 
größeren Bauanlagen die für die freie Bewegung der Kinder im Schulhaufe 
erforderiichen Raumverhältniffe und die Uchtverhältnifte vorzugsweife Beachtung 
verdienen. 

Bei Schulen von ganz geringer Klaffenzahl empfiehlt es fich natüriich, die 
Klaffen fämtüch im Erdgefchoß unterzubringen. Bei Schulen größeren Umfanges 
ift diefer Orundfatz ohne übermäßige Steigerung der Baukoften nicht durchzu- 
führen; vielmehr muß zum Aufbau von Obergefchoffen gefchritten werden. 

Von englifchen und amerikanifchen Schoot boards wird die Anordnung von zwei Stockwerken 
als die Regel, von drei Stockwerken als das zuläffige Maximum erklärt. 

In den großen Städten, in denen aus zwingenden Verwaltungs- und 
Sparfamkeitsrückfichten die Kinder immer zahlreicher auf einem Platz und in einer 
Schule zufammengedrängt werden, hat fich die mehrgefchoffige Bauweife längft 
als unvermeidlich erwiefen. Alsdann wird um fo mehr eine auskömmliche 
Breite für die Flurgänge und für die Treppen vorzufoi^en fein, damit jede Ver- 
kehrsftörung im Haufe, jedes Drängen und Stoßen der Kinder auf den Treppen 
vermieden bleibt. 

Ebenfo wird die Zweckmäßigkeit einer nur einfeitigen Bebauung der 
Flurgänge unbedingt anzuerkennen fein. 

Amerikanifche Sckool boants ftellen in diefem Sinne die Regel auf, daß das Schulhaus nie 
breiter fein foll als die Breite einer Klaffe unter Hinzufügung der Oangbreitc. 



17 

Vielfach hat fich jedoch in den großen deutfchen Städten, wenn die ver- 
fügbaren Bauplätze zum Unterbringen aller erforderlichen Räume der Schulen 
nicht hinreichen, die Notwendigkeit herausgeftellt, auch die Gänge zu befchränken 
und die Anordnung der Klaffen durch doppelfeitige Bebauung an den Flurgängen 
minder zweckmäßig zu geftalten. 

So find Schulgebäude aufgeführt worden mit drei und fogar vier Ober- 
gefchoffen und mit Flurgängen, deren Länge und Breite auf das für die Zugäng- 
lichkeit der Klaffen unbedingt erforderliche Maß eingefchränkt ift, bezw. mit 
Längsgängen, an die fich die Klaffen beiderfeits anreihen. Letzteres gereicht 
natürlich der Erhellung und Lüftung des Gebäudes zum Nachteil, wenn man auch 
bemüht bleibt, durch große Fenfter an den Kopfenden der Gänge und in den 
Treppenhäufern oder durch befonders angelegte Lichtflure Aushilfe zu fchaffen. 

Oftmals wird in Frage geftellt, ob die Anlage eines beiderfeits bebauten 
Mittelganges dem Aufbau eines III. Obergefchoffes vorzuziehen fei oder umge- 
kehrt Wir glauben, daß es nützlicher ift, die Schule, wenn dies nötig wird, 
lieber mit drei Obergefchoffen zu bauen, dafür aber dem Flurgang wenigftens 
in der Mitte des Haufes auf einer Seite die freie Fenfterreihe zu erhalten. In 
jeder großen Schule find ein Singfaal, ein Zeichenfaal, femer Räume für den 
Handfertigkeits- Unterricht, für Lehrmittel und Bücher und bisweilen noch 
Referveklaffen notwendig, fo daß das oberfte Gefchoß für diefe von jedem ein- 
zelnen Schulkinde minder häufig benutzten Räume ohne wefentlichen Nachteil 
verwendet werden kann. Letzterer vermindert fich ohnehin, wenn man als Regel 
beobachtet, daß die jüngften Kinder ihre Unterrichtsräume ftets in den unteren 
Stockwerken finden. Für die älteren Kinder kömmt die Notwendigkeit, täglich 
eine größere Zahl von Treppenfteigungen überwinden zu muffen, weniger in Be- 
tracht; die Bewegung und körperliche Anftrengung der Kinder während der 
Unterrichtspaufen kann fogar als eine der Gefundheit nützliche angefehen 
werden. 

Diefer Erwägung ift denn auch in neuerer Zeit, je mehr fich das Bau- 
programm der Schulen gefteigert hat, um fo häufiger Folge gegeben und oftmals 
über 3 Obergefchoffe noch das Dachgefchoß zum Unterbringen minder häufig 
benutzter Unterrichtsräume, wie wir bemerken, in fehr zweckmäßiger und fpar- 
famer Weife, ausgebaut worden. 

Die Zahl der Treppen muß fo bemeffen fein, daß die Kinder in der Schule 20. 
keine allzu weiten Wege haben, um den Ausgang zu finden, und daß die ord- Treppen 
nungsmäßige Entleerung des Haufes in kurzer Frift möglich ift. AuT^gc 

Durch Minifterialerlaß vom 28. November 1892 ift für Preußen vorgefchrieben , daß die 
Breite der Treppen und Ausgänge in Schulen 

bis zu 500 Kindern für je 100 Kinder mindeftens 70 cm , 
ff ff 1000 f» ff ff 100 ff mehr mindeftens 50 cm und 
über 1000 Kinder f, „ 100 ff » ff 30 cm 

betragen muß; die geringfte Flurbreite ift auf 2,50 ^, die höchfte Steigung der Treppenftufen auf 

17 cm und der geringfte Auftritt der Treppenftufen auf 27 c« feftgefetzt. 

Bei Feftfetzung der Flurgangbreiten ift zu berückfichtigen, daß die Flurgänge 
den Kindern bei fchlechtem Wetter innerhalb der Zwifchenpaufen zur Bewegung 
dienen und daß die Kinder zu befferer Ordnung in der Regel paarweife in zwei 
Reihen gehen; deshalb ift für größere Schulen eine Flurgangbreite von 3,50 " er- 
wünfcht, die unter 3,oo° keinenfalls herabgemindert werden follte. ' 

Haqdbucb der Architdctur. {V. 6, a. (2. Aufl.) 2 



» _ • 



Vtrkhiedenheif 



e) Schulbausgmppen. 

Neben den vorttehend im allgemeinen betchriebenen einheitlichen Bauanlagen, 
d. h. [olchen, die eine beftimmte Schulgattung oder deren zwei unter einem Dache 
aufnehmen, find noch die Schulhau^uppen zu untericheiden, d. h. folche Bau- 
anlagen, die verlchiedene Schulgattungen in zwei oder mehreren, auf einem 
Qrundftück nebeneinander geftellten Gebäuden vereinigen. 

Derartige Anlagen find namentlich in Belgien und Frankreich unter der Be- 
zeichnung G raupe fcolaire und in Amerika unter der Bezeichnung Sckool block ge- 
bräuchlich. 

Rg. 2. Fig. 3- 






A^,^ 



^ A 



\r 




Burgerfchulen an der Schloß- und Kafemen 
ftraße zu Stutlgart 



Volksfchulhäufer am 
Moorkamp zu Hamburg. 



Schulhausgruppen. 




L 



n 



1 r 



Volksrchulen an der Murdny^Oarre 
zu Budapest 

Eine Schulhausgruppe entfteht ferner, wenn auf demfelben Orundttück die 
Knaben- und Mädchenabteilungen einer gleichen Schulgattung oder zwei Schulen 
gleicher oder verfchiedener Art in getrennten Gebäuden Platz finden. 

Die Lagepläne in Fig. 2, 3 u. 4 zeigen als Beifpiele folcher Anordnung zwei Voiksfchulen 
für Knaben und Mädchen am Moorkamp in Hamburg, zwei Burgerfchulen für Knaben und 
Mädchen an der Kafemen- und Schloß-Straße in Stut^rt und zwei Voiksfchulen an der Muränyf- 
Oaffe zu Budapeft'). 



19 

Infofern die einzelnen Gebäude einer Schulhausgruppe, wie dies in außer- 
deutfchen Ländern die Regel ift, nur für eine geringere Schülerzahl beftimmt und 
demgemäß in kleineren Abmeffungen und höchftens mit zwei Obergefchoffen er- 
baut werden, kann die Anordnung als ein entfchiedener Vorzug anerkannt und nur 
bedauert werden, daß die mit derfelben unvermeidlich verbundene Steigerung der 
Bau- und Verwaltungskoften einer allgemeineren Einführung diefer Bauweife in 
Deutfchland hinderlich bleiben muß. 

f) Bauart und Konftruktion. 

Für die Bauart und Konftruktion find in erfter Linie maßgebend die gefetz- 22. 
liehen und polizeilichen Vorfchriften, die verfügbaren Geldmittel, die örtlichen ^*^"^*'*"- 
Gewohnheiten und in abgelegenen Gegenden auch die Rückficht auf vorhandene 
Bauftoffe. 

Im allgemeinen ift eine Ausführung mit maffiven, aus Back- oder Bruch- 
fteinen hergeftellten Umfaffungsmauem dem Holz- und Fachwerkbau vorzuziehen. 

Holzbau und Holzfachwerk find im Hinblick auf die Feuersgefahr und auf die 
unverhältnismäßig hohen Unterhaltungskoften nur in Ausnahmefällen*) und für 
vorübergehende Zwecke (Schulbaracken) zuläffig. Auch ausgemauertes Eifenfach- 
werk ift wenig zweckmäßig, weil die Temperaturverfchiedenheiten fich im Inneren 
der Gebäude allzu nachteilig fühlbar machen; innere Bekleidung der Außenwände 
mit Gipsdielen oder ähnlichen Bauftoffen, unter Herftellung einer ruhenden Luft- 
fchicht, ift jedenfalls unentbehrlich. 

Bei der Auswahl der Bauftoffe und bei der Beftimmung über die Konftruktion 
der Gebäude muß vor allem auf Dauerhaftigkeit und Feuerficherheit Bedacht ge- 
nommen werden. Man darf nie vergeffen, daß die Abnutzung in allen Räumen 
des Schulhaufes naturgemäß eine ungewöhnlich große ift und daß jede bauliche 
Ausbef ferung , ganz abgefehen von den Koften, eine Störung des Unterrichtes 
herbeiführen kann, die durchaus vermieden werden muß. Es ift ferner zu bedenken, 
daß das Schulhaus in Dörfern und kleinen Ortfchaften vielfach das bedeutendfte 
Bauwerk des Gemeinwefens darfteilt, andererfeits in größeren Städten durch feine 
häufige Wiederholung wohl geeignet ift, der Privatbautätigkeit in manchen Stücken 
als Mufter zu dienen. Es empfiehlt fich daher, trotz der gebotenen Einfachheit 
und Sparfamkeit, in allen Teilen des Baues das Befte anzuftreben. 

Die Rückfichtnahme auf möglichft große Feuerficherheit in den Schulhäufem 23. 
ift befonders geboten, weil bei der Anhäufung fo vieler Menfchen in einem Gebäude ''~^«^^'^- 
die Gefahr vorhanden ift, daß felbft bei einem an fich geringfügigen Brandfehaden 
und fchon bei einem blinden Feuerlärm, wenn nicht durch die Bauart das Ver- 
trauen einer fchnellen Entleerung des Haufes gewährleiftet ift, ein wilder Schrecken 
eintreten kann, der großen Schaden für Gefundheit und Leben der Kinder zur 
Folge hat. 

In Würdigung diefer Gefahr find an vielen Orten in den Schulhäufem 
befondere Einrichtungen getroffen, welche die Möglichkeit einer unmittelbaren 
Bekämpfung des Feuers bezwecken. Zu diefem Behufe werden, infofem eine 
Hochdruck- Wafferleitung zur Verfügung fteht, nicht nur auf den Höfen Waffer- 
hähne angebracht, fondern auch im Inneren der Gebäude an feuerficheren und ' 



*) In Oebirgsgegenden (Oberbayem, Schvarzwald, Schweiz und Tirol) wird der Holzbau, welcher den klimatifchen 
Verhältaiiffen fehr angemeTfen ift, fchon deshalb nicht auszuFchließen fein, weil das Holz oftmals das einzig vorhandene 
gute Baumaterial darftellt; aus diefer Erwägung ift der Holzbau z. B. im Schwarzwald baupolizeilich zugelaffen. 



20 

leicht zugänglichen Stellen, wie Treppenhäufem , Flurgängen u. a. m., Steigrohre 
in die Höhe geführt, die mit Schlauchverbindungen verfehen find und die Waffer- 
abgabe mittels Schlauch und Strahlrohr ermöglichen. Derartige Einrichtungen 
können auch durch Speifung aus Wafferbehältern , die auf dem Dachboden an 
erhöhter Stelle Platz finden und durch Pumpen zu füllen find, nutzbar gemacht 
werden. Neben diefen feften Einrichtungen ift noch die Vorforge von Feuerleitern 
und Eimern und von tragbaren Spritzen gebräuchlich, ebenfo die Bereithaltung 
von Geräten, die durch künftliche Erzeugung von Kohlenfäure das Feuer erfticken 
und unter dem Namen „Annihilatoren" und „Extinkteure" bekannt find. 

Im allgemeinen Tollte man mit diefen Sicherungsmaßregeln jedoch nicht zu 
weit gehen, befonders an folchen Orten, wo eine Feuerwehr zur Bekämpfung eines 
Brandes bereit ift Die Erfahrung hat gelehrt, daß oftmals mit den Verfuchen, 
das Feuer mit derartigem Notbehelf und durch ungeübte Hände im Keime zu 
erfticken, eine unerfetzliche Zeit verloren gehen kann; namentlich follte von Ein- 
richtungen Umgang genommen werden, die, wie z. B. Steigrohre, durch Undichtig- 
keiten und Zerfrieren ihrerfeits dem Gebäude großen Schaden zufügen oder infolge 
der eigenen Schadhaftigkeit, wie z, B. aufgerollte Schläuche, im Augenblick der 
Gefahr unbrauchbar fein können. Vor allem empfiehlt es fich, das Herbeirufen der 
Feuerwehr oder fonftiger Hilfe im Brandfalle durch Anlage von Feuertelegraphen 
oder Telephonleitungen oder durch Vorforge von Feuerglocken möglichft zu 
befchleunigen. Es mag hier eingefchaltet werden, daß in Deutfchland und in 
vielen anderen Ländern eigene Vorfchriften in Übung find (in Amerika unter der 
Bezeichnung Fire- drill) ^ die eine geordnete, möglichft fchnelle Entleerung des 
Schulhaufes im Falle einer Gefahr bezwecken. 

In Amerika beftehen, je nach der Dringlichkeit (Brand in der Nachbarfchaft, Gefahr im 
Schulhaufe und dringender Notftand) drei verfchiedene Signale, welche die nach Lage der Ver- 
hältniffe gebotenen Maßnahmen zur Folge haben. 

„ , .^; Zur Sicherung des baulichen Beftandes ift, wie für jedes Gebäude, fo auch 

Unterkellerung. •.. , ^ , ,, - - r- « i- /> , 

für das Schulhaus, forgfame Fundamentierung, Schutz gegen Grundfeuchtigkeit 
und gute Wafferabführung erforderlich. Es ift deshalb, abgefehen von dem da- 
durch zu erzielenden gefundheitlichen Nutzen, durchaus zweckmäßig, das Haus in 
ganzer Ausdehnung zu unterkellern. Infofern der tragfähige Baugrund fich in 
geringer Tiefe vorfindet und die Unterkellerung nicht ohnehin zur Aufnahme einer 
Heizungs- oder Lüftungsanlage oder zu anderen Zwecken der Schulverwaltung 
gebraucht wird, genügt es, die Gewölbe in etwa 1 "> Höhe über dem Erdboden 
als fog. Luftgewölbe herzuftellen. 

Gegen eine etwaige Vermietung der durch die Unterkellerung zu gewinnen- 
den Räume fprechen diefelben Bedenken, welche in Art. 7 (S. 11) gegen die Ver- 
bindung des Schulhaufes mit fremdartigen Zwecken überhaupt geltend gemacht 
worden find. 

Muß von einer Unterkellerung oder Unterwölbung der Koften halber Abftand 
genommen werden, fo ift eine forgfältige Zurückhaltung der Grundfeuchtigkeit 
durch Ifolierfchichten, die das Mauerwerk wagrecht und lotrecht abdecken, defto 
unentbehrlicher*). Durch die Schulhausbau-Verordnungen einzelner Länder, z. B. 
in Baden, find derartige Schutzvorrichtungen ausdrücklich vorgefchrieben. 

,25. Die Abführung des Haus- und Tagwaffers ift notwendig, für das Schulhaus 

Entwafferung. ^^j-^^j^^jg eifemcr Rohrc, die, wenn möglich, an unterirdifche Kanäle anfchließen, 



») Siehe Teil III, Bd. 2 (Abfchn. 1, A, Kap. 12) diefes »Handbuches". 



28. 

Blitzableitung. 



für den Hof- und Spielplatz durch ordnungsmäßige Oefällregelung, gepflafterte 
Rinnen, Sinkkaften und Kanalanfchlüffe. 

Zum Schutz gegen Itörende Schallübertragung muffen die Oebälke in an- ^ 
gemeffener Dicke ausgeführt und mit einer möglichft dichten Aus-, bezw. Auf- Übertragung. 
füllung von Sand oder einem anderen, den Schall fchlecht leitenden Material 
verfehen werden. Aus dem gleichen Grunde muffen die Zwif chenwände , die 
Klaffen voneinander trennen, in der nötigen Starke und Dichtigkeit hergeftellt 
werden; infofem nicht befondere Vorfichtsmaßregeln durch Anordnung doppelter 
Wände mit dazwifchen liegendem Luftraum oder durch fchalldämpfende Be- 
kleidung getroffen find, wird eine Mauerftärke von 40^° als notwendig zu er- 
achten fein. 

Die Eindeckung des Daches richtet fich nach den örtlichen Gewohnheiten ^ ^f • 
und kann daher, abgefehen von der felbftverftändlichen Vorfchrift der Feuer- 
ficherheit, einer befonderen Regel nicht unterworfen werden. Bildet das Dach 
zugleich die Decke der Schulzimmer, fo ift darauf zu achten, daß zur Herftellung 
Bauftoffe verwendet werden, die Wärme und Schall fchlecht leiten. Metalldächer 
find in folchem Falle ausgefchloffen; dagegen wäre ein Holzzementdach zu em- 
pfehlen, wie im allgemeinen eine flache Dachdeckung der Schulhäufer, weil für 
hohe Dachböden feiten eine nützliche Verwendung vorhanden fein wird, im 
finanziellen Intereffe einer fteilen Deckung vorzuziehen fein dürfte. 

Die Frage, ob das Schulhaus mit einer Blitzableitung zu verfehen ift, wird 
nach den örtlichen Verhältniffen zu beantworten fein, falls nicht, wie dies z. B. in 
Baden, in vielen Kantonen der Schweiz u. a. O. gefchehen, das Anbringen von 
Blitzableitern gefetzlich vorgefchrieben ift. Die Herftellung muß von durchaus 
fachverftändiger Hand bewirkt werden und die Unterhaltung dauernd einer zu- 
verläffigen Beauffichtigung unterftellt bleiben; es darf nicht vergeffen werden, 
daß eine fchlecht in ftand gehaltene oder gar fchadhafte Blitzableitung das Haus 
gefährden kann, ftatt ihm Schutz zu gewähren. 

g) Schmuck des Schulhaufes. 

Wie vorher die Anficht vertreten wurde, daß die Herftellung des Schulhaufes ^• 
in konftruktiver Beziehung das Befte erftreben foll, um dem Bauwefen des Schul- schmuck. 
bezirkes als Mufter dienen zu können, fo ift hier der Wunfeh auszufprechen, daß 
eine künftlerifche Durchbildung der Bauformen des Schulhaufes, im Äußeren 
und im Inneren, nicht nur als zuläffig, fondern als geboten angefehen werden 
möge. 

Wenn fich die Leiftungsfähigkeit eines jeden Gemeinwefens am beften kenn- 
zeichnet in dem Umfange feiner Schulpflege, in der Allgemeinheit und in der 
Höhe der Bildung, welche die heranwachfende Jugend fich anzueignen im ftande 
und gezwungen ift, fo erfcheint es auch angezeigt, diefe Leiftungsfähigkeit für die 
Bürgerfchaft und für Fremde äußerlich wahrnehmbar zu machen. Das Schulhaus 
foll deshalb feine Beftimmung nach außen in ftattlicher Weife erkennen laffen; 
die Klaffen follen bei der Faffadengeftaltung architektonifch zum Ausdruck ge- 
bracht werden, damit der Zweck des Gebäudes ohne weiteres erkennbar ift. 
Nicht in einer Scheinarchitektur oder in einer Häufung architektonifcher Zutaten 
foll die Wirkung gefucht werden, vielmehr in der Verwendung echter, wenn 
auch einfacher Bauftoffe und in den künftlerifch abgewogenen Verhältniffen des 
Baues. 



Mit berechtigtem Stolz wird jetzt in vielen, felbft kleinen und minder wohl- 
habenden Städten, namentlich in Deuttchland, in Öfterreich und in der Schweiz, 
ebenfo auch in Belgien, England und Frankreich, verlangt, daß die Schulhäuter 
die tchönften Gebäude des Ortes fein follen, und ftolz fühlen Lehrer und Schüler, 
daß der Jugenderziehung die hierzu erforderlichen beträchtlichen Opfer gebracht 
werden. 

Um die Einförmigkeit zu vermeiden, welche die vielen gleich großen und 
gleichmäßig verteilten Fenfter der Klaffen den Falfaden aufdrücken, können bei 
einfeitiger Flurgangbebauung die Klaffen an die Hinterfaffade, mit den Fenftem 
auf den Schulhof gerichtet, angeordnet werden. 

schmck ^^^ Innere des Schulhaufes foll hell und luftig geftaltet, harmonifch in Form 

im und Farbe follen die Räume fein, in denen die Kinder fo viele Jahre ihres Lebens 

Inneren, zubringen Und die erften dauernden Eindrücke in fich aufnehmen. Das Kind foll, 
wenn dies nötig ift, nicht nur den Sinn für Ordnung und Reinlichkeit, fondem 
auch den Sinn für Schönheit aus der Schule mit nach Haufe und mit fich in das 
Leben tragen. 

Vielfach hat fich gerade in jüngfter Zeit das Beftreben geltend gemacht, auf 
diefem Wege noch weiter zu gehen und dafür zu forgen, daß durch farbigen und 
bildlichen Schmuck im Inneren des Schulhaufes auch das Qeftaltungsvermögen 
der Kinder geweckt und angeregt werde. In den Klaffen werden die Himmels- 
richtungen durch an die Decken gemalte Windrofen und die Raumverhältniffe 
durch an die Wände gemalte Maßftäbe vorgeführt. Die Flure und Hallen, die 
Verfammlungsfäle und die Klaffen werden mit Bildwerken, mit Büften berühmter 
Männer, mit gefchichtlichen, naturwiffenfchaftlichen und künftlerifchen Darftellungen 
aller Art in Stichen und Photographien gefchmückt. 

In Frankreich ift es kürzlich einem Sonderausfchuß zur Aufgabe gemacht, die Gegenftande 
zu bezeichnen, die in diefem Sinne für die Schulen als befonders geeignet zu maffenhafter Her- 
ftellung und zur Anfchaffung empfohlen werden können. 



h) Bau- und Einrichtungskoften. 

3'- Über die Baukoften der Schulhäufer und ihres Zubehörs beftimmte Angaben 

«" o eiu ^^ machen, ift fehr fchwierig, weil die Verfchiedenartigkeit des Bauprogramms, der 
Klaffengrößen, der Oefchoßanzahl und Höhe, fowie ferner die Verfchiedenwertig- 
keit der inneren und äußeren Ausftattung und die in den einzelnen Ländern und 
Provinzen fehr voneinander abweichenden Baupreife auf die Qefamtfumme von 
großem Einfluß find und einen Vergleich faft unmöglich machen. 

Will man jedoch mit dem hierdurch bedingten Vorbehalt verfuchen, durch- 
fchnittliche Koftenpreife feftzuftellen, fo darf die Ermittelung nicht auf das Quadr.- 
Meter überbauter Grundfläche der Gebäude bezogen werden, weil bei diefer Art 
des Vergleiches die Anzahl der Obergefchoffe nicht zum Ausdruck kommt, und 
ebenfowenig auf die Einheit der Schülerzahl im Schulhaufe, weil es einen großen 
Unterfchied ausmacht, ob in gleich großen Klaffen beifpielsweife je 54 Kinder auf 
zweifitzigem oder 45 Kinder auf einfitzigem Geftühl Platz finden. Die Ermittelung 
wird vielmehr mit einiger Genauigkeit nur nach dem Kub.-Meter des umbauten 
Raumes der Gebäude zu rechnen fein, und es muß anheimgegeben bleiben, 
die vorerwähnten Verfchiedenheiten dabei in angemeffener Weife zu berückfich- 
tigen. 



Der umbaute Rauminhalt ift für die nachfolgenden Angaben von Oberkante 
Kellerfußboden bis Oberkante Hauptgefims, bezw. bis zum Dachanfchluß ge- 
rechnet 

Zur Bezifferung der Baukoften für Schulen mit geringerer Klaffenzahl, wie 
folche in Dörfern und kleinen Ortfchaften gebraucht werden, find zunächft die in 
untengenannter Zeitfchrift*) veröffentlichten Mitteilungen benutzt 



Bauzeit 



1896/97 



Baukoften, preußifcher Volksfchulhäufer 

Raumangabe 



1 
2 



3 

4 

5 
6 

3 

4 
2 

3 
2 

4 

5 

8 

6 



Klaffe mit Lehrerwohnung 
Klaffen mit Lehrerwohnung 

VlV-O^l« •••••••■ 

Klaffen mit Lehrerwohnung 



n n 

n n 

n n 

n n 

n n 



n 
n 
n 
n 
n 



Klaffen ohne Lehrerwohnung 



n 

n 
n 
n 
» 

M 



n 

n 
n 
n 
n 
n 



n 
n 
n 

n 
n 
n 



Zahl 
der Ober- 
gefchoffe 



o 

o 

teilweife 1 



teilweife 2 
2 

o 
1 
1 
1 
1 
2 



Niedrigfter Höchfter 



Preis für 1 cbm 
umbauten Raumes 



7,60 
7,60 

7»90 
7i6o 

7,80 

8,70 



9,10 



9i30 

I 

9,20 

8,40 

9,70 
10,50 



7,90 
9,60 

9i9o 

8,90 



14,60 
13,60 

11,00 

12,60 

10,60 

8,80 

9»8o 



9.70 



Mark 



Die Tabelle läßt in den aufgenommenen niedrigften und höchften Preifen die 
großen Schwankungen erkennen, denen die Baukoftenpreife felbft dann noch 
unterworfen find, wenn gleichartige Schulhäufer von einer und derfelben Ver- 
waltung, alfo doch nach möglichft gleichen Grundfätzen, ausgeführt werden; 
diefe Verfchiedenheit wird im wefentlichen durch die verfchiedene Höhe der 
Arbeitslöhne und Materialwerte in den einzelnen Provinzen des preußifchen 
Staates hervorgerufen fein. Femer zeigt die Tabelle, daß die Baukoften, auf die 
Einheit bezogen, fich im Durchfchnitt um fo niedriger ftellen, je größer der Um- 
fang des Bauwerkes ift. 

Zur Beurteilung der Baukoften für größere Volks- und Mittelfchulen und die 
zugehörigen Turnhallen bieten die Aufzeichnungen, die den in Kap. 5 u. .6 des 
vorliegenden Heftes vorgeführten Beifpielen in tabellarifcher Form beigegeben 
find, einen intereffanten Anhalt 

Um die betreffenden Ziffern einigermaßen vergleichbar zu machen, find die 
Tagelohnfätze beigefügt, die in der betreffenden Stadt z. Z. für Bau- und Hand- 
arbeiter an die Unternehmer gezahlt werden; auch find die Ergebniffe für Schulen 
von 10 bis 20, von 20 bis 30 und von 30 bis 40 und mehr Klaffen getrennt er- 
mittelt und in nachftehender Aufzeichnung zufammengefaßt worden. 



*) Statirtirche Nachweifungen betreffend die in den Jahren iSgö/gy abgerechneten Preußifchen Staatsbaiiicn. Zcitfchr. 
f. Bauw. 1901, S, 26 ff. 



44 





Einheitspreis für 1 cbm umbauten Raumes für 


Tabelle und Nummer 


Schulhäufer mit Klaffenzahl von 


Turnhallen 




10 bis 20 


20 bis 30 


30 und mehr 


I, 1 

I, 2 

I, 3 

I, 4 

1, 6 

I, 7 

I, 8 

l 9 

I, 10 

I, 12 

I, 14 

I, 15 

I, 1 

I, 3 

1, 4 

I, i6 

I, i8 

1, 21 

I, 22 

I, 24 

I, 25 

I, 7 

I, 27 

1,32 

I, 33 

I, 35 

1,36 

I, 10 

I, 11 


l8,6o 
11,80 

18,90 
13,80 
17,10 
12,70 
14,20 
15,40 
18,20 
17,60 
11,70 
19,30 
15,90 
15,00 
19,20 


17,00 
14,00 
14,60 
12,00 
19,00 

14,20 


14,30 
16,30 

15,30 
12,30 
13,20 
14,70 
12,40 


16,90 

21,90 
10,60 

9^|0 
11,60 

16,00 

9,70 
10,70 
14,00 

8,10 
12,80 

20,70 
14,30 

10,20 

13,20 
15,00 


zufammen : 


239,40 


90,80 


98,50 1 215,10 


im Durchfchnitt: 


15 


6 


7 


17 




16,00 


15,00 


14,10 


12,70 




1 


Mj 


irk 





Auch hier zeigt die Durchfchnittsausrechnung, daß die Baukotten der Schul- 
häufer für 1 ^*'" des umbauten Raumes mit der zunehmenden Größe des Schul- 
hautes abnehmen. Die Koften der Turnhallen fchwanken zwifchen 8,10 und 
21,90 Mark und betragen im Mittel für 1 ^*»«» des umbauten Raumes 12,70 Mark. 
Die Koften für Herftellung der Bedürfnisanftalten, einfchließlich des inneren Aus- 
baues mit Antchluß an Schwemmkanäle, find im Durchfchnitt auf 35 Mark für 
1 cbm des umbauten Raumes zu fchätzen. 

Als Anhalt für den Vergleich der Herftellungskoften verfchiedener Heizungs- 
fyfteme werden die Aufzeichnungen mitgeteilt, die feitens der preußifchen Staatsbau- 
verwaltung für die in den Jahren 1896—97 ausgeführten Volksfchulhäufer ge- 
geben find*). 



Neuere Heizungs- unc 

Anlagekoften. 



1. 



3 

2 



Gebäude 
und Art der Heizung. 



1 

3!' 



7 

8 

9 

10 

11 



11 



I 



I' 



Mitteldruck-Wafferheizung 

Allerheiligen fchule 

Brentanofchule 

Fürftenbergerfchule 

Günderodefchule 

Hölderlin fchule 

Merianfchule 

Peftalozzifchule 

Sachfenhaufener Real fchule . . . 

Schwarzburgfeh ule 

Varrentrappfchule 

Weftendfchule 



' Niederdruck-Dampfheizung 
1 1 Bonifatiusfchule . . . 
*2;' Bomheimer Mittelfchule 



3 j Dreikönigsfchule . . 

4i Franken fteinerfchule . 

s'i Feuerwache Weftend . 
•6i Glauburgfchule . 

7I Goethegymnafium . . 

•8 • Gutleutfchule . . . . 



10 



•11 



Karmeliterfchule. 
Leffinggymnafium 

Mufterfchule . . 



i2[| Wallfchule 

13 ii Willemer fchule . . 

Gasheizung 
Uhlandfchule 



Ii 



(e 



;'(f 



(« 






Anmerkung: Die Turnhallen der mit ein« 
Heizung wird nur Oaskoks gefeuert. 



Mittlere Monats-Te 



Jahr 



Oktober 



iSgQ/igoo 4- 9,0 
1900/1901 , + 10,0 

1901/1902 -f J)o 



NovemberlDezem' 
-i- 7,« - 1, 

OhijTf Tcinp 



25 



Heizfyftem 



Kachelofen 

Eifemer Regulierfüllofen. 
Irifcher Dauerbrandofen . 

Gasofen 

Heiß wa ff erheizung . . . 

Hochdruckdampfheizung 

Mitteldruckwafferheizung 

Niederdruckwafferhdzung 

Niederdruckdampfheizung 



Herftellungskoften für je 
100 cbm beheizten Raumes 



niedrigfter höchfter 


Preis 


114,50 


177,90 


80,00 


i50»oo 


89,40 


187,80 


220,60 1 380,70 


109,40 


384,90 


434,90 


539,80 


294,70 


325,80 



Mark 



Femer werden nebenftehend die Herftellungs- und Betriebskoften der in 
einigen ttädtilchen Schulen zu Frankfurt a. M. vorhandenen neueren Heizfyfteme 
in tabellarifcher Form mitgeteilt; zu den Betriebskoften wird bemerkt, daß die 
Luftemeuerung auf etwa das 2Vi-fache des beheizten Raumes für die Stunde ein- 
gerichtet ift Die Verzinfung und Amortilation der Anlagekoften ift in der Betriebs- 
koftenberechnung nicht berückfichtigt 

Die Einrichtungskoften des Schulhaufes lind ebentowenig wie die Baukoften 
auch nur mit einiger Sicherheit zu beziffern, weil fie abhängig find von der Zahl 
und Art der Nebenräume, die, wie früher erwähnt, den Schulen in überaus ver- 
fchiedener Weife beigegeben werden, und weil lie auch in den Klaffen je nach 
Zahl der Schüler und Art des Qeftühls überaus verfchieden find. 

Unter der Annahme, daß in der Klaffe 60 Kinder auf zweifitzigem feftem 
Qeftühl unterrichtet werden, find die Einrichtungskoften einer Klaffe auf etwa 
900 Mark zu fchätzen. 

Die Koften für Befchaffung der Turngeräte betragen im Durchfchnitt etwa 
3000 Mark für eine Turnhalle. 



32. 
Einrichtungs- 
koften. 



2. Kapitel. 
Klaffen. 

a) RaumbemelTung und Geftaltung. 

Die Raumbemeffung und Geftaltung der Klaffe ift abhängig von der Schüler- _ »j. 
zahl, von der Art des Unterrichtes, von der Form des zu verwendenden Qeftühls Anforderung. 
und von der Erhellung. 

Infofern der Unterricht in der Klaffe ein einheitlicher ift, dürfen bei Be- 
meffung des Raumes die Grenzen nicht überfchritten werden, innerhalb deren die 
Kinder von der hinterften Bank die Aufzeichnungen an der neben dem Lehrerfitz 
ftehenden Wandtafel deutlich erkennen, bezw. innerhalb deren die Lehrer, ohne 
ihre Stimme auf die Dauer übermäfsig anzuftrengen, fich verftändlich machen 
können. 

Die durchfchnittliche normale Sehweite der Kinder ift auf etwa 8"» und die 
zuläffige Sprechweite für den Lehrer, welche nur bei großen Hörfälen überfchritten 
wird, auf etwa 10™ anzunehmen. 



26 

Die Rückficht hierauf kommt in Fortfall, wenn eine größere Kinderzahl, wie 
dies befonders in England und Holland gebräuchlich itt, von mehreren Lehrern 
in einer Klaffe gleichzeitig unterrichtet wird. 

Über die größte Schülerzahl, die in einer einheitlich unterrichteten Klaffe 
untergebracht werden darf, beftehen in den verfchiedenen Landern verfchiedene 
Vorfchriften, deren ftrenge Einhaltung jedoch durch die Verhältniffe vielfach 
erfchwert und unmöglich gemacht wird. 

Für ländliche Schulen itt in Preußen durch Minifterial-Eriaß vom 25. No- 
vember 1895 beftimmt, daß einklaff ige Schulen nicht über 80, mehrklaff ige Schulen 
in jeder Klaffe nicht über 70 Schüler enthalten dürfen. Im allgemeinen werden 
in Deutfchland in den Bürger- oder Volksfchulen für jede Klaffe durchfchnittlich 
60, in den Mittelfchulen 50 Kinder die gebräuchlichen Zahlen darfteilen. In den 
in Art 3 (S. 6) genannten Hilfsfchulen für fchwachbefähigte Kinder ift die Schüler- 
zahl geringer und überfteigt in der Regel für jede Klaffe die Zahl von 24 nicht. 

In den höheren Schulen verbietet fich eine große Schülerzahl aus pädago- 
gifchen Rückfichten', weil der Lehrer außer ftande fein würde, den Unterricht fo, 
wie dies wünfchenswert ift, nach der Eigenart des einzelnen Kindes zu erteilen 
und in befriedigender Weife zu fördern. 

Der Flächenraum jeder Klaffe fetzt fich zufammen aus dem Räume, der 
erforderlich ift für das Unterbringen des Lehrers und der Schulkinder, der Möbel, 
der erforderlichen Zwifchengänge und, foweit keine Sammelheizung befteht, auch 
der Heizvorrichtung. 

Für die Aufnahme des Lehrerfitzes und der für Unterrichtszwecke nötigen 
Möbel, wie Klaff enfchrank, Wandtafel, Papierkorb u. a. m., fowie des etwa auf- 
zuftellenden Ofens ift die Tiefe der Klaffe auf eine Länge von 2" zu rechnen. 

Das Schulgeftühl — Schulbänke, Banktifche oder Subfellien — muffen fich 
den verfchiedenen Körpergrößen der Kinder anpaffen und zu diefem Zwecke in 
verfchiedenen Maßabftufungen (Gruppen) angefertigt werden. Unter Zugrunde- 
legung der fpäter mitzuteilenden Maßtabelle von Spieß würde die Abftufung 
beifpielsweife in 9 verfchiedenen Gruppen erfolgen, und es würden je 3 Gruppen 
in gleicher Anzahl in jede Klaffe einzuftellen fein; die Sitzgröße würde für jedes 
Kind in der Länge des Geftühls zwifchen 50 und 60"°, in der Tiefe, Bank und 
Tifch zufammengerechnet, zwifchen 68 und 92^", im Mittel alfo 55, bezw. 80*^»" 
betragen. 

Der Gangraum ift davon abhängig, ob jedes Kind feinen befonderen Sitz 
erhält oder ob die Kinder auf zwei-, drei-, vier- oder mehrfitzigem Geftühl Platz 
finden, bezw. davon, in wie viele Reihen, parallel zur Fenfterwand, das Geftühl 
geftellt wird. Die Breite der Gänge zwifchen zwei- und mehrfitzigem Geftühl 
muß fo groß fein, daß zwei Kinder aneinander vorbeigehen können, alfo etwa 
60*^. Eine etwas geringere Breite (etwa 50 <^'") genügt für den Gang zwifchen 
einfitzigem Geftühl und ebenfo für den Gang zwifchen dem Geftühl und der 
Fenfterwand, bezw. der Rückwand, für letzteren unter der Vorausfetzung, daß die 
Rückwand der Klaffe nicht, wie dies bisweilen der Fall ift, zur Aufnahme der 
Überkleider und Kopfbedeckungen (als Kleiderablage) der Kinder benutzt wird. 
Soll eine folche Benutzung ftattfinden, fo ift eine Verbreiterung diefes Ganges auf 
1,20 bis 1,40° notwendig. In gleicher Weife muß der Raum zwifchen dem Geftühl 
und der Gangwand, deffen Breite für den Verkehr der Kinder beim Betreten und 
Verlaffen der Klaffe ungefähr 1,00"* betragen follte, auf mindeftens 1,20 "^ bemeffen 
werden, wenn etwa die Gangwand als Kleiderablage dient. 



27 



Stellt man diele Maße in Rechnung, und zwar für die Rückwand mit 50*^» 
und für die Oangwand mit 1", fo ergeben fich auf Grund der Skizzen in Fig. 5 
bis 9 für eine Klaffe von 60 Schülern im Mittel folgende Abmeffungen: 



Ott r 



JCittil 



Vtt it 



Fig. 5. 



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18 


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M 














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2:1 




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Sl 




«1 









28t 



888 



810 



nss 



1064 



98t 



Klaffe Jm 60 Schüler mit einfitzigem Geftühl. 

Fig. 6. 



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98 


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76 


11 


13 








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51 




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72 


72 


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88 


51 
88 


88 


(8 


(8 


68 


feS 



too 



800 



200 



1158 



10 54 



948 



Klaffe für 60 Schüler mit zweifitzigem Geftühl. 

V'i» w. Qr. 

Einfitziges Geftühl in 6 Reihen (Fig. 5): 10,54 m Länge und 7,36«» Tiefe 

Zweifitziges Geftühl in 3 Reihen (Fig. 6): 10,54 m Länge und 6,06»n Tiefe 

Dreifitziges Geftühl in 2 Reihen (Fig. 7): 10,54 m Länge und 5,46 m Tiefe 

Vierfitziges Geftühl in 2 Reihen (Fig. 8): 8,94 m Länge und G,6cm Tiefe 

Fünf fitziges Geftühl in 2 Reihen (Fig. q): 7,30™ Länge und 7,80™ Tiefe. 



Je nachdem die Klalfen zur Benutzung für kleinere oder größere Schulkinder 
beftitnmt find und demgemäß die kleineren oder größeren Geftühlsgruppen ver- 
wendet werden muffen, find alfo die Abmeffungen der Klaffen, auch bei gleicher 




Klaffe für 60 Schüler mit drei fitzi gern Geflühl. 

Fig. 8. 



Klaffe für 64 Schüler mit vierfitzigein Qeftöhl. 



Schülerzahl, fehr verfchieden. Fig. 5 bis 9 verantchaulichen diete Unterfchiede; 
auch ift zu befferer Überficht eine Tabelle beigegeben, welche die Unter-, Mittel- 
und Oberwerte der Klaffen-Abmettungen beziffert; die Mittelwerte find durch die 
unteritrichenen Zahlen bezeichnet 



Zahl 
der 
Schul- 
kinder 


Art 

des 

Oeftühls 


Reihen- 


Unge der Klaffe 


•Hefe der Klaffe 


Lichte 
Höhe 
der 
Klaffe 


Hächen- 


Luft- 


zahl 


Unter- 1 Mittel- j Ober- 
Klirren 


Unter- 1 Mittel- 1 Ober- 

Klirrm 


für jedes Kind 
im Durchfchnilt 


60 
60 
60 


einfitzig 

zweifiUig . . . 
dreifitzig . . , 


6 
3 
2 


9,ö 
9^ 


10,M 
10,54 


11,58 
11,5S 
n,S8 


7,** 

6,74 
5,16 


7^ 
6,0» 

5,46 


7,M 
6,30 
5,70 




IM 

0,M 


S,84 


&4 


vierfitzig . . . 


2 


8,0» 


8,M 


9,78 


6,18 


6,M 


6,»o 




0,98 


S.n 


60 


fünffitag . . . 


^ 


6,W 


7,30 


7,M 


7,*o 


7^ 


8,10 




0^ 


S^ 










Meter 








Quadr.-M. 


Kub.-Met. 



Klaffe für 60 Schüler mit fünffitzigem Geftühi. 

Bei Fettftellung des Orundriffes eines größeren Schulhaufes, in dem die Schul- 
räume in mehreren Gefchoften übereinander liegen, muß deshalb lorgtam er- 
wogen werden, inwieweit in den OberklaHen, deren Abmeffungen für die in den 
unteren QefchoKen liegenden Klallen beftimmend werden, erfahrungsgemäß eine 
Verminderung der für die Unterklallen normalen Schülerzahl eintritt, die es zu- 
läftig macht, die Längen der Oberklaffen einzufchränken und auf diefe Weite eine 
zwecklofe Raumverfchwendung in den Unterklatten zu vermeiden; für die Bemeffung 
der Tiefe itt die Verminderung der Mauerftärken in den Obergetchoffen zu berück- 
(ichtigen. Es würde zweckmäßig fein, die Grundrißgeftaltung der Klaffen in zwei ver- 
fchiedenen Größen vorzuleben, um die beträchtlichen Verfchiedenheiten des Raum- 
bedarfes einigermaßen auszugleichen; jedoch hiermit ift für die Verwaltung der 
Nachteil verknüpft, die Klaffen nicht nach den Erforderniften des Unterrichtes be- 
nutzen zu können; deshalb wird in der Regel auf die Verichiedenheit der Ab- 
meffungen verzichtet und die Raumverfchwendung, die ohnehin den gefundheit- 
Htiien Verhältniffen zum Nutzen ift, in den Kauf genommen. 



30 



34- 
Grundform. 



35. 
Flächen- 

und 
Luftraum. 



Infofern die Länge oder die Tiefe der Klaffe, wie dies z. B. der Fall ift, 
wenn letztere 60 Schüler und noch mehr aufnehmen foll, bei ein-, zwei- und drei- 
fitzigem Geftühl eine übergroße wird, ift auf eine mehrfitzige Anordnung Bedacht 
zu nehmen. 

Für ländliche Schulen in Preußen find die größten Klaffenmaße durch den 
mehrgenannten Minifterial-Erlaß vom 15. November 1895 auf 9,76 X 6,50 °» be- 
ftimmt; Abmeffungen von 11 "> Länge und 7 » Tiefe follten unter keinen Um- 
ftänden überfchritten werden; letzteres Maß ift ohnehin, wie fpäter noch erörtert 
werden wird, nur bei fehr günftigen Lichtverhältniffen überhaupt zuläffig. 

Je nachdem die Länge des Schulzimmers feine Tiefe überfteigt, bezw. der 
letzteren annähernd gleich kommt oder von ihr übertroffen wird, unterfcheidet 
man Langklaffen, Quadratklaffen und Tiefklaffen. 

Die Langklatfen (Fig. 5 bis 7), bei denen die Länge zur Tiefe im Verhältnis 
von ungefähr 3 : 2 ftehen follte, find wegen der befferen Erhellung den anderen 
bei weitem vorzuziehen; Quadratklaffen follten nur für eine geringere Schülerzahl 
verwendet. Tiefklaffen, foweit irgend möglich, vermieden werden. 

Aus den Abmeffungen ergibt fich zugleich der auf jedes Schulkind, im 
Durchfchnitt der Oefamtfläche der Klaffe, entfallende Flächenraum und, unter Be- 
rückfichtigung der lichten Höhe des Zimmers, der Luftraum. Die betreffenden 
Zahlen find der umftehenden Tabelle hinzugefügt; fie vergrößern fich natur- 
gemäß bei Anwendung ein- und zweifitzigen Oeftühls beträchtlich, und es folgt 
daraus, daß derartiges Oeftühl bei größerer Schülerzahl überhaupt unverwendbar 
ift Es ift deshalb auch einfitziges Geftühl, von amerikanifchen und fchwedifchen 
Schulen abgefehen, für Schulzwecke nicht gebräuchlich. Dagegen wird in den 
meiften Ländern, und befonders in Deutfchland, für die Lehrklaffen der höheren 
und auch der niederen Schulen, mit einer Schülerzahl bis zu 60, in der Regel 
zweifitziges Oeftühl verwendet, während für die Lehrklaffen der Volksfchulen mit 
Schülerzahlen bis zu 80 drei-, vier- und fünffitziges Oeftühl im Gebrauche ift. 

Der Flächenraum, welcher jedem Schulkind in der Klaffe mindeftens gewährt werden foll, 
ift vielfach durch gefetzliche Vorfchriften beftimmt, z. B. in Baden und Heffen auf 0,80 q™; in 
Preußen auf 0,85 q*», für Dorffchulen ausnahmsweife 0,60 q"; für die Londoner Stadtfchulen auf 
0,00 qm; für die Parifer Stadtfchulen feit 1895 (bei Feftfetzung der Höchftzahl der Schüler in jeder 
Klaffe auf 50) Iqn»; für holländifche Schulen auf O,eoqnj; dagegen werden in der Schweiz 1,50 qm 
beanfprucht. 

Ebenfo ift die geringfte Höhe der Klaffen z. B. für ländliche Schulen in Preußen auf 8,20 «», 
vorgefchrieben; diefelbe wird jedoch in der Ausführung meift größer, und zwar gewöhnlich auf 
4 m bemeffen. 

Der Luftraum für jedes Schulkind berechnet fich danach auf 3 bis 4 c^™; Abweichungen 
kommen natürlich auch hier vor; fo werden z. B. in der Schweiz, dem größeren Flächenraum 
entfprechend, 6,5 c^j« verlangt. 

Es mag hier erwähnt werden, daß in einer durch örtliche Heizung erwärmten 
Klaffe, weil das Oeftühl dem Ofen nicht zu nahe ftehen darf, 2 bis 3 Sitzplätze 
verloren gehen, fobald der Ofen nicht an der Oangwand neben dem Lehrerfitz 
feinen Platz finden kann, fondern in einer anderen Ecke aufgeftellt werden muß. 



36. 

Anordnung 

der 

Fcnftcr. 



b) Tagesbeleuchtung. 

Als Hauptregel für die Anordnung der Fenfter ift aufzuftellen, daß das Licht 
dem Schulzimmer nur von einer Seite, und zwar nur fo zugeführt werden darf, 
daß die Kinder das Licht von der linken Seite erhalten. 

In außerdeutfchen Ländern, z. B. in Amerika, England und Holland, finden 
gegen diefe Regel noch vielfache Abweichungen ftatt, indem die Klaffen zweifeitig, 



31 



und zwar rechtwinkelig oder einander gegenüber flehend geftellte Fenfter erhalten; 
doch muß eine folche Anordnung beftenfalls als ein Notbehelf bezeichnet werden, 
fobald es eben unmöglich ift, der Klaffe von der linken Seite genügendes Licht zu- 
zuführen. 

In Belgien und Frankreich ift es gebräuchlich, die Klaffen auch gegen den 
Flurgang, alfo parallel der Frontwand, mit hoch liegenden Fenftern zu verfehen; 
letztere haben dann aber meift die untergeordnete Bedeutung, den Klaffen vom 
Oarig ein zerftreutes Licht zuzuführen oder zur Erhellung der Gänge, bezw. zu 
befferer Lüftung der Klaffen beizutragen, und find deshalb in keiner Weife zu 
beanftanden. 

Vielfach ift der Vorfchlag gemacht worden, die Klaffen ausfchließlich mit 
Deckenlicht zu erhellen. Die Dächer follen in Form der Sheddächer konftruiert 
fein, um ein durchaus ruhiges, gleichmäßiges Licht zu gewährleiften; zugleich 
foll hiermit die Ablenkung vermieden werden, welche den Kindern durch den Aus- 
blick aus feitlichen Fenftern erwächft Es fehlt nicht an erfinderifchen Gedanken, 
wie die Nachteile gemindert werden könnten, die aus der Notwendigkeit, alle 
Schulzimmer im Erdgefchoß anzulegen, hergeleitet werden muffen. Man hat 
z. B. vorgefchlagen, fämtliche ebenerdige Schulzimmer um einen großen Mittel- 
raum zu vereinigen, der als Kleiderablage, als bedeckter Spielplatz oder als Turn- 
halle zu verwenden wäre und im Obergefchoß für einige Verwaltungszimmer und 
für einen Feftfaal (Aula) Platz bieten könnte. Wir glauben jedoch, daß diefe An- 
ordnung der Gewohnheit fo fehr widerftreitet, daß fie, wenigftens für größere 
Schulen, keine Ausficht auf Verwirklichung hat, zumal Raumbedarf und Koften 
einer folchen Bauausführung, im Vergleich zu einer mehrgefchoffigen Anlage, fich 
beträchtlich höher ftellen und die erftrebten Vorteile, abgefehen natürlich von der 
ebenerdigen Lage fämtlicher Schulzimmer, auch in anderer Weife erreicht werden 
können. Zur Zeit wird Deckenlicht in den Schulen nur für die Erhellung von 
Fluren, Gängen und untergeordneten Räumen angewendet 

Die dem Schulzimmer zuzuführende Lichtmenge wird fchwerlich eine über- 
große werden können, weil die Kinder auf mehreren, der Fenfterwand parallel 
ftehenden Sitzreihen Platz finden, die Kinder auf der letzten Reihe alfo fchon in 
einem beträchtlichen Abftande von den Fenftern fitzen muffen. Es ift deshalb als 
Regel aufzuftellen, daß die Fenfter auf der ganzen Längswand der Klaffe, in 
gleichmäßiger Verteilung, fo breit, wie es die konftruktiven Rückfichten geftatten. 



Fig. 10. 




iji...^ ti«.- Ä.ia... ä« — H< 

_ III 



Querfchnitt durch eine Klaffe. 

Vxoo w. Or, 



und fo hoch wie möglich unter 
die Decke heraufreichend angelegt 
werden. 

In verfchiedenen Ländern ift 
die Höhe und Größe der Fenfter 
oder das Verhältnis der Fenfterfläche 
zur Bodenfläche der Klaffe, bezw. 
zur Kinderzahl in letzterer durch 
Verordnungen beftimmt 

Die Breite der Fenfterpfeiler 
darf nach preußifcher und badifcher 
Vorfchrift das Maß von 1,20", nach 
anderer Vorfchrift von 1,80" nicht 
überfchreiten; die Höhe vom Fuß- 
boden bis zur Fenfteroberkante foll 



37. 

Orößc und 

Form der 

Fenfter. 



3 2 

in amerikanifchen und franzöfifchen Schulen mindeftens ^/g der Klaffentiefe, in 
englifchen Schulen mindeftens 4,00"» betragen. Die Höhe der Feniterbrüftungen 
ift in Preußen auf mindeftens l,oo", in Amerika auf 1,06», in Holland auf 1,30" 
und in Frankreich auf 1,50" vorgefchrieben. 

Nach badifcher und öfterreichifcher Vorfchrift foll ferner die Gefamtfläche 
der lichten Fenfteröffnungen mindeftens Vei bei anderweitig beeinträchtigten Licht- 
verhältnilfen mindeftens V* t "^ch preußifcher Vorfchrift mindeftens Vs der Grund- 
fläche des Schulzimmers betragen; im Durchfchnitt feilte das Maß von % nicht 
unterfchritten werden. Anderenorts ift beftimmt, daß für jedes Kind mindeftens 
0,16«" Fenfterfläche vorhanden fein follen. 

Die obere Begrenzung der Fenfteröffnungen foll, um die lichteinlaffende 
Fläche nicht an der wirkfamften Stelle zu befchränken, wagrecht oder flachbogig 
gefchloffen fein; rund- und fpitzbogige Fenfter find aus diefer Erwägung minder 
zweckmäßig. Der Fenfterfturz foll der Decke fo nahe liegen, wie die bauliche 
Konftruktion irgend geftattet; es empfiehlt fich, die Fenfteröffnungen durch Ab- 
fchrägung der Leibungen nach innen zu erweitem. Als angemeffene Durch- 
fchnittshöhe für die Fenfterbrüftungen ift ein Maß von 1,20" zu bezeichnen. 

Im Notfalle, befonders wenn einzelne Klaffenfenfter durch gegenüberftehende 

Gebäude verdunkelt find, können die Lichtverhältniffe durch Anwendung von 

Prismenfcheiben oder durch Anbringen von Reflektoren vor den Fenftern ver- 

beffert werden. 

38- Die Fenfter felbft find möglichft dicht fchließend und folide, in Holz mit 

der eifemen Sproffen, herzuftellen. Eifeme Fenfter find zugfrei kaum auszuführen; auch 

Fenfter. \n ^{^ Roftbildung infolge des ftarken Schwitzwafferablaufes um fo fchwieriger zu 

verhüten. 

Die Fenfter werden als Flügelfenfter mit oder ohne Mittelpfoften, als Klapp- 
fenfter, mit zwei oder mehreren wagrechten Drehachfen, und als Schiebefenfter 
konftruiert; doch ift die erftere Anordnung in Deutfchland bei weitem die ge- 
bräuchlichfte. Schiebefenfter find in der Regel fo angeordnet, daß die untere 
Hälfte herauf- und die obere heruntergeht. 

Die Anwendung von Vorfenftem (Doppel- oder Winterfenfter) erfcheint bei 
gemäßigten klimatifchen Verhältniffen nicht ratfam, weil He die Erhellung und die 
zufällige Lüftung der Klaffen beeinträchtigt; auch ift die Handhabung der 
doppelten Fenfter, das Reinhalten, das Entfernen der Vorfenfter zur Sommers- 
zeit und ihr Wiedereinfetzen zur Winterszeit mühfam und koftfpielig, letzteres be- 
fonders deshalb, weil die Verglafung bei dem jährlich zweimal notwendigen 
Transport der Fenfter gefährdet wird. 

Allerdings erwächft bei Anwendung einer einfachen Verglafung der Nachteil, 
daß die an der Glasfläche fich abkühlende und herunterfinkende Luft von den in 
der Nähe der Fenfterwand fitzenden Kindern als Zugluft empfunden wird, und 
daß kleine Undichtigkeiten der Fenfter, die infolge von Abnutzung oder mangel- 
hafter Herftellung nicht zu vermeiden find, eine Beläftigung hervorrufen; zur Ver- 
meidung des erfteren Übelftandes find die Fenfter bisweilen mit doppelter Ver- 
glafung ausgeführt worden. 

Andererfeits befteht ein Vorteil der Doppelfenfter darin, daß fie den Straßen- 
lärm beffer zurückhalten und für die Beheizung der Klaffen eine Erfparnis an 
Brennftoff ermöglichen. Sollen nach Abwägung diefer Nachteile und Vorzüge 
Doppelfenfter angebracht werden, fo ift jedenfalls auf eine befonders kräftige 
Lüftung der Klaffen Bedacht zu nehmen. 



33 

Das zur Verglafung benutzte Glas darf zur Vermeidung ftörender Spiegelung 
nicht gewellt oder gerippt fein. Soll in befonderen Fällen, z. B. in Klaffen im 
Erdgefchoß, der Ausblick verhütet werden, fo können die unteren Scheiben aus 
ebenem undurchfichtigem Olafe hergeftellt werden. 

Die Fenfter find mit zweckmäßigen Vorkehrungen zur Ableitung des Schwitz- 
waffers und zur Feftftellung der Fenfterflügel in geöffnetem Zuftande zu verfehen. 

Zur fchnellen Erzielung eines kräftigen Luftwechfels in der Klaffe, nament- 
lich während der Zwifchenpaufen, ift das Öffnen der Fenfter das einfachfte und 
befte Mittel. Um diefe Lüftung in möglichft zugfreier Weife und mit geringfter 
Beläftigung der den Fenftern nahe fitzenden Kinder auch während der Unterrichts- 
zeit zu bewirken, empfiehlt es fich, einzelne Scheiben der Fenfter beweglich zu 
machen. Zu diefem. Zwecke werden entweder die Oberflügel drehbar hergeftellt, 
oder einzelne Scheiben der Fenfter werden in jaloulieförmiger Teilung zum 
Öffnen eingerichtet. Es ift zweckmäßig, den gefamten Bewegungsmechanismus, 
deffen Haltbarkeit ftark beanfprucht wird, fo dauerhaft wie möglich in Eifen her- 
zuftellen; namentlich ift die Anwendung von Zugfchnüren tunlichft einzufchränken. 

Als Schutz gegen das Sonnenlicht find im Inneren der Klaffe weiße oder ^^ 
hellgelbe leinene Zugvorhänge anzubringen, welche die Fenfterleibungen an jeder sonnen^Su" 
Seite um einige Centimeter überdecken und zweckmäßig an zwei feitlichen ""^, 

ot_- ' n» r-i„L j • »üLT it_ »IL Sonnenwärme. 

Schnuren m Rmgen gefuhrt werden; eme zweifache Zugvorkehrung, welche es 
ermöglicht, auch den oberen Teil des Fenfters durch Herablaffen des Vorhanges 
frei zu machen, ift empfehlenswert. In Preußen ift für die Vorhänge weißer fein- 
fädiger Shirting oder hellgelber Köper vorgefchrieben. 

Neben diefen inneren Vorhängen find für die nach Süden oder Weften ge- 
richteten Fenfter zur Abhaltung der Sonnenwärme noch äußere Schutzvorkehrungen 
unentbehrlich, obwohl diefe die Erhellung der Klaffe wef entlich beeinträchtigen 
und große Anfchaffungs- und Unterhaltungskoften verurfachen. Am beften ge- 
eignet würden wohl leinene, in ihrem unteren Teile glockenförmig herausftellbare 
Markifen fein, weil fie die Sonnenitrahlen vollftändig zurückhalten und doch dem 
Licht den Zutritt gewähren. Derartige Markifen find jedoch dem Einfluffe des 
Windes allzufehr preisgegeben und deshalb noch mehr als andere Einrichtungen 
einer koftfpieligen Abnutzung unterworfen. 

Haltbarer find die aus fchmalen hölzernen Brettchen auf Stahlbändern oder 
Kettchen angefertigten Jaloufien; fie haben aber den Nachteil, daß fie die Klaffen 
erheblich verdunkeln und bei teilweifem Öffnen, mittels Schrägftellen der Brettchen, 
ein unruhiges Licht geben, das den Augen nachteilig werden kann. Aus letzterer 
Erwägung ift eine gelbe Farbe für folche Jaloufien jedenfalls zu vermeiden, da- 
gegen eine graue oder grüne Farbe zu wählen. 

In badifchen Schulen find hölzerne Rolläden, welche mit Schlitzen und Ausftellvorrichtung 
verfehen find, mit Nutzen verwendet worden. — In öfterreichifchen Schulen find Vorfteller im Ge- 
brauch, die fich, nach Art der Fenfter im Eifenbahnwagen, im Inneren von unten nach oben be- 
wegen; das Eindringen der Sonnenwärme wird durch eine folche Schutzvorkehrung allerdings nicht 
wefentlich verhindert. 

Nach unferem Urteil erfcheinen äußere glatte Leinenvorhänge empfehlens- 
wert, die beiderfeits in Meffingringen an eifernen Stangen geführt, in Falten auf- 
wärts gezogen und oben hinter einem Schutzblech geborgen werden. Im Herbft 
und Winter follten derartige äußere Vorhänge nebft den Schutzblechen, um die 
Verdunkelung der Klaffen und die ftarke Abnutzung der Vorhänge zu verhüten, 
Itets abgenommen und erft zum Sommer, nach vorher ftattgehabter Ausbefferung 
und Reinigung, wieder aufgemacht werden. 

Handbuch d^r Architektur. IV. 6, a. (2. Aufl.) 3 



40 
Beleuchhuig 



34 

c) Abendbeleuchtung. 

Die Ausdehnung, die der Abendbeleuchtung für die Schulzimmer gegeben 
der ^ werden muß, ilt von der Art und Zeit des Unterrichtes abhängig. In Volks- 
schuiziraincr. [^.^^1^,^ kleineren Umfanges, ebenfo in Schulen, die keinen Nachmittagsunterricht 
haben, kann auf Abendbeleuchtung ganz verzichtet werden. In größeren Schulen 
mit Nachmittagsunterricht ift es dagegen notwendig, wenigftens teilweife die 
Klaffen mit Abendbeleuchtung zu verfehen, weil es nicht möglich ift, den Unter- 
richt fo zu verteilen, daß während der letzten Nachmittagsftunde in allen Klaffen 
ohne Licht ausgereicht werden kann. 

Häufig werden zu diefem Zwecke einfache Gaslampen oder elektrifche 
Glühlampen verwendet, die in angemeffener Verteilung über den einzelnen Ge- 
ftühlreihen fo angebracht find, daß die Kinder das Licht von der linken Seite 
erhalten; die Höhe der Lampen über dem Fußboden ift auf etwa 2" anzunehmen; 
die Lampen felbft find mit Schirmen von dunkelgrünem Papier oder Blech zu 
bedecken. 

Um die Nachteile zu vermeiden, welche mit dem Anbringen vieler Einzel- 
lampen in der Klaffe verbunden find, kann die Anzahl der Lampen bei Ver- 
wendung von Reflektoren und beträchtlicher Erhöhung der Lichtftärke der Lampen 
auf etwa 5 eingefchränkt werden; das Aufhängen der Lampen erfolgt dann in etwa 
3« Höhe über dem Fußboden. Hierbei ift jedoch die Lichtwirkung der Lampen 
dahin zu bemeffen, daß auf der unrichtigen Seite kein Schlagfchatten entfteht; 
auch muß bei Anwendung von Regenerativgasbrennem für Ableitung der Ver- 
brennungsgafe durch befondere Rauchrohre geforgt werden. 

Zweckmäßig ift es. Gas- oder elektrifche Leitung vorforglich in alle Klaffen 
einzuführen, um die Beleuchtung, falls fich fpäter das Bedürfnis dazu erweifen 
follte, ohne bauliche Veränderung zu ermöglichen, femer in jeder Klaffe wenig- 
ftens eine Flamme anzubringen, die dem Schuldiener bei der Reinigung des 
Zimmers und bei der Verf orgung der Lüftungs- und Heizungsanlage dienen 
kann und das Mitführen von Handlampen entbehrlich macht, die leicht Gefahr 
und Verunreinigung verurfachen. 

In Paris find erfolgreiche Verfuche gemacht worden, die Klaffen durch elek- 
trifches Bogenlicht zu beleuchten. Die Lampe wird 3" über dem Fußboden an- 
gebracht und das Licht durch einen nach oben geöffneten, vernickelten Reflektor 
gegen die Decke und gegen den oberen Teil der Wände geworfen. 

Ähnliche Verfuche find im Auftrage des bayrifchen Minifteriums des Innern 
in bayrifchen Lehranftalten unter Verwendung von y4«^/--Glühlicht und elektrifchem 
Bogenlicht mit fehr gutem Erfolge gemacht worden. 

Das Auer-Licht wird gemifcht und rein mittelbar angewendet; in erfterem Fall 
werden 12,5*=°» hohe Milchglasfchirme von 6*=°* unterer und 25^°* oberer Öffnung 
in Höhe von mindeftens 3", mit der größeren Öffnung nach oben gerichtet, aufge- 
hängt; in letzterem Fall werden kegelförmige, unten gefchloffene Metallreflektoren 
von 60*^°* oberen Durchmeffer in mittlerer Höhe von 3", jedoch in nicht größerer 
Höhe als 4™ über dem Fußboden aufgehängt. 

Elektrifches Bogenlicht wird in ähnlicher Anordnung bei 5™ und mehr Höhe 
verwendet*); es hat fich auch anderwärts, z. B. im Königl. Kunftgewerbe-Mufeum 
zu Berlin, vorzüglich bewährt*). 

») Siehe: Dcutfchc Bauz. 1901, S. 620. - Ebenfo: Fortfchritte auf dem Oebiete der Architektur. Nr. 4: Hoch- 

fchulen mit befonderer Berückfichtigung der indirekten Beleuchtung von Hör- und Zeichenfalen. Von E. Schmitt. Darm- 

ftadt 1894- 

•) Siehe: Elektrotcchnifcher Anzeiger 1891. 



35 



Eine andere Art der Beleuchtung, die fich befonders für Zeichenfäle eignet, 
befteht in Anordnung von Glühlampen als Suffitenbeleuchtung: die Lampen 
werden an beiden Längsfeiten der Klaffe dicht unter der Decke vor einem Reflek- 
tor angebracht, der nach unten noch zu befferem Herunterwerfen der Lichtftrahlen 
mit einer Verlängerung verfehen itt 

Daß die fonftigen Unterrichts- und Verwaltungsräume, die Höfe und Ein- 
gänge, die Flurgänge und Treppen, fowie die Bedürfnisanftalten ausreichend be- 
leuchtet find, um eine ordnungsmäßige Benutzung und einen geficherten Verkehr 
zu ermöglichen, verfteht tich von felbft; ebenfo muß für Beleuchtung an den 
Feuerungen der Sammelheizung und an etwa fonft vorhandenen mafchinellen Be- 
triebsorten geforgt werden. 

d) Lüftung und Heizung. 

Im Hinblick auf die durch die Ausatmung vieler, in verhältnismäßig kleinem 
Räume zufammengedrängter Kinder unvermeidlich entftehende Luftverderbnis muß 
in den Klaffen für eine kräftige und regelmäßige Erneuerung der Luft Sorge ge- 
tragen werden. 

Es ift felbftverftändlich, daß die Luft, die zu diefem Zwecke den Klaffen zu- 
geführt wird, niemals beffer fein kann als die das Schulhaus zunächft umgebende, 
und femer, daß die Luft reiner und gefundheitszuträglicher erhalten werden kann, 
wenn fie innerhalb der Schule vor Verunreinigung bewahrt wird. Hieraus folgt 
die fchon früher hervorgehobene Notwendigkeit, die Schulhäufer nur in gefunder, 
möglichft ftaub- und rußfreier Lage zu erbauen, weiter aber die unbedingte Not- 
wendigkeit, in allen Teilen des SchulhaufeS; namentlich auch in den Luftzuführungs- 
kanälen, im Keller, auf den Fluren und Treppen größte Sauberkeit vorzuforgen. 

Der Grad der Luftverderbnis ift bis jetzt wiffenfchaftlich noch nicht genau 
feftzuftellen. In neuerer Zeit hat die Theorie der fog. «Selbftgifte", die fich aus 
den menfchlichen Ausfcheidungen und Ausdünftungen entwickeln, Platz gegriffen; 
jedoch fehlt auch hier noch die volle wiffenfchaftliche Ergründung. Zur Zeit wird 
daher, abgefehen von dem fichtbaren Staub und von den durch den Geruch 
wahrnehmbaren Unreinlichkeiten, der Grad der Verunreinigung der Luft in den 
Klaffen immer noch nach Maßgabe des Verhältniffes der Beimifchung von Kohlen- 
fäure beurteilt, obwohl letztere an und für fich innerhalb der Mifchungsgrenzen, 
die in den Klaffen vorkommen, als gefundheitsfchädlich nicht anzufehen ift Nach 
Anficht V. Pettenkofer's beträgt die natürliche Beimifchung von Kohlenfäure in der 
reinen Luft 0,4^00! fj^ darf ohne gefundheitliche Bedenken bis auf l^o anwachfen; 
es follte jedoch eine Steigerung über ],57oo nicht zugelaffen werden. Es wird 
angenommen, daß im Durchfchnitt mit 1000 Atemzügen 400* Kohlenfäure aus- 
geftoßen werden; die Ausatmung der Knaben ift etwas ftärker als diejenige der 
Mädchen. 

Da die Ausatmung mit dem Alter der Kinder zunimmt, fo fteigert fich in 
den oberen Klaffen auch der Kohlenfäuregehalt der Luft; hiernach wäre, um der 
vorftehenden Anforderung zu genügen, eine mit dem Alter der Kinder fteigende 
Lufterneuerung notwendig. Nach v, Pettenkofer würde z. B. für ein zehnjähriges 
Mädchen eine ftündliche Luftmenge von 17,1 ^^°, für einen fechzehnjährigen 
Knaben von 29,0*^^° verlangt werden muffen. 

Nimmt man als durchfchnittlichen Raum für ein Schulkind in der Klaffe 4^^°» 
an, fo würde alfo eine vier- bis fiebenfache Luftemeuerung in der Stunde erforder- 
lich fein, eine Leiftung, die in der Praxis für Schulzwecke im Hinblick auf die 

3* 



41. 

Sonftige 
Beleuchtung 

des 
Schulhaufes. 



42. 
Lüftung. 



3Ö 

erforderlichen Kanalquerfchnitte von vornherein als undurchführbar bezeichnet 
werden muß. 

Dabei ift die Verfchlechterung der Luft noch außer Betracht gelaffen, die 
in den Klaffen durch etwa vorhandene Beleuchtungseinrichtungen erwächft; fo er- 
zeugt z. B. eine Gasflamme mit einem ftündlichen Oasverbrauch von 140* in diefer 
Zeit 92,8* Kohlenfäure, alfo ungefähr ebenfoviel wie lo Mädchen im Alter von 
10 Jahren. 

Auch in Bezug auf den Kohlenfäuregehalt der Klaffenluft ift deshalb eine 
Einfchränkung der von der Wiffenfchaft geftellten Anfprüche unerläßlich, die nach 
neueren Erhebungen dahin formuliert werden kann, daß ein Kohlenfäuregehalt 
von 2%o und etwas darüber noch als zuläffig zu erachten ift 

Nach den Unterfuchungen Rietfchets erfordert die Verminderung des Kohlen- 
fäuregehaltes auf 1,5 %oi bei welcher Beimifchung das Vorhandenfein fchlechter 
Luft durch den Geruch nicht wahrnehmbar ift, unter Berückfichtigung der Ver- 
befferung, welche die Luft durch das Fortgehen der Kinder während der Zwifchen- 
paufen gewinnt, z. B. für zehnjährige Kinder eine ftündliche Luftmenge von 
8,75 ^*'°, für fechzehnjährige von rund 15,00*^**° Danach würde alfo, bei 4^*»°* 
Klaffenraum für jedes Schulkind, ein dreimaliger Luftwechfel in der Stunde ein- 
treten muffen, um für die jüngeren Kinder befriedigende Zuftände zu erzielen. 
Für die älteren Kinder würde fich das Verhältnis allerdings immerhin noch un- 
günftig ftellen; fo ergibt fich z. B. für die fechzehnjährigen Kinder nach Rietfchel 
ein Kohlenfäuregehalt von rund 2,3 o/^^. 

In der Praxis ift die dreimalige Lufterneuerung in der Stunde wohl als der 
erreichbare Größtwert anzufehen, weil anderenfalls die Querfchnitte der erforder- 
lichen Luftwege, wenn nicht künftliche Lüftungsanlagen in Betrieb gefetzt werden, 
und die Koften des Brennftoffverbrauches für die in der kälteren Jahreszeit uner- 
läßliche Vorwärmung der frifchen Luft fich übermäßig fteigem würden. 

Die frifche Luft ift am beften unmittelbar aus dem Freien zu entnehmen, für 
kleine Anlagen durch Öffnungen in den Umfaffungsmauern, für größere durch 
Kanalführungen. In letzterem Falle dürfen die Öffnungen der Luftentnahmeftellen 
nicht wagrecht in gleicher Höhe mit der Oberfläche des Bodens liegen; fie muffen 
vielmehr lotrecht ftehend in einiger Höhe über dem Boden angebracht und 
durch engmafchige Drahtnetze gegen Verunreinigung gefchützt fein. 

Die Luftkammem im Keller find, um eine gründliche Reinigung mittels Ab- 
wafchungen zu erleichtern, mit Entwäfferung zu verfehen; die Luftwege muffen 
zugänglich fein, um wenigftens die Befeitigung des Staubes durch Abfegen der 
Wandungen zu ermöglichen. 

Nur im äußerften Notfalle, wenn die Luftentnahme von außen nicht angäng- 
lich ift, darf fie von den Flurgängen ftattfinden; letztere muffen dann nicht nur 
durch feitliche Fentter, fondern auch durch Luftfchachte, namentlich unter Be- 
nutzung der Treppenhäufer, gelüftet fein und vorzugsweife ftaubfrei und fauber 
gehalten werden. 

Für die Anordnung der Luftzuführung find in Fig. ii bis 13 einige Beifpiele 
dargettellt. Die unmittelbare Zuführung durch die Fenfterbrüftung (Fig. 11) hat 
den Nachteil, daß die Lüftung bei ungünftiger Windrichtung des läftigen Zuges 
halber abgettellt werden muß. Fig. 12 zeigt die Luftentnahme aus einer im Keller- 
gefchoß anzulegenden Luftkammer. Bei beiden Anordnungen dient der Heizkörper 
dazu, den Auftrieb der Luft zu verftärken und letztere vorzuwärmen. 



37 

Noch beffer ift es, wie in Fig. 13 in Grundriß, Anficht und Schnitt darge- 
ftellt, die frifche Luft im Kellergefchoß in befonderen Kammern vorzuwärmen, 
einen Pulfionsventilator mit mechanifchem Betrieb anzubringen und in die Luft- 
wege Stellklappen einzufetzen; hierdurch ift die Möglichkeit gegeben, den Quer- 
fchnitt der Luftwege wef entlich einzufchränken, die vorgefchri ebene Luftmenge, 




Fig. 11. 






Fig. 12. 



i 



Anrieht. 



C D 

o 



HB 



61 



Fig. 13- 







: • • 



I 






(ß^T 






H 




Schnitt. 




Grundriß. 

Zufühning frifcher Luft. 



Vi«, w. Or. 



unabhängig von der Außentemperatur, mit angemeffener Vorwärmung in die 
Klaffen hereinzubringen und auch im Sommer, befonders mit Hilfe von Waffer- 
zerftäubung, wirkfam lüften zu können. 

In Bezug auf den Feuchtigkeitsgrad der Frifchluft beftehen, je nach den per- L^f^be/rj^htun 
lönlichen Wünfchen der Lehrer, die verfchiedenften Anforderungen. Als Regel u^;o^ä^nm"if 



_^38 

kann angefehen werden, daß ein Feuchtigkeitsgehalt von nicht weniger als 45% 
und von nicht mehr als 65% der vollkommenen Sättigung verlangt werden foll. 

Da der Feuchtigkeitsgehalt der frifchen Luft fich durch die Erwärmung relativ 
ftark vermindert, fo ift befonders bei trockenem Winterwetter eine beträchtliche 
Wafferzuführung notwendig, um den Feuchtigkeitsgehalt der erwärmten Luft wieder 
auf die vorfchriftsmäßige Höhe zu bringen. 

Diefe Befeuchtung ift bei örtlicher Heizung, weil ziemlich große, je nach der 
Feuchtigkeit der Außenluft im Querfchnitt regelbare Wafferflächen erforderlich 
find, nicht ohne Schwierigkeit herzuftellen. 

Bei Sammelheizung kann die Luftbefeuchtung durch Anbringen von Waffer- 
gefäßen in und über den Heizkörpern und in den Warmluftkanälen oder in den 
Luftkammern durch Zuführung von Watfer in Dampfform oder durch Wafferzer- 
ftäubung bewirkt werden. 

In neuerer Zeit find bei Luftheizung durch Wafferverdunftung mit felbft- 
tätiger Regelung und bei Dampfheizung durch Dampfausftrömung örtliche Be- 
feuchtungseinrichtungen hergeftellt, die fich im Betriebe gut bewährt haben. 

Als gemeinfame Befeuchtungseinrichtungen dienen bei Luftheizung flache, 
mit Waffer gefüllte, über den Heizkörpern ftehende Schalen und bei Dampf- 
heizung kupferne Heizfchlangen, mit denen das Waffer verdampft wird; außerhalb 
der Heizkammer ift ein Wafferftandszeiger anzubringen, der erkennen läßt, ob die 
Verdampffchale mit Watfer genügend angefüllt ift 

Die zuzuführende Luft muß während der kälteren Jahreszeit vorgewärmt 
werden, um nicht den in der Nähe der Einftrömungsöffnungen fitzenden Kindern 
durch die Kälte befchwerlich zu fallen. Die hierzu erforderliche Vorkehrung ift 
zweckmäßig mit der Heizung zu verbinden und wird bei Befprechung der letzte- 
ren weitere Erwähnung finden. 
44- Für die Abführung der Luft aus den Klaffen find Kanäle anzuordnen, die 

Luft- 

abfühmng. am bcftcn in den Mittel- und Scheidemauem ihren Platz finden, unmittelbar auf- 
wärts führen und entweder frei auf dem Dachboden des Schulhaufes oder in be- 
fondere Sammelkanäle ausmünden, die über den Flurgängen angelegt und von 
dort aus durch lotrecht auffteigende Abzugsfchlote gelüftet find; im erfteren Falle 
ift der Dachboden mit Abzugsöffnungen zu verfehen. 

Die Wirkung fowohl diefer Abluft- als der vorgenannten Zuführungskanäle 
ift, infofern fie lediglich auf dem Temperaturunterfchied zwifchen der Klaffen- und 
Außenluft beruht, naturgemäß eine befchränkte, lo daß das regelmäßige Öffnen 
der Fenfter während der Zwifchenpaufen, um die Klaffenluft erträglich zu halten, 
nicht entbehrt werden kann. 
ft^^ J^^^ Klaffe muß mit einer Heizvorrichtung verfehen fein, die geeignet ift, 

bei jeder Außentemperatur eine Temperatur von 17 bis 20 Grad C. hervorzu- 
bringen und dauernd zu erhalten; die Temperatur toll in der Kopfhöhe der Kinder 
gemeffen werden, und es muß in jeder Klaffe ein Thermometer vorhanden fein, 
welches das Ablefen der Temperatur in diefer Höhe des Zimmers ermöglicht 
Bei der Berechnung der Heizfläche ift neben der Abkühlungsfläche der Klaffe 
auch die Erwärmung der in die Klaffe einzuführenden Frifchluftmenge in Betracht 
zu ziehen. 

Nach dem heutigen Stande der Technik itt es nicht angezeigt, ein beftimmtes 
Heizfyftem für Schulen als vorzugsweife geeignet zu bezeichnen; es muß vielmehr 
je nach den Verhältniffen für die Auswahl der Heizung eine befondere Entfcheidung 
getroffen werden. 



Heizung. 



3Q 

Ein Hauptunterichied befteht darin, ob die Heizitelle fich im Inneren der 
Klaffe befindet und nur für die Erwärmung diefes einen Raumes beftimmt ift 
— örtliche Heizung — oder ob die Heizung mehrerer Klaffen von einer außer- 
halb der letzteren angeordneten gemeinfamen Heizftelle bewirkt wird — Sammel- 
oder Zentralheizung. 

Die örtliche Heizung hat den Nachteil, daß die Klaffe durch das Einbringen 
des Brennftoffes, durch Rauch und Afche verunreinigt wird, daß der Betrieb der 
Heizung den Unterricht ftört oder die Heizung zum Nachteile ihrer einheitlichen 
und fachgemäßen Bedienung den Lehrern und Schülern überiaffen ift, und daß 
der Ofen durch übermäßige Wärme einen Teil der Kinder beläftigt und einen 
nützlichen Platz fortnimmt. Auch ift eine kräftige Luftzuführung, bezw. die Mög- 
lichkeit einer ausreichenden Vorwärmung und Befeuchtung der frifchen Luft mit 
einer örtlichen Heizung, wie vorher dargelegt, kaum zu erreichen. Letztere ift da- 
her für größere Schulen nur dann anzuraten, wenn die zur Inftandhaltung einer 
Sammelheizung nötige technifche Hilfsleiftung, wie dies etwa auf dem Lande und 
in kleinen Ortfchaften der Fall ift, fchwierig befchafft werden könnte. Unter an- 
deren Verhältniffen, und namentlich für die Schulen in größeren Städten, ift die 
Anlage von Sammelheizungen vorzuziehen. « 

Ein Haupterfordemis für jede Schulheizung ift leichte und fiebere Regelbar- 46. 
keit, weil die Temperatur in der Klaffe ganz wefentlich von der Befonnung ab- HdzlÜig. 
hängt, die Einwirkung der letzteren jedoch bei der Befchickung der Feuerung am 
frühen Morgen nicht zutreffend beurteilt werden kann. Zur örtlichen Heizung 
einer Klaffe ift daher der Kachelofen nicht empfehlenswert, weil feine Wärme- 
abgabe bei ftattgehabter Überheizung nicht zu mindern, das Heizvermögen anderer- 
feits, wenn erftmals zu wenig gefeuert wurde, nur langfam zu verftärken ift 

Am beften geeignet zur örtlichen Heizung find eiferne Regulier-Füllöfen mit 
äußerer Blechummantelung. Diefe Öfen, die für Koks- oder Kohlenfeuerung ein- 
gerichtet im Betriebe fparfam find, haben eine große Heizwirkung und ermög- 
lichen eine ununterbrochene, je nach der Außentemperatur und nach der Be- 
fonnung leicht zu regelnde Feuerung. Der Zwifchenraum zwifchen dem Heiz- 
körper und dem Blechmantel kann zur Vorwärmung der Frifchluft, deren Zu- 
führungskanal am Sockel des Ofens anzufchließen ift, und zur Aufnahme eines 
Waffergefäßes für die Luftbefeuchtung benutzt werden; der Blechmantel hebt jede 
beläftigende Wärmeftrahlung auf. Die Ummantelung muß leicht beweglich fein, 
um eine bequeme Säuberung des Zwifchenraumes zu ermöglichen; ihr Durch- 
meffer foll das Doppelte des Ofendurchmeffers betragen. 

Um das Hineintragen von Staub und Schmutz in die Klaffen zu verhüten, 
werden diefe Öfen häufig zur Bedienung vom Flurgang eingerichtet; es ift jedoch 
zweckmäßig, auch bei folcher Einrichtung die Regelung der Feuerung von der 
Klaffe aus ftattfinden zu laffen. 

Dem Beifpiel der Stadtverwaltung von Karlsruhe folgend, find in den letzten 
Jahren in vielen deutfchen Städten Gasöfen mit gutem Erfolge, befonders im Hin- 
blick auf Reinlichkeit und bequeme Bedienung, zu Schulheizungen verwendet 
worden; indes find die Betriebskoften im Vergleich zu Kohlen- oder Koksfeuerung 
bedeutend größer, fo daß die Anlage finanziell nur ratfam ift, wenn das Oaswerk 
fich im Befitz der Stadtverwaltung befindet und das Gas mit den Selbftkoften in 
Rechnung geftellt werden kann'). 

') Siehe auch: Fortfehritte auf dem Gebiete der Architektur. Nr. i: Die Oasofen-Heizung für Schulen. Von 
Q. Behnke. Darmftadt 1894. 



40 



47. 
Luftheizung. 



48. 
Waffer- 
und 
Dampfheizung. 



Befondere Vorficht erfordert der Umftand, daß das Qas beim Verbrennen 
für jedes Kubik-Meter 1* Waffer ausfcheidet; deshalb muffen alle Eifenteile 
zum Schutz gegen den Roft verbleit und das Abzugsrohr aus glafierten Ton- 
rohren hergeftellt fein; auch darf die Temperatur der Abzugsfeuerluft nicht unter 
80 Grad C erniedrigt werden. 

Als Sammelheizung für Schulen find im Laufe der Zeit viele verfchiedene 
Syfteme in Anwendung gekommen. 

Eines der älteften ift die Luftheizung, die in drei Unterarten, als Feuer-, 
Heißwaffer- und Dampfluftheizung gebräuchlich ift. 

Als Vorzüge der Feuerluftheizung find hervorzuheben die Billigkeit der 
erften Anlage, die Vermeidung eifemer Rohrleitungen, der unmittelbare Zufammen- 
hang, der zwifchen Heizung und Lüftung dahin belteht, daß die Lufterneuerung 
durch die Zuführung der Heizluft felbft bewirkt und gewährleiftet wird, und die 
leichte RegelbarkeiL Eine wefentliche Verbefferung kann die Luftheizung dadurch 
erfahren, daß die Warmluftkanäle mit Mifchklappen verfehen werden, die es er- 
möglichen, in jedem zu heizenden Zimmer die Warmluftzuführung teilweife oder 
ganz zu fchließen und zugleich die unmittelbare Verbindung mit der Kaltluft- 
zuführung herzuftellen. Hierdurch wird erzielt, daß eine etwa eingetretene 
Überheizung im Räume durch Zuführung kälterer Luft gemindert, vor allem aber, 
daß die Lüftung unabhängig von der Heizung auch dann noch, wenn letztere 
ganz abgeftellt ift, im Betrieb erhalten werden kann. 

Der Anwendbarkeit der Feuerluftheizung für Schulen fteht jedoch das ge- 
wichtige Bedenken entgegen, daß die Heizkörper, wenn fie auch fehr groß und 
vortichtig konftruiert werden, an ihrer Oberfläche eine bedeutende Erhitzung er- 
fahren, und daß deshalb die in der zugeführten Frifchluft fchwebenden, mit der 
Oberfläche der Heizkörper in Berührung kommenden oder fich auf ihr ablagern- 
den Staubteilchen verfengt werden und eine den Atmungsorganen nachteilige 
Verfchlechterung der zuzuführenden Luft verurfachen. Nach v. Fodor's Unter- 
fuchungen ift eine folche Verfengung (trockene Deftillation) der Staubteilchen mit 
Sicherheit fchon bei einer Temperatur der erhitzten Eifenf lachen von 150 Orad C 
zu erwarten, während die Oberflächentemperatur der Heizkörper der Feuerluft- 
heizung eine bedeutend größere ift. 

Man wird deshalb im gefundheitlichen Intereffe der Feuerluftheizung, trotz 
vieler ihr fonft zukommender Vorzüge, für Schulen nicht mehr das Wort reden 
können. 

Die Heißwaffer- und Dampfluftheizungen laffen diefes Bedenken nicht zu; 
fie haben aber denfelben Vorzug wie die Feuerluftheizungen, daß gleichzeitig ge- 
heizt und gelüftet wird, und erfcheinen daher, abgefehen von den höheren Her- 
ftellungs- und Betriebskoften, für Schulzwecke vorzugsweife geeignet 

In England wird Dampfluftheizung in neuerer Zeit, verbunden mit Druck- 
lüftung, fehr viel verwendet; eine befonders zweckmäßige Einrichtung ift dahin 
getroffen, daß jede Kanalgruppe eine getrennte, möglichft kleine Heizkammer be- 
fitzt und infolgedeffen die großen Wärmeverlufte, welche fonft bei mittelbaren 
Luftheizungen die Betriebskoften fteigem, vermieden bleiben. 

Außerdem kommen für die Heizung der Klaffen noch die verfchiedenen 
Arten der Waffer- und Dampfheizung in Frage. 

Erftere unterfcheidet man als Niederdruck-, Mitteldruck- undHochdruck- 
Waff erheizung, letztere als Hochdruck- und Niederdruck-Dampfheizung. 

Für die Betchreibung der technifchen Einzelheiten diefer und der anderen 



41 

Heizfytfeme wird auf die Darlegungen in Teii III, Bd. 4 dietes „Handbuches" Be- 
zug genommen und hier nur eine kurze Beurteilung für die Anwendbarkeit auf 
Schulheizung gegeben. 

Die Niederdruck- oder Warmwatferheizung, deren höchfte Waffertemperatur 
90 Grad C. nicht übertteigen toH, itt in ihren Leiltungen vorzüglich, für Schulen 
jedoch deshalb weniger geeignet, weil die Heizkörper ein tehr großes Wärme- 
vermögen befitzen und nur langfam zu regeln find; die Anlagekoften find be- 
trächtlich, der Betrieb ift fpariam. 

Die Mitteldruck-Wafferheizung, deren höchfte Waftertemperafur 120 Grad C 
beträgt, ift billiger in der erften Anlage und im Betriebe fehr fparfam; die Heiz- 
körper find in ihrer Leittung leicht zu regeln; die Temperatur des^Wallers in den 
Heizkörpern fteigt kaum über 100 Grad C und läßt ein Verfengen der Staubteil- 
chen nicht befürchten; zur Erwärmung des Walters werden Röhrenkettel ohne 
Explofionsgefahr benutzt Als Heizkörper dienen gußeileme Rippenregifter und 
in neuerer Zeit faft ausfchließlich gußeileme Heizkörper, die fog. Radiatoren 
(Fig. 14); erftere werden häufig mit 
Fig. 14. eitemen oder hölzernen Ummante- 

lungen verfehen. Es ift zweckmäßig, 
die Heizkörper fowohl im Zufluß als 
auch im Rücklauf regelbar zu machen. 
Die Heißwafferheizung ift in 
den Herftellungskoften billiger, er- 
fcheint jedoch wegen der hohen Tem- 
peratur des Wafters von 150 Grad C 
in den Heizkörpern und wegen der 
ftarken Kondenfation des Watfers in 
den Leitungsrohren für Schulen we- 
niger zweckmäßig. 

Aus den gleichen Gründen ift 

R^'^'^t^''- eine Hochdruck-Dampfheizung für 

Schulzwecke zu beanttanden. Auch 

die Vereinigung von Dampfrohren mit Heizkörpern, die mit Waffer gefüllt find 

— Dampfwatterheizung — ift nicht anzuraten, weil den vorftehenden Bedenken 

noch die mangelhafte Regelbarkeit derartiger Heizkörper hinzutritt 

Vielfach angewendet und nach heutiger Erfahrung fehr zu empfehlen ift die 
Niederdruck-Dampfheizung. Diefelbe arbeitet mit ununterbrochener Feuerung, 
mit einem ganz geringen Dampfüberdruck (höchttens 0,i Atmofphäre), alto mit offe- 
nem Standrohr am Keffel, ohne jede Explofionsgefahr, mit Temperaturen von weniger 
als 100 Grad C. in den Heizkörpern und mit geringer Kondenfation in den 
Rohrleitungen. Die Zuleitung des Dampfes und die Rückleitung des Konden- 
tationswatters können in einer und derfelben Rohrleitung erfolgen, wodurch die 
Anlagekoften fich, telbft im Vergleich zur Mitteldruck-Wafferheizung, noch billiger 
ttellen; auch ift der Betrieb ein fpartamer. 

Als Heizkörper dienen in neuerer Zeit auch für die Niederdruck-Dampfheizung 
meift die vorher befchriebenen Radiatoren mit Ventilregelung. Die früher viel ver- 
wendeten Ummantelungen der Heizkörper mit fchlechten Wärmeleitern (Kork, 
Filz u. a. m.) find der gefundheitlichen Bedenken halber ziemlich außer Gebrauch 
gekommen. Im Hinblick auf die ftarke Abkühlung der Klatfeniuft an den großen 
Fenfterflächen, die das Niedertinken der Luft zur Folge hat und den Kindern 



42 

als Zugluft läftig wird, ift es zweckmäßig, in Fenfterbrüftungshöhe einige über- 
einanderliegende Heizröhren anzubringen, die entweder mit leicht abnehmbaren 
Bekleidungen verfehen oder auch freiliegend belaffen werden können. 
49. ^ Im allgemeinen find für die Ausführung und für den Betrieb von Sammel- 

vorfchriften. hcizungen in Schulen folgende Regeln zu beachten: 

1) Die Heizung foll in Verbindung mit der Lüftungsanlage von einem fachverftändigen 
Techniker unter forgfältiger Berückfichtigung der örtlichen Verhältniffe entworfen und nur einem 
durchaus bewährten Fabrikanten zur Ausführung übertragen werden. 

2) Der Betrieb foll nicht dem mit anderen dienftlichen Obliegenheiten bclafteten Schuldiener, 
fondem einem erfahrenen Heizer zugewiefen, letzterer überdies von einem Techniker unterwiefen 
und beauffichtigt werden. 

3) Die Heizftellen find im Kellergefchoß möglichft zentral anzuordnen und derart zu teilen, 
daß für mittleren Kältegrad und für größere Kälte getrennte Feuerungen in Gebrauch kommen, 
und daß auch im Falle der Reparaturbedürftigkeit ein^r einzelnen Feuerung die Anlage betriebs- 
fähig bleibt. 

4) Jede Heizung und jede Luftkammer ift mit einem Thermometer zu verfehen, das dem 
Heizer die Temperaturen kenntlich macht; wünfchenswert ift es, den Heizer durch elektrifche Fem- 
thermometer von der Temperatur in den Klaffen in Kenntnis zu erhalten. 

5) Die Luftzuführung zu jeder Heizftelle muß möglichft ftaubfrei liegen und, um den fchäd- 
lichen Einfluß eines heftigen Windes ausgleichen zu können, immer von zwei verfchiedenen Seiten 
vorgefehen fein. 

Es ift wünfchenswert, auch die Flurgänge und Treppenhäufer in mäßiger 
Weife — etwa auf 8 bis 10 Orad C — vorzuwärmen. 

Für eine bequeme Zuführung des Brennftoffes zu den Feuerungsftellen, na- 
mentlich für Befchaffung von Kohlen-Einwurffchächten, ift Sorge zu tragen. 



Literatur 

über «Lüftung und Heizung der Schulhäufer«. 

RiETSCHEL, H. Ueber Schulheizung. Berlin 1880. 

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Unterfuchungen etc. Berlin 1886. 

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S. 523. 

KÄSTNER. Ueber die Heizungsanlagen der neueren Leipziger Schulen. Gefundh.-Ing. 1891, S. 105. 

Häsecke, E. Die Schulheizung, ihre Mängel und deren Befeitigung. Berlin 1892. 

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dampf-Luftheizung. Wien 1892. 

Morrison, G. B. The Ventilation and warming of fchool buildings» New York 1892. 

Randel, C. Heizungs- und Lüftungsanlage nebft Braufebad für die 24-klaffige Sophienfchule in 
Braunfchweig. Zeitfchr. d. Ver. deutfcher Ing. 1892, S. 680. 

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Fortfehritte auf dem Gebiete der Architektur. Nr. 1: Die Gasofen-Heizung für Schulen. Von 
G. Behnke. Darmftadt 1894. 

Meidinoer, H. Glühende Wände bei eifemen Oefen und die Gas - Schulheizung. Deutfche 
Bauz. 1894, S. 379. 

Glühende Wände bei eifemen Oefen und die Gas-Schulheizung. Deutfche Bauz. 1894, S. 498. 

Haase, f. H. Die Gasheizung. Polyt. Journ., Bd. 293, S. 193. 

Arche, A. Ueber neue Gasfchulöfen etc. Wien 1896. 

Bayr, E. Vorzüge der neuen Wiener Schulheizung. Zeitfchr. f. Schulgefundheitspfl. 1896, S. 255. 



43 



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Revue d'hyg. 1896, S. 569. 
Einiges über Schulheizung. Gefundh.-Ing. 1897, S. 105, 121, 137. 
Croissant, H. Ueber den hygienifchen und ökonomifchen Werth der Gasheizung. Joum. f. Gasb. 

u. Waff. 1898, S. 1. 
Keidel, J. Lüftung und Heizung von Schulen und ähnlichen Gebäuden mittels Einzel-Oefen. 

Deutfche Bauz. 1899, S. 100. 
RiETSCHEL, H. Leitfaden zum Berechnen und Entwerfen von Lüftungs- und HeizungSr Anlagen. 

Berlin 1902. 

e) Wände» Türen, Fufsböden und Decken. 

Die Außenwände des Schulhaufes muffen wetterbeftändig und in folcher 
Dicke hergeftellt werden, daß fich keine feuchten Niederfchläge auf der Innenfeite 
der Wände bilden, wenn die Klaffen geheizt find; als geringftes Maß für die 
Mauerftärke werden 40«^" anzunehmen fein. 

In einigen Ländern, z. B. in Frankreich und Belgien, ift es gebräuchlich, die 
Ecken, in denen die Innenwände der Klaffen zufammenftoßen, auszurunden, um 
die Ablagerung von Unreinlichkeiten dafelbft zu vermeiden. 

Der Wandputz foU fo glatt wie möglich hergeftellt werden, damit der Staub 
auf demfelben nicht anhaftet Die Ausführung wird gewöhnlich in Kalkmörtel 
erfolgen; für den unteren Teil der Wände, auf etwa 1,50"» Höhe, ift zur Ver- 
mehrung der Haltbarkeit ein Zementzufatz zum Mörtel zweckmäßig, falls nicht, 
was vorzuziehen bleibt, die Klaffenwände auf gleiche Höhe, bezw. mindeftens auf 
Höhe der Fenfterbrüftungen, mit Holztäfelung verfehen werden. Die Ecken der 
Fenfterleibungen find in vorteilhafter Weife durch Anbringen abgerundeter Eck- 
eifen oder hölzerner Eckbekleidungei\ gegen die fonft unvermeidlichen Befchädi- 
gungen zu fchützen. 

Befinden fich die Kleiderhaken, an denen die Kinder ihre Überkleider auf- 
hängen, innerhalb der Klaffe, fo ift es zweckmäßig, die Wand bis über die Haken 
mit Ölfarbe anzuftreichen; im übrigen genügt für die Klaffen, ebenfo wie für die 
Flurgänge und Treppenhäufer, ein Wandanftrich in Leim- oder Kalkfarbe, welcher 
in den Klaffen in einem lichten, am beften graugrünen Ton zu halten ift. 

Über den etwaigen inneren Schmuck der Schulhäufer ift fchon in Art. 30 
(S. 22) gefprochen worden. 

Die Türen, die aus den Unterrichtsräumen auf die Gänge führen, find ein- 
flügelig, mindeftens 1" im Lichten breit und 2" hoch, herzuftellen und muffen 
nach außen auffchlagen; es ift zweckmäßig, die Türleibungen fowohl nach der 
Klaffe als nach dem Flurgang abzurunden oder abzufchrägen.- In der Regel 
erhält jede normale Klaffe nur eine Ausgangstür, die am beften in der Nähe des 
Lehrerfitzes, gegenüber den vorderften Qeftühlsreihen, ihren Platz findet. Über 
den Klaffentüren werden häufig Oberlichtfenfter angebracht, um die Klaffen nach 
dem Flurgang, ohne die Tür zu öffnen, lüften zu können. 

Werden zwifchen zwei Klaffen, um den Unterricht im Notfall gleichzeitig 
durch einen Lehrer zu leiten, Öffnungen verlangt, fo muffen diefe eine größere 
Breite — etwa 2"» — erhalten und zur Verhütung der Schalldurchläffigkeit mit 
doppelten Türen verfehen werden. 

Die Ausgangstüren des Schulhaufes muffen nach außen auffchlagen; bei zwei- 
flügeliger Anordnung muffen die Riegel des feftftehenden Flügels fo konftruiert 
fein, daß fie mit einem einzigen Griff aufgezogen werden können. 

Die Fußböden der Klaffen find möglichft folide herzuftellen, am beften aus 
fchmalen eichenen Brettchen von 60 bis 100*^"» Länge, die auf einem Blindboden 



50. 

Wände 
und Türen. 



51. 
Fußböden. 



44 

aus rauhen tannenen Dielen verlegt werden (Riemen-, Stab- oder Kapuzinerböden). 
Tannene Fußböden find wegen ihrer geringen Dauerhaftigkeit, trotz der billigeren 
Herftellungskoften, in der Unterhaltung teuerer als die eichenen Böden, auch 
wegen der rafchen Abnutzung der Oberfläche und der ftarken Staubbildung nicht 
zu empfehlen; muffen fie zur Verwendung kommen, fo follten nur fchmale Dielen 
gebraucht, breite Dielen, die große Schwindfugen geben, jedenfalls vermieden 
werden. 

Fußböden auf Kellergewölben und ebenfo in nicht unterkellerten Klaffen find, 
ftatt auf hölzernen Rippen, beffer in Afphalt auf Betonunterlage herzuftellen. Die 
fertigen Böden find mit heißem Leinöl zu tränken und zu fimiffen; die Böden 
können alsdann ohne Nachteil täglich zur Reinigung naß aufgezogen werden. 

In neuerer Zeit ift mit gutem Erfolge der Verfuch gemacht worden, als 
Bodenbelag fowohl in den Klaffen, als auf Fluren und Gängen Linoleum zu ver- 
wenden, das auf einer abgeglätteten Betonunterlage mit Kleifter aufgeklebt wird. 
Femer haben Fußböden aus Xylopal, Linotol, Xylolith, Lignolith, Litofilo und 
ähnlichem Holzftoff, deren Vorzug in der Fugenlofigkeit befteht, umfangreiche 
Verwendung gefunden. 

52. Bei Konftruktion der Decken ift fichere Tragfähigkeit, möglichfte Feuer- 

ficherheit und Schallundurchläffigkeit zu beachten. 

Eifenkonftruktionen find befonders geeignet, weil hölzerne Balken und 
Unterzüge bei den großen Tiefen der Klaffen und bei der ftarken Belaftung über- 
große Abmeffungen erfordern; Konftruktionen in Walzeifen empfehlen fich für die 
durchfchnittlich vorkommenden Spannweiten und Belaftungen als billig und aus- 
reichend tragfähig. 

Werden die Deckenbalken ganz aus Eifen hergeftellt, fo empfiehlt es sich, 
ftärkere Querträger und auf diefe leichtere Längsträger zu legen, deren Zwifchen- 
weiten mit Beton, mit flach gewölbten Backfteinkappen oder anderen geeigneten 
Tragegliedern zu fchließen find. Auf die Langsträger werden hölzerne Fußboden- 
lager von 10 bis 12^ Höhe mit Schrauben befeftigt; die Zwifchenräume zwifchen 
den Lagern werden mit trockenem Sand ausgefüllt und darüber die Bretter des 
Blindbodens, bezw. die Fußbodendielen genagelt. 

Maffive Decken in armiertem Beton — Monier- und Hennebique'Kon[\x\x\±\ox\ 
— fowie in vielen anderen patentierten Konftruktionen, werden in neuerer Zeit 
vielfach hergeftellt 

Bei Verwendung hölzerner Balkenlagen wird man gut tun, zur Vermeidung 
allzu großer Abmeffungen der Hölzer mindeftens für die Querträger Walzeifen zu 
verwenden. 

In Klaffen mit einheitlichem Unterricht dürfen zur Abtragung der Deckenlaft 
keine Stützen aufgeftellt werden; felbft dünne eifeme Säulen find als unftatthaft zu 
bezeichnen. 

Die Decken f ollen, abgefehen von einer etwa vorhandenen flachen Ein- 
wölbung der Zwifchenfelder zwifchen den eifernen Trägern, ganz eben konftruiert, 
alle Vorfprünge, auf denen fich Staub ablagern oder Spinngewebe und andere 
Unreinlichkeiten feftfetzen können, follen vermieden werden; aus diefer Erwägung 
find auch Deckengefimfe fortzulaffen. 

Die Decken find mit Kalk- oder Leimfarbe weiß anzuftreichen; die Eifenträger 
können mit Ölfarbe angeftrichen und durch einen leichten Farbenton oder durch 
farbige Striche hervorgehoben werden. 



45 



{) Geftühl. 

Auf die Bedeutung, welche die Anordnung des Oeftühls (Schulbänke oder 53. ^^^^^ 
Subfellien) für die Raumgeftaltung und für die Abmeffungen der Klaffen hat, ift und 
fchon in Art 35 (S. 30) hingewiefen. Von nicht geringerer Bedeutung ift aber die ^^""51^^*"^^^^ 
Bemeffung und die Konftruktion des Oeftühls in pädagogifcher und gefundheit- 
licher Beziehung. 

Vom Standpunkt der Schulverwaltung ift zu fordern, daß das Geftühl frei 
fteht, um Störungen der Kinder untereinander zu vermeiden; daß die etwa vor- 
handene Beweglichkeit der Tifchplatten und Bankfitze für die Kinder gefahrlos 
und tunlichft geräufchlos ift; daß die Oberkante der Tifchplatte möglichft hoch fteht, 
um den Lehrern die Beauffichtigung der Schularbeiten zu erleichtern; daß die 
Konftruktion des Oeftühls äußerft feft und dauerhaft ift und eine bequeme und 
vollftändige Reinigung des Fußbodens geftattet 

Vom Standpunkt der Oefundheitspflege ift vor allem zu verlangen, daß das 
Oeftühl fich in feinen fämtlichen Abmeffungen und in feiner Form nach der 
Körpergröße und nach der körperlichen Oeftalt der Kinder richtet. 

In neuerer Zeit, durch die Bemühungen Fahrnef% im Jahre 1864 erftmals 
angeregt, ift letztere Forderung in allen Ländern auf das eifrigfte anerkannt; eine 
große Sonderliteratur (vergl. S. 52) ift der gefundheitlich zweckmäßigen Oeftühl- 
konftruktion gewidmet; immer neue Veränderungen find erdacht, immer neue Ver- 
befferungen erftrebt worden. Als Beleg dafür mag die Mitteilung dienen, daß 
fchon auf der Berliner Hygiene-Ausftellung im Jahre 1883 mehr als 70 Modelle 
des Oeftühls aus verfchiedenen Ländern vorgeführt waren, ohne daß die Schau- 
ftellung hiermit eine vollftändige gewefen wäre. 

Die Schwierigkeit, ein in gefundheitlicher Beziehung ganz einwandfreies 
Oeftühl zu befchaffen, liegt darin, daß die Vorderkante der Bank, wenn das Kind 
beim Schreiben die richtige Körperhaltung einnehmen foll, unter die Hinterkante 
der Tifchplatte, in der wagrechten Projektion gemeffen, fich vorfchieben müßte, 
während andererfeits die Rückfichtnahme auf die Bewegungsfähigkeit des Kindes 
es verlangt, daß die Vorderkante der Bank von der Hinterkante der Tifchplatte in 
einem möglichft großen Abftand bleibt. 

Den Abftand zwifchen den genannten Teilen des Oeftühls nennt man »Di- 
ftanz" und unterfcheidet die verfchiedenen Konftruktionen als Minus-, Null- und 
Plus-Diftanz. Letztere ift in gefundheitlicher Beziehung bedenklich, weil durch die 
fchiefe Haltung der Kinder beim Schreiben die Rückgratverkrümmung der Kinder 
befördert wird; erftere erfchwert die Bewegung der Kinder. Es ift deshalb als 
Vermittelung die Null-Diftanz zu empfehlen, d. h. eine folche Konftruktion, bei 
der die hintere Tifchkante lotrecht über der vorderen Sitzkante liegt. 

Vielfach ift verfucht worden, den verfchiedenartigen Anforderungen durch 
eine konftruktive Vorkehrung gerecht zu werden, und zwar durch Anbringen 
von Klapp- oder Schiebe Vorrichtungen, die es ermöglichen, die Tifchplatte der 
jeweiligen Benutzung entfprechend nach hinten zu verlängern und zu verkürzen 
und auf diefe Weife die Diftanz nach Bedarf negativ oder pofitiv zu machen. 
Diefe Vorrichtungen haben aber den Mangel, daß fie bei der Benutzung einen 
ftörenden Lärm hervorrufen, auch für die Kinder gefähriich werden können, und 
daß fie in ihrem Bewegungsmechanismus kaum fo feft konftruiert werden können, 
um auf die Dauer haltbar zu bleiben. 

Schwierig ift es femer zu beftimmen, und darin weichen die Anfichten 
am meiften voneinander ab, wie die w Differenz«, d. i. die lotrecht gemeffene Ent- 



54- 
Diftanz. 



55. 
Differenz. 



16 

fernung von der Oberkante der Bank bis zur Hinterkante des Tifches, nach der 
fich alle übrigen Abmeffungen des Oeftühls zu richten haben, beftimmt werden 
foll. Hierfür wird verlangt: nach den Modellen von Fahrner u. Zwez Vs bis V? 
der Körperlänge des Kindes, nach Cohn V?, nach Meyer V? +4<^» bis 6<», nach 
Koller V? + 3 *"'", nach Buchner und Spieß Ve- 

Eine Verfchiedenheit der Anfichten befteht ebenfo darüber, ob die Differenz 
für das Oeftühl der Mädchen, in Anbetracht der verfchiedenartigen Bekleidung, 
im Vergleich zu dem für Knaben beftimmten Oeftühl, vergrößert werden foll oder 
nicht. Nach Kunze-Schildbach ift z, B. eine Vergrößerung von IVa*"" erforderlich, 
während Spieß die Verfchiedenartigkeit vernachläffigt wiffen-will. Wir find der 
Anficht, daß bei gleicher Körperlänge die Maßverfchiedenheiten in den einzelnen 
Oliedmaßen der Kinder fo beträchtliche find, daß fie auch bei forgfältiger Ab- 
ftufung des Oeftühls in jeder einzelnen Klaffe nicht in allen Stücken berückfichtigt 
werden können, und daß im Vergleich zu diefer unvermeidlichen Unvollkommen- 
heit der kleine, durch die Bekleidung hervorgerufene Unterfchied füglich außer 
Betracht bleiben kann, umfomehr, als hieraus für die Praxis, namentlich für große 
Schulverwaltungen, eine wefentliche Vereinfachung bei Anfchaffung und Verteilung 
des Oeftühls erwächft 

Eine Schwierigkeit endlich befteht darin, daß die Körperlängen der Kinder 
im gleichen Lebensjahre, bezw. in der dem Lebensalter entfprechenden Schulklaffe 
große Verfchiedenheiten aufweifen und daß eine dauernde forgfältige Rückficht- 
nahme hierauf im praktifchen Schulbetrieb naturgemäß kaum durchführbar ift 

• Je mehr man das Oeftühl den Körperverfchiedenheiten und mindeftens der 
verfchiedenen Körperlänge der Kinder anpaffen will, um fo größer muß die Zahl 
der Oeftühlsgruppen fein, die mit wechfelnder Differenz der verfchiedenen Körper- 
länge fich anfügen und in ihren übrigen Abmeffungen mit der Differenz in paf- 
fender Übereinftimmung find. 
. 56. Die Länge des Oeftühls muß fo groß fein, daß jedes Kind auf der Bank 

.izange. j^j^^^j^ Sitzplatz Und auf dem Tifch genügenden Raum zum Schreiben findet Im 
allgemeinen wird hierfür, je nach der Oröße der Kinder, ein Maß von 60 bis 
70^" und für die Tiefe ein Maß von 68 bis 90*™ als notwendig erachtet Für 
die drei Oeftühlsgruppen der preußifchen Volksfchulen ift durch die Minifterial- 
Verordnung vom 15. November 1895 eine Länge von 50, 62 und 64 und eine 
Tiefe von 68, 70 und 72*^" vorgefchrieben. 
57 Für die Oruppeneinteilung des Oeftühls find die mannigfaltigften Vorfchläge 

einteüung. gcmacht wordeu. Die preußifche Volksfchule, ebenfo die Berliner Oemeinde- 
fchule, hat 3, die badifche und franzöfifche Volksfchule 4, die württembergifche 
Schule 6, die Basler 8 Oeftühlsgruppen; verfchiedene Autoren unterfcheiden wie 
folgt: Fahrner 6, Herrmann 7, Buchner u. Ouilleaume 8, Spieß 9 und Kunze- 
Schildbach 10. 

Die Zuteilung der Oruppen erfolgt entweder nach dem Lebensalter, fo daß 
die Kinder von 6 bis 8 Jahren Nr. 1, von 8 bis 10 Jahren Nr. 2 u. f. w. erhalten, 
oder nach der Körperlänge, fo daß die Oruppen nach dem Längenunterfchied der 
Kinder, und zwar in der Regel für je 10^" um eine Nummer fteigend, gegeben 
werden. Die letztere Art der Zuteilung ift als die richtigere zu bezeichnen. 

Wenn Anzahl und Abmeffungen der Oeftühlsgruppen feftgeftellt find, fo 
bleibt noch die fehr wichtige Frage zu entfcheiden, wieviele Oruppen in jeder 
Klaffe erforderlich find und in welchem Verhältnis der Zahl nach die Oruppen in 
jeder einzelnen Klaffe verteilt werden follen. Da die Kinder rafcher oder lang- 



47 

ramer wachten, auch durch Krankheit und Säumigkeit in ihrem Schulweg auf- 
gehahen werden, fo find die Körpergrößen der Kinder in jeder Klaffe fehr ver- 
fchieden, und es ift durchaus notwendig, dies in jeder Klaffe durch Einftellen 
verfchiedener Qeftühlsgruppen zu berückfichtigen. 

Nach Maßgabe neuerer Unterfuchungen ift das Wachstum der Kinder im 
großen von den Emährungsverhältnilfen abhängig, und im allgemeinen ift an- 
zunehmen, daß fich z. B. in den ftädtifchen Volks- und Mittelfchulen ein ftärkerer 
Prozentfatz kleinerer Kinder findet als in den höheren Schulen. Es müßte daher 
theoretifch gefordert werden, daß auf Grundlage der örtlichen Verhältniffe die 
Größe der Kinder, wie fie lieh für jede Schulgattung durchfchnittlich erwarten 
läßt, durch regelmäßige Meffungen feftgeftellt wird, 
F'K '5 und daß die hieraus zu gewinnenden Ermittelungen 

. -'-^^ ' - ' i für jede neue Oeftühlsbefchaffung maßgebend bleiben. 

\. Tj "• _ Es lei bemerkt, daß die Anfchaffungskoften durch 

IJ-^:^A ' , Jj _ diefe im gefundheitlichen Intereffe höchft wichtige 
10 ^>S3^ ' Anordnung fich nicht fteigem, daß es dazu vielmehr 

'''^ ' \C\( lediglich der fachveritändigen und rechtzeitigen Vor- 

jLJ ILJI ' forge bedarf. 

_.-i/:l^\ ir"\\ . Itn allgemeinen kann als Regel aufgeftellt wer- 

Gertühi nach dem Syftem SpUß. -^^n, daß in jeder Klaffe mit einheitlichem Unterricht, 
{Zur Trt«iie toxi s. 48,) jc nachdem die verfügbare Gruppenzahl kleiner oder 

größer ift, zwei bis drei Geftühlsgruppen vorgeforgt 
werden tollten, deren Verhältniszahl auf Grund der ttattgehabten örtlichen Mef- 
fungen zu beftimmen wäre. Außerdem tollte zur Vorforge für einzelne, ungewöhn- 
lich kleine oder große Kinder ein- oder zweifitziges verftellbares Geftühl bereit ge- 
fjg. ,ö_ halten werden. 

Allerdings find dann auch die Lehrer zu 
veranlatfen, halbjähriich in der Klaffe Durch- 
tchnittsmeffungen vorzunehmen und nach de- 
ren Ergebnis den Kindern das für die Körper- 
länge am betten patfende Qeftühl zuzuweifen; 
auf das fog. Certieren, das die Kinder ver- 
anlaßt, ihren Leittungen entfprechend die 
Plätze zu wechteln, muß unter allen Um- 
ftänden verzichtet werden. 

Zu bequemerer Benutzung beim Leten ^• 
und Schreiben, betonders aber zur Schonung "de"""*' 
Oeftühl nach der Basler Tabelle. der Augen, itt es zweckmäßig, die Tifchplatten Tirchputi.. 

^ ** nach hinten zu neigen, jedoch nicht zu ftark, 

damit nicht die darauf liegenden Gegenttände herunterrollen; letzteres durch eine 
am unteren Ende angebrachte Leitte zu verhindern, itt nicht ratfam, weil die 
Kinder fich auf diefen Leiften die Arme drücken. Der vordere Teil der Tifch- 
platten, in dem die Tintenfäffer ihren Platz finden, liegt wagrecht und kann mit einer 
muldenartigen Vertiefung zum Ablegen der Federn und Bleittifte vertehen werden. 
Vielfach wird verlangt, die Vorderkante der Titchplatte auf einer Mindeft- 
höhe von 70*™ zu halten, um den Lehrern die Beauffichtigung zu erleichtem. Bei 
einer folchen Anordnung werden jedoch für die kleineren Kinder Fußbretter 
erforderlich, die im Intereffe der Reinlichkeit und der Verkehrsficherheit nicht zu 
empfehlen find. 



48 



59- 
Maß- 
tabellen. 



Als Beifpiele und zum Vergleich werden hier 2 Maßtabellen mitgeteilt, 
und zwar: 

1) die im Jahre 1885 für die ftädtifchen Schulen zu Frankfurt a. M. von Spieß 
aufgeftellte Tabelle mit zugehörigem Schema (Fig. 15) und 

2) die im Jahre 1902 für die ftaatlichen Schulen zu Bafel aufgeftellte Tabelle 
mit zugehöriger Zeichnung (Fig. 16). 



Spieß' loht Tabelle (Fig. 15). 



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Länge der 
Tifchpkttc 



E 

'■5 5 
fco 



ig 

Ol ti 





I 

II 
III 

IV 

V 

VI 

VII 

VIII 



540 
580 
680 
670 
720 
760 
810 
850 
900 



480 
520 
560 
600 
640 
680 
720 
760 
800 



80 
80 
80 
80 
80 
80 
80 
80 
80 



820 


180 


820 


195 


840 


210 


360 


225 


880 


240 


400 


255 


420 


270 


440 


285 


440 


800 



300 
825 

850 
375 
400 
425 
450 
475 
500 



240 
240 
260 
270 
290 
310 
820 
340 
840 



340 


40 


280 


680 


1000 


340 


40 


280 


680 


1000 


860 


40 


300 


720 


1 1040 


870 


50 


320 


760 


1080 


390 


50 


340 


800 


1120 


400 


50 


360 


840 


1160 


420 


60 


380 


880 


1200 


440 


60 


400 


920 


1200 


440 


60 


400 


920 


1200 



2000 
2000 
2080 
2160 
2240 
2320 
2400 
2400 
2400 



Millimeter 



Basler Tabelle (Fig. 16). 



Nummern der Bänke 



I 



Größe der Schüler in m 

Tifchhöhe, vordere „cm 

n hintere „ „ 

Lehnenoberkante (Abftand 

vom Fußboden) „ „ 

Tifchplatthöhe über Sitz ... „ „ 
Sitzhöhe über Schemel, bezw. 

Fußboden „ „ 

Schemelhöhe über Fußboden „ „ 

Lichte Höhe des Bücherfaches » » 
Lichtmaß zwifchen Lehne und 

Tifchkante „ » 

Tifchplatte, ganze Breite ... „ „ 

Kennelbreite » „ 

Klappenbänke -Klappenbreite „ „ 

Banklänge » » 

Minusdiftanz überall 8 cm. 



II 



III 



IV 



V 



1,00 
bis 1,10 

77 

70 

73 
19 

28 
23 
11 

23 
45 

6V« 
120 



1,11 
bis 1,20 

77 

70 

78 
20 

31 
19 
11 

24 
45 

6V, 

120 



1,21 

bis 1,80 
77 
70 

78 
21V, 

84 

UVa 
11 

25 
45 

6V. 
120 



1,81 

bis 1,40 
77 
70 

78 
23 



37 
10 
11 



26 
45 

6V, 
120 



VI 



1,41 

bis 1,50 
77 
70 

73 
24 

4OV9 

5V« 
11 

28 
45 

6V2 
120 



1,51 

bis 1,60 
77 
70 

73 
25V2 

44V2 
11 

80 
45 

6V2 

120 



VII 

1,61 

bis 1,70 
82 
74 

77 
27 

47 

11 

32 
50 

6V2 
16 

135 



VIII 



1,71 

bis 1,80 
85 
77 

80 
28 

49 

11 

34 
50 

6V2 
16 

135 



Erftere Tabelle, die auf praktifche Verwendbarkeit für den Schulbetrieb 
größtmögliche Rückficht nimmt, beruht auf der Annahme, daß die Körperlängen 
der die Schule befuchenden Kinder fich zumeift zwifchen 110 und 180*^"» bewegen 
und daß Längen unter 110 und über 1^0«^" nur feiten vorkommen. Dem- 



49 



entfprechend find 7 Hauptgruppen Nr. I bis VII für die Langen von 110 bis 180 «^ 
und außerdem je eine Ausnahmsgruppe, Nr. 0, für die Längen von 100 bis 110^™ 
und Nr. VIII für die Längen von 180 bis 190^°» beftimmt worden. Bei diefer 
Bezifferung wird die Zugehörigkeit der Qruppennummer zur Körperlänge 
durch die Mittelziffer zum unmittelbaren Ausdruck gebracht; es entfpricht nämlich 
die Körperlänge, von 100 bis 109 <^™ der Gruppe Nr. 0, von 110 bis 119*=«» der 
Gruppe Nr. I von 120 bis 129<^°> der Gruppe Nr. II u. f. w. Die Abmeffungen find 
nicht genauer als auf halbe Centimeter abgeftuft, was dem praktifchen Erfordernis 
durchaus genügt, weil kleinere Maßfeftfetzungen für die Ausführung erfahrungs- 
gemäß doch nicht eingehalten werden. 

Für die niederen Schulen finden in Frankfurt a. M. aus diefer Tabelle die 
Gruppen Nr. bis IV Anwendung. 

Abgefehen von einzelnen, für fchwerhörige oder kurzfichtige Kinder erforder- 
lichen Ausnahmen ift das größere Geftühl ftets in die hinteren Reihen zu ftellen, 
um die Überfichtlichkeit für den Lehrer nicht zu hindern. Dagegen ift es in 
gewöhnlichen Klaffen nicht empfehlenswert, das hintere Geftühl auf einem Stufen- 
unterbau zu erhöhen, weil durch derartige Einbauten die Bewegung der Kinder 
gehindert wird. 

Für die Konftruktion des Geftühls ift befonders zu beachten, daß die Be- 
anfpruchung aller Teile auf Feftigkeit und Dauerhaftigkeit die denkbar ftärkfte ift, 
und daß das Umftellen des Geftühls und das Reinigen der Klaffen nicht er- 
fchwert werden darf. 

In früherer Zeit wurde das Geftühl zumeift aus Holz hergeftellt; in neuerer 
Zeit ift nach amerikanifchem Vorbild die Anwendung des Eifens, fowohl Guß- 
ais Schmiedeeifens, vielfach gebräuchlich geworden und hat fich gut bewährt. 
Namentlich werden die tragenden Seitenteile der Tifche und Bänke und die Ver- 
bindungsteile aus Eifen hergeftellt. Zu den Tifch- und Bankplatten, ebenfo zu 
den Rückenlehnen, wird ausfchließlich Holz verwendet, zu erfteren oft hartes Holz 
und vorzugsweife Eichenholz. Die Bankfitze und die Rückenlehnen werden häufig 
aus fchmalen Brettchen hergeftellt und zur Anpaffung an die Körperformen der 
Kinder mit gefcliweifter Oberfläche verfehen. 

Man unterfcheidet, wie früher dargelegt, ein- und mehrfitziges Geftühl. 
Erfteres ift für Schulzwecke wegen des übergroßen Raumbedarfes nur ausnahms- 
weife im Gebrauch; die Anwendung fteigert alle für das Schulwefen nötigen 
Ausgaben ganz übermäßig, und deshalb muß, obwohl die Einzelteilung allen 
Anfprüchen der Schulverwaltung und der Gefundheitspflege am beften Rech- 
nung tragen würde, auf diefes Ideal als aus praktifchen Gründen unerreichbar 
verzichtet werden. Demgemäß findet man auch faft ausfchließlich mehrfitziges 
Geftühl in Benutzung; für die Volks- und Bürgerfchulen wird es meift zwei- bis 
vierfitzig, für die höheren Schulen zwei- oder dreifitzig konftruiert. 

Man kann behaupten, daß das zweifitzige Geftühl, wenn die Zwifchengänge 
zwifchen je zwei Sitzreihen breit genug find, um das feitliche Austreten der Kinder 
zu geftatten, allen berechtigten Anforderungen vollkommen Genüge leiftet, und 
daß deffen allgemeine Einführung einen ganz wefentlichen Fortfehritt, nament- 
lich in gefundheitlicher Beziehung, darfteilen würde. Leider ift die baldige Ver- 
wirklichung einer folchen allgemeinen Einführung nicht zu hoffen, weil auch bei 
Verwendung zweifitzigen Geftühls in einer Klaffe von zweckentfprechenden Ab- 
meffungen nur eine kleinere Zahl von Kindern untergebracht werden kann; es folgt 
alfo bereits aus der Verwendung zweifitzigen Geftühls die Notwendigkeit, die Zahl 

Handbuch der Architektur. IV. 6, a. (2. AufU) 4 



60. 

Art der 

Aufhellung. 



61. 
Konftruktion. 



Oeflühl nach Fakmer. 



Oeftühl von LUkrotk. 



Geftühl von Elfäßer. 
Fig. 21. 



Oeftühl von J. Nmendoffj. 



Verftellbares Oeftrihl v 
/. »anbeii & Co. 



Oeftrihl von G. Lei/eL 



51 

der Klaffen und dementfprechend der Lehrkräfte wefentlich zu fteigern, und 
damit wachten zugleich die Ausgaben für den Schulbau und für die Schul Verwaltung. 

Fig. 17 bis 27 geben aus der fehr großen Zahl der verfchiedenartigen Kon- 
ftruldionen des Qeftühls einige Beilpiele. 

Fig. 17 zeigt das Modell des in Zürich gebräuchlichen Geflflhls nach Faknur'% Syftent; der 
liniere Teil der Tifchplatte ift zum Autklappen eingerichtet. Das Modell Lickroth in Frankenthal 
ifl aus Fig. 18 zu errehen; Hinter- und Seitenteile find aus Ellen angefertigt und nihen auf höl- 
zernen Schwellen; Tifchplatte und Sitz find beweglich. Durch Fig. 19 ift das Modell Elfäßer in 
Heidelberg wiedergegeben; die Sei tengef teile find aus Oußeifen konftruiert; Tifchplatte und Sitz 

Fig. ^ Fig. 24. 



Oeftühl von C An/etm jan. Qeftühl von Räiig. 

find beweglich. Fig. ao gibt das Modeliya«!* Neuendorffm Herbom (Naffau) mit Seitenge ff eilen 
aus Schniiedeeifen. Fig. 21 veranfchau licht das Modell von/. Haubeil & Co. in Frankenlhal; die 
gußeifemen Seitenteile find verftellbar. Fig. 22 zeigt das ohne Schwellen konftruierte Modell von 
S. La/el in Elberfeld. Fig. 23 ftelll das mit eigenartig beweglichen Sitzen konftruierte Modell von 
C. Anjelm jr. in Berlin dar. In Fig 24 ift das zum Umlegen eingerichtete Model! der R,ettig-üanV 
(Patent-Inhaber P. Jok. MäUer & Co, in Berlin) wiedergegeben. Endlich zeigen Fig. 25, 26 u. 27 
Schulbänke, die in amerihanifchen, belgifchen und römifchen Schulen Anwendung gefunden haben. 

Pj Die Konftruktion des Oeftühls mit tie- ta. 

weglichen Sitzen und Titchplatten hat für den ^5;^"' 
Gebrauch große Vorteile. Die beweglichen und 
Sitze erleichtern den Kindern das Aufftehen Titdipiatim. 
und find deshalb bei mehriitzigem Gettühl, 
in dem die Kinder nicht zur Seite austreten 
können, kaum entbehrlich. Die Beweglichkeit 
der Tifchplatten ift eine verfchiedenartige: 
entweder wird der untere Teil der Platte um- 
geklappt oder eingefchoben, oder die ganze 
QefHihl in amerikanifchen Schulen. Platte wird umgeklappt. Die erltere Anord- 
nung dient dazu, den Kindern das Sitzen auf 
dem mit Minus-Diftanz konftruierten Gettühl zu erleichtern; tollen die Tifche zum 
Schreiben benutzt werden, fo wird der bewegliche Teil zurückgeklappt oder 
herausgezogen. Die letztere Anordnung hat den Zweck, das Reinigen des Ge- 
ftühls und des Fußbodens unter demtelben zu erleichtern. 

Alle beweglichen Konttruktionen haben jedoch den Nachteil, daß ihre Hand- 
habung mit einem den Unterricht ftörenden Qeräutch und für die Kinder mit 
Gefahr verbunden ift und daß tie die Haltbarkeit des Gettühls vermindern; tie 
tollten daher tunlichtt eingetchränkt werden. Bei zweititzigem Gettühl ift die Be- 
weglichkeit der Sitze nicht notwendig, weil die Kinder ohne Mühe zur Seite 
austreten können. Bei drei- und mehrfitzigem Gettühl mit Null-Dittanz ift aller- 
dings, wenn nicht die Tifchplatten beweglich find und verkürzt werden können, 



_5^ 



das Zurücklegen der Sitze für das Aufftehen der Kinder erforderlich; eine An- 
ordnung mit tief liegendem Drehpunkt ift in diefem Falle zweckmäßig. 

Von betonderer Wichtigkeit ilt die Art und Weife, in welcher Titch und 
Bank miteinander verbunden find. 

Das amerikanitche Oeftühl war anfangs to konftruiert, daß jeder Titch mit 
der davorftehenden Bank ein gemeinfchaftliches Untergeftell befitzt (Fig. 25); zur 
Ergänzung werden Anfangstitche und Endbänke befonderen Modells eingeftellt 
Diefe Anordnung ermöglicht durch ihre Einfachheit eine billigere Herftellung; fie 
hat aber den großen Nachteil, daß das Oeftühl feine Selbltändigkeit verliert und 
die richtige Abltufung der Gruppen nummern, deren Notwendigkeit in Art 59 
(S. 48) erörtert wurde, kaum bei der ertten Aufhellung erreicht, im Betriebe und 
bei dem unvermeidlichen Wechfel des Oettühls aber auf die Dauer keinesfalls 
ermöglicht werden kann. Auch werden die Fußböden, weil derartiges Oeftühl 
mit Schrauben befeftigt werden muß, bei wiederholtem Verfetzen und Auf- 
tchrauben ftark abgenutzt 



Rg. 26. 



Fig. 27. 




Oeftühl in belgirchen Schulen. 



QeltQhl in römiFchen Schulen. 



Deshalb ift anzuraten, den Tifch und die Bank jedes einzelnen Oeftühls 
durch die Holzteile der Tifchplatte und des Sitzes und, foweit außerdem nötig, 
anderweitig verbunden, mit den Seitengeftellen zu einem Oanzen zu vereinigen. 
Die Fußfchwelien, die in der Regel die Seitengeftelle tragen, find allerdings nach- 
teilig, weil fie die Befeitigung des Staubes rwtfchen Bänken und Tuchen fehr er- 
fchweren und die Bewegung der Kinder gefährden; fie füllten daher möglichtt 
niedrig hergertellt werden, am betten aus n-Eifen, die auf kleinen eichenen Klötz- 
chen ruhen und auf diele Weife über dem Fußboden Spalten bilden, durch die 
der Staub hindurchgefegt werden kann. 

Im Hinblick auf gute Reinhaltung der Klallen erfcheint die Lei/el-han]i 
(Fig. 22) und die Reitig-hank (Fig. 24) beachtenswert. 

Auf der RücWeite der Banklehne ift die Oruppennummer, der das Oeftühl 
angehört, deutlich zu bezeichnen, um die richtige Einordnung des Oeltühls jeder- 
zeit leicht veranlaffen zu können. 



Literatur 

über „Schulgertühl". 
Hermann, A. Ueber die Einrichtung zweckmäßiger Schultifche. Braunfchweig 1868. 
Schildbach, C. H. Die SchiHbankfrage und die KuNZE'fche Schulbank etc. Leipzig 1869. 
Narjoux, F. Archileäure communale. Paris 1870. %.\\q: Mobilier d'&oU primaire. 



53 * 

CoHN, H. Die Schulhäufer und Schultifche auf der Wiener Weltausftellung. Eine augenärztliche 

Studie. Breslau 1874. 
Linsmayer, A. Die Münchener Schulbank. München 1876. 
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tafel und des Ventilationsfenfters. Wien 1879. 
Hermann, A. Die Sitzeinrichtungen in Schule und Haus mit befonderer Berückfichtigung der 

Schulbankfrage. Braunfchweig 1879. 
Bagnaux, DE. Confirence Jur U mohiüer de clajje etc, Paris 1879. 
Narjoux, f. Reglement pour la conftruction et Pameublement des maifons d^icok, Paris 1880. — 

2. Aufl. 1881. 
Plan AT, P. Cours de conjtraction civile. 7fi partie. Nouveau rhgUment pour la conftruction et 

Pameublement des ^oles primaires. Paris 1881. 
Meyer. Die Schulbankfrage vom medicinifchen , pädagogifchen und technifchen Standpunkte 

fummarifch beleuchtet. Dortmund 1882. 
Spiess, A. Zur praktifchen Löfung der Subfellienfrage. Braunfchweig 1885. 
Simon, H. Ueber unfere Schulfitze für Lehranftalt und Haus. Sitzgsber. d. Ver. f. Bef. d. Gwbfl. 1886, 

S. 282. 
Brandt, A. Ein neues verftellbares zweifitziges Subfell für Schule und Haus. Zeitfchr. f. Schul- 

gefundheitspfl. 1890, S. 129, 204; 1891, S. 143. 
Hankel, E. Die Schulbank. Zeitfchr. f. Schulgefundheitspfl. 1891, S. 335. 
Marsch, A. Neue Schulbank mit fefter Diftanz. Halberftadt 1893. 
Eine zweckmäßig konftruirte Schulbank, erfunden von Ramminoer u. Stetter in Tauberbifchofs- 

heim. Centralbl. d. Bauverw. 1893, S. 432. 
Neue Schulbank von Wilhelm Rettio in München. Deutfche Bauz. 1894, S. 476. 
Das Ergebniß der Schulbank-Preisausfchreibung. Zeitfchr. d. oft. Ing.- u. Arch.-Ver. 1894, S. 92. 
Schulbank »Syftem Nickelfen" mit verfchiebbarer Tifchplatte. Baugwks-Ztg. 1894, S. 837. 
Wallraff, G. Die Schulbank «Kolumbus« von Ramminoer u. Stetter in Tauberbifchofsheim 

(Baden). Zeitfchr. f. Schulgefundheitspfl. 1894, S. 22. 
Nioo, M. Schulbankausftellung in Wien. Zeitfchr. f. Schulgefundheitspfl. 1894, S. 395. 
Schenk, F. Zur Schulbankfrage. Zeitfchr. f. Schulgefundheitspfl. 1894, S. 529. 
GÖTZE, W. Eine neue Steh- und Sitzfchulbank. Zeitfchr. f. Schulgefundheitspfl. 1894, S. 657. 
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Bennstein, A. Die heutige Schulbankfrage etc. Berlin 1895. — 2. Aufl. 1897. 
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Ift die Schulbankfrage gelöft? Deutfehes Baugwksbl. 1897, S. 531, 547. 

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RoSTOWZEFF. Über die Notwendigkeit der Individualifierung der Schulbänke; eine neue individuelle 

Schulbank. Zeitfchr. f. Schulgefundheitspfl. 1900, S. 295. 
Einige praktifche Neuenmgen an Schulbänken. Deutfche Bauz. 1901, S. 195. 
Sichelstiel, G. & P. Schubert. Die Nürnberger Schulbank. Zeitfchr. f. Schulgefundheitspfl. 1901, 

S.77. 
SucK, H. Die Rettigbank und ihr neuefter Konkurrent. Zeitfchr. f. Schulgefundheitspfl. 1901, 

S. 249. 

Veit, E. Eine modificirte Rettig-Bank. Zeitfchr. f. Schulgefundheitspfl. 1902, S. 547. 

g) Einrichtungsgegenftände und Gerätfchaften. 

Der Lehrer hat, infofern der Unterricht ein einheitlicher ift, an der Schmal- ^65. 
feite der Klaffe den Kindern gegenüber feinen Platz. Der Stuhl des Lehrers und 
der zugehörige, mit einer verfchließbaren Schublade und einer kleinen Schublade 
für das Tintenfaß zu verfehende Tifch (Fig. 28) werden in der Regel auf ein etwa 
25*^ hohes Podium geftellt, das z. B. nach preußifcher Vorfchrift 2,50"» lang und 
1,25" tief fein foll. Bisweilen werden die Tifchfüße durch ein . Holzgetäfel be- 
kleidet, das fich auch feitlich noch etwas verlängert und dem Lehrerfitz ein 



Lehrerfitz. 



54 



66. 
Schreibtafel. 




i» 2"itk 



au» 3'^"stk. 



12^' 



Lehrerfitz. 



kathederartiges Anfehen gibt; doch ift Rg- 28. 

eine folche Anordnung, die zwecklofe 
Koften verurfacht und die Reinhaltung 
erfchwert, nicht zu empfehlen. 

Für den Tifch genügt eine Länge 
von 1,00° und eine Breite von 0,62°. 

In jeder Klaffe ift mindeftens eine 
Schreibtafel erforderlich, die zur Seite 
des Lehrerfitzes auf einem tragbaren, mit 
Fußrollen verfehenen, hölzernen Oeftell 
fteht Wird noch eine zweite Tafel ver- 
langt, fo bringt man diefelbe hinter dem 
Lehrerfitz an der Wand an; diefe zweite 
Tafel kann feft oder zu befferer Beleuch- 
tung an feitlichen Scharnierbändern ftellbar gemacht oder zwifchen Führungsleiften 
auf und nieder beweglich eingerichtet werden. Die Schreibtafeln werden, etwa l,5o° 
lang und l,oo° hoch, aus weichem, fehr gut ausgetrockneten, forgfältig verleimten 
Holz, welches mit tieffchwarzer, nicht glänzender Farbe angeftrichen ift, oder aus 
Schieferplatten hergeftellt 

An jeder Tafel find Näpfchen zur Aufnahme des Schwammes und der Kreide 
anzubringen; in den unterften Klaffen find ferner, um den Kindern den Gebrauch 
der Tafeln zu ermöglichen, hölzerne Tritte erforderlich, die aus einer oder aus 
zwei Stufen von je 20«" Höhe und 25 ^^ Auftritt beftehen. Die Tafeln, die den 
Lehrern beim Schreibunterricht zum Vorfchreiben der Buchftaben dienen, werden 
mit roten, wagrecht und fchräg gekreuzten Linien, die Tafeln für den Rechen- 
unterricht mit wagrecht und lotrecht gekreuzten Linien, die Tafeln für den Qe- 
fangunterricht mit Notenlinien verfehen. 

In neuerer Zeit ift der Verfuch gemacht worden, die Schultafeln in weißer 
Farbe herzuftellen und zum Schreiben auf denfelben Oraphitftifte zu verwenden. 
Als Material für derartige Tafeln ift zuerft emailliertes Eifenblech, das jedoch in 
längerem Gebrauch zu glatt wird, und mit befferem 
Erfolg mattes Olas benutzt worden. 

Out bewährt hat fich die auf Veranlaffung 
des w Bonner Vereins für Körperpflege in Volk und 
Schule" verfuchte Herftellung der Tafeln aus wei- 
ßem Stein; es ift durch Seh proben nachgewiefen, 
daß fchwarze Schrift auf weißem Grunde weiter 
lesbar ift als die fonft übliche weiße Schrift auf 
fchwarzem Grunde. Im Verfolg diefer Erfahrungen 
find fchon durch Verfügung des heffifchen Mini- 
fteriums vom 6. Januar 1888 Schreibtafeln von 
heller Farbe für Schulen zur Einführung em- 
pfohlen worden. 

Ferner find neuerdings auch Wandtafeln aus 
Leder, als endlofes Stück über zwei mit Spann- 
vorrichtung verfehene Walzen laufend, und dop- 
pelte hölzerne, zweifeitig benutzbare Kipptafeln 
hergeftellt worden. Klaffenfchrank. 



Fig. 29. 




5 5 

In jeder Klaffe wird femer gebraucht: ein verfchließbarer Schrank von etwa ^^^^ 
1,00 °> Breite und 1,90° Höhe zur Aufnahme von Büchern, Vorlageblättem und oerätfchaftcn. 
kleinen Oerätfchaftcn (Fig. 2g), außerdem ein Oeftell zum Aufhängen von Land- 
karten und Bildern, ein hölzerner Kaften oder ein Korb zur Auffammlung von 
Papierabfällen u. dergl., fowie ein teilweife mit Waffer gefüllter Spucknapf. 

In den Klaffen für den Unterricht der kleinften Kinder find endlich noch 
hölzerne Oeftelle von etwa 0,90° Breite und 1,80° Höhe notwendig, deren jedes 
10 Drähte mit lo beweglichen Zählkugeln trägt 



h) Reinigung. 

Die Notwendigkeit, in den Klaffen für möglichft reine Luft zu forgen, ift 
in Art. 42 (S. 35) bereits erörtert; es bedarf deshalb keines Beweifes, wie notwendig 
es vor allem ift, die Verfchlechterung, welche die Klaffenluft durch den Straßen- 
ftaub und die von den Kindern hereingetragenen Unreinlichkeiten aller Art natur- 
gemäß erleiden muß, durch forgfame Reinigung tunlichft einzufchränken. 

Deshalb beftehen überall Vorfchriften '), welche die Sc|;iuldiener anhalten, 
täglich durch feuchtes Aufwifchen der Fußböden und feuchtes Abwifchen der 
Möbel, Wandbekleidungen und Fenfterbrüftungen, wöchentlich durch naffes Auf- 
fcheuem, monatlich durch Fenfterputzen und jährlich durch Abfegen der Wände 
und Decken die Klaffen zu reinigen; zum täglichen Aufwifchen der Fußböden ift 
zweckmäßig feuchtes Sägemehl zu verwenden. 

Daß die Reinigung wefentlich erleichtert wird, wenn die Fußböden fugen- 
dicht oder noch beffer fugenlos find und wenn das Schulgeftühl leicht verftellbar 
oder umlegbar ift und keine Fußbretter oder dicht aufliegende Schwellen be- 
fitzt, ift früher fchon erörtert 

Zur Erleichterung der Reinhaltung ift es fehr zweckmäßig, den Fußboden 
der Klaffen in längftens zweijährigen Zwifchenräumen zu ölen und bei diefem 
Anlaß etwa vorhandene Fugen zu verkitten. 

In neuerer Zeit wurden vielfach fog. wftaubfreie« Öle verwandt, die den 
Vorteil befitzen, den Staub feftzuhalten, fo daß er fich beim Kehren zufammenballt 
und nicht aufwirbelt; es ift jedoch nötig, diefen Anftrich, wenn er wirklich nützen 
foll, mehreremal im Jahr aufzubringen, wodurch die Koften um fo mehr wachfen, 
als jedesmal vor dem Anftrich das Umftellen des Schulgeftühls erfolgen muß. 



66. 
R«nig;en. 



69. 
Olanftrich. 



3. Kapitel. 
Räume für befondere Unterrichtszwecke. 

a) Zeichenfale. 

Zeichenfäle werden in neuerer Zeit auch für Volksfchulen (für Preußen 
durch die Mi nifterial -Verfügung vom 14. Dezember 1887) gefordert und in der 
Regel durch Nutzbarmachung der Singfäle befchafft, indem die Zeichentifche 
zum Herunterklappen eingerichtet werden®). Für Volksfchulen erachtet man ge- 
wöhnlich die Größe einer Lehrklaffe für den Zeichen-, bezw. Singfaal als aus- 
reichend. 



») Siehe: Vorfchrift der Königl. Regierung zu Cöln vom 3. Juli 1901, die Reinhaltung ländlicher Schulen betr. 
•) Vergl. Alt 72. 



70. 

Größe 

und 

Qertaltung. 



56 



I 



71. 
Erhellung. 



72. 
Ausrtattung. 



Die Abmeffungen richten [fleh 
fonft nach der Zahl der zu unter- 
richtenden Kinder und werden in 
höheren Schulen im allgemeinen 
etwa doppelt fo groß als für die 
Klaffen ausfallen, weil der für jedes 
einzelne Kind zu rechnende Raum 
den bei Verwendung gewöhnlichen 
Qeftühls erforderlichen beträchtlich 
überfchreitet; im Durchfchnitt wird 
man für jeden Schüler. 2<i"» Grund- 
fläche annehmen können. 

Die Form der Langklaffe mit 
linksfeitigen Fenftern ift auch für 
Zeichenfäle die zweckmäßigfte; die 
Entfernung der letzten Tifchreihe 
von der gegenüberliegenden Wand 
darf jedoch die Sehweite der Schüler 
nicht überfteigen. 

Die Lage der Fenfter nach 
Norden ift wegen der gleichmäßigen 
Belichtung als die geeignetfte an- 
zufehen. 



Fig. 30- 




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Schnitt. 

Fig. 31- 



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Grundriß. 

Zeichenfaal. 

»/•oo w. Gr. 



Eine reichliche Abendbeleuch- 
tung ift in höheren Schulen nicht 
zu entbehren und in zweckmäßiger 
Weife durch elektrifches Bpgenlicht 
oder durch Reflektorlampen (fiehe 
Art. 40, S. 34) herzuftellen. 

Als Beifpiel ift in Fig. 30 u. 31 der Zeichenfaal des Realgymnafiums 
(Mufterfchule) zu Frankfurt a. M. in Grundriß und Schnitt dargeftellt; die Räume 
haben in fehr zweckentfprechender Weife im Dachgefchoß ihren Platz gefunden. 

Für den Unterricht find Tifche von etwa l,oo™ Tiefe und 80*^™ Höhe, 
fowie Einzelfitze erforderlich; für jeden Schüler wird eine Tifchlänge von etwa 
80 cm gerechnet. Die Tifche find an ihrer Hinterkante 
mit einem leichten Geländer, nach Bedarf auch mit 
Unterfätzen für die Aufnahme von Modellen u. dergl., 
fowie mit Schubladen oder mit feitlichen Schränken 
zur Aufnahme von Zeichengeräten und Reißbrettern 
zu verfehen. 

Fig- 33 fteJ't einen Zeichentifch nach dem Modell 
Lickroth in Frankenthal dar; die Tifchplatte ift mittels 
Schrauben hoch und niedrig zu ftellen, auch in der 
Neigung ftellbar. 

Fig. 32 ftellt einen, in den Bürgerfchulen zu ^^. ^^^^^.^ ^ 

Frankfurt a. M. im Gebrauch ftehenden Zeichentifch ^^^^ AuffteiTung 'im ' Singfaal 
dar, wie er zur Verwendung im Singfaal geeignet ift. beftimmt. 

Die Stützböcke a werden feitlich an das Vorder- t'„ w. or. 



Fig. 32. 



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geftell b herangelegt und als- 
dann die Tifchklappen her- 
untergeklappt. Jeder Tifch ift 
mit 2,35" Länge für 3 Schüler 
bertimmt; vor jedem Platz be- 
findet fich eine auszieh- und 
verftellbare Latte, die oben 
einen Haken zum Anhängen 
eines Vorlegeblattes befitzt 

An fonltigen Einrichtungs- 
gegenftänden werden noch 
erforderlich; fette und beweg- 
liche Wandtafeln und größere 
Geftelle, auf denen Vorlage- 
pläne und Modelle Platz fin- 
den; zur Aufftellung der Vor- 
lagen wird an einem Ende 
des Zeichenfaales ein um etwa 
15™ erhöhtes Podium an- 
gebracht 



b) Lehrfäle fQr Phyßk, Ctiemie und Naturkunde. 

Für diefe Unterrichtszweige werden befondere Räume nur in den höheren 
Schulen und auch für diefe in der Regel nur in mäßigem Umfange verlangt. In 
diefen Grenzen follen derartige Unterrichtsräume und ihre Einrichtung hier be- 
fchrieben werden; die Darftellung größerer Anlagen, wie fie z. B. für Fachfchulen 
oder für Hochfchulen erforderlich find, ebento die Befchreibung der Anordnung 
des Oeftühls in den Lehrfälen und der Ausftattung der Experimentiertilche und 
des Laboratoriums erfolgt im Teil IV, Halbbd. 6, Heft 2 (unter A, Kap. 1, c, 1, ferner 
unter B, Kap. 3, c und d, fowie unter B, Kap. 4, b, c und g) diefes »Handbuches". 

Für jeden der genannten Unterrichtszweige find mindeftens zwei neben- 
einander liegende Räume vorzufehen, für Phyfik ein Lehrfaal und ein Zimmer für 
die Aufbewahrung der Apparate, für Chemie ein Lehrfaal und ein Laboratorium 
und für Naturkunde ein Lehrfaal und ein Sammlungszimmer. Bei größerer Be- 
meffung treten dann für Phyfik und Chemie noch hinzu ein Arbeitsraum, Privaf- 
laboratorium der Lehrer u. a. m. 

Die Räume für Phyfik des Realgymnafiums (Mufterlchule) zu Frankfurt a.M. 
find in Fig. 34 u. 35 in Grundriß und Schnitt dargeftellt 

Beachtenswert erfcheint es, daß der Apparatenraum, damit die feinen phyfi- 
kalifchen Inftrumente nicht durch fäurehaltige Dämpfe belchädigt werden, vom 
chemifchen Laboratorium möglichft entfernt bleibt 

Die Anordnung der Lehriäle, die für alle drei Unterrichtszweige ziemlich die 
gleiche ift, entfpricht in Bezug auf Form, Erhellung und Beleuchtung derjenigen 
der Schulzimmer; die Größe ift auf etwa 1,501" für jedes Schulkind zu rechnen. 
Der Lehrfaal für Phytik muß für den Helioftaten ein nach Süden gerichtetes 
Fenfter befitzen; fämttiche Feniter muffen, behufs Ermöglichung einer Verdunke- 
lung des Zimmers, mit dichten Vorhängen verfehen fein. 



I 

3 O 





Scbnill nach A B. 



Im Lehrfaal für Chemie {Fig. 36 
u. 37) ift ein Abdampfkafteti und ein 
langer Tifch von 80 bis 90"" Breite 
erforderlich, mit Wafter-Zu- und Ab- 
leitung und mit einigen Vorkehrun- 
gen für die Ausführung von Experi- 
menten. Der Tilch im Lehrfaal für 
Chemie ift am betten mit einer Platte 
von Schiefer oder Rohglas abzudek- 
ken; gleiches gilt für die Tifche im 
chemitchen I-aboratorium. 

Das Apparatenzimmer ift mit meh- 
reren großen, verfchließbaren Oias- 
fchränken, das chemitche Laborato- 
rium außer den Titchen mit einigen 
Schränken und Abdampfkalten aus- 
zurotten. Auf möglichft gute Lüftung 
der Räume ift Bedacht zu nehmen; 
die abfaugende Wirkung der Abfüh- 
rungskanäle kann durch Einfetzung 
von Lockflammen {Bun/en'lche Bren- 
ner oder andere geeignete Konftruk- 
tionen) in zweckmäßiger Weife ver- 
ftärkt werden. 

Der Lehrfaal für Naturkunde (Fig. 
'" 38 u. 3g) bedarf eines Experimentier- 

tifches nebft Wandtafeln; für Aufftellung des Oeftühls lind ebenfo wie in den 
Lehrlälen für Phytik und Chemie antteigende Stufen zweckmäßig. 

Sonftige zweckmäßige Einzelheiten der Ausftattung find aus Fig. 34 bis 39 
erfichtlich. 

c) Säle fQr Handarbeiten. 
In den Mädchen fchulen Deuttchlands und vieler anderer Länder find die 
weiblichen Handarbeiten ein wefentlicher Qegenftand des Unterrichtes. Es wird 1 
befonderer Wert darauf gelegt, die Kinder im Nähen, Stricken, Stopfen und 
Flicken foweit zu unterweilen, wie dies für das häusliche Bedürfnis notwendig ift. 
Aber auch in den Volksfchulen für Knaben ift in neuerer Zeit vielfach ein 
Handfertigkeitsunterricht eingeführt, der die Augen und Hände der Kinder für 
ihre tpätere Befchäftigung im Handwerk Ichulen will und zu diefem Zwecke 
namentlich Papparbeit, Schnitzerei und Korbflechterei üben läßt. 

Für diefe Unterrichtszweige find Säle erforderlich, die in ihrer räumlichen 
Anordnung mit den Schulzimmern übereinftimmen. Zur Erteilung des Unter- 
richtes werden fchmale Tifche und Einzeltitze gebraucht. 











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OnindriB. 

Lehrraum fQr Naturkunde. 



HandfcTtiglieil 
KiiBb«n. 



d) SchulkOchen. 
Schulküchen haben den Zweck, die Mädchen in den Oberklatfen der Volks- 
fchulen mit den Bedürfniffen einer einfachen bürgerlichen Küche und Haushaltung 
liekannt zu machen und fie kochen zu lehren. In neuerer Zeit find gerade Schul- 
küchen den Volksfchulen größerer Städte befonders häufig hinzugefügt worden. 



6o 



1 



78. 
Feftfaal. 



79. 
Singfaal. 



Zu ihrer Einrichtung bedarf es eines Raumes von der Größe einer Lehrklaffe, 
meift im Erdgefchoß in der Nähe eines Hofausganges, bisweilen auch im Keller- 
gefchoß gelegen, mit etwa 4 Kochherden, 4 Tifchen, 4 Schränken, den erforder- 
lichen Stühlen und Kochgeräten ausgeftattet 

Zwei Planbeifpiele find in den Grundriffen der Volksfchulen in Weimar 
(fiehe Art 120) und Mainz (fiehe Art. 126) mitgeteilt 

e) Feft- und Singföle. 

In den höheren Schulen Deutfchlands und Öfterreichs wird in der Regel als 
Verfammlungsort für die Lehrer und Schüler, zur Vornahme regelmäßiger gemein- 
famer Andachten und für Schulfeierlichkeiten aller Art ein großer, feftlich ausge- 
fchmückter Saal — die Aula — vorgefehen, der naturgemäß den architektonifchen 
Hauptteil des Schulhaufes bildet und für deffen räumliche Anordnung von großer 
Bedeutung ift In Berlin find fogar die Gemeindefchulen (Volksfchulen) mit 
folchen Sälen, wenn auch in etwas kleineren Abmeffungen, verfehen. 

In Volks- und Bürgerfchulen wird fonft eine Aushilfe darin gefucht, daß 
zwei oder drei Schulzimmer oder zwei Schulzimmer und ein dazwifchen liegendes 
Verwaltungszimmer mit beweglichen Teilungswänden, doppelten Türen u. a. m. 
verfehen und zu einem größeren Räume nach Bedarf vereinigt werden. Auch 
wird oft die Turnhalle als Verfammlungsort für die Schule nutzbar gemacht 

In den Schulen anderer Länder find derartige Fefträume ebenfalls gebräuch- 
lich; doch werden letztere, wie z. B. die „Hallen" in amerikanifchen und englifchen 
Schulen, zum Teil für Unterrichtszwecke mit benutzt 

. Die Abmeffungen und die Ausftattung des Feftfaales bleiben natürlich von 
den örtlichen Verhältniffen und dem ftatthaften Koftenaufwand abhängig. Als 
Mittelmaße für die Aula einer deutfchen höheren Schule können 18 bis 20*° Länge 
und 12 bis 14™ Breite bezeichnet werden; für jedes Schulkind ift ein Raum von 
mindeftens 0,6^" zu rechnen, und es muß nach Umftänden als genügend ange- 
fehen werden, wenn im Feftfaal etwa die Hälfte der Schüler, und namentlich die 
Schüler der Oberklaffen, Platz finden. 

Bezüglich der Lage des Feftfaales im Schulhaufe wird bei den wGymnafien 
und Real-Lehranftalten" (fiehe Kap. g) das Erforderliche gefagt werden. 

Die Aula wird in der Regel an einer Schmalfeite mit einem Podium verfehen, 
auf welchem die Rednerbühne und biswtilen die Sitze der Lehrer ftehen; die 
Schüler fitzen auf Bänken oder Stühlen, die mit entfprechenden Zwifchengängen 
in Reihen aufgeftellt werden; die größere Höhe, welche durch die Grundfläche 
der Aula bedingt ift, wird häufig zum Einlegen einer Empore benutzt, auf welcher 
der Sängerchor und zu deffen Begleitung ein Flügel oder Harmonium oder eine 
kleine Orgel Platz finden. 

Für die Anordnung im einzelnen wird auf die eingehende Darlegung im 
Teil IV, Halbbd. 6, Heft 2 (unter A, Kap. 1, c, 1) diefes «Handbuches" verwiefen. 

Häufig und z. B. auch in den Berliner Gemeindefchulen wird die Aula für 
die Erteilung des Gefangunterrichtes verwendet Anderenfalls ift hierfür ein befon- 
derer Singfaal (Mufikzimmer, Gefangfaal) erforderlich, der zweckmäßig im oberften 
Gefchoß des Schulhaufes an einer Ecke und wenn möglich neben Referveklaffen 
und anderen feltener benutzten Räumen liegt, um die Störungen einzufchränken, 
die fonft der Gefangunterricht für die Schule herbeiführen kann. Auf die Lage 
der .Fenfter in Bezug auf die Himmelsrichtungen braucht keine Rückficht ge- 
nommen zu werden; dagegen ift für auskömmliche Abendbeleuchtung zu forgen 



6i _ 

Das Gettühl befteht aus mehrtitzigen hölzernen Bänken mit Rückenlehnen, die 
meift in zwei Reihen mit einem Mitteigang aufgeftellt werden. 

Im übrigen kann der Singfaal nach Größe und Anordnung mit den übrigen 
Schulzimmem ubereinftimmen; jedoch find etwas größere AbmelTungen erwünfcht, 
weil oftmals der Sängerchor aus mehreren Klaffen zufammengeftellt wird und 
deshalb eine größere Kinderzahl im Saale Platz finden muß. 

Wenn der Singfaal, wie dies neuerdings in Volkstchulen häufig gelchieht, 
zugleich für den Zeichenunterricht benutzt wird, fo werden die Sitzbänke zwüchen 
den Zeichentifchen aufgeftellt, letztere auch, um mehr Raum zu gewinnen, zum 
Aufklappen eingerichtet (Vergl. Art. 72, S. 56.) 



f) Rä.uine lür Lehrmittel. 

Die zur Aufbewahrung von Lehrmitteln aller Art beanfpruchfen Räume find 
je nach Erfordernis im einzelnen (ehr verfchieden und können in ihrer Größe und 
Pig .Q Lage der zweckmäßigen Gefta!- 

tung des Bauplanes wohl unter- 
geordnet werden. 

Gewöhnlich werden für eine 

größere Schule verlangt: ein oder 

zwei Zimmer zur Aufbewahrung 

., von Sammlungen (Mineralien, 

Pflanzen, ausgeftopfte Tiere und 

ii.it i dergl.) und ein oder zwei Zimmer 

I für Unterbringung von Bücher- 

i fammlungen zur Benutzung für 

die Lehrer und für die Schüler 

— Bibliothekzimmer. Die Lehrer- 

bibliofhek findet oftmals ihren 

Platz im Zimmer des Schulvor- 

ftandes oder im Lehrerzimmer. 

Die Austtattung der genann- 
ten Räume richtet (ich nach den 
j in ihnen unterzubringenden Lehr- 
mitteln; gewöhnlich find für je- 
< des Zimmer einige verfchließbare 
Schränke (Fig. 40), ein Tifch und 
Sammlungsrchrank. einige Stühle erforderiich. 



g) Karzer. 

Für die Vollftreckung von Haftftrafen, wenn tolche auf eine Zeitdauer von 
mehreren Stunden gegen Schüler verhängt werden muffen, wird bisweilen, und 
namentlich in höheren Schulen, ein befonderer kleiner Raum veriangt, der den 
Namen Karzer trägt. Er muß ficher verfchließbar, mit einem durch Drahtgitter 
verwahrten Fenfter verfehen und heizbar fein. 



62 



4. Kapitel. 
Sonftige Räume und Teile des Schulhaufes. 

a) Kleiderablagen, Wafch- und Badeeinrichtungen. 

Kleider ^^^ Vorkehrungen zur Aufbewahrung der Überkleider, der Kopfbedeckungen 

ablagen, uud Regenfchlmie der Kinder — Kleiderablagen oder Garderoben — befinden fich 
innerhalb oder außerhalb der Klaffen. 

Im erfteren Falle wird eine der Schülerzahl in der Klaffe entfprechende 
Anzahl eiferner Haken an einer hierzu verfügbaren Wand, in der Regel an der 
nach dem Flurgang gelegenen Längswand angebracht Die Haken find aus 
ftarkem Schmiedeeifen herzuftellen und in Abftänden von etwa 17*^° auf einer 
eifernen Schiene aufzunieten; die Schiene ift je nach der Größe der Kinder in 
einer Höhe von l,io bis 1,40°» auf eingegipften Schrauben mit Muttern zu be- 
feftigen; die Haken dürfen keine fcharfen Spitzen oder Ecken haben. Zur Auf- 
nahme der Schirme dienen bewegliche Geftelle, welche am Fuße flache Kaften 
aus Zinkblech für das Tropfwaffer erhalten. Es ift darauf zu achten, daß Heiz- 
und Lüftungskanäle durch die an den Haken hängenden Kleider oder durch die 
Schirmgeftelle nicht in ihrer Wirkung beeinträchtigt werden. Bisweilen werden in 
der Klaffe 40 bis 50 *^ tiefe Kleiderfchränke aufgeftellt, welche die verfügbare Wand 
in ununterbrochener Reihe einnehmen; in Münchener Schulen wird hierfür z,B. die 
Rückwand der Klaffe benutzt; die Schränke find dort durch befondere, in der 
Quermauer ausgefparte Abzugskanäle gelüftet 

Bei weitem vorzuziehen ift es im Intereffe der Ordnung und Reinlichkeit 
und un^die Ausdünftungen der Überkleider, namentlich im Winter, fernzuhalten, 
wenn die Kleiderablagen außerhalb der Klaffen ihren Platz finden. Man unter- 
fcheidet zu diefem Zwecke im wefentlichen drei verfchiedene Anordnungen: 

i) Für jede Schule wird in der Nähe des Haupteinganges ein großer 
Raum vorgefehen, in dem alle Kinder gemeinfam ihre Überkleider ablegen. Diefe 
Einrichtung ift befonders in englifchen und franzöfifchen Schulen gebräuchlich, 
in denen hierzu die bedeckten Höfe benutzt werden. 

2) Für jede Klaffe oder für je zwei Klaffen wird ein an letztere unmittelbar 
anftoßender oder zwifchenliegender Raum angeordnet, der fowohl mit der Klaffe, 
als auch mit dem Flurgang durch Türen verbunden ift 

3) Die Überkleider werden auf dem zu den Klaffen im betreffenden 
Gefchoß des Schulhaufes gehörigen Flurgang abgelegt, und zwar entweder in 
einzelnen, für jede Klaffe befonders abgeteilten Räumen oder gemeinfchaftlich. 

Die Anordnung zu i hat den Vorzug, daß der einheitliche Kleiderablage- 
raum für die Schule leicht unter Verfchluß und Aufficht gehalten werden kann. 
Andererfeits erfcheint es befonders in größeren Schulen nicht unbedenklich, die 
Kinder, die nach Schluß des Unterrichtes gern fo fchnell wie möglich in das 
Freie eilen, vor dem Austritt aus der Schule noch einmal in einen Raum zu- 
fammenzudrängen. 

Die Anordnung zu 2 fteigert die Frontlänge des Schulhaufes und die Länge 
des Flurgangs ganz beträchtlich; auch können die Kleiderräume, wenn nicht über- 
mäßiger Platz beanfprucht werden foll, nur eine geringe Breite erhalten, die zu 
bequemer Bewegung der Kinder beim Zurücknehmen der Überkleider nicht aus- 
reicht 



63 

Für größere Schulen erfcheint daher die Anordnung zu 3, und zwar diejenige 
mit klaffenweife abgeteilten Kleiderablagen, am meiften zu empfehlen. Die Flur- 
gänge werden zu diefem Behufe verbreitert und in den durch Stützenftellungen 
oder Fenfterachfen konftruktiv bedingten Abteilungen nutzbar gemacht Das An- 
bringen der Haken erfolgt in der vorbefchriebenen Weife; die Schirmgeftelle 
werden fortlaufend unter den Haken angebracht und für jeden Haken mit einer 
befonderen Einftellöffnung verfehen. Bisweilen wird jede Abteilung mit einer 
leichten Oittertür verfchließbar gemacht; doch behindert dies die Bewegung der 
Kinder, und es ift deshalb zweckmäßiger, wenn Verfchluß und Aufficht am Haupt- 
eingang der Schule erfolgen und die einzelnen Kleiderablagen offen bleiben; 
letztere follen nicht zu tief*fein, damit die Kinder nicht in großer Zahl in jeder 
Reihe nebeneinander ftehen und aneinander vorübergehen muffen. 

Ift es in Rückficht auf Koftenerfparnis nicht möglich, die Kleiderablagen auf 
den Flurgängen klaffenweife abzuteilen, to werden die Haken in fortlaufenden 
Reihen mit einer befonderen Nummer für jedes in dem betreffenden Oefchoß 
befindliche Kind angebracht. Raumfparend ift es in diefem Falle, die Haken auch 
an der Fenfterwand zu befettigen; zu diefem Zwecke werden die Unterteile der 
Fenfter fo hoch herauf feftftehend gemacht, daß fich die Fenfterflügel über den 
die Haken tragenden Schienen öffnen laffen. 

Zum Ablegen der Überkleider der Lehrer dienen Haken oder Kleidergeftelle, 
die im Lehrerzimmer oder in einem dazu gehörigen Vorzimmer Platz finden, 
oder es wird auch für diefen Zweck auf dem Flurgang eine befondere, in der 
Nähe des Lehrerzimmers liegende Abteilung vorgeforgt 

Für die Anordnung der Kleiderablagen geben die unter B mitgeteilten Orund- 
riffe viele nützliche Beifpiele. 

In deutfchen Volksfchulen find Wafcheinrichtungen bisher in größerem »3. 
Umfange wenig gebräuchlich, obwohl der wef entliche Nutzen derfelben unver- einnchtungcn, 
kennbar ift und eine beffere Würdigung verdiente. Das Beftreben dazu zeigt fich 
auch bereits. So hat z. B. die Beriiner Gemeindeverwaltung in ihren neueften Volks- 
fchulen derartige Einrichtungen unter dem Namen w Reinigungszimmer« treffen 
laffen. Die zur Aufnahme der Wafcheinrichtungen beftimmten Räume liegen am 
beften im Erdgefchoß. Fußbodenbelag und Wandverputz find fo herzuftellen, 
daß fie durch Näffe nicht befchädigt werden können. Die Einrichtung felbft ift 
fo einfach und dauerhaft wie möglich herzuftellen; die Zahl der Wafchftände wird 
zunächft nach der zuläffigen Raum- und Oeldaufwendung zu bemeffen fein. 

Bei weitem größerer Wert wird diefen Einrichtungen in amerikanifchen, eng- 
lifchen und franzöfifchen Schulen beigemeffen. Die Wafchftände finden entweder 
in den mehrerwähnten bedeckten Höfen oder in eigenen größeren Räumen Platz, 
die Lavatories, bezw. Lavabos genannt werden. In franzöfifchen Schulen werden 
für je 100 Kinder 4 Wafchftände als notwendig erachtet. 

In englifchen Volksfchulen werden die Kinder angehalten, beim Eintritt in 
die Schule Oeficht und Hände zu wafchen; die Wafchräume find fo bemeffen, 
daß gleichzeitig je 20 Kinder die Wafchftände benutzen können. 

Im übrigen wird für diefe Einrichtungen auf Teil III, Bd. 5 (unter A, Kap. 5) 
diefes „Handbuches" verwiefen. 

Die Vorforge von Badeeinrichtungen, die namentlich für Volksfchulen zur 84. 
Förderung der Reinlichkeit und Körperpflege und in gefundheitlicher Beziehung einrichhfngen. 
als fehr nützlich empfohlen werden muffen, entftammt der neueften Zeit und ift 
auch in den Schulen anderer Lander früher kaum gebräuchlich gewefen. 



64 



In Deutfchland ift der erfte Verfuch, derartige Bäder herzuftellen, im Jahre 
1884 durch die ftadtifche Verwaltung in Oöttingen auf Anregung Merkers und 
Flugge's gemacht worden und hat feither in deutfchen Städten überall Nach- 
ahmung gefunden. Die Bäder find als Braufebäder für die Abgabe von lau- 
warmem und kaltem Walfer eingerichtet. Im Baderaum werden, je nach der 
Schülerzahl in der Klaffe, eine Anzahl flacher Wannen von 100 bis 120*^°» Durch- 
meffer aufgeftellt oder vertiefte Mulden eingerichtet, die groß genug lind, um den 
vierten Teil der Schüler einer Klaffe aufnehmen und gleichzeitig abdufchen zu 
können. Zur Benutzung für ältere Mädchen ift es zweckmäßig, im Baderaum 
einige abgeteilte Badezellen vorzuforgen. 

Fig. 41. 




Schnitt nach A B, 
Fig. 42. 

r I u r Q a n q 




Grundriß. 

Schulbraufebad. 

Vto« ▼. Qr. 

Der zugehörige Ankleideraum muß fo groß fein, daß er die doppelte Zahl 
der im Baderaum zu badenden Kinder aufnehmen kann, damit beide Räume 
gleichzeitig benutzt werden können; die nötige Zahl von Sitzbänken und Kleider- 
haken ift vorzuforgen. 

Das Badewaffer wird in einem Heizkeffel erwärmt und für die Entnahme 
aus den Braufen entweder mittels eines Wafferbehälters oder eines Mifchkaftens 
brauchbar gemacht; die Temperatur des durch letzteren gehenden Waffers wird 
auf etwa 35 Grad C bemeffen und durch Thermometer kontrolliert, die an geeigneter 
Stelle in die Ablaufröhren eingefetzt werden. (Siehe auch Teil III, Bd. 5 [unter 
A, Kap. 6] diefes «Handbuches«.) 

Die Bade- und Ankleideräume können im Kellergefchoß untergebracht 
werden, muffen jedoch gut heizbar, mit Vorkehrungen zur Lüftung und zur Ab- 
haltung der Feuchtigkeit verfehen fein. 



65 

Eine Oefamtanlage ift im Grundriß des Mühlheimer Volkstchulhaufes (fiehe 
Art. 117) und die Badeeinrichtung einer Frankfurter Bürgerfchule durch Fig. 41 
u. 42 in Grundriß und Schnitt dargeftellt 

Literatur 

über »Schulbäder«. 

Merkel. Ueber Schulbäder. Deutfche Viert, f. off. Gefundheitspfl. 1886, S. 46. 

Bäder in der Schule. Oefundheit 1886, S. 97. 

Schuster. Bade-Einrichtungen in Volksfdiulen. Zeitfeh. d. Arch.- u. Ing.-Ver. zu Hannover 1886, 
S. 489. 

Ueber Schulbäder. Deutfche Viert, f. off. Gefundheitspfl. 1887, S. 46. 

Waoner, W. Braufe-Douchebäder in Schulen, ihre fanitären Vortheile, bauliche Einrichtung und 
Herftellungskoften. Deutfche Bauz. 1887, S. 562. 

Has, R. Die Badeeinrichtung in der II. Bürgerfchule zu Weimar. Zeitfchr. f. Schulgefundheitspfl. 
1889, S. 325. — Auch als Sonderabdruck erfchienen: Weimar 1889. 

Beielstein, W. Schulbraufebäder in München. Gefundh.-Ing. 1891, S. 362. 

Randel, C. Hdzungs- und Lüftungsanlage nebft Braufebad für die 24-klaffige Sophienfchule in 
Braunfchweig. Zeitfchr. d. Ver. deutfch. Ing. 1892, S. 680. 

Stahl, B. Das Braufebad im Schulgebäude an der Adolfftraße zu Altona. Zeitfchr. f. Schul- 
gefundheitspfl. 1892, S. 253. 

Manoenot. Les bains et la natation dans les äcoles primaires communales de Paris* Revue 
d'hyg. i8g2, S. 488. 

Schul- und Volksbraufebad in Burgftädt. Gefundh.-Ing. 1894, S. 101. 

WoLFF, Das Braufebad und feine Einrichtung in Volksbadeanftalten, Cafemen, Gefängniffen und 
Schulen. Deutfche Viert, f. öff. Gefundheitspfl. 1894, S. 407. 

Naef, H. Die Schulbäder in Zürich. Zeitfchr. f. Schulgefundheitspfl. 1894, S. 385. 

Die Volksfchul-Badeeinrichtungen der Stadt Göttingen. Zeitfchr. f. Wohlfahrtseinr. 1894, S. 233. 

Brunzlow, H. Die erfte Braufebadanlage in Berliner Gemeindefchulen. Zeitfchr. f. Schul- 
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Ommerborn, C Das Braufebad in der Volksfchule. Zeitfchr. f. Arbeiter-Wohlf. 1896, S. 251. 

Schulbäder zu Karlsruhe: Baumeister, R. Hygienifcher Führer durch die Haupt- und Refidenz- 
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Am Ende, P. Das Braufebad in der Volksfchule. Dresden 1900. 

Gerhard, W. P. A plea for rain-baths in the public fchools. American architeä, Bd. 69, S. 11, 19. 

Am Ende. Ueber das Schulbraufebad und feine Wirkungen. Zeitfchr. f. Schulgefundheitspfl. 1902, 
S. 578. 

b) Aborte und Piflbirs. 

Die Bedürfnisanftalten find für Schulkinder und Lehrerfchaft nach den Oe- ^„ ^- . 
fchlechtem zu trennen. bauliche 

Die zum Gebrauch für die Kinder beftimmten Anftalten muffen leicht be- Anordnung. 
auffichtigt werden können und fo angelegt fein, daß die Kinder keine weiten und 
ungefchützten Wege zu machen haben, und daß durch Näffe oder üblen Geruch 
kein Nachteil erwachfen kann. 

In kleineren Schulen, und namentlich in Dorffchulen, finden die Bedürfnis- 
anftalten für die Knaben und Mädchen in der Regel in zwei kleinen Häuschen 
Platz, die auf den Spielhöfen an geeignetem Orte errichtet werden; letzterer ift fo 
auszuwählen, daß der Lehrer ihn bequem unter Auf ficht halten kann. Die Ge- 
bäude ftehen zweckmäßig mit der Längsfront nach Norden. 

In größeren Schulen entfteht die Frage, ob die Bedürfnisanftalten für die Kin- 
der zweckmäßiger innerhalb oder außerhalb des Schulhaufes unterzubringen find. 

Gegen die erftere Anordnung macht fich das Bedenken geltend, daß die Be- 
läftigung durch üblen Geruch, auch bei forgfältigfter Reinhaltung und reichlicher 

Handbuch der Architektur. IV. 6, a. (2. Aufl.) 5 



66 

Spülung, nicht ganz zu vermeiden ift und daß infolge von Unachtfamkeit im Bau 
oder im Betriebe durch Näire Befchädigungen entltelien können, die koftfpielige 
und Hörende Ausberterungen nach fich ziehen. Aus letzterer Erwägung, fowie zur 
tjefferen Beauffichtigung der Kinder tollte die Anordnung geteilter Bedörinis- 
anftalten in den Obergelchoffen der Schulhäufer vermieden werden. 

Die Bedürfnisanftalten im Kellergerchoß mit befonderen Zugängen von den 
Höfen anzulegen, erfcheint zuläffig, wenn der verfügbare Bauplatz nur einen 
mäßigen Umfang befitzt, eine weitere Einfchränkung des Spielplatzes alfo ver- 
mieden werden muß. Eine derartige Anordnung, wie fie früher in Hamburger 
Voiksfchulen gebräuchlich war, ift durch Fig. 43 dargeftellt; die gleiche Anordnung 
ift bei der Charlottenburger Volksfchule {flehe Art. 129) gewählt worden. 

Im allgemeinen aber 
ift es vorzuziehen, die Be- ^"2- «• 

dürfnisanftalten für die 
Schulkinder außerhalb 
des Haufes in befon- 
deren Gebäuden anzu- 
legen und diefe, wenn 
möglich, an das Schui- 
haus anzubauen. Bei 
größerem Abftande muf- 
fen die Verbindungswe- 
ge überdacht werden. 

Verfchiedene Qrund- ^^^^ .„ ^^ volksfchulen zu Hamburg. - '/,» w. Or. 
rißbeifpiele von Bedürf- 
nisanftalten find aus den unter B und C vorzuführenden Schulhausgrundritfen 
zu erleben. 

Die Bedürfnisanftalten für die Schüler muffen fehr gut gelüftet fein; es em- 
pfiehlt fich, zu diefem Zwecke den oberen Teil der Umfaffungswände mit Jaloufie- 
fenftem zu verfehen oder auf dem Dache einen Fenfteraufbau anzubringen und die 
Öffnungen nur bei Itrenger Kälte zu fchließen, fontt dauernd offen zu halten. 
Zweckmäßig ift es, die Heizung mittels eines eifernen Regulierfüllofens vorzufehen, 
und zwar tchon deshalb, um das Einfrieren der Wafferzuleitung bei Froftwetter 
ficher verhüten zu können. 

Die Bedürfnisanftalten für die Lehrerfchaft können bei vorhandener WaTfer- 
fpülung innerhalb des Schulhaufes, wenn der Bauplan dies wünfchenswert er- 
tcheinen läßt, Platz finden. Der Umfang richtet lieh nach der Größe der Schule; 
die Anordnung bietet gegen die auch in Wohnhäulem übliche keine Abweichung, 
Bezüglich der Eingänge ift zu beachten, daß fie den Blicken der Kinder tun- 
lichft entzogen bleiben. 

Die Zahl der Aborte wird in deutfchen Schulen in der Regel fo bemeffen, 
daß jede Knabenklalfe von etwa 50 Kindern einen Abort, jede Mädchenklaffe von 
gleicher Größe zwei Aborte zur Benutzung erhält Für das erfte Hundert Kinder 
werden in englifchen Schulen 3, in franzöfifchen 4 Sitze, für jedes folgende Hun- 
dert 2 Sitze gerechnet. Als hinreichende Abmeftung der Aborte ift eine Breite 
von 70™ und eine Länge von 110™ zu bezeichnen; die geringften Maße find 
z. B. in Frankreich mit 70X80™, in England mit 60x100™ vorgefchrieben. 

Die Höhe der Sitze ift, je nach der Größe der Kinder, auf 35 bis 40™, die 
Breite auf 45 bis 50™ anzunehmen. Die Zwilchenwände find etwa 2,30" hoch zu 



67 

machen; beftehen lie aus Brettern, lo tollen die Fugen mit Leiften bedeckt 
werden. Die Türen find über dem Fußboden in einer Höhe von ungefähr 20™ 
offen zu halten, um den ordnungsmäßigen Gebrauch der Sitze von außen beauf- 
fichtigen zu können. Die Türen füllen in den Angeln oder in den Spurlagem 
Ig konftruiert fein, daß fie von felblt zufallen. Zwitchenwände und Fußboden 
tollten nicht in Holz hergettellt werden; für erltere empfiehlt fich Schiefer-, Monier^ 
oder RabUz-Vsix\i\x\x\A\ox\, für letztere Plattenboden. 



Fig. 44- 
Llngstchnilt, 



Rg- 45. 

QuerrdinifL 




Rohrabortanlage. 



Infofem die Möglichkeit einer unterirdilchen Abführung der Fäkalttoffe vor- 
handen i[t, bleibt die Entwäfterung im Anfchluß an die Schwemmkanäle jeder 
anderen Anordnung vorzuziehen; anderenfalls wird als Notbehelf das Tonnenfyftem 
mit häufiger Abfuhr gewählt werden mütteri. In England find Streuaborte viel- 
fach gebräuchlich. 

Wenn bei Anwendung des Schwemm fyftems jeder Sitz befonderen Geruch- 
vertchluß und betondere Röhrenleitung erhält, lo bringt die Spülung im Betriebe 
die Schwierigkeit mit tich, daß felbtttätige Spülvorrichtungen, die z. B. durch einen 
Druck auf das Sitzbrett des Abortes oder durch die Bewegung der Tür in Wirk- 
famkeit gefetzt werden, auf die Dauer feiten haltbar bleiben, daß die Ingebrauch- 

5' 



68 



»7. 
Piffoirs. 



fetzung der Spülvorrichtungen aber, falls fie den Kindern übertragen ift, häufig 
ganz unterlaffen wird. Außerdem verteuert lieh die Anlage beträchtlich, fowohl 
durch Steigerung der Anfchaffungs- und Unterhaltungskolten, als durch vermehrten 
Wafferverbrauch. 

Daher find nach englifchem Vorbild auch in deutfchen Schulen die bereits 
in Teil III, Band 5 (Abt IV, Abfchn. 5, D, Kap. 17) befchriebenen Trog- oder 
Rohraborte in Gebrauch gekommen. 

Wie Fig. 44 bis 46 zeigen, ift das Becken jedes einzelnen Sitzes durch einen kurzen Stutzen 
mit dem eifemen Abortrohr verbunden; Rohr und Stutzen, fowie ein Teil des Beckens find ftets 
mit Waffer gefüllt, und es erfolgen Entleerung, Durchfpülung und Neufüllung in angemeffenen 
Zwifchenzeiten, die je nach der Benutzung der Abortanlage beftimmt werden, mittels Handhabung 
der hierzu vorgefehenen Ventile und Hähne durch den Schuldiener. 

Allerdings hat diefe Anordnung den Nachteil, daß die Bedürfnisanftalt nicht 
geruchfrei gehalten werden kann, wofür nur durch fehr häufiges Entleeren und 
Neufüllen des Rohres und durch kräftige Lüftung einige Abhilfe zu fchaffen ift. 
Außerdem werden die Kinder, wenn der Wafferfpiegel in den Becken auf die für 
die Reinhaltung der letzteren erforderliche Höhe gebracht wird, durch das bei 
der Benutzung des Abortes aufwärts fpritzende Waffer beläftigt; letzterem Nachteil 
hat man fich bemüht, durch tunlichfte Verkleinerung und ovale Qeftaltung des 
Sitzloches abzuhelfen. 

Noch einfacher geftaltet fich die Konftruktion der Aborte, wenn ftatt des 
wagrechten Rohres ein Trog oder eine halbkreisförmige Rinne hergeftellt wird, 
über welcher die Sitze liegen; die Waffer-Zu- und -Ableitung erfolgt in gleicher 
Weife wie vorbefchrieben. Diefe Einrichtung (fiehe auch Fig. 43) wurde im eben 
angezogenen Bande diefes »Handbuches« (Abt. IV, Abfchn. 5, D, Kap. 17) bereits 
vorgeführt, wie überhaupt für die Einzelheiten der Konftruktion der Aborte und der 
Piffoirs auf Teil III, Band 5 diefes »Handbuches« (unter D) hingewiefen werden muß. 

Die Anzahl der für Knabenfchulen erforderlichen Piffoirftände wird im Ver- 
hältnis von 2 für jedes Hundert Schüler berechnet; die Standweite ift je nach der 
Größe der Kinder auf 40 bis 50 "° anzunehmen. 

Das Piffoir kann ungeteilt an einer aus Schieferplatten oder Zement herge- 
ftellten, mit Wafferfpülung verfehenen Wand ange- 
bracht, oder die einzelnen Stände können abge- 
trennt werden, und zwar entweder fo, daß jeder Stand 
ein eigenes Becken erhält, oder fo, daß je 2 Stände 
durch eine zwifchengeftellte Schiefer- oder Zement- 
wand abgetrennt find, die eine Höhe von etwa 1,30^ 
und einen Vorfprung von etwa 40 «» erhalten und, 
um die Reinigung nicht zu erfchweren, nicht bis auf 
den Fußboden herunterreichen dürfen. 

Konftruktionen mit hölzernen Rinnen oder Zwi- 
fchenwänden, ebenfo hölzerne Fußböden, Lattenrofte 
u. dergl. find ganz zu verwerfen. Zwifchenwände und 
Becken verteuern die Anlage und erfchweren die 
Überficht und Reinhaltung. Deshalb genügt eine 
leicht geneigte, mit Wafferfpülung verfehene Wand, 
an deren Fuß eine mit einem eifemen Gitter bedeckte 

Abflußrinne hinzieht, die durch ein mit Oeruchver- Querfchnitt durch einen 
fchluß verfehenes Rohr in den Schwemm kanal ent- Fiffoirftand. — Vw w. Gr. 



Fig. 47. 




69 



wäffert; Zementputz nach dem Syftem Monier ift für Herftellung der Hinter- und 
Zwifchenwände für Piffoirs zweckmäßig (Fig. 47). 

Da eine dauernde Spülung durch den ftarken Wafferverbrauch fehr koftfpielig, 
die Spülung mittels befonderer Handhabung aber unzuverläffig ift, fo empfiehlt fich 
eine felbfttätig wirkende Vorrichtung mittels Schwimmer, der die Spülung mit 
einer ausreichenden Waffermenge in Zwifchenzeiten von etwa 6 bis 7 Minuten 
in Tätigkeit fetzt. 

In neuerer Zeit find Ölpiffoirs, bei denen die Wafferfpülung durch Ölen der 
Hinterwände und der Wafferverfchlüffe erfetzt wird, mit Nutzen in Gebrauch 
genommen. 

In Bezug auf die Abführung des Urins gilt das für die Aborte Qefagte in 
verfchärftem Maße. Wenn kein Schwemmkanal zur Verfügung fteht, fo muß durch 
gut verfchloffene, undurchläffige Sammelbehälter jede Verunreinigung des Unter- 
grundes vermieden werden. 

Für häufige und gründliche Reinigung des Fußbodens und der Wände des 
Piffoirs ift Sorge zu tragen; Fußboden und Wände find fo herzuftellen, daß fie 
ohne Schaden für ihre Haltbarkeit nicht nur mit Waffer, fondern auch mit des- 
infizierenden Flüffigkeiten abgewafchen werden können. 

c) Gefchflftszimmer für die Lehrerfchaft. 

Um den an der Schule tätigen Lehrern und Lehrerinnen während der Zwifchen- 
paufen und für die Dauer einer etwaigen Unterbrechung ihrer Dienftleiftung einen 
fchicklichen Aufenthalt zu gewähren, find einige nach der Größe der Schule zu 
bemeffende Räume vorzuforgen. Nur für Dorffchulen, wenn die Wohnung des 
Lehrers in unmittelbarem Anfchluß an das Schulhaus fteht, kann hiervon Umgang 



Fig. 48. 



genommen werden; anderenfalls ift auch 
für die kleinften Schulen wenigftens ein 
Raum erforderlich, in dem der Lehrer 
oder die Lehrerin die Verwaltungsgefchäfte 
eriedigen und mit den Eltern und Ange- 
hörigen der Kinder verkehren kann. 

In größeren Schulen treten dann je 
nach Bedarf hinzu: Aufenthaltszimmer 
für die Lehrer und- Lehrerinnen und in 
deutfchen Schulen noch ein Beratungs- 
zimmer (Konferenzzimmer); letzteres foll 
für die Verfammlung der ganzen Lehrer- 
fchaft dienen und ift deshalb etwas ge- 
räumiger zu bemeffen. Es empfiehlt fich, 
die Aufenthaltszimmer der Lehrer und 
Lehrerinnen fo zu legen, daß der Spiel- 
platz von dort überfehen werden kann. 

Die genannten Räume erfordern kei- 
ne befondere Ausftattung. Für das Zim- 
mer des Schulvorftandes wird in der Regel ein Schreibtifch und ein Schrank, für 
die Aufenthaltszimmer der Lehrer und Lehrerinnen je ein größerer Tifch, ein 
Schrank mit verfchließbaren Fächern (Fig. 48) und die nötige Anzahl von Stühlen 
verlangt 




Schrank für ein Lehrerzimmer. 



88. 
Raumbedarf. 



89. 

Ausrtattungf. 



7Ö 

d) Dienftwohnungen. 

.,. ^^ Im Hinblick auf den vielfachen dienftlichen Verkehr, den die Schul vorfteher 

mit den Eltern haben, und auf die vordringende Zweckmäßigkeit, die bauliche 
Inftandhaltung, Heizung und Reinigung des Schulhautes der perfönlichen Aufficht 
eines verantwortlichen Beamten zu unterftellen, wird es oft gewünfcht, für einen 
oder mehrere Lehrer, gewöhnlich für den Schulvorfteher, im Schulhaufe oder in 
deffen nächfter Nähe eine Familienwohnung vorzuforgen. 

Femer ift in jeder größeren Schule ein Unterbeamter notwendig, Schul- 
diener, Pedell oder Kaftellan genannt, dem neben anderen Dienftleiftungen für 
die Schulverwaltung die Bewachung und Reinigung des Haufes und Hofes, fowie 
oftmals auch die Bedienung der Lüftungs- und Heizanlage übertragen ift Auch 
für diefen Beamten nebft Familie und für deffen Hilfsperfonal, z. B. in Schulen 
mit Sammelheizung für einen Heizer, find in der Schule oder in ihrer Nähe 
Wohnräume erforderlich. 

Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß es im Intereffe der Schulverwaltung 
und des Publikums am zweckmäßigften fein würde, wenn diefe Dienftwohnungen 
im Schulhaufe felbft, und zwar am beften in deffen Erdgefchoß, ihren Platz finden 
könnten. Dem widerfprechen jedoch triftige Bedenken. Zunächft werden dem 
Schulhaufe gerade an der wertvollften Stelle Räume entzogen, die für Unterrichts- 
zwecke unerfetzlich find; fodann ftellen diefe Wohnungen fremdartige Elemente 
dar, welche die Überfichtlichkeit der Anlage des Schulhaufes ftören. Überdies 
bleibt noch die Schwierigkeit beftehen, für die Wohnungen eine günftige An- 
ordnung zu finden, weil die Abmeffungen und Oefchoßhöhen, die für Schulzwecke 
notwendig find, fich für Wohnzwecke wenig eignen; die Wohnzimmer werden in 
der Regel zu groß und zu hoch; für die breiten Flurgänge der Schule findet fich 
in den Wohnungen feiten eine nützliche Verwendung. Auch der Verkehr, den 
die Familien der Wohnungsinhaber in das Schulhaus bringen, Streitigkeiten der 
Dienftboten u. a. können zu mißlichen Störungen Anlaß bieten. 

Das größte Bedenken jedoch befteht in gefundheitlicher Beziehung, weil an- 
fteckende Krankheiten, befonders Kinderkrankheiten, die in den Familien der 
Wohnungsinhaber auftreten, fich bei der unmittelbaren Annäherung fehr leicht auf 
die Schulkinder übertragen und unter ungünftigen Verhältniffen eine wefentliche 
Störung, ja fogar das Schließen der Schule zur notwendigen Folge haben können. 

Deshalb muß als Qrundfatz aufgeftellt werden, daß Familienwohnungen 
für verheiratete Beamte, Lehrer und Schuldiener nicht innerhalb des Schulhaufes, 
fondem, wenn die Gewährung folcher Wohnungen' unerläßlich erfcheint, nur in 
einem befonderen, der Schule möglichft nahe zu errichtenden Gebäude Platz 
finden follten. 

Eine Ausnahme erfcheint für ganz kleine Verhältniffe ftatthaft, namentlich in 
Dorffchulen; die Klaffe und ebenfo die Lehrerwohnung können alsdann im Erd- 
gefchoß angeordnet und durch eine fefte Mauer ohne Offnungen voneinander 
gefchieden werden, oder es können auch, wenn für zwei verheiratete Lehrer oder 
für mehrere Lehrer geforgt werden muß, die Wohnungen in zwei Gefchoffen über- 
einander und die Klaffen in der gleichen Anordnung, wiederum von den Wohn- 
räumen durch eine fefte Mauer getrennt, Platz finden. Vollftändige Abtrennung 
der Wohnungen von den Lehrräumen ift durch die preußifche Minifterial-Verordnung 
vom 15. November 1895 ausdrücklich vorgefchrieben. 

Muffen nach den örtlichen Verhältniffen in einem größeren Schulhaufe 
Dienftwohnungen unbedingt untergebracht werden, fo find für letztere durchaus ge- 



71 

fonderte Eingänge und, wenn die Wohnungen im Obergefchoß liegen, auch ge- 
fonderte Treppen zu verlangen; jede irgend entbehrliche Gemeinfchaft im Haufe, 
auf dem Hofe und im Garten ift ftreng auszufchließen. 

Die Lehrerwohnungen find in der Regel für verheiratete Lehrer beftimmt ^^^^^ 
und eingerichtet Ausnahmsweife, und befonders auf dem Lande, wird noch für wohnung. 
einen oder zwei unverheiratete Hilfslehrer Unterkunft im Schulhaufe beanfprucht, 
namentlich dann, wenn Mietwohnungen im Orte fchwer erhältlich find. 

Die Raumerfordemiffe und die Ausftattung für die Wohnungen der ver- 
heirateten Lehrer find je nach deren amtlicher Stellung und nach den örtlichen 
Verhältniffen fehr verfchieden. Auf dem Lande und z. B. für die preußifchen Volks- 
fchulen in den Dörfern werden 2 Stuben, 2 Kammern und eine Küche nebft den 
nötigen Wirtfchafts- und Stallräumen als auskömmlich erachtet 

In England verlangt man ein befferes Zimmer (Parlour), 3 Schlafzimmer und 
eine Küche mit Spülraum; in Frankreich ungefähr die gleichen Räumlichkeiten, 
zugleich mit der Feftfetzung, daß der Qefamtflächeninhalt mindeftens 80^™ be- 
tragen muß. 

Für ftädtifche Schulen fteigern fich diefe Anforderungen naturgemäß. Die 
Wohnung wird für dieVorfteher der deutfchen Volks- und Bürgerfchulen mindeftens 
5 mittelgroße Wohn- oder Schlafzimmer mit Baderaum, dazu Küche, Speifekammer, 
Keller und Bodengelaß enthalten; für die Direktoren der höheren Schulen werden 
noch 1 bis 2 Wohnzimmer hinzugefügt. Nicht gebräuchlich ift es in ftädtifchen 
Schulen, daß für mehr als einen Lehrer eine Familienwohnung verlangt wird und 
daß überhaupt für das Unterbringen unverheirateter Lehrer im Schulhaufe geforgt 
werden muß. 

Findet die Lehrerwohnung in einem befonderen Gebäude Platz, fo empfiehlt 
es fich, zur Verminderung des Raum- und Gelderforderniffes die Wohnräume in 
zwei Gefchoffen, und zwar im Erdgefchoß Wohnzimmer und Küche, im Ober- 
gefchoß die Schlafzimmer unterzubringen. Eine zweckmäßige Erweiterung diefes 
Bauplanes ift darin zu fuchen, daß die Wohnung des Schuldieners (fiehe Art. 92) 
in das gleiche Gebäude verlegt wird. In folchem Falle beanfprucht man häufig 
eine Trennung der Eingänge und Treppen; doch erfcheint diefe Forderung, welche 
die Benutzung der Dachbodenräume für die Schuldienerwohnung erfchwert, als 
eine nicht notwendige. 

Für die Darfteilung der Grundrißanordnung wird auf die unter B vorgeführten 
Beifpiele zu Duisburg (fiehe Art. 106), Frankfurt a. M. (fiehe Art. 114) und Freiburg 
(fiehe Art. 122) verwiefen. 

Um die Mehrkoften zu vermindern, die durch Unterbringen der Dienft- 
wohnungen in einem befonderen Gebäude verurfacht werden, hat man verfucht, 
eine Teilung dahin eintreten zu laffen, daß die Schuldienerwohnung im Schul- 
haufe verbleibt und nur die Lehrerwohnung außerhalb des letzteren, und zwar 
über der Turnhalle, angeordnet wird. Dies kann namentlich dann, wenn der 
Bauplatz eirj befchränkter ift und für die Erbauung eines getrennten Wohnhaufes 
auch in diefer Beziehung Schwierigkeiten erwachfen, als ein Auskunftsmittel wohl 
zugelaffen, als eine vollkommene Löfung jedoch in keiner Weife angefehen werden. 

Zunächft bleiben die gefundheitlichen Bedenken, die gegen das Einlegen der 
Schuldienerwohnung in das Schulhaus zu erheben find, unvermindert fortbeftehen. 
Die Baukoften, welche die Herftellung der Lehrerwohnung erfordert, werden aller- 
dings verringert, weil die Fundamente und das Dach der Turnhalle mit benutzt 
werden; auch find die Abmeffungen der letzteren für die Gewinnung der Wohn- 



72 

räume im Obergefchoß nicht unpaffend; dagegen tritt das neue Bedenken auf, 
daß die Wohnungsinhaber durch die beim Turnunterricht unvermeidlichen Er- 
fchütterungen und durch den Lärm fehr beläftigt werden. Will man diefen Übel- 
ftand durch Verftärkung der Deckenkonftruktion und namentlich durch doppelte 
Verfchalung der Decke mildern, fo entftehen daraus wieder neue Koften, die den 
finanziellen Nutzen der ganzen Anordnung abfchwächen. 

Für einen unverheirateten Lehrer werden gewöhnlich, z. B. nach preußifcher 
Vorfchrift, 2 Zimmer verlangt; die gleichen Räume genügen auch für eine unver- 
heiratete Lehrerin; doch ift eine kleine Küche mit Vorratsgelaß hinzuzufügen. 

Angemeffene Trennung von den Familienwohnungen, namentlich dieVorforge 
getrennter Aborte, ift bei der Planverfaffung zu berückfichtigen. 

In neuerer Zeit ift in nützlicher Weife verfucht worden, zur Herabminderung 
der Baukoften das Erdgefchoß des Lehrerwohnhaufes für andere ftädtifche Dienft- 
zwecke nutzbar zu machen; z. B. find in Berlin und Frankfurt a. M. Steuer- 
zahlftellen, in erfterer Stadt auch Standesämter dort eingerichtet worden. (Vergl. 
den Erdgefchoßgrundriß in Art. 143.) 
92- Die Schuldienerwohnung findet, wenn fie im Schulhaufe angeordnet werden 

Wohnung, foll, am bcftcn ihren Platz im Erdgefchoß, um dem Beamten die Beauffichtigung 
der Eingänge und die Bedienung der Heiz- und Lüftungsanlage zu erleichtern. 
Die Wohnung im Kellergefchoß anzulegen, ift fparfam und für die Verwaltung 
zweckmäßig, jedoch aus gefundheitlichen Rückfichten nicht anzuraten; ift eine 
folche Anordnung unvermeidlich, fo muß auf Trockenlegung der Fußböden und 
Wände durch wagrechte Ifolierfchichten und durch feitliche Luftgräben Bedacht 
genommen werden; die Dielung der Wohn- und Schlafzimmer aus eichenen 
Brettern in Afphalt auf Beton herzuftellen, ift empfehlenswert. 

Die Wohnung befteht in der Regel aus 3 mittelgroßen Räumen nebft Küche, 
Speifekammer, Keller und Bodengelaß; die Vorforge eines von der Bedürfnis- 
anftalt der Kinder getrennten Abortes ift unter allen Umftänden erforderlich. 

Über das etwaige Unterbringen der Schuldienerwohnung im Lehrerwohn- 
haufe wurde fchon im vorhergehenden Artikel gefprochen. Die räumlichen Er- 
fordemiffe geftatten es, die Dienerwohnung im Erdgefchoß unterzubringen, während 
die Lehrerwohnung das I. und II. Obergefchoß beanfprucht. Diefe Anordnung erfcheint 
deshalb in finanzieller Beziehung ganz zweckmäßig; fie hat jedoch vom Stand- 
punkt der Verwaltung den Nachteil, daß der Schuldiener bei Nachtzeit im Schul- 
haufe nicht anwefend, alfo im Falle einer Gefährdung des Haufes durch Feuer, 
Unwetter oder Diebftahl nicht unmittelbar zur Hilfeleiftung bereit ift. Für die 
Darfteilung der Qrundrißanordnung wird auf die unter B angeführten Beifpiele 
zu Bremen (fiehe Art. 116), Frankfurt a. M. (fiehe Art. 117) und Zwickau (fiehe 
Art. 147) verwiefen. 

e) Eingänge, Flure und Treppen. 

93. Es ift zweckmäßig, die Hauseingänge mit Vordächern, Überbauten oder 

Hauscingänge Portalvorlagcn zu verfehen, damit die Kinder, die zu früh zur Schule kommen, 
Freitreppen, vor dem Rcgcu gcfchützt Untertreten können. Aus dem gleichen Grunde ift es 
empfehlenswert, die Haustüren hinter die Fluchtlinie in das Innere des Gebäudes 
zurücktreten zu laffen; damit wird zugleich erzielt, daß die Türflügel, die nach 
außen auffchlagen muffen, fich in die Mauertiefe zurücklegen und nicht vor der 
Hausfront vorfpringen. 

Das Portal kann zur Aufnahme einer Infchrift dienen, die den Namen der 



73 

Schule oder die Bezeichnung der Abteilung (Knaben- oder Mädchenabteilung) 
angibt. Anderenfalls findet eine folche Infchrift an einer anderen geeigneten Stelle 
der Eingangfeite ihren Platz. 

Vor dem Hauseingang eine aus mehreren Stufen beftehende Freitreppe an- 
zuordnen, ift nicht ratfem, weil die Kinder, namentlich im Winter, wenn die 
Stufen durch Schnee und Eis glatt werden, leicht zu Fall kommen und fich um 
fo mehr befchädigen können, je größer die Stufenzahl ift; deshalb follte nicht 
mehr als eine Stufe außerhalb des Haufes liegen. Die fonft zur Erreichung des 
Erdgefchoßfußbodens erforderlichen Stufen muffen im Inneren angeordnet werden. 
Um nutzlofes Steigen zu vermeiden, follte der Erdgefchoßfußboden, wenn nicht 
befondere Verhältniffe es erfordern, nicht höher als 1 "> über Hofgleiche angelegt 
werden. Freitreppen find jedenfalls beiderfeits mit ficheren Handgeländem zu 
verfehen. 

Vor der erften Trittftufe ift ein Fußreiniger anzubringen, am beften ein ftarkes 
Eifengitter mit engmafchiger, möglichft rauher Oberfläche, das über einer im Boden 
hergeftellten muldenförmigen Vertiefung liegt und zu deren Reinhaltung mittels 
kräftiger Schamierbänder aufgeklappt werden kann; die Vertiefung ift aus Hau- 
ftein, Mauerwerk oder Zement herzuftellen und mit einem Sickerablauf oder Ent- 
wäfferung für das einfallende Tagwaffer zu verfehen. Außer diefen Reinigungs- 
gittem noch Kratzeifen zur Seite des Einganges anzuordnen, empfiehlt fich nicht, 
weil diefe erfahrungsgemäß feiten benutzt werden, dagegen zu Befchädigungen der 
Kinder Veranlaffung bieten. 

Im Inneren des Haufes, hinter der Eingangstür, darf eine dicke Matte aus 
Kokosfafern oder anderem geeigneten Stoff nicht fehlen, um das Hereintragen von 
Schmutz und Näffe durch die Füße der Kinder tunlichft zu verhüten. 

Die Flurgänge des Schulhaufes follen fo bemeffen fein, daß fie den Kindern, 94. 
wenn fie durch fchlechtes Wetter verhindert find, das Gebäude zu verlaffen, ^^"»'«*"k^- 
einige Bewegung ermöglichen. Dies ift befonders dann notwendig, wenn, wie 
dies in deutfchen Schulen meift zutrifft, überdeckte Höfe und Spielplätze nicht 
vorhanden find. 

Die Breite der Flurgänge foll in größeren Schulen (vergl. Art. 20, S. 17) 
mindeftens 2,50", beffer 3,oo™ und bei zweifeitiger Bebauung 3,50" betragen. 
Werden die Gänge, wie in Art. 82 (S. 62) befprochen, als Kleiderablagen benutzt, 
fo ift eine größere Breite unentbehrlich. 

Der Bodenbelag muß feft und fo befchaffen fein, daß die Reinigung leicht 
und mit Anwendung reichlicher Wafferfpülung bewirkt werden kann; die Ober- 
fläche darf jedoch nicht fo glatt fein, daß die Bewegung der Kinder gefährdet wird. 
Am beften geeignet erfcheint ein Belag aus kleinen, hart gebrannten Tonfliefen 
auf einer Unterlage aus Beton oder Backfteinmauerwerk; die Oberfläche der Fliefen 
kann nach Art eines Mofaikgefüges leicht geritzt fein. Auch Terrazzoböden find bei 
guter, riffefreier Ausführung zu empfehlen; dagegen find Beläge aus Zement oder 
Afphalt, ebenfo aus Sandfteinplatten und ähnlichem weichen Material weniger 
zweckmäßig. Inwieweit fich ein Bodenbelag aus Linoleum bewährt, deffen Ver- 
wendung in neuerer Zeit auch für Flurgänge mehrfach verfucht worden ift, wird 
weiterer Erfahrung zu überlaffen fein. 

Die Wände find auf etwa 1,20" Höhe mit Holzgetäfel, Zementputz oder Back- 
fteinverblendung, freiftehende Ecken durch Bekleidung mit Holz oder Eifen gegen 
Befchädigung zu fichem. 



Treppen. 



74 

Die Decken find im Hinblick auf Feuerficherheit und auf Widerftandsfähigkeit 
gegen Wafferbefchädigungen in Backfteinen oder in Zementbeton auszuführen. 
Tragende Eifenkonftruktionen find dabei tunlichft zu vermeiden, um Bewegungen 
auszufchließen, welche auf die Haltbarkeit der Oberfläche langgeftreckter Fußböden 
erfahrungsgemäß von nachteiligem Einfluß find. 

Auf jedem Flurgang find Zapfhähne zur Entnahme von Trinkwaffer für die 
Kinder anzubringen und einige, teilweife mit Waffer gefüllte Spucknäpfe aufzu- 
ftellen. 

Eine mäßige Heizung der Flure durch Mitbenutzung einer Sammelheizung 
oder Aufftellung befonderer Öfen ift nützlich, um für die Kinder den Übergang 
aus den oft überheizten Klaffen in die kalte Außentemperatur auszugleichen und 
um die Heizung der Klaffen zu erleichtern. 
95- Unter Hinweis auf die in Art. 20 (S. 17) gemachten Mitteilungen wird hier 

weiter die Notwendigkeit hervorgehoben, die Treppen durchaus dauerhaft und 
feuerficher herzuftellen ; fie muffen von Stein oder Schmiedeeifen konftruiert, 
ringsum von maffiven Mauern umgeben und gegen den Dachboden feuerficher 
abgefchloffen fein. Treppen, bei denen die Wangen aus Walzeifen, die kleinen 
winkelförmigen Stufenträger aus Oußeifen und der feuerfichere Abfchluß aus 
Eifenblech beftehen, ebenfo Treppen auf Unterkonftruktionen von Eifenwellblech 
find fchnell und ohne große Belaftung der Umfaffungsmauern aufzuftellen und 
daher für Schulen befonders geeignet. 

Für die Oberfläche der Stufen empfiehlt es fich, einen Belag aus Holz, und 
zwar am beften Eichenholz, anzuwenden, um fchwerere Befchädigungen der Kinder 
bei etwaigem Fall zu vermeiden und um ein bequemes Auswechfeln des Belages, 
der fich durch den ftarken Gebrauch fchnell abnutzt, zu ermöglichen. Die eichenen 
Dielen werden auf der Eifenkonftruktion mittels Schrauben und auf den den 
Unterbau der Treppe bildenden Werkfteinen oder Gewölben mittels eingelaffener 
Dübel befeftigt. 

Die Breite der Treppenläufe richtet fich nach der Anzahl der Kinder, die auf 
die Benutzung der Treppe angewiefen find. Die Mindeftbreite ift vielenorts ge- 
fetzlich beftimmt, in Preußen z. B. auf 1,30", in Sachfen und in Württemberg auf 
1,40 °>, in Frankreich auf l,5o° in Wien auf 1,68", in Hamburg auf 1,65", in München 
auf 1,80"; in der Schweiz kommen noch größere Laufbreiten vor. Eine Mindeft- 
breite von 1,50" und für größere Schulen eine Durchfchnittsbreite von 2" werden 
danach als angemeffen zu bezeichnen fein. 

Dagegen befteht in England die Regel, die Treppen mit verhältnismäßig 
geringen Laufbreiten (l,io bis 1,20") anzulegen, damit die in der Mitte der Treppen 
ohne feitlichen Anhalt gehenden Kinder nicht zu Fall kommen; die Zahl der 
Treppen wird dementfprechend vermehrt. 

Die Treppenläufe find gerade und möglichft kurz anzulegen und durch Ruhe- 
plätze (Podefte) zu unterbrechen, deren Breite mindeftens gleich der Breite des 
Treppenlaufes fein foll; die Anordnung von Spitz- oder Schwungftufen und noch 
mehr die Herftellung von Wendeltreppen ift im Intereffe der Verkehrsficherheit 
unftatthaft. 

Jede Treppe ift an der Außenfeite mit einem ficher befeftigten eifernen Stab- 
geländer von 1,10" Höhe und an der Wandfeite mit einem in Höhe von etwa 
0,80" auf eifernen Stützen befeftigten Handläufer zu verfehen. Die Gitterftäbe des 
Außengeländers dürfen, um das Durchkriechen der Kinder zu verhüten, nicht 
weiter als 15 <^" voneinander ftehen. Die Handläufer find aus hartem Holz her- 



75 

t 

zuftellen und an der Oberfeite mit Knöpfen zu verleben, damit die Kinder auf 
den Handläufem nicht herunterrutfchen können. 

Die Steigung der einzelnen Stufen foll das Maß von 16 «^"> nicht überfteigen, 
der Auftritt mindeftens 28*^ betragen. 

f) Schulhöfe, Schulgärten und Wege. 

Die Schulhöfe oder Spielplätze bilden einen wichtigen Teil der Schule, ^' „ 
weil fie vorzugsweife dazu dienen, den Kindern einen angenehmen Aufenthalt im „ehrt 
Freien und die Vornahme körperlicher Bewegungen und Übungen zu ermöglichen, Zubehör. 
die geeignet find, die nachteiligen Folgen des längeren Einfchließens in den 
Klaffen aufzuheben. Um diefen Zweck im Winter möglichft zu fördern, hat man 
es auf eine in Braunfchweig im Jahre 1872 gegebene Anregung mit Erfolg ver- 
fucht, beifpielsweife in München und Budapeft, auf den Schulhöfen Eisbahnen 
einzurichten. 

Die Schulhöfe liegen zweckmäßig vor den Klaffenfenftern; fie muffen eine 
gut befeftigte und entwäfferte Oberfläche haben, eine angemeffene Größe befitzen 
und gegen die Sonnenftrahlen durch reichliche Baumpflanzung gefchützt fein. 

Sehr nützlich ift es, wenn neben den offenen Höfen noch bedeckte Spielhöfe 
oder Aufenthaltsräume vorhanden find, die den Kindern auch bei fchlechtem und 
regnerifchem Wetter zur Erholung dienen können. Derartige Einrichtungen finden 
fich, unter dem Namen Play groundSf bezw. Preaux couverts, faft regelmäßig in 
allen größeren englifchen, belgifchen und franzöfifchen Schulen, find jedoch leider 
in deutfchen und öfterreichifchen Schulen wegen des durch ihre Anlage bedingten 
Koftenaufwandes noch wenig gebräuchlich. 

Die Raumanforderungen, die an Spielhöfe geftellt werden, find, wie in Art. 14 
(S. 14) bereits erörtert, nach den örtlichen Verhältniffen, nach dem Wert der Bau- 
ftelle und nach der als zuläffig zu erachtenden Ausgabe fehr verfchiedene. Oftmals 
wird man, befonders in großen Städten, gezwungen fein, den geringen Flächen- 
inhalt der Bauftelle, wenn letztere fonft allen Anforderungen genügt, als ein un- 
vermeidliches Übel hinzunehmen. In England und Frankreich hat man verfucht, 
auch hier Mindeftfeftfetzungen zu treffen, die in der Wirklichkeit gewiß ebenfo 
oft wie in anderen Ländern unerfüllt bleiben werden. 

Der School board von London fordert mindeftens 2«™ Hoffläche für jedes 
Kind, die mehrfach erwähnte franzöfifche Minifterial-Verordnung vom 17. Juni 1880 
für jedes Kind eine offene Hoffläche von 5*i° und eine überdeckte von 2«°». 

Als wünfchenswertes Durchfchnittsmaß kann die durch Minifterial-Verordnung 
vom 15. November 1895 für preußifche Landfchulen vorgefchriebene Hoffläche von 
3qm angenommen werden. 

In England und Amerika werden im Hinblick auf die überaus hohen Orund- 
preife der Schulbauplätze die Schulhöfe oft auf den flachen Dächern der Schul- 
gebäude eingerichtet. 

Die überdeckten Höfe weichen in ihrer Anordnung, Konftruktion und Aus- 
ftattung fehr voneinander ab. Wie in Art. 82 u. 83 (S. 62 ff.) fchon erwähnt, 
dienen fie in englifchen und franzöfifchen Schulen häufig als Kleiderablagen und 
als Wafchräume; fie find auch oft mit Tifchen und Stühlen verfehen, um den 
Kindern, die während der Mittagspaufe den Weg nach Haufe nicht zurücklegen 
können, die Einnahme ihrer Mahlzeiten zu ermöglichen. Häufig find die über- 
deckten Höfe an der Seite mit Fenftem gefchloffen; bisweilen find fie feitlich ganz 



' 76 

offen, fo daß die Kinder gegen Schnee und Regen nur durch die Bedachung ge- 
fchützt werden. 

In den meiften Fällen wird es als erforderlich angefehen, wenn die Schulen 
für Knaben und Mädchen gemeinfam benutzt werden, die Spielplätze auf dem 
Schulhofe nach Qefchlechtem zu trennen. Früher wurde hierzu eine fefte Abteilung 
durch Zäune oder Mauern verlangt; in neuerer Zeit fcheinen fich jedoch die An- 
fchauungen dahin zu ändern, daß das ftrenge Auseinanderhalten der Kinder, das 
während der Schulwege doch nicht durchzuführen ift, auch während der Unter- 
richtspaufen nicht gefordert wird; man erachtet häufig eine leichte Abtrennung 
durch niedrige Drahtgitter oder durch auf eifeme Pfoften gelegte Seile für ge- 
nügend, oder man verzichtet auf eine tatfächliche Trennung der Höfe ganz und 
hält die angemeffene Verteilung der Knaben und Mädchen nach Anordnung und 
unter Aufficht der Lehrer und Lehrerinnen aufrecht. 

Die Baumpflanzung ift tunlichft in Reihen anzuordnen, um für den Sommer 
fchattige Wege zu gewinnen; die Fenfter der Klaffen dürfen durch die Bäume 
nicht verdunkelt werden. Bis letztere ftark aufgewachfen find, ift zum Schutze 
gegen Befchädigung die Aufftellung von Schutzkörben aus Weiden- oder Draht- 
geflecht erforderlich. 

Auf jedem Schulhofe, bezw. auf jeder Abteilung desfelben hat ein Trink- 
brunnen Platz zu finden. Ift eine Wafferleitung vorhanden, fo empfiehlt fich das 
Anbringen eines laufenden Brunnens; anderenfalls muß eine Pumpe aufgeftellt 
werden. Einige an Kettchen befeftigte Trinkbecher, die am betten aus Nickelblech 
angefertigt werden, find beizugeben. 

Die Oberfläche der Höfe darf nicht gepflaftert, fondem nur mittels Bekiefung 
befeftigt werden. Letztere muß jedoch auf einem durchläffigen oder gut ent- 
wäfferten, lehmfreien Untergrund liegen, der durch Steinpackung in feinem Beftande 
gefichert ift. 

Um die Hof Oberfläche möglichft ftaubfrei zu halten, empfiehlt es fich, das 
Befprengen mittels Schläuchen vorzutorgen und zu diefem Zwecke Wafferpfoften 
(Hydranten) an geeigneten Stellen anzubringen, die aus einer Wafferleitung oder 
einem Wafferbehälter gefpeift werden; nützlich ift es, das Schlauchgewinde der 
Wafferpfoften mit dem von der Feuerwehr des Ortes gebrauchten in Überein- 
ftimmung zu halten, damit die Spritzenfchläuche im Brandfall ohne weiteres an 
diefe Hofpfoften angefchraubt werden können. 

Zur Aufnahme des aus dem Schulhaufe entfernten Kehrichts, der Afche u. a. m, 
hat auf dem Hofe ein Sammelbehälter von angemeffener Größe Platz zu finden. 
Am beften ift es, hierzu nicht eine vertiefte Grube, fondern einen auf Rädern be- 
weglichen, eifemen Kaften herzuftellen, deffen Deckel und Vorderwand zum Ein- 
bringen und zur Fortnahme des Kehrichts beweglich find. 

Für den pünktlichen Betrieb der. Schule ift es fehr wünfchenswert, wenn das 
Schulhaus mit einer Uhr verfehen wird, deren Zifferblatt fo angeordnet ift, daß 
die Zeiger vom Schulhofe aus deutlich fichtbar find; der Uhr ein Schlagwerk 
hinzuzufügen, das die vollen Stunden und die für die Zwifchenpaufen beftimmte 
Minutenzeit anzeigt, ift ebenfalls zweckmäßig. 
97. In neuerer Zeit ift mit Erfolg der Verfuch gemacht, z. B. in Beriin und Frank- 

fpStec fürt a. M., die Schulhöfe für die fchulfreien Nachmittage und für die Ferienzeit 
^"?^ als Jugendfpielplätze unter geeigneter Aufficht dienen zu laffen. Häufig wird ferner 
Wert darauf gelegt, einen Teil des Schulhofes als Garten einzurichten, um den 
Kindern die Anfchauung für den botanifchen Unterricht zu erieichtem und Luft 



Schulgärten. 



77 



für die Gärtnerei zu erwecken und ihnen in diefer Beziehung für das Leben einige 
Vorkenntniffe mitzugeben. Die hierzu erforderlichen Einrichtungen, die fich 
ftets in einfachen Verhältniffen bewegen, bleiben von den örtlichen Anfprüchen 
abhängig. Der Schulgarten, deffen Größe 100 bis 200 ^" betragen kann, befteht 
häufig aus Zier-, Gemüfe- und Obftgarten und enthält bisweilen noch eine bota- 
nifche Abteilung. 

Wird für den Lehrer, wenn er im Schulhaufe oder in deffen Nähe wohnt, 
ein Teil des Schulhofes als Garten abgezweigt, fo ift diefer durch eine fefte, am 
heften gefchloffene Einfriedigung abzutrennen. 

Die Zugangswege vom Straßeneingang nach den Haupttüren des Schulhaufes 
und von letzterem nach den Eingängen der Bedürfnisanftalten und Turnhallen 
find zu größerer Haltbarkeit und Reinlichkeit mit Pflafter oder mit Plattenbelag 
zu verfehen. Ebenfo ift auf gut befeftigte Fahrwege Bedacht zu nehmen, auf 
denen die Anfuhr von Brennftoff und fonftigem Wirtfchaftsbedarf ohne Zerftörung 
der Hofoberfläche ficher erfolgen kann. 



98. 
Wege. 



Fig. 49. 






ff""" i'iiii'iiiinig 

■BiiHiiiiiimuHimiL^ 




■^ 



g) Turnplätze und Turnhallen. 

Zur Pflege des Schulturnens dienen im Sommer Turnplätze und im Winter 
gefchloffene Unterrichtsräume: Tumfäle oder Turnhallen. 

Der Unterricht wird entweder für jede Klaffe einzeln oder für mehrere Klaffen 
der Schule gemeinfchaftlich erteilt, und dementfprechend find für den Sommer 

auf dem Schulhofe oder auf einem befonderen 
Turnplatze und für den Winter in einer Halle 
die erforderlichen Turngeräte zur Benutzung be- 
reit zu ftellen. 

Ift der Turnplatz auf dem Schulhofe ein- 
gerichtet, fo dient er in der Regel nur für den 
Unterricht einer einzelnen Klaffe und bietet natur- 
gemäß nur für wenige und einfache Geräte Raum: 
für ein Oerüft mit Kletterftangen, Seilen und Lei- 
tern, für Barren und Reck, für eine Springgrube 
u. a. m. Ein Beifpiel einer derartigen Anlage ganz 
kleinen Umfanges ift in Fig. 49 dargeftellt. 

Auch in anderen Ländern, in denen das 
Schulturnen nicht fo eifrig gepflegt wird wie in 
Deutfchland und mit dem Schulunterricht nicht 
obligatorifch verbunden ift, befteht die Vorfchrift, 
daß auf jedem Schulhofe mindeftens einige der 
<^^ ^^ ^^ ^^ vorgenannten Geräte vorhanden fein muffen, um 

den Kindern die körperliche Bewegung und die 
Übung an denfelben zu ermöglichen. So ift z. B. 
in Frankreich beftimmt, daß wenigftens ein Klet- 
tergerüft mit Stangen, Seilen, Leitern und einer 
Schaukel aufgeftellt werden muß. 
Wenn der Turnplatz für eine ganze Schule oder für mehrere Schulen zu ge- 
meinfchaftlichem Gebrauche dient, fo wird ein größerer, wenn auch in einiger Ent- 
fernung außerhalb der Stadt gelegener, möglichft mit Bäumen beftandener Platz 
ausgewählt und zweckentfprechend ausgerüftet. Zur Bepflanzung, die befonders an 



'« 





•Ö 



^ 




Lageplan eines kleinen Turnplatzes. 



b. KlettergerfirL 
c Springrtänder. 



d. Barren. 

e. Böcke. 



99. 
Tumpl&tze. 



78 

der Süd- und Weftfeite nicht fehlen follte, eignen fich für deutfche Schulen Ahorn- 
und rotblühende Kaftanienbäume am meiften. 

Der Unterricht wird auch hier klaffenweife erteilt, und deshalb muffen 
die Geräte in angemeffenem Abftande voneinander und in der erforderlichen 
Mehrzahl vorhanden fein. Den vorgenannten Geräten treten noch hinzu: Rund- 
lauf, Schwebebaum, Gerkopf mit Wurfftangen, ein größeres Klettergerüft u. dergl. 
Ferner ift für gemeinfame Spiele, namentlich für Ballfpiele aller Art, und für 
Marfchübungen eine geräumige Grundfläche erforderlich. Zur Aufnahme der 
Geräte nach Beendigung des Unterrichtes wird ein kleiner Schuppen gebraucht, 
dem unter Umftänden noch ein Schutzdach hinzutritt, das den Kindern bei plötz- 
lichem Unwetter Unterftand bietet. Endlich ift noch eine Bedürfnisanftalt für 
Lehrer und Schüler notwendig. 

Derartige Turnplätze werden gewöhnlich nur für Knabenfchulen benutzt. Der 
Platz wird für jede Schule höchftens zweimal wöchentlich am Nachmittag ge- 
braucht, kann alfo für mehrere Schulen einer Stadt zu gemeinfchaftlicher Verwen- 
dung dienen. 

Über die erforderlichen Abmeffungen laffen fich beftimmte Vorfchriften nicht 
aufftellen; vielmehr wird fich die Art der Benutzung nach der Größe und Be- 
fchaffenheit des verfügbaren Grundftückes zu richten haben. Daß die Abmeffungen 
fo groß wie möglich zu wünfchen find, ift felbftverftändlich, weil fonft eine un- 
gehinderte Bewegung für eine große Anzahl von Kindern nicht erreichbar ift Als 
Anhalt in diefer Beziehung kann die Mitteilung dienen, daß zur Vornahme der 
Ordnungs- und Freiübungen u. a. ein möglichft rechteckiger Raum von mindeftens 
500 ^" nötig erfcheint, daß es jedoch für Ball- und Lauffpiele wünfchenswert ift, 
einen Raum von doppelter Größe zur Verfügung zu haben. 

100. Wenn der Turnunterricht für jede Klaffe einzeln erteilt wird, fo find für den 

Winter die Unterrichtsräume — Turnhallen, Turnfäle — in kleineren Abmeffungen 
erforderlich, als wenn der Unterricht für mehrere Klaffen einer Schule vereinigt 
• werden foll. Im erfteren Falle ift die Turnhalle in möglichfter Nähe der Schule 
auf deren Hof zu errichten oder innerhalb des Schulhaufes unterzubringen; im 
zweiten Falle kann die Halle auch an anderer Stelle in der Stadt ihren Platz 
finden. 

Im allgemeinen ift zu verlangen, daß die zu einer Schule gehörende Turn- 
halle von erfterer nicht zu weit entfernt ift; auf Überdachung der Verbindungs- 
wege kann verzichtet werden. 

Für die Anordnung, Raumbemeffung und Ausftattung der zur Schule ge- 
hörigen Turnhalle ift weiter die Frage maßgebend, ob die Halle, wie dies in 
vielen deutfchen Volks- und Bürgerfchulen gebräuchlich ift, als Feftfaal (Aula) mit- 
benutzt werden foll. 

Als mittlere Abmeffung für eine zum Unterricht von 50 bis 60 Schülern be- 
ftimmte Turnhalle wird eine Länge von 18 bis 20 °» und eine Breite von 9 bis 10° 
für 60 bis 80 Schüler eine Länge von 20 bis 22 °> und eine Breite von 10 bis 12 «" 
zu bezeichnen fein. Die Turnhallen für Mädchenfchulen können um etwa 2 ° in 
der Länge verkürzt werden, da der Raum für Böcke und Pferde nicht erfordert 
wird. Die Höhe follte, um für Kletterübungen und Rundlauf genügenden Platz 
zu haben, mindeftens 5 °» im Lichten betragen. 

Auch hier wird man bei fparfamer Geldzuteilung oft mit geringeren An- 
fprüchen fich begnügen muffen. 



79 

Soll die Turnhalle als Aula dienen, fo muß auf tunlichfte Freimachung von 
den Geräten Bedacht genommen werden; auch ift der inneren Ausfchmückung, 
namentlich der malerifchen, eine größere Sorgfalt zuzuwenden. Die Abmeffungen 
der Halle find in diefem Falle möglichft groß zu nehmen. 

Muß die Turnhalle für mehrere Klaffen gleichzeitig benutzt werden, fo ver- 
größern fich die Abmeffungen, namentlich das Längenmaß, nach der Zahl der zu 
unterrichtenden Kinder. 

Der Fußboden muß feft, jedoch zugleich elaftifch und ftaubfrei fein; deshalb 
empfiehlt fich befonders ein auf Blindboden verlegter eichener Riemenboden. 
In neuerer Zeit ift Korklinoleum, 7 «»°» ftark, auf 15 ^" ftarker Betonunterlafee und 
2 ^°> ftarkem Oipsafphalt mit Kopallack aufgeklebt, mit gutem Erfolge verwendet 
worden. (Siehe im übrigen bezüglich des Baues und der Ausftattung der Turn- 
hallen unter D, Kap. 15: Tumanftalten.) 

Die Turnhallen muffen heizbar fein, und es empfiehlt fich hierzu, wenn nicht 
bei größerer Bauanlage eine Sammelheizung gewählt wird, die Aufftellung eiferner 
Reguliermantelöfen mit äußerer Luftzuführung. Der zu erzielende Wärmegrad 
darf nur ein mäßiger fein, etwa 12 Orad C, damit die Kinder bei der ftarken 
Bewegung während des Unterrichtes nicht zu heiß werden. 

Zu jeder Turnhalle ift wünfchenswert: ein Raum zur Aufbewahrung derjenigen 
Geräte, die nicht in Wandfehränken innerhalb der Halle Platz finden, eine Kleider- 
ablage, die zugleich den Vorraum bilden follte, und eine Bedürfnisanftalt Letztere 
ift entbehrlich, wenn die Turnhalle, wie dies bei der nahen Verbindung mit dem 
Schulhaufe fich auch aus anderen Gründen empfiehlt, mit den Bedürfnisanftalten 
der Schule in Zufammenhang gebracht wird. 

Auf die Konftruktion und Einrichtung der Turnhallen wird hier nicht ein- 
gegangen, da deren Befchreibung in Kap. 15 diefes Abfchnittes erfolgt Die Grund- 
riffe der Turnhallen und die Verbindung der letzteren mit den Schulhäufern find 
aus den unter B und C vorgeführten Schulhausplänen mehrfach erfichtlich. 



101. 

Onindlätze. 



• B. Volksfchulen und andere niedere Schulen. 

5. Kapitel. 

Volksfchulhäufer. 

Von Gustav Behnke. 

a) Allgemeines. 

Im allgemeinen darf hier auf die im vorhergehenden über das Schulwefen 
und über das Schulbauwefen gemachten Mitteilungen Bezug genommen werden. 

Es ift als Orundfatz aufzuftellen, daß alle Fortfehritte auf dem Gebiete des 
Schulbauwefens, namentlich alle Verbefferungen der baulichen Einrichtung und 
der inneren Ausftattung, die in der vorftehenden Befchreibung im einzelnen dar- 
gelegt und aus dem Vergleich der in Deutfchland und anderen Ländern üblichen 
Bau- und Ausftattungsweife in pädagogifcher, gefundheitlicher und technifcher 
Beziehung als zweckentfprechend anzuerkennen find, vor allem in den Volksfchulen 
und in den fonftigen niederen Schulen des Landes Anwendung zu finden haben. 

Die Kinder, die diefe Schulen befuchen, haben ohnehin im Eltemhaufe mit 
mancherlei Gefahren für ihre Gefundheit zu kämpfen; Mangel an Licht, Luft und 
Reinlichkeit, ungenügende Nahrung und Kleidung verkümmern ihre körperliche 
Entwicklung. Es ift daher doppelt notwendig, gerade diefe Kinder vor jeder 
weiteren gefundheitlichen Schädigung zu behüten. Die Klaffen muffen geräumig, 
gut erhallt und gelüftet, das Geftühl muß zweckmäßig und den Größenverhält- 
niffen der Kinder entfprechend konftruiert, die Schule darf nicht überfüllt fein; 
durch Tum- und Spielplätze und durch Turnhallen muß den Kindern Gelegenheit 
zu körperlicher Übung und fröhlicher Unterhaltung gegeben werden. 

Außerdem follte durch eine freundliche Geftaltung des Schulhaufes im Inneren 
und Äußeren, durch eine wenn auch befcheidene Ausfchmückung und vor allem 
durch äußerfte Reinlichkeit der Sinn der Kinder für Schönheit und Ordnung er- 
weckt und gepflegt werden. 

Allerdings macht fich die Geldfrage in erfter Linie für die Volksfchulen geltend, 
weil diefen die bei weitem größte Zahl aller fchulpflichtigen Kinder zufällt, weil 
die Anforderungen mit der zunehmenden Einwohnerfchaft auch für die kleinfte 
Gemeinde ftetig wachfen und neben den dauernden Betriebsausgaben von Zeit zu 
Zeit an Baukoften immer neue bedeutende Aufwendungen erfordern. 

Das Beftreben der Technik muß deshalb darauf gerichtet fein, gerade für den 
Bau und die Einrichtung der Volksfchulen jede irgendwie entbehrliche Ausgabe 
beifeite zu halten und die obengenannten Anforderungen in billigfter Weife zur 
Durchführung zu bringen. 



8i 



Literatur 

über »Volksfchulhäufer«. 

Ausführungen "). 

Gerstenbero, A. Die ftädtifchen Schulbauten Berlins. Berlin 1871. 

Varrentrapp, G. Neuere Schulbauten in der Schweiz. Deutfche Viert, f. off. Gefundheitspfl. 

1871, S. 509. 
Buchner, W. Die Volksfchulhäufer zu Barmen, Elberfeld und Düffeldorf. Corr.-Bl. d. niederrh. 

Ver. f. off. Gefundheitspfl. 1873, S. 32. 
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Narjoux, f. Les icoles publiques en France et en Angleterre etc. Paris 1876. 
Volks- und Elementar-Schulen in München: Bautechnifcher Führer durch München. München 1876. 

S. 210. 
Elementarfchulen in Berlin: Berlin und feine Bauten. Teil I. Berlin 1877. S. 198. 
Elementar- und Mittelfchulen in Zürich: Zürich 's Gebäude und Sehenswürdigkeiten. Zürich 1877. 

S. 59- 
Volksfchulen in Dresden: Die Bauten, technifchen und induftriellen Anlagen von Dresden. Dres- 
den 1878. S. 211. 
Narjoux, F. Les ScoUs publiques en Beigigue et en Hollande. Paris 1878. 
Narjoux, F. Les icoles publiques en Suiffe. Paris 1879. 

WiLSDORFF. Neuere ftadtifche Schulbauten zu Hannover. Deutfche Bauz. 1879, S. 17. 
Schulen in New York. Wochfchr. d. oft. Ing.- u. Arch.-Ver. 1879, S. 136. 
Schulen in New York. Eifenb., Bd. 10, S. 95. 
Blasius, R. Die Schulen des Herzogthums Braunfchweig. Deutfche Viert, f. off. Gefundheitspfl. 

1880. S. 743; 1881, S. 417. 
Normalplan für Schulhausbauten in Königsberg. Romberq's Zeitfchr. f. prakt. Bauk. 1881, S. 30. 
Gemeinde-Schulen in Berlin: BOERNER, P. Hygienifcher Führer durch Berlin. Berlin 1882. S. 163. 
Narjoux, F. Paris. Monuments Hevis par la vüle 1850—1880. Paris 1883. Bd. 2. 
Volksfchulen in Mailand: Milano tecnica dal 185g al 1884 etc. Mailand 1885. S. 313. 
Volksfchulen in Frankfurt a. M.: Frankfurt a. M. und feine Bauten. Frankfurt 1886. S. 208. 
HoTTELET. Hamburgifche Volksfchulen. Deutfche Bauz. 1886, S. 214. 
Einige Mitteilungen über Anlage, Einrichtung und Ausführung von in neuerer Zeit erbauten Ge- 

meindefchulen in Berlin. Haarmann's Zeitfchr. f. Bauhdw. 1886. S. 7, 10, 23, 25, 35, 42. 
Schimpf, E. Die feit 1870 neu erbauten Schulhäufer Bafel's etc. Bafel 1887. 
Volksfchulen in Köln: Köln und feine Bauten. Köln 1888. S. 442. 
Volksfchulen in Köln: Lent. Köln. Feftfchrift für die Mitglieder und Theilnehmer der 61. Ver- 

fammlung deutfcher Naturforfcher und Aerzte. Köln 1888. S. 378. 
Volksfchulen zu Hamburg: Hamburg und feine Bauten, unter Berückfichtigung der Nachbarftädte 

Altona und Wandsbeck. Hamburg 1890. S. 110. 
Westin, O. E. Ueber neuere Schulbauten in Stockholm. Zeitfchr. f. Schulgefundheitspfl. 1890, 

S. 249. 
HiNTRÄOER, K. Volksfchulen in Japan. Zeitfchr. f. Schulgefundhdtspfl. 1891, S. 88. 
Volksfchulen in Leipzig: Die Stadt Leipzig in hygienifcher Beziehung etc. Leipzig 1891. S. 197, 200. 
Elementarfchulen in Halle a. S.: Staude, Hüllmann & v. Fritsch. Die Stadt Halle a. S. im 

Jahre 1891. Feftfchrift für die Mitglieder und Theilnehmer der 64. Verfammlung deutfcher 

Naturforfcher und Aerzte. Halle 1891. S. 273. 
Volksfchulen in Leipzig: Leipzig und feine Bauten. Leipzig 1892. S. 329. 
Volksfchulen in Würzburg: Würzburg, insbefondere feine Einrichtungen für Gefundheitspflege und 

Unterricht. Feftfchrift etc. Wiesbaden 1892. S. 207. 
ROWALD. Neuere Bürgerfchulen der Stadt Hannover. Zeitfchr. d. Arch.- u. Ing.-Ver. zu Hannover. 

1892, S. 157. 
HiNTRÄOER, K. Die neuen Schulgebäude der Stadt New York. Zeitfchr. f. Schulgefundheitspfl. 

1892, S. 97. 
LUDWio 8t HÜLSSNER. Neue Schulhäufer etc. Stuttgart 1893. 



*) Die Zahl von Veröffentlichungen ausgeführter Volksfchulhäufer ift eine fo große, daß eine Aufzählung Telblt nur 
der bemerkenswerteren Anlagen an dierer Stelle einen ungebührlich großen Raum beanfpruchen würde. Deshalb find in 
obigem Literaturverzeichnis nur folche Schriften und Auffitze aufgenommen worden, welche das einer größeren Verwaltung 
unterftdiendc Volksfchulbauwefen behandeln. 

Handbuch der Architektur. IV. 6, a. (2. Aufl.) 6 



__82 

Schulhäufer in Luzem: Feftfchrift anläßlich der Haupt -Verfammlung des Schweizerifchen Ingenieur- 
und Architekten -Verein im September 1893 i" Luzem. Luzern 1893. S. 79. 

Neumeister & Häberle. Neubauten. Band I, Heft 5: Schulhäufer. Leipzig 1894. 

Städtifche Schulen in Magdeburg: Magdeburg. Feftfchrift für die Theilnehmer der 19. Verfamm- 
lung des Deutfchen Vereins für öffentliche Qefundheitspfl. Magdeburg 1894. S. 133. 

Kleinwächter, F. Ueber italienifche Volksfchulen. Centralbl. d. Bauverw. 1894, S. 315. 

Fortfehritte auf dem Gebiete der Architektur. Nr. 8 u. 12: Die Volksfchulhäufer in den verfchie- 
denen Ländern. — I: Volksfchulhäufer in Schweden, Norwegen, Dänemark und Finnland. 
Von C. HiNTRÄQER. Darmftadt 1895. — II: Volksfchulhäufer in Oefterreich-Ungam , Bos- 
nien und der Hercegovina. Von C. HintrXqer. Stuttgart 1901. 

Gemeindefchulen in Berlin: Berlin und feine Bauten. Berlin 1896. Bd. II, S. 315. 

Volksfchulgebäude zu Budapeft. Technifcher Führer von Budapeft. Budapeft 1896. S. 140. 

Bau und Einrichtung ländlicher Volksfchulhäufer in Preußen. Centralbl. d. Bauverw. 1896, S. 35. 

Volksfchulen in Karlsruhe: Baumeister, R. Hygienifcher Führer durch die Haupt- und Refidenz- 
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Bürgerfchulbauten in Hannover. Centralbl. d. Bauverw. 1897, S. 386. 

Volksfchulen in Freiburg i. B.: Freiburg im Breisgau. Die Stadt und ihre Bauten. Freiburg 1898. 
S. 542. 

Städtifche Volksfchulen in Chemnitz: Feftfchrift zur 39. Hauptverfammlung des Vereines Deutfcher 
Ingenieure Chemnitz 1898. Chemnitz 1898. S. 42. 

Daniels. Schulen für den öffentlichen niederen Unterricht in Holland. Centralbl. d. Bauverw. 

1898, S. 172. 

Städtifche Volksfchulbauten in Nürnberg: Beckh, W., F. Qoldschmidt & C. Weber. Feftfchrift 
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1899. Nürnberg 1899. S. 104. 

Volksfchulen in Bremen: Bremen und feine Bauten. Bremen 1900. S. 255. 

Geiser, A. Neuere ftädtifche Schulhäufer in Zürich. Zürich 1901. 

Reese, H. Die neuen Schulhäufer der Stadt Bafel. Zürich 1902, 

Volksfchulen in Effen: Die Verwaltung der Stadt Effen im XIX. Jahrhundert etc. Erfter Ver- 
waltungsbericht etc. Bd. I. Effen 1902. S. 340. 

HiNTRÄQER, K. Moderne amerikanifche Volksfchulhäufer in Städten. Oeft. Wochfchr. f. d. öff. 
Baudienft 1902, S. 773. 

b) Beifpiele. 

Um für die verfchiedenen Arten der Bauausführung eine Anzahl von Vor- 
bildern in überfichtlicher Form mitteilen zu können, wird es fich empfehlen, die 
Volksfchulen in zwei verfchiedenen Abftüfungen zu betrachten, und zwar: 

1) Dorffchulen und Schulen mittleren Umfanges für kleine ftädtifche Gemein- 
weten, und 

2) größere Volksfchulen. 

Innerhalb diefer zwei Abftüfungen find die Beifpiele, zunächft für deutfche 
und fodann für außerdeutfche Schulen, nach der auffteigenden Zahl der Lehr- 
klaffen und zuletzt nach der Jahreszahl der Erbauung geordnet. 

1) Dorffchulen und Schulen für kleine ftädtifche Oemeinwefen. 

!«• Als Beifpiele für Neubauten preußifcher Dorffchulen find 6 Normal- 

schShäu*fcr. gTundriffe mitgeteilt, die 1895 im Auftrage des Minifteriums der geiftlichen An- 
gelegenheiten ausgearbeitet und als Beigabe zu der mehrgenannten Minifterial- 
Verordnung vom 15. November 1895 veröffentlicht find*). 

FJg- 50*) zeigt die Erfüllung der kleinften Anforderung, die fich auf Vor- 
haltung einer Lehrklaffe für alle fchulpflichtigen Knaben und Mädchen des Dorfes 
und einer Familienwohnung für den Lehrer richtet, in fparfamfter Weife derart, 

') Nach : Bau und Einrichtung ländlicher Volksrchulhäufer in Preußen. Berlin 1893. 



daß die Wohnung im Obergefchoß ihren Platz findet. Überbaute Flache 104 v 
umbauter Raum 995 "'" ^% 



EinklaHige preu- 
ßifche Dorfrchule. 

Erdecrchol)>). 



Einklarrige preuBifchc DOTffchule 
mit Erweiterung. 

Erdeerchofi>). 



Zwei klaff ige 
preußirdie Dorffchule, 

ErdgrlchoB»). 




Dreiklaff ige 

preußifche Dorffchule. 

ErdgeTchofl»). 




Vierklaffige preußifche Dorffchule. 

ErdgcrdiaB*}. 



Achtklaffige preußifche Dorffchule. 

ErdpfdioS»}. 





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1 




Schulhaus zu 


Höchft a. M.' 


)■ 



Fig. 51 ') erfüllt das gleiche Bauprogramm derart, daß die Wohnung im 
Erdgefchoß neben der Klaffe liegt und zugleich die Erweiterung durch Anbau 
einer zweiten Klaffe möglich ift. Überbaute Fläche 193, bezw. 258«"; umbauter 
Raum 1070, bezw. 1437''-. 

Fig- 52*) ftellt ein zweiklaffiges Schulhaus dar mit 2 Wohnungen für 
Lehrer und Lehrerin im Obergefchoß. Überbaute Fläche 165 1»; umbauter Raum 
1656="". 

In weiterer Steigerung des Raumbedarfes zeigen: 

Fig. 53'} ein dreiklaffiges Schulhaus mit 2 Familien wohnungen und einer 
Wohnung für einen unverheirateten Lehrer im Obergefchoß. Überbaute Fläche 
2629"; umbauter Raum 2470''"". 

Fig- 54') ein vierklaffiges Schulhaus mit 2 Familien wohnungen für ver- 
heiratete Lehrer im Erdgefchoß und Obergefchoß. Überbaute Fläche 326«"; um- 
bauter Raum 2890''"". 

Fig. 58. 





Einktafriges 
belgifches Schulhaus. 



Dreiklarriges 
holländirches Schuihaus. 



ZweiklarCiges belgifches Schulhaus. 



Fig. 5ß*) ein achtklaftiges Schulhaus mit einer Familienwohnung im Dach- 
gefchoß. Überbaute Fläche 357«"; umbauter Raum 4091 =''". 

Fig. 56") ein auf Koften der preußifchen Regierung in Höchft a. M. ert>autes 

neunklaffiges Schulhaus. 

Die Lehrräume find in 3 Oefchoffen verteilt und faffeti je 80 Kinder mit einer Bodenfläche 
von O.ttoq"; auf Befchaffung von Wohnungen ift hier verzichtet. 

'*3- Zur Veranfchaulichung ähnlicher Bauanlagen in außerdeutfchen Ländern 

schuihiukr, werden die folgenden Beifpiele mitgeteilt. 

ix) Der Normalgrundriß eines einklaffigen belgifchen Schulhaufes (Fig. 57). 

Die Lehrldaffe hat mit Wi" Bodenfläche Platz für 76 Kinder; zu ihr gehören 2 Vorräume, 
die den Zugang der Knaben und Mädchen vermittein und als Kleiderablage dienen, fowie außer- 
dem ein kleiner Bibliothekraum. In einem zweiftöckigen Anbau ift die aus 6 Räumen t>eftehende 
Lehrerwohnung untergebracht. 

ß) Der Normalgrundriß eines zweiklaffigen belgifchen Schulhaufes mit ähn- 
lichem Zutwhör (Fig. 58). 



_85_ 




Dreiklaffiges Schulhaus ; 

Arch. ; Boa^oannim 
"™ »• Or. 



Die Klaffen find mit je 67')"' Bodenfllche für 76 Kinder etwas knapper ttemeffen. In dem 
zur Schule gehörigen, zum Teile zweiflSckigen Vorderhaufe finden neben der Lehrerwohnung ein 
Sitzungszimmer und ein Archivraum für die Gemeindeverwaltung Platz. 

Y) Der Normalgrundriß ei- 
■^8- ^ nes dreiklaffigen holländifchen 

Schulhaufes (Fig. 59), das außer 
den Lehrklaffen nur die Be- 
dürfnisanftalten enthält. 

Letztere find, in fehr eigenartiger 
Anordnung, von den Klaffen unmittel- 
bar zugänglich. Zwei SchulzimmCT 
find behufs Ermöglichung gemein- 
famen Unterrichtes mittels Schiebe- 
türen verbunden. 

Die drei letzt befchri ebenen Bau- 
pläne ftimmen darin überein, daß 
die Abmeffungen der Lehrklaffen für 
zweifitztges Qeftühl berechnet find. 
t) Der Normalgrundriß ei- 
ner dreiklaffigen römifchen Volksfchule (Arch.: Bongioannini; Fig. 60). 

Zu jedem Schulzimmer gehört eine Kleiderablage, deren Größe die Hälfte des Rauminhaltes 
der Klaffe betragen foll, und ein Flurgang von 
Rg. 61. '/. des Klaffeninhaltes. Schulzimmer, Kleider- 

ablage und Flurgang find voreinander liegend 
angeordnet. 

Jedes Schulzimmer ift für höchftens 50 
Schüler berechnet, mit einer Grundfläche von 
je 14». Die Oefchofihöhe hat in Rückfichl auf 
die klimatifchen Verhältniffe das betrichtliche 
Maß von 5 "<; das Dach ift auf eifemen Trä- 
gem, ohne Dachboden, als flache afphaltierte 
Terraffe mit Kiesabdeckung konftruiert. 

s) Der Grundriß eines vierklaffigen 
englifchen Schulhautes in Hüll (Arch.: 
Clatnp), das zur Benutzung als Volks- 
fchule für Mädchen und als Kleinkin- 
"" "' "'' derfchule, und zwar für jede Schule 

mit einer größeren Klaffe für die jüngeren und einer kleineren für die älteren 
Kinder beftimmt ift {Fig. 61 »»). 

Die Schulen haben zwei gefondetie Eingänge mit 
Wafchzimmem. Die Klaffen find mit anfteigenden Sitzreihen 
nach dem Ga/frrj^Syftem verfehen und erhalten ihr Licht 
zweifeitig von links und von hinten. Die Verbindung für 
die verfchiedenen Schulzweige ift für englifche Schulen häu- 
fig vorkommend. 

"Q Für etwas größere Verhältniffe dient das 
fchweizerifche Schulhaus zu Frauenfeld (Arch.: 
Kock; Fig. 62"). 

Es enthält in Erdgetchoß und 2 Obergefchoffen zu- 
sammen 6 Lehrklaffen für je 70 Schüler, fowie femer in je- 
dem Stockwerk eine Bedürfnisanftait und eine Kleiderablage. 
Die Klaffen haben bei vierfitziger Geftühlsanordnung für 
jedes Kind eine Bodenfläche von etwa l.ioi". 

■ri) Die gleiche Zahl der Lehrräume befitzt die 

I (laso), s. is. 



Vierklaffiges Schulhaus z 

Arch.: Clamp. 






Hull" 




Sechsklaff iges Schul hans 

zu Frauenfeld"). 

Ardi.: Koth. 




Sechsklafrigc franzölifchc Mädchcnfchule"). 



Fig. 64. 



im Erdgetchoßgrundriß und zugleich im Lageplan dargeftellte franzÖIifche Mädchen- 
fchule (Arch.i Gravereaux; Fig. 63'*). 

Sie umfaßl zu ebener Erde 6 Kiarren, einige kleine Nebenräume und einen überdeckten Hof, 
der auf einem Teile feiner Länge zugleich als Turnhalle dient und die Lavabos aufnimmt. Links 
über dem Eckbau befindet tich im IL Obergelchoß ein für 
Zeichen Unterricht und weibliche Handarbeiten beftimmter 
Lehrfaal. Die Anordnung des Vordaches, das den Zu- 
gang zu den Klalfen, zum überdeckten Hofe und zu den 
auf dem offenen Spielhofe ftehenden Bedürfnisanftalten 
fchützt, ift eine in Frankreich für Schulbauten oftmals 
wiederkehrende. Die Klaffen find mit zweifitzigem Qe- 
rtühl für je 40 Schülerinnen eingerichtet. Die Wohnung 
der Schulvorfteherin ift in einem an dem Nachbargrund- 
ftück abgetrennt flehenden Gebäude untergebracht. 

Die Gefamtanlage ift in Bezug auf die Bemeffung 
der Baulichkeiten und des Platzes eine fehr geräumige; 
der Spielhof grenzt an der Südfeite an einen Fluß und 
ift gegen denfelbcn mit einer Stützmauer eingefaf)t und 
mit Bäumen bepflanzt. 

&) Eine ebenfogroße Bauanlage, jedoch in 
zwei Oefchoffen verteilt, zeigt die amerikanifche 
Volksfchule in Moberly (Arch.: Ramfey & Swa- 
fey; Fig. 64 '»). 

In jedem Qefchoß liegen 3 Klaffen mit getrennten Kleiderablagen. Die Klaffen , welche für 
zweifitziges Geftühl eingerichtet find und für je 64, bezw. 48 Knaben und Mädchen Raum bietnt, 
haben zweifeitiges, von links und von hinten einfallendes Fenfterlicht. 

// tearchittctart. I'sris. iit anait, f. ij. 



Volksfchule zu Moberly. 

EnlgefdioB''t. 

Atch. : Ramjtj & Sraftj. 



Marley 6 Woodhaafi. 



Sechsklarriges Schulhaus der Fergußle-yfJttVx zu Paisley"*). 

i) In Art. 5 (S. 7) ift mitgeteilt, dali die Schulen in England häufig auf 
Koften von Privatperfonen hergeftellt und unterhalten werden. Als Beitpiel, in 
wie großartiger Weife eine folche Aufgabe bisweilen aufgefaßt wird, mögen die in 
Fig. 65 u. 66 mitgeteilten Pläne eines fechsklaffigen Schulhaufes dienen, das auf 
Koften des Befitzers der FergafUe-yf/zrVe in Paisley (Arch.: Moriey &■ Woodhoufe) 
1886 erbaut und zum Unterricht der in den Werken befchäftigten Mädchen, fowie 
gleichzeitig als Vergnügungsftätte für letztere bettimmt ift '•). 



^88 

Um eine große Halle von 17,60 x 11,50 » gruppieren fleh 6 für je 48 Kinder eingerichtete 
Klaffen von je 7,60« Länge und 7,30« Tiefe, gegen die Halle durch Glaswände abgefchieden; je zwei 
der Klaffen find durch Fortnahme leichter Trennungswände zu einem Räume zu vereinigen. An 
einem Ende der Halle ift eine fteigende Sitzreihe angebracht (Qallery) für gemeinfamen Unterricht, 
Prüfungen, Mufikaufführungen u. dergl. 

Neben dem Haupteingang liegen 2 große Lehrerzimmer, eine für alle Kinder gemeinfam zu 
benutzende Kleiderablage und 2 Wafchzimmer mit Aborten für die Lehrer. Die Klaffen haben 
ebenfalls zweifeitige Beleuchtung, und zwar von links und von hinten oder von links und von vom. 

Für die Vorführung von Beifpielen fchwedifcher, norwegifcher, däni- 
fcher und finnifcher Schulbauten wird auf das Ergänzungsheft Nr, 8 diefes?» Hand- 
buches«^') und ebenfo für die Vorführung von Beifpielen öfterreichifcher und 
ungarifcher Schulbauten auf das Ergänzungsheft Nr. 12 diefes «Handbuches« ^') 
hingewiefen. 

2) Größere Volksfchulen. 

_|^- Von befonderem Intereffe ift es, die Orundrißgeftaitung der umfangreichen 

schuihiufcr. Volks-, Bürger- und Oemeindefchulen in den großen Städten zu verfolgen; fie 
ift in erfter Linie vom Bauprogramm und dementfprechend befonders davon ab- 
hängig, für wieviele Klaffen die Schule beftimmt wird. 

Für den achtjährigen Lehrgang der deutfchen Volksfchule find, wenn jeder 
Jahrgang eine eigene Klaffe erhält, 8 Lehrklaffen erforderlich; diefe Zahl kann, 
wenn in einer oder zwei Oberklaffen je 2 Jahrgänge in einer Klaffe unterrichtet 
werden, auf 6 bis 7 vermindert werden; indes kommt, abgefehen von ganz 
befonders begründeten Ausnahmen, ein Neubau mft nur 6 bis -8 Klaffen (einfache 
Volksfchule) in größeren Städten nicht vor; die Schulen werden vielmehr, um die 
allgemeinen Verwaltungskoften herabzumindern, mindeftens als Doppelfchulen mit 
12 bis 16 Klaffen, fehr häufig aber als mehrfache Schulen mft 20 bis 40 und mehr 
Klaffen erbaut. 

Die Errichtung von Doppelfchulen mit 12 bis 16 Klaffen erfcheint vorzugs- 
weife empfehlenswert, weil für die Leitung der Schule ein Rektor genügt und ebenfo 

1 Schuldiener, 1 Turnhalle und 1 Singfaal ausreichen, das Ganze alfo, bei vorteil- 
hafter Ausnutzung des Zubehörs, überfichtlich geftaltet werden kann; vor allem 
aber wird der Stadtbezirk, deffen Kinder auf die Schule angewiefen find, nicht zu 
groß und demzufolge der Schulweg der Kinder, was befonders zweckmäßig er- 
fcheint, nicht zu weit. In Preußen ift übrigens von der Auffichtshehörde beftimmt, 
daß einem Rektor nicht mehr als 16 Klaffen unterftelft werden dürfen. 

Wenn trotzdem, gerade in neuerer Zeit, in vielen deutfchen Oroßftädten die 
Schulen bei weitem größer als für 12 bis 16 Klaffen erbaut werden, fo gefchieht 
dies, um die allgemeinen Verwaltungskoften noch beffer auszunutzen, vielfach aber 
gewiß auch deshalb, weil geeignete Bauplätze fchwer aufzufinden find und die 
vorhandenen nach ihrer vollen Größe verwertet werden muffen und weil die Bau- 
koften der Schulhäufer, auf 1 *=^™ umbauten Raumes gerechnet, mft der Größe des 
Schulhaufes verhältnismäßig abnehmen. (Vergl. Art 31, S. 22.) 

Daß bei weiterer Steigerung der Klaffenzahl auch das unentbehrliche Zu- 
behör der Schule wächft, daß alfo zwei Rektoren angeftellt, daß für fie Amtszimmer 
und erforderlichenfalls Wohnungen befchafft werden muffen, daß 2 Schuldiener, 

2 Turnhallen, 2 Singfäle u. a. m. erforderlich werden und daß die notwendige 
Größe des Schulbaues dadurch immermehr gefteigert wird, zeigen die vorgeführten 
Beifpiele. 

") Fortfehritte auf dem Ocbiete der Architektur. Nr. 8: Volksfchulhäufer in Schweden, Norwegen, Dänemark und 
Finnland. Von C. Hinträqer. Stuttgart 1895. - Heft 12: Volksfchulhäufer in Oftcrreich- Ungarn, Bosnien und der 
Herccgowina. Von C. HintrXoer. Darrnftadt 1901. 



Lohn- 
fätze 






Welche Ver- 
gütung wird 
dem Unter- 
nehmer ge- 
zahlt für die 
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56 Pf. 



60 Pf. 



45 Pf. 



60 Pf. 



60 Pf. 



50 Pf. 



60 Pf. 



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48 Pf. 



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35 Pf. 



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50 Pf. 



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40 Pf. 



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46 Pf. 



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11. 



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Schul- 
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40 Pf. 30 Pf. 



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50 Pf. 30 Pf. 



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Gas 
Gas 


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Öfen 


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22.00 
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1 

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Holz 


Gas 


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Dampf- 
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Lohn- 
fätze 

Welche Ver- 
gütung wird 


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dem Unter- 
nehmer ge- 
zahlt für die 
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12,00 



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21,40 



12,20 
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25,00 



12,00 



23,00 



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H 



89 

Um letztere überfichtlich zu erläutern und befonders, um den in verfchiedenen 
Städten gebräuchlichen Umfang des Bauprogramms, fowie daraus folgend die 
Orundftücksgröße und die Baukoften zu vergleichen, ift nebenftehend eine drei- 
geteilte Tabelle (I) beigefügt, die alle wichtigen Einzelheiten erfichtlich und eine 
eingehendere Beschreibung der beigegebenen Orundriffe fpäter entbehrlich macht. 

In der Regel ift der Erdgefchoßgrundriß mitgeteilt und in vielen Fällen mit 
ihm zugleich die Lage und Verbindung der Turnhalle, der Bedürfnisanftalten und 
des Dienftwohnhaufes dargeftellt. 

Die Vergleichung der Mitteilungen diefer Tabelle geftattet die nachftehenden 
Schlußfolgerungen. 

Die deutfchen Volksfchulen, auch die großen, werden in der Mehrzahl, trotz 
der daraus erwachfenden Bauplatz- und Koftenfteigerung, mit nur 2 Obergefchoffen 
erbaut 

Der Spielplatz bleibt in der Mehrzahl, auf die Zahl der Schüler verteilt, 
unter 2«™. 

Zweifitziges Oeftühl wird vorzugsweife angefchafft, meift Holzbänke; be- 
wegliche Tifchplatten oder Sitze bilden die Ausnahme. Die lichte Klaffenhöhe 
beträgt in der Regel 4", die Fenfterfläche zwifchen V* ^^^ V5 der Grundfläche 
der Klaffe. Die Orientierung der Klaffenfenfter ift durchaus wechfelnd. Das Zu- 
behör an Verwaltungs- und Betriebsräumen ift fehr verfchieden und fchwankt bei 
mittelgroßen Schulen zwifchen 2 und 11 Räumen; hierin kommt befonders zum 
Ausdruck, ob äußerfte Sparfamkeit walten muß oder den Bedürfniffen und An- 
fprüchen der Schulverwaltung ein größerer Spielraum gelaffen werden kann. 
Während in einzelnen Fällen 2 Zimmer für die Lehrerfchaft und 1 Schuldiener- 
wohnung genügen muffen, werden häufig viele Nebenräume, z. B. Konferenz- 
zimmer, Bibliothek, Dienftzimmer für Schuldiener und Heizer, Sammlungszimmer, 
Sprechzimmer u. a. m. hinzugegeben. 

Dementfprechend find die Baukoften, die in Art. 31 (S. 22) eingehend be- 
fprochen wurden, wie immer man fie vergleichen will, fo verfchieden, daß aus 
den Bauten anderer Städte ein ficherer Anhalt für die eigenen Ausführungen, auch 
bei einer großen Zahl von Beifpielen, kaum zu gewinnen ift. 

Braufebäder kommen erfreulicher Weife zu immer häufigerer Ausführung. 

Zur Beleuchtung dient vorzugsweife Gas und zur Heizung Niederdruck- 
Dampfheizung. 

Dienftwohnungen für die Schulvorftände werden nicht häufig gewährt, finden 
dann aber immer in befonderen Gebäuden ihren Platz; letztere werden bisweilen 
auch zu anderen ftädtifchen Dienftzwecken, z. B. Steuerzahlftellen und Standesämter, 
nutzbar gemacht. Dienftwohnungen für die Schuldiener find ftets vorhanden und 
werden, trotz der unzweifelhaft zu befürchtenden Mißftände, meift im Schulhaufe 
untergebracht 

Die Fußböden der Turnhallen beftehen meift aus Holz. 

Die Bedürfnisanftalten der Schüler find meift nach dem Rohr- oder Trog- 
fyftem konftruiert und mit periodifcher Spülung verfehen; fie find oft an die 
Schulhäufer angebaut oder mit diefen durch überdeckte Gänge verbunden. Das 
Gleiche gilt für die Stellung und Verbindung der Turnhallen. 

Oftmals werden in neuerer Zeit den Volksfchulen Haushaltungskiaffen, Hand- 
arbeitsfäle und Schulküchen ," feltener Kleinkinderfchulen und Kinderhorte hinzu- 
gefügt. 



90 

Für die Befchreibung der nachftehend mitgeteilten, nach der auffteigenden 
Klaffenzahl und der Jahreszahl der Erbauung geordneten Beifpiele größerer 
Volks- und Bürgerfchulen wird im einzelnen auf die Angaben in der umftehenden 
Taljelle I verwieten. 











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Fig. 72. 




Volksfchule für Mädchen zu Gaffel -Wehlheiden. 

Erdgefchoß. 
Arch. : Arnold. 



Fig. 73- 




Erdgefchoß. 



Volksfchule für Knaben und Mädchen zu Bochum. 



Fig- 74. 




Volksfchule für Knaben und Mädchen zu Hannover. 

Erdgefchoß. 
Arch. : Rowaldt. 



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Beifpiel 



93 

Die Volksfchule für Mädchen zu Karlsruhe an der Kaiferallee (Nr. i der Ta- ^^\^^^ 
belle I, Fig. 67 u. 68; Arch.: Strieder) ift 1898 — 1900 von der Stadtgemeinde erbaut; i. 
fie enthält 12 Klaffen nebft Zubehör und außerdem 1 Turnhalle, 1 Handarbeits- 
faal, 1 Schulküche mit Vorratsraum und eine im Schulhaufe untergebrachte Wohnung 
für den Schuldiener; zur Erwärmung des Schulhaufes dient die in Karlsruhe erft- 
mals eingeführte und feit längeren Jahren verwendete Oasofenheizung. 

Die Volksfchule für Knaben und Mädchen zu Duisburg an der Hochfeld-Straße ^^^\^^ 
(Nr. 2 der Tabelle I, Fig. 69; Arch.: Quedenfeldt) wurde 1900—01 von der Stadt- n. 
gemeinde errichtet und enthält 12 Lehrklaffen mit fehr fparfamem Zubehör; die 
Baukoften des Schulhaufes haben deshalb nur 90000 Mark betragen, während 
fie für das obenftehende Karlsruher Schulhaus auf 300000 Mark beziffert waren. 
Die Turnhalle ift noch nicht zur Ausführung gekommen. 

Die Volksfchule für Knaben und Mädchen zu Halle a. S. an der Frei im ^\^x 
Feld -Straße (Nr. 3 der Tabelle I, Fig. 70; Arch.: Rehorf t) mit 12 Klaffen wurde hl 
1900—01 von der Stadtgemeinde erbaut. Diefes Beifpiel ift dadurch von Inter- 
effe, daß das Schulhaus auf 24 Klaffen erweiterungsfähig angeordnet wurde. 

St. Paul- Volksfchule für Knaben und Mädchen zu Aachen (Nr. 4 der Tabelle I, 
Fig. 71; Arch.: Laurent) wurde 1898—99 von der Stadtgemeinde erbaut. Diefes ~'\v. 
Schulhaus enthält in Erdgefchoß und 3 Obergefchoffen 14 Klaffen; es ift fehr 
fparfam ohne alle Nebenräume für die Verwaltung erbaut, gewährt jedoch im 
Dachgefchoß noch Raum für 5 Handarbeitsfäle und 1 Sammlungszimmer. 

Die Volksfchule für Mädchen zu Gaffel -Wehlheiden (Nr. 6 der Tabelle I, »09. 

Beifnipl 

Fig. 72; Arch.: Arnold) wurde 1901—02 von der Stadtgemeinde erbaut. Diefes v. 
Schulhaus bietet Raum für 14 Klaffen, mehrere Verwaltungszimmer, 1 Kombinations- 
klaffe und im Untergefchoß für eine Schulküche; das Haus ift erweiterungsfähig 
geplant 

Die Volksfchule für Knaben und Mädchen zu Bochum an der Henrietten-Straße "»• 
(Nr. 7 der Tabelle I, Fig. 73) wurde 1902-03 vom Stadtbauamt für die Stadt- vi 
gemeinde erbaut, enthält 14 Klaffen und einige Verwaltungsräume; die Ausführung 
ift durch tiefe Gründung verteuert worden. 

Die Volksfchule für Mädchen zu Hannover an der Kollenrodt-Straße (Nr. 8 v*: 
der Tabelle I, Fig. 74; Arch.: Rowaldt) ift 1898-1900 von der Stadtgemeinde %'{r* 
erbaut; das Schulhaus bietet in Erdgefchoß und zwei Obergefchoffen für 15 Klaffen 
und im Dachgefchoß für zwei Referveklaffen Raum. 

Die Volksfchule für Knaben und Mädchen zu Barmen an der Meyer-Straße ^^^-.^^ 
mit 16 Klaffen (Nr. 9 der Tabelle I, Fig. 75; Arch.: Winchenbach) ift 1894-95 viir 
von der Stadtgemeinde aufgeführt. 

Die Volksfchule für Knaben und Mädchen zu Bremen an der Schlefinger ^j3.^j 
Straße (Nr. 11 der Tabelle I, Fig. 76) mit 16 Klaffen wurde 1900-01 vom Staat ix!*^ 
durch das Stadtbauamt erbaut. 

Die Bürgerfchule für Knaben und Mädchen zu Frankfurt a. M. nördlich der ^^^\^^^ 
Franken-Allee (Nr. 12 der Tabelle I, Fig. 77; Arch.: Koch) ift 1902-03 von ""x!"^ 
der Stadtgemeinde errichtet; das Schulhaus enthält 16 Klaffen und als Zubehör 
in befonderem Gebäude einen Kindergarten mit Wohnung für die Schulvorfteherin, 
einen Kinderhort und eine Schulküche. 

Die Volksfchule für Knaben und Mädchen zu Mühlhaufen i. E. - Wolffchule V^-. 
- (Nr. 13 der Tabelle I, Fig. 78) ift von der Stadtgemeinde im Jahre 1900-01 ^xl'*" 
nach einem fehr fparfamen Bauprogramm durch das Stadtbauamt erbaut; 
die Baukoften des Schulhaufes, das in Erdgefchoß und zwei Obergefchoffen für 



94 



ii6. 

Beifpiel 

Xll. 



17 Klaffen Raum bietet, haben einfchließlich Mobiliar nur rund 160000 Mark 
betragen. 

In gleicher Weife fparfam angeordnet ift die Volksfchule für Knaben und 
Mädchen zu Trier an der Kaiferftraße (Nr. 14 der Tabelle I, Fig. 79; Arch.: Mayei), 
die im Jahre 1899 von der Stadtgemeinde errichtet wurde; die Baukoften des 
Schulhaufes, das 18 Klaffen enthält, belaufen fich auf nur 150000 Mark. 



Fig- 75- 




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Volksfchule für Knaben und Mädchen zu Barmen. 

Erdgefchoß. 
Arch. : Winehenbach, 



Fig. 76. 



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Volksfchule für Knaben und Mädchen [zu Bremen. 

Erdgerchoß. - Vmo ▼• Or. 



117. 

Beifpiel 

XIII. 



Dagegen ift der Einfluß, den die Zahl der Nebenräume auf die Baukoften 
ausübt, aus dem Vergleich der Volksfchule für Knaben und Mädchen zu Dortmund 
— Aloyfius-Schule — (Nr. 15 der Tabelle I, Fig. 80; Arch.: Düchting &JänfcK) er- 
fichtlich, die im Jahre 1899—1900 von der katholifchen Schulgemeinde errichtet 
worden ift. Die Baukoften des Schulhaufes, das wie Nr. 14 in Erdgefchoß und 
zwei Obergefchoffen für 18 Klaffen Raum gewährt, werden auf 203660 Mark 
angegeben. Beiden Schulen fehlt die Turnhalle. 






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VoIksTchule für Knaben und Mädchen zu MühlhauFen i. E. 




Volksfchule für Knaben und Mädchen zu Trier. 

Arch.: Maffr. 



Volksfchule für Knaben und Mädchen zu Dortmund. 

Arch.: D&chting & Jänfiii. 



97 



Die Volksfchule für Knaben und Mädchen zu Darmftadt an der Lagerhaus- 
ftraße (Nr. 16 der Tabelle I, Fig. 81; Arch.: Kling) wurde 1900—01 von der Stadt- 
gemeinde mit 20 Klaffen erbaut. 

Die Bürgerfchule für Knaben und Mädchen zu Zwickau (Nr. 17 der Tabelle I, 
Fig. 82; Arch.: Thummler), 1897—98 für die Stadtgemeinde und die St Lorenz- 



118. 

Beifpiel 
XIV. 



119. 

Bcirptel 

XV u. XVI. 



Fig. 81. 




Volksfchule.) für Knaben und Mädchen zu Darmftadt. 

ErdgefchoB. 
Arch. : Kling. 



Fig. 82. 




Bürgerfchule für Knaben und Mädchen zu Zwickau. 

Erdgefchoß. 
Arch. : Temmler. 



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Volksfchule für Knaben und Mädchen zu Lübeck (Nr. 19 der Tabelle I, Fig. 83 u.84; 
Arch.: Schaumann & Baltzer) 1899—01 für den Staat ausgeführt, bieten im Schul- 
haufe für je 24 Klaffen Raum; die erftere enthält noch einen Handarbeitsfaal. 

Die Margarethen-Volksfchule für Knaben und Mädchen zu Roftock (Nr. 20 
der Tabelle I, Fig. 85; Arch.: Dehn) und die Bürgerfchule für Knaben und Mädchen 



120. 

Beifpiel 
XVII u. XVIII 



Handbuch der Architektur. IV. 6, a. (2. Aufl.) 



98 

zu Weimar an der Röhrftraße (Nr. 21 der Tabelle 1, Fig. 86; Arch.: Schmidt), 
erftere im Jahre iSgg-igoi und letztere im Jahre iQOO-02 für die Stadtgemeinden 
erbaut, enthalten in Erdgefchoß und 3 Obergefchoffen je 25 Klaffen; zur letzteren 
Schule gehört eine Schulküche. 

Fig. 83. 




Sl. Lorenz -Volkstchule für Knaben und Mädcf 

ErdgcIchoB. 
Arch,; SOiaumana & Baltier. 

".- Fig. 87 bis go ftellen 3 zur Aufnahme von je 26 Klaffen bettimmte ttädtifche 

iTxxii. Schulen dar. 

Die Volksichule für Knaben und Mädchen zu Breslau an der Pofener Straße 
{Nr. 22 der Tabelle I; Arch.: PLüddemann), 1894—96; die Volksfchule für Knaben 




Margarethen-Volksfchule für Knaben und Mädchen zu Roftock. 

Erdgefchoß. 
Arch. : Dehn. 

Fig. 86. 




Bürgerfchule für Knaben und Mädchen zu Weimar. 

Erdgefchoß. 
Arch. : Schmidt. 



Flg. 87. 




Volksfchule für Knaben und Mädchen zu Breslau. 

I. Obergcfchoß. 
Arch.: Pläddemann. 

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Volksfchule für Knaben und Mädchen am Dom-Pedroplatz zu München. 

Arch.: Gräfftt. 



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Fig. 90. 




Volksfchule für Knaben und Mädchen zu Mannheim. 

Erdgefchoß. 
Fig. 91. 




Volksfchule für Knaben und Mädchen zu Freiburg i. B. 

I. Obergerchoß. 
Arch. : Thoma. 



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Volksfchule für Knaben und Mädchen zu Düffeldorf. 

Arch.: Rad**. 



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und Mädchen zu München am Dom Pedro-Platz (Nr. 23 der Tabelle 1; Arch.: 
Qräffet), 1898-1900, und die Volksfchule für Knaben und Mädchen zu Mannheim- 
Neckarau (Nr. 24 der Tabelle I), 1901-03 durch das Stadtbauamt erbaut Fig. 88 
ift mit 4 Sing- und Zeichenfälen, 2 Turnhallen und reichlichem Zubehör an Ver- 
waltungsräumen verfehen und enthält außerdem Kindergarten, Knaben- und Mäd- 
chenhort, Suppenküche und Handarbeitsfaal; da die Schule mit nur 2 Obergefchoffen 

erbaut ift, haben fich die Baukoften im 
Vergleich zu den mit 3 Obergefchoffen 
erbauten Schulhäufern in Fig. 87 u. 90 
hoch geftellt Zu Fig. 90 gehören Hand- 
arbeitsfal, Schulküche, Saal für Milch- 
abgabe und Induftriefaal, während das 
Bauprogramm für Fig. 87 äußerft fpar- 
fam bemeffen ift, was in der vergleichs- 
weife fehr niedrigen Baukoftenfumme 
des Schulhaufes zur Betätigung kommt. 
Die Volksfchule für Knaben und 
Mädchen zu Freiburg i. B. an der Thum- 
feeftraße (Nr. 25 der Tabelle I, Fig. 91; 
Arch.: Thomd) ift 1900-01 von der Stadt- 
gemeinde mit 29 Klaffen ausgeführt; zur 
Schule gehören 2 Wohnungen für Lehre- 
rinnen und 1 Handarbeitsfaal. 

Die Volksfchule für Knaben und 
Mädchen zu Düffeldorf an der Kanonier- 
ftraße (Nr. 26 der Tabelle I, Fig. 92 u.93; 
Arch.: Radke\ 1901-02 von der Stadt- 
gemeinde erbaut, befitzt die gleiche 
Klaffenzahl mit fparfamer bemeffenen 
Nebenräumen. 

Die Volksfchule für Knaben und 
Mädchen zu Hamburg an der Barm- 
becker Straße (Nr. 28 der Tabelle I, Fig. 
94; Arch.: Zimmermann\ 1900—01 vom 
Staat errichtet, enthält 30 Klaffen; die 
Vergleichsweife geringen Abmeffungen 
der Klaffen kommen in der niedrigen 
Baukoftenfumme des Schulhaufes zum 
Ausdruck. 

Die Volksfchule für Knaben und 
Mädchen zu Wiesbaden — Outenberg- 
fchule — (Nr. 29 der Tabelle, Fig. 95 u. 
96; Arch.: Genzmer), 1900—02 von der Stadtgemeinde, erbaut, enthält 32 Klaffen, 
reichlich bemeffene Nebenräume und 2 übereinander liegende Turnhallen. 

Die Volksfchule für Knaben und Mädchen zu Mainz am Feldbergplatz (Nr. 30 
der Tabelle I, Fig. 97; Arch.: Orf/^), 1899—1900 für die Stadtgemeinde und die Volks- 
fchule für Knaben und Mädchen zu Nürnberg an der Holzgartenftraße (Nr. 31 der 
Tabelle I, Fig. 98; Arch.: Wallrqff), 1901—02 für die Stadtgemeinde ausgeführt, bieten 
für je 33 Klaffen Raum. Zu Fig. 97 find fehr zahlreiche Verwaltungs- und Neben- 




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Beifpiel 
XXIII. 



123. 

Beifpiel 
XXIV. 



124. 

Beifpiel 

XXV. 



125. 
Beifpiel 
XXVI. 



126. 

Beifpiel 

XXVII 

u. XXVIII. 




Erdgcfchofl. - Vm w. Qr. 

Volksfchule für Knaben und Mädchen zu Wiesbaden. 



105 

räume, 2 Turnhallen, phyfikalifcher Lehrfaal, Schulküche und 2 Wärme- und 
Frühftücksräume, zu Fig. q8 eine geringere Zahl von Nebenräumen, Schulküche, 
Heizerwohnung und 2 Karzer beigegeben; das Schulhaus in Fig. 97 befitzt zum 
Teil 3, zum Teil 4 Obergefcholfe. 

Rg. 97. 




Volksfchule für Knaben und Mädchen zu Mainz. 

Erdgefchoß. 
Arch. : Geiius, 



Fig. 98. 




Volksfchule für Knaben und Mädchen zu Nürnberg. 

Erdgcfchoß. 
Arch.: Waüraff. 



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Zwei Berliner Qemeindefchulen für Knaben und Mädchen: Fig. 99 u. 100 an der 127. 
Qlogauer Straße (Nr. 32 der Tabelle), 1898-1900 und Fig. 101 u. 102 an der Chri- xxix^ul'xxx. 
ftiania-Straße (Nr. 33 der Tabelle I), 1899—1901 erbaut (Arch.: Hoff mann), enthalten 
je 36 Klaffen, 1 Aula, die zugleich als Sing- und Zeichenfaal dient, 1 Turnhalle und 



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mehrere Verwaltungs- und Nebenräume. Diefe beiden Beifpiele find aus der 
großen Zahl der in den letzten Jahren von der Stadtgemeinde Berlin nach den 
Plänen des Stadtbaurats Hoffmann errichteten Schulneubauten dahin ausgewählt, 
daß in Fig. 99 ein Schuihaus mit doppelfeitiger und in Fig. 101 mit einfeitiger Be- 

Fig. gg. 



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Q e mein deich ule an der Glogauer Straße zu Berlin 

Aich.: Hoffmamt. 



bauung des Flurganges zur Darrtellung gelangt. Neben beiden Schulhlufem flehen 
links, bezw. rechts ein Dienftwohngebäude, bezw. die Turnhalle. Zu jeder Schule 
find 2 Phyfikklaffen mit Apparatenzimmer und 2 Räume für einen Kinderhort 
beigegeben, zu Fig. 99 außerdem eine über der Turnhalle angeordnete Leiehalle 
mit Büchermagazin und zu Fig. 101 ein vor der Turnhalle liegendes Straßenreini- 



107 

gungsdepot Das Schulhaus und die Turnhalle zu Fig. loi find mit Oasofen- 
heizung verfehen. 

Die Volksfchule für Knaben und Mädchen zu Offenbach a. M. am Friedrich- 
Platz (Nr. 34 der Tabelle I, Fig. 103; Arch.: Schlegel), 1900-01 von der Stadtge- 

Fig. 101. 



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Fig. 102. 



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Gemeindefchule an der Chriftiania-Straße zu Beriin. 

Arch.: Hoffmann. 



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129. 

Bcifpiel 

XXXII bis 

XXXIV. 



130. 
Beifpiel 
XXXV. 



131. 

Außerdeutfche 

Schulhäufer. 



132- 
Beifpiel 
XXXVI. 



meinde erbaut, bietet ebenfalls für 36 Klaffen 
Raum; zur Schule gehören in einem befon- 
deren Gebäude Schulküche mit Lehrerin- 
wohnung und 2 Schuldienerwohnungen. 

Fig. 104 bis 106 zeigen 3 zur Aufnahme 
von je 40 Klaffen beftimmte ftädtifche Volks- 
fchulen für Knaben und Mädchen: Fig. 104 
die Oemeindefchule zu Schöneberg an der 
Apoftel Paulus-Straße (Nr. 35 der Tabelle I; 
Arch.: Egeling)^ 1896—97; Fig. 105 die Oe- 
meindefchule zu Charlottenburg an der Ne- 
hringftraße (Nr. 36 der Tabelle; Arch.: Brat- 
ring), 1899—1900 und Fig. 106 die Volks- 
fchule zu Magdeburg am Sedanring (Nr. 37 
der Tabelle I; Arch.: Peters & Berner), 
1900—01. Die Verwaltungs- und Nebenräume 
find ziemlith gleichmäßig. Zu Fig. 105 ge- 
hört außerdem 1 Arztzimmer, und zu Fig. 106 
gehören 2 Haushaltungsklaffen. 

Die Bezirksfchule für Knaben und Mäd- 
chen zu Leipzig (Nr. 38 der Tabelle, Fig. 107; 
Arch.: Scharenberg), 1900—02 von der Stadt- 
gemeinde erbaut, bietet Raum für 44 Klaffen, 
fehr reichliche Verwaltungs- und Nebenräu- 
me, Klaffe für Naturkunde, Handarbeitsfaal 
und Kombinationskiaffe; das Schulhaus be- 
fitzt 4 Obergefchoffe. 

Zur Veranfchaulichung ähnlicher Bau- 
ausführungen in außerdeutfchen Ländern die- 
nen die nachftehend mitgeteilten Beifpiele, de- 
ren Anzahl jedoch auf ein geringes Maß ein- 
gefchränkt worden ift,weil die Orundrißgeftal- 
tung in neuerer Zeit vielfach auf deutfche 
Vorbilder zurückgeführt und nur im Hinzu- 
fügen von größeren Hallen, Wafchräumen 
und überdeckten Höfen eine Verbefferung 
der deutfchen Schulbaupläne erkannt werden 
kann; auch diefe Beifpiele find nach der 
auffteigenden Klaffenzahl geordnet. 

Fig. 108") (Arch.: Durand) zeigt die 
in Frankreich häufig wiederkehrende Ver- 
bindung einer Volksfchule mit einer Klein- 
kinderfchule. Die Schule, die für die Stadt 
Paris erbaut ift, enthält im Vorderhaufe, für 
Knaben, bezw. für Mädchen und kleine Kin- 
der getrennt, die Eingänge und Aufenthalts- 
räume und ferner in 2 Obergefchoffen je 

") Nach: Wulliam & Farüe. Le recueil (Varchitecture, 
j2e annee, f. 28, 29, 36. 



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5 Klaffen und i Zeichenfaal, fowie im teilweife ausgebauten III. Obergefchoß die 
Direktorwohnung; durch einen überdeckten Gang führt der Weg zur Kleinkinder- 
fchule (Afüe), deren Unterrichts- und Übungsfaal, Küche und Nebenräume eben- 
erdig angeordnet find. 

Fig. 107. 




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Bezirksfchule für Knaben und Mädchen zu Leipzig-Lindenau. 

Erdgefchoß. 
Arch. : Scharenberg. 



Die Volksfchule für Knaben und Mädchen an der Muränyi-Gaffe zu Buda- 
peft (Fig. 109), 1891—92 von der Stadtgemeinde durch das Stadtbauamt ausgeführt, 
enthält in Erdgefchoß und 2 Obergefchoffen 14 Klaffen und einige Verwaltungs- 
und Nebenräume; die Baukoften des Schulhaufes werden auf 293000 Mark an- 
gegeben. Die Turnhalle ift durch einen überdeckten Gang mit der in gleicher 
Anordnung erbauten Volksfchule an der Hernäd-Gaffe verbunden und von diefer 



133. 

Beifpiel 
XXXVII. 



112 



Fig. 108. 




Erd- 
gefchoß"). 



Franzöfifche Schulhausgruppe. 

Arch. : Durand. 



Fig. 109. 




Volksfchule für Knaben und Mädchen zu Budapeft. 

Vmo w. Gr. 



Erdgefchoß. 



^113 

mit benutzbar; beide Schulen bilden eine Gruppe, deren Lageplan in Fig. 4 (S. 18) 
mitgeteilt ift. 

Die Volksfchule zu London an der Deel Street (Fig. iio^^) enthält in Erd- 
gefchoß und 2 Obergefchoffen 17 Klaffen, ferner in jedem Oefchoß eine Halle, 

Fig. 110. 



134. 

Beifpiel 
XXXVIII. 




Volksfchule an der Deel-Street zu London ^s). 

I. Obergefchoß. 



Fig. 111. 




Lagrange-Volksfchule zu Toledo (Ohio^"). 



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Erdgefchoß. 



Wafchraum und Bedürfnisanftalt; das im Jahre 1895—96 erbaute Schulhaus wird 
durch Feuerluftheizung mit Drucklüftung erwärmt. 

Die Lagrange-Volksfchule zu Toledo (Amerika-Ohio, Fig. 111^^) gibt in Erd- 
gefchoß und 2 Obergefchoffen für 18 Klaffen und einige Verwaltungsräume Unter- 
kunft; jede Klaffe hat eine eigene, vom Flurgang nicht zugängliche Kleiderablage. 



135. 

IBeifpiel 
XXXIX. 



") Siehe: Oslender, A. Londoner Reifeeindrücke. Qefundh.-Ing. 1895, S. 141. 
")Nach: Wheelwriqht, E. M. School architecture. Bofton 1901. S. 101. 

Handbuch der Architektur. IV. 6, a. (2. Aufl.) 



8 



114 _ 

Die Pritnarfchule für Knaben und Mädchen zu Bafel am Qotthelf-Platz 
(Fig-112 u.113'0), 189g— 1902 durch den Staat errichtet (krch.: Flück & Hänerwadel), 
enthält in Erdgefchoß und 2 Obergefchotfen 23 Klaffen, 1 Aula, 2 Zimmer für 
die Lehrerfchaft, 1 Sammlungszimmer, 5 Handarbeitsfäle und 1 Sctiulküche; zur 
Schule gehört eine Turnhalle und 1 Schuldienerwohnung. Das Schulhaus wird mit 

Fig. 112. 




Erdeffchofl"), - '/*» w- Or. 
Primartchule für Knaben und Mädchen zu Bafel. 

Arch.: Flück & Hünervadel. 

Niederdruckdampfheizung erwärmt; die Baukoften werden auf 454400 Mark be- 
ziffert. 

Für weitere Beifpiele großer fchwedilcher, norwegitcher, dänifcher, 
finnifcher und ebenfo öfterreichifcher und ungaritcher Volksfchulen wird 
auch hier auf die bereits in Fußnote 17 (S. 88) erwähnten Ergänzungshefte dieles 
«Handbuches" verwiefen. 



r Bareis. Barel igns. 



>37. 
Anlaß 



zu 



Fig. 114. 



c) Schulbaracken. 

In großen Städten tritt oftmals das Bedürfnis nach Vermehrung der Unter- 
richtsräume für die Volksichulen lo dringend und plötzlich auf, daß es unmöglich 
wird, belonders wenn die Gewinnung der Bauplätze Schwierigkeiten macht, mit ßa^^kenbauten. 
der Ausführung definitiver Neubauten gleichen Schritt zu halten. Alsdann muß 
zeitweilige Abhilfe durch Ermietung gelchafft werden. Da jedoch der Auffindung 

geeigneter Mieträume häufig örtliche oder ge- 
lundheitliche Bedenken entgegen Itehen, fo ift 
von einzelnen Stadtverwaltungen der Verfuch 
gemacht worden, durch Errichtung proviforifcher 
Hilfsbauten, fog. Schulbaracken, für den Bedarf 
einzutreten. 

Eine derartige Bauanlage Itellt der Grund- 
riß einer im Jahre 1883 in Königsberg i. Pr. 
ausgeführten vierklafligen Schulbaracke (Arch.: 
Krüger; Fig. 114*^) dar. 

Jede Klaffe hat einen Flächenraum von etwa 70 <i™ 
und ift für 70 bis 80 Kinder beftimmt. Die Benutzung 
des Bauwerkes war nur auf eine Dauer von zwei Jahren 
vorgefehen, und dementfprechend ift die Ausführungs- 
weife fo leicht wie möglich gehalten worden. 

Das Fachwerk der Umfaffungs- und Scheidemauem ruhte auf kiefemen Pfählen; die Wände 
waren mit Brettern bekleidet und in den Zwifchenräumen mit Koksafche ausgefüllt; zur Er- 
wärmung jeder Klaffe dienten 2 eiferne Regulieröfen. Die Baukoften haben fich auf 7300 Mark 
belaufen »«). 

Fig. 115. 




Schulbaracke zu Königsberg i. Pr.**). 

'U w. Or. 
Arch. : Krüger. 




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Schulbaracke an der Pilgersheimerftraße zu München. 

Arch. : ZenettL 



Als Beifpiel einer größeren Bauausführung wird in Fig. 115 der Grundriß 
einer an der Pilgersheimer Straße in München im Jahre 1885 hergeftellten Baracke 
(Arch.: Zenettl) mitgeteilt. 

Das Bauwerk, das auf gemauertem Sockel, etwa 60«^»" über dem Erdboden, einftöckig in 
Holzfachwerk errichtet ift, bietet Raum für 4 Knaben- und 4 Mädchenklaffen, für die zugehörigen 
Bedürfnisanftalten und für eine kleine Schuldienerwohnung. Die Klaffen haben 10,ooni Länge, 
7,20» Tiefe und 4,ooni Höhe. Das Holzfachwerk ift beiderfeits mit Brettern verfchalt und innerhalb 
der Verfchalung mit Kohlenlöfche ausgefüllt. 



«) Deutrehe Bauz. 1883, S. 4Q5. 

") Siehe auch : Schulhäufer in Barackenform. Allg. polyt. Zeitg. 1879, S. 50. 



8 



Die Gefamtkoften diefes proviforifchen Bauwerkes, einfchl. eines auf dem Hofe flehenden 
Nebengebäudes, welches einen Raum für Brennftoft und eine Wafchküche aufnimmt, fowie eines 
Brunnens, wurden auf rund 40000 Mark, alfo für jede Klaffe im Durchfchnitt auf 5000 Mark be- 
rechnet, im Vergleich zu den in München damals auf 12000 Mark filr jede Klaffe bezifferten Durch- 
feh nittskoften eines definitiven Schulbaues. 

Unter der Vorausfetzung, daß ein derartiger proviforifcher Bau mehrere Jahre benutzt wird 
und daß das Verfetzen desfelben an einen anderen Platz mit einem Koftenaufwand von etwa 
16000 Mark ein- oder zweimal möglich ift, kann die Anordnung in finanzieller Beziehung als ein 
günftiges Aushilfsmiftel bezeichnet werden. 

Aus neuerer Zeit (iSgg) i[t über eine gleiche Bauausführung aus Nürnberg 
zu berichten. Dort find in wenigen Wochen zur Befriedigung dringenden Bedarfes 
6 Baracken mit je 4 Klaffen, Vorplatz, Nebenraum und Aborten errichtet und 

Fig. 116. 



Schulbaracke von Ckriftopk & Unmack zu Niesky. 

alsbald in Gebrauch genommen. Die Baracken find in Holzfachwerk konftruiert, 
außen mit Zementdielen, innen mit Oipsdielen bekleidet; fie find mit eichenen 
Riemen gedielt, mit eifemen Mantelöfen mit äußerer Luftzuführung geheizt und 
ftehen in einem geräumigen Schulhofe. Die Lehrklaffen haben die normale Größe 
von 10" Länge, 6™ Tiefe und 4™ Höhe; die Baukoften für jede Baracke werden 
auf 35000 Mark angegeben*'). 

Gleichartige Bauten mit je 1 bis 2 Klaffen find im Jahre 1902 z. B. in Ham- 
burg und Stuttgart nach dem Syftem Döcker-Chriftoph & Unmack ausgeführt 
worden. Der Schutz gegen die Temperatureinwirkungen wird bei diefem und 
ebenfo bei dem ähnlichen Syftem Brummer (Deutfche Baracken-Qefellfchaft) durch 
Befchaffung ruhender Luftfchichten in den Wänden und im Dach und Fußboden 
erzielt. Der Durchfchnitt einer Schulbaracke nach dem erftgenannten Syftem ift in 
Fig. 116 beigegeben. 

"I Siehe; fetlfchiift des VerciiiB für öttenilichc OctunilhcMspfleEc lu Nümliere. NümbiTK iBgg. 



117 




I 



6. Kapitel. 

Mittelfchulen. 

Von Gustav Behnke. 

a) Allgemeines. 

Die deutfchen Mittelfchulen unterfcheiden fleh von den Volksfchulen dadurch, 
daß der Lehrplan erweitert, die Schülerzahl in den Klaffen vermindert und Schul- 
geld erhoben wird; fonach ftellen die 
^'S- »»7. Mittelfchulen ein Mittelglied zwifchen 

den Volksfchulen und den in Deutfch- 
land beftehenden höheren Lehranftalten 
dar. Die Schulzeit ift ebenfalls achtjährig 
und der Lehrgang in jeder Klaffe ge- 
wöhnlich einjährig; die Schule hat daher 
mindeftens 8 und, bei Benutzung des 
Schulhaufes als Doppelfchule in der Re- 
gel mindeftens i6 Lehrklaffen. 

Außerdem erfordert das Baupro- 
gramm die Befchaffung einiger Zimmer 
für Verwaltungszwecke und für die Un- 
terbringung der Lehrmittel, einen Sing- 
faal, einen Zeichenfaal, etwa noch einen 
Lehrfaal für phyfikalifchen Unterricht und 
eine Aula, fowie die fonftigen Betriebs- 
räume, Dienftwohnungen u. a. m. 

Hieraus erhellt, daß die Orund- 
rißanordnung derjenigen eines größeren 
Volksfchulhaufes ziemlich gleich ausfallen 
muß; der Unterfchied liegt im wefent- 
lichen in der wegen der kleineren Schü- 
lerzahl für jede einzelne Klaffe zuläffigen 
Einfchränkung der Abmeffungen. Die 
Schülerzahl wird im Hinblick auf die 
gefteigerten Anforderungen an die Lehr- 
tätigkeit über die Zahl von 48 in der 
Klaffe feiten hinausgehen. 

Bei der hiemach vorhandenen Oleich- 
artigkeit der baulichen Anordnung kann 
die Mitteilung von Beifpielen für die zur 
Benutzung als Mittelfchulen beftimmten 
Schulhäufer der Zahl nach vermindert 
und auf einige befonders verfchieden- 
artige Qrundrißgeftaltungen eingefchränkt 
werden. 



138. 

Kennzeichnung. 



Mittelfchule für Mädchen zu Aachen. 

Erdgefchoß. 
Arch. : Laurent. 

Fig. 118. 




Mittelfchule für Mädchen zu Düffeldorf. 

Erdgerchoß. 
Arch. : Peifpioven. 



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b) Beifpiele. 

Auch hier find die Beifpiele nach 
der auffteigenden Zahl der Lehrklaffen schumkilfcr. 
und der Jahreszahl der Erbauung geord- 



139. 

Deutrehe 



ii8 



140. 

Beifpiel 
I. 



141. 
Bcifpiel 

IL 



142. 

Bcifpiel 

III. 



U3. 
^ifpiel 

IV. 



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net, und es ift den deutfchen Beifpielen in gleicher Weife wie bei den Volks- 
fchulen eine Tabelle II beigefügt, welche die wichtigeren Einzelheiten der Bauten 
erfichtlich und deren eingehende Be- 
fchreibung fpäter entbehrlich macht 
Die Mädchenmittelfchule zu 
Aachen an der Elffchomfteinftraße 
(Nr. 1 der Tabelle II, Fig. 117; Arch.: 
Laurent), 1897—98 von der Stadt- 
gemeinde erbaut, zeigt eine fehr 
fparfame Anordnung; das Schulhaus, 
das in Erdgefchoß und 3 Ober- 
gefchoffeh 10 Klaffen und nur 2 
Verwaltungsräume, im Untergefchoß 
die Schuldienerwohnung enthält, hat 
nur 110000 Mark gekoftet. 

Die Mädchenmittelfchule zu 
Düffeldorf (Nr. 2 der Tabelle II, Fig. 
118; Arch.: PeiffJioven) dagegen,. 
1898—99 von der Stadtgemeinde er- 
richtet, gibt für 12 Klaffen, 1 Aula, 
4 Verwaltungsräume und 1 Hand- 
arbeitsfaal Raum. 

Die Knabenmittelfchule zu 

Karlsruhe (Nr. 3 der Tabelle II, Fig. 

119; Arch.: Strieder), 1893—95 unter 

dem Namen «Friedrichfchule" von 

der Stadtgemeinde ausgeführt, bietet 

für 15 Klaffen, 1 Singfaal, 2 Zeichen- 

fäle, 8 Verwaltungsräume, 1 chemi- 

fches Laboratorium mit Lehrerzim- 
mer, 1 phyfikalifchen Lehrfaal mit 

Lehrer- und Sammlungszimmer, 1 

Lefezimmer für Schüler, 1 Zimmer 

für Präparate und 1 Karzer Raum. 

Beide Schulhäufer find mit 2 Ober- 

gefchoffen erbaut Die Baukoften 

werden für Fig. 118 mit 280000 Mark 

und für Fig. 119 mit 400000 Mark 

beziffert 

Die Bornheimer Mittelfchule 

für Knaben und Mädchen zu Frank- 
furt a. M. (Nr. 4 der Tabelle II, Fig. 

120 u. 121; Arch.: Wilde), 1902—03 

von der Stadtgemeinde erbaut, ent- 
hält in Erdgefchoß und 3 Oberge- 

fchoffen 16 Klaffen und reichliches 

Zubehör an Verwaltungsräumen; das 

Erdgefchoß des Dienftwohnhaufes für Rektor und Schuldiener ift für eine Steuer- 

zahlftelle nutzbar gemacht, während die Rektorwohnung im I. und IL, die Schul- 




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I 



Zu S. 118. 



Tabelle II: Mittelfchulen. 



Schulh äufer 



Sonftige Dienfträume 






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druck- 
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druck- ; 
Dampf 



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26848400 000 



11 992230000 



16 259 



14 514 



22162 



27 380 



218000 



304000 

mit 
Mobil. 



314800 



440000 



einrchl. Turnhalle, 

Gänge und Bedarf nis- 

anftalten 



1410 



desgl. 



957 



desgl. 



1967 



21 856 358 000 
einfchl. 
Mobil. 



21 111 309 880 



34 866 432 836 



45 Pf. 



50 Pf. 



45 Pf- 






35 Pf. 



30 Pf. 



35 Pf. 



ab 5»/o 



65 Pf. 



65 Pf. 



50 Pf. 



50 Pf. 



50 Pf. 



72 Pf. 



40 Pf. 



55 Pf. 



45 Pf. 36 Pf. 



65 Pf. 50 W 



60 Pf. 48 Pf. 



60 Pf. 45 Pf. 



Dienft- 




wohnungen 




t) für den Seh 

vorftand 
für d. Schuldi 


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im Lichten in Met. 


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1. 



2. 



3- 



4- 



Mädchen-Mittelfchule, 

Aachen, 
Elf f chorn f teinf traße 



Mädchen-Mittelfchule, 
Düffeldorf, Floraftraße 



Knaben-Mittelfchule, 

Karlsruhe, Friedrichs- 

fchule 



Bomheimer Mittelfchule 

für Knaben u. Mädchen, 

Frankfurt a-M. 



5- Knaben-Mittelfchule, 
Hamburg, Realfchule am 
Weidenftieg 



6. 



7. 



Mädchen-Mittelf chule, 

Cöln a. Rh., 

Dagobertf traße 



M'ittelfchule für Knaben 

u. Mädchen, Altona a. E., 

Sommerhuder Straße 



8. 



10. 



Mittelfchule für Knaben 
und Mädchen, 
Zwickau i. S. 



1897 
bis 
1898 



1898 

bis 

1899 



1893 
bis 

1895 



1902 

bis 

1903 



1895 



1897 

bis 

1900 



1899 

bis 

1900 



1901 

bis 

1902 



St. Lorenz-Mittelfchule 

für Knaben u. Mädchen, 

Lübeck 



Mittelfchule für Knaben 

u. Mädchen, Halle a. S., 

Klofterftraße 



11. 



Knaben-Mittelfchule, 

Magdeburg, 
Helmftedter Straße 



1902 

bis 

1903 



1898 

bis 

1899 



1901 

bis 

1902 



1380 2,87 



3346 



4800 



3580 



3910 



3480 



11792 



5410 



4709 



3440 



823G 



4,50 



4,80 



3,00 



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1,80 



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2,20 



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2,50 



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bis 
40 



36 
bis 

54 



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40 

50 



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bis 
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bis 

55 



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9,00 

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8,00 



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4,00 



4,25 



4,00 



3,70 



3,75 



4,15 



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bis 

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N.O. 
S.W. 



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N.O. 
S.W. 
N.W. 
S.O. 



N. 
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N. 
O. 
W. 



12,80 



Feftftehende 
Holzbänke 



13,40 



14,56 



Holzbänke 
mit bewegl. 
Tifchplatte 



14,90 



Gußeifeme 

Seitenwände, 

Tifchplatte 

beweglich 



desgl. 



11,34' 



13,50! 



Holzbänke 
mit bewegl. 
Tifchplatte 



desgl. 



12,80 



desgl. 



Holzbänke 

mit bewegl. 

Sitz 



ja 



ja 



ja 



10,15 Hoizbänke 



ja 



13,30 ! desgl. 



ja 



13,50 



desgl. 



ja 



ja 



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fitzig 



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Klaf- 
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161 



20 



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dienerwohnung im III. Obergefchoß Platz gefunden hat Die Koften find, da die 
Schule z. Z. im Bau begriffen ift, in der Tabelle 11 nach der Veran ich lagung an- 
gegeben. 

Fig. 122 u. 123 ftellen eine Knabenmittelfchule zu Hamburg dar, unter dem 
Namen Realfchule am Weidenftieg, 1895 vom Staat aufgeführt (Nr. 5 der Tabelle II; 

Fig. 120. 




Bornheimcr Mitteltchule für Knaben und Mädchen zu Frankfurt a. M. 

Arch.: mbU. 

Arch.: Zimmermann); das Schulhaus befitzt ig Klaffen, Aula, Singfaal, Zeichenfaal, 
Säle für chemifchen und phyfikalifchen Unterricht und tehr zahlreiche Neben- 
räume und ift mit 2 Obergefchoffen errichtet; trotzdem werden die Baukotten des 
Schulhautes auf nur 218000 Mark beziffert. 



120 

Die Mädchen mittelfchule zu Cöln an der Dagobertftraße {Nr. 6 der Tabelle II, 
Fig. 124; Arch.: Heimann), iSgy— 1900 von der Stadtgemeinde errichtet, enthält 
22 Klaffen; fie befitzt nur fparfame Verwaltungsräume, ift dagegen mit 2 gemein- 
nützigen Anitalten, Kinderhort und Volksbibliothek, verbunden und gibt femer für 
naturwiffenfchaftlichen Unterricht, 1 Handarbeitsfaal und 2 Dienftwohnungen Raum. 

Fig. 122. 



AnridiL 
Flg. 123. 





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ErdgcfchoH. 

Miltelfchule für Knaben zu Hamburg. 

Arch.: Zimnarmana. 



Die Mittellchule für Knaben und Mädchen zu Altena an der Sommerheider 
Straße (Nr. 7 der Tabelle II, Fig. 125; Arch.: Brandt), 1899-1900 von der Stadt- 
gemeinde erbaut, befitzt 26 Klaffen, Aula, 2 Singfäle, 1 Zeichenfaal, fehr reichliche 
Verwaltungsräume und 1 naturwitfenfchaftliches Lehrzimmer mit Vorbereitungs- 



121 



Die Mittelfchule für Knaben und Mädchen zu Zwickau (Nr. 8 der Tabelle II, 
Fig. 126; Arch.: Planitzer), 1901—02 von der Stadtgemeinde aufgeführt, enthält 
28 Klaffen und 1 Handarbeitsfaal; die Bemeffung der Verwaltungsnebenräume ift 
äußerft fparfam. 

# Fig. 124. 



U7. 

Beirpiel 

VIII. 




Mittelfchule für Knaben und Mädchen zu Altona. 

Erdgerchoß. 
Arch.: Brandt, 

Die Mittelfchule für Knaben und Mädchen zu Halle a. S. (Nr. 10 der Ta- 
belle II, Fig. 127), 1898-99 durch das Stadtbauamt ausgeführt, befitzt 32 Klaffen, 
Aula, Singfaal und reichliche Nebenräume; fie ift mit Knaben- und Mädchenhort 
und einer Volksküche verbunden. 



148. 

Beifpiel 
IX. 



122 



149. 
Beifpiel 



Die Knabenmittelfchule zu Magdeburg an der Helmftedter Straße (Nr. ii der 
X." Tabelle II, Fig. 128; Arch.: Peters & Berner), 1901—02 von der Stadtgemeinde er- 

Fig. 126. 




Mitteifchule für Knaben und Mädchen zu Zwickau. 

Erdgefchoß. 
Arch. : PlanUxer. 



Fig. 127. 




Mitteifchule für Knaben und Mädchen zu Halle a. S. 



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Erdgefchoß. 

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baut, hat 40 Klaffen, 2 Singfäle und 2 Turnhallen; der Hinweis, daß letztere über- 
einander angeordnet find, wird von Intereffe fein. 
Außeiiii^tfchc '" England, Frankreich und Amerika find Mittelfchulen , deren Lehrplan 
§chuihälircr.'^ zwifchen demjenigen der Volksfchulen und der höheren Schulen fteht, nicht ge- 




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124 

bräuchlich, hi anderen Ländern, z. B. in Öfterreich -Ungarn, werden fie in neuerer 
Zeit, und zwar auf Staatskoften, dem Unterrichtswefen hinzugefügt; doch ftimmt 
ihre bauliche Einrichtung mit den Volksfchulen fo überein, daß die Vorführung 
von Beifpielen entbehrlich und die Verweifung auf die Veröffentlichung öfter- 
reichifch-ungarifcher Schulbauten in dem in Fußnote 17 (S. 88) angeführten Er- 
gänzungsheft diefes »Handbuches« ausreichend erfcheint 

Als Beifpiel einer ähnlichen fchweizerifchen Lehranftalt wird die Knaben- 
mittelfchule zu Bafel an der Peftalozziftraße (Fig. 129; Arch.: Reefe\ 1891—93 vom 
Staat erbaut, mitgeteilt 2*). Das Schulhaus befitzt in Erdgefchoß und 2 Ober- 
gefchoffen 17 Klaffen, Aula, Singfaal und einige Verwaltungs- und Nebenräume 
und im Kellergefchoß 4 Handarbeitsfäle. 

Fig. 129. 




Mittelfchule für Knaben zu Bafel«*). 

Erdgefchoß. - »/••• v. Gr. 
Arch,: Reefe. 



15». 
Kennzeichnung. 



7. Kapitel. 

Kleinkinderfchulen. 

Von OusTAv Behnke. 

In Art 3 (S. 7) wurde fchon hervorgehoben, daß die Errichtung und Unter- 
haltung der Kleinkinderfchulen, zu denen auch die fog. Kindergärten gehören, in 
Deutfchland noch nicht als Aufgabe der Staats- und Gemeindebehörden betrachtet, 
vielmehr, fei es zu Erwerbs-, fei es zu Wohltätigkeitszwecken, dem Vorgehen von 
Privatperfonen, Vereinen oder Korporationen überlaffen wird. Der Befuch der 
Kleinkinderfchulen ift kein obligatorifcher; er ift auch nicht dazu beftimmt, den 
Kindern die Unterweifung in den unterften Klaffen der Volksfchule entbehrlich 
zu machen; fondern die Beftimmung der deutfchen Kleinkinderfchulen befteht 
lediglich darin, den Kindern etwa vom dritten Lebensjahre bis zum Eintritt in 
das fchulpflichtige Alter, d. h. bis zum vollendeten fechften Lebensjahre, für eine 
Anzahl von Tagesftunden die elterliche Aufficht zu erfetzen und dabei durch 

**) Nach: Reese, A. Die neueren Schulhäufer Bafels. Bafel 190:^. 



125 



Spiele, durch Unterhaltung und kleine Handarbeiten ihre körperliche und geiftige 
Entwickelung zu fördern. Infofem die Eltern unbemittelt find, wird nicht nur für 
diefe Mühewaltung kein Entgelt gefordert, fondem den Kindern wird unent- 
geltlich noch eine kleine Mahlzeit verabfolgt, die in der Regel aus Brot und Milch 
befteht 

Auf die im Jahre 1820 aus der Schweiz durch Fröbel gegebene Anregung, 
die fpäter, namentlich in Hamburg, fruchtbaren Boden fand, wurden derartige An- 
ftalten — Kindergärten — in Deutfchland fehr häufig eingerichtet, und die Be- 
nutzung derfelben ift auch ärmeren Kindern durch das Eingreifen der privaten 
Wohltätigkeit ermöglicht worden. 

Aus diefen Verhältniffen folgt jedoch, daß die erforderlichen Bauanlagen 
fehr einfacher Natur find und zu einer Befchreibung ihrer technifchen Einzelheiten 
und 'ihrer Ausftattung keinen Anlaß bieten. 



15a. 

Deutfche 
Anlagen. 



Fig. 130. 



Fig. 131. 




Kleinkinderfchule 
zu Königshofen bei Straßburg. 

Arch. r Conrath. 




Kindergarten zu Winterthur. 



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Die Anforderungen richten fich in der Regel auf das Vorhalten eines mög- 
lichft geräumigen Aufenthaltszimmers für die Kinder, eines mit Bäumen beftan- 
denen Spielplatzes oder Gartens, einer Bedürfnisanftalt und etwa noch eines Zimmers 
für die Lehrerin und einer kleinen Küche. Da einige Räume, welche diefen An- 
fprüchen genügen, überall unfchwer zu finden find, fo werden die Kleinkinder- 
fchulen in Deutfchland und ebenfo in Öfterreich und in der Schweiz faft aus- 
fchließlich in Mieträumen untergebracht, die nach Bedarf verlaffen und gegen 
größere oder kleinere umgetaufcht werden können. 

Für die immer noch feltene Verbindung einer Kleinkinderfchule mit einer 
Volksfchule find in der Tabelle I unter Nr. 12 u. Nr. 23 aus Frankfurt a. M. und 
München zwei Beifpiele mitgeteilt. 

Eine ähnliche Bauanlage ift in Königshofen-Straßburg i. E. (Arch.: Conrath) 
ausgeführt. 

Diefe Kleinkinderfchule fteht mit zwei zur Benutzung für Knaben, bezw. Mädchen beftimmten 
fechsklaffigen Volksfchulen und mit einem kleinen Pförtnerhäuschen auf einem und demfelben 
Qrundftück. 

Die Kleinkinderfchule enthält, wie der in Fig. 130 beigegebene Erdgefchoßgrundriß zeigt, 
2 größere Aufenthaltsräume von je rund HO qm Bodenfläche, fowie die Bedürfnisanftalten; das 
1. Obergefchoß ift zu Wohnzwecken nutzbar gemacht. Zur Erwärmung dienen Einzelöfen. 

Krippen und Kinderbewahranftalten, die mit den Kleinkinderfchulen in 
Deutfchland oft ähnliche Ziele verfolgen, find bereits im vorhergehenden Halb- 



153. 

Deulfche 

Kleinkinder- 

fchnlen. 



126 



154. 
Außerdeutrche 

Kleinkinder- 
fchulen. 



bände diefes ^»Handbuches" (Abfchn. 2: Pfleg- und Verforgungshäufer) befprochen 
worden und finden daher hier keine weitere Berückfichtigung. 

Der Kindergarten in Winterthur, deffen Anordnung auch für deutfche Ver- 
hältniffe als muftergültig angefehen werden kann, ift in Fig. 131 im Erdgefchoß- 
grundriß dargeftellt. 

Das Gebäude, das von einem großen Garten umgeben ift, enthält im Erdgefchoß einen Spiel- 
faal von rund 132 q« Grundfläche für 50 bis 60 Kinder, 1 Schlafzimmer für die kleineren Kinder, 
1 Zimmer für die Lehrerin und die Bedürfnisanftalten, außerdem im IL Obergefchoß 3 Arbeits- 
zimmer. 

In ganz anderer Weife befteht die Einrichtung der Kleinkinderfchulen in Eng- 
land, Amerika, Belgien und Frankreich. 

Namentlich in England bilden diefe Schulen (Infant fchools) einen feften Teil 
des ftaatlich geordneten und überwachten Schulwefens. Die obligatorifche Schul- 
zeit für die Infant fchools beginnt mit dem fünften Lebensjahre; zuläffig ift der 
Befuch jedoch fchon mit dem dritten Lebensjahre. Ähnlich ift die Beordnung in 
Amerika, Belgien und Frankreich, wo die Schulen die Namen Alphabet fchools, 
bezw. Salles d^afile und l^coles maternelles tragen. 



Fig. 132. 



Fig- 133- 





Englifche Kleinkinderfchulen «•'*). 

Arch. : Robfon, 



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Häufig find Kleinkinderfchulen mit Volksfchulen, wie die auf S. 85 u. 100 
bereits mitgeteilten Beifpiele veranfchaulicht haben, vereinigt; anderenfalls werden 
für die Kleinkinderfchulen befondere Gebäude errichtet, deren Umfang in England 
in der Regel für die Aufnahme von 120 bis höchftens 300 Kindern bemeffen ift 

Da die bauliche Anordnung naturgemäß eine fehr einfache und in den ge- 
nannten Ländern ziemlich übereinftimmende ift, fo wird es genügen, hier noch 
drei Qrundriffe mitzuteilen, welche die Gebäude für zwei englifche, von Robfon 
für die kleinfte, bezw. größte Kinderzahl von 120, bezw. 300 entworfene Klein- 
kinderfchulen und für eine franzöfifche Kleinkinderfchule darfteilen. 

Die kleinfte englifche Schule (Fig. 132**) befteht aus einem Unterrichtsraum für 
84 ältere Kinder und aus einem Aufenthaltsraum für 36 jüngere Kinder (Babies); 
letzterer hat unmittelbaren Zugang zum bedeckten Spielhof und zu den Be- 
dürfnisanftalten. 

Beide Räume find nach dem Gallery-SyUem mit auffteigenden Sitzreihen verfehen, deren Zahl 
4 bis höchftens 6 beträgt. Die Konftruktion diefer Gallery in der nach englifchen Vorfchriften zu- 
läffigen größten Tiefe ift aus dem Querfchnitt in Fig. 134**) erfichtlich; die Höhe der Sitze ift ver- 
fchieden bemeffen und fchwankt zwifchen 19 und 24 cm. Die Schulräume find durch ein Glas- 
fenfter verbunden, damit die von einer Hilfslehrerin beauffichtigten Babies auch von der Haupt- 
lehrerin überwacht werden können. 



•») Nach: Robson, E. R. School architeciure etc. London 1874. S. 181, 184, 186. 



_127_ 



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Die größte Schule (Fig. 133**) zeigt eine Erweiterung des Grundriffes dahin, 
daß 174 Kinder in einem gemein fchaftlichen Saal auf 2 getrennten Galerien und 
60 Kinder in 2 Klaffenzimmern, deren Trennungswand nach Bedarf zu befeitigen 

ift, unterrichtet wer- 
Fig. 134- den; außerdem ift für 

die kleinften Kinder 
ein befonderer Raum 
mit Gallery für 66 
Plätze vorhanden. 

Ein bedeckter Spiel- 
hof ift hier nicht vorge- 
fehen ; die Bedürfnisan- 
rtalten liegen abgetrennt 
vom Schul hau le. 

Beide Schulen betit- 
zen Kleiderablagen und 
Watch einrieb tun gen ; die 
Bodenfläche in den Klaf- 
fen beträgt ungefähr 0,bi"" 
für jedes Kind. 

Die franzötifche 
Kleinkinderfchule (Salles cTafUe), für die Pfarre St. Carolas zu Lyon (Arch.: Ar- 
gaiükre; Fig. 135") erbaut, belteht aus einem Aufenthalts- und Unterrichtsraum, 
1 Eßzimmer, 1 Sprechzimmer und 1 Küche; die Bedürfnisanftalt hat außerhalb 

des Haufes ihren Platz gefunden. 
Fig. 135' Alle Abmeffungen, fowohl 

der Bodenfläche in den Klaffen 
als der fonftigen Nutzräume, 
können in den Kleinkinderfchu- 
len kleiner als in den Volks- 
fchulen gehalten werden. Für 
die franzöfifchen Saües (Taßle 
befteht z. B. die Vorfchrift, daß 
in den Klaffen für jedes Kind 
"° betragen toll; die Aborte, deren 
breit fein; die Breite der 
be- 



Galiery in englifchen Klei nkind er fchulen '■■>). 




Kleinkinderfchule 1 

ErdgelchoD"). - ','«, 
Arch.; Arguillire. 



die Bodenfläche 0,7 i™ und der Luftraum 3 

Zahl auf 4 für je loo Kinder beftimmt ift, feilen 60 

Piffoirftände, 2 für je 100, foll 30™ und die Höhe der Scheidewände 100 

tragen. 



Literatur 

über »Kleinkinderfchulen". 

Anlage und Einrichtung. 

Salus d'aflle. Revue g/it. de Parch. 185g, S. 19, 56, 126 u. PI. 4—11; 1860, S. 164, ai8, 246 «. 

PI. 27-38. 
Saües d'ajile. — Ameublement. Moniteur des arch. 1862, S. 547 u. PI. 837. 
Vacquer, Th. & A. W. Hertel. Entwürfe von Schiilhäufem fßr Stadt und Land. Nebtt Afylen 

oder Kinderbewahr-Anttalten, Weimar 1863. 
JUBt, C. Guide des /alles d'aßle. Paris. 

Metz, A. de. Organi/ation des crkkes, des /alles d'aßle et des /coles primaires. Paris 1870. 
Dupuis, A. Mobilier des a/iles. La /emaine des con/t, Jahrg. 5, S, 17. 

") Nach: WULUA» a Faroe, U neuiil it anhilf ciurt. aimt aiinü, f. t9. 



128 

Planat, P. Cours de conjtmction civUe, 2' ßrie, /. Conjtruäion et amdnagement des f alles 

d^ajile et des maifons d*icole. Paris 1881. 
Bloc, P. Hygiene des /alles d^aßle, Montpellier 1882. 
Projet de r^lement pour la conjtmction et Vameuhlement des /alles d^aßle ou icoles maternelles, 

Moniteur des arch, 1882, S. 65, 81. 
Planat, P. Con/trudion et aminagement des /alles d^a/üe et des mai/ons d*£cole, Paris 1882—83. 
Cacheux, E. Con/trudion et organi/ation des crkkes, /alles d^a/ile, ^oles, etc, Paris 1884. 
Lange, W. Die Heizung der Kleinkinderfchulen auf den Siegersdorfer Thonwerken. Gefundh.- 

Ing. 1894, S. 256. 
Pecha, A. Der „Mufterkindergarten«. Der Architekt 1898, S. 24. 



8. Kapitel. 
Niedere technifche Lehranftalten und gewerbliche Fachfchuien. 

Von Dr. Eduard Schmitt. 

. »55. Außer den bisher vorgeführten niederen Lehranftalten find noch diejenigen 

Schulen bemerkenswert, welche vor allem den gewerblichen Unterricht zu för- 
dern haben; dies find hauptfächlich die fog. Oewerbefchulen und die Fachfchuien. 
In diefen Anftalten werden folche junge Leute, welche entweder fchon praktifch 
im Gewerbe gewirkt haben oder fich für ein folches vorbereiten wollen, in den 
entfprechenden Wiffenszweigen und Künften unterrichtet; die Zöglinge können 
fich darin diejenigen Kenntniffe und Fertigkeiten, welche zu einem vollkomme- 
neren und zeitgemäßen Gewerbebetrieb erforderlich find, erwerben. 

Über Entftehung und Entwickelung folcher Schulen ift in Kap. 10 das Er- 
forderliche zu finden. 

Die in Rede ftehenden technifchen Lehranftalten pflegt man zu unter- 
fcheiden als: 

1) Niedere Oewerbefchulen und Fachfchuien. Zu erfteren gehören 
vor allem die fog. Handwerkerfchulen und die Sonntags- und Feiertags- 
fchulen für folche Zöglinge, die bereits als Lehrlinge oder Oefellen praktifch 
tätig find; diefelben erhalten in derartigen Anftalten teils Nachhilfe und Fortbildung 
in den allgemeinen Schulkenntniffen, teils Unterricht in den zum Betriebe der 
niederen Gewerbe erforderlichen elementaren Kenntniffen und Fertigkeiten (Rechnen, 
Geometrie, deutfche Sprache, Zeichnen etc.). Zu den niederen Gewerbefchulen 
find die gewerblichen Zeichenfchulen, in gewiffem Sinne auch die Fort- 
bildungsfchulen, zu zählen. 

Die Fachfchuien erftreben die Ausbildung in einem befonderen Gewerbe- 
zweige. Unter denfelben find vor allem die das Baugewerbe pflegenden Fach- 
fchuien hervorzuheben, bei denen die niederen Fachfchuien für das Bau- 
gewerbe von den fog. Baugewerkfchulen zu trennen find. Erftere haben die 
Lehrlinge und Gefellen in denjenigen Fachkenntniffen und Handgriffen weiter 
fortzubilden, in denen fie auf der Bauftelle nicht ausreichende Unterweifung finden 
können; letztere find die Bildungsftätten der künftigen Baugewerkmeifter und 
haben in der Regel fo weitgehende Ziele, daß fie in die nächfte Gruppe gewerb- 
licher Lehranftalten einzureihen find. 

Die Fachfchuien für Maurer, Zimmerleute und Steinhauer find bis jetzt in Deutfchland noch 
in verhältnismäßig geringem Grade gepflegt worden; doch ift in diefer Beziehung ein Fortfehritt 
erkennbar. Die Einrichtung folcher Fachfchuien gehört zu den heften Aufgaben der Bauinnungen. 
In § 97 a der „Gewerbeordnung für das Deutfche Reich" vom 1. Juli 1883 heißt es: «... Ins- 
befondere fteht ihnen (den Innungen) zu: 1) Fachfchuien für Lehrlinge zu errichten und die- 
felben zu leiten . . ." «') 

«') Siehe auch Teil IV, Halbbd. 4 (Art. 401, S. 312) diefes „Handbuches". 



129 

Von fonftigen hierher gehörigen Lehranftalten feien noch erwähnt die nie- 
deren forft- und landwirtfchaftlichen, die Wiefenbau-, Ackerbau-, Berg- 
werks-, Handels-, Schiffahrts-, Webe-, Wirk-, Färber-, Pofamentier-, 
Strohflecht-, Töpfer-, Uhrmacher- etc. Schulen, welche in größerer Zahl 
beftehen, ebenfo einige Fachfchulen, welche beftimmte Sonderrichtungen verfolgen, 
wie z. B. die Fachfchule für Metallinduftrie zu Iferlohn, die Fachfchule für Blech- 
arbeiter in Aue, die Fachfchule für Kleineifen- und Stahlinduftrie zu Remfcheid, 
die deutfche Fachfchule für Drechfler und Bildfchnitzer zu Leisnig, die deutfche 
Bekleidungsakademie zu Dresden etc Endlich muß noch der Frauenerwerb- 
fchulen und Fraueninduftriefchulen Erwähnung gefchehen. 

Im Auslande ift man der Errichtung und dem Bau von Fach- und Oewerbe- 
fchulen weit näher getreten als in Deutfchland. Die Schweiz, Öfterreich, Frank- 
reich und Amerika haben die Notwendigkeit des eigenen Haufes für die Schule 
des Handwerkers längft erkannt; fie genießen zur Zeit auch bereits die ßefriedi- 
gung des praktifchen Erfolges ihrer Fürforge. Man begegnet in den genannten 
Ländern geradezu großartigen Fach- und Oewerbefchulhausbauten. In Deutfch- 
land ift jnan indes auch nicht ftehen geblieben; Staatsregierungen und Gemeinde- 
verwaltungen wetteifern heute in der Ausführung monumentaler Schulhausbauten 
für den gewerblichen Fachunterricht, und unaufhörlich wächft das Bedürfnis nach 
derartigen Neubauten"®). 

Das Syftem der Fachfchulen ift befonders in Frankreich für das gefamte technifche Unter- 
richtswefen charakteriftifch. In einer folchen Anftalt erfolgt die Ausbildung, abgefondert von allen 
übrigen gewerblichen Berufszweigen, nur für ein befonderes Fach; der Unterricht wird in Klaffen 
in ftreng fchulmäßig vorgefchriebenem, für alle Teilnehmer gleichartigem Lehrgange erteilt. 

Hervorzuheben find auch die Technical fchools Englands. Diefelben find eine Vereinigung 
von höherer Bürgerfchule, Gewerbe- und gewerblicher Fortbildungsfchule und Fachkurfen. In den- 
felben finden Kinder, die nur die Elementarfchule hinter fich haben, ebenfo Unterricht, wie junge 
Leute, die eine technifche Ausbildung wünfchen, desgleichen Arbeiter oder Oefchäftsleute, die fich 
in ihrem Berufe fortzubilden fuchen; auch Frauen und Mädchen, die Kochen, Haushaltung oder 
Kleidermachen erlernen wollen, finden Aufnahme. 

2) Höhere Oewerbefchulen und fonftige mittlere technifche Lehr- 
anftalten. Diefelben geben ihren Zöglingen diejenige wiffenfchaftlich-technifche 
Vorbildung, welche zum zeitgemäßen Betrieb höherer Gewerbe notwendig ift 

Von diefen mittleren technifchen Lehranftalten wird fpäter (unter C, Kap. lo) 
die Rede fein. An diefelben fchließen fich, als dritte Gattung von technifchen 
Schulen, diejenigen Anftalten an, welche ihren Zöglingen die höchfte Ausbildung 
in technifchen Wiffenfchaften und Künften gewähren: die technifchen Hoch- 
fchulen; diefen wird im nächften Hefte des vorliegenden Halbbandes (Abfchn. 2) 
ein befonderes Kapitel (A, Kap. 2**) gewidmet werden. 

Zu erwähnen find noch die Lehrwerkftätten, welche mit einigen Fach- 
fchulen für das Baugewerbe verbunden find; fie foUen folchen dienlich fein, welche 
entweder gar nicht oder unzureichend in ihrem Handwerk vorgebildet find, oder 
folchen, welche bereits ein Baugewerbe erlernt haben und fich dazu noch die 
nötigften Fertigkeiten eines zweiten Gewerkes aneignen wollen. Auch andere 
Fachfchulen befitzen derartige Lehrwerkftätten; ja es gibt deren, namentlich in 
Frankreich, in denen andere Unterrichtsräume als Lehrwerkftätten gar nicht vor- 
handen find. 



••) Siehe : Cathiau. Bau und Einrichtung von Oebauden für geverblichen Fachunterricht Vortrag, gehalten auf 
der XIV. Wanderverfammlung des Verbandes deutfcher Oewerbefchulmänner und des VI. Baugewerbefchulmtonertages zu 
Karlsruhe 1902. 

") 2. Aufl. : Kap. 3. 

Handbuch der Aithitektur. IV. 6» a. (a. Aufl.) 9 



Zeichenraal einer franzörirdien gewerblichen Fach Ich ule"). 



Lehrwerkftätte für Monteure in der Gewerberchule zu Rouen**). 



131 



Die Ausführungen des vorhergehenden Artikels zeigen, welch ungemein 
mannigfaltige Oeftaltung die niederen technifchen Lehranftalten erfahren haben; 
fchon hierdurch ift eine große Verfchiedenheit in ihrer Organifation bedingt. 
Allein felbft wenn die Lehrziele folcher Schulen nahezu die gleichen find, fo ift 
doch ihre Einrichtung, fogar in einem und demfelben Lande, in der Regel keine 
einheitliche. 

Ift fonach die Organifation derartiger Anftalten eine äußerft verfchiedene, fo 
wird auch die Anlage der betreffenden Schulhäufer felbft in wefentlichen Punkten 
keine übereinftimmende fein können. Die Planbildung wird fich bald an die- 
jenige der Volksfchulhäufer, bald an jene der Mittelfchulen, ja fogar an die An- 
ordnung der (unter C) noch vorzuführenden höheren Lehranftalten anzulehnen 
haben; letzteres wird namentlich dann der Fall fein, wenn der Zeichenunterricht 

vorwiegt. 

Fig- 138- Flg. 139. So wird in den niederen Bau- 

gewerbefchulen der Zeichenunter- 
richt zwar nicht die Hauptfache 
fein; aber er wird doch den größ- 
ten Teil des Unterrichtes bean- 
fpruchen, weil das Zeichnen das 
Mittel bildet, durch welches der 
Lehrer fich den Schülern und die 
Schüler den Lehrern verftändlich 
machen und die Schüler zeigen 
können, daß fie das Vorgetragene 
begriffen haben. 

Die Einrichtung und 
Ausrüftung der Klaffenräu- 
me ift von derjenigen anderer 
niederer Schulen nicht ver- 
fchieden; das Gleiche gilt von 
den Sälen für Zeichenunter- 
richt, wofür in Fig. 136^^) 
die innenanficht eines der- 
artigen Saales, von einer 

franzöfifchen Fachfchule 
herrührend, gegeben wird; 
ebenfo von den etwa vorhandenen Modellierfälen etc 

Die Lehrwerkftätten , wenn folche vorhanden find, muffen in ihrer Anlage 
und Ausrüftung der darin zu erzielenden fachlichen Ausbildung entfprechen; da 
letztere eine fehr verfchiedenartige fein kann, laffen fich anderweitige allgemein 
gültige Regeln nicht aufftellen. Fig. 137*^) zeigt die Lehrwerkftätte für Monteure, 
welche mit der Oewerbefchule zu Rouen verbunden ift 

Viele der in Rede ftehenden Lehranftalten befitzen keine eigenen Gebäude; 
der bezügliche Unterricht wird in anderen Schulhäuf em, die fich hierzu eignen, 
und zu Tageszeiten, wo fie ihrem Hauptzwecke nicht zu dienen haben, abgehalten. 
Aus alledem geht ohne Mühe hervor, daß allgemein gültige Erörterungen 
über die Orundrißanlage der in Rede ftehenden Anftalten ausgefchloffen find; im 
folgenden foll an einigen Beifpielen gezeigt werden, wie man in einzelnen Fällen 
die bezügliche Aufgabe gelöft hat 

*o) Nach den von Herrn Oeh. Oberbaurat Ho/mann zu Darmftadt freundlichft mitgeteilten Planen. 
*') Nach: La conftruction moderne^ Jahrg. 4, PI. 21 u. S. 126. 

9* 





ErdgefchoB. 



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Obergefchoß. 
Arch.: Hof mann. 



1:500 

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Oewerbefchule zu Worms**)- 



156. 

Organifation 

und 

Anlage. 



132 



157. 

Beifpiel 

I. 



158. 

Beifpiel 

II. 



159. 

Beifpiel 

III. 



>"^~*-*-"3 1 



Von ausgeführten einfchlägigen Anlagen wird zunächft die von Hofmann 
1886-87 erbaute Oewerbefchule zu Worms (Fig. 138 u. 139) an diefer Stelle auf- 
genommen. 

In diefem aus Sockel-, Erd- und Obergefchoß beftehenden Oebäude gruppieren fich, wie die 
Grundriffe in Fig. 138 u. 139»*) zeigen, die Zeichenfäle um ein die Oebäudemitte einnehmendes, 
mit Umgängen verf ebenes Treppenhaus, welches durch Deckenlicht erhellt wird; im Obergefchoß 
dienen diefe Umgänge als Ausftellungsgalerien. Im Erdgefchoß find nach vom (nach Süden zu) 
in der Mitte die Flurhalle und öftlich davon ein Sitzungszimmer angeordnet. In der Verlängerung 
des nördlichen Flurganges befinden fich Räume für Lehrmittel und die durch fämtliche Gefchoffe 
reichende Nebentreppe. Im ziemlich hoch gelegenen Sockelgefchoß find nach Norden der Modellier- 
faal, nach Often der Gießraum, nach Süden das Gewerbemufeum und nach Weften die Wohnung 
des Hausmeifters verlegt; im übrigen find noch Räumlichkeiten für Brennftoff, Aborte etc. unter- 
gebracht. 

Die Baukoften haben rund 65 000 Mark betragen. 

Als zweites Beifpiel einer Oewerbefchule, und zwar einer folchen mit Modellier- 
werkftätten, fei diejenige zu Karlsruhe (Fig. 140 ") vorgeführt 

Diefe ftädtifche Anftalt foll dem in der Werkftattlehre befindlichen Handwerkslehriing auf 
Grundlage der in der Volksfchule erworbenen Kenntniffe Gelegenheit bieten zur Weiterbildung in 
allen für das gewerbliche Berufsleben nutzbringenden Fächern. Sie gliedert fich feit 1888 durch 
drei Jahreskurfe hindurch in folgende 

6 Fachabteilungen: Holzarbeiter, Aus- Fig. 140. 

ftattungsgewerbe, Bauarbeiter (und 
Steinarbeiter), Baufchloffer (und 
Schmiede), Mafchinenfchloffer und 
Mechaniker. Den Fachklaffen find 
6 wohleingerichtete Modellierwerk- 
ftätten angegliedert, worin der von 
Werkmeiftem durchaus praktifch, aber 
nach methodifchen Grundfätzen ge- 
leitete Modellierunterricht das beruf- 
liche Zeichnen gewiffermaßen in die 
Praxis überfetzt. 

Das am fog. Zirkel errichtete 
viergefchoffige Schulhaus, deffen II. 
Obergefchoß in Fig. 140 dargeftellt 
ift, enthält 5 helle und luftige Zeichen- 
fäle von je 100 bis 126 q« Grund- 
fläche, einen Phyfik- und Vortragfaal mit anfteigenden Sitzreihen von 125 q«, 6 Lehrfäle von je 
50 qra und 6 geräumige Werkftätten (wovon 2 im Sockelgefchoß und einer im III. Obergefchoß); 
hierzu kommen noch Sammlungs- und Verwaltungsräume und eine Dienerwohnung im Erdgefchoß. 
Auf den 2,5o » breiten Flurgängen der beiden oberften Gefchoffe haben verfchiießbare Geräte- 
fchränke für die Schuler Aufftellung gefunden. Die Kleiderablagen wurden in zurückliegende Ver- 
breiterungen der Flurgänge verwiefen. An gleicher Stelle werden auch die Zeichenbretter gereinigt, 
wozu ein Wandbrunnen und ein Tifch zur Verfügung ftehen. Zu den Schüleraborten führt der 
Weg über den Hof. 

Ganz vortrefflich bewähren fich für die Erwärmung zur Winterszeit die fog. Karlsruher 
Schulgasöfen. 

Als erftes Beifpiel mit Lehrwerkftätten fei die 1881—82 von Tö/w/wa// erbaute 
Staats-Oewerbefchule zu Innsbruck (Fig. 141 bis 143'^), welche aus der 1877 er- 
richteten Zeichen- und Modellierfchule hervorgegangen ift, vorgeführt 

Diefes Gebäude befteht aus Sockel-, Erd- und 2 Obergef chof f en ; die Verteilung der I^äume 
in den 3 letztgenannten Stockwerken geht aus den neben ftehenden Plänen hervor. Im urfprünglich 
aufgeftellten Programm waren für eine Holzinduf trief chule keine Räume vorgefehen; es war nur 
ein einziges Zimmer, und zwar für Intarfien, beantragt; deshalb mußte fpäter die eigentliche 



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Oewerbefchule zu Karlsruhe. 

II. Obergefchoß"). 
ca- V500 v* Or. 



") Nach : Baumeister, R. Hygienifcher Führer durch die Haupt- und ReHdenzrtadt Karlsruhe. Karlsruhe 1897. 
") Nach: Allg. Bauz. 1886, S. 43 u. Bl 32, 33. 



11. ObcTserdioA. 
Fig. 142. 



I. ObcrgcTcboe. 

Fig. 143- 



Tirchlerwerkttätte in einen Raum ver-. 
1^ werden, welcher urrprünglicli zu 
einem Model lierfaal belli mmt war. 
Wie übrigens aus den Gnindritfen zu 
erfelien itt, hat man die Verl^jung der 
Holzwerkrtätten in den Horraum pro- 
jektiert (Fig. 143). 

Im Sockelgefciioß befindet fich 
unter derTIfchlerwerkltätte die Drechf- 
lerwerkftätte und unter dem Modellier- 
[aal der Raum für Metallinduftrie ; im 
vorderen Teile diefes Stockwerkes find 
untergebracht: Lehmmagazin, Schmelz- 
ofen, Luftheizungsanlagen, Kohlen- 
raum, Gafometer und Gußraum. 

Das ErdgeTchoß ift in Ruftika 
ausgeführt, zu welcher die in der Nähe 
von Innsbruck vorhandene Nagelfluhe 
verwendet wurde; alle oberen Oefimfe, 
Feniterbekrönungen und Ufenen find 
aus Trientiner weiBgrauem Mannor 
hergef teilt"). 

Weiters werden als Beifpiel 
für eine mit ausgedehnten Lehr- 
werkftätten verbundene Anlage 
in Fig. 144 bis 147") die Pläne 
der von Touzet erbauten Lehr- 
lingsfchule zu Rouen wiederge- 
geben. Diefelbe dient zur Aus- 
bildung von Tifchlem, Model- 
leuren, Holz- und Metalldrehem, 
Schmieden, Schlofrem, Monteu- 
ren, Match in enheizem etc., wur- 
de 1878 gegründet und im vor- 
liegenden Neubau 1887 eröffnet. 

Der Unterricht in diefer auf ei- 
nen dreijährigen Kurfus berechneten 
Lehranftalt ift derart eingeteilt, daß 
die Zöglinge täglich 6 Stunden in den 
Werkflätten arbeiten, 2 Stunden fich 
im Zeichnen üben und während anderer 
2 Stunden Kl äffen Unterricht erhallen. 

Das dreigefchoffige Hauptgebäu- 
de enthält im Erdgefchoß (Fig. 144) 
die Schlotter- und Montierungswerk- 
ftätte, einen Austtellungsraum und das 
Zimmer des Direktors; im 1. Ober- 
gefchofl (Fig. 147) find die Tifchler- 
werkftätten und zwei Klaffenzimmer 
und im II. Obergetchoß drei weitere 
Klaffenzimmer und zwei große Zeichen- 
fäle untergebracht. Letztere haben keine 
befondere Deckenkon ftruktion erhalten, 



Staats-Oewerbefchule zu Innsbruck"). 
Arch. ; Temmap. 





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in 



I. ObergtfchoS. 

Lehrlingstchule zu Rouen**). 

rondem ragen weit in das Dachwerk hinein und werden durch in der einen Dachfläche angeord- 
nete Fenfter entfprechend twleuchtet (Fig. 145). 

In einem kleinen Anbau an der Vorderfeite des Hauptgebäudes befinden ticli Dampflceffel 
und Dampfmafctiine; diefem gegenüber und vom zwifch eltgelegenen Hofe erreichbar, find Piffoirs, 
Aborte und Wafcheinrichtungen angeordnet. An der einen Schmalfeite ift der Hof durch eine 
Einfriedigungsmauer, an der entg^en gefetzten durch einen Speifefaal und eine gedeckte Halle 
abgefchloffen. Hinter dem Hauptgebäude find in einem befonderen Bau die Schmieden und 
Magazine gelegen. 

Die Baukoften haben agöooo Mark (■= 370000 Franken) betragen. 



136 



i6i. 

Bcifpid 

V. 



In der Webefchule zu Mühlheim follen folche, welche die Weberei in ihrem 
ganzen Umfange erlernen wollen, ausgebildet werden; für diefen Zweck ift Ende 
der fünfziger Jahre das durch. Fig. 148 u. 149**) veranfchaulichte Schulhaus von 
Cremer erbaut worden. 

Dasfelbe enthalt 2 große Webefäle für je 16 Webeftühle, angemeffene Zeichen- und Lehrfäle 
und die Wohnung des Direktors. Außer Erd- und Obergefchoß ift über den beiden Eckrifaliten 
noch ein II. Obergefchoß aufgeführt. Die Faffaden find in gelben Backfteinen, fämtliche Oefimfe 
und Ourtungen, fowie die Einfaffung der Haupttür in Trierer Sandftein hergeftellt. 

Die Baukoften haben rund 45 000 Mark betragen. 



Fig. 148. 



Fig. 149. 





Erdgefchoß. 



Webefchule zu Mühlheim»»). 

Arch. : Cremer^ 



Obergefchoß.; 



»»•7AS43Z1 



1:500 

5 



+ 



+ 



4- 



162. 

Beifpiel 

VI. 



Fig. 150. 




Arch.: 
Mampel, 



Fachfchule zu Schluckenau. 

Erdgefchoß«^. 

Die Fachfchule zu Schluckenau ift der Pflege der in diefer Stadt hoch 
blühenden Schaf- und BaumwoUeninduftrie gewidmet; das betreffende Schulhaus 
(Fig. 150 «•) wurde 1884-85 von Mampel erbaut 

Diefes Gebäude befitzt außer dem obenftehend dargeftellten Erdgefchoß noch ein Keller- 
und zwei Obergefchoffe; die Verteilung der Räume ift dem bei der Schaf- und Baumwollweberei 
zu beobachtenden Verfahren angepaßt, und auf diefe Weife find 28 dem Unterricht dienende 
Säle, Lehrzimmer etc. entftanden. Neben vortrefflichen mechanifch-technifchen Einrichtungen ift 
für den Betrieb eine Kraftmafchine und elektrifche Beleuchtung eingeführt worden. 



"•) Nach: AUg. Bauz. 1859, S. 348 u. Bl 303. 

**) Nach: Wiener Bauind.-Zeitg., Jahrg. 5, S. 401 und zugehörigem Bauten-Albnm, Bl. (A, 



Die Baukoften haben , eintchl. der Heizungsanlage und der Einrieb tungsgegetiftände, 
144000 Mark (=- 72000 Ouldcn) betragen; bei 728,4«" Gberbauter Grundfläche ergibt tich für Iq- 
der Betrag von 197,» Mark. 



Uhrmadierfchule zu Paris"). 

Arch. : Chaaat. 
") Nach: La cenftracüon madtrnt, Jshrg. <, S. 108 u. PL 35. 36. 



138 



Es wurde bereits in Art. 155 (S. 129) erwähnt, daß manche franzöfifche 
Fachfchulen im wefentlichen nur aus Lehrwerkltätten beltehen. Als Beitpiel diene 
die 1887-88 durch Chancel erbaute Uhrmacherfchule zu Paris, von der Fig. 152*') 
den Grundriß des I. und 11. Obergefchoffes und Fig. 151 ") eine der Schaufeiten 
zeigen. 

Diefes Schulhaus liegt in der Rue Alanin und 
dient zur Aufnahme von 100 Schülern, wovon 50 In- 
terne und 50 Externe. Das I. und II. Obergefchoß 
enthält, wie aus Fig. 152 hervorgeht, je 4 Lehrwerk- 
rtätten; diejenigen des I. Obergetchofres dienen für den 
theoretifchen, jene des II. Obergefchoffes für den prak- 
titchen Unterricht; an jede Werkftätte fchlteßt ein 
Raum mit Wafcheinrichtung und Abort an. Im Erd- 
gefchoß befinden [ich die Räume des Hauswarts, die 
Bibliothek, das Sitzungszimmer des Verwaltungsrates, 
eine Lehrwerkftätte und die Oefchäftsftube des Direk- 
tors. Das Dachgefchoß enthält 4 große Schlaffäle mit 
Zellcneinteilung, fowie die entfprechenden Räume für 
den Auffeher und die Wafchdnrichtungen. Das ganze 
Oebäude wird durch einen Luftheizungsofen erwärmt. 

In einem Nebengebäude, welches gegen die Rue David-d" Angers gelegen ift, find der Speifefaal 
und die Küche untergebracht; auch ein bedeckter Hofraum für Erholung ift vorhanden. Im offenen 
Hofe tjefinden fich Aborte und Piffoiis. 

Für die Lehrwerkftätten wurde möglichlt reichliche Erhellung angeftrebt, welche durch große 
Fenfteröffnungen mit tunlichft wenig Sproffenteilung erzielt wurde; dadurch haben die beiden 
Schaufelten des Schulhaules {Fig. 151) ein charakteriftifches Gepräge erhalten. 

Die Oefamtanlage hat 200000 Mark (= 250000 Franken) gekoftet. 

In den Frauenerwerbfchulen fpic- 




Uhrmacherfchule zu Paris»'). 

I. u. n. ObergctdioR. 
'I„ w. Qr. 



Fig- 153- 



Fig. 154- 




ErdgerchoR. 



ObergtrchoB. 



len Säle, in denen Unterricht in der 
Hand- und Mafchinennäherei, im Zu- 
fchneiden, Bügeln und fonftigen weib- 
lichen Handarbeiten erteilt wird, fo- 
wie Zeichenläle die Hauptrolle. In 
Fig. 153 u. 154**) ift die von Bu/ch 
1880 -8j erbaute ^/M:e-Schule des 
Vereins für Frauenbildung und -Er- 
werb zu Darmftadt als erftes Beifpiel 
diefer Art vorgeführt. 

Diele Lehranftalt bezweckt einerfeits die 
Ausbildung von Lehrerinnen für weibliche 
Handarbeiten in Volksichulen, andererleits die 
Ausbildung von Mädchen und Frauen im 
Nähen, Flicken, Stopfen, Kleidermachen und anderen weiblichen Handarbeiten; mit diefem Unter- 
richt ift auch ein [olcher für Rechnen, deutfche Sprache, Buchführung und Zeichnen verbunden. 

Diefes Schulhaus ift in der Fried richltraße gelegen und befteht aus Sockel-, Erd- und 2 Ober- 
gefchoffen. Im Sockelgefchoß befinden tich die Wohnung des Pedells, Wirtfchafts- und Kohlen- 
keller; von letzterem führt ein Aufzug in fämtliche darüber befindliche Stockwerke. Die Raum- 
verteilung im Erd- und I. Obergefchoß ift aus Fig. 153 u. 154 zu erfehen; das II. Obergefchoß 
hat die gleiche Gnindrißeinteilung wie das I. erhalten; nur ift die Trennung der beiden nach der 
Straße zu gelegenen Säle durch eine bewegliche Holzwand gefchehen. 

Die Räume des Sockeige Ich otfes haben 3,oo", jene des Erdgefchoffes i,«", jene des I. und II. 
Obergefchoffes je 4,5a " lichte Höhe erhalten. Die Ep»'ärmung der Räume im Winter gefchieht 
mittels (og. Luft heiz u ngsöfen , denen die frifche Luft von außen zugeführt wird. Die Baukoften 
haben rund 48700 Mark betragen. 



Alice-Schu\t zu Darmftadt'«). 



') Nach den von Herrn Geh. Baurat Biifdi zu Darmttadl 



139 

Das Schulhaus des Erften Wiener Frauen-Erwerb -Vereines enthält eine log. 
Bildungstchule, die im allgemeinen den Zielen einer höheren Mädchenichule {liehe 
unter C) entfpricht, und die eigentliche Frauenerwerbfchuie, welche haupttädilich 
in dem durch Fig. 155 u. 156") veranichaulichten 11. und 111. Obergelchoß diefes 
1873—74 errichteten Gebäudes, deffen Pläne von Mojfifovics herrühren, unter- 
gebracht ift 

Der 23,10 ■ lange und 30,so " liefe, rechteckige Bauplatz ift in der Rahl-Oatfe (in der Nähe der 
Stadt und der gewerbreichften Vorftädte) gelegen. Um bei der geringen Frontlänge den erforder- 
lichen Lichtzutritt zu wahren, wurden zwei parallele Haupttrakte, zwifchen denen das Treppenhans, 
die Verbindungsgänge und zwei Lichthöfe gelegen find, fo angeordnet, daß rückwärts ein Haupthof 
von 7,1o'> Breite entitand. 



Fig- 155. 



Fig. 156. 



Frauenerwerbfchuie zu Wien'»). 

Arch. : Mejfi/ovla. 



Das Gebäude befteht aus Sockel-, Erd- und 4 Obet|;efchoffen. Das So.:keigerchoß enthält 
gegen die Straße zu eine Koch- und eine Wafchküche, eine Speifekammer, eine Dienerftube und 
einen Vorratsraum, gegen den Hof zu einen Speifefaal und ein Speifezimmer für diejenigen Mädchen, 
die fehr entfernt wohnen und deshalb Mittags nicht nach Haufe gehen können, femer eine Diener- 
wohnung. Im Erdgefchoß befinden fich außer der Flurhalle der Verkaufs- und Beftellraum mit 
einem Nebenzimmer, die Schneiderei, die Hausmeifterwohnung und 3 Zimmer für Lehrerinnen. 
Die Räume der Bildungsfchule, eintchl. des chemifchen Laboratoriums und eines Sitzungszimmers, 
find hauptfächlich im \. ObergefchoB gelegen; die im II. und 111. Obergefchoß untergebrachten 
Räume find aus Fig. 155 u. 156 zu erfehen. Das IV. Obergefchoß wurde zunächft in zu ver- 
mietende Wohnungen geteilt. 

Alle Räume, welche den eigentlichen Schulzwecken dienen, find mit Lüftungseinrichtungen 
verfehen und werden durch Manteiöfen geheizt; fie find mit blaßgiüner Leimfarbe gemalt, bis zur 
Höhe der Kldderleiflen jedoch mit Ölfarbe eichenartig angeftrichen. 

Die Baukoften belaufen fich, einfchl. innerer Einrichtung, auf 346000 Mark (^ 173 000 Gulden), 
wozu noch die Koften des Bauplatzes mit 118000 Mark {= 59000 Gulden) kommen"). 

»1 Mich: Allg. Bam. 1875. S. 35 u- Bl. 31. 



' 



140 
Literatur 

über »Niedere technifche Lehranftalten und gewerbliche Fachfchulen". 

Ausführungen. 

Mohr, N. Die Webefchule in Mühlheim. Allg. Bauz. 1859, S. 348. 

Mojsisovics, L. V. Vereins- und Schulhaus des Erften Wiener Frauen-Erwerb-Vereines. Allg. 

Bauz. 1875, S. 25. 
Frere and fletcher fchool for girls, Bombay. Builder, Bd. 36, S. 89. 
Day indußrial and infants* fchool, Qateshead-on-Tyne. Building" news, Bd. 38, S. 368. 
£cole profejjioneüe de Nantes, Le ginie civil, Bd. 3, S. 445. 
The New York trade Jchools. Scient. American, Bd. 52, S. 196. 
TOMMASI, N. Die k. k. Staats-Oewerbefchule in Innsbruck. Allg. Bauz. 1886, S. 43. 
Fachfchul-Gebäude in Schluckenau. Wiener Bauind.-Ztg., Jahrg. 5, S. 401 u. Beil. (Wiener Bauten), 

Bl. 68. 
TouzET, J. £cole profeffionelle ä Rouen. La conftrudion moderne, Jahrg. 4, S. 115, 127, 141, 

184, 211. 
La nouveüe icole d^horlogerie de Paris, La conftrudion moderne, Jahrg. 4, S. 208. 
£cole du meuble, La conftrudion moderne, Jahrg. 6, S. 115, 138. 

Oewerbefchule zu Leipzig: Die Stadt Leipzig in hygienifcher Beziehung etc. Leipzig 1891. S. 198. 
Die k. k. Staats-Gewerbefchule in Graz. Wiener Bauind.-Ztg., Jahrg. 8, S. 397. 
Gewerbefchule in Leipzig; Leipzig und feine Bauten. Leipzig 1892. S. 320. 
Licht, H. ßt A. Rosenberq. Architektur der Gegenwart. Band 2. Berlin 1892. 

Taf. 76, 77: Gewerbe-Fachfchule in Köln; von Weyer. 
Licht, H. Die ftädtifche Gewerbefchule in Leipzig. Deutfche Bauz. 1893, S. 377. 
Birmingham munidpal technical fchools, Archited, Bd. 50, S. 105, 169, 185. 
RowALD. Die Handwerker- und Kunftgewerbefchule zu Hannover. Zeitfchr. d. Arch.- u. Ing.-Ver. 

zu Hannover 1894, S. 577. 
Das Gewerbefchulhaus zu Büdingen. Gwbebl. f. Heffen 1894, S. 229. 
ROSENBERO, A. K. k. Staatsgewerbefchule in Prag. Oeft. Monatsfchr. f. d. off. Baudienft 1895, 

S. 201. 
Neubau der Allgemeinen Gewerbefchule mit Gewerbemufeum in Bafel. Schweiz. Bauz., Bd. 27, 

S. 8, 15. 
Gewerbefchule zu Karlsruhe: Baumeister, R. Hygienifcher Führer durch die Haupt- und Refidenz- 

ftadt Karlsruhe. Karlsruhe 1897. S. 191. 
Handwerkerfchule in Kolin. Wiener Bauind.-Ztg., Jahrg. 18, S. 179. 
Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen für eine Glasfachfchule zu Zwiefel. Süddeutfche Bauz. 1902, 

s. 349. 

Neues Gebäude der Induftriefchule in Sonneberg. Süddeutfche Bauz. 1903, S. 12. 
Architektonifche Rundfchau. Stuttgart 1897. 

Taf. 61: Gewerbefchule in Hagen in Weftf.; von Genzmer. 
WULLIAM & Farqe. Le recudl d^architedure, Paris, 

i6e annie, f, 25—27: £coie d^apprentiffage ä Rouen; von TouzET. 

/• 49—5^' ^cole primaire fupMeure et profeffionelle ä Rouen; von Touzet. 
Croquis d'architedure. Intime club, 

5*ne annSe, No, III, f, 2: Projd d*une ^cole profeffionelle pour une gründe vilie, 
igime annäe, No. VI, f. 4: tcole profeffionelle de fiUes ä Bordeaux; von Kern. 



C. Höhere Schulen. 



9. Kapitel. 
Gymnafien und Reallehranftalten. 

Von Carl Hinträoer. 

a) Allgemeines. 

Diefe Unterrichtsanftalten haben die Aufgabe, in humaniftifcher fowie rea- 
liftifcher Richtung eine möglichft vollftändige allgemeine Oeiftesbildung zu er- 
zielen. Je nach ihrem Umfang können fie als Vorbildungsanftalten für den Ein- 
tritt in die Hochfchulen oder höheren Fachfchulen dienen oder den Lehrgang 
felbftändig abfchließen. Man teilt fie daher auch in vollftändige und unvollftändige 
Anftalten, von denen erftere einen 7 bis 9 jährigen und letztere einen 3 bis 
7 jährigen Lehrkurs haben. 

In einzelnen Ländern unterfcheidet man eine 4 (feltener eine 3) jährige Unterftufe, die auch 
als Vorbereitungsfchule bezeichnet wird, und eine 3 bis 4jährige Oberftufe. 

Ungeachtet der Verfchiedenartigkeit in der allmählichen Entwicklung und in 
den Zielen, können die genannten Unterrichtsanftalten in allgemeiner und bau- 
licher Beziehung einer zufammenfaffenden Betrachtung unterzogen werden. 

Die Oymnafien*<>) der alten Hellenen waren unter der Leitung des Staates ftehende öffent- 
liche Anlagen mit Übungs- und Spielplätzen, welche Jünglingen und Männern Gelegenheit zur 
körperlichen Ausbildung boten. Auch die geiftige Ausbildung wurde gleichmäßig gepflegt, und 
hierfür dienten Hallen- und Saalbauten, in denen die Philofophen und Rhetoren ihre Schüler ver- 
fammelten. 

Die Schulbildung der Römer dauerte bis zum 17. Lebensjahre, worauf mit dem Anlegen der 
Toga virilis die Berechtigung zur Teilnahme am öffentlichen Leben eintrat. 

Im Mittelalter entftanden Klofter-, Dom- und Stiftsfchulen, welche die Vorläufer der 
heutigen Gymnafien find. Mit dem Wiederaufleben der klaffifchen Studien im XV. Jahrhundert 
wurde das Schulwefen in freiere Bahnen geleitet. Unfer gefamtes höheres Schulwefen hat feinen 
Anfang in den Humaniftenfchulen der Reformationszeit. Lateinfchulen, welche über das gewöhn- 
liche Unterrichtsziel hinausragten, hießen Gymnafien. Auch waren die Bezeichnungen Pädagogium, 
CoUegium Jchola oder gelehrte Schule gebräuchlich **). 

*•) Siehe Teil H, Bd. i (AbL I, Abfchn. i, B, Kap. 5, unter c) diefes »Handbuches«. 

*i) Die ältefte höhere Schule in Preußen dürfte das kathoüfche Oyninafium zu Fulda fein, deffen Gründung in dks 
VIII. Jahrhundert fallt. Den zweiten Platz hat das Oymnarium zu Münfter in Weftfalen zu beanfpruchen ; dasfelbe ift im 
Jahre 791 von Karl dem Großen als lateinifche Schule geftiftet worden. Durch Diplom Karl des Großen vom 19. De- 
zember 804 irt das katholirche Oymnafium zu Osnabrück gegründet worden. Demfelben Jahrhundert gehören das Jofephinura 
zu Hildesheim und das Domgymnarium zu Halberftadt an. Aus dem X. Jahrhundert ftammt nachweislich nur das Stifts- 
gymnafium zu Zeitz. Bis auf das XI. Jahrhundert läßt fich keine der jetzt beftehenden Anftalten zurückführen, und das 
XII. Jahrhundert weift nur die Gründung der Domfchule zu Kammin auf (1175). Das evangelifche Domgymnafium zu 
Naumburg ift im Jahre 1209 gegründet im Jahre 1267 das evangelifche Oymnafium zu St Maria Magdalena und im Jahre 
1293 <1<8 evangelifche OymnaTium zu St Elifabeth, beide in Breslau. In das XIII. Jahrhundert flllt auch noch die Gründung 
des evangelifchen Stadtgymnafiums zu Königsberg i. P. und des ftädtifchen Lyceums I. zu Hannover, fowie des Oymna- 
fiums zu Marienwerder. Im folgenden Jahrhundert wurden errichtet, und zwar im Jahre 1304 das Kniphöfifche Gymnafium 
zu Königsberg i. P., im Jahre 1320 das Gymnafium zu Kiel, im Jahre 1328 das Gymnafium zu Treptow a. d. R., im Jahre 



166. 
Kenn- 
zeichnung. 



167. 

Gefchicht- 

liches 



142 

Da die in Rede flehenden Anftalten zwifchen den Volks- und den Hoch- 
fchulen liegen, nennt man fie auch in neuerer Zeit vielfach Mittelfchulen. 

Seit Anfang des XVII I. Jahrhunderts wurden die Realien als Unterrichts- 
gegenftände eingeführt, und allmählich entwickelten fich neben den Gymnafien die 
Realfchulen und als Zwifchenglieder die Realgymnafien. 

In jüngfter Zeit wird mit Erfolg die Idee der Einheitsfchule und die 

Modernifierung durch Einfchränkung oder Befeitigung der alten Sprachen zu 

Qunften der Mutterfprache und durch Pflege der neuen Sprachen und der Natur- 

wiffenfchaften gefördert. 

'^- . Die Errichtung und Erhaltung diefer höheren Lehranftalten kann durch den 

rganiaion. g^^^^^ ^^^ Land, die Gemeinde oder durch Private erfolgen; in der Regel fteht 

aber dem Staat das Auffichtsrecht zu. 

In Preußen") unterfcheidet man derzeit Gymnafien, Realgymnafien 
und Oberrealfchulen mit gjährigem Kurfus in 6 Hauptklaffen, wovon die drei 
oberen je 2 Jahreskurfe umfaffen. 

Die Bezeichnung der einzelnen Kurfe ift: Sexta (VI), Quinta (V), Quarta (IV), Untertertia 
(Ulli), Obertertia (Olli), Unterfekunda (Uli), Oberfekunda (OII), Unterprima (U I) und Ober- 
prima (O l). 

Daneben beftehen nach Wegfall der 2 oberften Jahreskurfe Progymnafien, 
Realprogymnafien und Realfchulen oder höhere Bürgerfchulen mit 
7 jährigem Kurfus. 

Der Lehrplan umfaßt bei allen Anftalten drei Gruppen von Lehrgegenftanden , welche je 
nach der Aufgabe der betreffenden Schule in verfchiedener Ausdehnung vorkommen. Die erfte 
Gruppe betrifft hauptfächlich die Pflege der Mutterfprache, Gefchichte und Religion, die zweite 
Gruppe die fremden Sprachen und die dritte die mathematifch-naturwiffenfchaftlichen Fächer. Die 
Bezeichnung der höheren Schule hängt zumeift von dem Umfang der Lehrgegenftände der zweiten 
Gruppe ab. 

Die drei Vollanftalten : Gymnafium, Realgymnafium und Oberrealfchule find 
als vollftändig gleichwertig anerkannt. 

Die Vergleichung des Studienumfanges diefer Vollanftalten kann am beften aus neben ftehender 
Zufammenftellung der wöchentlichen Stundenzahl der einzelnen Fachgruppen aller 9 Jahreskurfe 
erfehen werden. 

Die nichtpreußifchen Staaten des Deutfchen Reiches haben fich den preußi- 
fchen Lehrplänen mehr oder weniger angefchloffen. 

In Öfterreich beftehen vollftändige Gymnafien (Obergymnafien) mit 8 Klaffen und un- 
vollftändige (Untergy mnaf ien) mit 4 Klaffen ; vollftändige Realfchulen (Oberrealfchulen) mit 7 Klaffen 
und unvollftändige (Unterrealfchulen) mit 4 Klaffen. Für beide Arten von Vollanftalten kann das 
4 klaffige Realgymnafium als Vorbereitungsfchule dienen. 

In Ungarn beftehen außer den genannten Schulen noch 6 klaff ige Gymnafien und Real- 
fchulen. 



1338 das Qymnarium zu Stendal, im Jahre 1365 das Oymnarium zu Neu-Ruppin. Dem Anfange desrelben Jahrhunderts 
gehört ferner das Qymnarium zu Celle an, desgleichen das ftädtifche Oymnarium zu Liegnitz (31. Dez. 1309). Fart ebenfo 
alt wie das Kniphöfifche Oymnafium zu Königsberg i. P. ift das Altrtädtifche Oymnarium darelbrt , welches um das Jahr 
1335 vom Rate Altkönigsbergs begründet worden ift. Das Andreanum zu Hildesheim wird fchon im Jahre 1347 erwähnt. 
Dem reiben Jahrhundert entftammen noch das Oymnafium zu Torgau und das Marienftift zu Stettin. Aus dem folgenden 
Jahrhundert mag erwähnt werden die Gründung des Oymnafiums am Marzellen zu Cöln im Jahre 1450 und des Oymnafiums 
zu Emmerich im Jahre 1474. Des Qymnafiums zu Lüneburg wird fchon in einer Urkunde aus dem Jahre 1409 Erwähnung 
getan. Der erften Hälfte des XVI. Jahrhunderts gehören die Anftalten zu Berlin, Herford, Quedlinburg, Weilburg und eine 
große Reihe anderer Anftalten an. Älter als diefe Schulen find das Stadtgymnafium zu Frankfurt a. M. (1520), das zu Nord- 
haufen (1524), Hufum (1527), Guben (fchon 1530 als Gelehrtenfchule genannt), Minden (1530), Luckau (feit 1533 lateinifche 
Schule), Socft (1534) und Elbing (1536). Zwifchen 1540 und 1550 entftanden das evangelifche Oymnafium zu Quedlinburg 
(1540 von der Äbtiffin Anna IL von Stolberg gegründet), das Cölnifche Gymnafium zu Berlin (1541), das ftädtifche evange- 
lifche Friedrichs-Gymnafium zu Herford (1541), die Gymnafien zu Wellburg (1541)1 Schleswig (1542), Dortmund (i543)» 
Mühlhaufen in Thüringen (27. Mai 1532), Pforta (31. Mai 1547), Düffeldorf und Wefel (1545), Raftenburg, Ilfcld, Meldorf 
und Eisleben (154Ö). Vor 1550 ift noch das Gymnafium zu Wernigerode gegründet worden. 
") Lehrpläne und Lehraufgaben für die höheren Schulen in Preußen. 1901. 



143 



Gymnafien Realgymnafien 



Oberrealfchulen 



Summe der wöchentlichen Stundenzahlen durch 

alle 9 Jahreskurfe 



Religion 

Deutfeh 

Lateinifch 

Griechifch 

Franzöfifch 

Englifch 

Gefchichte 

Erdkunde 

Mathematik 

Naturwiffenfchaften 

Schreiben 

Zeichnen 

Zufammen 



19 
26 

68 

36 
20 

17 

9 

34 
18 

4 
8 



19 
28 

49 

29 
18 

17 
11 

42 

29 

4 
16 



19 
34 



47 

25 

18 

14 
47 
36 
6 
16 



259 



262 



262 



In der Schweiz find in den Kantonsfchulen mit Gymnafial- und Realabteilungen ähnliche 
Anftalten wie in Deutfchland und Öfterreich vorhanden. 

In Schweden find die Gelehrtenfchulen (AUmänna Läroverk) mit niederer und höherer 
Abteilung eingeführt; die höhere Abteilung ift dem deutfchen Syftem ziemlich nahe verwandt und 
ftellt eine Vereinigung von Gymnafium und Realfchule mit 9 jährigem Kurfus dar, während die 
niedere Abteilung den 5 (oder 3) Unterklaffen der höheren entfpricht. Norwegen befitzt die 
gleichen Schulen. 

Dänemark hat Latein- und Realfchulen nach deutfchem Mufter; nur find diefelben vor- 
wiegend Privatanftalten. 

Italien befitzt humaniftifche Obergymnafien (Qinnafi und Licä) und Realfchulen (Scuple 
tecnkhe). 

Frankreichs Inftrudion fecondaire umfaßt die ftaatlichen Lyc^, fowie die unter ftaat- 
licher Beihilfe von den Gemeinden erhaltenen CoU^es) beide haben 9 Jahreskurfe und find zur 
Hälfte Internate*'). In jüngfter Zeit wird die Schaffung einer einheitlichen Mittelf chule mit 7 Jahr- 
gängen mit einer 4jährigen Unter- und einer 3jährigen Oberftufe angeftrebt. 

Großbritannien und Irland befitzen in ihren Public fchools und Colleges ^^) zumeift 
Stiftungsfchulen und Internate unter ftaatlicher Aufficht. 

Die Academies und High fchools der Vereinigten Staaten Nordamerikas bilden teils 
Vorbereitungsanftalten für die Univerfität, teils für technifche und kaufmännifche Fächer und zeigen 
fehr verfchiedene Lehrpläne. 

In Rußland beftanden bisher Gymnafien, Progymnafien und Realfchulen. Im Jahre 1901 
wurde dafelbft die Einheitsfchule ohne Teilung in Gymnafi'.::n und Realfchule mit 7 jährigem Kurfus 
eingeführt, wobei die 3 Unterklaffen gemeinfchaftlich und die 4 Oberklaffen in zwei Gruppen ge- 
teilt find. 

In Belgien find Mittelfchulen höheren Grades mit 2 Abteilungen, ähnlich den Gymnafien 
und Realfchulen, als ftaatliche Athin^ und als ColUges communaux vorhanden. 

In Holland dienen Gymnafien und höhere Bürgerfchulen als Vorbereitung für höhere 
Berufsarten. 

In Spanien find die Inftitutes de fegunda enfehanza und die Colegios als Vorbereitungs- 
fchulen für die Univerfität und andere Spezialftudien beftimmt. 

Rumänien hat 7 klaff ige Lyceen und Reallyceen, fowie 4 klaff ige Gymnafien und Real- 
gymnafien. 

Serbien befitzt Ober- und Untergymnafien und Realfchulen, Bulgarien Gymnafien und 
Realfchulen und Griechenland, ähnlich wie Frankreich, LycSes und ColUges, 

In Rußland beftehen eigene Gymnafien und Progymnafien für Mädchen. 
In den High fchools der Vereinigten Staaten Nordamerikas überwiegt das weib- 



169. 

Mädchen- 
gymnafien. 



^) Siehe im folgenden Kap. 13: PenHonate und Alumnate. 



144 

liehe Element. Auch in Deutfchland, namentlich Süddeutfchland, und Ofterreich 
find in jüngfter Zeit Mädchengymnafien errichtet worden, welche nach Abfolvie- 
rung der höheren Mädchenfchule oder eines Teiles derfelben zur Vorbereitung 
für das Hochfchulftudium dienen **). 

b) Erfordernirre und Anlage. 

Erf d^' ff ^^^ ^^^ bauliche Anlage und Einrichtung der Qymnafien und Reallehranftalten 

im allgemeinen, fowie für die Bauart und Einrichtung im einzelnen gelten die 
Qrundfätze und Vorfchriften, welche bereits unter A, Kap. i bis 4 dargelegt 
wurden. 

Die notwendigen und wünfchenswerten Räume für Qymnafien und Real- 
lehranftalten find: 

1) Allgemeiner Unterricht. 

a) Klaffenzimmer in der Zahl der Anftaltsklaffen, 

ß) Klaffenzimmer für Parallelklaffen,' 

y) Referveklaffenzimmer für befondere Unterrichtsfächer. 

2) Phyfik: 

a) Lehrzimmer, 

ß) Vorbereitungszimmer, 

y) Sammlungsraum, 

8) Arbeitszimmer für den Lehrer, 

s) Laboratorium für Schüler, 

?) kleines photographifches Atelier, 

t)) Dunkelkammer, 

b) Akkumulatorenraum. 

3) Chemie: 

a) Lehrzimmer, 

ß) Vorbereitungsraum, 

Y) Laboratorium für Schüler, 

8) Arbeitszimmer für den Lehrer, 

s) Sammlungsraum, 

t) chemifches Wagezimmer, 

TT)) Abftellraum, 

b) Lagerraum für chemifche Materialien. 

4) Naturgefchichte: 
a) Lehrzimmer, 

ß) Vorbereitungszimmer, 

y) Sammlungsräume, 

8) Arbeitszimmer für den Lehrer. 

5) Aftronomifche Station: 

a) Plattform für Beobachtungen im Freien, 
ß) kleine Sternwarte, 
Y) Inftrumentenraum. 

6) Zeichnen und Modellieren: 

a) Zeichenfaal für Freihandzeichnen, 

ß) Modell- und Qerätegelaß für Freihandzeichnen, 

Y) Zimmer für den Freihandzeichenlehrer, 

**) Siehe im folgenden Kap. ii : Höhere Mädchenfchulen. 



L45 

X) Zeichenfaal für geometrifches Zeichnen, 
e) Vorlagen- und Gerätegelaß für geometrifches Zeichnen, 
Zimmer für den Lehrer des geometrifchen Zeichnens, 
Yj) Modellierfaal, 
fr) Qipsgießraum, 
i) Kabinett für den Modellierlehrer. 

7) Sammlungen: 

a) Kartenzimmer für Geographie, 

ß) gefchichtliche und philologifche Sammlung, 

y) archäologifche Sammlung. 

8) Weitere Schulräume: 
a) Gefangsfaal, 

P) Handfertigkeitsfaal mit Nebenräumen, 
y) Feftfaal mit Nebenräumen, 
i) Karzer. 

g) Bücherei: 

a) Schülerbibliothek, 

ß) Lehrerbibliothek, 

y) Zimmer für den Bibliothekar. 

lo) Körperliche Übungen: 
a) Turn f aal, 
ß) Umkleideräume, 
Y) Geräteraum, 
X) jTumlehrerzimmer, 
t) Sommer-Turn- und Spielplatz. 

ii) Dienfträume: 

a) Amtszimmer des Direktors mit Vorzimmer, 

ß) Archiv, 

Y) Beratungszimmer, 

X) Lehrerzimmer mit Kleidergelaß, 

e) Sprechzimmer, 

Q Dien[tzimmer für Diener. 

12) Sonftige Anlagen: 

a) Vorhalle und Flurgänge, 
ß) Haupt- und Nebentreppen, 
y) Aborte für Schüler und Lehrer, 
8) Kleiderablagen, 
e) Wafcheinrichtungen, 
Q Erholungsplätze, 
tq) Erholungsräume, 
fr) Frühftückszimmer, 
i) Fahrradniederlagen, 
k) Schulbäder, 
X) botanifcher Garten. 

13) Dienftwohnungen: 

a) Wohnung des Direktors, 
ß) Wohnung des Schuldieners, 
Y) Wohnung des Heizers. 

Handbuch der Architektur. IV. 6, a. (2. Aufl.) ^O 



146 



I 



171. 

Schul- 

grundrtück. 



172. 
Klartenhaus. 



Ein normales Oymnafium muß mindeftens folgende Räume enthalten: 9 Klaff enzimmer, 
4 Parallelklaffenzimmer, 1 Klaffenzimmer für befondere Fächer, i Lehrfaal für Phyfik mit Sammlungs- 
raum und Arbeitszimmer für den Lehrer, x Sammlungszimmer für Naturgefchichte, 1 Kartenzimmer, 
1 Zeichenfaal für Freihandzeichnen nebft Kabinett, i Gefangsfaal, 1 Feftfaal, 1 Lehrerbibliothek, 
i Schülerbibliothek, i Direktionskanzlei mit Vorzimmer, 1 Konferenzzimmer, 1 Dienerzimmer, 
1 Tumfaal mit Nebenräumen, Vorhalle, Flurgänge und Kleiderablagen, Treppen, Schüler- und 
Lehreraborte, Wohnungen für den Direktor und Diener, Schulhof und Spielplatz. 

Falls mit dem Oymnafium eine Vorfchule (fiehe Art. 173) verbunden ift, find noch 3 wei- 
tere Klaffenzimmer erforderlich. 

Das Progymnafium hat 2 Klaffen weniger als das Oymnafium. 

Das Realgymnafium und die Oberrealfchule bedürfen außer den für das Oymnafium 
erforderten Räumen mindeftens noch 1 Lehrfaal für Chemie mit Sammlungsraum, Schülerlabora- 
torium und Arbeitskabinett für den Lehrer, fowie 1 Zeichenfaal für geometrifches Zeichnen nebft 
Kabinett. 

Das Realprogymnafium, fowie die Realfchule haben 2 Klaffenzimmer weniger als die 
beiden letztgenannten Anftalten. 

Die Größe des Schulgrundftückes foll eine allfeits freie Lage des SchuK 
haufes und feiner Nebenanlagen, fowie die Anordnung eines paffenden Erholungs- 
hofes und Spielplatzes ermöglichen. 

Es empfiehlt fich die Verteilung der Räumlichkeiten auf mehrere Gebäude: 
Klaffengebäude, Bedürfnisanftalt, Turnhalle und Dienftwohnhaus. 

Fig. 157 zeigt den Lageplan des in Art. 203 (S. 169) näher befchriebenen Kgl. Prinz Heinrich- 
Oymnafiums in Berlin (Schöneberg) als Beifpiel einer guten Oefamtanordnung. 

In beftimmten Fällen wird fich auch die Anlage eines befonderen Unterrichtsgebäudes für 
die naturwiffenfchaftlichen Fächer empfehlen. (Siehe Art. 178.) 

In alten Stadtteilen wird es nicht immer möglich fein, das Klaffenhaus 
vollkommen freiftehend anzuordnen; man wählt dann mit Vorteil Eckplätze oder 
folche Mittelplätze, welche einer Straßenmündung gegenüberliegen. Unter Um- 
ftänden kann auch das Innere eines Häuferblocks als Bauplatz gewählt werden, 
falls der Zugang einwandfrei ift**). 

Als geringftes Flächenmaß für das Schulgrundftück, einfchl. Sommer-Tum- und -Spielplatz, 
werden in Ungarn 4000 a« angegeben, und ein Mittelbauplatz foll wenigftens 60" Gaffenfront 
befitzen"). 

Bei der Anordnung der Räume und Flächen eines Klaffenhaufes muß fo- 
wohl dem pädagogifchen Intereffe, der praktifchen Brauchbarkeit und der Oe- 
fundheitspflege, als auch der ftilgerechten künftlerifchen Durchbildung in allen 
Teilen Genüge geleiftet werden. Die Anlage foll durchwegs einfach und über- 
fichtlich fein und eine Erweiterung durch entfprechenden Zu- oder Aufbau er- 
möglichen. 

Für das Klaffenhaus gelten folgende Orundfätze: Einbündige Anlagen 
mit einer Zimmertiefe und anftoßendem Gang find unter allen Umftänden zwei- 
bündigen vorzuziehen; letztere find nur bei kleinen Anlagen oder bei Bauten in 
alten Stadtteilen zuläffig; in manchen Fällen werden die Anlagen teils ein-, teils 
zweibündig angeordnet. Infolge der großen Zahl der erforderlichen Räume find 
mehrere Gefchoffe notwendig, wobei jedoch nur ausnahmsweife mehr als 3 zu- 
läffig find. 

Beftimmend für die Gefamtanlage ift die Art der Unterbringung der Dienft- 
wohnungen, der Turnhalle und des Feftfaales. Die Dienftwohnungen können im 
Klaffengebäude felbft, in einem Anbau oder in einem vollftändig abgetrennten 



*•) Siehe hier und an anderen Stellen : Buroerstein , L. Ratfchläge betr. Hcrftellung und Einrichtung von Qe- 
bäuden für Oymnafien und Realfchulen. Wien 1900. 

**) Anleitung zur Erbauung von Mittelfchul-Gebäuden. Erlaß des konigU ungarirchen Minirters für Kultus und 
Unterricht. Budapeft 1894. 



148 



173. 



Wohnhaufe liegen. Die Turnhalle wird bei kleineren Anlagen auch als Feftfaal 
verwendet und muß alsdann in bequemer und fchöner Verbindung mit dem 
Haupteingang ftehen. Liegt der Feftfaal über der Turnhalle, fo empfiehlt fich ein 
befonderer Anbau an das Hauptgebäude, der im Sockel- und Erdgefchoß die Turn- 
halle, im I. und IL Obergetchoß die Aula enthält. 

Wird der Feftfaal unabhängig von der Turnhalle angeordnet, fo gelangt er 
als vornehmfter Raum in der äußeren Architektur des Gebäudes zum Ausdruck 
und wird bei fymmetrifchen Anlagen mit der Schmal- oder Langfeite in die Mittel- 
achfe der Haupt-, feltener der Rückfront, am beften in das oberfte Oefchoß ver- 
legt, während bei unfymmetrifchen Anlagen die Aula an verfchiedenen Stellen des 
Gebäudes angeordnet werden kann, um entfprechend zur Geltung zu kommen. 

Die unfymmetrifche Anlage erleichtert auch die Unterteilung einzelner Trakte für verfchieden 
hohe Räume und Raumgruppen. 

Die erfte Berückfichtigung haben die allgemeinen Lehrzimmer zu finden, 
Lehrzimmer, wclchc jc nach dcu örtHchcn Verhältniffen nach einer oder mehreren Seiten des 
Klaffenhaufes verlegt werden. Bei engen oder ftark befahrenen Straßen wird 
man Gänge, Treppen, Sammlungs- und Dienfträume nach der Straßenfeite, die 
Klaffenzimmer jedoch nach dem befferes Licht gewährenden und ruhigen Schulhof 
verlegen. 

Sind Vorfchulklaffen unterzubringen, fo ordne man diefelben in abge- 
fchloffener Lage im Erdgefchoß an *'). 

Zur Erleichterung des Verkehres und der Überwachung der Schüler in den 
Paufen vermeide man ifolierte Klaffen, verteile die allgemeinen Lehrzimmer mög- 
lichft gleichmäßig auf die unteren Stockwerke und befchaffe einen leichten Zu- 
gang von allen Klaffen nach den übrigen Unterrichts- und Dienfträumen. 

Auf die gelegentliche Vereinigung zweier Klaffen und auf die bequeme 
Abhaltung der Abiturientenprüfungen kann am beften durch die Anordnung einer 
verfchiebbaren Zwifchenwand zweier nebeneinander liegender Lehrzimmer Rück- 
ficht genommen werden. 

Für wahlfreie Fächer, fowie für den Religionsunterricht Andersgläubiger ift 
mindeftens ein Refervezimmer anzuordnen. 

In englifchen und amerikanifchen Schulen erfordert der eigenartige Schulbetrieb oft ein be- 
fonderes gemeinfchaftliches Studierzimmer (Recitation room) für mehrere Klaffen. 

Die Schülerzahl für Oberklaffen foll 30, für Mittelklaffen 40 und für Unter- 
klaffen 50 nicht überfteigen. 

Das geringfte Flächen- und Raummaß für einen Schüler der Oberklaffen ift 1,20 q" und 
6,20 cbm^ der Mittelklaffen l,ioq"» und 4,80cbin und der Unterklaffen l,6oqm und 4,50cbm. 

Es empfelilen fich einfeitig belichtete Langskiaffen mit 8,00 bis 9,oo™ Länge, 6,00 bis 6,50» 
Tiefe und 4,oo bis 4,60» Höhe. 

In der Regel genügen 5 Größennummern des Geftühls. 

Die Unterrichts- und Sammlungsräume für die naturwiffenfchaftlichen 
Fächer weifen im allgemeinen einen mäßigen Umfang und eine befcheidene Aus- 
ftattung auf. 

Aus pädagogifchen und praktifchen Gründen empfiehlt fich die Anlage ge- 
trennter Lehrfäle für Phyfik, Chemie und Naturgefchichte. In diefen Lehrfälen 
rechnet man 1,20 bis 1,50 ^°» für einen Schüler und ftattet fie mit anfteigenden 
Qeftühlreihen aus, wobei fich wegen der wechfelnden Benutzung durch verfchieden 
große Schüler am beften die Schenk![c\\t Bank „Simplex" bewährt, welche durch 
den Schüler felbft rafch der verfchiedenen Körpergröße angepaßt werden kann. 



174. 

Naturwiffen- 

fchaftliche 

Fächer. 



*^ Siehe: Jahrbücher der Philologie und Pädagogik 1886, S. 13. - Auch abgedruckt in: Deutfche Bauz. 1886, S. 237. 



. 14Q 

Das Flächenausmaß diefer Lehrfäle wird 60 bis 80 q™ und die Höhe wegen der anf teigenden 
Geftühlreihen mehr als 4" betragen. 

Da im Lehrfaal für Phyfik zur Vornahme optifcher Experimente mit ^^s 
dem Helioftaten zu gewiflen Zeiten unmittelbares Sonnenlicht erfordert wird, lollen ^^' 
auch Fenfter nach Süden, Südoft oder Südweft angelegt werden; die Fenfter 
haben zur rafchen Verdunkelung innere Läden oder fchwarze lichtundurchläffige 
Schiebvorhänge zu erhalten **). 

Der Experimentiertifch foll 4,oo lang, 0,90™ breit und 0,90™ hoch fein, in den feitlichen Teilen 
Fächer enthalten und mit Anfchlußleitungen für Waffer, Gas, Druckluft und Elektrizität ver- 
fehen fein. 

Neben dem Lehrfaal foll der Vorbereitungsraum (Depofitorium) mit wenigftens 
20 ^"> Flächenmaß liegen, in welchem vorübergehend die im Unterrichte gerade 
Verwendung findenden Apparate aufbewahrt werden. 

Außer einem großen freiftehenden Apparatentifch follen kleinere Tifche und Schränke für 
verfchiedene Vorräte, fowie eine Abdampfnifche (Kapelle) zum Unterbringen von Apparaten, die 
fchädliche Dämpfe entwickeln, vorhanden fein. 

Ein Sammlungsfaal mit 80«" Bodenfläche foll große verfchließbare doppelte 
und einfache Schränke und Auflegtifche aufnehmen. Das Arbeitszimmer für den 
Lehrer foll 30«» Größe befitzen*»). 

Von großem Wert für den Unterrichtserfolg ift das Vorhandenfein eines ge- 
räumigen phyfikalifchen Laboratoriums für die Schüler (80*i°»). 

Erwünfcht ift femer ein kleines photographifches Atelier, welches leicht im Dachgefchoß 
Platz finden kann, eine Dunkelkammer und etwa im Sockelgefchoß unter dem Vorbereitungsraum 
ein Raum für Motoren und Akkumulatorenbatterien zu Unterrichtszwecken. 

Die Unterrichtsräume für Chemie werden am beften in das oberfte Qefchoß jt^. 
verlegt, um die Verbreitung von Gerüchen im Haufe zu verhindern. Im Lehrfaal 
ift an der Wand hinter dem Experimentiertifch eine Abdampfnifche anzuordnen, 
welche mit auf- oder feitwärts verfchiebbarem Olasverfchluß verfehen wird. Die 
vom Mauerwerk gebildeten Flächen der Nifche find mit Kacheln zu verkleiden 
und oberhalb derfelben Abzugskanäle aus Steingut oder Glas für die entweichenden 
faueren Dämpfe anzubringen*®). 

Der Experimentiertifch»«) foll 0,70 bis 0,90» breit, 2,oo™ von der Wand und l,oo"» von der 
erften Geftühlreihe entfernt fein. Er erhält Gashähne mit Bun/en-Brcnnern , eine Queckfilber- 
wanne, die mit Waffer-Zu- und -Abfluß verf ebene pneumatifche Wanne, welche in die Tifchplatte 
verfenkt und bei Nichtgebrauch mit einem Deckel verfchloffen find ; femer ein kreisrunder Ausfchnitt 
von 0,15" Durchmeffer mit Glasglocke bedeckt, unter der fchädliche Gafe entwickelt und durch 
einen Saugfchlot mit Lockflamme abgeleitet werden können; eine Filtriervorrichtung, eine Waffer- 
luftpumpe, an einem Ende eine Zapfftelle mit Ableitung zur Wafferentnahme. Für elektroly tifche 
Arbeiten ift für elektrifche Stromzuführung zu forgen. Im unteren Teile des Tifches find verfchliefi- 
bare Schränke und Schiebladen zur Aufbewahrung von Gläfern, Porzellanfchalen u. f. w. vorzu- 
fehen. An der Wand hinter dem Experimentiertifch wird eine in Führungsleiften verfchiebbare 
Wandtafel angebracht. 

Das Schülerlaboratorium foll 80,oo*i° Oröße haben; je nach dem Umfang der 
Schule und der Zahl der Schüler find Arbeitstifche für je 4 Schüler in ent- 
fprechender Anzahl aufzuftellen. 

Jeder Tifch erhält 4 Schlauchhähne mit Bun/en-Brtnn&rn, eine Zapfftelle für Waffer, Filtrier- 
einrichtung, Zuleitung von elektrifchem Strom, in der Mitte einen erhöhten Auffatz für abzuftellende 
Gläfer und dergl. In diefem Raum find ein bis zwei Abdampfkaften, fowie einige Schränke nötig. 
Es empfiehlt fich auch die Anordnung eines befonderen Abftellraumes. 

Das Arbeitszimmer für den Lehrer erfordert 20 *i™ Bodenfläche, und für die 

*•) Näheres fiche auch in Kap. 3, unter b. 

^) Bezuglich der Einrichtung in naturvirfenrchaftlichen Unterrichtsraumen finden fich eingehende Angaben in der 
1896 errchienenen »Fertfchrift zur Eröffnung des neuen Kantonfchulgebäudes zu Aarau". 

■•) Nach : Koch, A. Die Bauart und Einrichtung der ftädtifchen Schulen in Frankfurt a. M. Frankfurt 1900. S. 18. 



Sammlung dürften 50 *i™ das Mindeftmaß fein. Das Wagezimmer (mit 30«") foll 
möglichft entfernt vom Laboratorium liegen, damit die Wägevorrichtungen nicht 
durch die fäurehaltigen Dämpfe leiden. 

Ein Magazin für Chemikalien, fowie auch ein kleiner Deftillierraum können fich im Sockel- 
gefchoß befinden. 

Natur efchichte ^"^ ^^^ Unterricht in der Naturgefchichte ift der Lehrfaal genau wie 

jener für Phyfik auszugeftalten. Er muß wegen der häufigen Benutzung von Lupe 
und Mikrofkop befonders hell fein. Auch in diefem Raum empfiehlt fich in der 
Nahe des Demonftrationstifches eine Abdampf nifche (Kapelle), um allfällige übel- 
riechende Oegenftände zu befeitigen oder gewiffe Operationen, bei denen un- 
angenehm riechende Oafe entwickelt werden, darin vorzunehmen. 

Der Unterteil des Demonftrationstifches ift mit verfchließbaren Laden zu verfehen, wo Bücher, 
Hefte, kleinere Werkzeuge und Demonftrationsgegenftände aller Art, fowie Bilderwerke, die fort- 
während in Gebrauch find, Aufnahme finden. 

Die Anordnung der anfteigenden Oeftühlreihen foll durch geeignete Zwifchengange ermög- 
lichen, daß der Lehrer zu jedem einzelnen Platz gelangen kann. 

An paffender Stelle werden Aufhängevorrichtungen für größere Wandtafeln angebracht. 

Außer dem großen Demonftrationstifch ift meift noch ein kleinerer beweglicher Tifch er- 
forderlich, um den fich die Schüler verfammeln können, um einzelne Verfuche in unmittelbarer 
Nähe zu fehen. 

Für die richtige Aufftellung der Mikrofkope, eines Reagenzienkaftens und für Waffer-Zu- und 
-Ableitung ift vorzuforgen. 

Für pinakofkopifche Demonftrationen oder um die Phosphorefzenzerfcheinungen gewiffer 
Minerale vorweifen zu können, muffen die Fenfter mit Verdunkelungsvorrichtungen verfehen werden. 

Neben dem Vortragsfaal empfiehlt fich die Anordnung eines befonderen 
Vorbereitungszimmers, in welchem Oegenftände aller Art gereinigt, geordnet und 
zur Demonftration hergerichtet werden können. Diefe Arbeiten können auch im 
Arbeitszimmer des Lehrers vorgenommen werden. 

Für die Sammlungen find ein oder zwei Räume im Gefamtflächenmaß von 
80*1°» erforderlich. Für das Arbeitszimmer des Lehrers find 30^" Fläche vor- 
zufehen. 

Die Beförderung der Oegenftände aus dem Sammlungsraum zum Demon- 
ftrationstifch im Lehrfaal kann beim naturgefchichtlichen, ebenfowie beim phyfika- 
lifchen Unterricht unmittelbar durch eine Wandöffnung hinter der auffchiebbaren 
Wandtafel erfolgen, oder durch die Verbindungstür kann ein auf Rädern laufender 
Tifch gefchoben werden, der die Oegenftände aufnimmt. 

In den Sammlungsfälen kann längs der Wandkaften in einem Abftand, der 
mindeftens der Breite der geöffneten Kaftentüren gleichkommt, ein verfenktes Oleis 
liegen, das zum Demonftrationstifch im Lehrfaal führt. Die Sammlungskaften follen 
auf ebenem Boden voll aufftehen und keinerlei Staubwinkel bieten. Wandfehränke 
follen fugenlos an die Wände anfchließen. Wo hohe Kaften nötig find, läßt man 
diefelben bis zur Decke reichen. 

Für zoologifche Oegenftände, fowie für phyfikalifche Apparate eignen fich Glaskaften als 
Wandfehränke oder als freiftehende Mittelfchränke am heften *0. Für zweiflügelige Wandfchränke 
genügen 1,60« Breite, 0,65 m Tiefe und 2,20« Höhe. Sie muffen bequem jede Anordnung der auf- 
zuftellenden Oegenftände und eine deutliche Überficht geftatten; daher empfehlen fich an allen 
Seiten, auch für die Decken, Olastafeln. 

Bei freiftehenden Schränken wird auch die lotrechte Hinterwand aus Olastafeln hergeftellt. 
Die Holzkonftruktion ift auf das geringfte Maß zurückzuführen, foweit es die Stabilität des Kaftens 
und das Anbringen von Zahnleiften erfordert; letztere geftatten die Benutzung verfchiebbarer, un- 
gleich breiter (5, 10 und 20 cm) Querfächer in beliebiger Anzahl und Höhe. 



»») Bericht über das öfterreichifche Unterrichtswefen aus Anlaß der Weltausftellung 1873. Teil II, S. 400. 



15' 
Fig. 158. 




Erdgcrchoß. 

Städtirche Oberrealfchule zu Brauntchweig. 

Unlerrichlsgebäiide ffir Phyfik und Chemie"). 



atifchen Obcrresllchule 



152 

Für mineralogifche Sammlungen werden einfache oder doppelte Pultkaften verwendet, deren 
Unterteil l,so" breit, 0,70" tief, und 0,80" hoch mit 2 Reihen von je 7 Laden verfehen find. Das 
Olaspult hat 0,80 ■■ Höhe und enthält 7 je 8™ breite Stufen. Die Mineralien liegen in fehwaT7en 
Schächtelchen. Die Kaftenladen können mit Handhaben verfehen fein, um tie bequem zum Un- 
terricht in das Lehrzimmer tragen zu können. 
'78. In manchen Fällen wird es [ich empfehlen, für die naturwitlenfchaftlichen 

unie^di^K- Fächer ein befonderes Unterrichtsgebäude zu fchaffen, welches an geeigneter Stelle 
(tebäude des Orundftückes in der Nähe des Klaffenhaufes zu errichten ift Bei der Er- 
»iftmfchaft- bauung der älteren Anftalten wurde feiten auf die tteigenden Bedürfniffe der 
ikhe Fächer. Natufwiffentchaften Rückficht genommen, und es mangelte nach Einführung der 
neuen Lehrordnungen an den erforderlichen Räumlichkeiten; in 'folchen Fällen 
war jene Löfung die bette, welche bei der feit 1876 beftehenden ftädtilchen Ober- 

Fig. 160. 



LängenCdinilt zu Flg. 158 n. 1S9. 

realfchule in Braunfchweig gewählt wurde, wo mit dem Studienjahre iSgs ein 
eigenes Unterrichtsgebäude für Phyfik und Chemie nach den Plänen der ftädtifchen 
Bauverwaltung bezogen wurde (Fig. 158 bis 160"). 

Neben Keller- und Dachgetchoß wurde ein Untergefchoß für Chemie und ein Obergefchoö 
für Phyfik errichtet; die Umfarfungsmauem wurden aber fo ftark konCtniiert, daß bei Bedürfnis 
noch ein II. Obergefchoß hinzugefügt werden kann. 

Das Gefchoß für Chemie enthält 1 Lehrzimmer (9,«i x 6,50 "), 1 Laboratorium (9,w X 6,i»") 
und ein Zimmer für die chemifche Wage und die Mineralienfammlung (9,oo x 4,oo "). Das Gefchoß 
für Phyfik ift entfprechend geftaltet; es enthält ein gleich großes Lehrzimmer, einen Sammlungs- 
raum und ein Zimmer, das zunächft als optifches Zimmer eingerichtet ifl, in der Folge aber auch 
als Arbeitszimmer der Lehrer dienen foU. 

Das Gebäude ift wie das ältere Schulhaus als einfacher Backfteinrohbau mit Verblendfteinen 
ausgeführt. Die Trennungspfeiler der Fenfter in der Vorderfront find zur Erzielung einer aus- 
reichenden Erhellung der Unterrichtsräume als gußeiferne Säulen ausgebildet; die Fenfterrahmen 
beftehen aus Schmiedeeifen. Mit der Sammelluftheizung ift eine kräftige Lüftung verbunden. Zur 
Abführung der Dämpfe u. f. w. aus dem Räume für Chemie find 3 fog. Kapellen (Digeftorien) her- 



153 

gerichtet; eine davon liegt in der Trennungswand zwifchen Lehrzimmer und Laboratorium und ift 
von beiden Räumen aus zu benutzen. Die Lehrzimmer haben anzeigende Geftühlreihen. 

Die Räume für Chemie enthalten im Lehrzimmer die anfteigenden Geftühlreihen und den 
Experimentiertifch, im Laboratorium die 3 Kapellen, die Arbeitstifche der Schüler, die Fachgerüfte 
für Chemikalien und einen Schrank für Apparate, im dritten Raum den Tifch für die chemifche 
Wage, einen zweiten Schrank für Apparate^ 3 Mineralf chränke und einen Auflegtifch. Auf den 
Arbeitstifchen find neben einem Arbeitsplatze für den Lehrer im ganzen 18 Arbeitsplätze für Schüler 
eingerichtet. 

Die Einrichtung des Obergefchoffes für Phyfik ift bezüglich des Lehrzimmers ähnlich wie 
unten; die Sammlung und das als Arbeitsraum beftimmte Zimmer erhielten Schränke, Tifche und 
Werktifche. Anfchluß an die elektrifche Zentrale der Stadt ist eingerichtet. 

Die Baukoften, ausfchl. der Einrichtungsgegenftände, betrugen 55400 Mark. 

Von belonderem Wert ift die Schaffung eines aftrophyfikalifchen Obfer- '79. 
vatoriums mit einer Drehkuppel zur Aufnahme einer befcheidenen aftronomifchen 
Station. 

In manchen Städten haben rührige Urania-Vereine die aftronomifchen Inftrumente beigeftellt 
und forgen auch für die erforderliche Unterweifung auf einem dem Lehrplan fonft fernliegenden 
Wiffensfelde. Ein Kuppelraum von 5,oo» Durchmeffer und 8,50 m Höhe bis zum Scheitel dürfte 
ausreichen, und die Herftellungskoften der Drehkuppel mit Bewegungsmechanismus ftellen fich auf 
12000 Mark. 

Die Gefamtkoften für die Herftellung des Obfervatoriums beim König Wilhelm-Oymnafium 
in Magdeburg (fiehe Art. 201) betrugen, einfchl. aller Nebenarbeiten, aber ausfchl. der Apparate, 
14 000 Mark. 

In unmittelbarer Verbindung mit dem Kuppelraum foll eine geräumige Plattform zu Be- 
obachtungen im Freien liegen; ebenfo ift für die paffende Unterbringung der Inftrumente u. a. 
Raum zu fchaffen. 

Sind die Mittel nicht vorhanden, fo genügt auch die Herftellung einer auf dem Dach ge- 
legenen, leicht zugänglichen Plattform für die Demonftrationen beim Unterricht in der praktifchen 
Aftronomie. 

Zeichenfäle werden zur Erzielung eines ruhigen Lichtes am heften nach iso. 
Norden gerichtet. Bei der Lage über anderen Lehrzimmern ift zur Vermeidung ^"*^*'*"^«**- 
der Lärmübertragung eine befonders gute Schallabdichtung der Zwilchendecke 
vorzunehmen. 

Man rechnet für einen Schüler wenigftens 2^« Bodenfläche. Mit Rückficht 
auf die Einrichtung wird die Raumtiefe größer als 6,00° und die Höhe mehr als 
4,00™ betragen. Die Anordnung von Deckenlicht, das fich befonders bei Körper- 
zeichnen empfiehlt, läßt auch größere Ausmaße des Saales zu. Für reichliche 
Abendbeleuchtung ift ftets zu forgen. 

Die Zeichentifche find in der Regel für je 2 Schüler beftimmt, wobei als Tifchlänge für 
einen Schüler 0,70 bis 0,90» anzunehmen find. Die Breite der Tifchplatte ift für Freihandzeichen fäle 
0,65»; fie erhält 25 Grad Neigung, wobei am Vorderrand ein 0,i5« breiter wagrechter Teil ver- 
bleibt, und bei Zeichenfälen für geometrifches Zeichnen 0,70» und nur 3 Orad Neigung. Bei Ein- 
richtungen zum Heben und Senken der Tifchplatten können die Schüler auch beim Zeichnen ftehen. 
Als Sitze empfehlen fich fog. Hocker in Form gefchloffener Kiften, deren drei Abmeffungen 
(55 X 40 X 30 cn>) ein beliebiges, der Größe des Schülers entfprechendes Höhenmaß zum bequemen 
Sitzen bieten. 

Zum Reinigen der Reißbretter ift das Aufftellen eines langen Tifches mit darüber befind- 
lichem Zinkblech kaften mit Zapfhähnen und Vorrichtungen zum Auffangen des Ablaufwaffers em- 
pfehlenswert. 

Die Reißbretter werden auf die hohe Kante geftellt, in befonderen Kaften im Saale felbft 
oder beffer in einem anftoßenden Raum untergebracht, wo auch die fonftigen Zeichengeräte zurück- 
gelaffen werden können. Neben der fchwarzen wird auch eine weiße Wandtafel anzubringen fein. 

Die Größe der Zeichenfäle kann mit 18,oox7,oox5,oo°» angenommen wer- 
den, während für die Modell- und Oerätegelaf f e , fowie für die Lehrerzimmer je 
25 qm genügen. 



154 

In Gymnafien benötigt man ein bis zwei Zeichenfäle für Freihandzeichnen, 
in Obeirealfchulen und RealgymnaHen außerdem noch einen oder zwei Säle für 
geometrifches Zeichnen. 

Das Ausmaß für den Modellierfaal famt Oipsgießraum ift mit 801° ge- 
nügend; auch füllen 25^" für ein Lehrerzimmer gerechnet werden. Beitpiele für 
die Anlage von Zeichenfälen find in Kap. 3 (unter a) vorgeführt. 

Außer den bereits genannten Sammlungsräumen der naturwiffenfchaftlichen 
Fächer foll noch ein Kartenzimmer für geographifche Lehrmittel mit SO"" Flächen- 
ausmaß und, wenn möglich, ein ebenfogroßeshiftorifchesund philologifches Kabinett 
vorhanden lein. In manchen Anlagen findet man ferner auch belondere archäo- 
lOgifche Sammlungen. 

.Fig. i6i. 



Aula in der ReaKchule zu Bautzen. 

Arch. : Oirling. 

In den öflerreichirchen Gymnafien und Oberreal fchulen find die Sammlungen befonders 

reich entwickelt, da dafelbft feit Jahrzehnten jeder Schüler jährlich 3 Mark Lehrmittelbeitrag leiftet, 

wodurch große Fonds für Sammlungszwecke gefchaffen werden. 

'*■■ Für den Gefangsunterricht wird ftets ein befonderer Gefangslaal im Mindeft- 

'unf " ausmaß eines Klaffenzimmers, am betten neben der Aula, angelegt, um bei Schul- 

H»iid!eriigiitiis- feftgn ynd dergleichen Anläffen die beiden Räume zur vorübergehenden Benutzung 

vereinen zu können. 

In manchen Ländern (Schweden, Norwegen, England und Amerika) wird auf 

die Pflege des Handfertigkeitsunterrichtes großer Wert gelegt und räumlich 

hierfür entfprechende Vorforge getroffen. 

fef^i ^^^^ *^'^ allgemeine Anlage des Feftfaales oder der Aula wurde unter 

Vorführung eines Beilpieles das Wefentliche bereits in Kap. 3 (unter e) angegeben. 



155 

Als Mindeftmaß für die Bodenfläche i(t 200«" und für die Höhe 6,00™ anzulehen. 
Durch Anordnung von Galerien oder Emporen kann der Faftungsraum wefentlich 
vermehrt werden. Zum Zweck der Abhaltung regelmäßiger Religionsübungen 
wird eine Altarnifche mit kleinem Nebenraum erfordert; diefe Nifche kann nach 
Bedarf durch Rollbalken oder Vorhänge abfchließbar (ein. 

Fig. 161 zeigt die Innenanlicht der Aula der Reairchule in Bautzen, deren Befchreibung in 
Art. 210 folgt, und Fig. 162 gibt dn Bild der Aula des KÖnigl. Prinz Heinrich-Cymnariums in 
Berlin-Schöneberg, das in Art. 203 näher befprochen wird. 

Die Größe der Schulbücherei richtet fich nach der Zahl der vorhandenen 
Bände und nach der vorausfichtlichen Erweiterung der Anftalt Für 6000 Bände 
werden öOi™, für 12000 Bande TO«" Bodenfläche gefordert. Erwünfchte Ab- 

Fig. 162. 



Aula im Prinz Heinrich-Oymnarium zu .Berlin -Schöneberg. 

Arrh.: Schulze. 

meffungen find: für die Lehrerbibliothek gO«"", für das anftoßende Zimmer des 
Bibliothekars oder Kuftoden 30«" und für die Schülerbibüothek 50«". 

Die Lehrerbibliothek li^ am zweckmäßigtien neben dem Lehrerzimmer. 

Die Größe des Turnfaales hat bei der Annahme von 4«" freier Boden- 
fläche für einen Turner, bei 50 gleichzeitig Turnenden wenigftens 20x10*° zu 
betragen, wobei mit Rückficht auf den Luftbedarf und die Geräte eine Höhe von 
wenigftens 5,50 "■ nötig ift 

Der Zugang zur Turnhalle ift durch eine Vorhalle zu vermitteln, mit welcher 
zwei Umkleideräume von je 25«"' und unmittelbaren Zugangstüren zum Tumfaal 
in Verbindung ftehen muffen. Für den Geräteraum werden ebenfowie für den 
Raum des Turnlehrers je 15«™ genügen. 

ErwünTcht ift ferner ein von den Umkleideräumen leicht erreichbarer Wafchraum und 
eine befondere Bediirfnisanftalt. Über den Nebenräumen wird häufig eine Galerie für Zulchauer 
angeordnet. Werden zwei höhere Schulen auf demfelben QnindftQck enichlet, fo kann eine ge- 
meinfame Turnhalle benutzt werden. 



156 



i86. 
Turn- und 
Spielplatz. 



187. 

Verwaltungs- 

räume. 



188. 
Eingänge, 
Flurgänge 

und 
Treppen. 



Zur Vornahme der Turnübungen im Freien genügt die Aufftellung der Ge- 
räte auf dem entfprechend groß bemeffenen Schulhofe. 

Für die Bewegungsfpiele im Freien wird es in kleineren Städten und in den 
Grenzgebieten großer Städte möglich fein, in unmittelbarer Nähe des Schulhaufes 
einen Spielplatz von der wünfchenswerten Größe von 3000^" zu befchaffen, 
wobei jedoch die Lage an der Lehrzimmerfront zur Vermeidung von Störungen 
zu umgehen ift**^). 

Die Größe des Spielplatzes hängt von der Lage des Platzes, von der Zahl 
der Gefpielfchaften und von der Art der Spiele ab und wird auf freiem Felde mit 
2000 bis 3000^% bei Gebäudenähe mit 3000 bis 4000^«» genügen. Die Entfernung 
eines Spielplatzes vom Schulhaufe darf 20 Minuten nicht überfteigen. 

Bei vom Schulhaus entfernt liegenden Spielplätzen wird eine Hütte zur Ver- 
wahrung der Spielgeräte und Spielkleidungen, ein Schuppen zum Kleiderwechfel 
und zum Schutz bei plötzlichem Unwetter, fowie eine Bedürfnisanftalt errichtet 
werden muffen. 

Sehr große Spielplätze erhalten für einzelne Spielgattungen Rafenflächen. Für Weitfpringen 
ift eine 6x3™ große und 0,30"» tiefe Grube anzulegen und mit Gerberlohe oder reinem Sand 
zu füllen. 

In öfterreichifchen Mittelf chulen währt die Spielzeit 12 Wochen, d. i. von Mitte September 
bis Mitte Oktober und von Mitte Mai bis Mitte Juli. In Öfterreich find 70 Vomhundert aller 
Spielplätze nicht in der Nähe des Schulhaufes; 18,6 Vomhundert find ausfchließlich dem Spiel- 
betrieb gewidmet; 66,2 Vomhundert werden zu diefem Zwecke leihweife und unentgeltlich und 
15,8 Vomhundert gegen Entgelt überlaffen. 

Wo es die örtlichen Wafferverhältniffe und das Klima ermöglichen, empfiehlt 
fich die Anlage eines Eisplatzes im Ausmaß von 800^™ oder mehr. 

Wird der geebnete Boden und der Umfang mit einer Lage von 25 c"» gefchlagenem Tegel 
abgedichtet, fo kann mit einer nur wenige Centimeter hohen Wafferfchicht rafch eine gefahrlofe 
Eisdecke hergeftellt werden. Zur künftlichen Beleuchtung empfiehlt fich elektrifches Bogenlicht. 

Außer dem der Gefundheit förderlichen Baden und S(^hwimmen werden an Jugendfporten 
befonders Radfahren, Skilauf, Fechten und Handfehl ittenfahren betrieben. 

Das Amtszimmer des Direktors mit 30 bis 50^™ Flächenausdehnung foll 
durch ein 20 "J"* großes Vorzimmer erreicht werden, welches gleichzeitig als Warte- 
raum für Parteien und als Arbeitsgelaß für einen Diener beftimmt ift. 

Das Amtszimmer muß derart angelegt werden, daß es leicht auffindbar und ohne Paffieren 
anderer Schulräume von den Parteien zu betreten ift. Die Eingangstür zum Amtszimmer ift be- 
fonders fchalldicht, am beften doppelt anzubringen. 

Das Beratungs- oder Konferenzzimmer der Lehrerfchaft foll 60 bis 75^" 
Flächenmaß erhalten. 

Für die Lehrer, bezw. Lehrerinnen von je fünf Klaffen ift ein Lehrerzimmer 
von 30^™ mit einem kleinen Nebenraum für die Kleiderablage und einer Wafch- 
einrichtung anzulegen. 

Für den Verkehr der Eltern mit den Lehrern dient ein 25^"* großes, leicht 
auffindbares Sprechzimmer. 

In unmittelbarer Nähe des Haupteinganges wird ein 20 *i" großes Dienft- 
zimmer für den Schuldiener oder Hauswart erfordert. 

Je nach der Größe der Anftalt werden ein oder mehrere Eingänge und 
Treppen angeordnet. Die Anordnung der Flurgänge und Treppen ift von wefent- 
lichem Einfluß auf die Qrundrißbildung des Klaffenhaufes. 

Bei ftark befuchten Anftalten ift die Anlage einer geräumigen Vorhalle 
zweckmäßig. 



»») Siehe: Buroerstein. Wohlfahrtseinrichtungen an Gymnafien und Realfchulcn. Wien 1898. 



157 

Bei einbündigen Anlagen hat die Flurgangbreite mindeftens 2,50"* zu betragen; bei zwei- 
bündigen Anlagen werden 4,oo"» und mehr erforderlich. 

Ift nur eine Treppe vorhanden, fo hat diefelbe mindeftens 2,50™ breite Laufe 
zu erhalten, um beim Stunden wechfel das Begegnen von Klaffen zu erleichtern, 
welche befondere Unterrichtsräume auffuchen und um bei Schulfchluß jedes 
Gedränge zu vermeiden. Sind mehrere Treppen vorhanden, fo genügen geringere 
Lauf breiten von 1,60 bis 2,oo". 

Die Schüleraborte muffen gut überwachbar, leicht reinzuhalten fein und '^ 
froftficher liegen. Je nach den Ortsverhältniffen und Lebensgewohnheiten werden 
diefelben innerhalb oder außerhalb des Gebäudes untergebracht, während die 
Lehreraborte in der Regel im Kläffenhaufe felbft liegen. 

Für jede Klaffe rechnet man einen Sitzraum und 2 Pißftände; für je lo Lehrperfonen wird 
ein Spülabort mit Wafch Vorrichtung und Vorraum erfordert. 

Die Schüleraborte der Ober- und Unterklaffen find getrennt anzulegen. 

Da die Bedürfnisanftalten vorwiegend in den Paufen benutzt werden, verlege man fie in 
die Nähe der Erholungsräume und -Plätze. 

Als Kleiderablagen dienen in den meiften Fällen die entfprechend breiten . '^o. 
Flurgänge oder befondere Erweiterungen derfelben; feltener find gemeinfame '^"^^^^^^^^^ 
Kleiderablagen für alle Klaffen oder für Klaffengruppen und Stockwerke und be- . y*^^**- 
fondere Kleiderablagen an der Schmal- oder Langfeite jedes Klaffenzimmers. «nnchtungen. 

Aus pädagogifchen und hygienifchen Gründen empfiehlt fich das Anbringen von Blech- 
rähmchen zum Einfchieben von Karton blättchen, damit jeder Schüler feinen beftimmten Kleiderplatz 
hat. Als Wandlänge für einen Schüler genügen 0,25"». 

Empfehlenswert ift die Anordnung von Wafchräumen mit mindeftens einem 
Wafch ftand für eine Klaffe. 

Während der fchulfreien Zeit begeben fich die Schüler bei geeignetem Wetter »91. 
auf die Erholungsplätze und bei fchlechtem Wetter in die gefchloffenen Er- ^'^*'°^un?''***^^ 
holungsräume. Bei erfteren rechnet man 2*i" und bei letzteren 1^"» für einen Erhoiungs- 

Q i- - 1 räume, 

bCnUler. Pahirad- 

In dicht bebauten Stadtteilen kann außer dem Schulhof auch das flachgedeckte Dach als Er- niederiagen, 
holungsplatz benutzt werden. Schulgarten. 

Als gefchloffener Erholungsraum empfiehlt fich ein in mittlerer Oebäudehöhe 
angebrachter, ungefähr 400^™ großer Raum, der eine leichte Überwachung der 
Schüler ermöglicht und die Lüftung der Lehrzimmer während der Paufen durch 
Öffnen der Fenfter und Türen ohne Zugbeläftigung der Schüler geftattet. 

Wo viele Schüler aus großer Entfernung zur Schule kommen und über Mittag im Schul- 
haufe verbleiben, empfiehlt fich das Aufftellen von Gas- oder Petroleumrechauds im gemein- 
fchaftlichen Erholungsraum oder beffer in einem befonderen Zimmer, wofelbft etwa mitgebrachte 
Speifen (Milch, Schokolade u. a.) erwärmt werden können. 

Im Sockelgefchoß wird an paffender Stelle in der Nähe der Eingänge und* 
Treppen für das Unterbringen von Fahrrädern zu forgen fein. 

An manchen Orten werden dafelbft auch Braufebäder eingerichtet. 

Für die Zwecke eines botanifchen Gartens genügt eine Fläche von 1000 *i™ 

Bereits in Kap. 1 (unter g) wurde ausgef prochen, welche wohltuenden, die ^^^^^^1^^-^^^^^ 
Sinne und das Schönheitsgefühl fördernden Wirkungen ein geeigneter Schmuck der 
der Unterrichtsräume auf die Schuljugend ausübt. In den niederen Schulen han- ^^"*"^- 
delt es fich hauptfächlich um Anfchauungsbilder, die in erfter Linie und allgemein 
dazu dienen follen, die Schulräume freundlich und anheimelnd zu geftalten und 
fie zu einer «lieblichen Stätte" werden zu laffen. Etwas anders hat man in höheren 
Lehranftalten zu verfahren, wo der Wandfchmuck im befonderen zu einer Unter- 
ftützung deffen dienen foll, was man als wkünftlerifche Erziehung" bezeichnen kann. 



158 _ 

fobald man diefes Wort nur möglichft fchlicht und einfach faßt. Auch in Gym- 
nafien und Reallehranftalten wird es ähnlich wie in der Volks- und Mittelfchule 
in den unteren Klaffen vor allem das gegenftändliche Intereffe, die Anknüpfung 
an die geeigneten Unterrichtsftoffe fein, von wo aus die Freude am Bilderfchmuck 
und im Zufammenhang damit die Luft am Schauen, am äfthetifchen Genießen zu 
erwecken ift Allein in einer höheren Lehranftalt muß in den 7 bis 9 Jahren der 
Schulzeit das Beftreben auch darauf gerichtet fein, den Augen der Schüler in ge- 
wiffem Sinne eine Entwicklung der Kunft vorzuführen; es foll ein unverlierbarer 
Schatz von guten Vorbildern gewonnen werden, der wegweifend für die äfthe- 
tifche Weiterbildung zu werden im ftande ift. 

Von diefen Gefichtspunkten ausgehend, hat Ankel für das Lefßng'Oymndi' 
fium zu Frankfurt a. M. (fiehe Art 213) die Bildwerke und die Ausfchmückung 
des Schulhaufes ausgewählt. 

Er ging hierbei von dem Gefichtspunkte aus, daß bei Verteilung des künftierifchen Schmuckes 
auf die einzelnen Klaffen Rückficht genommen werden muffe; 

1) auf den Zufammenhang mit den dazu geeigneten Unterrichtsftoffen , damit vom gegen- 
ftändlichen Intereffe aus die Brücke gefchlagen werden kann zur äfthetifchen Vertiefung; 

2) (dem ganzen Charakter des gymnafialen Unterrichts entfprechend) auf die Gewinnung der 
Haupttypen der kunfthiftorifchen Entwickelung; 

3) auf ein gewiffes Fortfehreiten vom Leichteren, Einfacheren zum Schwereren auch in der 
künftierifchen Darftellungsform ; 

4) auf die Herftellung einer gewiffen dekorativen Einheit in den einzelnen Räumen. 
Hiernach ift zunächft in den 1 1 Klaffen des Z.^/>^-Gymnafiums der folgende Schmückungs- 

plan zur Ausführung gelangt. 

Sexta: Menzel „Tafelrunde in Sansfouci"; Camphaufen »Choral von Leuthen«; Thoma 
„Märchenerzählerin"; Ludwig Richter „Chriftnacht" und „Genoveva". 

Quinta: Millet „Abendläuten«; Burger „Die alte Frankfurter Schim«; Süß „St Georg« und 
„Geburt Chrifti«. 

Quarta: Raffael „Madonna della Sedia«; Rembrandt „Hundertguldenblatt"; Botticdli »An- 
betung der Weifen« und Murillo „Ruhe auf der Flucht«; Schongauer „Kreuztragung". 

Untertertia: Schwind „Sängerkrieg auf der Wartburg"; Steinte „Märchenerzählerin«, Mu- 
rillo „Eliefer und Rebekka am Brunnen" und Rembrandt „Befuch der Engel bei Abraham"; Retkd 
a) „Sturz der Irminful", ß) „Dombau in Aachen«, y) «Konzil in Frankfurt am Main«, 8) »Gottfried 
von Bouillon vor Jerufalem«. 

Obertertia a: Lionardo „Abendmahl"; Velasquez „Übergabe von Breda«; Tizian „Karl V. 
l>ei Mühlberg« und Durer „Hans Imhof (?)". 

Obertertia b: Steinhaufen „Gaftmahl" („Diefer nimmt die Sünder an"), „Heilung des 
Blindgeborenen", „Chriftus und der reiche Jüngling" ; Dürer „Selbftbildnis von 1500« und „Aller- 
heiligenbild«. 

Unterfekunda a: Raffael „Sixtinifche Madonna" und 3 Originalentwürfe für die Arazzi 
nach den Kartons im South-Kenfington-Mufeum : „Der wunderbare Fifchzug«, „Berufung Petri«, 
„Paulus predigt in Athen". 

Unterfekunda b: Holbein „Madonna des Bürgermeifters Meyer«; DOrer „Die Apoftel«; 
Rethel „Die Genefung", „Der Tod als Freund", „Der Tod als Würger". 

Oberfekunda: Preller „Odyffe-Landfchaften", die vier großen und zwei kleine; Kaalbach 
„Homer und die Griechen"; Büfte des Homer. 

Unterprima: Feuerbach „Gaftmahl des Plato", Büften des Apollo von Belvedere und 
zweier Niobiden, Relief der fog. Medufa Ludovifi (fchlafende Erinys?), Relief der fandalenbindenden 
Nike, Athen. 

Oberprima: Michelangelo „Sixtinifche Decke"; Raffael vSch\\\t von Athen" und „Julius IL"; 
Velasquez „Innocenz X."; Giotto „Dante". Singfaal: Giorgione „Das Konzert"; Böcklin „Der 
Eremit"; Thoma „Mondfcheingeiger"; Melozzo da Forli Zwei Engel. 

Zimmer für katholifchen Religionsunterricht: /JajQTa^/ „Chriftus und Petrus«, „Kreuz- 
gang in S. Maria Novella", Florenz. 

Zimmer für ifraelitifchen Religionsunterricht: MurUlo „Mofes fchlägt Waffer aus 
dem Felfen"; Rembrandt „Mofes die Gefetztafeln zertrümmernd". 



159 

Konferenzzimmer: Koner »Kaifer Wilhelm IL"; O. Richter „Kaifer Wilhelm I.« und 
Angeli »Kaifer Friedrich III." 

Neben diefen Bildern und Skulpturen, die als ftändiger Schmuck meift an der Rückwand 
der Klaffen Aufnahme gefunden haben, find in Wechfelrahmen noch die nachftehenden Bilder- 
folgen auf die genannten Klaffenräume verteilt worden: i) Unveränderliche Photographien von 
antiken und Renaiffancewerken (Oberklaffen); 2) das XIX. Jahrhundert in Bildniffen, herausgegeben von 
/Ca/f W?VrfA/n«/3^r (Oberfekunda, Unterprima, Phyfikalifches und Naturgefchichtliches Lehrzimmer); 
3) Ludwig Richter «Der Sonntag" und »Das Vaterunfer« (Quarta); 4) Ludwig Richter „Die Glocke" 
(Unterfekunda); 5) Ludwig Richter »24 Volksbilder" (Quinta); 6) Durer »Vier Holzfchnittfolgen« 
(Oberprima); 7) Meifterbilder fürs deutfche Volk (Obertertien und Unterfekunden). 

Außer den Klaffen verlangten aber auch die weiten Flurgänge mit ihren großen Wand- 
flächen und das fchöne, lichtdurchflutete Treppenhaus des neuen Gebäudes in ganz befonderer 
Weife eine künftlerifche Ausfchmückung. Hier konnte neben dem Gefichtspunkte der Ergänzung 
des für die Klaffen gewählten Bilderfchmuckes ganz befonders auch der des Dekorativen zur Geltung 
kommen. Was zunächft das Treppenhaus angeht, fo begrüßt den Eintretenden beim Hinaufgehen 
das in feiner Darfteilung fo ganz griechifche und fo ganz menfchliche Relief aus dem Mufeo Na- 
zionaie in Neapel: „Orpheus und Eurydice Abfchied nehmend". Und weiter fieht er vor fich die 
großen Zentren griechifcher Kultur: Athen und Olympia; an der Wand rechts daneben den 
Aftfimi/i'fchen Plan von Frankfurt und MenzePs »Eifenwalzwerk"; an der Fenfterwand des dritten 
Treppenabfatzes femer die RaffaePlchen Geftalten der »Theologie" und „Philofophie", der „Poefie" 
und der »Gerechtigkeit" und daneben an der rechten Treppenwange das archaiftifche Kitharöden- 
relief; fchließlich oben zwifchen den Eingangstüren zur Aula zwei der Reliefs von Luca della 
Robbia von der Cantorie in Florenz: „Singende Knaben" und neben der Tür zum Singfaal: Menzel 
»Flötenkonzert". 

Auf den Flurgängen haben dann die folgenden Bildwerke ihren Platz gefunden: 

1. Unterer Flurgang: O. Achenbach »Konftantinsbogen«; A. v, H?^4?r/i^r »Kriegsgefangen"; 
Lenbach »Bismarck-Bildnis"; Georgi „Pflügender Bauer« und Haueifen »Pfälzifcher Bauernhof"; 
Schreyer „Courier imperial" und »Engagement de cavallerie«; Ravenftein »Schloß in Bregenz" und 
Kaümorgen „Niederdeutfche Dorfftraße". 

Flurgang im I. Obergefchoß: Barlöfius »Wartburg«; Mannfeld „Dom in Speyer"; Vogel 
»Empfang der Refugife durch den Großen Kurfürften" und Defregger »Heimkehrender Tyroler 
Landfturm" (1809); Kalimorgen »Südamerika-Dampfer" und Scarbina »Königl. Schloß in Berlin"; 
W. Schuck »Seydlitz bei Roßbach" und »Zieten bei Katholifch-Hennersdorf" ; /Ca/n/?/ „Einfegnung 
von Freiwilligen 1813"; Äa/iter »Abendmahl in einer heffifchen Dorf kirche" ; /. Scholz »Freiwillige 
von 1813 vor Friedrich Wilhelm III. in Breslau." 

Flurgang im IL Obergefchoß: Mannfeld »Frankfurt" und »Cöln«; Stiekr »Goethe- 
Bildnis«; Guido Reni »Aurora«; Rembrandt die fog. »Scharwache« und Franz Hals »Feftmahl 
der Offiziere der St. Adrians-Schützen"; //. v. Volkmann »Die Sonne erwacht" und »Wogendes 
Saatfeld«; Böcklin »Gang nach Emaus" und „Römifche Villa vom Meer"; Kampmann »Mondauf- 
gang« und Biefe »Hünengrab"; A. v. Werner »Kaiferproklamation in Verfailles" »*). 

Aus gefundheitlichen Gründen wird bei neueren Anlagen die Erbauung eines ]^- 
befonderen Gebäudes dem Unterbringen der Dienftwohnungen im Klaff enhaufe Wohnungen. 
vorgezogen. Das betreffende Wohnhaus wird mit einem eigenen Wirtfchaftshof 
und Garten und einem befonderen Eingang von der Straße verfehen. Eine be- 
queme Verbindung mit dem Schulhaus ift für den täglichen Verkehr fehr erwünfcht 
und kann auch dadurch erzielt werden, daß das Wohnhaus einen Anbau des 
Klaffenhaufes bildet. 

Von der Wohnung des Schuldieners (Pedell, Kaftellan oder Hauswart) follen 
die Zugänge zu allen Gebäuden der Anftalt überblickt werden können. 

Die Wohnung des Direktors foll wenigftens 4 Zimmer (zu je 25^"), ein Vor- 
zimmer, eine Küche, ein Mägdezimmer, ein Badegelaß, eine Speifekammer, einen 
befonderen Abort, Keller, Boden und Wafchküche umfaffen, während für den 
Schuldiener 2 bis 3 Zimmer mit zufammen 60^™, eine Küche, eine Speifekammer, 
ein befonderer Abort, Keller, Bodenraum und Wafchküche erfordert werden. 



•*) Nach : Frankfurter Ztg. 1902, Okt. 



i6o 

Die Wohnungen im Schulhaufe folien auch ein gefundes und anftändiges Familienleben, wie 
z. B. getrenntes Schlafen Erwachfener und Kinder beiderlei Qefchlechtes, ermöglichen. 

Ift die Lage von Wohnräumen unter Schulzimmern nicht zu vermeiden, fo forge man für 
ganz befonders gute Schalldichtung der Decke. Die Fußböden von ebenerdigen Wohnräumen find 
mit Wärmedichtung zu verfehen. 

Bei größeren Anlagen wird man auch für die Befchaffung einer Heizerwohnung zu for- 
gen haben. 

Fig. 163. 




Gymnafium zu Mors. 

Erdgefchoß«»). 
Fig. 164. 




Gymnafium zu Erfurt. 

Erdgefchoß«»). 



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1:500 
5 

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80" 



194- 

Bauart 

und 

Baukorten. 



195. 

Beifpiel 

I. 



Hinfichtlich der Bauart kann im allgemeinen auf das in Kap. 1 (unter f) 
Gefagte, im befonderen auf die nachfolgenden Erläuterungen zu ausgeführten Bei- 
fpielen hingewiefen werden. 

Wertvolles Material bieten die wStatiftifchen Nachweifungen der preußifchen 
Staatsbauten", aus welchen 3 typifche Beifpiele mit zweibündiger, einbündiger und 
kombinierter Anordnung des Klaffenhaufes herausgegriffen werden folien ***). 

Das Gymnafium zu Mors (Fig. 163 '^«) wurde 1894 -96 für 300 Schüler erbaut. 

a) Klaffenhaus mit zweibündiger Anlage, Keller-, Erdgefchoß und Obergefchoß, ent- 
haltend: 9 Klaff enzimmer, 1 Ref erveklaffe, Zeichenfaal, Phyfikfaal mit phyfikalifchem Laboratorium 



") Statiftifche Nachveifungen betreffend die in den Jahren 1871 bis 1897 unter Mitwirkung der Staatsbaubeamten 
vollendeten Hochbauten. Berlin. 
»•) Nach ebendaf., S. 22. 



_i6i 

und Apparatenraum, i Sammlungszimmer, Aula, Schüler- und Lehrerbibliothekzimmer, Beratungs- 
zimmer, Direktorzimmer, Schuldienerwohnung und einer Treppe. Ziegelrohbau mit Architektur- 
teilen aus Sandftein, hohes deutfches Schieferdach; Keller, Flure und Treppe gewölbt, fonft Balken- 
decken und die Aula mit fichtbarer Holzdecke. Trachytftufen auf Wangenmauem; in den Fluren 
Mettlacher Fliefen, in den Klaffenzimmem und der Aula Buchenboden. 

Überbaute Fläche 776,30 q«; umbauter Rauminhalt 9936,60 cbm; Baukoften 123395 Mark, d. i. 
für Iqn» 159,00 Mark, für Icbm 12,40 Mark und für 1 Schüler 411,30 Mark. Hierbei betragen die 
Koften für die Lüftungsmantelöfen 4385 Mark oder 129,00 Mark für je 100 c^™ Rauminhalt. Koften 
der inneren Einrichtung 1 1 406,00 Mark. 

ß) Abortgebäude mit 12 Sitzen; Baukoften 6083 Mark oder für Iqm 106,70 Mark, für ic^m 
18,70 Mark, für 1 Sitz 507,00 Mark. 

y) Nebenanlagen: Umwehrungen, Pflafterungen, Bäume u. f.w. mit zufammen 13712 Mark. 

Gefamtkoften, einfchl. Einrichtung, 15450 Mark. 

Das Oymnafium zu Erfurt (Fig. 164**) wurde 1894—96 für 565 Schüler »96. 
ausgeführt. ^1^^^ 

o) Klaffenhaus mit einbündiger Anlage, Keller-, Erd- und 2 Obergefchoffe, enthaltend: 
16 Klaffenzimmer, 1 Zeichenfaal, 1 Phyfikklaffe mit Apparatenraum, i naturhiftorifche Sammlung, 
Aula, 1 Schüler- und 2 Lehrerbibliotheken, Konferenzzimmer, Direktorzimmer, Schuldienerwohnung 
und 2 Treppen. Deutfche Renaiffanceformen; Ziegelrohbau mit Verblendfteinen und Sandftein für 
einzelne Architekturteile; hohes deutfches Schieferdach; Keller, Flurgänge und Treppenhäufer ge- 
wölbt, fonft Balkendecken ; Aula mit fichtbarer Holzdecke. Stufen aus Granit auf eifemen Trägem. 
In den Flurgängen Tonfliefen, fonft eichene und buchene Stabfußboden. 

Oberbaute Fläche 951,ooqra umbauter Rauminhalt 17 912,50 cbm j Baukoften 312386 Mark, d.i. 
für Iqm 328,50 Mark, für 1 cbm ly^^^ Mark und für 1 Schüler 552,90 Mark. Die Koften der Luft- 
heizung betrugen hierbei 11 287 Mark oder 339,50 Mark für je 100 cbm Rauminhalt; eifeme Regulier- 
füllöfen kofteten 5070 Mark oder 103,00 Mark für je 100 cbm und die Kachelöfen 324,00 Mark oder 
148,00 Mark für je 100 cbm. Koften der inneren Einrichtung 29338 Mark. 

ß) Direktorwohnhaus mit Keller-, Erd- und ObergefcKoß, enthält 7 Stuben, 2 Kammern, 
Küche, Mägdekammer, Speifekammer, Wafchküche, Keller, 2 Aborte, 1 Treppe, 1 Veranda. Aus- 
führung wie beim Klaffenhaus, mit Ausnahme der Treppe, welche unterwölbte Stufen mit Eichen- 
holzbelag erhielt. 

Überbaute Fläche 193,80 q«, umbauter Raum 2087,20 cbm j Baukoften 33354 Mark, d. i. für 
Iqm 172,10 Mark und für Icbm 15^0^ Mark. 

y) Turnhalle für 80 Turner mit Vorraum, Qerätekammer und Tumlehrerzimmer; äußere 
Ausführung wie bei den anderen Gebäuden; im Tumfaal fichtbare Holzdecke, eichener Stabfuß- 
boden , in der Vorhalle Tonfliefen , in den Nebenräumen Kiefemholzböden. Überbaute Fläche 
333,40 qm, umbauter Raum 2381,70cbm; Baukoften 26720 Mark, d. i. für Iqn» 80,10 Mark, für Icbm 
11,20 Mark und für 1 Turner 334,00 Mark; hierbei koften die eifemen Regulierfüllöfen 523,60 Mark 
oder 34,70 Mark für je 100 cbm Rauminhalt. Die innere Einrichtung der Turnhalle koftete 3297 Mark 
und die Einrichtung des Turnplatzes 952 Mark. 

8) Abortgebäude mit 20 Sitzen und 12 Pißftänden. Ziegelrohbau mit Verblendfteinen 
und Holzzementdach. Gewölbter Tonnenraum, fonft fichtbare Dachverbindung; im Abort Zement- 
eftrich, im Piffoirraum Afphalt. Überbaut 117,40 qm, umbaut 754,oocbra; Baukoften 14827 Mark oder 
für Iva 126,30 Mark, für Icbm ig^^^ Mark und für 1 Sitz 741,40 Mark. 

e) Nebenanlagen: Umwehrungen, Regelung und Befeftigung des Grundftückes, Ent- 
wäfferungsanlage u. a. zufammen 67251 Mark. 

Gefamtkoften einfchl. innerer Einrichtung 488 125 Mark. 

Das Friedrich-Qymnafium zu Breslau (Fig. 165*^*) wurde 1893—96 '.97. 
für 770 Schüler errichtet. hl^ 

o) Klaffenhaus mit kombinierter ein- und zweibündiger Anlage mit Keller-, Erd- 
und 2 Obergefchof fen , enthaltend: 10 Klaffenzimmer, 3 Referveklaffen, 3 Vorfchulklaffen und 
1 Klaffe für feminariftifche Übungen, 1 kombinierte Klaffe, Zeichenfaal, Phyfikfaal mit Vorbereitungs- 
raum und Apparatenzimmer, eine naturwiffenfchaftliche Sammlung, 2 Lehrmittelfammlungsräume, 
Gefangsfaal, Aula, 1 großen Bibliothekfaal, Konferenzzimmer, Direktorzimmer mit Warteraum, 
Schuldienerwohnung und 2 Treppen. 

Gotifche Formen; Ziegelrohbau mit Verblend-, Form- und Glafurfteinen; gemuftertes Ziegel- 
kronendach. Decken wie beim vorgenannten Gebäude; Granitftufen auf Unterwölbungen. 

Handbuch der Architektur. IV. 6, a. (2. Aufl.) 11 



102 

Oberbaute Fläche 1213,60 qm, umbauter Raum 22 107,70 ctm; Baukoften 300630,00 Mark, d. i. 
für Iq™ 247,70 Mark, für Icbm i^^^ Mark und für 1 Schüler 390,40 Mark. Koften der Feuerluft- 
heizung 8350 Mark oder 120,10 Mark für je 100 c^"» Rauminhalt; Koften der Mantelöfen 10800 Mark 
oder 182,00 Mark für je 100 cbm und der Kachelöfen mit 293 Mark oder 87,00 Mark für je 100 c^m 
Rauminhalt. Koften der inneren Einrichtung 33 320 Mark. 

ß) Direktorwohnhaus mit Keller-, Erd- und Dachgefchoß, enthält 7 Stuben, Küche, Mägde- 
zimmer, Speifekammer, Bad, Wafchküche, Keller, 2 Aborte, 1 Treppe und 1 Veranda. 

Ausführung wie beim Klaffenhaus. Überbaute Fläche 256,60 q», davon 189,4oqm unterkellert; 
umbauter Rauminhalt 2163,50 cbm. Baukoften 27730 Mark, d. i. für Iqm 108,50 Mark und für Icbm 

12,60 Mark. 

Fig. 165. 



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Gymnafium zu Breslau. 

Erdgefchoᯮ). - ij^ v. Or. 

y) Turnhalle für loo Turner mit Vorraum, Gerateraum und Tumlehrerzimmer;' außen wie 
bei a und ß; Holzzementdach. Überbaut 441,8oq« und umbaut 4289,50«^«»; Baukoften 28570 Mark, 
d. i. für Iq™ 64,70 Mark, für Ic^™ 6,70 Mark und für 1 Turner 285,70 Mark; Koften der eifemen 
Mantelöfen 1487 Mark oder 50,90 Mark für je 100 c^« Rauminhalt. Koften der inneren Einrichtung 
3030 Mark und jene des Turnplatzes 850 Mark. 

8) Abortgebäude mit 20 Sitzen und 22 Pißftänden. Ausführung wie bei y. Oberbaut 
103,20 qm und umbaut 544,40 cbm j Baukoften 8730 Mark, d. i. 84,60 Mark für iq» und 16,00 Mark 
für 1 cbm oder 436,50 Mark für 1 Sitz. 

e) Nebenanlagen: Umwehrung, Einebnung, Pflafterung, Gartenanlagen, Ent- und Be- 
wäfferung, fowie Beleuchtung der Höfe zufammen 38060 Mark. 

Gefamtkoften einfchl. Einrichtung 440920 Mark. 

c) Beifpiele. 

Im nachftehenden werden 15 Beifpiele von in den letzten Jahren ausgeführten 
Oymnafien und Reallehranftalten vorgeführt, wobei 10 Beifpiele fymmetrifche und 
5 Beifpiele unfymmetrifche Qrundriffe des Klaffenhaufes aufweifen. 

Diefe Beifpiele umfaffen 6 Oymnafien, 6 Realfchulen, 1 Realgymnafium und 
3 vereinte Anftalten von Gymnafium und Realfchule. 

10 Beifpiele ftammen aus Städten des Deutfchen Reiches, 3 Beifpiele aus 
Öfterreich und je eines aus der Schweiz und aus Schweden. 



i63 

Unter Hinweis auf die im vorhergehenden mitgeteilten allgemeinen Angaben 
werden den nachfolgenden Beitpielen nur einige Erläuterungen im einzelnen bei- 
gegeben. Die Abbildungen befchränken fich bei jedem Beifpiel auf je einen 
Grundriß und eine Anficht 



i) Symmetrifche Anordnungen. 
Das Königliche Gymnafium zu Stade (Fig. 166 u. 167"*') wurde iQOi vollendet; 
der Entwurf ftammt aus dem Minifterium der öffentlichen Arbeiten. 

Das Klaffenhaus ill für 396 Schü- 



Fig. 166. 



Königl. Gymnalium zu Stade"). 



ler bertimtnt utid enthält 10 allgemeine 
Lelirzimmer, i Lehrfaal für Phyfik, i 
Zeichenlaal, 1 Aula, 1 Lehrer- und 1 
Direktorzimmer, 1 Lehrer- und 1 Schü- 
lerbibliotheh, 1 Karten zimmer und je 
1 Sammlutigszimmer für Naturalien 
und für phyfikalifche Apparate. Im 
Kellergefchoß befinden [ich die Schul- 
dienerwohnung und der Heizkeffel der 
N i ed erdruck-Da mpfheizung. 

Der Bauplatz an der BahnhontraBe 
beim Hohen Tor liegt frei und mißt 
rund 8*00')"'. 

Vor dem Klaffenhaus ift der Turn- 
und Spielplatz gelegen , und an der 
nördlichen Grenze das Abortgebäude, 
während die geplante Turnhalle noch 
nicht aufgeführt wurde. 

Die Flurgänge find mit Kreuzge- 
wölben auf Sandfteinfäulen, die übri- 
gen Räume mit Balkendecken mit Ein- 
fchub überdeckt; die Aula erhielt eine 
richtbare Holzdecke. 

Als Fußbodenbelag dient in den 
Flurgängen Linoleum auf Beton, in 
den Klaffen Riemenfußboden und in 
der Aula Stabfußboden. 

Die Stufen beftehen aus Granit; 
die Wände der Flure und Schulzimmer 
erhielten ein I,«o ■ hohes Ölfarben- 
paneel. 

[n den Scliutzimmem find Doppel- 
fenfter mit oberen Kippflügeln ange- 
ordnet. Die Aulafenfter find aus Eifen 
mit Kathedralverglafung in Bleifaffung 
hergef teilt. 

Als Kleiderablagen werden die 
Flurgänge benutzt. 

Jedes Schulzimmer enthält, außer 

dem zwei- und dreifitzigen Geftüh! mit, 

ein Katheder auf einem Podium, 1 Klaff enfch rank, 1 Papierkaften 

lit darunter befindlichem Brett, eine vor der 

Anfchauungsbildem, einen Ständer 




verichiebbaren Tifchplalten 

1 umzuhängende Holztafel mit fchwarzem Anttrich 

Kathederwand angebrachte Eifenftange zum Aufhängen 

zum Aufhängen der Landkarten und in der Wand ein Thermometer mit Sehaurohr zum Beobachten 

der Temperatur vom Flurgang aus. 



undlkhoi Mitteilungen des kgt. Kreisbaulnfpektors Heim Erdmanit In Slad«, der mit der Oberleitung 



10 4 

Zur künftljchen Beleuchtung dient Gasgluh licht. Die Architektur zeigt Verblendbau mit 
Putzflächen und gotilche Back Itein formen. 

Das Gebäude erhält einen Haupteingang mit Vorhalle an der Vorderfront und einen Neben- 
eingang an dCT Rückfront. Der mittlere Flui^ng ift in der Mitte zu einer Wandelbahn verbreitert. 

Fig. 168. 




Obergymnafium zu Ki^msmünfter"*). 

Arch.; Kratkewaer. 



lös 

Die Länge der Klaffenzimmer fchwankt zwifchen 6,i8 und 7,54" und die Breite zwifchen 
4,«o und 6,00»; die lichte Höhe beträgt 4,oo". 

Das maffive Abortgebäude enthält lo Sitzräume und 14 Pißftände. 

Die Baukoften beliefen fich für das Klaffenhaus famt der künftlichen Sandgründung auf 
144 300 Mark, für das Abortgebäude 4700 Mark, für die Umwehrung 7900 Mark, für Qeländeregelung, 
Bepflanzung u. a. 5600 Mark; die innere Ausftattung koftete 17500 Mark. 

Die Gefamtbau- und Einrichtungskoften betrugen 180000 Mark. 

Das Obergymnafium zu Kremsmunfter (Fig. 168 u. 169*^) wurde 1890 nach ^^ ^- ,. 
den Plänen von Krackowizer ausgeführt. zu 

Diefes Oymnafialgebäude fteht mitten im parkähnlichen, großen Stiftsgarten, 15» von der Kremsmunfter. 
Sternwarte, dem fog. mathematifchen Turm, entfernt; es bietet für 680 Schüler Raum und enthält 
in drei Gefchoffen 12 allgemeine Lehrzimmer, 1 Phyfikfaal mit Vorbereitungszimmer, 1 Zeichen- 
faal, 1 Direktionskanzlei mit Vorzimmer, 1 Konferenzzimmer, 1 Schülerbibliothek, 2 Gelaffe für 
Lehrmittel, 1 Dienerzimmer und 1 Turnhalle mit Umkleideraum. Infolge der Nähe des Stiftsgebäudes 
konnte von der Anlage einer befonderen Aula und einer Lehrerbibliothek Umgang genommen werden; 
auch waren größere Lehrmittelfammlungen unnötig, weil letztere im nebenftehenden Sternwarten- 
gebäude untergebracht find. 

Das Äußere ift in einfachen Renaiffanceformen als Putzbau ausgeführt. 

Die überbaute Fläche beträgt 1048 q« und der umbaute Rauminhalt 18340cbm. Die Bau- 
koften, ausfchl. der inneren Einrichtung, beliefen fich auf 198000 Mark. 

Das 1901—02 nach Plänen des ftädtifchen Bauamtes erbaute König Wilhelm- j^^^. ^ii^eim. 
Oymnafium zu Magdeburg liegt an der Ecke der Königgrätzer- und Falkenberg- oymnanum 

ftraße (Fig. 170 U. 171 *•). '" Magdeburg. 

Vom Hauptgebäude durch die HoFeinfahrt getrennt liegt das Wohngebäude mit den Dienft- 
wohnungen des Direktors und des Kaftellans, und an der nordweftlichen Ecke des Schulhofes be- 
findet fich die Turnhalle. 

Das Hauptgebäude enthält in vier Gefchoffen 18 allgemeine Lehrzimmer, 1 Lehrfaal für 
Phyfik nebft Vorbereitungsraum, 1 Zeichenfaal, 1 Gefangsfaal, 1 größeren Sammlungsraum, je 
1 Direktor-, Lehrer- und Konferenzzimmer, 1 Lehrer- und 1 Schülerbibliothek, 1 Lehrmittelzimmer, 

1 Aula, über dem füdlichen Treppenhaus 1 aftrophyfikalifches Obfervatorium und im Sockelgefchoß 
die Räume für die Niederdruck-Dampfheizungs- und Lüftungsanlage, 2 Räume zum Unterbringen 
von Fahrrädern und in einem Anbau die Schülerbedürfnisanftalt mit 16 Sitzräumen, während 

2 Lehreraborte fich im L Obergefchoß befinden. 

Das Gebäude hat 2 Eingänge und 2 gleichwertig ausgebildete Treppenhäufer, um welche fich 
die Klaffen angliedern. Im Erdgefchoß und im I. Obergefchoß ftellt ein fchmaler Hurgang die 
Verbindung zwifchen beiden Aufgängen her, während im II. Obergefchoß die Aula die ganze 
Tiefe des Mittelbaues einnimmt. Die Haupttreppen führen nur bis zum II. Obergefchoß; von da 
an find feitliche Nebentreppen vorhanden. 

Der füdliche Treppenhausbau ift über Dach höher geführt und zu einer 
aftronomifchen Station ausgebaut; er wurde mit einer Drehkuppel verfehen. In 
der Mitte des 5,00™ im Durchmeffer haltenden Kuppelraumes fand ein Refraktor 
Aufftellung, der auf einem vom Fußboden ifolierten Steinpfeiler ruht. Zu Be- 
obachtungen ini Freien dient eine vom Kuppelraum aus unmittelbar zugängliche 
geräumige Plattform. Unter dem Kuppelraum find einige Räume zur Unter- 
bringung von Inftrumenten angeordnet 

Die Klaffenräume haben verfchiedene Abmeffungen (6,oox7,50m und 6,00 x 9,00«) zur Auf- 
nahme von je 26 bis 44 Schülern erhalten und find mit zweifitzigem Geftühl, jede Klaffe mit drei 
verfchiedenen Größen, verfehen. Die Aula ift würdig ausgeftattet; in der Südwand ift auf einer 
Empore eine Orgel eingebaut, während die Nordwand eine größere, durch herausnehmbare Rahmen 
gefchlof fene Öffnung zum Einbau einer Bühne erhalten hat. Die Aula hat 300 q«» Bodenfläche und • 
9,00« Höhe. 

Die lichten Gefchoßhöhen betragen 4,20 « ; die Decken find durchweg maff iv zwifchen Trägern 
ausgeführt, und um diefelben möglichft fchalldämpfend zu geftalten, find die Trägerauflager mittels 
Eifenfilz ifoliert. 



**) Nach freundlichen Mitteilungen des Herrn Stadtbauinfpektors Berner in Magdeburg 



Als fugenlofer Fußboden ift in der einen Gebäudehälfte Sanitas, in der anderen Torgament 
verwendet worden. 

Die Stufen find aus Terrazzo hergeftellt und die Treppenläufe mit jMo«iff"- Kreuzgewölben 
unterfpannt. Die Wände der Klaffenräume haben heilen Leimfarbenanftricli mit Unien Verzierung 

:Fig. 170. 





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König Wilhelm -Gymnafium zu Magdeburg"). 

Arch. ; Berncr. 

und im unteren Teile Ölpaneele erhalten. Sämtliche Übergänge der Deciten- und Fußboden- 
flachen in die Wandflächen find ausgerundet. Alle Fenfter haben untere Lüftungs- und obere 
Kippflügel und zur Abhaltung des Sonnenlichtes Vorhänge aus gelbem Köperftoff. Die Fenfter der 



107 

Aula haben teilweife Bleiverglafung erhalten; als Fußboden ift dort Eichenftab- auf Blindboden 
gewählt. Die kaffettierte Barockdecke ift ganz weiß mit mäßiger Vergoldung ausgeführt; die Wand- 
flächen find zwifchen wappengekrönten Pilaftem mit rotem Juteftoff befpannt und mit vergoldeten 
Leiften umrahmt. Den unteren Teil nimmt ein 2,00» hohes, olivengrau gehaltenes Holzpaneel ein. 
Über der Bühnenöffnung und den beiden feitlichen Eingängen dafelbft fchmücken in reich ge- 
fchnitzten Rahmen die Ölgemälde der drei Kaifer den ftattlichen Feftraum. 

Die Aula hat elektrifche Beleuchtung; die übrigen Räume befitzen Gasglühlicht ; das phyfi- 
kalifche Lehrzimmer ift mit elektrifcher Stromzuleitung verfehen. 

Die Turnhalle umfaßt den Tumfaal, 2 Umkleideräume und 1 Oerätezimmer, über den Um- 
kleideräumen eine Zufchauertribüne. Als Fußboden ift Afbeftgrus auf Betonunterlage gewählt, 
wodurch eine fugenlofe Fläche erzielt ift. 

Das Wohnhaus hat gefonderte Zugänge zu den Wohnungen und ift dreigefchoffig. Der 
Kaftellan hat im Erdgefchoß 2 Stuben, 3 Kammern, Küche, Speifekammer und Abort, der Direktor 
in den beiden Ol)ergefchoffen 4 Stuben, 5 Kammern, Küche, Speifekammer, Mädchenkammer, Bade- 
zimmer und 2 Aborte. Im Kellergefchoß befinden fich außer den Kohlen- und Vorrateräumen 
2 Wafchküchen. 

Die Gebäude find in Putzbau unter Verwendung von fächfifchem Sandftein zu Gefimfen, 
Sohlbänken und Fenftergewänden in den Formen der Münchener Barockbauten errichtet. Die 
Front zeigt zwifchen den großen Aulafenftern als bildnerifchen Schmuck die Büften von Homer 
und Goethe. 

Die Größe des ganzen Grundftückes beträgt 3760 <i", wovon 870 q« überbaut find. Die 
Baukoften beliefen fich für das Schulhaus auf 310000 Mark, für die innere Ausftattung desfelben 
auf 38000 Mark, für die Turnhalle famt Ausftattung auf 35500 Mark, für das Wohnhaus auf 
46000 Mark und für die Hofanlagen auf 27000 Mark, fomit insgefamt auf 456000 Mark. 

Die Kantonsfchule zu Aarau wurde nach dem Entwürfe Mofef^s 1896 voll- «»• 
endet und umfaßt ein Oymnafium und eine Oewerbefchule mit einer technifchen "°"u*^ "*^ 
und kaufmännifchen Abteilung (Fig. 172 u. 173«^). ^'^'^^^ 

Das neue Schulhaus fteht in einer Flucht mit dem vom Staate erbauten Gewerbemufeum, 
welches eine Unterrichtsanftalt für Handwerk und Gewerbe enthält, inmitten einer Parkanlage, 
mit der gegen Süd-Südoft gekehrten Hauptfront 58 m von der Bahnhoff traße zurückgerückt. Die 
Gefamtgröße des Grundftückes beträgt 72 » , wovon 5 » auf einen botanifchen Garten und 2650 <i™ 
auf einen Spielplatz für die Schüler entfallen. 

Das Gebäude enthält in einem Sockelgefchoß und drei Stockwerken: 12 verfchieden große, 
allgemeine Lehrzimmer für je 24 bis 30 Schüler, 1 Refervezimmer, Unterrichtsräume für Phyfik, 
beftehend aus einem Lehrfaal, einem Vorbereitungszimmer (Depofitorium), einem phyfikalifchen 
Sammlungsfaal und im Sockelgefchoß liegend ein Laboratorium für Phyfik und einen Mafchinenraum; 
die Unterrichtsräume für Chemie find in einem anderen Gebäude untergebracht; femer je einen 
Zeichenfaal nebft Modellraum für Freihandzeichnen (Kunftzeichnen) und für geometrifches (tech- 
nifches) Zeichnen; eine Aula mit 200 Sitzplätzen, Räume für naturgefchichtlichen Unterricht, aus 
einem Lehrfaal, einem Arbeitszimmer und 2 Sammlungsräumen beftehend, 1 kleines Arbeitszimmer 
für auswärtige Schüler, 1 kleines Mufikzimmer, 1 Rektoratszimmer, 1 Konferenzzimmer, 1 Amts- 
zimmer und eine Wohnung des Pedellen. Außerdem befinden fich im Sockelgefchoß eine Werk- 
ftätte, Braufe- und Wannenbäder mit Ankleideraum, Keller- und Lagerräume, eine Haupttreppe und 
in jedem Gefchoß eine Abortgruppe mit 4 Sitzräumen, 4 Pißftänden und Vorraum. 

Die Außenflächen des Gebäudes find mit Stein verkleidet und in einfacher, aber gefälliger 
Weife ausgebildet. 

Abweichend von dem allgemein üblichen Syftem der Klaffenzimmer wurde 
jedem Lehrer fein eigenes Fachzimmer zugewiefen. Hierbei wurde die Anficht 
vertreten, daß das Anfehen des Lehrers beffer gewahrt werde, wenn er die Schüler 
gleichfam als feine Oäfte aufnehmen kann, ftatt in das Klaffenzimmer zu treten, 
welches von den Schülern als ihnen gehörig aufgefaßt wird. Auch vom gefund- 
heitlichen Standpunkt, fowie aus Gründen der Disziplin und des bequemen Schul- 
betriebes wird das Fachzimmerfyftem empfohlen. 

Die Aula mit 17,50X 8,10 m Flächenmaß und 7,90« größter Höhe wird auch als Gefangsfaal 

*>) Nach : Fertrchrift zur Eröffnung des neuen Kantonfchulgebäudes in Aarau. Aarau 1896. 



verwendet, während einzelne Schüler und Schülergruppen in einem gegenüberliegenden kleinen 
Zimmer Mufikunterricht erhalten. 

Die Zeichenfäle haben eine Bodenfläche von je 81 qm^ und die 80 Q" meffenden Modellräume 
find nur durch eine Holzwand abgetrennt. 

Die Lehrfäle für Phyfik und Naturgefchichte haben je 80 q™ Flächenmaß und Licht von zwei, 
bezw. drei Seiten. Ein Schulzimmer hat 64 q«», fieben haben 52 und fünf 33 q»» Bodenfläche. 

Rektor- und Konferenzzimmer mit je 35 q»» Bodenfläche liegen zu beiden Seiten des geräumigen 
Veftibüls. Die Bibliothek wurde in einem nach Norden liegenden Giebelraum gut untergebracht. 

Für die Sammelheizung erhielt Niederdruckdampf den Vorzug vor Warmwaffer. Sämtliche 
Räume werden elektrifch beleuchtet. 

Da die Lehrzimmer eine wechfelnde Bevölkerung aufnehmen muffen, wurde die Oeftühlfrage 
dahin gelöft, daß zur Hälfte Schenk' iches (Simplex) und zur Hälfte Lickroth'iches Qeftühl Auf- 
ftellung fanden. 

Die fchiefernen Wandtafeln (1,20« hoch und 1,50« lang) ruhen nicht auf Oeftellen, fondern 
find mit der Wand feft verbunden. In den 3 Lehrzimmem für mathematifchen Unterricht find 
2 große, hintereinander in Rahmen verfchiebbare Holztafeln angebracht. Zum Aufhängen von 
Karten und Bildern dienen eifeme Stative mit nach oben verfchiebbarem Querftab als Träger. 

Fig. 173. 




Erdgefchoß. - Grundriß zu Fig. i72*®). 
Vmo w. Or. 

Auf die Einrichtung der phyfikalifchen Abteilung wurde große Sorgfalt verwendet. Sie ver- 
fügt über 5 Räume, wovon 3 im Erdgefchoß und 2 im Kellergefchoß liegen. 

Der Lehrfaal, das Depofitorium und der Sammlungsfaal ftehen durch fchwellenlofe Türen 
in Verbindung, fo daß mit einem fahrbaren Tifchchen die Apparate bequem befördert werden 
können. Vom Depofitorium führt eine Treppe in den gleich großen Raum im Kellergefchoß, wo 
ein zweipferdiger Zweiphafen-Wechfelftrommotor, eine kleine Nebenfchluß-Dynamomafchine und 
eine Akkumulatorenbatterie Aufftellung fanden. Unter dem Lehrfaal liegt in gleicher Ausdehnung 
wie diefer das phyfi kauf che Laboratorium für Schüler. 

Für die Pflege des Handfertigkeitsunterrichtes dient eine Werkftätte mit 2 Drehbänken, 
2 Hobelbänken, einer Fräfe, einer Werkbank u. a. 

Sehr zweckmäßig find die Unterrichts- und Sammlungsräume für Naturgefchichte eingerichtet. 

Für die Unterrichtsräume der Chemie foll ein befonderes Nebengebäude aufgeführt werden, 
welches ein Lehrzimmer, ein Apparatenzimmer, ein Laboratorium, einen Wage- und Mikrofkopier- 
raum und einen Raum für Vorräte enthalten foll. 

Die Qefamtbaukoften betrugen 350000 Mark. 

Das Prinz Heinrich - Qymnafium zu Berlin - Schöneberg wurde 1890 von p^.^^^ ^^^^^^ 
Schulze entworfen und im Oktober 1893 fertiggeftellt (Fig. 174 u. 175*^). oymnanum 

Die freie Lage des Qrundftückes ermöglichte eine vortreffliche Anordnung der einzelnen 2« Bc»"*»"- 
Gebäude. Das Klaffenhaus hat die Hauptfront gegen Often nach dem mit alten Akazienbäumen 
bepflanzten Schulhof, feitlich vom Haupteingang ein Direktorwohnhaus, in der entfprechenden 



**) Abgedruckt im Jahresbericht des genannten Qymnanums über das Schuljahr i893^'94 - und in : Centralbl. d. 
Bauverw. 1893, S. 213. 



2 

3 



171 

füdöftlichen Ecke eine Turnhalle. An den beiden feitlichen Eingangen des Klaffenhaufes, durch 
Vorhallen mit diefem verbunden, wurden die Abortgebäude errichtet. (Siehe Fig. 157 S. 147.) 

Das Klaffenhaus ift für 950 Schüler berechnet, enthält 3 Vorfchulklaf fen, 18 Oymnafial klaffen 
nebft einer Referveklaffe, eine Phyfikklaffe mit anftoßender phyfikalifcher Sammlung, einen Zeichen- 
faal mit Modellzimmer, eine Lehrer- und eine Schülerbibliothek, ein Direktorzimmer nebft Warte- 
raum, ein Konferenzzimmer, eine Gefangskiaffe, je ein Zimmer für die naturwiffenfchaftliche Samm- 
lung und für den gefchichtlich-geographifchen Lehrapparat, eine Aula und die Dienftwohnung für 
den Hauswart. 

Der Zeichenfaal ift nach Norden und die Phyfikklaffe nach Süden gelegen. Die im IL Ober- 
gefchoß befindliche, mit 626 Sitzplätzen ausgeftattete Aula erhält ihr Licht von Often und Weften 
und ift von beiden Haupttreppen erreichbar. (Siehe Fig. 162 S. 155.) 

Für alle Räume, mit Ausnahme der Hauswartwohnung und des Direktorzimmers, ift eine 
Sammelluftheizung mit 6 Heizkammem vorgefehen. Die Frifchluftzufuhr erfolgt aus 8 getrennten 
Luftkammem. Zur Abfaugung der verbrauchten Luft werden die Abluftkanäle im Dachboden in 
vier Sammelfchlote zuf ammengezogen, welche die dort aus Gußeifenrohren beftehenden Schomfteine 
der Heizung umgeben. 

Die Außenfeiten aller Gebäude find in mittelalterlichen Formen aus Ziegeln mit mäßiger 
Verwendung von Glafur- und Formfteinen hergeftellt. Die Dächer find mit glafierten Ludovici- 
Falzziegeln gedeckt. 

Die Flure, Gänge und Kellerräume find mit Ziegeln und die Treppenhäufer in rheinifchen 
Schwemm fteinen überwölbt; die Gänge des II. Obergefchoffes haben Monier-QtsffbWit und die 
darunter gelegenen durchgehende Balkendecken erhalten. 

Die Aula befitzt eine fichtbare Balkendecke mit geputzten und gemalten Feldern. Sämtliche 
Schul- und Amtsräume erhielten Balkendecken und Riemenfußböden aus Yeltow-pine-WoXz, Die 
Maßwerkfenfter der Aula find aus Eifen hergeftellt und befitzen farbige Kathedralverglafung. 

Die Gefchoßhöhen des Klaffenhaufes betragen, zwifchen den Fußbodenoberkanten gemeffen, 
im Kellergefchoß 2,öora und in den 3 übrigen Gefchoffen je 4,50«. Die lichte Höhe der Aula ift 
8,65 m. Die Breite der Flurgänge ift mit Rückficht auf das Unterbringen der Überkleider im Mittelbau 
auf 3,60«» und nach den Seiteneingängen zu auf 3,ooni bemeffen. Sämtliche Räume haben Gas- 
beleuchtung. 

Für die Ausftattung der Klaffen ift 2- bis 4fitziges Geftühl nach den Normen der ftaatlichen 
und ftädtifchen Schulbauten Berlins verwendet worden. Außer dem auf der Plattform ftehenden 
Katheder ift ein zweiflügeliger Klaffenfchrank, ein Papierkaften, ein Thermometer, ein Schwamm- 
kaften, ein Spucknapf, eine Schultafel aus mattgefchliffenem Glas und ein nach Höhe und Breite 
verfchiebbarer Kartenftänder vorhanden. Die Wände haben ein dunkelgrün poliertes Zementftuck- 
paneel mit abfchließender Holzleifte, find graugrün angeftrichen und führen durch eine glattgeputzte 
Hohlkehle in die Decke über. 

Das Wohnhaus des Direktors enthält im Kellergefchoß außer den zur Wohnung gehörigen 
Wirtfchaftsräumen eine Dienftwohnung für den Heizer des Klaffenhaufes, im Erdgefchoß die Wohn- 
räume und im Obergefchoß die Schlaf- und Nebenräume des Direktors. 

Die Turnhalle, mit Vorhalle, Geräte- und Lehrerraum und mit einer befonderen kleinen 
Abortanlage verfehen, erhielt kiefemen Riemenfußboden und eine fichtbare Holzdecke. Unterhalb 
der an den beiden Langfeiten angebrachten Fenfter wurden in der ringsumlaufenden Täfelung ver- 
fchließbare Schränke zur Aufbewahrung von Kleidern, Schuhen, Hanteln, Stäben und fonftigen 
kleinen Gerätfchaften untergebracht. Die Heizung erfolgt durch zwei eifeme Füllöfen. Die Halle 
ift 12,50 m breit, 25,oom lang und 7,oom hoch. 

Die beiden Abortgebäude find an die ftädtifche Kanalifation angefchloffen und werden zur 
Verhinderung des Einfrierens der Rohrieitungen bei ftrenger Kälte durch je zwei Dauerbrandöfen 
erwärmt. 

Die Baukoften waren folgende: Klaffenhaus, einfchl. der Bauleitungskoften , 411500 Mark, 
Direktorwohnhaus 46500 Mark, Turnhalle 30500 Mark und beide Abortgebäude 21 000 Mark; im 
ganzen 585 000 Mark. Der Einheitspreis für 1 cbm umbauten Raumes beträgt beim Klaffenhaus 
17,20 Mark, beim Direktorwohnhaus 18,10 Mark, bei der Turnhalle 10,90 Mark und bei den Abort- 
gebäuden 21,20 Mark. 

Die Franz Jofeph-Realfchule zu Wien, XX. Bezirk, wurde nach den Plänen ^^^^;^^^^ 
des Hochbaudepartements des k. k. Minifteriums des Inneren erbaut und im Sep- Rcairchuie 
te mber 190 feiner Beftimmung übergeben (Fig. 176 u. 177 «2). ^"Wicn. 

«) Nach dem Jahresbericht der k. k. Franz Jofeph-Realfchule in Wien XX. vom Schuljahre 1900-1901. 



172 
Fig. 176. 




Erdgcfchod. 

Franz Joteph-Reairchule zu Wien^^). 



173 

Das Schulgrundftück ift an drei Seiten von Straßen umgeben; die Hauptfront ift an der 
Unterbergergaffe gelegen. Das Gebäude hat drei Gefchoffe und gliedert fich in einen Hauptbau 
und zwei Seitenflügel; an der vierten Seite zwifchen den Enden der Seitenflügel liegt die eben- 
erdige Turnhalle famt Nebenräumen. Das Gebäude fchließt einen 675 q™ großen Schulhof ein, 
der als Spiel- und Erholungsplatz dient. 

Das Schulhaus enthält: n allgemeine Lehrzimmer verfchiedener Größe (7 Klaffen und 4 Pa- 
rallelklaffen), 1 Lehrzimmer für Stenographie und Gefang, i Lehrzimmer für Religionsunterricht 
Andersgläubiger; 3 Zeichenfäle, und zwar einen für Freihandzeichnen für die oberen Klaffen mit 
1 Kabinett, einen für Freihandzeichnen für die unteren Klaffen mit 2 Kabinetten und einen für 
geometrifches Zeichnen mit 2 Kabinetten; 1 Exhorten- und Feftfaal mit Altamifche, Empore und 
Sakrif teiraum ; die Lehrräume für Phyf ik, und zwar einen Vortragsfaal, einen großen Sammlungsfaal, 
ein Arbeitszimmer für den Profeffor und ein Reinigungszimmer; die Lehrräume für Chemie, be- 
ftehend aus einem Lehrfaal, einem Vorbereitungszimmer, einem Laboratorium für die Schüler, einem 
Wagezimmer und einem Sammlungs- und Arbeitszimmer für den Profeffor; die Räume für den 
naturgefchichtlichen Unterricht, aus einem Lehrfaal, einem großen Sammlungsraum und einem 
Arbeitszimmer für den Profeffor beftehend; ein geographifches Kabinett, eine Lehrer- und eine 
Schülerbibliothek, eine Direktionskanzlei mit Vorzimmer für den Diener, ein Konferenzzimmer, ein 
Sprechzimmer und Archiv, ein Kabinett für die Schülerlade, ein Dienftzimmer für Schuldiener, 
eine Pförtnerloge, zwei Schuldienerwohnungen, die Wohnung des Direktors, einen Turnfaal mit 
Ankleideraum, Gerätekammer und Turnlehrerzimmer. 

Im Kellergefchoß befinden fich Brenn ftofflager, Wafchküche und für die Chemie eine Chemi- 
kalienniederlage und ein Deftillierraum , letzterer. durch eine Wendeltreppe mit dem Vorbereitungs- 
raum verbunden. Am Dachboden ift ein photographifches Atelier mit Dunkelkammer und einer 
kleinen Plattform eingebaut. 

Die 3 Lehrfäle für Phyfik, Chemie und Naturgefchichte find mit anf teigenden Bankreihen 
verfehen und elektrifch beleuchtet, während die übrigen Lehrzimmer indirekte Beleuchtung mit 
ytö^r-Brennem erhielten. Das Schülerlaboratorium hat 2 chemifche Herde und 6 Arbeitstifche für je 
4 Schüler. Im Vorbereitungsraum befindet fich an der Lehrzimmerwand ein großer chemifcher 
Herd. Die Sammlungsräume find durchweg fehr reich bemeffen. 

Die Klaff enzimmer haben 6,85« Tiefe und 7,35 bis 11,76"» Länge. Der Exhortenfaal ift 9,30»» 
breit und 17,70™ lang; die 3 Zeichenfäle meffen 7,15X14,86»», 6,65x16,08»» und 6,65x16,76«». 
Die Turnhalle hat 11,00« Breite und 21,00« Länge. 

Neben der dreiläufigen Haupttreppe liegen zwei Abortgruppen mit entfprechenden Vorräumen. 

Die überbaute Fläche des dreigefchoffigen Hauptgebäudes beträgt 1477 q«, jene des eben- 
erdigen Tumfaalbaues 376 q«; der gefamte umbaute Rauminhalt belauft fich auf 28140cbm. Die 
Baukoften ohne innere Einrichtung beziffern fich mit 375000 Mark. 

Das Kaifer Franz Jofeph-Oymnafium zu Mährifch-Schönberg wurde nach den ^05. 
Plänen der Bruder Drexler 1897 fertiggeftellt (Fig. 178 u. 179 «3). ^o^L^ia^ium 

Das Gebäude wurde an der Kaiferftraße errichtet, wobei die Mittelachfe mit jener der Bahn- m Mährifch- 
hofftraße zufammenfällt. Es enthält 14 Lehrzimmer von je 66 qm Flächenmaß, jedes mit befonderer Schönberg. 
Kleiderablage, einen Zeichenfaal mit technifchem Lehrmittelgelaß, 4 Lehrmittelzimmer, je ein phyfi- 
kalifches und chemifches Laboratorium, eine Schülerbibliothek, einen Ausftellungsraum für Schüler- 
arbeiten, einen Feftfaal mit Verfammlungszimmer, eine Direktionskanzlei, je ein Profefforen-, Kon- 
ferenz- und Lehrerbibliothekzimmer, eine Turnhalle von 200 q»» Grundfläche mit befonderer Kleider- 
ablage, Tumlehrerzimmer, Gerätekammer und Abortanlage und eine Schuldienerwohnung neben 
dem Haupteingang mit befonderem Zugang von außen. 

Für die Heizung dient eine Dampfniederdruckanlage mit örtlichen Heizkörpern und Frifch- 
luftzufuhr. Die Lüftung erzeugt dreimaligen Luftwechfel in der Stunde, Für die künftliche Be- 
leuchtung ift durch ^«^r-Gasglühlicht und für den Wafferbedarf durch Anfchluß an die ftädtifche 
Wafferleitung geforgt. Als Aborte find amerikanifche Gefundheitsaborte verwendet. Die Flurgänge 
find mit Mettlacher Schamotteplatten und die Lehrzimmer mit eichenen Stabfußböden verfehen. Die 
Baukoften betrugen 250000 Mark. 

Die ftädtifche Realfchule an der Waitzftraße zu Kiel wurde nach Entwürfen 206. 
des Stadtbauamtes unter der Bauleitung Paulfs 1902 vollendet und räumlich für R^t^ihuie 
eine Vollanftalt (Realgymnafium oder Oberrealfchule) eingerichtet (Fig. 180 u. 181«*). ^ wei. 

«) Nach freundlichen Mitteilungen der Architekten. 

•*) Nach freundlichen Mitteilungen des Herrn Stadtbauinfpektors Pauly in Kiel. 




EnJgcfchofl, - Vi» ». Or, 

Franz Jofeph-Qymnafium zu Mährifch -Schönberg**). 

Arch. : Brädtr Dradir, 



175 

Das Baugelände umfaßt 6180 s" und ift an drei Seiten von Straßen dngefchloffen. Die vom 
Hauptgebäude, der Turnhalle und dem Abortgebäude beanfpnichte Fläche beträgt; 1460 + 267 + 72 
= 1789 qw. Die nutzbare Hoffläche mißt SSOOg», fo daß für eine Getamtkhulerzahl von loooauf 
den Kopf 3,90 q>= Hoffläche entfallen. 

Fig. i8o. 




ErdgefchoB, 

Realfchule zu Kiel»'). 

Arch. ; Paaly. 

Das Hauptgebäude enthält in einem Sockel- und drei O bergefch offen : 21 Klalfenzimmer von 
7,00 bis 9,00'" IJnge, 7,oo bis 7,50"' Breite und i,a«' lichter Höhe für je 40 bis 45 Schüler; 1 Lehr^ 
taal für Phyfik (75i'n) mit 2 Sammlungsräuraen (je 24q>"); 1 Lehrfaa! für Chemie (509'») mit 
Laboratorium (70 qm) und Dunkelkammer (9 q»); 1 Zeichenfaal (117 q°<) mit Model Ikabinett und einem 



jrfi 



Raum für die Reißbretter; je i Sanimlungsraum 
für Erdkunde, Anthropologie, Zoologie, Botanik 
und IVlatliemalik (je 24 q"-); eine Auia (338 qm) 
mit Oalerie (39 qm); ein 50 qm großes Referve- 
zimmer für Schüler, die von einzelnen Unler- 
richtsftunden befreit find; a Räume für Hand- 
fertigkeitsunterricht; eine Direktorkanzlei (34 q^) 
mit Vor- und Wartezimmer (17 1""); ein Konferenz- 
zimmer (70 q") mit kleinem Kleidergelaß; einen 
Bibliothekfaai (70i">); ein Amtsdienerzimmer 
neben dem Haupteingang, ein Fahrradraum; 4 
Lehreraborte; je eine Wohnung für den Schul- 
wärter und Heizer. 

Sämtliche Gebäude find in Ziegelrohbau 
erbaut und durch Qlafurfteine und in Kafein- 
farben gemalten Putzflächen belebt. Die Be- 
dachung bilden fchlefifche Strangfalzziegel. 

Im Inneren des Hauptgebäudes find die 
Ecken und 30 •'•" hohen Sockel der Flurwände 
durch Backrteine verblendet. Die Flurgänge und 
Treppen ruheplätze haben Tonfliefenbelag. Die 
Oefchoßtreppen find aus ornamentiertem Kunft- 
ftein mit Eifeneinlage hergeftellt; die Triltftufen 
find mit Linoleumbelag verfehen. Die Unler- 
richls- und Verwaltungsräume weifen Slabfuß- 
böden auf, diejenigen über den Sammelheiz- 
räumen beweglichen, fog. deulfchen Stabfuß- 
boden. Die Decken über dem Kellergefchoß 
und in den Flurgängen find zwifchen Trägem 
gewölbt; fonft find Balkendecken vorhanden. 
Die Aula wird durch eine Luftheizung, alle üb- 
rigen Räume durch eine mit der Lüftungsanlage 
vereinten Niederdruck -Dampfheizung erwärmt. 
Die Beleuchtung ift elektrifch, in den Klaffen als 
Glühlicht-Deckenbeleuchtung, im Zeichenfaal als 
indirekte Deckenbeleuchtung durch Bogenlampen 
(Reflexbeleuchtungi; alle anderen Räume haben 
Olühlichtpendel. 

Der Dachreiter, welcher einen Abluft- 
fehacht aufnimmt, hat einen befteigbaren Um- 
gang für phyfikalifche Verfuehe unter geringerem 
Luftdruck. Klingelanlage und Schuluhr werden 
elektrifch betrieben. 

An den beiden Enden der als Kleider- 
ablagen dienenden Rure befinden fich in allen 
Oefchoffen Wafch- und Trinkgelegenheiten; drei 
derfelben find auch an den Außenfronten. Alle 
Unterrichtsräume weifen Höhenmaßftab, Längen- 
maßftab und Windrofe auL Ein Ar ift auf dem 
Hofe kenntlich gemacht. 

Der Fußboden der Turnhalle betteht aus 
fchmalen Pilchpim- Dieltn auf Balkenlagen, die 
auf Unterzügen ruhen. Die Wände find bis zu 
2 "• Höhe verblendet, darüber gepulzl. Die auf 
eifemen Trägem mhenden fichtbaren Decken- 
balken nehmen eine geputzte Gipsdielendecke 
auf. Zwei eiterne Schüttöfen find mit FrifchUift- 
zufühmng verfehen. 




Ein etwa 2761"' großer Schul- 
garten auf dem Hofe dient dem 
botanifchen und mineralogifchen 
Unlerriclit. 

DieEinfriedigungdesOnind- 
rtückes erfolgte durch Eifengitter 
zwirchen maffiven Pfeilern. 

Die Baukofleti betrugen 
450000 Mark und die Koften 
der inneren Einrichtung 30000 
Mark. 

Zu Stockholm wurden 
im Jahre i8gi zwei nach 
den Plänen von Werming 
erbaute höhere öffenthche 
Schulen vollendet, welche 
die gleiche Ausftattung und 
Einteilung aufweifen und 
von denen die im nörd- 
lichen Teil der Stadt ge- 
legene eine Realfchule und 
diejenige im lüdlichen eine 
Lateinfchule ift Die Real- 
fchule an der Döbelnsga- 
tan wird in Fig. 182 u. 
183") dargeltellt. 

Die Anlage umfaßt ein 
Hau ptfchul haus, eine Turnhalle 
und ein Wohnhaus für den Di- 
rektor. 

Die Gebäude haben allfeits 
freie Lage, und es ift ein großer 
Spiel- und Turnplatz, fowie ein 
botanifctier Garten vorhanden. 

Das Schulhaus enthält 21 all- 
gemeine Lehrzimmer, 2 Zeichen- 
fäle mit Lehrmitlelräumen, einen 
Lehrfaal für Pbyfik und Chemie 
famt Vorbereitungsraum , je 2 
Sammlungstäle für Phytik und 
Chemie und ein chemifches 
Schülerlaboratorium, für Natur- 
gefchichfe einen Lehrfaal, 2 
Sammlungsfäle und ein Arbeits- 
kabinett, einen Gefangslaal, 4 
Lehrmittelgelaffe, ein Dienftzim- 
mer famt Vorzimmer für den 
Direktor, einen Lehrerfltzungs- 
faal und BIbliolheken für Lehrer 



Handbuch der Arctiilektur. IV. e, a. (3. AufL} 



") Nach dfm Jahrtsberichl iSK: 
Bihaag Nr. 44 tili BtridniagsulskoUels 
ullälandea och menarial fSr 3r 1886. 
Slockholm. - Siehe auch : Westin, O. E. 
Ober neuere Sdiulbauten in Stadtholm. 
Abgedruckl in^ Zellfchr. f. SchulgeTund- 
hcilspf], 1890, S. 14g. 
12 



L78 . . 

und Schüler, einen großen Feftfaal mit Galerien und Vorräumen, 2 Frühftückszimmer neben dem 
Eingang, 2 Dienerwohnungen und auf dem Dachboden 4 Slöjdfäle. 

Die allgemeinen Lehrzimmer liegen im Erdgefchoß und I. Obergefchoß und haben durch- 
fchnittlich 8,00 x6,40 m Flächenmaß, fowie 4,iom lichte Höhe. In den unteren Klaffen entfallen 
1,22 qm und 5,00 cbm^ in den oberen Klaffen 1,42 q» und 6,83 cbm auf einen Schüler. Die unteren 
Klaffen find für 35 bis 40 und die oberen für 30 bis 35 Schüler beftimmt; fomit beträgt die Ge- 
famtfchülerzahl 600 bis 700. 

In den 2 Frühftückszimmem befinden fich je 4 Tifche und je 35 Stühle; dafelbft können fich 
die Knaben mit Hilfe eines Gasherdes mitgebrachte Schokolade, Milch u. f. w. felbft erwärmen. 

Die Amtsräume für die Lehrerfchaft liegen im I. Obergefchoß, während im IL Obergefchoß die 
Zeichenfäle und alle Unterrichts- und Sammlungsräume für Naturgefchichte, Phyfik, Chemie und 
der Gefangsfaal untergebracht find. Das große Konferenzzimmer (115 qm) befindet fich im Mittel- 
punkt der Anlage, nämlich in der Mitte des L Obergefchoffes; der darüber befindliche Gefangsfaal 
hat 8,45 n» Höhe. 

Der große Feft- und Betfaal (278 q«) bietet im Erdgefchoß Platz für 600 und auf den 132 qm 
meff enden Galerien für weitere 300 Perfonen Platz, wobei für einen Sitzplatz 0,45x0,60™ ge- 
rechnet wurde. 

Die 3,50 m breiten Flurgänge find mit numerierten Kleiderhaken, Regenfeh irmftändem und 
Überfchuhfächern verfehen. 

Die Abortanlage befindet fich an der Nordfeite unter dem Feftfaal im Sockelgefchoß. 

Die Turnhalle enthält außer den erforderlichen Kleiderablagen und Geräteräumen einen 
Tumfaal von 26,50 x 13,30 m Flächenmaß und 8,00 « Höhe. 

Das Wohnhaus für den Direktor enthält 8 Wohnräume famt Nebenräumen. 

Das Äußere der Gebäude ift als Ziegelrohbau ausgeführt. 

Die Koften des Schulgebäudes betrugen .... 539000 Mark. 

jene der Turnhalle 58 300 ,t 

jene des Direktorwohnhaufes . . 45100 » 

fomit Gefamtkoften 642400 Mark. 

^ ^' Das neue Schulhaus zu Bremerhaven auf dem Dreieck zwifchen der Orünen- 

Qymnarium ,t%» irr» t t r^ t- * t^* »^.f 

und Reaifchuic ftraßc, der Bismarckftraße und der Boyenftraße wurde nach den Plänen Dieck- 
Bremcrtiavcn ^^^^'^ ^9^ fertiggeltcllt und vereint unter einem Direktorat ein VoUgymnafium 
und eine Realfchule mit Vorfchule (Fig. 184 u. 185««). 

Abgefehen von den gemeinfamen Vorfchulklaffen find die gemeinfchaftlich zu benutzenden 
Räume fo angeordnet, daß fie von beiden Anftalten ohne gegenfeitige Störung benutzt werden können. 
Diefe Forderung führte zu einer zweifeitigen Anlage des Gebäudes. Seine äußere Anordnung 
wurde durch die Geftalt des Platzes bedingt, die dazu zwang, den der Stadt zugekehrten fpitzen 
Winkel mit dem Klaffengebäude zu bebauen. Die Halbierungslinie diefes Winkels bildet die Haupt- 
achfe, um welche fich das Bauwerk gleichmäßig gruppiert. Zwei Eingänge, die durch offene Vor- 
hallen hervorgehoben werden, führen in zwei durch Windfänge abgefchloffene Vorräume, die fich 
nach dem gemeinfchaftlichen Veftibül und der gemeinfamen Haupttreppe öffnen. In die Grundriß- 
fpitze hinein erftreckt fich der Turnhallenflügel, deffen Anfchluß an das Hauptgebäude durch zwei 
in den Ecken angeordnete Rundtürme verdeckt wird. 

An Räumlichkeiten find vorhanden: 6 Vorfchulklaffen für je 40 Schüler, je 9 Unterrichts- 
räume für die beiden Anftalten (3 davon als Referve); 2 Zeichenfäle; je ein Unterrichtsraum für 
Phyfik und Chemie mit den dazu gehörigen Sammlungs- und Laboratoriumsräumen; ein Singfaal, 
Lehrerzimmer mit Vorraum, Bibliothek und Sammlungszimmer, Direktionskanzlei mit Vorzimmer, 
Turnhalle für 60 gleichzeitig turnende Schüler, Aula und Schuldienerwohnung. 

Die Verbindung der einzelnen Stockwerke untereinander erfolgt durch die doppelarmige Haupt- 
treppe mit 3,00 und 2,oom breiten Läufen. Die an der Hoffeite angeordneten, vom Keller bis zum 
Dache führenden beiden Nebentreppen haben 1,50« Laufbreite; vom L Obergefchoß bis zum Dach- 
boden führen zwei fernere Treppen von l,io m Laufbreite. Die Flurgänge find durchweg 3,oo m breit 
angelegt worden. 

Die allgemeinen Lehrzimmer haben 45,50. bis 51,60 qm Bodenfläche. Mit Ausnahme der Decke 
über dem IL Obergefchoß find durchweg maffive Decken zwifchen Eifenträgern ausgeführt. 

Der Fußboden in den Fluren und Vorhallen befteht aus Terrazzo; in den übrigen Räumen 
ift zur befferen Schalldämpfung und auch der größeren Wärme halber über der maffiven Aus- 

••) Nach freundlichen Mitteilungen des Architekten. 



'79 

ng. 184. 




Oymnafium und Reairchule zu Bremerhaven"). 

Arch, : Diedmaan. 



i8o _ 

mauerung der Decke eine 16 c« ftarke Sandauffüllung, auf welcher ein 4 «n ftarkes Gipseftrich 
mit 6 mm ftarkem Linoleumbelag angebracht ift. 

Die Fenfter haben eine Brüftung von 1,30«» Höhe und find bis dicht unter die Decke geführt; 
ihre Größe ift durchweg fo bemeffen, daß die lichtgebende Fläche Vi bis Vs der Bodenfläche des 
betreffenden Raumes ausmacht. Zu Lüftungszwecken find obere Kippflügel angeordnet. Zum 
Sonnenfchutz dienen Vorhänge aus grauem Drell. 

Für die Beleuchtung der Treppenhäufer neben der Aula und des Gefangfaales mußte Decken- 
und Dachlicht zu Hilfe genommen werden, deffen äußere Glasfläche aus Drahtglas, die innere aus 
mattiertem Glafe mit farbigen Einfaffungen hergeftellt wurde. 

Die Treppen find aus Beton, die Haupttreppe in Monier-KonliruWon mit Eifelieinlage her- 
geftellt. Alle Stufen find zur Vermeidung der Glätte und der Abnutzung mit 14 «m ftarkem Stein- 
holze belegt worden. 

Vor der Turnhalle, fowie in jedem Flurgang find Trinkbrunnen mit Anfchluß an die Kana- 
lifation und Wafferleitung angelegt. 

Die Turnhalle hat 11,76» Breite, 22,00»» Länge und 7,oom Höhe; erweitert ift die Bodenfläche 
noch durch einen halbrunden 8,80«» breiten Ausbau, deffen Fußboden 0,40« vertieft angelegt und 
mit einer Mifchung von Sand, Sägefpänen und Salz aufgefüllt ift, um als Sprungftand zu 
dienen. Im übrigen ift der Fußboden auf einer 12 cm ftarken Betonfchicht hergeftellt, mit 1cm 
ftarker Afphaltfchicht überzogen und mit 5 mm ftarkem Linoleum belegt. Über der Turnhalle be- 
findet fich die Aula mit 363 q« Bodenfläche und 9,5om mittlerer Höhe. In halber Höhe ift eine 
geräumige Empore zur Aufnahme einer Orgel und des Sängerchors eingebaut. Der Fußboden ift 
Eichenparkett. Die Holzdecke zeigt die Dachkonftruktion und fchließt fich in ihrer Umrißlinie 
derfelben an. 

Die Beleuchtung der Räume erfolgt mittels Gasglühlichtes, die Erwärmung durch eine Nieder- 
druck-Dampfheizung. 

Für die Architektur find die Formen des frühen Barock gewählt worden. Durch die Trennung 
des Aulabaues vom Hauptgebäude, die Höherführung der Treppenhäufer in Kuppeltürmen und die 
Ausbildung der Vorhallenüberbauten in den Anfchlußecken ift die Anlage lebendig gegliedert. 

Das Abortgebäude mit 24 Sitzräumen ift an die entgegengefetzte Ecke des Platzes gerückt; 
für das Lehrperfonal und in Notfällen auch für Schüler ift im Hauptgebäude unter der Haupttreppe 
eine zweite Anlage gefchaffen worden. Hinter dem Abortgebäude liegt ein kleiner botanifcher 
Garten; der große Schulhof ift ummauert und mit Bäumen bepflanzt. 

Der Bauplatz mißt 6113 qm; die überbaute Fläche des Schulhaufes umfaßt 1700 q™, der Spiel- 
und Turnplatz 3190 qm. 

Die Bau- und Einrichtungskoften waren: für das Hauptgebäude 377000 Mark, für die innere 
Einrichtung 25000 Mark, für das Abortgebäude 9000 Mark, für Platzeinebnung, Einfriedigung und 
Anpflanzung 11 000 Mark; fomit zufammen 422000 Mark. 

2) Unfymmetrifche Anordnungen. 

R K^huie ^^^ "^"^ Realfchulgebäude in der Ouericke-Straße zu Charlottenburg wurde 

^zu * nach Plänen des Stadtbauamtes 1900—02 erbaut (Fig. 186 u. 187«'). 

Chariottcnburg. Die Bauf teile liegt zwifchen der Guerickeftraße und dem Charlottenburger Ufer mit einer 

durchfchnittlichen Breite von 29,60 m einer Tiefe von 138,oo «n und einem Flächenausmaß von 4082 q". 

Das Schulhaus befteht aus einem Vorderhaus, einem Seitenflügel und einem Quergebäude 
und bedeckt eine überbaute Fläche von 728 q«. In den 15 Klaffen find 756 Schüler untergebracht; 
ein Erweiterungsbau mit 6 Klaffen für 324 Schüler ift geplant. Auf dem nördlichen Teile des 
Grundftückes foll fpäter ein Direktorwohnhaus errichtet werden. 

Folgende Räume find im Schulhaufe untergebracht: 9 Klaffen für je 48 und 6 Klaffen für 
je 54 Schüler, 1 Aula mit 200 qm, 1 Turnhalle mit 285 q™, 1 Raum für Handfertigkeitsunterricht 
mit 76 qm, 1 Gefangsfaal mit 76 qm, 1 Zeichenfaal mit 110 qm, 1 gemeinfamer Hörfaal für Phyfik 
und Chemie mit 76 qm, je ein Nebenraum für Phyfik und Chemie, 1 Direktorzimmer und 1 Kon- 
ferenzzimmer mit gemeinfamem Vorzimmer, 1 Bücherzimmer für Lehrer und eines für Schüler, 
1 Kartenzimmer, 1 Schuldienerwohnung, aus Stube, Küche, Kammer und Wafchküche beftehend, 
1 Stube für einen unverheirateten Heizer, Räume für die Warmwafferheizungs- und Lüftungsanlage, 
18 Aborte und 20 m Piffoirwandlänge für die Schüler. 



*^) Nach freundlichen Mitteilungen des Herrn Stadtbaurates Bratring in Charlottenburg. 



Der Zugang zum Orundftück erfolgt durch die 8,üo "< breite Durchfahrt von der Gtiericke- 
ftraße aus. Zwirchen dem Vorder- und Hintergebäude ifi das Havipttreppenhaus mit Vorhalle ge- 
legen. Die Turnhalle ift 6,00 m hoch und nimmt das ganze Erdgefchoß des Vordergebäudes ein. 
Ober der Turnhalle befindet fich in der Höhe des I. Obergefchoffes die Aula, welche mit über 8" 
Höhe durch zwei Gefchorie reicht. Neben der Aula liegt ein Raum für Handfertigkeitsunterricht 
und ein Vorraum; diefe beiden Räume haben nach der Aula hin große Türöffnungen, damit fie 
bei betonderen Veranftaltungen in der Aula ais Kleiderablage und Vorfaal benutzt werden können. 
In ähnlicher 'W«fe toll auch der im II. Obergefchoß befindliche Gerangsfaal mit feinem Vorraum 




Erdgerchon. 
ReaUchule in der Ouericke-Straße zu Charlottenburg»'). 

durch große verfch ließ bare Öffnungen mit der Aula in Verbindung gebracht werden, um nötigen- 
blls als Empore zur Aula hinzugezogen werden zu können. 

Im oberften Qefchoß des Vorderhaufes find die Räume für Phyfik und Chemie und der 
Zeichenfaal untergebracht. Im Seiten- und Querfiügel liegen die allgemeinen Lehrzimmer und die 
übrigen Schul- und Verwaltungsräume; dafelbft befindet lieh auch die zweite Treppe. Die Abort- 
anl^en find in zwei Teile geteilt, um für alle Schüler möglichfl gleichmäßig gut erreichbar zu fein. 

Diejenigen Räume, welche noch außerhalb der Schulftundeii benutzt werden, wie Rektor- und 
Lehrerzimmer, Turnhalle und Aula, erhalten außer der Warmwafferheizung auch Einzelöfen. Die 
Schuldiener- und die Heizerwohnung haben ausfchließlich Einzelöfen. 



182 

Fig. 188 




Realfchule zu Bautzen«»] 



183 



210. 

Reairchule 

zu 
Bautzen. 



Das Äußere ift als Ziegelrohbau mit gotifierenden Formen ausgeführt. 
Die Koftenermittelung für den Bau ohne innere Einrichtung ergibt 19978cbm umbauten 
Raumes zu 20 Mark oder rund 400 000 Mark, und der fpätere Anbau dürfte rund 55 000 Mark koften. 

Die Realfchule zu Bautzen wurde nach Plänen Oörling's erbaut und im Sep- 
tember 1901 eröffnet (Fig. 188 u. 189 «8). 

Das Schulhaus liegt hinter 10,00« breiten Vorgarten und umfaßt ein Keller-, ein Erd- und 
zwei Obergefchoffe. Für die Geftaltung des Grundplanes war die vorzugsweife Lage der Klaffen 
nach der Oftfeite beftimmend, wobei jedoch durch Verlegen des Haupteinganges, der Aula, fowie 
der Turnhalle mit Verbindungsgang auf die andere Straßenfront eine reichere architektonifche 
Gliederung erzielt wurde. 

Das Gebäude enthält Raum für 510 Schüler und umfaßt; 12 allgemeine Lehrzimmer mit 
61 bis 66qn>, 1 Zeichenfaal (121 q™) mit 2 Nebenräumen, 1 Unterrichtszimmer für Phyfik und 
Chemie mit 3 Vorbereitungszimmern, 1 Kombinationszimmer für Naturwiffenfchaft (107 q«) mit 
anfchließendem Sammlungsraum, 3 Lehrmittelgelaffe für Naturkunde, 2 Räume für Lehrer- und 
Schülerbücherei, 1 Amtszimmer für den Direktor mit Vorzimmer, 1 Beratungszimmer, 1 Lehrerzimmer, 
1 Sprechzimmer für Lehrer, 1 Gefangsfaal (76 q«), 1 Aula (214 q«), 1 Dienftwohnung des Haus- 
warts, der mit dem im Erdgefchoß an das Veftibül anftoßenden Dienftraum in bequemer Ver- 
bindung fteht und 1 Karzer. In der Hauptachfe des Mittelbaues führt eine offene Vorhalle zur 
geräumigen Wandelbahn. 

Die nurgänge find maffiv gewölbt; die übrigen Räume erhielten Balkendecken. Die Aborte 
find nicht, wie fonft üblich, vom Gebäude getrennt, fondem unmittelbar in einem Anbau, der in 
jedem Stockwerk durch einen Vorraum erreichbar ift, untergebracht. Für Lehrer und Hauswart ift 
eine befondere Abortanlage vorhanden. 

Die Aula hat eine fichtbare Holzdecke, deren Balkenfelder teils als Holzkaffetten ausgebildet, 
teils geputzt und mit Malerei verfehen find. Die unteren Wandflächen find mit einem 1,75 « hohen 
Holzpaneel verkleidet. Für die Beleuchtung forgen 5 große Nordfenfter mit Kathedralverglafung. 
Für die Abenderhellung find 4 Kronen- und 4 Wandleuchter mit zufammen 60 Flammen vor- 
gefehen. Eine Orgelumrahmung und Bekrönung der Ausgangstüren und auf Konfolen geftellte 
Büften vervollf tändigen in würdiger Weife den Schmuck des Feftfaales. (Siehe Fig. 161 S. 154.) 

Die Schulräume find mit zweifitzigem Z./)few/Ä-Geftühl mit beweglichen Sitzen, Katheder, 
Schränken, doppelten Schiebetafeln mit feftem Rahmen und Kartengehänge ausgeftattet. 

Das Lehrzimmer für Phyfik und Chemie, fowie die Kombinationskiaffe haben anfteigende 
Sitzreihen. Zum Unterbringen der Überkleider und Schirme für die Schüler find in den Flur- 
gängen Kleiderhaken, fowie eiferne Schirmftänder vorgefehen. 

Die Erwärmung der Schul- und Verwaltungsräume erfolgt durch eine Niederdruck-Dampf- 
heizung; das Direktorzimmer und die Schuldienerwohnung haben außerdem Kachelöfen erhalten. 
Die Beleuchtung aller Räume erfolgt durch Gasglühlicht; elekhnfcher Strom wird nur für Unter- 
richtszwecke benutzt. 

Die Turnhalle hat 12,00x22,60« Flächenmaß und 9,2om lichte Höhe, teilweife fichtbare 
Dachkonftruktion mit Holzdecke. Die geputzten Wandflächen find bis 1,50» Höhe mit Holz- 
lambris und Schränken zum Aufbewahren von Tumfchuhen, Hanteln, Stäben etc. verfehen. 

Die Ausbildung der Fronten des Hauptgebäudes ift in den Formen deutfcher Renaiffance 
vorgenommen. Die Vorgärten und der teilweife als Turnplatz ausgebildete Schulhof bedecken 3498 q«. 

Die gefamten Baukoften, einfchl. Mobiliar, betrugen 375000 Mark. 

Das neue Realgymnafium zu Barmen wurde nach den Plänen des Hoch- 
bauamtes im Juli 1901 begonnen und 1903 feiner Beftimmung übergeben. *^^*^8y™"^f'"™ 
(Fig. 190 u. 191 «»). 

Das Gebäude liegt auf einem ftark anfteigenden und fehr unregelmäßigen Grundftück an 
der Sedan- und Viktorftraße und hat einen L-förmigen Grundriß. 

Der Haupteingang und eine Durchfahrt zum Schulhofe befinden fleh an der Sedanftraße; 
ein weiterer Zugang zum Schulhof ift durch ein gefchloffenes Treppenhaus an der Pariamentftraße, 
die 6,80 m tiefer als der Schulhof liegt, gefchaffen. 

Das Hauptgebäude hat eine überbaute Fläche von 1240 q™. Dasfelbe ift zweiflügelig und 
enthält 18 allgemeine Lehrzimmer; die Lehrräume für Chemie, und zwar einen Lehrfaal, ein Vor- 

•) Nach der von Direktor D. /?. Olbricht verfaßten Fcftfchrift zur Feier der Einweihung des Neubaues der Real- 
fchule zu Bautzen. Bautzen 1901. 

») Nach freundlichen Mitteilungen des Herrn Stadtbauinfpektors Freygang in Barmen. 



211. 



Bamien. 



185 



bereitungszimmer, ein Laboratorium und einen Abftellraum ; die Räume für Phyfik, und zwar einen 
Lehrfaal, ein Vorbereitungszimmer, einen Apparatenraum und eine Dunkelkammer ; eine Direktions- 

Fig. 191. 




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1:500 

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Erdgefchoß. 

Realgymnafium zu Barmen«»). 

kanzlei mit Vorzimmer, ein Konferenzzimmer mit Kleidergelaß für die Lehrer, eine Bibliothek mit 
Lefezimmer für die Lehrer und eine Schülerbibliothek, einen Lehrfaal für Naturbefchreibung nebft 
Sammlungszimmer, ein Dienftzimmer für den Schuldiener, einen Sammlungsfaal, einen Zeichenfaal 



212. 

Auguftiner- 

fchule 
zu Friedberg. 



186 



mit 2 Modellraumen, eine Aula mit Empore, einen Singfaal und eine kleine Sternwarte als turm- 
artigen Aufbau; femer eine Schuldienerwohnung mit 5 Räumen und im Kellergefchoß einen Akku- 
mulatorenraum für Phyfik, die Niederdruck-Dampfheizungs- und Druckluftanlage. Eine Haupttreppe 
trennt den Straßenflügel vom rückwärtigen Flügel, von denen jeder wieder eine befondere Treppe 
befitzt. 

Die Turnhalle ift an das Hauptgebäude angebaut, hat einen Umkleideraum, eine Empore 
und ift vom Schulhofe durch eine offene und überdeckte Vorhalle zu erreichen. Der Raum unter 
der Turnhalle wird für ein ftädtifches Bureau verwendet. 

Die Bedürfnisanftalt für die Schüler ift an die Turnhalle angebaut und durch eine überdeckte 
Vorhalle mit dem Hauptgebäude und dem Schulhofe verbunden. Für die Lehrer find in den ver- 
fchiedenen Stockwerken Aborte angeordnet. 

Der Schulhof hat 1550«" Flächenmaß, und es münden vom Hauptgebäude drei Ausgänge 
nach demfelben. Nach der Viktorftraße ift eine Gartenanlage vorhanden. 

Die Gefchoßhöhen aller Unterrichtsräume betragen von und bis Fußbodenoberkante 4,4on>. 
Die Decken find maffiv {Koenen'icht Voutenplatte zwifchen Trägem, 9«« ftark mit 10 c"» Beton- 
auffüllung). 

Alle Treppen find maffiv in Wolkenburger Trachyt ausgeführt. Die Flurgänge find 3,oo, bezw. 
4,00 m breit und erhielten Plattenbelag. 

Die Fußböden der Schulräume beftehen aus eichenem Stabfußboden in Afphalt. Der Tum- 
hallenfußboden zeigt auf einer doppelten Decke Linoleumbelag. Das Haupttreppenhaus und die 
Eingangshalle find mit /?aÄ//2r-Gewölben verfehen. 

Die Aula mit 250 q™ Bodenfläche ift nach Syftem Rabitz überwölbt; die Fenfter erhielten 
Bleiverglafung. 

Über der Schiebetür nach dem Singfaal fand an der Wand ein Koloffalgemälde Platz. Die 
eingebaute Empore trägt die Orgel und bietet Plätze für Publikum. 

Das ganze Gebäude wird elektrifch beleuchtet. Das Äußere der Gebäudegruppe trägt den 
Charakter eines Putzbaues mit teilweifer Verwendung von Pfälzer Sandftein. Als Stilrichtung ift die 
deutfche gotifierende Frührenaiffance gewählt worden. Der kräftige, rauh boffierte Sockel an der 
Straße ift aus Ruhrkohlen fand ftein und die Haupteingangstreppe aus Bafaltlava. 

Die Hoffronten und die Front gegen die Viktorftraße haben einen kleinen Sockel aus Ruhr- 
kohlenfandftein und darüber bis zum Erdgefchoßfußboden eine rote Ziegelverblendung. Die Dächer 
find mit braunglafierten Ludovici-YdXzntgtXn eingedeckt; Dachreiter und Turmhelme find mit 
Schiefer bekleidet. Die Abortanlage hat ein Holzzementdach. 

Die Gefamtkoften find folgende: Hauptgebäude 422500 Mark, d. i. 16,10 Mark für Ictm um- 
bauten Raumes; Turnhalle 56400 Mark; Abortanlage 11900 Mark; Treppenaufgang 7300 Mark; 
Hofanlage und Einfriedigung 45 550 Mark; Mobiliar 40000 Mark und Insgemein 11 500 Mark; fo- 
mit Gefamtfumme 595150 Mark. 

Die Auguftinerfchule (Oymnafium und Realfchule) zu Friedberg wurde iQOi —02 
nach dem Entwürfe von Thyriot ausgeführt (Fig. 192 u. 193 '^). 

Das Schulhaus ift für 730 Schüler beftimmt und enthält 4 Vorfchulklaffen zu je 25 Schülern 
9 Gymnafialklaffen zu je 25 Schülem und 9 Realklaffen (darunter 3 Refervezimmer für Parallel- 
klaffen) zu je 45 Schülem. Die räumliche Trennung der Gymnafial- und Realklaffen war nicht 
gefordert. Femer find vorhanden: 1 Zeichenfaal, 1 Gefangsfaal, 1 Lehrfaal für Phyfik und Chemie 
nebft Vorbereitungs- und zwei Sammlungszimmem, 1 Zimmer für die Altertumsfammlung, 1 Di- 
rektorzimmer mit Vorzimmer, 1 Beratungs- und Lehrerzimmer, 1 Bibliothek, 1 Sammlungsraum für 
befchreibende Naturwiffenfchaften und 1 Sammlungszimmer für Lehrmittel, fowie 1 Zimmer für den 
Pedellen. 

In einem befonderen Anbau ift dem Hauptgebäude die Tum- und Fefthalle nebft dem Archiv 
angegliedert; über dem Haupteingange zu erfterer, der Kleiderablage und dem Geräteraum, fowie 
über dem Archiv und der Halle find, durch eine befondere Treppe zugänglich, Galerien nebft 
Kleiderablagen untergebracht. 

An die nördliche Schmalfeite der Turn- und Fefthalle lehnt fich das Schülerabortgebäude 
nebft Vorraum an, während an der Nordfeite des Hauptgebäudes das Pedellenhaus angebaut wurde; 
letzteres enthält 3 Zimmer, Küche, Wafchküche, Keller und Bodenraum. 

Im Kellergefchoß des Hauptgebäudes ift die Sammel- (Niederdmck- Dampf- und Luft-) 
Heizung mit ihren Frifchluftkammem, Räume für Brennftoff und ein zweiter großer Raum für 



^) Nach freundlichen Mitteilungen des Architekten. 



die AltertumsraTnuilung untergebracht; letzterer dient für die gTöBeren, fctiwer zu bewegenden Stücke 
von kunft- und kulturgefehichllicher Bedeutung, welche leilweire von Ausgrabungen herrühren. 
Im Hauptgebäude vermitteln zwei Treppen den Verkehr zwifchen den einzelnen Oerchoffen. 

Die allgemeinen Lehrzimmer liegen nach Often und Süden und bieten für kleinere Schüler 
1,00 q™ und 1,30 chm und für größere Schüler l.soq" und ö,»'^'""'. Die lichten StockwerkhShen be- 
tragen je 4,05". Die Fenflerlichtmaße find mit reichlich '/i der Gnindfläche der einzelnen Lehr- 
zimmer bemeffen. 

Die freie Spiel platzFläche bietet i.isv für jeden Schüler; auch tft ein beTonderer Turnplatz 
und ein botanifcher Garten vorhanden. 

Die Architektur itt im Stil deutfcher Frührena i ff ance entworfen, und vielfach find Motive 
heffifcher Eigenart, gefchieferte Giebel und Türmchen verwandt worden. * 

Fig. 194")- 







J 



Leffing-Gymr\a[\um zu Frankfurt a. M. 

Ardi,: Sdiaüdl. 



Die Flure, Hallen und Treppenhäufer find in Rabiiz-^MvtMt Überwölbt Die Decke der 
Tum- und Fetthalle hat eine Holzkonftruktion unter teilwelfer Einbeziehung des Dachverkes er- 
halten. Alle Turngeräte können leicht befeitigt werden. 

Das Erdgefchoß mißt 1692, das I. Obergefchoß 980 1»" überbauler Fläche; der umbaute Raum 
aller Gebäudeteile beträgt 21270c'>m, Die Gcfamtbaukolten belaufen fich auf 345000 Mark; Ici"" 
umbauten Raumes berechnet fich fonach mit 16,20 Mark. 

Das Z,£,(/'"/n^-Gymna[iuni zu Frankfurt a. M. wurde nach Plänen und unter 
der Leitung Schmidfs im Oktober igo2 fertiggeftellt (Fig. 194 u. 195"). 
I" Der Neubau ift auf dem an der Hanfaallee und Fürftenberger Straße gelegenen Eckplatz 

Frankfurt a. M. vollkommen freittehend errichtet und umfaßt das Hauptgebäude, die Turnhalle und Bedüifnisanftalt, 
lowie das Wohnhaus für den Direktor und den Pedell. 

Das Hauptgebäude enthält 17 allgemeine Lehrzimmer, 4 Sammlung»- und Arbeitszimmer, 

") Nach freundlichen Mitteilungen des Architekten. 



Uffilif 



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IQO 

2 Bibliothekzimmer, je i Direktor-, Lehrer-, Konferenz-, Pedell- und Wartezimmer, i Aula, 3 Lehr- 
zimmer und Sammlungszimmer für Naturgefchichte, Phyfik und Chemie, 1 Zeichenfaal, 1 Gefangs- 
faal, Kleiderablagen in der Gangerweiterung, eine Haupt- und eine Nebentreppe, fowie in jedem 
Gefchoß 2 Lehreraborte. 

Am Ende des Hauptgebäudes liegt die Turnhalle mit Vorflur, Geräteraum und Umkleide- 
raum, fowie die Bedürfnisanftalt mit 18 Sitzräumen. 

Das Wohnhaus fteht durch einen überdeckten Gang mit dem Klaffenhaus in Verbindung 
und enthält im Erdgefchoß die Wohnung des Pedellen und in den beiden Obergefchoffen die 
Wohnung des Direktors. 

Alle allgemeinen Lehrzimmer find nach Norden gerichtet ; 6 davon haben 40, 9 etwa 58 und 
2 etwa 61 qni Flächenmaß. Die Höchftfchülerzahl ift für die 5 unteren Klaffen zu 40 und für die 
4 oberen zu 30 angenommen. Über die Ausfchmückung des Inneren fiehe Art. 192 (S. 158). 

Die Architektur der gruppierten Anlage zeigt neuzeitliche Renaif fanceformen , wobei der 
Aufbau der Aula und des turmartigen Anbaues zu kräftiger Wirkung gelangt. 

Das Schulhaus befitzt einen Haupt- und fünf Nebeneingänge. Außer kleinen Vorgarten- 
anlagen verblieben Turn- und Spielhöfe an den beiden Langfeiten des Hauptgebäudes. 

Die Innenwände find geputzt und mit Linkrufta-Lambris verfehen. Treppen- und Gangwände 
erhielten Backfteinverblendung. Die Fußböden haben Linoleum- und Xylopalbelag. 

Die Niederdruck-Dampfheizung ift mit der Lüftungsanlage verbunden. Zur künftlichen Be- 
leuchtung der Räume dient eine elektrifche Lichtanlage. 

Die Schulbänke find zweifitzig mit beweglichem Sitz und Pult. Zur Verwendung gelangen 
Nr. III bis VIII des Geftühls für die ftädtifchen Schulen Frankfurts. 

Die überbaute Fläche umfaßt 2076 q«, und die Baukoften betrugen 644 000 Mark. 



Literatur 

über wGymnafien und Reallehranftalten«. 

a) Anlage und Einrichtung. 

Ueber Gymnafialbauten. Deutfche Bauz. 1886 S. 237. 

Benkc^ Karoly. Mufterzeichnungen für die innere Ausftattung von Mittel fchulgebäuden. Buda- 

peft 1886. 
BUROERSTEIN, L. Hygienifche Fortfehritte der öfterreichifchen Mittelfchulen feit September 1890. 

Wien 1893. 
Anleitung zur Erbauung von MitteIfchul-Gebäuden. Erlaß des königl. ungarifchen Minifteriums 

für Cultus und Unterricht. Budapeft 1894. 
BUROERSTEIN, L. Rathfchläge betreffend die Herftellung und Einrichtung von Gebäuden für 

Gymnafien und Realfchulen. Wien 1900. 
Burgerstein, L. Wohlfahrtseinrichtungen an Gymnafien und Realfchulen. Wien 1900. 
Lehrpläne und Lehraufgaben für die höheren Schulen in Preußen. Berlin 1901. 

ß) Ausführungen'*). 

Gymnafien und Realfchulen in Wien: Winkler, E. Technifcher Führer durch Wien. 2. Aufl. 

Wien 1874. S. 228 u. 230. 
Realgymnafium und höhere Bürgerfchule in Karlsruhe: Die Großherzoglich Badifche Haupt- und 

Refidenzftadt Karlsruhe in ihren Maßregeln für Gefundheitspflege und Rettungswefen. 1876. 

Abth. I. S. 77 u. 78. — Ausg. von 1882. III. 
Gymnafien und Realfchulen in Beriin: Beriin und feine Bauten. Berlin 1877. Theil I, S. 191. 
Gymnafien und Realfchulen in Dresden: Die Bauten, technifchen und induftriellen Anlagen von 

Dresden. Dresden 1878. S. 197 u. 203. 
Höhere Schulen in Beriin: Boerner, P. Hygienifcher Führer durch Berlin. Berlin 1882. S. 173« 



'■) Unter Bezugnahme auf Fußnote 8 (S. 81) muß auch hier darauf verzichtet werden, die ziemlich beträchtliche Za 
von veröffentlichten Bauten für Gymnafien und Reallehranftalten aufzuzählen. Auch an diefer Stelle war, um für die 
Literaturangaben nicht zu viel Raum in Anfpruch zu nehmen, die Einfchränkung geboten, nur folche Gruppen von Bau- 
werken fraglicher Art anzuführen, die einer größeren Verwaltung unterftehen. 



191 

Endell & Frommann. Statiftifche Nachweifungen, beireffend die in den Jahren 1871 bis einfchl. 

1880 vollendeten und abgerechneten Preußifchen Staatsbauten. Abth. I. Berlin 1883. S. 72: 

IV. Gymnafien, Realfchulen etc. 
Gymnafien und Real-Lehranftalten in Stuttgart: Stuttgart. Führer durch die Stadt und ihre Bauten. 

Stuttgart 1884. S. 85. 
Gymnafien und Realfchulen in Frankfurt a.M.: Frankfurt a.M. und feine Bauten. Frankfurt 1886. S. 187. 
Gymnafien und fonftige höhere Lehranftalten in Cöln: Köln und feine Bauten. Köln 1888. 

S. 421 u. 433. 
Höhere Lehranftalten in Cöln: Lent. Köln. Feftfchrift für die Mitglieder und Theilnehmer der 

61. Verfammlung deutfcher Naturforfcher und Aerzte. Köln 1888. S. 409. 
Gymnafien zu Hamburg: Hamburg und feine Bauten, unter Berückfichtigung der Nachbarftädte 

Altena und Wandsbeck. Hamburg 1890. S. 117. 
Höhere Lehranftalten in Halle a. S.: Staude, Hüllmann & v. Fritsch. Die Stadt Halle a. S. im 

Jahr 1891. Feftfchrift für die Mitglieder und Theilnehmer der 64. Verfammlung der Gefell- 

fchaft deutfcher Naturforfcher und Aerzte. Halle 1891. S. 283. 
Höhere Schulanftalten zu Leipzig: Die Stadt Leipzig in hygienifcher Beziehung etc. Leipzig 1891. 

S. 226. 
Gymnafien in Leipzig: Leipzig und feine Bauten. Leipzig 1892. S. 169 u. 322. 
Höhere Schulen in Magdeburg: Magdeburg. Feftfchrift für die Theilnehmer der 19. Verfammlung 

des deutfchen Vereins für öffentliche Gefundheitspflege. Magdeburg 1894. S. 139. 
Höhere Lehranftalten in Berlin: Berlin und feine Bauten. Berlin 1896. Bd. II, S. 296. 
Höhere Schulen zu Bremen: Bremen und feine Bauten. Bremen 1900. S. 253. 
Höhere Lehranftalten in Effen: Die Verwaltung der Stadt Effen im XIX. Jahrhundert etc. Erfter 

Verwaltungsbericht etc. Bd. I. Effen 1902. S. 268. 



10. Kapitel. 

Mittlere technifche Lehranftalten. 

Von Dr. Eduard Schmitt. 

Durch die Fortfehritte auf dem Gebiete der Mathematik, der Naturwiffen- «u. 
[chatten und der aus beiden hervorgegangenen Mechanik, welche namentlich feit "«nd""^ 
dem Ende des XVIII. Jahrhunderts gemacht wurden, durch die zahlreichen Ent- vcrfchicdenheit 
deckungen und Erfindungen, fowie durch manche andere Einflüffe entftand nach 
und nach eine Menge neuer Berufszweige. Viele der althergebrachten Berufsarten 
erfuhren eine vollftändige oder doch fehr erhebliche Umbildung; manche derfelben 
verfchwanden ganz und gar. Immer mehr trat das Bedürfnis hervor, für die neuen 
Berufstätigkeiten eine geeignete Vorbildung zu begründen und für die übergroße 
Fülle des neuen Wiffensftoffes fette Sammelpunkte und geficherte Pflegeftätten zu 
errichten; immer mehr erkannte man, daß für viele Berufszweige, für welche die 
Volksfchule nicht genügte, die Latein- oder fog. Oelehrtenfchule gleichfalls keine 
genügende Vorbildung gewährte. Diefe Erkenntnis führte, wie fchon in Art. 167, 
(S. 142) gefagt worden ift, zur Begründung der Realfchulen, aber auch zur Er- 
richtung von technifchen Unterrichtsanftalten und von Fachfchulen der verfchie- 
denften Einrichtung und Oeftaltung. Von den niederen Lehranftalten diefer Art 
war bereits in Kap. 8 die Rede; an diefer Stelle wird von den mittleren tech- 
nifchen Schulen, deren Lehrziele allerdings ziemlich weit auseinander gehen, zu 
fprechen fein. 

In Preußen ift der Begriff der technifchen Mittelfchule oder mittleren Fachfchule feit 1878—79 
amtlich feftgef teilt : man verfteht darunter Fachfchulen, die als Eintrittsbedingung den Befitz der- 
jenigen allgemeinen Bildung vorausfetzen, durch welche der Schüler die Berechtigung zum ein- 
jährigen Militärdienft erhält. Die Lehrziele find durch die Prüfungsordnung vom 17. Oktober 1883 
beftimmt. 



192 

Die derzeit beftehenden mittleren technifchen Lehranftalten verfolgen im 
einzelnen ziemlich mannigfaltige Ziele; in den einzelnen Staaten herrfcht hierin, 
felbft annähernd, keine Übereinftimmung; ja fogar in einem und demfelben Lande 
haben gleichnamige Schulen nicht immer diefelbe Einrichtung. Die wichtigeren 
der in Red«^ ftehenden Unterrichtsanftalten laffen fich nach folgenden Gruppen 
unterfcheiden: 

i) Höhere Oewerbefchulen (fiehe Art. 155, S. 129, unter 2). Diefelben 
bilden junge Leute, welche bereits im Befitz der fog. Bürgerfchulbildung find, für 
den Betrieb der höheren Gewerbe aus und erteilen Unterricht in den Natur- 
wiffenfchaften, in Mathematik, Mechanik, Technologie und neueren Sprachen, im 
Zeichnen, Modellieren etc 

Die höheren Oewerbefchulen unterfcheiden fich von den großenteils aus 
ihnen hervorgegangenen technifchen Hochfchulen (fiehe das nächtte Heft des 
vorliegenden Halbbandes) einerfeits durch die weit geringere Vorbildung ihrer 
Zöglinge, andererfeits dadurch, daß fie fich an die Praxis und das nächfte Be- 
dürfnis unmittelbar anfchließen. 

Die in Bayern beftehenden In'duftriefchulen gehören in ihren Endzielen gleichfalls zu den 
höheren Oewerbefchulen. Diefelben haben Jünglingen, welche aus dem oberften Kurfe der Real- 
fchulen treten und fich einem ausgedehnteren und höheren Gewerbe- oder Fabrikbetrieb zu widmen 
beabfichtigen, die hierfür notwendigen, umfaffenderen Kenntniffe und Fertigkeiten in den tech- 
nifchen Wiffenfchaften und Künften in abfchließender, für die unmittelbare praktifche Anwendung 
berechneter Weife zu vermitteln. Sie beftehen in der Regel aus einer mechanifch-technifchen, einer 
chemifch-technifchen und einer bautechnifchen Abteilung. 

In die in Rede ftehende Gruppe von technifchen Mittelfchulen ließen fich femer wohl auch 
die Kunftgewerbefchulen, felbft gewiffe fog. Zeichenakademien, einreihen. Allein in 
Rückficht darauf, daß folche Anftalten in ihrer Gefamtanordnung und befonders in ihrer Einrichtung 
mit den Kunftfchulen viel Gemeinfames haben, werden fie beffer im Verein mit diefen (fiehe Heft 3 
des vorliegenden Halbbandes, Abfchn. 3, A) zu befprechen fein ; nur jene Fälle, in denen der kunft- 
gewerbliche Unterricht fich an den fachgewerblichen anlehnt, werden in diefem Kapitel zu berück- 
fichtigen fein. 

2) Mit den höheren Oewerbefchulen in ihrer Einrichtung verwandt ift eine 
Reihe von Privatanftalten, welche die Bezeichnung Technikum und tech- 
nifches Inftitut, felbft Polytechnikum und polytechnifche Schule führen, 
die aber mit den technifchen Hochfchulen wenig gemein haben; fie entbehren 
fowohl der höchften Lehrziele, als auch der Bildungsvorausfetzungen, durch welche 
fich die neuzeitlichen technifchen Hochfchulen einen Platz neben den Univerfitäten 
erobert haben. 

3) Höhere technifche Fachfchulen. Unter Bezugnahme auf das in 
Art. 155 (S. 128) über Fachfchulen im allgemeinen Oefagte ift an diefer Stelle zu 
bemerken, daß die höheren technifchen Fachfchulen die Ausbildung junger Leute 
in einem befonderen Zweige der höheren Gewerbe anftreben. Wie a. a. O. gleich- 
falls fchon bemerkt wurde, fpielen die das Baugewerbe pflegenden Fachfchulen, 
insbefondere die Baugewerkfchulen, eine große Rolle. 

Weiters find zu erwähnen die höhere Ziele verfolgenden anderweitigen ge- 
werblichen Fachfchulen, wie Webefchulen, Schulen für Färber, Müller und 
verwandte Fächer. 
^ 2*5. Dem Bedürfnis an technifchen Lehranftalten wurde in großartiger Weife 

Oefchichtliches. pi •t-ijjr?i'it_iii- 

zuerft in England und Frankreich abgeholfen. 

In letzterem Lande dient für einen mittleren Grad von technifcher Bildung die 1829 ge- 
gründete l^cole centrale des arts et manufactures zu Paris, welche ein Privatuntemehmen ift; 
ebenfo find vom Staate einige Oewerbefchulen, die fog. Ecoles des arts et m^tiers (die erfte 1803 zu 
Compiegne) und die fog. Ecoles nationales profefßonelles errichtet worden. In letzteren werden die 



L93 _ 

•Zöglinge kaferniert und unter militärifche Disziplin gef teilt; neben der theoretifchen Ausbildung 
geht eine Unterweif ung in verfchiedenen praktifchen Handarbeiten her. 

In Deutfchland entwickelte fich das technifche Unterrichtswefen erft weit 
fpäter und auch von anderen Grundlagen aus; felbft einzelne fchon früh errichtete 
Fachfchulen, wie z. B. die bereits 1765 gegründete Bergakademie zu Freiberg, blie- 
ben auf die allgemeine Ausbildung des technifchen Unterrichtswefens ohne Einfluß. 

Die erften in Deutfchland gegen die Mitte des XVIII. Jahrhunderts auf- 
tretenden Beftrebungen zur Anbahnung eines geeigneten Unterrichtes für die ge- 
werblichen und technifchen Berufsarten waren nicht auf eine unmittelbar fach- 
technifche Ausbildung gerichtet, fondern glaubten das Ziel durch eine veränderte 
Geftaltung der Mittelfchulen erreichen zu muffen. Dies waren die mannigfachen, 
anfangs unficheren und taftenden, allmählich aber beftimmtere Form gewinnenden 
Verfuche, welche fpäter zur Errichtung von Realfchulen führten. 

Während der großen Kriege zu Anfang des XIX. Jahrhundertes konnten die 
Gewerbe zu keinem Auffchwunge gelangen, fo daß das Bedürfnis für eine höhere 
gewerbliche, bezw. technifche Bildung kaum hervortrat 

Die Anfänge der technifchen Lehranftalten Deutfchlands waren ziemlich befcheiden. Die 
ältefte derfelben war die »Technifche Schule« zu Berlin, 1821 von Beuth g^^ründet, welche fpäter 
die Bezeichnung »Gewerbe-Inftitut« erhielt und aus der 1866 die »Gewerbe-Akademie« hervorging. 

Öfterreich war auf dem fraglichen Gebiete vorang^;angen. Im Jahre 1806 wurde in Prag das 
»polytechnifche Inftitut« in das Leben gierufen, und 9 Jahre fpäter (1815) wurde das »polytechnifche 
Inftitut" zu Wien eröffnet. 

In Deutfchland find hauptfächlich während der Jahre 1825—40 in den Mittel- 
ftaaten eine Reihe technifcher Lehranftalten entftanden, welche, von der Forderung 
des Augenblickes gedrängt, den mittleren gewerblichen Unterricht mit der höheren 
technifch-wiffenfchaftlichen Ausbildung zu vereinigen ftrebten; die meiften der- 
felben führten die Bezeichnung «höhere Oewerbefchule«. Dies find vor allem die 
bezüglichen Lehranftalten zu Karlsruhe (1825), München (1825), Dresden (1828), 
Stuttgart (1829), Hannover (1831), Chemnitz (1836) und Darmftadt (1836). 

Bei fo verfchiedenartigen Lehrzielen und fo mannigfaltiger Einrichtung der ^>^- 
in Rede ftehenden Lehranftalten kann auch die bauliche Anlage derfelben nur ^1*^' 
wenige gemeinfame und einheitliche Oefichtspunkte zeigen. Soweit letzteres den- 
noch der Fall ift, lehnen fich Anlage und Einrichtung folcher Schulen im wefent- 
lichen an die Oefamtanordnung und Ausrüftung anderer höherer Lehranftalten, 
insbefondere der Realfchulen, an. Was fonach über folche Schulen in fraglicher 
Richtung im vorhergehenden Kapitel gefagt worden ift, hat im allgemeinen auch 
hier feine Gültigkeit; bisweilen nehmen einzelne Räume, wie z. B. Zeichen- und 
Modellierfäle, Laboratorien, Sammlungen eta die gleiche oder nahezu diefelbe 
Ausftattung in Anfpruch, wie fie an den Hochfchulen üblich ift, fo daß in diefer 
Beziehung auf das nächfte Heft des vorliegenden Halbbandes verwiefen werden 
muß. Sind mit einer mittleren technifchen Lehranftalt Lehrwerkftätten verbunden, 
fo muffen Anlage und Ausrüftung derfelben dem jeweiligen Sonderbedürfnis an- 
gepaßt werden. Immerhin ift bezüglich diefer Säle der auch fonft für die An- 
ordnung von Unterrichtsräumen maßgebende Orundfatz im Auge zu behalten, 
daß Zimmer, welche dem Gange des Unterrichtes entfprechend im wefentlichen 
zufammengehören, auch zufammengelegt und nicht durch andere Räume unter- 
brochen werden. 

Die höheren Oewerbefchulen find, wie fchon angedeutet, durchaus nicht ^^^ 
gleichartig organifiert Bald find fie vollftändig, bald nur zum Teile mit höheren oewcrbe- 
Bürger- und Realfchulen als deren oberfte Klaffen verbunden; bald find fie felb- '<*»**«"■ 

Handbuch der Architektur. IV. 6, a. (2. Aufl.) 13 



2l8. 

Beifpiel 



ftändige, allgemein wiffenfchaftlich-technifche, aus drei oder vier Klaffen, bezw. 
Kurfen beftehende Lehranftalten ohne befondere Gliederung nach den verfchie- 
denen Gewerben; bald ift eine folche Gliederung nach mehr oder weniger fcharf 
gefonderten Abteilungen durchgeführt etc. In ihrer Einrichtung find fie bald mit 
den Gymnafien, bald mit den Realfchulen verwandt etc. 

In Preußen erhielten die Gewerbefchulen erft durch eine Verordnung vom 
^21. März 1870'*) eine feftere Organifation. 

Danach beftand eine fog. reorganifierte Gewerbefchule aus 3 Klaffen, jede mit einjährigem 
Kurfus; die beiden unteren Klaffen waren hauptfächlich für den theoretifchen Unterricht beftimmt, 
die obere, die Fachklaffe, für die Anwendung des Erlernten auf die Gewerbe und für die Vor- 
bereitung zum Befuche der höheren technifchen Lehranftalten. Die Fachklaffe beftand aus 4 Ab- 
teilungen: 1) einer Abteilung für diejenigen, welche die Schule zu ihrer Vorbereitung für den 
Eintritt in eine höhere technifche Lehranftalt befuchten; 2) einer Abteilung für Bauhandwerker; 
3) einer Abteilung für mechanifch-technifche Gewerbe, und 4) einer Abteilung für chemifch-tech- 
nifche Gewerbe. Vorbereitungskiaffen konnten hinzugefügt werden. 

Zur Feftftellung des Raumbedürfniffes wurden für jede Klaffe mindeftens 40, alfo für die 
3-klaffige Gewerbefchule 120 Schüler angenommen. Sofern mit der Gewerbefchule eine Vorfchule 
verbunden wurde, traten noch die für diefelbe erforderlichen Klaffenzimmer und Nebenräume hinzu, 
und es ftellte fich dann, unter Annahme einer 3-klaffigen Vorfchule, die Gefamtzahl der Zöglinge 
auf 140 bis 150. Zur Beurteilung der für letztere Annahme benötigten Räumlichkeiten wurden als 
Anhalt fchematifche Grundriffe aufgeftellt'*), die indes als muftergültig nicht bezeichnet werden 
können: die Flurhalle ift zu klein; eine Aula ift nicht vorgefehen; zur Bibliothek bildet das Em- 
pfangszimmer des Direktors den einzigen Zugang; die Zeichenfäle find zumeift an die Südfront 
verlegt; in den Vortragfälen ift ein Geftühl eingezeichnet, in welchem 7 Schüler auf derfelben Bank 
(ohne Mittelgang) fitzen follen etc. 

Auf Grund diefer Organifation wurde 1870—73 für die Gewerbefchule zu 
L Kaffel, welche an die Stelle des ehemaligen Polytechnikums dafelbft getreten war, 
von Hindorf ein Neubau ausgeführt, mit dem auch noch die Oewerbehalle ver- 
einigt wurde. 

Derfelbe befteht aus einem Langbau von etwa. 48,00"» Länge und 18,5oni Tiefe, dem fich an 
der rückwärtigen Seite ein Flügel von 14,00« Länge und 13,oo»n Breite anfchlieBt. Über einem Sockel- 
gefchoß befitzt das Gebäude noch 3 Stockwerke von bezw. 3,04, 4,38 und 4,48 «» lichter Hohe. Das 
Sockelgefchoß enthält, außer den erforderlichen Nutzräumen für Vorräte, Heizungsanlagen etc., die 
Wohnung des Schuldieners, einige Werkftätten und ein chemifches Laboratorium. Im Erdgefchoß 
find Konferenz- und Gefchäftszimmer und außerdem die nötigen Räume für den Unterricht in Phyfik 
und Chemie gelegen. Im I. Obergefchoß find die Bibliothek, das Archiv, die Sammlungszimmer 
für Kunftgegenftände, fowie für Zoologie und Botanik, ferner 3 Zeichenfäle und 1 Vortragfaal 
gelegen. Im II. Obergefchoß befinden fich 3 Vortragfäle, 2 Zeichenfäle, 3 Sammlungszimmer für 
Bauwiffenfchaften, Technologie, Mineralogie und Geognofie und 2 Lehrerzimmer. 

In fämtlichen Sälen und Zimmern find die Wände mit etwa 33 cm hohen Holzfockeln verfehen; 
die Wände der oberen Flurgänge und des Treppenhaufes haben Lambris von l,oo « Höhe erhalten ; 
die unteren Wandflächen in den Vortrag- und Zeichenfälen find bis zur Höhe von 1,70 m über dem 
Fußboden mit Ölfarbe angef trieben, und es fchließt diefer Auftrieb nach oben mittels einer profilierten 
Holzleifte ab, in welche die nötigen Kleiderhaken eingefchraubt find. Die Heizungsanlagen find 
darauf bemeffen, daß die Gefchäftszimmer, die Bibliothek, die Vortrag- und Zeichenfäle, fowie die 
Laboratorien bei jeder äußeren Temperatur auf 19 bis 20 Grad C, die Sammlungszimmer nebft Flur- 
gängen und Treppenhaus auf 15 Grad C. erwärmt werden können; für das Sockelgefchoß ift Ofen- 
heizung gewählt; der nach rückwärts liegende Gebäudeflügel hat Feuerluftheizung erhalten, während 
fämtliche Räume des Hauptbaues für Warmwafferheizung eingerichtet find. Für die Zwecke der 
Lüftung find einfache Rohre, die nahe unter den Saaldecken beginnen, in den Mauern hinauf bis 
über Dachhöhe geführt; für die Lüftung des großen Laboratoriums ift dicht über dem Fußboden 
eine mit Schieber verf ebene Öffnung vorhanden, von der aus ein Kanal nach einem den eifemen 
Schornftein des Luftheizungsofens umgebenden Lockfchomftein führt; in derfelben Weife ift die 
Winterlüftung der fämtlichen Räume des Hauptbaues eingerichtet. 

") Diefelbe ift abgedrucW in : Zcitfchr. f. Bauw. 1870, S. 359. 
'*) Siehe diefelben ebcndaf., Bl. Z. 



Der Sockel des Gebäudes, die Brüftungs- und Our^fimfc, towie die Sohlbänke find aus 
Sandftein hergeftellt, der Aufbau in Rohbau unter Verblendung mit gelben Backlleinen, das Haupt- 

gefims, famt Friefen und Fenfler- 
F'g- 'Qö' brüftungen, aus reich ornamentier- 

ten Terrakotten von gelber Farbe. 
Durch Ziifammenfarien je zweier 
abereinander befindlicher Fenfter 
der beiden oberen Oefchoffe un- 
ter einen kräftig profilierten Rund- 
bogen erhielt die Faffadenarchi- 
tektur einen ziemlich aufftreben- 
den Charakter. 

Auf demfelben Orundftück, 
aber als befonderes Gebäude, 
fchließt tich die Oewerbehalle an, 
welche in den zwei unteren Stock- 
werken große Räume für ange- 
kaufte oder vorübergehend aiisge- 
ftellte Erzeugniffe der Kunft und 
Induftrie darbietet, und im II. 
Obergefchoß die Räume für die 
gewerbliche Zeichenfchule enthält. 
Die Baukolten haben 367800 
Mark betragen, wovon rund 59400 
Mark auf den Grunderwerb ent- 
fallen "■). 

Die oben gefchildeile 
und bei der Anlage der Kaf- 
feler Schule zu Grunde ge- 
legte Organifation hat fich 
nicht bewährt 

Die betreffenden Schulen ga- 
ben als Vorbereitungsanttalten für 
die technifchen Hochfchulen an 
allgemeiner Vorbildung zu wenig, 
dagegen an verfrühter Fachbildung 
zu viel, während fie a!s abfchlie- . 
Kende Fachfchulen vermöge des 
nur einjährigen Fachkurfus in letz- 
terer Beziehung ihrer Aufgabe in 
keiner Weife gerecht werden konn- 
ten. Im Jahre 1878 wurde deshalb 
eine Umgeftaitung diefer Schulen 
in das Leben gerufen. Diefelben 
wurden hiernach entweder in ei- 
gentliche 6-klaffige Oewerbefclui- 
\en oder in 9-klaffige Oberreal- 
fchulen, welche zur Vorbereitung 
für höhere lechnitche Studien die- 
nen follten (fiehe Art. 168, S. 142), 
1 I i • 9 t V*?* • * <i R ■ ti .!■ umgewandelt. 

H-hH'>-l ■ I I 1 I i I I I I '1 I i I I M ' I I ( - H Die eigentlichen Gewerbe- 

£cole centrale des arts et manufactures zu Paris. fchulen haben die Aufgabe, un- 

Anficht der Mitte!piittie»). mittelbar für den gewerblichen Be- 

ruf die Vorbildung zu gewähren; 
in 4 einjährigen Kurfen vird die erforderliche allgemeine Schulbildung erreicht, und ein darauf 










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219. 

Beifpiel 
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220. 
Vereinigung 

höherer 

und niederer 

Ocwerbe- 

fchulen. 



folgender zweijähriger Fachkurfus bildet die Zöglinge entweder für die Baiigewerke oder für die 
mechanifch-technifchen oder für die chemifch-technifchen Gewerbe aus. Durch diefe Umgeftaltung 
hat indes der gewerbliche Unterricht in Preußen die erwünfchte Förderung nicht vollftandig er- 
reicht. Viele der betreffenden Schulen wurden aufgehoben, fo auch die foeben befchriebene Kaf- 
feler Anftalt (1888). 

In anderen deutfchen Staaten war man in diefer Beziehung glücklicher; man 
trat von vornherein zielbewußter auf und hat infolgedeffen auch beffere Er- 
gebniffe erzielt. 

Letzteres war auch in Frankreich der Fall, und unter den hier in Frage 
kommenden Lehranftalten ragt vor allem die bereits erwähnte Ecole centrale des 
arts et manufactures hervor, für welche 1882—84 von Denfer ein von Demimuit 
begonnener Neubau errichtet worden ift, von dem in Fig. 197 u. 198'*) zwei 
Orundriffe wiedergegeben find. 

Diefe 1829 gegründete Lehranftalt war früher in dem 1656 von Aubert de Fontenay erbauten 
Haufe untergebracht, welches für eines der fchönften Gebäude von Paris galt. Der Neubau ift an 
der Stelle des früheren Hotel de Juigni-Thorigny errichtet und befteht aus 4 großen Trakten, welche 
einen geräumigen, rechteckigen Binnenhof umfchließen; die 4 Hausfronten grenzen an die Rues 
Montgolfiety Ferdinand Berthoud, Vacanfon und Conti und fchließen eine Grundfläche von rund 
30 000qro ein, wovon rund 4000 q™ überbaut find. 

Das Schulhaus befteht aus Keller-, Erd- und 2, zum Teile 3 Obergefchoffen ; von den letz- 
teren ift jedes für je einen Jahrgang des 3-jährigen Studiums beftimmt; die Vortragsfäle enthalten 
je 250 bis 300 Sitzplätze und werden durch Fenfter, bezw. durch f'^z/b/i-Lampen erhellt. 

Im Kellergefchoß befinden fich Laboratorien für allgemeine Chemie, gewerbliche Phyfik 
und gewerbliche Chemie, femer Magazine für verfchiedene Materialien, Keffel- und Mafchinen- 
anlagen, endlich einige Dienftwohnungen für Unterbeamte und die Heizeinrichtungen. Im Erd- 
gefchoß befindet fich der Haupteingang an der Rue Montgolfier^ und Fig. igö'*) zeigt den be- 
treffenden Teil der Faffade; die Zöglinge treten an einer der Seitenfronten ein; die Raumeinteilung 
und -Beftimmung in diefem Stockwerk find aus Fig. 204 zu entnehmen. Das I., II. und III. Ober- 
gefchoß find bezw. für den I., II. und III. Jahrgang des Studiums beftimmt; Fig 197 veranfchaulicht 
die Anordnung der Räume im I. Obergefchoß; im II. Obergefchoß ift nahezu die gleiche Raumver- 
teilung vorhanden; nur ift an der rückwärtigen Front (im Plan an der rechtsfeitigen Ecke) noch ein 
großer Vortragsfaal angeordnet. 

Die gefamten Baukoften haben 6160000 Mark (= 7700000 Franken) betragen, wovon 
1 440 000 Mark auf den Grunderwerb und 960 000 Mark auf die innere Einrichtung entfallen. 

Bisweilen hat man mit einer höheren Oewerbefchule auch noch eine niedere 
Oewerbefchule zu einer gemeinfamen Anftalt vereinigt. Bei den ftaatlichen Oe- 
werbefchulen Öfterreichs ift dies grundfätzlich gefchehen. 

Die feit 1875 beftehenden öfterreichifchen Staatsgewerbefchulen fetzen fich aus einer 
»höheren Gewerbefchule« und einer »Werkmeifterfchule« zufammen, und jede diefer Abteilungen 
trennt fich wieder in eine bautechnifche und in eine mechanifch-technifche Anftalt. Die höhere 
Gewerbefchule fchließt fich an die vollendete IV. Klaffe des Gymnafiums, der Realfchule und des 
Realgymnafiums an, befteht aus 3 Klaffen und hat die Aufgabe, jungen Männern, die fich einem 
ausgedehnteren und höheren Gewerbebetriebe nach bautechnifcher oder mechanifch-technifcher 
Richtung zu widmen beabfichtigen (als Baumeifter und Bauunternehmer, als Leiter mechanifcher 
und inetallurgifcher Werkftätten, kleinerer Mafchinenfabriken und Gasanftalten, als Mafchinenmeifter 
im Eifenbahnwefen und in technifchen Fabriken, als Befitzer induftrieller, mit Mafchinenbetrieb 
verfehener Etabliffements etc.) die hierfür notwendigen Kenntniffe und Fertigkeiten in den tech- 
nifchen Wiffenfchaften und Künften in einer für die unmittelbare praktifche Anwendung berech- 
neten Weife zu vermitteln, dabei aber auch denjenigen Grad allgemeiner Bildung zu erteilen, 
welcher für folche Gewerbetreibende zur Verwertung ihrer fachlichen Kenntniffe heutzutage er- 
forderlich ift. Die Werkmeifterfchule bietet Arbeitern auf dem Gebiete der Bau- und Metallinduftrie 
(Zimmerleuten, Maurern, Steinhauem , Schreinern, Mafchinenbauem , Mechanikern, Schloffem, 
Schmieden, Blecharbeitern) Gelegenheit, fich eine fachliche Ausbildung in möglichft kurzer Zeit 
zu erwerben und fich dadurch einen weiteren und ergiebigeren Wirkungskreis als Handwerks- 
meifter, Werkführer, Bauführer, Zeichner zu eröffnen; fie fetzt den vollendeten Befuch einer Volks- 



igo 



fchule und eine mindeftens zweijährige Lehrzeit in einem der einfchlägigen Handwerke voraus; 
jede der beiden Abteilungen (für Bauhandwerker und Metallarbeiter) umfaßt 4 Semefterkurfe "). 

Ein Neubau für eine folche Schule wurde zu Ende der 80 er Jahre des vorigen 
Jahrhunderts in Wien, I. Bezirk, von Avanzo & Lange ausgeführt; doch hatte das 
betreffende Bauwerk nicht nur die Staatsgewerbefchule, fondern auch die Lehre- 
rinnenbildungsanftalt, die Vorbereitungsfchule der Kunftgewerbefchule und die 
Verkaufsräume des ftaath^chen Schulbücherverlages, fowie die Bureaus und Archive 
der ftatiftifchen Zentralkommiffion aufzunehmen. 

Diefer Gebäudekomplex, def fen Pläne in der unten genannten Quelle '*) zu finden find, fteht 
auf einem trapezförmig geftalteten Grundftück, welches von der Schelling-, Hegel-, Fichte- und 
Schwarzenberg-Oaffe eingefchloffen ift; dasfelbe befteht aus Sockel-, Erd-, Zwifchen- und 3 Ober- 
gefchoffen. Jedes der genannten Inftitute hat einen befonderen Zugang mit eigener Treppe er- 
halten; doch konnte infolge ihrer verfchiedenen Ausdehnung und der voneinander fehr abweichenden 



221. 

Beirpiel 
III. 



Fig. 199. 




Erdgefchoß. 



Arch. : Weyer. 



Vftw w. Or. 



Gewerbliche Fachfchule zu Cöln*<>). 

Zwecke eine fcharfe Trennung derfelben in lotrechtem und wagrechtem Sinne nicht durchgeführt 
werden, fo daß ein öfteres Übergreifen der einzelnen Anftalten in den verfchiedenen Gefchoffen 
nicht zu vermeiden war. 

Die in Rede ftehende Baugruppe enthält zwei große Binnenhöfe, nach denen zu die Flur- 
gange angeordnet find; die Unterrichtsräume find faft ausnahmslos gegen die genannten Straßen 
gerichtet, und zwar jene der Staatsgewerbefchule, welche in fämtlichen Gefchoffen gelegen find, 
hauptfächlich gegen die Schelling- und Schwarzenberg-Gaffe. 

Der gefamte Bauplatz mißt etwa 5400 q«», wovon etwa 1137 q» auf Vorgärten und etwa 1020 qm 
auf die Höfe abgehen, fo daß die überbaute Fläche etwa 3243 qm beträgt; die Baukoften beliefen 
fich auf rund 1 444000 Mark (= 722000 Gulden), fo daß auf Iq« 445,6a Mark (= 222,63 Gulden) 
entfallen. 

Auch in nichtöfterreichifchen technifchen Mittelfchulen ift hier und da mit 
der höheren Oewerbefchule eine niedere verbunden worden. Dies ift in Deutfch- 
land z. B. bei der Hamburger Oewerbefchule'*) und bei der gewerblichen Fach- 

") Siehe: Die Organifation der öftcrreichifchen Staatsgewerbefchule, insbefondere der k. k. Staats-Oeverbefchule zu 
Biünn etc. Deutrehe Bauz. 1875, S. 348. 

») Nach: Allg. Bauz. 1888, S. 37 u. Bl. 26-29. 

*) Siehe: Ein Befuch in der Hamburger Oewerbefchule. Deutfche Bauz. 1875, S. 374. 

••) Nach : Deutfche Bauz. 1886, S. 534. 



222. 

Beifpiel 

IV. 



20 

fchule zu Cöln der Fall; vom Schulhaufe der letzteren, welche 1885—86 nach 
Weyef% Plänen von Oans ausgeführt worden ift, zeigt Fig. 199*^) den Grundriß 
des Erdgefchoffes. 

In diefem Gebäude ift eine feit 1876 beftehende Handwerker-Fortbildungsfchule mit einer 
1879 gegründeten gewerblichen Fachfchule verbunden; in letzterer find eine Mafchinenbaufchule, 
eine Baugewerbefchule und eine Kunftgewerbefchule (mit befonderen Fachabteilungen für Deko- 
rationsmaler, Kunftfchreiner, Bildhauer und Modelleure) vereinigt. Urfprünglich war diefe gewerb- 
liche Lehranftalt in einem ehemaligen Elementarfchulhaufe untergebracht; das rafche Wachfen der 
Anftalt bedingte fehr bald den in Rede ftehenden Neubau, welcher auf einem dreieckigen Baublock 
in unmittelbarer Nähe des Salier-Ringes errichtet worden ift. 

Infolge diefer Geftalt der Bauftelle wurde die aus Rg. 199 erfichtliche, im allgemeinen 
T-förmige Grundrißanordnung gewählt. Das Gebäude befteht aus Keller-, Erd- und 2 Ober- 
gefchoffen; die Raumverteilung im Erdgefchoß zeigt der umftehende Grundriß; die beiden Ober- 
gefchof fe haben im rückwärtigen Langbau diefelbe Raumanordnung erhalten ; im Flügelbau find über 
den beiden Modellfälen im II. Obergefchoß 2 Zeichenfäle, im I. Obergefchoß ein Zeichen- und ein 
Vortragsfaal gelegen, wobei in beiden Fällen der Mittelflur nicht vorhanden ift; am vorderen Ende 
des Flügelbaues (über dem Amtszimmer des Direktors und der Wohnung des Kaftellans) befindet 
fich, in beiden Obergefchoffen verteilt, die Wohnung des Direktors. Im Kellergefchoß find an den 
Stirnfeiten des rückwärtigen Langbaues ein Stein- und ein Holzmodellierfaal und im Flügelbau ein 
Metall- und ein Refervemodellierfaal angeordnet. Im ganzen find fonach in diefem für 600 Schüler 
bemeffenen Schulhaufe 15 Zeichenfäle, 2 Sammlungsfäle und 4 Modellierfäle vorhanden; im Dach- 
gefchoß find noch 2 Säle für. die Malerabteilung untergebradit. Davon gehören den Bauhand- 
werkem und den Mafchinenbauem je 4 Zeichenfäle und den Dekorationsmalern deren 2; für kunft- 
gewerbliche Arbeiten und Zeichnen nach Gipsmodell ift je 1 Saal vorgefehen, fo daß noch 
3 Refervezeichenfäle übrig bleiben. 

Die Aborte find außerhalb des Schulhaufes in einem befonderen Gebäude untergebracht 

Die Haupttreppe, fowie die Freitreppe find in bayerifchem Granit ausgeführt. Die Flure 
find auf I-Trägem überwölbt; ihre Fußböden haben Zementplattenbelag erhalten. Der an den 
Haupteingang fich anfchließende Mittelflur ift mit Kreuzgewölben überfpannt und mit Stuckarbeiten 
verziert. Das ganze Gebäude, mit Ausnahme der Direktorwohnung, ift mit Feuerluftheizung ver- 
fehen. Das Dach ift mit deutfchem Schiefer gedeckt und durch reizvolle Lukamen, Walmfpitzen 
aus Schmiedeeifen etc. belebt. 

Diefes Schulhaus ift in einfachen Formen der deutfchen Renaiffance aus roten Verblendem 
und unter Verwendung von Niedermendiger Bafaltlava für den Sockel und von hellem Teutoburger 
Sandftein für die Gefimfe und die Architekturteile der Vorderfront hergeftellt. Der Mittelrifalit 
am vorderen Teile des Flügelbaues trägt ein Kuppeldach, auf welchem fich ein Ziertürmchen er- 
hebt. Die beiden feitlichen Rifalite find mit Sandfteinnifchen verfehen, worin zwei Standbilder 
(allegorifche Geftalten, den Mafchinenbau und die Baukunft darftellend) Platz gefunden haben. 

Die Baukoften betrugen, einfchl. der Grundftückkoften, welche fich auf 71 820 Mark beliefen, 
383000 Mark; die überbaute Fläche mißt rund 1060 q», fo daß Iqm derfelben auf 36,13 Mark zu 
ftehen kommt. 

Die Vereinigung von höherer und niederer Gewerbefchule wurde femer auch 
in Frankreich bei den neu errichteten, bereits erwähnten t.coles nationales profeffio- 
neues tm Vierzon, Armentiferes und Voiron ausgeführt. 

Unterm 1. Auguft 1881 erftattete eine Sonderkommiffion unter dem Vorfitze Tolain^s einen 
Bericht an den Minifter des öffentlichen Unterrichtswefens, auf Grundlage deffen, behufs Hebung 
verfchiedener Gewerbszweige, die gedachten drei Anftalten gegründet wurden. Näheres über die- 
felben ift in der unten genannten Quelle zu finden «>). 

Eine ähnliche Vereinigung ift in Italien zu finden, wo Einrichtung und Lehr- 
gang der fog. technifchen Schulen durch einen Königlichen Erlaß vom 
Jahre 1885 geregelt find. 

Eine folche Anftalt befteht aus 2 Hauptabteilungen: die technifche Schule und das technifche 
Inftitut. Die erftgenannte umfaßt 3 Klaffen, von denen die I. und II. Klaffe von allen Schülern 
der Anftalt durchzumachen find; beim Übertritt in die III. Klaffe jedoch haben fich diefelben 

•») Revue gen. de Varch. 1886, S. 180, 241, 256 u. PI. 44-53, 66-67. 



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darüber zu entfcheiden, ob fie mit letzterer 
ihre Schulbildung überhaupt abfchließen 
oder ob fie weiterhin auch noch das tech- 
nifche Inftitut befuchen wollen; im erfteren 
Falle treten fie in die i. Abteilung, im letz- 
teren in die 2. Abteilung der III. Klaffe ein. 
Das technifche Inftitut ift vierklaffig und 
zerfällt in die Unterabteilungen für: a) Phyfik 
und Mathematik, ß) Feldmeßkunde, y) Land- 
wirtfchaftskunde, 8) Handels- und Rechnungs- 
wefen und e) Qewerbefleißkunde. Nicht jede 
Schule befitzt alle genannten Abteilungen ; es 
werden jeweilig nur diejenigen davon einge- 
richtet, deren Vorhandenfein durch die ört- 
lichen Verhältniffe der Stadt oder Provinz, in 
welcher die Anftalt liegen foll, wünfchens- 
wert erfcheint *•). 

Bereits in Art. 214 (S. 192) wurde 
gefagt, daß es eine nicht geringe 
Zahl von mittleren technifchen Lehr- 
anftalten gibt, welche ähnliche Ziele 
wie die höheren Oewerbefchulen ha- 
ben, aber andere Bezeichnungen, wie 
Technikum , technifche Fachfchulen 
etc., führen. 

Als Beifpiel für diefe Gruppe 
von Unterrichtsanftalten find in Fig. 
200 bis 202^^) die Pläne des Techni- 
kums zu Winterthur wiedergegeben; 
mit diefer Schule ift auch ein Oe- 
werbemufeum verbunden. 

Das eigentliche Schulhaus hat eine H- 
förmige Grundrißgeftalt und das bloß eben- 
erdige Oewerbemufeum ift an der Rückfeite 
in der Hauptachfe angebaut; die Anordnung 
des letzteren, fowie die Treppenanlage er- 
innert einigermaßen an die von Semper im 
Polytechnikum zu Zürich (fiehe das nächfte 
Heft des vorliegenden Halbbandes, Abfchn. 
2, A, gewählte; doch ift fie weniger fchön 
und großartig, als das Vorbild. 

Das Vordergebäude befteht aus Sockel-, 
Erd-, I. und II. Obergefchoß; die Raumver- 
teilung in den 3 zuletzt genannten Stock- 
werken zeigen Fig. 200 bis 202. Im Flurgang 
des Erdgefchoffes ift die Anordnung von 
Stufen, die man bald empor-, bald niederzu- 
fteigen hat, mißftändig. 

Das zu diefer Anftalt gehörige Labora- 
toriumsgebäude wird im nächften Hefte des 
vorliegenden Halbbandes (Abfchn. 2, B, be- 
fchrieben werden. 

Ein anderes Beifpiel ift das kan- 



223. 

Techniken 
etc. 



224. 

Beifpiel 

V. 



225. 

Beifpiel 

VI. 



*") Siehe: Centralbl. d. Bauverr. 1887, S. 165. 
M) Nach: Eifenb., Bd. 9, S. 133. 



202 

tonale Technikum des Kantons Bern zu Burgdorf, für welches nach den preis- 
gekrönten Plänen von Dorer & Fuchslin 1892—94 ein Neubau errichtet worden ift. 

Die Unterrichtsräume des in Hufeifenform gebauten Haufes find in 4 Gefchoffen unter- 
gebracht. Alle Zeichenfäle haben je 7x15«» Grundfläche, find gegen Nord gelegen, während in 
den beiden Flügelbauten die Theorieklaffen und die Sammlungsräume vorgefehen find. Die Pläne 
und weitere Einzelheiten find in der unten genannten Zeitfchrift**) zu finden. 

226. £)gg ^jjreiteren fei hier der baulichen Anlagen der technifchen Fachfchulen 

Beifpiel ° 

vii. ZU Buxtehude, welche urfprünglich je einen Kurfus für Bauhandwerker, Ingenieure 
und Mafchinenbauer befaßen, gedacht; Pläne des von Hittenkofer errichteten 
Hauptgebäudes find in der unten ^) genannten Quelle dargeftellt. 

Der im Sommer 1876 erbaute «Pavillon« diefer Anftalt erwies fich fofort in räumlicher Be- 
ziehung als unzulänglich, weshalb das für fpäter in Ausficht genommene »Hauptgebäude« fchon im 
Jahre 1878 ausgeführt werden mußte. Zwifchen dem Hauptgebäude und dem Pavillon ift der Raum 
zum Abwafchen der Reißbretter un*d hinter dem Pavillon das freiftehende Arbeitsgebäude ange- 
ordnet. In einem Kafemement werden jedem Schüler Wohnung und Koft gewährt. 

Das Hauptgebäude ift ohne jeden Flurgang entworfen und enthält im Erd- und I. Ober- 
gefchoß je 4 geräumige Klaffenzimmer, im IL Obergefchoß hingegen eine große Aula, einen Boffier- 
und Schnitzfaal und einen Modellierfaal für Zimmerei ; im Sockelgefchoß find der Modellierfaal für 
Maurer, die Hausmeifterwohnung, die Räume für die Sammelheizung etc. verteilt. Im I. und II. 
Obergefchoß find je 2 kleinere Zimmer vorgefehen, die als Gefchäftszimmer des Direktors, des 
Hauptlehrers etc. aufzufaffen find. Die Klaffenzimmer nehmen je 45 bis 54 Schüler auf, denen je 
ein am Fußboden feftgefchraubter Tifch mit verfchließbarer Schublade und beweglichem Sitz zu- 
gewiefen ift; die Fenfter find mit meterhohen Winterfenftem verfehen, und im Außenfenfter ift 
nur eine Scheibe (zur Sommerlüftung) zum Öffnen eingerichtet. 

Die Sammelheizung und Lüftung, welche in nebeneinander gelegenen lotrechten Kanälen 
warme und kalte Luft zuführen, die in der Sammelkammer beliebig gemifcht oder abgeftellt werden 
kann, dient fämtlichen Klaffenzimmern. Die verdorbene Luft wird während des Tages durch die 
unterften Füllungen der Türen, die nach dem Treppenhaufe münden, abgeführt; am Abend hin- 
gegen, wenn die Gasflammen brennen und keine warme, fondem nur noch frifche kalte Luft dem 
Räume zuftrömt, wird die fchlechte Luft durch große Klappen, die über der Tür angeordnet find, 
in das Treppenhaus gefaugt. Über jedem Treppenhaufe ift ein großer Dachreiter angebracht, der 
aus demfelben die Luft in das Freie befördert. In jeder Klaffe wird die Heizung und Lüftung von 
einem älteren Schüler gehandhabt. Die Heizungs- und Lüftungsanlage wurde von Fifcher & Stiehl 
in Effen ausgeführt und hat, ohne Maurerarbeiten etc., 12000 Mark gekoftet. 

Im Äußeren ift das Haus in Zementputz gehalten; das II. Obergefchoß zeigt etwas Sgraffito- 
dekoration. Die Baufumme beziffert fich, einfchl. Abortgebäude, Gasanlage und innerer Einrichtung, 
auf nmd 200 000 Mark. 

Der Kurfus für Ingenieure und Mafchinenbauer befteht z. Z. nicht mehr; 
an diefer Anftalt werden nur noch Bauhandwerker zu Polieren und Meiftem vor- 
gebildet, fo daß diefelbe nunmehr den im nächften Artikel zu befprechenden 
Schulen fehr nahe fteht. 
BeTiei Ferner läßt fich hier das Owen's College zu Manchefter einreihen, welches 

VIII. Abteilungen für Kunft, Naturwiffenf chatten, Ingenieurwefen und Chemie umfaßt. 
Der dasfelbe aufnehmende Neubau (Fig. 203 »«) wurde zu Anfang der fiebenziger 
Jahre von Waterhoufe errichtet. 

Wie der neben ftehende Plan zeigt, befteht diefe Anlage aus einem vorderen, langgeftreckten, 
nach Oxford-road ,z\x gelegenen Hauptbau und einem davon getrennten, indes durch einen ge- 
deckten Verbindungsgang von erfterem aus zugänglichen, nach Burlington ftreet gerichteten Hinter- 
bau, der das chemifche Laboratorium enthält; der zu letzterem gehörige große Hörfaal befindet 
fich noch im Vorderbau. 

Die Verteilung der verfchiedenen Räumlichkeiten im Erdgefchoß ift aus Fig. 203 zu erfehen. 
Im Obergefchoß find drei große Klaffenfäle, Lehrerzimmer, die naturwiffenfchaftliche Sammlung, 

»*) Schweiz. Bauz., Bd. 24, S. 98. 

") Nach : Baugwks.-Zeitg. 1878, S. 20. 

M) Nach: BuHdir, Bd. 28, S. 281; Bd. 29, S. 85. 



die Bibliothek, das Lefezimmer 
der Zöglinge und kleinere Lehr- 
zimmer für Kunftuntenicht un- 
tergebracht; das Dachgelchoß ifl 
zum Teile ausgebaut. Das che- 
mifche Laboratorium zeigt eine 
ähnliehe Gnitidrißanordnung, 
wie das im nächften Hefte des 
vorliegenden Halbbandes vorzu- 
führende che milche Inltitut des 
Univerfiiy colUge zu Dundee. 
Im ganzen find go Haupträume 
vorhanden, von denen der che- 
mifchen Abteilung 28, den Na- 
turwiffenfchaften 9, dem Kunft- 
unterricht 9 und dem Ingenieur- 
wefen 8 gewidmet find. 

Die Stockwerkshöhen be- 
tragen im Lichten; im Sockel- 
gelchoß 4,s7>n, im Erdgefchoß 
0,18°", im Obergefchoß B,S3 " 
und in den wenigen Zimmern 
des DachgeCehorfes 3,os "; aus- 
genommen find der Hörfaal für 
Chemie mit 8,b3 m lichter Höhe 
und jener für Kunft mit etwa 
6,70 "> lichter Höhe. 

Die Erwärmung der Räume 
getchieht durch eine Heißwaffer- 
heizung; Keffel und Dampfma- 
fchine befinden lieh im Sockel- 
gefchoß. Für die wichtigeren 
Räume ift Drucklüftung vorge- 
fehen; im übrigen find in den 
Türen und Fenflem bezügliche 
Einrichtungen angebracht. 

Das Gebäude ift in York- 
ftone und in den Bautormen des 
gotifchen Stils au^eführt; das 
Dach ift mit Schiefer gedeckt. 
Eine namhafte Erweiterung die- 
fer Anlage ift von vornherein 
vorgefehen "). 

Auch das Central tech- 
nical College zu London 
(Kenfingfon), welches 1881 
-84 nach den Plänen 
Waterhoufe'% erbaut wur- 
de, ift in die in Rede fte- 
hende Gruppe von tech- 
nifchen Mitteifchulen zu 
zählen. Fig. 204 *') zeigt 
den Grundriß des Erdge- 
(choftes. 



; BaiUtr, Bd. 46, S. 39. 



205 



Diefes Gebäude ift in den meiften Teilen fünfgefchoffig. Im Sockelgefchoß befinden fich 
große mechanifche Werkftätten, und die im Erdgefchoß untergebrachten Räumlichkeiten find aus 
Fig. 204 zu entnehmen. Im I. Obergefchoß ift über der Eingangshalle ein großes Lefezimmer mit 
Bibliothek und zu den beiden Seiten find Experimentierzimmer und Lehrfäle angeordnet; am Nord- 
ende des langen Flurganges find die Verwaltungsräume gelegen. Das II. Obergefchoß enthält in 
der Mitte ein Kunftmufeum und wieder zu beiden Seiten desfelben Lehrfäle, von denen die dem 
chemifchen Unterricht dienenden über den großen Hörfälen für Phyfik und Chemie untergebracht 
find. Im III. Obergefchoß nimmt ein großer Sammlungsraum die Oebäudemitte ein; an eine Seite 
desfelben ift ein Erfrifchungsraum für die Zöglinge etc., mit Küche, Speifekammer etc., und auf 
die andere Seite find chemifche Sonderlaboratorien verlegt worden. 

Die Erwärmung der Räume gefchieht durch eine Sammelheizung. Die zugeführte frifche 
Luft wird im Winter an Dampfrohren vorgewärmt und mittels Oebläfen in die Räume gepreßt; 
für den Kopf und die Stunde werden nahezu 20cbm Frifchluft zugeführt. 

Das Gebäude ift in roten Backfteinen mit Terrakottaverzierungen ausgeführt *'). 

Die Baugewerkfchulen find, wie bereits erwähnt, zur Ausbildung von Bau- 
handwerkem, insbefondere von Maurern und Zimmerleuten, beftimmt 

Die erfte (ftaatliche) Baugewerkfchule (Königl. Baugewerbefchule) wurde unter Friedrich dem 
Großen in Berlin gegründet; doch ließ Preußen diefe Anftalt verfallen, und 1857 wurde fie ge- 
fchloffen. Bayern rief 1823 die Baugewerkfchule zu München in das Leben, und 1832 wurde als 
Privatuntemehmen von Haarmann die Baugewerkfchule in Holzminden errichtet. Ihr folgten 
1837 die Baugewerkfchule zu Chemnitz, 1840 die Baugewerkfchule zu Zittau und 1845 die Bau- 
gewerkfchule zu Stuttgart, 1853 jene zu Nienburg a. W. und 1864 diejenige zu Höxter i. W. 
In Preußen beftand von 1857 bis 1866 keine ftaatliche Lehranftalt diefer Art; erft im genannten 
jähre gelangte diefer Staat mit Erwerbung der Provinz Hannover in den Befitz der blühenden 
Baugewerkfchule zu Nienburg. Im Jahre 1879 f teilte der «Verband der Deutfchen Baugewerk- 
meifter« zu Kaffel eine Reihe von Thefen auf, die für die weitere Entwickelung des Baugewerk- 
fchulwefens geradezu ausfchlaggebend geworden find. In den Jahren 1881 und 1882 übernahm der 
preußifche Staat zum Teile einige der beftehenden Privatfchulen ; zum Teile ließ er anderen eine 
bedeutende Unterftützung zukommen; 1882 erließ der Unterrichtsminifter eine Prüfungsordnung 
für die vom Staate unterhaltenen, bezw. fubventionierten Baugewerkfchulen des Landes. Doch 
dauerte es bis zum Jahre 1891 (Gründung der Baugewerkfchule zu Pofen), daß die Reihe der neuen 
ftaatlichen Gründungen begann, wodurch ficher fundierte Mufteranftalten gefchaffen worden find. 

Eine der allerälteften Anftalten der in Rede ftehenden Gattung, die Bau- 
gewerkfchule zu Holzminden, ift in die beiden Fachabteilungen: Fachfchule für 
Bauhandwerker (Maurer, Steinhauer, Zimmerer, Dachdecker, Tifchler etc.) und 
Fachfchule für Mafchinenbauer, Schloffer, Müller, Mühlenbauer und fonftige Metall- 
arbeiter und Mechaniker getrennt; erftere hat 4 Klaffen, letztere 4 Klaffen und 
1 Oberklaffe. Für diefe Schule wurde in den Jahren 1900—02 ein neues Unter- 
richtsgebäude (Fig. 205 bis 207'**) errichtet, welches für 900 Schüler bemeffen ift 

Dasfelbe enthält in Erd-, Ober- und Dachgefchoß 20 Klaffenräume, welche bis auf einen im 
Erd- und Obergefchoß untergebracht find; im Dachgefchoß ift noch ein entfprechend ausgeftatteter 
Raum für den Unterricht in Phyfik vorgefehen. Diefe Unterrichtsräume gruppieren fich im Recht- 
eck um einen großen, mit doppeltem Glasdach verfehenen Lichthof, nach dem fich die Flurgänge 
mit Arkaden öffnen und in welchem auch die nach dem Obergefchoß führenden Treppen gelegen 
find. An der Hinterfront befinden fich noch zwei Nebentreppen, mittels deren alle drei Gefchoffe 
erreichbar find. 

Im Sockelgefchoß find ein Erfrifchungsraum mit Küche, mehrere Ausftellungs- und Model- 
lierräume, die Wohnung des Hauswarts und die Gelaffe für die Niederdruck-Dampfheizung unter- 
gebracht. 

Das Erdgefchoß hat die aus Fig. 206 erfichtlichen Räume aufgenommen. Das Obergefchoß 
zeigt nahezu die gleiche Raumanordnung wie Fig. 206; nur find über der Eintrittshalle das Zimmer 
des Direktors, dasjenige feines Stellvertreters und die Kanzlei angeordnet. 

Das Dachgefchoß ift nur in der Mittelvorlage der nach Weften liegenden Vorderanficht und 
der beiden Seitenanfichten ausgebaut; darin ift die Bücherei etc. untergebracht. Der übrige Teil des- 
felben ift als Manfardenftockwerk ausgebildet und enthält Räume zur Aufbewahrung von Büchern, 
Reißbrettern, Vorlagen, Zeichengeräten u. f. w. 

•") Nach : Haarmann's Zeitrchr. f. Bauhdw. 1901, S. 1 ; 1902, S. 121. 



229. 
Baugewerk- 
fchulen. 



230. 

Beifpiel 

X. 



Rg. 205. 




ErdgelchoB. 

Herzogl. Baugewerksfchule zu Holzminden*'). 



An [Jeckenkonftruktionen weilt das Gebäude über dem Sockelgefchoß und über den FlurgSngen 
in allen Stockwerken die Koenen'tcht Voutendecke, Tonft Balkendecken auf. Die Flure und der 
Lichthof rind mit Sa ndftein platten belegt; die lonftigen Räume der Obergefchoffe haben buchenen 
Stabfußboden und die größeren Räume des Socke Ige fcholfes Afphaltfußboden erhalten. Die Haupt- 
und die freitragenden Nebentreppen find aus SoUing-Sandfteinftufen mit Ruheplätzen aus Beton ge- 
bildet. Die Wände der Klaffenzimmer und der Flurgänge find in einer Höhe von l,»" mit Ölfarbe, 
im übrigen wie die Decken mit Leimfarbe angeftrichen. 

Sämtliche Schaufeiten des Gebäudes find mit kräftigem, hohem Sockel aus SoIIing-Sandflein 
verfehen und in lederfarbenen Verblendf feinen unter mäßiger Verwendung von Sandftein ausgeführt- 

Das Qebäude bedeckt eine Grundfläche von aiB4qm, wovon auf den Lichthof etwa 500 fl" 
entfallen; die bewilligte Baufumme betrug (ohne innere Einrichtung) 450000 Mark, lo daß fich 
1 q" überbauter Grundfläche (den Lichthof mit eingerechnet) auf etwa 206 Mark ftellt •"). 

Das alte Schulhaus Toll für die Mafchinenbauabteilung umgebaut werden. 

Mit diefer Schule ift eine Verpflegungsanftalt mit mehreren großen Wohnhäufem für Schüler 
nebft Speifeanttalt verbunden; die Wohnhäufer cnthalfen außer geräumigen Schlafzimmern größere 
heizbare Verfamnilungsräume, in welchen die im betreffenden Gefäude wohnenden Schüler ihre 
Erholungs- und Mußeftunden zubringen können. Zur Schule gehört auch eine befondere von der- 
felben eingerichtete Wafchanftalt und ein eigenes Krankenhaus mit 12 Zimmern. 



Fig. 208. 



Fig. 209. 




ErdgefchoB, I. Obcrgcfchoa 

Baugewerkfchule zu Eckemförde"). — Vsw» w- Qr- 

Arch. : Fabir. 

Als Eteifpiel für eine kleinere Anlage [ei hier die nach Faber'% Plänen 1869—70 
erbaute Baugewerkfchule zu Eckernförde, welche etwa 250 Schülern hinreichenden 
Platz gewährt, eingefügt (Fig. 208 u. 209"). 

Diefes Schulhaus fteht auf einem ftädtifchen Grundftücke, welches an der Kieler Tjndftraße, 
Zwilchen der Stadt und der Kafeme, gelegen ift, und enthält einerteils die Räumlichkeiten für die 
Schule, andererfeits die Direktorwohnung; beide haben ihren befonderen Eingang, wovon der für 
die Schule in der Hauptachfe angeordnet ift. Die Raum Verteilung ift aus den beiden obenltehenden 
Plänen zu erfehen, und es ift nur hinzuzufügen, daß der Modellierfaal fpäter als Referveklaffe 
(für 50 Schüler) benutzt und in einem fpäteren Anbau ein neuer Modellierfaal errichtet werden 
folltc. Die lichte Stockwerkshöhe beträgt 3,73^. 

Die Lüftung der Schulzimmer gefchieht mittels Klappfenfter über dem Losholz der Fenfter 
und Ober den Türen nach dem Rurgang. Die Heizung wird durch eifeme Regulieröfen bewirkt. 
Die innere Ausftattung ift einfach, aber folide. 

Das Gebäude ifi nicht unterkellert; nur unter der Küche der Direktorwohnung ift ein kleiner 
Keller angeordnet; doch mußte erftere eine geringere Höhe erbalten, damit der Keller, des Grund- 
waffers wegen, nicht fo tief in den Erdboden einzubauen war. Ein Nebenhaus enthält Wafchküche, 
Brennftoff räume und eine Pedellenwohnung. 

Für den ganzen Bau waren bloß 45000 Mark zur Verfügung, weshalb auf die Faflade nur 
wenig Gewicht gelegt werden konnte. Daher wurde Backfleinrohbau gewählt, und zwar als 
Hauptmaterial der heimifche rote Ziegel mit braun glafierten Fliefen und giau gedämpften Steinen. 
Im Mittelfeld der Bekrönung des Rifalits ift eine Uhr mit Transparentzifferblatt angebracht, und 
die feitlichen Felder find mit Afphaltlack bemalt "»). 

■^ N»di; RoMBCHQ'ä Zciltdir. f. prakt Biuk. iSto, S. 31T. 



2og 



Als eine hervorragende architektonifche Leiftung erfcheint die 1867—70 von 
V. Egle erbaute Baugewerkfchule zu Stuttgart (Fig. 210 bis 212). 

Den Hauptbeftandteil diefer Schule bildet (feit 1879) der Kurs für Bautechniker, aus 6 Seme- 
ftralklaffen beftehend; hierzu kommen noch einige Zweigfchulen, und zwar (feit 1865) die Geometer- 
fchule, (feit 1866) die Mafchinenbaufchule und (feit 1856) ein Semeftralkurs für niedrige Waffer- 
bautechniker; außerdem beftehen (feit 1875), *" Verbindung mit den 3 unteren Schulklaffen, aus- 
giebige Unterrichtsgel^enheiten für Schreiner, Glafer, Schloffer, Flafchner etc. 

Bis zum jähre 1870 war die Baugewerkfchule in einem Teile der fog. Legionskafeme unter- 
gebracht. Der an der Kanzleiftraße gel^ene, aus Sockel-, Erd-, 2 Obergefchoffen und einem 
manfardierten Dachgefchoß beftehende Neubau ift an drei Seiten von Straßen und an der vierten 
von einem breiten Hofe begrenzt; derfelbe hat demnach ringsum gutes Licht, und die 7™ liefen 
Lehrfäle find deshalb fämtlich an feinen äußeren Umfang verlegt. Den Kern des Haufes bilden 
zwei glasbedeckte Binnenhöfe, auf welche die Flurgänge in Form von offenen Säulenarkaden 
münden, was den freien Einblick in den öffentlichen Teil des Haufes und damit die Aufrecht- 
haltung der Hausordnung erleichtert und ein malerifches Architekturbild gibt. Die beiden Höfe 
famt den Flurgängen, fomit das ganze Innere, find heizbar eingerichtet. 

Im Zwifchenbau (zwifchen den beiden Höfen) liegen in den unteren Stockwerken, Sammlungs- 
räume und im II. Obergefchoß der (wegen Mangels an Mitteln unvollendet gebliebene) Feftfaal. 
Im übrigen enthält jedes Gefchoß 8 große Lehrfäle und 4 bis 6 Zimmer für Lehrer und Lehrmittel. 
Das Verwaltungszimmer ift im I. Obergefchoß in der Mitte der Hauptfront, das Bibliothekzimmer 
an der gleichen Stelle im II. Obergefchoß und darüber noch ein Hauptfammlungsraum angeordnet. 
Die Schuldienerwohnung und die Modellierfäle find an der Rückfeite des Sockelgefchoffes gelegen 
und durch einen breiten Lichtgraben erhellt. 

Die 21 Zeichenfäle enthalten 840 Zeichenplätze mit je 1,00« Tifchlänge und 1,60« Tiefe. 
Sämtliche Lehrräume find 4,oo bis 4,70« im Lichten hoch. An den Wänden der Säle find fort- 
laufende Reihen von 2 m hohen Kaften für Kleider und Zeichenbretter, fowie für Wandtafelvorlagen, 
welche über diefen Kaften an durchlaufenden Eifenftangen aufgehängt werden können, angebracht. 
Elf im Sockelgefchoß befindliche Luftheizungsöfen dienen zur Erwärmung des ganzen Haufes. 
Sämtliche Außen- und Hofmauem beftehen ganz aus Quadern; alle Gänge find gewölbt. 

Das 61m lange und 36™ tiefe Schulhaus bedeckt eine überbaute Grundfläche von 2160 q«»; 
fein Rauminhalt beträgt, einfchl. der benutzten Teile des Sockelgefchoffes, aber ausfchl. der Dach- 
räume, 39476ci>n»; die Baukoften haben fich (ausfchl. der Gasbeleuchtungsanlagen und der inneren 
Einrichtung) auf faft genau 600000 Mark belaufen, fo daß auf Icbm Rauminhalt 15,20 Mark 
entfallen ^). 

Da der verfügbare Raum die Vorführung weiterer Beifpiele von Baugewerk- 
fchulen nicht geftattet, fo fei hier nur noch auf die neueren Veröffentlichungen 
des Neubaues der Baugewerkfchule zu Deutfch-Krone*^), der Baugewerkfchule zu 
Karlsruhe**) und der Baufchule zu Stemberg*») aufmerkfam gemacht 

In manchen Fällen, wie dies zum Teile fchon aus einigen der vorgeführten 
Beifpiele hervorgeht, hat man verfchiedene mittlere technifche Lehranftalten, wegen 
der zahlreichen gemeinfamen Berührungspunkte, in einem und demfelben Schul- 
haufe vereinigt Dadurch, daß man gewiffe Räume, wie Aula, Bücherfammlung 
etc., mehreren Anftalten zur gemeinfchaftlichen Benutzung zuweifen kann, laffen 
fich die Baukoften herabmindern, und die Möglichkeit, gewiffe Fachlehrer in mehr 
als einer der betreffenden Schulen tm verwenden, kann auch eine Verringerung 
der Unterhaltungskoften herbeiführen. 

Ein älteres Beifpiel diefer Art ift das 1846—48 von Schramm erbaute Schul- 
haus zu Zittau, in welchem die dortige Gewerbe- und Baugewerkfchule unter- 
gebracht find. 

Diefes dreigefchoffige Bauwerk liegt auf einem der höchften Punkte der Stadt (in der Nähe 
des fog. Budiffiner-Zwingers), und feine Hauptfront ift gegen die Promenade gekehrt. Seine An- 



332. 

Beirpiel 
XII. 



233. 

Vereinigung 

vcrfchiedener 

Schulen. 



234. 

Beifpiel 

XIII. 



"•) Nach : Stuttgart Führer durch die Stadt und ihre Bauten. Stuttgart 1884. S. 76. 

*') In: Baugwks.-Ztg. 1896, S. 933. 

*■) In : Baumeister, R. Hygienifcher Führer durch die Haupt- und Refidenzftadt Karlsruhe. Karlsruhe 1897. S. 167. 

") In: Baugwlcs.-Ztg. 1899, S. 1535. 

Handbuch der Architektur. IV. 6, a. (2. Aufl.) 14 « . 



j** 



• ''. 



läge und Einrichtung genögl allerdings den Anfprüchen der Gegenwart nicht mehr ganz; allein 
ni feiner Zeil zählte es mit Recht zu den gelungeneren Anlagen diefer Art. 

Das Erd- und I. Obergefchoß dienen der Oewerbefchule; im Erdgefchoß ift auch noch eine 
Schuldienerwohnung gelegen, und die Räume für den chemifchen Unterricht wurden gleichfalls in 
dielem Stockwerk untergebracht. Im II. Obergefchoß befinden fich die Unlerrichtsräume der Bau- 
gewerkfchule, towie ein Konferenz- und Bibliothekiimtner. Auf eine eingehendere Befchreibung 
diefes Schulhaufes muß verzichtet und auf die unten namhaft gemachte Quelle**) verwiefen werden. 

Eine große, hier einfchlägige Anlage ilt die Oebäudegruppe der technilchen 
Staatslehranttalten zu Chemnitz, welche 1874—77 nach Oottfdialdfs Plänen aus- 
geführt wurde und in der die höhere Oewerbefchule (mit einer mechanifch-tech- 
nifchen, einer ehern itch-technifchen und einer bautechnitchen Abteilung), die Bau- 
gewerklchule, die Werkmeifterfchule und die Qewerbezeichentchule unter gemein- 
fchaftlicher Direktion vereinigt find (Fig. 213 bis 215»*). 

Diefe Anlage befindet fich am Schillerplatze, einem der fchönften und zugleich ruhigften 
Stadtteile von Chemnitz, und gliedert fich, außer dem auf den erworbenen Grundftücken fchon 
vorhanden gewefenen und zur Direktorwohnung fich trefflich eignenden Wohnhaufe, in ein Haupt- 
gebäude mit zwei Qebäudeflügeln von 2497 1™ Grundfläche, einen Laboratoriumsbau von 1132,104» 



Baugewerkfchule 

Grundfläche und ein Kelfelhaus mit Schornftein (181 ^m), welche nach einer gemeinfchaftlichen 
Hauplachfe gruppiert find (Fig. 213). 

Das im Grundriß U-förmig geftaltele Hauptgebäude (Fig. 213 bis 215), aus einem 4 CeTchoffe 
hohen Vorderhaufe (von 74,00"" Länge und IB.w" Tiefe) und zwei (etwa 40,00'« langen und U,»») 

prakt. B>uk. 1631, S. 043. 
L Bl. 24-31. 



211 




II. Obcrgefdioß. 



Fig. 212. 




I. Obergcrchoß. 



l098TftS«321 
i- i 'l-l'l'l'l'l' l ' h l 



1:500 

6 

-H — 



10 



15 



SO" 



ZU Stuttgart 



Arch.: v* Egle, 



tiefen, jedoch nur dreigefchoffigen Flügeln beftehend, nimmt die hauptfächlich ften Lehr-, Samm- 
lungs- und Verwaltungsräume der fämtlichen Anftalten in fich auf, und die Raumverteilung ift fo 
getroffen, daß den meiften Vortrags- und Zeichenfälen vorwiegend Nordoft-, bezw. Nordweftlicht 
zu gute kommt. Eine breite, doppelarmige Haupttreppe von Oranit und zwei an den Kreuzungs- 
punkten der Gebaudeflügel gelegene Neben treppen vermitteln den Verkehr zwifchen den einzelnen 
Stockwerken. 

14* - ' 



^15 

Das Erdgefchoß (Fig. 214) enthält hauptfächlich die Lehrzimmer der Baugewerkfchule und 
der unteren Kurfe der höheren Gewerbefchule, das I. Obergefchoß (Fig. 23) die Lehr- und Samm- 
lungszimmer der oberen Kurfe der letzteren Anftalt und die Verwaltungsräume, während das 
IL Obergefchoß (Fig. 215) für die beiden Abteilungen der Werkmeifterfchule beftimmt ift. Das IIL 
(hier nicht dai^geftellte) Obergefchoß nimmt die großen Freihandzeichen- und Gipszeichenfäle für 
fämtliche Anftalten auf und ift aus diefem Grunde nach außen hin durch große, galerieartige 
Rundbogenfenfter gekennzeichnet. 

Im dreigefchoffigen Laboratoriumsbau find die Räumlichkeiten für Chemie, Phyfik und 
Mineralogie untergebracht; in Heft 2 des vorliegenden Halbbandes wird noch eingehender von 
diefem Haufe die Rede fein. 

Das Keffelhaus dient hauptfächlich den Zwecken der von Gebrüder Sulzer in Winterthur 
eingerichteten Dampfheizung in den beiden ebengenannten Gebäuden. Dasfelbe enthält zwei 
Haupt- und einen Ref ervekef f el , den Kondenfations-Wafferbehälter und die Speifepumpe; es ift 



Fig. 216. 
Gewerbefchulej zu Hagen i. W. 

Erdgefchoß.«»). 




Arch. : Qenzmer. 



durch unterirdifche Kanäle, welche die Dampfrohre nach dem Gebäude führen und die Konden- 
fationsrohre von denfelben herleiten, zugleich aber auch als Lüftungskanäle dienen, mit den beiden 
Gebäuden verbunden. Der 30 m hohe, im Lichten 3,80 m weite Schomftein umfaßt den 24 m hohen, 
eifemen Rauchfchomftein der Keffelfeuerungen, und der letzteren umgebende ringförmige Mantel- 
raum wirkt als Saugfchlot. 

Die Außenflächen des Haupt- und des Laboratoriumsbaues find geputzt, unter reichlicher 
Verwendung von Sandftein- Architekturteilen und Sgraffitodekoration ; die Sockel find in Ruftika 
von Rochlitzer Porphyrtuff ausgeführt. 

Die Baukoften des Hauptgebäudes haben rund 850000 Mark betragen, fo daß auf Iq« über- 
bauter Grundfläche 340,58 Mark entfallen; das Keffelhaus hat rund 94000 Mark und Iq™ desfelben 
520,28 Mark gekoftet »*). 

Eine eigenartige Vereinigung von zwei Lehranftalten zeigt die Gewerbefchule 
zu Hagen i. W., welche aus zwei felbftändigen Schulabteilungen (ReaUchule und 
Fachklaffen) unter einem gemeinfchaftlichen Direktor und gemeinfamen Lehrer- 
kollegium befteht 



236. 

Beifpiel 
XV. 



*^ Fakf.-Repr. naich : Deatfche Bauz. 1895, S. 93. 



Königliche Webe- 



A 








Webe 


lal 




Webcrultnfilien: 


Schmiedr 


a. HudvriNftuhl. 


i 


Spulmeefttll. 


p. Mtfl. und Legrtifch. 


und Scharrrrti: 


b. Mechinirdier Wcbeltiihl. 




Duplitr-Spulmarchin 


t. q. MiBniifiTliinc. 




c. Jicquird-Makhine. 


/ 


Schttrahmen. 


r. Waren-Konlrollelilch- 








SchemiarchiM. 


s. Noppmitrhint 


3. Dretibink. 


msfchine. 


/ 


Bäuniinarchint. 




4. Feilmirdiinc. 


t. Ringnrini. und Kunft- 






u. MiillonLitzen-Strickinarchlne. 




wiiicl«iiirchine. 




Miteriairchrank. 




WcbrtuhL 




" 









[chule zu Crefeld»'). 



Tifchlfrci: 
1, a, 3. Hobel- 


FIrber 
a. auniii.itrigant-Schl.BfsR 


h. Kochipparat. 




*. Wafferkrallprefte. 




*. Farbholz- Extra kleur. 


/. Farbholilaeer. 




/. Ofen zum AnwSnnen 


4. KnisliEC. 


e. KrjppmatchiiK. 


*. Farbe- Diggers. 


c. Kalander. 


der PreBfpine. 








ff. Brcchmatchine. 




6, Schmirgrirtcin 


e. Hämmci-Warchniatchiiit 


m. Bake. 


e. Aushehrnufchinr, 


B. Einfpirlifdi. 




/■ Oanunangrl. 


n. WatlerbchältFT. 








g. Slrihn-Warchmafchine. 


e. Rcckiifch. 


g. QuWtchmatchint 
A. Rauhmafchine. 


p. Scherniatchim, 
q. Aufrollltuhl. 




Arch.: Burkart. 









Da die völlige Trennung beider Abteilungen verlangt wurde, hat der Architekt des Haufes 
(F. Gemmer} die der Realfchule dienenden Räume links von der Mittelachfe und die für die Fach- 
fchule beftlmmten Räume rechts davon angeordnet; in der Mitte wurden die von beiden Abteilungen 
gemeinTam zu benutzenden Räume (Einlrittshalle, Aula und Sammiungsiäume) vorgelehen. Die 
Anftalt zählt etwa 600 Schüler, für welche 16 Klalfenräume, 2 Lehrzimmer für naturwiffenfchafl- 
lichen Unterricht, ein Raum Für chemifches F^ktikum, 1 Model herfaal , 4 Zeichenfäle, eine Aula, 
umfangreiche Sammlungsräume, die nötigen Nebenräume für den natu rwiflenfchaftl ich en Unterricht 
und die Zeichenfäle, eine Bibliothek und Verwaltungsräume notwendig waren. 

Der leitende Gnmdgedanke der Plananordnung itt aus dem Erdgetchoßgrundriß in Fig. 2i6»") 
zu erfehen. 

Fig. 220. 



Webefchule zu Crefeld. — Schnitt nach AB in Fig. »i? bis aig«')- 

[|i_ Daraus ift zu entnehmen, daß jede Abteilung ihr eigenes, vom Vetlibül leicht zu erreichendes 
Treppenhaus befitzt, daß aber zwifchen beiden ein Verbindung^ng vorgetehen ift, der es er- 
möglicht, daß die von einer zur anderen Schulableilung gehenden Lehrer nicht treppab und treppauf 
die Eintrittshalle zu durch ich reiten brauchen. Hierdurch ergab fleh für letztere ein reizvolles 
Architekturmotiv. 

Weitere Einzelheilen bringt die unten genannte Zeitkhrift '"). 

Außer den Baugewerkfchulen betteht eine nicht geringe Zahl anderer tech- 
nifcher Fachfchulen für befondere Zwecke, von denen, foweit es tich um niedere 
Lehranttalten dieter Art handelt, bereits in Kap. 8 (Art. 160 bis 163, S. 133 bis 138) 
einige Beilpiele vorgeführt worden find. Streben folche Schulen eine höhere 

•') FakT.-Rcpr. nacht Zellkhr. I. Bau«. 1687, BL 41 U. «1. 



219 

w 

Ausbildung, namentlich in theoretifch-wiffenfchaftlicher, wohl auch in fachlicher 
Richtung an, fo gehören fie in die Gruppe der mittleren technifchen Lehranftalten 
und haben an diefer Stelle Aufnahme zu finden. 

Eine nicht geringe Entwickelung haben vor allem die Webefchulen erfahren, 238. 
unter denen namentlich die zu Lyon, Zürich, Mühlhaufen und Crefeld zu nennen xvl'^ 
find. Die letztgenannte Anftalt fei hier im befonderen vorgeführt und durch die 
von Burkart herrührenden Pläne in Fig. 217 bis 220*') veranfchaulicht. 

Die Stadt Crefeld, der Mittelpunkt niederrheinifcher Seideninduftrie, befaß bereits feit dem 
Jahre 1853 eine Webefchule; da diefelbe indes vornehmlich nur die praktifche Ausbildung der 
Werkmeifter bezweckte, fo vermochte fie den Anforderungen nicht zu entfprechen, welche die 
Seidenerzeugung gegenwärtig ftellt. Deshalb wurde eine Neubildung diefer Anftalt als ftaatliche 
Hauptfachfchule für die Webekunft befchloffen; in der neu zu errichtenden Königl. Webfchule 
follten Werkmeifter, Zeichner und Fabrikanten durch theoretifchen und praktifchen Unterricht für 
alle Zweige der Weberei, fowie Mafchinenbauer für diefelbe herangebildet und femer denjenigen, 
welche fich als Ein- oder Verkäufer dem Fache widmen wollen, mit genauer Kenntnis der Fabri- 
kation ausgerüftet werden. Die Anftalt hat demgemäß 3 Abteilungen erhalten: eine Zeichenfchule, 
eine eigentliche Webefchule und eine Schule für Webftuhlbauer und Monteure. 

Der hierfür notwendige Neubau follte zur Aufnahme von 150 Schülern beftimmt fein und 
4 Lehrklaffen, 2 Zeichenfäle, einen geräumigen Webefaal, Räume für mechanifche Werkftätten und 
für Sammlungen, die Bibliothek, ein phyfikalifches Zimmer, ein Laboratorium, endlich die Wohn- 
und Dienfträume des Direktors enthalten. . In welcher Weife diefes Programm in dem 1881—83 
ausgeführten Neubau gelöft wurde, zeigen die Pläne in Fig. 217 bis 220. 

Das Webefchulhaus befteht aus einem im Grundriß ü-förmigen zweigefchoffigen Hauptbau, 
zwifchen deffen Flügeln der geräumige Webefaal eingebaut ift. Zeichenfäle und Webefaal wurden 
nach Norden gerichtet; die Färb- und Appreturfchule bildet als eingefchoffiger Bau die Verlängerung 
des öftlichen Flügels. Das Dachgefchoß ift teils zu Ateliers, teils zu Dienft- und untergeordneten 
Wohnräumen ausgebaut. 

Der große Webefaal von 34,20x23,00«« Grundfläche dient zur Aufnahme der mannigfachen Hand- 
und mechanifchen Webftühle, fowie der für die Weberei notwendigen kleineren Nebenmafchinen ; 
der ganze Raum ift mit Sägedächem, deren Lichtfläche nach Norden gerichtet ift, überdeckt. 

Das Gebäude ift mit Schiefer gedeckt; nur zur Deckung der Färberei und des Webefaales 
wurde Zink-, bezw. Wellblech verwendet. Die Erwärmung des Webefaales, der Werkftätten, Labo- 
ratorien, Färberei und Appretur erfolgt durch eine Dampfheizung von Gebr. Körting in Hannover; 
die übrigen Räume werden mittels Regulierfüllöfen geheizt. Die Beleuchtung fämtlicher Räume wird 
durch elektrifche Glühlichter bewirkt; zur Erzeugung des für die Heizung, fowie für die Dynamo- 
und anderen Mafchinen notwendigen Dampfes dienen zwei Keffel. Die Ausbildung des Äußeren 
ift mit Rückficht auf die Beftimmung des Haufes und auf die verfügbaren Koften einfach gehalten; 
doch ließ fich eine weitergehende Verwendung von Haufteinen ermöglichen. 

Die eigentlichen Baukoften haben rund 467000 Mark betragen; dazu kommen noch die 
Koften des Bauplatzes und die Koften für die innere Einrichtung, die Sammlungen etc. mit rund 
312000 Mark, fo daß die Gefamtkoften fich auf rund 779000 Mark belaufen®*). 

Ein weiteres Beifpiel einer hierher gehörigen Fachfchule bietet die Färberei- 2». 
und Appreturfchule zu Crefeld. ®jj{jpf 

Diefe Anftalt hat die Aufgabe, fowohl für Farbenfabriken, als auch für Färbereien, Drucke- 
reien, Bleichereien und Appreturanftalten Leute auszubilden, welche im ftande find, die in ihrem 
Fach vorkommenden chemifchen Vorgänge zu verftehen, fowie im kleinen angeftellte Verfuche 
fchnell und ficher in den Betrieb zu übertragen. Dementfprechend erftreckt fich der Unterricht 
auf die theoretifchen Vorträge über anorganifche, organifche und technifche Chemie, über Farben, 
Bleichen, Drucken und Appretieren, fowie über Phyfik, analytifche Chemie und technifche Analyfe; 
femer auf die Arbeiten in den Laboratorien. 

Diefe Schule war zunächft in dem von der eben befchriebenen Webefchule 
verlaffenen Bau untergebracht; doch erwiefen fich die Räume bald als unzureichend, 
und es wurde dafür 1893—95 der durch Fig. 221 u. 222 •*) veranfchaulichte Neu- 
bau ausgeführt 

•*) Nach ebendaf., S. 2^7. 

••) Nach : Centraler, d. Bauverr. 1895, S. 164 u. 165. 




ErdgeichoB. 

Färberei- und Appreturfchule zu Crefeld"). 

Die Bauanlage befiehl aus dem Haupt- und Lehrgebäude und dem unmittelbar fich daran 
an Ich ließenden Fabrikationsgebäude, dem fog. Shedtiau. Das erftere enthält die Hörfäle mit den 
Vorbereitungs- und Sammlungszimmem, die Bibliothek nebfl LeTedminer, die Arbeitszimmer des 



221 

Direktors, die Privatlaboratorien des letzterer! und der Affiftenten, ein Feuerlaboratorium, ein 
Wagezimmer, Ablegeraume für die Schüler, einen Lager- und Qeräteraum und die Wohnung des 
Schuldieners. Im Shedbau befinden fich die Schülerlaboratorien und Fabrikationsraume, das Keffel- 
haus, der Mafchinenraum, die Werkftätte, die Schüleraborte und verfchiedene kleinere Nebengelaffe. 
In diefem Gebäude find die Räume für qualitative und organifche Arbeiten mit je einem in der 
ganzen Länge des Laboratoriums durchlaufenden fattelförmigen Dachlicht verfehen; die übrigen 
Räume haben Sheddachbeleuchtung (Fig. 221). ' 

Außer der für die Beleuchtung beftimmten Gasleitung ift noch eine folche für technifche 
Zwecke vorgefehen. Zur kalten Jahreszeit gefchieht die Erwärmung durch eine Niederdruck-Dampf- 
heizung. Das Haupt- und Lehrgebäude ift mit glafierten Dachpfannen und der Shedbau mit 
Dachpappe eingedeckt. Für die Straßenfront des Hauptbaues find rote Verblendfteine mit dunklen 
Bändern verwendet; für die Hoffronten und den Shedbau wurden beffere Ringofenfteine von roter 
Farbe gewählt. 

Der Bau war zu 280000 Mark veranfchlagt. 



Literatur 

über »Mittlere technifche Lehranftalten«. 
Ausführungen. 

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Keighley mechanufs injtitute and fchool of fcience and art. Baader, Bd. 27, S. 529. 
Wanderley, G. Die Baugewerkfchule zu Eckemförde. Rombero's Zeitfchr. f. pract. Bauk. 1870, 

S. 327. 
Owen^s College, Manchefter. Builder, Bd. 28, S. 281 ; Bd. 20, S. 85, 

Royal Indian civil engineering College, Cooper's HUI, near Staines, Builder, Bd. 29, S. 597. 
Die Königliche höhere Gewerbefchule zu Kaffel. Deutfche Bauz. 1872, S. 106; 1873, S. 285. 
Mathys, J. Le coUige induftriel de la Chaux-de-fonds, Eifenb., Bd. 6, S. 3. 
HiTTENKOFER. Hauptgebäude der technifchen Fachfchulen zu Buxtehude. Baugwks.-Ztg. 1878, 

S. 20. 
Das Technikum in Winterthur. Eifenb., Bd. 9, S. 131, 147, 173. 
Bradford new technical fchooL Builder, Bd. 39, S. 511. 
Medianiäs inftitute, Pudfey, near Leeds. Builder, Bd. 39, S. 565. 
Technical fchool, Bradford. Building news, Bd. 38, S. 714. 
The engineer ftudents^ quarters. Keyham, Devonport. Builder, Bd. 41, S. 247. 
Central inftitution for the city and guilds of London inftitute for the advancement of technical 

education, South Kenfington. Building news, Bd. 41, S. 824. 
Kgl. Baugewerkfchule in Stuttgart: Stuttgart. Führer durch die Stadt und ihre Bauten. Stuttgart 1884. 

S. 76. 
The central technical College, South Kenfington. Builder, Bd. 46, S. 39. 

^cole centrale des arts et manufactures. Moniteur des arch. 1885, S. 80 u. PI. 27, 40, 44, 50, 51, 62. 
The new ^^cole centrale^, Paris. Builder, Bd. 49, S. 135. 

The trade and mining fchool of the venturers, Briftol. Building news, Bd. 48, S. 890. 
Mechanids hau, local and fchool hoard Offices, Stainland, near Halifax. Building news, Bd. 49, 

S. 52. 
Einweihung der neuen gewerblichen Fachfchule in Köln. Deutfche Bauz. 1886, S. 534. 
^cole nationale d^ArnuntUres. Enfeignement primaire fupirieur et enfeignement profeffionel. 

Revue gin, de Varch, 1886, S. 180, 241 u. PI. 44—53. 
t.cole nationale profeffioneUe de Voiron. Revue gin. de Varch. 1886, S. 256 u. PI. 66—67. En- 

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Burkart, G. Die Königl. Webefchuie in Crefeld. Zeitfchr. f. Bauw. 1887, S.^97. 
GOTTSCHALDT, A. Gebäude der technifchen Staats-Lehranftalten zu Chemnitz. Allg. Bauz. 1887, 

S.39. 
AvANZO ßc Lange. Die Staats-Gewerbefchule in Wien, L Bezirk. Allg. Bauz. 1888, S. 37. 
Weyer. Die neue Gewerbefchule zu Köln am Rhein. Deutfehes Baugwksbl. 1888, S. 38, 58. 

Wiener Bau-Ind.-Zeitg., Jahrg. 5, S. 136. 
Competition defign for Blackburn technical fchools. Builder, Bd. 50, S. 104. 



222 

New technical and training College, Newcaftle-on-Tyne, Building news, Bd. 54, S. 424. 

Dewsbury technical fchooL Building news, Bd. 55, S. 104. 

The central inftitution ofthe city and guilds 0/ London technical inftitute, Engng,, Bd. 46, S. 419, 

473» 497. 
^cole prünaire Jupirieure et profeffionelle ä Rouen, Nouv, annales de la conß. 1889, S. 7. 

The Stevens inftitute, Engng., Bd. 47, S. 634. 

Baugewerkfchule zu Höxter a. W. Baugwks.-Ztg. 1889, S. 846. 

DuTERT. £cole nationale des arts induftriels ä Roubaix. La femaine des conft,, Jahrg. 15, S. 452. 

Chelfea polytechnic inftitute. Builder, Bd. 60, S. 230. 

The competition for the Batterfea Polytechnic Inftitute. Builder, Bd. 60, S. 303, 312. 

Manchefter technical fchool competition, Building news, Bd. 63, S. 421, 455, 489. 

Higher grade fchools, Batley, Building news, Bd. 62, S. 90. 

Defign of technical fchools and Colleges. Architedure and building, Bd. 16, S. 88, 102. 

Manchefter technical fchool, Architect, Bd. 48, S. 393. 

Das kantonale Technikum des Kantons Bern zu Burgdorf. Schweiz. Bauz., Bd. 24, S. 98. 

Genzmer, f. Der Neubau der Qewerbefchule zu Hagen i. W. Deutfche Bauz. 1895, S. 93. 

Die neue Färberei- und Appreturfchule in Crefeld. Centralbl. d. Bauverw. 1895, S. 164. 

The Hey wood municipal fcience art, and technical fchool, Building news, Bd. 68, S. 581. 

Neubau der König! . Baugewerksfchule zu Dt.-Krone. Baugwks.-Ztg. 1896, S. 933. 

The Bradford technical College, Engng., Bd. 61, S. 5. 

Baugewerkefchule zu Karlsruhe: Baumeister, R. Hygienifcher Führer durch die Haupt- und Re- 

fidenzftadt Karlsruhe. Karlsruhe 1897. S. 167. 
Das neue Baufchul-Oebäude in Sternberig in Mecklenburg. Baugwks.-Ztg. 1899, S. 1535. 
Neubau des Unterrichts-Qebäudes der Herzogl. Baugewerkfchule Holzminden. Haarmann's Zeitfchr. 

f. Bauhdw. 1901, S. 1. 
Das neue Unterrichtsgebäude der Herzogl. Baugewerkfchule Holzminden. Haarmann's 2^itfchr. f. 

Bauhdwk. 1902, S. 177. 



11. Kapitel. 

Höhere Mädchenfchiilen. 

Von Dr. Eduard Schmitt. 

240. Höhere Mädchenfchulen follen die Qeifteskräfte der Schülerinnen gleichmäßig 

und" entwickeln, für alle Hauptrichtungen des Wiffens Verftändnis und Intereffe er- 
Eniwickeiung. wcckcn Und die Schülerinnen mit den Kenntniffen und Fertigkeiten ausrüften, 
welche in ihrem künftigen Berufe nötig oder nützlich fein werden. 

Unter den höheren Schulen haben fich die höheren Mädchenfchulen, die 
wohl auch höhere Töchterfchulen genannt werden, am fpäteften entwickelt; 
in gewiffem Sinne find fie heute noch in der Entwickelung begriffen. 

Im Mittelalter wurden die hochgeborenen Fraulein zur Erziehung einem fremden Hofe oder 
Schlöffe anvertraut; fie wurden unter die Obhut einer Erzieherin, der fog. Meifterin oder Zucht- 
meifterin, getan. Der Fürflentochter wurde ein f tandesgemäßer Kreis von Genoff innen und Oe- 
fpielinnen zugefellt, wodurch eine Art Hoffchule entftand; die Zuchtmeifterin war in erfter Linie 
Ehrendame; fie, ein Geiftlicher (Mönch- oder Hof- und Schloßkaplan) und der Kämmerer leiteten 
die Erziehung und Ausbildung der Zöglinge, falls nicht vorgezogen wurde, die Erziehung ganz in 
das Nonnenklofter zu verlegen. Letzteres gefchah, nachdem die Frauenklöfter durch die Gunft der 
Fürften und vor allem der Fürftinnen reich bedacht worden waren. Manche diefer Klofterfchulen 
ftanden in bedeutendem Rufe. 

Allmählich ehtftanden förmliche Schulen auch außerhalb der Klöfter, und nicht bloß an den 
Höfen; fie wurden von weiblichen Händen geleitet. Seit dem XIII. Jahrhundert, hie und da fchon 
früher, begegnet man ordnungsmäßig angef teilten und voll befchäftigten Lehrerinnen, den fog. 
»Lerfrouwen«. Sehr bald fuchte jede bedeutendere Stadt eine Ehre darin, »aine fonder Maidlin- 
fchuel uff zurichten" und zu erhalten. 

Zur Zeit der Reformation nahm das Mädchenfchulwefen neuen Auffchwung, vornehmlich in 
denjenigen Städten, welche fich der neuen Lehre anfchloffen. Denfelben erfreulichen Fortgang 



223 

zeigt das XVII. Jahrhundert nicht mehr; die Urfache ift der Verfall der Städte infolge des dreißig- 
jährigen Krieges. Zu Ende diefes Jahrhundertes zwang ein felbf tbewußter, im vollen Ruhmesglänze 
ftrahlender Nachbar dem deutfchen Volke feine Kultur auf, und die franzöfifche Mädchenerziehung 
in Klöftem und Penfionaten wurde auch bei uns eingeführt. 

In der Schweiz entftanden unter dem Einfluffe der Dichter Bodmer, Breitinger und Ufteri 
die erften F/höheren Töchterfchulen«. Indes für das eigentliche Deutfchland nutzte diefer fchöne 
Anfang noch wenig; erft mit dem Beginne des XIX. Jahrhunderts trat eine bahnbrechende Wendung 
ein. Die neue Zeit fing mit der Gründung der Königlichen Ltf//i?/i-Stiftung in Berlin am lo. März 
1811 an; vor diefer Zeit waren höhere Mädchen fchulen in Breslau, Celle, Küftrin, Deffau, Frank- 
furt a. M., Lübeck, Nordhaufen etc. ^^). 

Lehrplan und Bildungsziele der höheren Mädchenfchule find zur Zeit noch 
ziemlich verfchiedenartigen Auffaffungen unterworfen, wenn auch zugeftanden 
werden kann, daß das höhere Mädchenfchulwefen in erfreulichem inneren, wie 
äußeren Umfchwunge begriffen ift. Immerhin ift die äußere Geftaltung derartiger 
Schulen, mit welcher naturgemäß die bauliche Anordnung auf das innigfte zu- 
fammenhängt, eine fehr mannigfaltige. Die Zahl der Klaffen und der Bedarf an 
Sälen für gewiffe befondere Unterrichtszweige find — abgefehen von etwa vor- 
handenen Parallelklaffen — ungemein verfchieden; dazu kommt noch, daß ein 
Teil der höheren Mädchenfchulen auch noch mit einer Elementarfchule, welche 
im allgemeinen das Lehrziel einer Volksfchule verfolgt und die als Vorfchule für 
die höhere Mädchenfchule aufzufaffen ift, verbunden ift, bei einem zweiten Teile 
diefe Elementarfchule aber fehlt. 

Infolge diefer und mancher anderer Gründe ift es gekommen, daß es unter 
den höheren Mädchenfchulen folche mit 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9 und 10 Klaffen 
gab und vielleicht heute noch zu finden find; ja es beftehen folche, welche (die 
Parallelklaffen niemals mitgezählt) noch mehr als 10 Klaffen haben. 

Der 1886 bekannt gewordene, unter den Aufpizien des preußifchen Kultusminifteriums ent- 
worfene «Normal-Lehrplan für die höheren Mädchenfchulen zu Berlin« fetzt eine neunklaffige Schule, 
die fich nach Unter-, Mittel- und Ot)erftufe gliedert, voraus. 

Unterm 31. Mai 1894 hat der preußifche Unterrichtsminifter eine Verordnung erlaffen, durch 
welche Grundfätze für die Neuordnung des höheren Mädchen fchulwefens aufgeftellt werden. Da- 
nach foll eine Anftalt nur dann als höhere Mädchenfchule angefehen werden, welche 9 Jahreskurfe 
in 7 auffteigenden Klaffen hat und bei der allgemein verbindlicher Unterricht in zwei fremden 
Sprachen erteilt wird. Die höhere Mädchenfchule darf in ihrer oberften Klaffe nicht den Charakter 
einer Fachfchule annehmen, insbefondere nicht zu einer Vorbereitungsfchule für Lehrerinnenfeminare 
werden; fie hat vielmehr in ihrer ganzen Einrichtung von unten bis oben den Zweck allgemeiner 
Bildung ihrer Schülerinnen feftzuhalten. 

Eine noch weitergehende Mannigfaltigkeit wird dadurch hervorgebracht, daß 
an manche höhere Mädchenfchulen eine Lehrerinnenbildungsanftalt, alfo ein Seminar 
für Lehrerinnen (fiehe Kap. 14), angefchloffen ift. Endlich ift mit einigen diefer 
Lehranftalten auch noch ein Penfionat vereinigt, wodurch in organifatorifcher Be- 
ziehung fowohl, wie in baulicher ein neues Element hinzukommt. Über Penfionate 
wird im folgenden (in Kap. 13) noch die Rede fein. 

Die franzöfifchen höheren Mädchenfchulen find faft ausfchließlich Penfionate; es wird des- 
halb von denfelben im vorliegenden Kapitel nicht weiter, fondem erft an der eben angezogenen 
Stelle gef prochen werden. 

Auch in England find mit den höheren Mädchenfchulen mehrfach Penfionate vereinigt; doch 
fehlen letztere bei nicht wenigen folcher Anftalten. Hingegen ift es üblich, daß die Schülerinnen 
den ganzen Tag im Schulhaufe zubringen und auch das Mittageffen darin einnehmen. 

Um den Mädchen eine weitergehende Ausbildung zu ermöglichen, als fie 
die jetzt meift übliche neunklaffige höhere Mädchenfchule gewährt, ift mehrfach, 



24t. 

Organiration. 



24a. 

Mädchen- 

gymnafien. 



*«>) Nach : Kreyenbero, Q. Die dcutfche höhere Mädchenfchule. Rhein. Blätter f. Erziehung u. Unterricht 1887, 
S. 124-138. 



224 

\c^ie fchon erwähnt, noch eine zehnte Klaffe oder es find wahlfreie Kurfe, bezw. 
Fachklaffen angegliedert worden ^^^). Aus gleichem Grunde, hauptfächlich aber, um 
den Mädchen das Hochfchulftudium zugänglich zu machen, machten lieh in den 
letzten Jahren Beftrebungen immer mächtiger geltend, Mädchengymnafien zu 
errichten, und tatfächlich find bereits einige derfelben in das Leben gerufen 
worden. 
243. Wie in jedem anderen einer höheren Schule dienenden Gebäude werden 

auch hier Klaffenzimmer, Zeichenfaal, phyfikalifcher, bezw. chemifcher Lehrfaal, 
Singfaal, Bibliothek, Sammlungsraum, Kleiderablagen und Feftfaal vorhanden fein 
muffen. Ein Saal für weibliche Handarbeiten follte nicht fehlen, ebenfo ein Tum- 
faal, der äußerftenfalls durch einen bedeckten Spielplatz zu erfetzen ift; auch in 
den höheren Mädchenfchulen verlaffen die Schülerinnen während der Raufen, 
jedenfalls während der länger dauernden, die Klaffe; fie halten fich alsdann in der 
Turnhalle oder auf dem Spielplatz auf, wo Freiübungen und Bewegungsfpiele ge- 
trieben werden. Da in folchen Anftalten der Unterricht von Lehrern und Lehre- 
rinnen erteilt wird, fo ift für erftere und letztere je ein Zimmer vorzufehen; hierzu 
kommt noch das Qefchäftszimmer des Direktors und das Konferenzzimmer. End- 
lich ift noch der Dienftwohnungen für den Direktor und den Hauswart, bezw. 
Schuldiener, bisweilen auch für eine Lehrerin, zu gedenken. 

Wird in einer höheren Mädchenfchule auch Mufikunterricht erteilt, fo find 
dafür befondere Mufikzimmer vorzufehen, welche nicht nur zum Unterrichten, 
fondern auch für die Übungen der Schülerinnen dienen. 

Dem in vorhergehenden Artikel über die englifchen Mädchenfchulen Gefagten entfprechend 
muß in denfelben ein Speifefaal (Dining-hall) vorhanden fein, in welchem die Schülerinnen das 
gemein fchaftliche Mittageffen einnehmen können. An die Stelle des Feftfaales oder der Aula tritt 
die ExaminationS'hail oder Lecture-hall, in welcher die Schulandachten einfchl. der Predigten, die 
Prüfungen und Preisverteilungen etc. abgehalten werden; in verhältnismäßig wenigen Fällen dient 
die Lecture-hall auch als Dining-hall. Befonders ausgedehnt find in den englifchen Mädchenfchulen 
die Kleiderablagen (Cloak rooms)] faft jede Klaffe hat einen befonderen derartigen Raum mit 
Wafchtifcheinrichtungen und Aborten. Häufig find auch Kochfchulen vorhanden. 

J44- Die Form und Größe der Klaffenzimmer ift nach den in Kap. 2 entwickelten 

un°d Qrundfätzen und Regeln zu ermitteln. In Rücklicht auf die Kleider der Mädchen 
Ausrüftung. vc^erdcn häufig fefte Schulbänke den beweglichen vorgezogen; findet der Unterricht 
in gewiffen weiblichen Handarbeiten im Klaffenzimmer ftatt, fo empfiehlt es fich, 
der leichteren Unterweifung jeder einzelnen Schülerin wegen, nur zweifitziges Oe- 
ftühl in Anwendung zu bringen, was ja auch für den Schreibunterricht von großem 
Wert ift. 

Der Qefangsfaal ift hier ebenfo einzurichten, wie in fonftigen Fig. 223*»»). 
Schulhäufern; hiernach werden in der Regel Tifche zu entbehren 
und nur Bänke vorzufehen fein. Haben die Mädchen ihre Schul- 
fachen in den Singfaal mitzunehmen, fo ift unter dem Sitzbrett 
noch ein Brett zum Niederlegen derfelben vorzufehen (Fig. 223 *<>*). 

Der Zeichenfaal, der phyfikalifche Hörfaal und der Feftfaal 
find in gleicher Weife auszurüften, wie bei den anderen höheren 
Schulen. Sind Mufikzimmer vorhanden, fo muffen diefelben von . 
tunlichft fchallundurchläffigen Mauern und Decken begrenzt fein *'•• ^- ^'*- 

101) Durch die erwähnte Verordnung des preußifchen Unterrichtsminifters von 1894 ift es geftattet, »an die höhere 
Mädchen rchule wahlfreie Kurfe anzugliedern, durch welche jungen Mädchen die Oelegenheit geboten wird, ihre allgemeine 
Bildung in einzelnen Zweigen zu erweitem oder ihre Kenntniffc derart zu ergänzen, daß fie dann ohne befondere Schwierig- 
keit in eine Fachfchule eintreten können". 

»w) Nach: Zeitfchr. f. Bauw. 1887, S. 216. 




225 



und Doppeltüren erhalten; auch werden fie im Grundriß fo anzuordnen fein, daß 
fie für den übrigen Unterricht nicht mißftändig wirken können. 

Für die Oefamtanlage der Gebäude für höhere Mädchenfchulen find die- 
felben Anfchauungen und Gefichtspunkte maßgebend wie bei fonftigen Schul- 
häufem, insbefondere wie bei denjenigen für andere höhere Schulen. Im all- 
gemeinen ift hier die Mannigfaltigkeit in der Planbildung eine verhältnismäßig 
größere als bei Gymnafien, Realfchulen etc., was hauptfächlich von der bereits 
erörterten, fehr verfchiedenartigen Organifation der in Rede ftehenden Lehranftalten 
herrührt 

Geht man von der einfachften Grundrißform, d. i. von der rechteckigen, 
aus, fo kann als Beifpiel einer kleinen derartigen, für 220 Schülerinnen be- 
ftimmten Anlage die durch Fig. 224 ^^*) veranfchaulichte höhere Töchterfchule zu 
Münfter i. W., 1882—84 nach den Entwürfen Hauptner' s von Balzer ausgeführt, 
dienen. 

Das Gebäude liegt an der vom Domplatze nach dem Lehrerinnenfeminar führenden fiska- 
lifchen Straße, angelehnt an die Giebelmauer des Kataftergebäudes und mit der Hauptfront dem 

neuen Poftgebäude zugewendet. Es befteht aus einem 
2,47 m hohen gewölbten Kellergefchoß , einem Erd- und 
Obergefchoß von je 4,50 " Höhe ; die beiden letzteren 
Stockwerke enthalten je 3 Klaffenzimmer nebft Kleider- 
ablage und je 2 Lehrer- und Lehrerinnenzimmer. 

Die Faf faden find in Rohbau mit teil weif er Verwen- 
dung von Hauftein ausgeführt und die Dachflächen mit 
Schiefer eingedeckt. Die Kellertreppe ift aus Ibbenbürener 
Kohlenfandftein , die freitragend konftruierte Haustreppe 
und die äußeren Aufgangsftufen find aus Stenzelberger 
Trachyt hergef teilt; für die Verblendung der Vorderfront 
und des füdlichen Giebels find Wefeler Backfteine ver- 
wendet, während für die übrigen Fronten geringeres Ma- 
terial als ausreichend erachtet wurde. Die Flure des Erd- 
gefchoffes und das Treppenhaus find überwölbt und die 
Fußböden dafelbft mit Mettlacher Platten belegt; alle 
übrigen Räume haben geputzte Balkendecken und Fuß- 
böden mit Tannenholzdielung erhalten. Zur Lüftung der 
Klaffen find Abluftkanäle angelegt, welche im Dachboden 
ausmünden; die Heizung erfolgt in den Klaffenräumen durch Lüftungsfchulöfen , in den Lehrer- 
und Lehrer innenzimmem durch Regulierfüllöfen. 

An die rückNrartige Front fchließt fich ein niedriges, für Abfuhr eingerichtetes Abortgebäude 
mit 5 Sitzen an. Die Baukoften haben 40667 Mark betragen, fo daß fich bei 252 qm überbauter 
Grundfläche iQ« auf 131 Mark und bei 3158 cbm Rauminhalt Ictm auf 10,50 Mark beläuft. 

Sollen größere Schulhäufer in rechteckiger Orundrißform ausgeführt werden, 
fo kommt man zu Anlagen mit mittlerem Flurgang, zu deffen beiden Seiten die 
Klaffenzimmer etc. angeordnet find. Daß eine folche Planbildung nur wenig 
empfehlenswert ift, wurde bereits in früheren Kapiteln erörtert; nur bei Bauftellen 
in großen Städten, bei denen man in der Tiefe fehr befchränkt ift, erfcheint eine 
folche Anlage als zuläffig. 

Zu den Qrundrißanlagen mit rechteckiger Grundform darf wohl auch die 
in Fig. 225 u. 226 ^<^*) dargeftellte höhere Mädchenfchule zu Heilbronn, welche 
1885—86 von Wenzel erbaut worden ift, gezählt werden. 

Diefes Schulhaus ift an der Ecke der Turm- und Gartenftraße, mit der Hauptfront gegen 
erftere, gelegen und längs beider Straßen mit 5, bezw. 6» breiten Vorgärten umgeben. Das- 



245. 

Oeramtanlage. 




Höhere Töchterfchule 
zu Münfter i. W.*»»). 

Erdgcfchoß. - «/wo v. Or. 
Arch. : Hauptner, 



246. 

Beifpiel 

I. 



247. 

Beifpiel 

II. 



^ Nach: Centralbl. d. Bauverw. 1884, S. 8. 

*^) Nach den von Herrn Stadtbaumeifter Wenzel zu Heilbronn freundlichft überlaffenen Plänen. 

Handbuch der Architektur. IV. 6, a. (2. Aufl.) 15 



226 



248. 

BeiTpiel 

III. 



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Fig. 225. 



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II. Obergerchoß. 



felbe befteht aus Sockel-, Erd- und 2 Obergefchoffen; die 3 letzteren Stockwerke haben je 4« lichter 
Höhe. 

Das Sockelgefchoß enthält einen Teil der Schuldienerwohnung, den Heizraum, einen Keller 
und 2 Räume für Holz und Kohlen; von der rückwärtigen Seite führt ein bedeckter Gang in das 
im Hofe errichtete Abortgebäude. Die Turnhalle reicht durch Sockel- und Erdgefchoß hindurch. 
In letzterem befinden fich überdies die aus Fig. 226 erfichtlichen Räumlichkeiten. Im I. Ober- 
gefchoß ift über dem Eingangsflur das Rektorzimmer gelegen; fonft find 5 Klaffenzimmer und ein, 
Lehrerzimmer dafelbft untergebracht. Die Raumverteilung im II. Obergefchoß ift aus Fig. 225 zu 
entnehmen; das Bibliothekzimmer ift vom Zeichenfaal durch eine herausnehmbare Wand getrennt 
kann fomit bei Feft- 
lichkeiten leicht zur 
Vergrößerung des an- 
ftoßenden Saales hin- 
zugezogen werden. 

Das Gebäude 
ift durchweg maffiv, 
teils aus den Sand- 
fteinen der Umge- 
bung, teils aus Back- 
fteinen erbaut und 
mit einem Schiefer- 
dach bedeckt. Der 
Fußbodenbelag in 
den Gängen befteht 
aus Afphalt, durch 
Terrazzofriefe geteilt, 
im Eingangsflur hin- 
gegen ganz aus Ter- 
razzo. In den Klaf- 
fenzimmern find 
eichene Friesböden, 
im Turnfaal ein Fuß- 
boden von Pitch'pine 
zur Anwendung ge- 
kommen. In fämtli- 
chen Schulräumen, 
einfehl . des Tum- 
faales , haben die 
Wände eine Holz- 
täfelung von 1,45 m 
Höhe erhalten. 

Alle Räume, 
mit Ausnahme der 
Gänge, des Treppen- 
haufes und der Schul- 
dienerwohnung, wer- 
den durch eine Nie- 



l 






1:500 

-H — 



19 



■4- 



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Fig. 226. 




Erdgerchoß. 

Höhere Mädchenfchule zu Heilbronn *<>*). 

Arch. : Wenzel. 



derdruck-Dampfheizung, Syftem Bechern & Poß, erwärmt. 

Die Baukoften haben, ausfchl. Bauplatz und Bauführung, 138650 Mark betragen. 

Der rechteckigen Grundrißgeftalt fteht die L-förmige am nächften; diefelbe 
wird hauptfächlich bei Eckbauplätzen und dann in Frage kommen, wenn der Bau- 
platz nach der Straße zu eine verhältnismäßig nicht beträchtliche Längenentwicke- 
lung hat und die Erbauung eines Hofflügels notwendig ift. 

Für den zweiten Fall fei hier die «Königliche AuguftaScywXt*^ zu Berlin als 
Beifpiel wiedergegeben, wodurch zugleich eine Anlage vorgeführt ift, bei der 
die höhere Mädchenfchule nicht allein mit einer Elementarfchule, fondem auch 
mit einer Lehrerinnenbildungsanftalt, dem »Königlichen Lehrerinnenfeminar" ver- 



227 

einigt irt. Dietes Gebäude wurde 1884-86 von Schulze erbaut und ilt durch 
Fig. 227 bis 232 '<"') veranfchaulicht. 

Dasfelbe ift auf einem an die Kl ein beeren Itraße grenzenden Teile des zwirdien dem Halle- 
fchen Ufer, der Möckemflraße und der Kle in beeren ttraße liegenden Grundftücke von rund 40 » 
Grundfläche mit 62 m Frontlänge an der zuletzt genannten Straße errichtet. Durch das Bauprogramm 
wurden gefordöt: 1) für das Seminar 3 Klaffen für je 40 Mädchen im Aller von 16 bis ig Jahren 
und I Arbeitsfaal für 40 Seminariftinnen zum Aufenthalt während der Zeit, in welcher diefelben in 
der Schule nicht befchäftigt find; 2) für die Schule 4 otxre, 5 untere und 5 Abteilungs klaffen mit 
zufammen 525 Sitzplätzen; 3) an gemeinramen Räumen 1 Gefangsfaal für 100 Schülerinnen, 1 Zejchen- 
faal für 50 Schülerinnen, 1 Aula mit rund 525 Sitzplätzen, 1 Zimmer für den phyfikalifchen Unter- 
richt mil 1 daneben gelegenen Apparatenraum, 1 Raum für Sammlungen (Wandkarten, NaturaJien etc.), 

Fig. 227. Fig. 228. 



Schnitt durch den Sdtennflgel. Schnitt durch da^ Vordtrgrbäude. 



/lugw/ifa-Schule und I-ehrerinnen-Seminar zu Berlin""). 

1 Bibliothek von rund 60 q™ Grundfläche, 1 Lehrerzimmer, zugleich als Beratungszimmer dienend, 
1 Lehrerinnenzimraer, i Gefchäftszimmer nebft Vorzimmer für den Direktor, 1 Turnhalle von 2am 
Länge und II » Breite und 1 Abortgebäude mit 24 Sitzen (d. i. 2 Sitze für jede Klaffe); 4) je eine 
Dienftwohnung für den Direktor, die erfte Lehrerin und den Schuldiener. 

Wie der Lagepian in Fig. 22g zeigt, ift an der Kl ein beeren ftraße, unter Belaffung eines 
fchmalen Vorgartens, ein dreigefchotfiges Vordergebäude und daran anfchließend an der Weftfeite 
des Orundftückes ein et>enfo hoher Seitenflügel, die Turnhalle und das Abortgebäude dagegen find 
an der Südfeite aufgeführt. Der in der Mitte verbliebene, an 3 Seiten von Gebäuden umfchloffene 
Turn- und Spielplatz ift mit Oartenanlagen und Baumpflanzungen vertehen; eine Durchfahrt in der 
Mitte des Vordergebändcs und zwei daneben gelegene Eingänge vermitteln den Verkehr fowohl nach 
den Gebäuden, als auch nach dem Spielplatz. Da nach der Schulordnung die Eingangstüren erft 
kunee Zeit vor B^jnn des Unterrichtes geöffnet werden follen, fo ift zum Schutze der zu frühzeitig 

"•} F«lir.-Rcpr. nach ; ZcitCdir. f. Bau«, lSS?, BI. ss u. ifi. 



fich einfindenden Schülerinnen gfgen Witteningsunbilden eine befondere Vorhalle an der Sbißen- 
[eite vorgefehen worden. 

Die Raum Verteilung im Erd- und I. Obergelchoß ift aus den Onindrirfen in F^. 230 u. 232 

zu entnehmen. Im II, Obergelchoß liegen ütjer den Klaffen Via, Va und Vb die 3 SeminarklaTfen, 
über der Klaffe Vlb der Sammlungsraum und über der Phyfikklatfe, dem Apparatenraum und der 
Klaffe Vllb der gemeinfchaftliche Artwitstaal für die Seminarlftinnen, während Über den Klaffen I! 
und 111 im Vordei^ebäude der Zeichenfaal (mit Nordlicht) Platz gefunden hat; der übrige Teil des 
Vordergebäudes hat die aus Fig. 231 erfichtlictie Verwendung gefunden. Über dem Arbeitsfaaj 
(im 111. Obergelchoß) endlich ift der gegen Süden gel^ene Oefangsfaal untei^ebracht, um den 
Unterricht in den Klaffen durch den Gelang lo wen^ als möglich zu ftoren. Das KellergefchoB 



Aagaßa-Schü\c und Lehrerinnen- 

ift rechts von der Durchfahrt für die Zwecke der Sammelheizungen und links davon für Wirt- 
fchaftszwecke ausgenutzt; auch befindet fich ein Teil der Schuld imerwohnung dafelbft. SchlieSfich 
fei noch erwähnt, daß unterhalb der erflen Ruheplätze der beiden Schulb-eppen je 2 Spülaborte für 
die Lehrer, Ijezw. Lehrerinnen vorgefehen find. 

Die Stockwerkshöhen betragen (von und zu Fußbodenoberkante gemetfen) für das Keller- 
gefchoß 2,80=1 und für die übrigen Qefchoffe je l,»"; die Aula hat eine lichte Höhe von T,»» 
und der Oefangsfaa! eine folche von 4,1» ". Die Räume des Kellergefchoffes und fämUiche Flur- 
gänge find gewölbt, während die Klaffen geputzte, die Aula und der Oefangsfaal d^^en fichtbare, 
in mehreren Tönen gebeizte Holzdecken erhalten halben. Die Fußböden beftehen in den Rur- 
gängen aus Ten'azzo, in den Unlerrichtsräumen und der Aula aus 10 ™ breiten kiefemen 'Brelteni, 
in den Lehrer- und Lehrerin nenzimmem aus einem 3 "» flarken, mit Korkteppich belegten OipseltrJch. 
Die Untenichtsräume und die Flurgänge, mit Ausnahme der Aula und des Oefangsfaales, welche mit 



229 

Holztäfelungen an den Wänden verlehen [ind, haben VandbekleJdungen von geglättetem und mit 
bejßem Eilen polierten Zementputz in roter, bezw. grüner Farbe erhallen, welche in den Klalfen- 
zlmmem mit einer g^en die Wand nur wenig vorfpringenden Lcifte aus derfelben MaTfe, in den 
Flui^ngen dagegen durch die hölzernen Kleiderrl^ell elften nach oben abgefchlofren [ind. 

Im übrigen ilt die innere AusFtattung des Oebäudes feinem Zweck entfprechend [ehr einfach 
gehalten. Die Decken und Wände der Unterrichtsräume, fowie der Flurgänge und Treppenhäufer 
haben einen eingehen, erftere einen weißen, letztere meift einen grauen oder grünlichen lleim&rben- 
an[trich erhalten und find mit wenigen farbigen Linien abgefetzt; nur in der Aula (Fig. 228) ift 
ein etwas reicherer Farben fch muck entfaltet worden. 

Die Erwärmung der Unterrichtsräume erfolgt mittels einer Warmwa[[er-Niederdruckheizung, 



Seminar zu Berlin»»»). 

die der Aula mittels einer Feuerluftheizung. Die Lüftung der Unferrichtsräume gefchieht durch 
Zuführung von frifcher, vorgewärmter Luft, fowie durch Abfaugung der verbrauchten Luft über 
das Dach hinaus. Die Wohnräume werden aiisfchließlich durch Kachelöfen geheizt. Die Wärme- 
at^t>e erfolgt in den Unfeirlchlsräumen durch Zylinderöfen, in den Flurgängen durch Röhrenöfen, 
bezw. durch Rippen kalten. 

Die Faftaden find in Backfteinrohbau im freien Anfchluß an die Formen der märkifchcn 
Backfteinbauten hergefteüt worden. Für die Hauptfront find zur Belebung der Flächen, neben 
mäßiger Benutzung farbiger Terrakotten, Mutterungen aus Steinen zur Verwendung gelangt, welche 
durch Oberfangen fchwarz gefärbt find und zur roten Farbe der Verblendfteine einen wirkfamen 
Oegenfatz bilden. Die Hinterfronten dagegen find bei nur ganz fpärllcher Verwendung von Form- 
fteinen entfprechend einfach behandelt worden. 

Die Baukoften haben fich auf nahezu 496000 Mark belaufen, fo daß diefeltjen für Iq" über- 



230 

bauta Grundfläche beim Hauptgebäude 284,5a, bei der Turnhalle 93,00 und beim Abor^eMude 
96,30 Mark betragen; Icbm Rauminhalt beziffert IJch bezw. zu 15,3^ 11,60 und 30,50 Mark'**). 

Eine der hervoiragendften Anlagen der letzten Jahre itt zweifelsohne die 
1898—1901 von Oenzmer erbaute höhere Mädchentchule zu Wiesbaden (Fig. 233 
bis 236"'), welche infolge ihrer Lage und Umgebung eine äußere Ausffattung 
erforderte, wie tie wohl nur ausnahmsweile Gebäuden für höhere Lehranttalten 
zugewendet wird. 

Das Schulhaus follte tunüchft zentral gelegen fein, und deshalb wurde als 
BautteUe dafür der von der evangelitchen Hauptkirche, dem Rathaus und dem 
Kailer Wühelm-Stift umgrenzte „Schloßplatz" gewählt. Die Rückficht auf die Er- 

Fig. 233. 



Höhere Mädchenrchule zu Wiesbaden'"'). 

Arch.: Oenzmer. 

haltung des letzteren in entfprechender Ausdehnung bedingte die Behandlung 
des Neubaues als Piatzwandung, um gleichzeitig eine gefchlolTene Erfcheinung 
der Platzbilder zu erzielen. So entftand die mit L-förmigem Grundriß ausgeführte 
Anlage (Fig. 235 u. 236'*'). 

In die einfpringende Ecke find der Haupteingang, die Eingangshalle und das Haupttreppen- 
haus verlegt, von wo aus 3,50™ breite Flurgänge bei beiden Gebäudeflügel durchziehen; am Haupt- 
treppenhaufe (Fig. 234) entltanden lo hallenartige Erweiterungen der Gänge, welche bei fchlechtem 
Wetter in den Raufen den Mädchen Aufenthalt gewähren. Die Aula jft im II. Otiergef choß , in 
dem dem Wilhelm-Stift gegenüberliegenden Flügel, untergebracht und hat eine kreuzförmige Grund- 
rißgeftalt. Der Flurgang des nordwef Hieben Oebäudef lügeis ift über diejenige Steile, wo er fich 
mit dem anderen Flurgang kreuzt, verlängert, und diefer verlängerte Teil führt zu den an der 

le des Herrn Architekten und r SdiTcix. BMit, Bd. Sfl. 



231 

Sußeriten Oftecke angeordneten Aborten mit Wafchgelegenheit. Die Turnhalle ift mit dem Erd- 
gerchoß (Fig. 23g) lo in Verbindung gefetzt, daß fie unmittelbar vom Inneren des Hanfes betreten 
werden kann; fie hat 25,60 x 10,80" Fußbodenfläche. 

Auf drei üefchoffe verteilt enthält das Schulhaus etwa 8 ^ lange und 7 " breite Säle für 
20 Schul- und 3 Seminarklaffen , fowie eine größere Kombinationskiaffe, femer einen Zeichenfaal, 
ein Lehrzimmer für Phyfik und Chemie nebft Vorbereitungszimmer und befonderem Sammlungs- 
raum. Hierzu kommen ein Zimmer für katholifchen Religionsunterricht, Räume für die Samm- 
lungen, Bibliotheken für Lehrer und Schülerinnen", Zimmer für Lehrer und Lehrerinnen Zimmer 
für den Direktor mit Wartezimmer (im Erdgefchoß) und Pedellenzimmer. 

Rg- 234. 



Höhere Hädchenfchule zu WieslMden. 

Treppenhills'*'). 

Das Sockelgefchoß ift zum Teile für ein öffentliches Braufebad verwendet; fonft find darin 
noch Weinlagerkeller vorgefehen worden. Als Kleiderablagen dienen die Flurgänge. 

Im Inneren ift der farbigen Behandlung in weitgehendem JVlaße Raum gewährt. In tämt- 
lichen Lehrzimmem find die Wände in einem warmen, fteingrünen Ton und die Decken weiß an- 
geftrichen; alles Holzwerk ift kräftig braunrot gefärbt. Reichere Ausbildung in Architektur und 
Farbe haben die Treppenhäufer und Flurgänge erhalten. Die dreiläufige Treppe ruht auf gekup- 
pelten und einfachen Säulen, die durch maßwerkgefüllte Bogen verbunden find; zwifchen diefen 
fpannen fich Gewölbekappen, die in den unteren Oefchoffen zu einfachen Kreuzgewölben und in 
den oberen Oefchoffen zu Netz- und Sterngewölben ausgebildet worden find (Fig. 234). 

Für das Äußere wurde in Rückfichl auf die Umgebung der rote Farbton und die an fpät- 
gotifchen Aufbau fich anlehnende, mit Frührenaitfance-Motiven deutfcher Art durchfetzte Architektur 
gewählt und als Material dafür rot«r Sandftein verwendet. Ucn das Äußere 'reicher auszubilden, 
wurden in die beiden Schloß platzfronten Arkaden eingebaut (Fig. 233), und um die Platzwandimg 
möglichft gefchloffen erfcheinen zu laflen, zwifchen der Kirche und dem Neutiau ein Torbogen ein- 



250. 

Beifpiel 
V. 



gefügt. Für den bildnerifchen Schmuck der Schaufeiten ift der Stoff ausfchließlich der heimifchen 
Tier- und Pflanzenwelt entnommen. 

Die überbaute Grundfläche betragt 1812 qm und der umbaute Raum 35 600 cbm ; die Gefamt- 
baukoften belaufen fich (ohne Heizungs- und Entwäfferungsanlage, Mobiliar, Schulhof, Einfriedigung, 
Platzregelung und Straßenbau) auf 623500 Mark, fo daß iq« auf 342 und Icbm auf 17 Vi Mark 
zu ftehen kommen. 

Der L-förmigen Orundrißgeftalt fehr nahe verwandt ift die i-förmige. Die- 
felbe letzt im allgemeinen eine größere Längenentwickelung der Straßenfront 
voraus, weil fonft die zwei zu beiden Seiten des Flügelbaues gelegenen Höfe zu 
klein werden. 

Fig. 235* 




Höhere Mädchenfchule 



251. 

Beifpiel 
VI. 



Ein Beifpiel für eine derartige Anordnung ift in Teil IV, Halbband 1 (Abt. I, 
Abfchn. 3, Kap. 4, unter b, 1) diefes «Handbuches" zu finden, nämlich das Töchter- 
fchulhaus des St. Johannis-Klofters zu Hamburg. Dies ift eine Anlage, bei welcher 
die meiften Schulfäle in den ruhigen Flügelbau, die Aula und die Dienftwoh- 
nungen, fowie einige Elementar- und Seminarklaffen in den Vorderbau gelegt 
worden find. 

Wenn indes die betreffende Straße genügend ruhig, die Lage gegen die 
Himmelsrichtungen günftig und die Möglichkeit guter Erhellung vorhanden ift, 
fo kann man auch im Vorderbau eine größere Zahl von Klaffenzimmern unter- 



233 

bringen. Dies ift z. B. bei der durch Fig. 237 u. 238 ^**) veranfchaulichten, von 
BohnfcLck 1879—80 erbauten höheren Töchterfchule zu Helmftedt gefchehen. 

Das Programm für diefes Schulhaus forderte je 14 Klaffenzimmer für je 50 Kinder, 1 Pedellen- 
zimmer, 1 Konferenz-, bezw. Lehrerzimmer, 1 Zimmer für den Direktor, 1 Zimmer für Lehrerinnen, 
1 Zimmer für Bibliothek und Lehrmittel, 1 Zeichen f aal, 1 Aula und 1 Wohnung für den Pedell 
(beftehend aus 2 Stuben, 2 Kammern, Küche und Speifekammer). Der mit der Südfeite an die 
Straße grenzende Bauplatz wird nach rückwärts enger und ift an den beiden Seiten von Nachbar- 
häufem begrenzt; hierdurch war die umftehend dargeftellte Grundrißanlage zum großen Teile von 
vornherein gegeben. 

Diefes Schulhaus befteht aus Sockel-,' Erd- und 2 Ol)ergefchorfen ; die Stockwerkshöhen be- 

Fig. 236. 




I. ObergcfchoB. 



Arch. : Qenxmer. 



zu Wiesbaden i<>'). 

tragen (von und bis Fußlx)denkante gemeffen) im Kellergefchoß 3,oo« und in den übrigen Gefchoffen 
je 4,40«. Die Pedellenwohnung wurde im Sockelgefchoß untergebracht. Im Erdgefchoß (Fig. 238) 
war eine Durchfahrt nötig, fo daß im VorderlÄU die Anordnung von 4 und im Flügelbau von 
2 Klaff enzimmem möglich wurde; das dafelbft gleichfalls vorhandene Zimmer des Pedellen fteht 
durch eine am Ende des Flurganges vorhandene Lauftreppe mit feiner Wohnung in Verbindung. 
Die beiden oberen Gefchoffe (Fig. 237) enthalten je 4 Klaffenzimmer, denen fich die übrigen 
programmmäßig geforderten Räume zweckentfprechend anfchließen. Der nach Norden gelegene, 
etwa 8 m tiefe Zeichen faal ift durch eine Brüftung in zwei ungleiche Hälften geteilt, deren größere, 
den Fenftem zugewendete den eigentlichen Zeichenfaal, die kleinere das Modellzimmer bildet. Für 



'^ Nach : Baugwks.-Ztg. 1880, S. 182. 



234 



252. 

Beifpid 
VH. 



die Lage der übrigen Räume war noch der Gefichtspunkt maßgebend, daß das Direktorzimmer einen 
Überblick über den hinter dem Schulhaufe verbleibenden Spielplatz und die Aborte geftatten Tollte. 
Das Gebäude ift in Backfteinrohbau unter Mitverwendung des in der Nähe von Helmftedt 
ftehenden weißen Sandfteines hergeftellt. Die Balkenlagen ruhen auf fchmiedeei fernen Unterzügen. 
Die im II. Obergefchoß nach Norden gelegene Aula (16,48x8,09x6,15«) hat eine größere Höhe 
als die benachbarten Räume erhalten; zur Unterftützung ihrer Balkendecke wurden 3 fchmiede- 
eifeme Kaftenträger (45 x 80 <^«) verwendet *<>»). 

Hat eine höhere Töchterfchule einen noch größeren Umfang, fo wird ein 
Hofflügel meiftens nicht mehr genügen; in vielen Fällen hat man alsdann, info- 
fem die Lage gegen die Himmelsrichtungen dies geftattet, die U- oder hufeifen- 



Fig. 237. 




I. Obergcfchoa 



l'i' i ' l > hl 'l' | t|t|.| 



1:500 

6 



+ 



«9 

-4- 



Fig. 238. 




Erdgcrchoß. 



Höhere Töchterfchule zu Helmftedt *<>»). 

Arch. : Bohnfaek, 



253. 

Beifpiel 

VI 11. 



förmige Qrundrißanlage gewählt In folcher Weife ift die höhere Mädchenfchule 
in der Labenwolfltraße zu Nürnberg erbaut 

Die Raumverteilung im Erdgefchoß geht aus Fig. 239 "<^) hervor. Leider ftehen keinerlei Quellen 
zur Verfügung, um nähere Anhaltspunkte für die Plananordnung des I. und IL Obergefchoffes zu 
geben; doch dürfte aus Fig. 239 das Wichtigere hierfür wohl zu entnehmen fein. 

Bei noch größerem Raumerfordemis oder, wenn die Oeftalt der Bauftelle 
dazu Anlaß gibt, fügt man zu den beiden Seitenflügeln der eben vorgeführten 
Qrundrißform noch einen Mittelflügel hinzu, wodurch ein in -förmig geftalteter 
Qrundplan entfteht Als Beifpiel für einen folchen fei hier die von Reefe 1883—84 
erbaute Töchterfchule zu Bafel (Fig. 240 bis 242 '^^) vorgeführt 

Diefe Schule befteht aus einer unteren (Elementar-) und einer oberen Abteilung (höhere 



w») Nach ebcndaf. 

»»•) Fakf.-Rcpr. nach : Beckh, W., F. Qoldschmidt & C. Weber. Feftfchrift zur 24. Verfammlung des Deutrdien 
Vereins für öffentliche Oefundheitspflege in Nürnberg 1899. Nürnberg 1899. S. 110. 
»") Nach: Schweiz. Bauz., Bd. 7, S. 111-114. 



235 

Mädchen fchule), und es war für diefelbe urfprünglich eine einheitliche Anlage mit einer gemein- 
famen großen Treppe vorgefehen; fpäter wurde indes von den Schulbehörden eine voUftandige 
Trennung beider Abteilungen, demnach auch die Anordnung zweier Treppenhäufer verlangt. Eine 
gewiffe Schwierigkeit bei der endgültigen Feftftellung des Grundriffes beftand in der Lage und 
verhältnismäßig geringen Größe des Bauplatzes. Forderten nämlich einerfeits die an der Straße 
(Kanonengaffe) liegenden hohen Häufer ein möglichft weites Zurückfetzen des Neubaues, fo ließen 
andererfeits die g^ebenen Abmeffungen der Klaff enzimmer und Flurgänge, fowie die Nähe der 
Nachbaigrenzen eine Verfchiebung nach rückwärts nur in befchränktem Maße zu. Daher kommt 
es, daß, nachdem der Abftand des Neubaues von den gegenüberliegenden Gebäuden auf etwa 24 m 
feftgefetzt worden war, bei einigen gegen den Hof gel^enen Klaff enzimmem je eines der 
4 Fenfter nicht den ganzen freien Lichteinfall erhalten konnte, was indes, infolge der reichlich be- 
meffenen Lichtmenge, nicht von zu großer Bedeutung fein dürfte. Eine andere Erfchwerung der 
Grundrißanlage war darin zu fuchen, daß neben der Töchterfchule noch eine Turnhalle für das 
dem Neubau gegenüberli^ende Primarfchulhaus für Knaben mit einem befonderen Eingange von 
der Kanonengaffe her gefordert wurde. 



Fig. 239. 




Erdgefdioß. 






1:500 

6 
— I 



19 



Höhere Mädchenfchule zu Nürnberg, Labenwolf ftraße "•). 



Der Neubau enthält in 3 Gefchoffen folgende Räume: 1) für die obere Abteilung (linke Seite 
und Mittelbau) 5 Klaffenzinimer zu je 36, 1 Klaffenzimmer zu 32 und 1 Klaffenzimmer zu 30 Plätzen 
(zufammen 242 Sitzplätze), ferner 1 Lehrfaal für Phyfik und Chemie nebft Sammlungsraum und 
1 geräumiger Zeichenfaal mit Modellkammer; 2) für die untere Abteilung n Klaffenzimmer zu je 
48 und 1 Klaffenzimmer zu 42 Plätzen (zufammen 570 Plätze), femer 1 Zeichenfaal mit Modell- 
kammer im in. Obergefchoß des gegen den Hof um ein Stockwerk höher geführten Mittelbaues; 
3) gemeinfchaftlich für beide Abteilungen find der Prüfungsfaal und die durch einen gedeckten 
Gang mit dem Hauptbau verbundene Turnhalle. Die Wohnung des Abwarts liegt im Mittelbau 
gegen den Hof in zwei niedrigen, übereinander liegenden Stockwerken. 

In der oberen Abteilung entfallen auf die Schülerin im Durchfchnitt 1,60 qm Bodenfläche und 
5,92 cbin Luftraum, in der unteren Abteilung 1,25 q« und 4,90 cbm bei einer durch fchnittlichen Klaffen- 
tiefe von 6,70« und einer lichten Höhe von 3,90«. Der Prüfungsfaal hat einen Flächeninhalt von 
138 q« und eine Höhe von 6,00 m; die beiden Zeichenfäle meffen je etwa 90 q«, der Phyfikfaal 75 q». 
An Fläche der Flurgänge kommen bei einer mittleren Breite derfelben von 8,60« auf die Schülerin 
der oberen Abteilung 1,43 q«, der unteren 0,65 q«. Die Turnhalle hat einen Flächeninhalt von 202 q« 
und eine Höhe von 6,00«. Die Beleuchtung der Klaffenzimmer, von denen 12 mit ihren Fenftem 
nach Südoft, 3 nach Südweft, 2 nach Nordweft und 2 nach Nordoft gerichtet find, erfolgt durch 
je 4, bezw. 3 Fenfter, welche 1,40, bezw. 1,70« breit find und bis nahe unter die Decke reichen; 
das Verhältnis der Bodenfläche zur Fenfterfläche betragt im Durchfchnitt 3,95 : 1 , das der Boden- 
fläche zur reinen Glasfläche 5,25 : 1. 

Für die Aborteinrichtungen find Trogaborte mit Anfchluß an die ftädtifche Kanalifation 
gewählt worden; in der oberen Abteilung ift für jeden Sitz ein Becken mit befonderer Spülung 
oberhalb des Troges angebracht. Die Heizung und Lüftung gefchieht durch eine von Gebruder 
Sulzer in Winterthur ausgeführte Dampfwafferheizung. Der innere Ausbau ift durchweg folid her- 



23Ö 

gelteilt: eichene Riemenböden und l,«™ hohes Holzgetäfel in den KUrrenzimment, Fußböden von 
Granit und Mettlacher Platten in den gewölbten Teilen der Flurgänge, Oranitftufen und fchmiede- 
eileme Geländer für die Treppen. Eine etwas reichere Ausftattung in ArchiteWur und Aus- 
fchmückung hat nur der Prüfungsfaal erhalten, derfen Wände üt>erdies mit drei Schweizerland- 
fchaften geziert [ind. 

Die Hauptfaffade itt in grauem Bemer und gleichfarbigem Zat>emer Stein hergeltdlt und 
etwas reicher gehalten, als die Hoffronten, die in geputztem Bruch ftdnmauerwerk angeführt "spurden. 
— Die gefamten Baukoften haben 430 000 Mark (= 537 500 Franken) betragen, woninter 55 200 Mark 
(= 69000 Franken) für die Sammelheizung; Iti»" des Hauptgebäudes (von Unterkante Sockel bis 
Oberkante Hauptgefims gemerren) kottet 19,68 Mark (= 24,35 Franken). 

Fig. 240. 



EidgcTcboB. 
Anh.: Rtefe. 



Töchterfchule 



Wird der zur Verfügung ttehende Bauplatz an zwei einander gegenüber- 
liegenden Seiten von Straßen l>egrenzt und find diete Straßen bezüglich der Lage 
zu den Himmelsrichtungen, fowie der erforderlichen Lichtmenge als günftige an- 
zufehen, fo belteht eine naturgemäße Grundrißanlage darin, daß man an jede der 
beiden Straßenfronten eine tunlichft ununterbrochene Reihe von Klaffenzimmem 
veriegt, die von einem gemeinfchafflichen Flurgang begrenzt find; zur Vereinigung 
diefer beiden Qebäudetrakte dient alsdann ein Zwitchenbau, in welchem Haupt- 
treppenhaus, Sammlungsraum, Bibliothek, SingFaal etc., wohl auch Kleiderabl^en, 



237 

Aborte etc untergebracht werden können. Hierdurch entfteht eine I-förmige 
Orundrißgeftalt. 

Als treffliches Beifpiel einer [olchen Anordnung, die [ich überdies auch noch 
durch große Knappheit und infolgedetfen große Billigkeit auszeichnet, ift Lietzen- 




zu Bafel,»')- 

mayer'% Entwurf (1877) für eine höhere Töchterfchule zu Karlsruhe zu bezeichnen; 
Pläne und Betchreibung find in der unten angezogenen Quelle"*) zu finden. 

Abweichend von den leither vorgeführten Orundrißanlagen ift die Plan- 
bildung der englilchen höheren Mädchenfchulen; dies hängt zum Teile mit der 
fchon in Art. 241 u. 243 (S. 223 u. 224) t>erührten anderweitigen Einrichtung dieter 
Anftalten zutammen, hat aber namentlich in der Benufzungsweife und Bedeutung 
der fog. Ledure- oder Examinations-hall feinen Grund. 

»■) Deutldic B«uz. i9jB, S, si. 



[n einer englifchen Mldchenfchule pfl^en die Kinder zunächst in die meift im Untcrgefchoß 
gelegenen geräumigen Kleiderablagen (Chak-rooms) einzutreten, wo (ie Hüte, Mäntel etc. abl^en, 
wohl auch die Schuhe wechleln; von hier aus begeben Tie [ich über die Haupttreppe nach der 



FIS-344- 




Höhere Mädchentchule zu Blackheath 



Lectare^aU, nehmen dort die für fje beitimraten Sitze ein, fingen bei Orgel begleitung die Morgen- 
hymne und hören dann die mit Geltet verbundene Anfprache des Predigers. Nach Vollendung 
diefer Morgenandacht werden die JWädchöi in die Klaffenzimmer geführt. 



239 

Angefichts der Rolle, welche die Leäure-hall fpielt, in Rückficht darauf, daß 
diefelbe täglich benutzt wird, alfo von der Aula unferer Mädchenfchulen ganz 
verfchieden ift, erfcheint es geboten, diefelbe in den Mittelpunkt der Qetamtanlage 
zu verlegen und die Klaffenzimmer fo anzuordnen, daß fie tunlichft unmittelbar 
von jenem Saale erreicht werden können. 

Die erfte hier vorzuführende Anlage der fraglichen Art ift die von Robfon 
erbaute höhere Mädchenfchule zu Blackheath (Fig. 243 u. 244 ^^% 

Den Mittelpunkt der ganzen Anlage bildet die rund 19,90x9,80«n große, durch Deckenlicht 
erhellte Leäure-hall (Fig. 243), um welche herum, in gleicher Höhe, 8 Klaffenzimmer (je 6,40x6,10») 
gruppiert und von ihr aus zugänglich find; zwei derfelben, an der einen Stirnfeite des Saales ge- 
legen, find fo eingerichtet, daß fie zu einem Räume umgewandelt und alsdann noch zum Saal hin- 



Jens 8 en 
Fig. 245- I z . 



Arch.: Stock. 




Haupt- 
gcfchofs. 



ori 



1:500 

-H — 






M i | .|i|i|.|.|i|i|i | 

Höhere Mädchenfchule zu Hatcham"*). 

zugezogen werden können. An der entg^engefetzten Schmalfeite des Saales führt eine doppelte 
Freitreppe zum Hauptgefchoß des Vorderbaues, in dem die aus Fig. 244 erfichtlichen Räume an- 
geordnet find. In dem darunter befindlichen Untergefchoß find der Schuleingang, die Kleiderablagen, 
die Wafchtifcheinrichtungen, die Küche mit Zubehör etc. gelten. 

Eine zwar von gleichen Orundanfchauungen ausgehende, im einzelnen indes 
verfchiedene Orundrißanlage zeigt die höhere Mädchenfchule zu Hatcham (Fig. 
245^^*), 1886 von Stock erbaut 

Diefe Anftalt ift für einen Befuch von 400 Schülerinnen errichtet worden; doch ift eine 
möglich werdende Erweiterung vorgefehen. Im Erdgefchoß ift der unter der Ledure-hall gelegene 
Speifefaal. find die Kleiderablagen und Räume mit den Wafchtifcheinrichtungen, die Küche mit den 
zugehörigen Nebenräumen, die Arbeitsräume für die Dienerfchaft und der bedeckte Spielplatz mit 
Tumeinrichtungen gelten. Die im Ober- oder Hauptgefchoß enthaltenen Räume zeigt der Grundriß 
in Fig. 245; der große Saal befitzt hier an der einen Langfeite Fenfter (über dem Dache des Spiel- 
platzes); die Mufikzimmer find in großer Zahl vorhanden und ganz abfeits gelten. Das Dach- 
gefchoß enthält Wohnräume für die Dienerfchaft etc. 



255. 

Beifpiel 
XI. 



u«) Nach: BuUder, Bd. 51, S. 376. 



I 



240 

Das ganze Gebäude ift in Backfteinrohbau ausgeführt und wird durch eine Warmwarfer- 
heizung erwärmt. Die Gefamtkoften haben, ein fehl. Grunderwerb, 470000 Mark (= £ 23500) 
betragen. 

Literatur 

über if Höhere Mädchenfchulen«. 

Ausführungen. 

Viktoria-Töchterfchule in Berlin. Deutfche Bauz. 1867, S. 244. 

ROBINS, E. C. Middle-clafs fchools for girls. Builder, Bd. 31, S. 225. Building news, Bd. 24. 

S. 300, 313. 
Weyer. Höhere Töchterfchule in Cöln. Notizbl. d. Arch.- u. Ing.-Ver. f. Nied. u. Weftf. 1876. S. 85. 
Höhere Töchterfchulen in Dresden: Die Bauten, technifchen und induftriellen Anlagen von Dresden. 

Dresden 1878. S. 209. 
Der preisgekrönte Konkurrenz-Entwurf zum Bau einer Höheren Töchterfchule in Karlsruhe. Deutfche 

Bauz. 1878, S. 51. 
The North London collegiate fchool for girls. Building news, Bd. 34, S. 624. 
Neubauten zu Frankfurt a. M. Frankfurt a. M. 1878. 

Bl. 28, 29: Elifabethenfchule, ftädtifche höhere Töchterfchule; von Behnke. 
Die neue höhere Töchterfchule in Elbing. Deutfche Bauz. 1879, S. 283. 
Die neue Töchterfchule in Helmftedt. Baugwks-Ztg. 1880, S. 182. 
The Blackheath high fchool for girls. Builder, Bd. 38, S. 417. 
North London collegiate fchools. Builder, Bd. 38, S. 438. 
Die Großherzoglich Badifche Haupt- und Refidenzftadt Karlsruhe in ihren Maßregeln für Gefund- 

heitspflege und Rettungswefen 1882. V. Die Höhere Mädchenfchule in Karlsruhe. 
icole defUles ä la Träoire. Moniteur des arch. 1882, S. 175 u. R. 74. 
H^h fchool for girls, South Hampftead. Builder, Bd. 42, S. 578. 
Jewifh middle-dafs girPs fchool, Chenies-ftreet. Building news, Bd. 42, S. 358. 
Harpur Truft girVs fchool, Bedford. Building news, Bd. 44, S. 788. 
Der Neubau für die höhere Töchterfchule in Münfter. Centralbl. d. Bauverw. 1884, S. 8. 
Schulze, f. Die Königliche Augufta-Schule in Berlin. Centralbl. d. Bauverw. 1886, S. 149. 
Concurrenz für eine höhere Töchterfchule in Laufanne. Schweiz. Bauz., Bd. 6, S. 133, 160; Bd. 7, 

S. 31, 36, 43» 50. 
Die neue Töchterfchule zu Bafel. Schweiz. Bauz., Bd. 7, S. 111. 
Aske's fchools for girls, Hatcham. Builder, Bd. 51, S. 376. 

Schulze, F. Augufta-Schule und Lehrerinnen-Seminar in Berlin. Zeitfchr. f. Bauw. 1887, S. 205. 
High fchool for girls, Stroud green. Building news, Bd. 57, S. 178. 
Die Schulen des St. Johannis-Klofters zu Hamburg: Hamburg und' feine Bauten, unter Berück- 

fichtigung der Nachbarftädte Altona und Wandsbeck. Hamburg 1890. S. 129. 
Höhere Schule für Mädchen zu Leipzig: Die Stadt Leipzig in hygienifcher Beziehung etc. Leipzig 

1891. S. 192. 
Höhere Mädchenfchule in Leipzig: Leipzig und feine Bauten. Leipzig 1892. S. 318. 
Das neue Mädchen fchulhaus am Hirfchengraben zu Zürich. Schweiz. Bauz., Bd. 24, S. 37, 45, 47. 
Streatham Hill and Brixton high fchool for girls. Building news, Bd. 68, S. 299. 
Höhere Mädchen fchulen zu Karlsruhe: Baumeister, R. Hygienifcher Führer durch die Haupt- 

und Refidenzftadt Karlsruhe. Karlsruhe 1897. S. 195. 
£cole de filles ä Buenos-Aires. La conftruäion moderne, Jahrg. 12, S. 593. 
t^^f^ for girVs fchool, Hammerfmith. Builder, Bd. 73, S. 328. 

Höhere Mädchenfchule zu Freiburg i. B.: Freiburg im Breisgau. Die Stadt und ihre Bauten. Frei- 
burg 1898. S. 536. 
tcole primaire fup&ieure de filles et kole materneüe ä Saint-Maixent. La conftruäion moderne, 

Jahrg. 13, S. 187. 
High fchool for girls, Shrewsbury. Building news, Bd. 74, S. 60. 
Höhere Mädchenfchule zu Nürnberg: Beckh, W., F. Goldschmidt & C. Weber. Feftfchrift zur 

24. Verfammlung des Deutfchen Vereins für öffentliche Gefundheitspflege in Nürnberg 1899. 

Nürnberg 1899. S. 110. 
Clapham high fchool for girls. Building news, Bd. 82, S. 235. 
Höhere Mädchenfchule zu Wiesbaden. Schweiz. Bauz., Bd. 39, S. 259. 



241 



12. Kapitel. 
Sonftige höhere Lehranftalten. 

Von Dr. Eduard Schmitt. 
Es erübrigt noch, einer Reihe von höheren Lehranltalten zu gedenken, welche 
in die feither vorgeführten Gruppen derfelben nicht eingefügt werden können; 
dietelben find faft ausfchließlich Fachfchulen, wenn auch nicht (olche vorwiegend 
technifchen Charakters. Insbefondere werden die land- und forttwirtfchaffllchen 
Lehranftalten, die Handels- und die Schiffahrtslchulen zu berücklichtigen fein. 

a) L.and- und FoHtwirtTchafUiche Schulen. 
Den technifchen Fachfchulen zunächtt ftehen die höheren land- und forft- 
wirtfchaftlichen Lxhranttalten. In den erlteren wird Unterricht in der getarnten 



Fig. 246. 



H. ObereerdloB. 

Rg- 247. 



Erdgdchoß. 
Akademie für Land- und Fortlwirle zu Tharandt'"). 

AJch. i Hänel. 

(Iwdbudi der ArchilelEtur. IV. 6. a. {2. AufJ.l 



Landwirtfchaft oder 
in einzelnen Zweigen 
derfelben erteilt; von 
denfelben kommen 
hier hauptfächlich die 
füg. landwirttchaft- 
lichen Akademien 
und die landwirt- 
fchaftlichen Mit- 
teUchulen in Be- 
tracht, während die 
niederen Fachfchulen 
diefer Art bereits in 
Art 155 (S. 12g) Er- 
wähnung gefunden 
haben. Die weitge- 
hendfte wiffenfchaft- 
liche Ausbildung auf 
dem Gebiete der 
[_andwirtfchaft wird 
in denjenigen Fällen 
erzielt, wo mit Uni- 
verfitäten oder tech- 
nifchen Hochfchulen 
Lehrftühle und Inffi- 
tute für [-andwirtfchaft 
vereinigt find, bezw. 
an den telbltändigen 
landwirtfchaftli- 
chen Hochfchulen 
(wie z. B. jene zu Ber- 
lin und die Hoch- 
fchule für Bodenkul- 
tur zu Wien). 



242 



Forri. 
»LnfdHfi»- 
tcholm. 



Ahademie 

für Und- 

und Forftwine 

zu Thannd. 



Die niederen landwirtfchaftlichen Lehranftalten Tind hauptfächlich für klein«« Landleute, 
Ackervögte, TclbCt Knechte, beftimmt und find dementtprechend für minder hohe Ziele organitiert; 
vor allem gehören die fog. Ackerbau fchulen hierher; allein es gibt auch Winter-, Abiend- und 
SonntagsFchulen, welche dahin einzureihen find. Auf den älteren landwirtlchaftlichen Mittclfchulen 
verband man mit dem theoretifchen Unterricht der künftigen Landwirte die praktifche Ausbildung 
derfelben an Mufterwirtfchaften ; an diefen Anftalten wurde die LandwJrtfchaft mit ihren Hilfst 
wiffentchaften gelehrt und der Gutsbetrieb als Demonftrationsgegenftand benutzt. Gegenvrärtig 
fcheint man es als zweifellos zu halten, daS man an derartigen Lehranftalten nur theoretifchen 
Unterricht zu erteilen, die Übungen im Praktifchen aber der Schule des Lebens zu überlaffen habe. 

Die landwirtfchaftlichen Akademien find in erfter Reihe für die künftigen Bewirtfehafter 
größerer Güter beftimmt; die 
landwirtfchaftlichen Mittclfchu- 
len errichtet man hauptfächlich 
für alle diejenigen, welche Güter 
mittlerer Größe bewirtfchatten 
follen, alfo befonders für die 
Angehörigen des wohlhabenden 
Bauemftandes; man kann letztere 
auch als Realfchulen für Land- 
wirte bezeichnen. 

Bei den forftwilfen- 
tchaftlichen Lehranftalten 
liegen die Verhältniffe ähn- 
lich wie bei den landwirt- 
fchaftlichen. Abgetehen von 
den niederen Lehranftalten 
diefer Art find es die 'S. 
Forftakademien und die ^ 
mittleren Forftfchulen, tc 
welche hier in Frage kom- 
men. Die letzteren find 
für die Ausbildung der nie- 
deren Forftbeamten be- 
ftimmt, während die Akade- 
mien die Forftwiffenfchaft 
mit allen Hilfswifrenfchaf- 
ten pflegen; ein Gleiches 
ift an denjenigen Univer- 
fitäten und technifchen 
Hochfchulen der Fall, wel- 
che Lehrftühle und Inftitu- 
te für Forftwiffenfchaft be- 
litzen. ' 

Die Organifation der verfchiedenen in Rede ttehenden Lehranftalten itt keine 
einheitliche, infolgedetlen ihre bauliche Anlage auch eine mannigfaltige. Andere 
Orundfätze als diejenigen, die für höhere Lehranftalten überhaupt aufgeftellt 
werden, laffen fich hier nicht entwickeln. 

Wir find nicht in der Lage, neuere Ausführungen von landwirtfchaftlichen, 
bezw. Forftakademien dem vorher Oelagten als Beilpiele hinzuzufügen; nur eine 
ältere Anlage diefer Art, die Akademie für Forft- und Landwirte zu Tharandt, 
welche 1847-49 durch Hänel erbaut worden ift, kann hier voi^eführt werden. 
Wir geben in Fig. 246 u. 247"*) zwei Qrundrifte des für feine Zeit recht be- 
merkenswerten Bauwerkes. 



i i-t i 



lllllill.iiil.il Ulli 



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1*131 I 3_. £S.sj-fi< 



244 

Dasfelbe befteht aus Sockel-, Erd-, I. und 11. Obergefchoß; die Stockwerkshöhen betragen 
bezw. 3,40, 4,6if 4,95 und 3,ei m. Im Sockelgefchoß ift hauptfächlich das chemifche Laboratorium mit 
einem Vorratsraume für Chemikalien, Geräte etc. hervorzuheben; im übrigen find dafelbft ander- 
weitige Vorrats- und Wirtfchaftsräume untergebracht. Die Raumverteilung im Erd- und^I. Ober- 
gefchoß zeigen die Pläne in Fig. 246 u. 247. Das II. Obergefchoß enthält die Wohnung des 
Direktors, einige Zimmer für den königlichen Kommiffarius und einen Saal für größere Konferenzen. 

Die Gefamtbaukoften, einfchl. innerer Einrichtung, haben 21 000 Mark betragen. 

^^59. Das Gebäude der Schule für Forft- und Landwirtfchaft zu Zürich wurde 1872 

Schule 

für Forft- HHch den Plänen Mäller's vom Kanton Zürich errichtet. 

und Land- Dies ift ein in befcheidenen Grenzen gehaltener Bau, der den befonderen Anforderungen 

z^I* Zürich ^^ Forftkultur und der Landwirtfchaft entfpricht. Der Grundriß des zweiftöckigen Gebäudes zeigt 
eine ungekünftelte Anordnung, die fich dem herkömmlichen Typus eines größeren Schulhaufes an- 
fchließt. Außer den Hörfälen und zugehörigen Nel)enräumen enthält das Gebäude hauptfächlich 
Laboratorien für Agrikulturchemie, Botanik und Zoologie, fowie die erforderlichen Sammlungen. — 
Ein Schaubild desfelben ift in der unten genannten Schrift"') zu finden. 

^- Die Agrikulturfchule (Ecole nationale (T agriculture) zu Rennes befteht in 

^zu RranL" ^ dieter Stadt neben zwei anderen, gleichfalls der Landwirtfchaft dienenden Schulen: 
der ^cole pratique de laiterie und der Ecole pratique cT agriculture. Während die 
beiden letzteren für den niederen Unterricht in beftimmten Zweigen der Land- 
wirtfchaft beftimmt find, ftimmt das Lehrziel der erftgenannten mit demjenigen 
der deutfchen landwirtfchaftlichen Akademien nahezu überein*''). Die von 110 bis 
120 Zöglingen befuchte Schule zu Rennes wurde 1896 eröffnet, und zwar in dem 
durch Laloy erbauten und durch Fig. 248 u. 249"®) veranfchaulichten Gebäude. 

Die Hauptachfe desfelben ift von Nordoft nach Südweft gerichtet Die zwei Gebäudetrakte 
A und B find parallel zur Route de Brejt geftellt und miteinander durch die verglaften Galerien 
C, C, fowie durch den Flügel D, der das große Amphitheater für 180 Zuhörer enthält, verbunden. 
Zwei Flügelbauten £", £", die fenkrecht zum Hauptbau A geftellt find, umfchließen den Eintrittshof; 
die beiden an der Roate de Breft gelegenen Pavillons G find für die Pförtner beftimmt. 

Die Raumeinteilung im Erdgefchofi geht aus Fig. 249 hervor. Da, ähnlich anderen fran- 
zöfifchen Lehranftalten, auch an diefe Schule ein Penfionat angegliedert ift, fo enthalten die beiden 
Flügelbauten E, E im Obergefchoß hauptfächlich die Schlafzellen der Schüler mit Wafch- und 
Kleiderräumen; im übrigen befinden fich in diefem Stockwerk der Krankenraum, die Badegelaffe, 
die Weißzeugkammer, der Lagerraum für Koffer, das Zimmer des Auf fehers, der Speifefaal und 
die Küche; ferner mehrere Profefforenzimmer und ein Beratungsfaal. Die fehr gefchickte An- 
ordnung der beiden Haupttreppen ift aus Fig. 249 erfichtlich. 

Der Mafchinenraum befindet fich unter dem Veftibül ; darin sind ein Gasmotor, eine Dynamo- 
mafchine und eine Akkumulatorenbatterie untergebracht. — Die Gefamtbaukoften, einfchl. Architekten- 
honorar, haben rund 416800 Mark (=521000 Franken) betragen"®). 

önoif 'fches '"^ Eingang des Art. 256 wurde bemerkt, daß es höhere Lehranftalten gebe, 

inftitut welche nur einzelne Zweige des landwirtfchaftlichen Unterrichtes pflegen. Eine 
folche Schule ift das von v, Trojan erbaute önologifche und pomologifche Inftitut 
zu Klofterneuburg. 

Mit diefer Doppelanftalt ift auch eine chemifch-phyfiologifche Verfuchsftation vereinigt 
Die Räume der letzteren nehmen zunächft die eine Hälfte des Sockelgefchoffes ein, während die andere 
Hälfte diefes Stockwerkes der Obft- und Weinfchule als Verfuchs- und Lagerkeller für Weine etc. 
dient. Im Erdgefchoß befinden fich die übrigen Räume der Verfuchsftation, während das Ober- 
gefchoß für Zwecke der önologifchen und pomologifchen Lehranftalt beftimmt ift. Die Pläne mit 
eingehenderer Befchreibung diefes Gebäudes find in der unten genannten Quelle"'») zu finden. 

A ^ f h ^^^ agronomifche Inftitut zu Paris (Inftitut national agronomique) war ur- 

^nftitut fprünglich im Park von Verfailles, fpäter im Confervatoire des arts et mitiers unter- 
zu Paris, gebracht. Das Ungenügende und Mißftändige der Raumverhältniffe nötigte, 

"•) Fcftfchrift zur Feier des isjälirigen Beftehens der Oefelirdiaft ehemaliger Studierender der Eidgenörrifchen 
polyteclinifclien Schule in Zürich. Zürich 1894. S. 73. 

"^ Es gibt in Franlcreich nur noch zwei folcher Anftalten: diejenigen zu Grignon und zu Montpellier, 
"*) Fakf.-Repr. nach: Le genie civil, Bd. 35, S. 70 u. PI. V. 
"•) AUg. Bauz. 1880, S. 55. 



zu 

Klofterneuburg. 



245 

1882—88 nach den Entwürfen Hardy^ auf dem früheren Gelände der ^cole de 
pharmack und unter teilweifer Benuteung ihrer Baulichkeiten einen nur für diefe 
Anftalt beftimmten Bau zu fchaffen. 

Die Oebäudegruppe enthält 16 Studienfäle, Säle für Mikrographie, die 
Bibliothek, einen Oetreidefpeicher, Laboratorien, Sammlungsräume, Magazine, Hör- 
fäle für Phyfik und Chemie mit dem nötigen Zubehör, Stallungen, den Schuppen 
für Zootechnik, die Verfuchsftation für Getreide, das Oärungslaboratorium u. f. w. 
Pläne davon mit Befchreibung befinden fich in der unten genannten Zeitfchrift^«**). 

Literatur 

über »Land- und forftwirtfchaftliche Schulen". 

Ausführungen. 

Hanel. Das Gebäude der Königl. Akademie für Forft- und Landwirthe zu Tharand. Zeitfchr. f. 

pract. Bauk. 1851, S. 213. 
Tischler. Entwurf einer höheren landwirthfchaftlichen Lehranftalt auf dem königlichen I>omänen- 

amte Waldau in Oftpreußen. Rombero's Zeitfeh. f. prakt. Bauk. 1854, S. 9. 
t.cole imp&iale (Pagriculture de Qrignon, Qaz, des arch. 1868 — 69, S. 6. 
Danckelmann, B. Die Forftakademie Eberswalde von 1830 bis 1880. Berlin 1880. 
Trojan, E. v. K. k. önologifches und pomologifches Inftitut in Klofterneuburg bei Wien. Allg. 

Bauz. 1880, S. 55. 
Das landwirthfchaftliche Mufeum und Lehrinftitut zu Berlin. Zeitfeh. f. Bauw. 1880, S. 467. 
Inftitut national agronomique, nie Claude-Bernard, ä Paris. Nouv. annaies de la conft, 1892, S. 8. 
Schule für Forft- und Landwirtfchaft zu Zürich : Feftfchrift zur Feier des 25 jährigen Beftehens der 

Gefellfchaft ehemaliger Studirender der Eidgenöffifchen polytechnifchen Schule in Zürich. 

Zürich 1894. S. 73. 
Dauntfey agrictUtural Jchool, Weft Lavington, Witts. Building news, Bd. 68, S. 654. 
£cole nationale d'agriculture de Rennes. Le ginie civil, Bd. 35, S. 69. 

b) Kaufmännifche Lehranftalten ; Handelsakademien. 

Junge Leute für den kaufmännifchen Betrieb wiffenfchaftlich vorzubereiten, „^„j^^igji;^^^^^ 
ift Aufgabe der Handelsfchulen. Nach den Zielen, welche diefelben verfolgen, und 
kann man höhere Handelslehranftalten oder Handelsakademien und mitt- -Akademien. 
lere kaufmännifche Schulen unterfcheiden. Letztere fchließen unmittelbar an 
die Volksfchulbildung den fachlichen Unterricht an und ftehen etwa im Range 
einer Realfchule; höhere und weitergehende Zwecke verfolgen die Handels- 
akademien, die vor allem die Vereinigung von allgemeiner und Fachbildung 
anftreben. 

Die erfte Handelsakademie wurde 1768 in Hamburg eröffnet. Öfterreich befitzt in Wien, 
Prag etc. folche Schulen. — In Frankreich beftehen angefehene Handelslehranftalten, deren be- 
deutendfte die t,cole fupirieure de commerce zu Paris ift, welche bereits 1820 unter dem Namen 
^cole fpiäale de commerce et dHnduJtrie in das Leben trat. — In England ift für kaufmännifchen 
Unterricht verhältnismäßig wenig gefchehen "*). — In Italien ruht die Schulvorbildung für den 
kaufmännifchen Beruf in den Händen der Inftituti tecnici, die nach dem Befuche eines drei- bis 
vierjährigen Kurfus den Titel eines Ragioniere verleihen , und der fich an die Inftituti tecnici an- 
gliedernden höheren Handelsfchulen, der Scuole fuperiori di commercium deren es drei gibt (in 
Venedig, Genua und Bari). Diefe Anftalten bezwecken eine Fachfchulbildung für den unmittel- 
baren Gebrauch in der Praxis. 

Nicht unerwähnt follen die Lehrlingsfchulen bleiben, welche Handelslehrlingen, in der 
Regel außer der Gefchäftszeit, eine Fachbildung verfchaffen wollen; diefelben find indes nicht hier, 
fondem unter die niederen tehranftalten einzureihen. 



**0) Nouv. annaies de la eonftr. 1892, S. 8. 

*•») Siehe auch: Über Handelsakademien. Im neuen Reich 1879 - II, S. 233. 



240 

264. In der Neuzeit find weitgehende Beftrebungen vorhanden, dem Kaufmann 
Hochfchu^en. cine Weitergehende Ausbildung zu gewähren, als fie die Handelsakademie gewährt, 

namentlich auf volkswirtfchaftlichem Gebiete; man will aber auch anderen Kreifen 
der Gebildeten die kaufmännifchen Wiffenfchaften zugänglich machen. Auf diefem 
Wege entftand der Gedanke, Handelshochfchulen zu errichten. 

Faft 200 Jahre find verflof fen , daß der fächf ifche Staatsmann Marperger ein Programm von 
Handelsakademien, als befonderen Abteilungen an Univerfitäten, entwarf; fie waren für Kaufleute, 
hauptfächlich aber für Verwaltungsbeamte beftimmt, für fog. „Kommerzrate", Beiräte der Krone in 
Handelsfragen. Die aus der Zeit des Merkantilismus ftammende Idee ward auch fonft unterftützt. 
Friedrich Wilhelm /. errichtete 1727 an der Univerfität Halle eine „Kameralabteilung", fpäter in 
Frankfurt a. d. Oder. 

Zur Zeit beftehen in Deutfchland vier Handelshochfchulen, deren jede nach 
einem anderen «Typus" gefchaffen worden ift: in Leipzig hat man Angliederung 
an die Univerfität, in Aachen an die technifche Hochfchule; in Cöln befteht das 
Inftitut für fich, und die Akademie für Sozial- und Handelswiffenfchaften zu Frank- 
furt a. M. hat das breite Fundament der Volkswirtfchaft. 

Italien befitzt feit kurzem in Mailand eine Handelshochfchule unter dem 
Namen Univerßtä commerciale Luigi Bocconi. 

Durch die anfehnliche Stiftung BocconPs (von 1 Mill. Lire) konnte fie fofort in ein neues 
geräumiges Qebäude an der Piazza del Statuta einziehen. Sie trägt Univerfitätscharakter. Das 
Hauptgewicht legt die Anftalt auf die Nationalökonomie. 

Zu Ende des Jahres 1902 befchloß der Große Rat des Kantons Bafel -Stadt 
die Errichtung einer Handelshochfchule in Bafel. 

265. In der Anlage und Einrichtung ftimmen die Han- 
"i^^ delslehranftalten mit den Realfchulen in vielen Fällen 

Einrichtung. völHg übcrcin; eine gewiffe Verfchiedenheit zeigt fich 
nur dann, wenn für den Kontorunterricht befonders 
ausgerüftete Räume vorgefehen werden. In den be- 
treffenden Sälen ift alsdann das Oeftühl mit breiteren 
Pulten, als fonft üblich, auszuftatten, damit die Oe- 
fchäftsbücher darauf die entfprechende Unterlage fin- 
den; femer ift zu berückfichtigen, daß der die kauf- 
männifche Buchführung unterrichtende Lehrer zu jedem 
Zögling ungehinderten Zutritt haben muß, um deffen 
Arbeiten in Augenfchein nehmen, diefelben berichtigen 
etc. zu können. Infolgedeffen ift für folchen Unter- 
richt nur zweifitziges Geftühl geeignet; wir geben in Fig. 250 als Beifpiel einen 
der Kontorfäle der Ecole des hautes itudes commerciales, Rue TocquevUle zu Paris. 

Da im übrigen die Organifation der Handelslehranftalten eine ziemlich ver- 
fchiedene ift, find auch die baulichen Erforderniffe und die Oefamtanlage folcher 
Schulen ziemlich mannigfaltige. Im folgenden tollen drei folcher Anftalten: eine 
deutfche, eine öfterreichifche und eine franzöfifche in Wort und Bild vorgeführt 
werden. 

Das für die öffentliche Handelslehranftalt zu Leipzig beftimmte, an der Löhr- 
lehranftait ^^^^^^ crrichtetc Ocbäudc (Fig. 251 bis 253) wurde 1888-91 nach den Plänen 
zu Leipzig. BriickwalcTs ausgeführt, welche bei einem vorhergegangenen Wettbewerb den 
erften Preis erhalten hatten. 



Fig. 250. 




Kontorfaal "»). 

V'no w. Gr. 



266. 

Handels- 



>M) Nach: Wui.liam & Farof. Le recueil tParchitfcture. ije annie, f. 22, 23, 28, 36, 69, 70. 
"») Fakf.-Rcpr. nach : Leipzig und feine Bauten. Leipzig 1892. S. 328. 



II 



1^ 

fl 



248 



Aiilichl zu Fig. 351 u. IJl. 

In der Mitle des Kaufes itt der Hanpteingang gelegen, welcher vom Dienftzimmer des Ex- 
pedienten und des Schul Hausmannes übertehen und überwacht wird. Links und rechts vom Mittel- 
rifalil find im Sockelgefchoß zwei Durchfahrten angeordnet, die nach dem Hof und nach dem 
Garten führen. An diefe fchließen fich die Hausmannswohnung und drei vermietbare Räume, 
ferner die Abartanlagen, die Räume für die Warmwafferheizung, die Kohtengelaffe, die Heizerltube, 
die Werkftätte und das Wafchhaus an. 

Das Gebäude enthält im rech tsf eiligen Flügel 9 nach Süden gel^ene Klaffenzimmer für die 
kaufmännifche Lehrlingsabteilung, welche nur in den früheften Morgenftunden (bis g Uhr) benutzt 
werden, und im lirksfeitigen die höhere Abteilung, deren Zimmer nach Norden gerichtet find. 

Fig. 254. 



Handelsakademie zu Budapeft i'^). 

11. Obergerchoß. - 'W w. Or. 
Arch,: Ciiglfr. 

1,1 dem nach Offen gelegenen Vorderbau befinden fich im Erdgefchoß die Direktorwohnung , das 
Lehrerzimmer, die Bibliothek und das Kombinationszimmer; im I. Obergetchoß der Haupttreppe 
gegenül)er ein Empfangszimmer nebft dem Direktorzimmer und Archivzimmer, rechts zwei Klaffen^ 
Zimmer und links der Zeichenfaal nebft Zimmern zur Aufttellung von Schränken für die Reiß- 
bretter und Vorlagen; im M. Ol)ergerchoß die künfflerifch reich ausgeftattete Aula, rechts ein 
Klaffenzimmer und ein Lehrerzimmer, links der Hörtaal für Phyfik nebft Nel)enzirama- zur Auf- 



1 1 



Hsndels- 

;u Budapel 



Eeolt /upiriti 

i'e evmmen 

ru Paris. 



bewahning der phyfika- 1 

lilchen Infirumente u, Appa- 
rate, und im linksfeitigen 
Flügelbau desfelben Slock- 

werkes die Sammlungs- 
zimmerfürNaturwirrenfchatt 
und Warenkunde, darüber 
dergroßeHörfaal fürChemie 
nebft Vorzimmer. 

Zum Lehrgebäude ge- 
hört auch noch die an den 
linksfeitigen Flügel ange- 
baute Turnhalle jFig. 251). 
Die Gründung des Haufes 
war eine fehr fchwierige. 

Die Baukoften haben 

511000 Mark betragen '"). 

Im jähre 1882 wurde 

nach den Plänen Czig- 

*■ ter's der Neubau für 

dieHandelsakademiezu 

Budapeft aufgeführt, 

von dem'in Fig. 254 •") 

der Grundriß eines 
Obergefchoftes wieder- 
gegeben ift 

Zum Schluffe fei 
i das urfprüngliche Ge- 
bäude der fchon er- 
wähnten £cole fup^- 
rieare de commerce zu 
Paris (Avenue Tru- 
daine) als Beitpiel auf- 
genommen, welche Be- 
zeichnung [eit 1830 be- 
fiehl und von der Parifer 

Handelskammer ge- 
gründetwordenift Von 
diefem durch Lifch er- 
richteten Gebäude find 
in Fig. 255 bis 257 die 
Grundrifie des Erd-und 
Obergefchoftes undeine 

Seitenanficht'*') wie- e 

dergegeben. 

Das Gebäude ift an ^-^■i-^M^lt'^^ ^ ^^l 

drei Seiten von Straßen um- 
geben und befteht aus zwei 
Flügelbauten, die an den nach der Avenue Trudaine gerichtete 



äcole fup&ieare de 

i Enden durch Pavillons ausgezeichnet 



le coiamertialt forntte par ta O 



t de Paris. Oaz. des erch. e 



251 



Rg. 257. find, während fie an den ent- 

gegengefetzten Enden durch 
einen Querbau verbunden 
find. Der (in den Plänen) 
linksfeitige _Pavillon (Ecke 
der Avenue Trudaine und 
der R,iu Bochard de Sarron) 
ift für den Direktor der 
Schule beltimmt; der an- 
dere enthält im ErdgerchoIJ 
die Räume für den Haus- 
wart und im Obergefchoß 
jene für die Verwaltung. In 
den Flügelbauten felbft find 
je 3 Klaffenzimmer enthal- 
ten, von denen die 4 vorderen 
hauptfächlich durch Decken- 
licht erhellt werden; die in 
den zwei nach der Rue 
Bochard der Sarron gelege- 
nen Zimmeni vorhandenen, 
hoch gelegenen und niedri- 
gen Seitenfenfter (Fig. 255) 
dienen mehr den Zwecken 
der Lüftung als der Beleuch- 
tung. 

Im Erdgefchoß wer- 
den die beiden Flügel durch 
eine im Querbau gelegene 
Halle verbunden, welche bei 
regneriCchem Welter den 
j^öglingen als Erholungs- 
ftätte dient. Andiefefchließt 
fich ein als Ringtheater an- 
gelegter, halbkreisförmiger 
Saal an, welcher die Zög- 
linge aller 4 Jahrgänge auf- 
zunehmen im ftande ift; der- 
telbe ift für den Unterricht 
in der Sittenlehre und Reli- 
gion, für Feftlichkeiten , 
Preisverteilungen etc. be- 
ftimmt; unter den höchft ge- 
legenen Teilen {am äußeren 
Umfange) diefes Saales find 
die Aborte angeordnet. Das 
gefamle Erdgefchoß wird 
durch im Keller befindliche 
Feut rluf t he tzungsei n rieh - 
ObtrgerdioB. tungcn erwärmt. 

Anh.: LifcA. Über dem Querbau 

ift noch ein Obergefchoß 
(Fig. 257) errichtet, welches 
einen großen Zeichenfaal, 

einen Raum für den Unterricht im Modellieren und Boffieren und ein Zimmer für die Bücher- 

und . fonftigen Sammlungen enthält; auch diefe Räumlichkeiten find an die Sammelheizanlage 

angefchloffen. 

Die gefamten Baukoften haben 245120 Mark (=■ 306400 Franken) betragen; die überbaute 

Grundfläche beziffert fich zu 1260 411, fo daß lq°> derfelben etwa 194 Mark gekoftet hat "'). 



commerce zu Paris "■). 



252 

Diefes Gebäude wurde im Laufe der Jahre räumlich ungenügend, fo daß 
von 1893 an Erweiterungsbauten angefügt wurden. Doch reichte auch dies nicht aus, 
fo daß man fich 1896 zu einem Neubau auf anderer Stelle entfchloß. (Siehe hier- 
über die im nachfolgenden Literaturverzeichnis mitgeteilten Quellenangaben.) 

269. Das Ende Juli 1898 begonnene Gebäude der Handelshochfchule zu Cöln 

J^hfchuic enthält nicht nur diefe Lehranftalt, fondem auch die Handelsfchule. Es erhebt 

zu cöin. fich an der Nordfeite der inneren Ringftraße, am Hanfaring, auf dem Gelände 

eines früheren, unter Straßengleiche gelegenen Kinderfpielplatzes in den gefälligen 

Formen der Spätgotik und ift nach den Plänen Heimann's ausgeführt worden. 

Über dem Hauptveftibül baut fich ein 35«» hoher Giebel auf, der von drei mächtigen Fen- 
ftem durchbrochen ift, hinter denen fich die Aula befindet. In jenes Veftibül, worin eine einzige 
Syenitfäu4e das Deckengewölbe trägt, gelangt man über eine 15,84» breite Freitreppe und durch 
eine fich daran anfcl^ließende fchmale Vorhalle. Von hier aus erreicht man rechts die für die 
Hochfchule beftimmten Räume, links die davon ftreng getrennten Räumlichkeiten der Handelsfchule. 
Auch die Eingänge find verfchieden : nur die Hochfchüler gehen durch das Hauptveftibül, während 
die Handelsfchule links davon eine befondere Eingangstür hat. 

Diefer linke Flügel, der an der Ritterftraße liegt, befitzt auch ein Stockwerk mehr als der 
Hauptbau, vier ftatt drei, weil dort das Grundftück bedeutend abfällt. Das Kellergefchoß diefes 
Flügels ift zur Aufnahme der Feuerluftheizungsanlage nochmals unterkellert, während das Keller- 
gefchoß felbft zum großen Teil noch Räume für die Hochfchule enthält. So findet fich hier der 
Lehrfaal für Phyfik und Chemie, der auch verdunkelt werden kann, nebft Vorbereitungszimmer, ein 
Arbeitszimmer, das fich durch Niederlaffen eines Ladens in eine Dunkelkammer umwandeln läßt, das 
Arbeitszimmer der Dozenten für Phyfik und Chemie, ein Laboratorium mit 15 Arbeitsplätzen, 
Chemikalienlager und Sammlungsraum. Femer enthält diefes Stockwerk noch eine Klaffe für die 
Handelsfchule, Aborte und mehrere Heizungsräume. 

Das Erdgefchoß zeigt links vom Veftibül einen fchönen Raum für den Handelsfchuldirektor, 
ein Vorzimmer und ein Lehrer- Konferenzzimmer, weiter das Laboratorium der Handelsfchule und 
ein Vorbereitungszimmer für Chemie. Ober dem Haupteingang befindet fich ein großer Zeichenfaal, 
darüber, im IL Obergefchoß, die Aula, der einzige Prunkfaal des Gebäudes; nur zu feiner Aus- 
fchmückung hat man fich nicht auf cölnifche Künftler befchränkt. Sie dient zur gemeinfamen 
Benutzung für beide Anftalten , mißt 175 q» und kann durch Aufziehen einer Holzwand mit der 
daneben gelegenen, 97 q« großen Gefangskiaffe vereinigt werden. Die letztere ift nur halb fo hoch 
wie die Aula, befitzt aber eine Empore, von welcher die Befucher in die Aula hinabfehen können. 
Die 10 Holzkonfolen, welche die Decke zu tragen fcheinen, ftützen fich unten auf bewegt gehaltene 
plaftifche Verkörperungen der Handelswiffenfchaft, der Landwirtfchaft, der Buchdruckerei, der 
Schiffahrt, des Handels und Verkehres, des Bauhandwerks, der Mafchinenbaukunft und der Fifcherei; 
in der Mitte diefer Figuren zu beiden Seiten des Saales find die Colonia und Germania dargeftellt. 
Eine Wandtäfelei geht in Mannshöhe empor. Das Ganze überwölbt ein etwas elliptifch gekrümmtes 
/?a^//2-Tonnengewölbe, das bis in das Dach hineinreicht und am Dachgewölbe aufgehängt ist. 
Eine 3,40 m im Durchmeffer haltende fchmiedeeifeme Ringkrone foll mit 60 Flammen Licht ver- 
breiten; doch find im ganzen mit der Gefangklaffe und Empore deren 151 vorgefehen. Die Aula mißt 
bis zum Scheitel des Gewölbes in der Höhe 10,40 ». Die drei großen, oben fchon erwähnten gotifchen 
Fenfter zeigen bei 8,00, bezw. 6,50 m Höhe eine lichte Breite von 3,ism. 

Im ganzen befinden fich in drei Gefchoffen des Flügels der Handelsfchule außer den fchon 
obengenannten Räumen 13 Klaffenräume und ein Bibliotheksraum. Die Hochfchule be fitzt außer 
den fchon erwähnten Räumen im Seitenflügel und den Aborten in den drei Gefchoffen des Haupt- 
baues 7 Hörfäle, Mufterkontor, Bibliothek , je ein Direktor- und Lehrzimmer, Zimmer für den Peddl, 
fowie Sekretariat und Kaffe. Für die Hochfchule find Bänke mit Klappfitzen verwandt; für die 
Handelsfchule ift die verbefferte Cölner Schulbank eingeführt. 

Die ganze Faffade ift in Sandftein und Tuffftein ausgeführt. Das Dach, aus dem große, mit 
gotifchen Auffätzen verfehene Fenfter herauswachfen, ift mit glafierten Pfannen in Teppichmufter 
gedeckt. Der figürliche Schmuck der Hauptfaffade, darunter ein allegorifcher Fries, ift ziemlich 
reich; auf Poftamenten foll die alte und neue Zeit durch Perfönlichkeiten verewigt werden, die für 
den cölnifchen Handel von Bedeutung gewefen find. 

Das Gebäude bedeckt einen Flächenraum von 1489 q» und hat eine Gefamtfrontlänge von 
278,68 qm. Die Baukoften find auf 1 482800 Mark veranfchlagt, wozu nock.die innere Einrichtung 



253 

hinzukommt, fo daß einfchl. Grunderwerb die Oefatetkoften nicht wefentlich unter 2 Mill. Mark 
bleiben werden. 

Die für die Hochfchule vorgef ebenen Räume find nur als ein Provif orium anzufehen; 
bereits ift ein Wettbewerb für einen Neubau im Gange. 



Literatur 

über wHandelsfchuIen und -Akademien«. 

icole commerdale fondie par la chambre de commerce de Paris, Gaz. des arch. et du bat 1863, 

S. 85, 148, 244, 246. 
^cole comm£rciale, Avenue Trudaine. MonUeur des arch. 1866, PI. 48. 
Ueber Handelsakademien. Im neuen Reich 1879 - II, S. 233. 

DUSERT. Une acadAnie de commerce. Moniteur des arch. 1877, S. 103 u. PL 31—32. 
RivoALEN, E. Acad^mie commerciale de MontrM. La femaine des conßructeurSy Jahrg. 4, S. 114. 
Scientific and technical education in Brifiol: the merchant venturer'sfchooL Builder, Bd. 42, S. 514. 
Oeffentliche Handelslehranftalt in Leipzig: Leipzig und feine Bauten. Leipzig 1892. S. 326. 
Concurrenz-Project für den Bau der Chrudimer Handels-Akademie. Wiener Bauind.-Zlg., Jahrg. 10, 

s. 37. 

Agrandiffement de P&ole de commerce ä Paris. La conflrudion moderne, Jahrg. 10, S. 5, 14, 28. 
Projet d*icole de commerce et de tiffage ä Lyon. La femaine du bätiment, Jahrg. 1, S. 4. 
Handels-Akademie zu Budapeft: Technifcher Führer zu Budapeft. Budapefl i8g6. S. 144. 
Lucas, Gh. Concours pour la conßruäion de PAole de commerce. La confiruction moderne, 

Jahrg. 12, S. 102, 113, 122 u. PI. 22—26. 
RowALD. Die ftädtifche höhere Handelsfchule zu Hannover. Baugwks-Ztg. 1898, S. 397. 
Verhandlungen über das kaufmännifche Unterrichtswefen in Preußen zu Berlin am 31. Januar und 

1. Februar 1898. Verfaßt im Minifterium für Handel und Gewerbe nach kurzfchriftlichen 

Aufzeichnungen. Berlin 1898. 
La nouvelle icole Jupirleure de commerce ä Paris. Le ginie civil, Bd. 34, S. 81. 
Wanderlev, H. Entwurf zu einer höheren Handelsfchule. Der Architekt 1899, S. 24 u. Taf. 37. 
Die ftädtifche Handels-Hochfchule in Köln, die erfte felbftändige Handels-Hochfchule in Deutfch- 

land. Berlin 1901. 
Wulliam Öt Faroe. Le recueil d'architeäure. 

/« annäe, f. 4—7. 

ije annA, f. 22, 23, 28, 36, 6g, 70. 
Croquis d*arthitecture. intime club. Paris. 

1897, No. V, F. 1—6: Conftruäion d^une Aole fup&ieure de commerce ä Paris. 

c) Schiffahrtsfchulen. 

Zum Schluffe fei noch einer befonderen Art von Fachfchulen gedacht: der 
Schiffahrts- oder Navigationsfchulen, auf denen die Seeleute die theoretifche Aus- 
bildung zum Seefteuermann und zum Seefchiffer empfangen. 

In Deutfchland beftehen derartige Schulen in Hamburg, Königsberg, Stettin, Bremen etc.; die 
Unterrichtszeit dauert nur die Wintermonate hindurch; derfelben muß eine beftimmte Fahrzeit (zum 
Befuch der Steuermannskiaffe 33 Monate, zu dem der Schifferklaffe außerdem noch 24 Monate als 
Steuermann) auf feegehenden Schiffen vorangehen. Ähnliche Lehranftalten find auch in anderen 
Staaten vorhanden. 

Für die Binnenfchiffahrt hat fleh die Errichtung verwandter Schulen als notwendig heraus- 
geftellt "'). 

Die baulichen Erforderniffe einer folchen Lehranftalt und die Art und Weife, 
wie man denfelben gerecht werden kann, gehen aus den nachfolgenden drei Bei- 
fpielen hervor. 

Die Seefahrtsfchule zu Bremen, welche 1878 von Rippe erbaut worden ift, 
dient zur Ausbildung von Steuerleuten und Schiffern der Handelsflotte. 

Die Hauptunterrichtsräume (4 Klaff enzimmer, 1 Befteckzimmer und 1 Bücherzimmer) befinden 
fich grofknteils im Obergefchoß, wahrend im Erdgefchoß das Inftrumentenzimmer, Dienftwohnungen 

•") Siehe: Jasmund. Die Elbcfchiffer- Fachfchulen. Centralbl. d. Bau vemr. 1888, S. 256. 



270. 
Aufgabe. 



271. . 
Seefahrts- 
fchule 
zu Bremen. 



^.^54 

und Verwaltungsrätime liniergebracht find; außerdem find ein Obfervationsturm und eine Terraffe 
zur Aufnahme von Sternfteliungen mit feften Punkten für könftliche Horizonte vorhanden. Das 
Gebäude iff genau nach den Himmelsrichtungen orientiert, und die Lage der Klafrenzimmcr, foTie 
die Aufftellung der Schulbänke ifl derart, daß die Schüler genau nach Norden Tehen. Der Bau ift 
in den Formen griechifcher Renaiffance ausgeführt; Orundrißfkizzen find in der untengenannlen 
Quelle "■) zu finden. 

Die Seefahrtsfchule zu Amfterdam (Fig. 258 u. 2^''*) ift nach den Ent- 
würfen von W, &J. L Springer ausgeführt worden. 

Rg. 258. 




Erdgefchoa 


i: looa 






ji',:,; 


'1' T 7 


T T 






Seefahrtsfchule zu Am 


fterdam"" 


. 


Rridg» 


cTiofl: 




, Ohergefchoß; 






a. Hibllolhek, 


b. Tumhjlk. 


r. Küche. 




*. Schulraum. 


f. Schränkt 








A Flurgang, 


(, Vennidete Kontors. 




d. Amtaimmcr des DircWor*, 


e. SpeifefMi. 






,, Aufzug. 


f. Obungsrdilff. 






/ Schrank. 




ir. Wartezlmincr. 




g, t. Treppen zum n,ObergefdioR 


h. Notgang. 


X. Küche, 




h. Flur. 


/. Sdinnk. 


y. Koch, 




/, Mufikiimmer. 


*. Aufzug. 


I. Pförtner. 




*, Wohnung dei Din^ktor^, 


/, Treppm zum I. ObfrgerchoH. 


<(. Aborl, 






rr. Trtppetiflur. 


*■ Hof, 












0. Kleiderablage. 




(f. Einging für Inlem» 




p. Fortblldungsfchule. 


.. Flurgang. 


e. Treppe zur Fortbild 


ng^fchnle. 





Die Grundrißanlage ift l-törmiggefta!tet; der Vorderbau bildet die Ecke zweier fleh kreuzen- 
der Straßen; im Flügelbau find die meiften Schulräume untergebracht Das Gebäude befteht aus 
Sockel-, Erd-, I. und 11. Obergefchoß, fowie einem großenteils ausgebauten Dachgefchoß. Im Sockel- 
gefchoß find Vorratsmagazine, Brenn ftoffräu nie, Badezimmer und Wirtfchaftskeller untergebracht; 
vier Außentüren mit zugehörigen Treppen gewähren Zutritt in diefes Stockwerk; außerdem führen 
vier Einginge von den Höfen aus in das Sockelgefchoß. Im Erdgefchoß befinden lieh an der 
Hauptfront der Haupteingang, die Flurhalle und die Haupttreppe, welche vom Sockelgefchoß bis 
zum Dach» führt; die übrigen Räumlichkeiten des Vorderbaiies find aus Fig. 249 zu erfehen. Im 

m. 3. Ana Brtram iSSj. S. 19. 



255 



Flügelbau find Speifefaal, Turnhalle und die Zimmer für abzufondernde Kranke gelegen; letztere 
find von erfteren ganz getrennt und haben einen eigenen Eingang an einer anderen Straße. 

FJg« 259 zeigt die Raumverteilung im I. Obergefchoß; die zwei Räume für den Fortbildungs- 
unterricht haben einen befonderen Eingang von der kürzeren Frontfeite; die beiden Schulfäle im Flügel- 
bau find mittels einer beweglichen hölzernen Wand voneinander gefchieden und können für Verfamm- 
lungszwecke zu einem Räume vereinigt werden. Im II. Obergefchoß befinden fich: ein Mufeum, ein 
Archivarium, ein Zimmer für den Schneider, ein Equipierungsmagazin , ein Krankenfaal mit Bade- 
zimmer und getrenntem Raum für Genefende, fowie ein Zimmer für den Bootsmann, zugleich 
Krankenwärter; das Schlafzimmer des Direktors grenzt an den Schiaffaal der Zöglinge. Über letz- 
terem (im Dachgefchoß) ift ein Raum gelegen, in welchem die Zöglinge in Segel- und Tau werk 
praktifchen Unterricht erhalten. An den Enden der beiden Frontfeiten find, in alle Gefchoffe ver- 
teilt, die Wohnungen des Direktors und des Perfonals untergebracht. Am freien Ende des Flügel- 
baues wurde, 25«» über der Straßenoberfläche, das Obfervatorium angeordnet, wo die Zöglinge in 
der praktifchen Aftrologie geübt werden; unter diefem Obfervatorium ift ein Raum für Übungen 
im Winkelmeffen vorhanden, und unterhalb des letzteren befindet fich der Raum für den Zeitfignal- 
apparat zum Dienfte der Schiffahrt. 

Auf dem Übungsplatze, neben der Turnhalle, fteht für den praktifchen Unterricht ein armiertes 
dreimaftiges Schiff (22» lang, ö« breit, 1,50« hoch). 

Die Hauptfaffade ift in den Formen der holländifchen Backfteinarchitektur des XVI. und 
XVII. Jahrhunderts gehalten: zur Mauerverblendung wurden farbige Ziegel, für die Hauptglieder 
blauer Hartftein (Petit granit de POueft) und für die Ornamente weißer Sandftein verwendet; im 
halbkreisförmigen Tympanon des Mittelrifalites befindet fich eine allegorifche Gruppe, die Entftehung 
und den Zweck der Lehranftalt darfteilend. Zur Dachdeckung wurden für den Vorderbau Schiefer, 
für den Flügelbau Ziegel und für das Obfervatorium Zinkblech in Anwendung gebracht. 

Die Baukoften des ganzen Gebäudes haben ungefähr 340 000 Mark betragen ^•^). 

Die Königl. Navigationsfchule zu Altona wurde 1875—77 erbaut. 

Diefe Anftalt fetzt fich aus 3 Steuermannsklaffen , eine Schifferklaffe und eine Vorfchule zur 
Vorbereitung in die Steuermannskiaffe und für die Prüfung zum Schiffer auf kleine Fahrt zufammen. 
Das Schulhaus enthält im Kellergefchoß Wirtfchaftsräume und Dienerwohnung, im Erdgefchoß die 
Wohnungen des Direktors und zweier Lehrerafpiranten und im Obergefchoß die Schulzimmer. An 
den Ecken der Vorderfront fpringen zwei achteckige Turmbauten vor, auf denen fich je eine Be- 
obachtungshütte befindet Der Grundriß des Obergefchof fes ift im untengenannten Werk****) zu finden. 

Es gibt noch eine nicht geringe Zahl von Fachfchulen und fonftigen Lehr- 
anftalten, welche infolge ihrer Eigenart, bezw. ihres Sonderzweckes in keine der 
in den vorhergehenden Kapiteln vorgeführten Gruppen von höheren Lehranftalten 
fich einreihen laffen. Insbefondere ift England reich an folchen eigenartigen 
Schulen; in den unten ^^*) genannten Zeitfchriften find mehrere derfelben, auch 
einige franzöfifche Sonderanftalten, in Wort und Bild dargeftellt. 



S. 138. 



»*») Nach : Allg. Bauz. 1882, S. 85. 

"') Hamburg und feine Bauten, unter Berückrichtigung der Nachbarftädte Altona und Wandsbeck. Hamburg 1890. 

"«) icole Saint 'Thomas, du convent des Jacobins ä Paris. Revue gin, de Parch. 1856, S. 321 u. PI. 38, 39. 
The Bed/ord/hire middle^claß fchool, Bedford. Builder, Bd. 27, S. 765- 
Sehools of/dence and ort, Qiouce/ter, Builder, Bd. 29, S. 469. 
St Chad^s fchool, Den/tone, Builder, Bd. 30. S. 507- 

tcole latque de garfons, nie Ordener, ä Paris. Encyclopedie d*arch. 1875, S. 27 u. PI. 265, 266, 271, 272. 
The Grocer's Company^ s middU-dass day fchool. Builder, Bd. 35, S. 398. 
5/. EäwanPs fchool, Oxford. Building news, Bd. 41, S. 296. 
St. PauPs fchool, Kenfington. Builder, Bd. 43, S. 283. 
The natural fdence fchools, Narrow. Builder, Bd. 51, S. 857. 



273. 
Navigations- 
fchule 

zu 
Altona. 



D. Sonftige Unterrichts- und Erziehungsanftalten. 

Unter obiger Überfchrift würden nicht allein die Penfionate und Alumnate, 
die Lehrer- und Lehrerinnenfeminare und die Turnanftalten, fondem auch die 
Erziehungsanftalten für Nichtvollf innige (für Blinde, Taubftumme, Schwachfinnige 
etc.), die Waifenhäufer, die Erziehungs- und Befferungsanftalten für verwahrlofte 
Kinder, die militarifchen Erziehungs- und Unterrichtsanftalten etc. zu befprechen 
fein. Da indes ein Teil der in zweiter Reihe gedachten Oebäudearten bereits im 
vorhergehenden Halbband (Abt V, Abfchn. 2) diefes «Handbuches" behandelt 
wurde, der andere Teil in Halbband 7 (Abt VII, Abfchn. 4) vorgeführt werden 
foll, fo werden fich die nachfolgenden Schlußkapitel des vorliegenden Heftes nur 
mit den an erfter Stelle genannten Oebäudearten zu befchäftigen haben. 



13. Kapitel. 

Penfionate und Alumnate. 

Von t Dr. Heinrich Wagner"*). 

a) Allgemeines und Kennzeichnung. 

274. Penfionate heißen diejenigen Erziehungs- und Bildungsanftalten, in welchen 

^ die Zöglinge, in der Regel gegen Bezahlung, Wohnung, Verpflegung und Er- 
wefen. zichuug, tticift auch Unterricht erhalten und unter mehr oder weniger ftrenger 
Aufficht ftehen. 

Die Penfionate find zum größten Teile Privatanftalten, vielfach aber auch 
Anftalten, welche vom Staate, von der Gemeinde, von Vereinen oder einzelnen 
Stiftern gegründet und aus deren Mitteln unterhalten werden. 

Die gefchloffenen höheren Erziehungs- und Unterrichtsanftalten, welche die 
oberen Qymnafialklaffen, unter Umftänden auch philofophifche und theologifche 
Kurfe enthalten, heißen Alumnate, bezw. Konvikte, ihre Zöglinge Alumnen, 
bezw. Konviktoriften. Sie haben meift Freiftellen und find in ihrem Zufammen- 
leben ftreng an die Hausgefetze gebunden. 
^^ Die katholifchen Lehr- und Erziehungsanftalten find auf die fchon im frühen 

" ' ""^* Mittelalter geftifteten Klofter-, Dom- und Stiftsfchulen (fiehe Art. 167, S. 141) 
zurückzuführen; durch das Konzil von Trient erfuhren fie eine zeitgemäße Um- 
geftaltung. Die älteften Alumnate in proteftantifchen Ländern ftammen aus dem 
Reformationszeitalter, in welchem die leergewordenen Klofterräume und die reichen 
Kloftergüter zu Zwecken folcher höherer Lehr- und Erziehungsanftalten dienftbar 
gemacht wurden. 

***) In der vorliegenden 3. Auflage umgearbeitet und ergänzt durch die Redaktion. 



257 



In folcher Weife gründete 1543 der fpätere Kurfürft, Herzog Moritz von Sachfen, im Ein- 
verftändnis mit feinen Landftänden, die Schulen in Meißen, Pforta und Merfeburg zur Heran- 
bildung von »Kirchendienern und fonftigen gelehrten Leuten«, für Knaben des Landes «aus allen 
Standen*. Diefe dem Landesherm unmittelbar unterftellten Fürftenfchulen, fpäter auch Landes- 
feh ulen genannt, kamen noch im Jahre ihrer Gründung zu Meißen und zu F*forta zu ftande, nicht 
aber in Merfeburg, wo die Errichtung der Schule am Widerftande des dortigen Domkapitels 
fcheiterte, dagegen aber in Grimma in den Räumen des aufgehobenen Auguftinerklofters von 
Kurfürft Moritz 1550 wirklich gegründet wurde. 

Ähnlichen Urfprunges und nahezu gleichzeitig ift das Alumnat der Klofterfchule zu Roßleben, 
und ebenfo verhält es fich mit den Vorbildungsanftalten für das Studium der Theologie in Württem- 
berg, welche Herzog Chriftoph 1556 aus Klöftem feines Landes gefchaffen hat und welche erft zu 
Anfang diefes Jahrhundertes den Namen »Klofter« ablegten, um — im Gegenfatz zu dem 1536 
gegründeten »Stift«, dem evangelifch-theologifchen Seminar der Univerfität Tübingen, fowie dem 
katholifch-theologifchen Konvikt dafelbft -— niedere Seminare genannt zu werden. Der Vor- 
bereitung für den katholifchen Priefterftand dienen die kleinen oder Knabenfeminare, deren 
Organifation mehr oder weniger auf die Vorfchriften des Konzils von Trient zurückgeht. 

Von anderen aus alter Zeit ftammenden Alumnaten fei noch das von Kurfürft Joachim 
Friedrich iborj geftiftete Joachimsthalfche Gymnafium erwähnt, das 1650 nach Berlin und 1880 nach 
dem nahe gelegenen Wilmersdorf verlegt wurde. 

Ähnlicher Art find die Pädagogien (fiehe Art. 167, S. 141), infofem man 
darunter namentlich Oelehrtenfchulen, die mit Alumnat verbunden find, verfteht 

Auguft Hermann Francke gründete 1695 in Halle eine ErziehungsanTtalt für Knaben aus 
den höheren Ständen, die er »Pädagogium« nannte und 1712 in ein hierfür neu errichtetes Ge- 
bäude verlegte. Unter anderen Erziehungs- und Lehranftalten gründete Francke in Halle auch 
eine Lateinfchule mit Penfionsanftalt, welche noch jetzt befteht. Das Pädagogium ging 1870 als 
Schule ein. 

Unter die mit Penfionaten verfehenen ftaatlichen Inftitute zahlen auch die 
meiften militärifchen Unterrichtsanftalten, deren Entftehung in die zweite Hälfte 
des XVII. Jahrhundertes zurückgeht. 

Faft fämtliche der in den vorhergehenden Kapiteln befprochenen Arten von 
niederen und höheren Lehranftalten kommen in Verbindung mit Penfionaten oder 
Alumnaten vor. Die Zahl der hiermit verfehenen Oymnafien und anderen höheren 
Schulen ift in Deutfchland verhältnismäßig klein, umfo größer aber in England 
und Frankreich. Die Colleges in England, die Univerfitätskollegien nicht aus- 
genommen (fiehe das folgende Heft diefes » Halbbandes" unter A, Kap. 1, a), 
welche den Charakter ihrer meift mittelalterlichen Herkunft und die klofterartige 
Anlage jener Zeit zum Teile bewahrt haben, pflegen mit Penfionaten für die Zög- 
linge, bezw. Studenten ausgerüftet zu fein. Ähnlich verhält es fich in Frankreich 
mit den Lyc^es und ColUges, den ftaatlichen, bezw. den ftädtifchen Oymnafien, welche 
dort eine befondere Bedeutung, insbefondere auch in baulicher Beziehung haben. 

Der Unterricht in diefen Anftalten ift nicht allein den Penfionären derfelben, 
fondem in der Regel auch außerhalb wohnenden Schülern zugänglich. Man unter- 
fcheidet demgemäß die Internen *von den Externen und Semi-Externen der 
Anftalt Letztere werden darin unterrichtet und verköftigt, fchlafen aber außerhalb 
derfelben. Die Internen haben in manchen diefer Erziehungs- und Unterrichts- 
inftitute ganz oder teilweife Freiftellen. 

Schon bei den mittelalterlichen Klofterfchulen fchied man die Schola interior oder eccießaftica, 
welche die für den geiftlichen Stand beftimmten Knaben (Oblati) frühzeitig aufnahm, und die Schola 
exterior oder canonica, welche den verfchiedenen Ständen zugänglich war. 

Im vorhergehenden ift vornehmlich von Erziehungs- und Bildungsanftalten für 
Jünglinge und Knaben die Rede gewefen; doch fehlt es felbftverftändlich nicht an 
folchen für Jungfrauen und Mädchen, insbefondere nicht an Privatinftituten hierfür, 
welche fich feit mehr als einem Jahrhundert ganz außerordentlich verbreitet haben. 

Handbuch der Architektur. IV. 6. a. (a. AuH.) 1? 



276. 

Sonrtige 

Schulen mit 

Penrionaten. 



277 

Mädchen- 

penfionatc. 



258 

Seit diefer Zeit ungefähr ift es hergebrachte Sitte und gehört gewiffermaßen zum »guten 
Ton«, die Tochter auf ein oder zwei Jahre in das Penfionat zu fchicken, um dort ihre Bildung 
abzufchließen. Die Einrichtung und Leitung diefer Anftalten ^•*) wurde zuerft ausfchließlich 
Franzöf innen anvertraut, weil die Penfionserziehung in Frankreich bekanntlich fchon längft im 
Brauch war und weil vor hundert Jahren in Deutfchland nicht allein die Kenntnis der franzöfifchen 
Sprache und Literatur, fondem auch die Aneignung franzöfifcher Umgangsformen und Bildung 
als unerläßlich betrachtet wurden. Mit der franzöfifchen Vorfteherin und Lehrerin hielten auch 
der Profeffeur de gräce und der Mattre de danje ihren Einzug. Außerdem waren etwas Malerei, 
Mufik und Mythologie die Hauptbildungsmittel der Penfionsfräulein; und bis auf den heutigen 
Tag haben nicht wenige jener Anftalten die franzöfifche Herkunft und den franzöfifchen Charakter 
bis zu einem gewiffen Grade bewahrt. 

Das Mädchenpenfionat übernimmt, vermöge feiner Einrichtungen, die voll- 
ftändige Erziehung des Mädchens von einem gewiffen Alter an. Es will alfo dem 
Zögling fo viel als möglich die Familie, das Leben im Elternhaus erfetzen. Das 
gleiche Ziel haben viele Knabenpenfionate. 
27«. Um diefem Ziele möglichft nahe zu kommen, darf die Zahl der in einem 

der Haufe zufammenlebenden Zöglinge nicht groß fein. In größeren Erziehungs- 
zögiingc anftalten werden daher mitunter die Penfionäre in eine Anzahl engerer Kreife ver- 
teilt, von denen jeder Kreis für fich, unter der Leitung feines eigenen Oberhauptes, 
dem Erzieher oder der Erzieherin, in einem befonderen Haufe oder in befonderer 
Wohnungsabteilung des Haufes lebt und gewiffermaßen eine «Familie« bildet 
Dem Oberhaupt jeder Familie ftehen Gehilfen, bezw. Gehilfinnen zur Seite. 
Schulhaus, Wirtfchaftshaus, Krankenanftalt, gleich anderen nur einmal vorhandenen 
Anlagen und Einrichtungen, pflegen von fämtlichen Familien gemeinfam benutzt 
zu werden. Die Beftrebungen der neueren Zeit in Deutfchland find, insbefondere 
bei Stiftungshäufern und fonftigen mit Penfionat verfehenen gemeinnützigen An- 
ftalten, auf die weitere Einführung und Verbreitung diefes Syftems — Teilung der 
Zöglinge in einzelne Familiengruppen und Errichtung befonderer Gebäude für 
die verfchiedenen Zweige der Anftalt — gerichtet 

Die meiften Penfionate aber vereinigen fämtliche erforderliche Räume in 
einem einzigen zufammenhängenden Bau, der mitunter eine beträchtliche Aus- 
dehnung hat, was indes nicht ausfchließt, daß, den verfchiedenen Alterskiaffen der 
Zöglinge entfprechend, nicht allein die erforderliche Anzahl von Schulräumen, 
fondem auch in der Regel mehrereAbteilungen von Wohn- und Verpflegungsräumen 
für große, mittelgroße und kleine Zöglinge gemacht oder auch kleinere Gruppen 
von 12, 15, höchftens 20 Zöglingen aus fämtlichen Klaffen gebildet werden, die 
unter der Aufficht ihres Seniors und eines eigenen Leiters ftehen. 

b) Haupterfordemiffe und Gefamtanlage. 

f79. Die vorhergehende Überficht über die verfchiedenen Arten von Penfionaten 

gibt die nötigften Anhaltspunkte für die Feftftellung der Haupterfordemiffe, fowie 
für den Entwurf der Gefamtanlage der Anftalt und der einzelnen Gebäude, aus 
denen fie befteht 

Hierbei find hauptfächlich folgende Unterfchiede zu machen: 
a) Die Zöglinge erhalten nur Wohnung und Verpflegung in der Anftalt, 
werden aber zum Unterricht in die öffentlichen Schulen gefchickt 

ß) Die Zöglinge erhalten außer Wohnung und Verpflegung in der Anftalt 
felbft auch vollftändigen Unterricht Wenn an letzterem außer den Internen 
auch Externe teilnehmen, fo muffen die für beide nötigen Einrichtungen ge- 
troffe n fein . 

>**) Siehe: Erkelenz, H, Über veibliche Erziehung etc Cöln 1872, 



Verfchiedcnheit. 



259 

Von wefentlichem Einfluß auf die Qefamtanlage der Anftalt ift ferner, ob 
für [ämtliche vorerwähnte Zwecke, gleichwie für Verwaltung und Wirtfchaftswefen, 
ein einziges Gebäude, bezw. ein einziger Oebäudekomplex dienen foll, oder ob 
für diefe verfchiedenen Zwecke mehrere felbftändige Gebäude zu errichten find. 

Jeder diefer Zwecke erfordert eine Anzahl Haupt- und Nebenräume. Ohne ^ ^• 
auf die Einrichtung diefer unter c zu betrachtenden Räume hier einzugehen, tollen gehörig 
vorerft nur die nach ihrer Beftimmung zufammengehörigen Räume gruppenweife ^^"™^ 
zufammengefaßt werden: 

i) Arbeits- und Wohnzimmer, fowie Schlafräume der Zöglinge, nebft Wafch- 
und Bedürfnisräumen, Kleider- und Putzkammern. 

2) Speifefäle der Zöglinge, mit Anrichten, Kochküche, allen zugehörigen 
Nebenräumen und Kellern, fowie fonftigen Vorratsräumen. 

3) Baderäume für Wannen-, Braufe- und Fußbäder, mitunter Schwimm- 
bad u. a. m. 

4) Krankenzimmer, Wärterzimmer und Teeküchen, mit befonderen Bade- und 
Bedürfnisräumen, mitunter Apotheke, Zimmer der Ärzte und dergl. 

5) Wafchküche, Roll- und Plättftube, fowie alle anderen zur Beforgung der 
Wäfche, zur Ausbefferung und Aufbewahrung derfelben erforderlichen Räume. 

6) Räume für allgemeine Benutzung und Erholung der Angehörigen der 
Anftalt, fowie für die Verwaltung derfelben, in geeigneter Weife im Gebäude ver- 
teilt, nämlich: Betfaal oder Hauskapelle, mitunter Feftfaal, Bibliothek und Lefe- 
zimmer, Tanzfaal, wohl auch (in Knabenpenfionaten) Fechtboden, Exerzier- und 
Turnhalle; anfchließend hieran bedeckte und unbedeckte Spielplätze, Hof- und 
Oartenanlagen; außerdem am Haupteingang Pförtnerzimmer, Anmeldebureau und 
Befuchzimmer, an paffender Stelle ein Sitzungszimmer, Sprech- und Arbeitszimmer 
für den Direktor der Anftalt und andere Beamte, Wohnungen für diefelben und 
für die Dienerfchaft 

7) Unterrichtsräume, wenn innerhalb der Anftalt, nach Maßgabe des Ranges 
und der Schülerzahl derfelben. 

Man erfieht aus diefem Verzeichnis, daß man es bei großen Erziehungs- und 
Unterrichtsanftalten mit einer Art von Anfiedelung, einem kleinen Gemeinwefen 
für fich zu tun hat, deffen Gebäudeanlage feitens des Architekten ein vielfeitiges, 
vertieftes Studium der Aufgabe erfordert. 

An den Bauplatz eines Penfionats find im wefentlichen diefelben Anforde- ^ j^;- 
rungen zu ftellen, wie an den Bauplatz eines Schulhaufes (fiehe unter A, 
Kap. 1, c). Viel Luft, Licht und Raum, in gefunder, womöglich ländlicher 
Gegend und in ruhiger Umgebung find Haupterforderniffe. Allfeitig freie Lage 
des Bauplatzes ift für die Anftalt am günftigften. Bei nicht allfeitig freier Lage 
muffen die Gebäude der Anftalt von vorhandenen oder noch zu errichtenden 
Nachbarhäufern, diesfeits der Grenze einen angemeffenen Abftand erhalten. Auch 
wird in folchem Falle die Grundrißbildung und — insbefondere bei ganz zu- 
fammenhängendem Baukomplex — der Zugang zu den einzelnen Teilen der An- 
ftalt erfchwert. Um zu den Nebeneingängen für Hauswirtfchaftsräume, Dienft- 
wohnungen und dergl. gelangen zu können, muffen dann mitunter erft Wege um 
die Gebäude-, Hof- und Gartenanlagen auf dem Gelände felbft gefchaffen werden. 
Letzter ift ringsum mit einer Einfriedigung zu umgeben^**). 



Bauplatz. 



"») Vcrgl. : Note für Pinftallation des lycies et Colleges. Moniteur des^ arch. 1882, S. 85 - ferner: Oour, P. ttude 
für tes lycies. Encyclopidie d?arch, 1883, S. 17 - endlich : Baudot, A. de. Etüde thioretique für les lycies. Revue giiu 
1886, S. 72. - Diefe Schriften wurden für die folgenden Darlegungen mehrfach benutzt 

17* 



200 



282. 

Größe. 



283. 

Lage 
Segen die 
Himmels- 
richtungen. 



Für franzöfifche Lyceen, welche Penfionäre, Halbpenfionäre und Externe aufzunehmen haben, 
wird ein Bauplatz von 20000 bis 25 000 q» Ausmaß verlangt. 

Anhaltspunkte über die Oröße der Anftalt und die jeweilig erforderliche Aus- 
dehnung des Orundftückes geben die 1882 erlaffenen Beftimmungen des franzö- 
fifchen Minifteriums des öffentlichen Unterrichtes über Bau und Einrichtung der 
Lyceen und Kollegien, fowie die über dielen Oegenftand veröffentlichten Ab- 
handlungen ^5*). 

Hiemach follen die Lyceen mindeftens 200 Penfionäre, 80 Halbpenfionäre und 100 Externe, 
höchftens 400 Penfionäre und 400 Halbpenfionäre oder Externe enthalten. Nach der Zahl der 
Zöglinge bemißt fich die Oröße des Orundftückes, und zwar find für ein Lyceum von 200 Pen- 
fionären und 60 Halbpen fionären ungefähr 1,50^»», für ein folches von 300 Penfionären 21» verlangt. 

Die geforderte Ausdehnung des Orundftückes wird, insbefondere bei fehr großen Anftalten, 
mitunter nicht erreicht; z. B. das kleine Lyceum Louis le Grand zu Paris '•»), das 200 Penfionäre, 
200 Halbpenfionäre und 400 Externe enthält, umfaßt nur 1,40*»*, während das Lyceum von Quimper 
(fiehe unter d, 2), das 200 Interne, 80 Halbpenfionäre und 100 Externe aufnimmt, ein ebenfogroßes 
Orundftück von 1,4 ha befitzt. Auch kommen hier und da kleinere Anftalten mit viel geringerer Zahl 
von Zöglingen vor; eine folche ift das ftädtifche Kollegienhaus zu Coulommiers *•'), das bei einer 
Zahl von 100 Internen und 50 Externen 0,7ii^* umfaßt; femer das ftädtifche Kollegienhaus von 
Iffoudun "^), das für 30 Inteme und 100 Externe erbaut ift und nur über 0,85 h* verfügt. 

Daß auch in Deutfchland und England die Größe der Orundftücke von 
Penfionaten von Fall zu Fall verfchieden bemeffen wird, zeigen die nachfolgenden 
Beifpiele. 

Das Englifche Inftitut B. M. V. zu Nümberg (fiehe unter d, 1) wird von 30 Intemen und 
450 Extemen befucht; Oebäude, Hof- und Oartenanlagen nehmen eine Omndfläche von rund 
Vi^* ein. 

Die Ende der achtziger Jahre erbaute Fürften- und Landesfchule zu Orimma (fiehe unter d, 1 
und Fig. 260), die zur Aufnahme von im ganzen ungefähr 180 Zöglingen, wovon 126 auf das 
Intemat, 54 auf das Extemat kommen, beftimmt ift, hat ein Orundftück von mnd 1 *»». Zur Er- 
holung dient femer ein breiter Spazierweg längs der Hauptfront am Ufer der Mulde. 

Das Joachimsthalfche Oymnafium bei Berlin (fiehe unter d, 1 und Fig. 261) befteht aus einem 
Hauptgebäude mit Alumnat und Oymnafium für 160 Interne und 400 bis 420 Exteme und Dienft- 
wohnungen, femer aus befonderen Oebäuden für Speifeanftalt, Wafch- und Badeanftalt, Kranken- 
haus mit Dienftwohnungen, Tumhalle und aus 5 Wohnhäufem mit zufammen 10 Lehrerwohnungen 
— alles auf einem Orundftück von 3,40>>a 1876—80 errichtet. Seitdem ift hierzu das angrenzende 
Orundftück von 0,87^» erworben und als Spielplatz angelegt worden. 

Das SL PflirTs-Kollegienhaus bei Knutsford (fiehe unter d, 2) nimmt 500 in der Anftalt zu 
verpflegende Scholaren auf und verfügt über ein Oelände von mnd le*** (-■ 40 Acres), 

Über die Stellung der Penfionatsgebäude und die Lage ihrer Haupträume 
gegen die Himmelsrichtungen find die Meinungen weniger widerftreitend, wie bei 
der gleichen Frage hinfichtlich der Schulhäufer (fiehe Art 17, S. 15). 

Für die Unterrichtsräume pflegt eine folche Lage gegen die Himmels- 
richtungen verlangt zu werden, daß fie zur Zeit ihrer Hauptbenutzung nicht zu 
fehr der Sonne ausgefetzt find. Treppenhäufer und fonftige Verkehrsräume können 
ihr zugekehrt fein, und auch bei feltener zu benutzenden Räumen ift folche Lage 
wohl zuläffig. Für Arbeits- und Zeichenfäle, Speifefäle, Küchenräume, Wafchanftalt, 
Aborte und dergl. ift nördliche Lage am geeignetften. Dagegen follen die Höfe 
und Spielplätze, von denen die umliegenden Räume -Luft und Licht erhalten, 
ziemlich nach Süden gekehrt, den Sonnenftrahlen frei geöffnet oder nach diefer 
Seite nur durch niedrige, eingefchoffige Oebäude begrenzt fein, andererfeits nach 
Norden und Nordoften Schutz gegen rauhe Winde durch hochgeführte, mehr- 
gefchoffige Oebäude gewähren. Auch die bedeckten Spielplätze, Wandelhallen 



»»•) Siehe: Revue gin. de Varch. 1885, PI. 57. 

"') Siehe: Moniteur des arch, 1881, PI. 43; 1882, PI. 17. 

»••) Siehe: Nouv, annaUs de la conftn 1863, PI. 9, 10. 



201 

und dergl. follen nach der herrfchenden Windrichtung zu gefchloffen fein. Eine 
gefchützte Lage, nichtsdeftoweniger aber freien Zutritt von Licht und Luft, erfordert 
auch die Krankenanftalt 

Im allgemeinen wird man bei der Anordnung von Penfionaten, gleichwie 
beim Entwurf von Wohnhäufem aller Art, am beften tun, wenn man die Anftalts- 
gebäude nicht genau nach den Himmelsgegenden, fondern fchräg zu denfelben 
ftellt, fo daß die Einflüffe der Himmelsrichtung nicht fo ausgefprochen in Wirk- 
famkeit treten. 

Die Höfe feien groß genug für die Erholung der Zöglinge fämtlicher Ab- ^84. 
teilungen der Anftalt und für jede derfelben abgeteilt durch niedrige Mauern oder 
Holzwände, Hecken und dergl., fo daß doch jede Abteilung den Vollgenuß von 
Licht und Luft der gefamten Hofräume hat Auf einen Zögling find nach Ana- 
logie deutfcher Vorf chriften 3^" völlig ausreichend, nach franzöfifchen 5^" Spielhof 
und 1 bis 2^" bedeckter Spielplatz zu rechnen. 

Für die Speife- und Wafchanftalt ift ein eigener Wirtfchaftshof mit befonderer 
Einfahrt zweckmäßig; durch letztere erfolgt auch der Zugang der Lieferanten und 
des Oefindes. 

Auch die Abteilung für Kranke und Qenefende bedarf eines Oartens und 
Hofraumes. 

Der Einblick in die Höfe und Qartenanlagen der Anftalt von benachbarten 
Qrundftücken aus ift durch geeignete Anordnung der Oebäude, durch Anbringen 
von Wandelhallen, Einfriedigungen und dergl. möglichft zu verhindern. 

Für kleinere Penfionate ift die Anlage eines in fich gefchloffenen Baukörpers ^85. 
am zweckmäßigften und wird deshalb in der Regel angewendet. Qeftaltung und aii™rdnung 
Qrundrißbildung nehmen, wie die unter d dargeftellten Beifpiele zeigen, je nach "[»«» R"»"- 
den örtlichen und räumlichen Erfordemiffen der Aufgabe, teils mehr das Gepräge ^*"*^' ""^' 
des Wohnhaufes, teils mehr den Charakter der Oebäude für Beherbergung und 
Verpflegung einer mäßigen Zahl von Zöglingen an. Demgemäß kommen die 
üblichen einfachen Qrundrißformen: Rechteck, Winkel l-, Hufeifen u, fowie 
zufammengefetztere Flügelbauten: lu, 1, I u. a. m., außerdem aber auch frei 
gruppierte unregelmäßige und fchiefwinkelige Grundformen vor. 

Kleinere Anftalten beftehen gewöhnlich nur aus zwei Stockwerken, größere 
aus drei Stockwerken über dem Keller-, bezw. Sockelgefchoß. Über die Ver- 
teilung der Räume läßt fich im allgemeinen nur fagen, daß im Erdgefchoß die 
Tagesräume, Verwaltungsräume und andere, leichte Zugänglichkeit erfordernde 
Zimmer, in den oberen Oefchoffen die Schlaffäle und Wphnzimmer der Zöglinge 
und Erzieher angeordnet zu werden pflegen. Keller- oder Sockelgefchoß ent- 
halten meift nur Wirtfchafts- und Vorratsräume. 

Man fucht, foviel wie möglich, nicht zweibündig, fondern einbündig zu bauen, 
alfo die Anlage von zwei Bünden oder zwei Reihen von Räumen, zugänglich von 
einem gemeinfamen Mittelgang, zu vermeiden, jedenfalls aber durchaus helle und 
luftige Flure und Treppenhäufer zu fchaffen. 

Das Erdgefchoß wird gewöhnlich nicht niedriger als 4,oo™ und feiten höher 
als 4,50" im Lichten gemacht. Die lichte Höhe der Obergefchoffe pflegt 3,70 bis 
4,20« zu betragen, je nach Maßgabe der Zahl der in den Räumen aufzu- 
nehmenden Zöglinge und des ihnen zugemeffenen Luftraumes. 

Auch bei größeren Anftalten erfcheinen die Gebäude nach einer jener in fich 
gefchloffenen Grundformen gebildet, meift aber wegen ihrer Ausdehnung mit ein'em 
oder mehreren Binnenhöfen verfehen. Anftatt der Errichtung eines folchen die 



f. HauiptEcbJ 

1. Wcfififigcl, 

^Ichofiig, n 



BiblioUiek u. Dicnlt- 

i, c. Süd- u. Omägfl, 
drcietrchorfig, mit 
Wohn- und Unttr- 
richbiiumai d. Zög- 
linge, Betfaal, Syno- 
diiraal, Diirktor- 
vohnung u. Haupt- 
treppe. 



d. Nordtlugel, dreigf- 
1 , tchoffie, mit Sptirt- 

Tul oiHl Küdwn- 

numen, Avil unil 
^ Ncbniriimien, 

TuizTail und Ge- 

ringiruL. 



3. Kcrrclhaus. 

y. O.rtenhiBSch 



Fürften- und LandesTchule zu Orimma'»'). 



Arcfa.r.Mwct. 



I. Hai 



Jlget 



a. Millelbao, mit Fluthatle, Kaffe, Archiv, 

Bibliolhek und Sälen. 

b, Flügel des Alumnats mll Diiektonrohni 

c. riüeel des Oymnaliami mit Dienltwoh 

d, Tunnflügcl mit Dienihroliniineni. 



3. Turnhalle. 
3-7. Lchreiwohnhäutei. 
S. WaCch- und Badeanltalt. 
j). Krankenhaus. 



I. WirtkhBftsgebiDdc. 
. PferdefWll. 
I. Kegelbahn. 



263 

^^^^Ml ■■■■■ ■■ 4 

ganze Anftalt umfaff enden, zufammenhängenden Baukörpers wird allerdings in 
Deutfchland, wie bereits in Art. 278 (S. 258) erwähnt ift, in neuerer Zeit hier und 
da die Herftellung einzelner, den verfchiedenen Zwecken der Erziehung dienenden 
Gebäude, die nicht in unmittelbarem Zufammenhang untereinander ftehen, vor- 
gezogen. 

Bedeutende Neubauten erfterer, bezw. letzterer Art find die beiden im Block- 
plan dargeftellten ftaatlichen Anftalten: Fürften- und Landesfchule in Grimma 
(Fig. 260^5»); fiehe auch unter d, 1) und Joachimsthalfches Gymnafium und 
Alumnat zu Wilmersdorf bei Berlin (Fig. 261 ^*o); fiehe auch unter d, 1). 

Aus den den Plänen beigefügten Legenden erhellt die Anlage im großen Ganzen. Bei beiden 
Anftalten find die Räume durchweg einreihig an den Außenfeiten, und zwar in folcher Weife an- 
geordnet, daß für die Klaffenfäle, Wohn- und Studierzimmer, Schlaffäle u. dergl. durchweg in 
Fig. 261 die Oft- und Südfeite , in Fig. 260 die Oftfüdoft- und Südfüdweftfeite benutzt find. Die 
breiten, hellen und luftigen Flurgänge liegen in Fig. 261 an der Nord- und Weftfeite, in Fig. 260 
rings um den Hof. Die Treppenhäufer find in angemeffener Weife verteilt. (Näheres unter d, 1.) 

Ein Beifpiel, bei dem die Teilung der Zöglinge in eine Anzahl «Familien« 
auch in der baulichen Anlage völlig durchgeführt erfcheint, ift das Penfionat 
Paulinum des „Rauhen Haufes« zu Hom bei Hamburg (Fig. 262^*1). 

Das Penfionat (fiehe unter d, 1) enthält ein fieben klaff iges Progymnafium und eine fechs- 
klaffige höhere Bürgerfchule. Den Zwecken des Penfionats dienen die im Lageplan fchwarz an- 
gegeboien Gebäude, nämlich: 

et) Die Wohnhäufer 7, 3, ^, 5 für je eine Knabenabteilung von 12 bis 15 Knaben, den 
leitenden Lehrer und deffen zwei Gehilfen, fowie das Wohnhaus 2 für zwei folcher Abteilungen. 

P) Das Haus 6, mit Wohnungen für verheiratete Lehrer, deren einer auch im Haufe 1 wohnt; 
in diefem befindet fich femer die Bibliothek, und im Haufe 3 nimmt der große Tum- und Exerzier- 
faal das Erdgefchoß ein. 

y) Das Wirtfchaftsgebäude 7 mit Wohnungen des Verwalters und der Dienftboten. 

8) Das Schulhaus 8, welches zugleich Räume für andere Schüler der Anftalt enthält. 

c) Außerdem die kreuzweife fchraffierten Gebäude, welche Zwecken der ganzen Anftalt des 
»Rauhen Haufes« dienen, nämlich: das Vorfteherwohnhaus 22, den Betfaal 23, das Wafchhaus 25, 
die Krankenbaracke 26 und dergl., fowie die Ökonomiegebäude ig bis 21. 

Die fchräg fchraffierten Gebäude 8 a bis 14 gehören zur Kinderanftalt, 75 bis 18 zum Lehr- 
lingsinftitut "•). 

Die Einrichtungen der Penfionatsgebäude 2 und 7 werden unter c dargeftellt. 

Die Vorzüge des letzteren Syftems, insbefondere für die Erziehung der Zög- 
linge, find einleuchtend. Auch können die einzelnen Häufer fehr kompendiös an- 
geordnet, die wenigen in einem Oefchoß befindlichen Räume um einen gemein- 
famen Vorplatz gruppiert und lange Flurgänge vermieden werden, fo daß die 
Teilung der Anftalt in eine Anzahl kleiner Häufer nicht notwendigerweife eine 
Erhöhung, fondern unter Umftänden eine Ermäßigung der Baukoften zur Folge 
haben kann. Allerdings erfordert die Durchführung diefes Syftems mehr Raum, 
d. h. eine größere Ausdehnung des Orundftückes als die Planbildung nach dem 
erfteren Syftem (vergl. Fig. 260 u. 261), bei dem die Oebäudeanlage zufammen- 
hängend und konzentriert, der Verkehr mit den einzelnen Teilen der Anftalt auf 
kürzeftem Wege hergeftellt und vor den Einflüffen der Witterung gefchützt ift, 
fomit auch die Oberleitung und Verwaltung des Inftituts im ganzen erleichtert wird. 
Die Wahl der einen oder der anderen Anordnung ift alfo eine Frage wefentlich 
pädagogifcher und organifatorifcher Natur. 



***) Nach den mit Genehmigung des Königlich fachfifchen Minifteriums von Herrn Baurat Naudt in Leipzig 
erhaltenen Plänen. 

>^) Nach dem mit Ermächtigung der Königlich preußifchen Minirterial-Baukommifrion von Herrn Bauinfpektor 
Kbttmann erhaltenen Plan. 

>*») Nach dem vom Direktor des »Rauhen Haufes", Herrn Wichern, zur Verfügung geftellten Plan. 



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Diele erftere Art der Oebäudeanlage, von der Fig. 
260 ein deutiches Beifpiel gibt, ift bei den franzöfifchen 
Lyceen und Kollegien ausnahmslos und ftreng fyftema- 
tifch durchgeführt Die zahlreichen hierfür errichteten 
Neubauten können in mancher Beziehung als Mufter 
genommen werden. 

Der Gefamtanlage diefer franzöfifchen Lehr- und Erziehungs- 
anftalten liegt der Grundgedanke der Teilung der Zöglinge in drei 
Alterskiaffen zu Grunde. Jede diefer drei Abteilungen für große, 
mittelgroße und kleine Zöglinge hat ihre eigenen Unterrichts-, 
Wohn- und Studierräume, Schlaf- und Speifefäle, bedeckte und 
unbedeckte Erholungs- und Spielplätze, während alle fonft er- 
forderlichen Räume gemeinfam find. 

Hiernach unterfcheidet man bei den Grundriffen der Lyceen 
und Kollegien mehrere meift von Nord nach Süd oder von Nord- 
weft nach Südoft fich erftreckende, mehrgefchoffige Gebäudeflügel, 
anreihend hieran ebenfolche Querbauten an der Nord- oder Nord- 
weftfeite, welche die Räume der drei Abteilungen für Interne ent- 
halten und die zugehörigen drei Höfe abfcheiden. Letztere, denen 
fich mitunter ein befonderer Hof für Externe anfchließt, find nach 
der Südfeite zu teils ganz offen, teils nur durch niedrige einge- 
fchoffige Bauten begrenzt. Angereiht an diefe Abteilungen finden 
fich Badeanftalt, Küchen- und andere Wirtfchaftsgebäude, die den 
zugehörigen Wirtfchaftshof einfchließen. Diefe Teile, gleichwie 
andere Räume für gemein fchaftliche Benutzung haben, wenn mög- 
lich, zentrale Lage. . Der Betfaal oder die Hauskapelle braucht keine 
dominierende Bedeutung zu erhalten und kann aus der Hauptachfe 
der ganzen Anlage gerückt fein. Die Krankenanftalt liegt ftets al>- 
gefondert; Aufnahme- und Verwaltungsräume, fowie Pförtnerhaus 
pflegen in der Nähe des Haupteinganges und die Beamtenwoh- 
nungen nicht zu weit entfernt davon angeordnet zu fein. 

Die Gebäudeflügel haben der Tiefe nach durchweg nur eine 
Reihe von Räumen, die gewöhnlich nicht über 7,60» weit und von 
luftigen, feitlich offenen Gängen oder Wandelhallen zugänglich find. 
Letztere kommen längs der Schlaffäle, welche pavillonartig in den 
Obergefchoffen die ganze Länge der betreffenden Gebäudeflügel 
einnehmen, in Wegfall. Die Treppenhäufer find meift in die 
Kreuzungen der Gebäudeflügel verlegt. 

Im Jahre 1891 erließ der franzöfifche Minifter des öffent- 
lichen Unterrichtes ein eingehendes Programm über die Bedin- 
gungen, welche ein Lyceumsgebäude zu erfüllen hat ^**). 

Das in Fig. 263^**) dargeftellte Lyceum von Ore- 
noble verdeutlicht diefes Baufyftem und deffen Ver- 
fchiedenheit mit den ungefähr gleichartigen deutfchen 
Anftalten (fiehe Fig. 260 u. 261), bei denen fich .die 
Fefthaltung ganz beftimmter Regeln und Normen für 
den Entwurf der Oebäudeanlage nicht wahrnehmen laßt, 
die aber, wie der Vergleich mit den auch unter d im 
einzelnen dargeftellten Plänen zeigt, darum nicht min- 
der zweckmäßig ift. Gefamtanlage, Orundrißbildung 
und Oeftaltung des Bauwerkes muffen fich eben natur- 



^'*) Siehe hierüber: InftaUation des lycies et colUges, EncyclopidU tParch, 
1891-92, S. 41, 54, 62, 96, 104, 110, 126. 

»*•) Fakf.-Repr. nach : Encyclopidie d*arch. 1886, PI. 1074. 



266 

gemäß der Organifation der Anftalt, den Gepflogenheiten, dem Gebrauche und 
dem Herkommen des Landes anpaffen. 

In neuerer Zeit hat man in einigen Fällen die alKeitig umfchloffenen Biimen- 
höfe veriaffen und mehr zerklüftete Anlagen gewählt, die in reichlicherer Weile 
Luftzutritt gewähren. Das Schaubild in Fig. 264"*) veranfchaulicht eine folche 
Anordnung. 



Eil 
HauswarL 

WiTlezImmer d«r Ellern, 
Sprechiimmcr. 
Proferrorer lim nicr 
Rektor. 

Stndiaiinfpeklar. 
Ökonom. 

Saal I tflr Natur- 

Sammlung 1 f 





Internat: 


Krankenann 




Bedeckter Hof. 


'7- 




Turnhalle. 


TeeküdiCT, 




Studierzimmer der In- 


Apotheke. 




lemen. 


Blder. 




Studiet2 immer der bc- 


Saal der 




auftichlieten Entemen. 






Murihraal. 


38. 


as 


SpeirefaaT. 


Konfultriions 


16 


Kochltiidie mit Nel>en- 


und Ar7le- 



I gctchich 



I. Vornlsrlume. 



Von gleichen Oefichtspunkten ausgehend wie bei den meiften franzöfitchen 
Lyceen und Kollegien find auch die englifchen Penfionate und Kollegien (Colleges) 
angeordnet und ausgeftaltet. 

Sie bilden meift eine zufaniineii hängende Gebäudeanlage, deren einzelne Teile aber freier 
gruppiert zu fein pflegen als die der franzötifchen Lyceen und Kollegien. Die engUrche Anlage 
ift von Fall zu Fall verfchieden, Ttets aber in reicher Weife geplant und geordnet, daß fich ein- 
zelne Gebäudeteile oder wenigftens Abteilungen von Räumen, den verfchiedenen Zweigen der An- 
ftall dienend, erkennen latfen. Mitunter find indes zudielem Zweck auch ei nzelnf teilende Häufer 
errichtet. 



: Enefdopidk iPanh. 1889-90, PI. 57. 



207 

Ein bemerkenswertes Beifpiel i(t das Jefus College der Univerlität Cam- 
bridge. 

Die OeTamtanlage des Baukomplexes geht aus dem in Fig. 265 '*'■) abgebildeten Lageplan, die 
Beftimmung feiner Hauptteile aus der beigefügten Legende hervor. Man erlieht daraus, d^RJefas 
College, gleich anderen engüfcher UniverritätskollFgien, hauptfächlich nur Räume zur Beherbergung, 
Verpflegung und zum Einzelftudium der Studenten und Kollegiaten, fowie Wohnungen von Rektor, 
Dekan^und Dozenten umfaßt. Das Bauwerk hat im ganzen noch den Charakter bewahrt, den es 
bei feiner Erbauung nach der 1497 erfolgten üriindung des Kollegs durch Bifchof Alcock von Ely 
erhallen hatte, wenngleich es fchon feit Anfang des XVI. Jahrhunderts bis in die neuefte Zeit häufig 
Veränderungen und Vei^ößerungen erfahren mußte. Überrette eines Kioflerbaues aus dem XII. 
und XIII. Jahrhundert flecken noch in den an detfen Stelle um die Wende des XV. zum XVI. Jahr- 
hundert entttandenen ,Kollegiengebäuden, insbefondere in der zugehörigen Kapelle. 

Fig. 264. 



Äußere 



Lyceum zu Tülle'"). 
Arcb. : de Bändel. 

Hinfichtlich der baukünttlerifchen Oettaltung und Durchbildung fei kurz 
erwähnt, daß das Bauwerk in feiner äußeren und inneren Erfcheinung prunklos, 
aber anfprechend, das Gepräge einer behaglichen Heimltätte für die Angehörigen Affhiiektui 
und Pfleglinge der Anftalt haben foll. Dies wird erreicht durch finnige Aus- 
fchmückung der Erholungs- und Fefträume, fowie der Flure mittels Anlichten, 
Bildern und dergl., die meift von Zöglingen geftiftet und Erinnerungen an das 
Haus wach erhalten, im Äußeren wird durch angemeffene Maffenwirkung und 
Ausgettaltung, femer durch Verwendung guter, vermöge ihrer natürlichen Farbe 
und Textur zufammenpaffender Bauftoffe ein gefälliger, anmutender Eindruck auf 
Infaffen und Fremde hervorgebracht 

'•) Nach; Builder, Bd. sj, S. 328 - dafclb« itt auch ein Vogelfdiaubild der.Ocbiude 2U finden. 



KOdKiiiiiune. 

Torturm. 
Altere I Student 



KollfgiB(eng;artni. 
Rektorgarlen. 
Dekans- u. Dozen- 



Jefüs College zu Cambridge"»). 



c) Befondere Räume und Einrichtungen, 
i) Tagräume, Schlaffäle und zugehörige Nebenräume. 

Die Zöglinge bedürfen zum Aufenthalt außerhalb der Unterrichtszeit einen 
Wohnraum, der zugleich als Arbeits- oder Studierzimmer dient. Die Größe des- 
[eiben bemißt fich nach der Zahl der Zöglinge, die einem diefer Räume zuge- 
wieten find, und diele beträgt in den deutfchen Anftalten mitunter nur 8 bis lO, 
meitt 12 bis 15 und nur ganz ausnahmsweife mehr. Hierbei lind auf einen Pen- 
[ionär nicht unter 4,01" Bodenfläche und 15 bis 20'^'"" Luftraum gerechnet, jeder 
Zögling verfügt über einen gut erhellten Tifch- und Sitz- 
platz und einen Zimmerichrank oder hat mindeftens An- 
teil an einem folchen, fowie ein eigenes Büchergefach. 

Fig. 266'*") zeigt die Dnrichtung eines Wohn- und Studier- 
zimmers im Alumnatsgebäude des Pädagogiums zu Züllichau (erbaut 
1878—80); die lichte Höhe des Raumes beträgt 3,»™; drei folcher 
Zimmer, eines zu 9, zwei zu je 8 Zöglingen, gehören zu einer „Infpek- 
lion" von 25 Alumnen. — Im Alumnat des Joachimstlialfchen üymna- 
fiums (Fig. 267) bei Berlin befteht eine „Infpektion" aus 20 Zöglingen, 
wovon je 10 ein Zimmer von 4ö bis 52 qm Bodenfläche und 4,so bis 

lichter Höhe gemeinfam bewohnen; die fkizzierte Einrichtung 
(in Fig. 267 punktiert angegebenen) 11. Platz ge- 
Grimma kommen 15 



Rg. 266. 




irt indes für 

trofföi. — In der Fürften- und Landesfchule 



- tttna: Deuirdies e 



Wohn- u. Arbeitszimmer 

im Pädagogium zu 

Züllichau '"). 

a. Zimmcrrdirank. 

b. Senioren pul L 

e. Oeräterchuppen. 



209 



Zöglinge auf ein Zimmer von 59 bis 63 q» Grundfläche und von 4,30ni Höhe, ausgenommen ein 
größeres Zimmer (von 103 q« Grundfläche) für 21 Zöglinge. 

Als Sitze find bewegliche Stühle, jedenfalls bequem zugängliche Einzelfitze 
mit Rücklehnen zu verwenden. Die Orößenverhältniffe derfelben muffen der 
Altersftufe und Körpergröße der Zöglinge angemeffen fein. Gleiches gilt von den 
Pulten, welche infolge ärztlicher Vorfchriften von manchen anftatt gemeinfamer 
Tifche benutzt werden und verfchiedene Höhe haben oder mit Stellvorrichtungen 
verfehen fein follen. Auf jeden Arbeitsplatz foll das Licht von der linken Seite 
einfallen. Der Senior oder Zimmervorftand hat einen befonderen Platz, von dem 
aus der Raum leicht überblickt werden kann. 

Für die Lichtfläche der Fenfter, ihre Anordnung und Konftruktion, fowie 
für fonftige Einzelheiten der Bauart des Zimmers gilt dasfelbe wie bei den Klaffen- 

Fig. 267. 




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1 23«Ae789101112OW 15" 

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Räume einer Infpektion im Alumnat des 'Joachimsthalfchen Oymnafiums zu Berlin. 



a. Seniorenplatz, 
fli- Primanertifch. 
fliL Sekundanertifch. 
aui. Tertianertifch. 

6. Pult für Kurzrichtige. 



Oasflamme. 



I I I T T Rechen zum Kleiderreinigen. 



r. Schrank. 

d. Papierkort). 

e. Korb für Abfälle. 
/. Nachttifch. 

g. Putzzeugfchrank. 



zimmern (fiehe unter A, Kap. 2). Meift wird für die Fenfterfeite der Wohn- und 
Studierzimmer nordöttliche, öftliche oder füdöftliche Richtung vorgezogen. Für 
geeignete künftliche Erhellung ift Sorge zu tragen. 

Als felbftändige, eigenartige Anlagen erfcheinen die Wohnungen des Penfionats Paulinum 
im „Rauhen Haufe« zu Hörn bei Hamburg (fiehe Art. 285, S. 263). Eines diefer Wohnhäufer, der 
„Köcher", welches 2 Familien von 12 bis höchftens 15 Knaben aufnimmt und 1881 erbaut wurde, 
ift in Fig. 268 u. 269 ^*') dargeftellt. Jede Familie bewohnt eine Hälfte des fymmetrifch geftalteten 
Haufes und verfügt im Erdgefchoß über einen großen Wohnraum von 96 q« und 3,60 m Lichthöhe, 
fo daß auf einen Zögling 6,40 bis 8,00 qm Bodenfläche und 23 bis 29cbm Luftraum kommen. Jedes 
diefer Wohnzimmer ift mit der nötigen Anzahl von Pulten, mit Wandgefachen für Bücher, mit 
Schranken für Spiele und Gerätfchaften zu Schnitzarbeiten und dergl., femer mit größeren und klei- 
neren Tifchen, ja fogar mit einem Klavier ausgerüftet. An jeden Wohnraum der Zöglinge reiht 
fich im Mittelbau nach vom eine Wohnftube für den leitenden Lehrer, nach hinten eine folche für 
feine zwei Gehilfen. An der Oftfeite des Haufes ift eine bedeckte, feitlich offene Halle vorgelegt; 
an den beiden Schmalfeiten des Gebäudes, nach Norden und Süden, find Eingang, Treppenhaus, 



"') Nach den vom Direktor des »Rauhen HauTes", Herrn Wichern, zur Verfügung gerteilten Plänen. 



270 



Vorraum und Aborte, letztere in einem befonderen einftöckigen Anbau, angeordnet, (Wegen des 
Obergefctiolfes flehe Art. 291.) 

Das 1881 in Gebrauch genommene Wohnhaus erforderte an Baukoften^27 000 Mark, für innere 
Einrichtung weitere 3000 Mark. 



Fig. 268. 



Fig. 269. 




1. OttergEfchofl. 
Wohnhaus »Köcher- im Penfionai ,Paulinum" des -Rauhen Hanfes" 



Hom bei Hamburg" 



k. KldderfchranL für 




0. OroBet Titch. 


d. BiiihergeflelL 




a Oehilfcn. 


15 Knaben. 


tf. Kleiner Tifch. 


f. Klwier. 




L -Warchtltdi lllr 


L WaltCTbthiltCT. 


b. Pult. 






1 Odiiti™. 


m. Stuhl. 


(. Schnuili (ür Oeräle e(c 


g. Kaften für Inv 





Fig. 270. 



In den franzötifchen Lyceen und Kollegienhäufern pflegen einer jeden der 
Salles (T^tude eine zwei- bis dreimal größere Zahl von Zöglingen zugewiefen zu 
werden als den Wohn- und Studierzimmern der gleichartigen deuttchen Anftalten. 
Demgemäß beträgt die auf einen Pentionär ent- 
fallende Bodenfläche einer Salle iTetude nur 
2,00 bis 2,mv°. Die lichte Höhe der Räume ift 
dagegen mitunter beträchtlich. 

Früher wurden die Arbeitstifche in HufeiTenform 
aufgeftellt, was für die Üt>eni'achung zwar fetir günftig, 
für die Beleuchtung der Art>eitsplätze indes unvorteilhaft 
war. Gegenwärtig werden dicfe Titche ausfchließlich in 
Rückticht auf gute Erhellung angeordnet. 

Fig. 270 "*) verdeutlicht die Einrichtung eines fol- 
chen Saales für 35 Penfionäre im Lyceum zu Quimper 
(fiehe unter d, 2). Die Schränke oder Gefache erftrecken 



rieh zum Teile Tiber die Pen f fern ifchen weg. Die fchraf- stmjje,.. „nd Wohn; 




I Quimper'"). — '/om w. Or. 



Lyceutn 



fiert angegebenen Fenfferöffnungen find in den Hoch- 
wänden angebracht und dienen nur zur Lüftung. 

Häufiger als diefe Art der Einrichtung kommt in diefen franzöfifchen' Studierfälen diei,Aus- 
rüftung mit einfitzigem, klaffen artigem Oeftühl vor, wobei jeder der Zöglinge an einem Pult für 
rieh allein fitzt; z. B. im Collige Sainte Barbe zu f^ris""), wo die Zahl der in einem Saale ver- 
einigten Zöglinge 24 bis 26 beträgt. Nach neuerer Vorfchrifi füllen die Artwitstifche nicht unter 
60tm Breite haben. Für den die Arbeiten überwachenden Lehrer wird ein erhöhter Arbeitsplatz 
vorgelehen; die ertte Tifchreihe der Zöglinge muß mindeftcns l.oom'davon entfernt fein. 



288. 
Mufikzimmer. 



271 

In den englifchen Univerfitäts-Cö/Z^^s pflegt jedem Studierenden ein eigenes 
Wohn- und Studierzimmer zugeteilt zu fein. In den GymnaiisA-CoUeges und an- 
deren Penfionaten Englands werden oft anftatt befonderer Wohn- und Arbeits- 
zimmer zu gleichen Zwecken die Unterrichtsräume benutzt, was indes fchon mit 
Rückficht auf Ordnung und die Notwendigkeit der Reinhaltung und Lüftung der 
Räume nicht nachgeahmt werden follte. 

Die Mufikzimmer werden nur von einzelnen Zöglingen benutzt und er- 
fordern eine abgefonderte Lage, damit die darin abzuhaltenden Übungen die Be- 
nutzung der übrigen Räume möglichft wenig ftören. Deshalb muffen auch Decken 
und Wände in folcher Weife hergeftellt werden, daß fie die Verbreitung des 
Schalles tunlichft verhindern. Die Mufikzimmer haben die Größe eines ge- 
wöhnlichen einfenftrigen Raumes. Drei oder vier folcher Zimmer find in der 
Regel für größere Knabenpenfionate ausreichend; Mädchen penfionate bedürfen 
ein oder zwei Mufikzimmer mehr als Knabenpenfionate von gleicher Zahl der 
Zöglinge. 

In manchen Erziehungshäufern werden die Knaben zur Eriernung eines Hand- ^^^^^^ 
Werkes in geeigneten Werkftätten der Anftalt angehalten, und in einzelnen Knaben- 
penfionaten findet man auch befondere Arbeitsräume oder Werkftätten zur Aus- 
übung einer der Veranlagung und Neigung der Zöglinge angemeffenen Befchäfti- 
gung mit Holzfchnitzer-, Tifchler-, Mechaniker-, Buchbinderarbeiten und dergl.^^). 
Die Räume muffen gut erhellt und luftig, im Winter mäßig erwärmt und mit den 
für die betreffenden Arbeiten nötigen Oerätfchaften und Einrichtungen ausge- 
rüftet fein; ferner find Wände, Fußboden und Decke in folcher Weife herzu- 
ftellen, daß fie gegen Befchädigung und rafche Abnutzung genügenden Wider- 
ftand leiften. 

In den Mädchenpenfionaten dienen gewöhnlich die Wohn- und Studierzimmer jigo 
zugleich zur Befchäftigung der Zöglinge in weiblichen Handarbeiten; mitunter 
kommen indes auch befondere, hierfür geeignete Arbeitsräume vor. Die An- weibliche 
forderungen hinfichtlich Erhellung, Lüftung und Heizung dieter Räume find die- "^d««*»^"^" 
gleichen wie bei den Knabenwerkftätten. Ein ebener, dichter Stabfußboden, trockene 
glatte Putzwände mit Leimfarben- oder Kalkfarbenanftrich und auf 1,20 bis 1,50° 
Höhe mit Olfarbenanftrich oder Holztäfelung find zweckmäßig. Zur Unterweifung 
und Übung in Stickerei, Näherei, Schneiderei und anderen weibHchen Arbeiten 
muffen .bequeme Einzelfitze oder Stühle, fach- und ordnungsgemäße Einrichtungen 
zum Auflegen der Stickrahmen, Ausbreiten und Zufchneiden der Stoffe, Auflegen 
der Mufter und dergl. vorhanden fein. Vor allen Dingen ift hierzu ein großer, gut 
beleuchteter Arbeitstifch nötig; derfelbe hat Schubladen für fämtliche Schülerinnen, 
die daran arbeiten. Ift die Zahl der zu gleicher Zeit befchäftigten Mädchen 
ziemlich groß, fo erfcheint ein Tifch von hufeifenförmiger Anlage geeignet In- 
mitten derfelben nimmt die Lehrerin, ihren mitunter etwas erhöhten Sitz ein ^*^). 
Ein mit Gefachen und Schubladen verfehener Schrank, worin die Mufter, Mode- 
journale u. f. w. geordnet aufbewahrt werden, ift an einer Wand aufgeftellt; Haken 
zum Aufhängen von Kleidungsgegenftänden und ein Spiegel vervollftändigen die 
Ausrüftung. Auf eine Schülerin find mindeftens 4^°» Bodenfläche zu rechnen. 

In den Schlaffälen deutfcher Erziehungsanftalten und Penfionate kommen auf 291. 
ein Bett mitunter kaum 4^n> Bodenfläche (Peftalozzi-Stiit zu Dresden), gewöhnlich 

»•) Den preußirdien Alumnaten durch Verfügung des Minifters der geiftlichen etc. Angelegenheiten empfohlen. 
(Siehe Ccntralbl. f. d. gef. Unterrichtswefen in Preußen 1889, S. 521.) 

*»*) Siehe : Narjoux, F. Us icoles normales prlmaires, Paris 1880. S. 280. 



Zimmer 
für 



Schlaf räume. 



272 

4,50 bis öjOo«" (Alumnat des Joachimsthalfchen Gymnafiums bei Berlin und des 
Pädagogiums zu ZülHchau), feiten 6^» und darüber (Fürftenfchule zu Grimma u.a.) 

Nach der bayerifchen Minifterial- Verfügung vom 12. Febr. 1974 follen dem Bett eines Alumnen, 
Seminariften oder Penfionärs nicht weniger als Öq» Bodenfläche und 20ct"» Luftraum zugeteilt 
werden. Die Betten follen fo geffellt fein, daß zwifchen den einzelnen Betten, fowie in der Mitte 
zwifchen den Bettreihen ein Abftand von l.som frei bleibt 

Selbft die oberen Zahlen, die hier angegeben find, erfclieinen noch ziemlich 
mäßig, wenn man erw%t, daß der hiernach bemeftene Bettraum nur wenig größer 
ift als der im Gefängnis für jugendliche Strafgefangene am Plötzenfee bei Berlin 
auf eine Schlafbucht entfallende Teil von 5,60^° Bodenfläche und IS*^*"" Luft- 
raum ^•*), wobei noch jedem Gefangenen eine äußerft kräftige Druck- und Saug- 
lüftung zu ffatten kommt. 

Eine reictilichere RaumbemeTfung als die vorgenannten Anltalten haben die Schlafläle des 
zum Penfionat des nRauhen Haufes" bei Hamburg* gehörigen Wohnhaules »Köcher-, nämlich 7,00 

Fig. 271. 



Schlaffaal im ColÜge Sainfe Barbe zu Paris"»}. 
Arch, : Lekanux. 

bis 7,50 qm Bodenfläche ;und 39 bis Sßcbm Lufiraum für ein Bett, einfchl. Wafchraum. Fig 26S, 
linksfeitige Hälfte, verdeutlicht die Einrichtung der Schlafräume einer Familie von 12 bis is'Knaben, 
des leitenden Lehrers und feiner 2 Gehilfen, von deren Wohn- und Arbeitsräumen bereits in Art. 387 
(S. 269) die Rede war. 

In den Schlaffälen franzöfitcher Penfionate kommen auf ein Bett mindeftens 6,» i" Bodoi- 
fläche und 25 i-i"" Luftraum, in dem abgebildeten Schlaffaal des CoUkge Sainte BaHie (Fig. 271 '»') 
zu Paris fogar 7,80<in' Bodenfläche und 29<:bm Luftraum. 

Am meiften Raum, im Verhältnis zur 2^hl der Betten, hat der Schlaffaal des Englitchen 
Inftituts B, M. V. zu Nürnberg (fiehe unter d, 1), nämlich rund lOqm Bodenfläche und Mcha Luft- 
raum für ein Bett. In dem 25"' langen, g™ breiten und über 4"! hohen Saal verbleibt ftets die 
gleiche Anzahl von 23 Betten: 20 Bellen für die Zöglinge und 3 Betten für die Auffichtsdamen. 

Zu bemerken ift übrigens, daß in diefem Saale, gleichwie in den beiden vorhergehenden Bei- 
fpielen von reichlich bemeffenen Schlaffälen, außer den Betten auch die Wafcheinrichtungen auf- 
geftellt find, fomit der hierzu erforderliche Raum vorhanden fein muß. 

Nach neuerer franzöfifcher Vorfchrift genügt für die Schlaffäle eine Höhe von 4,i»ni. 

Aus dem Durch fchnittsmaß für einen Bettraum und aus der Zahl der Betten, 
die in einem Schlafraum vereinigt werden follen, ergibt tich die Größe des letz- 



273 

teren. Mitunter werden große Säle (ür 25, 30 und mehr Betten, oft aber Zimmer 
für 10, 12 bis 15 Betten, hier und da wohl auch kleine Schlafzimmer für ein oder 
zwei Betten (9 bis 15^"), angeordnet 

Durch die neuen franzöfifchen Beftimmungen über den Bau von Lyceen können in einem 
Schlaffaal 30 bis 45 Zöglinge untergebracht werden. 

In allen diefen Fällen ift auf zweckmäßige, möglichlt vorteilhafte Aufftellung 
der Betten Bedacht zu nehmen, d. h. es muß von vornherein nach der zu 
wählenden Aufftellung der Betten Tiefe und Länge des Schlafraumes, fowie die 
Entfernung der Fenfterachfen geplant werden. Die Betten pflegen lotrecht zu den 
Fenfterwänden geitellt zu werden, wenn der Saal langgeffreckt, ■ durch Fentter an 
beiden Langfeiten erhellt und für eine beh-ächtüche Zahl von Betten beitimmt ift 
(fiehe Fig. 268, S. 270); diefelben ftehen meift parallel zur Außenwand und lotrecht 
zu den Scheidewänden, wenn das Zimmer nur an einer Seite Fenfter und eine 
kleinere Zahl von Betten aufzunehmen hat (Fig. 267, S. 269). Mitunter werden 
letztere teils in der einen, teils in der anderen Richtung in einem und demfelben 
Räume (fiehe den Grundriß des Peftalozzi-SW^Xts zu Dresden unter d, 1) und, 
intoweit tunlich, entlang den Innenwänden aufgeftellL Der Abftand der Betten 




Schlaf läle mit Zelleneinrichtung. 



von den Außenwänden foll mindeftens 20™ fein; von den Scheidewänden brauchen 
fie nur einige Centimeter abzuftehen. Die Entfernung der Langfeiten der Betten 
beträgt durchfchnittlich 0,70 bis 1,00 ■. 

Die Überwachung der Schlaffäle haben die mit der Aufficht betrauten 
Beamten, Lehrer oder I-ehrerinnen, deren Adjunkte oder Adjunktinnen, welche 
entweder inmitten der Zöglinge ihre durch Gardinen abgefonderte, mitunter auf 
etwas erhöhtem Boden ftehende Bettftelle haben oder in einem Nebenzimmer 
fchlafen, von dem aus der ganze Schlaffaal überblickt werden kann. 

Um die Vorteile der Anlage großer gemeinfamer Schlaffäle mit der Bequem- 
lichkeit ungeftörter Benutzung einzelner Schlafräume zu vereinen, werden in 
manchen PenHonaten, und namentlich in ausländifchen Anttalten diefer Art, die 
Säle durch leichte gettemmte Querwände von ungefähr 2" Höhe in eine Anzahl 
Einzelzellen von etwa 1,80x2,75° abgeteilt. Die Schmalleite dieler Zellen bedarf 
nur eines Zugvorhanges, welcher von dem die Aufficht führenden Beamten leicht 
geöffnet werden kann und dem Luftwechfel nicht hinderlich ift. Die Zellen werden 
entweder nach Fig. 273 zu beiden Seiten eines gemeinfamen Mittelganges oder 
nach Fig. 272 in folcher Weite angeordnet, daß zu jeder Zellenreihe ein befonderer 
Gang längs jeder Fenfterwand führt. Letztere Anordnung beanfprucht etwas mehr 
Raum als erftere, gewährt aber den Vorteil, daß die Gardinen die durch die 
Außenwand etwa eindringende Zugluft von den Schlafenden abhalten. 

Fig. 271 zeigt die in den Schlaffälen des Collige Sainte Barbe zu Paris getroffene Ein- 
riclitung, wo außer dem Mittelgang auch Gänge an den Fenfterwänden angeordnet find, fomil 
HmObudi der Archilektur. tV. 6, a. (a. Aun.) l8 



274 



292. 

Warchraum. 



293. 
Kleiderraum. 



die Zellen an beiden Schmalfeiten Eingänge haben. An den Fenfterpfeilem find kleine Wafch- 
fchränkchen, je zwei und zwei mit gemeinfamem Abwafferrohr, darüber Spiegel angebracht. 

In einigen wenigen franzöfifchen Lyceen find Schlaffäle zu finden, die in 
volirtändig abgefchloffene Schlafzellen abgeteilt find; die Zwifchenwände reichen 
alfo bis an die Decke. Ohne die Vorzüge diefer Anordnung unterfchätzen zu 
wollen, fo find die Nachteile — große Anlagekoften und f chwierige Überwachung — 
doch fo bedeutend, daß man gegenwärtig davon abfieht. 

Die Schlaffäle find in der Regel nicht heizbar; infoweit dies jedoch der Fall 
ift, was in nördlichen kalten Ländern ratfam erfcheint, follte mit der Heizung nur 
eine mäßige Wärme von etwa 12 bis 14 Grad C erzielt und insbefondere die 
frifche, von außen zu fchöpfende Zuluft angemeffen erwärmt werden. Denn für 
Zuführung frifcher und Entfernung verbrauchter Luft während der Schlafenszeit 
muß umfomehr geforgt fein, je kärglicher mitunter der Luftraum bemeffen ift. 
Die Abluft kann mittels Saugtchloten, in manchen Fällen (bei Schlaffälen, die un- 
mittelbar überdacht find) mittels Firftlüftem in Zug gebracht werden. Der Luft- 
wechfel wird den Tag über durch Öffnen der Fenfter bewirkt und ift befonders 
ausgiebig, wenn diefelben an gegenüberliegenden Wänden angebracht find. 

Zum Zweck bequemer Lüftung find Schiebefenfter nach englifcher Art nicht 
ungeeignet, da fie bis zur Hälfte der Höhe durch Zufammenfchieben von oben 
herab oder von unten hinauf geöffnet werden können und keiner befonderen 
Sperrvorrichtung gegen Sturm und Wind bedürfen. Solche find notwendig bei 
gewöhnlichen zwei- oder dreiflügeligen Fenftem. Letztere haben einen für Zwecke 
der Lüftung dienenden oberen Flügel, der nach innen aufklappt und durch Scheren 
feftgehalten wird. Fenfter an den Wetterfeiten find mit Läden zu verfehen. Die 
Brüftungshöhe der Fenfter kann l,oo bis l,io° betragen. 

In neueren franzöfifchen Lyceen ift der Fußboden parkettiert und gewächft. 

Nahe bei jedem Schlaff aal follen gelegen fein: ein Wafchraum, ein Kleidergelaß, der Abort 
und das Dienerzimmer. 

Bei der in Fig. 272 u. 273 dargeftellten Anordnung, überhaupt bei reich- 
licher Raumbemeffung der Schlafräume, können darin ;die Wafchtifche, mitunter 
auch die Kleiderfchränke der Zöglinge Platz finden. Gewöhnlich enthalten jedoch 
die Schlaffäle nur die Betten nebft dem zu jeder Schlafftätte gehörigen Schemel 
oder Stuhl, einigen Kleiderhaken und dergl. 

Die Anordnung eines gemeintamen Wafchraumes hat den Vorteil, daß im 
Schlaffaal, bezw. in den einzelnen Schlafzellen die Zu- und Ableitung des Waffers 
in Wegfall kommt, diefes nicht verfchüttet werden kann und andere damit zu- 
fammenhängende Mißftände vermieden werden. Der Wafchraum foU unmittelbar 
neben dem Schlafraume liegen. Die Einrichtung ift nach Teil III, Band 5 
(Abfchn. 5, A, Kap. 5) diefes «Handbuches« zu treffen; Boden- und Wandflächen 
find wafferdicht zu machen. Auf einen Kopf kann l,oo bis l,5o «°» Bodenfläche 
gerechnet werden. 

Für die neueren franzöfifchen Lyceen wird eine unmittelbare Verbindung 
zwifchen Schlaffaal und Wafchraum verlangt, damit die Zöglinge zur Winterszeit 
nach dem Aufftehen nicht einer zu niedrigen Temperatur ausgefetzt werden. 

Nächft jedem Schlaffaal der Zöglinge ift eine Kleiderkammer anzuordnen. 
Die neue franzöfifche Vorfchrift empfiehlt, an der einen Stimfeite des Schlaffaales 
den Wafchraum, an der anderen das Kleidergelaß anzuordnen. Bei vorteilhafter 
Einrichtung desfelben genügt die Hälfte der Grundfläche des Wafchraumes. Der 
Kleiderraum muß luftig fein, damit der Geruch, den die Kleider, insbefondere bei 



275 

nafter Witterung, verbreiten, nicht lättig wird. Aus gleichem Gründe tollen auch 
die Kleiderfchränke dem Luftzutritt frei geöffnet tein. 

Fig. 274"') zeigt die Schrankeinrichtung der Kleiderkammer im Lyceum 
zu Vanves. 

Eine kleine Kammer zur Aufbewahrung der Stiefel und Schuhe, fowie zum 
Reinigen dertelben wird zweck- 
mäßigerweife im Erdgerchoß 
angeordnet (Fig. 26g, S. 270). 
Stiefel und Schuhe lind in offe- 
nen Gefachen oder in fonit ge- 
eigneter Weife frei im Räume 
aufeuftellen. Der Raum muß 
trocken und luftig fein. 

Der Kleider- oder Stiefel- 
kammer zunächft ift der geeig- 
nete Platz für eine Knechtkam- 
mer zum Reinigen der Kleider 
und Stiefel. 

Für die von den Zöglingen 

mitgebrachten Koffer und Kitten 

findet fleh Raum in einem Lat- 

Kleiderrchrank im Ve/ttaire des Lyceums zu Vanves""). tenverfchlag auf dem Dach- 

■'" *■ °'- boden. 

Bei der Anordnung der Aborte itt auf je 20 Zöglinge ein Sitzplatz zu rechnen. 

Die Aborte werden am betten In einen Anbau des Hautes verlegt, der durch 

einen Vorraum mit dem Hauptgebäude verbunden itt Falls nicht betondere 

Aborte in demfelben Stockwerke wie die Schlafräume angeordnet find, fo tollen 

erftere von letzteren aus leicht erreichbar fein, ohne in das Freie gehen zu müften. 

Hinfichtlich der Einrichtung gilt das, was bereits in Art 86 bis 87 {S. 66 ff.) über 

die Schulaborte mitgeteilt ift 

2) Speite- und Wirtfchaftsräume. 

Im Speiteraal werden die Titche, an denen je 10 bis 12, mitunter 16 bis 

20 Zöglinge zu fpeifen pflegen, am betten in parallelen Reihen tenkrecht zu den 

Fenfterwänden aufgeftellt, lo daß keiner der Speitenden 

Fig- 275. niit dem Rücken gegen das" Licht gewendet fitzt. Dies 

ift bei der Hälfte der Speitenden der Fall, wenn die 

Tifche gleichlaufend mit den Fenfterwänden ftehen. In 

geiftlichen Häufem itt ein geeigneter Platz für den Vor- 

lefer anzuordnen. 

Rechnet man die Tifchbreite zu 1,00"», die Bank- 
oder Sitzbreite zu 0,46=', den Gang zwitchen den Sitzen 
Tifchanordnung zü O.so", den mittleren Hauptgang zwitchen zwei Reihen 

in einem Speifefaal. Tifchen zu 2,00 ", ferner die Länge eines Sitzplatzes zu 
'/» ». or. mindeftens 0,50 m, fo ergibt fich nach Fig. 275 für den 

Abftand der Tifche von Mitte zu Mitte 2,70" und für die Größe eines Sitzplatzes 
0,90«=" Grundfläche. 

"'J F4k(.-Repr. nach; Eacyclopidie (fardi. 1873, S. 166, 




276 



Refektorium im CoU^ Samte Barbe zu Paris >■»). 
Arcb.: Lhturtux. 

Die hier ang^ebenen Zahlen können zwar äußerftenfalls,' durch Zurammen- 

rücken der Tifche und durch Anwendung fchmalerer Tifche, etwas verringert 
werden, jedoch zum Teile auf Kolten der leichten Zugänglichkeit der Sitzplätze. 
Wenn man indes nicht auf größte Ein[chränkung ,— die bei fehr großer Zahl 




KdlcT- 
gerdioe. 



Wirtfchaftsgebäude für das Penfionat nPaulinum" des 

»*) Fokf.-Rrpr. nach: EitrydoptdU tParch. 1B83, PI. 813 u. S14. 



^77 

von Zöglingen geboten fein mag — angewiefen ift, fo vermehrt man die Abftände 
der Tifche von Mitte zu Mitte bis zu 3,oo"> und läßt überhaupt die Platzbemeffung 
etwas reichlicher machen als in Fig. 275, damit die Entleerung rafch und leicht 
vor fich gehen kann und der'l'nötige Raum für einige Abftelltifche an den Wänden 



Fig. 278. 




Fig. 279. 



Faulwaffer. 



Obcr- 
gefchoß. 



1:250 

« «9 «S 8 7 8 «ttitOaMISI 

I ■ i » I » I ■ f ' I ' I ■ I ■ I ' I ' I » t t i M ' I ' I 




Erd- 
gefchoß. 



»Rauhen Haufes « zu Hom bei Hamburg**«). 



^) Nach den vom Direktor der Anftalt, Herrn Wiehern zu Hom bei Hamburg, mitgeteilten Plänen 



278 

verbleibt. In Berückfichtigung alles deffen find l,oo bis 1,50«" Grundfläche für 
einen Platz anzunehmen. 

Zweckmäßig erfcheint die Anordnung mehrerer Abteilungen des Speifefaales 
für Zöglinge verfchiedener Alterskiaffen, wie z. B. in Fig. 279. 

In den franzöfifchen Lyceen und Kollegienhäufern pflegen 3 folcher Abteilungen, je eine 
folche für große, mittelgroße und kleine Zöglinge, angeordnet zu fein (fiehe den Grundriß des 
Lyceums zu Quimper unter d, 2). Mitunter haben Externe und Interne befondere Speifeiale (fiehe 
den Grundriß des Penfionats zu Gifors ebenda!.). 

Für die neueren franzöfifchen Lyceen wird für den Speifefaal eine Breite von 8,00» empfohlen; 
ebenfo werden Tifche für je 8 bis 12 Zöglinge als vorteilhaft bezeichnet; für jeden Zögling werden 
50 cm Sitzbreite gerechnet. 

Die Sitzbänke oder Stühle muffen mit Rücklehnen verfehen fein und find 
gleich wie die Tifche, in der Regel ganz aus Holz, mitunter aber mit eifemen 
Oeftellen verfehen (Fig. 276"*). In vielen der in Rede ftehenden franzöfifchen 
Anftalten find Marmortifchplatten mit gußeifemen Füßen eingeführt. Die hölzernen 
Tifchplatten werden zweckmäßigerweife aus Ahorn hergeftellt, der fich weiß 
fcheuem läßt, oder aus Kiefern-, Tannenholz etc., das gebeizt oder poliert wird. 
Unter die Tifche gehört ein Mattenbelag oder Holzfußboden; im übrigen kann 
der Saal mit Fliefenbelag oder mit Terrazzofußboden verfehen fein. 

Die Wände werden zuweilen auf l,ao bis 1,50« Höhe vom Fußboden mit 
gebeizter Holztäfelung oder mit Schmelzfliefen bekleidet oder, in Ermangelung des 
einen wie des anderen Stoffes, mit Ölfarbe angeftrichen. Auch der obere Teil 
der Wände erhält eine in lichteren Tönen gehaltene, einfache Bemalung in Ölfarbe, 
Dies ermöglicht das Abwafchen der Wandungen und verhindert das Eindringen 
des Speifengeruches. 

Die Speifefäle muffen gut erhellt, fowie mit zweckmäßigen Heizungs- und 
Lüftungseinrichtungen verfeheh fein. 

Fig. 279 verdeutlicht die Einrichtung der Speifefäle des mehr erwähnten Penfionats Paulinum 
des »Rauhen Haufes" zu Hom bei Hamburg. Jede der Saalabteilungen für kleine und für große 
Knaben hat eine befondere Vorhalle und gewährt reichlichen Raum für je 80 Sitzplätze; auf einen 
derfelben kommt durchfchnittlich eine Grundfläche von l,60qm; die lichte Höhe beträgt 4,94«. In 
einem niedrigeren Anbau erftreckt fich längs der beiden Speifefäle ein gemeinfamer Tellerwafchraum, 
an den fich ein befonderes Speifezimmer für Kandidaten, das Treppenhaus und das Fremdenzimmer 
anreihen. Die Räume haben Dampfheizung, die Speifefäle und Küche außerdem Sauglüftung. Trotz 
diefer wird die Wirkung des Auftriebes der Küchendünfte in den beiden Aufzügen nicht ganz zu 
vermeiden fein, da letztere unmittelbar von der Kochküche aus befchickt und die Speifen in den 
Sälen felbft herausgeholt werden. Beffer wäre die Anordnung der Aufzüge in befonderen Neben- 
räumen der Kochküche und der Speifefäle gewefen. 

Aus den Grundriffen in Fig. 277 u. 278 erhellt ohne weiteres die Anordnung der Hauswirt- 
fchaftsräume, Wohnungen der Wirtfchafterin, des Verwalters und der Dienftboten im Kellei^gefchoß 
und Obergefchoß. Erfteres hat 2,96», letzteres 2,86 m Lichthöhe. 

Das Wirtfchaftsgebäude "«) wurde 1887—88 von Faulwaffer ausgeführt. 

Ein bemerkenswertes Beifpiel eines Penfionats-Speifefaales außergewöhnlicher Art ift das Refek- 
torium des Koll^ienhaufes Sainte Barbe im Paris. Fig. 276 "*) veranfchaulicht feine Ausrüftung 
und Ausftattung, welche im wef entlichen der foeben empfohlenen Behandlung entfpricht. Der im 
Grundriß i-förmige Saal hat im Lichten eine Länge von*50,oom und eine Breite von 8,80«»^ welche 
fich in der Mitte durch den um 9,oom vorfpringenden Querarm erweitert. Hierdurch werden drei 
Abteilungen des Saales gebildet, welche zufammen 500 Zöglinge, außer den die Aufficht führenden 
Lehrern, faffen. Um diefe große Zahl von Speifenden gleichzeitig aufnehmen zu können, find die 
Tifche fo nahe als irgend möglich, nämlich auf l,8onx von Mitte zu Mitte, zufammengerückt; doch 
find die Sitzbänke für je 5 Plätze, fowohl von dem breiten Mittelgang, als auch von Gängen an 
den äußeren Langwänden aus zugänglich. Die Lichthöhe des Saales beträgt 4,oo m. Er ift in gleicher 
Höhe mit der an den Raum angereihten Kochküche im Grundgefchoß des Gebäudes angeordnet. 
Dasfelbe ift von Lheureux entworfen und ausgeführt 



27Q 

An den Speifefaal reiht man zweckmäßig einen damit durch Schalter ver- 
bundenen Nebenraum, der als Anrichte, Abftell- und Aufwafchraum für Oefchirr 
benutzt wird und zugleich als Mittelglied zwifchen Speifefaal und Wirtfchafts- 
räumen zur Abhaltung der Küchendünfte dient Ein folcher Nebenraum des Speife- 
faales ift nicht allein erforderlich, wenn fich die Kochküche unmittelbar daran 
anreihen läßt, fondem insbefondere auch dann, wenn letztere in einem unteren 
Stockwerk liegt In diefem Falle legt man vor die Kochküche die Speifenabgabe, 
welche in ähnlicher Weife, wie die Anrichte des oberen Stockwerkes, ein weiteres 
Mittelglied zwifchen Speifefaal und Küche bildet 

Eine geräumige, helle und luftige Kochküche mit allen zugehörigen Hilfs- 
und Vorratsräumen ift ein Haupterfordernis einer Penfionsanftalt Die übliche 
Lage der Kochküche im Keller- oder Sockelgefchoß ift nur dann zu billigen, wenn 
hierdurch dem reichlichen Zutritt von Luft und Licht nichts im Wege fteht 
Bezüglich der Einrichtung größerer Küchenanlagen, fowie der dazu gehörigen 
Neben- und Kellerräume wird auf Teil IV, Halbbd. 4 (Abfchn. 1, Kap., 3, unter 6) 
und Teil III, Band 5 (Abfchn. 5, A, Kap. 1 bis 3) diefes «Handbuches« verwiefen. 

Eine fehr gut getroffene Anordnung der Kochküche mit Zubehör zeigt u. a. der Erdgefchoß- 
grundriß der Fürftenfchule zu Grimma (fiehe unter d, 1). Auch im Gebäude des Englifchen In- 
ftituts B. M. V. zu Nümbeiig (fiehe ebendaf.) find die Küchenräume in geeigneter Weife im Erd- 
gefchoß in der Nähe der Speifefäle angeordnet. 

Unentbehrlich ift ferner ein kleiner Küchenhof, durch den der Eingang zu 
den Küchenräumen für Lieferanten und Küchenperfonal ftattfindet 

Eine Gefinde-Eßftube pflegt in nächfter Nähe der Kochküche angeordnet 
zu fein. 

Für die nötigen Schlafftuben und Aborte der Dienftboten ift an geeigneter 
Stelle Sorge zu tragen. 

3) Baderäume. 

Die Notwendigkeit der Einrichtung von Wannen- und Braufebädern zum 
Gebrauch der Angehörigen der Anftalt während der Winters- und Sommerszeit 
ift einleuchtend. Wenn möglich wird auch Gelegenheit zum Baden und Schwimmen 
im Freien oder in einem zu diefem Behufe hergeftellten eigenen Schwimmhaufe 

der Anftalt geboten. 

Auf je 20 Zöglinge ift ein Wannen- und ein 
Braufebad zu rechnen. Über die Einzelheiten der 
Einrichtung gibt Teil III, Band 5 (Abfchn. 5, A, 
Kap. 6) diefes „Handbuches" allen nötigen Auf- 
fchluß. 

Eine empfehlenswerte Einrichtung in den 
franzöfifchen Penfionaten find die Fußbäder. Die 
Größe des Raumes und die Zahl der darin anzu- 
bringenden Badeeimer richtet fich nach der Zahl 
Baderaum im Lyceum zu Vanves»'). j^r zu einer Abteilung gehörigen Zöglinge (un- 

''■" ''* °'^' gefähr 30), welche gleichzeitig das Fußbad zu neh- 

men pflegen. Diefe fitzen inmitten des Badefaales in zwei Reihen, Rücken an 
Rücken, auf Bänken ungefähr 0,40 »> über einem hölzernen Tritt, in den die Bade- 
eimer eingelaffen find. Der Boden der letzteren, fowie der gewöhnlich zemen- 
tierte Fußboden des ganzen Baderaumes ift mit Abfluß und Entwäfferungseinrich- 
tungen verfehen. 



Fig. 280. 




ag6. 
Anrichte. 



297. 
Kochküche 

und 
Zubehör. 



298. 

Dienftboten- 

räume. 



agg. 

Wannen- 

und 

Braufebäder. 



300. 
Fußbäder. 



»»') Fakf.-Rcpr. nach : EncyclopedU d*arch, 1873, S. 164 



Flg. 280 bis 282 '") geben ein Bild der Einrichtung des Baderaales Jm Lyceum zu Vanves. 
Die Zellen für Wannenbäder haben eine Breite von 1,«", find durch niedrige Holz^ndchen von- 
einander getrennt und nach außen hin mit Zugvorhängen gefchloffen. Eine Zellenreihe ift an jeder 
Langfeite des Saales, die Fuß bäderei nrichtung in der Mitte desfelben angeordnet. Die einzelnen 
Eimer halsen eine Entfernung von O.eo m von Mitte zu Mitte. 

Das Alumnat des Joachimsthalfchen Gymnaliums bei Berlin vefflgt über eine eigene Bade- 
anttalt mit Schwimmljecken (Fig. 261, S. 262, in dem mit 8 bezeichneten Oelilude), Die Zöglinge 
der neuen FOrrten- und LandesTchule zu Grimma haben einen Badeplatz an dar am Gebäude vor- 
beifließenden Mulde. 

Fig. 283. 



Badeeinrichtung im Lyceum zu Vanves'»'). — '/«, 



4) Krankenräume. 

Die Krankenzimmer [ollen von den übrigen Räumen der Anitalt möglichft 
abgefondert fein. Dies wird am vollkommenften erreiciit, wenn nach dem Vor- 
gang einiger Erziehungsanftalten ein eigenes Gebäude für die Krankenabteilung 
errichtet ift 

Innerhalb der Krankenabteilung lollen die einzelnen Zimmer nötigenfalls 
auch abgefondert werden können. 

Für Schwerkranke find Einzelzimmer mit einem Bett oder mit zwei Betten 
' anzuordnen; Leichtkranke haben größere Zimmer oder einen Saal mit einer ent- 
[prechenden Zahl von Betten gemeinfam. 

Nach der mehrfach gedachten bayerifchen Minilterial-Vo-fügung ift auf je 10 Zöglinge 
1 Krankenbett vor7ii[ehen und für jedes derfelben ein Luftraum von mindeflens 28 ^bm zu fchaffen. 
Doch geht die hieraus zu berechnende Zahl der Krankenbetten in der Regel üt>er das wirkliche Er- 
fordernis hinaus, während 28ci"° für ein Bett etwas gering bemeffen erfcheint, wenn man erwägt, 
daß in Krankenhäufem hierfür 40 '"•"° Luftraum verlangt zu werden pflegen. 

Ein eigenes Krankenhaus befitzt das Alumnat des Joachimsthalfchen Oymnafiums bei Berlin 
(in dem mit g im Lageplan auf S. 262 bezeichneten Gebäude). Hierbei kommen 13 Beften auf 160 
bis 180 Alumnen, d. i. ungefähr 8 oder 7 auf 100. Auch für die Zöglinge des Penfionats, der 
Knatwn- und der Lehrlingsanftalt des „Rauhen Hanfes" zu Hom bei Hamburg ift eine einftöckige 
Lazarettbaracke (im Lageplan auf S. 264 mit 26 bezeichnet) erbaut worden, die mit allen zur Kranken- 
pflege nötigen, im nächften Artikel vermerkten Räumen und Einrichtungen verfehen ift. Hier 
kommen allerdings auf 210 Z^linge (der 3 Anftalten zufammen) 21 Betten, alfo 10 auf 100 und 
auf ein Bett 26 bis 28 ^bn.. 

An die Krankenzimmer reihen fich Wärterzimmer mit Teeküche, betondere 
Atiorte, Wafch- und Baderäume für die Kranken. Außerdem ift für Wiedeigenefene 



ein Wohn-, Speife- und Aufenthaltszimmer während der Tageszeit fowie eine offene 
Halle oder ein Balkon zur Erholung im Freien anzubringen. 

Hierzu kommen noch mitunter; ein Zimmer zur Aufnahme der Kranken, ein 
Zimmer für Ärzte, eine Hausapotheke und dergl. 

5) Räume zur Betorgung der Wälche. 
Auf dem Lande find für Penfionate eigene Watcheinrichtungen ganz unent- 
behrlich. Jedoch auch in größeren [tädtifchen Inftituten, wo die Wäfche aus dem 
Haufe gegeben und in öffentlichen Walchanftalten betorgt werden könnte, itt die 
Anordnung einer lolchen in eigenem Betriebe ratlam und vorteilhaft 

Die Wafchküche wird am heften in einem betonderen Bau oder, in Er- 
mangelung deffen, in einem Gebäudeteile, in der Regel im Keller- oder Erd- 
gefchoß, eingerichtet, der nur von außen zugänglich und mit den zum Penfionat 
. . Fjg 28, gehörigen Räumen weder durch 

Gänge, noch durch Treppen- 
häufer unmittelbar verbunden iff, 
um das Eindringen der Dämpfe 
und Gerüche der Wäfche mög- 
lichft zu verhindern. 

Angaben über die Bauart 
der Wafchküchen, Iowie über 
die gewöhnlich darin vorkom- 
menden Einrichtungen, ferner 
über Anordnung und Ausrüftung 
von Trockenanlagen, Mangel- 
und Plattftuben, find in Teil III, 
Band 5 (Abrchn. 5, B, Kap. 4) 
diefes rr Handbuches" zu finden; 
Anhaltspunkte für größere An- 
lagen folcher Art mit Mafchinen- 
betrieb gibt die Befchreibung 
der öffentlichen und privaten 
Wafchanftalten in Teil IV, Halb- 
bd. 5 (Abt. V, Abfchn, 3) dafelblt 
Ehe die fchmutzige Wäfche zur Reinigung in die Wafchküche kommt, wird 
fie in der Zwitchenzeit, die möglichtt kurz fein toll, in einem luftigen, trockenen 
Räume aufgehängt, in dem auch das Sortieren der Wäfche, je nach Stoff, Farbe, 
Größe u. dergl, erfolgen kann. Hierzu dient gewöhnlich eine Dachboden kämmen 
Die gereinigte Wälche wird in der Leinenfchrankftube aufbewahrt, die zu 
diefem Behufe geräumig, luftig, fowie mit Schränken und offenen Gefachen aus- 
gerüftet fein muß, zu denen die Luft leicht Zutritt hat (Fig. 283 '**). Außerdem 
muß lieh in der Leinenlchrankftube in der Nähe der Fentter Platz finden für 
einen großen Tilch, auf welchem die Wäfche aufgelegt und zum Einräumen in 
die Schränke geordnet werden kann. 

An die Leinenfchrankftube oder an die Plättftube reiht fich eine Stube zur 
Ausbefferung der fchadhaften Wäfche, falls hierzu nicht die Plättftube verwendet 
wird, was häufig der Fall ift Ein einfenitriger, heller Raum mit einigen Arbeits- 
plätzen für die Näherinnen ift ausreichend. 

"■) T»kl.-Repr. Mdi: Eacjelapiäe rf*(wt*. 1873, S. 166. 



Weißzeugtchrank in der Lingerie des Lyceums 
zu Vanves""). — '/jo w. Qr. 



282 



3o6. 
Betfaal. 



307. 
Bibliothek 

und 
Lefezimmer. 



30ß. 

Tanz- 

und 

Fechtraal. 



309. 
Turnhalle, 
Spielplätze, 

Höfe 
und Oärten. 



Die vorerwähnten Wäfche- und Weißzeugräume find in Fig. 278 (S. 277) in Zufammenhang 
gebracht, und nebenan ift die Wohnung der Näherin angeordnet. 

6) Räume für allgemeine Benutzung und Verwaltung. 

Ift keine Hauskapelle vorhanden, fo ift doch ein eigener Raum für Abhaltung 
der Morgen- und Abendandacht erforderlich, weil die Benutzung anderer Räume 
für diefen Zweck deren rechtzeitige Reinigung und Lüftung ertchwert und weil 
die Zöglinge ihre Andacht in einem Betfaale in gefammelterer Stimmung verrichten, 
als in einem Räume, der gewöhnlich ganz anderen Zwecken dient 

Ohne die ethifche Bedeutung des Betfaales zu unterfchätzen, braucht derfelbe 
doch nicht in der Art behandelt zu werden, daß man diefem Räume einen aus- 
fchließlich kirchlichen Charakter gibt Nicht einmal die Lage in der Hauptachfe 
des Bauwerkes ift unbedingt erforderlich. Die Ausftattung desfelben foll einfach 
ernfter, echt baukünftlerifcher Art fein. 

Der Betfaal hat gewöhnlich keine außerordentliche Höhe, fondem 4,oo bis 
4,50", wie das jeweilige Stockwerk. Für jeden Zögling ift 1^" Bodenfläche zu 
rechnen. Der Raum muß hell, leicht heizbar und unter den Sitzbänken mit einem 
hölzernen Fußboden verfehen fein; die Gänge können mit Fliefen und dergl. be- 
legt werden. 

Für die Penfionate haben Bibliothek und Lefezimmer infofem eine noch 
größere Bedeutung als in Anftalten, die ausfchließlich Unterrichtszwecken dienen, 
weil die Zöglinge der Penfionate ihre ganze freie Zeit darin verbringen, deshalb 
auch auf Bibliothek und Lefezimmer angewiefen find und darin geiftige Anregung 
und Gelegenheit zum Selbftftudium finden follen. Das Lefezimmer der Zöglinge 
ift daher mit bequemen Einrichtungen zum Lefen und Schreiben, wohl auch mit 
befonderen Arbeitsplätzen zum Zeichnen und Auflegen großer Werke zu verfehen. 
Die Bibliothek umfaßt Räume von genügender Größe und Ausrüftung für eine 
Bücherfammlung, deren Umfang der Bedeutung der Anftalt angemeffen ift 

In diefer und anderer Hinficht kann auf die Bibliotheken des Joachimsthalfchen Gymnafiums 
bei Berlin (Fig. 291, S. 289), fowie der Fürftenfchule zu Grimma (Tafel bei S. 288) verwiefen 
werden. Erftere nimmt die Höhe von Erd- und 1. Obergefchoß ein und ift mit Magazinsein- 
richtung verfehen. 

Als Tanzfaal dient ein Raum, deffen Größe nach der Zahl der zu einer 
Klaffe gehörigen, gleichzeitig übenden Tanzfchüler bemeffen ift, wobei auf einen 
Zögling etwa 2i" zu rechnen find. Jedenfalls foll der diefem Zwecke dienende 
Raum nicht kleiner als 50^" fein. In den Tanzfaal gehört ein Stabfußboden von 
gewächftem Eichen- oder Kiefernholz, in Nut und Feder gelegt, um das Auftreiben 
des Staubes möglichft zu verhindern und das Tanzen zu erleichtem. 

Einen eigenen Fechtfaal findet man oft in großen franzöfifchen Knaben- 
penfionaten; in deutfchen Anftalten diefer Art pflegt die Turnhalle zugleich als 
Fechtboden benutzt zu werden. Zur Aufbewahrung der Waffen und Fechtgeräte 
dient ein Nebenraum. 

Hinfichtlich der Turnhalle, die in franzöfifchen Erziehungsanftalten für Knaben 
zugleich Exerzierhaus ift, fowie der bedeckten und unbedeckten Spielplätze, Höfe 
und Gartenanlagen (S. 261), gilt dasfelbe, was fchon in Art. 96 bis 98 (S. 75 
bis 77) über diefe Beftandteile der Schulhausanlagen ganz allgemein auseinander- 
gefetrt wurde. Doch ift ergänzend zu bemerken, daß — mehr noch als bei den 
Gymnafien und Realfchulen, in denen die Schüler nur während des Unterrichtes 
verweilen — bei den Penfionaten, in denen die Zöglinge den ganzen Tag zubringen 
muffen, für Wandelhallen, Spielplätze und andere geeignete Erholungsräume Sorge 



283 

zu tragen ift, um fich darin, auch bei fchlechter Witterung, nach der Arbeit frei 
bewegen und tummeln zu können. 

Zur Pflege der Körperübungen und der darauf hinwirkenden Spiele in gefchloffenen Schul- 
anftalten (Alumnaten und dergl.) mahnt eine 1889 erlaffene Verfügung des preußifchen Minifters der 
geiftlichen, Unterrichts- und Medizinalangel^enheiten **•). Darin werden folche Einrichtungen em- 
pfohlen, welche die Jugend anregen, ihre Mußeftunden entweder zu Spielen, die fowohl den Körper 
ftählen, als harmlofe Freude bereiten, oder zu finniger Handarbeit zu verwenden. Insbefondere ift 
das K^elfchieben erwähnt, das bei Schülern aller Alterskiaffen in Anftalten, in denen es eingeführt 
ift, in großer Beliebtheit ftehe. 

Die Erfolge, die in englifchen Erziehungsanftalten in diefer Hinficht erzielt wurden, find 
bekannt. 

Der Pförtner braucht ein Dienftzimmer zunächft dem Haupteingang, den er 310. 
zu überwachen hat, und eine Wohnung, beftehend aus Wohn- und Schlafftube, ^"'„^d"^ 
Kammer, Küche und Keller. Wohnung und Dienftzimmer find zuweilen in einem ven^itungs- 
befonderen Pförtnerhaufe, meift aber im Hauptgebäude felbft, im Erd- oder Sockel- [^"^^^' 
gefchoß, untergebracht wohnungen. 

Bei gefchloffenem Baufyftem der Gebäudeanlage gelangt man vom Ein- 
gangstor zu einer geräumigen Flurhalle, die zugleich Wartehalle für Fremde und 
für auswärtige Schüler ift, falls das Penfionat mit Extemat verbunden ift. Hieran 
reihen fich zwei Sprechzimmer, je ein folches für die Angehörigen der älteren und 
der jüngeren Zöglinge. Die Sprechzimmer Tollen hell, behaglich und mit be- 
quemen Sitzmöbeln, Tifch, Büchergeftell und dergl. ausgerüftet fein. In nächfter 
Nähe des Einganges und der Flurhalle find femer anzuordnen: Anmeldezimmer, 
Rechner- und Kaffenzimmer und Zimmer der in der Anftalt wirkenden Lehrer. 
Das Direktorzimmer nebft Vorzimmer ift meift mit dem Sitzungszimmer in Zu- 
fammenhang gebracht und in möglichft zentraler Lage angeordnet. 

Alle vorgenannten Räume pflegen in einem befonderen Verwaltungs- oder 
Direktionsgebäude eingeteilt zu fein, wenn die Gefamtanlage der Anftalt kein 
gefchloffenes Baufyftem bildet, fondem in eine Anzahl einzelner Gebäude auf- 
gelöft ift 

Bei ländlichen Penfionaten ift die Notwendigkeit der Anordnung von Woh- 
nungen für den Direktor, Verwalter und Auf feher, fowie für die Lehrer der Anftalt 
ohne weiteres einleuchtend. Auch in ftädtifchen Penfionaten dürfen Wohnungen 
des Direktors und wenigftens eines Beamten der Anftalt nicht fehlen; fei es nun, 
daß diefe Wohnungen im Hauptgebäude felbft enthalten find, fei es, daß befondere 
Wohnhäufer diefem Zwecke dienen. 

Das Dienftperfonal bewohnt teils einzelne Zimmer, teils gemeinfame Schlaf- 
ftuben und Kammern, welche an paffenden Stellen der Anlage eingereiht find. 



7) Unterrichtsräume. 

Bezüglich Anlage und Einrichtung aller zum Penfionat gehörigen Klaffen- 
und fonftigen Schulräume kann wiederum auf die bezüglichen eingehenden Dar- 
legungen in den vorhergehenden Kapiteln verwiefen werden. 

Die in Abfchn. 1, A, Kap. 1 u. 2 befchriebenen Vorkehrungen für Waffer- 
verforgung und Entwäfferung, für Heizung, Lüftung und Erhellung der Gebäude- 
anlage find in den Penfionaten umfo nötiger, als letztere nicht allein zur Er- 
ziehung und zum Unterricht, fondern auch zur Beherbergung einer mitunter fehr 
erklecklichen Anzahl von Zöglingen verfchiedener Alterskiaffen beftimmt find. 



"^ Siehe: Centralbl. f. d. gef. Unterr.-Venr. in Preußen 1889, S. 521. 



3". 

Unterrichts- 

räume. 



284 



Beifpiel 
I. 



313. 
Beifpiel 

II. 



d) Beifpiele. 

Zur Verdeutlichung der im vorhergehenden gefchilderten verfchiedenartigen 
Anlagen von Penfionaten und Alumnat.en dienen die nachfolgenden Vorbilder 
kleinerer und größerer Anftalten diefer Art 

1) Deutfche Penfionate und Alumnate. 

Das Dina-Zaduck'Nauen-Cohn'lcht Stiftshaus zu Berlin (Fig. 284 bis 286 ^^% 
1880 von Schwatlo erbaut, ift eine derjenigen Erziehungsanftalten, welche keine 
Schulräume zu enthalten brauchen, da die Zöglinge zum Zweck des Unterrichtes 
in die öffentlichen Schulen gefchickt werden. 

Das zur Erziehung und Ausbildung einer kleinen Zahl unbemittelter jüdifcher Knaben be- 
ftimmte Gebäude liegt im Hinterland des betreffenden Grundftückes, das nach der Straße zu mit 
einem Vordergebäude felbftändiger Art, Verkaufsläden und Herrfchaftswohnungen enthaltend, über- 
baut ift Das Stiftshaus hat die ausfchließliche Benutzung eines Gärtchens und eines Turnplatzes, 
welche vom Hof des Vorderhaufes durch ein fchmiedeeifemes Gitter abgefchloffen find. 

Das Stifts- und Penfionshaus enthält außer dem 2,70 « hohen Kellergefchoß ein Erdgefchoß 
von 3,30 «n, ein I. und IL Obei^fchoß von je i,50"> und ein Dachgefchoß von^2,50« Höhe (von 



Fig. 284. 



Fig. 285. 



Fig. 286. 





Erdgefchoß. "• 



I. Obergefdioß. 



II. ObergefchoBu 



l' h l'^' l ' l '^' l «l'i^ ^ 



1:500 
s 



+ 



10 



-f- 



15 

-4- 



Dina-Zaduck-Nauen'Cokn*{c\i€S Stiftshaus zu Berlin "<^). 

Arch. : Schwatlo, 

Oberkante zu Oberkante Fußboden gemeffen). Im Untergefchoß befindet fich vom Eingangsflur 
rechts die große Kochküche mit Aufwafchraum , Aufzug und Speifekammer, fowie Mädchenftube, 
links die Wafchküche, Roll- und Plättftube. Durch den in der Achfe des Eingangsflurs gelegenen 
Deckenlichtraum gelangt man zur maffiven Treppe, welche im I. Obergefchoß zum Arbeitszimmer 
der Zöglinge, dem Wohn- und Arbeitszimmer des Penfionsvaters, fowie zum großen Speifefaal 
nebft Anrichteraum führt. Im IL Obergefchoß erftrecken fich über diefen Räumen die Schlafzimmer 
der Familie des Penfionsvaters und der Schlaffaal der Zöglinge nebft Wafchraum; im Dachgefchoß 
find Refervezimmer, ein großes Badezimmer, fowie ein Krankenzimmer angel^ Alle Stockwerke 
haben Aborte mit Wafferfpülung, fowie mit Lüftungs- und Deckenlichteinrichtungen. 

Ein Beifpiel eines freiftehenden Gebäudes einer kleinen Erziehungs- und 
Unterrichtsanftalt ift das Pe/falozzi-StiftshdiUs zu Dresden (Fig. 287 u. 288 ^•O» 
welches 1876 von Heyn erbaut worden ift. 

Das Pe/talozzi-Siih, das 1830 vom pädagogifchen Verein in Dresden gegründet wurde, hat 
die Beftimmung, Knaben, deren Eltern tot oder infolge fchweren Unglückes außer ftande find, 
ihre Kinder felbft zu erziehen, außerdem auch andere Knaben gegen ein angemeffenes Penfion^eld 
aufzunehmen und zu unterrichten. Hierzu dient das nebenftehend dargeftellte Gebäude, das von 
einem ziemlich ausgedehnten, an den Wald grenzenden Garten umgeben ift. Das 49 « lange Haus 
ift für 60 Zöglinge berechnet und befteht, außer dem Kellergefchoß, aus Erdgefchoß und Ober- 
gefchoß, über dem nur im Mittelbau ein weiteres niedriges Obergefchoß aufgefetzt ift. Aus den 
Grundriffen des Erd- und L Obergefchoffes geht die Anordnung der Haupträume, die fämtlich 



*«>) Nach : Rombero's Zeitfchr. f. prakt Bauk. 1880, Taf. 36. 

»•») Nach den von Herrn Baurat Profeffor Heyn in Dresden frcundüchrt zur Verfügung geftellten Plänen. 



285 

durch hell erleuchtete Gänge, Treppen und Vorräume in Verbindung gebracht find, hervor. Die 
Zöglinge gelangen aus den im ErdgeTchoß gelegenen Schlaflalen zunächft in die Walchräume, dann 
in die Ankleideräume und von hier aus über Flur und Haupttreppe nach dem OtÄrgelchofl , wo 
die Lehizimmer"»), der Speife- und Feftlaal, lowie die übrigen, teils für den Untem'cht und die 
Verforgung der Zöglinge, teils für die Verwaltung erforderlichen Räume der Anftalt angeordnet 
find. Im II. Obergefchoß des Mittelbaues liegt die Wohnung des Stiftsdirektors, tjeftehend aus 
5 geräumigen Zimmern, Kammer und Küche. Das Kelleigefchoß umfaßt, an der Vorderfeite links 
beginnend: Nähftube, Wafchküche, Vorratsraum, Kohlenkeller, Küchenftube, Kochküche, Baderaum; 
an der Rückfeite: Wirtfchaftskeller, Hausmannsftube, bezw. Wiehsraum und Aborte; an der Neben- 
feite in Verlängerung der Gänge: Kohlenkeller, bezw. Oartengeräteraum. Ein Speitenaufzug ver- 
mittelt die Verbindung zwifchen Küche und Speifefaal. 



Pe/iahzzi-Stiftsha.üs zu Dresden"'). 



Aich.: Hfjfn. 

Die Oefchoßhöhen (von Fußboden zu Fußboden-Oberkante) betragen : KellergefchoßSS,« " 
Erdgerchoß 4,»o™, I. Obergefchoß in den Seitenflügeln 4,io", im Mittelbau 5,«™, (I. Obergefchoß 
des Mittelbaues S,»«. 

Zur Erwärmung der Räume dient eine Luftheizung nach Kdling'lzhtm Syftem, mit welcher 
wirkfame Lüftungsvorkehrungen für Entfernung der verdorbenen Luft in Verbindung ftehen. Die 
Ausführung'des Gebäudes erforderte im ganzen eine Summe von 168500 Mark, wovon auf l^bm 
umbauten Raum, von Kellerfußboden bis Oberkante Hauptgefims, 16,50 Mark entfallen. 

Das Englifche Inftitut B. M. V. zu Nürnberg ift ein Penfionat mit höherer 
Mädchenfchule für externe und interne Schülerinnen. Der für diefe Zwecke 1880 
von Eyriäi errichtete Neubau (Fig. 289 u. 2go"*) mußte auf enger Bauftelle von 
rund ^i*^, die an drei Seiten von Nachbargrundftücken, an der vierten Seite 
von der Tafelhofftraße begrenzt ift, errichtet werden. 

■■) Ein« Aitln Lfhrzimmtr, iowit ein ZEmmpr des Erdgefchofte finit nurmdir als Arlwils. und Wohniimmcc 
der Zöglinge elngerlchlet *ord«i. 

•^ Nach den von Herrn Archlleklen Eyrlth in NQrnberg frenndllchll zur Vcrffigung gcrteilhn PUuien, 



28Ö 



Geftalt und Lagt des Bauplatzes waren naturgemäß von Einfluß auf die Grundrißanordnung, 
bei welcher es vor allem darauf ankam, die Haupträume, insbefondere die Schulzimmer, gut zu 
erhellen und vom ftörenden Straßenlärm abzufondern, anderenteils in bequeme Verbindung mit 

Fig. 289. 




I. Obergefchoß. 



Vmwi w. Or. 



Fig. 290. 




ErdgefchoJ. 

Englifches Inftitut B. M. V. zu Nürnberg»«»). 

Arch.: Eyridi. 

dem Garten zu bringen. Diefen umfaßt das im Grundriß hufeifenförmige Gebäude, deffen welt- 
liche und örtliche Teile dreigefchoffig find, wogegen der die Verbindung herftellende Schlaffaalbau 
nur zweigefchoffig ift Von der Straße aus gelangt man durch die überbaute Einfahrt in das Innere 



287 

des Haufes, deffen Raumeinteilung im Erdgefchoß und im L Obergefchoß aus Fig. 289 u. 290 
hervorgeht Das II. Obergefchoß bildet im öftiichen Flügel ein hoher Manfardendachftock, der 
födlich vom Treppenhaus 2 einfenftrige Schlafzimmer und 1 zweifenftriges geräumiges Kranken- 
zimmer, nördlich vom Treppenhaus 1 Schulzimmer, die Bodentreppe und 2 Mufikzimmer enthält 
Das II. Obergefchoß des am Schlaffaalbau beginnenden, weftlichen Gebäudeteiles hat genau die- 
felbe Einteilung wie im I. Obergefchoß. Auch die Beftimmung der Räume ift diefelbe, mit Aus- 
nahme der Räume über den Zimmern der Oberin, der Lehrerin und des Vorzimmers, die im 
IL Obergefchoß den Englifchen Fräulein zugeteilt find; fie bilden mit den zugehörigen Zimmern 
des I. Obergefchoffes und des Erdgefchoffes gewiff ermaßen das Ordenshaus, d. h. denjenigen Ge- 
bäudeteil, deffen Anordnung kennzeichnend ift für das zur Erziehung der weiblichen Jugend im 
katholifchen Glauben beftimmte Englifche Inftitut B. M. V. Einen Hauptteil desfelben bildet die 
im Erdgefchoß gelegene Hauskapelle. Die Schule unterrichtet 470 bis 480 Schülerinnen im Alter 
von 6 bis 16 Jahren *<**). Davon kommen ungefähr 450 auf das Extemat und 30 auf das Internat. 
Für Zwecke des Unterrichtes und der Übungen dienen die in den einzelnen Stockwerken verteilten 
12 Schulzimmer, mehrere Mufik-, bezw. Klavierzimmer und im Erdgefchoß ein großer Erholungs- 
und Tumfaal, der zugleich bei mufikalifchen Aufführungen und dergl. als Feftfaal dient Als Arbeits- 
zimmer der Penfionärinnen wird der im Erdgefchoß des öftiichen Flügels gelegene vierfenftrige 
Speifefaal benutzt, der während der Schulzeit vormittags und nachmittags gelüftet wird. Die Pen- 
fionärinnen haben einen gemeinfamen Schlaffaal, der fehr reichlich Raum hat für 20 Zöglingsbetten 
und für 3 Betten der Auffichtsdamen , nämlich rund 10 qm Bodenfläche und 40 cb« Luftraum für 
1 Bett. Die übrigen Zöglinge fchlafen in mehreren kleineren Räumen. Das Erdgefchoß des Oft- 
flügels enthält außer dem vorerwähnten vierfenftrigen Speifefaal der Zöglinge noch den näher bei 
den Küchenräumen gelegenen, dreifenftrigen Speifefaal der Ordensfrauen. 

Die Stockwerkshöhe, einfchl. Gebälke, beträgt 4,30m; nur die Hauskapelle, deren Fußboden 
um 3 Stufen tiefer liegt als derjenige des Erdgefchoffes, ift etwas höher. 

Die Schaufeite des Haufes nach der Tafelhofftraße zu ift in Sandftein in den Formen der 
italienifchen Renaiffance, in den beiden Obergefchoffen durch Pilafter- und Bogen ftellungen, im 
Erdgefchoß durch Bogenfenfter und Boffenquader gegliedert Die nach dem Hofe zu liegenden 
Schulräume haben in üblicher Weife Fenfteröffnungen mit wagrechtem Sturz. Auch diefe Hof- 
fronten und von den Außenfronten insbefondere die Nordoftecke des Gebäudes find in wirkfamen, 
wenngleich einfachen Bauformen durchgebildet. 

An der Südfeite des Gartens find Wafch- und Badehaus, fowie Backhaus errichtet. 

Eine fehr anfehnliche Anlage von gefchloffenem Baufyftem mit großem ^31^5.^^ 
Binnenhof ift die neue, von Nauck erbaute Fürften- und Landesfchule zu Grimma iv. 
(fiehe die nebenftehende Tafel). 

Die Entftehung der Anftalt ift in Art. 275 (S. 257), die Gebäudeanordnung im großen und 
ganzen in Art. 285 (S.263) befchrieben und auf die Einrichtung im einzelnen wurde mehrfach 
unter c Bezug genommen. 

Die Schule umfaßt die 6 oberen Gymnafialklaffen mit ungefähr 180 Schülern, von denen 
126 in dem mit der Schule verbundenen Internat, fämtlich durch Verleihung von Alumnatsf teilen, 
vollf tändig verpflegt werden. Das Hauptgebäude, welches fämtliche hierzu erforderlichen Räume 
mit Ausnahme der felbf tändigen Nebenbauten (Turnhalle und Keffelhaus) enthält, hat eine durch- 
fchnittliche Länge von 112 m, eine Tiefe von 67» und umfchließt den mit Gartenanlagen verf ebenen 
Hofraum von ziemlich 80" Länge und 32» Breite. Das Bauwerk ift aus dem Baugrund fo hoch 
herausgehoben, daß felbf t ht\ ganz außergewöhnlichen Hochwaffem der nahe vorüberfließenden 
Mulde die Räume des Erdgefchoffes noch über der Hochwafferlinie liegen. Die nach Norden, 
Often und Süden gelegenen Gebäudeteile haben außer dem Kellergefchoß drei Stockwerke, während 
der nach Weften gerichtete, zwifchen den Seitenflügeln gelegene Verbindungsbau nur zweigefchoffig 
ift. In letzterem find im Erdgefchoß die Eingänge, der Haupteingang mit Flurhalle in der Mitte, 
fowie zwei Nebeneingänge zu beiden Seiten angeordnet; dazwifchen liegen links Warte- und Befuchs- 
zimmer, Archiv und Abfertigungsräume, rechts Gefchäftszimmfer und Wohnung des Hausmeifters. 
Im Obergefchoß erftrecken fich über diefen Räumen Bibliothek und Lefezimmer, fowie die Wohnung 
des Wirtfchaftsfekretärs, im Dachftock Bodenraum, Kammern und einige Refervekrankenzimmer. 
Nebentreppe und Aborte liegen an den beiden Enden diefes Verbindurigsbaues. Die umfchließenden 
drei Gebäudeflügel enthalten: im Erdgefchoß, Nordflügel, die Kochküche mit Zubehör und den 
Speifefaal; Oftflügel, 6 Klaffen zu je 30 Schülern, fonftige Unterrichtsräume und den Betfaal; Süd- 



iM) Mach den gefälligen Mitteilungen der Frau Inftitutsoberin. 



288 

flügel, einige weitere Schulzimmer, Baderäume und die Wohnung des Heizers; im I. ObeiTgefchoß, 
in derfelben Reihenfolge, Tanzfaal, Vorraum und Feftfaal mit Büffet, zugleich Eingangsflur und 
einer Kleiderablage für Damen; femer 8 Studier- und Wohnzimmer der Zöglinge mit den zu- 
gehörigen 8 Kleiderkammem, 6 Mufikzimmer, fowie die abgefchloffene Krankenabteilung mit Zimmer 
des Arztes und Wohnung des Krankenwärters; im II. Obei^efchoß, wieder am Nordflügel be- 
ginnend, Gefangsfaal mit Mufikalienzimmer, oberer Teil des durch beide Obergefchoffe gehenden 
Feftfaales mit Tribünen, fodann die Rektorswohnung, deffen Amtszimmer und den Synodal- oder 
Schulratsfaal, femer die Schlaf- und Wafchfäle der Zöglinge mit einem Aufwarterzimmer. Das 
Kellergefchoß erftreckt fich unter dem ganzen Gebäude und enthält, außer den Luftzufühmngs- 
und Heizkammem, die Wafchküchen, Wirtfchafts- und Kohlenkeller der Anftalt, fowie der einzelnen 
Wohnungen, ferner Putzräume, Gerätekammem, Arbeits- und Werkzeugsräume für den Mafchiniften 
und dergl. Die ftattliche Haupttreppe liegt im Mittelbau des Oftflügels gegen den Hof; anfchließend 
an diefen Langbau find zwei Nebentreppen, je eine am Nord- und Südflügel, außerdem im Weft- 
flügel die zwei vorerwähnten Nebentreppen angeordnet. Aborte finden fich an geeigneten Stellen 
in jedem Stockwerk. Von den Hof- und Gartenanlagen führen im Erdgefchoß in der Mitte des 
Nord-, Oft- und Südflügels Eingänge mit vorgelegten Freitreppen in das Innere des Haufes, zu dem 
man im Weftflügel von den drei Einfahrten aus gelangt. 

Entlang der Mulde befindet fich ein geräumiger, etwa 270» langer, durchfchnittlich 16« 
breiter Spielplatz für die Schüler, der bedeutend aufgefüllt und, durch eine Futtermauer geftützt, 
über dem gewöhnlichen mittleren Hochwaffer der Mulde liegt. Dort befindet fich auch ein Bade- 
platz zur Benutzung der Schüler während des Sommers. 

Der von den beiden Kammern des Landtages im Frühjahr i886 zur Ausfühmng genehmigte 
und im Heii>ft desfelben Jahres in Angriff genommene Neubau fteht in der Hauptfache wieder 
auf der alten hiftorifchen Stelle des ehemaligen Auguftinerklofters, das feit feiner 1550 erfolgten Um- 
wandelung zur Fürftenfchule mehrere Umbauten erfahren hatte. Doch ift das neue Hauptgebäude 
etwas nach Norden derart verfchoben, daß es einen größeren Abftand von der zur Anftalt ge- 
hörigen Klofterkirche hat als früher. Der hierdurch entftehende Plati wird als Turnplatz benutzt 
und ift nach der Straße zu durch die unmittelbar mit diefem Platze in Verbindung ftehende Turn- 
halle abgefchloffen. 

Außer der Turnhalle befindet fich an der Kloftergaffe ein befonderes Dampfkeffelhaus, welch 
letzteres für die Keffelanlage der im Hauptgebäude auszuführenden Sammelheizungs- und Lüftungs- 
anlage dient. 

Von der äußeren und inneren Erfcheinung geben die beiden Anfichten auf nebenftehender 
Tafel "*) einen Begriff. Die Gebäude find in den Formen der deutfchen Renaiffance im Rohbau 
von Porphyr, Sandftein und Ziegeln ausgeführt. 

Das Hauptgebäude mußte in zwei Abfchnitten ausgeführt werden, damit ein Teil der Unter- 
richts- und Wohnräume der alten Schule während der Bauzeit noch erhalten und benutzt werden 
kann. Die nördlichen Teile bis einfchl. Mittelbau des neuen Schulhaufes und das Dampflteffelhaus 
find feit Oftem 1889 im Gebrauch; der übrige Teil des Gebäudes wurde 1891 beendet. Die Bau- 
koften für (amtliche Gebäude und Anlagen, einfchl. der inneren Ausruf tung, waren zu 1 131666 Mark 
veranfchlagt. 

Bcif^iei ^^^ Joachimsthalfche Qymnafium und Alumnat zu Wilmersdorf bei Berlin 

V. zählt zu den bedeutendften Inftituten feiner Art und kennzeichnet lieh durch die 

Anlage einer Anzahl einzelner für die verfchiedenen Zwecke der Anftalt für fich 

errichteter Gebäude. Dasfelbe wurde 1876—80 nach Zaßrau*s Entwürfen von 

Klutmann ausgeführt. 

Nachdem bereits in Art. 285 (S. 2O3) von diefer Anftalt im allgemeinen die Rede gewefen 
und ihr Lageplan in Fig. 261 (S. 262) dargeftellt ift, auch ihre Einrichtungen unter c mehrfach 
hervorgehoben worden find, braucht an diefer Stelle hauptfächlich nur das Hauptgebäude kurz be- 
fchrieben zu werden. Dasfelbe hat, außer dem unterkellerten Erdgefchoß, noch 3 Stockwerke. 
Fig. 291 ^^) zeigt den Grundriß des I. Obergefchoffes, und in dem beigegebenen Verzeichnis 



*••) Die mit.Ocnchmigung des königlichen Minifteriums des Kultus und des öffentlichen Unterrichts in Dresden er- 
folgte Mitteilung der Pläne der neuen Fürftenfchule verdanken wir, außer Herrn Geheimen Oberbaurat Canxler, dem mit 
dem Bau betrauten Herrn Baurat Naaek. 

*••) Nach dem mit Genehmigung der Königl. preußifchen Minifterial-Baukommiffion von Herrn Bauinfpcktor #ö«^ 
mann erhaltenen Plan, fowie auch: Statiftifche Nachweifungen, betreffend die in den Jahren 1881 bis einfchl. 1885 voll- 
endeten und abgerechneten Preußifchen Staatsbauten aus dem Gebiete des Hochbaues. S. 29 u. 36. 



HofanHcht 

nach 

Norden. 




Hindbudi der Aidiitektur. IV. G, a. (3 Aufl.) 



Fflrften- und 



IM 



Hauptanficht 



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li i^ 



I - i S 
8 B E > 



der Räume des II. und III. Obergefchoffes, fowie des Erdgefchoffes ift auch die Verteilung der- 
felben im wefentlichen angegeben. 

Daraus erhellt, daß das Hauptgäude, außer 22 Dienftwohnungen, im linken Z-förmigen Flügel 
einfchl. des anftoßenden Eckteiles des Mittelbaues, die Räume des eigentlichen Alumnats, dag^en 
im rechten Flügel, einfchl. des anftoßenden Eckteiles des Mittelbaues, fämtliche Unterrichtsräume 
des Gymnafiums enthält, während der Mittelbau im übrigen vornehmlich die Räume für allgemeine 
Zwecke, fowie für die Abhaltung von Feftlichkeiten und für die Erholung der Angehörigen der 
ganzen Anftalt umfaßt, nämlich unten: Kaffenräume, Archiv, Bibliothek, oben: Gefangsfaal, Lefe- 
faal, in welchem auch Erfrifchungen genoffen und gefeilige Unterhaltungen gepflogen werden 
dürfen, femer die Voraula und im Anfchluß hieran die große, 600 Perfonen faffende Aula, deren 
Apfis mit einer Bühneneinrichtung für Theatervorftellungen verfehen ift. 

Das Internat fetzt fich aus 8 Infpektionen zufammen, welche durchfchnittlich 17 Zöglinge ent- 
halten, nötigenfalls aber bis zu 22 aufnehmen können. Jede Infpektion verfügt über 2 Wohn- und 
Studierfäle, 2 Schlaffäle, einen gemeinfamen Wafchraum, fowie über 1 Wohn- und 1 Schlafzimmer eines 
unverheirateten Hilfslehrers, der die Aufficht über die Zöglinge der Infpektion allein zu führen hat. 
Diefe zufammengehörigen Räume find, wie der Grundriß zeigt, in 3 Abteilungen gruppiert und 
jede für fich in den 3 Südflügeln bis einfchl. des Mittelbaueckteiles angeordnet. In letzterem, 
fowie im anftoßenden linken Flügel des Vorderbaues befindet fich, im I. Obergefchoß und in 
einem Teile des Erdgefchoffes, die Wohnung des Direktors; das II. und III. Obergefchoß des füd- 
öftlichen vorderen Eckrifalits nimmt der Betfaal ein. Die Gefchoßhöhen betragen: im Erdgefchoß 
3,70«, im I. Obergefchoß 4,75«, im II. und III. Obergefchoß je 4,50ni; die Aula hat eine Höhe 

von 11,52«». 

Nach Weften reiht fich an den rückwärtigen Querflügel des Alumnats das Wirtfchaftsgebäude 
an, das in dem 4,98« hohen Erdgefchoß die Kochküche mit zugehörigen Räumen, darüber den 
vom I. Obergefchoß aus zugänglichen Speifefaal für 200 Perfonen enthält. Die Höhe desfelben, 
einfchl. Gebälk, beträgt 7,14". Am Wirtfchaftsgebäude entlang (fiehe Fig. 261, S. 262, bei 10) führt 
eine bedeckte Halle, die fich zu einem Hallenhof, dem Vorhof der Wafch- und Badeanftalt (8) 
erweitert und die Verbindung mit diefem Gebäude, fowie weiterhin mit dem Krankenhaus (9) her- 
ftellt. Die Wafch- und Badeanftalt bildet ein - wohlgeordnetes Bauwerk mit einem unterkellerten, 
90 m großen Schwimmbecken, an das fich einerfeits die Räume für Einzelbäder, andererfeits Wafch- 
küche, Rollkammem, Keffelhaus und Dampfpumpenraum anreihen. Das Krankenhaus befteht aus 
dem unterkellerten Erdgefchoß und dem Obergefchoß, in denen Krankenräume mit 13 Betten und 
Zubehör, fowie 2 Dienftwohnungen untergebracht find. In der Hauptachfe der Bauanlage, im 
Mittelpunkte des ganzen Anwefens, liegt die Turnhalle (2), welche ohne die Nebenräume eine 
Fläche von 360 9» bedeckt und 7,25« hoch ift. In der Nähe befindet fich die Kegelbahn (12), 
Außerdem find im weftlichen und nördlichen Teil des (ohne Spielplatz) 3,4 ^»» großen Grundftückes 
5 unterkellerte, zweiftöckige Wohnhäufer (3 bis 7) mit je 2 Familienwohnungen für Lehrer errichtet. 
Ein Pferdeftall (//) mit 2 Pferdeftänden fteht an der füdöftlichen Grenze. 

Das Hauptgebäude ift in Ziegelmauerwerk mit Verblenden! und in Sandftein für die Ar- 
chitekturteile ausgeführt und hat, trotz der im ganzen einfachen baukünftlerifchen Behandlung, ein 
fehr ftattliches Ausfehen. Von befonders kräftiger Wirkung ift der ftark vortretende Mittelbau, mit 
den durch Erdgefchoß und I. Obergefchoß durchgeführten Bogenhallen, fowie den hohen Sälen 
der oberen Stockwerke. Ein am nördlichen Nebenflügel angeordneter Wafferturm von 30,50 m Höhe 
überragt das Bauwerk. Das Standbild des Kurfürften Joachim, des Stifters der Anftalt, fchmückt 
den Platz, der die Eingangshalle des Hauptgebäudes von der von Berlin nach Wilmersdorf führenden 
Kaiferftraße trennt. 

Die Anftalt verfügt über eine eigene Wafferleitung. Die Aborte find mit Tonneneinrichtung 
verfehen. Das Hauptgebäude wird mit Feuerluftheizung, die mit Kachelöfen verf ebenen Dienft- 
wohnungen ausgenommen, erwärmt. Auch das Wirtfchaftsgebäude hat Feuerluftheizung, die Wafch- 
und Badeanftalt Dampfluftheizung. Das Krankenhaus wird teils mit eifemen Mantelöfen, teils mit 
Kachelöfen, alle übrigen Gebäude werden mit Kachelöfen geheizt. 

Die Gefamtkoften der Ausführung, einfchl. Einrichtung fämtlicher Gebäude, beliefen fich auf 
2596973 Mark. Hiervon entfallen auf: das Hauptgebäude 1495067 Mark (Icbm 15,70 Mark) und 
einfchl. innerer Einrichtung 1558065 Mark; Turnhalle einfchl. Turngeräte 99213 Mark; 5 zwei- 
ftöckige Wohnhäufer zufammen 260144 Mark (Icbm 15,30 bis 15,90 Mark); Wafch- und Badeanftalt 
102760 Mark (1 cbm 26,50 Mark) und einfchl. der inneren Einrichtung, fowie der Anlage des Dampf- 
pumpwerkes und des Keffelhaufes 125403 Mark; Krankenhaus Co 992 Mark (Icbm 14,50 Mark) und 
mit innerer Einrichtung 62763 Mark; Wirtfchaftsgebäude 64820 Maik (1 cbm 13^70 Mark) und einfchl. 
Kocheinrichtung C9 585 Mark; Pferdeftall 8200 Mark (Icbm 23,70 Mark); Kegelbahn 9125 Mark; 



291 



endlich Umwehrungsmauern, Nebenanlagen, Insgemein, Refervefonds und Bauleitung zufammen die 
Reftfumme von 404475 Mark. 

Das Penfionat Paulinum des «Rauhen Haufes" zu Hörn bei Hamburg bildet 
mit der zugehörigen Kinderanftalt und dem Lehrlingsinftitut die größte Anlage 
folcher Art, bei welcher der Grundgedanken der Auflöfung oder Zerteilung der 
Anftalt in einzelne, für die verfchiedenen Zwecke dienende Gebäude völlig durch- 
geführt ift. 

Dies zeigt der in Fig. 262 (S. 264) abgebildete Lageplan der Anftalt, deren Anlage, infoweit 
fie in diefem Kapitel in Betracht gezogen werden konnte, in Art. 285 (S. 263) im ganzen, in Art. 287 
(S. 269), 291 (S. 272) u. 295 (S. 278) im einzelnen bereits erörtert wurde. 



317. 

Bcifpid 
VI. 



2) Fremdländifche Penfionate. 

Ein kleines englifches Knabenpenfionat mit Lehrerwohnhaus, deffen Zöglinge 
außer dem Haufe unterrichtet werden , ift in Fig. 292 u. 293 ^®') dargeftellt; das- 

felbe wurde zu Anfang der acht- 



Fig. 292. 



Flg. 293. 






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ziger Jahre von May erbaut 

Das Haus fteht in Verbindung mit 
der nahe gelegenen Derby fchool, der 
älteften, bereits 1160 gegründeten, öf- 
fentlichen Schule Englands; und auch 
die 25 Penfionäre, welche in dem zu- 
gehörigen Lehrerhaus aufgenommen 
werden können, find Schüler diefer 
Anftalt. 

Das Gebäude befteht aus einem 
zweiftöckigen Haufe mit einftöckigem 
Anbau, letzterer für Wirtfchaftszwecke 
beftimmt, erfteres für das Penfionat 
und die Lehrerwohnung, deren Räume, 
wie die nebenftehenden Grundriffe zei- 
gen, je für fich gruppiert und zweck- 
dienlich geordnet find. Vom Fahrweg 
aus gelangt man durch eine Vorhalle 
in das Lehrerhaus, durch einen auf 
der Rückfeite gelegenen Eingang in das 
Knabenhaus. Die mit befonderem Ein- 
gang verfehenen Küchenräume ftehen 
im Erdgefchoß durch die Aufwärterftube fowohl in Verbindung mit dem Speifezimmer der Zög- 
linge, als auch mit der Flurhalle und dem Speifezimmer der Lehrerwohnung. Diefe, gleich wie das 
Penfionat, haben befondere Treppen. Die Treppe des Knabenhaufes liegt mit dem Wafchraum, 
der Schuhkammer und den Aborten in einem befonderen Anbau und führt zu den Schlafräumen 
der Knaben, die im 1. Obergefchoß und im Dachftock angeordnet find. Das Obergefchoß der 
Lehrerwohnung enthält, außer den Schlafzimmern der Familie, die Leinenzeugftube. 
Die Baukoften haben 36000 Mark {=£ 1800) betragen. 

Die niedere und höhere Mädchenfchule (Ecole äl^mentaire et fupimure de 
filles) zu Oifors ift zugleich Penfionsanftalt und enthält Wohnungen der Vor- 
fteherin und Lehrerinnen. Diefes Gebäude (Fig. 294 u. 295 "®) wurde von Friefe 
auf einem etwa Vs*** großen Orundftück erbaut 

Das freiftehende, zweiftöckige Gebäude kann in feiner Art als muftergültig bezeichnet werden. 
Nichts fehlt zu einer guteingerichteten Mädchenfchule mit Internat, und alle Räume find am rich- 
tigen Platze. Man gelangt durch einen ftattlichen Vorhof in das Innere des Haufes. In der Haupt- 
achfe desfelben liegt die Flurhalle, welche geradeaus zur Haupttreppe und zu den Ausgängen in den 
offenen Spielhof, zur Linken in die Abteilung für interne, zur Rechten in die Abteilung für externe 



D^r^j'-Schule. 
Penfionats- und Lehrerhaus 1*'). 

Arch. : May. 



318. 

Beirpiel 

VII. 



319. 
Bdrpiel 

VHI. 



*^ Nach: Building news, Bd. 42, S. 696. 

»•■) Nach: Wuluam & Faroe. Le remeil (Parchitecture, Paris, iie annie, f. 55, 36. 



19» 




Mädchen-Penlionat und Schulhaus zu Oifors'"). 

Ardi.: Frie/i. 



293 

Zöglinge führt. Jede diefer Abteilungen hat im Erdgefchoß außer den Schulräumen einen befon- 
deren Speirefaal und in einftöckigen Anbauten eigene Küchenräume nebft Küchenhof. Hieran 
reihen fich in den nach der Straße zu gerichteten Flügeln einerfeits die Wohnung der Vorfteherin, 
andererfeits die Wohnungen der Erzieherin und der Unterlehrerin, welche vom Vorhof aus un- 
mittelbar zugänglich und mit befonderen Treppen verfehen find. Zu den Schulräumen führen 
luftige, hell erleuchtete Flurgänge und Hallen, von denen aus man zu' einftöckigen rückwärtigen 
Anbauten für Laboratorium und Wafchhaus, bezw. für Turnhalle und bedeckten Spielplatz gelangt. 
Im Obergefchoß liegen, im Mittelbau: 2 Schulfäle und der zugleich als Feftfaal dienende Zeichen- 
faal; in den beiden Flügelbauten, außer einigen der vorerwähnten Wohnräume, links: ein großer 
Schlaffaal mit zugehörigem Wafchraum und Kleiderraum der Penf ionärinnen , fowie das Kranken- 
zimmer; rechts: der Saal für Nähunterricht, der Leinenzeugfaal , zwei Stuben für Vorräte und der 
Sammlungsfaal. Eine Hauskapelle fehlt. Die lichte Stockwerkshöhe ift 4,oom. 

St PauTs College bei Knutsford nimmt 500 Studierende auf, welche nach ^^\^i 
den Orundfätzen der englifchen Kirche erzogen und von 24 in der Anftalt wohn- ix. 
haften Lehrern unterrichtet werden (Fig. 296***). Die Gebäude des nach dem 
Vorbild der großen Schulen von Winchefter, Harrow u. dergl. gearteten St PauCs 
College find, ungefähr 3^" von der wunderlichen alten Stadt Knutsford und 26^ 
von Manchefter entfernt, auf einer für den Zweck wohlgeeigneten Bauftelle von 
rund le*"* durch Pennmgton & Bridgen errichtet und feit 1875 dem Gebrauch 
übergeben. 

Das dreigefchoffige Hauptgebäude hat nur eine Reihe von Räumen längs der gleichlaufenden 
hellen Flurgänge, welche einen großen Binnenhof umfchließen. An der Oftfeite des Vorderhaufes 
find zwei ftark vorfpringende Flügel mit den Wohnungen des Rektors, Konrektors und anderer 
Lehrer der Anftalt angeordnet. Hierdurch wird ein Vorhof gebildet, in welchem der zur Vorhalle 
des Haufes führende Fahrweg angelegt ift. Gleichlaufend mit diefen Vorderflugeln fteht füdlich 
vom Hauptgebäude die Kapelle, die mit dem Haufe durch einen langen Rurgang verbunden ift. 
Nach rückwärts reihen fich an die nordweftliche Ecke des Hausviereckes die Wirtfchaftsgebäude, 
die mit einem befonderen, hierzu gehörigen Wirtfchaftshof verfehen find. 

Die Einteilung des Erdgefchoffes erhellt aus dem in Fig. 20 abgebildeten Grundriß. Außer 
dem in der Mittelachfe liegenden Haupteingang find mehrere zu den verfchiedenen Teilen des 
Gebäudes führende Eingänge an paffenden Stellen angeordnet. 

Das f. Obergefchoß enthält 70 Studierzimmer verfchiedener Größe, femer die Schlaffäle und 
zugehörigen Wafchräume für die jüngeren Studierenden, fowie die über ^5 und 46 fich er- 
f treckende Speifehalle, die nahezu 40,ootn lang, 10,7om weit und der Höhe nach durch die zwei 
Obergefchoffe bis in das Dachwerk geführt, mit fichtbarem Zimmerwerk und Deckentäfelung ver- 
fehen ift. 

Das II. Obergefchoß und der als III. Obergefchoß ausgebaute Dachftock find hauptfächlich 
zu Schlafräumen für die Studierenden der mittleren und oberen Alterskiaffen in der Weife ver- 
wendet, daß jeder eine Stube mit befonderem Fenfter hat. 

Gleichwie die Gnmdrißbildung der ganzen Gebäudeanlage an alte Klofterbauten erinnert, 
fo erfcheint auch die äußere und innere Geftaltung in denjenigen Architekturformen durchgebildet, 
welche die Beftrebungen der Neuzeit zur Wiedererweckung der gotifchen. Architektur in England 
gezeitigt haben. Das Hauptgebäude ift durch drei Türme A ausgezeichnet, von denen der höhere 
in der Mitte des Oftflügels angeordnet ift, die beiden niedrigeren an deffen Enden über den 
Treppenhäufem der anfchließenden füdlichen und nördlichen Vorderflügel errichtet find. Der 
mittlere Hauptturm hat eine Höhe von reichlich 52,00», an der Grundfläche 7,3om in Geviert und 
bildet im Erdgefchoß die offene fpitzbogige Torhalle. Steile Giebel krönen fämtliche Vorlagen; 
vier Dachreiter zieren die Dachkreuzungen zu beiden Seiten des öftlichen Hauptflügels und über 
den Mitten der füdlichen und nördlichen rückwärtigen Flügel. Das als Attika ausgebildete 111. Ober- 
gefchoß wird durch Giebellukarnen erhellt. Die Fenfter find meift fpitzbogig und paarweife grup- 
piert, die Kreuzgangfenfter mit Maßwerk verfehen. 

Die fchmucke Kapelle ift im Einklang mit den übrigen Gebäuden in den Formen der eng- 
lifch-gotifchen Bauweife durchgeführt. Ein 36«» hohes Glockentürmchen auf der Vierung des 
Chors und Querfchiffes überragt den Bau. Am weftlichen Ende desfelben und über dem drei- 
jochigen Kapellenvorraum ift die Orgelempore eingebaut. Der Oftchor ift überwölbt. 

»•^ Nach: Bailder, Bd. 3t. S. 765. 




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295 

Sämtliche Gebäude find in Ziegelmauerwerk mit roten Verblendern, die Simfe und Schmuck- 
teile des Kolleg- und Wirtfchaftsgebäudes in Formfteinen, diejenigen der Kapelle in Haufteinen 
ausgeführt. Die Baukoften der erfteren find zu 720000 Mark ( = df 36000), die der letzteren zu 
280 000 Mark (= £ 14 000) angegeben. 

Das Lyceum von Quimper, von 1883 an durch Gout erbaut, ift ein gutes 321. 
Beifpiel einer franzöfifchen ftaatlichen Penfions- und Schulanftalt (Fig. 297 ^'<>). ^^x^'^* 

Das Lyceum von Quimper ift zur Aufnahme von 200 Internen, 80 Halbpenfionären und 
100 Externen beftimmt. Bei der Errichtung des Bauwerkes hatte man foviel als möglich die Grund- 
mauern des alten ftädtifchen Kollegienhaufes, an deffen Stelle der Neubau zu ftehen kam, zu be- 
nutzen und die alte, am Lyceumsplatz gelegene Kapelle zu erhalten. 

Gefamtanlage, Anordnung und Einteilung der Räume find nach den in Art. 285 (S. 261) ge- 
fchilderten Grundzügen entworfen. Hierbei ift den klimatifchen und örtlichen Erfordemiffen der 
Aufgabe tunlichft Rechnung getragen. Namentlich find, da die Gegend der Bretagne dem über 
die Meeresküfte fegenden Weftwind, begleitet von heftigem Schlagregen, ausgefetzt ift, Höfe und 
Hallen nach Weften gefchloffen und außerdem alle Formen vermieden, die dem Angriff des Sturmes 
preisgegeben wären. Die hohe Lage der Bauftelle am nördlichen Ende der Stadt und ihr ftarkes 
Gefälle in der Richtung von Nordweft nach Südoft begünftigte die Anlagen zum Zweck des rafchen 
oberirdifchen Abfluffes des Tagewaffers und zur Trockenhaltung der Höfe. Diefe Umftände ver- 
anlaßten femer zu der Anordnung, die hohen dreiftöckigen Gebäudeflügel in der Richtung von 
Süd nach Nord zu f teilen und nach letzterer Himmelsrichtung zu einem nahezu gleich hohen 
Querflügel aufzuführen, welcher die nach der Südfeite offenen, nur durch niedrige Gebäudeteile 
begrenzten Höfe gegen den kalten Nordwind möglichft fchützt. 

Noch weiter nördlich als diefer Querflügel wurden die eingefchoffigen Wirtfchafts- und 
Badehäufer, fowie die Turnhalle gelegt, und im Anfchluß an letztere fand das dreigefchoffige 
Krankenhaus, das nach Nordweft durch einen vorgelegten Flügel gefchützt ift, feinen Platz. 

Die am Lyceumsplatz ftehen den Gebäude find an fich fchon niedrig am unteren Ende des 
Grundftückes gelegen und haben über dem Kellergefchoß nur ein Gefchoß, um den Höfen den 
Licht- und Luftzutritt möglichft wenig zu verfperren. Im Mittelbau find Haupteingang, Warte- 
hallen, Sprechzimmer und Verwaltungsräume angeordnet. Das Erdgefchoß enthält femer: im vor- 
deren linken Seitenflügel und in den beiden von Süd nach Nord gerichteten Mittelflügeln die 
Klaffenräume und die Bibliothek, im nördlichen Querflügel die Studier- und Wohnräume der Zög- 
linge, das naturgefchichtliche Kabinett, fowie eine als bedeckter Spielraum dienende Halle. Eine 
zweite folche Halle verbindet den vorderen Mittelbau mit dem im füdöftlichen Teile des Anwefens 
gelegenen chemifchen Laboratorium. 

Die zwei Obergefchoffe erftrecken fich nur über den langen Nordflügel und die beiden 
fenkrecht dazu geftellten Mittelflügel. Das 1. Obergefchoß enthält 4 große, mit Wafcheinrichtungen 
verfehene Schlaffäle von je 34 Betten (einfchl. Auffeherbett) und die zugehörigen Kleiderräume, 
außerdem die Räume für Weißzeug und Wohnung der Verwalterin im weftlichen Teile, Lehrfaal 
und Sammlungsfaal für Phyfik im öftlichen Teile des Querflügels, die Wohnungen des Rektors 
(Provifeur) und des Studieninfpektors (Cenfeur) an den füdlichen Enden der Mittelflügel. Im 
IL Obergefchoß liegen, unmittelbar über diefen Wohnungen, diejenigen des Ökonomen und feines 
Gehilfen einerfeits, die des Predigers der Anftalt (Aumönier) und 4 Schlafzimmer von Hilfslehrem 
andererfeits. Hieran reihen fich in den Mittelflügeln 2 Schlaffäle an, von gleicher Größe und 
Einrichtung, wie die des 1. Obergefchoffes, mit den zugehörigen Kleiderkammem. Im nördlichen 
Querflügel find im Mittelbau 2 Zeichen fäle und 2 Gipsmodellzimmer, im kürzeren, linken Flügelbau 
die Schuhkammer mit Putzraum und Flickftube, fowie 6 Schlafzimmer für Hilfslehrer, im längeren 
rechten Flügelbau Koffer- und Kiftenräume (für jede der 3 Alterskiaffen ein Raum), femer Dienft- 
botenkammern angeordnet. 

Das Krankenhaus enthält : im Erdgefchoß Konfultationszimmer der Ärzte, Apotheke, Teeküche 
und Zimmer für Genefende; im I. Obergefchoß einen Krankenfaal mit 8 Betten und 3 Zimmer 
mit je 1 Bett; im II. Obergefchoß 1 Zimmer mit 5 Betten und 4 Zimmer mit je 1 Bett für an- 
fteckende Kranke, fowie 3 Zimmer für die Pflegefchweftern. 

Die aus dem Grundriß erfichtliche Anordnung der 3 Höfe für große, mittelgroße und kleine 
Zöglinge, fowie der Wirtfchaftshöfe und des Exerzierhofes, bedarf nur der Bemerkung, daß die 
umgebenden offenen Hallen im Erdgefchoß an den dem Wind und Wetter ausgefetzten Seiten 
nicht angebracht find. 



»'0) Nach : EncydopedU (Varch. 1883, S. 27 u. PI. 853. 



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297 

Die Baukoften diefes Lyceums waren zu rund i 090 000 Mark (= 1 362 267 Franken) veran- 
fchlagt. Die Gebäude find in einfacher, tüchtiger Formbildung, das Sims- und Quaderwerk ift 
aus grauem, grobkörnigem Granit, das Mauerwerk - wegen der Einflüffe der falzhaltigen Luft — 
aus Klinkern hergeftellt. Die Dachdeckung befteht aus Schiefer. 

Der neue Hausblock von Pembroke College zu Cambridge (Fig. 298 *"), 322. 
um 1882 von Scott erbaut, ift ein Beifpiel der eigenartigen Anlage der zu den xl'^ 
englifchen Univerfitäten gehörigen Kollegiaten- und Studentenhäufer. 

Die Univerfitäten Oxford und Cambridge beftehen noch heute aus einer Reihe aus mittel- 
alterlichen Schenkungen und Privilegien gegründeten und mit kirchlichen Einrichtungen und 
Pflichten verbundenen Kollegien, den alten Studia dotata, die einer Anzahl von Gelehrten be- 
deutende Pfründen und mehr oder weniger zahlreichen Scholaren Wohnung, Koft und Unterricht 
gewähren. Einen Begriff von der Gefamtanlage eines diefer alten Univerfitätskoll^ien , mit allen 
zugehörigen Gebäuden für Kapelle, Bibliothek, Kolleg- und Speifehalle, für Wohnungen des Rektors, 
des Dekans und der Dozenten, der Kollegiaten, Scholaren oder Studenten, fowie für Pförtnerei, 
Wirtfchafts- und Nebenräume, nebft Höfen und Gartenanlagen u. dergl. gab Fig. 265 (S. 268 ff.). 

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Neuer Hausblock des Pembroke-Coüege zu Cambridge*'*). 

Arch. : Q. Q. Scott. 

Dort, gleich wie in anderen englifchen Univerfitätskollegien, mußten in den letzten Jahren neue, 
den Anforderungen unferer Zeit entfprechende Häufer für Zwecke der Beherbergung von Kolle- 
giumsmitgliedern und Studenten erbaut werden. 

Fig. 298 ftellt den Grundriß des Hauptteiies eines folchen Hausblocks dar, welcher ein neues 
Viereck (Quadrangle) oder einen „Hof" (Court) bildet und in Cambridge Hoftel genannt wird. Der 
dreiftöckige Bau enthält im ganzen 37 Wohnungen für Nichtgraduierte (Undergraduates) , d. h. 
Studenten, die ihren erften Grad (Degree) noch nicht erv^'orben haben, ferner die Wohnung eines 
Kollegiaten (Fälow), d. i. Mitglied des Kollegiums, fowie die Wohnung des Pförtners. Faft diefelbe 
Einteilung, wie das Erdgefchoß, haben I. und IL Obergefchoß, nur mit dem Unterfchiede, daß 
über der Einfahrt ein Zimmer liegt; diefes bildet die Mitte der Wohnung des Kollegiaten, welcher 
über 3 Zimmer mit Kabinett, Dienerftube, Voq^latz und eigenen Abort verfügt. Jedem der Nicht- 
graduierten find ein Wohn- und Studierzimmer, Schlafzimmer, Vorplalz und Dienerftube (Gyp-room) 
zugeteilt; jede diefer kleinen Wohnungen ift für fich abgefchloffen und zugänglich von einer Treppe, 
die in jedem Gefchoß auch noch zu einer fymmetrifch gelegenen Wohnung führt. Im I. Ober- 
gefchoß werden die Wohnzimmer abwechfelnd von dreifeitigen vorfpringenden Erkern und von 
zweiteiligen Fenftern, in der Mittelachfe jedes Zimmers angeordnet, erhellt. Das IL Obergefchoß, 
zugleich Dachftock, erfcheint nach außen als Attika, mit krönenden Giebelchen über den dreiteilig 
gekuppelten Fenftern jedes Zimmers. 

Der Hausblock ift in den Formen der englifchen Renaiffance aus dem Anfange des XVII. Jahr- 
hunderts ganz in Schichtfteinen und Haufteinen ausgeführt. 

"') Nach : Building news, Bd. 42, S. 7Q4- 



298 
Literatur 

über «Penfionate und Alumnate«. 

a) Anlage und Einrichtung. 

Note für V inftallation des lyc4es et coUkges, Moniteur des arch, 1882, S. 85. 

Reglement pour la conftruäion et Vameublement des maifons d^icole, Moniteur des arch, 1882, 

S. 18, 33, 49. 
GouT, P. £tude für les lycSes. EncyclopMie d^arch. 1883, S. 17. 

Baudot, A. de. itude thioritique für les lyc^s, Revue gin. de Varch. 1886, S. 72 u. PI. 31—32. 
Baudot, A. de. Lycies modernes, Encydopidie d^arch. 1889—90, S. 33, 44 u. PI. 57. 
Inftaüation des lycies et coUkges. Encyclopidie d*arch. 1891—92, S. 41, 54, 62, 0, 103, 110, 126. 
Trouillet, A. HygUne des lycies etc. Paris 1892. 
R^ONIER, L.-R. Les inftallations fanitaires des grands lycies de Paris. Revue d'hygüne 1895, 

S. 605. 
Alumnate, Penfionate, Internate: Handbuch der Schulhygiene. Von A. Baqinsky & O. Janke. 

3. Aufl. Stuttgart 1898. S. 725. 

ß) Ausführungen und Entwürfe. 

a) Ausgeführte deutfche Penfionate und Alumnate find zu finden in: 

Hamburg und feine Bauten etc. Hamburg 1890. S. 200. 

RoMBERO's Zeitfchr. f. pract. Bank. 1880, S. 465. 

Die Stadt Leipzig in hygienifcher Beziehung etc. Leipzig 1891. S. 195. 

Civiling. 1893, S. 177. 

Der Architekt 1895, S. 50, 52. 

Zeitfchr. d. oft. Ing.- u. Arch.-Ver. 1896, S. 273. 

Die Stadt Freiburg und ihre Bauten. Freiburg 1898, S. 551. 

Centralbl. d. Bauverw. 1901, S. 136. 

b) Ausgeführte franzöfifche Lycies find zu finden in: 

Encyclopidie d^arch, 1854, PL 51; 1873, S. 144 u. PI. 162, S. 0, 164 u. PI. 91, 99, 107, 149, 154; 

1886—87, PI. 1062, 1074, 1107—1108, 1116; 1887—88, PI. 1183, 1205; 1888—89, S. 3, 85, 93, 

100, 124, 155, 171, 189 u. PL 2, 25, 31, 39, 43, 47; 1889—90, S. 20; 1890—91, PL 76, 115; 

1891—92, S. 94, 124 u. PI. 155, 162, 163, 168. 
Revue gin, de Parch, 1864, S. 5 u. PL 5; 1885, S. 243 u. PL 56—58; 1887, S. 35, 118 u. PL 10—12. 
Nouvelles annales de la conft, 1883, S. 129. 
La femaine des conftr,, Jahrg. 16, S. 325; Jahrg. 17, S. 282. 
La conftruäion moderne, Jahrg. 1, S. 221, 235, 342, 354, 369; Jahrg. 2, S. 54, 66, 557, 571, 582; 

Jahrg. 3, S. 283, 293; Jahrg. 5, S. 19, 474; Jahrg. 6, S. 369, 533, 544; Jahrg. 11, S. 329, 343; 

Jahrg. 13, S. 482. 
U architecture 1889, S. 428; 1890, S. 491. 
Le ginie civil, Bd. 7, S. 16; Bd. 8, S. 341; Bd. 11, S. 318. 
Le recueil d^ architecture, i^me annee, f, 16, 23, 24; 17 f^^ annSe, f, 42, 5g, 60, 67; iSfne annie f, 

ig— 21, 

Ausgeführte franzöfifche Colleges find zu finden in: 

Architektonifche Rundfchau 1892, Taf. 31. 

EncyclopMie d'arch, 1882, S. 90 u. PL 804, 805, 812—814, 819, 820, 824—826, 831, 832; 1883, S. 81 

u. PL 849—850, 879—880, 882, 891—892, 894, 911; 1889—90, S. 107, 116. 
Revue gin, de Varch, 1878, S. 5 u. PI. 3—9. 
Moniteur des arch, 1869, PL 47, 53, 62; 1870—71, PL 18, 26; 1881, PL 43; 1882, S. 47, 62, 79, 175, 

195 u. PL 17, 27, 28, 34, 74, 78; 1883, PI. J2. 
Gazette des arch, et du bat, 1875, S. 155. 
La femaine des conftr,, Jahrg. 15, S. 426, 439, 461. 
Nouvelles annales de la conft, 1891, S. 38; 1894, S. 21. 
Le ginie civil, Bd. 5, S. 200, 289. 
Le recueil d^ architecture, igme annie, /. 34—36, 38, 
Croquis d* architecture. Intime club. Paris, 2867—68, No. XI, /. 2; u. No, XII, f. 2; 1868— 6g, 

No, X, f, 2, 3 u. No, XI, f, 2, 3, 



299 

Sonftige ausgeführte franzöfifche Penfionate find zu finden in: 

EncydopSdie (Varch. 1873, S. 115 u. PI. 142, 148, 156; 1888—89, S. 74 u. PI. ig. 
Revue gin. de Varch. 1870—71, S. 230 u. PL 58—59; 1886, S. 180, 241 u. PI. 44—53. 
Le recueil dVarchitedure^ 11^ antiA, /. 55, 38; ly annA, /. 22, 2^, 28, 36, 70, 

8) Ausgeführte englifche Colleges find zu finden in: 

Builder, Bd. 8, S. 607; Bd. 9, S. 786; Bd. 13, S. 42; Bd. 14, S. 85; Bd. 17, S. 62; Bd. 18, S. 152; 

Bd. 20, S. 28; Bd. 22, S. 846; Bd. 25, S. 129, 835; Bd. 27, S. 186; Bd. 28, S. 304; Bd. 29, 

S. 669; Bd. 30, S. 829; Bd. 31, S. 765; Bd. 38, S. 278; Bd. 40, S. 728; Bd. 41, S. 765; Bd. 51, 

S. 36; Bd. 54, S. 284, 322; Bd. 60, S. 509; Bd. 62, S. 46. 
Building news, Bd. 3, S. 689; Bd. 10, S. 162; Bd. 15, S. 49; Bd. 26, S. 418, 474, 638; Bd. 30, S. 492; 

Bd. 38, S. 570, 670; Bd. 40, S. 578; Bd. 42, S. 794, 790; Bd. 49, S. 206. 

Sonftige ausgeführte englifche Penfionate find zu finden in: 

Builder, Bd. 8, S. 68; Bd. 23, S. 816; Bd. 34, S. 1003; Bd. 38, S. 380; Bd. 40, S. 773; Bd. 42, S. 23; 

Bd. 45, S. 752; Bd. 46, S. 606. 
Building news, Bd. 10, S. 630; Bd. 13, S. 392; Bd. 15, S. 94; Bd. 21, S. 232; Bd. 26, S. 49; Bd. 31^ 

S. 336; Bd. 42, S. 6g6; Bd. 45, S. 446; Bd. 51, S. 568; Bd. 53, S. 543; Bd. 59, S. 356. 
Architedure and building, Bd. 24, S. 234. 



14. Kapitel. 
Lehrer- und Lehrerinnenfeminare. 

Von t Heinrich Lang und Dr. Eduard Schmitt"*). 

a) Allgemeines. 

Seminare im Sinne des vorliegenden Kapitels find Anftalten zur Heranbildung 323. 
künftiger Lehrer und Lehrerinnen für Volksfchulen. „„d 

Seminare (von Seminarium, d. i. Pflanzfchule) find urfprünglich Vorbereitungsfchulen für Entrichung. 
Geiftliche und Lehrer. Bifchöfliche Seminare oder Büdungsftätten für den katholifchen Klerus 
kommen feit dem IX. Jahrhundert unter dem Namen „Seminar" vor. Die Domfchulen des Mittel- 
alters, deren Zweck in der Regel auch war, künftige Geiftliche auszubilden, führten den gleichen 
Namen. In der Kirchenverfammlung zu Trient (1545—63) wurde allen Bifchöfen die Errichtung 
folcher Anftalten zur Pflicht gemacht, und diefelben erhielten amtlich die Bezeichnung »Seminar«. 
(Siehe Art. 275, S. 256.) 

Die Gründung eines Seminars zur Heranbildung von Volksfchullehrern beabfichtigte in der 
zweiten Hälfte des XVI f. Jahrhunderts Herzog Ernß der Fromme von Sachfen-Gotha. Indes wurde 
diefe Abficht erft von Hermann Francke der Verwirklichung zugeführt, welcher 1695 in feinem 
Haufe ein Seminarium praeceptorum errichtete. 

Nach dem Mufter diefer Bildungsftätte entftanden im XVI II. Jahrhundert einige andere An- 
ftalten gleicher Art in Preußen, Hannover, Rudolftadt etc. Doch begann, namentlich in Preußen, 
die eigentliche Begründung von Lehrerfeminaren im heutigen Sinne hauptfächlich erft nach den 
Freiheitskriegen; diefelben wurden im Geifte Peßalozzi's errichtet. Von da an hat man in allen 
Kulturländern die Fürforge für die Heranbildung tüchtiger Volksfchullehrer als wichtige ftaatliche 
Pflicht anerkannt, und namentlich in der zweiten Hälfte des XIX. Jahrhunderts ift eine große Anzahl 
folcher Anftalten — nicht nur in Deutfchland, fondern auch in Frankreich (wo fie £coles normales 
primaires heißen), England etc. — entftanden, in neuerer Zeit auch zur Heranbildung von 
Lehrerinnen. 

In einzelnen Gegenden, insbefondere in Öfterreich, führen folche Seminare den Namen 
»Pädagogien«, obwohl diefe Bezeichnung hauptfächlich für eine andere Gattung von Lehranftalten 
gebraucht wird (fiehe Art. 167, S. 141 u. Art. 275, S. 256). 

An den Univerfitäten werden folche Anftalten, in denen die Studierenden zu felbftändigen 
wiffenfchaftlichen Arbeiten und Übungen herangezogen werden , gleichfalls Seminare genannt. 
Über folche Büdungsftätten ift im nächften Heft diefes »Handbuches« (in Abfchn. 2, A) das Er- 
forderliche zu finden. 

Schließlich mag auch noch der proteftantifchen Predigerfeminare Erwähnung gefchehen, 



*^) In der vorUegenden 2. Auflage umgearbeitet und ergänzt durch die Redaktion. 



300 



324- 

Umfang 

und Dauer 

des 
Unterrichtes. 



325- 
Internate 

und 

Extemate. 



326. 
Hauptteile. 



welche von bereits geprüften Kandidaten der Theologie noch befucht werden, um f ich auf das prak- 
tifche Predigeramt vorzubereiten. 

Die Ausbildung, welche die Lehrer- und Lehrerinnenfeminare geben, zerfällt 
in eine fchulwiffenfchaftliche und in eine pädagogifche Ausbildung nach Theorie 
und Praxis. Die Erwerbung der fchulwiffenfchaftlichen Kenntniffe und des theo- 
retifchen Teiles der pädagogifchen Ausbildung wird durch den eigentlichen 
Seminarunterricht gewährt; die Aneignung der pädagogifchen Praxis wird durch 
eine fog. Übungsfchule ermöglicht. 

Abgefehen von diefer allgemeinen Organifation des Unterrichtes, die wohl 
auf den allermeiften Seminaren die gleiche ift, befteht bezüglich der Unterrichts- 
dauer und des Unterrichtsplanes eine große Verfchiedenheit Man hat bloß zwei- 
jährige, aber auch fechsjährige Kurfe, und es geht dem Befuch des Seminars der 
Befuch einer Präparandenfchule voran oder nicht. Hinfichtlich der Unterrichts- 
pläne ift nicht nur der Umfang der einzelnen Lehrfächer ein verfchiedener; auch 
bezüglich der zu lehrenden, bezw. obligatorifchen Unterrichtsgegenftände herrfcht 
Verfchiedenheit, fo z. B. hinfichtlich der fremden Sprachen. 

Da das Lehramt vielfach mit Dienftleiftungen in der Kirche verbunden ift, 
wird in den meiften Seminaren Mufikunterricht, haupÜächlich im Orgelfpiel, 
erteilt. In neuerer Zeit wird faft überall auch dem Turnen die nötige Zeit zu- 
gewendet. 

Werden fchon durch die berührten Verfchiedenheiten Zahl und Anordnung 
der in einem Seminar notwendigen Räume wefentlich beeinflußt, fo ift hierbei 
auch noch in hohem Grade maßgebend, ob die betreffende Anftalt als Internat 
oder als Externat oder ob fie in gemifchter Weife eingerichtet ift. In den Inter- 
naten erhalten die Seminariften neben dem erforderlichen Unterricht zugleich 
Wohnung und Koft, ifo daß zu den Schulräumen noch eine Art Penfionat (fiehe 
das vorhergehende Kapitel, insbefondere Art. 276, S. 257) hinzukommt. Bei Exter- 
natseinrichtung wohnen die Zöglinge in Privathäufern und empfangen im Se- 
minar nur den Unterricht; durch die Seminarleitung findet eine Überwachung 
der außerhalb der Anftalt wohnenden Seminariften ftatt. Im erfteren Falle heißen 
die Zöglinge Interne, im letzteren Externe oder Extraneer. Bei gemifchter 
Einrichtung der Seminare find die Zöglinge zum Teile Interne, zum Teile Externe 
(Semi-Externe). 

Das Internat bildet in einzelnen Staaten (Württemberg, Baden, Frankreich etc.) die Regel. 
In anderen (Preußen, Sachfen etc.) find Internat und Externat in Übung. In Bayern hält man, mit 
wenigen Ausnahmen, das Externat für die zweckmäßigfte Einrichtung. 

Faßt man das in den beiden vorhergehenden Artikeln über die Aufgaben 
eines Seminars Oefagte zufammen, fo ergeben fich für dasfelbe folgende Hauptteile: 

i)*Die Semin»arfchule, in welcher fich die Zöglinge allgemeine und theo- 
retifch-pädagogifche Kenntniffe aneignen. Diefelbe hat in Sachfen, Württemberg, 
Preußen etc. 3, in Bayern bloß 2 Jahreskurfe oder Klaffen. Die Zahl der Semi- 
nariften beträgt durchfchnittlich 75 bis 100, fo daß auf eine Klaffe etwa 25 bis 30, 
auf eine vereinigte (fog. kombinierte) Klaffe 50 bis 60 Schüler kommen; bei 
größerer Schülerzahl find Parallelklaffen zu errichten. 

2) Die Volksfchule, Übungs- oder Mufterfchule genannt, welche den 
fortgefchrittenen Seminariften unter Aufficht und Leitung ihrer Lehrer Gelegenheit 
zu felbftändigen Lehrverfuchen darbietet; fie ift die Stätte der eigentlichen Lehr- 
praxis, welche fich den theoretifchen Unterweifungen der Seminarfchule anfchließt. 
Die Übungsfchule ift durchfchnittlich vierklaffig. 



301^^ _ 

Zu diefen zwei Hauptteilen kommen unter Umftänden noch folgende hinzu: 

3) Die Präparandenfchule, auch Profeminar genannt, in welcher fich 
die jungen Leute zum Eintritt in das Seminar vorbereiten. Die Präparandenfchulen 
find entweder felbftändige Anftalten oder mit Seminaren verbunden; felbftredend 
kann an diefer Stelle nur von letzteren die Rede fein. Die Präparandenfchule 
hat 3, oft auch 4 Klaffen; je nach den örtlichen Bedürfniffen find nicht feiten noch 
weitere Klaffen mit diefer Anftalt verbunden. 

4) Die Räume für das Wohnen und die Verpflegung der Semi- 
nariften, wohl auch Konvikt genannt, fobald das Seminar ganz oder teilweife 
als Internat eingerichtet ift. 

Hiemach wird man die unter 1 und 2, bezw. 1 bis 3 genannten Teile mit 
Zubehör als Schul ab teilung, die unter 4 angeführten Räume mit Zubehör als 
Wohn- und Verpflegungsabteilung des Seminars bezeichnen können; bei 
Internaten find beide Abteilungen vorhanden; in Externaten fehlt die letztere. 

Im einzelnen find in dielen beiden Abteilungen die folgenden Räumlichkeiten p . ^' . 
und fonftigen baulichen Erforderniffe notwendig. 

1) In der Schulabteilung: 
a) Für die Seminarfchule : 

q) Klaffenzimmer, deren Zahl von der Anzahl der notwendigen Klaffen 
und deren Größe von der unterzubringenden Schülerzahl abhängt 
(fiehe Art. 326, unter 1); 

i) ein Zeichenfaal; 

c) ein Saal für phyfikalifchen und chemifchen Unterricht; 

b) ein Bibliothekraum; 

c) ein oder mehrere Räume für fonftige Sammlungen; 

f) Räume für den Mufikunterricht; 

g) die Aula oder der Feftfaal; bisweilen 

I)) in Lehrerfeminarien ein Modellierzimmer, in Lehrerinnenfeminaren 

ein Saal für weibliche Handarbeiten; ferner 
t) das Konferenzzimmer für Direktor und Lehrer; 
f) Dienftwohnungen für den Direktor, für Lehrer und für den Hauswart; 

weiters, wenn Extematseinrichtung vorhanden ift, 
I) die Kleiderablagen und ein Erholungszimmer für die Seminariften; 

endlich in manchen Seminaren 
m) ein Oaft- oder Kommiffionszimmer, in welchem die zur Befichtigung 

eintreffenden Infpektoren übernachten, 
ß) Für die Übungsfchule: 

n) die erforderlichen Klaffenzimmer und Kleiderablagen. 
Y) Für die Seminar- und die Übungsfchule gemeinfchaftlich: 
0) Räume für Turnunterricht und Spielplätze; 
p) Höfe, Gärten, Tum- und Turnübungen; 
q) Aborte und Piffoirs. 

2) In der Wohn- und Verpflegungsabteilung: 

a) Wohn-, Arbeits- oder Studierräume; 
6) Speifefaal; 

c) Schlaf fäle; 

b) Wafchräume; 

c) Baderäume; 
f) Putzräume; 



302 

q) Krankenzimmer; 

f)) Befuch- oder Sprechzimmer; 

t) Räume zur Aufbewahrung von Wäfche, Vorräten und Geräten, von 

Koffern und fonftigem Eigentum der Seminariften etc.; 
f) Küche mit Vorrats- und fonftigen Nebenräumen; 
i) Stallung; 

m) Wafchküche, Rollkammer, Plättftube und Trockenböden; 
n) Dienftwohnung für den Ökonomen und Wohnräume für das Oefinde; 
o) Höfe und Oärten; 
p) Aborte für die Seminariften, den Ökonomen und das Oefinde. 

Wie leicht erfichtlich und erklärlich, ftimmen die baulichen Erforderniffe der 

Seminare mit jenen der Penfionate (fiehe Art 280, S. 259) in vielen Dingen völlig 

überein. 

328. Ein für ein Seminar geeigneter Bauplatz muß den gleichen Bedingungen ent- 

^^uJä**^ fprechen, welche für größere Schulhäuf er maßgebend find und im vorliegenden 

ocfamtaniage. Hefte (untcr-A, Kap. 1, Art 11 bis 14, S. 13 u. 14) bereits erörtert worden find. 

Dazu kommt noch die weitere Anforderung, daß die Verforgung mit Trinkwaffer 

in tunlichft einfacher Weife möglich, der Platz nicht zu weit von der Ortfchaft, zu 

der das Seminar gehört (nicht über 400"), entfernt und genügend groß fein foll. 

In letzterer Beziehung ift bei Internatseinrichtung eine Grundfläche von 2*** als 

Mindeftmaß anzufehen und dafür beffer 2,6*»* in Ausficht zu nehmen. 

Bezüglich der Lage der einzelnen Teile und Räume gegen die Himmels- 
richtungen gilt im allgemeinen auch hier das in Art. 283 (S. 260) für Penfionate 
und Alumnate Oefagte. 

Die Oefamtanlage eines Seminars mit Intematseinrichtung wird dann am 
Warften und zweckentfprechendften , wenn man die beiden Hauptabteilungen: 
Schulabteilung und Wohn- und Verpflegungsabteilung, in zwei voneinander ge- 
fonderten Gebäuden anordnet, alfo Schulhaus einerfeits, Wohn- und Verpflegungs- 
haus andererfeits voneinander völlig trennt Durch eine folche Scheidung tritt für 
den Architekten eine erwünfchte Vereinfachung und Klärung des Programms ein, 
wodurch er in den Stand gefetzt wird, den Anforderungen der einzelnen Räume 
bezüglich ihrer Lage, Zufammengehörigkeit mit anderen Räumen, Erhellung etc. 
leichter und vollkommener Rechnung zu tragen als fonft Auch in Rückficht auf 
etwaige Feuersgefahr ift die Trennung des Wohn- und Verpflegungshaufes vom 
Schulhaufe zu empfehlen. 

Bei franzöfifchen Seminaren wird nicht feiten die Übungsfchule in ein vom Seminarhaupt- 
gebäude getrenntes Haus verlegt und mit befonderem Spielhof verfehen; ftets wird indes darauf 
gefehen, daß der Verkehr zwifchen beiden Gebäuden ein tunlichft bequemer fei. 

Gegen eine folche Trennung werden die höheren Baukoften, die fchwierigere 
Beauffichtigung und Überwachung und der Mangel einer geeigneten Verbindung 
zwifchen den beiden Abteilungen angeführt. Der an erfter Stelle gedachte Ein- 
wand muß allerdings innerhalb gewiffer Grenzen zugegeben werden, follte aber 
— in Rückficht auf die erzielten großen Vorteile — nicht als zu fchwerwiegend 
angefehen werden. Den beiden anderen Mißftänden kann man zum größten 
Teile begegnen, wenn man die beiden Gebäude nicht zu weit voneinander abrückt 
und fie durch einen überdeckten Gang miteinander in Verbindung fetzt 

Wird von der vorgeführten Trennung der beiden Hauptabteilungen abgefehen, 
fo vermeide man bei der Orundrißbildung des nunmehr ungeteilten Gebäudes von 
völlig gefchloffenen Grundformen, verfehe dasfelbe vielmehr mit einer größeren 



303 



Zahl von Flügeln, deren jeder eine zufammengehörige Oruppe von Räumlichkeiten 
aufzunehmen hat 

Viele der in Preußen errichteten Seminargebäude beftehen (auf Grundlage eines im preu- 
ßifchen Minifterium der öffentlichen Arbeiten ausgearbeiteten Normalentwurfes) aus einem lang- 
geftreckten Hauptbau, an deffen Enden fich nach vorn oder (feltener) nach rückwärts zwei Flügel 
und in deffen Achfe fich nach rückwärts ein dritter Flügel anfchließen. Unter d wird hiervon noch 
die Rede fein und werden einfchlägige Beifpiele vorgeführt werden. 

Auch der von Narjoux ausgearbeitete Normalplan für ein franzöfifches Lehrerinnenferainar 
hat einen ähnlichen Grundriß. An ein H-förmiges Vordergebäude fchließt fich ein in der Haupt- 
achfe angeordneter Hofflügel an. Die Scheidung der Räume ift hauptfächlich eine wagrechte: im 
Erdgefchoß find die Unterrichts- und alle fonftigen Räume untergebracht, in denen fich die Zög- 
linge zur Tageszeit aufhalten; im Obergefchoß befinden fich die Wohn- und Schlafräume*'«). 

Seminare mit Externatseinrichtung fchrumpfen auf ein Schulhaus mittlerer 
Oröße, in welchem der Eigenart des Unterrichtes gebührend Rechnung zu tragen 
ift, zufammen. 

Für die Orundrißanordnung des Schulhaufes, bezw. der Schulabteilung im 
einzelnen haben die für Schulhäüfer im allgemeinen maßgebenden Orundfätze 
auch hier Gültigkeit, ebenfo für das Wohn- und Verpflegungshaus, bezw. die 
Wohn- und Verpflegungsabteilung die für Penfionate aufgeftellten Regeln. Oewiffe 
Einzelheiten und Befonderheiten werden noch im nachftehenden (unter b) erwähnt 
werden. 

Auch bezüglich der Konftruktion und baulichen Durchführung find die 
gleichen Regeln zu beobachten wie bei anderen Schulhäufern; nur pflegt man, in 
Rückficht auf die Baukoften, jeden unnützen Aufwand zu vermeiden. Man ficht 
aus gleichem Grunde häufig von der Anordnung einer Sammelheizung ab, benutzt 
wohl auch Oasöfen, führt aber Oasbeleuchtung nur dann ein, wenn der Betrieb 
derfelben nicht zu teuer kommt. Hingegen follte eine ausreichende Wafferver- 
forgung in dem betreffenden Oebäude niemals fehlen. 



329. 

Bauweife. 



b) Beftandteile und Einrichtung. 

1) Wichtigere Räume des Schulhaufes, bezw. der Schulabteilung. 

Die Klaffenzimmer der Übungsfchule und der etwa vorhandenen Präparanden- 
fchule find in gleicher Weife zu bemeffen und auszuftatten wie die gleichnamigen 



Fig. 299. 



Räume anderer niederer Schulen; nur ift 
für eine Reihe von Sitzplätzen für die 
dem Unterricht beiwohnenden Semina- 
riften Sorge zu tragen, die fo angeordnet 
werden muffen, daß die Seminariften die 
Oefichter der Kinder fehen können (Fig. 
299). Ähnliches ift von den Seminar- 
klaffen zu fagen, bei denen namentlich 
das bezüglich der höheren Schulen Oe- 
fagte zu berückfichtigen ift. Ebenfo wei- 
chen Oeftaltung und Ausrüftung des 
Saales für phyfikalifchen und chemifchen 
Unterricht, des Zeichenfäales,«der Biblio- 
theks- und anderer Sammlungsräume von 
den in Reallehranftalten üblichen Einrichtungen in keiner Weife ab. 

Die für den Unterricht und die Übungen in Mufik beftimmten Räume find 




Übungskiaffe im Lehrerfeminar zu Delitzfch. 



330. 

Klaffen. 

Zeichen faal 

etc. 



33». 
Mufikriume. 



«") Näheres fiche in: Narjoux, F. Les ecoles normales pritnaires. Paris 1880. S. 265-269. 



304 




Mufikfaal 
im Lehrerfeminar zu Eckernförde. 



Mufikübungszellen 
■ '/»« w- Gr. 



zweierlei Art: erftlich ein größerer Mufikfaal und alsdann eine nicht zu geringe 
Zahl von Mufikzellen. 

In ertterem vereinigen fich alle Seminariften zu gemeinfchaftlichen Oefangs- 
übungen, und ebenfo finden in diefem Saale auch die gemeinfamen Übungen im 
Geigenfpiel ftatt. 

Die Ausrürtung ei- ^'S- 3oo. Fig. 301. __ 

nes folchen Saales 
befteht hauptfäch- 
lich aus einem 
Klavier, aus den 
Schränken, welche 
die Qeigenkaften 
der Seminariften 
aufzunehmen ha- 
ben, aus Noten- 
pulten und Sitz- 
bänken ohne Leh- 
ne; bisweilen ift 
auch eine kleine Übungsorgel vorhanden (Fig. 300). 

In den Mufikzellen oder Mufikübungszellen üben fich die Zöglinge im 
Klavier- und Geigenfpiel. In der Regel find deren 4 bis 6 vorhanden, und fie 
muffen im Gebäude fo angeordnet werden, daß durch die Inftrumentübungen der 
übrige Unterricht nicht geftört werde und auch die übenden Zöglinge tich gegen- 
feitig nicht Hören (flehe auch Art. 288, S. 271). Zu den Einrichtungsgegenftänden 
einer folchen Zelle gehört ein Klavier (in der Regel Pianino), ein Stuhl ohne Lehne 
und einige Kleiderhaken (Fig. 301). Die Zelle follte nicht unter 2,50"" Breite und 
nicht unter 7«" Grundfläche haben. 

Die für mufikaiifchen Unterricht und Übungen beftimmten I?äume find im 
Grundplan eines Seminargebäudes ftets fo anzuordnen, daß der anderweitige 
Unterricht und die fonftigen Arbeiten der Seminariften nicht geftört werden. Man 
legt fie deshalb gern 

an die freien Enden ^'8- 3oa. 

der Flügelbauten. In 
befonders glücklicher 
Weife ift dies in dem 
von Waldow erbauten 
Lehrerfemlnargebäu- 
de zu Plauen gefche- 
hen, wo die Mufik- 
räume in einen be- 
fonderen Kopfbau M 
des Mittelflügels ver- 
legt worden find. 

Derfelbe enthält im 
ErdgeTchoß a Orgel- und 
3 Klavierübungszimmer ; 

im Obergefchoß 2 größere und 3 kleinere Übung^elafre; i 
fpiel- und H anno nielehref aal und 2 Zellen für Violinfpiel. 

In einigen Fällen hat man aus dem gleichen Gründe auf dem hinter dem 
Schulhaufe gelegenen Gelände und in größerer Entfernung von demfelben ein 



zu Plauen. — ' 

Arcb.; Waldaw. 



1 Dachgefchoß einen größeren Oi^el- 



305 



Fig. 303- 




Mufikübungsgebäude des Lehrerfeminars 
zu Neu-Ruppin. — V200 w. Gr. 



kleineres Häuschen für die Pflege der Mufik errichtet In Fig. 303 ift das w Mufik- 
übungsgebäude« des Seminars zu Neu-Ruppin im Grundriß dargeftellt; dasfelbe 

liegt in rund 60° Abftand hinter dem Haupt- 
gebäude und in gleicher Flucht mit der 
Turnhalle. 

In den Lehrerinnenfeminaren pflegt wohl 
auch ein Zimmer, bezw. ein Saal für weib- 
liche Handarbeiten vorhanden zu fein. Be- 
züglich diefes Raumes, namentlich feiner Ein- 
richtung, genügt es, auf Art 290 (S. 271) 
hinzuweifen und zu bemerken, daß in den 
Seminaren die Ausftattung eine einfachere 
als in den Mädchenpenfionaten ift 

Das über die Aula oder den Feftfaal der Schulhäufer in Art. 78 (S. 60) Oe- 
fagte hat auch hier im allgemeinen Gültigkeit Zu den Zwecken, dem diefer 
größte Raum zu dienen hat, kommt bei Seminaren mit Intematseinrichtung noch 
hinzu, daß die Aula zugleich Betfaal zu fein pflegt An Einrichtungsgegenftänden 
find hervorzuheben (Fig. 304): ein Podium, auf dem ein Pult für rednerifche Vor- 

, träge (Katheder) und ein Kla- 

^^' ^^'' vier Platz finden; eine Orgel, 

die am beften in einer Wand- 
nifche (Apfis) untergebracht 
wird; Sitzbänke mit Lehnen 
und Stühle für die an den 
Schulfeftlichkeiten fich betei- 
ligenden Angehörigen der 
Zöglinge und andere Feft- 
gäfte etc 

In preußifchen Seminaren foll 
die Aula 150 Perfonen faffen; für 
die Orgel find 3,80™ Breite und 2,50" 
Tiefe vorgefehen. 

In katholifchen Semina- 
ren wird, wenn in der Nähe 
des Schulhaufes keine Kirche 
vorhanden ift, die Orgelnifche 
fo erweitert, daß darin ein 
kleiner Altar errichtet werden 
kann; in der Aula wird als- 
dann der Oottesdrenft abge- 
halten, und die Orgel ift an 
geeigneter Stelle unterzubrin- 
gen. Findet kein Oottesdienft 
ftatt, fo wird der Altar ver- 
hangen. 

Für die Orgel ift ftets 
eine Bälgekammer vorzufehen. 

Aula und Mufikfaal erhalten immer eine größere Höhe wie die übrigen Schul- 
räume; bei erfterer wird man nicht leicht unter 5,60° und bei lezterem nicht 

Handbuch der Architektur. IV. 6, a. (2. Aufl.) 20 





00000000000000 
00000000000000 
00000000000000 
OODO OD 00000000 



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Im»»!««!- 1 1- 



1:200 

5 



a 
4- 



-I 



Aula im Lehrerfeminar zu Karlsruhe. 



332. 

Zimmer 

für 

weibliche 

Handarbeiten. 



333. 
Aula. 



3o6 



334. 

Arbeits räume. 



unter 4,50° gehen; doch findet man, namentlich bei der Aula, auch wef entlich 
größere Höhenabmeffungen. 

In bayerifchen Seminaren wird keine Aula, fondem nur ein Betfaal vorgefehen; felbft diefer 
wird nicht für unbedingt notwendig erachtet, weil Morgen- und Abendandachten auch in anderen 
Räumen verrichtet werden können. Indes hält man doch das Vorhandenfein eines befonderen 
Raumes für den in Rede ftehenden Zweck für wünfchenswert, weil die Benutzung derfelben Räum- 
lichkeiten für verfchiedene Zwecke ihre Reinhaltung, die andauernde und rechtzeitige Lüftung er- 
fchwert, weil die Zöglinge ihre Andachten in einem befonderen Betfaale in mehr gefammelter 
Stimmung verrichten, als dies in Räumen zu gefchehen pflegt, die zu anderen Zwecken beftimmt 
find (wie z. B. Speife- und Schlaf fäle), und weil der Frühgottesdienft oder die Morgenandacht 
im Haufe aus Oefundheitsrückfichten jedenfalls dem Befuche entfernter und kalter Kirchen vorzu- 
ziehen ift. 

Ein folcher Betfaal foll mindeftens 3,50m hoch fein und für jeden Zögling Scbm Luft- 
raum bieten. 

2) Wichtigere Räume des Wohn- und Verpflegungshaufes, bezw. 

der Wohn- und Verpflegungsabteilung. 

Ähnlich wie in den Penfionaten (fiehe Art. 287, S. 268) werden für den 
Aufenthalt der Seminariften nach Schluß der Unterrichtsftunden gleichfalls Wohn-, 
Arbeits- oder Studierräume (wohl auch 
Mufeen genannt) notwendig, in denen , , 



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Studierzimmer im Lehrerfeminar zu Karlsruhe. 

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auch Gelegenheit geboten fein muß, 
das Erlernte zu wiederholen und auf die 
folgenden Stunden fich vorzubereiten. 
In neuerer Zeit ordnet man zu diefem 
Zwecke eine größere Zahl kleinerer Ar- 
beitszimmer an, wovon jedes für 6 bis 8, 
feltener bis 10 und 12 Zöglinge be- 
ftimmt ift. In der Regel find es zwei- 
fenftrige Zimmer, bei deren Bemeffung 
man für jeden Zögling 4,oo bis 4,60 ^"» 
Grundfläche zu rechnen hat; die lichte 
Höhe follte nicht unter 3,60™, beffer 
nicht unter 3,75«° betragen. 

In Bayern follen die Studierfäle eine Höhe von mindeftens 4,ooni haben und fo groß fein, 
daß auf jeden Zögling ein Luftraum von mindeftenis 20cbm entfällt, hi Preußen werden l,oo bis 
1,10 q™ Fußbodenfläche für den Kopf verlangt. Auch in Frankreich wird für die Studierfäle eine 
lichte Höhe von 4,oö" gefordert. 

An Einrichtungsgegenftänden find hauptfächlich Arbeitstifche, bezw. -Pulte und 
Schränkchen mit Bücherbrettern erforderlich (Fig. 305). 

Die Arbeitstifche und -Pulte muffen den Zöglingen freiere Bewegung ge- 
ftatten, als dies in den Klaffen bezüglich des darin befindlichen Oeftühls möglich 
ift. In norddeutfchen Seminaren find Arbeitstifche üblich, am beften für etwa je 
4 Seminariften ein gemeinfchaftlicher Tifch mit je einer Schublade für jeden 
Zögling. In Bayern find Pulte vorgefchrieben; diefelben befitzen eine Stellvor- 
richtung, um einerfeits den Seminariften abwechfelnd das Arbeiten im Stehen und 
Sitzen zu ermöglichen, andererfeits um die Höhe der Pultplatte nach der Körper- 
größe der Zöglinge zu bemeffen. 

Der rückwärtige Teil der Pultplatte foll wagrecht und 9^»» breit, der vordere Teil geneigt 
(im Verhältnis von 1 : 6 fich fenkend) und mindeftens 33 cm breit fein. Diefe Pulte find für je 
zwei Zöglinge beftimmt und enthalten zwei verfchließbare Fächer zur Aufbewahrung von Büchern 
etc. und je zwei im wagrechten Teile der Pultplatte eingefenkte Tintenfäffer. Die Pulte find fo zu 
konftruieren, daß die freie Bewegung der Füße der fitzenden Seminariften nicht beeinträchtigt ift. 



307^ 

Als Sitze werden Stühle mit Rücklehne verwendet. In neueren franzöfifchen 
Seminaren erhält jeder Zögling einen befonderen pultartigen Tifch mit einem 
damit feft verbundenen Stuhle (ähnlich wie beim Klaffengeftühl der niederen 
Schulen). 

Die obenerwähnten Schränkchen dienen zur Aufbewahrung von Schreib- 
materialien, größeren Büchern etc., find verfchließbar und in Abteilungen von 
etwa 60*^°» Länge getrennt, deren je eine jedem Seminariften zugewiefen wird. 
Sie find nur niedrig (von etwa Tifchhöhe), und über denfelben find Bücherbretter 
angebracht, die offen fein können. 

Statt folcher kleinerer Arbeitszimmer hat man wohl auch, namentlich in 
früherer Zeit, einige größere Arbeitsfäle vorgefehen, die in ähnlicher Weife aus- 
gerüftet werden muffen und von einer wefentlich größeren Zahl von Seminariften 
benutzt werden; in manchen Fällen ift nur ein einziger Saal diefer Art angeordnet 
worden. 

Im Pädagogium zu Petrinja ift für die 50 Zöglinge ein gemeinfchaftlicher Studierfaal vor- 
handen. Derfelbe hat eine Länge von nahezu 84 ^ und eine Tiefe von nahezu 7"; um gut be- 
leuchtete Studiertifche zu erhalten, wurden breite und hohe, durch fchmale Mittelpfeiler geteilte 
Doppelfenfter angeordnet. Die Studiertifche nehmen famt den Stühlen eine Länge von 1,90 ^ und 
eine Breite von 1,40™ ein; jeder Tifch hat an der einen Seite eine 1,40 " hohe, geftemmte Bretter- 
verfchalung, damit die Zöglinge während ihrer Arbeiten einander nicht ftören können. Die Bretter- 
wand dient zugleich als fefte Rückwand für das Bücherbrett, welches vorn und an der offenen 
Seite des Tifches in 1,40™ Höhe angebracht ift; jeder Tifch hat 3 verfchließbare Schubladen. 
Zwifchen beiden Tifchreihen ift auf die ganze Saallänge ein 4,40« breiter Gang, der in den Er- 
holungsftunden als Unterhaltungsraum dient. 

Die bayerifchen Seminare befitzen nur große Studierfäle, in denen die bereits befchriebenen 
Arbeitspulte fo aufgeftellt find, daß die daran Arbeitenden das Licht von der linken Seite erhalten. 
Um auch den weiter nach rechts Sitzenden genügendes Licht zu fichem, dürfen nicht mehr als 
zwei folcher Pulte nebeneinander geftellt werden, fo daß nicht mehr als 4 Seminariften in einer 
Reihe fitzen. Nur wenn die Fenfterhöhe 3" erreicht, ift es zuläffig, daß 3 Pulte für 6 Zöglinge 
in eine Reihe geftellt werden. Der Zwifchenraum zwifchen den einzelnen Pultreihen muß min- 
deftens 1™ betragen. 

In den franzöfifchen Seminaren find gleichfalls größere Studierfäle (Salles 
cPitude) üblich; die Einrichtung derfelben ift eine ähnliche wie in den Klaffen- 
zimmern. Man rechnet dort im Mittel für jeden Zögling 2^™ Bodenfläche. 

Auch in Externaten dürfen folche Arbeitsräume nicht fehlen, da die Zöglinge 
nach Ablauf der eigentlichen Unterrichtsftunden fich in der Anftalt gleichfalls noch 
aufzuhalten und zu befchäftigen haben. 

Der Speifefaal muß fo groß bemeffen werden, daß fämtliche Zöglinge ?35. 
gleichzeitig fpeifen können, und muß der Küche tunlichft nahe gelegen fein. Man 
rechne für jeden Seminariften 1,20 bis 1,30 *i™ Grundfläche und wähle die lichte 
Höhe nicht unter 4,00*°, beffer nicht unter 4,50". In Bayern werden für einen 
Zögling nur 0,90'^" Grundfläche gerechnet; in Frankreich werden von Sachver- 
ftändigen 1,50 ^°> gefordert 

Außer den langen Tifchen oder Tafeln, längs deren Bänke ohne oder mit 
Lehne aufgeftellt werden, find noch Schränke zur Aufbewahrung der Speifegeräte 
und des Tifchzeuges erforderlich. Im übrigen fei auf Art. 295 (S. 275) verwiefen. 

Es empfiehlt fich, dem Speifefaal einen kleinen Anrichteraum anzufchließen. 
(Siehe auch Art 296, S. 279.) 

Konnte fchon bei den feither befprochenen Räumlichkeiten beobachtet werden, 5^.^^,^^^;^,^ 
daß in den Abmeffungen etc. eine gewiffe Sparfamkeit fich kundgibt, fo ift dies 
in noch höherem Grade bei den nunmehr vorzuführenden Schlaf-, Wafch- und 
Putzräumen der Fall. Bei diefen Räumlichkeiten pflegt man das Maß des gerade 

20* 



308 



noch Zuläffigen nicht zu überfchreiten; bei weiteftgehender Raumausnutzung läßt 
man tunlichfte Bequemlichkeit und äußerfte Sparfamkeit Hand in Hand gehen. 

In Deutfchland und Öfterreich, wo man hauptfächlich von diefem Orundfatze 
ausgeht, werden deshalb in den Internaten größere Schlaffäle vorgefehen, in deren 
jedem bis 30, felbft noch mehr Seminariften ihre Schlafftelle erhalten; die Höhe 
diefer Säle beträgt bisweilen nur 3,oo°»; doch follte man nicht unter 3,50" gehen. 
In Frankreich wird von maßgebender Seite eine lichte Höhe von 4,oo°» gefordert 
Die Schlaffäle find in der Regel nicht heizbar eingerichtet; nur in befonders rauhen 
Klimaten wird dafür Sorge getragen, daß bei großer Kälte eine teilweife Er- 
wärmung möglich ift. In Rückficht auf Feuersgefahr follte jeder derartige Schlaf- 
faal mehr als einen feuerficheren und rauchfreien Ausgang in das Freie haben. 



Fig. 306. 




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Schlaffaal im Lehrerfeminar zu Delitzfch. 



Naturgemäß wird man die Schlaffäle in das oberfte Stockwerk verlegen; in 
manchen Fällen hat man das Dachgefchoß für diefen Zweck zum Teile ausgebaut. 
Wenn es tunlich ift, verfehe man diefe Säle an beiden Langfeiten mit Fenftem, 
weil dadurch die Lüftung wefentlich erleichtert wird. Doch follte man un- 
mittelbar an die Fenfterwände keine Betten ftellen, fondem erft in einiger Ent- 
fernung davon; läßt fich dies indes nicht umgehen, fo mache man die Fenfter- 
brüftüng möglichft hoch, um ungehindert von der Fenfterteilung die Betten an- 
ordnen zu können. 

In den Schlaffälen wird jedem Seminariften eine Bettftelle, ein Stuhl und 
meiftens auch ein Schrank, bezw. eine Schrankabteilung zugewiefen. 

Die fenkrecht zu den Längswänden aufzuftellenden Betten werden meift in 2 
(Fig. 306), feltener in 3 Reihen (Fig. 307) angeordnet; die Bettftelle erhält je 1,95™ 



309 

Länge und 0,8o bis 0,90 °> Breite. 
Der Gang zwifchen den Bett- 
reihen wird 0,90 bis l,oo™, der 
Gang zwifchen je zwei Betten 
0,46 bis 0,50» breit gemacht; der 
Abftand der Bettreihen von der 
nächften Fenfterwänd kann mit 
0,50 bis 0,60° bemeffen werden. 
In Bayern wird zwifchen den 
einzelnen Betten und in der 
Mitte zwifchen den Bettreihen 
ein Abftand von 1,60" freigelaf- 
fen. Eine frahzöfifche Kommif- 
fion empfiehlt zwifchen je 2 
Betten l,oo ° Abftand und zwi- 
fchen den Bettreihen einen Gang 
von 3,00° Breite. 

Auf Grund diefer Maßan- 
gaben ift die Stellung der Bet- 
ten in den Grundriß einzutragen 
und dabei zu beachten, daß die 
Lage der Fenfter, der Türen, der 
etwaigen Heizkörper etc. damit 
im Einklänge fei. Einfchließlich 
der Zugänge und des Raumes, 
den die Schränke etc. einneh- 
men, ergibt fich als Mindeftmaß 

für ein Bett eine Grundfläche von 5,oo^", die man indes auf 5,5o^™ erhöhen follte; 

hier und da findet man auch 6,oo«" Bodenfläche. Der Luftraum für i Bett follte 

nicht unter 17 ^^° bemeffen werden; doch ift man auch fchon bis 25 *=^" und 

darüber gegangen. 

Die Bettftellen find in der Regel aus Eifen hergeftellt; zur Sicherung der 

Füße des Schlafenden kann man die betreffende Stirnfeite der Bettftelle mit einem 

Fig. 308. 







Fig. 307. 














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Vom Lehrerfeminar zu Dijon^'*). — Vtoo w. Gr. 



»") Nach: Wuluam & Farqe. Le reaieil (Parchitedure. Paris. i2e annie, /. 2, 3. 



3io_ 



aufrechten, beiderfeits mit Ölfarbe angeftrichenen Fußbrett von etwa 40™ Höhe 
verkleiden. Wenn die Kleiderfchränke nicht in unmittelbarer Nähe der einzelnen 
Betten aufgeftellt tind, fo muß man an jedem Bette einen Kleiderftänder anordnen, 
an welchen der Zögling vor dem Schlafengehen die abgelegten Kleider hängen 
kann. In der einfachften Form ift dies ein am Fußende der Bettftelle angebrachter 
eiferner Ständer, der oben gabeiförmig endet. 

Die Schränke erhalten 0,40 bis 0,5o™ Tiefe und 1,95 bis 2,00- Höhe; die 
jedem Seminariften zugewiefene Abteilung wird mit 0,60 bis 0,80'" Breite be- 
meffen. 

Im Lehrerfeminar zu Karlsnihe find in jede F'g- 309- 

Seil ran kabteilung zwei Bretleinlagen eingeletzt: das hohe 
Mittelfach dient zum Aufhängen der Kleider; das obere 
und untere Fach find zum Unterbringen der Wäfche etc. 
beftimmt. Im Lehrerinnen fem inar zu Saarburg hat jede 
Schrankabteilung nur eine Bretteinlage erhalten, in wel- 
che 8 Kleiderhaken von unten eingefchraubt find; das 
0,4i " hohe Fach oberhalb diefes Bodens dient für 
Wäfche, Tücher, Hüte efc. 

Diefe Schränke werden nicht immer in 
den Schlaffälen (Fig. 306) angebracht; bisweilen 
werden tie in den Wafchräumen und auf den 
Gängen längs der Schlaffäle aufgeftellt Man 
hat wohl auch belondere, zwifchen den Schlaf- 

und Wafchfälen angeordnete Schrankzimmer ji 11 || 

vorgefehen (Fig. 308"*). ; "■ 

In den meilten franzöfifchen und eng- ' 

lifchen Seminaren find die Schlaffäle mit Zel- 1 

leneinteitung verfehen worden (Fig. 308, 30g 
u. 310"*), derart, daß zu beiden Seiten eines 
Mittelganges durch etwa 2" hohe Holzwände 
Abteilungen von etwa 2,80"° Länge und 1,80 ■" 
Breite gebildet werden, deren je efne jedem 
Seminariften zugewiefen wird. (Siehe auch 
Art 291, S. 273.) |[/_:MÜ n 

In der Nähe der Schlaffäle ift eine ab- 
getchloffene Kammer mit 1 bis 2 Leibttühlen 
vorzufehen; letztere dürfen indes nur in den 
dringendften Fällen benutzt werden. Femer Schlaffaal im Lehrerinnenfeminar 
ift in unmittelbarer Nachbarfchaft der Schlaf- zu Dijon »"). — Vioo »■ Gr. 

fäle, nicht feiten zwifchen je zwei folchen 

Sälen, das Schlafzimmer des die Seminariften bei Nachtzeit Überwachenden (in 
der Regel eines Unter- oder Hilfslehrers) anzuordnen (Fig. 307). 

Die Wafchtifche der Seminariften find bisweilen in den Schlaffälen unter- 
gebracht worden; doch ift es aus Gründen, die bereits in Art. 292 (S. 274) aus- 
■ einandergefetzt worden, vorzuziehen, für diefe Zwecke befondere Räume vorzu- 
fehen und diefelben in unmittelbarer Nähe der Schlaffäle anzuordnen; am vor- 
teilhafteften ift es, wenn erftere von letzteren aus unmittelbar erreicht werden 
können. Solche Wafchräume werden meift heizbar eingerichtet, um bei ftarkem 
Froft die Kälte etwas mäßigen zu können. 

">) FaVr.-Rcpr, nach : Nabjoux, F. Lfs icohi normales primaim. Paris 1880. S, 173. 



3n 



Fi2- 310- Auch in den franzö- 

filchen und englifchen 
Seminaren hat man frü- 
her die Wafcheinrich- 
tungen in den Schlaf- 
zellen der Zöglinge un- 
tergebracht (fiehe Fig. 
310); indes haben fich 
dabei fo viele Mißttän- 
de gezeigt, daß man 
in Frankreich in neue- 
rer Zeit davon abge- 
kommen ift und gleich- 
falls befondere Wafch- 
räume vorfieht 

Die Wafchtifche 
London'"). werden am heften in 

ununterbrochener Rei- 
he an den Langwänden des betreffenden Raumes (in einfacher Reihe), erforder- 
lichenfalls auch noch in der Längsachte desfelben (Doppelreihe), aufgehellt, und 
es lollte jeder Seminarilt ein befonderes Wafchbecken erhalten; die Einrichtung, 
daß }e zwei Seminariften ein Wafchbecken zufammen benutzen, ift nur als ein 
Notbehelf anzufehen. 

Die für ein Wafchbecken erforderliche Länge der Wafchtifchreihe follte nicht 
unter bb""" betragen; belfer ift es, hierin bis 60 und 65™ zu gehen. Die Breite 
der Wafchtifche ift bei einfacher Reihe mit 0,56™, bei Doppelreihe mit 1,00 " zu 
bemeffen; die Breite des Ganges zwifchen je 2 Wafchtifchreihen wähle man mit 
1,35 bis 1,40™. 

Die Konftruktion der hier zur Anwendung kommenden Wafchtifcheinrichtungen 
ift bereits in Teil III, Bd. 5 (Abfchn.s, A, Kap. 5) vorgeführt worden. Im befonderen 
wurde dort die Wafchtifcheinricbtung im Seminar zu Auerbach i. V. befchrieben, 
und in Fig. 311*'*) wird die einfchlägige Konftruktion im Seminar zu Dijon 
hinzugefügt 

Fig. 311 



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338. 
Putzräume. 



339. 
Kranken- 
zimmer. 



340. 

Koch-, 

Wafchküchc 

etc. 



Einige Badezellen follten in der Wohn- und Verpflegungsabteilung, bezw. 
im Wohn- und Verpflegungshaus eines Seminars niemals fehlen; zum minderten 
follten im Sockelgefchoß eine Braufebadeinrichtung (fiehe Art. 84, S. 63) ange- 
ordnet werden. Auch neben den noch zu erwähnenden Krankenzimmern foll 
eine Badeftube vorhanden fein. In franzöfifchen Seminaren ift häufig ein Raum 
für Fußbäder zu finden. (Siehe auch Art 299, S. 279.) 

Franzöfifche Seminargebäude befitzen wohl auch ein kleineres Schwimm- 
becken. 

Im Seminargebäude zu Lyon befindet fich im rückwärtigen Teile der Plananlage ein be- 
fonderer Bau der im Sockelgefchoß das Schwimmbecken enthält; im Erdgefchoß desfelben be- 
findet fich das chemifche Laboratorium und im Obergefchoß ein großer Hörfaal mit anfteigenden 
Sitzreihen. 

Das Putzen des Schuhwerkes und das Reinigen der Kleider feitens der 
Zöglinge foll nicht in den Schlaffälen vorgenommen werden, weil der dabei ent- 
ftehende Staub und Geruch davon fern gehalten werden f ollen; diefe Arbeit ge- 
fchieht am geeignetften in hierzu beftimmten Putzräumen, die den Schlaf- und 
Wafchfälen nahe zu legen find. Zur Aufbewahrung des Schuhwerkes bringe 
man an den Wänden Konfolebretter an, die in Abteilungen von etwa 75°» Länge 
getrennt werden. Solche Räume bedürfen einer kräftig wirkenden Luftungsein- 
richtung. 

In älteren Seminargebäuden hat man vielfach befondere Putzräume nicht 
vorgefehen, und felbft bei neueren Anlagen ift davon Umgang genommen worden. 
Alsdann gefchieht das Reinigen der Kleider und des Schuhwerkes in den Schlaf- 
fälen, auf den Gängen längs derfelben, in den Wafchräumen etc. 

Im Seminar zu Karlsruhe ift in jedem Wafchfaal ein Kaften zur Unterbringung des Putz- 
zeuges aufgef teilt, der mit fo vielen Abteilungen verfehen ift, als Zöglinge fich in einem Saal zu 
wafchen haben. 

In der Wohn- und Verpflegungsabteilung eines jeden Seminars ift mindeftens 
ein Krankenzimmer mit 2 Betten vorzufehen; beffer ift es, deren zwei anzuordnen, 
eines mit 4, das andere mit 2 Betten. Diefe Zimmer find nach der Sonnenfeite 
und auch fo zu legen, daß fie vom Verkehre im Haufe möglichft wenig geftört 
werden; ferner darf eine Heizeinrichtung nicht fehlen. 

Für mit anfteckender Krankheit Behaftete ift weiters ein ganz abgefondert 
gelegenes Krankenzimmer einzurichten; häufig wird dasfelbe in das Dachgefchoß 
verlegt. 

Unter Bezugnahme auf Art. 301 bis 303 (S. 280) find die Krankenzimmer fo 
groß zu bemeffen, daß auf jedes Bett mindeftens ein Luftraum von 28 *'^"' ent- 
fällt. Zwifchen je zwei Krankenzimmern ordne man ein Wärterzimmer an. Femer 
befinde fich in unmittelbarer Nähe der Krankenzimmer ein nur für die Kranken 
zugänglicher Abort, welcher regelmäßig mehrmals des Tages gereinigt und des- 
infiziert werden muß. 

Bezüglich der Anordnung und Ausrüftung der Kochküche und ihres Zu- 
behörs, fowie der Wafchküche und der fonftigen Räume, welche das Reinigen, 
Ausbeffem, Aufbewahren etc. des Weißzeuges erfordert, wird nur auf Art. 297 
(S. 279), 304 (S. 281) u. 305 (S. 281) hingewiefen. 



341. 

Tumfaal. 



c) Sonftige Räumlichkeiten und Anlagen. 

Für den Unterricht und die Übungen im Turnen pflegt bisweilen im Sockel- 
bezw. Erdgefchoß des Seminargebäudes ein Tumfaal vorgefehen zu werden. Üb- 
licher ift es indes und auch vorzuziehen, auf dem zum Seminar gehörigen Oe- 



313 

lande und in einiger Entfernung davon eine befondere Turnhalle zu errichten. 
Für diefelbe genügt unter Umftänden fchon eine Grundfläche von 15xlO~; 
doch ift man in diefen Abmeffungen fchon wefentlich weiter gegangen. 

Außer diefem zum Turnen dienenden Saale ift nur noch ein Oeräteraum 
und allenfalls ein Vorraum, der zugleich als Umkleideraum dient, erforderlich. 

Die Einrichtung der Turnhallen wird im nächften Kapitel noch ausführlich 
befprochen werden, fo daß an diefer Stelle hierauf nicht eing^angen zu werden 
braucht Unter den dort vorzuführenden Beifpielen wird auch die zu den Se- 
minaren zu Delitzfch und zu Saarburg gehörige Turnhalle vorgeführt werden. 

An die Turnhalle fchließt fich ein Turn- und Spielplatz an, deffen Flächen- 
inhalt nicht unter 1000^" haben follte; doch ift dies als das eben nur noch zu- 
läffige Maß anzufehen, und man follte ftets 2000«° zu erreichen trachten; man 
hat aber auch Turn- und Spielplätze von 3000*»« Flächeninhalt und darüber. 

Wie aus Art. 327 (S. 301) hervorgeht, ift in einem Seminar, namentlich in ^^' 
einem folchen mit Internatseinrichtung, eine Reihe von Dienftwohnungen erforder- wohiungen. 
lieh. In einem Extemat find mindeftens für den Direktor, einen verheirateten 
Lehrer und den Hauswart Dienftwohnungen vorzufehen. Ift Internatseinrichtung 
vorhanden, fo find für 4 bis 5 Lehrer, bezw. Lehrerinnen, für den Ökonomen, 
bezw. die Wirtfchafterin, für das Oefinde etc. Wohnungen einzurichten. Im ein- 
zelnen ift das Folgende zu bemerken. 

1) Verheiratete Lehrer erhalten in der R^el 2 größere Wohnzimmer, 2 grö- 
ßere Schlafzimmer, 1 Küche mit Speifekammer, 1 Magdkammer und, wenn mög- 
lich, noch 1 Kammer. 

2) Für den Direktor werden meift die gleichen Räume vorgefehen, doch in 
befferer Ausftattung; dazu kommt noch ein Amtszimmer, das gleichzeitig als Em- 
pfangs- und Arbeitsraum dient 

3) Die Wohnung eines unverheirateten Lehrers, bezw. einer Lehrerin befteht 
in den meiften Fällen aus einem größeren, heizbaren und einem kleineren, un- 
heizbaren Zimmer. 

Die unter 1 bis 3 angeführten Dienftwohnungen foUten untereinander eine 
abgefchloffene Oruppe bilden, zu der ein kleiner Hof räum von 700 bis 800«" 
Flächeninhalt gehört. Am beften wäre es, fie in einem befonderen Haufe unter- 
zubringen; doch werden fie in der R^el in einem befonderen Oebäudeflügel an- 
geordnet, und zwar derart, daß der Direktor und die Lehrer, ohne in das Freie 
treten zu muffen, unmittelbar in die Schlaffäle, Arbeitszimmer und Klaffen der 
Seminariften gelangen können. 

4) Die Wohnung des Hauswarts muß in der Nähe des Einganges in die 
Schulabteilung, bezw. in das Schulhaus gelegen fein; fie befteht aus 1 Wohn- 
zimmer, 1 bis 2 Kammern und 1 Küche. Ein Raum davon liegt im Erdgefchoß, 
die übrigen, einfchl. der Küche, können auch im Sockelgefchoß untergebracht 
werden. 

5) Die Wohnung des Ökonomen, bezw. der Wirtfchafterin muß in unmittel- 
barer Nähe der Anftaltsküche gelegen fein. Zu erfterer gehören 1 bis 2 Zimmer 
und 1 bis 2 Kammern, ferner 1 bis 2 Kammern für das Oefinde; zu letzterer 
1 Speifekammer und die erforderlichen Vorratskeller. Ferner ift im Anfchluß 
an die Anftaltsküche, die eben gedachte Dienftwohnung und das noch vorzu- 
führende Wirtfchaftsgebäude ein Wirtfchaftshof von 500 bis 1000«» Grundfläche 
vorzufehen. 



314 



Im Seminargebäude felbft werden in der Regel fehr wenige Aborte vorge- 
lehen, und diefe bloß im unmittelbaren Anfchluß an die Dienftwohnungen des 
Direktors und der verheirateten Lehrer. Die Aborte und Piftoirs für die übrigen 
Lehrer, für die Seminaritten, für die Schüler, bezw. Schülerinnen der Übungs- 
fchule, für den Hauswart, für den Ökonomen, bezw. die Wirttchafterin und für 
das Gelinde werden in einem befonderen Nebengebäude untergebracht Bei der 
Anordnung des letzteren ift darauf zu fehen, daß die Zugänge für die Lehrer, die 
Seminariflen, die Schüler, den Ökonomen etc. voneinander getrennt find. Wenn 
die Übungsfchule von Knaben und Mädchen befucht wird, fo muffen die Aborte 
der letzteren von jenen der erfteren gleichfalls gefchieden werden. Noch mehr 
empfiehlt es fich, für 



die Mädchen einen 
gefonderten Abort- 
bau zu errichten und 
denfelben von den 
für die Mädchen be- 
ftimmten Spielplät- 
zen zugänglich zu 
machen. 

Im einzelnen fin- 
det man hauptläch- 
lich die nachgehen- 
den drei Anordnun- 
gen. 

i) Die als erfor- 
derlich bezeichneten 
Aborte und Pilfoirs 
werden fämtlich in 
einem befonderen 



Fig. 312. 




Vom Uhrerleniinar 



Vom Lehrerfemmar zu 
Dditzfch. 



Vom Lehrerfeminar zu Petershagen. 

liZOO 

ff.n^. f 1 f T r r T 



ver- 
einigt, und das letz- 
tere enthält, der ge- 
botenen Trennung 
wegen, verfchiedene 

tcharf gefonderte 

Abteilungen und 
Zugänge. In Fig. Abortgebäude. 

312 u. 313 find hierfür zwei Eteifpiele gegeben. 

2) Das Abortgebäude nimmt nur die für Lehrer, Seminariften und Schüler 
bettimmten Aborte und Pilfoirs auf und erhält dem entfprechend 3 bis 4 gefon- 
derte Abteilungen; die Aborte für den Ökonomen, das Oefinde etc. werden mit dem 
Wirttchaftsgebäude {liehe den nächften Artikel) verbunden. Für einen derartigen 
Abortbau bietet Fig. 314 ein Beitpie! dar; für die in einem lolchen Falle entttehende 
Qeftaltung des Wirtfchaftsgebäudes lind im folgenden Artikel Beifpiele vorgeführt 

3) Abort- und Wirtfchaftsbau werden zu einem gemeinfamen Nebengebäude 
vereinigt; Beilpiele hierfür gibt der nächite Artikel. 

Eine eigenartige, aus Fig. 3i5"») näher erfichtliche Anordnung hat der Abort- 
bau des Lehrerfeminars zu Rouen erhalten. 



■") FiIiC.Repr. nach: La (imSlriu 



'« moderne, Jahtg. 5, S. 366. 



._3i5_ 



Rg. 315. 



Das Wirtfchaftsge- , 
bäude enthält ftets einen 
Schweineftall und in der 
Regel auch einen Raum 
für die verfchiedenen 
Geräte; häufig itt auch 
ein Raum für Gänfe, 
Enten, Hühner etc. vor- 
handen, der allerdings 
auch über den Schweine- 
ftall gelegt werden kann. 
Ein Kuhftall wird m ver- 
hältnismäßig (elteneren 
Fällen vorgefehen. In 
Fig. 316 ift das zum 
Lehrerfeminar zu Neu- 
Ruppin gehörige Wirtfchaftsgebäude dargeftellt, bei dem fich an die Stallung 
rückwärts der Gerätefchuppen anfchUeßt. 

Wie im vorhergehenden Artikel bemerkt wurde, pflegt 
man mit dem Wirtfchaftsgebäude wohl auch die Aborte 
für den Ökonomen und deffen Gelinde zu vereinigen; die 
in Fig. 317 wiedergegebene Anlage zeigt eine folche Ver- 
einigung. 

An gleicher Stelle wurde auch gefagt, daß bisweilen 

fämtliche Aborte und Piffoirs, fowie die Stallungen etc. zu 

einem gemeinfchaftlichen Nebengebäude vereinigt werden; 

=- die aus Fig. 318 erfichtliche Anordnung zeigt, in welcher 

Weife dies gefchehcn kann. 

Bereits in den vorhergehenden Artikeln wurde an- 
gedeutet, daß dem Oebäudeflügel , der die Dienftwoh- 
nungen des Direktors und der verheirateten Lehrer ent- 
hält, ein kleiner Wirtfchaftshof beigefügt werden Tollte, 
ebenfo daß der Anftaltsküche und dem Wirtfchaftsgebäude 
niemals ein größerer Wirtfchaftshof fehlen darf. Des- 
gleichen war bereits vom Spiel- und Turnplatz die 
Rede, der fich an die Turnhalle anzufchließen hat. 

Fig. 318. 



Abortbau des Lehrerreminars zu Rouen' 

V» w. Or. 



Fig. 316. 




Oerälefchuppen und 
Slallgebäiide des Lelirer- 
feminars zu Neu-Ruppin. 




Wirtfchafts- und Abortgebäude 
des Lehrerfeminare zu Delilzfch. 



Abort- und Stallgebäude des 
Lehrerfeminare zu Peiskretfchara. 



u 



317 

Des weiteren find in einem Seminar notwendig: 

i) der Garten für die Seminariften, 5500 bis 8OOO0™"'); 

2) der Oarten für den Direktor, 1000 bis 2500*1«"; 

3) der Oarten für den erften Lehrer, bezw. die erfte Lehrerin, 800 
bis 1500^«°; 

4) der Oarten für den zweiten Lehrer, bezw. die zweite Lehrerin, 600 
bis 800*1"»; 

5) der Oarten des Ökonomen, bezw. der Wirtfchafterin , zugleich Wirt- 
fchaftsgarten, 1500 bis 3500«-. 

Femer werden bisweilen vorgefehen: 

6) ein Baumgarten oder eine Baumfchule von 2000 bis 3500«", und 

7) ein kleiner Oarten für den Hauswart. 

Diefe verfchiedenen Höfe, Oarten etc. werden auf dem Seminargrundftück 
in geeigneter Weife verteilt. Die Verteilung felbft hängt hauptfächlich von der 
Form und Oröße, fowie von den Oefällsverhältniffen diefes Orundftückes, von der 
Lage gegen die Himmelsrichtungen, von der Umgebung etc. ab; der in Fig. 319 
wiedergegebene Lageplan des Seminars zu Delitzfch zeigt eine derartige Ver- 
teilung. Das ganze OrundftOck ift einzufriedigen. 



d) Gefamtanlage und Beifpiele. 

In erfter Reihe wird hier ein Seminar vorzuführen fein, bei welchem das 
Schulhaus vom Wohn- und Verpflegungshaus baulich vollftändig getrennt, fomit 
eine Löfung der betreffenden Aufgabe erzielt ift, welche in Art. 328 (S. 302) als 
die vorteilhaftefte bezeichnet werden konnte; dies ift das von Lang 1874 er- 
baute Lehrerfeminar (II) zu Karisruhe (Fig. 320 bis 325), welches mit dem Wohn- 
und Verpflegungshaufe an der Rüppurrer Straße gelegen und für 120 Zöglinge 
eingerichtet ift 

Die Gefamtanordnung ift aus dem Lageplan in Fig. 323 erfichtlich; das Schulhaus ift mit 
feiner Hauptfront (mit dem Zeichenfaal) nach Norden gerichtet; das gefamte Grundftück 
mißt 2,25 »»a. 

1) Das Wohn- und Verpflegungshaus (Fig. 320 bis 322), mit feiner Hauptfront nach 
Weften gewendet, ift im Grundriß i-förmig geftaltet und zerfällt in 3 Teile: in den vorderen drei- 
gefchoffigen Hauptbau, welcher die Wohnung des Direktors, die^Arbeits- und Schlafräume der 
Seminariften und das Haupttreppen haus enthält; ferner in den daranftoßenden Mittelbau mit 
Speifefaal und Aula, und endlich in den Hinterbau, in deffen Erdgefchoß die Küche und die 
übrigen Wirtfchaftsräume untergebracht find, während im I. Obergefchoß eine Hauptlehrerwohnung 
und im darüber befindlichen Halbgefchoß die Dienerwohnung angeordnet wurden. Mittel- und 
Hinterbau find nur zweigefchoffig; da indes die Höhe der Aula derjenigen der Hauptlehrer- und 
Dienerwohnung zufammen entfpricht, fo konnte das Hauptgefims an beiden Bauteilen in gleicher 
Höhe herumgeführt werden. 

Zu den Grundriffen in Fig. 320 bis 322 ift das folgende zu bemerken. Die 10 in 3 Ge- 
fchoffen verteilten Studierzimmer der Seminariften find für je 10 Zöglinge eingerichtet; in Fig. 305 
(S. 306) wurden 2 derfelben im Grundriß dargeftellt. Diefe Zimmer haben Gasbeleuchtung und 
Ofenheizung; auf 1 Seminariften kommen 11 bis 12 c^»» Luftraum. — Der möglichft luftigen Lage 
wegen wurden die 4 Schlaf fäle (fiehe Fig. 307, S. 309) in den beiden Obergefchoffen angeordnet; 
fie find fo bemeffen, daß auf jeden Zögling 26 c»»™ Luftraum entfallen. Sobald die äußere Tem- 
peratur unter Null finkt, werden die Schlaffäle auf 8 bis 10 Grad erwärmt. Die Überwachung der 
Schlaffäle findet durch Unteriehrer ftatt, welche daran unmittelbar anfchließend ihre Wohnzimmer 
haben; von jeder diefer Stuben geftattet ein kleines Fenfter Einblick in den benachbarten Schlaffaal. 
In Rückficht auf die kalte Winterszeit find in der Nähe jedes Schlaffaales Aborte vorgefehen. Die 
numerierten und verfchließbaren Kleiderfchränke der Seminariften ftehen auf den Gängen, die zu 

>") Narjoux empfiehlt, für jeden Zögling 8 bis 10 qm Bodenfläche zu rechnen. 



345- 
Lehrer- 
Seminar II 

zu 
Karlsruhe. 



den Schlaf fälen führen (fiehe Art. 336, S. 310). — Aus den Schlaf fälen begeben fich die Zöglinge 
in die Wafchfäle; der Fußboden der letzteren wird von zwifchen I-Trägem eingefpannten Kappen- 
gewölben getragen, welche mit Beton ausgeebnet find; auf diefem ift ein Afphalteftrich verlegt. 
Auch die Wände find in Brüftungshöhe mit Afphalt überzogen. — In Ermangelung einer Turnhalle 
ift für die beiden erften Kurfe des Seminars im Erdgefchoß proviforifch ein Tumfaal eingerichtet, 
während die Zöglinge des oberften Kurfes zu ihrer vollftändigen Ausbildung im Turnen die Tum- 
lehrerbildungsanftalt befuchen. 

Für den im Erdgefchoß gelegenen Speifefaal wurde die erforderliche Höhe dadurch erzielt, 
daß fein Fußboden um 5 Stufen tiefer als in den übrigen Teilen diefes Stockwerkes angeordnet 
wurde. In demfelben fpeifen die Seminariften und die Unterlehrer; die Bedienung gefchieht durch 
Zöglinge, welche die Speifen am Küchen fchalter in Empfang nehmen. Aus der Küche führt eine 
Treppe in den abgefchloffenen, im Lageplan angedeuteten Wirtfchaftshof. — Die Aula (fiehe Fig. 304, 
S. 305) hat 7*™ Höhe und bietet 176 Sitz- und 350 Stehplätze; Decke und Wände find mit reichem 
Farben fchmuck, paffenden Sprüchen, Büften etc. geziert. Durch eine Tür hinter der Orgel kann 
der Hauptlehrer aus feiner Wohnung in den Vorderbau (zu den Seminariften) gelangen. — Der 
Ausgang nach dem Schulhaufe findet im Erdgefchoß bei m und n ftatt. 

Die Faffaden find aus Sandftein (rot für die Wandflächen und weiß für die Oefimfe) her- 
gef teilt; das Dach ift mit Schiefer gedeckt. Die Treppen find in rotem Sandftein konftruiert, die 
Fußböden der Flurgänge und Vorhallen mit Zementplatten belegt. Im ganzen Gebäude ift Gas- 
und Wafferleitung vorgefehen; der Anftaltsgarten wird von den Seminariften bearbeitet 

2) Das Schulhaus (Fig. 324 u. 325) ist zweiftöckig und enthält im Obergefchoß die eigent- 
liche Seminarfchule, im Erdgefchoß die Obungsfchule. Die Seminariften treten in dem Ver- 
bindungsbau zwifchen Treppenhaus und Abortgebäude (Fig. 325), die Schüler der Obungsfchule 
durch den nördlichen Haupteingang in das Gebäude ein. Bezüglich der Raumyerteilung fei auf 
die beiden Grundriffe in Fig. 324 u. 325 verwiefen; in den Klaffenzimmem der Obungsfchule ent- 



Fig. 320. 




erdgefchoß. 

Wohn- und Verpflegungshaus des 

Arch. : Lang. 



319 

fallen auf jeden Schüler 1,80 q« und in den Seminarklaffen auf jeden Zögling 1,60 qm Bodenfläche, 
auf erfteren 6,70cbm und auf letzteren 7,iocbm Luftraum. 

Die Erwärmung der Räume zur Winterszeit gefchieht mittels einer Feuerluftheizung; Gas- 
und Wafferleitung find im ganzen Gebäude vorhanden. Flurgänge und Vorhalle im Erdgefchoß 
find überwölbt; die Haupttreppe ift in Stein konftruiert. Für Faffaden und Dachdeckung find die 
gleichen Materialien wie unter i verwendet. Die Aborte find durch einen gedeckten Gang mit 
dem Schulhaufe verbunden. 

Ein vom eigentlichen Seminargebäude vollftändig getrenntes wKiaffenhaus« 
befitzt auch das Lehrerfeminar zu Karalene i'®). 



Fig. 321. 




II. Obcrgefchoß. 
Fig. 322. 




I. Obergefchoa 



Lehrerfeminars II zu Karlsruhe. 



l 'i'l' i ' hl 'i M ' hl 'l 



1:500 

-H — 



^ 



»») Siehe hierüber: CentralbL d. Bauverw. i8g6, S. 289. 





«-144-^4444 1 + 1 r 

Lehrerfeminar ü zu Karlsruhe. 

Arch. : Lang, 



321 

Bei der weitaus größten Zaiil von Lehrer- und Lehrerinnenfeminaren mit 
Intematseinrichtung find Schulabteilung und Wohn- und Verpflegungsabteilung 
in einem einzigen Gebäude vereinigt. Wie in Art. 328 {S. 302) bereits gefagt 
wurde, wähle man alsdann Grundrißformen mit einer größeren Zahl von Flügeln, 
in deren jedem eine zufammengehörlge Gruppe von Räumlichkeiten untergebracht 
wird. Auch wurde an derfelben Stelle der in Fig. 326 fkizzierten Oefamtanord- 
nung mit einem Hauptbau A und drei Flügelbauten B, C und D gedacht. 

Wie dort fchon erwähnt, liegt im allgemeinen diefe Anordnung dem Normalentwurf zu 
Orunde, der aus dem preußifchen Minifterium ffir öffentliche Arbeiten herrührt. 

In den nach diefem Schema entworfenen Seminargebäuden find meittens in die beid«i Vor- 
derflügei C und D die Dienftwohnungen des Direktors und der Lehrer verlegt worden; dazu gehört 
nach vom zu je ein kleiner Garten, nach rückwärts ein kleiner Wirtfchaftshof. In der Regel genügt 
es, wenn diefe Flügelbanten aus Keller-, Crd- und Obergefchoß beftehen. 

Der in der Hauplachle angeordnete 
Fig. 326. Hinterflügel B nimmt im Erd- und Keller- 

gefchofJ die Wohnräume des Ökonomen 
und feines Gefindes, die Anftaltsküche mit 
den erforderlichen Vorratsräumen etc. auf; 
in dem darüber vorhandenen I. Oberge- 
fchoß befindet fich der Speifefaal mit An- 
richteraum etc., und im II. Obergefchoß 
wird die Aula untergebracht. Nach rück- 
wärts oder nach der einen Seite wird der 
große Wirtfchaftshof der Anttalt zu ver- 
legen fein. 

Alle übrigen Räumlichkeiten find im 
Hauptbau A anzuordnen. 

Diefer Gefamtanlage entfpricht 

im allgemeinen das 1878—82 von 

I Botel erbaute, zur Aufnahme von 

60 Internen und 30 Externen be- 

ftimmte Lehrerfeminar zu F*yritz (Fig. 328 bis 330); der Hinterflügel {B in Fig. 326) 

ift vom Hauptbau (A ebendaf.) völlig losgelöft und nur durch einen ganz fchmalen 

Bau damit verbunden. 

Die Anordnung der verfchiedenen Räume im Erd-, I. und II. Obergefchoß ift aus den OrTind- 
riffen in Fig. 328 bis 330 zu entnehmen. Das Kellergefchoß enthält im Hauptbau Wirlfchattskeller, 
Räume Für Brenn- und Beleuchtungsfloff, die Küche und den Keller des Hauswarts; im links- 
[eitigen Vordoflögel die Keiler des Direktors und des Hilfelehreis; im rech tsf eiligen Vorderflügd 
die Keller des erften und des Mufiklehrers; im Hinterflügel die Wafch- und SpDIküche, Roll- und 
Plättftube und noch einige Wirt fchaftskel 1er. 

Das ganze Gebäude ift in Backfteinrohbau, die Fundamehte in gefprengten Feldfteinen aus- 
geführt; die Haupttreppen find aus Stein hergeftellt und die Dächer mit englifchem Schiefer ein- 
gedeckt Sämtliche Räume des Kellergefchoffes find gewölbt und mit flachem Backfteinpflafter 
verfehen. Tn den übrigen Gefchoften find nur die Flurgänge und die Anftaltsküche gewölbt; fämt- 
lichc Wand- und Deckenflächen find glatt geputzt und mit Leimfarbe angeftrichen; die Flurgänge 
find teils mit Afphaltef trich , teils mit Tonfliefenbelag, die Zimmer mit Bretterfußboden verfehen. 
Tn der Aula find die hölzernen Paneele, die Pilafter, das Holzwerk der Decke, der geputzte 
Architrav und die aus Stuck hergeftellte Voute mit Ölfarbe angeftrichen und unter Zufatz von Waclis 
lackiert. 

Die gefamten Baukoften haben rund 360900 Mark betragen. Die überbaute GrundflSche 
beträgt iiSSi", fo daß Iq- auf 192,30 Mark zu ftehen kommt; der Rauminhalt beziffert fich auf 
21184<^b", und l^hm koftet hiemach 13,60 Mark. 

Nördlich vom Seminargebäude, durch den Spiel- und Turnplatz und den Wirtfchaftshof 
davon getrennt, find Turnhalle, Abortbau und Stall gelten; nach der Sfldfeite erftreckt fich der 
ziemlich große Seminargarten. 

Hindbuch dir Archilckhir. IV. 6, «. (i. AufLf 31 



32i 



Die vorftehend erläu- Fig. 327. 

terte Orundrißanordnuiig i 

hat bei einigen Ausfüh- 
rungen eine Umwande- 
lung in dem Sinne erfah- 
ren, daß die Flügelbauten 
C, C nicht an der Vor- 
derfeite des Hauptbaues 
A, fondem an feiner Rüclt- 
teite angefügt wurden (Fig. 
327). Eine grundfätzliche 
Änderung ift hierdurch 
nicht bedingt 

Diefem Qrundgedaniten folgt das iSgy vollendete Lehrerfeminargebäude zu 
Oraudenz, worüber Näheres in der unten genannten Zeitfchrift "•) zu finden ift 

Bisweilen find die in Fig. 326 mit C bezeichneten Flügelbauten räumlich 
ftärker ausgedehnt worden, wodurch eine lu -förmige Grundriligeftalt entfteht 
Hierher gehört das nach den Plänen Waldow's ausgeführte, Oftern 1896 der Be- 
nutzung übergebene Lehrerfeminargebäude zu Plauen, von dem bereits in Fig. 302 
(S. 304) eine Orundrißfkizze gegeben worden ift; eine eingehende Befchreibung 
mit Plänen befindet fich in der unten genannten Zeitfchrift •*"). 




-. . iBgj, S. 318. 

a. Ing., HdUujg.. 1898, 



Lehrerfeminar 



Fig. 329. 



I. Obcrgcfdioß. 




ZU Pyritz. 



10S«765«3f1 
l'i H 'i'l'l' l 'l' l ' l ' l 



1: 500 

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21* 



In manchen franzö- 
fifchen Seminaren pfle- 
gen die verfchiedenen 
Räume, bezw. Raum- 
gruppen in einer noch 
größeren Zahl von Oe- 
bäudeflügeln verteilt zu 
fein. Als charakterifti- 
[ches Beifpiel diene das 
durch die umftehende 
Tafel, fowie durch Fig. 
331 u. 332"'} darge- 
ftellte, von Briaffon er- 
baute und zur Aufnah- 
me von 90 Zöglingen 
bertimmte Lehrerinnen- 
fern inar zu Auxerre. 

Die gefamte Anlage be- 
flehf aus einer einen großen 
Hof ein fehl ießenden Haupt- 
gebäudegruppe, dem eigent- 
lichen Seminar, und aus zwei 
kleineren , links und rechts 
vom Vorgarten gelegenen 
Häuschen, welche als Üfaungs- 
[chulen dienen: die Mädchen- 
fchule (im Plan) links und 
die Kleinkinderfchule rechts. 
Bei der Orundrißbildung wur- 
de einerfeits auf leichte und 
bequeme Verbindungen, an- 
dererfeits auf gute Erhellung 
und reichliche Luftzuführung 
der größte Wert gelegt. Des- 
halb ift vor allem der große 
Spielhof nur an drei Seilen 
von Gebäudef lügein umge- 
ben; der im Hintergrunde 
desfelben befindliche Quer- 
trakt hat bloß ein Erdgefchoß. 
Auch die beiden Flügel mit 
der Krankenabteilung und mit 
dem Speifefaal beftehen nur 
aus Keller- und Erdgefchoß, 
fo.daß die im Obei^fchoß 
gel^enen Schlaffäle an bei- 
den Langfeiten frrien Luft- 
zutritt haben. 

Die einzelnen Raum- 
gruppen find im Grundriß 
fcharf getrennt. Im Mittel- 
punkt befindet fich der Ver- 

■") Niich: Neui. aanabs de 
la mi^tnation 1B8S, S. 165 u. PI. 










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326 

waltungsbau, an den fich nach vorn zwei kurze Flügel anfchließen, wovon der rechtsfeitige die 
Wohnungen der Lehrerinnen, der linksfeitige die Wohnung der Vorfteherin enthält. In der 
Verlängerung des Verwaltungsbaues fteht links ein Flügel mit der Krankenabteilung, rechts ein 
Flügel, in deffen Erdgefchoß der Speifefaal für die Seminariftinnen und Lehrerinnen etc., in deffen 
Sockelgefchoß Küche, andere Wirtfchaftsräume etc. untergebracht find. Den großen Spielhof be- 
grenzen links der Trakt mit den Unterrichtsräumen und rechts der Trakt mit den Arbeitsfälen; im 
Obergefchoß diefer beiden Trakte und des Verwaltungsbaues befinden fich die Schlaffäle. Der 
rückwärtige Quertrakt endlich enthält einen bedeckten Spielhof, in deffen rechtsfeitiger Partie die 
Turngeräte aufgeftellt find. Breite Flurgänge * verbinden die einzelnen Räume und Raumgruppen. 

Der Pavillon, welcher die Wohnung der Vorfteherin enthält, befitzt noch ein IL Obergefchoß, 
in welchem die Vorrats- und Ausbefferungsräume für das Weif3zeug gelegen find; im Untei^efchoß 
diefes Pavillons, fowie auch des Verwaltungsbaues befinden fich die Vorratskeller. Der Pavillon 
mit den Wohnungen der Lehrerinnen hat gleichfalls ein IL Obergefchoß erhalten, worin ein Vor- 
ratsmagazin untergebracht ift; das Untergefchoß diefes Pavillons enthält 2 Zellen mit Wannen- 
bädern und einen größeren Raum für Fußbäder mit 20 Ständen. 

Im Krankenflügel befinden fich: ein Raum mit 4 Betten für gewöhnliche Kranke, 4 Zimmer 
für anfteckend Kranke und eine Kammer für die Wärterin; femer find dafelbft ein Niederlagsraum 
für Schuhwerk und zwei kleinere Gelaffe für andere Aufbewahrungszwecke vorhanden. Im Speife- 
faal können 60 Seminariftinnen und 8 Lehrerinnen gleichzeitig fpeifen. Der kleinere Studierfaal 
nimmt 30, der gröfiere 60 Zöglinge auf; im Zeichenfaal befinden fich 30 Zeichenplätze und 20 Mo- 
dellierplätze. Die Klaff enzimmer find für je 30 Schülerinnen eingerichtet; der im gleichen Flügel 
angeordnete Hörfaal befitzt anfteigendes Geftühl mit 60 Sitzplätzen. 

Jeder der 3 großen Schlaffäle enthält 32 Schlafzellen; in der Nähe der beiden Haupttreppen, 
die zu denfelben führen, befinden fich 2 Schrankzimmer, 1 Wafchraum mit 5 bis 6 Ständen, ein 
Abort, eine Wafferzapfftelle und eine Kammer für die Auffeherin. An den Stimenden der beiden 
Parallelflügel ift je eine Dienfttreppe angeordnet. 

Sämtliche Räume werden mittels Feuerluftheizung erwärmt; 2 große Öfen find in den Keller- 
gefchoffen der den großen Spielhof links und rechts begrenzenden Gebäudeflügel aufgeftellt; 
2 andere kleinere Öfen dienen zur Heizung der Krankenabteilung und des Speifefaales. 

Die Faffaden (Fig. 331) find in ihren Strukturteilen aus Haufteinen, in den glatten Wand- 
teilen aus Blendfteinen hergeftellt; der Sockel an der Vorderfront des Hauptgebäudes ift in kräftiger 
Ruftika, die übrigen Sockel find in Schichtfteinen ausgeführt. Die gefamten Baukoften haben fich 
auf rund 370 000 Mark (= 462 263 Franken) belaufen, fo daß bei 2340 «■* überbauter Fläche 1 va auf 
166 Mark (= 207 Franken) zu ftehen kommt "*). 

35° Eine andere Gruppierung der Räume, bezw. eine anderweitige Anordnung 

feminar der verlchiedeneu Qebäudetrakte zeigt das von Vionnois erbaute Lehrerfeminar zu 
.^1; Dijon, welches zur Aufnahme von 72 Zöglingen beltimmt und in Fig. 333 *®^) im 
Blockplan dargeftellt ift. 

Dasfelbe befteht aus einem im Grundriß w-förmig geftalteten Hauptgebäude A B D C, an 
welches fich links und rechts 2 Flügelbauten E und F anfchließen; außerdem find nach rückwärts 
noch zwei getrennte Gebäude O und M vorhanden. Das Hauptgebäude befitzt Erd-, I. und II. Ober- 
gefchoß; auch das Dachgefchoß ift zum Teile ausgebaut. Alle übrigen Gebäudeteile find nur erd- 
gefchoffig. 

Der Langbau L des Hauptgebäudes enthält (im Plane) links von der Eingangshalle a, die 
zugleich als bedeckter Spielhof dient, 3 Klaffenzimmer b und rechts 2 Studierfäle c; im I. und 
II. Obergefchoß befinden fich je 2 Schlaffäle, zwifchen denen Schrankzimmer und Wafchräume 
gelegen find (fiehe Fig. 308, S. 309). Vor diefem Langbau ift ein größerer Vorgarten, hinter dem- 
felben der große Seminargarten (mit dem Abortbau y) angeordnet. 

Im Trakt A B dient der vordere Teil d als Wohnung des Hauswarts, der rückwärtige / für 
Verwaltungsräume und Bibliothek. In e und über d, e befindet fich die Wohnung des Direktors 
und im I. Obergefchoß weiters noch die Wohnung des Ökonomen. Im IL Obergefchoß find über 
d, e die Krankenräume und über / Lehrerwohnungen untergebracht. 

Der Trakt C D enthält im Erdgefchoß noch einen Studierfaal c, nach vom (h) die Schufterei 
und Aborte, nach rückwärts den Speifefaal g. Im I. Obergefchoß find über h, c Sammlungen, 
über^ der auch in das II. Obergefchoß hineinreichende Lehrfaal für Phyfik und Chemie, daran an- 
fchließend ein Laboratorium gelegen. Über letzterem ift (im II. Obei^efchoß) ein Modellzimmer, 
über A, c (ebendaf.) der Zeichenfaal angeordnet. 

Der Anbau E ift für die Übungsfchule beftimmt; er hat die beiden Klaffen / und den be- 



Dijon. 



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327 

deckten Spielhof k auFgenoiiiiii»i ; vor demfelben befindet fich der offene Spielhof mit den Aborten K', 
der Zugang zur Übungsfchiile findet bei / [tatt. Im Anbau F dient der Teil m für Anftaltskiiche 
und Zubehör, der Teil n als Badehaus; vor diefem Trakt itt der Wirtfchaftshof mit dem Schuppen o, 
hinter demfelben der Oemüfegarten gelegen; der Zugang zu den Wirtfchaflsräumen gefchieht 
von r aus. 

ift die Turnhalle. Im üebäude H befindet fich der Saal p für Handfertigkeiten und 
2 Mufikzimmer q. 

Wie leicht erfichllich, ift die Trennung der einzelnen Raumgruppen Im vorliegenden Bei- 
fpiele nicht weniger fcharf als im vorhergehenden; auch hier haben fämtliche Räume reichlich 
Ucht und Luft. 

Fig- 333- 



Lehrerfeminar zu Dijon"»), 

Arch. : VionitoiS. 



Die vorgeführten Beifpiele zeigen, daß bei der durch Fig. 326 tchematilch 
angedeuteten Grundform der Seminai^ebäude die Trennung der verichledenen 
Raumgruppen voneinander keine fo günftige ilt, wie bei den in Art 349 u. 350 
dargeftellten Anordnungen. Noch ungünftiger gettalten fich naturgemäß diefe 
Verhältniffe, wenn man noch einfachere Orundrißformen wählt; es find in diefer 
Richtung folche in n-Form und rechteckige zur Anwendung gekommen. 

Für erftere Grundrißgeftalt kann das von Lucas 1882-84 erbaute, zur Auf- 
nahme von 90 Seminariften und 200 Übungsfchülern beftimmte Lehrerfeminar zu 
Delitzfch (Fig. 334 u. 335) als Beifpiel dienen. 

Der Lageplan diefes Seminars wurde bereits in Fig. 319 (S. 316) gegeben. Das eigentliche 
Seminargebäude ift mit der Hauptfront nach Norden gerichtet und befteht aus Sockel-, Erd- und 
a Obergefchoffen. Im Sockelgefchoß find Wafchküche, Roll- und Plältftube und die Küche des 
Hauswarts, fonft nur Kellerräume zu finden. 

Der Haupttrakt enthält im ErdgefchofJ zu beiden Seiten des Mittelganges 4 Übungsklatfen, 
3 Seminarklaffen, 2 Krankenzimmer, das Arbeitszimmer der externen Seminariften und einen Raum, 
der als naturhiftorifches Kabinett und als Lehrerzimmer dient. Im I. Ot>ergefchoß find in der weft- 
lichen Hälfte die aus Fig. 335 erfichtlichen l^äume, in der öftlichen Hälfte der Zeichenfaal, die 
Bibliothek, das Konferenzzimmer, das Arbeitszimmer des Direktors, a Seminariftenarbeitszimmer 

'•*) Nach: WuLUAM a Fame Le rtnuil iTardtllMart. Parlt. ai anale, J. lO. 



328 

und die Wohnung eines Hilfslehrers untergebracht. Fig. 334 zeigt die Raumverteilung in der ört- 
lichen Hälfte des II. Obergefchoffes, in deffen Hauptachfe die 6,00« hohe Aula gelegen ift; die 
weftliche Hälfte ift ganz [ymmetrifch angeordnet (fiehe auch Fig. 306, S. 308). 

Im örtlichen Flügelbau befindet fich in den 3 Gefchoffen je eine Dienftwohnung, von 
denen die im I. Obergefchoß für den Direktor, die beiden anderen für je einen verheirateten Lehrer 
beftimmt find. Das Erdgefchoß des Weftflügels dient als Wohnung des Ökonomen, der fich 
die Anftaltsküche unmittelbar anfchließt; die Raumanordnung im L, Obergefchoß ift.^'aus Fig. 335 
zu entnehmen; über dem Speifefaal liegt der Mufikfaal, und im übrigen Teile des IL Obergefchoffes 
find 5 Mufikzellen vorgefehen. 

Das zu diefem Seminar gehörige Abort- und das Wirtfchaftsgebäude find in Fig. 314 u. 317 
dargeftellt. 

Die Stockwerkshöhen betragen für das Kellergefchoß 3 und für die übrigen Gefchoffe je 4«. 
Das Gebäude ift in Backfteinrohbau unter Verwendung von Blend- und Formfteinen errichtet und 
mit deutfchem Schiefer auf Schalung gedeckt. Das Kellergefchoß und die Flurgänge find über- 
wölbt; die Treppen find freitragend aus Granit hergeftellt; der Fußboden der Flurgänge hat Afphalt- 
belag erhalten. 

Die gefamten Baukoften haben rund 304 500 Mark betragen. Bei 1320 q« überbauter Grund- 
fläche kommt 1 qra auf 172,10 Mark und bei 21 681 cbm Rauminhalt 1 cbm auf 10,50 Mark zu ftehen. 



I^ig. 334. 




Rg- 335. 



II. Obergefchoa 



I. Obergefchoß. 



M 'i' i ' l ' l 'l'l' l ' h l- 



1:SOO 



+ 



■f 



^ 



Lehrerfeminar zu Delitzfch. 

Arch.: Laeas. 



352. 
Lehrer- 
feminar 

zu 
Touloufe. 



353. 
Lehrer- 
feminar 
zu 
Eckemförde. 



Auch das Lehrerfeminar zu Touloufe (Fig. 336 u. 337^**) ift in n-förmiger 
Qrundrißgeftalt erbaut worden. Diefe Anftalt ift für 56 Zöglinge beftimmt und 
wurde 1876 eröffnet. 

Diefes Gebäude befteht aus Erd- und 2 Obei^efchoffen und ift zum Teile unterkellert Die 
Raumverteilung in Erd- und I. Obergefchoß ift aus den nebenftehenden Grundriffen erfichtlich. 
Die Küche und die fonftigen Wirtfchaftsräume liegen im Kellergefchoß und find durch eine Neben- 
treppe vom Speifefaal aus zu erreichen (Fig. 337). Das IL Obergefchoß befitzt eine ähnliche Raum- 
anordnung, wie das L Viele wichtige Räume, wie Mufikfaal, Zeichenfaal, Konferenzzimmer etc, 
fehlen; andere find räumlich ungenügend. 

Die Übungsfchule ift vom Seminar vollftändig getrennt; fie liegt jenfeits des Seminarvorhofes 
und nahe am Eingang zur gefamten Anlage; fie befitzt einen befonders eingefriedigten Spielhof. 

Die Baukoften haben 349000 Mark (=436000 Franken), alfo für jeden Zögling 6228 Mark 
(=7785 Franken) betragen. 

Bisher find nur Seminare mit Internatseinrichtung in Betracht gezogen 
worden. Bei Extematen wird die Planbildung im allgemeinen eine wefentlich 
einfachere; fie wird von denfelben Oefichtspunkten vorzunehmen fein wie bei 



»"«) Nach : Narjoux, F. Les (coles normales primaires. Paris 1880. S. 54. 



329 



Fig. 336. 




Obcr- 
gerchoß. 



Fig. 337. 




Erdgefchoß. 



Lehrerfeminar J ZU Touloufe"«). 



Fig. 338. 




I. Obergefchoß. 



II. Obergefchoß. 

Lehrerfeminar zu Eckemförde. 

Arch. : FrieSe. 



I098ytft492i 
M ' t 'l' l ' l ' l ' | ' | » |l| 



1:500 



+ 



10 



* 



Fig. 339. 



354. 
Lehrcrinnen- 

feminar 

zu 

Berlin. 



330 

fonftigen Schulhäufem. Das durch Fig. 338 u. 33Q verantchaulichte, für 110 Se- 
minariften und 240 Ubungsfchüler beftimmte Lehrerfeminar zu Eckernförde, welches 
nach den im preußifchen Minifterium der öffentlichen Arbeiten ausgearbeiteten 
Plänen durch Frie/e 1882—85 ausgeführt wurde, ift eine folche Anlage. 

Diefelbe fetzt fich aus Unter-, I. und IL Obergefchoß zufammen. Das Untergefchoß enthält 
in der Hauptachfe den Hauseingang und die Treppe; links (im Plane) davon find nach vorn ein 
Sanimlungszimmer und 6 Mufik Übungszellen (fiehe Fig. 301, S. 304), rechts davon nach vom die 
Wohnung des Hauswarts gelegen; der rückwärtige Teil diefes Stockwerkes ift zu Kellerräumen 
ausgenutzt. 

Die Obergefchoffe haben je 4,ioin Höhe. Im I. Obergefchoß find links die in Fig. 338 ein- 
getragenen Räume, rechts die Bibliothek, welche zugleich als Konferenzzimmer dient, eine Seminar- 
klaffe und eine Lehrerwohnung untergebracht. Das IL Obergefchoß enthält im vorfpringenden 
Rifalit die 5,60« hohe Aula, in der linken Hälfte eine Seminarklaffe, den phyfikalifchen Hörfaal 
mit anftoßendem Kabinett, ein Klavierzimmer, den Mufikfaal (fiehe Fig. 300, S. 304) und den Zeichen- 
faal, in der rechtsfeitigen Hälfte die aus Fig. 339 erfichtlichen Räume. 

Das Gebäude ift in Backfteinrohbau unter Anwendung von Verblend- und Formfteinen er- 
richtet und mit deutfchem Schiefer auf Schalung gedeckt. Das Untergefchoß, die Flure und Treppen- 
häufer find gewölbt; im übrigen find Balkendecken zur Anwendung gekommen. Die Haupttreppe 
befteht aus Sandfteinftufen, auf eifernen Trägern ruhend; die Nebentreppe ift freitragend aus Granit 
hergeftellt. Die Flurgänge haben einen Afphaltbelag erhalten. 

Die gefamten Baukoften haben rund 245000 Mark betragen; bei 861 q« überbauter Grund- 
fläche entfallen für Iqm 200,70 Mark, und bei 11798cbn» Rauminhalt koftet Icbm 14^^ Mark. 

Eine weitere hier einfchlägige Anlage ift das mit der Augußa-Schnlt zu 
Berlin verbundene 1, Königliche Lehrerinnenfeminar". Bezüglich der Pläne diefes 
Gebäudes und der Befchreibung desfelben kann auf Art 248 (S. 226) verwiefen 
werden. 



Literatur 

über „Lehrer- und Lehrerinnenfeminare«. 

GouRLiER, Biet, Grillon & Tardieu. Ckoix d'efices publics projetis et conßruits en France 

depuis le commencement du X!X*»^ fitcle, Paris 1845—1850. 
Bd. 1, PI. 67, 68: Siminaire ä Moulins, 
n 2, PI. 236—238: Siminaire ä Paris (Saint-Sulpice), 
» 3i PI' 3781 379- Siminaire ä Langres, 
Central London dijtriä fchools, Hanwell. Building news, Bd. 3, S. 1327. 

Le grand ßminaire de Kouba, prks d^ Alger, Revue gin, de Varch, 1859, S. 127, 180 u. PI. 32—35. 
Siminaire. Moniteur des arch, 1862, S. 614 u. PI. 887. 
HoBURO. Ueber Lehrer-Seminare und im Speciellen über das neuerbaute Seminar zu Preußifch- 

Eylau. Zeitfchr. f. Bauw. 1863, S. 517. 
Grand Jiminaire de Bauvais. Moniteur des arch, 1864, PI. 1005, 1006. 
Krüger. Das Seminar zu Neu-Klofter in Mecklenburg-Schwerin. Rombero's Zeitfchr. f. pract. 

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DoDERER, W. Das Pädagogium zu Petrinja. Allg. Bauz. 1871, S. 279. 
Lang, H. Das evangelifche Schullehrer-Seminar zu Carlsruhe. Zeitfchr. f. Bauw. 1872, S. 351. 
Training College, Darlington, Building news, Bd. 26, S. 228. 
Seminare in Berlin: Berlin und feine Bauten. Berlin 1877. Theil I, S. 187. 
Grand Jiminaire de Dijon. Encyclopidie d'arch, 187C, PI. 487, 483—495, 497. 
Seminare in Dresden: Die Bauten, technifchen und induftriellen Anlagen von Dresden. Dresden 

1878. S. 207. 
Das neue Seminar für Stadtfchullehrer in Berlin. Deutfche Bauz. 1879, S. 213. 
Narjoux, f. Les icoles normales primaires, Conjtruction et injtallation, Paris 1880. 
Zufammenftellung der bemerkenswertheren Preußifchen Staatsbauten, welche im Laufe des Jahres 

1879 in der Ausführung begriffen gewefen find. V. Seminarbauten, Pädagogien. Zeitfchr. 

f. Bauw. 1880, S. 462. 
Seminary at Clapham, Jor the Roman catholic dioceje oj Southwark. Builder, Bd. 39, S. 290. 



_33i 

St. Katharinas training College for fchool mißreff es, Tottenham, Builäer, Bd. 41, S. 185. 
Waldow. Das Kgl. Sächfifche Schullehrer-Seminar zu Auerbach i. V. Deutfche Bauz. 1882, S. 587. 
Enfeignement primaire, Commiffion des bätiments fcolaires, Projet de rhglement pour la conr 

ftrudion et Pameublement des icoles normales. Qaz, des arch. et du bat 1882, S. 27, 33. 
Narjoux, f. Paris. Monuments ilevis par la ville 1850—1880. Paris 1883. 

Bd. 2: £cole normale primaire d^inftituteurs du dipartement de la Seine; von Salleron. 
^cole normale d^inftitutrices ä Chalons-fut^Marne. Moniteur des arch, 1883, PI. 42—44. 
^cole normale dUnftitutrices, ä Chaumont, La conftruäion moderne, Jahrg. 1, S. 461, PI. 81, 82. 
RiTOEN, V. Lehrerinnen-Seminar-Gebäude in Saarburg. Centralbl. d. Bauverw. 1886, S. 50. 
Schulze, F. Augufta-Schule und Lehrerinnen-Seminar in Berlin. Zeitfchr. f. Bauw. 1887, S. 205. 
RiTQEN, O. V. Die innere Ausftattung von Seminargebäuden. Centralbl. d. Bauverw. 1887, S. 241. 
Schullehrer-Seminar in Stade. Centralbl. d. Bauverw. 1888, S. 31. 
^cole normale dHnftitutrices ä Auxerre. Nouv, annales de la conft, 1888, S. 165. 
Das neue Lehrer-Seminar in Heiligenftadt. Centralbl. d. Bauverw. 1889, S. 159. 
£cole normale d^ inftituteurs ä Ronen, La conftrudion moderne, Jahrg. 5, S. 357, 364, 381, 393 u. 

PI. 69—72. 
£cole normale d^inftituteurs ä Bruges. Uimulation 1887, PI. 35—44. 
Die Schulen des St. Johannis-Klofters zu Hamburg: Hamburg und feine Bauten, unter Berück- 

fichtigung der Nachbarftädte Altona und Wandsbeck. Hamburg 1890. S. 129. 
Das neue Lehrerfeminar in Verden a. Aller. Centralbl. d. Bauverw. 1891, S. 217. 
Neubau des Lehrer-Seminars in Linnich. Centralbl. d. Bauverw. 1893, S. 297. 
Das neue Lehrer-Seminar in Ragnit. Centralbl. d. Bauverw. 1894, S. 532. 

Lehrer- und Lehrerinnen-Seminar zu Straßburg: Straßburg und feine Bauten. Straßburg 1894. S. 507. 
^cole normale dHnftitutrices ä Lyon. La femaine des conftn, Jahrg. 18, S. 502, 512. 
Das neue Lehrerfeminar in Graudenz. Centralbl. d. Bauverw. 1895, S. 318. 
Seminare in Berlin: Berlin und feine Bauten. Berlin 1896. Bd. II, S. 330. 
Neues Klaffenhaus beim Lehrerfeminar in Karalene bei Infterburg. Centralbl. d. Bauverw. 1896, 

S. 289. 
Lehrer- und Lehrerinnen-Seminare zu Karlsruhe: Baumeister, R. Hygienifcher Führer durch die 

Haupt- und Refidenzftadt Karlsruhe. Karlsruhe 1897, S. 178. 
Waldow. Schullehrerfeminargebäude zu Plauen bei Dresden. Zeitfeh. f. Arch. u. Ing., Heft- 

ausg., 1898, S. 377. 
Training coüege for pupil teachers, Leeds. Building news, Bd. 80, S. 501. 
WULLIAM & Faroe. Le recueil d^architeäure. Paris. 

J2fi annie, f. 2, 3, g, 10, 24, 47: £cole normale d* inftituteurs pour 72 iUves-mattres, ä Dijon; 

von ViONNOIS. 

13^ annie, f. 3g, 45, §3: ^cole normale ä Cahors; von Rodolosse. 
75« annäe, f. 34, 35, 52, 71: ^cole normale dHnftitutrices ä Auxerre; von Br^asson. 
Croquis d^architecture. Intime club. 

1880, No. V, f. 2—5: Un Jiminaire. 

1882, No. XI, f, 4 et 5: Ecole normale pour 60 inftitutrices ä Rennes. 

' No' IX fi—2 1 * ^^^^^ normale dHnftitutrices pour 60 ilives ä Charleville, 



15. Kapitel. 
Turnanftalten. 

Von t Otto Lindheimer*»*). 

a) Allgemeines. 

Turnanftalten find zum Erteilen von Unterricht im Turnen und zur Aus- 355. 
führung von Turnübungen beftimmt. Die baulichen Anlagen, die hierzu dienen, ^^llf^ 
find erft feit verhältnismäßig kurzer Zeit in das Leben gerufen worden. verfchiedcnheit 

Bereits im XVIII. Jahrhundert ftellten hervorragende Männer, wie Rouffeau und andere, 
den Grundfatz auf, daß ein gefunder Geift nur in einem gefunden Körper wohnen könne, und 

»»») In der vorliegenden 2. Auflage umgearbeitet und ergänzt durch die Redaktion. 



_ _332 

ftrebten denientfprechend fchon damals die Ausbildung des Körpers an. Bafedow in Deffau ließ 
feine Schüler zuerft 1774 gemeinfame körperliche Übungen ausführen, ebenfo Salzmann und Guts- 
muths 1784 in der Erziehungsanftalt zu Schnepfenthal. Auch Peftalozzi verfuchte es 1807, in der 
Schweiz Turnübungen in den Schulen einzuführen. 

Mit dem Auffchwunge des deutfchen Volkes, die verhaßte Herrfchaft der Franzofen abzu- 
fchütteln, erwachte auch das Beftreben, das Volk in jeder Weife zu kraftigen und zu ftärken; her- 
vorragende Männer, wie Friefen, Harnifch, Bormann, namentlich aber F, L.Jahn (geb. 11. Aug. 
1778, geft. 15. Okt. 1852) vereinigten fich zu gemeinfamen körperlichen Übungen. Jahn errichtete 
1811 den erften öffentlichen Turnplatz auf der Hafenheide zu Berlin, und von hieraus breitete fich 
das Tumwefen immer weiter in Deutfchland aus. 

Anfänglich wurden diefe Beftrebungen von den deutfchen Regierungen mit Wohlwollen be- 
trachtet; doch bald, mit dem Eintreten der Reaktion, wurde Mißtrauen gefäet und fchließlich die 
Vereinigung zu Turnzwecken als ftaatsgefährlich betrachtet und verfolgt. Teils offen, teils geheim 
beftand indeffen das Tumwefen fort, hielt trotz vielfacher Kämpfe tapfer aus, und fchließlich rang 
fich die gute Sache glücklich durch, nachdem mit dem frifcheren, freieren Geifte der Neuzeit der 
gewaltige Wert der edlen Tumkunft, zur Hebung der Volkskraft, auch feitens der R^ierungen voll 
erkannt wurde. Nach und nach bürgerte fich das Turnen in allen Kreifen, in allen Schulen und 
felbft im Militär ein und wird nun als wefentlicher Faktor der Erziehung überall hoch gefchätzt. 

Im Laufe der Zeit wurden beftimmte Geräte erfunden , namentlich durch Jahn, und zu den 
Übungen verwendet; ebenfo wurden die einzelnen Übungen benannt und Lehrbücher darüber ge- 
fchrieben, überhaupt die ganze Tumerei in beftimmte Formen und Regeln gebracht. In Deutfch- 
land haben fich die Turner in der »Deutfchen Tumerfchaft" , im »Deutfchen Tumerbund«, im 
»Arbeiter-Tumerbund« etc. einen Zufammenhalt gegeben. Diefelbe zählt in 17 Kreifen mit Deutfeh- 
Öfterreich an 200000 Mitglieder. 

Von Deutfchland aus hat fich das Tumwefen in fämtliche zivilifierte Staaten ausgebreitet, 
und die urfprünglich deutfche Tumkunft hat in allen Ländern fiegreichen Einzug gehalten. 

Die derzeit beftehenden Turnanftalten find je nach der Perfon oder Stelle, 
von der fie errichtet und unterhalten werden, je nach gewiffen Sonderzwecken etc, 
denen fie mit zu dienen haben, ziemlich verfchieden. Man kann hauptfächlich 
unterfcheiden : 

1) Turnanftalten, welche mit niederen und höheren Schulen verbunden find 
— Schul-Turnanftalten. (Siehe Art. 99 u. 100, S. yyff., fowie Art. 185, S. 155.) 

In England fehlen auch an den meiften Hochfchulen Räume für das Tumen nicht; an den 
deutfchen Hochfchulen find folche kaum (vielleicht nur mit Ausnahme der Univerfität zu Wien) 
zu finden; nur für die eifrig gepflegte Kunft des Fechtens find hier und da Räumlichkeiten einge- 
richtet. (Siehe das folgende Heft diefes »Handbuches, Abt. VI, Abfchn. 2, A, Kap. 1, unter a.) 

Das Schultumen zeigt je nach der Art der Schule, dem Alter und der Menge der Übenden 
bald eine mehr fpielartige Form des Betriebes, bald eine Annähemng an die ftraffe, militärifche 
Drillung oder, auch an die freiere Betriebsart der Vereine. Doch weicht die letztere Form, infolgje 
der dafür häufig mangelnden Vorbedingungen, mehr und mehr dem Turnen der gefchloffenen 
Schulklaffen unter einzelnen Lehrem. 

2) Turnanftalten, die vom Staate, von der Stadt oder von Privaten errichtet 
und unterhalten werden, welche aber an keine Schule angefchloffen find und 
weiteren Kreifen die Möglichkeit darbieten, das Turnen zu erlernen und darin 
fich zu üben. 

3) Turnlehrer- Bildungsanftalten, welche zur Ausbildung von Turn- 
lehrern beftimmt find. 

Diefelben find für die weitere Entwickelung des Schulturnens und die methodifche Ver- 
arbeitung des Übungsftoffes von Bedeutung. 

4) Vereins-Turnanftalten, von Turnvereinen, bezw. -Gefellfchaften er- 
richtet und unterhalten. 

Das Vereinstumwefen hat feit den vierziger Jahren des vorigen Jahrhunderts mehr und mehr 
an Boden gewonnen; dasfelbe ift auch für die Einfühmng des Jugendtumens, fowie für die tech- 
nifche Geftaltung des Tumbetriebes von großem Einflufi gewefen. Da das Vereinstum^n auf der 
freiwilligen Beteiligung beruht und auch auf die verfchiedenften Alterskiaffen Rückficht genommen 



333 

werden muß, fo tritt beim Turnen die lehrhafte Form zurück; der Bewegungs- und Leiftungs- 
luft auf Auswahl und Ausführung der Übungen wird größerer Einfluß geftattet, daher auch das 
Kunfttumen an Geräten bevorzugt. 

In Nordamerika pflegt man vielfach in den Gebäuden für die gefelligen 
Vereine, in den dortigen Klubhäufern etc., Turnfäle einzurichten. 

5) Turnhallen, welche in Verbindung mit Arbeiteranfiedelungen errichtet 
werden und den Bewohnern der letzteren zur körperlichen Ausbildung zur Ver- 
fügung ftehen. Sie gehören alfo in gleicher Weife zu den Wohlfahrtsein- 
richtungen, wie die Anfiedelungen felbft 

6) Militärifche Turnanftalten. 

Beim Turnen der Soldaten wird, außer den Rückfichten auf die befondere Verwendung der 
einzelnen Waffengattungen, eine befchränkte Auswahl aus der großen Menge erreichbarer Übungen 
getroffen und diefe in der ftraffen Übungsform militärifcher Disziplin ausgeführt. Diejenigen, 
welche folche Übungen zu leiten haben, werden in befonderen Turnanftalten darin ausgebildet. 

Ungeachtet diefer ziemlich weitgehenden Verfchiedenheit der Turnanftalten 
ift die bauliche Anlage und zum großen Teile auch die Einrichtung derfelben 
eine ziemlich übereinftimmende. 

Der wichtigfte Raum einer Tumanftalt, auch derjenige, der bezüglich feiner ^^c 
Abmeffungen alle übrigen Oelaffe bei weitem überragt ift, ^ ^^ ^* ^* 

a) der Turnfaal oder die Turnhalle. 

Bei ganz einfachen baulichen Anlagen der fraglichen Art ift nur noch 

ß) ein Vorraum vorhanden, der zugleich zum Aufbewahren der Geräte etc. 
dient; beffer ift es, einen befonderen 

y) Geräte räum vorzufehen. 

In allen Turnanftalten, wo man in den Mitteln nicht zu fehr befchränkt ift 
oder wo man den gleichen Zweck nicht in anderer Weife befriedigt, ift 

B) ein Umkleideraum oder eine Garderobe erforderlich. Wünfchenswert 
find ferner: 

e) ein Raum mit Wafcheinrichtungen und 

^ ein Zimmer für den Turnlehrer. Endlich dürfen 

r,) Aborte und Piffoirs niemals fehlen, außer bei Schulturnhallen, da für 
diefes Bedürfnis meift anderweitig geforgt ift. 

In den vorftehend unter 2 angeführten felbftändigen Turnanftalten ift nicht 
feiten 

b) eine Wohnung für den Diener, bezw. den Hauswart vorzufehen. 
Bei Vereinstumanftalten find weiters erforderlich: 

i) ein größeres Zimmer für die Vorftandsmitglieder des Vereins, welches zu- 
gleich als Sitzungszimmer, Aktenarchiv, Bibliothek und Lefezimmer Verwendung 
finden kann, und 

x) die Wohnung des Vereinsdieners. 

Wenn es die Mittel erlauben, fo ficht man wohl auch vor: 

X) außer dem großen Turnfaal noch einen kleineren, 

^) ein Fechtzimmer, bezw. einen Fechtfaal, 

v) einen größeren Saal zu Kneip- und Tanzvergnügungen, für Vorlefungen 
etc mit den entfprech enden Nebenzimmern, und 

%) eine Kegelbahn mit darauf to Bender Kegelftube. 

o) Bisweilen, namentlich in Amerika, pflegen auch Zellen mit Badewannen 
und Braufeeinrichtungen vorhanden zu fein. 

%) Schließlich follte zu jeder Turnanftalt, um bei günftiger Witterung im 
Freien turnen zu können, ein genügend großer Turnplatz gehören. 



334 



357. 
Oefamt- 
anlage. 



Die Gefamtanordnung der meiften Turnanftalten ift eine fehr einfache. An 
den räumlich hervorragenden Tumfaal find an der einen Schmal- oder Langfeite, 
feltener an zwei Seiten, die wenigen Nebenräume angereiht, die erforderlich find; 
fie werden in folcher Weife gruppiert und an den Tumfaal angefchloffen, 
daß ihre Benutzung in tunlichft bequemer und zweckentfprechender Weife ge- 
fchehen kann. 

Nur bei Vereinsturnanftalten wird die Oefamtanlage eine weniger einfache, 
wenn reichere räumliche Bedürfniffe zu befriedigen find; die am Schluß des vor- 
liegenden Kapitels beigefügten einfchlägigen Beifpiele zeigen, in welcher Weife 
man in den betreffenden Fällen die Aufgabe gelöft hat Im übrigen werden im 
nachfolgenden, namentlich unter c und d, noch verfchiedene Fingerzeige für die 
Planbildung der Turnanftalten gegeben werden. 

In der Regel werden die Turnanftalten in Backfteinrohbau ausgeführt Die 
württembergifchen und manche andere Turnhallen find allerdings nur in Holz- 
fachwerkbau mit Backfteinausmauerung hergeftellt Solcher Bauweife entfprechend, 
pflegt auch die Außenarchitektur meift nur fehr einfach geftaltet zu werden: glatte 
Wände, welche in entfprechenden Abftänden zur Verftärkung Lifenen oder Strebe- 
pfeiler erhalten, und hochgelegene Fenfter, welche behufs befferer Gruppierung 
wohl auch gekuppelt find, kennzeichnen im Äußeren den Tumfaal. Sind für 
etwas weitergehende Ausfchmückung Mittel vorhanden, fo hat fich letztere, dem 
Zwecke entfprechend, in ernften Formen zu bewegen. Eine reichere Außen- 
architektur zeigen die in gotifchen Formen errichteten Turnhallen in Hannover 
(Arch.: Schulz & Hauers) und zu Brunn (Arch.: Prokop); die württembergifchen 
Fachwerkbauten haben vielfach ausgefchnittene Holzverzierungen erhalten. 

Weit ausladende Hauptgefimfe oder gar überhängende Dächer find als licht- 
raubend nicht zu empfehlen. 



358. 

Lage 

und 

Orundform. 



359. 
Länge 

und 
Breite. 



b) Turnraal. 

Wenn die örtlichen Verhältniffe es geftatten, ftelle man den Turnfaal mit 
feiner Längsachfe von Nord nach Süd, damit er einerfeits von der Sonne nicht zu 
fehr erwärmt, andererfeits feine Nordfeite möglichft kurz werde; auch ordne man 
ihn fo an, daß nach Norden nur Lichtöffnungen, aber keine zur Lüftung dienenden 
Fenfteröffnungen notwendig werden. Am beften ift es, wenn die Turnanftalt 
völlig frei fteht und fich an vorhandene Bauten gar nicht anlehnt Wie in Art 100 
(S. 78) bereits erwähnt worden ift, pflegt man die Schulturnhallen häufig durch 
einen überdeckten Gang mit dem Schulhaufe zu verbinden, um es zu ermöglichen 
daß die Schüler bei fchlechtem Wetter den Turnfaal völlig gefchützt erreichen können. 

Dem Turnfaal gibt man erfahrungsgemäß am beften im Grundriß die Geftalt 
eines Rechteckes, deffen Länge fich zu feiner Breite wie 3:2 verhält In einem 
quadratifch geformten Saal laffen fich die feftftehenden Turngeräte nicht zweck- 
mäßig anbringen, da entweder ein zu kleiner quadratifcher Raum oder ein recht- 
eckiger Raum von unbequemer Grundform frei bleibt Bei der gedachten recht- 
eckigen Grundrißgeftalt können die feftftehenden Geräte derart aufgeftellt werden, 
daß für die Freiübungen ein fehr bequemer und genügend großer quadratifcher 
Raum übrig bleibt 

Der Turnfaal foll eine fo große Grundfläche haben, daß eine entfprechende 
Anzahl von Turnenden genügenden Raum zum Geräte- und Freiturnen hat; dem- 
nach wird das Ausmaß diefer Grundfläche ftets der Anzahl der vorausfichtlich zu 
gleicher Zeit Turnenden zu entfprechen haben. 



335 

Im Laufe der Zeit haben fich gewiffe Erfahrungsfätze über die Größe des 
Turnfaales herausgebildet; dabei ift zu beachten, ob die Turnhalle von Schul- 
kindern oder von Männern benutzt werden foU, da dies felbftredend einen Maß- 
unterfchied bedingt 

Über die Abmeffungen der Schulturnhallen find bereits in Art loo (S. 78) 
die erfofderlichen Angaben gemacht worden. Rowald hält"*) für Fälle, in denen 
man fehr fparfam umgehen muß, einen lichten Raum von 10x20 " = 200^" für 
ausreichend; eine folche Halle fei bei zweimal wöchentlichem Turnunterricht von 
je einer Stunde für 28 Klaffen ausreichend. Soll die Halle an Abendftunden an 
Vereine erwachfener Turner vermietet werden, fo erhöhe man die Grundfläche 
auf 12x22- = 264q'". 

Für Vereinstumhallen ift eigentlich die Zahl der aktiven Mitglieder des 
Vereins mit der etwa zu erwartenden Vermehrung derfelben maßgebend. Beffer 
ift es indes, der Raumbemeffung die Zahl der gleichzeitig bei Freiübungen auf- 
zuftellenden Turner zu Grunde zu legen. 

Für jeden Turner ift als Breitenmaß die Entfernung zwifchen den Spitzen 
feiner Mittelfinger bei feitwärts gehobenen Armen (1,80 bis 1,90"») und als Tiefen- 
maß der Abftand des Rückens von der Mittelfingerfpitze des vorwärts gehobenen 
Armes (l,oo bis 1,10") anzunehmen. Kennt man nun die beabfichtigte Zahl der 
Reihenauf ftellungen; erwägt man femer, daß die aufgeftellte Turnergruppe nach 
vorwärts, rückwärts und nach jeder Seite etwa 5 Schritte machen können muß, 
fo daß in Länge und Breite etwa 3,oo bis 3,50" noch hinzuzurechnen find; berück- 
fichtigt man endlich, daß der Turnlehrer, bezw. der Kommandierende in etwa 
2 bis 3» Entfernung von der vorderften Turnerreihe fich aufzuftellen hat — fo 
erhält man die gewünfchten Flächenabmeffungen. Im allgemeinen ergeben fich 
für jeden Turner bei den Freiübungen 3,oo bis 3,50^™ Grundfläche als er- 
forderlich 1^«). 

In folcher Weife ergeben fich für die Turnhallen größerer Vereine unter 
Umftänden fehr bedeutende Grundrißabmeffungen. So z. B. Turnverein zu Lim- 
bach 23,50X1400»; Turngemeinde zu Pirna 26,00 X 14,oo~; Straßburger Turn- 
verein zu Straßburg 29,50 X 16,oo™; Turnerfchaft München zu München 32,oo X 17,00"; 
Turnverein Weftvorftadt zu Leipzig 39,oox 26,oo"; Allgemeiner Turnverein zu 
Dresden 35,50 X25,oo™; Friefenturnhaile zu Magdeburg 38,29X19,57"; Turnerfchaft 
von 1816 zu Hamburg 42,00X22,00»". 

Die Höhe des Turnfaales wählt man einerfeits nicht gern zu groß, weil fonft ^^• 
die Erwärmung zur Winterszeit eine zu fchwierige und koftfpielige wird; anderer- 
feits ift durch das Breitenmaß des Saales eine nicht zu geringe Höhe bedingt, 
fowie auch die feften Tumgerüfte eine in ziemlich engen Grenzen beftimmte 
lichte Höhe (von etwa 5,30 bis 5,40"» bis Balkenunterkante) erfordern. Auch der 
Umftand, ob der Tumfaal eine Decke befitzt oder ob die Dachkonftruktion fichtbar 
ift, ift für die Höhenabmeffung einigermaßen beftimmend. Ift eine Decke vor- 
handen, fo wird man, der guten Verhäitniffe wegen, den Abftand der Decken- 
unterkante vom Fußboden größer wählen als bei freier Dachkonftruktion die 
Höhe der Fußpfette über dem Fußboden. 

Das Höhenmaß von 5,50 bis 6,00 "» ift ein häufig vorkommendes und in vielen 
Fällen auch ausreichend; für ganz einfache Turnhallen hält Rowald^^^) eine Höhe 
von 5,00™ für ausreichend, obwohl eine fo geringe Höhe bezüglich des Staubes 

'*») In: Haarmann*s Zeitfchr. f. Bauhdw. 1893, S. 26. 

»«•) Siehe: Waoner, W. Ucber Turnvereins- Hallen etc. Deutfchc Bauz. 1886, S. 603. 



Höhe. 



336 



301. 
Wände 

und 
Türen. 



Fußböden. 



nicht ohne Bedenken ift. Deshalb findet man meift größere Höhenabmeffungen; 
man ift fogar bis 13" gegangen, was als übermäßig bezeichnet werden kann, 
wenn man nicht gerade auf einen fehr hohen Maftbaum oder ein langes Klettertau 
befonderes Gewicht legt. 

Die Nebenräume, von denen noch unter c die Rede fein wird, können felbft- 
redend niedriger gehalten werden; unter Umftänden genügt für diefe fchon eine 
Höhe von 3,20 °>. 

Die Außenmauern eines Turnfaales follen nicht nur feft genug fein, um die 
Decken- und Dachkonftruktion mit Sicherheit tragen zu können, fondern auch 
eine folche Stärke haben, damit fie den Saal im Winter genügend warm halten. 
Deshalb follten diefelben niemals unter IV« Stein ftark fein, und die bereits er- 
wähnten württembergifchen Fachwerkwände find aus diefem Grunde nicht zu em- 
pfehlen. Letztere haben auch noch den Nachteil, daß durch den Regenfchlag 
leicht ein Durchnaffen der Außenwände eintritt. Letzterem Mißftande wird am 
beften dadurch vorgebeugt, daß man die Backfteinmauem mit Hohlräumen herftellt 
(äußerer Teil 1 Stein ftark, Hohlraum 8*=™ breit, innerer Teil Va Stein ftark); eine 
folche Konftruktion empfiehlt fich auch in Rückficht auf die Abkühlung im Winter. 

An den Auflagerungsftellen der Dachbinder erhalten die Mauern entfprechende 
Verftärkungen; gegen den Seitenfchub des Daches werden wohl auch Pfeiler- 
vorlagen oder Strebepfeiler vorgemauert Pfeilervorlagen im Inneren find zu 
vermeiden. 

Der untere Teil der Mauern wird, wenn geputzt, beim Turnen leicht ver- 
ftoßen und befchädigt; deshalb foUte man in allen Tumfälen die Innenwände auf 
mindeftens 1,80 «> Höhe mit einer Holztäfelung, die am beften dunkel gebeizt wird, 
verkleiden. 

Die in den Umfaffungsmauem des Turnfaales anzuordnenden Türen muffen 
hinreichend breit fein, um in mehreren Gliedern durchmarfchieren zu können. 
Sie werden in der Regel aus Holz konftruiert und in mehrere Flügel zerlegt; fie 
find fehr folid auszuführen. Ähnlich wie bei öffentlichen Gebäuden follen auch 
hier alle Türen nach außen auffchlagen. 

Über die Anordnung, bezw. Verwahrung der Haupteingangstür wird noch 
in Art 371 die Rede fein. 

Auf die Anlage und Ausführung der Fußböden in Tumfälen ift ein befon- 
derer Wert zu legen. Ein folcher Fußboden foll folgende Bedingungen erfüllen: 

1) er foll vollftändig eben und feft fein und keinen Staub entwickeln; 

2) er foll nicht glatt fein und das Ausgleiten nicht befördern; 

3) er foll nicht zu hart und dabei etwas elaftifch fein, foll auch nicht hohl 
klingen **'); 

4) er foll gegen das Entftehen von Spänen und Splittern genügende Sicher- 
heit bieten, und 

5) er foll ein tunlichft fchlechter Wärmeleiter fein. 

Allen diefen Anforderungen zu genügen, ift allerdings fchwierig, wenn, wie 
bei Vereinsbauten, die Mittel befchränkt find. 

In diefem Falle ift ein etwa 14 ^"> dicker Boden von gefchlagenem und ge- 
ftampftem Lehm (wie in einer Tenne), die obere Schicht mit Salz vermifcht, wohl 
zu empfehlen und billigen Anfprüchen genügend. Ein folcher Boden ift eben, 
ftaubt bei mäßiger Benetzung faft gar nicht, ift nicht allzu hart und immerhin 



»•') Die Turnlehrer wünfchen einen gcwiffen Orad von Elaftizität und Reronnanz des Fußboden«, damit bei döi 
Freiübungen der Tritt des Turnenden fich nfcharf marlciert". 



337 

etwas elaftifch. Für ftark benutzte Männerturnhallen ift bei befchränkten Mitteln 
ein folcher Boden allen anderen vorzuziehen. Allerdings erhält der Lehm bei 
heißer Witterung bald Riffe; letztere laffen fich jedoch mit einem Oemifch von 
Lehm und Zement leicht ausgießen. 

Steinpflafter und Zementeftrich find ihrer Härte wegen zu verwerfen. Afphalt 
wird im Sommer zu weich, und Sand ftaubt zu viel. 

Arn empfehlenswerteften, weil am wenigften ftauberzeugend, allerdings auch 
am teuerften, ift ein gedielter Fußboden auf Balkenunterlagen, deren Zwifchen- 
räume ausgeftakt oder ausgerollt find. Eichene Riemen, 3 bis 4<^°> ftark, 14 bis 
18 *^"" breit, in Feder und Nut verlegt, geben einen guten Fußboden, der allerdings 
etwas hart ift und glatt wird; Böden aus weichem Holz, Pitch-pine ausgenommen, 
erzeugen leicht Splitter, welche gefährlich werden können. Allerdings haben Fichte, 
Kiefer und Pitch-pine vor dem Eichenholz den Vorteil, daß fie nicht fo leicht glatt 
werden und daher nicht fo häufig Anlaß zum Ausgleiten geben können. 

Eichenparkettboden in Afphalt hat fich, namentlich bei diagonaler Lage, gleich- 
falls gut bewährt, ift aber härter als Dielung auf Balkenunterlagen. 

Die Dielungsbretter werden zweckmäßigerweife in der Querrichtung der 
Turnhalle, die Lagerhölzer demnach nach der Längsrichtung verlegt, weil auf 
diefe Weife Befchädigungen der Turner durch losgeriffene Holzfplitter weniger 
häufig vorkommen. Die Richtung, in der diefe Bretter zu verlegen find, kommt 
auch dann in Frage, wenn auf das Zufammenfchieben gewiffer Geräte, z. B. der 
Reckpfeiler, Rückficht zu nehmen ift; alsdann foll dies durch die Bretterrichtung 
begünftigt werden. • 

Bei allen hölzernen Fußbodenkonftruktionen ift darauf zu achten, daß die 
Feuchtigkeit des Untergrundes genügend vom Holzwerk abgehalten ift, und zwar 
entweder durch Zementbeton oder durch hinreichend ftarke Luftgewölbe. 

In den Leipziger Schultumhallen wurde für die Fußböden Xylolith, in Ham- 
burg und Hannover ein Linoleumbelag auf Dielung . verwendet; doch hat fich 
Xylolith als zu glatt und hart erwiefen. 

Welches Material auch zum Fußboden gewählt wird, fo ift zu empfehlen, 
ein Drittel der Halle auf eine Tiefe von 14 bis 16^ auszugraben und mit reiner 
Gerberlohe auszufüllen, welche gegen das Stauben öfters benetzt und zeitweilig 
erneuert wird. In diefem Drittel find die Klettergerüfte und Seile, die Leitern, 
Recke, Streckfchaukel und Schwebreck anzubringen, fowie die Sprungplätze für 
Hoch- und Weitfprung anzuordnen. Der Lohboden zeigt entweder ftarke Staub- 
entwickelung oder im Gegenteil große Feuchtigkeit und Schlüpfrigkeit. In der 
Halle des Turnvereines München, in der neuen Turnhalle der Römerfchule zu 
Stuttgart etc. hat man deshalb als Bodenmaterial eine Mifchurig von 3^^" Säge- 
fpäne aus weichem Fichtenholz, V«*'^" feinem Fluß- oder Schwemmfand und 25^ 
rohem Viehfalz mit gutem Erfolg zur Anwendung gebracht; diefe Deckfchicht ift 
40*^" dick und muß ähnlich wie die Lohe befeuchtet werden^®*). 

Femer empfiehlt fich ein Lohboden noch an den Plätzen, wo die Übungen 
mit Gewichtfteinen, Hanteln, Keulen und dergl. ftattfinden. 

Auch andere Stellen des Fußbodens beftreut man, zur Milderung feiner Härte, 
bisweilen mit Gerberlohe; doch wird dies in neuerer Zeit von Autoritäten im 
Tumfach verworfen. Als Erfatz hierfür dienen mit Pferdehaar gefüllte Matratzen 
und geeignete Matten, namentlich die fog. Kokosturn matten. 

Matratzen entwickeln fich bei unrichtiger Behandlung leicht zu Staub- und Bakterienherden; 

>w) Siehe: Fortfchr. d. öff. Oefundheitspfl. 1893, S. 138. 
Handbuch der Architektur. lY. 6« a. (a. Aufl.) 22 



338 



303. 
Decke. 



364. 
Dach. 



365- 
Tages- 
erhellung. 



jeder Niederfprung wirbelt eine Staubwolke daraus auf. Um diefem Übelftande zu fteuern, werden 
die Matratzen mit Waffer begoffen. Wiederholtes Befeuchten ruft indes im Matratzeninhalt einen 
Fäulnisvorgang hervor, wodurch die Luft des Turnfaales dumpfig und übelriechend gemacht wird. 
Deshalb follte man das Begießen der Matratzen, namentlich der Seegrasmatratzen, unterlaffen und 
die Reinhaltung durch häufiges Klopfen bewirken"^). Auch wird empfohlen, diefe Matratzen ol)en 
und unten mit Leder zu beziehen und vor allem ftaubfreie Füllung zu wählen. Kokosmatten 
können ohne Bedenken begoffen werden. 

Eine wagrechte Decke wird in Turnfälen nur dann ausgeführt, wenn über 
der Halle andere Räume angeordnet werden foUen, was z. B. in Schulhäufem vor- 
kommen kann, oder wenn man die Beheizung zur Winterszeit erleichtem will. 

In den meiften Fällen wird allerdings der Tumfaal nur durch die fichtbare 
Dachkonftruktion nach oben hin abgefchloffen; doch muffen die Sparren auch 
hier an der Unterfläche verfchalt und geputzt werden. Durch eine in Felder ge- 
teilte Holzfchalung allein kann man zwar ein hübfcheres Ausfehen erzielen; indes 
ift diefelbe für Wärme und Kälte leichter durchläffig. 

Die Dachbinder werden aus Holz, aus Holz und Eifen, wohl auch nur aus 
Eifen konftruiert. Freiftützen, welche den Dachftuhl tragen, find tunlichft zu ver- 
meiden; wenn fie indes nicht zu umgehen find, fo ordne man fie derart an, daß 
fie den freien Raum der Halle nicht ftören und daß fie gleichzeitig als Oerüfte 
für gewiffe Geräte dienen können. Bei Anordnung der Dachbinder ift darauf zu 
achten, daß an denfelben die feftftehenden Oerüfte bequem befeftigt werden können; 
fonft muffen zu diefem Zwecke befondere wagrechte Balken vorgefehen werden. 

Alle Holzteile des Dachftuhles find zu hobeln und die Kanten abzufafen; 
ein Ölfarbenanftrich darf niemals fehlen. 

Für die Dachdeckung wird am beften Schiefer oder Ziegel gewählt; bei bil- 
liger Ausführung empfiehlt fich ein Holzzementdach. 

Die zur Tageserhellung dienenden Fenfter werden behufs reichlicher Luft- 
zuführung möglichft groß gemacht, bis unter die Decke geführt und dafelbft 
durch flachbogige Stürze gefchloffen; die Fenfterbrüftung foU nicht niedriger als 
1,80™ gelegen fein. Die gefamte lichtgebende Fläche der Fenfter foU nicht unter 
V« der Saalgrundfläche betragen. Zur Vermeidung des von den Turnlehrern fo 
fehr gefürchteten Blendlichtes ordne man die Fenfter nur an einer Langfeite 
an. Findet der Turnunterricht, bezw. finden die Turnübungen nur am Nach- 
mittag ftatt, fo ftelle man den Turnfaal fo, daß die Fenfter nach, Often ge- 
richtet find. 

Von mancher Seite ift zur Erzielung einer gleichmäßigen Beleuchtung Decken- 
licht empfohlen worden. Beffer ift jedoch hohes Seitenlicht mit einer Fenfter- 
brüftungshöhe von 3,oo bis 3,6o°*; Blendlichter können alsdann nicht vorkommen, 
und man kann an allen Seiten Fenfter anbringen. 

Die äußerften Fenfter einer jeden Wand follen mindeftens 1,50" von den 
Ecken des Innenraumes abftehen. 

Für die Turnhallen find fchmiedeeiferne Fenfter mit nicht zu großen Qlas- 
fcheiben und einzelnen Luftflügeln am meiften zu empfehlen; letztere find tunlichft 
im oberen Fenfterviertel anzubringen und zum Herunterlegen einzurichten. Höl- 
zerne Fenfter in der hier erforderlichen Größe haben infolge der ftändigen Feuch- 
tigkeit, herrührend von dem durch das ftarke Ausatmen erzeugten Schwitzwaffer, 
nur kurze Dauer. Zum Auffangen des unvermeidlichen Schwitzwaffers bringe 
man an den Fenfterunterkanten Zinkrinnen an, welche das Waffer auffangen und 
in einen angehängten Behälter aus Zinkblech leiten. 



»*») Siehe: Zeitfchr. f. Schulgcfundheitspfl. 1895, S. 87. 



339 

Die meiften Turnhallen werden auch des Abends benutzt; deshalb muß für .3^: 
künftliche Erhellung derfelbert geforgt werden. Gegenwärtig ift häufig Gas- BeieuchLg. 
beleuchtung im Gebrauche: einfache Kronleuchter, welche in 4 bis 5" Höhe 
über dem Fußboden hängen, und Wandarme, an hierzu geeigneten Stellen an- 
gebracht, dienen diefem Zwecke. Elektrifches Licht findet gleichfalls Anwendung. 

Um im Tumfaal den nötigen Luftwechfel zu erzeugen, richte man Vs der „3^- 
gefamten Fenfterfläche zum Öffnen ein; außerdem find im Dachfirft Luftzugs- " "^' 
Öffnungen anzubringen. In einer Halle von 20 bis 25 " Länge follten deren zwei 
von je 4 bis 6«°> Querfchnitt vorhanden fein. Am beften ift es, fog. Firftlaternen 
oder Dachreiter von etwa 1 " Höhe aufzufetzen, diefelben nach oben zu dicht ab- 
zudecken und nach den beiden Seiten hin mit Jaloufiebrettchen zu verfehen. 
Bewegliche Jaloufieeinrichtungen werden bald untauglich; deshalb wähle man fefte 
Jaloufiebrettchen und bringe feitliche, zweiflüglige Läden an, die man von unten 
aus, mit Hilfe von 'Zugfchnüren, nach Belieben öffnen oder fchließen kann. 

Will man eine folche Deckenlüftung nicht einrichten, fo fehe man vier Ab- 
zugsrohre von je 500^*^ lichtem Querfchnitt vor. 

Während des Turnens darf niemals Gegenzug entftehen. 

Wenn auch einzelne Turnhallen mit einer Sammelheizanlage verfehen worden 3^ 
find, fo ift eine folche doch nicht zu empfehlen, weil die Luft leicht zu warm **^""^' 
wird. Eiferne Füllöfen, ebenfo Gasöfen, welche in richtiger Entfernung vonein- 
ander aufgeltellt werden (z. B. in den vier Ecken), find aus dem Grunde vorzu- 
ziehen, weil man je nach der Außentemperatur nur einen Teil oder alle Öfen in 
Betrieb fetzen kann, und namentlich deshalb, weil es nur in der Nähe des Ofens 
warm zu fein braucht, während für den übrigen Teil des Turnfaales eine Tem- 
peratur von 10 bis 12 Grad C ausreicht; nur bei fo niedriger Temperatur arbeiten 
fich die Turner wirklich warm; zu hohe Temperatur führt leicht fchädliche Über- 
hitzung herbei. ' Wollen fich einzelne, namentlich der Turnlehrer, der wenig 
Bewegung macht, erwärmen, fo brauchen fie nur in die Nähe eines brennenden 
Ofens zu treten. Gasöfen bieten noch den Vorteil dar, daß die Halle im Bedarfs- 
fall rafch erwärmt werden kann. Hinter, oder, wenn es die Konftruktion der Öfen 
geftattet, in denfelben bringe man ein bis über die Ofenoberkante hinausreichendes 
Luftzuführungsrohr an, welches an einen mit der Außenluft in Verbindung ftehenden 
Zuführungskanal von 500^^°» Querfchnitt anfchließt. 

Auch bei Sammelheizungen darf der Turnfaal auf keine höhere als die an- 
gegebene Temperatur gebracht werden; doch hat dann der Turnlehrer keinerlei 
Gelegenheit, fich auch nur die Hände zu wärmen. Auch der Vorteil, daß man 
mit einer Sammelheizanlage leicht eine kräftig wirkende Lüftungseinrichtung ver- 
binden kann, ift im vorliegenden Falle nicht allzu hoch anzuf chlagen , da ja im 
vorhergehenden Artikel gezeigt wurde, daß man hier mit verhältnismäßig ein- 
fachen Mitteln einen ausreichenden Luftwechfel erzielen kann. Schließlich darf 
auch nicht außer acht gelaffen werden, daß eine Sammelheizung in Anlage und 
Betrieb wefentlich teuerer zu ftehen kommt als die Ofenheizung. 

Ihrem Zwecke entfprechend werden die Turnhallen im Inneren meift einfach 369. 
und folid durchgeführt Der innere Schmuck befchränkt fich in der Regel auf Ausftetti^ng. 
das fchon erwähnte Holzgetäfel an den Umfaffungswänden, auf eine gemalte 
Feldereinteilung an Wand- und Dachflächen, bisweilen auch auf Zierung der Dach- 
konftruktion. Nur in Vereinsturnhallen, welche über reichere Mittel verfügen, ift 
man bezüglich der inneren Ausftattung hier und da weiter gegangen; doch find 
vorfpringende Teile tunlichft zu vermeiden, weil fie die Staubablagerung befördern. 

22* 



340 

Damit Schauluftige dem Turnen zutehen können, hat man in einigen Tum- 
fälen Galerien oder Emporen angebracht; bei Feftlichkeiten findet die Mufik- 
kapelle dafelbft Platz. Solche Galerien können der Oegenftand reicheren archi- 
tektonifchen Schmuckes werden. 

Die innere Einrichtung der Turnfäle wird hauptfächlich von den Turngeräten 
gebildet. Diefe find zum Teile feftftehende, zum Teile verletzbare (transportable 
oder bewegliche). In einzelnen Turnhallen, welche einen gedielten Fußboden 
erhalten haben, laffen fich tämtliche Turngeräte verletzen. Im Fußboden und an 
der Decken-, bezw. Dachkonftruktion befinden fich hüKenartig oder in anderer 

Rg. 340. 



Turnhalle des Olmützer Turnvereins. 

Weife gettaltefe Vorrichtungen zum Einftellen der Geräte und zum Befeltigen der- 
felben mittels Riegel, Zapfen und Bolzen. Immerhin ift eine folche Einrichtung 
nicht lo folid, wie feftftehende Geräte; auch haben eingeftellte Oerüftpfoften immer 
eine, wenn auch geringe Beweglichkeit. 

Zu den feftftehenden Geräten find zu zählen: Reckpfoften mit Reckftange, 
wagrechfe, lotrechte und fchräge Leitern, Kletterftangen, Taue, Strickleitern, Streck- 
fchaukel, fchwebendes Reck, Rundlauf und eingegrabene Barren, bisweilen auch 
Sturmbrett und Gerkopf. Für alle diefe Geräte find die nötigen Anordnungen, ent- 
(prechend dem verfügbaren Räume, genau feftzuftellen, namentlich, um auch den 
nötigen Raum für das Ausfchwingen der Schaukeln und Seile, fowie für das Auf- 



34' 

ftellen der Turner zu erhalten. Bertimmfe Regeln laffen fich hierfür nicht angeben, 
da fich das Bedürfnis an Raum nach der Zahl der Turnenden und nach der Zahl der 
zu wählenden Geräte richtet. Im allgemeinen kann man annehmen, daß die feft- 
ftehenden Turngeräte ein Fünftel der Hallengrundfläche einnehmen. 

Für das Befeftigen der genannten Geräte werden nicht feiten entfprechend 
ftarke und hohe Holzgerüfte errichtet, die entweder an die Dachkonftniktion ange- 
fchloffen werden oder für welche ein oder zwei befondere wagrechte Träger, auf 
den Umfaftungsmauern gelagert, angeordnet werden. Für diele beiden Fälle find 
in Fig. 340 u. 341 zwei Innenantichten von Turnhallen beigefügt. 

t^g- 341 ■ 



Turnhalle der Volkslchule zu Ooslar, 

Fig. 340 ftelll die Turnhalle des Olmützer Turnvereins dar; darin find die neuen Verbund- 
oder Jochreckßulen mit Abtpannung, die Aufhängung der Schaukelringe an Galgenarmen und die 
Aufhängung des Rundlaufes an hochziehbarem DrahtCeil erfichtlich. — Fig. 341 veranfchaulicht die 
neue Turnhalle der Volksfchule zu Ooslar, bei der Decke und Dach zum Aufhängen der Turn- 
geräte nicht benutzt werden durlten. Die Eifenträger für die Schaukelgerite und für die Rollbahn 
der Recke find in Ö,so" Höhe (die Haue hat 7,oo" lichte Höhe) frei angeordnet. — Einrichtung 
beider Hallen und die Turngeräte rühren von der Turngerätefabrik von Oswald Faber in Leipzig- 
Undenau her, der wir auch die beiden Innenan flehten verdanken. 

Zu den verletzbaren Geräten zahlen: Freifpringel zum Hoch- und Weit- 
fpringen mit Seil und Lederfäckchen, Sturmfpringel, Stellbarren verfchiedenerOröße, 
Springpferde, Springböcke, Sprungtifch mit elaftifchem Schwungbrett und Geftell, 



342 

Abfprungbretter, eiferne Hanteln, Oewichtfteine verfchiedener Größe, Steine zum 
Steinftoßen, Holzkeulen, Holzftäbe und Stangen, eiferne Stäbe, Gerftangen, Spring- 
ftangen. Zugfeile, Stoßbälle, Federbälle u. f. w., fowie etwaige Fechtgeräte. 

Nach dem „Leitfaden für den Turnunterricht in den preußifchen Volksfchulen« vom Jahre 
1895 wird für eine Tumabteilung von 40 bis 50 Schülern eine vierfache Gerateeinrichtung gefordert. 

Turngeräte werden von dazu berufenen Gefchäften und Fabriken als Spe- 
zialität angefertigt. Aus diefem Grunde und um den Umfang des vorliegenden 
Kapitels nicht zu vergrößern, wird auf diefen Gegenftand hier nicht weiter ein- 
gegangen 1*^). 

Alle gewählten beweglichen Geräte muffen fo aufzuftellen fein, daß zwifchen 
denfelben genügender Raum für die Riegen, fowie Raum zum Anlaufen und Ab- 
fpringen bleibt. Nur praktifche Erfahrung und Probe an Ort und Stelle können 
die Frage der richtigen Aufftellung am beften löfen. 

Jedenfalls ift die Aufftellung der fämtlichen Geräte fo zu ordnen, daß die 
beweglichen Geräte leicht an die Wand gebracht werden können, um für Frei- 
übungen einen genügenden Mittelraum zu erhalten. 

c) Sonftige Räume und Beftandteile. 

371. Anfchließend an die Schlußbemerkung in Art 361 (S. 336) ift an diefer Stelle 

^bS^^' zunächft vorauszufchicken, daß es nicht zweckmäßig ift, wenn der Eingang zum 
Vorraum. Tumfaal Unmittelbar aus dem Freien herein führt Denn bei jedem Öffnen der 
Eingangstür tritt Luft von außen ein, was während der kalten und rauhen Jahres- 
zeit unangenehm ift, ja für die Gefundheit der Turnenden fogar fchädlich fein 
kann; auch wird bei fchmutzigem Wetter, bei Schneefall etc. der Saal von den 
Eintretenden verunreinigt Zum mindeften follte deshalb der Eingang in den 
Tumfaal mit einem Windfang verfehen fein. Noch beffer ift es, einen Vorraum 
oder Eingangsflur anzuordnen, von dem aus nicht nur die Halle, fondem auch 
der Umkleideraum, die Aborte etc. zugänglich fein follten. 

Bisweilen erweitert fich der Vorraum zu einer Vorhalle. Wenn nämlich der 
Tumfaal von unmittelbar nacheinander turnenden Gmppen benutzt werden foll, 
fo muffen die fpäter Turnenden fich verfammeln können, was nur bei guter Jahres- 
zeit und bei gutem Wetter im Freien gefchehen kann; für die fonftige Zeit ift 
zu diefem Zwecke eine geräumigere Vorhalle erforderlich. Auch empfiehlt es fich, 
in einem folchen Falle eine Eingangs- und Ausgangstür vorzufehen, damit der 
Wechfel der turnenden Gmppen fich leicht vollziehen kann. 
umki^raum '" viclcn Schultumhallen und ähnlichen einfacheren Anlagen ift ein Um- 

kleideraum (auch Garderobe genannt) nicht vorhanden und kann wohl auch in 
manchen Fällen entbehrt werden. Immerhin ift ein folcher wünfchenswert, weil 
in Ermangelung desfelben oft, befonders für Erwachfene, große Unbequemlich- 
keiten entftehen. Bei Tumanftalten für Mädchen ift der Umkleideraum unent- 
behrlich, weil die Kleidung der Turnerinnen, welche fie außerhalb des Turnfaales 
tragen, eine folche ift, daß fie fich für das Tumen völlig umkleiden muffen. 

Der Umkleideraum foll vom Vorraum aus unmittelbar zugänglich fein. In 
amerikanifchen Turnfälen ift an einer Langfeite eine größere Reihe von Umkleide- 
zellen angeordnet, die fich nach der Halle öffnen (fiehe Fig. 370). 

Zur Ausrüftung eines Umkleideraumes gehören außer einigen Tifchen, einem 
Spiegel etc.: 

»••) über die in den Volks- und Bürgerfchulen Öfterreichs gebräuchlichen Turngeräte fiehe: Fortfchrittc auf dem 
Gebiete der Architektur. Nr. 12: Volksfchulhäufer In Ofterreich-Ungam etc. Stuttgart 1901. S. 90. 



343 _ 

i) Kleiderhaken, an welche die abgelegten Kleidungsftücke aufgehängt 
werden können. 

2) Sitzbänke, welche die Turner beim Umkleiden benutzen. 

3) Wafchtifcheinrichtungen, in denen fich die Turner nach vollendeten 
Übungen die Hände walchen können. Über die Konftruktion derartiger Ein- 
richtungen ift in Teil 111, Band 5 diefes «Handbuches'' (Abfchn. 5, A, Kap. 5) 
das Erforderliche zu finden; doch pflegt man im vorliegenden Falle tunlichft ein- 
fache Konitruktionen zu wählen. Ganz geeignet find lange Wafchtifche von 
Granit- oder anderen Steinplatten auf Holzgeftell mit feit eingelaffenen Por- 
zellanbecken, deren eine entfprechende Anzahl fich nebeneinander befindet. Ein 
gemeinfames Zuleitungsrohr führt mittels einer Abzweigung jedem Wafchbecken 
das nötige Waffer zu, und zwar am beften durch einen wenig erhabenen Druck- 
knopf. Die Entleerung gefchieht durch Ausheben eines eingefchliffenen, an einem 
Kettchen befindlichen Metallftöpfels. Englifche Kippbecken find ebenfalls zu em- 
pfehlen. Vorftfehende Zuleitungsrohre find zu vermeiden, damit fich der Wafchende 
nicht daran ftößt. Zum Abtrocknen dienen am beften Handtücher ohne Ende, 
welche über Rollen hängen. 

Bisweilen wird ein befonderer Wafchraum vorgefehen, den man wohl auch 
mit einigen Braufeeinrichtungen (Dufchen) verficht. 

4) Es empfiehlt fich ferner, in den Umkleideräumen der Vereinsturnhallen 
Schränke anzuordnen, welche in kleinere Abteilungen (je 35 bis 40«=" breit, 45°" 
tief und 30 bis 35*^ hoch) gefchieden find; jede Abteilung hat ihr Türchen, das 
mittels befonderen Schlüffels verfchließbar ift. Jedem Turner wird (in der Regel 
gegen eine kleine Vergütung) eine folche Abteilung überwiefen, in welcher er 
außer der Tumzeit feine Turnkleider und -Schuhe, während des Turnens feine 
Tageskleider und feine Wertfachen aufbewahrt. Jede Schrankabteilung foU eine 
durchbrochene Vor- und Hinterwand erhalten, um der Luft Zutritt zu geftatten; die 
häufig feucht eingelegten Turnkleider, -Schuhe etc. würden fonft leicht verderben. 

Von den verfetzbaren Turngeräten werden nicht alle gleichzeitig gebraucht. .373. 
Vielfach finden die unbenutzten Geräte im Turnfaale Aufftellung, und bei ein- 
fachen Anlagen der fraglichen Art ift deshalb ein befonderer Geräteraum nicht 
vorhanden. Indes beengen felbftredend diefe Geräte den Raum im Turnfaal; fie 
geben wohl auch Anlaß zu Störungen während der Übungen etc. Deshalb ift 
ein, wenn auch noch fo kleiner Geräteraum erwünfcht, der an den Turnfaal ftoßen 
und von demfelben unmittelbar zu erreichen fein foli. 

Wenn es die Mittel erlauben, ift für den Turnlehrer ein kleines Zimmer vor- 374. 

zufehen, in welchem er feine Akten, Bücher, verfchiedene Gegenftände, die ftets forden 

zur Hand fein f ollen, wozu auch Verbandzeug gehört, feinen Unterrichtsanzug etc. Tumichrer. 
aufbewahren kann. 

Wie fchon in Art. 356 (S. 333) gefagt worden ift, pflegen in Vereinsturn- ^5^^^ 
anftalten wohl auch Kegelbahnen vorgefehen zu werden. Anlage und Einrichtung 
von Kegelbahnen ift in Teil IV, Halbband 4, Heft 2 diefes «Handbuches" (Abt. IV, 
Abfchn. 6, Kap. 3) eingehend befprochen worden. An diefer Stelle ift deshalb 
nur zu bemerken, daß die Kegelbahn im Gebäude fo angeordnet werden folI, 
damit man gleichzeitig turnen und kegeln kann, d. h. daß die Turnenden durch 
das beim Kegelfpiel unvermeidliche Geräufch möglichft wenig geftört werden. 
Hat man auf das Vermieten der Bahn an befondere Kegelgefellfchaften zu rechnen, 
fo muß erftere einen befonderen Zugang von der Straße aus erhalten. 



Turnplatz. 



'IM 

376. vj^o es irgend angeht, follte fich an jeder Tumanftalt ein geräumiger Platz, der 

das Turnen im Freien geftattet, anfchließen. Insbefondere ift dies für Schultum- 
hallen ein dringendes Erfordernis, da die Schüler meiftens während der Tageszeit 
turnen und die Bewegung im Freien gefunder ift als im gefchloffenen Räume. 

Für Männerturnvereine ift ein Turnplatz zwar auch erwünfcht, aber nicht 
unbedingt notwendig, wenn eine ausreichend große Turnhalle befchafft werden 
kann. Allerdings muffen fich kleinere Turnvereine nicht feiten nur mit einem 
Turnplatz begnügen, felbftredend zum Nachteil des Vereinszweckes, da bei fchlechter 
Witterung nicht geturnt werden kann. 

Der Turnplatz foll tunlichft frei gelegen fein, namentlich nicht umgeben von 
Gebäuden, welche die Luft ftark verunreinigen, wie rauchende Fabriken etc Nur 
durch folch freie Lage kann erzielt werden, daß durch die bei den Turnübungen 
vermehrte Atmungstätigkeit nur frifche, reine Luft, ftaubfrei und fauerftoffreich, 
eingeatmet werde. 

Aus diefem Grunde ift auch die Bepflanzung des Turnplatzes mit fchattigen, 
hochftämmigen Bäumen zu empfehlen, indes in der Art, daß in der Mitte des 
Platzes ein größerer freier Raum für Maffenübungen bleibt Man legt deshalb 
wohl am beften rings um den Platz eine einfache oder doppelte Allee von Bäumen 
an. Der Turnplatz muß eine wagrechte Fläche darbieten. 

Auf dem Turnplatze felbft find, außer dem Klettergerüft mit Maftbaum, Kletter- 
feilen, Kletterftangen und Leitern, wenige feftftehende Einrichtungen zu treffen, 
da der Turnplatz hauptfächlich dem Volks- und Freiturnen, wie Laufen, Springen 
und dergl., dienen follte. Hierzu gehört namentlich ein ebener, fefter Boden, und 
zwar feft gewalzter Sandboden mit Lehm untermifcht; Grasboden wird leicht fehr 
glatt, ift daher nicht zu gebrauchen. Einrichtungen zum Befprengen des Platzes 
follen nicht fehlen. 

Für das Weit- und Hochfpringen, wie auch für das Steinftoßen, find an ge- 
eigneter Stelle mehrere Vertiefungen auf 20*^ Tiefe auszuheben und mit Gerber- 
lohe oder reinem Flußfand auszufüllen. Eine folche Vertiefung wird 2 bis 3" 
breit, 4 bis 6™ lang gemacht und erhält zur befferen Kennzeichnung an der Vorder- 
feite ein eingegrabenes liegendes Holz. Statt mehrerer kleiner Vertiefungen hat 
man wohl auch nur eine größere von etwa 10°* Länge und 5 bis 7" Breite an- 
geordnet. Für das Ringen ift eine ebenfo ausgegrabene und ausgefüllte Vertiefung 
von 5«" Durchmeffer nötig. 

An weiteren feftftehenden, auf einem Turnplatz anzubringenden Geräten feien 
noch Barren, Reck, Schwebebaum, Gerkopf und etwa noch Sturmbrett und Rund- 
lauf genannt. In Fig. 342 1^^) ift die Ausrüftung des dem Allgemeinen Turnverein zu 
Dresden gehörigen, an den Turnhallenbau fich anfchließenden Sommertumplatzes 
mit den Geräten, Springgruben, Beleuchtungseinrichtungen etc veranfchaulicht 

Im übrigen werden die Übungen am beften an verfetzbaren Geräten aus- 
geführt, für welche ein Aufbewahrungsraum vorhanden fein muß. An geeigneten 
Stellen find geruchlofe Aborte und Piffoirs anzubringen, am beften in Verbindung 
mit der Turnhalle. 

Die Größe des Turnplatzes richtet fich nach der Anzahl der gleichzeitig 
Turnenden; in diefer Beziehung kann ein Übermaß nicht fchaden. Zum min- 
deften follte für jeden Turnenden eine Grundfläche von 15 bis 20^° vorhanden fein. 

Über die Größe der Tum- und Spielplätze bei Schulhäufem find bereits 
in Art 99 (S. 77) die erforderlichen Angaben gemacht worden; auch bezüglich 

»») Fakf.-Rcpr. nach: Zeitfchr. f. Arch. u. Ing., Wochausg., 1898, S. 849. 



345 

anderweitiger Einzelheiten fei auf diefen Artikel verwiefen. Bei ftädtifchen Vereins- 
tumanftalten ift man in der Regel genötigt, in Rückficht auf die hohen Preife des 
Grund und Bodens, die Grundfläche des Turnplatzes einzufchränken; doch follte 
man keinesfalls unter 350 bis 400 «i™ gehen, obwohl 600 «"* in länglich rechteckiger 
Form erft einigermaßen ausreichend find. 



Rg- 342. 



SJUtr^^^4^' 




Cf»f^Jt*vUtMM^^iX€Wk€» 



Tumhallenbau des Allgemeinen Turnvereins zu Dresden"*). 

Arch.: Schämichen & Michel. 



a. Haupthalle. 

b, Springgnibe. 

e. Untere Nebenhalle; 
darüber Halle für 
Frauen- und Mäd- 
chentumen. 

d und darüber: Um- 
kleideräume. 



e, Schuppen. 
ee. Hof. 

/. Wirtfchaftsraum. 
g. Umkleidezimmer für 

Vorturner. 
Über / und g Hausmeifter- 
wohnung und darüber 
Sitzungszimmer^ fovie 
Bücherei. 



h, Hauptumkleideraum; 
darüber Fechtfaal. 

/. Aborte. 

k. Fechtfaal. 

/. Springgrube, 
m. Sturmfpringel. 

/f. Bogenlampen auf Ma- 
ften; eine dritte über 
dem Giebel der Halle. 



0, Rundlauf. 
p. ZuTchauerrampen. 
ift Hoher Barren. 
r. Springreck. 
5. Vereinshäufer. 
/. Gaftzimmer. 
tt, Küche. 
V. Kneipfaal. 
w. Riegenzimmer. 



Die Baukoften der Turnanftalten find ziemlich verfchieden; nicht allein die 
örtlichen Verhältniffe, fondem auch die Anfprüche an einfachere oder reichere 
Qeftaltung und Ausfchmückung derfelben rufen diefe Verfchiedenheit hervor. 

Für Schulturnanftalten geben die »Statiftifchen Nachweifungen über die preu- 
ßifchen Staatsbauten" folgende Anhaltspunkte: 



377. 
Baukoften. 



346 



378. 

Beifpiel 

I. 



i) Das Quadr.-Meter überbauter Grundfläche hat 35 bis 120 Mark gekoftet; 
doch find die Unkoften meiftens zwifchen 50 und 75 Mark geblieben. 

2) Für 1*^^™ Gebäudeinhalt fch wanken die Baukoften zwifchen 5 und 17 Mark; 
indes haben diefelben in den bei weitem meiften Fällen 8 bis 12 Mark betragen. 

3) Die Baukoften, auf 1 Turner berechnet, belaufen fich auf 100 bis 600 Mark, 
find aber nur feiten geringer als 210 Mark und feiten höher als 260 Mark. 

Zu Anfang der 90 er Jahre des vorigen Jahrhunderts hat Rowald die Koften 
der in den Jahren feit 1884 errichteten ftadthannoverfchen Turnhallen zufammen- 
geftellt; hierbei ergab fich für 1*^^" umbauten Raumes ein zwifchen 8,30 und 
12,75 Mark fchwankender Einheitspreis. Zum Vergleich wurden auch einige andere 
Turnhallen herangezogen, bei denen fich diefer Einheitspreis auf 8,50 bis 14,20 Mark 
ftellte !•«). 

Bezüglich der Vereinsturnhallen muß auf die nachfolgenden Beifpiele ver- 
wiefen werden. 

d) Beifpiele. 

Die Anlage einer Turnanftalt geftaltet fich am einfachften, wenn fie nur aus 
dem Turnfaal befteht. Die in Fig. 343 im Grundriß dargeftellte Turnhalle der 
höheren Mädchenfchule zu Offenbach a. M. gibt ein Beifpiel hierfür. 

Der Turnfaal ift im Lichten 16,96" lang, 8,85" tief und 6,60" bis zur Fußpfette des Daches 
hoch. Die Fenfterbrüftungen find 2,40 m hoch, und in gleicher Höhe ift die Holztäfelung der Innen- 
wände durchgeführt. Bezüglich des Mangels eines Vorraumes fei auf Art. 371 (S. 342) verwiefen. 



Fig. 343- 



Fig. 344. 



Fig. 345. 




T • r » k I 1 1 f 



Tunihalle 

der höheren Mädchenfchule 

zu Offenbach. 



Turnhalle des Lehrerfeminars 
zu Delitzfch. 




Kf^-KH-H-*l ' l'l«i'l 



1:500 

5 



t5 

-4- 






Turnhalle an der Mülierftraße 
zu Darmftadt. 



379. 

Beifpiel 
II. 



380. 

Beifpiel 

III. 



381. 

Beifpiel 

IV. 



Fügt man zweckmäßigerweife vor dem Eingang in den Turnfaal einen 
Vorraum oder Eingangsflur hinzu, fo ift diefer entweder an einer Stimfeite oder 
an einer Langfeite gelegen. Erfteres ift bei der Turnhalle des Lehrerfeminars zu 
Delitzfch (fiehe Art. 351, S. 328) in Fig. 344 der Fall. 

Der Turnfaal ift im Lichten 20« lang und 10» tief; er ift nach oben durch eine wagrechte 
Holzdecke abgefchlof fen , welche 5,70« über dem Fußboden angeordnet ift. Das Holzgetäfel an 
den Umfaffungsmauem ift 1,40"» hoch; Fenfter find nur an der einen Langfeite vorhanden. Die 
Heizung gefchieht durch zwei Öfen, welche in zwei einander diagonal gegenüberliegenden Ecken 
auf gef teilt find. 

Bei der durch Fig. 345 dargeftellten Turnhalle eines Volksfchulhaufes zu 
Darmftadt (Mülierftraße) ift der Vorraum in der Mitte der einen Langfeite an- 
geordnet. 

Auch bei der ftädtifchen Turnanftalt zu Karlsruhe, 1872 von Lang erbaut, ift 
an der einen Schmalfeite des Tumfaales ein Vorraum vorhanden, der gegen den 
Saal zu abgefchloffen werden kann. An der entgegengefetzten Schmalfeite ift eine 

»•») Siehe: Zcitfchr. d. Arch.- u. Ing.-Ver. zu Hannover 1893, S. 525. 



347 



Aptide vorgebaut, in welcher das Gerült für die wagrechten Leitern angebracht 
itt (Fig. 346 u. 347 "')■ 

Diefe Tumanftalt wird von den Schülern des Realgymnafiiims und der höheren Bürger- 
fchule geraeinfchaftlich benutzt und hat eine reichere Austtattung als die feither vorgeführten 
Anlagen erhalten. Der TumCaal ift (ohne Apfis) 27m lang, 15- breit und 9m hoch. In dem 
dem Vorraum zunächtt gelegenen Drittei! der Halle Ift in etwa halber Höhe ein wagrechter 
Balken zur Befeftigung der Kletterfeile angeordnet, während der Apfis zunächtt die Pfoften für die 
Recke aufgeftcllt find. 

Die Halle ift vollftändig unterkellert, teils iim vom Fußboden die Orundfeuchtigkeit fernzu- 
halten, teils um einen Raum zu gewinnen, in welchem man die*beweglichen Turngeräte unter- 
bringen kann, wenn die Halle zu Schulfeften benutzt werden foll. Der Fußboden befteht aus zwei 

Schichten im Verband ge- 
ilt legter , 3 '^°' dicker Breiter; 
ir_ der Sockel im Inneren ift mit 
getchliffenen Sa ndftein platten 
verkleidet; die Fenfterrahmen 
find aus Formeifen hergeftellt; 
die Dachkonftruktion und die 
Wände find bemalt; die Dach- 
deckung befteht aus Schiefer; 
doch itt zwifchen Schalung 
und Schiefer eine Lage Af- 
phalt pappe eingelegt. 

Die Faffaden find mit 
roten und gelben Sandfteinen 
verkleidet. Die Baukoften be- 
rechneten fich auf 72 000 Mark, 
fo daß auf 1 'bm umbauten 
Raumes 20 Mark entfallen. 
Pig. .U7. ^ Bei der ftädtifchen 

Turnhalle zu Darmftadt 
(Fig. 348 !•*) find an der 
einen Langteite zwei 
Räume angefügt : ein 
Raum für die Turnge- 
räte und ein Zimmer für 
den Turnlehrer. 

Dies ift eine äußerft 
einfache Anlage. Der Turn- 
faal ift 31 "■ lang und 18 •" 
breit; an den Eingängen find 
keine Vorbauten vorgefehen 
beiden äußertten Eingangstüren Windfänge in Eifen und Glas 




Städtifche Turnhalle zu Karlsruhe 



gewefen; erft fpäter find 
gefetzt worden. 

Geht man nunmehr zu Anlagen über, bei denen an die eine Seite des Turn- 
faales drei Räume angebaut find, fo kann die Turnhalle des Lehrerinnen teminars 
zu Saarburg (Fig. 349) hierfür als erftes Beifpiel dienen; doch nimmt der eine 
Raum die nach dem Dachbodenraum führende Treppe auf, fo daß nur ein Vor- 
raum und ein Oeräteraum vorhanden find. 

Der Tumfaal hat eine Grundfläche von 20x10™ und ift 5,M"n hoch. Wie fchon angedeutet, 
ift eine wagrechte Balkendecke vorhanden. Für die Fußbodenkonftrukiion find 8 gemauerte Ifeiler 
in 2 Längsreihen aufgeführt und darüber eifeme I-Träger gelegt; auf letzteren ruhen die Lager- 
balken; die Dielung ift doppell. Für die beiden an den Slirnmanem aufgeftellten eifernen Öfen 
find Nifchen ausgefpart. 



348 



3S4. 

Beirpiel 
VII. 



385. 
Bdfpiel 

vin. 



386. 

Bdfpiel 

IX. 



Auch der älteren württembergifchen wNormal-Turnhalle« (Fig. 350 bis 352 *•*) 
find drei Räume angebaut, und zwar an der einen Schmalfeite: dies find eine ge- 
räumige Vorhalle, ein Umkleideraum und ein Raum mit Aborten und Piffoir; an 
der entgegengefetzten Stirnfeite befinden fich noch zwei Steigertürme. 

Im wcientlichen find viele in Württemberg vom Staate oder von den Gemeinden erbauten 
Tumanftalten nach diefem Schema, bezw. nach den im untengenannten Werke***) niedergelegten 
Plänen erbaut. Eine folche Anlage läßt fich kleiner oder größer ausführen. Für kleinere Anftalten 
ift eine Saalgrundfläche von 20,70x15,80", für größere eine folche von 26,25X18,20, bei 9 bis 
10 n» Höhe, zu Grunde gelegt. • 

Diefe Tumanftalten find in Holzfachwerkbau hergeftellt (vergl. Art. 361, S. 336) und im Quer- 
fchnitt (Fig. 350) nach Art der Bafiliken, mit einem breiten Mittelfchiff und zwei fchmalen Seiten- 
fchiffen, geftaltet. Die Pfoften, welche die drei Schiffe voneinander trennen, dienen zugleich auch 
zum anbringen der Klettergerüfte, Recke etc. 

Die Tageserhellung gefchieht fowohl durch die Fig. 348. 

Fenfter der Seitenfchiffe, als auch durch Fen- 
fter, welche in den Hochwänden des Mittel- 
fchiffes angeordnet find. Die verfetzbaren Turn- 
geräte werden in Wandfehränken, welche unter 
den Fenftem aufgeftellt find, aufbewahrt. 

Die Ausrüftung eines derartigen Tum- 
faales ift aus Fig. 352 erfichtlich; der bezüg- 
liche Schnitt ift auch durch die Steigertürme 
geführt. Bei einzelnen größeren Tumanftalten 
befindet fich über der Vorhalle ein Saal, an 
den fich zu jeder Seite ein Nebenzimmer an- 
fchließt; nach dem Tumfaale zu ift ein Balkon 
angeordnet. 

Bei den im vorliegenden und im 
nächften Artikel zu befprechenden zwei 
Tumanftalten find dem Turnfaal gleich- 
falls je drei Räume angefügt, und zwar 
in dem einen Falle an der Schmal-, 
im anderen an der Langfeite. Die 
Kluge'lche Privattumanftalt zu Berlin Fig. 34Q. 
(Fig- 353 ^••) enthält außer dem Turn- 
faal einen Vorraum, ein Umkleide- und 
ein Bibliothekzimmer. 

Der Turnfaal ift 21,50 «> lang und 7,60 m 
breit; derfelbe ift zwifchen Nachbarhäuf er ein- 
gebaut und wird bei Tage von oben beleuchtet. 

Um eine tunlichft große Zahl von Tumem aufnehmen zu können (50 bis 60), hat man die Gerate, 
foweit als irgend möglich, verfetzbar eingerichtet. 

Bei der Turnanftalt des Oymnafiums zu Colberg (Fig. 354 u. 355) li^en an 
der einen Langfeite ein Vor-, ein Umkleide- und ein Geräteraum. 

Der Tumfaal ift 19,18« lang, 10,04» breit und 5,80ni bis zur Unterkante der Dachkonftruktion 
hoch; die hölzernen Binder der letzteren bilden Trapezfprengwerke, welche die Sparren des Holz- 
zementdaches tragen. Die 3 angebauten Räume find niedriger, fo daß darüber noch Fenfter an- 
gebracht find, die zur Erhellung des Tumfaales dienen (Fig. 354). Letztere gefchieht durch hohes 
Seitenlicht von nur einer Langfeite aus; die Unterkante der Fenfter liegt 3»» über dem Fußboden; 
die Fenfter find 4« hoch. Die Heizung gefchieht durch zwei Öfen, welche in zwei diagonal 
gegenüberftehenden Ecken angeordnet find. 




Städtifche Turnhalle zu Darmftadt«»*). 




•U w. Or. 



Turnhalle des Lehrerfeminars zu Saarburg. 



>») Nach: Jäger & BoK. Tumhallcnpläne nach Maß der Königl. Württ. Tumordnung vom Jahre 18Ö3, >ni amt- 
lichen Auftrage bearbeitet. Stuttgart 1878. 

»••) Nach: Zcitfch. f. Bauw. 1864, S. 323 u. Bl. L. 




Qunidinitt durdi die SttigertQnne. 
Allere württembergifche Normal-Turnhalle •• 




Klage'Iche Privatturnanftalt zu Berlin 



Die Tumanftalt des 
rtaatlichen Oymnariutns 
zu Breslau (Fig. 357 u. 
358) diene als Beifpiel 
für die Anordnung von 
Nebenräumen an zwei 
Wänden desTurnfaales. 

DerTumraal iTt 25,00« 
lang, 13,50 m breit und bis 
zur unterlten Sparren pfette 
6,00" hoch; das Holzzement- 
dach wird von in Holz und 
Eifen konffruierten Bindern 
getragen, welche ein Trapez- 
fprengwerk bilden (Fig. 357); 
das Holzgetäfel an den In- 
nenwänden irt 1,11 m hoch. 
Der Eingang, vor dem ein 
kleiner Vorraum gelegen itt, 
befindet fich an der vorde- 
ren Langfeite, in welcher 
auch die Fenlter angebracht 
find; an der einen Schraal- 
teite find die aus Fig. 355 
er richtlichen Räume ange- 
ordnet, die indes nur 3,tsa 
lichte Höhe liat>en. 

Eine eigenartige 
Turnhalle ift die zur 
£cole Monge in Paris 
gehörige, von der Fig. 
356"') eine Innenan- 
ficht zeigt. Sie ift ei- 
gentlich nur ein glas- 
bedeckter Binnenhof 
des betreffenden Schul- 
haufes. 

Diefe Halle ift 69" lang, 
34 « breit, 8,ao ■= bis zum 
Dachfaum und 15,80 m bis 
zum Dachfirft hoch. Rings 
um die ganze Halle, in einer 
Höhe von *,so", läuft eine 
2,00 m breite Galerie, ayf 
Konfolen ruhend. Galerie 
und Dachwerk find in Eifen 
konftruiert; die Dachflächen 
find der Laterne zunächft 
mit Glas, im übrigen mit 
Zink gedeckt. 

'n Fig. 359"*) wird 

"t Nich : Nottv. annaUs äe 

la canfl. i9n, S. 33 u- PI- 13-1+ 

"»i Nach; Baader, Bd. 74. 




Tumanftalt des Oymnariums zu Kolberg. 



Turnhalle der tcole Monge zu Paris"'). 




Tumanftalt des Gyranariums zu Breslau. 



auch noch das Beitpiel einer eng- 
lifchen Schulturnhalle, der zum 
St. Pete/'s fchool zu York gehöri- 
gen, iSgs nach den Plänen Bed- 
ford'% erbaut, dargeboten. 

Das Äußere ift, anfchließend an den 
1850 ausgeführten Schulbau, im gotifchen 
Stil gehalten. 

Unter den hier aufzunehmen- 
den Beifpielen von Vereinsturn- 
anrtalten fei zunächft die vom 
Verfaffer 1877 erbaute Turnhalle 
des Turnvereins zu Frankfurt a. M. 
{Fig. 360 bis 362), welcher 500 bis 
600 Mitglieder zahlt, vorgeführt. 

Der Tumfaal ift 28,50 m lang, I7,oo m 
breit und 9,ooni hoch. Der Zugang fin- 
det von der einen (im Grundriß linken) 
Stimfeite ftatt, wo der Vorraum, der 
während des Turnens als Aufenthaltsort 
für den Vereinsdiener benutzt wird, Um- 
kleideraum, Alwrte und l'iffoirs ange- 
ordnet find. Nach dem Turnplatz führt 
eine breite Tür in der anderen Giebel- 
feite des Saales und zwei kleinere Türen 
in der einen Langfeite. Die Beleuchtung 
des Tumfaales getchieht durch feitliehe 
und Giebel fenfter. Für die Kletter- und 
Reckgeräle ift an der nach dem Turn- 
platz zugewendeten Giebelreite ein Bal- 
kengerüft aufgeftellt. 

Zwitchen dem Tumfaal und dem 
Nachbarhaufe irt eine K^elbahn mit 
Kegeiriube gelegen. Im Obergefchoß 
imd Berat imgsf aal , ein Büfetlraum 1 



des Vorderbaues (Fig. 361) befinden Pich ein Fecht- 

Sitzungszimmer des Vorflandes, welches zugleich als Archiv und Lefezimmer dient. Im Dachgefchoß 
find die Wohnung des Vereinsdieners und ein Raum für Vereinsgeräte untergebracht. 
Diefe Tumanftalt hat, einfchl. Einrichtung, 75000 Mark gekoftet. 

Eine reicher ausgeftattete Vereinstumanftalt ift die von Giefe erbaute Turn- 
halle zu Leipzig (Fig. 363). 

Der Tumfaal mißt 28,5011 in der Länge und 23,1»™ jn der Breite. In 5" Abftand von den 
Umfafrungsmauem find Pfoften aufgeftellt, welche eine Galerie tragen, die gleichfalls zum Turnen 
benutzt wird. Für die Leitern, Kletlerfeile elc. ifl in einem Drittel der Halle ein befonderes Gerüfl 
aufgebaut. 

Vor dem Tumfaal ift ein Flur gelegen, von dem aus eine 
Treppe nach den oberen Räumen und der Galerie führt; ebenfo ift 
vom Flur der Fecht- und Mädchen lurnfaal zugänglich. An der ent- 
gegengefelzten Schmalfeite des großen Tumfaales führt ein kleiner 
Flur zum Ausgang nach dem Sommerturn platz, fowie zu einem 
Aufbewahrungsraum und einer Galerietreppe. 

Die Baukotten haben 110800 Mark betragen; die innere Ein- 
richtung erforderte weitere 9000 Mark. 

Die jetzige Tumanftalt des Brünner Turnvereins 
ift durch Umbau der früheren, 1867 in befcheidenen 
Verhältniffen erbauten und 1877 abgebrannten Turn- 



F'g- 359- 




Turnhalle der St. PtUr'% fchaol 



I London»"). 
Arch.: Bedferd. 

V», w. 0(. 



352 

halle entftanden. Der urfprüngliche Bau und der Umbau (Fig. 364 u. 365 ^••) 
rühren von Prokop her. 

Die Dachkonftruktion über dem Turnfaal ift aus Holz konftruiert; das Saalprofil (Fig. 364) 
ift ziemlich reich gegliedert; über den 3« breiten Galerien ift die Decke wagrecht gehalten, worauf 
fich ein vermittelnder Bogenanlauf anfchließt, von dem aus fich die. große Spitzbogendecke erhebt. 

Fig. 360. 




Mim* 



1:250 
, 23«ft«789101ini314 1»<* 

I I 1 I 1 . I I 1 ■ I ' I ' I ' I ' I U » I ' I ' I ' I ' 1 

Querrdinitt 



Grundriß. 



Fig. 361. 



Fig. 362. 




10»«7fS»S21 

l ' l ' l ' i ' hl'l ' h l 'l i l 



1:500 

ft 



+ 



^ 



-I 



Tumanftalt des Frankfurter Turnvereins zu Frankfurt a. M. 



Zwilchen Dach und Decke ift, der befferen Erwärmung zur Winterszeit w^en^ ein größerer 
Zwifchenraum. Die Erwärmung der Halle gefchieht mittels Feuerluftheizung, deren Öfen im Keller- 
gefchoß untergebracht find. 

Gurten, Rippen und das fonftige Balkenwerk des Tumfaales find durch farbige Ornamente 
hervorgehoben, während der hell gehaltene Hintergrund der Hallenwölbung in der Mitte eines 

*••) Nach: Allg. Bauz. 1883, S. 14 u. Taf. 13 -15» 




Turnhalle zu Leipzig. 

1:500 



*f-H Prokop. 




Turnanttalt des Brünner Turnvereins zu Brunn »»"). 

Handbuch der Architektur. IV. 6, a. (a. Aufl.) 



M7_ 

jeden Joches teppicbartig bem^t ift. Sechs große, mitten in den Saal hineinhängende Kronleuchter, 
zu je 24 Flammen, von Qreifoi getragen, und tS dreiflammige Deckenanne dienen zur Beleuchtung 
des Saales. Der Saal faßt, mit Einlchluß der Galerien, 1300 Sitzplätze. 

Die Räume, die fleh (im Grundriß links) an den Tumfaal anfchließen, find aus Fig. 3Ö5 
erfkhtlich. Im Oetchoß darüber (in Oaleriehöhe) befinden fich der Sitzungsfaal des Vereins, das 

Fig. 372. 




Erinnerungs-Turnhalle über dem Grabe Friedrich Ludwig Ja/in's 
zu Freyburg a. d. U. 

•") Falir.-Rq>r. nach: Der ArchiteM iSgS, Taf. 65. 
"•) Fakf.-Repr. nach: Amtrican architect, Bd. 19, Nr. 543. 
■") ^■akf.-Repr. nach: Amtricaa arckiltct, Bd. 35, S. 693. 
"*) Nebel, F, Die Königliche Miliörturnanllalt etc. Berlin 190s. 

«*) Fakf.-Rfpr. nachiQoETZ, F. & H.'.RÜHL. Anleihing für den Bau und di« .Einrichliing deulfcher Tumhalkn. 
Leipzig 1897. raf. XV a. 



^358 

Turnratszimmer und die Damentoilette, im Kellergefchoß die Wohnung des Turndieners, die Feft- 
küche mit Zubehör etc. 

Bdfiei Weiteres wäre ein Beifpiel einer Vereinsturnhalle vorzuführen, welche, ähn- 

xvL^ lieh wie durch Fig. 342 (S. 345) dargeftellte, außer der großen Hauptturnhalle 
noch einen kleineren Turnfaal enthält Fig. 366 u. 367 *<*®) zeigen eine folche 
Ausführung, bei der die Turnhalle auch als Fefthalle dient und deshalb an der 
einen Stimfeite eine kleine Bühne angeordnet ift. 

g^-.^j In Fig. 368 bis 370*®^) ift die Skizze einer amerikanifchen Turnhalle, jene der 

XVII. PhilUpS'Academy zu Exeter, aufgenommen. 

Eigenartig ift die bereits erwähnte Anordnung der Umkleidezellen an der einen Langfeite 
der Halle; an der entg^engefetzten Langfeite ift die Bahn für das Kugel fpiel (Bowling alley) vor- 
gefehen. An den Schmalfeiten befinden fich Zellen mit Wannenbädern, Wafcheinrichtungen, Aborte 
und Piffoirs. 

Bdfiei ^'^ *" ^^ 355 ^' 333^ Ichon gefagt wurde, findet man in amerikanifchen 

xviii. Klubhäufem auch Turnfäle. Fig. 371 ***) zeigt das Innere eines folchen, im Haufe 

der Atiiletic affociation zu Bofton gelegen. 
396. Pur eine militärifche Turnanftalt ift in der untengenannten Brofchüre «o*) ein 

XIX. Beifpiel zu finden. 

397.. Schließlich darf wohl in einer Befprechung neuzeitlicher Turnhallen, die 

x^**^ hauptfächlich den deutfchen Anlagen diefer Art gewidmet ift, die Erinnerungs- 
tumhalle nicht fehlen, welche 1894 über dem Grabe Friedrich Ludwig Jahn' s zu 
Freyburg a. d. U. errichtet worden ift. 

Über dem auf dem Friedhofe zu Freyburg a. d. U. befindlichen Grabe yaA/i*s, den die deutfchen 
Turner als den Begründer und Altmeifter des deutfchen Tumwefens anfehen, wurde 1858 ein 
fchlichtes Granitpoftament mit einer wohlgelungenen Bronzebüfte (von Schilling) errichtet Später 
entfchloß man fich, diefe Büfte zum Mittelpunkt eines neu zu fchaffenden Denkmalbaues zu machen 
und unmittelbar anfchließend an diefen in einer neuen Turnhalle eine Statte zu fchaffen, auf welche 
alltäglich deutfche Jugend und deutfche Männer Leib und Seele follten ftärken können. 

Der Bau, der durch Fig. 372 u. 373****) in Schaubild und Grundriß dargeftellt ift, wurde 
nach Wfidenbach's Plänen ausgeführt. Das Äußere ift in Backfteinrohbau mit Haufteingliederungen 
aus fog. Freyburger Kalkftein her^geftellt; die Dachdeckung befteht aus Ludwigshafener Falzziegeln. 
I>en Hintergrund der Denkmalsnifche ziert der deutfche Reichsadler, auf Goldgrund gemalt; der 
Rundbogenfries in der Nif che zeigt die Worte Jahn's: »Die Nachwelt fetzt Jeden in fein Ehren- 
recht". Im Giebel darüber befindet fich die Widmung: »Errichtet von der deutfchen Tumerfchaft 
1894". An den Denkmalbau fchließt fich unmittelbar ein durch hohes Seitenlicht erhellter Raum 
an,yaÄ/i-Mufeum genannt, worin die zahlreichen, mit dem Andenken yaÄ/i's verbundenen Erin- 
nerungszeichen und Denkftücke untergebracht werden. 

Die gefamten Baukoften betrugen etwa 30000 Mark, was für 1 qm überbauter Grundfläche 
rund 76,60 Mark und für Icbm umbauten Raumes rund 11,60 Mark ergibt «<>*). 



Literatur 

über »Tumanftalten«. . 
a) Anlage und Einrichtung. 

Ano ERSTEIN, W. Anleitung zur Einrichtung von Turnanftalten für jedes Alter und Gefchlecht etc. 

Berlin 1863. 
Die Turnhalle. Haarmann's Zeitfchr. f. Bauhdw. 1864, S. 125. 
The gymnafium and its fittings, London 1867. 
Jaeqer 6t BoK. Turnhallen-Pläne nach Maaß der Kon. Württ. Turnordnung vom Jahr 1863, im 

amtlichen Auftrage bearbeitet. Stuttgart 1878. 
Zedtler, M. Die Anlage und Einrichtung von Turnhallen und Turnplätzen für Volksfchulen etc. 

Leipzig 1878. 
^coles de gymnaftique. Nouv, annales de la conft, 1879, S. 40. 

«"*) Nach: Deutfche Bauz. 1894, S. 359. 



_ _359 

Spieker. Ueber Tumhallenanlagen. Wochbl. f. Arch. u. Ing. 1880, S. 214 u. 242. 

Criation de types de f alles de gymnaßique pour 50, wo, 200 iUves, Nouv. annales de la canft 

1880, S. 3. 
DuPRt, E. Injtaüation de gymnafes. La femaine des conft^ Jahrg. 5, S. 556; Jahrg. 6, S. 18, 53. 
Deutfche bautechnifche Tafchenbibliothek. Heft 86: Die Turnhallen und Turnplätze der Neuzeit 

in Anlage und Einrichtung. Von O. Osthopf. Leipzig 1882. 
Bau und Einrichtung von Turnhallen. Haarmann's Zeitfchr. f. Bauhdw. 1882, S. 3, 12, 20, 27. 
Waoner, W. Ueber Tumvereins-Hallen und einige Ausführungen diefer Art am Mittelrhein. 

Deutfche Bauz. 1886, S. 603; 1887, S. 24. 
Gymnajia, Buüder, Bd. 53, S. 763. 
Post, J. Mufterftatten perfönlicher Fürforge von Arbeitgebern für ihre Gefchäflsangehdrigen. Bd. 1. 

Berlin 1889. S. 352: Turnhallen. 
ROWALD. Die Koften ftadtifcher Turnhallen. Zeitfchr. d. Arch.- u. Ing.-Ver. zu Hannover 1893, 

S, 525. 
RowALD. Ueber den Bau einfacher Turnhallen. Haarmann's Zeitfchr. f. Bauhdw. 1893, S. 25. 
Befcheid des deutfchen Turnlehrervereins ül)er das Ergebniß der Rundfrage, die Reinigung der 

Turnhallen betreffend. Zeitfchr. f. Schulgefundheitspfl. 1895, S. 605. 
GoETZ, F. 8tH. RÜHL. Anleitung für den Bau und die Einrichtung deutf eher Turnhallen. Leipzig 1897. 

ß) Ausführungen und Entwürfe. 

Hoffmann, L. Tumhaus zu Königsberg. 

PÖTZSCH. Die Turnhalle in Leipzig. Rombero's Zeitfchr. f. pract. Bauk. 1848, S. 83. 

Drewitz. Die neue Central -Tum -Anftalt für Militair und Civil in der Kirfch-Allee bei Berlin. 

Zeitfchr. f. Bauw. 1851, S. 79. 
Gerstenbero, A. Erfte ftädtifche Turnhalle in Berlin. Zeitfchr. f. Bauw. 1864, S. 323. 
The Qerman gymnafitwi, SL Pancras road, London. Buiider, Bd. 24, S. 366. 
Thomas, J. G. Die ftädtifche Turnhalle in Hof. Hof 1868. 
Ueber die Bauthätigkeit von Hannover im letzten Dezennium. — 1) Die neue Turnhalle des Tum- 

klubs. Deutfche Bauz. 1868, S. 265. 
Meurant. Gymna/e en bois, fer, et fönte, Moniteur des arch. 1870—71, S. 56 u. PI. 8, 11. 
New public buildings at Narrow, and Narrow fchooL BuUder, Bd. 33, S. 74. 
^cole de Narrow. Gaz. des arch. et du bat. 1876, S. 28. 
Leybold, L. Die Central-Tumhalle zu Augsburg. Zeitfchr. d. bayer. Arch.- u. Ing.-Ver. 1876—77, 

S. 79. 
Schittenhelm, f. Privat- und Gemeindebauten. Stuttgart 1876—78. 

Heft 4, Bl. 1—4: Turnhalle in Eßlingen; von A. BoK. 
Turnhallen in Berlin: Berlin und feine Bauten. Berlin 1877. Thcil I, S. 202. 
Le gymnafe couvert de P^cole Monge, ä Paris. Nouv. annales de la con/t. 1877, S. 33. 
Die kgl. Turnlehrer-Bildungsanftalt in Dresden: Die Bauten, technifchen und induftriellen Anlagen 

von Dresden. Dresden 1878. S. 226. 
Prokop. Ueber den Bau der neuen Brünner Turnhalle. Wochfchr. d. oft. Ing.- u. Arch.-Ver. 1878, 

S. 12. 
Meroet, O. Neuefte Einrichtung der Tumgerüfte in den Turnhallen der Gemeindefchulen Berlins. 

Wochbl. f. Arch. u. Ing. 1879, S. 123. 
Von der Berliner Gewerbe-Ausftellung. Wochbl. f. Arch. u. Ing. 1879, S. 184. 
Berliner Tum-Anftalten: Boerner, P. Hygienifcher Führer durch Berlin. Berlin 1882. S. i8i. 
Die Landes-Exercitien-Anftalt in Prag. Techn. Blätter 1882, S. 88. Wochfchr. d. oft. Ing.- u. Arch.- 
Ver. 1882, S. 165. 
Prokop, A. Die Turnhalle zu Brunn. AUg. Bauz. 1883, S. 11. 

Lano, H. Real-Gymnafium und Turnhalle in Karlsruhe (Baden). Allg. Bauz. 1884, S. 88. 
Turnhallen in Berlin: ViRCHOW, R. & A. Guttstadt. Die Anftalten der Stadt Berlin für die 

öffentliche Gefundheitspflege und für den naturwiffenfchaftlichen Unterricht. Berlin 1886. 

S. 377- 
Gymnafe et mantge ä Exeter. Moniteur des arch. 1886, S. 127 u. PI. 41. 

Gymnafium for Bowdoin College. Brunswick. American architect, Bd. 19, S. 43. 

Sketch for gymnafium, Phillips academy, Exeter. American architect, Bd. 19, S. 246. 

Gymnafe ä St. Lö, Manche. La conftruction moderne, Jahrg. 3, .S. 197. 

Lucas, O. Die k. k. Univerfitäts-Turnanftalt in Wien. Berlin 1888. 



36o 

Daut, f. X. Neubau einer Turnhalle in Trautenau. Deutfehes Baugwksbl. 1889, S. 295. 
Competitive defign for gymnaßum for Brown uniPerfity, American archited, Bd. 26, S. 266. 
Turnhalle zu Hamburg: Hamburg und feine Bauten, unter Berückfichtigung der Nachbarftädte 

Altona und Wandsbeck. Hamburg 1890. S. 127. 
Tumwefen in Leipzigs Die Stadt Leipzig in hygienifcher Beziehung etc. Leipzig 1891. S. 243, 246. 
Rehatschek & Pocke. Die neue Turnhalle in Auffig. Deutfehes Baugwkbl. 1891*, S. 279. 
Turnhallen in Leipzig: Leipzig und feine Bauten. Leipzig 1892. S. 540. 
Lincke & Littmann. Vereinshaus der »Tumerfchaft München« in München. Deutfche Bauz. 1892, 

S. 481. 
KÖNIG, O. A. & F. Wawrla. Konkurrenz-Entwurf für eine Turnhalle in Bozen. Deutfehes 

Baugwksbl. 1893, S. 485. 
Städtifche Turnhallen in Magdeburg: Magdeburg. Feftfchrift für die Theilnehmer der 19. Ver- 

fammlung des deutfchen Vereins für öffentliche Gefundheitspflege. Magdeburg 1894. S. 151. 
Turnhalle des Straßburger Turnvereins: Straßburg und feine Bauten. Straßburg 1894. S. 520. 
Weidenbach , G. Die Erinnerungs-Tumhalle über dem Grabe Friedrich Ludwig Jahn^s zu Frey- 
burg a. d. Unftrut. Deutfche Bauz. 1894, S. 329. 
Turnhalle von Hermann Wuppermann in Pinneberg. Zeitfchr. f. Arbeiter -Wohlfahrtseinrichtungen 

1894, S. 51. 
Die neue Turnhalle der Römerfchule in Stuttgart. Zeitfchr. f. Schulgefundheitspfl. 1894, S. 701. 
Die yaA/i-Erinnerungstumhalle in Freyburg a. d. U. Illuftr. Ztg. 1894, Nr. 2658, S. 614. 
Qymnafe municipal, Rue Huyghens, ä Paris. La conftruction moderne, Jahrig. 11, S. 41. 
Turnhallen in Berlin: Berlin und feine Bauten. Berlin 1896. Bd. II, S. 328. 
Turnhalle des Turnvereins »Sokol« in Podgorze bei Krakau. Oeft. Monatsfchr. f. d. off. Baudienft 

1897, S. 59. 
Akademifche Tum- u. Fechthalle zu Freiburg i. B.: Freiburg im Breisgau. Die Stadt und ihre 

Bauten. Freiburg 1898. S. 520. 
Turnhalle des Oö«^A^Gymnafiums zu Frankfurt a. M. Zeitfchr. f. Bauw. 1898, S. 356. 
Der Tumhallenbau des Allgemeinen Turnvereins zu Dresden. Zeitfchr. f. Arch. u. Ing. 1898, 

Wochausg., S. 850. 
Die neue Turnhalle in Gablonz. Der Architekt 1898, S. 40 u. Taf. 65. 
Die neue Turnhalle in Dresden. Zeitfchr. f. Schulgefundheitspfl. 1898, S. 618. 
Qymnafium, St Peter' s fchool, York. Builder, Bd. 74, S. 372. 
Thyriot, f. Neubau des Vereinshaufes der Tumgemeinde in Hanau. Centralbl. d. Bauverw. 1902, 

S. 621. 
Entwürfe des Architekten -Vereins zu Berlin. Neue Folge. 

Jahrg. 1876, Bl. 7: Turnhalle; von Hinckeldevn. 
Lambert & Stahl. Privat- und Gemeindebauten. II. Serie. Stuttgart. 

Heft 8, Bl. 2, 3: Turnhalle des Karlsgymnafiums in Stuttgart; von Wolff. 
Neumeister, A. & E. Häberle. Die Holzarchitektur. Stuttgart 1895. 

Taf. 53: Turnhalle des Tumerbundes von 1861 in Wandsbeck; von Puttfarcken & Janda. 
Schönermark, G. Die Architektur der Hannoverfchen Schule. Hannover. 

Jahrg. 1 (1889), Taf. 5, 6, 16: Turnhalle des Tumklubs zu Hannover; von W. Hauers & 

W. Schultz. 



Berichtigung. 

S. 10, Zeile 10 v. o.: Statt „Kofelmann** zu lefen: „Kotelmann**. 



Wichtigstes Werk für Architekten, 

Bau-Ingenieure, Maurer- und Zimmermeister, Bauunternehmer, Baubehörden. 

Handbuch der Architektur, 

■ 

Unter Mitwirkung von Fachgenossen herausgegeben von 

Dr. phil. u. 3?r.-:5n0. Eduard Schmitt, 
Geheimer ßaurat und Professor in Darmstadt. 



ERSTER TEIL. 
ALLGEMEINE HOCHBAUKUNDE. 

i^JBandy ^i^ft i]^ Einleitung. (Theoretische und historische Uebersicht.) Von Geh.-Rat f Dr. 
A. V. HssENWEiN, Nürnberg. — Die Technik der wiehtigeren Baustoffe. Von Hofrat 
Prof. Dr. W. F. Exner, Wien, Prof. f H. Haüenschild, Berlin, Geh. Baurat Prof. H. Koch, 
Berlin, Reg.-Rat Prof. Dr. G. Lauboeck, Wien und Geh. Baurat Prof. Dr. E. Schmitt, 
Darmstadt. Dritte Auflage. Preis: 12 Mark, in Halbfranz gebunden 15 Mark. 

Jieft 2: Die Statik der Hochbaukonstruktionen. Von Geh. Baurat Prof. Th. Landsberg, 
I)armstadt. Dritte Auflage. Preis: 15 Mark, in Halbfranz gebunden 18 Mark. 

2, Ban d: Die Bauformenlehre. Von Prof. J. Bühlmann, München. Zweite Auflage. 

Preis: 16 Mark, in Halbfranz gebunden 19 Mark. 
j. Band : Die Formenlehre des Ornaments. Von Prof. H. Pfeifer, Braunschweig. 

Preis: 16 Mark, in Halbfranz gebunden 19 Mark. 
/. Band: Die Keramik in der Baukunst. Von Prof. R. Borrmann, Berlin. (Vergriffen.) 
5. Band: Die Bauführung. Von Geh. Baurat Prof. H.Koch, Berlin. Preis: 12M., inHalbfrz.geb. 15M. 

ZWEITER TEIL. 



DIE BAUSTILE. 

Historische und technische Ent^vickelung. 

/. Ban d: Die Baukunst der Griechen. Von Geh.-Rat Prof. Dr. J. Dorm, Karlsruhe. Zweite 
Auflage. (Vergriffen.) 

2. Band: Die Baukunst der Etrusker und Römer. Von Geh.-Rat Prof. Dr. J. Dürm, Karls- 
ruhe. Zweite Auflage. Preis: 32 Mark, in Halbfranz gebunden 35 Mark. 
^. Band^ Erste Hälfte: Die altchristliche und byzantinische Baukunst. Zweite Auflage. Von Prof. 
Dr. H. Holtzinger, Hannover. Preis: 12 Mark, in Halbfranz gebunden 15 Mark. 
Zweite Hälfte : Die Baukunst des Islam. Von Direktor J. Franz -Pascha, Kairo. Zweite 
Auflage. (Vergriffen.) 
4., Band: Die romanische und die gotische Baukunst 

Heft i : Die Kriegsbaukunst. Von Geh.-Rat f Dr. A. v. Essenwein, Nürnberg. (Vergriffen.) 

Zweite Auflage in Vorbereitung. 

Heft 2: Der Wohnbau. Von Geh.-Rat f Dr. A. v. Essen wein, Nürnberg. (Vergriffen.) 

Zweite Auflage in Vorbereitung. 

Heft 3: Der Kirchenbau. Von Reg.- u. Baurat M. Hasak, Berlin. 

Preis: 16 Mark, in Halbfranz gebunden 19 Mark. 
Heft 4: Einzelheiten des Kirchenbaues. Von Reg.- u. Baurat M. Hasak, Berlin. 

Preis: 18 Mark, in Halbfranz gebunden 21 Mark. 

f. Band: Die Baukunst der Renaissance in Italien. Von Geh.-Rat Prof. Dr. J. Dorm, Karlsruhe. 

Preis: 27 Mark, in Halbfranz gebunden 30 Mark. 

6. Band: Die Baukunst der Renaissance in Frankreich. Von Architekt Dr. H. Baron v. Geymüller, 

Baden-Baden. 
Heft i: Historische Darstellung der EntWickelung des Baustils. (Vergriffen.) 

Heft 2: Struktive und ftsthetische Stilrichtungen. — Kirchliche Baukunst. 

Preis: In Halbfranz gebunden 19 Mark. 

7. Ban d: Die Baukunst der Renaissance in Deutschland, Holland, Belgien und Dänemark. 

Von Direktor Dr. G. v. Bezold, Nürnberg. Preis: In Halbfranz gebunden 19 Mark. 



Jeder Band, bezw. jedes Heft bildet ein Ganzes für sicti und ist einzeln käuflich. 



HANDBUCH DER ARCHITEKTUR. 



Dritter Teil. 

DIE HOCHBAUKONSTRUKTIONEN. 

/. Band: Konstraktionselemente in Stein, Holz und Eisen. Von Geh. Regierungsrat Prof. 
G. Barkhaüsen, Hannover, Geh. Regierungsrat Prof. Dr. F. Heinzerling, Aachen und Geh. 
Baurat Prof. f E. Marx, Darmstadt. — Fundamente. Von Geh. Baurat Prof. Dr. E. Schmitt, 
Darmstadt. Dritte Auflage. Preis: 15 Mark, in Halbfranz gebunden 18 Mark. 

2 . Ban d: Raumbegrenzende Konstruktionen. 

Heft i: Wände und Wandöfflnungen. Von Geh. ßaurat Prof. f E. Marx, Darmstadt. Zweite 
Auflage. Preis: 24 Mark, in Halbfranz gebunden 27 Mark. 

Heft 2: EinMedigungen, Brüstungen und Geländer; Balkone, Altane und Erker. Von 

Prof. f F. Ewerbeck, Aachen und Geh. Baurat Prof. Dr. E. Schmitt, Darmstadt. — Gesimse. 
Von Prof. f A. Göller, Stuttgart. Zweite Auflage. Preis: 20 M., in Halbfranz geb. 23 M. 

H eft 3, a: Balkendecken. Von Geh. Regierungsrat Prof. G. Barkhausen, Hannover. Zweite Aufl. 

Preis: 15 Mark, in Halbfranz gebunden 18 Mark. 

Heft 3, b: Gewölbte Deeken; verglaste Decken und Deckenlichter. Von Geh. Hofrat Prof. 
C. Körner, ßraunschweig, Bau- und Betriebs-Inspektor A. Schacht, Celle, und Geh. Baurat 
Prof. Dr. E. Schmitt, Darmstadt. Zweite Aufl. Preis: 24 Mark, in Halbfranz gebunden 27 Mark. 

Heft 4: Dächer; Dach formen. Von Geh. Baurat Prof. Dr. E. Schmitt, Darmstadt. — 
Dachstuhlkonstruktionen. Von Geh. Baurat Prof. Th. Landsberg, Darmstadt. 
Zweite Auflage. Preis: 18 Mark, in Halbfranz gebunden 21 Mark. 

Heft 5: Dachdeckungen; verglaste Dächer und Dachlichter; massive Steindächer, 
Nebenanlagen der Dächer. Von Geh. ßaurat Prof. H. Koch, Berlin, Geh. Baurat Prof. 
f E. Marx, Darmstadt und Geh. Oberbaurat L. Schwering, St. Johann a. d. Saar. Zweite 
Auflage. Preis: 26 Mark, in Halbfranz gebunden 29 Mark. 

j. Bandy He ft i: Fenster, Thüren und andere bewegliche Wandverschlüsse. Von 
Geh. Baurat Prof. H. Koch, Berlin. Zweite Auflage. 

Preis: 21 Mark, in Halbfranz gebunden 24 Mark. 

Heft 2: Anlagren zur Vermittelung des Verkehrs in den Gebäuden (Treppen und 
innere Rampen; Aufzüge; Sprachrohre, Haus- und Zimmer-Telegraphen). 
Von Direktor -f J. Krämer, Frankenhausen, Kaiserl. Rat Ph. Mayer, Wien, Baugewerkschul- 
lehrer O. Schmidt, Posen und Geh. Baurat Prof. Dr. E. Schmitt, Darmstadt. Zweite 
Auflage. Preis: 14 Mark, in Halbfranz gebunden 17 Mark. 

Heft 3: Ausbildung der Fussboden-, Wand- und Deekenflächen. Von Geh. Baurat Prof. 
H. Koch, Berlin. Preis: 18 Mark, in Halbfranz gebunden 21 Mark. 

4^J^on^ Anlagen zur Versorgung der Gebäude mit Lieht und Luft, Wärme und Wasser. 

Versorgung der Gebäude mit Sonnenlicht und Sonnenwärme. Von Geh. Baurat 
Prof. Dr. E. Schmitt, Darmstadt. — Künstliche Beleuchtung der Räume. Von Geh. 
Regierungsrat Prof. H. Fischer und Prof. Dr. W. Kohlrausch, Hannover. — Heizung und 
Lüftung der Räume. Von Geh. Regierungsrat Prof. H. Fischer, Hannover. — Wasser- 
versorgung der Gebäude. Von Prof. Dr. O. Lüeger, Stuttgart. Zweite Auflage. 

Preis: 22 Mark, in Halbfranz gebunden 25 Mark. 

5. Band\ Koch-, Spül-, Wasch- und Bade-Einriehtungen. Von Geh. Bauräten Professoren 

f E. Marx und Dr. E. Schmitt, Darmstadt. — Entwässerung und Reinigung der Gebäude; 

Ableitung des Haus-, Dach- und Hofwassers; Aborte und Pissoirs; Entfernung 
der Fäkalstoffe aus den Gebäuden. VonPrivatdocentBauinspektorM.KNAUFF, Berlin und 
Geh. Baurat Prof. Dr. E.Schmitt, Darmstadt. Zweite Aufl. (Vergriffen.) Dritt« Auflage unter der Press«. 

6. Band: Sicherungen gegen Einbruch. Von Geh. Baurat Prof. f E. Marx, Darmstadt und Geh. 

Baurat Prof. H. Koch, Berlin. — Anlagen zur Erzielung einer guten Akustik. Von Stadt- 
baurat A. Sturmhoefel, Berlin. — Glockenstühle. Von Geh. Rat Dr. C. Köpcke, Dresden. 
— Sicherungen gegen Feuer, Blitzschlag, Bodensenkungen und Erderschütterungen; 
Stützmauern. Von Baurat E. Spillner, Essen. — Terrassen und Perrons, Freitreppen 
und äussere Rampen. Von Prof. f F. Ewerbeck, Aachen. — Vordächer. Von Geh. Baurat 
Prof. Dr. E. Schmitt, Darmstadt. — Eishehälter und Kühlanlagen mit künstlicher Kälte- 
erzeugung. Von Oberingenieur E. Brückner, Moskau und Baurat E. Spillner, Essen. 
Dritte Auflage. Preis: 14 Mark, in Halbfranz gebunden 17 Mark. 



Zu beziehen durch die meieten Buchhandlungen. 



HANDBUCH DER ARCHITEKTUR. 



VIERTER TE IL. 
ENTWERFEN, ANLAGE UND EINRICHTUNG DER GEBÄUDE. 

1, Halbband: Arehitektonisehe Komposition. Allgemeine Grundzüge. Von Geh. Baurat Prof. 

fbr. H.Wagner, Darmstadt. — Proportionen in der Architektur. Von Prof. A. Thiersch, 
München. — Anlage des Gebäudes. Von Geh. Baurat Prof. f Dr. H. Wagner, Darmstadt. 

— Gestaltung der äusseren und inneren Architektur, Von Prof. J. Bühlmann, München. 

— Vorräume, Treppen-, Hof- und Saal-Anlagen. Von Geh. Baurat Prof. •[• Dr. 
H. Wagner, Darmstadt und Stadtbaurat A. Stürmhoefel, Berlin. Dritte Auflage. 

Preis: i8 Mark, in Halbfranz gebunden 21 Mark. 

2, Halbband: Gebäude fQr die Zwecke des Wohnens, des Handels und Verkehrs. 

Heft I : Wohnhäuser. Von Geh. Hofrat Prof. f C. Weissbach, Dresden. 

Preis: 21 Mark, in Halbfranz gebunden 24 Mark. 

Heft 2: Gebäude fftr Geschäfts- und Handelszwecke (Geschäfts-, Kauf- und Waren- 
häuser, Gebäude für Banken und andere Geldinstitute, Passagen oder Galerien, 
Börsengebäude). Von Prof. Dr. H. Auer, Bern, Architekt P. Kick, Berlin, Prof. K. Zaar, 
Berlin und Docent A. L. Zaar, Berlin. Preis: 16 Mark, in Halbfranz gebunden 19 Mark. 

Heft 3: Gebäude fdr den Post-, Telegraphen- und Fernsprechdienst. Von Postbaurat 
R. Neumann, Erfurt. Preis: 10 Mark, in Halbfranz gebunden 13 Mark. 

Heft 4: Eisenbahnhoehbauten. Von Geh. Baurat A. Rüdell, Berlin, in Vorbereitung. 

j. Halbband : Gebäude fdr die Zwecke der Landwirtschaft und der Lebensmittel- Versorgung. 
Heft I : Landwirtschaftliche Gebäude und verwandte Anlagen. Von Prof. A. Schubert, Kassel 
und Geh. Baurat Prof. Dr. E. Schmitt, Darmstadt. Zweite Auflage. 

Preis: 12 Mark, in Halbfranz gebunden 15 Mark. 

Heft 2: Gebäude fOr Lebensmittel- Versorgrung. (Schlachthöfe und Viehmärktc, 
Märkte für Lebensmittel; Märkte für Getreide; Märkte für Pferde und Horn- 
vieh). Von Stadtbaurat -J- G. Osthoff, Berlin und Geh. Baurat Prof. Dr. E. Schmitt, Darm- 
stadt. Zweite Auflage. Preis: 16 Mark, in Halbfranz gebunden 19 Mark. 

4, Halbband: Gebäude fCir Erholungs-, Beherbergungs- und Vereinszwecke. 

Heft i: Schankstätten und Speisewirtschaften, Kaffeehäuser und Restaurants. Von 
Geh. Baurat Prof. f Dr. H. Wagner, Darmstadt und Geh. Baurat Prof. H. Koch, Berlin. — 
Volksküchen und Speiseanstalten far Arbeiter; Volkskaffeehäuser. Von Geh. Baurat 
Prof. Dr. E. Schmitt, Darmstadt. — Oeffentliche Vergnügungsstätten. Von Geh. Baurat 
Prof. f Dr. H. Wagner, Darmstadt und Geh. Baurat Prof. H. Koch, Berlin. — Festhallen. 
Von Geh.-Rat Prof. Dr. J. Dürm, Karlsruhe. — Gasthöfe höheren Ranges. Von Geh. 
Baurat H. v. d. Huoe, Berlin. — Gasthöfe niederen Ranges, Schlaf- und Herbergshäuser. 
Von Geh. Baurat Prof. Dr. E. Schmitt, Darmstadt. Dritte Auflage. 

Preis: 18 Mark, in Halbfranz gebunden 21 Mark. 

Heft 2: Baulichkeiten für Kur- und Badeorte. Von Architekt f J. Mylius, Frankfurt a. M. 
und Geh. Baurat Prof. f Dr. H. Wagner, Darmstadt. Gebäude für Gesellschaften und 
Vereine. Von Geh. Baurat Prof. Dr. E. Schmitt und Geh. Baurat Prof. f Dr. H. Wagner, 
Darmstadt. — Baulichkeiten für den Sport. Sonstige Baulichkeiten für Vergnügen und 
Erholung. Von Geh.-Rat Prof. Dr. J. Dürm, Karlsruhe, Architekt f J. Lieblein, Frank- 
furt a. M., Oberbaurat Prof. R. v. Reinhardt, Stuttgart und Geh. Baurat Prof. -j- Dr. H, Wagner, 
Darmstadt. Dritte Auflage. Preis: 15 Mark, in Halbfranz gebunden 18 Mark. 

S^Halbband: Gebäude für Heil- und sonstige Wohlfahrts-Anstalten. 

Heft I : Krankenhäuser. Von Prof. F. O. Kühn, Berlin. Zweite Auflage. 

Preis: 32 Mark, in Halbfranz gebunden 35 Mark. 

Heft 2: Verschiedene Heil- und Pflege-Anstalten (Irrenanstalten, Entbindungs- 
anstalten, Heimstätten für Wöchnerinnen und für Schwangere, Sanatorien, 
Lungenheilstätten, Heimstätten für Genesende); Versorgungs-, Pflege- und 
Zufluchtshäuser. Von Geh. Baurat G. Behnke, Frankfurt a. M., Prof. K. Henrici, Aachen, 
Architekt F. Sander, Frankfurt a. M., Geh. Baurat W. Voiges, Wiesbaden, Bauinspektor 
H. Wagner, Darmstadt, Geh. Oberbaurat V. v. Weltzien, Darmstadt und Stadtbaurat Dr. 
K. Wulff, Hannover. Zweite Auflage. Preis: 15 Mark, in Halbfranz gebunden 18 Mark. 

Heft 3: Bade- und Schwimm-Anstalten. Von Geh. Hofbaurat Prof. F. Genzmer, Berlin. 

Preis: 15 Mark, in Halbfranz gebunden 18 Mark. 
Heft 4: Wasch- und Oesinfektions-Anstalten. Von Geh. Hofbäurat Prof. F. Genzmer, Berlin. 

Preis: 9 Mark, in Halbfranz gebunden 12 Mark. 

Jeder Band, bezw. Jedes Heft bildet ein Ganzes fOr sich und ist einzeln Uuflich. 



HANDBUCH DER ARCHITEKTUK. 



6.Halbband\ Gebäude fOr Erziehung, Wissenschaft und Kunst. 

Heft i: Niedere und höhere Schulen (Schulbauwesen im allgemeinen; Volksschulen 
und andere niedere Schulen; niedere techn. Lehranstalten u. gewerbl. Fach- 
schulen; ' Gymnasien und Reallehranstalten, mittlere techn. Lehranstalten, 
höhere Mädchenschulen, sonstige höhere Lehranstalten; Pensionate u. Alum- 
nate, Lehrer- u. Lehrerinnenseminare, Turnanstalten). Von Geh. Baurat G. Behnke, 
Frankfurt a. M., Prof. K. Hinträger, Gries, Oberbaurat Prof. f H. Lang, Karlsruhe, Architekt 
f O. Lindheimer, Frankfurt a. M., Geh. Bauräten Prof. Dr. E. Schmitt und f Dr. H. Wagner, 
Darmstadt. Zweite Auflage. Preis: 18 Mark, in Halbfranz gebunden 21 Mark. 

Heft 2, a: Hochschulen I. (Universitäten und Technische Hochschulen; Naturwissen- 
schaftliche Institute). Von Geh. Oberbaurat H. Eggert, Berlin, Baurat C. Jünk, Berlin, 
Geh. Hofrat Prof. C. Körner, Braunschweig und Geh. Baurat Prof: Dr. E. Schmitt, Darm- 
stadt. Zweite Auflage. Preis: 24 Mark, in Halbfranz gebunden 27 Mark. 

Heft 2, b; Hochschulen IL (Universitäts-Kliniken, Technische Laboratorien; Stern- 
warten und andere Observatorien). Von Landbauinspektor P. Müssigbrodt, Berlin, Ober- 
baudirektor -J- Dr. P. Spieker, Berlin und Geh. Regierungsrat L. v. Tiedemann, Potsdam. 
Zweite Auflage. Preis: 18 Mark, in Halbfranz gebunden 21 Mark. 

Heft 3: Künstler- Ateliers, Kunstakademien und Kunstgewerbeschulen; Konzerthäuser und 
Saalbauten. Von Reg.-Baumeister C. Schaupert, Nürnberg, Geh. Baurat Prof. Dr. E. Schmitt, 
Darmstadt und Prof. C Walther, Nürnberg. Preis: 15 Mark, in Halbfranz gebunden 18 Mark. 

He ft 4: Gebäude für Sammlungen und Ausstellungen (Archive; Bibliotheken; Museen; 
Pflanzenhäuser; Aquarien; Ausstellungsbauten). Von Baurat F. Jaffe, Berlin, Baurat 
A. Kortüm, Halle, Architekt f O. Lindheimer, Frankfurt a. M., Baurat R. Opfermann, Mainz, 
Geh. Baurat Prof. Dr. E. Schmitt und Baurat H. Wagner, Darmstadt. Zweite Auflage. 

Preis: 32 Mark, in Halbfranz gebunden 35 Mark. 

Heft 5 : Theater. Von Baurat M. Semper, Hamburg. 

Preis: 27 Mark, in Halbfranz gebunden 30 Mark. 

Heft 6: Zirkus- und Hippodromgebäude. Von Geh. Baurat Prof. Dr. E. Schmitt, Darmstadt. 

Preis: 6 Mark, in Halbfranz gebunden 9 Mark. 
7. Halbband: Gebäude für Verwaltung, Rechtspflege und Gesetzgebung; Mllltärbauten. 

Heft i; Gebäude für Verwaltung und Rechtspflege (Stadt- und Rathäuser; Gebäude 
für Ministerien, Botschaften und Gesandtschaften; Geschäftshäuser für Pro- 
vinz- und Kreisbehörden; Geschäftshäuser für sonstige öffentliche und private 
Verwaltungen; Leichenschauhäuser; Gerichtshäuser; Straf- und Besserungs- 
anstalten). Von Prof. F. Blüntschli, Zürich, Baurat A. Kortüm, Halle, Prof. G. Lasiüs, Zürich, 
Stadtbaurat f G. Osthoff, Berlin, Geh. Baurat Prof. Dr. E. Schmitt, Darmstadt, Baurat 
F. ScHWECHTEN, Berlin, Geh. Baurat Prof. f Dr. H. Wagner, Darmstadt und Baudirektor 
f Th. V. Landauer, Stuttgart. Zweite Auflage. Preis: 27 Mark, in Halbfranz gebunden 30 Mark. 

Heft 2: Parlaments- und Ständehäuser; Gebäude für militärische Zwecke. Von Geh. Baurat 
Prof. Dr. P. Wallot, Dresden, Geh. Baurat Prof. f Dr. H. Wagner, Darmstadt und Oberst- 
leutnant F.Richter, Dresden. Zweite Aufl. Preis: 12 Mark, in Halbfranz gebunden 15 Mark. 
^ Balbb and: Kirchen, Denkmäler und Bestattungsanlagen. 

Heft I : Kirchen. Von Geh. Hofrat Prof. Dr. C. Gurlitt, Dresden. 

Preis: 32 Mark, in Halbfranz gebunden 35 Mark. 
Heft 2, a: Denkmäler L (Geschichte des Denkraales.) Von Architekt A. Hofmann, Berlin. 

Preis: 15 Mark, in Halbfranz gebunden 18 Mark. 
Heft 2, b: Denkmäler IL (Architektonische Denkmäler.) Von Architekt A. Hofmann, Berlin. 

Preis: 24 Mark, in Halbfranz gebunden 27 Mark. 
Heft 2,^: Denkmäler III. (Brunnen-Denkmäler. Figürliche Denkmäler. Einzelfragen der 

Denkmalkunst.) Von Architekt A. Hofmann, Berlin, in Vorbereitung. 
Heft 3 : Bestattungsanlagen. Von Stadt. Baurat H. Grässel, München und ^r.-;3ng. S. Fayans, 

Berlin, in Vorbereitung. 

p . Bal bbanäi Der Städtebau. Von Geh. Oberbaurat Dr. J. Stubben, Berlin. (Vergriöen.) 

Zweite Auflage unter der Presse. 

70. Halbbandx Die Garten-Architektur. Von Baurat A. Lambert und Architekt E. Stahl, Stuttgart. 

Preis: 8 Mark, in Halbfranz gebunden 11 Mark. 

Das »Handbuch der Architektur« ist zu beziehen durch die meisten Buch- 
handlungen, welche auf Verlangen auch einzelne Bände zur Ansicht vorlegen. Die meisten 
Buchhandlungen liefern das »Handbuch der Architektur« auf Verlangen sofort vollständig, 
soweit erschienen, oder eine beliebige Auswahl von Bänden, Halbbänden und Heften auch 
gegen monatliche Teilzahlungen. Die Verlagshandlung ist auf Wunsch bereit, 
solche Handlungen nachzuweisen. 

Stuttgart, im März 1906. Alfred Kröner Verlag. 



Handbuch der Architektur. 

Unter Mitwirkung von Fachgenossen herausgegeben von 

Dr. phil. u. ^r.-3n0. Eduard Schmitt, 

Geheimer Baurat und Professor in Darmstadt. 



Alphabetisches Sachregister. 



Ableitung des Haus-, Dach- und 
Hofwassers 

Aborte 

Akademien der bildenden Künste . 

Akademien der Wissenschaften. . 

Akustik. Anlagen zur Erzielung 
einer guten Akustik 

Altane 

Altchristliche Baukunst . . . . 

Altersversorgungsanstalten . . . 

Alumnate 

Anlage der Gebäude . ,^ . . . 

Antike Baukunst 

Aquarien 

Arbeiterwohnhäuser 

Arbeitshäuser 



Teil 

III 
III 
IV 

IV 

III 
III 
II 
IV 
IV 
IV 

II 

IV 
IV 



)1 



Architekturformen. Gestaltung nach 
malerischen Grundsätzen . . . 

Archive 

Armen-Arbeitshäuser 

Armen -Versorgungshäuser . . . 

Asphalt als Material des Ausbaues 

Ateliers 

Aufzüge 

Ausbau. Konstruktionen des inneren 

Ausbaues 

Materialien des Ausbaues . . . 

Aussichtstürme 

Aussteigeöffnungen der Dächer 

Ausstellungsbauten 

Badeanstalten 

Badeeinrichtungen 

Balkendecken 

Balkone 

Balustraden 

Bankgebäude 

Bauernhäuser 

Bauernhöfe 



)i 



Bauformenlehre 

Baufiihrung 

Bauleitung 

Baumaschinen 

Bausteine 

Baustile. Historische und technische 
Entwickelung 



IV 

III 

IV 

IV 

III 

III 

III 

IV 

IV 

IV 

IV 

IV 

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I 

I 

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Band 'Heft 
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I 
2 

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4 
3 



2 
I 
I 
I 



Baustoffe. Technik der wichtigeren 
Baustoffe 

Bazare 

Beherbergung. Gebäude für Be- 
herbergungszwecke 

Behörden, Gebäude für ... . 

Beleuchtung, künstliche, der Räume 

Beleuchtungsanlagen 

Bellevuen und Belvedere . . . . 

Besserungsanstalten 

Bestattungsanlagen 

Beton als Konstruktionsmaterial 

Bibliotheken 

Blei als Baustoff 

Blindenanstalten 

Blitzableiter 

Börsen 

Botschaften. Gebäude f. Botschaften 

Brüstungen 

Buchdruck und Zeitungswesen . . 

Büchermagazine 

Bürgerschulen 

Bürgersteige, Befestigung der . . 

Byzantinische Baukunst . . . . 

Chemische Institute 

Concerthäuser 

Dächer 

Massive Steindächer 

Metalldächer 

Nebenanlagen der Dächer . . 

Schieferdächer 

Verglaste Dächer 

Ziegeldächer 

Dachdeckungen 

Dachfenster 

Dachformen 

Dachkämme 

Dachlichter 



Teil 



Band ' Heft 



>» 



Dachrinnen 

Dachstühle. Statik der Dachstühie 
Dachstuhlkonstruktionen . . . . 

Decken 

Deckenflächen, Ausbildung der . . 
Deckenlichter 



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Denkmäler 



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I 


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2 


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III 


3 


I 


IV 


8 


2 



Jeder Band, bezw. jedes Heft bildet ein Ganzes fQr sich und ist einzeln icäuflicli. 



HANDBUCH DER ARCHITEKTUR. 



Desinfektionsanstalten . . 
Desinfektionseinrichtungen 
Einfriedigungen . . . . 



>} 



Einrichtung der Gebäude. . . 

Eisbehälter 

Eisen und Stahl als Konstruktions- 
material 

Eisenbahnhochbauten 

Eisenbahn -Verwaltungsgebäude . . 

Eislaufbahnen 

Elasticitäts- und Festigkeitslehre . 

Elektrische Beleuchtung . . . . 

Elektrotechnische Laboratorien . . 

Entbindungsanstalten 

Entwässerung der Dachflächen . . 

Entwässerung der Gebäude . . . 

Entwerfen der Gebäude . . . . 

Entwürfe, Anfertigung der . . . 

Erhellung der Räume mittels Son- 
nenlicht 

Erholung. Gebäude für Erholungs- 
zwecke 

Erker 

Etrusker. Baukunst der Etrusker . 

Exedren 

Exerzierhäuser 

Fabrik- und Gewerbewesen . . . 

Fahnenstangen 

Fahrradbahnen 

Fahrstühle 

Fäkalstoffe-Entfernung aus den Ge- 
bäuden 

Fassadenbildung 

Fenster 

Fenster- und Thüröffnungen . . . 

Fernsprechdienst, Gebäude für . . 

Fernsprecheinrichtungen . . . . 

Festhallen 

Festigkeitslehre 

Findelhäuser 

Fluranlagen 

Flussbau-Laboratorien 

Formenlehre des Ornaments . . . 

Freimaurer-Logen 

Freitreppen 



Teil 


Band 


IV' 5 


III, 5 


m 


2 


IV 


10 


IV 


1/8 


III 


6 



Heft 
4 



I 

IV 
IV 
IV 

I 
m 

IV 
IV 

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m 



IV 

in 
n 



i> 



Fundamente ... 
Fussböden .... 
Galerien und Passagen 
Garten-Architektur . 
Gartenhäuser . . . 
Gasbeleuchtung . . 
Gasthöfe .... 
Gebäranstalten . . 
Gebäudebildung . . 
Gebäudelehre . . 
Gefängnisse . . . 



IV 
IV 
III 
IV 
III 

III 
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III 

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IV 

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III 

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III 
III 

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I 

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2 
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I 
2 



Geflügelzüchtereien 

Gehöftanlagen, landwirtschaftliche . 

Geländer 

Gerichtshäuser 

Gerüste 

Gesandtschaftsgebäude . . . . 

Geschäftshäuser 

Geschichte der Baukunst . . . . 

Antike Baukunst 

Mittelalterliche Baukunst . . . 

Baukunst der Renaissance . . 

Gesimse 

Gestaltung der äusseren und inneren 

Architektur 

Gestüte 

Getreidemagazine 

Gewächshäuser 

Gewerbeschulen 

Gewölbe. Statik der Gewölbe . . 

Gewölbte Decken 

Giebelspitzen der Dächer . . . 
Glas als Material des Ausbaues 

Glockenstühle 

Gotische Baukunst 

Griechen. Baukunst der Griechen 

Gutshöfe 

Gymnasien 

Handel. Gebäude für die Zwecke 

des Handels 

Handelsschulen 

Heilanstalten 

Heizung der Räume 

Herbergshäuser 

Herrenfitze 

Hippodromgebäude 

Hochbaukonstruktionen . . . . 
Hochbaukunde, allgemeine . . . 

Hochlicht 

Hochschulen 

Hof-Anlagen 

Hofflächen, Befestigung der . . . 
Holz als Konstruktionsmaterial . . 

Hospitäler 

Hotels 

Hydrotechnische Laboratorien . . 

Ingenieur-Laboratorien 

Innerer Ausbau 

Innungshäuser 

Institute, wissenschaftliche . . . 

Irrenanstalten 

Islam. Baukunst des Islam . . . 
Isolier-Hospitäler (Absond.- Häuser) 

Justizpaläste 

Kadettenhäuser 

Kaffeehäuser 

Kasernen 

Kaufhäuser 

Kegelbahnen 



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Band 
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3 

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Heft 
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Zu beziehen durch die meisten Buchhandlungen. 



HANDBUCH DER ARCHITEKTUR. 



1 Teil 

Keramik in der Baukunst I 

Keramische Erzeugnisse . . . .; I 

Kinderbewahranstalten IV 

Kinderhorte I IV 

Kinderkrankenhäuser IV 

Kioske IV 

Kirchen ■ IV 

Kirchenbau, romanischer u. gotischer | II 

Kleinkinderschulen IV 

Kliniken, medizinische . . . 
Klubhäuser 



Band ' Heft 
4 



IV 
IV 

Kocheinrichtungen III 

Komposition, architektonische . . IV 
Konstruktionselemente .... III 
Konstruktionsmaterialien .... I 

Konversationshäuser | IV 

Konzerthäuser i IV 

Kostenanschläge I 

Krankenhäuser IV 

Kreisbehörden | IV 

Kriegsbaukunst, romanische und got. II 

Kriegsschulen IV 

Krippen IV 

Küchenausgüsse 'III 

Kühlanlagen III 

Kunstakademien IV 

Kunstgewerbeschulen | IV 

Künstlerateliers 'IV 

Kunstschulen IV 

Kunstvereinsgebäude IV 

Kupfer als Baustoff I 

Kurhäuser IV 

Laboratorien IV 

Landhäuser IV 

Landwirtschaft. Gebäude für die 

Zwecke der Landwirtschaft . . IV 

Laufstege der Dächer III 

Lebensmittel- Versorgung. Gebäude 

für Lebensmittel- Versorgung . .' IV 

Leichenhäuser ! IV 

Leichenschauhäuser IV 

Logen (Freimaurer) IV 

Lüftung der Räume III 

Lungenheilstätten IV 

Luxuspferdeställe IV 

Mädchenschulen, höhere .... IV 
Märkte für Getreide, Lebensmittel,! 

Pferde und Hornvieh . . . .1 IV 

Markthallen IV 

Marställe IV 

Maschinenlaboratorien ■ IV 

Materialien des Ausbaues . . . I 
Material-Prüfungsanstalten. ... IV 

Mauern III 

Mechanisch-technische Laboratorien | IV 
Medizin. Lehranstalt, d. Universität. IV 

Messpaläste IV 

Metalle als Materialien des Ausbaues I 



I 

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2 I 



; Teil I Band i Heft 



2 
2 
2 
I 



Metalldächer III 

Militärbauten IV 

Militärhospitäler ; IV 

Ministerialgebäude | IV 

Mittelalterliche Baukunst .... II 
Mörtel als KonstruktionsmateriaL 1 I 

Museen j IV 

Musikzelte : IV 

Naturwissenschaftliche Institute . . IV 

Oberlicht III 

Observatorien IV 

Ornament. Formenlehre d.Ornaments ■ I 

Ortsbehörden j IV 

Paläste IV 

Panoramen ] IV 

Parlamentshäuser 'IV 

Passagen ! IV 

Pavillons . IV 

Pensionate IV 

Pergolen ! IV 

Perrons III 



Pferdeställe 
Pflanzenhäuser 



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IV 
IV 
IV 

Pflegeanstalten IV 

Physikalische Institute | IV 

Pissoirs III 

Postgebäude | IV 

Proportionen in der Architektur .1 IV 

Provinzbehörden IV 

Quellenhäuser ; IV 

Rampen, äussere III 

Rampen, innere | IV 

Rathäuser IV 

Raum- Architektur ! IV 

Raumbegrenzende Konstruktionen .; III 

Raumbildung IV 

Rechtspflege. Gebäude f.Rechtspflege IV 
Reinigung der Gebäude . . . .1 III 

Reitbahnen i IV 

Reithäuser ' IV 

Renaissance. Baukunst der ... II 

Renaissance in Italien .... II 

Renaissance in Frankreich ... II 

Renaissance in Deutschland, Hol-| 

land, Belgien und Dänemark .t II 

Rennbahnen ' IV 

IV 
IV 



Restaurants 

Rollschlittschuhbahnen 

Romanische Baukunst II 

Römer. Baukunst der Römer . . II 

Ruheplätze IV 

Saalanlagen IV 

Saalbauten .IV 

Sammlungen IV 

Sanatorien IV 

Schankstätten I IV 

Schaufenstereinrichtungen . . .IV 



7 
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4 
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I 

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Jeder Band, bezw. jedes Heft bildet ein Ganzes für sich und ist einzeln käuflich.