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Full text of "The art of illumination and missal painting. A guide to modern illuminators. Illustrated by a series of specimens, from richly illuminated mss. of various periods, accompanied by a set of outlines, to be coloured by the student according to the theories developed in the work"

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Warbard College Library 


FROM THE FUND OF 


CHARLES MINOT. 
(Class of 1828) 


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Geheime Geſchichten 


und 


Näthſelhafte Menſchen. 





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Geheint Geisicten 


Rathfelbafte Menfden. 


Sammlung 
verborgener oder vergefence Merbwirdightiten. 





Herausgegeben 
yon 


Friedrich Bühau. 


Siebenter Band. 





— — 
Leipzig: 
F. UM Brokhaus. 
1856. 





. Cardinal Coftia.. 


. Geiſtliche Berufungen. 


Inbhalt. 


.Denkwürdigkeiten Hans Chriſtoph's von Bernſtein. 


Mitgetheilt von F. A. von Minckwitz.. 
Gin Jacobaͤer . 
Bfige aus dem 17. Zahrhundert 
Shining und Barfus 
dürſt Anton Egon von Fürſtenberg 
Grafen und Srdfinnen Henckel von Donnersmark 

















Grof Hird... 
Der General von Favrat 
BWarnery und Sperling in der Bergfefte Stolpen. 
Graf Ferfen . 
Daniel Grefer 
Der Proffener Mann. . 
Chriſtian Lehmann. . 
Balthaſar Rademann. 







VI . Juhalt. 













Seite 

‘Miscellen. 
1) Stiftungen und Bermidtniffe .. +. 479 
2) Sinnreides Elogium 482 
3) Die Rofen.. 483 
4) Gin Anzeichen. 484 
5) Biterliger Wun . «» 485 
Nachtraͤge. +» 487 
Regifter.. - 491 


L Denlwirdigkeiten Hans Chriftoph’s von 
Bernſtein. 


Die folgenden Geſchichtserzählungen aus dem 16. Jahr⸗ 
hunderte, Berichte eines Zeitgenoſſen über ſelbſterlebte 
Begebenheiten, befinden ſich im Originalmanuſcript auf 
der großherzoglichen Bibliothek zu Weimar und ſind uns 
durch die Giite des koͤniglich ſächſiſchen Kammernherrn, 
Herrn Friedrich Auguſt von Minckwitz, mitgetheilt 
worden, det ſich die dankenswerthe Mie genommen hat, 
dieſelben mit diplomatiſcher Genauigkeit wiederzugeben 
und mit erlduternden Anmerkungen gu verſehen. 

Der Verfaſſer diefer Denkſchriften, Hans Chriftoph 
von Bernftein, geb. 11. Mai 1522, ſtammte aus einem 
alten, in Sachfen und Böhmen 4) begüterten Geſchlechte, 
das nod jegt, unter dem Namen v. Barenftein, in eini: 
gen Glicdern im Königreich Sachſen fortlebt, im 15. und 
16. Jahrhundert aber, wo es den Namen v. Bernftein 


1) Fir einen Zufammenhang deffelben mit dem grofen freiherr⸗ 
lichen Geldledte von Pernſtein/ deffen Befigungen wahrhaft fuͤrftlich 
waren und defen Glieder gum Theil hohe Bedeiitung in der Gee 
fhidte von Bohmen haben, gibt es jedod keinen Beweis. Sion 
Die Wappen find verſchieden; im Mittelalter ein widtigeres Moment, 
als die Ramen, 


Vu. 1 


2 —- Dentwirdigheiten Hans Chrifteph's von Bernftein. 


fiibrte, ungleid) ausgebretteter’ wat, Stir den erften bee 
fannten Namen aus diefem Seſchlechte gilt Reinhold 
von Bernftein, der 1315 geſtotben und mit Elifabeth von 
Maltig vermählt gewefen fein fol. Sein Enkel Weigold 
erlegte den berüchtigten Rauber Wittich bet Reinhards- 
grimma und erbat fid) alé Rohn dafür bas Recht, einen 
aufgejagten Hirſch im Nothfal bis auf die fteinerne 
Briide gu Oresden verfolgen gu dirfen. Aud fein Sohn 
Heinrich war als cin gewaltiger Jagdfreund befannt. 
Deffen Enel, gleiden Namens, fol von einem Edel: 
manne, den er empfindlid) beleidigt, ungeachtet ber Streit 
formell ausgeglichen gewefen, vergiftet worden fein; was 
denn eine in dem damaligen Deutſchland, und von einem 
Gdelmanne gegen pen Andern angewendet, gewiß febr 
feltene Race gewefen ware. Sein Sohn Hané half 
die Burg Rathen in der fogenannten ſächſiſchen Schweiz 
erobern. Gr ergeugte Chriftoph v. Gernftein, der mit 
dem Herzog Heinridh nad Friesland zog und diefem 
Dorf das eben gerettet haben foll, dann- bei König 
Mathias in Ungarn war, von weldem Zuge eine Mythe 
exiftirt, wonad) er, von dem den Deutſchen abgiinftigen 
Konige aufgefordert, einem Liwen dad Fleiſch aus dem 
Munde geriffen hatte, mit Karl VII. von Frankreich 
Mad Neapel gog, Herzog Heinrid nad dem heiligen 
Grabe begleitete, nad feiner Rückkehr einen achtzehn⸗ 
idbrigen Streit mit der Krone Böhmen fiber ingwifden 
erledigte Befigungen anfing und gulegt noch friedlid im 
Sabre 1533 ftarb. Er ergeugte mit Giner v. Breitenbach 
unfern Hans Ghriftoph, der an dem Hofe Herzog 
Georg’s von Sadfen erzogen ward, dann gu Pfalggraf 
Philipp, eine Zeit lang aud gu Herzog Albrecht in 
HPreufen tam, fpdter aber fid) vorzuͤglich an die Herzdge, 
nachmals Kurfürſten Morig und Auguft angefdloffen 


Dentwdrbigteiten Gand Chriteph’s vou Gerafiele. 8 


au haben ſcheint. Auguſt ſchenkte im viel Vertrauen 
und bediente fid) feiner als Rath, Wmtshauptmann und 
gu SKirdenvifitationen. Zwei mal verbeivathet, bat er 
bei feinem am 4. Sanuar 1580 erfolgten Bode aus 
erſter Che feds, aus gweiter zwei Sohne hinterlaffen, 
die gum Theil feinen Namen fortgepflangt haben. 

Gr nun bat iiber drei Begebenbeiten feiner Zeit, bei 
gweien davon er mitwirkender Theilnehmer gewefen, die 
Mittheilungen hinterlaſſen, die wir im Folgenden wort. 
getreu wiedergeben, und die gwar keine befondern Auf · 
ſchlüſſe Gber den politiſchen Zuſammenhang der Begeben ⸗ 
heiten gewabren, wohl aber um mancher naiven Zeit⸗ 
anſchauungen und lebensvollen Einblicke in damalige Zu⸗ 
fists willen ded Druckes vielleicht nicht unwerth ere 

einen, 


Beſchreibung der reife, die Hans Chriftoff von 

Bernftein gum Borten in Africam bid vor die 

ſtadt Algeri vber Meer wolbradt, wie er die 
felbige ſelbſt vergeidnet. 


Im 1541. Yar bin id Hans Chriſtoffel von Berns 
flein aus dem Preußiſchen Hofe gezogen auff den Reichs ⸗ 
tag gen Regenſpurg, vnd daſelbſt mit zwey Pferden zu 
Meinem gnedigen Herrn Pfaltzgraffen Otto Heinriden), 


1) Geb. 10. April 1502, + 12. Febt. 1060. Seine Ehe 
Sufanne von Baiern (ged. 1502, vermaͤhlt 7, Oct. 1598, $12. ie 
1543) war Hndertos. 

1* 


Demnlwirdigkeiten Hand Chrifteph’s von Veruſtein. 


ein Herr bruder Pfalggraff Philippen +), fommen, welder 
gu Nedburg an der Donau Hoff gehalten. 

Dieweil aber daffelbige Jar Keifer Carl der funtfte, 
hochlöblichſter gedechtniß, durd Here Georgen von Ree 
genfpurg, S. K. May. Oberften, ein Regiment Landés= 
Enechte gu Regenfpurg verfamlen ond durd) Stalien gen 
Allespecie*) ané mer furen ließ, Habe id) erlaubnis 
von m. gn. H. dem Pfaltzgraffen gebeten, ond bin onter 
Herr Georgen von Regenfpurgs Regiment mit dem Key= 
fer durch Stalien bis ané Meer ond förder auff die Schiffe 
gefeffen vnd in Barbarey gefhiffet, ond diefer Bug ift 
alfo gefdeben. 

Im Hincingiehen haben wir vnfern weg genommen 
von Regenfpurg auf Wugfpurg, von do an auff Landé- 
berg durd) die Ehrenberger Klaufe, welde eine Pforte 
ift gu dev Grafffchafft Tyrol, ond dam durch die Graffe 
ſchafft Tyrol auff Stergingen, dad Herr Georgen von 
Fronfoergs Erben iff. Von da an auff dad heilige Blut, 
da fic) Keyſer Marimilianus der Erfte nach gembfen in 
der Steinwand verftigen. Alsdann auff Infprug, da 
Das Keyferliche Hofflayer iſt, von da an auff das Biftum 
vnd die Stad Briren, von do an auff die Stadt Triend, 
Da bas Kindlein von Triend liegen fol, welds die Juden 
follen mit Nadein erſtochen, ond das Blut von ihm gee 
nommen haben, Gol der geburt fein von Prebefen *) 
aué der Schleſien. Von da an auff Roueretto +), Alba 
felbeft hebet fic) an der Venediger Land. Die Venediger 


1) Geb. 12. Rov. 1503, + 4. Juli 1548, kinderlos. Die beiden 
Briider waren Sdgne des Pfalggrafen Rupert und ber Eliſabeth von 
Baiern. 

2) Spezzia. 

3) Hriebus. 

4) Roveredo. 


e 


Dentwiedigheiten Hand Chriftoph's von Beruſtein. 5 


aber haben Reifer Carlen cine herliche ſchiffbrucke mit 
tapetzerey befleidet vber die Etzſche geſchlagen, daé der 
Keifer nicht durch den feften Port der Berner Klauſe 
hat gichen durffen, denn diefe Pfort haben die Benediger 
in guter achtung. Seind alfo vber die ſchiffbrucken durch 
der Venediger Land gezogen bis gen Pescara an den 
Garder Sehe, von do an durd dad Hergogthum Mei- 
Land vber die Pfaw 4) ond einen ort durd ded Bapfted 
land, dann durd dad Welfche gebirge, vnd förder gen 
Allespecie, das ift ein Port des Meeres vnd hat einen 
ſchönen bafen, dabet ift dee groffe Berg mit namen 
......), darauff man die tags ond nachtwache belt 
mit dem groffen Licht, darnad) ſich die ſchiffleute mit 
dem einlauffen ridten. 

Zu Allespecie ift der Reifer und Herr Andreas 
Doria, des Keifers Oberfter general Hauptman auff dem 
Meer von Genua gu vns fommen. ft der Keifer im 
Hereingiehen bey Babſt Paul dem Bierden gu Luca ger 
wefer, welder aud) dem Reifer diefen Zug fol wieder- 
raten haben. Alda fein wir gu Allespecie im namen 
Gottes gu ſchiffe gangen, act tage vor Midaclis, It 
Hee Andre Doria bey vns gewefen, der Kaifer aber iſt 
ge Genua auff die galeen*) gefeffen. 

Den erften ſturm haben wir in der Michaclisnadt 
mit Donner ond bligen gehabt, hat der Donner eine 
große nafe*) angezundet vnd alles vorbrandt, Sein zwo 
nafen wieder einander gelauffen vnd cine verdorben, bat 
vns der wind in die Snfel Corfica, die den Genucfern 
zuſtehet, geſchlagen, darinnen find wir zween tage ge> 


1) Den Po. 

2) Der Raum fiir den Namen iſt im Original freigelaffen. 
3) Galeere. 

H Ein Segelſchiff. 


6 —_-Dentwardighetten Hans Chritoph's von Bernſtein. 


legen. Von do an vber hen großen geferliden Spani- 
ſchen Golffen mit gluck ond zimlichem winde in die Infet 
Maiorcka geſchifft, alba felbfe ift ber Reifer mit 120. 
galeen ond fuften*) gu ons fommen, ond wir haben 
180. groffer nafen ond andere fiffe, die vor Segel laufe 
fen, gebabt. 

Die cinwoner der Infel ond der Stad Maiorda, 
welche ſehr wohl erbauet, und gu den Ronigreiden Hie 
foanien gebdret, auch durd) die Spanier gum Chriſtlichen 
glauben bracht, haben Keifer Carin mit groffer vnter ⸗ 
thenigfeit, ehr vnd rewerentz empfangen, aud) eine 
herliche ſchiffbrucke von dem Pallaft bis auffs Reifers 
galee ſchlagen laſſen mit tapecerey von golde ond filber 
befleidet, darauff den Keifer in der process vnter dem 
himel bis in die Kirchen ond auff den Pallaft beleitet. 
Diefe Infel Hat herliche ſchöne vnd gute fuffe wafer. 

Bon do an feindt wir gefdifft vor die Stade Algieri 
in Barbarey, die dann ein ſehr fefter Port ift gu Waſ ⸗ 
fer vnd Lande, mit einem befdloffenem Hafen, vnd dies 
fer Zeit mit Juden ond Turden befegt gewefen. 

Als wir von den Schiffen gu Lande eine gute deutzſche 
meil vber der Stadt treten wollen, find vber 30000. Per= 
fonen, ſchwartze vnd weiffe Mohren gu roß ond fuß an 
das Meer fommen, ond gu wehren auffs Land gu treten. 
Es hat aber Here Andre Doria bas grofe gefdus von 
den galeen onter fie gehen laßen, find bie Feinde auff 
das gebirge geflohen. Mitler weile ift der Keifer mit 
dent Kriegsvolck von den ſchiffen auffe Land getreten, 
ond dab ift gewefen vngeferlich acht tage nad) Martini. 

Vnd das Kriegsvold, das mit dem Keifer auffs 
Rand fommen, ift gewefen der Keifer mit feinen Furſten, 


1) Itolleniſche gweimaftige Miftenfahrer mit dreledigen Segeln. 


Denlwirdigkeiten Haud Chriftops's-vox Vernfieis, 7 


Herren vnd Hoffgefinde ond fener Guardie. Mehr zwölff 
fenlein Landsknechte, iſt Here George ven Regenſpurg 
ihr dberfier vnd der von Lire iſt ihe Muſterherr geweſen. 
Meher cin ſtarck Regiment ausgeleſener Spanier. Mehr 
Gin ftard Regiment. Italiener vnd vngeferlich eblide 
Hundert Maltefer Herren, die tragen rot mit weifien 
Kreutzen. Dee Hergog von Alba, ein Spanifder Furft, 
iſt des Keiſers Oberfter Leutenant gewefen. 

Am dritten tage, nachdem wir abdgeftanden, feind wir 
mit allem Hauffen vor die Stad gerudet, dad geſchutz 
aber vnd die prouiant ift ales auff den ſchiffen gewefen, 
bis auff funff oder ſechs faldenctel haben wir bey vns 
gehabt, ond iſt itzlichem Landsknecht zween Podal wein 
vnd cin wenig biscotten mit von dem ſchiffe gegeben 
worden, dauon er fic) drey tage erhalten ſolte. 

Aber an dem tage zu nacht vngefehr vmb mitternacht 
iſt ein ſolches grauſames gewitter mit Donner, Hagel 
vnd großem winde vnd regen kommen, hat die gantze 
nacht vnd den folgenden tag gewehret, hat die ſchiffe 
im mehre loß geriſſen, die ſchiffe wieder einander geiaget, 
erſeufft, zubrochen vnd zuriſſen, das den tag die groſſen 
ſchiffe vnd galeen mehr denn halb ans Land gelauffen, 
vntergangen vnd wund worden ſein. Vnd in dieſem 
winde iſt des Keiſers galee mit allen ſeinen Kleinodien 
vnd gelde vntergangen. In dieſer nacht ſind auff einer 
ſonderlichen Griechiſchen Armaden vier tauſent Pferde, 
die Dem Keifer aus Griechenland ankommen ſolten, vnter · 
gangen, das wir keinen menſchen dauon geſehen haben. 

Als die Feinde dieſen Vnrat vnd ſchaden gemerckt, 
ſein ſie gegen der Morgenwache aus der Stat in Zweyen 
Hauffen gefallen, der eine Hauffen auff die Deutſchen 
vnd Spanier, die haben den Feinden wiederſtanden mit 
Gottes Hulffe, vnd dieſelbigen hinter ſich getrieben. 


8 Denkwürbdigleiten Han Chriftoph's von Veruſtein. 


Dev ander Hauff auff die Italiener, die find vor den 
Feinden geflohen, vnd da Gott aus fonderliden gnaden 
nicht bebutet, fo were der Keifer in feinem gegelt ers 
wurget oder gefangen worden. Es hat aber- Heuptmann 
George Dudfes von Munchen dicfelbige nacht zwiſchen 
des RKeifers Belt vnd der Welſchen Leger gewacht, der 
felbige hat mit feinen Deutſchen Knechten die Feinde 
auffgebalten, die Welfden wiederumb in ftand brade, 
bié der Keifer aufffommen ift, hat man mit Gottes Hulffe 
die Feinde gurud in die Stad geiaget. 

Auff den tag vngefehr vmb 11. oder 12. vhr ift Herr 
Chriſtoff Doria, Here Andre Doria, bruder Sohn, aus 
dem Meer auf einer ledigen barylen ané and kommen, 
Den haben die vnſern vor den Feinden erhalten, ond auf 
eines Mohren Pferde gum Keifer brace, Mit dem hat 
der Keifer cine ftunde oder gwo geredt. Do der Keifer 
von ibm erfaren, wie es mit den fchiffen guftebet, ift der 
Keifer mit allem hauffen wieder von Algieri abgesogen, 
ond dad ongewitter, Donner, Blig ond regen, bis auff 
den dritten tag gewebret, alfo wohin wir vns geferet, 
ift vns das gewitter onter augen fommen. Dedgleiden 
vber 30,000 man gu roß ond fuß baben wns tag ond 
nacht angehengt mit groffem geſchrey, Jedoch durch Got- 
tes genade nicht angreiffen doͤrffen. Der Duc de Alba, 
Here George von Regenfpurg, Hauptman Bartel Schuch 
vnd fonft viel Deutſche vnd Welſche find von den 
feinden mit flitzſch Pfeilen geſchoſſen ond verwunbdet 
worden, 

Im abgiehen fein wir nach der Zerftirten Stad Care 
thago gejogen, haben zwiſchen Algieri ond Carthago 
drey tagereifen gebabt, ond haben durch drey grofe 
wafer, die von dem gebirge iné Meer flieffen, waten 
mufen. Vnterwegen haben wir eine gute wurgel wie 


Dentwhedigheiten Haus Chriftoyh's vou Bernier. 9 , 


die welfden Zwiebeln groß funden, auch viel ſchildkrö— 
ten, die haben wir geſſen. 

In ber zerſtörten Stad Carthago haben wir zwo 
Tagereiſen gezogen bis gum hafen,* haben viel vnzifers 
in den zubrochenen mauern funden, haben bis in den 
neunden tag kein Brot noch ſpeiſe gehabt. Am neunden 
tage in Carthago hat man auff ein fenlein knecht ein 
Pferd geſchlachtet, vnd der Keiſer hat von ſeinem eige⸗ 
nen Pferde, ein vahler Genneter 4), den ex gu Regens⸗ 
purg auff dem Reichestage geritten, die nachtbraten geßen 
ond ſchildkroten. 

Am eilfften tage, nachdem wir abgeftanden, hat der 
Keifer die gefunden ſchiffe von Algierj nach Carthago 
in denfelbigen hafen, der denn fefte vnd luftig ift, furen 
laßen, fein nod 80. nafen vnd 40. galeen, die vberig 
blieben, vorhanden gewefen, hat der Keiſer von erften 
ons Deutſchen auff die nafen fegen laſſen, darnach ift 
der Keifer auff die galeen mit den Epaniern gefefen, 
Die Statiener find gulegt anffgefefen, vnd die ſchiffe, 
welde wund ond nicht fortfommen fonnen, bat der Rei: 
fer laßen mit Feuec verbrennen. Alda ift der Keifer von 
Garthago an mit den galeen vnd Spanien nach Bare 
celona in Hifpanien, die Deutſchen und Welfden aber 
mit Herr Andre Doria wnd den Naffen nad Genua 
vnd Alleſpecie gefahren.” Im aufffigen ift der Deutſchen 
wadmeifter, Brendel genant, ein Schwabe, von den 
Feinden gefangen worden. 

Im heruberſchiffen haben wir graufamen wind ond 
gefahr vberftanden, find die ſchiffe dDurd den wind von 
einander geſchlagen worden, das et ſchiff an dem, dad 


1) Spaniſche Hengfte von Heiner Geftalt, aber mohlproportionirs 
tem Gliederbau. 
1** 


10 Denkwirdigkeiten Hand Chriftoph's von Bernſtein 


anber an einem andern orte anfommen ift. Ich bin im 
anfang gewefen auff bed Oberften ſchiffe, ift ein gut 
{Giff gewefen, mit dem (diffe fein wir fommen erftlicy 
nicht weit von dew Galliot*) vnd an das Konigreich 
Tunis, darnad in bie Infel Matorica, von do aus hat 
ond der Wind geſchlagen in bie Snfel Minorica, dafelbft 
find wir am abend Katharinae mit grofer gefabr in den 
hafen fomen, Dann 6 ift faft ein beſchloßener hafen 
vor felfen, vnd feind etzliche welſche {diffe vor vns an ⸗ 
gelauffen, die ſchiffe zerbrochen, die menſchen iemerlich 
erſoffen. Von do an ſein wir komen faſt an die Inſel 
Sardinien, von do an nicht weit vom Konigreich Hiſpa⸗ 
nien, von bo an wieder heruber nad) dem Konigreich 
Sicilien, von bo an faft bis gar an die Stad Marfitica, 
alba haben Turckiſche galeen gefunden, von do an nicht weit 
von Niſſa und Villa Franca, vnd fein alfo lang vmbher 
Gefaren, Das ons onfer Here Gott viersehen tage vor 
Weihnachten wiedervm in den hafen Wefpecie, da wir 
aud auffgeſeßen, mit onferm ſchiffe gebracht bat. 

Zu Specie fein wir faft alle frand gelegen, Oberfte, 
Hauptleute vnd Knechte, aud) viel geftorben. Alda hat 
ons ber Keifer onfere beſoldung vor voll obn einigen 
abzug vor die Prouiant geben laſſen, vnd dargu einen 
halben monat fold gum abzug, bat vns ancy gnedigft 
abbanden faffen, ond ongemuftert bezalt. Das bat ben 
hauptleuten viel Kronen bracht. Dem Welſchen Kriegs- 
uold bat er cinen diden Pfenning ond nicht mehr geben 
laffen. Die Soldaten aber in Specie haben ons onfer 
Hauptleute einen, Simon Seig genant, ein alter NKriegs- 
man, in einem fermen onter dem thore erfdoffen ond 
geplundert. 


1) Goeletta, der Hafen von Tunis. 


Deakmicdhigheiten Haus Chrifteph’s vou Veruſtein. 11 


Von bo an feind wir ein itzlicher am beften er ger 
fundt, nad) Lande gezogen, Siegemund von Miltitz, 
Matern von Bernftein, mein Vetter, Ich vnd ein guter 
redlicher Landsknecht, Georg God genant, fein von 
Specie auff mercatant ſchifflein die gwolff deutſche mei 
len auff dem waffer bis gen Genua gefahren, aldahin 
am Ghriftage fommen, dafelbft die gelegenhcit gefehen, 
ond von Genua auff efelen durch das Welſche vnd hohe 
ferliche gebirge gezogen auff Safelion*) im Hergogthumb 
Sophoy, von do an nak dem Hergogthumb Meiland 
vad bep Pauia haben wir vns vber dad waffer der Pfaw 
fegen laffen, die Stadt Pauia befehen, alba durd den 
hiergarten, da der Konig in Franckreich gefangen, gee 
zogen, dicfelbigen orte beſichtiget, vnd in die Stad Mei ⸗ 
land gezogen, alda ein tag oder etzlichen ftille gelegen, 
ein wenig gu Rrefften fommen, das ſchlos Meiland in- 
wendig befidtiget, darinnen vns der Spanifde Haupt: 
mann gut gefdirre machen laffen. Gon Meiland nad 
VBrefi2) in dex Venediger Land gezogen, ond gu Breß 
gelegen, alda im ein und ausziehen onfere webren vere 
binden muffen. Gon Breß haben wir uns nad Pes- 
cara®) ond vor Pefcara vber die Etzſche fegen lafen, 
vad feind mit act Klöppern durd die Verner Klaufe 
fommen, ee vns der Venediger wade innen worden. 
Bon bo an auf Pescara, da hebt ſich die Graffſchaft 
Tyrol, ded Keifers Land, wiederumb an, ond dann wies 
der auff riend, ond auff Halle im Inthale, und auff 
SdHwag, do dad filberbergwerg ift, vnd die bergleute 
faren dafelbft das gebirge binauff, wann fic in ſchechten 


1) Savigliano. 
2) Brescia. 
8) Peſchiera. 


1% Deatoebigteiten bans Chtiſtephs ven Berafiein, = 
nach ertz arbeiten. Bon Schwatz auff Kopffſtein, dag 


iſt der dritte ſchluſſel zu dev Graffſchafft Tyrol, da Kei ⸗ 
fer Maximilian der Erſte den Pengenauer hat richten 
laffen. Gon Kopffftein durch das Land gu Beyern heraus 
auff Landshut ond heraus auff Regenfpurg, das ich die 
erfte woche in der Faſten wiederumb gu Here Haubold 
von Breitenbach, Thumherrn gu Wugfpurg ond Ree 
genfpurg, meiner Mutter bruder, fommen bin. Gottlob. 


Kurger ond warhaffter beridt von dem Rriege, 
hen man den Sedhfifhhen oder Deutſchen genant 
vnd Arno 1547 in Döringen ond Meiffen gewe- 


fen, durch Hand Chriftofen von Bernftein gum 


Borten, welder diefen Krieg des mehrer teils 
ſelbſt gefehen vnd dabey gewefen, im felbigen Sar 
mit eigener Hand verfaffet ond auffgezeichnet. 


Als man ſchrieb taufent funffoundert vnd feds ond 
vierzig Sar ift der Schmalfaldife Bund, ond mit ihnen 
Hergog Hans Friederidh, Churfurft gu Sachſen, ond 
Philips, Landgraff gu Heffen, als anhebere diefes fpiels, 
auff gewefen, in diefem namen, als wolt dev Keifer dad 
Guangelium vertreiben, ond die Papifterey auffridten, 
welds fie nidjt haben leiden wollen, ond alfo vermeinet, 
ihren Herren Here Carln von Gendt den Keifer gu vbere 


siehen, ond ihn von feiner maieftdt ond Cron entfegen, . 


fich felbft darauff gu fegen, haben alfo dent Keifer ond 
Konig Ferdinando in Behmen ihre cide ond Pflichte 


Deatwhedigheiten Haus Chriftoph’s vow Verafieia, 18 


auffgeſchrieben, ond ſich ga Felde vor Ingolftat wieder 
den Keifer geleget. 

Auff dis iſt die Römiſche Keiſerliche Maieſtät bewe · 
get worden ond derhalben ſeinem herrn Bruder dem Roe 
nige von Behmen ond Hergog Morigen befoblen, dem 
Churfurſten fein Band cingunemen. 

Derhalben der Konig von Behmen 14 tage nad 
Michaelis mit 20000. gu fuf, 3000. gu roß Behmen 
nd 1500. Huffaren auffgewefen iff, ond mit demfelbigen 
Kriegdyol Herren Sebaftian den alten von der Weit ⸗ 
mule geſchickt, vnd das gange Bogtland bis an Zwickaw 
Laffen einnemen, aud gu Adorff am Stetlein acht fentein 
Landvolck gufampt cinem geſchwader Reuter erbermlichen 
darnieder hauen laſſen. Diefen iammer ond not hat 
Mein Gnediger Here Hergog Morig zuſampt feiner 
Landſchafft gefehen, derhalben S. F. G. gu rath worden, 
vnd einen Landtag gen Kembnig ond hernach gen Freie 
berg beſchrieben, alda mit feiner Landſchafft von diefem 
beratſchlaget, welche im Beſchluß neben M. G. H. dis 
mittel befunden, daé M. G. H. ond neben ibm die Rand- 
ſchafft an den Churfurften, S. C. F. G. Sine ond ihre 
Landſchafften dis geſchrieben, ond fie gum höchſten ers 
mabnet ond gebeten, fie wolten diefe mittel ond wege 

. finden, damit fie mit dev Römiſchen Keiſerlichen vnd 
Koniglichen Maicftat möchten vertragen werden, dann 
M. G. Herven were von dem Keifer aufferleget ond be⸗ 
foblen worden, Er folte neben dem Könige von Behmen 
dem Ghurfurften fein Land einnehmen, ober aber die 
Key. Mat. wolte ihm das feine aud nemen lagen, ond 
derhalben, dieweil feine ©. F. G. wuften, das ſolch Kriegs ⸗ 
voick albereit mit mercklichem verderb vnd ſchaden im 
Lande lege, ſo wolt doch ſeine G. ſeinem ſelbſt, land 
vnd leute zum beſten mitler weil dieſelbigen an M. G. H. 


14 Dentwohabightiten Gand Cheifeys’s von Veraſtein. 


Hertzog Morigen vnd feine Landſchafft -weifen. Es were 
aud) M. G. H. des erbötig, fo bald ſich der Churfurft 
mit dem Reifer vereiniget, fo wolte S. F. G. dem Chur 
farften oder feinen Erben folds fein Rand ohne ſchaden 
einreumen. Dis M. G. H. fampt feiner F. G. gangen. 
Landfchafft gleides vnd freundlidjed erbieten hat bey 
bem Churfurſten fein anſehen haben wollen, fondern 
nod) hoöniſche wort Mt. G. H. entbieten laffen. 

Derhalben damit nun M. G. H. nide neben dem 
Churfurſten vmb Band ond Leute fommen ift, hat S. 
G. Gn. auff befehlich Romiſcher Key. Mat. mit feinem 
SKriegs+ ond Landvolck fic) zum flerdeften gu vnd bei 
Kembuig gefaft gemadt, ond alfo forder mit foldem 
Hauffen vor Swidaw ankommen, damit nidt die Bebe 
men vnd Hußaren fernern ſchaden mit brennen ond ane 
derm dem Lande theten. Atſo da M. G. H. mit feinem 
Keegsvold anfommen ift, fein die Behmen wieder ab- 
gezogen, Ufo hat M. G. H. die 1500. Hußaren bey ſich 
behalten, vnd am Dinſtage vor Martini hat M. G. H. 
Hertzog Moritz die Stad Zwickaw mit zwey geſchwader 
Reuterw berennet ond des andern tages beſchantzet, vnd 
am dritten tage haben ihm die burger auffgegeben. In 
Zwickaw iſt gelegen Herr Hans von Döltzigk mit 3. fen- 
fein knechten, die Hat M. G. Here mit gewebhrier Hand 
abziehen laſſen. Vnd forder hat M. G. H. eingenommen 
die Stad ond Schlos Krimmitzſch 1), dad iſt Herr Hans 
von Weißbachs geweſen. 

Bud foͤrder Haber wh eingenommen die Stad und 
Schlos Midenburg, darauff ift Haubold Pflug gum Stein 
Hauptman gewefen, deégleiden die Stedte Born, Grimma, 
Wurzen, Cilenberg, die Stadt vnd Schlos Torgaw. In 


1) Srimmitſchau. 


Deatwhrdigheiten Hand Chriſtopho von Weraftels. 25 


Sorgaw haben wir niemand funder. Darnad hat M. 
G. H. die Stadt Wittenberg felbft berennet mit fampt 
Hergog Auguſto, ſeinem Herm Brudern, desgleichen 
mit fid) 400. Behmen Spießer gehabt, 500. ſchwarter 
Reuterſchutzen, 1200. Hußaren. Die von Wittenberg 
haben ſprache mit M. G. H. gehalten, zehen tage anſtand 
gebeten, welche ihnen M. G. H. geben bat. 
Von Bittenverg iſt S. FG. nach Torgaw geritten, 
vnd von Torgaw aus haben wir die Stad Dieben 4) 
eingenommen. Gon Dieben gen Brene, von Bren iſt 
, Hergog Morig vnd Hergog Auguſtus nad Halle gezo ⸗ 
gen, ond mit fid) gehabt 500. Pferde ſpieſſer, Meißniſche 
Reuter, Haben eine ſchwartze Fahne gefuret, daruber iſt 
Andres Pflug vom Berge, Hans von Schleinitz daſelbſt 
ond Ernft von Miltig Oberften geweſen, audy 400. Pferde 
Spieſer Behmen, auch 500. ſchutzen ſchwartzer Reuter, 
daruber ift Sdrge von der ..... 9), Sigemund Pflug, 
Wachmeiſter >), Robel*), Kommeßdorff °) Oberften gee 
wefen, aud bat S. F. Gn. mit ſich gehabt 1500. Hufa- 
ten, ift ihr oberfter Gommiffartus ein Deſterreichiſcher 
Herr gewefen. Thut die fumma Reuter 2900, Pferde, 
vnd 30. flude feldgeſchutz, fampt 20. fenlein Randseredy- 
ten, ift Sebaftien von Walwig ihr Oberfer gewefen 
wad Here Otto von Diftaw ift M. G. H. bbetſter Leut · 
nant gewefen, bat itzlicher alle Monat gu befetdamg 
40. thater gehabt. 
Die Stad Halle hat M. G. H. dem Biſchoffe Marg · 
geaſſen Sohan Albrecht aus Branden gehorfam gemacht 


1) Duben. 

2) Ym Original ift diefer Rome unautgefuut geblieben. 
3) Seta v. Altenfehe, genannt Wadtmeifter. 

3 Joachim Mébel. 

5) 2 Bielleigt Dewald v. Grangdorp. 


1G Dextwlirdighstten Hand Cheigoph’s tou Beruſtein 


pnd die Burger haben dem Biſchoffe alles geſchutze mufe 
fen gen Halle auffs ſchlos antworten, darzu bat M. 
G. H. mit fich fechs burger dic gewegenften aus der Stad 
gu geiſeln genommen. 

Border iff M. G. H. auc) Hergog Auguftus wieder 
vor Wittenberg gezogen, vnd die 500. Pferde Meifnis 
ſche Reuter, wir fein gen dee Naumburg gezogen, Here 
Julius Pflug alda gum Biſchoffe eingeſetzt gen Zeitz, fie 
haben ihm aud) die erbholdung gethan. 

Bon dannen fein wir nach Leipzig gezogen, alba bat 
man oné laßen gureiten, vnd alle nacht 10 gl. auffs 
pferd gerechnet. Diefer Mitt hat gewehret 5. woden, 
ond am tage Nicolaj im 46. Sar fein wir wiederomb 
von einander gezogen. 

Vnd nad dicfem ift M. G. H. bie Kundſchafft kom⸗ 
men, das der Churfurft im Land gu Döringen mit ſei⸗ 
nem Kriegévold ankommen iff, ond albereit Sale, Weiſ⸗ 
fenfee, Sachfenburg eingenommen, auch gu Weiſſenſee, 
Ruswurm mit 300. Pferden, 3. fenlein knechten beſtrickt 
ond gefangen, desgleichen Heldrungen eingenommen, ond 
aSge nad Leipzig. Bit M. G. H. mit cile vor Witten 
berg auffgewefen, bat 5. fenlein knecht, vber welde der 
alte Herr von Rodran 4) Oberfter gewefen iff, nad 
Dresden vor die beſatzung geſchickt. Die andern 10. fear 
lein bat ev felbft gen Leipzig in die Stad geleget, alda 
iſt Baftian von Walwig Oberfter gewefen, Chriftoff von 
Ebeleiben 2), Dam Pflug, Wolff von Breitenbach Stad= 
haltere. Hané von Sdinberg von der Neuen forge ift 
fein Gaftians von Walwig Leutenant gewefen. Die 
Hauptleute Hans Wurft zwey fenlein, Hans von Diskaw 


4) Sobdron. 
2) Tbeleben. 


Deatoniebigteiten Gans Cheiteyh’s vow Veruſtein. 17 


zwey fenlein. Pfefferforn ..... 1) der Oberfte 1. fens 
fein, Wachmeiſter 2) 1. fenlein vnd 10. pferde, diefe fein 
in Leipzig in der Befagung gelegen. 

Am Chriftabend ift dee Churfurft vor Leipzig kom ⸗ 
men, bat man die Borftad weg gebrannt, hat er ſich in 
drey hauffen darvor geleget, Sft er der Churfurft mit 
dem einen hauffen auffm Gottesader gelegen, der Graff 
Albrecht von Mansfeld auf der neuen Paftey, der Wile 
helm Tomaßhirn *) bey der Ziegelfdeune, haben alfo 
auff drey orten die Stadt Leipzig hefftig belegert ond 
beſchoſſen, fein einen monat vnd zween tage Daruor gee 
legen, haben mit groffen ftuden bis in die 15000. ſchuſſe 
binein gethan, welde Rugein man funden bat, haben 
die mauern am graben gefprenget, Den graben ausge⸗ 
fillet, den haben die Knecht in Leipzig wieder ausger 
Brennet, hat alfo mit ſchaden ond ſchande vor Leipzig 
muffen abgiehen. Die Zeit aber iff M. G. H. mit ſei⸗ 
nen Reutern gu Freiberg gelegen, ond mit den Huffaren. 
Iſt der Churfurft mit feinen reutern und tnedten nad 
Geiten +) vnd Aldenburg gezogen, alda fille gelegen 
einen Monat. Mitler weile hat M. G. H. dem Keifer 
vmb Hulffe gefdrieben, welder ihm gu Hulffe geſchickt 
hat Marggraff Wibrecht von Anſpach mit 2000. Pferden 
vnd 10. fenlein knechte Die fein anfommen vngefehr 
3. woden vor fasnadt gu Rembnig. Es hat der König 
von Behem gefhidt 8. fenlein Behmen, Daruber ift 
der von Rabenftein Oberfter gewefen, die fein gu Freie 
berg anfommen ond forder gen 3widaw in die befagung, 


1) Buide im Text. Der Dberſte hieß Peter Pfeffertorn. 

2) Georg Wachmeiſter; nidt der obenerwaͤhnte Reiterfiihrer. 
8) Shumshirn. 

4) Geithain, 


18 —Dentwirdigtiten Hané Chriftoph's von Bernftein. 


geleget, Darin ift der von Kreida auch mit 200. Pferden 
gelegen, Onuphrius Kynz mit 1. fenlein knechten, Wolff 
Tieffſteter mit zwey fenlein iſt aud) in Zwickaw gelegen. 

Von Aldenburg Hat der Churfurft den Wilhelm Toe 
maßhirn nad Swidaw gefdidt mit egliden geſchwader 
Reutern und etzlichen fenlein knechten, hat die Stad 
auffgefordert, hat M. G. H. die Vorſtat ond die nechften 
Dirffee laſſen abbrennen. Es hat aber der Churfurft 
Die Verreterey in der Stad gehabt, alfo, er wolte die 
Stad in geheime vberfallen ond auff dem cife die ftad 
anlauffen laffen, fo folten die Burger mit heimlidem 
Feuer den thurm, darinnen fie 60. tonnen Puluer vers 
borgen liegen gebabt, angunden, alfo den thurm ond die 
mauer fprengen. Das haben die gween Hauptleute Kynz 
ond Lieffiteter gemerdt, haben die ſchlachtordenung in 
der Stad gemadht, die burger auffe Rathaus gefordert, 
ond welder nidt onter ihre fenlein gefdworen bat, dent 
Gaben fie mit weib ond tind gur Stad hinaus geiaget, 
haben alfo auff diefen tag den mehren teil burger aus 
dev Stad getrieden. Milhelm Tomaßhirn, ba ibm die⸗ 
fer rand nidt angangen, tft er mit feinen Leuten wiee 
dee abgezogen nad) Aldenburg. Nicht lange darnach ift 
M. G. H. auffgewefen vnd M. G. Herren Hergog Aue 
guftus befoblen, der ift mit 3000. Pferden ond 5. fenlein 
Randstnedhten nad der Mictweide gezogen, dee Marggraff 
mit feinen reutern und knechten fechs fenlein nad) Rodlig, 
bie andern 4. fenlein fein in Zwickaw gelegen. 

Die Beit ift der Konig gen Pirn anfommen mit {eis 
nen Reutern, 2000. Pferden, vnd die Behmen haben 
nicht bey ihm gufegen wollen, fondern fein im Rande 


blieben, haben ihn mit feinem Hoffgefinde, etzlichen Her · : 


ten ond Edelleuten nach Dresden giehen lagen, ift alfo 
gen Dresden anfommen vnd die Beit alda gelegen. 


Dentwirdigheiten Hand Chrifeph's vow Beruſtein. 19 


Vnd an der Mitwode vor der Faßnacht fein wir mits 
Hertzog Augufto sur Mitweide gelegen mit 1000. Pferden 
vnd funff fenlein knechten, vnd haben des andern tages 
nad Döbeln wollen gichen ond M. G. H. Hergog Morig 
ift gu Kembnitz gelegen ond hat bes andern taged gen 
Der Mitweide wollen ziehen, ond am morgen haben wit 
ein ſchieſſen gehiret. Bald hernach iſt ons ein eifend 
geſchrey Fommen, der Churfurft liege vor Rodlig vnd 
ſchieſſe zum Marggraff Albrecht. Alſo ift M. G. H. 
Hertzog Auguſtus mit dem gantzen hauffen vmbgekert 
in meinung den Marggrafen zu entſetzen, vnd als wir 
nur drey Viertel weges von Rochlitz kommen ſein, ſein 
ons etzliche Marggrefiſche Reuter vbel verwundet ents 
gegen Fommen, die haben gefaget, der Churfurft habe 
die Bruden inne, ond der Marggraff fey gefangen. Alſo 
fein wir feithalben nad Kembnitz gezogen ond vnterwe ⸗ 
gens zu M. G. H. Hergog. Morigen fommen, haben 
ihn nicht vber drey Viertel Weges von Rochlitz funden, 
haben -alfo gufamen bracht 9. geſchwader Reuter, 10. fens 
Tein fnechte, 1500. Hufaren, alfo hat M. G. H. forte 
faven vnd ben Marggrafen entfegen wollen, welds ihm 
von des Reifers Commiffarien vnd von dem von Lodran 

vnd Here Otto von Diffaw wiedervaten worden. Sein 
alfo wieder vmbfert mit allem Hauffen vnd nad Freie 
berg gezogen. 

Mad) diefem fein wir bié in funff ober ſechs woden 
in Freiberg gelegen, haben die onfern vnd die ihren auff 
beiden feiten groffen ſchaden gethan, haben die ihren 
Here Bolffen vom Ende RoFbey 1) abgebrennet, dese 
gleichen Rarlewig zwey forwerge gum Kriebeſtein abger 
brennet, vnd von beiden teilen ſehr geplundert. Dis hat 


1) Rodsburg. 


20 — Dentwitebigheiten Hand Chriftoph’s von Beruſtein. 


agewebret bid 14. tage vor Often. Da hat M. G. H. 
Leipzig die Stad mit dem vorigen Kriegsvold beſatzt 
gebabt. In Dresden iſt der von Lodran mit 5. fenlein 
knechten gelegen, ift Here Otto von Diffaw eutnant 
gewefen, ift darin gelegen Georg von Salgburg, Onu- 
phrius King, Vlrich von Miltig, Hauptmann Schaff. 
Dis fein alle Hauptleute gewefen. 

Bu Pirn ift gelegen Wolff Tieffſteter mit 2. fenlein, 
Hauptman Straus, Steffan Meding, itzlicher mit einem 
fenlein. 

Bu Zwickaw ift gelegen der Friedrich Spete von wee 
gen des Keiſers mit 4. fenlein, der von Rabenftein von 
wegen des Königs mit 8. ferlein Behmen, der von 
Schonberg mit 200, Pferden. 

Alfo hat M. G. H. diefe Vier Stedte Leipzig, Dres ⸗ 
den, Zwickaw, Pirn mit Reuter ond knechten beſetzt, 
ond der König fambt M. G. H. ond alle ihren Reutern 
haben ſich ſtillſchweigende auffgemadt ond fein eilend 
vber dad gebirge durd das Land zu Behmen gezogen 
ond fein am grunen Donnerftag gen Eger fommen, alda 
aft der Keifer am Rarfreitage aud) mit feinem Kriegs- 
wold gen Eger anfommen, alda ftille gelegen bis auff 
den Oftermontag. Wom Oftermontage ift der Keifer 
mit allem Hauffen von Eger ausgezogen durchs Land gu 
Franden nach dem Hoffe, denfelbigen eingenommen, vom 
Hoffe gen Adorff, Olenig ond Plauen, dis alles einge- 
nommen, haben die Spanier groffen Sdaden gethan, 
durchaus fo viel im ſtriche geweſen, geplundert, weib 
ond find mit fid) genommen. Von dannen nad) Zwickaw, 
von Zwickaw nad) Glaudaw, gu Glauchaw haben die 
Reuter onuerfehens aus Vnachtſamkeit das ftetlein an: 
gegundet ond den dritten teil verbrennet. Alda haben 
M. G. H. Reuter gewartet, bis ded Keifers Kriegsvold 


Dentwaedigteiten Hand Cheiftoph's bon Bernftrin. 21 


bernad fommen iff, ond am andern Sontage nad Oftern 
Hat fic) der Keifer, König von Behmen, beide Herren 
von Sadfen, sween des Königs fine, zween Hergogen 
von Braunfdhweig, ein Marggraff von Berlin, ein Herhog 
von der Liegnig fampt andern Furften ond Herren mit 
dem Keifer gu felde gelegt, ift der Keifer Oberfter Feld⸗ 
bere, der Signor Duca de Alba des Keifers Oberfter 
Reutenant, vnd dismal ift der Reifer ſtarck gewefen 
8000. deutfder Reuter, 2000, Welſcher Reuter, 1000. 
Portugatefer, 1000. Albaniſcher, 1500. Huffarn, Thut 
13500. Reuter. Bu dem hat ex gehabt 20000. Spanier, 
10. fenlein Landsknecht, thut 45000. knechte. In fumma 
von tage gu tage ift dem Keifer Rriegsvold zugezogen, 
das man in letzlich bid in fiebengig oder mehr taufent 
ſtarck gerechnet bat. 

Vnd von dieſem Lager iſt der Keifer neben Widens 
burg weggezogen, daſſelbige einnemen laßen, vnd hat 
dieſen abend fein lager gen Glanftein 1) geſchlagen, ded 
andern tages nad) Reifnid, ond alfo fort an bis gen 
Hoff 2), da Judas von Schleinig wonet. Wnd den tag 
am freitage, al der Keifer ift gen Hoff fommen, ift der 
Churfurft gu Meiffen auffgewefen, fich gu felde bei Meir 
fin geleget, in ein Dorf heiſt Zeilen, bat binter ibm 
die Brude gu Meißen abgebrennet ond hinter ihm gu 
Meifien gelafen Hern Bernhard ond Wolff von Hirſch⸗ 
feldt, welde des andern tages hernad von M. G. H. 
Gefangen mit dreyen finen ond vor Torgaw ing leger 
fein bradt worden. Vnd am freitage gu nacht bat M. 
G. H. Hergog Morig einen grofen fermen angeridtet 
aus vnbedacht, das er die nacht aus dem Leger ift gee 


1) Gnanbdftcin. 
2) In der Lommatſcher Pflege. 


22 Dentwuͤrdigkeiten Hand Chriftoph's vom Bernftein. 


ritten ond im Wiederreiten auff der Spanier Warhe ger 
ſchoſſen. Diefe nacht ift der Churfurft ienfeit der Cte 
die gange nacht abgezogen vnd auff ben morgen gen 
Mulberg kommen, alda blieben vom freytage gu nacht 
bis anff ben Gontag. Da dieſes dex Keifer in kund⸗ 
ſchafft kommen, ift er vom Hoffe bis an die Elbe gego- 
gen, alda fein leger geſchlagen. Muff den Sontag aber, 
das ift der dritte Sontag nad Often, iff M. G. H. 
Hergog Morig im Vorguge auffgewefen, omb 7. oder 8. 
gegen morgen, ond mit ibm etzliche Hufaren ond leidte 
Pferde, haben faft vber Mulberg einen furt funden, fein 
hindurch geritten, haben geſcharmutzelt. Als dis der 
Keifer vernommen, das der Churfurft nod da fey, ond 
ein furt ift vorhanden, ift der Reifer in eigener Perfon 
mit allen feinen Reutern felbft durch die elbe den furt 
geritten, ond haben alfo dem Churfurften fein Rriegs- 
wold, reuter vnd knechte in die flucht bracht, geſchlagen, 
erwurget vnd ihn letzlich den-alten Churfurſten Johans 
Friedrich vorm Walde gefangen, hat ihn ein Edelmann 
vnter M. G. H. Hertzog Moritz Reutern gefangen, der 
heiſt Tile von Trotaw 7), iſt cin’ Mercker, Hertzogen 
Ernft von Braunfdweig hat gefangen Fabian von 
Schöneich, hat ihm der Keifer hernad 1500. Kronen 
geſchenkt ond ibnen gu Ritter geſchlagen. 

Nach diefem if— der Keifer fampt allem Kriegsvolck 
wieder ober die Bruden gezogen, fein Leger vnter Stre- 
fen geſchlagen, alda die toden vnd gefangenen ond wun: 
den Jaffen verfeben, bat aud) die toden gelen laffen, der 
bis in die 2000. gewefen. Die gefangenen gemeine knechte 
haben mufen verfdweren, wieder den Reifer nicht gu 
dienen im 6. monaten. G8 fein auch zween graffen von 


1) Srotye, * 


Dentwinrdighciten Hans Chrifoph’s vou Verwfisin, 23 


Gleichen gefengen worden. Des Shurfurften eltefter fon 
ift durch den hals gefdhoffen worden. Hans von Poni 
faw, Hand 1) von Sdinberg ond andere mehr die ge 
waltigen fein daruon fommen. Es fein viel vom Abdel 
gefangen wnd von den Welſchen hoch geſchatzt worden. 
Es haben die Welſchen vnd Spanier grofien ſchaden ge: 
than, ond Frauen vnd Jungfrauen ſehr geſchendet, wog · 
gefuhret vnd beraubet, vnd ſonderlich vmb Torgaw, die 
Lochaw, Hertzberg vnd daſelbſt vmb. Da iſt der Keiſer 
mit allem hauffen nach Torgaw gezogen, von Torgaw 
nach Wittenbergk, vnd zwiſchen Torgaw vnd Witten⸗ 
bergk hat der Keiſer ſeinen hauffen geteilet, vnd M. G. 
H. Hertzog Auguſt hat zu ſich genommen alle Reuter 
ond knechte, M. G. H. Hergog Moritz, als 8. fenlein 
knecht, die Baſtian von Walwitz gefuret, 5. fenlein knecht, 
die der von Lodran gefuret, 8. fenlein knecht hat ihm 
der Keiſer zugeben, die hat Hans Walther von Hirnheim 
gefuret, 4. fenlein knecht, die der Spete gefuret, vnd 
6. geſchwader reuter. Mit dieſem Kriegsvold ift Hertzog 
Auguſtus nach der Naumburg gezogen vnd von der 
Naumburg nad) Weinmar durchs Land gu Döringen. 
Zu Weinmar ſein wir ein monat ſtille gelegen, alda ha⸗ 
ben wir großen ſchaden gethan. Die Zeit iſt der Keiſer, 
Konig, Hergog Moritz, Marggraff Joachim von Beane 
denburg vor Wittenberg gelegen, alda, dieweil ſich die 


1) Es tft moͤglich, dap aud ein Hans von Shinberg fid rettete. 
Sahrſcheinlich liegt aber hier cine Verwedfelung mit Molfen ven 
Schoͤnberg zu Shona, des Kurfuͤrſten Feldmarſchall, vor. Diefer 
entfam mit Hanfen von Ponitau, bes Kurfileften Kammerer, trat wie 
Rehterer in des Rurfileften Morig Dienfte und betleidete ſpäter de 
Amtshauptmannfgaft ju Rodlig. Wolf von Saoͤnberg wurde durd 
feinen, aus ber” Ehe mit Anna von Mindmig entfproffenen Sohn 
Gaspar der Stammoater der berühmten feagapfiferen Rinte feines 
Geſchlechtes. 


QA —_Dentwirdighetten Haus Chriftoph’s vou Bernſtein. 


von Bittenberg: haben vernemen laffen, fie woken dem 
Keifer die Stad nicht geben, Hat der Keifer laſſen cin 
offen elt auffſchlagen, darunter einen roten .fammat 
breiten, bat den Churfurften darauff furen laſſen, ond 
den bender mit einem ſchwert Ginder ihm, in meinung, 
fo fern fein Wold dem Keifer die ftat nicht vbergebe, 
folte ihm der Kopff abgehauen werden. Damit nun dis 
vorfommen iff, hat der Konig, M. G. H. vnd der 
Marggraff fampt andern groffen Herren den Keifer 
mit grofer bitte dahin vermocht, das er in diefen Vor: 
trag gewilliget vnd den Churfurften beim leben gelafe 
fen bat. 

Erſtlichen hat der Churfurft ben Keifer vmb Gotted 
willen bitten lafen, ibn gu diefem Vertrag ond genaden 
angunemen, ond reumet dem Keiſer cin die vier feften 
Stedte Wittenberg, Gota, Sonnewalda, Heldrungen, 
left ihm darin alles geſchutz ond Artalarey, reumet ein 
ond vbergibet dad gange land gu Meifien bis an die 
Sala, die gerechtigteit an allen Bergwerden, reumet cin 
ond vbergibet die gange Chur von Sachſen mit allen 
Zugehörungen, reumet ein ond vbergibet dem Könige von 
Behmen alles das Konigs lehn ift gufampt dem gangen 
Bogtlande. Vnd diefer* Churfurft fol feine Kinder nidt 
mebr’ im Land gu Döringen vmb Weinmar behalten, 
ierlichen einkommen 10000. gulden. Es hat aud) der 
Churfurſt bewilliget, dem Keifer 6. Sar nach gu ziehen, 
hat auch desgleichen mußen alle verbundnifie mit Furſten 
ond Stedten aufffdreiben, ond den gefangenen Marge 
graff Whredht von Brandenburg hat er gegen Hergog 
Ernſt von Braunſchweig 108 gegalt, der ift gu Gota gee 
fangen gelegen. Hertzog Ernft von Braunfdweig bat 
gufagen muffen, gr wil fort an wieder den Keifer nicht 
dienen. 





Dentwicdighciten Gand Chriiteph's von Becwfiein. 25 


Gon Mittenberg ift dee Keifer nach Hall gesogen, 
alda ift der Qandgraff auff gnade ond ongnade dem Reis 
fer gu fuß gefallen, ond ſich in feine hand geftalt, bat 
ibn ber Keifer den Duca de Alba auffheben lafen, vnd 
Forder dem Meifter dj Gampo antworten, vnd in fein 
verwabren geben, dev ift der Rey. May. Oberfter Feld⸗ 
marfdalg. Gon Weinmar iſt M. G. H. mit feinen 
reutern ond tnedten nach Gisleben gesogen, alda von 
wegen Key May. das Hauß Manffeld auffgefordert, 
Darauff iff Wolff von Wermßdorff ond Chriftoff Reuter 
gelegen mit 4. fenlein Enedhten, habens von wegen Graff 
Albrechts von Manffeld innegehabt, haben gebeten 
gehen tags frift, wo fern fie nicht entfeget wurden, wole 
ten fie es dem Keifer auffgeben, welds hernach alfo gee 
ſchehen ift. 

Der alte Hergog Heinrich von Braunſchweig ond 
Marggraff Albrecht fein gen Hall gum Keifer fommen. 
Von Heldcungen fein wir mit M. G. H. Hergogen 
Augufto nad) Dresden reuter vnd knechte gezogen. Bu 
Dresden hat man vns galt ond M. G. H. hat von wee 
gen feined Herten Brudern an die Landfdafft Segeret, 
fie wolten mit ibm ing Land gu Behmen, vnd die Beb= 
men auch helffen ftraffen, welchs ſich die Landſchafft be- 
ſchweret, Jedoch letzlich, dieweil M.G.H. dis aus gunſt 
vnd nicht von recht an die Landſchafft begeret, auch deſ⸗ 
ſelben der Landſchafft einen verſigelten Reuers geben, 


fein die Reuter ond knechte mit ihm ins Land gu Beh: 


men gezogen ond von Johannis bis auff Jacobi darin 
gewefen, hat der König die Behmen vmb ihren mut: 
willen aud geftrafft. 
Die Keiferliche Maieftet iſt von Halle aus nad 
Nurnberg gezogen. ond fein Reuter vnd knechte zum teil 
Vil. 2 


2G —_ Dentwhrbigteiten Hans Chrifteph's vow Veraftein. 


zerreiten ond lauffen laßen, ond mit ſich gefangen bin: 
aus gefuret in guter Werwarung Johans Friederiden, 
Hergogen gu Sachfen, den gewefenen Churfurften, vnd 
Pbilipfen, Randgraffen gu Heffen. 

Vnd in kurzen tagen Hernac Hat die Key. Mat. 
allen ftenden bed Reichs einen Reichftag ausgeſchrieben, 
ond M. G. H. hat einen Landtag gu Leipzig gebalten, 
alba die Erbhuldung von de8 gewefenen Churfurften 
Rand vnd der Chur empfangen, ond cin new Regiment 
int Zande auffgerichtet, vnd feine Hoffhaltung nach Tor: 
gar geleget, ond mit 400, Pferden nad Augfpurg auff 
ben Reidhftag gesogen. 

Alſo hat ſich angefangen der Krieg im Land gu 
Meißen 14. tage vor Martini ond geendet auf Johannis 
Baptiftae. 

Der Ulmedhtige, Ewige, Barmbergige Gott wolte 
vns forder vor foldher ftraffe gnediglich bebuten, vnd 
uns erkentnus vnſerer funden ond bifen lebens geben, 
das wit vns exfennen ond froͤmer werden, Wud) auff 
dieſem Reihftag die Roͤmiſche Keyfer> ond Königliche 
Maieſtät ecleuchtet, fampt aller Furften vnd Herren 
Hergen, das fie fort an Gottes wort, die rechte, heilige, 
Chriſtliche Lehr predigen ond lehren laffen, dardurch fie . 
mit vné ond wir mit ibnen alfo femptliden durd Chri 
ſtum Sefum, onfern Seligmader, ſelig werden. Dad 
helffe ond allen Gott der Vater, Gott der Son, Gott 
der heilige Geift, Amen. 


Deatwirbighstten Hand Chrifioyh’s von Beruftein. 27 _ 


Warhafftiger Berit von den Rriegen, weldje 
Hertzog Moris, Churfurſt gu Sadfen, ond Marg- 
Graff Albrecht gu Brandenburg wieder Keifer Carin 
den Funfiten diefes namens, Auch leßlich hochſt⸗ 
gemeldter Churfurft ond der Marggraff vnter eine 
ander felbft gefuret, in weldem lepten Kriege der 
Churfurt gu Sachſen wmbtommen, der Marggraff 
-aber gefdlagen vnd endlid von Land vnd Leuten 
geiaget worden. Welche Kriegesgeſchichte Hans 
Chriſtoff von Bernftein felbft beſchrieben ond auff⸗ 
gezeichnet hat. Geſchehen im Yar 1553. 


Nachdem Marggraff Albrecht yu Brandenburg, der 

im Rand gu Francken gu der Plaßenburg fein Hofflager 
vnd Bande hat, welder ein Gon Marggraff Cafimir’s 
von Anſpach in Franden ift, mit M. G. H. Hergog 
Morigen, dem Shurfurften gu Sachſen, im 1552. Yar, 
als fein geſchworner Eidsruder wider den Röͤmiſchen 
Keifer Carolum den Funfften, cinen Hergog in Oſter ⸗ 
reid, von Magdeburg ausgezogen, ond die beide M. G. 
H. Hergog Morig vnd Marggraff Albrecht ein vorbund= 
niß mit dem Rinige Heinrich von Franckreich gemacht 
wieder den Keifer, im namen, die Deutſche freigeit und 
fibertet gu erhalten, aud) den Randgrafen Philips von 
Hefien, des Churfurften Schweher, den der Keifer gee 
fangen gebalten, ledig gu machen. nd haben alfo den 
Konig zu Frankreich durd) das Land gu Lotringen auff 
Mew, welds dex Frangofe eingenommen ond befagt hat, 
bergefuret, ond an bem Reinftrom nunder burg Deutz ſche 


28 — Deatwirdighciten Hand Chriftoph’s von Gernfiein. 


Land mit gewaltigem hauffen giehen laſſen, bis in des 
Keifer’ Land, dad Hergogthum Lugelburg, dorinne ban 
ber Frangos dem Keifer etzliche Feften mit VWerretherey 
tingenommen ond das and verbrennet. 

Diefer Zeit ift der Keifer vor feine Perfon in der 
Graffſchafft Tyrol gu Infprug gelegen, vnd hat das ger 
birge nad dem Deutfrdlande, als die Ehrenberger Claufe 
bei Fußen ond das ſchloß Kopffſtein an Betern gelegen, 
befegt. 

Sn dem iſt Marggraff Albrecht mit feinen reutern 
vnd knechten in gwangig taufent ftard vor Nurnberg, 
die Reichſſtadt, gezogen, derer von Nurnberg Land, aud 
die zwey Biſchoffthumbe Wiirgburg ond Bamberg ver- 
brand, gebrandfdaget, vnd fie dohin geswungen, dad fie 
ſich feined gefallend mit ihm haben vertragen muſſen. 

In des iff Hergog Morig, der Churfurft, nach 
Augfpurg gezogen, daffelbige eingenommen ond vor Vim 
aud) gezogen, Aber gu Vim sft der Schwebiſche Adel 
gewefen, die haben dem Keifer gum beflen die Stad mit 
gewalt erhalten, das der Churfurfte ond Marggraff 
Albrecht daruor mit fdanden haben abgiehen mufjen. 

Bon Vim iff der Churfurft vor die Ehrenberger 
Glaufe gezogen, darinne Hans Balter von Hirnheim 
mit 12. fenlein landsknechten und 5. fenlein Welſchen 
gelegen. Diefe Claufe hat der Churfurft mit ſeinem 
Kriegsvold mit gewalt eingenommen, dem Keifer fein 
Volck erſtochen, zutrennet ond gefangen, ond forder nad 
Inſprug gezogen. Als aber der Keifer mit allen den 
feinen von Snfprug weg gewefen, ift der Churfurſt wie: 
der ombgeferet, bat gu Snfprug nidt ſchaden thun laſ ⸗ 
fen, dieweil daffelbige Land nicht des Keiſers, fondern 
des Koniges von Vngern ond Behmen, Konig Ferdi ⸗ 
nandes ift, Was aber die Keiferifden von gerete vnd 





Dentwirbigteiten baus Chrifoph’s von Veruſtein. 20 


anbderm gu Infprug gelaffen, dis bat der Churfurft 
nemen ond fic) darein fein Hoffgefinde ond reuter teilen 
laffen. on do an ift der Churfurft mit feinen Reutern 
ond Knechten wiederumb nad) Augfpurg gesogen ond 
hat Pfalegraff Otto Heinrichen wiederumb gen Neuburg 
in fein Rand cingefegt, desgleichen dem von Heide? 
Graff Hanfen feine Herſchafft aud cingegeben vnd 
Pfaltzgraff Ott Heinrich ift diefelbige Zeit gu Augfpurg 
Stadhalter gemacht worden. 

Won do an ift der Churfurft ond Marggraff Albrecht 
beide mit ihrem Kriegsvolde nad Brandfurt an den 
Main verrudt, darin ift Here Conrad von Honftein, cin 
Heffe, mit 20. fenlein knechten ond mit 1000. Pferden 
wegen des Reifers gelegen. Aber die beide Herren haben 
Franckfurt belegert, Conrad von Honftein hat fid) als 
ein ebrlider Kriegsmann mit fdarmugeln vnd ſchießen 
gebalten, aud) ben Jungen Hergog von Medelburg, 
Meines G. H. Ohmen, Hergog Albrechts von Merkel 
burgs fon, daruor erſchoſſen. 

In dem hat der Römuſche König Ferdinandus, der 
Pfaltzgraff, der Hergog von VBeiern vnd andere Furften 
ond Herren fid in den Handel geſchlagen ond den R= 
mifden Keifer Carolum, ded Koönigs Bruder, mit dem 
Ghurfurften, Marggraffen vnd dem Reid) vertragen, 
darauff der Reifer den Landgrauen hat los gegeben auf 
genugfame verfiderung, vnd den alten Ghurfurften 
Johan Friederiden aud. 

Alſo iſt Hergog Morig, der Churfurft, mit feinen 
Reutern ond Knechten bis in 15000, ftard abgezogen, 
vnd hat in dem Vortrage gewilliget, dem Roͤmiſchen 
Rinige wieder den Turden auff feine eigene vnkoſten 
10000. man drey monat im felde gu furen vnd gu bale 
ten, das er dann auch gethan. Vnd hat von Dona: 


20 = -Dentwirdigteiten Hans Chriftoph's vow Beruftein. 


egewebret bis 14. tage vor Oftern. Da hat M. G. H. 
Reipzig die Stad mit dem vorigen Kriegsvolck befagt 
gebabt. In Dresden iſt der von Lodran mit 5. fenlein 
knechten gelegen, ift Here Otto von Diffaw eutnant 
gewefen, ift darin gelegen Georg von Salgburg, Onu- 
phrius King, Vlrich von Miltig, Hauptmann Schaff. 
Dis fein alle Hauptleute gewefen. 

Qu Pirn ift gelegen Wolff Tieffſteter mit 2. fenlein, 
Hauptman Straus, Steffan Meding, iglider mit einem 
fenlein, 

Qu Zwickaw iſt gelegen der Friedrich) Spete von wee 
gen des Keiſers mit 4. fenlein, der von Rabenftein von 
wegen ded Rinigé mit 8. fenlein Behmen, der von 
Sthonberg mit 200. Pferden. 

Alfo hat M. G. H. dieſe Vier Stedte Leipzig, Dred: 
“den, 3widaw, Pirn mit Reuter ond knechten befest, 
ond der König fambt M. G. H. ond alle ihren Reutern 
haben fic) ſtillſchweigende auffgemadt ond fein eilend 
ober bad gebirge durd das Land zu Behmen gezogen 
ond fein am grunen Donnerftag gen Eger kommen, alda 
tft der Keifer am Rarfreitage auch mit feinem Kriegs⸗ 
vold gen Eger anfommen, alda ftille gelegen bis auff 
den Oftermontag. Bom Oftermontage ift der Keifer 
mit allem Hauffen von Eger ausgezogen durchs Land gu 
Francken nach dem Hoffe, denfelbigen eingenommen, vom 
Hoffe gen Adorff, Olsnig ond Plauen, dis alles einge⸗ 
nommen, baben die Spanier groffen Sdaden gethan, 
durchaus fo viel im ftridje gewefen, geplundert, weib 
ond find mit fid) genommten. Bon dannen nach Zwickaw, 
von Zwidaw nad) Glaudaw, ju Glauchaw haben die 
Reuter vnuerſehens aus Vnachtſamkeit das ftetlein an: 
gegundet ond den dritten teil verbrennet. Alda haben 
M. G. H. Reuter gewartet, bis des Keifers Kriegsvolck 


Dentwhrdigteiten Hand Chriftoph's von Veruſtein. 21 


hernach fommen ift, ond am andern Sontage nad Oftern 
bat fic) der Keifer, König von Behmen, beide Herren 
von Sadfen, sween des Königs fine, gween Hergogen 
von Braunfdweig, ein Marggraff von Berlin, ein Hergog 
von der Riegnig fampt andern Furſten ond Herren mit 
dem Reifer gu felde gelegt, ift der Keifer Oberfter Feld⸗ 
bere, der Signor Duca de Alba des Keifers Oberfter 
Reutenant, ond dismal ift der Keifer ftard gewefen 
8000. deutfder Reuter, 2000. Welſcher Reuter, 1000. 
Portugalefer, 1000. Albaniſcher, 1500. Huffarn, Shut 
13500. Reuter. Bu dem hat ex gehabt 20000. Spanier, 
10. fenlein Landsknecht, thut 45000. knechte. In fumma 
von tage gu tage ift dem Keifer Kriegsvolck gugesogen, 
das man in leglidy bis in ſiebenzig oder mehr taufent 
flard geredynet Gat. 

Vnd von diefem Lager ift der Keifer neben Alden⸗ 
burg weggesogen, daffelbige einnemen laßen, ond bat 
diefen abend fein lager gen Glanftein 4) geſchlagen, ded 
andern tages nad) Reifnid, ond alfo fort an bis gen 
Hoff 2), da Sudas von Schleinitz wonet. Vnd den tag 
amt freitage, als der Keifer ift gen Hoff fommen, iſt der 
Churfurft gu Meiffen auffgewefen, fid) gu felde bei Mei 
fien geleget, in ein Dorf heiſt ellen, hat binter ihm 
die Brude gu Meifen abgebrennet ond hinter ihm gu 
Meißen gelafen Hern Bernhard ond Wolff von Hirfd- 
feldt, weldje ded andern tages bernad von M. G. H. 
gefangen mit dreyen ſönen vnd vor Torgaw ing leger 
fein bradt worden. Gnd am freitage gu nacht hat M. 
G. H. Hergog Morig einen grofen fermen angeridtet 
aus vnbedacht, das ex die nacht aus dem Leger ift ge 


1) Gnandftcin. 
2) In der Lommatſqcher Pflege. 


22 Deatwiicdigheiten Hand Cheiftoph's vom Werwftein. 


ritten ond im Wiederreiten auff der Spanier Wache gee 
fdoffen. Diefe nacht ift der Churfurft ienfeit der Eibe 
die gange nacht abgesogen ond auff den morgen gen 
Mulberg fommen, alda blieben vom freytage gu nacht 
bis auff den Sontag. Da dieſes dex Keifer in kund⸗ 
ſchafft fommen, ift ec vom Hoffe bis an die Elbe gezo⸗ 
gen, alda fein leger geſchlagen. Auff den Sontag aber, 
das ift der dritte Sontag nach Oftern, ift M. G. H. 
Hergog Morig im Vorzuge auffgewefen, vmb 7. oder 8. 
gegen morgen, ond mit ihm etzliche Hufaren ond leichte 
Pferde, haben faft vber Mulberg einen furt funden, fein 
hindurch geritten, haben gefdarmugelt. Als did der 
Keifer vernommen, das der Churfurft nod da fey, ond 
ein furt ift vorhanden, iff der Reifer in cigener Perfon 
mit allen feinen Reutern ſelbſt durch die elbe den furt 
gtritten, ond haben alfo dem Churfurften fein Kriegs⸗ 
wold, reuter ond knechte in die fludt bracht, geſchlagen, 
erwurget vnd ign letzlich den-alten Churfurften Johans 
Friedrich vorm Walde gefangen, hat ihn cin Edelmann 
vnter M. G. H. Hergog Morig Reutern gefangen, der 
heiſt Tile von Trotaw 1), ift ein’ Merder, Hergogen 
Ernft von Braunfdweig hat gefangen Fabian von 
Schöneich, hat ihm der Keifer hernad 1500. Kronen 
geſchenkt ond ihnen gu Ritter geſchlagen. 

Mach diefem iſt dev Keifer fampt allem Kriegsvold 
wieder vber die Bruden gezogen, fein eger onter Stre- 
len geſchlagen, alda die toden ond gefangenen ond wun: 
ben laffen verfeben, bat aud) die toden zelen laffen, der 
bié in bie 2000. gewefen. Die gefangenen gemeine knechte 
haben mußen verfhweren, wieder den Keifer nidt gu 
Dienen in 6. monaten. Es fein auch gween graffen von 


1) Brotha, * 


Deatodrdighiten Hand Chrifteyh’s vou Verwfisin, 25 


leiden gefangen worden. Ded Shurfurften lteter fon 
ift durch den hals gefdoffen worden. Gane von Ponie 
faw, Hand+) von Sdinberg ond andere mehr die ge 
woaltigen fein Daruon fommen. Es fein viel vom Adel 
gefangen vnd von den Welſchen hoch geſchatzt worden. 
Es haben die Welſchen vnd Spanier großen ſchaden gee 
than, ond Frauen vnd Jungfrauen ſehr geſchendet, wege 
gefuhret vnd beraubet, vnd ſonderlich vmb Torgaw, die 
Lochaw, Hertzberg vnd daſelbſt vmb. Da iſt der Keiſer 
mit allem hauffen nach Torgaw gezogen, von Torgaw 
nach Wittenbergk, ond zwiſchen Torgaw ond Wittens 
bergk hat der Keiſer ſeinen hauffen geteilet, vnd M. G. 
H. Hertzog Auguſt hat zu ſich genommen alle Reuter 
ond knechte, M. G. H. Hertzog Moritz, als 8. fenlein 
knecht, die Baſtian von Walwitz gefuret, 5. fenlein knecht, 
die der von Lodran gefuret, 8. fenlein knecht hat ihm 
der Keiſer zugeben, die hat Hans Walther von Hirnheim 
gefuret, 4. fenlein knecht, die der Spete gefuret, vnd 
6. geſchwader reuter. Mit dieſem Kriegsvold ift Hertzog 
Auguſtus nach der Naumburg gezogen vnd von der 
Naumburg nach Weinmar durchs and gu Déringen. 
Zu Weinmar fein wir ein monat ſtille gelegen, alda ha 
ben wir großen ſchaden gethan. ‘Die Zeit iſt der Keiſer, 
Konig, Hertzog Moritz, Marggraff Joachim vor Bran: 
denburg vor Wittenberg gelegen, alda, dieweil ſich die 


1) Ge iſt moͤglich, daß aud ein Hans von Sdinberg fich rettete. 
BWabcfheintid. liegt aber pier cine Verwedfelung mit Rolfen ven 
Sdhinberg ju Shona, deb Kurfürſten Feldmarfchali, vor. Diefer 
entfam mit Hanfen von Ponitau, des Kurfilrften Kdmmerer, trat wie 
Mehterer in des Kucfileften Morit Dienfte wad Getleidete ſpäter die 
‘Amtohauptmannfdaft zu Rodlit. Wolf von Sddaberg wurde durd 
feinen, aus ber’ Ehe mit Anna von Mindwi§ entfproffenen Sohn 
Gaspar der Stammvater der berühmten feagasfiftven Rinie feines 
Geſchlechtes. 


24 Denkwurbigkeiten Hans Chriftoph's vou Beruſtein. 


von Wittenberg: haben vernemen laffen, fie wollen dem 
Keifer die Stad nicht geben, hat der Keifer laſſen ein 
offen Belt auffſchlagen, darunter einen roten .fammat 
breiten, bat den Churfurften darauff furen laſſen, ond 
ben bender mit einem ſchwert ginder ibm, in meinung, 
fo fern fein Gold dem Keifer die flat nicht vbergede, 
folte ihm der Kopff abgehauen werden. Damit nun dié 
vorfommen ift, hat der Konig, Mt. G. H. vnd der 
Marggraff fampt andern groffen Herren den Keifer 
mit grofer bitte dabin vermodt, das er in dieſen Bore 
trag gewilliget vnd den Churfurften beim leben gelaſ⸗ 
fen bat. 

Erſtlichen hat der Churfurft den Keifer vmb Gottes 
willen bitten lafen, ign gu diefem Bertrag ond genaden 
angunemen, vnd reumet dem Keifer ein die vier feften 
Stedte Wittenberg, Gota, Sonnewalda, Heldrungen, 
left ibm darin alles geſchutz vnd Artalarey, reumet ein 
ond vbergibet das gange Land gu Meifien bis an die 
Sala, die gerechtigheit an allen Bergwerden, reumet ein 
ond vbergibet die gange Chur von Sadfen mit allen 
Zugehörungen, reumet ein ond vbergibet dem Rdnige von 
Behmen alles das Konigs lehn ift gufampt dem gangen 
Vogtlande. Vnd diefer*Churfurft fol feine Kinder nicht 
mehr’ im Land gu Diringen vinb Weinmar behalten, 
ierlichen einkommen 10000. gulden. Es hat auch dev 
Churfurſt bewilliget, dem Keifer 6. Jar nach gu giehen, 
hat auch desgleichen mufen alle verbundnife mit Furften 
ond Stedten aufffdreiben, ond den gefangenen Marge 
graff Albrecht von Brandenburg hat er gegen Hergog 
Ernſt von Braunſchweig los gezalt, der ift zu Gota gee 
fangen gelegen. Hergog Ernft von Braunſchweig hat 
gufagen muffen, er wil fort an wieder den Keifer nicht 
dienen. 


aoe ee tg α -α 


Denlwůrdigleiten Hand Cheifteyh's von Berwfieie. 25 


Gon Wittenberg ift der Keifer nad Hall gegogen, 
alda ift der Landgraff auff gnade ond ongnade bem Kei ⸗ 
fer gu foß gefallen, ond fich in feine hand geftalt, bat 
ihn der Keifer den Duca de Alba auffheben lagen, vnd 
forder dem Meifter dj Gampo antworten, ond in fein 
verwahren geben, der ift der Rey. May. Oberfter Feld⸗ 
marſchalg. Gon Weinmar iff M. G. H. mit feinen 
reutern ond fnedten nach Gisleben gesogen, alda von 
wegen Key: May. dab Hauß Manffeld auffgefordert, 
darauff iff Wolff von Wermßdorff ond Chriftoff Reuter 
gelegen mit 4. fenlein knechten, habens von wegen Graff 
Albrechts von Manffeld innegehabt, haben gebeten 
gehen tags frift, wo fern fie nicht entfeget wurden, wol · 
ten fie es dem Reifer auffgeben, welds hernach alfo gee 
ſchehen iff. 

Der alte Hergog Heinrid) von Braunſchweig vnd 
Marggralf Albrecht fein gen Hall gum Keiſer fommen. 
Von Heldrungen fein wir mit M. G. H. Hergogen 
Augufto nad) Dresden reuter ond knechte gezogen. Bu 
Dresden hat man ons galt ond M. G. H. hat von wee 
gen {eines Herren Brudern an die Landſchafft begeret, 
fie wolten mit im iné Land zu Behmen, vnd die Beh: 
men aud) helffen ftvaffen, welds ſich die Landſchafft be- 
ſchweret, Jedoch letzlich, dieweil M. G. H. dié aus gunft 
vnd nicht von recht an die Landſchafft begeret, auch deſ⸗ 
ſelben der Landſchafft einen verfigelten Reuers geben, 
‘fein die Reuter ond knechte mit ihm ins Land gu Beh: 
men gegogen vnd von Johannis bid auff Jacobi darin 
gewefen, bat der König die Behmen vmb ihren mut 
willen aud geftrafft. 

Die Keiferliche Maieſtet iſt von Halle aus nad 
Nurnberg gezogen. vnd fein Reuter ond U zum teil 

VII. 


2G Dentwirdigteiten Gand Chriftay’s vow Deruſtein. 


zerreiten ond lauffen lagen, und mit fid) gefangen bin: 
aus gefuret in guter Werwarung Johans Friederiden, 
Hergogen gu Sachſen, den gewefenen Churfurften, ond 
Pbilipfen, Landgraffen gu Heffen. 

Vnd in kurzen tagen hernach hat die Key. Mat. 
allen ftenden deb Reichs einen Reichſtag ausgeſchrieben, 
ond M. G. H. hat einen Landtag gu Leipzig gehalten, 
alba die Erbhulbung von de8 gewefenen Churfurften 
Rand vnd der Chur empfangen, ond cin new Regiment 
int Bande auffgerichtet, ond feine Hoffhaltung nad Tor: 
gaw geleget, ond mit 400, Pferden nach Augfpurg auf 
ben Reidhftag gezogen. 

Alfo hat fid angefangen der Krieg im Rand gu 
Meifien 14. tage vor Martini vnd geendet auf Johannis 
Baptiftae. 

Der Ulmedtige, Ewige, Barmbergige Gott wolte 
vns forder vor folder ftraffe gnediglich bebuten, vnd 
und erkentnus onferer funden ond bifen lebens geben, 
bas wir vns erfennen vnd frömer werden, Wud) auff 
dieſem Reichſtag die Römiſche Keyfers ond Riniglide 
Maieſtät erleuchtet, fampt aller Furſten vnd Herren 
Hertzen, das ſie fort an Gottes wort, die rechte, heilige, 
Chriſtliche Lehr predigen vnd lehren laſſen, dardurch ſie 
mit vns ond wir mit ihnen alſo ſemptlichen durch Chri ⸗ 
ſtum Jeſum, vnſern Seligmacher, ſelig werden. Das 
helffe vns allen Gott der Vater, Gott der Son, Gott 
der heilige Geiſt, Amen. 


Dentwirdigteiten Hans Chriftoyh's von Berafteia. 27 _ 


Barhafftiger Bericht von den Kriegen, welde 
Herpog Moris, Churfurſt gu Sadfen, ond Marg- 
Graff Albrecht gu Brandenburg wieder Keifer Carln 
den Funfiten diefes namens, Auch leßlich hochſt⸗ 
gemeldter Churfurſt vnd der Marggraff vnter ein⸗ 
ander ſelbſt gefuret, in welchem letzten Kriege der 
Churfurſt zu Sachſen vmbkommen, der Marggraff 
aber geſchlagen vnd endlich von Land vnd Leuten 
geiaget worden. Welche Kriegesgeſchichte Hans 
Chriſtoff von Bernſtein ſelbſt beſchrieben vnd auff⸗ 
gezeichnet hat. Geſchehen im Yar 1553. 


Nachdem Marggraff Albrecht gu Brandenburg, der 
im Land zu Francken zu der Plaßenburg ſein Hofflager 
vnd Lande hat, welcher ein Son Marggraff Caſimir's 
von Anſpach in Francken iſt, mit M. G. H. Hertzog 
Moritzen, dem Churfurſten zu Sachſen, im 1562. Jar, 
als ſein geſchworner Cidbruder wider den Römiſchen 
Keifer Carolum den Funfften, einen Hertzog in Oftere 
reich, von Magdeburg ausgezogen, vnd die beide M. G. 
H. Hertzog Moritz vnd Marggraff Albrecht ein vorbund⸗ 
niß mit dem Könige Heinrich von Franckreich gemacht 
wieder den Keiſer, im namen, die Deutſche freiheit vnd 
lübertet gu erhalten, aud) den Landgrafen Philips von 
Heſſen, des Churfurſten Schweher, den der Keifer ge 
fangen gehalten, ledig zu machen. Vnd haben alſo den 
Konig zu Frankreich durch das Land zu Lotringen auff 
Metz, welchs der Frantzoſe eingenommen vnd beſatzt hat, 
hergefuret, vnd an dem Reinſtrom nunder iad Deutzzſche 


28 —Dentwicdighiten Hand Chriftoph’s von Bernfiein. 


Land mit gewaltigem hauffen giehen laſſen, bis in ded 
Keiſers Land, das Hergogthum Lugelburg, dorinne dan 
der Frangos dem Keifer eblide Feften mit Verretherey 
tingenommen ond bag Land verbrennet. 

Diefer Zeit iff der Keifer vor feine Perfon in der 
Graffſchafft Tyrol gu Inſprug gelegen, ond hat das gee 
birge nad dem Deutfdlande, alé bie Ehrenberger Claufe 
bei Fußen vnd dad ſchloß Kopffſtein an Beiern gelegen, 
beſetzt. 

In dem iſt Marggraff Albrecht mit ſeinen reutern 
vnd knechten in zwanzig tauſent ſtarck vor Nurnberg, 
die Reichſſtadt, gezogen, derer von Nurnberg Land, auch 
die zwey Biſchoffthumbe Würtzburg ond Bamberg ver- 
brand, gebrandfdaget, vnd fie dohin geswungen, das fie 
fic) feined gefallend mit ihm haben vertragen muffen. 

Sn des iff Hergog Moritz, der Churfurft, nad 
Augfpurg gezogen, daffelbige eingenommen vnd vor Vlm 
aud gezogen, Aber gu Vim sft der Schwebiſche Adel 
gewefen, die haben dem Keifer gum beſten die Stad mit 
gewalt erhalten, das der Churfurfte ond Marggraff 
Albrecht daruor mit ſchanden haben abgiehen muffen. 

Bon Vim iſt dec Churfurf— vor die Ehrenberger 
Glaufe gezogen, darinne Hans Walter von Hirnheim 
mit 12. fenlein landstnedten und 5. fenlein Welſchen 
gelegen. Diefe Claufe hat der Churfurft mit feinem 
Kriegsvold mit gewalt eingenommen, dem Keifer fein 
Bold erſtochen, gutrennet vnd gefangen, vnd forder nach 
Snfprug gezogen. Als aber der Keifer mit allen den 
feinen von Snfprug weg gewefen, ift der Churfurft wie: 
der ombgeferet, hat gu Snfprug nidt fdaden thun laſ ⸗ 
fen, dieweil daffelbige Rand nicht des Reifers, fondern 
des Koniges von Vngern ond Behmen, Konig Ferdi- 
nandes ift, Was aber die Keiferifdyen von gerete ond 





Denhodebigheiten Hans Chriftoyh’s von Beraftein. 29 


anderm gu Infprug gelafien, dis bat ber Churfurft 
nemen vnd fic) darein fein Hoffgefinde und reuter teilen 
laffen. Bon do an tft dev Churfurft mit feinen Reutern 
ond Knechten wiederumb nad) Augfpurg gesogen ond 
bat Pfalegraff Otto Heinrichen wiederumb gen Meuburg 
in fein Rand eingefegt, desgleichen dem von Heide 
Graff Hanfen feine Herſchafft auc eingegeben vnd 
Pfaltzgraff Ott Heinrich ift diefelbige Zeit gu Augſpurg 
Stadhalter gemacht worden. 

Gon bo an ift der Churfurft vnd Marggraff Albrecht 
beide mit ihrem Kriegsvolcke nach Frandfurt an den 
Main verrudt, darin ift Herr Conrad von Honftein, ein 
Heffe, mit 20. fenlein knechten vnd mit 1000. Pferden 
wegen ded Reiferd gelegen. Wber die beide Herren haben 
Frandfurt belegert, Conrad von Honftein hat ſich als 
ein ehrlider Kriegsmann mit fdarmugeln vnd ſchießen 
gebalten, aud den Sungen Hergog von Mecelburg, 
Meines G. H. Ohmen, Hergog Albrechts von Meckel ⸗ 
burgs fon, daruor erfdjoffen. 

Qn dem hat der Römiſche König Ferdinandus, der 
Pfalggraff, der Hertzog von Beiern ond andere Furften 
vnd Herren fic in den Handel gefdlagen ond den Rö—⸗ 
miſchen Keifer Carolum, des Koͤnigs Bruder, mit dem 
Churfurften, Marggraffen vnd dem Reich verteagen, 
darauff der Reifer den Landgrauen hat los gegeben auff 
genugfame verfiderung, ond den alten Ghurfurften 
Johan Friederiden auch. 

Alfo iſt Hergog Morig, der Churfurft, mit feinen 
Reutern ond Knedten bis in 15000. ſtarck abgesogen, 
ond bat in dem Vortrage gewilliget, dem Roͤmiſchen 
Koönige wieder den Turcken auff feine eigene vnkoſten 
10000, man drey monat im febde gu furen ond gu bale 
ten, das er dann aud gethan. Vnd hat vo Dona: 


80 Dentwiirbigheiten Hand Chriftoyh's vou Berufiris. 


werda, ba ber Bertrag auffgeridtet ond gemacht wor 
den, fein Kriegsvolck von Frandfurt abgefuret ond gu 
Donawerda auff bie Donaw gefegt ond nad Vngern 
furen laffen. Alda feiner Zuſage nacfommen, vnd die ⸗ 
weil er in Vngern gelegen, hat er mit ſeinem Kriegs ⸗ 
vold dem Ronige gum beften die Stad Rab befeftigen 
taſſen. J 

Marggraff Albrecht aber hat den auffgerichteten Bere 
trag nicht annemen wollen, ond bat mit dem Reiffen- 
berger, der 10. fenlein Knecte meinem G. Hern bem 
Ghurfurften gefuret, ond cin Oberfter daruber gewefen ift, 
fo viel practicivet, bas er mit feinen Knechten M. G. H. 
aus dem Felde entgogen ond vber den Rein fommen iſt, 
ond Marggraff Albrecht hat meinem G. Herrn viel böſer 
wort vnd briefe nachgeſchrieben, das ex nicht bey Ihm 
blieben ift, ond fic) vertragen laſſen. 

Von Frandfurt hat. Marggraff Albrecht absiehen 
muffen, vnd im abgiehen bat ihm Conrad von Honftein 
fein geſchutze nemen laſſen. Won Frandfurt ift der 
Marggraff den Mein nunder bis gen Meing gezogen, 
ond alda Meing, Speier ond rier, alle drey Biſchoff 
thume ſchendlich verwuftet, geplundert, gebrandſchatzt, 
gebrandt, die Stad Oppenheim, das Schloß gu Meing 
vnd die Rirden ben Thum ſchendlichen verwuftet, sere 
tiffen, verbrennet ond gufprenget, alfo in allen ftifften 
bis an Gln graufamen fdaden vnd iranney gee 
trieben. 

In des Hat fid) der gemeldte Keifer Carl mit einer 
groffen Zal Reuter ond Knechten auffgemadt, wiederum 
gen Snfprud durd die Graffſchafft Tyrol gesogen vnd 
Augfpurg wiederumb cingenommen. Won Augipurg ins 
Elſas ond gen Strafburg, vnd gu Strafburg in die 
Firdjen gesogen, ond darnach aus der firden gu Straß ⸗ 





Dentwirdigteiten Hens Chriftoph's von Berafieix. 81 


Surg mit alle feinem Kriegsvolcke vber den Rein vnd 
nach Mey gezogen, vnd diefelbige Stad Meg, darinne 
14. Franzöſiſche Herren ond Furften bis in die 40000. 
ftard gelegen, belegert. 

Qn ded ift Marggraff Albrecht bis in die 20000. 
ober mehr ſtarck nad Franckreich gezogen vnd bis gen 
Niclas Pfort kommen. Dieweil aber zu der itzigen Zeit 
die Cardinal ond Geiſtlichen in Franckreich viel ands 
innenhaben, aud) faft das Regiment, welde alle gehoret, 
aud gum teil gefehen, mit was Tyranney ond gewalt 
der Marggraff mit ben deugfden Pfaffen ond geifeliden 
vmbgangen, haben Sie ihm in Franckreich mit feinem 
Kriegsvolcke gu ziehen nidt vertrauen wollen, ond haben 
ihm den Paß durch Mes in Frankreich gu Fommen nicht 
wollen vergunnen, ond haben Ihn bey einem Monat 
an der grenge liegen laſſen. Sind mit den Practiten 
vmbgangen, das fie fein Kriegsvolck eingeln von Som 
abwendig madjen vnd ing Rand bringen, bas er mufte 
Haugen bleiben ond mit fdanden abgiehen. Haben ders 
halben Ihm nod feinem Kriegsvold bei gweyen monaten 
feine befolbung geben. Es iſt auch alfo in feinem Ree 
giment von Ihm gezogen der Reiffenberger ond in Frank: 
reid) fommen. Als aber der Marggraff den anſchlag 
vermerdet, bat er feine eit erſehen und auf einen tag 
etwan mit 1500. Pferden dreyen Franzoͤſiſchen Herren im 
felbe fargebalten, welche an der greng mit 3000. Pferden 
Frangofen gelegen, vnd auff die Knedte, fo vom Marg: 
graffen in Frankreich gelauffen, acht gehabt, damit die 
felbigen vorm Marggraffen gefdugt ond von Ihnen 
der Cron Frandreid gu gue angenommen worden. Mit 
denfelbigen Herren vnd Ihren Reutern Hat der Marg: 
Graff troffen, fie in die fludt geſchlagen, vnd die gefan= 
genen mit, fic) gefubret. 


32 Denlwirdigkeiten Hans Chrifteph's von Beraftein. 


Nachmals, ba folds dev Keifer, der vor Mes gee 
legen, evfure, bat er Marggraffen Albrecht fampt alle 
feinem Kriegsvolck gu genaden auffgenommen, Ihm die 
befolbung, fo ex ond die feinen beim Könige verdienet, 
die er ihm ift ſchuldig blieben, begalet. Alſo ift der 
Marggraff wieder von dem Könige in Frandreid) gum 
Keifer fommen, vnd hat die Stad Metz heffen bela 
gern. Soldhs iff geſchehen im Michaelismonde des 
1552. Jars. 

Dieweil aber das fterben dem Keifer ift onter fein 
Kriegsvolck fommen, das ihm vor Mek bey 30000. man 
am ſchelme geftorben, ift er vor Meg abgezogen nach 
dem Miederlande, ond fein Winterlager gu Bruffel ge⸗ 
alten. Im abjuge iff der Landgraff von Leuchtenberg, 
der beim Marggraffen gewefen, ond cin junger Bunaw 
von Dreffig 2) erſchoſſen worden. 

Vnd dieweil der Marggraff in dem Reich eine ſolche 
verwuftung angerichtet, ond mit dem Frantzoſen ond 
Keifer gu handeln hat, haben die Stad Nurnberg vnd 
die beide Biſchoffthume Bamberg ond Wureburg ihre 
Land ond Stedte, die Ihnen ber Marggraff genommen, 
wiederumb eingenommen vnd befegt. Golds hat der 
Marggraff nicht wollen leiden, ond den Biſchoffen ge 
ſchrieben, Sie folten ihm die eingereumeten Zande vnd 
Stedte abtreten, auch fid) darumb mit ihm vertragen, 
Wo nicht, fo wolte ev fie mit dem ſchwert zwingen. 
Hierauff die Biſchoffe, aud) Nurnberg zur antwort ger 
geben, dad fie bie Römiſche Keiſerliche Maieſtät bet ver ⸗ 
lierung der Lehen mandiret ond ihnen befolen bette, ihr 
Rand, fouiel einem Jeden guftendig, cingunemen. Go 
bette er es ihnen guuor mit gewalt genommen, darumb 


1) Droyſig. 





Dentwhrdigtelten Haws Chrifteph's vox Veruſtein. 38 


wolten fle das Ihre behalten. Darauff hat fic) der 
Marggraff den winter vber wider die Biſchoffe geruftet. 
Wiewol nun durd den König von Behmen, ben Pfalg- 
graff Griebderidh, Churfuriten, Hergog Morigen gu Sache 
fen, Churfurften, den Hergogen von Gulich, Beyern, 
Wirtemberg ond andere Furften des Römiſchen Reichs, 
Geiſtliche ond Weltlide, viel Vnterhandelungen erſtlich 
au Egra vnd darnad gu Heidelberg, da bis in funff 
gehen Deutſcher Furften gewefen fein, ond dermaffen in 
Der ſachen gehandelt, das die -von Nurnberg ond die 
Biſchoffe Bamberg ond Wurzburg dem Marggraffen 
geben folten die beften zwey Ampte, fo im Stifft weren, 
ond dargu 400000. guider, damit feined gefallens gu 
gebrauden, damit diefe feindſchafften, Serruttungen ond 
Verwuftungen Deutſcher Nation möchten auffgehoben 
ond beigelegt werden. Solchs alles hat der Marggraff 
nidt annemen wollen, ift alfo aus dem Bertrage nidts 
worden. Hierauff haben fie ſich bald in ber Faſten ond 
vmb die Often, der Marggraff, die von Nurnberg 
vnd die Biſchoffe gegen einander geruftet ond gu felbe 
gezogen. 

Alſo hat. fics zugetragen, das auff einen tag der 
Marggraff mit feinen Leuten vnd die Biſchoffe vnd die 
von Nurnberg mit ihren Leuten auff einander geſtoſſen, 
hat der Marggraff denen von Nurnberg ond den Bir 
ſchoffen gwo fanen Reuter ond 6. fenlein Landsknechte 
abgeſchlagen ond fie in die flucht gebracht. Als folds 
geſchehen, ift er fortgefahren vnd hat Bamberg cinger 
nommen, geplunbdert, die Kirchen gufprenget, das ſchlos 
dabey im andeen fturm gewonnen, funff Pfaffen gum 
fenfter ausgehangen, das ſchloß gurfprenget, die Stad 
Fordeim vnd Hirſchaw mit menſchen ond viehe vere 
rennet ond alle thore zugemacht, das tein, menfd bat 

: ge 


G4 — Denlwiirdigheiten Hand Chriſtoph s vou Beruficin. 


dauon fommen fonnen, ond darnach beide Stiffte Bame 
berg vnd Wurtzburg geplundert, gebrandt und gebrand- 
ſchatzt, dad gu erbarmen iſt. Als folds das Reich vnd 
der Kinig vnd Churfurften gefehen, haben, fie durd das 
Cammergerichte aus befehlich des Keiſers fid) gufammen 
verbunden vnd die Bundsverwandten den Biſchoffen 
Hulffe geſchickt, cin iglidver feine angal, da hat M. G. 
H. Hergog Morig, dex Churfurft, geben fenlein knecht 
vnd ein taufent Pferde mit dem von Heide, als Ober- 
ften, ond mit dem iefffteter, als der Landsknechte 
Oberſten, onter welchem Bernhard von Hirſchfeld, mein 
Schwager, als ein Landknecht gelegen iff. Dieſe alle 
find im Stifft Fulda auff Pfingſten gemuftert vnd dem 
Biſchoffe au Hulff geſchickt. Desgleichen haben andere 
Herren aud gethan, G8 ift aud GHergog Philippus 
Magnus, ein Gon Hergog Heinrichs gu Wolffenbuttel, 
mit 3000, Pferden vnd 10000, Knechten den Biſchoffen 
au Hulffe fommen. 

Als aber Marggraff Albrecht der gewalt vermerdt, 
hat ev die Stad Sdweinfurt mit neun fenlein knechten 
befegt, ond ift mit 1500. Pferden vnd 500. Haden: 
ſchutzen vber den Döringer Wald gesogen ond in des 
von Sdwargburgs Land gwo meilen von Erifurd gu 
Arnftad anfommen. Er hat aber nichts gethan, fondern 
alles begalet, vnd von bannen durd das Land gu Dix 
ringen auff die Sacdfenburg ond durch Artern, dev 
Graffen von Mansfeld Land, bis gen Halberftad gezogen. 
Solhs iſt geſchehen ungeferlich den adjten oder neunten 
tag bed Bradmonaté diefes 53. Sars. 

Bu Halberftad hat ex vber zwo nacht nicht gelegen, 
bat Shm die Stad 20000, gulden gu Brandſchatzung 
gegeben. Bon do on nah Braunſchweig ond in Hertzog 
Ericht von Braunſchweig, vnfers Herren Sd wagers, 





Dentwhcdighiten Gant Chrifteyh's von Berafiets, 8 


Rand gezogen, In cine Stad Hannouer genant, vnd fic 
alba geſtercket. 

Mls aber M. G. H. Hertzog Morig, der Churfurft, 
folds erfaren, ift ex alsbald mit felnem Hoffgefiude bis 
in die 500. ftard, darunter bey 80. edellente geweſen, 
gen Merfeburg ond Halle vercudt, vnd alsbald gurud 
den Herren ond Edelleuten der Lande Meiffen, Doringen 
vnd der Chur gu Sachſen geſchrieben, das ein iglider 
mit eigenem Leibe bei verlierung feiner Lehen auff den 
Dienflag vor With, dad waer der neunde tag des Drach ⸗ 
monats, in die Stadt Ofdhag anfommen folte, wie er 
Ihm gu dienen fhuldig, Da er auch mehr Pferde Fonte 
aufforingen, fol im folds an feinen Pflidtigen Dienſten 
nicht nadhteilig fein, vnd ſich bieran nidts, dann Gottes- 
gewalt verhindern laffen. 

Dieweil ader Hans von Wurgewitz gu Groffen Sedelig 
am reiffen, ond id wegen des falles, den ich vmb Mare 
tint diefes 52. Jars gu Otterwiſch gethan, von wegen 
des ſchwindels im Kopffe vnd meiner bdfen beine nidt 
fort fommen koͤnte, haben wir durch einen eigenen boten 
ſolchs feiner Churfurſtlichen Gnaden gen Rorthaufen ins 
Rager vermeldet, gleichfals der Regierung den Rethen 
folds angeseiget, damit feine Churf. G. nidt darfur 
achten folten, wit wurden fonften auffen blieben. Ich 
habe aber feiner Churf. G. drey gerufteter Pferde gue 
geſchickt, Wiewohl ich nicht mehr dann mit zwey Pferden 
gu dienen ſchuldig. 

Es hat aber der Churfurft in einem monbden in die 
act taufent gerufter Pferde ond 10000. guter Lands · 
knechte zuſammen bracht, Dann Hergog Heinrich vow 
Braunſchweig mit 7000. Knechten vnd 4000. Pferden 
gu ibm ſampt zweyen ſonen kommen iſt, Alſo iſt mein 
G. H. vnd Hertzog Heinrich von Braunſchweig mit 


36 Deukwhrhighsiten end Chriftoph’s von Beru ſein 


zweyen Ssnen ond Ihrem Kriegsvolck auff Halle, auff 
Halberftad, auff Sangerhaufen durd Duringen ins Sand 
gu Sachfen gezogen, vnd fein vor Braunſchweig die Stad 
vbergezogen. Es ift aber onter wegen der Furfte von 
Plauen wegen ded Römiſchen vnd Behmiſchen Königs 
zu dem Churfurſten gen Northauſen kommen, Aldo hat 
der Konig ond von ſeinet wegen der Furſte von Plawen 
ond vnſer gnedigiter Herr Hergog Morig, der Churfurfte 
gu Sachſen, ſampt denfelbigen bundsverwandten Marge 
graffen Albrechten vnd feinen helffern abgefaget, ond dene 
felbigen abfagebrieff in den Druck gehen laßen, vnd fole 
gende gwo meifen von Hannouer in Hergog Erichs von 
Braunſchweigs Land an der Quneburger Heide den Sone 
tag vor Margareta, welder war der ander tag ded Heue 
monats, vmb gwey vbr nach mittage iff M. G. H. 
Hergog Morig, der Churfurft, vnd Hergog Heinrich 
von Braunfdweig mit feinen Sönen ond ihrem Kriegs- 
volck auff den Marggraffen Albrechten ond fein Kriegs⸗ 
vold geftoffen, der bey ihm gehabt-bat bey 4000. Pferde 
vnd 15000. Knechte. Solchs fol geſchehen feyn bey 
einem Teiche an einem Mohre, da der Marggraff in fei- 
nem Vorteil gehalten. Alda hat M. G. H. der Chure 
furſt den Marggraffen angegriffen in feinem Vorteil, ebe 
Dann M. G. H. Knechte dagu kommen fein, vnd hart mit 
den reutern an ibnen gefagt, ond ibn mit Gottes Hulffe 
geſchlagen, feine reuter vnd aud feine Knechte. Diefe 
ſchlacht hat gewebret von zwey abn nad mittage bis gar 
in die nacht, ongeferliden 6. ftunden. Der Marggraff ift 
Perfonliden etwan mit 1000. Pferden daruon fommen, 
dann die nacht ift vor der hand gewefen. Auff der Malftad 
ift beiderfeig blieben 5000. menſchen fod, vnd 5000. fands- 
knechte fein gefangen worden, ond haben geſchworen, in 
etzlichen monaten, wieder dad Reich niche gu dienen. 





Denbolchigheiten Hans Cheieyh's ven Mervfieis, 37 


Dem Marggraffen fein fa alle fetne befehlichsleute 
gefdofien vnd vmbbracht worden, ond der Marggraff 
ift durch einen arm gefdoffen worden. Claus Berner 
ift gefangen worden, vnd in Hergog Heinrichs hende 
fommen, Otto Kundiger ift cin Fenrid bey dem Marg: 
gtaffen gewefen, der ift erftocen worden, ond fonften 
ſehr viel befehlichsleute ond vom Abel erſchoſſen vnd er- 
wurget, derer namen man nidt kennet. 

Vnfers teils ift leider gefhoffen worden M. G. H. 
Hertzog Morig der Churfurft, das ex am Dienftage hers 
nad), das ift der vierde tag ded Heumonats auff ber 
Wahlſtad im gezelt auff den morgen frue am Dienflage ~ 
geftorben ift, dem der barmbergige Gott wolte guedig 
fein, dann er iff Gott lob Chriftliden, bededtig ond wol 
geftorben, hat allen feinen feinden vergeben, aud ein 
Chriſtliches Teſtament verordenet, ond darauff den Leib 
vnd blut Chriſti nach Chriſti einſetzung genommen, von 
dem alten Hofe Prediger Herr Johannes Weiſſenberger 
gu Meiſſen, ond iſt alfo in Doctor Johan Neffen, ſei⸗ 
nes eibargtes, armen in Gott verfdhieden. . 

Mehr. fein tod blieben Hergog .Carl Victor vnd 
Hergog Philip Magnus, beide Sine Hergog Heinvichs 
von Braunſchweig, Item der Hergog von Luneburg, 
der die Hofefane gefuret, ift hart gefdoffen. Item cin 
Graff von Beichlingen, der die Doringer fane gefuret, 
ift tod blicben, Stem Midel von Schleinitz, Dig von 
Haugwig, Cafpar von Miltig, Nickel Grenfing, Nickel 
von Techwitz feind alsbalb tod blieben. Stem Baftian 
von Walwig, Hans von Diffaw, Rudolff von Bunaw, 
zween Heinrid) von Bunaw gu Oreffig. ond auff dem 
Weißenſtein >), Dietrich von Schönberg gu Zſchochaw, 


1) Beſenſtein. 


38 Dentwhrbigtetten Gans Chriftoph's von Veruſtein 


Bbrg BVitzthum, Ernft von Starſchedel, Georg von Schoͤn ⸗ 
feld von Wada *), Hans von Miltig von Batzdorf, der 
Reuffe von Plauen, Seidelig ond andere mehr vom Adel 
ſehr viel, das man ihrer fieben wagen vol wund aus bem 
lager gefuret bat, fein barte gefdjoffen und verwundet 
worden. 

Alſo hat fid) diefer Bug geendet. Sein vber die 
Meißniſche Fahne Befehlichsleute gewefen Baſtian von 
Balwig, Here Otto von Diffaw, Heinrich von Bunaw 
auff Weifenftein ond Wolff von Sdhinberg gu Maren 
Hat die fane gefurt. Vber die Diringer fane ift gewefen 
Wolff Koller, Heinrich von Bunaw gu Dreffig, Jorge 
Vigthum von Cdftedt vnd der Graff Seliger darnach 
Marſchalg hat die fane gefurt. 

Vnſern Herrn den Churfurften haben die Vande mit 
Groffer trauer gen Sreiberg in Meiffen gefuret, vnd alda 
in die Thumkirchen begraben, vnd vber fein grab die 
fanen, die man dem feinde genommen, halb geftedt, die 
anbern fanen hat Hergog Heinrich von Braunſchweig 
bebalten. 

Vnd von vnferm Geſchlechte von Beruftein iff die 
fen Zug feiner mit gewefen, dann Vetter Haubold gu 
Ottendorff, dem ift fein Pferd erſtochen worden, er ift 
aber Gott lob obne ſchaden daruon kommen. Mit ibm 
fein denfelbigen Zugk gewefen meine Knechte ond Wolff 
von Rotwerndorff dafelbft. Sonſten ift vnfer feiner mit 
gewefen, aud diefen vrfadjen, Magnus mein bruder ond 
Ich fein beide den Sommer krand gelegen. So if— Bete 
ter Hans von Gernftein in der Regierung Hoffrath gee 
wefen, der dienet mrit einem Pferde, Heimich von Berne 
ftein, fein Bruder, dienct auch mit cinem Pferde, der if 


1) Wachau. 


Dentwirdigheiten Hand Chrifteph’s von Beraficix. 39 


nicht daheim gewefen, die haben iglider ein Pferd gee 
fdidt. So darff Walsig, Walter ond Matern gebrudere 
von Bernftein feiner mit feinem Pferde dienen, dann fle 
fein frey. Vnd diefer rite hat von anfang bis gum ende 
ſechs wodjen gewebret, ift alfo in einer furgen eit grof: 
fee ſchade geſchehen. Vnd auff Faßnachten im 52. Jahr 
zog vnſer Herr vnd Marggraff Albrecht aus mit einander 
als Eidbrudere aus Ihrem Lande, vnd itzund auff Jacobi 
im 53. Jahr ligt vnſer Herr vnter der Erden, vnd haben 
die bruderſchafft leider vbel ausgeteilet. 

Dieweil dann vnſer Herr tod iſt vnd keine manliche 
Erben hinter Ihm gelaſſen, Sein alle dieſe Lande 
Hertzogen Auguſto, nunmals Churfurſten, angeſtorben, 
welder gu dem mahl im Konigreich Dennemarck mit ſei ⸗ 
nem Gemahl bey König Chriſtiano, einem gebornen 
Hertzogen von Holftein, -gewefen iſt, denn er deſſelbigen 
Königs tochter gu einem gemahl gehabt. Deme haben 
die Rethe vnd Landſchafften geſchrieben, das er kommen 
ſol, vnd als ein Herr vnd Erbe die Lande einnehmen. 
Der Almechtige Gott helffe Ihm glucklichen vnd ſeliglichen 
herauſſer vnd gebe Ihm ſeinen heiligen geiſt, das er mit 
klugheit, weißheit vnd vorſtande ſein Land Chriſtlichen, 
ſeliglichen vnd ehrlichen regiere vnd beſchutze, das helffe 
Ihm vnſer lieber Herr Jeſus Chriſtus, Amen, Amen. 


I. Gin Jacobaͤer. 


Theophilus Jacobaãer war der Sohn eines würtembergi · 
ſchen Geiſtlichen, der, nachdem er 55 Jahre im Amte gee 
ſtanden, durch die Wirren der Beit noch ind Gril getries 
ben wurde, in dem er im 88. Lebensjahre geftorben ift. 
Sein genannter Sohn hatte ein Unterkommen in Pirna 
gefunden und lebte dafelbft, als Apotheler, Sechſer und 
Steuereinnehmer, in achtharen Verbaltniffen. Seinen 
Dank bewies ex der neuen Heimat bei einem Vorgange, 
ber den ex felbft Folgendes beridtet bat: 

„Als An. 1639 die Schweden die Stadt Pirna 
innen batten, die Chur⸗Sächſiſchen Trouppen aber von 
aufen ber um die Stadt herum lagen, und jene zur Ueber- 
gabe der Stadt ndthigen wolten, fo war ber Tag ſchon 
gefeget, die Stunde beniemet, und die Brenner waren 
commandiret, bas Feuer-Gerathe war allbereit veranftal- 
tet, und der Trommelſchlag folte nur geſchehen; fo that 
id) neben andern etlichen Herren, und überbliebenen Biire 
gern, dem General-Felb-Marfdall Bannern bei ber Pforte 
am BWaffer-Raften noc einen Fußfall, und bat, die Stadt 
mit Grand gu verfdonen. Da er uné nun auf den 
Knien liegende alfo anvedete und fagte: Wir folten uns 
paden; wolte unfer Landes-Fürſt dee Stadt nicht ver- 
ſchonen, und und herauffer fengen, warum nicht er als 


Gin Jacobéer. 41 


ein Soldat und Feind dieſes thun folte? Da ftand id 
auf von meinen Rnien, und rief laut: Ey haben wir 
bier keine Barmherzigkeit, fo wird uns Gott gnädig feyn 
und die Tyrannen ftirgen. Da wendete ſich Banner 
gorniglidh gegen mid) um, und drobete mir mit feinem 
Stabe. Rachdem nun bierauf faft alles Vol aus der 
Stadt hinweg gefliichtet, und über bas Wafer war, fo 
blieb id) nod) in meinem Haufe, und raͤumte, wegen ber 
FZeuers · Gefahr, mein nod) übriges in Keller. Mitten in 
folder Urbeit fchidet ber Oberfte, Samuel Oefterling, 
als welder nidt allein bisher mit feinem Regimente in 
hieſiger Beſatzung gelegen, fondern aud) von feinem 
General, Sen Brand der Stadt gu vollgiehen, beordert 
war, einen andern Pirnfden Mann gu mir, und lief 
melden, daß id) auf cin nothwendiges Wort alfobald zu 
ihm fommen foll. Anfänglich ſchlug ich es ab. Wein 
auf nodmaligeds Berlangen, daß mir und der gangen 
Stadt daran gelegen ware, fo vergaß ich das meinige, 
und ging an den verborgenen Ort, den er mir hatte 
beniemen laſſen, und ba ſprach er: Mic jammert der 
armen Stadt, daß fie ganglid fol ruiniret werden, 
madet euch bod) alfobalb auf gu der Ghurfiirftl. Frau 
Bittwe 1) nad ichtenburg, und bringet ciligft eine 
Intercession aué fir die arme Stadt. Da antwortete 
id und fagte: Ba Here Obrifter, ihr wollt mid aud 
aus der Stadt von den Meinigen vollends bringen, wie 
bie andern Birger. Außer dem bin id) müde (nemlich 
wegen des Raumens) und Fann nicht fortfomnten. 


1) @8 ift die Witwe Kurfürſt Ghriftian’s 11. gemeint, Hedwig 
(geb. 5. Aug. 1581, verm. 30. Aug, 1596, Witme 23. Juni 1611, 
t 26. Nov. 1641), dee Koͤnigs —* IL. vor Dénemarf und ber 
Sophie von Medlenburg jingfte Sodter. 


a2 Gin Jacobéer. 


Darauf fagte ex: Ich will euch mein Pferd geben, daß 
iby reiten fonnet, und follt ihr es and) gu Tode reiten. 
Da merdte ih, daß es Ernft fey, und fprach: St <6 
fein rechter Grnft, fo fomme er mit mir auf eine Site, 
daß wir recht mit einander reden. Dieß geſchahe, und 
id verlangte vor ihm, daß er mir bier unter freiem 
Himmel cinen Eyd ſchwören folte, dergleichen ich auch 
thun wolte, und das thate wir beyde. Ueber dieſes 
begebrte ich cin würckliches Zeichen von ihm; darauf 
gab er mir feinen PetfchiersRing vom Finger, und fagte: 
Ich folte ihn ja nicht anfteden, fondern heimlich vers 
bergen, daß et nicht etwa in feiner Qeute Hinde fommen 
und ibm grofe Gefabr bringen möchte, welded ich auch 
alfobald in feinem Beyfeyn that. Darauf lies er mir 
fein Pferd vorziehen, legte felber die Piftolen in bie 
Halftern, und id fegte mid) im Namen GOttes auf, 
und: ließ mich mit dem Pferde über die Elbe führen. 
Darauf fieng es an ftard gu regnen, ich aber nahm dod 
meinen Hut ab und bat meinen GOtt herglich, er wolle 
Glück gu meinem Vornehmen geben, und ſprach: Rieder 
GHtt, iff dic mit meinem Blut gedient, gur Rettung 
biefer armen Stadt, fo gebe id) meinen Halé gerne Her. 
Und fo ritte id) fort. Unter einem Dorffe traf id den 
Cantor und nod einen Birger von Pirna an, die bat 
ich, fie folten zurücke fehren, und, daß id) nach Dreßden 
wolte, meinen Weib und Kindern 4) fagen, und fie alle 


1) Gr mar alfo fo eilig abgereift, daß er felbft diefen nidts wiſſen 
laffen. Seine Frau hieß übrlgens Anna Am Ende. Sein ditefter Sohn, 
M. Daniel (Johann?) Reinhard Jacobaͤer, der gu jener Zeit in Wits 
tenberg fludirte, 1641 aber Informator bei einem ſchwediſchen Obrift- 
lieutenant Hand v. Jurges wurde, iſt nachmals (1653) Paftor in Sanda 
und 1663 Diafonus in Pirna geworden und hat mit gwet Frauen 
1G Kinder erzeugt. Gin anderer Sohn, Johaun Heinrich, ward Maths: 


ix Sacobier, ; 68 


fleifig beten Gelffen, und gab ihnen gwey Gitronen, die 
idy noch im Keller brig behalten hatte, die folten fie 
meiner Frau bringen. Ws id) nach Loſchwitz tam, wolte 
mid niemand: iiberfegen, weil es bey hoher Straffe vers 
bothen, und in folder Finfternif mir aud tein Bote den 
Weg weifen wolfe, bis ich einem Bauer-Jungen einen 
gangen Thaler gab, und dargu in Dresden cin paar 
Schuhe verfprad. Da id) auf den Berg fam, ſo kamen 
zwey Compagnien Dragoner, die umvingten mid, nabe 
men mith als einen Spion gefangen; ich aber verlangte, 
fie folten, mid) zu ihrem commandirenden Officier fuh ⸗ 
ren, und da fie fagten, es fey Rittmelfter Junghans, da 
fprad ih: Gy den fenn id) wohl, und er mid aud, 
ich bin ein redlicher Mann. Der Rittmeifter Harte die 
feb alles in der Nahe, und fagte: Ja ich habe euch wohl 
gefannt, ihe feyd cin ehrlicher Mann gewefen, ich weiß 
aber nit, ob ihr es nod feyd, ihr kommt von unferm 
Feinde. Da ih ihn nun hörte reden, fo bath ich ihn: 
Er folte mit mir auf die Seite reiten, fo wolte ich ibm 
meine Gerrichtung fagen. Wein ex wolte nicht trauen, 
da ich dod) weder Biichfe nod) Degen hatte ), fondern 
ließ bey einem Dragoner an der Lunte cin Wachs-Lidt 
angiinden, und beſahe mid) wobl, und cilte mit mir bey 
ſeits. Db ich ihm nun gleich meine Abſicht entdedt hatte, 
fo fprad) ex doch: Ihr feyd mein Gefangener, und weil 


bere und Steuereinnehmer in Pirna, + 1695, und von deffen Soͤhnen 
ward Giner, Dr. Andreas Jacober (+1719), Stadtphyficus in Pirna, 
ein Anderer, M. Heinrich Jacobder, Paftor in Ottendorf. Der Lestere, 
der am 5. Jan, 1722 im Beideftuhl am Blutfturge ftarb, ward der 
Bater ded Profeffors an der Mitterakaremie ju St.s Petersburg , Karl 
Heincid, und deb leipziget Buddrucers und Budhindlers Friedrid 
Gotthold Yacobéer. 


1) Aber dod die Piftoten. 


44 Gin Jacobier. 


ihr nad Dreßden gedentet, fo will ich euch mit vier Reue 
tern und einem Wachmeiſter dabin fenden. Um 10. Ube 
deb Nachts famen wir nad Wht» Drefden 4), und id 
mußte abermal ded Feindes und meinen Vorfag melden. 
Als nun der Obrifte Schlieben diefes von der Stadt 
Pirna hirte, ſchrieb er alfobald ein Hein Zeddlein, und 
ſchickte es im Poft: Kaſten über die Bride’, wo es bine 
gebirte. Bald fam bie Ordre: Man folte mid cito 
einlaffen, und ba id) unter das Haupt-Thor fam, ftand 
unter andern der Stadt-Hauptmann Wallwitz da, welder 
mein guter Freund und Bruder war, der freuete ſich meiner, 
und fagte: Wenn ich nur nidt als cin Spion ausgegoe 
gen ware, fo ware es ihm hertzlich lieb, lief wieder bine 
ter mir gumaden, und führte mid gum Churfiirften. 
Diefer empfierg mid gnadigft und fragte: Wie ſteht es 
droben? Darauf antwortete ich: O wie freuet fic) mein 
Here, daß Ew. Churfürſtl. Durchl. friſch und gefund 
ich wieder fehen fol, welded id) nimmermehr geglaubt, 
weil mir die Schweden gar offt ben Zod gedrobet, barum, 
daß id) ihnen die Wahrheit gar unerſchrocken gefagt; 
Und fo ftehet es droben, gnadigfter Churfürſt und Serr, 
fie find Willens, die Stadt gu verlaffen, jedoch guvor 
in Brand gu fteden. Da fragte der Herr, wober ih 
bas wiſſe? Da fagte ich: Sie haben Thürme, Saltz ⸗ 
Haus und viele andere Häuſer mit Bier Faffern voll 
Stroh und Pech Krangen angefiillet, die Stadt Mauern 
demoliren fie jegt, und im Abzuge foll der volle Brand 
erfolgen und fo und fo bat mir der Obrifte Oefterling 
gefagt. Hier ift das Pfand von feiner Hand und Finger, 
und übergab dem Churfiirften den Ring, unten aber 
ſtehet dad Pferd. Da ſprach der Churfiirft: Warum 


1) Go Hief damals die jetige Neuftadt. 


Gin Jacobier. “6 


thut der Obrifte Oefterling diefes? Da fagte ih, dad 
weif id) nicht, vielleicht gedendet er, weil ex cin Landes · 
Sind ift, dadurd) Dero Gnade wiederum gu erlangen. 
Run, ſprach der Churfürſt, er fol einen gnadigen Herrn 
an mir baben. Ich aber fagte: Run fo bitte ich um 
die Barmbergigheit GOttes willen, Sie wollen dod etwa 
durd hohe weiblide Gand nur ein Wort abgeben Laffen, 
zweiffle nicht, wenn es geſchehe von der Chur-Pringeffin 
Sr. Magdalene Sibyllen 4), welche wegen des Hauſes 
Brandenburg mit dem Konig von Schweden verwandt 
ift, GOtt wird Gnade geben, daß wir und unfere Kinder 
und Kindes · Kinder fie als Mutter, und Erhalterin der 
armen Stadt werden preifen miiffen. Rach woblgepfio- 
genem Rath (ohngeachtet etliche diefen Rathſchlag were 
werffen wollten) ward alles gar glücklich erhalten. Der 
Churfürſt gieng felbft bey einer Wacdhs- Fadel in der 
Chur · Prinzeſſin Gemach, trug ihr das Werck felber fiir, 
und fie unterſchrieb einen in Gil geſtellten Brief willig, 
und eiligft. Den brathte mir dex Churfürſt ſelbſt, wünſchte 
mir Olid auf den Weg, und ordnete mix wiederum - 
etliche Reuter aus der Veftung gu, und id) ward früh 
zwiſchen 4 und 5 Ube durch das Shor über der Brücken 
herausgelaffen. Da es Zag ward, kehrten die Dreßdeni ⸗ 
ſchen Reuter wiederum guriid, und id fam endlich 
glüůcklich nad Ropig (diefed ift ein über der Elbe in 
Pirna eingepfarrtes Dorf), da mein Weib, Kind und 
viel andere meiner warteten, und denen id) auf die 
Frage, was id) Gutes mitbrachte, zuſchrie: Alles Gures, 


1) Geb. 1. Rov. 1612, eine Todter des Markgrafen Chriftian 
von Brandenburg sBairenth, am 13. Nov. 1638 mit dem damaligen 
SKurpringen, nadberigen SKurfirften Johann Georg Ml. verméslt, 
+ W. Marz 1687. Sie war Gefdwiftertind mit dem Bater der 
Gemablin Guftan Arolf's. 


46 Gin Jacobaͤer. 


aes Gutes, dem Höchſten fey Dank gefagt! Ich wolte 
fiber dad Waſſer in die Stadt. Wein Fein Kahn und 
fein Mann war da, fondern ein Junge fam mit einem 
Fiſcher · Kahnlein, das wolte ich brauchen, und das Pferd 
beyher ſchwimmen laſſen. Allein, da wir vom Lande war 
ten, fam ein barter Mirbels Wind, und das Pferd rif, 
ba fprad id): Ich Habe mein Leben gewagt, und unter 
Feuer und Feinden erhalten, alles wohl ausgeridtet, und 
foll jego erſauffen? Jedoch auf mein Zufdreyen kriegte 
id aus der Pofte (welches abermal cin nüchſtgelegenes 
Dorf ift bey Piena über der Elbe) ein groß Gefäß, und 
fam in einer halben Stunde glücklich über. Ob ich nun 
wol ſehr miide war, fo mußte id bod nebft Herr Johann 
Kadnern, Bornehmen des Rathés, und Herr D. Gottfried 
Hangfdhmann nod auf die Zehiſt (welches abermal nabe 
bey Pirna ein Dorf ift) und dem General Banner den 
Brief ſelbſt übergeben. Als diefer den Brief mit Be 
ſtürtzung gelefen, fprad) er: Biſt du der Reichtfertige 
der das Werd getrieben hat und fagte weiter braufende: 
Bey dem Commanbdanten in der Stadt folten wir Ant- 
wort haben. Gin gefangener Obrift-Rieutenant, Vitz ⸗ 
thum, gieng mit Herr D. Hangfdymann, und Herr Kad ⸗ 
netn, ein wenig voran weg nad der Stadt gu, und da 
ich Diefen folgete, fam ein Page inter uns her gelauffen, 
und ſchrie: Der den Brief gebracht, follte wieder gum 
General fommen. Da fagte in dem Umbehren der ge- 
fangene Vigthum: Mid dauert der redliche Mann, denn 
id habe gebirt, daß er im ſchwarzen Regifter bey dem 
General fey, weil er harte Reden geführt x. Allein der 
General fragte mid nur um Dreßdniſche Sachen, was 
für Bold, wieviel um und in der Weftung x. darauf 
ich immer geantwortet: ich wüſte es nicht. Nach unferer 
Zurückkunft in die Stadt gingen wir zum Commandanten 


Gin Jacobier. 47 


Isbitzky, ber trank mit feinen Officieren und andern das 
Valet, und fagte zu mir und gu den übrigen: Ihr leicht- 
fertigen Reute feyd nicht werth, daß ihr einen folden 
guten Accord befommt, ihr feyd aber dod nicht gar 
durch, id muß aud) meine Gebiihren, gum wenigften 
4 ober 5000 Reichsthaler haben fiir ben Brand, und drei 
Gloden gehiren meine, da will ich dich (hiermit meinte 
ex mich) mit wegführen, und nod) ein paar reiche Gee 
feflen darzu, gehe du nidt weg, bis id Burgemeifter 
Bernern und Burgemeifter Rafffen gefunden habe, da 
folt ihr nicht 08 fommen, bis ihr mir einen Wechſel 
nad Hamburg werdet gemacht haben, wil auch alfobald 
einen Corporal und zehen Mousquetiers fdiden, und 
fie ſuchen laffen. Darauf fagte ih: Here Obvifter, aft 
ex fie mit Soldaten fuchen, fo ift es umfonft, fie find 
verkrochen, ich will fie holen, und mit guten Worten here 
bringen. Darauf trund er mir ein groß Glaß gu, und 
mepnte, er hatte fie fchon gewif. Id) gieng weg, foll 
aber nod) wiederfommen, und ſchlich gu dem Obriſten 
Defterling, und melbete ihm meine glückliche Verridtung. 
Diefer freuete fic), und hatte eben die Ordre des Abzugs 
befommen, die er alfobald vollzog, und herumſchlagen 
fief, daß bei Leib · und Lebens · Straffe ſich Fein Schwede 
fanger in der Stadt halten ſolte, und muſte alſo aud 
diefer Feind, Jebigty, mit fort. Dee Obrifte Defterling 
fagte noch: Beil fie dod, nad) SoldatensManier, die 
Thürme, das Salg- Haus und ihre andern Poften, ans 
brennen wiirden, fo folten wir fleifig loͤſchen, daß dad 
Feuer nidt weiter rif, welches legtere durch GOttes 
Gnade aud nicht geſchehen ift.” 


IIL Sige aus dem 17. Jahrhunderte. 


Heinrich Spilner, Notar. publ. Caes., der um 1600 
gu Dresden geboren worden und nod) 1670 dafelbft lebte, 
gab 1661 cine Schrift vom Urfprung Wlten- Dresdens 
heraus. Darin war u. a. bei dem Sabre 1615 Folgendes 
erzäͤhlt worden: 

„Als Ihre Ehurfurfliche Gnaden Hertzog Johann 
George der Erſte mit Seiner Gemahlin Hoflager gu 
Zwickau ufm Schloſſe gehalten, und eins Tages beym 
Forftmeifter gu Werda eine Mteile-darvon, gu Gaſte gee 
wefen, und Ubends wieder zurück in die Stadt fommen 
wollen, deswegen aud) der Rath und Buͤrgerſchafft mit 
ihrem Gewehr und Lieberey“ (Riveee, Uniform) ,,untere 
thanigft auffgewartet, als es aber abendé umb 9 Uhr 
kommen, baben fie vermeynet, der Churfürſt fame nun 
nicht, daß nod offene Frauthor gugefdloffen, und fid 
geleget, umb 12 Ubr um Mitternadht fommen hidft- 
gedadte Ihre Churfl. Gn. finden das Shor gu, und 
gwar eine Wade darbey, aber die Schlüſſel haben fie 
nicht finden fonnen, daritber Ihre Churfürſtl. Gnaden 
bermaffen entriift, fie ungnddig angefeben, daß er umb 
ben Graben und binten gum Schloß hinein ziehen miif- 
fen, und nod) in folder Nacht alle drey Buͤrgermeiſter, 
Kratzbeern, Rehebolden und Fabern, in Banden und 


Rage and bem 17, Jahthundert. 49 


Gifen ſchlieſſen und ihnen friihe morgens ben Henker 
vorftellen laffen, da ift Zeit umb Gnade gu bitten gee 
wefen, wiewol es bart gebalten, und find in ebliden 
Stunden die Thor · Schluͤſſel die niemandés in der Eyl 
finden können, in einer Raternen gelegen, die Bürger ⸗ 
ſchafft hat umbftindigft unterthanigft vor die Birger: 
meifter lange bitten miiffen.” 

Ueber diefe Erzäͤhlung beſchwerte ſich der Rath gu 
Zwickau, worauf aus dem Oberconfiftorium cin Decret 
erging, worin es hieß: 

„Demnach vor dem Dchl. Churf. gu Sachßen und 
Burggr. gu Magdeburg Johann George den Andern 2c. 
Diirgermeifter und Rath der Stadt Zwickau ſich aber 
Heinr. Spilnern allhier, daß felbiger in einem gum Druck 
gegebenen Tractaetlein, fo er cine Befdreibung Wit 
und Reus Drefden tituliret, ein Factum, fo ſich Anno 
1611 in Zwickau bei damabliger Antunft Sr. Chfl. Dchl. 
nunmehro in Gott rubenden Hochgeehrteſten gnadigen 
Hrn. Vaters und Gevatters vorgegangen feyn follte, 
ungleid) der Stadt und befagten Rathe gum Schimpff 
unndthiger Weiſe angeführet, beweglichſt beſchweret und 
um Beſtrafung des Tichters und Confiscation der 
Exemplarien angefudt. 

Hierauf Se. Chfl. Dchl. durch Dero anhero verord- 
nete Gangler und MRathe bemelten Spitner über diefe 
Bezichtigung und erwehnte Klage vernehmen laſſen, der 
denn fein unbefonnencs Beginnen bald erfennet und bee 
reuet, Darneben fic) gu Ehren-Erklärung und Abbitte ane 
erboten. Go find nicht allein die vorhandenenExemplaria 
auf Hichftgedachter Sr. Chfl. Dchl. Ober Consistorii 
Anordnung alfobald confiscirt *), fondern auch durch 


1) Das , Magazin der Sidf. Geſchichte“, welded dieſes Curiofum 
itive slack TT 35) Sonbortee WBeie biecu: gba tam 0B 
vil. 





oe 


50 Zige and bem 17. Jahrhundert. 


GCangler und Rithe beyde Theile am 11. Dec. vorgeladen 
worden, Da denn in Gegenwart der Zwickauiſche Ab⸗ 
geordnete Gevollmddtigte D. Wolffgang Andreae Reigers 
und Hanfen David Thielens mehrbefagter Spilner fig 
nadhfolgender Geftalt öffentlich erflaret: 

Daß dadjenige, was in angesogenem vermepynten 
Tractaetlein gu befinden, ex nicht gu Schimpff und 
Nachtheil des Raths gu Bwidau darein gebracht, fone 
bern weil er Anno 1615 davon gehört, daß diesfalls 
etwas vorgegangen und wie er anjego vermerfte, es uns 
gleich angenommen, aud zur Ungebühr im angeregten 
Tractaetlein davon Ervahnung gethan, mit bitte ihm 
dieſen aus Unbedadht begangenen Fehler gu verzeihen 
und feinem Unverftand und Alter)) beymeffen, wiifte von 
bem Rath, ihren Vorfahren und der Stadt Zwickau, 
nichts anders denn alles Liebes und Gutes nachzuſchrei⸗ 
ben und nachzuſagen; Welches ex hiermit öffentlich vor 
Gangler und Rathen, wie aud) des Raths gu Zwickau 
Ubgeordneten und hiergu abſonderlich Gevollmadtigten 
mit Mund und Hand begeuget, und gu Betrafftigung 
folder feiner gethanen Ehren⸗Erklärung befagten Gevolle 
midtigten die Hand gebothen und deprecirt haben 
wollte. . 

Mit welder Ehren GErflarung und Wbbitte befagte 
Gevollmidtigte gufrieden gewefen, hierauf Spilnern 


vermuthlid aud, daß diefe fonft gar nidt widtige Piece in kurzer 
Beit 12 Auflagen hintereinander erlebte.” 

1) Es {ft fein hohes Arter gemeint, waͤhrend fonft gewoͤhnlich die 
Jugend alé Entfduldigung fir Unbefonnenbeiten dienen mus. Hat 
man viclleidt an die Geſchwaͤtigkeit des Alters gedadt? Die Sade 
iſt aber, es wird hier gufammengezogen, was weiterhin ridtiger gee 
fondert wird: die Unbdefonnenbeit mird dem Unverftande zugeſchrieben 
und dad Alter ervegt das gum Straferlaß führende Mitletd. 


Sige aus dem 17. Jahrhundert, 51 


nod) bargu einen Gerweié gegeben und ſich hinkünftig 
dergleichen gu enthalten ernftlid) eingebunden. Die vere 
diente Beftrafung aber in Anfehung feined hohen Alters 
und daß er dieſe Bezüchtigung mehr aus Unverftand 
als etwa aus Vorſatz begangen, aus Gnaden erlaſſen. 
Daritber gegenwartiges Decret gu finftiger Nachricht 
abgefaffet und unter dem GangleisSecret audgefertiget 
worden. Gefdehen in der Residenz: Stadt Drefiden 
am 12. Dec. Anno 1661.” 

Es ift dabei gu bemerfen, daß in dem ganzen Decree 
durchaus nirgend mit Beftimmtheit gefagt wird: der 
Vorgang, deffen Erzählung ftrafbar befunden wird, fet 
nicht wahr. Man fagt nur: feine Erzählung fei une 
nöthig gewefen, und Spilner bereut die Mittheilung, 
weil ex vermerft, daß fie ungleid) aufgenommen worden, 
Miter ift gu bemerken, daß diefe Mittheilung nicht alé 
dem Andenfen des Kurfiirften, fondern nur als dem Rufe 
der Stadt Zwickau prajudicirlidh betrachtet wird, ſodaß 
man alfo die Befduldigung, in der Stadt Zwickau fei 
ein Heiner Schildbiirgerftreid) begangen worden, fiir eine 
weit ſchlimmere gebalten bat, als die, daß der Rurfiirft 
ein folded Verfehen mit dem Henker habe ftrafen wollen. 

Im Uebrigen war Johann. Georg L gwar nidts wee 
niger als cin blutdürſtiger Zyrann und hat Niemanden 
ohne Urtel und Recht henken laſſen; daß er aber in 
jlingern Qabren etwas aufbraufender Natur war und da 
in feinen Drohungen den Mund etwas voll nahm, dafür 
finden ſich aud) nod andere Zeugniffe. Go war er einſt 
ſehr ungnadig darüber, daß ein Hirſch, ,,fo ſich bishero 
an der Mulde am Kitternerberge nechſt an Rochlitz auf 
gebalten”, bei der am 16. San. 1629 gehaltenen Koppel 
jagd des Raths gu Rodlig von deffen Hunden angetrof: 
fen, auch des andern Tages todt gefunden worden, dabei 


89 Sige onB dem 17. Jahrhundert. 


aber die redjte Stange verloren gegangen war. Den 
Hirſch Hatten die Jager natürlich, als gur hohen Jagd 
gehörig, dem kurfürſtlichen Wildmeifter ausgelicferts der 
Kurfürſt wollte aber aud) die rechte Stange haben, und 
erließ cin Refcript vom 28, Januar 1629, worin er gue 
vörderſt fein „ungnädigſt mißfallen“ ausfprad, daß nidt 
beſſer aufgeſehen worden. Wenn ſich dergleichen Thiere 
an ſolchen Orten, wo die von Adel, Räthe in Städten 
und Andere die Niederjagd hätten, fänden, ſo ſollten 
dieſe gewarnt werden, ihre Jagden einzuſtellen und 
„etwas in Ruhe“ zu „ſtehen“. Weiter heißt es: „Und 
Weil Wir die Rechte Stange kurzumb wieder haben, 
und unverlohren wiſſen wollen: Als begehren Wir 
Du wolleſt, ſolche, bey Vermeydung anderer Anord ⸗ 
nung, fo Bir ſonſten wieder Did und die Knechte die · 
fer Refier Gorgunehmen bedacht, gur ftelle ſchaffen, 
aud bey den Biirgern die 2 Hunde, welde den Hirſch 
vermuthlicy niedergezogen haben, abfordern und zugleich 
mit einfenden, Do Du aud hinter den redten Grund 
nicht fommen könnteſt, So haben Wir den Rath gu 
Rodlig befohlen, die Raths-Perfohn, fo dem Kuppel⸗ 
Jagen beygewohnet, neben obberührten beyden Bir 
gern 2) ing Amt gu geftellen, und Ou wirft mit Zuthun 
des Hauptmanné und Amts-Werwalters nach folder vere 
lohrnen Stangen mit Fleiß gu inquiriren wiffen.” 

Su dieſem Refcripte fügte der Kurfürſt noch folgendes 
eigenhändige Poftfeript, das er in den Befehl legte: 

„Wildtmeiſter fchaffe die Stange, oder die Sonne 
und Mond fol Did nicht befheinen, zwiſchen bier 
und Johannis, Haferforn fage, er foll einen Staupen 
Schilling haben, warumb er fo unfleifig, Der Done 





1) Den Gigenthiimern der beiden ſchuldbaren Hunde. 


Saige aus dem 17, Jahrhundert. 53 


ner und der Teuffel foll euch rühren, und führen, Wor: 
nad Du Did eigentlich gu achten, Datum ut in lit- 


teris. 
Johann George Churfürſt. 
An 
Wildmeiſter 


Antoni Zſchimmern.“ 
Ob ſich wol die Stange gefunden hat? 


Gin anderes Reſcript, aus Sellichau vom 15. Aug. 
1616, jeugt in feinen draftifden Ausdrücken auch von 
großer Hige, die aber hier einem wiirdigern Swede gilt. 
Gin Schiffer gu Arnshaugk, Johann Nißler, hatte, wie es 
ſcheint, in cinem Privatftreit einen erforderten Bericht 
zu erftatten unterlaffen. Der Kurfürſt begeigte ihm 
darüber fein „ganz ungnadiges Misfallen”, befahl, bine 
nen 10 Tagen von dato ausführlichen Bericht einzu⸗ 
ſchicken, und drobte, ibn bet deffen Ausbleiben durch 
den Landfnecht holen und in dem der „Kayſer“ benann ⸗ 
ten Gefangnif, das damals im Dresdner Schloſſe bee 
findlid) war, fo lange verwabren gu laffen, bis et 
500 Thr. Strafe bezahlt und Ridtigheit gemacht habe. 
Dazu ſchrieb er noc: „Wirſtu meine befehlige nicht 
beffer in acht haben, Sch lumpe nicht, der Teuffel foll 
did) beſcheißen. 4) 

Ginen um fo freundfichern Eindrud macht ein andes 
res Refeript deffelben Firften, aus iebenwerda, vom 
17. Auguft 1618 datirt. Es betrifft aud einen Jagd⸗ 
beamten, den Pirſchmeiſter Hans Gaftel, der am 16. 
Mittags 12 Ubr im Goriſcher Forfthaufe an cinem hitzi⸗ 
gen Gieber verftorben war, ift an den Amtsſchöſſer gu 


1) Magasin der SAG. Geſchihte, T, 103—104. 


54 Rage ans dem 17. Jahrhundert. 


Dresden Auguft Cradau und an den Oberforfter daſelbſt 
Wolf Heinrid Berl +) gerichtet, und ordnet cin anftine 
diges Begrabnif an, ftellt die Erftattung der often, 
weldje „von der Withen onndt gefreunden ausgelegelt 
vnnd in cin richtigk vergeichnif gebradjt werden mögen“, 
in Ausſicht, verfiigt, daß der Oberforfter den Kurfiirften 
bei dem Begräbniſſe vertreten 2), die Diener und „das 
Hoffgefinde inn den Cangleyen, Küch, Keller, Stale, 
vnndt andere, aud) die Srabanten, wie auch die Forft-. 
Knechte inn der Nahe” dem Begrabniffe *) beiwohnen 
follen, gibt wegen Verfiegelung der Papiere, wozu die 
Familie gugezogen werden fol, Anweifung, und em⸗ 
pfiehlt, die Witwe gu triften. Dies Ales geſchieht aber 
in einer fo eingebenden, eine wabrbaft liebevolle Theil: 
nabme, frommes Gefühl und treue Fürſorge befundenden 
Weife, daß es alle Achtung fir einen folden Dienft- 
herrn erweckt und es wobl erflarlid) macht, wenn er 
aud treue und anbanglide Diener gefunden bat. Unter 
Anderm heist 8: „Vnndt Wir gerne fehen, dad vmb feiner 
vnns cine geraume Beit geleifteten onterthenigften treuen 
Dienfte willen ex ebenermaagen, wie feinem Vater gee 
ſchehen, ehrlichen vnndt Chriftliden zur Erde beftattet 
werden, vnndt ein ſolches Begrebniß haben, das darauß 
zu vernehmen, wehren ihme nicht allein in ſeinem Leben 


1) Jn einem Poſtſeript, an denen es bei dieſen Reſcripten nie ges 
fehlt gu haben ſcheint, heift eb: ,,Abmefendt deb Ober=Forfters foll 
vee egenmeler Briedrid Heinrid es neben bem SHSffer vers 

en. 

2) Nad dem Poftfcripte alfo event. her Wagenmeifter. Die ber 
treffende Stelle heift tbrigens: „Du der Ober = Forfter aber wolleft 
an onfere ftelle dem Begrebnuffe beywohnen vnndt dem verftorbenen 
Gérper das Gleit gu feinem Ruhebettlein geben helffen.” 

3) Die Leiche wurde nad Dresden gefdafft, wo der Berftorbene 
feine Wohnung gehabt. 


Blige an8 dem 17. Jahrhundert, 55 


vnndt ba er vnnß vnderthenigſt auffgewartet, wohl gee 
wogen gewefen, fondern Wir wolten aud, das ihme in 
ergeugung ded letzten Willens gutes erwiefen werden 
modte.” Beiter heißt es: Die Beauftragten follten 
„der Wittbenn auch onfertwegen angeigenn, daG fie ihrenn 
willen in Gottes willenn, deme es alfo woblgefallen, ftellen, 
vnndt fid) wegen des betriibten falls nicht fo hod) beküm · 
meren, fondern viellmebr tröſten, dad wir die von ihrem 
feligen Manne vnnß erwiefene vnderthenigſte treue Dienfte 
fie geniefen, vnndt neben ihren Sindern, daferne ſich 
ſolche der Gebur erweifen, Unf angunehmen, fie in gne⸗ 
digem ſchuz gu alten vnndt in Fein vergeffen fommen 
Taffen wollen.” 1) 


1) A. a D., S513 ff. 


IV. Sdhining und Barfus. 


Hane Adam von Sdining wurde am 1. October 1641, 
Mittags zwiſchen 12 und 1 Ubr, gu Samfel bei Kuftrin 
geboren. Sein Vater, Hans Adam, hatte mit feinem 
Bruder Wolf Eenft gemeinſchaftlich Birkholz bei Friede= 
berg in der Neumark befeffen; die Briider waren aber 
durd die Verwiiftungen des dreifigidhrigen Krieges ver⸗ 
anlaßt worden, ihr Glück im Felde gu ſuchen, und ſchon 
hatte bas Gerücht von beiden Briidern verfiindet, daß 
fie in ſchwediſchen Dienften bei Breitenfeld gefallen feien, 
und ihr Lehen war als heimgefallen betrachtet worden, 
als wenigftens Hans Adam, als ſchwediſcher Rittmeifter, 
zurückkehrte und fein Erbe wieder in Befig nabm. Wolf 
Ernſt war im Zweikampf mit Einem v. Hergberg gee 
blieben. Hans Adam vermablte fic) um 1640 mit Marie 
Anna von Schapelow aus dem Haufe Wuldow, erhielt 
wahrſcheinlich durch diefe Verbindung die Mittel, ein 
Schönebeckſches Antheilgut in Tamſel, ſowie Warnid, 
gu erwerben und fam dabei zugleich in Verwandtſchaft 
mit dem nadberigen Feldmarſchall Derfflinger, deffen 
erfte Gemablin (Margarethe Tugendreidy aus dem Haufe 
Gufow) gleichfalls eine Schapelow war. Hans Adam 
det Jüngere erbielt ſchon im Vaterhauſe eine ſehr forge 
faltige Erziehung, ftudirte darauf, feit 1657, zu Witten- 


Schoͤning und Barus. 57 


berg, von 1659 bis 1660 zu Strasburg, ging dann nad 
Paris und, da ihn hier die vielen Deutſchen an fertiger 
Erlernung der franzöſiſchen Sprache behinderten, nad) 
Orleans und zuletzt nad Lyon, an welchen legtern Orten 
er fid) befonders mit mathematifden und kriegswiſſen ⸗ 
ſchaftlichen Studien beſchäftigte. In Paris wohnte er 
dem Ginguge der Gemablin Ludwig’ XIV., der Snfantin 
Marie Bherefe, und den prachtvollen Feſtlichkeiten bei, 
die in defen Gefolge waren. 1661 ging er nad) Stalien, 
beſuchte Rom und Neapel und auf der Rückreiſe Vee 
hedig.?) Hier fciffte er fich auf einem englifden Schiffe 
hdd) Zante ein. Da aber die maltefifden Galeeren von 
da ſchon ausgelaufen waren; fo fubr er auf einem klei⸗ 
nen griedhifden Schiffe nad) Sicilien, wobei er es nur 
einem glidliden Nebel verdantte, der Verfolgung der 
Barbaresfen entgehen gu können. Ym September 1662 
erſchien ex in Malta felbft, wo er in-vertraute Beziehun ⸗ 
gen gu dem Grofiprior v. Valence und dem Galeerene 
general Grafen Wratislaw trat, die fic) viele Mühe ga- 
ben, ibn gum Glaubenswechſel und Eintritt in den Orden 
au bewegen. Gr widerftand diefen Verfuchungen, benuste 
aber die Gunft der Umftinde, cinen Streifzug der male 
teſiſchen Galeeren in den Archipelagus mitzumachen, und 
ging dann nodmalé nad) Sicilien und von ba, die Ap= 
penninen gu Pferde überſteigend, wieder nad) Venedig. 
Im Februar 1663 beſuchte er nod) Genua, durdflog 
von da die pyrenãiſche Halbinfel, traf im Juni gu Paris 


1) Sein Gefdledtavermandter, Here K. W. v. Sddning, apt ibn 
in ,,Sdéning’s Leben und Kriegsthaten“ (Berlin, 1837) ſchon den 
Garneval von 1660 in Benedig gubringen, mas fid damit. nidt wohl 
vereinigt, daß er, nad derfelben Angabe, im Auguit 1660 erft von 
Strasburg nad Paris gegangen und dann faft ein Jahr in Orleané 
und Lyon verbradt haben foll. 

gee 


58 Shining aud Barfus. 


ein, wo ihn ber -brandenburgifde Gefandte Chriftoph 
Kaspar v. Blumenthal (+ 1689) dem Könige vore 
fielite, ging darauf nad) England und war im Winter 
abermalé in Paris. Gon hier riefen ign dringende Mabe 
nungen in die Heimat, in die er über Umfterdam und 
Hamburg zurückkehrte, um — feine Mutter feit drei Bae 
gen todt gu finden und feinen Vater nad) ſechs Woden 
flerben gu feben. 

Nach glangender Beftattung feiner Eltern übernahm 
ev die Güter, ward 1665 von Fürſt Morig von Naſſau 
in den Jobanniterorden gu Gonnenburg anfgenommen 
und ftellte fid) dann dem Rurfiirften vor. Diefer er- 
fannte ihn bald als fowol in diplomatifder, wie in mili- 
täriſcher Beziehung braudbar und verwendete ihn zu⸗ 
nãchſt in erfterer, indem er ihn zum Segationsrath ernannte 
und mit einer Miffion an den kriegeriſchen Biſchof von 
Münſter, Bernhard v. Galen, betraute, welche der von 
dem Biſchof in Befig genommenen, den Hollandern gu 
ſtandigen Herrſchaft Borkeloo *) galt. 1667 ward er in 
den Haag gefendet, um dem Oranifden Hofe die Trauer⸗ 
botfdaft von dem am 8. Suni erfolgten Tode der Kur- 
fiirftin Quife, aus dem Hauſe Naffau-Oranien, bei deren 
Veftattung er die Ehre gehabt, die Pringeffin Magda: 
lene Sibylle von Sachſen-Weißenfels 2) gu fahren, gu 
überbringen. 

Schon vorher (1666) war er Rittmeiſter geworden 
und erhielt jetzt eine Coupagnie in dem Reiterregimente 
des Fürſten Johann Georg von Anhalt-Deſſau, ward 


Vy Sie ward durch den Eleveſchen Bertrag von 1666 den Hole 
laͤndern gurdidgegeben. 

2) Geb. 2. Sept. 1648, vermaͤhlt 14. Nov. 1669 mit Herzog 
Friebrich von SadfensGotha, + 7. Jan. 1681. 


Schbuing und Vries. 59 


aber fon 1668, in welchem Sabre et ſich mit Sohaune 
Ruife (Margarethe?) v. Pöllnitz, ciner Tochter ded dae 
maligen Oberften und Gommandanten gu Rippftadt, Jo ⸗ 
hann Ernſt v. Pöllnitz 4), vermablt hatte, Oberſtlieutenant 
im Regimente des Fürſten Radziwill, und erhielt 1670, 
mit Ernennung gum Oberſten, den Auftrag, cin Regi⸗ 
ment fiir den Kurprinzen Karl Emil (ged. 6. Febr. 1655, 
+ 27. Nov. 1674) gufammengufegen. 1672 wobnte er 
dem unthdtigen Feldguge in Weltphalen, 1674 dem in 
Elſaß bei, wo ex bei der Belagerung des Schloſſes 
Waſſenheim den gefahelihften Angriff auszuführen hatte 
und bei einer Recognofeirung die drei äußerſten Finger 
der rechten Hand verlor, 1675 timpfte Schöning, der 
feit Dem Bode des Kurpringen Inhaber ded fiir diefen 
errichteten Regimentes war, in Pommern. Bei Febre 
bellin war er nicht mehr gewefen, fondern fant erft mit 
den, unter Birgte*), nachrückenden Truppen. Er zeich ⸗ 





1) Gr hatte die genannten Functionen im December 1667 KRkom⸗ 
men, ward 1678 Generalmajor, war DObergouverneur von Minden 
und Ravensherg und Johanniter. Seine Gemablin, Arnoldine Ras 
tharine Grifin v. Manderſcheid, hatte ihm nur die Bodter geboren, 
die fid mit Shining verband. 1670 wurde er Freiherr, ebenfo wie 
fein Alterer Bruder, Gerhard Bernhard auf Bud, Garow, Birkholz 
und Reiden, geb. 18. Jon. 1617, der 1657 furbrandenburgifder 
Oberftallmeifter und Oberfter der Leibgarde und bald darauf Gouver= 
neur vpn Berlin wurde, mit Helionore Grifin v. Reffou (+ 1700) 
vermablt war, die ihm gmei Soͤhne und zwei Toͤchter gebar, 24. Nov. 
1676 ftarb, und gu Bud bet Berlin begraben ward, wo fein Leide 
nom nod gu Ende ded 18, Jahrhunderts unverweft war. Diefer 
Gerhard Bernhard erftad gu Wien 1664 im Duell den Kämmerer 
Gebhard Freiherra v. Truchſeß zu Waldburg. Bede Briider waren 
Sohne des furfddfifden Geh.Roths Hans Georg v. Poͤllnit auf Schwarz⸗ 
bad und OberpsUnig und der Anna Petronella v. Helle. 


2) Joadim Ernſt von Girgte, geb. 11. April 1611, Sohn 
Joachims v. G. auf Bollersdorf und Eliſabeths v. Widmannsdorf, 
wurde im 9, Jahre Edelknabe bei der Pringeffin Marie Cleonore, 


60 Shining und Barfas. 


nete ſich bei Eroberung der Infel Wollin und der Feftung 
Wolgaſt aus, überfiel und nahm im Winter 1676 Udere 
miinde, befebligte vor Anclam den Sturm, der die Eine 
nahme des Platzes gur Folge hatte, wohnte der Erober 
rung von Demmin bei und erbielt gur Belohnung das 
Gouvernement und die Amtshauptmannſchaft von Spans 
Dau. Im Jahre 1677 that er fic bei der langwierigen 
und fdweren. Belagerung Stetting, das. der tapfere 
General Sohann v. Wulffen (geb. 1623, + 1678), mit 
einer Befagung von 3000 Mann, die im Laufe der Ber 
lagerung bis auf 400 herabſchmolzen, unterſtützt von der 
ausdauernden Entſchloſſenheit der bewaffneten Buͤrgerſchaft, 
mannhaft vertheidigte, auf bas Rihmlidfte aus. Die Be⸗ 
lagerung leitete, unter dem perſönlichen Befehl ded Kure 
farften, Derfflinger; das Ingenieurweſen dirigirte der 
General · Quartiermeifter: Rieutenant von Blefendorff, der 
(24. Sept.) bei diefer Belagerung fiel; die Artillerie bee 
febligte Oberftlieutenant Weiler 4). Won der See aus 


mit der er 1620, wo fie fid mit Guſtav Adolf ‘vermdgite, nad 
Schweden tam. 1623 wurde er Edelknabe des Schwedenkoͤnigs, ben 
et nad Polen begleitete und in deffen Leibgarde er 1628 als Reiter 
eintrat, Bei Breitenfeld war er Corporal und wurde nad der Shladt 
Gornet. Bei Ligen verwundet, erhielt er 1634 eine Sdwadron, 
fodt 1642 als DOberftlieutenant: bei Leingig, ward 1645 Oberfter 
und 30g fid bei tem Frieden auf feine Giter zurück. 1656 aber 
rief ibn der Kurfürſt gum Dtenft auf und er kämpfte alé furbranz 
denburgifder Generalmajor gegen die Polen, mard 1663 Gouverneur 
von Memel, 1675 Generallieutenant, 1677, naddem et in Pommern 
fiir furge Belt in {Gwediftye Gefangenfdaft gerathen mar, Gouverz 
neur von Stiftrin, mo er, naddem er nod 1678 einem Feldguge in 
Preufen beigewohnt, am 27. Marz 1682 farb. Lucie v. Sdlieben, 
mit der et fo 1654 verehelidte, hatte ibm bei igrem am 28. Xyrit 
1659 erfolgten Tode drei Sdter hinterlaffen. 


1) Grnft v. Weiler, Sohn Chriftians v. W. auf Bohlefang und 
Staffelde, Amtstammerraths und Hofrentmeifters gu Berlin, und der 
Katharina Hahrin, wurde 1677 Oberftlieutenant und Ghef der Artile 


SHiting und Varfus. 61 


ſchloß Benjamin Raulé, defen Andenten in Berlin nod 
in Raule’s Hof fortlebt, den Plag mit 3 Fregatten und 
3 Galliotten cin, die ex dem Rurfiirften vermiethet hatte. 
Die Vorbereitungen der ſchon im Herbft 1676 eingelei- 
teten Belagerwng 4) bauerten fo lange, daß die wirkliche 
Griffuung derfelben erſt am 25. Suni 1677 erfolgen 
fonnte. Die erſte Uufgabe der Belagerer war, eine 
Briide über die Oder gu ſchlagen und von diefer eine 
Verbindung mit dem Steindamme gu erdffnen, der von 
Stettin nad) Damm führte. Die Bedeung diefes Un— 
ternehmens, bei. dem ſich die Truppen gum Sheil; neben 
dem ſchmalen Damme, auf Reißbündel in den Sumpf 
ftellen muften, war dem Generalmajor Bogislav von 
Schwerin) und dem  Dberften v. Sepining uͤbertragen, 


Terie, 1683 Oberſt, 1689 vor Bonn Genevalmajor, 1601 geadelt, 
+ bald darauf. Mit Sophie “ft hatte er einen Son, Chriſtian 
Ernſt v. Weiler, erzeugt, der fein Radfolger wurde, aber durch une 
glũctliche eheliche Berhaltniffe. aus feinem Vaterlande vertrieben ward. 
Er war ndmlid in erfter Ehe mit Eleonore Frig, wol einer Bers 
wandtin fener Mutter, verheirathet, deren angeblid ubles Betragen 
gegen ibn, in Berbindung mit feiner Neigung gu einer Fretin v. Blue 
menthal, worin vielleidt eine Gntiduldigung feiner Frau liegt, ign 
vermodée, mit feiner Geliebten in die Sehweig gu flieen. Er ift 
dann gu Wien in kaiſerliche Dienite getreten, in denen er Gommans 
dant von Breslau und 1717 Generalmajor wurde. 1712 exbielt ex 
einen Galvum Gonductum, um wegen des Guted Faltenroda nad 
Berlin Jommen gu Fonnen, jedod unter der Bedingung, fid nigt an 
feiner Frau rdden gu wollen. Was aus feiner Gelicbten geworden 
ift, wiſſen mir nidt. In gmeiter Che Gat ex ſich mit einer breslaucr 
Patrizierstodter, Dorothea Gophie Behmer, vermaͤhlt, die nad ſei— 
nem Sode den Oberftlieutenant Guftav Freiherrn v. Horn heirathete, 
der vor Belgrad fiel. 


1) Sei einer damatigen furgen Beſchießung verlor die Tochter des 
ſchwediſchen Commandanten durch eine Granate einen Fuß. 

2) Auf Spantekow, Zuchen, Wisbur ꝛtc., geb. 22. Juli 162, 
Sohn Dtto's v. Séwoerin und Dorotheen a Weißenbach, Bruder 
deb berühmten Oberprafidenten- Otto Freiherrn v. Schwerin, wurde 


@ Shining uh Varies. 


die aud) einen ſchwediſchen Ausfall, den der zweite Com- 
mandant, Oberft v. d. Roth 1) leitete, glücklich abſchlu⸗ 
gen. Am 8. Juli erftiirmte Shining das ſchwediſche 
Blockhaus an der Eleinen Reglig, worauf aud die Zoll ⸗ 
ſchanze gerdumt ward. Gr erbielt nun den Oberbefeht 
auf dem rechten Ufer der Oder, von wo ex an der Bee 
ſchießung der Stadt theifnahm und in der Macht des 
15. Sept. die Schweden aus den Schanzen jenfeite der 
Raftadie vertrieh und nun von diefen aus der Stadt gue 
fegte, die exft im December, nachdem fie gulegt nur nod 
Gin braudbares Gefhiig hatte und der Wallgraben 
durd eine Mine gefiillt war, fic) ergab, fodag der 
Kurfürſt am 27. December feinen feierlichen Eingug in 
Stettin halten fonnte. Shining wurde gum Generale 
major ernannt und nabm nun an der Wiedereroberung 
Der Infel Rigen, welde Graf Königsmark foeben 
(22. Jan. 1678) dem däniſchen General von Rumohr 
entriffen hatte, und an der Belagerung von Stralfund 
Theil. Bei dem Angriff auf die Inſel Rigen befebligte 
Shining den rechten Flügel, v. Gdge*) das Centrum, 


1669 Generalmajor, war Gouvernent von Kolberg, Geb. Kriegsrath, 
Kammerherr, Comthur gu Shievelbein, + 1679, ohne mit Sophien 
Gtifabeth v. Kiting Kinder erzeugt gu haben. Mit Spantefow, das 
den Sqhwerins friiher gehéet, in deffen Befig aber fid dle ſchwedi— 
foen Steenbods gefegt batten, belie ihm der Kurfürſt. Als aber 
Pommern ven Sdroeden zurückgegeben werden mufte, nahmen tte 
Steenbocks es wieder in Beſid. Spdter traten die Legtern thre An= 
ſyrüche an den Kurfürften ab, und es wurde Domaine und blieb es, 
bis Konig Friedrich Wilhelm Ill. eb 1832 den Schwerins guriiderftattete. 

1) Gr fiel bet diefer Belagerung. 

2) Adolf v. Gsge, Sohn des Rittmeifters und Landraths Fried⸗ 
tig v. G. auf Sehlendorf und der Anna v. Bulffen aus dem Haufe 
Madelig, ward 1655 Dberft, 1660 Generalmejor, 1672 Gouvernear 
von Spandau, 1676 mit Nerungen in Pommern belichen, 1678 Gee 
nerallteutenant, Gouverneur von Berlin, + um 1683. Vermaͤhlt war 
ex mit Johanne Katharine v. d. Rede. 


Shining aah Varfub. 63 


Hallard +) den linken Flügel. Schöning eröffnete (13.Sept.) 
den Kampf und dringte, nach gliidlid) bewirkter Landung, 
die Schweden zurück. Feldmarfdall Derfflinger befand 
fic) felbft bei ihm und war, mit dem Degen in der Hand, 
unter den vorderften Sruppen. Nady Erſtürmung der 
alten Faͤhrſchanze und durd) Verrath vermittelter Ueber ⸗ 
gabe der Neuen, fowie nad von Shining. ohne Mühe 
bewirkter Wegnahme der Infel Dänholm war der Erfolg 
des Unternehmends entſchieden. Nun ging es an die Bee 
lagerung von Stralfund, welded Königsmark felbft vere 
theidigte, bas aber vom 10. October an fo heftig und 
erfolgreich befchoffen ward, daf die Befagung fdon am 
11. auf Capitulation antrug, die auc) am 15. zu Stande 
fam, worauf der Rurfiirft am 20. feinen Cingug bielt 
und die Huldigung einnahm, während Sdining als 
Gouverneur fungirte. Bald aber ward ex auf einen 
andern Kriegsſchauplatz berufen, indem die Sdweden, 
durch dad von Frankreich gewonnene Polen beginftigt, 
mit 16,000 Mann, unter Benedict v. Horn, einen Ein ⸗ 
fall in dad Hergogthum Preußen madten. Ihnen ftellte 
man gunddft Görtzke mit wenigen Sruppen und die 
Landmilizen entgegen, weldje legtere ſich aber als un: 
tauglich erwiefen, ſodaß der Rurfiirft ſich entſchloß, mit 
einer Auswahl der beſten Truppen ſelbſt nach Preußen 
zu eilen. Dieſe Truppen befehligten, unter Derfflinger, 


1) Heinrich Hallard, genannt Elliot, aus Siottland ftammend, 
ein Sohn des holländiſchen GCapitains Amaury H. und der Katharine 
Fournier Baconeffe de Reufoille, tam 1672 aus holländiſchen Dienften 
in brandenburgifje, ward 1678 Generalmajor, + 22. Sept. 1681 
auf dem mit feiner exften Grau, Giner v. Dewig , verwitw. v.d. Often, 
erhelratheten Gute Plate. Bn gweiter Ehe verband er fid 1678 mit 
Sophie Hedwig, einer Sodter ded ſchwehiſchen Gencralfelomarigalls 
Konrad von Marrefeld, die ihm zwei Toͤchter gebar und fedter den 
polnifden Oberften Morig v. Schwerin heitathete. 


64 Shining und Barfub. 


Gdge, Graf Promnig: und Sdhining. Die Schweden 
gogen ſich aber ſchon auf die erfte Nachricht von dem 
Herannahen des Kurfürſten eilends zurück, und es fam 
nun darauf an, ihnen nachgujagen und ihren Rückzug 
wo miglid in Fludt und Auflöſung gu verwandein. 
Dies gelang auch im Hauptwerfe, durch die eingelnen 
Abtheilungen des Heeres, und diirfte nod) friiher gelun= 
gen fein, wenn nidt, wie behauptet wird, Girgle den 
reffenfeld +) nicht gehirig unterftiigt hatte. Bei diefer 
Verfolgung hatte aud) Schöning u. W. in der Gegend 
von Telſchen (7. Febr. a. St. 1679) ein nicht unerheb- 
liches Gefedht gu beftehen, indem die Schweden, um etwas 
Ruhe gu gewinnen, einmal umgufehren und den nächſten 
Bedrangern die Zähne gu weifen beſchloſſen, wabrend 
Shining gleidfals den Oberſt v. Dewig *) vorausges 
fcidt hatte, fie wo möglich zum Stehen gu bringen. 
Es ergab fic) aber, nachdem man in das Gefecht ver- 
widelt worden, daß die 1200 Reiter und Dragoner, 


1) Yoadhim Henning von Sreffenfeld, aus der Mark, birgerlider 
Abkunft, diente von der Mustete an, war 1675 alé Oberftlieutenant 
bet Fehrbellin, wo er fid fo auszeichnete, das der Kurfürſt ihn auf 
dem Sdladtfelde, unter Beilegung des Namens v. Treffenfeld, adelte, 
ign gum Oberften ernannte und die Kalbenſchen Güter in der Altmari 
verlieh. 1679 wurde er Generalmajor der Gavallerie und + 1689. 
Bon Margarethe Striepen hatte er drei Gagne und cine Tochter 

2) Joadhim Balthafar “E Dewig, geb 25. Febr. 1636 gu Hofe 
felbe in Pommern, Gohn Stephan’s v. D. und der Eſſa Barbara 
v. Pfubl, war exft Page in Meyfebueg, fam dann in brandendurgl= 
fide Sriegedienfte, ward bei Febrbellin Dberfilieutenant, 1689 nad 
der Ginnahme von Bonn Generalmajor, 1693 Gouverneur von Sole 
berg, 1694 General -der Gavalerie, ¢ 3. April 1699. Gr war ver= 
mise: 1) 1662 mit Anna Hedwig, Rodter des Oberften Bernd 
Joachim von Mérner auf Zellin, die ihm 5 Söhne und eine Tochter 
gebar, 2) mit Margarethe Dorothee, Tochter bes Landraths Bernd 


von Dewig, von der er zwei Sdhne und drei Toͤchter hatte, 3) mit, 


Luife, Zogier des Feldmaridalls. Derfflinger. 


Shining und Barfus, 65 


welde Shining bei fic hatte, es mit 3000 Schweden 
qu thun batten, welche ftarf mit Geſchütz verfehen waren. 


Das Gefecht, das die Schweden anfangs abgebroden 


atten, wurde von ibnen gegen Abend erneuert und ſetzte 
fic) noc in der Ginfternif fort. Schöning gerieth im 
Handgemenge unter die ſchwediſchen Reiter, und ſchon 
wollte ein Schwede ein Piftol auf ihn abfenern, alé der 
brandenburgifde Hauptmann Meyer es diefent aus der 
Hand ſchlug. Die Mache trennte die Streitenden. Sdi> 
ning verfolgte nachmals die Schweden bis 8 Meilen von 
Riga und tam mit der Nachricht zurück, daß die ſchwe ⸗ 
diſche Armee in völliger Auflöſung ſei und Riga ſich auf 
eine Belagerung gefaßt mache. 

Schöning blieb nun einige Jahre in ſeinem Gouverne ⸗ 
ment zu Spandau, wãaͤhrend welder Beit er eine ſchwere 
Krankheit beftand, die ihn gu Schenkungen an das Hos ⸗ 
pital und die Stadtarmen beftimmte, die fiir feine Gee 
nefung beten follten. Mach feiner Herftellung wurde er 
mebrfad gu Snfpicirung der maͤrkiſchen und pommerſchen 
Feftungen und Garnifonen gebraucht, 1684 gum Generale 
lieutenant ernannt und bald darauf Gouverneur von 
Berlin und Oberfter der Reibgarde, der ex fon 1683 
die Revue abzunehmen beauftragt worden war und die er 
in wefentlid) beffere Ordnung brachte. 1685 wurde er 
Geheimer Staats: und Kriegdrath, mit Sig und Stimme 
im Geheimen Raths - Collegium. 

Die höchſte Gunft des grofen Kurfiirften, der ihm 
ſchon fo viele Beweife von Vertrauen und Gewogenheit 
gegeben, erwarb er fic) aber durch feine geſchickte Füh⸗ 
rung des brandenburgifden Hilfscorps, bas der Kurfürſt 
1686, ju Ausführung des Vertrags vom 8. April 1685, 
8000 Mann ftarf, dem Kaifer nach Ungarn fendete. 
Ueber die dagu beftimmten auserlefenen Truppen hielt 


66 Sdining unh Barfus. 


ber Kurfürſt am 27. April 1686 bei Croffen Revue, der 
aud) die Rurflrftin, fowie viele andere fürſtliche Perfor 
nen, bas diplomatifde Corps, ber Hofftact 2c. beiwohne 
ten, und worauf er in feinem Selte eine befonders zur 
Einigkeit mahnende Anrede an die commanbdirenden Offi« 
ziere bielt, Sdhining aber im Namen dev Offigiere deren 
Dank und HPflicteifer ausſprach. Schöning hatte den 
Oberbefehl; unter ihm commandirten die Generalmafore 
v. d. Marwitz ) und v. Barfus 2); Oberfilieutenant Berte 
ram ftand der Urtillerie vor. Die zahlreichen Volontairs, 
die fidh der Unternehmung angefdloffen, führte ein Ad⸗ 
jutant Sdhdning’s, v. Löben ). Erſter Generaladjutant 


1) Kurt Hildebrand v. d. Marwit, Sohn des Oberftlientenants md 
Gommandanten gu Kuͤſtrin Balthafar v. d. M. und der Anna v. Shdnes 
bed aus dtügenwalde, ward 1677 Dberfter, 1684 Generalmajor, 1689 
Generallieutenant, 1692 Gouverneur von Miftrin, wo ex 1700 ftard. 
Er war mit Beate Luife, ditefter Tochter des Felbmarfdalls v. Derff⸗ 
linger, vermaͤhlt, von dev ex 4 Sohne und 2 Sater hinterließ. 


2) Ucher Dicfen f. unten im Bert. 


3) Kurt Hildebrand Freiherr v. Lében auf Sdinefeld, Sidlo, 
Siebendeuthen rc., geb. 11. Aug. 1661, Sohn Adolf Marimilians 
Frbrn. v. &. auf Lagow und Luifen Hedwig v. Burgsdorf, ftudirte 
gu Frankfurt, machte dann die Gavaliersreifen und trat als Gadet bet 
Der blauen Leibgarde im Haag cin. Rachdem er hier 1¥, Jahr gee 
ftanben, ward er Adjutant des Kurpringen Friedrich, dann Generals 
adjutant Schoniug's und Generalquartiermeifter in Ungarn, erbielt 
varauf eine Compagnie, ward 1689 Mejor, 1705, in Folge feiner 
Reiftangen im Spanifden Erbfolgetriege, Oberfilieutenant und Oberft, 
1710 Brigadier, 1713 Genecalmajor und Dombere gu Magdeburg, 
1721 Genetallieutenant, 1724 Gouverneur von Kolberg, + gu Berlin 
3. Febr. 1730. Gin Vertrauter König Friedrih Wilheim's L, foll er 
gu Denen gehoͤren, welde Wolf's Bertreibung aus Halle bewirtten, 
Beemahlt war ec 1) 1686 mit Dorothee Juliane v. Krofigh aus 
Hohenerxleben, die ihm 24 Minder gebar, davon ihn 4 Sdhne und 
Zoͤchter überlebten, und die am 2. April 1711 ſtarb; 2) 1714 mit 
Rheodore Hedwig v. Burgsdorf, mit der ex eine Sodter ergeugte, die 
fogleid) wieder ftarb. 


Shining wah Bers, 67 


war Oberft v. Brand 1). Der Marſch ging durch Schleſien 
und brachte die Truppen, nach cinigen Weiterungen über 
BWege und Unterhalt, wohlbehalten vor Ofen, gu deffen 
Groberung, nachdem fie viermal vergebend verfutht wor 
den, das Raiferhaus jest eine Armee verfammelt hatte, 
wie es fie bis dahin nod) felten in folder Starve und 
Tüchtigkeit aufgeftellt. Deſterreich felbft hatte dagu 
64,600 Mann mit 266 Geſchützen verwendet, und dazu 
famen die 8000 Brandenburger, 8000 Gaiern, 5000 
Sachſen, 4000 Schwaben, 4000 Franfen, 3600 Rhein⸗ 
Lander. Dagu waren aus vielen Lindern Europas Freie 
willige herbeigeftrimt, 3. B. 60 Catalonier, die, in eine 
Abtheilung gufammengeftellt, einen kaiſerlichen Offizier 
ihrer Nation, Aftorga, gum Fuͤhrer erhielten, aber faft alle 
bei Erſtürmung eines Außenwerks fielen. Es waren übri · 


1) Wilhelm von Brand, geb. 29. Sept. 1644, Sohn des Gehei⸗ 
menraths, Kanzlers der Reumark und Kammerdirectors gu Miftrin 
* Ghriftian v. B. und der Gertrud v. Ruhligken aus Gralow, ftudirte 
qu Frankfurt, begleitete 1664 feinen Bruder auf einer Gefandtſchaft 
nad England, trat 1665 in eine gegen Muͤnſter giehende Compagnie, 
welde nod in demſelben Jahre abgedantt ward, ging 1667 mit feis 
nem Bruder Eufebius auf Reifen, dbernahm 1668 die Familiengiter, 
ward 1670 Kammerjunfer, 1671 Faͤhnrich, fodt 1675 mit bei Fehre 
bellin, ward 1677 gu einer Miffion nad Ddnemark verwendet, 1678 
Oberfelieutenant, nahm 1682 Grethfiel in Oféfriesland, mo ex Come 
mandant ward, wurde 1683 Kammerherr, 1685 Oberfter, kampfte 
1688 in ben Niederlanden, erhielt 1689 das Gouvernement gu Pillau, 
fodt 1690, zum Generalmajor ernannt, wieder in Ungarn, mard 160% 
Gouverneur von Magdeburg und Gebeimerath, tdmpfte 1693—95 
wieder inUngarn, mard Geheimer Reiegsrath, mar 1696 in Brabant, 
dann vor Elbinger, das er am 1. Rov. 1698 einnahm, rward 1701 
Gouverneur von Küſtrin, + 18. Dec. 1701. Bermadhlt war er 
1) 1669 mit Gharlotte von Brand, die ihm einen Sohn gebars 
2) Dec. 1681 mit Luife v. Borftell, Witwe des Hauytmanns Freie 
herrn v. Poͤllnid, mit der er 2 Sdhne und 4 Toͤchter erjeugte. Der 
Generalmajor Paul v. Brand war fein Bruder und ward died Hens 
riette Katharine v. Somnig ber Vater des nachherigen Stateminifters 
Ehriſtian v. Brand. 


* gu Gufow. Gr 


68 Shining and Bars. 


gens aud) fo viele Müßiggänger im Lager, daß der Here 
40g ein Corps von 5000 Mann daraus bilden und zum 
Sehangen verwenden lies. Vertheidigt wurde die Feftung 
von 14,000 Türken unter Anführung eines Renegaten, 
Abdurrahman Pafda, in weldem ein Parlamentair 
v. Wattenwyl feinen Jugendfreund, einen Schweiseroffie 
gier Coigny, erfannte. 

Nach einer Unterredung mit dem Herzog von Lothrine 
gen, der den Oberbefehl der Belagerung fuͤhrte, und nache 
dem Diefem die angekommenen brandenburgifdhen Trup ⸗ 
pen vorgeftellt worden, faften diefe Pofto und brachten 
fon in der erſten Nacht (24. Juni) ihre Linie der fair 
ſerlichen gleich. Am Morgen des folgenden Tages erbielt 
ein Sohn des alten Feldmarſchalls Derfflinger, Karl, an 
der Seite des General Marwig einen tödtlichen Schuß 
durch das Herz. Er war von einer Meife, die er mit 
feinem Bruder Friedrid) 1) durd) Italien machte, gu die 
fer Unternehmung und feinem friihen Bode geeilt. Der 
alte Feldmarfdall foll Gbrigens, als ihm dieſe Toded- 
nadridt gebradt wurde, gang rubig gefagt baben: 
pp Warum hat fid) der Narr nicht beffer in Acht genom: 
men?” Wm 29. madjten die Türken nad) Sprengung 
einer Mine einen Ausfall, wobei der Hauptmann von 


1) Friedrich Geeigert v.Derfflinger, geb. 1. April 1663 zu Gufow, 
fiubirte feit 1686 mit feinem Bruder gu Frankfurt und Tübingen, 
worauf fie nad Stalien reiften und Friedrih gu Malta Oberftlientes 
nant bei Graf Königsmark wurde; 1683 trat er in gleidher Gigens ~ 
fdaft in brandenburgifden Dienft, ward 1689 Oberfter, nabm 1691, 
weil der Vater zuruͤctrat, feinen Abſchied, trat 1704 als Generals 
major wieder ein, ward 1713 Generallieutenant, + 29. San, 1724 

Gate fi am 17. Suni 1605 gu Serbft mit Urfula 
Rohanna, Tochter des altenburgifden Oberfteuereinnehmers Hans Georg 
v. Ofterhaufen auf Boͤhlen und Poderſchen, vermählt, die im Marg 
1740 im 71. Jahre kinderlos ſtarb. 


Sdbnlag und Barfat. so 


Wobeſer fiel, wurden aber zurückgeſchlagen. Dagegen 
lief auch der Verſuch, den die Kaiſerlichen am 4. Juli 
machten, auf ihrer Breſche Poſto zu faſſen, und an dem 
die vornehmſten Volontairs theilnahmen, unglücklich ab. 
Er ward abgeſchlagen und es blieben dabei unter Andern 
ein ſpaniſcher Grande, Herzog de Vecha, ein Prinz Karl 
Georg von Pfalz-Veldentz (geb. 27. Mai 1660) und der 
Gine jenes heldenmiithigen Briiderpaares 4), dad diefe 
Belagerung dabinraffte und deffen Tod der Dichter Canis 
gefeiert hat, der Oberft Graf Karl Emil v. Dohna. Gin 
gleichzeitiger Ausfall der Türken wurde durch Marwitz 
und Prinz Alexander von Kurland zurückgewieſen. Zwei 
am 12. ſeitens der Belagerer geſprengte Minen ſchlugen 
zurück und beſchädigten nur die Angreifer, worauf die 
Türken einen ſtarken Ausfall nach den Linien der Baiern 
und Sachſen machten, der namentlich vielen Sachſen und 
darunter dem Oberſten v. Löben das Leben koſtete und 
wobei mehre Geſchütze vernagelt wurden. Dagegen 
glückte es an demſelben Morgen den Baiern, denen ein 
Ueberlaufer die Lage eines türkiſchen Pulvermagazins 
verrathen hatte, daſſelbe durch eine Bombe zu entzuͤnden, 
worauf eine furchtbare Exploſion erfolgte, bei welcher 
fiber 1000 Menſchen umgekommen fein ſollen und eine 
große, aber ungangbare Breſche in der Mauer nach der 
Donau gu entſtand. Wm 15. machten die Türken nach 


1) Sie waren Enkel des Grafen Chriſtian von Dohna, der am 
1, Juli 1637 als Gouverneur des Farftenthums Orange ftarb, und 
der Gréfin Urfula von Solms- Braunfels, Sdhne des Grafen Chris 
ſtian Albert v. D. (geb. 15. Nov. 1621, 1657 Gouverheur von Küſtrin, 
1658 Generalfeldgeugmeifter, + 14. Dec. 1677) und der Grdfin Sophie 
Kheodore v. Holland-Brederode, deren 6 Sdhne ſaͤmmtlich im Kriege 
fielen, fodaf nur die 4 Tochter erhalten murden. Durch Gine derfel= 
ben, Freda Maria (geb. 18. Dec. 1661, verm. 1690, + 1719), wurde 
Ghriftoph Dohna der Schwager der Gefallenen. 


70 Schuing and Varfie. 


drei Seiten hin Ausfälle. Der Herzog war über die 
Tapferkeit, mit welder die Brandenburger den auf fie 
gerichteten Angriff, der übrigens dem Oberftlieutenant 
9. Löſchbrand und drei andern Offiziers dad Leben koſtete, 
zurücktrieben, fo erfreut, Daf er Schöning, den er iibere 
haupt vielfach gu-Rathe gog, feinen Dank durch Ume 
armung und mebrfade öffentliche Lobreden gu erfennen 
gab. Am 17. gegen Abend ward auf allen drei Attaquen 
Sturm gelaufen, der aud) die Türken zwang, die erfte 
Mauer aufgugeben und fic hinter die Werke guriidgue 
ziehen. Diefer Sturm koſtete aber u. A. dem Pringen von 
Kurland 4) und dem Oberften Grafen Dietrich v. Dohna 
das Reben, und hier muß der leGtere Vorgang befonders 
ins Auge gefaft werden, weil er in den gegen Schöning 
febr gebaffigen ,, Mémoires sur le Roi Frédéric, par 
le Comte de Dohna” gu einer Gefduldigung gegen 
Shining benugt worden ift, deren Ungerechtigkeit ſehr 
klar vorliegt und eben dedhalb aud) auf die übrigen 
Ausfälle Dobna’s gegen Shining ein keineswegs eme 
pfeblendes Richt wirft. Nach dem von Seiten Sdhining’s 
am 4./14, Suli erftatteten Bericht aber den Sturm vom 3. 
und den dabei erfolgten Zod ded Grafen Karl Emil 
v. Dohna hatte der Kurfürſt an Schöning Befehl er ⸗ 
laſſen, deſſen Bruder dem Grafen Dietrich Urlaub zu 
einer Reiſe zu den Seinigen zu ertheilen, wo die An⸗ 
weſenheit deſſelben verſchiedener Urſachen wegen nöthig 
ſei. Dieſen Befehl ſoll nun, wie in jenen Memoiren des 
Grafen Chriſtoph behauptet wird, als die Befehle zum 
Sturm fiir den 18., gu welchem aud) Graf Dietrich 


1) Geb, 16, Het. 1659, furbrandendurg. Dberſt und Megimentss 
inhaber, jlngfter Sohn des Hergogs Jakob und der Pringeffin Luiſe 
Gharlotte von Brandenburg, einer Sqhweſter des grofen Kurfarften. 


Shining und Barfus. 1 


v. Dohna commandirt worden fei, ertheilt worden waren, 
Schöning bereits erhalten gehabt haben, ſodaß ex durch den 
Aufſchub der Vollſtreckung jenes Befehls, der ſichtlich 
aus Rückſicht auf die Familie Dohna und um ſie der 
Gefahr eines abermaligen Verluſtes zu entziehen, ertheilt 
worden war, den Tod des Grafen Dietrich, wenn auch 
unabſichtlich, verſchuldet habe. Abgeſehen aber davon, 
daß Graf Dohna, auch wenn ihm der Urlaub ertheilt 
worden wire, nad ſeinem muthvollen und ehrdürſtigen 
Charakter, ſchwerlich davon Gebrauch gemacht haben 
würde, ſo iſt auch der kurfürſtliche Befehl aus Cleve 
vom 22. Juli (J. Auguſt) datirt, folglich vier Tage nad 
dem Ereigniſſe, das er verhindern ſollen, erlaſſen und 
natürlich erſt lange nachher eingetroffen. Graf Dohna 
hatte ſich übrigens, wie Natzmer in ſeiner Selbftbiograe 
phie erzaͤhlt, zu dem Commando in der Breſche gedrangt, 
indem es ihm durch den Oberſten von Belling y beftrite 
ten ward und er ſich über Natzmer's Mahnung, fic) diee 
fem Dienfte nidt unberufen gu unterziehen, ergiiente. 
Dann hatte er fidh auf einen Stein geftellt, und da er 
an fid ein langer Mann war, ragte er liber alle Undern 
hervor und erbielt denn da bald einen Schuß aber dem 
rechten Auge, der feinen Bod gur Folge hatte. 

Aufer den Genannten fielen von den Brandenburgern 
bei jenem Sturme u. A. der Oberfilieutenant v. Borne 
fiedt, der Major v. Oelsnitz, die Hauptleute v. Wobefer, 
v. Bornftedt und v. Kiderig. Ein dritter Graf Dohna 


1) Johann Georg v. Belling, Sohn Chriftophs v. B. auf Gremlin 
und Sugendreih v. Stoͤhren aus dem Hause Nordgaufen in der Neus 
marf, ward 1679 Dberfter, blieb 1689 alé Generalmajor vor Bonn. 
‘In erſter Ehe mar er mit einer Engldnderin Francisca Lambert, in 
zweiter mit Anna Sibylla v. Eppingen aus Preufen vermaͤhlt und 
atte aus deinen Ehen Kinder. 


72 Shining und Barfus. 


wurde verwundet; ebenfo ber Oberft von Belling , der 
Oberſtlieutenant von Sdlabrendorf 4), die Majors 
von Arnim 2), v. d. Marwig ) und von Blanken: 





1) Otto Freiherr v. Sdlabrendorf auf Grof-Madenow, Blanken= 
felde 2¢., Sohn Joadhim Graf's v. Schl. auf Glinide und Annen 
Katharinen v. Strislof aus Pandelow, geb. gu Seltow 18. Oct. 1650, 
verlor feine Mutter im dritten Jahre, ward von dem Gebeimerat! 
Bodo v. Gladeded, der ihn liebgemann, mit an die Höfe von Braune 
fdweig und Selle genommen, dann Page bei feinem Better, bem Gee 
neralmajor v. Pfubls feit 1665 in Dtenft von der Pike auf, fodt er 
1674 am'Rhein, 1675 bet Fehrbellin, erhielt bet Wolgaft cine Come 
pagnie, ward 1687 Oberfter, kampfte von 1688 an am Rhein und 
in den’ Riederfanden, ging 1691 wieder nad Ungarn, wo ex fid) bet 
Salantemen eine goldene Kette mit dem Bruftbilde des Kaiſers vere 
Diente, ward 1692 Brigadier, fahrte 1692 den Befehl ber Hilfetruppen 
in Ungarn und ward Generalmajor, mar mit bei Semeswar und 1697 
bet Benta, fiir melden Sieg, den Eugen welentlid ihm guidried, ihn 
reiche Beute, cin Dankſchreiben des Kaiſers, ein Diamantring und die 
Freiherrawiirde belohnte, ward 1703 Generallieutenant und Gouvers 
neur von Rifirin, 1715 General der Infanterie, + gu Grof-Madenow, 
two er biel von der tirfi{den Beute aufgeltellt hatte und, als eifriger 
Ghrift, Dankpredigten ftiftete, 18. Jan. 1721, ohne aus feiner Che 
mit Agnes Clifabeth v. Arnim aus Zudow (verm. 27. Mai 1695) 
Kinder gu hinterlaffen. 

2) Georg Abraham von Arnim anf Suckow 2., geb. 27. Marz 
1651, Sohn Georg Wilhelm’s v. A. auf Boigendorf und der Barbara 
Sabine von Hohendorf aus Falfenhagen, trat 1667 ale Gardift in 
die Fufgarde, gog 1671 als Fahnrich im Regimente des Grafen 
Degenfeld gegen Braunfhweig, ward 1672 brandend. Lieutenant, 
1674 Hauptmann, fost 1675 bei Fehrbellin, ward 1676 bei Anclam 
und 1677 bei Stettin verwundet, ward 1636 Oberfilieutenant, 1689 
Oberfter, von 1690—91 Commandant von Berlin, fodt 1692—97 
in ben Miederlanden, wo et 1695 Generalmajor ward, 1704 Generale 
lieutenant, commanbdirte 1705 die Preufen am Rhein und 1708 in 
Stalien, ward 23. Mai 1715 General der Inf., nabm Wollin und 
Peenamiinde, ward 1728 Generalfeldmarſchall, + 19. Mai 1734, 
Ge war vermésit 1) mit Anna Sophie Helene v. Ohr, 2) mit 
Anna Sophie v. Pannewig, 3) mit Charlotte Juliane v. Ldben, 
und hatte aus den beiden erften Ehen Kinder. Der Generalmajor 
Jakob Detleo von Arnim auf Boigenburg (geb. 13, Ban. 1645, 
$ 7. Det. 1689) war fein Bruder. 

38) Friedridh Wilhelm v. d. Marmig, Sohn des Oberften Hans 
Georg v. d. M. auf Liſſow, ward 1691 Oberiter, 1705 Generalmajor, 


Shining nab Verfes. 73 


fee 2), der Gauptmann von Haimewig. Im Ganzen 
hatte man brandenburgifder Seits an Getddteten und 
Verwundeten 40 Oberoffiziere und 446 Unteroffigiere 
und Gemeine gu beflagen und der Verluft der Kaifers 
liden, Baiern, Sadfen und ander Reichstruppen ftand 
in gleidem Verhaltniß. Dee Herzog von Lothringen bee 
lohnte Shining abermalés mit einer Sffentliden Ume 
armung und erließ gum Lobe Sdhining’s und der brane 
denburgiſchen Truppen ein Sehreiben an den Kurfürſten 
(18./28. Juli).*) Am 24. wurde, obſchon die Einlei⸗ 
tungémine abermalé verungliidt war), auf die gweite 
Mauer Sturm gelaufen, aber mit ziemlichem Verluft 
abgeſchlagen, was den Grandenburgern wieder an Todten 
und Bleffirten 11 Offigiere, 8 Unteroffigiere und 155 
Gemeine foftete. Dod fafte wahrend ded Sturmes 
General Barfus auf dem kleinen Rondel Pofto. Seit 
dem 28, Juli wurde ein neues Lager angelegt, um den 
befürchteten Entfag abzuwehren, und in der Bhat hatte 
man mun tiglic) den Verſuchen der Türken entgegengue 
treten, die ein Heer von 60,000 Mann in die Rabe 
gebracht batten und fic) fortwäͤhrend beeiferten, Were 
flirfungen in den Platz gu werfen. Selbſt der ſpötti 


1698 Gommandant von Oderberg, + 10. Bult 1616 und hinterließ 
von Hedwig Sophie v. Strauß drei Toͤchter. 

1) Ghriftian Henning von Blankenfee, + 7. Sept. 1693 als Dberft 
an bet Belgrad erhaitenen Wunden. Vor Ofen hatte er einen jungen 
Rarken erbeutet, den er taufen lief und dem er den Namen Henning 
beilegte. Durd Hedwig Julie v. Volkmar ward er der Bater des 
Generalmajor olf Chriftoyh v. Blantenfee, der am 30. Sept. 1745 
bet Soor mit feinem Sohne durd Cine Kugel getddtet ward. 

2) S. daffelbe in der angeführten Schrift des Heren von Sqhö- 
ning, ©. 110 ff. 

2) Bet diefer Belagecung fdeinen faft alle Minen der Belages 
rer —— wenigſtens wirkungslos — zu ſein. 

VI. 


4 Shtaing und Vorfas. 


fee Dohna bemerkt aber dabei, daß Sdining aud in 
biefer Sage feine Faffung ebenfo bewährt babe, wie der 
fiber fede Furcht erhabene Lothringen. Bei einem ftar- 
fen Gefecht, das am 4. Auguſt mit den Entfagteuppen 
beftanden ward, machte ein türkiſches Corps von 10,000 
Reitern einen heftigen Angriff auf die Brandenburger 
und fcien durchbrechen gu wollen, woran es bdurd die 
geſchickten Anſtalten Sdhining’s verhindert ward. Ebenfo 
bewies er bei einem plötzlichen Ueberfall, den dex Feind 
vom Entfagheer aus am 19. erft auf dad faiferlide und 
dann auf das brandenburgifde Lager machte, eine felbft 
von Chriſtoph Dohna gerühmte Geiftesgegenwart, lief 
bei dem erſten Anlauf ſchleunig Alles gu Pferde fteigen, 
was nur reiten fonnte, ging dem Feinde durch die Zelte 
entgegen, führte die erfte Schwadron, der fic) der Here 
30g Yon Rothringen anſchloß, felbft, ließ den Feind von 
vorn und in ber Flanke angreifen und warf ibn, wabe 
send die übrigen Truppen fid) in Vertheidigungsſtand 
fegten und die wenigen Türken, welde durdbrangen, 
niedergemadt wurden. Gin gleichzeitiger Ausfall der 
Türken wurde abgefhlagen. Auch über diefe Affaire ere 
Heh der Herzog, gu Gunften Schöning's und der Trup · 
pen, ein Schreiben 4) an den RKurfiirften. Wm Nace 
mittag deffelben ages fam dev Faiferlide General 
Scharffenberg mit 10,000 Mann aus Siebenbürgen gue 
Verſtãrkung des Belagerungsheeres. 

Endlich am 2. Sept. erfolgte der Hauptſturm, zu 
welchem Schöning die Dispoſition gemacht hatte, wie 
er auch dad Centrum dabei befehligte, wabrend der Here 
zog v. Groy*) gur Rechten, General Barfus gur Line 


V A. a. D., S 118. 
2). Kart Sugen, Fuͤrſt und Herzog von Croy, Marquis v. Mont 


SAidning anh Varfate % 


fen commanbirte. Dieſer Sturm fllbrte gum Stele; die 
Zürken gaben bie Stadt auf und gogen fid in die Ci⸗ 
tadelle zurück, die fie dod am 3. Sept. dem Kurfürſten 


cornet und Menty, Graf von Moeer und Megen, Freiherr v. Mis 
lan, Biring, Mylendonk, Baar und Lathum, Herr v. Dradenfels, 
Reuland, Palland, Berus, Geores und Velzburg, Pfandherr gu 
Bolkenburg und Mens, Ritter des goldnen Pliefesd, der 
Sohn Graf Jakob Poilipy’s vo. Groy, dee 31. Mary 1664 weigse 
farft murde und 1681 ftarb, von Sfabella grein v. Anholt, der 
Erbin von Mylendonk, Dradenfele, Baar, Lathum und den ges 
pannten Pfandidaften (vermAhit 1642), ftand erft in däniſchen Diens 
ften, war 1677 bet der Belagerung von Malmoe, eroberte Helfings 
borg und behauptete es 1679 gegen die Sdweden, trat nad dem 
Frieden in kaiſerl. tnigl. Diente, wohnte als Feldmarſchalllieutenaut 
dem Entſad von Bien bei, wobet ex verwundet und fein Bruder, 
Dring Morig, an fetner Seite erſchoffen ward (12. Sept. 1681), 
farte bei Gran (6. ng. 1685) den redten Fldgel, nabm bet der 
Groberung Ofens den Janttfharencga gg ittsete exhielt 1687 das 
Gommando in Siebenbiixgen, ward 1 elomarfdall, führte bet 
Riffa (1689) den redten Fllgel, entfedte 1690 Cffet, warf fid dann 
(8. Det.) in das belagerte Beigrad, aus dem er bel deffen Beftiirs 
mung mit Mage enttam, hatte rigmligen Anthell on dem Siege 
bei Salantenem, erhielt 1693 den Oberbefehl, verlor ihn aber, weil 
fhm Ste Wiedereinnahme von Belgrad mislang, und ließ fig nan 
durd feine mislide Gtnangloge beftimmen, ben Oberbeſehl der raffis 
fen Heere gu tibernehmen (Dradenfels und [1699] Mylendont 
hatte er bereits an die Grdfin Berlepfd vertaufen miffen). Ihm 
uͤberließ der Bar die ruffifde Armee bei Nara. Er fand aber bald, 
daß mit den damaligen Mulfen einer disciplinizten und von Solder 
tengeift durchdrungenen Armee gegenüber geradegu gat nidts angus 
fangen war und, al8 ,, 2Ned wie cine Heerde Bich durdeinanderlief’’ 
and fig miderftondstos megein Hep, ergab ex fic den Sweden, 
in deren Gefangenfdaft ex 1. Febr. u. St. 1702 gu Mteval ftard. 
Hier ward feine Beerdigung durd dte Einſprache dortiger Gldubiger 
inbibirt und die Leide {alteplidh in die Nitolenstirde gebradgt, moe 
fle, zur Mumie geworden, nod in diefem Jahrhundert geftanden 
geben fol. 1681 mit Grdfin Sultane v, Heerenberg (f 1714), 
Witwe ded Grafea Bernhard v. Witgenftein, vermaͤhlt, hatte 
ex keine Minder. Sein Bruder Cafimir fie 1689 in Ungarn. Phir 
Tipp Heinrig ſtard als Dombedant gu Gdin 2. Mat 1724, 72 Jahre 
alt. Der jingfte Bruder, Johann Jakob, Domherr gu Gdln, war 
fdon vor dem Bater geftorben. 4s 





16 Shining und Varfas. 


von Baiern gleichfalls abergaben. weber dieſes Ereigniß, 
wegen deſſen der Rurpring Friedrich, in Abwefenbeit 
des Kurfiirften, cin Dankfeſt veranftalten lief, erließ 
der Kaifer felbft ein Schreiben an den Kurfürſten, das, 
wie der Kurprinz befonders hervorhebt ), ,,durd) einen 
eigenen Courier tiberbradt worden”, dem aber, wie aus 
der Antwort des Rurfiirften, vom 25. Sept. 2), erbellt, 
unterweges cin ,, Unfall zugeſtoßen“, und worin er gleid- 
falls Shining -und die brandenburgiſchen Truppen hid- 
lich belobte. Dev Kurfürſt aber fprad, in einem eig ⸗ 
nen Sdreiben vom 30, Aug. (9. Sept.), Diefem feinen 
Dank und den Sruppen feine Zufriedenheit aus. 

Am 6. Sept. brad die Armee von Ofen auf, wo 
u. A. zwei brandenburgifde Bataillone zurückgelaſſen 
wurden, und rückte dem Feinde nad, erhielt aber am 
18. bei Baya die Ordre gue Heimkehr, die denn auch 
am 19. angetreten ward, nicht ohne daß über die Marfde 
route und Verpflegung abermals Weiterungen entftan- 
ben waren. Schöning führte die Truppen in guter Ord- 
hung, die von den ſchleſiſchen Commiffarien beim Abe 
ſchied ausdrücklich verdanft wurde, durch Schleſien gue 
rid und nahm am 8. Dec. zu Grüneberg von dem nun 
wieder gu vertheilenden Corps Abſchied. Vom Kurfür ⸗ 
fen wurde er auf dad Gnädigſte empfangen. 

Bei der Erſtürmung Ofens war fein Pardon ertheilt 
und waren die weifien Fahnen, weldhe die Tüͤrken aus- 
fiedten, von den wilthenden Soldaten niedergeriffen 

- worden. Go follen denn an 9000 Manner, Weiber 


V Das Séhreiben deffelben an ſetzen Vater, vom W. Auguſt 
(8. Sept.) 1686, f. bei v. Sasning, S: 1. 120 ff., dab des ‘Sailers, 
vom 3. Sept. n. St., ebend. S. 126 f. 


3) Bel v. Sédning 6, 138 F. 


Shining und Barfas. 7 


und Sinder niedergemegelt worden fein, ungeachtet die 
Fürſten und Generile Wes aufboten, dem Schlachten 
Ginhalt gu thun. General Barfus rettete zwei Türken, 
die fich vergweifelt webrten, und brachte fie mit nad 
Berlin. Shining filhrte das Glück zwei ſchöne Litre 
kenmaͤdchen, die nod) im Kindesalter ftanden, gu. Eins 
davon foll die bekannte Fatime gewefen fein, damals 
fünfijãhrig, angeblich hoher cirkafſiſcher Abkunft. Er 
habe fie taufen laſſen, ſte Maria Aurora genannt und 
für ihre erſte Erziehung geſorgt. Sie ward groß und 
wohlgewachſen, hatte dunkelblaue Augen und ſchwarzes 
Haar, ſchöne Augen und Lippen, eine Adlernaſe, war geiſt ⸗ 
reich und weltklug, eine ſcharfe Beobachterin und nicht 
ohne Sorgfalt fuͤr ihren Vortheil, im Uebrigen nicht 
ohne Hochſinn und gutmüthigen, treuen Charakters. 
Schoͤning ſoll fie fpdter der Flemming, bei deren Vere 
maͤhlung mit dem Krongroßſchatzmeiſter Pryebendowsty, 
gum Hochzeitsgeſchenk gemacht haben, mit der fie nach 
Barfhau gefommen und dort dem Konig Wuguft be 
kannt worden fei. Mach einer andern Angabe 4) hatte 
fie Graf Koönigsmark gu Pefth gefunden und feiner 
Schweſter Maria Aurora gefchenft, die fie nad dem 
Verluſt ihres Bruders mit nad Dresden gebracht habe. 
Wie dem aud fet, fie ward in die Arme ded Königs 
gegogen, gum Scheine aber an einen Kammerdiener Spies 
gel verbeirathet, der nachmals geabdelt und Oberftieutc: 
nant wurde. Dem Rinig gebar fie (1702) den Grafen 
Friedrid) Auguſt Rutowsty (1, 198) und (1706) cine 


1) v. Haxthaufen bei Sehſe, Geſchichte der Höfe des Haufes Sach⸗ 
fen, V, 131. Fur diefe Angade koͤnnte der Saufname der Dame 
fpredens gweifelbaft wird fie dadurch, daß man nichts davon weif, 
bid Konigsmark gu fener Beit ober aberhaupt nad Ungarn ge— 
fommen. 


78 Sihiwing wah Barfus. 


Tochter Katharine, weldje 1728 den Grafen Michael 
Bielinsky heirathete, fic dann von ihm: trennte, in 
Paris lebte, 1735 geſchieden ward und ſich 1736 mit 
Graf Bellegarde+) vermählte. — Von den 500 Gee 
ſchützen, welde in Ofen erbeutet wurden, durfte aud 
Schoͤning feinem Kurfürſten einige zuführen, dem ex aud 
einen Roßſchweif und ein Paar tartariſche Pferde alé 
Siegeszeichen überbrachte. Eine andere Art von Beute, 
welche er fiir fid) in Ofen genmedt haben foll, ift fir 
die Beitfitten bezeichnend. Die in Ofen gefangenen Jue 
den, weldje gu den Türken gehalten batten, wurden une 
ter die Commandirenden vertheilt, von denen fie ſich 
dann durch reiche Löſegelder freifaufen muften. So 
waren aud Shining cine Anzahl reicher Juden gue 
gefallen. Gin kaiſerlicher Offigier atte ſich aber derfet- 
ben bemächtigt und Schöning gab nun Graf Chriftoph 
Dohna Befehl, fie Diefem wieder abgunehmen, was 
aud gliidlid) gelang. Barfus foll dabei Dohna getadelt 
haben, daß ex einen foldjen Wuftrag übernommen, der 
ſich nur fiir einen Parteigdnger {cide ). 

Shining ging aber nicht ohne Misſtimmung aus 
Ungarn heim. Es war nice eine punttilidfe Uneigen ⸗ 


1) Glandins Maria Graf v. anes ——— und pre 
der bes Grafen Joyaan Franz @., des F Pepin Zee 
und Karl von Sadfen, trat rey “as cue “eb der Seibgarde in 
ſachfiſchen Dienſt, ward 1732 Kammerherr, 1742 Oberft, Gefandter 
fm Surin, 1749 Generalmajor, 1754 Generallieutenant und Ges 
fandter in Haris, wo ex 1755 ſtarb. Seine Soͤhne beerbten den 
Antzeu von Sadfen, wenigſtens in Betreff ſeines beweglichen Bers 


2) Da wit Dohna in alle dem, wo feine Parteilichteit und Medi⸗ 
fance einfdldgt, keinen Glauben ſchenken, fo laffen mir aud dieſe 
Seſchichte, ſoweit fie thn und Shining betrifft, dabingeftellt ſein. Das 
acum oe von der Buthellung der Yuden als Kriegsbeute iſt 

wahr. 


Shining mb Sarfad. 78 


nützigkeit, wie fein Verwandte und Biograph anzuneh · 
men ſcheint (a. a. DO. S. 140), weshalb ex dad faifere 
liche Gnadengeſchenk: einen fammtnen Beutel mit 5000 
fremniger Ducaten, ablehnte. Denn er verlangte mehr: 
einen mit Brillanten befegten Degen im Werthe 
von 20,000 Thalern, der ihm aud ſchließlich, jedoch 
nur im Sdhagungéwerthe von 12,000 Thalern, durd 
den kaiſerl. königl. Gefandten in Berlin überſchickt 
ward. Es war aber dod aud nicht Gigennug, der ihn 
dagu beftimmte, fondern cin zugleich feinen Fuͤrſten und 
fein Land beriibrender Ehrenpunkt: nämlich als Ober ⸗ 
befehlshaber eines felbfiftindigen Heeres gu gelten, als 
weldem ihm der Ehrendegen gebiibete, und damit aud 
die von Brandenburg gefendeten Hilfetruppen in das 
entfpredende Ride gu fiellen. Cr hatte übrigens am 
8. Det. bei dem Kaiſer, am 10. bei der Kaiferine Mute 
tee und bei der regierenden Raiferin Audienz. 

Das raſche Auffteigen Sdhining’s und die hohe 
Gunft, die ihm det Kurfürſt begeigte, Hatten ihm mane 
cherlei Misgunft zugezogen. Wir finden frühzeitig, daß 
auch achtbare Manner fid) durch die beſondere Begünſti ⸗ 
gung Schöning's gekraͤnkt fühlten. So nahm Graf 
Ulrid) Hipparch v. Promnitz (IV, 485), nad dem Felb- 
auge in Preußen, feinen Abſchied, weil dex Kurfürſt 
Sdining , der zur Infanterie gehörte, 1800 Pferde gur 
Verfolgung des Feindes anvertraut hatte, und es hieß 
fogar, daß et fid) mit Schöning ſchlagen wolle. 1687 
nabm der General Graf Beauveau d’Espenfes 4) den 
Abſchied, „weil ev es nicht ertragen forinte, daf man 


1) Ludwig Graf Veauveau d'Eſpenſes, früder franz. Oberſtlieu⸗ 
tenant, 1662 in brandenb, Dienſt gezogen, Generalmejor und Dherſt 
ber Brabantengerde, 1684 Genecaltientenant, Gr gog fid nad Hole 
Tand suri, 


80 -Séhbning aud Barfus. 


dem General Shining, der nach dem ungariſchen Felde 
guge cin Liebling des Kurfürſten geworden war, den 
Vorzug einräumte.“ Giferfiiehteleien und Streitigkeiten 
ſcheinen überhaupt damals in der preußiſchen Armee, 
wie wol auch in andern Heeren, ſehr häufig geweſen 
zu ſein, was vielleicht darin ſeinen Grund hatte, daß 
es zu jener Zeit ſo viele Glücksſoldaten gab, die aus 
einem Dienſt in den andern zogen und nur Befriedi ⸗ 
gung ihres perſönlichen Ehrgeizes im Auge hatten. Ein 
Ereigniß, das zunächſt geeignet ſchien, Schöning mit 
ſeinen Gegnern in einer gemeinſchaftlichen Sache zu 
vereinigen, hat doch in ſeinen weitern Folgen eine ent ⸗ 
gegengeſetzte Wirkung gehabt? die Berufung des Mar: 
ſchall Schomberg (I, 107 ff). Sie krankte den grei⸗ 
fen, aber feine Alterſchwaͤche im Momente der Kran: 
fung vergeffenden Derfflinger, trog der Zartheit, mit 
ber ihm der Kurfürſt fein Vorhaben angeigte, und bei 
dem alten Kriegshelden mag man dieſes Gefühl billig 
nachſehen und es menfdlid)-natirlid finden. Die ane 
bern Generale batten es nicht als eine Zurückſetzung ane 
gufeben, daß Schomberg berufen ward, wenn aud als 
ihe Vorgefester; denn es war Reiner darunter, der ſich 
mit feinem Ruhm und Verdienſt gu meffen vermodte. 
Indeß fie waren. voll des Gefühls der eignen und never 
Thaten. Wie tüchtige Soldaten auc) die Söhne Schom ⸗ 
berg's waren, fie waren bod) nicht deſſelben Ruhmes 
theilhaftig, der ihren Vater umſtrahlte, und fo vere 
mehrte es den Unmuth, als nad und nad zwei Signe 
Schomberg's in die Generalitat des Kurſtaates eintra- 
ten. Die alte Derfflingerſche Kriegsſchule, gu der audy 
Shining gehirte, nahm eine abgewendete Stellung ge 
gen Sdhomberg cin, wabrend die zahlreichen Mefugies 
in ber Armee, welche fidh feit Schomberg’s Cintritt nod 


Shining und Barfus. 81 


weſentlich vermehrten, ſich um ihn ſchaarten und auch 
in den jüngern Stabsoffiziers einheimiſcher Abkunft 
manche Anhanger fanden. Mun wurden, auf Schom⸗ 
berg’s Vorſchlag, die Refugics in zwei Compagnien 
Grands Mousquetaires und eine Compagnie Grena- 
diers & cheval gufammengeftellt, nad deren Mufter 
fpdter aud) nod eine Compagnie Grands Mousque- 
taires aud deutfden Edelleuten gebildet ward, und die 
ſãmmtlich gur Leibgarde gehörten, wobei denn gar bald 
ein Gegenfag zwiſchen diefen neuen Truppen und der 
atten deutſchen Leibgarde Gervortrat. Gin hauptſäch ⸗ 
licher und fiir Schöning gefährlicher Partiſan der Erſte⸗ 
ren ward dabei Graf Chriſtoph Dohna Il, 82), ein 
Mann, der, im Befige vielfeitige: Bildung und Begas 
bung, gwar perſönlich tapfer, fonft aber weniger Sol= 
dat, alé Diplomat und Hofmann war, mande Gigens 
ſchaften befeffen gu haben ſcheint, die ihn gum franzbſiſchen 
Memoirenſchreiber qualificirten, und auf Schöning nicht 
wohl gu ſprechen war. 

Zunãchſt jedoch erſchütterte bad alles Schöning's 
Stellung keinesweges, und aud) der am 29. April (9, Mai) 
1688 erfolgte Tod bes grofen Kurfürſten ſchien feine 
Aenderung darin nad ſich gu giehen, außer foweit Sdi- 
ning wiffen mufte, daBrcin tüchtiger Mann am beften 
fabrt, wenn er mit einem Herren gu thun bat, der die 
Sache gleidhfals tüchtig verfteht. — Ms die Nachricht 
von Dem gu Potsdam erfolgten Hinſcheiden ded Kurfiir 
ften nad Berlin fam, lies Schöning, als Gouverneur, 
fofort die Chore ſchließen. Der kaiſerliche Gefandte, 
Baron Freydag, wollte nach Potsdam eifen, um den 
neuen Kurfürſten zu begrüßen, ward aber am Reipgiger 
hore durch ben dafelbf— commandirenden Oberf— von 
Schöning aufgehalten, bis von dem Goungrnenr Erlaub · 


82 Shining usd Barfus, 


nif ertheilt fei, und dieſer verfagte fie. Neuere Preufien 
haben den Geift des grofen Kurfürſten darin erlannt, 
daß -,,cin brandenburgiſcher General fic) herausnahm, 
dem Abgeſandten des romiſch · deutſchen Kaiſers bie Thore 
dzu verſchleßen“, während bei dem Regierungsantritte 
‘Zdeb groped Kurfürſten die freilich in kaiſerlichem Eide 
dew brandenburgiſchen Commandanten dem Rur- 

fen: den Gehorſam verweigert hatten. Zu jener Zeit 

der Vorgang, wenigſtens von Seiten der Gegner 
SHining’s, als cin Zeichen der anti-Faiferliden Geſin ⸗ 
nuug gedeutet worden ſein, die man ihm nachſagte und 
die damals nod nicht fo populdr in den Marken war, 
wie fie es (pater wurde. Der neue Kurfürſt, Frieds 
tid I. (I, S. 69 ff), ernannte Shining now am 
Lage der Beeidigung dee Truppen, 30. April (10. Mai), 
gum General · Feldmarſchalllieutenant, womit ex den Freie 
herrn von Spaen*) und den Grafen Friedrich Dine 
hoff?) überſprang. Bei ber Beftattung des großen Kure 
farften genoß er die Auszeichnung, neben drei höchſten 
Civilbeamten einen Sipfel ded Leichentuches gu tragen. 


iV Alerander Freihere v. Sporn, ouf Kruinick, Ringenbers, Moye 
land |, Hammindeln ac., aus hem Glevefgen und cin Vermandter 
Danfetmann’s, wat fdon 1651 furbrandend. Math, Kdmmerer, 
Dberft, Landdroft von Cleve, ward 1656 Generalmajor, 1661 MReidss 
feeiberr, 1675 Genevellicutenant, 1688 Generalfeldgengmetfter, 1690 
Generalfelbmarfdall, ftarb als Gouverneur von Wefel gu Cleve, wo ex 
feit 1679 rdfident war, 27. Het. 1602 (16937). In erfter Ee 
war er mit Hendrine v. Arnim, die 4. Aug. 1671 zu Moyland ftard, 
in gweiter mit Giner v. Flemming vermabit. 

2) Yriedrid) Graf v. Doͤnhoff, geb. 24. Nov. 1639, Sohn des 
Woiwoden gu Pelnow, Ernft Magnus (+ 18. Juni 1642), und Kaz 
tharinen Gréfin v. Dona, 1684 Generallieutenant, 1688 DObertams 
rierherr, 1689 w. Geb. Staats⸗ und Rriegérath, ftarb als Gous 
verneut von Memel 16. Febr. 1696. Bon Glonore Katharine 
Glifaseth Fretin v. Sdwerin (ged. 18. Det. 1646, verm. 1665, + 
13. Det, 1696) hinterlies ce vier Sdgne, 


Séining und Varfas. ss 


Am 14. Juni fand in Berlin die Huldigung der Mark 
Brandenburg ſtatt, wobei Schöning die unter Barfus 
aufgeftelten Truppen und die aufgefahrenen Geſchüͤtze 
commandirte. 

Bei dem Ausbruche bes Reichskrieges gegen Frank 
reich entſchloß fic) ber Kurfürſt, mit einem durch mün ⸗ 
ſterſche Truppen verſtäͤrkten Heere von 30,000 Mann, 
worunter 26,858 Brandenburger, vom Unterrhein ber 
gegen die Frangofen aufgutreten. Die ihm befannte 
Giferfucht feiner Generale diente gum Grunde, daß er 
felbft an die Spige dieſes Heered teat, deffen eigenttide 
Führung jedoch immer Sdhining zugedacht war, welder 
nad dem Rurfiirften der Erfte dabei fein ſollte. So 
viel man nun aud) fiir dieſes Arrangement gu fagen 
haben mochte, fo erwies es ſich dod) ſchließlich als nad- 
theilig. Denn es ging Alles beſſer, ſolange Shining 
allein ſtand, als wie der Kurfürſt zum Heere kam, und 
außerdem fanden ſich nach deſſen Ankunft Anläſſe, welche 
zuletzt gu Schöning's Sturge und ſeiner Entfernung aus. 
dem brandenburgiſchen Heere benutzt wurden. 

Unter Schöning's unmittelbaren Befehlen ſtanden: 
Generallieutenant Herzog Friedrich Ludwig von Hol- 
ſtein · Beck (geb. 6. April 1653, + 7. Mary 1728, der 
Stammvater des Heutigen Hauſes Holftein« Glücksburg) 
mit 4 Bataillonen, Generallieutenant v. Barfus mit 6 
VBataillonen Leibgarde, der münſterſche Generallieutenant 
von Schwarz mit 4000 Mann, Generalmajor Graf du 
Hamel?) mit 8 Compagnien Trabantengarde, 4 Com: 


1) Zranz Graf ds Hamel, Frangofe und früher in frauzöſiſchen 
Dienften, war 1674 turbrandend. Oberft, werd 1676 Kammerer, 
1679 Generalmajor, 1689 Generallieutenant, nebm 1702 als Genes 
tal der Gavellerie feinen Abſchied und ward venetiantfder Generaliffi= 
mus, als welcher ex jedoch bald, angedlid an Gift, ſterb. Gx war 


84 Shining und Varfus. 


pagnien Grands Mousquetaires, 32 Compagnien ande- 
rer Rruppen, der Generalmajor Briquemault 4) mit 5 
Batailonen, der Generalmajor Graf Karl von Schom ⸗ 
berg?) mit 26 Compagnien und 1000 Pferden, der Gee 
neralmajor von Dallwig mit 1000 Pferden niederlandie 
ſcher Truppen. Unter dem Generalfeldgeugmeifter von 
Spaen ſtanden: der General der Cavallerie Graf Meine 
hard Schomberg *) mit 4 Bataillonen und 16 Compag⸗ 
nien, der Generalmajor v. d. Heyden *) mit 5 Bataile 
lonen, dev Generalmajor von Ziethen 5) mit 3 Bataile 
fonen und 12 Gompagnien Dragoner, 1 Compagnie Pies 
montefen, der Urtillerieparf unter Oberft von Weiler. 


mit Henriette, einer Tochter Georg Bernhard’s Freiherrn v. Poll⸗ 
nig, verwitweten Kammerherrin v. d. Sdhulenburg, vermaͤhlt, welde 
1706 Yinderlos ſtarb 

1) Heinvid Baron de Briquemault, Here v. St.⸗Gruz, Mefus 
gié, 1631 Generalmajor, fiarb als Generallieutenant 16. Aug. 1692 
gu Weel. Seine Gemabhlin mar Marte de Meaur. 

2) Bd. 11, ©, 199, 126, 134, 135, 143, 145, 1565 Vi, 110 ff, 
119. Er vettief Die Armee ſehr bald, um feinem Vater nod ngs 
Tand gu folgen. 

3) Bd. I, S. 118, 122, 196, 130, 135, 136, 143, 145, 149, 
153, 156—71, Auch er alng nach Schluß diefer Gampagne nad 
England. 

4) Griedrid Freigere v. d. Heyden, Sohn deB cleveſchen MRegiee 
tungésraths gleiden Ramens und RKatharinen Fretin v. Wylid und 
Lottum, 1679 Dberft, 1689 Generalmajor, 1692 Generallieutenant, 
1695 General der Ynfanterie, nahm 1702 feinen Abſchied und ging 
gu den Kaiferligen, mo er um 1704 Generalfeldmaridall wurde, 
aber bald barauf ftarb. Gr mar mit Ghriftine Gréfin v. Bylandt 
vermaͤhit, aber kinderlos. Seine Giter erbte fein jingeree Brurer, 
der preuß. General Johann Sigismund. 

5) Johann v. Biethen auf Lagow und Srebnig, Sohn Kaſpar's 
v. 3. auf Sager (+ 1688) und Annen Katharinen v. Brigke aus 
Snoblod, 1679 Obert, 1689 Generalmajor, + 1690 yu im 
Er hatte fi) 8. Mai 1683 mit Katharinen Gharlotten, jingften 
Tochter bes Generalfeldmarſchalis Freiherrn v. Derfflinger, vermählt, 
die ibm einen Sohn und drei Addter gebar. 


SAining und Varfut. 85 


Am 1. Marz 1689 ging Shining mit der Cavalle⸗ 
tie bei Wefel über den Rhein, während Barfus die Bee 
fagungen aus den kleinen Stadten gufammengog, wore 
auf die Armee fid) bei Alpen mit dem holländiſchen Gee 
neral Milva vereinigte und nun an Vertreibung der Frane 
gofen aus dem Cleveſchen und Jülichſchen ging. Schsö- 
ning trieb die Frangofen mit viel Geſchick und Rührig · 
keit, unter gablreiden Heinen Gefechten nad Bonn gue 
tid, deffen Belagerung dann den Knotenpuntt des Felbde 
zuges gu bilden hatte. Wichtig ward in der erſten Beit 
namentlid) dad Gefecht von Uertingen (Ordingen) am 
2, März. Tages vorher war es Schöning geglückt, ein 
ſtarkes franzöſiſches Getreideconvoy, das von Rheinbergen 
auf Nuys ging, bei Uertingen tiberfallen gu laſſen und 
gänzlich zu nehmen. Dies mag den frangdfifden Gee 
neral Sourdy veranlaft haben, den Brandenburgern: bis 
Uertingen entgegengugehen, um entweder die Ddortige 
Beſatzung aufzuheben, oder, wie die Gelegenheit es gee 
ben wiirde, dem Hauptcorps in die Flanfe gu fallen. 
Shining ließ ſich jedoch nicht überraſchen, traf aud) 
fofort die zweckmaͤßigſten Gegenanftalten, bielt -fid) bee 
reit, jeder Abſicht ded Feindes entgegengutreten und, als 
diefer hierauf gdgerte, weiter vorzurücken, entſchloß er 
ſich, ibn anzugreifen, ungeachtet die Franzoſen ihm art 
Zahl überlegen waren. Er uͤbertrug dem General Bare 
fus das Commando des rechten, dem General Ailva das 
des linken Flugels, befahl Beiden, die vor ihnen liegen ⸗ 
den Dörfer anzugreifen und mit klingendem Spiel gee 
gen diefelben anzurücken, während er felbft mit 3 Ka: 
nonen und 200 Mann Fußvolk dem feindliden Centrum 
gegenüber ſtehen blieb und durch lebhaftes Geſchützfeuer 
deſſen Aufmerkſamkeit auf ſich richtete. Als ex fab, 
daß Barfus ſein Dorf genommen hatte, worauf dieſer 


86 Sébuing aud Barfas.- 


fich weiter mit Bertreibung der Feinde beſchaͤftigte, wen⸗ 
dete ſich Schöning ploglich links, um Ailva gu untere 
ſtützen und, ungeadhtet das febr coupirte Terrain fein 
Vorrücken erſchwerte, gelang 6, nad einem ziemlich 
hartnäckigen Gefechte, aud bier, die Franzoſen zurückzu ⸗ 
drangen. Als dieſe fic) in einem weiteren Dorfe gefeet 
batten, griff file Schoͤning von vorn an, wahrend Bare 
fué fie in die linke Flanke nahm, worauf ein ftarkes 
Gemegel erfolgte und die Feinde in gänzlicher Verwire 
rung Ginter dad Dorf geworfen wurden. Die Feinde 
wurden bis an die Thore von Nuys verfolgt. Die 
Frangofen Hatten über 1000 Mann verloren, die Gefan- 
genen und Gerwundeten ungerednet. Die Equipage 
des Generale SGourdy fiel in dte Hande dex Sieger. 
Am folgenden Zage ergab fid) auch inn, gegen welded 
dev Major von Sydow 2) entfendet war, und die Fran- 
zoſen rdumten Ruys, Zoes und Sieberg. Bei Gelegens 
heit diefes Gefechtes von Uertingen will übrigens Dohna 
einen perfinliden Anlaß gum Grolle gegen Sdhining 
erhalten haben. Gr erzaͤhlt in feinen Memoiven (S. 92): 
Shining habe thn nad dem Gefecht von Uertingen 
mit Lobreden überhäuft, aud) dem General Barfus einen 
Bericht in diefem Sinne gegeigt, in dem wirklichen Bee 
richte aber gefagt: Dohna habe angegriffen wie Kroa ⸗ 
ten. Dieſe Gefchichte laſſen wir dahingeſtellt fein, glau · 
ben aber, daß, wenn etwas daran wahr iſt, der Aus · 
fal Schoͤning's weniger gegen Dohna, als gegen die 





1) Died wird entweder Balthafar Friedrich v. Sydow auf Rad⸗ 
duhn, der 1691 bei Salantenem als Oberfelieutenant ſchwer verwune 
det, 1701 Dberft, 1705 Commandant von Küſtrin 1709 in dem 
nicherlindifdgen Sriege Generalmojor, 1730 Generallleutenant ward 
und am 31. Mat 1733 gu Miftrin ſtarb, oder deffen Bruder Adam 
‘Bilhelm gemefen fein, dev 12. Juli 1716 018 Generalmejor fear’. 


Géhaning und Varſut. 87 


Grands Mousquetaires geridjtet gewefen fein mag, bei 
denen Dohna als Oberfilieutenant ftand. — Noch gee 
lang es Schöning, den Commandanten des mit Firftens 
bergifden 1) Truppen befegten feften Rheinbergen, Baron 
Bernfau, gur Ucbergabe dieſes Plages gu beftimmen, 
indem ex ihm cine Dompfriinde, das lebenslinglide 
Gouvernement der Feftung und bas Eigenthum der in 
feinen Händen befindlidgen Contributions gelder gufidertes 
was denn allerdings febr eigenthümliche Capitulations- 
bedingungen waren. 

Am 4/14, Suni traf dev Kurfürſt in Wefel ein, 
wobin ex von Halle aus, unter Aufſchiebung feiner bee 
abficjtigten Huldigungéreife nad) Magdeburg und Hal 
berftadt, auf vom Unterrhein erbaltene Briefe, plötz 
lid) aufgebroden war. Es michte intereffant fein, gu 
wiffen, von wem diefe Briefe gefommen und welden 
Inhalts fie gewefen feiew. Denn dad Anführen, daß 
die Anherokunft (des Kurfürſten) von denen Herrn Ale 
liirten am Unterrbein inftdndig defideriret werde’, ſcheint 
uné nur eine officidfe Verbrämung anbderer Urfachen. 
Schöͤning eilte gu dem Kurfürſten nach Weſel, ging 
aber fofort wieder iné Gauptquartier nad Hoͤltrup gue 
rid, von wo aus er bie Belagerung von Kaiſerswerth 
leitete. Dev Kurfürſt tam am 11/21. Juni ſelbſt ind 
ager und am 17/27. wurde der Plag iibergeben, am 
18,/28. in Gegenwart ded Kurfürſten und der Kurfür- 
fin das Tedeum deshalb gefungen. Anfangs Juli wurde 
die Belagerung von Bonn eröffnet, am 14/24 mit der 
Beſchießung begonnen. Bei dieſer Gelegenbeit erfieht 


1) G8 waren dies Sruppen des Fiirften Wilhelm gon v. Bice 
flenberg, der betanntlid die Things Boe ambirte und von Frank 
Feld babel untecftdiet werd. 


88 Shining und Varfas. 


man aus der Selbftbiographie bes ehrlichen Nagmer eit 
Anzeichen beginnender Misftimmung des Kurfürſten gee 
gen Shining. Derfelbe hatte Magmer gu dem Kurfür ⸗ 
ften geſchickt, damit er demfelben aber die Sachlage 
berichte, zugleich aber namentlid) vorftelle, wie man 
eine grifere Truppenzahl gur Einſchließung Bonns ber 
dürfe. Natzmer will bemerkt haben, daß der Kurfüurſt, 
an deſſen Bette er knieend geſeſſen habe, dabei großes 
Misvergnügen gegen Schöning gezeigt und insbeſondere 
geäußert habe: wie Graf Meinhard Schomberg die Bee 
tennung oder Einſchließung des Ortes commandirt habe, 
hatte Shining immer gemeint, daß Jener Truppen gee 
nug hatte, nun aber Shining die Sache verridten 
folle, fibre er gang andere Rede. Der alte Magmer 
fagt gang richtig dagu, er babe daraus ſchon bemertt: 
„daß die Sade vor den General Sdhining bei dem 
Dermaligen Kurfürſten nicht mehr am beſten lautete, 
und daß feine Gegenpartei begunnte Aufwaſſer 
gu befommen.” Qn der That trat in der Aeußerung 
des Kurfürſten deutlid) hervor, daß bei ibm dem Genes 
ral Schöning deffen Parteigegner Sdomberg entgegens 
Geftellt worden war, daß er geneigt war, den legtern 
mit giinftigern Augen gu betrachten, und zugleich auch, 
daß ex von der Sache nichts verftand, da natürlich gu 
einer wirklichen und ernfteri Belagerung mehr Truppen 
gebraudt wurden, als gu ciner bloßen Gernirung, um 
bie es fidh bei Schomberg gehandelt hatte, aud wol 
die Befagung von Bonn feitdem durd die auf Bonn 
zurückgedrängten Franzoſen verſtaͤrkt, ſowie die Schwie · 
rigkeiten der Belagerung genauer erkannt worden war 
ten, Als fpdter der Kurfuͤrſt den zwölf älteſten Gene. 
talen bie Grage vorlegte, ob Bonn blos gu biogiren, 
ober förmlich gu belagern fei und, wenn dab legtere, 


SBbring und Barfud. 3 


ob man bie gange Armee, oder nur einen Theil derſel ⸗ 
ben dazu verivenden folle, erflarten fid nicht blos Schö- 
ning, fondern aud) Spaen, Barfus, Graf Meinhard 
Schomberg, v. d. Heyden, A. G. Schwartz, alfo aud 
Gegner Schomberg’s, fiir die Belagerung. Graf Karl 
von Sdhomberg, der Herzog von Holftein- Bek, Graf 
du Hamel, Briquemault und v. Bieten waren fiir die 
Blodade. Der niederlindifde General H. von Dalwig 
meinte, daß er, der Bitterung balber und unbefannt 
mit den fonftigen Ausſichten, „nicht eigentlich gu rather 
wiſſe“, ubrigens gu Wem bereit fel. Whe, dic für die 
Belagerung ftimmten, und eigentlich aud die Gegner, 
ſprachen Dabei die Anſicht aus, daß eine folde nur mit 
ganger Kraft und miglidft vielen Truppen gu untere 
nehmen fei. Go beftitigten alfo diefe Gutachten 2) die 
Richtigkeit des Schöningſchen Planes. In der That 
entſchied fid) der Kurfürſt fiir die förmliche Belage- 
tung und erflarte dies in einer Ordre vom 15/25. Aue 
guft an Shining, wobei ex zugleich bemerkte, daß „Se. 
Churfirftt. Durchlaucht die Difficultdten, fo dabei vor⸗ 
fommen und fdon von dem General Feldmarſchall - 
Rieutenant, dem v. Sdhining, vorgeftellt worden, gar 
wohl begreifen.” 

Der ernftere Arigriff der Belagerung wurde jedod 
dadurch nod) vergigert, daß bie Franzoſen, unter Bouffe 
fers, mit 10—11,000 Manu in das Trierſche cingedruns 
gen waren, Madchen erſtürmt, die dortige kaiſerliche Bee 
fagung, die fid) aufs Aeußerſte vertheidigt, nebft den 
Biirgern niedergehauen, Mayen. in Brand geftedt hate 
ten und verwiiftend durch die Gifelgegend gogen, wes⸗ 
halb ber Kurfürſt von Trier zwei Couriere mit Hilfer 


H S. diefelben bei v. Shining a. a. D., G 180 ff., 295 ff. 


90 Sabring wad Verfad. 


gefuchen ſchickte. Kurfürſt Friedrich LIT. beſchloß darauf, 
mit Deffnung der Laufgrãäben vor Bonn nod) etwas ene 
zuſtehen, dagegen Schining mit S—10,000 Mann ge 

* gen Bouffleré gu detachiren, gu weldem Zweck Scho ⸗ 
ning bereits am 18/28, Auguſt aufbrach. Gr fam ſchon 
am 30. Aug. (9. Sept.) nach Bonn zurück, da ſich 
Boufflers auf die Nachricht von feinem Anrüuͤcken fo- 
fort in die fidere Pofition von Mont Royal guritde 
gezogen hatte. Sein Fußvolk traf ſchon Tages vorher 
wieder im ager ein. Die Cavallerie hatte er an dev 
Mofel gelaffen, um diefe Gegenden gegen erneuerte Eine 
fälle gu decken. 

Bei ſeiner Rückkunft fam aber dad Misliche ded 
Verhaltniffes, in dad ex allmalig verfegt worden, gum 
Ausbruch, und ift es wohl moglich, daß man feine 
Abwefenheit gut genug benugt hat, um die Krifié nun 
befdleunigen gu können. Es bandelte fid) dabei, von 
Seiten feiner Gegner, theils um allgemeine Befchwer- 
den, die man gegen ihn erhob, theils um fpecielle Streit 
puntte, und endlich ward ein befonderer Vorfall, bei 
dem ex felbft dem lange gendgrten Unmuth die Zügel 
ſchießen lief, gu feinem Sturge benuge. 

Die allgemeinen Beſchwerden anlangend, fo warfen 
ihm feime Gegner, deven fein raſches Steigen, fein 
Stolz und feine ſcharfe Bunge ihm Viele zugezogen, 
ein hochfahrendes und dbergreifendes Wefen, fowie Hab- 
fucht, bas durd) die damaligen Ginridtungen beim Mis 
litairweſen -geforderte Beitiafter, vor. Gr foll {eine Uns 
tergebenen oft mit Harte und Geringſchatung behandeit 
und wenig Freunde in der Armee gehabt haben, gegen 
welches Regtere denn bod ſoricht, daG ihm {pater eine 
Anzahl gum Theil Hoherer Offiiere im den fachfifejen 
Dienft folgten, und fein Austrite ſchließlich dod in der 


Sabriag aud BVerfat. 81 


Armee unvertennbar beklagt ward. Es iſt gefagt wore 
den, aud ber grofe Kurfürſt habe über ibn bemertt, 
ex fei gwar einer der beften Generale in feinem Dienfte, 
man miiffe ihn aber genau im Auge haben und die Bite 
gel tury alten, damit ex nicht aud) die andere Seite 
hervorkehre, auf dev er nichts tauge. Indeß fommt es 
bei ſolchem Kurzhalten bedeutender Manner weſentlich 
darauf an, daß es in einer Weife geſchieht, bei der man 
ihren Gifer und ihre Grgebenbeit erbalt, und das mag 
dee große Kurfürſt, follte iene Meuferung wirklich authene 
tif) fein, verftanden haben. Man fudte aber aud 
den politiſchen Charatter Sdhining’s zu verdaͤchtigen *) 
und beſchuldigte ihn namentlich, daß er insgeheim gu 
Frankreich neige, vielleicht fir diefes gewonnen fei. Es 
ift Mandes vorgefommen, was dicfen Verdacht gu bes 
flatigen ſchien, wiewol nichts, was alé beftimmter Ber 


1) Jn einem Sgreiben v. Shdning’s an den Minifter v. Spans 
heim nennt er als Dicjenigen, die gu feiner Berdddtigung beigetras 
gen: ,,Le Sr. Hamm et un autre visage qui est alld en Angleterre”, 
Beiter zat et: ,,Le Sc. Grumbkow, avec aa cabale fait tout en- 

me perdre”, Grumbtow mar allerdings cin gefdhrlider, 

am am oft | va einflupreider ee Das Shreiden f. bet v. CH 
ning a a, ©. ©. 215 ff. 8 tft bier übrigens Joachim Ernſt v. 
Grumbtow gemeint, ged. 39. Sept, 1637, Soha des Oberften Chris 
ftien Stephan v. G. und Annen ‘Margarethen v. Kradow, der zu 
Roftok fiudirt hatte, dann auf Meifen gemefen war, bevor er in 
brandendurgifden Dienft trat, wo ex bis jum avancirt 
war, als ex durd Ghriftian Abert Dohna dem Kurfürſten empfohs 
Ten ward, der ihn hauptſaͤchlich bel der Militairvermaltung verwen⸗ 
ete, Ex ward 1671 Amtstammerrath , 1674 Dberlieutenant, ſpa⸗ 

Dbe ſoent. Kriegsrath, Genevaitrlegscommiffar, Dberft, ‘1673 
eh. srepareds i Caloyecptnaan 1002 mie. ep teats 
rath, 1685 Dberhofmarſchal der Königin, + 21. Sept. 1690. Bers 
migit war ec 1) 1672 mit Lucte Dorothea v. Breed Die e. a. +, 
naddem fie einen’ Sohn geboren, 2) 8. Jan. 1678 mit Gertrud 
Sophie v. Grote, von der ex vier Sshne und darunter ea unter unter 
Sing tg Brieuis, Wilhelm L fo gewidtigen Friedrich Wilhelm von 


92 Shining und Barfud. 


weis gelten finnte, nichts, was nidt aud) eine harm: 
loſere Auslegung guliefe, wie z. B. fein freundſchaft ⸗ 
licher Verkehr mit franzöſiſchen Geſandten Folge ſeines 
fruühern wiederholten und längern Aufenthalts in Frank- 
reich ſein konnte. Mit groͤßerer Beſtimmtheit behaup- 
tete man, daß er nicht gut kaiſerlich ſei, und bezog ſich 
dafür auf ſeine nach der ungariſchen Campagne bezeigte 
Misftimmung, ja ſogar auf fein oben berichtetes Vers 
fahren gegen den kaiſerlichen Gefandten bet dem ode 
des grofen Kurfürſten. Möglich daß Schöning in der 
hat, fowol in Brandenburg, als in Sachſen, ſchon daz 
mals fir jene Politif war, welde fpater ein Princip 
des preußiſchen Stated wurde und dann bis auf den 
heutigen Tag fo viel Lobpréfer und Vertheidiger gefun · 
den bat. Wir alten fie aud) in. Preufen flix falſch; 
aber wer möchte leugnen, daß fie auc) ihre Seiten 
hatte, aus denen fie Dem preußiſchen Patrioten empfeh- 
lenswerth erſcheinen fonnte? Zu fener Seit freilich wor 
faiferlide Gefinnung nod die Geſinnung und dad Merk. 
geidhen des deutfdhen’ Patrioten; aud in den Marken 
lebte nod cin Bewuftfein der Pflichten fiir Kaiſer und 
Reich; man fühlte ſich dort nod nicht durd eine Unters 
ordnung unter den Reprafentanten bes grofen Deutſch⸗ 
Lands herabgefegts man glaubte nod) nicht, daß man fid 
für frembe Swede opfere, wenn man in Ungarn oder 
Stalien fiir Deutſchlands Macht, Wiirde und Sicherheit 
firitt; der Provingialpatrioti¢mus hatte nody nidt das 
bewußte und ausgeſprochene Ucbergewidt tiber den Deute 
fGen erlangt, obwol er felt dem ZOjährigen Rriege das 
nad tradhtete und namentlid) die confeffionellen Gegens 
fage dazu misbraudte. Kurfürſt Friedrich III. war aber 
dem faiferliden Sntereffe aufridtiger und ftetiger exgeben, 
als fein Water, und das verdddtigende Einflüſtern ded 


Séining und Varad. 93 


Vorwurfs frangdfifher Geſinnung mochte auf ihn einen 
bedenflidern Eindrud machen, als auf den grofen Kure 
fürſten, der gwar aud den damaligen Gegenfag Franke 
reichs gegen Deutſchland nicht verfannte, gu Seiten aber ſich 
gar wobl mit den Frangofen gu vertragen verftanden hatte. 

ene Beſchwerden dienten gur Vorbereitung der Stime 
mung, vielmehr Gerftimmung. Den Ausbruch führten 
bie Streitigteiten zwiſchen den Generälen herbei. Sit 
dabei eine Intrigue geſchürzt worden, fo iff es ein gee 
ſchicktes Manbdver der Unftifter gewefen, daß fle auf 
Shining nicht Einen aus den Reihen der Refugics, 
feiner cigentliden Parteigegner, fondern einen deutfden 
General und alten Kriegskameraden hetzten, ber aber 
einen verjabrten perfinliden Grol gegen Shining im 
Herzen trug, den General Barfus. Das war ein tapfer 
ter, tüchtiger Soldat, aber, wie feine ſpätere Minifter 
laufbahn bewiefen bat, eben nur dad; woraus ibm fein 
Vorwurf erwachſen fann, da es villig geniigt und vere 
dienftooll genug ift, wenn Jemand in feinem einen ciges 
nen Face recht tidtig if. Barfus war aud fonft 
fein unebener Mann, aber wol von etwas mürriſchem 
und nachtragendem Wefen, wol von der Art, wofür der 
Englander von feinen Doggen den bezeichnenden Buse 
druck a dogged mood abgenommen bat. 

Hans Whredht von Barfus war im Jahr 1685 gu 
Migelin in der Mark geboren, der Sohn des Georg 
Henning von Barfus auf Migelin, Reichenow, Blies= 
Dorf und Alt · Wriegen, der damals Rittmeifter in dem 
faiferliden Küraſſierregimente des Oberften v. Wins 
war, nad) 1640 Oberfter in dem brandenburgiſchen Rei 
terregimente des Grafen Georg Friedrich von Waldeck +) 


1) Geb. 8. Marg 1620, zeichnete fich in k. k. Dienften in dev 


94 Schoning und Varfus. 


wurde und 1663 als Oberſtlieutenant aufgeführt wird, 
und der Caͤcilia Freiin v. Wind. Seine miitterliden 
Oheime waren, obſchon aus dem Marken flammend, 
beide im kaiſerlichen Dienften, dev Meltere, Chriftops, 
Oberft 2), der Jüngere, Johann, Kammerer, Kriegsrath 
und Oberft eines Küraſſierregimentes. 1630 wurden 
beide Brũder, von denen der letztere bei Raifer Ferdi 
nand II. in befonderer Gunft ftand, ſammt ihrer Schwe ⸗ 
fier in den Reidhsfreiherrnftand erhoben ). Hans Wl 
brecht trat in brandenburgifden Dienſt und diente beim 
Fußvolk von der Pife an, fort 1656 bei Warſchau, 
dann in Pommern, Dänemark, am Rhein und gegen 
die Sweden in der Mar! und Preufen. Anfangs 
ging es mit feinem Avancement febr langfam, und er 
fdeint die Abſicht gehabt gu haben, den Kriegsdienft zu 
quittiren, da er, feit 1662 mit Glifabeth Henriette von 
SHlabrendorf *) verehelicht, von 1673 1677 mehrere 
Giiter in der Neumark ankaufte. 1670 war er nod 
Lieutenant, 1672 Sauptmann, 1673 Dberſtwachtmeiſter. 
1678 erhielt ex das Regiment des Feldzeugmeiſters Grae 
fen Dohna, vad er als Oberft im Pommern gegen die 
Schweden fiibrte und mit ihm auf Rügen landete. 


Shladt bet St. Gotthardt und bet dem Entfage von Wen aus, 
ward 27. Juni 1682 Reidhsfarft und # % Felymarfhall, trat in 
niederléndife Dienfte und ftarh als Felbmaridgall und Gouverneny 
von Maftridt 19, Nov. 1692, Bon den mit feiner Gemaglin Sli⸗ 
fabeth Charlotte v. Raffans Siegen erzeugten Kinder dberiebten ihn 
* Zoͤqier, uud die Bilbungenfce Linie erloſch mit ihm im Manus · 
amme. 

1) GF hatte in Shlefien Schütendorf und Guhrau erworben, die 
et an Hans Albredt’s Braver, den k. k. Hauptmann Johann Gpris 
ſtian Reidsfreiberrn v. Barfus, vererdte. 

2) Als Freiherrn v. Leis und Mons. 

160). Geb. 1. Marz 1647, vermählt 6. Juli 1667, + 30. Sept. 


Shtaing. und Varfas 9 


1683 wurde er Gouverneur von Peig und bald darauf 
Genevalmajor. Im Auguſt deffelben Sabres führte er, 
mit dem Generalmajor Grafen Truchſeß zu Waldburg, 
dem Raifer 1000 Mann Fufvol! und 200 Dragoner 
zur Hilfe gu und fam gwar zum Entſatz von Wien au 
fpdt, wirtte aber bei dem Entſatz von Gran und der 
Ginnahme von Sdregein mit. 1685 wurde er Gou- 
vernenr von Spandau. 1686 wobnte er, unter Schö⸗ 
ning’s Oberbefehl, dem Feldzug in Ungarn bei, wo eg 
fic) vor Ofen bei den Stürmen vom 17. und 24. Juli 
und dem Hauptfturm vom 2. Sept,, bet dem er den linken 
dlũgel der Sturmeolonnen befehligte, rühmlich auszeich ·⸗ 
nete. 1688 ward er, bei dem Regierungsantritte des 
neuen Kurfürſten, Generallieutenant, und ward zu Ende 
des Jahres zum wirklichen Geheimen Kriegsrathe ernannt. 
Dann ging er an den Rhein, berieth im Februar 1680 
im Haag mit dem Fiirften Georg Friedrich von Waldeck 
und den holländiſchen Generaten den Feldgugsplan, 30g 
die Befagungen von Campen, Sonsbed und. Kalcar 
zuſammen, zeichnete ſich (7. März) in dem ſiegreichen 
Gefecht bei Uertingen aus und nahm einen rühmlichen 
Antheil an der Belagerung von Bonn, die er durch 
Erſtürmuug der Beuler Schanze (24. Juni) weſentlich 
förderte. Auf Schöning ſoll ex einen Groll gehabt has 
ben, weil diefer ibn fo früh im Avancement überflügelt +), 
mag fid) wol aud) font durd) die blendenden Cigen: 
ſchaften des vielfeitig gebildeten und begabten Schoning 
in den Schatten geffellt gefunden haben. Möglich auch, 
daß ein Dohna’fher Einfluß, wie ex fpater auf ihn gee 


1) Gine fpecielle Bevorgugung bet der BefErderung gum Dberften 
kann nit im Spiele gemefen fein, rie man gefagt hat, da Barfus 
nod Lientenant wer, als Sdining Oberft wurde. 


96. Shining und Berfas. 


wirkt bat, ſich ſchon damalé geltend machte und in feie 
nem Verhaltniß gu der Familie feines friihern Regiments- 
inhabers begriindet gewefen iſt. 

Gr fowol, als Meinharh Sdhomberg, geigten forts 
wabrende Unluft, von Shining Befehle angunehmen. 
Somberg ftand allerdings mit dem Letztern in gleichem 
Grade. Barfus fonnte nur’ fiir ſich anführen, daß ex 
zehn Jahre linger diente, wihrend dod Schöning früher 
pt den höhern Graden befdrdert worden war und aud 
jeot im Range über ihm ſtand. Die gegenfeitige Gereigt: 
beit ging foweit, daß Schomberg und Shining einander 
bie gewoͤhnlichen Ehrenbezeigungen nicht mehr erweifen 
laffen wollten, Barfus die Parole nicht mehr von ihm ane 
nabm, nod annehmen lief. Wer dabei angefangen, 
wird ſchwer gu ermitteln fein. Sn Graf Dohna's Mee 
moiren (6. 73) heißt e6: Sdining habe feinem Neffen, 
ber das Garderegiment befebligte, verboten, dem Mare 
ſchall Schomberg die kriegeriſchen Ehren begeigen gu 
Jaffer, wenn derfelbe vor dem Regiment erſchien, wore 
auf Sdhomberg ben Dohna angewiefen habe, gegen 
Shining ebenfo gu verfabren, wenn diefer vor den 
Grands Mousquetaires erſchien. Da jedoch Shining 
es war, der fid), wenn aud frudjtlos, bei dem Kurfür⸗ 
ften ber feine Verletzung beflagte, fo ſcheint es, daß 
er ſich als ben angegriffenen Theil betradtete. Uebri⸗ 
gene führten beide Theile als Grund ihres Verfahren’ 
+ Gh, Daf ihre Truppen nur vor der höchſten Perfon des 
Kriegsheren gu falutiven Hatten, alles Weitere aber nur 
willfirlide Courtoifie fei, und in diefem Sinne hat fid 
aud) der Kurfürſt ausgefproden. Zuletzt riefen die Here 
ten laut vor der Fronte ihren Regimentern gu, den Gege 
neen feine Honneurs gu maden. Diefe Swiftigteiten 
migen die Urſache gewefen fein, warum Barfus nidt, 


Shbning und Varfas. 97 


wie anfangé beftimmt war, mit dem Corps 40g, dad 
im Auguſt gegen die Mofel detadirt ward, um Bouff ⸗ 
lers zurückzudrängen. Dagegen follte er Unfangs Seps 
tember mit 6000 Mann gu der Belagerungéarmee ſtoßen, 
welde unter Herzog Karl von Lothringen vor Maing 
lag. Die Truppen braden am 8. Sept. auf und am 
9. Sept. fam Scining von feinem Zuge nad der Mos 
fel zurück. Barfus war nod im Hauptquartier, hatte 
aber nidt fiir nöthig befunden, bei Shining wegen 
des Abmarſches jener Truppen und feiner eignen bevors 
fiebenden Abreiſe die gebiibrende dienftlide Wngeige gu 
maden. Shining befdwerte fid bei dem Kurfuͤrſten, 
und foll dabei gefagt haben, er werde Barfus niedere 
ſtechen, wenn diefer ihm die dienfilide Ehre fernerhin 
vermeigere. Der Kurfürſt befahl darauf dem General 
Barfus, als dicfer fier am 10. Sept. bei dem. Kurfiirs 
ften in deffen Hauptquartier, im Kreuzherrenkloſter bei 
Popelsdorf, empfahl, auch gu Schoͤning gu gehen. Er 
fand diefen beim Weggehen im Vorzimmer des Kurfiive 
ften, auf einem Stuble figend. Der darauf ſtattgefun · 
dene Wortwechſel ward von beiden Bheilen, wie gee 
woͤhnlich, verſchieden ergiblt. Nach der Barfus ſchen 
Berſion ware Barfus gu Shining gegangen und hatte 
au ihm gefagt: Da Se. Kurfürſtl. Durchlaucht ihn ab ⸗ 
gefertigt, mit den detachirten Truppen nad Maing gu 
marfdiren, alg fomme er, dem Herrn Feldmarſchall ⸗ 
lieutenant folded auch gu wiſſen gu machen. Sdining 
habe darauf geantwortet: es ware cin Wunder, daß der 
General Barfus ihm einmal die Civilität thate und ign 
anſpräche, fo er dod) vermeinte, daß es ſchon langft 
deſſen Schuldigkeit gewefen ware. Barfus habe erwie · 
dert: er thue, was ſeines gnaͤdigen Herrn Befehl ware, 
und wenn er gewußt hatte, daß er fine andere Unt 
VIL 


98 Shbuing und Barfud. 


wort von ihm befommen follen, wiirde ex ſtillgeſchwie · 
gen haben. Darauf habe Schöning verfegt: wenn Se. 
Kurfürſtl. Durchlaucht auc nichts befoblen batten, ware 
es dennod bes Generals Schuldigkeit gewefen, und 
wenn Se. Kurfirftl. Ourdhlaudt nicht gugegen ware, 
wolle ex ihn ſchon lehren, was feine Schuldigkeit ware, 
worauf Barfus erwiedert: wenn Se. Kurfuͤrſtl. Durch ⸗ 
laucht nicht gugegen ware, miiffe er feben, was er ign 
lehren würde. Darüber fei der Geheimerath v. Dankels 
mann hereingekommen, von weldem Barfus Abſchied 
genommen und, aus Refpect fiir den Kurfürſten, weg · 
gegangen fei, um aufs Pferd gu fleigen. Shining fet 
ibm aber nadgefommen, an ibm vorbeigegangen, babe 
ihn an der Shire des Stifts erwartet, ibn aufgefordert, 
mit ihm gu fommen, ibn bis etwa bundert Schritt 
von ber Hauptwache gefiibrt und dann gefagt: ex folle 
den Degen ziehen. Wis Barfus wiederholt ſich gewei · 
gert, died guerft gu thun, babe Sdhining wol zehn mal 
gefagt: Barfus habe das Herz nicht, gegen ihn den 
Degen gu ziehen, und endlid) mit feinem Stode nach 
bem bes Andern gefhlagen, soorauf dann Beide mit 
ben Stiden nad einander ftiefen und dann, Barfus 
guerft, gu den Degen griffen. Die Trabantenoffigiere 
fprangen gu und brachten fie auseinander. — Statt 
diefer Erzaͤhlung, der man allerdings cine gewiſſe Ten ⸗ 
Deng der Abſchwächung und Selbfterculpation anmerfen 
fann, beift es in der Schoning'ſchen Verfion: Barfus 
babe, gleid als ex von dem Kurfürſten angewiefen wore | 
den, ſich aud bet Schoͤning gu melden, geiufert, ob ex 
es wol nidt fiir ndthig erachte, wolle et es dod auf 
des Kurflirften Befehl thun, habe dann in barſchem 
Tone gu Sehbning gefagt: er werde wiffen, daß der 
Kurfuͤrſt ihn mit dem abgegangenen Detaſchement nach 


Sobning und Varfas. 29 


Maing commendirt habe*), worauf Shining verſetzt 
babe: es haͤtte Barfufen wol angeftanden, ihm als 
commandirendem General, nachdem er bei der Armee 
wieder angelangt, eher davon Nachricht gu geben 2). 
„Nun“, habe Barfus erwiedert, ,,wenn der Kurfürſt 
es mir nicht ausdrücklich befoblen hatte, fo hatte ic) Som 
gar nichts davon gefagt”, worauf Shining gerufen 
habe: „wenn der Kurfürſt es aud) nicht befoblen, fo 
ware 08 dod ded Barfus Sduldigheit gewefen, und 
wenn nur nidt der Kurfürſt gugegen ware, fo wiirde 
ex ihn ſchon feine Schuldigkeit lehren.“ So waren fie 
denn in immer beftigerm Wortwedfel bis vor das Sloe 
fer gegangen, wo fie gulept gu Stöcken und Degen gee 
griffen. 

Schöning fol auf dem Wege gewefen fein, dem 
Kurfirfien bas Vorgefallene perſoͤnlich gu berichten, als 
ihm Dankelmann entgegengefommen fei und, ibm in die 
Arme fallend, ihn beſchworen habe, ſich nur jetzt nicht 
vor dem äußerſt ergiirnten Kurfürſten gu geigen, da ex 
fonft bie höchſte Gefahr laufe. Da der Kurfürſt Fried: 
vid) LIT. nicht ſolchen Charakters war, daß fein Zorn 
feinem Feldmarſchall · Rieutenant fo fürchterlich fein fonnte, 
fo mag man wol in jener Ungabe, wenn fie ridtig ift, 
cine Beftatigung der ariderwarts vorfommenden Bee 
hauptung finden, daf Dankelmann, dem, bei vielen 
trefflichen Eigenſchaften (I, 70 ff.), jedenfalls der 

Febler vorgeworfen wird, daß er Whes in Wem fein 


‘1) Rad einer andern Verfion, die aber ungefaͤhr auf daffelbe fine 
anblduft, atte ex wdrtlld gefagt: ,,id gede jegt mit den dam bee 
febligten Sruppen nach Maing, weldges id Ihm habe berigten 
wollen.” 

2) Andere Berfion: x) atte gemeint, daß es wol Bittle ate 
wefen mdre, wenn Gr mit mir eber davon weſprocen ‘atte. 
5* 


100 Shining uxd Garfas. 


wollte und feine bedeutende Capacitat neben ſich liebte, 
der überdem durd feine Frau ein Verwandter des von 
Schoͤning überſprungenen Spaen war, fon vorber gee 
wünſcht habe, Shining gu befeitigen und daher begie ⸗ 
tig auf diefe Gelegenheit eingegangen fei, wobei es denn 
von Midtigheit fein fonnte, Shining nidt gu dem 
SKurfiirften gu laffen. Zunächſt wurden beiden Theilen 
die Degen abgefordert, die fie erft nach der Einnahme 
von Bonn (12. Oct.) guriiderbielten, und ibnen Wade 
gefegt. Dock wurde Barfus fehr bald wieder frei und 
teat von Neue in Activitat, wahrend gegen Shining 
cine Anklage in viergehn, mit der Barfus ſchen Sache 
nicht gufammenbingenden Artifeln erhoben ward, bin 
ſichtlich deren ex ſich gwar größtentheils genugfam vere 
antwortete 1), fcblieflich aber (2. Sept.) dod auf fein 
Gut Tamfel verwiefen ward. In der Streitſache dee 
beiden Generale wurden verſchiedene Schriften gewech⸗ 
felt, und erft am 10, Mug. 1690 erließ der Kurfürſt, 
aus dem Hauptquartier Braine la Leude, eine Ordre an 
den Statthalter der Mark, Fürſt Johann Georg von 
Anhalt?) und die wirklichen Geheimen Rathe, wonad 


1) Nur in Betreff eines Nagepunttes: daf er den Kurfürſten 
mit gu einer Recognofcirung gefuͤhrt, bei der fie in einen Hinters 
halt gefallen und nur durch géstliden Belftand entfommen wären, 
fonnte er den Borwurf der Unvorfidtigheit nicht gaͤnzlich abweiſen 
Die Sade felbft mar am 21/31. Juli vorgefallen (f.a.a.O., S. 181 ff.) 
und ſcheint nicht ſehr gefährlich gemefen gu fen. Der Kurfürſt mar 
fon wieter in Siderdeit, als man entdedte, dap fid Frangofen in 
die Heden und Weinberge geſchlichen batten, welche Shining als- 
dann felbft an der Spite feiner Dragoner vertrieb. 


2) Sohann Georg U. von AnbaltsDeffau, geb. 7. Rov. 1627, 
+ 12. Aug. 1697, durd feine Bermablung mit Henriette Katharine 
von RaffausDranten (geb. 10. Febr. 1637, verm. 9. Bult 1659, 
+t 3/4. Nov. 1768) der Schwager des grofen Kurfirften und Oheim 
‘Sriecdrid’s III., der Vater des alten Deffauers. 


Shining und Barfus. 101 


biefelben dem Kurfürſten cin rechtliches Bedenten, wie 
und welder Geftalt wegen der Sache gu ſprechen fei, 
einfenden follten. Auf die Befdhwerden Sdhining’s gee 
gen Barfus, von denen der Kurfürſt annahm, daß fie 
„mit der Hauptfade und demjenigen, fo auf dem Kreuz ⸗ 
berge vorgegangen, gar keine Gemeinſchaft“ hätten, follte 
dabei gar nicht reflectirt, diefelben aber dod) bem Gee 
nerallieutenant Barfus communicirt werden, damit dies 
fer ſich feiner Ehre felber rechtfertigen könne. Man fieht 
Deutlid) aus den Worten, daß der Kurfürſt ſich mehr 
auf die Seite des Barfus, als auf die ded Shining 
neigt, Dad vorbergegangene Benehmen ded Barfus ge 
gen Shining gehirte gar wohl gue Sade, indem es 
die Gereigtheit des Rewtern gegen den Erſtern erflarte 
und entfduldigte, ihn aud in Betreff der Art und 
Weife, wie Barfus feine Meldung anbrachte, mistrauiſch 
maden mußte und felbft die Schöning'ſche Behauptung, 
daß Barfus aud damals nidt in gebihrlider Weiſe 
verfabren fei, unterſtützte. Der Geheime Rath Otto 
von Schwerin (IM, 10) reflective jedoch, in feinem 
Gutachten vom 1. Sept. 1690, in der Bhat nicht auf 
das Frühere und erflart daher Schöning allerdings fiir 
ben ,,autor hujus rixae“, Gr bemerft gang richtig, 
daß, wenn Barfus gefehlt hatte — wobei er jedoch, 
der Ordre gemäß, nur an den damaligen Vorgang denkt 
— es an Schöning geweſen ware, durch Stiliſchweigen · 
gebieten, Arreſt, oder Meldung an den in der Nähe 
geweſenen Kurfürſten ſich Recht gu verſchaffen. Schließ⸗ 
lich erinnert er aber noch daran, daß dem Kurfürſten 
in dem vorher (6. Aug. 1688) erlaſſenen Duelledicte die 
„Determination und Moderation ſolcher Exceſſe nach 
Gelegenheit der Perſonen und Umſtände“ vorbehalten 


102 Shining und Barfud. 


worden. Gpanheim 2) Lift ſich, in ſeinem Gutaditen 
vom 16. Det 1690, gar nidt über die Entſcheidung 
der Sache, fondern lediglich über bad Verfahren aus. 
Gr erklärt fid) gegen die Bildung eines Kriegsrechts ; 
auch mit deshalb, weil beide Generale ſich jetzt in ver⸗ 
ſchiedenen Verhältniſſen befänden, der Eine Garfus) 
wieder in den activen Dienſt getreten ſei und die Came 
pagne mitgemadht habe, der Andere (Schöning) dagegen 
von dem Dienft und allen Functionen bis jetzt ausgee 
ſchloſſen fet, fa fogar die Erlaubniß erhalten habe, ſich 
nad) andern Dienften umgufehen. Es fei das uͤberhaupt, 
bemerkte ex ſehr bezeichnend, „eine von den Inconves 
niengen, welde die Entſcheidung durch ein Kriegsgericht 
erſchweren fonnten, im Galle naͤmlich deffen Mitglieder 
eine andere Anſicht von dem gegenwartigen Stande der 
Dinge atten, als von Sr. Durchlaucht fest beliebt 
fei.” Diefe legtere Bemerfung ſcheint darauf yu deuten, 
daß man die Sache in der Armee, trog der behaupter 
ten Unbeliebtheit Schöning's, doc) wol fir diefen gine 
fliger auffaßte, alé ber Kurfirft that. Gin Rriegérecht, 
welches Shining übrigens felbft verlangte, hatte ſich 
mehr gur Aburtheilung ded Vergehens, als zur Entſchei⸗ 


1) Gzehiel Spanheim, Sohn Friedrid’s Spanheim (geb. 1600, 
t 1649), Profeffors der Bheologie gu Genf und Leyden, geboren 
gu Genf 1629, 1651 Profeffor der Beredtfamfeit gu Genf, dann 
Inftructor bes Kurpringen von der Pfalz, mit dem er Btalien bee 
teift, bet den Berhandlungen gu Oppenheim, Speier und Breda, 
furpfdtg. Refident in Holland und England, 1677 in brandenb. 
Dienfte, bis 1639 Gefandter in Paris, ebendaf. 1697 und 1701, 
1701 Staateminifter, 1702 baronifirt, Gefandter in London, wo et 
710 ftarb. Gr war ausgezeichnet als Diplomat und Polyhiftor, 
namentlidy als Numismatiter und Alterthumsforfder befannt. Bon 
feiner Gemaglin, der Grafin de Bonnet, hinterlieb et cine Bodter, 
die Marquiſe be Montendre. 


\ 


Shining und Varfus. 103 


dung eines Streithandels zwiſchen zwei Generalen ge 
eignet, in welche letztere Pofition die turfiirftlidhe Ordre 
die Sache gebracht gu haben ſchien. Spanheim bielt 
einen andern Weg file den ,,convenableften in Betracht 
der betreffenden Perfonen, fowie des Orts und der Beit, 
wo der Gorfall fid) ereignet, ndmlid) Begnadigung 
Beider und Auferlegung ewigen Stilfdweigens.” Auch 
v. Meinders war fiir miglidfte Beilegung der Sache, 
da die Betheiligten beide tüchtige Manner feien, deren 
Veibehaltung der Armee gu wünſchen fei 2). 

Ward aud das Legtere nicht ermöglicht, wol aud 
gar nidt verſucht, fo ward doch gegen Schöning, nad: 
dem der Swed feiner Gegner, ibn gu verdrangen, ere 
reicht war, etwas Weiteres nicht vorgenommen, und 
der Tauſch, der ihn an die Spitze der ſaͤchſiſchen Armee, 
an ſeine Stelle aber den zeitherigen Commandirenden 
der letzteren, Haino Heinrich v. Flemming (IV, 348 ff.), 
als Generalfeldmarſchall und Gouverneur von Berlin 
in brandenburgiſchen Dienſt brachte, ſcheint vom Hofe 
aus vermittelt worden zu ſein. Es waren auch von 
Venedig aus Einladungen an Schöning ergangen und 
er war eben im Begriff, nach Hamburg zu reiſen, um 
ſich für Holland einzuſchiffen, als ihn in Buxtehude das 
Schreiben des Kurfürſten von Sachſen ereilte. Sade 
fen machte bei bem Tauſche das beſte Geſchäft. Man 
fagte damals davon, baf, um ihn in eine Gleichheit gu brine 
gen, auf Slemmingen 95 Procent gugelegt werden müßte ). 
Schöning folgten mehe als 30 Offigiere, darunter fein 


1) G. v. Barfus= Falfenverg, H. A. Graf v. Barfus (Berlin 
1854), ©. 44 f.; Biifhing’s Magazin, VII, 463 ff.3 Gottingiſches 
—*2 Magazin, 1, 164; v. Shining, Leben Sdining’s, S. 

2) Bilfding a a. D., S. 469. 


104 Shining und Barfas. 


Wetter, der foeben (1689) gum Generalmajor ernannte 
Ridide Ernft von Schöning (ſtarb als ſächſiſcher Gee 
nevallieutenant 1694), der befannte Kyau, v. Borne 
ſtedt ) u. A., Flemming nur cin Feldprediger, wie 
HPbUnig fpdttife) bemerkt. Derfelbe Pöllnitz hat die An⸗ 
gabe, daß Shining und Barfus ſich geſchoſſen Hatten, 
wobei Barfus verwundet worden fei. Wir laffen das, 
bis ung cin beſſeres Zeugniß vorfommt, dabingeftellt fein. 

Aud in Sachſen war Sdhining’s Glid nidt von 
Tanger Dauer; dod) fam bier der Anſtoß mehr von 
Augen her. Der wadere Kurfürſt Johann Georg Ul. 
möchte der Mann gewefen fein, Schöning's Braudbar- 
Feit gu würdigen und zu niigen und zugleich ign an 
Vorkehrung feiner minder erfreuliden Seite, wenn es 
mit diefer wirklich fo gewefen fein follte, wie feine Geg- 
net behaupten, gu bebindern. Wein diefer tapfere Fuͤrſt 
flarb fon am 12. Sept. 1691, erft im 45. Sabre fei: 
ned Ulters ſtehend. Wie er bei Whtreibung der grofen 
Türkengefahr vor Wien mindeftens ebenfoviel geleiftet 
hatte, als ber Polenkönig, der den Ruhm davon wege 
trug?), wie er, als Qudwig’s XIV. erneute Angriffe 


1) Shomas Friedrich v. Pornftedt auf Dolzen, geboren in der 
Reumark 1655, ftudirte in Frantfurt, trat 1677 in turbrandend. 
Keiegsdienfte, ward 1689 Oberfilieutenant, 1692 turfddfifder Ober= 
fier, 1692 Generalmajor, mit in Ungarn, 1697 Generallieutenant, 
+ 28, Det. 1697 in Dredden. Bon ihm wird hervorgehoben, dap 
ex nie gefludt habe und nie bleffirt morden fei. Gr mar in erfter 
Ghe mit Giner v. d. Groben, in gweiter mit Giner v. Nébel, in 
dritter mit Johannen Gleonoren v. Bofe, verwitweten v. Sddnberg, 
vermaglt. Die Ledtere gebar ibm ohann Friedrid, der in Aitorf 
und SBittenberg fiudirte, Adjutant der turfddf. Generdle Milckau 
und Gofel war und 1746 Oberf— und Geh. Kriegsrath wurde, 

2) Es war nidt Johann Sobiesty’s Sduld, menn die Polen 
“nigt mehr thaten, al8 gefdehen iſt. An feinem Geift und Heldens 
finn ift nidt gu gweifeln. Bie aber aud Gr mit den polniſchen Erbs 
feblern gu Mmpfen hatte, ift aus feinen eignen Briefen an feine Gee 


Schoning und Varfus. 105 


eine faum geringere Gefahr drohten, ſchon im October 
1688, einer der exften deutſchen Fürſten, mit 14,000 
Mann an den Rhein geeilt war, ohne fic) dadurch ire 
ren gu laffen, daß fein gweiter Sohn, Friedrich Auguſt, 
fic) damals gerade in Frankreich befand, fo hatte er aud 
1689, nidt ohne perſönliche Gefahr an der Belagerung 
von Maing theilnehmend, und. 1690 mit feinen beiden 
Söhnen perfinlidh den Rheinfeldzügen beigewohnt, und 
ließ ſich aud) 1691 durch die Vorftellungen feiner Aerzte 
nicht abbalten, abermalé bei dem Heere gu erſcheinen, 
gu dem er ſich ndthigenfalls tragen laffen gu wollen ere 
flarte, und wo ihn der Tod an einer im Lager dusge- 
brodjenen Seuche traf. Seine gunehmende Kranklichkeit 
hatte ihn gebindert, den Mishelligkeiten gu fteuern, welde 
zwiſchen Shining und dem kaiſerlichen Feldherrn Cae 
prara?) ausbrachen und wobei fic) beide Theile gegenfeitig 
des Ginverftindniffes mit den Frangofen befthuldigten. 





mablin gu erfefen. Mit Muͤhe hatte er 26,000 Mann aus Polen 
fortgefibrt, aber teldlid) die HAlfte verlor fig unterwegs, und aud 
vor Mien waren die Polen eifriger beim Phindern, al8 niglid im 
Kampfe. Die 11,000 Sadfen, neben den Defterreidern und Baiern, 
thaten das Meifte, hielten den erften wiithenden Angriff der Janis 
tidaren aué und erfitirmten das Lager, über deffen Plinderung die 
Polen die Verfolgung des Feindes verfdumten. Der Kurfürſt war 
perfonlidy in Lebensgefabr gewefen, ans der ihn der tapfere Oberft 
Hans Rudolf v. Mindwig heraushied. (Dieſer Mindwig auf Sdpen, 
Stafdhmig und Trachenau ward dafür Generalmajor, fydter Gineral= 
lieutenant und Gommandant von Dresden, von wo et ſich, da er 
das Hofleben nidt liebte, 1693 auf die 32 Jahre unbefest geblice 
bene Gouverneursftelle von Leipzig verfeden lief, auf der er 24. Juli 
1702 ftarb. Gr war erft mit einer Afpton aus London, dann mit 
Giner v. Brand aus Gleina vermaͤhlt.) 

1) Graf Aeneas Sylvius Caprara aus Bologna, Schweſterſohn 
Ditavio Piccolomini’s, in 40 Feldgtigen wirkſam, gegen die Tuͤrken, 
am Rhein und in Italien Gommandirender, fuͤr hart und erpreffes 
rifh geltend, 1690 Generalfelbmarfdall, ftarb yu Wien 1701. Der 
Boiſchafter in Konftantinopel, Graf Albert Gaprara, war fein Reffe. 

gee 


106 Shining und VBarfas. 


Immer gehirt Johann Georg III. und Sdining die 
eingige erhebliche Waffenthat jened Feldzuges an: der 
im Angeſicht des Feindes bewerkftelligte Uebergang über 
den Rhein bei Sondbhofen. 
Am ſachſiſchen Hofe ſcheinen die Verdächtigungen 
gegen Schöning keinen Glauben gefunden zu haben. 
- Sobann Georg IV. (II, 3 ff.) ſchenkte ibm eher nod 
groferes Vertrauen, als fein Water, beftatigte ihn in 
feiner Stellung, begeidnete ihn in dem betreffenden Dee 
crete als Generalfeldmarſchall, wirklichen Geheimen Rath 
und Geheimen Kriegsrath, iibertrug ihm das Commando 
Der Reibgarde gu Fuß und der eben erridteten, gur Garde 
gehirenden Compagnie Cadetten, und berieth fic) auch 
in Givilfaden fo vorgugéweife mit ihm, daß Schöning 
als dex eigentliche Premierminifter des damaligen Sach- 
fen galt. Schöning ſuchte fofort die brandenburgiſchen 
Grundfage und Ginridtungen auf dieſes überzutragen; 
ein Plan, der, cum grano salis und mit Weglaffung 
damaliger grober Harten und Uebelſtände, mit Ahfdwa- 
hung brandenburgifther Sdroffheiten und Einſeitigkeiten 
und mit Beridfidtigung der Verfchiedenheiten im Volks. 
charakter und Verhiltniffen ausgeführt, vielleicht nidt 
fo übel gewefen ware. Schöning ſcheint aber Ddiefe 
Milderungen nicht beliebt gu haben und foll allerwarts 
febr gebieteriſch und namentlich in Werbeangelegenbeiten 
geraltthitig verfahren fein, was man denn freilich in 
Sachſen nicht fo gewohnt war, wie im brandenburgiſchen 
Gebiete. Man findet indeß nicht, daß Sdhining wah: 
rend feiner furgen Wirkſamkeit in Sachſen in offenem 
Streit mit andern einflußreichen Perfonen gefommen 
ware, eine offene Oppofition gu beftehen gehabt hatte, 
fo fdarf und rückſichtslos er fid) aud) uͤber manche 
übertünchte Schlechtigkeit und über die liederlide Wirth. 


Sqhbning und Barfus. 107 


ſchaft ber Neitſchützens) und ihres Anhanges ausſprach. 
Er ließ den Neitſchützens, wonach ſie verlangten: Geld, 
Pracht und Sinnengenuß; etwas Weiteres ambirten ſie 
nicht und, mit Ausnahme Beichling's 2), dee doch noch 
gu jung war, befand ſich Niemand unter ihnen, der ſich 
gum Rival Sdhining’s hatte aufwerfen migen. Ime 
merhin aber wird ber Umftand, daß die Neitſchuͤtzens 
ficher gewußt haben, der Feldmarſchall verachte fie und 
betrachte dad Verhaltnif des Rurfiirften gu ihnen mit 
Unwillen, vielleicht aud) dev polifiſche Gegenfas, wonach 
SHining mehr von Deſterreich abſtrebte, die Neit ⸗ 
ſchützens aber, aus perfontiden DMtotiven®), den Kur: 
fürſten auf der kaiſerlichen Seite feſtzuhalten ſuchten, 
die Letzteren keinesweges eiftig für das Intereſſe des 
Feldmarſchalls gemacht haben, wenn wir auch dahingeſtellt 
fein laſſen, ob fie an ſeiner Kataſtrophe und deren Ver⸗ 
Langerung einen heimlichen, indirecten Antheil gehabt. 
Schöning war wiederholt dem kaiſerlichen Intereſſe 
am ſãchſiſchen Hofe entgegengetreten, ohne daß man die 
Gründe, aus denen er dies rechtfertigte, verwerflich fine 
den könnte. Es handelte ſich darum, den neuen Kur— 
fürſten zu beſtimmen, auch für den Feldzug von 1692 
die zeitherige Truppenzahl bei der Reichsarmee zu be⸗ 
laſſen, alſo weſentlich mehr als das Reichscontingent zu 
ſtellen, 16,000 ſtatt blos 3000 Mann. Der kaiſerliche 
Hof ward bei dieſem Begehren auch von Brandenburg 
unterſtützt, das den Geheimenrath v. Chwalkowsky eigens 
des halb wiederholt nach Dresden ſendete, wahrend Schwe ⸗ 
den, Münſter und Hannover ſich bemüheten, Kurſachſen 


1) Bd. MI, S. 3 ff 
2) Bd. Il, S. 22, 34, 62. 
3) Bd. Wl, S. 15, 23. 


108 Shining und VBarfus: 


von dem Rafer abzuziehen. Chwalfowsty foll den fai- 
ſerlichen Gefandten Grafen Clary gu der Erklärung ver= 
mocht haben *): der kaiſerliche Hof fei ſchon lange da- 
mit umgegangen, dem General Schöning fiir feine, dem 
Haufe Deſterreich mannichfach geleifteten Dienfte eine 
Erkenntlichkeit zu begeigen, und habe namentlid) jetzt 
vor, feiner Familie cine gräfliche Standeserhihung gu 
ertheilen. Shining habe darauf erwiedert: „er ware 
keinesweges intereffirt und man hatte ibm baufig ſchon 
dergleichen Offerten mit Lehnen und dergleiden gemacht, 
aber niemals etwas gebalten. Gr ware alé Edelmann 
geboren und wollte aud) alé Edelmann fterben, und 
hatte nichts weiter im Auge, al das Intereſſe bes Kure 
fürſten und feines Landes. Gr fonne vor Gott bezeue 
gen, dem Rurfiirften niemals etwas gegen das Reid 
angerathen gu haben, würde aud den, der diefes thate, 
fir einen Schelm alten; allein auf der andern Seite 
hielte er es fir feine Pflicht, bem Kurfürſten Dinge gu 
empfeblen, die dem Reiche unſchädlich, aber der Confer= 
vation der fadhfifdhen Länder geziemend waren.” ure 
fachfen verlangte bas längſt verheifiene Lauenburg, das 
Obercommandos am Obers und Mittelrhein fiir den 
Kurfürſten, die vorjabrigen Winterquartiere, vor Beene 
Digung ded Feldzuges eine fidhere Anweifung auf 400,000 


1) SAdning ſcheint in diefer Beit mit dem dortigen Hofe ausge— 
fobnt gewefen gu fein. Gr war mit bei der Sufammenfunft der bei= 
den Kurfürſten in Sorgau (Yan. 1692), wo gum Seiden ihrer Gins 
tradt der Orden des goldnen Armbandes geftiftet mard und er, nee 
ben a sate und Dantelmann, ein Mitter deffelben ward. Der 

tft hatte eg nad Schoͤning's fpdterer Inhaftnahme Ber= 
nate Daf man in Berlin um die Sade gewußt und daf namentlid 
Dankelmann mit im Spiele gewefen, wortiber denn eine beides gdnge 
Tid in Abrede ftellende Depeſche ded Kurfürſten Brier an Ehwal⸗ 
koweky erging. (S. bet v. Shining a. a D., 349.) 


Séining und Varfus. 100 


Thaler Subfidien, die feit mehrern Jahren rückſtändig 
waren, 200,000 Shaler Refrutirungsgelder, Vorrang 
der ſãchſiſchen Sruppen vor den übrigen Wiirten, Aude 
gabe der Parole durch den Kurfirften, Einräumung der 
Seftung Erfurt. Der Kaifer gewabhrte nur 300,000 Tha ⸗ 
ler Subfidien und verweigerte. bie Winterquartiere, mit 
dem verletzenden Anführen, daß die Disciplin im fade 
ſiſchen Corps gu ſchlecht geweſen fei. Neue, gemafige 
tere Vorſchläge, die man nad) Wien madte, ſcheiterten 
nodmalé an den Winterquartieren, und nun führte der 
Generallientenant Lüdicke Ernft v. Shining bie Trup⸗ 
pen guriid und ließ nur das Reidhécontingent ſtehen. 

» Bu Anfang de6 Jahres 1692 nun erſchien der bane 
növeriſche Geheimrath und Kammerpräſident Freiherr 
Otto v. Grote ) gu Dresden, und verabredete mit 
Shining eine norddeutſche Neutralitätsallianz zwiſchen 
Sachſen, Brandenburg und Hannover, welche die dritte 
Macht zwiſchen Deſterreich und Frankreich bilden ſolle. 
Das ſaͤchſiſche Cabinet ging auf dieſen Entwurf cin 
und, ſobald dies geſchehen war, eilte Baron Grote nach 
Wien, eroöffnete dem kaiſerlichen Miniſter Graf Stratt ⸗ 
mann ?) die Sachlage und erflirte ihm, daß Hannover 





1) Geboren gu Gonderburg 27. Dec. 1636, Sohn des Grofooigts 
Thomas v. Grote gu Gelle und Giner v. Aglefeld, gu Lineburg, 
Helmftdot und auf gropen MReifen gebilret, 1665 und 1668 ganndv. 
Gefandter in Paris, mit 32 Jahren Geb. Math, 1692 nad Wien, 
1693 nad Kopenhagen gefendet, ſtarb auf der Relfe dahin gu Ham⸗ 
burg 5. Sept. 1693. 

2) Theodor Athletus Heinrich Graf v. Strattmann, aus Cleve 
gebirtig, mar Hofrath und fpdter Bicetangler gu Dilffeldorf, war 
auf einer Sendung nad Berlin dem Bifhof von Gurl befannt und 
durd ihn fiir den kaiſerlichen Dienft gemonnen worden, war Ges 
fandter in Polen und gu Nomwegen, dann in Regensburg,1693 Geb. 
Rath und Hoffangler, Reichsgraf, mit der Herrſchaft Peurbady beliehen, 
ein zewandter Arbeiter, angenehmen Wefens und gurerldffig, genoß 


Tho Séhbuing unh Barfas. 

nur unter der Bedingung von der Allianz zurücktreten und 
ſich wieder feſt an Deſterreich ſchließen werde, wenn dem 
Herzog vom Kaiſer der bis dahin vergeblich erſtrebte Kur ⸗ 
hut bewilligt werde. Die Bedingung wurde erfüllt, der 
Rüucktritt Hannovers erfolgte, und der ganze Unwille 
des wiener Cabinets uͤber das, wenn auch geſcheiterte 
Project ergoß ſich auf den getäuſchten Schöning. Die ⸗ 
fer ſelbſt aber, wie ärgerlich ex auch über den ihm ge 
fpielten Streich fein mochte, abnte oder ſcheute dad Un— 
gewitter fo wenig, oder vertraute fo feft auf die böhmi ⸗ 
fcen Badefeeiheiten, da er im Mai 1692 gang rubig 
nad) Veplig reifte, um in den dortigen . Heilquellen 
Rinderung feines Podagras gu fucjen. Die Lettres 
historiques, allerdings cine Quelle von dem ungefäh ⸗ 
ren Gebalt unfrer Zeitungen, wollen wiffen, daß der 
faiferlidhe Hof ſchon vorher förmlich die Auslieferung 
Schöning's von dem ſächſiſchen Hofe verlangt hatte, 
daß Sdhining gewarnt: worden fei, auf feiner Hut gu 
fein u. f. w. Man mag diefe, wahrſcheinlich zur Mil: 
derung ded ziemlich peinliden Gindruds, welchen die 
gegen Shining ergriffene Mafregel in weiten Kreifen 
madte, vorgebrachten Angaben füglich in Zweifel ziehen. 
Jedenfalls aber war Shining ganglid) unvorbereitet, 
als eines Abends, wie ex bereits im Bette fag, ein 
Commando von 200 Mann erſchien, um ihn aufgubeben. 


das ganze Bertrauen des Maifers, + 29, Det. 1693. Bermäaͤhlt 
1) mit Marie Medtild Frelin v. Molliard aus dem Gleveſchen, 
2) 1691 mit Margarethe Grdfin v. Sraun, verw. Gréfin Bouequoi, 
dinterlleß er nur aus erfter Ghe Minder: 5 Sohne und 3 Tdter. 
Bon den Sdhnen, unter denen Graf Heinrid) Johann Franz (ged. 
1662, + 3. Febr. 1707) cin geadteter Diplomat war, ftammten 
mur zwei T5dter, deren Eine das Srbe an die Batthyanis bradte, 
in alge Famille ſchon cine Sochter des alten Grafen gebetras 
atte, 


SSbning und VBarfas. 111 


Anfangs wollte er gar nicht an die Sache glauben und 
befahl dann ſeinen Leuten, Widerſtand zu leiſten. Es 
ſoll auf beiden Seiten gefeuert worden ſein und einige 
Todte gegeben haben; die Soldaten fortirten aber na⸗ 
türlich das Haus, worauf dem Feldmarſchall nur eben 
ſoviel Zeit gelaſſen ward, einen Schlafrock umzuthun, 
bevor er nad) Prag und von da auf den Spielberg ge⸗ 
bradt ward. In feinem Wagen fafen ein Offigier und 
zwei Soldaten. Sein Adjutant, Mafor v. Drofte, fprengte 
ihm mit einigen Leuten nad und wollte ibn befreien, 
wobei aud) Schöning nad einer Piftole gegriffen haben 
fol. Da aber cin Soldat Anftalt madhte, ihn gu ere 
ſchießen, ward der Widerftand aufgegeben. 

Dem Kurfürſten Johann Georg IV. ging diefer Bore 
fall nicht blos wegen der darin liegenden Rückſichtsloſig · 
Feit gegen ibn felbft, fondern auch aus unverfennbarer 
und ausdauernder perfonlider Theilnahme fiir Schöning 
nabe. Gr erhob nicht nur bei dem Reichstage Bee 
ſchwerde, fondern wendete ſich auch wiederholt an den 
Kaifer, um die Freilaffung feined Generals, deffen In⸗ 
haftirung der kaiſerliche Hof wefentlid) auf einen fiir 
die Sicherheit des Reichs gefährlichen, pflidtwidrigen 
Verkehr mit fremden Emiſſarien ) bafirte, gu erwir- 
fen. Gr beauftragte aud) die 1693 gum Empfang der 
Rehen nad) Wien geſchickte, aus dem Geheimen Rath Otto 
Heinrich v. Friefen), dem Hofeath Georg v. Were 


2) Man madte ihm befonders den vertrauten Verkehr mit dem 
feangofifden Gefandten gu Dresden, Baron d'Asfeld, gum Borwurf. 
Ghenfo die Unterhandlangen mit einem auferordentliden franzöſiſchen 
Gommiffar, de Bidal, wegen deren ign fener Seit aud der Kucfarft 
von Brandenburg gemarnt, an denen aber aud der Kurfürſt ohana 
Georg IV. felbft theilgenommen hatte. 

set Auf Roͤtha, ſtarb 1717 als Kangler, 63 Jahre alt, unver⸗ 
maͤhlt. 





112 Shining und Varfus. 


thern i) und. dem Appellationsrath und Ordinarius 
Dr. Born 2) beſtehende Geſandtſchaft, fic) der Unters 
handlung über Schining’s Befreiung ernftlich und eifrig 
anzunehmen. Er ſchickte einen Agenten fiber den Ane 
dern deshalb ab und ging auf alle de6fallfigen Offers 
ten ein, an denen es nicht feblte, da fic) mande Pere 
fonen einmiſchten, die fic) bei dem dresdner Hofe und 
bet der Sdhining' {den Familie ein Verdienſt gu erwer ⸗ 
ben, ober fonft etwas gu lucriren fudjten und die Sade 
vielleicht mehr verwiret und verſchleift, als gefördert ha: 
ben. Da wurde der GHofrath v. Beidhling abgeſchickt, 
der Schwager ded kurfürſtlichen Gunſtfräuleins, der aber 
freilid) gleidgecitig die Standeserhohung ded Letzteren, 
erft in den Reichsgrafen⸗, dann in den Reichsfürſten - 
ftand betreiben follte, und um diefer Aufgabe willen, 
die ihm natirlic) mehr am Herzen lag, als Sdhining’s 
VBefreiung, dem wiener Hofe möglichſt gefallig fein 
mußte. Dann tritt cin Unbefannter in Wien auf, der 
viele und einflußreiche Connerionen haben follte und mit 
dem Kurfürſten und deffen Bruder in Verkehr ftand, 


1) Geb. 22. Juli 1663, 1702 Reichsgraf, ſtarb als Gabinets- 
minifter, wirkl. Geh. Rath und angler 4. Febr. 1721. Bermdgit 
am 10. Sept. 1689 mit Rabel Helene v. Miltid aus Sharfenberg 
(geb. 2. April 1676, + 9. Mat 1736). 


2) Dr. Jatoh Born, Sohn Johann Born’s auf Hilmersdorf, 
Vro feſſors dec Rechte gu Leipzig (+ 1660), feudirte gu Leipzig und 
Jena, ward 1661 Senator, 1662 Licentiat der Neste, 1665 Affeffor 
deb SHIppenftuhls, 1663 “Affeffor des Gonfiftoriums, 1672 Afleffor 
deb Oberhofgeridhts und Appellationsrath, 1681 Ordinarivs der Bue 
riftenfacultdt, 1683 Director des Gonfiftoriums, war aud Biirgere 
meifter, ward 1695 als Geb. Rath nad Dresden berufen, + 6. April 
1709. Gr foll ein Anhdnger der Friefen gewefen fein. Vermaͤhlt 
war ex 1) mit Ghriftine, Sodter des leipziger Ratheheren Franz 
Ber auf Nifdwis, 2) mit Johanne Margarethe, Todter des leipsie 
get Rathsherrn Andreas Winkler auf Dotig. 


Sqhoͤning und Barfub. 113 


und knüpfte cine Correfpondeng mit. Sdining an, welde 
anfangs durch den Randphyficus in Brinn, Dr. Herts 
mer, welder Schöning's Argt war, bem aber die Sache 
fpater viele Unruhe machte, dann durd einen ehemaligen 
Gorporal Konrad Holzſchuher, wol aud) durd den Poſt ⸗ 
meifter in Brinn, v. Melzburg, vermittelt ward. Dies 
fer Unbefannte fam aber fpater in Dresden in Verdacht, 
daß ex nicht Farbe halte, unvorfidtig und zweideutig 
verfahre, durch Verheirathung in Wien in Verbindune 
gen getreten fei, die ihn mehr dem Raiferhofe, als der 
Sache des Kurfiieften und des Feldmarfdalls geneigt 
madten. Wir möchten es am Verdächtigſten finden, 
daß gerade jenem Unbefannten fpater, nachdem Schö⸗ 
ning nad Wien gebracht worden, freier Zutritt gu Dies 
fem geftattet war, wie er denn 9./19, Febr. 1694 eine 
Zufammenfunft des Pringen Friedrich Auguſt von Sache 
fen mit Sdining vermittelt haben ſoll. Weiter wure 
den cin Hofrath Wille und ein Herr v. Holzbrink in 
der Sade gebraudt. Dee Letztere war ber Sohn eines 
Rammerfiscals in Cleve, war als Agent der Fürſtaͤbtiſfin 
von Gffen in Wien und hatte als Landsmann in dem 
Strattmann’fhen Haufe Sutritt*). Er machte große 
Verfprechungen, wendete viel Gelb auf und behauptete, 
als ex nichts ausridtete, dad fadfifdhe Minifterium 
felbft, die Lehnsgeſandtſchaft und befonders Hofrath 
Wille, der die an höherer Stelle gefdhmiedeten Bolgen 
verſchieße, arbeiteten ihm entgegen. Gr fol aud) bei 
dem Kurfürſten mit diefen Angaben Glauben gefunden 
und Johann Georg IV. fol feinen Geheimen Rathen 





1) Wir ecinnern jedod hier daran, mas oben in Strattmann’s 
Rekrolog bemerkt iſt, daß Strattmann 1693 ftarb und feine Gleves 
fhe Gemablin fon vor 1691 todt war. - Gs ift died nicht überall, 
wo diefe Sade befproden ward, beadtet worden. 


114 Seining und Berfus. 


tine Scene gemacht, der Lehnsgeſandtſchaft ein Zorn ⸗ 
reſcript gugefertigt und ben Hofrath Wille zurückberufen, 
mit Vorwirfen und Drohungen empfangen und eine 
Unterfudung feiner Papiere verfligt haben, die jedoch 
nichts Verdaͤchtiges ergeben habe. Won den Angeflagten 
ward Holzbrink alé cin Windbeutel und Whenteurer dare 
geftellt 4). 

Mir laffen es dabirigeftelle fein, ob nicht wirklich von 
Seiten der ſächſiſchen Oligokratie aus gegen Schöning 
intriguirt worden, bezweifeln aber ſtark, daß eine Frei⸗ 
laſſung deffelben gu erlangen gewefen ware, folange der 
Kurfurſt fic) nicht entſchloſſen hatte, fic) von Neuem 
ber kaiſerlichen Politit anzuſchließen. Um ihn dafiir gu 
gewinnen, ward Graf Sternberg nach Dresden ges 
ſchickt, nachdem Graf Clary, weldem der Kurfürſt eine 
Hauptſchuld an dem Vorfalle beimaß und ber fic klüg ⸗ 
lich fury vorher von Dresden entfernt hatte, recufirt 
worden war. Der Kurfiirft, der aud) in der beiterften 
Stimmung fofort betribt geworden fein fol, wenn ex 
an Sdining erinnert wurde, und der dent Geb. Kame 
merſecretair Maſſel arretiven lief, weil er cinen gegen 
Schöning gebiffigen Settungsartifel hatte abſchreiben 
laffen, wollte fid) gu nichts verftehen, folange Schö- 
ning nidt unbedingt freigegeben fel. Raiferlider Seits 
dagegen ſcheint man, eben der grofen Suneigung ded 
Kurfürſten fir ihn balber, ihn als cin Droh- und 


1) Bar er etma jener Kriegsrath Georg Hermann v. Holzbrück 
(welder Rame cin ——— Holzbrink fein kann), der 9. Juni 
1701 aué unbetannten Urfaden auf den Königſtein fam, am 25. Dec. 
1707 wieder entlaffen ward und dann eine ehemalige Métgefangene 
deirathete, die Holldnderin Jacobe de Meyne, verw. v. Serff (If, 258), 
die in die Sade der Gréfin v. Rodlig verwidelt geweſen war? Und 
wie haͤngt er mit dem v. Holgbrin? gufammen, der 1736 Generals 
Kron⸗ Poſtmeiſter in Polen war? 


Shining und Barfus. ns 


Bwangsmittel behalten gewollt und es jedenfalls bedente 
lich gefunden gu haben, ign vor Ausgang bes Rrieges 
wieder gu dem Rurfiirften gu laffen. Waͤhrend der ine 
terhandlungen über den Allianzvertrag wiederbolten Chwal · 
kowsky und Grote fortwaͤhrend, daß, wenn der Kur⸗ 
fürſt nicht unterzeichne, Schöning ſein Leben lang nicht 
wieder in Freiheit kommen werde, und Grote rief aus, 
der Teufel ſolle ihn holen, wenn das nicht wahr fei. 
Endlich redete Chwalkowsky der Frau v. Schöning cin: 
wenn der Kürfuͤrſt nicht nachgebe, würde ihr Mann 
nicht acht Tage mehr leben. Ihre Bitten, wie das 
Andrangen der durch andere Gründe beſtimmten Neite 
ſchützens, brachten denn endlid) den Rurfiirften dabin, 
daß er (2. Febr. 1693) cin neues Biindnif mit dent 
Kaiſer ſchloß, ohne daffelbe von Sdining’s Freilaffung 
abbingig gu machen. Ueber ble legtere unterhandelte er 
fort und verlangte fie unbedingt, wabrend man kaiſer⸗ 
lider Seits fid) dazu unter der Bedingung bereit erklärt 
hatte, daß der Kurfürſt ihn bis gum Frieden nicht em ⸗ 
ployiren, fontern auf feine brandenburgiſchen Güter 
verweifen wolle, Shining ward nun nur nod) guriids 
gebalten, damit er nidt feinen alten Einfluß auf den 
Kurfürſten, der jetzt perfonlid) 12,000 Sachſen an den 
Rhein führte, wieder gewinne, und demgemäß wurde 
nun aud feine Bewadung weniger fireng und er durfte 
Unfangs 1694 den Spielberg mit Wien vertauſchen, 
wo ibn feine Tochter, die geiftreide und anmuthévolle 
Brau v. Rechenberg, pflegte, er aber fortwaͤhrend unter 
Wache ftand?). Daß nod vor dem Tode hes Kurfiire 


1) Gin Beridt aber diefe Borgdnge bei v. Shining lft ihn 
hier im den dret Heben wohnen, gleich darauf den Pringen Friedrich 
‘Auguft aud in den drei Heben abfteigen und von ba zu Sddning 
hinfahren, mas fid denn nidt redt vertragen will. 


116 Shining and Barfas. 


ften Beichling eine Ucbereinfunft tiber Schöning's Be 
freiung gu Stande gebracht und den Legationsfecretair 
Ricentiat Lindner mit dem Wertrage*) nad) Dresden 
geſchickt habe, der aber am Sterbetage des Kurfürſten 
(24, April 1694) eingetroffen fet, worauf der Nachfol ⸗ 
ger zwar den Tractat beftatigt, der Licentiat aber zehn 
Monate lang in einem Arreſt, aus dem er ſich zuletzt habe 
loskaufen miiffen, gebalten und Beidling beſchuldigt 
worden fei, daß er feine Vollmacht übertreten habe, 
diefe bei Büſching a. a. O. unter vielen andern unwahe 
ten Geſchichten vorfommende Erzählung ift ſchwerlich 
gang ridtig. Wegen der Shining’ fen Sache dürften 
weder Lindner, nod) Beidling in Ungelegenheit gefom: 
men fein; wol aber entfernte fic) der Letztere einige Seit 
nad Holland, weil ex, feiner Beziehungen gu den Neit- 
ſchuͤtzens, über die jetzt bas Unglück hereinbrach, nidt 
gu gedenken, erſt ſeine Rechnungen über die ihm anver ⸗ 
trauten Summen in Ordnung zu bringen hatte und 
dad etwas ſchwierig finden mochte. Ware jene Geſchichte 
wahr, fo hatte Schöning nun ſogleich entlaſſen werden 
müſſen, was jedoch erſt verſchiedene Monate fpater ere 
folgte. Seine endliche Freilaſſung hat man bald ledige 
lich der perſonlichen Anmuth der Rechenberg zugeſchrie · 
ben, bald aud) behauptet, die Rechenberg und Beich⸗ 
ling Hatten einen faiferliden Minifter, der kurz vorher 
von einem Juden um 30,000 Thaler betrogen worden 
fei,. diefe Summe erftattet, worauf fic) Wes gemacht 
habe (f. v. Mofer, Reine Schriften, VII, 400). Mig. 
lich, daß diefes Gelb bezahlt worden, aber weniger 
wahrſcheinlich, daß Schöning auferdem nicht in Freibeit 


1) Der Bericht (Let Buͤſching) laͤßt ihn fogar mit der Matificas 


tion des Bertrags nad Dresden abgehen. 


Sdining und Barfud. . 117 


gekommen ware. Bir rechnen dieſe Geſchichten zu dem 
Klatſche. Sdining’s Befreiung wurde dadurch bewirkt, 
daß der neue Kurfürſt Friedrich Auguſt dieſelbe gue 
Bedingung der Erneuerung des von ſeinem Bruder eins 
gegangenen Bündniſſes mit dem Kaiſer machte, die am 
23. Mai 1694 erfolgte, und fie wurde dadurch erleich ⸗ 
tert, daß man, in Folge des in Sachſen eingetretenen 
Regierungswechſels, Schöning nicht mehr für gefährlich 
hielt, und es hinreichend fand, ſeine Verwendung in 
dem ſchwebenden Kriege zu verbitten. 

Nachdem man ſich fuͤr dieſen Standpunkt entſchie⸗ 
den hatte, worüber General v. Birkholz ) die Schluß ⸗ 
erklärung erhielt, wurde Schöning in Wien mit allen 
moglichen Ehren behandelt. Er erhielt Audienz beim 
Kaiſer und durfte dieſe, da er vom Podagra arg gee 
plagt war, figend abmachen, wad damals allerwaͤrts 
großes Aufſehen erregte. Wn der fachfifden Grenge, 
bis wobin ihn eine kaiſerliche Ehrengarde begleitete, eme 
pfing ihn der vorausgeeilte General Birkholz. Viele 
Offigiere Holten ihn feierlih cin. Am 2. Muguft 1694 
traf ex wieder in Dresden ein. Der neue Landesfürſt 
beftatigte ihn (5. Sept.) in feiner Stellung als Felbmare 
ſchall, wirklicher Geheimer Rath und Geheimer Kriegs- 
rath. Man findet aber nicht, daß er unter Friedrich 
Auguſt Einfluß geübt, und es iff uns daher unwahr · 
ſcheinlich, daß Er es geweſen ſein ſoll, der den Grafen 
Julius Heinrich Frieſen aus Sachſen vertrieben, wie es 
denn nicht in ſeiner Art lag, wirklich talentvolle Man: 
nee gu verdrdngen. Gr fand in Sachfen eine neue Zeit 
und diirfte, aud wenn es nicht gur Bedingung gemacht 
worden ware, daß er wabrend des Krieges nidt im 


1) Guno Ghriftoph. 


118 SGbuing und Berhad. 


activen Dienfte verwendet werden folle, ſchwerlich viel 
Aus ſicht gehabt haben, in dem Wettkampfe mit dem 
Bedringe gunft- und madhtgieriger Rivalen, wie fie 
jetzt in Sachſen emporfdoffen, obgufiegen. Ueberdem 
plagten thn Podagra und Stein, diefe Erbfeinde der 
Kriegsgurgeln jener Tages ex fudhte vergebens im Karls · 
bab, dad ex, ohne eine anderweite Verhaftung beforgen 
gu miiffen, beſuchte, Rinderung, erhielt nod) einen An⸗ 
trag, in venetianiſche Dienfte gu treten, der wenigſtens 
darauf Gindeutet, daß man ihn nicht mehr in Sadfen 
gefeſſelt glaubte, und ftarb am 28. Mug, 1696. Nad- 
dem feine Leiche ausgeftellt worden, wurde fie am 25. Nov. 
nad feinen Giitern abgefibrt und 4. Dec. gu Tamſel, 
wo et cin Schloß gebaut und die Kirche reftaurict, wie 
zu Warnick cine Kirche erbaut hatte, feierlich beigeſetzt. 
Auf die erſte Nachricht von ſeiner Verhaftung hatten 
der Statthalter und die Geheimen Räthe in Berlin eine 
Art Sequeftration von Tamſel verfiigt und feine Pas 
piere nad Berlin bringen laſſen. Auf deshalb von 
Dresden aus erhobene Beſchwerde verwabhrte ſich der 
Kurfürſt Friedrich UL, in einem Schreiben an feinen 
Gefandten, guvdrderft mit auffalligee Warme gegen jer 
den Verdacht, als habe er oder fein Minifter Dankel ⸗ 
mann, dem man alfo dod eine befondere Feindfeligteit 
gegen Schöning gugetraut haben mug, irgend einen Wne 
theil an Sdhining’s Verhaftung, und erflarte er, jene 
Maßregel fei aus Irrthum verfügt worden, weil man 
geglaubt habe, Shining miiffe etwas Großes verbro- 
hen haben, daé cine Confiscation nach fid) ziehen fnne; 
fie fet aber ſogleich auf eine blofe Geranftaltung gur 
Siderung feiner Intereſſen reducirt worden. Die Pae 
piere wurden nod 1692 unerdffnet zurückgeſtellt. 

Aus Sdhining’s Che waren fünf Sdhne und feds 


Sqhbalug uad Barfad. 119 


oder ſieben Töchter geboren worden. Seine Gemahlin 
ſtarb 1698. Es iſt und zur Beit nicht geglückt, über 
alle ſeine Kinder Auskunft gu finden. Sein älteſter 
Sohn, Bogislaus (geb. 14. Oct. 1669), war, als ture 
ſachſiſcher Oberftlieutenant der Trabanten gu Pferd, wahe 
tend der Gefangenſchaft ded Waters geftorben (23. Mat 
1693), und’ mag Ddiefer Zod dem Water deren Leiden 
fewer verbittert haben. Gin Sweiter, Sohann Ludwig, 
Lurfachfifher Oberft, vermablte ſich 1699 mit einer 
Grafin v. Dönhoff. Von den Töchtern war Luiſe in 
aweiter Che +) an Johann Georg Freiberen v. Rechen ⸗ 
berg auf Eythra, kurſächſiſchen Geheimen Rath und feit 
1700 Gefandten zu Hannover (+ 1729, im 71. Sabre, 
kinderlos), vermablt, deffen’ Sehwefter mit Beidling 
werbeirathet war. Sie foll friiher die Gunſt Rinig 
Auguſt's IL genoffen haben, verlor fie durch ihre Gin: 
miſchung in Staatésintriguen ganglic), feffelte dann den 
Großkanzler Beidling und ward in deffen Sturz vere 
widelt und auf den Koͤnigſtein gebracht. Durd die 
Coſel befreit, arbeitete fie mit Diefer erfolgreich an Beich · 
fing’s Rettung, foll aber von Legterm mit Undank ber 
lohnt worden fein, und ift, bis an ihren Tod die Rolle 
der Weltbame behauptend, lange vor ihrem Gemahl ge 
ſtorben. Gine andere Tochter, Sophie Wilhelmine, war 
erft an Ginen v. Blumenthal, dann an den Hofmars 
fal und Schweizercolonel Sigmund v. Erlach (ftard 
30. Dec. 1722), als deffen gweite Frau, verebelidt. 
Tamſel fam fpater an eine Tochter Johann ud- 
wig’s v. Shining, eine Enkelin ded Feldmarſchalls, 


1) Bu einer exften Ghe mit einem ſehr reiden Manne, der aber 
bald geftorben fei und von dem fie anfenlid geerbt habe, foll fie 
von ibtem Pater gezwungen worden fein. Aber aud ihren gweiten 
Gemahl wollte fie ungern genommen haben. 


120 Schining uxh Varfub. 


Eleonore Quife (geb. 1709, + 1784), die fic) 1723 mit 
dem preußiſchen Oberften, nachherigen Generallieutenant™ 
Adam Friedrich v. Wreech (geb. 28. Mai 1689, + 27. Aug. 
1746) vermablte, 1731 aber in einem gartliden Bere 
haltniffe mit dem damaligen Kronpringen, nachherigen 
Konig Friedrid IL, geftanden haben fol. Diefem wurde 
die Baterſchaft der Tochter zugeſchrieben ), die fie am 
27. Mai 1732 gebar und Friederike Sophie taufen ließ. 
Diefelbe vermablte ſich 1752 mit Graf Stanislaus Ger- 
hard v. Dönhoff (ged. 1725, + 1. Nov. 1758), dem fie 
1754 einen Sohn gebar, und dann anderweit, im Mara 
1776, mit Dodo Heinrich Freiherrn v. Kniphaufen, 
preuß. Geh. Kriegsrath. Mad dem Ausfterben der 
Wreechs fam Tamfel an die Dönhoff's, als Erben jener 
Griederife Sophie, iſt aber durd die Grafin Rofalie 
Ulrike v. Dinhoff-Dinhoffftddt (geb. 3. Oct. 1789), die 
fid) 4. Juni 1816 mit Johann Chriftoph Hermann v. 
Schwerin (geb. 18. Juni 1776) vermablte, auf die Schwe⸗ 
ting tibergegangen. — Birkholz fiel, nachdem der Manns · 
flamm des Feldmarſchalls erlofden war, an eine andere 
Rinie der Schönings. 

Barfus hielt fid) anger im Glad, als fein Gegner. 
Gr hatte nod 1689 die Ehre, die Dispofition gu dem 
legten Sturme auf Bonn gu entwerfen, führte 1690 
mit Derfflinger, und nad) deffen Erfranfung allein, dad 
Commando der brandenburgiſchen Truppen in Flandern 
und am Rhein, befebligte 1691 cin Hilfécorps von 


1) Gerade in jener Zeit wurde die Verheirathung des Kronprine 
gen betrieben und fein fonft fo firenger Sater freute fig dieémal, 
wie Grumbfow an Sedendorf fried, fiber diefe fogar ehebrederifde 
Ausſchweifung, weil ex daraus die Hoffnung ſchöpfte, dap der Pring, — 
deffen Seugungefdbigteit ſchon damale begwelfelt ward, aud bei der 
ihm gugedadten Gemablin Vaterfreuden erleben würde. Dies ift 
nidt in Erfüllung gegangen. 


Shining und Varfus. 121 


6253 Mann in Ungarn, erfuhr bei der am 8. Juni gu 
Gidding vor Raifer Leopold abgehaltenen Revue viele 
Aus zeichnung, commandirte in der Schlacht von Salane 
fenem (19. Auguft) das aus 17 Bataillonen und 31 
Schwadronen beftehende Centrum), hatte rühmlichen 
Antheil an bem Siege, und follte ſchon damalé gum 
Reichsgtafen erhoben werden, was er aber wegen feiner 
Rinderlofigheit verbat. Sein Kurfürſt ernannte ihn 
gum General dee Infanterie und ertheilte dem ganzen 
Geſchlechte Derer v. Barfus*) einen Lehnspardon. Gee 
meinfam’ mit Graf Guido Stabremberg belagerte und 
ecoberte er nod) die Feftung Grof-Wardein, die am 
16. October erſtürmt ward, und febrte im Frühjahr 1692 
nach Brandenburg guriid. 1692 befebligte er, neben Fleme 
ming und v. d. Heyden, die brandenburgifden Truppen am 
Rhein und in den Riederfanden und war viel im Haupt- 
quartier des Pringen von Oranien. 1695 wurde er Feld- 
marfdhalllieutenant und erfaufte von den Erben ded 
Feldmarfdhals v. Derfflinger die ehemals Borcke'ſchen 


H Den rechten Fligel commandirte Graf Karl Ludwig de Soudes, 
dev in der Schlacht gum Tode verwundet mard, worauf der trefflide 
Guido Stahremberg fir ign eintrat, den linten Flügel Graf Heinrich 
Johann v. Dinewald, aud dem Glevefdyen ftammend, der aud nod 
1691 ftarb. Den Oberbefehl hatte betanntlid der grofe Martgraf 
Ludwig von Baden. Die Tuͤrken fodten mit vergwetfelter Tapferkelt 
und batten Idnger als cine Stunde den Sieg in ben Hdnden. Die 
Sieger Hatten 7300, die Befiegten uͤber 20,000 Mann verloren, 
Darunter den grofen Bester Kiupergli. 

2) Die Familie ftammt aus Gélu, wo fie den grofen Parfuser⸗ 
bof am Berlidy befeffen Hat, und will ihren Urfprung von den Rö—⸗ 
mern und ihren Namen von parvus ableiten. Daf diefe Sage mehr 
der newern Beit angebirt, mo Aehnlides eine Seit lang Mode war, lebrt 
das Wappen, welches drei nadte Fife enthdlt. Aud wurde die Familie 
friger Barfot, Barfte genannt, was gleidfalls auf Barfuß hinweift. 
Unter Albredt dem Bar ift fie, mit andern Goloniften, in die Mark 
gekommen. 

VII. 6 


122 SHbuing und Varfus. 


Quittainenſchen Güter in Oftprenfien, wobel er dad 
Indigenat erhielt (16. Dec.). 1696, wo er die Grenge 
gegen Polen gw deden hatte, wurde er gum Generale 
feldmarſchall ernannt (11. Suni). 1697 begleitete er den 
Surfiieften auf der Reife nach Rinigéberg, wo die ruffi- 
ſche Geſandtſchaft, bei welcher fic) der grofe Sar felbft 
befand, empfangen ward, und nad Kurland. 1698 bee 
fete ex, mit dem Generallicutenant ». Brandt, Elbingen 
und wurde er Gouverneur von Berlin 1), Obertriegs- 
prafident, Gommandeur der Garde gu Fuß, Chef ded 
font v. Flemming’ ſchen Kivaffierregiments, Landeshaupt 
mann der Graffdaft Ruppin und bed Landes Bellin. 
Am 10. Sept. 1699 wurde er in den Reidsgrafenftand 
erhoben, nachdem er in-ciner gweiten Ehe Nachkommen - 
ſchaft erlangt hatte. Gr begleitete den Kurfürſten, der 
diefe Standeserhdhung am 29. October anerfannt hatte, 
auf einer Reife burd die Neumark und Pomme. Ia 
demfelben Jahre faufte ex von Friedrich Wilhelm v. Oppen 
Goffendlat?) und Werder, 1700 von Adam und Hans 
v. Pannewig Brieſcht, 1702 von Kaspar v. Oppen 
Wieſe und Platfow. Seine vaterliden Giiter im Kreife 
Ober-Barnim hatte ex feinen Griihern überlaſſen. Im 
December 1700 begleitete ex den Rurfiirften nach Kö- 
nigéberg zur Rinigétrinung, bei welder er als Mars 
ſchall fungirte, und erbielt am 17. Januar 1701 den 
ſchwarzen Adlerorden bei deffen Stiftung. 

Bald darauf follte auc er die Wandelbarkeit des 
Glückes, wenn aud in milder Weife, erfahren, zunächſt 
in Folge davon, daß auch er fid) nicht mit feinem eigent · 


1) Flemming fam damals in Rubeftand. 
2) Seine Grofmutter, Katharine v. Dppen, flammte aus diefem 
an der Grenge der Riederlaufig gelegenen Gute an der Spree. 


Shining und Barfus. 123 


lichen Berufe begnügt atte. Er foll nicht ohne allen 
Antheil an dem Sturze Dankelmann’s (Il, 71 ff.) ge 
wefen fein, und ſcheint jedenfalls nichts gethan gu ba 
ben, die ſchmaähliche Verfolgung, gu der man ſich nade 
mals gegen dicfen ausgezeichneten Mann verleiten lief, 
gu mildern. Formell frat er (1697) an deffen Stelle 
und mufte cine Zeit lang, wie Sdining in Sachſen, 
aud im Civil die Reitung übernehmen, wozu et ungleich 
weniger Beruf gehabt haben diirfte, als dieſer. Es zeigte 
fich aber bald, daß der ſactiſche Premicr Kolb v. Warten⸗ 
berg (IH, 90 ff.) war, und feit 1701 ward er es aud 
formell und Barfus wieder auf die Militärſachen See 
ſchrãnkt, nachdem er fic) im Civil hauptfadlid) durd 
die Einführung der Perückenſteuer bemerklich gemadt. 
Es iſt ſchon frither (IM, 100 ff.) erzählt worden, wie 
bereits 1702 cin Verſuch gemacht ward, Wartenderg gu 
ſtürzen, der jedoch mislang. Barfus war dabei mit 
an die Spige geftellt worden, wahrend auch hierbei die 
Dohnas und die Dinheffs im Spiele waren, und die 
Folge war, daß er in Rubeftand verfegt ward. 

Er erhielt S000 Thir. Penffon und begann nun den 
großen Schloßbau auf der Spreeinſel bei Coffenblat, der 
erſt 1712, nach feinem Lode, beendigt worden iff. In 
Berlin beſaß er ein Palais, woraus die jegige Stadt 
vogtei entftanden iff. Es hatte feliber dem Grafen 
Rous v. Lynar, dann dem Obermarſchall v. Grumbkow 
gebirt, war aber von Barfus ſehr vergrdpert und vere 
ſchönert worden. - Aud) hatte er gu Königsberg und 
Dangig ſchoͤne Haufer mit vollftdndiger Einrichtung. 
Seiner erften Ehe if ſchon oben gedacht worden. 
In gweiter Ehe vermablte er fi 1693 mit der 
Grafin Eleonore v. Dinhoff, einer Tochter bes Ober- 
kammerherrn, Generallieutenants und Semgernenré von 


124 Shining und Barfus. 


Memel, Grafen Friedrich Doͤnhoff (+ 16. Febr. 1696), 
und der Freiin Eleonore Katharine Clifabeth v. Schwerin 
(+ 1696), welde Verbindung, wie feine Vertrautheit mit 
den ſchlauen Dohnas, wol mit dazu beigetragen haben 
mag, daß der ſchlichte Kriegsmann fic in die Hofintriguen 
verwideln lief. Un die Doͤnhoffs fam ſchließlich aud) der 
Haupttheil feiner Erbſchaft. Barfus, der am 27. Dec. 
1704 gu Coffenblat ftarb, wo er aud) begraben ift, inter 
ließ gwar aus feiner gweiten Ehe drei Sohne, die aber 
alle nod) in ſehr jungen Jahren waren. Der Acltefte 
und Ausgezeichnetſte, Graf Friedrich (geb. 1694), auf 
der Ritterafademie gu Brandenburg erzogen, trat früh 
in Kriegsdienſte, wohnte 1715, als Adjutant des Grafen 
Chriſtoph Dohna, der Belagerung von Stralfund, 1716 
al Major eines Miiraffierregiments dem Feldguge in 
Ungarn bei und ftarb 1717 in Folge der am 17. Auguſt 
bei Belgrad erhaltenen fdweren Wunden. Der zweite 
Sohn, Otto Albrecht, beſuchte gleidhfalls bie brandene 
burger Ritterakademie, ward dann Offizier und ift jung 
geftorben. Die Erziehung des dritten, 1700 geborenen, 
alfo bei dem Lobe des Waters. erft vierjährigen Sohnes, 
Karl Friedrich, fol vernadlaffige worden fein 4), und 
jedenfallg fdeint er gang unter dem Ginfluffe feined 
mütterlichen Dheims, des Grafen Alerander Dinhoff %), 
geftanden gu haben. Diefer leitete und beförderte den 


1) v. Barfus, a. a. D., S. 40, . 

2) Geb. 9. Febr. 1683, ein Sohn des ermabnten Grafen Fried- 
rich Dénhoff, Herr auf Angerau und Bünsen, preußiſcher Generate 
eutenant, + 9. Det. 17425 vermahit 31. Det. 1720 mit Gharlotte 
Gréfin v. Blumenthal (+ 28. Sept. 1761). Sein Manneftamm iſt 
im November 1838 mit Graf Ludwig Nifolaus (ged. 9. Sept. 1769), 
der die preußiſchen Güter vertaufte, nad Sirol Aberfiedelte, katholiſch 
wurde und alé ff. Rémmerer und Major ſtarb, erloſchen. 


Shoning wed Werfas. 125 


Berkauf der Coffenblater Giiter an die Regierung (1736) 

* und bewirfte die Modification der Quittainenfden Giiter, 
weldje dann von dem 1741 geftorbenen Karl Friedrich 
teftarttentarifd an deffen Coufin Otto Philipp Grafen 
v. Dönhoff ) tamen. Dee Grafenftamm der Barfus 
war erlofden, und eine feltfame Fügung batte die Giiter 
der beiden ftreitenden Feldmarſchälle an daffelbe Geſchlecht, 
die Dönhoffs, gebracht. 


1) Geb, 4. Marz 1710, Enfet des Grafen Friedrich, Sohn ded 
Staateminifters Grafen Otto Magnus (geb. 18, Det. 1665), der 
Den Utredter Frieden mit abſchloß und alé Generallieutenant und 
Gouverneur zu Memel am 14. Dec. 1717 ſtarb, und der Emilie 
Gréfin Dohna⸗Schlobitten, die fig nadmals mit Graf Friedrid Wile 
helm von Sdwerin vermahlte und am 18. Sept. 1761 ftarb, war 
preußiſchet Major, nahm aber 1740 den Abfdied und vermähite fid 
(16, Seyt.) mit’ Marie Amalie Gréfin DognasSalodien. Seine 
Ehe war Finderlos und die Quittatnenfden Giter (25 Dorfidaften) 
kamen an die Linie feines Altern Bruders, deb Grafen Friedrid auf 
Friedridftein (geb. 8. Dec. 1708, verm. 8. Juni 1740 mit Sophie 
BWilbelmine v. Kameke, + 1769). 


, V. Fürſt Anton Egon von Fuͤrſtenberg. 


Bn einer recht intereffanten und inhaltreichen Schrift, 
welde unter dem Titel: „Geſchichte der ehemaligen Burg 
und Herrſchaft Frankenftein und ihrer Herren”, aus der 
Feder des tüchtigen Alterthumsforſchers Dr. Heinrich 
Eduard Scriba, zu Darmftadt 1863 erſchienen ift, fane 
den wir u. A. S. 69 ff. folgende uné merfwiirdige Stelle, 
welde an einige Mittheilungen liber die Familie deb 
Großvaters des Verfaſſers jener Schrift, des Pfarrers 
Philipp Moritz Scriba zu Niederbeerbach, anknüpft, in 
welche Parochie jene Burg gehört und wo der erwabnte 
Schriftſteller jegt als Seelforger wirkt: 

„In dem Kreiſe obiger Familie endigte aud eine Frau, 
bie gleichſam als cine Martyrin der evangelifden Kirche 
betrachtet werden fann. Es war died Frau Anna Francisca 
Fürſtin von Fürſtenberg, eingige Tochter des am 10. October 
17161) verftorbenen Fürſten Anton Egon von Fiirftenberg, 
Statthalters in Sachſen, und defen Gemahlin Anna Sophie 
von Lowendahl, einer Baroneffin aus Daͤnemark. Da der 
katholiſche Bater wol ben Einfluß ver lutheriſchen Mutter 
fürchteie, ſo uübergab ex fie bereits in ihrem 5. Lebensjahre 
dem reichen St.«Claraflofter gu Koln, in welchem fie auch 
nad) und nad) bis gu der Würde einer Aebtiſſin empor- 


1) A. a. O. ſteht, jedenfalls in Folge eines Drudfehlers, 1710. 


Fark Arter Gon von Furſtenberg. 127 


ſtieg. Durd cin fleifiges Leſen in. der heiligen Schrift und 
anderen evangeliſchen Schriften, welche fie fid) gu vere 
{haffen gewußt hatte, die fie aber begreiflidjer Weife fehr 
gebeim batten mußte, für ben evangelifden Glauben ge 
wonnen, entfloh fie in ihrem 56. Rebensjahre bem Klofier 
und begab fid) nad) Srantfurt a. M, um fic) dert vor dem 
Damaligen Gentor Freſenius weiter unterridten und in die 
Gemeinfdhaft der evangeliſchen Kirche aufnehmen gu laffen. 
Dieſer aber ſchützte, wahrſcheinlich aus Scheu vor ihren hohen 
Anverwandten, die damaligen Kriegsunruhen vor, fandte fie 
jedoch mit dringenden Empfehlungsſchreiben an das Cons 
fifforium nad) Darmftadt, weldyes fic) denn ihrer auch 
fiebevoll annahm und fie bem damaligen Pfarrer Beer gu 
Riedermodau gur weitern Unterwweifung übergab. Wei deme 
felben legte fie dann and) nad) ciniger eit ihe evangeliſches 
Glaubenshefenntnif ,,mit vieler Geſchicklichkeit, Standhaftige 
feit und Treue“ ab, lebte fodann in ftiller Quriidgegogene 
Heit theils gu Niedermodau, theils in Obercamftadt und in 
den legten fieben Jahren ihres Lebens gu Niederbeerbach, 
wo fie, wie bereits bemerkt, in obiger Pfarcfamilie eine 
gatfiticge Zufluchtsſtätte gefunden hatte. Sie ftarb daſelbſt 
am 34. Mary des J. 1776, alt 76 Jahre und 7 Monate, 
ſtandhaft in ber evangelifchen Wahrheit, der fie unter vielem 
leiblichen und geiftigen Trithfale bis gu ihrem legten Atheme 
zuge tren geblieben sar. Sie wurde am 2. April mit 
chriſtlichen Ceremonien oͤffentlich an ber linten Seite der 
Seats beerdigt. (Niederbeerbacher Sterbeprotokoll 
—B 


Dieſer Erzählung muß Irrthum oder Täuſchung gu 
Grunde liegen. Fuͤrſt Anton Egon iſt niemals mit 
einer Baroneſſe Löwendahl verheirathet geweſen und 
konnte es am 31. Auguſt 1699, welder Tag als der 
ungefähre Geburtstag jener Proſelytin anzunehmen ſein 
wird, nicht ſein. Auch ſonſt iſt faſt mit unbedingter 
Gewißheit zu behaupten, daß die fragliche Perſon in 
irgend einem legitimen Zuſammenhange mit ihm nicht 


128 Firſt Maton Egon von Farflentierg. 


geftanden haben fann, und fedenfallé wiirde Ser ane 
geführte Grund, aus dem er das Kind in das Cae 
renflofter gu Cöln gebracht haben foll, auf cin ehe⸗ 
liches Kind ded Fiirften in feiner Weife Anwendung 
finden, wie cin Blick auf die Lebensumftinde deffelben 
lehren wird). 

Anton Egon Firft gu Fürſtenberg wurde am 23. April 
1656 gu Minden geboren, der Sohn des damatigen 
Grafen Hermann Egon gu Fürſtenberg (geb. 5. Nov. 
1627, + 22, Septr. 1674) und der Grafin Maria 
Francisca von Fürſtenberg · Stũhlingen (+ 24. Auguſt 
1680). Sein Vater, in den VBedringniffen des Dreifige 
fabrigen Krieges erwachſen, als Kind mit feiner Mutter 
von Schloß zu Schloß geflüchtet, gu Chin, unter jeſuiti- 
ſcher Leitung, Löwen, Rom gebildet, nod an den letzten 
Waffenthaten des Dreißigjährigen Krieges auf kaiſerlicher 
Seite theilnehmend, trat 1651 als Kammerherr und 
Geheimerath in kurbaieriſche Dienfte, in denen er, oft: 
malé gu ebrenvollen und vertrauten Sendungen gebraucht, 
nad und nach gu dem Poften eines Oberfthofmeifters 
und Hofmarſchalls aufftieg und lange Zeit und bis an 
feinen Tod der wabre Reiter ded Staates und Hofes 
war. Benn et eine Zeit lang an ben dem frangofifden 
Intereſſe gewidmeten Beſtrebungen feiner Brüder Franz 
Egon und Wilhelm Egon) einigen Antheil genommen 
und namentlid) Dem Gedanfen, die durch den Zod 
Ferdinand’s UL erledigte Raiferfrone dem Kurfürſten 
Serdinand Maria guguwenden, nicht fremd gewefen gu 
fein {cheint, fo nahm ex dod) felbft als Provingialgefandter 


1) Aud Hier fehen wir hie Nuͤtlichkeit ber Genealogie, als Cons 
trole geſchichtlicher Angaben und Mittel der hiftorifden Kritik. 


) ueber ſie vielleicht Hinftig einmal. 


Pirft Anton Egon von Pirftenberg, 129 


an der Wahl Raifer Reopoid's Theil, ward 1669 mit 
feinen Griidern in den Reichsfürſtenſtand erhoben ) und 
war nicht ohne Einfluß an dem kaiſerlichen Hofe. Doch 
zog er ſchon deſſen Ungunſt wieder auf ſich, als er ſich 
1672, bei der franzoſiſchen Invaſion in Holland, gegen 
eine Betriegung Frankreichs erklärte. Aus feiner Che 
wurden adt Kinder geboren. Auf Anton Egon, mit 
dem wir ung. int Folgenden hauptſächlich gu befdaftigen 
haben, folgte zunächſt Felir Egon, geb. 25. Nov. 1657, 
der in den geiftliden Stand trat, Wht gu Murbad und 
Riders wurde, andere reiche Pfriinden erhielt, aber ſchon 
5. Margy 1686 an cinem Bruftleiden ſtarb. Anna Adele 
eid, geb. 16. San. 1659, 1663 sur Stiftsdame gu Eſſen 
und horn ernannt, vermablte fid) 1678 mit Fürſt 
Gugen Alexander von Turn und Taxis und ftarb gu 
Bruͤſſel 13. Nov. 1701. Marie Francisca, geb. 17. Sept. 
1660, gleichfalls Stiftsdame gu Effen und Thorn, folgte 
ihrem Oheim, dem (nachherigen) Cardinal Wilhelm Egon, 
nachdem er feiner Haft entledigt, nad Frankreich, ward 
durd ihn dem Fürſten Wilhelm Hyacinth von Naffau: 
Siegen vermahlt (9. April 1687), flarb aber ſchon 
7. Juni 1691. Ferdinand Mar Egon, geb. 24. Oct. 
1661, von der Mutter gu Wien ergogen, dann durd 
den Oheim Cardinal in franzöſiſche Kriegsdienſte ge: 
bracht, ward General und Inhaber eines Regimentes, 
flarb aber aud) ſchon 6. Mai 1696, nach längerm Bruſt ⸗ 
leiden, unvermählt gu Paris. Emanuel Franz Egon, 
geb. 7. Mary 1663, in Frankreich von feinem Dheim 
rang ergogen, war eine Zeit lang Maltefer, trat in 


1) Gr hat, mit Ridfiht auf feine befdrantten Mittel, von dies 
fem Zitel, den nicht Gr gefucht gu haben feint, einen’ Gebraus 
gemacht 

6** 


130 Fart Anton Egon von durſteuberg. 


kurbaieriſche Rriegsbienfte, mard von feinem Obeim, bem 
Garbdinal, 1686 mit der um dreizehn Sabre altern ver- 
witweten Grifin Marie Katharina Charlotte von der 
Mark, geborenen Grafin von Wallenrodt*), welche den 
hauptfãchlichſten Einfluß auf den Garbdinal w6te2), vers 
heirathet, fiel aber, ais Oberfter fein und des gleich ⸗ 
falls gefallenen Scherffenberg Regiment führend, bei dem 
Sturme auf Belgrad am 6. Sept. 1688. Er hatte 
aus der ungleichen und liebeleeren Che keine Kinder exe 
langt. Gine am 5. Juni 1665 geborene Tochter Here 
mann Egon's ftarb friih, und ebenfo ift fein jüngſter, 
am 25, April 1667 geborener,. durch früh hervortretende 
Anlagen viele Hoffnungen erwedender Sohn Johann 
Hermann Egon nod) vor dem Vater geftorben. 

Unton Egon, der altefte Sohn, blich fomit früh der 
eingige Gertreter der Heiligenbergiſchen Linie der Fürſten · 
berg ®), und mit ihm ift der Mannsſtamm diefer Linie 
erloſchen. Gr war gwar bei dem Bode feines Waters 


1) Sie war eine Tochter Yohann Ernft's Grafen v. Wallenrodt, 
fadfen=lauenburgifden Hofmarfdalls, feit 21. Juni 1680 Witwe 
rang Anton's Grafen v. d. Mark, 1650 geboren, + 4. April 1726 
auf ihrem Schloffe Bourdaifitre. Ihre erfte Ghe mar nit ohne 
Nachkommenſchaft geblieden. 

2) Gr hatte fie ſchon bei Lebzeiten ihres erften Gemahls geliedt, 
und auf einem feiner Gdnge gu ihr ward er 14. Febr. 1674 von 
Yaiferligen Gavalieren und ihters au Goln aufgegriffen und erft 
nad Bonn, dann nad Wien gefhafft. Erſt der Kymweger Friede 
befrette ign. 

8) Die neuern Sheilungen ves Hauſes Fürſtenberg, das feinen 
Alteften bekannten Stammoater in dem Grafen Eymo um 830 fudt, 
beginnen mit den Söhnen Graf Friedri’s (+ 1559). Bon diefen 
ftiffete 1) Ghriftoph die Kinsigthaler Linie.  Diele-thellte fi mit 
feinen Urenfeln in die Moptirder und die Stühiinger Linie. Dic 
MUptirder Linie erloſch 1744. Aus der Stuͤhlinger find die heute nod 
blũhenden Linien ermadfen. 2) Joadhim ftiftete die Heiligenbergiſche 
Linke, weldhe 1716 mit Anton Egon ausging. 


Firſt Aston Egon von Furſtenberg. ‘131 


nod nicht mindig, erbielt aber bald (16. April 1676) 
venia aetatis und trat in ben Genuf feiner Herrſchaften. 
Wahrend die kaiſerlich gefiunte Mutter ihn in Wien gu 
alten fudte, 30g ihn der Einfluß der geiftliden Obeime 
nad Franfreich und er folgte. zunächſt, unter dem Core 
wanbe einer Reife nach Italien, von wo ex nach Paris 
eilte, dem legtern Buge. Dieſer Schritt, nod mehr 
aber bie bald darauf feinen wiener Angebdrigen gue 
fommende GErflirung, daß er im Begriff fei, ſich mit 
einer Franzöſin gu vermahlen, erregte am kaiſerlichen 
Hofe einen fo flarken Unwillen, daß man wol gencigt 
werden faun, an die Undeutungen gu glauben, et babe 
ſich vor feiner parifer Reife mit einer Hofdame gu Bien 
verfproden gehabt und fic) durch Nichterfüllung diefes 
Verſprechens die taifertide Ungnade zugezogen. Mtge 
lich aud, daß ihm nur dort eine ign nicht anſprechende 
Verbindung zugedacht war, der ex fic) eben durch die 
franzöſiſche Reiſe gu entziehen eilte. Ebenſo miglid 
freilich, daß an der ganzen Sache, die nur mit einem: 
„es will einiger Orten ſpargirt werden“, angekündigt 
wird), nichts wahr iſt und daß man nur den Gebrauch, 
den ex von der vor kurzem erlangten venia aetatis 
madte, bei dem Reffen Frang Egon’s und Wilhelm 
Egon's, diefer entſchiedenen Gegner ded kaiſerlichen Ine 
tereſſes, doppelt empfindlid) aufnabm. Sei dem wie 
ihm wolle, er vermablte fid) am 13. San. 1677, nod 
nicht 21 Jahre alt, mit Marie de Ligny, einer Tochter 
Johann’s de Ligny, Staatéraths und Requetenmeifters, 
die ihm die anfehnlide Herrſchaft Grogneuil und aufers 


1) G den von Fidler bearbeiteten vierten Band von Mind's 
ad des Haufes und Landes Fiirftenberg (Marlsruhe 1847), 


132 “Fart Axton Egon von Fürſtenberg. 


dem cin auf 800,000 ivres angegebenes Vermögen, 
fowie weitere Uusfidten auf Erbſchaften zugebracht hat. 
Sie hatte früher mit einem Grafen v. Redheim vermählt 
werden follen, wogu der Kaiſer damalé feine Cinwilligung 
gegeben, folglich aud darum begriift “worden war. 
Fürſt Anton Egon war auf feinen ſchwaͤbiſchen Gütern, 
als ihm cin kaiſerlicher Beſchluß zukam, wonach er, weil 
er ſich gegen die kaiſerlichen Avocatorien in Frankreich 
niedergelaſſen und mit den Feinden des Reichs durch 
Heirath verbunden, ſeines Sitzes und der Stimme auf 
Dem Reichstage entſetzt und ſeine Güter, jedoch un⸗ 
beſchadet des Antheils ſeiner Mutter und der jüngern 
Geſchwiſter, ſequeſtrirt werden ſollten. Die Ausführung 
des Befehls wurde dem Biſchof von Koſtnitz, Franz 
Johann, übertragen, welcher lange damit zögerte, im 
Auguſt aber doch zur Anlegung des Sequeſters und 
Verpflichtung der Unterthanen fuͤr den Kaiſer ſchreiten 
mußte 1). Der Fürſt vertheidigte ſich in einer nicht ohne 
Schärfe verfaßten Denkſchrift, wendete ſich aber auch 
bittweife an den Kaiſer und die Kaiſerin; ſeine Mutter 
ging den Raifer um ,,allermildefte Abſolvirung des fisca- 
lifden Proceffes per gratiam an; ſein Geſchäftsfüh- 
rer, der Rath Frang Chr. Metz, war tiberaus thatig 5 
der Fürſt fand Fürſprecher an dee Kaiferin, Kurmainz, 
Rurtrier, Kurbaiern und den ausſchreibenden Fürſten des 
ſchwäbiſchen Kreiſes, und am 6. Dec. 1678 wurden die 
kaiſerlichen Befehle wieder aufgehoben, am 17. Januar 
1679 dev Fürſt wieder in den Genuß feiner Giiter eine 
gefegt. 


1) Auf den ſchwäbiſchen Herrſchaften Anton Egon's, Heiligenderg, 
Jangnau, Werenmay, Srodtelfingen, Laar = Wartenberg, wurden 
Damalé 2836 Familien gegdhlt. Gr beſaß daneben nod Giiter in 
Defterreih, Baiern und dem Elſaß. 








Garft Eaton Egon vow durſtenberg. 133 

Der Vorgang hatte aber die andauernde leidige Folge, 
daß cine factiſche Srennung der eben erſt geſchloſſenen Che 
eintrat. Die Fürſtin weigerte ſich auf das Entſchiedenſte, 
Frankreich gu verlaſſen, und hat nie einen Fuß auf deut ⸗ 
ſchen Boden geſetzt. Dachten doch damals die Pariſer 
und noch “thee die Pariſerinnen überhaupt — hierin den 
alten Römern gleichend —, daß überall außer Paris das 
Gil fei, und in dem Falle der Fürſtin fand das Bor: 
urtheil Nahrung und Vorwand in der herben Ungunft, 
mit welder dad Reichsoberhaupt ihre Verbindung betrach⸗ 
tet hatte. Der Fürſt dagegen war durch das Vorgegan⸗ 
gene eingeſchüchtert und trug jedenfalls Bedenfen, nad) 
Frankreich tibergufiedein, ſtrebte vielmebr, fid) in Deutfdye 
land Stellung und Wirkungskreis gu ſichern, was ihm, 
wenn aud fpdter und anders, als er. erwartet, gu Theil 
ward. Go blieben die jungen Ehegatten getrennt und 
nut befudéweife fam der Fürſt von eit gu Beit nach 
Paris, welden Befuchen vier Kinder ihr Dafein vers 
Danften, die in den achtziger Jahren geboren find. 4) 
Der Befudh, den ec 8 Monate vor dem Ausbruche ded 
Krieges von 1688 in Paris machte, wird wol fein lester 
gewefen fein. Wabrend des Krieges fonnte er nidt nach 
Frankreich. Bei deffen Ende im Jahre 1697 trat er 
feine Stellung in Sachfen an, die ihm in den erften 
Jahren eine Entfernung nicht wohl geftattete. 1701 bis 
1714 beftand neuer Krieg gwifden Deutſchland und 


Frankreich. Jn den erſten Jahren des 18, Jahrhunderts 


that die Fürſtin einen Schritt, welcher dafür ſpricht, daß 


1) Richt von Aten find die Geburtsjahre genau bekannt, und rie 
Jüngſte, welche fi 1708 vermabite, könnte redt wohl in den neun- 
ziger Jahren geboren feins indef ift das aus den im Texte anges 
figrten Grinden boöchſt unwahrideitlid, und mddten wir annehmen, 
daß fie eta 1668 ergeugt und 1689 geboren rourde. 


134. Glsft Maton Eton von dirſtenberg. 


dad Berhaltnif zwiſchen den Gatten ein erfaltetes gewor · 
den war. Dem Fiirfien Anton Egon gehoͤrte nod im 
niedern Elſaß die Herrſchaft Mauersmünſter. Eben in 
Folge der Ubwefenheit ded Firften aus und der Anwe ⸗ 
fenbeit feiner Gemablin in Frankreid war die Verwals 
tung dieſer Herrſchaft in die Hande der Legtern gekom ⸗ 
men, und fie hatte im September 1698 von Dresden aus 
eine formbide, jedod) den Verkauf nicht umfaffende Voll- 
macht dagu erhalten, die fie jedoch an die Zuſtimmung 
deb fürſtlichen Bevolmadtigten Beranger band, fowie 
ihe Gemabl ihr aud fonft die Cardinale Fürſtenberg und 
Roailles gu Rathgebern beſtellt hatte. Dieſe Herrſchaft 
verkaufte die Fürſtin am 7. Mai 1705, auf Grund ihres 
Ghevertrags, ihrer Eigenſchaft als Glaͤubigerin ihred Gee 
mahls, einer am 1, Suli 1700 von Dresden erlaffenen 
Zuſchrift des Legtern und der Beiftimmung des Cardi ⸗ 
nalé Ludwig Anton von Noailles +), Erzbiſchofs von 
Paris, fiir 104,500 Livres elſäſſifcher Währung an den 
Abt Mofer von Mauersmiinfter, welde Abtei alte Ane 
fpritche an die Herrſchaft gu haben behauptete. Es hat 
jedoch der Act die Beftatigung des Kaufs durch den 
Fürſten felbft, der fic) darauf berief, daß der Verkauf 
wabrend ded Krieges, bei gefperrter Verbindung, ohne 
fein Vorwiffen vorgegangen, niemalé erlangen fonnen *), 
und die Kinder *) ſowohl, wie die Agnaten Anton Egon’s 


1) Der andere Berather, Cardinal Wilhelm Egon v. Fuͤrſtenberg, 
war 10. April 1704 geftorben. 

2) Sess Boden vor feinem Tode erklärte ex ſih bereit, einen 
Bevollmddtigten yur Beilegung der Sade gu ſchicken, ftarb aber 
darüber. 

3) Zwele davon. Die Firftin von Iſenghien war todt und ihr 
Gemahl hat teine Anfprtige erhoben. Die Reclamanten koͤnnen aber 
aud nidt bie beiden andern Schwiegerſöhne gemefen fein, wie 


dirſt Raton Egon von Firftenderg. 13 


erhoben nad feinem Tode Anſprüche, hinfichtlich deren . 
Der Wht wenigſtens die Erfteren mit der den Kaufſchil ⸗ 
ling weit fiberfteigenden Summe von 170,000 Livres, 
Die ev nachzahlte, abfand, ein Beweis, daß die Grafin 
ſehr woblfeil verfauft hatte. In fener Beit hatte übri⸗ 
gens der Fürſt ſich durch andere, aber natiirlid) nidt 
eheliche Gerbindungen uber die Trennung von feiner 
Gemablin gu trdften gewußt und war von den damaligen 
dresdener Sitten inficict worden. Die Fürſtin felbft war 
am 18. Auguft 1711 gu Paris geftorben.?) Die Kinder 
dieſer erften und in Wabrheit eingigen Ehe des Fürſten 
waren: 1) Philippe Louife, geb. 2. Mai 1680, vermable 
am 9. Detober 1700 mit dem Fiirften von Bfenghien), 
_ £1706; 2) Zranz Joſeph, geb. 1682, + 1689 (nad 
Ander 1690); 3) Rouife, vermablt im Marg 1704 mit 
einem Grafen v. Lanoy; 4) Maria Francisea, vermabit 
10. San. 1708 mit Johann Baptift Colbert, Marquis 
de Seignelay, der am 29, Febr. 1712 ftarb. Wir heben 
alle dieſe Umftinde hervor, um gu geigen, daß daé im 
Glarentlofter gu Gdn erzogene Kind nicht etwa aus der 
erſten, der eingigen befannten Ehe des Fürſten entfprun- 


Fidler a. a. D. S. 89 ſchreibt, da her Marquis von Seignelay damals 
aud ſchon todt war, 

1) 1703 hatte fle ihr Hotel daſelbſt in der Rue de Bacq, Quar- 
tier St.-Germain des prez. 


2) Es war died Ludwig von Gand, Fuͤrſt von Bfenghien, Entel 
des exften Fuͤrften diefes Ramens, ged. gu Otyſſel 16. Juli 1678, 
1697 frang. Oberft, 1718 Generallieutenant, Statthalter von Artois 
und Gouverneur von Arras, 1741 Marfa, + 6. Juni. 1767. In 
gweiter Ehe nahm er Marie Louiſe Charlotte, Tochter Marl Pot's, 
Marquis von Rhodes, in dritter 16. April 1720 Margarethe Ga- 
milla Grimaldi, Tochter des Farften Anton von Monaco, ſtarb aber 
finderlos. Die Fiirftenberg hatte ihm einen Sohn geboren, welder 
frih geftorben rar. 


136 Furſt Auton Egon vou Furſtenberg. 


- gen fein könnte, ſodaß nur in Betreff ‘ber Mutter und 
bed Grundes ſeiner Unterbringung im Kloſter cin Bere 
thum obgewaltet hatte. Es ift höchſt unwahrſcheinlich, 
Daf dem Fürſten 1699 von feiner Gemablin cin Kind 
geboren worden. Ware es geſchehen, fo wiirde weder 
ein Grund gu finden fein, nod) ware es ibm möglich 
geweſen, daffelbe 1703 oder 1704 aus dem ihm verſperr ⸗ 
ten Frankreich binweg in das Clarenflofter gu Coin gu 
bringen. Auch fonnte er, da feine Gemablin erft am 
18. Auguft 1711 geftorben ift, fie auch nicht kirchlich 
geſchieden worden find, wie fie zudem Beide eifrige Rae 
tholifen waren, vor dem Spatjahre 1711 keine gweite 
She gefhloffen haben, wiirde es, mit Rückſicht auf die 
Trauerzeit, ſchwerlich vor 1712 gethan haben, ſodaß, 
aud) wenn man annehmen wollte, daé fragliche Rind fei 
ſpäter, als angegeben, geboren, der Fürſt kaum nod vor 
feinem, am 10. October 1716 in Sachſen erfolgten Tode 
cin fuͤnfjähriges Rind in dad Glarenflofter gu Cöln 
bringen fonnte. Daf er fich aber gar nicht anderweit 
vermablt hat, nod es füglich fonnte, wird fic) wol 
aus dem weitern Beridte über feine Lebensumſtände 
ergeben. 

Fürſt Anton Egon lebte feit 1678 bald auf feiner 
Herrſchaft Weitra, bald gu Wien, bald zu Minden 
und hatte gern in Baiern, deffen Kurfürſt ihm durch 
Giiterverleihungen Gnade bewied, oder in Wien cine 
Stellung erlangt, fam aber weber dort nod hier gu ſei⸗ 
nem Biele. Im Jahre 1691 fiel er aufs neue in foldhe 
Ungnade bei Dem Raiferhofe, daß er angewiefen wurde, 
fic) in kürzeſter Zeit aus Wien fort und auf feine Giiter 
gu begeben. Den Grund diefer Ungnade erflart ex ſelbſt 
fiir ihm unbekannt, und 6 ift aud) nie cin folder gu 
Rage gefommen, ſodaß man wol annehmen fann, daß 


Gr. Auton Egon von FUrfenierg. «137 


ihm feine beftimmte Gandlung gum Vorwurf gemadt 
worden iff. Die Bermuthung iſt wol nicht unwabre 
ſcheinlich, daß eine Intrigue folder Perfonen, die es 
ungern gefehen batten, wenn der Fuͤrſt die von ibm in 
Wien ecftrebte Stellung erlangt hatte, den alten Were 
dacht gegen ihn, fowie die neueren, den Krieg mit Franks 
seid) hervorrufenden Schritte feined Oheims Wilhelm 
benugt hat, um den Kaifer gu fener Maßregel gu bee 
ftimmen. Man erfährt bei diefer Gelegenheit, daß er 
Ende 1687 gu Paris: gewefen ift, ſich aber acht Monate 
vor Erlaſſung der kaiferlichen Avocatorien nad Deutſch⸗ 
land guriidbegeben bat; ferner, daß er 1691 cin Haus 
in Wien faufen wollte. In. dem letztern Umftande fucht 
er den Grund, warum feine Gegner, die daraus geſchloſ⸗ 
fen, daß ex fic) in Wien firiven wolle, ſich beeifert hate 
ten, ihn gu vertreiben, Seine Freunde ſuchten übrigens 
den Grund dieſes Eifers nicht in blofem Stellenneid, 
fondern darin, daß man von Firftenberg ein Einſchrei⸗ 
ten gegen eingewurgelte Misbräuche erwartete. Seine 
ſehr treue Freundin und Bafe, die Grafin Marie Eliſa⸗ 
beth Thereſe von Farftenberg +), ſchrieb an ibn: ,Sile 
bon dieu me dennoit seulement la grace, de vous 
pouvoir bien faire comprendre, comme nétre cour 
est, vous ne songeriez pas de vous y vouloir esta- 
blir, mais seulement tenir toujours le parti de 
nétre maitre, sans lui servir de vétre personne. 


1) Geb. 7. Juni 1650, eine Tochter ſeines Alteften Oheims, ae 
Grafen Ferdinand Briedrid Egon’ (geb. 6. Febr. 1623, + 27. Au 
1662) und Glifabeth Freiin von Montredier, verw. von Geamies 
(t 26. Mai 1668). Sie wurde Stiftedame gx Buchau und Hofdame 
gut Bien, ſcheint ein ſehr edles, liebevoll theilnehmendes Weſen gee 
re zu fen, und ftaro gu Ling im Mlofter der Urfulinerinnen 

jan. 


138 Fark Anton Egon von Firſtenberg. 


En cela vous ne reuissirez jamais, car tout ce 
que vous ferez pour y parvenir vous sera expliqué 
en mal et vous rendra suspect?) et que vous vou- 
lussiez vous mettre en teste de surmontre tout 
par votre conduite, vous ‘n’en pourrez point avoir 
d’assez prudente, qui ne sera mal prit, car on 
ne veut point avoir des gens tourné comme vous, 
die alte Unordnung muß bleiben, cela est sur. Man 
fieht, fie vieth ihm, fic) gwar auf der kaiſerlichen Seite 
gu balten, aber nicht des Raifers Dienſt gu ſuchen. Im 
Gegenfalle werde ex ſtets Verdächtigungen und ible Aus · 
legungen erfabren, und dürfe nicht ermarten, daß and 
das verſtändigſte Verfahren, das fie ihm alfo dod gue 
getraut haben muß, ign über diefe ben Sieg davontras 
gen maden werde; denn man wolle Leute feined Schlages 
nicht, weil die alte Unordnung bleiben folle. 

Der Fürſt zog ſich nach Heiligenberg, ſpäter nady 
Beitra zurück und befhaftigte ſich mit Bemuͤhungen, die 
Gnade des Kaifers zuruckzugewinnen, wabrend Seitungen 
und Gerüchte fid in Muthmaßungen und Ausſtreuungen 
Bber die Gründe feiner Ungnade erſchöpften, laue Freunde 
fich von ifm zurückzogen, gemeine Seelen ſich jeder 
Rückficht gegen ihn enthunden glaubten. Ihm felbſt 
war die ganze Lage fo drückend, daß er in ſeiner Were 
zweiflung Acuferungen that, welche allerdings keine 
mannlide, unabbingige, ſelbſtbewußte Sede verrathen 
und jedenfalls darthun, daß er auger der Hofſphaͤre 
fein Glad gu finden wufte. Er hielt den Fürſten 


+ 1) Dies ſcheint darauf gu dewten, daß man argmdhnte, oder ign 
verdddtigte, ex fudge den kaiſerlichen Dienft, um Frankreich gu dienen. 
Aud als ex nad Sadfen fam, hegte der engliſche Gefandte denfelben 
Argwohn, der tod eine Beftdtigung erbielt. 


Brkt Maton Sgon ven Firſtenbetg Bg 


Gaim >), uebſt dom ſpaviſchen Gefandten, far. feinen 
Hauptgeguer, der am meiften gegen ihn machinirt habe, 
und fprad nun, allerdings nur in dem Entwurfe einer 
Art Inftruction für feine Ugenten, feine Intention aus, 
fic um die Freundſchaft jenes Fürſten gu bewerben, defe 
fen „Creatur“ ex fein wolle, beflogte ſich, daß derfelbe 
ihn nie gu Tiſche geladen u. ſ. w. In feiner Mieder+ 
geſchlagenheit vernadlaffigte er fein Aeußeres und lief 
fich einen Rapuginerbart wachſen. In foldje Verzweif ⸗ 
lung ſtürzte «8 dad Haupt eines der erſten deutſchen 
Grafenhaufer, den Inhaber ausgedehnter Befigungen, 
der in der Sorge fiir vielleicht 20,000 Unterthanen den 
ſchönſten, lohnendſten Wirkungskreis finden und dabei ſich 
des unfdagbaren Gutes würdiger, ehrenvoller Unabhaͤn ⸗ 
gigkeit freuen fennte, eine Ungnade gu erfahren, deren Folge 
für ibn in nichts weiter beftand, als daß er nicht Langer 
in Wien frudtlofe Solicitirungen ya ein Dienſtverhältniß 
fortfegen, die kaiſerlichen Actenſchreine mit Projecten file 
fen und dem Hofe unvergoitene Dienfte leiften duefte! *) 
Doch das war nicht lediglich Fehler bes Menſchen; es lag 
in der Beit. Den Bemuͤhungen feiner Agenten, fowie 
zahlreichen und einflußreichen Gerwendungen, namentlid 


1) Karl Diettich Otto Fürſt von Salm, geb. 27. Juli 1645, 
rliftete 1666 ein Regiment gegen die Frangofen aus, ward 1674 bet 
Senef gefangen, Mmpfte vor Wien und in Ungarn, ward Generals 
feldmarfdall, 1685 wirkl. Geb. Math unb Oberhofmesfter des Erz ⸗ 
ergogs Joſeph, unter Jofeph L exfter Minifter bis 1709, wo er fid 
auf feine Giter guridzog, +1710. Bermaglt war er 1) 1665 mit 
Godefreda Maria Anne, Todter des Grafen Wolfgang Geleen, die 
29, Sept. 1667 ftacb; 2) 20. Mary 1671 mit der Pfalggrifia Luife 
Marie, ciner Enkelin der Stuarts, die am 11. Marz 1679 ſtarb. 
Er war der entſchledenſte Frangofenfeind und mag vielleiGt deshalb 

irftenberg mit Mistrauen adtet haben, war jedod ein zwar 

eftiger, aber biederce Rann und tein Réntefomted. 


2) Gidler, a. a. D., S. 97. 


- 40 Park Caton Egon von dirſtenberg 


deb beruͤhmten Markgrafen Ludwig von Baden, bed Abts 
Gileftin von St.- Gallen, der dem Farften gewogenen 
hohen Frauen, vor Allem feiner treuen Bale Thereſe, gee 
lang es endlid), ihm eine Privataudieny ‘bei dem Kaiſer 
auszuwirken, worauf er fofort wieder in Gnade aufge · 
nommen ward (Sept. 1692). Dem eigentlichen Ziele 
feiner Wünſche tam er damit nicht näher, und man ere 
fabrt vor feinent fernern Uufenthalte in Deſterreich nichts 
Sonderliches, als daß ex, auf feine eigenen Koften, durch 
den Mechaniker Cornelius Hil cin Pochwerk bei den ungarie 
ſchen Goldbergwerfen einfuͤhrte, welches bem Aerar jährlich 
mehr denn 100,000 Fl. erſparen ſollte, welche letztere 
Erwartung ſich aber in der Praxis, wie ſo oft, gar be⸗ 
deutend reducirte. 1) 

Außerdem machten ihm die Angelegenheiten ſeiner Baſe 
der Grafin v. Gronsfeld mancherlei Verdruß und Mühe. 
Es war died auch cine Tochter ſeines Oheims Ferdinand 
Friedrich Egon, Cleonore Philippine Katharine, ged. 
30. April 1654. Sie war nach dem Tobe ihrer Aeltern 
an den Gof der Markgrdfin Marie Franciéca von 
Baden-Baden) gefommen, unbd bier vermablte fie ſich 


2) Faft auf den zehnten Aheil. Die Erſparniß hat in 2 Jahren 
zuſammen 300,000 FL betragen. 

2) Geb. 18. Mai 1633 zu Moftnig, 9. Mai 1651 in Einem Tage 
befannt, verlobt, vermaͤhlt mit dem ‘73{abrigen Pfalsgrafen Wolfgang 
Wilhelm gu Neuburg, der am 10. Marz 1653 frarbs anderweit war 
fle vermablt 23. Febr. 1666 mit Markgraf Leopold Wilhelm von 
Baden-Baden, einem Pinderlofen Witwer der Sophia von Midefimo 
und Garretto, dem fie feds Rinder gebar, von denen zwei Soͤhne 
den Vater uͤberlebten. Gr ftarb 23. Febr. 1671 im Ungartriege. 
Sie dberlebte ihn lange, mufite vor Louvois Mordbrennerfdaren auf 
igre boͤhmiſchen Giiter flüchten und ftarb dafelbft am 7. Marg 1702. 
Sie war eine Tochter Graf Egon’s gu Fuͤrſtenberg und der Pringeffin 
‘Anna Maria von Hohenzollern und mit ihrem gweiten Gemagl Gee 
fawiftertind. Bon ihren den Vater uͤberlebenden Soͤhnen mudte fie 


Birk Anton Egon von Firftenderg. 141 


1677 mit dem Grafen Johann Franz v. Gronsfeld- 
Bronkhorſt (geb. 1639), einem Sohne des im Dreißig ⸗ 
fabrigen Kriege befannten Generals. Die von dem Letz⸗ 
tern erworbene Graffdhaft war, nad) dem Cingefhindnif 
feiner Witwe, ruinirt, und der Biſchof Franz Egon von 
Strasburg, der Oheim der Neuvermaͤhlten, fagte voraus, 
Daf die verarmte Gronsfeld'ſche Familie an dem Fürſten ⸗ 
bergiſchen Erbe gehren werde. In der That ſcheint 
Graf Gronsfeld nad) Gelde gehetrathet gu haben, und 
alé feine Gemablin das Shrige erlangt hatte und weitere 
Anſprüche nicht durchgufegen waren, entzog er ſich den 
Vorwiirfen der mit Kaͤlte Behandelten durd den Kriegs⸗ 
dienft, kämpfte alé k. k. General in Schwaben und Un- 
garn, und fam gulegt gu dem Plane, fie mit S00 Fl. 
fabrlid in ein RKlofter gu thun. Beide Theile wendeten 
fic mit Klagen und Beſchwerden an Anton Egon, und 
es ſcheint allerdings, daß dieſer in der Sache mit Un- 
parteilichkeit verfahren ift und die Schuld night auf Einer 
Seite allein gefudt hat. Was uns aus den Griefen 
der Grafin befannt worden ift, in denen fie ihren Gee 
mabl zum Teufel wünſcht und nur einen anftindigen Un ⸗ 
terhalt und nicht ing Kloſter will, fo findet man die Klage 
des Grafen über die Plagen, die er in feinem Eheftande 
geduldet 3), nicht fo unwahrſcheinlich und verurtheilt 


den Siingern and ins Grab tegen (1680) wad der Gingige, der ihe 
Biles, oper Wilhelm (ged, 20. Febr. 1667, + 11. Aprit 1716), 
war ftumm. . 


1) Gr fried 1692: ,,Touchant la reconciliation il n'y a point 
de Monarque ni personne assez puissante dans le monde pour m'y 
faire resoudre. J'ai pris quatorze années de temps avant de venir 
⁊ cette extremité et assurement pendant cet temps souffert comme 
tun chien, et cela apres avoir essayé cinque cent reconciliations 
tant par Tinterposition des ecclesiastiques que des autres. 


142 Firſt Anton Egon von Firſtenberg. 


aud Anton Egon nicht, weil feine Bafe zuletzt thn mit 
ihrem Gemabl auf Gine Linie der Tyrannei ftellt. Es 
ſcheint jedoch gelungen gu fein, wenigftend eine äußer⸗ 
fiche VerfShnung guwege gu bringen. Die Grifin muf 
fibrigen’ vor 1706 geftorben fein, indem thr Gemahl 
fid) damals mit der Grafin Marianne v. Torring · Jetten · 
bach vermaͤhlte, die Dem drei⸗ oder vierundfiedsighibrigen 
Gatten nod am 4. März 1713 cine Tochter gebar, die 
aber ſchon ant 25. Dct. 1715 wieder ftarb. Er felbft ſtarb als 
Gouverneur von Luremburg 9. April 1719 und fdon am 
26. Juli deffelben Jahres erlofe mit feinem Bruder 
Otto Wilhelm, der im geiftliden Stande lebte, bas 
Geſchlecht der Gronsfeld-Brontherft. Die Heutigen 
Gronsfeld haben mit Jenen nur den Namen gemein 
und flammen von den Freiherren v. Diepenbroich, welche 
allerdings auf dicfe Graffdaft ſchon früher Anſprüche 
erhoben batter. In den Serritorialbefig *) kamen fie aud 
diesmal nicht; vielmehr erhielt die Witwe denfelben und 
brachte ihn ihrem gweiten Gemahl, dem Grafen Claudius 
Rifolaus v. Arberg, gu. Mit der dieſem geborenen Erbe 
todter, Marie Joſephe (geb. 14. Marg 1722, + 17. Feber. 
1754), getangte ev (3. Yan. 1746) an deren Gemahl, 
den Grafen May Emanuel v. Torring · Jettenbach und, 
als dieſer (1773) kinderlos ftarb, an feinen Bruder, den 
Grafen Auguſt Bofeph und deffen Nachkommen. Der 
Quneviller Friede wies Gronsfeld an Frankreich und die 
irring wurden bafiir 1903 mit der Abtei Gutengell 
entſchaͤdigt, nach ber ſich die betreffende, aber auch im 
Erlöſchen begriffene Linie nennt. 


2) Sine Herridhaft bei Maſtricht. Die alten Grafen v. Gronsfeld 
waren im 15. Jahrhunderte im Mannsftamme erloſchen. Gine Erb⸗ 
todter Katharine bradte Gronsfed an die Bronthorft. 


Part Anton Egon von Farktenberg. 143 


Doch gu Fürſtenberg zurückzukehren; nach mitgetheil 
ten Aeuferungen feiner Bafe Therefe, fowie nach den 
mandherlei Projecten, durch die ex ſich bet dem kaiſer⸗ 
lichen Hofe gu empfebten gefudt hatte, ſcheint es dod, 
als wenn es nidt blofer Zufall, oder gelegentliche Bee 
kanntſchaft und Empfehlung gewefen ware, was den 
Kinig Auguſt I. von Polen bewog, gerade diefen Fürſten ⸗ 
berg gu einer Aufgabe gu erlefen, weldhe eben fener Ride 
tung entſprach, gu dev er wenigftens den Willen und 
den Zug, wenn aud viclleidht nidt die ndthige Umfidt, 
Rube und Ausdauer befeffen gu haben ſcheint. Auguſt lk 
atte fo eben den polnifden Königsthron beftiegen und 
fah voraus, daß die polnifchen WAngelegenbeiten ihn lane 
gere Zeit von denen ſeines ſächſiſchen Kurfürſtenthums 
abziehen warden, wabrend dod dieſes die Quelle bleiben 
mufte, aud welder die Mittel gur Behauptung ſeiner 
polniſchen Größe, aus denen bad Gelb gur Beſtechung 
der ewig gelbbediicftigen Polen und die eingigen zu⸗ 
verlaffigen Sruppen, die ihm gu Gebote ftanden, fliegen 
muften. Gr wollte in Sachſen einen Statthalter guriid: 
Laffer, der aud wahrend der Abweſenheit ded Koͤnigs 
deffen Stelle vertreten und eine beilfame Controle ber 
die Hobe Beamtenwelt fiben koͤnne. Auguſt IL gebrach 
es mehr an ſtetigem Willen und regem Pflichtbewußtſein, 
als an Fähigkeit und Menfihenfenntnif, und er wußte 
gar webl, daß unter all feinen hoben Rathen fein Mann 
von wabrhaft iberlegenem Geifte, und kaum ein Mann 
von fledenlofer Redlichkeit ) gu finden. war, daß cin 
dichtes Gewebe von Misbraͤuchen beftand und die fireitens 
den Goterien dod alle darin mit einander wettelferten, 


1) Gin Solder mar Graf Adolf Magnus v. Seam (a, 325 ff), 
geherte aber einer in Sadfen nod gu neuen Famille 


144 Firſt Anton Egon von Firftenderg. 


ihn gu täuſchen, gu gängeln und den Staat fiir eigenen 
Mugen ausgubeuten. Unter folden Umftinden war es 
fein unfeiner Gedanke, einen Nichtſachſen, aus cinem 
alten und angefehenen Geſchlechte des Reichs, mit fiirft- 
lider Würde geſchmückt, einen unmittelbaren Stand des 
Reidhes, den Inhaber ausgedehnter Befigungen, gum 
Ucherwacher des ſachſiſchen Hofiunterthums gu beftellen. 
Damit ward gugleid der andere Gedanke verbunden, daß 
Der Fürſt, dem man eine reformatorifde Richtung gu 
ſchrieb, deffen Energie der ,,alten Unordnung” am wie 
ner Hofe Beforgnif eingefloͤßt haben follte, in Sachſen 
ev Reformator einer etwas neuern Unordnung werden, 
mancherlei eingeniftete Misbräuche austreiben, das Ree 
giment ftradlider und energifcher machen, den Geſchäfts- 
gang beleben, den Sehlendrian bannen, den Unterſchleifen 
ein Ende bereiten und feinerlei Vergeudung dulden möge, 
als die des Hofes. Dazu die Finangprojecte ded Fire 
fien, von denen man boffte, daß fie durch Erfparniffe 
an Ausgaben und reidern Zuflugf an Ginnahmen das 
immer fteigende Geldbedürfniß ded Hofes befriedigen 
‘wiieden, vielleicht ohne die Laſten dex Unterthanen fühlbar 
au fteigern. Mag es fein, dah man bei dem allen nicht 
gerade ſehr lebhaft an die legtern dachte; es war das 
bei Qudwigs XIV. Intereffe für Colbert's Reformen aud) 
nicht anders; aber- den Unterfhanen wiirde es dod gu 
Statten gefommen fein, wenn es gelungen ware, ihre 
Aus beutung zum Monopol der Regierung zu machen 
und in dieſer den Gedanken wach gu halten, daß man 
den Baum nicht umhauen dürfe, von deſſen Früchten 
man leben will, den Boden nicht ausſaugen, der uns 
ernaͤhren ſoll. 

Am 14./24. Juni 1697 wurde dem Fürſten Anton 
Egon gu Fürſtenberg, von Görlitz aus, die Statthalter: 


Farft Anton Egon vou Farflenderg, 145 


ſchaft Gber Sturfachfen übertragen 1), damit ,,in deb 
Konigs Abweſenheit nidts an der Regierung und andern 
nöthigen Dingen- verfiumt werde“. Er erbielt vole 
Macht und Gewalt, ,, Misbrdude gu unterfudjen und 
abguftellen, bei allen einlaufenden Sachen, infonderheit 
bei dem Steuer-, Miing- und Poftwefen u. f. w., bei 
der Udminiftration der Stadtrathe, ja felbft bei dem kur⸗ 
fiirftlichen Staate?) beffere Einrichtungen gu verſchaffen 
und gu dem Ende alle Brieffdhaften an der Steuer und 
fonften abgufordern, folded alles aber mit dem Geheimen⸗ 
rathe v. Hoymb und mit Zuziehung des Grafen v. Löwen ⸗ 
Haupt und des Herrn v. Einfiedel®), wad recht und billig, 
niiglid und gut befunden würde, gu-veranftalten, Rathe 
und Bediente abgudanfen oder aud) nad) Angeigung bee 
gangencr Verbrechen gu verbhaften, die an den Konig ere 
gebenden Uppellationen angunehmen ober gu verwerfen, 
kurz Wes, was gum weltliden Landesregimente gehoͤrt, 
gu expediren“. Wnt 15./25. Juli 1697 wurde von Tarno⸗ 
wig aus, wohin der Fürſt den Konig felbft begleitet 
hatte, die Vollmacht dicfer General: Commiffion, welde 
jetzt den Namen eines Generalrevifionsrathes erbiclt und 


1) Die Beſtallungsurkunde ift jedod erft vom 2. Dec. 1697. 

2) Dem Hofftaate. 

3) Hoymb rar eben jener Graf Adolf Magnus und bewaͤhrt fid 
bier ein ridtiger Blick des Königs — Ldwenhaupt, Graf Karl Gustav, 
war aus ſchwediſchen Dienften in ſächſiſche getreten, ſtarb aber fon 
1703, war mit einer Schweſter der Aurora Königsmark vermaͤhlt 
und der Vater jened unglücklichen ſchwediſchen Generals Karl Emil 
Z., der die Verworrenheit der ſchwediſchen Frethettszuftdnde auf dem 
Séaffotte bifen mußte. — Der Dritte mar Curt Heinrid v. Gin: 
fiedel auf Weißbach und Dittersdorf, aus dem Haufe Sdarfenftein, 
ged, 11. MRérg 1662, + 23. Mat 1712, Kammerserr, eb, Siete 
rath und vorfigender Rammerrath 5 vermdglt 2. Junt 1601 mit 
Magdalene Sibylle Marſchall v. Biberſtein. 

Vu. 7 


146 Fhet Anton Egon von Farftenberg. 


durch den Geheimerath v. Rumohr und den Hofrath 
Bech?) verftirtt wurde, mit dem Sufage erneuert, daß fie 
eden, dee dem landesherrlichen Intereſſe?) entgegen ⸗ 
laufende Geſchenke annähme, um das Zehnfache von 
jedem Thaler büßen ſolle. Sie erhielt eine neue In⸗ 
ſtruction und ward angewieſen, ein consilium forma- 
tum zur Fällung der Erfenntniffe niederzufegen, weil 
dem Rinige aud die höchſten Gerichtshöfe verdadtig 
gemacht worden waren. Am 21. Juli 1698 erſchien cin 
Patent, worin es u. A. hieß: „Es fol fein anderes 
Collegium diefer Lande dem Reviſionscollegium entgegen: 
Handel, oder daffelbe an etwas bindern, jedermann auf 
fein Verlangen vor ihm erſcheinen, fid) wider den ihm 
vorgeſchriebenen Proceß Feinedwegs fegen, nocd mit de- 
miithigen Uppellationen an die Perfon ded Königs felbft 
daſſelbe behelligen, als welche Diefer, nad dev jenem 
Collegio anbefohlenen kurzen Art, gu verfabren, ganzlich 
verwerfen will, es miiften denn wirkliche Beſchwerden 
vorhanden und von dem Collegio felbft nad) eingewandter 
Supplication feine Gerechtigkeit zu erlangen gewefen 
fein.” 

Der Statthalter führte nicht blos in diefer Ausnahme⸗ 
behorde den Vorfig, fondern hatte bas Recht dagu in 
allen hohen Collegien, wo überall ein Stuhl fiir ihn 





1) Bernhard Bed, ged. gu Weimar 31. Auguft 1649, gothaiſchet 
Regierungsfecretair, trat in kurſächſiſche Dtenfte und ftieg bis zum 
wirtl. Geheimerath, ward 1717 Edler v. Zech, + 11. Marg 1720. Sein 
Mannsftamm iſt erloſchen und die jetigen Grafen v. Zech find durd 
‘Adoption gu diefem Namen gefommen, gehoͤren aber urſprünglich dem 
alten Geſchlechte der Burkersroda an. Bernhard Sed, deffen Sohn 
Freihert und Graf ward, war Herausgeber der ,Sdaubiihne der 
jedt regterenden Welt“ oder des „Europaͤiſchen Herolds“. 


2) Warum nur dieſem? 


Fürſt Anton Egon von Firftenberg. 147 


angebradt war. Es waren ihm fabrlid) 24,000 Thlr, 
280 Maftern Holy, 200 Fuder Heu, 30 Centner Fife 
und cin Wildpretédeputat ausgeworfen. Auch war ihm 
geſtattet, auf Roften der furfiirftliden Kaſſen eine Leib · 
wade von 20 Pferden gu unterhalten. Als ex gur Mis 
chaelismeſſe in Reingig erſchien, wurde er mit fürſtlichem 
Pomp empfangen und mit einer Serenade begriift, die 
fic) anhob: ,, Wilfommen, grofer Pring, bei unfern 
Rinden.” — Von den die proteftantifdhe Kirche berüh ⸗ 
renden Gefchaften wurde er jedoch durch eine Inſtruction 
an das Geheime Confilium, Krakau 21. Dec. 1697, voll- 
ſtaͤndig ausgeſchloſſen. 4) 

Der Reviſionsrath begann mit großem Nachdrucke, 
indem er fofort mehrere Beamte entfernte und den Ober⸗ 
hofmarſchall von Haugwig 2) in Haft nehmen ließ, ja 
felbft gegen den ſchon 1680 entlaffenen Vorgänger defe 
felben, v. Wolframsdorf *), nod einſchritt, und nun ents 


1) Sie fteht in den Landtagsacten von 1836—37, Beilage zur 
u. Xbth., 2. Samml., S. 177 ff. 


» Friedrich Adolf v. Haugwit auf Siſchdorf, ged. 1637, bildete 
fid in Atorf, Regensburg und auf Reifen, ward kurſaͤchſ. Gefandter. 
in Stodholm, 1672 Hofmarſchall, 1680 Oderhofmarfdal, worauf er 
unter Johann Georg il. ein Hauptleiter der Regierung war, and 
die Poften eines wirklihen Gebeimeraths, Geheimen Mriegsraths und 
HOberfteuerdirectors betleidete, ſowie er 1682 eine auferordentlide 
Miffion nad Wien verfah. Gr hielt fid bis 1697, wo der Revie 
fionsrath ihn ſtürzte. Ob ihm Regt oder Unredt gefdehen, liefe 
fidh nur aus den Acten ermitteln. Jedenfalls ließ man ihn ſehr bald 
rubig absiehen und er trat als Geb. Etaterath in brandenburgiſche 
Dienfte, ging aber aud da fon 1700 wieder ab und ſtarb 1705. 
Sein {Hines Mingcadinet vertaufte er 1700 an Herzog Wilhelm 
Ernft von Sadfen-Weimar. Er mar der Oheim der Grdfin v. Roch⸗ 
lig, aber nidt bet deren Sade bethelligt. 

3) Unter Johann Georg ll., was Haugwig unter Joh. Georg Ill. 
war. Hermann v. Wolframedorf ward 1669 Oberfimmerer, dann 
wirkl. Geheimerath, 1677 Oberhofmarfdall, daneben Kreis- und 

7* 


148 Firft Anton Egon von Fürſtenberg. 


ſprechende Mafregeln durd) alle Zweige der Staatsver⸗ 
waltung hindurd verfolgte. Die Aufgabe des Revifions- 
rathes ift aber gleichwohl nidt durchzuführen gewefen. 
Sie wiirde es wahrſcheinlich, aud) wenn fein Verfahren 
feinen überlegenen Widerſtand gefunden hatte, nicht 
worden fein, weil die Einführung eines Geifted der 
Rechtſchaffenheit und Pflidttrene in eine corrupte Staats · 
verwaltung fic) nicht durch Furcht und Strafe allein ere 
zwingen laͤßt, fondern vor allen Dingen, neben der dufern 
Bedingung eines geniigenden Auskommens der Beamten, 
vorausſetzt, daß auf den höchſten Stufen des Staats ⸗ 
gebãudes der Geiſt der Wahrheit, Redlichkeit und Gee 
wiſſenhaftigkeit, das lautere Bewußtſein der rechtlichen 
und ſittlichen Verpflichtung in voller Reinheit und Stärke 
waltet und nicht den ſcheinbaren Sondervortheil des Herr⸗ 
ſchers, ſondern das dauernde Wohl des Landes und 
Volkes, von welchem das des Fürſten unzertrennlich iſt, 
die Erſtrebung der hohen und würdigen Aufgaben des 
Gemeinweſens, gum Ziele und zur Weihe alles öffent⸗ 
lichen Wirkens erhebt. Wahrend Auguſt IL, bei Beginn 
ſeines Reformwerkes, bei dem ſtrengen Verbote gegen das 
Geſchenkenehmen nur die Fälle hervorhob, wo die Ge 
ſchenke gegen das landesherrliche Intereſſe wirfen follten, 


Amtshauptmann, ward bei dem Regierungswechſel 1680 entlaffen und 
+ 1703 ju Muͤgeln, welches Amt er 1666, man fagte mit franzoöſi— 
{oem Gelde, gu vielen andern Giitern gePauft hatte. Sein Sohn 
Johann Friedrid v. W., auf Mügeln, SaHladig, Groffoga, gilt bee 
fanntlid fiir ben Serfaffer des Portrait de la cour de Pologne 
(I, 319 ff.) und ift auf dem Koͤnigſtein geftorben. Gin anderer 
Sohn, Johann Georg auf Sitten, Bodwig, Saalhaufen, impad, 
Gofwig, Gartmannsdorf, Dirrenberg, geb. 12. Sept. 1679, ward 
in den Grafenftand erhoben, ftarb aber 8. Nov. 1710 ohne Nadfolge. 
Henriette Sophie, cine Todter des Oberhofmarihalls, bradte Mugen 
an Ghriftoph Membold v. Umbftedt, nad deſſen erblofem Bode es 
1732 an das Stift Wurzen tam. 


Firſt Anton Egon von Firftenserg. 149 


inftruirte fein weifer Urenfel Friedrich Auguſt Ul, der 
das von Auguft IL verfehlte Reformwerk wirklich und 
in der gediegenften Weife durchführte 4), feine Juſtiz⸗ 
behörden, in allen Rechtsſtreitigkeiten, wo der landes⸗ 
herrliche Fiscus Partei fei, nicht nur, wie überall, ledig⸗ 
lich nach Maßgabe der Geſetze zu verfahren, ſondern auch 
im Zweifel lieber gegen den Fiscus, als zu deſſen Gunſten 
gegen die Unterthanen gu erkennen, wies er feine Finanz · 
behörde an: „bei jeglichem Gegenſtande vor allen Dingen 
darauf, was bei ſelbigem Recht und Billigkeit und der 
Wohlſtand der Unterthanen erfordert, ſodann aber erſt 
auf die davon zu ziehenden Nutzungen und Einkünfte 
das Abſehen gu richten“, und beeilte ev ſich, für Rechts⸗ 
verletzungen, welche unter ſeinem Urgroßvater begangen wore 
den, noch aus ſeinen Mitteln Entſchädigung zu geben. — 
Dieſer treffliche Regent führte weiter fein Reformwerk 
ganz im Wege der Verfaſſung und des beſtehenden Rechts, 
ohne Ausnahmemaßregeln und tumultuariſches Verfahren, 
durch, wobei dad Werk freilich nur langſamer vorſchrei ⸗ 
ten kann, aber ſicherer geht. Wir wollen es nicht un⸗ 
bedingt tadeln, daß Auguſt II. ſeinem Reviſionsrathe 
eine Art dictatoriſcher Gewalt gab. Es kann Zeiten und 
Zuſtände im Staatsweſen geben, wo ohne dergleichen 
nicht durchzukommen ſein mag, am wenigſten raſch und 
allſeitig. Uber je unbedingter und in Sachſen beiſpiel⸗ 
loſer die Gewalt war, welche dem Reviſionsrathe anver⸗ 
traut wurde, deſto ſicherer bedurfte fie gu ihrer Rect: 
fertigung und ihrem Beſtande: daß fie mit höchſter Dis: 
cretion und Umſicht, unter ſtrengſter Vermeidung jeder 
ſchlechten Willkür, mit dem Nachdrucke zwar, den die 


1) Breil feine Reform der Formen, aber die ungleich widtigere 
des Geiftes. 


150 Vrſt Anton Egon vou Farftenderg. 


Erreichung des Zieles erforderte, zugleich aber mit Bile 
figteit und Vorfidt, vor Whem ohne Leidenſchaft und 
Gigennug geübt wurde, daß die Prager der exceptionellen 
Gewalt nur im dringendften Nothfalle von ihrem Aus⸗ 
nahmerechte Gebraud machten, und vor Whem, daß fie 
durch die Swede, denen es galt, durch die Erfolge, die 
ergielt wurden, durch Whftellung groper und fühlbarer 
Beſchwerden und Uebelftinde, durch Durchführung alle 
gemein erſprießlicher Reformen, durch iiberlegene Weise 
heit und Trefflichkeit ihres ganzen Verfahrens den Wie 
berfprud) verftummen madten und in der Meinung, in 
dem Vertrauen des Volkes eine Stige eroberten. Dad 
ſcheint denn dod) über das Vermögen fener Manner ge= 
gangen gu fein, welded fedenfalls nidt an dad Maß 
der trefflichen Verſammlung reichte, welche über ein bale 
bes Jahrhundert {pater (26. Wpril 1762) unter dem Nae 
men der Reftaurationscommiffion zuſammengeſetzt ward 
und in ber Bhat den Grund gu einer langen, fegend> 
reichen Periode des ſaͤchſiſchen Staatslebens legte. Der 
Reviſionsrath Auguſt's I. ſcheint mehr einen Krieg mit 
Perſonen, als mit Sachen geführt, ſich, zum Theil durch 
bbswillige Denunciationen veranlaßt, um tauſend Gingel> 
heiten gekümmert, aber nichts Ganzes und Allgemeines 
ins Auge gefaßt, und hauptſächlich ſeiner Gewalt ſich mit 
einem gewiſſen Uebermuthe, in aufs Aeußerſte ausgedehn ⸗ 
ter Weiſe und theilweiſe geradezu misbräuchlich und ſelbſt 
eigennützig bedient zu haben. Dazu kam, daß ihm doch 
von Haus aus der Schutz, nicht der Unterthanen, ſon⸗ 
dern des landesherrlicjen Kammerintereſſes alé die oberfte 
Richtſchnur geftellt war, und daß weiter noc) cine gee 
wiffe Tendenz, die Schranken der Landesverfaffung und 
der Privifegien gu durdhbredjen - und in franzoͤſiſch · 
brandenburgifder Weife eine abfolute Souverainetat gu 


Fart Anton Egon von Firſtenberg. 151 


„ſtabiliren““, wenigftend durchleuchtete.) Durch dad alles 
gab ex dem natürlichen Widerftande der durch ihn bee 
drohten Intereffen, der herrſchenden Adelscoterien, der 
hohen Beamtenwelt, des oberen Ridterftandes, dev Liefee 
vanten und Gelbméfler und der Stadtrithe, guten Schein 
und Rachdrud. Es hatte febr energiſcher, fa terrorifti- 
ſcher Maßregeln bedurft, um, diefem eng verflodtenen 
Bunde alles Cinfluffes, aller geitherigen Macht im Lande 
gegeniiber, die Maßnahmen und Entwiirfe des Revifions: 
rathes durchzuſetzen, und dazu hatte die Sache doch nod 
beffer und batten die Menſchen bedeutender fein miiffen, 
alé fie waren. Wir wiirden der Behauptung, daß der 
Revifionsrath mehrfach ausgeſchritten fei, willkuͤrlich, hart 
und felbft cigenniigig gehandelt babe, nod nidt fo vollen 
Glauben ſchenken, wenn fie blos auf die Befdwerde- 
ſchriften begründet ware, welche die Landſtände unter 
dem 5. October 1699 und dem 3. Februar 1700 gegen 
den Revifionsrath erließen, ungeadhtet darin die Klage⸗ 
puntte mit cingelnen Beifpiclen belegt find.2) Dieſe 
Beſchwerdeſchriften greifen vielfad den gangen Plan des 
Revifionsrathes und die Befugniffe an, die ihm gur 
Durdfihrung feiner Aufgabe unentbehrlich waren, und 
tragen aud fonft den Charakter jener Parteifdriften, 
welde die Sache nur von der Einen Seite anfehen, 
während fede Sade in der Melt mindeftens zwei Sei- 
ten bat, die man beide befehen mug. Mud) weif man ja 
aus der vormargliden Beit unferer Tage, wie leidht ſich 





1) Der ganze Gedanke ded Revifionsraths ftimmt eigentlich ſehr 
gu Dem, worin das Portrait de la cour de Pologne die Panacee fiir 
Sadhfens Uebel fudte. . 

2) Sie ftehen in den Landtegsacten von 1699 u. 1700, Bb. ill. 
Bgl. aud Weiße, Reueſte Geldhidte des KInigr. Sadfen, 1, 340 ffs 
Gretſchel, Geſch. deb fadf. Voikes und States, Il, 598 ff. 


152 Sirf Mitox Egon von Fivftervery. 


aud) Ben nothigſten Maßregeln ein gebaffiger Anſtrich 
geben laͤßt. Aber auch ein Mitglied des Reviſionsrathes 
felbſt, Graf Hoymb, welcher den Gedanken deſſelben und 
ſeine Einrichtung, ſelbſt die von Tarnowitz aus verfügte 
Erweiterung gebilligt hatte, etklärte, daß dev Reviſions · 
rath von ſeiner Inſtruttion abgewichen fel und excedirt 
Habe, was ex mit ſeineralleinigen Stimme nicht gu hin ⸗ 
dern vermodt Habe, weshalb er, wenn dad nicht abges 
flellt werbe, weder bei bem Reviffonsrathe, nod bet der 
Kammer larger bleiben mage, wies aud) dle vorgekom ⸗ 
menen Ucbergriffe im Einzelnen nad. 

Der Reviffonsvath 1) hatte fich gleich gegen die erfte 
Beſchwerdeſchrift der Stinde in einer Rechtfertigungs: 
ſchrift vom 18, Rov. 1699 vertheidigt, worin er den 
Behauptungen feiner Gegner entgegengefeste Behauptune 
gen entgegenſtellte, und gulegt verſicherte, durch viele eins 
gegangene Briefe beweiſen gu können, wir er als eine 
Zufluchtsſtätte ber Bedrangten angefehen worden fel. Er 
habe die königlichen Rechte, Regalien, Fiscalgeredhefame 
fleißig, jedoch obne Präjudiz eines Dritten, auf das befte 
Beobachtet, den Gebeimenrath und dte andesregierung 
bei ihren überhaͤuften Geſchäften unterſtützt, bie Saden 
ſchleunig expedirt, vielen Hundert geldfreſſenden Proceffen 
durch rechtmaͤßige Weiſungen und Vergleiche unentgelt · 
lich abgeholfen, ben Städten Ruhe, gute Polizei, Recht 
und Nahrung wieder verſchafft, das Commercium gefor⸗ 
dert, die Rathsſtühle an einigen Orten ‘von böſen Leuten 
gefaubert und in den Kaͤmmereien durch Verpachtungen 
und beſſere Dekonomie guten Mugen und Vorrath vere 


+ 1) Ohne den Statthalter, der ſetut Berthelrigung beſonders eine 
reichen wollte, Die Apologie, mie dad Gutagten Hoymb’s, finden fd 
in den Landtagsacten a. a, ©. 


Ser Maton Egon von Gaaftenberg. 153 


ſchafft. Das ware denn viel in drei Jahren! Beazeich- 
nend iff aud, was namentlich in Betreff ded Stadte- 
wefens gefagt ift: „Der hohen Randesobrigheit, als welde 
die Verfaffung der Stadte gu revidiren und nach Befinden 
Die Angahl der Rathsfreunde (welche ihre Dependeng von 
dem oben Regali constituendorum magistratuum 
nebmen) gu vermehren und gu vermindern, auch dev 
Rathe Bedienten, Syndicos, Stadtſchreiber und der⸗ 
gleichen cine und abgufegen, bishero gepflogen, ift feine 
Maaß gegeben, ob fie lauter Gelehrte, oder auch theils 
Birger und fromme biedere Leute in die Stadte gu deren 
Administratoren fegen laſſen will.” Faſt ſcheint dies 
auf eine Tendenz gu deuten, wie fie fpater in Preußen 
durchgeführt ward, wo die Stddte gu einem Verwal- 
tungéobjecte des Staated gemadt und von diefem ade 
miniftrirt wurden. Die Juriften modte man gern ents 
fernen, weil man von ihnen den wirkſamſten Widerftand 
befürchtete. Gang gut nimmt es fich aus, wenn es dann 
weiter beift: ,, Die mittelmapigen Stadte haben fodann 
im vollen Flor der Nahrung und guten Polizei geftan. 
den, alé man nur einen oder gween der Rechte verſtän⸗ 
digen Mann gum Syndico oder Stadtrichter, die andern 
aus ehrlichen Biirgern gehabt, und haben die glorwiir- 
digften Vorfahren bei dergleichen Gerfaffungen auf die 
Art von Deutſchland gefehen, welde alle bürgerlichen 
Irrungen auf mündlichen Vortrag, nothdiirftiges Verhör 
und kurzen lebendigen oder ſchriftlichen Beweis, da man 
über dic allerwichtigſten Sachen nur zwei ober drei Gee 
richtstage gehabt, one weitern Proceß biedermänniſch 
entſchieden.“ Indeß hieß es auch da: Tempi passati. 
Es ift gang richtig, daß die moderne Staatéentwidelung 
von ba an ben rechten lebendigen Zuſammenhang mit der 
Volksentwickelung verloren hat, wie guerft dad Rect, 
7 *e 


154 Be inden yom bon dicteies 


Bis dahin das lebendigſte -sffentidhe Jutereſſe des Batted, 
aud dem es geſchöpft wurbe, gum Monopol eines ftudire 
ten Standes, der feine Rehesbegriffe aus den Ucberliefe- 
rungen eines nichtdeutſchen, untergegangenen Volkes her⸗ 
holte, gemacht ward, worauf das Volk nicht blos das 
Verſtandniß des bürgerlichen Rechtes verlor, nad) dem 
es gerichtet ward, ſondern aud) dem ihm zunächſt lies 
genden Zweige der oͤffentlichen Thätigkeit, in welchem es 
ſich das Mittelalter hindurcd mit oft Staunen erregender 
Tüchtigkeit bewegt hatte, entfremdet ward. Won da an 
datirt der Verfall des öffentlichen Sinnes überhaupt und 
der allmalige Uebergang alles öffentlichen Wirkens in die 
Hinde eines cigens dafür geſchulten Standes, der alée 
dann aud unbewuft. befliffen war, feine eigene Wirk= 
ſamkeit durch immer grifere Ausdehnung der Staaté- 
thatighcit nad allen Seiten hin gu erweitern und fid 
und feine Bildung immer unentbehrlicher gu madden. 
Vergebens hat darauf der moderne Liberaliémus damit 
elfen wollen, daß er dem Volfe in Maſſe einen mehr 
ſcheinbaren alé wirklichen Einfluß auf die grofen Staats ⸗ 
fragen von unbeſtimmbarer und weittragender Bedeutung 
eröffnen wollte, fiir welche die Maſſen weder wahrhaften, 
thatigen Sinn, noc) wahres Verſtändniß haben. So find 
wir, weil die natürliche, organiſche Entwidelung aus den 
Wurzeln des alten geſchichtlichen Volksthums heraus 
unterbrochen worden, in die Sackgaſſen gerathen, in 
denen unſere Zeit ſich wmbertreibt und feinen Ausweg 
finden, nicht einmal eine Ausſicht gewinnen kann. Doch 
die Beit und die Manner Auguſt's IL waren nicht da: 
nad) geartet, dad ſchon feit ciner Reihe von Menſchen ⸗ 
altern allmalig verfälſchte Syftem wieder gu reinigen 
und gur alten Kraft und Naturwüchfigkeit zurückzufuͤh · 
ten, und Zeit und Menſchen Hatten mitreformirt werden 


Batt Baten Spon vin Shafienderg, 185 
miffen. Das gelingt nue Sott, micht Menihen: Die 
vdrgeſchlagene Gincidjtung ber Stadteverfaffung aber 
hat in ben kleinern Sehdten lange. Ait beſtaaden und 
iſt durch die neuen Staͤdterrdaungen in’ anderer, noch 
plauſiblerer Gorm wieder auſgenvmmen worden, ſoll fich 
aber weber damals noth feet ſonderlich bewaͤhrt haben. 
GS wird wol dabei, wie im fo vielen Dingen, der große 
Grunditrthum im Spiele fein, dah dite Staatstheorien 
von Beiter und Zuſtaͤnden ausgehen, wo die Menſchen 
vor allen Dingen and hauptſächlich Birger waren und 
nut theilweife und nebenbei aud nod iegend einen ans 
bern Beruf Hatten, wabhrend jetzt dle allergrdfite Mehr: 
zahl ber Menfehen einen beftimmten Beruf hat, der ihe 
naber, widtiger, dringender ift wnd fein muß, als ihre 
Beziehung gu dem grofen Staatsganzen, in defen Schuthe 
fie ihe Werk treibt. Sid und Hee naͤchſten Beziehungen 
fann fie zur Roth daneben regteren 4), nicht aber dea 
Staat wie ex jegt ift. 

Dow diefe Betrachtungen gebdren eigentlich nicht hier · 
‘Her und fo wenden wir und denn ga dem Ausgang fer 
ner Sache. Der King gab ben Befchwerden der Stinde, 
nod Singolung der Gutachten einiger Seheimenräthe 
nad und in dem Landtagsabfchlede vom 17. Mary 1700 
wurde in. der Hauptſache dem rweiterm Verfahren des 
Reviflonsrathes Eiuhalt gethan; das bereits Abgemachte 
blieb beftehen; die ſchwebenden Sachen wurden, jedoch 
auch nur gum Theil, uniter verkützteren Formen forte 
geftalt. Im Uebrigen follte bie Laͤndſchaft an Sitters 
fcaft und Staͤdten bei then Rechten, Peloitegten und 

. 
1) Sid regieren, d. h, diejenigen Angelogendeiten. felbft beforgen, 


die nur den betreffenden Tinzelnen berdbrea und aber welde einem 
Jeden dad ndthige Urtheil und ter gute Wille dabei zuzutrauen sft. 








136 Gath Aiason Egen. ven gichen 


Seeiheiten; euch dle: Seadsnithe:::bei : ihren / VBerfaſfngen 
und Ordnungen geaffen werden. Der King verſprach, 
fir: die. Qutunaft cites xichtige Regimentéform einrichten 
und bev Landſchaft urittheilen laſſen zu wollen, nach der 
Mies und Jedeb regulirt werden ſolle i). — Der ver ⸗ 
inte Widerſtand dee Mitterfhaft und her Stadträche 
wan in dent alten Sachſen immec-gewidtvell, und cin 
viel befferer und weiferer und ebendeshalb ſtärkerer Ree 
gent, als Auguſt IL war, fand fid) 1822, verantafit, eine 
bereits bewirkte Erweiterung des Wirkungskreiſes der 
Amtshauptleute wieder beſchränkend yu modifeciren, weil 
fie jene Snftangen im ihren,freundlichen Gewohnheiten 
des Dafeind und Wickens” ftirte. Ruf Cuguf’s H. 
Entſcheuß foll: aber namentlich Beidhling 2) von Einſtuß 
gemefen fein, det ſich wieder in Sachſen cingefunden und 
feinen Frieden mit dem Monarchen gemacht hatte und 
dee ifm Dad verſprach, wad Auguſt fudte und was ihm 
Fürſtenberg dod nod nidt hinlanglich hatte ſchaffen 
tdanen: Geb: und zwar viek Geld. Gleich damals ver⸗ 
galten die Sandſtände die Nachgiebigleit des Königs fiir 
ihre Intereſſen/ indem fie cine außerordentliche Bewilli⸗ 
abd Miltion Gulden. machen, die durch einen 

impoft auf Papier, Lederwerk, Rabat, Karten, Periiden, 
Spigen gededt werden follse. Fürſtenberg -foll ſich übri · 
geus an · Veichling gerũcht · haben, iadem ev weſentlich zu 
Betéling!s fou LAG evjoigendem Ghrze bdgeragen, 
voobei: er namentlich die Ausſicht  bénugte, dutch den 
BGothbadher: Bittige noch vid. mehr Geld gu ſchaffen, 
Hb: eichling je vermocht hatte. ¶ Die Hauptyvinde:ven 
Beichting's Sturge waren freilich: daß ex nicht ruſſiſch, 


3) Das Naͤhere ſ. an den angrsigten Orten. 
2) LI, 20, 24, 62, 


Skye Minton Egen: von acteriert aa7 


fonbotn' balſerlich geſinnt · undo ber: ſeht wmmiinftiger Au · 
ſehc · war der Konig mogr jeht die nordiſchen Handel bet 
Seite. laſſen wad mit gangzerKraft fee Rridgap fide 
gegen Frankreich erfüllen; dann / daß er ſich ſehr brreichert 
hatte und man, nach dev Weife der Zeit, icine Abzapfung 
fis gut fand. Veſchuldigt wurde: ec übrigens u A. 
auch, ſich an dem Statthalter Fürſten vow Fuürſtenberg 
„durch verbotene Mittel vergriffen gu haben“. 
durſteuberg wurde. aͤußerlich in ſeiner Scellung durch 
die Aufhebung des KRerifivndrathes nichts. erſchüttert, 
ſcheint auch derſelben keinen nachdtücklichen Widerſtemd 
entgegengeſehzt zu Hate. War er iw der: That⸗ ein Soper 
Reformſchwaätzet und Projectant, ohne tiefern Nachhalt 
oder waren ihm die ſãchſiſchen Verhaltniſſe ye fremd 
und gu ſchwer, oder merkte ex bale; daß 2B bedenklich 
fei, in Wespemeſter gu grrcſent ex zogſich mehr und 
mebr in den Rimbus ſeiner ntelmg zuruck ohne ſich 
praltiſch viel weiter geltend gu machen, als in Hof: 
intriguen. Statt mit der fuchſtfchen Ariſtokratie einen 
Rampf auf Leben und Tod zu fichren, ie man ven 
ihm erwartet haben modte, fim ev bald auf den beſten 
Suß̃ mit ihr, und ward daraber eben: nur · Ciner in dem 
Semarme ber: Fieumming Hoymib, Migthum, Wings, 
Watzdorf, Wackerbarih, — Woſe u. ſ. w., die 
fide tw die: Gunſt und Macht, Simig baal een 
Stand. doch Farfenberg:.awter dent leitenden Cinfleffe 
eines Gliedes ded Haupekuotens desnnſächſihchen Geheim · 
regimentes, Einer aus dem: ſchönena and geiſtarichen 
Schweſterkreiſe der -Fricfen, der werwitweren Vobmar · 
ſchallin Gnifin Reuß), deren shausine: täglich beſuchte 
und dort Diejenigen fant, die er * fit Bieber ſeiner Pars 





1) &. unten, in dem Auffage Rr. VI. 


158 BE Unten Syon von Blenders: 


tek Hielt. Selegenttithe Erfoige im zuledt gleidhginger 
Dingen und ote erfte Bat” febtes Auftretens abgeredjnet, 
ift Fürſtenberg aber nie eine wahrhaft einflußreiche Pere 
ſon in Sachfen geworden, und namentlich feit der Eine 
richtung, weldje dab Gthelme Cabinet am 1. Juni 1706 
erhielt, war ex doch nur cine Art flinften Kades am 
Wagen. Con ba an verfehwand auch fein Stubl in den 
Collegien, aufer in dem Geheimen Confilium, das dod 
gerade in ben Dingen, bie einen Mann wie Farften- 
berg intereffirten, von bem Gabinete gar bald Uberfit. 
gelt ward. . 

Rok mehr mußte ded Fuͤrſten Wirkſamkeit verringert 
werden, als der Verlaft der polniſchen Krone eigentlich 
den Grund, aus dem ex zunaͤchſt nad Sachſen berufen 
worden, aufhob und der König wieder dauernd im ande 
war, und in Ser Tat erfubren auch feine Ermaidtigungen 
damals manche Beſchraäͤnkungen. Er ſcheint ſelbſt gefühlt 
zu haben, daß er in Sachſen nichts mehr zu thun habe, 
und auch bie Schlacht von Pultawa, die fo Vieles here 
ſtellte und and) Auguſt II. ſeine Krone zurütkgab, änderte 
nichts in des Fürſten Verhältniſſen. Doch gab dieſe 
letztere Reſtauration ben Gedanken eines ehrenvollen und 
vortheilhaften Auswegs an die Hand, umd fo finden wir 
denn, dag, bald nad. dem Tode der Fürſtin, Auguſt II. 
von ſeinem Redjte als König von Poles (Rex Ortho- 
doxus) Gebrauch mathte (25. Rev. L711) und den 
Papft erfudte, den Fiirften Fürſtenberg bei dev bevor⸗ 
ſtehenden Grnennung der Gardindle als Solchen zu pro 
clamiren, welchem Geſuche aud der Fürſt felbft in bee 
fonderen Schreiben (2. Dec.) beltrat. Dem Gefurhe bet 
der nidften Wahl keine Folge gu leiften, dafuͤr fand der 
Papft plaufible Vorwãnde. Der Konig follte bei Roe 


Seek Maton Gon von Foehientberg. Wo 


mination be Gardinals von Sachſen · Zeitz ) verſprochen 
haben, auf die nächſte Ernennung gu verzichten. Der 
Fürſt hatte noch keine geiſtliche Weihe erhalten. Hierauf 
erneuerte ber Konig ſeine Verwendung und ber Fürſt 
that 1712 die einleitenden Schritte, die niedern Weihen 
zu erhalten. Bereits hatte der Biſchof von Koſtnitz die 
litteras dimissoriales ertheilt und der Biſchof von 
Reitmerig war beftimmt, die Weihen gu ertheilen. Ob 
das letztere wirklich ftattgefunden bat, weif man nidt 
und bepweifelt es, da die Ansfidten in Rom, wohin von 
Dresden aus alleriei über des Fiirften Wandel beridhtet 
worden, ſich keineswegs günſtiger geftalteten. Dod ere 
bielt ex 1713, wo er eben von einer ſchweren Krank hit 
genefen war, ein freundlided Breve (vom 26. Aug.) des 
Papftes, der ihn damals aufforderte, gegen einen anti- 
katholiſchen ſächſiſchen Schriftſteller einzuſchreiten, und 
die Bewerbung ſpielte noch bis in das Spätjahr 1714, 
wo der Konig ihm endlich erklarte, daß er in der Sache 
nichts mebe fiir ihn thun forme und daß er daher entweder 
dieſelbe aufgeben, oder fie perfontich in Rom betreiben 
mige (27. Rov. 1714), Der Fiirft. trug denn dod 
Bedenten, feine Stellung in Sachſen durd cine Ent- 
fernung aus dem Sande gu gefabrden, und vergidhtete im 
December 1714. Die Sache war: der Konig hatte fHon 
vorher, auf dringended Unliegen des Kaiſers, eine andere 
weite, auf den Grafen Darian Huge v. Schoͤnbornꝰ) get 
1) Ghriftian Auguſt Pring von SadfenzSeig, ged. 9. Oct. 1666, 
Sogn des Herzogs Morit von S.-3. md der Dorothee Marie vow 


Sadfen- Weimar, ward, 1691 katholiſch, 1696 Sifchof von Raab, 
1706 Gardinal und Grgbijdof von Gran, + 23. %ug. 1725. 

2) Geb. 19. Sept. 1676, Bruder deb Fuͤrſtbiſchofſs Johann Phi⸗ 
fipp Franz von Wiesburg, des Furſtbiſchofs Friedrid Karl von 
Wiirgdurg und Bamberg, ded Kurfirften Franz Georg von Trier 


160 dirſt Anton Egon von Firſenherg. 


richtete Nomination vorgenommen, und der neue Candidat 
war am 29. Mai 1713 creirt worden), ſodaß es jetzt 
nur darauf ankam, die auf die erſte Nomination ge- 
gründeten Anſprüche ded Fürſten weggurdumen. Fir 
feinen Verzicht follten ihm Dankſagungsſchreiben ſeines 
glücklicheren Mitbewerbers, des Kurfiirften von Maing 
und des Raifers?) troften. Er felbft ſuchte {einen Troſt 
in der Jagd und refidirte gulegt faft gang in dem ibm 
dazu tiberlaffencn Wermédorf, wo fpater die Hubertuse 
burg ervidtet wurde. Auf dem ältern Jagdſchloſſe ſtarb 
ex am 10, October 1716, nachdem er vorher der Kirche 
gu Witra 4000 Fl. vermacht hatte. Sein Leichnam 
wurde mit firftlidem Pomp im Klofter Matienftern, dad 
Herz jedoch in der Gruft feiner Whnen gu Heiligenberg 
beigeſetzt. 

Um wieder auf den Punkt zurückzukommen, von dem 
wir ausgingen: da die franzöſiſche Gemahlin des Fürſten, 
mit der er ſich 1677 vermaͤhlt hatte, erſt am 18. Auguſt 
1711 ſtarb, der Fürſt aber gleich darauf ſich um die 
Cardinalswürde bewarb und dieſer Bewerbung noch im 
December 1714 nut ungern entſagte, bereits am 10. Oct. 


und des Dompropfted zu Bamberg, Würzburg und Cidftdot, Mare 
quard Wilhelm. Es waren dies Sdhne des Grafen Meldior Fried= 
rid v, Sdduborn und der Frelin Sophie v. Boineburg, aus welder 
Ehe fieben SShne und fieben an vornehme Herren vermablte Töchter 
erwuchſen, Reffen des Kurfürſten Lothar Frang von Maing, milters 
lider Seits Enkel des grofen kurmainziſchen Minifters Boineburg. 
Damian Hugo war 19. Sept. 1676 geboren, trat fri in den deut= 
fen Orden, wirkte in der dfterreidiftyen Diplomatic, ward 1713 
Cardinal, 1719 Fuͤrſtbiſchof von Speier, + 20, Aug. 1743. 

1) In petto crnannt war er ſchon 20. Jan, 1713. Diefe Sade 
wird wol wdbrend der Krankheit des Fiirften geſpielt haben. 


2 Dicfe Farften farieben an den Koͤnig, der aber die den Fire 
ftenberg betreffenden Stellen dem Legtern mittheilen ließ (1715). - 


Fart Anton Egon vou Füuͤrſtenberg. 161 


1716 aber geftorben ift, fo fann et ſich unmbglich in bet 
Zwiſchenzeit mit einer lutheriſchen Baronin vermählt 
und mit derfelben ein Rind ergeugt haben, das vor ſei⸗ 
nem Vode ſchon im fünften Jahre geftanden. Ungefähr 
auf daffelbe Refultat fommen wir, wenn wir die Sade 
an der andern Seite anfaffen und nad) det angeb⸗ 
fiden Gemablin fragen. “Das foll cine Anna Sophie 
Baronin v. Löwendahl aus Daͤnemark gewefen fein. 
Da mun diefes Geſchlecht erft mit Woldemar Freiherr 
v. Löwendahl (HI, 191 ff.) entftand, welder 1660 ge- 
boren war und 1740 ftarb, deffen Altefter Sohn aber 
1694 geboren wurde und der folglich felbf 1716 nod 
Feine heirathsfähige Enkelin haben fonnte, fo müßte die 
Genannte eine Tochter jenes erften Freiherrn v. Löwen⸗ 
dahl gewefen fein. Bei den meiften Genealogen fanden 
wit nur gwei Töchter deffelben angegeben, von denen 
die Cine, 1697 geboren, 1719 mit einem Freiherrn v. 
Bibra vermahie wurde, die Andere, 1701 geboren, als 
Gonventualin gu Pres ftarb. Mur einmal fanden wir 
in der Bhat auch eine Anna Sophie angeführt, die aber, 
ohne Ungabe über Geburtszeit und weiteres Schickſal, 
als die einzige Frucht der zweiten Ehe des Freiherrn 
bezeichnet ward. Dieſe zweite Che ward aber am 19. Jae 
nuar 1709 vollsogen, ſodaß diefe Anna Sophie bei dem 
ode Fürſtenberg's vielleicht erſt in dem Wher geftanden 
bat, in welchem ihre angebliche Tochter geftanden haben 
fol. Im Uebrigen wiirde cine Verbindung zwiſchen dem 
Statthalter Firften Fiirftenberg und der Tochter des 
überaus einflufreiden Oberhofmarſchalls Löwendahl eine 
Sache geweſen ſein, welche in Sachſen nicht unbemerkt 
bleiben, oder vergeſſen werden konnte. 

Taufdhung hatte alſo jedenfalls bei den Angaben über 
die Herkunft fener Profelytin obgewaltet. Ob fie felbft 


162 Fart Anton Egon von Firftenverg. 


die Tãuſchende war, wie denn im vorigen Sahrhunderte 
mehrfach Sehwindler und Sdwindlerinnen in ähnlicher 
Weife auf die Leichtgläubigkeit eifriger Proteftanten ſpe⸗ 
culict haben), ob fie auch ihrerfeits getaufdt war, ob 
die Anna Sophie Löwendahl irgendwie bei der Gace 
im Spiele, ob Fürſtenberg cin vorgeſchobener, oder ob 
ex ibe außerehelicher Vater war, darüber wird vielleicht 
nur irgend ein unerwarteter Zufall einen Aufſchluß geben 
können. In Betreff des Fürſten wird allerdings berichtet, 
daß ex von einer unverbeiratheten Grafin Cacitia Uttems 
eine Tochter gehabt, welde {pater den Namen Luiſa 
Carlota Caritas Vigdumin geführt, und daß er mit einer 
Madame d' Aſſenburg drei Kinder erzeugt habe, von denen 
Anna Victoria 1710 gu Prag getauft worden. 


1) And dee in dem Auffage Rr. VI gu befpredende Graf Erd⸗ 
mann Heinrich Hendel entlarvte cine entlaufene Ronne, ebenfo der 
madere Gonfiftortalrath Hauber in Stadthagen einen gemefenen Mind. 
S. Bifging, Beitrage, MW, 221; IV, 39, 


VI. Grafen und Grafinnen Hendel von 
Donnersmark, 


Die Grafen Hendel von Donnersmarf, aus deren 
Stamme einige wiirdige Vorbilder des echten preußiſchen 
Kriegergeiftes, ebenfo aud) einige edle Mufter wabrhafter 
Chriften und Menfdenfreunde hervorgegangen find, har 
ben den Urfprung ihres Wels von Jakob Hendel abe 
guleiten, weldem Kaiſer Sigmund 1417 zu Koſtnitz 
Stand und Wappen eines Edelmanns verlieh). Der⸗ 
felbe gehörte wahrſcheinlich ben deutfden Einwanderern 
an, welde bie ungariſchen Ronige in die Sipfer Gefpan- 
ſchaft gegogen Hatten, und jedenfalls lebten feine Nach ⸗ 
fommen lange Zeit in dortigen Gegenden, gu Donneré- 
mart (Quintoforum, Gfotirfhely), Bethlehemsdorf und 
Leutſchau. Nach dem erften Orte benannten fie fic): 
Henkel von Donnersmarf, Domini Henckel de Quinto- 
foro; cin Name, um ben fie die Mitter bes Mittelalters, 
wenigftend wie fie in den Ritterromanen erfdeinen, be⸗ 
neidet haben möchten, und mit dem nur die Pfirtner 


1) Die Gencalogen laffen ihn den Sohn eines ungariſchen Eels 
manned Peter be Quintoforo, oder aud eines Peter v. Turzo fein, 
der fid mit der Erbtodter ciner angebliden alten abdeligen Familte 
v. Hendel vermaͤhlt habe. 


164 — Grafen und Grifinnen Hendel von Donnerbmark. 


von der Halle und die Teufel von Birkenfee wetteifern. 
Der ihnen von ſchmeichleriſchen Genealogen zugeſchrie- 
bene Zufammenbang mit den grofen ungarifden Grafen 
v. Turzo ſcheint nur ein topographiſcher gewefen gu fein, 
fofern fie als niedere Gdelleute in dem Bethlehemsdorf 
Bethlehem · Falva) wobhnten, deffen Grundgherren die 
Turzos gewefen waren. 4) 

Von jenem Jakob Hendel ſtammte Lazarus der Ael⸗ 
tere?) (geb. 1552, +1624), breier römiſcher Raifer wirkli⸗ 
her Rath und Director der Bergwerke in allen kaiſerlichen 
GErblanden, feit 1615 Freiherr v. Donnersmark. Dieſem 
feiner Seit in feinem Berufsfache ſehr geſchätzten Manne 
wurde Raifer Rudolph I. fo beträchtliche Geldfummen 
ſchuldig, daß ex ihm, in Abſchlag darauf, unter andern 
die Herrſchaften Gfäll in Oefterreih unter der Ens und 
Oderberg und Beuthen in Sdlefien wiederkäuflich tiber- 
ließ. Gehon 1629 wurde feinem Sohne Lazarus dem 
Siingern (geb. 1573, + 1664) der erbliche Befig der 
ſchleſiſchen Güter gugefidert und 1632 wirklich einges 
rdumt, derfelbe aud) 29. Juli 1651 (nad) Andern 5. Marg 
1661) gum Reichsgrafen v. Hendel ernannt. 3u den 
genannten Befigungen erwarb er nod) Tarnowig in Schle · 
fien. Die öſterreichiſchen Giiter erhieit fein Bruder Georg, 
welder kinderlos ftarb. 

Seine drei Sohne theilten. Der Aelteſte, Elias 
Andreas (geb. 1603, + 1667), erhielt die Herrſchaft 


1) Mit dem Biſchof von Breslau, Johannes Turzo, tam übri⸗ 
gens aud Johann Hendel nad Schleſien, der am 5. Rov. 1539 als 
Domberr ju Breslau geftorben ift. Derfelbe war aus Leutſchau gee 
biirtig, Hofprediger der Königin Maria von Ungarn gewefen, und 
Bruder deb Stadtpfarrers in Ling, Sebaftian Hendel. 

2) Sohn des k. k. Kammerraths Johann v. Hendel (+ 1588) und 
der Anna v. Fellner oder Voͤldner. 


Grofen und Grifinnen Henel von DounerSmark. 165 


Oderberg und, alé fein nächſter Bruder, Gabriel (ged. 
1609), welder Beuthen iibernommen hatte, 1666 ohne 
mannlide Nachkommen geftorben war, aud) die Halfte 
von diefem, die aber fein mit Anna Marie Grafin 
v. Puchheim ergeugter Sohn Elias Andreas an deffen 
Vetter, den Grafen Leo Ferdinand, verfaufte und dafür 
das Rittergue Pölzig im Sachfen- Altenburgifden er⸗ 
warb. Der dritte Bruder, Georg Friedrich (geb. 26. Aug. 
1611, + 8. Sept. 1671), erhielt Tarnowitz und Neudeck 
in Schleſien. Seine Sohne theilten. Der Meltere, Leo 
Ferdinand (geb. 1640, + 1699), erwarb, theilé durch 
Erbvergleich, theils durch Rauf, die Herrſchaft Beuthen 
und ftiftete die nod) blühende katholiſche Linie auf Beu- 
then, aus welder fic) wieder eine Linie gu Kaulwitz und 
Grambſchütz abgesweigt bat, deren jüngere Glieder, aus 
gemifdter Ehe ftammend, in der evangelifden Confeffion 
ergogen find. Aus der Hauptlinie ftammte jener Graf 
Karl Fofeph Erdmann (geb. 24. Yan. 1688), welther 
nad) der preufifden Occupation den Poften als Ober- 
prafident gu Oppeln angenommen hatte, aber weil er, 
dem alten Herrn treuer alé dem neuen, den Deſterreichern 
Vorſchub geleiftet haben follte, 1745 nad Deſterreich 
flüchten mufte und 31. Mai 1760 gu DOedenburg in 
Ungarn geftorben ift. Sie befigt in Schleſien Beuthen, 
GSiemianowig, Laffowig und Sowig, in Kärnthen Wolfe- 
berg, St · Leonhard, Grof- Reideben. und Wiefenau. 
Sein Bruder Graf Leopold Ferdinand, Johanniterordens— 
ritter und k. k. Rittmeifter, wurde am 13. Quli 1714 
auf cinem Oderdamme bei Breslau im 22. Jahre von 
dem Grafen Guftav v. Oppersdorf im Duell erſchoſſen. 
Von dem jiingern Sohne, Karl Maximilian (geb. 12. Febr. 
1645, + 18. Mug. 1720), welder Tarnowitz und Neus 
ded befaf, find zwei Zweige erwachſen: ber von feinem 


166 — Grofen und Grifiunen Henckel von Dounerdmark. 


Aiteren Sohne, bem Grafen Leo Maximilian (geb. 1. Mary 
1691, + 25. Aug. 1770), geftiftete, aus dem die preußi⸗ 
ſchen Genevallieutenants, Graf Victor Amadäus (geb. 
15. Sept. 1727, + 31. Jan. 1793), und Grof Wilhelm 
Ludwig Victor (ged. 30. Oct. 1775, + 24. Juli 1849) 
ftammten, und der feines jiingeren Sohnes, des Grafen 
Sarl Erdmann (geb. 8. Dec. 1695, + 7. April 1760), 
der ziemlich zahlreiche Glieder hat und deſſen Haupt die 
Fideicommißherrſchaft Tarnowitz · Neudeck und fonft nod 
viele Güter in Schleſien und Polen beſitzt. Dieſe Nad: 
fommen Sarl Marimilian’s von beidben Zweigen find 
evangelifder Confeffion. Wir haben es bier nidt mit 
der nod) beftehenden Rinie, fondern mit der 1803 ers 
loſchenen gu thun, führten das Obige aber hauptſächlich 
deshalb an, weil der confeffionelle Gegenfag in dieſer 
Familie aud auf die von uns gu befpredjende Linie ſei⸗ 
nen Einfluß geübt bat. 

Graf Elias Andreas hinterließ einen gleidnamigen 
Sohn (geb. 16, Mai 1632, + 14. April 1700), welder 
für gut fand, fid) und bie Seinen miglidft von der 
fibrigen Familie abgutheilen, weshalb er eben feinen Une 
theif an Beuthen verfaufte, um ſich in einem rein pro: 
teftantifehen Lande niedergulaffen, gu welchem Ende er 
1691 auf da8, auf den Namen feiner Gemahlin, Barbara 
Helene Freiin v. Malzahn4), erkaufte altenburgiſche Ritter= 
gut Pölzig zog. Wus feiner Ehe waren finf Sohne 
und fünf Töchter geboren worden, von denen drei Söhne 
und eine Tochter gu reifen Jahren erwuchſen, und aud 
nad feinem Bode von der ftrengen, aber flugen und 


1) Geb, 27. Oct. 1641, eine Tochter des Freiherrn Johann 
Bernhard v. Malzahn auf ‘Rewiotoh, vermdglt 17. April 1667, 
+ 18. Det. 1726, 


Grafen und Grifinnen Hencel vou Donnersmark. 167 


frommen Mutter -mit aller Sorgfalt erzogen und geleitet 
wurden. Die Herrſchaft Oderberg fiel zunächſt den bei⸗ 
den älteren erwadfenen Brüdern: Johann Ernft (geb. 
17, Margy 1673, + 12. Jan. 1743)4) und Wenceslaus 
Ludwig?) (geb. 29. Marz 1680, + 29, Margy 1734) gu. 
Die Tochter, Helene Conftange (geb. 11. Febr. 1677, 
+ 22. Mai 1753), vermaͤhlte ſich 24. Febr. 1697 mit 
dem Grafen Johar GChriftian von Solms-Baruth (ged. 
8. Oct. 1670, + 17. Oct. 1726), und iſt eine Stamm- 
mutter der Rinie der Solms gu Klitſchdorf, Wehrau 
und Hermsdorf geworden, deren einziges männliches 
Mitglied Graf Hermann Yohann Ghriftian . (geb. am 
2. Dec. 1799) iff. Der dritte Sohn, Erdmann Heine 
rich (geb. 21. Sept. 1681), erhielt zunächſt dad Ritter: 
gut Polzig. 


1) Aus feiner Ehe mit Anna Katharina Freiin v. Stolg und 
GSimadorf (geb. 1679, verm. 9. Oct. 1701, + im Sept. 1754), 
einer Tochter des Breiberen Johann Georg, hinterließ er drei Zoͤch⸗ 
ter: Anna Helene Hentiette, die fid 4. Febr. 1728 mit dem Frei— 
herrn Georg Friedrid v. Mittlig auf Grangberg vermdbltes Johanne 
Eleonore Joſephe, welde erſt mit Graf Chriftian Ernft v. Solms— 
Baruth, dann mit Graf Friedrich Chriftian v. Solms - Wildenfels 
vermdhit war ; Barbara Charlotte Luife, welche unvermagit ſtarb 
(1754). Gin Sohn, Johann Ernſt, ſtarb im Jahre ſeiner Ge— 
burt (1705). 


2) Aus feiner She mit Hedwig Sharlotte Gréfin v. Solms-Baruthy 
(ged. 24. Det. 1678, verm. 11, Aug. 1706, + 6. Sept. 1734), einer 
Midte feiner Schwaͤgerin, hinterlief er einen Sohn, von weldem 
weiterhin, und drei Sddter: Charlotte Luife, die fich am 21, Rov. 
1736 mit Graf Karl Wilhelm v. Sayn⸗Wiigenſtein zu Berleburg- 
Karlsburg, dem Stifter ver Speciallinie gu Karisburg, melde aud 
gu erléfgen drobt, sbedmig Govtie, die fig am 14. Febr. 1740 mit 
Fürſt Victor Amadeus Adolf von AnhaltsSdhaumburg vermählte, 
Deffen Mannsftamm gleichfalls erloſchen tft, oder dod nur nod in 
den Grafen von Weftarp fortlebt, den Mindern eines Enkels des Gee 
nannten aus friberer @he, und Helene Ernefta. Ein Sohn war im 
Zahre {einer Geburt (1715) gettorben, —- 


168 Grafen und Grifinnen Hendel von DonnerSmart. 


Die ſich an Alter zunächſt ſtehenden Brüder Wences- 
laus Ludwig und Erdmann Heinrich wurden zu Pölzig 
gemeinſam durch Hauslehrer unterrichtet und bezogen zu 
Oſtern 1698 beide die Univerſität Leipzig. Hier wird 
von Graf Erdmann Heinrich berichtet, daß er plötzlich 
den ſein Leben hindurch feſtgehaltenen Entſchluß gefaßt 
habe, ſich des Tanzes und des Spieles, an denen er 
anfangs viel Behagen gefunden, zu enthalten. Man 
habe ihm gerathen, ſich, damit er dieſen Entſchluß auch 
in der großen Welt mit Anſtand durchführen könne, 
einen von einer alten Fürſtin geſtifteten Orden gu ver— 
ſchaffen, dev feine Mitglieder unter Anderm gu fener 
Enthaltſamkeit verpflidtete. Er habe aber erflart, daß. er 
ſchon als Chrift verpflichtet fei, der Verſuchung auszu ⸗ 
weichen und dies daher nicht als beſondere Ordenspflicht 
übernehmen dürfe. Wie ex es aber vermied, in die Fall: 
firide der Sinnlidfeit und Leidenſchaft gu gerathen, fo 
widerftand er dod aud den durch fein Benehmen ver 
anlaften Lodungen einiger Sectirer, wie der Gichtelianer, 
Inſpirirten und Anderer, in ihre Verbindungen gu treten. 
Mac) vollendeten akademiſchen Studien madhten beide 
Brüder, unter Aufſicht eines Hofmeifters Orlich, die 
damalige große Cavalierstour durch Frankreich, Enge 
land und Holland. Die öſterreichiſchen Staaten und 
Italien vermieden ſie damals, wegen der in jener Zeit 
von eifrigen Proteſtanten fo beſonders gefürchteten Gee 
fahr, mit Bekehrungsverſuchen heimgeſucht gu werden. 
Spaterhin hat Erdmann Heinrich, ſeiner Feſtigkeit ſich 
bewußt, ſeine Verwandten in Wien und Prag beſucht, 
wobei in der That die Gräfin Sternberg zu Prag, eine 
Schweſter ſeiner Mutter, fich ſehr bemüht haben ſoll, 
ben ihr ungemein wohl gefallenden jungen Maun fiir die 
katholiſche Kirche zu gewinnen. Einmal ſoll er ihr zu 


Grafen und Grafinnen Hendel von Douuersmarf. 169 


Gefallen dem katholiſchen Gottes dienſte beigewohnt haben, 
wiirde aber, weil er bei der Erhebung der Monftrang 
nicht niederfnicte, obne den Shug der ihm von der Gras 
fin beigegebenen Heiduden von den Umſtehenden gemis- 
handelt worden fein. 

Die Brider zogen das Landleben dem Weltprunte 
und die Unabhangigteit ded Grundherrn jedem Dienfte 
des Staates vor, und waren in der Rage, es gu können. 
Erdmann Heinrich zumal Hat fein Leben in Pölzig gue 
gebradt, es ſeiner Familie, feinen nächſten Umgebungen, 
einigen gewablten Freunden und deren Angelegenheiten 
und der Vorbereitung auf cin höheres Leben, alfo 
ben flarften und fiderften Uufgaben und Pflichten des 
Menſchenlebens, gewidmet. Zwar traten ihm, ſchon in 
veiferen Sabren, gwei mal Veranlaffungen nabe, aud in 
die glingende, aber unfidere politiſche Sphare einzu ⸗ 
greifen; ex danfte aber Gott, als beide male der Ruf 
an ibm vorüberging. Erſt wurde er 1734, wahrſchein · 
lich von dem in Kopenbagen ſehr einflußreichen Grafen 
Ghriftian Ernft von Stolberg-Wernigerode*), dem Könige 
Ghriftian VI?) von Dänemark empfohlen und gu Altona 
(14. Suni) vorgeftellt. Seine Freunde hatten gemeint, 
ex Ddiirfe cine ihm angubietende Stelle nicht ausfdlagen, 


1) Derfelbe, der Bd. V,S. 381 in der Lebensgefhidte des Grafen 
Solms ermdgnt ft. Geb. 2 April 1691, wurde ex des gangen Geldledts 
Senior, feierte 1760 fein 50jahriges Regierungsjubdildum und 1762 
feine goldene Hodseit, und + 25. Oct. 1771. Beemsgtt war er 
31, Marz 1712 mit Sophie Charlotte von Leiningen - Wefterburg 
(geb. 4, Marg 1695, + 10. Dec. 1702). 

2) Geb. 30. Rov. 1699, fuccediet 12. Det. 1730, + 6. Aug. 1746. 
Bermaͤhlt war ex 7. Aug. 1721 mit Sophie Magdalene von Brans 
denburg + Mulmbad (ged. 28. Nov. 1700, + 27. Mai 1770). Gin 
frommer und friedliebender, Handel und Gerwecdfleif fordernder, aber 
wenig dtonomifier Füuͤrſt. 8 

Vil. 


170 Grefen and Grifianen Gendel von Donnerduark 


wenn fie ihm Gelegenbeit gabe, etwas zur Befdrderung 
des wahren Chriſtenthums beigutragen, und er bemertte 
gu dieſem Rathe ded bekannten Abt Steinmeg von Klofter= 
Bergen: „Eine bloße Staatsbedienung fann und werde 
id) mir obnedem nidt aufbiirden laſſen, weil ig von 
dergleichen nichts verſtehe.“ Es war dem Grafen auf: 
richtig erwinfdt, daß die Sache ſich gänzlich zerſchlug, 
und wie er dies von vornhetein gewünſcht hatte, fo cr 
fannte et aud) bald, daß das Serrain Fein ausſichts ⸗ 
reiches fiir ihn fei. Dann war 8 wieder im Werke, 
ign, als cinen geborenen Oberſchleſier und der dad Zand 
gut fenne, an die Stelle bes im April 1742 nad) Dresden 
zurückberufenen Geheimen Kriegsrathes v. Vockel, als 
zweiten ſächſiſchen Commiſſar bei den damaligen Unter 
handlungen zwiſchen Sachſen und Preußen über die 
Theilung der gemachten und noch gu machenden Erobe · 
rungen gu verwenden; bekanntlich aber verliefen ſich diefe 
ganzen Unterhandlungen im Sande oder löſten ſich in 
Dunſt auf.) 

Mehrfach beſchäftigten den Grafen die Angelegen ⸗ 
heiten dex ibm verwandten oder befreundeten Haͤuſer. 
Zu ſeinen naächſten Freunden gehörten namentlich bie Gras 
fen — IL. Reus zu Ober-Greig2) und Heinrich XXIV. 


2) Bgl. 1, WI—272. Bet diefer Gelegenheit deridtigen wir 
din Berfeben, dab uns in bem angezogenen affage ©. 244 begegnet 
ift. Das Sufammentreffen Mifler’s mit Konig Friedrih Wilhelm 1. 
fand nidt, wie es nad der ungenauen Faffung jener Stelle ſcheinen 
Bante, in Holland, fondern in Berlin flate, und NUGler’s Mutter 
vermeigerte darauf die Weiterreiſe ned oland 

te} Geb. 4. Febr. 1096, + 17. Nov. 1722, ein Sohn des tur- 
ſachfiſchen Feldmarſchalls Grafen Seinrich VI. Reuß (ged. 7. Aug. 
1649, + 11. Det. 1607 an bei Senta erhaltenen MBunden) und der 
retin Henclette Amalte v. Frieſen (ged. 30, Marz 1668, vermagit 
15. Mai 1691, + 2. Aug. 1732). Vermaͤhlt ward Graf Heinrid i. 


Grafen und Grifinnen Hendel von Donnerimart. 171 


Reuß gu Köſtritz ), und diefe drei Freunde Hatten in 
einem gegenfeitigen Teſtamente verordnet, daß, wenn 
Giner von ihnen bei feinem Tobe minderjdhrige Kinder 
hinterließe, der oder die Ueberlebenden Vormünder derfelben 
fein ſollten. Der Fall trat fon im November 1722 ein, wo 
Graf Heinrich IL. ftarb und, nachdem ibm bret Kinder im 
Tobe vorausgegangen, einen nod nicht vierfabrigen Knae 
ben, Heinrich IX. (geb. 31. Dec. 1718), dev nach wenigen 
Monaten (17. März 1723) aud ſtarb, und einen nod 
nidt einjaͤhrigen Knaben, Heinrich XI. (geb. 18. Maͤrz 
1722) binterlief. Die befreundeten Grafen übernahmen 
die Beforgung der rechtlichen und Stonomifden Angelegens 
beiten des jungen Grafen. Die Erziehung deffelben ere 
folgte aber zunächſt weber in ihren Haufern, nod) bet 
der Mutter, die fic) allerdings ſchon in Jahresfriſt ander⸗ 
weit vermablte, fondern bei der Grofmutter, der vers 
witweten deldmarſchallin Reuß, in Dresden. Faft möchte 
man glauben, daß die Grafen bei diefer Anordnung nur 
Dem ungemeinen Einfluffe diefer Dame gewichen find, 
oder, da bas Gerbleiben des Kindes unter mütterlicher 
Pflege natürlich war, dle Grofmutter der Mutter vor- 
zogen, gumal die Erftere mit Graf Henckel verwandt war. 





am 22. Det. 1715 mit Sophte Charlotte Gréfin v. Bothmar (ged. 
21. Det. 1697, + 14. Sept. 1748), die als Witwe den Grafen Georg 
-BBilbelm v, Gtbad efelidte (25. Dee. 1723). 

1) Geb, 26. Juli 1681, + 24. Juli 1748, ein Sohn Heinrich's 1. 
Reus gu Schleiz (ged. 26. Marz 1639, + 18. Marz 1692), aus 
defen dritter he mit Anna life Gréfin Singendorf (geb. "22. Mai 
1659, verm. 22. Mai 1680, + 8. Het. 1693), der Stifter der Neben⸗ 
Tinie gu Koſtrid. Bermaͤhlt ward er 6. Mai 1704 mit Marie Eteos 
note Emilie Freiin v. Promnits Dietersbach (ged. 7. Mat 1682, 
$ 12. Mai 1776), die ibm acht Signe und eine Tochter gebar. 
Bgl. Uber diefen treffliden Mann: Liſch, Graf Heturich 24. Reus 
gu Koſtrid und Herzog Marl Leopold von Medlendurg - Shwerin 
(Sdwerin, 1849, 4.). 8 

* 


172 — Grafen und Grifiunen Henckel von Dounersmark. 


Die Felbmarfdallin war allerdings cine Weltdame und 
tief verwidelt in alle Bewegungen und Intriguen ded 
damaligen polniſch⸗ ſächſiſchen Hofes, den fie, in überaus 
feiner und taktvoller Weife, durd) ihre und ihrer Schwe ⸗ 
ftern Freunde und Verbindungen, vielfach leitete und bes 
herrſchte. Sie war aber, wie eine überaus reidhbegabte, 
fo aud eine gutmiithige, vielfach liebenswürdige Dame, 
Deren im Obigen angedeutete Fehler der Beit und ihren 
Verhiltniffen angehörten, welde ihr faum eine andere 
Bahl, als zwiſchen der Theilnahme an dem herrfdenden 
Welttreiben, oder pietiſtiſcher Zurückgezogenheit ließen. 
Man findet nicht, daß zwiſchen ihr und den Vormündern 
Differenzen vorgekommen ſind. Sobald ſie aber geſtorben 
war (1732), und als nun die damals gleichfalls in 
Dresden lebende Mutter, die Grafin Erbach, den jest 
ſchon gebnidbrigen Sohn gu fic) nahm, eilten die Vor⸗ 
minder fofort nad) Dresden *), und es mug died auf 
der Gegenfeite ſchon vorhergeſehen worden fein, indem 
die Mutter fich bereits an das kurſächſiſche Gebeime Cone 
filium und nad) Bien an den Kaifer gewendet, um dic 
Mitvormundſchaft und daß ihr Gohn ihr gur Pflege 
belaffen werde, gebeten, ſich aud) in Dresden eine doppelte 
Soldatenwadhe gum Schutze ihres Sofnes gegen eine 
Entfihrung durd die Vormiinder ausgewirkt hatte, 
welche Maßregel aud) durd alle Vorftellungen der Gra- 
fen nidt riidgdngig gu machen frien, da die Grafin 


1) Jedenfalls mit Unredt fudt Building (Peitrdge, IV, 10) den 
Gund ihrer Gile in Differengen, melde zwiſchen Kurfadfen und den 
Reufen in Betreff der Lehnseigenfhaft der Reußiſchen Lande beftans 
den Hatten. Abgefehen davon, daf die MReufe fic damals nod febr - 
wohl als fadfifdhe Bafatlen wußten, fo milrde jenes Bedenten gu Lebe 
geiten der Grdfin Reuß ged. Friefen mindeſtens ebenſo ſchwer gewo— 
gen Saben, wie der Grdfin Erdach gegentiber, welde Sachfen fremder 
war, als Jene. 


Gtafen und Grifinuen Heuckel von Dounersmark, 173 


Erbach die dresdener Potengen durd die Vorftellung, daß 
die Vormiinder Pietiften waren), fehr fiir ihre Sache 
eingenommen hatte. Graf Reuß ging nad Wien, um 
dort die Sachlage unbefangener auseinanderzufegen, als 
es von der Gegenfeite geſchehen fein mote. Graf Henckel 
verhandelte ingwifden mit den fadfifden Geheimenrathen, 
dem Grafen Wacerbarth (Il, 316 ff.) und dem Grafen 
Ligelburg?), erwirkte ſich aud), auf des Letzteren Rath, 
eine Audiens bet dem Kurprinzen. Die Entſcheidung 
ward aber von Wien erwartet und fiel endlid gu Gun⸗ 
ften der Vormünder aus, worauf Graf Henckel Erlaub- 
niß erbielt, mit dem jungen Grafen auszufahren, und 
dieſe Spagierfabrt bis nach Köſtritz verlangerte. Hier 
wurde nun der Miindel mit den Kindern des Grafen 
Heinrich XXIV. ergogen, während Diefer und Graf 
Hendel die Verwaltung feiner Befigungen gemeinfam 
leiteten, bis ibm, nad Vollendung feiner Studien und 
Reifen, 1743 die eigene Leitung feiner Angelegenheiten 
überlaſſen ward, wobei er alle Urfache hatte, feinen gee 
wefenen Vormündern fiir ihre treue Furforge Dank gu 
wiffen. Gr vermablte fic) aud), gleich nach etlangter 


1) Dariber weiterbin.. 

2) Anton Graf von Lilgelburg auf Doberſchüt und Preiti¢, ged. 
1670, Sohn Johann BWigand's Freiherrn v. Luͤtelburg, turfédfifden 
RKammerherrn, Kriegsraths und Oberften, 1714 General der Gavate= 
rie, 1716 Oberhofmeifter des Kurpringen, den er nady Italien, Frank⸗ 
reid und Wien begleitete, Reichsgraf, Cabinetsminifter , 1733 Gee 
fandter in Bien, + 15. April 1739, Die Feldmarſchallin Reuß war 
feine Goufine, indem igre Mutter eine Schweſter feines Baters war, 
und et fol feit ungefdr 1707 in einer Gewiffensee mit ihr geftan- 
den haben. Jedenfalis gehoͤrte er gu ihren vertrauteften Freunden, 
wobei denn der Umftand, das er den Wuͤnſchen der Vormünder gine 
fig geweſen gu fein ſcheint, aud dafür ſpricht, daß diefe mit der 
Feldmarſchallin in gutem Bernehmen geftanden. Uebrigens war ihre 
SHwefter die Mutter dex erften Gemablin des Grafen Hendel. 


174 — Grafen und Grifinuen Hendel von Donnerkmark. 


Volljdbrigheit, 4. April 1743 mit einer Tochter Hein= 
richs XXIV., Eleonore Sfabella (geb. 22. Dec. 1719, 
+ 2. Febr. 1770), die ihm ſechs Sohne und fünf Töchter 
gebar, wabrend feine gweite Ehe, mit Chriftine Alexan- 
brine Katharine von Leiningen-Heidedheim (ged. 25. Nov. 
1732, verm. 25, Oct. 1770, + 4. Oct. 1809), Finders 
los war. Am 15. Mai 1778 in den Reichsfürſtenſtand 
erhoben, erreichte er cin hohes Alter und ſtarb im 79. 
Rebensjabre, den 28. Suni 1800. 

Gine andere, mit beträchtlicher Verwaltung verbun ⸗ 
dene Vormundfdaft hatte Graf Erdmann Heinrid) 1734 
nach dem Dobe feines am 29. Marg 1734 an dee Waffer= 
ſucht verftorbenen Bruders Wenceslaus Ludwig, welder 
übrigens das Hobe Lied Salomonis in deutſche Verſe 
überſetzt, überhaupt fid) in deutſcher Dichtkunſt verſucht 
hatte, über deſſen jüngere Tochter und den einzigen Sohn, 
Graf Ludwig Bernhard (geb. 1719) zu uͤbernehmen, 
welche aber nad einigen Jahren durch erlangte Boll 
jãährigkeit und nachmalige Verheirathung der Erſtern und 
den traurigen Tod des Letztern, wovon noch zu ſprechen 
ſein wird, ihre Endſchaft erreichte. — Ungleich länger 
waͤhrte die Vormundſchaft, die er auf dringendes Bitten 
feiner Schwefter, der verwitweten Grafin von Solms- 
Baruth, ber deren Enkel, den erſt zweijährigen Grafen 
Johann Chriftian UL (geb. 29. Juni 1733) übernahm. 
Dee Vater deffelben, Graf Johann Karl (geb. 19. Yan. 
1702), hatte ſich am 27. Januar 1729 mit Henviette 
Quife Wilhelmine von Lippe: Biefterfeld (geb. 26. Jan. 
_ 1711, + 28. Sept. 1751) vermahle, die ihm den gee 

nannten Gohn und nad feinem Bode nod cine Pofte 
Huma gebar, war aber ſchon am 3, Auguſt 1735: ge 
ftorben. Diefe Vormundſchaft fol dem Grafen nicht 
blos viele Miike, Sorge und Verdruß, fondern aud 


Grafen und Grifianen Hendel von Donnerbnark. 175 


beträchtliche eigene Verluſte zugezogen haben und bat er 
dad Ende derfelben niche erlebt. Biel Noth machte ibm 
dabei namentlich cin großer Proceß feines Muͤndels mit 
den Sdhineberger Bauern, den er jedoch zuletzt durch 
Vergleich beendigte. Die gegenwartige Dotation diefer 
Linke der Solms beruht iibrigens auf der Mitgift, welche 
bie erfte Gemablin fenes Johann Chriftian II. Wilhel- 
mine Luiſe Conftenje*), geb. Grafin v. Lippe: Biefter= 
feld, cine Witwe Graf Seifried’s v. Promnig gu Drehna, 
derſelben in den oberlaufiger Giitern Mehran und Klitſch ⸗ 
dorf mitgebracht hatte. 

1740 berief ihn die verwitwete Herzogin von Würt · 
temberg, bei welcher ſeine zweite Gemablin fruͤher gee 
weſen war und die die Henckels wie ihre Kinder betrach · 
fete, gu fic) nad Stetten, um ihre durch untreue Vers 
waltung. in arge Unordnung gerathenen Angelegenbelten 
wieder in Ordnung gu bringen, was er im Laufe eines 
Vierteljahres bewerkftelligte. WS die Herjogin ihrem 
untrenen Gerwalter angeseigt hatte, daß igre Kinder, 
die Henckels, kommen wuͤrden, hatte derfelbe, der fic) vier 
ler Unterſchlagungen bewußt war, fid) vergiftet. Die 
Hergogin lich die Erben die Sache nicht entgelten, fone 
dern verſchmerzte den Verluſt, froh, für die Zukunft gee 
ſichert gu fein. 2) 


2) Geb. 15. Juli 1733, vermaglt mit Graf Promnig 15, Aug. 
1754, Witwe 23. Febr. 1760, verm. mit Graf Solms 30. an. 
1764, + 18. Gebr. 1766. Ihr eingiger Sohn aus erfter Ehe, Erd⸗ 
mae Cif 7 ged. 10. Det. 1756, wae ſchon am 24, Juli 1757 
geftorben. 

2) Es war dies die Md. M1, S. 121 ermdhnte Witwe Hergog Eber⸗ 
hard Ludmig’s von Württemberg, Johanne Eliſabeth von PBadens 
Durlad. Wenn Bifhing ibrigena (Beitr, 1V, 20) unfern Grafen 
Hendel 1736 den Grafen Erdmann v. Promnig (vgl I, 314) auf 
einer Reife in das Reid, die wegen einer. Heirath angeftcllt worden, 
welde jedod nicht gu Stande getommen, begleiten und bet dieſer Ger 


176 Grafen und Grifinnen Hendel von Dounceromart. 


Sein Gut Pölzig, deffen Angehörigen, wie feiner 
gefammten Dienerſchaft, ex ein milder und wobhlwollender, 
echt vaterlider Herr war, verbefferte und verſchönerte ) ex 
bedeutend, faufte namentlich den naben, im turfidfifden 
Gebiete liegenden Braunshagner Wald fie 20,000 Thlr. 
dazu. Diefe Summe fol der Erlös einer goldenen Kette 
gewefen fein, die ihm feine Mutter aus Freude gefdentt 
hatte, als er durch raſches und unerwartetes Erſcheinen 
bei ihr fie von der Angſt befreite, ex möge an einer 
Ruhrkrankheit geftorben fein, die ihn unterwegs befallen 


hatte. Das muß cine ſchwere Kette gewefen fein. 1743 - 


erbte er, nadjdem aud {cin älteſter Bruder geftorben 
war, die Herrſchaft Oderberg, auf der er fid nur cin 
Jahr lang mit feiner Familie aufhielt, um Alles in Ord⸗ 
nung gu bringen, worauf er fie feiner verwitweten Schwã ⸗ 
gerin pachtweife überließ. Der wieder ausbredende Krieg 
zog aber jener Herrſchaft ſolche Laften und Verwiiftungen 
gu, daß diefed Befigthum ihm nicht nur nidts cine 
brachte, fondern nod) Opfer foftete, die ihm in der lege 
ten Beit ſeines Lebens wefentlide finanzielle Bedring: 
niffe gugogen. 


legenbeit der vermitmeten Herzogin von Wirttemberg feine Aufwar⸗ 

tung maden laͤßt, fo kann dab nidt einer Heirath bes Grafen Erd⸗ 

mann Promnig felbft gegolten haben, whe es {deinen koͤnnte, da diefer 

fa * anderweit vermaͤhit hatte und vor ſeiner zweiten Gemah— 
In ſtarb. 

1) Gr lief u. J. eine aber 800 Fuß lange Allee durch den Wald 
ſchlagen, modurd eine freie und ſchone Ausfidt erdffnet ward. Diefe 
ward jedod am Ende durd einen Baum eines reußiſchen Bauern gee 
ftdrt, und der Graf lief diefen bitten, gegen ein Geldgefdent den 
Baum dod umpuhauen. Der Baner weigerte fig. Der Baum habe 
{don bei feines Waters Lebgeiten dageftanden und folle ftehen bleiben, 
folange er lebe. Der Beauftragte des Grafen, einer feiner Guts⸗ 
unterthanen, drgerte fid dardber und hieb den Baum in der Radt um. 
Der Graf aber lief ign dafiie beftrafen und verſchaffte dem Beſchä⸗ 
digten alle Genugthuung. 


Grafen und Gréfinnen Hendel von Dounerdmart. 177 


Gr hatte nod) durch ſchwerere Leiden der Natur der 
irdiſchen Dinge, nach welder der Menſch durch Glück 
ober Unglück, und in der Regel durch beides, gepriift 
werden foll, feinen 300 gebracht. Seine erfte Gemahlin, 
die er am 6. December 1714 heimgeführt hatte, Sophie 
Ruife +), eine Tochter des Grafen Heinrich Wilhelm von 
Solms- Sonnenwalde und der Freiin Johanne Chriftine 
v. Frieſen (+ 6. Oct. 1694), hatte er heiß geliebt und 
aud in religidfer Beziehung völlig mit ihr übereinge - 
ſtimmt, verlor ſie aber ſchon am 7. Juni 1717 durch 
den Tod, und aud der Sohn, den fie ihm am 5. Mai 
1717 geboren hatte, ftarb ſchon am 11. October 1725 
an der Rube. Die früher (14. Oct. 1715) geborene 
Todter, Helene Henriette, wurde ihm erhalten, follte 
ibm aber vielleicht tiefern und andauerndern Kummer 
bereiten, als wenn der Tod fie in zartem Rindesalter 
babingerafft hatte. Sundehft wertraute er fie der Gorge 
falt einer Frau v. Montbel, die mit einem portugieſiſchen 
General verheirathet gewefen, von diefem aber nicht blos 
um iby Vermögen gebracht, fondern aud) auf die hartefte 
Weife gemishandelt worden war. (Er zwang fie, Schön ⸗ 
pflaftercen gu tragen, und wenn fie fich weigerte, klebte 
er fie ihr mit beifem Sieglad auf. Mit ihrer Folio: 
bibel, in der fie gu lefen nicht ablaffen wollte, ſchlug er 
iby cine Rippe entgwei.) Graf Hendel dachte lange 
nicht an cine anderweite Bermablung, und erft die 
Vorftellungen feiner Verwandten und Freunde, die ihn 
namentlid) darauf aufmerffam madten, wie leit die 
Herrſchaft Oberberg an die katholiſche Linie fallen könne, 


1) Geb, 24. Sept. 1693. Ihre Gropmutter war Anna Sophie 
von AnbaltsPBernburg gewefen (ged. 13. Sept. 1640, verm. 30. Sept. | 
1664 mit Graf Georg Friedrich von Solms, + 15. Zeru 1704). 

8* 


178 SGrafen und Grifiunen Hendel von Donnersmart. 


wenn die maͤnnliche Nachkommenſchaft der oderberger 
Rinie nicht beffer gefidert werde, vermodten ibn, nach 
einem Grfag für die Verlorene gu fudjen. Unter mehren 
Vorſchlagen, die ihm gemacht wurden, zog ihn der am 
meiften an, det auf die Grafin Charlotte Marie Alber⸗ 
tine von Leiningen · Dachsburg · Hardenburg gerichtet war. 
Dicfelbe war eine Tochter des Grafen Johann Friedrich *) 
(geb. 18. Marg 1661, + 9. Febr. 1722), aus deffen zwei⸗ 
ter Ehe mit Katharine Pringeffin von Baden- Durlad 2), 
und am 31, Dec. 1704 auf dem Schloſſe Pattenderg bei 
Diirfheim an der Hardt geboren. Sie war fdon 1709 
gu dev Schweſter ihrer Mutter, Johanne Gtifabeth *), 
Gemabhlin des Herzogs Eberhard Ludwig von Württem ⸗ 
berg *), gefommen und von diefer frommen Dulderin 
mit miitterlider Sorgfalt erzogen worden, auc, nade 
Dem fie nad) bem Vode ihred Vaters einige Zeit gu ihrer 
Mutter gegangen war, 1724 wieder gu der Herzogin 
guelidgefehrt. Der Graf reifte nad Stuttgart, über- 
zeugte ſich, daß ihr Geift und Charatter den Schilde⸗- 
tungen, die ihm davon gemacht worden, entſprachen, 
und vermablte fid) am 27. Sept. 1727 mit ifr. Die 
Herzogin flattete ihr Pflegtind fiirftlid aus, wabhrend 
die fonftige Mitgift nur ſehr mittelmäßig war und die 
Grafin, dem Familienrechte gemäß, auf alle Erbſchaft von 
ihrer vaterliden Familie eidlich Verzicht leiften mufte. 








1) Gr war der Großvater des erften Fürſten von Leiningen. 

2) Geb. 10. Oct. 1677, verm. 19. Juni 1701, + II. Aug. 17465 
eine Bodter bes Markgrafen Friedrich Magnus und der Auguite 
Marke von HolfteinsGottorp. Die Legtere erledte die Verheirathung 
ihrer Enkelin nod, indem fie erft am 25. April 1728 im 80. Jahre 


fiarb. 
8) WI, 121 ff. 
4) Goend. 


Grafen unb Grifiunen Hencel von Douneromarf. 179 


Mit Vergniigen fah der Graf aber, daß dad ftille Land- 
leben gu Pölzig der an die Pracht ded Hofed gewdhnten 
Gattin gleichwohl gufagte, und aud) fonft geftaltete ſich 
die Che, foviel das gegenfeitige Verhältniß der Gatten 
anlangte, auf das guͤnſtigſte, fowie fie aud) durch die 
Geburt eines Sohnes (1728) und einer. Podter (1731) 
gefegnet ward. 

In Einer Begiehung diirfte es doch vielleidht beffer 
gewefen fein, wenn er fic) friiher wieder vermählt hatte. 
Der neuen Stiefmutter dürfte es dann leichter gefallen 
fein, fid) des Herzens der Tochter ecfter Ehe gu bemäch- 
tigen, wabrend died jetzt, wo die Tochter, die bei dem 
Rode ihrer Mutter nod) nicht gwei Jahre alt gewefen, 
bereits zwölfiährig war, der Grafin bet aller Muͤhe, die 
fle ſich andauernd gab, nicht recht gelingen wollte. Hen: 
riette ſcheint andern Sinnes gewefen gu fein, als ihre 
Meltern, und vielleicht beſaß die Frau v. Monthel dod 
nicht die Gabe, die Rebend+ und Religionsanfidten, denen 
fie ſelbſt huldigte, aud) Andern annehmlich gu machen, — 
eine Annahme, die dann aud) das Urtheil über ihren ge 
wefenen Ehetyrannen etwas mildern könnte, die wir aber 
allerdings nur alé cine Moͤglichkeit geben. 

1736 hatte der Graf feinen Reffen und Muͤndel, den 
Grafen Ludwig Bernhard, bei fic), wo ex unter Leitung 
des nachherigen Profelfors Scheidt") auf die Univerfitae 

1) Shriftian Ludmig Sqeidt, geb. 26. Sept. 1709 ju Baldens 
burg im Hohenloheſchen, aus einem ftrasburger Patriziergeſchlecht, 
gu Dehringen, Altorf und Strasburg gebildet, an meldem legtern 
Orte fein Oheim, Johann Balentin Sdeidt (¢ 1731), Profeffor der 
Medicin war, führte dann nad und nad dret Brdder v. Holshaufen, 
den GSrbgrafen Johann Friedrid v. Oettingen, den Grafen Ludwig 
Bernhard Hendel auf Reifen und Maiverfitdter, ward 1738 auferord. 
Prof. der Kechte gu Gittingen, wo er fidh durd eine Bodter bes 
Pofeaths 3. J. Schmauß viel Unglid und Serdruß auf ven Hols 


180 Grafen und Grifinnen Hencel von Donnerémart. 


vorbereitet und von dem Regtern nod in demſelben Jahre 
nach Gottingen begleitet ward. Vielleicht daß der junge 
Graf ſchon damalé eine Neigung gu feiner Couſine gee 
faßt atte, ungeachtet — oder, wie died in fo jungen 
Jahren gu geben pflegt, weil — fie vier Jahre alter, als 
er, war. Genug, als Scheidt 1738 cine Profeffur gu 
Gottingen erhielt, ging der junge Graf nad) Pölzig und 
hielt bald darauf — damals neunzehnjährig — bei ſei⸗ 
nem Dheim und Vormund um die Hand ſeiner älteſten 
Tochter an. Graf Henckel ſchlug ſie ihm keineswegs 
unbedingt ab, ſoll ſich vielmehr ded Antrags an ſich er⸗ 
freut haben, wiewol wir lieber glauben möchten, es ſei 
in der Annahme, der Sinn des jungen Mannes werde 
ſich ãndern, geſchehen, wenn er ihm den Rath gab, vor⸗ 
her ſeine Studien gu vollenden, dann nützliche Bildungd- 
reifen gu maden und fic erſt nachher wieder gu melden. 
Die ſchon damalé unpaffende Verbindung fonnte es durd 
jeden Aufſchub nur nod mehr werden. Es iſt an fid 
nicht gut, wenn die Frau alter ift, als ber Mann; aber 
befonders mislich ift es, wenn die Gewablte bei Ein ⸗ 
gehung der Ehe bereits verblüht ift. Dod wie dem 
aud fei, der junge Graf, wie es ſcheint feurigen und 
leidenſchaftlichen Sinnes, wollte von feinem Aufſchub 
heirathete, folgte 1730 einem Mtufe als ordentlider Profeffor nad 
SKopenhagen, ward 1748 Yoh. Daniel Gruber’s Nadfolger als Hof= 
rath, Btbliothetar und Hiftoriograph gu Hannover, erwarb fid durd 
goblreide, Gberaus magfame und griindlide Berke grofe Berdienfte 
um Gefdidte und dffentliges Redt des deutiden dteichs, der braun⸗ 
fébmeigifhen Bande und vieier Dynaftengedledter, hatte dabei ftets 
mit einem famddliden und contracten Rérper und lange mit haͤus⸗ 
lichen Leiden gu Himpfen, fab alle feine Kinder -fierben, lies fid) 1758 
von feiner untrenen Frau ſchelden und fand zwar an Beata v. Maddel 
aus Eſthland cine trefflide Gattin, die aber nur feine lange Rrant= 
helt hindurch ihm gu pflegen und ibm am 25. Oct. 1761 die Augen 
inzudruͤcen hatte. Raheres f. bei Bifding, Beltrdge, Ul, 265 ff. 





Grafen und Griftanen Hendel von Dounergmark. 181 


etwas wiſſen, und verlangte, feine Auserkorene ſolle ſelbſt 
den entſcheidenden Ausſpruch thun. Sie gab, ſei es im 
Ernſt oder zum Schein, freiwillig oder auf Antrieb der 
Aeltern, cine abſchlägige Antwort; ob überhaupt, oder 
nur im Sinne bed Aufſchubs, ſagt unfere Quelle?) nicht. 
Der Tag der Abreife des jungen Grafen ward nun feft- 
geſetzt. Am Rage vorher heißt er feinen Bedienten die 
Sachen einpaden und geht mit einem doppellaufigen 
Stugen auf. fein Zimmer. Bald darauf fale ein Schuß 
und. man findet den jungen Grafen in feinem Blute lies 
gen. Die herbdeigerufenen Aerzte erklären die Wunde fiir 
gefährlich, geben aber dod) Hoffnung ber Herftellung, 
Die aud binnen dreier Monate erfolgte. Der junge Graf 
gab vor, er habe den Schuß mit den Zähnen heraus- 
giehen wollen, wobei er unverſehens an den Hahn ge 
ftofien baben miiffe. Seiner Geliebten aber erflarte er, 
daß ex fic) aus Gergweiflung über das Fehlſchlagen ſei⸗ 
ner Hoffnung babe erſchießen wollen, was denn aud 
das Wahrſcheinlichſte it, ungeachtet damals der Werther 
nod) nicht gefdricben war. Daf er damit ihe ganges 
Herz gewann, ift ebenfo natürlich, wie daß fie ſich durch 
keine Vorftellungen abhalten lief, ihn wahrend feiner 
SKrankheit auf das Zaͤrtlichſte gu pflegen. Reider aber 
-ward er, von der Wunde genefen, durd ein Fledfieber, 
welches die Wunde wieder Hffnete, am 19, Januar 1739 
dabingerafft. Henriette war untröſtlich; fie hatte ihren 
Geliebten verloren und klagte ſich felbft und ihre Meltern 
als die Urbeber feined Todes an. Da die Sdhwagerin 
des Grafen 2) ins Karlsbad reifte, fo gab ex ihr feine 


1) Wilding, Beitrdge, IV, 20 ff. 

2) Bol die Gemadlin “eines Altern Bruders? Die. feined zwei⸗ 
ten, die Mutter des fo unglidlid Geftorbenen, war bereits todt und 
iby dadurch fo harter Jammer erfpart worden. 


182 Grafen und Grifinnen Hendel von Donnerhmark. 


troftlofe Tochter mit, daß fie dort Serftreuung finde. 
Gr abnete nicht, weldhen gefabrliden Punkt er gewabhit 
hatte. Sie nahm in Karlébad Ertrapoft, fubr nad Prag 
und trat bier gur fatholifden Kirche über; cin Entſchluß, 
der Niemanden bitterer ſchmerzen konnte, alé die ftreng 
proteſtantiſchen Weltern. Dazu fam, daß die alte Mei 
gung der Menfden, bei jedem Vorgange guerft nad) 
ſchlechten Motiven und Mitteln gu fuden und an diefe 
am. willigften gu glauben, fowie die neuere Reigung, ſich 
gu freuen, wenn ſich den fiir Pietiften geltenden Perfonen 
etwas recht Schlechtes nachſagen laft — beides ein paar 
liebliche Züge der buntgemiſchten Menfdyennatur — Ber- 
leumbungen verbreitete, welche die Grafin beſchuldigten, 
daß fie der Sticftodter die Zuncigung ihres Waters ents 
zogen babe, ja von einer Vergiftung des jungen Grafen 
um der Herrſchaft Oderberg willen ‘redeten. Niemand, 
der den Grafen und die Grafin irgendwie naher tannte 
und ihren Werth gu wiirdigen wufte, glaubte ein Wort 
von diefen Verleumbungen. Am Sterbebette unfers Grafen 
finden wir die altefte Schweſter feines Neffen alé Gaft im 
grafliden Haufe und danfbar den Segen ihres verehrten 
Obeims empfangend. — Der jungen Grafin foll die 
Stelle ciner Hofdame. am faiferliden Hofe verfproden 
worden fein, was aber durch den Tod Kaifer Karl's VI. 
verhindert worden fei.) Es erſchien cine kaiſerliche Com ⸗ 
miſſion in Pölzig, vor welder der Graf eidlich geloben 
mußte, daß er feiner Tochter ihrer Flucht und Religions ⸗ 
veraͤuderung halber nichts entziehen und daß er ihr jähr ⸗ 
lich 800 Thlr. zu ihrem Unterhalt ausſetzen wolle. Alles, 
was ihr an Schmuck, Kleidungsſtücken, ſonſtigen Mobilien 
gehoͤrte, mußte ausgeliefert, oder der Werth, nad Bee 


1) Warum? Marie Thereſia war betehrungsetfriger, als ihr Vater. 


Grafen und Graͤſinnen Hendel von Donnersmark. 183 


ftimmung des Commiffars und feiner Frau, die damit 
aud) gur faiferliden Functionairin wurde, bezahlt werden. 
Der Commiffar foll gwar ein ftrenger und harter Mann 
gewefen, durch die Geduld, Standhaftigheit und vater- 
liche Uneigenniigigfeit des Grafen aber dod) fo gerũhrt 
worden fein, dab ex bei Dem Abſchiede geweint und ge 
ſtanden haben fol: wenn er von einem feiner Rinder fo 
gefranft wiirde, fo würde er es nidt ertragen fonnen. 
Der Graf erwiderte: ,,Sagen Sie meiner unglücklichen 
Tochter, fie habe ihren Vater tief gebeugt, aber feine 
Religion unterftiige ihn. Er ſchicke ihr nicht Flüche, fone 
dern Segen und Firbitte nad. Das väterliche Haus 
und die vaterliden Arme, welche fie fo muthwillig ver= 
laffen habe, ſollten beftandig fiir fie offen fein. Er wuͤnſche 
nut diefes, Daf Gott ihre Seele retten mage.” Sn der 
Rhat hat fic) wenigſtens ein brieflider freundlider Vers 
Fehr gwifchen Henrietten und ihrem Water wieder ange- 
Eniipft. Sie foll ihr Unrecht eingefehen und ihe Verfah⸗ 
ten bereut baben. Aud in Betreff des Confeffions- 
wechſels, den fie wol nicht aus Ueberzeugung 2), fondern 
um in Defterreidy Schutz gu finden, vorgenommen hatte, 
foll fie gu ihren Vertrauten gefagt haben, daß fie im 
Herzen nod) evangeliſch fei und nice gu den Heiligen, 
fondern allein gu Gott betes fie habe fic) auch die Gr- 
laubniß, in der Bibel gu lefen, ausgewirkt. Sie lebte 
librigené al8 Roftgdngerin in einem Kloſter gu Prag. 
Hier hatte fie, bei Gelegenheit der franzöſiſchen Invafion, 
einen franzöſiſchen Oberften Auguft Grafen v. Sanguin 
fennen gelernt, von dem fie ihrem Bater ſchrieb, daß es 


3 Moͤglich allerdings, daß ein Ueberdruß an tem Lutherthume, 
wie fle es fennen gelernt hatte, und als der Gonfeffion Deret, die fie 
als vie Berfolger ihrer tebe Getradhtete, tm Spiele gemefen {f. 


184 Grafen und Grifinnen Hendel von Donnersmark. 


ein reidher und angenehmer Mann und der Letzte vor 
feiner Familie fei. Sie erhielt die vaterlide Zuſtimmung 
und vermablte fid) 1742 mit Sanguin, dent fie einen 
Sohn gebar. Bei der Belagerung von Prag rif aber 
1743 eine Kanonenkugel ihrem Gemahl beide Beine bin 
weg; er ward in diefem Zuftande gu ihe gebracht und 
ftarb nad) wenigen Tagen. Auch fein Sohn folgte ibm 
bald, und bie franzöſiſchen Schwiegeraltern Henriettens 
erklärten, fie batten wabrend des Kriegs keine Briefe von 
ihrem Sohne erhalten und feine he werde wol nicht recht ⸗ 
mãßig fein. Jedenfalls ift von da aus nichts gu erlangen ge: 
wefen und Henviette ging, nach diefer kurzen Epifode ihres 
Rebens, wieder als Koſtgängerin in ihe Kloſter und ift 
1773 in demfelben geftorben. Ihr Vater hatte ihrer auf 
feinem Sterbebette in folgender Weife gedacht: ,, Rud 
meine Henrictte muß gefegnet und unter meinen Kindern 
unvergeffen fein. Sie hat fic veriret, die Unglücklichel 
Gott bringe fie zurück, rette ihre Seele, und laffe es ihr 
woblgehn. Ich habe the alles vergeben. Gott hat mir 
foviel vergeben; follte ich es nicht auch thun? Schreibet 
es ibe, wenn ich nicht mehr bier bin.” Frau v. Montel, 
bie Ergieherin Henriettens, foll von dem grafliden Haufe, 
folange ihr Leben nod) wabrte, febr geſchätzt und Mut 
ter genannt worden fein, verließ daffelbe aber doch nach 
der Flucht ihrer Pflegebefohlenen und hat nachmals gu 
Dresden bei der verwitweten Geheimenrathin Le Fort gee 
_ Iebt. Die Grafin Henckel nahm an ihrer Stelle cin 
Fraulein v. Gersdorf, die nachherige Gattin des Prof. 
Franke in Halle, zur Geſellſchafterin und Leiterin ihrer 
Tochter. 
Es hat ſich ſchon aus dem Vorhergehenden mehrfach 
ergeben, daß Graf Erdmann Heinrich, in dem nächſten 
Verkehre init den Familien Reuß, Solms-Baruth, Stol⸗ 


Grafen und Grafinnen Genel von Donmersmark, 185 


berg · Wernigerode, Promnig, der verwitweten Herzogin 
Johanna Eliſabeth von Wiirttemberg, der Freundin Hau⸗ 
ber's, ſtehend, mit vielen Anhingern Franfe’s, mit Jo⸗ 
hann Adam Steinmeg und deffen Sinnesgenoffen in 
wobhlwollender Berbindung 4), gu Denjenigen gezählt 
wurde, die fic) Stille im Lande nannten, von dev Beit 
aber als Picticften begeidhnet wurden und.damalé eben: 
fo baufigen und hämiſchen Angriffen ausgefegt waren, 
als in einer fpdtern Zeit. Uns ſcheint ex jedenfalls eines 
dev edelften Muſterſtücke diefer Claſſe gewefen gu fein, 
mit der ex nur die edeln und echt dhriftliden Züge, 
nidt die Schwächen und Verirrungen gemein hatte. 
Wie ex ſchon alé Yingling fic) gwar mit Entſchieden⸗ 
Heit von Verfuchungen losriß, denen fich ausgufegen ihm 
weber der Weltton, nod die Luft der Sinne geniigender 
Grund ſchien, aber fid) gleidhgeitig nicht in den Separatis: 
mus gribelnder Shwarmerfecten hineingichen lies, fo hat 
ex fic fein Leben hindurch gebalten. Er fudste cin Chrift 
gu fein, wie Alle, die fic) nach Chrifti Namen nennen, 
das follen. Gr fuchte es gu fein in bem Gefiible find= 
licher Abhangigteit von dem himmliſchen Vater, treuer, 
danfbarer Anhanglidfeit an den göttlichen Mittler und 
Grlofer, demüthiger Erkenntniß eigener Schwächen und 
Mäangel, Streben nach Reinheit des Wandels, werk 
thatiger Bruderliebe, Milde des Sinnes, Lauterkeit des 
Willen’. Uber ex gefiel fic) weber in den tändelnden 
Formen, welde die damalige Zeitmode der fogenannten 
Frommen waren, nod) vertiefte er fic) in diiftere Griibee 


1) Steinmes, feit 1732 Abt gu Mlofterbergen, Muthmann, nads> 
mals Prediger und Adjunct gu Saalfeld, und Sarganed, nadmals 
Infpector ded Pddagoginms gu Glauda bei Halle, fanden, bei ihrer 
Satedinng aus Sdlefien, eine Beit lang gafttihe Sufludt bet dem 

afen. 


186 Grafen unb Grifinnen Hendel von Dounerdmart. 


feien nach Nebenwerk und Unerforſchlichem. Ge war 
fromm, nicht Frömmler. Er wer mit Wahrheit und 
Genft bei der Sache, die ihm nicht cine Zerftreuung blae 
firter Langweile, nidt ein Deckmantel vergangener oder 
nod) gepflegter Sinden, nicht cin Rubefiffen thatlofer 
Bequemlidfeit, fondern das hohe Gefeg feined Lebens 
war. Er ſcheint der lutheriſchen Orthodoxie naͤher gee 
ſtanden zu haben, als manche Andere ſeiner Richtung, 
drang aber über Form und Formeln zu dem Weſen, 
dem Geiſte, nicht in philoſophiſcher Speculation, ſondern 
indem er den ganzen Menſchen ergreifen ließ und Chriſti 
Weſen, Lehre und Beiſpiel über alle Gelehrſamkeit und 
allen Scharfſinn der Theologen ſetzte. Er war fern von 
phariſaiſcher Ueberhebung und allenr Verdammungs · und 
Aus ſchließungsgeiſte. Biafding, der ihn genau gekannt 
hat, fagt von ibm): „In der Bheologie ftimmte et 
mit Spener und den ältern halliſchen Theologen feiner 
Beit überein. Im thatigen Chriftenthum hatte er zwar 
aud etwas von der ballifden Form und Sprache ane 
genommen; ex lief fid) aber nicht von dent Secten: und 
Formengeift beherrſchen, fondern übte es auf feine cigene 
Weife aus, die den Sinn Chrifti und die allgemeine 
Liebe ausdrückte. Wer Gott von Hergen verehrte, liebte 
und vertraute, und wer ein aufrichtiger Verehrer und 
Bekenner Jeſu Chrifti. war, der war ihm angenehm, mit 
dem vereinigte ſich fein Herz“. Mir glauben fider, er 
würde aud) den redliden Yuden, Türken und Heiden 
nicht fiir von Gott verworfen eradtet, wenn aud) ſehn ⸗ 
lichſt gewünſcht und nad Kräften gefordert haben, daß 
das Licht des Chriftenthums in feine Sele dringe. Wenn 
ex in Giner criftliden Gonfeffion die Züge der drift: 


1) Beltedge, 1V, 39—40. 








Grafen und Grifinnen Hendel von Dounerdmcrt. 187 


lichen Gemeinſchaft nicht Har genug gu erfaffen vermochte, 
fo war es die romiſch · katholiſche. Als ex aber, bei der 
Ridreife von der Befignahme der Herrſchaft Oderberg, 
dad Unglück hatte, daß cin mitgenommener Wegweifer, 
der, wider ben Roth und Willen des Srafen, auf ſchlüpf ⸗ 
vigem Wege neben dem Wagen ging, ausglitſchte und 
ber ſchwer bepadte Wagen demfelben liber die Bruft 
ging, pflegte ex ibn nicht nur, was fic) von felbft ver⸗ 
ſtand, mit eigener Unftrengung auf dad Sorgfaltig(te, 
half ihn felbft mit in ein Haus tragen, ſchickte einen 
Bedienten nach Aerzten und cinem katholiſchen Geiſtlichen, 
ſondern betete auch mit ihm und ermahnte ihn in ſolcher 
Weiſe, daß der ſterbende Mann, als der katholiſche Prie- 
fier ihn fragte: Ob nicht der Reger an feinem ode 
Schuld fei? entgegnete: „Nein, der Mann war tein 
Keger, fondern ein Engel Gottes. Seitdem ich lebe, 
ift mir von feinem Menſchen foviel Guted und foviel 
roft, als von ihm, widerfabren. Gr hat mid aud 
genug vor bem Ungliid gewarnts id) bin ibm aber nidt 
folgfam gewefen und alfo felbft an meinem Tode ſchuld.“ 
Der Graf bezahlte alle Koſten, lich ihn beerdigen und 
gab etwas gum Unterbalt der Witwe und Minder. — 
Sein Ghriftenthum war aud fein tribes und Selbſt ⸗ 
quäleriſches. Büſching fagt von ihmi): „Er war ein 
Mann von mittler Größe, wohl gebildet, lebhaft ohne 
Gerdufeh, angenehm in der Stimme und in den Mienen, 
in der Bewegung und im gangen Wefen, und nabm dar 
durch Sedermann fiir ſich cin. Seine verftindige, wohl · 
bedachte und paffende Rede, feine Meisheit, Klugheit 
und Beſcheidenheit im Urtheilen, feine Rechtſchaffenheit, 
welde fid) durch Gefidht und ganged Weſen aͤußerte, 


1) @eitedge, IV, 32 ff. 


188 Grafen und Grifinnen Hence! von Donnersmard. 


und feine leutfelige Art und Weife, ſich in allerlei Men- 
fen gu fciden, gewannen ibm die Hodadjtung, die 
Liebe und das Butrauen Mer, mit welden er umging 
und die fid) ibm naberten, von welchem Stande, Geſchlecht 
und Alter fie aud) waren. Fair den geſellſchaftlichen Um⸗ 
gang war er ein erwünſchter Mann; denn durch feine 
Heiterkeit und Munterkeit belebte er Ale, fann anſtän ⸗ 
Dige und unfdadliche Mittel gum Vergniigen aus, und 
ließ bei der Bemühung, Andere auf cine angenehme 
Weife gu unterhalten, teine feiner Arbeiten liegen. Auch 
Diejenigen, welche ihn taglid) ſahen, bemerften feine Une 
zufriedenheit und Unluft ded Gemüthes an ihm, fondern 
ex war immer derfelbe gefellige, gefallige und freund= 
ſchaftllche Geſellſchafter, der Whe gufrieden und vergniigt 
gu machen ſich beftrebte, follte er fid) aud) daritber felbft 
die nöthige Ruhe entzichen. Es ift ihm ſehr viel Un: 
angenchmes und Betriibtes begegnet, es machte ibn abcr 
gegen die Seinigen nidt mürriſch. Sobald dergleiden 
vorfiel, begab er ficy in fein Zimmer, tiberlegte es in ter 
Ginfamfeit, betete darüber gu Gott, und dann fam er 
wieder fo Heiter gum Vorfdein, als die Sonne inter 
dunkeln Wolfen hervortritt.” Derſelbe Schriftſteller bee 
richtet von feiner großen Gaftfreibeit und Freigebigkeit, 
wie fo viele Perfonen von allen Standen, aus benach ⸗ 
barten und entfernten Gegenden Pölzig als einen Ort 
ded edeln Vergniigens, der Erbauung und der Zuflucht 
gefunden Hatten, von feiner innigen Zärtlichkeit fie feine 
Gemablinnen*), von feiner weifen Vaterliebe fiir feine 


1) U. % fudte er ihnen alles Unangenchme und Sdredhafte 


. -mébglidft gu erfparen. Ginft hatte feine Gemablin mebre Rddte _ 


Hinter einander wegen Zahnwehs nicht ſchlafen koöͤnnen. Ais fie ends 
Tih eingeſchlafen mar, bdrte ver nod wachende Graf, mie Diebe in 


Grofen und Griftnnen Hendel von Dounerdmart. 189 


Kinder, deren Zutrauen er von ihrer erften Kindheit an 
gu gewinnen ſuchte, deren Spiele ex anordnete und ere 
fand und felbft daran theilnahm, denen er ſich in all 
ihrer natiirliden Lebhaftigkeit gu geigen geftattete, und 
dabei nachſichtig gegen Unbedachtſamkeit, fireng gegen 
wirkliche Unart war, von der rückſichtsvollen und wobl 
wollenden Behandlung der Rehrer feiner Kinder, von 
feinem würdigen Verhalten gegen Diener und Unters 
thanen. 4) 

Im Auguft 1752 erkrankte er, und fein Hausarzt, 
Dr. Grundmann gu Gera, fand ſogleich, daß ein gefähr · 
liches bigiged Gieber den Grafen befallen babe. Es war 
feine letzte Krankheit und er beftand fie und den Zod 
alé ein echter Chrift, mit Geduld und Faffung und fteter 
Ermahnung der Seinigen, danfoar fiir alle Pflege, gue 
legt Frau und Kinder und alle anwefenden Verwandten 
und Freunde?) und die fic) nad feinem Segen drängende 
Dienerſchaft fegnend. Er verſchied fanft, unter der 
Seinen Gebet, bei bem Untergange der Sonne des 
1, Septembers 1752. Sein Tod entfprad dem Tode 
der Ghriften, wie er ihn, in wehmuͤthiger Erinnerung 
an feine frith gefchiedene erſte Gattin, wenige Jahre nad 


die unter dem Schlafzimmer befindlide Küche einbraden und ginnerne 
Sguͤffein und Teller einpadten. Er entſchloß fid, lieber einigen Ver- 
Tuft gu erleiden, als feine Gemablin aufgumeden und gu erſchrecken. 
G8 gentigte uͤbrigens, daß er die Pantoffeln einige mal auf dem 
Boden hins und herzog, um die Diebe dahin gu bringen, daß fic 
fih, mit 3uridlaffung ihrer Beute, davonmadten. 

1) Bgl. Büſching, Beiträge, 1V, 32 ff. 

2) Genannt werden als bei feinem Bode gugegen, aufer Frau und 
Kindern und feiner Ridte, Helene Ernefta, Tochter Graf Wenceslaus 
Ludwig’s, Frdulein Ghriftine Karoline v. Garlowig, ein Herr v. Ko= 
{Higty und der Prediger ves Ortes, dem ex Gotted Segen gu feinem 
Amte wůnſchte. 


190 Grafen und Grifiunen Hendel von Donuerhmark 


deren Bode in einem Werke geſchildert und an 51 Bei 
ſpielen nachgewieſen bat, welded feiner Zeit viel gelefen 
worben iff und Gielen gue Erbauung und Stirfung 
far den großen Moment, welder Keinem aushleibt, ge 
dient bat.*) ° 

Seine hinterlaffene Witwe wird als eine überaus 
woblthatige Frau, lebhaften, freudigen und thatfraftigen 
Weſens geſchildert. „Sie war die Mutter ihres gangen 
Haufes und ihrer Unterthanen. Im Wohlthun fand fie 
flix fich felbft Glückſeligkeit, und die Urt und Weife, mit 
welder fie dic Woblthatigteit ausübte, erhöhete den 
Werth derfelben. Denn entweder leiftete fie diefelbige 
unbemerft, ober mit folder Qeutfeligteit und Fröhlichkeit, 
daß die Empfinger ihrer Gaben deutlich wahrnahmen, 
wie wohl fie fic) felbft dabei befinde, geben gu fin= 
nen; waͤhrend es ihr webe that, daß fie eben nitht fo 
viel vermochte, al8 fie wünſchte. Man fonnte fie ein 
Urbild der Menſchenliebe und Leutfeligfeit nennen. 2) 
Die Faffung, mit der fie den fie tief betrübenden Zod 
ihres Gemahls ertrug, war auf edjted Gottvertrauen 
gegründet, und um fo achtungéwerther, fe unfiderer die 
Butunft war, welder diefer Todesfall fie äußerlich aus: 
febte. Krieg, Vormundſchaften, Bürgſchaften, Gaftfrei= 





1) GB fart dew Titel: „Die tegten Stunden einiger der evans 
geliſchen Lehre gugethanen und in diefem und nddftverfloffenen Babe 
ren felig in tem Herrn verftorbenen Perfonen, von unterfdicdenem 
Stande, Gefdledt und Alter, gum Lobe Gottes, und gu allgemeiner 
Erweckung, Erbanung und Stdrfung ſowohl derer jego Lebenden, alé 
det Nachkoinmen, aus gemiffen und wohigepriften Nadridten gufam= 
mengetragen von Erdmann Heinrid) Grafen Hendel. Halle, 1720-- 
1733, 4 Bre.” — Dem erften Aheile war eine Borrede der theo— 
logiſchen Gacultdt beigegeben und er erfubr ſchon 1722 eine neue 
Auflage. Der sweite Zben hat drei, der dritte gwei Auflagen ericbt. 


1) Büſching, Beitrdge, IV, 45. 


Grafen und Grifinnen Hendel von Dounerduark. 191 


eit und Wohlthätigkeit Hatten ihrem Gemahl beträcht ·⸗ 
liche Schulden gugesogen. Die Giiter fielen dem Sohne 
gu. Dee Graf hatte gwar Pölzig feiner Gemablin gue 
fereiben wollen; der Raufbrief war aber nod nidt 
unterzeichnet und in det Angſt der nur ſechs Tage 
wabrenden legten Krankheit des Grafen dachte fie nidt 
daran, ibn an die Vollgiehung diefes Geſchäfts gu ere 
innern, oder wollte das aus Zartgefiibl nit. Man fand 
unter den Papieren ded Grafen ein von ihm untere 
zeichnetes Blanquet und rieth der Grafin, den bercité 
vorhandenen Raufbrief darauf fdjreiben gu laffen, was fie 
natürlich alé Betrug zurückwies und daé Blanquet vers 
brannte, So waren ihre auferen Umſtände beſchränkt. 
Dod wurde fie von ihrer Tante, dex verwitweten Here 
gogin von Wiirttemberg, miitterlid) unterftiigt, und als 
diefe 1758 ftarb, trat der Markgraf Karl Friedrich von 
Baden-Durlad*) fiir diefelbe ein, der ihr auch von der 
SKaiferin Katharine I.*) ein anſehnliches Geſchenk er: 
wirkte. Einige Sabre lang war fie von Blindheit heime 
geſucht, wovon fie 1768 cine glückliche Operation eines 
reifenden Augenarztes befreite. Sonſt war ihr Alter 
gefund und fröhlich, und fie ift, nach furger Krankheit, 
am 30, Mai 1783, im 79. Lebensjahre, verftorben. 





1) Gin Grofnelfe der Hergogin. Geb. 22. Nov. 1728, fuce. in 
Saden⸗ Durlach 1738, in Baden-Baden 1771, 1803 Kurfürſt, 1806 
Grofherzog, ¢ 10. Juni 1811. Die Adtung und Shetlnahme, welde 
diefer treffiiche Fütſt der verwitweten Grifin Henckei bewies, ift ein 
ribmlides Seugnip far beive Sheite. 


2) Die miltterlighe Grofmutter der Kaiſerin, Whertine Frieverite 
von HolfteinsGottore, geborene Pringeffin von Baden⸗Durlach (geb. 
3. Juli 1682, verm. 3, Sept. 1704, + 22. Dec. 1755), war eine 
Schweſter der verwitweten Hergogin von Wirttemberg und der Mute 
tec auſerer Graͤfin gewefen. 


192 Genjen nab Grifnnen: Hgndel vox Donacedmart. 


Der Sohn, Graf Iohaun Erdmann (geb. 17. Ung. 
1728), wurbe, unter Leitung eines Hofmeifters, des 
nadmaligen Prof. Schott gu Tübingen, auf der dani- 
ſchen Ritterakademie gu Soroe gebildet, nabm nad dem 
Rode ſeinas Vaters ſeinen Sig in dev Herrſchaft Oder ⸗ 
berg und vermiglte ſich ſchon am 28, Februar 1753 mit 
Henriette Friederike, der am 7. Juli 1733 geborenen Toch ⸗ 
ter ded gelebrten Grafen Heinrich v. Bina: auf Dablen 
(geb. 2. Suni 1697, + 7. April 1762). und deffen awei- 
ter Gemablin, der Grafin Erdmuthe Friederife v. Hoym⸗ 
Guteborn. Sie gebar ihm einen Sohn, der aber ſchon 
nad) wenigen Tagen, und eine Tochter, die im gweiten 
Rebensjahre wieder geftorben ift, und hat fid, wider ſei⸗ 
nen Willen und ohne feine Schuld, von ihm ſcheiden 
laſſen. (Mud ihre, allerdings ſchon 1742 verftorbene 
Mutter war von ihrem Gemahl gefchieden.) Graf Hen- 
del, der aus dem Sreife, in weldem fic feine Aeltern 
bewegten, mehr herausgetreten gu fein fcheint, hat ſich 
nachher wieder mit Marie Thereſe Gollfinger v. Steins: 
berg aus Prag vermahlt und einen bald wieder geftore 
benen Sohn und eine Tochter mit derfelben ergeugt. 
Dann ift am 13. Mai 1803 der ganze Mannsſtamm 
diefer Linie mit Graf Johann Erdmann erlofdhen. Die 
Herrſchaft Oderberg war allodificirt worden und ift in 
den Befig der Fürſten Lichnowski gefommen. Pölzig 
wurde fiir die Hergogin uife von Coburg- Gotha ere 
kauft, weldhe fid) nach der Srennung von ihrem Gee 
mabl (1824) Grafin von Pölzig und Beyersdorf nannte, 
fowie aud ihr gweiter Gemabl, Werander v. Hanftein, 
1827 gum Grafen von Pölzig erhoben ward. 

Die Vodter, Johanne Charlotte, der Liebling ihrer 
Aeltern, die aud) ihres Waters ganged Vertrauen befeffen 
atte, vermablte fic) am 4. November 1756 mit feinem 


Grafen und Grifinnen Hendel von Dennerfmert. 193 


Freunde, dem Grafen Otto Leopold v. Beesz, preußi ⸗ 
ſchem Staatsminifter und Oberhofmarfdall, welchen ihr 
verſtorbener Vater in Dresden fennen gelernt hatte, als 
Beesz dafelbft preußiſcher Gefandter war. Er ftarb 
{con 17. Januar 1761, hinterließ aber feiner Witwe 
den lebenslaͤnglichen Befig und Genus der Rittergiter 
Vorhaus in Schleſien und Lindenberg in der Marf, 
welded letztere fie gu ihrem bleibenden Wobhnfig machte. 





VIL Tardinal Coide. 


Nag dem Tode Innoceng’ (XM. 9, der, wie der XI. 
und XI, dieſes Namens, qu den beften Kirchenfuͤrſten 
gebdrt hatte, die den papftliden Stuhl geziert haben, 
wiinfdten die Cardinale, ihm einen in aufrichtiger Frdm- 
migkeit und driftlider Demuth entfpredenden Nachfol · 
ger gu geben, und fielen, einmüthig und ohne vorher · 
gebende Parteiungen und Cabalen, auf den Erzbiſchof 
von Benevent, Vincenz Maria Orfini, einen am 2. Febr. 
1649 zu Neapel gebornen Sohn Ferdinand’s Ul. Her- 
30g8 von Gravina. Derfelbe war 1667 in den Orden 
des Heil. Dominicus getreten, 1672 Cardinal und Pre- 
fetto della congregazione del concilio, 1673 Bi- 
{dof von Manfredonia, 1680 Biſchof von Cefena, 1686 
Erzbiſchof von Benevent geworden. Hier beftand er 


Mcael Angelo ont, geb. zu Rom 15, Mai 1655, Sohn Cerio 
Gout 8 Hergogs von Poli, 1693 Gouverneur von Viterbo, 1695 Err⸗ 
8. von 8 tind Renting in der Schweiz, 1698 in Liſſabon, 
Garind, & Me wal ‘apt ,.+ +7, Rin 1724. — Veber 
i EE Y, Sat cent X. heh vorher Anton 
Pignatelll, war zu ‘nee fe 3 615 geboren, ein Sohn — 
— * Murquis von eee jai a hex. —— 
* 


You Faenza 
= eee eae und — Oepibes of 12, "Bute 1691” Papft, 





Carbinal Cofcia. 195 


jenes furchtbare Erdbeben von’ 1688, bei welchem aug 
dex erzbiſchöfliche Palaſt in Trümmer ftiirgte, der Erz⸗ 
biſchof ſelbſt aber auf cine wundergleiche Weiſe gerettet 
ward, und balf dann die gerftirte Stadt durch große 
Beitrage aus feinem Privatvermigen wieder aufbauen. 
Um 2, Mai 1724 berief ign die einmüthige Stimme 
des Conclavesd auf den papfiliden Stuhl. Gr hatte 
nichts weniger vermuthet und war über feine Wahl fo 
erſchrocken, daß ex lieber geflüchtet ware, und daß er 
ſich erſt dann zur Annahme der Wahl bereit erklaͤrte, 
als mon den General des Dominicanerordens herbeigeru ⸗ 
fen und dieſer ihm bei dem h. Gehorſam gebotgn hatte, 
dem Rufe Folge gu leiften. Es war bei feinem Strdue 
ben night etwa, wie wol in cinigen Fallen geſchehen ift, 
Verftellung im Spiel gewefen, vielmehr war es cin 
vollfommen aufrichtiges und vielleicht mag man es, nee 
ben der nicht felten bei gar adtbaren Naturen vorfoms 
menden Erfdeinung, daß fie cine beſcheidene, aber rubige 
Stellung einer glangendern, aber bewegten und forgen- 
vollern vorgiehen, ciner Selbſtkenutniß des frommen Bie 
ſchofs zuſchreiben, der feinen wahren Beruf beffer fannte, - 
alg feine Wahler. Benedict XML war ein forgfamer, 
woblthatiger und volksbeliebter Biſchof geweſen; ex war 
ein gelehrter und frommer Geiſtlicher; aber der welts 
lichen Wufgabe des Papftthums war weber fein Geift, 
noch fein Charatter gewachfen. Es gebtady ihm an 
Sinn fie diefe Dinge, an Gefehapretennents; Bick und 
Urtheil, und ex überließ ſich gong. dem .Ginfluife übel⸗ 
gewãahlter Vertrauten und Gunſtlinge, welche ſehr ato 
cing, Wirthſchaft trieben, die gu zahireichen Befchwerden 
and arger Verſtimmung des Volkes Anlaß gab. 
Seine Abfichten waren gut und namentlich friedlich 
und perſöhnlich. Auch begann er ſeine Regierung mit 
g* 


196 Cathiual Gofeis, 


daenr Vergleich, der. Dein · Kirchenſtaate gum onthe 
gercichte, aind dach auch einen andern · wichtigen Bethei · 
ligten/ deni Moifer, deftiedigte/ dem Veugleich naͤmlich in 
Betroeff EommatthiosDieſer zwiſchen · Ravenna und 
Fervara elegeneẽ hauptſächlich trad die: daye grhötigen 
Dapper nad Fiſchereien werthublle Play: war cit altes 
ReidhBehety als Fobhes~ von Bem Hauſe⸗ Gfe, dem 
frhern Befiger; fdion-1354 : anevfeant und. die Be 
lehnung ‘Damit: von allen Hergogen -von / Modena :awe 
jenem Hauſe wegelmipig geſucht · worden. - Da o aber 
wor dem Ferrareſiſchen umſchloſſen wae, ſo hatte dix 
pãpſttiche Kamien, als Clemens VAL. *) 1606 das Gere 
zogthum · Fertarn dem Hauſe Eſte entriß, auch Com⸗ 
macchio mit in Beſitz genommen. Gon dem damali ⸗ 
gen Kaiſer, Rudolf I., war nichts gu erwarten, als ein 
thatloſer Proteſt, wnd- auch nachfolgende Kaiſer fanden 
nicht gerathen, Re dieſes Platzes halber mit dem Papfte 
zu verzwiſten. Beth Haste man feinem Rechte niemals 
entfagt, fo wenig, wie bie feet auf Modena beſchraͤnkten 
Eſtes. Als aber die Porteinahme Giemené’ XI.) für 





) Hippaldt Atdobraudini, geboren qu Fano 1536, Sohn Site 
efter: —ã @ouverneurs ju. Fand, Garbinal "1555, Regat 
in Reo Papft SW. Jan. 1592, $5. Mir, 1605. Ws ec am 

1506 jeinen teiutsphirenden Gingug tn Ferrara gehalten 
fete — in ber Radt der Marcheſanenthurm ab und viele 
Etnwohner kamm delm Soſchen aum. Drei Rage nad feinem gleid⸗ 
falls teumpfinendet @Biedereingug in Rom trat die Biber in einer 

Weiſe ae , dap viele Hauſer einftdrsten und mehr als 1500 Mens 
ſchen wnb ‘Revion” Ramen. Minter Diofer Papfe bluchte bas Rewoten· 
weſen. Gr war der Bruder des Cardinals Johann Aldovraudini, 
dee, Dpeim, a ign houpthiglid behecridenden Cardinals Deter Ale 
dobranditii, der Grofoheim der Gardindle Silvefter (+ 1612) und 
pare A. — —E — Lad ‘ —28 Deb, 

vox Gorpincli: ey her ARannsfta ines Haꝛ ers 
ioſch Jhon ta dex zweiten Generation. 
9) Johamm Franz Albani, geboren «pu drdiao-29. Juli 1640, 


Cardinal Gofoias: ww 


Frankreſch · den Katſer Zoſoph -L gurcinew fgftigerrand 
erfolgtdchen Giuſchreicen gegen teen Papfrvermiasite, 
fo wurhenam 24. Mat 1768: def Coumtiakhivs don: tei 
fertichen Truppen · beſetzt, und wars felthe fi Herfay 
ferliche Rawmnter: derwaltet wooden, Srhere feat einigor 
ult ſchwebte aber Ane Unterhandéang Hbe sivfe Bade 
go: Rows und am 25 Nowe 17M fom aim Verzleich go 
Stande, cn.:20. Bebu: 1725. Jur Mus fiihuimg, wonach 
die pipiitige Kammer, unter Volbehait aller Rechte bed 
Haifers unb ded. Harfes Gſte, wieber in den Beis vow 
Gommacshio'tane, ‘dem iRatfeo aber die geiſtüchen Ichnten 
in allen ſeinen Reichen bewllligt wurden. “Die Cardinãle 
Gienfuegos ” und· Paoluci sone deſen⸗ Bermeic 


Sohn Karl Ihen aus Urbino, ' cines ammeter, pel 
Barberi, 16! 0 Gervinet, | 23: Row 1108 pars 
—* 

y Miners Glenfuages "eh, aT: ‘Sale. 1900, * — 
afturifgen Seſoehe bel den’ Sefuiten erjogen, dann alé Docent 
ver Theologle und Mhetorit nag Salamanca Pitufen, Bi Beichtvater 
ded Amirante von Caftiliew, Grafek Melgar, ven er ni bem Spee 
reichiſchen Intereffe fefthielt” und ſchließlich zur Emigration nad Pore 
tugal beftimmte, nad deffen am 23. Juni 1705" ga Gftremos ers 
folgtem Sede Relient Knig Rat's Ul. tn Liffabor, 1714 auf einet 
Miffion-in England, gab 1717 gu Wien ett Aenigma theatogionm 
in gmet Banden heraus, ward 1720 auf anbaltenve kaiſerliche Bere 
wendung Garbinat und vom Raifer gum Bifdyef vom Catania ernaant; 
1V8L wiatl. Ged. Math, 1722 Bicetinig eon Reapcl, LTA Pree 
tector von Sicilien, Erzbiſchof vom Mourealez aff ihm diefet durch 
die Spanier entzogen. ward, weshalb ex 1737 deb ficiltanifiven Staate= 
ſecretair Muardefe Montale ro excommunicirte, bid e 26 1739 gee 
gen Penfion an ben Gerbinat Aquivtva abteaty 17ah- — son 
bearer + 10. Aug. 1739. ote 

2 Babrigte — efi deB gleichnamigen Goeninatss ve am 
20. Jan 1625 Sohn Eosmos Grafen v. Gofbilo;, geboren 
m ee 1651, tees 5 BtfGof, 1606 seuntias in apdten xno rhs 
nal, unter Gtemens Xt: und Benedict XM. Staatel erttak, +1726; 
Er war ſtets ein ‘See der fatferliden Politik. Sein Bruber, Grof 
Pavtucet, vertfeivigte fldy im Srofeigetriege in: unem SGHMoffe gegett 











198 arb’ aft: : 


alg Bevollniachtigte betdet Thelte abgeſchloſſen und “bent 
Sohne des Grafen Sinzendorf (V, 296 ff), Philwp 
Audwig / Brathte er den Cardinalshut ein. Sud in ihm 
fremben Angelegenheiten gab ſich dieſer Papft, in ſeiner 
milben und hatmloſen Geſinnung, viele wohlgemrinte 
Mahe, gum Frieden zu wirken, und fachte nach allen 
Seiten Hin gu begütigen und gu gewinnen. Et erkannte 
den Victor Wmadeus vow Savoyen als König von Sar⸗ 
dinien au was feine Vorgaͤnger verweigert batten, und 
Dewilligte’ ihm dté beanſpruthten Vorrechte ard Auzeich · 
nungen. WS det netierwaͤhlte Kurfüͤrſt von Rin, Being 
Glemens ‘von Baiern '), nach Malen kam, um ſich vom 
Papfe jum Erzbiſchof wethen gu ldffen; int Betreff ſei⸗ 
nes perfonlichen Erſchelnens in Rom aber Ettkettenſchwie · 
rigkeiten entſtanden, with der Papſt diefen ads , ‘indent 
et nad) Viterbo reifte und bie Einweihung dafdBft- vor 
nahm. Allerdings bekam et bafiir vor der Munifieenz 
des neuen Rurflirften ſechs gofdene mit fofibaren Stet: 
nen beſetzte Seudter, ein goldered Kreuz, einen Refen: 
Trang von gtofen orientafifdjen Perlen, ein Diamant 
treug und 24,000 Seudi Reiſekoſten. Heber aber, als 
die 4 metioneh des Papſtthums, bfteben ihm immer die 
biſchöflichen Verrichtungen/ und ex relfte me Fteuden 
in das ihm’ jederzeit theure Benevent; wm die Kirche 
des heiligen Philipp Reri einzuweihen (1797). Wed 
IIB befuchte ex diefe Stadt, in der ex bie Mm’ liebe 





Hie Kaifeccsagn nem macy dehei, mit rea-aMd-aogt Hadern ¢ vies 
dergemacht. 

1) Clemens Auguſt, ged. 16. Aug. 1700, Sohn MarGuenuels 
von Balern ny det Kunigunde v. Sobiesta, 1716 Abt zu Berds 
tebgdbe 1710 —— * —* — 193 Cre 

of von in pof von eB hein . Biſchof von 
Denebrht, 173Y Dentiomacifter, + 6. Gebr. 1161. 


Cardinal Gols 199 


Big eanteit -penaifen batte, aud· b e SB9t- 
Viehe file fies Aof cx, aur green | an eit ber 
Ramer, fo viele Beneventance.,als. wdglG, sad Rom 
wg und wit Aemtern verſorgte. Die Mebeiabt ber 
Sffentiichen Aemter hat bekanntlich den grofea Radhtheil, 
bof alle Dicfenigen, daviiber..murcen, mele nicht gs 
ſolchen antern gelongen,..wihrend es doch höchſtens 
ia kleinen Schweierrepubliken vorkommen kann, doß es, 
wie in Greiftwaid einmal meht Etipendien alg Stubene 
ton 1), fo wahr Meter gibe als Bewerber. Vigentliche 
Nepoten. hatte... er mitht, wie er iiberheupt nicht an ſich 
dachte und Demuth, Aiagennũbigeln anjpruchslofẽ 
Reinheit deh Wollens Grundzuͤge ſeines Weſens waren. 
Aber fo tief war dieſes Nepotenweſen in das roömiſche 
Regiment verwebt, daß Kenner der dortigen Zuſtände 
geade verfiherten, es ware keller füt dea. Dapft und 
felbſt für den Staat, wenn ex maͤchtige Nepoten hatte. 
Dieſe würden gwar Staat und Volk filr die Begrün ⸗ 
bung: und Erweiterung ihrer Macht und ihres Reich · 
thums ausbeuten, wuͤrden dad aher auch durch ihre 
Macht gu deen und zu behaupten, -dig,,unter Dem Vor ⸗ 
waude, die Misbräuche gu bekaͤmpfen, quch gegen die 
weſentlichen Grundlagen des Stated. porgehende Dppo · 
fition im Zaume gu halten, und das Exrrungene haͤufig 
zum Glanze / und Nutzen des Staats und der Kirche, 
pons: bods ſonſt, mit einem. dynaſtiſchen lide, an bee 
Deutfamen Zukunftszwecken gu benugen wiſſen. Das 
Heer winziger Gauner, das den gutmuthigen, argloſen 
wend ve Betaife vatunbigen henediet aralegarte; ſaugie 





Damale ‘ging wenigftens in. der Btw — le Sage: in 
occa at a en inferibirt, der ki ait nigel 
cin Stipendium angunehmen. 


200 Carbinal Coſcia. 


dem Wolke mindgftens ebenſoriel ab, whe der maͤchtigſte 
Repot gethan hatte, that es aber im Wege ded Betrugs, 
des Unterſchleifs, ber Erpreſſung, in einer Weife, die. 
gu offenkundigen Gcandaten führte, fiir ſcharfe Zungen 
und Ralſonneurs den Stoff niemals ausgehen ließ und 
dem ganzen⸗Stagtsweſen Verachtung zuzog. - Solange 
dle Welt ſteht, iſt bad weſentliche Regiment der Staae 
ten immer nur in den Händen einer Mindergahl des 
Volks gewefen ‘und diefe ‘hat bei Handhabung ihrer 
Macht nisgends und niemals ſich felbft vergeſſen. Se 
groper thre Zahl ift, deffo häufiger werden ihre Collie 
fionen mif Dem. Volkswohl und deffo weniger kommt 
ihr cin Gefühl dhrer. Verantwortlichkeit, defto fdwieri- 
gee ift fie gu controlixen. In alle bem aber ift Segen, 
was bie Blide und Intereffen ‘der Regierenden, uͤber 
die kurze Spanne der Jetztzeit hinweg, auf die Zukunft 
richtet. 
Dod dem fei wie ihm wolle, der gewaltige Sturm, 
der nad) dem ode ded Papſtes gegen feinen Hauptfae 
voriten, den Cardinal Coſcia, losbradh, war weniger 
durch tine befonderd traurige age bes Staates, oder 
durd Sinden jened Cardinals, die fein Vorgänger über- 
troffen, als dadurch begriindet, daß der Mann eben cin 
ifolieter Parvenu war, der weder Adtung, nod Furcht 
einflofte. Der Staat hatte, unter dem perſonlich eine 
fachſten und uncigenniigigiten Papfte, cin ftetes Deficits. 
aber aud unter vielen vorbergehenden Regierungen wa⸗ 
ren Schulden gemacht werden, weil ein Sheil der öffent · 
lithen Gintinfte in Privatfaffen flop, und Benedict XIII. 
hatte bas Deficit zunächſt durch Erlaß von Abgaben, 
Abſchaffung hes Lottos, Erhdhung gu niedriger Gehalte 
und Aehnliches veranlagt. Aud) findet man nidt, daß, 
wie wol unter frühern Nepoten, grofe Acte ber Ber 


Catdinal Cofeia: 201 


drückung und Verfolgung ſtattgefunden hatter, die einen 
Volkshaß erklaͤren koͤnnten, wie et ſich bei ſtaͤrkern Ane 
laͤſſen nicht fo offen und heftig gezeigt hatte, Er ſcheint 
ſeinen Hauptgrund in der’ Eiferſucht auf die Behevett 
taner gehabt gu haben, denen die Römer das Monopol 
des Plünderns nicht gönnten), und tat fo offer und 
ruͤckſichtslos anf, well Coſcia mehr verachtet als geffirds 
tet war und mit dein Papſte Sdug und’ Stiige vers 
loren hatte. : CoS 

Nikolaus Cofcia, geb. 25. Yan. 1682 zu Pietta bet 
Benevent, von beſtrittener Herfunft, .wiewvhl fein Va⸗ 
ter noch gut Seit feimer Macht gelebt hat und erft im 
Auguſt 1726 geftorben ift, auch zwei Brilder des Nikolaus 
befannt find, von denen der Cine durch Kaifer Katl VI. 
den Hergogstitel erhielt, der Andere Biſchof von Targa 
wurde, fam bei Benedict XII. in’ Gunft, als diefer 
nod der Cardinal Orfini hieß. Gr fol ihn namentlich 
in einer höchſt gefährlichen Krantheit mit feltener Auf · 
opferung gepflegt und dadurch fein Leben gerettet hae 
ben. Gr wurde gunddft fein Haushofmeiſter und See 
cretair und in diefer Stellung befeftigte er fic) in dem 
Bertrauen und Wohlwollen des gutmilthigen Herm, der 
fein geſchaͤftliches Geſchick bewundern und feiner revue 
niemalé mistrauen modte, dergeftalt, daß er ihn, “bet 
feiner Erhebung auf den papftliden Stubl, gum House 
pralaten und Erzbiſchof von Trajanopoiis, 1728 aber 
gum Cardinal und gum Coadjutor des Erzbisthums Benes 
vent ernannte, weldes der Papft belbehatten hatte, Auch 


* 1) Go fitirmte 1830 der aufgewiegelte Poöbel, außer den MWohe 
nungen der ifm dezeichneten Dpfer, auch Bordetle, weil ble anptlvl⸗ 
legitten Buhtdirnen ihre Frewkde ‘and Hardlatigd gegen die drivi⸗ 
icgicten hegten. “Gutmiithige Livereie bielten bad far-cinen Xct der 
Bolksfittliteit. 
9 * * 


202 Carbiual· Cofeia. 


wurde. et it bén--Yohanniteforden aufgenduemer- und 
ote pieſes Drbend, ſowie Toprotector von: Oeueſch · 
land. San’ Hou 8wurde miter ben hohen Weel von 
Riayat (Seg; 3 Nido) aurfgetiominen. ¶ Er war unter 
ber Regiein aE Sendicee XU, der · ihm ·mit· demfelben 
Zutrauen das Regiment des. Kiedjenftaates überlaſſen 
hatte, wie rinſt · fen: einfaches Hausweſen · umd - ſeine 
Bauten gu Benevent, Alles in Allem, und ſoll fig in 
dieſer Stellung gewaitige Relgrhiimer erworben haben, 
409 Tid ‘aber auch den Haß der’ Bolksmaffe, ſowie die 
ſchllmmere ‘Misgunft der Cardinale zu. Bor Allem · zůrn · 
ten thm natürlich diejenigen Cardinaͤle, welche nach ihrer 
fonftigen Stellung wund-weik ſie ſich für! die Erwaͤhlung 
Bentdict's AM. jntereſſitt gehabt, aud) unter ihm die 
Leitung der Angelegrnheiten gu bekommen erwartet hate 
ten, und ſich nun durch einen don ihnen verachteten Em ⸗ 
porkoͤmmling um dieſe Hoffnung betrogen ſahen. Dae 
hin gehörten vornehmlich ‘ble Albanis, die Neffen Papſt 
Clemens' XI.»), auch von Innocenz NAII. hochbegün ⸗ 
ftigt. *) G6. waren dies damals ber Cardinal Annibale 


y eihre det Harazio, Abani. 

2) Gr ecuanpte den Bruder defer beiden Cardinaͤle, vow, denen 
der Sweite durch ign creirt worden mar, Carlo Alani, geb. 1632, 
det 1715 bad Gergogthum Soriano ertowft Sette wad 1724. fearb, 
4721 jum Principe al Soglio, Gin Gogy ded Lettern war Gios 
danitt Francesco Aibant gre. 2 26. Febr. 1720, pier von’ Dftia 
tind’ Bettetet, 174°? Gardlnet, te der Sugend Lebertdebs--wtnd einneh= 
‘mend! babet boll Geift aad ay esate, Becun® Der Sefititen-end' turd 
fie mista, § ratector von Polen und Ragula, Gegner der Franjzo- 
fon, ford tm September 1803, Cin Entel Garto's: war’ Ginferpe 
‘Alberni, py 18. Sept: :1750, anfangs: aur. der, Must mit Leiden⸗ 
foaft exgeber, 1804-Gardinal, burd die Franjofen -verteioyen, .un- 
fer Leo KIL Begat ia Bologna, 1829 -Staatsfecyetair ,. 1831 aboge⸗ 
tiger Commiffar in Bologna, refignirte, fter gu Pefaro 3. Dec. 


Gavbianl, Gateia 28 
Ubani, ‘gebaren; zu Unhino 33. ea _ Tego 
ian. -gefendety...o. ee Hier inaſo ——ã 
mit Rew Reine zu Standerbracte, 719, ae 
tengo der rimifdyen , irda Nn. ‘Bene sRellen, Bruder 
Aleſſandro Ulbani, geb. 19. Det, 1692, 1720; Runtjus 
iar: Wien, 172}, Garbinal, iter, taifeaticyer Bevolleid- 
figter in / Rem, Mäcen BBindefragan’s ti; Breund, be Se 
fuiten, . 1h, Dec, 4279; 
Am 22. Giebe, 1730 aad . Benedict xni “un foe 
fort brach sine. allgemring Bewegung gegen. die Bener 
wentaner aus Gofcie flächtete ſich in den Palaſt dec 
Mardefe Whdati, :dev- fofpet vom Pobel umringt und 
mit- Demolition und Grand bedroht ward. Es gelang, 
dem Gardiaal herauszuhelfen/ end. ions gad Caſtrta gu 
retten. Sein Silbargeſchirr, {rine Mtobilieg.unh Pa> 
pizre wurden nad. der Engelsburg gebradt.. Dod ging 
er, nachdem er ſicheres Gelejt erbalten, das dem Gare 
dinal gqhnedies nicht gu verſagen war, ins Conclave, 
wenn oud), aud Furcht vor dem Balle, in gropiter Stile 
und Heimlichkeit und von den Cardinälen mit Vetach · 
tung behandelt. Der neue Papſt, deſſen Wahl erſt 
(12. Juli 1730) zu Stande kam, als die Verwendung 
ded Großherzogs Johann Gaſton den Widerſtand oes 
taifertijen Hofes beigelitige hatte, bail XH. %), 


— ate 





"ay Ge gog fi 1747 auf fetn — bing uid u anz 
den: Wiſſenſchaften leben gu koͤnnen, wm tne tw tige 
— a orepite rockin pecblent —* ah, t. a. Sent. 


2) Lorenzo Gorfini, ‘ein ‘Gurentice, arb. 1 Axtu 1652, 1706 
Cardinal, 1:0: Foor. 1740. Gegen -Anfien verfudte er Mandes, 
aber: fetdi mit tingtid. Br -ftifeete. 1736 dad Forheadion. cuſtliche 
Semines flrs proge Briegen, -veridinare Rom -purd: Sauten wad 

tatueny forbente die —8* Sturieny evvidters den Breibafen 
on —— hob dab Afolredt auf, führte aber aud has Lotto mice 


204: Ceriuul Bofeic.: 


Weare Freand idee Albanis, im ebrtzen in canbe 
eiſriger: 268) uriſichtiger scanty pftanbTictender Mann, tem 
Gafeia abled entſcheeden Find: Er war entſchloffen, dew 
felbem thie gattze Gitrehgje der pioſugn Bad ene 
Demi fof ind ois 

tu Bo peviffn ete fofert: ine Uatertagut, gegen. effete: 
und ſeine i Genoffenyisedgue “er: eine / eigene Congregation 
(de Nouelis) beftelite. Dem oſcla vechot a; bei den 
Ceongretgatioen zu erſcheinen abet ſein · etgbiſchoſliches 
Amt sin Benevent gus vertichten, verlaugto vielmehr, 
dah te demnrittztern gãnglich muſagen fokte:  Gofeias 
Bendea, der Wiſchoef vod Targe, wurde:mit andern Ber 
nevenbantre: “veriaftet; “Der Cardinal Fini - fudpendiet 
Endlich vextangte man von ::Goftia. die Erſtattung vor 
200,000 Scubi/ als wovaufiman den Betrag feiner ams 
rechtneßigen Bigiige:berednate. Unter diefen Worgan · 
gett fitrg: fbr die Meinuu icher Gofeia. an, etwas zu 
wenben smb eh: 40h lte-nidst an Socchen, die da fragten: 
ob wor agent : :alG aaderer -ebimifher Minifter an frinee 
Sorile die Gekerenbete, fh: ys-Serehegern, umbenuge ger 
laffen Gaben wiirde. Es war nod eine Beit, wo felbft 
ein Griedvid IL fagen. fonnte: „ich Habe den Efel an 
die Rivpe gebunden, warum Gat -er nicht gefrefen?” 
wo ſelbſt in England ble Mneigenndgigheit des attéren 
Pitt, deo als: Zahimeifier der Truppen cin von allen 
feinen® Borgẽngern vezogenes, aber nicht geſetzlich ber 
gruͤndeten inko mmen vperſchmaͤhte, eine allbewunderts: 
pase ind Heparh: Man fragtt ſich, woher ein guter⸗ 
Theil bye, Gaydinate, bie fege den Stab uͤber Coſcig 


ver. err ferederte shrine — poet ae ‘Binenaiege ‘hi te 
nem are nits Hew’ ‘alr gubeffert wee. Der Reffe des Papiees, 
Sectinat ert * Gorfit, boyy HAL Hier 120,000-Geart unr Bib 











brachen / BreBehage hatte ot wohetrdieh femme 
ten Bs Bini 39: ſouce Halfethe gethan hebew ji wie Gagcia qivdi: 
feinet, atid! wardviel milber · behundeſtm Goſtia ninter? 
geſtürxt und: Enrui withe igrſfchrhjch⸗ niade Wiehe iitinten 
es fet damit abgethan. Gr hatte in den Baged ſeiner 
Maohht · fixh dem Haiferlheben! Rateiveiferetghber dfigeigt And 
ein gehetmen Shug wort diferss Seiten murbẽ) ihm shut: 
im Alinglidh 1 Dee Pap Pe Rh dus-iMibenvilles 
gegem / den verhaßaen Pen {dyer pisati¢sentfeh te fiewd chürmen 
ihn in die Engddburg zu / Laſſen und jo twar ler ninver ⸗ 
haftet · goblieben und ahm nudverbuten worden hte papi 
lichen Staaten · zu⸗ rverlaſſen? Err dreſchuffto aſich oot 
dem Wardinal Gin fires: einen Dak: nth Meapriy⸗ ſtüch⸗ 
tote am S2, März 1701ausn Rome andi getdugte Bally: 
ale Cavalier batty ats Wbbate; baw als Mind ane 
det, unter manthertei :b erstennten: glůchnch nach tom eS; 
wo er / bet dem damaligen Vicckenig¶ Srafen Marrach ), 
Shug ſuchte. Dieſer berichtetr nach Bien aad Erſcia 
erhielt Crlanbuif , fidp dir Mntgretihe Meayelanfjabals 
ten, wou uid wie lange ee: it Der “Dap ext ont 


* 
ae 









* bl * a 8, Reape 3 i Haren 
mu enet und von de na el opime 

3 meiteroite 6, Mat 1600, * —— gee, Bena ote lady 
fearlgen Pays Benedice KUL, was daw fete! Mebeissln Sedmecer 
26. Jan, 1736, Cardinal, diente ich Dems. Se. 


effe, mufte ſig nad Sem Tode fetnes Gnners ver! 

Gonelave ging,” ward’ "ban fone fet! und - — — 
ay et geftellt, . 1 ew abet —— wa midt-racpite ral —5 
eipe Jey, mol er, daß man i uy — 
mit ‘Serbia Seeudte, lence br nd a TARE 

3) Atons — Raimund Graf v. —* {eb 8-100, 
with, -Behiesuth, Gefendter:dh HA gad bib ISS MBieetnig:* 
in Reap + are th. Comferenynitulfter’:>} TT9:Mten SMTA 5 1Bater: 
Det Gonferensurtnifter' ‘Srievriip Wigiat Brebaftust vaso” chins 
Bonaventura Harrad. whe ag te 


208 Cerbianl Cefeia. 


19, Mairtin Dioaigorings an Goftia, soria. diefec ‘auf: 
geferdart ware, nod: im Mai ned Mem zurückzukehren, 
widrigenol⸗ er (duc Beneficten verlieren ſolle. Würde 
er uicht · nor dem I. Mugs. zurückkehren, ſo ſolle mw aud 
det Yurpors varluſtig fein. Ja, ſchun am: 2: Mat vere 
ſcheitt der Pept gu. Exconmumitation und. Interdict 
gegen Cuſcia. Diafer.wber. wevtvante bacauf, daß nicht 
dev Bie des Papſtes alien ifn, ber einmal erlangten 
Barden berauben könnte, fagte ſich wol nuch, daß eine 
Ruckkehr ihm dieſe doc vicht ſichrre, wad. verthedbigte 
fich in offentiichen Manifeſten wiheend ber Papft ben 
Proceß des Goleta den atholiſchen Höfen pifhidte. Die 
Anfrahene; welche dieſe verſchiedenen Schriften fonden, 
bing, wie gewöhnlich von hen Berhattnifien ab, in ter 
nen die ainzelnen Hoͤße geeade. zu dem Papfte ftanden. 
Dem: Mnfehen bee Kirche war. der gaye Handel natür · 
lich nicht förderlich. Gofcia aber, der das geringe Ans 
ſehen bemertte, ‘th welchem der Papft bei ben Mächten 
fland, faßte fogar den Muth, fid) in die Höhle des Lis 
wen git waged, und erſchien 1782 pligligy in Rom, 
von zwei geſchickten neapolitaniſchen Advocaten begleitet, 
die ihm ſeine Sache ausfechten helfen ſollten. Er wohnte 
in dem’ Kloſter der Hel. Praffede, bad er nicht verlaſſen 
Durfte, außer wenn er vor die Congregation gerufen 
wurde: Babridjeintics. hatte ex beffer gethan, wenn ct 
römiſche Advotaten gewahlt hatte, ftatt neapolitaniſcher, 
denen, wie geſchickt fie aud.in den Künſten fein mod: 
ten, in denen die itatleniſchen Advocaten alle ander in 
Guropa übertreffen ſollen, jedenfalls die Fervatnfenntnif 
abging. Dod) vielleicht konnten dem wirklich Schuldi ⸗ 
gen alle Udvoratenfiinfte nur vor den gewöhnlichen rö ⸗ 
miſchen ‘Geridten, vor einer Congregation von Cardi: 
nalen aber nur dann etwas belfen, wenn ibm die Gunſt 


Cardinal Softies 207. 


der Machthaber zur Seite ſtand. Goſtia hatte vleles 
auf Dem Kerbholz · und man war nicht geſonnen, eb ihnm 
nachzuſehen. Go wurde er dem 1788 wegen’ Beteliges 
reien, Erpreffungen, falſcher Refetipte ga? seonidGriger 
Haft auf. der Engeisburg verurtheilt/ {einer Beneficin 
und Penfionen verluftig: erklärt und knit dem großen 
Banne, belegt, von weldem er mur im” artlevlo mor· 
tis Loégufpredien fein: follte. ¶ Außerdem follte er 100,000 
Ducaten nah der Waͤhrung von Reape bahia get 
gen weiche letztere Stipulation wieder: Rarl VE. alé Kö 
nig. von Neapel aus: ſtaatsskonomiſthen Grdwden proces 
flirte. Endlich ſchaffte Coſcia 30,000 Scudt usd ward 
nun bed Bannes entbunden. In ber Haft blieb er nod; 
dod wurbe diefelbe nad und nad erleichtert. . 
Am 6. Febr. 1740 ſtarb Papft Clemons XII., nade 
dem er längere Beit. bettlagerig und erblindet geweſen, 
wibrend fein Neffe Cardinal Neri Corſini i) und der 
Staatéfeccetair Cardinal Jirrao?) bas Regiment geflihrt 
Hatten. Gofcia wohnte bem Conclave bei, auf weldem 
jenet ausgezeichnete Papſt, Benedict XIV. ), gewaͤhlt 


1) Geb. 19, Mat 1685, Sohn Philipp's Gorſini, Marcheſe von 
Treſano, toscaniſchen StactsminiRers, und ver Lucretia Minucrini, 
madte in feiner Jugend grofe Meifen, war toscaniſcher Gefaydter 
in’ Paris, London, Gambrat, Sberſi, ledte feit 1723 im Rom, 
trat dx den geiftlidgen Stand, als fein Oheim Payft ward und. ward 
foglei (1730) Garbinat, + @ Dee. 1770. Sein dtterer Bruder 
Bartolomes ward 1731 Herzog und Fuͤrſt und + 30. Rov. 1752. 

*) Jofeph Firrao, aus dem Geſchlecht ber Firften von Se. Agar 
tha in Reapet, geb. 12 Yuli 1670, 1715 auferordeatitger Nugtius 
in Portugal, 1747 in der Sagweig, 1722 ord. -Ruwtins ia Portus 
gal, 1723 audgewieien, 1731 Gatdinal, 1733 Gtaatafecretate bis 
41740, + 17, Bet, 1744, : . 

3), Prospero Lorenzo Lambertini, geboten zu Welogua Bl. Mary 
1675, rémiffjer Gonfiftorialadvocat, promotor -filei, 2727 Bifdof 
von, acon, 1793 Garbinal, 1732 Grybifgef von Bologna, + 
3. Mai 1758. 








208 Cardinal Coſcia. 


ward (17. Wug.). 1741 erbielt er Erlaubniß, nach Neae 
pel zurũckzukehren, wo er aber ſchon am 8. Febr. 1755 
ſtarb. Gein Bruder, dem er die Hergogswiirde und 
anfebnliden Grundbefig verſchafft hatte, wurde der Erbe 
feined immer nod nicht unbetrddtliden Vermögens, 
welded Cofcia in jeder Beziehung theuer begahlt und 
wenig genoffen hatte. Gr war in der Lage gewefen, 
fic) und den Seinen apf -ehreghafte. Weiſe eit anftane 
diged Glück gu. grinder; daß er mehr erſtrebte und des 
halb falſche Wege einſchlug, ward fein Unglid, und 
and i hatte nicht bts - sates, fonder aud ts6rigt 7 
wb 1 





er er a re, 






6 t® Thy gree 
ve srriysbienes ha 
we wD dot 





vi, Out ‘av. J 


Es iſt im vierten sande sete ‘Geheinen —— 
(S. 387) jenes Grafen Hard gedacht worden; der in 
die Verſchwörung verwidelt war, welde dem Grafen 
rid) Brahe das Leben Foftete, dem gleichen Schickſale 
aber glücklich durd) die Fludht entrann, und es mag 
hier einiges Nähere über das merkwürdige Leben diefes 
begabten Manned beigebracht werden *). 

Johann Ludwig Graf v. Hard war ein Sohn ded 
Reichsraths Karl Guftav (geb. 1674, + 21. Febr. 1744), 
der früher in franzöſiſchen Dienften geftanden hatte, 
1700 aber durd Karl XI. nah Sweden zurückberu⸗ 
fen ward und nun den Fahnen dieſes Friegerifdyen Kö⸗ 
nigs bis nad) Bender folgte, auc) dort bei ihm treu⸗ 
fic) aushielt, und erft nad deffen Rückkehr aus der 
Türkei feine Stellung als General der Cavalerie und 
Gapitaintientenant der Srabanten, in Folge feiner Wun⸗ 
den, mit einem Givilgouvernement vertaufdte. In Ben⸗ 
dee war er der Gingige, der dem allerdings tollkühnen 
Gedanken des Königs, ſich gegen die Uebermacht mit 


1) Rad den von ihm felbft verfaften, von Borelli redigirten 
Ménolces dun gentilhomme suédois (®erlin 1788) und andern 
uellen, 


210 Graf. Hird. 


den · Saffen gu. vercheidigru, keiftimerte,..ynd. bei. dem 
Kampf ſelbſt temmundete et cinen Janitſcheren, ven dem 
er plandte, daß er auf den Koͤnig ſchießen wolle 4), und 
bcham · daben xinen Schuß in den Urn, in Folge deſſen 
diefer gelaͤhrꝛt blich. Er vermaͤhlte ſich erſt 1720 mit 
Annen⸗kuiſen yo Fohlſtrm, die ihr zwei Söhne und 
cine Tochter gehar, und hrachte 1731. die Grafenwürde 
an frit Gaus. Rh. fraser geboͤrte ec zur koͤniglichen 
Vartei und wurde dethalh-won deo herrſchenden · Dligo · 
fratic. aus dem Reichgtzrathe eliminirt, in dea er, bei 
dear Wiederaufleben des. alten Beefaſſung ned dem Tode 
Karl's RXRI., berufen worden war, worauf er ſeinen 
Upfemtbalt. zu Staccholm nahm. Johann Ludwig war 
fein zwcitar Sohn Nund frat mit ſeinem ältern Bru⸗ 
der. ſchon als Knaht in die Fußgarde ein, wo fie von 
tee, Piteran--dientens Nach einigen Jaehren ging fein 
Bruder als Off ziey in cin endured Regiment aber, wahe 
vend ar ſelbſt, damals 14 Jahre alt, nod) einige Zeit 
als Fehniurlex hei der Garde blieb. Bald aber veran ⸗ 
laßten jugendliche Unbefonnenheiten, die zu der Kennt⸗ 
nif deh Waters kamen, daß cine Fahne in einem Pro- 
ninglaleegistent fee ihn erbeten ward, womit er ſich 
denn wef einmal den Verſuchumgen entrüdt und in cine 
laͤndliche Ginfambeit verſeht fand, die ihm jedenlalls Zeit 
dum Rachdenlen lirß. Gr gehoͤrte gu einem dex fog 





+ Fad det -etnen Berfion tite ee bomale ming bm am 
‘nos Lehos gerettet. Rady einer ayhera Gitte dev, Jazitichar ee 
fmoffen, al6 ec vor ibe verwoundet morden. Gemif ft, Daf de & 
nitidared dem MRénig the and Leben wolliens fife weirder 
Wywerlid): dabongefemmen fein, 

an ‘Roe: Lp a tenn ine 1719 ener fin sie man ioral 

feine eignen Sablenengaden ri wonac 

i Sater oe TOA ae 4 geboren und bet feiner Berheitathung 46 ‘Sabre 
alt war. 


Cha Hee: m2 


nannten’ eingetheilten Stoyimartar, ole, nad einer Bigen< 
thamlichteit ‘dee ſchwediſchen Eiuccirverſaffung, won der 
fi etwas Analoges nur etwa Ow der voſterrrichiſch en 
Riutairgrenze, Hite jedoch mit wett qroperco dMetiviGs 
verbunden, und in den ruſſtſchen / Mitliett elvnian fuchtt⸗ 
gang auf Srundeigkathum bafirt waten; bad..vonobery 
Soldaten beſtellt wurde. MG Felsen: Mngaage war. er 
felt ganz auf · den Pfaeter bees Medipiess.cbefdpedntts 
Die Offigiere ſeiner Crinpagnie.- ahs er war einmad mov 
natlich / wWarend bes: gweit agtgen ¶Crercitioms· ¶ ganei· 
fett -Duefte er feltien Nezimemschefnbeſuchen ber vin 
Fteumd feines Waters war! ws ſeltene Wusilige gu fel: 
nen Beltern, wenn: diefeein' vow fined Merdannmigss 
orte nicht gu-entlegenes But ibyudsett, -bradeew cine 
erwünſchte Abwechfelung An - Gast fie: und einfdonigt 
Reber, bas er- deci Vehrehiaburch zun faheen athe, “ash 
durſte er wibrend des Neichstages vow HBS ;: wAhvens 
deffen bie Uebungen der Regimenter ſuopeudirt waren, 
damit Bie berechtigten Offtziece bet ea — 
forinten, auf Urlaub nach Stochom 

Bel Auobruch deb dfterreichiſchen ‘ents we 
Harte es SeParmtlich gu den: Stecitenitt ctw dev frarczofiſchen 
Poli, Schweden auf Muplomd zu hegeny -dawwlentege 
fered: von einer wirkſamen Unterſtutzung Diſterr ichs ab ⸗ 

gebalten: werde. Dem frauzoſiſchen Gefandten/ Srafen 
St. Severin, gelang es, eine ſtarke Hartel unter ben 
Aeichsſtãnden fie dieſen Plan. yun gewinnen, zund die 
mchſte Folge war, daß vie dem Kriege ‘abgendigten 
Meihsrkthe mis Penffon quiesetet warden. Zu dieſen 
gebbrte aud ber Vater unſers Helden, der ſich mux 
xieder auf·ſtine · Outer zutũczog und Hier ued: die fir 
“einen aufrichtigen Patrioten allerdings ſchmerzliche Ge- 
nugthuung erlebte, die Richtigheit feiner Ueberzeugungen 


UR Quf fink: 
ene: eb Reriageds Gnwiget 


Reginentides Grarraleaiors Heinwidy Magnys. vii Buds 
destbredt (1. — orp wolchen hůrd gehörke/ ſollte 
ti Botoilerd ws Peld-fteleny: mihrnth, dad: sdvitte, 
bei weld an iGiteh,fland; :a8n ded-snermegifehen . Gitenge 
pack tbleibien sfellte,- Gb geteng cilim: jedod, odie Erlaub⸗ 
nifiy felines, Chefs Qu cme Baufshe mit ainem Dffigicer 
eines cudrrn Bieteilantign emvister, and. er eilte, ohne 
fiG wm die Irrganga bee Pelitif yu Hauntern, vel 
Brenda. und Haffmug: wed omit bam feften Entſchluſſe 
ing Geld, keine Reeontaiy ſich auczzeichnen, undenutzt 
vprxũberzulaſſen. We ſollte nur Gelegenheit finden, vine 
Reihe ven Fahlern und: Achwachheiten yu beebachten 
vals. fie diſen · ſchwodiſchen · Fedzug von Aukang bid pr 
Gude chbegleitriem·. ¶ Gish mar in dieſem Kriege, ade 
tan die dard die Niederlagt · bti Villmanſtrand geliche 
teten Regimenter pu complativen: begenn, alt, Picutemase 
aac dem dajelarliſchen Regiment varfegt mocde, nach · 
don ex neru einem . Roger ficher, mefantlish · daduoch geret ⸗ 
tet worden wan, dof ſein gerade aun dieſe Zeit mit dem 
Gevderrgiantst eiutreſſendee Broder ihm: einen gefchlten 
Argt zufbete·Er nahm au der bafrrutten Denon fiver 
tian gegen diz cuſſiſche ·Erenge heil, die mit den Bone 
berejtungen; zunder · Thronrenolution, welche die Regene 
ten Ane ſtũrʒte und: die Großfͤrſtim Etiſabeth gun Aui⸗ 
ſerin wathte, in Berbinhung fland;. Sbrigens seis Bloßes⸗ 
Marſcamanner war. . Sadees:.was. ex mit in Selling fare 
cage i ofiew wt erinbte: hi de nnamist Gayitatations 








“Scab :208 fh 


Coat. fat. a 


ead) deſcr· Belk zahit av. u. Mnviwiatientiverhiye: 
tow Vevſache · yo rktien: nuchtiichein Reber fuk welwen dib 
Eoſakerbeigadber· Orusneſchoch wef dion ih uatwe's gue 
macht babes Die Rofater warden eatditorand zu cif’ 
gent Radyuy : gepwhingets Mawſchort befferro gees 
coafi-bee. Blais te bien Buntaph geviet) rudd egzheſ⸗ 
und frie Lethe fict inndiei Hanke det Seplvedeits tee. 
dinRaffen Hayon Mande. eoalten ; eth sevrc-fiorhiey!-beree 
Wutstefireng, de aun: gavdbet seard,o-Uascauf ele: See 
ſakenuffizier mit Gefvige undrinem DrowntVar yr: Whe 
folung .eofcbion. Oi richt reutie ‘ire einenn brotatneu 
Slaftan.:groatt, nach din. ibtider Gebeten andiEetes 
monien auf das Dromed ad igeldge/ difesiinitteinen gropar 
Teppich / bedect, beffen. vier Siphon: Beotenter gehau⸗ 
ten: wurden, and fo die WhfAheuny bewertftellizt. “Gee 
eof: ſpaͤter vow sufftfym 2 ffiiteren: Dap jetier Ruade 
neſchock ſeiaeni Sobhus 606,000. Batuten : hinetlaſſen 
habe, dic ex in dem Rroege gegen die Witten sud Bas 
taten erworben Gabe, fibrigals. “able venn iDrunfe tow 
hoöchſten · Grade ergrben: wad for darcbariſchenꝰ Tharukters 
geweſen fet, daß er fi) manepaisl Duchende von Sefan⸗ 
gener. babe vringen faffen,. rin ihnen, ‘qunw Bewcio fox 
nee Gddidticteir, ten Steph: abyafbeageni sm er 1 

1 Rath der Capitalation: wurde dix: howidifie Snfen 
feate:- mach <eothotin! duneidiffts ibie) Covueerte::(ourk 
den Bandwegsiibes Dornea einſchtagen, ote Binnea nay 
Heufe nentlaffen werden, :das: Sriddg den Oduten ven 
bleiben· Haͤrd machte den · Seeweg mity: rs’ abe rauſ 
den voll geyreten · Schtfen Kreuthetteu aushrulyen, bas: 
mew iy ertgehen.rer Thich ans Band -fegen SHAR. uadum 
aber hatte at) bisfebsbetveter, alsi ihm das bilge? Bie 
ber ergriff. Seine Dienerſchaft war-erfrantt--auf- dem 
Schiffe geblieben. Wein und frank, fuhr excglehrot 


ole Guj $20. 


caf content Pofkaroen. wath dan: Homptftads, mo-.q mit · 
tea. inider Raginenfam nud, .:da es Demnsie nosy. Tene 
Enfthige: in: Stax goins ‘an: nist, woe fite, wo et c 
Uatrerlomncuen 


finden 
fchon tuber offews aber: et fannte.fcine. Achnung nicht 
Sum Bi: traf er viene Fotulid, bei defor Peltern. ex 


ihn za fy nahm, wer ex: ia: engeabe Dee Boden. wi 
derhergeſteit wart. 


Sen. fatyenben Brule: beyad “ee fi ister zu fei ⸗ 
wom’ Regineents, dad zuun Auscũchen beſtimuit war, 
war aber kaum mit Renfelbos im. Faklun eingemo ſſen 
als 12008 mit Hollebarden wad apuiidem: alten , felt 
den Seiten Guftar Wafa's bewaheten Waffen veriehene 
Bauern heranzogen, die den Gouveracur gefangen sale 
men‘wnd ben Beg nach Stochelm einlchlugen. Es 
waren de Dalcktelen, die den zum Thronſolger Seftiewe 
ten Difchef woo Liked ſür einen Lethokiiqen Prälecten 
Vieten vam — gegen die Sahl ou den Waſſen 


thaten bed ven sépucien Gtiden; dic Mehr, mae’ 

Ger cam: Hid “gebjtate, ſchlug den. pflühtmãßigern 
und zutzleich: Nãgern Beg cn, fish :gurlidguyiehen md 
zu verbergen, fo gut es gehen wollte. Dem Dbecftes 
des Regimentes gelang es, einen Boten abzufertigen, 
welcher glücklich durch bie —* die alle Wege bee 
feRt 'hotten, durchtam und (hain nad Storcholm ven 
onéeilte, 18 ‘die bia = der Hauptftabt anlangs 
test, fanben: fie: ben — ‘ber iheen mit nen ‘ise 


1) Geiedeis, ged. 1/8, yet 1676, felt dn prt 1730 Sie 


Gag pi. $15 


nw Sefeige entgegerzeritten ewe, nem fio zuri cklehr 
am Uphers: Phage: umd: in. dhe Htimatp: yo secerahren 
Sic -vevfenh ton: Feinertei:: Susy vaichs Wrwald gegeniihn 
wie er · denn dn: yer fbalish batiebtevinfeire amd cart allt 
danulien· MSG ew des: RanBed: oer avsinien Sighekd nedr; 
hes fle erklittra mit Veſtimmitheit dag: fio fidb bias 

: cheila urenn foitsio Sach 


VOR ven Urſachen der gegecwaͤrtigea Krieges über zeugen 
wollten; WS: a nath Btekbolm gurückichrte — 
fie ihm, ruhig, unter Srommelfdlng ine: üUegeſicht ¶da 
afgeſteuten · Zruvppan ; vanddyerteineh Werhach wathten, 
ihren Darſch zu hinderne Iu der· Stadt: aber, gerfinew 
few fie ſih nad: allen Gktew shin mand: lichen fir. ae 
tn und gu trinten geben; chee Par: etwas Moitetes we 
ſotgin, as daß ſie auf den groban Hager — 
yohen anfftditen 


wiirde <6 thon. (edt: getcfent te, fee fer a 
das newt: cufgurithten, dic fe, ifter. MBefiausng: nad 
wid zam Beles det Sandes, im memarGhlhherr Siant ge 
attee haben wuͤrden. Mbeu'es:- Febite inten: tin ührer 
fle-waten döllig unkher ihe ihre eigenen Ab ſichten; sempre 

Hea wobl; daß dee deſehende oſtond ſalecht amar, watd 

hatten ein anbrſieimites Geſahl; in welder · Michumg 
« Antese wie eran itn saber Ber ite ud 


eet Ror Feet 


* eam oe re aA 8 So iy 1718 ie, Ge 
geb. 44. Jan. 1688, + 5. Dec. Naiu. Seine Ehen — rinder⸗ 
fom, HLT HEF * 






Gd Sic. 


Slege endtnh: waren fie auch midst mehr 

——— fe nif in Safanteieveginaent ; aber 
fant tidbe dieies an und that einige Schüſſe, as fie 
die Flucht ergriffen. Zwei Coane Reiteret vere 


Ter 
a 


4 
HE 


5* wad Helſingoer und cin zweites in Rorwegen 


auffchiugen, fo lich man aud ſchwediſcher Seits cinige 


Regimenter nad Schoonen und andere nad der norwe: 


guleheen, wͤhrend anth bet ruffifebe Hitfecorys ſich * 
St. Petersburg einfthiffte. Hoͤrd ging gu einem Regi ⸗ 
ment nad) Karlekron, we daſſelbe nod einige Wochen 
verweilte, bevor es ſeinen Ruͤſarſch antrat. Er lernte 
Grex dic Graſin White Juliane Hecriette v. Wachtmei ⸗ 
fier, die dritte Tochter aus der zweiten Ehe des ver- 
ſtorbenen ſchwediſchen Admirals Geefen Ravi Jehann 
vs Wachtmeiſter, kennen, die ſich wit ihrer Matter, So ⸗ 
phie Dorothee Henriette Phitippine, geb. Freiin v. Meni, 


Karl Auguſt v. Dohna, geb. W. Det. 1691, Sohn des Gra 
Griarih Gyeitors (gids 7S eas 160i, + LAT), beefocaten 
réimngld gu Wisma, ond deſſen erſter Soe mit “eulde Matonie 
Graf v. Dohna-Saladien (geb. J. Det. 1660, + 16. Jan, 1716), 
fed Generalmdor’ und Gapitainiteutenant bee” Letdtrabantencorps, 
fined iniehan den Sare 22. Men. 1744, Berniu wig ec mi 
Hedwig write Ghriftine Freün w. Soop (ges. 1793, t. 14. Aug, 
1776). Setn ‘Mannsftamm und mit ibm der ber Pieler nt 
ift 1820 ettof 
Vil. 10 


dafelbft aufyit, und fe ratſchiedene Reigung 
fix fie. Im nächſten Goeawner beſachten Muttrr und 
Lotte bad Bad. gu Cola und, da fei Regiment, wie 
alle, die gum Ausrücken verwendet gavefen, far diefes 
Jahr von dew Uebungen Sispenfict ware, wie man denn 
in Schweden mit bem Friedensdienfte nisht ſehr eifrig 
gewefen gu fein faint, fo ſchrieb ex am feinen Chef, 
Daf feine ſchr angegriffene Gefundheit ben Beſuch einer 


Heilquelle nbthig mache, erhielt den gewiinfdjten Urlaub 
und flog nak der Stitte, die die Fuhe ſeiner Gelieb⸗ 
ten betraten. Waͤhrend des Monats, den an ihrer Seite 
zu verbringen ihm nur verftattet war, fom es gu einer 
Erklãrung zwiſchen dem fungen Paare, und die Dame 
ſprach ſich gwar nue unbeftimmt, aber doch fo aud, 
daß feine Hoffnung gendgrt ward. Sie verwies ihn an 
die Mutter, an bie er ſich jedoch damals nod nicht 
wagte, fid aber einen balbigen Befud in Karlskron 
vorbehielt. Er wohnte darauf den Feſtlichkeiten bei, die 
den Gingug der fungen Gemahlin bes Thronfolgers +), 
Rulfe Ulrike 2), begleiteten. 

Es war ein eigner Zug unſers jungen Grafen, daß 
in demſelben Zeitpunkte, wo ihn eine reine und warme 
jugendliche Liebe beſchäftigte, zugleich das Streben, an 


TY) Adolf Friedrich Pring von Holſtein ⸗Cutin, geb. 14. Mat 
1710, Bifdof gu Lived 16. Sept. 1727, Bormund und Landesad- 
minifttator, far den nadherigen Stalfer Meter III., su Gottorp 1739, 
Khronfoiger tn Shmeden 9. Juli 1743, Konig 5. April 1751, + 
42. Bebr. 1771. 

2) Sodter Kinig Friedrich Wilham's 1. von Preußen, ged. 
24, Bulk 1720, verm. yer proc. gu Berlin 17. ult 1744, 00009 
de Verekyiung zu Drottningholm 18./29. Aug. 1744, + 16. Buti 
1782, Sie ward Mutter Konig Guften's. UL, Kinig ecl’s XIE, 
deb Herzogs Friedrich Adolf von Ofegethland und der Aedtiffin von 
Quedlinburg Sophie Ahertine, 


Qeaf Sick m9: 


groper: friegerifahen:Vongingré: thttigindymen, iti: qe. 
bieterifche Sei thar geltend -madjte web: ben: Sieg Tiber! 
feine Schnſucht nat: tiner geben. Vetrinigumg nif 
deus getichten Gegen ſtaude · vavonteug· Magtid: ‘aller. 
dinge Daß die ihm cours’ ben Rod eines: Beaters: gewar⸗ 
dene SAG TAridig tele; bee igure“ die: Grfiaitung. tines wot 
ſchen frůher gendtyetert-Sdam feb ed ·nũhetruckte dabei ein · 
gewirkt Hat,” unt dof Sev: vielleicht· mandy · darauf vrchnete, 
fith dni. Mastmbereine mtusgeichnung · und ein · militairifches 
Verbienſt· pa erwerben;rdiet aurh ſcne cheliche Virbin · 
dung erielchtern amb, ther: jeberfallsſeines: Glͤckes wür⸗ 
diger erſcheinen Laffer: trier. Er eilte mad: Karls: 
fron, bist um die: Hand der: ngen Brafin-on, tr 
flarte aber zugleich der erftenntes Damemy daß er: Dienfie 
im Auslande nehmen vonke und die Erlaubniß des Rie 
nigs dagu erhalten habe. Indeß die Tochter -nohet ſei ⸗ 
nen Antrag ams die Mutter verſchob ·ihren Entſchluß 
auf die Zeit ſeiner Rückehr nach Schweden. Dann 
reiſte er gu fence: Duster; die ſeit ihrer Verwitwung 
ſtill auf einem Gute mit ihrer Tochter lebte, und theilte 
aud ihr feine unerwarteten Gatidlicfungen: mit. So 
ſchmerzlich ihr-bie Rrenmung- fiel, fo biligte fle doch 
feine Gehritte und gob ihm dad wenige Geld,. das fic 
beſaß. Damit reifte er mitten im Winter ab, nod une 
gewiß, in welder Armee ex dienen werde, aber von Dem 
Wunſche getrieben, vor’ Kröffnung bed Feldzuges einzu · 
treffen. ral 

In Helfingborg traf: er den-Pringen: Johann Cafimir 
von Sfenburg +), der eben aug Rußland, wo ‘er einige 





1) Bech Oi Wee. -L715;" flingfirr Sohn ded Bivften Molfgang 
Graft U1. (ged. 26. Ma} 1686, 1743 gofiicftet, + 15. April 1754), 
aus deffen ecfter Ghe mit Briederite Stifabeth Gréfin'r. Leiningen: 
Dadsdurg (ged. 2B Jan. 1680, + 11. Yon. 1717). |r wobnte 

10* 


220 Graf Hird. 


Jahre gedient ‘hatte, zurückkehrte, um in heſſen ⸗ kaſſel⸗ 
ſchen Dienſt gu treten, wo ihm ein Regiment verliehen 
worden war. Gare hatte ihn in Stockholm kennen ge- 
lernt ) und fie beſchtoffen, bie Reiſe bis Kopenhagen 
zufammen gu machen, wobei fle vom Eiſe aufgehalten 
und in große Gefahr gebracht wurden. In Kopenba: 
gen wurde er durch den ſchwediſchen Geſandten Frei⸗ 
herrn v. Kopken, der ihn mit Urtigheiten überhäuſte, 
bei Hofe vorgeſtellt und in ber diſtinguirten Geſellſchaft 
der Reſidenz eingefuͤhrt. Der Herzog von Württemberg · 
Dels) machte damals cin großes Hand in Kopenhagen. 
Haͤrd ſoupirte mit feinem- Reiſegefaͤhtten gleich nach ſei⸗ 
net Ankunft bel dem Herzog und wurde zum Spieltiſch 
der relzenden und ‘Hebenswairdigen Herzogin gezogen. 
Das Spiel ging hoch, was nicht feine Sache war, da 


im ruſſiſchen Dienft den Feldgiigen in Finnland 1741 und 1742 bei, 
ward gefangen und blieb bis po Frieden von 1745 in Stocholm, 
trot dann in de Wienfte Ses Könige und: Candgrafert, ging mit dem 
hoff: Sitfecorps 1746 nag. Gwuttlqny , fte dann in den Rice 
derlanden, ward 1743 Genevalmajor, war 1756—57 wieder mit heff. 
Sruppen tn England, dann ‘uls Gencralléentenant wet der alliftten 
Avance, fel 13. Aprii £759 wet Bergen .an der Spite ber, Greva⸗ 
diere img erſten Augriff. —W 

2 Hird glaubt, dag. died geſchehen fei, als Iſenburg mit den 
ruſſiſchen Hilfetruppen nad Stodholm gefommen. Das sft moͤglich, 
ebenfo aber aud, daß ign fein Gedddtnif getdufdt und haf er Sfene 
burg nod alé Gefangenen in Stodholm getroffen hat, wo derfelbe 
mit der hoͤchſten Auegeidmumg behandelt wurde. 

2) Karl Ghriftian Eromann, geb. 26, Oct. 1716, + V4, Dee. 
1792, der Sohn des Pringen Chriftian Ultich I." (geb. 27. a 
1091, + 7. gett, 1734) wmbd, dec Grdfin Myiléppine Charlotte. v. 
Medern (ged. 1S. Febr i091, verm 13. Yul 1711, t¢ 17. Quit 
1758), fucceditte fon 1744 feinem Opeim Karl Friedrig, der dow 
exft 1761 ftarb, i Dels, 1745 dem Herzog Sart im Bernftudt, war 
aud preuf. Generallicutenant, + 14. Dec. 1792; Seine’ Gemahlin 
war Marle Sophie Wilhelmine Grdfin: von Solms-Laubad, ged. 
3. April 1721, verm. 23. April 1741, + 26. Marg 1793. 





Graf Sizd. 221 


ex dad Spiel nicht liebte und Felten Glad darin hatte, 
und aud) diedmal verlor cr. fein Geld. Nachdem ev die 
Merkwürdigkeiten Kopenhagens beſichtigt und bei einem 
Carrouſel den Kronprinzen, nachherigen König Fried⸗ 
rich V., mit dem Herzog von Württemberg und zwei 
däniſchen Herren ein Ballet hatte reiten ſehen, auch 
durch die Rückkehr einiger Offiziere aus den Niederlan⸗ 
den in ſeinem Kriegseifer neu. beſtärkt worden war, ging 
er nach Hamburg, wo er ſich einige Tage aufhielt, um 
zunächſt die nöthigen Urrangements in Betreff feined 
Geldbedarfs gu treffen. Bei der Herzogin von Hole 
ftein 1), Dev Mutter des ſchwediſchen Thronfolgers, in 
deren Haufe ex, gum Souper geladen, ebenfoviel Pracht 
als Urtigheit fand, traf er den franzöͤſiſchen Refidenten, 
der ihm Empfehlungsbriefe anbot, wenn. er in die fran⸗ 
zöſiſche Armee treten wolle, und gar nicht begreifen 
wollte, wie cin Schwede den Dienft der Alliirten vor- 
ziehen könne. 

Von Hamburg ging er wad dem Haag, Die Ver- 
cinigten Provingen ftellten 40,000 Mana Hilféeteuppen 
flix die bevorftehende Campagne, deren Commando fie 
dem Firften v. Malded 2), dev auch öſterreichiſcher Gee 
neral war, vertraut batten. Da der Fürſt bereits nad) 
Briiffel adgegangen war, verfah ſich Hard mit Empfeh- 


1) Albertine Friederife von BadenzDurlad, ged. 3. Juli 1682, 
verm, mit Ghriftian Auguft von Holftein 2 Sept. 1704, Witwe 
1726, + 22. Dec. 1755. 

2) Karl Auguſt Friedrid, geb. 24. Sept. 1704, + 29. 2. 
1763, Sohn des exften Firften von Waldeck, Anton Ulrich (ged. 
1676, + 1. Jan. 1728) und der Luife von Pfalg-Birkenfeld (ged. 
18, Set. 1678, verm. 18. Det. 1700, + 3. Wat 1753), war vers 
mã hit feit 19. Yug. 1741 mit Ghriftine von Hfals-Sweibriiten-Birs 
Renfeld (geb. 14. Nov. 1725, + 11. Febr. 1816), ift Urgrofrater 
Des gegenwaͤrtigen Firften. 





m2 Quel find. 


tangbbeigfen..on hry xeifteoifgsmndh, bot feine Diente 
‘G6 Vohneair an: uid sfands die -astighte. Aefuagme in 
die / perferlie Boxitioang des. Girften, wen dem er ver⸗ 
fichert, daß er mifialin eat{diedeefberr: militairifchtn Be 
rufe Ric guigte Humauitat uid wahre Srebengrifie ver 
umber, babes. Cinige: Boge, fpdter: erſchien auth der 
Oerzog Fon’. Cimeberlanh?); fev.bad' igmnindle Com · 
Taando. dew oBiron Armer führen / und der Graf v. 
Sanigheag (IE, 170 Fp, deren Mentor-ded Heryogs 
und der eigentliche Fuͤher des. Heored: fein: ſollte. Die 
Armer beſtand aus Gnglüudern, Defterreichtra, deren 
jedoch nur: wenig / waren/Molländern, Hanwoveranem 
and Hrſſen in engliſchem Geld. Che vite om. 1. Mai, 
110j000; Mann ‘ftark,. ing. Feld;.umbdmaw gedachte zunächſt, 
ded bund: den: Mavirgalh vvn / Sachſen, bei defen Armee 
Figs der Abnig uwd ter Dauphin befanden; belagerte 
Tournai⸗ zu entfetzen. Hard war. ket dee Vorhut und 
am Wend des 10. Mai kamen ſich die beiden Heere gu 
Geficht; om folyenden Tage wurde die Schlacht von 
Pontenvt. gefdngen die belauntlich von den Alliitten 
verloren :wmbe.: Dard. verfah wahrend der Schlacht Kb- 
jutantendienſte / und: ward. ovbemats. aud. den Centra, 
tuo bee Furſt ven Waideck fidy beflamb, theils neh dem 
Haden Flugel ben ex zeitig in. Unordnung fowd and aus 
bem ein hollaͤndiſches Reiterregiment, deſſen Oberſt ſpã⸗ 
ter ‘mit vielen Offigieren caſſirt wurde, lange wor oer 
Entſcheidung Hs Briiffel eutflohen war, theils nach dem 
rechten Bilge ga den Englaͤndern entſendet. Er rühmt 
bie: Tapferkeit bed Herzogs won Cumberland, den ev wie 
onder’: als, im bichefien Ruir und an be r Exit. feiner 


1) Wiihelm — Sobu Rinig Gaetgs IL. 1 ged. 26. Aprit 
1721, + 31. Dit. 176. J 


Onj $n0. 223 
Jufanterie gefunden Gabe, formic die ber engliſchen TZrup· 
pen ungemein, hemerkt aber; dag beide Sch geſchlagen 
‘Hatten, als menn fie allein: kaͤmpften, und bei Angriff 
und Rüuchzug gor nicht an hee Mitfireiter gedacht bie 
ten, von dene ihnen aber auch niche bie ndthige Un⸗ 
terſtürung gu Theil geworden wire Als sin Beipiel 
der Kaltblütigkeit, welche ſelbſt die engliſchen Frauen in 
der Gefahr bewährten, erzählt ex cine Seene, dex frei⸗ 
lich cin nichts weniger als heroiſches Motiv gu Grunde 
liegt. Mitten im Getümmel der Schlacht fah ex cine 
Gnglinderin, weiche auf ven Schlachtfelde beſchäftigt 
war, von der Uniform eines eben gefallenen Dffiziers 
mit: cinem Meffer die Breffen: abzutrennen. Gine Ke- 
nonenfugel rif ihr den Ropf.ab. . Died. fay. eins andere 
Englaͤnderin, die cin Kind auf dem: Meme. tong, ſetzte 
dies auf die Grde, nahm das Meffer; avs den Händen 
hex Tadten und fewte das von dieſer veriaſſene: Eeſchaͤft 
fort. Haͤrd hatte beinahe frine ganzen Pferde bei dieſer 
Schlacht verloren. Giné war ihm untrr dem Leibe gee 
tadtet worden. Zwei andere ſũhrte fein ſchwediſcher 
Bedienter, den er amwies, ſich nicht aw ſolche Detr zu 
machen, wo dad Feuer lebhaft wäre, Oa. cx nicht viale 
Pferde zu verlieran hatte. Der Burſche hatte aber doch 
dan Wunſche nicht - widerftebew bonnen, eine Schlacht 
recht nahe gu ſchen, wb bride Pfetde waren getüdtet 
worden, Gein Heer ſuhr ihn im Bovtwireiten dafür 
am te blieb aber auf dem Felde und erſchäen halt dar- 
auf, ſtolz und triumphirend, als. hätte ec die Schlacht 
gewonuen, anf einem fee guten Pfabe ‘arid..Beadhte 
zwei embere gleichfalls gute Pferde mit; die er mit Sat · 
tel und Zeug auf dem Schlachtfelde erbeutet. 
Nachdem die geſchlagene Armee ihren erſten Ruhe · 
punkt gu Ath gefunden, zog fie ſich nach dem größern 


234 — “Ouf $ird. 


und durch cinen Fluß gededten Leſſines, während der 
Feind die Belageruug von Tournai fortſetzte und den 
Platz nahm. Der kleine Krieg begann wieder zwiſchen 
den beiden, nur acht Meilen von einander entfernten 
Heeren. Herr v. Cornabe, vin Schweizeroffigier und 
erſter Adiutant ded Fürſten von Waldeck, machte von 
Beit gu Zeit Recognofcicungsausfitige, und Gard bat 
ibn um Gelaubnif, ihn auf dicfen Expeditionen als Ad ⸗ 
jutant begleiten gu durfen, merfte-aber aus {einer Ant ⸗ 
wort, dag ibm nichts daran gelegen war, Semand ihn 
begleiten und feinen Ruhm theilen gu fehen. Deffene 
ungeachtet ſchloß fi Hard in der folgenden Nacht dem 
Buge an, und bei dem: exften Haltpuntt ritt er gu Core 
nabé, bat ibn um Entſchuldigung wegen der genomrhe- 
nen Freiheit, ftelte ibm vor, wie natürlich es fei, daß 
ec in feinem Wter Getegenheiten, fid in feinem Beruf 
gu unterrichten, auffuche, und exflarte ſich gu allen Dien 
fien bereit, die ex ihm leiften könne. Gornabé antwor ⸗ 
tete artig und fie wurden machmalé vertraute Freunde. 
Pabrend ihver damaligen Unterredung beridjteten die 
Patrouillen, dag man einige Hundert Mann feindlide 
Sufanterie bemerkt habe. Man hatte diefen 200 Drae 
goner und 100 Fußſoldaten entgegenzuſtellen. Als die 
Feinde die Reiter ſahen, hielten fie fich im Wald, wure 
den angegriffen, geriethen in Furcht und warfen fid in 
tin Dorf, bas fie erveidhten, bevor die Infanterie ihrer 
Gegner Geran war. Hard erbat ſich 100 Dragoner, lies 
dle Hitfte decfelben abfigen. und griff bie Feiade fo hele 
tig an, Daf fie bad Dorf mit Verluſt von 30 Mann 
an Getddteten und Gefangenen verließen. Durd die 
Gefangenen exhielt man die geſuchten Nachrichten über 
den Gang der feindlichen Operationen, Gornabé erftat- 
tete bem Fürſten Waldeck einen ſo vortheilhaften Be⸗ 


Graf Hird. a5 


ht. Ader Haͤtdis Benthmen, das / dieſem Gas» guage 
Werteauen und Wohsvotlen ves Furſten yu’ Theil word. 
Rah. mihretn aͤhnlichen Bergdugen: eefubecwan aber, 
bab Tournai genommen fel und der Feld zum Angry 
heranrucke, worauß die alliirte Armee nav Briiffes more 
fehivte: und bei dieſem Plage! cin Lager bejeg, Das der 
Marſchall vom Safer firs unangrelfoar whanete und 
fi deshalb -Begniigte, dad wow den: alllicéay Byuppen 
geraͤumte · Lond in -Befig gu nehmen und: die darin bes 
legenen Feſtungen gu erobern, Die Alllirten tröſteten 
ſich über ihre misliche Lage und über dle: Siege des 
Koͤnigs von Preußen mit den Rachrelchten von ver Ein · 
nahme ded Gap Breton in Amerika, wodon die eng: 
luiſchen Dffiziere verſicherten, diefr Beſihuahme allan 
made die ganzen Kriegskoſten redid) bezahlt/ umd ‘von 
der Wahl Kaifer Franz L: (13. Sept. 1745) Bu Brüffel 
und bei der “Armee - wurden dehhat glãnhenbe Weuden · 
feſte veranſtaltet. . 

Für den nãchſten Fuidzug war ‘aber wenig ‘Mustidt 

zu großen Thaten, ba der ſchottiſche Wufftandidie AS- 
berufung des Hetzogs ‘von Cumbbrlaud mit den eng: 
liſchen und. heſſiſchen Druppen “gue Folge ‘hate. Fürſt 
Waldeck beantragte nun bei den Geueralſtaaten dte Ane 
werbung leichter Sruppen gur Beſetzung ‘der: vorgtſcho⸗ 
benen Poſten und Führung des kleinen Ktleges. Deon 
bernahm cin bairiſches Regiment, da ber Kutfürſt won 
Baiern gu lien ſeinen Frieden mile dem Kaiſer “ge 
macht hatte (22, April 1745) who nun einen Theil fä 
ner Truppen entlleß. > Weiter beſchloß man, zwel· Frei ⸗ 
cempagnien von 150 Fußſoldaten, 50 Dtagonern und 
50 Huſaren gh -ervichter, ba die frangdfifehen Defer 
teurd fo zahlreich eintrafen, daß man Reate genug hatte, 
um nod zwei weitere Compagnien aufjufeen, « Fürſt 


226 Graf Hird. 


Waldeck bot unferm Grafen die ecfte Compagnie an. 
Villig unbefannt mit diefer Art von Truppen, ftraubte 
er ſich anfangs miglidft, wußte aber fpater dem Giire 
ften vielen Dank fir das Erbieten, da er theils den 
Dienft feinem Beruf entfpredhend fand, theilé feine Cine 
künfte ſich bald auf 800 Ducaten erheben fah, welche, 
nach der von den Holldndern in Kriegszeiten, nicht aber 
im Grieden, beobadteten Gewohnbeit, ſehr regelmäßig 
bezahlt wurden. Er erhielt ebenfo das Commando der 
erften Compagnie und nad und nach famen aud die 
fibrigen, wie fie eine nach der andern gu Stande ge 
bracht wurden, unter feinen Befehl. 

Sein erſter Poften wurde ibm in einer Vorftadt von 
Briiffel nad der Seite des Feindes hin, der fein Haupt. 
quartier bei Aloſt hatte, angewiefen, von wo es taͤglich 
Heine Scharmützel gab. Eines Tages war ein Detar 
Gement von 300 Frangofen vorgerückt und hatte cinen 
Offigier mit 50 Mann vorausgeſchickt, welder Hard ans 
greifen, fic) dann zurückziehen und den Gegner wo mög ⸗ 
lid in einen Hinterhalt loden follte. Hard lief fie durch 
einen Offizier mit 50 Mann verfolgen, wahrend er mit 
zwei Heinen Abtheilungen von gleicher Starke auf beis 
den Seiten nachrückte, den Reft feinee Sruppen und 
die Reiterei aber langfam folgen lief. Zufällig erfannte 
der frangdfifde Offigier in dem Anführer des ihn ver ⸗ 
folgenden Detachementé einen alten Regimentéfameraden 
und rief ihn mitten im Gefecht laut bei Namen. Auch 
diefer erkannte ifn und die beiden jungen Leute liefen 
bas Feuer ſchweigen und fielen fid) in die Arme. Wis 
Hard die Unterbrechung de Gefechts bemerkte, eilte er 
herbei und fand die beiden Offiziere in Streit mit’ eine 
ander, wabrend ihre Soldaten mit gefdultertem Gewehr 
Dem Fomifden Handel gufaben. Hard foderte den fran: 


Graf Hard. 227 


zöſiſchen Offizier, auf den Buſch fehlagend, auf, den 
Commandirenden feines Detachements rufen gu laffen, 
und erfubr damit, daß nod) mehr Frangofen im Hinter- 
halt ſeien, fertigte daber fogleid einen Unteroffizier ab, 
um feine Referver gu inftruiren. Gleich darauf erſchien 
ein franzöſiſcher Oberfttieutenant, dem, durch Neugier her⸗ 
beigezogen, die fammtlidben Offiziere feines Detachements 
folgten. Mun pratendirten die Führer beider Parteien, 
daß die andre fid) gu ergeben babe, und wabrend die: 
ſes Wortwedhfels erſchien aud der Fürſt von Walded, 
mit mebrern Generalen, und ließ ſogleich die frangifie 
ſchen Offiziere gefangen nehmen. Hard proteftirte, weil 
fie auf fein Wort gefommen waren, und bat den Fire 
ften, fie wieder gu ihren Qeuten gu laſſen, wo er fie 
dann nad) einer balben Stunde wieder als Gefangene 
einliefern wolle. Die Generale fanden aber dieſes Ver= 
langen febr droflig und der Fürſt machte ihn darauf 
aufmerkſam, daß Ddiefe Offiziere ihr Unglück nur der Une 
vorfichtigteit, mit der fie fic) von ihren Leuten entfernt 
Hatten, zuſchreiben dürften. Gr befabl, einen Dffizier 
mit einem Tambour abzuſchicken, um das in Hinterhalt 
. gelegte Detacement gue Uebergabe aufgufordern. Dies 
geſchah und die ohne Führer gelaffenen Reute ftredten 
die Waffen, ſodaß man bei diefer Gelegenheit 300 Mann 
mit 11 Offigieren gu Gefangenen machte. — Noch 
madte der Graf vor Schluß der Campagne, mit 100 
Reitern und 200 Fußſoldaten, einen dreiwöchentlichen 
Gontributionsftreifgug durch den frangofifden Hennegau, 
und nedte fid) dann nod eine Zeit Lang von feiner Vor ⸗ 
ſtadt aus mit den Franzoſen, denen er ein Paar Hun: 
dert Gefangene mit cinigen Offizieren abgewann. 
Mun begannen die Freuden der Winterquartiere, dies 
mal vornehmlid) durd die Feſtlichkeiten gu Ehren ber 


228 Graf Hard. 


Kaiſerwahl begeichnet, und von Fürſt Waldeck, Graf 
Kaunig, dem nachmals fo berühmten Fürſten und Staats- 
fangler CI, 228 ff.), und den belgiſchen Grofen mit 
vieler Munificenz unterhalten. Hard, ber fie mit vielem 
Gifer genoB, wurde jedod von Zeit gu Beit durch den 
Dienſt davon abberufen. So ſaß er einft am Spiel: 
tiſch mit einer ſehr liebenswürdigen Dame, die ihm, 
trog feiner tugendgaften Flamme für die Grafin Wacht ⸗ 
meifter, nidts weniger als gleidgiltig war, als ibm 
ber Fürſt ing Ohr raunte, ein franzöſiſches Detachement 
von dee Befagung von Ath fei auf einem Contributions- 
aug begriffen und bis zwei Meifen von Brüſſel vorge- 
Ddrungen. G8 habe in einer gewiffen Abtei Quartier 
genommen und Hard möge es fofort auffuden und vere 
treiben. Hird bat Jemanden, feine Karten su nehmen, 
fammelte feine Qeute, nahm, da cr vergeffen hatte, ſich 
fiber die Starke des feindliden Detachements gu unter 
tidten, aufs Gerathewohl 200 Fußſoldaten und 100 
Dragoner und Huſaren mit und rückte um Mitternacht 
aus. Genau gu derfelben Zeit Gatten die Frangofen, 
nachdem fie die trofilofen Mince gründlich ausgeplün⸗ 
dert, die Abtei verlaffen, ohne daß man wußte, wobin 
fie gegogett waren. Hard Hef feine Truppen ein Paar 
Stunden’ ausruben und den Pferden Butter geben und 
zog inzwiſchen Erkundigungen ein, ob man nidt in 
den benadbarten Dörſern Gundegebell gehört habe, er⸗ 
fuhr aber nidjts, So ſchlug er denn den Weg ein, von 
dem es ihm art wahrſcheiulichſten war, daß des Feind ign 
gewãhlt habe, und ſchickte, ſobald es Tag wurde, rechts 
und links Patrouillen aus. Endlich brachte ihm ein 
Soldat eine Frau, die dem Feinde als Führerin gedient 
hatte und wahrſcheinlich ſchlecht belohnt worden war, 
da fie ſich hochlich beciferte, Hard auf die Fährte des 


Graf Hird. 229 


Feindes gu helfen. Ee erfuhr von ihr, daß der. Feind 
nur and Fußvolk beftehe, und eilte nach dem. Ore, wo 
die Frau ſich von den Franzoſen getvennt: hatte. Eine 
Viertelmeile weiter ſagte ihm ‘ein Randmann, daß das 
feindlithe Detachement ſich im dem Dotfe, wo Hard ſich 
gerade befand, erfriſcht und dann in das tae Schloß 
zurückgezogen habe. Gr erfah auch daraus, daß der 
Feind nicht weſentlich ſtarker fein fone, als er ſelbſt 
war. Hierauf legte er ſeine Reiter in Hinterhalt bei 
dem Dorfe und überraſchte darauf die Feinde, die ſich 
jedoch in das alte Schloß begaben, dieſes verrammelten 
und zu den Fenſtern herausſchoſſen. Hard umzingelte 
dad Schloß, ſtellte einen Offizier wit 50 Mann vor 
den Gingang, ließ die Dragoner herbeiforimen. und abe 
ſteigen, bie Gufaren aber aufſchauen, ab Verſtärkungen 
kämen, und fobderte dann die. Feinde sur Uebergabe auf. 
Sie weigerten fic, indem fie hofften, anter dim Schutze 
Dev Nacht gu entkommen. Nun lef Hird das Schloß 
in Brand fteden, worauf die Franjofen ſich in einen 
alten Thurm zurückzogen. Herr v. Gornabé war uns 
ferm Grafen am nächſten Morgen mit. 300 Dragonern 
gefolgt, hörte den Larm ſeines Ungriffe unt ließ ihm 
feine Untunft melden: Hard erwiederte: er mbge feine 
Leute ausruhen laffens wolle et aber ſelbſt yu ihm fom: 
men,. fo werbe er fic) freuen, ifn zu ſehen. Gornabé 
fam und die Freunde beriethen ſich Ger das einzuſchla - 
gende Verfahren. Um Mitternacht lleßen fie die Feinde 
nodmalé. gut Grgebung auffordern, fanden aber fein 
Gehbr. Gegen Tagesandruch war Hard, ermattet durch 
Die Strapayen und durch cin Quartanfieber, das ihn 
feit laͤnger ais zwei Monaten plagte, im Garten am 
Fuße eines Baumes eingeſchlafen. Inzwiſchen hatte 
Gornabé, der ſeinen Schlummer nicht ftiren wollte, den 


Beinden cine nochmalige Botſchaft mit ber Drohung 
zugeſchickt, ex werde einige Gaffer Pulver fommen und 
fie mit ihrem Thurme in die Luft fprengen laffen. Da 
ihre Hoffnung, unter dem Schutze der Nacht entrinnen 
gu fonnen, nicht in Erfüllung gegangen war, entſchloſſen 
fie fic) nun, fid) zu ergeben, und Hard hatte bet ſei⸗ 
nem Erwachen die Freude, fic) die neun gefangenen Of ⸗ 
figieve, unter denen fic) cin Oberſtlieutenant befand, vore 
geftellt gu fehen. Das feindlide Detadhement war 200 
Mann ſtark gewefen. Hard hatte bei diefer Expedition 
an Getddteten 1 Offizier und 4 Soldaten verloren und 
1 Offigier und 14 Soldaten waren verwundet worden. 

Kaum nad VGriiffel zurückgekehrt, ward er wieder 
gur Befagung von Rivelle entfernt, wohin der Fürſt 
einen Major mit 200 Schweizern und unfern Grafen 
mit feinem Corps beftimmte. Sn Nivelle war ihm das 
Qntereffantefte cin Frauleinftift mit 40 Stifedamen aus 
den erſten Familien des Landes, wie auch fonft viele 
Standesperfonen, der Woblfeilheit halber, in bem Staͤdt ⸗ 
hen wohnten. Die Offistere machten der Webtiffin igre 
Aufwartung und wurden gu den Mffemblées, die die ⸗ 
felbe, ebenfo wie die Pröbſtin, wöchentlich gwei mal 
gab, eingeladen, wovon fie denn cifrigen Gebrauch mach · 
ten. Seder Offizier attachirte fid) an eine Stifedame 
und Hard fand eine briiffeler Bekanntſchaft, cine junge, 
reizende und geiſtreiche Dame, die bei Verwandten im 
Stife gu Befud war. Er accompagnirte ihren Gee 
fang und ließ fid) vom ihr fiber eine andere briiffeler 
Dame neden. Zwar leugnete er beharrlich, die Letztere 
aus gezeichnet gu haben. Da er aber auf einen Brief, 
worin diefe Dame ihn an einen benadbarten Ort 
lud, eine militairiſche Expedition dahin veranftaltete, fo 
wat er verrathen. Denn diefer Brief war von feiner 


\ 


Graf Hird. 281 


niveller Freundin untergeſchoben, wie er in dem Augen ⸗ 
blicke erfuhr, wo er zu Pferde ſteigen wollte. Er ritt 
natürlich mit ſeinen Leuten ruhig fort und machte ſchließ · 
lich feinen Frieden mit der Schönen, die ihn, wie er 
felbft fagt, gefeffelt haben wiirde, wenn er nicht ſchon 
ſeiner ſchwediſchen Geliedten verpflidtet gewefen ware, 
und die fpdter einen franzöſiſchen Offizier geheirathet 
bat, welder nachmals den Dienft verließ und fid in 
der Gegend von Nivelle anfiedelte. 

Von dieſem kleinen Kriege der Galanterie wurde Hard 
unerwartet mitten im Minter durch einen Act des wirk: 
lichen und grofien Krieges abberufen. Eines Morgens 
wedte man ibn mit der Nachricht, daß der Feind herane 
tide. Gr warf ſich aufs Pferd, ritt gum Recognofciren 
aus und erfannte bald, daß es fich nicht um einen blinden 
Laem handele. Die Befagung ſchloß und verrammelte for 
fort die Shore und riiftete ſich, ihren Poften kräftig gu vere 
theidigen. Bald darauf fab fie ſich von gegen 5000 Mann, 
Fußvolk und Reiterei, umfdloffen, die von dem Gene ⸗ 
rallieutenant Marquis do’ Armentitres befebligt waren. 
Auf deſſen Werlangen ward ein Dffizier, für welden 
ein franzoͤſiſcher als Geifel in der Stadt blieb, gu ibm 
entfendet, der denn bald mit der Erklärung des Genes 
ralé, welder ibm die Starke ſeines Corps gezeigt bate, 
zurückkam: wenn die Befagung fic) exgdbe, fo wiirden 
ihe die giinftigften Bedingungen gewahrt werden; wenn 
fie aber Widerftand verſuche, fo würde der Plag er- 
ſtürmt werden, und man werde wiffen, weldem Sdhid: 
fale alsdann die Befayung und die Einwohnerſchaft 
ausgefegt fein wirden. Namentlich möge man bedenten, 
wie es den Stiftsdamen gehen wiirde, wenn feine Gree 
nabdiere die Stadt erftiirmten. Es ſcheint hiernach faft, 
ale hatte dev feindlidhe General etwas von den zärt ⸗ 


232 Graf Hird. 


lichen Verhaltniſſen gewußt, die zwiſchen dicſen Damen 
und den Offigieren der Befagung beſtanden. Arotz die · 
fer ihnen vorgehattenen Radfidt aber and unzeachtet 
der Platz mur mit einer ſchlechten Mauer umd einem 
ausgetrodneten Graben’ verfehen war, dachte die Bee 
, fagung dod) feinen Augenblick an Uebergabe. Sie er⸗ 
wog iberdem, daß der Pag dod) immer eine formliche 
Belagerung verlangen wuͤrde und für cine folde nicht 
widhtig genug fel. Cine Batterie, die der Seind auf 
einer Hoͤhe ervichtete, that fo gue wie keinen Sdaden. 
Gin naͤchtlicher Verſuch gue: Sefteigung ward eatdeckt 
und glucklich abgetrieben. Gegen Tagesanbruch zeigte 
ſich ein Landmann am Fuße der Mauer und gab zu 
verſtrhen, daß ev einen wichtigen Brief bringe. Man 
Half ihm mittelſt eines Sriles herauf und ex brachte cin 
Schreiden eines benachbarten Edeltmanns, worin dieſer 
mittheilte: der Marſchall von Sachſen babe Brüſſel mit 
ſeiner Armee umzingelt, und cin franzoͤfiſcher Offizier, 
der Bel jenem Edtlmanne durchgekommen; überbriuge 
dem Marquis PMrmentiives Beſchl, ſeinen Marſch zur 
Hauptarmee zu beſchleunigen. Die Befagung war nun 
wenigflens dber hed perfonliche Sicherheit beruhigt und 
ſah in dev Shot mit: Sagedantrad die Fraugoſen vor 
belbefittren - und ben Weg’ nad Brüſſel einſchlagen. 
Hard ſchickte / ſeine Dragoner und Hufaven zur Gerfok= 
gung nach, die auch einige Nachzugler einbrachten. Dieſe 
beſtaͤtigten die Nachticht von. dem Meiſtetzuge des Mar · 
ſchalls von Sachſen, ben: ale Bele -in Verſallles gee 
glaubt · hatte und: der febt mitten ‘im Winter 40,000 
Mann fo fil und geſchickt vor Briiffel führte, dag die 
Alliirten feinen Marſch faſt i) erſt in dem Mugenblide 


1) Hard hat das „faſt“ nicht, ſagt aber bald darauf ſelbſt, daß 


Graf Sid. 288 


erfubren, wo er die mit 17 Vataillonen Gufwolk, einem 
Regiment Dragoner und. einem Regiment Huſaren ber 
fegte Stadt eingeſchloſſen ape dic Ranfgraben. erüffnet 
hatte. Er vedjnete übrigens bei dieſem Unternehmen 
auf die Uneinigkeit und Langlamleit der ‘licen und 
rechnete richtig, 

Fürſt Waldeck, dev. feit. tin Peer Wochen im Haag 
wat, elite auf die Nachricht von dem Marſche des Feine 
deb nach Britffel, mußte aber in Mechela anhalten, vor 
wo er an feine Armee Befehle erließ, ſich ohne Verzug 
um ihn gu ſammeln. Auch Nivelle ward nun geciumt 
und ſo waren die guten Stiftsdamen der Gefahr ent · 
riſſen, die ihnen ty Rriegégeiten eine Befagung in dop⸗ 
pelter Begichung, von Freund und Beind, sagiehen fonnte. 
Hard vertraute feiner ſchönen Freunhin dew mecthuoleren 
Theil feines Habe, den er nicht mit auf: einen van Fein · 
den bedrohten Marſch nehmen wollte, an, -und:fie bat 
fic ibm, trotz dex franzoͤſiſchen Auslieferungsgebote, treue 
lid) bewahrt und feiner Zeit unvevfebrt zukommen laſſen. 
Die Befagung zog fich zunächſt auf Romar zurück, wo 
bald darauf das .ghidtah aus Briiffel entkommene Hue 
farenvegiment anfangte, wahrend fouft die: Rachrichten 
von da keinesweges giinftig lauteten.. Von de: ging 6 
nad) Medheln, vom wo Hard. fofort zur Beobachtung 
des Feindes gegen Briiffel entfendet wurde. Der Fürſt 
hatte. feinen Pan jum Entſatz entworfen -unh rechnete 
MIE größter Beſtimmtheit auf deffen: Geliugen. Er -bee 
auftragte Hard, dem Tommandanten von Briifiel wiſſen 
gu laffen, answeldem Tage der Angriff erfoigen ſoile, 





Fire Waldeck im Haag den Anmarſch der Beamon zeitig genug 
erfuhr, um hoffen gu fnnen, Briiffel nod vor ihnen gu erreichen, 
wenn er aud nur bis Mechein tam. 





234 Graf $ix0. 

damit er denſelben dard einen Ausfall unterſtütze. Ged 
wãhlte zwei Schweizer von feinen Detachements, welche 
nichts vow einembder wuften und deren jedem er 100 
Ducaten verfprach, wenn ex einen zuſammengerollten 
Sette, der in einem Knopf verborgen war, dem Conv 
mandanten ven Brüſſel iberbringe. Die Leute ginges 
gu den Schweizerregimentern bei der Belagerungsarmee 
uͤber, und nad) cinigen Zagem tam ber Eine nach Erfül⸗ 
Lang {eines Uufteaged glidtich yrrid. Der Plan (lot 
aber ſcheiterte, und gwar an dem kläglichen Umſtaud, 
daß der Befehlshaber ber 15,000 Sensovetaner auf ci 
mal dir Mitwirkung dieſer Truppen verweigerte, da ec 
von dem König von England angewieſen fei, dieſe 
rmpen / wahrend des Wanters auf das Sorgfaltigite 
in Acht zu nehmen, damit He bel Eröffnung des Feld⸗ 
zuges im beſten Stande ſeien, webhalh er, ohne neue 
Befehle, dieſclben mahrend der ſtrengen Jobredjeit. nicht 
iné Feld. laffen tonne. Dieſe Anſicht, die die Eroffnung 
deb Feldzuges nicht von den Bewegungen des Feindes 
fondern von dent Rabender abbinglg machte, war durch 
Heine Vorſtellungen zu erſchüttern und verſchuldete ben 
Verluſt. ven Brüſſel, der dann durch: die fpdtece Wh- 
beruſung jenes Generald: nicht wieder gutzumachen was. 
Braf Kaunitz, der von dem Marſchall von Sachſen Pape 
befommen hatte:und noth Bien ging, waͤhrend die.in 
Brilffd gefangenen Truppen in die fenfen Provingen 
Fraubreichs verwielen wurden und erft nach dem Frie⸗ 
Dew. von da zurütkkamen, sear der Erſte, der das Hatepé- 
Geet von. den Umſtänden Der. Gapitudation unterrichtete. 
Er hatte waͤhrend der Belagerung an den Marſchall 
non Sachſen gefdriebea und ihm cine Capitulation vor- 
gefchlagen, war aber mit aller Höflichkeit bedeutet wore 
den, daß fic cine derartige Angelegenheit nur zwiſchen 


Can] $id. 935 


Diſttairs werbandele. Die ritterliche Artigkeit bes Mar · 
fats von Sachſen zeigte fich bei dieſer Belagerung, 
wad) deren glücklichem Ausgang er wieder mach Paris 
ging, we ihm der ſchweichelhafteſte Gmpfang zu Sheil 
ward, auch in folgendent Zuge. Die ganze Equipage des 
Bürſten Waldeck war in Griiffel: geblicben, ſodaß der 
Sarft in Mecheln ſich die einfachſten Bedürfniſſe erbor⸗ 
gen mufite. «Dee Maxfihall, den-feine Spione amd vow 
dicfem Umſtaude unterrichtet, grigte : diefe Verlegenheit 
hed Fiicften dem. .briffder: Commandanten.an, lies fi 
sou diefem bie Gautpage des Fütrſten andantworten und 
Aberſchiau · dieſelbe bald einem rerbindlichen Schreiben, 
nach Mecheln. 

Nach feiner bwiſe Lonmandiete Graf Rbwenbabl 
GH, 192 ff.) in Briiffel and. ließ. dad giemlich in der 
Mitte. ded Weges zwiſchen Brüſſel und Mechelw:gelogene 
Bilvonden befegen, wabrend dir alliirte Armee die Au⸗ 
Funfe ber Verſtärkaugen enwastete, welche. Oefterreidh 
nunmehr ſenden fonnte, nachdem 26: ſeinen Frieden wit 
Preußen gemacht hatte. Amzwiſchen giug ber. Meine Krieg 
fort und für vieſen entwarf. Gard. daw Plan, die fea 
Bfiide Beſatzang des ihm aus dan, vovigen Feidzuge 
betannten Bilvorden aufzaheben. Iwri Defertenrad fey 
fen ign in Renntnif,-.069 Rie Beanzefen wert fianet 
Hatten, eine Deffnung in ben Wallen. xepaviren: zu laſſen, 
dap die Beſatzung aus 500. Baw beſiche, dah 400 2a. 
von. bie, Stadt, 100 mas Schloß bemarhten, weichts 
Aegtore nicht · fiighich. aberrumpelt imeiden. time. Furſt 
Walder biligte..20n . Plan. cand: gabh-Hiad. nad) ſechs 
Gompaynion Gumabieve mit; weiche ſein Freud Gore 
nebé deſchligte,/ Mit Arbre hee Nacht ſetzten fie ſich 
in Manjfeh,ivonrben beiden Deſerteurs geführt, coven 
jedem Hird: 20: Ducater verſprach, wenn fle ihn genau 








286 rat Gixd. 


oor die erwaͤhnte Deffnung führten, Burd) die fie ſelbſt 
enttonymen waren. Sie verdienten ihren Lohn redlich, 
und nun ließ Hard zuerſt einen Offizier mit 30 Mann 
durch bie Deffnung dringen, denen zunächſt ein Offizier 
mit 40 Mann zur Unterſtützung und dann der Reſt des 
Fußvolks folgte, wibrend die Reiter die Straße nach 
Brüufſel bewachten. So kamen fie in die Stadt, fan⸗ 
den nur ſchwachen Widerſtand und nahmen Alles, was 
ſich von feindlichen Truppen in der Stadt fand, gefan ⸗ 
gen. Das Schloß aber hielt ſich beſſer und war nicht 
gu nehmen. Sie frühſtückten in Vilvorden und mach⸗ 
ten ſich dann mit ihten Gefangenen wieder auf den 
Rückweg, nachdem ihnen dieſe Expedition nur vier 
Todte und etwa zwölf Verwundete gekoſtet hatte. 

Gs kamen jetzt 10,000 Deſterreicher unter Gene⸗ 
ral Grün und bald darauf übernahm der Feldmarſchall 
Graf Batthyani das Commando der alliirten Armee, 
die jedoch noch immer nicht ſtark genug war, fich mit 
der franzoͤſiſchen gu meſſen. Batthyani verſchanzte ſich 
daher hinter der Feſtung Breda, nachdem er die Citas 
delle von Antwerpen mit einer ftarken Befagung ver= 
feben Gatte, die jedoch nad) einer dreiwöchentlichen tar 
pfern Bertheibigung capituliren mußte. Endlich erſchien 
der neue Oberbefehlshaber Pring Karl von Lothringen 
mit anderweiten 10000 Mann, woreuf die Armee eine 
Stelung suc Dedung Namurs einnahm. Der Mare 
ſchall von Sachſen, der inzwiſchen Charleroi und andere 
Plage evoberte, madte verfdiedene Bewegungen, welde 
die Armee von Namur abgiehen follten, und es fam dar⸗ 
fiber gu mebrfaden Gefedten. Gines Tages wurde der 
General rips, der mit den Hufaren und vier Dragor 
netregimentern vor den Rinien der Verbündeten in dem 
durch die Schlacht vom 16. Mai 1706 berühmten Dorfe 


Graf Hird. 7 


Ramillies fag, von dem Feinde ziemlich tebhaft angee 
griffen. Die Holkinder bildeten den Haken Flügel ‘der 
Atmee und Hard lag gleichfalls vor thren inion. Da 
ihm dad Gefecht ernfthaft zu werden ſchien, fo xilte ex 
mit feinen Reitern zu Hilfe, wabrend das FupoolF ihm 
folgte, ſah von einer kleinen Hohe, daß die Reiter deb 
General Srips gu weichen anfirgen und-‘ven den Felst- 
den verfolgt wurden; fiel -diefen fo rechtzeltig in die 
Blanke, daß fie anhielten, und machte <& daburch dent 
General Trips moͤglich, feine Leute wieder zu ſammeln. 
Hard aber ethlelt zwei Saͤbelhiebe, die ign vom Pferde 
ſtürzten, und ward: géfangen. Die Offiziere der fran⸗ 
zoͤſiſchen Gendarmerie ließen ihm aufgelfen und boten 
ihm ſeht artig jeden nothigen Behſtand am; daiaber: die 
Affaire noch fortging, fo beauftragten ſieneinen Gen ⸗ 
darmen, ihn hinter bie: nien zu führen Der. Gene 
darme wollte aber gern Dem Ausgang Deb: GefeHtes ſehen 
und gdgerte Daher noch, a8: auf einmul die ftauzbſiſche 
Reiterei zurüchgeſprengt fam wad? vow ver odtivten’ vers 
folgt ward: Dev Gendarme machte ſich dus dem / Staube, 
ſchoß aber vorhet nod) mit det. Pifidie wath Hae, gure 
Giück ohne Frege treffen, und Dard mußne wun die 
feindllche und freundliche Cavalerle iter ſich Yer ſprengen 
laſſen. Endlich erlannte ihn⸗ elt Huſarenoffigiev · und 
gad ther. fein Pferd auf dem er zurüuckriet/ war ſich vere 
binden / zu laſſem Unterweges no traf ep‘ eintun Dae 
goner, dew fein Pferd hatte und: cB ihm fie einige Du 
cater: überliaß. Seine Wunden waren nichtgefaͤhrlich; 
et konnte nach acht Tagen · wieder: Dienſt hun und wer 
nach vier Wechen villig hergeftellty 
Am dritten Tage nach dleſer Affaire kamnen einige 
dabei gefangene Offigiere auf Parole ans” dem franzbſi ⸗ 
ſchen Lager zurück, ſprachen bei dem am weiteſten vor- 





238: Graf Héxdi 


geſchobenen Haͤrd vor und fragtan, ab. bie Armee nicht 
aufbreche. Dee Rarſchall von Sachſen babe new bam 
Abſchiche gefagt, fie würden bie Armee bet ihrer Riwh 
kehr im Marſch finden, und iw der That. fant noch am 
Abend der unerwattrte Befeht jum: Aufbrach, woranf 
din Lager gwifhen: Luctich und Maſtrichtubezogen ‘ward. 
Sogleich lies der Marſchall von Sachſen die Belagee 
rung von Namur etoͤffnen, waͤhrend ex: falbft mit einer 
Beobachtungsarmer den. Aliketen: gegenũber biich. 
Der Heine Krieg begann nun wieder, Die Aulitten 
Hatten viel leichte Aruppen und dev:Goneral: Arips, der 
fie befebligte und. unter deſſen Commanbonauch Hard 
geſtellt war, machte fidy:-immer fo nahe an den Geind, 
DAB tägliche Scharmützel unvermeidtich waren. Der 
Marſchall von Sachſen hate im Raufe ber Campagne 
ein news Infantecieregiment errichtet, bas den Ramen 
Royal ‘Create bide und faſt gang aus öflerreichiſchen 
Defertenvs beſtand, welche durch franzöfiſche Emiffairs 
und hohen Sold zum Uebertritt in Raſſe verleitet wore 
Den waren. Dieſes Regiment rückte eines Tages ganz 
in die Mahe des Corps, Sei dem ſich Hard befand, und 
General Trips befahl dem Legtern, es mit ben 506 
Monn Fußvolk, die ex bei fich hatte, angugreifen. Er 
that e& anit folder rbbaftighelt, daft bie frangbfifden 
Kroaten nach einigen Schuͤſſen die Flucht ergriffen. Nun 
warf ſich General Trips mit einem Regiment Huſaren 
auf fies fie geriethen in einen Hohlweg zwiſchen der In⸗ 
fanterie und den Huſaren; dte Letztern ſtürzten fich wile 
thend auf fie; ben Ucberidufern4) ward fein Pardon ges 


1) Gb war vielleicht nicht blos died; and die beutigen Unger 
betradten 3. B. dle preußiſchen Hufaren mit befonderer Wuth, weil 
fie fic Fir Balfgungen ihrer Rationalitét halter. 


Graf Hird. 28 


geben, und in weniger als einer Viertelſtunde warden 
fie Ue, Offiziere wie Soldaten, ohne Erbarmen wieder: 
gemegelt, ſodaß der Hohlweg nur sod Leiden enthielt! 
Die Sieger gogen fich nach diefer Schlaͤchterei, welche 
Hird drei Offigiere und von den Selbaten an Getddte- 
ten und Verwundeten 80 Mann koſtete, wieder in ihr 
Lager, waährend eine Maffe framöfiſcher Offisiere Gerbei- 
eilte, die ſchauerliche Stätte gu beſichtigen. Bald dare 
auf fom Hrd wieder auf ben linken Fhiget and unter 
den Befehl des Srafen GHherhasy +) zu fiehen, dev mit 
zwei Hufareneegimentern dorthin gefGidt worden war 
und mit dem fich Hard unr fo deffer vertrug, als Beide 
das Bergnügen lirbten. Sie engagirten cine Truppe 
franzöſiſcher Romddienten und ricteten cine Scheune 
gum Theater cin. Graf Eſterhazy beſaß eimige pracht · 
vole himmelblaue, goſdbordirte Garmmetheden , die, wie 
Hard vermuthet, vow jener Plünderung des preußiſchen 
Lagers bei Soor ſtammten, über welcher die Schlacht 
verloren ging 2), und die nun zur Verzierung der ou: 
liffen vermendet wurden. Mibitairmafif bildete das Ore 
Gefter und Zuſchauer fawden ſich aus der ganzen Armee. 
Selbſt die Fürſtin von Walbed, die ihren Semahl auf 
dieſem Feldzug begleitet hatte, wolmte defen Sdyaue 
ſtellungen mit andern Damen bei. Frlh ſchtug man 
fich und Abends vergaß man Mühen und Befabren beim 


1) G8 war died Nikolaus Joſeph, geb. 18. Dec. 1714, fuce. 
18, Marg 1762 feinem Bruder Paul Xnton (ged. 2. April’ 1711) 
als Firft, %. #. wir. Geheimerath, Generalfeldmarfiyall 2c., verm. 
4. Miz 1737 mit Maria Glfedeth Gréfiu v. Weißenwolf, errich⸗ 
tete Me Mufitfdule gu Cifenftadt, + 1790. Gr war der Urgroßva⸗ 
ter des gegenmdrtigen Furften. 

2) Diefe Plünderung erfolgte durch das Radaſtiſche Corps, bei 
‘dem ſich damals and Eſterhazy befand. 


240 Graf Hird. 


Shaufpiel. Doch follte’ dee leichtſinnige Geift, der dem 
gu Grunde lag und dadurch genährt ward, nidt ohne 
Die nachtheilige Folge bleiben, mancherlei Unbefonnen: 
beiten hervorgurufen. 

So traf es ſich cined Tages, daß Graf Efterhagy- 
und Hard gu Pferde ftiegen, um gu fehen, was etwa 
vorgebe, nachdem der Feind fie, wider feine Gewohn⸗ 
beit, einige Tage in Rube gelaffen. Bei der Haupt- 
wade, die mit einem Rittmeifter und 100 Hufaren bee 
fet war, angelangt, fam ihnen dev Ginfall, einen An- 
Griff auf die des Feindes gu machen. Der junge Offi- 
zier, ein Ungar aus einer der beften Familien des Lan= 
des, ungemein liebenswiirdig, voller Muth, aber ebenfo 
unbefonnen, wie die beiden Herren, vertrieb fofort die 
vorgeſchobenen Poften des Feindes, gerieth aber gum 
Unglück auf Snfanterie, vor der die Ungreifer rafd gu: 
rückweichen muften, und verlor dabei durch cinen Schuß 
in den Kopf dad eben. Bei ihrer Rückkehr wurden 
die Herren von den Generalen ſtark ermahnt, fid auf 
eine andere Weiſe gu amufiren, und ſchwerer, als der 
woblverdiente Verweis, laftete nod nach langen Jahren 
die Erinnerung an das Opfer dieſer Unbeſonnenheit auf 
dem Herzen unſers Grafen. 

Gegen Schluß der Campagne mußte ſich Hard wie ⸗ 
der vom Grafen Eſterhazy trennen, deſſen Umgang er 
ſehr ungern verlor, da er liebenswürdig, ſtets guter 
Laune, ein warmer Freund und hochſinnigen Weſens 
war und das Geld nicht anſah. Wie die Zeit heran⸗ 
rückte, wo es in die Winterquartiere gehen follte, vers 
fielen die Deſterreicher, welde moͤglichſt viet. aué den 
Quartieren gu ziehen liebten und diefe deshalb immer 
auszudehnen ſuchten, in ihre alte Gewohnheit. Sie 
wollten Stadt und Gebiet von Lüttich fiir ihre Winter- 


Graf Hird. 241 


quartiere und vertaufthten deshalb ihe vortheilhaftes La⸗ 
gee mit einem andern, defen linker Flügel fid) auf die 
Stadt Lüttich ftiigte, in deren Vorſtadt Hard gu lier 
gen fam. Sobald der Marſchall von Sachſen diefe Wen⸗ 
bung erfah, zog er das Corps, dad ingwifdhen Namur 
belagest und eingenommen hatte, an fid, griff die Allür⸗ 
ten an und fdlug fie bei Raucour (11. Oet. 1746). Aus 
biefer Schlacht erzählt Hard folgende Züge. Gr felbft 
war geitig von der feindlidjen Infanterie gum Zurück⸗ 
weidjen gendthigt worden und hatte fic) nun art die 
Blanke der Linie angeſchloſſen, wo ex mit Bewunderung 
fah, mit welder Unerſchrockenheit und Rube die hollän⸗ 
diſchen Gardereiter die furdthare Ranonade des Feindes 
aushielten. Gr hatte in diefer Sruppe cinen vertrauten 
Freund, welder Oberftlieutenant und Schwadronchef 
war und den ex bei Fontenay genedt hatte, weil er fic 
vor einer vorbeifaufenden Kanonenkugel unwillkürlich 
biidte. Als Hard jegt an ihm voriiberritt, rief der Hole 
Lander ibm gu: „Heute, mein Freund, werden Sie fehen, 
daß die Kugeln mid) nicht gum Bien des Kopfes brine 
gen werden.” Raum war Hard einige Schritte vorbei, 
als ex fid) nodmalé rufen hoͤrte. Er kehrte zurück und 
Die Offiziere geigten ihm feinen Freund, auf dem Boden 
audgeftredt, wie ifm foeben cine Kanonenfugel den Kopf 
abgeriffen hatte. — Als Fürſt Waldek von dem Pringen 
Karl von Lothringen, ſtatt dex erbetenen Unterftigung, 
den Befehl gum Rückzug erhalten hatte, ſchickte er Hard 
gu dem General, der die feds bairiſchen Bataillone com> 
mandirte, die im Solde der Republif ftanden, und der 
die Nachhut bilden follte, an die fic Hard mit feinem 
Corps anſchließen follte. Als Hard gu dem Poften der 
Baiern fam, fand ex ihren General verſchwunden und 
hatte ſich daber an die Untercommandanten zu wenden, 
VIL. 1 


242 Graf Hird. 


die den Befehl aug mit Muth und Unerſchrockenheit 
vollzogen. Wm nadhften Tage erbielt der Fuͤrſt einen 
aus Lüttich datirten Brief jenes bairiſchen Generals, 
worin dieſer ihm ſchrieb: „Da der Feind uns dergeſtalt 
überlegen wer, daß es uns unmoͤglich wer, ihm laͤngern 
Widerſtand gu leiſten, habe id) geglaubt, an die Sider 
beit meiner Perfor denken gu müſſen. Ih habe mid 
Daher verfleidbet und bin nach Lüttich gegangen, wo ich 
Die Ehre habe, dte Befehle Ew. Durchlaucht gu erware 
ten.” Gr hatte feine Uniform umgewendet, wie man 
ſpäter esfubr, wurde iibrigens von bem Kurfürſten, der 
ihn bis dabin ſehr begünſtigt hatte, in Folge jenes Vor ⸗ 
ganged zuruckberufen. : 

Die Armee, deren Rückzug Fürſt Walded mit großem 
Geſchicke leitete, ‘ging auf Maſtricht, wo die Maas paffirt 
ward, und die litticer Quartiere, die den Deſterreichern 
fo am Herzen gelegen, wurden nun von den Frauzoſen 
ingenommen, wabrend die WHiirten die ihrigen hinter 
der Maas nahmen und fie bis Aachen ausdehnten, wo 
das Hauptquartier war. Der Marſchall von Sadfen 
ging nach Paris, Pring Rael und Batthyani nad Wien, 
Fürſt Waldek in den Haag, wo aud Hard den Winter 
febr angenchm verbradte. Gr wohnte und af bet dem 
Fürſten, den er aud auf. cinem Ausflug nad Ausfters 
Dam begleitete. Hier trafen fie unter Andern J. J. 
Rouffeau und fanden ihn damals ſehr umgdnglid) und 
unterhaltend, jederzeit beiter, gefallig und nachgiebig. Er 
ſtellte fic ihnen nur alé der unterridtete und begabte 
Mann dar, nicht als der Mifanthrop und bizarre Sonder ⸗ 
Ting, al welchen ex fic) in ſpäterer Zeit fo Bielen geigte. *) 

1) UL A. aud dem Grafen Girg, als diefer, damals Fuͤhrer des 


jungen Herzogs Sarl Auguft von Beimar, mit dem Hergoge nad 
Paris tam und Rouffeau befuden wollte. Sr lie ſich guecft dard 


Grof: Hard. 243 


Rady dem: Haug. zurüclgekehrt, fanden fie dew Gere 
zog vets SumBeriuad:, hee nech feinen Siegen -dber 
den APrdtendenten: gekommen far, den Oberbeſehl in 
ben Ridectanden: von nenem zu bernehmen. Saf 
Rath: ded Girton shat: Habs dei den Senerotfiaaten 
aw, Daß fierays: fein · Freitompagnirn ein: Regiment 
Silden; Bornehé zu deſſen Chef, Hard: zum Dberſtlieute ⸗ 
want ernennen “und die übrigen Offiziere in demſelben 
Werbaltmiffe befordern möchten. Die Generalſtaaten hiel · 
ten es jedoch damals nicht für noͤthig, die Sahl ihrer 
NRegimenter zu vermehren, boten aber dem Grafen Hard, 
der ner Hauptmamnsrang hatte, fogleich den Grad eines 
Oberſten der Armee an. Er erklärte aber, daß er ware 
ten wolle, bis man fite gut finden werde, cine Belohnung 
zu gewãhren, walde auch die braven Offiziere theitten, 
die ihn Gei jeder Gelegenheit ſo gut unterftigt batten. 
Darauf ging er in-feine Garnifon, und nun bemühte 
ſich Girft Walded fo warm und thatig fiir fein Geſuch, 
daß die Hochmögenden ſchließlich Alles bewilligten, was 
denn zine :gdnglich unerwartete freudigſte Ueberraſchung 
fuͤr· Hard ward. Der neue Oberſt Cornabé blieb bei 
bem Fürſten als Generaladiutant; Hard befehligte das 
Nene Regiment als Oberſtlieutenant und alle Sffiziere 
fliegen unt einew Bend. 

Bn itis, we Hixd in diefer Beit cin Paar Tage 


einen Bedienten anmelden und erhielt die Antwort: Rouſſeau fet Frank 
und nehme eine Befude an. Dex Graf ging felbft hin und Mopfte 
an die Thuͤra. Rad wiederholtam Klopfen erſcheiat Nouffean felbft, 
im Sdlafrode und dle Thüre halb offen haltend, und fragt den Grafen 
in briigtem Sone: ,,Wer find Sie und was wollen Sie?” Gig 
nennt fig und bittet um Grlaubnif, den jungen Herzog von Weimar, 
deffen Erziehung ihm anvertraut fel, gu ihm fabren gu durfen. ,,Seine 
Grziehung iſt Ihnen anvertraut? Delto fdlimmer flr Ste, mein 
Here’, erwidert Rouffean und ſchließt bie Share. 
11* 


244 Graf Hard. 


zubrachte, lernte ex einen Abbé Fennen, einen Mant von 
30 —32 Sabren, deffen Unterhaltung ihr Angenehmes 
hatte, da er viel gereift war. Hard war aber nicht wee 
nig uͤberraſcht, als diefer ihn eines Pages bat, fhm ei⸗ 
nen militäriſchen Grad bet feinen Truppen gu geben, da 
tr den Fleinen Kragen fatt habe. Gon friihefter Kind ⸗ 
heit an habe ex cine unbefiegbare Neigung zum Militaire 
fland gehabt, fei nur wider Willen und aus Sehorfam 
gegen feine Meltern in den geiftliden Stand getreten; fei 
ober jetzt unabhängig und im Stande, nad Neigung 
und Geſchmack gu leben, und bitte daher dringend um 
einen Grab, am fiebften bei der Cavalerir. Hard madte 
in in der That zum überzähligen Offizier bei den Drae 
gonern und verfprac ihm das Einruͤcken bei naͤchſter 
Erledigung. Der Whbé nahm ſich allerdings in dev 
Uniform ohne Vergleich beffer aus, als in feiner frühern 
Tract, und bewies nachmals ungewdhnlide Bravour und 
Unerſchrockenheit. 

Bald darauf erhielt Hard Befehl, zu dem Prinzen 
von Sachſen · Hildburghauſen) gu ſtoßen, dev ein zur 
Beobachtung des Feindes beſtimmtes Corps commandirte, 
und zunãchſt einem franzöſiſchen Corps gegenüber ftand, 
das die Gegend von Antwerpen beſetzt hatte, eigentlich 
aber nur beſtimmt war, den Marſch eines andern Corps 
zu decken, das uͤber die Schelde ging, in das holländiſche 
Flandern eindrang und die dortigen feſten Plage in kurzer 


1) Gs war dies Pring Ludwig Friedrich, geb. 11. Sept. 1710, 
Sohn des Herzogs Ernft Friedrig T uad der Grdfin Sophie Alber⸗ 
tine v. Erbad, erft k. k. und kurbaierſcher Generalfeldzeugmeiſter, 
fpdter hollaͤndiſcher General der Infanterle und Gouverneur von 
Rimwegen, + 10. Juni 1759. Er vermabite fih am 4. Mat 1749 
mit Ghriftine Luiſe (geb. 27. Rov. 1713, + 5. Mai 1778), Todter 
des Herzogs Joachim Friedrich von Holfteins Plin und Witwe des 
Grafen Ludwig Friedrich von Hohenlohes Weidersheim. 


Graf Hard. 245 


Beit cinnabm. Frankreich hatte bis dabin das Gebiet der 
Republif gefdont, in ter Hoffnung, fie dadurd von 
dex Allianz abzuziehen. Da es fic) aber in diefer Er⸗ 
wartung getdufdt fand, ſchlug 8, ftatt zufrieden gu fein, 
daß die Republié der Allianz blos ihre vertragsmäßige 
Hilfe leiftete, keineswegs aber den Krieg mit ganger 
Kraft betrieb, den entgegengefegten Weg ein?) und red 
nete nun darauf, daß die Republif fic gu Menderung 
ihrer Politik genöthigt fehen werde. Dod) auch diefer 
Beg verfeblte fein Ziel und hatte vielmehr die Folge 
daß die Republik, wie allemal, wenn fie in duferer Bee 
drangniß war, fic) unter die monarchiſche Fahne der 
Dranien flüchtete. Auf die erfte Nachricht von dent 
Eindringen der Franzoſen pflanzte die Proving Seeland2) 
das oranifde Banner auf und proclamirte den Pringen 
von Oranien®), der fic) bis dabin ſehr rubig in feiner 





1) Die Anckdotengefhidte erzaͤhlt: In Berfailles habe man den 
hollandiſchen Gefandten gu irgend einem Ausbrud des Aergers und 
Det Ungeduld treiben wollen, um died gum Borwand einer firmliden 
Keiegderfldrung nehmen gu koͤnnen. Das holldndifhe Phlegma des 
Gefandten habe allen Vexationen getrogt, bis an der Tafel deb Koö— 
nigs beim Deffert ein holldndifder Rafe erſchlenen fei und der Konig 
ſich mit den Worten gu dem Gefandten gemendet habe: ,, Monsieur 
Tambassadeur, voila du fruit de votre pays. Da fet der Gefandte 
aufgeftanden, abe fid) verbeugt und den Saal verlaffen, worauf der 
Krieg erklaͤrt worden fet. 

2) Die Volksbemegung ging von Ter Beer aus. Ueberall waren 
es die Staͤnde, die man ,,das eigentlide Volk“ nennt, welche ſich fir 
den Pringen erklaͤrten. 

3) Wilhelm Karl Heinrly Frifo, ged. 1. Sept. 1711, Sohn 
Johann Wilhelm Frifo’s Fürſten von Raffaus Dies und Oranien 
und Grbftatthalters bon griesland (geb. 4. Auguft 1687, ertrant 
14, Juli 1711) und der Marie Luife von HeffensRaffel (ged. 7. Febr. 
1688, verm. 26, April 1709, + 9. April 1765), Eroftatthatter in 
Friedland, gemdhlter Statthalter feit 1718 in Grdningen, felt 1722 
in Geldern, vermdhlt 25. Marz 1734 mit Anna, Todter Kinig 
Georg’s I. (geb, 2. Rov. 1709, + 12 Man. 1759), ftard am 
22. Det. 1751. 


6 . Graf’ Hirt: 


Reſidenz gehalten hatte; ake Statthalter,. Generoitapitain 
und Genevaladmiral. Hollartd folgte Dem Weiſpiel und 
ebenfo ſchloſſenſich alle andirn .an, ſodaß in weniger 
ald acht Tagen die Umwandlung vollgogen ‘war, worauf 
thm in Jahresfriſt von den Voreinigten Provinzen die 
Erbſtatthalterſchaft dbertragen und bad Erbrecht aud auf 
die weibliche Linie ausgedehnt ward. Der Pring von Dra · 
nien eilte nach Amſterdam und dem Haag: und evgriff die 
Rigel der Regierung, fand aber freilich die Dinge in fo 
Able Baftande, daß es nicht leicht war, dem adgubelfert, 
wat gwar verftindig und rechtſchaffen, aber dod ber 
Marin nicht, die. Mugabe feiner grofien Vorgäuger zu 
loͤſen, and fand aud in bem Staate nicht mehr die Kräfte 
und den Gelft, die gu ihrer Zeit noch vorhanden und 
nur gu weden gewefen waren. Zuletzt konnte Riemand 
gegen die Thatſache auffommen, daß die Vereinigten Rie⸗ 
derlande, welche ihre frilhere Machtſtellung der Schwäche 
ber grofien Reiche verdankt Hatten, unausweichlich von 
fener Stellung guriidtreten mußten, wie jene größern 
Reiche mit gunehmender Kraft in die Wettbahn eine 
teaten. Es wirft aber auc) im Innern nad, wenn 
Gnfere Vortheile, deren ein Staat ſich cine Seit tang er⸗ 
freut bat, ſchwinden. 

Wie der Herzog von Sumberland, dee überdem der 
Schwager bes Pringen von Oranien war, fo fchidte aud 
Fürſt Waldek einen Adjutanten zur Beglückwünſchung 
des Pringen ab. Der Adiutant theilte nach der Rid: 
kehr Hard im Vertrauen mit, daß ihm die Geſinnung 
‘des Statthalters im Betreff de6 Fürſten ſehr kalt habe 
ſcheinen wollen. Allerdings war Fürſt Waldeck durd 
die Partei der erbitterten Gegner der Oranien an die 
Spitze des Heeres geſteltt worden. Die oberſte Leitung 
der militairiſchen Angelegenheiten in den Niederlanden 


Graf Hied. 247 


hatte übrigens lediglich der Herzog von Cumberland, der 
denn gunddft unthatig gufah, wie die Frangofen einen 
holländiſchen Plag nach dem andern nabmen. Dieſe 
Plage. wurden von ihren Commandanten allerdings ſehr 
ſchlecht vertheidigt, wofür aud) fpater mehre diefer Com: 
manbdanten ihre verdiente Strafe erhielten. Der Herzog 
nahm on, daf dev Feind, nach Bemeifterung des hol: 
lãndiſchen Flanderns, ſich gegen die Maas und Maſtricht 
wenden werde, and fudte dem zuvorzukemmen und 
Maſtricht yu deen, Gin Corps ven 10,990. Mann, 
unter Pring Hildourghaufen, blich zurück, wm die.Gren 
gen Der Republik zu beſchützen. Bice Meifen von Make 
richt liegt das berühmte Lager von Lawfeld. Hatte dee 
Marſchall von Sachſen einen Fehler gemacht, indem er 
fich nicht beeilt hatte, ſich dieſe wichtige Poſition gu 
ſichern, ſo machte er dieſen Fehler mit Glanz wieder gut, 
wobei ihm allerdings auch die Schwerfälligkeit ſeiner 
Gegner zu ſtatten kam. Bei der Recognoſcirung, mit 
welder Hard beauftragt ward, fand er nur ein franuzö - 
fifches Corps von 15—20,000 Mann, unter Graf St.» 
Germain, gur Stelle, und Fürſt Walded ſchlug einen 
fofortigen Angriff vor. Batthyani aber rieth mit Gr 
folg ein Verſchieben des Kampfes auf den nadhften Zag, 
da die Sruppen ermiidet feien und bas ſchwere Geſchütz 
nod) nicht eingetroffen. Wabrend der Nacht traf nun 
wohl dieſes Geſchütz cin und ſchliefen die alliirten Trup⸗ 
pen aus, hatten aber dafür am Morgen die ganze fran⸗ 
zöſiſche Armee vor ſich, die ſich mit Tagesanbruch in 
SAHlachtordnung ſtellte. Doch verging dieſer Zag unter 
einigen Ranonaden. Wm folgenden aber, den 2. Juli 
1747, griffen die Frangofen mit ihrem rechten Flügel 
an: Die Schlacht bei Lawfeld war wefentlid) em Reiter: 
gefecht und Hard, der fidh im Centrum befand, fah mit 


248 Graf Hird. 


militairiſchem Sntereffe 200 Schwadronen ſich kraftvoll ane 
greifen und zurückwerfen. Der Kampf wogte lange Zeit 
unentſchieden, bis der engliſche General Ligonier ), der 
die Reiterei der Allüirten befehligte, in die Hande ded 
Feindes fiel, worauf ſich in den Reihen ber Allirten 
Verwirrung verbreitete und wenigſtens ihe linker. Flügel 
fic) gegen Maſtricht zurückzog, worauf der rechte und 
dad Centrum gang rubig folgten und ihre Stellung hinter 
diefer Feſtung nahmen. Hard ruft bei diefer Gelegene 
Heit ans: ,, Wit wurden geſchlagen, whe gewöhnlich, und 
ich fühlte damals mehr als fe, whe unangenehm es iſt, 
in einer alftirten Armee gu diene, wo ſich Seder dad 
Recht, gu befehlen, anmaßt?), und welche Vortheile uber 
cine folde Armee ein Heer voraushat, das nur einen 
cingigen Feldherrn an feiner Spige hat, deffen Willen 
nichts entgegentritt, deſſen Uutoritat fein Gegengewicht 
kennt.“ 

Die Franzofen ſtellten ſich nun, als wollten ſie 
Waſtricht belagern; fie wollten aber damit ‘nur einen 
andern Plan verdeden, der gegen Bergenopzoom gerich ⸗ 
tet war. Hard mit feinem Corps ftand allein an der 
Maas, Hinter welder die alliirte Armee lagerte, hatte 
die St.» Petersvorftadt befegt und ein detachirtes Fort 


4) Sohn Ligonier, Carl of Ligonier, ein Aclénder von geringer 
Hertunft,, diente im ſpaniſchen Erbfolgetriege von unten auf, mard 
1735 ®Wrigadier, 1739 Genecalmejor, 1743 Generalltentenant, 1747 
General, 1750 Gouverneur von Ierfey, 1751 Gencratfeldgeugmeifter, 
1752 Gouverneur von Portsmouth, 1757 Felbmarfdall und irifder 
Viscount Ligonier von Ennerstilien, 1759 Grofmeifter der Artillerie, 
1766 in Rul und als Garl britiſcher Peer, ſtarb im April 1770 
im 92. Jahre. Sein natirlider Sohn, Oberft Edward L., erbte die 
Ritel und Wuͤrden. 


2) Oder, midten wir hingufegen, Reiner den Muth, gu befeblen, 
auforingt. 


Graf Hard. 249 | 


gu deden, das die Stadt- beherefehta | Er warh nod 
burd 6 Grenabiercompagnien | ver} itt, und⸗ ward. faft 
tãglich vom Feinde angegẽlſten darauf die Generale 
der MUfivten erfuhren haß Edmendabt (Il, 108). mit 
20 Bataillonen und einiger Reiterei von, her. franzöß ⸗ 
ſchen — detachirt worden fei und die. Straße 
nad Antwerpen eingeſchlagen Habe, wurde, Haͤrd⸗ durch 
den Ptinzen von He en mit 6000 Mann erfegt-und mit 
500 Hufaren, ehenſoviel Drogonern und feiner, leichten 

Infanterie gur Beobachtung Owendahl's entſendet, dex 
fitch mit Gontates 2) vereinigte und die Belagerung von 
Bergenopzoom begann, einer der. feartften Feſtungen der 
Niederlande, welder die Mafferverbindung nicht. abge- 
ſchnitten werden. forinte- und mit deren Vertheidigung 
ber Pring von Dranien den S6jahrigen. General.v. Cron⸗ 
ſtein } beauftragt hatte, unter welchem nicht blog. die 
Befagungstruppen, ſondern alle Corps der Wliirten gwi- 
ſchen der Schelde und Maas flanden. Fürſt Waldech, 
durd Hard Ger den Plan ber Frangofen unterrichtet, 
eilte mit allen GoWandifden Sruppen gum Cutfag. unp 
wollte Liwendahl unmittelbar angreifen. Da er. aber, 
nachdem er bie Maas. überſchritten, unter den: Befehlen 
Cronſtein's ftehen follte, welder unter ihm gedient hatte, 
und ba er diefe Mafregel als cine perfdntiche Kränkung 











esi Louis Georges Erasme, Marquis de Gontadcs, ged. 1704 at 
Galop Montgeosfeot in Anjou, 1724 Lieutenant, 1134 Oberkt, 

tl — in Itallen ded Siytof Goforno gegen 14,000 Mean 1 be 
jer Gouverneur von Beaufort, ging 1737 als Brigadier nach Gore 

fen 1739 Maredhel de Gamp, 1741 in Weftfaten, 1743 am Reta, 

1144 in dew Riederlanden, 1745 Genewallteutenant, 1757 in Heffen, 

1758 Warſchali, 1759 Bei Minden gefdlagen und guriidberufen, 

1763 —83 Gouverneur des Eifaß, + 1705 gu Livry bei Paris. 


2) Sfaat Baron v. Gronftein, geb. 1661 in fine erſt in 
franishioen, feit 1693 in holldndifden Dienften, + 
11* 


. 20 Grol $ix0. 


aufzufaſſen Grumd hatte, fo machte ex dem Pringen Bor: 
ſtellungen, erhielt aber cimen ziemlich directen Berweis, 
daß er nicht lieber bei der Armee geblieben wire und 
bie Entſatztruppen allein hatte ziehen laſſen, yar Antwort, 
und fand ſich dadurch fo verletzt, daß ex ſofort ſein Com⸗ 
mando niederlegte (28. Jun 1747). Er hatte ſeinen 
Eutſchluß, felbſt gum Entſatz gu elfen, dem Pringen in 
zwei Schreiben angezeigt, auf die er keine Antwort ere 
halten. In Ser Armee wurde fein Abgang ſehr bedauert 
und von Riemand mehr, als von Hard. 

Wehrend die alliirten Druppen burd General Schwar · 
zenberg, der die von dem Fürſten herbeigeführten Trud ⸗ 
pen befehligte, und ſpäter nod) einmal durch Batthyani 
verſtãrkt wurden, ſendete aud) der Marſchall von Sachſen 
Truppen anf Truppen gu dem Belageruugsheere, ſodaß 
zuletzt der größte Theil beider Armeen ſich vor Bergen: 
opzoom befand. Wabrend aber die Allürten in großer 
Unthaͤtigkeit verharrten 1), betrieben die Franzoſen igre 
Aufgabe mit Eiſer und Kraft und nahmen endlich die 
Seftung (16. Sept.), ungeachtet fie offene Verbindung 
mit Dem Lande und cine Armee von 40,000 Mann zur 
Seite hatte. Dee greife Cronftein wurde nachmals vor 
ein Kriegsgericht geftellt; aber freigeſprochen. Sethteres 

* mit Rede: ev hatte fich nidt gu bem Poſten gedringt, 
fondern diefer war ihm aufgedrängt worden, und in fo 
hohem Alter, wie das feine war, ift die Faͤhigkeit gu 
wichtigen militairiſchen Dperationen jedenfalls eine ſehr 
große Seltenheit. Hatte er nicht die noͤthige Energie 


i) Bei dem eingigen ernſtern Verſuthe gegen die Linien des Fein= 
deb, der in drei Colonnen gemacht ward, vow denew Hard die eine 
befebligte, hatte Hird fid ſchon an feinem Angriffepuntte feftgelest, 
ecbielt aber, ftatt der erbetenen Unterftiigung, den Befehl gum Ride 
‘ange. 


Srof Sixd. 251 


entwickelt, for theifte: er :dtefen Verwurf sit den audern 
Befehlshabern. Urbwigené gelang es ihm, ſich .mit. der 
Beſatzung u menen- und in den Riven er Auiieten 


ſchiagen. 

Ruf die —RX on: eon Batte. ber Beng tem 
der Pring vow Dranien in das Lager, mm. den: Muth 
der Soldaten wieder gu beleben, hielt Revue raid: hre · 
clamirte SBefirderunges. Haͤrd wurde Oberſt ued belaw 
fo: ſchmeichtlhafte Meuferungen: wan: Seiten des Minzen 
gu vernehmen, daß er in ſeinen -Caafebieife, ſich mit 
Schlußs der Campagne zurũczugehen, irre med.. Der 
Pring wies ibn vielmehr am, mash Beendigung des died 
pope Wore au ihm in den Haag zu konmen. 

bis dahia lamen Hard. aww gel Begeg: 
eon ven: * igen Intereſſe ver Einmal ward cin fran 
zoͤſiſcher Eoutier, er fir Lowendahl's Gorps beftinunt 
wor, aufgefaugen und man fand bei ibm. cin großes 
Selleifen: mit Briefen, wit deren Durdfidt, beper meu 
fie an ihre Beſtiummg gelongen. Hef, cine Wnanhl 
Offigiere beauftragt ward. . Hird mer. aud dabei and 
amuſirte ſich hochlich on: der Maſſe von. Damenhänden 
an bie Dffiriers gerichteter Sriefe, woraus der bei wei: 
fear größte Theil des Padetes beſtand. — Das andere 
Abenteuer wor folgendes. Gin junger Frauzoſe hatte ſich 
zum Eintritt in die alliirte Armee genreldet, da er durch 
Unglfids fale gentthigt worden fei, den frangofifihen Dienſt 
aufzugeben. Man ſchickte ihn gu Hard und er bewies bei 
allen Gelegenheiten vielen Muth, wahrend fonft ſeine 
ſittliche Aufführung und fein Benehmen nichts weniger 
als lobenswerth waren. Er begleitete Haͤrd öfters auf 
Recognoſeirungen und faßte da einen Plan, gu deſſen 
Ausfuͤhrung er ſich von Haͤrd 40 Freiwillige, Reiter und 
Fußgãnger, erbat. Gin feindlicher General war in die 


252 Gref Hird. 


Gegend zwiſchen Bergenopyoom und Antwerpen detadirt 
worden, um die Berdindung gu unterhalten und die Zu⸗ 
fubren gu dechen, und fag in einem ander grofen Heer · 
ſtraße zwifchen beiben Stadten befinbliden Dorfe, dab 
auf dev cinen Geite überſchwennnt war, weshalb die 
Wathen alle anf der andern ſtanden. In einer dunkeln 
Nahe drang fener Feangofe mit: drei ober vier Freiwil- 
figen durch das überſchweunmie Serrain, . gelangte heim⸗ 
lich in Bas Dorf, kam an dad Qucaeti¢e des Genevalé, 
ſtieß die Schildwache wieder, ging gang allein in die 
SHlaffammee des Generals, wedte. ihn und hidt ihm 
ben Dole an die Keble, indem ex ihm den Tod. drobte, 
wenn et fich cinfallen ließe, das geringſte Geriufe gu 
machen, und ibm befabl, ſich ſchleunigſt anzuziehen und 
ibm gu folgen. Dem armen General Meh niches übrig, 
alé au gehorchen und an der Seite ſeines Führers abgue 
ziehen. Sie gingen durd) alle Wachen, anf deren Anruf 
der General allemal antmerten mußte: Franzos und Genes 
ral, der die Poſten viſitirt“, worauf man ſie überall gehen 
fief. Sobald fie aus dem Dorfe heraus woven, gab dee 
Franzoſe cin Signal, wosauf zwei Huſaren cin paar 
Pferde brachten, die fie beftiegen und sit Tagebanbruch 
in dem kLager der Alllirten anlangten. Der gefangene 
General. beflagte ſich aber bitter, daß fein Feind ſich 
aud nod) die Beit genommen, fein Bimmer gu plindern, 
und ibm fein Geld, ſeine Pretioſen und feine Wäſche 
entfiigrt habe. Dem Letztern brachte diefer Soup cin 
Hauptmannépatent und die Erlaubniß ein, fiir den näch ⸗ 
ften Feldzug cine Freicompagnie gu errichten. Indeß war 
fein Glück nicht von longer Dauer; er beging in dev 
Folge foviel Freibeutercien und Grauſamkeiten, daß er 
ſchließlich, nad Kriegsrecht, lebendig gerddert und feine 
Truppe aufgelsft worden iſt. 


Graf $ird. 253 


Hard, dev fidy auch in dem kleinen Kriege hervorthat, 
aber denfelben nicht als Rauber umd Miorder, fondern 
als Soldat von Ehre führte, erhielt fein Winterquartier 
in Herzogenbuſch, das für cine der beſten Garniſonen 
des Freiſtaates gait, verfügte ſich aber bald, nach Befehl, 
zu dem Prinzen von Dranien in ben Hang. Gr wurde 
duBerft gnädig empfangen und der Pring ſchlug ihm vor, 
nad Schweden gu gehen und dort vier Regimenter fiir 
Den Dienf der Republik gu weeben, auch ein Hundert 
ſchwediſche Offiziere gu emgagiren, die tw die verſchiedenen 
andern Sruppencorps im Dienſte ber Staaten. eingeretht 
werden follten. Dixfer Vorſchlag war ihm um fo an: 
genehmer, als ex ihm Gelegenheit gab, femme Familie und 
feine Geltebte wiederzuſehen, and et ſich davon verſprach, 
daß er etwas Geld -in fein avmes Vaterland bringen 
werde. Gr beeilte daher, mit Vollmachten und Credit. 
briefen audgerdftet, feine Abreiſe, verweilte unterwegs 
ein paar Tage bei feinem Wohlthaͤter und Feeund,. dem 
Furſten von Walded, und ging dann Aber Hamburg 
nad Stralfund, wo er ſich einſchiffte. Muf der Ueber> 
fabrt ward das Packetboot durd) einen furdtbaren Sturm 
auf eine Sandbank geworfen und er verbradte cine Nacht 
in der ſchrecklichſten Lage, ſtets zwiſchen eben und Zod 
fdwebend. Am Morgen ſchickte ihm ber Poftmeifter 
von Stralfund ein anderes Pacetboot und er fegte feine 
Ucherfabrt durch dad Sis und in fteter Lebensgefahr fort, 
ftieg gu Iſtadt ans Rand und ging von da nad) Stock · 
Holm, nachdem ex unterwegs die Freude des Wieder 
ſehens feiner Geliebten, feines Mutter und Gefdrwifter 
genoffen hatte. Von dem Konige, der als Erbpring von 
Kaſſel ſelbſt in der alllirten Armee gedient hatte, den 
Kriegsſchauplatz auf das genauefte fannte und ſich fiir 
die dortigen kriegeriſchen Vorgdnge ungemein intereffirte, 


934 Graf $i08- 


wurde ex auf · das gadbigfte enipfangen, und der König 
würde ſeinen Plan rin jeder Weiſe runerſtutzt habenz aber 
nicht dar Reig, -fondern: ber: Meichsuath, oder eigentlich 
bes: Dew. letztern beherrſcheude frauz ſiſche Geſandte re 
gierte und damit war der Stab ber das ganze Unter: 
nehmen gebrochen, wie ſich der Prinz yen. Dranien und 
Hind eigentlich Hatten. vorherſagen Konnen 

Dod: wurde es Hard erſpart bas Saitern ſeiner 
Unterhandiungen · berichten qa wüſſenz; denn au der 
Pring vow. Oeanien ließ ihn ued: einen Freund bedeu- 
ten, er mögte dieſelben in die Lage ziehen, de der Friede 
wahrſcheinlich ſei. Im Vertrauen harauf ſchloß er jetzt 
frine Berbindung wit der jungen Griffa Wachtureiſter 
(2. Jaw-1748). Dev Konig bebhentte ihn wit einem 
Degen in goldener Scheide and: einem Oberfenpatent. 
Seine Hochzeitafeier wurde aber fepmrarplids getrübt, ine 
dem feine Wutter in den Mugenbtide ſtarb, wo fie in 
ben Bagen fteigen: wolte, um ſich :3u. diefer: Feſtlichkeit 
zu begeben. Bald darauf ſchrieb ims. ben Dring. von 
Dranien: Dee: Woffreftilftand. fei sbge(dlafien- smd der 
Feiede mehr: als —— er mage daher men: es 
nod Zeit fei, dle Unterhandluug abbrechen. Died ſiel 
Haͤrd nicht ſchwer, da ev ſeine Maßregein ſchon darauf 
betechuet hatte. Nachdem er die noͤthigen · Anocdnungen 
in Betreff finer miitterliden. Erbſchaft getroffen, reiſte 
tr tit feiner Neuvermählten nad Deutſchland, ließ die ⸗ 
ſelbe in Holſtein, wo fie eine Schweſter verheirathet 
atte, und eilte dann gu ſeinem Regimente. Gr fand 
die alllirte Armee in der Umgegend von Breda, dic feane 
zoͤſiſche bet Antwerpen lagerub, beide Hrere einem Streme 
von Feſtlichkeiten und Bergnugungen ergeben. Mit meh · 
ten andern Offizieren beſuchte Hard das jetzt von den 
Frangoſen beſetzte Bergenopzoom, wo der Commandant 


Graf Hard. 355 


fie ſehr artig empfing und ihnen ben Weg zeigen lieg, 
auf dem bie Frangofen-in-die Stadt gedtungen waren. 
Sie batten bei dem Eindringen über die. Bwefdha! in: dhe 
Stadt nur cinige eingeſchlafene Schildwachen. gefanden, 
waren aber. fonft keinem Widerſtande begegnet, und. die 
Befagung hatte ſich —* nur unt den Radyug ge 
ſchlagen. — Endlich ward der Friede gefthtoffen; oa 
führte fein Megiment ne) Zournei: in dat Standmiartier, 
nabm dann auf ſechs Monate. Urlaub und. silte-gu fener 
ihn ungeduldig erwartenden Battin, mrit-dek. er den Bin 
ter in Holiſtein ſehr ongenchan -werbendjte. Er hatte die 
Abſicht, gum Srabinbr ſeine Fran ‘mit nach Bournai yu 
nehmen; aber gegen Ende ded Winters ſchrieb man ihm 
aus Sewveden, daß die ErofchaftdangelegenYeiten. {eine 
Anweſenheit daſelbſt deingend nathig amndyten. Da ober: 
drein keine Ausficht gu Krieg war; bat er um frine Ent 
laſſing aus holländiſchen Dienſten. Diefe ward thm vere 
weigert, dagegen die Erlaubniß ertheilt, fo lange in 
Schweden gu bleiben, als ſeine Augelegercheiten eB erfos- 
dern würden, wogegen er ſich verbindlich machte, gia 
Dienft zurückzukchren, ſobald dic Nepublik in. Krieg kaͤme. 
Dieſer Fall trat nicht cin und ſein Weſchick führte ihn 
andere Bahnen. 

Rach. Schweden zurücgekchrt, ließ er ſich auf dem 
Lande nieder, befehdftigte ſich mit dev Landwirthſchaft, 
die er liebte, mit ber Grgtebeng der Rinder, die ihm aw 
Heil wurden, und. dem Genus unabhaͤngiger Muse. 
Bon eit gu. Ieit beſuchte er Stockholm, um dem Kauig 
ſeine Ehrerbictung gu bezeigen, oder Dan. Reichstage bei 
zuwohnen. Eudlich Seftimmte ibn dad uneblaffige Ane 
dringen feiner Greunde, den Rowtig.) um einen Poſten 


1) & war died nicht mehr der frühere Ginner Haͤrd's, der Koͤnig 


256 Grof Hird. 


im Heere gu bitten, und dieſer ptatitte thir, mit dem 
Grade eines Oberſten, tir ſeinet Leibwache, gab ihm alfo 
einen Poſten, der ihn an die Perfor ves Königs — 
Es war die Zeit ded beruftnen Reichstages sot“ 1755 
— 56, und die Spanning groifihen’ bet Tonigtidet und 
der oligarchiſchen Partel ſchlen ben höchſten Grad" viretdit 
gu haben: Hurd hatte ity vorgeromnren,’ ſich wnt ntats 
als feinen Dienſt gu kümmetn, Hep {ith aber doch th pelt 
pofitifiien Sttom ‘hirteinreigen,’ und “bet dem Mridtiéte 
des Wisbrauchs den die Dligarchen von ihret await 
machten, ihrer Witlkuͤrtichkeiten und Verfolgungen, ipres 
Mepotismas, ihrer Kaͤnflichkeit “ber ſchnoben . Behand⸗ 
lung, die fie ber koniglichen Familie zu Thril werben 
ließen, und ihrer gänzlichen Abhängigkeit von ‘dem fran⸗ 
zofiſchen Geſandten, konnte ex nicht anders, als auf die 
Seite dee royaliſtiſchen Oppoſitlon treten. Bath lieh et 
Denen fein Ohr, bie nut in einer monarchiſchen Revo— 
lution, weiche die Verfaſſung zurückſuͤhren. ſollte, die, 
untet Guſtav Adolf beſtanden, das Heil ſahen. Doch 
rleth et, nichts zu übereilen und zunaͤchſt günſtigete Seite 
conjuncturen abzuwarten. Dem ſtimmten, nach ſeinet Vet⸗ 
ſicherung, auch die Theilnehmer des Piancs bel. Dodh 
fuhr man fort, gebeime Berathungen gu halter, bis ein 
unerwartetes, wahrſcheinlich durch dit Ungeduld irgend 
dined ſtürmiſchen Parteigenoffen verarilafites Ereigniß 
cine vorgeitige Enthedung herbeiführte. 

Qn den untern Claffen der Einwohnerſchaft! vin 
Stockholm begann es gu gähren, und es fanden’ bfteré 
gZuſammenkünfte ber Unzufriedenen ſtatt, deren Zahl in 
die Tauſende ging. Einige aus dem Kreiſe der Ver⸗ 


Briel — op fant Heffen, fondern der Konig Adolf Friedrich 


Geof Hird. 257 


trauten Haͤrd's wurhen indie Gebeimniffe der radicaleren 
Verſchworenen gezogen, und eines Abeuds fendeten diefe 
einige Deputicte on den Grafen Brave, der dad Haupt 
der Partei war. . Er war bei. Hard, und in deſſen. Gee 
genwart. erflarten fle ibm, um Mitternacht wiirden, fie 
inégefammt unter den Waffen. fein, um einige Häupter 
der oligarchiſchen Parte’. gefangen gu nehmen. Für Brahe 
und Hard war diefe Nachricht ein Donnerſchlag, und fie 
beſchworen die Deputicten, ruhig gu bleiben sind die Une 
ternehmung gu vertagen. Nach einer. Stunde. erfhienen 
fie wieder und erklarten, daß es gu ſpät und Ales ſchon 
in Bewegung ſei. Graf Brahe bat jetzt Haͤrd, zum 
Konig gu eilen, wohin ev in einer Stunde nachkommen 
wolle, und den Konig gu bitten, in der kritiſchen Lage 
den Weg eingufdlagen, der nun unvermeidlich fei: au 
fiegen ober gu fterben. Haͤrd fand bei dem König die 
Koͤnigin und gwei feiner Freunde, und fie Whe beſchwo⸗ 
ten den Konig, gu Pferde gu fleigen, wobei die Ronigin 
fich erbot, ihn gu begleiten. Wabhrend fie nod) darüber 
verhanbdelten, fam die Nachricht: bas Complot fei ent> 
bedt, die Gegner ſammelten ſich bereits, ihre Patrouillen 
durchzögen die Strafien, das Volk habe ſich gerftreut. 
Trog diefer bedenklichen Lage Hielten die Verſchworenen 
es jetzt doch fiir bad Befte, den Konig aufgufordern, ſich 
an die Spige der Schloßwache gu ftellen, die allerdings 
nur aus 150 Mann beftand, von der man aber für gee 
wiß hielt, daß fie keine Schwierigkeiten machen wiirde, 
und mit. der es, unter dem Schutze der Nacht, wahr ⸗ 
ſcheinlich fchien, fich gum Herrn der widhtigern Poften 
gu maden. Man mus dabei, um diefen Gedanfen nidt 
gu toll gu finden, allerdings ing Auge faffen, daß das 
beftehende Syftem nur im Sntereffe einer Heinen Wdels 
partel, dem uͤbrigen Wolfe aber entſchieden verhaft war, 


358 Graf Hard. 


und daß died in nod hoberm Grade, als es wirklich 
beftand, den Verſchworenen fo erſchienen fein mag. Der 
Konig wor gu tug, oder gu energiclos, auf den Bors 
flag einzugehen, und Haͤrd ging in trübſter Stimmung 
nad) Haufe. Richt blos das Fehlſchlagen der Unterueh · 
mung wurmte ihn, ſondern auch die. Betradtung, daß 
er fich im derartige Entnrisfe eingelaſſen, ohne dad Gange 
dev Unternehmung vollftindig durchſchaut zu heben. 
Am nishfien Morgen rief ign dex Dienst an dew Hof. 
Ge fand Mies ruhig, erfuhr aber bald, daß bereité mehre 
Prefonen: verhaftet worden ſeien und daß vie Bürger⸗ 
ſchaft, ber man immer noch mehr traute, als den Trupy 
pon, Behfehl exhalten babe, unter die Waffen zu treten: 
Hard ſpeiſte bet dem: Koͤnige. Bei Tafel ward nidt ger 
ſprochen; mon fah fic nur an, und die Rinigin bewahrte 
cine gefaßte Haltung. Nach der Tafel ging ex gu Gref 
Brahe, der gleichfalls nicht in der beften Stimmung war, 
indeß die Sache nod nicht fir fo ernſt hielt, wie fie war. 
Rod am Abend erfubren fie, daß Hofmarſchall Freiherr 
v. Horn verhaftet worden fei. Horn war es, nad Haͤrd's 
Verſicherung, gewefen, der, ohne fein und Brahe's Vor: 
wiffen, ben Poͤbel anfgewiegelt hatte. Gr faunte den 
gangen Revolutionsplan und man traute ihm nicht den 
Muth und die Feftigheit gu, bas Geheimniß zu bewah · 
ten. Zu Haufe erfubr Hard, daß u. A. cin junger Of» 
fizier verbaftet worden fei, der ibm ſehr ergeben was, 
weil ex ibm in Holland Dienſte verſchafft hatte. Diefer 
Offisier ward einer damals in Schweden ubliden Folter 
unterworfen, welde darin beffand, daf man das Opfer 
in einem finftern Kerker bis an den Hals in ein tiefes 
Rod) ftedte, das mit einem eisfalten und von unzähligem 
Gewiirm bededten Schlamme erfiillt war. Der junge 
Offigier hielt diefe Qual aus, ohne ſich je ein Wort, dad 


Graf Hird. 259 


Hird hatte compromistivan können, entreifen zu laſſen. 
Es gelang ihm fogar, Hard folgendes Billet zukommen 
zu taffen: „Ich komme aus der Hike. Man hat viele 
Fragen in Bezug auf Sie und vorgüglich auf die Par 
tronen an midy. gesichtet, von denen angezeigt worden ift, 
daß fie fidy im Hauſe bes Grafen Brake befandens ich 
habe aber in Betreff Ihrer geantwortet, ſelbſt dex Teufel 
würde mich nicht dazu bringen, Lügen gu ſagen.“ Die 
Patronen exiſtirten wirllich· Graf Brahe hatie in einem 
Landhauſe 3 — 400 fertigen laſſen; fein trener Stall» 
meiſter wußte darum und. hatte die Sache in der erſten 
Beſtürzang verrathen. ) Sobald Hard. jenes Billet 
empfangen hatte, ſchickte ee es durch cinen. Bedienten 
an Brahe und figte blos die Worte hinzu: „Jch gehe 
fort.’ Leider folgte Brahe dem Beiſpiele nicht und ver⸗ 
fiel fo ber Rache von Geguern, deren Unverſöhnlichkeit 
er haͤtte kennen migen. 

Hird hatte ſeine Gemahlin bei fidh. Sie umarmten 
fich ſchweigend und Haͤrd rif ſich los. Gin Freund. bes 
wied ihm die Treue, ihn gu begleiter, bis ex in einiger 
Sicherheit ware. Sie madten fidh des Nachts in einem 
Rahne fort und fubren zunächſt an. daé Landhaus einer 
Schwefter ſeines Freunded. Hier entliefien fie igre Babee 
feute mit guter Begablung, wofür fie aud dad Geheim ⸗ 
nif tren bewahrt haben, ſodaß man in Stodbolm erft 
lange nachher erfagren hat, welden Weg Hard einge ⸗ 
ſchlagen gehabt babe. Die Befigerin des Landhaufes 
verſchaffte ihnen einen andern Kahn, auf dem fie noch 
10. Meifen fuhren, bid fie gu einer dem Grafen Hard 


1) So ergdglt Hard; das Genguere, was in Bd. I, S. 388, 
darüber gefagt ift, wird wol ridtig fein. Hard konnte die Sade nur 
von Horenfagen kennen. 


260 : Graf Hird, 


befannten Perfon gelangten, deren zärtliche Anhanglid- 
feit ex oft erprobt hatte. Hier trennte ex ſich von feinem 
Begleiter, der gu feinem Regiment in die Proving reifte 
und ſchon vor ſeiner Abreiſe ia Stockholm bekannt gee 
macht atte, daß ign deingende Augelegenheiten dorthin 
riefen. Hard ſetzte ſeinen Weg allein und gu Pferde fort, 
wobei thn ſeine genane Kenntniß der Wege unterſtützte. 
Gr waͤhlte ſtets den ſicherſten Weg, wena er aud langer 
war. Gr reiſte mu des Rachts und vrrbrachte den Tag 
in irgend einem der in dortigen Gegenden haufigen abe 
gelegenen Waldweiler, wo er ſich ausruhte und erfriſchte 
und beſonders für ſein Pferd ſorgte. Sein Bruder, 
hierin klüger als er, hatte ſich vom Dienſte zurückgezogen 
und lebte ruhig auf einem ſeiner Landhäuſer, in deſſen 
Mabe ſich ein kleiner, ihm gehöriger Weiler befand. Hard 
hielt in dieſem Weiler an, verſicherte ſich dex Verfdwier 
genbeit fener Bewohnee und lies feinen Bruder rufen, 
der nod) feine Ahnung von den Vorgdngen in der Haupt · 
ſtadt hatte. In der folgenden Nacht wurde ex durd cin 
Fenfter in die Wohnung feines Bruders gelaffen, der ihn 
mit feiner Gemablin allein verpflegte. Gr genoß feit 
fiinf Tagen, wabhrend deren er von Sdwargbrot und 
Mild gelebt hatte, gum erften mal eine gute Mahlzeit 
und eine rubige Nacht in cinem Bette, und wabrend 
feines Schlummers ward cin in der Nahe wohnender, 
feinem Bruder befreundeter Cavalerieoffigier geholt, der 
ign dann, unter dem Gorwande, Pferde kaufen gu wollen, 
bis an die Grenge begleitete und fiir deffen Bedienten 
et galt, weshalb cr fic) in eine alte Livree hüllte. Sie 
fubren mit Poft Zag und Nacht, und gu Helfingborg 
ward ein Fiſcher gewonnen, der ibn fiir 10 Ducaten 
des Nachts fiber den Sund ſchaffte. 

In Helſingör ging ex gu dem Commandanten, dee 


Graf Hirt. 261 


fein Verwandter und Freund wer, und gab fic an der 
Thüre für cinen Bedienten aus, follte aber exit gar nicht 
augelaffen werden,’ da mart ihn fiir cinen Bettler hielt: 
Der General nahin ihn freundlich auf und verforgte ion 
mit Waͤſche unb- Reiser, verſchaffte ihm aud einen 
Boten, mit 'denv er ‘aw einen Frewnd' civien Brief gu wei⸗ 
fever Hefdtbderimt am feine Frou HOKE, deten / Beruhi · 
gung Bie nutrlich vor Allem am Herzen llegen wugte: 
De Nönig von Damemard 2) befand fey benz ate) einem 
nichen · Luſiſchlbffe unb Bev General eittergurihrens ſeinen 
Schutz fit Hard ju erbltlen. Dee’ Konig grwaͤhrte die 
Bitte auf das gnaͤdigſte, — aber. unter! der Bedinguug, 
daß Hard: ide lauge in fetnen Staaten. verweile, da 
qwifhen den beiden Reicher ein Ausliefetungsvertrag 
Seftche ‘und die Erbitterang ded. Reichſtages erwarten 
laſſe, daß bie Reclamation night lange zoͤgern werde 
Bn der That berichtete thm ſchon folgenden Tages der 
Freund, an den ex geſchrieben bag Werall wad) Yom ge 
ſücht werde, daß an verſchledene auswärtige Hdfe -feimet> 
wegen geſchrieben, daß eit Preis: auf ſeinen Kopf gefetzi 
daß ein Offtzier und heſtiger Parteigegner mit ſeiner 
Aufbringung beauftragt *), daß Brahe verhaftet worden 
fet und daß es an ben Kopf gu geben drohe. So blieb 
Hard nur zwei Tage bei dem General, verſah ſich mit 
cinent Paß unter erborgtem Ramen und reffte nach 
Hamburg. Kaum Hier angelangt, erfuhr ex, daß der 


1) GB mar dies Friedrich V., geb. 31. Mary 1723, regierte ſeit 
B. Aug. 1746, ¢ 14. Jan. 1766. Bermaglt 1) 11. Dec. 1743 mit 
Luiſe von Grofbritannien (geb. 18. Dec. 1724, + 19. Dec, 1751), 
2) 8, Juli 1752 mit Marie Juliane von Braunidwelg (ged. 4. Sept. 
1729, + 10. Det. 1796). 

2) Der Offisier hatte Hard gut genug gefannt, um feinen Aufe 
trag bald wieder aufgugeben. 


202 Graf Gard. 


ſchwediſche Refident mehre feinte Brevaide unterrichtet 
habe, ex Gabe Auftrag, ifn gu rerlamiren, und er moͤge 
fich daher in Hamburg nicht aufhalten. Hard zog dem 
gemäß aus tem Gafthofe aus und zu cinem Freunde 
und ließ ſich nirgend ſehen. Bak famin fel Schwager 
und deſſen Gattin, bie ex vom ſeiner Ankunft benachrich⸗ 
tigt hatte, aud Holſtein gu ihm. Dee Erſtere ‘hatte viele 
Bekaunte in Hamburg, erfuhr aber von allen Seiten, 
Hard werde gut thun, fic) balbigft weiter gu: nmden. 
Ge ſchrieb nad) Holland, in deffen Dienften er geſtanden 
und eigentlich nod ftand; man wolte ihn dort and auf⸗ 
nebmen, aber nur unter ber Bedinguny, daß er rinen 
andern Ramen annehme, da audy dort ‘bereits der Gee 
ſandte Auftrag erhalten babe. Die Wahl ſeines michften 
Afyls ward zunachſt dadurch beftimmt, daß ein Grof 
Peffen, dee feibee ſchwediſcher Hofmarihall gewefen 
und ibn fannte und ber den Fuͤrſten Waldeck in Pyr ⸗ 
mont gefpreden hatte, feinem Schwager erzaͤhlte, ber 
Fürſt intereffire fic) ungemein far Hard und wünſche 
ihn bei fic) gu haben. Mit Anbruch deb nächſten Pages 
tilte Hard gu feinem alten Befdiiger, der thn, mit fei 
nem Hofe, auf das frendigfte und freundſchaftlichſte an- 
pfing und wo er guerft wieder ein Gefiihl der Sicherheit . 
und Freiheit empfand. Er benachrichtigte feine Frau vor 
feinem jegigen Wufenthaltéorte, an dem er einige Seit 
in der Stille gu leben gedachte, und erfubr ans ihrer 
Antwort, daß fie Stodholm verlaffen habe und gu ibm 
fommen wolle, fobald fie die nothigen Verfügungen in 
Betreff der Giiter getroffen und die Kinder paffend unters 
gebracht babe. Zugleich berichtete fie ihm die Hinrichtung 
Brahe's und Horn’s und daß er felbft in contumaciam 
gu gleidem ode verurtheilt fei. 

Dieſem Schickſal war er gwar entgangen; aber nod 


Graf Hird. : 263 


follte ex teine Rube finden. Die ſchwediſche Regierung, 
der fein Aufenthalt nicht unbefannt geblieben war, hatte 
ſich an den kaiſerlichen Hof gewendet und von dieſem 
erging cin entſprechendes Schreiben an den Firften. Das 
politiſche Intereffe in einem Zeitpunfte, wo man Schwe ⸗ 
den mit gegen Preußen begen wokte, überwog auch in 
Bien die Betradtung, daß Haͤrd durch feine Wusliefer 
rung Dem Vode durch politiſche Parteigegner geopfert 
werden wiirde, nachbem er nod) vor wenig Jabren fiir 
die Sache Defterreihs gegen daffelbe Frankreich gekämpft 
hatte, deffen Einfluß er aud in Schweden gu brechen 
ſuchte. Der Fürſt von Waldeck wollte ihn aud) jest nod 
fGtigen; aber. Hard wollte den Intereffen ſeines fürſtli ⸗ 
chen Freundes, dec noch in oͤſterreichiſchen Dienften ftand, 
feinen Gintrag thun und, nach cinem Wettfampfe der 
Großmuth, reifte er in die Schweiz, wo er viele alte 
Waffengefaheten aus bem miederlindifden Kriege hatte 
und wobin ihm der Fürſt und andere Freunde Empfeh ⸗ 
lungsbriefe gaben. Ge ward freundlich empfangen, war 
hier in aller Sicherheit und fand fid fo wohl, daß er 
nichts dawiber gebabt hatte, den Reft feiner Bage da: 
felbft gu verbringen. Won Werth war ihm die vertraute 
Bekanntſchaft, in bie ex mit Voltaire trat, und befonders 
intereffirte ign der Bricfwedfel dices homme d’esprit 
mit Friedrich IL, in weldhen er Einſicht erbielt. 

Um dieſe Beit ſchrieb ihm feine Frau, fie habe Schwe— 
den, aufer fic) über die Schauerfcenen, die fie dort erlebt, 
verlaffen, fei in Holftein bei ihrer Schweſter und habe 

+ die Whfiche gehabt, gu ihm gu reiſen; da fie aber einen 
Offigier, der in Dienften des Großfüͤrſten Herzogs von 
Holftein. ) flehe und von Petersburg gu feinem Regie 


1) Des nadherigen Kaifers Peter WI. von Rusland. 


264 Ganj Sit. 


mente nah Riel gelommen fei, fennen gelerut und von 
Diefem erfahren babe, wie bereit ber Großfürſt fei, allen 
bei den ſchwediſchen Vorgdngen Compromittirten Gdug 
au gewaͤhren, fo babe fie an den Geopfarften geſchrieben 
und wolle nun erft deffen Antwort abwarten. Dieſe traf 
ſehr bald cin und bradte die Verfidherung, daß der Pring 
Die Regierung feiner Erblande angewiefen habe, Hard 
Schutz und Sicherheit gu gewahren, em eine Wohnung 
im Seploffe cingurdumren und in durch Sichterheitswachen 
gu firemen. Im Uebrigen ſchrieb die Gräfin: Es ſtehe 
ihm gang frei, ob ex im Schloſſe, oder im Haufe ihrer 
Schweſter wohnen wolle. Hard reifte nun Zag und Nacht 
und war ſchnell bei feiner Gattin, mit der ex zunaͤchſt 
einige Woden auf dem Lande verbrachte und ſich bie 
Vorgãnge nad feiner Flucht aus Sdhwebden maber erzäh⸗ 
fen lief. Auf die erſte Nachfrage nad) ihm hatte fie gee 
fagt, ex fei auf dem Landes fpater: fie wiffe nichts von 
ibm. Man hatte ibn mit Trommelſchlag vorladen laffen, 
Eilboten an alle Kiften gefehidt und 1000 Ducaten auf 
feinen Ropf gefegt. Bereits Hatten ſich Leute gefunden, 
die feiner Frau gerathen batten, fid) von ihm ſcheiden 
au laſſen, da er gang gewif ergriffen werden und fein 
Haupt auf dem Schaffotte verlicren werde, mige er fid 
nun flüchten, wobin er wolle. Da die Grafin cine der 
ſchönſten Frauen in Sweden war, fo mochte mander 
dieſer Rathgeber darauf fpeculiven, nad) der Scheidung 
ihre Hand gu gewinnen. Sie antwortete ihnen aber mit 
Verachtung und ließ fie abgiehen. Das Vermigen war 
zwar anfangé mit Beſchlag belegt worden, wurde aber 
der Grafin zurückgegeben, felbft ohne daß fie es gu reclas 
miren gebraudt hatte. Der damals ſechsjährigen Tochter 
nahm fid die Königin an und lief fie ihrem Stande gemäß 
erziehen. Der Sohn fam gu dem Bruder ded Grafen. 


Gref Hard. 265 


Bie wicher. veveinten Gatten blieben auf dem Lande, 
folange die Jahretzeit es verftattete, und zogen dann aud 
in bes Stadt gu ihrem Schwager. . Der Gouvernent war 
war fo. axtig,. falbft: (einen Beſuch bei dem Grafen gu 
mechen und ijn bie Befehle mitsutheilen, bie ber Groß⸗ 
fͤrſt in Bezug auf ihn ertheitt hatte. Hard lehnte aber 
die Wohuung. anf dem Schloſſe und. ble Schildwache ab, 
ba er fH unter dem Schutze Sr. Kaif. Hoheit voll« 
fommen ſicher fle. Er erfuhr foviel Freundlidfeitert 
in Kiel, da& eo fic gang dafelbft gu firiren und cin 
Haus zu kaufen beſchloß. Im Frühjahr reiſte feine Frau 
nach Schweden, um die Kinder gu fſehen und einige 
fonftige Ungelegebeiten gu beforgen, kehrte aber fehr 
bald wieder zurück, worauf fle ihr Leben in derfelber 
feiedlidjen und behagliden Weife fortfegten. In folder 
Geficherten Muße verfolgte der Graf mit. berufsmäßigem 
Intereſſe, aber ohne cine Ahnung von perfonlidher Ber 
theifigung, den Gang’ bed. Keieged gegen Friedrich I. 
Rach dem Felbguge von 1757 aber evbielt Hard durch 
den preupifdyen Gefandten in Hamburg *) eine Ginfadung, 
in den Dienft des Koͤnigs gu treten, und nahm fie une 
verzüglich an. Der Konig zog bekanntlich viele Aus⸗ 
lander zur Bildung und Fuͤhrung von Frelcorps in ſeine 
Dienfte, und fah dabei auf nichts, als auf riidfidtstofe 
Kühnheit und Gewandtheit, ſodaß cr manden Whene 
teurer aufnahm, den er nad gemadter Verwendung 
wieder fallen lief, fa wegwarf. Wie Hard von Haus 
aus gang andern Sdlages war, fo wurden aud) feine 
Stellung zum Konig und fein weiteres Schickſal andere. 

Hard begad ſich fofort sum Könige, der fein Haupt 
quatticr in Sdlefien an der böhmiſchen Grenze hatte, 


1) Gebeimerath Hest, 1762 geadelt. 
vu. 12 


266 Graf Hird, 


hatte eine Untervedung mit ibm, in welder der König 
alle die Eigenſchaften entfattete, durch welde ex die 
Menſchen angiehen fonnte, wenn ex wollte, und erhielt 
cin aus zwei Bataillonen beftehendes Freiregiment, dad 
er übrigens im Weſentlichen erſt in Breslau aus gee 
fangenen Deſterreichern, welche freiwillig oder gezwungen 
eintraten, gu bilden hatte. Waͤhrend es einerercirt wurde, 
wohnte Hard ber Belagerung von Schweidnitz bei, uͤber⸗ 
zeugte ſich aber dabei, daß die Belagerungskunſt nicht 
die ſtarke Seite der Preußen war und daß ſie darin 
noch viel von den Frauzoſen zu lernen hatten. Bald 
darauf ward ev mit ſeinem Regimente nach Stettin com 
wmandirt, wo er daſſelbe mit Waffen und Montirung au 
verfehen und dann gu Graf Debue’) gu ſtoßen hatte, der 
in Sdwedifh Pommern fland und fein Hauptquartier 
zu Greifswalde Gatte. Fir Hard war es allerdings 
cin etwas bedenklicher Gall, in bie Rabe der Schweden 
gewiefen gu werden, gegen dte er, als Landsleute, une 
gern fampfte und die ibm, wenn ex in ihre Hande fiel, 
die Rechte deb Kriegégefangenen nicht zugeſtanden baben 
würden. Dev Rinig mochte aber and feine Grande 
haben, das Regiment weit von der öͤſterreichiſchen Grenge 
gu entfernen, da es meiſt aus Deſterreichern beftand, die 
ihm nue gezwungen dienten. Bum Olid beftimmte die 
Aundheryng der Ruffen unter Fermoet den Grafen Dohna, 
fic gegen dieſe gu wenden, und Gard, defen Regiment 


1) Graf Ghriftoph Dopna-Ealerien, 4b, 25, Det. 1702, Soka 
des Memoirenfdretbers, trat 1718 in Dienft, ward 1740 Oberft, 
1743 Generalmejor, 1751 Generaitieutenant, 1757 bet Geodgern- 
borf verwundet, + 19, Rai 1762, Gr war vermahit mit Friederite 
Amalie Albertine Grdfin v. Solms⸗ Wildenfels (ged. 28. Mat 1714, 
berm. 1734, + 9. April 1755), die ihm 3 Sdhne und 3 Vepter 
gebar. 


Graf Gérd. 967 


endlich im Stand war, arhielt Erlaubniß, veraydgw 
eilen und die Feinde, die bereits in das preußiſche Pome 
mern und: die Meumert eindrangen, zu /beobachten. Noch 
wußte mam nicht, 0b fie ſich gang anf bie: Neumark 
werfen, odes nah Schleſien wenden würden. 

- Hbrd fand, daß die ruſſiſche Armee ſehr langſam 
marſchirte, der gröͤßte Theit derſelben ſich nod anf pol⸗ 
niſchem Gebiete befand, die Koſalen und bie ſonffige 
Meiterei aber nicht meht weit entfernt waren. Ee hatte nut 
etwa 30 Huſaren bei fish, mit denen er freilich den Ver⸗ 
wiiftungen der Koſaken keinen Einhalt thun konnte, und 
mußte erft fein Fußvolk erwarten, ned) deſſen Eintreſſen 
ex gegen die Grenge rite, worauf ſich die Koſalta auf 
ble übrige Reiterei zurückzogen. Hard marſchirte nun 
bis Drieſen an der polniſchen Grenze wor, wo cine Gare 
nifon von 200 Preufier lag und von we er nad beiden 
Seiten hin operiren, fid auch im Nothfall daſelbſt gegen 
leichte Truppen Sehaupten fonnte. Durd feine Spione 
erfuhr ex, daß General Romangoff mit ber Cavalerie gu 
Hilden, etwa 3 Meilen von Dricfen, ſtehe, die in drei 
Golonnen marſchirende ruſſiſche Bnfanterie aber uod 
weit zurück ſei. Gine Meile vor Driefen traf Hard die 
dortige Befegung, die fid eben vor den Ruffen zurück⸗ 
40g, vermochte aber ihren Gemmandanten, wieder mit 
ihm umzukchren. Schon an dicfem, wie am folgenden 
Kage verfudten die Ruſſen Angriffe, widen aber vor 
dem bartnddigen Widerftande zuruͤck. Auf von Rift. 
rin und Frankfurt eingehende Hilfegefude ſchickte Hard 
feinen Oberftieutenant mit 460 Mann ab, um eine Stel 
lung vor Franffurt gu nehmen, und fuhr fort, die 
Ruffen gu beobachten, die nod immer unentſchloſſen 
fdienen. Da jedod der Kintg die Belagerung von 
Dimiig hatte aufheben miiffen und nad Schleſen jue 


268 Graf Hird. 


viidgefehrt war, fo gaben die Ruſſen diefed auf und 
wendeten fid) gegen Dohna. Sunddft wollten fie Hard 
mit Nachdruck angreifen, det fedoch Runde erhielt und 
ſich rechtzeitig nach Friedberg zurückzog. Dohna gab- nun 
die Schweden, die er bis dahin in einen kleinen Winkel 
eingeengt hatte, los — eine Freiheit, die ſie freilich nicht 
gu nützen verſtanden — und tückte auf Frankfurt. Die 
Ruffen beſetzten Drieſen und zelgten fic) vor Friedberg. 
Hird jagte das erſte mal die Koſaken und Hufaren in 
die Flucht; als eine ſtärkere Macht kam, nahm er eine 
Stellung auf. einer Hoͤhe vor der Stadt und ſchickte 
nad Landsberg, wo ſich 1000 Huferen und 4 Grena- 
dierbataillone unter General Rueſch ) befanden, um Suc · 
curd. Da diefer jedoch aushtich, mufte er den Ride 
zug autreten, den ex, lebhaft verfolgt, im Quareé durde 
führte, ungeachtet 700 von feinen Leuten auf einmal 
defertirten. Der Könĩg war mit feinem Benehmen gue 
frieden und ließ ihm 200 Mann aus deh Landbataillonen 
von: Stettin und Riftrin zutheilen, mit denen; einer 
Anzahl Geworbener und dem von’ Franffurt wieder gu 
ihm ftofenden Detachement ev wieder marſchfertig wurde. 

Hard ward nun wieder gur Beobddhtung “der Kuff 
vorgeſchickt, die fid) nun mit ganzer Gewalt anf! bie 
Neumark worfen, ſich hinter ber Oder ausdthnten wid 
RKiftrin gu beſchießen begannen, waͤhrend · Dohna ·ſeine 
Stellung fo wablte, daß ex einer förmlichen Baagerarig 





1) Johann Theodor Freiherr v. KRueſch, ein Ungar, trat 1743 
aus i. rĩ. in preuß. Dienfte, ward 1744 Dberfter dec ſchwarzen Hu 
ſaren/ erhielt bei Hobenfriedberg den Meriteorden, eine Amt haupt> 
mannfdaft und. 3ulage, ward 1750 Generalmchor, 1753 mit fetnem 
Bruder, der Capltain war, baconifirt, 1758-nad det Sdhladt von 
Soendotf entlaffen, t 1769 gu Japernit. Mit Ciner y. Model hatte 
er viele Rinder erzeugt, davon ihn 8 tberledten. 7 


Graf Hird. 269 


Kůſtrins entgegentreten fonnte. Da tam der Konig, mit 
einem Theil feiner Reiterei und ſechs Infanterieregimene 
teru, herbeigeeilt, ging iiber die Oder,” guiff die Ruſſen 

bei Zorndorf..(25. Mug. 1758) an, ſchlug fie ‘und ndthigte 
fle dadurch, die Belagerung aufzugeben und fic} gegen 
die polnifche Grenge zurückzuziehen. Hard hatte wabrend 
dee Schlacht vie Ruͤckzugslinie und die Pontons gu 
deen, Gr wurde in diefer Stellung durch ben General 
Romangoff, der nach Schwedt detadhirt gewefen und 
durch den Oderiibergang. des Kinigs von der Haupt: 
armee getrennt worden. war, mit weit überlegener Marht 
augegriffen,. hielt gmei lebhafte Angriffe ſtandhaft aus, 
fah aber zuletzt, daß er ber Ueberzahl ſchwerlich werde 
widerſtehen können. Da verfiel er auf eine Kriegsliſt. 
Er ließ einen ſehr entſchloſſenen Offizier ſeines Regiments 
mit 80 Mann deſſelben Schlages und ſeinen ſämmt · 
lichen Tambours ſich in einen großen Wald zur Linken 
der Ruſſen begeben, wo der Offizier feine Leute und die 
ambours in vier Whtheilungen vertheilte und nun auf 
verſchiedenen Punkten Marſch ſchlagen und großen Laem 
machen ließ. Das Schlachtfeld war nuy eine Meile ent ⸗ 
fernt; man hörte jeden Schuß, und die Ruſſen kamen 
auf die Meinung, ihre Gegner erhielten Succurs. Ro⸗ 
manzoff machte ſich daher aus dem Staube und ſchlug 
einen weiten Umweg ein, um wieder gum Gros der 
Armee zu flofen. 

Sn Kiftrin traf Hard die 6 oder 7 ruſſiſchen Stabs- 
offigiere, die bei Sorndorf gefangen genommen worden 
waren. Der König hatte ihnen auf dem Schlachtfelde 
gefagt: Ex bedaure, fein Sivirien gu haben, um fie dort 
hin gu fhiden, damit fie ebenfo behandelt wiirden, wie 
Die preußiſchen Offigiere, die in ihre Hande gefallen. 
Dies hatte die Folge, daß der Graf Schwerin, Wdjutant 


276 Graf Sixt. 


bed Konigs, ber von “den Ruſſen pam Gefangenen gee 
made worden war, blos wach Petersburg gebracht wurde; 
wo er alle. Freiheit erhlelt, det Gof und die Geſellſchaf · 
ten gu beſuchen. Der Konig kieß nun aud jene ruſſi⸗ 
fen Stabsofflziere nah Berlin gehen, wo fle ſich dere 
ftiben Aufmerkſamktiten erfreuten. 

Hard: kam jetzt gue Vorhut dee königlichen Armee, 
unter Pring Friedrich Franz von Braunſchweig?), zu 
ſtehen, während Dohna den Ruſſen gegenüber ſtehen 
blich, dev Koͤnig aber gegen’ den auf Berlin rückenden 
Daun marſchirte und fich bei Ludau wit einem Corps 
vereinigte, das ibm Pring Heinrich, unter Ziethen, zur 
Verſtaärkung geſchickt hatte. Dawn zog fich zurück, als 
cf etfuhr, Dag ble Rufſen den Warfch bes Koͤnige nicht 
aufgebalten fatten, und der König rückte vor, bid er 
tine freie Berbindung zwiſchen ſeiner Armee und den in 
Sachſen, Schleſien und Pommern fiehenden Gorps Her- 
geſtellt hatte. Hard wurde mit feinem Regimente und 
200 Dragonern gegen Frankfurt zurückgeſchickt, um gu 
beobachten, ob die Ruſſen night dod noch Abſichten auf 
SiHhleffen verfolgten. Indeß fie gogen fig auf Stargard, 
von wo General Palmbach zur Belagerung von Kole 
berg detachirt ward. Hard wurde nun gu Dohna bee 
tufen und der Meine Krieg begann wieder, da Dohna 
gum grofen nidt Truppen genug hatte. Rack Auf 
hebung der durch den tapfern Major v. d. Heyde) abe 


4) Geb. 8. Juni 1732, adter Sohn des Hergogs Ferdinand Al- 
bert U. und der Antonte Amalie von Braunſchweig⸗ Wolffenbüttel, 
fel am 14, Det. 1758 bei Hodtirden.” Gr wer der Schwager des 
Konigs. 

2) Beintich Sigmund v. d. Heyde, geb. 1703, Sohn Heinrid Sige 
mund’s v. d. Heyde auf Sdhatedorf tw der Niederlaufit und der 
Magdalehe Sophie v. Stutterhetm. ows dent Hanfe Sellendorf, trat 


Graf Hird. a1t 


geſchlagenen Belagerung von Rolbetg usd dem infill 
pon Hodtirden wurde Dohna nad Sadhfen befebligt, 
auf welchem Zuge Hard die Vorhut commandirte. Buf 
den Hoͤhen hinter Cilenburg trafen fie den General 
Haddid (V, 390). Hard griff die vier Bataillone Pane 
duren an, die vor die Stadt poftict waren. Sie widen 
zurück und verfuddten, die Bride in Brand gu fteden. 
Das Feuer wurde jedoch gelöſcht und Hard verfolgte 
fle burd bie Stadt. Da Haddick ſah, dah der Angriff 
Nachhalt hatte und Dohna's Armee heranrückte, 30g ev 
ab und lief drei Ranonen, fowie cine Menge Nachzuͤgler 
in die Hande dex Preußen fallen. 

Dohna kehrte nun wieder nad Pommern zurück, 
von wo er ben General Platen*) gegen dte polniſche 


1718 in Dienft, mard 1726 Fahnrich, 1731 Secondeltentenant, 1736 
Premierlicutenant, 1740 Stadseapitain, erhielt 1741 cine Gompagnie, 
ward bei Hobhenfriedberg vielfach vetwundet, 1753 Major, 1755 Gomes 
mandant von Friedrichsburg, das er 1757 gegen die Ruffen hielt, 
1758 aber rdumen mufte. Fir dle Bertheidigung von Kolberg, die 
ex alk Untercommmandant leitete, ward er Oberft und erbielt ben Mes 
riteotden. Bei der zwelten Belagerung mufte er fih, nad langer, 
heldenmuͤthiger Bertheidt; , am 17, Dec, 1761 nothgedrimgen ere 
geben, worauf er bis 1’ gefangen blieb. Gr flard zu Kolberg 
4. Mat 1765, unvereheligt. 

1) Dubistan Friedrich v. Platen, geb. 23. Aug, 1714, Sohn des 
Generallieutenants Hans Friedrich v. HP. auf Rafin, Sagan, Zierkow re. 
(geb. 26. Ban. 1668, + 17. Mai 1743) and der Hippolyta Juliane 
vB. Poderstié, ſchon 1723 Gornet, 1729 Lieutenant, 1730 Premiers 
lieutenant, exhielt 1736 eine Sdmadron, ward 1742 bei Ghotufig Major 
und erbielt den Meriteorden, 1747 Oberftlieutenant, 1751 Generale 
major, hatte bel Zorndorf zwei Söhne an fetner Seite, ‘von denen 
der eine flel, det andere ſchwer verwundet ward, 1759 Generale 
Uentenant, 1786 Gouverneur von SMdnigsherg, 1787 General der 
Gavalerie, + 7. Suni 1787. Gr hatte fi 1786 mit der dtteften 
Roster ded Groftanglers v. Goceeji vermaͤhlt. Von den Rindern 
iiberlebten thn cin Sohn und cine Sodter, hie Grifin Fintenftein. 
Sein Bruder Leopold Jehaun, feit bem 13. Iagre in Dienft, ward 
1756 Mejor, 1757 Oberfitdeutenant, 1758 Oberft, 1759 General 


272 Graf Hirt. 


Grenge detachirte, feinerfeits fich aber gegen die Schwe - 
Den wendete und fie nad Stralfund zuruͤcktrieb. Hard, 
der ſich bei dem Platen'ſchen Corps befand, war. ven 
einigen gefangenen ſchwediſchen Offigiers gebeten wprden, 
ihnen bei dem König die Erlaubnip auszuwirken, auf 
Ghrenwort in ihr Vaterland zurückkehren gu dürfen, und 
hatte fidy auch fiir Sweie, denen ihre laͤngere Abweſen ⸗ 
eit großen Nachtheil gu bringen drohte, mit Erfolg vere 
wendet. Bald darduf traf ein Courier bei ihm ein und 
bradhte ihm folgendes königliche Schreiben: ,, Sie haben 
von mir fiir zwei Shier Landsleute die Erlaubniß ausge · 
wirlt, auf Ehrenwort in ihr Vaterland zurückzukehren. Um 
Ihnen ihre Danfarkeit gu begeigen, haben fie unterwegs 
gefagt: Friiher oder fpater werde fidh ſchon Gelegenheit 
finden, Sie, todt oder lebend, in Shr Vaterland gu liefern. 
3h babe Sie davon in Kenntniß fegen wollen, damit 
Sie Ihre Vorſichtsmaßregeln treffen, und feien Sie ein 
andermal nicht fo bereit, Leuten von folder Denkungs · 
art gu dienen”. Gard, ebenfo betroffen über den Undank 
her Schweden, wie gerihrt von der theilneymenden Auf ⸗ 
merffamfcit des Königs, fprac mit demfelben Courier 
feinen Dank aus und ſetzte bingu: folange er an dev 
Spige des Regiments, das Se. Maj. ihm gu vertrauen 
die Gnade gehabt, ſtehe und 1500 Mann unter feinem 
Commando habe, wage er ſich gu ſchmeicheln, daß er 
nichts gu fürchten babe, Gr beeiferte fid) auch. in der 
Folge, den in beträchtlicher Anzahl gefangenen Schwe ⸗ 
— jeder fic) darbietenden Gelegenheit, nützlich 
gu fein. 


major, bet Kunnersdorf und Maxen vermundet, erhielt bas Meriter 
treug, trat 1770 mit Penfion in Ruheſtand, + gu Sagan 11. Dee. 
1780 im 54. Lebensjahre. Gr mar mit Giner v. Gisfiddt vermaͤhlt. 


Grif Hard. “273 
Dee Whiter velftrig ziertich ruhlg. Man ruhte 
von’ bert · Beſchwerben —————— drangvollen 
Fadjugs aus, Hob Mectuten ‘aud, ‘fibte' fie ein und rüſtete 
fich’ zur Erdffnung der-nidhften Eampagne. Dig Ruſſen 
ſammelten ſich an det Welchſel und Graf Dohna ſtellte 
ſich ant’ det Warthe auf, wo er durch 12,000 Mann ud- 
ter Generallieutenant v. Hiilfent) verſtärkt ward. Die 
Bante tdgerten bef Poſen; man erfuhr aber, daß zwei 
Dlolflonen nod unt einige Maͤrſche zuruckſeien, und’ bee 
ſchloß, fle vor deren Ankunft angugreifen. Hard wurde 
mit feittein Regiment und “300 Huſaren detachirt, unr 
die betden Divifiohen gu beobachten, erfuhr bald, daß fie 
mee als zwei Maͤrſche brauchten, um nad) Nofen zu 
gelangen, gab Dohna davon Nachricht und wark ſich nun, 
ůberzeugt, daß dieſer angreifen werde, hinter die feind⸗ 
Tithe Armee, um die dlüchtigen zu empfangen. Dohna 
aber griff nicht an, zog ſich vielmehr bei dem Heran ⸗ 
nahen det Ruſſen zutück. Hatd wollte nun wenigſtens 
ürgennd einen leichten Verſuch machen, bevor er wieder 
gut Armee ſtleße. Die Ruſſen hatten gu Bromberg, 
Largs det Weldhfel; große Magazine von Lebensmitteln 
und Bagageftiiden, die nur von 300 Mann bewacht 
waren.’ Hard überfiel dieſe Befagung, die ſich, bis auf 
dinllge Kofdten, weldje ſich nach Thorn retteten, erga’. 








1) Johann Dietrich v. Hilfen, ged. 1603 in Prenfen, fam 1710 
im Dienſt, ward. 1715 Ydgnrig, 1722 Secondelieutenaat, 1728 Prez 
mierlieutenant, 1735 Stabscapitatn, 1738 Gompagniedef, 1740 Major, 
1743 DOberftlieutenant, 1745 Oberft, 1754 Generalmajor und Ritter 
des Meriteordens, 1758 Generallieutenant, 1759 Dombedant in Mine 
den, 1763 Gouverneur von Berlin, + 29. Mat 1767 unverehelidt. 
Bei Kunnersdorf war ex verwundet worden. Er mar einer der fAhige 
fen Generate Friedrichz beſonders geſchickt, dte Feinde aud mit ~ 
Hethen Corps du befdvifttgen, wenn der Konig andermdrts au thun 


hatte. 
12** | 


ate Graf Sard. 


Er lich eine Partie mit Getreide beladence Kahne verbrene 
nen und verſtattete ſeinen Soldaten, fid aus den Bagager 
wagen mit Montioungéfiider aller Art mad Gutdinten 
gu verfehen, wobei fie ſich denn ebenfo reichlich als drollig 
verforgten. Der Reſt wurde mit den Wagen auf einem 
Plage auger der Stadt verbrannt. In der Stadt hatte 
man fdjon gefürchtet, ble ganze Stadt felle in Aſche gee 
legt werden, umd als Gard vor cinem Ronnentiofter 
vorüberritt, fiel ihm dte gange fromme Schaar gu Füßen 
und beſchwor ihn um Mitleid. Nur mit Mühe konnte 
er fie beruhigen. Nachdent feine Soldaten fic) etwas 
ausgeruht batten, machte er fic) wieder auf den Weg 
zur Armee und lief feine Gefangenen nach Robberg 
tranéportiren, Won Thorn aus, wo ein ruſſiſcher Gee 
nevallicutenant mit einer flarfen Befagung fland, ſchickte 
man 1000 Reiter gu feiner Verſolgung aus und diefe 
warfen ſich in cin Dorf, um feine Nachhut abzuſchneiden. 
Haͤrd, davon benachrichtigt, kehrte mit 300 Fusgangern und 
zwei Kanonen um, worauf der Feind fich zurückzog. Bald 
darauf erhielt ex von General Wedel), dem der mit Dohna 
ungufriedene König das Commando fiberteagen hatte, 
Befehl, gu ihm gu ſtoßen, da er am age nad {einer 
Anfunft die Ruffen bei Ray angegriffen, aber cine Nieder⸗ 
lage erlitten hatte (23. Suni 1759), Hard zog feine 
Detadements ein und wollte gue Armee ſtoßen, die ſich 


2) Karl Heinrid v, Wedel, auf Gorid, geb. 1712, Sohn des 
ukermrtiſchen Laudraths und Obergerigtsdireetors Geoxg Wilhelm 
v. S. und der Marke Salome v. Gidftedt, werd 1743 Mejor, 1751 
Oberfeiteutenant, erhielt 1752 den Meriteorden, ward 1756 Oberft, 
1750 Generalmajor, dann Generallientenant, werd yur Dogneifden 
‘Armee al alter ego des Rdnigs und, ned ded Legtern Anadrud, wie 
ein Dictator gefhidt, 1761 wirtl. Geb. Ctateminifter und Shef des 
Kriegsdepartements, nahm 1779 den Abſchied und + 2. Aprif 1782. 
Mit Siner v, Brdder hatte er einen Sohn und zwei Toͤchter erzeugt. 


Graf Hird. 276 


bald darauf (4. Sidi) mit den ven dem Konig fest 
herbeigeführten Regimentern gu Mablrofe vereinigte und 
dann cin Reger zwiſchen Lebus und Wulfow bezog, wo 
am 10. auth General Fink *) cintraf, worauf am UL 


1) Friebrid August v. Fink, ged. 25. Nov. 1718 gu Steetia, 
Sofa des ſtretitiſchen Oberidgenten und Jagerweiſters Joh. Wilhelm 
0. Fink, dev bet der Kaiferin Anne Stallmeifter gewefen war, und 
Giner v. Malzahn, einer Schweſter der gweiten Gemahlin des Grafen 
Manni, ward bis in dad 14. Jahr Zu Strelit ergogen, ging 1732 
mit feinem Bater nah Petersburg, 1734 allein nad Deutſchland gus 
rid und in €. #. Dienfte, wo er in Stalien und Ungarn timpfte, 
ward nidt geférdert und kehrte 1738 wieder nad Rußland yuri, 
unteomeg’ switthen Remicoff und Racstoff von Raubern geplindert, 
word 1739 Gapitain, 1740 mit Majorsrang Adjutant des Pringen 
‘Anton Ulrid, tom 1742 bei der Kataftrophe einen Bag in Haft und 
mard dann gu einem Feldregiment verfest, mit dem ex gegen Schwe⸗ 
den zog, ward durch Sinterfeld, mit dem er verwandt war, in preufie 
ſche Dtenfte gebradt, Major und Sligeladjutant (1743), 1751 Dberſt⸗ 
Wentenant, 1756 Dberft, 1757 bei Kolin verroundet, Generalmajor, 
1759 Generalticutraant.' Wet Kunnecsrorf Halt ex fib fo, dap der 
Sinig von ihm gefagt haben foll, ex merde ein zweiter Turenne wer- 
Den, Dann fam das Unglid bei Maren. Gr hatte gegen das Ein⸗ 
rhden tn dlefe Stellung lebhaft remonftrirt, her Rénig aber beharrlich 
Dareuf beftenden. Salegt erbielt et aber dod elnige Bellen vom Lis 
nig, wortn dieſer ihm fretftellte, ſich wieder herauszuziehen. Das 
wollte er nun nidt, und dartiber ward er mit dem Gorps gefangen. 
Bis yum Frieden war ex in Innsbruc. Mad Merlin zurücekehrt, 
Aleß ex auf den Rapport feten: Fink, Generallieutenant der Ins 
fanterie, bet Maxen gefangen.” KEnig lleß ihn zu Tiſce laden, 
fab ihn von allen Seiten an, ohne cin Mort gu ſprechen, und ließ ihm 
Dann fagen: Es fei ein Irethum vorgefeliens ex habe geglaubt, der 
Generallicutenant Graf Fink v. Fintenftein fei einpaffirt, und lies ihn 
arretiren und vor ein Kriegsgericht ftellen! Diefes ſchien ginftig far 
thm ausgufaiien, bis ex gulegt, auf Ziethen's Frage, ob er nod etwad 
angubringen babe, das Sdreiden des Konigs vorgeigte. Ziethen fab 
ihn perwundert und befimmert an. Gr wurde caffirt und fam ein 
Jahr nad Spandau. 1764 wurde ex ddnifher General, + 24. Febr. 
1766 gu Kopenhagen. In demfelben Jahre ftard feine Gattin, Ulcrife 
Henriette v. Buggenhagen, mit dee ex ſich 1754 vermahit hatte, und 
won feinew drei Aédtern die ditefte. Ar het dem grofen Konig Ger 
legendeit gegeben, eine {einer {dlimmften Seiten vorgutehren. 


276 Gref. Hird, 


die Oder überſchritten ward. wad am 12. die Schlacht bei 
Kunnersdorf ftattfand.. 1 

Hird, mit deffen. Verhalten /der Marty · ſich ſehr zu⸗ 
frieden bezeigte, wor nad Randsbesp, -Lefebligt- worden, 
um bié auf Weitered dort die Feinde zu beobadten. 
Von einer ſtarken feindliden Abtheilung bedroht und 
zur Uebergabe aufgefordert, weigerte er gwar diefe, mel- 
bete aber dem Rinig, daß die Weichſel fo niedrigen 
Waſſerſtand habe, daß es unmiglidy fei, mit fo weniger 
Mannſchaft alle Meberginge zu bewachen. Der Rinig 
erwiderte: Er miiffe nod zwei Tage SGeduld haben und 
dann werde er ibn aud der Verlegenheit befreien. Gr 
that es freilid auf andere Weife, als er gemeint haste. 
Dee Konig wurde gefhlager, wo er einen gewiffen 
Sieg gu erfechten und nachdem er ihn bereits in dew 
Hinden gu haben gemeint und Siegesbotfihaften abe 
gefandt hatte, wurde unter fo furdtharen Gerluften ge 
ſchlagen, daß er an ſich und feiner Gade verzweifelte, 
auf dem Schlachtfelde, wo zwei Pferde unter ihm ge: 
tidtet und feine Reider von mehren Kugeln durch⸗ 
lochert wurden, fid) der duferften Gefahr ausfegte, und 
nad der Schlacht einen Mugenbli gu zerſchmettert ſchien, 
um auch nue an feine perſonliche Rettung gu denfen. 
Auch Hatte er die Niederlage feiner eigenen Hartnddig- 
Feit zuzuſchreiben, mit dex er, wider den Rath feiner 
Generale, ſich nicht mit den errungenen Vortheilen be- 
gniigte, fondern den Kampf fortfegte und dabei Laudon 
eine Gelegenbeit bot, die Schlacht gu wenden. Der 
treue Prittwig?) der, Einer der Lezten, vom Schlacht ⸗ 








1) Joachim Bernhard v. Prittwit u. Gaffron, auf Quilig und 
Rofenthal, ged. 3. Febr. 1726 gu Laferwig im F. Oels, Sohn 
Boadhim Wilhelm’s v. Pr. u.G., der fridber helfifder Offizier, dana 


Graf Hath 277 


felde guviidvitt, fand ihn tn deſſen Rohe, bom Pferde 
abgefticgen, auf der Erde figend, in der ſichtlichſten Se: 
fahr, von den Rofaten erellt zu werden. Durch einen 
Reiter auf den König aufmerkſam gemacht, ritt er gu 
ihm, forad igm gu und geleitete ihn in eine Hiltte. 4) 
Hier gewann der Geiſt des Königs raſch ſeine Spann: 
fraft wieber; ex war wieder im Stande, nicht / blos die 
Groͤße feines. Verluſtes gu ermeſſen, fordern auch um⸗ 
zuſchauen, was aus dem Schiffbruche nod gu retten und 
wie man vielleicht ble Folgen des Unglücks mildern könne, 
und war fid) und feiner Sache wiedergewonnen. Viel⸗ 
leicht war es chen fene Hütte, in welder er ſich Härd's 
erinnerte und folgende Zeilen an ihn ſchrieb: ,, Rak 
dem, was mit foeben mit den Ruffen begegnet iſt, ha 
ben Sie nichts gu thun, als fo ſchnell ats möglich mit 
Shrem Detadement gu Reitwein bei Küſtrin gu mir yu 
ftofen". : 

Da: fie zwei Baye zu diefent Marſche brauchten, eitte 
Haͤrd ſeiner Veuppe vdraus und fand den RKinig in dem 
SHloffe su Reitwein wit dem General Fink, der damats 


prengifdes · Hauptmaun gemefen war. (+ 1753), und ber Sophie Gott⸗ 
Hebe v. Dompnig und NSppern (+ 16. Sept. 1752), war bis 1741 
auf bem Gymuafium zu Hels, dann Cadet, Fahnjunfer, ward 1745 
bet Hogenfricnberg Fagnrid, 1751 bet Sollin vecwundet, vendiente 
fid 1758 bei Boxadorf das Meritetreug und eine Sdwabron, werd 
1762 wegen ded Gefedted bet Spechtshauſen aufer der Rethe ‘Dberft= 
Ueutenant, 1768 Dberſi, 1775 Generalmafor, 1785 Generallteutenant, 
1789. General der 1, +4. Sunt 1703, Mit, veer Areiin 
v. Siegroth vermaͤhlt, hinterlicf ex Minder. Quilit hatte ibm der 
Kinig nad bem Toͤde des Markgrafen Karl geſchenkt. 


1) Go die etne Verſion. Nad der Erzdhlung ded Königs (Hist. 
de Ia guerre de sept ans) dedte der Koͤnig den Mildgug und fam 
Dabet in Gefahr, gefangen gu werden, wean nidt Prittmig mit 100 
Hufaren den — — angegriffen und dem Koͤnig dadurch Zeit geſchafft 
atte, ſich in Sicherhe gu dringen. 


278 * Geof Hird. 


die hochſte Gunft bes Konigs genof unt fo und ſoeben in deſſen 
Dienfte mit, wenn audy leichten, Wunden bedeckt weer 

den wer, und der ſpäter vom Rimig fo hart. behandelt 
wurde, weil ex in einem Unternchmen gefdyeitert war, 
dad ex felbft von vornberein umd bas gulegt auch. der Kö ·⸗ 
nig als hoͤchſt gefährlich erfannt hatte. (Go wenigftens 
ſtand tle Sade bem Könige gegeniiber. GHatte aud 
Fink im legten Augenbtide die Ermadtigung, nicht den 
Befehl, vom König erhalten, das Unternehmen aufzu · 
geben, fo.modte ex doch Grind haben, gu glauben, daß 
er fic) bei ‘dem Rouge damit feinen Dank verdienen 
würde, und mochte zu ſehr im Gedächtniß haben, in 
welcher Weiſe ihn der König früher gu der Sache ge 
ſtachelt hatte. Sein Tehler lag darin, daß er die Ret⸗ 
tung der Seuppen fiir den Staat nicht über Alles ſehte; 
aber nicht dem Konige kam es zu, ihn deshalb in ſo 
ſchneidender Weiſe zu behandeln, wie geſchehen iſt, den 
ein fo hoch Gehaitenen fo gäͤnglich yu verwerfen, zur 
Strafe nod Holm gu — amb tye eine Verachtung 
gu beweiſen, die ex nicht verdiente.) Haͤrd erhielt Ber 
fehl, fofort ſoviel Huſaren gu nebenen, als er gu brau- 
Gen glaube, und mit ihnen den Feind gu recognofciren. 
Barend bie 300 Hufaren, dle ex vertangte, ſich fertig 
madten, durchſtrich er das auf den naben Hdben bee 
ſindliche Sager. Ueberall fand er die tiefſte Niederge ⸗ 
ſchlagenheit und cine fo ganzliche Verwirrung, daß der 
Konig die ſchließliche Rettung wol lediglich den Ruſſen 
gu verdanken hatte, welche allem Andringen Laudon's, 
ihre Vortheile zu verfolgen, kein Gehör ſchenkten, ſei es, 
daß politiſche Intrigue im Hintergrund waltete, oder 
daß fie gu trunken in der Freude waren, den König gee 
ſchlagen gu haber. Und bod) hatte das eigentlich nur 
Raudon mit feinen Deſterreichern gethan! Noch in Reit · 


Orel fit ar 


wein hielt ſich der Koönig zwei Page lang in feinem Zim ⸗ 
mer und ſah Niemand, auger Fink und einige Diener, 
Am dritten Tage erſchien er wieder, gab nad allen 
Seiten Befehle und überall ſteilte fi: die. alte Ordaung 
und Stimmung wieder her. 

Hiad ritt bis vor die Hauptwache ber Suffen in 
der frantfurter Vorſtadt und durchftreifte singsam die 
Gegend. Er fand die Feinde noch jenſeits der Oder 
liegend, diesſeits nur einige kleine Trupps Rofafen und 
andere Reiter unter Bottieben), nitgend cine Gpur von 
Bewegung. Dieſe Nachrichten berwbigten den Konig, 
der nun cine andere Stellung*) auffudte, die es ihm 
leichter machte, Berlin gu dechen und die Werbindung 
mit Sachfen freizuhalten. Der Marſch war, Heine Neder 
reien abgerednet, fo rubig, wie man nad einer folden 
Richerlage nicht au evwarten gehabt hatte. Aud) die 
Ruffen uͤberſchritten nun bie Oder und lagerten fidh cine 
Meile von dem Konig, Haͤrd wurde auf die linke 
Blanke detachict, hatte einen Heinen Fluß wor ſich, ſtellte 
feine Poften aus, gab ſeiaem Oberfilieutenant cin Bas 
taillon und 100 Duferen, mit dem Befebl, ſich lints- 
bin foweit alé moͤglich andgubdehnen, vifitirte die Poſten 
wnd fam {pat am Mbend ind Quartier. Obert Bde 
fing *), dec die Hufaren commanbdirte, fagte ihm, daf er 


H Ueber ihn vlelleicht Finftig enmel ausfiihrlid. 

2) Auerſt bei, Mearslig, dann bei Fürſtenwelde. 

3) Silhelm Sebaſtian v. Being anf Shojo und Sdhmegto, ged. 
1721, Sohn des Oberflieutenants Joh. Abraham v. B. auf Paulsdorf 
wm der Katharina v. Kospoth ms 8 aufe Sater, 1734 Gabvet, 

yainnfer, 1788 ieutenant, 1740 Otittmeifter, 
ta ‘apot, 1458 —— 1759 Dberſt, weil er mit 
200 Stixaffiecen und etnigen Hufaren zwei & 7. Megimenter, 3 Rae 
nonen und 4 Fahnen genommen, bet Aid verwundet, 1762 Generale 


980 Graf Harb. 


nod einen Dffizier mit 30 Gufaren’ weiter vorgeſchoben 
habe. Hatd verſchob ben Beſuch dieſes Poftend Bis gum 
nddhften Morgen, und‘diefer Auffchub iſt es vielleicht gewee 
fen, der ihm zunächſt empfinbliche Dearigfate zuziehen follte. 
Mit Tagesanbruch (15. Sept. 1759) ritt er Beſi 
der Poſten und kam zuletzt zu dem von Suing. auf · 
geſtellten. Dieſer ſchien Win gu weit vorgeſchöben, und 
obwol ‘der Offtzier thm verſicherte, der Feind fei nod 
eine Meile entfernt, befahl ex ihm borh, mit fetnet Hu ⸗ 
ſaren ins Lager zurückzukehten. Waͤhrend diefe gefam ⸗ 
melt wurden, beſtieg Hard mit einer Ordonnanz eine 
Hohe, wo ex ſich bald wherjengte, daß er Recht gehabt 
hatte. “Denn er fah arf einmal 200 Rofaten erſcheinen, 
die zunächſt gwei vor bad Dorf poftirte Webetten vere 
fagten und dann ben Poften tiberfieten, ber ſich mit dem 
Offisier ohne Widerftand ergab. Hard ſah nun, daß e6 
ihm faft unmbglich fein’ witrde, fic) gu retten. Schon 
umtingten ign bie Rofaten. Swar gelang es thin, ſith 
init feinem Huſaren durchzuhauen; aber er tam badd 
von feirtem Wege ab und getteth in eine’ Suinpfgegen’, 
in ber fein Pferd nicht fortfonnte. Hie Kofaten “ere 
atten ihn; es fielen mehre Schuͤſſe auf thn; er erwiderte 
fie — wad ihm nichts hekfen imd leicht bas Leben koſten 
konnte — mit zwei Piſtolenſchüſſen; fein Pferd' flat bis 
an den Hals im Sumpfe und er war abgeſtiegen; die 
SKofaten fielen über ihn her und ihm blieb nichts übrig, 
alé ſich gu ergeben. Sein Hufar, der ein leichteres 
Pferd ritt, war glücklich ins Lager entfommen,” vor wo 
man ihm gu Hilfe eilte. Doch es war gu fpats dig 


major, 1776 Generattertenant, ‘Higete tm helerſchen Crbfolgetrizge 
die Borhut des Pringen Heintich, + 28. Rov. 1779 gu Stolpg 
Bermigtt 747 mit Katharine Eilfadets v. Grabow mus dem Hanfe 
efter (fF TTA), benteclies er eine Todter. 


Goat Hixb. 381 


Rofaten Hatten ijn auf cin. Pferd gefegt und rafd in 
Sichergeit gebracht. Sie nahmen ihm Ugr und Birfe; 
fonft hatte ex ſich nicht über fie zu beklagen. 
Von. dem erſten ruſſiſchen Poften, der aus 500 Ko⸗ 
fafen beftand, wurde. er gu dem gweiten gebracht, den 
der Brigadier Krasnaſchock commandirte. Diefer, der 
Sohn jenes reidhen Koſakenführers, deſſen Leichenconduct 
Haͤrd in Helfingfors beigewohnt hatte, war ihm /im Fine 
niſchen Kriege bekannt worden, fam ihm ſehr artig ent⸗ 
gegen, bot ihm Erfriſchungen an, die er ablehnte, und 
bradjte ihn gu-bem General Tottieben, der die ſämmt · 
lichen Worpoften und leichten Truppen befebligte und 
mit meldem Hard in Holland gufammen gedient hatte. 
Aud) Tottleben empfing ihn fehr freundlid), lud ihn zu 
der febr zahlreich mit Offigieren, Adjutanten und einem 
halben Dugend Secretairen beſetzten Tafel, lief ihn as 
feiner Seite figen und evbot fid, ihm einen Brief an 
den Kinig gu beforgen, deffen Ubfendung ihm in Haupt. 
quartiere, wobin er ihn fofort abliefern müſſe, nicht vere 
flattet werden würde. Hard machte dankbaren Gebrauch 
von dieſem Erbieten und bat den König um baldige Aus · 
wechſelung. Dann brachte ihn. Tottleben, in einer Wet 
Rriumphang, indem ſich ber Oberſt des erften, der 
Brigadier des gweiten Poften und eine Menge anderer 
Offigiere anſchloſſen, zu dem General Grafen Soltifoff*) 


2) Peter Semenowies Graf v. Soltikoff, Sohn des erften Grafen 
Semen S., unter der Katferin Anna, mit der er durch ihre Mutter 
verwandt war, Genevalmajor vad Generattteutenant, 1759 an Fer⸗ 
muor's Gitelle Ghef der Armee, fiegte bet Say und Stunnersdorf, des 
mutte aber den Sieg nicht, weil er meinte, nun miiften die Defters 
a aud erft zwei Sdhladten gewinnen, ehe ex weiter ginge, — 

jeldmarſchali, aber 1761 vom Gommando entfernt und 
——; von Mostar, als welder ex im December 1772 ſtarb. Sein 
Sohn, Graf Iwan oe 1805), war der Groberer von Choczim, gleich⸗ 
folld Geldmaridall und Gonvernen von Moskau. 


798 Graf Hick. 


nach Lieberoſe. Mehre Generate famen ihm entgegen und 
zuerſt begrüßte ihn der General Romanzoff auf das 
Schmeichelhafteſte. Auch bei Soltikoff wurde er ſehr 
artig empfaugen. Das Geſpräch drehte ſich noc immer 
wn die Schlocht; Hard bemurkte aber, daß der Haupt 
urbeber des Sitges, Laudon, der Einzige war, det nidt 
davon ſprach und feime ganze Rube bewabrte. Auch 
ein ſchwediſcher Obert v. Sandelhielm war gugegen. 
Es war died einer der. diteften Bekannten Haͤrd's und 
bezeigte ſich ſehr wohlwollend fae ibn, verhehlte ihm aber 
auch nicht, daß er ſeine Gefaugennahme nach Stockholm 
berichten müfſe und aber die. Folgen beſorgt fel. Hard 
war dad nicht, da er ſich überzeugt hielt, der ruſſiſche 
Hof werde ihn nicht in bie Gande feiner Feinde liefern, 
foudern die Rechte eines Kriegsgefangenen, der nichts 
gegen Rußland verbrodjen, achten. Zudem hatte det 
ruffiſche Gefandte in Stockholm zur eit des Complots 
fich Demfelben uur güuſtig gestigt. Am nächſten Tage 
gab ihm. Soltikoff, bei dem er ein fiir allemal zur Tafel 
geladen war, ein Schrriben des Königs vom. 5: Gieps, 
worin dieser thm fein Bedauern amsduidte. und. ihm 
mittheilte, daß er berrits ben Generalmejor, — 
der mit dem Aus wehlaumgegchchafte benuftwat fa, is 


2) Friedrich Breltere v. Shlich, ged. um 1786, ohn Bieta 
Breiherrn v. W. auf Diersfort 2. und ‘Plorentinen Annen Freiin 
b. Spaen gu Mingenberg, fam 1721 in Dienft, wax 1732 Premiers 
Hentenant, 1740 Stabscapttain, gebdrte gu den Sefellfdaftern ‘des 
Sronpetnie —— ward ‘bet Seffen Thtoabe ſtrigung Majer 

Sige 1742 Ss erkllertenene 1745 Dberft-u. Generals 
bears 1753 —S trie 1756 cia Regiment Sadfen, 
dad ihm glidlidy devonging, werd 1763 Gencreltteutenant, ſtatb im 
Auguſt 177 gu Potevann. Mit Sophien ilhelminen Friederiter 
», Kaltftcin, einer Sodter des Feldmaridalis, mit dec et fich am 
14, April 146 vermagite und die am 16. April 1755 tm 32. Jahre 
Potsdam ſtarb, hatte er skuen. Soha wad cine Tochter erzeugt 


Graf fried, 383 


Seantwig Gabe fegen laffen. ater ben Ruffen machte 
diefes Schreiben viele Senfation, erſchien aber ihnen, 
die an cin ſolches Verhaͤltniß zuiſchen Part und Diener 
damals ait gewoͤhnt waren und nicht wußten, daß der 
Konig dem Geringften {einer Unterthanen antwortete, 
nur als cin Seiden, dof Hard du ſehr bedeutender Mann 
fein milffe. Soltikoff ſchlug ihm var, feine Sachen holen 
zu lafſen, und bald fam fein: Rammerdtener wit einer 
Kaleſche, feinen noͤthigſten Sachen und einigem Seld. 
Mach acht Tagen wurde ox, unter Bedeckung von 
zwei Dffizieren und 20 Huſaren, nah Konigsberg gebracht. 
Die Artigteit bee Behandlung nahm fofurt. wefentlic 
ab, fobald ex die Armee veriaffen hatte. Der eine Offizier, 
dev nicht an der Spige dex Escorte rite, fegte fid) ohne 
Umſtande in:den Wager. Benn fie anbiditen, bewadte 
fon cine Schildwache Zag und Rast. In Rimigsberg 
wurbe et erſt in ein Gaus in der Vorfiadt, dann auf 
deb Scqhloß gebracht. Hine wied man ihm ein Bimmer 
om, wo er den Offigier ‘gum Sehlafgenoſſen hatte. Cine 
Shildwache bewarhte die Shires. eine gweite fom in 
ein anftofendes Sinamer,. wo frine zwei Bedtenten waren. 
Jett famen ihm finftere Gedaufen und ex fol fich im 
Geifte band auf cinem ſchwediſchen Schaffotte, bald in 
Sibirien; dod) trug die ihm cigene Elafticitat des Geiftes 
ſchließlich den Sieg über diefe trüben Bilder davon. 
Aud nahmen die Dinge am folgenden Tage cine freund ⸗ 
lichere Geſtalt an. Wn die Stelle ſeines zeitherigen Bee 
gleiters teat. ein Offizier dev. Garnifon, cis Edelmann 
aus einem guten lieflaͤndiſchen Haufe, der fidh ſehr artig 
benahm und mit dem ex fic) unterbalten fonnte. Zu 
Mittag ward eine Tafel gu drei Couverts recht gut ſer · 
virt, an welder noch ein Secretar bes Commanbdanten, 
ein gebildeter Deuticher, theilnahm. Nach Tiſche machte 


ihm der Conauandaut· General Kouff, ſelbſt {einen Be 
fud) und druͤckte ihm ſJein Mebane Aber die. ſtrenge 
Bewachung aus, guider ov durch die Befehle ſeines 
Hofes vetpflichtet/ fel. bos: :ifm · aber, im · Uebrigen· fein 
Haws wie dat fringe zu hetrachten, ¶ Seitdem · beſuchte 
ee ihn taglich wad hewies Ammer arhöhte Aufmerb · 
ſamkeit · und Gitte, Er vertraute ihm aber auch⸗ daß 
oc in wenigen Tagen Beſehl erwarte, ihn nach St⸗Peters · 
burg ya febiden, wo maw ſehr begierig fei, ihn zu ſchen, 
way: DaG- ex jedenfalls bis gum Ende ded Krieges dort 
perdidgahalten avecbandiefte Es ſcheint, das Schreiben 
deb Konigs hatte Sard mehr. geſchadet, als. genützt; 
denn es hatte den Glauben erwedt daß Haͤrd dem Kö⸗ 
wig ſebr wihds ſei. 

Wks dex General ihn nad einiger Beit verantagie, 
feine Vorbereitungen gur Meife zu treffen, bet er ibm 
zugleich aud cin Darlehen von 200 Duceten-an, indem er 
ihm gu verſtehen gab, es werde nicht febleu kͤnnen, daß 
08 thm gu St-Petessburg zuweilen an dem Nothigen 
mangele. - Hard nahm das Geld gegen Verſchreibung 
an und- hatte. ſpäter offmals Veranlaffung, fid) Korff's 
dankbar gu erinnern. Gegen Wend. kam ex wieder und 
brachte den General Graf Rihernyfdew), den dev König, 
um Hied’s Auswechſelung ya fördern, auf Chrenwort 
entlaffen baste. Tſchernyſchew kounte bad Verfahren ded 


1) Graf Sadar Tſhernyſchew, Sohn des ecften Grefen Sih. des 

Gelomerisals Grigori Petrowicz Aſch. (geb. 1672, + 30. Juk 
745). Seine beiten itern Brüder waren: Peter, der Gefandter 
fn Berlin und Paris war und 1773 ftarb, und Grigori, der 1750 
ais Brigadier ftarb. Gein jdngerer Broder Swan ftard 1797 ols 
Ghefoencral, Biseprafinent des ‘Avmiralitdtscolleginms und “Senator. 
Sadar ſtarb 1784 als Generalfeldmarſchall, rdfioent des Kriegs= 
tollegiums und Dberbefehlshaber in Moskau. 


Geof Hartt bs 


Koͤnigs ‘gegen thn nicht geung cihmen nd vrrpflichtete 
fit, fogletch nach Felnee Mntenft in: Seawereroharg dle 
Kaiferin gu Bitten, daßẽ fle Hard gleichfalla entiaffen 
moge, erinnerteſich ‘aber Ppattey mle: Garo meint, weder 
Bee Dankes, den er dem König ſchultete, noe felines 
Berſprechungen. ) —Albdie nöthigen BefeHle.cine 
getroffen waren, mußte Gard: ſeine Neiſe antreten, anf 
der er von / ſeinem Offizier und — drollig gtmug — 
2'Gtenidiern geleitet wurde die natiivlieh je Muh 
gingen, ſodaß fle’ auf dee äͤußerſt langweiligen Rete 
vierzig Zage zubrachten. Man ließ/ ign ttle: aud deme 
Auge und er bekam Rientans gu fehen, a tinge Pops 
meifter und Gaftwirthe: ns 

Erſt im. November langten fie in Ses MPetersburg art, 
wo er zunächſt in: rine elenbde Hüte in der Vorſtadt 
gebracht ward. Am maͤchſten Morgen ‘ging: fein Ber 
glelter, ſeine Mevourig zu machen, und / kam / erſt· am Moons 
zurück· ¶ Sein Sehweigen uͤber die Beſtiumaung {eines 
Befangenen' leh dieſen nichts Gutts ahnen. iar 
Stunde pater fam ein Wagen Hs Großlanzlens rar 
ert Wotonzoff, in welchen Hard mit ſeiaem Begleiter 

und durch· eine Meine Hinterpforte im Hotel: des 
Miniſtets auf einer engen Nebentreppe in das Ziummer 
Hnte -Beeretales. gerade ‘ward. Diefer. empfing tha 
actigh and ‘bot: then, da der Groffangler now bei Hofe 
fei, Erfriſchungen an, von denen Gebraud gu machen 


A} Dein Konige (Meine Aſchernyſchen TOR fetne Duntbattelt: dod 


‘tn fr diefen febe erfprieflider Weiſe an den Zag gelegt su Haden, als 


kr has bem Konige geſchiccte Hilfecorysd befehligte, aber nad der rufs 
fifgen Shronrevolution die Ordre gum Abzug erhielt, und nun nod 
fo lange in den preußiſchen inten eben ‘bled, bis Frudrich Il. die 
der Sadlage untundigen Deftervetdher bet Reigenbad gefdlagen. hatte. 
Und fo hatte ex fid dielieicht aud fir Hird verwendet und’ nue ked. 
nen Erfolg gebabt. ne We ko 


286 Graf Sark. 


thn feline tiefe Ricbergefilogenyeit verhinderte. Ex unters 
Wat Rog damit, eine feangofifde Zeitung gu lefen 

dem Sectetair iber’ denen Inhalt gu fpredjen, 
mb i — vine: ziemliche Sunde, bis cin Olöchchen 
ertdnte, bad ben Sectretair in cin anderes Zimmir rief. 
Rod einer Viertelſtende fam er wieder, ceutſchuldigte 
fich und fagte, daß ber Großkanzler guriictgetehet fei, 
Es verſtrich aber nod eine Stunde, bevor dad Gtide 
Gen ſich nochmals hiren bef, worauf ber Secretair feinen 
Gaft in cin Bimmer führte, in dem ſich der Großkanzler 
und ein anberer Gere befanden, der fo mit Schmuck bee 
dedt war, daß Hard fogleic in ihm den dtenfithuenden 
Giinfiling der Raiferin, Graf Sdhuwaloff, vermuthete. 
Die Herren ſaßen, erhoben ſich aber Set feinem Sintritt 
und gingen asf ihe gu, worauf ber Großkanzler ifm 
ohne weitere Einleitung mittheilte: obwol ber ſchwe ⸗ 
diſche Hof ign dringend veclamixt habe, fo babe Ihre 
Maj. die Kaiſerin dod befohlen, ibm gu fagen, daß fie 
nie in feine Auslieferung willigen, daß ex aber auch nie 
nad Prenfien gum Dienfte guriidfehren werde. Sie 
werde flr feinen Untergalt auf den Reſt feiner Tage 
Sorge tragen und ihm feine Beftimmung wiſſen laſſen. 
Dieſe Erbffnung befrembdete Hard im hoͤchſten Grade 
tnd ex Fonnte ſich anfangs kaum des Lachens erwebren. 


fdgte: ,, Wie kommt 8, mein Herr, daß der König vow 
Preußen unfere Gefaugenen fo ſchlecht behandelt, wab- 
rend er gegen die ber andern Kriegfũhrenden ganz anders 
verfährt und weshalb hat er einen von unſern Offi 
gteren raͤdern laſſen?“ Jetzt ging Hard cin Licht auf. 
Rak der Schlacht von Zorndorf waren die rufſiſchen 
Sefangenen nad) Kiiftrin gebracht worden. Sie waren 


Gref Hard. 987 
der Befagung an Zahl beträchtlich überlegen und es 
bilbete fic) cin Complot unter ihnen, deffen Whfidt gee 
wefen fein foll, fic) unter Riedermetzclung der Befagung 
in Freiheit gu fehen. Ein Sieutenont, bee ber MAnftifter 
dex Berfdwbrang gewefen ſein fell; wurde gum Tode 
durchs Rad verurtheilt und dide ber Menkhhelt gue Schande 
gereichende Strafe wirklich an ihm, der fein Ehrenwort 
gebrochen, der nur Befreiung aus den Händen der Feinde 
begwedt hatte, gegen ben und die Seinen, bie man in 
eine Feftung verſchloſſen, man wachſam, aber nicht grau ·⸗ 
fom gu fein hatte, vollzogen. Den Gefangenen zum 
warnenden Exempel, hieß es. Run, mit demſelben Grunde 
hatte mon das Pfahlen vertheidigen mogen, wie es bei 
den aflatiſchen Barbaren üblichl Die Kaiferin Eliſabeth, 
die bel bem Autritte three: Regierung veh aie ge 
thas Hatte, gegen Feinen Verbrecher die Podesftrafe, bier 
feb Armuthszeugniß, das ſich die menſchliche Geſellſchaft 
ausſtellt, dieſe Strafe, deren Tragweite fein Irdiſcher er ⸗ 
meſſen kann, vollziehen zu laſſen, war fiber bie Mi 
von dieſem Borgange, die ihe Tſchernyſchew mitgebracht 
hatte, äußerſt erbittert und Haͤrd wurde das Opfer, 
an dem fie ihre Nache audließ. Er ſollte freilich 
nicht hingerichtet, nicht von ben Organen der Staats⸗ 
gewalt in ſolenner, methodiſcher Weiſe erbarmungslos 
geſchlachtet werden, wol aber in einen Kerker verſchloſſen 
und ba dev ruffiſchen Behandlung unterworfen werden, 
welche immerhin ſchlimmer fein mag, als ber Zod den 
— erſcheint, wenigſtens aber nicht fo irrevara⸗ 
bel 


Haͤrd antwortete ziemlich heftig, indem er die Be⸗ 
ſtrafung bed ruffſiſchen Offigiers als eine Haudlung der 
Gerechtigleit darſtellte und in Betreff der ſonſtigen 
Behaudlang der ruſſiſchen Dffiziere ſich anf die Graͤuel 


288 Graf Hird. 

dezog, webdhe bie rufſtſchen Druppen im preußlſchen Gee 
biete veruͤbt Hatten. Der Großkanzler, der von Natur 
dined milden Eharakters war’, ſuchte bas Geſptäch auf 
andere Angelegenheiten gu lenken, fragte ihn’ aber’ dte 
mehrfachen Gelegenbelten, wo Gard ben ruſſiſchen Trup · 
pen gegenübergeſtanden, und fagte ihm viel Schmecchel⸗ 
haftes aber feine militairifchen Talente. Haͤrd antwortete 
mit geziemender Beſcheidenheit, kehrte aber bald anf die 
Sache zurück, bie’ ign’ natürlich jetzt ausſchließlich ‘bee 
ſchaͤftigte, fragte, was denn Er gethan babe, das ihn 
zum Gegenflande bes’ Bornes und ber Rache der Kaiſe ⸗ 
rin machen dürfe, bezog ſich auf feine politiſche Rolle 
in Schweden, deren Tendenz ber ruſſiſche Geſandte bee 
gũnſtigt babe, und machte anf die Wiedervergeltungs⸗ 
maßregeln aufmerkfam, bie der König von Preufen ga 
ergreifen in feiner Hand habe. Statt aller Antwort, 
fagte thm der Geoftangter ,,guten Abend”, und er mufte 
ſich entfernen. Det Seceetaie folgte dem Beifpiel feines 
Principals, und der Offigier führte Hard auf bem name 
lichen Wege wieder in bie elende Hütte der Vorſtadt. 
Am nãchſten Morgen ging der Offigier allein in did ~ 
Stadt und kam erft am Radhrviteag wieder, wo er Harb 
unter bem Giegel der Verſchwiegenheit mittheilte, Sav 
bei Hofe cin Rath aber fein Schickſal gepflogen worden 
fei, Dag cv den Musgang nicht fenne, daß er ober Awas 
Berlegenheit unbunfehtaffigheithemertt Habe: Gegen Suhr 
des Abends Faw ein Mann aus ber Geheimen angle, der 
dameligen ruffifthen Sternkamimer, und'fagte dem DOA 
zier auf Ruſſiſch: daß fie ihm folgen müßten. Sie fane 
den an der Shire zwri zugrmachte Sdkitten, tn deren 
einen Haͤrb mit dem: Offeger, in den audern {eine beiden 
Bedienten fizigen mußten. Auf ben Sehlitten, in we 
hem Hard fahr;-fegten ſich vern and hinten fe wa 


Graf Hint. 369 


GBrenadiere, anit aufgepflangtent. Bayounet. Die übrigen 
Grenadiere wurden auf dem gweiten Schlitten untere 
gebracht. Der Frohnbote fubs auf einem dritten Schlit ⸗ 
ten voran, und Hard glaubte ſchon, daß es ned Sibi⸗ 
tien. oder Kamtſchatka gehe. Sie fuhren cine Stunde 
lang durch die Stabt, dann über das Eis dec Newa und 
nun in die Citadelle, deren Thor man file fie offer: gee 
laſſen hatte. Die Sdlitten hielten wor einem Haufe, 
das ziemlich im Mittdpuntte dev Citadelle lag. Hier 
mußte Hard eintreten und fand in feinem Zimmer nur die 
vier Wande, einen grofen Ofen, einen hilgernen Stubl, 
einen ordindren Tiſch und cin Talglicht. Man brachte 
feine Sachen, fiellte cine Schildwache an feine Thüre 
und cine gweite an die des Vorzimmers, wo feine Bee 
dienten und feine geſammte Wache untergebracht wurden, 
der Frohnbote gab feine Befehle und entfernte fid. 
Gin tiefes Schweigen herrſchte unter dem Zuriide 
bleibenden; fie fonnten nur mit Biiden zu einander 
teden und batten nicht die Kraft, cin Wort vorgubringen. 
Der Dffigier, wie erwãhnt, din Edelmann aus gutem 
liefländiſchen Adel und cin Mann vortrefflichen Chae 
ralters, war fo niedergeſchlagen, wie Hard, und dies 
night blos aus Theilnahme für diefen. Die treuen Bee 
dienten braden in Thränen ans, vor allem fein Rammer: 
biener, cin Schwede, ber Vaterland und Verwandte ver= 
laſſen hatte, um Haͤrd gu folgen, und feit 15 Jahren in 
defen Dienſie war. Hard fuchte fie gu tröſten, und 
feagte ben Ofſtgier nad dem Grande fener Niederges 
ſchlagenheit. Derfelbe erklärte offen: nad allen Ume 
ſtãnden müſſe er vermuthen, def Haͤrd beſtimmt ſei, 
nach Sibitien gebracht gu werden, und in ſolchen Fallen 
miiffe die den Gefaugenen beigegebone Wache dieſelben 
senibotiy begideen wd tect We Reber in Dunkelheie 


298 Geel Hard 
und Glend verbringen; beläufig ein Gebrauch, der in 
den meiften Faken die; Made gam vatürlichen Sind 
ihres Gefangenen gemacht haben muß. Hird troftete ihn 
wit der Erinnerung, daß fie Beide unſchuldig frien, und 
dec Zuverſicht, daß Gott ſie nicht verlaſſen · werde. Dieſe 
Betrachtungen richteten ihm ſelbſt auf, und trotz ier 
VBettimmerniffe verbrechten fie eine ruhige Rage, wobei 
Hid feine Matrazze mit vem Mffigier theilte. Frith 
um 7 Uhr wurbe dee Dffigier gemedt und in die Ges — 
heime Kanglei befdyieden, von me er neh einer Stunde 
zurückkehrte, ohne irgend cine Nachricht mitbringen gu 
fbanen, als die, daß er ume feine Abloͤſung gebeten und 
dazu den Vorwand gebraucht habe, dof cx im Begriff 
fei, fid) gu verbeivathen. Die Kaiferin hatte nämlich 
verboten, Verheirathete zu Bewachung her Gefangenen 
in Sibirien zu verwenden. Auch in dem vorliegenden 
Belle hatte man dem Offizier perſprochen, ihn abguldfen. 
Einſtweilen war er aber nod in dad Gefaͤngniß ded ihm 
Anvertrauten gebaunt. Mittags ward ein ſehr ſchlechtes 
Mahl aus einer Wirthichaft gebracht, welches Hird bee 
zahlte. Die Racht werftrich wie die vorige; nur hatte 
ber Offigier, wahrend Hard ſchlief, nach fpeciellee In ⸗ 
ſtruction, Demfelben feinen Degen genemmen, der ism 
bis dahin gelaffen worden wor, und in die Gebcime 
Kauzlei gebracht. Auch her folgende Vag verſtrich ohnt 
Aufklärung. Gegen 11 Uhr Abende wurde dee Dffizier 
geweckt und herauigerufen und fam bald mit der Rad: 
richt gurtid, daß ein Offigier mit einer neuen Wach ⸗ 
mannfdaft gu feiner Ablbſſung daſei. Haͤrd nahm von 
dem wackern Manne Abſchied, dankte ibm far die bee 
wiefene: Qumanitét, gab ihm cinen Ring, der ibm i 
geblieben wer, zum Wndenfen, und befdwer ibn, Ger 
legenheit gu fashen, feine Gattin gu enacplstigen, bof 


Graf ban i 


Hard nod lebe. Gleich darauf kam der neue Offigier, 
machte Hard cine tiefe Werbengwng, welche diefer exe 
widerte, ſtellte eine Wache an die Thüte, verbrachte aber 
die Nacht in einem / andern Simmer. Früh erſchien ex 
wieder, begrulhte ‘ihn tui rufſiſcher Eprache, da ev jeder 
andernuntiaiblg war, und ging, ſelnen Rapport in dex 
Geheimen Kanzlei zu woftatters,..wie er das feden More - 
gen ‘gu thun verpftichtet war. Hard war. nun auch des 
evftes beraubt den thn ‘die Uneerhattung mit ſeinem 
fruhern Begleiter gewaͤhrt hatte, Gegen 16 Uber fam 
der Offifler wieder amd legtr einen Rubel auf-den Tiſch/ 
wobei ev zu verſtehen gab, daß dies bie Summe fei, die 
man flr gen tählichen Aufwaud bes Oberſten angewie · 
fer habe. Hard gab ben Rubel mit Dont zurück, umd 
fachte igen begeeifiteh gu madyen, daß er das Gelb nicht 
rand. Dice Moleyuung feste thn in groped Erftan- 
nen}. ve erſtattete Bericht, und man ließ ſeitdem bas Eſſen 
Dane -einen -Botdoten in ber Wwberge holen und bes 
zahlte es, vetfuhr aud in Betreff ber Bedienten ebenfo 
amd wollte thaen nih geftatten, etwas fiz dad Geid 
‘tes Heren gu -fanfen. . Hard ſchaffte ſich fedod, ba 
Bab Ehfen ifo feledt war, zu einigem Grſatze wenigſtens 
eignen Kaffee, Thee und Buder.na. Un Abend brachte man 
Wm junge Huͤhner und Caviar. Da ex den Gerud der 
Zaiglichter vids. vertragen tounte, exbielt er Griaubnif, 
{Rh Wachelichter angafhaffar. Die Freu bes: Offtziers 
wuſch ote Waſche mee _Grafew nd. tie ſich recht gut 
bafiit bezahimn. 

So pecbeadte mun. “pind bie Belt i in leichelelbendei 
Erwartung und: Vebraugniß, ohne, außer ſeinen forts 
wabronden: Umgebungen/ Jeaund zu ſehen, ais den Ofe 
ftzier, dee feben Morgen zu: ihm eintrat, bevor et ſeiuen 
Rapport mate. Mus deur Riuſter war ane nur felten 


I Gtaf: Hark, 


Rarithergehenbere zu erbMden,.und. nue. an: Feſttagen 
fae fich eine Menge. Menſchen gu einer gegeniibery 
Hegenden. Kirche, .mobet ef fuͤr Hard. cine Zerſtreuung 
mar, die, Gigenthiimbichfeiten :bex, ruſſiſchen Tracht gu 
beobachten, Beniger amufirée ihn das in Rufland. fof 
wnautbirlichs. Glodengalaute, das die Nachbarſchaft eines 
Kirche eintswegs angenchm machte. Wabrend die Wach⸗ 
mannſchatt der Citadelle alle Woden abgelöſt ward, blieb 
hie fies Hard beſtinmte immer. diefelhe.. Ein Ment 
verging, ohne daß ſich in ſeiner Lage das Mindeſte 
anderte Gr bat, um Biishes,,ecbielt, aber. keine Antwort, 
und / erfuhr ſpaͤter, man abe ihm keine Bücher geben 
zu durfen geglaubt, weil es verboten: geweſen fei, ihm 
Papier. ae Giefern,. Dod erhielt sv gegen. Gude deb Jahe 
res wenigſtens einen Kalender, der, nebſt einigen gerets 
teten Andachtsbüchern, feine Lecture bildete. So Beast 
er zunaͤchſt drei Monate gu, ohne etwas gu. fehen, alg 
bie Gitadelle, die Wande feined Zimmers, die Mache und 
ſeine Diener. Dane brachte ihm der Offizier zwei. ere 
Affnete Brieſe ſeiner Frau. Gr bat um Eriaubniß, iby 
nur antworten gu dürfen, daß ec. nosh Leb, — Dad Wins 

das fie.von ihm unmittelber gu x fab heoebri 
ian Man lich ihn abermala — Mangte, ohn; 
Antwort auf dieſes Gefud!. In ber Belen cit hate 
ihm feiue Frau cinen dritten Brief geſchrieben nn den/ 
ſelben unter. der Adreſſe ded ſchwediſchen  Gefandten, 
Baron Poffe, abgeben laſſen. Dieſer Diplomat war 
wohldenkend genug, fic) dafür gu yerwenden, daß Hach 
den Brief beantworten dürfe. So erſchienen denn eines 
Tages der Geheimſecretair der Kanzlei und ein Adiutant 
eines andexn Schuwaloff, welder, Prafident der Geheimen 
Kanzlei war, bet Hard; dex Adjutant, dberbrachte ihm 
ben Grief und der Secxetair prdfentiste ibm cin Stid 


Graf Cl PS) 
Papier, cin Schlelbzrug und’ ene Seder, wos fie ie 
fagten, er durfe ſeiner Frau antworten, daß er ihre bret 
Shreiben·erhakten habe und ſich dehr befindeſvnſfl 
aber durchaus nichts buf ett; auch Beit! und Sit fete 
Antwort ·nicht · angebel. ¶ Demgemah geſchah eb imd‘der 
Sieretate machte den VBetef gu, damit Haͤrd die 
verauf fehen konnte ¶ Der Kbjutant warf Hird ‘etree 
BHF des Mitleids gu, während fein’ Begletter fein’ tb 
quifitorgefdsaft vollzog; dann grifter fie, ifn’ Belde Att 
formticyer BWeife: und entfertten sich. 
Wiedet verfloffert gwobif · Monate vhne Mentermg fet: 
tier Rage. Er Sat um ein Clavier und Noten. Mun 
erlaubte ihm, ſich ein Clavier gti kaufen, verweigerte 
aber bie Noten, weil fie auf Papier waren. Dad Cla 
vier abet, bad ihm angeboten ward, war ihm gu thenet 
und fo Bliebbie Sache gang. Er verfidherte ‘ibrigens, 
daß thm ‘die erſten drei Monate feiner Gefangenfchaft 
ant’ titigften gewahet atten und am niederdrückendſten 
gewein waren. Spaͤter hatte bie Gewohnheit ſelbſt 
diefe Taferfte Cinformigteit erfriglid gemacht. Er ftand 
fet tin T Uhr auf und frithftiidte bis um 8. Dann 
leidete er ſich an, las cin Weilchen, ging em Pact 
Shinden th Zimmer umber, fid bald ſeinen trüben 
Gedanten’ Herlaffend, bald Luftſchlöſſer bauend. Um 
Fuhr tradjte ein Soldat das Mittagsmahl, das er auf 
zwei Stunden zu verlingern wußte und fid dabei 
mit feinen Bedienten unterhielt, die in einer andern 
de tafelten. Um 3 Uhr tran! er Kaffee, ging bis um 
5 uhr im Simmer umber, (a8 bis um 8, nahm ein ſeht 
maͤßiges Abendeffen ein und legte fic) um 10 nieder. 
Go ging es Vag fie Tag. Sein Offigier und dle ganze 
Wache attadirten ſich an ihn und gewannen Theilnahme 
an ſeinem Schickſale. Namentlich bezeigten ihm zwei 





284 Graf Hard, 


Grenadiere cine folde, und der cine davon fagte ihm 
tines Ubends: der Offigier fei abwefend, und wenn er 
flch auf dem Balle ergchen wolle, fo könne er die gange 
Stabdt beleuchtet fehen, inbem vin Feſttag ſei. Hird 
war entslidt, einmal fteie Raft athnten yu koͤnnen, und 
durchftrich mit fetwem Begleiter bbe ganze Seftimg. Sp 
gingen fie aud in die Kirche, wo fie aber dadurch tn 
große Ung lt ‘verfege warden, daß die Ahüre Hintee ihnen 
zufiel und Re dieſelbe nicht wicher dffren kounten. Gade 
lich entdeckte der Soldat cin kitines Pförkchen, vor dem 
tine Schildwache ftand, die fir für einen ihr in bie Hanb 
gefchobenen Dudaten herausließ. 

Naihdem or 18 Monate in ſeinem Gefängniß zuge · 
bracht, und dabei nur dieſes cine mal friſche Luft genoſſen 
hatte, fiel ev in cine heftige Krankheit, in welder de 
nicht ungefthidte Arse, der ihm, auf die Meldung bes 
Madhoffisiecs, geſchickt wurde, das —e ete 

kannte. Er genas; aber fein Kammerdiener, der ign 
treulich bewacht und gewartet und dabei dieſelbe Kranl · 
heit überkommen hatte, ſtarb, trey aller Sorgfalt, die 
ihm der Arzt und Hard augedeihen ließen, nach 15 Zax 
gen. Haͤrd ließ ſeinen Leichnam bis suc’ Beerdiguag 
nicht aus ſeinem Simmer, dad er fo lange mit ihm: gt 
thellt hatte, und fühlte fid) durch felnen Tod fo betrübt, 
8 hatte er einen Sohn verloren, Da dev Mrgt ben 
in ber Biedergenefung Segeiffenen Grafen yw beſuchen 
fortfubr, fo erneuerte ex durch ign feime Bitten um bie 
GErlaubnif, fid) einige Bücher kaufen gu dürfen, und be · 
ſchraͤnkte ſich dabei, um jedem Einwand gw begegnen, auf 
zwei oder drei moraliſche oder religiöſe Schriften. Aber 
auch jetzt erhielt er keine Antwort, und ſooft er wieder 
mit ſeinem Urge davon ſprach, leitete dieſer das Geſpräch 
allemal auf die Krankheit über. Da ſeine Garderobe, 


Graf Hind. 985 


wie feine Kaffe, in mididsn. Zuſtand gelommen mor, 
fo bat ec, ibm gu verftatten, einen Werdfel auf. ein 
hundert Ducaten: gu ziehen. Auch dieé war fruchtlos. 
Mam faßte ex dew feſten Entſchluß, nidjt um die mindefte 
Bunſt mehr zu bitten, vielmehr Alles von dem Beiftand 
ber Vorſthang gu erwarten, und ſetzte ſeine cinformige 
Rebensmeife fort. 

‘Bon. den Vergéngen in der Bett erhielt er keinerlei 
Sunde. Sines Morgtus jedod) kam fein Offigier, lud 
ihn eit, ané Fenfter zu treten, und geigte ibm 300 preu ⸗ 
Fiide Gefangene von der Kolberger Befagung, die im 
Triumph durch St · Petersburg geführt worden waren 
und jett einſtweilen in der Citabelle untergebracht wur ⸗ 
den. Gin anderes mal ſagte ihm ber Offigier im Bertrauen, 
die Ruſſen waren in Berlin eingerückt. Hard erbannte 
fofort, daß der Offigier, der ſich immer recht brav gegen 
ihn brnonunen hatte, gu dieſer Mittheilung beauftragt 
ſei, nahm fic daber gufammen und hörte die Nachricht 
wit der kälteſten und ruhigſten Miene an. — So vere 
flofin wieder ſechs Monate. Da fam der Offigier eines 
Morgend mit einer Feder und einem Blatt Popier in 
dex Hand und einer fehr midtigen Miene im Geſicht. 
Hard fragte, worum es fid) handele. Der Offigier ere 
widerie, en fel Seauftragt, den Oberften aufſchreiben zu 
laſſen, wad er an Wäſche ader Kleidern brauche. „Ich 
braucht nichts, fagte Hard mit ſehr entſchiedenem Tone. 
Dieſe Antwort fegte den Ruſſen in Verwunderung und 
Berlegerheit. Doch entfernte ex ſich unverrichteter Sache 
und es vergingen acht Tage, ohne daß Hard etwas von 
der Sache hoͤrte. Dann kam der Offizier mit einem 
großen Pad angezogen. „Ich habe Beſehl“, ſagte der 
Ruffe, auf die Frage Haͤrdis, „Ihnen dies gu Ihrer Bee 
Heidung zuzuſtellen.“ „Geſchieht es auf Befehl der 


996 Geaf Gish, 


Reilerin? frogte, Qdeb.und, ats bes Ruffe dies nicht 
ay. wiſſen verficherte, warf Der, Kraf. den Pac. ia cine 
Gee, und ecthitfe:: ,, Niemand hier, außer. der, Kaiſerin, 
hat cin Recht, mix Geſchenke zu wachen.“. Gixe Stunde 
fpater fam. der Rule - wieder. und berjchtete, Dag der 
Pod-von der Kaiferin felbft, fomme, worauf. Hard ihn 
hat, Bhree Maj. feine ebrerbietighten Daunkſagungen zur 
fommen zu laffen, und, fabald ex allein war, den Pad 
nicht ofne Veugierde sffnete. Gr enthielt zwei Schlafr 
ride, avon: einer, für den Winter, von Pelz war, vier 
Manihetten, Hemden von Bettift, cin Pagr ſeidene 
Strümpfe und zwei Paar. gewöhnliche. Hard pactte diefe 
Gegenſtaude fofort wieder ein, entſchloſſen, fie, wenn er 
female das Glück habe, wieder heimkehren gu fonnen, 
feinen Nachkommen als Fideicommif gu. hinterlaffen, 
fate aber dod) aus dem gangen Vorgang die Hoffnung, 
daß in Bezug auf ifn cine Aenderung eingetreten fet 
und ernenente Daker {eine Bitte um Erlaubniß, ſich Bücher 
anfchaffen gu dürfen. Der Offigier Fam bald mit. faeudes 
ficablendem Geſichte, ihm gu melden, daß er kaufen dürfe, 
foviel er Quit habe, worauf ex fid) denn Kataloge aus 
den Burhhandlungen fommen lief und fein Simmer bal 
in eine Bibliothel verwandelte. 

Grft vier Woden fpater erfuhr es, wie das alled gus 
fammenbing. Der Kinig hatte ihn wiederholt reclamirt, 
aber immer gur Antwort erhalten, Hard fei frant,,.ober 
er fel fo weit entfernt, daß feine Rückkehr viele eit 
brauche, fei untermegs erfranft u. ſ. w. Der Mufenthalt 
Hard’s war fo gebeim gehalten worden, daß felbft dex 
engliſche Gefandte in St- Petersburg, der gang. in der 
Mahe der Citadele wohnte, ihn. nidt auszuſpüren vers 
modte. Der Kdnig brad aber num das ganze Wuse 
wed{elungsgefdaft ab, rief den General Wylich zurück 


Graf Harb. 27 


und lief dett rufſiſchen Genẽralmajor v. Neſenhauſen und 
den ſchwediſchen Oberften d. Lilienberg auf die Feftutig 
bringen, indem er erllurte ihre Koöpfe hafteten ihm fir 
din des Grafen. ‘Died wirkte denn bod, und nian ‘bee 
ſchloß in St Petersvurg? Hard tr Freiheit yu fetzen. 
Die ihm überſchickten Sader ſollten thn in den Stand 
ert, fich wieder zeigen ju können, oder doth’ Yer ‘Mit 

ig dazu fein. Ble Krantheit der Kaiſerin vetsdierte 
jcdoch die Entſcheidung noch einige Seit.'” Ha erfchabitch 
dines Morgens drei Ranonenfditffe, ‘dte ſich umunter 
brochen wiederholten. Der Offigter trat haſtig etn und 
berichtete ben Lod der Kalſetin (5. Yan. 1762) und die 
Woronbefteigug Peter's HH. Hard's Erftaunen wat ‘um 
fo grifier, als man ihn in ganglicher Unkenntniß doer 
bie Krantheit dee Kaiſerin gelaffen Hatte. “Ce erfannte 
ſogleich, daß et nunmehr gerettet fet, befdjted: ſich aber, 
daß einige Seite verſtreithen werde, Bevor tan an thn 
denken koͤnne, und’ burdhblatterte ruhig fetne eben gekauf · 
— — ote : 
+) Doth ſchon am Wend erſchlen cin Adjutant deb 
Keifers, kundigte ihm feine Freiheit an, fagte gugletd, 
daß cine'Hofequipage ba'fel, die ihn gum Raifer fühten 
folle, und befahl der Warhe, fic) gu entfernen, und‘ dem 
Ofigter, nur an dle Hausthure eine Schildwache gu ftellen. 
Hard war jetzt doch außer fic) und fand ‘fidy gu der 
Bitte an den Adjutanten gedrungen, ex möge Sr. kaiſ. 
Maj. feine tiefſte Ehrerbietung und lebhaftefte Danfbare 
keit verfichern, zugleich aber um dle Erlaubniß bitten, 
ſeine · Aufwariung noch bis gum ‘nachften Tage gu vere 
ſchieben, da ex ſich in folder Aufregung befinde, daß er 
elniger Stunden beblirfe, um wieder gu fig) gu kommen. 
Der Adjutant war’ ecftaunt urd fragte den Grafen, ob 
es wirklich wahr fei, daß er feinen Auszug verſchieben 

13°* 


298 Graf frie. 

wolle. Als et ihn aber naͤher geprdft hatte umd vor 
Bewegung zittern fab, gekand er daß ev weiferhandele, 
Sie kamen überein, daß die Equipage hen-nddften Mery 
gen um 10 Ube zurückkehren ſolla. Sohald Hird mein 
war, dankte ex Bott für feine Befreiung und: überlich 
fid dann feinen Betrachtungen, die ihn noch dan gain 
Sheil dev Nacht hindurch wachhielten. 

. Um addhften Morgen ließ ihm der Großkanzler Gut 
Woronzoff fagen, daß er ihn bet ſich erwarte und ihn 
felbft Sr. taif. Maj. vorſtellen woe. Hard kleidete ſich 
ans wm 10 Ube kam die Hofequipages: er lief feinen Diener 
mit feinen Sachen in bem Zimmer guriid, das 25 Monnte 
und 3 Tage feine Wohnung gewefen war, und fuhr diveet 
qu dem Groffangler, dee ihn mit der groͤßten Untigheit 
empfing und einen gang andern Ton enftivente,: als in 
dem er bei ihrer erſten Zuſammenkunft geſprochen hatte. 
Hard war in Uniform, indem er ſich noch eine ziemlich 
gute bewabrt hatte, trug aber feinen Degen. - Dee Graf 
bemerfte dies, fragte nad der Urfache und lachte Dayar 
mit Hard, als diefer ihm erzählte, mit welcher Vorſicht 
die Geheime Kanzlei ihm denfelben hatte wegnehmen 
faffen. Der Großkanzler führte ihn daranf in sin ane 
deres Bimmer, wo die Grifin Werengolf ihre Toilecle 
machte, mit der fid) Gard eine halbe Stunde Amerhietz 
wabrend der Groffangler fid) gum Kaiſer begab. Als 
Graf Woronzoff zurückkehrte, brachte er einen Degen 
mit, den der Raifer fo eben ſelbſt getragen hatte.” Men 
hatte nur die Quafte gu wechſein gebraucht, indew der 
Kaiſer aus feinem reichen Vorrath preußiſcher Degen 
quaſten eine hatte an die Stelle der ruſſiſchen ſetzen laſſen. 
Die Vorſtellung ward auf den nächſten Tag, einen 
Sonntag, verſchoben, um ſie glänzender zu machen. Der 
Großlangler behielt ihn zur Tafel, wo er die, Freude 


Graf Hird. 290 


hatte, den Genetal Korff zu treffen, der ibm: in Konigs · 
berg ſoviel Freundlichkeit bewieſen hatte. Belde um 
armten ith unter Thranen, und der Großkanzler, der 
der Schwager Korff's war), ſchien ihre Enepfindangen 
au theilen. Rady der Tafel bat Korff unfetn Grafen, 
wãhrend ſeines weitern Aufenthaltes gu St.Petersburg 
bei ihm gu wohnen, wo ex ein Quartier fiir ihn habe einrich · 
ten laffen, Hard dantte thm aud dafuͤr in den waͤrmſten 
Ausdrücken, bat-aber, ihn in feiner geitherigen Wohnung 
gu laffen, am deren vier Bande er ſich allgu ſehr gee 
woöhnt habe. Der Großkanzler und Korff waren erftaunt 
und ftellten ibm vor, daß der Ralfer diefen Entſchluß 
wol tibel aufnehmen koͤnne, ſodaß Hard verfprad), we: 
nigftend den folgenden Zag gu Korff gu ziehen. Die 
Macht aber brachte ex nochmals in der Citadelle gu. 
Die Borftellung exfolgte durch Korff, da der Grog: 
kanzler unpaͤßlich geworden war. Korff ftellte fic) mit 
Dard tn der Galerie auf, durch welde ſich der Kaifer 
auf-feinem Gange in die Rapelle gu begeben hatte, und 
wo ſich viele vornehme Herren befanden. Sebald der 
Raker erſchien, ſtellte Korff den Grafen Sr. Maj. vor. 
Hard warf ſich dem Kaifer yu Füßen und drückte ihm 
father: Dank mehr durch den Ausdruck tieffter Bewegung, 
als burch Worte aud. Der Kaiſer reichte ihm ve Hand 
gum Kuß und fagte: „Ich bin fehr erfeeut, bah ich 
meinen Regierungéanteltt damit habe beginnen können, 
gegen Sie einen Met der Gerechtigkeit zu vollziehen und 
dem Konig, Brem Herrn, meine Denkungsart und meine 
aufrichtige Freundſchaft fie ihn gu erfennen zu geben. 


1) Die Gemahlinnen Beidver waren Töchter des erſten Grafen 
Skawronski, des wabrideintiden Bruders der Kaiferin Katharina 1. 


(Ggl. Vi, 267) 


ww Crh Hint.’ 


Stud: -rousba bitoni hee Raiſein diy efteltt: welcho gleich · 
fale tritniffeenn / Gofſtnat tzur Meſſe ging uud ſich fee 
guũdig -Segeriifer: tinpente >: hand wohnte der Meſſo / anf 
dees Galtrie: bea befits beh i Der Raifer ſprach wieder 
Holo dt; hin,.rftetBiiwy gheidieh Bone dan Bitte sunk vieb⸗ 
fadtifeine: Gigebenbeit:. fie den Konig ·mit / Machdruck 
herrochcbend. Bri dem Weggange asd der: Rapelle Font: 
dee Dberſtalmeiftte ge Hard amd tnd: ihn qieb aifertichere 
Zaſoh zu:wolchea auth: Korff / gezygen ward und! die aus 
60 Beavertébeftand. Kaiſer und Kaiſerin ſaßen neben 
ander and Hand wurde mit Korff don: Raifer gegen 
Beek platirt, Der ihn ſogleich mit den / Worten antedeto: 
Sie können nicht wohl wiſſen, wie es in Preußen ſteht. 
GS freun mich, Ihnen ſagen gu können, dab der König 
fich wobt befindet, obgleich er noch immer genöthigt iſt, 
ſich nad) rechts oder links gu ſchlagen, waß jadoch wale 
teh hoffe; bald aufhoren ·wird⸗Er fragte ĩhn dann nach 
bet: Behandlung; die er in der Gefangenſchafterfahren, 
und als Haͤrd ſtockte, foderte ex ihn auf, offen rahe furtha · 
{ds zu iſprechen. Wie / Hard dabri u. A. erwühnte dag 
er nicht einmal die Etlaubniß habe: erhallen Brome, xis 
nige Bader zu inf fagte die Kaiſerin laut: ,, Dad 
Aft barbert{d. 4 Schuwaloffs waren chet ‘ diekem 
Diner und: batten: * dine peinliche Slruation hae 
bd. Nach Ziſche ‘ging es in ein. anderes unmer zum 
Kaffee und Haͤrd trug dem. Kalſſer, als / die ſex⸗ ſicht ihm 
naherte, Die Mitte vor: daß er sine Staffette aa der eig 
ſenden darfe, une denfelben: ſowehl von bie. erfahrenra 
lite, aS von den freundlichen Vercherungen ie Kennt ⸗ 
wif qu fogen, bie Ge: tail, Mai in Betreif des Konigs 
gegeben, und daß er vor -Erbffneng Seb Feldzuges wie 
der in Dienſt treten konne. Die erſtere Erlaudmi erhielt 
er ohne Schwierigkeit und der Kaiſer ermaͤchtigte ihn 


Cub babi son 


nddy, dem Rong zuſfthreiben/ fare et flew Adjutant wiude 
fofortzu chen chreifeny sith ihn deci pahyen Fueundſchaft 
des Kaiſers zu werſichern amd / die Boteirung:'swenieberbiotea, 
daft der Maifet dic Waffen nid nürdeclegen wirde, deror 
er⸗nicht dem: König det Frioden verſchafft.Haͤrde ſalte 
dagegen ticht ehet abteiſen⸗ Sevorsinkche ein preisPifeher 
Safndtern angetargt: fei, den ible Galfer ttus ben Dffhiers 
devhprenpidjen / Armes gewaͤhlt “avin fale. : hat, krnte 
nicht anders; als diefe Mnorbnattg für ihm iſcheneichelhaft 
ſinden, da dic: Wide darin lag, daß et ben: Gehaudton 
einſtweilen erſetzen Folle, umd besitte ſich, ben detaillir · 
teſtra Bericht ait den König zu erſtatten, bat um ſchlen · 
nigſte Sendung eines Gefandten, verſicherte aber, daß 
er einſtweilen fein Motlichſtes thu. werde, und auf Ste 
Untecftitung des: ‘i ‘Sefreunbeten enauſthen Sefenbien; 
Loud Keith, verte 
J CGriwar fof Tigi “tri Doſe um Sephetite. ben 
Raifor auch gu:iden Beohen; die derſelbe mit ſeinem Ber 
ſuche beehrte. Bei einem Soupte, dad der englifihe Ger 
finite beter: Kaiſer, auf die gegen Hard geduperte Marte 
fodemmngi bes: Letztern, ghb, zog der Kaifer tinen' Ring 
bot Fingeo! und: zeigte thn- Hard, des? das Vildtuß ded 
Rwmigé idorauf erfarmte. Wm folgenden Tage ſchickte 
ihm dew. REfer elne Borſe mis. 500 Mubela und ließ 
Hho: poo Bafed Laden. - Gheidhyeitig. überbrachte tm der 
Ba dydffizter dus der Citadelle feinen Degen und mit 
himifbest die Belefe, dte man Hard. en ſeine Fran hatte 
ſchrriben laſſen, bie aber nirmals abgegangen waren! 
Hird ſchendte · den Degen, nebſt 100 Rubels, dem Offl 
zier, Qher den. ev ſich niemals qu befSagen gehabt, begab 
fich: aber itt höchſten Unwillen gw dem Groffanglet, unt 
fic) fiber dad Verfahren hinfichtlich ber Briefe gu bee 
flagen. Woronzoff konnte ihm wenigſtens mittheilen, 


303 7 Geof: fied: 


daft der Kaifer die Geheĩme Kanzlei aufgehoben babe. 
Vor dem Diner wehnte Hard noch ber: Fahneneihe bei, 
zu Dev ſich auch die Roiferin, unter: Bortritt- von. mebe 
als 200-Geifttichen, ntit ihran Moffimate einfand. Rach 
der Tafel führte thu Korff zu dem Pamabebette der: vere 
ewigten· Kaiſerin. -Sehurpaloff begteitete “fie, und oa 
Deffen mit erſtaunlicher Pracht ausgeſtattetes Zinuner an 
dad. der Geſchicdenen ſtieß, fo lud er ſie ein, den Kaffee 
bei ihm zu nehmen, und uͤberhäufte Hard mit Artig · 
keiten. Bei der kleinen Abendtafel des Kaiſers traf er 
auth deſſen Maitreſſe, die Grafin Worongoff, die et. weber 
fon, noch augenchm, ohne Geift und Bildung fand: 
Mud dev Raiferin wartete ex fleifig auf, erbanute 
aber ſchon in einer Zeit, wo Wed uody ther die Thatig · 
keit und woblmeinenden Mofregeln des Kaiſers entgiidt 
war, hinter ihren anfdeinend heitern, anstuthigen and 
leutſeligen Mienen eine tiefe Bekümmerniß. . Den. Geift 
und die Bithung der hohen Fran yu bewundern, fand 
er bel. ihren Abendeirkein, yu denen ex regekusfig reine 
geladen ward, flete Gelegenheit. Cines Whends, we. er 
auch bei ihe war, kam der Oberftelaucifier Raryhditix*), 
der Gunſtling des Kaiſers, und fagte. ihm, ins Ohr ox 
werde in der ganzen Stade geſucht, weil er hei der Cam⸗ 
teſſe ſoupiren ſolle, wie man die Javoruze zu nercren pflegta· 
Gr bat ihn, es fo einzurichten, daß er für dickmal vere 
geſſen werde, da ex ſich dad) nicht nem ham Sosper der 
Saiferin ausſchließen Bane, und als Varyſchkin nicht 
wußte, wie ex das anfangen folle, fagte Hm Haͤrd, dee 
ihn als einen wadern Mann und feinem Fteund fanute: 
„Das ift Ihre Sade. Es ift mic unmiglid, der Kai ⸗ 
ferin gu erklären, um wad es fic) handelt, und fo bleibe 


1) Leff Aleraudrowicz. 


Graf. baͤrh. 303 


ich, wo ich bins Ihre Sache iſt es, aus dieſer mislichen 
Geſchichte herauẽ zulvmmen “und mich fo gut, als Sie 
köemen / herautzuzichen“ Maryſchtin entſernte ſich und 
Dink hieit · die Sache far abgemarht.. .Muf: eiamai aber 
hörten fle Berdafeys: die Leiden Jiugel der Moire biſueten 
fich; der Raifer teat cin und, nachdem er die / Kaiſerin 
und ihre: ganze Geheliſchaft ſehr artig gegrüßt hatte, rlef 
er Hard mit ſeiner gewohnten heitern und huldrvllen 
Miene, nahm ihn unter den Atm und fagte gui der 
Kaiſerin: „Entſchuldigen Sie, Madame, wenn ich Ihnen 
heute Einen Shrer Bifte entfuͤhre; es iſt dieſer Preuße 
bier, den ich in der ganzen Stadt habe furyen laſſen. 
Die Kaiſerin lachtez Hard machte ihe eine-tiefe Ver ⸗ 
beugung und ensfeente ſich mit ſeinem Fuͤhrer. Mei dem 
Souper befanden fig, wie gewöhnlich, die Damum, die 
die: Geſellſchuft wder, wenn man will, den Hof: det Fae 
vorite bildeten. Den nächſten Zag wartete ex dev Kaiſe⸗ 
rin ‘auf, die igor! Midhetnd fagte: Soupiren Bie fas 
bel:mir, wenn nichts dazwiſchenkommt“, von welther 
Erlaudniß ex denn Gebrauch machte. 

“Qin folgenden Tage, einem Feſttage, ſpeiſte er bei 
Hofe, ſaß wieder dem Raifer gegeniiber und ward von 
disfem Aber nichts als über den Koͤnig unterhalten. Peter 
Tanute bie kleinſten Einzelheiten ber Feldzüge des Kinigs, 
alle feine: militairiſchen Anordnungen, die Uniform: und 
dic Stätte fammelidet Megimenter, und Hindigte bereits 
an, daß er feine Armee bemnddft auf preußiſchen Fuß 
fegen were. Gel dieſem Dinee befand ſich auch der 
Feldmarſchall Raſumoffski ). Der Kalfer fragte ibn, 


1) Gorill Grigorjewicz, Graf H., Sohn eines kleinruſſiſchen Bauern, 
geb. 30. Marg 1728 gu Lemefshi im Gouvernement Gyernitoff, in Folge 
der Gunft, in der fein Bruder ftand, 1744 Graf, 1750 Feidmarſchal 


304 Graf Harb. 


wle ſich fein Biuder, der Oberfägerineiſter M Gefinde, 
dee der / erſte Danfiling der verewigten Raiferin geweſen 
wat und‘ 0d Int SGloffe wohnte. “Ws: Her Feldmat · 
ſchall antwortete, fein ‘Bruder ‘fei unpaß und mife vas 
immer Hliten, ſchickte der Kaiſer einen Ordomnangoffiziet 
deren ich! lets 5 —G Hinter -feinem Stuble Sefanden, ab 
wD HB fle nach beim Befinwen es Bberjägermielſters 
erkundigen. Der Offigier fom fofort zurück and metdete: 
det Graf fel ſogleich aufgeſtanden, danke unterthänigſt 
fae ‘Die Gate bed Maifers und hoffe, th weniger Tagen 
audgehen zu konnen. Ge fügte hinzu, die Botſchaft 
Habe tm 1000 Rubel angetragen Der Keifer iachte 
und) alle’ Anweſenden erkannten aus dieſer ungenteinen 
Ftelgebigkeit, in welder Beſorgniß deaſumoffoti gee 
ſchwebt hatte. tee : 
Beim Aufſtehen lud ber Kalſer Haͤrd ein, den näch 
ſten Zag in ſeinem Zimmer gu ſpeiſen, wo er “ihm 
etwas Neues zeigen wolle. Dard fand fic) gut gee. 
wohnten Stunde. cin und fand den Gencrallieutenaut 





und Hetmen von Klelarußland, verlot 1764 dle Hetmanswürde, 
madte fbtigens, wie fein Bruder, einen guten Gebrauch von “fettead 
Grid, + 1808, ' Bor fetnen swet Shue ward Petor water Weraies 
det I. Untervigteminifter und + 1837 gu Odeſſa erblos. Andret wor 
Gefaudter tn Wien, ward 1815 Fiirft, + 1836 ale’ der Legte feines 
Stammes Fnderios. ae a 

1) Meret; geb. 1709, feines ſchönen Gefanges halber tn die’ Hofe 
kapelie gebradt, ward Giinftling der Groffirftin Elifabeth, dle fid 
hefmtid mit ihm in der Stirde ju Perowo bet Mostau tranen Wey, 
1744 dentider Reibegrat und ruffifher Graf, Oberjd: und 
Generalfelbmacfhat, + 18. Bult 1771. Dig mit der Kai ets 
gengten Kinder ftarben friih. Rad dem Bode der Maiferin legte er 
dem Kaiſer alle Würden und Befigthdmer zu Füßen und bat nur um 
tin Gut in der Utraine, wo ex feine Sage beſchließen wolle. Der 
Keifer befedtigte thm aber alle Gnaden, die ex feiner getrdnten Gdns 
nerin verdantte, mid'mit Mage erhielt er endlid die Erlaubniß, fich 
vom Hofe zuruchiehen ga dürfen. 


Graf hurd 06 

v. Serner ), den die Ruler gu Ende hed vorigen:Belby 
zugs gefangen genonynan wad ben dar. Raifrr von Kuniga · 
beng. hatte kommen laſſen. Haͤrd hat. nun dere Raifer, 
ihn abrriſen · zu offen da. ex. jegt Berney hohe, fanb 
abper tein, Gehörz vielmehr fagte bey Keifer: ſchezzhaft, 
wenn, 65, hin weiter dränga, ſo werde er jhe minder in 
die Gitadelle bringen Jaffe. rrchards ſah waͤhrend feined 
fonog verlaͤngerten Unfeuthaltes in Ct..Prtershurg. dew, 
wradjtvollen Leich ngug dex Kaiſerin Glifabeth, dere der 
Kaiſer wit: dem Pringen: von, Holftein unp die Kaiſerin 
zu Fuß folgten. Das Kaiferpaar war in: Teaugrmaritel 
gehuůͤllt, deren Schleppen 12 Kammarherren und 12 Hof · 
dawmen, mit BWaghefadeln in dex Hand, tragen, Auch 
big Raiferin. tryg eine Wachsfadel. — Weiter. wohnte 
Hard der Geburtstagéfeier des Kaifers (10,/2%. Febr.). 
be, dig won, dev; Seaitecin au Syartofelo Segangen warde 


parte, ube Sak 
wis b ufarepmajors, upd Mari avingn v. Streit 

m im 16. — — me wath 1731 Gornet, £733 fientes! 
nant, 1735 Mittmelfter, ftand 29 Jahre bet der ¥. k. Armee, mit der 
er 8 Feldzüge gegen Spanien, 8 gegen Frantreih, 6 gegen die Tür⸗ 








* ten, A: gegen Drewfen Mitmadte. Bei Bitonte mard er. gefangen, 


¥7144 “beh dem Uebergange fiber den Rhein verwundet. Die Sage, 
Ref. er bei Rotini — gemeiner Huſar den Romig hatte. oxfenges 
me haen goͤnnen, ihm: Gitte gefliffentii enttommen Inffen und 
diefem —— fein fpdteres Glück gu verdanken habe, iſt grundlos 
— ſchon Rittmeiſter, verließ uͤbrigens 1750 den 2. % 

ae bt, Lefiedert sourde, und ward 1751 prenpifder 
— 1756 Dberft; 1758 Generalmajor und Meviteordende 
ritter, madte fig burd den Entfag von Kolberg beruhmt, ward 1761 
Generallicutenant, vertrich die Sdweden, ward von den Ruffer ger 
fangen, follte in ruſſiſche Dienffe Syeten 2 1008 er autidlug un wisder 
gut Armee ging, + 25. San. 1785 auf Pitſchin in Oberfileften,. 
Sermãhlt ward cr am 20, Auguft 1756 mit Annen Marien Dorotheen 
Upelionien, Tochter Ludwig Saroslaw’s d. Shimonsty auf Prifewig 
und Pajgnom, mit der er fuͤnf Soͤhre exzeugte, haven pw aaa fe 
Mibeegt Sofeny, SudMig ari, ged, 29~ on. 1703, ign dberldte 
af den General Berner ift ele Dentmdnge gefdlagen oven . 


und wo fic) unter den zahlreichen Gäſten aud die Gräfin 
Woronzoff befand, die an dem Morgen dieſes Tages 
von der Kaſerin, auf Verlangen ihres::Gemahls, uiit 
bem: Katharinenorden geſchmuckt worden war. * 
dieſem Acte lich ſich aber die Kaiſerin während ‘ber 
ganzen achttägigen: Feſuichkeiten nicht wieder ſehen, wohntt 
auch daw. Tedeum nicht bei, ſondern hütete ald unpaß 
dad ginemer. Harb: meint, dep: man vielleicht :die ſchon 
im Quilt deffetben Jahres erfolgende Thronre volution bis 
auf. jenen Tag en drm, wo auf dev enen 
Seite der Raifer :dab weibtiche Wefuhi farmer: Gemnbhlia 
{6 tief geftintt, auf der duibern: dieſe ihren unnwih fe 
wenig vevborgen habe. 

Hatd war am Tage mach der Nuücttehr ven:-deie 
Luft chloß dei dem Keifer yur Tafel, als man ihm einen 
Brief. des: Königs: brachte Der Raiter. verkungte, dah 
ex den Brief fofort leſen ſolle, worauf Hard ign Sr. Mai. 
mit der: Bitte uͤberreichte, ion ſelbſt zu durchfliegen, was 
denn Peter ſogleich mit ſeiner gewohnten Lebhaftigkeit und 
Begeiſterung für den König that. Der Brief (vom 
10. Febr. 1762, aud Breslau datirt) wae ganz davauf 
berechnet, den ginftigften Eindruck anf den Kaifer au 
machen. Der großmüthige Entſchluß ded Kaiſers in 
Betreff Hirvd’s, hieß eb darin, dieſes unvergaͤngliche Deak 
mal ſeiner Gerechtigkeit und Seelengröße, babe dan 
Konig die lebhafteſte Bewunderung eingeflößt, und er 
habe geglaubt, dieſelbe nicht beſſer zu erkennen geben zu 
können, als durch fofortige Sreilaffung fanuntlider ruffi> 
ſcher Kriegsgefangenen in ſeinen Staaten, ſowie er auch 
die Entlaſſung bes in Stettin gefangen geſetzten ſchwe- 
diſchen Oberſt en Bitienberg befoblen babe, Ge hoffe, deß 
der Keifer Hard verftatten werde, balbigh gu dem Konig 
gu Fommen. Das Nähere werde Baron Gols mittheilen, 


Graf Sire 207 


den er abſende, unt Se. kaiſ. Maj. in Betreff der Throne 
beſtelgung ge beglüchwünſchen. Sowie der Kaiſer den 
Brief ausgeleſen hatte, rief ex in lebhaftem Gone: -,,Der 
Konig will: min alſo guvorfommen?: Meh:: safe Cinen 
Gefangenene-frei umber» gibt mic die Sanmilichen wie ⸗ 
bard’. Ge riefi einen Adiutanten und fagte: : ,, Beyer 
Bie: fofort ins ſeriegsburequz mem fall. in’.aile impinge 
Stnatew und sberollhiny: wo #6. preußiſche Sefangeme gibt’, 
oy die meiſten water neh Sibirien Ceſchickt worden — 
n Befehle erlaſſen s fic ſollen Alle fwigegeben werden, aber 
erſt -hiexber, konmnen, von wo fie ta: gebührender Welfe 
am ihren Fehmen zurückgeſchict werden ſollen.“ Er 
wendete fic) darauf zu dem anweſenden Gentrallieutenant 
v. Berner: mit der: Worten? „Mein General, Sie 
haben ebenfalls Shre Freiheit, von dieſem Augenblicke 
en, und es ſteht Ihnen frei, ſobald es Ihnen beliebt, 
wad Preußen zurütkzukehren.“ Da er gu Haͤed nicht 
daſſelbe ſagte, ſondern ihm ruhig den Brief zurütkgab, 
wiederholte hur Hird, Heim Aufftchen, die Bitte, ihn 
gleichfalls gu eutlaſſen, ward aber, unter: nocmaliger 
ſcherzhafter Anfpictung anf die Gitedelle, bid gue Ane 
fanft des Gerigeren v. d. Goltz vertviftet. Wah der 
Konig crmuaterte ihn, in einem gweiten, gleichfalls oftens 
fibi& Schreibhen (vom 17.), gu weitern Berichten, die 
denn Hard auch fleißig erſtattete. 
Zwei Woden ſpäter tam Goltz und Hard ſchickte 
ſich an, dem bereits abgereiſten General Werner gu folgen. 
Ge reiſte als Courier und machte erſt in Koönigsberg 
einen Raſttag, wo er den Adjutanten Peter's LIL traf, 
der ‘gum König gefendet worden. war und jegt, entzückt 
von der erfahrenen Aufnahme, nad St.: Petersburg yw 
rückkehrte. Dann eilte et nad Breslau, wo ign der 
Konig uͤberaus gütig empfing. Swei age ſpäter traf 


Bd Gref Hab. 


ie duffiſchet Woeheriet eict Vero ben Aufttag hatte, fich 
ten’ RID" gu wendenlind ‘Der Bent Getitral Lſcheruyſchew 
Hew Vefchtebrochte die BE OOO Nafferi; nH Dement ex be 
den i Deft erreiche e FRAN, fobald / die Satresgett 8 erftine 
ben wlirbe/ausn Hraͤhren Abe SHAM fen nach Polen GIF 
fahren, und wieder ·nuch / zwel Water kam “ett zwelten 
Sañrier/ wetcher·Eſchernyfchew amide, gu den Vreugen Ae 
Aopen utd RAG unter “ble Befehle Bes Konigs zu · ſteden 
Das wat it der That Ver Wendepunkt bes Rtiegs unð 
dle. eigentliche Rettung bes Kemigß8ß 

1 * Qdoba Regiment ſtand unter den Befehlen des Hrin · 
zen Friedrich Eugen vor’ Wurttemberg , bet ſeine Wine 
terquartiere it Mecklenburg und Schwevdifch⸗ Pommern 
Hatte. Der Kbnig befahl ihm, ohne Zwelfel bamit ev 
nichts mit den Schweden zu thut habe, es fo ſchnell als 
möglich nach Schleften ju fühten. In Bertin genoß er 
die Freude bed Wiederſehens feiner Gatetin, die Mur da⸗ 
Gin entgegengekommen war und von ber er wim mime 
Hes Naͤhere Her He Beſorgniſſe der Seinigen uid uͤber 
die Bemuhnngen be’ Konigs für fete Befreiung erführ. 
Er blleb zwei Wochen in Bertin, uns ſich gum Feldzuge 
aus zurüſten, und rriſte dann mit fener Brau nach Stet: 
tin, wo dieſe wabrend feimer Gefangenſchaft ihren Auf⸗ 
enthalt genommen hatte. Da fle aber felt ihrer letzten 
Trennung nicht in Schweden geweſen war, fo machte fie 





1) Geb. 21. Jan. 1732, vierter Sohn des Herzogs Karl Alexander 
und der Marie Augufte von Shurn und Taxis, fimpfte 1755 vor 
Minorca, im Siebenjdbrigen Mriege gegen Ruſſen und Schweden, 5 
1769 nad Mémpelgard, ward 1792 Generalgouverneur von —X 
und Batreuth, 1795 preuf. Generalfeldmarſchatl, 20, Mai 1795 res 
gterender Herzog, + 22. Dec. 1797. Durd Fricderite von Brandens 
burg-Sdmert (ged. 18 Dee. 1736, verm., 29, Rov. 1753, + 9. Mary 
1798) ward er der Vater ded erften, det Grofvater deB jebigen Rs: 
nigs von Wuͤrttemberg. 


Genk Sent 8 
bald darauf eincn Kus fig. dabin,. sunrise ihren Bohn 


abzuholen, der noch⸗ mmer bei dem Vruder de8-Gnfen 


mar. Da Schweden aam dieſe; Mit, tring: Ftieden machta 
(22. Mai 176). fo. rückte pac Ron /Wurttemberg 
mit feingm ganztun arns nad) Schieften, wo Haͤrd wit 
fing. Reginente, au Dem Genczallientenand.. Berne 
getiicfen ward, welcher Hberſchleſien gegen den, fb Bey 
ngcal Bed zu dedien, batte:. Hard’s, Regiment..beftand 
aus 3 Bosaillonen,..nehen-deven er · noch⸗ 4 Bataillomt 
Grenadiere gu Werner. gu. führen hatte, den en in Racin 
bor Aref. Sie xcten gegen dem Geeral Beck), der 
ſich aber fofort nad Maͤhren zurückzog.Haͤrd nahm 
ohne Schwicrigkeit dgs nur mit. 300 Mann heſetzte Ber 
ſchen und poſtitte ſich dort, wohin bald auch Women 
wit dem übrigen Conps fam. und unſerm Grafen dew 
ihm, im Gegenſatze gu vielen andern preußiſchen Trup/ 
penführern jeuer Zeit, äußerſt unangenehmen Auftrag 
gab, einen Contributiqns zug nad Mähren zu machen. Sr 
remonſtrirte, aber oetgebůch; fei ez, daß Werner ih eben 
nach; andern Wnfiibrern von Breicorps tarirte, oder auch 
daß er ign, fiir ungigenniigiger anſah, als andere, welche 
letztere Meinung denm die richtigere geweſen fein wiirde, 
inden. Paid Haͤrd jedenfalls cin nobler Menfih, cin Caa 
valier im beften Sinne des Worte, cin Gentleman rar, 
Gx eclangte nur foviel, daß ihm cin gu derartigen Dingen 
geſchickterer Kriegécommiffar beigegeben wurde, der dad 
Geſchaͤft beforgte und dem Hard mit feinen Leuten nur 


1) Philipp Levin Sreifert v. Bed fol der Soba eines Kaufmanns 
in Kaffel gewefen fein, ging in t. f. Dienſte und ward Fatholifé, 
ward 1755 Ginecalwoadtmeifies, 1760 GelbmarfgaRieutenant, 1763 
Generalfeld zeugmeiſter, commandirte dawn zu — ‘und Warasdin, 
war Generalinfyector der Militalr ren + 23, Jan. 1768 im 48, Jahre, 
wage und binterlief 200,000 L Conv. Gr war ein * Bartels 

inger. 


310 Graf Gard; 


zu Eseorte und Nachdruck diente. Da wurde denn Geld 
chigetiieben und Vieh vor jeglicher Met mit fortgefchleppt. 
Dft felgten die Bauern mit Weib wd Kind sweinend 
ihren Heerden und wollten ſich nicht zurückhalten laffen. 
ined aged raſtete die Zruppe i cinent: herrſchaftlichen 
Dorfe, daé ‘einer Dame vor Stand yehirte, welche Haͤrd 
mit feinen Offigieren ſehr artig aufnahm und ſie zu einer 
wohlbefetzten Tafel lud. Wãhrenddie Gerren ‘fpeiften, 
hatte ſich der Kriegscymmiſſat an den Inkendanten der 
Dame gemacht und von demſelben 1000 Ducaten · Gon⸗ 
tribution und ſammtliche Pferbe imdandern Viehtücke 
des Schloffes und Dorfes vertangt: Die Dame kam 
weinend gu Hard und erklärte, daß ‘fie geet die von ihr 
begehrte Summe bezahlen wolle, wenn man tur ihren 
armen Unterthanen dad Vieh laſſe, auf welchem deren 
ganged Vermögen beruhe. Hard war witht weniger ‘See 
kümmert, als dte Dame, und feine Stimmung wurde 
nicht gebeffert, a6 er gur Seite derſelben zwei reizgende 
Töchter fah, die nach dem Vorgange iGrer adjeanges 
werthen und gefühlvollen Mutter bitterlich weinten 
Hard entſchloß ſich und fagte endlich gu dec Mutter: 
7 Beeubigen Sie fith, Madames weiſen Ste Ihre Lrute 
an, den Heerden gu folgen, und laſſen Sie mich machen. 
Sie werden bald Uirfache haben, zufrieden mit mir gu ſein“ 
Er befahl darauf, das Vieh diefes Gutes vow der unge⸗ 
heuern Maſſe andern Viehes, bad man auf diefem Streif⸗ 
zuge erbeutet hatte, geſondert gu halten, und benutzte bet 
feiner Rückkehr die Befriedigung, welche General Werner 
fiber den Erfolg ded Unternehmen duferte, ihn um diefe 
abgefonderte Heerde gu bitten, die ihm Werner, welders 
det Konig das Geld, das dieſer Streifzug einbringen foltte, 
geſchenkt hatte, fofort und mit Freuden uͤberließ. Nun 
erflarte Hard den Reuten der Dame: fie könnten ihe Vich 


Graf Hird. 311 


gong ruhig wieder in ihe Dorf zurüdführen, uad gab 
thnen cine Galvegarde- mit, Die Dame-aber beauftragte 
alle ihre Vermandten in Schleſien, dem Brafen ihre Danke 
barfeit gu bezeigen. 

Um age nad fener Zurückkunft erhielt Werner 
Befehl, zu dem Prinzen von Bevery +) gu ſtoßen, dev 
mit. cinem andern Corps nach Troppau defachirt war, 
und dort die weitern Befehle des Konigs gu erwarten. 
Wie erftaunten fie aber, als fie bei ihrer Ankunft in 
Sroppau die. neue euſſiſche Shronrevolution, den Sturg 
und Tob Peter’d IIL, hie Thronbefteigung Katharinens I. 
und die Zurückberufung Tſchernyſchew's erfuhren! Sie 
follten nun die durch dieſen plogliden und unerwarteten 
Abgug entftandene Lücke ausfüllen elfen, und ſtießen bei 
Peteréwalde gu dev Urmee des Königs. Der Pring von 
Bevern ſchlug fein Lager zwiſchen Reidhenbad und dem 
Dorfe Beil auf den Höhen auf, und nur Hard ward 
mit feinem Regimente und 500 Hufaren vom Rinige 
beordert, Rangenbiela gu befegen. Die Kaiſerlichen lagers 
tea ihm gang nabe auf dem Höhen und es fanden tage 
lich kleine Gefechte zwiſchen dem beiden Armeen ftatt. 
Genfter wurde ber Ungriff, als die Kaiſerlichen die Ab ⸗ 
fichten ded Königs auf Schweidnitz ecfannten. Der Gee 
neval Bed, der gu der Armee des Feldmarſchalls Daun 


1) August Bithelm, geb. 10. Det. 1715, Sohn des Prinzen 
Genft Ferdinawd’s von Bevern (ged. 4. Mar; 4 1682, + 14. April 
1746) und dec Gleonore Gharlotte von Kurland, rwobnte in preugie 
fen Sriegsttenften 1734 dem Fetoae am Roeine bei, that fig in 
den fhlefifdgen Sriegen Gervor, fiegte am 20. April 1751 bet Reidens 
berg, kampfte bet Lomofig, Prag und wat fey ward aber am 22, Rov. 
1757 bet Breslan geldbegen, weBhal ex fic. gefangen nebmen lief. 
1158 gubgewedfelt , povo ipnare in Stettin und erbielt 1762 cin 
detadirtes Corps in Schleſien, mit dem er ſich mannhaft vertheidigte. 
Rah dem — lebte ex meiſt gu Stettin wad ſtarb, unverheirathet, 
am 2. Auguſt 1781. 


312° Graf Hird. 


geftofen war, wollte Bevern in die Flanke nehmen, ward 
aber zurũckgeſchlagen. Der General Brentano griff Hard 
mit itberlegener Mache an, gegen die ſich Hard Sdhritt 
vor Schritt vertheidigte, bis iym dee Konig fagen lief, 
daß ex ſich gegen Peterswalde zurückziehen mige, welded 
Hard unter fortwaͤhrender heftiger Bedringuag vou Seis 
ten det Gegner bewerkſtelligte, Dabei aber den Arm durch 
einen Schuß zerſchmettert erhielt. 

Dee Köoͤnig ließ ihm ſagen, daß er nach Breslau 
gehen möge, um ſich heilen zu laſſen, und beauftragte 
ſeinen erſten Arzt Cothenius, unter welchem die bres⸗ 
lauer Hofpitdter fanden, fii ihn Sorge gu tragen. Hard 
wollte eben abreifen, als ex erfuhr, Daf die Kaiſerlichen 
von den Hoͤhen gum Ungriff herabrückten und der RKinig 
ſich auſchicke, fie gu empfangen. Da gab ibm der Wunſch, 
den Ausgang dieſes Kampfes gu fehen, neue Krafte und er 
verſchob die Abreiſe, um den Sieg ded Königs (16. Aug. 
1762) gu fehen, der die Gegner gum Ridyuge ndthigte 
und nun rubig die Belagerung von Sdweidnig fortfegte 
und (9. Det.) gum Biele flibrte. Hard ging nun ned 
Breslau, wo man ihm durdaus den Arm abfdneiden 
wollte, was er durd) die dDringendften Bitten abwendete 
und nad drei Monaten gebeilt war. Der Krieg acigte 
ſich ingwifden gu Ende und im Frühjahr 1763 ſchlugen 
alle Regimenter den Weg gu ihren Garnifonen: ein. - 
Haͤrd's Regiment folgte der Colonne von Pommern und 
Hard eilte ihm von Breslau nah, erſchrak aber nist 
wenig, alé ibm der Generalmajor v. Ramin 1), der jene 


1) Geiedrid Chrenreich v. Ramin auf Hise, ged. 1710 gu Bi 
fow fn der Ukermatk, Sohn Friedrich Ehrenreid’s v. RK. auf Pie 
und Giner v. HPfubl, trat im 15. Jahre in Dienfte, ward 1730 

fiburid, 1746 Gapitain, 1756 Major, 1756 Dberfilieutenant, 1750 
Dberft und Generalmajor, 1767 Generallicutenant und Gouvernear 


Graf Hird. 313 


Colonne fuhrte, in der Tegten Stationvor Stettin 'dte 
Befehie des Kbnigs zeigte wonach ‘bad Regiment in die 
pommeriſchen untergeftedt, die’ Offigiere aber verabſchiedet 
werden’ ſollten. Hard hatte’ fovtel Sorge fiir fein See 
giment getragert, daß eB in ebenſo gater Ordnung and 
vielleicht in befferm Zuſtande war, als viele ältere Corps, 
und namentlich ‘das Schickſal der Offiztere, deren Zahl 
ſich allerdings auf 40 belief und von’ denen mindeſtens 
zwei Dritthelle ehrenvolle Zeichen ihrer Bravour trugen, 
bekümmerte ihn fo, daßer verfſtchert, wenige Ereigniſſe 
ſeines Lebens Hatten einen ſo ſchmerzlichen Eindruck auf 
ihn gemacht. 1500 Mann legten gu Damm die Waffen 
nieder, worauf bie Soldaten andern'Regimentern einver= 
leibt wurden. Hard und die Offigtere konnten, fo ſchien es, 
gehen, wobin fie wollten. Indeß wied ihnen Ramin 
einſtweilen Quarticre in Stettin an, um weitere Befehle 
bes Rinigé gu erwarten, an welden Hard (21. Mary 
1763) eine’ dtingende Vorſtellung gu Gunften feiner Of⸗ 
figiere tichtete, deren Beibehaltang tm Frieden der Konig 
ihm ant 20. April 1758 verfprocen habe, welder Aus⸗ 
ficht ev die gute Auswahl ſeiner Offiziere gu verdanfen 
gebabt. Für fic felbft bat er nur um Erlaubniß, fic 
in irgend einen Winkel der preußiſchen Staaten zurück · 
ziehen zu dürfen. 

wei Tage ſpãter brachte thm eine Staffette ein altered 
Schreiben des Königs, das den Umweg über Schleſien 
tind Sachſen gemacht Gatte, und worin ihm der Konig 
befahl, fid fofort nach Berlin gu begeben. Er antwor- 
tete fofort, daß er den Befehl erſt nach ſeiner Ankunft 


pon, Berlin. Bel Zorndorf mar er verwundet worden. Er foll ohne 
große militairiſche Kenatniſſe genen fein, mar aber wegen feines 
redtliden und billigdentenden GharatterB febr geadtet. Gr ſtarb gu 
Berlin am 2. Dec. 1782, unverheirathet. 


Vil. 14 


314 Graf Hird. 


in Stettin erhaiten Yobe und daß der misliche Suftend 
ſeiner Gefundheis ihm feine Reife geſtatte, bat aber 
dringend ym Beantwortung feiner. Cingabe vow 21, Rin, 
Sehr bald exhielt ex denn auch cine uͤberaus gnadige Wate 

wart, worin ihm dex Konig worfiellte: er habe ſich nicht 
entbrechen tinnen, das Regiment den Altern einzuyer · 
Tether, die cine Ergaͤnzung bedurft hatten; die Offigiere 
follten Deufion erhalten, bis ſich eine Gelegenheit viete, 
fie gu placivens Haͤrd felbft mage, fobald feine Gefund- 
heit hergeſtellt ſei, nad Berlin fommen und dort bleiben, 
wo ihn bas Generalmajorspatent und die damit. verbun- 
dene Befolbung erwarte. Hard leiſtete baldige Folge; 
ward febr ſchmeichelhaft empfangen, erhielt einen Jahr: 
gehalt von 3000 Rhalern und ſuchte dann feine voͤllige 
Herſtellung gu Freyenwalde. Nak Berlin guriidgetehet, 
ward er nad Potsdam berufen, wo ihn der Konig bis 
gum 20. December bei fic) bebielt, wovauf ex ihm zu 
dem berlinee Garneval folgte, dex namentlich durd die 
zahlreichen Gefandten merkwürdig ward, die fic. aur 
Beglüũckwünſchung des Königs von europaͤiſchen Hifen 
einfanden und unter denen aud cin türliſcher wer, bel 
Deffen Audienz ſich dev türkiſche Vorgang eveignete, daß 
das Gefalge des Geſandten mit Gewalt in den Saal 
drang und daß der Geſandte ohne Weiteres die Stufen 
des Thrones hinaufſtieg und dem König den Arm Hifte. 
Hard wohnte dem Diner bei, das dem Gefandten, auf 
Befeht des Koͤnigs, in feinem Hotel gegeben ward, bei 
dem aber weber den Türken die berliner, nod) den Preußen 
die türkiſchen Speifen behagen wollten, bis zuletzt Seder 
bei feiner gewobnten Roft blieb. Das Porzellan und 
- dab Deffert gefielen jedod dem Gefandten höchlich und 
er ließ beides ohne Weiteres forttragen, indem ex fagte, 
daß es ihm gehire. Am folgenden Rage ſchickte ex dem 


Graf Hird, 315 


Eonige die mitgebrachten Geſchenke, die avs einigen Stück 
tũrkiſcher Stoffe und einem Dutzend ſehr ſchlechter Pferde 
beſtanden, welche legtere er in Polen gekauft haben ſollte, 
nachdem er vorher die aus Konſtantinopel mitgebrachten 
gu eigenem Bortheil veraußert. Ueberaus habſüchtig, fell 
er dem'Rinig, waͤhrend der vier Monate, die ex gu Ber: 
Hin bileb, 40,000 Shir; getoftet haben, und die Geſchemte, 
die ihm fie den Großherrn mitgegeber wurden, betrugen 
mindeſtens ebenfoviel. 
um diefe Beit erbielt Hard einen Brief von ſeinem 
Bruder, worin dieſer ihm ſchrieb, daß eine Verſamm · 
lung ber Reichsſtände bevorſtehe, die Nation aber, nae 
mentlich auch in Folge bed koſtſpieligen und unrühmlichen 
Krieges, in den man fie aus Gefälligkelt fir Frankreich 
verwidelt gehabt, ſehr ungufrieden mit der Verwaltung 
_ fei. Harb mbge daber diefe Stimmung benugen, um 
feine Intereſſen gu wahren. Bis fest fei nichts gu ere 
langen gewefen, als eine Zurücknahme bes ben ſchwedi ⸗ 
fen Gefandten im Auslande ertheilten Auftrags, Hard 
gu retlamiren und gu werfolgen. Bei defer Zurücknahme 
war nod, utter beleidigenden Musdriden, erfldrt worden, 
bad Verbreden, deffen Hard angeklagt und überführt fei, 
laſſe feine Begnadigung gu; in Betracht feiner Familie 
wolle man ibn jedoch in frembem Lande in Rube laffen. 
Dad ,,jamais~ der Erklaͤrung follte jedod) bald Lügen 
geſtraft werden. Hard erſuchte den Konig, feinen Sefandten 
in Stodholm, Freiheren v. Coeceji, anzuweiſen, fic) für 
Hard's Rehadititation gu verwenden. Zu demſelben Zwecke 
rief ex den Beiftand einiger ruſſiſchen Freunde an, in 
Folge deffen die Kaiferin ihren Gefandten in Stodholm, 
Grafen Oftermann 1), beauftragte, die Schritte, welche 
1) Gin fingerer Sohn des berdhmten Staatsmannes, Iwan Ane 


drelwicz, unter Katharina U. Großkanzler. ue 


316 Graf Hird. 


der preußiſche Gefandte fiir Gard thun wuͤrde, mit ſei⸗ 
nem gangen Ginfluffe zu unterſtützen. Der blos aus ete 
nem Parteihandel hervorgegangene Haß hatte fid in der 
langen Beit und unter fo verdnderten Conjancturen wee 
ſentlich beſchwichtigt; auf bem Reichstage befanden ſich 
kaum zwölf Perſonen, die noch ihren alten Groll gegen 
Hard, dev überdem niches mehr in Schweden wollte, ber 
wabrt batten, und fo fam es denn gu einer vollſtändi ⸗ 
gen Amneſtie fiir alle Bheilnehmer der Ereigniffe von 
1756. 1) : 
Hird dachte fedod nicht daran, ſich nach Schweben 
gu wenden, fondern blieb in Preußen, das ihm ein zwei ⸗ 
tes Vaterland geworden war. Gr firiete ſich gu Berlin, 
und fein ganged Gefhaft beftand in ber Regel darin, 
ben Revuen beiguwohnen, die der Konig alle Sabre im 
Mat dafelbfe hielt, und ſich gu Wnfang ded Herbftes 
gu den pofédamer Manoeuvres gu begeben. Bei fteter 
Vorliebe flr die Landwirthſchaft kaufte er ſich in der 
Mahe der Hauptftade cin Randgut, wo er einen Sheil 
des Sommers mit feiner Gattin gubracte und den Boe 
den fo gründlich verbefferte, daß er ihm das Doppelte 
des Ertrags brachte. Diefes feinen Neigungen fo ent 
ſprechende patriarchaliſche Leben follte jedoch nicht lange 
ununterbrochen bleiben. Der Konig ſchlug ihm auf eins 
mal eine Reife nad Schweden vor. Die engen Verbin ⸗ 
dungen des preußiſchen Hofes mit dem ruſſiſchen mad: 
ten es auch in Berlin wuͤnſchenswerth, den franzöſiſchen 
Einfluß in Stockholm etwas gu ſchwäͤchen, und man 
glaubte, Hard fei der rechte Mann, etwas dafür gu thun, 








1) Es war der Reidstag von 1765, auf weldem die Migen, 
welde vergleichsweiſe fir die Hofpartel galten, gum Theil aber aud 
mehr an fid als an die Sade dadten, die Oberhand gewannen. 


Graf Hird. 317 


ober dod die Sadjlage gu fondiren. Die Kbnigin 
von Sweden hatte den: größten Ginflug auf den 
Konig, und man wußte, daß -diefe Fürſtin viel Sue 
trauen gu Hard gehabt hatte. Freilich war es nidt 
der Koönig, auf den dad Meifte anfam. Hard hatte 
nichts gegen Ddiefe Miſſion, zumal ec in den Nachbar · 
provingen Verwandte, Freunde und Güter beſaß, die’ er 
gern einmal wiederſehen mochte, erbat und erbielt aber 
Erlaubniß, fic cine Reife nach Stockholm felbft erfpa 
ren gu dirfen, wenn ev die Fruchtlofigheit feiner Unters 
handlung vermuthen follte. Gr wollte fic) nicht einem 
kühlen Empfange ausſetzen, und überhaupt war die 
Wunde ſeines Herzens nod nicht gänzlich geſchloſſen. 
Ge reiſte mit ſeiner Frau und erkannte gleich nad ſei · 
ner. Ankunft in Schweden, daß ſeine Vermuthungen bee 
gründet waren, weshalb er dem König von Schweden 
ſchrieb, ex fei blos in haͤuslichen Angelegenbelten in fein 
Baterland gefommen, müſſe jedoch unverzüglich nach 
Berlin zuruͤckkehren und deshalb ſich die Ehre verfagen, 
Se. Majeſtät aufzuwarten. Dies brachte ihm eine ſehr 
gnaͤdige Antwort und das große Band des Schwert · 
ordens ein. Er beſuchte ſeine Verwandten und mehre 
alte Freunde, traf einige Anordnungen in Betreff ſeiner 
ſeit zehn Jahren durch Dienſtleute verwalteten Güter, und 
reiſte dann ruhig mit ſeiner Frau nach Berlin zurück. 
Dann faßte wieder Prinz Heinrich den Plan, ſeine 
Schweſter, die Königin von Schweden, zu beſuchen, die 
er ungemein lieb hatte, ſprach mit Haͤrd davon und 
wünſchte, daß dieſer die Sache einleiten möchte. Haͤrd 
ſchrieb demgemäß an den Obermarſchall Grafen Nils 
Adam Bielke 4), und erhielt natürlich die einladendſten 


Dg Sohn des 1739 in Folge des Siege der Hite vom Keichsraths- 


318 Graf Hird. 


Antworten. Der Pring erbat ſich vom Ringe dte Begtele 
tung Haͤrd's, den ex auf dem Terrain gut brauchen zu 
fonnen glauben mote, und nahm nod zwei Adjutanten, 
zwei Cavaliere von feinem Hofe, cinen Seceetair und ei ⸗ 
nen Arzt mit. Es war im Sommer 1770, alé fie von 
Berlin abreiften. In Anclam, wo-der Pring einen Be 
fuch bei ber alten verwitweten Feldmarſchatin Schwerin *) 
madte und cin Frühſtück bei ihr einnahm, traf ein ſchwe⸗ 
diſcher Dberſt cin, der Sr. tonigh Hobeit entgegengefen- 

det war und ibn nad Stockholm geleiten folte. In — 
Greifswald, wo der Gouvernewr von Schwedifch · Pour 
men, Graf even, dan Pringen cin Diner gab, beſahen 
fie ſich die Univerfitdt und die Bibtiotyet, und fubren 
gegen Whend unter Kanonendonner in Stralſund cin. 
Der Contreadmiral Graf Weangel war mit einem Liniene 
ſchiffe von 70 Kanonen und. zwei Fregatten entgegene 
geſendet worden und hatte den Hofmarſchall Grafen 
de la Gardie und zwei Kammerherren an Bord. Der 
Prinz blieb zwei Tage in Stralſund, wo er bei dem 
Gouverneur wohnte. Won da an trug der König von 
Schweden die Reifefoften. Am dritten Tage nach ihrer 
Abfahrt von Stralfund landeten fie gu Karlskrona, wo 
fie von dex gangen ſchwediſchen Flotte falutict wurden 


amte enthundenen Grafen Shure Gabriel Btelte und deffen erſter Gee 
er gs35 Pipers friiber Erzieher Guftafs Wi. (Bgl, Bd. IV, 


1) @8 wat Mes dle zweite Gemadlin ded bel Prag gefallenen 
Helden, Philippine Luife, Tochter des ſchwediſchen Landeshauptmanns 
Aram Philipp v. Wadenig und der Sophie Magdalene v. Gloden 
aus dem Haufe Rugendagen. Sie war Ardtiffin yu Barth und ftard 
14, Gebr. 1778 gu Mnclam, ohne Kinder. Sewerin’s erſte Gemahlin · 
war Ulrite Eleonore, gmeite Kodter des ſchwediſchen Generallieutenants 
v. Kraſſau. Diefe war am 2. Yuli 1754 geftorben, und die von thr 
geborenen Kinder, zwel Soͤhne und vier Toͤhter, flarben and igng. 


Graf Hard. 319 


und wo ihnen, fobald fie die Maker gemorfen, mehre 
Schalupen entgegenfamen. Hard war ſchon vorber 
durd) Wrangel Genadridtigt worden, daß ſich in der 
erſten dev Feldmarſchall Graf Axel Ferfen*) befinden 
wurde, dev gu feinen erbittertften Gegnern gehdrt und 
Das Todeturtheil gegen ihn unterſchrieben hatte. . Hard 
ging ſogleich auf ihn gu und umarmte ibn und fie find 
weiterbin gute Freunde geworden. Zunaͤchſt ftelite ibn 
Haͤrd dem Pringen vor und 6 folgte eine angemeffene 
Begrifung. Wie dee Pring in die Schalupe ftieg, ließ 
der Admiral 100 Kanonenſchüſſe lien. In die Stadt 
zogen fie unter ungeheuerm Zulauf. Die Marineoffigiere, 
die Garnifon, der Adel der Provingen waren herbeige · 
fommen und batten fid) auf bem Wege ded Pringen 
aufgeſtellt. An der Thüre des fiir ihn bereiteten Haufed 
exwartete ihn der Reichsrath Baron Sinclair?) mit einer 
Anrede. Sie blieben zwei Tage gu Karlskrona, wo der 
Pring fich die Einrichtungen des Hafens und der ſchwe⸗ 
diſchen Marine befah, und von wo er cinen Cavalier 





1) Mus einem Hefldndifgen Geſchlechte, hatte er anfangs in 
feangofifden Dienften geftanden, wo er Mearedal de Gamp ward, 
trat denn in ſchwediſche Dienfte und war drei mal MReidstagsmare 
ſchall. Gr war der: Austheiler ves franzöſiſchen Geldes. Bei der 
GCommiffion, welde 1756 die Verſchworenen verurthellte, führte ev 
den Vorſit. Aud nad 1772 verfudte er vorfidtig, wieder eine Dp⸗ 
pofition gu biden, gab ben Plan aber bald wieder auf. Er war der 
Pater jenes ritterlichen und unglidtiden Arel Ferfen, der, durch Ver- 
weabung Guſtaf's IL tn frang, Dienft getommen, den amerifani{den 
Krieg als Dberſter mitmadte, die —2 Familie auf der Flucht 
nad Barenned begleitete , fodter in Sdweden Kangler von Upfala 
und Reidhomarfsall wurde und, wegen des grundlofen Verdadtes, 
an der angebliden Bergiftung des Mronpringen Karl Auguſt Autheli 
zu haben, 1810 vom Hdbel ermordet ward. (S.: unten unter XI.) 


2) Griedrid Karl v. Sinclair, 1762 Oberft, 1766 Freiherr, 1769 
Reichsrath, 171 Grof, 1716 Generalgouverneur von Pommern, 
+ 20. Juni 1776 gu Kerlskrona. 


. 


a. : Grek, Sieh 


voransididte, um dey Sinig und, bie Rinigin-in, ſeinem 
Namen zu hegriifien. Ferfen.uph Sinelgic, hegkeiteten 
den Pringen bis .Stathoim, Anf der legen Station 
tant die Königin entgegen, und, gegen When langten fie 
in Drottningholm an, wo der. Bof:fid:befand. . . y 
- Man, hatte bier vier Wochen vermeilen und fic dann 
no) Stockholm, von do, aber gegen. den, Winter über 
Kopenhagen nad Berlin zurückreifen wollen... So ftand 
es wenigſtens oſtenſibel, während es · leicht miglid if, 
daß der eigentliche Zweck der Reiſe gar nicht hauptſach · 
lich auf Schweden oder Dänemark, ſondern von Haus 
aus auf. Rußland gerichtet geweſen fei, wohin jetzt die 
Kaiſerin Katharine den Pringen auf das dringendſte eins 
lud und der Wunſch des Konigs ihn-wies, und wo daan 
bekanntlich die geheimen Verhandlungen gepflogen murs 
den, die nad wenigen Jahren gu der erſten polniſchen 
Theilung führten. Es waren ruſſiſche Schiffe zur Ueber -⸗ 
fahrt angeboten; der ſchwediſche Hof ließ s fic aber 
nicht nehmen, ibn auf ſchwediſchen Fahrzeugen nach / Str 
Petersburg gu ſchaffen, wobei dann die Verhandlungen 
mit den Marineoffigieren über die Reiſearrangtments 
weſentlich Hard guficlen. In der Zwiſchenzeit amuſirte 
man fic gu Stockholm mit Balen, Schauſpielen, Felten, 
Manoeuvres u. dergl, und der Sronpring hegleitete den 
Pringen Heinrich nad Upfala und zeigte ihm die Uni⸗ 
verfitdt. (Anfangs hatte es übrigens einen Rangftreit 
gegeben, der bald einen häßlichen Strich durch die ganze 
ſchwediſche Reiſe gemacht hatte. Guſiaf verlangte als 
Kronprinz den Vortritt vor ſeinem Oheim und obwol 
ſeine Aeltern ihn dabei nicht unterſtützten, pflichtete ihm 
doch der Reichsrath bei. Die Königin, die er liebte und 
ehrte und die fteten Ginflug auf ihn bebielt, mit der er 
aber häufig in einem Heinen Kriege war und freilich 


Graf Hird. 321 


meiftens Recht dabei hatte, wat darüber ſehr empfind- 
lid), fie nabm die Sache natürlich, familienmaͤßig, nicht 
fürſtenrechtlich, und hatte lieber die ganze Reife rads 
gangig gemadt. Der Kronpring aber ſchrieb an Graf 
Bielke: „Das brandenburgiſche Blut, welded ich von 
meiner Mutter geerbt habe, iſt heiß, und das der Waſas 
iſt es nicht weniger.” Wahrſcheinlich iſt bas ded Prine 
gen Heinrich doch kuhler und ruhiger geweſen und er 
hat als reifender Pring ohne wahrſcheinliches Thronrecht 
nicht viel Serupel gemacht.) . 

Gegen Ende September’. fubren fie auf zwei Galee- 
ren von Stodholm ab, den erften Zag von dem Kron: 
pringen und dem Pringen Friedrich 1) begleitet. (Cs 
war eigentlich im Plan, daß der Letztere bis Who mit- 
geben und dort von der Raiferin nad) Petersburg ein: 
geladen werden follte. Die Sache ging lediglich von 
der Koönigin aus, und ber Kronpring, der eine Mützen ⸗ 
intrigue dahinter witterte, ſcheint fie hintertrieben au 
haben. Pring Karl, der nachherige König Karl XIII., 
war eben auf Reifen.) 2) Am Tage nad ihrer Abfahrt 
erhob fic) ein heftiger Sturm und fie muften gwei Tage 
auf einer Snfel gubringen. Von da braudyten fie 48 Stun- 
den, um nad Who gu gelangen, wo fie nod die trau ⸗ 
tigen Spuren der blutigen Kriege Karl's XII. erblidten. 
Sobald ihre Wagen in Ordnung waren, fegten fie ihre 
Reife gu Lande fort und fubren, ohne angubalten, bis 
Helfingfors, wo der Feldmarſchall Graf Ehrenſwärd fie 


1) Der jiingfte Sohn König Adolf Friedrid’s von Sdmeden und 
det Luife Ulrife von Preufen, Friedrig Adolf Herzog von Oftgoth= 
land, geb. 18. Juli 1750, + 12. Dee. 1803 unvermagit af 

2) Gr hatte das Bad gu Aachen gebraudt und dann Paris und 
Berlin beſucht. 

14** 


322 Graf Hird. 


mit Geſchũtzſalven entpfing und, als er fie in bie Feſtung 
führte, 200 Kanonen auf einmal gelöſt wurden. 

An der ſchwediſchen Grengze, 18 wohtn ihnen das 
ſchwediſche Geleite folgte, trafer fie einen ruſſiſchen 
Kammerherrn, der von nun an die’ Firforge file fie 
ibernabm. Zu Frederifsham und Wiborg mit Kanonens 
donner empfangen, langten fie, auf der letzten Station 
von Generallteutenant Bibitoff begrüßt, am vietten Page, 
nachdem fie die ruſſiſche Grenge überſchritten, zu St. 
Petersburg an. Graf Panin, der fle in dem fair fie bee 
ſtimmten Palais erwartete, nahm Hard mit ins frangd- 
fife Sheater, um thn der Kaiferin vorzuſtellen. Ws er 
eben feine kleine Anrede vortrug, hoͤrte er auf dem Thea ⸗ 
ter Trommelſchlag, bildete fid) ein, es fei Feuer und 
Hielt inne. Ole Kalferin und ihre Umgebungen lachten 
und er ftimmte mit ein, als ex merfte, daß der „nächt · 
liche Tambour“ gegeben wurde, und lief ſeine Rede 
unbeendigt. - Graf Panin fühtte thn dann nod) zu dent 
Groffiirften, den ex im Namen feines Pringen begrüßte 
und fich Dann ins Palais guriidbegad. Naͤchſten Mittag 
hielt der Pring einen glangenden Aufzug nad Hofe. 
Aber nach dtefer erften Audienz und einem überaus 
gtofen Diner, das ihr folgte, war dann weiter tine 
Rede von Etifette oder Ceremonie unter diefen erlauchten 
Perfonen, und lebten fie in der vertraulichſten und un: 
genirteften Weiſe, wobei es aber natürlich nit an Schau ⸗ 
fpicien und Feſten aller Art mangelte und die ganze 
Bewirthung die glangendfte war. So beſchreibt Hard 
namentlich cin Feft, dad die Raiferin dem Pringen in 
Czarskoſelo gegeben. Nachdem fie bet Hofe geſpeiſt, feate 
fid die Raiferin in einen ungeheuern, gang von Spiegel 
glad umgebenen Wagen, in weldem 16 Perfonen, 
worunter Hard, Plag nabmen und der von 16 Pferden 


Graf Hard. 323 


gegogen ward. Sowie der Tag verfdwand, ging es 
fort und mebr als 2000 Wagen folgten dent der Ralfe- 
tin. Die Theilnehmer waren alle in Domino. Etwa 
1000 Sdritt von St.Petersburg famen fie unter einem 
ſehr grofen und wundervoll beleudhteten Sriumphbogen 
durch, und je nad 1000 Schritt fam cin neuer. Wie 
man: fid näherte, geigte fid) von Seit gu Beit fe auf der 
einen Seite cine ſtark beleuchtete Pyramide, auf der an: 
dern ein Tanzboden, auf weldem Bauern und Bauerinnen 
tangten, wobei fid) auf jedem ein andever Volfsftamm, 
mit feinen Gigenthamlidteiten in Brahe, Tang tnd 
Mufit, geigte und an der Spige jedes Srupps fic) zwei 
Meuvermahlte befanden. In einiger Entfernung von 
dem Luſtſchloſſe ſah man einen ziemlich hohen Berg, der 
den Vefuy vorſtellte und auf deffen Hohe ſich ein künſt · 
licked Gener erhob, das folange fortbrannte, bis alle 
Wagen vorüber waren. Im Schloſſe blendete faft der 
Slang der Wachskerzen. Man tangte in gwei großen 
Silen zwei Stunden lang, und am Schluſſe bes Bales 
wurden 100 Kanonenſchüſſe geldf. Sofort verlbſchten 
alle Kerzen und man hatte eine Stunde lang das Sdjau- 
ſpiel eines prächtigen Feuerwerks, dad mit einer nenen 
Salve von 100 Kanonenſchüſſen ſchloß. Die Kerzen 
wurden wieder angezündet; man tangte bis Mitternadt, 
nahm dann ein Souper gu mehr als 500 Couverts etn, 
und tangte dann wieder bid um 4 Whr, wo dle hohen 
Herrſchaften verſchwanden, und Wile, die nicht im Schloſſe 
untergebracht werden fonnten, ſich wieder nad St. 
Petersburg gurhdbegaben, um die Strapagen auszu ⸗ 
ſchlafen. 

Der Prinz dinirte faſt alle Tage bei Hofe, ſoupirte 
aber meiſt mit der Kaiſerin in ihrer Eremitage, aus 
welcher alle Etikette verbannt war. Der Geburtstag 


des Pringen (geb. 18. Jon, 1726, 8. Aug. 1802) wurde 
feſtlich begangen, und die Keiſerin fcidte ihm dabei 
einen Brillantring;: der aug: 40,009 Boe. geſchaͤtt ward 
und in dem ſich bad, Poskhait, der Raiferin-befand. Gee. 
varlich ihm den Andregſorden in Vrillanten, und matte 
ibm die vollſtaͤndige Sammlung vruſſiſcher ¶ Medaillen. ia 
Gold. prachtyolle Pele von Zobel and ſchwarzem Fuchs 

und. verſchiedene andere ſehr werthvolle Sachen zum Ge· 
ſchenk. Auch Haͤrd erhielt einen Zobelpelz nwt cine 
goldene Dole mit Digmanten. Die Adjutanten, der 
Secretair; und der. Arzt Des Prinzen wurden gleichfalls 
freigebig bedacht und unter die Bedienten 160 Ducaten 
vertheilt. Der Pring befuchte auch Moskau, wo er 
14 age unser. fortwahrenden Feſten zubrachte, an wel- 
hee Reife jedoch Hird durch Krankheit verhindert ward, 
theilzunehmen. 

Wahrend all dieſer deſte wurde mriſchen der geiſerin 
und dem. Prinzen die erſte Einleitung zu den gegwunge 
ney Ubtretungen von Polen getroffen. Die dabei. wirk · 
famen Perſonen machten fid) keinerlei Serupel. fiber. die 
Rechte Polené. Die Frage war mur, ob Rußlond allein 
Polen · ver ſchlingen tonne, oder ob es an Preuhen und 
Deſterreich auch einen Antheil der Beute zu iberlaſſen habe.” 
Friedrich IL. hatte Polen ſchon ſeit Jahren im Auge 
gehabt. Es war die Seite, wohin ihm die fir Preußen 
erforderte Machterweiterung am leichteſten und natür⸗ 
lichſten ſchien. Seine öfteren Verſuche aber, ſich in die 
polniſchen Handel hineinzuziehen, batten immer on. Sei⸗ 
ten Rußlands cine mistrquifde Woweifung erfagren. Da 
naberte ex fid) Deſterreich, und die Beſorgniß, daß die 
Belden deutſchen Maͤchte ſich üher ein polniſches Arcanges 

. Ment verftandigen mbchten, beſtimmte Rußland, zunächſt 
Preußen und durch Preußen Deſterreich zur Theilnahme 


Graf Hind: 226 


einzuladen. “Die Kaiſerin wartete nur auf das erſte Wort, 
dad Prinz Heinrich in Bezug auf Polen fallen lief, ante 
wortete dann in dem Kandigen verſtändlicher Weiſe, und 
ſchon am Bage nach ded Prinzen Rückkehr nach Bertin 
machte der Rinig dew oͤſtereichtſchen Oiplomaten Van 
Swieten vorſichtige, aber-Deuttiche Eroffnungen.· Haͤrd, 
indem er beſtaͤtigt, daß fener Aufenthalt in bee. ruſſiſchen 
Hauptſtadt, neben den Feſtlichkeiten, andy dieſen politi⸗ 
ſchen Berhandlungen gewidmet worden fei, bemerkt da⸗ 
bei: „daß jeder Staat, wo die Spaltungen, die innern 
Kriege herrſchen, dem Schickſal nicht entgehen kann, in 
Berfall zu gorathen und dle Brute ſeiner Nachbarn zu 
werden. Wie kann,“ fragt er, „ein Land gedeihen, wo 
dev Souverain, auch Get den rechtlichſten und reinſten 
Abſichten, faſt gänzlich ohne Mittel des Wirkens iſt? 
wo die monarchiſche und die demokratiſche Gewalt ſich 
weniger maßigen, als unablaffig durchkreuzen und eine 
ander entgegentreten? ivo es nur grofe Herren und 
Slaven gibt? wo endlid) die innern Spaltungen von 
ewiger Dauer find und immer wieder dufteben? “ 

- Bor der Abreiſe beſichtigte der Pring nod) Kronſtadt. 
Haͤrd fand Abrigens, daß die Rulfen in Betrelf der 
Matine ned) weit von dem Standpuntte der weftlidern 
Voͤlker zurück waren. Gegen Ende ded Februar reiften 
die preußiſchen Gafte, bet ſehr ftrengem Winter, aber 
auf trefflichen Schlitten, heimwärts, bis gue kuriſchen 
Grenge von allen Perfonen begleitet, die wabrend ihres 
Aufenthaltes in Rußland zur Bedienung des Pringen 
gehört Garter. Wn der Grenze empfing der Herzog 
von Kurland den Pringen mit groper Pradt. Es war 
dies der Herzog Peter (ged. 15. Febr. 1724), der kurz 
vorher (24. Now. 1769) von feinem Bater die Regierung 


326 Graf Hire. 


Mbernommen. hatte. 1) In Mitau fanden fie ben Vater 
des Hergogs, den berühmten Biron, damals fon 
80 Jahre alt, die von ſo viel Sdhidfalswedfeln bezeich-⸗ 
net gewefen, aber nod) immer mit dem Anfegen feltener 
Friſche und Clafticitat des Geiftes, aud noc) immer im 
Beſitze feiner treuen Gemablin2), welde ein halbes Jahr: 
hundert hindurch jedes Schidfal mit ihm getragen. (Er 
ſtarb übrigens dod) nidt lange nadber, 28. Dec. 1772, 
82 Jahre alt.) In Mitau hielt fic) Pring Heinrich 


1) Bebanntlig entfagte ex Rurland am 28, Maͤrz 1795 und hatte 
fid {eit 1786 das Perjogthum Gagan von den Lobfowis, dazu nod 
Hausdorf, Zeipau, Liebſchen Grofpeteredor{, die Herrſchaft Warten⸗ 
berg und die Rothenburgiſchen r im Kroſſener reife gefanft. 
Gr ftarh amy 13. Jan, 1800 ju Gellenau het Kudowa in der Grafs 
{daft Glag, und wurde in Sagan beerdigt. Vermähit war er 1) am 
14. Det. 1765 mit Karoline Lutfe Pringeffin von Waldeck, Todter 
fenes edeln Greundes vod Hird, geb. 14. Auguſt 1748, geldieden 
26. Aug. 1772, + 18 Aug. 1782; 2) am 6. Marg 1774 mit 
Eudokia Yufupoff, Tochter des Firften Boris, geſchieden 26. April 
IT78, + 19. Jult 17805 3) am 6. Nov. 1779 mit Anna Charlotte 
Porothee Grifin v. Medem (+ 20. Aug. 1821). Mur ans diefer 
dritten @he hatte er Minder. Sein etngiger Sohn ftarh aber 1790 
bret Jahre alt, und das Erbe fam an felne vier Sdter. Bon diefen 
verindite fid) die Alteſte, Katharine Friederike Wilhelmine Benigna 
(geb. 8. Febr. 1781): 1) am 23. unt 1800 mit dem Pefnign von 
RohansGuemenfe, ward aber 7. Mary 1805 gefdierens 2) 5. Mat 
1805 mit dem Fuͤrſten Srubestot, von dem fie {don 1806 geſchieden 
ward; 3) 17. Juli 1819 mit Graf Karl Rubdslf v. d. Sdulenburg, 
aud dem Haufe Bigendurg. Sie ftard am 29. Nov, 1839. Die 
Zweite, Marke Luife Pauline, geb. 19. Febr. 1782, vermahlte fid 
am 26. April 1800 mit dem Erbpringen, nadberigen Farften Fried⸗ 
tig vor jengolerns Hedingen, tard tbitme 13. Sept. 1838, ſtarb 
8. San. 1845. Die Dritte, Johanne Katharine, geb. 24. Sunt 1783, 
vermaͤhlte fig am 18. Marz 1801 mit Frang Pignatelli de Belmonte, 
aus von Acerenga, {ft Witwe. Die Bierte, Dorothee, geb. 21. Aug. 

793, vermiblte fid am 23. April 1809 mit Edmund von Tolletyrand⸗ 
Perigord, Hergog von Dino. 


2) Benigna, Sodter Gottlieh Withelm’s v. Srotta genannt Srey= 
ben, ged, 15. Set. 1703, vermAblt 1722, + 2. Rov. 1782, 


Graf Hird. 827 


aber nur einen Sag auf; worauf fie der Meme wad 
Konigsberg bis 10 Meilen vor Berlin auf Schlitten fhe 
rent und erft dann dle Raber wieder hervorfudten. 

Der Pring begab fich ſogleich nach Potsdam gum 
Konig und blieb zwei Cage bet chhm. Auch Hard wurbe 
dahin berufen, und da die Frihfahrsmanoeuvees herate 
nabten, fo bebielt ber König ihn bei: ſich. Dann fam ex 
wieder in ſeinen gewohnten Zug und wedsfelte mit dem 
Genuffe bed Randlebens und den Geſellſchaften von Ber⸗ 
lin und Potsdam ab. Pring Heinrich, von dem fid 
Hard nur ungern tretnte, 40g ſich wieder nad Rheins ⸗ 
berg zurück, ſchickte ihm aber nad ein paar Woden 
eine prächtige goldene Dofe mit Brillanten und feinem 
Bildniß, das der Dofe in den Augen des Grafen exft 
den wahren Werth gab, {dried ihm ein überaus huld- 
voles Billet dazu und lud ihn ein, ihn ſo oft in Rheins · 
berg gu beſuchen, als feine Geſchäfte es nur eclauben 
wollen. Hard machte von diefer Einladung um fo wil · 
ligern Gebraud, al man wol glauben fann, daß ibm 
der Kreis ded Pringen nod beffer behagt haben mag, 
als der ded Kbnigs, in dem er wot den eminenten Gelft 
gu bewundern hatte, dody aber dfters bald etwas Cyni ⸗ 
ſches, bald etwas Scharfes und Schneidendes fand, dab 
dem wahrhaft fein und edel gebitdeten Manne ſchwerlich 
gugefagt bat. 

Um dieſe Belt war der Konig von Schweden geftor- 
ben (12. Febr. 1771) 4), und fein Sohn und Throne 


1) Gr hatte einen fhwaden Magen mit Heißwecken, Auftern und 
Sauerkraut tiherladen, fiel am Abend an feinem Quadrilletify in Ohn- 
madt, wurde in eine andere Stube gebradt und verſchled da ſoglelch 
in den Armen des Grafen Axel Ferfen und deb Meidsraths Becfrlis 
Er ee im 61. Jahre und hatte beinahe 20 Jahre auf bem Throne 
gefeffen. 


328 Graf Hard. 


folger, der Rronpring Guſtaf (geb. 24. Jan. 1746, ge: 
ftorben an dem Mordftahl der oligarchiſchen Faction 
29. Margy 1792), dev eben mit dem Pringen Friedrich 
gine Reife nad Paris gemacht hatte, wollte über die 
Mark zurückkehren und einige Zeit in Berlin verweilen. 
Hard ward vom Konig ihm entgegengefhidt und mit 
dev Gorge fiir die Reife, fowie mit Ermittelung der 
Wünſche des jungen Monarden in Betreff feines Em- 
pfanges beauftragt. Der Kronpring erklaͤrte, daß er 
bab Incognito aufgebe, das et feinem Obeim gegeniiber 
nicht mehr bebdiirfe, wohl aber um Erlaubnif bitte, bei 
feiner Unfunft in Potsdam fogleid gu Sr. Maj. gehen 
gu diirfen, um ihm, in Gemeinſchaft mit feinem Bruder, 
Die Hulbigungen der ehrfurchtsvollſten Ergebenheit dare 
gubringen. Hard cilte dem ſchwediſchen Thronerben einige 
Stunden voraus. In Potsdam fanden ſich bei der Wn- 
kunft des königlichen Gafted alle Generale und Stabs- 
offigiere der Befagung von Potsdam gu feinem Empfange 
im Schloſſe verfammelt. Der König, wiewol von Hard 
an die Bitte ſeines Neffen erinnert, ging die Treppe herab 
und wollte den ſchwediſchen Monarden bei feinem Wus- 
feigen begriifien, worauf ſich diefer, durch einen fo freund- 
ſchaftlichen Empfang ebenfo geſchmeichelt, als in Erftau- 
nen gefegt, förmlich aus dem Wagen warf, um fid in 
bie Umarmung des Königs gu ſtürzen. Dann führte der 
Konig feinen Neffen in fein Zimmer, wo fie eine halbe 
Stunde miteinander verbrachten, worauf gefpeift ward 
und der Konig die hohen Gafte in die fiir fie beftimm- 
ten Gemacher brachte. Pring Heinrich war gleichfalls 
angelangt und geigte ihnen die Merkwürdigkeiten von 
Potsdam, Sanéfouci und dem neuen Palais. Wm drite 
. ten Rage war Manoeuvre der Garnifon; am vierten follte 
es nad Berlin gehen. Bei diefer Gelegenheit fam der 


Case: Stats as 


Konig vow Vreußen frah .um-8, Uhr aus Feige · Zinuner 
und da et, Haͤrd in ſeinem Borganache Ferd , :befabl-on 
dieſem, ihm gu folgen, Sie ginger nach. der andern 
Seite ded Schloſſes, wo dex. Korig don Scowedew mohnée, 
und da ſich Riemand in deffen Vorzimmer befand, -fa 
blieb der Konig ſtehen, verbot quch, daß Haͤrd pimeins 
gehe, und promenirte nun mit dickem länger als eine 
halbe Stunde im Vorgemache, ohne Jemand: zu ſehen 
und gu hören. Endlich machte der. Reichärath Graf 
Scheffer (IV, 383) die Thuͤre auf; ſah mit. Werwun ⸗ 
derung den. Konig, von, Preußen, und weckte mun ſeinen 
Monarchen, der daun in weniger als zehn Minuten ans 
gefleidet mar und ſich bei ſeinem Dheim gu entſchuldi⸗ 
gen cilte. In Berlin, wieder Manoeuvres dev Befagang, 
Dann ging dex Konig von Schweden nad Rheinsberg. — 
Nicht lange darauf faut die Rinigin«Witwe von Sepwe- 
den gum Beſuch nach Potsdam und Rheinsherg, welder 
Beſuche die Pringeffin ihre Tochter ) die Ernennung gue 
eventuelſen Nachfolgerin dex Pringeffin Amalie 2). von 
Preußen als Aebtiſſin von. Quedlinburg verdantte, wie 
die Honigit aud) nod auf der Rückkehr von dieſer Reiſe, 
gu-Stralfund, eine zweite freudige Nachricht erhielt: das 
Gelingen dex ſo bedeutſamen und gaͤnzlich unblutigen 
Revolution, des Staatsſtreiches vielmehr, der ihrem 
Sohne, dem König Guſtaf UL, unter Beiſtand deſſelben 
franzöſiſchen Cabinets, das die Knechtung ſeines Vaters 
gefördert hatte, ſocben (19. Auguſt 1772) gelungen war: 
eine rettende That, welche Schweden aus tiefſter Ere 


1) Sophie se Aibertine, geh. 8. Det. 1753, wird wictige xebtifin 
30. Marg 31181, relignirt 1802, + 17. Marz 1829. 

2) Anna Amalie, jüngſte Sdmefter Friedrid’s U., geb. 9. Nov. 
13, wird — mw Auedtinonrs am 16, uli 1755, + 30. Mary 


330. Graf Hird. 


nicdrigung heb und es vor dem Schichſale Polené be 
wahrt hat. Für Hard aber mußten befondere Betrach ⸗ 
tungen daraus erwachſen, daß jetzt daſſelbe Werk mit 
Rubm und Erfolg gekront ward, das ihm einſt Aechtung 
und. Berfotgung, edeln Freunden dew Bod gugesogen, 
daß es mit anſcheinend +) geringera Mitten gu Stande 
gebracht ward, als ihnen einſt gu Gebote geftanden, und 
daß dieſelbe Macht, die ihren Plänen entgegengetreten 
war, die geheimen Faͤden gelenkt hatte, welche die neue 
Staatsveraͤnderung herbeifuchrten. 

1774 wurde Harb, gleichzeitig mit Möllendorf *), 
bei einer Mairevue gu Berlin zum Generallieutenant 
wd 1776, ‘nod dem Lode des Generallieutenants 
v. Billow*), gum Gouverneur von Spandau, mit einer 


— 


2) Gin unermeflier Unterſchied Lag freilich in dem Konig von jegt 
und bem König von damals. 

2) Bidhard Joachim Heinridh v. Möllendorf auf Lindenberg und 
DQuitow, geb. gu Lindenberg in der Priegnig 1721 (wir finden auch 
1724 und 1725 angegtben) Bohn des Deichhauptmauns v. WM. auf 2, 
1740 Page des Kinigs, 1743 Fahurih, bei Soor ftark bleffirt, 
1746 wegen tapferer Bertheidigung eines Provianttransports ſogieich 
, Hauptmann und Fligeladjutant, bet Leuthen Mitter des Meriteordens, 
1758 Major, 1760 wegen Liegnig Oberfilieutenant, bet Sorgau auss 
guide, aber gefangen (1760), dod) bald ausgewechſelt und Oberft, 

762 Generalmajor, 1766 Commandant von Potsdam, 1774 Generale 
Heutenant, 1783 Gouverneur von Berlin, Geſellſchafter des Königs, 
1787 General der Jaf. und Oberkriegsprdfident, 1797 Felomarfdall, 
1806 in Erfurt gefangen, Großkreuz der Ehrenlegion, + 1816 gu 
Havelberg, wo ex Dompropft war, unverheirathet. — Mslendorf ift 
1774 Generalfieutenant worden, und, Hird fagt, ex fet es gleichzeitig 
mit diefem worden. Andermdrts finden wir H.'s Ernennung in das 
Jahr 1775 verfegt. . 

3) Johann Albredt von Bitlow auf Lidtenfelde und Giefelsdorf, 
ged. 1708, Sohn Daniel Levin's v. B. (+ 1758) und Giner v. Schlub⸗ 
hut, mar in den fdlefifden Kriegen Generaladjutant des Deſſauers, 
1742 Major, 1750 Oberftlieutenant, 1754 Oberft, 1757 General⸗ 
major, 1760 Generallieutenant, 1766 Gouverneur von Spandau, 


Graf Hird. 331 


Zulage von 1500 Thirn. ernannt. Bn demfelben Sabre! 
und gwar nod) vor letzterer Ernennung, mufite er’ den 
Pringen Heinrich auf einer zweiten Reiſe nah St.- Pes 
tersburg begleiten, wo diefer bem dfterveithifthen Ein · 
fluſſe extgegenwirten follfe, welder Rußlaud, bas eben 
won fi werben lich, mehr und mebe von Preufen abzu⸗ 
ziehen drohte. Sie langten am Borabend dee ruſſiſchen 
Dftern gegen Abend an; die Kaiferin, die den nächſten 
Morgen um Lwei auſſtehen wollte, um dem Gottesdienſte 
beizuwohnen, hatte ſich bereits ſchlafen gelegt, und Haͤrd 
mußte ſie am früheſten Morgen, als ein Kanonenſchuß 
Das Zeichen zum Kirchengehen gegeben “hatte, in ber Ka» 
pelle aufſuchen, fie im Ramen ded Pringen gu begruͤßen. 
Sobald fie ihn ſah, lief fie ihm fagen: Wenn ev fie 
ſprechen wolle, wie fie annahme, fo miiffe er den Augen ⸗ 
blick ergreifen, wo, nad) Beendigung des Gottesdienftes, 
die Biſchöfe und alle andern Geiſtlichen fid ihr naberten, 
wm fie gu beglückwünſchen. Demgemäß geſchah es. — 
Der dicsmalige Befud des Pringen wurde durd den 
Sod dev erſten Gemahlin des Großfürſten Paul, Natalie 
Alexieffna (Wilhelmine) von Heffen+ Darmftadt (geb. 
14,/25. Suni 1754, vermablt 29. Sept./10..Dct. 1773), 
geteibt, welche bald nach feiner Unfunft in der nordi- 
ſchen Hauptftadt an den Folgen ihrer Entbindung von 
einem todten Sinde ftarb (15./26. April 1776). Die 
Kaiferin war in nidt minderer Vergweiflung, wie der 
unglückliche Gemahl, der die Verlorene heiß geliebt hatte, 
und 30g fidh nad) Czarskoſelo zurück, wohin der Pring - 


1775 General der Inf., + 19. Sept. 1776. Gr meldete dem Konig 
den Steg v. Mollwig, mar drei mal fdwer verwundet und hatte eine 
Kagel tm Letbe, an der ex ſchließlich nod ſtarb. Bermaglt war er 
mit Maghalene Fatobine, Rodter des Oherften v. Forreftier, die am 
9, Det. 1780 ſtarb. 


332 Graf Hird. 


ihe folgte und dad fie. vor der Rückreife deffelben. nicht 
wieder verliefen. Das beſte Mittel, den Kummer dex 
RKaiferin yu zerſtreuen, ergab ſich daraus, daß fie auf 
einen Erſatz für die Gefdhiedeue gu deafen begann, und 
dabei ſogleich auf die Prinzeſſin Sophie. Dorvthee von 
Wiirttemberg 1), cine nahe Verwandte ded preußiſchen 
Konigshauſes, verfiel; da diefe aber erſt von dem Erb- 
pringen von Heffen-Darmftadt abgelft merden. mufte, dent 
fie verfproden war, fo gab dies dem Peingen Heinrich 
und dem preußiſchen Hofe Gelegenbeit, ihre Gefalligteis 
geltend zu machen. 

Pring Heiurich erxpedirte ſofort einen Courier an ſei⸗ 
nen königlichen Bruder, deſſen Antwort nun mit Ungeduld 
in Czarskoſelo erwartet ward. Die Zwiſchenzeit wurde 
meiſt in einfacher Stille, unter ländlichen Ausflügen, 
Gartengenuß, Spaziergängen, welche die Kaiſerin ſehr 
liebte, und Reitpartien in der Umgegend verbracht. Bei 
dex erſten Anweſenheit des Prinzen Heinrich in der nore 

diſchen Capitale war Fürſt Gregor Orloff in der höchſten 
Gunft; bei dex diesmaligen war er auf die zweite Stelle 
getreten und durch Fürſt Potemkin erfegt worden. Eines 
Tages ging Potemkin die Schloßtreppe gu der Kaiferin 
hinauf, waͤhrend Orloff eben Heradfam. Um nicht vere 
legen gu erſcheinen, redete Potemfin diefen.an und fragte: 
„Was gibt es Neues am Hofe?” „Nichts,“ antwortete 
Orloff kalt, „als daß Sie auffteigen und id) herab- 
komme.“ — Als Orloff in der hidften Gunft war, 
brad) die Peft in Moskau aus (1771) und wüthete auf 


1) Als Raiferin Marie Feodoroffne, geb. 25. pet 1159, Zogter 
Friebrich Gugen’s von Wiirttemberg und Friederiken von Branden⸗ 
Ddenburg-Sdwedt, vermaͤhlt mit Paul von Rußland am 26. Cat. 
(1. De) 1776, + 24, Det. (5. Nov.) 1828. 


Graf Hird. 333 
das äußerſte. Orloff tried gufammen, was nur von 
Aerzten und Wundärzten gu befdjaffen war, eilte mit 
diefer Schaar Aesculape nad) Moskau, warf fic) in die 
Mitte der inficirteften Stadttheile und traf hier fo treff⸗ 
fiche Maßregeln firenger Ordnung und gwedmdgiger 
Pflege, daß nach elnigen Wochen die Seuche verſchwun ⸗ 
den war. Wahrend fie noch wüthete, ließ eines Tages 
dev Erzbiſchof von Moskau, ein guter, achtungswerther 
Greis, einige Heiligenbitder, die in einer feiner Kirchen 
keinen Plag mehr fanden, in ein Kloſter ſchaffen. Der 
Pdbel faßte diefe Verpflangung der Bilder als einen 
Act der Impietaͤt auf, rottete ſich gufammen und ver 
folgte den Erzbiſchof, der aus feinem Hauſe floh, in 
eine Kloſterkirche flüchtete und fi in dad Sanctuarium 
verbarg, dad nur die Geiſtlichen der griechiſchen Kirche 
betreten durfen. Sum Unglück hatte ihn ein Rind vor: 
beifommen ſehen, und becilte fid, feinen Zufluchtsort 
gu entbeden. Der Pobel lauft herzu, drängt in dle 
Kirche, wirft fig auf den ehrwürdigen Geiſtlichen und 
ſchleppt ihn an die Pforte, um ihn gu ermorden. Der 
Greis, der den Tod vor Augen fieht, beſchwört feine 
Henker, ihm wenigftens gu erlauben, an den Altar gu 
treten, um nod) einmal dad beilige Abendmahl gu gee 
niefen. Der Pöbel willigt ein und betradtet, waͤhrend 
dieſer frommen Verrichtung, mit der größten Rube das 
Schlachtopfer ſeines Fanatismus. Sobald dads Werk 
voriiber ift, ftiirgt er fic) von Neuem auf den unglid- 
lichen Greié, reift ihn gur Kirche hinaus und zerfleiſcht 
ign in taufend Stide. Die Polizei fam, wie fo oft, 
gu fpdt gue Rettung, aber nicht gur Rache; die Radelse 
führer der Unthat, gleichfalls Opfer der Roheit gefell- 
ſchaftlicher Zuſtaͤnde, wurden nad) Maßgabe ihrer Schuld 
gehenkt oder geraͤdert. 


834 Graf Hird. 


Die Nachrichten aus Beelin waren erwuͤnſchter Nas 
tur und 6 ward beſchloffen, daß dee. Großfarft ſich mit 
der ihm gugedachten Pringeffin in Gerlin treffen und das 
Weitere dem Eindrucke diefer Sufammentunft überlaſſen 
werden folle. Pring Heinrich uͤbernahm es, den Groß ⸗ 
fürſten nach Berlin gu geleiten, und fiir. die Reiſe der 
Prinzeſſin und ihrer Bamflic wies die Kaiferin 40,000 Thlr. 
an. Graf Rumanzoff) wurde aus ber Ukraint herbei · 
befohlen, den Großfürſten auf dieſer Reiſe gu begleiten. 
Der Großfürſt reiſte dem Pringen einen Tag voraus und 
erwartete ibn in Riga, wo ein Lager von zwei Reltere 
und zwei Fufregimentern gufammengesogen war, die der 
Groffirft vor bem Pringen manoeuvriren fies. In Mitau 
empfing fie der Herzog von Kurland mit vieler Pract 
und der Großfürſt übernachtete hier, wabrend der Pring 
vorauseilte, um ihn auf preußiſchem Gebiete, in Memel, 
zu empfangen. Auf der gangen Reife im preußiſchen 
Gebiete wurden bem Großfürſten alle die Ehren erwieſen, 
bie ein ruſſiſcher Thronfolger beanſpruchen tonnte, und 
die Bevilferung nahm willigen Antheil davon. Der 
Bwed der Reife wurde bekanntlich erreicht, und der bar 
mals gefdloffenen Verbindung, wenn fie aud) durch cine 


1) Peter Werejewicy Graf v. R., Sohn Alexei R.s (VI, 358), 
ged. um 1730, nabm 1761 Kolberg , Fegte 1770 am rath und am 
Kogul, nahm 1771 Giurgewo, errang 1774 den Frieven von Kut- 
fout-Kainardfdi, erhielt den Beinamen Sedonaitoy (Transdanobiensis), 
gab 1789, von Potemtin beleivigt, feine Entlaffung und t 9. Dec. 
1790 auf feinen Gitern. Soͤhne von ihm waren: der Minifter des 
Kriegs und des Auswartigen Graf Nikolaj R. (ged. 1754), der 
an der Spite der frangdfifden Parte ftand, fid 1811 zurückzog und 
am 15. Jan. 1826 ftarb; Midacl Paul, ruff. Gefandter in Berlin, 
1808 mit in Grfurt, 1909 mit dem Abſchius des Friedens mit Sdwe= 
den beauftragt, 1819—14 Minifter veB Auswértigen, viel fr pas 
triotifde Swede thdtigs Serge, der aud Gefandter in Berlin geweſen 
und am 6. Februar 1838 gu Moskau ftard. 


Graf Hird. 335 


graufe Kataftrophe vorzeitig getrennt ward, find cine 
Reihe kraͤftiger Manner und edler Frauen entftammt. 
Hard verlor um biefe Feit feine treue Gattin, die 
feit einigen Jahren leidend gewefen wer, und an einer 
Bruſtwaſſerſucht ſtarb. Einige Zerſtreuung in ſeinem 
Kummer verſchaffte ihm der König, der ihn gu den 
ſchleſiſchen Reyren nahm und dann nod in Potsdam 
bei fic) bebielt. Dann rief der Tod des Kurfiirften von 
Baiern (80. Dec. 1777) den balriſchen Erbfolgekrieg here 
vor. Hier wurde Hard beauftragt, ein Sreixegiment gu 
errichten, und widmete fic) dieſer Mufgabe mit foviel 
Gifer, daß ſeine zwei Bataillone bei der Ubreife aus 
Berlin gu Eröffnung des Feldzuges nicht blos vollsablig, 
fondern aud) voliftindig uniformirt und bewaffnet waren. 
Hard gebirte übrigens gu den Generalen, welche dem 
Pringen Heinrich nad Sadfen und Böhmen gu folgen 
beftimmt waren, Als die in Berlin durch Graf Cobengl*) 
betriebenen Unterbandlungen nicht gum Ziele führten und 
dev Krieg unvermeidlich ward, lief Pring Heinrich — der 
König war bereits in Schleſien — in demfelben Mugen> 
blide, wo den Generalen der Marſchbefehl far den 


1) Graf Johann Ludmig Joſeph v. Gobengl anf Proſſegg, Lueg, 
Leutenberg, Habsberg, ged. 21. Now. 1753, Sohn des Grafen Karl 
Sober Binion (ged. i ‘Juli 1712, ¢ 27, Yan. 1770) und der 

arie Bherefe Palfy (ged. 2. Vet. 1719, verm. 24. Rov. 

t oo Dec. 1771), 1774 Gefandter in Soveaboae, 1777 ia 

ee in, 1779 in St. sHeteréburg, ſchloß 1795 das Bündniß zwiſchen 
Defterreih, England und Rußiand, war 1797 gu Udine, dann zu 
Maftadt, wieder in St.Petersburg, 1801 zu Cuneville, Staatatansler 
und Miniſter der ausw. — 1805 guriidgetreten, + 22. Febr. 
1809. Bermaͤhlt (Juni 1774) mit Sherefe Johanne, Tochter Leon⸗ 
harh’s de le Rovere, Grafen von Montelabate, exgeugte er einen Sohn 
Franz Karl (geb. 1776), der ſchon am 14. Rov. 1778 ftarb. Das 
Geſchlecht ift am 30. Auguft 1810 mit feinem Better, dem Grafen 
bier Philip, dex fid and ald Diplomet betannt gemait hat, 

olden. 


336 Graf Gard. 


nachſten Zag gugefertigt ward, die Shore der Stade 
ſchließen. Graf Cobengl, der die Griinde diefer Maßregel 
abnte, aber Gewißheit gu erlangen wuͤnſchte, und der ſich 
oft die Pferde des Grafen Hard gum Spagicrenrciten 
entlebnt hatte, lief fic) cin folded ausbitten, worauf ihm 
Hard freilich antworten mufite: es thue ihm leid, aber 
é braude es felbft. Der. Gefandte wußte nun,-wie die 

Sache ftand. 

Hard fühlte doch daß dieſer Feldzug, ſo wenig thaten · 
reich ex geweſen war, feine Geſundheit angegriffen hatte. 
Das Klima in den böhmiſchen Gebirgen war rauh gee 
wefen; er war oft Ddetacirt worden und batte manche 
Macht unter dem elte campiren miiffen; ein Rheuma ⸗ 
tismus hatte ſich auf den beſchädigten Arm geworfen. 
Dazu kamen Gemiithsverftimmungen, deren Urſache uns 
unbefannt geblieben ift. Go fam er um feinen Abſchied 
ein, den ihm der Konig, anfangs etwas unmuthig da- 
rüber, auf wiederholtes Andringen, nach einiger Zögerung 
bewilligte. Won dem Augenblide an fühlte er ſich als 
einen freien Mann. Die Bader von Aachen und Spaa 
ſtellten ſeine Gefundheit wieder her, und mit iby befam 
ex feine fröhliche Stimmung wieder. Er bereifte die 
Miederlande, fuchte die alten Schlachtfelder auf und reifte, 
unter dem Namen eines Barons v. Stein, tiber Chan- 
tilly, wo ex das Schloß ded gerade -abwefenden Pringen 
von Condé befidtigte, nad Paris, wo er ſich, nachdem 
er von ciner Gelbfudt hergeftellt war, bei Hofe vor- 
ficllen lief. Bet dem Kriegsminiſter Fürſten v. Mont. 
barey intereffirte ihn deffen ſchoͤne und junge Tochter, die 
ſoeben den Pringen von Naffau-Saarbrid geheirathet 4) 





1) D. h. mit ihm getraut (ober verlobt?) morden mat, waͤhrend 
die Ehe erft am 2. Sept. 1785 vollgogen ward. Es war died Prinz 


Graf Hird. 337 


hatte. Gr fagte ihe: ex glaube, vor einigen Jahren die 
Ehre gehabt gu haben, mit dem Pringen ihrem Gemahl, 
als damaligem franzöſiſchen Oberften, bei dem König 
von Preufien gu Berlin gu fpeifen. ,,Das muß mein 
Schwiegervater gewefen fein’, erwiberte fie laͤchelnd; 
„denn mein Mann iſt nod auf der Schule.“ Er war 
in ber That erft 11 Jahre alt. 

Gin Abenteuer zog Hard fein. Inepgnito zu. ines 
Morgens ward ihm der Secretair des Grafen Vergennes 
gemeldet, der ſich bet ihm erfundigen. follte, ob er nicht 
eine Grafin v. Stein fenne. Unter diefem Namen war 
vor drei Monaten cine Dame mit gwei jungen Madden 
nad Thionville gefommen, unter dem Vorgeben, daß fie 
pariſer Aerzte ther ihre Gefundheit confultiven wolle, 
mit Suriidlaffung ihrer der Fürſorge der Wirthin em⸗ 
pfoblenen Töchter, abgereift und hatte nie wieder etwas 
pon fid) hören laſſen. Haͤrd fagte: er fenne feine Grafin 
Stein, werde aber die Ehre haben, am nadften Tage bem 
Heren Grafen Vergennes felbft feine Mufwartung gu 
machen, und entbedte dann diefem feinen Stand und 
Ramen. Er erfubr fpater, daß man nie etwas über 
die Dame habe ermitteln fonnen, und daß der Konig die 





Heinrid Ludwig Karl Albert, geb. 9. Marz 1768, der eingige Sohn 
des Fairften, Ludwig (geb. 3. Jan. 1745, + 2. Marz 1704) und der 
Sophie Wilhelmine Cleonore von Sdwargzburg-RNudolftadt (geb. am 
22. San. 1751, verm. 30, Det. 1766, + 17. Juli 1780). Er ſtarb 
Hinderlos am 27. April 1797 und das Erbe fam an die Ufingen, 
welche 1816 aud erloſchen. Seine Gemablin mar Marie Francisca 
Marimiliane, Tochter Alerander’s de St-Maurice Fürſten v. Mont 
barey, geb. 2. Rov. 1761, + 2. Febr. 1838, Die Minder der swels 
ten Ghe feines Baters, mit Katharina Koͤſt, die gue Grdfin v. Otte 
weiler erboben mard (geb. 9. Dct. 1757 gu Garsdorf, verm. 28. Febr. 
1787, + 11. Dee. 1620), erbielten den Titel: Grafen v. Ottweiler, 
‘persdge v. Dillinger. . 

Vu. 15 


338 Graf Hird. 


vetlaffenen Rinder in eine Penffon have bringen und auf 
ſeine Koſten erziehen laſſen. 

Mach Berlin zurückgetehrt, ſchwankte ct, ob er ſeinen 
Aufenthalt in Schweden, oder in Preußen nehmen ſolle. 
Da ſagten thm Freunde, 8 gehe algemein das Gerãcht, 
daß er im Begriff ſtebe, fich wieder su’ verheirathen. 
Die Dame, die man ihm guthellte, war thm feit längerer 
eit nichts weniger als gleidhgiltig. Er ermiverte,’ die 
fragliche Heirath fei wenigftens zur Halfte fertig, indem 
ex feinerfeits. von Gergen guftimme. Der Gedanke vere 
feigte ibn aber nun unablaffig und er beſchloß, die erfte 
GelegenGeit gu ergreifen, ber Dame, die ihm das Publis 
cum gugudenten die Giite hatte, fein Herz gu enthüllen. 
Sie fand ſich und er wurde erbirt. Seine gweite Gee 
mablin war Sophie Friederife Albertine (geb. 10. Juli 
1722), eine Tochter ded Cabinetsminifters Grafen 
v. Podewils 3) und die Witwe eines Oberſtlieutenants 
v. Bredow. Sie beſaß anſehnliche Güter, und eben war 
ihr von einem Oheim die Herrſchaft Leuthen in der 
MNiederlaufig gugefallen, au welder diefelbe Stelle gebirte, 
auf welder Hard vor 22 Jahren von den Ruffer ger 
fangen genommen worden war. 


Po 

winiſter bes Snmirtgcn + 2. ‘ut 1160, Bermaglt mar et 
4) 1721 mit der diteften Rodter GrumBow's, 2) mit einer Grifin 
v. d. Ghulenburg sLteberofe. Aus beiden Shen gingen Kinder here 
vor; dle Soͤhne ftarben aber erblos und der griflid Podewils ſche 
Stamm ift exloſchen. Bon den Soͤhnen find uns befennt worden: 
Friedriy Wilhelm, ged." 8. Augufe 1723, + im October 17405 
Friedeth Heinrid, ged. 10. Son. 1737, + 10. Sau. 1759; Bilhetm 
‘Mam Otto, ged. 4. Det. 1730, + 17695 Friedrid Berner, ged. 
5. Det. 17415 Georg Karl Ernſt. Gine Tochter, aufer den im Sert 
ermabnten, war 1) an den Regierungsprifidentea v. Demit, 2) an 
den Rammergeridteprafidenten Freiheren v. Flrft verheirathet. 


Graf Hird. 339 


Seine sweite Che war kinderlos. Aus erſter waren 
ihm ein Sohn und drei Töchter geboren worden. Der 
Sohn, geb. 1754, iſt 1804. oder 1805 als Major gu 
Heilsberg kinderlos geſtorben. Bou den Töchtern erhielt 
Eine die Herrſchaft Leuthen bei Lübben, die jedoch ſpäter 
an Graf: Auguſt Ferdinand v. Haͤſeler fiel, deſſen Muster 
die Grafin Sophie Chriftine Dorothee v. Podewils ) 
(geb. 15. Mav. 4735), cine Schweſier der Grafin Hird, 
geweſen way. hone ; 


1) Sie ‘mar exft mit dem Regationsrath v. Marhall verehelicht 
und nahm tn gmeiter Che dew Gehetmerath Gottfried v. Haͤſeler. 


15* 





I Der General von ‘Faved. . 


Qu better Jehre deb Subenghrizen Srieges text ein 
Offizier aus dem bſterreichiſchen Dienſte im den prev 
piſchen iter, dex fi Franz Andreas Jacquier de Bernay 
de Favrat nannte und, feinen Angaben nad, am 4. Sept. 
1730 in Gavoyen geboren war. Derſelbe tft fir den 
natirtiden Sohn einer vorneymen ſavoyiſchen Dame 
gehalten und alé fein Vater der Marſchall von Sachſen 
begeidjnet worden, wiewol wahrſcheinich ohne naͤhern 
Grund, als dag dieſer beriihmte HelbGere bene 'junger 
Fovrat Beblwollen bexeigte. Dieſer Fam | namlich on 
in ſeinem 15. Jahre, gu Anfang des Yahbes 17d, “vow 
Ghambery, wo ex erzogen worden, nad Parks ‘aro wur 
mit Empfehlungsſchteiben an ben Marſchas von Sachſen 
verſehen. Der Marfdall empfing ben ihm enypfoytenen 
Bingling ſehr freundlich und .geftatdete ihm,ſich dem 
eben beginnenden niederlandiſchen Feldzuge als Ftri⸗ 
williget anzuſchließen. Gr ſoll fic, wie erzaͤhlt wird,’ 
des fungen Favrat mehrfach wit Nathen deblent und ihm 
reiche Gelegenheit geboten haben, fich auszubilden und 
feinen Muth gu zeigen. Faprat wae bei der Einnahme 
von. —— Oftende, Nieupott, Brüſſel, Mond, Mee 
cheln, Panu Ebiwpeville, rel, Bergenopzoom, Lille 
und Maftrisht, fowie in ben Schlachten von: Fontenay, 


Dev General von Favrat. 341 


Rocour und Lawfelt, in welder legteren ex eine gefahre 
lice Kopfwunde erbhielt. Der Marſchall von Sachſen 
verfprad, ihn bei dem Dragonerregimente von Septi- 
manien vortheilbaft gu placiren; allein der Aachner Grier 
den, die Auflöſung jenes Regimentes und vor Wem de- 
Tod des Marſchalls (1750) durchkreuzten feine Hoffnun ⸗ 
gen, und da er in Frankreich feine weitere Ausſicht fiir 
fich fand, fo ging er nach Savoyen guriid, wo er bis 
1755 S66, Vo er: bmel 6 tu Deitttakdienftengeftanden, 
wie von einer Seite her verſichert worden, bleibt bei dem 
Stillſchweigen anderer Quellen darither ungewif. 1755 
reifte er nach Spanien, um dort Dienfle gu ſuchen, were 
eh es aber ſchon 1756 wieder, weil ihm dat ſpaniſche 
Militairweſen nicht bebagte, ging wieder nach Frantreidy 
und fife ſich zu Toulouſe fac Reapel cin. Hier Sot 
man ihm cine Lieutenantsſtelle bei: der Artillerie an, bie 
er abet um ſo mehr ausſchlug, als die Nachricht; snp 
ein neuer Krieg zwiſchen Deſterreich und Preußen bevere 
ſtehe, ihn nach Deutſchland lockte. ms 
« SmiMuguit 1766 reiſte ex nach Wien, ungerwegs zu 
Rom ein gefahrliches Abenteuer beftehend, deſſen weiter ⸗ 
hin niger gedacht werden fell,.und wurde dex Kaiferin ⸗ 
Konigin durch den fardinifden Geſandten Grafen von 
Gomale vorgeſtelt. Die Kaiſerin fol ihm, falls er ſich 
auszeichne, eine Anſtellung als Stabseapitain bei Riechten= 
ſtein Dragoner, oder bet dem Regiment Porporati ver> 
fproden, im, Ucbrigen aber ton an Feldmatſchall Browne 
(V, 387) verwieſen und ihm geftattet baben, dem eld 
Ge Dev. chen durch den ynenwarteten: Un griff Briedtich'’s H. 
erbffnet sourde, alb Goriveitige: beizuwohnen. Sis diefer 
Gigenfhaft. nchm · er drm auch an dex Vertheitigung 
von Pras. syd Alene, au den Schlachten von Lowofig, 
Reihenberg, Prag -und Leuchen und -an. dem Ueberfall 


342 Der Etueral vow arrest. 


von · Hochtitchen MHels, Tol ſich ſeht aubgezeichnet haben 
un: verfthiedene ‘male. verwundet · worden ſein. Gleich- 
Wor Hing: Bom: Bier wie in Feontrache “er zaingee 
gu keiuer feſten · Anftellung · und BeSrderatg, behauptete 
vielmehr, einer aus ‘Reid und Eifetſucht aif · ſeine Mabe 
zeichnung entſponnenen Cnbale ber’ dftertetbifaen DAH 
gere ausgeſetzt gewrſen gut fein. Gentiy, Bal nary’ bev 
fate von Hockirchen quittirte er bie Hterrriaifige 
Armer und ging nach Breslau,‘ wo ex dtu Kinks von 
Preußen durd) den General v. Wobersnew 4) vorgeftelt 
wurde. Friedrich fragte ihn, of er Empfehlungsſchrelben 
hãtte · Er befaßz dergleichen, abergad fie dem Könige, 
ſetzte aber hinzu: et hoffe ſeine beſte Empfehlung würde 
fein Degen, fein Eifer und ſeine Ergebenheit für den 
Dienſt Sr. NRajeſtaͤt ſein. Dieſe Antwort gefiel dem 
Kbnig, der ihn fogtel gum Hauptmann a la suite 
ernannte, in welder Gigenfdaft ex denn dem Feldzug 
von 1759 beiwobnte. . 

Wie damals Friedrich bei Randshut lagerte, die 
Deſterreicher ihm gegenüber und beide Heere Lange Beat 
einander untthdtig beobadtend, überflel audow cinmel 
die. ꝓreußiſchen Vorpoften bei Liebau (10. Juni). und 






1) Morit Frans Gafimir v. Wobersnom (Wopersnow), geboren 
in Pommern 1708, der Sohn Dorit Georg’s d. W. aud der Anna 
Gijedsth v. Mantenffel ang dem Hanfe wo, frat 1728 als 
Fabvjunter in dle Armee, ward 1747 Major, 1752 Fligeladjutant 
Und Dberftllentenont, 1456 Oberfter, 1757 bet Hrag derwundet, 
nad) dex Shladt von Leuthen Generalmafor, ward bem Grafen Dohna 
san die Ouffen gur Seite geftelit, war mit bel Zorndorf, madte 
1759 einen Streifjug nad Polen, bet welchem er den aren Sul 
kowski aufhob (1, 2 tem wlever zur Dohna ſchen ee, deren 
Avantgarde ec in dos Pofenihe fuͤhrte, fiel aber het May 23. Bult 
1759, Bon Marie Latfe v, Sudom iG 1757 ju Dresden) hatte er 
eine odter und einen Sohn, der ats Lieutenant bei der Garde du 
Gorps 1769 im Duell brie. 


Dee. Genezal vow Favrat. 243 


warf fi. Der Konig fam jedoch gu. Hilfe und vertrieb 
die Kaiſerlichen wieder. aus der genommenen Stellung. 
Tavrat hatte ingwiſchen ein Hundert Flüchtiger geſammelt, 
ihnen wieder Muth. gemacht und mit ihnen ein Bataillon 
Panduren. angegriffenz, die auf dem Sattelberge poſtirt 
warm. Gr bemaͤchtigte fid) ded Poſtens mit dem Bar 
vonnet and behauptete ibn bis gur Unfunft des Königs. 
Diner hatte. nad verrichtetem Werke den General Anger 
nelli gefragt, wo denn dex Hauptmann v. Favrat gee 
blichen ware, und die Antwort erhalten, daß dieſer todt 
ober gefangen fein miiffe. Um fo mehr wunderte fid 
Der Konig, wie er Favrat mit ſeinem Fleinen Haufen von 
den Bergen debouchiren und die abgeſchuittenen Defters 
reicher mit Nachdruck vor ſich her treiben ſah. Er um- 
armte Favrat und gab ihm cine Compagnie im Frei⸗ 
bataillon v. Salenmon?). In dieſem machte nun Favrat 


Zudwig argue gon Angenelli, geboren gu Bologna, hatte 
in batrlfgen, nicderlindt{den und andern Dienften geftanden und war 
tea Detember 1736 in preußlſchen Dieaft getreten, woreuf er in 
Merfeburg ein. Gecibateidion anward. Im Mery 1768. jum Generale 
Major ernannt, ae er im Maͤrz 1760 feine Entlaffung und ging 
nod Itatien, wo ihn der Landgraf von Heffen« Raffel tennen lernte, 
in bdeffen Dienften er 1784 als Generallieutenant geftorben iſt. 


2) Konjftantin Nathanael v. Salenmon, ged. 11. Juni 1710 gu 
Danzig, follte ſtudiren, trat aber im 17. Jahre in das polniſche Res 
iment p. Flemming. 1745 mufte er Polen verlaffen, well cr in 
andel mit einem Dffigler gefommen, und teat in feangéhtde Diente, 
in denen ev Gapitain bei dem Naffau-Saarbridifden Regiment wurde 
und denfelben Belagerungen beiwohnte, an denen Favrat thetlnahm, 
fowie aud der SHladt von Lawfelt, 1750 nahm er feinen Abſchied, 
da fein Regiment reducict wurde, ging nad Sadfen und heirathete 
die vermitmete Mejorin v. Reibnig, geb. v. Retbold. 1756 erridtete 
ex eine Compagnie im Greibataiflon v. Ralben, watd im December 
Major, 1757, wo fein Ghef in her Schlacht von Breslau fiel und 
ex felbft dabet aeſaprug verwundet wurde, Dberſtlieutenant und Chef 
des Bataillons, 1760, mit Ueberſpringung ded Dberſten, ſogleich 


a Der General vox Favret. 


ben fibrigen Theil deb Feldzugs in Sachfen-in der Armee 
deb Pringen Heinrich ‘mit, und that ſich in den Gefechten 
bet Torgau Gileriburg, Leipzig, Hoperswerda, Pretſch 
und gang befonders bei Sorau hervor. Auch an der 
unglücklichen Affalre vor Maren nahm er Theil und 
vertheidigte damals ſeinen Poſten bei Falkenhain, gegen 
einen zehnfach ſtaͤrkern Feind, von Morgen bis Abend 
tapfer und unerſchütterlich. Doch verfiel er der durch 
Capitulation erfolgten Gefangenſchaft des ganzen Fink'⸗ 
ſchen Corps (20. Nov. 1759), entging aber der Une 
gnade, die der König den General Fink fo bitter ent- 
pfinden lief. Der Konig ſchrieb felbft an Favrat, troftete 
ihn und verfpradh ihm, daß er unter den Erſten fein 
folle, deren Auswechſelung er nachfuden werde. Da 
man jedod kaiſerlicher Seits auf keine Auswedfelung 
einging, fo blieb Favrat bis gu Anfang des Jahres 1761 
gefangen, und würde felbft da feine Freiheit nod nidt 
wiedererlangt haben, hatte nidt cine Hofdame der Kai⸗ 
ferin, deren Bruder, ein öſterreichiſcher Major, in Magde- 
burg gefangen ſaß, die Monardin flehentlich gebeten, 
in die Auswechſelung Favrat's mit ienem Major zu 
willigen. 

Faopvrat hatte ſeine Gefangenſchaft qu Krems jue 
gebracht, war bier mit vornehmen Familien befannt 
worden und hatte, alé ein ſchöner und beredter Mang, 
das Herz der Marcheſe Maria Antonia Montecuccoli * 


Seneralmajor, 1763 Commandant v. Weſel, 1774 Senecalitentenant. 
Die Gommantantenfietle legte et 1787 “wietee, foeint aber nod in 
den letten Jahren des 18, Jahrbunderts gelebt zu hebes, 
1) Ge ift nigt Me Salad bei Zorgau gemeint, ſondera dad Gee 
fet vom 8. Sept. 17: 
2) Sie war cine by fet dee FB. Gebeimeraths und Kaͤmmerets 
1s Raimund — Ronmenetoll and der Marie Joſephe 
dfn y. Dd. Rath, 


Ber Genecal von Fabrat. ‘345 


die gwar unſchön, abet fr” geiſtreich gewefen ſein ſoll, 
fo gewonnen, daß fig ibm ihre Hand reichte. Es wuͤrde 
nun freilich fein ſonderliches Licht auf ihn werfen, wenn 
es wabr iff, daß er dieſe Tröſterin ſeiner Gefangenſchaft 
nach wiedererlangter Greiheit gu verlafferi beabſichtigt 
hätte; auch wenn wir keineswegs an die Wahrheit der 
durch nichts beſcheĩnigten rind höchſt unwahrſcheinlichen 
Behauptung glauben wollen, daß ex bereits cine Frau 
am Leben gehabt habe und dadurch gu feiner Beeulofig- 
feit gegen die Grafin gendthigt gemefen fei. Gewiß 
ſcheint, daß ex ohne die Marcheſe nach Preußen guriide 
fam, daß diefe ihm nachreiſte und ſich an den König 
wendete, und daß der Konig Favrat befahl, Wort zu 
Halten und feine Gemablin gu fic) gu nehmen.. Er 
fiigte fid) und man bat nicht gebirt, daß aus diefer 
Ghe, die nach einiger Zeit durch Yen Zod der Gemablin 
aufgelöſt wurde, weiterer Anſtoß erwachſen ware. 

Der Konig empfing übrigens den aus der Gefangen- 
ſchaft zurückkehrenden Favrat, der in Sehlefien gu. ibm 
ſtieß, fehr gnädig und iibertrug ihm bag Commando de6 
Salenmon’fhen Freibataillons, ungeadhtet er der ilingfte 
Hauptmann dabei war, Ju dem ager von Bunzelwitz 
berfrug ihm der Rinig die Vertheldigung der grofen 
Batterie auf der Höhe von Saverni. Am 1. Sept. 
‘L761 ließ ihn Laudon durd den Oberften Devins auf ⸗ 
fodern, feine Batterie, die mit den Batterien von Bungel- 
wig den Zugang gu dem preufifden Lager deckte, gu 
verlaffen, widrigenfalls Alles über die Klinge fpringen 
miiffe. Fevrat erwiderte natthelidh:: Der Konig fein Here 
habe ihm dieſen Poften vertraut, ihn gu vertheidigen, 
nicht zu überliefern; in turgem werde cr. nod eine deut ⸗ 
lichere Antwort geben. Dieſe beftand darin, daß ſein 
lebhaftes und gut gerichtetes Feuer die bei der Arnsdorfer 


15 ** 


346 Dee: General ‘vow Paveat, 


Wind muhle angalegtt dflerreichiſche Batterie bemontirte, 
daneben duh ‘bas Quartier und Gepack ded Oberften 
in Bran ſteckte, wãhrend Faviat mit dem Vataillen 
Son Salenmon, ben‘ Fleninungſchen Grenadieren und vier 
Belbſtũcken “bie iw Arnsdorf flehendee Feinde angriff, 
zum Weichen brachte und be Ru —ã gurliddringte, 
worauf Fuvtat feine Borpoſten Arnsdorf ſtehen lich 
und zu ſeiner Batterie gurtidfebrte. Der Konig, der 
dieſem Vorgange eine karze Erwähnung in der Histoire 
‘de ta guerre ‘de sépt' ans ) gewidmet bat, ernannte 
Favrat auf der Stelle’ gum: Major. 

© FOZ ward Favrat, ber FH am 2. Bult bei Ex 
ſtürmung der Leutmannsdorfee Hohen befonders hervor⸗ 
that, vor Gobhengiersdorf and mit einem kleinen Gorpe, 
Das aus dem’ Bataillon v. Salenmon, 200 Sagerti, 
4 Schwadronen Huſaren (2 von Siethen und 2 ‘von 
Loſſow) und einem Bull Kofaten unter Oberſt Deniſeff 
beRand, nach Wallenburg detachirt, im welchem Voſten 
er ſich den ganzen weitern Feldzug hindurch gegen dra 
oͤſterreichtſchen General Brentano Hielt und in verfihie 
denen Ueberfällen, bie ex ausfuͤhrte, Sher 608 Gefenigene, 
worunter 13 Offiglere, davontrug. 

Nach dem Frieden wurde er aber ents tin presen 
‘ungufeiiben. Wir wollen ůbrigens, shre naͤhere Bewale, 
keineswegs annehmen, daß die Misſtianiung, mit welcher 
Favrat aus Frankreich, Spanien, Deerntisy und _ 


4) :Obnp. XIV. Es heiſt hiar: ,,J-. nxtma jour, Ms. Landen it 
une tegtative sur la téte du village de Javernick, La resistance 
qu'il ytronva, surpassa de beaucoup Tiaée qu'it en Avait ene." I fit 
sommer le Mejor Favrat, qui y eommiandalt, ese resdre, Cet of- 
Gcier lui repondit sir le ton qu'on devalt .attendre d'un homme 
@honnenr, et Mr. de Landon fot contraint ae se aésister de son 
entreprise.“ 





Deer Meneral soon, avrat 7 


auch fie: dnige Bait uh Dravins {hich notmendig ia 
Unzutraͤglicht eiten fatness, sigenen, Wyſent ihren · Grund goe · 
dbabt beben · wüſſe. Es iſt wol ten, few Leoaz,daßz 
Brenide, die, . and» fren: Gegavben und, iinbe kaunton, 
wielleicht -cinem zweideuugen Rebtevawsgeleatern Herbal 
niſſen kommend, in Bolge perſonlicher Emp falangen and 
deb augenblickuchen ſtarken Bedoats..an sntermebmiendes 
DOffigienea, in quem Haere Auft ellung ecole, nach her⸗ 
geſtelltan Frieden keine then Kawartungen eutſprechande 
Barderung finden, and. nun aerſt. recht den Wanga av 
Verbindungen im Lande und fonftigan unterflidgenden 
Ginfliffen empfinden, aun sxft recht Rer- Midget und 
Eiferſucht audgefegt find, oder dice. doch argwöhnen. 
It es ſchon wahr, daß dar Prophet. in ſeinem Vater ⸗ 
lande keine Geltung exwarten Fama, fo: iſt es andererſeits 
auch keine ungewhnliche und unnatürliche Erſcheinung, 
daß cin deractiger Fremder von ven Landeslindern als 
Ab enteuner und. Eindringling betrachtet, dargeſtellt und 
behaudelt wird. Dad verliert ſich of, wee es ihe 
teaghom gelungen if, ſich au ſolchen Stellungen durch · 
zuarbeiten, dence geganüber der Reid zwar vicht aufbort, 
aber ſich in das Unabweisliche fügt, die ſchon feſtere 
Etuten im Reade. geben und wo die Mitbewarber und 
Bafpivonten vicht fo gebiecih find. — Dod wie bem 
auch ſei, Favrat wurde am 14. Quli 1767 als Major 
ye don: Garniſonregimente Wunſch, fpiter Lenoble, ver- 
fegt und war mit diefer Beſtimmung ungufrieden. Ws 
nun 1769 einige Mishelligkeiten zwiſchen ben Regimene 
‘teen Fouquet und Lenoble in BeteefF der Rangordnung 
vorfielen, benugte Favrat dies, um feinen Abſchied nach ⸗ 
zuſuchen, der ihm nur nach vielen Schwierigkeiten ere 
theilt worden fein ſoll. 

Er reifte nun nad Wien, wo ex ſich der Kaiferin 


348 Dev: coarei von · aerei. 


ver felite, die thn {eho haldreich ) erphangen send thin · offent· 
Hah: bel Hofe geſagthaben fall) Defi es the fete: itch ſein 
wuͤrde, wenn er wieber-in ihre Dienfic. treten wale, wide 
halb er fith, am den Feldmarfthall Rasen ¶V. BDF) 
wenden mége, Der preußiſche Geſandte Baronv. Rhode, 
defferr Haus Funemt: fieifig zu beuden: nicht: vtrſchite 
erfuhr von deo Gace und riech Favrat, ſich in Defters 
reich nicht zu biaden, indem er’ hoffe, daß bie Sachen in 
PreuGeu ſich nach Faorot’s Wunſchen geſtalten würden. 
Ge mage fiebet cinige Beit in ſeinem Baterlande gue 
bringea, wohin tr thin chutige Schreiben ded Königs 
fibenhittdn werde. Qovrat wid: mm’ in der That allen 
Ofterecidelfehen Anträgen · aus, ging aber nicht in fein 
Goterland, fondern benutzte viehncht · den Krieg zwifthen 
den: Ruffer: and Türken, une fab. cinew a nad) Row 
fiontinepel autzobitten, der ifm aud enft: mm vithen 
Weiterungen zugeſtanden wand. Lehteres xiellaicht · nicht 
obne ‘aller; Grand; indem Farrat feinen Auferthalt sat 
dem Pfordengebitte zu einer fortlaufenden; Cotxeſpandeng 
mit / dem Konig von Prenußen benutzte, welche a ditſeni 
nicht. ohne. Berth gavefen ſein muß ead dauch widde. - 
Favratꝰ ſeinem fpstern Giide in Preuchen / ine :feftene: 
Underlage / gegeben zu haben ſcheint, als dutch faire, wenn: 
pedis fo: ienlicpen, RBaffenthoten im iebeniahrigen 
J fot tte tt n 
‘oa ſiner Stunt in Roaftantinoynl: begeh — 
gw dem preußiſchen Geſandten v. Zegelin; dev — vielleſcht 
ſchon infiruirt —~ ihn dufierft, fratndſchaftlich empſng 
and zwei Page ſpãter· ließ er ſich bei dew Keimalan vort 
fidlen, dem ex. den Munich ausdrüdces, ſich dev türkiſchen 
Armee, Ke den Feldqug berelts evdffinet atte, als Bor 
lontair anſchließen zu duͤrfen. Als ihm aber ecklärt ward, 
die erſte Bedingung bagu fel-dic Makegung des Aurbans, 


DerOeneret: vows garrat 348 


trat er feforts wom feleiemn-»Gaohehingfer:s teittt ;. was ihn 
Dew Türkenwieder for verdachtig wiabtas bap cb tor nade 
britettechften -Benendings<bes preufiſche Geſundten vo ⸗ 
durſte, um hn vor den ſirben Thutmenivder Schlimmeren 
gu bewahren wad: hac-eiee Pap: sor Ackkrhrnin: ſein 
Veterland: zu verſchaffen. Den, legtern benutzte er gedoch 
nicht · géng. feiner Beftimnnmy gemãß =fondeon tio ich 
in einem venetiauiſchen Schiffe wad) Sacurna und von 
da: nath Abexandrien bringen. Von: da cus fand edi r⸗ 
legenbeity Argypten · u bereifer und: alle Sehenswũrdig⸗ 
keiten in dieſem Lande foweit fie ſchon damals zugäng⸗ 
lich waren, zu befichtigen. Nach Alexandrien .yariidger 
kehrt, ſchiffte er nach Theſſalonich über und von da nach 
Venedig, wo er Quarantaine hielt. Sobald er feine 
Undanft daſelbſt dem Könige geneldet, bebanr er eine 
in ſehr huldreithen Ausdrücken gefafte: Autwort, worin 
ex angewisfon.warbd;.-fid) nad beſtandenrr Quarautaine 
fofort :nsleder: nach Potsdam. gu begeben, inberw dere Rinig 
ibn fered Vordienſten gems and wads der Mnclennetit 
wieder ineder Armer auſtellen · werde. Ex wor poei: Babee 
von dieſer entferne geweſen und verlick Vencbig zu Wo 
fang sides Rovembes 1771. Selne Rückreiſe nahm ser 
auth Dicer aber Wien, wor ihn· jedoch die Waiſerin 
nachdem fe erfahren, daß · er wieder in preußiſche Diente 
trete, nicht ſehen wollte. Kaiſer Joſeph I. empfing ihn 
dagegen aufs gnadtgfte, gab ihm drei Tage hintereinander 
des Worgens yon 9-10 Use Aubdienz und unterhielt ſich 
mit. ihm -tibew: ſeine Reſſen in der Levante, über den 
Siebenjaͤhrigen Krieg urd Aber’ dle Bufammentiinfre; 
welche Qofeph wit Zucedeich TI itt Neige, / und Neuſtade 
gehabt hatte. Im Januar 1772 kam e¢-iwPosPdam on 
und fand bei dem Konige ‘den’ huldvollſten Empfang. 
Der Kbuig fagte: gu ap: „Wir wollen..dod Vetgangene 


38 Dev neal hem: Pores 


wecgeffen!!! amb fielktecihe mit 1000 hw Behelt nnd 
dems! Ilageladjutantentiſche det (einer. Suite an. Sax diey 
fer Ebeltingblieb de-bis zuen Roi 1774, 00 er bel 
dom Registente deb: Vriman von Heſſen · Phiuwpochkal 
als Oberſilleutenant und — bad rapwelten, Ba · 
tuiltané oangefielt ward.) - 

Im bairiſchtrn —— tertrawte ihm bet ir 
xg EIS den wichtigen Petes ven Schatzlar sam, wo et 
Niedexſchirſim gu deden und: die Magazine: bei Landahm 
und; die: VBerproviantirung der Armce gu fiche: batte, 
Er behauptete nicht allein defen Poſten nach Pflicht und 
Ehte, fenders. griff auch den Feind verſchiedene male on 
und vereitdte deſſen Verſuche, ibn asfgubeben, oder · der 
Armee-die Zuſchren abzuſchneiden und die Mogagine: zu 
zerſtbren Am 19. Noaveriber 1778 wurde er gum Oberſten 
onannt, ſawie überhaupt ſein Avancemunt, nach üher⸗ 
wunhenen Schwierigleiten, nunmche ſeinen ſichera und 
vechaltniſmãßig raſhen Gang giag.:: Die: nãchſten Win · 
tarquerticre bgog ex zu dirſchberg, mint auf einer ber 
sadbarten Anhoͤde cine Redoute -amegte, «melee. fisiter 
von dem Stadtdirector Shonen und cides Raufleuten 
zur · Berfhinecwag dex Umgegend beaugtaverder: iſtr und 
ber Autdhe den Namen Savvatébery nerlchafft hoe. ‘Ris 


oO te 








1). ad MEnlg’s , togresy: 


ae — satu 
fone ¢ fid tn prengil 
Do oY, rain 1 ff. fier — —& with, podre er ſwon bt 


au felnemt Rtegimente gefommen und am 25. Mal 1775 OSerftidites 
nant gewarden. Bn hondipciftibben Streerkungen Gat ovia Rearyen 
nerfidert, Fanvat fet. fon 1763 gunddit in Me Suite oat Soniy 
femme — ‘und tet eitig 1 mit thm ein Bruver, der fpdter yu 
igerm getommen fel S5in bidfets Saber habe wht etiet, tte 
Spur gefunden, Jedenfalls ift die exfte Angabe Kinig’s fall}, de 
jenes Regiment erſt 1774 erridtet wurde. Es mar ein neu ercidteted 
Fufillerregiment wad gehirte dem erſt 1774 in preußiſchen Dienft gee 
tretenen Pringen Adolf von Heſſen⸗Philippethal« Harchſeld. 


Der geutou bow Pores 1 


6, Marz 1786 wurde ér Generalmajor amd erhieit bas 
v. Raumer ſche Infanterieveghnent | Died: war der legte 
Gnadenbeweis, der ihin von Friedrich II. Ch I7. Auguſt 
1786) gu Theil wath. Die nachfolgende Regierung wat 
ihm aber eher toc) guuſtiger. Im Yunt 1789. exhielt-es 
den Orden pour le mérite, ‘den ihm Friedrich fHou 
noth der Uffaire vow Brnsborf: verreden haben. foll. 
Jn demfelben Sabre, im September, hatte ov dad weitere 
+ Olid, daß eine Sitaaroperation, die: der Rittet Tadirs 
in Bertin. an ibm vollzog, vollkommen getang. “1798 
wurde er Genevaltientenant, mit einer Gehaltdgulage vow 
2000 Thalern. In dieſer Cigenſchaft hatte er die Ehre, 
1794 bei dem allerdings nicht gu Preußens Ehre gerei⸗ 
Genden Feldzuge gegen Polen die 50,000 Manm ftarke 
Hauptarmee gu befehligen, an deren Spite ſich RKinig 
driedrich Wilhelm IL, felbſt ſtellte und die aus Sehlofien 
zunaͤchſt gegen RKeaten rückte, wobin gleichzeitig Gareral 
Denifelf 2) cin ruffiſches Gorps füͤhrte «Dee Reptere 
ward-am 3: Suni von Kostziusko bei Sycgeforyn aw 
gegeiffen und geſchlagen. Als aber ber polniſche Helo 
am folgenden Tage felnen. Steg weiter veifelgen wollte, 
wurde er von: den herbeigeeilten Preufien in die Plante 
genommaen und nah einem hartnddigen Gefechte be 
Raffka gu einem ungeordneten Rückzuge gezwungen, 
woreuf dev Konig dem Generaltientenant v. Feveat eigen 
händig den rothen Adlerorden umbing. Krakau ergab 
fich nun am 15. Suni ohne Widerftand dem mit 6000 
Mann gegen daffelbe entfendeten General v. Elsner. Die 
Hauptarmee rückte vor Warſchau, dem fie jedoch Zeit 
laffen mufte, ſich zur Vertheidigung gu růſten, weil es 


2) + 1798, Bol der ‘atte @Mefonate Georet’s ame den itn 
Beiten des Siebenjdgrigen Kriege 


352 Dee General bon Favrak. 

¢ geſchütr feblte,” das erſt von 
Graudenz herbeigeſchafft werden mugte. Nach deſſen 
Ankunft Begarin am BT. Juli die Beſchteßuing. Da’ abet 
Bie Vertheldigung ſtatidhaft dlieb, das ruſſiſche Heer, dad 
an der Belagerung theilnehmen ſollte, nicht herbelkam 2), 
polnĩſche. Streifparteien bad preußiſche Lager beunruhig · 
fen und ‘die Zufuhren abſchnitten die Inſurrection in den 
Provingen immer weiter um ſich griff und die preußiſche 
Armee einen Suworoff an ihrer Spike hatte, fo wurde 
die Belagerung, deren fpecielle Leitung General Schwerin 
gebabt hatte, am 6 September aufgehoben und. die Armee 
in ein verſchanztes Lager bel Chrgonowice, einige Meilen 
fiidweftlid) von Warſchau, gefihrt. Auch hier würde fie 
von den flicgenden Corps. der Polen beunruhigt, die arm 
13. Geptember unter den Generalen Madalinski und 
Dombrowski gwei nach Kamice und Wilfowice detahirke 
preußiſche Corps iberfielen und zerſprengten. Det König 
verließ nun am-18. September. die. Armee, und die weir 
tere Fortführumg .der Unternehmung gegen Warſchau 
ward Schwerin iberlaffen, “der es verfaumate, den Reften 
Det bei Macziewice, dem. Grabe der polniſchen Freideit, 
von den’ ruffifden Generalen Denifoff umd .Fesfert’ am 
10, Det. 1794 geſchlagenen polniſchen Armee ben Beg 
nad Warſchau gu verlegen, worauf es Suworoff. ver 
ami 29, October vor Praga erſchien, üherlaſſen blieb, 
dieſes (1. Rov.) gu erſtütmen und damit die Uebergabe 
Warſchaus gu erwirken. Schwerin 2) wurde vor int 








1) Es lagerte unthitig im dex Rabe, . weil Rußland ohne die 
Preußen fiegen wollte ane Sumoroff nod erwartet ‘imard, " 

2) Wilhelm Friedrid Karl, Neffe ded berühmten Geteratfeldmar- 
fdalls, geb. 1728, im Siebenidbrigen Kriege Fliigeladjutant, kei Zorn= 
Dorf gefangen, bei Peter’s MI. Shronbefteigung fur ven Frieden thä— 


Der General pon Reve 


Kriegsgericht — au. x ithe, Feſtung 
urtheilt und entlaffen. Gr verthtchigte fidy 
genen Schrift: / Mubeitaride legung ‘ber Urfa 
Entlaſſung“ (Leipzig, — griff darin Favrgt ari, 
der ſich dadurch bewagen fand, riod ‘in ſeinem hohen 
Alter zu der Feder gu greifén, und ſeinen Gegnet ia den 
Mémoires pour servir. & Vhistoire de Pologné 
depuis 1794 jusqu’a 1798 (Berlin, 1799) zurückwieg, 
Der König entſchied jedenfalls. ju Gunften Favtat's, 
durch dew er, nad) definitiver Bereinbarung uͤber dic 
Theilung der Strieggbeute (24. Oct. 1795), Warſchau 
mit vier Regimentern gu. Fuh, zwei Meiterregimenterts 
und einer Brigade reitender Urtillerie befegen lief (9: Son. 
1796) und ihm den ſchwarzen Adlerorden verlich. Im 
Februar 1796 verließ Favrat Warſchau, um ſich mit 
Graf Hoym über den Unterhalt der Truppen und andere 
einſchlagende Angelegenheiten gu befpreden, wurde aber 
Bald’ darauf gum Gouverneur von Glas beſtellt, ſodaß 
feine militairiſche Laufbahn, fovtel den. Felddienſt betraf, 
beſchloſſen war, nachdem er an 10 Schlachten, 74 großen 
Gefechten 12 Belagerungen und 2 Feftungsvertheidte 
gungai theilgenommen und 14 mal verwundet worden 
war.’ Nod wyrbe er am 20. Mai 1801 zum General 
dee“ Qnfdnterie ernannt. 

Bont - feinem’ Leben in Glog finden wir in einem 
pieidaatiges Enfomigm die Verfiderung: Er fibre 
ort ein Phllofophenteben, ruhe. auf ſeinen Lorbeeren, 
arbeite aber immer noch raſtlos für den Dienft feines 











fudte vergeblich nad der Lhronbefteigung Ftiedrich Wilhelms I. 
ff son 1797) bie Sevifion fines ‘Hrocelfes nad, und feard 1802 
in Hemburg. 

1) MRliatler “Ratner auf bos Setr 1800. = 


a. Dee Perel yor, Bavrat. 


Riwigh od dod Mefhe deh thm -annertrqaten Dofien und 
feinee Untergebanin. ¶ Dey: Geueral v. Wochholtz, der als 
Fẽhnrich einige, Belt in Glatz gelebt fat, erwaͤhnt 4), 
daß Terrat die Offtiers der Reihe nach gu Aiſche ge- 
laden und Jaͤglich 12. Counerts gehabt habe, was der 
hungrigen Zugend ſehn gu Statten gekonnmen fei. Die 
Belagerung dee Feſtiug durch die Rheinbundstruppen er · 
lote ·Faraat wiht, indem ex ſchon am 5. Sept. 1804 
mit Aode abging, Mon darf aber, nach der vor. _ 
früber mehefach bewieſenen Feſtigkeit and Ausdauer, woh 
vertxauen, daß er fic authvoll und ſtandhaft —2 
haben würde⸗ 

Der, General v. Fowrat, der ſich nach Obigem jeden⸗ 
falls ala ein tapferer und erfahrener Soldat bewährt 
und durch Berdienft emporgeſchwungen bat, war ſeiner 
Zeit beſonders auc durch feine, wenn die davon be 
richteten Geſchichten alle buchſtäblich wahr find, in der 
That koloſſale Körperſtärke bekannt. Folgendes find cir 
nige Züge davon. Dads zuerſt gu Erzaͤhlende, betvifft 
—* mee feine Kuhnheit und Geiſetgesenvart, als 

e S— 

Auf Reife von Neapel nad Wien (756) hielt 
et ſich einige Zeit in Rom auf und beging.d¢ die Une 
vorſichtigkeit, fid in einer Geſellſchaft über die aus · 
ſchweifende Lebensart, die ex an dortigen Geiſtlichen 
bemertt haben wollte, mit Freimuth auszuſprechen. -(Er 
Mar übrigens Ratholif.) Dies hatte hie Folge, daß ex 
in Haft genommen und gur Inquifition gabracht wurde. 
Anfangs lies ex ſich die Sache gefallen. Wie ex aber 


4) In ber ſehr intereffenten, namentl für die damaligen Bus 
ffdnde deb preufifden Geeres H8Gft lebreeiden Sdrift: ,,Xus dem 
Tagebuche ded Generals Fr. kv. Mastery bermsgegeben von 
v. Becheide“ (Braurféroeig, 1859), & 60 


Dee Gaustel ven Poorest. 65 


fab, dof meant Ernſt machin und! ig in bes Sefangniß 
fegen wolle, engriff ex die bliden Sbirten, divi ihn gee 
fabt Gotten, bet Den-Haaren-amd ſtich fie Degeftalt mit 
‘den Kopfen gegenetnander, daß He betaͤubt ‘und bewußt· 
los gu Boden ftürzten. Hierauf 30g! er den Degen, uid 
Priefter und Sbiven, die ben Vorgang angeſehen, flehen 
beſtürzt nach allen Seiten aubeinander . WB Bavvat- die 
Pforte verſchloſſen fand, gang ev dei Pfaemer-durd 
dte Drohung, ihn augenbiidlich niedeeufegenj fe gu 
offnen, worauf er ſich eilends gu bem Cardinal Albani 
begab, dem er empfohlen war. Dieſer ſchickle thn nod 
in derſelben Nacht, in ſeinem eigenen Wagen, unter ‘dent 
Geleite eines feiner Raplane, nach Antona, wo ee gu 
Schiffe ging und glücktich nad Venedig gelangte. 

Im Stebenfahrigen Kriege von einem öſterteichfſchen 
Huſarenoffizier Hart bedringt, fol Favrat feinem Geguer 
mit dem Pallaſch fo gewattig in ben Kopf gehauen 
haben, Daf ex ihm denfelben bis auf die Sdultern ge 
faltet habe. 

Auf einem Spagterritt brach das Gebiß feines Pferded, 
das nun mit ihm durdging. Favrat ergriff es bei der 
Mahne und vif ihm den Kopf mit foleher Gewalt gn- 
rid, daß dem Pferde dab Genick gebrocen fein foll. 
Gin anderes mak fol ev cin Pferd mitſammt dem Reiter 
in die Hohe gehoben haben. Eine Kanone tm Zeughaufe 
gu Dangig, welde BS dahin Niemand hatte aufheben 
fonnett, als König Muguft I. von Polen, hob Favrat 
verſchiedene male mit unglaublicher Leichtigkeit auf, was 
als eine beſondere Merkwaͤrdigkeit in dem Seughaufe auf · 
gezeichnet wurde. Einen Dreipfünder trug er auf der 
Schulter, wie der Soldat fein Gewehr trägt. Hufe 
und Thalerſtücke zwiſchen den Fingern umzubiegen, war 
nur cin Spaß fite ihn. Ebenſo leicht trug er einen 


356 Der. General von. Garrat. 


ſtarlen Mann auf, icher- Gand. wnd- ſchaukelte zwei bis 
drei Menſchen. auf feiner Wade, indem er das Bein big 
dur Habe. des Kniees -guritng, Oft. rollte er amet 
goße zinnerne Schüſſeln auſarimen, -als zyenn es zwei 
Bogen Papier geweſen waren ·. Ase te  - 

« . Roch 17965, bereits ain, Gecdhaiogy, 2 






b ery im Gegen ⸗ 
wart verſchiedener Dffniere, folgenden Bemeid ſeiner 
Leibesſtaͤrke. Als, ey Damalh im. Februat von Warſchau 
zu einer Beſprechung mit Graf Poym-yyeifte y mußſte rex 
auf der ſchleſiſchen Grenze durch cinenanoreftigen Bruch / 
wo fein großer vierſihiget engiiſcher Wagen bi8 an die 
Deichſel im Kothe fleden blieb. Drei Offiziere und fein 
Secretair ſtiegen aus, um den Wagen ·wieder heraus · 
zuheben; allein weder fic, noch die Vedienten, nod) die 
Poſtknechte, nod die Pferde, vermqchten, ihn von dev 
Stelle gu bringen. Da befahl. Favegt, die Pferde zum 
Anziehen bereit gu alten, fobald man ſpüren werde, daß 
fic) der Wagen bewege, flemmte ſich gegen denfelben 
und bob ibn, zur allgemeinen Verwunderung aller Um— 
ſtehenden, allmdlig aus dem Sumpfe heraus 4). Mod 
auf feinem Sterbebette fol ex einen ihn beſuchenden 
Breund, der ſich an fein Bett ſetzte mad ſich nach ſeinem 
Befinden erkundigte, unter Klagen über Abnahme der 
Kraͤfte auf einmal mit dem Stuhle in die Höhe gehoben 
haben. 

Doch nicht in allen Eigenſchaften ſcheint er dem 
Hercules geglichen zu haben, und ſoweit ſein Name in 
Preußen noch fortlebt, beruht das nur auf Adoption 
eines Stiefſohnes. Seine erſte Gemahlin, die Montes 
cuccoli, ſtarb kinderlos. Nach ihrem Tode heirathete er, 
ſchon in vorgerücktem Alter, die verwitwete Kriegsräthin 


1) Militairiſcher Kalender auf das Jahr 1800. 


Dee Genetal voit Pioet: 357 


Vorhof/ tnd de er aiteh UAE OLEH fete Radhtostinien: 
ſchaft· erziette; fo abipticte ev 'ihrin "Gots Fledrich 
Leopold: Vorhof der én HA Suit 703 als’ Worhoff 
v. Bavrat in Serr Adelfbanb ethober wurde, ) ¶ Oleſer war 
damals Port · d Epee · Fahnrich tin Fufitterbetaillon v. Zhiele⸗ 
und iſt 9: Ung: REL gu Roßkeben, als Mactiver Major 
won gefforten. Aus feiner Ehe 
mie Mematie Kuiſe Walther's. Gronegt bat derfelby 4 Sohn⸗ 
wand: T Tochter (Clava) pititettaffen! Borat Sbyner 
find der diteſte "Andedad Kart Friedrich, und ‘der 
dritte Friedrich Ludwig Felir, ale Porbd'EpéeBupn- 
riche aus dem preußiſchen Dienſte geſchleden; ber zweite, 
Maximilian Frichrich Leopold, wurde 1852 als Sex 
condeficutenant mit Penſton entlaſſen und ‘ber jüngſte, 
Karl Friedrich “Arthur, ſtand damals ale Seconde— 
lleutenant im -80.. Infanterteregimente. ve 7 


H In dem Wappen der Vorhoff v. Favrat wird bas Shtd durd 
etutu · rothen Bdlen, in dem fld ein gekroͤnter ſchwarzer Adler befindet, 
Dee ph regis blit, quer gethellt. Das obere blaue Geld enthilt dic 
von einem Palbmond und einem Stera eingefafte Sonne, Ales in Gotds 


das untéte griine Feld einen filbernen Xourm mit offener Pforte. Drei 


Hielme, tragen cine Grofeatrone, auf der fic der Woler erhebt. 








Man gat xine alte Geſchechee/ deverr Wig -bareuf hin 
ausiãuft def, nadjdem die Ersahtang unendlide. met 
widdie ju ifvem TEnfange guritgetegrt iff; gulegt ein 
Aeompeter und ſechs preußiſche Huſaren gu irgend einem 
Thore der Stadt, in ber die Geſchichte gerade erzaͤhlt 
wird, hineinreiten, worduf der cine Barger gum andern 
fagt: „Alleweile gcht der Dichenjabrige Brieg:an.4. Der 
erſte Schuß in diefem Kriege fol aber bebawunlich in der 
Bergfeſte Stolpen gefalien frin und dad Leben eines 
braven Veteranen nuglos geopfert haben. Den-fpecieden 
Hergang dabei ergahlt nun freilich der Thäter vieifad 
anders, alé er fid) nach ben, auf genauere Kenntniß der 
Verhaltniffe begeiindeten und aud) durch die Sraditionen 
der ODrtseinwohner beſtãtigten Berichten ergibt. 

Die Preußen brachen in drei Colonnen in Sachſen 
ein und die Vorhut des einen Corps führte der General 
v. Leſtwitz ) aus Schleſien nad Sachſen. Als die Preußen 


1) Johann Georg v. eftwig, geb. in Schleſien 1688, fam 1704 
in preupifdhen Dienft, ward 1714 Stebscapitain, 1715 bet Stral- 
fund ſchwer verwunbdet, erhieit 1716 cine Gompagnic, werd 1723 
Major, 1738 Oberfilicutensat, 1740 Oberk, 1745 Generalmajor, 
1754 Generallieutenant, feit der Uebergabe von Breslau (1757), 


Warnery and Sperling in her Bergfeſte Stolpen. 359 


in die Gegend der Feftung Stolpen kamen, berathſchlag ⸗ 
ten fie, ob man, um ſchußfrei gu fein, fo nahe als mig: 
lich am Fuße des Berges weg marfdhiren, ober einen 
edeutenden Umweg madden follte. Man fieht daber, 
daß fie bie Feftung cinigermafien ſcheuten. Der damatige 
Oberfilieutenant Warnery, der fich bei dem Natzmer'ſchen 
Hufarenregimente befand, ſchlug aber nod einen dritten 
Weg ein.Ex eghat fic von dem Oberften v. Sczakuly ) 
einen’ Srompeter und einen Sufaren, denen in der Nahe 
cin Offigier mit 20 Huſaren fotgen follte, und meinte: 
ex wolle den Commandanten mit Capitulationsvorfdlagen 
hinhalten, waͤhrend deren man inner vorbeirücken fae. 
Gv ſetzte hinzu: „Cin ſonderbarer Gall wäre es, wenn 
ſich die Feſtung an Huſaren evgibe” Seiner Grit 
tang nach vevtef die. Sarge nun folgendergeſtalt: Man 
hatte ihm Alles zugeſtanden, fpiter aber; obne bef: ar 
es gemerts, die Huſaren zaruͤckgezogen. Unterwegs fei 
er auf einen Soidaten ans der Feftung geſteßen, der 
fhm gefagt abe, wie ſtark die Befagang fei und daß fie 
zwar vele Icharfe Patronen, de Gewelre- aber nicht gt 
Taber hhätten. Mit: femecBegteitung wad bem Majer 
v. Bayar 2), dee: fh freimittig gu ihm geſellt hatte, 


wegen deren ex in Arreſt Fam, nidt mehr verwendet, ¢ 27. Juli 
176]. -Mit Yunen Helenen Freiin v. Kottwig, dte 1740 feard, hatte 
et einen Soba und mehrr iter ergeugt. 

1) ‘Misael v. Sczekaly, ein Ungar, Sohn etes ¥. k. Dberften, 
trat 1726 in fadsfifde, 1737 in prenpifde Dienfie, erhielt 1741 cine 
Shwadron der braunen Hufaren, ward nad der Sdladt von Chotufig 
1742 Major, 1750 Oberft, 1758 Generalmajor, dann megen Kränk— 
lichteit verabfchtedet, worauf er in Oberſchleſien gelebt hat. 

D Johann Friedrid v. Bayar Rammte aus bem Bisthum Lüttich 
war eft in frangdftiden, dann in karkerniſchen Dienften, fam 1743 
gi den prewfifdgen Hafaren, ward 1750 Mejor, IIS Oberftlientes 
nant, erhieit 1760 nad der Sqhlacht von Sorgau dos Reritekreuz, 


doo Batnety ahd. Sperling in ber Bergfeſte Stolpen: 
PEC mene getref auf · einem Bege; ter im Bidyad. nach 
bee: Fifteing: gefchet, -geritten und habe fig, ehe ex es 
fed vetſchen, vor Bem Schlagbaume und vor zwei Schild · 
voaher ·mit oufgeftedttent Bayonnet brfunden. Er habe 
ihorn bie Viftolen/ vot-bie Stiene gehalten “und fle qe 
wungen / ite Vewehre in den Graben gu werfen, wptda 
eo thaen- geſagt babe, ſie ſollten gehen; wohin fete 

fet nicht · wiedertomnren, ſonſt rittbe’ ee fic. dylamm em⸗ 
pereri, vbet anter He preuhiſche Infanterie ftectet kaſſen. 
Wied gered; fel er an Beri Schlagbaum bet einer 
Susbrdtte geommert und mit der. dort ſtehenden Schild⸗ 
Wade: ebenſo:werfahten. ¶ Nachdem er drei Briiden paf- 
fet’ fei und das Seil einer Sturmglocke, welches die 
SHitthvadhelangiehen’ woken, abgehauen habe, fei er end⸗ 
Uch Get: dem: Shore angefommen und habe die Schild⸗ 
wache Berfals ohne · Lärm entwaffnet, nun aber den 
20 Hufaren, die er noth hinter ſich geglaubt, aus vollem 
Halfe: Marſch! Marky! zugerufen. Auf dieſes Geſchrei 
fet ‘cin Unterofftzier aus der Thorwachtſtube gekommen 
und Habe Laem machen wollen, worauf er ihm bas Piſtol 
auf die Bruft gefegt und ihn wieder in die Warhtftube 
getneben und bier fo fange emgefperrt habe, bis ‘fein 
Hufar die Gewebre in ben Graben geworfer. Danrt 
habe ex den Unteroffizier mit feinen Soldaten heraus ⸗ 
gelaſſen und ihnen befohlen, die Patronen auch in det. 
Graben gu werfen und dann die Feftung gu verlaffen. 
Mun habe ex den Hufaren an dem Shove gelaffen :und 
fid mit ſeinem Trompeter auf ben Paradeplag begeben. 
Als ex hier Appel blafen laſſen, fi der General 





ward £761 Oberft, 1766 als Beneralmajor mit. Penfion entlaffer, 
hatte 13 Feldzügen und 16 Sdladten beigewohnt. und + 6. Rov. 1716 
ju Schlawe in Sqhlefien, im 76. Jahre. 


Daxi und Everlus in bot. dei Gielen. au 


e. Aehenan erſchienen, dem cx mit: lagefies den Degen 
abgeforbert.. Disfer aber hobe ben Degen agaqen wad 
gerufen: Mon. folle dig Seindepefangen. neler, oder 
vor.den Kopf ſchießen. Da ·num die bicher anbanelt 
geblichene Gauphoarhe...cud cine. Gewhſte Seruenger 
fogungen fe und. nach den. in, cine becernen Reriplage 
efiudlidven , Gemebren . —s “babe, fo hohenen ſeia 
Wiftol auf hen. General sabgedriits.agud- risiewnin dan 
Reid gefthaffen.. Das. gweite. Mitok. babe er auf hie Meda 
gerichtet und, es fei wider feinen Willen kedgegangen: 
Die Wache habe ſich, yon panifhem. Echrecken ageiffen, 
exgeben, worauf. ex fie auch autz der Feſtung geſchich 
hatte. Nachdem nun auch her. Sompeter and Mater 
Bayar fortgeritten wiren, um die Gularen zu fadeem 
fei er wol cine Stunde allein auf dem, Plage. gebdeban 
und habe nod einige vorübergehende Golbaten wach / und 
nach gefangen genomuen. Als endlid) Riemand. mehr 
gekommen fei, ſei ce nach dem erſten Schlaghaum zurick⸗ 
gefehrt. und babe von da einen herumftreifenden. Soldaten 
an den Oberften v. Putfammer 4) gelhidt, der denn 








2) Georg Suawig v. Pattommer, auf Panmuta web Myre) iJ 
Q efien, .geb. 1715, Soha ndeoas Joadin's -v. P. 
und — Margarethen v. Below aus dem Hauſe Hi WM 
mpi) ye Dangig awd wollte anf die Untverfit * 


ioe hs er vermoqᷣt ward, gu den Kuraffleren zu tr 
oes 35 Gornet, ging auf —S nad Polen, kam 11a 
até tenant gu ben — ward bet Klofter Seubus gefangen, 
ertiat cine Gdwadron, 1745 bei Overberg verwundet, wofiir er 
ger etd, LISS Dhsrfdertencnt, 1155 beh br agen Se 
faren, 1758 Generalmajor, fiel am 12. Auguſt 1759 bei Kunnersdorf. 
ITAG mit dee Tobter des Mejor v. Beigentele vermigit, welde 
ene 1757 ftarb, het ex Kinder hinterlaffen, Sein dlterer Bruder 
war Ritolens Loreny v. P., ged. 1703, im 16. Jahre tn Dienft, 
1742 Major, 1749 ientenant, 1153 Dberft, 1757 Generals 
mejor, ethielt 1750 feiner BBunden halber den Abſchicd, ward 1762 
Gommandant von Stettin, 1769 Gencrallieutenant, + 1783. Bei 
Vil. 16 


BOE Magen ahh) Pilih ling tn pec Aiyta iets Grape. 


am: Abati mit BO Hu frueni vin Die: Bethieg: gefoanten 
Bis: Der rbabe hee} ingen éhimnd ferrin 5 ffigicve nnd 
Thi GemsineproGehangrreamigemedti tds 2 Komen 
ethettde ce ods indie gonsot, SB. was 
Dales MAnzãhing wesitiwmen esisfrdlsh onsen 
heran any, dDaf-atrwes Srehlewi sewd.etused Befthbnigarge · 
beeürfaiũ doe im Spiele GO Maho meg:oeiue aruli 
erllarliche / NHiuſien· babe itgewirlt haben » In Wabi 
belt mar. bi: Bahigesy: Seolpend dia nan aA. woes 
cath : 


Niemand. cae: comes Verthaidiguey Stoipens dachte. Onn 
Gpmimathanton;: Genenal megor. a.Ciebenan, meben· welchem 
{ich ttodpacin-altee’ Gapitain und rin Avtiberistientennnt 
je Orte-anfhiclten, hätten yor Vertheidigung nur einige 
Banern aus MaRads ign Gebote geſtunden, welches Dor 
das · utſpranglich die eigenttiche Soadt gemefen Gein folk; 
fais atten Seiten idie Werpfladtung hatte, ini Roth fallen 
einige Rahn auf das Schloß: zu ſtellen. Manzi Gepe: 
Whends gegen Githe ſind darn rivige preußiſche Huſarra 
nech Stelpen gelommen wid. ohne Schwierigkeit in dia 
Hirer gelangt, weil dec Geucral Eben · fr vag frets 

th Laugenwolmsdorf puriidfgefonnnen. und tee gux 
wate nicht wieder aufgezogen mer, Sm Schlaßhohehat 
der Führer juer. Huſaren: Uppal-blefen.ckaffen unin, alé 
der Eommandant erſchiea ihm ven Oegen abgefegdent⸗ 
Der Greis foll. auch im- Begriff: geweſen /ſein. ne 
tbergeen, als fine: Rogel 





7 
Pogenfeisbbeng sate. fins eigen warvintt bri Remofig 
wac ex hwer vermundet orden. Er mar erft sit Gine a eae 
dorf, ‘aren’ mit tinee Rosier | bed Behermrrath⸗ Raurens vere 
—22 * ene 


aoe Bab MEELIS 


aan 


Darnecy wet Myitling te her Meigiehs Cieiper: 30S 


geſcho ffir habe Dir Posupew Hichew bids gum beep 
Serubeo: im Stolpen; warfen die tiferwed Aauonen: mebſt 
VDatver / undi Bick inden Branneny.gexPoeten die / Woaſſer· 
leitung im Thiergarten, riſſen mehre Werke cin ud wells 
ten die garde Feſtung sfpwengens: Duy wederblebdies 
atabiufie. zogeit/ nth: telex ‘ uniter. Meute, als eintgen 
Metaiianonpn; abies Eb ſcheint, beide Iheile haben 
fi eht vor / rinander · gefarchter uls fie ribbing hatten / 
Bw Stolpen· mag maunicht⸗ fis deuthar gchalten chaben / 
deß man ed, nur mit OD doen-4 Renn. gu than habe 
weshalb dex Grncral an keinrelei Wiberſdand · gehache 
haben wag. Bavnery aber mag · mits deur Gedanktu ed 
mit einem · boſetzten · Phage ya thom gn haben; hiuciuge⸗ 
titten fein: amb Bie gange eit uber fich mit der Nebrv⸗ 
jem getragen ** ex Haine ſich nur dutch cs 
POOR energiſches unb imponitended Nuftreten rotten: 
Zu ſeiner ‘Chee wollen: wir glauben; daß er die Bewes 
gang des Genernis nad. ben Degen. in dec That mis ⸗ 
wverſtanden Gat; donw: ſouſt wire dad Niederſchicken des · 
ſeaben gedadezu 26 cin Mord zu betrachten. Int Uebrigeu 
* geben, oie ih: cus Fotgendem ergebar who; 
haat Bityke ee bemald fo haufigen villit aieiſchru 
Wenteurer, und · dabei iſt Wiles, was se lee ich feo 
cog ostd mit Worßcht zu betrachten· 

5 Racb Gntvatant 9. Barnes were fan Biry: 1990 " 
—— Santon Ben, ober: dielmeht im jegiges 
GCauteh Boedt, geboren, wo fein Wate Goutvesnent war. 
See Matter wee Ginev.Hommbof. Er faut juug in 
ſardiniſche Dienfte, focht fon 1734 bei Caſtagnetta und 
Guaftalle, nahm 1735 ais Faͤhnrich feinen Whfchien, 
worauf wir ihn 1767 ats -f. E-Rieutenatt und Abjutan · 
ten des Felbmarfdallicutenents v. Kentulus, 1738 aber 
als ruſſiſchen Hauptmaun finden, in welder Dienferer 

1 


SOL Barney ai Spiny te bur! Weg ips Srstyen: 


1740bel ilacansſttandvtrwundet · Burde 17D vetſle 
erat) SBedlin tet gehlolte Durch Benuictelung des 
Seaford! vi Coarse ,: tines Schwagers dest fangntdn 
Seſandern Belli, iaſtene AG Riccwieiſter Seb wen 
Haſaven. Foe gweltea Schleſiſchen Ketege rd wwbe'er, wegen 
gtacuther mrhmung vais feindlichrn Doevftt 
Kentenadta: and: der meiſten Sedte deſſelben; vom jwnge 
tenRinmleiſtet ſogleich Mafbo undeſpater Wochencis 
aren der Reihe Obevfiticntenant, erhiett noch 1700 
WAL co ad geſchnittine Grarabterd in dic RPfatine geBanen, 
des Dedew pour Is nidvite, erwars ſich bie Gunft'des 
eflußreichen Winerfeld, indem ee diefem -emmen. gehei⸗ 
min Vrricht uber die falſchen Mahrogein: vines Generals 
erſlattete ber deshulb in Ungnade fel, fol ſich bet Beng 
und bei Derkung des Nuckzugs von Solin ausgezeichna 
haben, ward aber in SGweidaig (4757) unter. Umſian 
den gefangen, wegen: detrn eine Unterſachung ‘anyefielt 
ward, in welche fo viele Perſonen verwickelt weaken; :baG 
der tonig Dee Bade endlich din Baviligang:desraon 
Barrnary geſuchten Abſchiedes cin Gade trader Gryog, 
wim auf. ſein Eut Rangengof in. SeHtefiery: word {pater 
polaiſcher Dentvalquartir medfter; dann Benevatenajors tik 
verzehrie nachmals die Penſionen, die er ‘vow bem Minit 
vow Polen und bem Fuͤrſten Gzartvrisky bezog, in Bech· 
lau, wo et nach Betkauf ſeines Gutestebtrytäiglich oie 
acabe beſuchte und durch gelfteride Unterhaltung ghingeg 
verſchiedene kriegageſchichtliche · Schriften herauszab⸗ and 
am 8. Mai 1786 farb. Luiſe Henriette v. Kolchenber 
and dem Hauſe Obernick gwhar ihm wean Sib, davrn 
ihn. vier uͤberlebten. 

Stolen hatte übrigtus vorher inmal einen iw 
thümlichen Vertheidiger gehabt. We nianti 1631" tas 
ferliche Zruppen gegen Stolpen gogen, hatte der damalige 


SSreneey wat eming in per lemye Genes, 305 


Paflor: dafelbft,. Dank Ripening . dhe Moltaen. int her 
Riche ws. aapfer roNuTerenbat. i ABER er darauf 
aus Dew Kirche 13 1: Soller: die, Bomaben-s thes cathe 
geredet und geſagt babens; Sla wollten ids wok geet 
webxen, wena fic, nur cin Dffigioescamimendirén und ian⸗ 
filoserc: Fontes: diefe abar lagen alle nan dev · hereſchenden 
Seuche/ krank. Darauf habe, ſo mird erzablt / Querling 
ſeinen Prieſterrock ·ausgezugen und, die Seldaten fleet 
angeführt. Geis iſtdaß am 1. Mat MBL die 
Kroaten zwar te Stadt Stolpen in: Brand: Foster, ae 
Paftor: aber. fidh-mnid einigen audern Perſonen · sah ond 
Schloß guclidyog,: worauf diefes onfs. Hefte: nevnaget 
murde, die Vertheidiger anf geidehete Aufforderung yas 
Antwort gaben:, Weil.d04- Schloß und drſtung Stolyen 
Shur, Kurfürſtl. Qurchl. zu Sachſen, und. nicht Denen, 
fo: feb. daruf —5— gehörte, ſo mußten ſie mach Durée 
few; gehen nmi allda harem aubalten,“ ande obgleich die 
Seinde bereits then kurfürſtüchen Stal utd. Kornboden 
unten am Seine aufgehauen asd innegehabt, ihnen fo 
marnnhaften · Midenſtond; wit Heine. und -grobeum Be 
fhse, —** daßß Bie: Feinde unverrichteter Sache -abe 
geben: wnfiten. Als Sperling nun 1640 * bei der / Bore 
ſtenſchu ſchen Belagetung von Freiberg, nachden ev 
ſchon 1639. die zweimelige Belagerung dieſes Mages 
durch Banner augebalten, in Freiberg als Superinten- 
dent ſtand, ſchrieb der Kurfürſt (31. Dec. 1642) an den 
damaliges Berpheuptniam Georg Friedrich v.Sehinberg 
unter Arderor: „Geſtalt Ihr denn die Geiſtlichkeit und 
infouderbeit ten Saperintendenten, & Spertingen, nebſt 
Wermeldung Unſers gnadigften Grußes, zu emfigem Gebet 
und Unruffing exhortiren und das Erempel feiss gu 
Stolpen gehabten moerzaghen Seats Unſertwegen er · 
innern werdet.“ vbw. ot 


S06 Malate sii eect om bred Mayet Cretpe, 


“i Been Gad oBpecting? war swiRawriha igebeltens | arte 
BR Ditobav 15 , voer Vien Ses baſtgen afters uid 
AMjunctews eee Epyirte eBodibury, Pani: Speding, ber 
g8Jahre aw jen Doſtin igtftandar, uud ber Derothee, 
einer Ro dpter ‘bes gfratatiger Vuͤtzers Paul Kinde: Gr 
hotte Dies Sahwopforte Felt: MEO weſuche uud: frmdivve Fett 
RGAB gu Wieherdety,, wo: ar iba ſeinenr Wetter Beibbrish 
Hatuin yi Wohenrig wd Wily. genoh. 1413 wurden 
Mia giAE, LVS Mohunee. dee phete— Facultãt, 8G ed 
ete Her Theblogie wed Paſtor tn -Soolpens'AGGS 
UeGiett ce: clea Wa uate DSaprrintendend iad / Echw · 
Party ieffte cindy; ake gebßet durch · die: bariotigen Deboys 
wirren erzeugter Lebensgefahr, dain, wo er dine Bef 
bare Musldfung bekam und ihm viele Ehre ermicfen ward, 
fe den Ruf ober ſchließlich doch aus und. kehrte nad 

enigarie, . 1838 font et ¢la- Guperintertent aad 
Freiberg, wurde 1699 gu Wittenberg Dr: der Theologie 
und ftard am 24 Drcember 1652.’ Berbeirathet war er 
1) G-Gept, 1631 mit Marie, einer Tochter be. Pause 
sane Gregor Rieter in Freiberg bie am LL. Ful 4699 
flarb: und von der bet ſeinem Sode cin Sohn Sibith 
Heinrich ) und eine Doster Bravia Cuſabeth bts 


au 


1) Geb. gu Dresden 17. Roo. 1575, Sol sine’, — 
Paul Banu und der Anna Sperling, gu Meifen und fenberg 
gebildet, 160: ——ã— er der philofoph. Facnltét, Aetuar beim iter 
avium gu MRegenst Brabprediger gu Sit. Petri in Freiberg, 
Superint. zu Deans. , 1604 Prof. in Wittenberg, 1607 Superint. 
Dafelbft, begleitet Kurfürſt Ghrifttan n. nad Drag ſchlägt die Obere 
hofpredigerftelle ans, bet theoiogiſchen Conventen und in der Polemit 
thdtig, + 1. Mai 16275 verb. 1) mit Dorothea, der dlteften Zodter 

tadtpredigers Balthafar Meifner gu ‘Deetden mit welder er 
12 Sinder exyengtes 2) mit Sante Berne, ole fydter ben Dr. 
Joh. Hilfemann gum zweiten Gatten 


2) Damals Student pple 


Marnery und Syrcling in Hen Aeea hehe Give IF 


2) 11, Marg... 1640: nid: Anne: Matia Bodeerrdeg Banen- 
kaſſenvorſtehers Jad). <Rammlirg: gu. Pedberggoidtt am 
7, März 1643 ims QW. Bobraiihyes Mehess Gwdentes figs 
3) G Marg 1644 mit Ctfabethy. Tochter bes Heudels · 
manns und Gerichtsichipen Rest: Kreift innsuibergs 
von der eine Tochter. Auna /Eliſcbeth, aes LQ. LAGE 
im Miter von 134, Jahrai ſtarb, ein Geber-oben, Vaul 
Brieduich ), ſpäter ¶ Stperntynd eptnzuheißnig we 
Gn. Baader unſers Sperling, Jobenu *), war vnnfecher 
der. DHyfie ia Wittenberg. Mach hotte a, san, ews 
Sedo fered, Gaters, ratte, BriefowudearGheitionh ui 

+ genmamen, und bien, teffeny bes Mmas geten ia 
Ricbeahjona ‘paftortion riſt. N. 











tony maitt gricdtich, ged. * ott 1080 in Sil "gebtibet;" ine 
wa ely ABE igotoeeige fu rete, 1000. 
eet —— yu a pailinhata 
ve 2) Gr fam 1615, nad @rjuioforte, 1091 mod Win 
tty anfange ‘Bical fiudiven, oles 2k ore et 
et von! eltitger Naufbol W and ak 


woren. Die Fnwre ward. sheds Vebend —5— oo 
gy wirte Rage Medicin und betried dig —E after mi 
jem erg dt, ebert im Begriff, dieLiceng su ermetben, ‘sm 


‘Poof sber iene takaitrmuse (1834)... @r wariein Unbdager 
ire und + 12, Aug. 1658, als Rector der Univerfitdt. Sein Sohn 
Paul Gottfried ſtarb als Prof. der Anatomie und Botanik gx Wit= 
tenberg und angalt. Leibmedicus 1709. 

3) Gr fam 1655 ins —* echtelt 1686 einen Suoptenten’ und 
+ * Juli — Sagres. 


- oD 














ros 





vine a by 


“yu gu 


ree 3 eer’ ‘Werfen. 7 cos 


Cree ee . 












— ier ben. Gefen Gefen, defn Rae 

ſich · in der Seſchichte an den Fluchtverſuch Lubwigs XVI. 

tolipft, ſind den wandlichen ¶Vittheilngen —* wor 
exduonimm. 


tangent Berfinebenen 
Derfelbe hatte Ferſen verßonlich gefamnt, ſich inde 
—* ſeines Wohtcaolleno zu erſrenen gehabt und ers 
innette · ſich ſeiner nod tm hohen Alter als ded vols 
nes ont cined ritterlichen Weltvrannes. 1:19 
Apel Grof Ferien war 1750: als ãltaſter Se 
fundies Mar ſchalls Sraf Berfen: gaboren. Seen Mego 
ter, einer dev reichſten Edelleute Sdwcherty: ſtande 
dee: Spitze jener Postel, Welche, dere Webauprifiete 
Konigthums entſchiedenen Widerfland. eatgegrafiallend, 
fi die ſtrenge Aufrechthaltung den Beiniivna.ngn 3739 
gum Bick gaſeht batte. org er 0 nd 
Seine afte Ausbildung cab. bee jung Berio ou 
der Suriner Akademie, wo -ce bis 1770 verweilte und 
dafür galt, die Gunſt ciner dex: ſchoͤnt en und geiſtreich ten 
Frauen om ſardiniſchen Hofe: grwonnen zu haben. anc 
Bon det aus ging ex zuerſt noch Frankreich. Von 
ſanftes innehmenden Sitten, auégeftattes mit allen Ere 
fobderubfitn einer uplfommanen Erziehung und begabt 
mit einem ſchoͤnen Arußexn, fonnte ihm die befte Wuf- 





Graf Gerfes. 36a 


nagme in jenen Sreifen nicht feblen, weldje damals mit 
dem Ausdrucke la cour et la ville bezeichnet wurden. 
In den Jahren 1770 bis 1779 finden wir Ferfen 
abwedfelnd in franzöſiſchen und in ſchwediſchen Rriegs- 
Dienften. Der Uebergang von einem gum andern fand 
damalé, in Folge deb Anſchluſſes der ſchwediſchen Politik 
an die Frankreichs, ſehr häufig fiatt, und überdies be⸗ 
hielten, nach einer. belondern bab ft, in ſolchen 
Fallen die Offiziere in beiden Armeen ihren Grad. So 
kommt es, daß bei Geijer (,,Hinterlaffene Paptere des 
REnigs Guta EV.") Gerken én dev! {eastdeehes ‘Maniee 
als Rittmelfier der loichten Reiterel-ervssyno Wi, -wvahrend 
wir dewfelben geichzeltig im Vtat militaire de Framed 
als Oberſt · Inhaber bes — ‘Sufeneetegianat 


jener Beziehungen, In welchen Fetſen zur Röonlgin Marie 
Antoinette geſtauben haben mag, und dle, fear. vow wero 
ſcaedenen Nemoirenſchriftſtellera berhrt/ in neuftet Zeit 
durch Dad eben’ ‘onsite Rect Betas Ae Vanagunn 
gefutie Ye 

+: Stet Foye Bd, I, a. 101, den —8* ‘Bushs 
it Wiafern' Goeus, Awedtigen Bothbakers. am - Syofe 
zu Beſoilllos i6. welchem hetworgeht, daß · die Nedgung, 
der —S— den — nicht entgangen· war anne 

Tam, einer neugierig forfigenden Same 
pei vielem alte dbroebrend zu entgegnen. 

Wit eatnehmen ebenfalls aus dem atca werniqe⸗ 
daß Fetſen im Gower: des Jahres 17S zur ſoavgs · 
ſiſchen Armee nody' Norbamerlka abging. Wahrend des 
darauf folgenden Felrzugs word dor Heyug ven vauzua 
(fpdter als Herdog don Biron: eine ver ‘veften Dyer der 
Revolution) Ferfen’s beftandiger: Gefaetes, fie ſchlleſen 





370 nven gieſn 


“al al ———— Re: RAW pflegte 
—X Ae Rr VB uy ſeinesFaAnnbes 
hetvdt uBR ee BRR Biches UNgeadhtee eed “etme · gu · 


OMe MBI gH “HAE derralhen "Hien, me eee 
“feet! auld) Heifer: in Defer ·Verhattenh duſteht, fo dracht 
“fd Boch! Die Betrachuang auf, DOG die angiũailche gu · 

ſtin couch) "Bt! ferteat Beptetfuigert , zu denen ein kiedeſiges 

Gemuith fie grführe Fiber mochte, dem Verhingntife ihres 
gangbn Bens he -enthing: “MAE. rhidhen Saben ‘oes 
etter, ath fe tn’ zarter· Iugend anem Funſten ver · 

MAH! der ſpeter am Unglück die gubßte Dothachtung 

“afc mußte der aber durchaus keint dee mablidhe 

Liebe erwecenden Eigenſchaften beſaß tind Aberbies in 
‘beh krſten Zahren fener Vermatfiany dhe-vokfidaighte 

Gleidhgityfete gegen Movie Mntolnette. avon ising 

legte Ge werttete’ fle ihe -vefte Reiguaty dem Barqsts 

“Cfpatetn Herzog) von Cotgnd, welcher am Hoje dieeelle 

des grand ‘écuyer des pétités: dourtestuhe che. 

Metdete, einem Manne, gu,- welder zwamiig Babee sitter 
war · als fie, “umd fiend bet ihm better. 

ſprechendes GefaGl. . sail ree coe ne 

Rock den —— bet Benger") Ahead 

fan SGA nee beſtiezt ole erfroas weedab; dhe Zu ⸗ 

Tommentiinfte winden died feine’ Boresating wabedioes 
ares Le wg. iA 


. ELBE ol a eb ae eit , 
— — — ape —— 
eee ah Biel —— Eager eee etet Bere 








‘en ing ete, 


toh Bisel. or 


Ginthedangartoht, —T lad 
Sas eae nanan 

Hofimannes a. aden ie, Belar po pa igo 
Site der Rosia ANH sGhenfn, cawift 18 


ARAN Bis, welche 
mon bye fn bem: Ragan shee —*— —— fon 
iencn falere ABefiablen gong, une hhüngig · war⸗·· mut 
un Wann die. witderholte Enttaͤuſchung ean 
—* Konigin zugeſchrieben werdan Ruß,kaun fi 
hogleich einen Schiuß auf, den. Ggelauth ihreg Sean 
deppiahes, waihes mam ungeftealy tanto durfte 
vi Sin Dag Rabe, wiekghe dee Grevelfcene. bed f.-Detaber 
‘LIGA vvrangiug, war. dav. Hof: gt -Derfailles, vor: der 
mahenoen GBefabe gawarnt / wordan und einige Getreue 
Anton sfid. um die koͤnigliche Familie geſchaart. 
yp ndcter Vicſen Hae · Graf vauis Rashonss, wale 


foe sinter ded tains, deren. Qaffiaat ex: a bagi 4 

ugebbatty: mit cinem Acchtnage an Aubwig XVL gn 
ben Grofen Ferſen im dem koniglichen Vorzimmer, nach 
riner ·deſelbi Radiwadhe, augetwoſgen 

— ions den Relaionen iiber die fchlgeſchlesene 

Binds ty Mrcanca bebeuntdeſ. Graf Serfen, als 

. "Suthier verlleidet, die koͤnigliche Familie von Dari his 

Bondy -efdpet at Caffeine Beranafiong hatte ein 


Gngfinder, 

nommien. Derſalbe atte icdvch im: —** Det Unb 
‘ Fileon ge: ( Zuni ail) 3 sine fuage, Reiſe ancch. Englaud 
~mnebetbinet AAR Wb befabt> fic eben auf Dev.bid 
reiſe, wo et, vor dem Poſthaufe zu Calats ſtehtud, auf 


873 Orah Bees. 


Yate fetca marine lo fics lpn cin Ahatinmtes. raſch 

naberte undnachdem · er· ihm · cinen Aeitel in / die Sand 
gentt kono Wo⸗ll · zu vlomen wußte ¶ Auf · dem 
ettet,-cafennte Mix, Gramford:kie and der uonigia; er 
nth ints : bie, Mevtec:,,Romsaen: Cie nist Dien» ates 


Slucht wentrichay iſt cn Bug, der u tote Eh auf · 
bemabet zu werden verdient. 

Die Beronlaffusg gu Beje’é ‘pete Bekanntſchaft 
mit sat iene Englinder gab ein iebedverhaltnif, in weichern 

we eines bauhmten Sohinbeit:.jeriew. Zeit fhagden. 
—e— ſcheint ien Leben des Erſtern keine ane 
bedeutende Pte eingenommen gt: boben.. Med: ait 
demſelben · ſeine Eutfremhung gegen 
wok zyuſchreiben. Se erwaͤhnte Brau: We arring · 
lich Frauchini, wor. cine. aus Rucor gebirtige Tingenn 
und darauf arllarte Maitreſſe het Hergngs Nort van Nurt · 
temberg, welder den von ihe geborenan drei Nindern dan 
Namen: nou Franqutwont beilegte. (Bite dus Bodeary 
{pater om. ben: Reafen D'Drfap: verheirathet/ webb shi 
dieſes —— 


Herjogin. — —— * —V 


lander, Sullivan, und fam dann unter 

nad Paris, wo fie-bafb mit bem. erwãhnten Mr. Quintin 
Cranford: cine Verbinduug ſchloß und in ſeinem Heufe, 
welches als eines der glaͤnzendſten von Paris geſchilbert 
wird, die Bekanntſchaft Ferſen s machte. 


Sun BIMR ' 818 


MVurn Bechet ward ims: noch ngefaghy wage try intl 
—* Veemo en, wulchts sein whhidien aru vwa 
ahrddifaltign Renutuiffa wad ·iebe hu ben ſthoarm Mantes 
beſefſeg Habe.” Seiuner policiſchen Geſinnuuunge nada ss 
afeiges Binoy: wort abs. basil “Geind ‘owe! framaenſcher 
Srewetations: RvB ee ae i nS tor nS 

Dent Grafru Forfar. —8 ebeufae' —E 
Bat 1701 nod) Buiiijel ju: catownen. Ki die Opt 

wh fpiter tx Bion. hleit er ſich guna ail deneben 
erwãhaten Pecfourndufidt weichs ſech noth? bee Reffeis 
Crawford's anfiloffen, fowls der’ legse Befendth. sev 
2* Katharina am fing en bite dew: ‘yon 

BG bee Eorigin fant ‘nosh lt. “Ones Verteht 
foatt,-weldjen cin itt franzoſtſchen Dien ſitn fiehender Buds 
fAndeo vorsnittelte umd abet: {ett Beisfe her ounytsad 

Kien -Gefthr: einpfing die fl udch inden · Hadeu 
fener Samiic. byfinben..: -Dieke Schreiben wetden fouye 
Pitig: aufbewahrt und: in rinem derfelben ;:vom Sahre 
3792; {a8 nile Gengihesinaun, bel Beleyenbjeit der steers 
ſendung zweier Niuge, folgende Worte: ., Lune est 
poet'tous; Vautre::poar celui ‘que’ vous saves. 
Bitesdub quiclke:estcfaite daprds sa mesure.“<}): ; 
19m. Feder TPIT: tum Gaſiav HL auf: ben: Gedanten, 
fih als Garant ded Seſtphatiſchen Peivdens: auf boa 
vſtattir Gougeofic vertieten ya later. Es iſt. belannt, 
daß: fost abes Vaſpruch an fl, als dnebefonbere die 
Bati Brefen’s pu ‘ihe entaus eines MReamned; be 


r Att eo 


4) weber dei iti set dé: fen: “Marie ern Gj aif 


sen foute —— — 
ee Meee Baie a ate me 





S06 Malate shel eRyictiar an bred Macy ef Crater. 


Qe fen gral oB porting? war 'swiaaeha \geboben' am 
AR Hetoban 15 , ide Soha es baſtgen Patererund 
Mojunctew see! Cpbirte Sodbury, Pant: Spelling, ‘er 
BS Jahre ard june Poſtin geſtanden, aud der: Dorothee, 
ebted ochner · doe Fretomiger Paces Yat Ruder: Ge 
Yutte die · Sdyatpforte Felt: 1610 beſuche usd: fiudirte fet 
NGIG go Werras etg, wo ar bei: ſeineur Wetter Irlidrich 
Baſduia Vi ſohuung and Bifeh. genoh..- 1019 vurde nt 
Magiſter, 1623 Mokuier. dee phituk dJactultãt, aAcc . 
dentiatber Aheblogie wid Pafter: ta Stolpenn 1635 
ethielt er clnen Mnf ate Suprrintendent nach / Schwo · 
Fart, itelfte cindy, ade geoßet durch· die: bariatigen Srlogs- 
wirren erzeugter Lebensgefahr, debin, wo er dine Coſt 
bare Ausloͤſung bekam und ihm viele Ehre erwieſen ward, 
ſchlug den Ruf aber ſchließlich boc. aus und kehrte nad 
VSeohenogutũck· 1636 tom et Lis Euprrintensent aed 
reiberg, wurde 1699 gu Wittenberg Dr: der RHeologie 
und ſtarb am 24 December 1652.’ Berhetrathet war er 
1) & Sept, 1621 mit Maria, einer Tochter des Kauf⸗ 
Mans SGreger Richter in Freiberg, die am'21. Juli 1689 
flarb und von ber bei ſeinem Sode ein Soha Jahann 
Hanvish } und eine Tochter Maria -Gtifadeth lebten⸗ 





1) Geb.. gu Dreaden 17. Rov. 1575, a, cine, ‘Seicigjuers 
Paul Baluin und der Anna Sperling, gu Meifen und Wittenberg 
gebildet, 1601 met der preg ent, Aetuar beim Gollo⸗ 
guinm ju Stegens Gt Petri in Breihers, 
Suyperint, ju ‘Bene’ 1 — in abittenberg, 1607 Superint. 
Dele begleitet Surfirft Ghriftian I. nad cag, foldgt die Over 
ae wedigerftelle aus, bei theologiſchen Conventen und in der Polemi® 
fhatig, + 1. Mai 1627; verh. 1) mit Dorothea, der diteften Zoter 
tabtpredigers Balthafar Meifner gu Dresden, mit welder er 
% Kinder erzeugte; 2) mit Sophie Barmafic, rfe fodter ben Dr. 
Sob. Hilfemann sum zweiten Gatten erhielt. 


2) Damals Student in Wittenberg. 


Darnecy und Sperling in Aen Mea hehe Gialen· 387 


2) 11. Mery, 164 amit: Anne: Para, Bodeer-deg Aanen- 
Loffenvosftebers. Sash. Saruularg gu, Bedbergy dts am 
7. Mary: GAS, inn BO. Pobre thers Lehesd linderlos figs 
3) 6. Mary 1044 mit Eij ſabeth, Rarer; des SHawbelite 
manus und Breheeihinpen: Ness: Kealit innBaibers, 
non ver eine Tochter. Wun Elifebeth,: aon. 42, Ore. 1HG0 
im Miter on-13¥, Baber task, ein Soben aben, Herd 
Srichaich ), ſpãter ¶ Saiedrebenti ye Beipetig mad 
Gn Baader unſers Sperling, Johenu), awar . Denfelier 
dex DH yfit in Wittenberg Mah. bother a, rade daw 
Sede fed, Bate’, einen Siefbauderr Cision wifi 

+ Gemamanen and ſudiren tefferny has enn aid Meftor Ae 
Ricdeahhina ‘paftovtion af A): nen 
Me atid 


the yy dpaur Friedrich, ge 150, gu deipilg gebthet, Dae 
tones i Beas —8B —— 1000 6 Sib. 
byt ——— Ru. dow 
v 3) Gr, How.1GIS, neh Sidvutpfon 162) ‘Bitte 
Hote ak an fang Fieseate ie Since 2h ng 8 guy sere 
yorredé ef” gee er lat —8 


notes De $ ehapdelt: * 
mm Ki rae nr ind. fie dig 337 mit 
folg "bat ec, ebert im Begriff, die Licem gu erwetben, ' ‘tan 

ett Sher AN GBE: befteits wutde “(1834):. Se mar iets Anhdages: 
ner’s und + 12. Aug. 1658, als Rector der Univerfitdt. Sein Sohn 
Paul Gottfried fhavb alg Prof. der Anatomie und Botanif zu Wit⸗ 
tenberg und anhalt. Leibmedicus 1709. 

3) Gr fom 1655 ins Amt, erhtelt 1696 einen Sudftitaten’ und 
% 5, Iull deſſelben Jahres. 


ete Heb w on on boos dye 











- beer’ ecfen, _ hae 


we oe Te at, ge 

et tut ore 

————— Aber ben. Erafen eden, Dee Rane 

fich in tre MBehibebte an den Blucheverfndy Rabenin's XVI, 

ted, Gd: Pow imilighen . Mitsbeiimgen cheb oR 
emnnoumen. 


kunzem · Berſtrbenen 
Derſelbe hatte Ferſen perfoulich gefamet, ſich in, ba 
Jegend ſeines Bohdwollard zu ceforsen gebabt / und er · 
innette ſich ſeiner nod im hohen Alter als des valla 
endeten Typus cined ritterichen Weltrwannes. 15 
Apel, Graf Serfen wer 1750:-al& altaſter Sohr 
ſchwediſches Marſchalls Graf Ferſen gahoren. Sein Aas 
ter, einer ber reichſten Edelleute Schwedens, ſtand = 
der · Spitze jener Pastei, welche, dere Wcharyrifieny d 
Konigthums entſchiedenen Wiberſtand eutgegenſtelleyd 
ſich die ſtrenge Aufrechthaltung salen bal 
awn Sick gaſeht batte. eo rash 
Seine exfte Ausbildung ahieln be — — 
dex Turiner Akademie, wo :ce bis 1770 verweilte anh 
dafür galt, die Gunſt einer dex: ſchaͤntt en and geiſtreich ften 
Frauen am ſardiniſchen Hofer grwonnen zu haben.· 229 
Bon dort aus ging er guest noch Frankreich. Gon 
fanftes einnchmenden Sitten, audgeftatees mit allen Gye 
fobernifftn einer · volllommanen -Geyichung und begabt 
mit. einem ſchaͤnen Brugge, Ante ibm die beſte Auf ⸗ 








dirſen in 


Graf Series. 368 


nahme in jenen Kreifen nicht feblen, welde damals mit 
dem Ausdrude la cour et la ville bezeichnet wurden. 

Qn den Jahren 1770 bis 1779 finden wir Ferfen 
abwedfelnd in franzöſiſchen und in ſchwediſchen Kriegs · 
Dienften. Der Webergang von einem gum andern fand 
Damalé, in Folge des Anſchluſſes der ſchwediſchen Politik 
an die Frantreigs, fer baufig flatt, und überdies bee 
hielten, nad einer. befendern Vabereipfunft, in folden 
Fallen die Offiziere in beiden Armeen ihren Grad. So 
fommt es, daß bei Geijer (,,Ginterlaffene Paptere des 
Konigs Guſtav VV.") Gefen in dev: fewadifehesi Maniée 
ald Rittmietfter der loichten Reltecel ervwsyerd H wahrenb 
wie denſelben gleichzeltig inv Etat militaire da Framed 
als Oberſt⸗ Inhaber des esi “Confancocteregtments 
Royal Guddeks aufgefuͤhrt . fin 

1 Zu ble ſaht ———— ty bees Bogen 
jener Beziehungen, ‘In welchen Ferfer suciMinbgin Marie 
Antoinette geſtauben haben mag, und dle, fies. vor ver⸗ 
ſechaedenen Meitioteenfrififgtekerm beruhrt in neuſtet · Zeit 
duh as eben: “wipe Werd Veſens gts Dela eau 
gefunbew habtn . nts 
7 Sa faye Bd:iT, BW. 101, “bast geben Bes 
des Bihan Greng, ſchwedtſchen Botſchaſters am Hofe 
zu Borſaillee aus welchem hetvorgeht, baß die · Neigung 
der Sbrigin den Gofleuten nicht entgangen war awe 

jen Bull kam, einer neugierig forſchenden Dame 

mit vielem Takte abwehrend gu entgeguen. © — 

“Bit entnehmen eaves aus dem ecwdhaten werice⸗ 
daß etfen im Sommer deb Saher: WIT gue fowngde 
fifdien Armee nach Norbamerifa abgirig: MBAhrendy des 
darauf folgenden Felrzugs ward det: Herzug von Lauzua 
¶ patert ale Herzog don Biton ened der veſten Opſer der 
Revolution) Ferfeno beftandiger fgets, fie ſchlieſen 


‘$70 OEE Behe. 


“Ss Gotiace niente CHR GR IR Gflegte 
ye Nb eh SH Bi fers ane ane — Zu ⸗ 
——— fi 

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Wo del 
eet! aul Ween: in tele ·Verhactenh daſteht, ‘fo drewet 
Th Boddy die Betrachtung auf, daß die angiüdiithenſgur · 
ſtin auch? OY! jenen BesteHungent, gu! denen Lin Redeſahizes 
NB cH Hie gefuhri haben mo chie, Behr BerhEnyedlhe bees 
gangin Been: wicht -Unthing: - Bie. tkiden Saben cade 
GaRteh, Wadd FE rhe gketer FugeHY cnet Finften ver. 
“magTty Ber ſperer im Unglde ete gohee Bwwoddeomg 
“aiid ‘age; der -aber “duvedhaus-feind dée mAdbliche 
Liebe erwedenden Eigenſchaften Sefafi tind: Geerktes sin 


Sieich geal 
legte. — fle ihre cefte Rrigeng dem Warquis 
pãtern Herzog) vor Cotgnd, weichev wv Hake die Seelle 
des grand ‘écuyer dds pétitds: éourlestida Pb er 
kleidete, einem Panne, gu, welder gwamigo Babee ͤlter 
‘bat: als fie, “und find be im kein embed ent: 
“fprechttibed SefaGt. 5 EA OFA 3 

Rad bert Ersaslngen ber gazen effet") 4 seo ind 
ſein Gluck mee: Befttetge cuo erfroas werdabs ihte Zu⸗ 
ſammenkuůnfte wurden bute ei Vedraaugſte veeriiner 


LO MACM daft, 


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77 ec oor Re a eee i Ber 





ak te. 71 


Girthedangegettht, and machi Prsve Domersies, hzo cuee 
Brand ſei· a mam auf dem Warren, Abani bef heferaten 
av aded ith Bplar pacha at 
Alter dee i —— if ia ohio: 
fess Reiemmlbattionon, chap, 3 
deitornbenthrt —— ae, Dep —* 
Ren Pavvlations cloſchan⸗ guadi die Hingekng· welche 
— — —— 
ientun fuichora efühlan gong ugahhangig HET. nt 
eye bane Aerial Guana: aon he 
seamen Sbnigin zugeſchrieben werden uß / kaun fig, bod 
pugheity.cinen Echiaß auf den. — Hopaené 
welthesß man ungeſtraft kraͤnken hurfte:: 


* 

"Gon dar Nacht, woeiche der Greulſcene bes S.Detnber 
1098 weranging,, war. der · Hof pt Vnſailles, vor, der 
nahenden ·Gefahr gewarnt wordan und. cinige- Beene 
Satine sfid): um die Figigsher Gamble. gekbaart. 
ay iciasten digfew. sav i@Gref: Sous Rarbonn⸗, — 
pater) ith Naoleans. Botichofter. in BWign,-unferm Ge · 

chesmaun· eczhld bat, sede er, am. fruhen / Worgen van 
bien Neten dag Quuigs, Deven · Hofſtaat ex: dayjels en 
rugebbotty mit cinent Aucage an Audwig XVL. abgeſendet, 
den Grafen Ferſen in dem koniglichen Vorzimmer, nach 
eiaer·deſelbſ angetroſſen. 
Gb Bend den — — 
Sluch·/ th Berard betannt, deſ. Graf verſen. als 
Kutſcher verkleidrt, die konigliche palit von Paris his 





Gugino, Ramen em 
nonimen. ¶Derſalbe hatte pin tm: Rogenbiie der Aus · 
fũheong (Zuni 1701) ane Surge: Meike nash. Englaud 

unteruthmen 46h ff, und “befiate fi shen auf den. Rid: 
veife, wo ex, vor dem Poſthaulle gt Calas ficbend, auf 


872 Orah Bees. 


Sie nah Briel. a “Dab Marie Antoinette in:ten euch 
vollen awachung / wache ·auf hte Nudkehr teow Bacnes 
folgte, auf Mutel anfemmen-batte, dielen Auhäager den 
verhaͤngaißvollen Folgen einer i ig ayo hen 
Stabe w-entgisheny i vin Bug, der zu ibete Ehre auf · 
bewahrt gu werden, verdient. 

Die Beranleffung gu dergens nhem Belanntſhaft 
mit jenem Englander gab ein Liebesverhaältniß, in weichern 
bade einer baühmten Schonheit jener Zeit ſtauden. 
—Se— ſcheint im Leben / des Erſtern keine au⸗ 
bedentende Stade eingenemmen gu hoben ued: ob aſt 
demſelben · ſeine Gusfremmung:' gegen Marie Autoinctte 
wok zuzuſcſreiban. Bie erwaͤhnte Seow: hich. urſprůng · 
lich Franchini, war eine aus Raced gebürtige Tangeric 
und darauf rllarte Maitreſſe det Herzoge Rect oom Bits 
temberg, welcher den von ihr geborenan Drei. Aindern / dan 
Ramen: now Foanquimont beblegte ¶ Dir dus Sodsery 
pater ow. den: Grafen d Drſap verheirathet, wed she 
Mutter des befanntin Dawe) deefes Namcus⸗ und der 
Heyogin von Guicht ⸗ Meeament) 4 A bln hit 

Raddem jene Dome, aus Wefodenr; ibir; nicht — 
find, den Wärttembergiſchen Hof wiedee seclaffes: hatte; 
begab fle ſich mad Oftindion, hurachete bow ciney Sng: 
lander, Sullivan, und fom dann unter Ddiefem Ramen 
nad Paris, wo fie bald mit dem erwabnten Mr. Quintin 
Groanford cine Verbindung ſchloß und iat-feirems Haufe,- 
welches als cited der glangen dren ooh ‘Sects: geſchildert 
wird, die Bekanntſchaft Berfen’s machte. 


ene. ' 818 


+ Bent Weavhoch warb dine! nochtgeſcach ago Gy nana 
25 Bermoen, witches er in Oiidien erro mien; 

whrddifaltign Senutuiſſe wab-Biebe zu den ſchourm Maren 
— habe Seiuer politiſchen Geſintiuug!nach · wab ve 
eiger Zory ete: a8 eecer Geind: ‘ee fe sailed 
Srevatation.: Lae . ot We 

“Dew Graf Berton: Dares “ebenfalls: gota sen 
Quai: 1ISL nach Briel fut cattommnen: In dirſer Oopiot 
and pater tr Bien hleit ev ſich — 
erwãhaten Perſoutnauf, da weichs ſich eth: dhe Neffen 
Geawford’s anſchloſſen, fowle: bee’ lette Gelendse. ou 
ee Katharina am fogs RG ‘Daf, Bae: ‘von 


‘Weie der Singin hend moth ain Oneflihee Berkihe 
foatt, welchen cin int franzſiſcheu Olen len: ſtehenber· Aus⸗ 
Hindeo vermittdte umd dabel feloft Briefe ber oanyieade 
Kiker Better empfing, die ſich nods: inden: Datos 
feinee Sombie. —— ne Dirge species wetden forge 
fiitig aufbewaled und: in vivern” derſelben, vom Balee 
Wrath an — ——— i Sarzenhrit der dieters 
ſendung zweier Binge, ſolgende Worte: „L'une est 
poer'sousy Vautre pour’ ceil ‘que’. vous saves. 


Bap Lidia Stee Vendang, eit riget + Bennet; | veffen 


itis — 





43) theber et sir aided dat Unde Marie Antotnette’s” anf 
fomte thee ** 


geria oes fe —— —*— 
— der Aufſchrift Pe ected ie —S el —* 


Mertreter Bipoehens · bi : 
wigelaſſen ommanby hi: Rad 0 -dadger: Beahen oesgebaden 
Sorrent. iss Neſtatt, begab fis. Ferſen nah Karltcube, 
want Def Oft vͤbtr dic baid darauf zu / Stande. gekynunme 
VBerwmiãhlung ſeines Monarchen mit der Prinzeſſin Frie ⸗ 
derife von Baden gu verhandeln. 

Von 1798 Fis gu feinem Ende hat Ferfen Schweden 
uur einmal nod verlaffens es war diefed im Sabre 1804, 
wo ex mit feiner Schweſter, vermablten Grain Piper, 
eine Reife nach Italien unternahm. Das intime Vers 
Haltnif, welded zwiſchen beiden Gefdwiftern beftand, 
iſt nicht ohne Einfluß auf Ferſen's gewaltfanen Zod 
gemefens Denn es Hatten fic fiber die ſchöne und geif 
reiche, aber ſchr intriguante Grifis Piper Gerüͤchte ver ⸗ 
breitet, welche fie ber Vergiftung ihres erſten Manned, 
eines Barons Taube, anklagten, und dieſes leitete zuerſt 
bie blinde Volkawuth auf den Verdacht, Ferſen felbſt 
fe bem Lobe hed Prinzen von Holftein nicht fremd 


gewefen. 

. Fan Shlus nod die Schilderung ſeiner äußern Ee 

— wie ſie unfer Gewahrtewanun nach mehr als 
einem halben Jahrhundert in friſcher Erinnerung bewahrt 

hatte, Gerfen wor grof, ſchlant und von ebler Haltung, 


genet Bang bob dos nokFommeue Ebenmaß fener Ge- 
ſtalt bervor; fein Erſcheinen war wiirdevoll und zugleich 
auſpruchslos. Die Biige ſeines etwas gebrdunten Gee 
fichtes waren regelmaͤßig; Die Zäͤhne waren fin und 
iber den ausdrucksvollen blauen Mugen wolbten fic) dunkle 
: Brauen. Cine befondere Leichtigkeit und Anmuth fag in 


Oia Hepa. 8% 


ſeinen Bewegungenund itrat · dat ratelfted Gerber} wean 
er ſich, gett fem: imbeulerkt fein” werteite, Aarne 
I@aton entfernte. In “der Unceryatting Boron’ herrſchte 
‘Benivffersgeit und convrutienell ehtzitrũckvaltang "vir; -eine 
NRirhtimg, welche in Kretſen, wo fie algeiilein angemom · 
‘aiten Uff, oft bas Verausfinden bes Sedentenidsh: Meriden 
eefmert. 








Sepa tor tty age 





perce spe 





aie lum". 









2 pba 
164 9G 
nmurtx 


Doniel · Soeſer wurde am 6. Dee; 1004 zu Beisbary 
geboven der Suhr ines. Schuſders Konrad Eteſer aus 
Nicharbila /in dee Grafſchaft Solms · raunſels und einer: 
Fiq̃erotvchter inna ans Dberbala. Die Meltern waten· 
bet three Verherathumg wad WWelibuvg gegen, ‘we 
im die-eofle Schule ging, Dow nahm ihn, fobald: ee: 
laufen tounte, feiner Grofmutteo gu Oberbita — 
Whaunes Srefer, Dechent zu Beilburg, zu id,’ und! 
ON er 1416 Zachre ale war, Heh we ihm zu Slier die 
Touſar geben und byadte ihn wah Bagbad. auf sic 
Shute, zu Heinrich Benring, den’ er ‘fe ein eigen 
Freunbe bes Grades. : 
In ſeiner mehrfach intecoffanten —2** 
eae nun Daniel Srefer u. A. folgeridete - 
Dirweil ich gu Bagbarh in die Sejule-giengr, toe 
gab fith ein Sofer Gell, ber woht zu behalten iſt/ aime 








oil ih Danie Srolfer, Placer und Superiveendens in — 
ie Curriculum vitae, vom 1504, ate en bis ind igo Iaufende 
1 iy, als —— aging § Suh Géttlige gnd gee 


frathervignn, fo deſſen g —5 a mtr, ra, 
—— ‘Dresise, & - pine ote — if vers 


Dawiel Grefer 377 
lich alfo: Bei Wellburg auf einem Dorfe Eſſerſchhauſen 
genant wobneten zween Edelleute; der ine hieß Mare 
quardt v. Wertorff, der Andere Henn v. Werterff. Und 
weil der Henn nod fein Weib hatte, 30g er von feinem 
Bruder Marquardt, und lies ihme die Haußhaltunge und 
fagte, et wollte fit in der Welt umbſehen und etwa bei 
einem Herren Dienft ſuchen, 30g alfo darvon, Saf Mare 
quardt nie erfabren fundte, wo fein Gruber Henn were 
hinkommen. Ge wete aber weit aus dem Bande, in 
Previfien gefommen, ‘und hatte den feinigen niemals. gee 
ſchrieben, nod vermeldet, wo er ſich euthalten thete. Run 
war ein lofer, leichefertiger Mann, der nichſs thetey denn 
daß er miiffig: gienge, fpiette und beim ſauffen lag, dee 
hies Henn Schutz und wobmete: auf einem Darſſe, das 
zwiſchen Bubbach sub Meilburg liegt: und. belt Krifftel· 
bach: -Diefer. Heer Schuh kam bei den Fremmben: des 
Henn Beroe#siin verdacht (aus: wes urſachen · weis ach 
nicht),Als hette ern den Heun v. Wertori amordet. 
Darunebward · cv, gefangen, torquiret aach difo-gemastert, 
daß er bebemdte/“Ee- sand fein Vater der nun gefforbar 
were, dienhetten den Edelmann if. deur Baldo; dex bel 
Krifftelbach lieget, dardurch die ſtvaſſe geet, ermordet 

und in dentifBniet hegraben.“ 

1 Derwege Führet man ihn in dew Waldt, das er 
angeigen: felteumipin fe ihn begraben hetten. Im Walde 
nun zeigete vet eine ſtelle und ſagete, mid) bedünckt, bier 
her haben wir ihn begraben. Man grube ferner und 
ſuchte tieff in .dex-erden, aber man funde keinen toden. 
Da zelgete er eine andere ſtelle und ſprach, da ſchlaget 
cin und fadet, 0b the ihn, Ba-finden, möget. Aber man 
funde an Ddiefem orte aud) keinen todsen, und folded 
geſchah gum dritten mahl. Sn fumma, da mart ntihts 
funde, da fiibrete man den Henn Schützen wieder cin 


R Derit auieẽ 
up Gefang 8 un aorauitet ihn witherands nul. alirr · 
geldwindefte, dafred ſolite ſogm / wohin Gx, ſarwt frivens 
Water, ‘den. Hea vem MBestorh begraben hate. Oieweil 
ed / ſich denn aye befehratey fe ex beugnen würde, daß 
an ihre noch übeler mutterea and. feito side, 0 
befttinde or darauf und ·ſagte / ice Hate ja wit feinem 
Bates duſen Edelmann Helffen armochen -end “ihn. in 
Walt begraben/ W laug ‘torre, ſo bette 
er bis: fede Wergeffen. Da flihretr man ihn · aus unh 
Holt” Helsgeuichte ies i und gab: thin das: Stee, 
daß er follte geradebrecht werden, aber er warde orbeten, 
bah 106 Shure med: yom Schoerbt fawn 

| y WB er aun felt wleber tigen, Da ſprach ers Nun 
ity fo ah: nee feet —* “ib. dew: ih don Cdelman 
etmordet follte haber, aber ih willl: ch auff mein shell 
HittendedGE nehmen, daß ich dieſen · Adelman mein / leb 
Daag nicht · gekndt Gabe, weit auch aicht wehr exes, 
hab ihn dee Beit: meines Lebens suit: augtuenirhe geſehen, 
wed wil nimmermehr· ſelig werden. Da fagte dw 
Sq arffrichter zu den anMageen, He. ſollden haͤren, / wad 
bev arme Mann ſagte. ) Aber den: vine Cookman, lo 
tye gu hafften bracht hatte and chten eB; der an 
wortate und ſagte gant Soarhuichtan; ust. Tee gat 


seo 





1) Ge gibt miunde Metfplete ats jenn patter’ 3 
—* menſchlicher waren, als die 
den graufamften. Foltern ju einer Arr —ã isn gr yi 2 
den war. 218 Ll der braunſchweiger Magiftrat dent —* jaupts 
mann Brabant, ene polkttfigen Gegnen, madbem er: bereith bret mal 
wad fered mal mehce Stunden lang gefolters,. fogex an, feinem gehner 
henen Beine mit Shrauben gute worden, ‘an ibm ein Arm aus 
dem Gelenfe geriffen war, Meine Kelle vou Hartem Holy unter dit 
Pinger fdlegen iaſſen wollte, fagte der Kuecht des Sqharfriaters: 
er eit, feine Seligkeit bedenten, und meigerte fid der Are 
te Manges geidah damels, wie andi gelaicht and nod 
m — ‘Die Seligreit niht bedaat with: 


Dake Greged. ‘a 


mie. Ben Rebs, rhawi Metals Ptigefeletiber pai ge · 
brvchen; thu Do wddubcin Phnptolfis’s... stun Ly 
2 ADO vun der-cxmne Mer: abeberdrichete ni fpresdrses 
noch cinmabl vers wollie of auff [eine Ginderth neinnen, 
bap. er den Man / mit Mugen miacgeſchan hetien und ſagta 
wꝛeiter: Beh nerbetie, weine Auſchuld ſall au tag lemuea 
und . der Edelman fad, 01 Gottn mill, lebende wither 
bennnen, che mich dia iabem und · dis Vogel weedem ge 
farffen baker. ¶ Amiete auſo nitber, lies ſich Achavpten, 
woah ivoushe medals auffs Rad gelegete wnteier Koei 
oben: fiber gett.” . 5: yin aot as and 

„Als ih nun —E biased no Reals 
A2.. Gepts),.ané, der Schale - olen : gen. Weilhsgy ging, 
abe: cb bros dens: Gabitgen .eaffin: Rader diggen hen) 
here bie: Giraffe ging bey: ſtinem sauffgetishton Made 
fovitheri:, Was geſchicht -aherk Der! Etehare ewe 
Mertorff/ kam· wieder, che dam A Moen tumhwahran, 
und wachte Gatt des Wunſch des unfhubigas Manasd 
war. 1 Da nan Hawt. wen Wertons wiederlommen vee; 
da wenavgan if ſeine Zreunde mit den: Gerichten wad 
Qeyn: Mcdiigew; hinterlaſfenen Weibe und Kindern web 
gabe ibnen: Veld rdafüũn. Den teden.Garper aber mabe? 
Rep tabs: Nade, wid baeitet· ihn mit.oan Phares und 
Salen, und beftattet ihn auff den Kirchhoff ebrticy 
ur. Bebe. .. Dem, hem armen Menſchen war unrecht 
geſchehen os: 

Grefer 30g, nach bee: fahrenden Echulerweiſt ſemer 
Beit, von Bugbadh nach Caſſel, von da nach Gotha und 
dann nach Grfurt wo er ſich befand, als Sather auf den 
Reichstag nach Mots’ ging.) Mus fait ast ¢ er: 











— sf ‘wi Aver dpe. nthe iamkt feinee fonftigen 
—E vaſſen. Er iſt . Mee 15M geboren, wis wit kd ober 





1: WR AID war urthin die Schule ginal, madten 
big Bigahantenxen An ſhtht 1) und ftairaacten ie Pfaffen· 
ea ete tana ie, Agate and⸗ _ tjeben Frawen · und 
pond, Kinch. hrrumb. —— le Benfber: aus, ſtieſſen 
in den Kuben dia Die ein, verterbten allen Baurath, 
ohn · Schüſſeln und. ——e——— die.koſtlchen 
emoſirt Tiſche und warken die. Hide alles, deuen fo 
fie. verherhet fatten, auf. die Goſſen hinaus, famps aulem 
mMEd-gmefjen dihnete, ils: Myptery, Spect, Erbes Eyer, 
Brod, Rife, dag. die tent genungk — anfialefar-und 
heimzutragen. Da dic Taglopner upd. Wanhacker, fo 
bean mehrer Sheil Franden-rgacery foldnder. Studenterr 
firme, gewahr warden, aefclleten fie ſich zu ihnen, und 
holffen Arabbriagen und verterhen, waes fie mochten. 
ſchlugen auch dic. Keller Thüren auff, mit dex Wet, dar 
zu fie aunzinen ſchlagk und das Wort Ephata branthten 
Saffen Wein pnd Bier aus, Was ſie zu qauffen wicht 
vermochten; ſtieſſen. ſie den Faſſen bie Biden, aus, ljeſten 
das getrind, Wein und Bier,.in dred, lonffen and Shel 
upbfemman, daß · es nicruand zu aug kam. Son derlich 
thaten ſie. am Bettzewand grofſen ſchaden, dentn e 
ſchnitien die Ziechen anf wud ſchutteten dine Bahernnay 
den Fenftern hinaus, daß die uber gang Erifunth.flehes 
daß an den Ginunel night woblfehar tante. pnd, gleich 
ain auſehen Gette, als wenn aes dirt frbneibete,, don auch 
der Erdboden weiß, als wenn es einen Vance bette ge> 
legt, mit Bede bedeckt — “ 





1) Bish 1524 gewefen fein, moh {nee aot gases oman, 
Schacter Quelen xrwlbnen. dere: Surwlt,: dopeidnen aher dip Lands 
leate ale die Rhdtep. Man got--in-loteinifges: —eS daruber. 


Brault Greſc 38t 


Won Exfutt yog Boefer whee Ham Qebomitarg , 
wo Thin fein Vroßdheim dee Beant, ein Cenbieat vere 
ſchaffte, Das: ihm aber in der Rota bi de vt wurden 5 
Ge ward: da flit! ate Set Wat ober Me Vicarel v iaans⸗ 
nis / Noriae geegt}’ was · er AB ied af abitverin hzeſetzt 
welden nannte. Vochenipfitig ey nun Be aubern Seine 
Okdines und · 30g, da et gue Prichetwiethe noch gu jung 
war} nach Det: buf die niverſitat “fe ee bisdind 
DPA ahe ſeiges kes, alſo bis 1585 oder -26 fRidite: 
In⸗Mainz gud ser‘ atdy M8 Collaborator: dn der Sate 
zu St.Wietor utd on ‘der Domſchule Unterticht, und 
ſollte ev ani letzteret den Virgil gary Ubernehmen, was 
er abet ablehnte; weil — im Birgil -fovtel Astronomes 
worfidler und er astronomiam riod) ‘Abst ſtudert Gitte: 
Gr wurde nun mittelſt Dtinifforiaten von dem Ergdeey 
von Brier, wehin er elgentlid) gebbete, “In Maing’ ove 
OEM 15026 -Herr!'25, Febr. -Diakonud; ber 18. Mary 
Stadbyter und fang’ am 14-Mai ſeine erſte Melfe, wor 
nauf oe Hide bange nachher ein · kieines armes Sferleit 
he! Gabe meil weged von · Welllburgk gelegenEdels⸗ 
Bergl 'ginanint gu ſeiner Bicarei bekonimen dad" et! 
doch vbn · Weilburg aus verfehen durfte, wo er auf: bem 
Sele wohnte. 

CDE Hel eas Shipp zu Naſſau *) ben Etharh 
Stgnevbias von Helibronn, “der damals bei denen 


1) Ge will es von Dr. Georg Kybiſch, der gu St.<Gaftor gu 
Goblenz jae ok geweſen, erhalten baben, dered aber nat ‘mit Rest 


4 

ich, wad”-Rimte, fener Ralelfiy vin foldec geaaien fein. 
* 2) Philp I. yx Weilburg, ged. 1504, +. 4, Det, 1559. Bers 
mahlt 2) writ OMfabeth, Dodjter Gergare’s von Sets, He wn BiB. 


388 Danie Ereg 


we GGuntinges PXetige) wep; nad @ellurg sendin 
tend im Einne iden -wistenbergsriGdukepiigen: ¶ Diefor 
gewenn · and Griſer fir Seite Suche bet Feith ems: fia 
ype Deifelbiger · gefelletr und inůt tines dniigany,“': whe 
Gx denn cus ,, ienfeven lutlithe angen Etiſſtherven aba iin 
Tings twiter:idsti¢ninet ss tademn enliven · griechtſch ·n 
mab’ hebrüiſchen titertihfl gi. i Bei dice Bdueppind 
flatidiar auch bei viner Auchter 7h Geerttrr: und: es er· 
gila / ſich / Dutßz ibeibe: damals ix Heiligemenetreng’ nod 
night entfrembetgermefin,. Diam Gtojer fagt: daruber: 
prices Blanding cine Merterin gewejen, unter denen, 
fos zu Viesna und Sugbuny: um · det Nomen CORLERT 
wilian, getibtet certion sunk. ſo viel erſuten hat, dag 
fish. fu vermundem, daß ein Meib -foviel aus fichen faite, 
Dain: fic iſt gefoltert, in Fewer -geboent; dens wilden 
ieren· und · Ochſen, fo. fie gerveipen ſolltenfürgemdefen/ 
wed endlich anit ‘dem Schwert gefigdft werden, wie matt 
vow tho ·lleſet Bocles. Histor, hike'5.:Gapii 2. mbi8z 
Dan anb bat: Schneypius · dieſen Namen thar · ſonberlich 
gefallen laſſen, und mir befohlen, bey der Heiligen Tauffe 
dieſem ſeinem Töchterlein den Namen Blandina zu geben. 
Sieſe Blandina, deren Paht ih gewefen, Yor hernach 
Victorinum Strigelium *) zur Ehe gehabt.“ 2 vx 
‘8b Schneppine nah Mardierg. —— 
lectot Berufen ward, folgte ihm Greſet dahin und 


133k fords 9) mit Hana, Sots i Deu en Ns 


Sfonburg » Birjtein, ob. 1522, $.15% pla te ERT Wy 
Seb. zu Koufbeuern 1528, ne tr wittenberg⸗ Ainge 
—& ‘847° St * — 1849 4n, Bind, 
Gegner- eb Blackes, ‘aaf deffen: Betrich 1500 verhafet, 1902 tw 
Sail gi a —— delai ald Devoe ta 


Ded Coches. 383 


fiubicte zu evburh, + indem Graf: ilivn dic nSðfts 
herren ju Weilburg HDGigks  1Ahussfein Gictounnen sad 
maudia verabfetgen pe laine. u Natburge héewener 
Oebrkiſch, Pimbosribti Bohdened. DowicenH;:: Bhentogie 
lbei Frauciacus ¶ Ambetius Salads; <Sdymeppind : and 
M. · aibauuts · Gislbenfike;: Sovernb bel: demo ried ames 
fabornten permanant: d. Su Ry), danchen auch Sere 
ſtiſches: a fbitutionion bei Sobeined Sermarind, Pandeiton 
Wai: Dicmbotp und BaGhafr Rianwner: Ridhtsohrte Suter 
reſſeuiſtz was er titer Golan Helfer) chetichtete 

Qurintiliana and Q. Cuvceiumn —— 
von Blip: Robeno ‘Heane;:: mit welchem ib: hernach: zu 
Marburg, dahin er endlidh-beraffer: ward, wud “alee 
geſtorben tft, fosidedticje quoge tanbigaffergemndt.. Dicker 
Rohaaes war ein trefflicher Poet, webbes eine: facibemn 
vensen Carmina: yr. machen, vow Bett Begubet- hatté 
alſe taf er webl: mit. mavgeit, wie Ovidius on fab 
reheat sand von diame bette fagen indgen: Quieqnid 
conabar disere marae erat. Dennis wan wwichdieſ 


ir 





28) Geb 440m oem, + 1560 ol6 $008. 
a bebe, Borate a * tes 358 ‘ait 
Behan —58 — 37 btn & 2, geb. 


mar metts 1896. —— gh gy der 
Mevicin, gy aig, —A —EX icus gu grentrt a. OR. 1586. 
2) Usber ihm nieleidt einmal befonders. 

3) Geb. B. Jan. 1488 unter freiem Himmel bel Bodendorf in 
Heffen, Sohn eines Kloſtetkochs Göbbehen, plate fid den Namen 

fetes “ea nyreg ters, ved: atetmanws Pettus, ‘bet fe Sater — 
* an bet Wohra, ™ ine Mutter qu Beane 

Feaberg and Gefurt geblioet Bere ju Sete tél) Be 
feet oid ». Dube ites bet ihm 1513 nod Eetvate 
Bede in Tey SD punts, 

eur en seus ex Su 
fi 2 ee 1534 wieder in ei, 16 Yn Mace 
orp perk ie Biota “and Geſchichte, + 5. Det. 1600... - 


384 Devel Gener. 


gemiftich berichtet, da w dic Hada Homeri hot ver⸗ 
sibua reddiren wollen, be Gat dr chy bald Bieth Homesxi 
—— fo Grneed —— geicken/ tb ben 

entz, defen fe -iee fo Ranen’ ghfeht, and het 
fo baned — bitter: ‘Yeo 26 walt dere: Nacien 


8 
= 
i 
aie 
é 
si? 
iy 
Ht 
ris 


bat ‘er fic: auffs Vapir gebtietet, und: bie veraus ſo 
Homeras Graoes gaſchrieben, auf. etnen hauffen latine 


Bent Hobanas nuͤchtern wor, ehe Darn er getvend, 
wat in volta ejus-cine herrliche gravitas und modestie, 
Daf, wenn Bunge Lente flix ihn kahmen, muſten fle ibe 
angeficht für ihme submittines, niederſchlagen, und dic 
Erde anfehen, und ſich ſchemen ihe bedlich anguighen, 
wie denn Suetonius vom Augusto Ceaars auch ſcheeibet, 
denn er hatte cine majestatem in oculis.” 

„Ich babe ihn gefraget, als ex den Pfalter- hat car- 
mine reddirt, welder translation er gefolget, Ob ers 
aus dem original dem Ebreiſchen genonnnen, oder aber 
ob ex dem Griechiſchen gefolget bette (dem des alten 
lateinifchen translation weis ich wohl daß er whigt nad: 
geahmet hat), da bat er mir gue antwordt gegeben, er 
bette feinen Pfalter, ben er carmine reddiret, nach der 
deutſchen translation Qutheri gemadt, wad derſelbigen 
gefolget. Ich habe geſehen, daß — elnem hat 
certiret, und einen gangen Abend uber tifh alles 
was ex geredet, nicht anders denn durch cite! octo- 
narios, daé ift Senteng mit act fitben und rithmos 
geredet.“ 


Quid Gale: . an 

« Sn Molau venaate. Bulensitn ges. vmmn⸗ 
fedteri cigratel neni babies verlbotTian  Bednenlns 
spe Gafallen: morhtc, 69). Rem nclng ARelfe spon: di teh 
—* inten · Vhwiegernacterndien fib 

int Dap Vordiſcheber · Wa⸗ 

at mimeo — fom: gusgeleitens: * 
woo: en Bae. dun: wicke Qutſchaften umd / fand und mochie 
erach, sake toni bt, 4: Malpeta, auch maiſt bei Be⸗ 
daunten ven, Ban, Den Merbroiapigheiten, den Begenben 
hebt er nun baenor:: RoBi me: durch, dics Bead ſurele 
chat gantzan tagacuter. citer, Ras bgroman geben ‘mas. 
Weaiter exgahie; cv: „Vnten, im Bede. zwiſchen Weinsberg 
und Heilbronn haben die Pawren in Rom Pewriſchen 
Waka ht: Grog Luhanigon ven Haifendain dard, die Spiſſe 
gejagt und umbbrecht, auff der fiells de dev, Graf. it 
umbfonynen, haben die Dever ge der zeit, als mid 
Schneppius ins Lead —J ſchickt, müſſen uns 


darinmen fi fie hal Beteil gefpwodhen. .&iber die andern lie 
Gober. ander bon: frryem Himmwel ſteben aüſſen, im ſchnee, 


Hettem fürm Ungemitter nicht fier waren. Entweder 
——————— oder die Zeit ſchon ſehr in einem 
Relurgang gur nwderren Bequemlichkeit begriffen geweſen 


wenn ded Gericht · unter freiem Himmel, das ſich auf 
dem · Lande san vielen Ortan nod) bis an unſere Beit ex 
helten hat, 0d Straſa gegolten hat. Graf Ludwig wird 
wool chen dethalb —e— worden fein, weil es 
cite alte Gerishtohitse war. 

Von dem —— welches Aufangs October 
1620 zwiſchen Lather und Zwingli zu Marburg gehalten 
werden hat Greſer nur Erinnerungen und Geſchichten im 

. 7 


da woltend bie Nachbarn nicht leiden, und meintm wit 
brechten Prſten auch in die Heuſer und Gaffen, die 
foatten wobl rein wad wntbefledit Slidden, wenn Tote nicht 
affo awd allen unſern Heuſern zuſammen kehmen. Der- 
halben ſchloſſen wir zwey Heaſer gu, aud zogen wir be- 
freundten alle gafammen, im Sie Dechantey, da ich immer 
wohnete, daß unfer 18.Merfonen zuſammentamen. Unter 
denen wurden Reune kranck, der ſturben ſieben, und 
kamen zwey wieder auff, und Wieden Neune gefundt, 
und bekamen Peſten nicht, unter welchen iG einer war. 
Und wiewohl ich auth bey ben Krauken in thren Betten 
geſchlaffen habe, Gin ich dorh, Gere toe, aicht weber 
frond worden, nod geſtorbrn. Denn der glittige Gort 
wolte mid lebendig haben, und weiter gebvauden.” 

„In diefem ſtetben wurden keantk und ſturben, Mets 
Bater, fein Wel mein ſtieffumcter Maryretha, der De · 
chandi Herr Johann Grefer*), Mein bruder Martin, 





4) Man fieht alfos feine Mutter war früher geſtorben, hat vielleiht 
feinen Reberteite gar widt erlebt 5 mobl aber bat Deb feln Gropopeim, 


derici Confer. wat 
Mein Sqwefker Gea; mein liches: Weib Eva, die ib 
nücht iwer —— Bed zwanthig wochen gue Ehe gchabt 
meines brudern Joheunis ſchwieger Fram. Das: find 
flelen Perſonen, dae von. hen: unſern ſturben. Aber une 
tet den. Stern, fo krauck murden, ſturben nicht, ſondern 
ſtunden auff, und wurden wieder geſundt, Mein Sdevre 
fier Dorothea, and meiacs Vatern Dienſtmagt. Auch 
muſten wir in ſolchen ſterben unfere Todten ſelbſt be⸗ 
graben, auffs beſte As wir wuſten und kundten. Darumb 
bab ih meinen Bruder Martin auff einer leitern miſſen 
Gelffen zu geabe tragen.” 

Brefer, wieder ledig und feei, zog wieder gen Mare 
burg und ward Tiſchgenoſſe des SGeeppins, Ser ihm 
auch bald zine Vocation als Pfarrer gu Gießen 
ver deren Untritt, und noch in dewsfelben Jahee, in wel · 
them feine erſte Frau geſtorben war, im Whvent. 1532, 
er ſich cine zweite Ehegenoffin aus Weilburg helte, Ka⸗ 
tharina gecheifen, mit der ex alsdann 53 Saber in der 
Ehe lebte, indent fie erſt am 8. März 1566 in Dresden 
verftorben iſt. Ju Gießen zog er in der Woche vox 
Weihnacht an und blieb 10 Jahre dalſclbſt. Won ſeinen 
dortigen Bebhiftiquagen ſagt ex wu. A.- 

„Da ich den and alle Laudtage, gx Marburg, Caſſel 
und Viegenhoain, fo wegen dex religion gehalten wurden, 
beneben. audern Theologe, mit habe beſuchen müſſen. 
uUnd weil ich noch zungk, Hab ich mir alle tage gu ftw 
diren eine ecdnung gemacht, daß ich wuſte, was ich alle 
ſtunden fürnchmen, and ſtudiren ſolte, und bab nit 
täglich unter andern eine gewiſſe ſtunde, die deutſchen 
Geiftiicher Beder Quthert, und fo in dieſer Lande Richer 





der Dedhant, und ſcheint felbft —e damit geweſen zu ſein, 
da Grefer bei ihm auf der Dechantei mohate 
17* 


388 Debish. Geifect : 


gebreuchlichen, zu ſingen fürgenonnnen, Sanit id mir 
dieſelbigen eat va wohl einbildete. Hab auch dieſebbi · 
gen den mehren theil geprediget, und den Bate gu gut, 
damit fie diefelbigen mit mehrerm und befferm. verfiend 
fingen midjten, aufigelegt, und mid) ſonderlichen dafür 
gebiittet, daß id) bie Dberlendifihe Lieder in ber Kirchen 
nicht bab fingen laſſen, darumb daß ſie ein verworren 
construction, wirter und vocabula haben, fo unſern 
Reuten hier gu Lande nicht bekanudt nod) verſtendtlich 
finde,” 


Mud in Giefen erlebte ex cin „großes ſterben und 
bemerkt dabei: „wie denn Gießen ſelten ohne Peſtilentz 
iſt, weill die landſtraſſe aus vielen Landen nad Franke 
furth dadurch gebet, und aus Reuffen und Preuffen and 
allen Landen Deutſcher Nation die Frankfurter Meß be- 
fucht wirdt.” Er brauchte fiir ſich und die Seinigen ein 
Prafervativ: ,,alle morgen fo viel alé eine halbe welſche 
Nus groß, welded electuarium id mix felbft zurichtete 
und hatte diefe ingredientias Welſche Nustern, fo dirs; 
Feigen, Rauten und Salg, dad ſtieß ich in einem Miele; 
das es wie cin teigk wurde, und that dazu einen gaten 
ſawren Eſſig, ug des nicht zu viel, damit. daß leetage 
rium nicht zu viel foppen befommen,.und gayjay dinwe 
werden wochte. Sold electuariam, fo. von, bee Sawte, 
gar eine griine Barbe bekahm, brauchte sa, .famptouneie- 
nem Haufgefinde, bed Morgens niidtern, und babs fir 
Peſtilentialiſche Lufft nicht undienliden befunden. Ben 
ich aber gu Krancken gieng, gebraudhte ich dies electua- 
rium oud, und nam cin ſtück Angelica in Mundt; 
ſchmierte aud) den ober fnebelbarth mit Effige, daß ich, 
wenn id wolte, dDenfelbigen gu mit ſchnuppen, und mit 
der Nafen dran riedhen funnte. Wud nam tH ein 
ſchwemlin in Effig getundt in die band, daß ich bet 


Dentel- Grefer: 389 
den Mancken dran riechen -fonte und dee Peſtilentialiſche 
geſtanck· vow mir nicht bite gerodjen “werden. Für 
allen Bingen? aber, wenn ich gehen wolte, befahl ih mich 
Gott: und · Betete mein Bater-urifer, ſtelte es Gott heim, 
ob er mich geſund erhalten, vder ob er niich kranck werben 
und ſterben laſſen woltr, gebachte auch, wenn mid Gott 
au ſeinen ‘genadert wolte nehmen, daß ich fo gu feiner 
gett mit Dent Bode beſſer könte angegriffen werden, als 
wenn ich in der Arbeit und dem wercke meiner Voca: 
tion, fo mir Gott gu verrichten aufferleget, funden würde. 
Ich hatte ancy einen ſonderlichen Rod, ben ich allein 
darzu gebrauthte, wenn id folde Kranden befuchen wolte, 
und wenn ich Bet ben Krancken mein Ampt vervidhtet 
hatte, und wieder beim fam, ginge ih in bem Rok 
nit alsbald gu meinem Gefinde, fondern in Garten, fo 
id binderm Hauſe hatte, hangte erſtlich ben Rod auff, 
Hed die Lufft dardurd gehn, und wenn id thn nachmals 
in meiner ftubierftube Hingelegt, durffte meines Gefinded 
feines darzu kommen.“ (Che werden auch wol tüchtige 
Scheu vor dem gefaͤhrlichen Rode gehabt haben.) 

In Gießen ridtete er einen „Senatum ecclesiasti- 
ounr, eine Art Sittengericht, ein, hatte aud) viele Dis 
putete mit Landgraf Philipp uͤber deffen bekannte Bix 
gamie· , und mußte dann wieder, mit dem Statthalter 
zu Marburg, “Georg v. Rolmig, und dem Hofgerichts ⸗ 


D) Bi wiſſen nicht, ob et mit bel der Sufammentunft heſſiſcher 
Fate in mit father tad ‘Melandthon in Cifenad gewefen iſt, worin 
bie Haupter der neuen Kirche „bei den Eingeweiden der 
— Barmꝛherʒigkeit“ beſchworen, ein mildes Gutadten gu ers 
fatten, worauf diefed aud. dabin aubfiel: daß gwar die Doppelehe 
serboten fei, dap aber dod aus dringender Rothmendigteit, wofern 
Die vornehmften Glieder. der Kirche cinwilligten und das Geheimniß 
Eada bewahrt merde, ein Diopens von diefem Berbete Rate 
en könne 


890 Denil Ereſer 


beifiger Kraft Raub, mehr dent 50 -Wtedertanfer, die 
gu Grineberg in Haft waren, examiniren und mit ihnen 
dioputiren. Es gelang ihm, „ihren Antesignanus und 
Meifter, Schnabel gebeifien, vow feimem Itrthum zurück ⸗ 
gubringen’; bie Schuͤler waren aber ſtandhafter ald ibe 
Meiſter und ließen fich lleber „wieder einſetzen“. Der 
gießener Rath hatte geen geſehen, daß Greſer in Mare 
burg Magiſter geworden waͤre, und wollte die Koſten 
tragen. Greſer abet „achtete ſich darzu zu wenig“ und 
meint: „Hab auch gedacht, daß ich nad) empfangenem 
gradu nichts deſto gelehrter ſein würde, und de etwas 
tüchtiges art mir were, würde ſichs wol ſelber weifen. 
Welches ih nicht darumb ſage, daß ich für unrecht adhe, 
daß gelahrte Leute mit ehrlichen und herrlichen titteln 
gechret werden, denn Gelahrte Leute feind ehren werth 
und würdig. Ich aber habe mich der Ehren zu wenig 
geachtet, und bin alſo, ohne einen gradum, Johannes 
in eodem, bid hicher verbliben.“ 

Als die proteſtirenden Stände cine Zuſammenkunft 
gu Frankfurt a. M. hielten), mußte Greſer, auf Befehl 
Landgraf Philipp's, vor neun Fürſten predigen, worunter 
SKurfiief? Johann vticbrich and Herjog orig, -fewke 
unter ihrem theologiſchen Gefolge Philipp Metamhthen 
waren. Als nun Landgraf Philipp 1549, nachdem er 
feinen Schwiegerſohn Morig mit dem Kurfiieften Johann 
Friedrid) wenigftens foweit ausgefShnt, daß fie die ber 
reits ergriffenen Waffen wieder niederlegten, einen Beſuch 
in Dresden mate, fam über ber Whendtafel die Nach⸗ 


1) Wird die im Aprif 1536 gebaltene gewefen feins dent 1599 
famen gmat aud die Héupter der Schmalkaldiſchen nad Fraukfurt; 
28 wat died aber fein Bundestag, fondern tine Baffenfitliftendse 
vergandlung mit den Katholiſchen· Morit war in beiden rahren 
nod nicht Regierender. 


Ronit Genie. aol 


vit, daß der Vfarrer zu Dresden, Joheunes Cellariugi), 
geſtorben ſej, „darüber Herzog Moritz hod betrübet wore 
den, alſo daß ſein F. G. den Abend uber tiſch nicht hat 
eſſen mögen.“ Herzog Worttz fragte den Landgrafen um 
Rath, worauf dieſer Greſern empfahl, deſſen ſich der 
Herzog voch von jener Predigt her exinnerte. Sie ließen 
her deher ſchreiben. Ex fogs darüber: „Und wiewohl ich 
von Gieſſen nicht gern bin abgezegen, ſintemal i alda 
vicht allein eine gute beſoldung gehabt (debin id) gwar, 
ohne ruhm gu reden, niemals cher und mehr als auff die 
chee Chriſti bedacht geweſen) und in zihmlichen guttem 
vorrath geſeſſen bin, welchen ich allen, ſampt meinem 
eignen Hauſe, aͤcker, Wieſen und Garten, auch Vieh usd 
mancheriei Haußrath, auff berfandte vacation mit {dar 
den habe verſtoſſen und geliſen miffer, da ish, die were 
eit gu reden, beffer als bier in Dresden, do ich gu kei⸗ 
ner Heußlichen Nahrunge jemals gu fommen vermadht, 
habe cuffommen konnen, fondern bei gewifliden alda 
auch lieb und werth gehalten gewefen, und haben. mid 
gewis die gu Gieſſen nidt geen verlohren: Jedoch, als 
ich geſpürt, daß es Bottes wille alfo, habe id) deur ber 
fehl des Landgrafen gehorſamen und willfahren müſſen, 
und bin alſo im Nahmen Gottes hicher gen Dreßden 
lonunen, Wono 1542 den Donnerstag far Pfingſten 
(19, Mai), und gum Güldenen Hirſch, bey Herrn Georg 
Rigen, zur Herbrige eingezogen“, worauf er nächſten 
Rages gum Herzog berufen und daſelbſt den drei Bür⸗ 
germeifiern vorgeſtellt und denfelben befoblen ward, ibn 





1) Geb. gu Kundfeddt an der böͤhmiſchen Grenze 1496, eigentlich 
sar — ſtudirte gu Loͤwen, Maing, Tübingen und Heidele 
berg, war ‘Profefor Det orientaliſchen Spraden gu Wittenberg und 
Seale, Prediger su FT ibar a R., feit 1533 gu Baugen, feit 
538 gu Dresden, + 21. 


$92 Daniel Grefer. 


„für ihren Pfarrern und Superintendenten angunehe 
- und go atte 2 de ſe denn auch willigt ‘und ge gerne 

ani ee 

Int Sommet deſſecben Sabres: fand noch eine Ver⸗ 
handling’ gu Miigeln, wegen der Irrungen zwiſchen ‘dem 
Kutfieften und dent Herjoh, flatt, an welder herzog - 
Lidhet Seits u. A. Georg v. Carlowig *) zum ‘Kerlebftein 
theilnahm; wahrend der kandgraf feinen Kanzler Johann 
Seige gue Vermittelung hingeſendet hatte. Diefer Feige 
erkundigte ſich bet Carlowitz nad) Grefer und deffen Amts- 
fihrung ; ‘worauf ibm Carlowig das befte Lob gal und 
u. A. erklaͤrte: Grefee fer Einet, der ign und feine Fraa 
noth bekehren wetde, wenn er in ſeiner geitherigen Bee 
ſcheidenheit fortfahre. In der Lehre wilede ex ſich leicht 
mit fin vereinigen, and in diefer fet ex auch mit den 
Andern nicht in Zwieſpalt; wohl aber tonne et die Site 
tenrichterei nicht vertragen, mit welcher Greſers Gore 
ginger und einige Andere ſelbſt Verſtorbene, die doch 
bereits vor ihrem Richter geſtanden, in ihren Ptedigten 
namentlich verdammt, ſowie ble Schmaͤhungen, die ſie 
gegen die meiſten Edelieute ausgeſtoßen Hatten, well diefe 
nicht ſowol in ber Lehre, als in der Behandlung ‘det 
praktiſchen Fragen von ihnen abwichen. Dieſe Leute ſelen 
zudem fo hodmathiger Art gewefen, daß fle auf Andere, 
die dod aud) Chriſtum gu ehren und feine Kirche im gate 





yrs ward het ‘bald aud in ‘die: ‘tosmtbeife rine 
—E Redfolger berufen, da er sin, dherausd anfgtevoler 
Freund feines Landes war. Er wird gegen 1550 geftorben fein. 


Daniel Grefer. 393 


Verfaffung gebracht gu ſehen wünſchten, gar nicht hatten 
hören, fondern Alles nad ihrem Ropfe und ohne Ueber- 
legung batten durchführen wollen, ibm aber, wenn et gee 
rathen hatte, was er fiir die Kirche Chriſti erſprießlich halte, 
vorgeworfen Hatten, er wolle bas Evangelium nerderben 
und ausrotten. Sie wiirden den Herzog Morig nod ver 
leitet haben, daß ex mit feinen Unterthanen in cinen grofen 
Abfall gerathen. Der. giitige Gott. habe durch Grefer, 
wenn er fo bleibe und fortfabre,. dies Wes abgewendet. — 
Dieſe Aeußerungen find ebenfo fiir den Gindrud carat 
teriſtiſch, weldjen der geiſtliche Hochmuth lutheriſcher 
Prieſter, der gerade in Sachſen nod) fo viel Unglück an⸗ 
richten und ſchließlich cine der Kirche ſelbſt fo nachtheilige 
Richtung erzeugen ſollte, auf gebildete Staatsmänner 
machte, wie ſie die Schwierigkeit der Stellung Greſer's 
an einem Hofe bezeichnen, deſſen Fürſt zwar Proteſtant, 
aber nicht Parteimann fein, die Verbeſſerung der Kitchen⸗ 
verfaffung nicht aufgeben, aber aud) nicht mit der Gere 
faffung ded Reiches brechen, am wenigften den uneinigen 
Hauptern des ſchmalkaldiſchen Bundes überall dabin fol- 
gen wollte, wobin fie die blinden Fanatiker leiteten, und 
Deffen erſte Rathe gum Theil nocd ber alten Kirche an⸗ 
gehörten, wabrend die Maffenmeinung entſchieden fiir 
die neue war. Feige theilte fie unferm Grefer in einem latei- 
niſchen Sdreiben mit, das der Letztere aufbewahrt bat, 
und fiigte entfpredende Rathſchläge bei, welche zugleich 
darauf hindeuten, daß beffifder Seits Grefer wol mit 
Abſicht nak Dresden empfoblen war, weil man ihn fiir 
ein geeignetes Werkzeug hielt, den dresdner Hof bei der 
proteftantifden Sade gu erhalten und in ihe gu befefti- 
gen. Den Georg Carlowig folle er vor Mem gu gewine 
nen ſuchen, und werde es dagu der fiderfte Weg fein, 
wenn ex deffen Grau gewinne, (Wie wiirde man fiber 
17 ** 


\ 


334 Daunitl refer. 


jeſuitiſche Proſelytenmacherei freien, wenn man ſolchen 
Rathſchlag in Sdreiben Katholiſcher laͤſel) 2) Er folle 
aber vorfidtig verfahren und, wie zeither, mit Beſchei⸗ 
denkeit; Milde und Ausdauer zu Werke gehen, ja nicht 
glauben, daß mee mit Strenge als mit Gelindigteit gu 
verfabren fei. Reine unzeitigen Sdmafungen, keine hare 
ten Strafredent, welde die Menſchen mehr etbittertent, als 
anzögen. Gegen die Rafter und Sinden des Volks 
Dagegen, befonders die fleiſchlichen Vergehungen, mige 
er auf das Heftighte losziehen, jedoch auch da fame Na⸗ 
met, oder ſonſtige genaue Bezeichnungen anwenden, for 
lange die Sachen nicht notoriſch ſeien, in welchen Fallen 
jedoch auch erſt geheime Vermahnung ju verfuchen fei, 
bevor gu öffentlicher verſchritten werde. Da er übrigens 
in Dresden ſolchen Beifall finde, fo ſolle er nun auch 
feine Frau und Kinder nachholen?), damit er nicht etwa 
durch die Sehnſucht nad) diefen zurückgezogen werde, und 
darüber wieder gu Grunde gehe, wad ex mit vieler Mühe 
erbaut babe. 

Rehtere VGeforgnif war unnithig. Greſer verties 
Dresden nicht wieder und fah wahrend feiner langen 
Amts führung dafelbft den Rath-swei mal ausfterben, 
14 Bürgermeiſter und 31 Rathsherren mit Tobe abye · 
hen. Ehenfo wherlebte er alle Prediger, die ex bei feinem 
Untritt im Amte fand, dere er übrigens nur vier oufe 


1) Im Originale Heift es dabei: Quomodo enim Christo com- 
cilletur vir, sive per te, sive adminiculo uxoris, Christo jungitur et 
Christi est. Si autem virum illam Christo seme! devinxeris, nthil 
gmplius tibi timendum est, omnia enim ad gloriam Christi, yolynta- 
temque tuam succedent, erisque fidelis verbi minister, com fructu. 
Konnte ein Iefuttenoberer, mie fie pacgetent aw werden vfitgen, an 
etn Berkeug bes Ordens anders ſchreiben? 


2) Das Shrefben iſt vom 5. Junt 1549. 


Dauiel Greſa. 35 
fuͤhrt ), und zehn ihrer Radfoiger. Der Sdlcitus 
beſtand and cinent Ludimagiſter oder Rector, - einem 
Supremus, ouch der kleine Magifter. genaunt, einem 
Gantor und einem Baccalaurend. Dev erfte Cantor, 
welchen Grefer.antraf, Sebald Bawnann, wurde nach⸗ 
male — Gaftgeber gum gildenen Loͤwen, und ſcheint das 
nod. 1587 geweſen gu fein. Die Batcalauveen rückten. auf 
oder wurden auf Pfarreien verforgt.  Wabrend. feiner 
Amtsdauer ſah man ſich aber dow gendthigt, „weil der 
Jugent viel mehr worden, aud noch Quintos und Sex- 
tos, fowie aus den. majoribys discipulis Regentes 
zu beftelten.” 

Sa beſonderer Gunſt hielt ſich Greſer bei Kurfürſt 
Auguſt. Ge begleitete ihn auf zwei Wahltage nad 
Srankfurt a. M. als Hoforediger, ſowol als Ferdinand J. 
ſeinem Bruder Karl V. auf dem Throne folgte (1558), 
als and, wie Maximilian IL gum römiſchen Konig er- 
walt wurde (1562), Vou ber Kaiſerwahl ergablt er: 

„Ich babe gefehen, den Pringen von Uranien, fampt 
einem Doctore, wie er binein in Romer gu den Chure 
fürſten gegangen und bat wegen Caroli Quinti ihnen 
dat Römiſche Reid) resigniret und auffgetragen, an ftad 
feiner Meyeſtet einen. andern Keyfer gu weblen. Stem, 
i Habe gefeben die fieben Churfürſten gu der election 
und wahl eines newen Keyſers, mit einander gu S. Bar- 
tholomaeo. in die Kirche reiten, in ihren roten Kühr 
Rider und Hiitten, mit weiffen Harmelyen gefüttert. 
Und waren von Geiſtlichen die drei Biſchoffe am Rhein, 
Meng, Sciex und Gn, von Weltlichen Pfale, Sachſen 


1) ud nod 1587 beftand dab geiſtliche Miniferium in Dredden 
nur ans ficben Perfonen, worunter ein Sabfitut. Es find dbrigens 
in.betben Gallen dle Hofprediger nicht daranter begtiffen. 


306 Denied Grefer. 


und Brandenbargk. Dee Kanig ga Schwen sitte. der 
letzte und. bette. fein bobmiſche Reishee githene Krohne. aug, 
welder, als ex. in- der Bahl qum Roͤnuſchen Könige ge⸗ 
macht · war, gieng av darnach, als / nun erweltar Romihcher 
Korig, beneben dara: Voter; Kepſer Ferdinanda, pew 
ihme nicht gleich, ſendern auff der linkem Hand, beystabe 
einen ſchritt hinder dem Vater, unter Rem. Himmnel, be. 
ex zuverht, als ein Churfürſt und als cin Böhamiſchea 
Konig, any: wahle mit den Chusfiiefien zu Sauct Bar 
tholomin gett war Da. war cine ſolche mennige 
Volks, und cin folder gedrang, dad nige wunder wee 
gemefen, fo gleich viele Leute weren erdeudt worden, 
Sonderlich war cin gros zulauff ded Volks, dieweil ciner 
auff eim Pferde vorher rite, und flremete Geld, giithene 
und filberne Ming unter das Wold, Auch hatte mas 
einen Grunnen auf dent Marke, da man an der Mes 
die Hollandiſchen Kafe Feil hat, gegen den dedmer Tiber, 
angerichtet, mit Röhren, daraus rother und weifer Wein 
fprang, welden Wein dex gemeine Mann, ſonderlich aber 
arme Leute auffingen, in ipflein, daraus fie den Weim 
teunden, oder beimtrugen, wie fie wolten. Nicht weit 
von dem brunnen, der alfo Wein giebt, war auch ene 
Küche auffgefhlagen, darinnen man cinen gangen Dchſen 
briete, an einem diden und langen Spieſſe, welcher an 
beyden idern Reder hatte, die waren roth. imd wris gee 
mablet, nach Deſterreichiſcher Farbe. An wed bey den 
Redern faffen Menner, welche die Reder utubdrefjeten, 
daß der Ochſe am Spieſſe braten mochte. Der Ochſt 
mar gefüllet mit allerlei Thieren, als: Hünern, Genfen, 
Haſen, Lämblin und jungen Schweinchen, die alle mit 
den Koͤpffen heraus tudeten, bud maw feben tandte, was 
fie für Thiere waren, ble inden Defer gefüllet waren, 
und mit ober in dem Oden beaten ſolten. Wie aber 


Diskd Gif. 3a 


der Sesfe | ion Rbrner Hein'i Keyſerlich Malt gehalten, 
und wie bie Churfiirfin three: Ampt rach, Heer Mager 
feet: mit. eſſes flltmragtn nuts inte: eafibendang: gebtenet 
haben; B48 ‘abot wiht: konnen Gen / deun B48) ger 
Doenge war ſo groo/ daß ich / me⸗ Gemoch/ bathnen’ bee 
Keyſer aß, wae ‘abe tommen Buren. Bb BH der 
meiner Oudighten Zrawen rm ‘Vid geſtanden, und 

Hehe alba vice Keyfers und / Kntgs Töthter, fo init meis 
ner gnedigſten· Frawen -affen, ee Tifch geſchen, ato? 


Kbnigia Maria ),Keyſers. Caroli Qamts Vochter, 
aximillanl, der jetzo zum Xdmiſchen Konige gewehlet 
wur worden ), Bemahl. Darnath des Keyſers Perdis 
nandi Aochter, des Hertzogen von Beyern Gemaht), 
Mehr, des Koöniges von Dänemarck Chriſtiani Tochter, 
des Hovgegen von Lothringen Gemohl), ſamt lhret 
Tochter ), und meine Gnuedigſte Fraw, Konigs Che 
fiient a Denemara Zoqhter Hertogs Augufſti 





1). Geb. 1598, ven Iſabella von Portugal, permaͤhlt 1548," ſtarb 
1603, Deutter von 15 Sinbern, on ara ac ‘Btubotf {1 vnd 


2 ae fatty |i be Relation Deb gute alten Gefee. guen te 

ve eiden "Beal pltage, bet Yenen ex gemefen, turdeinander, 
are Taney geb. —— 1528, verm. 4, Jull 1546 mit Herzog 
“td Butern “(geb. 29,’ Bebe. 1598, + 24. Det. 1579), 

t Pig bee Bar sae Mute vor ſuben Kinrern. 

96 oaifitee, arb, 1533, eine Rodter Kimig CHrifien’s Tl. und 
ber Ge epee ginny bev ‘att Beene Karl's V. ud janh's T., 
ans IL, Hergog Yon Mailand (gb. 
1403, * abe poe 2) 8 duit Lbek sate berg: Brena orn 
Stringen (ged. 23, Mag, 1517, + 12. Bunt 1545), Merb- 5. Dec. 


me Sle hatte ji aie: Meitate, piter Gemaftin KBithelm’s V. 

on Balere,; unt : ter Gamabite 1) sbrraoes uid Hy, 
pon Brena, rend de 

6) Anne, ged. 25. rs 1532, RSnig* Gaui’ in. und dev 
Dorothea von Sadlens Lawenbuirg “Bodter, vermaslt 7, Det. 1518 


308 Dini Grefet. 
—e hochlöbüucher gebedenip, Be- 


1780 Francifurth babe idy auch die Siirdiftbe Legation 
geſehen, den man Mrabaw Straga 1) nennet. Man fagee, 
er. were cin Pol, vom Ghriftlihen Glauben abgefallen, 
web ein. Turck worden. Ich bin-in feiner Herberge,. fo 
ex in. ber. Vohrſtadt hatte, geweſen, und abe. mit dea 
Türcken, fo latine reden kundten, von vielerlei Dingen 
ſptach gebalten. Wher mit bem Legaten felbft, dem 
Abrahame Straza, hab ich niche können reden, deaw er 
lag und ſchlieff, fintemahl es Freytag war, ſo ihr Fever⸗ 
tag tft. Ich ſahe, daß ex. Diener haste aus allerley Rar 
tionen, Welſche, Deutſche und Mofcowiten, und war 
ſonderlich einer zu Franckfurth daheim, der hatte nod eine 
Mutter dafelbften, fo ign mit nidten fondte bereden, 
daß ex bey ihe gu Frauckfurth bliben were, und fid 
wieder gum chriſtlichen Glauben bekehrt bette, Nein, er 
wolte furgumb nidt, fondern fagte, er bette bei den 
Türcken gute fade, zog alfo mit feinem Türcken wieder 
davon nad Ofen.“ 

Aud an manderlei theologifden Conventen und 
Amtsreiſen, wie fie in jener Zeit, welche die theotogi- 
ſchen Schulfragen zum Gegenſtand des politiſchen In⸗ 
tereſſes gemacht hatte, fo häufig waren, nahm Greſer 
Theil. Doch hat er keine ſehr vortretende —_— 


Surfictt 11 Sadfen ge 81, Sul 
ihae PLB Ik Bete. a be ise, Nine eres ff ‘eben 


se 8 war Died der Pfortendotmetes Bdeehim , allerdings ein 
polniſcher Ronegat Stropseat, ein Gegnet Yrantreigs und — 
Deſterreichs der dem Kriſer die non dem Sultan am 1. Sept. 1562 
untergeidmate Urkunde fiber ben Waffenftillſtand uberbradte und am 
21. November in ſeierlicher Audienz Uberreidhte. 


Dauiel refer. 399 
und ſcheint ſich noch allen Seiten hin. mit Magigung. und 
Vorficht verhalten gu haben. Thatſachlich war er ein 
ſtrenger Lutheraner, der in verba magistri ſchwor, was 
ihn denn freillch in die Nothwendigkeit verſetzt haben 
muß, fich diejenigen dicta ‘feines fo vidfad von dem 
Sturme des Leben& und dev. eigenen. feurigen Sinnes 
bins ‘und herbewegten Lehrers ausgufuden, die gu dem 
Syſteme paften, gu weldhem bas Lutherthum allmilig 
von feinen ſperififchen Anhängern aus gebildet wurde. 
Greſer ſelbſt etklaͤrt von ſich: „Dantke derhalben ich 
dem güttigen Gotte, Zum Erſten darumb, daß er mich 
durch ſeinen Heiligen Geiſt alſo geleitet und regihret hat, 
daß ih, GOTT. Che und Lob, in keine Schwermerey 
nod) Sertam, derer irgends eine in fatſcher und. tegerie 
fer Lehre ſich verteufft hatte, bin verführet worden, 
ſondern bin einfeltig bet deme verblieben, das ich von 
Luthero.und Sdneppio in meiner Jugend gelernt habe, 
Und befenne, daß ich ein gutter und cinfeltiger Luthe: 
raner bin, und bis an mein feliges ende, 0b Gott will, 
aud gu bleiben und alfo gu fterben gedendte.” In dice 
fer Wetfe habe ex fic auch in feiner Postilla, fo ev 
1567, und in den 51 Bufpredigten, fo er 1570 habe 
ausgehen Laffer, gesetgt, und es fel ibm nue bad 
pon Ginigen entgegengebaltar worden, daß er fo viel 
exempta ex soriptis Ethnicorum mit cingemenget”, 
in welder Beziehung ex fi denn damit redhtfertigt, 
daß er died nur gethan babe, wo es fic) de moribus 
und disciplina vitae gehandelt. Auf dieſem Gebiete 
mag er ſich nun wol ſowohl zur Zeit des Kurfürſten 
Morig wd ſeines leipziger Interims, wie in der 
Beit gehalten haben, wo unter dem Kurfuͤrſt Auguſt, 
Der der ftrengfte Lutheraner gu fein’ ſich vorgeſetzt 


400 Daniel Greſer. 


hatte 2), gleichwol Lingere Beit die bed Kryptocalvinis⸗ 
mind verdddhtigen Hhilippiften die Oberhand Hatten. In 
feiner Selbſtbiographie geht ex über diefe traurigen Han- 
bel, weldhe die Regierung cines fonft hochverdienten Fire 
fier entſtellen, ganz obenhin, und fagt davon nur: 
„Zu Torgaw (1574) hat man mit den Wittenbergifden 
Theologis des Calvinismi halber gehandelt, und ſind 
nicht allein dieſelbigen Theologi gu dem Sage erfordert 
worden: Sondern aud) olle Stende der gangen ands 
ſchaft, welde vom Churfuͤrſten Hergoge Auguſto, hoch⸗ 
loblichen gedechtnis, find gu rath genommen worden. 
Und hat dieſer Vag cin ſolch ende genommen, daß die 
Wittenbergiſchen Theologi gefenglich hin und wider 
weggeführet worden find, bis fie endlich wieder find 
ledig gelaffen, und ihnen anders wohin gu ziehen erlaubt 
worden iſt.“ Ueber pie ansgeftandenen. Kerker = und 
Folterqualen, über die, welche im Gefüvaniz umgefom: 


1) Deb wer be dgentiide Weide Auguſt wollte an: der 
Lutheriſchen Lehre fefthalten und alle feine Diener follten es aud. Er 
gas ibte, daß fie die Bedingung der Seligheit fei. Aber wahrhaft gee 

at hat ex fie nicht und fonnte fid teinedwegs in den Irrgdngen 
der Aheologen guredtfinden. Wie hatte ex fonft aud fo lange Beit 
gat wide merken Manen, daß ein gang anderer Gelft in feinen Hof⸗ 
fe lebte! Es iſt baanni wie tom Zſchammer einft, als er 
et des armen Pencer verftodtes Bebarten-an einer dem Mec 
Fichter. anfspaem ‘Segre: ertiarte: 


fretmuti ig Pencer thue 

Daten, denn diefe Segre wide ja von ihnen allen im 

feet 9 Glaubenshefenninif betdnnt. Das Fann Arhanafias 

4, lef bee Sevthefe. Ais thee aber die Stelle 

fore oan ward, rourde ex Saf und’ fewwieg.  Peucer iit BHeb dod) im 

Kerker! Aud die Verwendung des edela Kaifers Maximilien I. 

fruchtete nigts, und erft der iveute der fugenbdliden Brant, die 

fid Kucfice Anguft tn hohem nod. beilegte, der Agnes Hedmig 

von Anhalt (. ged, 12. Marg 1573, verm. 3. Yan. 1586, fear ate 

Gemablin Johann’s von Holftein-Sonderburg 9. Rov. 1616) verbantte 
der driftihe Dulder feine Freiheit 


Dariel Grefer. 401 


men, und darüber, def die Entlaſſung ing Erk gum 
Theil erſt nad) lãnger als ‘einem Jahrzehnd erfolgt ift, 
Vwrigt ex freich Wehrend der enceſt der Pbie 
üppiſten bielt er. fid, wie gefdgt, fH, und gab nur in 
Briefen an feine Vertrauteren und namentlich an {einen 
Schwiegerſohn Selneccer *) zu erkennen, daß et -felbft 
recht wohl wußte, wie die Sade. ſtand. Das brachte 
ihn und ſeinen Schwiegerſohn cinmal in große Angſt, 
wovon er übrigens gleichſalls in ſeiner Seloſtbiographie 
klüglich Fein Wort fagt. Schon 1571 war. einmal ein 
Ungewltter über die Philippiſten heraufgezogen. Site hate 
ten einen lateiniſchen Katechismus druden ĩaſſen, der in 
der Abendmahlslehre von dem lutherlfden abwich, und 
wollten ihn in ben lateiniſchen Schulen einführen, fibre 
ten ihn auch wirklich in Schulpforte cin. Dariiber exe 
boben fid heftige Angriffe von Selten der firengen Lu⸗ 
theraner, und der Kurfürſt felbft sourde. ſehr umvillig. 
Sn diefer Zeit ſchrieb Grefer an feinen Schwiegerſohn 
Selneceer: ,, Der Hofprediger Wagner 2) habe den Kur . 
Neſten ‘Tagen ren: Ge wotke 20,000 FI. darum geben, 


A 6 
des heim entfernt, bald jedod wieder singefedt, + 24 Wei 1502. Gr 
war ſehr Pein und hieß dedhalb nur Dr. Gelneccerle. Doctor ver 
Theologie wax er. 1570 gu Wittenberg worden. 


2) Philipp geb. 30. April 1526 gu Pegau, ſtadirte gu 
Setpgig, wurde 1549 —— ‘und Pfarrer i Sduipforte 1380 
Wergprediger oft Mraaberg, 1556 Suyerintendent dafelbft, 1! 1568 
peelgr, 4 OT bet 1542, adem tage age wore Me a 
‘Frau genommen. 


Cd Denied Crier 


wenn die Birher nicht gedruckt worden mares, und es 
diirfe ihm nicht viel geboten werden, fo jage ex die 
Schurken alle zum Teufel. Peucer fpiele den Miletus, 
wafthe die Huͤnde fn. Unſchuld umd fage, er fei ein Mee 
dicus, fein Theologe. Graco.) bebe in der Angſt dem 
Hofprediger Wagner ein gang rechtgläubiges Beteuntnis 
abergeden, und nur StbGel 2), dee nod nicht abue, daß 
die Schriften der Wittenberger dem Kurfürſten misfallen 
atten, ſuche dieſelben gu rechtfertigen und ihre Sache 
zum Beſten gu kehren.“ Diesmal hatten jedoch die Sus 
theriſchen noch gu Feith triumphirt. Der. Kurfürſt ward 
vermocht, einen Theplogentonvent nach Dresden gu bee 
rufen, und da dieſer in der Mehrzahl aus Philippiſten 
beſtand, fo fiel der „consenaus Dresdengis“, ungesd- 
tet der Karfürſt verlaugt hatte, des Bekenntniß müſſe 
gut lutheriſch fein, dahin aus, daß der ftreng lutheriſchen 
Lehre die melaudthonifehe Milderung zur Seite geſtellt 
wurde. Der Kurfiieft aber beruhigte ſich, wie ex Quther’s 
. Borte in dew Actenſtücken ford, und ſchenkte dew Wl 
lippiften ſein altes Gentenuen wieder. Damals fürchtete 
Grefer, Amt und Brot gu verlieren, weil er ſeinem 
Schwiegerſohne von dem fir nahe gehaltenen Sturge der 


1) Gigentlid) Gregor v. Krackow, ged. -1595 su Stettin, 1548 
of. des Griechlſchen und der Mathematik zu Greifswald, 1549 gu 
ittenberg, mo er gu jurifitiden Aemtern dbertrat, Schwiegerſyhn 
Bugenhagen’s, ward 1565 Geheimerath und Kanzier Set Kurfürſt 
Augut, befap des Mittergute Sasnfed bei Dresden, deſſen Sihlet f 
bis 1573 erbaute, bungerte fid im Gefingnif gu “ede qa. 
1575). Er war gefoltert worden. 

2) Joh. Sto pel, grt on Sigingen 23. Junt 1524, 1560 Super= 
datendent zu Heldburg, 1562 Prof. zu Jena, wirtte gee Bertreibung 
der Yer Glacier, ward i507 fa felbft vectrichen, ging nad SiAblgaufen, 

watd Superint. be Dirne, + 18. Mary 1576 im Gefingnif. Seize 
Em kiss tm bald, ans Gram, und fam in daſſeibe Grab gu 


Daniel refer, m- 


Pbilippiften geſchrieben wb Selneccer ſelbſt, der, obwol 
feliber felbft Philippiſt, fic mehr und mehe gu. dent 
ficengen Mntherthume. geneigt und gegen. die Phitippifters 
an den Karfürſten geſchrieben hatte, gerieth in folde 
Mugit, daß ce in einem Schreiben an den Kurfürſten 
flehte: ,, Stine burfiiefitide Gnaden wolle doc: ihren 
gnůdigen Schutz nidt von ihm and ben Seinen wenden, 
und feine clende, betriibte und an dem Orte, wo-er fid 
fegt befinde, tigtth und ſtündlich, ja alle Augenblide 
geplagte Petfon noch ferner feine arme Zuflucht gu Sei⸗ 
ner furfitefMider Gnaden nehmen laſſen, indem ex son 
Herzen gern auf allen Vieren von Wolfenbiittel?) nach 
Dresden kriechen wolle, am mir den Verdacht abguleiten, 
in welchen man ihn bei dene Kurfürſten gebracht babe.” 

Die jetzige Veſorguiß war grmblofer; alé:die faheve 
Hoffnung gewefen war, und der. Sturz dex Philippiſten 
ecfetgte. Durch cite allerdings auonyme - Schrift *), 
worin die calvinifdhe Lehre vom Abendutabl. ols diz 
tingig wahre und haltbare dargeſtellt ward, und bie 
aus dem Sahoofe der wittenberger Schule hervorzugchen 
ſchien, jedenfalls von ihr empfohlen und verbreitet ward, 
gaden fie einer gegneriſchen Partei am Hoſe, ar deren 
Spike der SGeheimerath indemann %) und dle Gof- 





1) Er war in den brauuſchweigiſchen Dienſt nur geborgt und 
hatte feine Stelle iw Leipzig beibehalten, 

4) Exegesis perspicua controversine de coena domini.« Sie wat 
obne Angabe ved Bectanere und Draders erfdienen, auf franzoͤſiſches 
Papier gedrudt, mit franzoͤſiſchen oder genferifen Drudzeiden vete 
feben. Jor Verleger und Drucer wer aber der Budbandler Vogelin 
in Seine, der mit Verluſt feines gangen Bermigens dafiir gebüßt ward 

nd froh fein mupte, mit deiler Haut aus Gadfen gu enthommen. - 

3) Dr. Loreny Lindemann auf ha 1563 —X der Stamm⸗ 
vater ber 1790 daronifirten Familien Lindemann und Liudemaun⸗Juft, 
Sohn ded Letbargtes des Hergogs Georg, Dr. Kespar Lindemann. 


prediger Mirus) und: -Bagaer ſWuden, die Waffen 
gegen . fich in die: Honk Waͤhrend fie’ in. thortcheer 
Sehriftftellercitelfelt gehofft hatten, burch: fee Saureſt 
ihre gehahrüichſte Geoecin ; bie: ¶ Korfarſtin EAnna fie 
igre Meinung. gui beirhren⸗machte ef: auf dieſer einen 
weit eutſcheidendern Eindeuck, H&B raidmlar eenebete; 
dee fetihe:Reb-ihess achten ‘Deimger, aadvif Hy « —8 
Strafe dalür, daß man einen heimlichtn > Galvinifien, 
den Leibarzt und wittenberger. Profeſſor · Poacer, VNer · 
lanchthon s Schwiegerſohn, be diefem fůtſtüch en Kinds 
babe Pathenſtelle vertreten laſſen; wobei es ihr dean, 
in der gewoͤhnlichen Inconſequenz :de6 Vorurtheils, nicht 
beigefallen gu fein ſcheint, daß aud der Prinz ), bei 
welchem der ſtreng lutheriſche Greſer daſſelbe lant were 
richtet hatte, und gwar nod fruͤher geſtorben war, wie 
ihe aberhaupt vom neun Pringen acht im früheſten Kin · 
Desalter ſtarben. Ende Febeuar 1674 muche Pruree’s 
Gidam, dev Leibarzt Hermaun, verhaftet )3 eine Untere 
ſuchungscommiſſion ging nad Wietenberg abs mar fand 
Briefe Pencer’s, Cracor's, Ciepig’s *) und Stoners, 


1) Martin ‘sires, geb. gu Bere 1532, ward iu Sexe M. und 
1561 Hfarrer gu Sulgbrud, 1569 Diafonus, 1572 Paftor in 
Mi 1573 Superint. in Belmar, Prof. in sen ise Hofpres 
ger (n Dresden, unter Ghrittion L 1588 entfafen, auf dem Ringe 
ue exilirt, morauf ex gu Jena und Halberfiadt lebte, unter der 
Sucficftin WBktwe 1591 wieder eingeſett, ——— + 24. Aug. 
1593, lopli, auf der Oelfe, bet Wolfgang Aülbert b. Shleinig su 


9) Geb, 8. Jull ASTL, + 12. Marg Br fe andexn,, Pathen 
maren der Hofprediger Wagner und die Dr. 

3) Auguft, geb, 23, Oct. 1569, + 12. oon sa 

4) Er wurde nachmal⸗ bes Gennes verwieſen, ebenfo tole die beiden 
andern Sqwiegerſoͤhne Peucer's, der Prof. dex Redte, Joahim Eger, 
und der Prof. der Medicin, Hieronymus Scheller. 

5) Ghriftien Shit, and Sagittarius, ans Rodlis, erſt Beccel. 
an der Stedtſchule daſelbſt, dann Diak, an der Krenstirde zu Dresdes, 


Dauirl Crafers -— 


in denen Aeußerungen vorkamen, die: ben Rurfirfien 
argerten, und fo-brady -bie —2* kexpteꝛalvimiſtuc⸗ 
Berſolguns oe: 

Nicht ohus Fefamotenyang: anit, icf esbung meg 
es gewefen fein, daß der Muirfiirft, durch feinen Trabanten · 
hauntmann Ehriſtian Aeunmachtr. Sreferw anſogen ließ, 
es: ſolle gum VPalmſanntag / 1674 in der. Sthloßlirche gu 
Deetden eine Sedigt, vem. RarhtmaGl. deb etn utd 
heiligen Saerameut balten, ither welche Prebigt der Kurs 
fact ihm om. dimſelben Lage folgenden Agenhandigen 
Brief ſchrieb: 

„Meinem eben Gevattern, Herr Daniel 
hii Aig Dfareern zu Dreßden, zu ſelbſt 
nen hauden. 

Ridder Gere Gevatter, aus ewer Predigt es ich 
heut dieſen tag meines haben luſt und frewde gchöret 
wid vernommen, und bit SOtt aus grind meines her · 
gen, darumb, das ich moͤge bey. dieſer, Gott Bob, ere 
fonaten. und: befannten Worheit, und echtem gebrauch 
des hochwiirbigen Satraments, bis in den tod, beſten · 
diglich beharren darzu ich denn getrewer orbit, von 


Me 






1552 Sao 3x Gtemn holvreriger, 1574 entlaffen, in 
felnem Qanfe bewadt, + “und tourde nod bei feinem Begrib= 
néffe von ‘vem Haffe ber Seloten vetfolgt. Bon thm fagt Grefer: 
2 Daf aber einer nus atin meinen Diaconis fis) hernad von andern 
bat in die verfuhreriſche Sacramentfswermeret verleyten Laffen, das 
Hat fid derfelbige, meil ex hier gu Drefden in der Pfacrtirde Dia- 
conus gemefen, niitteivem athem vermercken laffen.” Sade hatte 
cine odter des exften fegiberger Superintendenten Seunee sur Frau, 
von der mir mit Bedanern lefen, daf ‘fle ene mala herba gewefen fei, 
io man es als elne —c Stedfe fae thn betrachtet habe, daj 
feine Haft mit ihr men gubringen müfſen. Die damaligen 
fafiigen Sutheraner génnten ihm aber dad Aeuperfte, Denn ex follte 
Unerhortes gethant eine calviniſtiſche Bibel tn die Hoffirde gu Dress 
den pratticirt haben. 


Wad roell id ewe Geutige -Brebigt. gen =i ion 


des —*2* halber befchwerlich, pare meinen man 
Batthol. Stacden, Beiffs zeigern, befohlen welde flunde 
ihr thn ſordert, auffzuwarten, und was ihe ihm befebien 
werbet zu ſchreiben, fleißigtich gu verrichten. Und id 
bin es in allen gnaden gegen euch jederzeit eingedenk. 
Am · Palmſontage des 1574. jares. 
Auguſtus Churfürſt. 
Greſer legte auch fo viel Werth auf diefe Paedigt, 


Berdienſt einer ziemlich geichgehaltenen frommen Gis> 


Bittere Gehaffighit ſiadet ſich überhaupt weniger 
in Greſer's Weſen, Predigten und Schriften, als gu 
ſeiner Zeit und beſonders bei ſeiner Partei üblich war, 
und er ſcheint Niemand verdammt zu haben, als — die 
Sperlinge in der Kreuzlirche gu Dresden, gegen deren 
Geſchrei dee Unbenſchheit und Unreinlichkeit Karfürſt 
Auguſt dena ond 1559 cin eigenas Reſcript erlich, 
nachdem fie Greſer formic in den Bane gethan. 

Dieſes Refeript wurde an ben Geheimen Secretair 
homas Rebel erlaſſen, witht ſowohl weil die Sade in 
deffen Amtsbereich  gebdet Gatte, of wo derfelbe fie 
finen aeibidten Vogelſteller gegolten gu haben ſcheint. 

lautete: 


Danie Orefer, 07 


Lieber getrewrr, 

welcher geſtalt wndt aus was Jhlathen and Soins Eifer 
der wuͤrbige unſer lieber andechtiger Herr Damiel Srefer 
Pfarrherr allhier, in ſeiner nüchſt gethanen Prrdigt über 
die Sperlinge eiwas Hetil bewegt geweſt undt dieſelben 
wegen Bore’ umanffhörl. verdrüßlichen groſſen Geſchrees 
Bnd ergerl. unkeuſthheit, fo fle undter der Predigt gu 

ing Bottes Works undt Chriſti. andacht zu 
thun undt begehen pflegen, in den Bann gethan undt 
menniglich preißgegeben, deſſen würdeſt du dich, als der 
damahis ohne Zweifel aus anregung des bell. Geiſtes 
Im Tempel zur Predigt geweſen, guttermaßen zu erin ⸗ 
nern wißen. Wiewohl wir uns nun verſehen, da were 
deft auf gedachtes Hr. Daniels Vermahnen undt Bitten 
fo Ehr an alle Subbrer insgemein gethan vine bas all ⸗ 
beret auf Wege geidacht Haben, Séatental wir diefen 
Bericht evlanget, daß du dem Meinen gefliigel vor ander 
durch manderlel vifitte wmbt Mflige Wege andt Griffe 
nach zuſtellen, andy deine Nahrung unter andern damit 
ga ſuchen und daſſcibe gu fahen pflegeſt, wie ſolche 
Sperlinge auß dex Riche auffgefaugen undt Ihnen Ih · 
rem Berdienſt nah vermoͤge weyland des fw. D. Mar: 
tint fel. Urthell gelehrt werden mbge. So haben wie 
dod gu gnediger Beforderung bee ſachen nudt —— 
ſolcher obliegenden verbrichloch en Beſchwerden witht ani 
laſſen kbnnen dich deßwegen durch) unſer ſchreiben 35 
gu erinnern. lind iſt demnach ether gnedigs undt ernftes 
Begerr De wolleſt unnd zum fſordertlichſten den Beden · 
fen in fcheiften afnen, mle undt weichetgeſtallt dad) 
darth was behendigkett undt wege du wer gach uaſeheſt, 
def die Sperlinge Se dena wenn fie Sungen und ſich 
durch ihre tegliche mubt ananſſhörliche undeufchheit am: 
zehlig dermehren, ohne ſondertiche Koſten and Ser Kir⸗ 


208 Davi eefet. 


den gum bell. Ereng gebvacht undt folde ergerlide 
Vogleret undt hinderliche Gepfihirye unndt Geſchrey im 
Hauße Gettes verfimmert werden moge, guverfidtig 
du als cin Chriſtlicher Zuhbrer werbdeft did bierinnen 
deinem beiwohnenden Verſtande nach und dir felbft gum 
beften unverdrofien undt guttwillig ergcigen. Das gereidt 
gu Beforderung gutter Kirchenzucht und geſchichet daran 
unfere gefellige guverleffige megnung. Datum Dresden 
den 18. Febr. 1559. 


Auguftas, Hergog gu Sachſen.“ 

(G6 ift ũbrigens aud) darafteriftifd), daß man gu 
Ende bes vorigen Jahrhunderts mrehrfad die Muthenti: 
citãt dieſes Referipts Segweifelte und es fiir die Erfine 
dung eines Spaßvogels erflarte, weil man fid gar nidt 
denken Fonnte, daß cin Kurflirft fic) mit foldjen Rei- 
nigteiten befaßt und in foldem one darüber gefdhrie 
ben babe.) 

Zu den theologiſchen Gonventen und Amtsreiſen 
Grefer’s zurückzukehren, fo war er 1547 mit den gee 
fammten Guperintendenten und den wittenberger Bheo~ 
Yogen Melandhthon und Georg Majer gu Leipzig, wo 
Kurflirft Morig damals die Vertreter des weltliden uad 
geiſtlichen Staates ber gefammten, jegt unter feiner Herr⸗ 
ſchaft vereinigten Lande verfammelte, um Einheit der 
Verfaſſung und bes Kirchenweſens herzuſtellen. 1548 
war er gu Meißen, wo wegen bes Interims cin land · 
ſtändiſchet Ausſchuß verfammelt war, gu weldem der 
Kurfürſt auch dte wittenberger Theologen und drei Su- 
perintendenten berief. Go begleitete er den Kurfürſten 
aud gu der Zuſammenkunft, die derfelbe gu Anfang 
des December 1548 gu iiterbog? mit dem Kurfürſten 
Joachim II. von Brandenburg, gleichfalls wegen des 
SInterims, hielt. 1551 war er mit den andern Super ⸗ 


Denid Crete, Cd) 
intendenten gu Wittenberg ,. und unterſchricb die neue 
Gonfeffion, welde Philipp, Melandthon für das. Concil 
au rient 1) verfaßt hatte und die, wiewol in der ge 
mafigten Sprache gebalten, die allein: deg edeln Melanch⸗ 
thon Natur. entipradh, dod cine Zurücknahme der in 
dem leipziger Snterim gemachten Zugeſtändniſſe enthiels. 
1561 war er mit auf der großen Verfammlung der pro⸗ 
teftantifden Fürſten und. Stande, die am 20. Jan, 1561 
eröffnet ward, und war dabei, neben dem Rurfiirften von 
der Pfalz, bem Herzog Chriſtoph von Wiirttemberg, dem 
Dr. Joh. Stbfel und Maximilian Mörlin 2), mit Were 
gleidung der alten .und neuen. Confeffion befdhaftigt. 
Dann war er 1574 mit gu Torgau, wo die Maßregein 
gegen die wittenbergiſche Schule befdloffen wurden. Da 
Damit die theologiſchen Streitigheiten nidt aufhiren woll · 
ten, fo wurden im Februar 1576 eine Angahl Hof und 
Univerfitatstheologen auf dem Schloſſe Lichtenberg an der 
Elbe verfammelt, um cin Gutachten liber vorgelegte Grae 
gen abgugeben, das fie gu einer, gum Theil unter Gers 
leugnung früherer Schritte erfolgten, Ausſprache gegen 


die melanchthonſche Richtung benugten. Grefer war auc 


Dabei, ſowie ſein Schwiegerſohn Selneccer der eigentliche 
Führer der ſtrengen Partei war. Dieſer Berathung folgte 
dann die am 28. Mai. 1576 gu Torgau eröffnete Ver⸗ 
ſammlung, an welcher, außer den 12 ſächſiſchen Theo» 
logen, aud Jakob Andrea, Martin Chemnitz, David 
Ghytraus, Andreas Musculus und Wolfgang Korner 


4) Ueber dieſes Gonetl fig Grefer den Bolkemig an: Es fei 
zu Brent (zertrennt). 

2) Geb, gu Wittenberg 14. Det. 1526, Soon des Prof. Jdodocus 
Mérlin, ward Prediger in rate | a? Schackau, 1544 Hofprediger 
in Coburg, 1548 Superint. dafelbft, 1569—71 vertrieben in nile: 
burg, t 20. April 1584. 

Vil. 18 


aie Deni Gaefer 


theiinahaien, und wo dab Torgauer Batch. zu Stands gee 
brecht word, Dad. aber 1577 gn, Klaſter Beegen ) newen 
Ahänderungen unterworfen werden mußte, bevoc die 
Goncordienfarmel ; wollendet wurde, die, ihrer Eut · 
fiehung mic. ihrer Aufnahme nad, ihren Namen auch 
nue. wie. kucns a nen lucendo trug, dad aber dann 
Den ſammtlichen Pfarvera und Schullehrern vecgelefen 
wuthe, und von ihnen, wenn ſie bei ihren. Stellen blei · 
ben wellten, unterſchrieben werden mußie. ) Ein eingi 
ger Pfarrer und zwei Schullehrer verweigerten ihre Un⸗ 
ett. Gin Guperintendent. nahm die feinige zurũck, 
— nachdem er cine auswãrtigen Ruf erhalten hatte. 
.. 1555, wo. cine allgemeine Kirchenviſitation ftatifand, 
hatte Greſer dieſes Geſchäft. neben bem Guperintendenten 
zu Pirna, Anton Lauterbach?), und den weltlichen Theil: 





1) Hier mar dbrigens weder Grefer, nod ſonſt cin ſachfiſcher 
wes, 


3) Bester gehort der Balkswig von der Prodigorsfras, die ierm 
orca wae in ar ber Herre, ſch 
8 eber Herre, fdretb 

Pane Pe nhs Soe tet ne —* vibe 

fan wollen, 
worden fel, obwol viet in ber Ratur dee ganjen Berhiltuif Aral 

8) Anton Lauterbadh aus Stolpen, Bruder ded Bartholomdus &., 
det 1496 zu Leipzig immatticulirt und 1539 Amts hauptmann gu 
Roffen wurde, and kurf. Landrentmeifter war und Gersvorf Seles, 
fam. 1515 af die Univ. Setpgzig, wurde 1817 Baicc. philos., bald 
darauf Mag., ging nad Wittenberg, sridete gu Luther's Rifdgenofe 
fen-und Sertrauten und wurte bard defer Tmpfehlung Diatomes 
in Seifuig. Der Bifhof Joh. v. Sdleints wollte ihn nidt gulaffen, 
weil er nidt geweiht fei, moranf Sauterbad, der cine Nonne — 
tathet hatte, Wle wns cher fred el fret eefdeinende Yatwort gegeben 


grmelbet, 
fo ift bod) mein SBeib geweibet.” kann Diakonus tn Sit · 
tenberg und 1539 Superint. in ‘pines, oe c — am 18. Juli, ber 
fedter fein Sterdetag wurde, anfam und am 18. Juli 1560, nods 
Dem er nur eine Radt Frank gewefen, ftard. 


Dariel Greer. 411 
néhindn, Nikvlaus und Rafpar d. Schoͤnberg, Geb ivern, 
Hans Chriftoph v. Bernfiein (demfelben, dem die Mite 
theilungen sub I, angehbren), Rudolf v. Bünan und 
Hieronymus v. Weiffenbad, im Meißniſchen und Erz ⸗ 
gebitgiſchen Kreiſe gu beforgen. 1558 ridjtete ex mit 
Rauiterdad und v. Bernſtein den lucheriſchen Gottesdienſt 
in Biſchofswerda ein. 1580 wurde er Beiſitzer des new 
errichteten Obertonfiſtoriums gu Dresden, gu deffen Pra 
fidenten. Wolf Dietrich v. Schleinitz zu Zſchaulitz, dev 
Erbauer des Schloſſes Schleinitz, verordnet ward, der 
aber fon: am 27. October 1584 ſtarb, worauf thm 
1585 Safper v. Schönberg (+ 21. Jan. 1586) felgte. 
Geiſtliche Uffefforen waren SGrefer und M. Peter Glae 
fe), weltlide: Dr. Joachim v. Beuſt ) auf Planig und 
Dr: Gbriftoph Dhneſorge. Won -feiner Confiftoriat- 
wirkſamkeit {Greist Grefer: ,,. Habe alfo ich in dieſem 
ober Gonfifterio *) nun ing fiebente Jar, die 75 Stuffen. 
der Treppen, in meinem hohen Wher, als der ih nun. 
ing 83. Jar gebe, auff und abe fleigen, und alba mit 
verdrus viel loſer hendel hoͤren muüſſen. Denn ind 
Consistoriam kommen nidt viel reinlicher und guter 
hendel ).⸗ 


pd ſtarb 17. Rov. 1583 und hatte den Hofprediger Dr- Mare 
rus gum Radfolger, der hen Vorfig vor Grefern exhielt. - 

2) Geb, gu. Modern 19. April 1522, Sohn Adim’s v. Beuft, 
fam, 71334 nad Leipzig, reife 1544 nad Stalien, wurde 1548 gu 
Bologna De, 1550 Rath ded Kurfirften Morig und Prof. zu Wits 
tenberg , 1555 Rath bei Kurf. Anguft, 1001 Ergieher dee Pringen, 
$4. Febr. 1597 auf Plante. Hat viel geſchrieben. 

3) 1583 wurde es wieder’ aifgehoben und ſeine Geſchäfte unter 
Me Randesreglerung und ein wieder hergeſtelltes Gonfiftorina gu Reißen 
vertheilt, 1606 aber micdergergeftelt, worenf ed bis gur -conftitutio: 
nellen Aera beftanden hat. 

4) Die Shefadhen bildeten ‘einen Haupttheil der Gonfiftorial= 
geſaͤfte. 


18* 


412 Daniel Grefer, 


Aud feine Superintendentur mach teihm viele Arbeit. 
„Denn“, fagt ex, „ein Superintendens gu Dreßden 
hot taglich viel und großen uberlauff, nicht allein von 
denen, fo in der Superintendentz daheime, fondern 
aud fonfien von allerley leuten, aus vielen anden. 
Dicienigen, fo unter dec Superintendentz wohnen, die: 
felbigen bringen viel und mancherlei ſachen, darinne fie 
hülff, cath und bepftand fuden. Die aber aus fremben 
Qanden fommen, die bitter gemeiniglich umb cin All - 
mofen, und viatica, dad ift Zehrgeld auf ihre reifen, 
Unter weldhen gum offtermahl Umblaiffer, die nirgends 
bleiben finnen, fic) finden, denen leid were, das fie gu 
diner condition vociret oder befordert wirden. Was 
nun ein Superintendens folder Leute nug fan haben, 
dag ift leichtlich abzunehmen. Uber diefen gulauff, beyde 
dex einheimiſchen und frembden,- werden auch einem 
Superintendenten fier teglich von allerley Reufen viel 
Brieffe zugeſchickt, die ex fefen und. drauff beſcheid und 
andwort geben mus. Denn, den Jundern und Edel- 
leuten, fo collatores ber Sirdyen, Item den Pastori- 
bus, Rirdhenvatern, und fonften andern, fallen vielerlei 
fachen fiir, deren fie dem Superintendenten in Schriff⸗ 
ten berichten, und auff welde er, wie oben bemeldet, 
beſcheid geben, und entweder ſchrifftlich oder mündlich 
mus antworten. — Zudeme, fo tragen fic aud vielere 
ley faden gu, das einem Superintendenten entweder 
vom boffe, oder vom Consistorio, befoblen wird, den 
Pfarrern feiner befoblenen Superintendentz gu {drei 
ben, und was fie thun follen, auffguerlegen und gu bee 
feblen. Golde fdreiben nennet man. consueto nomine 
Missiven, die ex gu den Pastoribus auff dem Rande 
Left herumbgehen, immer von einem Kirchſpiel gum an- 
dern, und mus ein Superintendens folder Miffiven 


Daniel Greſer. 418 


allemahl vier ſchreiben, und dicfelbigen auszuſchicken aud 
4 Bothen haben, Einen diffeit ber Elben, gen Plawen, 
und einen gen Reubnig, Aber jenßſeit der Elben einen 
gen Ratig, den andern gen Hofterwig, wie das gu ber 
weifen mit denen’ Miſſiven, derer ich einen ſehr großen 
hauffen babe, den Pastoribus ber ‘Superintendentz 
Drefiden zugeordnet, uberfhidet, und die fie mtr alle, 
nadhdem fle herumbkommen, wieder zugeſendet haben. — 
Darzu hat cit’ Superintendens ordentlich alle Wochen, 
als ein Pfarrer, zwo Mredigten gu thun, Cine den Sone 
tag, bie andere auff den Donnerstag, ohne wenn Fefte 
außerhalb der Sontage fürfallen, alsdann mué et auff 
die Feſtstage darzu aud) predigen. Go mus er auch die 
Leichen, beneben den Diaconis helffen beleiten, wenn ex 
darumb erſuchet wird. Aber jetziger zeit in dieſem mei · 
nem hohen Alter, bin ich der Donnerstags Predigten, 
und die Funera gu conduciren oder gu beleiten, bee 
nommen, Dieweil aus gnaden Churfürſt Auguſtus, Chriſt · 
milder gedechtnis, mir einen Substitaten zu halten, gne⸗ 
digſt vergönnet, welchen ich denn die abeidentia, ſo 
ihme in der Donnerstags Predigt und die Funera zu 
beleiten, gufallen, gerne ginne. Und hat mir mein vori- 
get?) Substitut Christophorus Cundius fũrwar sefagt, 


1) Gr wat Pfarrer gu Stolpen worden. Der neue Subftitut 
wurde Juſtus Grefius, der 1585 Peftilentiarns gewefen war. Wir 
finden ober aud), dap 1583. der M. Balthafar Meigmer (geb. 24. Mai 
1556, + 1. mal 1623) Grefern adjungirt worden ift. Diefer wurde 
1584’ Gtadéprediger an der Frauentirde, Durd feine — ‘Xana 
Kerang, wurde er der Vater des feiner Zeit berühmten theologifden 
Profeffors gu Wittenderg, Dr. Balthaſar Meifner, der am 29. Dec. 
1626 als Rector Magnificus ftarb, und der Grofvater des Supers 
intendenten gu Grofenhain, Dr. Gottfried Meifner (geb. 13. Rov. 
1618), auf Uebigan und Srettewis, ‘dev bet Johann Georg I. ſehr 
gut ftand und reid von ihm befdentt murbe, dibrigens die Gigendcit 
datte, nur aus cinem filbernen Röhrchen gu trinten (+ 3, Aug. 1690). 


as Demi Gꝛcker. 


bad ihme bie accidentia, fo ah ifme auch gerne gegine 
net, ein Sor tang 40 GL getragen haben, welde mir 
an meinem einkommen Abgehen,. und weniger bebe, denn 


— 2— 
gue ae Gere she mit Deak gegen Mon. 
dag ex biefe Mige send -ichels habe ri ungeftirter @e- 


gepradigt bebe und im Amte gefbanden, nur zwei mal 
front. geweſen. „Ein mahl gum Gieſſen, da die Rote 
wehe regierct, und ich and): dissenteriam Sefom, und 
mich darumb 8; Tage muffle zu bette legen. Aber, ES 
wer mit die Kraucheit fo nite, als cine gute Purgation. 
Darumb/ de ih wieder durch SOttes gnad aufftam, 
waar ish: fo Gurtig, friſch und geſund, als cin Sif ſein 
mag, in einem kuͤhlen Waſſer. Das ander mahl habe 
ich pu Deefiden textianam febrim bekommen, Anno 1560 
ben? 8. Suni, und daffelbe ſieben wochen fang gehabt. 
Es hat mix aber. auch died dure GDttes hiuſle geuliget. 
Denn; als ich noch den 7. Wochen des dreytägigen Fier 
bers ies wurde, befande ich, dad had Fisher mit feiner 
hige in mir alle bofe humores oder FeuGtightio verzch · 
ret hathe, das ich mich ganz friſch umd — befande, 
und mir, GH lob, dursaus fonften nichts -feblete, als 
allein das mid bie Beine etliche Woden nicht tragen 
wolten. Sh halte ober, ich were wol Janger mit bem 
Bieber gebrent- worden, da id) urd) GOttes hälff mir 
Daffelbige nicht mit geftoffenen Rrebsaugen,: welche ich 
in einem rothen Bein einnahme, vertricben hette: Denn 
wenn ich fühlete, dad dad. Fieber kommen -wolte, wie 
man foldes denn nidt allein fable, fondera aud an 
den Megeln der Singer, wenn diefelbigen blaw werden, 
und andern angeigungen ſpüren und mercken kann (Sintee 
mabl, wer das Fieber hat, wenn ex ſich dehnet, gebnet 


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maf ee Wigafte, fe tame anbertald Sere, 


Schenckel haben umb das Gebeine keine Hilfe mehr, 
Darumb gehe ih, wad. ſtehe aur, wie ein Peltz auff fei⸗ 
nen Ermelen, und wenn ich gehen fol, fo ſtrauchel ich offt 
und befabee ohn unterlas, das iG fallen möchte. Bes 
fide aifo ‘an: mir badjenige, fe bee Prebiger Satomo 


416 Devel. Grefer. 


am 12. Capitel vom tee ſchreibet. “Denn die Zeit 
nahet ſich, das Ad wieder mus gu Erden. werden, daven 
th genommen bin, und der Geift- wieder gu. deme fom 
wasn, dev ign: gegeben hat.” .. Race viigint. er ſein ihm 
lange tren geblicbened Gedaͤchtniß: ,, Und, wiewohl ich 
jebo alt, weis ich mich doch noch gu. ccimem, wed “id 
in meiner jugend fiir geiter gelefen,.gefeben, gethan und 
gebdvet abe. Uber was ich jetzt nunmehe lofe, thue, bore 
und febe, dad vergeffe ich gang balde wieder, alfo, das 
id aud) in- geringer zeit mich deſſen nicht mehr gu er⸗ 
innern, und dethalben aud nicht davon gu reden weis. 
Und kann mich deſſen nicht genugſam verwundern, das 
ein Alter noch wohl gedencken kan, was ihme in der 
jugend für vielen Jaren begegnet, und widerfahren, und 
kan gleichwol im gedechtnis nicht behalten, was er für 
wenig tagen geleſen, geſehen umd gehͤret hat. Die 
rationem physicam, und wat die natürlichen urſachen 
bes find, fan id) mit meinen gedancken nicht wol ere 
reichen, allein das ichs darfür balte, dad, wie alle andere 
veibeskreffte im Witer abnehmen, alſo nehme auch dad 
Gedechtnis abe. Wher, warumb man im Wher, der Jue 
gend alte geſcheffte nod) wol gedenken kann, und vere 
gieffet gleichwol raſch im Alter, was nod) kaum geffern 
und vor wenig tagen geſchehen mag ſein, die urſach fan 
ich nicht erreichen.“ 

Aus fũuhrlich verbreitet ex ſich über ſeine Lebenbord · 
nung, die er auch im Einzelnen rechtfertigt. Es kann 
jedoch hier nur ein kurzer Ueberblick gegeben werden. 
Ge ftand im Sommer um 5, ,,wenn man pro pace 
ſchlegt“, im Winter um 6 auf. „Denn“, fagt er, „weil 
es Winters zeit des morgens kalt und lange finfter ift, 
aud die Stube nod nicht gewermet ift, fo bleibe im 
Heber in warmen Gedern, bis man eingebeitet, denn das 


. Daniel Grefer. 417 


id in der falten Stube figen folte, und thun wie Eras⸗ 
mus in Colloquiis von dem Famulo rebdet, den man 
morgené aus dem Bette nicht bringen fundte: Quam 
aegre dimittitur a nido tepefacto cuculus, Wie ſchei⸗ 
det fid) der Kudud fo ungern von bem warmen Neſte.“ 
Dad Nächſte war nun das Gebet. Hier führt er cine 
fo lange Reihe deutſcher und lateiniſcher, proſaiſcher und 
metriſcher Gebete an, die ex gebetet Habe, daß, wenn er 
“fie fammelid) — wie es ſcheint — alle Tage gebetet hat, 
es cine ſehr geraume Zeit in Anſpruch genommen haben 
muf.?) Das Vaterunfer ſprach ec guweilen aud) hebräiſch 
oder griechiſch. Rach verrichtetem Gebet fab er im Diario 
Eberi?) nad, ,,was ſich denfelbigen Zag begeben mag 
haben“, und trug fpater die Vorfille des Tages, wenn 
fie merkwürdig, Darin nad. Dann fiudirte er, las erft 
zwei hebräiſche Pfalmen, um 7 ein Gapite aus dem 
Alten Feftamente hebraice, um 8 das Neue Teſtament 
graece et latine, um 9 Bernhardum ober Fulgen- 
tium. Gon 10—1/,12 ward gu Mittag gegeffen, nach 
dem Effen ein Danklied gefungen. Dann wieder ftudirt: 
von 1—2 Chiliades Erasmi, 2—3 Chronicon Philippi 
et Peuceri, 3—4 Jovium ober Nicephoram, 4—5 
Valerium Maximum ober Gellium. Amtsgeſchäfte 
unterbraden natürlich diefe Studienordnung. Um 5 Ubr 
ging es gur Abendmahlzeit, welder nur colloquia mit 
ben Umgebungen folgten. Um 8 AWbendgebete, kürzer 
als am Morgen *), und heift es da: „das ich fiir 9 Uhr 


1) Sie nehmen 4 Drudfeiten ein. 


2) Dr. Paul Sher, geb. 3. Nov. 1521 gu Kigingen, 1558 Generals 
fuperintendent in Wittenberg, + 10. Dec. 1569, verfafte ein Calen- 
darium historicum. 

2) 5 Deudieiten. 

18** 


us Rais Onic. 


Benesch in Shewr gefunden wyerde.. -Damad fdleffe 
idhvein, im nanuen nites and félafe. —— bis 
umb zwolff Uhr gu mitternacht, darnach wache ich foft 
allewege bis der Seiger zwey ſchlagt, Und dieſe zwo 
ſtunden babe ity in der fluſtera nacht viel gu dencken 
Bae pe Gefen ba ein Side nicht cine Heller cuff lei⸗ 
bor : : 


Ww 15, Januar 1555 unterſchrieb ev, wit den Gu- 
perintendenten Dr. Bop. Bfelfinger *)-gu Leingig, Kaſpar 
Zeuner) gu Freiberg mad Anton Lauberbach gu Pirne, 
dine gedruckte uoſiſcheift fiie bie an ben böhmiſchen 
und oberlaufiger Grengen, auf Betvieh bed Biſchofs 
von Meißen, Rifolend 1h, eceticten 200 lutheriſchen 


Vrediger. 

Sn den letten Jahren kann der alee Here leicht noch 
iw etwas Unruhe verſett worden fri: . Denn: mit dem 
Regiermataveritte Aucuͤrſt Chriſtian s L ( Ll. Februer 
MASS) kam ·wieder cin auderes kirchliches Syſtem aus 
Regiment, welchem/ fiir freilich ram tune Zeit, Mirws 
wad Selesecer -weichen. mufiter, die akdht vom: Eyovstd- 
mus lagfen swollen. Gelb ft Gesfeen wurde 1580 Dy. Ur⸗ 
ben Pierius (Birnbaum, gab. zu Geondt 146, new 
15D ned Wittenberg. verkest, . ine aM. Bremen. hed 
1800 aber Dr. Echonfadarb. 1858 mu aebm t 1686 





1) Geb. zu Wafferburg in Batern 1498, 1527 paſtor Seni: 
wade, 1930 eraling und Daft gw: anne wes. 
erſter —— as Seipgig, + 1. Joa. 157 . 

i) Kaspar Beuner, ged. gu Freiberg de, 6 gum Pricfter 
gewelht und é — Seti ot x Garnet ian zu 
pipet ee wheel 3 Sayin, onde — pee 
rathete, mit i ‘e Sohne und —RE— oat 6 


+ ee ale aftor nal drewverg berafen, me ee et der Hlgenttie ‘en 
verintendent wurde and am 27. ug Do 


Daniel Grefer. 419 


zu Raffel) gue Seite gefegt. In der Zueignungs ſchrift 
ber Selbftbiographie Grefer’s an den Kurfuͤrſten erfieht 
man jedoch, daß ex ihn feiner Gnade hatte verfidern 
laffen. Uebrigens ftarben beide innerhalb weniger Zage, 
ber Kurfürſt (geb. 29. Oet. 1560) in nod jungen Jahren 
ben 25, Gept. 1501, Grefer als faft S7jabriger Greis 
den 29, Sept. 1591. Bier Jahre vor feinem Bode, 
7. Mak 1587, nahm ex noc cine dritte Frau und gwar 
feine Dienerin, wahrſcheinlich um Semand gu haben, der, 
wie er ſich in feiner Selbſtbiographie gewünſcht hatte, 
„an feiner Bartung keinen Verdruß nod) Efel hatte und 
mit ibm Geduld trůge“. 

Gigen ift eb, dag ex in ſeiner Selbfebiographie feiner 
Kinder, deren Ergiehung und Schickſale, deb Verkehrs 
mit den Sdhwiegerfdgnen u. f. w. fo gut wie gar nicht 
gedentt, fondern war rühmend hervorhebt, daß er Ue- 
ented erlebt babe, wobei ex ſich mit ——— Intereſſe 
darüber verbreitet, daß dieſe Kinder ſeiner Kindeskinder, 
die ihn proavam heißen müßten, untereinander hei · 
rathen dürften. Gr hatte ubrigens: 1) einen Sohn, 
Hieronymus, dex in Dresden Diakonus gewefen, aber 
sor dent Water geftorben war. Derfelbe hatte eine Tochter 
Retharine hinterlaſfen die mit bem Pfarrer Georg Gro 
mann in Knebelsdorf verheirathet war. 2) Seine Toch · 
ter Anna war mit Valten Grefer verchelicht gewefen, 
ſcheint aber aud) vor dem Vater geftorben gu fein. Sie 
hatte zwei Töchter: Fortuna, die mit dem Pfarrer Gree 
gorius Seig gu Keſſelsdorf verheirathet war, und Katharina, 
die Balzar Grützmachern gu Dredden gum Manne hatte. 
3) Margarethe war die Gattin Selneccer’s, aud ſchon 
Grofinutter. 4) Helter, gewefene Pfarrerin zu Seyfers · 
Dorf, deren Zochter aud mit einem daſigen Pfarrer ver · 
ehelicht war. 


Xi. Der Proffener Mann. 


Unter diefem Namen war in der zweiten Halfte des 
vorigen Jahrhunderts im fadfifden Elbhochlande ein 
Mann befannt, welder Erſcheiaungen gu haben glaubte, 
bie ign von gufiinftigen politiſchen und. fonftigen all 
gemeinen Ereigniſſen in einer Weiſe unterrichteten, welche, 
nad ſeiner und ſeiner Anhäager Meinung, durch die 
ſpatern wirklichen Vorgaͤnge bewahrheitet wurde. 
Derſelbe war geringen Herkommens und ſchlichten, 
einfachen Weſens und Lebens, worin ee and: bis an 
fein Ende verharct iff. Ex hieß Chriſtian Heering uad 
war and Poftelwig gebürtig, einem -Derfe, dad an der 
ibe, nahe an der böhmiſchen Grenge gata if iſt wad 
in das ſchandauiſche Kirchſpiel gebdrte. Sein Vater bee 
ſaß dafelbft Haus und Garten, trieb bas Jiſchergewerbe, 
und foll cin frommer Mann gewefer fein und gleichfalls 
die Gabe der Erſcheinungen beſeſſen haben. . Ge leitete 
feinen Sohn von früh an auf der Elbe gu feinem Ge: 
ſchaͤfte an und diefer tried nadmals, in ſtillem Weſen, 
feine Nahrung gu Poftelwig bis gum Jahre 1746, Dae 
mals ſtarb fein Schwiegervater, Hans Shmidt, Hausler 
und Sdhiffmann gu Proffen, einem zwiſchen König · 
ftein und Schandau gelegenen und nad) Ronigftein cine 





Dee Proſſener Mane. 421 


“gepfarrten Rittergute”), und hinterließ Haus und Garten 
ſeiner an Geering verehelichten Tochter, worauf diefer 
‘fein Haus in Poftelwig vermiethete — ſpäter, als fein 
- Sohn. heraufrouds, hat ex es dieſem übergeben — und 
nad) Proffen iberfiedelte. 

Sein damaliger Beidtoater und nachheriger Bio- 
graph ), M. Johann Gabriel Süſſe, der gu jener Seit 
Diafonus in Kinigftein war und fpater Pfarrer dafelbft 
ward, gibt ihm dad Zeugriß: daß er jederzeit „einen 
ftillen, fittfamen und frommen Wandel geführt, den 
Seinigen*) cin gutes Beiſpiel gegeben, ſie als ein chriſt ⸗ 
licher Hausbater gu allem Guten angeleitet, ſich bei dem 
öffentlichen Gottesdienfte ohne Unterlaß als rinen ·fleißigen 
Kirchgãnger und exemplar andaͤchtigen und awfmert- 
ſamen Zuhörer der Prebigt des gbttlichen Wortes und 
ſodann zu Hauſe als einen guten Berehoenfer brwieſen“. 
Gin gleiches Zeugniß babe er ſchon aud dem” ſchandauer 
Kirchſpiele mitgebracht. Soſeien ihm denn unter göͤtt · 
lichem Beiflanbe wohlgezögene Kinder gw Zheit worden, 
und beſonders fei'fein Sohn, gteidhfullé ein Fiſcher, „von 
vãterlichen Sitten. Seine Erkenntniß tm Cheiftenthum 
fet daher „gang hintangüch,“ wahrend ex oF fenf in der 
Schule hide weiter, als baG er fertig leſen und feinen 
Ramen ſchreiden konnen, gebracht, da ex feinem Vater, ber 
eines BAGeo (havens ·halber ſtets Jemand bet ſich haben 
müſſen, vor FAH on bei bee Elbſiſcherei beizuſtehen ge⸗ 
nothigt geweſen fa. Bon weltichet oder politiſcher 





1) Rept Serra Grianlg Vralus gebkelg. Damald gehorle es 
Dem Landkammetrath v. Luttichan auf uversdorf, Zaufcha, Proſſen ze. 

2) umſtändliche — von ‘bem’ fogenannten Profſener 3 Mann 
W@rebden und Leipgigy 1772). + 

D) Gr. hatte ete Brau, einen Sohn ano gue Bete. 


’ 


4a Peo Rhein: Ree. 


* Gabe: ct gop wenig erlangen Armen, Ba ex 
apn: Sugend auf Zag aa Rade arf den 
— —* wiſſen, auch fouft teine Gefeüſchaft 
eBplicht, : Reitengen, nod Geſchichtsbücher geleſen, 
Bod Umgang mit belefenen und gebildeten Perſenen ge · 
habt Gabe. Es war die Haroprgubeten, ba feine Biſis · 
Bee Matar, mg hind Peritiſche wicheen. Im gemoinen 
Reben was ce gegen feine Obrigkeit henge Vorgefesten 
ehrerbietig und geborfem, gegen feine Nachbarn vere 
lidh, gegen Sedermann beſcheiden und dienfifertig. In 
ſeinem Handel war ex um fo billiger, als er dazu nod 
beſonders verbunden au fein glaubte, weil ipo Oot 
gar dfters, wenn wenig gu hoffen ſcheine, gar einen reichen 
ee in, {einen Fiſchzügen gufliefen” laſſen wie er denn 
an einer, Gegend in dem Rufe geftanden, daß ec im Fiſch⸗ 
fang ‘vor Audern ghidlid. fei. So habe ex auch ftets, 
bei mittelmagigen Vermoͤgen und guter Zufriedenheit, 
fein ebrliches Auskommen gehabt und feine Kinder farnmt> 
lich in sigenen Wirthſchaften verforgt. Im höhern Witer 
— et muf mit Anfang des Jahrhunderts geboren fein )— 
lebte ex als Ausgedinger, mit feiner Feau, bei der aitefien 
verbeiratheten Tochter, dec ex fein Haus gu Proſſen über · 
ee trieb aber fein Handwerk als Elbfiſcher fort, and 


zug in Droffen war er gum Gerichts ſchoͤpnen belellt 
worden, Bis gegen Gude dee iger Sabre. fined 
Rebens genoß ev cine —2 und gute Gefundbeit, 
und eft dann fing ex an, etwas gu kraͤnkeln. Durch zu 


q der bereits 1759, im sn 
en 17, od) unvertadert, arp ni a fete ait 
tigten — — von ihm heißt es i A ae ae 
nage erreiat·. ITER ſaeiat ox —* —X 


Dev Profiencs Rem. Rf 


fruhes Sichen and Deben hatte ex einen etwas dite 
bea Sefommen, ging: aud) in Zolge ſeiner ſchweren 

Wobpit- etwes gebückt und hatte einen Bruchſchaden Fn 
Den Rene: finite. cx etwas, Sonſt war / et beſtaͤndig cined 
fomurttichen ‘und leutſeligen Weſens und einer offenen 
GVeſichtabildung. Sein Temperament wurde, nad den 
hertnnnticgen pſychologiſchrn Kategorien, als cin fanguk 
niſch · choleriſches bezeichnet, und dabei bemerkt: „wenn 
oud) etwas bom Temperamento Melancholico bei 
ihe influivet, -fo hat stan body gu keiner rit bas, ge 
ringſte Nw rven tuiche dher etwas Vitkh ⸗ Oelancholifches 
in {diner Geſinnung, Thm oder Laſſen verſpuret, inmaßen 
apie fein Biograph naiv hinzuſcht — er ſonſt auch 
bei Dee Proſſener Gemeinde nicht als ein Gerichtsſchoͤppe 
hatte mogen beſtellet und gebrauchet werden können“. 
ührgeiz oder Hochmuth fei nicht an ibm zu finden gee 
weſen, und habe er ſich in Kleidung und Koſt ſparſom 
und gering gehalten und in ſeinem ganzen äußern Be⸗ 
zeigen Demuth tind Riedrigkeit an den Tag gelegt. So 
fei @ auch „am allerwenigſten eis Sonderling, oder 
einse eingeblideten vorzůglichen Heiligkeit, eines ſchwor ⸗ 
meriſchen · enthufiaſtiſchen Unweſend, noch fuged dem 
anbern ſettieeriſchen Weſen gugethan!’. 

Dad Niqcht⸗, Schwärmeriſche“ wird wol auf cin 
idee Sdaermmacyen gu beſchranken fein, wes immer ⸗ 
hin An Verdienſt iff. Wohl aber glaubte ex, von Jugend 
auf, prophetifce Erſcheinungen gehabt zu haben, die von 
Jahr gx Behr Sfterer und deutlicher gemorden. Die 
widtigften ſeien 1744 und 1745, dann wieder 1746 
nnd. int Ganfe bed damals Segonnenen Siebenjaͤhrigen 
Sringes; wb endlich gu Anfang det ſiebziger Sabre ded 
vorigen Jahrhunderts hervorgetreten. So begegnete es 
ihm 1744, alt ex, noch bei Aage, bei Poftelwig. on ber 


AM ‘Dex Proffence Mana. 


Elbe nad) Haufe ging, daf ex eine Menge Menſchen 
und den Herrn Sefum gu fehen glaubte, Nur Wenige 
folgten dem Herrn nad, der feine Hand über fie erhob; 
die Meiften gingen den breiten Beg zur Verdammnif; 
einen der Nachfolger Jeſu hoͤrte ex das Lied anftimmen: 
„Mache dich mein Geift bereit“ rc. Er konnte diefe 
Erſcheinung nod lange nachher nicht ohne Thraͤuen und 
innige Gemiithsbewegung erzaͤhlen. In demfelben Jahre 
wurde ihm bei einem ihm erfcienenen Geſichte dab fünfte 
Capitel bes Propheten Jeremias, alé eine Kage aber 
Unglauben und Ruchlofigteit in allen Stinden, auf 
geſchlagen. hen damalé wurde ihm, — und damit trat 
guerft der prophetiſche Charatter feiner Vifionen hervor,— 
wie ex gu fagen pflegte, vom Herm geseigt: „Daß ein 
Held mit feinem feindlidien Heere wiirde nad Sadfen 
fommen, und bad Schwert bis an den Heft ing Blut 
taudjens Und dtefer Held werde hernad gu Dresden 
wie in einem offenen Garten eingiehen, aber bald darauf 
wiederum gum Obern Bhore hinausziehen.“ Oamalé 
fablte ex ſich tm Geifte gedrungen, diefe feine Offen- 
barungen gu Dresden hohen Orts perfonlid gu melden. 
Er wurde bier, um fic über fein Wefen gu vergewiffern, 
einige Woden in einem hohen Haufe, unter guter Ver⸗ 
pflequng, zurückbehalten und beobadhtet. Mom muß aber 
nichts Verdachtiges an ihm entdedt haben, indem er 
einen umſtandlichen Aufſatz von feinen Anzeichen, den er 
hatte ausfertigen laſſen, wie es ſcheint, dem Könige ſelbſt 
überreichen durfte. Als nun im. folgenden Jahre ein 
preußiſches Heer unter Leopoid yon Deſſau in Sachſen 
einfiel, am 15. Dec. 1745 dle Schlacht bet Keffelbborf 
gewann, am 18, Friedrich I. in Dresden. einzog, bereits 
am 25, Dec, der Friede gu Dresden geſchloſſen ward, woe 
rauf die Preußen Sadfen wieder raumten, fo. glaubte 


Der Proffence : Man. 425 


matt Dantit die im Sabre verher, wo Sachſen nocd ger 
nicht im Kriege mit Preußen war, erfolgte Viſivn des 
Wijſchers erfũllt. 

Moan bbrte num aber cin Jahrzehnd lang nichts von 
weitern Erſcheinungen, die ex gehabt habe. “Mitte Marz 
des Jehres LISG aber fom er gu feinem Bridhtoater,: er: 
offnete ihm neue Mngeidhen , wiederholte den Beſuch am 
Charfreitag (16. April) und Ende Juli, und erklärte dav 
bei mit Sanuncen und Thränen, wie er fein Anbringen 
nicht weiter gu verbergen wiffe, ſondern fic) Tag und 
Racht getrieben finde, es dean Wllergnddigften Landes 
water anzuzeigen. Das Unglück ware nahe. Der Beicht⸗ 
vater geb ihm (2. Aug. 1756) ein Atteſtat, was auch 
fein feliberer Beichtvater, M. Claus gu Schandau, that; 
damit’ ging ex nach Dresden, fand bei einem Minifter 
Zulaß und Gehör, that feine Angeige und ging nun mit 
erleichtertem Herzen nad Hauſe. Seine damaligen An- 
zeichen beftanden, nad feiner Erzählung, hauptſächlich 
im Bolgenden: „Der Here Habe ihn fehen laffen, daß 
nächſtens ein großes Ungewitter entftehen würde, durch 
welches dab ſachſiſche Vaterland mit Krieg überzogen 
und das guerft die dafige Elbgegend, die Heimat des 
Pifcheré,. beteeffen würde. Hierbei würde es hart her⸗ 
gehen. Und dieſes Ungewitter ware febr nabe, ſodaß 
ore Honighithe Majeſtät an Dero Reife nach Dero 
Konigreiche (Polen) würde verhindert werden. Höchft ⸗ 
dieſelben würden nicht von Dero Volke gehen. ih Es 
würde aber das Ungewitter mit ſeiner Heftigkeit in dore 
tiger Gegend nicht von langer Dauer fein, ſondern fic 
noch weiter ziehen, und viel Blut vergoſſen werden. 


in 2 ae —z fest tod geſchah, wenn die Reiſe aud anfangs 


426 Dax Brofence Mowe: 

Befonders wiirde dieſes Ungrwitter in unfam Vaterlaude 
auth daher viel Elend nach fich zichen, weil die junge 
Mannſchaft viel wirde leiden miiffen. Er hatte and 

Braudſtãtten geſchen und wire fogar auf felbigen herum · 

gefart worden. So ſei tom auch cim- Ader geyeigt 
worden, welther als cin bisher naftuchtbar gelegener 
Ader hatte miiffen umgeriffen:und von nenem gepfitigt 
und beſaet werden, well Bee Wer. theils gar unfrucht⸗ 


feien ihm zwei Kirchen gezeigt worden, eine in der Stadt, 
die andere außer der Stadt, in welchen man aber dem 
Herrn mar bad halbe Herz gegeben habe; ber Here hatte 
aber geſprochen: Ich will das ganze Herz haben, das 


in dem Profpect eines Gartens gezeigt, ans welchem 
Garten die ſtärkſten Baume mit der Wurzel herause 
getiffen und vom Lande hinweggeführt worden waren. 
So Habe er auch geſehen, daß der alte Grundftein berause 
geriſſen und cin neuer gelegt, aud) die Kirche außer der 
Stadt geſchloſſen werden ware. Der Herr. habe ihm 
befohlen, dem AHergniidigften Landesvater angngeigen: 
mm des herannahenden Ungewitters willen möchte ernſt ⸗ 
Sich im Lande Buße gepredigt, und die Verbindung mit 
SAdoft und Südweſt möchte verlaffen werden, fo wolle 
Bott dem Hauſe Sarhfen wohlthun,“ Auf die Frage, 
woher dieſes Ungewitter entftehen folle, antwortete er: 
108 witrben ſich Sudoſt mb Sittweft miteitander wider 
Rordweft verbindens SGidweft ware gedemiithigt worden, 
und von Nordweft ware ihm gezeiget worden, wie vier 
Helden neben einander gegen Südoſt und Südweſt 
finden, weldje vier Helden fo lange hinter und neben 


Der Proferer Mam. 427 


einander ſtehen würden, bis Sudoſt and Sidweft von 
einander ablaffen würden. Es ware hm endlich gezeigt 
worden, daß der aus Morgen, welcher ihm mit dem 
Namen ware genannt worden, daß es der Aürke fei, 
herangezogen ware +), worauf fid der Krieg ſeitwärts 
gram Norden gezogen bitte.” Wuf ddbere Befragung er · 
gab ſich, daß unter Sadoft Deſterreich, unter: Südweſt 
Frankreich, zwiſchen welchen Maͤchten eine Allianz vorfei, 
unter Rordweſt Preußen verſtanden werbe Wer die vier 
Heiden feien, ift niemals Har zu Tage gekommen; „es fei 
ihm nicht weiter gezeigt worden, “ fagte der Fifiher und 
fügte nur nod) hingu: „die vier Helden waren jetzo noch 
nicht. beifammen; fie würden aber ſchon nod) erſcheiurn, 
und da werde der Held aus Rorbweft,. der. König in 
Preußen, wenn ec ziemlich ins Enge getrieben umd matt 
geworden fei, news Seifee retenmen;) dieſe Hilfenditer 


1) Das wire nun freitig, foviel” den Gicbenjageigen en Krieg ane 
langt, eine falfhe Prophezelung gewefen. ite et et 8 prea ans 
Morgen" seloffen, fo hatte mon tamergin ,,den Ruffer’’ derunter 
verſtehen mégen, Heering brid aber nod” "1758, wo ibn Süffe 
aufs —— ato, det dem Tuͤrken. Damals hatte ber See 
eretade de eines vornthmen Achſtihen unter 
dem _4,.! je geſchriben und gefragt: „Bas dean der 
veatfense rae ee welches ete Manned pormals entdedte Ges 
Py —5 — Re vermerfen gemefen, fondern in billige Gredgung 
ae ben waren, bel den dermaligen Rriegstroubien anjere? Der 

ifder blieb bebertlidy bet feinen —— Ausſaen und bat mit 
Thranen, den igen ihm gezelgten Heranzug des Tuͤrken beſon— 
ders und ausdrücklich wit. zu melden. Siffe heiat iibvigens and 
dieſen Theil der Vorherfagung durd die, aber freiligy zehn — fpdter 
exfol e Tinmiſchung der Sirken in die poiniſchen Hindel erfut gu 
glauben. 

D 1759 fonnte man freilid die Ereigniffe von 1762 nod nicht 
Yennens fonft witrde man den vierten Helden anf IM. von Suge 
Tand gedeutet haben, Ddeffen, menn and nur voriibergebender Ueber⸗ 
tritt gu der preufifden Seite in ber That Frtedrig’s Mettung ward, 
fomic thm fdon vorher guftatten gefommen war, bap dew ruffiiden 


428 Dec Proffence Mann 


des cinen gu des Koöͤnigs Seite getretenen Helden wae 
ten grün gekleidet geweſen. Hierauf waren die vier 
Helden ſtandhaft bei einander geftanden ) und waren 
nicht gewiden, bis cin neuer Grundftein ware geleget 
worben.” 

Wãhrend nun der gute Seelforger diefe Anzeichen 
des Fiſchers Heering an ihren Ort geftellt fen ließ und 
benfelben, ben er diberbaupt niemals gu feinen Vorber- 
fagungen angereigt gu haben ſcheint, mit gehörigen Wore 
ſtellungen gur Rube verwies, wurde er jedoch ungemein 
betroffen, als er Ende Juli in feiner politifden Quelle, 
den Erlanger eitungen, von dem am 1. Mai 1756 gu 
Verfailles unterzeichneten Neutralitãts · und Allianztractat 
zwiſchen Deſterreich und Frankreich las. Dieſer Vertrag 
war im tiefſten Geheimniß unterhandelt worden, und 
wenn aud ſchon im Mat Seriidte von obſchwebenden 
Unterhandlungen zwiſchen jenen Madten in die Zeitungen 
gedrungen waren, fo war denfelben bod) entſchieden und 
zuverſichtlich widerfproden worden, wie denn bekanntlich 
die Allianz zwiſchen zwei Madhten, deren feindlider Ge- 
genfag Manger als zwei Jahrhunderte bas europãiſche 
Staatenfyftem bewegt hatte und gu einer Wet Aviom 
der europaiſchen Staatenpolitik geworden war, vor den 
Politifern aller Orten als etwas ebenfo Ucberrafdendes, 
wie Berwunderlidhes und Unbegreifliches betrachtet wurde. 
Im Marg, wo dev Fifcher feine erſte Ungeige machte ⸗ 
war, aufier den unmittelbar Eingeweihten, ſchwerlich ſchon 


Staatsminnern und Feldherren die Sorliebe des ‘onfolgers für 
den Konig befannt war, und dap aud fonft die Ruffen tein politi 
ſches Jutereffe an Preußens Untergang gu haben glandten. 


V) Das traf in Betreff Nuflands, wenn dies gu den vier Helden 
zu rechnen ift, nicht ein. 


Der Profener Manz. 429 


Jemandem etwas dergleidhen in den Sinn gefommen. So 
machte es denn auf unfern Geiftliden einen eigenen Gin- 
drud, alé gu Anfang des Auguft fein Erlanger Zeitungs · 
ſchreiber dicfelben Bilder gebraudte, deren fein Fiſcher 
fic) im Marg bedient hatte, von immer ,, bedenflider und 
verwirrter werdenden Seiden der Beit, fürchterlichen Gegen: 
fdeinen, geharniſchten Wolken, drohendem Blig, Donner, 
Hagel und anderen ſchweren Wetterſchäden“ redete, und 
als Mitte Auguſt bie ſächſiſchen Regimenter das Lager 
bei Pirna begogen. 

Als Mitte Muguft gu Schandau cine Sthiffbrüde gee 
ſchlagen wurde und Heering fic) gerade auc) in ſeinem 
Berufe dafelbft befand, fondirten ibn Einige, die alfo 
dod von feinen Vorberfagungen gehört haben muften, 
was er von dieſer gu fdlagenden Briide fage. Obwol 
ihm nicht entging, daß man ign mehr ſpöttiſch aufziehen, 
als im Grnft befragen wollte, antwortete ex gleidwol 
tubig und ernft: ,, Daf diefe Briide hier nicht viel niige 
fein und nidt gebraucht werden würde; Leipzig mige 
man aber wobl verwabren4); da habe er frembde Voller 
anfommen feben.” Vierzehn Tage nachher, am 29. Aue 
guft, ridten die Preußen in Sadfen, und ihre erfte 
Golonne von Magdeburg aus über Leipzig, ein, worauf 
felbft dex ſächſiſche Hof nur gu unvorbereitet war, und 
die Schifforiide wurde in der Bhat nicht benugt, da die 
Sachſen von Schandau abgefhnitten waren. Wud) einen 
Verfud der SGachfen, einen Rückzug über Markersbach 


2) Hier fprad fich freilich der tnnere Wideriprud aus, der tr 
allen dieſen Borherfagungen gu legen fdeint, wenn fie eben mehr 
als Borherverhindigungen des Unabwendbaren fein wollen. Wie hatte 
man Leipzig hinrelchend verwahren können, wenn die Propheseiung 
nicht zu Sdhanden merden follte? 


430 | Dex Proſſeuet Raus 


gu machen, und daf dieſer fruchtlos fein werde, zeigte 
der Fiſcher einige Wochen vorher feinem Beidhtvater und 
Andern an. 

Im Fabre 1757 tam ex neun Tage vor der Schlacht 
bei Roßbach gu Süſſe und fagte ihm: „Es fei wieder 
etwas Wichtiges vor, wovon ex aͤngſtlich wunſche, daß 
er es hohen Orts möchte eröffnen fonnen. Man möge 
Gott ernſtlich auruſen, daß das vorſeiende Unternehmen 
möchte abgewendet werden können, indem es in der 
Schärfe nicht gut hinausgehen würde. Gs zögen nam: 
lich zwei Heere in unſerm Lande gegeneinander, ein großes 
und cin kleines, von welchen ex geſehen, daß bas legtere 

geſieget atte und das grofe gang zerſtreuet worden 
ware.” : : 
Viel Auffeben bet den Ginwohnern bortiger Gegenden 
und felbft bei den dort ftehenden Militairs Seider Theile 
exregte es, ald man erfubr, daß Heering faft cin Viertel⸗ 
jabr vorher, che Mitte Auguſt d. J. 1758 die kaiſerliche 
und Reichsarmee ſich der Elbgegend naͤherte, glaubwiire 
digen Perfonen ded ſchandauer Kirchſpieles erzaͤhlt hatte, 
ex habe geſehen: „Daß anf dem ſchandauer fogenannten 
Kirchſtück am Elbufer ware geſchanzt und gegen dad for 
genannte Krippuer Horn über cine Shifforide geſchlagen 
worden, tiber weldje ex fremde Völker hatte ſehen über⸗ 
geben”, und nun in bee That in ber Beit vom 14. bis 
19. Anguft am gedachten Orte von herangekommenen 
faifertidien und Reichstruppen cine Schiffbrücke geſchlagen, 
ſowohl jenfeits bei Krippen, als aud) diedfeits der Elbe, 
zwiſchen Poftelwig und Schandau, auf gedachtem ſchan⸗ 
dauer Kirchſtück, Griidentopfe enfgeworfen wurden und 
die Truppen des Lagers, das auf der Hohe der Rath 
mannédorfer Felder neben Schandau gu ftehen fam, uber 
die Bride gingen. — Bei Annäherung der kaiſerlichen 


Dee. Vrchener Pane: 43h 


und Reichs armee i) evbffnete Heeting feinem Beichtvater 
und einigen Bekannten ſeine Auzrichen mit folgenden 
Worten: „Die Zeit iſt nuw da; wen dad Schwert trifft, 
den wirds treffen. Ueber der Elbe wird fich vornehmlich 
noch cin grofered Heer zuſammenzichen; bel ſelbigem wird 
es blutig zugehen, und es wird auch endlich noch herüber 
fiber die Elbe kommen muͤſſen.“ Man glaubte died mit 
dem Hevonfommen dev grofen Daunifden Armee erfüllt 
zu feben, von deren Anzug bei Heering’s Angeige. in 
fener Gegend. nod Riemand etwas Gründliches gewußt 
babe, noc) habe wiffen können, die aber im September 
aus Schleſien hereinfam und. bet Stolpen ein fefted Lager 
bezog, cinen Verſuch auf Dredden madte, dann wieder 
in bie Laufig gog, nad dem gelungenen Ucberfall bei 
Hochkirch abermals vor Dresden erſchien, in deffen Vers 
theidigung Sdmettan?) bamels (10. Nov. 1758) die 





1) G8 ift die Kegtee, Vie von dem Pringen Friedrich Midael von 
Bwetbriden (V, 391) ef ef ard, gemeint, melde fruͤher in dorti⸗ 
gen Geggnden eintraf, als 

1) Karl Chriftoph ont ve v. —* ged. 8. Juni 1696, Sohn 
des —S ‘Amutstommerrath s Samuel b. Sm. Cf 1709 gu Sondon) 
und Marien de la Fontaine, tret 1718 als Faͤhnrich in & ¥. Dienſte, 
vo. fein diterer ruber Samuel bereits. in hoyen Ghargen fiend, 
fdmpfte in den Ricderlannen, Ungern, Sicilien wnd auf Gorfice, trat 
1741 mit feinem Bruder, ald Oberft urd —R im preußi⸗ 
ſchen Dienft über, ward 1743 Geactalmajer und Senerelauectione 
meifter, 1755 Generaltieutenant und Gouvernare von Heit, mar 

ATS8—59 Gouverneus non Dresden, vow dem er Dann zwei mal 
parddtigcedte. 1750 capitulicte er gieidmot, da ihm der Konig sid 
fgrizben hatte, dap ex fdmerlih euf Entfod reduen tine und im 
Roth falle uur die Raffen retten mige, hielt aud die Capitulation 
aufrecht, ungeadtet vor igrer voftindigen Erfilung ein preußiſches 
Gorps unter Gencral Wunfh tn dee Nabe cintraf. Bald darauf 
wart ex entlaffer, oft Belge der Rothwendighit”, wie ihm ber Kis 
nig jum Srofte fried, und ftarb gu Brandenburg 97. Det. 1775, 
Sermibte om 10. Dec, 4740 mit Marie Satharine @merentie, Rode 
ter des k.k. Generalmajors und Gouverneurs von Porto Sreole, Frei⸗ 


433 Dee Prefers: Sass. 


pirvaiſhe. Mexſoadt au MPaanbdfieion; ſcudich aber nach 
VBihmren, wie din Rrihsannce ned Grantee, zuruckging · 
Leuttres bewahrhaitete einen Theil dee weitern. Mudjagen 
Deh Fiſchersanach ox vesfichertac Der Herr zeigete 
wis Rh < bab: Dab henam irhande Neichsheer fich wie · 
dexum uͤber dis Berge: wah Bigmen zurückzog. Sh 
fabe rechteigentlich die ¶ Maulthiere · nach einauder hin · 
überziehin. Wena er aben. weiter. hinzufehte: Aand 
ijenes Heer · ¶ nalich derer Preußen) zog hernach, da 
ceft-elleb vallbvedt war,.aud in-Gricden and Sachfen", 
fo. ging Daé,::wenn: man .c6:-nidt auf den endlichen Frie · 
den bopichen will, damals nicht in Erfüluag. In Jenem 
Jahre wenigſtens verließen dic Preuben das Land nicht, 
vielmehr · empfand daſſelbe es nur.gu bitter, dap Friedrich 
Die Winterquartiere darin bezog und von dew vier Ril ⸗ 
lionen, die ex foderte, mit Mühe 300000. Shir. durch 
bie Stinde herunterhandeln ließ. 1759 jedoch zogen die 
Preußen in der That für einige Zeit ab, weil ſie damals 
gegen die Ruſſen gebraucht wurden. 

Indem man jedoch die Entſcheidung über diefen letztern 


herrn v. Gorratoy hatte ex einen Sohn und greet Toͤchter init We ete ere 
zeugt. — Sein Bruder Samuel - wav tG84: geboren,: trat gu-kem 
anfpadiden Regimente in hollénd. Soid, ward bei Hodftdd nt Gantiaia, 
1707 Major, 1708 Oberfiltentenant und Generaladjutant ves 
pringen von Raffel, ging 1714 in (ebfifen Dienft, zeithnete ſich vor 
Stralfund und in Polen aus, ging ta 2B Dienfe. dl 
Generalmajor und Generafguitiermelfier in Gicilien unl 
ward 1738 Gelmar{dpattientenent, 1735, —— 
mandant ‘von Velgrad, dann Souveratur von Bemedwone,: di 
marſchall, trat 1741 in preuß. Dienſt ale Gao und 
Grandmattre der Artillerie, ward mehrfach gu Miffionen ged 
1742 Geaf, 1743 Greater ter , $18. Ruy 1781, —5 
mahlt wer ex 1) mit Marie 0. Boge, die zu Wien 8. Sept. 
1739 fib (ein Sohn, zwei Toͤchter)3 9) mit ‘marie — Rilben 
ae 2— (amet Shine, sroet Tater), dee der Unig 2000 Fle. 
mm gab. : 


Theil der’ Heering ſchen Vrorhezelung der Sutunft dher- 
laſſen Gaben mag, ervegte bod das Gintreffen feiner 
Vorausfagung in Betreff des Rückzuges der kaiferlichen 
und Reichstruppen um fo gedpered Erfteanen, je weniger 
man einen ſolchen erwartet hatte, nachdem Friedrich fich 
nad) feinem Unfall bei Hochtirchen nod) Schlefien ge 
wendet hatte, Dawn aber writ Uebermacht vor Dresden 
erſchienen war, von dem er ded, vor Schmettau's Ent: 
ſchloſſenheit, um es nicht der angedrobten weitern Sere 
ſtörung preisgugeben und, wie er erflarte, aus Rückſicht 
auf die kurfürſtliche Familie wieder abzog. Viele Perfonen 
von Stande und namentlid) aud hohe Offiziers wurden 
dadurch begierig, den Fiſcher nod vor ihrem Abmarſch 
gu feben und gu fpreden, und da es ihm, nad diefer 
Erfüllung feiner Angeige, verginnt gewefen, an einigen 
hohen Orten bas Vornehmfte von dem, was ihm, wie 
ex gu fagen pflegte, ber Herr offenbaret hatte, gu er- 
Sffnen, fo fand er ſich dadurch dergeftalt befriedigt, daß 
et fich feitbem mit feinen Vorherſagungen, wie ihm aud 
fein Beidtoater immer ſchon gerathen, langere Zeit gang 
rubig verhielt; was denn vielleicht cin pſychologiſcher Wink 
und Schlüſſel fein könnte. Nur im Frühjahr 1759 er- 
zaãhlte er: „daß es jenſeits der Elbe und in denen ndrd- 
Liden Gegenden nod) am harteften zugehen, und jenfeits 
Neuſtadt bei Dresden ein Balgen fein, aud endlich eine 
ſolche Heeresmenge in dem Lande gufammenfommen werde, 
daß er das errain, wo diefe Menge erſchienen, wie eine 
Tenne zertreten und die Marquen der Hufeifen auf dem 
Erdboden ohne Ende gefehen babe.” Es fiche fid das 
allenfallé auf die Schlacht bei Nunnersborf, bas Cin- 
treffen ber Raiferliden vor Dresden und namentlid in 
Neuſtadt und, wenn nicht auf die frudtlofe Belagerung 
Dresdens durch Friedrich I. im 3. 1760, % auf die Beit 
Vil. 


484 Ber Frofieiet: Mare. 


begichein wd Rob. REDO DMN bel Berle Sorfe Vlauen 
und Bees Buig —— tage ta Se detanute 
dintenfang frattfaid:! ie Bem oat · Nulk 2038) weu. 
cet ee aR Nt a in 
tered delgebra che werven and ver Werſaſſer bayabert 
merkte damals bod ‘tree Fowtel': Feeriug Beef fos 
mid: pitti nur, “eR wie das anberemal, Sep as 
Boer. hee Buſe wad dee Beſſctung KG unter devin 
Menſchen nur mehr dager modte, wobee ſich weinend 
gat oͤfters anf die nachdrückliche Buß Slachnehrede dis 
Heilandes beyſehe, welthe VMS deneh ſühlloſen und 
hartnadigen · Juden, nach Quek am / I8. Capuen von ben 
drei Jahr lang: nach ciftatiber beſlichten, ohne Frucht:Se- 
fundenen und endlich zum Abhauen ausgeſetzten Felgjen- 
baum gehalten“. Aber auch in bene erſt 1772 etſolgten 
Aborude dieſes Aufſahes werden nur noch -wenige, ted 
1789 -gefibehene Borherfagangen, beildufiy, tr: rwmers 
kungen untd ‘ber Vorrebe “beigeBrade, und fiett einer 
Fortfegung ber species fanti cine ,Aiftort{d-theclogifihe 
Abhandlung über die Cafualfrage: ob es noch heutzatage 
neue Dffenbarungen von wichtigen Revetutionen:in bemn 
Kirchen · und Weltlichen Staat, und von beſtudern 
Schidſalen einzelner Perſvnen gebe, urd was von ſetbi· 
gen au halten fei, beigefügt, welche den Umfang · der 
Rechricht· faft um dab Oreifache überſteigt. Die wer 
nigen angefuͤhrten Momente find aber folgende: 
Am 24 Rov. 1760 wurde der Beichtvater gu dan 
diſcher Hering, weldjer an einem Katarrhahfteber kraut · 
gefodert, ihn mit bem heil. Rachtmahl zu verſehen. 
Er ermahnte bar diſcher dabei auch diesmal gu ernſter 
Herzeusprüfung, namentlich aber it der Anzeigungs · 
face”. Rach vollendeter heiliger Handlung fragte 
er ign geſpraͤchsweiſe: „ob “bie neuere Gage ven 





der Proheny, Mow, 435. 


ihm 3}, doß ex. sor depart edna Geis, eins frib 

lich: fiogenbe Berfa wotung achchel und 8 alton bat Bale, ogee 
grin det 1631; Geringawtwortete hierark. 5, daß er. wa 
‘bom Duel Wohen cine ARlammlams· gelchen Eelche vor 
ein em dee Pasi GanbwaWyeng eines Mounysd, heſonders 
eins Mourertelle,, im, der, Hand gehabt, mare angefibret 
warden von. welchey Derfamrmylung.cr Den eſantz· «Wein 
Gott iv, der QU hei Goer bitte enllimmen und fingen 
Gone, end abnernsbteb fish immer noch mehre zu dieſer 
Verſammlung binge gefunden, weſche das Getöne dieſes 
Rieded. immer Heller genncht, ſo wire dog von beiden 
Seiten diefer Verſammlung cine nod grigfece Menge 
gavefen, welche folden Geſang wit frinen Morten: « Wi 
Sehd Hat nun cin Ender, ñicht atte Hiren, wolles, und 
ſich mit bem: Gehöre feldweg gewendet, es aber dennoch 
hatten hören müſſen“. Der Biogragh bewarkt hierzu: 
„Ob dieſes von dem nad zwei Jahren. exfolgten, aber 
von denen Parteien mit ganz ungleider Geſinnung an- 
genommenen Zicdn abermals cine Heeringiſche Voraus · 
fagumg:bat fein wmagen, ſolches üͤberläſſet man dem G. 2. 
gat felbGhelicbigen bidigen Beurtheilung.“ Wagrend des 
ganzen weitern Krieges ſcheint dem Beichtvater keine. 
neurre Vorherſagumg ded Fiſchers bekannt worden gy fein. 





2) Men ficht terns, hap ver Fiſcher dietcnel ut za bem 
Beidtoater, mm uid igm feine Pitta exdffnet, wol ket Wee 
felbe andern Zeuten pint hatte. War etwa der Bilder mistraulſch 
Nell Mr Beidtoater — —— und abmah ⸗ 

as ſheiat dean ded, dap ex ſich, trot der ow. igme 
aedguten Demuth, etwas au F ſeine Gabe eingebilbet. Wenn, nad 
i ſeiner —— feat ‘in Gr} ae Segangen pan fam er wot gu 
tet — 
ee aD) ay sap Der vor 
manden anderen — ——— Heering’s Bedenken trug, fie x 
verbfenttier vidleidt erſt abroarten wotte, ob fie ſich berodgeten 
Gergi. a. 4. D., Vorrede S. 18 u. 19, Yam). 9 
19* 


436; Dee Profenct Boxe. 

Rath dem drieden Hat. Hering aber gefagt: „Es eigt 
woabh Friede der H Obs hat. mir aber ſehen laſſen, daß 
fig. ſich arden {Gon.wiedse ay Pferde ſetzen“, und. 
dang sib Sinaia bt Gabe viele Brondéatten, wie 
aud); xlele entklieidete und heraubte Menſchen in, Dolen 
gel "Gabligy erzãhlt der Geiſtlie am 20, Mug 
i231 on Denen ize ieſten Mifienen hes Bifthers,,. rites 
weichen abermals- wenige Evangelia oder ———— np 
zeigen find, iſt pielen. allhier (deren, Zeugnig ig, y 
beiteeten fann) nicht unbefannt, daß ihm, wie e's | 
expfincte, Shon vag anderhalb Jahren. ohnweit des Heinen 
Dorfes Mroljen, woſelbſt er wobut, die Geſtalt sines 
Magdleins erſchlenen. welded. ein alts Buͤchlein in Hine 
den · gehabt, auf deffen cinem Blatte bie Morte geftanden’s 
ſchwere und theuse Beit, über welche Anzeige ex. ſich med 
immer. beflagt, daß ihm damals Riemand babe: Stouben, 
beimeſſen wollen.” Bekanntlich trat 1771.und. ATTA rine 
grode Theurung cin. 

Ueber bie Met und Weife, wie bee Biches. die Mtn 
ſcheinungen theils zu überkommen, theils gu, “aati, 
pflegte, berichtet fein Biograph: es fi. keineswegg any 
dem, daß et fie als ein Sehlafender im Traume il 
fommes nod viel weniger fel es gegründet, baby me 
men aud gefagt habe, cin Ménnden au ibm Sdrecu 
igm das, offenbare, was ex anzeigen ſollte; ſondern tsi J— 
Offenbarungen fimen ihm im Wachen, bald bur i, 
wiffe, ihm gezeigte Geftalten, Vorbildungen nid, Sep 
ſpecte, bald durch Stimmen. Gr verſpüre reac 8 
immerwabrendes Anregen in ihm und cine Freudigtelf, 
die Sache bald anzuzeigen. Bei ſeiner Angeige erklare 
er ſich gemeiniglich alfo: „Ich prophezeie nicht, id dente 
aud nicht, ſondern id zeige nur an, was mir der HErr 
anzuzeigen befohlen hat. Und dabei habe ich dem HErrn 








Dee vroffener ‘Rete. 437 
dreimal geſchworen 2)’, daff" A Hite 8 te 
der HErr defohten Ret, nee 1 ia 
Furcht um meinet und dee “Meintgert alte atone 
offen witt’ weiches Letztere ee alfertat Haley baa a 
vielet Fhethiin wmit jammernder Stimme Yahe.” Weber 
deüde er ſich gewbhnlich fo cus Ed Ht om HSrn 
gegeben wordens ber HErr hat mirb bfehlen der HErt 
Gat mirs gezeiget; Er hat mice ſehen Taffens” bratudfe aud) 
ore den Ausdruck: det VErr hat michs. 

mM 

Wir glauben dem allen, was der Blograäph voit ber 
Redlichkeit, Wahrheitsliebe und dan gefunden Sinne 
ſeines Proſſener Mannes fagt, und meinen’, daß ber 
ſelbe ein Mann gewefen, ber, in all ſeiner ſtillen Ei-⸗ 
fachheit und Zurückgezogenheit, mit Ernſt und Bye 
nahme über die Zuſtände und Exeigniſſe ſeiner “Bett 
dachte, und dem eine lebhafte Einbildungskraft, vielleicht 
unter einem Einwirken geheimerer und tieferer Naturkraͤfte, 
ſeine eigenen Anſichten und Erwartungen it ſeinem Ideen · 
kreiſe entſprechenden Bildern verforperte, welche meiſtens 
ſo allgemeiner und unbeſtimmter Natur waren, daß fic 
ſehr wohl irgend cin Ereigniß ciner kriegeriſch bewegten 
Zeit auf ſie deuten ließ. 

Sein Biograph gedenkt in ſeiner beigegebenen Ab · 
handlung, die eigentlidy mehr nur eine hifioriſch⸗ theolo⸗ 
giſchen intetting gu einer Ueberfegung von Gerfon’s 
Abhandlung ,,von ber Priifung der Seifter” und zu 
Spener’s Erklärung, was von Geſichten, Erſcheinungen 












—D tte fi ver Weidtoater dod etwas. nah den äthern 
Umſtanden und namentligy danach erfundigen mbgen, ob, ten und 
wie der Schwur ihm abverlangt worden, oder ob ex ihn nur bei fich 
felbft aus eigenem Antriebe gelsiftet. 





4838 Der Froffence Rane. 


und dergleichen Offenbarungen git Hatten fei”, auch noch 
dittger aͤttern Vorkommniſſe in Sadhfen, die vielleicht shu 
licher Art-waren und gleichfalls in Seiten fielen, welche 
durch dat gewattige Eingreifen furditbarer’ Crétgniffe’ ie 
tle Geſchide des Bolts wad’ ihrer Girder ‘geelginct tke 
ren, die Smagination Ver Wenſchen ekſtatiſch ‘gu: ſteigeen. 
Der von thm erwãhnte torgauer Sterhfeher Ragel Mefte 
weniger Hierher gehoöten, da er wel deri nur'ei 
wobhntiher dhitiaftifher Aftrotog wat Er feytel’n:” 

den Unfang der ,, Giitdenen Feit auf das Jahr 1624, 
toad bent freilich ein mddhtiger Fehlſchuß · war Ebeufalls 
im Laufe bed Oreifighihrigen Krleges krieb dirt meißnlſcher 
Bauer Johann Werner, dem ſich en Schulnieiſter gh 
Rica bel Bitterfeld, Georg Reicharda) anſchloß, fein 
Prophegeiwefer fo fark, daß ein Guteherr’ deshalb eth 
Reſponfum von ser theologifdet Facnität zu Witten · 
berg einholte, welches am 19. December 1685 erthellt 
ward, forte die Facultaͤt den Weener atid nachher ker 
founders vor fic) fommen fief und verhͤrten St epee 
Refponfime urthelite fle ganz gltinp UG? Aer. nad 
meinte: „man fann nicht urtheilen, daß es ein votfige 
licher, oder vom böſen Feind eingegebener?) Betrug ſei; 
Denn derer Exempel gabe es wie, daß bei: einfältigen 








1) @e wor gu Altenberg geboten, ward 1635 Saulmeilzet 
Seehaufen, und wollte iiber 80 Pifionen gehabt Gabey, deren loa 
Derung er aud druden laſſen. : *8 


2) Wenn jene Beiten ſehr geneigt meren, an dedsleichen agers 
natirlide Dffenbarungen gu glauben, fo batten fie dod aud eine Act 
hombopathifdhen Gegenmittels in ihrem eufelsglauben, fofern fie in 
ſtetem Mistrauen fdwebten, ob nidt dic betreffenden Gingebungen 
ven bem Bater her Sige herribréen. Sabſt der gute Siife hat in 
Betreff feines ebrligen Broffencr Mannes fetus Privatmeinung, shoe 
nad ex ign fir ein , Object ber Berfudung” hieit, wos denn in ger 
wiffem Sinne aud feine Wahrheit gehabt haben mag. 





Dee Frogever Mens. ao 


Giriften cine Bilas ipaft nn Linfsigen-Sufidlen gewiſſur 
Städte und, Perfonen ich. Befinde,. welche Ver, Aus- 
gang enthedtet bet! Cine qrifere. Ungnade der Herren 
Theologen wurde, dey. Hang. Weryer jedoch urd einen 
Rann magna, der ſich {einer her anzunehmen gedasht 
hatte: «, 1642, geh udmlich, De. Jalob. Fabricius 4), der 
belannty Beiditvater:: und . Felbfuperintentdent. Guftap 
Adolf's, damals Generplfuperintendent zu Stettin, cine 
prohatio, visignum. heraus, worin ex, wiewohl nur ſehr 
beitinfig, BWernen und. Reichard u. A. als Beifpicke ane 

2 daf aud) die .neyere Beit nod. Offenbarungen 
fenne, und damit ſowohl beg Wibeder Paftor Satob-Stelter- 
fobt?,, der 1632 cin „ſchriftmäßiges Bedenfen van Ger 
ſichten hatte erſcheinen laſſen, als dic mittenberger Facul- 
fit maͤchtig in Harxniſchbrachte ſodaß fich daraus 
tine lebhafte Controverſe der ſtreitfertigen theologiſchen 
Kampfhãhne jener ett engvidelte,.in deren Verlauf die 
Zacuitot we, erklärte daß ,, Nagel; Wemer und 
Reichqrd unter; die rechtfdhaffenen . Propheten. nicht au 
xeferien, ſondern öffentlich contra. analogiam. fidei, 
DE wider die Aehnlichkeit Bex ächten Glauben: 
2 ay Geb. 1D, Bia 1505 zu Geli, in dutftigen Umſtanden, half 
ſich durch Informiren, begleitete junge Studirende nad Moftod, 
erbielt einen Sduldienft in feiner Baterftadt, ward daſelbſt Pred{ger, 
Dann, — hei dem Hexzog von Pommern, 1625 gu Grelſs⸗ 
‘palde Doctor, tad der Ucberfunft Guſtav Woolf's dieſem gum Feid⸗ 
fuperintertdenten geborgt, nad deffen Sode Generalfuperintendent zu 
GStettin, + 11, Aug 1654, naddem thn vier Sage vorher auf der 
‘Kangel der Schlag geriget hatte. 

2) Satob Stolterfoht, ged. gu Kibet 21. Yuet 1600, ſtudlrte gu 
Roſtoͤck, Wittenberg und Greifemalve; wurd 1626 Prediger gw: Lis 
bed, Weed er ungeadtet vlelfacher Berafungen nidt verließ, ſtarb am 
4, Marz 1668. Sein Vater, Jobenn Stotterfoht -(ged. 13. Ven. 
1555, + 4, Febr. 1622), war glethfatle Qreviger zu Ldbect, fetne 
Mutter eine Bacmelfter. 1 . . 






440 


und —— zum Rachth (ber Epefinst und Unter> 
thanigkei enegen bie gobtigten : gélebfeet 9: 2) Btefer Skeeit, 
der auch gu einem Schriftenwe chſtl zuiſchen ‘Denrlabeder 
untz Bert ſtettinet gelſitichen apie “fibete, welded 
lehlere in ſeimtr· —— ce Site 
ſtand⸗ (AH aber mehr verntitteind: in fprath;’ wabrte 
gin Sabre 1647, wo ‘Stotterfoht bag tegte 
uͤbte aber in defi neunziger “Sabrent wiebet auf bd ttf 
eine noch viel’ größere Mafe von Streitfijriftai hervot, 
als Dr. Fohann Wilhelm Peterfen™, - Sayerintertveit 
gw RAneburg,' der, nebfi fener Gattin, Johanne Eledtibte 
9. Mat, Fh den Ghittaften gehdrte; en Frdulein Rofa- 
nilinde Suliane v. d. Wheburig in dad Feld fuͤhrte, die 
feit ihrem fieberiten Sabre Offenbarungen gehabt haben 
ſollte, dantben auch die Vrophezeiangen eine’ Birgers 















) So fagte and 1603 Dr. Loöſchet: GA fet von folden Bifionen 
etived getinder gu urtheilen, von denen keine Gefahr meder · wider das 
Hare Bort Gottes, nod wider iegewd einen .Gkaubeaparsitel, wed 
wider die fombolifgen Diger, nod wider die Rupe und Ber ſeſſang 
der Ctaates gu Deforgen fet. 

2) Geb yu Denabeie 1 Bunt 1040, Edhn Johenn Weotg 
HPeterfen und einer Prdtorius, aa — — — usd — goðc 
det, Hrivatdocent gu Gießen, dann bei Spener in F ict 
bei einer fir cine Sodseit gefertigten — a fe 
Ddrdde gegen dat paipfuiche Becbot der Hr 


fo erglug cin Halferiges Mefeript gn den — — 
ex cin grofed Stipendium geno’, thn feftzunet con a te oe 


et ye un ex wurde Prediger su Hannover, 
tebrdidern zerfiel, weil ex t Bridie — anes wollte. 
1686 wurde et Prof. der Poeſie ta vied, bald dar a dex 
logie, Hofprediger und Giperiatenvent zu Gutin, 
1692 wegen der Afeburgigen Geſqhihte enttaffer. ca nat 
mit einer. furbrandenburgifden Penfion in Magdeburg, in deffen Rabe 
er fich RNieder⸗Todeleben kaufte, das der Kurfüutſt eucehet ‘nadie, 
gab, neben zahireihen Saeifim und und Beidten, an denen wed fein: 
ga au Theil hatte, eine SetoRbiogtangle heraus, + ge Shymern 

erbft 31. Ian. 1721. Aud Selbnie da Antereffirte ſich für feine Gast 
Wir kemmen vielleigt — niger auf ihn. 


De Sroffence Mant 441 


und —— Quedtinhyay, Heinwicd: Nraben · 
ae ten. —* a vo ttitig ns Beg 
ney. — rigenhwin TAR vist 
immer: erfanntcbat, io, Site, posse im Sree 
thus, ial et. Heise, Bayer. an Boren 
Dorf bu, ster, fens 3 —— 
Grleyshtung und; fondertiger. jong ap gl 
die Leute gemarnet,. wig er Denn. nid fixacinen Vro · 
pheten, londern für einen voy, GDH —* Warner 
wollte. gehalten fein, Er. warnte nicht -allgin, miinplicy 
fils inſtehendem gemeinen Unglücke und ſchweren wenderb · 
lien, Landſtrafen, ſondern gab. and alieb wag ihm 
ſeinen Vorgeben nach you Gtt befohlen worden/ ſchuiſt · 
Tih bei dem. dreiberghchen Superintendenten M cibratam 
Genfreffen*) cin, darinnen er mancherlei geweiſſaget, 
davon zwar vieles mit dem Exempel eingeſtimmt, das 
meiſte aber ber Ausgang widerleget hat.” Sur Beit haben 
wir iiber ihn mur Folgendes ermitteln können. 2) Gr 
fu früher Soldat gewefen fein und’ ſich auch mit wagie 
iden Dingen abgegeben haben, Als Warner und Prophet 
eat a fst 1629. aufgetveten gu fein und feine Lauf · 
bahn 1441 beenbet gu haben, Waͤhrend derfelben Gat ox 
gang Norddeuiſchlane durdhftreift. Ex foll die Seolachten 
bet Breitenfeld und Lützen vorhergeſagt haben. Bei, der 
Kürfürſtin yon Sachſen fland er anfangs in gutem Bry 
foben.. M6 aber Magdeburg erohert ward, wovon cy 
Fandboft vnſichert hatte, daß dies niemals eintreten 
werde, ward ce vem Hofe | serwiefen. Der wittenberger 






+ D at ea im Mareburg, 16 Be. 1371, 1613 Sup, in Breiderg, 
ED) meie iti in Yen Conslte Theofog. Wittenberg, p. 8DL & 

fowie, von der andern Gelte, im der 1646 exfdienenen Shri 

„JDohann Werner's dennoch wabre unſchuld“ gu finden fein 


19** 


ua Dee Proffenee Same 


Dr. Johann Hulfemann), dev ihn wit cramithtet’ hatte; 
ſchrieb 1635 an Joh. Georg Dorſchaus: G8 fet ein cin: 
facher, frommer Manni, det dte Hauptſtücke des Glau ⸗ 
bens richtig innehabe und bet ſeinen Rachbarn ſeit vieter 
Jahren in gutem Leumund ſtehe. Er fet! auch beſcheiben 
und rede nur, wenn er gefragt werde. Schon 1696 ure 
theilte er aber ungiinftiger, ‘well et etfabren, dap Werner 
fich früher mit magifden Kanſten abgegeben. Derſelbe 
verſichere gwar, daß er die —— dernichtet habe, 
habe aber doch nod keine unzweideutigen Beweiſe won 
Reve und Bekchrung gegeben. So mochten ſeine Offen · 
barungen wol nicht rein, oder gar nicht göttlichen Ur ⸗ 
ſprungs ſein. Fabriclus mag füt ihn eingenommen 
worden fein, well er eine ſchwediſche Untoerfdtmonardiie 
prophezeite, und Hat ihn eine Seif fing tm Hauſe 
gehabt. J wR es 
Fabricius ſagt uͤbrigens doer fernen “Warner und 
Reidard folgendes: „Es ſind did tte Visiones bef 
Johann Warners, eines Meihniſchen Bawten, ſampt 
deß Georg Reichards, eines Sehutnielfterd: zu Rosa, bee 
fond. Ich rede nit de setiptis’ stippositiis, bbe" yon 
dem, was etwa unter ihrem Namen falſchlich ‘spargire 
witb: Sonbder von ihren eigentlichen relationibes "trib 
wird ein fleiffiger Refer befinden, daß in ſolchen Visio- 
nibus feine Phantaſtiſche Grillen, noch erdichtete Fabeln, 
viel weniger Teuffelswerke ſtecken, wie vor etlichen ohne 
Grund ift Eingegeben worden: Sondern daß fie durch 
den Eventum aliſchon in vlelen Punkten find’ bewähret 








1) Geb, 1602 ju Eſſens in Dftfrietland, in Wittenderg gebib 
det, wo er Profeffor der Theologie und Sqhioßprediger ward, 1646 
Pehox FF Stemi in Eeipgig, IGST @uperint, deff, tard 
21. Jw 661. . an 


eee oe ‘e 


pac ees eats 


igh Fommmen. gue, tig dex, ese 





eiflagung et nicht, cingetensfey, und. wenn auch, vets 
fobichened. cingetoffen, Finne man dod), aus {olden Ere 
folg nicht. folgeen, ball of ein gottlided Cingeben fein 
müge⸗ hob auch herons, „daß ſie um Warners, als eines 
fod ſiſchen Randestinded, Sade mehe wiffen milffe, als 
Tabricius, zumal fie, Jenen perfonlidy.secumdam acte 
et facta. umſtaͤndlich geh gehörxet und verhöret habe“. 

Es if übrigens jene Zeit auch außer Sachſen uͤberaus 
reich an Hellſehern und angeblichen Propheten gewefert. 
Go ermãhnt Fabrůcias: Andreas. Pelger, einen ſchleſſchen 
Bauern, dem wancherlei anvermuthlide Visiones, dé 
noch > graffirenks gravliche Kriegsweſen in Deutſchland 
hetreſſeud find, spiderfabren, und haben Veritatem ¢o- 
mitem,g past". Berner. die boͤhmiſche Jungfrau Chri · 
Hing Ho 1 Ge Anu 1627 und folgenden Jahres 
felt, —* Geñchte von dev, Chriflichen Kirchen 
Perfolgung. und aatinftiuen Setters,» wie, oud. ton 
— — 

Det Streil tam’ dorkgens gundsft daher, dah ex fg in’ em 


PD at, elif ben, 1, 
veut ae tar has Und 160) cee eee et om 
Mh ¥ Ge gefomnten war, 


ue De Noſi · Mees, 


ihrer · deinde ſchaeclicer Siraft gefehen Gat’, davon cin 
gantzes Buchlein ſchon · fir eilff Sehren 1) ine bffentchen 
Druck · iſt aufgangen, nebſt angefügten Vericht von Mare 
garetha · Heydewetters, anem Magdlem. zu Cuttbuß iu 
Rieder · Laußnitz, welche bei hren gehabten · unterſchiede 


lichen Entzuckungen, in Gegenwart vieler pernuehwen 


Pevfonen, gang wunderliche Dinge gerchet, infenderbeit 
aber wermeldet: hat, daß Deutſchland große Anfechtung 
wuͤrde haben Uber der HErr Jeſis winde das Wlat 
wenden, and: cin Mittel Orin treffen, wann die: Noht am 
groſſeſten feist würde“. Weiter: ein (ungenanntes) vor⸗ 
nehmes gottſeliges Fraͤuleia,, Herm Standes, welches 
bei wibrenden Entzuckungen ſolche Ding von dieſen 
Läufften und Zeiten außzeſagt, die ſich im Werch richtig 
hernach befunden: Geftalt die. Acta-nod in beglaubter 
Reut Handen und sie Pexfon felbft noch im Leben“. 
Sufanna Riigecin,. clue Dienfimagd: in. Rinwhery, die 
von hochwichtigen Sachen durch igre gahabten Gefichter 
gelernet und ·hernachmals andern ‘Renter cpu wiſſen ae · 
füget hat, derer etliche ich ſelbſt. geſprochen und auß 
ihrem Munde. gehdvct, dof. die gedacht Sutjanne mit 
ihren Weiſſagungen keinen bloſſen geſchlagtn hatte, 
And habe es die Mark Brandenburg in, dat nächſten 
Jahren weidlich empfunden, was „der Wol Edte David 
von Oppen?), auff Coſſemblat Erbſeſſen, in. etlisher 





1) Alſo wol 1630, 


und die gefammte Freundſchaft“ anfiel, und thn bis an ſeinen 
1662 cingetretenen Sod verfolgte. Gr foll ein geleheter Cavalier geweſen 


‘Dee Profierce: Mant: au 
Entzuckungen vor feinem Batterland wnd deſſen herbri⸗ 
nahendem Unfal eingenemmen und ſotgends vestiindigt 
hat. Inmaſſen aun dieſelbigen ſeine gehabte Entzuckun · 
gen ordered nod ein auder befchrieben, und gu Franck · 
furt an der Oder Mano: 1682: gedrocket ſeyn.“ In dem- 
faber Sayer 1692 erſchtenen auch in 4. ,, Swel Wunders 
Seuttdtiein, 1) GHriftorh Kitters, DeiBgerder gu Syprotta 
in Shieflen, 2) eine. yomedsfiedhtigen Jungfrauen im 
BoHme, Viflonen Letveffead. Wud) fol der groge, im 
Jahre AGBLfintsgefundene Ausbruch be Vefetos zwei 
Jahre vother durch einen Boner Johannes Camillas ane 
getiindigt worden. fei, welche Votherſagung, wen: man 
ihr iste Slauben ſchenken wollen, mwentghteris den Rugert 
gehabt haben wirbe; daß idte Leute dem — ‘bitten 
aus dem Bege hehen hve: 
Sahrend UH mkt: Abfaſſung obigen aufſedes bee 
ſchaͤftigt war; ‘figete-anie ber Zufall ein altes Zeitungs · 
blatt ) int Gad, in wilchem ide elnen Vorgang ber 
ſprochen /ſfand / der wenigſtens· inſoweit ait bem Vorher · 
gehenden in Zufammenhang ſteht, als er die große Gee 
walt dee Eindildungskraft ans Licht hows Bilhdm 
Faffey der Sohn eines armen Tageſohners in Luerdiffen, 
citi Dorfe: im Tippifetyert Werte Brake, vous fn ditefe 
tigen Umſtanden auf und verbradte ſeine Sugend mit 
Dienen bet Hirten md Bayern. Im Jahre 1797 ents 
dedte ex einer Schwefter im Vertrauen: er habe vor 
mehren Jahren und gwar in dem Sabre, wo er confire 
mirt worden, auf dem Wege von uerdiffen nach Lemgo, 


fen Specie ‘ies ign finden fid in einer 1662 iu 8 Srantfurt a. d. D. 
Lazarus dormiens“ erſchienen a Seldvenpted igt 


. ai in eter —E »IV. Disput. de Lusat. Litera 


1) Rationalgeitung der Zeutſchen, vom 2. Det. 1800. 


und. tthervolien; aus denmiar P.albe Thaler. ——z 
wofir ihm — Aeltern MeihunghPiide. gelauft bitten, 
bed Liebwige ober ‘winter: einan alten Vuſche vergraben 


— Sn: ber: Rat. verlangte ar “hed Gel. * 
dem Artsrathe; und behauntrte, darfelbe. babe dab Grip, 





¢ y+ x, 
bebaretigh bei: einen Bejoaptunger und, wey. mon, 
auf deten innete Slbeiplie anja. mad ftrn, 
rrr el outs aie 


1) Das Rahere wird in —E 388368 
sete Don 11,000 "28tts a eet oct 
nattted uy 
(2emgo, 1800), 84 


Der Brofieite Mase. 47 


wußte er wenig mehr entgegerzuſtben als: es fei: body 
fo wahr, wie er geſagt hade. Aerztilche und geiſtliche 
Unteefudung ergab feinen Berſtand als: beſchraͤnti und 
ſtumpf, ſeine Renntniffe als ſehr mangelbaft, aber keine 
Anzeichen von Wahnfinn nd ebenſowenig vow Sbfem 
Willen und von ce boshaft angelegten Plane. Da 
man nun erfuht, daß er gerade um dle Sek, wo ex von 
ſeinem —E Bane zuetſt zu revere anſing, an siner 
heftigen gelltten,’-fo eaklarte man ſich den 
Borgang gufebt “fos: —— mdge-in Ser That die neun 
Thaker gefunden, ſich vielleicht nachmals oft in ſeinen 
Gedanten mit diefem Funde befdaftigt und dann ein 
Fiebettraum ihm · die weiter ausgeſponnene Geſchichte fo 
feft eingebtidet haben, daß ex ſpater ſich nicht wieder dar 
von lodreiden und Wahrheit uid Itrchum nieht mehr 
untetfiheldet konnte. Er derſicherte, in ſeinem Seder nie 
getrãumt gu haben. Hathe ex wield) bis gu ber Beit 
feitter Krankheit nie getrdume, fo mußte ein Traum, als 
eine thm ganz nate und unbekannte Erſcheinung, um 

ſo fiefern Cintra auf thn machen. Wie dem auch fet, 
dnd ‘fein Vertheldiger unternahm es nicht, etwa eine 
Wahrheit ſeiner ETinbildungen gu behaupten, und ſuchte 
ign nur ‘gegen’ eine Ahndung ſeines Verfahren’: durch 
die Ausführung zu ſichern, Saf ein unwillkuͤriicher irriger 
Gang feinke Cinbildungskraft ihn entſchuldigen müſſe. 
Das Erimũnalgericht entſchied: da Faſſe's Angaben voller 
Ungeteimthriten und Wiberſprũche ſelen und ex aichts 
beweiſen fonne, fo fei ſeine Angabe fiir unglaubhaft gu 
achten und wilrbe ihm, wenn ev: fle abſichtlich erdichtet 
hatte, mit Recht eine ſchwere peinlide Strofe zuzuerkennen 
fein; ba ign aber cine irrige Vorſtellung oder Phantafie 
verblendet gu haben ſcheine, fo fei er infofern nicht ftraf- 


bar. Indeß finne er doch niche fofort in Freiheit geſetzt 


M8 Dreer preyener Mame, 


werden, um nicht cin Mistrauen gegen den Amtsrath gu 
na§ren. „Man foun”, hieß es, ,, Baffen freilich feinen 
Glauben nicht nehmen und ibn dieferhalh nicht ftrafen; 
aber ex war dod nicht berechtigt, mit einer foldjen ent: 
ehrenden Befduldigung ohne Beweis Hffentlid) bervore 
gutreten, denn died war eine in feiner Willkuͤr beruhende 
Handlung, welche ihm allerdings zugerechnet werden 
tann. Sowderer olfy ditſerheib unit oͤff entlicher Strafe 
belegt und ihm fede fernere Meuferung diefer zur —— 
des Amtsraths Rodewald gereichenden Beſchuldigungbej 
ſchwerer Strafe unterſagt werden darf, ſo iſt Weia 
nbthig, Daf er — wie das bei, Melancplifen, oder 
Partiaiverrlickten gu geſchehen pflegt.— einer befpndern 
Auffrht Gergeden und aur offensliden Arbeit auf zwei 
Jahre fedod unbefihadet feiner Ehre, angebalten, wad 
als Gioilgefangener ohne Kettentragen behandelt anird..’ 
Sa das am 18. Febr. 1800 publicirte Grtenpanig,. igs 
—* ol ——* sa big ay ‘Taney 

en Vorganges. paniſcher. Rome 
SHinfetd in Berlin, belehaftigte. fnlange ‘de * 
Geanken, Schatze gu graben, “a c i i Sra ae 
Phantofle fle Wirkuchteit. zu halter, aufing.und, 
bildete: er habe ginen Scag von Dismantey,. nae 
900 sit. an. Werth, gefunden, denfelbgn. n ae as 
heben koͤnnen und die Sache deshalb einigen Ande 
dedt, die dant allein hingegangen,, den, Shhatz achobei 
ihm aber abgeleugnet batten, daß fie denfelben usa 
Gr wußte viel davon gu fagen, mer pon, bem @ebe, ef wag 
befommen, machte Anfpriiche an die dinder und eG. ſich 
durch nichts von feinem Wahne abbringey,.. 4: = .. 








i. “een Seman J 


En * aihmemn, der Sage nach aus Sechſen gee 
büftig, fol in kaiſerlichen Dienſten gum Rittmeifter ge 
fliegen, 15568 von Ratfer Ferdinand J. in den Adelſtand 
erhoben und mit anfelnliden Gütern in Ungarn dotirt 
worden fein, aud) dafelbft acht Söhne ergeugt haben. 
Mit cinem dieſer Sbhne, gleiches Namens mit ibm, fam 
ex nath Sachſen suri und diefer ward Syndicus und 
Bürgermeiſter zu Annaberg. Sein Sohn, M. Theodofius 
Lehmann, ward: Pfarrer erſt zu Königswalde, dann zu 
Etterlein, und dieſer war der Water des alten Paſtor 
Ghriffian Lehmann gu Sdheibenberg, der 1611 gu Koͤnigs · 
walbe geboren, exft “1688 als cin Jubelprieſter geſtorben 
iſt, ein Tatelitfages Gedicht auf Shwarjenberg in 364 Hee 
rameter, detfaBt, viele geſchichtliche Nachrichten über das 
Etzgebirge geſammelt hat, wovon cin Auszug, unter 
dem Titel: Hiſtoriſcher Schauplatz der natürlichen Merk ⸗ 
würdigkeiten in dem Meißniſchen Dber · Erzgebirge“ (Leip 
zig, 1699, 4) nach ſeinem Tode im Drude erſchien, und 
in feinem Ante 6600 Predigten gehalten haben ſoll. 
In den erſten Jahrzehnden ſeines geiſtlichen Amtes und 
ſeines mit zehn Kindern geſegneten Hausvaterſtandes hat 
tr viele Noth gu beſtehen gehabt. Doch ſcheint er ſo ⸗ 
wohl, als ſeine Gattin, Euphrofine, cine Tochter des 


450 Chrißian Lehnam. 
Stontrishters Georg Kreufel in Elterlein, wohl geriiftet 
gewefen fein, ſich ſtandhaft buedgutdmgfen. Me die 
Paftorin mit ihrem aͤlteſten Sohne, dec nad dem Groß · 
water Theodoſius Senannt murbe, ſchwanger ging, mußte 
fie vor den Kriegtgefngren noc) Annaberg flüchten, gee 
bar in einem Braubottig umd hielt ire ſechs Woden 
im Walde in einer hohlen Ciche. Bei ihrem. vierten 
Sinde, Sheifttan, gob. %. Des, 1642, kam wieder Kriess · 
geſchrei ing Lond; fie mußte ſich vow neuen zur Flucht 
rüſten, ging desbelb gu früh gue Rirche, erkaͤltete fie 
und wurde fo krank, Daf fie mit dem Kinde anf. fede 
Gefabt zurücbleiben mugte.: Jum Glad ſchicte iby ihrer 
Schweſter Mann, tis ſchwediſcher Lieutenant, von Ayre 
beng. aus cine Salvegarde. Bu dec Ungft und Gefahr 
kem abet. noch dex Mangel und die Kinder wurden mit 
denders Schwarzbrot, Dd, im Waſſer gekochten Schaten 
end Kruutſtrünken aufgezogen, was deat: öſtere vnd 
ſchwere Krankheiten, zumal Ruhren, sur Folge. Hatter: 
Der Boater atte erſt widht: dem Muth, {eines drei 
MBhue Pudiren gu teffn, ſondern beftimmte dew aftetten, 
heodoſius, ber der fedrkfte war, gum xhmirdegagyrds, 
den podten, Chriſtian, well.er die Feber gut ſührte gum 
„beutſchen Schreiber;“ dex: dritte, Ammanud,. in, 
„weil ox gar ſchwach war,” ein Schneider werden. Allin 
‘die fromme Mutter lag ihrem Gatten gar inſtändig an, dah 
e-fie gum Gtudiren halten mage, wud ſebte, wie jede 
Phage und gute Frau bei einem fle licbenden Manne, ihren 
Say durdh. Der. Erfolg gab ihr Rest. Theodoſius der 
gum Sdynicd beftimmte, iſt als fuͤrſtlich merſaburgicher 
Hofrath und Gonſiſtoricipraſident mit Hinterlaſſung cine’ 
ſchönen Germigens geſtorben ia7. Mug. 1696); fein Soha 
Hat ſich den frühern Abel der Familie erneuern laſſen; 
feine Tochter ward die Gattin des kurfachſiſchen Hofraths 


Criftian Lemus. 451 


Jehann Burkhard Freyftein. Der ſchwaͤchliche Immanuel, 
der ftatt des Schneidereiſches dite Danzei beftieg, wurde 
erft Rector zu Ammaberg, dann Diatouns gu Wiekenthal, 
Fkichih: Mrehidtatorns TH Bovity. Der Gheifian ber 
gleiten whe fpeciefler ‘auf ſeinen Sebendwege . * - 

Ex- war begabt and wißbegitrig, ‘bathe abor als Sind 
cin elwas ſhwerts Gedachtniß und brauchte einen Lehrer, 
bee vhit Gedund ‘und Schonung verfide. De snachte tome 
denn citter fetter Pragefiet Sehrec, ein itziger Seudent, 
viele’ RNotly, dev ‘thm viele Seiten aud’ Sev lateiniſchen 
Gronimtattf auswendig gu lernen gad avd ihn, wenn ex 
das Penfuin nicht gu babattigen vermodte, off wwe * 
nigen Standen vier Sis fUnf mal mit folder Crenfor- 
keit züchtigte, bah die Spiga’ ber Rathen ine Fleiſche 
ſtetken blieben ‘und gd fdwaren aufingen. Der caret 
Knabe verlor naw freilichn dad Sle ſleiſch vottnis, wagte 
abde nicht, ſunen Saftand: ben Welter gu entbeden, td 
ging Darilber “faft! cit, WS ‘Die Mettern, nachdem er einſt 
mals die gate Nacht Hagia grwiaumert, die Sacht ent · 
deckten anb nun ‘Das! Urbel abſtellten. Ge iſt pater: ter 
Ephorus ĩſeines hatten Orbils geworden, wober ſich von 
ſelbſt verſteht, daß er demſelben die Leiden ſeiner Jugend 
sitet entgelten Heh. 1686 begleitete ber Water den älteſten 
Sohn, dei de Furfiaſchite gu Geinnna defenbte,- doet⸗ 
Hin -udb-naber auch bin. Chriftian, anſcheinend ru ats 
Reifegefaheten, mit. Unterwegs aber: ließ er den niches 
weniger Ahnenden tr Ahemnig bei. bem Rector, nach · 
herigen Guperinéetdenten, M. Albiaus Seyfried, gab 
ihm ſeinen · Segen und vůterliche Etmahnungen und lich 
nun den febtichtermen;: Ger dag: pibrliche dicfer Bmbung 
wahrſcheinlich höchlich erſchrochenen Srey, ohne Woſche 


1) Man muß Loe ae i aii We Mutter ats von 
von dem Plane gewußt 





52 Chlitlan Lchuaun 


und SAAR? ta —S—— nut ate ſeht went gent Geide, 
itr See flemtben Welt. Dee Rector, deſſen Enkel ‘nat 
amet · der Ebbam unl Peeed Weis * age 4; “tral 
ihn feb Hebttehch auf, eſehte ithn in · eit Caſſe des 
Lyceums, wor et’ shit Bem unteruchte woot zuftrieden 
war,’ writ verſchaffte ihm “eit “ Unterkbumen ' bet een 
Birth, deſſin Sohn ex informiten follte. MtefeP eintere 
kommen ‘Ties! aerbingd in dem · file tht: fp wichtigen 
Prultts: die Billighett wetig ‘hu’ whnfdhen’ dbrigy denn 
er Hutte file Koſt und Régis Bie Woche nur 5 Gt. 3 Pp. 
zu bezahlen. Dagegen hatte ex ſonſt dott viel gu leiben, 
da · der Birth ein rvher Renſch, eth Saͤufer und Flucher 
wie and beide Aeltern ben vor ihm zu unterweiſenden 
Shin verhaͤtſchelten. Bod) hielt er zwei lange Sabre 
dort aus. Ber Vater konnte ihm freilich kaum jenes 
geringe Koſtgeld ſchaffen, und fo durfte er keine 
Enderung wagen, die die Koſten erhöht haͤtte. Wh 
den Bater bat, ihm einen Cornel gu ſihichen, rieth 
dieſer — oder, ‘nay andern Quellen, ble Putter: - — das 
Bud, bas fo nur einen Finger’ fect ware’ Heber ‘abe 
auiGjtelber’ und babel Rainn gu den Mrimernitigére za 
laffen. Der reine Discant deb Knaben verithalfte’ thir 
jedoch die Aufnahme in dad Singechot und damit tei 
Gen Verdienſt. Auch waren dle Lehrrr bemliht, ihm Bet 
adeligen Hochzeiten und andern F lvltaten etwas ‘Bab 
gu Büchern zu verſchaffen. 

Er war nod) bei jenem Wirthe, als ‘tine * ‘gefttge 
Feuersbrunſt am Orte ausbrach. ‘Dariber etfchrak der 
Rabe, der noch nie dergleichen gefehen, dergeſtalt, daß 
er fein Ende nahe glaubte, Schlaf rind Eyluſt verlor 
und in einem Stiefe arr ſeine Aeitern gar beweglich von 
ihnen Abſchied nahm. Der Vater ſchrieb ihm darüber 
folgenden bezeichnenden Brief: 


tier Sohn, den. Banh ich ungerne, 
ungerner, daß mmo scichapden-bift.,. Batt pe hetagbet 
cin Jude⸗ pher,nerbamnntee Barts, Bes, dy. dich ſo fuͤrch 
teſt? fei bik, Costes Rind, dix. —— 
ae gi vom fallen. oj en. 
haſt bie heiligen Eugel bei dir. Dur hate wir. “san 
0, Did Set iftiia i ne oa he Saufel 


in, einem ‘Se vaifo wee ee 
denn eben datum, ie Hi a rate, daß du einen at 
troften Muth haben, und Mores leruen. follf,,. 

athe dic Gerg, Staͤrde und Truth an. Reb wh 
ah CHviftum’. 2. 

168 tow -¢r. in. die ere, Claſſe, dn Buber: ghee: 
auf, big. Untoerfitit, pnd nun, firdhtete.der Vater wieder; 
daß es ifm, mdolich fein würde, beiden Sahnen zu⸗- 
glaich den: nithigen Zuſchuß gg geben. Er. ſchicite dahen 
den Chriſtian, ouch. diesmal ohne ihn ctwas von · ſeinem 
Vorpebn ohyen gs leſſen, mit 4 Gr. Seige ww usb 
einem, Briefe ‘AM, mn. Steuerbuchhalter Velarius Zeiſi 

nah Dresden Hier erfuhr cx mit: großem —S 
daß er, Pr ae Une ſich der. Schreiberei widen falle,. 
Die freundlidften Vorſtellungen konnten ihn nicht baleen; 

ex bat, mit. Zhsinen,,, ahn doch beim Studixen zu Laffer 
und wanberte mit, dicfera Gorfage- getroft nad Hautes 
wo der Boater dem Ernſte deffelben nachgab. Er that. 
ihn jedoch nicht wieder nad) Ghemnig,, yoo inzwiſchen 
auf dex Schule cine Renan, vorgegangen war, fons, 
dern ließ durch ben, in Relpyig | ſtudirenden alteſten ‘Sohn. 
um cine Stelle in’ Alumneum der. Thomas ſchule anhalten, - 


456 Gaibine edoees: 


die ahen iau “anf. Bervenboery: be De GB femme, zu · 
gafagt: wath. ; AE. er aben.gwie ſeinem Gicchem wit 
Bafhermad Melotn avf bem Noclor⸗nin Lainig sie 
gewandert kam, erfuhr ex zu ſeichen Beeestom def hie 
Etelle anderwrit · vengehen frinn andi. odandreirer ate der 

ibn-prifend:Rtectog cin.polterBdar Maan. itp Oc hegüs 
ear, daße ihan: elles Math entianks Gin henahe Garden 
der Predigan fod hmKroſt ————— 
mit der Echũchteruheit Ded Mrahers Geduda zu halen, 
inden · Moet moch riuen feinen / Mann - orb: thee machen 
würda· Dum Glüdk beſtand av. bei don Cantor m Bin: 
gen gut · und · fo wurde es-(J659) anjgetommnest nit vlieb 
vier Jahre auf dieſer Schuin Danthee gedarte mn lebens · 
lang des. Desnadignt Eonrottors Friedrich Ranpolt, den 
er fiehé mutt den gelebeten und: getrenen Mann naunte 
und aiemals ihn eewabute, ohne -bisiguetictes : Sot 
vergelte ihm fede Freee. suit allen) Gnadem undissihem 
Seger! Auch bie ührigen Sehren grvgnnen itm fied, 
weihalb er bet-alen Spender wad. AAusthailungen, wen 
Hamden, Strinupfen, Geld sc Baich ern reichlich brdaht 
ward, was ihm aber. andy vicls Misgurſtebri ſaben Mu 
ſchulern zuzog. ) Ge lewte übrigent bien nehen cower 
Beſchaͤftigang mit den Hauptz wecke feiss Uafenthaltes, 





1) Muf fener Sqhule war hamals dle Meufit-vorherefdend; und 
viele ihrer Sꝓnler biicbes audb fpdter bel: pigfam Bervfe..; en's 
Biograph verfidert, baf von den GO damaligen Schülern foam 
3 ober 4 der side ober bem semeinen Belen nadhmals mit Ragen 
batter —* — Def Me Guaft, melge Lehrer rise 
fis oft watever —— oh at ence ae fen, Wau e 

ol rho ia in tee a 

3 ibe: rae ber To dines in fehr it 

Tae, 
—E at neat THe fates onaee —* A el fe cine, 
watts et —* Das Madden es ſonſt vor ben Andern nicht wiirde aus- 


Cpelilan. Shame: 5 
dic BVivtin⸗e Gita [dad Vavlcenan Bieuither awh blich 
der baflly zewonnuen Netgung und ‘Liebling .felwLcbetiing, 
teen. uh componivte e Arien Monun end aeth 
tice, swede: WeFalh ſanden. tit yok 
> Rah Dfters: 16ST beyog we Wie aloe an Geode 
0:20 BE erſpartes Geer mit,/ wozu er von Haufe 
106240 Bhi. velam, und tami feta erſtes alademi ſches 
Dahr guiibafieatteri bate, Er · hat / ſpater vftmals ezaͤnlt 
wie er des Morgens in idie Gellegion: gehend, wenn bad 
warme Drelerbrot thre 6 kraftig angerodjin, fith german fst 
habe, in ‘feinem Vermoögen foviel’. Beig: gu haben, ſich 
ened toufen: gu-fonnen,; wio aban die abthige Gintheilung, 
die er machen müſſen, es nicht zugeluſſen habe, ſcheieb 
aber dantbar ber nethgebrangenen BtaPigtelt ſeiner Jue 
gend fein hohes Alxer 36. Nutzen brachte thm ee Fa 
mulatur Gel Goctftied Ahriſtian Wofe, hauptſaͤchlich weil 
ex dadurch mig: gelehrten Muͤnaern bekannt ward. wad 
gate Vücher zu leſen belam. Es hatter damals zwölf 
Gelehrte ein ſogenauntes voigtläudiſches eollegiamn 
chaiitativem. crridtet, das fie ,,in hbechſt vertrauter 
ebhnehteit Sidon. und wobei a aufzuwarten vor 
auvern .ertefen- ward, febesmoat, nebſt Effen und Trinken, 
12. St. fhe {ome Mihe Gebune?) und wiiyside ud gee 
lehrte Discurfe hirte. Weil aber feine Famulaturen bei 





2) And dies ift fe die Belt bezelchuend — Warum haben ef die 
Umiberhtdtsgehoigten fof durchgehende nur mit ben Profefforen wd 
wtffenſhaftlichen —— — ‘UND ſo wenig mit dem Siudiren und 
den Seziehungen ver Studireaven aw dew Lehrern zu ee a= 
FT. tnd der etften Hilfte bed 18. i rhumderta gab eB vielleiat 
welt weniger Rhurmleudten der MWiffenMheft und babudredende Man= 
ner auf unſern Untverftéten, mot aber vielfeitigen Lepreifer, jeden⸗ 
fate —* — Amanten gu eidtiger Gintheltng ves Sendirens, 
geifig ec Beſthaftigung der Studirenden wad gu Berdindwagen derfei⸗ 

mit den Lehrern, wie fich das tm Hauptioerte nur nod bet den 
Medicinern erhalten hat, 


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— und Ercentor bei dem Superintenden · 
sen Dr. Matthias Simmermens: in Meigen wd 1668, 


g 


graphifche Bert {eines Deters vergiert halen, Sp. diaier 


1) Gottfried Ghriftian Bele; Sek. 38, cir. 1680 wm Feria, 
Sohn des Rathsbaumelfters Koapar B. und der Ratharine ls 
net, gu Hof, Leipzig und MWittenberg gebitdet, 1693 Magifer, 
mahte gcleprte Stelfen nad Stousbarg, Sopmbagen, — 
den, begleitete Hulfemann zu dem Gol in Shorn, ward 1649 
Subdiatonus an der St.sRifolaitirde gu Leipsig, IGS! Diatonus, 
1663 Licentiat, 1668 Ardinictonus gu St.sShomas usd Vr. theol., 
+ 13, April 1671. Ge. hatte ama 3, Sept. 1640 mit Regine 
Runolph verheirathet, der Tochter des Yuriften Johann Wilhelm K., 
Me am 5. Rov. 1680 im 66. Jahre ftarb, aber aur zwel früh vers 
ftorbene Toͤchter erzeugt. 


(PF. 16, 17). Died ging i anderm Sinne in Er⸗ 
fuͤllung, als ex gemeint bate. 

Er Hlieb geſund und wurde 1685, ihm gleichfalls 
unerwartet und ungefudt, Superintendent und dantit 
Ephorus feines Bakers und ſeines Sdwiegervaters, 
Denn nad, feiner erſten Anſtellung in Annaberg, feit 
22. Now. 1675, hatte ex ſich, cin Ipeiunddreifigiabriger, 
mit der damalé kaum : funfzehnjaͤhrigen Anna Rofine 
Kohler (geb. zu Schwarzenberg 26. Yuli 1660) der 
Rodter des Paftor M. David Kohler gu Semargenbers, 

Vil. 





48 "Cyaan. uuu· 


verchalicht. Um Aunabetg zucchte ex ſich in ſeiner heitcaden 
Stellung: durch beſſere Aebmung der geiftlichen, Wigwens 

laſſe Gründung einen, ‘Souler Witoentaffe,: ciftige 
— dec, ——— rata ge —— — 

wad: Einrichtung + ied 

dem er mit. —E— fener — aba 
Uebungen trich. verdiarts M691 werſicl er wither ig wine 
fo —— —— ta oes fit — —8 
Kirch eiaſchlicßen wat noch mmer leidend 
als ene Bah 6 Oberhofprediger, Gonfiftoxintrasy 


aber. Bat. ihn ſchꝛiftlich amb bie Bisgeiat urd tine 
Depatation auf dak dringeadfte, zu bleiben, Unſchluſſig 
was er thun. folie, erblaͤrte er dem; Garten: gulepty, et 
welle kommen, wenn. derfelbe.feine Gemeinde, und Dies 
beftinunen könne, ibe zichen zu laſſen. In dee. Shot 
erfolgte cin demgemäßes fürftliches Sqhreihen on pes 
Rath, was aber nar eine wehmüthige lags 
gut Golge hatte, ſowie and . die. Wiertdameitter. mit 
20 deputicten Buͤrgern nodmalé zu ihm Lomen vad 
Ahn mit vielen Thraͤnen undSiebesverficheruugen, bee 
fOworen, bei ihnen gu bleiben. So ſchlug ex deun dew 
zerbſter Ruf aus. Als aber von 1692. au cine Theurung 
fm Gebirge herrſchte, die ihm, dee cine. hey rir 
11-12 Perfonen a cmieen — gar hart fief 

et (31. Jan. 1695) ſeinem Bruder Inunanuci ‘haus 
mufte, daß er kaum nod hen Anftand . retten — 
fein Gehalt nicht bezahlt werde, aus der Diöces niches 


Cpeifias? Regaine: “a 
cinlonane/ ‘Wott eae FelBher ee wenig Fig ete 
fed ja wiener atte a ae! inert 
ihn drückten fig “ee ath) ble —S— Rufes 
** — rklaetetinenn · Gredinbe ber the’ — 

it RG? fragt: teint eb“ Son 
sntiindte geRitte: ſottce sity woe: hier⸗ an eintn anbetst 
Dre ye Kufrn wollle Gy’ nicht fannen, rote: biedinat gee 
Ga chen HES Uebrigiusfand fich "De der anchaltenben 
Thenerungin ate 9 Bie, Wwelcher Rt ated matt 
Sent verſorgee an: die ha i Pl soba felete ‘Bat 


Als et jtdoch 1607 ‘may Beebe zum Superintens 
dentenamte berafin: ward; ſtand ct, der erneuerten Bitten 
__ ber’ annaberger Burger -smgeadhtet, nicht an, den Raf 
tn. Dee Annaberger begkeiteten ihn bei ſetnem 
Moyne mite viele” Pferden and Wagen und groger 
Boikanenge, bina hee Stelle bed Scheldens unter 
fodein ithmel bee Stabtſyndicus Br: Svbin ; ihm im 
Ramen es Rates: die Abfchiederede hiett, Lehmann 
diefe erwiberte; Bribe ſich unter Dyrinen ſegneten· Jeder 
ihaa putt Abſchich die Hand ſchütreln wollte, ite yu 
ſammen noch cin Kirchenlled fangen und er dann, ‘unter 
wielertt Nachrufen ber Annaberger, feine Strafe 30g. In 
Febery ward er ‘dud met ‘vielen Chrenbeseiguager cine 
gepelt aH fond! gache tind Keller mit allerfet Vorrathe 
fo reichtich verſthen daß die ganze Familie bie naͤchſte 
Beit vergnuglich davon leben konnte. In demfelben 
Jahre ward et gu Wittenberg Licentiat und 1698 Doctor, 
gu welchet letztern Beieberans ihm der freiberger Rath 
200 Thlr. virehtte, Auch W ‘Freiberg ſtiftete er cine 


Spetlal· Prleſterwitwen · “and Waiſenkaffe, und ſtand auch 


ſonſt in hohem Anſehn, ſowohl als Geiſtlicher, wie ait 
Ephorus. Spatere Berufungen, an — herzoglich 





bd Ceitiae Shion. 


Whe fifthenn Gof, und AHH, gav Dberhofpeddiger iets im 
Douben, lohote icc de Vrigeiſeined matũvlich en Schũchtzen · 
heitucab. a hon Jon eo? Anis ocblitmnt dp. 
rdvt Sento Pe fan ead evi ex ach bara ciety 
Gad Beit genoffen, Hnan cence rotzten ünge, retydad chna 
——————— — 
linet choͤnen undleblaiſtar ANS thew ins Bere nares, 
freuntibehen' Qꝛbehaden⸗ verneheulicherᷣ od die eS, 
tattere MAS ſorache Er rite faſtunbis andre maple 
gu Fuße iſchaieb rauchallek ſaAbſt and 3Saru mit xin a 
eferlichen ‘auth ·zierlichen Handn Buh: fei Seh che he: 
hielt nvichas an ſein Ende und lonnteicuch sporiifleinfte 
SGrife:defeny. Yat auche noch wenige Saundemndor ei 
wai Ende: atroes din · tsſachen: unterzeichnet. 19 MlGo ae 
8B: Jahre yuri gelegt -hette, : ftelem: ifm: die: Bippemad 
mart? nach coud, vic. nuch sfein Water 24s TabreiohuelSagere 
teben, eſſcu boten, ſiagen mith perdiggees sbtetgrsin Mn feb 
ich aber jeden. anf, Serlangte;: daß fie heriiarftpiry ſeinn 
Savy gelegt· würden wad. andy —— — 
machte auf · fen: cin: Pega Cpigronan, wads etodcn 
‘ethane Dirafie wintes Solange dia Bhd plese ome: 
wie Q) nite 






fserix, ildet 


1): Bie eb in heh ets fi 
give bree Bo me a jebr 7* 


ftor for Gury Hegold ie Beene bet Pes 


1888, 4. bei rae . 

Ganttitang, Plaats, * 1665). ap gk 1633, 

fireiften, ‘hatte er Grau und feds Minder rad pets —9— 

wollte dann felbft tad, ward abet “it einer I 

und ihm mit ciate piftotentagel der halbe Rinabaden “nad wie Zähne 

ta ty ene aie ey Se 
e ging er mi tetber, in der ragend, 

Me ee 6 at be “Big tin ins’ Grab ebeit th a 

v r iiel od gl Dauerte al 

inet ie in flat age gmat ete "aa ike — * 

der 


Gheihne Defend a 


hielten erſchte err dĩe Abbrigenburch viſeübelnerndzn ſpac 
mußtoner Sith cies ndo solines bigest: Suriagat behelfen. 
Da die künſtliche Dentiſtik damals wol noch ſehr mangel⸗ 
gabe ſain Grove. b Dos eovetehtbax, in gothzerſeine ſehr 
segchinSFingen, Qeticnsen io “bee gusta. rai linen, 
folk go — — —— yA en 
Webel AndrSrholuny Aived fie werche leheerenar theils 
in veintũadiher Beuoguug sim Brebae) Eſpoachennunit 
gaten⸗ Irounden, Reinem Pofitio und; feined · Mergeithtt 
furbtep- inv vSonmirr Hdftr ofthe! Mduate / badete ish int 
Eſſer and Zrinkenn maßig war oda: Hohe Miteed: MS 
ihm sdindge Achren wor feluen6 Pode: /diacGedonten · tauf 
der 1 Rangel Giweifens ausgingah yo nahmeneihm fete. 
Solagen die Pevsigtrek, - wahrend der Fein Sriger 
Amtogeſchafter nach wielvor veteithtets: Erſt· d7BBomutie 
fone fein jing ftir: · Eiddm abiumgirt, hatte -aliten kaum 
fine Rintritetpredigé yehciten; abs, wihrenbdier mach 
Seipsig:ightaitxbar won ſich gam Licentiaten prouoviren 
yous laſſem · fein guetfer Seheviegero ater cam 28. Det. 1928, 
fatt 81. Juhre alt rumd nad. Sdfabriger Mnitioung, gu 
dev. Rube eitiging, die ir ſich ſchon 1741 wo. ſeine 
Gattin (9. Aug.) geſtorben war und er ſelbſt ſehr gee 
fährlich erkrankte, fehnlid) gewünſcht hatte. 

Mit feiner Gattin hatte ex 36 Jahre in. ghidtider Ehe 
gelebt. und bezeugte ihe dies in dee Inſchrift des der auf 
fie — Leichenpredigt beigegebenen Bildniſſes: 

DSi qua-foit conjux facta.ad Salomonis amussim, 

‘Hacc mea,-ne dubites, Anna Rosina fuit. 

Cara Deo, laudata bonis, jucunda marito, 

- Prole pia dives, reddita morte Deo. 

(Bab eb'je eine: Gattin, ¶ gemacht nad Solomons’ Richtſchuur, 
Bweifele nicht, daß fie mein, nna Rofina es war. 

Werth ihrem Gott, von den Guten gerühmt, eine Bonne dem Gatten, 
Reich an frommem Geſchlecht, bradte der Tod fie gu Gott.) * 


Cheifia. Sefiensi 


atte ihmm meviw: Kinder /geboren: 1) Cheiftian David, 
cin, Baht crtsbée; 2) Johanne Rofieia > die. ſuch 
Mai 1688 ewodey <dansitigin: Diefound, aad 
Pofee ju Meuſtada Oaben MaPant Gptifiten 


licht a) om: 9: dnnfepém Baan’ 608 én ide Stadaridter 
Sohann Georg Gherinrey zw Freitog⸗ ore FT iark, 
b) 8. Zebr. NAb raw den / Mehidialaws atid Bere 
Garh Rigen). bafelbh; 14) Ehtiaim Ehvenſricd Serrgn 
eyder Doctor det Mebtcierm webe . aabraldi cavãchſchher 
Siabemchlcual 71D yu , Dereay: Meh; · · Gephrotgne 
Magdalete,. verhatuthet/ oil ANG mii Mh Mevet 
Ubin Dtatnet, Vaſtor soar det· St. Fase erzu Bree 
berg, daw Fie fiche Ridder gebar/ davon · ſauf cac vc 
ufcomdfen 3 fie: Parke TRL wb ifn Bette‘ vercheliher 
feb: dint 26, Aaut 1782 cemberstte! nalts Dottie SOPH 
einer Tochter bed Rettors Hei der dresbner Kreuzſthatr, 
Jones Weenies; — ate 3; Mipedl 196 Dhn⸗ 


9 wn nent a. 
11) Geb. iu — 1 sy 886, wo fein 


J F 3 (ony, tg 
wines wars fete POOL j dees —— Be 






Megifies , NAG Apert 
iis 2 —** in Dresher; Some ao Dene, oh peer n 


PY eit nue, tim bat! wictei SR leo OR ie 
a 19. Decender 1667 je Boigtsbad gebo Patars 
ragard Kühn Sohn, aus altem geiftligen canine 30 Freiberg 
on elpztg gebtlbet , woutde 1609. Suftor zu —— 190A fe 
St+Iohannis in Freiberg, 1705 Mittogsperdiere, NM 
nus am Dom 5, werhelrathete fidr snevit- Bh sNns.. — 
Regina Jenich, eines Goldarbeiters Ridter.MBites, die iow einen 
Sopa und cine Foster. —* — — —8 — ne dann 
al 


mit der Dbigen, farb 
J bid fe mm eile wechelreite 


. Bon viccen daven fender: 
worden find. > 

efferent ‘getrathte ‘Cs See 1700) den 
Nachfelger Platner’s, ver eber damalé Paftor zu Mothenverf bei 





4) the andere: Tocrer d 





Cheiftien Sehanens. 463 


mit Dlefer zwekten . Frau 1): Reeders erzeugt au haben. %) 
G) David Ahendofins,.det 1725,: iat: 29: Vébensiagne als 
Profeffor dee Dichttnuſt yor Wittenberg fiat; TY Sohann 
Gofetah; der gurl din Vierte ahm febses 8) Chriſtian Gatt- 
toh, machmäſts Stadtrichter sa Breiberg;: 9) Marie Cophir, 
bie cere AE Fadi L720i-dem. ttehheriget ¶ Adjuncten und 
Reaffolgee Gres Vatets, en: damaligen Rector gu Anna⸗ 
berg / Ghriftion Sriedrich Mliſche heirathete. (Derfelbe 
wari 2., Deh AOSL gui Riebſtadt · gelioten, des Dafigen 
Peffaes: Chrifsian Wiliſch and. der Msi Sorbie Saal 
bah, een einer Poſtorotachter, Sahn, zu i Meifeer ued 
Reins, gebilbet, A7OS Matov. yu Annakerg, 1714, Di 
rector gu Mitenbns§, K720 Selprosiges dafelelt, 1724 
begins Fueibeng flare Ben. 1762): Pash 
fost. guramigithGger. unfruditbarer Ehe, gebar, Se thas 
he DN. AT. Oe: Sohn ier bm Ramen ue ‘Mapas 
a Bai biitte ibe: ‘atte Gheiftias.. eta sien ‘abn, 
ber feinen Seruf ent hatte, und_ bei ſeinem Tode 
nur nod einen S Lg Reben, zweie im gereiften 
eine and 0 en Gtellunges, vecloren, .fab, bas 
eo vier Thchter wohl verheirathet, dreie an Guilty, 
nid die vierte erft nad) feinem Sobe auch cinen 
—— Balten obit we 





awn rat, Mi, atthe hicnene, face ee D1, Reb. 1790, ‘iw 
ddage ies | Trad ferhgadttes, -- 

aa) Git —*5 — nedinal® aaa) ven afr a. oer’ Chri: 
tien Cling tn Shahtau. 
+ #) Go woe Hed der Enktt jeltes “Gemniger sectors” Seatii, 
M. Georg Wbin Plather, gebe tm Sprit: 1076 at Shomntd, dex 
Sohn sines yen. Mathsherrn, und Koxfmanss und der gine 
Cifabeth — ging 1694 nad SBittenberg, und ‘ward 1 
Meagifiet, LOI Blatoms —— 1h Rafe “48 Bh Jatobi 
7 ete 







net), ftms*t 
AD serait 
2 28 we mébrhS 






Ma wy 
nes rae | — 
een D 


—— ge6:°1683, ¶vn tee Goin gives 
armen ‘Sadmaders in Oetvand,: der ſich Walthafer. Ga 
— ſchrieb. Arotz feiner geringen Mittel hielt der 
Voter ben Sen doch gum Studiven cw und ſchicee dia 
noth Meigen avf die Stadtſchute, wo er fide alt. Gur 
rendaner ſein Brot mit Bingen ver den Thüren · ver · 
Diente; bis ex in die Fürſtenſchule zu St.» Afra ufge · 
nonmmen weed: Bon bier ging: er nad 4 Jahrem nach 
Leipzig -and einige Jahre fpater noch Wittenherg. ;, Bee 
veits 1553 wurde · er Rector der Stadtſchule gu: Righeae 
werda und fam -1557 in gleicher Stellung nach, Budiſſin. 
Nachdem ev Hier 6 Jahre dem Amte Zorgeſtandem pape 
ex durth Verleumdungen, aber - oe ae Bd 
nichts Rahered wiſſen, weedriagt and wufite zwei Jahre 
prboatiſiren / bis er 1565 Diakonus in ſelaer· Vatezſtadt 
und. von. Dr. Paul: Cheers, des: naga a4 
hielt, ordinirt wurde. Von bier. murde er ſchan RGF 
als Paſtor nach Langhennersderk kei Freiberg, 1 gr 
nach Bbhmiſch · Cheranig guncingn Wartenbyeg Arey 
und fon 1576 ober 1577, finden wir ihn in DOredoen, 
als Privatyrediger bei Graf Hens Seorg van Mansfeld. 
Aus defer Sidlung, ging-at 1578 alg Hofprediges in die 
Dienfte bes Rarfiirften Mugult wher, Sei. dem. und.deffen 


attic Bite ff mt 





Velthafar Ladenann. 465 


erfter Gemablin, der Kurfürſtin Anna, ex in ſehr hohe 
Gunft fam und viele Beweiſe ihrer Freigebigheit entpfing. 
Ginft (1584) hatte ihm dee Kurfürſt köſtliches Zeug gu 
einem Ehrenkleide geſchickt. Wis er fi num in einem 
Sereiben vom 2. Febr. bedankte und dabei einfließen 
ließ, daß er fich cine neue Schaube (einen Mantel) davon 
wolle maden und diefe mit ſchwartzen Etzſchmaſchen wolle 
füttern laſſen, fo. ſchenkte ims ober, Zur (6. April) 
noch 11 and Be. dagu.” Bei eines Meantheit der 
Surfirftin nna hatte ex in der Kirche fiir fie gebeten, 
worauf 7% ihm neh ihrer! Oenrſung PORDUO Sins dn 
fchickte in deſſen Innerm ſich ein Beutel te BS4 Dura 
fen beſand, wörauf erein fettier Dankſagung tiprite, ap 
das Sib ſo gute Wilefte gehade habe “Mls ſeine 
Svechter · Margaretha C7. Zan. 1681) iden Paſtyr Melchtor 
ited ya Glaopiitte hewwathete, ſchicktr Kurfurſt/ Auguſt 
Pei Stuch · WH und -20-Gitdengrofdjeni? Bu der am 
POSE LEST gehaltenen Hochzeit Ser Katharina’ Rader 

in in en Datos Groth Wagner zu Rada, nach- 

j -zuMaybenbert 7 (ite e020 The, weil der Kur · 
fae ire Bomagth ? Sohn und beibe Tochter, whe es 

—— Sep. Kautet, dazu eingelaben worden. 
oe REPRE RP darch den Gofyrediyer Georg Lyfitenias 
vertcettt / Aberi dlich Rifles Chriſtian 1 fpendete gu 
Ber Hoihſeit · a Dorothee Kademann mit dan Buͤchſen 
Seen aes Bergſchreicer Troſt gu Corgan’ (4. Sept. 

ib iefelbe Grinkne, - Bot. 1586 bis 1591. erbielt er 
MWhtlich aus dem Yous der Schulpforte 100 Fl. zu den 


Siunien loſten fener Hn; Hd ald dlefe, -jebenfalls 


noch von Kurfurſt· Auguft herrührende SGevvilligung ab- 
gelauſen war, furptcitte-ev;-intdem et aionftellte wie er 
ein alter “abgetebter’ Reith wre und 71 Kinder: hatte, 
worauf thm fener Zuſchaß ‘ad dies vitae eet ward. 


“ss XXX 


lind bed) wor er damols feine persona grata mebe, 
moechte fich vielmehr ten anittm -Gafe Chedftian’s 1 
herrſchenden für calviiſtiſch gelenden · rund ichen fells 
von ‘bet ſtresgen Botherthuui · abmeichanden· endengen 
gar wabequem. ihe ABT Gh72 Juni cwmurde er 106 
Superintendeat:nad Pirna vortizt.mwar · war ex pet 
‘Dem. De, Milalaus Grel, den die Seekr des tues Shy 
ſtems wat, hie Anvaͤherung an den · Caldiniamus Haupt: 
fadlich: card politiſchen· Mecivan. vnn bebaeutendet Drege 
write · betrieb · und I00. den wichtigen Motyterpoftertsee- 
hielt, perſonlich befreundet und fein Gevatter. Als dieſer 
ign aber erſt in Giite gu beſtimmen ſuchte, ſeinen Bi 
derſtand gegen die Abſchaffüng deb Erorcismus cufzu⸗ 
geben, und ſich dabei auf ihre gute Freundſchaft und 
Gevatterſchaft berief, ſagte Kademann, da dad Gefpräch 
in einer Stube geführt ward, in der. ſich cin Geweih dn 
dev Wand befand: „Wir wollen indeß vie Geantterfhaft 
an dieſes Seweihr Hiingen", unb fprady Ad —D 
entſchieden ans, daß cin. verborgener Zuhdrer der 
redung mit lope Degen hervorſprang und ihen 

Du derftuchter Pfafft · pace dich tris Trafelt 3 
1500 wurde ihm auf einige Monate die Rarigek wertee 





follte: Tas md. — 
Wohlgefallen“. 1591 wurden ihm gewbife,. namtiitlih 
Gegen den Exoreismus geriditete Pulte gur. 3 

gugefertigt ; aber vergebuch kamen die semtigns. Sehigen 
des neuen Soſtems, Salauuh yy sab. Me ad, 








ree 
1) Johann’ Satmuth einer der wenhhen Sbhne ‘Dee Dr. Heine 
Galuth. Dee Legtere mar aus Sdweinfart gebirtig, geb. 
2. Mai ae der vr Cote eines ihm früh derſtorbenen 8 Georg 
Weetnger- Me Matter nadwals einen Sebaftlan Samuth ge⸗ 


Sahin Shen, a 
fsb noch⸗ Pirna, um ign: didernd Sined: zu auachen. 
WB ox ESOL ether bak Sev: Kurfürſt/ in Set Gegend 
vont Pirnal jagemwvedvep ſamumelte er ſeine fünfzig Pfars · 
herten/irat: dem Kurfuͤrſten/ oy deſſen Seite Grell ſeß, 
vor dem Thore entgegen und thatanit former: geiſtlichen 
Shar rinen gemeinſanen Fugfel, wit det dringenden 
Bitter. Man cmBigefie doche mit Ser ·verlangtin, gegen 
den · Erercismus gerichteten Untuiſchrift verſchenen; · es 
FOE det ganze Calvinienus dabénter. -. Da dex Kure 
farſt aer / dieſen Vergaage ‘ebenfats efah 1), daß man 





etre u (0 wer same Diefes Stiefvaters beigelegt 
we, at —5 i fubicte in eipsig, mar evange ioe 
Prediger in Mi ifen, ward 1389 3 Didtonns yu St.s Ritdlat 
Seipaig, 1506. Ardidiatennt, AG8- Dr, 1595:-Vakhor en x one 
Bhomaskinde und Drofelfor, 1573. Superintendent +20, Mai 
1576. Bon einer Rodter feines Borgdngers Pfeffinger’ Baten, om 
i Ody. i * 1 Bodeer- gre OTN —— 
oren, we Or olat er, 4 er 
Seat’ bee 19, a — —*8 geſcha eae 
Revers entlaffen’, fedeb ‘als Miedenvath-and Boervfercer: in 

162R. Georg. Hudizte anf fen, var ttedfentiber. —e 
Medjein, ward. gu MontreLieg Poctor, Profeffor der Ghirtegte amd 
pat wt i kurſaſ 2 ecementeue, ‘ei als Letbmedicns, Pro⸗ 


cm we —XXF taht und *3 — 
Beak — ra eter ‘ioe. bie —5 ‘peat te ti ei 
Pes vette Grimme. GSpitere Radtemmen, 


—— — —— eben don Nomen Beringer 
wicder —5 te Soe Brg v. Balmuth genannt Be- 

eboren, der Sohn eines 1706 vor Turin 
geoheoaien Rie beri, deed ber Deffausr verioeden attr, 


eae Be Beg terem und dane in preus 
ore —— ig forage mn at Majo H Oberfilieutenant, 1753 
vertgebigte TH 437 Geers tt —8 1758 Genevalmajor, 

te — in Rubeftand gefegt, + an Wefel 13, Sept. 1763 

im 70. Sabye, Ridtigg hatte ev Abrigens v, Beringer genannt 
Salmuth — —— 

——* — fretlich mbdyte ·aus ‘auf viele Demonfration -aidit zu 

geben geweſen fein. Es tonnte ſich nicht wohl ci Peltor ausſchlie⸗ 


468 Balchaſar · Rebemat, 
ihm · o vUngrund yroitdherta hatte, “die @Prediger waͤren 
fan Bigemsinen: hat · gencigt, den· Crur eiterns ch iichaf ⸗ 
ſein/ | un da en: RanhtieR p vie: Belge sds Borganges 
bri· dem Mus Felgen / in vtpndbdignit Sone purfelnen Range 
ler -fagte: Dab: bake id sth gawude daß das Ding 
fo- wal. gu- here’ Gobes- Fol p forward nistt auch 
Gh gegen Radanann abittert, whilteribus-dunbent git 
und gab ei zu verſteben / dof die Cade ~ihm · thener 
du ſtehen kommen ſelle, ſchrieb⸗ ihmauch · andern · Zagen 
und Gbryeichnete tha als -Beevither- und Aufruhrer, und 
ließ iha dach Dresher: vor die Regiarung eitircu, wo et 
(27, Zili) Hort atggelaſſen und bepentes: worde, fein Wart 
fofort an: den- Superintendenten zu Leißnig, M. Feliz 
Babcicind, gu übergeben und die Stadt zu räumen. Am 
3. Auguſt verließ ex mit ſeinen Kindern Mirna, um fich 
in Die Grafſchaft. Mansfeld zu alten Goͤnmern gi waite 
Dens In grefiee Menge und anter heißen  Mhrdeten: bee 
gleitcten ihn feine Zuhbrer bis Whey Rie Elbe, woveuff. er 
tröſtend gu ihnen · ſagte: „Mit Weinen laſſet ihn ·mich 
weggiehen ; mit Freuden werdet ibe mich wiederhoſen“ 
wad auch noch vor Sehluß des Sabres. exfolgae. Sanſt 
war er nicht immer mit ſeinen Pirnaern zufrieden, und 
hatte gu den Schriftworten Eyed). 3, 7: „Dag ganze 
Haus Iſrael hat harte Stirnen“ hinzugeſchrieben: Avie 
die zu Paitnen)“. Sein Bruder’ Gregor war yur bache· 
lien Kirche zurückgetreten und Dechaut at Buti 
geworden. Aus Werger darüber ſchrieb er ſeinen Ramen, 
ſowol deutſch als lateiniſch, ‘nig mehr mit age & 


fen, da der Gripedtntendent voting und die Gininven ‘nat ie 
Jn der Voltsmaffe ſchien es, alé wollte man damals den Cur 

wſen IAngh war Rotemann · nicht · — 
—X | deffelben, -olwel —æ— = eines: fo avopertigere 
Demonftration gefommen ift, 





SBalthater’ Rion. #3., 
fondern mit einem “R, Mabon ſabboch fue Nachkemmen 
zum RGSS wieder abglngeh..1000So evsfidltrey:feleren Sohn 
Georg 4): zum · Gteabehederrtun Spline” am 1 3 Setu 16S? 
im · . aber finee: Weeatinay warmed nial werhel · 
PAGS. Seiad ele raw Hard! nah ver: Jahren · und 
Geter topes ittweineh Bopp, deosdow dew Baten hinuer· 
ging, und cine! Bolen. Die zweiter The war· von noch 
arxeternur eiahchrigrt Oakes under daraus IAorene 
Seti: foes furig: Mud dev dritten Shey welche võ Zuhre 
wabrte; mit Kaͤrgarethe ·Areuiler/ eines Amtsfchoſſers zu 
Meifon Aochter, wuden iim B Eshne und · 7 Ebchter 
geboren, davon ihn 7 Boye! und 4acherrubernibten. 
Won den Sdhuen wurve Georg Smptrintenddat in Oſchatz 
Muguls Wryt tw Wurden; Friedtich lebte aS Cantor wand 
nachher als’ Privatmann in Budiſſin; Heinrlich? ward 
Apotheder, machte waite Reiſen und ſetzte ſich ggetzt in 
gittauꝰ)ʒ Erifilan war Rector gn' Glashiitte: Bon dew 
atteſten Bolle Beory Mammte dre saree guug · 
Racht onmenſchaft, Gio: in fetne Slleden 

Die-ven & Kademann ——— — 





1) Geb. zu Dresden 12. Het. 1580, tam 1593 nad Reiger, 
1599 wieber tam Pirna, wo et iu pete predigen anfing, 1600 nad i 
tenberg:, unart..UG02 Ba after dann Jufermator bei Baron Sub 
Bern. — wale CE 1605 Subftitut feines Bas 
ters, wogtgen ex fh anfangs @ 1 Dephebentels firdubte, ſollte nad 
be Mode, net bem Wunſche der Stadt, fuccediren, ward aber 

om Hurfirfiencle- Paffpr vad-Radeberg verfest (1608), bald darauf 
(1610) Superintendent in Bigotemerds, 1618 in Dfdag, + 7. Dec. 
1633. Drei feiner Sdhne wurden Geiftlide und vow Zweien derfelben 
haben mir Sinder upd at, von Gia ud Urendet in Demfetien 
Stande gefunden, 

3) Ln 1, Ban —— _Streeteleatenant: wit 


dem Gate verfolgt "Reaction inaus nh i] 
vn Gi ect fetang ye etfenfter hi Fath den 





.470 SeiGater: Seems. 


* VDeünden, daſſeclbechethan⸗inatrigens zuſetig⸗ auch 
——2 — —— Pabewainwes vm Rangkenurrstwrf h 
getodin Iſt. Es wie diet Chettoph Geron geb⸗ 15. Oct 
BRT}: fee Danie fees. airthſoiel gugdrignn: Derfe · Tee 
enbach, deri Sohnm cits auern Midgar Hor w 
Dee Mone: Marine Schmich.Ert falite. eifti Apotheket, 
doin Schrrelder werrehs Da abrr wus Vefiwe burch ſtine 
Eelrankung das gwette durch den od ſeines Licſeigen 
Princiynte ore Secdetaits Byte dw Dresden / Verhiadert 
ward, ſo ſal er derin einen / hohern Bink iund ying nach 
Frelberg af · de Schule, wo et fl wit Singin tw oer 
Ganvende und ‘dem Shore dutchhauf, und als ern am 
Lb, Sepreinder 1698. nah: Aeinig 30g, bods ſaſt ʒ⸗ 
Thaler: mitnehmen konnte · Obwol er nun bier unefontt 
immatriculitt ‘ware, wollten ſeine zehn Thaler doe icht 
welt veichen und co war {Gon entſchloſſen, nad Halle 
zu geben, Gef-fih aber darch: das Zurthen felnse Aeitemn 
othalten und ſachte 16, unter :mandyerte · ibltchor Moth 
und geiſtiger Avfecheuag, dutchzuichlagen/ U6 av cidft 
des Morgens nidht wußte, woven ex feinen Hunger ſtil ⸗ 
fen follte, und betrübt durch das Grimmaiſche xboꝛ in 





1)'Yn dieſem Dorfe’ hatte es im Lanfe tes seth —* 
traurig an —58 163% ftard der Paftor M. 66 
ber Meters Stelle feit 1602 verwaitet hatte, — vei Kindern in kil 
der Peft. 16 3 ſtard fein Eidam ‘an Rach rt area, 
fee Verlodten glethfatls an ber Pert. 

3. Pidner, tonnte fd ober nthe fae * aug cet ge 

‘gic ele In deel Jahren fiber 3000 —- nad i endert 
Menfhen durd Krieg und ‘Heft, we: aes port ny bog 8 
nad Gerchorf And See thm fa ge — 
wenigen Jahren, wabrend beret’ ct vow ber Sdyineden 
Korftenfohn’s geplagt worden mat welche Sinks, se Sa ae 
biame nab Wiss -crrwhfieten wieder 


getomine wer, Dex Dawa fe 
tt Spann” —— 
* genio Viet 


Veltzelan Sehernee. m 


ben damals noch zemlich varwildarten unb.:cldfomen 
gwinger ging. fowdear fa: viel acue Qeiru chtrak Ky 
früd fle dieſen Bagi. gerruͤnſcht · hatte - "Bad stony 
gidete ek ihm. Ramulus cit deichen · Etudenden, 1S 
Gettlieb Mikch aus Gaweldsign yerearderr, onn- den 
er freie Stube, Holz und hie, Bode SrSer: ethielt: 
1689 vredigte ier gene erſten wal · in ſeiner Heimca. Ws 
or zurücktan/ wat Milid farts et erhielt: aber Bie Rie 
der: de6 Dr. .Sehlenfing and cinigen Madera zu iafornn⸗ 
Bens 1704 wurde ex Hauslehrer bel dem Paltor ſeines 
Kirchſpiels, M. Bobet}, fur deffen: chagigen ; Sobre, 
1706 defen Gubftitat and-1745, durch den Einflug ded 
Dr. Romanus Teer, dew ihn feiher mit geifMiiepem JZu⸗ 
ſpruch getriftet und ihm die Information bei Schleuſiugs 
verſchafft hatte, fein Rachfoiger. Bei ſeiner Verheira ⸗ 
thung feng ſich cin Umſtand gu, dee gu fener Seit und 
noch Kange nachher als cine grofie Merkwürdigkeit her ⸗ 
vorgehoben wurde. Gin Großvater, der. alte Paftor 
M. Joh. Knauth 2) zu Dippoldiswalde, traute nämlich 


— OS 





4) ‘Smet Lohde, Bater und Goh, folgter fd tn jenem Auite. 
Johann Lohde, von Königsbrück, des dortigen Amtmanns Jakob Lohde 
umd der Gi — Sohn, — erſt die Sule gu Löbau, 


fe an der. nt Bek ſtarb ging et nad Wittenberg und agit 
Ha jene Pfarcite Geb. Bug. 166, separate er mit get 
greuen 15 ‘Riera nb flarh 27. Rev. 1696. gon 1686 hatte a 
feinen. Sohn, M. Sarl Ghriftoyh Lobde, ged. 26. Juni 1661, 
pies erhalten, der oud fein Radfolger ward, aber d d. 16. Sit. 


eet 3. Sui 2630 
5* ahs naa Rees, Sebi Se ra 
61 Jahre im tate 


412 Valthaſar Kademane. 


an Ginem Rage, den 31. Bult 1708, drei verwaifte 
Enfelinnen2), Schweſtern und Töchter bes Paftor M. Chri- 
fioph Sehiige in Dasein, ſämmtlich mit Geiftliden. Die 
She unfers Heym bradte ihm neun Kinder, von denen 
Sane und vier Titer ihn überlebten. Da er nun 
in Altern Actenſtücken gefunden haben wollte, daß feine 
Familie ſich urſprünglich Haymann geſchrieben, ſo rieth 
er ſeinem älteſten Sohne: Chriſtoph >, in eiger eigenen 
Schrift unter dem Vitel: „Väterliche Anrede und Erin ⸗ 
nerung“ (Freiberg, 1726) an, ſich Haymann zu Boy 
nett, fete aber am Schluſſe Hingur: ° 
Meth Gott und Water, atmm dich meiner Sbhne esinbey it 
Ach! fouge whturticy’ file bas Geiilede: Haymann » - 
Grbire dod für fie-ded Vaters Lursen, Reim, 
Der inaner flix. fie Bleibt und ſtirbt dex alte fem! 








») Bw. tty amerporetie ein, ‘rab ſein 
Danigd Manittus, die sweite, Susanne Magdalene, 
Hingfe, Sohanne RebeFla, der Paftor M. Joh. Gi 
damals tn Dorfdemnig, fodter in Hermersdorf. . 

> Died werd ein sabgeyeidnetet Mann. “Geb: 16: 

Be Greiberg wah eivig gebiibe mete 1G Bee wet 
Frankenserg, 1737 Diatonns ing Lpforta, wo et Slopf a 

net Meffiade ermunterte, 1748 Superintendent tn Sits * 
Tis die. Btiftring ieines’ RBatfenhasfes , 175% Pray eae —X 
wo. ev: 1206 di⸗ Gate wbner: Geman ia ek 
fn hoͤherem Auftrage eine —— aaa die 
$ als Jubilat 2, od Ties Gin Bruder von thm, Jovani 

ges. 1715, mard Secreta, at be Gomme tats 
Ging * Sifter wer an einen: Geiftt — 
wurden ah Einem Tage (20. eat. Sey nt mit aoe inst 
(in Garlit und eeban) getraut 








mureged pipette’ ree 


ay iy 










— OC yanaitorwt 
MAD at odiinD dank 





mee gy Re Bop fe ves 
Sehr yaufig find die Bwaſpica o. larhe Beta) von 
unwiderſtehlichem Hange, zum Studinen. getrichen, ihre 
Abficht, troy der ungüuftigſten Berhäitniſſe and “wok 
aud wider den Willen Heer Wettern, eder⸗ſon 
Pfleger, gleichwol durchſetzten. Seltener moͤchte folgenber 
Fall ſein, der uns einen Knaben zeigt, der, wider den 
eigenen Willen: und dod) auch ·nicht von dew Ungehörigen 
genoͤhigt/ ſchließtich bod mod) fiudiren und ins geifts 
tide Amt mug. 

Abam Böhmer war zu Görlitz am 25, Samar 1659 
geboren, der Sohn cined: Sdueibers. gleichen Namens 
und der. Helene Richter. Bis ins 7. Jahr fiech, mit 
ſchlechtem Gedaͤchtniß begabt, hatte ev keine recite Saft 
an der Schule urd Pollte und wollte das Gewerbe (eines 
Vaters ergreiſen. Shon war fein Abgang von der 
SHhule-beftinnnt, als · ihn ein hitiges Fieber Seffel, web 
hee ‘eine Folthe:Sdwaide suriidlies, dab man ihn wd 
eine Zeit lang — gue Erholung in die Schule gehen 
Wie, was fic) ziemlich lange hinzog. Endlich brang er 
ſelbſt darauf, ign aus der Schule gu nehmen, und der 
Vater willigte cin, hieß ihn aber, vorher den Befpere 
gottesdienft in ber Sire befudjen und um den gétt. 
iden Segen gu feinem Vorhaben bitten. Er geht auf 





474 Gciftihe Serafangen. 


bad Shor, wo die Ridliler-fingen wad, wahrend er vor · 
er nie. geſungen bat, fängt ericauf. rinmal on, mit heller 
Stimme ii 6 ickelt 


ign antiinbigt, —** Karns Chor ——8 Ba 
betuoficne Rabe. wideripridt nithh, tritt ins Chon und 
die Teitern laſſen — —— 
fallen, als: fic eiwas Geld abwirft. Rady einem Bieriel ⸗ 
jehre will er aber durchaſs auf don. 2 and 


are herum, und entich ————— 
Delmerdus M.. Beller, dec ‘denn dneac geetidheni SoG 
dexist ecfesant und · dorauf deingt: daß den Ache ſtabiren 
wiffe: Dieſer macht auch kkeine motern Schwmierigheita 
hat vielleicht inzwiſchen erkaunt, daß auch det kinda 
Sch ſeine Beſchwerden habe, pact ſelue Waicher ieder 
ead und bezieht Die Schate oom Reuem. Muot wer wit 
feiner .gtfemurten Wirkſambeit bis irté Mingelſte dectannt 
ware, könute amefjen,: od exsin-:feinett fitters: Veben 
feidjen Beimungen g¢b' ppbieat te ——— 
liches hoͤheres Cimgreifen eefliven fiusten Wenfiertiop 
Hegt dafuͤr nicht eben ctveat Bon enfier daß er clue 


eineche Becafunged. 43, 


Mobrin, ‘cine Fwergin und zwei rkiuntn in der rife 
fides Steligion untrwkbéet hat.’ Ge ging 1679..nad 
Leipzig, wards: GG bunbribie —— — 

TROBE: die Anietrſtãt DRtentesg, ton BERL notes 


bezog 
bers · nach · ighig rundetnvollte⸗ eben; sdaer fib be: ie 
n⸗gdeburg 


vow Sod x0 Wbeil war (1683j.' Dleten.gehie elf 
wohl Dbap ceridhis, 1058 ier Boer, idewinrsusitercichten 
follte;:cB6G4L far’; ts. sand inst ia gern? moch 
wliht 2 Lal —3 ee 
div. itwochuten 


Eohrnas, 
stom ebew: twit dem 
blichrn Curioſitũten, fare acu — ‘eines rüulvin 
—* pay nari befhéftigte. . 1086 : wurde. ex) Bidkorus jn 
St.-Jatebi-in Frething, in. welder kerinen / abrr· ruhig 
Sooke es thm. fo. wohl gefidl, daß er fede? weitere Ber 
feo eruug aus ſchaug⸗· Ge: imere fence Hcy fhe: fir Mea then 
smalit. tito Aſttvavmie unde serfertigns Relefs Mertet Bar 
finan: Mm IBS Max, 1689 Init Caan ·Votothra, dev 
Mtefbern:Dochort bee Rertovs Kabeuer gu Freiberg, vere 
heltathet Gut: ex Fartf Rinder erzeugt, Davon:rnne’ chte 
Zothter aufwachs, die fick 8, Novis 1712 is sear dai 
snatge 9 — zuit Frefwerg, nachher zu St. + Ua; 
M. Aheophacz Srnec, serbia?) ° os ſtarb am 
QAun Va 
DieGhiſumht vor bean’ ‘ttn SBing ‘we Ref 
Gat inifotgendeny:-BelPpicte: fle die Etrengt vow:-Gre 
minatoren gebengt. Ja Claußnitz war dee:geleyete: amb 
beredte Poſtor M: Chriſtian Bortfridd: Reinhard; wegen 
yout: mgthoriger — x ia 6 xl 


2 Ge pels ormmuwe aioe: 











“40 Ceili Beemhiangets 


denten str uaprifted tien Moekels  abpefegt worden 
(AGES), Der Sodater Amurrherer v. Srsiwberg auf 
Darſchauſtein, iubertesram igegen ſeinen Serichtsbalier· 
er mothter gare igen recht frowmen inundi leſcheidenen 
Vam · an bee Stelle hoben / worauf/ der Seri⸗achauer 


die Biitwe:sRiglish gemacht, zwei Gifu ſtudiren gu 
laſſen· Freilich Hatten. ſie ſoviel Beit auf dienoege Fir 
ibren Umcerhalt/ wenden muͤſſen, daß menigſtercz beim 
fers: Chriſtoph — deem ven Rest andern Druderecwiſſen 
wir gat Beit nichto — für die Stabiens:nidihr gemag 
übrig geblicbes was, Deshalb famihut andiimbsaw 
ewartete Bisledung unichts: weniger’ alk erfrbalid ined 


a Ez 
Hi 
aie 
atiat 

; 

3 

‘4 

i 

ff 


itftty 
igssel’ 
f eft 
reer age 
sale 
=F ! 
Hd 
ini 


Qrifttipe Berefanged. ait 
vor die Pruͤſenden. Dmriging: edideim, obwol dic efter 
Tragen eid beantworsel: wurden abodic Framieiates 
ren haman: warm, ſchließlich dvch⸗ for wuͤblich / yuninl det 
Gpadinonts fichumit · dem· Latein nicht brhifen fount, 
dak. mas ihn erllce: man :deede Wh Zicht comics 
Etatt ober: Parither: zurerſtheriken/· ciklaͤrte es ruhige wm 
urit crleithteriem Hrryemri dantit< feb er gang ctaned fewer 
wand: Giles deir Nuf·auch: mule owiber Wither naregrahumnen. 
Did hefrembdetd, man: ifodnte weiter und Gter man men 
PuferatienBangi-evfubr,: fond man einen? ybigens Sf 
in Rees Gade, efkStigte tre rand | ensfablicitgn: army, 
fleißig pe feelecn ants aug anen baliom Babel wiera · 
be patie fodtee bun: aoige eager Bia 
das Da funte wolfiendig nachgehrtt haben. Dody: bee 
bidt:er den Pnfieines Halbigelebrter,; auch nada de 
dieſe Stree: thngft: aberfebitten: hatte und fol auch sate 
wals feb: ftart tm Predigen worker fein. Dagegen 
Latechiſirtar ar ſo⸗ wortweffllch, daß ex vadurch. weit. und 
fucit esther wurde, die Leute. weit hte amen, feinen 
ircheheruminibus · eizuwohnen nud felbſt die ¶bruach⸗ 
barten Prebiger · augeſpornt · wurden, ihm nachzutifern 
und das /vernachlaͤngte Katechiſtren beſſer zu brtrelben. 
Die Bemnde hatte den wahrhaft chriſtuichen und pricht· 
treutn Mann ilieb und Ser Patron fagte: „Der Halb ⸗ 
gelehrte sift untez allen mrinen (5) Predigern der Bete.‘ 

Muri ſein Bob: war merit. - Ee hatte. én: Goel 
berg. bie, Curulurptedigt gu hatten . Gin Gurtsbefiger in 
der Maher fad: ihn. din, mit ym zu fahren, und verſprach, 
ibn. gi rechter Zeit witder nach Haufe Zu fihaffer; wo 
et damm nod): cine Taufe zu verrichten hatte. Als er 
aber um 1.Uhr von. bain Mittagsmahl bei dent Duperin⸗ 
tenbdenten-fortgiug uid. flnen Freund fuchte, war disfer 





478 Cristie Reraheages. 


nicht fortzubeiugen. Ja feinem Mlichteiſer ging ex nun 
zu Buse bei heißem Metter nach Hanke, ließ fidh vow 
feiner Grau einen Trunk reithen, der, obſchon die Ber: 
fichtige ign exft Brot mit Garbe eſſen lief, dow gu früh 
Fem, un werd nod diefebe Rat feant- Er bekam 
die Waſſerſacht umd lag lange Beit. Da die Krankheit 
viel toftete, Betete et. eimé als feine Grau 

jen and we cin achtiabriger Sohn bel ie 


id) ein Genfter auf 
eine Stimme fagte: , Habe nod Geduld, heute über act 
Boden FlF du. clift werden’, svesenf. das deuſter 
suging. Dem Knaben, der nad der. Sache fragte, gebet 
dex Bater, gu fdaretgen Doth -mevite die Auter dem 
Sinde wn, daß etwas vorgegangen) und todte ihm dat 
Geheinmiß ab, ohne jedoch ihren Nuranter dent Water 
merken gu laften. wat Boden daruuf fw er (9. Cane 
1702),1) . 

— —. vue Trem a, 
1) Go ‘hatte der Haftor aot gn Bu 
1 Silt 5 kd et 


gefdet. rt auf, wnon-aus feiner 
—A we Babl 61 hia sre glaubte ex, ** mr 6 Bebre 
alt werden, und ſtatb in der Shat 7, Dee. 1731. 








os Etiftangen und Vermãchtuiſſe. 
Dat fury’ soar ‘im. Bebreae 4709 yu everburg_ vow 


in Maltert, « ’ 
bee — Ld "Dberfion Jehann Peter. Buty und der Que 
cretia Chaillet, war . auf oͤfftutliche Rofien, wo. nicht geradezu 
im Waiſenhauſe, exzogen worden und mit obrigkeitlicher Une 
terſtützung nad) Liffabon gegangen, wo er fid) 1736 alt 
Kaufmann etablirte und als naturalifirter britiſcher Unters 
than lebte, dabei aber durch feine Betriebfametrit nach und 
nach einer dee reidfien Bangniers und Juweliere wurde. 
Lebentlänglich behieit ex feine Baterſtadt in dantharem Wn- 
denken. Er gab ben groͤßlen Theil der Gelder zur Erbanung 
cnet wowen Arnes hauſes dafelbft, die grofen Gusunen gu 
Errichtung einer Chauffee nad) Bafel und eines neuen Rathe 
hauſes her und eiten bebeutenden Beitrag gu der Prediger- 
invent, fodaß ex ſchon deBhalb von. dem Rinig von 
Poenfen in den Sreiherenftand erhoben ward. Gr blied 
Peoteftene und unverheicathet wad ſtarb in Liſſabon am 
Si. Mai 1786. Ia feinem am 30. Januar 1777 errich · 
teten und durch cin Qodicill vom 22. Mai 1786 ergãnj · 
ten Veftamente fegte ex die Stade und Bürzerſchaft Neuen- 
burgs yu Univerfaterben feines damals aus minbdefiens 
475,000 Grufaden befteyenden und nachmais nod) anfehn- 
lich veranefrien Bermagens dergeftalt ein, daß die eine Halfte 
davon zur —e— von Kirchen, Schulen und Armen · 
aunſtalten, die andere vaiſte ae Berſchoͤnerung ber Stadt 


480 Mistellen. 


und ihres Gebietes verwendet werden ſollte. Es gingen nur 
gegen 125,000 Cruſados an Legaten fiir Verwandte, Tauf- 
pathen, Freunde, Diener und eingelne Arme ab. (Wir finden 
barunter 10,000 Gruf. fiir {eine Sdwagerin Sara Gervey 
Pury aus Sidcarolina, die Witwe ſeines Bruders Karl Pury, 
30,000 Gruf. fiir deren Tochter, feine Nichte, Eleonore Bull 
Pury in Siidcarofina, und 10,000 fir deren Gatten mit 
dem begeidhnenden Namen John Bull; dann befommen zehn 
naͤhere und fernere Couſins 27,000 Cruf., in Antheiten von 
6000, 3000 und 1500; ein alter Jugendfreund 5000, vier 
Taufpathen fe 1500, feine Affociés Mr. Sf. Wellish, Esq. 
. und BW. Gerard be Bisme, fe 5000, fieben Commis 13,000 
in Anthellen vor 2000— 1000, einer dacunter, alé weit⸗ 
läufiger Better, nod) befonders 1500, drei Bediente je 600, 
Die Witwe eines liffaboner Freundes 4000 als Zeichen fei- 
nev befondeen Achtung, der Sohn eines frühern Affocies 
+ Bienne 1200; cin funges Madden, bie Tochter einer armen 
Frau, 2400, drei Töchter eines verftorbenen liffaboner Rauf: 
manné fe 5000, ihre Mutter 500, die Armen feines Kirch · 
ſpiels in Liffabon 1200, ebenfoviel die der britiſchen Factorei, 
ber Kaplan ber legtern 240, jedes Mitglied feiner Diener- 
ſchaft einen Jahreslohn.) In Betreff der Verwendung der 
aupterbfdaft lehnte ex jede Einmiſchung des fouverainen 
tften von Neuenburg ab. 
Dod nidt blos Reuenbutg, aud die preußiſche Haupt 
ſtadt evlebte in fener Seit äͤhnliche Beweife von audy in wei- 
ter Ferne tren geblicbener Biirgerliebe. Sigismund Streit, 
geb. gu Berlin 13. April 1687, ein a beé Huffchmieds 
und Bierbraners David Streit und der Eva Marie Melzow, 
war von feinem Bater gum Seudiren beſtimmt und in das 
Synmafium gum grauen Klofter geſchickt worden, war ſich 
aber feines Berufes dafür bewußt und beſchloß daher nad 
des Baters Rode, die Schule gu verlaffen, fic) dem Handel 
gu widmen und fein Gluid auswärts gu fuden. 1701 führte 
ex dieſen Entſchluß aus, erwarb ſich bis 1704 die nöthigſten 
Kenntniffe feines Faches, arbeitete in mehren Geſchãften und ging 
endlich, unter den haͤrteſten Enthehrungen, gu Fuß nad Benedig, 
wo ex zu Ende des Jahres 1709 faſt ganglich entbloͤßt ankam. 


Miteeler. 481 


1745 etablirte ex fich mit geringen Mitteln und ohne Credit, 
und bradte es von Heinen Anfaͤngen und Sdritt vor Schritt 
zu erhebiichem Wohlftand und begriindetem Anſehen. 1749 
jog et ſich in der Hauptfade von den Gefchaften zurück, 
blieb jedoch bis an fein Ende bel dem damalé berithmten 
Wagner'ſchen Handelshaufe in Benedig betheiligt. Er lebte 
von fener Zeit an, der Gefundheit Halber, acht Monate des 
Jahres und feit 1754 gänzlich in Padua, hielt fid) einige 
Beit lang deutſche Candidaten zur Gefellfdaft, was er fpdter, 
nachdem er einmal nicht nad) Wunſche angefornmen, auf ⸗ 
gab, und ſtarb gu Padua 20. Dec. 1775, worauf er am 22. 
auf dem proteffantifdjen Kirchhofe gu Benedig begraben wurde. 
Er war unverbeirathet geblieben. Ym Jahre 1724 hatte ex, 
bet Gelegenheit einer Reife nad England, feine Verwandten 
in Berlin aufgefudt, um gu fehen, ob fic Ciner darunter 
finde, deffen Forderung befondern Erfolg verfprdde. Indes 
fie entfpraden feinen Erwartungen nidt. Dod) nahm er 
fic) der Kinder feines Bruders Benjamin, der ſich aud) aus 
dem Baterlande weggewagt hatte, an, ungeadhtet derfelbe ifn 
früher um den dritten Theil {eines tleinen Erbtheils verkürzt 
hatte, ſchenkte dec Tochter, die fic) in Hamburg verheirathete, 
4000 Mark, und einen Sohn, dex in Berlin bei einem Krae 
mer in der Lehre geffanden, lief er in Hamburg, Amfterdam, 
London und Paris weitere Ausbildung fudyen und dann nad 
Benedig fommen, wo er ihn gum Erben und Nadfolger 
beftimmt hatte, wenn ex nicht aud) in dieſem fid) getdufdt 
gefunden hatte, fodag ex ihn gulegt mit bem Zinsgenuß eines 
Gapitals von 2000 Thlen. abfand. Bon da an beſchloß ex, 
fein Bermogen milden Stiftungen zuzuwenden, itberlegte und 
berieth fid) aber Sabre lang uͤber bie fpecielle Modalität, cor» 
reſpondirte mit dem Rector Bodenburg und bem Hofrath 
Badenroder in Berlin, mit Prof. Franke in Halle und fonft, 
bildete feine Plane bis ing Einzelſie aus und traf alle Sider 
rungsmaßregeln mit hodfter Behutſamkeit. 1752 war die 
Sade dahin gediehen, daß ex, durd) Sdenfung unter den 
Rebenden, jedoch unter Vorbehalt bes Zinsgenuſſes auf feine 
Lebenszeit, den Lehrer und Schülern des beriiner Gymna- 
fun 0,000 Thir. ben Lehrerwitwen 3000 Thle. überwies. 
I. 21 


482 Mibcellen. 


Derſelben Anſtalt wendete cx (pater cine Anzahl Bücher und 
ſchöner Gemälde, 1760 aber die Summe von 50,000. Thirn. 
gu, deren Anwendung für die von ihm bezeichneten Zwecke 
aber erſt erfolgen konnte, nachdem fie fic) faſt verdreifacht 
hatte, was bis gum Jahre 1786 erfolgt war. Ferner wen 
dete ex 1755 den evangeliſch · lutherifchen Gemeinden in Norde 
amerika 15,000 Fl. gu, welde von. dem Dixector-des ballee 
fen Watfenhaufes adminiftrirt werden follten, und wies 1754 
dieſelbe Gumme ‘fiir die ebangeliſche Miffion in Oſtindien an. 
Beide Stiftungen wurden nachmals (1756) nod und 40 Fl. 
vermebrt. a . 





2. Siunreihes Elogium. 

Mad ter Reformation folgten ſich in Oſchat bis auf den 
Superintendenten Dr. Georg Ridjter (ged. 18. Auguſt 1658 
gu Stolberg im Erygebirge, des dortigen Rector’ Georg 
Ridter Sohn, 1688 Ärchidiakonus in Wurzen, 1690 Paftor 
in Schneeberg, 1703 Superintendent in Reichenbach, 1709 
Doctor, 1720 Superintendent in Oſchatz, ſtarb 1737) 14 
Superintendenten einander. Alle ihre Eigenſchaften fafte der 
M. Johann Gottlob Frentel in den Diptychis Ossitiensibus 
(Dresden 1722, 8.) in folgendes Clogium. ihres Nadjfolgers 
gufammen: „In ihm waren vereinigt: Büchner's Arbeitfame 
feit, Friedel's exemplariſches Wefen, Matheſius' Friedfertig- 
feit, Kleeblat's Wachſamkeit, Placcius’ Beredtfambeit, Sdei- 
ner's Beftdndigteit, Garthiue’ Grofmuth, Straud’s Geiſt, 
Schumler's Cifer, Kademann’s Andacht, Cundifius’ Gelehr- 
famteit, Seng{dh’s Demuth, Rehebold’s Erfahrung, Poffed’s 
Beſcheidenheit. Dafür wünſchte ex ihm: Biidner’s Ver ⸗ 
trauen auf den goͤttlichen Beiſtand, Friedel’s Gnade bei dew 
DOberen, Matheſius' Liebe bei den Untergebenen, Rleeblat's 
Gemiithsruhe, Placcius’ Gefuridheit, Scheiner's Glaubenstraft, 
Garthius’ Siege, Strauch's Gi, Schumler's Geelenfrieden, 
SKademann’s Kinderfrieden, Cundifius’ Ruhm, Jenhſch's Se- 
gen, Rehebold’s Jahre, Boffed's Ende. — Bur Erlduterung 


‘Miscetien. 483 


fügen wit nod folgendes Bet. Bei beni-M. Georg Placing, 
ſen Beredtſamkelt und Geſandheit gerühmt werden, mußte 
Frenkel dieſe Eigenſchaften hetvorſuchen, weil derſelbe 1592 
wegen Calvinlsmus verabdſchiedet wurde und bet den eifrigen 
Lutheranetn fo wenig Beliebt war, bag fie ihn den Place 
feines Baterlandes nannten. M. Bartholomdus. Friedel (geb. 
1507 zu Ofchag, ein Biirgersfohn, 1552 Paftor gu Pinne 
wig und Mibig, 1557 Diakonus in Oſchat, 1564 Supe 
vintendent bafetbft, + 8. Sept. 1576) ftand in grofer Gnade 
bei Kurfürſt Angult, der oft bet ihm einkehrte. M. Peter 
Scheiner (geb. 1554 gu Meifien, eines Sdneiders Sohn, 
1583 Diafonus in Ofdag) mufite 1591, des Exorcismus 
halber, von dem ex nicht laffen wollte, mit feinem Schwager 
und Gollegen, dem M. Johann Baptift Eberhardt, der nach ⸗ 
malé 1585 als Superintendent in Hergberg mit vier Dia- 
fonen und 1000 andern Menfehen an ber Peft flarb, und 
+ dem Diafonus Miller, ins Exil wandern, ward aber {hon 
1592 reftituirt und Nachfolger feines Bedrdngers, + 29. Mary 
1603. Dr. Egidius Strand (geb. gu Wittenberg 23. Juni 
1583, Sohn eines Handelsmannes, der ſich des Glaubens 
halber aus den. Niederlanden geflüchtet, 1606 Adjunct der 
philof. Facultaͤt in Wittenberg, 1609 Superintendent in Oſchatz, 
1610 Doctor) wurde 1640 Sup. in Delitzſch, 1644 in 
Merfeburg, 1616 in Dresden, + 22. Jan. 1647. Dr. lias 
Rehebold (ged. 1623 gu Torgau, Sohn bes damals berühmten 
Arztes Dr. Elias R, der 1672 ſtarb, 1658—62 Sup. in 
GChemnig, tann in Ofhag, + 4. Nov. 1712) wurde 88 Jahre 
alt. Dr. Sohann Boffed (geb. gu Gaugid 26. Sept. 1660, 
des Pfarreré Sohn, 1695 Paftor in Sdweinig, 1701 Sup. 
in Hergberg, 1707 Doctor, 1713 in Ofchat) ward auf der 
SKangel krank und ſtarb einige Tage barauf, 24. Jan. 1720, 


3. Die Rofen, 


Die Rofen find immer, im Gegenfage ihres Namens, 
cin ſtürmiſches Geſchlecht gewefen. Ein v. Rofen, Freiherr 
21* 


484 . Biieeker. 


von Schonangen und: Hardingen, ein Lieflaͤnder, war ff. 
Oberftientenant und hatte ſich um ein Regiment beworben. 
Es wurde ihm ein Graf Pars v. Roſenberg vorgezogen. 
Da fiei er dieſen ain 1. Apel 4685, a6 decfelbs: von Hofe 
tam ‘md aus ſeiner Kutſche ausſtieg anf offence Straße in 
Wien an und erftach thn. Zum ode verncihellt gelang es 
ibm, nach Benedig zu entfommen, wo ex ſofert wirder 

lenſte fant und be zum Range eines Genetallieutenaucc 
anffticg. Su berfelben Gigenfehaft trat er 4604 th fut 
fachſiſche “Dietfle und fein neuer Kriegsherr erwirkte thee 
1695 Pardon vom Mather, ben ex auc) dutch tapfere Theil ⸗ 
nahme an den Kriegen im Ungarn, 1606—98,- abverdtente 
1097 wurde / er General. £699 fort er, jedoch mit Mnigh- 
her Erlaubnig, ein Duell mit bem damals gleichfaus in 
{Ehfifehen Dienften -fiehenden General Grafen ‘Signeatd 
Yoachin Trautmannedorf. Hier wurde ee aber ſchwer ar 
Schenkel verwundet und mußte über etn ahr das Bett 
geen: Sein älterer Bruder Otto war Commanbank: in 

ittenberg und bet einem Beſuche bet dieſem arb‘ er 1703. 
Ex war vor langer Beit von ben Sefatter i Graupen ton: 
vertirt worben- und murde aud dorthin begrdben. + Bein 
Bruder Otto war Generalutafor und feit-169H in Witten- 
berg, retitirte fic) aber, ſolauge bie Schweden nt Barbe 
waren, als ebentaliger ſchwediſcher Unterthan, nad: Denzig. 
Er ftarh 1715 gu Mengelsdorf in der Overlarfig ,mebhes 
Gut ſeiner gweiten Frau, Eva Gophie v. Schonberg; verw. 
v. Raben, oder deren Kindern erſter Ehe, gehoete, unb iſt yu 
Ripper beigefegt. 





4. Gin Anzeichen. 


Der Paſtor M. Benedict Scheuchler (geb. 1566 zu Leip- 
aig, 1595 Paſtor gu Limbach bei Roſſen, 1613 Paſtor zu 
Krummhennersdorf bei Freiberg, mit emer Sabina verhei- 


Rilcin 485 


rathet, + 5. Mai 1645) ergs. in friner am 10. Gept: 1629 
auf Margaretha wi Hartigidy ,» geb,..v, Zaſchewig ,.Gemablin 
des Morig Heinrich vi-Hartigfh- anf, Oberbiberſtein, gehalte- 
nen Leich enyredigt a, A Folgendese Mm Dindtage gu Whend, 
‘war der 4. Mags, ba -man-fehon Hutte Lids. aufgetragen und 
abgefpeifet, gingen- wir, nemlich ber Heep Witwer, Here emt 
GSGiegamyad Dangfi. und, ih, der, Pfarr, in deregrofen Stube 
auf und nieder, rehetem miteipandsr von unserer, Patientin 
und ihrer Krantheit, ob auch eine Hoffnung der Beſſerung 
ihres debeng fenn-modte; ais wir-alfo in Kuͤmmerniß gehew 
und an das Fenſter im Ercker kommen, fo nad dem Äbend 
ſtehet, da; hören wir drauſſen vox dem Schloſe gar nahe 
ein kleines helles Glöcklein klingen, gleich oben uͤber den 
Baͤumen, anders nicht, als wenn. man, wollte anfahen yu 
Grabe zu läuten; wir fiehen fil, Horen ihm gu, ſehen eine 
ander an, und fragen, mo dad herfomme und mes es wohl 
bedeuten moge? Bald barauf hören wir einen gar liebliden 
Raut, alé wenn fleing Kindlein fingen. Wir fdwiegen frill, 
wnd gedachten cin jedes feinen Theil. Wher bald. des Mor- 
gens wieſe es ſich aus, mas hierdurch angedeutet worden, 
nemlid), daß es gewefen gleich eine Offenbarung und Bor- 
bote, daß ber gnddige Goit mit unſerer nunmehr fel. Ftaum 
wolte feligen Feyerabend machen, und fie, alé cine gerechte, 
Heilige und aufrichtige Seele, ausfpannen und gur Mube 
bringen, deum haben ihr auc) bie lieben Engelein und Fron- 
Geifterlein gleich zuvor in dex Luft miiffen fingen und au 
Grabe lauten.” 


5. Baterliher Wunſch. 


Dr. Daniel Boitu’ oder Voigt, ein Epulirter aus Ungarn, 
1668 Superintendent in Jeffer, 1675 mit 30 Bi. emeritict, 
+ 16. Mai 1677 dei feinem Bruder, dem Paftor und Jn: 
fpector M. Sonftantin Boigt zu Rathenau in der Mark. 


486 Niecelen 
Seinem mit Marie Leiſt erzeugten Sohne Salomo ſoll er 
folgende Verſe in die Bibel geſchrieben haben: 
Salomo Voigt fol Doctor werden 
= Gottes os Gir ‘auf diefer Erden, 
Ge muß ober erſt lerned” und fiudiren wol, 
Daf et merde des Heiligen Geiftes voll. 
Dann fol er effen Bogelein, 
Daju aud trinten rheiniſchen Wein. 
Dad gebe Gott und werde wahr, 
Eh et fommt ins zwanzigſte Jahr. 


Der Wunſch ging nicht in Erfüllung. Denn Salomo ftu- 
dirte Jura und ging, dem Bater gum Verdruß, endlid) gar 
unter die Gotbaten. ; ae 








a Naͤhtraͤge. oe 


(Zu Bd. Ul, S. 460 ff.) Wis der Unterzeichnete im 
Jahr 1851 das Lebensbild des 1822 verftorbenen Johann 
Friedrich Sillig entwarf, ſtand ihm gwar binreidyendes Mae 
terial gu Biographie und Eharatteriftit gu Gebote, nicht aber, 
wie ihn nadgehends die Mittheilungen der Familie felbft 
iuberzeugen muften, vollftdndige Bekanntſchaft mit der liter 
rariſchen Thatigheit feines verftorbenen Freundes, daher feine 


Machweifungen hierüber Hier und da lidenhaft ausfallen, 


muften. Das Nadftehende wird dazu dienen, aud) diefe 
Lücken auszufüllen. 

Unter den S. 480 f. verzeichneten gedruckten Schriften 
Sillig's fehlt die anonym herausgegebene: „Der Zweck Jeſu, 
geſchichtlich und ſeelkundlich dargeſtellt. Ein Verſuch von 
einem innigen Freunde Jeſu und ſeines heiligen Werkes“ 
Eeipzig, bei Franz, fegt Krappe. 1816. XII u. 195 S. gr.8.), 
iſt aud) in Heinfius’ Lexicon unter „Joh. Fr. Sillig’ wher 
fehen, und hat nach allem Anſchein nur geringe Berbreitung 
gefunden. Da fie in ihren neun Capiteln das Leben Jeſu 
erzählt, fonnte fle auch füglich diefen Titel wahlen, wie das 
drei Jahre ditere und weit befannter gewordene „Leben Jeſu 
von Nazareth” von Greiling, deffen Erfdeinen den Druk 
ber gu jener Zeit bereits vollendeten Sillig ſchen Schrift wol 
vergogerte, aber nicht hinderte. Findet in beiden Schriften 
grofe Ucbereinftimmung der Grundfdge und des Zweckes 
fatt, was die Borrede anerfennt, fo weicht doch Sillig in 
manden eingelnen Anfidten von feinem Borgdnger ab, und 
nod mehr unterſcheidet ex ſich in der Form der Darftellung. 


488 Radtrige. 


Bol alſo mochten, ſchüeßt der Boreedwer, beide Bücher 
nebeneinander beſtehen können. 

Go weit bas Sedrudte. Von handſchriftlich em Nach- 
laß iſt Zweierlel aufzuführen. Zuerſt die augenſcheinlich zum 
Dru berrit gehaltene Beſchreibung einer Reiſe durch einige 
Gegenden ber Obers and Niederlaufig, der Reumark, Schleſiens 
und SGidprenfens, von Dresden nach Thorn und zurück in 
den Monaten Juli und Auguſt 1795”, in Briefen, und der 
Frau Wilheimine. v. Oppein · Bronikowska geb. v. Thile gue 
geeignet. Sweitens dad in-der Biographie mehemals ermahute 
Bert, in weldhem Sillig feine Lebensaufgabe oder, wean man 
ihm damit Unrecht thun follte, ben endliden Preis feiner 
vee ber Welt geheim gehaltenen Geifiestimpfe, bie Krone 
feiner ftillen Giegesfeenden ſuchte. Ge fiigrt den Ritel: Der 
urerſte Teutſche. Biicke tn die urdkefte Geſchichte reiner Ane 
ſchauungen, Begriffe und Iden mittds der Gprace und 
Agupttis -grieshifdyen Sagen, von Joh. Fr Sillig, Pfarcer 

_ in Srantenberg’, ift verfeyen mit dem Motto: ,, Go vere 
fudet denn, Blaͤtter, ob ihr Zutrauen gewinnet und Gedan- 
kenſaat werdet,“ und auf 178 Blättern ober &7 Bogen in 
weitldufighter Schrift gefdrieben. Dem Lefer einen .unge- 
fagren Begriff vom JInhalte dieſes Buches zu geben, ver- 
zeichnen wir, außer der vem Urſprunge der Sprache han- 
delnden Einleitung, mur die Ueberſchriften ber bret chaupt ⸗ 
abſchnitte, mit Uebergehung ber zahlreichen Unterabtheuungen; 
1. Aufſachung ber Bedeutung der einzelnen teutfchen ‘Tare 
(Bedeutung des F und E, des A u.fiw., Einkchr in den 
Dempel zu Sais, Wohnplag der Teutſchen u. ſ. w.)j 2.. Bere 
ſuch, aué einigen teutſchen Warten, welche ibrer Bedeutung 
nad) in die Urgeit ded Menſchen fallen tonnen, mittels der 
Auflofung derielben-in ihre einfachen Tone, die Anſchauungen, 
Begriffe und Ideen gu entdecken, welche den Sehopfern dere 
felben vorfdwebten; 3. Bon dem Gewinne, den diefe Anſicht 
dee Sprache au verſchaffen (deine (hier heißt es am Schluſſe: 
7&6 ann ſich dadued ein Sdlaffel zur Hierogigphit finden 
Laffer); worauf noch cin Siang fof foigt: ,Begrifthuw bes 9." 

Man kann nicht umfin, fe weiter man in diefen febylini- 
ſchen Blättern lieſi, den geiſtreichen Mann, den Denker and 


Rodrig. 


dorſcher ge ertennens aber man belagt daneben. fie nur zuw 
teinern Sait zu verfteben, wenn:e8 auch xielleicht nicht zu 
beklagen iff, Daf mar hen der Unfthlbarkeit dieſer tiefſtami · 
gen Sprachforſchungen nicht uberzengt/ qu werden vermag. 
Unferm Zeitalter iſt ſcheint es, gu derartigen Jorſchungen 
producirend oder reflectizend, . ees, Sinn wh Gedul ab⸗ 
bonden: gefommen: benn unſere Beit” — pfie bat nicht Stic. 
Anders. wahrend der Perlode her FrembhercHaft; oder in 
dem anberthalben Derennium andy des Reſtauratien. Anderes 

den finguiftifeben PHilofophemen Joh. Gr: Siilig’s Achntizhe 
het indes aud) cine {pitere Beit geboren und gefeben. Die 
GErinnerungen an Emil Auguſt v. Schade, herausgeg. vow 
. B. J Thierſch (Frankf. w. Erlangen, 1853) saben, une 
mehr alé ein mal an ben Berfaffer bed ,,urectten Ceuticen” 

erinnert. Rehr Theofoyh ala Philofeph, hattefid) Schaden 
die Mufgabe geftellt, ,,bie Ueberzeuguugen beé feet ſorſcheuden 
Geiftes mit ben Traditionen: der Kirche und ihrem degmatir 
{chen Lehrbegriff in Uebereinſtimmung gu bringen und auf 
dem luge ber. Speculation in die Geheimniffe ber Offem 
barung einzudringen“ — ein nicht minder vergeblicher Der 
ſuch. Sillig und Schaden, bebe Manner von Seift und 
Herz, haben bas gheidje Boos erfahren: unverſtanden go 
blieben gn fein. 

Bum SGAluffe obiger Nachträge fei nov als Curiofum 
mitgetheitt, daß uns von Sillig’s Bater, tem Diatonus in 
Doõ deln, Joh. Gottfried Sillig (ſ. Bd. 0, S. 385 ff.), vin 
tleines Manufeript a. d. T.: „Vaͤterliche Infiruction für meir 
nen dlteften Gohn Johann Paul, alé ex auf die Univerfitdt 
nad Reipgig ging, Often 1783” vorliegt. 

E. Koͤhler. 


(Bu Bd. IV, S. 362.) Die Leiche des polniſch · ſächſi⸗ 
{chen Feldmarſchalls Grafen Jakob Heinrich v. Flemming, der 
am 30. April 1728 gu Wien verſtorben war, wurde, in einer 
die Neuzeit anticipirenden, damals aber fire meéquin ange · 
fehenen Weiſe, in einen Reiſekoffer gepackt und fo, wie Fracht · 


490 Radpteige. 


gut, ohne Gang und Kang nad Dresden ſpedirt. Graf 
Erdmann Heinrich Hendel von Donnersmark, ber fury darauf 
nad Dresden tam, ſchrieb darüber an feine zweite Gemabln = 
„So hat der Mann, welder in feinem Leben an fo vielen und 
foftbaren Paldften nicht genug gebabt, fid) nach feinem Tode 
als ein Stic Waſche gufammentegen und in einen Coffer 
paden laffen miiffen. Die katholiſche Geiſtlichkeit zu Wien 
mag feines Begrabniffes wegen übermäßig viel gefordert ha- 
ben; es witrde aud) an allen Orten, durch welche der Leich⸗ 
nam gegangen, viel verlangt fein worden, weil er wegen 
feines grofien Reichthums berufen gewefen; alfo haben ihn 
bie Seinigen lieder fo heimlich fortgeſchaffet. — Die Erbe 
ſchaft Femming’s wurde Kbrigens anf 16 Mill. Thier. ge- 
f&agt und ward, da der Säugling, den ex verließ, ihm bald 
im Bode nadfolgte, von feiner Witwe, der jugendlichen Thekla 
Pringeffin von Radziwill, einer Tochter ded Fürſten Karl 
Radziwill (+ 2. Auguſt 1719) und dec Pringeffin Anna 
Sanguszko (+ 23. Dec. 1746), welche Flemming am 9. Jan. 
A7A5 heimgeführt hatte, in Anfprud genommen. Uber andy 
der [adfifhe Fiscus erhob Anſprüche; in dem getroffenen 
Bergleidhe blieben jedoch der Witwe immer nod) 8 Millionen, 
bie ihr denn vicle Freier verfchafften. Sie waͤhlte den Fuͤrſten 
Michael Wisnowiedi, Groß⸗Feidherrn von Litthanen, ‘mit dem 
fle fic) im Februar 1740 vermablte Ym September 1744 
nodmals Wittwe geworden, nahm fie am 25. Dec. 1745 
den Grafen Michael Sapieha gum dritten Gemabl, ſtarb aber 
im December 4747. 





Negifier. 


Arvani, Gardindte, 203-203. 

Angenelli, Sedwig, Marquis 
von, 343, 

aagait, ohana Georg, Birt 
von, 100, 

Arnim, Georg Abraham von, 72. 


Baden, Ludwig, Martgral von, 
124, 


Marie Beanctea, Mark: 
— von, L 
—, Karl — Sroßherzog 
von, 101. 
Balduin, Friedrich, 366. 
Baner, Feldmarſchaü, 40 ff. 
Barfus, die von, 121. 


Friedrich von, 

Bayern, Anna, Herzogin von, 

Beauvean do'Sfpenfes, Ludwig, 
Graf von, 79. 

Bed, Polley Bevin, Freiherr 

Beets, Otto eobold, Graf von, 

Beidling, 112, 116, 119, 156. 


Bellegarde, Claudius Maria, 
Graf von, 78. 


Belting, Sehann Georg von, 
—, Wilh. Srbaan ven, No ff. 
Beming, Heinrid, 37 
Benedict XU, — 195 ff. 
Benedict XIV., Papft, 201, 
Setnfau, Baron: von, 87. 
Bernfoein, dic wm, | ff, 38 ff. 
, bons Ghriftoph. vow, 1 ff, 


Beuft, Joachim von, 411. 
Bite Nils Adam, Graf von, 


7 fi 
Birthols, Cuno Sheiftonh von, 


piven, — von, 369 ffs 
f and Kurland. 
— Ghriftian Henning 


von, 
Blumentyat, GChriftoph Kaſpar 
von, 8. 
Bihmer, Wam, 473 ff. 
Bonn, Belagerung von, 88 ff. 
Borkeloo, Herridaft, 59. 
Born, Dr. Satob, 112. 
Bornftedt, Shomas Friedrid 
von, 104, 
Bofe, / Gottfried. Ehriſtian, 455 ff. 
Boffed, Johann, 482—83, 
Brabe, Graf Grid, 257 ff. 
Brand, Wilhelm von, 67. 





Brandenburg, Ker! Emil, Kare 
pring von, 59, 

— + Anfpag — Mark 
graf von, 17, 19, 27 f 

Braunfh weig, Setar Franz, 


—8 deinrich, Baron 
BAlow, Zohenn Albrectt ven, 
31 


Camillus, Johannes, 445. 

Gaprara, Aeneas Sylvins, Graf 
von, 105. 

Carlowts, Georg he 08 

Gellartus, Johann, 39! 

Gientu as Senne 107 905. 

Glemené Viil. Papſt, 196. 

Glemens XI, Haph, 196 ff. 

Clemens MIL, Papft, 203 ff. 

GCobengzl, Johann Ludwig Joo 
fepb, Graf von, 335, 

Gln, Clemens Auguft, Kucfiirft 
von, 198. 

Goigny, 68. 

——,, Herjog von, 370 ff. 

Gommachio, 196 . 

Gontades, Louis Georg Erase 
mus, Marquis von, 249. 

Cornabé, von, I24 ff 

Gorfini, Cardinal, 201. 

Gofcta, Gardinal, 201 ff. 

Cracov, Gregor von, 403 ff. 

Crawford, 371 ff. 

Grell, Dr. ‘nitolaus, 466 ff. 

Gronftets, Sfaat, Baron von, 


ff. 
Crear, fet Eugen, Firft von, 


Gunberiand, Wilhelm Auguft, 
Herzog von, 999 ff 

Gyarstofelo, Seſt tn, 322—23. 

Gternteaet,! Sadar Graf von, 


, 281, 


Stegifes. 


Dauemare, Chriftten V. Konig 
von, 169. - 
et Sriedrich V., König von, 


Dallwig, General §. von, 84,89. 

Davkelmean, Grergard, Frei- 
bere von, 98 ff. 

Dentfolf, General, 346, 351 ff. 

Der Fring er, Feldmariind, 65, 


80, 85. 
——, Sack sind Frucdri, Zrei⸗ 
berren von, 68, 
Dente, Boadhim Balthaſar von, 


Dingoff, die Grafn, 120, 
Bt 
——, Fei Graf 


7 Seiad 2. 
Dohna, Karl Emil, Graf 
—, , Graf ven, 0. 
— Sito * at, , Graf von, 
9, 70, 74, 78, 81, 86, 96. 
—, Shriftoph v. iting., "@raf 
266 


ben, 
——, Karl Auguft, Grof von, 
ait. iguft, u 


Dinemald, wo Johann, 
Graf von, 1 


ber, Poul, 417, 484. 
Grervarde, -Sohann Baptift, 


Gtafterel, Gurt Hetarich von, 


artrtt, ‘Greeffe in ‘380. 
Efterbagy, Ritolaus Joie, 
Graf von, 239 ff. 


Babrictus, Jatob, 439 ff. 

Balter Wilhelm, 445 Ff. 

Batime, 17. 

Bavrat, ‘Frang Andreas Jacquier 

be Bernay de be, 339 

— ‘Sobann, Kangler, 392 ff. 
‘ermor, 266. 

exten, Graf Axel d. 4., 318, 


Segifter. 


Berfen, Saf Axel d.j., 368 fr 
Bini, Cardinal, 205. 
Rt int Bel Bete ‘Enguf von, 275, 


Bitte,  Gecbina, 207. 
Flemming, Retab-Heiaris, raf 
von, —— 
Frandini, de, 372 ff. 
Srantretd, Marie Xatotnette, 
Koͤnigin von, 369 ff. ° 
Briere, Barthoiomius, 482 


Friefen, die vow, 112, 157. 
Th Otto Heinrid, Freiherr von, 


Fargang, Ghriftoph, 476 ff. 
Barhenders, die Farften von, 
i 


—, — Egon, Fürſt von, 


MNien Egon, Fuͤrſt von, 
Tas get Se BER se, 


Hermann Gaon, 128 ff.5 
te Kinder, 129. 
hi Franz oon 128, 131, 


——,/ Marie Culabeth Thereſe, 
Gréfin —X 137 ff. 
Buften, dle, 6. 


Genneter, die, 9. 

Genfreff, Abraham, 441. 

Glafer, Peter, All. 

Goͤrdke, Joagim Ernft von, 
59 ff. 63 ff. 


G5ge, Adolf vox, 62, 


baba cer a ss, 

johannes: 

386—87. 

Gronsfeld, die Grafen von, 142. 
——, Johann Franz, Graf vot, 


14! ff. 
out „Dtto, Freiherr von, 100 ff. 
orasten, Joahim Ernft von, 


Hatlard, Genesal, 66. 
Hamel, Frauz, Graf du, 83. 
$i, Karl: Guftav, Graf von, 


=, Johann ubwig, Graf von, 
209 ff. 


Harrad, Woys Thomas sReix 
mund, Graf don, 205. 

Saugmie, Friedrich Adolf von, 
47. 


Haymann, Ghriftoph, 472. 
Heering, Ghriftien, 420 ff. 
Hendel von Donnersmart, 
die Grafen, 163 ff. 
—, Johann Srnft, Graf, 167. 
eee Ludwig, Graf, 


, Srdmann Heinrih, Graf, 

167 ff, 488. 

—, , udretg Bernhard, Srof, 
174, 179 ft 

—, Johan Erdmann, Graf, 
192. 

Heffe, Goban, 383 ff. 

Peyde, neers Siegmund von 
dec, 27 

ore, Friedrich Freihert vow 


Johann Sigismund, Frei- 
herr von der, 84, 
Heyndewetter, Margarete, 444. 
Heym, Ehriftop, 467 ff. 
Hilfder, Pout Ghriftian, 462. 
HolfteinsBed, Friedrid Lud⸗ 
wig, Hergog von, 83. 
Wie Shoe Mibertine, Brier 
derike, Herzogin von, 221. 
Holsbrint, von, 113 ff. 
Horn, Freiherr von, 258, 262. 
Honmb, Adolf Magnus, Graf, 
von, 143, 145 ff, 152, 
Sélfemann, Robann, 442, 454. 


HAlfen, Johann Dietrih von 
913, Doe 





494 


Jacobder, die, 42 ff. 
=» Bheophilus, 40 ff. 
Snnocenz XII. Papft, 195. 
Joſeph H., Kaifer, 349. 
Jsbigey, Oberft, 46 Ff. : 
Sfenburg, Johann Gafimir, 
Pring von, 210 ff. 
Siengdien, Ludwig, Fuͤrſt von, 


Kademann, Balthafar, 464 ff. 
——, Familie, 469, 489. 
Knanth, Johann, 471—72, 
Rotter, Chriftoph, 445. 
Rorff, General von, 284, 299 ff. 
Kraésnafdod, 213, 281. 
Kragenftein, Heinrih, 441. 
Kign, Samuel Bernhard, 462. 
Kuunersdorf, Sdlagt bei, 
277 ff. 


Kurland, Peter, Gergog von, 
325 ff. 


——, GErnft Johann von Biron, 
Herzog von, 326, 

——, Merander, Pring von, 69 ff. 

-, Benigna, Hergogin von, 326. 

Kyau, Friedrigy Wilhelm Freie 
here von, 104, 





Sanghennersdorf, Drangfate 
in, 467. 

Sauterbad, Anton, 410, 418. 

Sehmann, Familie, 449 ff, 
462 ff. 


—, Ghriftien, d. & 449 ff. 
450. 


——, Immanuel, 450 ff. 
Zetpzig, Belagerung von, 17. 
Leuthen, Herrfaaft, 338 ff. 
Liebenau, General von, 361 ff. 
Ligonter, Johann Carl von, 248, 
indemann, Dr. Lorenz, 403. 
2bben, Surt Hildebrand, Freiz 
herr von, 66, 


Segifter. 


Ss wendahl, die Freiherren von, 
161—62. 


——, det Marfa von, 249 ff. 

Lwenhaupt, Karl Guftar, Graf 
von, 145. 

Lohde, Johann und Karl Chri⸗ 
fio, 471. 

Lonicer, Johannes und Adam, 


fotpringen, Kari, Heryog von, 

— Ghriftine, berzogin von, 

eigeiburg, Auton, Gref von, 
173. 


Maria, Kaiferin, 397. 
Maria zyere lee, Keifrin, B41, 


F, 349. 
Marwig, Kurt Hildebrand von 
der, 66 ff. 
—, Sriedri Wilhelm, 72. 
‘Mauersminfer, Herrſchaft, 
4. 


Melfner Balthaſar und Gott⸗ 

d . 

Mindwid, Hans Rudolf von, 
105. 


Mirus, Martin, 404, 411, 418. 

Moͤllendorf, Widard Joahim 
Heinrich von, 330. 

Montbarey, Marie Francisca 
Marimitiane, Pringeffin von, 
336 ff. 


Montel, Frau von, 177 ff. 
Montecuccoli, Marie Antonie, 
Mardefe von, 344 ff., 356. 

MIrlin, Maximilian, 409. 


Raryfgtin, Loff, 302. 
melt fou, poilipr, Graf von, 381 ff. 


+Gaarbri, Geintid Ludwig 
Karl Albert, Pring von, 336 ff. 





Regiſter. 


Ragmer, Dubislav Gneomer 
von, a, 

Repoten, dle, 199—200. 

Rapler, 170.” 


Defterling , Oberſt Samiel, 
4l ff. 


Ofen, Belagerung von, 67 ff. 
DOppen, David von, 444—445. 
DOranien, Wilhelm Karl Heine 
tid Frifo, Pring von, 245 ff. 
Orloff, Fuck Gregor, 332 ff. 
DOrfay, Gréfin v’, 373. 
Oftermann, Iwan, Graf von, 


315. 
Ottweiler, Grafen von, 337. 


Paolucci, Cardinal, 197 ff. 
Pelger, Andreas, 443, 
Pernftein, die Freiherren von, 1. 
HPeterfen, Johann Wilhelm, 440. 
Peucer, 400 ff. 
Pialsgraf, Otto Helnrid,3, 29. 
—, Philipp, 4. 
——, Karl Georg, 69. 
Hfeffinger, ‘ota, 418, 467. 
Pierins, Urban, 418, 
Piper, Grafin, 374. 
Placcins, Georg, 482—83, 
platen, dubistes ‘Briedrid von, 


Platner, Georg Albin, 462—63. 
porenits, Heinrich Graf von, 
ites, ‘Kheilung von, 324 ff. 
Hattnty, Johann Ernft und Gers 
hard Bernhard von, 59. 
HPonitow, Ghriftine, 443 ff. 
Poffe, Baron, 292, 
Potemtin, Farft, 332. 
Preufen, Friedrid U., Konig 
von, 120, 265 ff, 34: 42 ff. 
—, sie Pring von, 317 ff, 


a a Pringeffin von, 329. 


495 


pritimit Soehim Bernhard 

von, 

proninis, Wiis Hipparch, Gref 
von, 

pan, | Dasid, 419 ff. 

Puttammer, Georg Ludwig und 
Nikolaus Lin von, 3601 62. 


Madgiwill, Thekla, Prinzeſfin 
von, 488. 
Ram: ame Friedrich Ehrenreich von, 


33 Friedrich 4: 
Ratu mo ffstt, Cyril, Stef von, 
“303 ff. 


——, Meret, Graf von, 304. 
Redenberg, Luife, Freiin von, 
115 ff, 119. 
—_— Phenn Georg, Freiherr 
von, 1 
mescneburg, Georg von, 4, 7. 
Rehebold, Elias, 482—83. 
Ridter, Georg, 482, 
Reidard, Georg, 438 ff. 
Reftaurationscommiffion, 
in Gadfen, die, 150. 
Meus, Feldmarfdallin, 158, 171 ff. 
=r Heine Thy Graf, "170 ft 
— ) Heinrid XXIV., Graf, 170 ff 
7, Pelurid XL, Gieeft, 171 ff. 
evi ttonsrath,in Sabie, de, 
Romanzoff, General, 267. 
MRofen, die von, 483 Ff. 
Rouffeau, 3. 3., 242. 
Rueſch, Iohann Sheodor, Frei⸗ 
bert von, 268, 
Riger, Sufanna, 444. 
Rumangoff, Grafer von, 334. 
Rufland, Elifabeth, Kai 
von, 287 ff. 
— "Sathacina IL, wie von, 
191, 300 ff, 320 ff, 331 ff 
—_, ‘peter Il, Raifer von, 264, 
297 ff. 





496 Regifter. 
RaFland, Ratalie, Kaiferin Sanguin, Auguft, Graf von, 
von, 331. 


——, Marie, Kaiferin von, 332. 
Sedfen, Morig, Kurfürſt von, 
390 


a — 
—,, Auguft, uct ‘von, 15 ff, 
39, 395 ff., 464 ff. 
—_, —2 L, 418 — 19, 
465 Ff 


— Sohann Georg L., Kurfürſt 
von, 44, 43. 

Sadfen, ‘Sohann Georg m. ur 
flrft von, 104 ff. 

—, Johann Georg W., Kurz 
fürſt von, 106 ff. 

—, Friedrigy Auguſt 1. Sure 
fürſt von — von Polen), 
113, 143 ff, 355. 

——, Friedrig Augutt 1, Konig 
von, 149. 

——/ Agnes Hewig, Kurfürſtin 
von, 

— Mma, Kurfiirftin ron, 

4 ff, 404. 414. 

, Hedwig, Kurfirftin von, 41. 

——, Magdalene Sibylla, Kur⸗ 

_ farftin von, 45. 

——, Moolf und Auguft, Pringen 
von, 404. 

——Beifenfels, Magdalene Sis 
bylla, Pringeffin von, 58. 

Bilt iia agi, Brig 
von, 159. 
—— + Hildburghaufen, Ludwig 
Friedrich, Pring von, 244. 
——, Marfdall von, 222 ff, 340 ff. 
Salantenem, Shladt bei, 121. 
Saleamon, SKonftantin Nathas 
nael vo 343. 

Salm, “Ratt Dietrich Otto, Fuͤrſt 
von, 139. 

Salmuth, Johann, 466 ff. 

——, Georg, 467. 

——, Friedrid Wilhelm von, ger. 
Beringer, 467. 








—**— Gtritien Exdmig 1794, 
Sdeiner, Peter, 482—S3. 
SHendsler, Dover 484 ff. 
Shlabrendorf, Otto, Freiherr 
von, 72. 
SHleintg, Wolf Dietrich von,44. 
SgHmaltaldifder Krieg, 12. 
Sqh mettau, Karl Shriftoph und 
Samuel, Grafen von, 431 ff. 
Schmidt, Joſeph, 478. 
Sqgneppius, Erhard, 381 ff, 
385—87. 
Shomberg, Marſchall, 80. 


„Karl, 
96 ff. 
SHbnberg, Bolf von, 3. 
——, Kaspar von, 411. 
Schonborn, Damtan Hugo, Graf 
von, 159—60. 
Sadining, Hans Aram d. 4. von, 
56, 58. * 
, hans Yam d.}. von, 56 ſP. 
 Bolf Ernft von, 56. 
— ral Ernſt von, 81, 104, 


eat Henn, 377 ff. 

., Soriftian, 404 ff. 
SHuwaloff, Graf, 286 ff., 300 ff. 
Sgmenen, , Bride, Konig von, 

214 


— , Mroolf Brienrigy, Koͤnig von, 
_aib, 255 ff,, 327. 
Guftao IM, Snig von, 
ay) ff., 328 ff. 
—, uife Ulrite, Königin vow, 
_ 28, 251 
— bana und Rerl, Pringen 
von, 3 
— apbie tbeeting, Singin 
von, 329. 
Sdwerin, Bogislan von, 61. 
——, Otte von, 101. 
——, Bilhelm Briard Karl, 
Gref von, 352—53. 











Megifter. 


Schwerin, Philippine Luife und 
wiete Geonote, Grafinnen von, 

Schwerins, die, 120. 

Sczekuly, Midacl von, 359. 

Seineccer, Rifolaus, 401 ff, 
409, 418. 

Sieverspenten, Schlaqht bei, 


Sillig , Johann Gottfried, 487 ff. 

Sinclair, Friedrich Karl, Graf 
von, 319 

Solms-Baruth, Grafen, 174 ff. 

Soltito ff, Peter Graf von, 291. 

Souges, , Karl Ludwig, Graf.de, 
121 


Surdy, General, 85—86. 
Spaen, Alexander, Freihert von, 


82. 
Spanbeim, Gyediet, Freiherr 
von, 102, 
Spautekow, 62. 
Sperling, Paul, 365 ff. 
» Paul Friedrid, Johann, 
Ghtiftos, Paul Gotifrien, 367. 
Sp yer is e nge, Refcript gegen die, 


Spilner, Heinrig, 48 ff. 
Stettin, Belagerung von, 60, 
StSpel, Johann, 402. 
Stolberg sBernigerode, 
s riſtian Ernft, Graf von, 


eisipen Ueberfalle von, 358 ff. 
Stottenfest, atop und Je⸗ 
ann, 

Strattmann, Sheodor Athletus 
Heincidh, Graf von, 109 ff. 
— inti Johann Franz, 

Graf von, 110. 
Streit, Slgismund, 480 ff. 
Strigel, Bictorin, 382, 
Stroszent, Xoragam, 398. 
Sige, ‘Sohann Gabriel, 421 ff. 
Sydow, Balthafar Friedrid und 
Adam Wilhelm von, 86. 


497 


Zorring, die Grafen, 149. 
Rottleben, 279 ff. 
—AãA , Soadhim Henning 


Patty ifher Gefandter in Berlin, 
314—15. 


Nertingen, Gefedt von, 85. 


Boigt, Daniel, 485. 
Boltatre, 263. 
BVorhoff, die, oon Favrat, 357. 


Wahholg, General von, 354. 
Wagner, Philipp, 401. 
SBalded Georg Friedeidy, Graf 


Se tgs Sriedrigy, Fürſt 


von, 
ures Karl Emanuel von, 
ff, 363 ff. 

Bed ell, SKarl Heinrid von, 274. 
Beller, Ernſt von, 60 ff. 
Ghriftian Ernſt von, 61. 
Berner, Paul von, 305 ff. 
— , Johann, 438 ff, 441 ff. 
BWerthern, Georg Graf von, 


1l—12. 
Wertorff, Marquardund Henn 
von, 377 ff. 
Bi} ch, Coriftian: jrlenrig, 463. 
Wille, Hofrath, . . 
Wins, Chriftoph = Johann, 
Freiberven von, 94. 
Wobersnow Mori Franz Gaz 
fimit von, 542. 
welfeamdvert, Germann, 


—, 7 am Friedrich und Jo⸗ 
hann Georg von, 148. 
SBoronsol{, Gta 2854, 2088 


+, Grdfin, . 
Breed , Adam Friedrid von, 120. 
» Gleonore Luiſe von, 120. 
Friederike Sophie von, 120. 
Wulffen, Johann von, 60. 











498 Naegiſter. 


Württemberg, Friedrich kugen, Bed, Bernhard von, 146. 
140g von, ff. Beuner, Rafpar, 404, 414. 
“Ea Sect soeiian erd⸗ Bletben, ‘Sohant —D — 





mann, n, 220. Borndorf, Sdladt bet, 
od theater von, Bmidau, Belagerung von, —* 18. 
——, der Math gu, 48 48 f. | 


Drud von F. A. Srothaus in Leipale. 


vionee yy Google 
8 





ootewssy Google