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Warbard College Library
FROM THE FUND OF
CHARLES MINOT.
(Class of 1828)
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Geheime Geſchichten
und
Näthſelhafte Menſchen.
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Geheint Geisicten
Rathfelbafte Menfden.
Sammlung
verborgener oder vergefence Merbwirdightiten.
Herausgegeben
yon
Friedrich Bühau.
Siebenter Band.
— —
Leipzig:
F. UM Brokhaus.
1856.
. Cardinal Coftia..
. Geiſtliche Berufungen.
Inbhalt.
.Denkwürdigkeiten Hans Chriſtoph's von Bernſtein.
Mitgetheilt von F. A. von Minckwitz..
Gin Jacobaͤer .
Bfige aus dem 17. Zahrhundert
Shining und Barfus
dürſt Anton Egon von Fürſtenberg
Grafen und Srdfinnen Henckel von Donnersmark
Grof Hird...
Der General von Favrat
BWarnery und Sperling in der Bergfefte Stolpen.
Graf Ferfen .
Daniel Grefer
Der Proffener Mann. .
Chriſtian Lehmann. .
Balthaſar Rademann.
VI . Juhalt.
Seite
‘Miscellen.
1) Stiftungen und Bermidtniffe .. +. 479
2) Sinnreides Elogium 482
3) Die Rofen.. 483
4) Gin Anzeichen. 484
5) Biterliger Wun . «» 485
Nachtraͤge. +» 487
Regifter.. - 491
L Denlwirdigkeiten Hans Chriftoph’s von
Bernſtein.
Die folgenden Geſchichtserzählungen aus dem 16. Jahr⸗
hunderte, Berichte eines Zeitgenoſſen über ſelbſterlebte
Begebenheiten, befinden ſich im Originalmanuſcript auf
der großherzoglichen Bibliothek zu Weimar und ſind uns
durch die Giite des koͤniglich ſächſiſchen Kammernherrn,
Herrn Friedrich Auguſt von Minckwitz, mitgetheilt
worden, det ſich die dankenswerthe Mie genommen hat,
dieſelben mit diplomatiſcher Genauigkeit wiederzugeben
und mit erlduternden Anmerkungen gu verſehen.
Der Verfaſſer diefer Denkſchriften, Hans Chriftoph
von Bernftein, geb. 11. Mai 1522, ſtammte aus einem
alten, in Sachfen und Böhmen 4) begüterten Geſchlechte,
das nod jegt, unter dem Namen v. Barenftein, in eini:
gen Glicdern im Königreich Sachſen fortlebt, im 15. und
16. Jahrhundert aber, wo es den Namen v. Bernftein
1) Fir einen Zufammenhang deffelben mit dem grofen freiherr⸗
lichen Geldledte von Pernſtein/ deffen Befigungen wahrhaft fuͤrftlich
waren und defen Glieder gum Theil hohe Bedeiitung in der Gee
fhidte von Bohmen haben, gibt es jedod keinen Beweis. Sion
Die Wappen find verſchieden; im Mittelalter ein widtigeres Moment,
als die Ramen,
Vu. 1
2 —- Dentwirdigheiten Hans Chrifteph's von Bernftein.
fiibrte, ungleid) ausgebretteter’ wat, Stir den erften bee
fannten Namen aus diefem Seſchlechte gilt Reinhold
von Bernftein, der 1315 geſtotben und mit Elifabeth von
Maltig vermählt gewefen fein fol. Sein Enkel Weigold
erlegte den berüchtigten Rauber Wittich bet Reinhards-
grimma und erbat fid) alé Rohn dafür bas Recht, einen
aufgejagten Hirſch im Nothfal bis auf die fteinerne
Briide gu Oresden verfolgen gu dirfen. Aud fein Sohn
Heinrich war als cin gewaltiger Jagdfreund befannt.
Deffen Enel, gleiden Namens, fol von einem Edel:
manne, den er empfindlid) beleidigt, ungeachtet ber Streit
formell ausgeglichen gewefen, vergiftet worden fein; was
denn eine in dem damaligen Deutſchland, und von einem
Gdelmanne gegen pen Andern angewendet, gewiß febr
feltene Race gewefen ware. Sein Sohn Hané half
die Burg Rathen in der fogenannten ſächſiſchen Schweiz
erobern. Gr ergeugte Chriftoph v. Gernftein, der mit
dem Herzog Heinridh nad Friesland zog und diefem
Dorf das eben gerettet haben foll, dann- bei König
Mathias in Ungarn war, von weldem Zuge eine Mythe
exiftirt, wonad) er, von dem den Deutſchen abgiinftigen
Konige aufgefordert, einem Liwen dad Fleiſch aus dem
Munde geriffen hatte, mit Karl VII. von Frankreich
Mad Neapel gog, Herzog Heinrid nad dem heiligen
Grabe begleitete, nad feiner Rückkehr einen achtzehn⸗
idbrigen Streit mit der Krone Böhmen fiber ingwifden
erledigte Befigungen anfing und gulegt noch friedlid im
Sabre 1533 ftarb. Er ergeugte mit Giner v. Breitenbach
unfern Hans Ghriftoph, der an dem Hofe Herzog
Georg’s von Sadfen erzogen ward, dann gu Pfalggraf
Philipp, eine Zeit lang aud gu Herzog Albrecht in
HPreufen tam, fpdter aber fid) vorzuͤglich an die Herzdge,
nachmals Kurfürſten Morig und Auguft angefdloffen
Dentwdrbigteiten Gand Chriteph’s vou Gerafiele. 8
au haben ſcheint. Auguſt ſchenkte im viel Vertrauen
und bediente fid) feiner als Rath, Wmtshauptmann und
gu SKirdenvifitationen. Zwei mal verbeivathet, bat er
bei feinem am 4. Sanuar 1580 erfolgten Bode aus
erſter Che feds, aus gweiter zwei Sohne hinterlaffen,
die gum Theil feinen Namen fortgepflangt haben.
Gr nun bat iiber drei Begebenbeiten feiner Zeit, bei
gweien davon er mitwirkender Theilnehmer gewefen, die
Mittheilungen hinterlaſſen, die wir im Folgenden wort.
getreu wiedergeben, und die gwar keine befondern Auf ·
ſchlüſſe Gber den politiſchen Zuſammenhang der Begeben ⸗
heiten gewabren, wohl aber um mancher naiven Zeit⸗
anſchauungen und lebensvollen Einblicke in damalige Zu⸗
fists willen ded Druckes vielleicht nicht unwerth ere
einen,
Beſchreibung der reife, die Hans Chriftoff von
Bernftein gum Borten in Africam bid vor die
ſtadt Algeri vber Meer wolbradt, wie er die
felbige ſelbſt vergeidnet.
Im 1541. Yar bin id Hans Chriſtoffel von Berns
flein aus dem Preußiſchen Hofe gezogen auff den Reichs ⸗
tag gen Regenſpurg, vnd daſelbſt mit zwey Pferden zu
Meinem gnedigen Herrn Pfaltzgraffen Otto Heinriden),
1) Geb. 10. April 1502, + 12. Febt. 1060. Seine Ehe
Sufanne von Baiern (ged. 1502, vermaͤhlt 7, Oct. 1598, $12. ie
1543) war Hndertos.
1*
Demnlwirdigkeiten Hand Chrifteph’s von Veruſtein.
ein Herr bruder Pfalggraff Philippen +), fommen, welder
gu Nedburg an der Donau Hoff gehalten.
Dieweil aber daffelbige Jar Keifer Carl der funtfte,
hochlöblichſter gedechtniß, durd Here Georgen von Ree
genfpurg, S. K. May. Oberften, ein Regiment Landés=
Enechte gu Regenfpurg verfamlen ond durd) Stalien gen
Allespecie*) ané mer furen ließ, Habe id) erlaubnis
von m. gn. H. dem Pfaltzgraffen gebeten, ond bin onter
Herr Georgen von Regenfpurgs Regiment mit dem Key=
fer durch Stalien bis ané Meer ond förder auff die Schiffe
gefeffen vnd in Barbarey gefhiffet, ond diefer Bug ift
alfo gefdeben.
Im Hincingiehen haben wir vnfern weg genommen
von Regenfpurg auf Wugfpurg, von do an auff Landé-
berg durd) die Ehrenberger Klaufe, welde eine Pforte
ift gu dev Grafffchafft Tyrol, ond dam durch die Graffe
ſchafft Tyrol auff Stergingen, dad Herr Georgen von
Fronfoergs Erben iff. Von da an auff dad heilige Blut,
da fic) Keyſer Marimilianus der Erfte nach gembfen in
der Steinwand verftigen. Alsdann auff Infprug, da
Das Keyferliche Hofflayer iſt, von da an auff das Biftum
vnd die Stad Briren, von do an auff die Stadt Triend,
Da bas Kindlein von Triend liegen fol, welds die Juden
follen mit Nadein erſtochen, ond das Blut von ihm gee
nommen haben, Gol der geburt fein von Prebefen *)
aué der Schleſien. Von da an auff Roueretto +), Alba
felbeft hebet fic) an der Venediger Land. Die Venediger
1) Geb. 12. Rov. 1503, + 4. Juli 1548, kinderlos. Die beiden
Briider waren Sdgne des Pfalggrafen Rupert und ber Eliſabeth von
Baiern.
2) Spezzia.
3) Hriebus.
4) Roveredo.
e
Dentwiedigheiten Hand Chriftoph's von Beruſtein. 5
aber haben Reifer Carlen cine herliche ſchiffbrucke mit
tapetzerey befleidet vber die Etzſche geſchlagen, daé der
Keifer nicht durch den feften Port der Berner Klauſe
hat gichen durffen, denn diefe Pfort haben die Benediger
in guter achtung. Seind alfo vber die ſchiffbrucken durch
der Venediger Land gezogen bis gen Pescara an den
Garder Sehe, von do an durd dad Hergogthum Mei-
Land vber die Pfaw 4) ond einen ort durd ded Bapfted
land, dann durd dad Welfche gebirge, vnd förder gen
Allespecie, das ift ein Port des Meeres vnd hat einen
ſchönen bafen, dabet ift dee groffe Berg mit namen
......), darauff man die tags ond nachtwache belt
mit dem groffen Licht, darnad) ſich die ſchiffleute mit
dem einlauffen ridten.
Zu Allespecie ift der Reifer und Herr Andreas
Doria, des Keifers Oberfter general Hauptman auff dem
Meer von Genua gu vns fommen. ft der Keifer im
Hereingiehen bey Babſt Paul dem Bierden gu Luca ger
wefer, welder aud) dem Reifer diefen Zug fol wieder-
raten haben. Alda fein wir gu Allespecie im namen
Gottes gu ſchiffe gangen, act tage vor Midaclis, It
Hee Andre Doria bey vns gewefen, der Kaifer aber iſt
ge Genua auff die galeen*) gefeffen.
Den erften ſturm haben wir in der Michaclisnadt
mit Donner ond bligen gehabt, hat der Donner eine
große nafe*) angezundet vnd alles vorbrandt, Sein zwo
nafen wieder einander gelauffen vnd cine verdorben, bat
vns der wind in die Snfel Corfica, die den Genucfern
zuſtehet, geſchlagen, darinnen find wir zween tage ge>
1) Den Po.
2) Der Raum fiir den Namen iſt im Original freigelaffen.
3) Galeere.
H Ein Segelſchiff.
6 —_-Dentwardighetten Hans Chritoph's von Bernſtein.
legen. Von do an vber hen großen geferliden Spani-
ſchen Golffen mit gluck ond zimlichem winde in die Infet
Maiorcka geſchifft, alba felbfe ift ber Reifer mit 120.
galeen ond fuften*) gu ons fommen, ond wir haben
180. groffer nafen ond andere fiffe, die vor Segel laufe
fen, gebabt.
Die cinwoner der Infel ond der Stad Maiorda,
welche ſehr wohl erbauet, und gu den Ronigreiden Hie
foanien gebdret, auch durd) die Spanier gum Chriſtlichen
glauben bracht, haben Keifer Carin mit groffer vnter ⸗
thenigfeit, ehr vnd rewerentz empfangen, aud) eine
herliche ſchiffbrucke von dem Pallaft bis auffs Reifers
galee ſchlagen laſſen mit tapecerey von golde ond filber
befleidet, darauff den Keifer in der process vnter dem
himel bis in die Kirchen ond auff den Pallaft beleitet.
Diefe Infel Hat herliche ſchöne vnd gute fuffe wafer.
Bon do an feindt wir gefdifft vor die Stade Algieri
in Barbarey, die dann ein ſehr fefter Port ift gu Waſ ⸗
fer vnd Lande, mit einem befdloffenem Hafen, vnd dies
fer Zeit mit Juden ond Turden befegt gewefen.
Als wir von den Schiffen gu Lande eine gute deutzſche
meil vber der Stadt treten wollen, find vber 30000. Per=
fonen, ſchwartze vnd weiffe Mohren gu roß ond fuß an
das Meer fommen, ond gu wehren auffs Land gu treten.
Es hat aber Here Andre Doria bas grofe gefdus von
den galeen onter fie gehen laßen, find bie Feinde auff
das gebirge geflohen. Mitler weile ift der Keifer mit
dent Kriegsvolck von den ſchiffen auffe Land getreten,
ond dab ift gewefen vngeferlich acht tage nad) Martini.
Vnd das Kriegsvold, das mit dem Keifer auffs
Rand fommen, ift gewefen der Keifer mit feinen Furſten,
1) Itolleniſche gweimaftige Miftenfahrer mit dreledigen Segeln.
Denlwirdigkeiten Haud Chriftops's-vox Vernfieis, 7
Herren vnd Hoffgefinde ond fener Guardie. Mehr zwölff
fenlein Landsknechte, iſt Here George ven Regenſpurg
ihr dberfier vnd der von Lire iſt ihe Muſterherr geweſen.
Meher cin ſtarck Regiment ausgeleſener Spanier. Mehr
Gin ftard Regiment. Italiener vnd vngeferlich eblide
Hundert Maltefer Herren, die tragen rot mit weifien
Kreutzen. Dee Hergog von Alba, ein Spanifder Furft,
iſt des Keiſers Oberfter Leutenant gewefen.
Am dritten tage, nachdem wir abdgeftanden, feind wir
mit allem Hauffen vor die Stad gerudet, dad geſchutz
aber vnd die prouiant ift ales auff den ſchiffen gewefen,
bis auff funff oder ſechs faldenctel haben wir bey vns
gehabt, ond iſt itzlichem Landsknecht zween Podal wein
vnd cin wenig biscotten mit von dem ſchiffe gegeben
worden, dauon er fic) drey tage erhalten ſolte.
Aber an dem tage zu nacht vngefehr vmb mitternacht
iſt ein ſolches grauſames gewitter mit Donner, Hagel
vnd großem winde vnd regen kommen, hat die gantze
nacht vnd den folgenden tag gewehret, hat die ſchiffe
im mehre loß geriſſen, die ſchiffe wieder einander geiaget,
erſeufft, zubrochen vnd zuriſſen, das den tag die groſſen
ſchiffe vnd galeen mehr denn halb ans Land gelauffen,
vntergangen vnd wund worden ſein. Vnd in dieſem
winde iſt des Keiſers galee mit allen ſeinen Kleinodien
vnd gelde vntergangen. In dieſer nacht ſind auff einer
ſonderlichen Griechiſchen Armaden vier tauſent Pferde,
die Dem Keifer aus Griechenland ankommen ſolten, vnter ·
gangen, das wir keinen menſchen dauon geſehen haben.
Als die Feinde dieſen Vnrat vnd ſchaden gemerckt,
ſein ſie gegen der Morgenwache aus der Stat in Zweyen
Hauffen gefallen, der eine Hauffen auff die Deutſchen
vnd Spanier, die haben den Feinden wiederſtanden mit
Gottes Hulffe, vnd dieſelbigen hinter ſich getrieben.
8 Denkwürbdigleiten Han Chriftoph's von Veruſtein.
Dev ander Hauff auff die Italiener, die find vor den
Feinden geflohen, vnd da Gott aus fonderliden gnaden
nicht bebutet, fo were der Keifer in feinem gegelt ers
wurget oder gefangen worden. Es hat aber- Heuptmann
George Dudfes von Munchen dicfelbige nacht zwiſchen
des RKeifers Belt vnd der Welſchen Leger gewacht, der
felbige hat mit feinen Deutſchen Knechten die Feinde
auffgebalten, die Welfden wiederumb in ftand brade,
bié der Keifer aufffommen ift, hat man mit Gottes Hulffe
die Feinde gurud in die Stad geiaget.
Auff den tag vngefehr vmb 11. oder 12. vhr ift Herr
Chriſtoff Doria, Here Andre Doria, bruder Sohn, aus
dem Meer auf einer ledigen barylen ané and kommen,
Den haben die vnſern vor den Feinden erhalten, ond auf
eines Mohren Pferde gum Keifer brace, Mit dem hat
der Keifer cine ftunde oder gwo geredt. Do der Keifer
von ibm erfaren, wie es mit den fchiffen guftebet, ift der
Keifer mit allem hauffen wieder von Algieri abgesogen,
ond dad ongewitter, Donner, Blig ond regen, bis auff
den dritten tag gewebret, alfo wohin wir vns geferet,
ift vns das gewitter onter augen fommen. Dedgleiden
vber 30,000 man gu roß ond fuß baben wns tag ond
nacht angehengt mit groffem geſchrey, Jedoch durch Got-
tes genade nicht angreiffen doͤrffen. Der Duc de Alba,
Here George von Regenfpurg, Hauptman Bartel Schuch
vnd fonft viel Deutſche vnd Welſche find von den
feinden mit flitzſch Pfeilen geſchoſſen ond verwunbdet
worden,
Im abgiehen fein wir nach der Zerftirten Stad Care
thago gejogen, haben zwiſchen Algieri ond Carthago
drey tagereifen gebabt, ond haben durch drey grofe
wafer, die von dem gebirge iné Meer flieffen, waten
mufen. Vnterwegen haben wir eine gute wurgel wie
Dentwhedigheiten Haus Chriftoyh's vou Bernier. 9 ,
die welfden Zwiebeln groß funden, auch viel ſchildkrö—
ten, die haben wir geſſen.
In ber zerſtörten Stad Carthago haben wir zwo
Tagereiſen gezogen bis gum hafen,* haben viel vnzifers
in den zubrochenen mauern funden, haben bis in den
neunden tag kein Brot noch ſpeiſe gehabt. Am neunden
tage in Carthago hat man auff ein fenlein knecht ein
Pferd geſchlachtet, vnd der Keiſer hat von ſeinem eige⸗
nen Pferde, ein vahler Genneter 4), den ex gu Regens⸗
purg auff dem Reichestage geritten, die nachtbraten geßen
ond ſchildkroten.
Am eilfften tage, nachdem wir abgeftanden, hat der
Keifer die gefunden ſchiffe von Algierj nach Carthago
in denfelbigen hafen, der denn fefte vnd luftig ift, furen
laßen, fein nod 80. nafen vnd 40. galeen, die vberig
blieben, vorhanden gewefen, hat der Keiſer von erften
ons Deutſchen auff die nafen fegen laſſen, darnach ift
der Keifer auff die galeen mit den Epaniern gefefen,
Die Statiener find gulegt anffgefefen, vnd die ſchiffe,
welde wund ond nicht fortfommen fonnen, bat der Rei:
fer laßen mit Feuec verbrennen. Alda ift der Keifer von
Garthago an mit den galeen vnd Spanien nach Bare
celona in Hifpanien, die Deutſchen und Welfden aber
mit Herr Andre Doria wnd den Naffen nad Genua
vnd Alleſpecie gefahren.” Im aufffigen ift der Deutſchen
wadmeifter, Brendel genant, ein Schwabe, von den
Feinden gefangen worden.
Im heruberſchiffen haben wir graufamen wind ond
gefahr vberftanden, find die ſchiffe dDurd den wind von
einander geſchlagen worden, das et ſchiff an dem, dad
1) Spaniſche Hengfte von Heiner Geftalt, aber mohlproportionirs
tem Gliederbau.
1**
10 Denkwirdigkeiten Hand Chriftoph's von Bernſtein
anber an einem andern orte anfommen ift. Ich bin im
anfang gewefen auff bed Oberften ſchiffe, ift ein gut
{Giff gewefen, mit dem (diffe fein wir fommen erftlicy
nicht weit von dew Galliot*) vnd an das Konigreich
Tunis, darnad in bie Infel Matorica, von do aus hat
ond der Wind geſchlagen in bie Snfel Minorica, dafelbft
find wir am abend Katharinae mit grofer gefabr in den
hafen fomen, Dann 6 ift faft ein beſchloßener hafen
vor felfen, vnd feind etzliche welſche {diffe vor vns an ⸗
gelauffen, die ſchiffe zerbrochen, die menſchen iemerlich
erſoffen. Von do an ſein wir komen faſt an die Inſel
Sardinien, von do an nicht weit vom Konigreich Hiſpa⸗
nien, von bo an wieder heruber nad) dem Konigreich
Sicilien, von bo an faft bis gar an die Stad Marfitica,
alba haben Turckiſche galeen gefunden, von do an nicht weit
von Niſſa und Villa Franca, vnd fein alfo lang vmbher
Gefaren, Das ons onfer Here Gott viersehen tage vor
Weihnachten wiedervm in den hafen Wefpecie, da wir
aud auffgeſeßen, mit onferm ſchiffe gebracht bat.
Zu Specie fein wir faft alle frand gelegen, Oberfte,
Hauptleute vnd Knechte, aud) viel geftorben. Alda hat
ons ber Keifer onfere beſoldung vor voll obn einigen
abzug vor die Prouiant geben laſſen, vnd dargu einen
halben monat fold gum abzug, bat vns ancy gnedigft
abbanden faffen, ond ongemuftert bezalt. Das bat ben
hauptleuten viel Kronen bracht. Dem Welſchen Kriegs-
uold bat er cinen diden Pfenning ond nicht mehr geben
laffen. Die Soldaten aber in Specie haben ons onfer
Hauptleute einen, Simon Seig genant, ein alter NKriegs-
man, in einem fermen onter dem thore erfdoffen ond
geplundert.
1) Goeletta, der Hafen von Tunis.
Deakmicdhigheiten Haus Chrifteph’s vou Veruſtein. 11
Von bo an feind wir ein itzlicher am beften er ger
fundt, nad) Lande gezogen, Siegemund von Miltitz,
Matern von Bernftein, mein Vetter, Ich vnd ein guter
redlicher Landsknecht, Georg God genant, fein von
Specie auff mercatant ſchifflein die gwolff deutſche mei
len auff dem waffer bis gen Genua gefahren, aldahin
am Ghriftage fommen, dafelbft die gelegenhcit gefehen,
ond von Genua auff efelen durch das Welſche vnd hohe
ferliche gebirge gezogen auff Safelion*) im Hergogthumb
Sophoy, von do an nak dem Hergogthumb Meiland
vad bep Pauia haben wir vns vber dad waffer der Pfaw
fegen laffen, die Stadt Pauia befehen, alba durd den
hiergarten, da der Konig in Franckreich gefangen, gee
zogen, dicfelbigen orte beſichtiget, vnd in die Stad Mei ⸗
land gezogen, alda ein tag oder etzlichen ftille gelegen,
ein wenig gu Rrefften fommen, das ſchlos Meiland in-
wendig befidtiget, darinnen vns der Spanifde Haupt:
mann gut gefdirre machen laffen. Gon Meiland nad
VBrefi2) in dex Venediger Land gezogen, ond gu Breß
gelegen, alda im ein und ausziehen onfere webren vere
binden muffen. Gon Breß haben wir uns nad Pes-
cara®) ond vor Pefcara vber die Etzſche fegen lafen,
vad feind mit act Klöppern durd die Verner Klaufe
fommen, ee vns der Venediger wade innen worden.
Bon bo an auf Pescara, da hebt ſich die Graffſchaft
Tyrol, ded Keifers Land, wiederumb an, ond dann wies
der auff riend, ond auff Halle im Inthale, und auff
SdHwag, do dad filberbergwerg ift, vnd die bergleute
faren dafelbft das gebirge binauff, wann fic in ſchechten
1) Savigliano.
2) Brescia.
8) Peſchiera.
1% Deatoebigteiten bans Chtiſtephs ven Berafiein, =
nach ertz arbeiten. Bon Schwatz auff Kopffſtein, dag
iſt der dritte ſchluſſel zu dev Graffſchafft Tyrol, da Kei ⸗
fer Maximilian der Erſte den Pengenauer hat richten
laffen. Gon Kopffftein durch das Land gu Beyern heraus
auff Landshut ond heraus auff Regenfpurg, das ich die
erfte woche in der Faſten wiederumb gu Here Haubold
von Breitenbach, Thumherrn gu Wugfpurg ond Ree
genfpurg, meiner Mutter bruder, fommen bin. Gottlob.
Kurger ond warhaffter beridt von dem Rriege,
hen man den Sedhfifhhen oder Deutſchen genant
vnd Arno 1547 in Döringen ond Meiffen gewe-
fen, durch Hand Chriftofen von Bernftein gum
Borten, welder diefen Krieg des mehrer teils
ſelbſt gefehen vnd dabey gewefen, im felbigen Sar
mit eigener Hand verfaffet ond auffgezeichnet.
Als man ſchrieb taufent funffoundert vnd feds ond
vierzig Sar ift der Schmalfaldife Bund, ond mit ihnen
Hergog Hans Friederidh, Churfurft gu Sachſen, ond
Philips, Landgraff gu Heffen, als anhebere diefes fpiels,
auff gewefen, in diefem namen, als wolt dev Keifer dad
Guangelium vertreiben, ond die Papifterey auffridten,
welds fie nidjt haben leiden wollen, ond alfo vermeinet,
ihren Herren Here Carln von Gendt den Keifer gu vbere
siehen, ond ihn von feiner maieftdt ond Cron entfegen, .
fich felbft darauff gu fegen, haben alfo dent Keifer ond
Konig Ferdinando in Behmen ihre cide ond Pflichte
Deatwhedigheiten Haus Chriftoph’s vow Verafieia, 18
auffgeſchrieben, ond ſich ga Felde vor Ingolftat wieder
den Keifer geleget.
Auff dis iſt die Römiſche Keiſerliche Maieſtät bewe ·
get worden ond derhalben ſeinem herrn Bruder dem Roe
nige von Behmen ond Hergog Morigen befoblen, dem
Churfurſten fein Band cingunemen.
Derhalben der Konig von Behmen 14 tage nad
Michaelis mit 20000. gu fuf, 3000. gu roß Behmen
nd 1500. Huffaren auffgewefen iff, ond mit demfelbigen
Kriegdyol Herren Sebaftian den alten von der Weit ⸗
mule geſchickt, vnd das gange Bogtland bis an Zwickaw
Laffen einnemen, aud gu Adorff am Stetlein acht fentein
Landvolck gufampt cinem geſchwader Reuter erbermlichen
darnieder hauen laſſen. Diefen iammer ond not hat
Mein Gnediger Here Hergog Morig zuſampt feiner
Landſchafft gefehen, derhalben S. F. G. gu rath worden,
vnd einen Landtag gen Kembnig ond hernach gen Freie
berg beſchrieben, alda mit feiner Landſchafft von diefem
beratſchlaget, welche im Beſchluß neben M. G. H. dis
mittel befunden, daé M. G. H. ond neben ibm die Rand-
ſchafft an den Churfurften, S. C. F. G. Sine ond ihre
Landſchafften dis geſchrieben, ond fie gum höchſten ers
mabnet ond gebeten, fie wolten diefe mittel ond wege
. finden, damit fie mit dev Römiſchen Keiſerlichen vnd
Koniglichen Maicftat möchten vertragen werden, dann
M. G. Herven were von dem Keifer aufferleget ond be⸗
foblen worden, Er folte neben dem Könige von Behmen
dem Ghurfurften fein Land einnehmen, ober aber die
Key. Mat. wolte ihm das feine aud nemen lagen, ond
derhalben, dieweil feine ©. F. G. wuften, das ſolch Kriegs ⸗
voick albereit mit mercklichem verderb vnd ſchaden im
Lande lege, ſo wolt doch ſeine G. ſeinem ſelbſt, land
vnd leute zum beſten mitler weil dieſelbigen an M. G. H.
14 Dentwohabightiten Gand Cheifeys’s von Veraſtein.
Hertzog Morigen vnd feine Landſchafft -weifen. Es were
aud) M. G. H. des erbötig, fo bald ſich der Churfurft
mit dem Reifer vereiniget, fo wolte S. F. G. dem Chur
farften oder feinen Erben folds fein Rand ohne ſchaden
einreumen. Dis M. G. H. fampt feiner F. G. gangen.
Landfchafft gleides vnd freundlidjed erbieten hat bey
bem Churfurſten fein anſehen haben wollen, fondern
nod) hoöniſche wort Mt. G. H. entbieten laffen.
Derhalben damit nun M. G. H. nide neben dem
Churfurſten vmb Band ond Leute fommen ift, hat S.
G. Gn. auff befehlich Romiſcher Key. Mat. mit feinem
SKriegs+ ond Landvolck fic) zum flerdeften gu vnd bei
Kembuig gefaft gemadt, ond alfo forder mit foldem
Hauffen vor Swidaw ankommen, damit nidt die Bebe
men vnd Hußaren fernern ſchaden mit brennen ond ane
derm dem Lande theten. Atſo da M. G. H. mit feinem
Keegsvold anfommen ift, fein die Behmen wieder ab-
gezogen, Ufo hat M. G. H. die 1500. Hußaren bey ſich
behalten, vnd am Dinſtage vor Martini hat M. G. H.
Hertzog Moritz die Stad Zwickaw mit zwey geſchwader
Reuterw berennet ond des andern tages beſchantzet, vnd
am dritten tage haben ihm die burger auffgegeben. In
Zwickaw iſt gelegen Herr Hans von Döltzigk mit 3. fen-
fein knechten, die Hat M. G. Here mit gewebhrier Hand
abziehen laſſen. Vnd forder hat M. G. H. eingenommen
die Stad ond Schlos Krimmitzſch 1), dad iſt Herr Hans
von Weißbachs geweſen.
Bud foͤrder Haber wh eingenommen die Stad und
Schlos Midenburg, darauff ift Haubold Pflug gum Stein
Hauptman gewefen, deégleiden die Stedte Born, Grimma,
Wurzen, Cilenberg, die Stadt vnd Schlos Torgaw. In
1) Srimmitſchau.
Deatwhrdigheiten Hand Chriſtopho von Weraftels. 25
Sorgaw haben wir niemand funder. Darnad hat M.
G. H. die Stadt Wittenberg felbft berennet mit fampt
Hergog Auguſto, ſeinem Herm Brudern, desgleichen
mit fid) 400. Behmen Spießer gehabt, 500. ſchwarter
Reuterſchutzen, 1200. Hußaren. Die von Wittenberg
haben ſprache mit M. G. H. gehalten, zehen tage anſtand
gebeten, welche ihnen M. G. H. geben bat.
Von Bittenverg iſt S. FG. nach Torgaw geritten,
vnd von Torgaw aus haben wir die Stad Dieben 4)
eingenommen. Gon Dieben gen Brene, von Bren iſt
, Hergog Morig vnd Hergog Auguſtus nad Halle gezo ⸗
gen, ond mit fid) gehabt 500. Pferde ſpieſſer, Meißniſche
Reuter, Haben eine ſchwartze Fahne gefuret, daruber iſt
Andres Pflug vom Berge, Hans von Schleinitz daſelbſt
ond Ernft von Miltig Oberften geweſen, audy 400. Pferde
Spieſer Behmen, auch 500. ſchutzen ſchwartzer Reuter,
daruber ift Sdrge von der ..... 9), Sigemund Pflug,
Wachmeiſter >), Robel*), Kommeßdorff °) Oberften gee
wefen, aud bat S. F. Gn. mit ſich gehabt 1500. Hufa-
ten, ift ihr oberfter Gommiffartus ein Deſterreichiſcher
Herr gewefen. Thut die fumma Reuter 2900, Pferde,
vnd 30. flude feldgeſchutz, fampt 20. fenlein Randseredy-
ten, ift Sebaftien von Walwig ihr Oberfer gewefen
wad Here Otto von Diftaw ift M. G. H. bbetſter Leut ·
nant gewefen, bat itzlicher alle Monat gu befetdamg
40. thater gehabt.
Die Stad Halle hat M. G. H. dem Biſchoffe Marg ·
geaſſen Sohan Albrecht aus Branden gehorfam gemacht
1) Duben.
2) Ym Original ift diefer Rome unautgefuut geblieben.
3) Seta v. Altenfehe, genannt Wadtmeifter.
3 Joachim Mébel.
5) 2 Bielleigt Dewald v. Grangdorp.
1G Dextwlirdighstten Hand Cheigoph’s tou Beruſtein
pnd die Burger haben dem Biſchoffe alles geſchutze mufe
fen gen Halle auffs ſchlos antworten, darzu bat M.
G. H. mit fich fechs burger dic gewegenften aus der Stad
gu geiſeln genommen.
Border iff M. G. H. auc) Hergog Auguftus wieder
vor Wittenberg gezogen, vnd die 500. Pferde Meifnis
ſche Reuter, wir fein gen dee Naumburg gezogen, Here
Julius Pflug alda gum Biſchoffe eingeſetzt gen Zeitz, fie
haben ihm aud) die erbholdung gethan.
Bon dannen fein wir nach Leipzig gezogen, alba bat
man oné laßen gureiten, vnd alle nacht 10 gl. auffs
pferd gerechnet. Diefer Mitt hat gewehret 5. woden,
ond am tage Nicolaj im 46. Sar fein wir wiederomb
von einander gezogen.
Vnd nad dicfem ift M. G. H. bie Kundſchafft kom⸗
men, das der Churfurft im Land gu Döringen mit ſei⸗
nem Kriegévold ankommen iff, ond albereit Sale, Weiſ⸗
fenfee, Sachfenburg eingenommen, auch gu Weiſſenſee,
Ruswurm mit 300. Pferden, 3. fenlein knechten beſtrickt
ond gefangen, desgleichen Heldrungen eingenommen, ond
aSge nad Leipzig. Bit M. G. H. mit cile vor Witten
berg auffgewefen, bat 5. fenlein knecht, vber welde der
alte Herr von Rodran 4) Oberfter gewefen iff, nad
Dresden vor die beſatzung geſchickt. Die andern 10. fear
lein bat ev felbft gen Leipzig in die Stad geleget, alda
iſt Baftian von Walwig Oberfter gewefen, Chriftoff von
Ebeleiben 2), Dam Pflug, Wolff von Breitenbach Stad=
haltere. Hané von Sdinberg von der Neuen forge ift
fein Gaftians von Walwig Leutenant gewefen. Die
Hauptleute Hans Wurft zwey fenlein, Hans von Diskaw
4) Sobdron.
2) Tbeleben.
Deatoniebigteiten Gans Cheiteyh’s vow Veruſtein. 17
zwey fenlein. Pfefferforn ..... 1) der Oberfte 1. fens
fein, Wachmeiſter 2) 1. fenlein vnd 10. pferde, diefe fein
in Leipzig in der Befagung gelegen.
Am Chriftabend ift dee Churfurft vor Leipzig kom ⸗
men, bat man die Borftad weg gebrannt, hat er ſich in
drey hauffen darvor geleget, Sft er der Churfurft mit
dem einen hauffen auffm Gottesader gelegen, der Graff
Albrecht von Mansfeld auf der neuen Paftey, der Wile
helm Tomaßhirn *) bey der Ziegelfdeune, haben alfo
auff drey orten die Stadt Leipzig hefftig belegert ond
beſchoſſen, fein einen monat vnd zween tage Daruor gee
legen, haben mit groffen ftuden bis in die 15000. ſchuſſe
binein gethan, welde Rugein man funden bat, haben
die mauern am graben gefprenget, Den graben ausge⸗
fillet, den haben die Knecht in Leipzig wieder ausger
Brennet, hat alfo mit ſchaden ond ſchande vor Leipzig
muffen abgiehen. Die Zeit aber iff M. G. H. mit ſei⸗
nen Reutern gu Freiberg gelegen, ond mit den Huffaren.
Iſt der Churfurft mit feinen reutern und tnedten nad
Geiten +) vnd Aldenburg gezogen, alda fille gelegen
einen Monat. Mitler weile hat M. G. H. dem Keifer
vmb Hulffe gefdrieben, welder ihm gu Hulffe geſchickt
hat Marggraff Wibrecht von Anſpach mit 2000. Pferden
vnd 10. fenlein knechte Die fein anfommen vngefehr
3. woden vor fasnadt gu Rembnig. Es hat der König
von Behem gefhidt 8. fenlein Behmen, Daruber ift
der von Rabenftein Oberfter gewefen, die fein gu Freie
berg anfommen ond forder gen 3widaw in die befagung,
1) Buide im Text. Der Dberſte hieß Peter Pfeffertorn.
2) Georg Wachmeiſter; nidt der obenerwaͤhnte Reiterfiihrer.
8) Shumshirn.
4) Geithain,
18 —Dentwirdigtiten Hané Chriftoph's von Bernftein.
geleget, Darin ift der von Kreida auch mit 200. Pferden
gelegen, Onuphrius Kynz mit 1. fenlein knechten, Wolff
Tieffſteter mit zwey fenlein iſt aud) in Zwickaw gelegen.
Von Aldenburg Hat der Churfurft den Wilhelm Toe
maßhirn nad Swidaw gefdidt mit egliden geſchwader
Reutern und etzlichen fenlein knechten, hat die Stad
auffgefordert, hat M. G. H. die Vorſtat ond die nechften
Dirffee laſſen abbrennen. Es hat aber der Churfurft
Die Verreterey in der Stad gehabt, alfo, er wolte die
Stad in geheime vberfallen ond auff dem cife die ftad
anlauffen laffen, fo folten die Burger mit heimlidem
Feuer den thurm, darinnen fie 60. tonnen Puluer vers
borgen liegen gebabt, angunden, alfo den thurm ond die
mauer fprengen. Das haben die gween Hauptleute Kynz
ond Lieffiteter gemerdt, haben die ſchlachtordenung in
der Stad gemadht, die burger auffe Rathaus gefordert,
ond welder nidt onter ihre fenlein gefdworen bat, dent
Gaben fie mit weib ond tind gur Stad hinaus geiaget,
haben alfo auff diefen tag den mehren teil burger aus
dev Stad getrieden. Milhelm Tomaßhirn, ba ibm die⸗
fer rand nidt angangen, tft er mit feinen Leuten wiee
dee abgezogen nad) Aldenburg. Nicht lange darnach ift
M. G. H. auffgewefen vnd M. G. Herren Hergog Aue
guftus befoblen, der ift mit 3000. Pferden ond 5. fenlein
Randstnedhten nad der Mictweide gezogen, dee Marggraff
mit feinen reutern und knechten fechs fenlein nad) Rodlig,
bie andern 4. fenlein fein in Zwickaw gelegen.
Die Beit ift der Konig gen Pirn anfommen mit {eis
nen Reutern, 2000. Pferden, vnd die Behmen haben
nicht bey ihm gufegen wollen, fondern fein im Rande
blieben, haben ihn mit feinem Hoffgefinde, etzlichen Her · :
ten ond Edelleuten nach Dresden giehen lagen, ift alfo
gen Dresden anfommen vnd die Beit alda gelegen.
Dentwirdigheiten Hand Chrifeph's vow Beruſtein. 19
Vnd an der Mitwode vor der Faßnacht fein wir mits
Hertzog Augufto sur Mitweide gelegen mit 1000. Pferden
vnd funff fenlein knechten, vnd haben des andern tages
nad Döbeln wollen gichen ond M. G. H. Hergog Morig
ift gu Kembnitz gelegen ond hat bes andern taged gen
Der Mitweide wollen ziehen, ond am morgen haben wit
ein ſchieſſen gehiret. Bald hernach iſt ons ein eifend
geſchrey Fommen, der Churfurft liege vor Rodlig vnd
ſchieſſe zum Marggraff Albrecht. Alſo ift M. G. H.
Hertzog Auguſtus mit dem gantzen hauffen vmbgekert
in meinung den Marggrafen zu entſetzen, vnd als wir
nur drey Viertel weges von Rochlitz kommen ſein, ſein
ons etzliche Marggrefiſche Reuter vbel verwundet ents
gegen Fommen, die haben gefaget, der Churfurft habe
die Bruden inne, ond der Marggraff fey gefangen. Alſo
fein wir feithalben nad Kembnitz gezogen ond vnterwe ⸗
gens zu M. G. H. Hergog. Morigen fommen, haben
ihn nicht vber drey Viertel Weges von Rochlitz funden,
haben -alfo gufamen bracht 9. geſchwader Reuter, 10. fens
Tein fnechte, 1500. Hufaren, alfo hat M. G. H. forte
faven vnd ben Marggrafen entfegen wollen, welds ihm
von des Reifers Commiffarien vnd von dem von Lodran
vnd Here Otto von Diffaw wiedervaten worden. Sein
alfo wieder vmbfert mit allem Hauffen vnd nad Freie
berg gezogen.
Mad) diefem fein wir bié in funff ober ſechs woden
in Freiberg gelegen, haben die onfern vnd die ihren auff
beiden feiten groffen ſchaden gethan, haben die ihren
Here Bolffen vom Ende RoFbey 1) abgebrennet, dese
gleichen Rarlewig zwey forwerge gum Kriebeſtein abger
brennet, vnd von beiden teilen ſehr geplundert. Dis hat
1) Rodsburg.
20 — Dentwitebigheiten Hand Chriftoph’s von Beruſtein.
agewebret bid 14. tage vor Often. Da hat M. G. H.
Leipzig die Stad mit dem vorigen Kriegsvold beſatzt
gebabt. In Dresden iſt der von Lodran mit 5. fenlein
knechten gelegen, ift Here Otto von Diffaw eutnant
gewefen, ift darin gelegen Georg von Salgburg, Onu-
phrius King, Vlrich von Miltig, Hauptmann Schaff.
Dis fein alle Hauptleute gewefen.
Bu Pirn ift gelegen Wolff Tieffſteter mit 2. fenlein,
Hauptman Straus, Steffan Meding, itzlicher mit einem
fenlein.
Bu Zwickaw ift gelegen der Friedrich Spete von wee
gen des Keiſers mit 4. fenlein, der von Rabenftein von
wegen des Königs mit 8. ferlein Behmen, der von
Schonberg mit 200, Pferden.
Alfo hat M. G. H. diefe Vier Stedte Leipzig, Dres ⸗
den, Zwickaw, Pirn mit Reuter ond knechten beſetzt,
ond der König fambt M. G. H. ond alle ihren Reutern
haben ſich ſtillſchweigende auffgemadt ond fein eilend
vber dad gebirge durd das Land zu Behmen gezogen
ond fein am grunen Donnerftag gen Eger fommen, alda
aft der Keifer am Rarfreitage aud) mit feinem Kriegs-
wold gen Eger anfommen, alda ftille gelegen bis auff
den Oftermontag. Wom Oftermontage ift der Keifer
mit allem Hauffen von Eger ausgezogen durchs Land gu
Franden nach dem Hoffe, denfelbigen eingenommen, vom
Hoffe gen Adorff, Olenig ond Plauen, dis alles einge-
nommen, haben die Spanier groffen Sdaden gethan,
durchaus fo viel im ſtriche geweſen, geplundert, weib
ond find mit fid) genommen. Von dannen nad) Zwickaw,
von Zwickaw nad) Glaudaw, gu Glauchaw haben die
Reuter onuerfehens aus Vnachtſamkeit das ftetlein an:
gegundet ond den dritten teil verbrennet. Alda haben
M. G. H. Reuter gewartet, bis ded Keifers Kriegsvold
Dentwaedigteiten Hand Cheiftoph's bon Bernftrin. 21
bernad fommen iff, ond am andern Sontage nad Oftern
Hat fic) der Keifer, König von Behmen, beide Herren
von Sadfen, sween des Königs fine, zween Hergogen
von Braunfdhweig, ein Marggraff von Berlin, ein Herhog
von der Liegnig fampt andern Furften ond Herren mit
dem Keifer gu felde gelegt, ift der Keifer Oberfter Feld⸗
bere, der Signor Duca de Alba des Keifers Oberfter
Reutenant, vnd dismal ift der Reifer ſtarck gewefen
8000. deutfder Reuter, 2000, Welſcher Reuter, 1000.
Portugatefer, 1000. Albaniſcher, 1500. Huffarn, Thut
13500. Reuter. Bu dem hat ex gehabt 20000. Spanier,
10. fenlein Landsknecht, thut 45000. knechte. In fumma
von tage gu tage ift dem Keifer Rriegsvold zugezogen,
das man in letzlich bid in fiebengig oder mehr taufent
ſtarck gerechnet bat.
Vnd von dieſem Lager iſt der Keifer neben Widens
burg weggezogen, daſſelbige einnemen laßen, vnd hat
dieſen abend fein lager gen Glanftein 1) geſchlagen, ded
andern tages nad) Reifnid, ond alfo fort an bis gen
Hoff 2), da Judas von Schleinig wonet. Wnd den tag
am freitage, al der Keifer ift gen Hoff fommen, ift der
Churfurft gu Meiffen auffgewefen, fich gu felde bei Meir
fin geleget, in ein Dorf heiſt Zeilen, bat binter ibm
die Brude gu Meißen abgebrennet ond hinter ihm gu
Meifien gelafen Hern Bernhard ond Wolff von Hirſch⸗
feldt, welde des andern tages hernad von M. G. H.
Gefangen mit dreyen finen ond vor Torgaw ing leger
fein bradt worden. Vnd am freitage gu nacht bat M.
G. H. Hergog Morig einen grofen fermen angeridtet
aus vnbedacht, das er die nacht aus dem Leger ift gee
1) Gnanbdftcin.
2) In der Lommatſcher Pflege.
22 Dentwuͤrdigkeiten Hand Chriftoph's vom Bernftein.
ritten ond im Wiederreiten auff der Spanier Warhe ger
ſchoſſen. Diefe nacht ift der Churfurft ienfeit der Cte
die gange nacht abgezogen vnd auff ben morgen gen
Mulberg kommen, alda blieben vom freytage gu nacht
bis anff ben Gontag. Da dieſes dex Keifer in kund⸗
ſchafft kommen, ift er vom Hoffe bis an die Elbe gego-
gen, alda fein leger geſchlagen. Muff den Sontag aber,
das ift der dritte Sontag nad Often, iff M. G. H.
Hergog Morig im Vorguge auffgewefen, omb 7. oder 8.
gegen morgen, ond mit ibm etzliche Hufaren ond leidte
Pferde, haben faft vber Mulberg einen furt funden, fein
hindurch geritten, haben geſcharmutzelt. Als dis der
Keifer vernommen, das der Churfurft nod da fey, ond
ein furt ift vorhanden, ift der Reifer in eigener Perfon
mit allen feinen Reutern felbft durch die elbe den furt
geritten, ond haben alfo dem Churfurften fein Rriegs-
wold, reuter vnd knechte in die flucht bracht, geſchlagen,
erwurget vnd ihn letzlich den-alten Churfurſten Johans
Friedrich vorm Walde gefangen, hat ihn ein Edelmann
vnter M. G. H. Hertzog Moritz Reutern gefangen, der
heiſt Tile von Trotaw 7), iſt cin’ Mercker, Hertzogen
Ernft von Braunfdweig hat gefangen Fabian von
Schöneich, hat ihm der Keifer hernad 1500. Kronen
geſchenkt ond ibnen gu Ritter geſchlagen.
Nach diefem if— der Keifer fampt allem Kriegsvolck
wieder ober die Bruden gezogen, fein Leger vnter Stre-
fen geſchlagen, alda die toden vnd gefangenen ond wun:
den Jaffen verfeben, bat aud) die toden gelen laffen, der
bis in die 2000. gewefen. Die gefangenen gemeine knechte
haben mufen verfdweren, wieder den Reifer nicht gu
dienen im 6. monaten. G8 fein auch zween graffen von
1) Srotye, *
Dentwinrdighciten Hans Chrifoph’s vou Verwfisin, 23
Gleichen gefengen worden. Des Shurfurften eltefter fon
ift durch den hals gefdhoffen worden. Hans von Poni
faw, Hand 1) von Sdinberg ond andere mehr die ge
waltigen fein daruon fommen. Es fein viel vom Abdel
gefangen wnd von den Welſchen hoch geſchatzt worden.
Es haben die Welſchen vnd Spanier grofien ſchaden ge:
than, ond Frauen vnd Jungfrauen ſehr geſchendet, wog ·
gefuhret vnd beraubet, vnd ſonderlich vmb Torgaw, die
Lochaw, Hertzberg vnd daſelbſt vmb. Da iſt der Keiſer
mit allem hauffen nach Torgaw gezogen, von Torgaw
nach Wittenbergk, vnd zwiſchen Torgaw vnd Witten⸗
bergk hat der Keiſer ſeinen hauffen geteilet, vnd M. G.
H. Hertzog Auguſt hat zu ſich genommen alle Reuter
ond knechte, M. G. H. Hergog Moritz, als 8. fenlein
knecht, die Baſtian von Walwitz gefuret, 5. fenlein knecht,
die der von Lodran gefuret, 8. fenlein knecht hat ihm
der Keiſer zugeben, die hat Hans Walther von Hirnheim
gefuret, 4. fenlein knecht, die der Spete gefuret, vnd
6. geſchwader reuter. Mit dieſem Kriegsvold ift Hertzog
Auguſtus nach der Naumburg gezogen vnd von der
Naumburg nad) Weinmar durchs Land gu Döringen.
Zu Weinmar ſein wir ein monat ſtille gelegen, alda ha⸗
ben wir großen ſchaden gethan. Die Zeit iſt der Keiſer,
Konig, Hergog Moritz, Marggraff Joachim von Beane
denburg vor Wittenberg gelegen, alda, dieweil ſich die
1) Es tft moͤglich, dap aud ein Hans von Shinberg fid rettete.
Sahrſcheinlich liegt aber hier cine Verwedfelung mit Molfen ven
Schoͤnberg zu Shona, des Kurfuͤrſten Feldmarſchall, vor. Diefer
entfam mit Hanfen von Ponitau, bes Kurfileften Kammerer, trat wie
Rehterer in des Rurfileften Morig Dienfte und betleidete ſpäter de
Amtshauptmannfgaft ju Rodlig. Wolf von Saoͤnberg wurde durd
feinen, aus ber” Ehe mit Anna von Mindmig entfproffenen Sohn
Gaspar der Stammoater der berühmten feagapfiferen Rinte feines
Geſchlechtes.
QA —_Dentwirdighetten Haus Chriftoph’s vou Bernſtein.
von Bittenberg: haben vernemen laffen, fie woken dem
Keifer die Stad nicht geben, Hat der Keifer laſſen cin
offen elt auffſchlagen, darunter einen roten .fammat
breiten, bat den Churfurften darauff furen laſſen, ond
den bender mit einem ſchwert Ginder ihm, in meinung,
fo fern fein Wold dem Keifer die ftat nicht vbergebe,
folte ihm der Kopff abgehauen werden. Damit nun dis
vorfommen iff, hat der Konig, M. G. H. vnd der
Marggraff fampt andern groffen Herren den Keifer
mit grofer bitte dahin vermocht, das er in diefen Vor:
trag gewilliget vnd den Churfurften beim leben gelafe
fen bat.
Erſtlichen hat der Churfurft ben Keifer vmb Gotted
willen bitten lafen, ibn gu diefem Vertrag ond genaden
angunemen, ond reumet dem Keiſer cin die vier feften
Stedte Wittenberg, Gota, Sonnewalda, Heldrungen,
left ihm darin alles geſchutz ond Artalarey, reumet ein
ond vbergibet dad gange land gu Meifien bis an die
Sala, die gerechtigteit an allen Bergwerden, reumet cin
ond vbergibet die gange Chur von Sachſen mit allen
Zugehörungen, reumet ein ond vbergibet dem Könige von
Behmen alles das Konigs lehn ift gufampt dem gangen
Bogtlande. Vnd diefer* Churfurft fol feine Kinder nidt
mebr’ im Land gu Döringen vmb Weinmar behalten,
ierlichen einkommen 10000. gulden. Es hat aud) der
Churfurſt bewilliget, dem Keifer 6. Sar nach gu ziehen,
hat auch desgleichen mußen alle verbundnifie mit Furſten
ond Stedten aufffdreiben, ond den gefangenen Marge
graff Whredht von Brandenburg hat er gegen Hergog
Ernſt von Braunſchweig 108 gegalt, der ift gu Gota gee
fangen gelegen. Hertzog Ernft von Braunfdweig bat
gufagen muffen, gr wil fort an wieder den Keifer nicht
dienen.
Dentwicdighciten Gand Chriiteph's von Becwfiein. 25
Gon Mittenberg ift dee Keifer nach Hall gesogen,
alda ift der Qandgraff auff gnade ond ongnade dem Reis
fer gu fuß gefallen, ond ſich in feine hand geftalt, bat
ibn ber Keifer den Duca de Alba auffheben lafen, vnd
Forder dem Meifter dj Gampo antworten, vnd in fein
verwabren geben, dev ift der Rey. May. Oberfter Feld⸗
marfdalg. Gon Weinmar iſt M. G. H. mit feinen
reutern ond tnedten nach Gisleben gesogen, alda von
wegen Key May. das Hauß Manffeld auffgefordert,
Darauff iff Wolff von Wermßdorff ond Chriftoff Reuter
gelegen mit 4. fenlein Enedhten, habens von wegen Graff
Albrechts von Manffeld innegehabt, haben gebeten
gehen tags frift, wo fern fie nicht entfeget wurden, wole
ten fie es dem Keifer auffgeben, welds hernach alfo gee
ſchehen ift.
Der alte Hergog Heinrich von Braunſchweig ond
Marggraff Albrecht fein gen Hall gum Keifer fommen.
Von Heldcungen fein wir mit M. G. H. Hergogen
Augufto nad) Dresden reuter vnd knechte gezogen. Bu
Dresden hat man vns galt ond M. G. H. hat von wee
gen feined Herten Brudern an die Landfdafft Segeret,
fie wolten mit ibm ing Land gu Behmen, vnd die Beb=
men auch helffen ftraffen, welchs ſich die Landſchafft be-
ſchweret, Jedoch letzlich, dieweil M.G.H. dis aus gunſt
vnd nicht von recht an die Landſchafft begeret, auch deſ⸗
ſelben der Landſchafft einen verſigelten Reuers geben,
fein die Reuter ond knechte mit ihm ins Land gu Beh:
men gezogen ond von Johannis bis auff Jacobi darin
gewefen, hat der König die Behmen vmb ihren mut:
willen aud geftrafft.
Die Keiferliche Maieftet iſt von Halle aus nad
Nurnberg gezogen. ond fein Reuter vnd knechte zum teil
Vil. 2
2G —_ Dentwhrbigteiten Hans Chrifteph's vow Veraftein.
zerreiten ond lauffen laßen, ond mit ſich gefangen bin:
aus gefuret in guter Werwarung Johans Friederiden,
Hergogen gu Sachfen, den gewefenen Churfurften, vnd
Pbilipfen, Randgraffen gu Heffen.
Vnd in kurzen tagen Hernac Hat die Key. Mat.
allen ftenden bed Reichs einen Reichftag ausgeſchrieben,
ond M. G. H. hat einen Landtag gu Leipzig gebalten,
alba die Erbhuldung von de8 gewefenen Churfurften
Rand vnd der Chur empfangen, ond cin new Regiment
int Zande auffgerichtet, vnd feine Hoffhaltung nach Tor:
gar geleget, ond mit 400, Pferden nad Augfpurg auff
ben Reidhftag gesogen.
Alſo hat ſich angefangen der Krieg im Land gu
Meißen 14. tage vor Martini ond geendet auf Johannis
Baptiftae.
Der Ulmedhtige, Ewige, Barmbergige Gott wolte
vns forder vor foldher ftraffe gnediglich bebuten, vnd
uns erkentnus vnſerer funden ond bifen lebens geben,
das wit vns exfennen ond froͤmer werden, Wud) auff
dieſem Reihftag die Roͤmiſche Keyfer> ond Königliche
Maieſtät ecleuchtet, fampt aller Furften vnd Herren
Hergen, das fie fort an Gottes wort, die rechte, heilige,
Chriſtliche Lehr predigen ond lehren laffen, dardurch fie .
mit vné ond wir mit ibnen alfo femptliden durd Chri
ſtum Sefum, onfern Seligmader, ſelig werden. Dad
helffe ond allen Gott der Vater, Gott der Son, Gott
der heilige Geift, Amen.
Deatwirbighstten Hand Chrifioyh’s von Beruftein. 27 _
Warhafftiger Berit von den Rriegen, weldje
Hertzog Moris, Churfurſt gu Sadfen, ond Marg-
Graff Albrecht gu Brandenburg wieder Keifer Carin
den Funfiten diefes namens, Auch leßlich hochſt⸗
gemeldter Churfurft ond der Marggraff vnter eine
ander felbft gefuret, in weldem lepten Kriege der
Churfurt gu Sachſen wmbtommen, der Marggraff
-aber gefdlagen vnd endlid von Land vnd Leuten
geiaget worden. Welche Kriegesgeſchichte Hans
Chriſtoff von Bernftein felbft beſchrieben ond auff⸗
gezeichnet hat. Geſchehen im Yar 1553.
Nachdem Marggraff Albrecht yu Brandenburg, der
im Rand gu Francken gu der Plaßenburg fein Hofflager
vnd Bande hat, welder ein Gon Marggraff Cafimir’s
von Anſpach in Franden ift, mit M. G. H. Hergog
Morigen, dem Shurfurften gu Sachſen, im 1552. Yar,
als fein geſchworner Eidsruder wider den Röͤmiſchen
Keifer Carolum den Funfften, cinen Hergog in Oſter ⸗
reid, von Magdeburg ausgezogen, ond die beide M. G.
H. Hergog Morig vnd Marggraff Albrecht ein vorbund=
niß mit dem Rinige Heinrich von Franckreich gemacht
wieder den Keifer, im namen, die Deutſche freigeit und
fibertet gu erhalten, aud) den Randgrafen Philips von
Hefien, des Churfurften Schweher, den der Keifer gee
fangen gebalten, ledig gu machen. nd haben alfo den
Konig zu Frankreich durd) das Land gu Lotringen auff
Mew, welds dex Frangofe eingenommen ond befagt hat,
bergefuret, ond an bem Reinftrom nunder burg Deutz ſche
28 — Deatwirdighciten Hand Chriftoph’s von Gernfiein.
Land mit gewaltigem hauffen giehen laſſen, bis in des
Keifer’ Land, dad Hergogthum Lugelburg, dorinne ban
ber Frangos dem Keifer etzliche Feften mit VWerretherey
tingenommen ond das and verbrennet.
Diefer Zeit ift der Keifer vor feine Perfon in der
Graffſchafft Tyrol gu Infprug gelegen, vnd hat das ger
birge nad dem Deutfrdlande, als die Ehrenberger Claufe
bei Fußen ond das ſchloß Kopffſtein an Betern gelegen,
befegt.
Sn dem iſt Marggraff Albrecht mit feinen reutern
vnd knechten in gwangig taufent ftard vor Nurnberg,
die Reichſſtadt, gezogen, derer von Nurnberg Land, aud
die zwey Biſchoffthumbe Wiirgburg ond Bamberg ver-
brand, gebrandfdaget, vnd fie dohin geswungen, dad fie
ſich feined gefallend mit ihm haben vertragen muſſen.
In des iff Hergog Morig, der Churfurft, nach
Augfpurg gezogen, daffelbige eingenommen ond vor Vim
aud) gezogen, Aber gu Vim sft der Schwebiſche Adel
gewefen, die haben dem Keifer gum beflen die Stad mit
gewalt erhalten, das der Churfurfte ond Marggraff
Albrecht daruor mit fdanden haben abgiehen mufjen.
Bon Vim iff der Churfurft vor die Ehrenberger
Glaufe gezogen, darinne Hans Balter von Hirnheim
mit 12. fenlein landsknechten und 5. fenlein Welſchen
gelegen. Diefe Claufe hat der Churfurft mit ſeinem
Kriegsvold mit gewalt eingenommen, dem Keifer fein
Volck erſtochen, zutrennet ond gefangen, ond forder nad
Inſprug gezogen. Als aber der Keifer mit allen den
feinen von Snfprug weg gewefen, ift der Churfurſt wie:
der ombgeferet, bat gu Snfprug nidt ſchaden thun laſ ⸗
fen, dieweil daffelbige Land nicht des Keiſers, fondern
des Koniges von Vngern ond Behmen, Konig Ferdi ⸗
nandes ift, Was aber die Keiferifden von gerete vnd
Dentwirbigteiten baus Chrifoph’s von Veruſtein. 20
anbderm gu Infprug gelaffen, dis bat der Churfurft
nemen ond fic) darein fein Hoffgefinde ond reuter teilen
laffen. on do an ift der Churfurft mit feinen Reutern
ond Knechten wiederumb nad) Augfpurg gesogen ond
hat Pfalegraff Otto Heinrichen wiederumb gen Neuburg
in fein Rand cingefegt, desgleichen dem von Heide?
Graff Hanfen feine Herſchafft aud cingegeben vnd
Pfaltzgraff Ott Heinrich ift diefelbige Zeit gu Augfpurg
Stadhalter gemacht worden.
Won do an ift der Churfurft ond Marggraff Albrecht
beide mit ihrem Kriegsvolde nad Brandfurt an den
Main verrudt, darin ift Here Conrad von Honftein, cin
Heffe, mit 20. fenlein knechten ond mit 1000. Pferden
wegen des Reifers gelegen. Aber die beide Herren haben
Franckfurt belegert, Conrad von Honftein hat fid) als
ein ebrlider Kriegsmann mit fdarmugeln vnd ſchießen
gebalten, aud) ben Jungen Hergog von Medelburg,
Meines G. H. Ohmen, Hergog Albrechts von Merkel
burgs fon, daruor erſchoſſen.
In dem hat der Römuſche König Ferdinandus, der
Pfaltzgraff, der Hergog von VBeiern vnd andere Furften
ond Herren fid in den Handel geſchlagen ond den R=
mifden Keifer Carolum, ded Koönigs Bruder, mit dem
Ghurfurften, Marggraffen vnd dem Reid) vertragen,
darauff der Reifer den Landgrauen hat los gegeben auf
genugfame verfiderung, vnd den alten Ghurfurften
Johan Friederiden aud.
Alſo iſt Hergog Morig, der Churfurft, mit feinen
Reutern ond Knechten bis in 15000, ftard abgezogen,
vnd hat in dem Vortrage gewilliget, dem Roͤmiſchen
Rinige wieder den Turden auff feine eigene vnkoſten
10000. man drey monat im felde gu furen vnd gu bale
ten, das er dann auch gethan. Vnd hat von Dona:
20 = -Dentwirdigteiten Hans Chriftoph's vow Beruftein.
egewebret bis 14. tage vor Oftern. Da hat M. G. H.
Reipzig die Stad mit dem vorigen Kriegsvolck befagt
gebabt. In Dresden iſt der von Lodran mit 5. fenlein
knechten gelegen, ift Here Otto von Diffaw eutnant
gewefen, ift darin gelegen Georg von Salgburg, Onu-
phrius King, Vlrich von Miltig, Hauptmann Schaff.
Dis fein alle Hauptleute gewefen.
Qu Pirn ift gelegen Wolff Tieffſteter mit 2. fenlein,
Hauptman Straus, Steffan Meding, iglider mit einem
fenlein,
Qu Zwickaw iſt gelegen der Friedrich) Spete von wee
gen des Keiſers mit 4. fenlein, der von Rabenftein von
wegen ded Rinigé mit 8. fenlein Behmen, der von
Sthonberg mit 200. Pferden.
Alfo hat M. G. H. dieſe Vier Stedte Leipzig, Dred:
“den, 3widaw, Pirn mit Reuter ond knechten befest,
ond der König fambt M. G. H. ond alle ihren Reutern
haben fic) ſtillſchweigende auffgemadt ond fein eilend
ober bad gebirge durd das Land zu Behmen gezogen
ond fein am grunen Donnerftag gen Eger kommen, alda
tft der Keifer am Rarfreitage auch mit feinem Kriegs⸗
vold gen Eger anfommen, alda ftille gelegen bis auff
den Oftermontag. Bom Oftermontage ift der Keifer
mit allem Hauffen von Eger ausgezogen durchs Land gu
Francken nach dem Hoffe, denfelbigen eingenommen, vom
Hoffe gen Adorff, Olsnig ond Plauen, dis alles einge⸗
nommen, baben die Spanier groffen Sdaden gethan,
durchaus fo viel im ftridje gewefen, geplundert, weib
ond find mit fid) genommten. Bon dannen nach Zwickaw,
von Zwidaw nad) Glaudaw, ju Glauchaw haben die
Reuter vnuerſehens aus Vnachtſamkeit das ftetlein an:
gegundet ond den dritten teil verbrennet. Alda haben
M. G. H. Reuter gewartet, bis des Keifers Kriegsvolck
Dentwhrdigteiten Hand Chriftoph's von Veruſtein. 21
hernach fommen ift, ond am andern Sontage nad Oftern
bat fic) der Keifer, König von Behmen, beide Herren
von Sadfen, sween des Königs fine, gween Hergogen
von Braunfdweig, ein Marggraff von Berlin, ein Hergog
von der Riegnig fampt andern Furſten ond Herren mit
dem Reifer gu felde gelegt, ift der Keifer Oberfter Feld⸗
bere, der Signor Duca de Alba des Keifers Oberfter
Reutenant, ond dismal ift der Keifer ftard gewefen
8000. deutfder Reuter, 2000. Welſcher Reuter, 1000.
Portugalefer, 1000. Albaniſcher, 1500. Huffarn, Shut
13500. Reuter. Bu dem hat ex gehabt 20000. Spanier,
10. fenlein Landsknecht, thut 45000. knechte. In fumma
von tage gu tage ift dem Keifer Kriegsvolck gugesogen,
das man in leglidy bis in ſiebenzig oder mehr taufent
flard geredynet Gat.
Vnd von diefem Lager ift der Keifer neben Alden⸗
burg weggesogen, daffelbige einnemen laßen, ond bat
diefen abend fein lager gen Glanftein 4) geſchlagen, ded
andern tages nad) Reifnid, ond alfo fort an bis gen
Hoff 2), da Sudas von Schleinitz wonet. Vnd den tag
amt freitage, als der Keifer ift gen Hoff fommen, iſt der
Churfurft gu Meiffen auffgewefen, fid) gu felde bei Mei
fien geleget, in ein Dorf heiſt ellen, hat binter ihm
die Brude gu Meifen abgebrennet ond hinter ihm gu
Meißen gelafen Hern Bernhard ond Wolff von Hirfd-
feldt, weldje ded andern tages bernad von M. G. H.
gefangen mit dreyen ſönen vnd vor Torgaw ing leger
fein bradt worden. Gnd am freitage gu nacht hat M.
G. H. Hergog Morig einen grofen fermen angeridtet
aus vnbedacht, das ex die nacht aus dem Leger ift ge
1) Gnandftcin.
2) In der Lommatſqcher Pflege.
22 Deatwiicdigheiten Hand Cheiftoph's vom Werwftein.
ritten ond im Wiederreiten auff der Spanier Wache gee
fdoffen. Diefe nacht ift der Churfurft ienfeit der Eibe
die gange nacht abgesogen ond auff den morgen gen
Mulberg fommen, alda blieben vom freytage gu nacht
bis auff den Sontag. Da dieſes dex Keifer in kund⸗
ſchafft fommen, ift ec vom Hoffe bis an die Elbe gezo⸗
gen, alda fein leger geſchlagen. Auff den Sontag aber,
das ift der dritte Sontag nach Oftern, ift M. G. H.
Hergog Morig im Vorzuge auffgewefen, vmb 7. oder 8.
gegen morgen, ond mit ihm etzliche Hufaren ond leichte
Pferde, haben faft vber Mulberg einen furt funden, fein
hindurch geritten, haben gefdarmugelt. Als did der
Keifer vernommen, das der Churfurft nod da fey, ond
ein furt ift vorhanden, iff der Reifer in cigener Perfon
mit allen feinen Reutern ſelbſt durch die elbe den furt
gtritten, ond haben alfo dem Churfurften fein Kriegs⸗
wold, reuter ond knechte in die fludt bracht, geſchlagen,
erwurget vnd ign letzlich den-alten Churfurften Johans
Friedrich vorm Walde gefangen, hat ihn cin Edelmann
vnter M. G. H. Hergog Morig Reutern gefangen, der
heiſt Tile von Trotaw 1), ift ein’ Merder, Hergogen
Ernft von Braunfdweig hat gefangen Fabian von
Schöneich, hat ihm der Keifer hernad 1500. Kronen
geſchenkt ond ihnen gu Ritter geſchlagen.
Mach diefem iſt dev Keifer fampt allem Kriegsvold
wieder vber die Bruden gezogen, fein eger onter Stre-
len geſchlagen, alda die toden ond gefangenen ond wun:
ben laffen verfeben, bat aud) die toden zelen laffen, der
bié in bie 2000. gewefen. Die gefangenen gemeine knechte
haben mußen verfhweren, wieder den Keifer nidt gu
Dienen in 6. monaten. Es fein auch gween graffen von
1) Brotha, *
Deatodrdighiten Hand Chrifteyh’s vou Verwfisin, 25
leiden gefangen worden. Ded Shurfurften lteter fon
ift durch den hals gefdoffen worden. Gane von Ponie
faw, Hand+) von Sdinberg ond andere mehr die ge
woaltigen fein Daruon fommen. Es fein viel vom Adel
gefangen vnd von den Welſchen hoch geſchatzt worden.
Es haben die Welſchen vnd Spanier großen ſchaden gee
than, ond Frauen vnd Jungfrauen ſehr geſchendet, wege
gefuhret vnd beraubet, vnd ſonderlich vmb Torgaw, die
Lochaw, Hertzberg vnd daſelbſt vmb. Da iſt der Keiſer
mit allem hauffen nach Torgaw gezogen, von Torgaw
nach Wittenbergk, ond zwiſchen Torgaw ond Wittens
bergk hat der Keiſer ſeinen hauffen geteilet, vnd M. G.
H. Hertzog Auguſt hat zu ſich genommen alle Reuter
ond knechte, M. G. H. Hertzog Moritz, als 8. fenlein
knecht, die Baſtian von Walwitz gefuret, 5. fenlein knecht,
die der von Lodran gefuret, 8. fenlein knecht hat ihm
der Keiſer zugeben, die hat Hans Walther von Hirnheim
gefuret, 4. fenlein knecht, die der Spete gefuret, vnd
6. geſchwader reuter. Mit dieſem Kriegsvold ift Hertzog
Auguſtus nach der Naumburg gezogen vnd von der
Naumburg nach Weinmar durchs and gu Déringen.
Zu Weinmar fein wir ein monat ſtille gelegen, alda ha
ben wir großen ſchaden gethan. ‘Die Zeit iſt der Keiſer,
Konig, Hertzog Moritz, Marggraff Joachim vor Bran:
denburg vor Wittenberg gelegen, alda, dieweil ſich die
1) Ge iſt moͤglich, daß aud ein Hans von Sdinberg fich rettete.
BWabcfheintid. liegt aber pier cine Verwedfelung mit Rolfen ven
Sdhinberg ju Shona, deb Kurfürſten Feldmarfchali, vor. Diefer
entfam mit Hanfen von Ponitau, des Kurfilrften Kdmmerer, trat wie
Mehterer in des Kucfileften Morit Dienfte wad Getleidete ſpäter die
‘Amtohauptmannfdaft zu Rodlit. Wolf von Sddaberg wurde durd
feinen, aus ber’ Ehe mit Anna von Mindwi§ entfproffenen Sohn
Gaspar der Stammvater der berühmten feagasfiftven Rinie feines
Geſchlechtes.
24 Denkwurbigkeiten Hans Chriftoph's vou Beruſtein.
von Wittenberg: haben vernemen laffen, fie wollen dem
Keifer die Stad nicht geben, hat der Keifer laſſen ein
offen Belt auffſchlagen, darunter einen roten .fammat
breiten, bat den Churfurften darauff furen laſſen, ond
ben bender mit einem ſchwert ginder ibm, in meinung,
fo fern fein Gold dem Keifer die flat nicht vbergede,
folte ihm der Kopff abgehauen werden. Damit nun dié
vorfommen ift, hat der Konig, Mt. G. H. vnd der
Marggraff fampt andern groffen Herren den Keifer
mit grofer bitte dabin vermodt, das er in dieſen Bore
trag gewilliget vnd den Churfurften beim leben gelaſ⸗
fen bat.
Erſtlichen hat der Churfurft den Keifer vmb Gottes
willen bitten lafen, ign gu diefem Bertrag ond genaden
angunemen, vnd reumet dem Keifer ein die vier feften
Stedte Wittenberg, Gota, Sonnewalda, Heldrungen,
left ibm darin alles geſchutz vnd Artalarey, reumet ein
ond vbergibet das gange Land gu Meifien bis an die
Sala, die gerechtigheit an allen Bergwerden, reumet ein
ond vbergibet die gange Chur von Sadfen mit allen
Zugehörungen, reumet ein ond vbergibet dem Rdnige von
Behmen alles das Konigs lehn ift gufampt dem gangen
Vogtlande. Vnd diefer*Churfurft fol feine Kinder nicht
mehr’ im Land gu Diringen vinb Weinmar behalten,
ierlichen einkommen 10000. gulden. Es hat auch dev
Churfurſt bewilliget, dem Keifer 6. Jar nach gu giehen,
hat auch desgleichen mufen alle verbundnife mit Furften
ond Stedten aufffdreiben, ond den gefangenen Marge
graff Albrecht von Brandenburg hat er gegen Hergog
Ernſt von Braunſchweig los gezalt, der ift zu Gota gee
fangen gelegen. Hergog Ernft von Braunſchweig hat
gufagen muffen, er wil fort an wieder den Keifer nicht
dienen.
aoe ee tg α -α
Denlwůrdigleiten Hand Cheifteyh's von Berwfieie. 25
Gon Wittenberg ift der Keifer nad Hall gegogen,
alda ift der Landgraff auff gnade ond ongnade bem Kei ⸗
fer gu foß gefallen, ond fich in feine hand geftalt, bat
ihn der Keifer den Duca de Alba auffheben lagen, vnd
forder dem Meifter dj Gampo antworten, ond in fein
verwahren geben, der ift der Rey. May. Oberfter Feld⸗
marſchalg. Gon Weinmar iff M. G. H. mit feinen
reutern ond fnedten nach Gisleben gesogen, alda von
wegen Key: May. dab Hauß Manffeld auffgefordert,
darauff iff Wolff von Wermßdorff ond Chriftoff Reuter
gelegen mit 4. fenlein knechten, habens von wegen Graff
Albrechts von Manffeld innegehabt, haben gebeten
gehen tags frift, wo fern fie nicht entfeget wurden, wol ·
ten fie es dem Reifer auffgeben, welds hernach alfo gee
ſchehen iff.
Der alte Hergog Heinrid) von Braunſchweig vnd
Marggralf Albrecht fein gen Hall gum Keiſer fommen.
Von Heldrungen fein wir mit M. G. H. Hergogen
Augufto nad) Dresden reuter ond knechte gezogen. Bu
Dresden hat man ons galt ond M. G. H. hat von wee
gen {eines Herren Brudern an die Landſchafft begeret,
fie wolten mit im iné Land zu Behmen, vnd die Beh:
men aud) helffen ftvaffen, welds ſich die Landſchafft be-
ſchweret, Jedoch letzlich, dieweil M. G. H. dié aus gunft
vnd nicht von recht an die Landſchafft begeret, auch deſ⸗
ſelben der Landſchafft einen verfigelten Reuers geben,
‘fein die Reuter ond knechte mit ihm ins Land gu Beh:
men gegogen vnd von Johannis bid auff Jacobi darin
gewefen, bat der König die Behmen vmb ihren mut
willen aud geftrafft.
Die Keiferliche Maieſtet iſt von Halle aus nad
Nurnberg gezogen. vnd fein Reuter ond U zum teil
VII.
2G Dentwirdigteiten Gand Chriftay’s vow Deruſtein.
zerreiten ond lauffen lagen, und mit fid) gefangen bin:
aus gefuret in guter Werwarung Johans Friederiden,
Hergogen gu Sachſen, den gewefenen Churfurften, ond
Pbilipfen, Landgraffen gu Heffen.
Vnd in kurzen tagen hernach hat die Key. Mat.
allen ftenden deb Reichs einen Reichſtag ausgeſchrieben,
ond M. G. H. hat einen Landtag gu Leipzig gehalten,
alba die Erbhulbung von de8 gewefenen Churfurften
Rand vnd der Chur empfangen, ond cin new Regiment
int Bande auffgerichtet, ond feine Hoffhaltung nad Tor:
gaw geleget, ond mit 400, Pferden nach Augfpurg auf
ben Reidhftag gezogen.
Alfo hat fid angefangen der Krieg im Rand gu
Meifien 14. tage vor Martini vnd geendet auf Johannis
Baptiftae.
Der Ulmedtige, Ewige, Barmbergige Gott wolte
vns forder vor folder ftraffe gnediglich bebuten, vnd
und erkentnus onferer funden ond bifen lebens geben,
bas wir vns erfennen vnd frömer werden, Wud) auff
dieſem Reichſtag die Römiſche Keyfers ond Riniglide
Maieſtät erleuchtet, fampt aller Furſten vnd Herren
Hertzen, das ſie fort an Gottes wort, die rechte, heilige,
Chriſtliche Lehr predigen vnd lehren laſſen, dardurch ſie
mit vns ond wir mit ihnen alſo ſemptlichen durch Chri ⸗
ſtum Jeſum, vnſern Seligmacher, ſelig werden. Das
helffe vns allen Gott der Vater, Gott der Son, Gott
der heilige Geiſt, Amen.
Dentwirdigteiten Hans Chriftoyh's von Berafteia. 27 _
Barhafftiger Bericht von den Kriegen, welde
Herpog Moris, Churfurſt gu Sadfen, ond Marg-
Graff Albrecht gu Brandenburg wieder Keifer Carln
den Funfiten diefes namens, Auch leßlich hochſt⸗
gemeldter Churfurſt vnd der Marggraff vnter ein⸗
ander ſelbſt gefuret, in welchem letzten Kriege der
Churfurſt zu Sachſen vmbkommen, der Marggraff
aber geſchlagen vnd endlich von Land vnd Leuten
geiaget worden. Welche Kriegesgeſchichte Hans
Chriſtoff von Bernſtein ſelbſt beſchrieben vnd auff⸗
gezeichnet hat. Geſchehen im Yar 1553.
Nachdem Marggraff Albrecht gu Brandenburg, der
im Land zu Francken zu der Plaßenburg ſein Hofflager
vnd Lande hat, welcher ein Son Marggraff Caſimir's
von Anſpach in Francken iſt, mit M. G. H. Hertzog
Moritzen, dem Churfurſten zu Sachſen, im 1562. Jar,
als ſein geſchworner Cidbruder wider den Römiſchen
Keifer Carolum den Funfften, einen Hertzog in Oftere
reich, von Magdeburg ausgezogen, vnd die beide M. G.
H. Hertzog Moritz vnd Marggraff Albrecht ein vorbund⸗
niß mit dem Könige Heinrich von Franckreich gemacht
wieder den Keiſer, im namen, die Deutſche freiheit vnd
lübertet gu erhalten, aud) den Landgrafen Philips von
Heſſen, des Churfurſten Schweher, den der Keifer ge
fangen gehalten, ledig zu machen. Vnd haben alſo den
Konig zu Frankreich durch das Land zu Lotringen auff
Metz, welchs der Frantzoſe eingenommen vnd beſatzt hat,
hergefuret, vnd an dem Reinſtrom nunder iad Deutzzſche
28 —Dentwicdighiten Hand Chriftoph’s von Bernfiein.
Land mit gewaltigem hauffen giehen laſſen, bis in ded
Keiſers Land, das Hergogthum Lugelburg, dorinne dan
der Frangos dem Keifer eblide Feften mit Verretherey
tingenommen ond bag Land verbrennet.
Diefer Zeit iff der Keifer vor feine Perfon in der
Graffſchafft Tyrol gu Inſprug gelegen, ond hat das gee
birge nad dem Deutfdlande, alé bie Ehrenberger Claufe
bei Fußen vnd dad ſchloß Kopffſtein an Beiern gelegen,
beſetzt.
In dem iſt Marggraff Albrecht mit ſeinen reutern
vnd knechten in zwanzig tauſent ſtarck vor Nurnberg,
die Reichſſtadt, gezogen, derer von Nurnberg Land, auch
die zwey Biſchoffthumbe Würtzburg ond Bamberg ver-
brand, gebrandfdaget, vnd fie dohin geswungen, das fie
fic) feined gefallend mit ihm haben vertragen muffen.
Sn des iff Hergog Moritz, der Churfurft, nad
Augfpurg gezogen, daffelbige eingenommen vnd vor Vlm
aud gezogen, Aber gu Vim sft der Schwebiſche Adel
gewefen, die haben dem Keifer gum beſten die Stad mit
gewalt erhalten, das der Churfurfte ond Marggraff
Albrecht daruor mit ſchanden haben abgiehen muffen.
Bon Vim iſt dec Churfurf— vor die Ehrenberger
Glaufe gezogen, darinne Hans Walter von Hirnheim
mit 12. fenlein landstnedten und 5. fenlein Welſchen
gelegen. Diefe Claufe hat der Churfurft mit feinem
Kriegsvold mit gewalt eingenommen, dem Keifer fein
Bold erſtochen, gutrennet vnd gefangen, vnd forder nach
Snfprug gezogen. Als aber der Keifer mit allen den
feinen von Snfprug weg gewefen, ift der Churfurft wie:
der ombgeferet, hat gu Snfprug nidt fdaden thun laſ ⸗
fen, dieweil daffelbige Rand nicht des Reifers, fondern
des Koniges von Vngern ond Behmen, Konig Ferdi-
nandes ift, Was aber die Keiferifdyen von gerete ond
Denhodebigheiten Hans Chriftoyh’s von Beraftein. 29
anderm gu Infprug gelafien, dis bat ber Churfurft
nemen vnd fic) darein fein Hoffgefinde und reuter teilen
laffen. Bon do an tft dev Churfurft mit feinen Reutern
ond Knechten wiederumb nad) Augfpurg gesogen ond
bat Pfalegraff Otto Heinrichen wiederumb gen Meuburg
in fein Rand eingefegt, desgleichen dem von Heide
Graff Hanfen feine Herſchafft auc eingegeben vnd
Pfaltzgraff Ott Heinrich ift diefelbige Zeit gu Augſpurg
Stadhalter gemacht worden.
Gon bo an ift der Churfurft vnd Marggraff Albrecht
beide mit ihrem Kriegsvolcke nach Frandfurt an den
Main verrudt, darin ift Herr Conrad von Honftein, ein
Heffe, mit 20. fenlein knechten vnd mit 1000. Pferden
wegen ded Reiferd gelegen. Wber die beide Herren haben
Frandfurt belegert, Conrad von Honftein hat ſich als
ein ehrlider Kriegsmann mit fdarmugeln vnd ſchießen
gebalten, aud den Sungen Hergog von Mecelburg,
Meines G. H. Ohmen, Hergog Albrechts von Meckel ⸗
burgs fon, daruor erfdjoffen.
Qn dem hat der Römiſche König Ferdinandus, der
Pfalggraff, der Hertzog von Beiern ond andere Furften
vnd Herren fic in den Handel gefdlagen ond den Rö—⸗
miſchen Keifer Carolum, des Koͤnigs Bruder, mit dem
Churfurften, Marggraffen vnd dem Reich verteagen,
darauff der Reifer den Landgrauen hat los gegeben auff
genugfame verfiderung, ond den alten Ghurfurften
Johan Friederiden auch.
Alfo iſt Hergog Morig, der Churfurft, mit feinen
Reutern ond Knedten bis in 15000. ſtarck abgesogen,
ond bat in dem Vortrage gewilliget, dem Roͤmiſchen
Koönige wieder den Turcken auff feine eigene vnkoſten
10000, man drey monat im febde gu furen ond gu bale
ten, das er dann aud gethan. Vnd hat vo Dona:
80 Dentwiirbigheiten Hand Chriftoyh's vou Berufiris.
werda, ba ber Bertrag auffgeridtet ond gemacht wor
den, fein Kriegsvolck von Frandfurt abgefuret ond gu
Donawerda auff bie Donaw gefegt ond nad Vngern
furen laffen. Alda feiner Zuſage nacfommen, vnd die ⸗
weil er in Vngern gelegen, hat er mit ſeinem Kriegs ⸗
vold dem Ronige gum beften die Stad Rab befeftigen
taſſen. J
Marggraff Albrecht aber hat den auffgerichteten Bere
trag nicht annemen wollen, ond bat mit dem Reiffen-
berger, der 10. fenlein Knecte meinem G. Hern bem
Ghurfurften gefuret, ond cin Oberfter daruber gewefen ift,
fo viel practicivet, bas er mit feinen Knechten M. G. H.
aus dem Felde entgogen ond vber den Rein fommen iſt,
ond Marggraff Albrecht hat meinem G. Herrn viel böſer
wort vnd briefe nachgeſchrieben, das ex nicht bey Ihm
blieben ift, ond fic) vertragen laſſen.
Von Frandfurt hat. Marggraff Albrecht absiehen
muffen, vnd im abgiehen bat ihm Conrad von Honftein
fein geſchutze nemen laſſen. Won Frandfurt ift der
Marggraff den Mein nunder bis gen Meing gezogen,
ond alda Meing, Speier ond rier, alle drey Biſchoff
thume ſchendlich verwuftet, geplundert, gebrandſchatzt,
gebrandt, die Stad Oppenheim, das Schloß gu Meing
vnd die Rirden ben Thum ſchendlichen verwuftet, sere
tiffen, verbrennet ond gufprenget, alfo in allen ftifften
bis an Gln graufamen fdaden vnd iranney gee
trieben.
In des Hat fid) der gemeldte Keifer Carl mit einer
groffen Zal Reuter ond Knechten auffgemadt, wiederum
gen Snfprud durd die Graffſchafft Tyrol gesogen vnd
Augfpurg wiederumb cingenommen. Won Augipurg ins
Elſas ond gen Strafburg, vnd gu Strafburg in die
Firdjen gesogen, ond darnach aus der firden gu Straß ⸗
Dentwirdigteiten Hens Chriftoph's von Berafieix. 81
Surg mit alle feinem Kriegsvolcke vber den Rein vnd
nach Mey gezogen, vnd diefelbige Stad Meg, darinne
14. Franzöſiſche Herren ond Furften bis in die 40000.
ftard gelegen, belegert.
Qn ded ift Marggraff Albrecht bis in die 20000.
ober mehr ſtarck nad Franckreich gezogen vnd bis gen
Niclas Pfort kommen. Dieweil aber zu der itzigen Zeit
die Cardinal ond Geiſtlichen in Franckreich viel ands
innenhaben, aud) faft das Regiment, welde alle gehoret,
aud gum teil gefehen, mit was Tyranney ond gewalt
der Marggraff mit ben deugfden Pfaffen ond geifeliden
vmbgangen, haben Sie ihm in Franckreich mit feinem
Kriegsvolcke gu ziehen nidt vertrauen wollen, ond haben
ihm den Paß durch Mes in Frankreich gu Fommen nicht
wollen vergunnen, ond haben Ihn bey einem Monat
an der grenge liegen laſſen. Sind mit den Practiten
vmbgangen, das fie fein Kriegsvolck eingeln von Som
abwendig madjen vnd ing Rand bringen, bas er mufte
Haugen bleiben ond mit fdanden abgiehen. Haben ders
halben Ihm nod feinem Kriegsvold bei gweyen monaten
feine befolbung geben. Es iſt auch alfo in feinem Ree
giment von Ihm gezogen der Reiffenberger ond in Frank:
reid) fommen. Als aber der Marggraff den anſchlag
vermerdet, bat er feine eit erſehen und auf einen tag
etwan mit 1500. Pferden dreyen Franzoͤſiſchen Herren im
felbe fargebalten, welche an der greng mit 3000. Pferden
Frangofen gelegen, vnd auff die Knedte, fo vom Marg:
graffen in Frankreich gelauffen, acht gehabt, damit die
felbigen vorm Marggraffen gefdugt ond von Ihnen
der Cron Frandreid gu gue angenommen worden. Mit
denfelbigen Herren vnd Ihren Reutern Hat der Marg:
Graff troffen, fie in die fludt geſchlagen, vnd die gefan=
genen mit, fic) gefubret.
32 Denlwirdigkeiten Hans Chrifteph's von Beraftein.
Nachmals, ba folds dev Keifer, der vor Mes gee
legen, evfure, bat er Marggraffen Albrecht fampt alle
feinem Kriegsvolck gu genaden auffgenommen, Ihm die
befolbung, fo ex ond die feinen beim Könige verdienet,
die er ihm ift ſchuldig blieben, begalet. Alſo ift der
Marggraff wieder von dem Könige in Frandreid) gum
Keifer fommen, vnd hat die Stad Metz heffen bela
gern. Soldhs iff geſchehen im Michaelismonde des
1552. Jars.
Dieweil aber das fterben dem Keifer ift onter fein
Kriegsvolck fommen, das ihm vor Mek bey 30000. man
am ſchelme geftorben, ift er vor Meg abgezogen nach
dem Miederlande, ond fein Winterlager gu Bruffel ge⸗
alten. Im abjuge iff der Landgraff von Leuchtenberg,
der beim Marggraffen gewefen, ond cin junger Bunaw
von Dreffig 2) erſchoſſen worden.
Vnd dieweil der Marggraff in dem Reich eine ſolche
verwuftung angerichtet, ond mit dem Frantzoſen ond
Keifer gu handeln hat, haben die Stad Nurnberg vnd
die beide Biſchoffthume Bamberg ond Wureburg ihre
Land ond Stedte, die Ihnen ber Marggraff genommen,
wiederumb eingenommen vnd befegt. Golds hat der
Marggraff nicht wollen leiden, ond den Biſchoffen ge
ſchrieben, Sie folten ihm die eingereumeten Zande vnd
Stedte abtreten, auch fid) darumb mit ihm vertragen,
Wo nicht, fo wolte ev fie mit dem ſchwert zwingen.
Hierauff die Biſchoffe, aud) Nurnberg zur antwort ger
geben, dad fie bie Römiſche Keiſerliche Maieſtät bet ver ⸗
lierung der Lehen mandiret ond ihnen befolen bette, ihr
Rand, fouiel einem Jeden guftendig, cingunemen. Go
bette er es ihnen guuor mit gewalt genommen, darumb
1) Droyſig.
Dentwhrdigtelten Haws Chrifteph's vox Veruſtein. 38
wolten fle das Ihre behalten. Darauff hat fic) der
Marggraff den winter vber wider die Biſchoffe geruftet.
Wiewol nun durd den König von Behmen, ben Pfalg-
graff Griebderidh, Churfuriten, Hergog Morigen gu Sache
fen, Churfurften, den Hergogen von Gulich, Beyern,
Wirtemberg ond andere Furften des Römiſchen Reichs,
Geiſtliche ond Weltlide, viel Vnterhandelungen erſtlich
au Egra vnd darnad gu Heidelberg, da bis in funff
gehen Deutſcher Furften gewefen fein, ond dermaffen in
Der ſachen gehandelt, das die -von Nurnberg ond die
Biſchoffe Bamberg ond Wurzburg dem Marggraffen
geben folten die beften zwey Ampte, fo im Stifft weren,
ond dargu 400000. guider, damit feined gefallens gu
gebrauden, damit diefe feindſchafften, Serruttungen ond
Verwuftungen Deutſcher Nation möchten auffgehoben
ond beigelegt werden. Solchs alles hat der Marggraff
nidt annemen wollen, ift alfo aus dem Bertrage nidts
worden. Hierauff haben fie ſich bald in ber Faſten ond
vmb die Often, der Marggraff, die von Nurnberg
vnd die Biſchoffe gegen einander geruftet ond gu felbe
gezogen.
Alſo hat. fics zugetragen, das auff einen tag der
Marggraff mit feinen Leuten vnd die Biſchoffe vnd die
von Nurnberg mit ihren Leuten auff einander geſtoſſen,
hat der Marggraff denen von Nurnberg ond den Bir
ſchoffen gwo fanen Reuter ond 6. fenlein Landsknechte
abgeſchlagen ond fie in die flucht gebracht. Als folds
geſchehen, ift er fortgefahren vnd hat Bamberg cinger
nommen, geplunbdert, die Kirchen gufprenget, das ſchlos
dabey im andeen fturm gewonnen, funff Pfaffen gum
fenfter ausgehangen, das ſchloß gurfprenget, die Stad
Fordeim vnd Hirſchaw mit menſchen ond viehe vere
rennet ond alle thore zugemacht, das tein, menfd bat
: ge
G4 — Denlwiirdigheiten Hand Chriſtoph s vou Beruficin.
dauon fommen fonnen, ond darnach beide Stiffte Bame
berg vnd Wurtzburg geplundert, gebrandt und gebrand-
ſchatzt, dad gu erbarmen iſt. Als folds das Reich vnd
der Kinig vnd Churfurften gefehen, haben, fie durd das
Cammergerichte aus befehlich des Keiſers fid) gufammen
verbunden vnd die Bundsverwandten den Biſchoffen
Hulffe geſchickt, cin iglidver feine angal, da hat M. G.
H. Hergog Morig, dex Churfurft, geben fenlein knecht
vnd ein taufent Pferde mit dem von Heide, als Ober-
ften, ond mit dem iefffteter, als der Landsknechte
Oberſten, onter welchem Bernhard von Hirſchfeld, mein
Schwager, als ein Landknecht gelegen iff. Dieſe alle
find im Stifft Fulda auff Pfingſten gemuftert vnd dem
Biſchoffe au Hulff geſchickt. Desgleichen haben andere
Herren aud gethan, G8 ift aud GHergog Philippus
Magnus, ein Gon Hergog Heinrichs gu Wolffenbuttel,
mit 3000, Pferden vnd 10000, Knechten den Biſchoffen
au Hulffe fommen.
Als aber Marggraff Albrecht der gewalt vermerdt,
hat ev die Stad Sdweinfurt mit neun fenlein knechten
befegt, ond ift mit 1500. Pferden vnd 500. Haden:
ſchutzen vber den Döringer Wald gesogen ond in des
von Sdwargburgs Land gwo meilen von Erifurd gu
Arnftad anfommen. Er hat aber nichts gethan, fondern
alles begalet, vnd von bannen durd das Land gu Dix
ringen auff die Sacdfenburg ond durch Artern, dev
Graffen von Mansfeld Land, bis gen Halberftad gezogen.
Solhs iſt geſchehen ungeferlich den adjten oder neunten
tag bed Bradmonaté diefes 53. Sars.
Bu Halberftad hat ex vber zwo nacht nicht gelegen,
bat Shm die Stad 20000, gulden gu Brandſchatzung
gegeben. Bon do on nah Braunſchweig ond in Hertzog
Ericht von Braunſchweig, vnfers Herren Sd wagers,
Dentwhcdighiten Gant Chrifteyh's von Berafiets, 8
Rand gezogen, In cine Stad Hannouer genant, vnd fic
alba geſtercket.
Mls aber M. G. H. Hertzog Morig, der Churfurft,
folds erfaren, ift ex alsbald mit felnem Hoffgefiude bis
in die 500. ftard, darunter bey 80. edellente geweſen,
gen Merfeburg ond Halle vercudt, vnd alsbald gurud
den Herren ond Edelleuten der Lande Meiffen, Doringen
vnd der Chur gu Sachſen geſchrieben, das ein iglider
mit eigenem Leibe bei verlierung feiner Lehen auff den
Dienflag vor With, dad waer der neunde tag des Drach ⸗
monats, in die Stadt Ofdhag anfommen folte, wie er
Ihm gu dienen fhuldig, Da er auch mehr Pferde Fonte
aufforingen, fol im folds an feinen Pflidtigen Dienſten
nicht nadhteilig fein, vnd ſich bieran nidts, dann Gottes-
gewalt verhindern laffen.
Dieweil ader Hans von Wurgewitz gu Groffen Sedelig
am reiffen, ond id wegen des falles, den ich vmb Mare
tint diefes 52. Jars gu Otterwiſch gethan, von wegen
des ſchwindels im Kopffe vnd meiner bdfen beine nidt
fort fommen koͤnte, haben wir durch einen eigenen boten
ſolchs feiner Churfurſtlichen Gnaden gen Rorthaufen ins
Rager vermeldet, gleichfals der Regierung den Rethen
folds angeseiget, damit feine Churf. G. nidt darfur
achten folten, wit wurden fonften auffen blieben. Ich
habe aber feiner Churf. G. drey gerufteter Pferde gue
geſchickt, Wiewohl ich nicht mehr dann mit zwey Pferden
gu dienen ſchuldig.
Es hat aber der Churfurft in einem monbden in die
act taufent gerufter Pferde ond 10000. guter Lands ·
knechte zuſammen bracht, Dann Hergog Heinrich vow
Braunſchweig mit 7000. Knechten vnd 4000. Pferden
gu ibm ſampt zweyen ſonen kommen iſt, Alſo iſt mein
G. H. vnd Hertzog Heinrich von Braunſchweig mit
36 Deukwhrhighsiten end Chriftoph’s von Beru ſein
zweyen Ssnen ond Ihrem Kriegsvolck auff Halle, auff
Halberftad, auff Sangerhaufen durd Duringen ins Sand
gu Sachfen gezogen, vnd fein vor Braunſchweig die Stad
vbergezogen. Es ift aber onter wegen der Furfte von
Plauen wegen ded Römiſchen vnd Behmiſchen Königs
zu dem Churfurſten gen Northauſen kommen, Aldo hat
der Konig ond von ſeinet wegen der Furſte von Plawen
ond vnſer gnedigiter Herr Hergog Morig, der Churfurfte
gu Sachſen, ſampt denfelbigen bundsverwandten Marge
graffen Albrechten vnd feinen helffern abgefaget, ond dene
felbigen abfagebrieff in den Druck gehen laßen, vnd fole
gende gwo meifen von Hannouer in Hergog Erichs von
Braunſchweigs Land an der Quneburger Heide den Sone
tag vor Margareta, welder war der ander tag ded Heue
monats, vmb gwey vbr nach mittage iff M. G. H.
Hergog Morig, der Churfurft, vnd Hergog Heinrich
von Braunfdweig mit feinen Sönen ond ihrem Kriegs-
volck auff den Marggraffen Albrechten ond fein Kriegs⸗
vold geftoffen, der bey ihm gehabt-bat bey 4000. Pferde
vnd 15000. Knechte. Solchs fol geſchehen feyn bey
einem Teiche an einem Mohre, da der Marggraff in fei-
nem Vorteil gehalten. Alda hat M. G. H. der Chure
furſt den Marggraffen angegriffen in feinem Vorteil, ebe
Dann M. G. H. Knechte dagu kommen fein, vnd hart mit
den reutern an ibnen gefagt, ond ibn mit Gottes Hulffe
geſchlagen, feine reuter vnd aud feine Knechte. Diefe
ſchlacht hat gewebret von zwey abn nad mittage bis gar
in die nacht, ongeferliden 6. ftunden. Der Marggraff ift
Perfonliden etwan mit 1000. Pferden daruon fommen,
dann die nacht ift vor der hand gewefen. Auff der Malftad
ift beiderfeig blieben 5000. menſchen fod, vnd 5000. fands-
knechte fein gefangen worden, ond haben geſchworen, in
etzlichen monaten, wieder dad Reich niche gu dienen.
Denbolchigheiten Hans Cheieyh's ven Mervfieis, 37
Dem Marggraffen fein fa alle fetne befehlichsleute
gefdofien vnd vmbbracht worden, ond der Marggraff
ift durch einen arm gefdoffen worden. Claus Berner
ift gefangen worden, vnd in Hergog Heinrichs hende
fommen, Otto Kundiger ift cin Fenrid bey dem Marg:
gtaffen gewefen, der ift erftocen worden, ond fonften
ſehr viel befehlichsleute ond vom Abel erſchoſſen vnd er-
wurget, derer namen man nidt kennet.
Vnfers teils ift leider gefhoffen worden M. G. H.
Hertzog Morig der Churfurft, das ex am Dienftage hers
nad), das ift der vierde tag ded Heumonats auff ber
Wahlſtad im gezelt auff den morgen frue am Dienflage ~
geftorben ift, dem der barmbergige Gott wolte guedig
fein, dann er iff Gott lob Chriftliden, bededtig ond wol
geftorben, hat allen feinen feinden vergeben, aud ein
Chriſtliches Teſtament verordenet, ond darauff den Leib
vnd blut Chriſti nach Chriſti einſetzung genommen, von
dem alten Hofe Prediger Herr Johannes Weiſſenberger
gu Meiſſen, ond iſt alfo in Doctor Johan Neffen, ſei⸗
nes eibargtes, armen in Gott verfdhieden. .
Mehr. fein tod blieben Hergog .Carl Victor vnd
Hergog Philip Magnus, beide Sine Hergog Heinvichs
von Braunſchweig, Item der Hergog von Luneburg,
der die Hofefane gefuret, ift hart gefdoffen. Item cin
Graff von Beichlingen, der die Doringer fane gefuret,
ift tod blicben, Stem Midel von Schleinitz, Dig von
Haugwig, Cafpar von Miltig, Nickel Grenfing, Nickel
von Techwitz feind alsbalb tod blieben. Stem Baftian
von Walwig, Hans von Diffaw, Rudolff von Bunaw,
zween Heinrid) von Bunaw gu Oreffig. ond auff dem
Weißenſtein >), Dietrich von Schönberg gu Zſchochaw,
1) Beſenſtein.
38 Dentwhrbigtetten Gans Chriftoph's von Veruſtein
Bbrg BVitzthum, Ernft von Starſchedel, Georg von Schoͤn ⸗
feld von Wada *), Hans von Miltig von Batzdorf, der
Reuffe von Plauen, Seidelig ond andere mehr vom Adel
ſehr viel, das man ihrer fieben wagen vol wund aus bem
lager gefuret bat, fein barte gefdjoffen und verwundet
worden.
Alſo hat fid) diefer Bug geendet. Sein vber die
Meißniſche Fahne Befehlichsleute gewefen Baſtian von
Balwig, Here Otto von Diffaw, Heinrich von Bunaw
auff Weifenftein ond Wolff von Sdhinberg gu Maren
Hat die fane gefurt. Vber die Diringer fane ift gewefen
Wolff Koller, Heinrich von Bunaw gu Dreffig, Jorge
Vigthum von Cdftedt vnd der Graff Seliger darnach
Marſchalg hat die fane gefurt.
Vnſern Herrn den Churfurften haben die Vande mit
Groffer trauer gen Sreiberg in Meiffen gefuret, vnd alda
in die Thumkirchen begraben, vnd vber fein grab die
fanen, die man dem feinde genommen, halb geftedt, die
anbern fanen hat Hergog Heinrich von Braunſchweig
bebalten.
Vnd von vnferm Geſchlechte von Beruftein iff die
fen Zug feiner mit gewefen, dann Vetter Haubold gu
Ottendorff, dem ift fein Pferd erſtochen worden, er ift
aber Gott lob obne ſchaden daruon kommen. Mit ibm
fein denfelbigen Zugk gewefen meine Knechte ond Wolff
von Rotwerndorff dafelbft. Sonſten ift vnfer feiner mit
gewefen, aud diefen vrfadjen, Magnus mein bruder ond
Ich fein beide den Sommer krand gelegen. So if— Bete
ter Hans von Gernftein in der Regierung Hoffrath gee
wefen, der dienet mrit einem Pferde, Heimich von Berne
ftein, fein Bruder, dienct auch mit cinem Pferde, der if
1) Wachau.
Dentwirdigheiten Hand Chrifteph’s von Beraficix. 39
nicht daheim gewefen, die haben iglider ein Pferd gee
fdidt. So darff Walsig, Walter ond Matern gebrudere
von Bernftein feiner mit feinem Pferde dienen, dann fle
fein frey. Vnd diefer rite hat von anfang bis gum ende
ſechs wodjen gewebret, ift alfo in einer furgen eit grof:
fee ſchade geſchehen. Vnd auff Faßnachten im 52. Jahr
zog vnſer Herr vnd Marggraff Albrecht aus mit einander
als Eidbrudere aus Ihrem Lande, vnd itzund auff Jacobi
im 53. Jahr ligt vnſer Herr vnter der Erden, vnd haben
die bruderſchafft leider vbel ausgeteilet.
Dieweil dann vnſer Herr tod iſt vnd keine manliche
Erben hinter Ihm gelaſſen, Sein alle dieſe Lande
Hertzogen Auguſto, nunmals Churfurſten, angeſtorben,
welder gu dem mahl im Konigreich Dennemarck mit ſei ⸗
nem Gemahl bey König Chriſtiano, einem gebornen
Hertzogen von Holftein, -gewefen iſt, denn er deſſelbigen
Königs tochter gu einem gemahl gehabt. Deme haben
die Rethe vnd Landſchafften geſchrieben, das er kommen
ſol, vnd als ein Herr vnd Erbe die Lande einnehmen.
Der Almechtige Gott helffe Ihm glucklichen vnd ſeliglichen
herauſſer vnd gebe Ihm ſeinen heiligen geiſt, das er mit
klugheit, weißheit vnd vorſtande ſein Land Chriſtlichen,
ſeliglichen vnd ehrlichen regiere vnd beſchutze, das helffe
Ihm vnſer lieber Herr Jeſus Chriſtus, Amen, Amen.
I. Gin Jacobaͤer.
Theophilus Jacobaãer war der Sohn eines würtembergi ·
ſchen Geiſtlichen, der, nachdem er 55 Jahre im Amte gee
ſtanden, durch die Wirren der Beit noch ind Gril getries
ben wurde, in dem er im 88. Lebensjahre geftorben ift.
Sein genannter Sohn hatte ein Unterkommen in Pirna
gefunden und lebte dafelbft, als Apotheler, Sechſer und
Steuereinnehmer, in achtharen Verbaltniffen. Seinen
Dank bewies ex der neuen Heimat bei einem Vorgange,
ber den ex felbft Folgendes beridtet bat:
„Als An. 1639 die Schweden die Stadt Pirna
innen batten, die Chur⸗Sächſiſchen Trouppen aber von
aufen ber um die Stadt herum lagen, und jene zur Ueber-
gabe der Stadt ndthigen wolten, fo war ber Tag ſchon
gefeget, die Stunde beniemet, und die Brenner waren
commandiret, bas Feuer-Gerathe war allbereit veranftal-
tet, und der Trommelſchlag folte nur geſchehen; fo that
id) neben andern etlichen Herren, und überbliebenen Biire
gern, dem General-Felb-Marfdall Bannern bei ber Pforte
am BWaffer-Raften noc einen Fußfall, und bat, die Stadt
mit Grand gu verfdonen. Da er uné nun auf den
Knien liegende alfo anvedete und fagte: Wir folten uns
paden; wolte unfer Landes-Fürſt dee Stadt nicht ver-
ſchonen, und und herauffer fengen, warum nicht er als
Gin Jacobéer. 41
ein Soldat und Feind dieſes thun folte? Da ftand id
auf von meinen Rnien, und rief laut: Ey haben wir
bier keine Barmherzigkeit, fo wird uns Gott gnädig feyn
und die Tyrannen ftirgen. Da wendete ſich Banner
gorniglidh gegen mid) um, und drobete mir mit feinem
Stabe. Rachdem nun bierauf faft alles Vol aus der
Stadt hinweg gefliichtet, und über bas Wafer war, fo
blieb id) nod) in meinem Haufe, und raͤumte, wegen ber
FZeuers · Gefahr, mein nod) übriges in Keller. Mitten in
folder Urbeit fchidet ber Oberfte, Samuel Oefterling,
als welder nidt allein bisher mit feinem Regimente in
hieſiger Beſatzung gelegen, fondern aud) von feinem
General, Sen Brand der Stadt gu vollgiehen, beordert
war, einen andern Pirnfden Mann gu mir, und lief
melden, daß id) auf cin nothwendiges Wort alfobald zu
ihm fommen foll. Anfänglich ſchlug ich es ab. Wein
auf nodmaligeds Berlangen, daß mir und der gangen
Stadt daran gelegen ware, fo vergaß ich das meinige,
und ging an den verborgenen Ort, den er mir hatte
beniemen laſſen, und ba ſprach er: Mic jammert der
armen Stadt, daß fie ganglid fol ruiniret werden,
madet euch bod) alfobalb auf gu der Ghurfiirftl. Frau
Bittwe 1) nad ichtenburg, und bringet ciligft eine
Intercession aué fir die arme Stadt. Da antwortete
id und fagte: Ba Here Obrifter, ihr wollt mid aud
aus der Stadt von den Meinigen vollends bringen, wie
bie andern Birger. Außer dem bin id) müde (nemlich
wegen des Raumens) und Fann nicht fortfomnten.
1) @8 ift die Witwe Kurfürſt Ghriftian’s 11. gemeint, Hedwig
(geb. 5. Aug. 1581, verm. 30. Aug, 1596, Witme 23. Juni 1611,
t 26. Nov. 1641), dee Koͤnigs —* IL. vor Dénemarf und ber
Sophie von Medlenburg jingfte Sodter.
a2 Gin Jacobéer.
Darauf fagte ex: Ich will euch mein Pferd geben, daß
iby reiten fonnet, und follt ihr es and) gu Tode reiten.
Da merdte ih, daß es Ernft fey, und fprach: St <6
fein rechter Grnft, fo fomme er mit mir auf eine Site,
daß wir recht mit einander reden. Dieß geſchahe, und
id verlangte vor ihm, daß er mir bier unter freiem
Himmel cinen Eyd ſchwören folte, dergleichen ich auch
thun wolte, und das thate wir beyde. Ueber dieſes
begebrte ich cin würckliches Zeichen von ihm; darauf
gab er mir feinen PetfchiersRing vom Finger, und fagte:
Ich folte ihn ja nicht anfteden, fondern heimlich vers
bergen, daß et nicht etwa in feiner Qeute Hinde fommen
und ibm grofe Gefabr bringen möchte, welded ich auch
alfobald in feinem Beyfeyn that. Darauf lies er mir
fein Pferd vorziehen, legte felber die Piftolen in bie
Halftern, und id fegte mid) im Namen GOttes auf,
und: ließ mich mit dem Pferde über die Elbe führen.
Darauf fieng es an ftard gu regnen, ich aber nahm dod
meinen Hut ab und bat meinen GOtt herglich, er wolle
Glück gu meinem Vornehmen geben, und ſprach: Rieder
GHtt, iff dic mit meinem Blut gedient, gur Rettung
biefer armen Stadt, fo gebe id) meinen Halé gerne Her.
Und fo ritte id) fort. Unter einem Dorffe traf id den
Cantor und nod einen Birger von Pirna an, die bat
ich, fie folten zurücke fehren, und, daß id) nach Dreßden
wolte, meinen Weib und Kindern 4) fagen, und fie alle
1) Gr mar alfo fo eilig abgereift, daß er felbft diefen nidts wiſſen
laffen. Seine Frau hieß übrlgens Anna Am Ende. Sein ditefter Sohn,
M. Daniel (Johann?) Reinhard Jacobaͤer, der gu jener Zeit in Wits
tenberg fludirte, 1641 aber Informator bei einem ſchwediſchen Obrift-
lieutenant Hand v. Jurges wurde, iſt nachmals (1653) Paftor in Sanda
und 1663 Diafonus in Pirna geworden und hat mit gwet Frauen
1G Kinder erzeugt. Gin anderer Sohn, Johaun Heinrich, ward Maths:
ix Sacobier, ; 68
fleifig beten Gelffen, und gab ihnen gwey Gitronen, die
idy noch im Keller brig behalten hatte, die folten fie
meiner Frau bringen. Ws id) nach Loſchwitz tam, wolte
mid niemand: iiberfegen, weil es bey hoher Straffe vers
bothen, und in folder Finfternif mir aud tein Bote den
Weg weifen wolfe, bis ich einem Bauer-Jungen einen
gangen Thaler gab, und dargu in Dresden cin paar
Schuhe verfprad. Da id) auf den Berg fam, ſo kamen
zwey Compagnien Dragoner, die umvingten mid, nabe
men mith als einen Spion gefangen; ich aber verlangte,
fie folten, mid) zu ihrem commandirenden Officier fuh ⸗
ren, und da fie fagten, es fey Rittmelfter Junghans, da
fprad ih: Gy den fenn id) wohl, und er mid aud,
ich bin ein redlicher Mann. Der Rittmeifter Harte die
feb alles in der Nahe, und fagte: Ja ich habe euch wohl
gefannt, ihe feyd cin ehrlicher Mann gewefen, ich weiß
aber nit, ob ihr es nod feyd, ihr kommt von unferm
Feinde. Da ih ihn nun hörte reden, fo bath ich ihn:
Er folte mit mir auf die Seite reiten, fo wolte ich ibm
meine Gerrichtung fagen. Wein ex wolte nicht trauen,
da ich dod) weder Biichfe nod) Degen hatte ), fondern
ließ bey einem Dragoner an der Lunte cin Wachs-Lidt
angiinden, und beſahe mid) wobl, und cilte mit mir bey
ſeits. Db ich ihm nun gleich meine Abſicht entdedt hatte,
fo fprad) ex doch: Ihr feyd mein Gefangener, und weil
bere und Steuereinnehmer in Pirna, + 1695, und von deffen Soͤhnen
ward Giner, Dr. Andreas Jacober (+1719), Stadtphyficus in Pirna,
ein Anderer, M. Heinrich Jacobder, Paftor in Ottendorf. Der Lestere,
der am 5. Jan, 1722 im Beideftuhl am Blutfturge ftarb, ward der
Bater ded Profeffors an der Mitterakaremie ju St.s Petersburg , Karl
Heincid, und deb leipziget Buddrucers und Budhindlers Friedrid
Gotthold Yacobéer.
1) Aber dod die Piftoten.
44 Gin Jacobier.
ihr nad Dreßden gedentet, fo will ich euch mit vier Reue
tern und einem Wachmeiſter dabin fenden. Um 10. Ube
deb Nachts famen wir nad Wht» Drefden 4), und id
mußte abermal ded Feindes und meinen Vorfag melden.
Als nun der Obrifte Schlieben diefes von der Stadt
Pirna hirte, ſchrieb er alfobald ein Hein Zeddlein, und
ſchickte es im Poft: Kaſten über die Bride’, wo es bine
gebirte. Bald fam bie Ordre: Man folte mid cito
einlaffen, und ba id) unter das Haupt-Thor fam, ftand
unter andern der Stadt-Hauptmann Wallwitz da, welder
mein guter Freund und Bruder war, der freuete ſich meiner,
und fagte: Wenn ich nur nidt als cin Spion ausgegoe
gen ware, fo ware es ihm hertzlich lieb, lief wieder bine
ter mir gumaden, und führte mid gum Churfiirften.
Diefer empfierg mid gnadigft und fragte: Wie ſteht es
droben? Darauf antwortete ich: O wie freuet fic) mein
Here, daß Ew. Churfürſtl. Durchl. friſch und gefund
ich wieder fehen fol, welded id) nimmermehr geglaubt,
weil mir die Schweden gar offt ben Zod gedrobet, barum,
daß id) ihnen die Wahrheit gar unerſchrocken gefagt;
Und fo ftehet es droben, gnadigfter Churfürſt und Serr,
fie find Willens, die Stadt gu verlaffen, jedoch guvor
in Brand gu fteden. Da fragte der Herr, wober ih
bas wiſſe? Da fagte ich: Sie haben Thürme, Saltz ⸗
Haus und viele andere Häuſer mit Bier Faffern voll
Stroh und Pech Krangen angefiillet, die Stadt Mauern
demoliren fie jegt, und im Abzuge foll der volle Brand
erfolgen und fo und fo bat mir der Obrifte Oefterling
gefagt. Hier ift das Pfand von feiner Hand und Finger,
und übergab dem Churfiirften den Ring, unten aber
ſtehet dad Pferd. Da ſprach der Churfiirft: Warum
1) Go Hief damals die jetige Neuftadt.
Gin Jacobier. “6
thut der Obrifte Oefterling diefes? Da fagte ih, dad
weif id) nicht, vielleicht gedendet er, weil ex cin Landes ·
Sind ift, dadurd) Dero Gnade wiederum gu erlangen.
Run, ſprach der Churfürſt, er fol einen gnadigen Herrn
an mir baben. Ich aber fagte: Run fo bitte ich um
die Barmbergigheit GOttes willen, Sie wollen dod etwa
durd hohe weiblide Gand nur ein Wort abgeben Laffen,
zweiffle nicht, wenn es geſchehe von der Chur-Pringeffin
Sr. Magdalene Sibyllen 4), welche wegen des Hauſes
Brandenburg mit dem Konig von Schweden verwandt
ift, GOtt wird Gnade geben, daß wir und unfere Kinder
und Kindes · Kinder fie als Mutter, und Erhalterin der
armen Stadt werden preifen miiffen. Rach woblgepfio-
genem Rath (ohngeachtet etliche diefen Rathſchlag were
werffen wollten) ward alles gar glücklich erhalten. Der
Churfürſt gieng felbft bey einer Wacdhs- Fadel in der
Chur · Prinzeſſin Gemach, trug ihr das Werck felber fiir,
und fie unterſchrieb einen in Gil geſtellten Brief willig,
und eiligft. Den brathte mir dex Churfürſt ſelbſt, wünſchte
mir Olid auf den Weg, und ordnete mix wiederum -
etliche Reuter aus der Veftung gu, und id) ward früh
zwiſchen 4 und 5 Ube durch das Shor über der Brücken
herausgelaffen. Da es Zag ward, kehrten die Dreßdeni ⸗
ſchen Reuter wiederum guriid, und id fam endlich
glüůcklich nad Ropig (diefed ift ein über der Elbe in
Pirna eingepfarrtes Dorf), da mein Weib, Kind und
viel andere meiner warteten, und denen id) auf die
Frage, was id) Gutes mitbrachte, zuſchrie: Alles Gures,
1) Geb. 1. Rov. 1612, eine Todter des Markgrafen Chriftian
von Brandenburg sBairenth, am 13. Nov. 1638 mit dem damaligen
SKurpringen, nadberigen SKurfirften Johann Georg Ml. verméslt,
+ W. Marz 1687. Sie war Gefdwiftertind mit dem Bater der
Gemablin Guftan Arolf's.
46 Gin Jacobaͤer.
aes Gutes, dem Höchſten fey Dank gefagt! Ich wolte
fiber dad Waſſer in die Stadt. Wein Fein Kahn und
fein Mann war da, fondern ein Junge fam mit einem
Fiſcher · Kahnlein, das wolte ich brauchen, und das Pferd
beyher ſchwimmen laſſen. Allein, da wir vom Lande war
ten, fam ein barter Mirbels Wind, und das Pferd rif,
ba fprad id): Ich Habe mein Leben gewagt, und unter
Feuer und Feinden erhalten, alles wohl ausgeridtet, und
foll jego erſauffen? Jedoch auf mein Zufdreyen kriegte
id aus der Pofte (welches abermal cin nüchſtgelegenes
Dorf ift bey Piena über der Elbe) ein groß Gefäß, und
fam in einer halben Stunde glücklich über. Ob ich nun
wol ſehr miide war, fo mußte id bod nebft Herr Johann
Kadnern, Bornehmen des Rathés, und Herr D. Gottfried
Hangfdhmann nod auf die Zehiſt (welches abermal nabe
bey Pirna ein Dorf ift) und dem General Banner den
Brief ſelbſt übergeben. Als diefer den Brief mit Be
ſtürtzung gelefen, fprad) er: Biſt du der Reichtfertige
der das Werd getrieben hat und fagte weiter braufende:
Bey dem Commanbdanten in der Stadt folten wir Ant-
wort haben. Gin gefangener Obrift-Rieutenant, Vitz ⸗
thum, gieng mit Herr D. Hangfdymann, und Herr Kad ⸗
netn, ein wenig voran weg nad der Stadt gu, und da
ich Diefen folgete, fam ein Page inter uns her gelauffen,
und ſchrie: Der den Brief gebracht, follte wieder gum
General fommen. Da fagte in dem Umbehren der ge-
fangene Vigthum: Mid dauert der redliche Mann, denn
id habe gebirt, daß er im ſchwarzen Regifter bey dem
General fey, weil er harte Reden geführt x. Allein der
General fragte mid nur um Dreßdniſche Sachen, was
für Bold, wieviel um und in der Weftung x. darauf
ich immer geantwortet: ich wüſte es nicht. Nach unferer
Zurückkunft in die Stadt gingen wir zum Commandanten
Gin Jacobier. 47
Isbitzky, ber trank mit feinen Officieren und andern das
Valet, und fagte zu mir und gu den übrigen: Ihr leicht-
fertigen Reute feyd nicht werth, daß ihr einen folden
guten Accord befommt, ihr feyd aber dod nicht gar
durch, id muß aud) meine Gebiihren, gum wenigften
4 ober 5000 Reichsthaler haben fiir ben Brand, und drei
Gloden gehiren meine, da will ich dich (hiermit meinte
ex mich) mit wegführen, und nod) ein paar reiche Gee
feflen darzu, gehe du nidt weg, bis id Burgemeifter
Bernern und Burgemeifter Rafffen gefunden habe, da
folt ihr nicht 08 fommen, bis ihr mir einen Wechſel
nad Hamburg werdet gemacht haben, wil auch alfobald
einen Corporal und zehen Mousquetiers fdiden, und
fie ſuchen laffen. Darauf fagte ih: Here Obvifter, aft
ex fie mit Soldaten fuchen, fo ift es umfonft, fie find
verkrochen, ich will fie holen, und mit guten Worten here
bringen. Darauf trund er mir ein groß Glaß gu, und
mepnte, er hatte fie fchon gewif. Id) gieng weg, foll
aber nod) wiederfommen, und ſchlich gu dem Obriſten
Defterling, und melbete ihm meine glückliche Verridtung.
Diefer freuete fic), und hatte eben die Ordre des Abzugs
befommen, die er alfobald vollzog, und herumſchlagen
fief, daß bei Leib · und Lebens · Straffe ſich Fein Schwede
fanger in der Stadt halten ſolte, und muſte alſo aud
diefer Feind, Jebigty, mit fort. Dee Obrifte Defterling
fagte noch: Beil fie dod, nad) SoldatensManier, die
Thürme, das Salg- Haus und ihre andern Poften, ans
brennen wiirden, fo folten wir fleifig loͤſchen, daß dad
Feuer nidt weiter rif, welches legtere durch GOttes
Gnade aud nicht geſchehen ift.”
IIL Sige aus dem 17. Jahrhunderte.
Heinrich Spilner, Notar. publ. Caes., der um 1600
gu Dresden geboren worden und nod) 1670 dafelbft lebte,
gab 1661 cine Schrift vom Urfprung Wlten- Dresdens
heraus. Darin war u. a. bei dem Sabre 1615 Folgendes
erzäͤhlt worden:
„Als Ihre Ehurfurfliche Gnaden Hertzog Johann
George der Erſte mit Seiner Gemahlin Hoflager gu
Zwickau ufm Schloſſe gehalten, und eins Tages beym
Forftmeifter gu Werda eine Mteile-darvon, gu Gaſte gee
wefen, und Ubends wieder zurück in die Stadt fommen
wollen, deswegen aud) der Rath und Buͤrgerſchafft mit
ihrem Gewehr und Lieberey“ (Riveee, Uniform) ,,untere
thanigft auffgewartet, als es aber abendé umb 9 Uhr
kommen, baben fie vermeynet, der Churfürſt fame nun
nicht, daß nod offene Frauthor gugefdloffen, und fid
geleget, umb 12 Ubr um Mitternadht fommen hidft-
gedadte Ihre Churfl. Gn. finden das Shor gu, und
gwar eine Wade darbey, aber die Schlüſſel haben fie
nicht finden fonnen, daritber Ihre Churfürſtl. Gnaden
bermaffen entriift, fie ungnddig angefeben, daß er umb
ben Graben und binten gum Schloß hinein ziehen miif-
fen, und nod) in folder Nacht alle drey Buͤrgermeiſter,
Kratzbeern, Rehebolden und Fabern, in Banden und
Rage and bem 17, Jahthundert. 49
Gifen ſchlieſſen und ihnen friihe morgens ben Henker
vorftellen laffen, da ift Zeit umb Gnade gu bitten gee
wefen, wiewol es bart gebalten, und find in ebliden
Stunden die Thor · Schluͤſſel die niemandés in der Eyl
finden können, in einer Raternen gelegen, die Bürger ⸗
ſchafft hat umbftindigft unterthanigft vor die Birger:
meifter lange bitten miiffen.”
Ueber diefe Erzäͤhlung beſchwerte ſich der Rath gu
Zwickau, worauf aus dem Oberconfiftorium cin Decret
erging, worin es hieß:
„Demnach vor dem Dchl. Churf. gu Sachßen und
Burggr. gu Magdeburg Johann George den Andern 2c.
Diirgermeifter und Rath der Stadt Zwickau ſich aber
Heinr. Spilnern allhier, daß felbiger in einem gum Druck
gegebenen Tractaetlein, fo er cine Befdreibung Wit
und Reus Drefden tituliret, ein Factum, fo ſich Anno
1611 in Zwickau bei damabliger Antunft Sr. Chfl. Dchl.
nunmehro in Gott rubenden Hochgeehrteſten gnadigen
Hrn. Vaters und Gevatters vorgegangen feyn follte,
ungleid) der Stadt und befagten Rathe gum Schimpff
unndthiger Weiſe angeführet, beweglichſt beſchweret und
um Beſtrafung des Tichters und Confiscation der
Exemplarien angefudt.
Hierauf Se. Chfl. Dchl. durch Dero anhero verord-
nete Gangler und MRathe bemelten Spitner über diefe
Bezichtigung und erwehnte Klage vernehmen laſſen, der
denn fein unbefonnencs Beginnen bald erfennet und bee
reuet, Darneben fic) gu Ehren-Erklärung und Abbitte ane
erboten. Go find nicht allein die vorhandenenExemplaria
auf Hichftgedachter Sr. Chfl. Dchl. Ober Consistorii
Anordnung alfobald confiscirt *), fondern auch durch
1) Das , Magazin der Sidf. Geſchichte“, welded dieſes Curiofum
itive slack TT 35) Sonbortee WBeie biecu: gba tam 0B
vil.
oe
50 Zige and bem 17. Jahrhundert.
GCangler und Rithe beyde Theile am 11. Dec. vorgeladen
worden, Da denn in Gegenwart der Zwickauiſche Ab⸗
geordnete Gevollmddtigte D. Wolffgang Andreae Reigers
und Hanfen David Thielens mehrbefagter Spilner fig
nadhfolgender Geftalt öffentlich erflaret:
Daß dadjenige, was in angesogenem vermepynten
Tractaetlein gu befinden, ex nicht gu Schimpff und
Nachtheil des Raths gu Bwidau darein gebracht, fone
bern weil er Anno 1615 davon gehört, daß diesfalls
etwas vorgegangen und wie er anjego vermerfte, es uns
gleich angenommen, aud zur Ungebühr im angeregten
Tractaetlein davon Ervahnung gethan, mit bitte ihm
dieſen aus Unbedadht begangenen Fehler gu verzeihen
und feinem Unverftand und Alter)) beymeffen, wiifte von
bem Rath, ihren Vorfahren und der Stadt Zwickau,
nichts anders denn alles Liebes und Gutes nachzuſchrei⸗
ben und nachzuſagen; Welches ex hiermit öffentlich vor
Gangler und Rathen, wie aud) des Raths gu Zwickau
Ubgeordneten und hiergu abſonderlich Gevollmadtigten
mit Mund und Hand begeuget, und gu Betrafftigung
folder feiner gethanen Ehren⸗Erklärung befagten Gevolle
midtigten die Hand gebothen und deprecirt haben
wollte. .
Mit welder Ehren GErflarung und Wbbitte befagte
Gevollmidtigte gufrieden gewefen, hierauf Spilnern
vermuthlid aud, daß diefe fonft gar nidt widtige Piece in kurzer
Beit 12 Auflagen hintereinander erlebte.”
1) Es {ft fein hohes Arter gemeint, waͤhrend fonft gewoͤhnlich die
Jugend alé Entfduldigung fir Unbefonnenbeiten dienen mus. Hat
man viclleidt an die Geſchwaͤtigkeit des Alters gedadt? Die Sade
iſt aber, es wird hier gufammengezogen, was weiterhin ridtiger gee
fondert wird: die Unbdefonnenbeit mird dem Unverftande zugeſchrieben
und dad Alter ervegt das gum Straferlaß führende Mitletd.
Sige aus dem 17. Jahrhundert, 51
nod) bargu einen Gerweié gegeben und ſich hinkünftig
dergleichen gu enthalten ernftlid) eingebunden. Die vere
diente Beftrafung aber in Anfehung feined hohen Alters
und daß er dieſe Bezüchtigung mehr aus Unverftand
als etwa aus Vorſatz begangen, aus Gnaden erlaſſen.
Daritber gegenwartiges Decret gu finftiger Nachricht
abgefaffet und unter dem GangleisSecret audgefertiget
worden. Gefdehen in der Residenz: Stadt Drefiden
am 12. Dec. Anno 1661.”
Es ift dabei gu bemerfen, daß in dem ganzen Decree
durchaus nirgend mit Beftimmtheit gefagt wird: der
Vorgang, deffen Erzählung ftrafbar befunden wird, fet
nicht wahr. Man fagt nur: feine Erzählung fei une
nöthig gewefen, und Spilner bereut die Mittheilung,
weil ex vermerft, daß fie ungleid) aufgenommen worden,
Miter ift gu bemerken, daß diefe Mittheilung nicht alé
dem Andenfen des Kurfiirften, fondern nur als dem Rufe
der Stadt Zwickau prajudicirlidh betrachtet wird, ſodaß
man alfo die Befduldigung, in der Stadt Zwickau fei
ein Heiner Schildbiirgerftreid) begangen worden, fiir eine
weit ſchlimmere gebalten bat, als die, daß der Rurfiirft
ein folded Verfehen mit dem Henker habe ftrafen wollen.
Im Uebrigen war Johann. Georg L gwar nidts wee
niger als cin blutdürſtiger Zyrann und hat Niemanden
ohne Urtel und Recht henken laſſen; daß er aber in
jlingern Qabren etwas aufbraufender Natur war und da
in feinen Drohungen den Mund etwas voll nahm, dafür
finden ſich aud) nod andere Zeugniffe. Go war er einſt
ſehr ungnadig darüber, daß ein Hirſch, ,,fo ſich bishero
an der Mulde am Kitternerberge nechſt an Rochlitz auf
gebalten”, bei der am 16. San. 1629 gehaltenen Koppel
jagd des Raths gu Rodlig von deffen Hunden angetrof:
fen, auch des andern Tages todt gefunden worden, dabei
89 Sige onB dem 17. Jahrhundert.
aber die redjte Stange verloren gegangen war. Den
Hirſch Hatten die Jager natürlich, als gur hohen Jagd
gehörig, dem kurfürſtlichen Wildmeifter ausgelicferts der
Kurfürſt wollte aber aud) die rechte Stange haben, und
erließ cin Refcript vom 28, Januar 1629, worin er gue
vörderſt fein „ungnädigſt mißfallen“ ausfprad, daß nidt
beſſer aufgeſehen worden. Wenn ſich dergleichen Thiere
an ſolchen Orten, wo die von Adel, Räthe in Städten
und Andere die Niederjagd hätten, fänden, ſo ſollten
dieſe gewarnt werden, ihre Jagden einzuſtellen und
„etwas in Ruhe“ zu „ſtehen“. Weiter heißt es: „Und
Weil Wir die Rechte Stange kurzumb wieder haben,
und unverlohren wiſſen wollen: Als begehren Wir
Du wolleſt, ſolche, bey Vermeydung anderer Anord ⸗
nung, fo Bir ſonſten wieder Did und die Knechte die ·
fer Refier Gorgunehmen bedacht, gur ftelle ſchaffen,
aud bey den Biirgern die 2 Hunde, welde den Hirſch
vermuthlicy niedergezogen haben, abfordern und zugleich
mit einfenden, Do Du aud hinter den redten Grund
nicht fommen könnteſt, So haben Wir den Rath gu
Rodlig befohlen, die Raths-Perfohn, fo dem Kuppel⸗
Jagen beygewohnet, neben obberührten beyden Bir
gern 2) ing Amt gu geftellen, und Ou wirft mit Zuthun
des Hauptmanné und Amts-Werwalters nach folder vere
lohrnen Stangen mit Fleiß gu inquiriren wiffen.”
Su dieſem Refcripte fügte der Kurfürſt noch folgendes
eigenhändige Poftfeript, das er in den Befehl legte:
„Wildtmeiſter fchaffe die Stange, oder die Sonne
und Mond fol Did nicht befheinen, zwiſchen bier
und Johannis, Haferforn fage, er foll einen Staupen
Schilling haben, warumb er fo unfleifig, Der Done
1) Den Gigenthiimern der beiden ſchuldbaren Hunde.
Saige aus dem 17, Jahrhundert. 53
ner und der Teuffel foll euch rühren, und führen, Wor:
nad Du Did eigentlich gu achten, Datum ut in lit-
teris.
Johann George Churfürſt.
An
Wildmeiſter
Antoni Zſchimmern.“
Ob ſich wol die Stange gefunden hat?
Gin anderes Reſcript, aus Sellichau vom 15. Aug.
1616, jeugt in feinen draftifden Ausdrücken auch von
großer Hige, die aber hier einem wiirdigern Swede gilt.
Gin Schiffer gu Arnshaugk, Johann Nißler, hatte, wie es
ſcheint, in cinem Privatftreit einen erforderten Bericht
zu erftatten unterlaffen. Der Kurfürſt begeigte ihm
darüber fein „ganz ungnadiges Misfallen”, befahl, bine
nen 10 Tagen von dato ausführlichen Bericht einzu⸗
ſchicken, und drobte, ibn bet deffen Ausbleiben durch
den Landfnecht holen und in dem der „Kayſer“ benann ⸗
ten Gefangnif, das damals im Dresdner Schloſſe bee
findlid) war, fo lange verwabren gu laffen, bis et
500 Thr. Strafe bezahlt und Ridtigheit gemacht habe.
Dazu ſchrieb er noc: „Wirſtu meine befehlige nicht
beffer in acht haben, Sch lumpe nicht, der Teuffel foll
did) beſcheißen. 4)
Ginen um fo freundfichern Eindrud macht ein andes
res Refeript deffelben Firften, aus iebenwerda, vom
17. Auguft 1618 datirt. Es betrifft aud einen Jagd⸗
beamten, den Pirſchmeiſter Hans Gaftel, der am 16.
Mittags 12 Ubr im Goriſcher Forfthaufe an cinem hitzi⸗
gen Gieber verftorben war, ift an den Amtsſchöſſer gu
1) Magasin der SAG. Geſchihte, T, 103—104.
54 Rage ans dem 17. Jahrhundert.
Dresden Auguft Cradau und an den Oberforfter daſelbſt
Wolf Heinrid Berl +) gerichtet, und ordnet cin anftine
diges Begrabnif an, ftellt die Erftattung der often,
weldje „von der Withen onndt gefreunden ausgelegelt
vnnd in cin richtigk vergeichnif gebradjt werden mögen“,
in Ausſicht, verfiigt, daß der Oberforfter den Kurfiirften
bei dem Begräbniſſe vertreten 2), die Diener und „das
Hoffgefinde inn den Cangleyen, Küch, Keller, Stale,
vnndt andere, aud) die Srabanten, wie auch die Forft-.
Knechte inn der Nahe” dem Begrabniffe *) beiwohnen
follen, gibt wegen Verfiegelung der Papiere, wozu die
Familie gugezogen werden fol, Anweifung, und em⸗
pfiehlt, die Witwe gu triften. Dies Ales geſchieht aber
in einer fo eingebenden, eine wabrbaft liebevolle Theil:
nabme, frommes Gefühl und treue Fürſorge befundenden
Weife, daß es alle Achtung fir einen folden Dienft-
herrn erweckt und es wobl erflarlid) macht, wenn er
aud treue und anbanglide Diener gefunden bat. Unter
Anderm heist 8: „Vnndt Wir gerne fehen, dad vmb feiner
vnns cine geraume Beit geleifteten onterthenigften treuen
Dienfte willen ex ebenermaagen, wie feinem Vater gee
ſchehen, ehrlichen vnndt Chriftliden zur Erde beftattet
werden, vnndt ein ſolches Begrebniß haben, das darauß
zu vernehmen, wehren ihme nicht allein in ſeinem Leben
1) Jn einem Poſtſeript, an denen es bei dieſen Reſcripten nie ges
fehlt gu haben ſcheint, heift eb: ,,Abmefendt deb Ober=Forfters foll
vee egenmeler Briedrid Heinrid es neben bem SHSffer vers
en.
2) Nad dem Poftfcripte alfo event. her Wagenmeifter. Die ber
treffende Stelle heift tbrigens: „Du der Ober = Forfter aber wolleft
an onfere ftelle dem Begrebnuffe beywohnen vnndt dem verftorbenen
Gérper das Gleit gu feinem Ruhebettlein geben helffen.”
3) Die Leiche wurde nad Dresden gefdafft, wo der Berftorbene
feine Wohnung gehabt.
Blige an8 dem 17. Jahrhundert, 55
vnndt ba er vnnß vnderthenigſt auffgewartet, wohl gee
wogen gewefen, fondern Wir wolten aud, das ihme in
ergeugung ded letzten Willens gutes erwiefen werden
modte.” Beiter heißt es: Die Beauftragten follten
„der Wittbenn auch onfertwegen angeigenn, daG fie ihrenn
willen in Gottes willenn, deme es alfo woblgefallen, ftellen,
vnndt fid) wegen des betriibten falls nicht fo hod) beküm ·
meren, fondern viellmebr tröſten, dad wir die von ihrem
feligen Manne vnnß erwiefene vnderthenigſte treue Dienfte
fie geniefen, vnndt neben ihren Sindern, daferne ſich
ſolche der Gebur erweifen, Unf angunehmen, fie in gne⸗
digem ſchuz gu alten vnndt in Fein vergeffen fommen
Taffen wollen.” 1)
1) A. a D., S513 ff.
IV. Sdhining und Barfus.
Hane Adam von Sdining wurde am 1. October 1641,
Mittags zwiſchen 12 und 1 Ubr, gu Samfel bei Kuftrin
geboren. Sein Vater, Hans Adam, hatte mit feinem
Bruder Wolf Eenft gemeinſchaftlich Birkholz bei Friede=
berg in der Neumark befeffen; die Briider waren aber
durd die Verwiiftungen des dreifigidhrigen Krieges ver⸗
anlaßt worden, ihr Glück im Felde gu ſuchen, und ſchon
hatte bas Gerücht von beiden Briidern verfiindet, daß
fie in ſchwediſchen Dienften bei Breitenfeld gefallen feien,
und ihr Lehen war als heimgefallen betrachtet worden,
als wenigftens Hans Adam, als ſchwediſcher Rittmeifter,
zurückkehrte und fein Erbe wieder in Befig nabm. Wolf
Ernſt war im Zweikampf mit Einem v. Hergberg gee
blieben. Hans Adam vermablte fic) um 1640 mit Marie
Anna von Schapelow aus dem Haufe Wuldow, erhielt
wahrſcheinlich durch diefe Verbindung die Mittel, ein
Schönebeckſches Antheilgut in Tamſel, ſowie Warnid,
gu erwerben und fam dabei zugleich in Verwandtſchaft
mit dem nadberigen Feldmarſchall Derfflinger, deffen
erfte Gemablin (Margarethe Tugendreidy aus dem Haufe
Gufow) gleichfalls eine Schapelow war. Hans Adam
det Jüngere erbielt ſchon im Vaterhauſe eine ſehr forge
faltige Erziehung, ftudirte darauf, feit 1657, zu Witten-
Schoͤning und Barus. 57
berg, von 1659 bis 1660 zu Strasburg, ging dann nad
Paris und, da ihn hier die vielen Deutſchen an fertiger
Erlernung der franzöſiſchen Sprache behinderten, nad)
Orleans und zuletzt nad Lyon, an welchen legtern Orten
er fid) befonders mit mathematifden und kriegswiſſen ⸗
ſchaftlichen Studien beſchäftigte. In Paris wohnte er
dem Ginguge der Gemablin Ludwig’ XIV., der Snfantin
Marie Bherefe, und den prachtvollen Feſtlichkeiten bei,
die in defen Gefolge waren. 1661 ging er nad) Stalien,
beſuchte Rom und Neapel und auf der Rückreiſe Vee
hedig.?) Hier fciffte er fich auf einem englifden Schiffe
hdd) Zante ein. Da aber die maltefifden Galeeren von
da ſchon ausgelaufen waren; fo fubr er auf einem klei⸗
nen griedhifden Schiffe nad) Sicilien, wobei er es nur
einem glidliden Nebel verdantte, der Verfolgung der
Barbaresfen entgehen gu können. Ym September 1662
erſchien ex in Malta felbft, wo er in-vertraute Beziehun ⸗
gen gu dem Grofiprior v. Valence und dem Galeerene
general Grafen Wratislaw trat, die fic) viele Mühe ga-
ben, ibn gum Glaubenswechſel und Eintritt in den Orden
au bewegen. Gr widerftand diefen Verfuchungen, benuste
aber die Gunft der Umftinde, cinen Streifzug der male
teſiſchen Galeeren in den Archipelagus mitzumachen, und
ging dann nodmalé nad) Sicilien und von ba, die Ap=
penninen gu Pferde überſteigend, wieder nad) Venedig.
Im Februar 1663 beſuchte er nod) Genua, durdflog
von da die pyrenãiſche Halbinfel, traf im Juni gu Paris
1) Sein Gefdledtavermandter, Here K. W. v. Sddning, apt ibn
in ,,Sdéning’s Leben und Kriegsthaten“ (Berlin, 1837) ſchon den
Garneval von 1660 in Benedig gubringen, mas fid damit. nidt wohl
vereinigt, daß er, nad derfelben Angabe, im Auguit 1660 erft von
Strasburg nad Paris gegangen und dann faft ein Jahr in Orleané
und Lyon verbradt haben foll.
gee
58 Shining aud Barfus.
ein, wo ihn ber -brandenburgifde Gefandte Chriftoph
Kaspar v. Blumenthal (+ 1689) dem Könige vore
fielite, ging darauf nad) England und war im Winter
abermalé in Paris. Gon hier riefen ign dringende Mabe
nungen in die Heimat, in die er über Umfterdam und
Hamburg zurückkehrte, um — feine Mutter feit drei Bae
gen todt gu finden und feinen Vater nad) ſechs Woden
flerben gu feben.
Nach glangender Beftattung feiner Eltern übernahm
ev die Güter, ward 1665 von Fürſt Morig von Naſſau
in den Jobanniterorden gu Gonnenburg anfgenommen
und ftellte fid) dann dem Rurfiirften vor. Diefer er-
fannte ihn bald als fowol in diplomatifder, wie in mili-
täriſcher Beziehung braudbar und verwendete ihn zu⸗
nãchſt in erfterer, indem er ihn zum Segationsrath ernannte
und mit einer Miffion an den kriegeriſchen Biſchof von
Münſter, Bernhard v. Galen, betraute, welche der von
dem Biſchof in Befig genommenen, den Hollandern gu
ſtandigen Herrſchaft Borkeloo *) galt. 1667 ward er in
den Haag gefendet, um dem Oranifden Hofe die Trauer⸗
botfdaft von dem am 8. Suni erfolgten Tode der Kur-
fiirftin Quife, aus dem Hauſe Naffau-Oranien, bei deren
Veftattung er die Ehre gehabt, die Pringeffin Magda:
lene Sibylle von Sachſen-Weißenfels 2) gu fahren, gu
überbringen.
Schon vorher (1666) war er Rittmeiſter geworden
und erhielt jetzt eine Coupagnie in dem Reiterregimente
des Fürſten Johann Georg von Anhalt-Deſſau, ward
Vy Sie ward durch den Eleveſchen Bertrag von 1666 den Hole
laͤndern gurdidgegeben.
2) Geb. 2. Sept. 1648, vermaͤhlt 14. Nov. 1669 mit Herzog
Friebrich von SadfensGotha, + 7. Jan. 1681.
Schbuing und Vries. 59
aber fon 1668, in welchem Sabre et ſich mit Sohaune
Ruife (Margarethe?) v. Pöllnitz, ciner Tochter ded dae
maligen Oberften und Gommandanten gu Rippftadt, Jo ⸗
hann Ernſt v. Pöllnitz 4), vermablt hatte, Oberſtlieutenant
im Regimente des Fürſten Radziwill, und erhielt 1670,
mit Ernennung gum Oberſten, den Auftrag, cin Regi⸗
ment fiir den Kurprinzen Karl Emil (ged. 6. Febr. 1655,
+ 27. Nov. 1674) gufammengufegen. 1672 wobnte er
dem unthdtigen Feldguge in Weltphalen, 1674 dem in
Elſaß bei, wo ex bei der Belagerung des Schloſſes
Waſſenheim den gefahelihften Angriff auszuführen hatte
und bei einer Recognofeirung die drei äußerſten Finger
der rechten Hand verlor, 1675 timpfte Schöning, der
feit Dem Bode des Kurpringen Inhaber ded fiir diefen
errichteten Regimentes war, in Pommern. Bei Febre
bellin war er nicht mehr gewefen, fondern fant erft mit
den, unter Birgte*), nachrückenden Truppen. Er zeich ⸗
1) Gr hatte die genannten Functionen im December 1667 KRkom⸗
men, ward 1678 Generalmajor, war DObergouverneur von Minden
und Ravensherg und Johanniter. Seine Gemablin, Arnoldine Ras
tharine Grifin v. Manderſcheid, hatte ihm nur die Bodter geboren,
die fid mit Shining verband. 1670 wurde er Freiherr, ebenfo wie
fein Alterer Bruder, Gerhard Bernhard auf Bud, Garow, Birkholz
und Reiden, geb. 18. Jon. 1617, der 1657 furbrandenburgifder
Oberftallmeifter und Oberfter der Leibgarde und bald darauf Gouver=
neur vpn Berlin wurde, mit Helionore Grifin v. Reffou (+ 1700)
vermablt war, die ihm gmei Soͤhne und zwei Toͤchter gebar, 24. Nov.
1676 ftarb, und gu Bud bet Berlin begraben ward, wo fein Leide
nom nod gu Ende ded 18, Jahrhunderts unverweft war. Diefer
Gerhard Bernhard erftad gu Wien 1664 im Duell den Kämmerer
Gebhard Freiherra v. Truchſeß zu Waldburg. Bede Briider waren
Sohne des furfddfifden Geh.Roths Hans Georg v. Poͤllnit auf Schwarz⸗
bad und OberpsUnig und der Anna Petronella v. Helle.
2) Joadim Ernſt von Girgte, geb. 11. April 1611, Sohn
Joachims v. G. auf Bollersdorf und Eliſabeths v. Widmannsdorf,
wurde im 9, Jahre Edelknabe bei der Pringeffin Marie Cleonore,
60 Shining und Barfas.
nete ſich bei Eroberung der Infel Wollin und der Feftung
Wolgaſt aus, überfiel und nahm im Winter 1676 Udere
miinde, befebligte vor Anclam den Sturm, der die Eine
nahme des Platzes gur Folge hatte, wohnte der Erober
rung von Demmin bei und erbielt gur Belohnung das
Gouvernement und die Amtshauptmannſchaft von Spans
Dau. Im Jahre 1677 that er fic bei der langwierigen
und fdweren. Belagerung Stetting, das. der tapfere
General Sohann v. Wulffen (geb. 1623, + 1678), mit
einer Befagung von 3000 Mann, die im Laufe der Ber
lagerung bis auf 400 herabſchmolzen, unterſtützt von der
ausdauernden Entſchloſſenheit der bewaffneten Buͤrgerſchaft,
mannhaft vertheidigte, auf bas Rihmlidfte aus. Die Be⸗
lagerung leitete, unter dem perſönlichen Befehl ded Kure
farften, Derfflinger; das Ingenieurweſen dirigirte der
General · Quartiermeifter: Rieutenant von Blefendorff, der
(24. Sept.) bei diefer Belagerung fiel; die Artillerie bee
febligte Oberftlieutenant Weiler 4). Won der See aus
mit der er 1620, wo fie fid mit Guſtav Adolf ‘vermdgite, nad
Schweden tam. 1623 wurde er Edelknabe des Schwedenkoͤnigs, ben
et nad Polen begleitete und in deffen Leibgarde er 1628 als Reiter
eintrat, Bei Breitenfeld war er Corporal und wurde nad der Shladt
Gornet. Bei Ligen verwundet, erhielt er 1634 eine Sdwadron,
fodt 1642 als DOberftlieutenant: bei Leingig, ward 1645 Oberfter
und 30g fid bei tem Frieden auf feine Giter zurück. 1656 aber
rief ibn der Kurfürſt gum Dtenft auf und er kämpfte alé furbranz
denburgifder Generalmajor gegen die Polen, mard 1663 Gouverneur
von Memel, 1675 Generallieutenant, 1677, naddem et in Pommern
fiir furge Belt in {Gwediftye Gefangenfdaft gerathen mar, Gouverz
neur von Stiftrin, mo er, naddem er nod 1678 einem Feldguge in
Preufen beigewohnt, am 27. Marz 1682 farb. Lucie v. Sdlieben,
mit der et fo 1654 verehelidte, hatte ibm bei igrem am 28. Xyrit
1659 erfolgten Tode drei Sdter hinterlaffen.
1) Grnft v. Weiler, Sohn Chriftians v. W. auf Bohlefang und
Staffelde, Amtstammerraths und Hofrentmeifters gu Berlin, und der
Katharina Hahrin, wurde 1677 Oberftlieutenant und Ghef der Artile
SHiting und Varfus. 61
ſchloß Benjamin Raulé, defen Andenten in Berlin nod
in Raule’s Hof fortlebt, den Plag mit 3 Fregatten und
3 Galliotten cin, die ex dem Rurfiirften vermiethet hatte.
Die Vorbereitungen der ſchon im Herbft 1676 eingelei-
teten Belagerwng 4) bauerten fo lange, daß die wirkliche
Griffuung derfelben erſt am 25. Suni 1677 erfolgen
fonnte. Die erſte Uufgabe der Belagerer war, eine
Briide über die Oder gu ſchlagen und von diefer eine
Verbindung mit dem Steindamme gu erdffnen, der von
Stettin nad) Damm führte. Die Bedeung diefes Un—
ternehmens, bei. dem ſich die Truppen gum Sheil; neben
dem ſchmalen Damme, auf Reißbündel in den Sumpf
ftellen muften, war dem Generalmajor Bogislav von
Schwerin) und dem Dberften v. Sepining uͤbertragen,
Terie, 1683 Oberſt, 1689 vor Bonn Genevalmajor, 1601 geadelt,
+ bald darauf. Mit Sophie “ft hatte er einen Son, Chriſtian
Ernſt v. Weiler, erzeugt, der fein Radfolger wurde, aber durch une
glũctliche eheliche Berhaltniffe. aus feinem Vaterlande vertrieben ward.
Er war ndmlid in erfter Ehe mit Eleonore Frig, wol einer Bers
wandtin fener Mutter, verheirathet, deren angeblid ubles Betragen
gegen ibn, in Berbindung mit feiner Neigung gu einer Fretin v. Blue
menthal, worin vielleidt eine Gntiduldigung feiner Frau liegt, ign
vermodée, mit feiner Geliebten in die Sehweig gu flieen. Er ift
dann gu Wien in kaiſerliche Dienite getreten, in denen er Gommans
dant von Breslau und 1717 Generalmajor wurde. 1712 exbielt ex
einen Galvum Gonductum, um wegen des Guted Faltenroda nad
Berlin Jommen gu Fonnen, jedod unter der Bedingung, fid nigt an
feiner Frau rdden gu wollen. Was aus feiner Gelicbten geworden
ift, wiſſen mir nidt. In gmeiter Che Gat ex ſich mit einer breslaucr
Patrizierstodter, Dorothea Gophie Behmer, vermaͤhlt, die nad ſei—
nem Sode den Oberftlieutenant Guftav Freiherrn v. Horn heirathete,
der vor Belgrad fiel.
1) Sei einer damatigen furgen Beſchießung verlor die Tochter des
ſchwediſchen Commandanten durch eine Granate einen Fuß.
2) Auf Spantekow, Zuchen, Wisbur ꝛtc., geb. 22. Juli 162,
Sohn Dtto's v. Séwoerin und Dorotheen a Weißenbach, Bruder
deb berühmten Oberprafidenten- Otto Freiherrn v. Schwerin, wurde
@ Shining uh Varies.
die aud) einen ſchwediſchen Ausfall, den der zweite Com-
mandant, Oberft v. d. Roth 1) leitete, glücklich abſchlu⸗
gen. Am 8. Juli erftiirmte Shining das ſchwediſche
Blockhaus an der Eleinen Reglig, worauf aud die Zoll ⸗
ſchanze gerdumt ward. Gr erbielt nun den Oberbefeht
auf dem rechten Ufer der Oder, von wo ex an der Bee
ſchießung der Stadt theifnahm und in der Macht des
15. Sept. die Schweden aus den Schanzen jenfeite der
Raftadie vertrieh und nun von diefen aus der Stadt gue
fegte, die exft im December, nachdem fie gulegt nur nod
Gin braudbares Gefhiig hatte und der Wallgraben
durd eine Mine gefiillt war, fic) ergab, fodag der
Kurfürſt am 27. December feinen feierlichen Eingug in
Stettin halten fonnte. Shining wurde gum Generale
major ernannt und nabm nun an der Wiedereroberung
Der Infel Rigen, welde Graf Königsmark foeben
(22. Jan. 1678) dem däniſchen General von Rumohr
entriffen hatte, und an der Belagerung von Stralfund
Theil. Bei dem Angriff auf die Inſel Rigen befebligte
Shining den rechten Flügel, v. Gdge*) das Centrum,
1669 Generalmajor, war Gouvernent von Kolberg, Geb. Kriegsrath,
Kammerherr, Comthur gu Shievelbein, + 1679, ohne mit Sophien
Gtifabeth v. Kiting Kinder erzeugt gu haben. Mit Spantefow, das
den Sqhwerins friiher gehéet, in deffen Befig aber fid dle ſchwedi—
foen Steenbods gefegt batten, belie ihm der Kurfürſt. Als aber
Pommern ven Sdroeden zurückgegeben werden mufte, nahmen tte
Steenbocks es wieder in Beſid. Spdter traten die Legtern thre An=
ſyrüche an den Kurfürften ab, und es wurde Domaine und blieb es,
bis Konig Friedrich Wilhelm Ill. eb 1832 den Schwerins guriiderftattete.
1) Gr fiel bet diefer Belagerung.
2) Adolf v. Gsge, Sohn des Rittmeifters und Landraths Fried⸗
tig v. G. auf Sehlendorf und der Anna v. Bulffen aus dem Haufe
Madelig, ward 1655 Dberft, 1660 Generalmejor, 1672 Gouvernear
von Spandau, 1676 mit Nerungen in Pommern belichen, 1678 Gee
nerallteutenant, Gouverneur von Berlin, + um 1683. Vermaͤhlt war
ex mit Johanne Katharine v. d. Rede.
Shining aah Varfub. 63
Hallard +) den linken Flügel. Schöning eröffnete (13.Sept.)
den Kampf und dringte, nach gliidlid) bewirkter Landung,
die Schweden zurück. Feldmarfdall Derfflinger befand
fic) felbft bei ihm und war, mit dem Degen in der Hand,
unter den vorderften Sruppen. Nady Erſtürmung der
alten Faͤhrſchanze und durd) Verrath vermittelter Ueber ⸗
gabe der Neuen, fowie nad von Shining. ohne Mühe
bewirkter Wegnahme der Infel Dänholm war der Erfolg
des Unternehmends entſchieden. Nun ging es an die Bee
lagerung von Stralfund, welded Königsmark felbft vere
theidigte, bas aber vom 10. October an fo heftig und
erfolgreich befchoffen ward, daf die Befagung fdon am
11. auf Capitulation antrug, die auc) am 15. zu Stande
fam, worauf der Rurfiirft am 20. feinen Cingug bielt
und die Huldigung einnahm, während Sdining als
Gouverneur fungirte. Bald aber ward ex auf einen
andern Kriegsſchauplatz berufen, indem die Sdweden,
durch dad von Frankreich gewonnene Polen beginftigt,
mit 16,000 Mann, unter Benedict v. Horn, einen Ein ⸗
fall in dad Hergogthum Preußen madten. Ihnen ftellte
man gunddft Görtzke mit wenigen Sruppen und die
Landmilizen entgegen, weldje legtere ſich aber als un:
tauglich erwiefen, ſodaß der Rurfiirft ſich entſchloß, mit
einer Auswahl der beſten Truppen ſelbſt nach Preußen
zu eilen. Dieſe Truppen befehligten, unter Derfflinger,
1) Heinrich Hallard, genannt Elliot, aus Siottland ftammend,
ein Sohn des holländiſchen GCapitains Amaury H. und der Katharine
Fournier Baconeffe de Reufoille, tam 1672 aus holländiſchen Dienften
in brandenburgifje, ward 1678 Generalmajor, + 22. Sept. 1681
auf dem mit feiner exften Grau, Giner v. Dewig , verwitw. v.d. Often,
erhelratheten Gute Plate. Bn gweiter Ehe verband er fid 1678 mit
Sophie Hedwig, einer Sodter ded ſchwehiſchen Gencralfelomarigalls
Konrad von Marrefeld, die ihm zwei Toͤchter gebar und fedter den
polnifden Oberften Morig v. Schwerin heitathete.
64 Shining und Barfub.
Gdge, Graf Promnig: und Sdhining. Die Schweden
gogen ſich aber ſchon auf die erfte Nachricht von dem
Herannahen des Kurfürſten eilends zurück, und es fam
nun darauf an, ihnen nachgujagen und ihren Rückzug
wo miglid in Fludt und Auflöſung gu verwandein.
Dies gelang auch im Hauptwerfe, durch die eingelnen
Abtheilungen des Heeres, und diirfte nod) friiher gelun=
gen fein, wenn nidt, wie behauptet wird, Girgle den
reffenfeld +) nicht gehirig unterftiigt hatte. Bei diefer
Verfolgung hatte aud) Schöning u. W. in der Gegend
von Telſchen (7. Febr. a. St. 1679) ein nicht unerheb-
liches Gefedht gu beftehen, indem die Schweden, um etwas
Ruhe gu gewinnen, einmal umgufehren und den nächſten
Bedrangern die Zähne gu weifen beſchloſſen, wabrend
Shining gleidfals den Oberſt v. Dewig *) vorausges
fcidt hatte, fie wo möglich zum Stehen gu bringen.
Es ergab fic) aber, nachdem man in das Gefecht ver-
widelt worden, daß die 1200 Reiter und Dragoner,
1) Yoadhim Henning von Sreffenfeld, aus der Mark, birgerlider
Abkunft, diente von der Mustete an, war 1675 alé Oberftlieutenant
bet Fehrbellin, wo er fid fo auszeichnete, das der Kurfürſt ihn auf
dem Sdladtfelde, unter Beilegung des Namens v. Treffenfeld, adelte,
ign gum Oberften ernannte und die Kalbenſchen Güter in der Altmari
verlieh. 1679 wurde er Generalmajor der Gavallerie und + 1689.
Bon Margarethe Striepen hatte er drei Gagne und cine Tochter
2) Joadhim Balthafar “E Dewig, geb 25. Febr. 1636 gu Hofe
felbe in Pommern, Gohn Stephan’s v. D. und der Eſſa Barbara
v. Pfubl, war exft Page in Meyfebueg, fam dann in brandendurgl=
fide Sriegedienfte, ward bei Febrbellin Dberfilieutenant, 1689 nad
der Ginnahme von Bonn Generalmajor, 1693 Gouverneur von Sole
berg, 1694 General -der Gavalerie, ¢ 3. April 1699. Gr war ver=
mise: 1) 1662 mit Anna Hedwig, Rodter des Oberften Bernd
Joachim von Mérner auf Zellin, die ihm 5 Söhne und eine Tochter
gebar, 2) mit Margarethe Dorothee, Tochter bes Landraths Bernd
von Dewig, von der er zwei Sdhne und drei Toͤchter hatte, 3) mit,
Luife, Zogier des Feldmaridalls. Derfflinger.
Shining und Barfus, 65
welde Shining bei fic hatte, es mit 3000 Schweden
qu thun batten, welche ftarf mit Geſchütz verfehen waren.
Das Gefecht, das die Schweden anfangs abgebroden
atten, wurde von ibnen gegen Abend erneuert und ſetzte
fic) noc in der Ginfternif fort. Schöning gerieth im
Handgemenge unter die ſchwediſchen Reiter, und ſchon
wollte ein Schwede ein Piftol auf ihn abfenern, alé der
brandenburgifde Hauptmann Meyer es diefent aus der
Hand ſchlug. Die Mache trennte die Streitenden. Sdi>
ning verfolgte nachmals die Schweden bis 8 Meilen von
Riga und tam mit der Nachricht zurück, daß die ſchwe ⸗
diſche Armee in völliger Auflöſung ſei und Riga ſich auf
eine Belagerung gefaßt mache.
Schöning blieb nun einige Jahre in ſeinem Gouverne ⸗
ment zu Spandau, wãaͤhrend welder Beit er eine ſchwere
Krankheit beftand, die ihn gu Schenkungen an das Hos ⸗
pital und die Stadtarmen beftimmte, die fiir feine Gee
nefung beten follten. Mach feiner Herftellung wurde er
mebrfad gu Snfpicirung der maͤrkiſchen und pommerſchen
Feftungen und Garnifonen gebraucht, 1684 gum Generale
lieutenant ernannt und bald darauf Gouverneur von
Berlin und Oberfter der Reibgarde, der ex fon 1683
die Revue abzunehmen beauftragt worden war und die er
in wefentlid) beffere Ordnung brachte. 1685 wurde er
Geheimer Staats: und Kriegdrath, mit Sig und Stimme
im Geheimen Raths - Collegium.
Die höchſte Gunft des grofen Kurfiirften, der ihm
ſchon fo viele Beweife von Vertrauen und Gewogenheit
gegeben, erwarb er fic) aber durch feine geſchickte Füh⸗
rung des brandenburgifden Hilfscorps, bas der Kurfürſt
1686, ju Ausführung des Vertrags vom 8. April 1685,
8000 Mann ftarf, dem Kaifer nach Ungarn fendete.
Ueber die dagu beftimmten auserlefenen Truppen hielt
66 Sdining unh Barfus.
ber Kurfürſt am 27. April 1686 bei Croffen Revue, der
aud) die Rurflrftin, fowie viele andere fürſtliche Perfor
nen, bas diplomatifde Corps, ber Hofftact 2c. beiwohne
ten, und worauf er in feinem Selte eine befonders zur
Einigkeit mahnende Anrede an die commanbdirenden Offi«
ziere bielt, Sdhining aber im Namen dev Offigiere deren
Dank und HPflicteifer ausſprach. Schöning hatte den
Oberbefehl; unter ihm commandirten die Generalmafore
v. d. Marwitz ) und v. Barfus 2); Oberfilieutenant Berte
ram ftand der Urtillerie vor. Die zahlreichen Volontairs,
die fidh der Unternehmung angefdloffen, führte ein Ad⸗
jutant Sdhdning’s, v. Löben ). Erſter Generaladjutant
1) Kurt Hildebrand v. d. Marwit, Sohn des Oberftlientenants md
Gommandanten gu Kuͤſtrin Balthafar v. d. M. und der Anna v. Shdnes
bed aus dtügenwalde, ward 1677 Dberfter, 1684 Generalmajor, 1689
Generallieutenant, 1692 Gouverneur von Miftrin, wo ex 1700 ftard.
Er war mit Beate Luife, ditefter Tochter des Felbmarfdalls v. Derff⸗
linger, vermaͤhlt, von dev ex 4 Sohne und 2 Sater hinterließ.
2) Ucher Dicfen f. unten im Bert.
3) Kurt Hildebrand Freiherr v. Lében auf Sdinefeld, Sidlo,
Siebendeuthen rc., geb. 11. Aug. 1661, Sohn Adolf Marimilians
Frbrn. v. &. auf Lagow und Luifen Hedwig v. Burgsdorf, ftudirte
gu Frankfurt, machte dann die Gavaliersreifen und trat als Gadet bet
Der blauen Leibgarde im Haag cin. Rachdem er hier 1¥, Jahr gee
ftanben, ward er Adjutant des Kurpringen Friedrich, dann Generals
adjutant Schoniug's und Generalquartiermeifter in Ungarn, erbielt
varauf eine Compagnie, ward 1689 Mejor, 1705, in Folge feiner
Reiftangen im Spanifden Erbfolgetriege, Oberfilieutenant und Oberft,
1710 Brigadier, 1713 Genecalmajor und Dombere gu Magdeburg,
1721 Genetallieutenant, 1724 Gouverneur von Kolberg, + gu Berlin
3. Febr. 1730. Gin Vertrauter König Friedrih Wilheim's L, foll er
gu Denen gehoͤren, welde Wolf's Bertreibung aus Halle bewirtten,
Beemahlt war ec 1) 1686 mit Dorothee Juliane v. Krofigh aus
Hohenerxleben, die ihm 24 Minder gebar, davon ihn 4 Sdhne und
Zoͤchter überlebten, und die am 2. April 1711 ſtarb; 2) 1714 mit
Rheodore Hedwig v. Burgsdorf, mit der ex eine Sodter ergeugte, die
fogleid) wieder ftarb.
Shining wah Bers, 67
war Oberft v. Brand 1). Der Marſch ging durch Schleſien
und brachte die Truppen, nach cinigen Weiterungen über
BWege und Unterhalt, wohlbehalten vor Ofen, gu deffen
Groberung, nachdem fie viermal vergebend verfutht wor
den, das Raiferhaus jest eine Armee verfammelt hatte,
wie es fie bis dahin nod) felten in folder Starve und
Tüchtigkeit aufgeftellt. Deſterreich felbft hatte dagu
64,600 Mann mit 266 Geſchützen verwendet, und dazu
famen die 8000 Brandenburger, 8000 Gaiern, 5000
Sachſen, 4000 Schwaben, 4000 Franfen, 3600 Rhein⸗
Lander. Dagu waren aus vielen Lindern Europas Freie
willige herbeigeftrimt, 3. B. 60 Catalonier, die, in eine
Abtheilung gufammengeftellt, einen kaiſerlichen Offizier
ihrer Nation, Aftorga, gum Fuͤhrer erhielten, aber faft alle
bei Erſtürmung eines Außenwerks fielen. Es waren übri ·
1) Wilhelm von Brand, geb. 29. Sept. 1644, Sohn des Gehei⸗
menraths, Kanzlers der Reumark und Kammerdirectors gu Miftrin
* Ghriftian v. B. und der Gertrud v. Ruhligken aus Gralow, ftudirte
qu Frankfurt, begleitete 1664 feinen Bruder auf einer Gefandtſchaft
nad England, trat 1665 in eine gegen Muͤnſter giehende Compagnie,
welde nod in demſelben Jahre abgedantt ward, ging 1667 mit feis
nem Bruder Eufebius auf Reifen, dbernahm 1668 die Familiengiter,
ward 1670 Kammerjunfer, 1671 Faͤhnrich, fodt 1675 mit bei Fehre
bellin, ward 1677 gu einer Miffion nad Ddnemark verwendet, 1678
Oberfelieutenant, nahm 1682 Grethfiel in Oféfriesland, mo ex Come
mandant ward, wurde 1683 Kammerherr, 1685 Oberfter, kampfte
1688 in ben Niederlanden, erhielt 1689 das Gouvernement gu Pillau,
fodt 1690, zum Generalmajor ernannt, wieder in Ungarn, mard 160%
Gouverneur von Magdeburg und Gebeimerath, tdmpfte 1693—95
wieder inUngarn, mard Geheimer Reiegsrath, mar 1696 in Brabant,
dann vor Elbinger, das er am 1. Rov. 1698 einnahm, rward 1701
Gouverneur von Küſtrin, + 18. Dec. 1701. Bermadhlt war er
1) 1669 mit Gharlotte von Brand, die ihm einen Sohn gebars
2) Dec. 1681 mit Luife v. Borftell, Witwe des Hauytmanns Freie
herrn v. Poͤllnid, mit der er 2 Sdhne und 4 Toͤchter erjeugte. Der
Generalmajor Paul v. Brand war fein Bruder und ward died Hens
riette Katharine v. Somnig ber Vater des nachherigen Stateminifters
Ehriſtian v. Brand.
* gu Gufow. Gr
68 Shining and Bars.
gens aud) fo viele Müßiggänger im Lager, daß der Here
40g ein Corps von 5000 Mann daraus bilden und zum
Sehangen verwenden lies. Vertheidigt wurde die Feftung
von 14,000 Türken unter Anführung eines Renegaten,
Abdurrahman Pafda, in weldem ein Parlamentair
v. Wattenwyl feinen Jugendfreund, einen Schweiseroffie
gier Coigny, erfannte.
Nach einer Unterredung mit dem Herzog von Lothrine
gen, der den Oberbefehl der Belagerung fuͤhrte, und nache
dem Diefem die angekommenen brandenburgifdhen Trup ⸗
pen vorgeftellt worden, faften diefe Pofto und brachten
fon in der erſten Nacht (24. Juni) ihre Linie der fair
ſerlichen gleich. Am Morgen des folgenden Tages erbielt
ein Sohn des alten Feldmarſchalls Derfflinger, Karl, an
der Seite des General Marwig einen tödtlichen Schuß
durch das Herz. Er war von einer Meife, die er mit
feinem Bruder Friedrid) 1) durd) Italien machte, gu die
fer Unternehmung und feinem friihen Bode geeilt. Der
alte Feldmarfdall foll Gbrigens, als ihm dieſe Toded-
nadridt gebradt wurde, gang rubig gefagt baben:
pp Warum hat fid) der Narr nicht beffer in Acht genom:
men?” Wm 29. madjten die Türken nad) Sprengung
einer Mine einen Ausfall, wobei der Hauptmann von
1) Friedrich Geeigert v.Derfflinger, geb. 1. April 1663 zu Gufow,
fiubirte feit 1686 mit feinem Bruder gu Frankfurt und Tübingen,
worauf fie nad Stalien reiften und Friedrih gu Malta Oberftlientes
nant bei Graf Königsmark wurde; 1683 trat er in gleidher Gigens ~
fdaft in brandenburgifden Dienft, ward 1689 Oberfter, nabm 1691,
weil der Vater zuruͤctrat, feinen Abſchied, trat 1704 als Generals
major wieder ein, ward 1713 Generallieutenant, + 29. San, 1724
Gate fi am 17. Suni 1605 gu Serbft mit Urfula
Rohanna, Tochter des altenburgifden Oberfteuereinnehmers Hans Georg
v. Ofterhaufen auf Boͤhlen und Poderſchen, vermählt, die im Marg
1740 im 71. Jahre kinderlos ſtarb.
Sdbnlag und Barfat. so
Wobeſer fiel, wurden aber zurückgeſchlagen. Dagegen
lief auch der Verſuch, den die Kaiſerlichen am 4. Juli
machten, auf ihrer Breſche Poſto zu faſſen, und an dem
die vornehmſten Volontairs theilnahmen, unglücklich ab.
Er ward abgeſchlagen und es blieben dabei unter Andern
ein ſpaniſcher Grande, Herzog de Vecha, ein Prinz Karl
Georg von Pfalz-Veldentz (geb. 27. Mai 1660) und der
Gine jenes heldenmiithigen Briiderpaares 4), dad diefe
Belagerung dabinraffte und deffen Tod der Dichter Canis
gefeiert hat, der Oberft Graf Karl Emil v. Dohna. Gin
gleichzeitiger Ausfall der Türken wurde durch Marwitz
und Prinz Alexander von Kurland zurückgewieſen. Zwei
am 12. ſeitens der Belagerer geſprengte Minen ſchlugen
zurück und beſchädigten nur die Angreifer, worauf die
Türken einen ſtarken Ausfall nach den Linien der Baiern
und Sachſen machten, der namentlich vielen Sachſen und
darunter dem Oberſten v. Löben das Leben koſtete und
wobei mehre Geſchütze vernagelt wurden. Dagegen
glückte es an demſelben Morgen den Baiern, denen ein
Ueberlaufer die Lage eines türkiſchen Pulvermagazins
verrathen hatte, daſſelbe durch eine Bombe zu entzuͤnden,
worauf eine furchtbare Exploſion erfolgte, bei welcher
fiber 1000 Menſchen umgekommen fein ſollen und eine
große, aber ungangbare Breſche in der Mauer nach der
Donau gu entſtand. Wm 15. machten die Türken nach
1) Sie waren Enkel des Grafen Chriſtian von Dohna, der am
1, Juli 1637 als Gouverneur des Farftenthums Orange ftarb, und
der Gréfin Urfula von Solms- Braunfels, Sdhne des Grafen Chris
ſtian Albert v. D. (geb. 15. Nov. 1621, 1657 Gouverheur von Küſtrin,
1658 Generalfeldgeugmeifter, + 14. Dec. 1677) und der Grdfin Sophie
Kheodore v. Holland-Brederode, deren 6 Sdhne ſaͤmmtlich im Kriege
fielen, fodaf nur die 4 Tochter erhalten murden. Durch Gine derfel=
ben, Freda Maria (geb. 18. Dec. 1661, verm. 1690, + 1719), wurde
Ghriftoph Dohna der Schwager der Gefallenen.
70 Schuing and Varfie.
drei Seiten hin Ausfälle. Der Herzog war über die
Tapferkeit, mit welder die Brandenburger den auf fie
gerichteten Angriff, der übrigens dem Oberftlieutenant
9. Löſchbrand und drei andern Offiziers dad Leben koſtete,
zurücktrieben, fo erfreut, Daf er Schöning, den er iibere
haupt vielfach gu-Rathe gog, feinen Dank durch Ume
armung und mebrfade öffentliche Lobreden gu erfennen
gab. Am 17. gegen Abend ward auf allen drei Attaquen
Sturm gelaufen, der aud) die Türken zwang, die erfte
Mauer aufgugeben und fic hinter die Werke guriidgue
ziehen. Diefer Sturm koſtete aber u. A. dem Pringen von
Kurland 4) und dem Oberften Grafen Dietrich v. Dohna
das Reben, und hier muß der leGtere Vorgang befonders
ins Auge gefaft werden, weil er in den gegen Schöning
febr gebaffigen ,, Mémoires sur le Roi Frédéric, par
le Comte de Dohna” gu einer Gefduldigung gegen
Shining benugt worden ift, deren Ungerechtigkeit ſehr
klar vorliegt und eben dedhalb aud) auf die übrigen
Ausfälle Dobna’s gegen Shining ein keineswegs eme
pfeblendes Richt wirft. Nach dem von Seiten Sdhining’s
am 4./14, Suli erftatteten Bericht aber den Sturm vom 3.
und den dabei erfolgten Zod ded Grafen Karl Emil
v. Dohna hatte der Kurfürſt an Schöning Befehl er ⸗
laſſen, deſſen Bruder dem Grafen Dietrich Urlaub zu
einer Reiſe zu den Seinigen zu ertheilen, wo die An⸗
weſenheit deſſelben verſchiedener Urſachen wegen nöthig
ſei. Dieſen Befehl ſoll nun, wie in jenen Memoiren des
Grafen Chriſtoph behauptet wird, als die Befehle zum
Sturm fiir den 18., gu welchem aud) Graf Dietrich
1) Geb, 16, Het. 1659, furbrandendurg. Dberſt und Megimentss
inhaber, jlngfter Sohn des Hergogs Jakob und der Pringeffin Luiſe
Gharlotte von Brandenburg, einer Sqhweſter des grofen Kurfarften.
Shining und Barfus. 1
v. Dohna commandirt worden fei, ertheilt worden waren,
Schöning bereits erhalten gehabt haben, ſodaß ex durch den
Aufſchub der Vollſtreckung jenes Befehls, der ſichtlich
aus Rückſicht auf die Familie Dohna und um ſie der
Gefahr eines abermaligen Verluſtes zu entziehen, ertheilt
worden war, den Tod des Grafen Dietrich, wenn auch
unabſichtlich, verſchuldet habe. Abgeſehen aber davon,
daß Graf Dohna, auch wenn ihm der Urlaub ertheilt
worden wire, nad ſeinem muthvollen und ehrdürſtigen
Charakter, ſchwerlich davon Gebrauch gemacht haben
würde, ſo iſt auch der kurfürſtliche Befehl aus Cleve
vom 22. Juli (J. Auguſt) datirt, folglich vier Tage nad
dem Ereigniſſe, das er verhindern ſollen, erlaſſen und
natürlich erſt lange nachher eingetroffen. Graf Dohna
hatte ſich übrigens, wie Natzmer in ſeiner Selbftbiograe
phie erzaͤhlt, zu dem Commando in der Breſche gedrangt,
indem es ihm durch den Oberſten von Belling y beftrite
ten ward und er ſich über Natzmer's Mahnung, fic) diee
fem Dienfte nidt unberufen gu unterziehen, ergiiente.
Dann hatte er fidh auf einen Stein geftellt, und da er
an fid ein langer Mann war, ragte er liber alle Undern
hervor und erbielt denn da bald einen Schuß aber dem
rechten Auge, der feinen Bod gur Folge hatte.
Aufer den Genannten fielen von den Brandenburgern
bei jenem Sturme u. A. der Oberfilieutenant v. Borne
fiedt, der Major v. Oelsnitz, die Hauptleute v. Wobefer,
v. Bornftedt und v. Kiderig. Ein dritter Graf Dohna
1) Johann Georg v. Belling, Sohn Chriftophs v. B. auf Gremlin
und Sugendreih v. Stoͤhren aus dem Hause Nordgaufen in der Neus
marf, ward 1679 Dberfter, blieb 1689 alé Generalmajor vor Bonn.
‘In erſter Ehe mar er mit einer Engldnderin Francisca Lambert, in
zweiter mit Anna Sibylla v. Eppingen aus Preufen vermaͤhlt und
atte aus deinen Ehen Kinder.
72 Shining und Barfus.
wurde verwundet; ebenfo ber Oberft von Belling , der
Oberſtlieutenant von Sdlabrendorf 4), die Majors
von Arnim 2), v. d. Marwig ) und von Blanken:
1) Otto Freiherr v. Sdlabrendorf auf Grof-Madenow, Blanken=
felde 2¢., Sohn Joadhim Graf's v. Schl. auf Glinide und Annen
Katharinen v. Strislof aus Pandelow, geb. gu Seltow 18. Oct. 1650,
verlor feine Mutter im dritten Jahre, ward von dem Gebeimerat!
Bodo v. Gladeded, der ihn liebgemann, mit an die Höfe von Braune
fdweig und Selle genommen, dann Page bei feinem Better, bem Gee
neralmajor v. Pfubls feit 1665 in Dtenft von der Pike auf, fodt er
1674 am'Rhein, 1675 bet Fehrbellin, erhielt bet Wolgaft cine Come
pagnie, ward 1687 Oberfter, kampfte von 1688 an am Rhein und
in den’ Riederfanden, ging 1691 wieder nad Ungarn, wo ex fid) bet
Salantemen eine goldene Kette mit dem Bruftbilde des Kaiſers vere
Diente, ward 1692 Brigadier, fahrte 1692 den Befehl ber Hilfetruppen
in Ungarn und ward Generalmajor, mar mit bei Semeswar und 1697
bet Benta, fiir melden Sieg, den Eugen welentlid ihm guidried, ihn
reiche Beute, cin Dankſchreiben des Kaiſers, ein Diamantring und die
Freiherrawiirde belohnte, ward 1703 Generallieutenant und Gouvers
neur von Rifirin, 1715 General der Infanterie, + gu Grof-Madenow,
two er biel von der tirfi{den Beute aufgeltellt hatte und, als eifriger
Ghrift, Dankpredigten ftiftete, 18. Jan. 1721, ohne aus feiner Che
mit Agnes Clifabeth v. Arnim aus Zudow (verm. 27. Mai 1695)
Kinder gu hinterlaffen.
2) Georg Abraham von Arnim anf Suckow 2., geb. 27. Marz
1651, Sohn Georg Wilhelm’s v. A. auf Boigendorf und der Barbara
Sabine von Hohendorf aus Falfenhagen, trat 1667 ale Gardift in
die Fufgarde, gog 1671 als Fahnrich im Regimente des Grafen
Degenfeld gegen Braunfhweig, ward 1672 brandend. Lieutenant,
1674 Hauptmann, fost 1675 bei Fehrbellin, ward 1676 bei Anclam
und 1677 bei Stettin verwundet, ward 1636 Oberfilieutenant, 1689
Oberfter, von 1690—91 Commandant von Berlin, fodt 1692—97
in ben Miederlanden, wo et 1695 Generalmajor ward, 1704 Generale
lieutenant, commanbdirte 1705 die Preufen am Rhein und 1708 in
Stalien, ward 23. Mai 1715 General der Inf., nabm Wollin und
Peenamiinde, ward 1728 Generalfeldmarſchall, + 19. Mai 1734,
Ge war vermésit 1) mit Anna Sophie Helene v. Ohr, 2) mit
Anna Sophie v. Pannewig, 3) mit Charlotte Juliane v. Ldben,
und hatte aus den beiden erften Ehen Kinder. Der Generalmajor
Jakob Detleo von Arnim auf Boigenburg (geb. 13, Ban. 1645,
$ 7. Det. 1689) war fein Bruder.
38) Friedridh Wilhelm v. d. Marmig, Sohn des Oberften Hans
Georg v. d. M. auf Liſſow, ward 1691 Oberiter, 1705 Generalmajor,
Shining nab Verfes. 73
fee 2), der Gauptmann von Haimewig. Im Ganzen
hatte man brandenburgifder Seits an Getddteten und
Verwundeten 40 Oberoffiziere und 446 Unteroffigiere
und Gemeine gu beflagen und der Verluft der Kaifers
liden, Baiern, Sadfen und ander Reichstruppen ftand
in gleidem Verhaltniß. Dee Herzog von Lothringen bee
lohnte Shining abermalés mit einer Sffentliden Ume
armung und erließ gum Lobe Sdhining’s und der brane
denburgiſchen Truppen ein Sehreiben an den Kurfürſten
(18./28. Juli).*) Am 24. wurde, obſchon die Einlei⸗
tungémine abermalé verungliidt war), auf die gweite
Mauer Sturm gelaufen, aber mit ziemlichem Verluft
abgeſchlagen, was den Grandenburgern wieder an Todten
und Bleffirten 11 Offigiere, 8 Unteroffigiere und 155
Gemeine foftete. Dod fafte wahrend ded Sturmes
General Barfus auf dem kleinen Rondel Pofto. Seit
dem 28, Juli wurde ein neues Lager angelegt, um den
befürchteten Entfag abzuwehren, und in der Bhat hatte
man mun tiglic) den Verſuchen der Türken entgegengue
treten, die ein Heer von 60,000 Mann in die Rabe
gebracht batten und fic) fortwäͤhrend beeiferten, Were
flirfungen in den Platz gu werfen. Selbſt der ſpötti
1698 Gommandant von Oderberg, + 10. Bult 1616 und hinterließ
von Hedwig Sophie v. Strauß drei Toͤchter.
1) Ghriftian Henning von Blankenfee, + 7. Sept. 1693 als Dberft
an bet Belgrad erhaitenen Wunden. Vor Ofen hatte er einen jungen
Rarken erbeutet, den er taufen lief und dem er den Namen Henning
beilegte. Durd Hedwig Julie v. Volkmar ward er der Bater des
Generalmajor olf Chriftoyh v. Blantenfee, der am 30. Sept. 1745
bet Soor mit feinem Sohne durd Cine Kugel getddtet ward.
2) S. daffelbe in der angeführten Schrift des Heren von Sqhö-
ning, ©. 110 ff.
2) Bet diefer Belagecung fdeinen faft alle Minen der Belages
rer —— wenigſtens wirkungslos — zu ſein.
VI.
4 Shtaing und Vorfas.
fee Dohna bemerkt aber dabei, daß Sdining aud in
biefer Sage feine Faffung ebenfo bewährt babe, wie der
fiber fede Furcht erhabene Lothringen. Bei einem ftar-
fen Gefecht, das am 4. Auguſt mit den Entfagteuppen
beftanden ward, machte ein türkiſches Corps von 10,000
Reitern einen heftigen Angriff auf die Brandenburger
und fcien durchbrechen gu wollen, woran es bdurd die
geſchickten Anſtalten Sdhining’s verhindert ward. Ebenfo
bewies er bei einem plötzlichen Ueberfall, den dex Feind
vom Entfagheer aus am 19. erft auf dad faiferlide und
dann auf das brandenburgifde Lager machte, eine felbft
von Chriſtoph Dohna gerühmte Geiftesgegenwart, lief
bei dem erſten Anlauf ſchleunig Alles gu Pferde fteigen,
was nur reiten fonnte, ging dem Feinde durch die Zelte
entgegen, führte die erfte Schwadron, der fic) der Here
30g Yon Rothringen anſchloß, felbft, ließ den Feind von
vorn und in ber Flanke angreifen und warf ibn, wabe
send die übrigen Truppen fid) in Vertheidigungsſtand
fegten und die wenigen Türken, welde durdbrangen,
niedergemadt wurden. Gin gleichzeitiger Ausfall der
Türken wurde abgefhlagen. Auch über diefe Affaire ere
Heh der Herzog, gu Gunften Schöning's und der Trup ·
pen, ein Schreiben 4) an den RKurfiirften. Wm Nace
mittag deffelben ages fam dev Faiferlide General
Scharffenberg mit 10,000 Mann aus Siebenbürgen gue
Verſtãrkung des Belagerungsheeres.
Endlich am 2. Sept. erfolgte der Hauptſturm, zu
welchem Schöning die Dispoſition gemacht hatte, wie
er auch dad Centrum dabei befehligte, wabrend der Here
zog v. Groy*) gur Rechten, General Barfus gur Line
V A. a. D., S 118.
2). Kart Sugen, Fuͤrſt und Herzog von Croy, Marquis v. Mont
SAidning anh Varfate %
fen commanbirte. Dieſer Sturm fllbrte gum Stele; die
Zürken gaben bie Stadt auf und gogen fid in die Ci⸗
tadelle zurück, die fie dod am 3. Sept. dem Kurfürſten
cornet und Menty, Graf von Moeer und Megen, Freiherr v. Mis
lan, Biring, Mylendonk, Baar und Lathum, Herr v. Dradenfels,
Reuland, Palland, Berus, Geores und Velzburg, Pfandherr gu
Bolkenburg und Mens, Ritter des goldnen Pliefesd, der
Sohn Graf Jakob Poilipy’s vo. Groy, dee 31. Mary 1664 weigse
farft murde und 1681 ftarb, von Sfabella grein v. Anholt, der
Erbin von Mylendonk, Dradenfele, Baar, Lathum und den ges
pannten Pfandidaften (vermAhit 1642), ftand erft in däniſchen Diens
ften, war 1677 bet der Belagerung von Malmoe, eroberte Helfings
borg und behauptete es 1679 gegen die Sdweden, trat nad dem
Frieden in kaiſerl. tnigl. Diente, wohnte als Feldmarſchalllieutenaut
dem Entſad von Bien bei, wobet ex verwundet und fein Bruder,
Dring Morig, an fetner Seite erſchoffen ward (12. Sept. 1681),
farte bei Gran (6. ng. 1685) den redten Fldgel, nabm bet der
Groberung Ofens den Janttfharencga gg ittsete exhielt 1687 das
Gommando in Siebenbiixgen, ward 1 elomarfdall, führte bet
Riffa (1689) den redten Fllgel, entfedte 1690 Cffet, warf fid dann
(8. Det.) in das belagerte Beigrad, aus dem er bel deffen Beftiirs
mung mit Mage enttam, hatte rigmligen Anthell on dem Siege
bei Salantenem, erhielt 1693 den Oberbefehl, verlor ihn aber, weil
fhm Ste Wiedereinnahme von Belgrad mislang, und ließ fig nan
durd feine mislide Gtnangloge beftimmen, ben Oberbeſehl der raffis
fen Heere gu tibernehmen (Dradenfels und [1699] Mylendont
hatte er bereits an die Grdfin Berlepfd vertaufen miffen). Ihm
uͤberließ der Bar die ruffifde Armee bei Nara. Er fand aber bald,
daß mit den damaligen Mulfen einer disciplinizten und von Solder
tengeift durchdrungenen Armee gegenüber geradegu gat nidts angus
fangen war und, al8 ,, 2Ned wie cine Heerde Bich durdeinanderlief’’
and fig miderftondstos megein Hep, ergab ex fic den Sweden,
in deren Gefangenfdaft ex 1. Febr. u. St. 1702 gu Mteval ftard.
Hier ward feine Beerdigung durd dte Einſprache dortiger Gldubiger
inbibirt und die Leide {alteplidh in die Nitolenstirde gebradgt, moe
fle, zur Mumie geworden, nod in diefem Jahrhundert geftanden
geben fol. 1681 mit Grdfin Sultane v, Heerenberg (f 1714),
Witwe ded Grafea Bernhard v. Witgenftein, vermaͤhlt, hatte
ex keine Minder. Sein Bruder Cafimir fie 1689 in Ungarn. Phir
Tipp Heinrig ſtard als Dombedant gu Gdin 2. Mat 1724, 72 Jahre
alt. Der jingfte Bruder, Johann Jakob, Domherr gu Gdln, war
fdon vor dem Bater geftorben. 4s
16 Shining und Varfas.
von Baiern gleichfalls abergaben. weber dieſes Ereigniß,
wegen deſſen der Rurpring Friedrich, in Abwefenbeit
des Kurfiirften, cin Dankfeſt veranftalten lief, erließ
der Kaifer felbft ein Schreiben an den Kurfürſten, das,
wie der Kurprinz befonders hervorhebt ), ,,durd) einen
eigenen Courier tiberbradt worden”, dem aber, wie aus
der Antwort des Rurfiirften, vom 25. Sept. 2), erbellt,
unterweges cin ,, Unfall zugeſtoßen“, und worin er gleid-
falls Shining -und die brandenburgiſchen Truppen hid-
lich belobte. Dev Kurfürſt aber fprad, in einem eig ⸗
nen Sdreiben vom 30, Aug. (9. Sept.), Diefem feinen
Dank und den Sruppen feine Zufriedenheit aus.
Am 6. Sept. brad die Armee von Ofen auf, wo
u. A. zwei brandenburgifde Bataillone zurückgelaſſen
wurden, und rückte dem Feinde nad, erhielt aber am
18. bei Baya die Ordre gue Heimkehr, die denn auch
am 19. angetreten ward, nicht ohne daß über die Marfde
route und Verpflegung abermals Weiterungen entftan-
ben waren. Schöning führte die Truppen in guter Ord-
hung, die von den ſchleſiſchen Commiffarien beim Abe
ſchied ausdrücklich verdanft wurde, durch Schleſien gue
rid und nahm am 8. Dec. zu Grüneberg von dem nun
wieder gu vertheilenden Corps Abſchied. Vom Kurfür ⸗
fen wurde er auf dad Gnädigſte empfangen.
Bei der Erſtürmung Ofens war fein Pardon ertheilt
und waren die weifien Fahnen, weldhe die Tüͤrken aus-
fiedten, von den wilthenden Soldaten niedergeriffen
- worden. Go follen denn an 9000 Manner, Weiber
V Das Séhreiben deffelben an ſetzen Vater, vom W. Auguſt
(8. Sept.) 1686, f. bei v. Sasning, S: 1. 120 ff., dab des ‘Sailers,
vom 3. Sept. n. St., ebend. S. 126 f.
3) Bel v. Sédning 6, 138 F.
Shining und Barfas. 7
und Sinder niedergemegelt worden fein, ungeachtet die
Fürſten und Generile Wes aufboten, dem Schlachten
Ginhalt gu thun. General Barfus rettete zwei Türken,
die fich vergweifelt webrten, und brachte fie mit nad
Berlin. Shining filhrte das Glück zwei ſchöne Litre
kenmaͤdchen, die nod) im Kindesalter ftanden, gu. Eins
davon foll die bekannte Fatime gewefen fein, damals
fünfijãhrig, angeblich hoher cirkafſiſcher Abkunft. Er
habe fie taufen laſſen, ſte Maria Aurora genannt und
für ihre erſte Erziehung geſorgt. Sie ward groß und
wohlgewachſen, hatte dunkelblaue Augen und ſchwarzes
Haar, ſchöne Augen und Lippen, eine Adlernaſe, war geiſt ⸗
reich und weltklug, eine ſcharfe Beobachterin und nicht
ohne Sorgfalt fuͤr ihren Vortheil, im Uebrigen nicht
ohne Hochſinn und gutmüthigen, treuen Charakters.
Schoͤning ſoll fie fpdter der Flemming, bei deren Vere
maͤhlung mit dem Krongroßſchatzmeiſter Pryebendowsty,
gum Hochzeitsgeſchenk gemacht haben, mit der fie nach
Barfhau gefommen und dort dem Konig Wuguft be
kannt worden fei. Mach einer andern Angabe 4) hatte
fie Graf Koönigsmark gu Pefth gefunden und feiner
Schweſter Maria Aurora gefchenft, die fie nad dem
Verluſt ihres Bruders mit nad Dresden gebracht habe.
Wie dem aud fet, fie ward in die Arme ded Königs
gegogen, gum Scheine aber an einen Kammerdiener Spies
gel verbeirathet, der nachmals geabdelt und Oberftieutc:
nant wurde. Dem Rinig gebar fie (1702) den Grafen
Friedrid) Auguſt Rutowsty (1, 198) und (1706) cine
1) v. Haxthaufen bei Sehſe, Geſchichte der Höfe des Haufes Sach⸗
fen, V, 131. Fur diefe Angade koͤnnte der Saufname der Dame
fpredens gweifelbaft wird fie dadurch, daß man nichts davon weif,
bid Konigsmark gu fener Beit ober aberhaupt nad Ungarn ge—
fommen.
78 Sihiwing wah Barfus.
Tochter Katharine, weldje 1728 den Grafen Michael
Bielinsky heirathete, fic dann von ihm: trennte, in
Paris lebte, 1735 geſchieden ward und ſich 1736 mit
Graf Bellegarde+) vermählte. — Von den 500 Gee
ſchützen, welde in Ofen erbeutet wurden, durfte aud
Schoͤning feinem Kurfürſten einige zuführen, dem ex aud
einen Roßſchweif und ein Paar tartariſche Pferde alé
Siegeszeichen überbrachte. Eine andere Art von Beute,
welche er fiir fid) in Ofen genmedt haben foll, ift fir
die Beitfitten bezeichnend. Die in Ofen gefangenen Jue
den, weldje gu den Türken gehalten batten, wurden une
ter die Commandirenden vertheilt, von denen fie ſich
dann durch reiche Löſegelder freifaufen muften. So
waren aud Shining cine Anzahl reicher Juden gue
gefallen. Gin kaiſerlicher Offigier atte ſich aber derfet-
ben bemächtigt und Schöning gab nun Graf Chriftoph
Dohna Befehl, fie Diefem wieder abgunehmen, was
aud gliidlid) gelang. Barfus foll dabei Dohna getadelt
haben, daß ex einen foldjen Wuftrag übernommen, der
ſich nur fiir einen Parteigdnger {cide ).
Shining ging aber nicht ohne Misſtimmung aus
Ungarn heim. Es war nice eine punttilidfe Uneigen ⸗
1) Glandins Maria Graf v. anes ——— und pre
der bes Grafen Joyaan Franz @., des F Pepin Zee
und Karl von Sadfen, trat rey “as cue “eb der Seibgarde in
ſachfiſchen Dienſt, ward 1732 Kammerherr, 1742 Oberft, Gefandter
fm Surin, 1749 Generalmajor, 1754 Generallieutenant und Ges
fandter in Haris, wo ex 1755 ſtarb. Seine Soͤhne beerbten den
Antzeu von Sadfen, wenigſtens in Betreff ſeines beweglichen Bers
2) Da wit Dohna in alle dem, wo feine Parteilichteit und Medi⸗
fance einfdldgt, keinen Glauben ſchenken, fo laffen mir aud dieſe
Seſchichte, ſoweit fie thn und Shining betrifft, dabingeftellt ſein. Das
acum oe von der Buthellung der Yuden als Kriegsbeute iſt
wahr.
Shining mb Sarfad. 78
nützigkeit, wie fein Verwandte und Biograph anzuneh ·
men ſcheint (a. a. DO. S. 140), weshalb ex dad faifere
liche Gnadengeſchenk: einen fammtnen Beutel mit 5000
fremniger Ducaten, ablehnte. Denn er verlangte mehr:
einen mit Brillanten befegten Degen im Werthe
von 20,000 Thalern, der ihm aud ſchließlich, jedoch
nur im Sdhagungéwerthe von 12,000 Thalern, durd
den kaiſerl. königl. Gefandten in Berlin überſchickt
ward. Es war aber dod aud nicht Gigennug, der ihn
dagu beftimmte, fondern cin zugleich feinen Fuͤrſten und
fein Land beriibrender Ehrenpunkt: nämlich als Ober ⸗
befehlshaber eines felbfiftindigen Heeres gu gelten, als
weldem ihm der Ehrendegen gebiibete, und damit aud
die von Brandenburg gefendeten Hilfetruppen in das
entfpredende Ride gu fiellen. Cr hatte übrigens am
8. Det. bei dem Kaiſer, am 10. bei der Kaiferine Mute
tee und bei der regierenden Raiferin Audienz.
Das raſche Auffteigen Sdhining’s und die hohe
Gunft, die ihm det Kurfürſt begeigte, Hatten ihm mane
cherlei Misgunft zugezogen. Wir finden frühzeitig, daß
auch achtbare Manner fid) durch die beſondere Begünſti ⸗
gung Schöning's gekraͤnkt fühlten. So nahm Graf
Ulrid) Hipparch v. Promnitz (IV, 485), nad dem Felb-
auge in Preußen, feinen Abſchied, weil dex Kurfürſt
Sdining , der zur Infanterie gehörte, 1800 Pferde gur
Verfolgung des Feindes anvertraut hatte, und es hieß
fogar, daß et fid) mit Schöning ſchlagen wolle. 1687
nabm der General Graf Beauveau d’Espenfes 4) den
Abſchied, „weil ev es nicht ertragen forinte, daf man
1) Ludwig Graf Veauveau d'Eſpenſes, früder franz. Oberſtlieu⸗
tenant, 1662 in brandenb, Dienſt gezogen, Generalmejor und Dherſt
ber Brabantengerde, 1684 Genecaltientenant, Gr gog fid nad Hole
Tand suri,
80 -Séhbning aud Barfus.
dem General Shining, der nach dem ungariſchen Felde
guge cin Liebling des Kurfürſten geworden war, den
Vorzug einräumte.“ Giferfiiehteleien und Streitigkeiten
ſcheinen überhaupt damals in der preußiſchen Armee,
wie wol auch in andern Heeren, ſehr häufig geweſen
zu ſein, was vielleicht darin ſeinen Grund hatte, daß
es zu jener Zeit ſo viele Glücksſoldaten gab, die aus
einem Dienſt in den andern zogen und nur Befriedi ⸗
gung ihres perſönlichen Ehrgeizes im Auge hatten. Ein
Ereigniß, das zunächſt geeignet ſchien, Schöning mit
ſeinen Gegnern in einer gemeinſchaftlichen Sache zu
vereinigen, hat doch in ſeinen weitern Folgen eine ent ⸗
gegengeſetzte Wirkung gehabt? die Berufung des Mar:
ſchall Schomberg (I, 107 ff). Sie krankte den grei⸗
fen, aber feine Alterſchwaͤche im Momente der Kran:
fung vergeffenden Derfflinger, trog der Zartheit, mit
ber ihm der Kurfürſt fein Vorhaben angeigte, und bei
dem alten Kriegshelden mag man dieſes Gefühl billig
nachſehen und es menfdlid)-natirlid finden. Die ane
bern Generale batten es nicht als eine Zurückſetzung ane
gufeben, daß Schomberg berufen ward, wenn aud als
ihe Vorgefester; denn es war Reiner darunter, der ſich
mit feinem Ruhm und Verdienſt gu meffen vermodte.
Indeß fie waren. voll des Gefühls der eignen und never
Thaten. Wie tüchtige Soldaten auc) die Söhne Schom ⸗
berg's waren, fie waren bod) nicht deſſelben Ruhmes
theilhaftig, der ihren Vater umſtrahlte, und fo vere
mehrte es den Unmuth, als nad und nad zwei Signe
Schomberg's in die Generalitat des Kurſtaates eintra-
ten. Die alte Derfflingerſche Kriegsſchule, gu der audy
Shining gehirte, nahm eine abgewendete Stellung ge
gen Sdhomberg cin, wabrend die zahlreichen Mefugies
in ber Armee, welche fidh feit Schomberg’s Cintritt nod
Shining und Barfus. 81
weſentlich vermehrten, ſich um ihn ſchaarten und auch
in den jüngern Stabsoffiziers einheimiſcher Abkunft
manche Anhanger fanden. Mun wurden, auf Schom⸗
berg’s Vorſchlag, die Refugics in zwei Compagnien
Grands Mousquetaires und eine Compagnie Grena-
diers & cheval gufammengeftellt, nad deren Mufter
fpdter aud) nod eine Compagnie Grands Mousque-
taires aud deutfden Edelleuten gebildet ward, und die
ſãmmtlich gur Leibgarde gehörten, wobei denn gar bald
ein Gegenfag zwiſchen diefen neuen Truppen und der
atten deutſchen Leibgarde Gervortrat. Gin hauptſäch ⸗
licher und fiir Schöning gefährlicher Partiſan der Erſte⸗
ren ward dabei Graf Chriſtoph Dohna Il, 82), ein
Mann, der, im Befige vielfeitige: Bildung und Begas
bung, gwar perſönlich tapfer, fonft aber weniger Sol=
dat, alé Diplomat und Hofmann war, mande Gigens
ſchaften befeffen gu haben ſcheint, die ihn gum franzbſiſchen
Memoirenſchreiber qualificirten, und auf Schöning nicht
wohl gu ſprechen war.
Zunãchſt jedoch erſchütterte bad alles Schöning's
Stellung keinesweges, und aud) der am 29. April (9, Mai)
1688 erfolgte Tod bes grofen Kurfürſten ſchien feine
Aenderung darin nad ſich gu giehen, außer foweit Sdi-
ning wiffen mufte, daBrcin tüchtiger Mann am beften
fabrt, wenn er mit einem Herren gu thun bat, der die
Sache gleidhfals tüchtig verfteht. — Ms die Nachricht
von Dem gu Potsdam erfolgten Hinſcheiden ded Kurfiir
ften nad Berlin fam, lies Schöning, als Gouverneur,
fofort die Chore ſchließen. Der kaiſerliche Gefandte,
Baron Freydag, wollte nach Potsdam eifen, um den
neuen Kurfürſten zu begrüßen, ward aber am Reipgiger
hore durch ben dafelbf— commandirenden Oberf— von
Schöning aufgehalten, bis von dem Goungrnenr Erlaub ·
82 Shining usd Barfus,
nif ertheilt fei, und dieſer verfagte fie. Neuere Preufien
haben den Geift des grofen Kurfürſten darin erlannt,
daß -,,cin brandenburgiſcher General fic) herausnahm,
dem Abgeſandten des romiſch · deutſchen Kaiſers bie Thore
dzu verſchleßen“, während bei dem Regierungsantritte
‘Zdeb groped Kurfürſten die freilich in kaiſerlichem Eide
dew brandenburgiſchen Commandanten dem Rur-
fen: den Gehorſam verweigert hatten. Zu jener Zeit
der Vorgang, wenigſtens von Seiten der Gegner
SHining’s, als cin Zeichen der anti-Faiferliden Geſin ⸗
nuug gedeutet worden ſein, die man ihm nachſagte und
die damals nod nicht fo populdr in den Marken war,
wie fie es (pater wurde. Der neue Kurfürſt, Frieds
tid I. (I, S. 69 ff), ernannte Shining now am
Lage der Beeidigung dee Truppen, 30. April (10. Mai),
gum General · Feldmarſchalllieutenant, womit ex den Freie
herrn von Spaen*) und den Grafen Friedrich Dine
hoff?) überſprang. Bei ber Beftattung des großen Kure
farften genoß er die Auszeichnung, neben drei höchſten
Civilbeamten einen Sipfel ded Leichentuches gu tragen.
iV Alerander Freihere v. Sporn, ouf Kruinick, Ringenbers, Moye
land |, Hammindeln ac., aus hem Glevefgen und cin Vermandter
Danfetmann’s, wat fdon 1651 furbrandend. Math, Kdmmerer,
Dberft, Landdroft von Cleve, ward 1656 Generalmajor, 1661 MReidss
feeiberr, 1675 Genevellicutenant, 1688 Generalfeldgengmetfter, 1690
Generalfelbmarfdall, ftarb als Gouverneur von Wefel gu Cleve, wo ex
feit 1679 rdfident war, 27. Het. 1602 (16937). In erfter Ee
war er mit Hendrine v. Arnim, die 4. Aug. 1671 zu Moyland ftard,
in gweiter mit Giner v. Flemming vermabit.
2) Yriedrid) Graf v. Doͤnhoff, geb. 24. Nov. 1639, Sohn des
Woiwoden gu Pelnow, Ernft Magnus (+ 18. Juni 1642), und Kaz
tharinen Gréfin v. Dona, 1684 Generallieutenant, 1688 DObertams
rierherr, 1689 w. Geb. Staats⸗ und Rriegérath, ftarb als Gous
verneut von Memel 16. Febr. 1696. Bon Glonore Katharine
Glifaseth Fretin v. Sdwerin (ged. 18. Det. 1646, verm. 1665, +
13. Det, 1696) hinterlies ce vier Sdgne,
Séining und Varfas. ss
Am 14. Juni fand in Berlin die Huldigung der Mark
Brandenburg ſtatt, wobei Schöning die unter Barfus
aufgeftelten Truppen und die aufgefahrenen Geſchüͤtze
commandirte.
Bei dem Ausbruche bes Reichskrieges gegen Frank
reich entſchloß fic) ber Kurfürſt, mit einem durch mün ⸗
ſterſche Truppen verſtäͤrkten Heere von 30,000 Mann,
worunter 26,858 Brandenburger, vom Unterrhein ber
gegen die Frangofen aufgutreten. Die ihm befannte
Giferfucht feiner Generale diente gum Grunde, daß er
felbft an die Spige dieſes Heered teat, deffen eigenttide
Führung jedoch immer Sdhining zugedacht war, welder
nad dem Rurfiirften der Erfte dabei fein ſollte. So
viel man nun aud) fiir dieſes Arrangement gu fagen
haben mochte, fo erwies es ſich dod) ſchließlich als nad-
theilig. Denn es ging Alles beſſer, ſolange Shining
allein ſtand, als wie der Kurfürſt zum Heere kam, und
außerdem fanden ſich nach deſſen Ankunft Anläſſe, welche
zuletzt gu Schöning's Sturge und ſeiner Entfernung aus.
dem brandenburgiſchen Heere benutzt wurden.
Unter Schöning's unmittelbaren Befehlen ſtanden:
Generallieutenant Herzog Friedrich Ludwig von Hol-
ſtein · Beck (geb. 6. April 1653, + 7. Mary 1728, der
Stammvater des Heutigen Hauſes Holftein« Glücksburg)
mit 4 Bataillonen, Generallieutenant v. Barfus mit 6
VBataillonen Leibgarde, der münſterſche Generallieutenant
von Schwarz mit 4000 Mann, Generalmajor Graf du
Hamel?) mit 8 Compagnien Trabantengarde, 4 Com:
1) Zranz Graf ds Hamel, Frangofe und früher in frauzöſiſchen
Dienften, war 1674 turbrandend. Oberft, werd 1676 Kammerer,
1679 Generalmajor, 1689 Generallieutenant, nebm 1702 als Genes
tal der Gavellerie feinen Abſchied und ward venetiantfder Generaliffi=
mus, als welcher ex jedoch bald, angedlid an Gift, ſterb. Gx war
84 Shining und Varfus.
pagnien Grands Mousquetaires, 32 Compagnien ande-
rer Rruppen, der Generalmajor Briquemault 4) mit 5
Batailonen, der Generalmajor Graf Karl von Schom ⸗
berg?) mit 26 Compagnien und 1000 Pferden, der Gee
neralmajor von Dallwig mit 1000 Pferden niederlandie
ſcher Truppen. Unter dem Generalfeldgeugmeifter von
Spaen ſtanden: der General der Cavallerie Graf Meine
hard Schomberg *) mit 4 Bataillonen und 16 Compag⸗
nien, der Generalmajor v. d. Heyden *) mit 5 Bataile
lonen, dev Generalmajor von Ziethen 5) mit 3 Bataile
fonen und 12 Gompagnien Dragoner, 1 Compagnie Pies
montefen, der Urtillerieparf unter Oberft von Weiler.
mit Henriette, einer Tochter Georg Bernhard’s Freiherrn v. Poll⸗
nig, verwitweten Kammerherrin v. d. Sdhulenburg, vermaͤhlt, welde
1706 Yinderlos ſtarb
1) Heinvid Baron de Briquemault, Here v. St.⸗Gruz, Mefus
gié, 1631 Generalmajor, fiarb als Generallieutenant 16. Aug. 1692
gu Weel. Seine Gemabhlin mar Marte de Meaur.
2) Bd. 11, ©, 199, 126, 134, 135, 143, 145, 1565 Vi, 110 ff,
119. Er vettief Die Armee ſehr bald, um feinem Vater nod ngs
Tand gu folgen.
3) Bd. I, S. 118, 122, 196, 130, 135, 136, 143, 145, 149,
153, 156—71, Auch er alng nach Schluß diefer Gampagne nad
England.
4) Griedrid Freigere v. d. Heyden, Sohn deB cleveſchen MRegiee
tungésraths gleiden Ramens und RKatharinen Fretin v. Wylid und
Lottum, 1679 Dberft, 1689 Generalmajor, 1692 Generallieutenant,
1695 General der Ynfanterie, nahm 1702 feinen Abſchied und ging
gu den Kaiferligen, mo er um 1704 Generalfeldmaridall wurde,
aber bald barauf ftarb. Gr mar mit Ghriftine Gréfin v. Bylandt
vermaͤhit, aber kinderlos. Seine Giter erbte fein jingeree Brurer,
der preuß. General Johann Sigismund.
5) Johann v. Biethen auf Lagow und Srebnig, Sohn Kaſpar's
v. 3. auf Sager (+ 1688) und Annen Katharinen v. Brigke aus
Snoblod, 1679 Obert, 1689 Generalmajor, + 1690 yu im
Er hatte fi) 8. Mai 1683 mit Katharinen Gharlotten, jingften
Tochter bes Generalfeldmarſchalis Freiherrn v. Derfflinger, vermählt,
die ibm einen Sohn und drei Addter gebar.
SAining und Varfut. 85
Am 1. Marz 1689 ging Shining mit der Cavalle⸗
tie bei Wefel über den Rhein, während Barfus die Bee
fagungen aus den kleinen Stadten gufammengog, wore
auf die Armee fid) bei Alpen mit dem holländiſchen Gee
neral Milva vereinigte und nun an Vertreibung der Frane
gofen aus dem Cleveſchen und Jülichſchen ging. Schsö-
ning trieb die Frangofen mit viel Geſchick und Rührig ·
keit, unter gablreiden Heinen Gefechten nad Bonn gue
tid, deffen Belagerung dann den Knotenpuntt des Felbde
zuges gu bilden hatte. Wichtig ward in der erſten Beit
namentlid) dad Gefecht von Uertingen (Ordingen) am
2, März. Tages vorher war es Schöning geglückt, ein
ſtarkes franzöſiſches Getreideconvoy, das von Rheinbergen
auf Nuys ging, bei Uertingen tiberfallen gu laſſen und
gänzlich zu nehmen. Dies mag den frangdfifden Gee
neral Sourdy veranlaft haben, den Brandenburgern: bis
Uertingen entgegengugehen, um entweder die Ddortige
Beſatzung aufzuheben, oder, wie die Gelegenheit es gee
ben wiirde, dem Hauptcorps in die Flanfe gu fallen.
Shining ließ ſich jedoch nicht überraſchen, traf aud)
fofort die zweckmaͤßigſten Gegenanftalten, bielt -fid) bee
reit, jeder Abſicht ded Feindes entgegengutreten und, als
diefer hierauf gdgerte, weiter vorzurücken, entſchloß er
ſich, ibn anzugreifen, ungeachtet die Franzoſen ihm art
Zahl überlegen waren. Er uͤbertrug dem General Bare
fus das Commando des rechten, dem General Ailva das
des linken Flugels, befahl Beiden, die vor ihnen liegen ⸗
den Dörfer anzugreifen und mit klingendem Spiel gee
gen diefelben anzurücken, während er felbft mit 3 Ka:
nonen und 200 Mann Fußvolk dem feindliden Centrum
gegenüber ſtehen blieb und durch lebhaftes Geſchützfeuer
deſſen Aufmerkſamkeit auf ſich richtete. Als ex fab,
daß Barfus ſein Dorf genommen hatte, worauf dieſer
86 Sébuing aud Barfas.-
fich weiter mit Bertreibung der Feinde beſchaͤftigte, wen⸗
dete ſich Schöning ploglich links, um Ailva gu untere
ſtützen und, ungeadhtet das febr coupirte Terrain fein
Vorrücken erſchwerte, gelang 6, nad einem ziemlich
hartnäckigen Gefechte, aud bier, die Franzoſen zurückzu ⸗
drangen. Als dieſe fic) in einem weiteren Dorfe gefeet
batten, griff file Schoͤning von vorn an, wahrend Bare
fué fie in die linke Flanke nahm, worauf ein ftarkes
Gemegel erfolgte und die Feinde in gänzlicher Verwire
rung Ginter dad Dorf geworfen wurden. Die Feinde
wurden bis an die Thore von Nuys verfolgt. Die
Frangofen Hatten über 1000 Mann verloren, die Gefan-
genen und Gerwundeten ungerednet. Die Equipage
des Generale SGourdy fiel in dte Hande dex Sieger.
Am folgenden Zage ergab fid) auch inn, gegen welded
dev Major von Sydow 2) entfendet war, und die Fran-
zoſen rdumten Ruys, Zoes und Sieberg. Bei Gelegens
heit diefes Gefechtes von Uertingen will übrigens Dohna
einen perfinliden Anlaß gum Grolle gegen Sdhining
erhalten haben. Gr erzaͤhlt in feinen Memoiven (S. 92):
Shining habe thn nad dem Gefecht von Uertingen
mit Lobreden überhäuft, aud) dem General Barfus einen
Bericht in diefem Sinne gegeigt, in dem wirklichen Bee
richte aber gefagt: Dohna habe angegriffen wie Kroa ⸗
ten. Dieſe Gefchichte laſſen wir dahingeſtellt fein, glau ·
ben aber, daß, wenn etwas daran wahr iſt, der Aus ·
fal Schoͤning's weniger gegen Dohna, als gegen die
1) Died wird entweder Balthafar Friedrich v. Sydow auf Rad⸗
duhn, der 1691 bei Salantenem als Oberfelieutenant ſchwer verwune
det, 1701 Dberft, 1705 Commandant von Küſtrin 1709 in dem
nicherlindifdgen Sriege Generalmojor, 1730 Generallleutenant ward
und am 31. Mat 1733 gu Miftrin ſtarb, oder deffen Bruder Adam
‘Bilhelm gemefen fein, dev 12. Juli 1716 018 Generalmejor fear’.
Géhaning und Varſut. 87
Grands Mousquetaires geridjtet gewefen fein mag, bei
denen Dohna als Oberfilieutenant ftand. — Noch gee
lang es Schöning, den Commandanten des mit Firftens
bergifden 1) Truppen befegten feften Rheinbergen, Baron
Bernfau, gur Ucbergabe dieſes Plages gu beftimmen,
indem ex ihm cine Dompfriinde, das lebenslinglide
Gouvernement der Feftung und bas Eigenthum der in
feinen Händen befindlidgen Contributions gelder gufidertes
was denn allerdings febr eigenthümliche Capitulations-
bedingungen waren.
Am 4/14, Suni traf dev Kurfürſt in Wefel ein,
wobin ex von Halle aus, unter Aufſchiebung feiner bee
abficjtigten Huldigungéreife nad) Magdeburg und Hal
berftadt, auf vom Unterrhein erbaltene Briefe, plötz
lid) aufgebroden war. Es michte intereffant fein, gu
wiffen, von wem diefe Briefe gefommen und welden
Inhalts fie gewefen feiew. Denn dad Anführen, daß
die Anherokunft (des Kurfürſten) von denen Herrn Ale
liirten am Unterrbein inftdndig defideriret werde’, ſcheint
uné nur eine officidfe Verbrämung anbderer Urfachen.
Schöͤning eilte gu dem Kurfürſten nach Weſel, ging
aber fofort wieder iné Gauptquartier nad Hoͤltrup gue
rid, von wo aus er bie Belagerung von Kaiſerswerth
leitete. Dev Kurfürſt tam am 11/21. Juni ſelbſt ind
ager und am 17/27. wurde der Plag iibergeben, am
18,/28. in Gegenwart ded Kurfürſten und der Kurfür-
fin das Tedeum deshalb gefungen. Anfangs Juli wurde
die Belagerung von Bonn eröffnet, am 14/24 mit der
Beſchießung begonnen. Bei dieſer Gelegenbeit erfieht
1) G8 waren dies Sruppen des Fiirften Wilhelm gon v. Bice
flenberg, der betanntlid die Things Boe ambirte und von Frank
Feld babel untecftdiet werd.
88 Shining und Varfas.
man aus der Selbftbiographie bes ehrlichen Nagmer eit
Anzeichen beginnender Misftimmung des Kurfürſten gee
gen Shining. Derfelbe hatte Magmer gu dem Kurfür ⸗
ften geſchickt, damit er demfelben aber die Sachlage
berichte, zugleich aber namentlid) vorftelle, wie man
eine grifere Truppenzahl gur Einſchließung Bonns ber
dürfe. Natzmer will bemerkt haben, daß der Kurfüurſt,
an deſſen Bette er knieend geſeſſen habe, dabei großes
Misvergnügen gegen Schöning gezeigt und insbeſondere
geäußert habe: wie Graf Meinhard Schomberg die Bee
tennung oder Einſchließung des Ortes commandirt habe,
hatte Shining immer gemeint, daß Jener Truppen gee
nug hatte, nun aber Shining die Sache verridten
folle, fibre er gang andere Rede. Der alte Magmer
fagt gang richtig dagu, er babe daraus ſchon bemertt:
„daß die Sade vor den General Sdhining bei dem
Dermaligen Kurfürſten nicht mehr am beſten lautete,
und daß feine Gegenpartei begunnte Aufwaſſer
gu befommen.” Qn der That trat in der Aeußerung
des Kurfürſten deutlid) hervor, daß bei ibm dem Genes
ral Schöning deffen Parteigegner Sdomberg entgegens
Geftellt worden war, daß er geneigt war, den legtern
mit giinftigern Augen gu betrachten, und zugleich auch,
daß ex von der Sache nichts verftand, da natürlich gu
einer wirklichen und ernfteri Belagerung mehr Truppen
gebraudt wurden, als gu ciner bloßen Gernirung, um
bie es fidh bei Schomberg gehandelt hatte, aud wol
die Befagung von Bonn feitdem durd die auf Bonn
zurückgedrängten Franzoſen verſtaͤrkt, ſowie die Schwie ·
rigkeiten der Belagerung genauer erkannt worden war
ten, Als fpdter der Kurfuͤrſt den zwölf älteſten Gene.
talen bie Grage vorlegte, ob Bonn blos gu biogiren,
ober förmlich gu belagern fei und, wenn dab legtere,
SBbring und Barfud. 3
ob man bie gange Armee, oder nur einen Theil derſel ⸗
ben dazu verivenden folle, erflarten fid nicht blos Schö-
ning, fondern aud) Spaen, Barfus, Graf Meinhard
Schomberg, v. d. Heyden, A. G. Schwartz, alfo aud
Gegner Schomberg’s, fiir die Belagerung. Graf Karl
von Sdhomberg, der Herzog von Holftein- Bek, Graf
du Hamel, Briquemault und v. Bieten waren fiir die
Blodade. Der niederlindifde General H. von Dalwig
meinte, daß er, der Bitterung balber und unbefannt
mit den fonftigen Ausſichten, „nicht eigentlich gu rather
wiſſe“, ubrigens gu Wem bereit fel. Whe, dic für die
Belagerung ftimmten, und eigentlich aud die Gegner,
ſprachen Dabei die Anſicht aus, daß eine folde nur mit
ganger Kraft und miglidft vielen Truppen gu untere
nehmen fei. Go beftitigten alfo diefe Gutachten 2) die
Richtigkeit des Schöningſchen Planes. In der That
entſchied fid) der Kurfürſt fiir die förmliche Belage-
tung und erflarte dies in einer Ordre vom 15/25. Aue
guft an Shining, wobei ex zugleich bemerkte, daß „Se.
Churfirftt. Durchlaucht die Difficultdten, fo dabei vor⸗
fommen und fdon von dem General Feldmarſchall -
Rieutenant, dem v. Sdhining, vorgeftellt worden, gar
wohl begreifen.”
Der ernftere Arigriff der Belagerung wurde jedod
dadurch nod) vergigert, daß bie Franzoſen, unter Bouffe
fers, mit 10—11,000 Manu in das Trierſche cingedruns
gen waren, Madchen erſtürmt, die dortige kaiſerliche Bee
fagung, die fid) aufs Aeußerſte vertheidigt, nebft den
Biirgern niedergehauen, Mayen. in Brand geftedt hate
ten und verwiiftend durch die Gifelgegend gogen, wes⸗
halb ber Kurfürſt von Trier zwei Couriere mit Hilfer
H S. diefelben bei v. Shining a. a. D., G 180 ff., 295 ff.
90 Sabring wad Verfad.
gefuchen ſchickte. Kurfürſt Friedrich LIT. beſchloß darauf,
mit Deffnung der Laufgrãäben vor Bonn nod) etwas ene
zuſtehen, dagegen Schining mit S—10,000 Mann ge
* gen Bouffleré gu detachiren, gu weldem Zweck Scho ⸗
ning bereits am 18/28, Auguſt aufbrach. Gr fam ſchon
am 30. Aug. (9. Sept.) nach Bonn zurück, da ſich
Boufflers auf die Nachricht von feinem Anrüuͤcken fo-
fort in die fidere Pofition von Mont Royal guritde
gezogen hatte. Sein Fußvolk traf ſchon Tages vorher
wieder im ager ein. Die Cavallerie hatte er an dev
Mofel gelaffen, um diefe Gegenden gegen erneuerte Eine
fälle gu decken.
Bei ſeiner Rückkunft fam aber dad Misliche ded
Verhaltniffes, in dad ex allmalig verfegt worden, gum
Ausbruch, und ift es wohl moglich, daß man feine
Abwefenheit gut genug benugt hat, um die Krifié nun
befdleunigen gu können. Es bandelte fid) dabei, von
Seiten feiner Gegner, theils um allgemeine Befchwer-
den, die man gegen ihn erhob, theils um fpecielle Streit
puntte, und endlich ward ein befonderer Vorfall, bei
dem ex felbft dem lange gendgrten Unmuth die Zügel
ſchießen lief, gu feinem Sturge benuge.
Die allgemeinen Beſchwerden anlangend, fo warfen
ihm feime Gegner, deven fein raſches Steigen, fein
Stolz und feine ſcharfe Bunge ihm Viele zugezogen,
ein hochfahrendes und dbergreifendes Wefen, fowie Hab-
fucht, bas durd) die damaligen Ginridtungen beim Mis
litairweſen -geforderte Beitiafter, vor. Gr foll {eine Uns
tergebenen oft mit Harte und Geringſchatung behandeit
und wenig Freunde in der Armee gehabt haben, gegen
welches Regtere denn bod ſoricht, daG ihm {pater eine
Anzahl gum Theil Hoherer Offiiere im den fachfifejen
Dienft folgten, und fein Austrite ſchließlich dod in der
Sabriag aud BVerfat. 81
Armee unvertennbar beklagt ward. Es iſt gefagt wore
den, aud ber grofe Kurfürſt habe über ibn bemertt,
ex fei gwar einer der beften Generale in feinem Dienfte,
man miiffe ihn aber genau im Auge haben und die Bite
gel tury alten, damit ex nicht aud) die andere Seite
hervorkehre, auf dev er nichts tauge. Indeß fommt es
bei ſolchem Kurzhalten bedeutender Manner weſentlich
darauf an, daß es in einer Weife geſchieht, bei der man
ihren Gifer und ihre Grgebenbeit erbalt, und das mag
dee große Kurfürſt, follte iene Meuferung wirklich authene
tif) fein, verftanden haben. Man fudte aber aud
den politiſchen Charatter Sdhining’s zu verdaͤchtigen *)
und beſchuldigte ihn namentlich, daß er insgeheim gu
Frankreich neige, vielleicht fir diefes gewonnen fei. Es
ift Mandes vorgefommen, was dicfen Verdacht gu bes
flatigen ſchien, wiewol nichts, was alé beftimmter Ber
1) Jn einem Sgreiben v. Shdning’s an den Minifter v. Spans
heim nennt er als Dicjenigen, die gu feiner Berdddtigung beigetras
gen: ,,Le Sr. Hamm et un autre visage qui est alld en Angleterre”,
Beiter zat et: ,,Le Sc. Grumbkow, avec aa cabale fait tout en-
me perdre”, Grumbtow mar allerdings cin gefdhrlider,
am am oft | va einflupreider ee Das Shreiden f. bet v. CH
ning a a, ©. ©. 215 ff. 8 tft bier übrigens Joachim Ernſt v.
Grumbtow gemeint, ged. 39. Sept, 1637, Soha des Oberften Chris
ftien Stephan v. G. und Annen ‘Margarethen v. Kradow, der zu
Roftok fiudirt hatte, dann auf Meifen gemefen war, bevor er in
brandendurgifden Dienft trat, wo ex bis jum avancirt
war, als ex durd Ghriftian Abert Dohna dem Kurfürſten empfohs
Ten ward, der ihn hauptſaͤchlich bel der Militairvermaltung verwen⸗
ete, Ex ward 1671 Amtstammerrath , 1674 Dberlieutenant, ſpa⸗
Dbe ſoent. Kriegsrath, Genevaitrlegscommiffar, Dberft, ‘1673
eh. srepareds i Caloyecptnaan 1002 mie. ep teats
rath, 1685 Dberhofmarſchal der Königin, + 21. Sept. 1690. Bers
migit war ec 1) 1672 mit Lucte Dorothea v. Breed Die e. a. +,
naddem fie einen’ Sohn geboren, 2) 8. Jan. 1678 mit Gertrud
Sophie v. Grote, von der ex vier Sshne und darunter ea unter unter
Sing tg Brieuis, Wilhelm L fo gewidtigen Friedrich Wilhelm von
92 Shining und Barfud.
weis gelten finnte, nichts, was nidt aud) eine harm:
loſere Auslegung guliefe, wie z. B. fein freundſchaft ⸗
licher Verkehr mit franzöſiſchen Geſandten Folge ſeines
fruühern wiederholten und längern Aufenthalts in Frank-
reich ſein konnte. Mit groͤßerer Beſtimmtheit behaup-
tete man, daß er nicht gut kaiſerlich ſei, und bezog ſich
dafür auf ſeine nach der ungariſchen Campagne bezeigte
Misftimmung, ja ſogar auf fein oben berichtetes Vers
fahren gegen den kaiſerlichen Gefandten bet dem ode
des grofen Kurfürſten. Möglich daß Schöning in der
hat, fowol in Brandenburg, als in Sachſen, ſchon daz
mals fir jene Politif war, welde fpater ein Princip
des preußiſchen Stated wurde und dann bis auf den
heutigen Tag fo viel Lobpréfer und Vertheidiger gefun ·
den bat. Wir alten fie aud) in. Preufen flix falſch;
aber wer möchte leugnen, daß fie auc) ihre Seiten
hatte, aus denen fie Dem preußiſchen Patrioten empfeh-
lenswerth erſcheinen fonnte? Zu fener Seit freilich wor
faiferlide Gefinnung nod die Geſinnung und dad Merk.
geidhen des deutfdhen’ Patrioten; aud in den Marken
lebte nod cin Bewuftfein der Pflichten fiir Kaiſer und
Reich; man fühlte ſich dort nod nicht durd eine Unters
ordnung unter den Reprafentanten bes grofen Deutſch⸗
Lands herabgefegts man glaubte nod) nicht, daß man fid
für frembe Swede opfere, wenn man in Ungarn oder
Stalien fiir Deutſchlands Macht, Wiirde und Sicherheit
firitt; der Provingialpatrioti¢mus hatte nody nidt das
bewußte und ausgeſprochene Ucbergewidt tiber den Deute
fGen erlangt, obwol er felt dem ZOjährigen Rriege das
nad tradhtete und namentlid) die confeffionellen Gegens
fage dazu misbraudte. Kurfürſt Friedrich III. war aber
dem faiferliden Sntereffe aufridtiger und ftetiger exgeben,
als fein Water, und das verdddtigende Einflüſtern ded
Séining und Varad. 93
Vorwurfs frangdfifher Geſinnung mochte auf ihn einen
bedenflidern Eindrud machen, als auf den grofen Kure
fürſten, der gwar aud den damaligen Gegenfag Franke
reichs gegen Deutſchland nicht verfannte, gu Seiten aber ſich
gar wobl mit den Frangofen gu vertragen verftanden hatte.
ene Beſchwerden dienten gur Vorbereitung der Stime
mung, vielmehr Gerftimmung. Den Ausbruch führten
bie Streitigteiten zwiſchen den Generälen herbei. Sit
dabei eine Intrigue geſchürzt worden, fo iff es ein gee
ſchicktes Manbdver der Unftifter gewefen, daß fle auf
Shining nicht Einen aus den Reihen der Refugics,
feiner cigentliden Parteigegner, fondern einen deutfden
General und alten Kriegskameraden hetzten, ber aber
einen verjabrten perfinliden Grol gegen Shining im
Herzen trug, den General Barfus. Das war ein tapfer
ter, tüchtiger Soldat, aber, wie feine ſpätere Minifter
laufbahn bewiefen bat, eben nur dad; woraus ibm fein
Vorwurf erwachſen fann, da es villig geniigt und vere
dienftooll genug ift, wenn Jemand in feinem einen ciges
nen Face recht tidtig if. Barfus war aud fonft
fein unebener Mann, aber wol von etwas mürriſchem
und nachtragendem Wefen, wol von der Art, wofür der
Englander von feinen Doggen den bezeichnenden Buse
druck a dogged mood abgenommen bat.
Hans Whredht von Barfus war im Jahr 1685 gu
Migelin in der Mark geboren, der Sohn des Georg
Henning von Barfus auf Migelin, Reichenow, Blies=
Dorf und Alt · Wriegen, der damals Rittmeifter in dem
faiferliden Küraſſierregimente des Oberften v. Wins
war, nad) 1640 Oberfter in dem brandenburgiſchen Rei
terregimente des Grafen Georg Friedrich von Waldeck +)
1) Geb. 8. Marg 1620, zeichnete fich in k. k. Dienften in dev
94 Schoning und Varfus.
wurde und 1663 als Oberſtlieutenant aufgeführt wird,
und der Caͤcilia Freiin v. Wind. Seine miitterliden
Oheime waren, obſchon aus dem Marken flammend,
beide im kaiſerlichen Dienften, dev Meltere, Chriftops,
Oberft 2), der Jüngere, Johann, Kammerer, Kriegsrath
und Oberft eines Küraſſierregimentes. 1630 wurden
beide Brũder, von denen der letztere bei Raifer Ferdi
nand II. in befonderer Gunft ftand, ſammt ihrer Schwe ⸗
fier in den Reidhsfreiherrnftand erhoben ). Hans Wl
brecht trat in brandenburgifden Dienſt und diente beim
Fußvolk von der Pife an, fort 1656 bei Warſchau,
dann in Pommern, Dänemark, am Rhein und gegen
die Sweden in der Mar! und Preufen. Anfangs
ging es mit feinem Avancement febr langfam, und er
fdeint die Abſicht gehabt gu haben, den Kriegsdienft zu
quittiren, da er, feit 1662 mit Glifabeth Henriette von
SHlabrendorf *) verehelicht, von 1673 1677 mehrere
Giiter in der Neumark ankaufte. 1670 war er nod
Lieutenant, 1672 Sauptmann, 1673 Dberſtwachtmeiſter.
1678 erhielt ex das Regiment des Feldzeugmeiſters Grae
fen Dohna, vad er als Oberft im Pommern gegen die
Schweden fiibrte und mit ihm auf Rügen landete.
Shladt bet St. Gotthardt und bet dem Entfage von Wen aus,
ward 27. Juni 1682 Reidhsfarft und # % Felymarfhall, trat in
niederléndife Dienfte und ftarh als Felbmaridgall und Gouverneny
von Maftridt 19, Nov. 1692, Bon den mit feiner Gemaglin Sli⸗
fabeth Charlotte v. Raffans Siegen erzeugten Kinder dberiebten ihn
* Zoͤqier, uud die Bilbungenfce Linie erloſch mit ihm im Manus ·
amme.
1) GF hatte in Shlefien Schütendorf und Guhrau erworben, die
et an Hans Albredt’s Braver, den k. k. Hauptmann Johann Gpris
ſtian Reidsfreiberrn v. Barfus, vererdte.
2) Als Freiherrn v. Leis und Mons.
160). Geb. 1. Marz 1647, vermählt 6. Juli 1667, + 30. Sept.
Shtaing. und Varfas 9
1683 wurde er Gouverneur von Peig und bald darauf
Genevalmajor. Im Auguſt deffelben Sabres führte er,
mit dem Generalmajor Grafen Truchſeß zu Waldburg,
dem Raifer 1000 Mann Fufvol! und 200 Dragoner
zur Hilfe gu und fam gwar zum Entſatz von Wien au
fpdt, wirtte aber bei dem Entſatz von Gran und der
Ginnahme von Sdregein mit. 1685 wurde er Gou-
vernenr von Spandau. 1686 wobnte er, unter Schö⸗
ning’s Oberbefehl, dem Feldzug in Ungarn bei, wo eg
fic) vor Ofen bei den Stürmen vom 17. und 24. Juli
und dem Hauptfturm vom 2. Sept,, bet dem er den linken
dlũgel der Sturmeolonnen befehligte, rühmlich auszeich ·⸗
nete. 1688 ward er, bei dem Regierungsantritte des
neuen Kurfürſten, Generallieutenant, und ward zu Ende
des Jahres zum wirklichen Geheimen Kriegsrathe ernannt.
Dann ging er an den Rhein, berieth im Februar 1680
im Haag mit dem Fiirften Georg Friedrich von Waldeck
und den holländiſchen Generaten den Feldgugsplan, 30g
die Befagungen von Campen, Sonsbed und. Kalcar
zuſammen, zeichnete ſich (7. März) in dem ſiegreichen
Gefecht bei Uertingen aus und nahm einen rühmlichen
Antheil an der Belagerung von Bonn, die er durch
Erſtürmuug der Beuler Schanze (24. Juni) weſentlich
förderte. Auf Schöning ſoll ex einen Groll gehabt has
ben, weil diefer ibn fo früh im Avancement überflügelt +),
mag fid) wol aud) font durd) die blendenden Cigen:
ſchaften des vielfeitig gebildeten und begabten Schoning
in den Schatten geffellt gefunden haben. Möglich auch,
daß ein Dohna’fher Einfluß, wie ex fpater auf ihn gee
1) Gine fpecielle Bevorgugung bet der BefErderung gum Dberften
kann nit im Spiele gemefen fein, rie man gefagt hat, da Barfus
nod Lientenant wer, als Sdining Oberft wurde.
96. Shining und Berfas.
wirkt bat, ſich ſchon damalé geltend machte und in feie
nem Verhaltniß gu der Familie feines friihern Regiments-
inhabers begriindet gewefen iſt.
Gr fowol, als Meinharh Sdhomberg, geigten forts
wabrende Unluft, von Shining Befehle angunehmen.
Somberg ftand allerdings mit dem Letztern in gleichem
Grade. Barfus fonnte nur’ fiir ſich anführen, daß ex
zehn Jahre linger diente, wihrend dod Schöning früher
pt den höhern Graden befdrdert worden war und aud
jeot im Range über ihm ſtand. Die gegenfeitige Gereigt:
beit ging foweit, daß Schomberg und Shining einander
bie gewoͤhnlichen Ehrenbezeigungen nicht mehr erweifen
laffen wollten, Barfus die Parole nicht mehr von ihm ane
nabm, nod annehmen lief. Wer dabei angefangen,
wird ſchwer gu ermitteln fein. Sn Graf Dohna's Mee
moiren (6. 73) heißt e6: Sdining habe feinem Neffen,
ber das Garderegiment befebligte, verboten, dem Mare
ſchall Schomberg die kriegeriſchen Ehren begeigen gu
Jaffer, wenn derfelbe vor dem Regiment erſchien, wore
auf Sdhomberg ben Dohna angewiefen habe, gegen
Shining ebenfo gu verfabren, wenn diefer vor den
Grands Mousquetaires erſchien. Da jedoch Shining
es war, der fid), wenn aud frudjtlos, bei dem Kurfür⸗
ften ber feine Verletzung beflagte, fo ſcheint es, daß
er ſich als ben angegriffenen Theil betradtete. Uebri⸗
gene führten beide Theile als Grund ihres Verfahren’
+ Gh, Daf ihre Truppen nur vor der höchſten Perfon des
Kriegsheren gu falutiven Hatten, alles Weitere aber nur
willfirlide Courtoifie fei, und in diefem Sinne hat fid
aud) der Kurfürſt ausgefproden. Zuletzt riefen die Here
ten laut vor der Fronte ihren Regimentern gu, den Gege
neen feine Honneurs gu maden. Diefe Swiftigteiten
migen die Urſache gewefen fein, warum Barfus nidt,
Shbning und Varfas. 97
wie anfangé beftimmt war, mit dem Corps 40g, dad
im Auguſt gegen die Mofel detadirt ward, um Bouff ⸗
lers zurückzudrängen. Dagegen follte er Unfangs Seps
tember mit 6000 Mann gu der Belagerungéarmee ſtoßen,
welde unter Herzog Karl von Lothringen vor Maing
lag. Die Truppen braden am 8. Sept. auf und am
9. Sept. fam Scining von feinem Zuge nad der Mos
fel zurück. Barfus war nod im Hauptquartier, hatte
aber nidt fiir nöthig befunden, bei Shining wegen
des Abmarſches jener Truppen und feiner eignen bevors
fiebenden Abreiſe die gebiibrende dienftlide Wngeige gu
maden. Shining befdwerte fid bei dem Kurfuͤrſten,
und foll dabei gefagt haben, er werde Barfus niedere
ſtechen, wenn diefer ihm die dienfilide Ehre fernerhin
vermeigere. Der Kurfürſt befahl darauf dem General
Barfus, als dicfer fier am 10. Sept. bei dem. Kurfiirs
ften in deffen Hauptquartier, im Kreuzherrenkloſter bei
Popelsdorf, empfahl, auch gu Schoͤning gu gehen. Er
fand diefen beim Weggehen im Vorzimmer des Kurfiive
ften, auf einem Stuble figend. Der darauf ſtattgefun ·
dene Wortwechſel ward von beiden Bheilen, wie gee
woͤhnlich, verſchieden ergiblt. Nach der Barfus ſchen
Berſion ware Barfus gu Shining gegangen und hatte
au ihm gefagt: Da Se. Kurfürſtl. Durchlaucht ihn ab ⸗
gefertigt, mit den detachirten Truppen nad Maing gu
marfdiren, alg fomme er, dem Herrn Feldmarſchall ⸗
lieutenant folded auch gu wiſſen gu machen. Sdining
habe darauf geantwortet: es ware cin Wunder, daß der
General Barfus ihm einmal die Civilität thate und ign
anſpräche, fo er dod) vermeinte, daß es ſchon langft
deſſen Schuldigkeit gewefen ware. Barfus habe erwie ·
dert: er thue, was ſeines gnaͤdigen Herrn Befehl ware,
und wenn er gewußt hatte, daß er fine andere Unt
VIL
98 Shbuing und Barfud.
wort von ihm befommen follen, wiirde ex ſtillgeſchwie ·
gen haben. Darauf habe Schöning verfegt: wenn Se.
Kurfürſtl. Durchlaucht auc nichts befoblen batten, ware
es dennod bes Generals Schuldigkeit gewefen, und
wenn Se. Kurfirftl. Ourdhlaudt nicht gugegen ware,
wolle ex ihn ſchon lehren, was feine Schuldigkeit ware,
worauf Barfus erwiedert: wenn Se. Kurfuͤrſtl. Durch ⸗
laucht nicht gugegen ware, miiffe er feben, was er ign
lehren würde. Darüber fei der Geheimerath v. Dankels
mann hereingekommen, von weldem Barfus Abſchied
genommen und, aus Refpect fiir den Kurfürſten, weg ·
gegangen fei, um aufs Pferd gu fleigen. Shining fet
ibm aber nadgefommen, an ibm vorbeigegangen, babe
ihn an der Shire des Stifts erwartet, ibn aufgefordert,
mit ihm gu fommen, ibn bis etwa bundert Schritt
von ber Hauptwache gefiibrt und dann gefagt: ex folle
den Degen ziehen. Wis Barfus wiederholt ſich gewei ·
gert, died guerft gu thun, babe Sdhining wol zehn mal
gefagt: Barfus habe das Herz nicht, gegen ihn den
Degen gu ziehen, und endlid) mit feinem Stode nach
bem bes Andern gefhlagen, soorauf dann Beide mit
ben Stiden nad einander ftiefen und dann, Barfus
guerft, gu den Degen griffen. Die Trabantenoffigiere
fprangen gu und brachten fie auseinander. — Statt
diefer Erzaͤhlung, der man allerdings cine gewiſſe Ten ⸗
Deng der Abſchwächung und Selbfterculpation anmerfen
fann, beift es in der Schoning'ſchen Verfion: Barfus
babe, gleid als ex von dem Kurfürſten angewiefen wore |
den, ſich aud bet Schoͤning gu melden, geiufert, ob ex
es wol nidt fiir ndthig erachte, wolle et es dod auf
des Kurflirften Befehl thun, habe dann in barſchem
Tone gu Sehbning gefagt: er werde wiffen, daß der
Kurfuͤrſt ihn mit dem abgegangenen Detaſchement nach
Sobning und Varfas. 29
Maing commendirt habe*), worauf Shining verſetzt
babe: es haͤtte Barfufen wol angeftanden, ihm als
commandirendem General, nachdem er bei der Armee
wieder angelangt, eher davon Nachricht gu geben 2).
„Nun“, habe Barfus erwiedert, ,,wenn der Kurfürſt
es mir nicht ausdrücklich befoblen hatte, fo hatte ic) Som
gar nichts davon gefagt”, worauf Shining gerufen
habe: „wenn der Kurfürſt es aud) nicht befoblen, fo
ware 08 dod ded Barfus Sduldigheit gewefen, und
wenn nur nidt der Kurfürſt gugegen ware, fo wiirde
ex ihn ſchon feine Schuldigkeit lehren.“ So waren fie
denn in immer beftigerm Wortwedfel bis vor das Sloe
fer gegangen, wo fie gulept gu Stöcken und Degen gee
griffen.
Schöning fol auf dem Wege gewefen fein, dem
Kurfirfien bas Vorgefallene perſoͤnlich gu berichten, als
ihm Dankelmann entgegengefommen fei und, ibm in die
Arme fallend, ihn beſchworen habe, ſich nur jetzt nicht
vor dem äußerſt ergiirnten Kurfürſten gu geigen, da ex
fonft bie höchſte Gefahr laufe. Da der Kurfürſt Fried:
vid) LIT. nicht ſolchen Charakters war, daß fein Zorn
feinem Feldmarſchall · Rieutenant fo fürchterlich fein fonnte,
fo mag man wol in jener Ungabe, wenn fie ridtig ift,
cine Beftatigung der ariderwarts vorfommenden Bee
hauptung finden, daf Dankelmann, dem, bei vielen
trefflichen Eigenſchaften (I, 70 ff.), jedenfalls der
Febler vorgeworfen wird, daß er Whes in Wem fein
‘1) Rad einer andern Verfion, die aber ungefaͤhr auf daffelbe fine
anblduft, atte ex wdrtlld gefagt: ,,id gede jegt mit den dam bee
febligten Sruppen nach Maing, weldges id Ihm habe berigten
wollen.”
2) Andere Berfion: x) atte gemeint, daß es wol Bittle ate
wefen mdre, wenn Gr mit mir eber davon weſprocen ‘atte.
5*
100 Shining uxd Garfas.
wollte und feine bedeutende Capacitat neben ſich liebte,
der überdem durd feine Frau ein Verwandter des von
Schoͤning überſprungenen Spaen war, fon vorber gee
wünſcht habe, Shining gu befeitigen und daher begie ⸗
tig auf diefe Gelegenheit eingegangen fei, wobei es denn
von Midtigheit fein fonnte, Shining nidt gu dem
SKurfiirften gu laffen. Zunächſt wurden beiden Theilen
die Degen abgefordert, die fie erft nach der Einnahme
von Bonn (12. Oct.) guriiderbielten, und ibnen Wade
gefegt. Dock wurde Barfus fehr bald wieder frei und
teat von Neue in Activitat, wahrend gegen Shining
cine Anklage in viergehn, mit der Barfus ſchen Sache
nicht gufammenbingenden Artifeln erhoben ward, bin
ſichtlich deren ex ſich gwar größtentheils genugfam vere
antwortete 1), fcblieflich aber (2. Sept.) dod auf fein
Gut Tamfel verwiefen ward. In der Streitſache dee
beiden Generale wurden verſchiedene Schriften gewech⸗
felt, und erft am 10, Mug. 1690 erließ der Kurfürſt,
aus dem Hauptquartier Braine la Leude, eine Ordre an
den Statthalter der Mark, Fürſt Johann Georg von
Anhalt?) und die wirklichen Geheimen Rathe, wonad
1) Nur in Betreff eines Nagepunttes: daf er den Kurfürſten
mit gu einer Recognofcirung gefuͤhrt, bei der fie in einen Hinters
halt gefallen und nur durch géstliden Belftand entfommen wären,
fonnte er den Borwurf der Unvorfidtigheit nicht gaͤnzlich abweiſen
Die Sade felbft mar am 21/31. Juli vorgefallen (f.a.a.O., S. 181 ff.)
und ſcheint nicht ſehr gefährlich gemefen gu fen. Der Kurfürſt mar
fon wieter in Siderdeit, als man entdedte, dap fid Frangofen in
die Heden und Weinberge geſchlichen batten, welche Shining als-
dann felbft an der Spite feiner Dragoner vertrieb.
2) Sohann Georg U. von AnbaltsDeffau, geb. 7. Rov. 1627,
+ 12. Aug. 1697, durd feine Bermablung mit Henriette Katharine
von RaffausDranten (geb. 10. Febr. 1637, verm. 9. Bult 1659,
+t 3/4. Nov. 1768) der Schwager des grofen Kurfirften und Oheim
‘Sriecdrid’s III., der Vater des alten Deffauers.
Shining und Barfus. 101
biefelben dem Kurfürſten cin rechtliches Bedenten, wie
und welder Geftalt wegen der Sache gu ſprechen fei,
einfenden follten. Auf die Befdhwerden Sdhining’s gee
gen Barfus, von denen der Kurfürſt annahm, daß fie
„mit der Hauptfade und demjenigen, fo auf dem Kreuz ⸗
berge vorgegangen, gar keine Gemeinſchaft“ hätten, follte
dabei gar nicht reflectirt, diefelben aber dod) bem Gee
nerallieutenant Barfus communicirt werden, damit dies
fer ſich feiner Ehre felber rechtfertigen könne. Man fieht
Deutlid) aus den Worten, daß der Kurfürſt ſich mehr
auf die Seite des Barfus, als auf die ded Shining
neigt, Dad vorbergegangene Benehmen ded Barfus ge
gen Shining gehirte gar wohl gue Sade, indem es
die Gereigtheit des Rewtern gegen den Erſtern erflarte
und entfduldigte, ihn aud in Betreff der Art und
Weife, wie Barfus feine Meldung anbrachte, mistrauiſch
maden mußte und felbft die Schöning'ſche Behauptung,
daß Barfus aud damals nidt in gebihrlider Weiſe
verfabren fei, unterſtützte. Der Geheime Rath Otto
von Schwerin (IM, 10) reflective jedoch, in feinem
Gutachten vom 1. Sept. 1690, in der Bhat nicht auf
das Frühere und erflart daher Schöning allerdings fiir
ben ,,autor hujus rixae“, Gr bemerft gang richtig,
daß, wenn Barfus gefehlt hatte — wobei er jedoch,
der Ordre gemäß, nur an den damaligen Vorgang denkt
— es an Schöning geweſen ware, durch Stiliſchweigen ·
gebieten, Arreſt, oder Meldung an den in der Nähe
geweſenen Kurfürſten ſich Recht gu verſchaffen. Schließ⸗
lich erinnert er aber noch daran, daß dem Kurfürſten
in dem vorher (6. Aug. 1688) erlaſſenen Duelledicte die
„Determination und Moderation ſolcher Exceſſe nach
Gelegenheit der Perſonen und Umſtände“ vorbehalten
102 Shining und Barfud.
worden. Gpanheim 2) Lift ſich, in ſeinem Gutaditen
vom 16. Det 1690, gar nidt über die Entſcheidung
der Sache, fondern lediglich über bad Verfahren aus.
Gr erklärt fid) gegen die Bildung eines Kriegsrechts ;
auch mit deshalb, weil beide Generale ſich jetzt in ver⸗
ſchiedenen Verhältniſſen befänden, der Eine Garfus)
wieder in den activen Dienſt getreten ſei und die Came
pagne mitgemadht habe, der Andere (Schöning) dagegen
von dem Dienft und allen Functionen bis jetzt ausgee
ſchloſſen fet, fa fogar die Erlaubniß erhalten habe, ſich
nad) andern Dienften umgufehen. Es fei das uͤberhaupt,
bemerkte ex ſehr bezeichnend, „eine von den Inconves
niengen, welde die Entſcheidung durch ein Kriegsgericht
erſchweren fonnten, im Galle naͤmlich deffen Mitglieder
eine andere Anſicht von dem gegenwartigen Stande der
Dinge atten, als von Sr. Durchlaucht fest beliebt
fei.” Diefe legtere Bemerfung ſcheint darauf yu deuten,
daß man die Sache in der Armee, trog der behaupter
ten Unbeliebtheit Schöning's, doc) wol fir diefen gine
fliger auffaßte, alé ber Kurfirft that. Gin Rriegérecht,
welches Shining übrigens felbft verlangte, hatte ſich
mehr gur Aburtheilung ded Vergehens, als zur Entſchei⸗
1) Gzehiel Spanheim, Sohn Friedrid’s Spanheim (geb. 1600,
t 1649), Profeffors der Bheologie gu Genf und Leyden, geboren
gu Genf 1629, 1651 Profeffor der Beredtfamfeit gu Genf, dann
Inftructor bes Kurpringen von der Pfalz, mit dem er Btalien bee
teift, bet den Berhandlungen gu Oppenheim, Speier und Breda,
furpfdtg. Refident in Holland und England, 1677 in brandenb.
Dienfte, bis 1639 Gefandter in Paris, ebendaf. 1697 und 1701,
1701 Staateminifter, 1702 baronifirt, Gefandter in London, wo et
710 ftarb. Gr war ausgezeichnet als Diplomat und Polyhiftor,
namentlidy als Numismatiter und Alterthumsforfder befannt. Bon
feiner Gemaglin, der Grafin de Bonnet, hinterlieb et cine Bodter,
die Marquiſe be Montendre.
\
Shining und Varfus. 103
dung eines Streithandels zwiſchen zwei Generalen ge
eignet, in welche letztere Pofition die turfiirftlidhe Ordre
die Sache gebracht gu haben ſchien. Spanheim bielt
einen andern Weg file den ,,convenableften in Betracht
der betreffenden Perfonen, fowie des Orts und der Beit,
wo der Gorfall fid) ereignet, ndmlid) Begnadigung
Beider und Auferlegung ewigen Stilfdweigens.” Auch
v. Meinders war fiir miglidfte Beilegung der Sache,
da die Betheiligten beide tüchtige Manner feien, deren
Veibehaltung der Armee gu wünſchen fei 2).
Ward aud das Legtere nicht ermöglicht, wol aud
gar nidt verſucht, fo ward doch gegen Schöning, nad:
dem der Swed feiner Gegner, ibn gu verdrangen, ere
reicht war, etwas Weiteres nicht vorgenommen, und
der Tauſch, der ihn an die Spitze der ſaͤchſiſchen Armee,
an ſeine Stelle aber den zeitherigen Commandirenden
der letzteren, Haino Heinrich v. Flemming (IV, 348 ff.),
als Generalfeldmarſchall und Gouverneur von Berlin
in brandenburgiſchen Dienſt brachte, ſcheint vom Hofe
aus vermittelt worden zu ſein. Es waren auch von
Venedig aus Einladungen an Schöning ergangen und
er war eben im Begriff, nach Hamburg zu reiſen, um
ſich für Holland einzuſchiffen, als ihn in Buxtehude das
Schreiben des Kurfürſten von Sachſen ereilte. Sade
fen machte bei bem Tauſche das beſte Geſchäft. Man
fagte damals davon, baf, um ihn in eine Gleichheit gu brine
gen, auf Slemmingen 95 Procent gugelegt werden müßte ).
Schöning folgten mehe als 30 Offigiere, darunter fein
1) G. v. Barfus= Falfenverg, H. A. Graf v. Barfus (Berlin
1854), ©. 44 f.; Biifhing’s Magazin, VII, 463 ff.3 Gottingiſches
—*2 Magazin, 1, 164; v. Shining, Leben Sdining’s, S.
2) Bilfding a a. D., S. 469.
104 Shining und Barfas.
Wetter, der foeben (1689) gum Generalmajor ernannte
Ridide Ernft von Schöning (ſtarb als ſächſiſcher Gee
nevallieutenant 1694), der befannte Kyau, v. Borne
ſtedt ) u. A., Flemming nur cin Feldprediger, wie
HPbUnig fpdttife) bemerkt. Derfelbe Pöllnitz hat die An⸗
gabe, daß Shining und Barfus ſich geſchoſſen Hatten,
wobei Barfus verwundet worden fei. Wir laffen das,
bis ung cin beſſeres Zeugniß vorfommt, dabingeftellt fein.
Aud in Sachſen war Sdhining’s Glid nidt von
Tanger Dauer; dod) fam bier der Anſtoß mehr von
Augen her. Der wadere Kurfürſt Johann Georg Ul.
möchte der Mann gewefen fein, Schöning's Braudbar-
Feit gu würdigen und zu niigen und zugleich ign an
Vorkehrung feiner minder erfreuliden Seite, wenn es
mit diefer wirklich fo gewefen fein follte, wie feine Geg-
net behaupten, gu bebindern. Wein diefer tapfere Fuͤrſt
flarb fon am 12. Sept. 1691, erft im 45. Sabre fei:
ned Ulters ſtehend. Wie er bei Whtreibung der grofen
Türkengefahr vor Wien mindeftens ebenfoviel geleiftet
hatte, als ber Polenkönig, der den Ruhm davon wege
trug?), wie er, als Qudwig’s XIV. erneute Angriffe
1) Shomas Friedrich v. Pornftedt auf Dolzen, geboren in der
Reumark 1655, ftudirte in Frantfurt, trat 1677 in turbrandend.
Keiegsdienfte, ward 1689 Oberfilieutenant, 1692 turfddfifder Ober=
fier, 1692 Generalmajor, mit in Ungarn, 1697 Generallieutenant,
+ 28, Det. 1697 in Dredden. Bon ihm wird hervorgehoben, dap
ex nie gefludt habe und nie bleffirt morden fei. Gr mar in erfter
Ghe mit Giner v. d. Groben, in gweiter mit Giner v. Nébel, in
dritter mit Johannen Gleonoren v. Bofe, verwitweten v. Sddnberg,
vermaglt. Die Ledtere gebar ibm ohann Friedrid, der in Aitorf
und SBittenberg fiudirte, Adjutant der turfddf. Generdle Milckau
und Gofel war und 1746 Oberf— und Geh. Kriegsrath wurde,
2) Es war nidt Johann Sobiesty’s Sduld, menn die Polen
“nigt mehr thaten, al8 gefdehen iſt. An feinem Geift und Heldens
finn ift nidt gu gweifeln. Bie aber aud Gr mit den polniſchen Erbs
feblern gu Mmpfen hatte, ift aus feinen eignen Briefen an feine Gee
Schoning und Varfus. 105
eine faum geringere Gefahr drohten, ſchon im October
1688, einer der exften deutſchen Fürſten, mit 14,000
Mann an den Rhein geeilt war, ohne fic) dadurch ire
ren gu laffen, daß fein gweiter Sohn, Friedrich Auguſt,
fic) damals gerade in Frankreich befand, fo hatte er aud
1689, nidt ohne perſönliche Gefahr an der Belagerung
von Maing theilnehmend, und. 1690 mit feinen beiden
Söhnen perfinlidh den Rheinfeldzügen beigewohnt, und
ließ ſich aud) 1691 durch die Vorftellungen feiner Aerzte
nicht abbalten, abermalé bei dem Heere gu erſcheinen,
gu dem er ſich ndthigenfalls tragen laffen gu wollen ere
flarte, und wo ihn der Tod an einer im Lager dusge-
brodjenen Seuche traf. Seine gunehmende Kranklichkeit
hatte ihn gebindert, den Mishelligkeiten gu fteuern, welde
zwiſchen Shining und dem kaiſerlichen Feldherrn Cae
prara?) ausbrachen und wobei fic) beide Theile gegenfeitig
des Ginverftindniffes mit den Frangofen befthuldigten.
mablin gu erfefen. Mit Muͤhe hatte er 26,000 Mann aus Polen
fortgefibrt, aber teldlid) die HAlfte verlor fig unterwegs, und aud
vor Mien waren die Polen eifriger beim Phindern, al8 niglid im
Kampfe. Die 11,000 Sadfen, neben den Defterreidern und Baiern,
thaten das Meifte, hielten den erften wiithenden Angriff der Janis
tidaren aué und erfitirmten das Lager, über deffen Plinderung die
Polen die Verfolgung des Feindes verfdumten. Der Kurfürſt war
perfonlidy in Lebensgefabr gewefen, ans der ihn der tapfere Oberft
Hans Rudolf v. Mindwig heraushied. (Dieſer Mindwig auf Sdpen,
Stafdhmig und Trachenau ward dafür Generalmajor, fydter Gineral=
lieutenant und Gommandant von Dresden, von wo et ſich, da er
das Hofleben nidt liebte, 1693 auf die 32 Jahre unbefest geblice
bene Gouverneursftelle von Leipzig verfeden lief, auf der er 24. Juli
1702 ftarb. Gr war erft mit einer Afpton aus London, dann mit
Giner v. Brand aus Gleina vermaͤhlt.)
1) Graf Aeneas Sylvius Caprara aus Bologna, Schweſterſohn
Ditavio Piccolomini’s, in 40 Feldgtigen wirkſam, gegen die Tuͤrken,
am Rhein und in Italien Gommandirender, fuͤr hart und erpreffes
rifh geltend, 1690 Generalfelbmarfdall, ftarb yu Wien 1701. Der
Boiſchafter in Konftantinopel, Graf Albert Gaprara, war fein Reffe.
gee
106 Shining und VBarfas.
Immer gehirt Johann Georg III. und Sdining die
eingige erhebliche Waffenthat jened Feldzuges an: der
im Angeſicht des Feindes bewerkftelligte Uebergang über
den Rhein bei Sondbhofen.
Am ſachſiſchen Hofe ſcheinen die Verdächtigungen
gegen Schöning keinen Glauben gefunden zu haben.
- Sobann Georg IV. (II, 3 ff.) ſchenkte ibm eher nod
groferes Vertrauen, als fein Water, beftatigte ihn in
feiner Stellung, begeidnete ihn in dem betreffenden Dee
crete als Generalfeldmarſchall, wirklichen Geheimen Rath
und Geheimen Kriegsrath, iibertrug ihm das Commando
Der Reibgarde gu Fuß und der eben erridteten, gur Garde
gehirenden Compagnie Cadetten, und berieth fic) auch
in Givilfaden fo vorgugéweife mit ihm, daß Schöning
als dex eigentliche Premierminifter des damaligen Sach-
fen galt. Schöning ſuchte fofort die brandenburgiſchen
Grundfage und Ginridtungen auf dieſes überzutragen;
ein Plan, der, cum grano salis und mit Weglaffung
damaliger grober Harten und Uebelſtände, mit Ahfdwa-
hung brandenburgifther Sdroffheiten und Einſeitigkeiten
und mit Beridfidtigung der Verfchiedenheiten im Volks.
charakter und Verhiltniffen ausgeführt, vielleicht nidt
fo übel gewefen ware. Schöning ſcheint aber Ddiefe
Milderungen nicht beliebt gu haben und foll allerwarts
febr gebieteriſch und namentlich in Werbeangelegenbeiten
geraltthitig verfahren fein, was man denn freilich in
Sachſen nicht fo gewohnt war, wie im brandenburgiſchen
Gebiete. Man findet indeß nicht, daß Sdhining wah:
rend feiner furgen Wirkſamkeit in Sachſen in offenem
Streit mit andern einflußreichen Perfonen gefommen
ware, eine offene Oppofition gu beftehen gehabt hatte,
fo fdarf und rückſichtslos er fid) aud) uͤber manche
übertünchte Schlechtigkeit und über die liederlide Wirth.
Sqhbning und Barfus. 107
ſchaft ber Neitſchützens) und ihres Anhanges ausſprach.
Er ließ den Neitſchützens, wonach ſie verlangten: Geld,
Pracht und Sinnengenuß; etwas Weiteres ambirten ſie
nicht und, mit Ausnahme Beichling's 2), dee doch noch
gu jung war, befand ſich Niemand unter ihnen, der ſich
gum Rival Sdhining’s hatte aufwerfen migen. Ime
merhin aber wird ber Umftand, daß die Neitſchuͤtzens
ficher gewußt haben, der Feldmarſchall verachte fie und
betrachte dad Verhaltnif des Rurfiirften gu ihnen mit
Unwillen, vielleicht aud) dev polifiſche Gegenfas, wonach
SHining mehr von Deſterreich abſtrebte, die Neit ⸗
ſchützens aber, aus perfontiden DMtotiven®), den Kur:
fürſten auf der kaiſerlichen Seite feſtzuhalten ſuchten,
die Letzteren keinesweges eiftig für das Intereſſe des
Feldmarſchalls gemacht haben, wenn wir auch dahingeſtellt
fein laſſen, ob fie an ſeiner Kataſtrophe und deren Ver⸗
Langerung einen heimlichen, indirecten Antheil gehabt.
Schöning war wiederholt dem kaiſerlichen Intereſſe
am ſãchſiſchen Hofe entgegengetreten, ohne daß man die
Gründe, aus denen er dies rechtfertigte, verwerflich fine
den könnte. Es handelte ſich darum, den neuen Kur—
fürſten zu beſtimmen, auch für den Feldzug von 1692
die zeitherige Truppenzahl bei der Reichsarmee zu be⸗
laſſen, alſo weſentlich mehr als das Reichscontingent zu
ſtellen, 16,000 ſtatt blos 3000 Mann. Der kaiſerliche
Hof ward bei dieſem Begehren auch von Brandenburg
unterſtützt, das den Geheimenrath v. Chwalkowsky eigens
des halb wiederholt nach Dresden ſendete, wahrend Schwe ⸗
den, Münſter und Hannover ſich bemüheten, Kurſachſen
1) Bd. MI, S. 3 ff
2) Bd. Il, S. 22, 34, 62.
3) Bd. Wl, S. 15, 23.
108 Shining und VBarfus:
von dem Rafer abzuziehen. Chwalfowsty foll den fai-
ſerlichen Gefandten Grafen Clary gu der Erklärung ver=
mocht haben *): der kaiſerliche Hof fei ſchon lange da-
mit umgegangen, dem General Schöning fiir feine, dem
Haufe Deſterreich mannichfach geleifteten Dienfte eine
Erkenntlichkeit zu begeigen, und habe namentlid) jetzt
vor, feiner Familie cine gräfliche Standeserhihung gu
ertheilen. Shining habe darauf erwiedert: „er ware
keinesweges intereffirt und man hatte ibm baufig ſchon
dergleichen Offerten mit Lehnen und dergleiden gemacht,
aber niemals etwas gebalten. Gr ware alé Edelmann
geboren und wollte aud) alé Edelmann fterben, und
hatte nichts weiter im Auge, al das Intereſſe bes Kure
fürſten und feines Landes. Gr fonne vor Gott bezeue
gen, dem Rurfiirften niemals etwas gegen das Reid
angerathen gu haben, würde aud den, der diefes thate,
fir einen Schelm alten; allein auf der andern Seite
hielte er es fir feine Pflicht, bem Kurfürſten Dinge gu
empfeblen, die dem Reiche unſchädlich, aber der Confer=
vation der fadhfifdhen Länder geziemend waren.” ure
fachfen verlangte bas längſt verheifiene Lauenburg, das
Obercommandos am Obers und Mittelrhein fiir den
Kurfürſten, die vorjabrigen Winterquartiere, vor Beene
Digung ded Feldzuges eine fidhere Anweifung auf 400,000
1) SAdning ſcheint in diefer Beit mit dem dortigen Hofe ausge—
fobnt gewefen gu fein. Gr war mit bei der Sufammenfunft der bei=
den Kurfürſten in Sorgau (Yan. 1692), wo gum Seiden ihrer Gins
tradt der Orden des goldnen Armbandes geftiftet mard und er, nee
ben a sate und Dantelmann, ein Mitter deffelben ward. Der
tft hatte eg nad Schoͤning's fpdterer Inhaftnahme Ber=
nate Daf man in Berlin um die Sade gewußt und daf namentlid
Dankelmann mit im Spiele gewefen, wortiber denn eine beides gdnge
Tid in Abrede ftellende Depeſche ded Kurfürſten Brier an Ehwal⸗
koweky erging. (S. bet v. Shining a. a D., 349.)
Séining und Varfus. 100
Thaler Subfidien, die feit mehrern Jahren rückſtändig
waren, 200,000 Shaler Refrutirungsgelder, Vorrang
der ſãchſiſchen Sruppen vor den übrigen Wiirten, Aude
gabe der Parole durch den Kurfirften, Einräumung der
Seftung Erfurt. Der Kaifer gewabhrte nur 300,000 Tha ⸗
ler Subfidien und verweigerte. bie Winterquartiere, mit
dem verletzenden Anführen, daß die Disciplin im fade
ſiſchen Corps gu ſchlecht geweſen fei. Neue, gemafige
tere Vorſchläge, die man nad) Wien madte, ſcheiterten
nodmalé an den Winterquartieren, und nun führte der
Generallientenant Lüdicke Ernft v. Shining bie Trup⸗
pen guriid und ließ nur das Reidhécontingent ſtehen.
» Bu Anfang de6 Jahres 1692 nun erſchien der bane
növeriſche Geheimrath und Kammerpräſident Freiherr
Otto v. Grote ) gu Dresden, und verabredete mit
Shining eine norddeutſche Neutralitätsallianz zwiſchen
Sachſen, Brandenburg und Hannover, welche die dritte
Macht zwiſchen Deſterreich und Frankreich bilden ſolle.
Das ſaͤchſiſche Cabinet ging auf dieſen Entwurf cin
und, ſobald dies geſchehen war, eilte Baron Grote nach
Wien, eroöffnete dem kaiſerlichen Miniſter Graf Stratt ⸗
mann ?) die Sachlage und erflirte ihm, daß Hannover
1) Geboren gu Gonderburg 27. Dec. 1636, Sohn des Grofooigts
Thomas v. Grote gu Gelle und Giner v. Aglefeld, gu Lineburg,
Helmftdot und auf gropen MReifen gebilret, 1665 und 1668 ganndv.
Gefandter in Paris, mit 32 Jahren Geb. Math, 1692 nad Wien,
1693 nad Kopenhagen gefendet, ſtarb auf der Relfe dahin gu Ham⸗
burg 5. Sept. 1693.
2) Theodor Athletus Heinrich Graf v. Strattmann, aus Cleve
gebirtig, mar Hofrath und fpdter Bicetangler gu Dilffeldorf, war
auf einer Sendung nad Berlin dem Bifhof von Gurl befannt und
durd ihn fiir den kaiſerlichen Dienft gemonnen worden, war Ges
fandter in Polen und gu Nomwegen, dann in Regensburg,1693 Geb.
Rath und Hoffangler, Reichsgraf, mit der Herrſchaft Peurbady beliehen,
ein zewandter Arbeiter, angenehmen Wefens und gurerldffig, genoß
Tho Séhbuing unh Barfas.
nur unter der Bedingung von der Allianz zurücktreten und
ſich wieder feſt an Deſterreich ſchließen werde, wenn dem
Herzog vom Kaiſer der bis dahin vergeblich erſtrebte Kur ⸗
hut bewilligt werde. Die Bedingung wurde erfüllt, der
Rüucktritt Hannovers erfolgte, und der ganze Unwille
des wiener Cabinets uͤber das, wenn auch geſcheiterte
Project ergoß ſich auf den getäuſchten Schöning. Die ⸗
fer ſelbſt aber, wie ärgerlich ex auch über den ihm ge
fpielten Streich fein mochte, abnte oder ſcheute dad Un—
gewitter fo wenig, oder vertraute fo feft auf die böhmi ⸗
fcen Badefeeiheiten, da er im Mai 1692 gang rubig
nad) Veplig reifte, um in den dortigen . Heilquellen
Rinderung feines Podagras gu fucjen. Die Lettres
historiques, allerdings cine Quelle von dem ungefäh ⸗
ren Gebalt unfrer Zeitungen, wollen wiffen, daß der
faiferlidhe Hof ſchon vorher förmlich die Auslieferung
Schöning's von dem ſächſiſchen Hofe verlangt hatte,
daß Sdhining gewarnt: worden fei, auf feiner Hut gu
fein u. f. w. Man mag diefe, wahrſcheinlich zur Mil:
derung ded ziemlich peinliden Gindruds, welchen die
gegen Shining ergriffene Mafregel in weiten Kreifen
madte, vorgebrachten Angaben füglich in Zweifel ziehen.
Jedenfalls aber war Shining ganglid) unvorbereitet,
als eines Abends, wie ex bereits im Bette fag, ein
Commando von 200 Mann erſchien, um ihn aufgubeben.
das ganze Bertrauen des Maifers, + 29, Det. 1693. Bermäaͤhlt
1) mit Marie Medtild Frelin v. Molliard aus dem Gleveſchen,
2) 1691 mit Margarethe Grdfin v. Sraun, verw. Gréfin Bouequoi,
dinterlleß er nur aus erfter Ghe Minder: 5 Sohne und 3 Tdter.
Bon den Sdhnen, unter denen Graf Heinrid) Johann Franz (ged.
1662, + 3. Febr. 1707) cin geadteter Diplomat war, ftammten
mur zwei T5dter, deren Eine das Srbe an die Batthyanis bradte,
in alge Famille ſchon cine Sochter des alten Grafen gebetras
atte,
SSbning und VBarfas. 111
Anfangs wollte er gar nicht an die Sache glauben und
befahl dann ſeinen Leuten, Widerſtand zu leiſten. Es
ſoll auf beiden Seiten gefeuert worden ſein und einige
Todte gegeben haben; die Soldaten fortirten aber na⸗
türlich das Haus, worauf dem Feldmarſchall nur eben
ſoviel Zeit gelaſſen ward, einen Schlafrock umzuthun,
bevor er nad) Prag und von da auf den Spielberg ge⸗
bradt ward. In feinem Wagen fafen ein Offigier und
zwei Soldaten. Sein Adjutant, Mafor v. Drofte, fprengte
ihm mit einigen Leuten nad und wollte ibn befreien,
wobei aud) Schöning nad einer Piftole gegriffen haben
fol. Da aber cin Soldat Anftalt madhte, ihn gu ere
ſchießen, ward der Widerftand aufgegeben.
Dem Kurfürſten Johann Georg IV. ging diefer Bore
fall nicht blos wegen der darin liegenden Rückſichtsloſig ·
Feit gegen ibn felbft, fondern auch aus unverfennbarer
und ausdauernder perfonlider Theilnahme fiir Schöning
nabe. Gr erhob nicht nur bei dem Reichstage Bee
ſchwerde, fondern wendete ſich auch wiederholt an den
Kaifer, um die Freilaffung feined Generals, deffen In⸗
haftirung der kaiſerliche Hof wefentlid) auf einen fiir
die Sicherheit des Reichs gefährlichen, pflidtwidrigen
Verkehr mit fremden Emiſſarien ) bafirte, gu erwir-
fen. Gr beauftragte aud) die 1693 gum Empfang der
Rehen nad) Wien geſchickte, aus dem Geheimen Rath Otto
Heinrich v. Friefen), dem Hofeath Georg v. Were
2) Man madte ihm befonders den vertrauten Verkehr mit dem
feangofifden Gefandten gu Dresden, Baron d'Asfeld, gum Borwurf.
Ghenfo die Unterhandlangen mit einem auferordentliden franzöſiſchen
Gommiffar, de Bidal, wegen deren ign fener Seit aud der Kucfarft
von Brandenburg gemarnt, an denen aber aud der Kurfürſt ohana
Georg IV. felbft theilgenommen hatte.
set Auf Roͤtha, ſtarb 1717 als Kangler, 63 Jahre alt, unver⸗
maͤhlt.
112 Shining und Varfus.
thern i) und. dem Appellationsrath und Ordinarius
Dr. Born 2) beſtehende Geſandtſchaft, fic) der Unters
handlung über Schining’s Befreiung ernftlich und eifrig
anzunehmen. Er ſchickte einen Agenten fiber den Ane
dern deshalb ab und ging auf alle de6fallfigen Offers
ten ein, an denen es nicht feblte, da fic) mande Pere
fonen einmiſchten, die fic) bei dem dresdner Hofe und
bet der Sdhining' {den Familie ein Verdienſt gu erwer ⸗
ben, ober fonft etwas gu lucriren fudjten und die Sade
vielleicht mehr verwiret und verſchleift, als gefördert ha:
ben. Da wurde der GHofrath v. Beidhling abgeſchickt,
der Schwager ded kurfürſtlichen Gunſtfräuleins, der aber
freilid) gleidgecitig die Standeserhohung ded Letzteren,
erft in den Reichsgrafen⸗, dann in den Reichsfürſten -
ftand betreiben follte, und um diefer Aufgabe willen,
die ihm natirlic) mehr am Herzen lag, als Sdhining’s
VBefreiung, dem wiener Hofe möglichſt gefallig fein
mußte. Dann tritt cin Unbefannter in Wien auf, der
viele und einflußreiche Connerionen haben follte und mit
dem Kurfürſten und deffen Bruder in Verkehr ftand,
1) Geb. 22. Juli 1663, 1702 Reichsgraf, ſtarb als Gabinets-
minifter, wirkl. Geh. Rath und angler 4. Febr. 1721. Bermdgit
am 10. Sept. 1689 mit Rabel Helene v. Miltid aus Sharfenberg
(geb. 2. April 1676, + 9. Mat 1736).
2) Dr. Jatoh Born, Sohn Johann Born’s auf Hilmersdorf,
Vro feſſors dec Rechte gu Leipzig (+ 1660), feudirte gu Leipzig und
Jena, ward 1661 Senator, 1662 Licentiat der Neste, 1665 Affeffor
deb SHIppenftuhls, 1663 “Affeffor des Gonfiftoriums, 1672 Afleffor
deb Oberhofgeridhts und Appellationsrath, 1681 Ordinarivs der Bue
riftenfacultdt, 1683 Director des Gonfiftoriums, war aud Biirgere
meifter, ward 1695 als Geb. Rath nad Dresden berufen, + 6. April
1709. Gr foll ein Anhdnger der Friefen gewefen fein. Vermaͤhlt
war ex 1) mit Ghriftine, Sodter des leipziger Ratheheren Franz
Ber auf Nifdwis, 2) mit Johanne Margarethe, Todter des leipsie
get Rathsherrn Andreas Winkler auf Dotig.
Sqhoͤning und Barfub. 113
und knüpfte cine Correfpondeng mit. Sdining an, welde
anfangs durch den Randphyficus in Brinn, Dr. Herts
mer, welder Schöning's Argt war, bem aber die Sache
fpater viele Unruhe machte, dann durd einen ehemaligen
Gorporal Konrad Holzſchuher, wol aud) durd den Poſt ⸗
meifter in Brinn, v. Melzburg, vermittelt ward. Dies
fer Unbefannte fam aber fpater in Dresden in Verdacht,
daß ex nicht Farbe halte, unvorfidtig und zweideutig
verfahre, durch Verheirathung in Wien in Verbindune
gen getreten fei, die ihn mehr dem Raiferhofe, als der
Sache des Kurfiieften und des Feldmarfdalls geneigt
madten. Wir möchten es am Verdächtigſten finden,
daß gerade jenem Unbefannten fpater, nachdem Schö⸗
ning nad Wien gebracht worden, freier Zutritt gu Dies
fem geftattet war, wie er denn 9./19, Febr. 1694 eine
Zufammenfunft des Pringen Friedrich Auguſt von Sache
fen mit Sdining vermittelt haben ſoll. Weiter wure
den cin Hofrath Wille und ein Herr v. Holzbrink in
der Sade gebraudt. Dee Letztere war ber Sohn eines
Rammerfiscals in Cleve, war als Agent der Fürſtaͤbtiſfin
von Gffen in Wien und hatte als Landsmann in dem
Strattmann’fhen Haufe Sutritt*). Er machte große
Verfprechungen, wendete viel Gelb auf und behauptete,
als ex nichts ausridtete, dad fadfifdhe Minifterium
felbft, die Lehnsgeſandtſchaft und befonders Hofrath
Wille, der die an höherer Stelle gefdhmiedeten Bolgen
verſchieße, arbeiteten ihm entgegen. Gr fol aud) bei
dem Kurfürſten mit diefen Angaben Glauben gefunden
und Johann Georg IV. fol feinen Geheimen Rathen
1) Wir ecinnern jedod hier daran, mas oben in Strattmann’s
Rekrolog bemerkt iſt, daß Strattmann 1693 ftarb und feine Gleves
fhe Gemablin fon vor 1691 todt war. - Gs ift died nicht überall,
wo diefe Sade befproden ward, beadtet worden.
114 Seining und Berfus.
tine Scene gemacht, der Lehnsgeſandtſchaft ein Zorn ⸗
reſcript gugefertigt und ben Hofrath Wille zurückberufen,
mit Vorwirfen und Drohungen empfangen und eine
Unterfudung feiner Papiere verfligt haben, die jedoch
nichts Verdaͤchtiges ergeben habe. Won den Angeflagten
ward Holzbrink alé cin Windbeutel und Whenteurer dare
geftellt 4).
Mir laffen es dabirigeftelle fein, ob nicht wirklich von
Seiten der ſächſiſchen Oligokratie aus gegen Schöning
intriguirt worden, bezweifeln aber ſtark, daß eine Frei⸗
laſſung deffelben gu erlangen gewefen ware, folange der
Kurfurſt fic) nicht entſchloſſen hatte, fic) von Neuem
ber kaiſerlichen Politit anzuſchließen. Um ihn dafiir gu
gewinnen, ward Graf Sternberg nach Dresden ges
ſchickt, nachdem Graf Clary, weldem der Kurfürſt eine
Hauptſchuld an dem Vorfalle beimaß und ber fic klüg ⸗
lich fury vorher von Dresden entfernt hatte, recufirt
worden war. Der Kurfiirft, der aud) in der beiterften
Stimmung fofort betribt geworden fein fol, wenn ex
an Sdining erinnert wurde, und der dent Geb. Kame
merſecretair Maſſel arretiven lief, weil er cinen gegen
Schöning gebiffigen Settungsartifel hatte abſchreiben
laffen, wollte fid) gu nichts verftehen, folange Schö-
ning nidt unbedingt freigegeben fel. Raiferlider Seits
dagegen ſcheint man, eben der grofen Suneigung ded
Kurfürſten fir ihn balber, ihn als cin Droh- und
1) Bar er etma jener Kriegsrath Georg Hermann v. Holzbrück
(welder Rame cin ——— Holzbrink fein kann), der 9. Juni
1701 aué unbetannten Urfaden auf den Königſtein fam, am 25. Dec.
1707 wieder entlaffen ward und dann eine ehemalige Métgefangene
deirathete, die Holldnderin Jacobe de Meyne, verw. v. Serff (If, 258),
die in die Sade der Gréfin v. Rodlig verwidelt geweſen war? Und
wie haͤngt er mit dem v. Holgbrin? gufammen, der 1736 Generals
Kron⸗ Poſtmeiſter in Polen war?
Shining und Barfus. ns
Bwangsmittel behalten gewollt und es jedenfalls bedente
lich gefunden gu haben, ign vor Ausgang bes Rrieges
wieder gu dem Rurfiirften gu laffen. Waͤhrend der ine
terhandlungen über den Allianzvertrag wiederbolten Chwal ·
kowsky und Grote fortwaͤhrend, daß, wenn der Kur⸗
fürſt nicht unterzeichne, Schöning ſein Leben lang nicht
wieder in Freiheit kommen werde, und Grote rief aus,
der Teufel ſolle ihn holen, wenn das nicht wahr fei.
Endlich redete Chwalkowsky der Frau v. Schöning cin:
wenn der Kürfuͤrſt nicht nachgebe, würde ihr Mann
nicht acht Tage mehr leben. Ihre Bitten, wie das
Andrangen der durch andere Gründe beſtimmten Neite
ſchützens, brachten denn endlid) den Rurfiirften dabin,
daß er (2. Febr. 1693) cin neues Biindnif mit dent
Kaiſer ſchloß, ohne daffelbe von Sdining’s Freilaffung
abbingig gu machen. Ueber ble legtere unterhandelte er
fort und verlangte fie unbedingt, wabrend man kaiſer⸗
lider Seits fid) dazu unter der Bedingung bereit erklärt
hatte, daß der Kurfürſt ihn bis gum Frieden nicht em ⸗
ployiren, fontern auf feine brandenburgiſchen Güter
verweifen wolle, Shining ward nun nur nod) guriids
gebalten, damit er nidt feinen alten Einfluß auf den
Kurfürſten, der jetzt perfonlid) 12,000 Sachſen an den
Rhein führte, wieder gewinne, und demgemäß wurde
nun aud feine Bewadung weniger fireng und er durfte
Unfangs 1694 den Spielberg mit Wien vertauſchen,
wo ibn feine Tochter, die geiftreide und anmuthévolle
Brau v. Rechenberg, pflegte, er aber fortwaͤhrend unter
Wache ftand?). Daß nod vor dem Tode hes Kurfiire
1) Gin Beridt aber diefe Borgdnge bei v. Shining lft ihn
hier im den dret Heben wohnen, gleich darauf den Pringen Friedrich
‘Auguft aud in den drei Heben abfteigen und von ba zu Sddning
hinfahren, mas fid denn nidt redt vertragen will.
116 Shining and Barfas.
ften Beichling eine Ucbereinfunft tiber Schöning's Be
freiung gu Stande gebracht und den Legationsfecretair
Ricentiat Lindner mit dem Wertrage*) nad) Dresden
geſchickt habe, der aber am Sterbetage des Kurfürſten
(24, April 1694) eingetroffen fet, worauf der Nachfol ⸗
ger zwar den Tractat beftatigt, der Licentiat aber zehn
Monate lang in einem Arreſt, aus dem er ſich zuletzt habe
loskaufen miiffen, gebalten und Beidling beſchuldigt
worden fei, daß er feine Vollmacht übertreten habe,
diefe bei Büſching a. a. O. unter vielen andern unwahe
ten Geſchichten vorfommende Erzählung ift ſchwerlich
gang ridtig. Wegen der Shining’ fen Sache dürften
weder Lindner, nod) Beidling in Ungelegenheit gefom:
men fein; wol aber entfernte fic) der Letztere einige Seit
nad Holland, weil ex, feiner Beziehungen gu den Neit-
ſchuͤtzens, über die jetzt bas Unglück hereinbrach, nidt
gu gedenken, erſt ſeine Rechnungen über die ihm anver ⸗
trauten Summen in Ordnung zu bringen hatte und
dad etwas ſchwierig finden mochte. Ware jene Geſchichte
wahr, fo hatte Schöning nun ſogleich entlaſſen werden
müſſen, was jedoch erſt verſchiedene Monate fpater ere
folgte. Seine endliche Freilaſſung hat man bald ledige
lich der perſonlichen Anmuth der Rechenberg zugeſchrie ·
ben, bald aud) behauptet, die Rechenberg und Beich⸗
ling Hatten einen faiferliden Minifter, der kurz vorher
von einem Juden um 30,000 Thaler betrogen worden
fei,. diefe Summe erftattet, worauf fic) Wes gemacht
habe (f. v. Mofer, Reine Schriften, VII, 400). Mig.
lich, daß diefes Gelb bezahlt worden, aber weniger
wahrſcheinlich, daß Schöning auferdem nicht in Freibeit
1) Der Bericht (Let Buͤſching) laͤßt ihn fogar mit der Matificas
tion des Bertrags nad Dresden abgehen.
Sdining und Barfud. . 117
gekommen ware. Bir rechnen dieſe Geſchichten zu dem
Klatſche. Sdining’s Befreiung wurde dadurch bewirkt,
daß der neue Kurfürſt Friedrich Auguſt dieſelbe gue
Bedingung der Erneuerung des von ſeinem Bruder eins
gegangenen Bündniſſes mit dem Kaiſer machte, die am
23. Mai 1694 erfolgte, und fie wurde dadurch erleich ⸗
tert, daß man, in Folge des in Sachſen eingetretenen
Regierungswechſels, Schöning nicht mehr für gefährlich
hielt, und es hinreichend fand, ſeine Verwendung in
dem ſchwebenden Kriege zu verbitten.
Nachdem man ſich fuͤr dieſen Standpunkt entſchie⸗
den hatte, worüber General v. Birkholz ) die Schluß ⸗
erklärung erhielt, wurde Schöning in Wien mit allen
moglichen Ehren behandelt. Er erhielt Audienz beim
Kaiſer und durfte dieſe, da er vom Podagra arg gee
plagt war, figend abmachen, wad damals allerwaͤrts
großes Aufſehen erregte. Wn der fachfifden Grenge,
bis wobin ihn eine kaiſerliche Ehrengarde begleitete, eme
pfing ihn der vorausgeeilte General Birkholz. Viele
Offigiere Holten ihn feierlih cin. Am 2. Muguft 1694
traf ex wieder in Dresden ein. Der neue Landesfürſt
beftatigte ihn (5. Sept.) in feiner Stellung als Felbmare
ſchall, wirklicher Geheimer Rath und Geheimer Kriegs-
rath. Man findet aber nicht, daß er unter Friedrich
Auguſt Einfluß geübt, und es iff uns daher unwahr ·
ſcheinlich, daß Er es geweſen ſein ſoll, der den Grafen
Julius Heinrich Frieſen aus Sachſen vertrieben, wie es
denn nicht in ſeiner Art lag, wirklich talentvolle Man:
nee gu verdrdngen. Gr fand in Sachfen eine neue Zeit
und diirfte, aud wenn es nicht gur Bedingung gemacht
worden ware, daß er wabrend des Krieges nidt im
1) Guno Ghriftoph.
118 SGbuing und Berhad.
activen Dienfte verwendet werden folle, ſchwerlich viel
Aus ſicht gehabt haben, in dem Wettkampfe mit dem
Bedringe gunft- und madhtgieriger Rivalen, wie fie
jetzt in Sachſen emporfdoffen, obgufiegen. Ueberdem
plagten thn Podagra und Stein, diefe Erbfeinde der
Kriegsgurgeln jener Tages ex fudhte vergebens im Karls ·
bab, dad ex, ohne eine anderweite Verhaftung beforgen
gu miiffen, beſuchte, Rinderung, erhielt nod) einen An⸗
trag, in venetianiſche Dienfte gu treten, der wenigſtens
darauf Gindeutet, daß man ihn nicht mehr in Sadfen
gefeſſelt glaubte, und ftarb am 28. Mug, 1696. Nad-
dem feine Leiche ausgeftellt worden, wurde fie am 25. Nov.
nad feinen Giitern abgefibrt und 4. Dec. gu Tamſel,
wo et cin Schloß gebaut und die Kirche reftaurict, wie
zu Warnick cine Kirche erbaut hatte, feierlich beigeſetzt.
Auf die erſte Nachricht von ſeiner Verhaftung hatten
der Statthalter und die Geheimen Räthe in Berlin eine
Art Sequeftration von Tamſel verfiigt und feine Pas
piere nad Berlin bringen laſſen. Auf deshalb von
Dresden aus erhobene Beſchwerde verwabhrte ſich der
Kurfürſt Friedrich UL, in einem Schreiben an feinen
Gefandten, guvdrderft mit auffalligee Warme gegen jer
den Verdacht, als habe er oder fein Minifter Dankel ⸗
mann, dem man alfo dod eine befondere Feindfeligteit
gegen Schöning gugetraut haben mug, irgend einen Wne
theil an Sdhining’s Verhaftung, und erflarte er, jene
Maßregel fei aus Irrthum verfügt worden, weil man
geglaubt habe, Shining miiffe etwas Großes verbro-
hen haben, daé cine Confiscation nach fid) ziehen fnne;
fie fet aber ſogleich auf eine blofe Geranftaltung gur
Siderung feiner Intereſſen reducirt worden. Die Pae
piere wurden nod 1692 unerdffnet zurückgeſtellt.
Aus Sdhining’s Che waren fünf Sdhne und feds
Sqhbalug uad Barfad. 119
oder ſieben Töchter geboren worden. Seine Gemahlin
ſtarb 1698. Es iſt und zur Beit nicht geglückt, über
alle ſeine Kinder Auskunft gu finden. Sein älteſter
Sohn, Bogislaus (geb. 14. Oct. 1669), war, als ture
ſachſiſcher Oberftlieutenant der Trabanten gu Pferd, wahe
tend der Gefangenſchaft ded Waters geftorben (23. Mat
1693), und’ mag Ddiefer Zod dem Water deren Leiden
fewer verbittert haben. Gin Sweiter, Sohann Ludwig,
Lurfachfifher Oberft, vermablte ſich 1699 mit einer
Grafin v. Dönhoff. Von den Töchtern war Luiſe in
aweiter Che +) an Johann Georg Freiberen v. Rechen ⸗
berg auf Eythra, kurſächſiſchen Geheimen Rath und feit
1700 Gefandten zu Hannover (+ 1729, im 71. Sabre,
kinderlos), vermablt, deffen’ Sehwefter mit Beidling
werbeirathet war. Sie foll friiher die Gunſt Rinig
Auguſt's IL genoffen haben, verlor fie durch ihre Gin:
miſchung in Staatésintriguen ganglic), feffelte dann den
Großkanzler Beidling und ward in deffen Sturz vere
widelt und auf den Koͤnigſtein gebracht. Durd die
Coſel befreit, arbeitete fie mit Diefer erfolgreich an Beich ·
fing’s Rettung, foll aber von Legterm mit Undank ber
lohnt worden fein, und ift, bis an ihren Tod die Rolle
der Weltbame behauptend, lange vor ihrem Gemahl ge
ſtorben. Gine andere Tochter, Sophie Wilhelmine, war
erft an Ginen v. Blumenthal, dann an den Hofmars
fal und Schweizercolonel Sigmund v. Erlach (ftard
30. Dec. 1722), als deffen gweite Frau, verebelidt.
Tamſel fam fpater an eine Tochter Johann ud-
wig’s v. Shining, eine Enkelin ded Feldmarſchalls,
1) Bu einer exften Ghe mit einem ſehr reiden Manne, der aber
bald geftorben fei und von dem fie anfenlid geerbt habe, foll fie
von ibtem Pater gezwungen worden fein. Aber aud ihren gweiten
Gemahl wollte fie ungern genommen haben.
120 Schining uxh Varfub.
Eleonore Quife (geb. 1709, + 1784), die fic) 1723 mit
dem preußiſchen Oberften, nachherigen Generallieutenant™
Adam Friedrich v. Wreech (geb. 28. Mai 1689, + 27. Aug.
1746) vermablte, 1731 aber in einem gartliden Bere
haltniffe mit dem damaligen Kronpringen, nachherigen
Konig Friedrid IL, geftanden haben fol. Diefem wurde
die Baterſchaft der Tochter zugeſchrieben ), die fie am
27. Mai 1732 gebar und Friederike Sophie taufen ließ.
Diefelbe vermablte ſich 1752 mit Graf Stanislaus Ger-
hard v. Dönhoff (ged. 1725, + 1. Nov. 1758), dem fie
1754 einen Sohn gebar, und dann anderweit, im Mara
1776, mit Dodo Heinrich Freiherrn v. Kniphaufen,
preuß. Geh. Kriegsrath. Mad dem Ausfterben der
Wreechs fam Tamfel an die Dönhoff's, als Erben jener
Griederife Sophie, iſt aber durd die Grafin Rofalie
Ulrike v. Dinhoff-Dinhoffftddt (geb. 3. Oct. 1789), die
fid) 4. Juni 1816 mit Johann Chriftoph Hermann v.
Schwerin (geb. 18. Juni 1776) vermablte, auf die Schwe⸗
ting tibergegangen. — Birkholz fiel, nachdem der Manns ·
flamm des Feldmarſchalls erlofden war, an eine andere
Rinie der Schönings.
Barfus hielt fid) anger im Glad, als fein Gegner.
Gr hatte nod 1689 die Ehre, die Dispofition gu dem
legten Sturme auf Bonn gu entwerfen, führte 1690
mit Derfflinger, und nad) deffen Erfranfung allein, dad
Commando der brandenburgiſchen Truppen in Flandern
und am Rhein, befebligte 1691 cin Hilfécorps von
1) Gerade in jener Zeit wurde die Verheirathung des Kronprine
gen betrieben und fein fonft fo firenger Sater freute fig dieémal,
wie Grumbfow an Sedendorf fried, fiber diefe fogar ehebrederifde
Ausſchweifung, weil ex daraus die Hoffnung ſchöpfte, dap der Pring, —
deffen Seugungefdbigteit ſchon damale begwelfelt ward, aud bei der
ihm gugedadten Gemablin Vaterfreuden erleben würde. Dies ift
nidt in Erfüllung gegangen.
Shining und Varfus. 121
6253 Mann in Ungarn, erfuhr bei der am 8. Juni gu
Gidding vor Raifer Leopold abgehaltenen Revue viele
Aus zeichnung, commandirte in der Schlacht von Salane
fenem (19. Auguft) das aus 17 Bataillonen und 31
Schwadronen beftehende Centrum), hatte rühmlichen
Antheil an bem Siege, und follte ſchon damalé gum
Reichsgtafen erhoben werden, was er aber wegen feiner
Rinderlofigheit verbat. Sein Kurfürſt ernannte ihn
gum General dee Infanterie und ertheilte dem ganzen
Geſchlechte Derer v. Barfus*) einen Lehnspardon. Gee
meinfam’ mit Graf Guido Stabremberg belagerte und
ecoberte er nod) die Feftung Grof-Wardein, die am
16. October erſtürmt ward, und febrte im Frühjahr 1692
nach Brandenburg guriid. 1692 befebligte er, neben Fleme
ming und v. d. Heyden, die brandenburgifden Truppen am
Rhein und in den Riederfanden und war viel im Haupt-
quartier des Pringen von Oranien. 1695 wurde er Feld-
marfdhalllieutenant und erfaufte von den Erben ded
Feldmarfdhals v. Derfflinger die ehemals Borcke'ſchen
H Den rechten Fligel commandirte Graf Karl Ludwig de Soudes,
dev in der Schlacht gum Tode verwundet mard, worauf der trefflide
Guido Stahremberg fir ign eintrat, den linten Flügel Graf Heinrich
Johann v. Dinewald, aud dem Glevefdyen ftammend, der aud nod
1691 ftarb. Den Oberbefehl hatte betanntlid der grofe Martgraf
Ludwig von Baden. Die Tuͤrken fodten mit vergwetfelter Tapferkelt
und batten Idnger als cine Stunde den Sieg in ben Hdnden. Die
Sieger Hatten 7300, die Befiegten uͤber 20,000 Mann verloren,
Darunter den grofen Bester Kiupergli.
2) Die Familie ftammt aus Gélu, wo fie den grofen Parfuser⸗
bof am Berlidy befeffen Hat, und will ihren Urfprung von den Rö—⸗
mern und ihren Namen von parvus ableiten. Daf diefe Sage mehr
der newern Beit angebirt, mo Aehnlides eine Seit lang Mode war, lebrt
das Wappen, welches drei nadte Fife enthdlt. Aud wurde die Familie
friger Barfot, Barfte genannt, was gleidfalls auf Barfuß hinweift.
Unter Albredt dem Bar ift fie, mit andern Goloniften, in die Mark
gekommen.
VII. 6
122 SHbuing und Varfus.
Quittainenſchen Güter in Oftprenfien, wobel er dad
Indigenat erhielt (16. Dec.). 1696, wo er die Grenge
gegen Polen gw deden hatte, wurde er gum Generale
feldmarſchall ernannt (11. Suni). 1697 begleitete er den
Surfiieften auf der Reife nach Rinigéberg, wo die ruffi-
ſche Geſandtſchaft, bei welcher fic) der grofe Sar felbft
befand, empfangen ward, und nad Kurland. 1698 bee
fete ex, mit dem Generallicutenant ». Brandt, Elbingen
und wurde er Gouverneur von Berlin 1), Obertriegs-
prafident, Gommandeur der Garde gu Fuß, Chef ded
font v. Flemming’ ſchen Kivaffierregiments, Landeshaupt
mann der Graffdaft Ruppin und bed Landes Bellin.
Am 10. Sept. 1699 wurde er in den Reidsgrafenftand
erhoben, nachdem er in-ciner gweiten Ehe Nachkommen -
ſchaft erlangt hatte. Gr begleitete den Kurfürſten, der
diefe Standeserhdhung am 29. October anerfannt hatte,
auf einer Reife burd die Neumark und Pomme. Ia
demfelben Jahre faufte ex von Friedrich Wilhelm v. Oppen
Goffendlat?) und Werder, 1700 von Adam und Hans
v. Pannewig Brieſcht, 1702 von Kaspar v. Oppen
Wieſe und Platfow. Seine vaterliden Giiter im Kreife
Ober-Barnim hatte ex feinen Griihern überlaſſen. Im
December 1700 begleitete ex den Rurfiirften nach Kö-
nigéberg zur Rinigétrinung, bei welder er als Mars
ſchall fungirte, und erbielt am 17. Januar 1701 den
ſchwarzen Adlerorden bei deffen Stiftung.
Bald darauf follte auc er die Wandelbarkeit des
Glückes, wenn aud in milder Weife, erfahren, zunächſt
in Folge davon, daß auch er fid) nicht mit feinem eigent ·
1) Flemming fam damals in Rubeftand.
2) Seine Grofmutter, Katharine v. Dppen, flammte aus diefem
an der Grenge der Riederlaufig gelegenen Gute an der Spree.
Shining und Barfus. 123
lichen Berufe begnügt atte. Er foll nicht ohne allen
Antheil an dem Sturze Dankelmann’s (Il, 71 ff.) ge
wefen fein, und ſcheint jedenfalls nichts gethan gu ba
ben, die ſchmaähliche Verfolgung, gu der man ſich nade
mals gegen dicfen ausgezeichneten Mann verleiten lief,
gu mildern. Formell frat er (1697) an deffen Stelle
und mufte cine Zeit lang, wie Sdining in Sachſen,
aud im Civil die Reitung übernehmen, wozu et ungleich
weniger Beruf gehabt haben diirfte, als dieſer. Es zeigte
fich aber bald, daß der ſactiſche Premicr Kolb v. Warten⸗
berg (IH, 90 ff.) war, und feit 1701 ward er es aud
formell und Barfus wieder auf die Militärſachen See
ſchrãnkt, nachdem er fic) im Civil hauptfadlid) durd
die Einführung der Perückenſteuer bemerklich gemadt.
Es iſt ſchon frither (IM, 100 ff.) erzählt worden, wie
bereits 1702 cin Verſuch gemacht ward, Wartenderg gu
ſtürzen, der jedoch mislang. Barfus war dabei mit
an die Spige geftellt worden, wahrend auch hierbei die
Dohnas und die Dinheffs im Spiele waren, und die
Folge war, daß er in Rubeftand verfegt ward.
Er erhielt S000 Thir. Penffon und begann nun den
großen Schloßbau auf der Spreeinſel bei Coffenblat, der
erſt 1712, nach feinem Lode, beendigt worden iff. In
Berlin beſaß er ein Palais, woraus die jegige Stadt
vogtei entftanden iff. Es hatte feliber dem Grafen
Rous v. Lynar, dann dem Obermarſchall v. Grumbkow
gebirt, war aber von Barfus ſehr vergrdpert und vere
ſchönert worden. - Aud) hatte er gu Königsberg und
Dangig ſchoͤne Haufer mit vollftdndiger Einrichtung.
Seiner erften Ehe if ſchon oben gedacht worden.
In gweiter Ehe vermablte er fi 1693 mit der
Grafin Eleonore v. Dinhoff, einer Tochter bes Ober-
kammerherrn, Generallieutenants und Semgernenré von
124 Shining und Barfus.
Memel, Grafen Friedrich Doͤnhoff (+ 16. Febr. 1696),
und der Freiin Eleonore Katharine Clifabeth v. Schwerin
(+ 1696), welde Verbindung, wie feine Vertrautheit mit
den ſchlauen Dohnas, wol mit dazu beigetragen haben
mag, daß der ſchlichte Kriegsmann fic in die Hofintriguen
verwideln lief. Un die Doͤnhoffs fam ſchließlich aud) der
Haupttheil feiner Erbſchaft. Barfus, der am 27. Dec.
1704 gu Coffenblat ftarb, wo er aud) begraben ift, inter
ließ gwar aus feiner gweiten Ehe drei Sohne, die aber
alle nod) in ſehr jungen Jahren waren. Der Acltefte
und Ausgezeichnetſte, Graf Friedrich (geb. 1694), auf
der Ritterafademie gu Brandenburg erzogen, trat früh
in Kriegsdienſte, wohnte 1715, als Adjutant des Grafen
Chriſtoph Dohna, der Belagerung von Stralfund, 1716
al Major eines Miiraffierregiments dem Feldguge in
Ungarn bei und ftarb 1717 in Folge der am 17. Auguſt
bei Belgrad erhaltenen fdweren Wunden. Der zweite
Sohn, Otto Albrecht, beſuchte gleidhfalls bie brandene
burger Ritterakademie, ward dann Offizier und ift jung
geftorben. Die Erziehung des dritten, 1700 geborenen,
alfo bei dem Lobe des Waters. erft vierjährigen Sohnes,
Karl Friedrich, fol vernadlaffige worden fein 4), und
jedenfallg fdeint er gang unter dem Ginfluffe feined
mütterlichen Dheims, des Grafen Alerander Dinhoff %),
geftanden gu haben. Diefer leitete und beförderte den
1) v. Barfus, a. a. D., S. 40, .
2) Geb. 9. Febr. 1683, ein Sohn des ermabnten Grafen Fried-
rich Dénhoff, Herr auf Angerau und Bünsen, preußiſcher Generate
eutenant, + 9. Det. 17425 vermahit 31. Det. 1720 mit Gharlotte
Gréfin v. Blumenthal (+ 28. Sept. 1761). Sein Manneftamm iſt
im November 1838 mit Graf Ludwig Nifolaus (ged. 9. Sept. 1769),
der die preußiſchen Güter vertaufte, nad Sirol Aberfiedelte, katholiſch
wurde und alé ff. Rémmerer und Major ſtarb, erloſchen.
Shoning wed Werfas. 125
Berkauf der Coffenblater Giiter an die Regierung (1736)
* und bewirfte die Modification der Quittainenfden Giiter,
weldje dann von dem 1741 geftorbenen Karl Friedrich
teftarttentarifd an deffen Coufin Otto Philipp Grafen
v. Dönhoff ) tamen. Dee Grafenftamm der Barfus
war erlofden, und eine feltfame Fügung batte die Giiter
der beiden ftreitenden Feldmarſchälle an daffelbe Geſchlecht,
die Dönhoffs, gebracht.
1) Geb, 4. Marz 1710, Enfet des Grafen Friedrich, Sohn ded
Staateminifters Grafen Otto Magnus (geb. 18, Det. 1665), der
Den Utredter Frieden mit abſchloß und alé Generallieutenant und
Gouverneur zu Memel am 14. Dec. 1717 ſtarb, und der Emilie
Gréfin Dohna⸗Schlobitten, die fig nadmals mit Graf Friedrid Wile
helm von Sdwerin vermahlte und am 18. Sept. 1761 ftarb, war
preußiſchet Major, nahm aber 1740 den Abfdied und vermähite fid
(16, Seyt.) mit’ Marie Amalie Gréfin DognasSalodien. Seine
Ehe war Finderlos und die Quittatnenfden Giter (25 Dorfidaften)
kamen an die Linie feines Altern Bruders, deb Grafen Friedrid auf
Friedridftein (geb. 8. Dec. 1708, verm. 8. Juni 1740 mit Sophie
BWilbelmine v. Kameke, + 1769).
, V. Fürſt Anton Egon von Fuͤrſtenberg.
Bn einer recht intereffanten und inhaltreichen Schrift,
welde unter dem Titel: „Geſchichte der ehemaligen Burg
und Herrſchaft Frankenftein und ihrer Herren”, aus der
Feder des tüchtigen Alterthumsforſchers Dr. Heinrich
Eduard Scriba, zu Darmftadt 1863 erſchienen ift, fane
den wir u. A. S. 69 ff. folgende uné merfwiirdige Stelle,
welde an einige Mittheilungen liber die Familie deb
Großvaters des Verfaſſers jener Schrift, des Pfarrers
Philipp Moritz Scriba zu Niederbeerbach, anknüpft, in
welche Parochie jene Burg gehört und wo der erwabnte
Schriftſteller jegt als Seelforger wirkt:
„In dem Kreiſe obiger Familie endigte aud eine Frau,
bie gleichſam als cine Martyrin der evangelifden Kirche
betrachtet werden fann. Es war died Frau Anna Francisca
Fürſtin von Fürſtenberg, eingige Tochter des am 10. October
17161) verftorbenen Fürſten Anton Egon von Fiirftenberg,
Statthalters in Sachſen, und defen Gemahlin Anna Sophie
von Lowendahl, einer Baroneffin aus Daͤnemark. Da der
katholiſche Bater wol ben Einfluß ver lutheriſchen Mutter
fürchteie, ſo uübergab ex fie bereits in ihrem 5. Lebensjahre
dem reichen St.«Claraflofter gu Koln, in welchem fie auch
nad) und nad) bis gu der Würde einer Aebtiſſin empor-
1) A. a. O. ſteht, jedenfalls in Folge eines Drudfehlers, 1710.
Fark Arter Gon von Furſtenberg. 127
ſtieg. Durd cin fleifiges Leſen in. der heiligen Schrift und
anderen evangeliſchen Schriften, welche fie fid) gu vere
{haffen gewußt hatte, die fie aber begreiflidjer Weife fehr
gebeim batten mußte, für ben evangelifden Glauben ge
wonnen, entfloh fie in ihrem 56. Rebensjahre bem Klofier
und begab fid) nad) Srantfurt a. M, um fic) dert vor dem
Damaligen Gentor Freſenius weiter unterridten und in die
Gemeinfdhaft der evangeliſchen Kirche aufnehmen gu laffen.
Dieſer aber ſchützte, wahrſcheinlich aus Scheu vor ihren hohen
Anverwandten, die damaligen Kriegsunruhen vor, fandte fie
jedoch mit dringenden Empfehlungsſchreiben an das Cons
fifforium nad) Darmftadt, weldyes fic) denn ihrer auch
fiebevoll annahm und fie bem damaligen Pfarrer Beer gu
Riedermodau gur weitern Unterwweifung übergab. Wei deme
felben legte fie dann and) nad) ciniger eit ihe evangeliſches
Glaubenshefenntnif ,,mit vieler Geſchicklichkeit, Standhaftige
feit und Treue“ ab, lebte fodann in ftiller Quriidgegogene
Heit theils gu Niedermodau, theils in Obercamftadt und in
den legten fieben Jahren ihres Lebens gu Niederbeerbach,
wo fie, wie bereits bemerkt, in obiger Pfarcfamilie eine
gatfiticge Zufluchtsſtätte gefunden hatte. Sie ftarb daſelbſt
am 34. Mary des J. 1776, alt 76 Jahre und 7 Monate,
ſtandhaft in ber evangelifchen Wahrheit, der fie unter vielem
leiblichen und geiftigen Trithfale bis gu ihrem legten Atheme
zuge tren geblieben sar. Sie wurde am 2. April mit
chriſtlichen Ceremonien oͤffentlich an ber linten Seite der
Seats beerdigt. (Niederbeerbacher Sterbeprotokoll
—B
Dieſer Erzählung muß Irrthum oder Täuſchung gu
Grunde liegen. Fuͤrſt Anton Egon iſt niemals mit
einer Baroneſſe Löwendahl verheirathet geweſen und
konnte es am 31. Auguſt 1699, welder Tag als der
ungefähre Geburtstag jener Proſelytin anzunehmen ſein
wird, nicht ſein. Auch ſonſt iſt faſt mit unbedingter
Gewißheit zu behaupten, daß die fragliche Perſon in
irgend einem legitimen Zuſammenhange mit ihm nicht
128 Firſt Maton Egon von Farflentierg.
geftanden haben fann, und fedenfallé wiirde Ser ane
geführte Grund, aus dem er das Kind in das Cae
renflofter gu Cöln gebracht haben foll, auf cin ehe⸗
liches Kind ded Fiirften in feiner Weife Anwendung
finden, wie cin Blick auf die Lebensumftinde deffelben
lehren wird).
Anton Egon Firft gu Fürſtenberg wurde am 23. April
1656 gu Minden geboren, der Sohn des damatigen
Grafen Hermann Egon gu Fürſtenberg (geb. 5. Nov.
1627, + 22, Septr. 1674) und der Grafin Maria
Francisca von Fürſtenberg · Stũhlingen (+ 24. Auguſt
1680). Sein Vater, in den VBedringniffen des Dreifige
fabrigen Krieges erwachſen, als Kind mit feiner Mutter
von Schloß zu Schloß geflüchtet, gu Chin, unter jeſuiti-
ſcher Leitung, Löwen, Rom gebildet, nod an den letzten
Waffenthaten des Dreißigjährigen Krieges auf kaiſerlicher
Seite theilnehmend, trat 1651 als Kammerherr und
Geheimerath in kurbaieriſche Dienfte, in denen er, oft:
malé gu ebrenvollen und vertrauten Sendungen gebraucht,
nad und nach gu dem Poften eines Oberfthofmeifters
und Hofmarſchalls aufftieg und lange Zeit und bis an
feinen Tod der wabre Reiter ded Staates und Hofes
war. Benn et eine Zeit lang an ben dem frangofifden
Intereſſe gewidmeten Beſtrebungen feiner Brüder Franz
Egon und Wilhelm Egon) einigen Antheil genommen
und namentlid) Dem Gedanfen, die durch den Zod
Ferdinand’s UL erledigte Raiferfrone dem Kurfürſten
Serdinand Maria guguwenden, nicht fremd gewefen gu
fein {cheint, fo nahm ex dod) felbft als Provingialgefandter
1) Aud Hier fehen wir hie Nuͤtlichkeit ber Genealogie, als Cons
trole geſchichtlicher Angaben und Mittel der hiftorifden Kritik.
) ueber ſie vielleicht Hinftig einmal.
Pirft Anton Egon von Pirftenberg, 129
an der Wahl Raifer Reopoid's Theil, ward 1669 mit
feinen Griidern in den Reichsfürſtenſtand erhoben ) und
war nicht ohne Einfluß an dem kaiſerlichen Hofe. Doch
zog er ſchon deſſen Ungunſt wieder auf ſich, als er ſich
1672, bei der franzoſiſchen Invaſion in Holland, gegen
eine Betriegung Frankreichs erklärte. Aus feiner Che
wurden adt Kinder geboren. Auf Anton Egon, mit
dem wir ung. int Folgenden hauptſächlich gu befdaftigen
haben, folgte zunächſt Felir Egon, geb. 25. Nov. 1657,
der in den geiftliden Stand trat, Wht gu Murbad und
Riders wurde, andere reiche Pfriinden erhielt, aber ſchon
5. Margy 1686 an cinem Bruftleiden ſtarb. Anna Adele
eid, geb. 16. San. 1659, 1663 sur Stiftsdame gu Eſſen
und horn ernannt, vermablte fid) 1678 mit Fürſt
Gugen Alexander von Turn und Taxis und ftarb gu
Bruͤſſel 13. Nov. 1701. Marie Francisca, geb. 17. Sept.
1660, gleichfalls Stiftsdame gu Effen und Thorn, folgte
ihrem Oheim, dem (nachherigen) Cardinal Wilhelm Egon,
nachdem er feiner Haft entledigt, nad Frankreich, ward
durd ihn dem Fürſten Wilhelm Hyacinth von Naffau:
Siegen vermahlt (9. April 1687), flarb aber ſchon
7. Juni 1691. Ferdinand Mar Egon, geb. 24. Oct.
1661, von der Mutter gu Wien ergogen, dann durd
den Oheim Cardinal in franzöſiſche Kriegsdienſte ge:
bracht, ward General und Inhaber eines Regimentes,
flarb aber aud) ſchon 6. Mai 1696, nach längerm Bruſt ⸗
leiden, unvermählt gu Paris. Emanuel Franz Egon,
geb. 7. Mary 1663, in Frankreich von feinem Dheim
rang ergogen, war eine Zeit lang Maltefer, trat in
1) Gr hat, mit Ridfiht auf feine befdrantten Mittel, von dies
fem Zitel, den nicht Gr gefucht gu haben feint, einen’ Gebraus
gemacht
6**
130 Fart Anton Egon von durſteuberg.
kurbaieriſche Rriegsbienfte, mard von feinem Obeim, bem
Garbdinal, 1686 mit der um dreizehn Sabre altern ver-
witweten Grifin Marie Katharina Charlotte von der
Mark, geborenen Grafin von Wallenrodt*), welche den
hauptfãchlichſten Einfluß auf den Garbdinal w6te2), vers
heirathet, fiel aber, ais Oberfter fein und des gleich ⸗
falls gefallenen Scherffenberg Regiment führend, bei dem
Sturme auf Belgrad am 6. Sept. 1688. Er hatte
aus der ungleichen und liebeleeren Che keine Kinder exe
langt. Gine am 5. Juni 1665 geborene Tochter Here
mann Egon's ftarb friih, und ebenfo ift fein jüngſter,
am 25, April 1667 geborener,. durch früh hervortretende
Anlagen viele Hoffnungen erwedender Sohn Johann
Hermann Egon nod) vor dem Vater geftorben.
Unton Egon, der altefte Sohn, blich fomit früh der
eingige Gertreter der Heiligenbergiſchen Linie der Fürſten ·
berg ®), und mit ihm ift der Mannsſtamm diefer Linie
erloſchen. Gr war gwar bei dem Bode feines Waters
1) Sie war eine Tochter Yohann Ernft's Grafen v. Wallenrodt,
fadfen=lauenburgifden Hofmarfdalls, feit 21. Juni 1680 Witwe
rang Anton's Grafen v. d. Mark, 1650 geboren, + 4. April 1726
auf ihrem Schloffe Bourdaifitre. Ihre erfte Ghe mar nit ohne
Nachkommenſchaft geblieden.
2) Gr hatte fie ſchon bei Lebzeiten ihres erften Gemahls geliedt,
und auf einem feiner Gdnge gu ihr ward er 14. Febr. 1674 von
Yaiferligen Gavalieren und ihters au Goln aufgegriffen und erft
nad Bonn, dann nad Wien gefhafft. Erſt der Kymweger Friede
befrette ign.
8) Die neuern Sheilungen ves Hauſes Fürſtenberg, das feinen
Alteften bekannten Stammoater in dem Grafen Eymo um 830 fudt,
beginnen mit den Söhnen Graf Friedri’s (+ 1559). Bon diefen
ftiffete 1) Ghriftoph die Kinsigthaler Linie. Diele-thellte fi mit
feinen Urenfeln in die Moptirder und die Stühiinger Linie. Dic
MUptirder Linie erloſch 1744. Aus der Stuͤhlinger find die heute nod
blũhenden Linien ermadfen. 2) Joadhim ftiftete die Heiligenbergiſche
Linke, weldhe 1716 mit Anton Egon ausging.
Firſt Aston Egon von Furſtenberg. ‘131
nod nicht mindig, erbielt aber bald (16. April 1676)
venia aetatis und trat in ben Genuf feiner Herrſchaften.
Wahrend die kaiſerlich gefiunte Mutter ihn in Wien gu
alten fudte, 30g ihn der Einfluß der geiftliden Obeime
nad Franfreich und er folgte. zunächſt, unter dem Core
wanbe einer Reife nach Italien, von wo ex nach Paris
eilte, dem legtern Buge. Dieſer Schritt, nod mehr
aber bie bald darauf feinen wiener Angebdrigen gue
fommende GErflirung, daß er im Begriff fei, ſich mit
einer Franzöſin gu vermahlen, erregte am kaiſerlichen
Hofe einen fo flarken Unwillen, daß man wol gencigt
werden faun, an die Undeutungen gu glauben, et babe
ſich vor feiner parifer Reife mit einer Hofdame gu Bien
verfproden gehabt und fic) durch Nichterfüllung diefes
Verſprechens die taifertide Ungnade zugezogen. Mtge
lich aud, daß ihm nur dort eine ign nicht anſprechende
Verbindung zugedacht war, der ex fic) eben durch die
franzöſiſche Reiſe gu entziehen eilte. Ebenſo miglid
freilich, daß an der ganzen Sache, die nur mit einem:
„es will einiger Orten ſpargirt werden“, angekündigt
wird), nichts wahr iſt und daß man nur den Gebrauch,
den ex von der vor kurzem erlangten venia aetatis
madte, bei dem Reffen Frang Egon’s und Wilhelm
Egon's, diefer entſchiedenen Gegner ded kaiſerlichen Ine
tereſſes, doppelt empfindlid) aufnabm. Sei dem wie
ihm wolle, er vermablte fid) am 13. San. 1677, nod
nicht 21 Jahre alt, mit Marie de Ligny, einer Tochter
Johann’s de Ligny, Staatéraths und Requetenmeifters,
die ihm die anfehnlide Herrſchaft Grogneuil und aufers
1) G den von Fidler bearbeiteten vierten Band von Mind's
ad des Haufes und Landes Fiirftenberg (Marlsruhe 1847),
132 “Fart Axton Egon von Fürſtenberg.
dem cin auf 800,000 ivres angegebenes Vermögen,
fowie weitere Uusfidten auf Erbſchaften zugebracht hat.
Sie hatte früher mit einem Grafen v. Redheim vermählt
werden follen, wogu der Kaiſer damalé feine Cinwilligung
gegeben, folglich aud darum begriift “worden war.
Fürſt Anton Egon war auf feinen ſchwaͤbiſchen Gütern,
als ihm cin kaiſerlicher Beſchluß zukam, wonach er, weil
er ſich gegen die kaiſerlichen Avocatorien in Frankreich
niedergelaſſen und mit den Feinden des Reichs durch
Heirath verbunden, ſeines Sitzes und der Stimme auf
Dem Reichstage entſetzt und ſeine Güter, jedoch un⸗
beſchadet des Antheils ſeiner Mutter und der jüngern
Geſchwiſter, ſequeſtrirt werden ſollten. Die Ausführung
des Befehls wurde dem Biſchof von Koſtnitz, Franz
Johann, übertragen, welcher lange damit zögerte, im
Auguſt aber doch zur Anlegung des Sequeſters und
Verpflichtung der Unterthanen fuͤr den Kaiſer ſchreiten
mußte 1). Der Fürſt vertheidigte ſich in einer nicht ohne
Schärfe verfaßten Denkſchrift, wendete ſich aber auch
bittweife an den Kaiſer und die Kaiſerin; ſeine Mutter
ging den Raifer um ,,allermildefte Abſolvirung des fisca-
lifden Proceffes per gratiam an; ſein Geſchäftsfüh-
rer, der Rath Frang Chr. Metz, war tiberaus thatig 5
der Fürſt fand Fürſprecher an dee Kaiferin, Kurmainz,
Rurtrier, Kurbaiern und den ausſchreibenden Fürſten des
ſchwäbiſchen Kreiſes, und am 6. Dec. 1678 wurden die
kaiſerlichen Befehle wieder aufgehoben, am 17. Januar
1679 dev Fürſt wieder in den Genuß feiner Giiter eine
gefegt.
1) Auf den ſchwäbiſchen Herrſchaften Anton Egon's, Heiligenderg,
Jangnau, Werenmay, Srodtelfingen, Laar = Wartenberg, wurden
Damalé 2836 Familien gegdhlt. Gr beſaß daneben nod Giiter in
Defterreih, Baiern und dem Elſaß.
Garft Eaton Egon vow durſtenberg. 133
Der Vorgang hatte aber die andauernde leidige Folge,
daß cine factiſche Srennung der eben erſt geſchloſſenen Che
eintrat. Die Fürſtin weigerte ſich auf das Entſchiedenſte,
Frankreich gu verlaſſen, und hat nie einen Fuß auf deut ⸗
ſchen Boden geſetzt. Dachten doch damals die Pariſer
und noch “thee die Pariſerinnen überhaupt — hierin den
alten Römern gleichend —, daß überall außer Paris das
Gil fei, und in dem Falle der Fürſtin fand das Bor:
urtheil Nahrung und Vorwand in der herben Ungunft,
mit welder dad Reichsoberhaupt ihre Verbindung betrach⸗
tet hatte. Der Fürſt dagegen war durch das Vorgegan⸗
gene eingeſchüchtert und trug jedenfalls Bedenfen, nad)
Frankreich tibergufiedein, ſtrebte vielmebr, fid) in Deutfdye
land Stellung und Wirkungskreis gu ſichern, was ihm,
wenn aud fpdter und anders, als er. erwartet, gu Theil
ward. Go blieben die jungen Ehegatten getrennt und
nut befudéweife fam der Fürſt von eit gu Beit nach
Paris, welden Befuchen vier Kinder ihr Dafein vers
Danften, die in den achtziger Jahren geboren find. 4)
Der Befudh, den ec 8 Monate vor dem Ausbruche ded
Krieges von 1688 in Paris machte, wird wol fein lester
gewefen fein. Wabrend des Krieges fonnte er nidt nach
Frankreich. Bei deffen Ende im Jahre 1697 trat er
feine Stellung in Sachfen an, die ihm in den erften
Jahren eine Entfernung nicht wohl geftattete. 1701 bis
1714 beftand neuer Krieg gwifden Deutſchland und
Frankreich. Jn den erſten Jahren des 18, Jahrhunderts
that die Fürſtin einen Schritt, welcher dafür ſpricht, daß
1) Richt von Aten find die Geburtsjahre genau bekannt, und rie
Jüngſte, welche fi 1708 vermabite, könnte redt wohl in den neun-
ziger Jahren geboren feins indef ift das aus den im Texte anges
figrten Grinden boöchſt unwahrideitlid, und mddten wir annehmen,
daß fie eta 1668 ergeugt und 1689 geboren rourde.
134. Glsft Maton Eton von dirſtenberg.
dad Berhaltnif zwiſchen den Gatten ein erfaltetes gewor ·
den war. Dem Fiirfien Anton Egon gehoͤrte nod im
niedern Elſaß die Herrſchaft Mauersmünſter. Eben in
Folge der Ubwefenheit ded Firften aus und der Anwe ⸗
fenbeit feiner Gemablin in Frankreid war die Verwals
tung dieſer Herrſchaft in die Hande der Legtern gekom ⸗
men, und fie hatte im September 1698 von Dresden aus
eine formbide, jedod) den Verkauf nicht umfaffende Voll-
macht dagu erhalten, die fie jedoch an die Zuſtimmung
deb fürſtlichen Bevolmadtigten Beranger band, fowie
ihe Gemabl ihr aud fonft die Cardinale Fürſtenberg und
Roailles gu Rathgebern beſtellt hatte. Dieſe Herrſchaft
verkaufte die Fürſtin am 7. Mai 1705, auf Grund ihres
Ghevertrags, ihrer Eigenſchaft als Glaͤubigerin ihred Gee
mahls, einer am 1, Suli 1700 von Dresden erlaffenen
Zuſchrift des Legtern und der Beiftimmung des Cardi ⸗
nalé Ludwig Anton von Noailles +), Erzbiſchofs von
Paris, fiir 104,500 Livres elſäſſifcher Währung an den
Abt Mofer von Mauersmiinfter, welde Abtei alte Ane
fpritche an die Herrſchaft gu haben behauptete. Es hat
jedoch der Act die Beftatigung des Kaufs durch den
Fürſten felbft, der fic) darauf berief, daß der Verkauf
wabrend ded Krieges, bei gefperrter Verbindung, ohne
fein Vorwiffen vorgegangen, niemalé erlangen fonnen *),
und die Kinder *) ſowohl, wie die Agnaten Anton Egon’s
1) Der andere Berather, Cardinal Wilhelm Egon v. Fuͤrſtenberg,
war 10. April 1704 geftorben.
2) Sess Boden vor feinem Tode erklärte ex ſih bereit, einen
Bevollmddtigten yur Beilegung der Sade gu ſchicken, ftarb aber
darüber.
3) Zwele davon. Die Firftin von Iſenghien war todt und ihr
Gemahl hat teine Anfprtige erhoben. Die Reclamanten koͤnnen aber
aud nidt bie beiden andern Schwiegerſöhne gemefen fein, wie
dirſt Raton Egon von Firftenderg. 13
erhoben nad feinem Tode Anſprüche, hinfichtlich deren .
Der Wht wenigſtens die Erfteren mit der den Kaufſchil ⸗
ling weit fiberfteigenden Summe von 170,000 Livres,
Die ev nachzahlte, abfand, ein Beweis, daß die Grafin
ſehr woblfeil verfauft hatte. In fener Beit hatte übri⸗
gens der Fürſt ſich durch andere, aber natiirlid) nidt
eheliche Gerbindungen uber die Trennung von feiner
Gemablin gu trdften gewußt und war von den damaligen
dresdener Sitten inficict worden. Die Fürſtin felbft war
am 18. Auguft 1711 gu Paris geftorben.?) Die Kinder
dieſer erften und in Wabrheit eingigen Ehe des Fürſten
waren: 1) Philippe Louife, geb. 2. Mai 1680, vermable
am 9. Detober 1700 mit dem Fiirften von Bfenghien),
_ £1706; 2) Zranz Joſeph, geb. 1682, + 1689 (nad
Ander 1690); 3) Rouife, vermablt im Marg 1704 mit
einem Grafen v. Lanoy; 4) Maria Francisea, vermabit
10. San. 1708 mit Johann Baptift Colbert, Marquis
de Seignelay, der am 29, Febr. 1712 ftarb. Wir heben
alle dieſe Umftinde hervor, um gu geigen, daß daé im
Glarentlofter gu Gdn erzogene Kind nicht etwa aus der
erſten, der eingigen befannten Ehe des Fürſten entfprun-
Fidler a. a. D. S. 89 ſchreibt, da her Marquis von Seignelay damals
aud ſchon todt war,
1) 1703 hatte fle ihr Hotel daſelbſt in der Rue de Bacq, Quar-
tier St.-Germain des prez.
2) Es war died Ludwig von Gand, Fuͤrſt von Bfenghien, Entel
des exften Fuͤrften diefes Ramens, ged. gu Otyſſel 16. Juli 1678,
1697 frang. Oberft, 1718 Generallieutenant, Statthalter von Artois
und Gouverneur von Arras, 1741 Marfa, + 6. Juni. 1767. In
gweiter Ehe nahm er Marie Louiſe Charlotte, Tochter Marl Pot's,
Marquis von Rhodes, in dritter 16. April 1720 Margarethe Ga-
milla Grimaldi, Tochter des Farften Anton von Monaco, ſtarb aber
finderlos. Die Fiirftenberg hatte ihm einen Sohn geboren, welder
frih geftorben rar.
136 Furſt Auton Egon vou Furſtenberg.
- gen fein könnte, ſodaß nur in Betreff ‘ber Mutter und
bed Grundes ſeiner Unterbringung im Kloſter cin Bere
thum obgewaltet hatte. Es ift höchſt unwahrſcheinlich,
Daf dem Fürſten 1699 von feiner Gemablin cin Kind
geboren worden. Ware es geſchehen, fo wiirde weder
ein Grund gu finden fein, nod) ware es ibm möglich
geweſen, daffelbe 1703 oder 1704 aus dem ihm verſperr ⸗
ten Frankreich binweg in das Clarenflofter gu Coin gu
bringen. Auch fonnte er, da feine Gemablin erft am
18. Auguft 1711 geftorben ift, fie auch nicht kirchlich
geſchieden worden find, wie fie zudem Beide eifrige Rae
tholifen waren, vor dem Spatjahre 1711 keine gweite
She gefhloffen haben, wiirde es, mit Rückſicht auf die
Trauerzeit, ſchwerlich vor 1712 gethan haben, ſodaß,
aud) wenn man annehmen wollte, daé fragliche Rind fei
ſpäter, als angegeben, geboren, der Fürſt kaum nod vor
feinem, am 10. October 1716 in Sachſen erfolgten Tode
cin fuͤnfjähriges Rind in dad Glarenflofter gu Cöln
bringen fonnte. Daf er fich aber gar nicht anderweit
vermablt hat, nod es füglich fonnte, wird fic) wol
aus dem weitern Beridte über feine Lebensumſtände
ergeben.
Fürſt Anton Egon lebte feit 1678 bald auf feiner
Herrſchaft Weitra, bald gu Wien, bald zu Minden
und hatte gern in Baiern, deffen Kurfürſt ihm durch
Giiterverleihungen Gnade bewied, oder in Wien cine
Stellung erlangt, fam aber weber dort nod hier gu ſei⸗
nem Biele. Im Jahre 1691 fiel er aufs neue in foldhe
Ungnade bei Dem Raiferhofe, daß er angewiefen wurde,
fic) in kürzeſter Zeit aus Wien fort und auf feine Giiter
gu begeben. Den Grund diefer Ungnade erflart ex ſelbſt
fiir ihm unbekannt, und 6 ift aud) nie cin folder gu
Rage gefommen, ſodaß man wol annehmen fann, daß
Gr. Auton Egon von FUrfenierg. «137
ihm feine beftimmte Gandlung gum Vorwurf gemadt
worden iff. Die Bermuthung iſt wol nicht unwabre
ſcheinlich, daß eine Intrigue folder Perfonen, die es
ungern gefehen batten, wenn der Fuͤrſt die von ibm in
Wien ecftrebte Stellung erlangt hatte, den alten Were
dacht gegen ihn, fowie die neueren, den Krieg mit Franks
seid) hervorrufenden Schritte feined Oheims Wilhelm
benugt hat, um den Kaifer gu fener Maßregel gu bee
ftimmen. Man erfährt bei diefer Gelegenheit, daß er
Ende 1687 gu Paris: gewefen ift, ſich aber acht Monate
vor Erlaſſung der kaiferlichen Avocatorien nad Deutſch⸗
land guriidbegeben bat; ferner, daß er 1691 cin Haus
in Wien faufen wollte. In. dem letztern Umftande fucht
er den Grund, warum feine Gegner, die daraus geſchloſ⸗
fen, daß ex fic) in Wien firiven wolle, ſich beeifert hate
ten, ihn gu vertreiben, Seine Freunde ſuchten übrigens
den Grund dieſes Eifers nicht in blofem Stellenneid,
fondern darin, daß man von Firftenberg ein Einſchrei⸗
ten gegen eingewurgelte Misbräuche erwartete. Seine
ſehr treue Freundin und Bafe, die Grafin Marie Eliſa⸗
beth Thereſe von Farftenberg +), ſchrieb an ibn: ,Sile
bon dieu me dennoit seulement la grace, de vous
pouvoir bien faire comprendre, comme nétre cour
est, vous ne songeriez pas de vous y vouloir esta-
blir, mais seulement tenir toujours le parti de
nétre maitre, sans lui servir de vétre personne.
1) Geb. 7. Juni 1650, eine Tochter ſeines Alteften Oheims, ae
Grafen Ferdinand Briedrid Egon’ (geb. 6. Febr. 1623, + 27. Au
1662) und Glifabeth Freiin von Montredier, verw. von Geamies
(t 26. Mai 1668). Sie wurde Stiftedame gx Buchau und Hofdame
gut Bien, ſcheint ein ſehr edles, liebevoll theilnehmendes Weſen gee
re zu fen, und ftaro gu Ling im Mlofter der Urfulinerinnen
jan.
138 Fark Anton Egon von Firſtenberg.
En cela vous ne reuissirez jamais, car tout ce
que vous ferez pour y parvenir vous sera expliqué
en mal et vous rendra suspect?) et que vous vou-
lussiez vous mettre en teste de surmontre tout
par votre conduite, vous ‘n’en pourrez point avoir
d’assez prudente, qui ne sera mal prit, car on
ne veut point avoir des gens tourné comme vous,
die alte Unordnung muß bleiben, cela est sur. Man
fieht, fie vieth ihm, fic) gwar auf der kaiſerlichen Seite
gu balten, aber nicht des Raifers Dienſt gu ſuchen. Im
Gegenfalle werde ex ſtets Verdächtigungen und ible Aus ·
legungen erfabren, und dürfe nicht ermarten, daß and
das verſtändigſte Verfahren, das fie ihm alfo dod gue
getraut haben muß, ign über diefe ben Sieg davontras
gen maden werde; denn man wolle Leute feined Schlages
nicht, weil die alte Unordnung bleiben folle.
Der Fürſt zog ſich nach Heiligenberg, ſpäter nady
Beitra zurück und befhaftigte ſich mit Bemuͤhungen, die
Gnade des Kaifers zuruckzugewinnen, wabrend Seitungen
und Gerüchte fid in Muthmaßungen und Ausſtreuungen
Bber die Gründe feiner Ungnade erſchöpften, laue Freunde
fich von ifm zurückzogen, gemeine Seelen ſich jeder
Rückficht gegen ihn enthunden glaubten. Ihm felbſt
war die ganze Lage fo drückend, daß er in ſeiner Were
zweiflung Acuferungen that, welche allerdings keine
mannlide, unabbingige, ſelbſtbewußte Sede verrathen
und jedenfalls darthun, daß er auger der Hofſphaͤre
fein Glad gu finden wufte. Er hielt den Fürſten
+ 1) Dies ſcheint darauf gu dewten, daß man argmdhnte, oder ign
verdddtigte, ex fudge den kaiſerlichen Dienft, um Frankreich gu dienen.
Aud als ex nad Sadfen fam, hegte der engliſche Gefandte denfelben
Argwohn, der tod eine Beftdtigung erbielt.
Brkt Maton Sgon ven Firſtenbetg Bg
Gaim >), uebſt dom ſpaviſchen Gefandten, far. feinen
Hauptgeguer, der am meiften gegen ihn machinirt habe,
und fprad nun, allerdings nur in dem Entwurfe einer
Art Inftruction für feine Ugenten, feine Intention aus,
fic um die Freundſchaft jenes Fürſten gu bewerben, defe
fen „Creatur“ ex fein wolle, beflogte ſich, daß derfelbe
ihn nie gu Tiſche geladen u. ſ. w. In feiner Mieder+
geſchlagenheit vernadlaffigte er fein Aeußeres und lief
fich einen Rapuginerbart wachſen. In foldje Verzweif ⸗
lung ſtürzte «8 dad Haupt eines der erſten deutſchen
Grafenhaufer, den Inhaber ausgedehnter Befigungen,
der in der Sorge fiir vielleicht 20,000 Unterthanen den
ſchönſten, lohnendſten Wirkungskreis finden und dabei ſich
des unfdagbaren Gutes würdiger, ehrenvoller Unabhaͤn ⸗
gigkeit freuen fennte, eine Ungnade gu erfahren, deren Folge
für ibn in nichts weiter beftand, als daß er nicht Langer
in Wien frudtlofe Solicitirungen ya ein Dienſtverhältniß
fortfegen, die kaiſerlichen Actenſchreine mit Projecten file
fen und dem Hofe unvergoitene Dienfte leiften duefte! *)
Doch das war nicht lediglich Fehler bes Menſchen; es lag
in der Beit. Den Bemuͤhungen feiner Agenten, fowie
zahlreichen und einflußreichen Gerwendungen, namentlid
1) Karl Diettich Otto Fürſt von Salm, geb. 27. Juli 1645,
rliftete 1666 ein Regiment gegen die Frangofen aus, ward 1674 bet
Senef gefangen, Mmpfte vor Wien und in Ungarn, ward Generals
feldmarfdall, 1685 wirkl. Geb. Math unb Oberhofmesfter des Erz ⸗
ergogs Joſeph, unter Jofeph L exfter Minifter bis 1709, wo er fid
auf feine Giter guridzog, +1710. Bermaglt war er 1) 1665 mit
Godefreda Maria Anne, Todter des Grafen Wolfgang Geleen, die
29, Sept. 1667 ftacb; 2) 20. Mary 1671 mit der Pfalggrifia Luife
Marie, ciner Enkelin der Stuarts, die am 11. Marz 1679 ſtarb.
Er war der entſchledenſte Frangofenfeind und mag vielleiGt deshalb
irftenberg mit Mistrauen adtet haben, war jedod ein zwar
eftiger, aber biederce Rann und tein Réntefomted.
2) Gidler, a. a. D., S. 97.
- 40 Park Caton Egon von dirſtenberg
deb beruͤhmten Markgrafen Ludwig von Baden, bed Abts
Gileftin von St.- Gallen, der dem Farften gewogenen
hohen Frauen, vor Allem feiner treuen Bale Thereſe, gee
lang es endlid), ihm eine Privataudieny ‘bei dem Kaiſer
auszuwirken, worauf er fofort wieder in Gnade aufge ·
nommen ward (Sept. 1692). Dem eigentlichen Ziele
feiner Wünſche tam er damit nicht näher, und man ere
fabrt vor feinent fernern Uufenthalte in Deſterreich nichts
Sonderliches, als daß ex, auf feine eigenen Koften, durch
den Mechaniker Cornelius Hil cin Pochwerk bei den ungarie
ſchen Goldbergwerfen einfuͤhrte, welches bem Aerar jährlich
mehr denn 100,000 Fl. erſparen ſollte, welche letztere
Erwartung ſich aber in der Praxis, wie ſo oft, gar be⸗
deutend reducirte. 1)
Außerdem machten ihm die Angelegenheiten ſeiner Baſe
der Grafin v. Gronsfeld mancherlei Verdruß und Mühe.
Es war died auch cine Tochter ſeines Oheims Ferdinand
Friedrich Egon, Cleonore Philippine Katharine, ged.
30. April 1654. Sie war nach dem Tobe ihrer Aeltern
an den Gof der Markgrdfin Marie Franciéca von
Baden-Baden) gefommen, unbd bier vermablte fie ſich
2) Faft auf den zehnten Aheil. Die Erſparniß hat in 2 Jahren
zuſammen 300,000 FL betragen.
2) Geb. 18. Mai 1633 zu Moftnig, 9. Mai 1651 in Einem Tage
befannt, verlobt, vermaͤhlt mit dem ‘73{abrigen Pfalsgrafen Wolfgang
Wilhelm gu Neuburg, der am 10. Marz 1653 frarbs anderweit war
fle vermablt 23. Febr. 1666 mit Markgraf Leopold Wilhelm von
Baden-Baden, einem Pinderlofen Witwer der Sophia von Midefimo
und Garretto, dem fie feds Rinder gebar, von denen zwei Soͤhne
den Vater uͤberlebten. Gr ftarb 23. Febr. 1671 im Ungartriege.
Sie dberlebte ihn lange, mufite vor Louvois Mordbrennerfdaren auf
igre boͤhmiſchen Giiter flüchten und ftarb dafelbft am 7. Marg 1702.
Sie war eine Tochter Graf Egon’s gu Fuͤrſtenberg und der Pringeffin
‘Anna Maria von Hohenzollern und mit ihrem gweiten Gemagl Gee
fawiftertind. Bon ihren den Vater uͤberlebenden Soͤhnen mudte fie
Birk Anton Egon von Firftenderg. 141
1677 mit dem Grafen Johann Franz v. Gronsfeld-
Bronkhorſt (geb. 1639), einem Sohne des im Dreißig ⸗
fabrigen Kriege befannten Generals. Die von dem Letz⸗
tern erworbene Graffdhaft war, nad) dem Cingefhindnif
feiner Witwe, ruinirt, und der Biſchof Franz Egon von
Strasburg, der Oheim der Neuvermaͤhlten, fagte voraus,
Daf die verarmte Gronsfeld'ſche Familie an dem Fürſten ⸗
bergiſchen Erbe gehren werde. In der That ſcheint
Graf Gronsfeld nad) Gelde gehetrathet gu haben, und
alé feine Gemablin das Shrige erlangt hatte und weitere
Anſprüche nicht durchgufegen waren, entzog er ſich den
Vorwiirfen der mit Kaͤlte Behandelten durd den Kriegs⸗
dienft, kämpfte alé k. k. General in Schwaben und Un-
garn, und fam gulegt gu dem Plane, fie mit S00 Fl.
fabrlid in ein RKlofter gu thun. Beide Theile wendeten
fic mit Klagen und Beſchwerden an Anton Egon, und
es ſcheint allerdings, daß dieſer in der Sache mit Un-
parteilichkeit verfahren ift und die Schuld night auf Einer
Seite allein gefudt hat. Was uns aus den Griefen
der Grafin befannt worden ift, in denen fie ihren Gee
mabl zum Teufel wünſcht und nur einen anftindigen Un ⸗
terhalt und nicht ing Kloſter will, fo findet man die Klage
des Grafen über die Plagen, die er in feinem Eheftande
geduldet 3), nicht fo unwahrſcheinlich und verurtheilt
den Siingern and ins Grab tegen (1680) wad der Gingige, der ihe
Biles, oper Wilhelm (ged, 20. Febr. 1667, + 11. Aprit 1716),
war ftumm. .
1) Gr fried 1692: ,,Touchant la reconciliation il n'y a point
de Monarque ni personne assez puissante dans le monde pour m'y
faire resoudre. J'ai pris quatorze années de temps avant de venir
⁊ cette extremité et assurement pendant cet temps souffert comme
tun chien, et cela apres avoir essayé cinque cent reconciliations
tant par Tinterposition des ecclesiastiques que des autres.
142 Firſt Anton Egon von Firſtenberg.
aud Anton Egon nicht, weil feine Bafe zuletzt thn mit
ihrem Gemabl auf Gine Linie der Tyrannei ftellt. Es
ſcheint jedoch gelungen gu fein, wenigftend eine äußer⸗
fiche VerfShnung guwege gu bringen. Die Grifin muf
fibrigen’ vor 1706 geftorben fein, indem thr Gemahl
fid) damals mit der Grafin Marianne v. Torring · Jetten ·
bach vermaͤhlte, die Dem drei⸗ oder vierundfiedsighibrigen
Gatten nod am 4. März 1713 cine Tochter gebar, die
aber ſchon ant 25. Dct. 1715 wieder ftarb. Er felbft ſtarb als
Gouverneur von Luremburg 9. April 1719 und fdon am
26. Juli deffelben Jahres erlofe mit feinem Bruder
Otto Wilhelm, der im geiftliden Stande lebte, bas
Geſchlecht der Gronsfeld-Brontherft. Die Heutigen
Gronsfeld haben mit Jenen nur den Namen gemein
und flammen von den Freiherren v. Diepenbroich, welche
allerdings auf dicfe Graffdaft ſchon früher Anſprüche
erhoben batter. In den Serritorialbefig *) kamen fie aud
diesmal nicht; vielmehr erhielt die Witwe denfelben und
brachte ihn ihrem gweiten Gemahl, dem Grafen Claudius
Rifolaus v. Arberg, gu. Mit der dieſem geborenen Erbe
todter, Marie Joſephe (geb. 14. Marg 1722, + 17. Feber.
1754), getangte ev (3. Yan. 1746) an deren Gemahl,
den Grafen May Emanuel v. Torring · Jettenbach und,
als dieſer (1773) kinderlos ftarb, an feinen Bruder, den
Grafen Auguſt Bofeph und deffen Nachkommen. Der
Quneviller Friede wies Gronsfeld an Frankreich und die
irring wurden bafiir 1903 mit der Abtei Gutengell
entſchaͤdigt, nach ber ſich die betreffende, aber auch im
Erlöſchen begriffene Linie nennt.
2) Sine Herridhaft bei Maſtricht. Die alten Grafen v. Gronsfeld
waren im 15. Jahrhunderte im Mannsftamme erloſchen. Gine Erb⸗
todter Katharine bradte Gronsfed an die Bronthorft.
Part Anton Egon von Farktenberg. 143
Doch gu Fürſtenberg zurückzukehren; nach mitgetheil
ten Aeuferungen feiner Bafe Therefe, fowie nach den
mandherlei Projecten, durch die ex ſich bet dem kaiſer⸗
lichen Hofe gu empfebten gefudt hatte, ſcheint es dod,
als wenn es nidt blofer Zufall, oder gelegentliche Bee
kanntſchaft und Empfehlung gewefen ware, was den
Kinig Auguſt I. von Polen bewog, gerade diefen Fürſten ⸗
berg gu einer Aufgabe gu erlefen, weldhe eben fener Ride
tung entſprach, gu dev er wenigftens den Willen und
den Zug, wenn aud viclleidht nidt die ndthige Umfidt,
Rube und Ausdauer befeffen gu haben ſcheint. Auguſt lk
atte fo eben den polnifden Königsthron beftiegen und
fah voraus, daß die polnifchen WAngelegenbeiten ihn lane
gere Zeit von denen ſeines ſächſiſchen Kurfürſtenthums
abziehen warden, wabrend dod dieſes die Quelle bleiben
mufte, aud welder die Mittel gur Behauptung ſeiner
polniſchen Größe, aus denen bad Gelb gur Beſtechung
der ewig gelbbediicftigen Polen und die eingigen zu⸗
verlaffigen Sruppen, die ihm gu Gebote ftanden, fliegen
muften. Gr wollte in Sachſen einen Statthalter guriid:
Laffer, der aud wahrend der Abweſenheit ded Koͤnigs
deffen Stelle vertreten und eine beilfame Controle ber
die Hobe Beamtenwelt fiben koͤnne. Auguſt IL gebrach
es mehr an ſtetigem Willen und regem Pflichtbewußtſein,
als an Fähigkeit und Menfihenfenntnif, und er wußte
gar webl, daß unter all feinen hoben Rathen fein Mann
von wabrhaft iberlegenem Geifte, und kaum ein Mann
von fledenlofer Redlichkeit ) gu finden. war, daß cin
dichtes Gewebe von Misbraͤuchen beftand und die fireitens
den Goterien dod alle darin mit einander wettelferten,
1) Gin Solder mar Graf Adolf Magnus v. Seam (a, 325 ff),
geherte aber einer in Sadfen nod gu neuen Famille
144 Firſt Anton Egon von Firftenderg.
ihn gu täuſchen, gu gängeln und den Staat fiir eigenen
Mugen ausgubeuten. Unter folden Umftinden war es
fein unfeiner Gedanke, einen Nichtſachſen, aus cinem
alten und angefehenen Geſchlechte des Reichs, mit fiirft-
lider Würde geſchmückt, einen unmittelbaren Stand des
Reidhes, den Inhaber ausgedehnter Befigungen, gum
Ucherwacher des ſachſiſchen Hofiunterthums gu beftellen.
Damit ward gugleid der andere Gedanke verbunden, daß
Der Fürſt, dem man eine reformatorifde Richtung gu
ſchrieb, deffen Energie der ,,alten Unordnung” am wie
ner Hofe Beforgnif eingefloͤßt haben follte, in Sachſen
ev Reformator einer etwas neuern Unordnung werden,
mancherlei eingeniftete Misbräuche austreiben, das Ree
giment ftradlider und energifcher machen, den Geſchäfts-
gang beleben, den Sehlendrian bannen, den Unterſchleifen
ein Ende bereiten und feinerlei Vergeudung dulden möge,
als die des Hofes. Dazu die Finangprojecte ded Fire
fien, von denen man boffte, daß fie durch Erfparniffe
an Ausgaben und reidern Zuflugf an Ginnahmen das
immer fteigende Geldbedürfniß ded Hofes befriedigen
‘wiieden, vielleicht ohne die Laſten dex Unterthanen fühlbar
au fteigern. Mag es fein, dah man bei dem allen nicht
gerade ſehr lebhaft an die legtern dachte; es war das
bei Qudwigs XIV. Intereffe für Colbert's Reformen aud)
nicht anders; aber- den Unterfhanen wiirde es dod gu
Statten gefommen fein, wenn es gelungen ware, ihre
Aus beutung zum Monopol der Regierung zu machen
und in dieſer den Gedanken wach gu halten, daß man
den Baum nicht umhauen dürfe, von deſſen Früchten
man leben will, den Boden nicht ausſaugen, der uns
ernaͤhren ſoll.
Am 14./24. Juni 1697 wurde dem Fürſten Anton
Egon gu Fürſtenberg, von Görlitz aus, die Statthalter:
Farft Anton Egon vou Farflenderg, 145
ſchaft Gber Sturfachfen übertragen 1), damit ,,in deb
Konigs Abweſenheit nidts an der Regierung und andern
nöthigen Dingen- verfiumt werde“. Er erbielt vole
Macht und Gewalt, ,, Misbrdude gu unterfudjen und
abguftellen, bei allen einlaufenden Sachen, infonderheit
bei dem Steuer-, Miing- und Poftwefen u. f. w., bei
der Udminiftration der Stadtrathe, ja felbft bei dem kur⸗
fiirftlichen Staate?) beffere Einrichtungen gu verſchaffen
und gu dem Ende alle Brieffdhaften an der Steuer und
fonften abgufordern, folded alles aber mit dem Geheimen⸗
rathe v. Hoymb und mit Zuziehung des Grafen v. Löwen ⸗
Haupt und des Herrn v. Einfiedel®), wad recht und billig,
niiglid und gut befunden würde, gu-veranftalten, Rathe
und Bediente abgudanfen oder aud) nad) Angeigung bee
gangencr Verbrechen gu verbhaften, die an den Konig ere
gebenden Uppellationen angunehmen ober gu verwerfen,
kurz Wes, was gum weltliden Landesregimente gehoͤrt,
gu expediren“. Wnt 15./25. Juli 1697 wurde von Tarno⸗
wig aus, wohin der Fürſt den Konig felbft begleitet
hatte, die Vollmacht dicfer General: Commiffion, welde
jetzt den Namen eines Generalrevifionsrathes erbiclt und
1) Die Beſtallungsurkunde ift jedod erft vom 2. Dec. 1697.
2) Dem Hofftaate.
3) Hoymb rar eben jener Graf Adolf Magnus und bewaͤhrt fid
bier ein ridtiger Blick des Königs — Ldwenhaupt, Graf Karl Gustav,
war aus ſchwediſchen Dienften in ſächſiſche getreten, ſtarb aber fon
1703, war mit einer Schweſter der Aurora Königsmark vermaͤhlt
und der Vater jened unglücklichen ſchwediſchen Generals Karl Emil
Z., der die Verworrenheit der ſchwediſchen Frethettszuftdnde auf dem
Séaffotte bifen mußte. — Der Dritte mar Curt Heinrid v. Gin:
fiedel auf Weißbach und Dittersdorf, aus dem Haufe Sdarfenftein,
ged, 11. MRérg 1662, + 23. Mat 1712, Kammerserr, eb, Siete
rath und vorfigender Rammerrath 5 vermdglt 2. Junt 1601 mit
Magdalene Sibylle Marſchall v. Biberſtein.
Vu. 7
146 Fhet Anton Egon von Farftenberg.
durch den Geheimerath v. Rumohr und den Hofrath
Bech?) verftirtt wurde, mit dem Sufage erneuert, daß fie
eden, dee dem landesherrlichen Intereſſe?) entgegen ⸗
laufende Geſchenke annähme, um das Zehnfache von
jedem Thaler büßen ſolle. Sie erhielt eine neue In⸗
ſtruction und ward angewieſen, ein consilium forma-
tum zur Fällung der Erfenntniffe niederzufegen, weil
dem Rinige aud die höchſten Gerichtshöfe verdadtig
gemacht worden waren. Am 21. Juli 1698 erſchien cin
Patent, worin es u. A. hieß: „Es fol fein anderes
Collegium diefer Lande dem Reviſionscollegium entgegen:
Handel, oder daffelbe an etwas bindern, jedermann auf
fein Verlangen vor ihm erſcheinen, fid) wider den ihm
vorgeſchriebenen Proceß Feinedwegs fegen, nocd mit de-
miithigen Uppellationen an die Perfon ded Königs felbft
daſſelbe behelligen, als welche Diefer, nad dev jenem
Collegio anbefohlenen kurzen Art, gu verfabren, ganzlich
verwerfen will, es miiften denn wirkliche Beſchwerden
vorhanden und von dem Collegio felbft nad) eingewandter
Supplication feine Gerechtigkeit zu erlangen gewefen
fein.”
Der Statthalter führte nicht blos in diefer Ausnahme⸗
behorde den Vorfig, fondern hatte bas Recht dagu in
allen hohen Collegien, wo überall ein Stuhl fiir ihn
1) Bernhard Bed, ged. gu Weimar 31. Auguft 1649, gothaiſchet
Regierungsfecretair, trat in kurſächſiſche Dtenfte und ftieg bis zum
wirtl. Geheimerath, ward 1717 Edler v. Zech, + 11. Marg 1720. Sein
Mannsftamm iſt erloſchen und die jetigen Grafen v. Zech find durd
‘Adoption gu diefem Namen gefommen, gehoͤren aber urſprünglich dem
alten Geſchlechte der Burkersroda an. Bernhard Sed, deffen Sohn
Freihert und Graf ward, war Herausgeber der ,Sdaubiihne der
jedt regterenden Welt“ oder des „Europaͤiſchen Herolds“.
2) Warum nur dieſem?
Fürſt Anton Egon von Firftenberg. 147
angebradt war. Es waren ihm fabrlid) 24,000 Thlr,
280 Maftern Holy, 200 Fuder Heu, 30 Centner Fife
und cin Wildpretédeputat ausgeworfen. Auch war ihm
geſtattet, auf Roften der furfiirftliden Kaſſen eine Leib ·
wade von 20 Pferden gu unterhalten. Als ex gur Mis
chaelismeſſe in Reingig erſchien, wurde er mit fürſtlichem
Pomp empfangen und mit einer Serenade begriift, die
fic) anhob: ,, Wilfommen, grofer Pring, bei unfern
Rinden.” — Von den die proteftantifdhe Kirche berüh ⸗
renden Gefchaften wurde er jedoch durch eine Inſtruction
an das Geheime Confilium, Krakau 21. Dec. 1697, voll-
ſtaͤndig ausgeſchloſſen. 4)
Der Reviſionsrath begann mit großem Nachdrucke,
indem er fofort mehrere Beamte entfernte und den Ober⸗
hofmarſchall von Haugwig 2) in Haft nehmen ließ, ja
felbft gegen den ſchon 1680 entlaffenen Vorgänger defe
felben, v. Wolframsdorf *), nod einſchritt, und nun ents
1) Sie fteht in den Landtagsacten von 1836—37, Beilage zur
u. Xbth., 2. Samml., S. 177 ff.
» Friedrich Adolf v. Haugwit auf Siſchdorf, ged. 1637, bildete
fid in Atorf, Regensburg und auf Reifen, ward kurſaͤchſ. Gefandter.
in Stodholm, 1672 Hofmarſchall, 1680 Oderhofmarfdal, worauf er
unter Johann Georg il. ein Hauptleiter der Regierung war, and
die Poften eines wirklihen Gebeimeraths, Geheimen Mriegsraths und
HOberfteuerdirectors betleidete, ſowie er 1682 eine auferordentlide
Miffion nad Wien verfah. Gr hielt fid bis 1697, wo der Revie
fionsrath ihn ſtürzte. Ob ihm Regt oder Unredt gefdehen, liefe
fidh nur aus den Acten ermitteln. Jedenfalls ließ man ihn ſehr bald
rubig absiehen und er trat als Geb. Etaterath in brandenburgiſche
Dienfte, ging aber aud da fon 1700 wieder ab und ſtarb 1705.
Sein {Hines Mingcadinet vertaufte er 1700 an Herzog Wilhelm
Ernft von Sadfen-Weimar. Er mar der Oheim der Grdfin v. Roch⸗
lig, aber nidt bet deren Sade bethelligt.
3) Unter Johann Georg ll., was Haugwig unter Joh. Georg Ill.
war. Hermann v. Wolframedorf ward 1669 Oberfimmerer, dann
wirkl. Geheimerath, 1677 Oberhofmarfdall, daneben Kreis- und
7*
148 Firft Anton Egon von Fürſtenberg.
ſprechende Mafregeln durd) alle Zweige der Staatsver⸗
waltung hindurd verfolgte. Die Aufgabe des Revifions-
rathes ift aber gleichwohl nidt durchzuführen gewefen.
Sie wiirde es wahrſcheinlich, aud) wenn fein Verfahren
feinen überlegenen Widerſtand gefunden hatte, nicht
worden fein, weil die Einführung eines Geifted der
Rechtſchaffenheit und Pflidttrene in eine corrupte Staats ·
verwaltung fic) nicht durch Furcht und Strafe allein ere
zwingen laͤßt, fondern vor allen Dingen, neben der dufern
Bedingung eines geniigenden Auskommens der Beamten,
vorausſetzt, daß auf den höchſten Stufen des Staats ⸗
gebãudes der Geiſt der Wahrheit, Redlichkeit und Gee
wiſſenhaftigkeit, das lautere Bewußtſein der rechtlichen
und ſittlichen Verpflichtung in voller Reinheit und Stärke
waltet und nicht den ſcheinbaren Sondervortheil des Herr⸗
ſchers, ſondern das dauernde Wohl des Landes und
Volkes, von welchem das des Fürſten unzertrennlich iſt,
die Erſtrebung der hohen und würdigen Aufgaben des
Gemeinweſens, gum Ziele und zur Weihe alles öffent⸗
lichen Wirkens erhebt. Wahrend Auguſt IL, bei Beginn
ſeines Reformwerkes, bei dem ſtrengen Verbote gegen das
Geſchenkenehmen nur die Fälle hervorhob, wo die Ge
ſchenke gegen das landesherrliche Intereſſe wirfen follten,
Amtshauptmann, ward bei dem Regierungswechſel 1680 entlaffen und
+ 1703 ju Muͤgeln, welches Amt er 1666, man fagte mit franzoöſi—
{oem Gelde, gu vielen andern Giitern gePauft hatte. Sein Sohn
Johann Friedrid v. W., auf Mügeln, SaHladig, Groffoga, gilt bee
fanntlid fiir ben Serfaffer des Portrait de la cour de Pologne
(I, 319 ff.) und ift auf dem Koͤnigſtein geftorben. Gin anderer
Sohn, Johann Georg auf Sitten, Bodwig, Saalhaufen, impad,
Gofwig, Gartmannsdorf, Dirrenberg, geb. 12. Sept. 1679, ward
in den Grafenftand erhoben, ftarb aber 8. Nov. 1710 ohne Nadfolge.
Henriette Sophie, cine Todter des Oberhofmarihalls, bradte Mugen
an Ghriftoph Membold v. Umbftedt, nad deſſen erblofem Bode es
1732 an das Stift Wurzen tam.
Firſt Anton Egon von Firftenserg. 149
inftruirte fein weifer Urenfel Friedrich Auguſt Ul, der
das von Auguft IL verfehlte Reformwerk wirklich und
in der gediegenften Weife durchführte 4), feine Juſtiz⸗
behörden, in allen Rechtsſtreitigkeiten, wo der landes⸗
herrliche Fiscus Partei fei, nicht nur, wie überall, ledig⸗
lich nach Maßgabe der Geſetze zu verfahren, ſondern auch
im Zweifel lieber gegen den Fiscus, als zu deſſen Gunſten
gegen die Unterthanen gu erkennen, wies er feine Finanz ·
behörde an: „bei jeglichem Gegenſtande vor allen Dingen
darauf, was bei ſelbigem Recht und Billigkeit und der
Wohlſtand der Unterthanen erfordert, ſodann aber erſt
auf die davon zu ziehenden Nutzungen und Einkünfte
das Abſehen gu richten“, und beeilte ev ſich, für Rechts⸗
verletzungen, welche unter ſeinem Urgroßvater begangen wore
den, noch aus ſeinen Mitteln Entſchädigung zu geben. —
Dieſer treffliche Regent führte weiter fein Reformwerk
ganz im Wege der Verfaſſung und des beſtehenden Rechts,
ohne Ausnahmemaßregeln und tumultuariſches Verfahren,
durch, wobei dad Werk freilich nur langſamer vorſchrei ⸗
ten kann, aber ſicherer geht. Wir wollen es nicht un⸗
bedingt tadeln, daß Auguſt II. ſeinem Reviſionsrathe
eine Art dictatoriſcher Gewalt gab. Es kann Zeiten und
Zuſtände im Staatsweſen geben, wo ohne dergleichen
nicht durchzukommen ſein mag, am wenigſten raſch und
allſeitig. Uber je unbedingter und in Sachſen beiſpiel⸗
loſer die Gewalt war, welche dem Reviſionsrathe anver⸗
traut wurde, deſto ſicherer bedurfte fie gu ihrer Rect:
fertigung und ihrem Beſtande: daß fie mit höchſter Dis:
cretion und Umſicht, unter ſtrengſter Vermeidung jeder
ſchlechten Willkür, mit dem Nachdrucke zwar, den die
1) Breil feine Reform der Formen, aber die ungleich widtigere
des Geiftes.
150 Vrſt Anton Egon vou Farftenderg.
Erreichung des Zieles erforderte, zugleich aber mit Bile
figteit und Vorfidt, vor Whem ohne Leidenſchaft und
Gigennug geübt wurde, daß die Prager der exceptionellen
Gewalt nur im dringendften Nothfalle von ihrem Aus⸗
nahmerechte Gebraud machten, und vor Whem, daß fie
durch die Swede, denen es galt, durch die Erfolge, die
ergielt wurden, durch Whftellung groper und fühlbarer
Beſchwerden und Uebelftinde, durch Durchführung alle
gemein erſprießlicher Reformen, durch iiberlegene Weise
heit und Trefflichkeit ihres ganzen Verfahrens den Wie
berfprud) verftummen madten und in der Meinung, in
dem Vertrauen des Volkes eine Stige eroberten. Dad
ſcheint denn dod) über das Vermögen fener Manner ge=
gangen gu fein, welded fedenfalls nidt an dad Maß
der trefflichen Verſammlung reichte, welche über ein bale
bes Jahrhundert {pater (26. Wpril 1762) unter dem Nae
men der Reftaurationscommiffion zuſammengeſetzt ward
und in ber Bhat den Grund gu einer langen, fegend>
reichen Periode des ſaͤchſiſchen Staatslebens legte. Der
Reviſionsrath Auguſt's I. ſcheint mehr einen Krieg mit
Perſonen, als mit Sachen geführt, ſich, zum Theil durch
bbswillige Denunciationen veranlaßt, um tauſend Gingel>
heiten gekümmert, aber nichts Ganzes und Allgemeines
ins Auge gefaßt, und hauptſächlich ſeiner Gewalt ſich mit
einem gewiſſen Uebermuthe, in aufs Aeußerſte ausgedehn ⸗
ter Weiſe und theilweiſe geradezu misbräuchlich und ſelbſt
eigennützig bedient zu haben. Dazu kam, daß ihm doch
von Haus aus der Schutz, nicht der Unterthanen, ſon⸗
dern des landesherrlicjen Kammerintereſſes alé die oberfte
Richtſchnur geftellt war, und daß weiter noc) cine gee
wiffe Tendenz, die Schranken der Landesverfaffung und
der Privifegien gu durdhbredjen - und in franzoͤſiſch ·
brandenburgifder Weife eine abfolute Souverainetat gu
Fart Anton Egon von Firſtenberg. 151
„ſtabiliren““, wenigftend durchleuchtete.) Durch dad alles
gab ex dem natürlichen Widerftande der durch ihn bee
drohten Intereffen, der herrſchenden Adelscoterien, der
hohen Beamtenwelt, des oberen Ridterftandes, dev Liefee
vanten und Gelbméfler und der Stadtrithe, guten Schein
und Rachdrud. Es hatte febr energiſcher, fa terrorifti-
ſcher Maßregeln bedurft, um, diefem eng verflodtenen
Bunde alles Cinfluffes, aller geitherigen Macht im Lande
gegeniiber, die Maßnahmen und Entwiirfe des Revifions:
rathes durchzuſetzen, und dazu hatte die Sache doch nod
beffer und batten die Menſchen bedeutender fein miiffen,
alé fie waren. Wir wiirden der Behauptung, daß der
Revifionsrath mehrfach ausgeſchritten fei, willkuͤrlich, hart
und felbft cigenniigig gehandelt babe, nod nidt fo vollen
Glauben ſchenken, wenn fie blos auf die Befdwerde-
ſchriften begründet ware, welche die Landſtände unter
dem 5. October 1699 und dem 3. Februar 1700 gegen
den Revifionsrath erließen, ungeadhtet darin die Klage⸗
puntte mit cingelnen Beifpiclen belegt find.2) Dieſe
Beſchwerdeſchriften greifen vielfad den gangen Plan des
Revifionsrathes und die Befugniffe an, die ihm gur
Durdfihrung feiner Aufgabe unentbehrlich waren, und
tragen aud fonft den Charakter jener Parteifdriften,
welde die Sache nur von der Einen Seite anfehen,
während fede Sade in der Melt mindeftens zwei Sei-
ten bat, die man beide befehen mug. Mud) weif man ja
aus der vormargliden Beit unferer Tage, wie leidht ſich
1) Der ganze Gedanke ded Revifionsraths ftimmt eigentlich ſehr
gu Dem, worin das Portrait de la cour de Pologne die Panacee fiir
Sadhfens Uebel fudte. .
2) Sie ftehen in den Landtegsacten von 1699 u. 1700, Bb. ill.
Bgl. aud Weiße, Reueſte Geldhidte des KInigr. Sadfen, 1, 340 ffs
Gretſchel, Geſch. deb fadf. Voikes und States, Il, 598 ff.
152 Sirf Mitox Egon von Fivftervery.
aud) Ben nothigſten Maßregeln ein gebaffiger Anſtrich
geben laͤßt. Aber auch ein Mitglied des Reviſionsrathes
felbſt, Graf Hoymb, welcher den Gedanken deſſelben und
ſeine Einrichtung, ſelbſt die von Tarnowitz aus verfügte
Erweiterung gebilligt hatte, etklärte, daß dev Reviſions ·
rath von ſeiner Inſtruttion abgewichen fel und excedirt
Habe, was ex mit ſeineralleinigen Stimme nicht gu hin ⸗
dern vermodt Habe, weshalb er, wenn dad nicht abges
flellt werbe, weder bei bem Reviffonsrathe, nod bet der
Kammer larger bleiben mage, wies aud) dle vorgekom ⸗
menen Ucbergriffe im Einzelnen nad.
Der Reviffonsvath 1) hatte fich gleich gegen die erfte
Beſchwerdeſchrift der Stinde in einer Rechtfertigungs:
ſchrift vom 18, Rov. 1699 vertheidigt, worin er den
Behauptungen feiner Gegner entgegengefeste Behauptune
gen entgegenſtellte, und gulegt verſicherte, durch viele eins
gegangene Briefe beweiſen gu können, wir er als eine
Zufluchtsſtätte ber Bedrangten angefehen worden fel. Er
habe die königlichen Rechte, Regalien, Fiscalgeredhefame
fleißig, jedoch obne Präjudiz eines Dritten, auf das befte
Beobachtet, den Gebeimenrath und dte andesregierung
bei ihren überhaͤuften Geſchäften unterſtützt, bie Saden
ſchleunig expedirt, vielen Hundert geldfreſſenden Proceffen
durch rechtmaͤßige Weiſungen und Vergleiche unentgelt ·
lich abgeholfen, ben Städten Ruhe, gute Polizei, Recht
und Nahrung wieder verſchafft, das Commercium gefor⸗
dert, die Rathsſtühle an einigen Orten ‘von böſen Leuten
gefaubert und in den Kaͤmmereien durch Verpachtungen
und beſſere Dekonomie guten Mugen und Vorrath vere
+ 1) Ohne den Statthalter, der ſetut Berthelrigung beſonders eine
reichen wollte, Die Apologie, mie dad Gutagten Hoymb’s, finden fd
in den Landtagsacten a. a, ©.
Ser Maton Egon von Gaaftenberg. 153
ſchafft. Das ware denn viel in drei Jahren! Beazeich-
nend iff aud, was namentlich in Betreff ded Stadte-
wefens gefagt ift: „Der hohen Randesobrigheit, als welde
die Verfaffung der Stadte gu revidiren und nach Befinden
Die Angahl der Rathsfreunde (welche ihre Dependeng von
dem oben Regali constituendorum magistratuum
nebmen) gu vermehren und gu vermindern, auch dev
Rathe Bedienten, Syndicos, Stadtſchreiber und der⸗
gleichen cine und abgufegen, bishero gepflogen, ift feine
Maaß gegeben, ob fie lauter Gelehrte, oder auch theils
Birger und fromme biedere Leute in die Stadte gu deren
Administratoren fegen laſſen will.” Faſt ſcheint dies
auf eine Tendenz gu deuten, wie fie fpater in Preußen
durchgeführt ward, wo die Stddte gu einem Verwal-
tungéobjecte des Staated gemadt und von diefem ade
miniftrirt wurden. Die Juriften modte man gern ents
fernen, weil man von ihnen den wirkſamſten Widerftand
befürchtete. Gang gut nimmt es fich aus, wenn es dann
weiter beift: ,, Die mittelmapigen Stadte haben fodann
im vollen Flor der Nahrung und guten Polizei geftan.
den, alé man nur einen oder gween der Rechte verſtän⸗
digen Mann gum Syndico oder Stadtrichter, die andern
aus ehrlichen Biirgern gehabt, und haben die glorwiir-
digften Vorfahren bei dergleichen Gerfaffungen auf die
Art von Deutſchland gefehen, welde alle bürgerlichen
Irrungen auf mündlichen Vortrag, nothdiirftiges Verhör
und kurzen lebendigen oder ſchriftlichen Beweis, da man
über dic allerwichtigſten Sachen nur zwei ober drei Gee
richtstage gehabt, one weitern Proceß biedermänniſch
entſchieden.“ Indeß hieß es auch da: Tempi passati.
Es ift gang richtig, daß die moderne Staatéentwidelung
von ba an ben rechten lebendigen Zuſammenhang mit der
Volksentwickelung verloren hat, wie guerft dad Rect,
7 *e
154 Be inden yom bon dicteies
Bis dahin das lebendigſte -sffentidhe Jutereſſe des Batted,
aud dem es geſchöpft wurbe, gum Monopol eines ftudire
ten Standes, der feine Rehesbegriffe aus den Ucberliefe-
rungen eines nichtdeutſchen, untergegangenen Volkes her⸗
holte, gemacht ward, worauf das Volk nicht blos das
Verſtandniß des bürgerlichen Rechtes verlor, nad) dem
es gerichtet ward, ſondern aud) dem ihm zunächſt lies
genden Zweige der oͤffentlichen Thätigkeit, in welchem es
ſich das Mittelalter hindurcd mit oft Staunen erregender
Tüchtigkeit bewegt hatte, entfremdet ward. Won da an
datirt der Verfall des öffentlichen Sinnes überhaupt und
der allmalige Uebergang alles öffentlichen Wirkens in die
Hinde eines cigens dafür geſchulten Standes, der alée
dann aud unbewuft. befliffen war, feine eigene Wirk=
ſamkeit durch immer grifere Ausdehnung der Staaté-
thatighcit nad allen Seiten hin gu erweitern und fid
und feine Bildung immer unentbehrlicher gu madden.
Vergebens hat darauf der moderne Liberaliémus damit
elfen wollen, daß er dem Volfe in Maſſe einen mehr
ſcheinbaren alé wirklichen Einfluß auf die grofen Staats ⸗
fragen von unbeſtimmbarer und weittragender Bedeutung
eröffnen wollte, fiir welche die Maſſen weder wahrhaften,
thatigen Sinn, noc) wahres Verſtändniß haben. So find
wir, weil die natürliche, organiſche Entwidelung aus den
Wurzeln des alten geſchichtlichen Volksthums heraus
unterbrochen worden, in die Sackgaſſen gerathen, in
denen unſere Zeit ſich wmbertreibt und feinen Ausweg
finden, nicht einmal eine Ausſicht gewinnen kann. Doch
die Beit und die Manner Auguſt's IL waren nicht da:
nad) geartet, dad ſchon feit ciner Reihe von Menſchen ⸗
altern allmalig verfälſchte Syftem wieder gu reinigen
und gur alten Kraft und Naturwüchfigkeit zurückzufuͤh ·
ten, und Zeit und Menſchen Hatten mitreformirt werden
Batt Baten Spon vin Shafienderg, 185
miffen. Das gelingt nue Sott, micht Menihen: Die
vdrgeſchlagene Gincidjtung ber Stadteverfaffung aber
hat in ben kleinern Sehdten lange. Ait beſtaaden und
iſt durch die neuen Staͤdterrdaungen in’ anderer, noch
plauſiblerer Gorm wieder auſgenvmmen worden, ſoll fich
aber weber damals noth feet ſonderlich bewaͤhrt haben.
GS wird wol dabei, wie im fo vielen Dingen, der große
Grunditrthum im Spiele fein, dah dite Staatstheorien
von Beiter und Zuſtaͤnden ausgehen, wo die Menſchen
vor allen Dingen and hauptſächlich Birger waren und
nut theilweife und nebenbei aud nod iegend einen ans
bern Beruf Hatten, wabhrend jetzt dle allergrdfite Mehr:
zahl ber Menfehen einen beftimmten Beruf hat, der ihe
naber, widtiger, dringender ift wnd fein muß, als ihre
Beziehung gu dem grofen Staatsganzen, in defen Schuthe
fie ihe Werk treibt. Sid und Hee naͤchſten Beziehungen
fann fie zur Roth daneben regteren 4), nicht aber dea
Staat wie ex jegt ift.
Dow diefe Betrachtungen gebdren eigentlich nicht hier ·
‘Her und fo wenden wir und denn ga dem Ausgang fer
ner Sache. Der King gab ben Befchwerden der Stinde,
nod Singolung der Gutachten einiger Seheimenräthe
nad und in dem Landtagsabfchlede vom 17. Mary 1700
wurde in. der Hauptſache dem rweiterm Verfahren des
Reviflonsrathes Eiuhalt gethan; das bereits Abgemachte
blieb beftehen; die ſchwebenden Sachen wurden, jedoch
auch nur gum Theil, uniter verkützteren Formen forte
geftalt. Im Uebrigen follte bie Laͤndſchaft an Sitters
fcaft und Staͤdten bei then Rechten, Peloitegten und
.
1) Sid regieren, d. h, diejenigen Angelogendeiten. felbft beforgen,
die nur den betreffenden Tinzelnen berdbrea und aber welde einem
Jeden dad ndthige Urtheil und ter gute Wille dabei zuzutrauen sft.
136 Gath Aiason Egen. ven gichen
Seeiheiten; euch dle: Seadsnithe:::bei : ihren / VBerfaſfngen
und Ordnungen geaffen werden. Der King verſprach,
fir: die. Qutunaft cites xichtige Regimentéform einrichten
und bev Landſchaft urittheilen laſſen zu wollen, nach der
Mies und Jedeb regulirt werden ſolle i). — Der ver ⸗
inte Widerſtand dee Mitterfhaft und her Stadträche
wan in dent alten Sachſen immec-gewidtvell, und cin
viel befferer und weiferer und ebendeshalb ſtärkerer Ree
gent, als Auguſt IL war, fand fid) 1822, verantafit, eine
bereits bewirkte Erweiterung des Wirkungskreiſes der
Amtshauptleute wieder beſchränkend yu modifeciren, weil
fie jene Snftangen im ihren,freundlichen Gewohnheiten
des Dafeind und Wickens” ftirte. Ruf Cuguf’s H.
Entſcheuß foll: aber namentlich Beidhling 2) von Einſtuß
gemefen fein, det ſich wieder in Sachſen cingefunden und
feinen Frieden mit dem Monarchen gemacht hatte und
dee ifm Dad verſprach, wad Auguſt fudte und was ihm
Fürſtenberg dod nod nidt hinlanglich hatte ſchaffen
tdanen: Geb: und zwar viek Geld. Gleich damals ver⸗
galten die Sandſtände die Nachgiebigleit des Königs fiir
ihre Intereſſen/ indem fie cine außerordentliche Bewilli⸗
abd Miltion Gulden. machen, die durch einen
impoft auf Papier, Lederwerk, Rabat, Karten, Periiden,
Spigen gededt werden follse. Fürſtenberg -foll ſich übri ·
geus an · Veichling gerũcht · haben, iadem ev weſentlich zu
Betéling!s fou LAG evjoigendem Ghrze bdgeragen,
voobei: er namentlich die Ausſicht bénugte, dutch den
BGothbadher: Bittige noch vid. mehr Geld gu ſchaffen,
Hb: eichling je vermocht hatte. ¶ Die Hauptyvinde:ven
Beichting's Sturge waren freilich: daß ex nicht ruſſiſch,
3) Das Naͤhere ſ. an den angrsigten Orten.
2) LI, 20, 24, 62,
Skye Minton Egen: von acteriert aa7
fonbotn' balſerlich geſinnt · undo ber: ſeht wmmiinftiger Au ·
ſehc · war der Konig mogr jeht die nordiſchen Handel bet
Seite. laſſen wad mit gangzerKraft fee Rridgap fide
gegen Frankreich erfüllen; dann / daß er ſich ſehr brreichert
hatte und man, nach dev Weife der Zeit, icine Abzapfung
fis gut fand. Veſchuldigt wurde: ec übrigens u A.
auch, ſich an dem Statthalter Fürſten vow Fuürſtenberg
„durch verbotene Mittel vergriffen gu haben“.
durſteuberg wurde. aͤußerlich in ſeiner Scellung durch
die Aufhebung des KRerifivndrathes nichts. erſchüttert,
ſcheint auch derſelben keinen nachdtücklichen Widerſtemd
entgegengeſehzt zu Hate. War er iw der: That⸗ ein Soper
Reformſchwaätzet und Projectant, ohne tiefern Nachhalt
oder waren ihm die ſãchſiſchen Verhaltniſſe ye fremd
und gu ſchwer, oder merkte ex bale; daß 2B bedenklich
fei, in Wespemeſter gu grrcſent ex zogſich mehr und
mebr in den Rimbus ſeiner ntelmg zuruck ohne ſich
praltiſch viel weiter geltend gu machen, als in Hof:
intriguen. Statt mit der fuchſtfchen Ariſtokratie einen
Rampf auf Leben und Tod zu fichren, ie man ven
ihm erwartet haben modte, fim ev bald auf den beſten
Suß̃ mit ihr, und ward daraber eben: nur · Ciner in dem
Semarme ber: Fieumming Hoymib, Migthum, Wings,
Watzdorf, Wackerbarih, — Woſe u. ſ. w., die
fide tw die: Gunſt und Macht, Simig baal een
Stand. doch Farfenberg:.awter dent leitenden Cinfleffe
eines Gliedes ded Haupekuotens desnnſächſihchen Geheim ·
regimentes, Einer aus dem: ſchönena and geiſtarichen
Schweſterkreiſe der -Fricfen, der werwitweren Vobmar ·
ſchallin Gnifin Reuß), deren shausine: täglich beſuchte
und dort Diejenigen fant, die er * fit Bieber ſeiner Pars
1) &. unten, in dem Auffage Rr. VI.
158 BE Unten Syon von Blenders:
tek Hielt. Selegenttithe Erfoige im zuledt gleidhginger
Dingen und ote erfte Bat” febtes Auftretens abgeredjnet,
ift Fürſtenberg aber nie eine wahrhaft einflußreiche Pere
ſon in Sachfen geworden, und namentlich feit der Eine
richtung, weldje dab Gthelme Cabinet am 1. Juni 1706
erhielt, war ex doch nur cine Art flinften Kades am
Wagen. Con ba an verfehwand auch fein Stubl in den
Collegien, aufer in dem Geheimen Confilium, das dod
gerade in ben Dingen, bie einen Mann wie Farften-
berg intereffirten, von bem Gabinete gar bald Uberfit.
gelt ward. .
Rok mehr mußte ded Fuͤrſten Wirkſamkeit verringert
werden, als der Verlaft der polniſchen Krone eigentlich
den Grund, aus dem ex zunaͤchſt nad Sachſen berufen
worden, aufhob und der König wieder dauernd im ande
war, und in Ser Tat erfubren auch feine Ermaidtigungen
damals manche Beſchraäͤnkungen. Er ſcheint ſelbſt gefühlt
zu haben, daß er in Sachſen nichts mehr zu thun habe,
und auch bie Schlacht von Pultawa, die fo Vieles here
ſtellte und and) Auguſt II. ſeine Krone zurütkgab, änderte
nichts in des Fürſten Verhältniſſen. Doch gab dieſe
letztere Reſtauration ben Gedanken eines ehrenvollen und
vortheilhaften Auswegs an die Hand, umd fo finden wir
denn, dag, bald nad. dem Tode der Fürſtin, Auguſt II.
von ſeinem Redjte als König von Poles (Rex Ortho-
doxus) Gebrauch mathte (25. Rev. L711) und den
Papft erfudte, den Fiirften Fürſtenberg bei dev bevor⸗
ſtehenden Grnennung der Gardindle als Solchen zu pro
clamiren, welchem Geſuche aud der Fürſt felbft in bee
fonderen Schreiben (2. Dec.) beltrat. Dem Gefurhe bet
der nidften Wahl keine Folge gu leiften, dafuͤr fand der
Papft plaufible Vorwãnde. Der Konig follte bei Roe
Seek Maton Gon von Foehientberg. Wo
mination be Gardinals von Sachſen · Zeitz ) verſprochen
haben, auf die nächſte Ernennung gu verzichten. Der
Fürſt hatte noch keine geiſtliche Weihe erhalten. Hierauf
erneuerte ber Konig ſeine Verwendung und ber Fürſt
that 1712 die einleitenden Schritte, die niedern Weihen
zu erhalten. Bereits hatte der Biſchof von Koſtnitz die
litteras dimissoriales ertheilt und der Biſchof von
Reitmerig war beftimmt, die Weihen gu ertheilen. Ob
das letztere wirklich ftattgefunden bat, weif man nidt
und bepweifelt es, da die Ansfidten in Rom, wohin von
Dresden aus alleriei über des Fiirften Wandel beridhtet
worden, ſich keineswegs günſtiger geftalteten. Dod ere
bielt ex 1713, wo er eben von einer ſchweren Krank hit
genefen war, ein freundlided Breve (vom 26. Aug.) des
Papftes, der ihn damals aufforderte, gegen einen anti-
katholiſchen ſächſiſchen Schriftſteller einzuſchreiten, und
die Bewerbung ſpielte noch bis in das Spätjahr 1714,
wo der Konig ihm endlich erklarte, daß er in der Sache
nichts mebe fiir ihn thun forme und daß er daher entweder
dieſelbe aufgeben, oder fie perfontich in Rom betreiben
mige (27. Rov. 1714), Der Fiirft. trug denn dod
Bedenten, feine Stellung in Sachſen durd cine Ent-
fernung aus dem Sande gu gefabrden, und vergidhtete im
December 1714. Die Sache war: der Konig hatte fHon
vorher, auf dringended Unliegen des Kaiſers, eine andere
weite, auf den Grafen Darian Huge v. Schoͤnbornꝰ) get
1) Ghriftian Auguſt Pring von SadfenzSeig, ged. 9. Oct. 1666,
Sogn des Herzogs Morit von S.-3. md der Dorothee Marie vow
Sadfen- Weimar, ward, 1691 katholiſch, 1696 Sifchof von Raab,
1706 Gardinal und Grgbijdof von Gran, + 23. %ug. 1725.
2) Geb. 19. Sept. 1676, Bruder deb Fuͤrſtbiſchofſs Johann Phi⸗
fipp Franz von Wiesburg, des Furſtbiſchofs Friedrid Karl von
Wiirgdurg und Bamberg, ded Kurfirften Franz Georg von Trier
160 dirſt Anton Egon von Firſenherg.
richtete Nomination vorgenommen, und der neue Candidat
war am 29. Mai 1713 creirt worden), ſodaß es jetzt
nur darauf ankam, die auf die erſte Nomination ge-
gründeten Anſprüche ded Fürſten weggurdumen. Fir
feinen Verzicht follten ihm Dankſagungsſchreiben ſeines
glücklicheren Mitbewerbers, des Kurfiirften von Maing
und des Raifers?) troften. Er felbft ſuchte {einen Troſt
in der Jagd und refidirte gulegt faft gang in dem ibm
dazu tiberlaffencn Wermédorf, wo fpater die Hubertuse
burg ervidtet wurde. Auf dem ältern Jagdſchloſſe ſtarb
ex am 10, October 1716, nachdem er vorher der Kirche
gu Witra 4000 Fl. vermacht hatte. Sein Leichnam
wurde mit firftlidem Pomp im Klofter Matienftern, dad
Herz jedoch in der Gruft feiner Whnen gu Heiligenberg
beigeſetzt.
Um wieder auf den Punkt zurückzukommen, von dem
wir ausgingen: da die franzöſiſche Gemahlin des Fürſten,
mit der er ſich 1677 vermaͤhlt hatte, erſt am 18. Auguſt
1711 ſtarb, der Fürſt aber gleich darauf ſich um die
Cardinalswürde bewarb und dieſer Bewerbung noch im
December 1714 nut ungern entſagte, bereits am 10. Oct.
und des Dompropfted zu Bamberg, Würzburg und Cidftdot, Mare
quard Wilhelm. Es waren dies Sdhne des Grafen Meldior Fried=
rid v, Sdduborn und der Frelin Sophie v. Boineburg, aus welder
Ehe fieben SShne und fieben an vornehme Herren vermablte Töchter
erwuchſen, Reffen des Kurfürſten Lothar Frang von Maing, milters
lider Seits Enkel des grofen kurmainziſchen Minifters Boineburg.
Damian Hugo war 19. Sept. 1676 geboren, trat fri in den deut=
fen Orden, wirkte in der dfterreidiftyen Diplomatic, ward 1713
Cardinal, 1719 Fuͤrſtbiſchof von Speier, + 20, Aug. 1743.
1) In petto crnannt war er ſchon 20. Jan, 1713. Diefe Sade
wird wol wdbrend der Krankheit des Fiirften geſpielt haben.
2 Dicfe Farften farieben an den Koͤnig, der aber die den Fire
ftenberg betreffenden Stellen dem Legtern mittheilen ließ (1715). -
Fart Anton Egon vou Füuͤrſtenberg. 161
1716 aber geftorben ift, fo fann et ſich unmbglich in bet
Zwiſchenzeit mit einer lutheriſchen Baronin vermählt
und mit derfelben ein Rind ergeugt haben, das vor ſei⸗
nem Vode ſchon im fünften Jahre geftanden. Ungefähr
auf daffelbe Refultat fommen wir, wenn wir die Sade
an der andern Seite anfaffen und nad) det angeb⸗
fiden Gemablin fragen. “Das foll cine Anna Sophie
Baronin v. Löwendahl aus Daͤnemark gewefen fein.
Da mun diefes Geſchlecht erft mit Woldemar Freiherr
v. Löwendahl (HI, 191 ff.) entftand, welder 1660 ge-
boren war und 1740 ftarb, deffen Altefter Sohn aber
1694 geboren wurde und der folglich felbf 1716 nod
Feine heirathsfähige Enkelin haben fonnte, fo müßte die
Genannte eine Tochter jenes erften Freiherrn v. Löwen⸗
dahl gewefen fein. Bei den meiften Genealogen fanden
wit nur gwei Töchter deffelben angegeben, von denen
die Cine, 1697 geboren, 1719 mit einem Freiherrn v.
Bibra vermahie wurde, die Andere, 1701 geboren, als
Gonventualin gu Pres ftarb. Mur einmal fanden wir
in der Bhat auch eine Anna Sophie angeführt, die aber,
ohne Ungabe über Geburtszeit und weiteres Schickſal,
als die einzige Frucht der zweiten Ehe des Freiherrn
bezeichnet ward. Dieſe zweite Che ward aber am 19. Jae
nuar 1709 vollsogen, ſodaß diefe Anna Sophie bei dem
ode Fürſtenberg's vielleicht erſt in dem Wher geftanden
bat, in welchem ihre angebliche Tochter geftanden haben
fol. Im Uebrigen wiirde cine Verbindung zwiſchen dem
Statthalter Firften Fiirftenberg und der Tochter des
überaus einflufreiden Oberhofmarſchalls Löwendahl eine
Sache geweſen ſein, welche in Sachſen nicht unbemerkt
bleiben, oder vergeſſen werden konnte.
Taufdhung hatte alſo jedenfalls bei den Angaben über
die Herkunft fener Profelytin obgewaltet. Ob fie felbft
162 Fart Anton Egon von Firftenverg.
die Tãuſchende war, wie denn im vorigen Sahrhunderte
mehrfach Sehwindler und Sdwindlerinnen in ähnlicher
Weife auf die Leichtgläubigkeit eifriger Proteftanten ſpe⸗
culict haben), ob fie auch ihrerfeits getaufdt war, ob
die Anna Sophie Löwendahl irgendwie bei der Gace
im Spiele, ob Fürſtenberg cin vorgeſchobener, oder ob
ex ibe außerehelicher Vater war, darüber wird vielleicht
nur irgend ein unerwarteter Zufall einen Aufſchluß geben
können. In Betreff des Fürſten wird allerdings berichtet,
daß ex von einer unverbeiratheten Grafin Cacitia Uttems
eine Tochter gehabt, welde {pater den Namen Luiſa
Carlota Caritas Vigdumin geführt, und daß er mit einer
Madame d' Aſſenburg drei Kinder erzeugt habe, von denen
Anna Victoria 1710 gu Prag getauft worden.
1) And dee in dem Auffage Rr. VI gu befpredende Graf Erd⸗
mann Heinrich Hendel entlarvte cine entlaufene Ronne, ebenfo der
madere Gonfiftortalrath Hauber in Stadthagen einen gemefenen Mind.
S. Bifging, Beitrage, MW, 221; IV, 39,
VI. Grafen und Grafinnen Hendel von
Donnersmark,
Die Grafen Hendel von Donnersmarf, aus deren
Stamme einige wiirdige Vorbilder des echten preußiſchen
Kriegergeiftes, ebenfo aud) einige edle Mufter wabrhafter
Chriften und Menfdenfreunde hervorgegangen find, har
ben den Urfprung ihres Wels von Jakob Hendel abe
guleiten, weldem Kaiſer Sigmund 1417 zu Koſtnitz
Stand und Wappen eines Edelmanns verlieh). Der⸗
felbe gehörte wahrſcheinlich ben deutfden Einwanderern
an, welde bie ungariſchen Ronige in die Sipfer Gefpan-
ſchaft gegogen Hatten, und jedenfalls lebten feine Nach ⸗
fommen lange Zeit in dortigen Gegenden, gu Donneré-
mart (Quintoforum, Gfotirfhely), Bethlehemsdorf und
Leutſchau. Nach dem erften Orte benannten fie fic):
Henkel von Donnersmarf, Domini Henckel de Quinto-
foro; cin Name, um ben fie die Mitter bes Mittelalters,
wenigftend wie fie in den Ritterromanen erfdeinen, be⸗
neidet haben möchten, und mit dem nur die Pfirtner
1) Die Gencalogen laffen ihn den Sohn eines ungariſchen Eels
manned Peter be Quintoforo, oder aud eines Peter v. Turzo fein,
der fid mit der Erbtodter ciner angebliden alten abdeligen Familte
v. Hendel vermaͤhlt habe.
164 — Grafen und Grifinnen Hendel von Donnerbmark.
von der Halle und die Teufel von Birkenfee wetteifern.
Der ihnen von ſchmeichleriſchen Genealogen zugeſchrie-
bene Zufammenbang mit den grofen ungarifden Grafen
v. Turzo ſcheint nur ein topographiſcher gewefen gu fein,
fofern fie als niedere Gdelleute in dem Bethlehemsdorf
Bethlehem · Falva) wobhnten, deffen Grundgherren die
Turzos gewefen waren. 4)
Von jenem Jakob Hendel ſtammte Lazarus der Ael⸗
tere?) (geb. 1552, +1624), breier römiſcher Raifer wirkli⸗
her Rath und Director der Bergwerke in allen kaiſerlichen
GErblanden, feit 1615 Freiherr v. Donnersmark. Dieſem
feiner Seit in feinem Berufsfache ſehr geſchätzten Manne
wurde Raifer Rudolph I. fo beträchtliche Geldfummen
ſchuldig, daß ex ihm, in Abſchlag darauf, unter andern
die Herrſchaften Gfäll in Oefterreih unter der Ens und
Oderberg und Beuthen in Sdlefien wiederkäuflich tiber-
ließ. Gehon 1629 wurde feinem Sohne Lazarus dem
Siingern (geb. 1573, + 1664) der erbliche Befig der
ſchleſiſchen Güter gugefidert und 1632 wirklich einges
rdumt, derfelbe aud) 29. Juli 1651 (nad) Andern 5. Marg
1661) gum Reichsgrafen v. Hendel ernannt. 3u den
genannten Befigungen erwarb er nod) Tarnowig in Schle ·
fien. Die öſterreichiſchen Giiter erhieit fein Bruder Georg,
welder kinderlos ftarb.
Seine drei Sohne theilten. Der Aelteſte, Elias
Andreas (geb. 1603, + 1667), erhielt die Herrſchaft
1) Mit dem Biſchof von Breslau, Johannes Turzo, tam übri⸗
gens aud Johann Hendel nad Schleſien, der am 5. Rov. 1539 als
Domberr ju Breslau geftorben ift. Derfelbe war aus Leutſchau gee
biirtig, Hofprediger der Königin Maria von Ungarn gewefen, und
Bruder deb Stadtpfarrers in Ling, Sebaftian Hendel.
2) Sohn des k. k. Kammerraths Johann v. Hendel (+ 1588) und
der Anna v. Fellner oder Voͤldner.
Grofen und Grifinnen Henel von DounerSmark. 165
Oderberg und, alé fein nächſter Bruder, Gabriel (ged.
1609), welder Beuthen iibernommen hatte, 1666 ohne
mannlide Nachkommen geftorben war, aud) die Halfte
von diefem, die aber fein mit Anna Marie Grafin
v. Puchheim ergeugter Sohn Elias Andreas an deffen
Vetter, den Grafen Leo Ferdinand, verfaufte und dafür
das Rittergue Pölzig im Sachfen- Altenburgifden er⸗
warb. Der dritte Bruder, Georg Friedrich (geb. 26. Aug.
1611, + 8. Sept. 1671), erhielt Tarnowitz und Neudeck
in Schleſien. Seine Sohne theilten. Der Meltere, Leo
Ferdinand (geb. 1640, + 1699), erwarb, theilé durch
Erbvergleich, theils durch Rauf, die Herrſchaft Beuthen
und ftiftete die nod) blühende katholiſche Linie auf Beu-
then, aus welder fic) wieder eine Linie gu Kaulwitz und
Grambſchütz abgesweigt bat, deren jüngere Glieder, aus
gemifdter Ehe ftammend, in der evangelifden Confeffion
ergogen find. Aus der Hauptlinie ftammte jener Graf
Karl Fofeph Erdmann (geb. 24. Yan. 1688), welther
nad) der preufifden Occupation den Poften als Ober-
prafident gu Oppeln angenommen hatte, aber weil er,
dem alten Herrn treuer alé dem neuen, den Deſterreichern
Vorſchub geleiftet haben follte, 1745 nad Deſterreich
flüchten mufte und 31. Mai 1760 gu DOedenburg in
Ungarn geftorben ift. Sie befigt in Schleſien Beuthen,
GSiemianowig, Laffowig und Sowig, in Kärnthen Wolfe-
berg, St · Leonhard, Grof- Reideben. und Wiefenau.
Sein Bruder Graf Leopold Ferdinand, Johanniterordens—
ritter und k. k. Rittmeifter, wurde am 13. Quli 1714
auf cinem Oderdamme bei Breslau im 22. Jahre von
dem Grafen Guftav v. Oppersdorf im Duell erſchoſſen.
Von dem jiingern Sohne, Karl Maximilian (geb. 12. Febr.
1645, + 18. Mug. 1720), welder Tarnowitz und Neus
ded befaf, find zwei Zweige erwachſen: ber von feinem
166 — Grofen und Grifiunen Henckel von Dounerdmark.
Aiteren Sohne, bem Grafen Leo Maximilian (geb. 1. Mary
1691, + 25. Aug. 1770), geftiftete, aus dem die preußi⸗
ſchen Genevallieutenants, Graf Victor Amadäus (geb.
15. Sept. 1727, + 31. Jan. 1793), und Grof Wilhelm
Ludwig Victor (ged. 30. Oct. 1775, + 24. Juli 1849)
ftammten, und der feines jiingeren Sohnes, des Grafen
Sarl Erdmann (geb. 8. Dec. 1695, + 7. April 1760),
der ziemlich zahlreiche Glieder hat und deſſen Haupt die
Fideicommißherrſchaft Tarnowitz · Neudeck und fonft nod
viele Güter in Schleſien und Polen beſitzt. Dieſe Nad:
fommen Sarl Marimilian’s von beidben Zweigen find
evangelifder Confeffion. Wir haben es bier nidt mit
der nod) beftehenden Rinie, fondern mit der 1803 ers
loſchenen gu thun, führten das Obige aber hauptſächlich
deshalb an, weil der confeffionelle Gegenfag in dieſer
Familie aud auf die von uns gu befpredjende Linie ſei⸗
nen Einfluß geübt bat.
Graf Elias Andreas hinterließ einen gleidnamigen
Sohn (geb. 16, Mai 1632, + 14. April 1700), welder
für gut fand, fid) und bie Seinen miglidft von der
fibrigen Familie abgutheilen, weshalb er eben feinen Une
theif an Beuthen verfaufte, um ſich in einem rein pro:
teftantifehen Lande niedergulaffen, gu welchem Ende er
1691 auf da8, auf den Namen feiner Gemahlin, Barbara
Helene Freiin v. Malzahn4), erkaufte altenburgiſche Ritter=
gut Pölzig zog. Wus feiner Ehe waren finf Sohne
und fünf Töchter geboren worden, von denen drei Söhne
und eine Tochter gu reifen Jahren erwuchſen, und aud
nad feinem Bode von der ftrengen, aber flugen und
1) Geb, 27. Oct. 1641, eine Tochter des Freiherrn Johann
Bernhard v. Malzahn auf ‘Rewiotoh, vermdglt 17. April 1667,
+ 18. Det. 1726,
Grafen und Grifinnen Hencel vou Donnersmark. 167
frommen Mutter -mit aller Sorgfalt erzogen und geleitet
wurden. Die Herrſchaft Oderberg fiel zunächſt den bei⸗
den älteren erwadfenen Brüdern: Johann Ernft (geb.
17, Margy 1673, + 12. Jan. 1743)4) und Wenceslaus
Ludwig?) (geb. 29. Marz 1680, + 29, Margy 1734) gu.
Die Tochter, Helene Conftange (geb. 11. Febr. 1677,
+ 22. Mai 1753), vermaͤhlte ſich 24. Febr. 1697 mit
dem Grafen Johar GChriftian von Solms-Baruth (ged.
8. Oct. 1670, + 17. Oct. 1726), und iſt eine Stamm-
mutter der Rinie der Solms gu Klitſchdorf, Wehrau
und Hermsdorf geworden, deren einziges männliches
Mitglied Graf Hermann Yohann Ghriftian . (geb. am
2. Dec. 1799) iff. Der dritte Sohn, Erdmann Heine
rich (geb. 21. Sept. 1681), erhielt zunächſt dad Ritter:
gut Polzig.
1) Aus feiner Ehe mit Anna Katharina Freiin v. Stolg und
GSimadorf (geb. 1679, verm. 9. Oct. 1701, + im Sept. 1754),
einer Tochter des Breiberen Johann Georg, hinterließ er drei Zoͤch⸗
ter: Anna Helene Hentiette, die fid 4. Febr. 1728 mit dem Frei—
herrn Georg Friedrid v. Mittlig auf Grangberg vermdbltes Johanne
Eleonore Joſephe, welde erſt mit Graf Chriftian Ernft v. Solms—
Baruth, dann mit Graf Friedrich Chriftian v. Solms - Wildenfels
vermdhit war ; Barbara Charlotte Luife, welche unvermagit ſtarb
(1754). Gin Sohn, Johann Ernſt, ſtarb im Jahre ſeiner Ge—
burt (1705).
2) Aus feiner She mit Hedwig Sharlotte Gréfin v. Solms-Baruthy
(ged. 24. Det. 1678, verm. 11, Aug. 1706, + 6. Sept. 1734), einer
Midte feiner Schwaͤgerin, hinterlief er einen Sohn, von weldem
weiterhin, und drei Sddter: Charlotte Luife, die fich am 21, Rov.
1736 mit Graf Karl Wilhelm v. Sayn⸗Wiigenſtein zu Berleburg-
Karlsburg, dem Stifter ver Speciallinie gu Karisburg, melde aud
gu erléfgen drobt, sbedmig Govtie, die fig am 14. Febr. 1740 mit
Fürſt Victor Amadeus Adolf von AnhaltsSdhaumburg vermählte,
Deffen Mannsftamm gleichfalls erloſchen tft, oder dod nur nod in
den Grafen von Weftarp fortlebt, den Mindern eines Enkels des Gee
nannten aus friberer @he, und Helene Ernefta. Ein Sohn war im
Zahre {einer Geburt (1715) gettorben, —-
168 Grafen und Grifinnen Hendel von DonnerSmart.
Die ſich an Alter zunächſt ſtehenden Brüder Wences-
laus Ludwig und Erdmann Heinrich wurden zu Pölzig
gemeinſam durch Hauslehrer unterrichtet und bezogen zu
Oſtern 1698 beide die Univerſität Leipzig. Hier wird
von Graf Erdmann Heinrich berichtet, daß er plötzlich
den ſein Leben hindurch feſtgehaltenen Entſchluß gefaßt
habe, ſich des Tanzes und des Spieles, an denen er
anfangs viel Behagen gefunden, zu enthalten. Man
habe ihm gerathen, ſich, damit er dieſen Entſchluß auch
in der großen Welt mit Anſtand durchführen könne,
einen von einer alten Fürſtin geſtifteten Orden gu ver—
ſchaffen, dev feine Mitglieder unter Anderm gu fener
Enthaltſamkeit verpflidtete. Er habe aber erflart, daß. er
ſchon als Chrift verpflichtet fei, der Verſuchung auszu ⸗
weichen und dies daher nicht als beſondere Ordenspflicht
übernehmen dürfe. Wie ex es aber vermied, in die Fall:
firide der Sinnlidfeit und Leidenſchaft gu gerathen, fo
widerftand er dod aud den durch fein Benehmen ver
anlaften Lodungen einiger Sectirer, wie der Gichtelianer,
Inſpirirten und Anderer, in ihre Verbindungen gu treten.
Mac) vollendeten akademiſchen Studien madhten beide
Brüder, unter Aufſicht eines Hofmeifters Orlich, die
damalige große Cavalierstour durch Frankreich, Enge
land und Holland. Die öſterreichiſchen Staaten und
Italien vermieden ſie damals, wegen der in jener Zeit
von eifrigen Proteſtanten fo beſonders gefürchteten Gee
fahr, mit Bekehrungsverſuchen heimgeſucht gu werden.
Spaterhin hat Erdmann Heinrich, ſeiner Feſtigkeit ſich
bewußt, ſeine Verwandten in Wien und Prag beſucht,
wobei in der That die Gräfin Sternberg zu Prag, eine
Schweſter ſeiner Mutter, fich ſehr bemüht haben ſoll,
ben ihr ungemein wohl gefallenden jungen Maun fiir die
katholiſche Kirche zu gewinnen. Einmal ſoll er ihr zu
Grafen und Grafinnen Hendel von Douuersmarf. 169
Gefallen dem katholiſchen Gottes dienſte beigewohnt haben,
wiirde aber, weil er bei der Erhebung der Monftrang
nicht niederfnicte, obne den Shug der ihm von der Gras
fin beigegebenen Heiduden von den Umſtehenden gemis-
handelt worden fein.
Die Brider zogen das Landleben dem Weltprunte
und die Unabhangigteit ded Grundherrn jedem Dienfte
des Staates vor, und waren in der Rage, es gu können.
Erdmann Heinrich zumal Hat fein Leben in Pölzig gue
gebradt, es ſeiner Familie, feinen nächſten Umgebungen,
einigen gewablten Freunden und deren Angelegenheiten
und der Vorbereitung auf cin höheres Leben, alfo
ben flarften und fiderften Uufgaben und Pflichten des
Menſchenlebens, gewidmet. Zwar traten ihm, ſchon in
veiferen Sabren, gwei mal Veranlaffungen nabe, aud in
die glingende, aber unfidere politiſche Sphare einzu ⸗
greifen; ex danfte aber Gott, als beide male der Ruf
an ibm vorüberging. Erſt wurde er 1734, wahrſchein ·
lich von dem in Kopenbagen ſehr einflußreichen Grafen
Ghriftian Ernft von Stolberg-Wernigerode*), dem Könige
Ghriftian VI?) von Dänemark empfohlen und gu Altona
(14. Suni) vorgeftellt. Seine Freunde hatten gemeint,
ex Ddiirfe cine ihm angubietende Stelle nicht ausfdlagen,
1) Derfelbe, der Bd. V,S. 381 in der Lebensgefhidte des Grafen
Solms ermdgnt ft. Geb. 2 April 1691, wurde ex des gangen Geldledts
Senior, feierte 1760 fein 50jahriges Regierungsjubdildum und 1762
feine goldene Hodseit, und + 25. Oct. 1771. Beemsgtt war er
31, Marz 1712 mit Sophie Charlotte von Leiningen - Wefterburg
(geb. 4, Marg 1695, + 10. Dec. 1702).
2) Geb. 30. Rov. 1699, fuccediet 12. Det. 1730, + 6. Aug. 1746.
Bermaͤhlt war ex 7. Aug. 1721 mit Sophie Magdalene von Brans
denburg + Mulmbad (ged. 28. Nov. 1700, + 27. Mai 1770). Gin
frommer und friedliebender, Handel und Gerwecdfleif fordernder, aber
wenig dtonomifier Füuͤrſt. 8
Vil.
170 Grefen and Grifianen Gendel von Donnerduark
wenn fie ihm Gelegenbeit gabe, etwas zur Befdrderung
des wahren Chriſtenthums beigutragen, und er bemertte
gu dieſem Rathe ded bekannten Abt Steinmeg von Klofter=
Bergen: „Eine bloße Staatsbedienung fann und werde
id) mir obnedem nidt aufbiirden laſſen, weil ig von
dergleichen nichts verſtehe.“ Es war dem Grafen auf:
richtig erwinfdt, daß die Sache ſich gänzlich zerſchlug,
und wie er dies von vornhetein gewünſcht hatte, fo cr
fannte et aud) bald, daß das Serrain Fein ausſichts ⸗
reiches fiir ihn fei. Dann war 8 wieder im Werke,
ign, als cinen geborenen Oberſchleſier und der dad Zand
gut fenne, an die Stelle bes im April 1742 nad) Dresden
zurückberufenen Geheimen Kriegsrathes v. Vockel, als
zweiten ſächſiſchen Commiſſar bei den damaligen Unter
handlungen zwiſchen Sachſen und Preußen über die
Theilung der gemachten und noch gu machenden Erobe ·
rungen gu verwenden; bekanntlich aber verliefen ſich diefe
ganzen Unterhandlungen im Sande oder löſten ſich in
Dunſt auf.)
Mehrfach beſchäftigten den Grafen die Angelegen ⸗
heiten dex ibm verwandten oder befreundeten Haͤuſer.
Zu ſeinen naächſten Freunden gehörten namentlich bie Gras
fen — IL. Reus zu Ober-Greig2) und Heinrich XXIV.
2) Bgl. 1, WI—272. Bet diefer Gelegenheit deridtigen wir
din Berfeben, dab uns in bem angezogenen affage ©. 244 begegnet
ift. Das Sufammentreffen Mifler’s mit Konig Friedrih Wilhelm 1.
fand nidt, wie es nad der ungenauen Faffung jener Stelle ſcheinen
Bante, in Holland, fondern in Berlin flate, und NUGler’s Mutter
vermeigerte darauf die Weiterreiſe ned oland
te} Geb. 4. Febr. 1096, + 17. Nov. 1722, ein Sohn des tur-
ſachfiſchen Feldmarſchalls Grafen Seinrich VI. Reuß (ged. 7. Aug.
1649, + 11. Det. 1607 an bei Senta erhaltenen MBunden) und der
retin Henclette Amalte v. Frieſen (ged. 30, Marz 1668, vermagit
15. Mai 1691, + 2. Aug. 1732). Vermaͤhlt ward Graf Heinrid i.
Grafen und Grifinnen Hendel von Donnerimart. 171
Reuß gu Köſtritz ), und diefe drei Freunde Hatten in
einem gegenfeitigen Teſtamente verordnet, daß, wenn
Giner von ihnen bei feinem Tobe minderjdhrige Kinder
hinterließe, der oder die Ueberlebenden Vormünder derfelben
fein ſollten. Der Fall trat fon im November 1722 ein, wo
Graf Heinrich IL. ftarb und, nachdem ibm bret Kinder im
Tobe vorausgegangen, einen nod nicht vierfabrigen Knae
ben, Heinrich IX. (geb. 31. Dec. 1718), dev nach wenigen
Monaten (17. März 1723) aud ſtarb, und einen nod
nidt einjaͤhrigen Knaben, Heinrich XI. (geb. 18. Maͤrz
1722) binterlief. Die befreundeten Grafen übernahmen
die Beforgung der rechtlichen und Stonomifden Angelegens
beiten des jungen Grafen. Die Erziehung deffelben ere
folgte aber zunächſt weber in ihren Haufern, nod) bet
der Mutter, die fic) allerdings ſchon in Jahresfriſt ander⸗
weit vermablte, fondern bei der Grofmutter, der vers
witweten deldmarſchallin Reuß, in Dresden. Faft möchte
man glauben, daß die Grafen bei diefer Anordnung nur
Dem ungemeinen Einfluffe diefer Dame gewichen find,
oder, da bas Gerbleiben des Kindes unter mütterlicher
Pflege natürlich war, dle Grofmutter der Mutter vor-
zogen, gumal die Erftere mit Graf Henckel verwandt war.
am 22. Det. 1715 mit Sophte Charlotte Gréfin v. Bothmar (ged.
21. Det. 1697, + 14. Sept. 1748), die als Witwe den Grafen Georg
-BBilbelm v, Gtbad efelidte (25. Dee. 1723).
1) Geb, 26. Juli 1681, + 24. Juli 1748, ein Sohn Heinrich's 1.
Reus gu Schleiz (ged. 26. Marz 1639, + 18. Marz 1692), aus
defen dritter he mit Anna life Gréfin Singendorf (geb. "22. Mai
1659, verm. 22. Mai 1680, + 8. Het. 1693), der Stifter der Neben⸗
Tinie gu Koſtrid. Bermaͤhlt ward er 6. Mai 1704 mit Marie Eteos
note Emilie Freiin v. Promnits Dietersbach (ged. 7. Mat 1682,
$ 12. Mai 1776), die ibm acht Signe und eine Tochter gebar.
Bgl. Uber diefen treffliden Mann: Liſch, Graf Heturich 24. Reus
gu Koſtrid und Herzog Marl Leopold von Medlendurg - Shwerin
(Sdwerin, 1849, 4.). 8
*
172 — Grafen und Grifiunen Henckel von Dounersmark.
Die Felbmarfdallin war allerdings cine Weltdame und
tief verwidelt in alle Bewegungen und Intriguen ded
damaligen polniſch⸗ ſächſiſchen Hofes, den fie, in überaus
feiner und taktvoller Weife, durd) ihre und ihrer Schwe ⸗
ftern Freunde und Verbindungen, vielfach leitete und bes
herrſchte. Sie war aber, wie eine überaus reidhbegabte,
fo aud eine gutmiithige, vielfach liebenswürdige Dame,
Deren im Obigen angedeutete Fehler der Beit und ihren
Verhiltniffen angehörten, welde ihr faum eine andere
Bahl, als zwiſchen der Theilnahme an dem herrfdenden
Welttreiben, oder pietiſtiſcher Zurückgezogenheit ließen.
Man findet nicht, daß zwiſchen ihr und den Vormündern
Differenzen vorgekommen ſind. Sobald ſie aber geſtorben
war (1732), und als nun die damals gleichfalls in
Dresden lebende Mutter, die Grafin Erbach, den jest
ſchon gebnidbrigen Sohn gu fic) nahm, eilten die Vor⸗
minder fofort nad) Dresden *), und es mug died auf
der Gegenfeite ſchon vorhergeſehen worden fein, indem
die Mutter fich bereits an das kurſächſiſche Gebeime Cone
filium und nad) Bien an den Kaifer gewendet, um dic
Mitvormundſchaft und daß ihr Gohn ihr gur Pflege
belaffen werde, gebeten, ſich aud) in Dresden eine doppelte
Soldatenwadhe gum Schutze ihres Sofnes gegen eine
Entfihrung durd die Vormiinder ausgewirkt hatte,
welche Maßregel aud) durd alle Vorftellungen der Gra-
fen nidt riidgdngig gu machen frien, da die Grafin
1) Jedenfalls mit Unredt fudt Building (Peitrdge, IV, 10) den
Gund ihrer Gile in Differengen, melde zwiſchen Kurfadfen und den
Reufen in Betreff der Lehnseigenfhaft der Reußiſchen Lande beftans
den Hatten. Abgefehen davon, daf die MReufe fic damals nod febr -
wohl als fadfifdhe Bafatlen wußten, fo milrde jenes Bedenten gu Lebe
geiten der Grdfin Reuß ged. Friefen mindeſtens ebenſo ſchwer gewo—
gen Saben, wie der Grdfin Erdach gegentiber, welde Sachfen fremder
war, als Jene.
Gtafen und Grifinuen Heuckel von Dounersmark, 173
Erbach die dresdener Potengen durd die Vorftellung, daß
die Vormiinder Pietiften waren), fehr fiir ihre Sache
eingenommen hatte. Graf Reuß ging nad Wien, um
dort die Sachlage unbefangener auseinanderzufegen, als
es von der Gegenfeite geſchehen fein mote. Graf Henckel
verhandelte ingwifden mit den fadfifden Geheimenrathen,
dem Grafen Wacerbarth (Il, 316 ff.) und dem Grafen
Ligelburg?), erwirkte ſich aud), auf des Letzteren Rath,
eine Audiens bet dem Kurprinzen. Die Entſcheidung
ward aber von Wien erwartet und fiel endlid gu Gun⸗
ften der Vormünder aus, worauf Graf Henckel Erlaub-
niß erbielt, mit dem jungen Grafen auszufahren, und
dieſe Spagierfabrt bis nach Köſtritz verlangerte. Hier
wurde nun der Miindel mit den Kindern des Grafen
Heinrich XXIV. ergogen, während Diefer und Graf
Hendel die Verwaltung feiner Befigungen gemeinfam
leiteten, bis ibm, nad Vollendung feiner Studien und
Reifen, 1743 die eigene Leitung feiner Angelegenheiten
überlaſſen ward, wobei er alle Urfache hatte, feinen gee
wefenen Vormündern fiir ihre treue Furforge Dank gu
wiffen. Gr vermablte fic) aud), gleich nach etlangter
1) Dariber weiterbin..
2) Anton Graf von Lilgelburg auf Doberſchüt und Preiti¢, ged.
1670, Sohn Johann BWigand's Freiherrn v. Luͤtelburg, turfédfifden
RKammerherrn, Kriegsraths und Oberften, 1714 General der Gavate=
rie, 1716 Oberhofmeifter des Kurpringen, den er nady Italien, Frank⸗
reid und Wien begleitete, Reichsgraf, Cabinetsminifter , 1733 Gee
fandter in Bien, + 15. April 1739, Die Feldmarſchallin Reuß war
feine Goufine, indem igre Mutter eine Schweſter feines Baters war,
und et fol feit ungefdr 1707 in einer Gewiffensee mit ihr geftan-
den haben. Jedenfalis gehoͤrte er gu ihren vertrauteften Freunden,
wobei denn der Umftand, das er den Wuͤnſchen der Vormünder gine
fig geweſen gu fein ſcheint, aud dafür ſpricht, daß diefe mit der
Feldmarſchallin in gutem Bernehmen geftanden. Uebrigens war ihre
SHwefter die Mutter dex erften Gemablin des Grafen Hendel.
174 — Grafen und Grifinuen Hendel von Donnerkmark.
Volljdbrigheit, 4. April 1743 mit einer Tochter Hein=
richs XXIV., Eleonore Sfabella (geb. 22. Dec. 1719,
+ 2. Febr. 1770), die ihm ſechs Sohne und fünf Töchter
gebar, wabrend feine gweite Ehe, mit Chriftine Alexan-
brine Katharine von Leiningen-Heidedheim (ged. 25. Nov.
1732, verm. 25, Oct. 1770, + 4. Oct. 1809), Finders
los war. Am 15. Mai 1778 in den Reichsfürſtenſtand
erhoben, erreichte er cin hohes Alter und ſtarb im 79.
Rebensjabre, den 28. Suni 1800.
Gine andere, mit beträchtlicher Verwaltung verbun ⸗
dene Vormundfdaft hatte Graf Erdmann Heinrid) 1734
nach dem Dobe feines am 29. Marg 1734 an dee Waffer=
ſucht verftorbenen Bruders Wenceslaus Ludwig, welder
übrigens das Hobe Lied Salomonis in deutſche Verſe
überſetzt, überhaupt fid) in deutſcher Dichtkunſt verſucht
hatte, über deſſen jüngere Tochter und den einzigen Sohn,
Graf Ludwig Bernhard (geb. 1719) zu uͤbernehmen,
welche aber nad einigen Jahren durch erlangte Boll
jãährigkeit und nachmalige Verheirathung der Erſtern und
den traurigen Tod des Letztern, wovon noch zu ſprechen
ſein wird, ihre Endſchaft erreichte. — Ungleich länger
waͤhrte die Vormundſchaft, die er auf dringendes Bitten
feiner Schwefter, der verwitweten Grafin von Solms-
Baruth, ber deren Enkel, den erſt zweijährigen Grafen
Johann Chriftian UL (geb. 29. Juni 1733) übernahm.
Dee Vater deffelben, Graf Johann Karl (geb. 19. Yan.
1702), hatte ſich am 27. Januar 1729 mit Henviette
Quife Wilhelmine von Lippe: Biefterfeld (geb. 26. Jan.
_ 1711, + 28. Sept. 1751) vermahle, die ihm den gee
nannten Gohn und nad feinem Bode nod cine Pofte
Huma gebar, war aber ſchon am 3, Auguſt 1735: ge
ftorben. Diefe Vormundſchaft fol dem Grafen nicht
blos viele Miike, Sorge und Verdruß, fondern aud
Grafen und Grifianen Hendel von Donnerbnark. 175
beträchtliche eigene Verluſte zugezogen haben und bat er
dad Ende derfelben niche erlebt. Biel Noth machte ibm
dabei namentlich cin großer Proceß feines Muͤndels mit
den Sdhineberger Bauern, den er jedoch zuletzt durch
Vergleich beendigte. Die gegenwartige Dotation diefer
Linke der Solms beruht iibrigens auf der Mitgift, welche
bie erfte Gemablin fenes Johann Chriftian II. Wilhel-
mine Luiſe Conftenje*), geb. Grafin v. Lippe: Biefter=
feld, cine Witwe Graf Seifried’s v. Promnig gu Drehna,
derſelben in den oberlaufiger Giitern Mehran und Klitſch ⸗
dorf mitgebracht hatte.
1740 berief ihn die verwitwete Herzogin von Würt ·
temberg, bei welcher ſeine zweite Gemablin fruͤher gee
weſen war und die die Henckels wie ihre Kinder betrach ·
fete, gu fic) nad Stetten, um ihre durch untreue Vers
waltung. in arge Unordnung gerathenen Angelegenbelten
wieder in Ordnung gu bringen, was er im Laufe eines
Vierteljahres bewerkftelligte. WS die Herjogin ihrem
untrenen Gerwalter angeseigt hatte, daß igre Kinder,
die Henckels, kommen wuͤrden, hatte derfelbe, der fic) vier
ler Unterſchlagungen bewußt war, fid) vergiftet. Die
Hergogin lich die Erben die Sache nicht entgelten, fone
dern verſchmerzte den Verluſt, froh, für die Zukunft gee
ſichert gu fein. 2)
2) Geb. 15. Juli 1733, vermaglt mit Graf Promnig 15, Aug.
1754, Witwe 23. Febr. 1760, verm. mit Graf Solms 30. an.
1764, + 18. Gebr. 1766. Ihr eingiger Sohn aus erfter Ehe, Erd⸗
mae Cif 7 ged. 10. Det. 1756, wae ſchon am 24, Juli 1757
geftorben.
2) Es war dies die Md. M1, S. 121 ermdhnte Witwe Hergog Eber⸗
hard Ludmig’s von Württemberg, Johanne Eliſabeth von PBadens
Durlad. Wenn Bifhing ibrigena (Beitr, 1V, 20) unfern Grafen
Hendel 1736 den Grafen Erdmann v. Promnig (vgl I, 314) auf
einer Reife in das Reid, die wegen einer. Heirath angeftcllt worden,
welde jedod nicht gu Stande getommen, begleiten und bet dieſer Ger
176 Grafen und Grifinnen Hendel von Dounceromart.
Sein Gut Pölzig, deffen Angehörigen, wie feiner
gefammten Dienerſchaft, ex ein milder und wobhlwollender,
echt vaterlider Herr war, verbefferte und verſchönerte ) ex
bedeutend, faufte namentlich den naben, im turfidfifden
Gebiete liegenden Braunshagner Wald fie 20,000 Thlr.
dazu. Diefe Summe fol der Erlös einer goldenen Kette
gewefen fein, die ihm feine Mutter aus Freude gefdentt
hatte, als er durch raſches und unerwartetes Erſcheinen
bei ihr fie von der Angſt befreite, ex möge an einer
Ruhrkrankheit geftorben fein, die ihn unterwegs befallen
hatte. Das muß cine ſchwere Kette gewefen fein. 1743 -
erbte er, nadjdem aud {cin älteſter Bruder geftorben
war, die Herrſchaft Oderberg, auf der er fid nur cin
Jahr lang mit feiner Familie aufhielt, um Alles in Ord⸗
nung gu bringen, worauf er fie feiner verwitweten Schwã ⸗
gerin pachtweife überließ. Der wieder ausbredende Krieg
zog aber jener Herrſchaft ſolche Laften und Verwiiftungen
gu, daß diefed Befigthum ihm nicht nur nidts cine
brachte, fondern nod) Opfer foftete, die ihm in der lege
ten Beit ſeines Lebens wefentlide finanzielle Bedring:
niffe gugogen.
legenbeit der vermitmeten Herzogin von Wirttemberg feine Aufwar⸗
tung maden laͤßt, fo kann dab nidt einer Heirath bes Grafen Erd⸗
mann Promnig felbft gegolten haben, whe es {deinen koͤnnte, da diefer
fa * anderweit vermaͤhit hatte und vor ſeiner zweiten Gemah—
In ſtarb.
1) Gr lief u. J. eine aber 800 Fuß lange Allee durch den Wald
ſchlagen, modurd eine freie und ſchone Ausfidt erdffnet ward. Diefe
ward jedod am Ende durd einen Baum eines reußiſchen Bauern gee
ftdrt, und der Graf lief diefen bitten, gegen ein Geldgefdent den
Baum dod umpuhauen. Der Baner weigerte fig. Der Baum habe
{don bei feines Waters Lebgeiten dageftanden und folle ftehen bleiben,
folange er lebe. Der Beauftragte des Grafen, einer feiner Guts⸗
unterthanen, drgerte fid dardber und hieb den Baum in der Radt um.
Der Graf aber lief ign dafiie beftrafen und verſchaffte dem Beſchä⸗
digten alle Genugthuung.
Grafen und Gréfinnen Hendel von Dounerdmart. 177
Gr hatte nod) durch ſchwerere Leiden der Natur der
irdiſchen Dinge, nach welder der Menſch durch Glück
ober Unglück, und in der Regel durch beides, gepriift
werden foll, feinen 300 gebracht. Seine erfte Gemahlin,
die er am 6. December 1714 heimgeführt hatte, Sophie
Ruife +), eine Tochter des Grafen Heinrich Wilhelm von
Solms- Sonnenwalde und der Freiin Johanne Chriftine
v. Frieſen (+ 6. Oct. 1694), hatte er heiß geliebt und
aud in religidfer Beziehung völlig mit ihr übereinge -
ſtimmt, verlor ſie aber ſchon am 7. Juni 1717 durch
den Tod, und aud der Sohn, den fie ihm am 5. Mai
1717 geboren hatte, ftarb ſchon am 11. October 1725
an der Rube. Die früher (14. Oct. 1715) geborene
Todter, Helene Henriette, wurde ihm erhalten, follte
ibm aber vielleicht tiefern und andauerndern Kummer
bereiten, als wenn der Tod fie in zartem Rindesalter
babingerafft hatte. Sundehft wertraute er fie der Gorge
falt einer Frau v. Montbel, die mit einem portugieſiſchen
General verheirathet gewefen, von diefem aber nicht blos
um iby Vermögen gebracht, fondern aud) auf die hartefte
Weife gemishandelt worden war. (Er zwang fie, Schön ⸗
pflaftercen gu tragen, und wenn fie fich weigerte, klebte
er fie ihr mit beifem Sieglad auf. Mit ihrer Folio:
bibel, in der fie gu lefen nicht ablaffen wollte, ſchlug er
iby cine Rippe entgwei.) Graf Hendel dachte lange
nicht an cine anderweite Bermablung, und erft die
Vorftellungen feiner Verwandten und Freunde, die ihn
namentlid) darauf aufmerffam madten, wie leit die
Herrſchaft Oberberg an die katholiſche Linie fallen könne,
1) Geb, 24. Sept. 1693. Ihre Gropmutter war Anna Sophie
von AnbaltsPBernburg gewefen (ged. 13. Sept. 1640, verm. 30. Sept. |
1664 mit Graf Georg Friedrich von Solms, + 15. Zeru 1704).
8*
178 SGrafen und Grifiunen Hendel von Donnersmart.
wenn die maͤnnliche Nachkommenſchaft der oderberger
Rinie nicht beffer gefidert werde, vermodten ibn, nach
einem Grfag für die Verlorene gu fudjen. Unter mehren
Vorſchlagen, die ihm gemacht wurden, zog ihn der am
meiften an, det auf die Grafin Charlotte Marie Alber⸗
tine von Leiningen · Dachsburg · Hardenburg gerichtet war.
Dicfelbe war eine Tochter des Grafen Johann Friedrich *)
(geb. 18. Marg 1661, + 9. Febr. 1722), aus deffen zwei⸗
ter Ehe mit Katharine Pringeffin von Baden- Durlad 2),
und am 31, Dec. 1704 auf dem Schloſſe Pattenderg bei
Diirfheim an der Hardt geboren. Sie war fdon 1709
gu dev Schweſter ihrer Mutter, Johanne Gtifabeth *),
Gemabhlin des Herzogs Eberhard Ludwig von Württem ⸗
berg *), gefommen und von diefer frommen Dulderin
mit miitterlider Sorgfalt erzogen worden, auc, nade
Dem fie nad) bem Vode ihred Vaters einige Zeit gu ihrer
Mutter gegangen war, 1724 wieder gu der Herzogin
guelidgefehrt. Der Graf reifte nad Stuttgart, über-
zeugte ſich, daß ihr Geift und Charatter den Schilde⸗-
tungen, die ihm davon gemacht worden, entſprachen,
und vermablte fid) am 27. Sept. 1727 mit ifr. Die
Herzogin flattete ihr Pflegtind fiirftlid aus, wabhrend
die fonftige Mitgift nur ſehr mittelmäßig war und die
Grafin, dem Familienrechte gemäß, auf alle Erbſchaft von
ihrer vaterliden Familie eidlich Verzicht leiften mufte.
1) Gr war der Großvater des erften Fürſten von Leiningen.
2) Geb. 10. Oct. 1677, verm. 19. Juni 1701, + II. Aug. 17465
eine Bodter bes Markgrafen Friedrich Magnus und der Auguite
Marke von HolfteinsGottorp. Die Legtere erledte die Verheirathung
ihrer Enkelin nod, indem fie erft am 25. April 1728 im 80. Jahre
fiarb.
8) WI, 121 ff.
4) Goend.
Grafen unb Grifiunen Hencel von Douneromarf. 179
Mit Vergniigen fah der Graf aber, daß dad ftille Land-
leben gu Pölzig der an die Pracht ded Hofed gewdhnten
Gattin gleichwohl gufagte, und aud) fonft geftaltete ſich
die Che, foviel das gegenfeitige Verhältniß der Gatten
anlangte, auf das guͤnſtigſte, fowie fie aud) durch die
Geburt eines Sohnes (1728) und einer. Podter (1731)
gefegnet ward.
In Einer Begiehung diirfte es doch vielleidht beffer
gewefen fein, wenn er fic) friiher wieder vermählt hatte.
Der neuen Stiefmutter dürfte es dann leichter gefallen
fein, fid) des Herzens der Tochter ecfter Ehe gu bemäch-
tigen, wabrend died jetzt, wo die Tochter, die bei dem
Rode ihrer Mutter nod) nicht gwei Jahre alt gewefen,
bereits zwölfiährig war, der Grafin bet aller Muͤhe, die
fle ſich andauernd gab, nicht recht gelingen wollte. Hen:
riette ſcheint andern Sinnes gewefen gu fein, als ihre
Meltern, und vielleicht beſaß die Frau v. Monthel dod
nicht die Gabe, die Rebend+ und Religionsanfidten, denen
fie ſelbſt huldigte, aud) Andern annehmlich gu machen, —
eine Annahme, die dann aud) das Urtheil über ihren ge
wefenen Ehetyrannen etwas mildern könnte, die wir aber
allerdings nur alé cine Moͤglichkeit geben.
1736 hatte der Graf feinen Reffen und Muͤndel, den
Grafen Ludwig Bernhard, bei fic), wo ex unter Leitung
des nachherigen Profelfors Scheidt") auf die Univerfitae
1) Shriftian Ludmig Sqeidt, geb. 26. Sept. 1709 ju Baldens
burg im Hohenloheſchen, aus einem ftrasburger Patriziergeſchlecht,
gu Dehringen, Altorf und Strasburg gebildet, an meldem legtern
Orte fein Oheim, Johann Balentin Sdeidt (¢ 1731), Profeffor der
Medicin war, führte dann nad und nad dret Brdder v. Holshaufen,
den GSrbgrafen Johann Friedrid v. Oettingen, den Grafen Ludwig
Bernhard Hendel auf Reifen und Maiverfitdter, ward 1738 auferord.
Prof. der Kechte gu Gittingen, wo er fidh durd eine Bodter bes
Pofeaths 3. J. Schmauß viel Unglid und Serdruß auf ven Hols
180 Grafen und Grifinnen Hencel von Donnerémart.
vorbereitet und von dem Regtern nod in demſelben Jahre
nach Gottingen begleitet ward. Vielleicht daß der junge
Graf ſchon damalé eine Neigung gu feiner Couſine gee
faßt atte, ungeachtet — oder, wie died in fo jungen
Jahren gu geben pflegt, weil — fie vier Jahre alter, als
er, war. Genug, als Scheidt 1738 cine Profeffur gu
Gottingen erhielt, ging der junge Graf nad) Pölzig und
hielt bald darauf — damals neunzehnjährig — bei ſei⸗
nem Dheim und Vormund um die Hand ſeiner älteſten
Tochter an. Graf Henckel ſchlug ſie ihm keineswegs
unbedingt ab, ſoll ſich vielmehr ded Antrags an ſich er⸗
freut haben, wiewol wir lieber glauben möchten, es ſei
in der Annahme, der Sinn des jungen Mannes werde
ſich ãndern, geſchehen, wenn er ihm den Rath gab, vor⸗
her ſeine Studien gu vollenden, dann nützliche Bildungd-
reifen gu maden und fic erſt nachher wieder gu melden.
Die ſchon damalé unpaffende Verbindung fonnte es durd
jeden Aufſchub nur nod mehr werden. Es iſt an fid
nicht gut, wenn die Frau alter ift, als ber Mann; aber
befonders mislich ift es, wenn die Gewablte bei Ein ⸗
gehung der Ehe bereits verblüht ift. Dod wie dem
aud fei, der junge Graf, wie es ſcheint feurigen und
leidenſchaftlichen Sinnes, wollte von feinem Aufſchub
heirathete, folgte 1730 einem Mtufe als ordentlider Profeffor nad
SKopenhagen, ward 1748 Yoh. Daniel Gruber’s Nadfolger als Hof=
rath, Btbliothetar und Hiftoriograph gu Hannover, erwarb fid durd
goblreide, Gberaus magfame und griindlide Berke grofe Berdienfte
um Gefdidte und dffentliges Redt des deutiden dteichs, der braun⸗
fébmeigifhen Bande und vieier Dynaftengedledter, hatte dabei ftets
mit einem famddliden und contracten Rérper und lange mit haͤus⸗
lichen Leiden gu Himpfen, fab alle feine Kinder -fierben, lies fid) 1758
von feiner untrenen Frau ſchelden und fand zwar an Beata v. Maddel
aus Eſthland cine trefflide Gattin, die aber nur feine lange Rrant=
helt hindurch ihm gu pflegen und ibm am 25. Oct. 1761 die Augen
inzudruͤcen hatte. Raheres f. bei Bifding, Beltrdge, Ul, 265 ff.
Grafen und Griftanen Hendel von Dounergmark. 181
etwas wiſſen, und verlangte, feine Auserkorene ſolle ſelbſt
den entſcheidenden Ausſpruch thun. Sie gab, ſei es im
Ernſt oder zum Schein, freiwillig oder auf Antrieb der
Aeltern, cine abſchlägige Antwort; ob überhaupt, oder
nur im Sinne bed Aufſchubs, ſagt unfere Quelle?) nicht.
Der Tag der Abreife des jungen Grafen ward nun feft-
geſetzt. Am Rage vorher heißt er feinen Bedienten die
Sachen einpaden und geht mit einem doppellaufigen
Stugen auf. fein Zimmer. Bald darauf fale ein Schuß
und. man findet den jungen Grafen in feinem Blute lies
gen. Die herbdeigerufenen Aerzte erklären die Wunde fiir
gefährlich, geben aber dod) Hoffnung ber Herftellung,
Die aud binnen dreier Monate erfolgte. Der junge Graf
gab vor, er habe den Schuß mit den Zähnen heraus-
giehen wollen, wobei er unverſehens an den Hahn ge
ftofien baben miiffe. Seiner Geliebten aber erflarte er,
daß ex fic) aus Gergweiflung über das Fehlſchlagen ſei⸗
ner Hoffnung babe erſchießen wollen, was denn aud
das Wahrſcheinlichſte it, ungeachtet damals der Werther
nod) nicht gefdricben war. Daf er damit ihe ganges
Herz gewann, ift ebenfo natürlich, wie daß fie ſich durch
keine Vorftellungen abhalten lief, ihn wahrend feiner
SKrankheit auf das Zaͤrtlichſte gu pflegen. Reider aber
-ward er, von der Wunde genefen, durd ein Fledfieber,
welches die Wunde wieder Hffnete, am 19, Januar 1739
dabingerafft. Henriette war untröſtlich; fie hatte ihren
Geliebten verloren und klagte ſich felbft und ihre Meltern
als die Urbeber feined Todes an. Da die Sdhwagerin
des Grafen 2) ins Karlsbad reifte, fo gab ex ihr feine
1) Wilding, Beitrdge, IV, 20 ff.
2) Bol die Gemadlin “eines Altern Bruders? Die. feined zwei⸗
ten, die Mutter des fo unglidlid Geftorbenen, war bereits todt und
iby dadurch fo harter Jammer erfpart worden.
182 Grafen und Grifinnen Hendel von Donnerhmark.
troftlofe Tochter mit, daß fie dort Serftreuung finde.
Gr abnete nicht, weldhen gefabrliden Punkt er gewabhit
hatte. Sie nahm in Karlébad Ertrapoft, fubr nad Prag
und trat bier gur fatholifden Kirche über; cin Entſchluß,
der Niemanden bitterer ſchmerzen konnte, alé die ftreng
proteſtantiſchen Weltern. Dazu fam, daß die alte Mei
gung der Menfden, bei jedem Vorgange guerft nad)
ſchlechten Motiven und Mitteln gu fuden und an diefe
am. willigften gu glauben, fowie die neuere Reigung, ſich
gu freuen, wenn ſich den fiir Pietiften geltenden Perfonen
etwas recht Schlechtes nachſagen laft — beides ein paar
liebliche Züge der buntgemiſchten Menfdyennatur — Ber-
leumbungen verbreitete, welche die Grafin beſchuldigten,
daß fie der Sticftodter die Zuncigung ihres Waters ents
zogen babe, ja von einer Vergiftung des jungen Grafen
um der Herrſchaft Oderberg willen ‘redeten. Niemand,
der den Grafen und die Grafin irgendwie naher tannte
und ihren Werth gu wiirdigen wufte, glaubte ein Wort
von diefen Verleumbungen. Am Sterbebette unfers Grafen
finden wir die altefte Schweſter feines Neffen alé Gaft im
grafliden Haufe und danfbar den Segen ihres verehrten
Obeims empfangend. — Der jungen Grafin foll die
Stelle ciner Hofdame. am faiferliden Hofe verfproden
worden fein, was aber durch den Tod Kaifer Karl's VI.
verhindert worden fei.) Es erſchien cine kaiſerliche Com ⸗
miſſion in Pölzig, vor welder der Graf eidlich geloben
mußte, daß er feiner Tochter ihrer Flucht und Religions ⸗
veraͤuderung halber nichts entziehen und daß er ihr jähr ⸗
lich 800 Thlr. zu ihrem Unterhalt ausſetzen wolle. Alles,
was ihr an Schmuck, Kleidungsſtücken, ſonſtigen Mobilien
gehoͤrte, mußte ausgeliefert, oder der Werth, nad Bee
1) Warum? Marie Thereſia war betehrungsetfriger, als ihr Vater.
Grafen und Graͤſinnen Hendel von Donnersmark. 183
ftimmung des Commiffars und feiner Frau, die damit
aud) gur faiferliden Functionairin wurde, bezahlt werden.
Der Commiffar foll gwar ein ftrenger und harter Mann
gewefen, durch die Geduld, Standhaftigheit und vater-
liche Uneigenniigigfeit des Grafen aber dod) fo gerũhrt
worden fein, dab ex bei Dem Abſchiede geweint und ge
ſtanden haben fol: wenn er von einem feiner Rinder fo
gefranft wiirde, fo würde er es nidt ertragen fonnen.
Der Graf erwiderte: ,,Sagen Sie meiner unglücklichen
Tochter, fie habe ihren Vater tief gebeugt, aber feine
Religion unterftiige ihn. Er ſchicke ihr nicht Flüche, fone
dern Segen und Firbitte nad. Das väterliche Haus
und die vaterliden Arme, welche fie fo muthwillig ver=
laffen habe, ſollten beftandig fiir fie offen fein. Er wuͤnſche
nut diefes, Daf Gott ihre Seele retten mage.” Sn der
Rhat hat fic) wenigſtens ein brieflider freundlider Vers
Fehr gwifchen Henrietten und ihrem Water wieder ange-
Eniipft. Sie foll ihr Unrecht eingefehen und ihe Verfah⸗
ten bereut baben. Aud in Betreff des Confeffions-
wechſels, den fie wol nicht aus Ueberzeugung 2), fondern
um in Defterreidy Schutz gu finden, vorgenommen hatte,
foll fie gu ihren Vertrauten gefagt haben, daß fie im
Herzen nod) evangeliſch fei und nice gu den Heiligen,
fondern allein gu Gott betes fie habe fic) auch die Gr-
laubniß, in der Bibel gu lefen, ausgewirkt. Sie lebte
librigené al8 Roftgdngerin in einem Kloſter gu Prag.
Hier hatte fie, bei Gelegenheit der franzöſiſchen Invafion,
einen franzöſiſchen Oberften Auguft Grafen v. Sanguin
fennen gelernt, von dem fie ihrem Bater ſchrieb, daß es
3 Moͤglich allerdings, daß ein Ueberdruß an tem Lutherthume,
wie fle es fennen gelernt hatte, und als der Gonfeffion Deret, die fie
als vie Berfolger ihrer tebe Getradhtete, tm Spiele gemefen {f.
184 Grafen und Grifinnen Hendel von Donnersmark.
ein reidher und angenehmer Mann und der Letzte vor
feiner Familie fei. Sie erhielt die vaterlide Zuſtimmung
und vermablte fid) 1742 mit Sanguin, dent fie einen
Sohn gebar. Bei der Belagerung von Prag rif aber
1743 eine Kanonenkugel ihrem Gemahl beide Beine bin
weg; er ward in diefem Zuftande gu ihe gebracht und
ftarb nad) wenigen Tagen. Auch fein Sohn folgte ibm
bald, und bie franzöſiſchen Schwiegeraltern Henriettens
erklärten, fie batten wabrend des Kriegs keine Briefe von
ihrem Sohne erhalten und feine he werde wol nicht recht ⸗
mãßig fein. Jedenfalls ift von da aus nichts gu erlangen ge:
wefen und Henviette ging, nach diefer kurzen Epifode ihres
Rebens, wieder als Koſtgängerin in ihe Kloſter und ift
1773 in demfelben geftorben. Ihr Vater hatte ihrer auf
feinem Sterbebette in folgender Weife gedacht: ,, Rud
meine Henrictte muß gefegnet und unter meinen Kindern
unvergeffen fein. Sie hat fic veriret, die Unglücklichel
Gott bringe fie zurück, rette ihre Seele, und laffe es ihr
woblgehn. Ich habe the alles vergeben. Gott hat mir
foviel vergeben; follte ich es nicht auch thun? Schreibet
es ibe, wenn ich nicht mehr bier bin.” Frau v. Montel,
bie Ergieherin Henriettens, foll von dem grafliden Haufe,
folange ihr Leben nod) wabrte, febr geſchätzt und Mut
ter genannt worden fein, verließ daffelbe aber doch nach
der Flucht ihrer Pflegebefohlenen und hat nachmals gu
Dresden bei der verwitweten Geheimenrathin Le Fort gee
_ Iebt. Die Grafin Henckel nahm an ihrer Stelle cin
Fraulein v. Gersdorf, die nachherige Gattin des Prof.
Franke in Halle, zur Geſellſchafterin und Leiterin ihrer
Tochter.
Es hat ſich ſchon aus dem Vorhergehenden mehrfach
ergeben, daß Graf Erdmann Heinrich, in dem nächſten
Verkehre init den Familien Reuß, Solms-Baruth, Stol⸗
Grafen und Grafinnen Genel von Donmersmark, 185
berg · Wernigerode, Promnig, der verwitweten Herzogin
Johanna Eliſabeth von Wiirttemberg, der Freundin Hau⸗
ber's, ſtehend, mit vielen Anhingern Franfe’s, mit Jo⸗
hann Adam Steinmeg und deffen Sinnesgenoffen in
wobhlwollender Berbindung 4), gu Denjenigen gezählt
wurde, die fic) Stille im Lande nannten, von dev Beit
aber als Picticften begeidhnet wurden und.damalé eben:
fo baufigen und hämiſchen Angriffen ausgefegt waren,
als in einer fpdtern Zeit. Uns ſcheint ex jedenfalls eines
dev edelften Muſterſtücke diefer Claſſe gewefen gu fein,
mit der ex nur die edeln und echt dhriftliden Züge,
nidt die Schwächen und Verirrungen gemein hatte.
Wie ex ſchon alé Yingling fic) gwar mit Entſchieden⸗
Heit von Verfuchungen losriß, denen fich ausgufegen ihm
weber der Weltton, nod die Luft der Sinne geniigender
Grund ſchien, aber fid) gleidhgeitig nicht in den Separatis:
mus gribelnder Shwarmerfecten hineingichen lies, fo hat
ex fic fein Leben hindurch gebalten. Er fudste cin Chrift
gu fein, wie Alle, die fic) nach Chrifti Namen nennen,
das follen. Gr fuchte es gu fein in bem Gefiible find=
licher Abhangigteit von dem himmliſchen Vater, treuer,
danfbarer Anhanglidfeit an den göttlichen Mittler und
Grlofer, demüthiger Erkenntniß eigener Schwächen und
Mäangel, Streben nach Reinheit des Wandels, werk
thatiger Bruderliebe, Milde des Sinnes, Lauterkeit des
Willen’. Uber ex gefiel fic) weber in den tändelnden
Formen, welde die damalige Zeitmode der fogenannten
Frommen waren, nod) vertiefte er fic) in diiftere Griibee
1) Steinmes, feit 1732 Abt gu Mlofterbergen, Muthmann, nads>
mals Prediger und Adjunct gu Saalfeld, und Sarganed, nadmals
Infpector ded Pddagoginms gu Glauda bei Halle, fanden, bei ihrer
Satedinng aus Sdlefien, eine Beit lang gafttihe Sufludt bet dem
afen.
186 Grafen unb Grifinnen Hendel von Dounerdmart.
feien nach Nebenwerk und Unerforſchlichem. Ge war
fromm, nicht Frömmler. Er wer mit Wahrheit und
Genft bei der Sache, die ihm nicht cine Zerftreuung blae
firter Langweile, nidt ein Deckmantel vergangener oder
nod) gepflegter Sinden, nicht cin Rubefiffen thatlofer
Bequemlidfeit, fondern das hohe Gefeg feined Lebens
war. Er ſcheint der lutheriſchen Orthodoxie naͤher gee
ſtanden zu haben, als manche Andere ſeiner Richtung,
drang aber über Form und Formeln zu dem Weſen,
dem Geiſte, nicht in philoſophiſcher Speculation, ſondern
indem er den ganzen Menſchen ergreifen ließ und Chriſti
Weſen, Lehre und Beiſpiel über alle Gelehrſamkeit und
allen Scharfſinn der Theologen ſetzte. Er war fern von
phariſaiſcher Ueberhebung und allenr Verdammungs · und
Aus ſchließungsgeiſte. Biafding, der ihn genau gekannt
hat, fagt von ibm): „In der Bheologie ftimmte et
mit Spener und den ältern halliſchen Theologen feiner
Beit überein. Im thatigen Chriftenthum hatte er zwar
aud etwas von der ballifden Form und Sprache ane
genommen; ex lief fid) aber nicht von dent Secten: und
Formengeift beherrſchen, fondern übte es auf feine cigene
Weife aus, die den Sinn Chrifti und die allgemeine
Liebe ausdrückte. Wer Gott von Hergen verehrte, liebte
und vertraute, und wer ein aufrichtiger Verehrer und
Bekenner Jeſu Chrifti. war, der war ihm angenehm, mit
dem vereinigte ſich fein Herz“. Mir glauben fider, er
würde aud) den redliden Yuden, Türken und Heiden
nicht fiir von Gott verworfen eradtet, wenn aud) ſehn ⸗
lichſt gewünſcht und nad Kräften gefordert haben, daß
das Licht des Chriftenthums in feine Sele dringe. Wenn
ex in Giner criftliden Gonfeffion die Züge der drift:
1) Beltedge, 1V, 39—40.
Grafen und Grifinnen Hendel von Dounerdmcrt. 187
lichen Gemeinſchaft nicht Har genug gu erfaffen vermochte,
fo war es die romiſch · katholiſche. Als ex aber, bei der
Ridreife von der Befignahme der Herrſchaft Oderberg,
dad Unglück hatte, daß cin mitgenommener Wegweifer,
der, wider ben Roth und Willen des Srafen, auf ſchlüpf ⸗
vigem Wege neben dem Wagen ging, ausglitſchte und
ber ſchwer bepadte Wagen demfelben liber die Bruft
ging, pflegte ex ibn nicht nur, was fic) von felbft ver⸗
ſtand, mit eigener Unftrengung auf dad Sorgfaltig(te,
half ihn felbft mit in ein Haus tragen, ſchickte einen
Bedienten nach Aerzten und cinem katholiſchen Geiſtlichen,
ſondern betete auch mit ihm und ermahnte ihn in ſolcher
Weiſe, daß der ſterbende Mann, als der katholiſche Prie-
fier ihn fragte: Ob nicht der Reger an feinem ode
Schuld fei? entgegnete: „Nein, der Mann war tein
Keger, fondern ein Engel Gottes. Seitdem ich lebe,
ift mir von feinem Menſchen foviel Guted und foviel
roft, als von ihm, widerfabren. Gr hat mid aud
genug vor bem Ungliid gewarnts id) bin ibm aber nidt
folgfam gewefen und alfo felbft an meinem Tode ſchuld.“
Der Graf bezahlte alle Koſten, lich ihn beerdigen und
gab etwas gum Unterbalt der Witwe und Minder. —
Sein Ghriftenthum war aud fein tribes und Selbſt ⸗
quäleriſches. Büſching fagt von ihmi): „Er war ein
Mann von mittler Größe, wohl gebildet, lebhaft ohne
Gerdufeh, angenehm in der Stimme und in den Mienen,
in der Bewegung und im gangen Wefen, und nabm dar
durch Sedermann fiir ſich cin. Seine verftindige, wohl ·
bedachte und paffende Rede, feine Meisheit, Klugheit
und Beſcheidenheit im Urtheilen, feine Rechtſchaffenheit,
welde fid) durch Gefidht und ganged Weſen aͤußerte,
1) @eitedge, IV, 32 ff.
188 Grafen und Grifinnen Hence! von Donnersmard.
und feine leutfelige Art und Weife, ſich in allerlei Men-
fen gu fciden, gewannen ibm die Hodadjtung, die
Liebe und das Butrauen Mer, mit welden er umging
und die fid) ibm naberten, von welchem Stande, Geſchlecht
und Alter fie aud) waren. Fair den geſellſchaftlichen Um⸗
gang war er ein erwünſchter Mann; denn durch feine
Heiterkeit und Munterkeit belebte er Ale, fann anſtän ⸗
Dige und unfdadliche Mittel gum Vergniigen aus, und
ließ bei der Bemühung, Andere auf cine angenehme
Weife gu unterhalten, teine feiner Arbeiten liegen. Auch
Diejenigen, welche ihn taglid) ſahen, bemerften feine Une
zufriedenheit und Unluft ded Gemüthes an ihm, fondern
ex war immer derfelbe gefellige, gefallige und freund=
ſchaftllche Geſellſchafter, der Whe gufrieden und vergniigt
gu machen ſich beftrebte, follte er fid) aud) daritber felbft
die nöthige Ruhe entzichen. Es ift ihm ſehr viel Un:
angenchmes und Betriibtes begegnet, es machte ibn abcr
gegen die Seinigen nidt mürriſch. Sobald dergleiden
vorfiel, begab er ficy in fein Zimmer, tiberlegte es in ter
Ginfamfeit, betete darüber gu Gott, und dann fam er
wieder fo Heiter gum Vorfdein, als die Sonne inter
dunkeln Wolfen hervortritt.” Derſelbe Schriftſteller bee
richtet von feiner großen Gaftfreibeit und Freigebigkeit,
wie fo viele Perfonen von allen Standen, aus benach ⸗
barten und entfernten Gegenden Pölzig als einen Ort
ded edeln Vergniigens, der Erbauung und der Zuflucht
gefunden Hatten, von feiner innigen Zärtlichkeit fie feine
Gemablinnen*), von feiner weifen Vaterliebe fiir feine
1) U. % fudte er ihnen alles Unangenchme und Sdredhafte
. -mébglidft gu erfparen. Ginft hatte feine Gemablin mebre Rddte _
Hinter einander wegen Zahnwehs nicht ſchlafen koöͤnnen. Ais fie ends
Tih eingeſchlafen mar, bdrte ver nod wachende Graf, mie Diebe in
Grofen und Griftnnen Hendel von Dounerdmart. 189
Kinder, deren Zutrauen er von ihrer erften Kindheit an
gu gewinnen ſuchte, deren Spiele ex anordnete und ere
fand und felbft daran theilnahm, denen er ſich in all
ihrer natiirliden Lebhaftigkeit gu geigen geftattete, und
dabei nachſichtig gegen Unbedachtſamkeit, fireng gegen
wirkliche Unart war, von der rückſichtsvollen und wobl
wollenden Behandlung der Rehrer feiner Kinder, von
feinem würdigen Verhalten gegen Diener und Unters
thanen. 4)
Im Auguft 1752 erkrankte er, und fein Hausarzt,
Dr. Grundmann gu Gera, fand ſogleich, daß ein gefähr ·
liches bigiged Gieber den Grafen befallen babe. Es war
feine letzte Krankheit und er beftand fie und den Zod
alé ein echter Chrift, mit Geduld und Faffung und fteter
Ermahnung der Seinigen, danfoar fiir alle Pflege, gue
legt Frau und Kinder und alle anwefenden Verwandten
und Freunde?) und die fic) nad feinem Segen drängende
Dienerſchaft fegnend. Er verſchied fanft, unter der
Seinen Gebet, bei bem Untergange der Sonne des
1, Septembers 1752. Sein Tod entfprad dem Tode
der Ghriften, wie er ihn, in wehmuͤthiger Erinnerung
an feine frith gefchiedene erſte Gattin, wenige Jahre nad
die unter dem Schlafzimmer befindlide Küche einbraden und ginnerne
Sguͤffein und Teller einpadten. Er entſchloß fid, lieber einigen Ver-
Tuft gu erleiden, als feine Gemablin aufgumeden und gu erſchrecken.
G8 gentigte uͤbrigens, daß er die Pantoffeln einige mal auf dem
Boden hins und herzog, um die Diebe dahin gu bringen, daß fic
fih, mit 3uridlaffung ihrer Beute, davonmadten.
1) Bgl. Büſching, Beiträge, 1V, 32 ff.
2) Genannt werden als bei feinem Bode gugegen, aufer Frau und
Kindern und feiner Ridte, Helene Ernefta, Tochter Graf Wenceslaus
Ludwig’s, Frdulein Ghriftine Karoline v. Garlowig, ein Herr v. Ko=
{Higty und der Prediger ves Ortes, dem ex Gotted Segen gu feinem
Amte wůnſchte.
190 Grafen und Grifiunen Hendel von Donuerhmark
deren Bode in einem Werke geſchildert und an 51 Bei
ſpielen nachgewieſen bat, welded feiner Zeit viel gelefen
worben iff und Gielen gue Erbauung und Stirfung
far den großen Moment, welder Keinem aushleibt, ge
dient bat.*) °
Seine hinterlaffene Witwe wird als eine überaus
woblthatige Frau, lebhaften, freudigen und thatfraftigen
Weſens geſchildert. „Sie war die Mutter ihres gangen
Haufes und ihrer Unterthanen. Im Wohlthun fand fie
flix fich felbft Glückſeligkeit, und die Urt und Weife, mit
welder fie dic Woblthatigteit ausübte, erhöhete den
Werth derfelben. Denn entweder leiftete fie diefelbige
unbemerft, ober mit folder Qeutfeligteit und Fröhlichkeit,
daß die Empfinger ihrer Gaben deutlich wahrnahmen,
wie wohl fie fic) felbft dabei befinde, geben gu fin=
nen; waͤhrend es ihr webe that, daß fie eben nitht fo
viel vermochte, al8 fie wünſchte. Man fonnte fie ein
Urbild der Menſchenliebe und Leutfeligfeit nennen. 2)
Die Faffung, mit der fie den fie tief betrübenden Zod
ihres Gemahls ertrug, war auf edjted Gottvertrauen
gegründet, und um fo achtungéwerther, fe unfiderer die
Butunft war, welder diefer Todesfall fie äußerlich aus:
febte. Krieg, Vormundſchaften, Bürgſchaften, Gaftfrei=
1) GB fart dew Titel: „Die tegten Stunden einiger der evans
geliſchen Lehre gugethanen und in diefem und nddftverfloffenen Babe
ren felig in tem Herrn verftorbenen Perfonen, von unterfdicdenem
Stande, Gefdledt und Alter, gum Lobe Gottes, und gu allgemeiner
Erweckung, Erbanung und Stdrfung ſowohl derer jego Lebenden, alé
det Nachkoinmen, aus gemiffen und wohigepriften Nadridten gufam=
mengetragen von Erdmann Heinrid) Grafen Hendel. Halle, 1720--
1733, 4 Bre.” — Dem erften Aheile war eine Borrede der theo—
logiſchen Gacultdt beigegeben und er erfubr ſchon 1722 eine neue
Auflage. Der sweite Zben hat drei, der dritte gwei Auflagen ericbt.
1) Büſching, Beitrdge, IV, 45.
Grafen und Grifinnen Hendel von Dounerduark. 191
eit und Wohlthätigkeit Hatten ihrem Gemahl beträcht ·⸗
liche Schulden gugesogen. Die Giiter fielen dem Sohne
gu. Dee Graf hatte gwar Pölzig feiner Gemablin gue
fereiben wollen; der Raufbrief war aber nod nidt
unterzeichnet und in det Angſt der nur ſechs Tage
wabrenden legten Krankheit des Grafen dachte fie nidt
daran, ibn an die Vollgiehung diefes Geſchäfts gu ere
innern, oder wollte das aus Zartgefiibl nit. Man fand
unter den Papieren ded Grafen ein von ihm untere
zeichnetes Blanquet und rieth der Grafin, den bercité
vorhandenen Raufbrief darauf fdjreiben gu laffen, was fie
natürlich alé Betrug zurückwies und daé Blanquet vers
brannte, So waren ihre auferen Umſtände beſchränkt.
Dod wurde fie von ihrer Tante, dex verwitweten Here
gogin von Wiirttemberg, miitterlid) unterftiigt, und als
diefe 1758 ftarb, trat der Markgraf Karl Friedrich von
Baden-Durlad*) fiir diefelbe ein, der ihr auch von der
SKaiferin Katharine I.*) ein anſehnliches Geſchenk er:
wirkte. Einige Sabre lang war fie von Blindheit heime
geſucht, wovon fie 1768 cine glückliche Operation eines
reifenden Augenarztes befreite. Sonſt war ihr Alter
gefund und fröhlich, und fie ift, nach furger Krankheit,
am 30, Mai 1783, im 79. Lebensjahre, verftorben.
1) Gin Grofnelfe der Hergogin. Geb. 22. Nov. 1728, fuce. in
Saden⸗ Durlach 1738, in Baden-Baden 1771, 1803 Kurfürſt, 1806
Grofherzog, ¢ 10. Juni 1811. Die Adtung und Shetlnahme, welde
diefer treffiiche Fütſt der verwitweten Grifin Henckei bewies, ift ein
ribmlides Seugnip far beive Sheite.
2) Die miltterlighe Grofmutter der Kaiſerin, Whertine Frieverite
von HolfteinsGottore, geborene Pringeffin von Baden⸗Durlach (geb.
3. Juli 1682, verm. 3, Sept. 1704, + 22. Dec. 1755), war eine
Schweſter der verwitweten Hergogin von Wirttemberg und der Mute
tec auſerer Graͤfin gewefen.
192 Genjen nab Grifnnen: Hgndel vox Donacedmart.
Der Sohn, Graf Iohaun Erdmann (geb. 17. Ung.
1728), wurbe, unter Leitung eines Hofmeifters, des
nadmaligen Prof. Schott gu Tübingen, auf der dani-
ſchen Ritterakademie gu Soroe gebildet, nabm nad dem
Rode ſeinas Vaters ſeinen Sig in dev Herrſchaft Oder ⸗
berg und vermiglte ſich ſchon am 28, Februar 1753 mit
Henriette Friederike, der am 7. Juli 1733 geborenen Toch ⸗
ter ded gelebrten Grafen Heinrich v. Bina: auf Dablen
(geb. 2. Suni 1697, + 7. April 1762). und deffen awei-
ter Gemablin, der Grafin Erdmuthe Friederife v. Hoym⸗
Guteborn. Sie gebar ihm einen Sohn, der aber ſchon
nad) wenigen Tagen, und eine Tochter, die im gweiten
Rebensjahre wieder geftorben ift, und hat fid, wider ſei⸗
nen Willen und ohne feine Schuld, von ihm ſcheiden
laſſen. (Mud ihre, allerdings ſchon 1742 verftorbene
Mutter war von ihrem Gemahl gefchieden.) Graf Hen-
del, der aus dem Sreife, in weldem fic feine Aeltern
bewegten, mehr herausgetreten gu fein fcheint, hat ſich
nachher wieder mit Marie Thereſe Gollfinger v. Steins:
berg aus Prag vermahlt und einen bald wieder geftore
benen Sohn und eine Tochter mit derfelben ergeugt.
Dann ift am 13. Mai 1803 der ganze Mannsſtamm
diefer Linie mit Graf Johann Erdmann erlofdhen. Die
Herrſchaft Oderberg war allodificirt worden und ift in
den Befig der Fürſten Lichnowski gefommen. Pölzig
wurde fiir die Hergogin uife von Coburg- Gotha ere
kauft, weldhe fid) nach der Srennung von ihrem Gee
mabl (1824) Grafin von Pölzig und Beyersdorf nannte,
fowie aud ihr gweiter Gemabl, Werander v. Hanftein,
1827 gum Grafen von Pölzig erhoben ward.
Die Vodter, Johanne Charlotte, der Liebling ihrer
Aeltern, die aud) ihres Waters ganged Vertrauen befeffen
atte, vermablte fic) am 4. November 1756 mit feinem
Grafen und Grifinnen Hendel von Dennerfmert. 193
Freunde, dem Grafen Otto Leopold v. Beesz, preußi ⸗
ſchem Staatsminifter und Oberhofmarfdall, welchen ihr
verſtorbener Vater in Dresden fennen gelernt hatte, als
Beesz dafelbft preußiſcher Gefandter war. Er ftarb
{con 17. Januar 1761, hinterließ aber feiner Witwe
den lebenslaͤnglichen Befig und Genus der Rittergiter
Vorhaus in Schleſien und Lindenberg in der Marf,
welded letztere fie gu ihrem bleibenden Wobhnfig machte.
VIL Tardinal Coide.
Nag dem Tode Innoceng’ (XM. 9, der, wie der XI.
und XI, dieſes Namens, qu den beften Kirchenfuͤrſten
gebdrt hatte, die den papftliden Stuhl geziert haben,
wiinfdten die Cardinale, ihm einen in aufrichtiger Frdm-
migkeit und driftlider Demuth entfpredenden Nachfol ·
ger gu geben, und fielen, einmüthig und ohne vorher ·
gebende Parteiungen und Cabalen, auf den Erzbiſchof
von Benevent, Vincenz Maria Orfini, einen am 2. Febr.
1649 zu Neapel gebornen Sohn Ferdinand’s Ul. Her-
30g8 von Gravina. Derfelbe war 1667 in den Orden
des Heil. Dominicus getreten, 1672 Cardinal und Pre-
fetto della congregazione del concilio, 1673 Bi-
{dof von Manfredonia, 1680 Biſchof von Cefena, 1686
Erzbiſchof von Benevent geworden. Hier beftand er
Mcael Angelo ont, geb. zu Rom 15, Mai 1655, Sohn Cerio
Gout 8 Hergogs von Poli, 1693 Gouverneur von Viterbo, 1695 Err⸗
8. von 8 tind Renting in der Schweiz, 1698 in Liſſabon,
Garind, & Me wal ‘apt ,.+ +7, Rin 1724. — Veber
i EE Y, Sat cent X. heh vorher Anton
Pignatelll, war zu ‘nee fe 3 615 geboren, ein Sohn —
— * Murquis von eee jai a hex. ——
*
You Faenza
= eee eae und — Oepibes of 12, "Bute 1691” Papft,
Carbinal Cofcia. 195
jenes furchtbare Erdbeben von’ 1688, bei welchem aug
dex erzbiſchöfliche Palaſt in Trümmer ftiirgte, der Erz⸗
biſchof ſelbſt aber auf cine wundergleiche Weiſe gerettet
ward, und balf dann die gerftirte Stadt durch große
Beitrage aus feinem Privatvermigen wieder aufbauen.
Um 2, Mai 1724 berief ign die einmüthige Stimme
des Conclavesd auf den papfiliden Stuhl. Gr hatte
nichts weniger vermuthet und war über feine Wahl fo
erſchrocken, daß ex lieber geflüchtet ware, und daß er
ſich erſt dann zur Annahme der Wahl bereit erklaͤrte,
als mon den General des Dominicanerordens herbeigeru ⸗
fen und dieſer ihm bei dem h. Gehorſam gebotgn hatte,
dem Rufe Folge gu leiften. Es war bei feinem Strdue
ben night etwa, wie wol in cinigen Fallen geſchehen ift,
Verftellung im Spiel gewefen, vielmehr war es cin
vollfommen aufrichtiges und vielleicht mag man es, nee
ben der nicht felten bei gar adtbaren Naturen vorfoms
menden Erfdeinung, daß fie cine beſcheidene, aber rubige
Stellung einer glangendern, aber bewegten und forgen-
vollern vorgiehen, ciner Selbſtkenutniß des frommen Bie
ſchofs zuſchreiben, der feinen wahren Beruf beffer fannte, -
alg feine Wahler. Benedict XML war ein forgfamer,
woblthatiger und volksbeliebter Biſchof geweſen; ex war
ein gelehrter und frommer Geiſtlicher; aber der welts
lichen Wufgabe des Papftthums war weber fein Geift,
noch fein Charatter gewachfen. Es gebtady ihm an
Sinn fie diefe Dinge, an Gefehapretennents; Bick und
Urtheil, und ex überließ ſich gong. dem .Ginfluife übel⸗
gewãahlter Vertrauten und Gunſtlinge, welche ſehr ato
cing, Wirthſchaft trieben, die gu zahireichen Befchwerden
and arger Verſtimmung des Volkes Anlaß gab.
Seine Abfichten waren gut und namentlich friedlich
und perſöhnlich. Auch begann er ſeine Regierung mit
g*
196 Cathiual Gofeis,
daenr Vergleich, der. Dein · Kirchenſtaate gum onthe
gercichte, aind dach auch einen andern · wichtigen Bethei ·
ligten/ deni Moifer, deftiedigte/ dem Veugleich naͤmlich in
Betroeff EommatthiosDieſer zwiſchen · Ravenna und
Fervara elegeneẽ hauptſächlich trad die: daye grhötigen
Dapper nad Fiſchereien werthublle Play: war cit altes
ReidhBehety als Fobhes~ von Bem Hauſe⸗ Gfe, dem
frhern Befiger; fdion-1354 : anevfeant und. die Be
lehnung ‘Damit: von allen Hergogen -von / Modena :awe
jenem Hauſe wegelmipig geſucht · worden. - Da o aber
wor dem Ferrareſiſchen umſchloſſen wae, ſo hatte dix
pãpſttiche Kamien, als Clemens VAL. *) 1606 das Gere
zogthum · Fertarn dem Hauſe Eſte entriß, auch Com⸗
macchio mit in Beſitz genommen. Gon dem damali ⸗
gen Kaiſer, Rudolf I., war nichts gu erwarten, als ein
thatloſer Proteſt, wnd- auch nachfolgende Kaiſer fanden
nicht gerathen, Re dieſes Platzes halber mit dem Papfte
zu verzwiſten. Beth Haste man feinem Rechte niemals
entfagt, fo wenig, wie bie feet auf Modena beſchraͤnkten
Eſtes. Als aber die Porteinahme Giemené’ XI.) für
) Hippaldt Atdobraudini, geboren qu Fano 1536, Sohn Site
efter: —ã @ouverneurs ju. Fand, Garbinal "1555, Regat
in Reo Papft SW. Jan. 1592, $5. Mir, 1605. Ws ec am
1506 jeinen teiutsphirenden Gingug tn Ferrara gehalten
fete — in ber Radt der Marcheſanenthurm ab und viele
Etnwohner kamm delm Soſchen aum. Drei Rage nad feinem gleid⸗
falls teumpfinendet @Biedereingug in Rom trat die Biber in einer
Weiſe ae , dap viele Hauſer einftdrsten und mehr als 1500 Mens
ſchen wnb ‘Revion” Ramen. Minter Diofer Papfe bluchte bas Rewoten·
weſen. Gr war der Bruder des Cardinals Johann Aldovraudini,
dee, Dpeim, a ign houpthiglid behecridenden Cardinals Deter Ale
dobranditii, der Grofoheim der Gardindle Silvefter (+ 1612) und
pare A. — —E — Lad ‘ —28 Deb,
vox Gorpincli: ey her ARannsfta ines Haꝛ ers
ioſch Jhon ta dex zweiten Generation.
9) Johamm Franz Albani, geboren «pu drdiao-29. Juli 1640,
Cardinal Gofoias: ww
Frankreſch · den Katſer Zoſoph -L gurcinew fgftigerrand
erfolgtdchen Giuſchreicen gegen teen Papfrvermiasite,
fo wurhenam 24. Mat 1768: def Coumtiakhivs don: tei
fertichen Truppen · beſetzt, und wars felthe fi Herfay
ferliche Rawmnter: derwaltet wooden, Srhere feat einigor
ult ſchwebte aber Ane Unterhandéang Hbe sivfe Bade
go: Rows und am 25 Nowe 17M fom aim Verzleich go
Stande, cn.:20. Bebu: 1725. Jur Mus fiihuimg, wonach
die pipiitige Kammer, unter Volbehait aller Rechte bed
Haifers unb ded. Harfes Gſte, wieber in den Beis vow
Gommacshio'tane, ‘dem iRatfeo aber die geiſtüchen Ichnten
in allen ſeinen Reichen bewllligt wurden. “Die Cardinãle
Gienfuegos ” und· Paoluci sone deſen⸗ Bermeic
Sohn Karl Ihen aus Urbino, ' cines ammeter, pel
Barberi, 16! 0 Gervinet, | 23: Row 1108 pars
—*
y Miners Glenfuages "eh, aT: ‘Sale. 1900, * —
afturifgen Seſoehe bel den’ Sefuiten erjogen, dann alé Docent
ver Theologle und Mhetorit nag Salamanca Pitufen, Bi Beichtvater
ded Amirante von Caftiliew, Grafek Melgar, ven er ni bem Spee
reichiſchen Intereffe fefthielt” und ſchließlich zur Emigration nad Pore
tugal beftimmte, nad deffen am 23. Juni 1705" ga Gftremos ers
folgtem Sede Relient Knig Rat's Ul. tn Liffabor, 1714 auf einet
Miffion-in England, gab 1717 gu Wien ett Aenigma theatogionm
in gmet Banden heraus, ward 1720 auf anbaltenve kaiſerliche Bere
wendung Garbinat und vom Raifer gum Bifdyef vom Catania ernaant;
1V8L wiatl. Ged. Math, 1722 Bicetinig eon Reapcl, LTA Pree
tector von Sicilien, Erzbiſchof vom Mourealez aff ihm diefet durch
die Spanier entzogen. ward, weshalb ex 1737 deb ficiltanifiven Staate=
ſecretair Muardefe Montale ro excommunicirte, bid e 26 1739 gee
gen Penfion an ben Gerbinat Aquivtva abteaty 17ah- — son
bearer + 10. Aug. 1739. ote
2 Babrigte — efi deB gleichnamigen Goeninatss ve am
20. Jan 1625 Sohn Eosmos Grafen v. Gofbilo;, geboren
m ee 1651, tees 5 BtfGof, 1606 seuntias in apdten xno rhs
nal, unter Gtemens Xt: und Benedict XM. Staatel erttak, +1726;
Er war ſtets ein ‘See der fatferliden Politik. Sein Bruber, Grof
Pavtucet, vertfeivigte fldy im Srofeigetriege in: unem SGHMoffe gegett
198 arb’ aft: :
alg Bevollniachtigte betdet Thelte abgeſchloſſen und “bent
Sohne des Grafen Sinzendorf (V, 296 ff), Philwp
Audwig / Brathte er den Cardinalshut ein. Sud in ihm
fremben Angelegenheiten gab ſich dieſer Papft, in ſeiner
milben und hatmloſen Geſinnung, viele wohlgemrinte
Mahe, gum Frieden zu wirken, und fachte nach allen
Seiten Hin gu begütigen und gu gewinnen. Et erkannte
den Victor Wmadeus vow Savoyen als König von Sar⸗
dinien au was feine Vorgaͤnger verweigert batten, und
Dewilligte’ ihm dté beanſpruthten Vorrechte ard Auzeich ·
nungen. WS det netierwaͤhlte Kurfüͤrſt von Rin, Being
Glemens ‘von Baiern '), nach Malen kam, um ſich vom
Papfe jum Erzbiſchof wethen gu ldffen; int Betreff ſei⸗
nes perfonlichen Erſchelnens in Rom aber Ettkettenſchwie ·
rigkeiten entſtanden, with der Papſt diefen ads , ‘indent
et nad) Viterbo reifte und bie Einweihung dafdBft- vor
nahm. Allerdings bekam et bafiir vor der Munifieenz
des neuen Rurflirften ſechs gofdene mit fofibaren Stet:
nen beſetzte Seudter, ein goldered Kreuz, einen Refen:
Trang von gtofen orientafifdjen Perlen, ein Diamant
treug und 24,000 Seudi Reiſekoſten. Heber aber, als
die 4 metioneh des Papſtthums, bfteben ihm immer die
biſchöflichen Verrichtungen/ und ex relfte me Fteuden
in das ihm’ jederzeit theure Benevent; wm die Kirche
des heiligen Philipp Reri einzuweihen (1797). Wed
IIB befuchte ex diefe Stadt, in der ex bie Mm’ liebe
Hie Kaifeccsagn nem macy dehei, mit rea-aMd-aogt Hadern ¢ vies
dergemacht.
1) Clemens Auguſt, ged. 16. Aug. 1700, Sohn MarGuenuels
von Balern ny det Kunigunde v. Sobiesta, 1716 Abt zu Berds
tebgdbe 1710 —— * —* — 193 Cre
of von in pof von eB hein . Biſchof von
Denebrht, 173Y Dentiomacifter, + 6. Gebr. 1161.
Cardinal Gols 199
Big eanteit -penaifen batte, aud· b e SB9t-
Viehe file fies Aof cx, aur green | an eit ber
Ramer, fo viele Beneventance.,als. wdglG, sad Rom
wg und wit Aemtern verſorgte. Die Mebeiabt ber
Sffentiichen Aemter hat bekanntlich den grofea Radhtheil,
bof alle Dicfenigen, daviiber..murcen, mele nicht gs
ſolchen antern gelongen,..wihrend es doch höchſtens
ia kleinen Schweierrepubliken vorkommen kann, doß es,
wie in Greiftwaid einmal meht Etipendien alg Stubene
ton 1), fo wahr Meter gibe als Bewerber. Vigentliche
Nepoten. hatte... er mitht, wie er iiberheupt nicht an ſich
dachte und Demuth, Aiagennũbigeln anjpruchslofẽ
Reinheit deh Wollens Grundzuͤge ſeines Weſens waren.
Aber fo tief war dieſes Nepotenweſen in das roömiſche
Regiment verwebt, daß Kenner der dortigen Zuſtände
geade verfiherten, es ware keller füt dea. Dapft und
felbſt für den Staat, wenn ex maͤchtige Nepoten hatte.
Dieſe würden gwar Staat und Volk filr die Begrün ⸗
bung: und Erweiterung ihrer Macht und ihres Reich ·
thums ausbeuten, wuͤrden dad aher auch durch ihre
Macht gu deen und zu behaupten, -dig,,unter Dem Vor ⸗
waude, die Misbräuche gu bekaͤmpfen, quch gegen die
weſentlichen Grundlagen des Stated. porgehende Dppo ·
fition im Zaume gu halten, und das Exrrungene haͤufig
zum Glanze / und Nutzen des Staats und der Kirche,
pons: bods ſonſt, mit einem. dynaſtiſchen lide, an bee
Deutfamen Zukunftszwecken gu benugen wiſſen. Das
Heer winziger Gauner, das den gutmuthigen, argloſen
wend ve Betaife vatunbigen henediet aralegarte; ſaugie
Damale ‘ging wenigftens in. der Btw — le Sage: in
occa at a en inferibirt, der ki ait nigel
cin Stipendium angunehmen.
200 Carbinal Coſcia.
dem Wolke mindgftens ebenſoriel ab, whe der maͤchtigſte
Repot gethan hatte, that es aber im Wege ded Betrugs,
des Unterſchleifs, ber Erpreſſung, in einer Weife, die.
gu offenkundigen Gcandaten führte, fiir ſcharfe Zungen
und Ralſonneurs den Stoff niemals ausgehen ließ und
dem ganzen⸗Stagtsweſen Verachtung zuzog. - Solange
dle Welt ſteht, iſt bad weſentliche Regiment der Staae
ten immer nur in den Händen einer Mindergahl des
Volks gewefen ‘und diefe ‘hat bei Handhabung ihrer
Macht nisgends und niemals ſich felbft vergeſſen. Se
groper thre Zahl ift, deffo häufiger werden ihre Collie
fionen mif Dem. Volkswohl und deffo weniger kommt
ihr cin Gefühl dhrer. Verantwortlichkeit, defto fdwieri-
gee ift fie gu controlixen. In alle bem aber ift Segen,
was bie Blide und Intereffen ‘der Regierenden, uͤber
die kurze Spanne der Jetztzeit hinweg, auf die Zukunft
richtet.
Dod dem fei wie ihm wolle, der gewaltige Sturm,
der nad) dem ode ded Papſtes gegen feinen Hauptfae
voriten, den Cardinal Coſcia, losbradh, war weniger
durch tine befonderd traurige age bes Staates, oder
durd Sinden jened Cardinals, die fein Vorgänger über-
troffen, als dadurch begriindet, daß der Mann eben cin
ifolieter Parvenu war, der weder Adtung, nod Furcht
einflofte. Der Staat hatte, unter dem perſonlich eine
fachſten und uncigenniigigiten Papfte, cin ftetes Deficits.
aber aud unter vielen vorbergehenden Regierungen wa⸗
ren Schulden gemacht werden, weil ein Sheil der öffent ·
lithen Gintinfte in Privatfaffen flop, und Benedict XIII.
hatte bas Deficit zunächſt durch Erlaß von Abgaben,
Abſchaffung hes Lottos, Erhdhung gu niedriger Gehalte
und Aehnliches veranlagt. Aud) findet man nidt, daß,
wie wol unter frühern Nepoten, grofe Acte ber Ber
Catdinal Cofeia: 201
drückung und Verfolgung ſtattgefunden hatter, die einen
Volkshaß erklaͤren koͤnnten, wie et ſich bei ſtaͤrkern Ane
laͤſſen nicht fo offen und heftig gezeigt hatte, Er ſcheint
ſeinen Hauptgrund in der’ Eiferſucht auf die Behevett
taner gehabt gu haben, denen die Römer das Monopol
des Plünderns nicht gönnten), und tat fo offer und
ruͤckſichtslos anf, well Coſcia mehr verachtet als geffirds
tet war und mit dein Papſte Sdug und’ Stiige vers
loren hatte. : CoS
Nikolaus Cofcia, geb. 25. Yan. 1682 zu Pietta bet
Benevent, von beſtrittener Herfunft, .wiewvhl fein Va⸗
ter noch gut Seit feimer Macht gelebt hat und erft im
Auguſt 1726 geftorben ift, auch zwei Brilder des Nikolaus
befannt find, von denen der Cine durch Kaifer Katl VI.
den Hergogstitel erhielt, der Andere Biſchof von Targa
wurde, fam bei Benedict XII. in’ Gunft, als diefer
nod der Cardinal Orfini hieß. Gr fol ihn namentlich
in einer höchſt gefährlichen Krantheit mit feltener Auf ·
opferung gepflegt und dadurch fein Leben gerettet hae
ben. Gr wurde gunddft fein Haushofmeiſter und See
cretair und in diefer Stellung befeftigte er fic) in dem
Bertrauen und Wohlwollen des gutmilthigen Herm, der
fein geſchaͤftliches Geſchick bewundern und feiner revue
niemalé mistrauen modte, dergeftalt, daß er ihn, “bet
feiner Erhebung auf den papftliden Stubl, gum House
pralaten und Erzbiſchof von Trajanopoiis, 1728 aber
gum Cardinal und gum Coadjutor des Erzbisthums Benes
vent ernannte, weldes der Papft belbehatten hatte, Auch
* 1) Go fitirmte 1830 der aufgewiegelte Poöbel, außer den MWohe
nungen der ifm dezeichneten Dpfer, auch Bordetle, weil ble anptlvl⸗
legitten Buhtdirnen ihre Frewkde ‘and Hardlatigd gegen die drivi⸗
icgicten hegten. “Gutmiithige Livereie bielten bad far-cinen Xct der
Bolksfittliteit.
9 * *
202 Carbiual· Cofeia.
wurde. et it bén--Yohanniteforden aufgenduemer- und
ote pieſes Drbend, ſowie Toprotector von: Oeueſch ·
land. San’ Hou 8wurde miter ben hohen Weel von
Riayat (Seg; 3 Nido) aurfgetiominen. ¶ Er war unter
ber Regiein aE Sendicee XU, der · ihm ·mit· demfelben
Zutrauen das Regiment des. Kiedjenftaates überlaſſen
hatte, wie rinſt · fen: einfaches Hausweſen · umd - ſeine
Bauten gu Benevent, Alles in Allem, und ſoll fig in
dieſer Stellung gewaitige Relgrhiimer erworben haben,
409 Tid ‘aber auch den Haß der’ Bolksmaffe, ſowie die
ſchllmmere ‘Misgunft der Cardinale zu. Bor Allem · zůrn ·
ten thm natürlich diejenigen Cardinaͤle, welche nach ihrer
fonftigen Stellung wund-weik ſie ſich für! die Erwaͤhlung
Bentdict's AM. jntereſſitt gehabt, aud) unter ihm die
Leitung der Angelegrnheiten gu bekommen erwartet hate
ten, und ſich nun durch einen don ihnen verachteten Em ⸗
porkoͤmmling um dieſe Hoffnung betrogen ſahen. Dae
hin gehörten vornehmlich ‘ble Albanis, die Neffen Papſt
Clemens' XI.»), auch von Innocenz NAII. hochbegün ⸗
ftigt. *) G6. waren dies damals ber Cardinal Annibale
y eihre det Harazio, Abani.
2) Gr ecuanpte den Bruder defer beiden Cardinaͤle, vow, denen
der Sweite durch ign creirt worden mar, Carlo Alani, geb. 1632,
det 1715 bad Gergogthum Soriano ertowft Sette wad 1724. fearb,
4721 jum Principe al Soglio, Gin Gogy ded Lettern war Gios
danitt Francesco Aibant gre. 2 26. Febr. 1720, pier von’ Dftia
tind’ Bettetet, 174°? Gardlnet, te der Sugend Lebertdebs--wtnd einneh=
‘mend! babet boll Geift aad ay esate, Becun® Der Sefititen-end' turd
fie mista, § ratector von Polen und Ragula, Gegner der Franjzo-
fon, ford tm September 1803, Cin Entel Garto's: war’ Ginferpe
‘Alberni, py 18. Sept: :1750, anfangs: aur. der, Must mit Leiden⸗
foaft exgeber, 1804-Gardinal, burd die Franjofen -verteioyen, .un-
fer Leo KIL Begat ia Bologna, 1829 -Staatsfecyetair ,. 1831 aboge⸗
tiger Commiffar in Bologna, refignirte, fter gu Pefaro 3. Dec.
Gavbianl, Gateia 28
Ubani, ‘gebaren; zu Unhino 33. ea _ Tego
ian. -gefendety...o. ee Hier inaſo ——ã
mit Rew Reine zu Standerbracte, 719, ae
tengo der rimifdyen , irda Nn. ‘Bene sRellen, Bruder
Aleſſandro Ulbani, geb. 19. Det, 1692, 1720; Runtjus
iar: Wien, 172}, Garbinal, iter, taifeaticyer Bevolleid-
figter in / Rem, Mäcen BBindefragan’s ti; Breund, be Se
fuiten, . 1h, Dec, 4279;
Am 22. Giebe, 1730 aad . Benedict xni “un foe
fort brach sine. allgemring Bewegung gegen. die Bener
wentaner aus Gofcie flächtete ſich in den Palaſt dec
Mardefe Whdati, :dev- fofpet vom Pobel umringt und
mit- Demolition und Grand bedroht ward. Es gelang,
dem Gardiaal herauszuhelfen/ end. ions gad Caſtrta gu
retten. Sein Silbargeſchirr, {rine Mtobilieg.unh Pa>
pizre wurden nad. der Engelsburg gebradt.. Dod ging
er, nachdem er ſicheres Gelejt erbalten, das dem Gare
dinal gqhnedies nicht gu verſagen war, ins Conclave,
wenn oud), aud Furcht vor dem Balle, in gropiter Stile
und Heimlichkeit und von den Cardinälen mit Vetach ·
tung behandelt. Der neue Papſt, deſſen Wahl erſt
(12. Juli 1730) zu Stande kam, als die Verwendung
ded Großherzogs Johann Gaſton den Widerſtand oes
taifertijen Hofes beigelitige hatte, bail XH. %),
— ate
"ay Ge gog fi 1747 auf fetn — bing uid u anz
den: Wiſſenſchaften leben gu koͤnnen, wm tne tw tige
— a orepite rockin pecblent —* ah, t. a. Sent.
2) Lorenzo Gorfini, ‘ein ‘Gurentice, arb. 1 Axtu 1652, 1706
Cardinal, 1:0: Foor. 1740. Gegen -Anfien verfudte er Mandes,
aber: fetdi mit tingtid. Br -ftifeete. 1736 dad Forheadion. cuſtliche
Semines flrs proge Briegen, -veridinare Rom -purd: Sauten wad
tatueny forbente die —8* Sturieny evvidters den Breibafen
on —— hob dab Afolredt auf, führte aber aud has Lotto mice
204: Ceriuul Bofeic.:
Weare Freand idee Albanis, im ebrtzen in canbe
eiſriger: 268) uriſichtiger scanty pftanbTictender Mann, tem
Gafeia abled entſcheeden Find: Er war entſchloffen, dew
felbem thie gattze Gitrehgje der pioſugn Bad ene
Demi fof ind ois
tu Bo peviffn ete fofert: ine Uatertagut, gegen. effete:
und ſeine i Genoffenyisedgue “er: eine / eigene Congregation
(de Nouelis) beftelite. Dem oſcla vechot a; bei den
Ceongretgatioen zu erſcheinen abet ſein · etgbiſchoſliches
Amt sin Benevent gus vertichten, verlaugto vielmehr,
dah te demnrittztern gãnglich muſagen fokte: Gofeias
Bendea, der Wiſchoef vod Targe, wurde:mit andern Ber
nevenbantre: “veriaftet; “Der Cardinal Fini - fudpendiet
Endlich vextangte man von ::Goftia. die Erſtattung vor
200,000 Scubi/ als wovaufiman den Betrag feiner ams
rechtneßigen Bigiige:berednate. Unter diefen Worgan ·
gett fitrg: fbr die Meinuu icher Gofeia. an, etwas zu
wenben smb eh: 40h lte-nidst an Socchen, die da fragten:
ob wor agent : :alG aaderer -ebimifher Minifter an frinee
Sorile die Gekerenbete, fh: ys-Serehegern, umbenuge ger
laffen Gaben wiirde. Es war nod eine Beit, wo felbft
ein Griedvid IL fagen. fonnte: „ich Habe den Efel an
die Rivpe gebunden, warum Gat -er nicht gefrefen?”
wo ſelbſt in England ble Mneigenndgigheit des attéren
Pitt, deo als: Zahimeifier der Truppen cin von allen
feinen® Borgẽngern vezogenes, aber nicht geſetzlich ber
gruͤndeten inko mmen vperſchmaͤhte, eine allbewunderts:
pase ind Heparh: Man fragtt ſich, woher ein guter⸗
Theil bye, Gaydinate, bie fege den Stab uͤber Coſcig
ver. err ferederte shrine — poet ae ‘Binenaiege ‘hi te
nem are nits Hew’ ‘alr gubeffert wee. Der Reffe des Papiees,
Sectinat ert * Gorfit, boyy HAL Hier 120,000-Geart unr Bib
brachen / BreBehage hatte ot wohetrdieh femme
ten Bs Bini 39: ſouce Halfethe gethan hebew ji wie Gagcia qivdi:
feinet, atid! wardviel milber · behundeſtm Goſtia ninter?
geſtürxt und: Enrui withe igrſfchrhjch⸗ niade Wiehe iitinten
es fet damit abgethan. Gr hatte in den Baged ſeiner
Maohht · fixh dem Haiferlheben! Rateiveiferetghber dfigeigt And
ein gehetmen Shug wort diferss Seiten murbẽ) ihm shut:
im Alinglidh 1 Dee Pap Pe Rh dus-iMibenvilles
gegem / den verhaßaen Pen {dyer pisati¢sentfeh te fiewd chürmen
ihn in die Engddburg zu / Laſſen und jo twar ler ninver ⸗
haftet · goblieben und ahm nudverbuten worden hte papi
lichen Staaten · zu⸗ rverlaſſen? Err dreſchuffto aſich oot
dem Wardinal Gin fires: einen Dak: nth Meapriy⸗ ſtüch⸗
tote am S2, März 1701ausn Rome andi getdugte Bally:
ale Cavalier batty ats Wbbate; baw als Mind ane
det, unter manthertei :b erstennten: glůchnch nach tom eS;
wo er / bet dem damaligen Vicckenig¶ Srafen Marrach ),
Shug ſuchte. Dieſer berichtetr nach Bien aad Erſcia
erhielt Crlanbuif , fidp dir Mntgretihe Meayelanfjabals
ten, wou uid wie lange ee: it Der “Dap ext ont
*
ae
* bl * a 8, Reape 3 i Haren
mu enet und von de na el opime
3 meiteroite 6, Mat 1600, * —— gee, Bena ote lady
fearlgen Pays Benedice KUL, was daw fete! Mebeissln Sedmecer
26. Jan, 1736, Cardinal, diente ich Dems. Se.
effe, mufte ſig nad Sem Tode fetnes Gnners ver!
Gonelave ging,” ward’ "ban fone fet! und - — —
ay et geftellt, . 1 ew abet —— wa midt-racpite ral —5
eipe Jey, mol er, daß man i uy —
mit ‘Serbia Seeudte, lence br nd a TARE
3) Atons — Raimund Graf v. —* {eb 8-100,
with, -Behiesuth, Gefendter:dh HA gad bib ISS MBieetnig:*
in Reap + are th. Comferenynitulfter’:>} TT9:Mten SMTA 5 1Bater:
Det Gonferensurtnifter' ‘Srievriip Wigiat Brebaftust vaso” chins
Bonaventura Harrad. whe ag te
208 Cerbianl Cefeia.
19, Mairtin Dioaigorings an Goftia, soria. diefec ‘auf:
geferdart ware, nod: im Mai ned Mem zurückzukehren,
widrigenol⸗ er (duc Beneficten verlieren ſolle. Würde
er uicht · nor dem I. Mugs. zurückkehren, ſo ſolle mw aud
det Yurpors varluſtig fein. Ja, ſchun am: 2: Mat vere
ſcheitt der Pept gu. Exconmumitation und. Interdict
gegen Cuſcia. Diafer.wber. wevtvante bacauf, daß nicht
dev Bie des Papſtes alien ifn, ber einmal erlangten
Barden berauben könnte, fagte ſich wol nuch, daß eine
Ruckkehr ihm dieſe doc vicht ſichrre, wad. verthedbigte
fich in offentiichen Manifeſten wiheend ber Papft ben
Proceß des Goleta den atholiſchen Höfen pifhidte. Die
Anfrahene; welche dieſe verſchiedenen Schriften fonden,
bing, wie gewöhnlich von hen Berhattnifien ab, in ter
nen die ainzelnen Hoͤße geeade. zu dem Papfte ftanden.
Dem: Mnfehen bee Kirche war. der gaye Handel natür ·
lich nicht förderlich. Gofcia aber, der das geringe Ans
ſehen bemertte, ‘th welchem der Papft bei ben Mächten
fland, faßte fogar den Muth, fid) in die Höhle des Lis
wen git waged, und erſchien 1782 pligligy in Rom,
von zwei geſchickten neapolitaniſchen Advocaten begleitet,
die ihm ſeine Sache ausfechten helfen ſollten. Er wohnte
in dem’ Kloſter der Hel. Praffede, bad er nicht verlaſſen
Durfte, außer wenn er vor die Congregation gerufen
wurde: Babridjeintics. hatte ex beffer gethan, wenn ct
römiſche Advotaten gewahlt hatte, ftatt neapolitaniſcher,
denen, wie geſchickt fie aud.in den Künſten fein mod:
ten, in denen die itatleniſchen Advocaten alle ander in
Guropa übertreffen ſollen, jedenfalls die Fervatnfenntnif
abging. Dod) vielleicht konnten dem wirklich Schuldi ⸗
gen alle Udvoratenfiinfte nur vor den gewöhnlichen rö ⸗
miſchen ‘Geridten, vor einer Congregation von Cardi:
nalen aber nur dann etwas belfen, wenn ibm die Gunſt
Cardinal Softies 207.
der Machthaber zur Seite ſtand. Goſtia hatte vleles
auf Dem Kerbholz · und man war nicht geſonnen, eb ihnm
nachzuſehen. Go wurde er dem 1788 wegen’ Beteliges
reien, Erpreffungen, falſcher Refetipte ga? seonidGriger
Haft auf. der Engeisburg verurtheilt/ {einer Beneficin
und Penfionen verluftig: erklärt und knit dem großen
Banne, belegt, von weldem er mur im” artlevlo mor·
tis Loégufpredien fein: follte. ¶ Außerdem follte er 100,000
Ducaten nah der Waͤhrung von Reape bahia get
gen weiche letztere Stipulation wieder: Rarl VE. alé Kö
nig. von Neapel aus: ſtaatsskonomiſthen Grdwden proces
flirte. Endlich ſchaffte Coſcia 30,000 Scudt usd ward
nun bed Bannes entbunden. In ber Haft blieb er nod;
dod wurbe diefelbe nad und nad erleichtert. .
Am 6. Febr. 1740 ſtarb Papft Clemons XII., nade
dem er längere Beit. bettlagerig und erblindet geweſen,
wibrend fein Neffe Cardinal Neri Corſini i) und der
Staatéfeccetair Cardinal Jirrao?) bas Regiment geflihrt
Hatten. Gofcia wohnte bem Conclave bei, auf weldem
jenet ausgezeichnete Papſt, Benedict XIV. ), gewaͤhlt
1) Geb. 19, Mat 1685, Sohn Philipp's Gorſini, Marcheſe von
Treſano, toscaniſchen StactsminiRers, und ver Lucretia Minucrini,
madte in feiner Jugend grofe Meifen, war toscaniſcher Gefaydter
in’ Paris, London, Gambrat, Sberſi, ledte feit 1723 im Rom,
trat dx den geiftlidgen Stand, als fein Oheim Payft ward und. ward
foglei (1730) Garbinat, + @ Dee. 1770. Sein dtterer Bruder
Bartolomes ward 1731 Herzog und Fuͤrſt und + 30. Rov. 1752.
*) Jofeph Firrao, aus dem Geſchlecht ber Firften von Se. Agar
tha in Reapet, geb. 12 Yuli 1670, 1715 auferordeatitger Nugtius
in Portugal, 1747 in der Sagweig, 1722 ord. -Ruwtins ia Portus
gal, 1723 audgewieien, 1731 Gatdinal, 1733 Gtaatafecretate bis
41740, + 17, Bet, 1744, : .
3), Prospero Lorenzo Lambertini, geboten zu Welogua Bl. Mary
1675, rémiffjer Gonfiftorialadvocat, promotor -filei, 2727 Bifdof
von, acon, 1793 Garbinal, 1732 Grybifgef von Bologna, +
3. Mai 1758.
208 Cardinal Coſcia.
ward (17. Wug.). 1741 erbielt er Erlaubniß, nach Neae
pel zurũckzukehren, wo er aber ſchon am 8. Febr. 1755
ſtarb. Gein Bruder, dem er die Hergogswiirde und
anfebnliden Grundbefig verſchafft hatte, wurde der Erbe
feined immer nod nicht unbetrddtliden Vermögens,
welded Cofcia in jeder Beziehung theuer begahlt und
wenig genoffen hatte. Gr war in der Lage gewefen,
fic) und den Seinen apf -ehreghafte. Weiſe eit anftane
diged Glück gu. grinder; daß er mehr erſtrebte und des
halb falſche Wege einſchlug, ward fein Unglid, und
and i hatte nicht bts - sates, fonder aud ts6rigt 7
wb 1
er er a re,
6 t® Thy gree
ve srriysbienes ha
we wD dot
vi, Out ‘av. J
Es iſt im vierten sande sete ‘Geheinen ——
(S. 387) jenes Grafen Hard gedacht worden; der in
die Verſchwörung verwidelt war, welde dem Grafen
rid) Brahe das Leben Foftete, dem gleichen Schickſale
aber glücklich durd) die Fludht entrann, und es mag
hier einiges Nähere über das merkwürdige Leben diefes
begabten Manned beigebracht werden *).
Johann Ludwig Graf v. Hard war ein Sohn ded
Reichsraths Karl Guftav (geb. 1674, + 21. Febr. 1744),
der früher in franzöſiſchen Dienften geftanden hatte,
1700 aber durd Karl XI. nah Sweden zurückberu⸗
fen ward und nun den Fahnen dieſes Friegerifdyen Kö⸗
nigs bis nad) Bender folgte, auc) dort bei ihm treu⸗
fic) aushielt, und erft nad deffen Rückkehr aus der
Türkei feine Stellung als General der Cavalerie und
Gapitaintientenant der Srabanten, in Folge feiner Wun⸗
den, mit einem Givilgouvernement vertaufdte. In Ben⸗
dee war er der Gingige, der dem allerdings tollkühnen
Gedanken des Königs, ſich gegen die Uebermacht mit
1) Rad den von ihm felbft verfaften, von Borelli redigirten
Ménolces dun gentilhomme suédois (®erlin 1788) und andern
uellen,
210 Graf. Hird.
den · Saffen gu. vercheidigru, keiftimerte,..ynd. bei. dem
Kampf ſelbſt temmundete et cinen Janitſcheren, ven dem
er plandte, daß er auf den Koͤnig ſchießen wolle 4), und
bcham · daben xinen Schuß in den Urn, in Folge deſſen
diefer gelaͤhrꝛt blich. Er vermaͤhlte ſich erſt 1720 mit
Annen⸗kuiſen yo Fohlſtrm, die ihr zwei Söhne und
cine Tochter gehar, und hrachte 1731. die Grafenwürde
an frit Gaus. Rh. fraser geboͤrte ec zur koͤniglichen
Vartei und wurde dethalh-won deo herrſchenden · Dligo ·
fratic. aus dem Reichgtzrathe eliminirt, in dea er, bei
dear Wiederaufleben des. alten Beefaſſung ned dem Tode
Karl's RXRI., berufen worden war, worauf er ſeinen
Upfemtbalt. zu Staccholm nahm. Johann Ludwig war
fein zwcitar Sohn Nund frat mit ſeinem ältern Bru⸗
der. ſchon als Knaht in die Fußgarde ein, wo fie von
tee, Piteran--dientens Nach einigen Jaehren ging fein
Bruder als Off ziey in cin endured Regiment aber, wahe
vend ar ſelbſt, damals 14 Jahre alt, nod) einige Zeit
als Fehniurlex hei der Garde blieb. Bald aber veran ⸗
laßten jugendliche Unbefonnenheiten, die zu der Kennt⸗
nif deh Waters kamen, daß cine Fahne in einem Pro-
ninglaleegistent fee ihn erbeten ward, womit er ſich
denn wef einmal den Verſuchumgen entrüdt und in cine
laͤndliche Ginfambeit verſeht fand, die ihm jedenlalls Zeit
dum Rachdenlen lirß. Gr gehoͤrte gu einem dex fog
+ Fad det -etnen Berfion tite ee bomale ming bm am
‘nos Lehos gerettet. Rady einer ayhera Gitte dev, Jazitichar ee
fmoffen, al6 ec vor ibe verwoundet morden. Gemif ft, Daf de &
nitidared dem MRénig the and Leben wolliens fife weirder
Wywerlid): dabongefemmen fein,
an ‘Roe: Lp a tenn ine 1719 ener fin sie man ioral
feine eignen Sablenengaden ri wonac
i Sater oe TOA ae 4 geboren und bet feiner Berheitathung 46 ‘Sabre
alt war.
Cha Hee: m2
nannten’ eingetheilten Stoyimartar, ole, nad einer Bigen<
thamlichteit ‘dee ſchwediſchen Eiuccirverſaffung, won der
fi etwas Analoges nur etwa Ow der voſterrrichiſch en
Riutairgrenze, Hite jedoch mit wett qroperco dMetiviGs
verbunden, und in den ruſſtſchen / Mitliett elvnian fuchtt⸗
gang auf Srundeigkathum bafirt waten; bad..vonobery
Soldaten beſtellt wurde. MG Felsen: Mngaage war. er
felt ganz auf · den Pfaeter bees Medipiess.cbefdpedntts
Die Offigiere ſeiner Crinpagnie.- ahs er war einmad mov
natlich / wWarend bes: gweit agtgen ¶Crercitioms· ¶ ganei·
fett -Duefte er feltien Nezimemschefnbeſuchen ber vin
Fteumd feines Waters war! ws ſeltene Wusilige gu fel:
nen Beltern, wenn: diefeein' vow fined Merdannmigss
orte nicht gu-entlegenes But ibyudsett, -bradeew cine
erwünſchte Abwechfelung An - Gast fie: und einfdonigt
Reber, bas er- deci Vehrehiaburch zun faheen athe, “ash
durſte er wibrend des Neichstages vow HBS ;: wAhvens
deffen bie Uebungen der Regimenter ſuopeudirt waren,
damit Bie berechtigten Offtziece bet ea —
forinten, auf Urlaub nach Stochom
Bel Auobruch deb dfterreichiſchen ‘ents we
Harte es SeParmtlich gu den: Stecitenitt ctw dev frarczofiſchen
Poli, Schweden auf Muplomd zu hegeny -dawwlentege
fered: von einer wirkſamen Unterſtutzung Diſterr ichs ab ⸗
gebalten: werde. Dem frauzoſiſchen Gefandten/ Srafen
St. Severin, gelang es, eine ſtarke Hartel unter ben
Aeichsſtãnden fie dieſen Plan. yun gewinnen, zund die
mchſte Folge war, daß vie dem Kriege ‘abgendigten
Meihsrkthe mis Penffon quiesetet warden. Zu dieſen
gebbrte aud ber Vater unſers Helden, der ſich mux
xieder auf·ſtine · Outer zutũczog und Hier ued: die fir
“einen aufrichtigen Patrioten allerdings ſchmerzliche Ge-
nugthuung erlebte, die Richtigheit feiner Ueberzeugungen
UR Quf fink:
ene: eb Reriageds Gnwiget
Reginentides Grarraleaiors Heinwidy Magnys. vii Buds
destbredt (1. — orp wolchen hůrd gehörke/ ſollte
ti Botoilerd ws Peld-fteleny: mihrnth, dad: sdvitte,
bei weld an iGiteh,fland; :a8n ded-snermegifehen . Gitenge
pack tbleibien sfellte,- Gb geteng cilim: jedod, odie Erlaub⸗
nifiy felines, Chefs Qu cme Baufshe mit ainem Dffigicer
eines cudrrn Bieteilantign emvister, and. er eilte, ohne
fiG wm die Irrganga bee Pelitif yu Hauntern, vel
Brenda. und Haffmug: wed omit bam feften Entſchluſſe
ing Geld, keine Reeontaiy ſich auczzeichnen, undenutzt
vprxũberzulaſſen. We ſollte nur Gelegenheit finden, vine
Reihe ven Fahlern und: Achwachheiten yu beebachten
vals. fie diſen · ſchwodiſchen · Fedzug von Aukang bid pr
Gude chbegleitriem·. ¶ Gish mar in dieſem Kriege, ade
tan die dard die Niederlagt · bti Villmanſtrand geliche
teten Regimenter pu complativen: begenn, alt, Picutemase
aac dem dajelarliſchen Regiment varfegt mocde, nach ·
don ex neru einem . Roger ficher, mefantlish · daduoch geret ⸗
tet worden wan, dof ſein gerade aun dieſe Zeit mit dem
Gevderrgiantst eiutreſſendee Broder ihm: einen gefchlten
Argt zufbete·Er nahm au der bafrrutten Denon fiver
tian gegen diz cuſſiſche ·Erenge heil, die mit den Bone
berejtungen; zunder · Thronrenolution, welche die Regene
ten Ane ſtũrʒte und: die Großfͤrſtim Etiſabeth gun Aui⸗
ſerin wathte, in Berbinhung fland;. Sbrigens seis Bloßes⸗
Marſcamanner war. . Sadees:.was. ex mit in Selling fare
cage i ofiew wt erinbte: hi de nnamist Gayitatations
“Scab :208 fh
Coat. fat. a
ead) deſcr· Belk zahit av. u. Mnviwiatientiverhiye:
tow Vevſache · yo rktien: nuchtiichein Reber fuk welwen dib
Eoſakerbeigadber· Orusneſchoch wef dion ih uatwe's gue
macht babes Die Rofater warden eatditorand zu cif’
gent Radyuy : gepwhingets Mawſchort befferro gees
coafi-bee. Blais te bien Buntaph geviet) rudd egzheſ⸗
und frie Lethe fict inndiei Hanke det Seplvedeits tee.
dinRaffen Hayon Mande. eoalten ; eth sevrc-fiorhiey!-beree
Wutstefireng, de aun: gavdbet seard,o-Uascauf ele: See
ſakenuffizier mit Gefvige undrinem DrowntVar yr: Whe
folung .eofcbion. Oi richt reutie ‘ire einenn brotatneu
Slaftan.:groatt, nach din. ibtider Gebeten andiEetes
monien auf das Dromed ad igeldge/ difesiinitteinen gropar
Teppich / bedect, beffen. vier Siphon: Beotenter gehau⸗
ten: wurden, and fo die WhfAheuny bewertftellizt. “Gee
eof: ſpaͤter vow sufftfym 2 ffiiteren: Dap jetier Ruade
neſchock ſeiaeni Sobhus 606,000. Batuten : hinetlaſſen
habe, dic ex in dem Rroege gegen die Witten sud Bas
taten erworben Gabe, fibrigals. “able venn iDrunfe tow
hoöchſten · Grade ergrben: wad for darcbariſchenꝰ Tharukters
geweſen fet, daß er fi) manepaisl Duchende von Sefan⸗
gener. babe vringen faffen,. rin ihnen, ‘qunw Bewcio fox
nee Gddidticteir, ten Steph: abyafbeageni sm er 1
1 Rath der Capitalation: wurde dix: howidifie Snfen
feate:- mach <eothotin! duneidiffts ibie) Covueerte::(ourk
den Bandwegsiibes Dornea einſchtagen, ote Binnea nay
Heufe nentlaffen werden, :das: Sriddg den Oduten ven
bleiben· Haͤrd machte den · Seeweg mity: rs’ abe rauſ
den voll geyreten · Schtfen Kreuthetteu aushrulyen, bas:
mew iy ertgehen.rer Thich ans Band -fegen SHAR. uadum
aber hatte at) bisfebsbetveter, alsi ihm das bilge? Bie
ber ergriff. Seine Dienerſchaft war-erfrantt--auf- dem
Schiffe geblieben. Wein und frank, fuhr excglehrot
ole Guj $20.
caf content Pofkaroen. wath dan: Homptftads, mo-.q mit ·
tea. inider Raginenfam nud, .:da es Demnsie nosy. Tene
Enfthige: in: Stax goins ‘an: nist, woe fite, wo et c
Uatrerlomncuen
finden
fchon tuber offews aber: et fannte.fcine. Achnung nicht
Sum Bi: traf er viene Fotulid, bei defor Peltern. ex
ihn za fy nahm, wer ex: ia: engeabe Dee Boden. wi
derhergeſteit wart.
Sen. fatyenben Brule: beyad “ee fi ister zu fei ⸗
wom’ Regineents, dad zuun Auscũchen beſtimuit war,
war aber kaum mit Renfelbos im. Faklun eingemo ſſen
als 12008 mit Hollebarden wad apuiidem: alten , felt
den Seiten Guftar Wafa's bewaheten Waffen veriehene
Bauern heranzogen, die den Gouveracur gefangen sale
men‘wnd ben Beg nach Stochelm einlchlugen. Es
waren de Dalcktelen, die den zum Thronſolger Seftiewe
ten Difchef woo Liked ſür einen Lethokiiqen Prälecten
Vieten vam — gegen die Sahl ou den Waſſen
thaten bed ven sépucien Gtiden; dic Mehr, mae’
Ger cam: Hid “gebjtate, ſchlug den. pflühtmãßigern
und zutzleich: Nãgern Beg cn, fish :gurlidguyiehen md
zu verbergen, fo gut es gehen wollte. Dem Dbecftes
des Regimentes gelang es, einen Boten abzufertigen,
welcher glücklich durch bie —* die alle Wege bee
feRt 'hotten, durchtam und (hain nad Storcholm ven
onéeilte, 18 ‘die bia = der Hauptftabt anlangs
test, fanben: fie: ben — ‘ber iheen mit nen ‘ise
1) Geiedeis, ged. 1/8, yet 1676, felt dn prt 1730 Sie
Gag pi. $15
nw Sefeige entgegerzeritten ewe, nem fio zuri cklehr
am Uphers: Phage: umd: in. dhe Htimatp: yo secerahren
Sic -vevfenh ton: Feinertei:: Susy vaichs Wrwald gegeniihn
wie er · denn dn: yer fbalish batiebtevinfeire amd cart allt
danulien· MSG ew des: RanBed: oer avsinien Sighekd nedr;
hes fle erklittra mit Veſtimmitheit dag: fio fidb bias
: cheila urenn foitsio Sach
VOR ven Urſachen der gegecwaͤrtigea Krieges über zeugen
wollten; WS: a nath Btekbolm gurückichrte —
fie ihm, ruhig, unter Srommelfdlng ine: üUegeſicht ¶da
afgeſteuten · Zruvppan ; vanddyerteineh Werhach wathten,
ihren Darſch zu hinderne Iu der· Stadt: aber, gerfinew
few fie ſih nad: allen Gktew shin mand: lichen fir. ae
tn und gu trinten geben; chee Par: etwas Moitetes we
ſotgin, as daß ſie auf den groban Hager —
yohen anfftditen
wiirde <6 thon. (edt: getcfent te, fee fer a
das newt: cufgurithten, dic fe, ifter. MBefiausng: nad
wid zam Beles det Sandes, im memarGhlhherr Siant ge
attee haben wuͤrden. Mbeu'es:- Febite inten: tin ührer
fle-waten döllig unkher ihe ihre eigenen Ab ſichten; sempre
Hea wobl; daß dee deſehende oſtond ſalecht amar, watd
hatten ein anbrſieimites Geſahl; in welder · Michumg
« Antese wie eran itn saber Ber ite ud
eet Ror Feet
* eam oe re aA 8 So iy 1718 ie, Ge
geb. 44. Jan. 1688, + 5. Dec. Naiu. Seine Ehen — rinder⸗
fom, HLT HEF *
Gd Sic.
Slege endtnh: waren fie auch midst mehr
——— fe nif in Safanteieveginaent ; aber
fant tidbe dieies an und that einige Schüſſe, as fie
die Flucht ergriffen. Zwei Coane Reiteret vere
Ter
a
4
HE
5* wad Helſingoer und cin zweites in Rorwegen
auffchiugen, fo lich man aud ſchwediſcher Seits cinige
Regimenter nad Schoonen und andere nad der norwe:
guleheen, wͤhrend anth bet ruffifebe Hitfecorys ſich *
St. Petersburg einfthiffte. Hoͤrd ging gu einem Regi ⸗
ment nad) Karlekron, we daſſelbe nod einige Wochen
verweilte, bevor es ſeinen Ruͤſarſch antrat. Er lernte
Grex dic Graſin White Juliane Hecriette v. Wachtmei ⸗
fier, die dritte Tochter aus der zweiten Ehe des ver-
ſtorbenen ſchwediſchen Admirals Geefen Ravi Jehann
vs Wachtmeiſter, kennen, die ſich wit ihrer Matter, So ⸗
phie Dorothee Henriette Phitippine, geb. Freiin v. Meni,
Karl Auguſt v. Dohna, geb. W. Det. 1691, Sohn des Gra
Griarih Gyeitors (gids 7S eas 160i, + LAT), beefocaten
réimngld gu Wisma, ond deſſen erſter Soe mit “eulde Matonie
Graf v. Dohna-Saladien (geb. J. Det. 1660, + 16. Jan, 1716),
fed Generalmdor’ und Gapitainiteutenant bee” Letdtrabantencorps,
fined iniehan den Sare 22. Men. 1744, Berniu wig ec mi
Hedwig write Ghriftine Freün w. Soop (ges. 1793, t. 14. Aug,
1776). Setn ‘Mannsftamm und mit ibm der ber Pieler nt
ift 1820 ettof
Vil. 10
dafelbft aufyit, und fe ratſchiedene Reigung
fix fie. Im nächſten Goeawner beſachten Muttrr und
Lotte bad Bad. gu Cola und, da fei Regiment, wie
alle, die gum Ausrücken verwendet gavefen, far diefes
Jahr von dew Uebungen Sispenfict ware, wie man denn
in Schweden mit bem Friedensdienfte nisht ſehr eifrig
gewefen gu fein faint, fo ſchrieb ex am feinen Chef,
Daf feine ſchr angegriffene Gefundheit ben Beſuch einer
Heilquelle nbthig mache, erhielt den gewiinfdjten Urlaub
und flog nak der Stitte, die die Fuhe ſeiner Gelieb⸗
ten betraten. Waͤhrend des Monats, den an ihrer Seite
zu verbringen ihm nur verftattet war, fom es gu einer
Erklãrung zwiſchen dem fungen Paare, und die Dame
ſprach ſich gwar nue unbeftimmt, aber doch fo aud,
daß feine Hoffnung gendgrt ward. Sie verwies ihn an
die Mutter, an bie er ſich jedoch damals nod nicht
wagte, fid aber einen balbigen Befud in Karlskron
vorbehielt. Er wohnte darauf den Feſtlichkeiten bei, die
den Gingug der fungen Gemahlin bes Thronfolgers +),
Rulfe Ulrike 2), begleiteten.
Es war ein eigner Zug unſers jungen Grafen, daß
in demſelben Zeitpunkte, wo ihn eine reine und warme
jugendliche Liebe beſchäftigte, zugleich das Streben, an
TY) Adolf Friedrich Pring von Holſtein ⸗Cutin, geb. 14. Mat
1710, Bifdof gu Lived 16. Sept. 1727, Bormund und Landesad-
minifttator, far den nadherigen Stalfer Meter III., su Gottorp 1739,
Khronfoiger tn Shmeden 9. Juli 1743, Konig 5. April 1751, +
42. Bebr. 1771.
2) Sodter Kinig Friedrich Wilham's 1. von Preußen, ged.
24, Bulk 1720, verm. yer proc. gu Berlin 17. ult 1744, 00009
de Verekyiung zu Drottningholm 18./29. Aug. 1744, + 16. Buti
1782, Sie ward Mutter Konig Guften's. UL, Kinig ecl’s XIE,
deb Herzogs Friedrich Adolf von Ofegethland und der Aedtiffin von
Quedlinburg Sophie Ahertine,
Qeaf Sick m9:
groper: friegerifahen:Vongingré: thttigindymen, iti: qe.
bieterifche Sei thar geltend -madjte web: ben: Sieg Tiber!
feine Schnſucht nat: tiner geben. Vetrinigumg nif
deus getichten Gegen ſtaude · vavonteug· Magtid: ‘aller.
dinge Daß die ihm cours’ ben Rod eines: Beaters: gewar⸗
dene SAG TAridig tele; bee igure“ die: Grfiaitung. tines wot
ſchen frůher gendtyetert-Sdam feb ed ·nũhetruckte dabei ein ·
gewirkt Hat,” unt dof Sev: vielleicht· mandy · darauf vrchnete,
fith dni. Mastmbereine mtusgeichnung · und ein · militairifches
Verbienſt· pa erwerben;rdiet aurh ſcne cheliche Virbin ·
dung erielchtern amb, ther: jeberfallsſeines: Glͤckes wür⸗
diger erſcheinen Laffer: trier. Er eilte mad: Karls:
fron, bist um die: Hand der: ngen Brafin-on, tr
flarte aber zugleich der erftenntes Damemy daß er: Dienfie
im Auslande nehmen vonke und die Erlaubniß des Rie
nigs dagu erhalten habe. Indeß die Tochter -nohet ſei ⸗
nen Antrag ams die Mutter verſchob ·ihren Entſchluß
auf die Zeit ſeiner Rückehr nach Schweden. Dann
reiſte er gu fence: Duster; die ſeit ihrer Verwitwung
ſtill auf einem Gute mit ihrer Tochter lebte, und theilte
aud ihr feine unerwarteten Gatidlicfungen: mit. So
ſchmerzlich ihr-bie Rrenmung- fiel, fo biligte fle doch
feine Gehritte und gob ihm dad wenige Geld,. das fic
beſaß. Damit reifte er mitten im Winter ab, nod une
gewiß, in welder Armee ex dienen werde, aber von Dem
Wunſche getrieben, vor’ Kröffnung bed Feldzuges einzu ·
treffen. ral
In Helfingborg traf: er den-Pringen: Johann Cafimir
von Sfenburg +), der eben aug Rußland, wo ‘er einige
1) Bech Oi Wee. -L715;" flingfirr Sohn ded Bivften Molfgang
Graft U1. (ged. 26. Ma} 1686, 1743 gofiicftet, + 15. April 1754),
aus deffen ecfter Ghe mit Briederite Stifabeth Gréfin'r. Leiningen:
Dadsdurg (ged. 2B Jan. 1680, + 11. Yon. 1717). |r wobnte
10*
220 Graf Hird.
Jahre gedient ‘hatte, zurückkehrte, um in heſſen ⸗ kaſſel⸗
ſchen Dienſt gu treten, wo ihm ein Regiment verliehen
worden war. Gare hatte ihn in Stockholm kennen ge-
lernt ) und fie beſchtoffen, bie Reiſe bis Kopenhagen
zufammen gu machen, wobei fle vom Eiſe aufgehalten
und in große Gefahr gebracht wurden. In Kopenba:
gen wurde er durch den ſchwediſchen Geſandten Frei⸗
herrn v. Kopken, der ihn mit Urtigheiten überhäuſte,
bei Hofe vorgeſtellt und in ber diſtinguirten Geſellſchaft
der Reſidenz eingefuͤhrt. Der Herzog von Württemberg ·
Dels) machte damals cin großes Hand in Kopenhagen.
Haͤrd ſoupirte mit feinem- Reiſegefaͤhtten gleich nach ſei⸗
net Ankunft bel dem Herzog und wurde zum Spieltiſch
der relzenden und ‘Hebenswairdigen Herzogin gezogen.
Das Spiel ging hoch, was nicht feine Sache war, da
im ruſſiſchen Dienft den Feldgiigen in Finnland 1741 und 1742 bei,
ward gefangen und blieb bis po Frieden von 1745 in Stocholm,
trot dann in de Wienfte Ses Könige und: Candgrafert, ging mit dem
hoff: Sitfecorps 1746 nag. Gwuttlqny , fte dann in den Rice
derlanden, ward 1743 Genevalmajor, war 1756—57 wieder mit heff.
Sruppen tn England, dann ‘uls Gencralléentenant wet der alliftten
Avance, fel 13. Aprii £759 wet Bergen .an der Spite ber, Greva⸗
diere img erſten Augriff. —W
2 Hird glaubt, dag. died geſchehen fei, als Iſenburg mit den
ruſſiſchen Hilfetruppen nad Stodholm gefommen. Das sft moͤglich,
ebenfo aber aud, daß ign fein Gedddtnif getdufdt und haf er Sfene
burg nod alé Gefangenen in Stodholm getroffen hat, wo derfelbe
mit der hoͤchſten Auegeidmumg behandelt wurde.
2) Karl Ghriftian Eromann, geb. 26, Oct. 1716, + V4, Dee.
1792, der Sohn des Pringen Chriftian Ultich I." (geb. 27. a
1091, + 7. gett, 1734) wmbd, dec Grdfin Myiléppine Charlotte. v.
Medern (ged. 1S. Febr i091, verm 13. Yul 1711, t¢ 17. Quit
1758), fucceditte fon 1744 feinem Opeim Karl Friedrig, der dow
exft 1761 ftarb, i Dels, 1745 dem Herzog Sart im Bernftudt, war
aud preuf. Generallicutenant, + 14. Dec. 1792; Seine’ Gemahlin
war Marle Sophie Wilhelmine Grdfin: von Solms-Laubad, ged.
3. April 1721, verm. 23. April 1741, + 26. Marg 1793.
Graf Sizd. 221
ex dad Spiel nicht liebte und Felten Glad darin hatte,
und aud) diedmal verlor cr. fein Geld. Nachdem ev die
Merkwürdigkeiten Kopenhagens beſichtigt und bei einem
Carrouſel den Kronprinzen, nachherigen König Fried⸗
rich V., mit dem Herzog von Württemberg und zwei
däniſchen Herren ein Ballet hatte reiten ſehen, auch
durch die Rückkehr einiger Offiziere aus den Niederlan⸗
den in ſeinem Kriegseifer neu. beſtärkt worden war, ging
er nach Hamburg, wo er ſich einige Tage aufhielt, um
zunächſt die nöthigen Urrangements in Betreff feined
Geldbedarfs gu treffen. Bei der Herzogin von Hole
ftein 1), Dev Mutter des ſchwediſchen Thronfolgers, in
deren Haufe ex, gum Souper geladen, ebenfoviel Pracht
als Urtigheit fand, traf er den franzöͤſiſchen Refidenten,
der ihm Empfehlungsbriefe anbot, wenn. er in die fran⸗
zöſiſche Armee treten wolle, und gar nicht begreifen
wollte, wie cin Schwede den Dienft der Alliirten vor-
ziehen könne.
Von Hamburg ging er wad dem Haag, Die Ver-
cinigten Provingen ftellten 40,000 Mana Hilféeteuppen
flix die bevorftehende Campagne, deren Commando fie
dem Firften v. Malded 2), dev auch öſterreichiſcher Gee
neral war, vertraut batten. Da der Fürſt bereits nad)
Briiffel adgegangen war, verfah ſich Hard mit Empfeh-
1) Albertine Friederife von BadenzDurlad, ged. 3. Juli 1682,
verm, mit Ghriftian Auguft von Holftein 2 Sept. 1704, Witwe
1726, + 22. Dec. 1755.
2) Karl Auguſt Friedrid, geb. 24. Sept. 1704, + 29. 2.
1763, Sohn des exften Firften von Waldeck, Anton Ulrich (ged.
1676, + 1. Jan. 1728) und der Luife von Pfalg-Birkenfeld (ged.
18, Set. 1678, verm. 18. Det. 1700, + 3. Wat 1753), war vers
mã hit feit 19. Yug. 1741 mit Ghriftine von Hfals-Sweibriiten-Birs
Renfeld (geb. 14. Nov. 1725, + 11. Febr. 1816), ift Urgrofrater
Des gegenwaͤrtigen Firften.
m2 Quel find.
tangbbeigfen..on hry xeifteoifgsmndh, bot feine Diente
‘G6 Vohneair an: uid sfands die -astighte. Aefuagme in
die / perferlie Boxitioang des. Girften, wen dem er ver⸗
fichert, daß er mifialin eat{diedeefberr: militairifchtn Be
rufe Ric guigte Humauitat uid wahre Srebengrifie ver
umber, babes. Cinige: Boge, fpdter: erſchien auth der
Oerzog Fon’. Cimeberlanh?); fev.bad' igmnindle Com ·
Taando. dew oBiron Armer führen / und der Graf v.
Sanigheag (IE, 170 Fp, deren Mentor-ded Heryogs
und der eigentliche Fuͤher des. Heored: fein: ſollte. Die
Armer beſtand aus Gnglüudern, Defterreichtra, deren
jedoch nur: wenig / waren/Molländern, Hanwoveranem
and Hrſſen in engliſchem Geld. Che vite om. 1. Mai,
110j000; Mann ‘ftark,. ing. Feld;.umbdmaw gedachte zunächſt,
ded bund: den: Mavirgalh vvn / Sachſen, bei defen Armee
Figs der Abnig uwd ter Dauphin befanden; belagerte
Tournai⸗ zu entfetzen. Hard war. ket dee Vorhut und
am Wend des 10. Mai kamen ſich die beiden Heere gu
Geficht; om folyenden Tage wurde die Schlacht von
Pontenvt. gefdngen die belauntlich von den Alliitten
verloren :wmbe.: Dard. verfah wahrend der Schlacht Kb-
jutantendienſte / und: ward. ovbemats. aud. den Centra,
tuo bee Furſt ven Waideck fidy beflamb, theils neh dem
Haden Flugel ben ex zeitig in. Unordnung fowd and aus
bem ein hollaͤndiſches Reiterregiment, deſſen Oberſt ſpã⸗
ter ‘mit vielen Offigieren caſſirt wurde, lange wor oer
Entſcheidung Hs Briiffel eutflohen war, theils nach dem
rechten Bilge ga den Englaͤndern entſendet. Er rühmt
bie: Tapferkeit bed Herzogs won Cumberland, den ev wie
onder’: als, im bichefien Ruir und an be r Exit. feiner
1) Wiihelm — Sobu Rinig Gaetgs IL. 1 ged. 26. Aprit
1721, + 31. Dit. 176. J
Onj $n0. 223
Jufanterie gefunden Gabe, formic die ber engliſchen TZrup·
pen ungemein, hemerkt aber; dag beide Sch geſchlagen
‘Hatten, als menn fie allein: kaͤmpften, und bei Angriff
und Rüuchzug gor nicht an hee Mitfireiter gedacht bie
ten, von dene ihnen aber auch niche bie ndthige Un⸗
terſtürung gu Theil geworden wire Als sin Beipiel
der Kaltblütigkeit, welche ſelbſt die engliſchen Frauen in
der Gefahr bewährten, erzählt ex cine Seene, dex frei⸗
lich cin nichts weniger als heroiſches Motiv gu Grunde
liegt. Mitten im Getümmel der Schlacht fah ex cine
Gnglinderin, weiche auf ven Schlachtfelde beſchäftigt
war, von der Uniform eines eben gefallenen Dffiziers
mit: cinem Meffer die Breffen: abzutrennen. Gine Ke-
nonenfugel rif ihr den Ropf.ab. . Died. fay. eins andere
Englaͤnderin, die cin Kind auf dem: Meme. tong, ſetzte
dies auf die Grde, nahm das Meffer; avs den Händen
hex Tadten und fewte das von dieſer veriaſſene: Eeſchaͤft
fort. Haͤrd hatte beinahe frine ganzen Pferde bei dieſer
Schlacht verloren. Giné war ihm untrr dem Leibe gee
tadtet worden. Zwei andere ſũhrte fein ſchwediſcher
Bedienter, den er amwies, ſich nicht aw ſolche Detr zu
machen, wo dad Feuer lebhaft wäre, Oa. cx nicht viale
Pferde zu verlieran hatte. Der Burſche hatte aber doch
dan Wunſche nicht - widerftebew bonnen, eine Schlacht
recht nahe gu ſchen, wb bride Pfetde waren getüdtet
worden, Gein Heer ſuhr ihn im Bovtwireiten dafür
am te blieb aber auf dem Felde und erſchäen halt dar-
auf, ſtolz und triumphirend, als. hätte ec die Schlacht
gewonuen, anf einem fee guten Pfabe ‘arid..Beadhte
zwei embere gleichfalls gute Pferde mit; die er mit Sat ·
tel und Zeug auf dem Schlachtfelde erbeutet.
Nachdem die geſchlagene Armee ihren erſten Ruhe ·
punkt gu Ath gefunden, zog fie ſich nach dem größern
234 — “Ouf $ird.
und durch cinen Fluß gededten Leſſines, während der
Feind die Belageruug von Tournai fortſetzte und den
Platz nahm. Der kleine Krieg begann wieder zwiſchen
den beiden, nur acht Meilen von einander entfernten
Heeren. Herr v. Cornabe, vin Schweizeroffigier und
erſter Adiutant ded Fürſten von Waldeck, machte von
Beit gu Zeit Recognofcicungsausfitige, und Gard bat
ibn um Gelaubnif, ihn auf dicfen Expeditionen als Ad ⸗
jutant begleiten gu durfen, merfte-aber aus {einer Ant ⸗
wort, dag ibm nichts daran gelegen war, Semand ihn
begleiten und feinen Ruhm theilen gu fehen. Deffene
ungeachtet ſchloß fi Hard in der folgenden Nacht dem
Buge an, und bei dem: exften Haltpuntt ritt er gu Core
nabé, bat ibn um Entſchuldigung wegen der genomrhe-
nen Freiheit, ftelte ibm vor, wie natürlich es fei, daß
ec in feinem Wter Getegenheiten, fid in feinem Beruf
gu unterrichten, auffuche, und exflarte ſich gu allen Dien
fien bereit, die ex ihm leiften könne. Gornabé antwor ⸗
tete artig und fie wurden machmalé vertraute Freunde.
Pabrend ihver damaligen Unterredung beridjteten die
Patrouillen, dag man einige Hundert Mann feindlide
Sufanterie bemerkt habe. Man hatte diefen 200 Drae
goner und 100 Fußſoldaten entgegenzuſtellen. Als die
Feinde die Reiter ſahen, hielten fie fich im Wald, wure
den angegriffen, geriethen in Furcht und warfen fid in
tin Dorf, bas fie erveidhten, bevor die Infanterie ihrer
Gegner Geran war. Hard erbat ſich 100 Dragoner, lies
dle Hitfte decfelben abfigen. und griff bie Feiade fo hele
tig an, Daf fie bad Dorf mit Verluſt von 30 Mann
an Getddteten und Gefangenen verließen. Durd die
Gefangenen exhielt man die geſuchten Nachrichten über
den Gang der feindlichen Operationen, Gornabé erftat-
tete bem Fürſten Waldeck einen ſo vortheilhaften Be⸗
Graf Hird. a5
ht. Ader Haͤtdis Benthmen, das / dieſem Gas» guage
Werteauen und Wohsvotlen ves Furſten yu’ Theil word.
Rah. mihretn aͤhnlichen Bergdugen: eefubecwan aber,
bab Tournai genommen fel und der Feld zum Angry
heranrucke, worauß die alliirte Armee nav Briiffes more
fehivte: und bei dieſem Plage! cin Lager bejeg, Das der
Marſchall vom Safer firs unangrelfoar whanete und
fi deshalb -Begniigte, dad wow den: alllicéay Byuppen
geraͤumte · Lond in -Befig gu nehmen und: die darin bes
legenen Feſtungen gu erobern, Die Alllirten tröſteten
ſich über ihre misliche Lage und über dle: Siege des
Koͤnigs von Preußen mit den Rachrelchten von ver Ein ·
nahme ded Gap Breton in Amerika, wodon die eng:
luiſchen Dffiziere verſicherten, diefr Beſihuahme allan
made die ganzen Kriegskoſten redid) bezahlt/ umd ‘von
der Wahl Kaifer Franz L: (13. Sept. 1745) Bu Brüffel
und bei der “Armee - wurden dehhat glãnhenbe Weuden ·
feſte veranſtaltet. .
Für den nãchſten Fuidzug war ‘aber wenig ‘Mustidt
zu großen Thaten, ba der ſchottiſche Wufftandidie AS-
berufung des Hetzogs ‘von Cumbbrlaud mit den eng:
liſchen und. heſſiſchen Druppen “gue Folge ‘hate. Fürſt
Waldeck beantragte nun bei den Geueralſtaaten dte Ane
werbung leichter Sruppen gur Beſetzung ‘der: vorgtſcho⸗
benen Poſten und Führung des kleinen Ktleges. Deon
bernahm cin bairiſches Regiment, da ber Kutfürſt won
Baiern gu lien ſeinen Frieden mile dem Kaiſer “ge
macht hatte (22, April 1745) who nun einen Theil fä
ner Truppen entlleß. > Weiter beſchloß man, zwel· Frei ⸗
cempagnien von 150 Fußſoldaten, 50 Dtagonern und
50 Huſaren gh -ervichter, ba die frangdfifehen Defer
teurd fo zahlreich eintrafen, daß man Reate genug hatte,
um nod zwei weitere Compagnien aufjufeen, « Fürſt
226 Graf Hird.
Waldeck bot unferm Grafen die ecfte Compagnie an.
Villig unbefannt mit diefer Art von Truppen, ftraubte
er ſich anfangs miglidft, wußte aber fpater dem Giire
ften vielen Dank fir das Erbieten, da er theils den
Dienft feinem Beruf entfpredhend fand, theilé feine Cine
künfte ſich bald auf 800 Ducaten erheben fah, welche,
nach der von den Holldndern in Kriegszeiten, nicht aber
im Grieden, beobadteten Gewohnbeit, ſehr regelmäßig
bezahlt wurden. Er erhielt ebenfo das Commando der
erften Compagnie und nad und nach famen aud die
fibrigen, wie fie eine nach der andern gu Stande ge
bracht wurden, unter feinen Befehl.
Sein erſter Poften wurde ibm in einer Vorftadt von
Briiffel nad der Seite des Feindes hin, der fein Haupt.
quartier bei Aloſt hatte, angewiefen, von wo es taͤglich
Heine Scharmützel gab. Eines Tages war ein Detar
Gement von 300 Frangofen vorgerückt und hatte cinen
Offigier mit 50 Mann vorausgeſchickt, welder Hard ans
greifen, fic) dann zurückziehen und den Gegner wo mög ⸗
lid in einen Hinterhalt loden follte. Hard lief fie durch
einen Offizier mit 50 Mann verfolgen, wahrend er mit
zwei Heinen Abtheilungen von gleicher Starke auf beis
den Seiten nachrückte, den Reft feinee Sruppen und
die Reiterei aber langfam folgen lief. Zufällig erfannte
der frangdfifde Offigier in dem Anführer des ihn ver ⸗
folgenden Detachementé einen alten Regimentéfameraden
und rief ihn mitten im Gefecht laut bei Namen. Auch
diefer erkannte ifn und die beiden jungen Leute liefen
bas Feuer ſchweigen und fielen fid) in die Arme. Wis
Hard die Unterbrechung de Gefechts bemerkte, eilte er
herbei und fand die beiden Offiziere in Streit mit’ eine
ander, wabrend ihre Soldaten mit gefdultertem Gewehr
Dem Fomifden Handel gufaben. Hard foderte den fran:
Graf Hard. 227
zöſiſchen Offizier, auf den Buſch fehlagend, auf, den
Commandirenden feines Detachements rufen gu laffen,
und erfubr damit, daß nod) mehr Frangofen im Hinter-
halt ſeien, fertigte daber fogleid einen Unteroffizier ab,
um feine Referver gu inftruiren. Gleich darauf erſchien
ein franzöſiſcher Oberfttieutenant, dem, durch Neugier her⸗
beigezogen, die fammtlidben Offiziere feines Detachements
folgten. Mun pratendirten die Führer beider Parteien,
daß die andre fid) gu ergeben babe, und wabrend die:
ſes Wortwedhfels erſchien aud der Fürſt von Walded,
mit mebrern Generalen, und ließ ſogleich die frangifie
ſchen Offiziere gefangen nehmen. Hard proteftirte, weil
fie auf fein Wort gefommen waren, und bat den Fire
ften, fie wieder gu ihren Qeuten gu laſſen, wo er fie
dann nad) einer balben Stunde wieder als Gefangene
einliefern wolle. Die Generale fanden aber dieſes Ver=
langen febr droflig und der Fürſt machte ihn darauf
aufmerkſam, daß Ddiefe Offiziere ihr Unglück nur der Une
vorfichtigteit, mit der fie fic) von ihren Leuten entfernt
Hatten, zuſchreiben dürften. Gr befabl, einen Dffizier
mit einem Tambour abzuſchicken, um das in Hinterhalt
. gelegte Detacement gue Uebergabe aufgufordern. Dies
geſchah und die ohne Führer gelaffenen Reute ftredten
die Waffen, ſodaß man bei diefer Gelegenheit 300 Mann
mit 11 Offigieren gu Gefangenen machte. — Noch
madte der Graf vor Schluß der Campagne, mit 100
Reitern und 200 Fußſoldaten, einen dreiwöchentlichen
Gontributionsftreifgug durch den frangofifden Hennegau,
und nedte fid) dann nod eine Zeit Lang von feiner Vor ⸗
ſtadt aus mit den Franzoſen, denen er ein Paar Hun:
dert Gefangene mit cinigen Offizieren abgewann.
Mun begannen die Freuden der Winterquartiere, dies
mal vornehmlid) durd die Feſtlichkeiten gu Ehren ber
228 Graf Hard.
Kaiſerwahl begeichnet, und von Fürſt Waldeck, Graf
Kaunig, dem nachmals fo berühmten Fürſten und Staats-
fangler CI, 228 ff.), und den belgiſchen Grofen mit
vieler Munificenz unterhalten. Hard, ber fie mit vielem
Gifer genoB, wurde jedod von Zeit gu Beit durch den
Dienſt davon abberufen. So ſaß er einft am Spiel:
tiſch mit einer ſehr liebenswürdigen Dame, die ihm,
trog feiner tugendgaften Flamme für die Grafin Wacht ⸗
meifter, nidts weniger als gleidgiltig war, als ibm
ber Fürſt ing Ohr raunte, ein franzöſiſches Detachement
von dee Befagung von Ath fei auf einem Contributions-
aug begriffen und bis zwei Meifen von Brüſſel vorge-
Ddrungen. G8 habe in einer gewiffen Abtei Quartier
genommen und Hard möge es fofort auffuden und vere
treiben. Hird bat Jemanden, feine Karten su nehmen,
fammelte feine Qeute, nahm, da cr vergeffen hatte, ſich
fiber die Starke des feindliden Detachements gu unter
tidten, aufs Gerathewohl 200 Fußſoldaten und 100
Dragoner und Huſaren mit und rückte um Mitternacht
aus. Genau gu derfelben Zeit Gatten die Frangofen,
nachdem fie die trofilofen Mince gründlich ausgeplün⸗
dert, die Abtei verlaffen, ohne daß man wußte, wobin
fie gegogett waren. Hard Hef feine Truppen ein Paar
Stunden’ ausruben und den Pferden Butter geben und
zog inzwiſchen Erkundigungen ein, ob man nidt in
den benadbarten Dörſern Gundegebell gehört habe, er⸗
fuhr aber nidjts, So ſchlug er denn den Weg ein, von
dem es ihm art wahrſcheiulichſten war, daß des Feind ign
gewãhlt habe, und ſchickte, ſobald es Tag wurde, rechts
und links Patrouillen aus. Endlich brachte ihm ein
Soldat eine Frau, die dem Feinde als Führerin gedient
hatte und wahrſcheinlich ſchlecht belohnt worden war,
da fie ſich hochlich beciferte, Hard auf die Fährte des
Graf Hird. 229
Feindes gu helfen. Ee erfuhr von ihr, daß der. Feind
nur and Fußvolk beftehe, und eilte nach dem. Ore, wo
die Frau ſich von den Franzoſen getvennt: hatte. Eine
Viertelmeile weiter ſagte ihm ‘ein Randmann, daß das
feindlithe Detachement ſich im dem Dotfe, wo Hard ſich
gerade befand, erfriſcht und dann in das tae Schloß
zurückgezogen habe. Gr erfah auch daraus, daß der
Feind nicht weſentlich ſtarker fein fone, als er ſelbſt
war. Hierauf legte er ſeine Reiter in Hinterhalt bei
dem Dorfe und überraſchte darauf die Feinde, die ſich
jedoch in das alte Schloß begaben, dieſes verrammelten
und zu den Fenſtern herausſchoſſen. Hard umzingelte
dad Schloß, ſtellte einen Offizier wit 50 Mann vor
den Gingang, ließ die Dragoner herbeiforimen. und abe
ſteigen, bie Gufaren aber aufſchauen, ab Verſtärkungen
kämen, und fobderte dann die. Feinde sur Uebergabe auf.
Sie weigerten fic, indem fie hofften, anter dim Schutze
Dev Nacht gu entkommen. Nun lef Hird das Schloß
in Brand fteden, worauf die Franjofen ſich in einen
alten Thurm zurückzogen. Herr v. Gornabé war uns
ferm Grafen am nächſten Morgen mit. 300 Dragonern
gefolgt, hörte den Larm ſeines Ungriffe unt ließ ihm
feine Untunft melden: Hard erwiederte: er mbge feine
Leute ausruhen laffens wolle et aber ſelbſt yu ihm fom:
men,. fo werbe er fic) freuen, ifn zu ſehen. Gornabé
fam und die Freunde beriethen ſich Ger das einzuſchla -
gende Verfahren. Um Mitternacht lleßen fie die Feinde
nodmalé. gut Grgebung auffordern, fanden aber fein
Gehbr. Gegen Tagesandruch war Hard, ermattet durch
Die Strapayen und durch cin Quartanfieber, das ihn
feit laͤnger ais zwei Monaten plagte, im Garten am
Fuße eines Baumes eingeſchlafen. Inzwiſchen hatte
Gornabé, der ſeinen Schlummer nicht ftiren wollte, den
Beinden cine nochmalige Botſchaft mit ber Drohung
zugeſchickt, ex werde einige Gaffer Pulver fommen und
fie mit ihrem Thurme in die Luft fprengen laffen. Da
ihre Hoffnung, unter dem Schutze der Nacht entrinnen
gu fonnen, nicht in Erfüllung gegangen war, entſchloſſen
fie fic) nun, fid) zu ergeben, und Hard hatte bet ſei⸗
nem Erwachen die Freude, fic) die neun gefangenen Of ⸗
figieve, unter denen fic) cin Oberſtlieutenant befand, vore
geftellt gu fehen. Das feindlide Detadhement war 200
Mann ſtark gewefen. Hard hatte bei diefer Expedition
an Getddteten 1 Offizier und 4 Soldaten verloren und
1 Offigier und 14 Soldaten waren verwundet worden.
Kaum nad VGriiffel zurückgekehrt, ward er wieder
gur Befagung von Rivelle entfernt, wohin der Fürſt
einen Major mit 200 Schweizern und unfern Grafen
mit feinem Corps beftimmte. Sn Nivelle war ihm das
Qntereffantefte cin Frauleinftift mit 40 Stifedamen aus
den erſten Familien des Landes, wie auch fonft viele
Standesperfonen, der Woblfeilheit halber, in bem Staͤdt ⸗
hen wohnten. Die Offistere machten der Webtiffin igre
Aufwartung und wurden gu den Mffemblées, die die ⸗
felbe, ebenfo wie die Pröbſtin, wöchentlich gwei mal
gab, eingeladen, wovon fie denn cifrigen Gebrauch mach ·
ten. Seder Offizier attachirte fid) an eine Stifedame
und Hard fand eine briiffeler Bekanntſchaft, cine junge,
reizende und geiſtreiche Dame, die bei Verwandten im
Stife gu Befud war. Er accompagnirte ihren Gee
fang und ließ fid) vom ihr fiber eine andere briiffeler
Dame neden. Zwar leugnete er beharrlich, die Letztere
aus gezeichnet gu haben. Da er aber auf einen Brief,
worin diefe Dame ihn an einen benadbarten Ort
lud, eine militairiſche Expedition dahin veranftaltete, fo
wat er verrathen. Denn diefer Brief war von feiner
\
Graf Hird. 281
niveller Freundin untergeſchoben, wie er in dem Augen ⸗
blicke erfuhr, wo er zu Pferde ſteigen wollte. Er ritt
natürlich mit ſeinen Leuten ruhig fort und machte ſchließ ·
lich feinen Frieden mit der Schönen, die ihn, wie er
felbft fagt, gefeffelt haben wiirde, wenn er nicht ſchon
ſeiner ſchwediſchen Geliedten verpflidtet gewefen ware,
und die fpdter einen franzöſiſchen Offizier geheirathet
bat, welder nachmals den Dienft verließ und fid in
der Gegend von Nivelle anfiedelte.
Von dieſem kleinen Kriege der Galanterie wurde Hard
unerwartet mitten im Minter durch einen Act des wirk:
lichen und grofien Krieges abberufen. Eines Morgens
wedte man ibn mit der Nachricht, daß der Feind herane
tide. Gr warf ſich aufs Pferd, ritt gum Recognofciren
aus und erfannte bald, daß es fich nicht um einen blinden
Laem handele. Die Befagung ſchloß und verrammelte for
fort die Shore und riiftete ſich, ihren Poften kräftig gu vere
theidigen. Bald darauf fab fie ſich von gegen 5000 Mann,
Fußvolk und Reiterei, umfdloffen, die von dem Gene ⸗
rallieutenant Marquis do’ Armentitres befebligt waren.
Auf deſſen Werlangen ward ein Dffizier, für welden
ein franzoͤſiſcher als Geifel in der Stadt blieb, gu ibm
entfendet, der denn bald mit der Erklärung des Genes
ralé, welder ibm die Starke ſeines Corps gezeigt bate,
zurückkam: wenn die Befagung fic) exgdbe, fo wiirden
ihe die giinftigften Bedingungen gewahrt werden; wenn
fie aber Widerftand verſuche, fo würde der Plag er-
ſtürmt werden, und man werde wiffen, weldem Sdhid:
fale alsdann die Befayung und die Einwohnerſchaft
ausgefegt fein wirden. Namentlich möge man bedenten,
wie es den Stiftsdamen gehen wiirde, wenn feine Gree
nabdiere die Stadt erftiirmten. Es ſcheint hiernach faft,
ale hatte dev feindlidhe General etwas von den zärt ⸗
232 Graf Hird.
lichen Verhaltniſſen gewußt, die zwiſchen dicſen Damen
und den Offigieren der Befagung beſtanden. Arotz die ·
fer ihnen vorgehattenen Radfidt aber and unzeachtet
der Platz mur mit einer ſchlechten Mauer umd einem
ausgetrodneten Graben’ verfehen war, dachte die Bee
, fagung dod) feinen Augenblick an Uebergabe. Sie er⸗
wog iberdem, daß der Pag dod) immer eine formliche
Belagerung verlangen wuͤrde und für cine folde nicht
widhtig genug fel. Cine Batterie, die der Seind auf
einer Hoͤhe ervichtete, that fo gue wie keinen Sdaden.
Gin naͤchtlicher Verſuch gue: Sefteigung ward eatdeckt
und glucklich abgetrieben. Gegen Tagesanbruch zeigte
ſich ein Landmann am Fuße der Mauer und gab zu
verſtrhen, daß ev einen wichtigen Brief bringe. Man
Half ihm mittelſt eines Sriles herauf und ex brachte cin
Schreiden eines benachbarten Edeltmanns, worin dieſer
mittheilte: der Marſchall von Sachſen babe Brüſſel mit
ſeiner Armee umzingelt, und cin franzoͤfiſcher Offizier,
der Bel jenem Edtlmanne durchgekommen; überbriuge
dem Marquis PMrmentiives Beſchl, ſeinen Marſch zur
Hauptarmee zu beſchleunigen. Die Befagung war nun
wenigflens dber hed perfonliche Sicherheit beruhigt und
ſah in dev Shot mit: Sagedantrad die Fraugoſen vor
belbefittren - und ben Weg’ nad Brüſſel einſchlagen.
Hard ſchickte / ſeine Dragoner und Hufaven zur Gerfok=
gung nach, die auch einige Nachzugler einbrachten. Dieſe
beſtaͤtigten die Nachticht von. dem Meiſtetzuge des Mar ·
ſchalls von Sachſen, ben: ale Bele -in Verſallles gee
glaubt · hatte und: der febt mitten ‘im Winter 40,000
Mann fo fil und geſchickt vor Briiffel führte, dag die
Alliirten feinen Marſch faſt i) erſt in dem Mugenblide
1) Hard hat das „faſt“ nicht, ſagt aber bald darauf ſelbſt, daß
Graf Sid. 288
erfubren, wo er die mit 17 Vataillonen Gufwolk, einem
Regiment Dragoner und. einem Regiment Huſaren ber
fegte Stadt eingeſchloſſen ape dic Ranfgraben. erüffnet
hatte. Er vedjnete übrigens bei dieſem Unternehmen
auf die Uneinigkeit und Langlamleit der ‘licen und
rechnete richtig,
Fürſt Waldeck, dev. feit. tin Peer Wochen im Haag
wat, elite auf die Nachricht von dem Marſche des Feine
deb nach Britffel, mußte aber in Mechela anhalten, vor
wo er an feine Armee Befehle erließ, ſich ohne Verzug
um ihn gu ſammeln. Auch Nivelle ward nun geciumt
und ſo waren die guten Stiftsdamen der Gefahr ent ·
riſſen, die ihnen ty Rriegégeiten eine Befagung in dop⸗
pelter Begichung, von Freund und Beind, sagiehen fonnte.
Hard vertraute feiner ſchönen Freunhin dew mecthuoleren
Theil feines Habe, den er nicht mit auf: einen van Fein ·
den bedrohten Marſch nehmen wollte, an, -und:fie bat
fic ibm, trotz dex franzoͤſiſchen Auslieferungsgebote, treue
lid) bewahrt und feiner Zeit unvevfebrt zukommen laſſen.
Die Befagung zog fich zunächſt auf Romar zurück, wo
bald darauf das .ghidtah aus Briiffel entkommene Hue
farenvegiment anfangte, wahrend fouft die: Rachrichten
von da keinesweges giinftig lauteten.. Von de: ging 6
nad) Medheln, vom wo Hard. fofort zur Beobachtung
des Feindes gegen Briiffel entfendet wurde. Der Fürſt
hatte. feinen Pan jum Entſatz entworfen -unh rechnete
MIE größter Beſtimmtheit auf deffen: Geliugen. Er -bee
auftragte Hard, dem Tommandanten von Briifiel wiſſen
gu laffen, answeldem Tage der Angriff erfoigen ſoile,
Fire Waldeck im Haag den Anmarſch der Beamon zeitig genug
erfuhr, um hoffen gu fnnen, Briiffel nod vor ihnen gu erreichen,
wenn er aud nur bis Mechein tam.
234 Graf $ix0.
damit er denſelben dard einen Ausfall unterſtütze. Ged
wãhlte zwei Schweizer von feinen Detachements, welche
nichts vow einembder wuften und deren jedem er 100
Ducaten verfprach, wenn ex einen zuſammengerollten
Sette, der in einem Knopf verborgen war, dem Conv
mandanten ven Brüſſel iberbringe. Die Leute ginges
gu den Schweizerregimentern bei der Belagerungsarmee
uͤber, und nad) cinigen Zagem tam ber Eine nach Erfül⸗
Lang {eines Uufteaged glidtich yrrid. Der Plan (lot
aber ſcheiterte, und gwar an dem kläglichen Umſtaud,
daß der Befehlshaber ber 15,000 Sensovetaner auf ci
mal dir Mitwirkung dieſer Truppen verweigerte, da ec
von dem König von England angewieſen fei, dieſe
rmpen / wahrend des Wanters auf das Sorgfaltigite
in Acht zu nehmen, damit He bel Eröffnung des Feld⸗
zuges im beſten Stande ſeien, webhalh er, ohne neue
Befehle, dieſclben mahrend der ſtrengen Jobredjeit. nicht
iné Feld. laffen tonne. Dieſe Anſicht, die die Eroffnung
deb Feldzuges nicht von den Bewegungen des Feindes
fondern von dent Rabender abbinglg machte, war durch
Heine Vorſtellungen zu erſchüttern und verſchuldete ben
Verluſt. ven Brüſſel, der dann durch: die fpdtece Wh-
beruſung jenes Generald: nicht wieder gutzumachen was.
Braf Kaunitz, der von dem Marſchall von Sachſen Pape
befommen hatte:und noth Bien ging, waͤhrend die.in
Brilffd gefangenen Truppen in die fenfen Provingen
Fraubreichs verwielen wurden und erft nach dem Frie⸗
Dew. von da zurütkkamen, sear der Erſte, der das Hatepé-
Geet von. den Umſtänden Der. Gapitudation unterrichtete.
Er hatte waͤhrend der Belagerung an den Marſchall
non Sachſen gefdriebea und ihm cine Capitulation vor-
gefchlagen, war aber mit aller Höflichkeit bedeutet wore
den, daß fic cine derartige Angelegenheit nur zwiſchen
Can] $id. 935
Diſttairs werbandele. Die ritterliche Artigkeit bes Mar ·
fats von Sachſen zeigte fich bei dieſer Belagerung,
wad) deren glücklichem Ausgang er wieder mach Paris
ging, we ihm der ſchweichelhafteſte Gmpfang zu Sheil
ward, auch in folgendent Zuge. Die ganze Equipage des
Bürſten Waldeck war in Griiffel: geblicben, ſodaß der
Sarft in Mecheln ſich die einfachſten Bedürfniſſe erbor⸗
gen mufite. «Dee Maxfihall, den-feine Spione amd vow
dicfem Umſtaude unterrichtet, grigte : diefe Verlegenheit
hed Fiicften dem. .briffder: Commandanten.an, lies fi
sou diefem bie Gautpage des Fütrſten andantworten und
Aberſchiau · dieſelbe bald einem rerbindlichen Schreiben,
nach Mecheln.
Nach feiner bwiſe Lonmandiete Graf Rbwenbabl
GH, 192 ff.) in Briiffel and. ließ. dad giemlich in der
Mitte. ded Weges zwiſchen Brüſſel und Mechelw:gelogene
Bilvonden befegen, wabrend dir alliirte Armee die Au⸗
Funfe ber Verſtärkaugen enwastete, welche. Oefterreidh
nunmehr ſenden fonnte, nachdem 26: ſeinen Frieden wit
Preußen gemacht hatte. Amzwiſchen giug ber. Meine Krieg
fort und für vieſen entwarf. Gard. daw Plan, die fea
Bfiide Beſatzang des ihm aus dan, vovigen Feidzuge
betannten Bilvorden aufzaheben. Iwri Defertenrad fey
fen ign in Renntnif,-.069 Rie Beanzefen wert fianet
Hatten, eine Deffnung in ben Wallen. xepaviren: zu laſſen,
dap die Beſatzung aus 500. Baw beſiche, dah 400 2a.
von. bie, Stadt, 100 mas Schloß bemarhten, weichts
Aegtore nicht · fiighich. aberrumpelt imeiden. time. Furſt
Walder biligte..20n . Plan. cand: gabh-Hiad. nad) ſechs
Gompaynion Gumabieve mit; weiche ſein Freud Gore
nebé deſchligte,/ Mit Arbre hee Nacht ſetzten fie ſich
in Manjfeh,ivonrben beiden Deſerteurs geführt, coven
jedem Hird: 20: Ducater verſprach, wenn fle ihn genau
286 rat Gixd.
oor die erwaͤhnte Deffnung führten, Burd) die fie ſelbſt
enttonymen waren. Sie verdienten ihren Lohn redlich,
und nun ließ Hard zuerſt einen Offizier mit 30 Mann
durch bie Deffnung dringen, denen zunächſt ein Offizier
mit 40 Mann zur Unterſtützung und dann der Reſt des
Fußvolks folgte, wibrend die Reiter die Straße nach
Brüufſel bewachten. So kamen fie in die Stadt, fan⸗
den nur ſchwachen Widerſtand und nahmen Alles, was
ſich von feindlichen Truppen in der Stadt fand, gefan ⸗
gen. Das Schloß aber hielt ſich beſſer und war nicht
gu nehmen. Sie frühſtückten in Vilvorden und mach⸗
ten ſich dann mit ihten Gefangenen wieder auf den
Rückweg, nachdem ihnen dieſe Expedition nur vier
Todte und etwa zwölf Verwundete gekoſtet hatte.
Gs kamen jetzt 10,000 Deſterreicher unter Gene⸗
ral Grün und bald darauf übernahm der Feldmarſchall
Graf Batthyani das Commando der alliirten Armee,
die jedoch noch immer nicht ſtark genug war, fich mit
der franzoͤſiſchen gu meſſen. Batthyani verſchanzte ſich
daher hinter der Feſtung Breda, nachdem er die Citas
delle von Antwerpen mit einer ftarken Befagung ver=
feben Gatte, die jedoch nad) einer dreiwöchentlichen tar
pfern Bertheibigung capituliren mußte. Endlich erſchien
der neue Oberbefehlshaber Pring Karl von Lothringen
mit anderweiten 10000 Mann, woreuf die Armee eine
Stelung suc Dedung Namurs einnahm. Der Mare
ſchall von Sachſen, der inzwiſchen Charleroi und andere
Plage evoberte, madte verfdiedene Bewegungen, welde
die Armee von Namur abgiehen follten, und es fam dar⸗
fiber gu mebrfaden Gefedten. Gines Tages wurde der
General rips, der mit den Hufaren und vier Dragor
netregimentern vor den Rinien der Verbündeten in dem
durch die Schlacht vom 16. Mai 1706 berühmten Dorfe
Graf Hird. 7
Ramillies fag, von dem Feinde ziemlich tebhaft angee
griffen. Die Holkinder bildeten den Haken Flügel ‘der
Atmee und Hard lag gleichfalls vor thren inion. Da
ihm dad Gefecht ernfthaft zu werden ſchien, fo xilte ex
mit feinen Reitern zu Hilfe, wabrend das FupoolF ihm
folgte, ſah von einer kleinen Hohe, daß die Reiter deb
General Srips gu weichen anfirgen und-‘ven den Felst-
den verfolgt wurden; fiel -diefen fo rechtzeltig in die
Blanke, daß fie anhielten, und machte <& daburch dent
General Trips moͤglich, feine Leute wieder zu ſammeln.
Hard aber ethlelt zwei Saͤbelhiebe, die ign vom Pferde
ſtürzten, und ward: géfangen. Die Offiziere der fran⸗
zoͤſiſchen Gendarmerie ließen ihm aufgelfen und boten
ihm ſeht artig jeden nothigen Behſtand am; daiaber: die
Affaire noch fortging, fo beauftragten ſieneinen Gen ⸗
darmen, ihn hinter bie: nien zu führen Der. Gene
darme wollte aber gern Dem Ausgang Deb: GefeHtes ſehen
und gdgerte Daher noch, a8: auf einmul die ftauzbſiſche
Reiterei zurüchgeſprengt fam wad? vow ver odtivten’ vers
folgt ward: Dev Gendarme machte ſich dus dem / Staube,
ſchoß aber vorhet nod) mit det. Pifidie wath Hae, gure
Giück ohne Frege treffen, und Dard mußne wun die
feindllche und freundliche Cavalerle iter ſich Yer ſprengen
laſſen. Endlich erlannte ihn⸗ elt Huſarenoffigiev · und
gad ther. fein Pferd auf dem er zurüuckriet/ war ſich vere
binden / zu laſſem Unterweges no traf ep‘ eintun Dae
goner, dew fein Pferd hatte und: cB ihm fie einige Du
cater: überliaß. Seine Wunden waren nichtgefaͤhrlich;
et konnte nach acht Tagen · wieder: Dienſt hun und wer
nach vier Wechen villig hergeftellty
Am dritten Tage nach dleſer Affaire kamnen einige
dabei gefangene Offigiere auf Parole ans” dem franzbſi ⸗
ſchen Lager zurück, ſprachen bei dem am weiteſten vor-
238: Graf Héxdi
geſchobenen Haͤrd vor und fragtan, ab. bie Armee nicht
aufbreche. Dee Rarſchall von Sachſen babe new bam
Abſchiche gefagt, fie würden bie Armee bet ihrer Riwh
kehr im Marſch finden, und iw der That. fant noch am
Abend der unerwattrte Befeht jum: Aufbrach, woranf
din Lager gwifhen: Luctich und Maſtrichtubezogen ‘ward.
Sogleich lies der Marſchall von Sachſen die Belagee
rung von Namur etoͤffnen, waͤhrend ex: falbft mit einer
Beobachtungsarmer den. Aliketen: gegenũber biich.
Der Heine Krieg begann nun wieder, Die Aulitten
Hatten viel leichte Aruppen und dev:Goneral: Arips, der
fie befebligte und. unter deſſen Commanbonauch Hard
geſtellt war, machte fidy:-immer fo nahe an den Geind,
DAB tägliche Scharmützel unvermeidtich waren. Der
Marſchall von Sachſen hate im Raufe ber Campagne
ein news Infantecieregiment errichtet, bas den Ramen
Royal ‘Create bide und faſt gang aus öflerreichiſchen
Defertenvs beſtand, welche durch franzöfiſche Emiffairs
und hohen Sold zum Uebertritt in Raſſe verleitet wore
Den waren. Dieſes Regiment rückte eines Tages ganz
in die Mahe des Corps, Sei dem ſich Hard befand, und
General Trips befahl dem Legtern, es mit ben 506
Monn Fußvolk, die ex bei fich hatte, angugreifen. Er
that e& anit folder rbbaftighelt, daft bie frangbfifden
Kroaten nach einigen Schuͤſſen die Flucht ergriffen. Nun
warf ſich General Trips mit einem Regiment Huſaren
auf fies fie geriethen in einen Hohlweg zwiſchen der In⸗
fanterie und den Huſaren; dte Letztern ſtürzten fich wile
thend auf fie; ben Ucberidufern4) ward fein Pardon ges
1) Gb war vielleicht nicht blos died; and die beutigen Unger
betradten 3. B. dle preußiſchen Hufaren mit befonderer Wuth, weil
fie fic Fir Balfgungen ihrer Rationalitét halter.
Graf Hird. 28
geben, und in weniger als einer Viertelſtunde warden
fie Ue, Offiziere wie Soldaten, ohne Erbarmen wieder:
gemegelt, ſodaß der Hohlweg nur sod Leiden enthielt!
Die Sieger gogen fich nach diefer Schlaͤchterei, welche
Hird drei Offigiere und von den Selbaten an Getddte-
ten und Verwundeten 80 Mann koſtete, wieder in ihr
Lager, waährend eine Maffe framöfiſcher Offisiere Gerbei-
eilte, die ſchauerliche Stätte gu beſichtigen. Bald dare
auf fom Hrd wieder auf ben linken Fhiget and unter
den Befehl des Srafen GHherhasy +) zu fiehen, dev mit
zwei Hufareneegimentern dorthin gefGidt worden war
und mit dem fich Hard unr fo deffer vertrug, als Beide
das Bergnügen lirbten. Sie engagirten cine Truppe
franzöſiſcher Romddienten und ricteten cine Scheune
gum Theater cin. Graf Eſterhazy beſaß eimige pracht ·
vole himmelblaue, goſdbordirte Garmmetheden , die, wie
Hard vermuthet, vow jener Plünderung des preußiſchen
Lagers bei Soor ſtammten, über welcher die Schlacht
verloren ging 2), und die nun zur Verzierung der ou:
liffen vermendet wurden. Mibitairmafif bildete das Ore
Gefter und Zuſchauer fawden ſich aus der ganzen Armee.
Selbſt die Fürſtin von Walbed, die ihren Semahl auf
dieſem Feldzug begleitet hatte, wolmte defen Sdyaue
ſtellungen mit andern Damen bei. Frlh ſchtug man
fich und Abends vergaß man Mühen und Befabren beim
1) G8 war died Nikolaus Joſeph, geb. 18. Dec. 1714, fuce.
18, Marg 1762 feinem Bruder Paul Xnton (ged. 2. April’ 1711)
als Firft, %. #. wir. Geheimerath, Generalfeldmarfiyall 2c., verm.
4. Miz 1737 mit Maria Glfedeth Gréfiu v. Weißenwolf, errich⸗
tete Me Mufitfdule gu Cifenftadt, + 1790. Gr war der Urgroßva⸗
ter des gegenmdrtigen Furften.
2) Diefe Plünderung erfolgte durch das Radaſtiſche Corps, bei
‘dem ſich damals and Eſterhazy befand.
240 Graf Hird.
Shaufpiel. Doch follte’ dee leichtſinnige Geift, der dem
gu Grunde lag und dadurch genährt ward, nidt ohne
Die nachtheilige Folge bleiben, mancherlei Unbefonnen:
beiten hervorgurufen.
So traf es ſich cined Tages, daß Graf Efterhagy-
und Hard gu Pferde ftiegen, um gu fehen, was etwa
vorgebe, nachdem der Feind fie, wider feine Gewohn⸗
beit, einige Tage in Rube gelaffen. Bei der Haupt-
wade, die mit einem Rittmeifter und 100 Hufaren bee
fet war, angelangt, fam ihnen dev Ginfall, einen An-
Griff auf die des Feindes gu machen. Der junge Offi-
zier, ein Ungar aus einer der beften Familien des Lan=
des, ungemein liebenswiirdig, voller Muth, aber ebenfo
unbefonnen, wie die beiden Herren, vertrieb fofort die
vorgeſchobenen Poften des Feindes, gerieth aber gum
Unglück auf Snfanterie, vor der die Ungreifer rafd gu:
rückweichen muften, und verlor dabei durch cinen Schuß
in den Kopf dad eben. Bei ihrer Rückkehr wurden
die Herren von den Generalen ſtark ermahnt, fid auf
eine andere Weiſe gu amufiren, und ſchwerer, als der
woblverdiente Verweis, laftete nod nach langen Jahren
die Erinnerung an das Opfer dieſer Unbeſonnenheit auf
dem Herzen unſers Grafen.
Gegen Schluß der Campagne mußte ſich Hard wie ⸗
der vom Grafen Eſterhazy trennen, deſſen Umgang er
ſehr ungern verlor, da er liebenswürdig, ſtets guter
Laune, ein warmer Freund und hochſinnigen Weſens
war und das Geld nicht anſah. Wie die Zeit heran⸗
rückte, wo es in die Winterquartiere gehen follte, vers
fielen die Deſterreicher, welde moͤglichſt viet. aué den
Quartieren gu ziehen liebten und diefe deshalb immer
auszudehnen ſuchten, in ihre alte Gewohnheit. Sie
wollten Stadt und Gebiet von Lüttich fiir ihre Winter-
Graf Hird. 241
quartiere und vertaufthten deshalb ihe vortheilhaftes La⸗
gee mit einem andern, defen linker Flügel fid) auf die
Stadt Lüttich ftiigte, in deren Vorſtadt Hard gu lier
gen fam. Sobald der Marſchall von Sachſen diefe Wen⸗
bung erfah, zog er das Corps, dad ingwifdhen Namur
belagest und eingenommen hatte, an fid, griff die Allür⸗
ten an und fdlug fie bei Raucour (11. Oet. 1746). Aus
biefer Schlacht erzählt Hard folgende Züge. Gr felbft
war geitig von der feindlidjen Infanterie gum Zurück⸗
weidjen gendthigt worden und hatte fic) nun art die
Blanke der Linie angeſchloſſen, wo ex mit Bewunderung
fah, mit welder Unerſchrockenheit und Rube die hollän⸗
diſchen Gardereiter die furdthare Ranonade des Feindes
aushielten. Gr hatte in diefer Sruppe cinen vertrauten
Freund, welder Oberftlieutenant und Schwadronchef
war und den ex bei Fontenay genedt hatte, weil er fic
vor einer vorbeifaufenden Kanonenkugel unwillkürlich
biidte. Als Hard jegt an ihm voriiberritt, rief der Hole
Lander ibm gu: „Heute, mein Freund, werden Sie fehen,
daß die Kugeln mid) nicht gum Bien des Kopfes brine
gen werden.” Raum war Hard einige Schritte vorbei,
als ex fid) nodmalé rufen hoͤrte. Er kehrte zurück und
Die Offiziere geigten ihm feinen Freund, auf dem Boden
audgeftredt, wie ifm foeben cine Kanonenfugel den Kopf
abgeriffen hatte. — Als Fürſt Waldek von dem Pringen
Karl von Lothringen, ſtatt dex erbetenen Unterftigung,
den Befehl gum Rückzug erhalten hatte, ſchickte er Hard
gu dem General, der die feds bairiſchen Bataillone com>
mandirte, die im Solde der Republif ftanden, und der
die Nachhut bilden follte, an die fic Hard mit feinem
Corps anſchließen follte. Als Hard gu dem Poften der
Baiern fam, fand ex ihren General verſchwunden und
hatte ſich daber an die Untercommandanten zu wenden,
VIL. 1
242 Graf Hird.
die den Befehl aug mit Muth und Unerſchrockenheit
vollzogen. Wm nadhften Tage erbielt der Fuͤrſt einen
aus Lüttich datirten Brief jenes bairiſchen Generals,
worin dieſer ihm ſchrieb: „Da der Feind uns dergeſtalt
überlegen wer, daß es uns unmoͤglich wer, ihm laͤngern
Widerſtand gu leiſten, habe id) geglaubt, an die Sider
beit meiner Perfor denken gu müſſen. Ih habe mid
Daher verfleidbet und bin nach Lüttich gegangen, wo ich
Die Ehre habe, dte Befehle Ew. Durchlaucht gu erware
ten.” Gr hatte feine Uniform umgewendet, wie man
ſpäter esfubr, wurde iibrigens von bem Kurfürſten, der
ihn bis dabin ſehr begünſtigt hatte, in Folge jenes Vor ⸗
ganged zuruckberufen. :
Die Armee, deren Rückzug Fürſt Walded mit großem
Geſchicke leitete, ‘ging auf Maſtricht, wo die Maas paffirt
ward, und die litticer Quartiere, die den Deſterreichern
fo am Herzen gelegen, wurden nun von den Frauzoſen
ingenommen, wabrend die WHiirten die ihrigen hinter
der Maas nahmen und fie bis Aachen ausdehnten, wo
das Hauptquartier war. Der Marſchall von Sadfen
ging nach Paris, Pring Rael und Batthyani nad Wien,
Fürſt Waldek in den Haag, wo aud Hard den Winter
febr angenchm verbradte. Gr wohnte und af bet dem
Fürſten, den er aud auf. cinem Ausflug nad Ausfters
Dam begleitete. Hier trafen fie unter Andern J. J.
Rouffeau und fanden ihn damals ſehr umgdnglid) und
unterhaltend, jederzeit beiter, gefallig und nachgiebig. Er
ſtellte fic ihnen nur alé der unterridtete und begabte
Mann dar, nicht als der Mifanthrop und bizarre Sonder ⸗
Ting, al welchen ex fic) in ſpäterer Zeit fo Bielen geigte. *)
1) UL A. aud dem Grafen Girg, als diefer, damals Fuͤhrer des
jungen Herzogs Sarl Auguft von Beimar, mit dem Hergoge nad
Paris tam und Rouffeau befuden wollte. Sr lie ſich guecft dard
Grof: Hard. 243
Rady dem: Haug. zurüclgekehrt, fanden fie dew Gere
zog vets SumBeriuad:, hee nech feinen Siegen -dber
den APrdtendenten: gekommen far, den Oberbeſehl in
ben Ridectanden: von nenem zu bernehmen. Saf
Rath: ded Girton shat: Habs dei den Senerotfiaaten
aw, Daß fierays: fein · Freitompagnirn ein: Regiment
Silden; Bornehé zu deſſen Chef, Hard: zum Dberſtlieute ⸗
want ernennen “und die übrigen Offiziere in demſelben
Werbaltmiffe befordern möchten. Die Generalſtaaten hiel ·
ten es jedoch damals nicht für noͤthig, die Sahl ihrer
NRegimenter zu vermehren, boten aber dem Grafen Hard,
der ner Hauptmamnsrang hatte, fogleich den Grad eines
Oberſten der Armee an. Er erklärte aber, daß er ware
ten wolle, bis man fite gut finden werde, cine Belohnung
zu gewãhren, walde auch die braven Offiziere theitten,
die ihn Gei jeder Gelegenheit ſo gut unterftigt batten.
Darauf ging er in-feine Garnifon, und nun bemühte
ſich Girft Walded fo warm und thatig fiir fein Geſuch,
daß die Hochmögenden ſchließlich Alles bewilligten, was
denn zine :gdnglich unerwartete freudigſte Ueberraſchung
fuͤr· Hard ward. Der neue Oberſt Cornabé blieb bei
bem Fürſten als Generaladiutant; Hard befehligte das
Nene Regiment als Oberſtlieutenant und alle Sffiziere
fliegen unt einew Bend.
Bn itis, we Hixd in diefer Beit cin Paar Tage
einen Bedienten anmelden und erhielt die Antwort: Rouſſeau fet Frank
und nehme eine Befude an. Dex Graf ging felbft hin und Mopfte
an die Thuͤra. Rad wiederholtam Klopfen erſcheiat Nouffean felbft,
im Sdlafrode und dle Thüre halb offen haltend, und fragt den Grafen
in briigtem Sone: ,,Wer find Sie und was wollen Sie?” Gig
nennt fig und bittet um Grlaubnif, den jungen Herzog von Weimar,
deffen Erziehung ihm anvertraut fel, gu ihm fabren gu durfen. ,,Seine
Grziehung iſt Ihnen anvertraut? Delto fdlimmer flr Ste, mein
Here’, erwidert Rouffean und ſchließt bie Share.
11*
244 Graf Hard.
zubrachte, lernte ex einen Abbé Fennen, einen Mant von
30 —32 Sabren, deffen Unterhaltung ihr Angenehmes
hatte, da er viel gereift war. Hard war aber nicht wee
nig uͤberraſcht, als diefer ihn eines Pages bat, fhm ei⸗
nen militäriſchen Grad bet feinen Truppen gu geben, da
tr den Fleinen Kragen fatt habe. Gon friihefter Kind ⸗
heit an habe ex cine unbefiegbare Neigung zum Militaire
fland gehabt, fei nur wider Willen und aus Sehorfam
gegen feine Meltern in den geiftliden Stand getreten; fei
ober jetzt unabhängig und im Stande, nad Neigung
und Geſchmack gu leben, und bitte daher dringend um
einen Grab, am fiebften bei der Cavalerir. Hard madte
in in der That zum überzähligen Offizier bei den Drae
gonern und verfprac ihm das Einruͤcken bei naͤchſter
Erledigung. Der Whbé nahm ſich allerdings in dev
Uniform ohne Vergleich beffer aus, als in feiner frühern
Tract, und bewies nachmals ungewdhnlide Bravour und
Unerſchrockenheit.
Bald darauf erhielt Hard Befehl, zu dem Prinzen
von Sachſen · Hildburghauſen) gu ſtoßen, dev ein zur
Beobachtung des Feindes beſtimmtes Corps commandirte,
und zunãchſt einem franzöſiſchen Corps gegenüber ftand,
das die Gegend von Antwerpen beſetzt hatte, eigentlich
aber nur beſtimmt war, den Marſch eines andern Corps
zu decken, das uͤber die Schelde ging, in das holländiſche
Flandern eindrang und die dortigen feſten Plage in kurzer
1) Gs war dies Pring Ludwig Friedrich, geb. 11. Sept. 1710,
Sohn des Herzogs Ernft Friedrig T uad der Grdfin Sophie Alber⸗
tine v. Erbad, erft k. k. und kurbaierſcher Generalfeldzeugmeiſter,
fpdter hollaͤndiſcher General der Infanterle und Gouverneur von
Rimwegen, + 10. Juni 1759. Er vermabite fih am 4. Mat 1749
mit Ghriftine Luiſe (geb. 27. Rov. 1713, + 5. Mai 1778), Todter
des Herzogs Joachim Friedrich von Holfteins Plin und Witwe des
Grafen Ludwig Friedrich von Hohenlohes Weidersheim.
Graf Hard. 245
Beit cinnabm. Frankreich hatte bis dabin das Gebiet der
Republif gefdont, in ter Hoffnung, fie dadurd von
dex Allianz abzuziehen. Da es fic) aber in diefer Er⸗
wartung getdufdt fand, ſchlug 8, ftatt zufrieden gu fein,
daß die Republié der Allianz blos ihre vertragsmäßige
Hilfe leiftete, keineswegs aber den Krieg mit ganger
Kraft betrieb, den entgegengefegten Weg ein?) und red
nete nun darauf, daß die Republif fic gu Menderung
ihrer Politik genöthigt fehen werde. Dod) auch diefer
Beg verfeblte fein Ziel und hatte vielmehr die Folge
daß die Republik, wie allemal, wenn fie in duferer Bee
drangniß war, fic) unter die monarchiſche Fahne der
Dranien flüchtete. Auf die erfte Nachricht von dent
Eindringen der Franzoſen pflanzte die Proving Seeland2)
das oranifde Banner auf und proclamirte den Pringen
von Oranien®), der fic) bis dabin ſehr rubig in feiner
1) Die Anckdotengefhidte erzaͤhlt: In Berfailles habe man den
hollandiſchen Gefandten gu irgend einem Ausbrud des Aergers und
Det Ungeduld treiben wollen, um died gum Borwand einer firmliden
Keiegderfldrung nehmen gu koͤnnen. Das holldndifhe Phlegma des
Gefandten habe allen Vexationen getrogt, bis an der Tafel deb Koö—
nigs beim Deffert ein holldndifder Rafe erſchlenen fei und der Konig
ſich mit den Worten gu dem Gefandten gemendet habe: ,, Monsieur
Tambassadeur, voila du fruit de votre pays. Da fet der Gefandte
aufgeftanden, abe fid) verbeugt und den Saal verlaffen, worauf der
Krieg erklaͤrt worden fet.
2) Die Volksbemegung ging von Ter Beer aus. Ueberall waren
es die Staͤnde, die man ,,das eigentlide Volk“ nennt, welche ſich fir
den Pringen erklaͤrten.
3) Wilhelm Karl Heinrly Frifo, ged. 1. Sept. 1711, Sohn
Johann Wilhelm Frifo’s Fürſten von Raffaus Dies und Oranien
und Grbftatthalters bon griesland (geb. 4. Auguft 1687, ertrant
14, Juli 1711) und der Marie Luife von HeffensRaffel (ged. 7. Febr.
1688, verm. 26, April 1709, + 9. April 1765), Eroftatthatter in
Friedland, gemdhlter Statthalter feit 1718 in Grdningen, felt 1722
in Geldern, vermdhlt 25. Marz 1734 mit Anna, Todter Kinig
Georg’s I. (geb, 2. Rov. 1709, + 12 Man. 1759), ftard am
22. Det. 1751.
6 . Graf’ Hirt:
Reſidenz gehalten hatte; ake Statthalter,. Generoitapitain
und Genevaladmiral. Hollartd folgte Dem Weiſpiel und
ebenfo ſchloſſenſich alle andirn .an, ſodaß in weniger
ald acht Tagen die Umwandlung vollgogen ‘war, worauf
thm in Jahresfriſt von den Voreinigten Provinzen die
Erbſtatthalterſchaft dbertragen und bad Erbrecht aud auf
die weibliche Linie ausgedehnt ward. Der Pring von Dra ·
nien eilte nach Amſterdam und dem Haag: und evgriff die
Rigel der Regierung, fand aber freilich die Dinge in fo
Able Baftande, daß es nicht leicht war, dem adgubelfert,
wat gwar verftindig und rechtſchaffen, aber dod ber
Marin nicht, die. Mugabe feiner grofien Vorgäuger zu
loͤſen, and fand aud in bem Staate nicht mehr die Kräfte
und den Gelft, die gu ihrer Zeit noch vorhanden und
nur gu weden gewefen waren. Zuletzt konnte Riemand
gegen die Thatſache auffommen, daß die Vereinigten Rie⸗
derlande, welche ihre frilhere Machtſtellung der Schwäche
ber grofien Reiche verdankt Hatten, unausweichlich von
fener Stellung guriidtreten mußten, wie jene größern
Reiche mit gunehmender Kraft in die Wettbahn eine
teaten. Es wirft aber auc) im Innern nad, wenn
Gnfere Vortheile, deren ein Staat ſich cine Seit tang er⸗
freut bat, ſchwinden.
Wie der Herzog von Sumberland, dee überdem der
Schwager bes Pringen von Oranien war, fo fchidte aud
Fürſt Waldek einen Adjutanten zur Beglückwünſchung
des Pringen ab. Der Adiutant theilte nach der Rid:
kehr Hard im Vertrauen mit, daß ihm die Geſinnung
‘des Statthalters im Betreff de6 Fürſten ſehr kalt habe
ſcheinen wollen. Allerdings war Fürſt Waldeck durd
die Partei der erbitterten Gegner der Oranien an die
Spitze des Heeres geſteltt worden. Die oberſte Leitung
der militairiſchen Angelegenheiten in den Niederlanden
Graf Hied. 247
hatte übrigens lediglich der Herzog von Cumberland, der
denn gunddft unthatig gufah, wie die Frangofen einen
holländiſchen Plag nach dem andern nabmen. Dieſe
Plage. wurden von ihren Commandanten allerdings ſehr
ſchlecht vertheidigt, wofür aud) fpater mehre diefer Com:
manbdanten ihre verdiente Strafe erhielten. Der Herzog
nahm on, daf dev Feind, nach Bemeifterung des hol:
lãndiſchen Flanderns, ſich gegen die Maas und Maſtricht
wenden werde, and fudte dem zuvorzukemmen und
Maſtricht yu deen, Gin Corps ven 10,990. Mann,
unter Pring Hildourghaufen, blich zurück, wm die.Gren
gen Der Republik zu beſchützen. Bice Meifen von Make
richt liegt das berühmte Lager von Lawfeld. Hatte dee
Marſchall von Sachſen einen Fehler gemacht, indem er
fich nicht beeilt hatte, ſich dieſe wichtige Poſition gu
ſichern, ſo machte er dieſen Fehler mit Glanz wieder gut,
wobei ihm allerdings auch die Schwerfälligkeit ſeiner
Gegner zu ſtatten kam. Bei der Recognoſcirung, mit
welder Hard beauftragt ward, fand er nur ein franuzö -
fifches Corps von 15—20,000 Mann, unter Graf St.»
Germain, gur Stelle, und Fürſt Walded ſchlug einen
fofortigen Angriff vor. Batthyani aber rieth mit Gr
folg ein Verſchieben des Kampfes auf den nadhften Zag,
da die Sruppen ermiidet feien und bas ſchwere Geſchütz
nod) nicht eingetroffen. Wabrend der Nacht traf nun
wohl dieſes Geſchütz cin und ſchliefen die alliirten Trup⸗
pen aus, hatten aber dafür am Morgen die ganze fran⸗
zöſiſche Armee vor ſich, die ſich mit Tagesanbruch in
SAHlachtordnung ſtellte. Doch verging dieſer Zag unter
einigen Ranonaden. Wm folgenden aber, den 2. Juli
1747, griffen die Frangofen mit ihrem rechten Flügel
an: Die Schlacht bei Lawfeld war wefentlid) em Reiter:
gefecht und Hard, der fidh im Centrum befand, fah mit
248 Graf Hird.
militairiſchem Sntereffe 200 Schwadronen ſich kraftvoll ane
greifen und zurückwerfen. Der Kampf wogte lange Zeit
unentſchieden, bis der engliſche General Ligonier ), der
die Reiterei der Allüirten befehligte, in die Hande ded
Feindes fiel, worauf ſich in den Reihen ber Allirten
Verwirrung verbreitete und wenigſtens ihe linker. Flügel
fic) gegen Maſtricht zurückzog, worauf der rechte und
dad Centrum gang rubig folgten und ihre Stellung hinter
diefer Feſtung nahmen. Hard ruft bei diefer Gelegene
Heit ans: ,, Wit wurden geſchlagen, whe gewöhnlich, und
ich fühlte damals mehr als fe, whe unangenehm es iſt,
in einer alftirten Armee gu diene, wo ſich Seder dad
Recht, gu befehlen, anmaßt?), und welche Vortheile uber
cine folde Armee ein Heer voraushat, das nur einen
cingigen Feldherrn an feiner Spige hat, deffen Willen
nichts entgegentritt, deſſen Uutoritat fein Gegengewicht
kennt.“
Die Franzofen ſtellten ſich nun, als wollten ſie
Waſtricht belagern; fie wollten aber damit ‘nur einen
andern Plan verdeden, der gegen Bergenopzoom gerich ⸗
tet war. Hard mit feinem Corps ftand allein an der
Maas, Hinter welder die alliirte Armee lagerte, hatte
die St.» Petersvorftadt befegt und ein detachirtes Fort
4) Sohn Ligonier, Carl of Ligonier, ein Aclénder von geringer
Hertunft,, diente im ſpaniſchen Erbfolgetriege von unten auf, mard
1735 ®Wrigadier, 1739 Genecalmejor, 1743 Generalltentenant, 1747
General, 1750 Gouverneur von Ierfey, 1751 Gencratfeldgeugmeifter,
1752 Gouverneur von Portsmouth, 1757 Felbmarfdall und irifder
Viscount Ligonier von Ennerstilien, 1759 Grofmeifter der Artillerie,
1766 in Rul und als Garl britiſcher Peer, ſtarb im April 1770
im 92. Jahre. Sein natirlider Sohn, Oberft Edward L., erbte die
Ritel und Wuͤrden.
2) Oder, midten wir hingufegen, Reiner den Muth, gu befeblen,
auforingt.
Graf Hard. 249 |
gu deden, das die Stadt- beherefehta | Er warh nod
burd 6 Grenabiercompagnien | ver} itt, und⸗ ward. faft
tãglich vom Feinde angegẽlſten darauf die Generale
der MUfivten erfuhren haß Edmendabt (Il, 108). mit
20 Bataillonen und einiger Reiterei von, her. franzöß ⸗
ſchen — detachirt worden fei und die. Straße
nad Antwerpen eingeſchlagen Habe, wurde, Haͤrd⸗ durch
den Ptinzen von He en mit 6000 Mann erfegt-und mit
500 Hufaren, ehenſoviel Drogonern und feiner, leichten
Infanterie gur Beobachtung Owendahl's entſendet, dex
fitch mit Gontates 2) vereinigte und die Belagerung von
Bergenopzoom begann, einer der. feartften Feſtungen der
Niederlande, welder die Mafferverbindung nicht. abge-
ſchnitten werden. forinte- und mit deren Vertheidigung
ber Pring von Dranien den S6jahrigen. General.v. Cron⸗
ſtein } beauftragt hatte, unter welchem nicht blog. die
Befagungstruppen, ſondern alle Corps der Wliirten gwi-
ſchen der Schelde und Maas flanden. Fürſt Waldech,
durd Hard Ger den Plan ber Frangofen unterrichtet,
eilte mit allen GoWandifden Sruppen gum Cutfag. unp
wollte Liwendahl unmittelbar angreifen. Da er. aber,
nachdem er bie Maas. überſchritten, unter den: Befehlen
Cronſtein's ftehen follte, welder unter ihm gedient hatte,
und ba er diefe Mafregel als cine perfdntiche Kränkung
esi Louis Georges Erasme, Marquis de Gontadcs, ged. 1704 at
Galop Montgeosfeot in Anjou, 1724 Lieutenant, 1134 Oberkt,
tl — in Itallen ded Siytof Goforno gegen 14,000 Mean 1 be
jer Gouverneur von Beaufort, ging 1737 als Brigadier nach Gore
fen 1739 Maredhel de Gamp, 1741 in Weftfaten, 1743 am Reta,
1144 in dew Riederlanden, 1745 Genewallteutenant, 1757 in Heffen,
1758 Warſchali, 1759 Bei Minden gefdlagen und guriidberufen,
1763 —83 Gouverneur des Eifaß, + 1705 gu Livry bei Paris.
2) Sfaat Baron v. Gronftein, geb. 1661 in fine erſt in
franishioen, feit 1693 in holldndifden Dienften, +
11*
. 20 Grol $ix0.
aufzufaſſen Grumd hatte, fo machte ex dem Pringen Bor:
ſtellungen, erhielt aber cimen ziemlich directen Berweis,
daß er nicht lieber bei der Armee geblieben wire und
bie Entſatztruppen allein hatte ziehen laſſen, yar Antwort,
und fand ſich dadurch fo verletzt, daß ex ſofort ſein Com⸗
mando niederlegte (28. Jun 1747). Er hatte ſeinen
Eutſchluß, felbſt gum Entſatz gu elfen, dem Pringen in
zwei Schreiben angezeigt, auf die er keine Antwort ere
halten. In Ser Armee wurde fein Abgang ſehr bedauert
und von Riemand mehr, als von Hard.
Wehrend die alliirten Druppen burd General Schwar ·
zenberg, der die von dem Fürſten herbeigeführten Trud ⸗
pen befehligte, und ſpäter nod) einmal durch Batthyani
verſtãrkt wurden, ſendete aud) der Marſchall von Sachſen
Truppen anf Truppen gu dem Belageruugsheere, ſodaß
zuletzt der größte Theil beider Armeen ſich vor Bergen:
opzoom befand. Wabrend aber die Allürten in großer
Unthaͤtigkeit verharrten 1), betrieben die Franzoſen igre
Aufgabe mit Eiſer und Kraft und nahmen endlich die
Seftung (16. Sept.), ungeachtet fie offene Verbindung
mit Dem Lande und cine Armee von 40,000 Mann zur
Seite hatte. Dee greife Cronftein wurde nachmals vor
ein Kriegsgericht geftellt; aber freigeſprochen. Sethteres
* mit Rede: ev hatte fich nidt gu bem Poſten gedringt,
fondern diefer war ihm aufgedrängt worden, und in fo
hohem Alter, wie das feine war, ift die Faͤhigkeit gu
wichtigen militairiſchen Dperationen jedenfalls eine ſehr
große Seltenheit. Hatte er nicht die noͤthige Energie
i) Bei dem eingigen ernſtern Verſuthe gegen die Linien des Fein=
deb, der in drei Colonnen gemacht ward, vow denew Hard die eine
befebligte, hatte Hird fid ſchon an feinem Angriffepuntte feftgelest,
ecbielt aber, ftatt der erbetenen Unterftiigung, den Befehl gum Ride
‘ange.
Srof Sixd. 251
entwickelt, for theifte: er :dtefen Verwurf sit den audern
Befehlshabern. Urbwigené gelang es ihm, ſich .mit. der
Beſatzung u menen- und in den Riven er Auiieten
ſchiagen.
Ruf die —RX on: eon Batte. ber Beng tem
der Pring vow Dranien in das Lager, mm. den: Muth
der Soldaten wieder gu beleben, hielt Revue raid: hre ·
clamirte SBefirderunges. Haͤrd wurde Oberſt ued belaw
fo: ſchmeichtlhafte Meuferungen: wan: Seiten des Minzen
gu vernehmen, daß er in ſeinen -Caafebieife, ſich mit
Schlußs der Campagne zurũczugehen, irre med.. Der
Pring wies ibn vielmehr am, mash Beendigung des died
pope Wore au ihm in den Haag zu konmen.
bis dahia lamen Hard. aww gel Begeg:
eon ven: * igen Intereſſe ver Einmal ward cin fran
zoͤſiſcher Eoutier, er fir Lowendahl's Gorps beftinunt
wor, aufgefaugen und man fand bei ibm. cin großes
Selleifen: mit Briefen, wit deren Durdfidt, beper meu
fie an ihre Beſtiummg gelongen. Hef, cine Wnanhl
Offigiere beauftragt ward. . Hird mer. aud dabei and
amuſirte ſich hochlich on: der Maſſe von. Damenhänden
an bie Dffiriers gerichteter Sriefe, woraus der bei wei:
fear größte Theil des Padetes beſtand. — Das andere
Abenteuer wor folgendes. Gin junger Frauzoſe hatte ſich
zum Eintritt in die alliirte Armee genreldet, da er durch
Unglfids fale gentthigt worden fei, den frangofifihen Dienſt
aufzugeben. Man ſchickte ihn gu Hard und er bewies bei
allen Gelegenheiten vielen Muth, wahrend fonft ſeine
ſittliche Aufführung und fein Benehmen nichts weniger
als lobenswerth waren. Er begleitete Haͤrd öfters auf
Recognoſeirungen und faßte da einen Plan, gu deſſen
Ausfuͤhrung er ſich von Haͤrd 40 Freiwillige, Reiter und
Fußgãnger, erbat. Gin feindlicher General war in die
252 Gref Hird.
Gegend zwiſchen Bergenopyoom und Antwerpen detadirt
worden, um die Berdindung gu unterhalten und die Zu⸗
fubren gu dechen, und fag in einem ander grofen Heer ·
ſtraße zwifchen beiben Stadten befinbliden Dorfe, dab
auf dev cinen Geite überſchwennnt war, weshalb die
Wathen alle anf der andern ſtanden. In einer dunkeln
Nahe drang fener Feangofe mit: drei ober vier Freiwil-
figen durch das überſchweunmie Serrain, . gelangte heim⸗
lich in Bas Dorf, kam an dad Qucaeti¢e des Genevalé,
ſtieß die Schildwache wieder, ging gang allein in die
SHlaffammee des Generals, wedte. ihn und hidt ihm
ben Dole an die Keble, indem ex ihm den Tod. drobte,
wenn et fich cinfallen ließe, das geringſte Geriufe gu
machen, und ibm befabl, ſich ſchleunigſt anzuziehen und
ibm gu folgen. Dem armen General Meh niches übrig,
alé au gehorchen und an der Seite ſeines Führers abgue
ziehen. Sie gingen durd) alle Wachen, anf deren Anruf
der General allemal antmerten mußte: Franzos und Genes
ral, der die Poſten viſitirt“, worauf man ſie überall gehen
fief. Sobald fie aus dem Dorfe heraus woven, gab dee
Franzoſe cin Signal, wosauf zwei Huſaren cin paar
Pferde brachten, die fie beftiegen und sit Tagebanbruch
in dem kLager der Alllirten anlangten. Der gefangene
General. beflagte ſich aber bitter, daß fein Feind ſich
aud nod) die Beit genommen, fein Bimmer gu plindern,
und ibm fein Geld, ſeine Pretioſen und feine Wäſche
entfiigrt habe. Dem Letztern brachte diefer Soup cin
Hauptmannépatent und die Erlaubniß ein, fiir den näch ⸗
ften Feldzug cine Freicompagnie gu errichten. Indeß war
fein Glück nicht von longer Dauer; er beging in dev
Folge foviel Freibeutercien und Grauſamkeiten, daß er
ſchließlich, nad Kriegsrecht, lebendig gerddert und feine
Truppe aufgelsft worden iſt.
Graf $ird. 253
Hard, dev fidy auch in dem kleinen Kriege hervorthat,
aber denfelben nicht als Rauber umd Miorder, fondern
als Soldat von Ehre führte, erhielt fein Winterquartier
in Herzogenbuſch, das für cine der beſten Garniſonen
des Freiſtaates gait, verfügte ſich aber bald, nach Befehl,
zu dem Prinzen von Dranien in ben Hang. Gr wurde
duBerft gnädig empfangen und der Pring ſchlug ihm vor,
nad Schweden gu gehen und dort vier Regimenter fiir
Den Dienf der Republik gu weeben, auch ein Hundert
ſchwediſche Offiziere gu emgagiren, die tw die verſchiedenen
andern Sruppencorps im Dienſte ber Staaten. eingeretht
werden follten. Dixfer Vorſchlag war ihm um fo an:
genehmer, als ex ihm Gelegenheit gab, femme Familie und
feine Geltebte wiederzuſehen, and et ſich davon verſprach,
daß er etwas Geld -in fein avmes Vaterland bringen
werde. Gr beeilte daher, mit Vollmachten und Credit.
briefen audgerdftet, feine Abreiſe, verweilte unterwegs
ein paar Tage bei feinem Wohlthaͤter und Feeund,. dem
Furſten von Walded, und ging dann Aber Hamburg
nad Stralfund, wo er ſich einſchiffte. Muf der Ueber>
fabrt ward das Packetboot durd) einen furdtbaren Sturm
auf eine Sandbank geworfen und er verbradte cine Nacht
in der ſchrecklichſten Lage, ſtets zwiſchen eben und Zod
fdwebend. Am Morgen ſchickte ihm ber Poftmeifter
von Stralfund ein anderes Pacetboot und er fegte feine
Ucherfabrt durch dad Sis und in fteter Lebensgefahr fort,
ftieg gu Iſtadt ans Rand und ging von da nad) Stock ·
Holm, nachdem ex unterwegs die Freude des Wieder
ſehens feiner Geliebten, feines Mutter und Gefdrwifter
genoffen hatte. Von dem Konige, der als Erbpring von
Kaſſel ſelbſt in der alllirten Armee gedient hatte, den
Kriegsſchauplatz auf das genauefte fannte und ſich fiir
die dortigen kriegeriſchen Vorgdnge ungemein intereffirte,
934 Graf $i08-
wurde ex auf · das gadbigfte enipfangen, und der König
würde ſeinen Plan rin jeder Weiſe runerſtutzt habenz aber
nicht dar Reig, -fondern: ber: Meichsuath, oder eigentlich
bes: Dew. letztern beherrſcheude frauz ſiſche Geſandte re
gierte und damit war der Stab ber das ganze Unter:
nehmen gebrochen, wie ſich der Prinz yen. Dranien und
Hind eigentlich Hatten. vorherſagen Konnen
Dod: wurde es Hard erſpart bas Saitern ſeiner
Unterhandiungen · berichten qa wüſſenz; denn au der
Pring vow. Oeanien ließ ihn ued: einen Freund bedeu-
ten, er mögte dieſelben in die Lage ziehen, de der Friede
wahrſcheinlich ſei. Im Vertrauen harauf ſchloß er jetzt
frine Berbindung wit der jungen Griffa Wachtureiſter
(2. Jaw-1748). Dev Konig bebhentte ihn wit einem
Degen in goldener Scheide and: einem Oberfenpatent.
Seine Hochzeitafeier wurde aber fepmrarplids getrübt, ine
dem feine Wutter in den Mugenbtide ſtarb, wo fie in
ben Bagen fteigen: wolte, um ſich :3u. diefer: Feſtlichkeit
zu begeben. Bald darauf ſchrieb ims. ben Dring. von
Dranien: Dee: Woffreftilftand. fei sbge(dlafien- smd der
Feiede mehr: als —— er mage daher men: es
nod Zeit fei, dle Unterhandluug abbrechen. Died ſiel
Haͤrd nicht ſchwer, da ev ſeine Maßregein ſchon darauf
betechuet hatte. Nachdem er die noͤthigen · Anocdnungen
in Betreff finer miitterliden. Erbſchaft getroffen, reiſte
tr tit feiner Neuvermählten nad Deutſchland, ließ die ⸗
ſelbe in Holſtein, wo fie eine Schweſter verheirathet
atte, und eilte dann gu ſeinem Regimente. Gr fand
die alllirte Armee in der Umgegend von Breda, dic feane
zoͤſiſche bet Antwerpen lagerub, beide Hrere einem Streme
von Feſtlichkeiten und Bergnugungen ergeben. Mit meh ·
ten andern Offizieren beſuchte Hard das jetzt von den
Frangoſen beſetzte Bergenopzoom, wo der Commandant
Graf Hard. 355
fie ſehr artig empfing und ihnen ben Weg zeigen lieg,
auf dem bie Frangofen-in-die Stadt gedtungen waren.
Sie batten bei dem Eindringen über die. Bwefdha! in: dhe
Stadt nur cinige eingeſchlafene Schildwachen. gefanden,
waren aber. fonft keinem Widerſtande begegnet, und. die
Befagung hatte ſich —* nur unt den Radyug ge
ſchlagen. — Endlich ward der Friede gefthtoffen; oa
führte fein Megiment ne) Zournei: in dat Standmiartier,
nabm dann auf ſechs Monate. Urlaub und. silte-gu fener
ihn ungeduldig erwartenden Battin, mrit-dek. er den Bin
ter in Holiſtein ſehr ongenchan -werbendjte. Er hatte die
Abſicht, gum Srabinbr ſeine Fran ‘mit nach Bournai yu
nehmen; aber gegen Ende ded Winters ſchrieb man ihm
aus Sewveden, daß die ErofchaftdangelegenYeiten. {eine
Anweſenheit daſelbſt deingend nathig amndyten. Da ober:
drein keine Ausficht gu Krieg war; bat er um frine Ent
laſſing aus holländiſchen Dienſten. Diefe ward thm vere
weigert, dagegen die Erlaubniß ertheilt, fo lange in
Schweden gu bleiben, als ſeine Augelegercheiten eB erfos-
dern würden, wogegen er ſich verbindlich machte, gia
Dienft zurückzukchren, ſobald dic Nepublik in. Krieg kaͤme.
Dieſer Fall trat nicht cin und ſein Weſchick führte ihn
andere Bahnen.
Rach. Schweden zurücgekchrt, ließ er ſich auf dem
Lande nieder, befehdftigte ſich mit dev Landwirthſchaft,
die er liebte, mit ber Grgtebeng der Rinder, die ihm aw
Heil wurden, und. dem Genus unabhaͤngiger Muse.
Bon eit gu. Ieit beſuchte er Stockholm, um dem Kauig
ſeine Ehrerbictung gu bezeigen, oder Dan. Reichstage bei
zuwohnen. Eudlich Seftimmte ibn dad uneblaffige Ane
dringen feiner Greunde, den Rowtig.) um einen Poſten
1) & war died nicht mehr der frühere Ginner Haͤrd's, der Koͤnig
256 Grof Hird.
im Heere gu bitten, und dieſer ptatitte thir, mit dem
Grade eines Oberſten, tir ſeinet Leibwache, gab ihm alfo
einen Poſten, der ihn an die Perfor ves Königs —
Es war die Zeit ded beruftnen Reichstages sot“ 1755
— 56, und die Spanning groifihen’ bet Tonigtidet und
der oligarchiſchen Partel ſchlen ben höchſten Grad" viretdit
gu haben: Hurd hatte ity vorgeromnren,’ ſich wnt ntats
als feinen Dienſt gu kümmetn, Hep {ith aber doch th pelt
pofitifiien Sttom ‘hirteinreigen,’ und “bet dem Mridtiéte
des Wisbrauchs den die Dligarchen von ihret await
machten, ihrer Witlkuͤrtichkeiten und Verfolgungen, ipres
Mepotismas, ihrer Kaͤnflichkeit “ber ſchnoben . Behand⸗
lung, die fie ber koniglichen Familie zu Thril werben
ließen, und ihrer gänzlichen Abhängigkeit von ‘dem fran⸗
zofiſchen Geſandten, konnte ex nicht anders, als auf die
Seite dee royaliſtiſchen Oppoſitlon treten. Bath lieh et
Denen fein Ohr, bie nut in einer monarchiſchen Revo—
lution, weiche die Verfaſſung zurückſuͤhren. ſollte, die,
untet Guſtav Adolf beſtanden, das Heil ſahen. Doch
rleth et, nichts zu übereilen und zunaͤchſt günſtigete Seite
conjuncturen abzuwarten. Dem ſtimmten, nach ſeinet Vet⸗
ſicherung, auch die Theilnehmer des Piancs bel. Dodh
fuhr man fort, gebeime Berathungen gu halter, bis ein
unerwartetes, wahrſcheinlich durch dit Ungeduld irgend
dined ſtürmiſchen Parteigenoffen verarilafites Ereigniß
cine vorgeitige Enthedung herbeiführte.
Qn den untern Claffen der Einwohnerſchaft! vin
Stockholm begann es gu gähren, und es fanden’ bfteré
gZuſammenkünfte ber Unzufriedenen ſtatt, deren Zahl in
die Tauſende ging. Einige aus dem Kreiſe der Ver⸗
Briel — op fant Heffen, fondern der Konig Adolf Friedrich
Geof Hird. 257
trauten Haͤrd's wurhen indie Gebeimniffe der radicaleren
Verſchworenen gezogen, und eines Abeuds fendeten diefe
einige Deputicte on den Grafen Brave, der dad Haupt
der Partei war. . Er war bei. Hard, und in deſſen. Gee
genwart. erflarten fle ibm, um Mitternacht wiirden, fie
inégefammt unter den Waffen. fein, um einige Häupter
der oligarchiſchen Parte’. gefangen gu nehmen. Für Brahe
und Hard war diefe Nachricht ein Donnerſchlag, und fie
beſchworen die Deputicten, ruhig gu bleiben sind die Une
ternehmung gu vertagen. Nach einer. Stunde. erfhienen
fie wieder und erklarten, daß es gu ſpät und Ales ſchon
in Bewegung ſei. Graf Brahe bat jetzt Haͤrd, zum
Konig gu eilen, wohin ev in einer Stunde nachkommen
wolle, und den Konig gu bitten, in der kritiſchen Lage
den Weg eingufdlagen, der nun unvermeidlich fei: au
fiegen ober gu fterben. Haͤrd fand bei dem König die
Koͤnigin und gwei feiner Freunde, und fie Whe beſchwo⸗
ten den Konig, gu Pferde gu fleigen, wobei die Ronigin
fich erbot, ihn gu begleiten. Wabhrend fie nod) darüber
verhanbdelten, fam die Nachricht: bas Complot fei ent>
bedt, die Gegner ſammelten ſich bereits, ihre Patrouillen
durchzögen die Strafien, das Volk habe ſich gerftreut.
Trog diefer bedenklichen Lage Hielten die Verſchworenen
es jetzt doch fiir bad Befte, den Konig aufgufordern, ſich
an die Spige der Schloßwache gu ftellen, die allerdings
nur aus 150 Mann beftand, von der man aber für gee
wiß hielt, daß fie keine Schwierigkeiten machen wiirde,
und mit. der es, unter dem Schutze der Nacht, wahr ⸗
ſcheinlich fchien, fich gum Herrn der widhtigern Poften
gu maden. Man mus dabei, um diefen Gedanfen nidt
gu toll gu finden, allerdings ing Auge faffen, daß das
beftehende Syftem nur im Sntereffe einer Heinen Wdels
partel, dem uͤbrigen Wolfe aber entſchieden verhaft war,
358 Graf Hard.
und daß died in nod hoberm Grade, als es wirklich
beftand, den Verſchworenen fo erſchienen fein mag. Der
Konig wor gu tug, oder gu energiclos, auf den Bors
flag einzugehen, und Haͤrd ging in trübſter Stimmung
nad) Haufe. Richt blos das Fehlſchlagen der Unterueh ·
mung wurmte ihn, ſondern auch die. Betradtung, daß
er fich im derartige Entnrisfe eingelaſſen, ohne dad Gange
dev Unternehmung vollftindig durchſchaut zu heben.
Am nishfien Morgen rief ign dex Dienst an dew Hof.
Ge fand Mies ruhig, erfuhr aber bald, daß bereité mehre
Prefonen: verhaftet worden ſeien und daß vie Bürger⸗
ſchaft, ber man immer noch mehr traute, als den Trupy
pon, Behfehl exhalten babe, unter die Waffen zu treten:
Hard ſpeiſte bet dem: Koͤnige. Bei Tafel ward nidt ger
ſprochen; mon fah fic nur an, und die Rinigin bewahrte
cine gefaßte Haltung. Nach der Tafel ging ex gu Gref
Brahe, der gleichfalls nicht in der beften Stimmung war,
indeß die Sache nod nicht fir fo ernſt hielt, wie fie war.
Rod am Abend erfubren fie, daß Hofmarſchall Freiherr
v. Horn verhaftet worden fei. Horn war es, nad Haͤrd's
Verſicherung, gewefen, der, ohne fein und Brahe's Vor:
wiffen, ben Poͤbel anfgewiegelt hatte. Gr faunte den
gangen Revolutionsplan und man traute ihm nicht den
Muth und die Feftigheit gu, bas Geheimniß zu bewah ·
ten. Zu Haufe erfubr Hard, daß u. A. cin junger Of»
fizier verbaftet worden fei, der ibm ſehr ergeben was,
weil ex ibm in Holland Dienſte verſchafft hatte. Diefer
Offisier ward einer damals in Schweden ubliden Folter
unterworfen, welde darin beffand, daf man das Opfer
in einem finftern Kerker bis an den Hals in ein tiefes
Rod) ftedte, das mit einem eisfalten und von unzähligem
Gewiirm bededten Schlamme erfiillt war. Der junge
Offigier hielt diefe Qual aus, ohne ſich je ein Wort, dad
Graf Hird. 259
Hird hatte compromistivan können, entreifen zu laſſen.
Es gelang ihm fogar, Hard folgendes Billet zukommen
zu taffen: „Ich komme aus der Hike. Man hat viele
Fragen in Bezug auf Sie und vorgüglich auf die Par
tronen an midy. gesichtet, von denen angezeigt worden ift,
daß fie fidy im Hauſe bes Grafen Brake befandens ich
habe aber in Betreff Ihrer geantwortet, ſelbſt dex Teufel
würde mich nicht dazu bringen, Lügen gu ſagen.“ Die
Patronen exiſtirten wirllich· Graf Brahe hatie in einem
Landhauſe 3 — 400 fertigen laſſen; fein trener Stall»
meiſter wußte darum und. hatte die Sache in der erſten
Beſtürzang verrathen. ) Sobald Hard. jenes Billet
empfangen hatte, ſchickte ee es durch cinen. Bedienten
an Brahe und figte blos die Worte hinzu: „Jch gehe
fort.’ Leider folgte Brahe dem Beiſpiele nicht und ver⸗
fiel fo ber Rache von Geguern, deren Unverſöhnlichkeit
er haͤtte kennen migen.
Hird hatte ſeine Gemahlin bei fidh. Sie umarmten
fich ſchweigend und Haͤrd rif ſich los. Gin Freund. bes
wied ihm die Treue, ihn gu begleiter, bis ex in einiger
Sicherheit ware. Sie madten fidh des Nachts in einem
Rahne fort und fubren zunächſt an. daé Landhaus einer
Schwefter ſeines Freunded. Hier entliefien fie igre Babee
feute mit guter Begablung, wofür fie aud dad Geheim ⸗
nif tren bewahrt haben, ſodaß man in Stodbolm erft
lange nachher erfagren hat, welden Weg Hard einge ⸗
ſchlagen gehabt babe. Die Befigerin des Landhaufes
verſchaffte ihnen einen andern Kahn, auf dem fie noch
10. Meifen fuhren, bid fie gu einer dem Grafen Hard
1) So ergdglt Hard; das Genguere, was in Bd. I, S. 388,
darüber gefagt ift, wird wol ridtig fein. Hard konnte die Sade nur
von Horenfagen kennen.
260 : Graf Hird,
befannten Perfon gelangten, deren zärtliche Anhanglid-
feit ex oft erprobt hatte. Hier trennte ex ſich von feinem
Begleiter, der gu feinem Regiment in die Proving reifte
und ſchon vor ſeiner Abreiſe ia Stockholm bekannt gee
macht atte, daß ign deingende Augelegenheiten dorthin
riefen. Hard ſetzte ſeinen Weg allein und gu Pferde fort,
wobei thn ſeine genane Kenntniß der Wege unterſtützte.
Gr waͤhlte ſtets den ſicherſten Weg, wena er aud langer
war. Gr reiſte mu des Rachts und vrrbrachte den Tag
in irgend einem der in dortigen Gegenden haufigen abe
gelegenen Waldweiler, wo er ſich ausruhte und erfriſchte
und beſonders für ſein Pferd ſorgte. Sein Bruder,
hierin klüger als er, hatte ſich vom Dienſte zurückgezogen
und lebte ruhig auf einem ſeiner Landhäuſer, in deſſen
Mabe ſich ein kleiner, ihm gehöriger Weiler befand. Hard
hielt in dieſem Weiler an, verſicherte ſich dex Verfdwier
genbeit fener Bewohnee und lies feinen Bruder rufen,
der nod) feine Ahnung von den Vorgdngen in der Haupt ·
ſtadt hatte. In der folgenden Nacht wurde ex durd cin
Fenfter in die Wohnung feines Bruders gelaffen, der ihn
mit feiner Gemablin allein verpflegte. Gr genoß feit
fiinf Tagen, wabhrend deren er von Sdwargbrot und
Mild gelebt hatte, gum erften mal eine gute Mahlzeit
und eine rubige Nacht in cinem Bette, und wabrend
feines Schlummers ward cin in der Nahe wohnender,
feinem Bruder befreundeter Cavalerieoffigier geholt, der
ign dann, unter dem Gorwande, Pferde kaufen gu wollen,
bis an die Grenge begleitete und fiir deffen Bedienten
et galt, weshalb cr fic) in eine alte Livree hüllte. Sie
fubren mit Poft Zag und Nacht, und gu Helfingborg
ward ein Fiſcher gewonnen, der ibn fiir 10 Ducaten
des Nachts fiber den Sund ſchaffte.
In Helſingör ging ex gu dem Commandanten, dee
Graf Hirt. 261
fein Verwandter und Freund wer, und gab fic an der
Thüre für cinen Bedienten aus, follte aber exit gar nicht
augelaffen werden,’ da mart ihn fiir cinen Bettler hielt:
Der General nahin ihn freundlich auf und verforgte ion
mit Waͤſche unb- Reiser, verſchaffte ihm aud einen
Boten, mit 'denv er ‘aw einen Frewnd' civien Brief gu wei⸗
fever Hefdtbderimt am feine Frou HOKE, deten / Beruhi ·
gung Bie nutrlich vor Allem am Herzen llegen wugte:
De Nönig von Damemard 2) befand fey benz ate) einem
nichen · Luſiſchlbffe unb Bev General eittergurihrens ſeinen
Schutz fit Hard ju erbltlen. Dee’ Konig grwaͤhrte die
Bitte auf das gnaͤdigſte, — aber. unter! der Bedinguug,
daß Hard: ide lauge in fetnen Staaten. verweile, da
qwifhen den beiden Reicher ein Ausliefetungsvertrag
Seftche ‘und die Erbitterang ded. Reichſtages erwarten
laſſe, daß bie Reclamation night lange zoͤgern werde
Bn der That berichtete thm ſchon folgenden Tages der
Freund, an den ex geſchrieben bag Werall wad) Yom ge
ſücht werde, daß an verſchledene auswärtige Hdfe -feimet>
wegen geſchrieben, daß eit Preis: auf ſeinen Kopf gefetzi
daß ein Offtzier und heſtiger Parteigegner mit ſeiner
Aufbringung beauftragt *), daß Brahe verhaftet worden
fet und daß es an ben Kopf gu geben drohe. So blieb
Hard nur zwei Tage bei dem General, verſah ſich mit
cinent Paß unter erborgtem Ramen und reffte nach
Hamburg. Kaum Hier angelangt, erfuhr ex, daß der
1) GB mar dies Friedrich V., geb. 31. Mary 1723, regierte ſeit
B. Aug. 1746, ¢ 14. Jan. 1766. Bermaglt 1) 11. Dec. 1743 mit
Luiſe von Grofbritannien (geb. 18. Dec. 1724, + 19. Dec, 1751),
2) 8, Juli 1752 mit Marie Juliane von Braunidwelg (ged. 4. Sept.
1729, + 10. Det. 1796).
2) Der Offisier hatte Hard gut genug gefannt, um feinen Aufe
trag bald wieder aufgugeben.
202 Graf Gard.
ſchwediſche Refident mehre feinte Brevaide unterrichtet
habe, ex Gabe Auftrag, ifn gu rerlamiren, und er moͤge
fich daher in Hamburg nicht aufhalten. Hard zog dem
gemäß aus tem Gafthofe aus und zu cinem Freunde
und ließ ſich nirgend ſehen. Bak famin fel Schwager
und deſſen Gattin, bie ex vom ſeiner Ankunft benachrich⸗
tigt hatte, aud Holſtein gu ihm. Dee Erſtere ‘hatte viele
Bekaunte in Hamburg, erfuhr aber von allen Seiten,
Hard werde gut thun, fic) balbigft weiter gu: nmden.
Ge ſchrieb nad) Holland, in deffen Dienften er geſtanden
und eigentlich nod ftand; man wolte ihn dort and auf⸗
nebmen, aber nur unter ber Bedinguny, daß er rinen
andern Ramen annehme, da audy dort ‘bereits der Gee
ſandte Auftrag erhalten babe. Die Wahl ſeines michften
Afyls ward zunachſt dadurch beftimmt, daß ein Grof
Peffen, dee feibee ſchwediſcher Hofmarihall gewefen
und ibn fannte und ber den Fuͤrſten Waldeck in Pyr ⸗
mont gefpreden hatte, feinem Schwager erzaͤhlte, ber
Fürſt intereffire fic) ungemein far Hard und wünſche
ihn bei fic) gu haben. Mit Anbruch deb nächſten Pages
tilte Hard gu feinem alten Befdiiger, der thn, mit fei
nem Hofe, auf das frendigfte und freundſchaftlichſte an-
pfing und wo er guerft wieder ein Gefiihl der Sicherheit .
und Freiheit empfand. Er benachrichtigte feine Frau vor
feinem jegigen Wufenthaltéorte, an dem er einige Seit
in der Stille gu leben gedachte, und erfubr ans ihrer
Antwort, daß fie Stodholm verlaffen habe und gu ibm
fommen wolle, fobald fie die nothigen Verfügungen in
Betreff der Giiter getroffen und die Kinder paffend unters
gebracht babe. Zugleich berichtete fie ihm die Hinrichtung
Brahe's und Horn’s und daß er felbft in contumaciam
gu gleidem ode verurtheilt fei.
Dieſem Schickſal war er gwar entgangen; aber nod
Graf Hird. : 263
follte ex teine Rube finden. Die ſchwediſche Regierung,
der fein Aufenthalt nicht unbefannt geblieben war, hatte
ſich an den kaiſerlichen Hof gewendet und von dieſem
erging cin entſprechendes Schreiben an den Firften. Das
politiſche Intereffe in einem Zeitpunfte, wo man Schwe ⸗
den mit gegen Preußen begen wokte, überwog auch in
Bien die Betradtung, daß Haͤrd durch feine Wusliefer
rung Dem Vode durch politiſche Parteigegner geopfert
werden wiirde, nachbem er nod) vor wenig Jabren fiir
die Sache Defterreihs gegen daffelbe Frankreich gekämpft
hatte, deffen Einfluß er aud in Schweden gu brechen
ſuchte. Der Fürſt von Waldeck wollte ihn aud) jest nod
fGtigen; aber. Hard wollte den Intereffen ſeines fürſtli ⸗
chen Freundes, dec noch in oͤſterreichiſchen Dienften ftand,
feinen Gintrag thun und, nach cinem Wettfampfe der
Großmuth, reifte er in die Schweiz, wo er viele alte
Waffengefaheten aus bem miederlindifden Kriege hatte
und wobin ihm der Fürſt und andere Freunde Empfeh ⸗
lungsbriefe gaben. Ge ward freundlich empfangen, war
hier in aller Sicherheit und fand fid fo wohl, daß er
nichts dawiber gebabt hatte, den Reft feiner Bage da:
felbft gu verbringen. Won Werth war ihm die vertraute
Bekanntſchaft, in bie ex mit Voltaire trat, und befonders
intereffirte ign der Bricfwedfel dices homme d’esprit
mit Friedrich IL, in weldhen er Einſicht erbielt.
Um dieſe Beit ſchrieb ihm feine Frau, fie habe Schwe—
den, aufer fic) über die Schauerfcenen, die fie dort erlebt,
verlaffen, fei in Holftein bei ihrer Schweſter und habe
+ die Whfiche gehabt, gu ihm gu reiſen; da fie aber einen
Offigier, der in Dienften des Großfüͤrſten Herzogs von
Holftein. ) flehe und von Petersburg gu feinem Regie
1) Des nadherigen Kaifers Peter WI. von Rusland.
264 Ganj Sit.
mente nah Riel gelommen fei, fennen gelerut und von
Diefem erfahren babe, wie bereit ber Großfürſt fei, allen
bei den ſchwediſchen Vorgdngen Compromittirten Gdug
au gewaͤhren, fo babe fie an den Geopfarften geſchrieben
und wolle nun erft deffen Antwort abwarten. Dieſe traf
ſehr bald cin und bradte die Verfidherung, daß der Pring
Die Regierung feiner Erblande angewiefen habe, Hard
Schutz und Sicherheit gu gewahren, em eine Wohnung
im Seploffe cingurdumren und in durch Sichterheitswachen
gu firemen. Im Uebrigen ſchrieb die Gräfin: Es ſtehe
ihm gang frei, ob ex im Schloſſe, oder im Haufe ihrer
Schweſter wohnen wolle. Hard reifte nun Zag und Nacht
und war ſchnell bei feiner Gattin, mit der ex zunaͤchſt
einige Woden auf dem Lande verbrachte und ſich bie
Vorgãnge nad feiner Flucht aus Sdhwebden maber erzäh⸗
fen lief. Auf die erſte Nachfrage nad) ihm hatte fie gee
fagt, ex fei auf dem Landes fpater: fie wiffe nichts von
ibm. Man hatte ibn mit Trommelſchlag vorladen laffen,
Eilboten an alle Kiften gefehidt und 1000 Ducaten auf
feinen Ropf gefegt. Bereits Hatten ſich Leute gefunden,
die feiner Frau gerathen batten, fid) von ihm ſcheiden
au laſſen, da er gang gewif ergriffen werden und fein
Haupt auf dem Schaffotte verlicren werde, mige er fid
nun flüchten, wobin er wolle. Da die Grafin cine der
ſchönſten Frauen in Sweden war, fo mochte mander
dieſer Rathgeber darauf fpeculiven, nad) der Scheidung
ihre Hand gu gewinnen. Sie antwortete ihnen aber mit
Verachtung und ließ fie abgiehen. Das Vermigen war
zwar anfangé mit Beſchlag belegt worden, wurde aber
der Grafin zurückgegeben, felbft ohne daß fie es gu reclas
miren gebraudt hatte. Der damals ſechsjährigen Tochter
nahm fid die Königin an und lief fie ihrem Stande gemäß
erziehen. Der Sohn fam gu dem Bruder ded Grafen.
Gref Hard. 265
Bie wicher. veveinten Gatten blieben auf dem Lande,
folange die Jahretzeit es verftattete, und zogen dann aud
in bes Stadt gu ihrem Schwager. . Der Gouvernent war
war fo. axtig,. falbft: (einen Beſuch bei dem Grafen gu
mechen und ijn bie Befehle mitsutheilen, bie ber Groß⸗
fͤrſt in Bezug auf ihn ertheitt hatte. Hard lehnte aber
die Wohuung. anf dem Schloſſe und. ble Schildwache ab,
ba er fH unter dem Schutze Sr. Kaif. Hoheit voll«
fommen ſicher fle. Er erfuhr foviel Freundlidfeitert
in Kiel, da& eo fic gang dafelbft gu firiren und cin
Haus zu kaufen beſchloß. Im Frühjahr reiſte feine Frau
nach Schweden, um die Kinder gu fſehen und einige
fonftige Ungelegebeiten gu beforgen, kehrte aber fehr
bald wieder zurück, worauf fle ihr Leben in derfelber
feiedlidjen und behagliden Weife fortfegten. In folder
Geficherten Muße verfolgte der Graf mit. berufsmäßigem
Intereſſe, aber ohne cine Ahnung von perfonlidher Ber
theifigung, den Gang’ bed. Keieged gegen Friedrich I.
Rach dem Felbguge von 1757 aber evbielt Hard durch
den preupifdyen Gefandten in Hamburg *) eine Ginfadung,
in den Dienft des Koͤnigs gu treten, und nahm fie une
verzüglich an. Der Konig zog bekanntlich viele Aus⸗
lander zur Bildung und Fuͤhrung von Frelcorps in ſeine
Dienfte, und fah dabei auf nichts, als auf riidfidtstofe
Kühnheit und Gewandtheit, ſodaß cr manden Whene
teurer aufnahm, den er nad gemadter Verwendung
wieder fallen lief, fa wegwarf. Wie Hard von Haus
aus gang andern Sdlages war, fo wurden aud) feine
Stellung zum Konig und fein weiteres Schickſal andere.
Hard begad ſich fofort sum Könige, der fein Haupt
quatticr in Sdlefien an der böhmiſchen Grenze hatte,
1) Gebeimerath Hest, 1762 geadelt.
vu. 12
266 Graf Hird,
hatte eine Untervedung mit ibm, in welder der König
alle die Eigenſchaften entfattete, durch welde ex die
Menſchen angiehen fonnte, wenn ex wollte, und erhielt
cin aus zwei Bataillonen beftehendes Freiregiment, dad
er übrigens im Weſentlichen erſt in Breslau aus gee
fangenen Deſterreichern, welche freiwillig oder gezwungen
eintraten, gu bilden hatte. Waͤhrend es einerercirt wurde,
wohnte Hard ber Belagerung von Schweidnitz bei, uͤber⸗
zeugte ſich aber dabei, daß die Belagerungskunſt nicht
die ſtarke Seite der Preußen war und daß ſie darin
noch viel von den Frauzoſen zu lernen hatten. Bald
darauf ward ev mit ſeinem Regimente nach Stettin com
wmandirt, wo er daſſelbe mit Waffen und Montirung au
verfehen und dann gu Graf Debue’) gu ſtoßen hatte, der
in Sdwedifh Pommern fland und fein Hauptquartier
zu Greifswalde Gatte. Fir Hard war es allerdings
cin etwas bedenklicher Gall, in bie Rabe der Schweden
gewiefen gu werden, gegen dte er, als Landsleute, une
gern fampfte und die ibm, wenn ex in ihre Hande fiel,
die Rechte deb Kriegégefangenen nicht zugeſtanden baben
würden. Dev Rinig mochte aber and feine Grande
haben, das Regiment weit von der öͤſterreichiſchen Grenge
gu entfernen, da es meiſt aus Deſterreichern beftand, die
ihm nue gezwungen dienten. Bum Olid beftimmte die
Aundheryng der Ruffen unter Fermoet den Grafen Dohna,
fic gegen dieſe gu wenden, und Gard, defen Regiment
1) Graf Ghriftoph Dopna-Ealerien, 4b, 25, Det. 1702, Soka
des Memoirenfdretbers, trat 1718 in Dienft, ward 1740 Oberft,
1743 Generalmejor, 1751 Generaitieutenant, 1757 bet Geodgern-
borf verwundet, + 19, Rai 1762, Gr war vermahit mit Friederite
Amalie Albertine Grdfin v. Solms⸗ Wildenfels (ged. 28. Mat 1714,
berm. 1734, + 9. April 1755), die ihm 3 Sdhne und 3 Vepter
gebar.
Graf Gérd. 967
endlich im Stand war, arhielt Erlaubniß, veraydgw
eilen und die Feinde, die bereits in das preußiſche Pome
mern und: die Meumert eindrangen, zu /beobachten. Noch
wußte mam nicht, 0b fie ſich gang anf bie: Neumark
werfen, odes nah Schleſien wenden würden.
- Hbrd fand, daß die ruſſiſche Armee ſehr langſam
marſchirte, der gröͤßte Theit derſelben ſich nod anf pol⸗
niſchem Gebiete befand, die Koſalen und bie ſonffige
Meiterei aber nicht meht weit entfernt waren. Ee hatte nut
etwa 30 Huſaren bei fish, mit denen er freilich den Ver⸗
wiiftungen der Koſaken keinen Einhalt thun konnte, und
mußte erft fein Fußvolk erwarten, ned) deſſen Eintreſſen
ex gegen die Grenge rite, worauf ſich die Koſalta auf
ble übrige Reiterei zurückzogen. Hard marſchirte nun
bis Drieſen an der polniſchen Grenze wor, wo cine Gare
nifon von 200 Preufier lag und von we er nad beiden
Seiten hin operiren, fid auch im Nothfall daſelbſt gegen
leichte Truppen Sehaupten fonnte. Durd feine Spione
erfuhr ex, daß General Romangoff mit ber Cavalerie gu
Hilden, etwa 3 Meilen von Dricfen, ſtehe, die in drei
Golonnen marſchirende ruſſiſche Bnfanterie aber uod
weit zurück ſei. Gine Meile vor Driefen traf Hard die
dortige Befegung, die fid eben vor den Ruffen zurück⸗
40g, vermochte aber ihren Gemmandanten, wieder mit
ihm umzukchren. Schon an dicfem, wie am folgenden
Kage verfudten die Ruſſen Angriffe, widen aber vor
dem bartnddigen Widerftande zuruͤck. Auf von Rift.
rin und Frankfurt eingehende Hilfegefude ſchickte Hard
feinen Oberftieutenant mit 460 Mann ab, um eine Stel
lung vor Franffurt gu nehmen, und fuhr fort, die
Ruffen gu beobachten, die nod immer unentſchloſſen
fdienen. Da jedod der Kintg die Belagerung von
Dimiig hatte aufheben miiffen und nad Schleſen jue
268 Graf Hird.
viidgefehrt war, fo gaben die Ruſſen diefed auf und
wendeten fid) gegen Dohna. Sunddft wollten fie Hard
mit Nachdruck angreifen, det fedoch Runde erhielt und
ſich rechtzeitig nach Friedberg zurückzog. Dohna gab- nun
die Schweden, die er bis dahin in einen kleinen Winkel
eingeengt hatte, los — eine Freiheit, die ſie freilich nicht
gu nützen verſtanden — und tückte auf Frankfurt. Die
Ruffen beſetzten Drieſen und zelgten fic) vor Friedberg.
Hird jagte das erſte mal die Koſaken und Hufaren in
die Flucht; als eine ſtärkere Macht kam, nahm er eine
Stellung auf. einer Hoͤhe vor der Stadt und ſchickte
nad Landsberg, wo ſich 1000 Huferen und 4 Grena-
dierbataillone unter General Rueſch ) befanden, um Suc ·
curd. Da diefer jedoch aushtich, mufte er den Ride
zug autreten, den ex, lebhaft verfolgt, im Quareé durde
führte, ungeachtet 700 von feinen Leuten auf einmal
defertirten. Der Könĩg war mit feinem Benehmen gue
frieden und ließ ihm 200 Mann aus deh Landbataillonen
von: Stettin und Riftrin zutheilen, mit denen; einer
Anzahl Geworbener und dem von’ Franffurt wieder gu
ihm ftofenden Detachement ev wieder marſchfertig wurde.
Hard ward nun wieder gur Beobddhtung “der Kuff
vorgeſchickt, die fid) nun mit ganzer Gewalt anf! bie
Neumark worfen, ſich hinter ber Oder ausdthnten wid
RKiftrin gu beſchießen begannen, waͤhrend · Dohna ·ſeine
Stellung fo wablte, daß ex einer förmlichen Baagerarig
1) Johann Theodor Freiherr v. KRueſch, ein Ungar, trat 1743
aus i. rĩ. in preuß. Dienfte, ward 1744 Dberfter dec ſchwarzen Hu
ſaren/ erhielt bei Hobenfriedberg den Meriteorden, eine Amt haupt>
mannfdaft und. 3ulage, ward 1750 Generalmchor, 1753 mit fetnem
Bruder, der Capltain war, baconifirt, 1758-nad det Sdhladt von
Soendotf entlaffen, t 1769 gu Japernit. Mit Ciner y. Model hatte
er viele Rinder erzeugt, davon ihn 8 tberledten. 7
Graf Hird. 269
Kůſtrins entgegentreten fonnte. Da tam der Konig, mit
einem Theil feiner Reiterei und ſechs Infanterieregimene
teru, herbeigeeilt, ging iiber die Oder,” guiff die Ruſſen
bei Zorndorf..(25. Mug. 1758) an, ſchlug fie ‘und ndthigte
fle dadurch, die Belagerung aufzugeben und fic} gegen
die polnifche Grenge zurückzuziehen. Hard hatte wabrend
dee Schlacht vie Ruͤckzugslinie und die Pontons gu
deen, Gr wurde in diefer Stellung durch ben General
Romangoff, der nach Schwedt detadhirt gewefen und
durch den Oderiibergang. des Kinigs von der Haupt:
armee getrennt worden. war, mit weit überlegener Marht
augegriffen,. hielt gmei lebhafte Angriffe ſtandhaft aus,
fah aber zuletzt, daß er ber Ueberzahl ſchwerlich werde
widerſtehen können. Da verfiel er auf eine Kriegsliſt.
Er ließ einen ſehr entſchloſſenen Offizier ſeines Regiments
mit 80 Mann deſſelben Schlages und ſeinen ſämmt ·
lichen Tambours ſich in einen großen Wald zur Linken
der Ruſſen begeben, wo der Offizier feine Leute und die
ambours in vier Whtheilungen vertheilte und nun auf
verſchiedenen Punkten Marſch ſchlagen und großen Laem
machen ließ. Das Schlachtfeld war nuy eine Meile ent ⸗
fernt; man hörte jeden Schuß, und die Ruſſen kamen
auf die Meinung, ihre Gegner erhielten Succurs. Ro⸗
manzoff machte ſich daher aus dem Staube und ſchlug
einen weiten Umweg ein, um wieder gum Gros der
Armee zu flofen.
Sn Kiftrin traf Hard die 6 oder 7 ruſſiſchen Stabs-
offigiere, die bei Sorndorf gefangen genommen worden
waren. Der König hatte ihnen auf dem Schlachtfelde
gefagt: Ex bedaure, fein Sivirien gu haben, um fie dort
hin gu fhiden, damit fie ebenfo behandelt wiirden, wie
Die preußiſchen Offigiere, die in ihre Hande gefallen.
Dies hatte die Folge, daß der Graf Schwerin, Wdjutant
276 Graf Sixt.
bed Konigs, ber von “den Ruſſen pam Gefangenen gee
made worden war, blos wach Petersburg gebracht wurde;
wo er alle. Freiheit erhlelt, det Gof und die Geſellſchaf ·
ten gu beſuchen. Der Konig kieß nun aud jene ruſſi⸗
fen Stabsofflziere nah Berlin gehen, wo fle ſich dere
ftiben Aufmerkſamktiten erfreuten.
Hard: kam jetzt gue Vorhut dee königlichen Armee,
unter Pring Friedrich Franz von Braunſchweig?), zu
ſtehen, während Dohna den Ruſſen gegenüber ſtehen
blich, dev Koͤnig aber gegen’ den auf Berlin rückenden
Daun marſchirte und fich bei Ludau wit einem Corps
vereinigte, das ibm Pring Heinrich, unter Ziethen, zur
Verſtaärkung geſchickt hatte. Dawn zog fich zurück, als
cf etfuhr, Dag ble Rufſen den Warfch bes Koͤnige nicht
aufgebalten fatten, und der König rückte vor, bid er
tine freie Berbindung zwiſchen ſeiner Armee und den in
Sachſen, Schleſien und Pommern fiehenden Gorps Her-
geſtellt hatte. Hard wurde mit feinem Regimente und
200 Dragonern gegen Frankfurt zurückgeſchickt, um gu
beobachten, ob die Ruſſen night dod noch Abſichten auf
SiHhleffen verfolgten. Indeß fie gogen fig auf Stargard,
von wo General Palmbach zur Belagerung von Kole
berg detachirt ward. Hard wurde nun gu Dohna bee
tufen und der Meine Krieg begann wieder, da Dohna
gum grofen nidt Truppen genug hatte. Rack Auf
hebung der durch den tapfern Major v. d. Heyde) abe
4) Geb. 8. Juni 1732, adter Sohn des Hergogs Ferdinand Al-
bert U. und der Antonte Amalie von Braunſchweig⸗ Wolffenbüttel,
fel am 14, Det. 1758 bei Hodtirden.” Gr wer der Schwager des
Konigs.
2) Beintich Sigmund v. d. Heyde, geb. 1703, Sohn Heinrid Sige
mund’s v. d. Heyde auf Sdhatedorf tw der Niederlaufit und der
Magdalehe Sophie v. Stutterhetm. ows dent Hanfe Sellendorf, trat
Graf Hird. a1t
geſchlagenen Belagerung von Rolbetg usd dem infill
pon Hodtirden wurde Dohna nad Sadhfen befebligt,
auf welchem Zuge Hard die Vorhut commandirte. Buf
den Hoͤhen hinter Cilenburg trafen fie den General
Haddid (V, 390). Hard griff die vier Bataillone Pane
duren an, die vor die Stadt poftict waren. Sie widen
zurück und verfuddten, die Bride in Brand gu fteden.
Das Feuer wurde jedoch gelöſcht und Hard verfolgte
fle burd bie Stadt. Da Haddick ſah, dah der Angriff
Nachhalt hatte und Dohna's Armee heranrückte, 30g ev
ab und lief drei Ranonen, fowie cine Menge Nachzuͤgler
in die Hande dex Preußen fallen.
Dohna kehrte nun wieder nad Pommern zurück,
von wo er ben General Platen*) gegen dte polniſche
1718 in Dienft, mard 1726 Fahnrich, 1731 Secondeltentenant, 1736
Premierlicutenant, 1740 Stadseapitain, erhielt 1741 cine Gompagnie,
ward bei Hobhenfriedberg vielfach vetwundet, 1753 Major, 1755 Gomes
mandant von Friedrichsburg, das er 1757 gegen die Ruffen hielt,
1758 aber rdumen mufte. Fir dle Bertheidigung von Kolberg, die
ex alk Untercommmandant leitete, ward er Oberft und erbielt ben Mes
riteotden. Bei der zwelten Belagerung mufte er fih, nad langer,
heldenmuͤthiger Bertheidt; , am 17, Dec, 1761 nothgedrimgen ere
geben, worauf er bis 1’ gefangen blieb. Gr flard zu Kolberg
4. Mat 1765, unvereheligt.
1) Dubistan Friedrich v. Platen, geb. 23. Aug, 1714, Sohn des
Generallieutenants Hans Friedrich v. HP. auf Rafin, Sagan, Zierkow re.
(geb. 26. Ban. 1668, + 17. Mai 1743) and der Hippolyta Juliane
vB. Poderstié, ſchon 1723 Gornet, 1729 Lieutenant, 1730 Premiers
lieutenant, exhielt 1736 eine Sdmadron, ward 1742 bei Ghotufig Major
und erbielt den Meriteorden, 1747 Oberftlieutenant, 1751 Generale
major, hatte bel Zorndorf zwei Söhne an fetner Seite, ‘von denen
der eine flel, det andere ſchwer verwundet ward, 1759 Generale
Uentenant, 1786 Gouverneur von SMdnigsherg, 1787 General der
Gavalerie, + 7. Suni 1787. Gr hatte fi 1786 mit der dtteften
Roster ded Groftanglers v. Goceeji vermaͤhlt. Von den Rindern
iiberlebten thn cin Sohn und cine Sodter, hie Grifin Fintenftein.
Sein Bruder Leopold Jehaun, feit bem 13. Iagre in Dienft, ward
1756 Mejor, 1757 Oberfitdeutenant, 1758 Oberft, 1759 General
272 Graf Hirt.
Grenge detachirte, feinerfeits fich aber gegen die Schwe -
Den wendete und fie nad Stralfund zuruͤcktrieb. Hard,
der ſich bei dem Platen'ſchen Corps befand, war. ven
einigen gefangenen ſchwediſchen Offigiers gebeten wprden,
ihnen bei dem König die Erlaubnip auszuwirken, auf
Ghrenwort in ihr Vaterland zurückkehren gu dürfen, und
hatte fidy auch fiir Sweie, denen ihre laͤngere Abweſen ⸗
eit großen Nachtheil gu bringen drohte, mit Erfolg vere
wendet. Bald darduf traf ein Courier bei ihm ein und
bradhte ihm folgendes königliche Schreiben: ,, Sie haben
von mir fiir zwei Shier Landsleute die Erlaubniß ausge ·
wirlt, auf Ehrenwort in ihr Vaterland zurückzukehren. Um
Ihnen ihre Danfarkeit gu begeigen, haben fie unterwegs
gefagt: Friiher oder fpater werde fidh ſchon Gelegenheit
finden, Sie, todt oder lebend, in Shr Vaterland gu liefern.
3h babe Sie davon in Kenntniß fegen wollen, damit
Sie Ihre Vorſichtsmaßregeln treffen, und feien Sie ein
andermal nicht fo bereit, Leuten von folder Denkungs ·
art gu dienen”. Gard, ebenfo betroffen über den Undank
her Schweden, wie gerihrt von der theilneymenden Auf ⸗
merffamfcit des Königs, fprac mit demfelben Courier
feinen Dank aus und ſetzte bingu: folange er an dev
Spige des Regiments, das Se. Maj. ihm gu vertrauen
die Gnade gehabt, ſtehe und 1500 Mann unter feinem
Commando habe, wage er ſich gu ſchmeicheln, daß er
nichts gu fürchten babe, Gr beeiferte fid) auch. in der
Folge, den in beträchtlicher Anzahl gefangenen Schwe ⸗
— jeder fic) darbietenden Gelegenheit, nützlich
gu fein.
major, bet Kunnersdorf und Maxen vermundet, erhielt bas Meriter
treug, trat 1770 mit Penfion in Ruheſtand, + gu Sagan 11. Dee.
1780 im 54. Lebensjahre. Gr mar mit Giner v. Gisfiddt vermaͤhlt.
Grif Hard. “273
Dee Whiter velftrig ziertich ruhlg. Man ruhte
von’ bert · Beſchwerben —————— drangvollen
Fadjugs aus, Hob Mectuten ‘aud, ‘fibte' fie ein und rüſtete
fich’ zur Erdffnung der-nidhften Eampagne. Dig Ruſſen
ſammelten ſich an det Welchſel und Graf Dohna ſtellte
ſich ant’ det Warthe auf, wo er durch 12,000 Mann ud-
ter Generallieutenant v. Hiilfent) verſtärkt ward. Die
Bante tdgerten bef Poſen; man erfuhr aber, daß zwei
Dlolflonen nod unt einige Maͤrſche zuruckſeien, und’ bee
ſchloß, fle vor deren Ankunft angugreifen. Hard wurde
mit feittein Regiment und “300 Huſaren detachirt, unr
die betden Divifiohen gu beobachten, erfuhr bald, daß fie
mee als zwei Maͤrſche brauchten, um nad) Nofen zu
gelangen, gab Dohna davon Nachricht und wark ſich nun,
ůberzeugt, daß dieſer angreifen werde, hinter die feind⸗
Tithe Armee, um die dlüchtigen zu empfangen. Dohna
aber griff nicht an, zog ſich vielmehr bei dem Heran ⸗
nahen det Ruſſen zutück. Hatd wollte nun wenigſtens
ürgennd einen leichten Verſuch machen, bevor er wieder
gut Armee ſtleße. Die Ruſſen hatten gu Bromberg,
Largs det Weldhfel; große Magazine von Lebensmitteln
und Bagageftiiden, die nur von 300 Mann bewacht
waren.’ Hard überfiel dieſe Befagung, die ſich, bis auf
dinllge Kofdten, weldje ſich nach Thorn retteten, erga’.
1) Johann Dietrich v. Hilfen, ged. 1603 in Prenfen, fam 1710
im Dienſt, ward. 1715 Ydgnrig, 1722 Secondelieutenaat, 1728 Prez
mierlieutenant, 1735 Stabscapitatn, 1738 Gompagniedef, 1740 Major,
1743 DOberftlieutenant, 1745 Oberft, 1754 Generalmajor und Ritter
des Meriteordens, 1758 Generallieutenant, 1759 Dombedant in Mine
den, 1763 Gouverneur von Berlin, + 29. Mat 1767 unverehelidt.
Bei Kunnersdorf war ex verwundet worden. Er mar einer der fAhige
fen Generate Friedrichz beſonders geſchickt, dte Feinde aud mit ~
Hethen Corps du befdvifttgen, wenn der Konig andermdrts au thun
hatte.
12** |
ate Graf Sard.
Er lich eine Partie mit Getreide beladence Kahne verbrene
nen und verſtattete ſeinen Soldaten, fid aus den Bagager
wagen mit Montioungéfiider aller Art mad Gutdinten
gu verfehen, wobei fie ſich denn ebenfo reichlich als drollig
verforgten. Der Reſt wurde mit den Wagen auf einem
Plage auger der Stadt verbrannt. In der Stadt hatte
man fdjon gefürchtet, ble ganze Stadt felle in Aſche gee
legt werden, umd als Gard vor cinem Ronnentiofter
vorüberritt, fiel ihm dte gange fromme Schaar gu Füßen
und beſchwor ihn um Mitleid. Nur mit Mühe konnte
er fie beruhigen. Nachdent feine Soldaten fic) etwas
ausgeruht batten, machte er fic) wieder auf den Weg
zur Armee und lief feine Gefangenen nach Robberg
tranéportiren, Won Thorn aus, wo ein ruſſiſcher Gee
nevallicutenant mit einer flarfen Befagung fland, ſchickte
man 1000 Reiter gu feiner Verſolgung aus und diefe
warfen ſich in cin Dorf, um feine Nachhut abzuſchneiden.
Haͤrd, davon benachrichtigt, kehrte mit 300 Fusgangern und
zwei Kanonen um, worauf der Feind fich zurückzog. Bald
darauf erhielt ex von General Wedel), dem der mit Dohna
ungufriedene König das Commando fiberteagen hatte,
Befehl, gu ihm gu ſtoßen, da er am age nad {einer
Anfunft die Ruffen bei Ray angegriffen, aber cine Nieder⸗
lage erlitten hatte (23. Suni 1759), Hard zog feine
Detadements ein und wollte gue Armee ſtoßen, die ſich
2) Karl Heinrid v, Wedel, auf Gorid, geb. 1712, Sohn des
ukermrtiſchen Laudraths und Obergerigtsdireetors Geoxg Wilhelm
v. S. und der Marke Salome v. Gidftedt, werd 1743 Mejor, 1751
Oberfeiteutenant, erhielt 1752 den Meriteorden, ward 1756 Oberft,
1750 Generalmajor, dann Generallientenant, werd yur Dogneifden
‘Armee al alter ego des Rdnigs und, ned ded Legtern Anadrud, wie
ein Dictator gefhidt, 1761 wirtl. Geb. Ctateminifter und Shef des
Kriegsdepartements, nahm 1779 den Abſchied und + 2. Aprif 1782.
Mit Siner v, Brdder hatte er einen Sohn und zwei Toͤchter erzeugt.
Graf Hird. 276
bald darauf (4. Sidi) mit den ven dem Konig fest
herbeigeführten Regimentern gu Mablrofe vereinigte und
dann cin Reger zwiſchen Lebus und Wulfow bezog, wo
am 10. auth General Fink *) cintraf, worauf am UL
1) Friebrid August v. Fink, ged. 25. Nov. 1718 gu Steetia,
Sofa des ſtretitiſchen Oberidgenten und Jagerweiſters Joh. Wilhelm
0. Fink, dev bet der Kaiferin Anne Stallmeifter gewefen war, und
Giner v. Malzahn, einer Schweſter der gweiten Gemahlin des Grafen
Manni, ward bis in dad 14. Jahr Zu Strelit ergogen, ging 1732
mit feinem Bater nah Petersburg, 1734 allein nad Deutſchland gus
rid und in €. #. Dienfte, wo er in Stalien und Ungarn timpfte,
ward nidt geférdert und kehrte 1738 wieder nad Rußland yuri,
unteomeg’ switthen Remicoff und Racstoff von Raubern geplindert,
word 1739 Gapitain, 1740 mit Majorsrang Adjutant des Pringen
‘Anton Ulrid, tom 1742 bei der Kataftrophe einen Bag in Haft und
mard dann gu einem Feldregiment verfest, mit dem ex gegen Schwe⸗
den zog, ward durch Sinterfeld, mit dem er verwandt war, in preufie
ſche Dtenfte gebradt, Major und Sligeladjutant (1743), 1751 Dberſt⸗
Wentenant, 1756 Dberft, 1757 bei Kolin verroundet, Generalmajor,
1759 Generalticutraant.' Wet Kunnecsrorf Halt ex fib fo, dap der
Sinig von ihm gefagt haben foll, ex merde ein zweiter Turenne wer-
Den, Dann fam das Unglid bei Maren. Gr hatte gegen das Ein⸗
rhden tn dlefe Stellung lebhaft remonftrirt, her Rénig aber beharrlich
Dareuf beftenden. Salegt erbielt et aber dod elnige Bellen vom Lis
nig, wortn dieſer ihm fretftellte, ſich wieder herauszuziehen. Das
wollte er nun nidt, und dartiber ward er mit dem Gorps gefangen.
Bis yum Frieden war ex in Innsbruc. Mad Merlin zurücekehrt,
Aleß ex auf den Rapport feten: Fink, Generallieutenant der Ins
fanterie, bet Maxen gefangen.” KEnig lleß ihn zu Tiſce laden,
fab ihn von allen Seiten an, ohne cin Mort gu ſprechen, und ließ ihm
Dann fagen: Es fei ein Irethum vorgefeliens ex habe geglaubt, der
Generallicutenant Graf Fink v. Fintenftein fei einpaffirt, und lies ihn
arretiren und vor ein Kriegsgericht ftellen! Diefes ſchien ginftig far
thm ausgufaiien, bis ex gulegt, auf Ziethen's Frage, ob er nod etwad
angubringen babe, das Sdreiden des Konigs vorgeigte. Ziethen fab
ihn perwundert und befimmert an. Gr wurde caffirt und fam ein
Jahr nad Spandau. 1764 wurde ex ddnifher General, + 24. Febr.
1766 gu Kopenhagen. In demfelben Jahre ftard feine Gattin, Ulcrife
Henriette v. Buggenhagen, mit dee ex ſich 1754 vermahit hatte, und
won feinew drei Aédtern die ditefte. Ar het dem grofen Konig Ger
legendeit gegeben, eine {einer {dlimmften Seiten vorgutehren.
276 Gref. Hird,
die Oder überſchritten ward. wad am 12. die Schlacht bei
Kunnersdorf ftattfand.. 1
Hird, mit deffen. Verhalten /der Marty · ſich ſehr zu⸗
frieden bezeigte, wor nad Randsbesp, -Lefebligt- worden,
um bié auf Weitered dort die Feinde zu beobadten.
Von einer ſtarken feindliden Abtheilung bedroht und
zur Uebergabe aufgefordert, weigerte er gwar diefe, mel-
bete aber dem Rinig, daß die Weichſel fo niedrigen
Waſſerſtand habe, daß es unmiglidy fei, mit fo weniger
Mannſchaft alle Meberginge zu bewachen. Der Rinig
erwiderte: Er miiffe nod zwei Tage SGeduld haben und
dann werde er ibn aud der Verlegenheit befreien. Gr
that es freilid auf andere Weife, als er gemeint haste.
Dee Konig wurde gefhlager, wo er einen gewiffen
Sieg gu erfechten und nachdem er ihn bereits in dew
Hinden gu haben gemeint und Siegesbotfihaften abe
gefandt hatte, wurde unter fo furdtharen Gerluften ge
ſchlagen, daß er an ſich und feiner Gade verzweifelte,
auf dem Schlachtfelde, wo zwei Pferde unter ihm ge:
tidtet und feine Reider von mehren Kugeln durch⸗
lochert wurden, fid) der duferften Gefahr ausfegte, und
nad der Schlacht einen Mugenbli gu zerſchmettert ſchien,
um auch nue an feine perſonliche Rettung gu denfen.
Auch Hatte er die Niederlage feiner eigenen Hartnddig-
Feit zuzuſchreiben, mit dex er, wider den Rath feiner
Generale, ſich nicht mit den errungenen Vortheilen be-
gniigte, fondern den Kampf fortfegte und dabei Laudon
eine Gelegenbeit bot, die Schlacht gu wenden. Der
treue Prittwig?) der, Einer der Lezten, vom Schlacht ⸗
1) Joachim Bernhard v. Prittwit u. Gaffron, auf Quilig und
Rofenthal, ged. 3. Febr. 1726 gu Laferwig im F. Oels, Sohn
Boadhim Wilhelm’s v. Pr. u.G., der fridber helfifder Offizier, dana
Graf Hath 277
felde guviidvitt, fand ihn tn deſſen Rohe, bom Pferde
abgefticgen, auf der Erde figend, in der ſichtlichſten Se:
fahr, von den Rofaten erellt zu werden. Durch einen
Reiter auf den König aufmerkſam gemacht, ritt er gu
ihm, forad igm gu und geleitete ihn in eine Hiltte. 4)
Hier gewann der Geiſt des Königs raſch ſeine Spann:
fraft wieber; ex war wieder im Stande, nicht / blos die
Groͤße feines. Verluſtes gu ermeſſen, fordern auch um⸗
zuſchauen, was aus dem Schiffbruche nod gu retten und
wie man vielleicht ble Folgen des Unglücks mildern könne,
und war fid) und feiner Sache wiedergewonnen. Viel⸗
leicht war es chen fene Hütte, in welder er ſich Härd's
erinnerte und folgende Zeilen an ihn ſchrieb: ,, Rak
dem, was mit foeben mit den Ruffen begegnet iſt, ha
ben Sie nichts gu thun, als fo ſchnell ats möglich mit
Shrem Detadement gu Reitwein bei Küſtrin gu mir yu
ftofen". :
Da: fie zwei Baye zu diefent Marſche brauchten, eitte
Haͤrd ſeiner Veuppe vdraus und fand den RKinig in dem
SHloffe su Reitwein wit dem General Fink, der damats
prengifdes · Hauptmaun gemefen war. (+ 1753), und ber Sophie Gott⸗
Hebe v. Dompnig und NSppern (+ 16. Sept. 1752), war bis 1741
auf bem Gymuafium zu Hels, dann Cadet, Fahnjunfer, ward 1745
bet Hogenfricnberg Fagnrid, 1751 bet Sollin vecwundet, vendiente
fid 1758 bei Boxadorf das Meritetreug und eine Sdwabron, werd
1762 wegen ded Gefedted bet Spechtshauſen aufer der Rethe ‘Dberft=
Ueutenant, 1768 Dberſi, 1775 Generalmafor, 1785 Generallteutenant,
1789. General der 1, +4. Sunt 1703, Mit, veer Areiin
v. Siegroth vermaͤhlt, hinterlicf ex Minder. Quilit hatte ibm der
Kinig nad bem Toͤde des Markgrafen Karl geſchenkt.
1) Go die etne Verſion. Nad der Erzdhlung ded Königs (Hist.
de Ia guerre de sept ans) dedte der Koͤnig den Mildgug und fam
Dabet in Gefahr, gefangen gu werden, wean nidt Prittmig mit 100
Hufaren den — — angegriffen und dem Koͤnig dadurch Zeit geſchafft
atte, ſich in Sicherhe gu dringen.
278 * Geof Hird.
die hochſte Gunft bes Konigs genof unt fo und ſoeben in deſſen
Dienfte mit, wenn audy leichten, Wunden bedeckt weer
den wer, und der ſpäter vom Rimig fo hart. behandelt
wurde, weil ex in einem Unternchmen gefdyeitert war,
dad ex felbft von vornberein umd bas gulegt auch. der Kö ·⸗
nig als hoͤchſt gefährlich erfannt hatte. (Go wenigftens
ſtand tle Sade bem Könige gegeniiber. GHatte aud
Fink im legten Augenbtide die Ermadtigung, nicht den
Befehl, vom König erhalten, das Unternehmen aufzu ·
geben, fo.modte ex doch Grind haben, gu glauben, daß
er fic) bei ‘dem Rouge damit feinen Dank verdienen
würde, und mochte zu ſehr im Gedächtniß haben, in
welcher Weiſe ihn der König früher gu der Sache ge
ſtachelt hatte. Sein Tehler lag darin, daß er die Ret⸗
tung der Seuppen fiir den Staat nicht über Alles ſehte;
aber nicht dem Konige kam es zu, ihn deshalb in ſo
ſchneidender Weiſe zu behandeln, wie geſchehen iſt, den
ein fo hoch Gehaitenen fo gäͤnglich yu verwerfen, zur
Strafe nod Holm gu — amb tye eine Verachtung
gu beweiſen, die ex nicht verdiente.) Haͤrd erhielt Ber
fehl, fofort ſoviel Huſaren gu nebenen, als er gu brau-
Gen glaube, und mit ihnen den Feind gu recognofciren.
Barend bie 300 Hufaren, dle ex vertangte, ſich fertig
madten, durchſtrich er das auf den naben Hdben bee
ſindliche Sager. Ueberall fand er die tiefſte Niederge ⸗
ſchlagenheit und cine fo ganzliche Verwirrung, daß der
Konig die ſchließliche Rettung wol lediglich den Ruſſen
gu verdanken hatte, welche allem Andringen Laudon's,
ihre Vortheile zu verfolgen, kein Gehör ſchenkten, ſei es,
daß politiſche Intrigue im Hintergrund waltete, oder
daß fie gu trunken in der Freude waren, den König gee
ſchlagen gu haber. Und bod) hatte das eigentlich nur
Raudon mit feinen Deſterreichern gethan! Noch in Reit ·
Orel fit ar
wein hielt ſich der Koönig zwei Page lang in feinem Zim ⸗
mer und ſah Niemand, auger Fink und einige Diener,
Am dritten Tage erſchien er wieder, gab nad allen
Seiten Befehle und überall ſteilte fi: die. alte Ordaung
und Stimmung wieder her.
Hiad ritt bis vor die Hauptwache ber Suffen in
der frantfurter Vorſtadt und durchftreifte singsam die
Gegend. Er fand die Feinde noch jenſeits der Oder
liegend, diesſeits nur einige kleine Trupps Rofafen und
andere Reiter unter Bottieben), nitgend cine Gpur von
Bewegung. Dieſe Nachrichten berwbigten den Konig,
der nun cine andere Stellung*) auffudte, die es ihm
leichter machte, Berlin gu dechen und die Werbindung
mit Sachfen freizuhalten. Der Marſch war, Heine Neder
reien abgerednet, fo rubig, wie man nad einer folden
Richerlage nicht au evwarten gehabt hatte. Aud) die
Ruffen uͤberſchritten nun bie Oder und lagerten fidh cine
Meile von dem Konig, Haͤrd wurde auf die linke
Blanke detachict, hatte einen Heinen Fluß wor ſich, ſtellte
feine Poften aus, gab ſeiaem Oberfilieutenant cin Bas
taillon und 100 Duferen, mit dem Befebl, ſich lints-
bin foweit alé moͤglich andgubdehnen, vifitirte die Poſten
wnd fam {pat am Mbend ind Quartier. Obert Bde
fing *), dec die Hufaren commanbdirte, fagte ihm, daf er
H Ueber ihn vlelleicht Finftig enmel ausfiihrlid.
2) Auerſt bei, Mearslig, dann bei Fürſtenwelde.
3) Silhelm Sebaſtian v. Being anf Shojo und Sdhmegto, ged.
1721, Sohn des Oberflieutenants Joh. Abraham v. B. auf Paulsdorf
wm der Katharina v. Kospoth ms 8 aufe Sater, 1734 Gabvet,
yainnfer, 1788 ieutenant, 1740 Otittmeifter,
ta ‘apot, 1458 —— 1759 Dberſt, weil er mit
200 Stixaffiecen und etnigen Hufaren zwei & 7. Megimenter, 3 Rae
nonen und 4 Fahnen genommen, bet Aid verwundet, 1762 Generale
980 Graf Harb.
nod einen Dffizier mit 30 Gufaren’ weiter vorgeſchoben
habe. Hatd verſchob ben Beſuch dieſes Poftend Bis gum
nddhften Morgen, und‘diefer Auffchub iſt es vielleicht gewee
fen, der ihm zunächſt empfinbliche Dearigfate zuziehen follte.
Mit Tagesanbruch (15. Sept. 1759) ritt er Beſi
der Poſten und kam zuletzt zu dem von Suing. auf ·
geſtellten. Dieſer ſchien Win gu weit vorgeſchöben, und
obwol ‘der Offtzier thm verſicherte, der Feind fei nod
eine Meile entfernt, befahl ex ihm borh, mit fetnet Hu ⸗
ſaren ins Lager zurückzukehten. Waͤhrend diefe gefam ⸗
melt wurden, beſtieg Hard mit einer Ordonnanz eine
Hohe, wo ex ſich bald wherjengte, daß er Recht gehabt
hatte. “Denn er fah arf einmal 200 Rofaten erſcheinen,
die zunächſt gwei vor bad Dorf poftirte Webetten vere
fagten und dann ben Poften tiberfieten, ber ſich mit dem
Offisier ohne Widerftand ergab. Hard ſah nun, daß e6
ihm faft unmbglich fein’ witrde, fic) gu retten. Schon
umtingten ign bie Rofaten. Swar gelang es thin, ſith
init feinem Huſaren durchzuhauen; aber er tam badd
von feirtem Wege ab und getteth in eine’ Suinpfgegen’,
in ber fein Pferd nicht fortfonnte. Hie Kofaten “ere
atten ihn; es fielen mehre Schuͤſſe auf thn; er erwiderte
fie — wad ihm nichts hekfen imd leicht bas Leben koſten
konnte — mit zwei Piſtolenſchüſſen; fein Pferd' flat bis
an den Hals im Sumpfe und er war abgeſtiegen; die
SKofaten fielen über ihn her und ihm blieb nichts übrig,
alé ſich gu ergeben. Sein Hufar, der ein leichteres
Pferd ritt, war glücklich ins Lager entfommen,” vor wo
man ihm gu Hilfe eilte. Doch es war gu fpats dig
major, 1776 Generattertenant, ‘Higete tm helerſchen Crbfolgetrizge
die Borhut des Pringen Heintich, + 28. Rov. 1779 gu Stolpg
Bermigtt 747 mit Katharine Eilfadets v. Grabow mus dem Hanfe
efter (fF TTA), benteclies er eine Todter.
Goat Hixb. 381
Rofaten Hatten ijn auf cin. Pferd gefegt und rafd in
Sichergeit gebracht. Sie nahmen ihm Ugr und Birfe;
fonft hatte ex ſich nicht über fie zu beklagen.
Von. dem erſten ruſſiſchen Poften, der aus 500 Ko⸗
fafen beftand, wurde. er gu dem gweiten gebracht, den
der Brigadier Krasnaſchock commandirte. Diefer, der
Sohn jenes reidhen Koſakenführers, deſſen Leichenconduct
Haͤrd in Helfingfors beigewohnt hatte, war ihm /im Fine
niſchen Kriege bekannt worden, fam ihm ſehr artig ent⸗
gegen, bot ihm Erfriſchungen an, die er ablehnte, und
bradjte ihn gu-bem General Tottieben, der die ſämmt ·
lichen Worpoften und leichten Truppen befebligte und
mit meldem Hard in Holland gufammen gedient hatte.
Aud) Tottleben empfing ihn fehr freundlid), lud ihn zu
der febr zahlreich mit Offigieren, Adjutanten und einem
halben Dugend Secretairen beſetzten Tafel, lief ihn as
feiner Seite figen und evbot fid, ihm einen Brief an
den Kinig gu beforgen, deffen Ubfendung ihm in Haupt.
quartiere, wobin er ihn fofort abliefern müſſe, nicht vere
flattet werden würde. Hard machte dankbaren Gebrauch
von dieſem Erbieten und bat den König um baldige Aus ·
wechſelung. Dann brachte ihn. Tottleben, in einer Wet
Rriumphang, indem ſich ber Oberſt des erften, der
Brigadier des gweiten Poften und eine Menge anderer
Offigiere anſchloſſen, zu dem General Grafen Soltifoff*)
2) Peter Semenowies Graf v. Soltikoff, Sohn des erften Grafen
Semen S., unter der Katferin Anna, mit der er durch ihre Mutter
verwandt war, Genevalmajor vad Generattteutenant, 1759 an Fer⸗
muor's Gitelle Ghef der Armee, fiegte bet Say und Stunnersdorf, des
mutte aber den Sieg nicht, weil er meinte, nun miiften die Defters
a aud erft zwei Sdhladten gewinnen, ehe ex weiter ginge, —
jeldmarſchali, aber 1761 vom Gommando entfernt und
——; von Mostar, als welder ex im December 1772 ſtarb. Sein
Sohn, Graf Iwan oe 1805), war der Groberer von Choczim, gleich⸗
folld Geldmaridall und Gonvernen von Moskau.
798 Graf Hick.
nach Lieberoſe. Mehre Generate famen ihm entgegen und
zuerſt begrüßte ihn der General Romanzoff auf das
Schmeichelhafteſte. Auch bei Soltikoff wurde er ſehr
artig empfaugen. Das Geſpräch drehte ſich noc immer
wn die Schlocht; Hard bemurkte aber, daß der Haupt
urbeber des Sitges, Laudon, der Einzige war, det nidt
davon ſprach und feime ganze Rube bewabrte. Auch
ein ſchwediſcher Obert v. Sandelhielm war gugegen.
Es war died einer der. diteften Bekannten Haͤrd's und
bezeigte ſich ſehr wohlwollend fae ibn, verhehlte ihm aber
auch nicht, daß er ſeine Gefaugennahme nach Stockholm
berichten müfſe und aber die. Folgen beſorgt fel. Hard
war dad nicht, da er ſich überzeugt hielt, der ruſſiſche
Hof werde ihn nicht in bie Gande feiner Feinde liefern,
foudern die Rechte eines Kriegsgefangenen, der nichts
gegen Rußland verbrodjen, achten. Zudem hatte det
ruffiſche Gefandte in Stockholm zur eit des Complots
fich Demfelben uur güuſtig gestigt. Am nächſten Tage
gab ihm. Soltikoff, bei dem er ein fiir allemal zur Tafel
geladen war, ein Schrriben des Königs vom. 5: Gieps,
worin dieser thm fein Bedauern amsduidte. und. ihm
mittheilte, daß er berrits ben Generalmejor, —
der mit dem Aus wehlaumgegchchafte benuftwat fa, is
2) Friedrich Breltere v. Shlich, ged. um 1786, ohn Bieta
Breiherrn v. W. auf Diersfort 2. und ‘Plorentinen Annen Freiin
b. Spaen gu Mingenberg, fam 1721 in Dienft, wax 1732 Premiers
Hentenant, 1740 Stabscapttain, gebdrte gu den Sefellfdaftern ‘des
Sronpetnie —— ward ‘bet Seffen Thtoabe ſtrigung Majer
Sige 1742 Ss erkllertenene 1745 Dberft-u. Generals
bears 1753 —S trie 1756 cia Regiment Sadfen,
dad ihm glidlidy devonging, werd 1763 Gencreltteutenant, ſtatb im
Auguſt 177 gu Potevann. Mit Sophien ilhelminen Friederiter
», Kaltftcin, einer Sodter des Feldmaridalis, mit dec et fich am
14, April 146 vermagite und die am 16. April 1755 tm 32. Jahre
Potsdam ſtarb, hatte er skuen. Soha wad cine Tochter erzeugt
Graf fried, 383
Seantwig Gabe fegen laffen. ater ben Ruffen machte
diefes Schreiben viele Senfation, erſchien aber ihnen,
die an cin ſolches Verhaͤltniß zuiſchen Part und Diener
damals ait gewoͤhnt waren und nicht wußten, daß der
Konig dem Geringften {einer Unterthanen antwortete,
nur als cin Seiden, dof Hard du ſehr bedeutender Mann
fein milffe. Soltikoff ſchlug ihm var, feine Sachen holen
zu lafſen, und bald fam fein: Rammerdtener wit einer
Kaleſche, feinen noͤthigſten Sachen und einigem Seld.
Mach acht Tagen wurde ox, unter Bedeckung von
zwei Dffizieren und 20 Huſaren, nah Konigsberg gebracht.
Die Artigteit bee Behandlung nahm fofurt. wefentlic
ab, fobald ex die Armee veriaffen hatte. Der eine Offizier,
dev nicht an der Spige dex Escorte rite, fegte fid) ohne
Umſtande in:den Wager. Benn fie anbiditen, bewadte
fon cine Schildwache Zag und Rast. In Rimigsberg
wurbe et erſt in ein Gaus in der Vorfiadt, dann auf
deb Scqhloß gebracht. Hine wied man ihm ein Bimmer
om, wo er den Offigier ‘gum Sehlafgenoſſen hatte. Cine
Shildwache bewarhte die Shires. eine gweite fom in
ein anftofendes Sinamer,. wo frine zwei Bedtenten waren.
Jett famen ihm finftere Gedaufen und ex fol fich im
Geifte band auf cinem ſchwediſchen Schaffotte, bald in
Sibirien; dod) trug die ihm cigene Elafticitat des Geiftes
ſchließlich den Sieg über diefe trüben Bilder davon.
Aud nahmen die Dinge am folgenden Tage cine freund ⸗
lichere Geſtalt an. Wn die Stelle ſeines zeitherigen Bee
gleiters teat. ein Offizier dev. Garnifon, cis Edelmann
aus einem guten lieflaͤndiſchen Haufe, der fidh ſehr artig
benahm und mit dem ex fic) unterbalten fonnte. Zu
Mittag ward eine Tafel gu drei Couverts recht gut ſer ·
virt, an welder noch ein Secretar bes Commanbdanten,
ein gebildeter Deuticher, theilnahm. Nach Tiſche machte
ihm der Conauandaut· General Kouff, ſelbſt {einen Be
fud) und druͤckte ihm ſJein Mebane Aber die. ſtrenge
Bewachung aus, guider ov durch die Befehle ſeines
Hofes vetpflichtet/ fel. bos: :ifm · aber, im · Uebrigen· fein
Haws wie dat fringe zu hetrachten, ¶ Seitdem · beſuchte
ee ihn taglich wad hewies Ammer arhöhte Aufmerb ·
ſamkeit · und Gitte, Er vertraute ihm aber auch⸗ daß
oc in wenigen Tagen Beſehl erwarte, ihn nach St⸗Peters ·
burg ya febiden, wo maw ſehr begierig fei, ihn zu ſchen,
way: DaG- ex jedenfalls bis gum Ende ded Krieges dort
perdidgahalten avecbandiefte Es ſcheint, das Schreiben
deb Konigs hatte Sard mehr. geſchadet, als. genützt;
denn es hatte den Glauben erwedt daß Haͤrd dem Kö⸗
wig ſebr wihds ſei.
Wks dex General ihn nad einiger Beit verantagie,
feine Vorbereitungen gur Meife zu treffen, bet er ibm
zugleich aud cin Darlehen von 200 Duceten-an, indem er
ihm gu verſtehen gab, es werde nicht febleu kͤnnen, daß
08 thm gu St-Petessburg zuweilen an dem Nothigen
mangele. - Hard nahm das Geld gegen Verſchreibung
an und- hatte. ſpäter offmals Veranlaffung, fid) Korff's
dankbar gu erinnern. Gegen Wend. kam ex wieder und
brachte den General Graf Rihernyfdew), den dev König,
um Hied’s Auswechſelung ya fördern, auf Chrenwort
entlaffen baste. Tſchernyſchew kounte bad Verfahren ded
1) Graf Sadar Tſhernyſchew, Sohn des ecften Grefen Sih. des
Gelomerisals Grigori Petrowicz Aſch. (geb. 1672, + 30. Juk
745). Seine beiten itern Brüder waren: Peter, der Gefandter
fn Berlin und Paris war und 1773 ftarb, und Grigori, der 1750
ais Brigadier ftarb. Gein jdngerer Broder Swan ftard 1797 ols
Ghefoencral, Biseprafinent des ‘Avmiralitdtscolleginms und “Senator.
Sadar ſtarb 1784 als Generalfeldmarſchall, rdfioent des Kriegs=
tollegiums und Dberbefehlshaber in Moskau.
Geof Hartt bs
Koͤnigs ‘gegen thn nicht geung cihmen nd vrrpflichtete
fit, fogletch nach Felnee Mntenft in: Seawereroharg dle
Kaiferin gu Bitten, daßẽ fle Hard gleichfalla entiaffen
moge, erinnerteſich ‘aber Ppattey mle: Garo meint, weder
Bee Dankes, den er dem König ſchultete, noe felines
Berſprechungen. ) —Albdie nöthigen BefeHle.cine
getroffen waren, mußte Gard: ſeine Neiſe antreten, anf
der er von / ſeinem Offizier und — drollig gtmug —
2'Gtenidiern geleitet wurde die natiivlieh je Muh
gingen, ſodaß fle’ auf dee äͤußerſt langweiligen Rete
vierzig Zage zubrachten. Man ließ/ ign ttle: aud deme
Auge und er bekam Rientans gu fehen, a tinge Pops
meifter und Gaftwirthe: ns
Erſt im. November langten fie in Ses MPetersburg art,
wo er zunächſt in: rine elenbde Hüte in der Vorſtadt
gebracht ward. Am maͤchſten Morgen ‘ging: fein Ber
glelter, ſeine Mevourig zu machen, und / kam / erſt· am Moons
zurück· ¶ Sein Sehweigen uͤber die Beſtiumaung {eines
Befangenen' leh dieſen nichts Gutts ahnen. iar
Stunde pater fam ein Wagen Hs Großlanzlens rar
ert Wotonzoff, in welchen Hard mit ſeiaem Begleiter
und durch· eine Meine Hinterpforte im Hotel: des
Miniſtets auf einer engen Nebentreppe in das Ziummer
Hnte -Beeretales. gerade ‘ward. Diefer. empfing tha
actigh and ‘bot: then, da der Groffangler now bei Hofe
fei, Erfriſchungen an, von denen Gebraud gu machen
A} Dein Konige (Meine Aſchernyſchen TOR fetne Duntbattelt: dod
‘tn fr diefen febe erfprieflider Weiſe an den Zag gelegt su Haden, als
kr has bem Konige geſchiccte Hilfecorysd befehligte, aber nad der rufs
fifgen Shronrevolution die Ordre gum Abzug erhielt, und nun nod
fo lange in den preußiſchen inten eben ‘bled, bis Frudrich Il. die
der Sadlage untundigen Deftervetdher bet Reigenbad gefdlagen. hatte.
Und fo hatte ex fid dielieicht aud fir Hird verwendet und’ nue ked.
nen Erfolg gebabt. ne We ko
286 Graf Sark.
thn feline tiefe Ricbergefilogenyeit verhinderte. Ex unters
Wat Rog damit, eine feangofifde Zeitung gu lefen
dem Sectetair iber’ denen Inhalt gu fpredjen,
mb i — vine: ziemliche Sunde, bis cin Olöchchen
ertdnte, bad ben Sectretair in cin anderes Zimmir rief.
Rod einer Viertelſtende fam er wieder, ceutſchuldigte
fich und fagte, daß ber Großkanzler guriictgetehet fei,
Es verſtrich aber nod eine Stunde, bevor dad Gtide
Gen ſich nochmals hiren bef, worauf ber Secretair feinen
Gaft in cin Bimmer führte, in dem ſich der Großkanzler
und ein anberer Gere befanden, der fo mit Schmuck bee
dedt war, daß Hard fogleic in ihm den dtenfithuenden
Giinfiling der Raiferin, Graf Sdhuwaloff, vermuthete.
Die Herren ſaßen, erhoben ſich aber Set feinem Sintritt
und gingen asf ihe gu, worauf ber Großkanzler ifm
ohne weitere Einleitung mittheilte: obwol ber ſchwe ⸗
diſche Hof ign dringend veclamixt habe, fo babe Ihre
Maj. die Kaiſerin dod befohlen, ibm gu fagen, daß fie
nie in feine Auslieferung willigen, daß ex aber auch nie
nad Prenfien gum Dienfte guriidfehren werde. Sie
werde flr feinen Untergalt auf den Reſt feiner Tage
Sorge tragen und ihm feine Beftimmung wiſſen laſſen.
Dieſe Erbffnung befrembdete Hard im hoͤchſten Grade
tnd ex Fonnte ſich anfangs kaum des Lachens erwebren.
fdgte: ,, Wie kommt 8, mein Herr, daß der König vow
Preußen unfere Gefaugenen fo ſchlecht behandelt, wab-
rend er gegen die ber andern Kriegfũhrenden ganz anders
verfährt und weshalb hat er einen von unſern Offi
gteren raͤdern laſſen?“ Jetzt ging Hard cin Licht auf.
Rak der Schlacht von Zorndorf waren die rufſiſchen
Sefangenen nad) Kiiftrin gebracht worden. Sie waren
Gref Hard. 987
der Befagung an Zahl beträchtlich überlegen und es
bilbete fic) cin Complot unter ihnen, deffen Whfidt gee
wefen fein foll, fic) unter Riedermetzclung der Befagung
in Freiheit gu fehen. Ein Sieutenont, bee ber MAnftifter
dex Berfdwbrang gewefen ſein fell; wurde gum Tode
durchs Rad verurtheilt und dide ber Menkhhelt gue Schande
gereichende Strafe wirklich an ihm, der fein Ehrenwort
gebrochen, der nur Befreiung aus den Händen der Feinde
begwedt hatte, gegen ben und die Seinen, bie man in
eine Feftung verſchloſſen, man wachſam, aber nicht grau ·⸗
fom gu fein hatte, vollzogen. Den Gefangenen zum
warnenden Exempel, hieß es. Run, mit demſelben Grunde
hatte mon das Pfahlen vertheidigen mogen, wie es bei
den aflatiſchen Barbaren üblichl Die Kaiferin Eliſabeth,
die bel bem Autritte three: Regierung veh aie ge
thas Hatte, gegen Feinen Verbrecher die Podesftrafe, bier
feb Armuthszeugniß, das ſich die menſchliche Geſellſchaft
ausſtellt, dieſe Strafe, deren Tragweite fein Irdiſcher er ⸗
meſſen kann, vollziehen zu laſſen, war fiber bie Mi
von dieſem Borgange, die ihe Tſchernyſchew mitgebracht
hatte, äußerſt erbittert und Haͤrd wurde das Opfer,
an dem fie ihre Nache audließ. Er ſollte freilich
nicht hingerichtet, nicht von ben Organen der Staats⸗
gewalt in ſolenner, methodiſcher Weiſe erbarmungslos
geſchlachtet werden, wol aber in einen Kerker verſchloſſen
und ba dev ruffiſchen Behandlung unterworfen werden,
welche immerhin ſchlimmer fein mag, als ber Zod den
— erſcheint, wenigſtens aber nicht fo irrevara⸗
bel
Haͤrd antwortete ziemlich heftig, indem er die Be⸗
ſtrafung bed ruffſiſchen Offigiers als eine Haudlung der
Gerechtigleit darſtellte und in Betreff der ſonſtigen
Behaudlang der ruſſiſchen Dffiziere ſich anf die Graͤuel
288 Graf Hird.
dezog, webdhe bie rufſtſchen Druppen im preußlſchen Gee
biete veruͤbt Hatten. Der Großkanzler, der von Natur
dined milden Eharakters war’, ſuchte bas Geſptäch auf
andere Angelegenheiten gu lenken, fragte ihn’ aber’ dte
mehrfachen Gelegenbelten, wo Gard ben ruſſiſchen Trup ·
pen gegenübergeſtanden, und fagte ihm viel Schmecchel⸗
haftes aber feine militairifchen Talente. Haͤrd antwortete
mit geziemender Beſcheidenheit, kehrte aber bald anf die
Sache zurück, bie’ ign’ natürlich jetzt ausſchließlich ‘bee
ſchaͤftigte, fragte, was denn Er gethan babe, das ihn
zum Gegenflande bes’ Bornes und ber Rache der Kaiſe ⸗
rin machen dürfe, bezog ſich auf feine politiſche Rolle
in Schweden, deren Tendenz ber ruſſiſche Geſandte bee
gũnſtigt babe, und machte anf die Wiedervergeltungs⸗
maßregeln aufmerkfam, bie der König von Preufen ga
ergreifen in feiner Hand habe. Statt aller Antwort,
fagte thm der Geoftangter ,,guten Abend”, und er mufte
ſich entfernen. Det Seceetaie folgte dem Beifpiel feines
Principals, und der Offigier führte Hard auf bem name
lichen Wege wieder in bie elende Hütte der Vorſtadt.
Am nãchſten Morgen ging der Offigier allein in did ~
Stadt und kam erft am Radhrviteag wieder, wo er Harb
unter bem Giegel der Verſchwiegenheit mittheilte, Sav
bei Hofe cin Rath aber fein Schickſal gepflogen worden
fei, Dag cv den Musgang nicht fenne, daß er ober Awas
Berlegenheit unbunfehtaffigheithemertt Habe: Gegen Suhr
des Abends Faw ein Mann aus ber Geheimen angle, der
dameligen ruffifthen Sternkamimer, und'fagte dem DOA
zier auf Ruſſiſch: daß fie ihm folgen müßten. Sie fane
den an der Shire zwri zugrmachte Sdkitten, tn deren
einen Haͤrb mit dem: Offeger, in den audern {eine beiden
Bedienten fizigen mußten. Auf ben Sehlitten, in we
hem Hard fahr;-fegten ſich vern and hinten fe wa
Graf Hint. 369
GBrenadiere, anit aufgepflangtent. Bayounet. Die übrigen
Grenadiere wurden auf dem gweiten Schlitten untere
gebracht. Der Frohnbote fubs auf einem dritten Schlit ⸗
ten voran, und Hard glaubte ſchon, daß es ned Sibi⸗
tien. oder Kamtſchatka gehe. Sie fuhren cine Stunde
lang durch die Stabt, dann über das Eis dec Newa und
nun in die Citadelle, deren Thor man file fie offer: gee
laſſen hatte. Die Sdlitten hielten wor einem Haufe,
das ziemlich im Mittdpuntte dev Citadelle lag. Hier
mußte Hard eintreten und fand in feinem Zimmer nur die
vier Wande, einen grofen Ofen, einen hilgernen Stubl,
einen ordindren Tiſch und cin Talglicht. Man brachte
feine Sachen, fiellte cine Schildwache an feine Thüre
und cine gweite an die des Vorzimmers, wo feine Bee
dienten und feine geſammte Wache untergebracht wurden,
der Frohnbote gab feine Befehle und entfernte fid.
Gin tiefes Schweigen herrſchte unter dem Zuriide
bleibenden; fie fonnten nur mit Biiden zu einander
teden und batten nicht die Kraft, cin Wort vorgubringen.
Der Dffigier, wie erwãhnt, din Edelmann aus gutem
liefländiſchen Adel und cin Mann vortrefflichen Chae
ralters, war fo niedergeſchlagen, wie Hard, und dies
night blos aus Theilnahme für diefen. Die treuen Bee
dienten braden in Thränen ans, vor allem fein Rammer:
biener, cin Schwede, ber Vaterland und Verwandte ver=
laſſen hatte, um Haͤrd gu folgen, und feit 15 Jahren in
defen Dienſie war. Hard fuchte fie gu tröſten, und
feagte ben Ofſtgier nad dem Grande fener Niederges
ſchlagenheit. Derfelbe erklärte offen: nad allen Ume
ſtãnden müſſe er vermuthen, def Haͤrd beſtimmt ſei,
nach Sibitien gebracht gu werden, und in ſolchen Fallen
miiffe die den Gefaugenen beigegebone Wache dieſelben
senibotiy begideen wd tect We Reber in Dunkelheie
298 Geel Hard
und Glend verbringen; beläufig ein Gebrauch, der in
den meiften Faken die; Made gam vatürlichen Sind
ihres Gefangenen gemacht haben muß. Hird troftete ihn
wit der Erinnerung, daß fie Beide unſchuldig frien, und
dec Zuverſicht, daß Gott ſie nicht verlaſſen · werde. Dieſe
Betrachtungen richteten ihm ſelbſt auf, und trotz ier
VBettimmerniffe verbrechten fie eine ruhige Rage, wobei
Hid feine Matrazze mit vem Mffigier theilte. Frith
um 7 Uhr wurbe dee Dffigier gemedt und in die Ges —
heime Kanglei befdyieden, von me er neh einer Stunde
zurückkehrte, ohne irgend cine Nachricht mitbringen gu
fbanen, als die, daß er ume feine Abloͤſung gebeten und
dazu den Vorwand gebraucht habe, dof cx im Begriff
fei, fid) gu verbeivathen. Die Kaiferin hatte nämlich
verboten, Verheirathete zu Bewachung her Gefangenen
in Sibirien zu verwenden. Auch in dem vorliegenden
Belle hatte man dem Offizier perſprochen, ihn abguldfen.
Einſtweilen war er aber nod in dad Gefaͤngniß ded ihm
Anvertrauten gebaunt. Mittags ward ein ſehr ſchlechtes
Mahl aus einer Wirthichaft gebracht, welches Hird bee
zahlte. Die Racht werftrich wie die vorige; nur hatte
ber Offigier, wahrend Hard ſchlief, nach fpeciellee In ⸗
ſtruction, Demfelben feinen Degen genemmen, der ism
bis dahin gelaffen worden wor, und in die Gebcime
Kauzlei gebracht. Auch her folgende Vag verſtrich ohnt
Aufklärung. Gegen 11 Uhr Abende wurde dee Dffizier
geweckt und herauigerufen und fam bald mit der Rad:
richt gurtid, daß ein Offigier mit einer neuen Wach ⸗
mannfdaft gu feiner Ablbſſung daſei. Haͤrd nahm von
dem wackern Manne Abſchied, dankte ibm far die bee
wiefene: Qumanitét, gab ihm cinen Ring, der ibm i
geblieben wer, zum Wndenfen, und befdwer ibn, Ger
legenheit gu fashen, feine Gattin gu enacplstigen, bof
Graf ban i
Hard nod lebe. Gleich darauf kam der neue Offigier,
machte Hard cine tiefe Werbengwng, welche diefer exe
widerte, ſtellte eine Wache an die Thüte, verbrachte aber
die Nacht in einem / andern Simmer. Früh erſchien ex
wieder, begrulhte ‘ihn tui rufſiſcher Eprache, da ev jeder
andernuntiaiblg war, und ging, ſelnen Rapport in dex
Geheimen Kanzlei zu woftatters,..wie er das feden More -
gen ‘gu thun verpftichtet war. Hard war. nun auch des
evftes beraubt den thn ‘die Uneerhattung mit ſeinem
fruhern Begleiter gewaͤhrt hatte, Gegen 16 Uber fam
der Offifler wieder amd legtr einen Rubel auf-den Tiſch/
wobei ev zu verſtehen gab, daß dies bie Summe fei, die
man flr gen tählichen Aufwaud bes Oberſten angewie ·
fer habe. Hard gab ben Rubel mit Dont zurück, umd
fachte igen begeeifiteh gu madyen, daß er das Gelb nicht
rand. Dice Moleyuung feste thn in groped Erftan-
nen}. ve erſtattete Bericht, und man ließ ſeitdem bas Eſſen
Dane -einen -Botdoten in ber Wwberge holen und bes
zahlte es, vetfuhr aud in Betreff ber Bedienten ebenfo
amd wollte thaen nih geftatten, etwas fiz dad Geid
‘tes Heren gu -fanfen. . Hard ſchaffte ſich fedod, ba
Bab Ehfen ifo feledt war, zu einigem Grſatze wenigſtens
eignen Kaffee, Thee und Buder.na. Un Abend brachte man
Wm junge Huͤhner und Caviar. Da ex den Gerud der
Zaiglichter vids. vertragen tounte, exbielt er Griaubnif,
{Rh Wachelichter angafhaffar. Die Freu bes: Offtziers
wuſch ote Waſche mee _Grafew nd. tie ſich recht gut
bafiit bezahimn.
So pecbeadte mun. “pind bie Belt i in leichelelbendei
Erwartung und: Vebraugniß, ohne, außer ſeinen forts
wabronden: Umgebungen/ Jeaund zu ſehen, ais den Ofe
ftzier, dee feben Morgen zu: ihm eintrat, bevor et ſeiuen
Rapport mate. Mus deur Riuſter war ane nur felten
I Gtaf: Hark,
Rarithergehenbere zu erbMden,.und. nue. an: Feſttagen
fae fich eine Menge. Menſchen gu einer gegeniibery
Hegenden. Kirche, .mobet ef fuͤr Hard. cine Zerſtreuung
mar, die, Gigenthiimbichfeiten :bex, ruſſiſchen Tracht gu
beobachten, Beniger amufirée ihn das in Rufland. fof
wnautbirlichs. Glodengalaute, das die Nachbarſchaft eines
Kirche eintswegs angenchm machte. Wabrend die Wach⸗
mannſchatt der Citadelle alle Woden abgelöſt ward, blieb
hie fies Hard beſtinmte immer. diefelhe.. Ein Ment
verging, ohne daß ſich in ſeiner Lage das Mindeſte
anderte Gr bat, um Biishes,,ecbielt, aber. keine Antwort,
und / erfuhr ſpaͤter, man abe ihm keine Bücher geben
zu durfen geglaubt, weil es verboten: geweſen fei, ihm
Papier. ae Giefern,. Dod erhielt sv gegen. Gude deb Jahe
res wenigſtens einen Kalender, der, nebſt einigen gerets
teten Andachtsbüchern, feine Lecture bildete. So Beast
er zunaͤchſt drei Monate gu, ohne etwas gu. fehen, alg
bie Gitadelle, die Wande feined Zimmers, die Mache und
ſeine Diener. Dane brachte ihm der Offizier zwei. ere
Affnete Brieſe ſeiner Frau. Gr bat um Eriaubniß, iby
nur antworten gu dürfen, daß ec. nosh Leb, — Dad Wins
das fie.von ihm unmittelber gu x fab heoebri
ian Man lich ihn abermala — Mangte, ohn;
Antwort auf dieſes Gefud!. In ber Belen cit hate
ihm feiue Frau cinen dritten Brief geſchrieben nn den/
ſelben unter. der Adreſſe ded ſchwediſchen Gefandten,
Baron Poffe, abgeben laſſen. Dieſer Diplomat war
wohldenkend genug, fic) dafür gu yerwenden, daß Hach
den Brief beantworten dürfe. So erſchienen denn eines
Tages der Geheimſecretair der Kanzlei und ein Adiutant
eines andexn Schuwaloff, welder, Prafident der Geheimen
Kanzlei war, bet Hard; dex Adjutant, dberbrachte ihm
ben Grief und der Secxetair prdfentiste ibm cin Stid
Graf Cl PS)
Papier, cin Schlelbzrug und’ ene Seder, wos fie ie
fagten, er durfe ſeiner Frau antworten, daß er ihre bret
Shreiben·erhakten habe und ſich dehr befindeſvnſfl
aber durchaus nichts buf ett; auch Beit! und Sit fete
Antwort ·nicht · angebel. ¶ Demgemah geſchah eb imd‘der
Sieretate machte den VBetef gu, damit Haͤrd die
verauf fehen konnte ¶ Der Kbjutant warf Hird ‘etree
BHF des Mitleids gu, während fein’ Begletter fein’ tb
quifitorgefdsaft vollzog; dann grifter fie, ifn’ Belde Att
formticyer BWeife: und entfertten sich.
Wiedet verfloffert gwobif · Monate vhne Mentermg fet:
tier Rage. Er Sat um ein Clavier und Noten. Mun
erlaubte ihm, ſich ein Clavier gti kaufen, verweigerte
aber bie Noten, weil fie auf Papier waren. Dad Cla
vier abet, bad ihm angeboten ward, war ihm gu thenet
und fo Bliebbie Sache gang. Er verfidherte ‘ibrigens,
daß thm ‘die erſten drei Monate feiner Gefangenfchaft
ant’ titigften gewahet atten und am niederdrückendſten
gewein waren. Spaͤter hatte bie Gewohnheit ſelbſt
diefe Taferfte Cinformigteit erfriglid gemacht. Er ftand
fet tin T Uhr auf und frithftiidte bis um 8. Dann
leidete er ſich an, las cin Weilchen, ging em Pact
Shinden th Zimmer umber, fid bald ſeinen trüben
Gedanten’ Herlaffend, bald Luftſchlöſſer bauend. Um
Fuhr tradjte ein Soldat das Mittagsmahl, das er auf
zwei Stunden zu verlingern wußte und fid dabei
mit feinen Bedienten unterhielt, die in einer andern
de tafelten. Um 3 Uhr tran! er Kaffee, ging bis um
5 uhr im Simmer umber, (a8 bis um 8, nahm ein ſeht
maͤßiges Abendeffen ein und legte fic) um 10 nieder.
Go ging es Vag fie Tag. Sein Offigier und dle ganze
Wache attadirten ſich an ihn und gewannen Theilnahme
an ſeinem Schickſale. Namentlich bezeigten ihm zwei
284 Graf Hard,
Grenadiere cine folde, und der cine davon fagte ihm
tines Ubends: der Offigier fei abwefend, und wenn er
flch auf dem Balle ergchen wolle, fo könne er die gange
Stabdt beleuchtet fehen, inbem vin Feſttag ſei. Hird
war entslidt, einmal fteie Raft athnten yu koͤnnen, und
durchftrich mit fetwem Begleiter bbe ganze Seftimg. Sp
gingen fie aud in die Kirche, wo fie aber dadurch tn
große Ung lt ‘verfege warden, daß die Ahüre Hintee ihnen
zufiel und Re dieſelbe nicht wicher dffren kounten. Gade
lich entdeckte der Soldat cin kitines Pförkchen, vor dem
tine Schildwache ftand, die fir für einen ihr in bie Hanb
gefchobenen Dudaten herausließ.
Naihdem or 18 Monate in ſeinem Gefängniß zuge ·
bracht, und dabei nur dieſes cine mal friſche Luft genoſſen
hatte, fiel ev in cine heftige Krankheit, in welder de
nicht ungefthidte Arse, der ihm, auf die Meldung bes
Madhoffisiecs, geſchickt wurde, das —e ete
kannte. Er genas; aber fein Kammerdiener, der ign
treulich bewacht und gewartet und dabei dieſelbe Kranl ·
heit überkommen hatte, ſtarb, trey aller Sorgfalt, die
ihm der Arzt und Hard augedeihen ließen, nach 15 Zax
gen. Haͤrd ließ ſeinen Leichnam bis suc’ Beerdiguag
nicht aus ſeinem Simmer, dad er fo lange mit ihm: gt
thellt hatte, und fühlte fid) durch felnen Tod fo betrübt,
8 hatte er einen Sohn verloren, Da dev Mrgt ben
in ber Biedergenefung Segeiffenen Grafen yw beſuchen
fortfubr, fo erneuerte ex durch ign feime Bitten um bie
GErlaubnif, fid) einige Bücher kaufen gu dürfen, und be ·
ſchraͤnkte ſich dabei, um jedem Einwand gw begegnen, auf
zwei oder drei moraliſche oder religiöſe Schriften. Aber
auch jetzt erhielt er keine Antwort, und ſooft er wieder
mit ſeinem Urge davon ſprach, leitete dieſer das Geſpräch
allemal auf die Krankheit über. Da ſeine Garderobe,
Graf Hind. 985
wie feine Kaffe, in mididsn. Zuſtand gelommen mor,
fo bat ec, ibm gu verftatten, einen Werdfel auf. ein
hundert Ducaten: gu ziehen. Auch dieé war fruchtlos.
Mam faßte ex dew feſten Entſchluß, nidjt um die mindefte
Bunſt mehr zu bitten, vielmehr Alles von dem Beiftand
ber Vorſthang gu erwarten, und ſetzte ſeine cinformige
Rebensmeife fort.
‘Bon. den Vergéngen in der Bett erhielt er keinerlei
Sunde. Sines Morgtus jedod) kam fein Offigier, lud
ihn eit, ané Fenfter zu treten, und geigte ibm 300 preu ⸗
Fiide Gefangene von der Kolberger Befagung, die im
Triumph durch St · Petersburg geführt worden waren
und jett einſtweilen in der Citabelle untergebracht wur ⸗
den. Gin anderes mal ſagte ihm ber Offigier im Bertrauen,
die Ruſſen waren in Berlin eingerückt. Hard erbannte
fofort, daß der Offigier, der ſich immer recht brav gegen
ihn brnonunen hatte, gu dieſer Mittheilung beauftragt
ſei, nahm fic daber gufammen und hörte die Nachricht
wit der kälteſten und ruhigſten Miene an. — So vere
flofin wieder ſechs Monate. Da fam der Offigier eines
Morgend mit einer Feder und einem Blatt Popier in
dex Hand und einer fehr midtigen Miene im Geſicht.
Hard fragte, worum es fid) handele. Der Offigier ere
widerie, en fel Seauftragt, den Oberften aufſchreiben zu
laſſen, wad er an Wäſche ader Kleidern brauche. „Ich
braucht nichts, fagte Hard mit ſehr entſchiedenem Tone.
Dieſe Antwort fegte den Ruſſen in Verwunderung und
Berlegerheit. Doch entfernte ex ſich unverrichteter Sache
und es vergingen acht Tage, ohne daß Hard etwas von
der Sache hoͤrte. Dann kam der Offizier mit einem
großen Pad angezogen. „Ich habe Beſehl“, ſagte der
Ruffe, auf die Frage Haͤrdis, „Ihnen dies gu Ihrer Bee
Heidung zuzuſtellen.“ „Geſchieht es auf Befehl der
996 Geaf Gish,
Reilerin? frogte, Qdeb.und, ats bes Ruffe dies nicht
ay. wiſſen verficherte, warf Der, Kraf. den Pac. ia cine
Gee, und ecthitfe:: ,, Niemand hier, außer. der, Kaiſerin,
hat cin Recht, mix Geſchenke zu wachen.“. Gixe Stunde
fpater fam. der Rule - wieder. und berjchtete, Dag der
Pod-von der Kaiferin felbft, fomme, worauf. Hard ihn
hat, Bhree Maj. feine ebrerbietighten Daunkſagungen zur
fommen zu laffen, und, fabald ex allein war, den Pad
nicht ofne Veugierde sffnete. Gr enthielt zwei Schlafr
ride, avon: einer, für den Winter, von Pelz war, vier
Manihetten, Hemden von Bettift, cin Pagr ſeidene
Strümpfe und zwei Paar. gewöhnliche. Hard pactte diefe
Gegenſtaude fofort wieder ein, entſchloſſen, fie, wenn er
female das Glück habe, wieder heimkehren gu fonnen,
feinen Nachkommen als Fideicommif gu. hinterlaffen,
fate aber dod) aus dem gangen Vorgang die Hoffnung,
daß in Bezug auf ifn cine Aenderung eingetreten fet
und ernenente Daker {eine Bitte um Erlaubniß, ſich Bücher
anfchaffen gu dürfen. Der Offigier Fam bald mit. faeudes
ficablendem Geſichte, ihm gu melden, daß er kaufen dürfe,
foviel er Quit habe, worauf ex fid) denn Kataloge aus
den Burhhandlungen fommen lief und fein Simmer bal
in eine Bibliothel verwandelte.
Grft vier Woden fpater erfuhr es, wie das alled gus
fammenbing. Der Kinig hatte ihn wiederholt reclamirt,
aber immer gur Antwort erhalten, Hard fei frant,,.ober
er fel fo weit entfernt, daß feine Rückkehr viele eit
brauche, fei untermegs erfranft u. ſ. w. Der Mufenthalt
Hard’s war fo gebeim gehalten worden, daß felbft dex
engliſche Gefandte in St- Petersburg, der gang. in der
Mahe der Citadele wohnte, ihn. nidt auszuſpüren vers
modte. Der Kdnig brad aber num das ganze Wuse
wed{elungsgefdaft ab, rief den General Wylich zurück
Graf Harb. 27
und lief dett rufſiſchen Genẽralmajor v. Neſenhauſen und
den ſchwediſchen Oberften d. Lilienberg auf die Feftutig
bringen, indem er erllurte ihre Koöpfe hafteten ihm fir
din des Grafen. ‘Died wirkte denn bod, und nian ‘bee
ſchloß in St Petersvurg? Hard tr Freiheit yu fetzen.
Die ihm überſchickten Sader ſollten thn in den Stand
ert, fich wieder zeigen ju können, oder doth’ Yer ‘Mit
ig dazu fein. Ble Krantheit der Kaiſerin vetsdierte
jcdoch die Entſcheidung noch einige Seit.'” Ha erfchabitch
dines Morgens drei Ranonenfditffe, ‘dte ſich umunter
brochen wiederholten. Der Offigter trat haſtig etn und
berichtete ben Lod der Kalſetin (5. Yan. 1762) und die
Woronbefteigug Peter's HH. Hard's Erftaunen wat ‘um
fo grifier, als man ihn in ganglicher Unkenntniß doer
bie Krantheit dee Kaiſerin gelaffen Hatte. “Ce erfannte
ſogleich, daß et nunmehr gerettet fet, befdjted: ſich aber,
daß einige Seite verſtreithen werde, Bevor tan an thn
denken koͤnne, und’ burdhblatterte ruhig fetne eben gekauf ·
— — ote :
+) Doth ſchon am Wend erſchlen cin Adjutant deb
Keifers, kundigte ihm feine Freiheit an, fagte gugletd,
daß cine'Hofequipage ba'fel, die ihn gum Raifer fühten
folle, und befahl der Warhe, fic) gu entfernen, und‘ dem
Ofigter, nur an dle Hausthure eine Schildwache gu ftellen.
Hard war jetzt doch außer fic) und fand ‘fidy gu der
Bitte an den Adjutanten gedrungen, ex möge Sr. kaiſ.
Maj. feine tiefſte Ehrerbietung und lebhaftefte Danfbare
keit verfichern, zugleich aber um dle Erlaubniß bitten,
ſeine · Aufwariung noch bis gum ‘nachften Tage gu vere
ſchieben, da ex ſich in folder Aufregung befinde, daß er
elniger Stunden beblirfe, um wieder gu fig) gu kommen.
Der Adjutant war’ ecftaunt urd fragte den Grafen, ob
es wirklich wahr fei, daß er feinen Auszug verſchieben
13°*
298 Graf frie.
wolle. Als et ihn aber naͤher geprdft hatte umd vor
Bewegung zittern fab, gekand er daß ev weiferhandele,
Sie kamen überein, daß die Equipage hen-nddften Mery
gen um 10 Ube zurückkehren ſolla. Sohald Hird mein
war, dankte ex Bott für feine Befreiung und: überlich
fid dann feinen Betrachtungen, die ihn noch dan gain
Sheil dev Nacht hindurch wachhielten.
. Um addhften Morgen ließ ihm der Großkanzler Gut
Woronzoff fagen, daß er ihn bet ſich erwarte und ihn
felbft Sr. taif. Maj. vorſtellen woe. Hard kleidete ſich
ans wm 10 Ube kam die Hofequipages: er lief feinen Diener
mit feinen Sachen in bem Zimmer guriid, das 25 Monnte
und 3 Tage feine Wohnung gewefen war, und fuhr diveet
qu dem Groffangler, dee ihn mit der groͤßten Untigheit
empfing und einen gang andern Ton enftivente,: als in
dem er bei ihrer erſten Zuſammenkunft geſprochen hatte.
Hard war in Uniform, indem er ſich noch eine ziemlich
gute bewabrt hatte, trug aber feinen Degen. - Dee Graf
bemerfte dies, fragte nad der Urfache und lachte Dayar
mit Hard, als diefer ihm erzählte, mit welcher Vorſicht
die Geheime Kanzlei ihm denfelben hatte wegnehmen
faffen. Der Großkanzler führte ihn daranf in sin ane
deres Bimmer, wo die Grifin Werengolf ihre Toilecle
machte, mit der fid) Gard eine halbe Stunde Amerhietz
wabrend der Groffangler fid) gum Kaiſer begab. Als
Graf Woronzoff zurückkehrte, brachte er einen Degen
mit, den der Raifer fo eben ſelbſt getragen hatte.” Men
hatte nur die Quafte gu wechſein gebraucht, indew der
Kaiſer aus feinem reichen Vorrath preußiſcher Degen
quaſten eine hatte an die Stelle der ruſſiſchen ſetzen laſſen.
Die Vorſtellung ward auf den nächſten Tag, einen
Sonntag, verſchoben, um ſie glänzender zu machen. Der
Großlangler behielt ihn zur Tafel, wo er die, Freude
Graf Hird. 290
hatte, den Genetal Korff zu treffen, der ibm: in Konigs ·
berg ſoviel Freundlichkeit bewieſen hatte. Belde um
armten ith unter Thranen, und der Großkanzler, der
der Schwager Korff's war), ſchien ihre Enepfindangen
au theilen. Rady der Tafel bat Korff unfetn Grafen,
wãhrend ſeines weitern Aufenthaltes gu St.Petersburg
bei ihm gu wohnen, wo ex ein Quartier fiir ihn habe einrich ·
ten laffen, Hard dantte thm aud dafuͤr in den waͤrmſten
Ausdrücken, bat-aber, ihn in feiner geitherigen Wohnung
gu laffen, am deren vier Bande er ſich allgu ſehr gee
woöhnt habe. Der Großkanzler und Korff waren erftaunt
und ftellten ibm vor, daß der Ralfer diefen Entſchluß
wol tibel aufnehmen koͤnne, ſodaß Hard verfprad), we:
nigftend den folgenden Zag gu Korff gu ziehen. Die
Macht aber brachte ex nochmals in der Citadelle gu.
Die Borftellung exfolgte durch Korff, da der Grog:
kanzler unpaͤßlich geworden war. Korff ftellte fic) mit
Dard tn der Galerie auf, durch welde ſich der Kaifer
auf-feinem Gange in die Rapelle gu begeben hatte, und
wo ſich viele vornehme Herren befanden. Sebald der
Raker erſchien, ſtellte Korff den Grafen Sr. Maj. vor.
Hard warf ſich dem Kaifer yu Füßen und drückte ihm
father: Dank mehr durch den Ausdruck tieffter Bewegung,
als burch Worte aud. Der Kaiſer reichte ihm ve Hand
gum Kuß und fagte: „Ich bin fehr erfeeut, bah ich
meinen Regierungéanteltt damit habe beginnen können,
gegen Sie einen Met der Gerechtigkeit zu vollziehen und
dem Konig, Brem Herrn, meine Denkungsart und meine
aufrichtige Freundſchaft fie ihn gu erfennen zu geben.
1) Die Gemahlinnen Beidver waren Töchter des erſten Grafen
Skawronski, des wabrideintiden Bruders der Kaiferin Katharina 1.
(Ggl. Vi, 267)
ww Crh Hint.’
Stud: -rousba bitoni hee Raiſein diy efteltt: welcho gleich ·
fale tritniffeenn / Gofſtnat tzur Meſſe ging uud ſich fee
guũdig -Segeriifer: tinpente >: hand wohnte der Meſſo / anf
dees Galtrie: bea befits beh i Der Raifer ſprach wieder
Holo dt; hin,.rftetBiiwy gheidieh Bone dan Bitte sunk vieb⸗
fadtifeine: Gigebenbeit:. fie den Konig ·mit / Machdruck
herrochcbend. Bri dem Weggange asd der: Rapelle Font:
dee Dberſtalmeiftte ge Hard amd tnd: ihn qieb aifertichere
Zaſoh zu:wolchea auth: Korff / gezygen ward und! die aus
60 Beavertébeftand. Kaiſer und Kaiſerin ſaßen neben
ander and Hand wurde mit Korff don: Raifer gegen
Beek platirt, Der ihn ſogleich mit den / Worten antedeto:
Sie können nicht wohl wiſſen, wie es in Preußen ſteht.
GS freun mich, Ihnen ſagen gu können, dab der König
fich wobt befindet, obgleich er noch immer genöthigt iſt,
ſich nad) rechts oder links gu ſchlagen, waß jadoch wale
teh hoffe; bald aufhoren ·wird⸗Er fragte ĩhn dann nach
bet: Behandlung; die er in der Gefangenſchafterfahren,
und als Haͤrd ſtockte, foderte ex ihn auf, offen rahe furtha ·
{ds zu iſprechen. Wie / Hard dabri u. A. erwühnte dag
er nicht einmal die Etlaubniß habe: erhallen Brome, xis
nige Bader zu inf fagte die Kaiſerin laut: ,, Dad
Aft barbert{d. 4 Schuwaloffs waren chet ‘ diekem
Diner und: batten: * dine peinliche Slruation hae
bd. Nach Ziſche ‘ging es in ein. anderes unmer zum
Kaffee und Haͤrd trug dem. Kalſſer, als / die ſex⸗ ſicht ihm
naherte, Die Mitte vor: daß er sine Staffette aa der eig
ſenden darfe, une denfelben: ſowehl von bie. erfahrenra
lite, aS von den freundlichen Vercherungen ie Kennt ⸗
wif qu fogen, bie Ge: tail, Mai in Betreif des Konigs
gegeben, und daß er vor -Erbffneng Seb Feldzuges wie
der in Dienſt treten konne. Die erſtere Erlaudmi erhielt
er ohne Schwierigkeit und der Kaiſer ermaͤchtigte ihn
Cub babi son
nddy, dem Rong zuſfthreiben/ fare et flew Adjutant wiude
fofortzu chen chreifeny sith ihn deci pahyen Fueundſchaft
des Kaiſers zu werſichern amd / die Boteirung:'swenieberbiotea,
daft der Maifet dic Waffen nid nürdeclegen wirde, deror
er⸗nicht dem: König det Frioden verſchafft.Haͤrde ſalte
dagegen ticht ehet abteiſen⸗ Sevorsinkche ein preisPifeher
Safndtern angetargt: fei, den ible Galfer ttus ben Dffhiers
devhprenpidjen / Armes gewaͤhlt “avin fale. : hat, krnte
nicht anders; als diefe Mnorbnattg für ihm iſcheneichelhaft
ſinden, da dic: Wide darin lag, daß et ben: Gehaudton
einſtweilen erſetzen Folle, umd besitte ſich, ben detaillir ·
teſtra Bericht ait den König zu erſtatten, bat um ſchlen ·
nigſte Sendung eines Gefandten, verſicherte aber, daß
er einſtweilen fein Motlichſtes thu. werde, und auf Ste
Untecftitung des: ‘i ‘Sefreunbeten enauſthen Sefenbien;
Loud Keith, verte
J CGriwar fof Tigi “tri Doſe um Sephetite. ben
Raifor auch gu:iden Beohen; die derſelbe mit ſeinem Ber
ſuche beehrte. Bei einem Soupte, dad der englifihe Ger
finite beter: Kaiſer, auf die gegen Hard geduperte Marte
fodemmngi bes: Letztern, ghb, zog der Kaifer tinen' Ring
bot Fingeo! und: zeigte thn- Hard, des? das Vildtuß ded
Rwmigé idorauf erfarmte. Wm folgenden Tage ſchickte
ihm dew. REfer elne Borſe mis. 500 Mubela und ließ
Hho: poo Bafed Laden. - Gheidhyeitig. überbrachte tm der
Ba dydffizter dus der Citadelle feinen Degen und mit
himifbest die Belefe, dte man Hard. en ſeine Fran hatte
ſchrriben laſſen, bie aber nirmals abgegangen waren!
Hird ſchendte · den Degen, nebſt 100 Rubels, dem Offl
zier, Qher den. ev ſich niemals qu befSagen gehabt, begab
fich: aber itt höchſten Unwillen gw dem Groffanglet, unt
fic) fiber dad Verfahren hinfichtlich ber Briefe gu bee
flagen. Woronzoff konnte ihm wenigſtens mittheilen,
303 7 Geof: fied:
daft der Kaifer die Geheĩme Kanzlei aufgehoben babe.
Vor dem Diner wehnte Hard noch ber: Fahneneihe bei,
zu Dev ſich auch die Roiferin, unter: Bortritt- von. mebe
als 200-Geifttichen, ntit ihran Moffimate einfand. Rach
der Tafel führte thu Korff zu dem Pamabebette der: vere
ewigten· Kaiſerin. -Sehurpaloff begteitete “fie, und oa
Deffen mit erſtaunlicher Pracht ausgeſtattetes Zinuner an
dad. der Geſchicdenen ſtieß, fo lud er ſie ein, den Kaffee
bei ihm zu nehmen, und uͤberhäufte Hard mit Artig ·
keiten. Bei der kleinen Abendtafel des Kaiſers traf er
auth deſſen Maitreſſe, die Grafin Worongoff, die et. weber
fon, noch augenchm, ohne Geift und Bildung fand:
Mud dev Raiferin wartete ex fleifig auf, erbanute
aber ſchon in einer Zeit, wo Wed uody ther die Thatig ·
keit und woblmeinenden Mofregeln des Kaiſers entgiidt
war, hinter ihren anfdeinend heitern, anstuthigen and
leutſeligen Mienen eine tiefe Bekümmerniß. . Den. Geift
und die Bithung der hohen Fran yu bewundern, fand
er bel. ihren Abendeirkein, yu denen ex regekusfig reine
geladen ward, flete Gelegenheit. Cines Whends, we. er
auch bei ihe war, kam der Oberftelaucifier Raryhditix*),
der Gunſtling des Kaiſers, und fagte. ihm, ins Ohr ox
werde in der ganzen Stade geſucht, weil er hei der Cam⸗
teſſe ſoupiren ſolle, wie man die Javoruze zu nercren pflegta·
Gr bat ihn, es fo einzurichten, daß er für dickmal vere
geſſen werde, da ex ſich dad) nicht nem ham Sosper der
Saiferin ausſchließen Bane, und als Varyſchkin nicht
wußte, wie ex das anfangen folle, fagte Hm Haͤrd, dee
ihn als einen wadern Mann und feinem Fteund fanute:
„Das ift Ihre Sade. Es ift mic unmiglid, der Kai ⸗
ferin gu erklären, um wad es fic) handelt, und fo bleibe
1) Leff Aleraudrowicz.
Graf. baͤrh. 303
ich, wo ich bins Ihre Sache iſt es, aus dieſer mislichen
Geſchichte herauẽ zulvmmen “und mich fo gut, als Sie
köemen / herautzuzichen“ Maryſchtin entſernte ſich und
Dink hieit · die Sache far abgemarht.. .Muf: eiamai aber
hörten fle Berdafeys: die Leiden Jiugel der Moire biſueten
fich; der Raifer teat cin und, nachdem er die / Kaiſerin
und ihre: ganze Geheliſchaft ſehr artig gegrüßt hatte, rlef
er Hard mit ſeiner gewohnten heitern und huldrvllen
Miene, nahm ihn unter den Atm und fagte gui der
Kaiſerin: „Entſchuldigen Sie, Madame, wenn ich Ihnen
heute Einen Shrer Bifte entfuͤhre; es iſt dieſer Preuße
bier, den ich in der ganzen Stadt habe furyen laſſen.
Die Kaiſerin lachtez Hard machte ihe eine-tiefe Ver ⸗
beugung und ensfeente ſich mit ſeinem Fuͤhrer. Mei dem
Souper befanden fig, wie gewöhnlich, die Damum, die
die: Geſellſchuft wder, wenn man will, den Hof: det Fae
vorite bildeten. Den nächſten Zag wartete ex dev Kaiſe⸗
rin ‘auf, die igor! Midhetnd fagte: Soupiren Bie fas
bel:mir, wenn nichts dazwiſchenkommt“, von welther
Erlaudniß ex denn Gebrauch machte.
“Qin folgenden Tage, einem Feſttage, ſpeiſte er bei
Hofe, ſaß wieder dem Raifer gegeniiber und ward von
disfem Aber nichts als über den Koͤnig unterhalten. Peter
Tanute bie kleinſten Einzelheiten ber Feldzüge des Kinigs,
alle feine: militairiſchen Anordnungen, die Uniform: und
dic Stätte fammelidet Megimenter, und Hindigte bereits
an, daß er feine Armee bemnddft auf preußiſchen Fuß
fegen were. Gel dieſem Dinee befand ſich auch der
Feldmarſchall Raſumoffski ). Der Kalfer fragte ibn,
1) Gorill Grigorjewicz, Graf H., Sohn eines kleinruſſiſchen Bauern,
geb. 30. Marg 1728 gu Lemefshi im Gouvernement Gyernitoff, in Folge
der Gunft, in der fein Bruder ftand, 1744 Graf, 1750 Feidmarſchal
304 Graf Harb.
wle ſich fein Biuder, der Oberfägerineiſter M Gefinde,
dee der / erſte Danfiling der verewigten Raiferin geweſen
wat und‘ 0d Int SGloffe wohnte. “Ws: Her Feldmat ·
ſchall antwortete, fein ‘Bruder ‘fei unpaß und mife vas
immer Hliten, ſchickte der Kaiſer einen Ordomnangoffiziet
deren ich! lets 5 —G Hinter -feinem Stuble Sefanden, ab
wD HB fle nach beim Befinwen es Bberjägermielſters
erkundigen. Der Offigier fom fofort zurück and metdete:
det Graf fel ſogleich aufgeſtanden, danke unterthänigſt
fae ‘Die Gate bed Maifers und hoffe, th weniger Tagen
audgehen zu konnen. Ge fügte hinzu, die Botſchaft
Habe tm 1000 Rubel angetragen Der Keifer iachte
und) alle’ Anweſenden erkannten aus dieſer ungenteinen
Ftelgebigkeit, in welder Beſorgniß deaſumoffoti gee
ſchwebt hatte. tee :
Beim Aufſtehen lud ber Kalſer Haͤrd ein, den näch
ſten Zag in ſeinem Zimmer gu ſpeiſen, wo er “ihm
etwas Neues zeigen wolle. Dard fand fic) gut gee.
wohnten Stunde. cin und fand den Gencrallieutenaut
und Hetmen von Klelarußland, verlot 1764 dle Hetmanswürde,
madte fbtigens, wie fein Bruder, einen guten Gebrauch von “fettead
Grid, + 1808, ' Bor fetnen swet Shue ward Petor water Weraies
det I. Untervigteminifter und + 1837 gu Odeſſa erblos. Andret wor
Gefaudter tn Wien, ward 1815 Fiirft, + 1836 ale’ der Legte feines
Stammes Fnderios. ae a
1) Meret; geb. 1709, feines ſchönen Gefanges halber tn die’ Hofe
kapelie gebradt, ward Giinftling der Groffirftin Elifabeth, dle fid
hefmtid mit ihm in der Stirde ju Perowo bet Mostau tranen Wey,
1744 dentider Reibegrat und ruffifher Graf, Oberjd: und
Generalfelbmacfhat, + 18. Bult 1771. Dig mit der Kai ets
gengten Kinder ftarben friih. Rad dem Bode der Maiferin legte er
dem Kaiſer alle Würden und Befigthdmer zu Füßen und bat nur um
tin Gut in der Utraine, wo ex feine Sage beſchließen wolle. Der
Keifer befedtigte thm aber alle Gnaden, die ex feiner getrdnten Gdns
nerin verdantte, mid'mit Mage erhielt er endlid die Erlaubniß, fich
vom Hofe zuruchiehen ga dürfen.
Graf hurd 06
v. Serner ), den die Ruler gu Ende hed vorigen:Belby
zugs gefangen genonynan wad ben dar. Raifrr von Kuniga ·
beng. hatte kommen laſſen. Haͤrd hat. nun dere Raifer,
ihn abrriſen · zu offen da. ex. jegt Berney hohe, fanb
abper tein, Gehörz vielmehr fagte bey Keifer: ſchezzhaft,
wenn, 65, hin weiter dränga, ſo werde er jhe minder in
die Gitadelle bringen Jaffe. rrchards ſah waͤhrend feined
fonog verlaͤngerten Unfeuthaltes in Ct..Prtershurg. dew,
wradjtvollen Leich ngug dex Kaiſerin Glifabeth, dere der
Kaiſer wit: dem Pringen: von, Holftein unp die Kaiſerin
zu Fuß folgten. Das Kaiferpaar war in: Teaugrmaritel
gehuůͤllt, deren Schleppen 12 Kammarherren und 12 Hof ·
dawmen, mit BWaghefadeln in dex Hand, tragen, Auch
big Raiferin. tryg eine Wachsfadel. — Weiter. wohnte
Hard der Geburtstagéfeier des Kaifers (10,/2%. Febr.).
be, dig won, dev; Seaitecin au Syartofelo Segangen warde
parte, ube Sak
wis b ufarepmajors, upd Mari avingn v. Streit
m im 16. — — me wath 1731 Gornet, £733 fientes!
nant, 1735 Mittmelfter, ftand 29 Jahre bet der ¥. k. Armee, mit der
er 8 Feldzüge gegen Spanien, 8 gegen Frantreih, 6 gegen die Tür⸗
* ten, A: gegen Drewfen Mitmadte. Bei Bitonte mard er. gefangen,
¥7144 “beh dem Uebergange fiber den Rhein verwundet. Die Sage,
Ref. er bei Rotini — gemeiner Huſar den Romig hatte. oxfenges
me haen goͤnnen, ihm: Gitte gefliffentii enttommen Inffen und
diefem —— fein fpdteres Glück gu verdanken habe, iſt grundlos
— ſchon Rittmeiſter, verließ uͤbrigens 1750 den 2. %
ae bt, Lefiedert sourde, und ward 1751 prenpifder
— 1756 Dberft; 1758 Generalmajor und Meviteordende
ritter, madte fig burd den Entfag von Kolberg beruhmt, ward 1761
Generallicutenant, vertrich die Sdweden, ward von den Ruffer ger
fangen, follte in ruſſiſche Dienffe Syeten 2 1008 er autidlug un wisder
gut Armee ging, + 25. San. 1785 auf Pitſchin in Oberfileften,.
Sermãhlt ward cr am 20, Auguft 1756 mit Annen Marien Dorotheen
Upelionien, Tochter Ludwig Saroslaw’s d. Shimonsty auf Prifewig
und Pajgnom, mit der er fuͤnf Soͤhre exzeugte, haven pw aaa fe
Mibeegt Sofeny, SudMig ari, ged, 29~ on. 1703, ign dberldte
af den General Berner ift ele Dentmdnge gefdlagen oven .
und wo fic) unter den zahlreichen Gäſten aud die Gräfin
Woronzoff befand, die an dem Morgen dieſes Tages
von der Kaſerin, auf Verlangen ihres::Gemahls, uiit
bem: Katharinenorden geſchmuckt worden war. *
dieſem Acte lich ſich aber die Kaiſerin während ‘ber
ganzen achttägigen: Feſuichkeiten nicht wieder ſehen, wohntt
auch daw. Tedeum nicht bei, ſondern hütete ald unpaß
dad ginemer. Harb: meint, dep: man vielleicht :die ſchon
im Quilt deffetben Jahres erfolgende Thronre volution bis
auf. jenen Tag en drm, wo auf dev enen
Seite der Raifer :dab weibtiche Wefuhi farmer: Gemnbhlia
{6 tief geftintt, auf der duibern: dieſe ihren unnwih fe
wenig vevborgen habe.
Hatd war am Tage mach der Nuücttehr ven:-deie
Luft chloß dei dem Keifer yur Tafel, als man ihm einen
Brief. des: Königs: brachte Der Raiter. verkungte, dah
ex den Brief fofort leſen ſolle, worauf Hard ign Sr. Mai.
mit der: Bitte uͤberreichte, ion ſelbſt zu durchfliegen, was
denn Peter ſogleich mit ſeiner gewohnten Lebhaftigkeit und
Begeiſterung für den König that. Der Brief (vom
10. Febr. 1762, aud Breslau datirt) wae ganz davauf
berechnet, den ginftigften Eindruck anf den Kaifer au
machen. Der großmüthige Entſchluß ded Kaiſers in
Betreff Hirvd’s, hieß eb darin, dieſes unvergaͤngliche Deak
mal ſeiner Gerechtigkeit und Seelengröße, babe dan
Konig die lebhafteſte Bewunderung eingeflößt, und er
habe geglaubt, dieſelbe nicht beſſer zu erkennen geben zu
können, als durch fofortige Sreilaffung fanuntlider ruffi>
ſcher Kriegsgefangenen in ſeinen Staaten, ſowie er auch
die Entlaſſung bes in Stettin gefangen geſetzten ſchwe-
diſchen Oberſt en Bitienberg befoblen babe, Ge hoffe, deß
der Keifer Hard verftatten werde, balbigh gu dem Konig
gu Fommen. Das Nähere werde Baron Gols mittheilen,
Graf Sire 207
den er abſende, unt Se. kaiſ. Maj. in Betreff der Throne
beſtelgung ge beglüchwünſchen. Sowie der Kaiſer den
Brief ausgeleſen hatte, rief ex in lebhaftem Gone: -,,Der
Konig will: min alſo guvorfommen?: Meh:: safe Cinen
Gefangenene-frei umber» gibt mic die Sanmilichen wie ⸗
bard’. Ge riefi einen Adiutanten und fagte: : ,, Beyer
Bie: fofort ins ſeriegsburequz mem fall. in’.aile impinge
Stnatew und sberollhiny: wo #6. preußiſche Sefangeme gibt’,
oy die meiſten water neh Sibirien Ceſchickt worden —
n Befehle erlaſſen s fic ſollen Alle fwigegeben werden, aber
erſt -hiexber, konmnen, von wo fie ta: gebührender Welfe
am ihren Fehmen zurückgeſchict werden ſollen.“ Er
wendete fic) darauf zu dem anweſenden Gentrallieutenant
v. Berner: mit der: Worten? „Mein General, Sie
haben ebenfalls Shre Freiheit, von dieſem Augenblicke
en, und es ſteht Ihnen frei, ſobald es Ihnen beliebt,
wad Preußen zurütkzukehren.“ Da er gu Haͤed nicht
daſſelbe ſagte, ſondern ihm ruhig den Brief zurütkgab,
wiederholte hur Hird, Heim Aufftchen, die Bitte, ihn
gleichfalls gu eutlaſſen, ward aber, unter: nocmaliger
ſcherzhafter Anfpictung anf die Gitedelle, bid gue Ane
fanft des Gerigeren v. d. Goltz vertviftet. Wah der
Konig crmuaterte ihn, in einem gweiten, gleichfalls oftens
fibi& Schreibhen (vom 17.), gu weitern Berichten, die
denn Hard auch fleißig erſtattete.
Zwei Woden ſpäter tam Goltz und Hard ſchickte
ſich an, dem bereits abgereiſten General Werner gu folgen.
Ge reiſte als Courier und machte erſt in Koönigsberg
einen Raſttag, wo er den Adjutanten Peter's LIL traf,
der ‘gum König gefendet worden. war und jegt, entzückt
von der erfahrenen Aufnahme, nad St.: Petersburg yw
rückkehrte. Dann eilte et nad Breslau, wo ign der
Konig uͤberaus gütig empfing. Swei age ſpäter traf
Bd Gref Hab.
ie duffiſchet Woeheriet eict Vero ben Aufttag hatte, fich
ten’ RID" gu wendenlind ‘Der Bent Getitral Lſcheruyſchew
Hew Vefchtebrochte die BE OOO Nafferi; nH Dement ex be
den i Deft erreiche e FRAN, fobald / die Satresgett 8 erftine
ben wlirbe/ausn Hraͤhren Abe SHAM fen nach Polen GIF
fahren, und wieder ·nuch / zwel Water kam “ett zwelten
Sañrier/ wetcher·Eſchernyfchew amide, gu den Vreugen Ae
Aopen utd RAG unter “ble Befehle Bes Konigs zu · ſteden
Das wat it der That Ver Wendepunkt bes Rtiegs unð
dle. eigentliche Rettung bes Kemigß8ß
1 * Qdoba Regiment ſtand unter den Befehlen des Hrin ·
zen Friedrich Eugen vor’ Wurttemberg , bet ſeine Wine
terquartiere it Mecklenburg und Schwevdifch⸗ Pommern
Hatte. Der Kbnig befahl ihm, ohne Zwelfel bamit ev
nichts mit den Schweden zu thut habe, es fo ſchnell als
möglich nach Schleften ju fühten. In Bertin genoß er
die Freude bed Wiederſehens feiner Gatetin, die Mur da⸗
Gin entgegengekommen war und von ber er wim mime
Hes Naͤhere Her He Beſorgniſſe der Seinigen uid uͤber
die Bemuhnngen be’ Konigs für fete Befreiung erführ.
Er blleb zwei Wochen in Bertin, uns ſich gum Feldzuge
aus zurüſten, und rriſte dann mit fener Brau nach Stet:
tin, wo dieſe wabrend feimer Gefangenſchaft ihren Auf⸗
enthalt genommen hatte. Da fle aber felt ihrer letzten
Trennung nicht in Schweden geweſen war, fo machte fie
1) Geb. 21. Jan. 1732, vierter Sohn des Herzogs Karl Alexander
und der Marie Augufte von Shurn und Taxis, fimpfte 1755 vor
Minorca, im Siebenjdbrigen Mriege gegen Ruſſen und Schweden, 5
1769 nad Mémpelgard, ward 1792 Generalgouverneur von —X
und Batreuth, 1795 preuf. Generalfeldmarſchatl, 20, Mai 1795 res
gterender Herzog, + 22. Dec. 1797. Durd Fricderite von Brandens
burg-Sdmert (ged. 18 Dee. 1736, verm., 29, Rov. 1753, + 9. Mary
1798) ward er der Vater ded erften, det Grofvater deB jebigen Rs:
nigs von Wuͤrttemberg.
Genk Sent 8
bald darauf eincn Kus fig. dabin,. sunrise ihren Bohn
abzuholen, der noch⸗ mmer bei dem Vruder de8-Gnfen
mar. Da Schweden aam dieſe; Mit, tring: Ftieden machta
(22. Mai 176). fo. rückte pac Ron /Wurttemberg
mit feingm ganztun arns nad) Schieften, wo Haͤrd wit
fing. Reginente, au Dem Genczallientenand.. Berne
getiicfen ward, welcher Hberſchleſien gegen den, fb Bey
ngcal Bed zu dedien, batte:. Hard’s, Regiment..beftand
aus 3 Bosaillonen,..nehen-deven er · noch⸗ 4 Bataillomt
Grenadiere gu Werner. gu. führen hatte, den en in Racin
bor Aref. Sie xcten gegen dem Geeral Beck), der
ſich aber fofort nad Maͤhren zurückzog.Haͤrd nahm
ohne Schwicrigkeit dgs nur mit. 300 Mann heſetzte Ber
ſchen und poſtitte ſich dort, wohin bald auch Women
wit dem übrigen Conps fam. und unſerm Grafen dew
ihm, im Gegenſatze gu vielen andern preußiſchen Trup/
penführern jeuer Zeit, äußerſt unangenehmen Auftrag
gab, einen Contributiqns zug nad Mähren zu machen. Sr
remonſtrirte, aber oetgebůch; fei ez, daß Werner ih eben
nach; andern Wnfiibrern von Breicorps tarirte, oder auch
daß er ign, fiir ungigenniigiger anſah, als andere, welche
letztere Meinung denm die richtigere geweſen fein wiirde,
inden. Paid Haͤrd jedenfalls cin nobler Menfih, cin Caa
valier im beften Sinne des Worte, cin Gentleman rar,
Gx eclangte nur foviel, daß ihm cin gu derartigen Dingen
geſchickterer Kriegécommiffar beigegeben wurde, der dad
Geſchaͤft beforgte und dem Hard mit feinen Leuten nur
1) Philipp Levin Sreifert v. Bed fol der Soba eines Kaufmanns
in Kaffel gewefen fein, ging in t. f. Dienſte und ward Fatholifé,
ward 1755 Ginecalwoadtmeifies, 1760 GelbmarfgaRieutenant, 1763
Generalfeld zeugmeiſter, commandirte dawn zu — ‘und Warasdin,
war Generalinfyector der Militalr ren + 23, Jan. 1768 im 48, Jahre,
wage und binterlief 200,000 L Conv. Gr war ein * Bartels
inger.
310 Graf Gard;
zu Eseorte und Nachdruck diente. Da wurde denn Geld
chigetiieben und Vieh vor jeglicher Met mit fortgefchleppt.
Dft felgten die Bauern mit Weib wd Kind sweinend
ihren Heerden und wollten ſich nicht zurückhalten laffen.
ined aged raſtete die Zruppe i cinent: herrſchaftlichen
Dorfe, daé ‘einer Dame vor Stand yehirte, welche Haͤrd
mit feinen Offigieren ſehr artig aufnahm und ſie zu einer
wohlbefetzten Tafel lud. Wãhrenddie Gerren ‘fpeiften,
hatte ſich der Kriegscymmiſſat an den Inkendanten der
Dame gemacht und von demſelben 1000 Ducaten · Gon⸗
tribution und ſammtliche Pferbe imdandern Viehtücke
des Schloffes und Dorfes vertangt: Die Dame kam
weinend gu Hard und erklärte, daß ‘fie geet die von ihr
begehrte Summe bezahlen wolle, wenn man tur ihren
armen Unterthanen dad Vieh laſſe, auf welchem deren
ganged Vermögen beruhe. Hard war witht weniger ‘See
kümmert, als dte Dame, und feine Stimmung wurde
nicht gebeffert, a6 er gur Seite derſelben zwei reizgende
Töchter fah, die nach dem Vorgange iGrer adjeanges
werthen und gefühlvollen Mutter bitterlich weinten
Hard entſchloß ſich und fagte endlich gu dec Mutter:
7 Beeubigen Sie fith, Madames weiſen Ste Ihre Lrute
an, den Heerden gu folgen, und laſſen Sie mich machen.
Sie werden bald Uirfache haben, zufrieden mit mir gu ſein“
Er befahl darauf, das Vieh diefes Gutes vow der unge⸗
heuern Maſſe andern Viehes, bad man auf diefem Streif⸗
zuge erbeutet hatte, geſondert gu halten, und benutzte bet
feiner Rückkehr die Befriedigung, welche General Werner
fiber den Erfolg ded Unternehmen duferte, ihn um diefe
abgefonderte Heerde gu bitten, die ihm Werner, welders
det Konig das Geld, das dieſer Streifzug einbringen foltte,
geſchenkt hatte, fofort und mit Freuden uͤberließ. Nun
erflarte Hard den Reuten der Dame: fie könnten ihe Vich
Graf Hird. 311
gong ruhig wieder in ihe Dorf zurüdführen, uad gab
thnen cine Galvegarde- mit, Die Dame-aber beauftragte
alle ihre Vermandten in Schleſien, dem Brafen ihre Danke
barfeit gu bezeigen.
Um age nad fener Zurückkunft erhielt Werner
Befehl, zu dem Prinzen von Bevery +) gu ſtoßen, dev
mit. cinem andern Corps nach Troppau defachirt war,
und dort die weitern Befehle des Konigs gu erwarten.
Wie erftaunten fie aber, als fie bei ihrer Ankunft in
Sroppau die. neue euſſiſche Shronrevolution, den Sturg
und Tob Peter’d IIL, hie Thronbefteigung Katharinens I.
und die Zurückberufung Tſchernyſchew's erfuhren! Sie
follten nun die durch dieſen plogliden und unerwarteten
Abgug entftandene Lücke ausfüllen elfen, und ſtießen bei
Peteréwalde gu dev Urmee des Königs. Der Pring von
Bevern ſchlug fein Lager zwiſchen Reidhenbad und dem
Dorfe Beil auf den Höhen auf, und nur Hard ward
mit feinem Regimente und 500 Hufaren vom Rinige
beordert, Rangenbiela gu befegen. Die Kaiſerlichen lagers
tea ihm gang nabe auf dem Höhen und es fanden tage
lich kleine Gefechte zwiſchen dem beiden Armeen ftatt.
Genfter wurde ber Ungriff, als die Kaiſerlichen die Ab ⸗
fichten ded Königs auf Schweidnitz ecfannten. Der Gee
neval Bed, der gu der Armee des Feldmarſchalls Daun
1) August Bithelm, geb. 10. Det. 1715, Sohn des Prinzen
Genft Ferdinawd’s von Bevern (ged. 4. Mar; 4 1682, + 14. April
1746) und dec Gleonore Gharlotte von Kurland, rwobnte in preugie
fen Sriegsttenften 1734 dem Fetoae am Roeine bei, that fig in
den fhlefifdgen Sriegen Gervor, fiegte am 20. April 1751 bet Reidens
berg, kampfte bet Lomofig, Prag und wat fey ward aber am 22, Rov.
1757 bet Breslan geldbegen, weBhal ex fic. gefangen nebmen lief.
1158 gubgewedfelt , povo ipnare in Stettin und erbielt 1762 cin
detadirtes Corps in Schleſien, mit dem er ſich mannhaft vertheidigte.
Rah dem — lebte ex meiſt gu Stettin wad ſtarb, unverheirathet,
am 2. Auguſt 1781.
312° Graf Hird.
geftofen war, wollte Bevern in die Flanke nehmen, ward
aber zurũckgeſchlagen. Der General Brentano griff Hard
mit itberlegener Mache an, gegen die ſich Hard Sdhritt
vor Schritt vertheidigte, bis iym dee Konig fagen lief,
daß ex ſich gegen Peterswalde zurückziehen mige, welded
Hard unter fortwaͤhrender heftiger Bedringuag vou Seis
ten det Gegner bewerkſtelligte, Dabei aber den Arm durch
einen Schuß zerſchmettert erhielt.
Dee Köoͤnig ließ ihm ſagen, daß er nach Breslau
gehen möge, um ſich heilen zu laſſen, und beauftragte
ſeinen erſten Arzt Cothenius, unter welchem die bres⸗
lauer Hofpitdter fanden, fii ihn Sorge gu tragen. Hard
wollte eben abreifen, als ex erfuhr, Daf die Kaiſerlichen
von den Hoͤhen gum Ungriff herabrückten und der RKinig
ſich auſchicke, fie gu empfangen. Da gab ibm der Wunſch,
den Ausgang dieſes Kampfes gu fehen, neue Krafte und er
verſchob die Abreiſe, um den Sieg ded Königs (16. Aug.
1762) gu fehen, der die Gegner gum Ridyuge ndthigte
und nun rubig die Belagerung von Sdweidnig fortfegte
und (9. Det.) gum Biele flibrte. Hard ging nun ned
Breslau, wo man ihm durdaus den Arm abfdneiden
wollte, was er durd) die dDringendften Bitten abwendete
und nad drei Monaten gebeilt war. Der Krieg acigte
ſich ingwifden gu Ende und im Frühjahr 1763 ſchlugen
alle Regimenter den Weg gu ihren Garnifonen: ein. -
Haͤrd's Regiment folgte der Colonne von Pommern und
Hard eilte ihm von Breslau nah, erſchrak aber nist
wenig, alé ibm der Generalmajor v. Ramin 1), der jene
1) Geiedrid Chrenreich v. Ramin auf Hise, ged. 1710 gu Bi
fow fn der Ukermatk, Sohn Friedrich Ehrenreid’s v. RK. auf Pie
und Giner v. HPfubl, trat im 15. Jahre in Dienfte, ward 1730
fiburid, 1746 Gapitain, 1756 Major, 1756 Dberfilieutenant, 1750
Dberft und Generalmajor, 1767 Generallicutenant und Gouvernear
Graf Hird. 313
Colonne fuhrte, in der Tegten Stationvor Stettin 'dte
Befehie des Kbnigs zeigte wonach ‘bad Regiment in die
pommeriſchen untergeftedt, die’ Offigiere aber verabſchiedet
werden’ ſollten. Hard hatte’ fovtel Sorge fiir fein See
giment getragert, daß eB in ebenſo gater Ordnung and
vielleicht in befferm Zuſtande war, als viele ältere Corps,
und namentlich ‘das Schickſal der Offiztere, deren Zahl
ſich allerdings auf 40 belief und von’ denen mindeſtens
zwei Dritthelle ehrenvolle Zeichen ihrer Bravour trugen,
bekümmerte ihn fo, daßer verfſtchert, wenige Ereigniſſe
ſeines Lebens Hatten einen ſo ſchmerzlichen Eindruck auf
ihn gemacht. 1500 Mann legten gu Damm die Waffen
nieder, worauf bie Soldaten andern'Regimentern einver=
leibt wurden. Hard und die Offigtere konnten, fo ſchien es,
gehen, wobin fie wollten. Indeß wied ihnen Ramin
einſtweilen Quarticre in Stettin an, um weitere Befehle
bes Rinigé gu erwarten, an welden Hard (21. Mary
1763) eine’ dtingende Vorſtellung gu Gunften feiner Of⸗
figiere tichtete, deren Beibehaltang tm Frieden der Konig
ihm ant 20. April 1758 verfprocen habe, welder Aus⸗
ficht ev die gute Auswahl ſeiner Offiziere gu verdanfen
gebabt. Für fic felbft bat er nur um Erlaubniß, fic
in irgend einen Winkel der preußiſchen Staaten zurück ·
ziehen zu dürfen.
wei Tage ſpãter brachte thm eine Staffette ein altered
Schreiben des Königs, das den Umweg über Schleſien
tind Sachſen gemacht Gatte, und worin ihm der Konig
befahl, fid fofort nach Berlin gu begeben. Er antwor-
tete fofort, daß er den Befehl erſt nach ſeiner Ankunft
pon, Berlin. Bel Zorndorf mar er verwundet worden. Er foll ohne
große militairiſche Kenatniſſe genen fein, mar aber wegen feines
redtliden und billigdentenden GharatterB febr geadtet. Gr ſtarb gu
Berlin am 2. Dec. 1782, unverheirathet.
Vil. 14
314 Graf Hird.
in Stettin erhaiten Yobe und daß der misliche Suftend
ſeiner Gefundheis ihm feine Reife geſtatte, bat aber
dringend ym Beantwortung feiner. Cingabe vow 21, Rin,
Sehr bald exhielt ex denn auch cine uͤberaus gnadige Wate
wart, worin ihm dex Konig worfiellte: er habe ſich nicht
entbrechen tinnen, das Regiment den Altern einzuyer ·
Tether, die cine Ergaͤnzung bedurft hatten; die Offigiere
follten Deufion erhalten, bis ſich eine Gelegenheit viete,
fie gu placivens Haͤrd felbft mage, fobald feine Gefund-
heit hergeſtellt ſei, nad Berlin fommen und dort bleiben,
wo ihn bas Generalmajorspatent und die damit. verbun-
dene Befolbung erwarte. Hard leiſtete baldige Folge;
ward febr ſchmeichelhaft empfangen, erhielt einen Jahr:
gehalt von 3000 Rhalern und ſuchte dann feine voͤllige
Herſtellung gu Freyenwalde. Nak Berlin guriidgetehet,
ward er nad Potsdam berufen, wo ihn der Konig bis
gum 20. December bei fic) bebielt, wovauf ex ihm zu
dem berlinee Garneval folgte, dex namentlich durd die
zahlreichen Gefandten merkwürdig ward, die fic. aur
Beglüũckwünſchung des Königs von europaͤiſchen Hifen
einfanden und unter denen aud cin türliſcher wer, bel
Deffen Audienz ſich dev türkiſche Vorgang eveignete, daß
das Gefalge des Geſandten mit Gewalt in den Saal
drang und daß der Geſandte ohne Weiteres die Stufen
des Thrones hinaufſtieg und dem König den Arm Hifte.
Hard wohnte dem Diner bei, das dem Gefandten, auf
Befeht des Koͤnigs, in feinem Hotel gegeben ward, bei
dem aber weber den Türken die berliner, nod) den Preußen
die türkiſchen Speifen behagen wollten, bis zuletzt Seder
bei feiner gewobnten Roft blieb. Das Porzellan und
- dab Deffert gefielen jedod dem Gefandten höchlich und
er ließ beides ohne Weiteres forttragen, indem ex fagte,
daß es ihm gehire. Am folgenden Rage ſchickte ex dem
Graf Hird, 315
Eonige die mitgebrachten Geſchenke, die avs einigen Stück
tũrkiſcher Stoffe und einem Dutzend ſehr ſchlechter Pferde
beſtanden, welche legtere er in Polen gekauft haben ſollte,
nachdem er vorher die aus Konſtantinopel mitgebrachten
gu eigenem Bortheil veraußert. Ueberaus habſüchtig, fell
er dem'Rinig, waͤhrend der vier Monate, die ex gu Ber:
Hin bileb, 40,000 Shir; getoftet haben, und die Geſchemte,
die ihm fie den Großherrn mitgegeber wurden, betrugen
mindeſtens ebenfoviel.
um diefe Beit erbielt Hard einen Brief von ſeinem
Bruder, worin dieſer ihm ſchrieb, daß eine Verſamm ·
lung ber Reichsſtände bevorſtehe, die Nation aber, nae
mentlich auch in Folge bed koſtſpieligen und unrühmlichen
Krieges, in den man fie aus Gefälligkelt fir Frankreich
verwidelt gehabt, ſehr ungufrieden mit der Verwaltung
_ fei. Harb mbge daber diefe Stimmung benugen, um
feine Intereſſen gu wahren. Bis fest fei nichts gu ere
langen gewefen, als eine Zurücknahme bes ben ſchwedi ⸗
fen Gefandten im Auslande ertheilten Auftrags, Hard
gu retlamiren und gu werfolgen. Bei defer Zurücknahme
war nod, utter beleidigenden Musdriden, erfldrt worden,
bad Verbreden, deffen Hard angeklagt und überführt fei,
laſſe feine Begnadigung gu; in Betracht feiner Familie
wolle man ibn jedoch in frembem Lande in Rube laffen.
Dad ,,jamais~ der Erklaͤrung follte jedod) bald Lügen
geſtraft werden. Hard erſuchte den Konig, feinen Sefandten
in Stodholm, Freiheren v. Coeceji, anzuweiſen, fic) für
Hard's Rehadititation gu verwenden. Zu demſelben Zwecke
rief ex den Beiftand einiger ruſſiſchen Freunde an, in
Folge deffen die Kaiferin ihren Gefandten in Stodholm,
Grafen Oftermann 1), beauftragte, die Schritte, welche
1) Gin fingerer Sohn des berdhmten Staatsmannes, Iwan Ane
drelwicz, unter Katharina U. Großkanzler. ue
316 Graf Hird.
der preußiſche Gefandte fiir Gard thun wuͤrde, mit ſei⸗
nem gangen Ginfluffe zu unterſtützen. Der blos aus ete
nem Parteihandel hervorgegangene Haß hatte fid in der
langen Beit und unter fo verdnderten Conjancturen wee
ſentlich beſchwichtigt; auf bem Reichstage befanden ſich
kaum zwölf Perſonen, die noch ihren alten Groll gegen
Hard, dev überdem niches mehr in Schweden wollte, ber
wabrt batten, und fo fam es denn gu einer vollſtändi ⸗
gen Amneſtie fiir alle Bheilnehmer der Ereigniffe von
1756. 1) :
Hird dachte fedod nicht daran, ſich nach Schweben
gu wenden, fondern blieb in Preußen, das ihm ein zwei ⸗
tes Vaterland geworden war. Gr firiete ſich gu Berlin,
und fein ganged Gefhaft beftand in ber Regel darin,
ben Revuen beiguwohnen, die der Konig alle Sabre im
Mat dafelbfe hielt, und ſich gu Wnfang ded Herbftes
gu den pofédamer Manoeuvres gu begeben. Bei fteter
Vorliebe flr die Landwirthſchaft kaufte er ſich in der
Mahe der Hauptftade cin Randgut, wo er einen Sheil
des Sommers mit feiner Gattin gubracte und den Boe
den fo gründlich verbefferte, daß er ihm das Doppelte
des Ertrags brachte. Diefes feinen Neigungen fo ent
ſprechende patriarchaliſche Leben follte jedoch nicht lange
ununterbrochen bleiben. Der Konig ſchlug ihm auf eins
mal eine Reife nad Schweden vor. Die engen Verbin ⸗
dungen des preußiſchen Hofes mit dem ruſſiſchen mad:
ten es auch in Berlin wuͤnſchenswerth, den franzöſiſchen
Einfluß in Stockholm etwas gu ſchwäͤchen, und man
glaubte, Hard fei der rechte Mann, etwas dafür gu thun,
1) Es war der Reidstag von 1765, auf weldem die Migen,
welde vergleichsweiſe fir die Hofpartel galten, gum Theil aber aud
mehr an fid als an die Sade dadten, die Oberhand gewannen.
Graf Hird. 317
ober dod die Sadjlage gu fondiren. Die Kbnigin
von Sweden hatte den: größten Ginflug auf den
Konig, und man wußte, daß -diefe Fürſtin viel Sue
trauen gu Hard gehabt hatte. Freilich war es nidt
der Koönig, auf den dad Meifte anfam. Hard hatte
nichts gegen Ddiefe Miſſion, zumal ec in den Nachbar ·
provingen Verwandte, Freunde und Güter beſaß, die’ er
gern einmal wiederſehen mochte, erbat und erbielt aber
Erlaubniß, fic cine Reife nach Stockholm felbft erfpa
ren gu dirfen, wenn ev die Fruchtlofigheit feiner Unters
handlung vermuthen follte. Gr wollte fic) nicht einem
kühlen Empfange ausſetzen, und überhaupt war die
Wunde ſeines Herzens nod nicht gänzlich geſchloſſen.
Ge reiſte mit ſeiner Frau und erkannte gleich nad ſei ·
ner. Ankunft in Schweden, daß ſeine Vermuthungen bee
gründet waren, weshalb er dem König von Schweden
ſchrieb, ex fei blos in haͤuslichen Angelegenbelten in fein
Baterland gefommen, müſſe jedoch unverzüglich nach
Berlin zuruͤckkehren und deshalb ſich die Ehre verfagen,
Se. Majeſtät aufzuwarten. Dies brachte ihm eine ſehr
gnaͤdige Antwort und das große Band des Schwert ·
ordens ein. Er beſuchte ſeine Verwandten und mehre
alte Freunde, traf einige Anordnungen in Betreff ſeiner
ſeit zehn Jahren durch Dienſtleute verwalteten Güter, und
reiſte dann ruhig mit ſeiner Frau nach Berlin zurück.
Dann faßte wieder Prinz Heinrich den Plan, ſeine
Schweſter, die Königin von Schweden, zu beſuchen, die
er ungemein lieb hatte, ſprach mit Haͤrd davon und
wünſchte, daß dieſer die Sache einleiten möchte. Haͤrd
ſchrieb demgemäß an den Obermarſchall Grafen Nils
Adam Bielke 4), und erhielt natürlich die einladendſten
Dg Sohn des 1739 in Folge des Siege der Hite vom Keichsraths-
318 Graf Hird.
Antworten. Der Pring erbat ſich vom Ringe dte Begtele
tung Haͤrd's, den ex auf dem Terrain gut brauchen zu
fonnen glauben mote, und nahm nod zwei Adjutanten,
zwei Cavaliere von feinem Hofe, cinen Seceetair und ei ⸗
nen Arzt mit. Es war im Sommer 1770, alé fie von
Berlin abreiften. In Anclam, wo-der Pring einen Be
fuch bei ber alten verwitweten Feldmarſchatin Schwerin *)
madte und cin Frühſtück bei ihr einnahm, traf ein ſchwe⸗
diſcher Dberſt cin, der Sr. tonigh Hobeit entgegengefen-
det war und ibn nad Stockholm geleiten folte. In —
Greifswald, wo der Gouvernewr von Schwedifch · Pour
men, Graf even, dan Pringen cin Diner gab, beſahen
fie ſich die Univerfitdt und die Bibtiotyet, und fubren
gegen Whend unter Kanonendonner in Stralſund cin.
Der Contreadmiral Graf Weangel war mit einem Liniene
ſchiffe von 70 Kanonen und. zwei Fregatten entgegene
geſendet worden und hatte den Hofmarſchall Grafen
de la Gardie und zwei Kammerherren an Bord. Der
Prinz blieb zwei Tage in Stralſund, wo er bei dem
Gouverneur wohnte. Won da an trug der König von
Schweden die Reifefoften. Am dritten Tage nach ihrer
Abfahrt von Stralfund landeten fie gu Karlskrona, wo
fie von dex gangen ſchwediſchen Flotte falutict wurden
amte enthundenen Grafen Shure Gabriel Btelte und deffen erſter Gee
er gs35 Pipers friiber Erzieher Guftafs Wi. (Bgl, Bd. IV,
1) @8 wat Mes dle zweite Gemadlin ded bel Prag gefallenen
Helden, Philippine Luife, Tochter des ſchwediſchen Landeshauptmanns
Aram Philipp v. Wadenig und der Sophie Magdalene v. Gloden
aus dem Haufe Rugendagen. Sie war Ardtiffin yu Barth und ftard
14, Gebr. 1778 gu Mnclam, ohne Kinder. Sewerin’s erſte Gemahlin ·
war Ulrite Eleonore, gmeite Kodter des ſchwediſchen Generallieutenants
v. Kraſſau. Diefe war am 2. Yuli 1754 geftorben, und die von thr
geborenen Kinder, zwel Soͤhne und vier Toͤhter, flarben and igng.
Graf Hard. 319
und wo ihnen, fobald fie die Maker gemorfen, mehre
Schalupen entgegenfamen. Hard war ſchon vorber
durd) Wrangel Genadridtigt worden, daß ſich in der
erſten dev Feldmarſchall Graf Axel Ferfen*) befinden
wurde, dev gu feinen erbittertften Gegnern gehdrt und
Das Todeturtheil gegen ihn unterſchrieben hatte. . Hard
ging ſogleich auf ihn gu und umarmte ibn und fie find
weiterbin gute Freunde geworden. Zunaͤchſt ftelite ibn
Haͤrd dem Pringen vor und 6 folgte eine angemeffene
Begrifung. Wie dee Pring in die Schalupe ftieg, ließ
der Admiral 100 Kanonenſchüſſe lien. In die Stadt
zogen fie unter ungeheuerm Zulauf. Die Marineoffigiere,
die Garnifon, der Adel der Provingen waren herbeige ·
fommen und batten fid) auf bem Wege ded Pringen
aufgeſtellt. An der Thüre des fiir ihn bereiteten Haufed
exwartete ihn der Reichsrath Baron Sinclair?) mit einer
Anrede. Sie blieben zwei Tage gu Karlskrona, wo der
Pring fich die Einrichtungen des Hafens und der ſchwe⸗
diſchen Marine befah, und von wo er cinen Cavalier
1) Mus einem Hefldndifgen Geſchlechte, hatte er anfangs in
feangofifden Dienften geftanden, wo er Mearedal de Gamp ward,
trat denn in ſchwediſche Dienfte und war drei mal MReidstagsmare
ſchall. Gr war der: Austheiler ves franzöſiſchen Geldes. Bei der
GCommiffion, welde 1756 die Verſchworenen verurthellte, führte ev
den Vorſit. Aud nad 1772 verfudte er vorfidtig, wieder eine Dp⸗
pofition gu biden, gab ben Plan aber bald wieder auf. Er war der
Pater jenes ritterlichen und unglidtiden Arel Ferfen, der, durch Ver-
weabung Guſtaf's IL tn frang, Dienft getommen, den amerifani{den
Krieg als Dberſter mitmadte, die —2 Familie auf der Flucht
nad Barenned begleitete , fodter in Sdweden Kangler von Upfala
und Reidhomarfsall wurde und, wegen des grundlofen Verdadtes,
an der angebliden Bergiftung des Mronpringen Karl Auguſt Autheli
zu haben, 1810 vom Hdbel ermordet ward. (S.: unten unter XI.)
2) Griedrid Karl v. Sinclair, 1762 Oberft, 1766 Freiherr, 1769
Reichsrath, 171 Grof, 1716 Generalgouverneur von Pommern,
+ 20. Juni 1776 gu Kerlskrona.
.
a. : Grek, Sieh
voransididte, um dey Sinig und, bie Rinigin-in, ſeinem
Namen zu hegriifien. Ferfen.uph Sinelgic, hegkeiteten
den Pringen bis .Stathoim, Anf der legen Station
tant die Königin entgegen, und, gegen When langten fie
in Drottningholm an, wo der. Bof:fid:befand. . . y
- Man, hatte bier vier Wochen vermeilen und fic dann
no) Stockholm, von do, aber gegen. den, Winter über
Kopenhagen nad Berlin zurückreifen wollen... So ftand
es wenigſtens oſtenſibel, während es · leicht miglid if,
daß der eigentliche Zweck der Reiſe gar nicht hauptſach ·
lich auf Schweden oder Dänemark, ſondern von Haus
aus auf. Rußland gerichtet geweſen fei, wohin jetzt die
Kaiſerin Katharine den Pringen auf das dringendſte eins
lud und der Wunſch des Konigs ihn-wies, und wo daan
bekanntlich die geheimen Verhandlungen gepflogen murs
den, die nad wenigen Jahren gu der erſten polniſchen
Theilung führten. Es waren ruſſiſche Schiffe zur Ueber -⸗
fahrt angeboten; der ſchwediſche Hof ließ s fic aber
nicht nehmen, ibn auf ſchwediſchen Fahrzeugen nach / Str
Petersburg gu ſchaffen, wobei dann die Verhandlungen
mit den Marineoffigieren über die Reiſearrangtments
weſentlich Hard guficlen. In der Zwiſchenzeit amuſirte
man fic gu Stockholm mit Balen, Schauſpielen, Felten,
Manoeuvres u. dergl, und der Sronpring hegleitete den
Pringen Heinrich nad Upfala und zeigte ihm die Uni⸗
verfitdt. (Anfangs hatte es übrigens einen Rangftreit
gegeben, der bald einen häßlichen Strich durch die ganze
ſchwediſche Reiſe gemacht hatte. Guſiaf verlangte als
Kronprinz den Vortritt vor ſeinem Oheim und obwol
ſeine Aeltern ihn dabei nicht unterſtützten, pflichtete ihm
doch der Reichsrath bei. Die Königin, die er liebte und
ehrte und die fteten Ginflug auf ihn bebielt, mit der er
aber häufig in einem Heinen Kriege war und freilich
Graf Hird. 321
meiftens Recht dabei hatte, wat darüber ſehr empfind-
lid), fie nabm die Sache natürlich, familienmaͤßig, nicht
fürſtenrechtlich, und hatte lieber die ganze Reife rads
gangig gemadt. Der Kronpring aber ſchrieb an Graf
Bielke: „Das brandenburgiſche Blut, welded ich von
meiner Mutter geerbt habe, iſt heiß, und das der Waſas
iſt es nicht weniger.” Wahrſcheinlich iſt bas ded Prine
gen Heinrich doch kuhler und ruhiger geweſen und er
hat als reifender Pring ohne wahrſcheinliches Thronrecht
nicht viel Serupel gemacht.) .
Gegen Ende September’. fubren fie auf zwei Galee-
ren von Stodholm ab, den erften Zag von dem Kron:
pringen und dem Pringen Friedrich 1) begleitet. (Cs
war eigentlich im Plan, daß der Letztere bis Who mit-
geben und dort von der Raiferin nad) Petersburg ein:
geladen werden follte. Die Sache ging lediglich von
der Koönigin aus, und ber Kronpring, der eine Mützen ⸗
intrigue dahinter witterte, ſcheint fie hintertrieben au
haben. Pring Karl, der nachherige König Karl XIII.,
war eben auf Reifen.) 2) Am Tage nad ihrer Abfahrt
erhob fic) ein heftiger Sturm und fie muften gwei Tage
auf einer Snfel gubringen. Von da braudyten fie 48 Stun-
den, um nad Who gu gelangen, wo fie nod die trau ⸗
tigen Spuren der blutigen Kriege Karl's XII. erblidten.
Sobald ihre Wagen in Ordnung waren, fegten fie ihre
Reife gu Lande fort und fubren, ohne angubalten, bis
Helfingfors, wo der Feldmarſchall Graf Ehrenſwärd fie
1) Der jiingfte Sohn König Adolf Friedrid’s von Sdmeden und
det Luife Ulrife von Preufen, Friedrig Adolf Herzog von Oftgoth=
land, geb. 18. Juli 1750, + 12. Dee. 1803 unvermagit af
2) Gr hatte das Bad gu Aachen gebraudt und dann Paris und
Berlin beſucht.
14**
322 Graf Hird.
mit Geſchũtzſalven entpfing und, als er fie in bie Feſtung
führte, 200 Kanonen auf einmal gelöſt wurden.
An der ſchwediſchen Grengze, 18 wohtn ihnen das
ſchwediſche Geleite folgte, trafer fie einen ruſſiſchen
Kammerherrn, der von nun an die’ Firforge file fie
ibernabm. Zu Frederifsham und Wiborg mit Kanonens
donner empfangen, langten fie, auf der letzten Station
von Generallteutenant Bibitoff begrüßt, am vietten Page,
nachdem fie die ruſſiſche Grenge überſchritten, zu St.
Petersburg an. Graf Panin, der fle in dem fair fie bee
ſtimmten Palais erwartete, nahm Hard mit ins frangd-
fife Sheater, um thn der Kaiferin vorzuſtellen. Ws er
eben feine kleine Anrede vortrug, hoͤrte er auf dem Thea ⸗
ter Trommelſchlag, bildete fid) ein, es fei Feuer und
Hielt inne. Ole Kalferin und ihre Umgebungen lachten
und er ftimmte mit ein, als ex merfte, daß der „nächt ·
liche Tambour“ gegeben wurde, und lief ſeine Rede
unbeendigt. - Graf Panin fühtte thn dann nod) zu dent
Groffiirften, den ex im Namen feines Pringen begrüßte
und fich Dann ins Palais guriidbegad. Naͤchſten Mittag
hielt der Pring einen glangenden Aufzug nad Hofe.
Aber nach dtefer erften Audienz und einem überaus
gtofen Diner, das ihr folgte, war dann weiter tine
Rede von Etifette oder Ceremonie unter diefen erlauchten
Perfonen, und lebten fie in der vertraulichſten und un:
genirteften Weiſe, wobei es aber natürlich nit an Schau ⸗
fpicien und Feſten aller Art mangelte und die ganze
Bewirthung die glangendfte war. So beſchreibt Hard
namentlich cin Feft, dad die Raiferin dem Pringen in
Czarskoſelo gegeben. Nachdem fie bet Hofe geſpeiſt, feate
fid die Raiferin in einen ungeheuern, gang von Spiegel
glad umgebenen Wagen, in weldem 16 Perfonen,
worunter Hard, Plag nabmen und der von 16 Pferden
Graf Hard. 323
gegogen ward. Sowie der Tag verfdwand, ging es
fort und mebr als 2000 Wagen folgten dent der Ralfe-
tin. Die Theilnehmer waren alle in Domino. Etwa
1000 Sdritt von St.Petersburg famen fie unter einem
ſehr grofen und wundervoll beleudhteten Sriumphbogen
durch, und je nad 1000 Schritt fam cin neuer. Wie
man: fid näherte, geigte fid) von Seit gu Beit fe auf der
einen Seite cine ſtark beleuchtete Pyramide, auf der an:
dern ein Tanzboden, auf weldem Bauern und Bauerinnen
tangten, wobei fid) auf jedem ein andever Volfsftamm,
mit feinen Gigenthamlidteiten in Brahe, Tang tnd
Mufit, geigte und an der Spige jedes Srupps fic) zwei
Meuvermahlte befanden. In einiger Entfernung von
dem Luſtſchloſſe ſah man einen ziemlich hohen Berg, der
den Vefuy vorſtellte und auf deffen Hohe ſich ein künſt ·
licked Gener erhob, das folange fortbrannte, bis alle
Wagen vorüber waren. Im Schloſſe blendete faft der
Slang der Wachskerzen. Man tangte in gwei großen
Silen zwei Stunden lang, und am Schluſſe bes Bales
wurden 100 Kanonenſchüſſe geldf. Sofort verlbſchten
alle Kerzen und man hatte eine Stunde lang das Sdjau-
ſpiel eines prächtigen Feuerwerks, dad mit einer nenen
Salve von 100 Kanonenſchüſſen ſchloß. Die Kerzen
wurden wieder angezündet; man tangte bis Mitternadt,
nahm dann ein Souper gu mehr als 500 Couverts etn,
und tangte dann wieder bid um 4 Whr, wo dle hohen
Herrſchaften verſchwanden, und Wile, die nicht im Schloſſe
untergebracht werden fonnten, ſich wieder nad St.
Petersburg gurhdbegaben, um die Strapagen auszu ⸗
ſchlafen.
Der Prinz dinirte faſt alle Tage bei Hofe, ſoupirte
aber meiſt mit der Kaiſerin in ihrer Eremitage, aus
welcher alle Etikette verbannt war. Der Geburtstag
des Pringen (geb. 18. Jon, 1726, 8. Aug. 1802) wurde
feſtlich begangen, und die Keiſerin fcidte ihm dabei
einen Brillantring;: der aug: 40,009 Boe. geſchaͤtt ward
und in dem ſich bad, Poskhait, der Raiferin-befand. Gee.
varlich ihm den Andregſorden in Vrillanten, und matte
ibm die vollſtaͤndige Sammlung vruſſiſcher ¶ Medaillen. ia
Gold. prachtyolle Pele von Zobel and ſchwarzem Fuchs
und. verſchiedene andere ſehr werthvolle Sachen zum Ge·
ſchenk. Auch Haͤrd erhielt einen Zobelpelz nwt cine
goldene Dole mit Digmanten. Die Adjutanten, der
Secretair; und der. Arzt Des Prinzen wurden gleichfalls
freigebig bedacht und unter die Bedienten 160 Ducaten
vertheilt. Der Pring befuchte auch Moskau, wo er
14 age unser. fortwahrenden Feſten zubrachte, an wel-
hee Reife jedoch Hird durch Krankheit verhindert ward,
theilzunehmen.
Wahrend all dieſer deſte wurde mriſchen der geiſerin
und dem. Prinzen die erſte Einleitung zu den gegwunge
ney Ubtretungen von Polen getroffen. Die dabei. wirk ·
famen Perſonen machten fid) keinerlei Serupel. fiber. die
Rechte Polené. Die Frage war mur, ob Rußlond allein
Polen · ver ſchlingen tonne, oder ob es an Preuhen und
Deſterreich auch einen Antheil der Beute zu iberlaſſen habe.”
Friedrich IL. hatte Polen ſchon ſeit Jahren im Auge
gehabt. Es war die Seite, wohin ihm die fir Preußen
erforderte Machterweiterung am leichteſten und natür⸗
lichſten ſchien. Seine öfteren Verſuche aber, ſich in die
polniſchen Handel hineinzuziehen, batten immer on. Sei⸗
ten Rußlands cine mistrquifde Woweifung erfagren. Da
naberte ex fid) Deſterreich, und die Beſorgniß, daß die
Belden deutſchen Maͤchte ſich üher ein polniſches Arcanges
. Ment verftandigen mbchten, beſtimmte Rußland, zunächſt
Preußen und durch Preußen Deſterreich zur Theilnahme
Graf Hind: 226
einzuladen. “Die Kaiſerin wartete nur auf das erſte Wort,
dad Prinz Heinrich in Bezug auf Polen fallen lief, ante
wortete dann in dem Kandigen verſtändlicher Weiſe, und
ſchon am Bage nach ded Prinzen Rückkehr nach Bertin
machte der Rinig dew oͤſtereichtſchen Oiplomaten Van
Swieten vorſichtige, aber-Deuttiche Eroffnungen.· Haͤrd,
indem er beſtaͤtigt, daß fener Aufenthalt in bee. ruſſiſchen
Hauptſtadt, neben den Feſtlichkeiten, andy dieſen politi⸗
ſchen Berhandlungen gewidmet worden fei, bemerkt da⸗
bei: „daß jeder Staat, wo die Spaltungen, die innern
Kriege herrſchen, dem Schickſal nicht entgehen kann, in
Berfall zu gorathen und dle Brute ſeiner Nachbarn zu
werden. Wie kann,“ fragt er, „ein Land gedeihen, wo
dev Souverain, auch Get den rechtlichſten und reinſten
Abſichten, faſt gänzlich ohne Mittel des Wirkens iſt?
wo die monarchiſche und die demokratiſche Gewalt ſich
weniger maßigen, als unablaffig durchkreuzen und eine
ander entgegentreten? ivo es nur grofe Herren und
Slaven gibt? wo endlid) die innern Spaltungen von
ewiger Dauer find und immer wieder dufteben? “
- Bor der Abreiſe beſichtigte der Pring nod) Kronſtadt.
Haͤrd fand Abrigens, daß die Rulfen in Betrelf der
Matine ned) weit von dem Standpuntte der weftlidern
Voͤlker zurück waren. Gegen Ende ded Februar reiften
die preußiſchen Gafte, bet ſehr ftrengem Winter, aber
auf trefflichen Schlitten, heimwärts, bis gue kuriſchen
Grenge von allen Perfonen begleitet, die wabrend ihres
Aufenthaltes in Rußland zur Bedienung des Pringen
gehört Garter. Wn der Grenze empfing der Herzog
von Kurland den Pringen mit groper Pradt. Es war
dies der Herzog Peter (ged. 15. Febr. 1724), der kurz
vorher (24. Now. 1769) von feinem Bater die Regierung
326 Graf Hire.
Mbernommen. hatte. 1) In Mitau fanden fie ben Vater
des Hergogs, den berühmten Biron, damals fon
80 Jahre alt, die von ſo viel Sdhidfalswedfeln bezeich-⸗
net gewefen, aber nod) immer mit dem Anfegen feltener
Friſche und Clafticitat des Geiftes, aud noc) immer im
Beſitze feiner treuen Gemablin2), welde ein halbes Jahr:
hundert hindurch jedes Schidfal mit ihm getragen. (Er
ſtarb übrigens dod) nidt lange nadber, 28. Dec. 1772,
82 Jahre alt.) In Mitau hielt fic) Pring Heinrich
1) Bebanntlig entfagte ex Rurland am 28, Maͤrz 1795 und hatte
fid {eit 1786 das Perjogthum Gagan von den Lobfowis, dazu nod
Hausdorf, Zeipau, Liebſchen Grofpeteredor{, die Herrſchaft Warten⸗
berg und die Rothenburgiſchen r im Kroſſener reife gefanft.
Gr ftarh amy 13. Jan, 1800 ju Gellenau het Kudowa in der Grafs
{daft Glag, und wurde in Sagan beerdigt. Vermähit war er 1) am
14. Det. 1765 mit Karoline Lutfe Pringeffin von Waldeck, Todter
fenes edeln Greundes vod Hird, geb. 14. Auguſt 1748, geldieden
26. Aug. 1772, + 18 Aug. 1782; 2) am 6. Marg 1774 mit
Eudokia Yufupoff, Tochter des Firften Boris, geſchieden 26. April
IT78, + 19. Jult 17805 3) am 6. Nov. 1779 mit Anna Charlotte
Porothee Grifin v. Medem (+ 20. Aug. 1821). Mur ans diefer
dritten @he hatte er Minder. Sein etngiger Sohn ftarh aber 1790
bret Jahre alt, und das Erbe fam an felne vier Sdter. Bon diefen
verindite fid) die Alteſte, Katharine Friederike Wilhelmine Benigna
(geb. 8. Febr. 1781): 1) am 23. unt 1800 mit dem Pefnign von
RohansGuemenfe, ward aber 7. Mary 1805 gefdierens 2) 5. Mat
1805 mit dem Fuͤrſten Srubestot, von dem fie {don 1806 geſchieden
ward; 3) 17. Juli 1819 mit Graf Karl Rubdslf v. d. Sdulenburg,
aud dem Haufe Bigendurg. Sie ftard am 29. Nov, 1839. Die
Zweite, Marke Luife Pauline, geb. 19. Febr. 1782, vermahlte fid
am 26. April 1800 mit dem Erbpringen, nadberigen Farften Fried⸗
tig vor jengolerns Hedingen, tard tbitme 13. Sept. 1838, ſtarb
8. San. 1845. Die Dritte, Johanne Katharine, geb. 24. Sunt 1783,
vermaͤhlte fig am 18. Marz 1801 mit Frang Pignatelli de Belmonte,
aus von Acerenga, {ft Witwe. Die Bierte, Dorothee, geb. 21. Aug.
793, vermiblte fid am 23. April 1809 mit Edmund von Tolletyrand⸗
Perigord, Hergog von Dino.
2) Benigna, Sodter Gottlieh Withelm’s v. Srotta genannt Srey=
ben, ged, 15. Set. 1703, vermAblt 1722, + 2. Rov. 1782,
Graf Hird. 827
aber nur einen Sag auf; worauf fie der Meme wad
Konigsberg bis 10 Meilen vor Berlin auf Schlitten fhe
rent und erft dann dle Raber wieder hervorfudten.
Der Pring begab fich ſogleich nach Potsdam gum
Konig und blieb zwei Cage bet chhm. Auch Hard wurbe
dahin berufen, und da die Frihfahrsmanoeuvees herate
nabten, fo bebielt ber König ihn bei: ſich. Dann fam ex
wieder in ſeinen gewohnten Zug und wedsfelte mit dem
Genuffe bed Randlebens und den Geſellſchaften von Ber⸗
lin und Potsdam ab. Pring Heinrich, von dem fid
Hard nur ungern tretnte, 40g ſich wieder nad Rheins ⸗
berg zurück, ſchickte ihm aber nad ein paar Woden
eine prächtige goldene Dofe mit Brillanten und feinem
Bildniß, das der Dofe in den Augen des Grafen exft
den wahren Werth gab, {dried ihm ein überaus huld-
voles Billet dazu und lud ihn ein, ihn ſo oft in Rheins ·
berg gu beſuchen, als feine Geſchäfte es nur eclauben
wollen. Hard machte von diefer Einladung um fo wil ·
ligern Gebraud, al man wol glauben fann, daß ibm
der Kreis ded Pringen nod beffer behagt haben mag,
als der ded Kbnigs, in dem er wot den eminenten Gelft
gu bewundern hatte, dody aber dfters bald etwas Cyni ⸗
ſches, bald etwas Scharfes und Schneidendes fand, dab
dem wahrhaft fein und edel gebitdeten Manne ſchwerlich
gugefagt bat.
Um dieſe Belt war der Konig von Schweden geftor-
ben (12. Febr. 1771) 4), und fein Sohn und Throne
1) Gr hatte einen fhwaden Magen mit Heißwecken, Auftern und
Sauerkraut tiherladen, fiel am Abend an feinem Quadrilletify in Ohn-
madt, wurde in eine andere Stube gebradt und verſchled da ſoglelch
in den Armen des Grafen Axel Ferfen und deb Meidsraths Becfrlis
Er ee im 61. Jahre und hatte beinahe 20 Jahre auf bem Throne
gefeffen.
328 Graf Hard.
folger, der Rronpring Guſtaf (geb. 24. Jan. 1746, ge:
ftorben an dem Mordftahl der oligarchiſchen Faction
29. Margy 1792), dev eben mit dem Pringen Friedrich
gine Reife nad Paris gemacht hatte, wollte über die
Mark zurückkehren und einige Zeit in Berlin verweilen.
Hard ward vom Konig ihm entgegengefhidt und mit
dev Gorge fiir die Reife, fowie mit Ermittelung der
Wünſche des jungen Monarden in Betreff feines Em-
pfanges beauftragt. Der Kronpring erklaͤrte, daß er
bab Incognito aufgebe, das et feinem Obeim gegeniiber
nicht mehr bebdiirfe, wohl aber um Erlaubnif bitte, bei
feiner Unfunft in Potsdam fogleid gu Sr. Maj. gehen
gu diirfen, um ihm, in Gemeinſchaft mit feinem Bruder,
Die Hulbigungen der ehrfurchtsvollſten Ergebenheit dare
gubringen. Hard cilte dem ſchwediſchen Thronerben einige
Stunden voraus. In Potsdam fanden ſich bei der Wn-
kunft des königlichen Gafted alle Generale und Stabs-
offigiere der Befagung von Potsdam gu feinem Empfange
im Schloſſe verfammelt. Der König, wiewol von Hard
an die Bitte ſeines Neffen erinnert, ging die Treppe herab
und wollte den ſchwediſchen Monarden bei feinem Wus-
feigen begriifien, worauf ſich diefer, durch einen fo freund-
ſchaftlichen Empfang ebenfo geſchmeichelt, als in Erftau-
nen gefegt, förmlich aus dem Wagen warf, um fid in
bie Umarmung des Königs gu ſtürzen. Dann führte der
Konig feinen Neffen in fein Zimmer, wo fie eine halbe
Stunde miteinander verbrachten, worauf gefpeift ward
und der Konig die hohen Gafte in die fiir fie beftimm-
ten Gemacher brachte. Pring Heinrich war gleichfalls
angelangt und geigte ihnen die Merkwürdigkeiten von
Potsdam, Sanéfouci und dem neuen Palais. Wm drite
. ten Rage war Manoeuvre der Garnifon; am vierten follte
es nad Berlin gehen. Bei diefer Gelegenheit fam der
Case: Stats as
Konig vow Vreußen frah .um-8, Uhr aus Feige · Zinuner
und da et, Haͤrd in ſeinem Borganache Ferd , :befabl-on
dieſem, ihm gu folgen, Sie ginger nach. der andern
Seite ded Schloſſes, wo dex. Korig don Scowedew mohnée,
und da ſich Riemand in deffen Vorzimmer befand, -fa
blieb der Konig ſtehen, verbot quch, daß Haͤrd pimeins
gehe, und promenirte nun mit dickem länger als eine
halbe Stunde im Vorgemache, ohne Jemand: zu ſehen
und gu hören. Endlich machte der. Reichärath Graf
Scheffer (IV, 383) die Thuͤre auf; ſah mit. Werwun ⸗
derung den. Konig, von, Preußen, und weckte mun ſeinen
Monarchen, der daun in weniger als zehn Minuten ans
gefleidet mar und ſich bei ſeinem Dheim gu entſchuldi⸗
gen cilte. In Berlin, wieder Manoeuvres dev Befagang,
Dann ging dex Konig von Schweden nad Rheinsberg. —
Nicht lange darauf faut die Rinigin«Witwe von Sepwe-
den gum Beſuch nach Potsdam und Rheinsherg, welder
Beſuche die Pringeffin ihre Tochter ) die Ernennung gue
eventuelſen Nachfolgerin dex Pringeffin Amalie 2). von
Preußen als Aebtiſſin von. Quedlinburg verdantte, wie
die Honigit aud) nod auf der Rückkehr von dieſer Reiſe,
gu-Stralfund, eine zweite freudige Nachricht erhielt: das
Gelingen dex ſo bedeutſamen und gaͤnzlich unblutigen
Revolution, des Staatsſtreiches vielmehr, der ihrem
Sohne, dem König Guſtaf UL, unter Beiſtand deſſelben
franzöſiſchen Cabinets, das die Knechtung ſeines Vaters
gefördert hatte, ſocben (19. Auguſt 1772) gelungen war:
eine rettende That, welche Schweden aus tiefſter Ere
1) Sophie se Aibertine, geh. 8. Det. 1753, wird wictige xebtifin
30. Marg 31181, relignirt 1802, + 17. Marz 1829.
2) Anna Amalie, jüngſte Sdmefter Friedrid’s U., geb. 9. Nov.
13, wird — mw Auedtinonrs am 16, uli 1755, + 30. Mary
330. Graf Hird.
nicdrigung heb und es vor dem Schichſale Polené be
wahrt hat. Für Hard aber mußten befondere Betrach ⸗
tungen daraus erwachſen, daß jetzt daſſelbe Werk mit
Rubm und Erfolg gekront ward, das ihm einſt Aechtung
und. Berfotgung, edeln Freunden dew Bod gugesogen,
daß es mit anſcheinend +) geringera Mitten gu Stande
gebracht ward, als ihnen einſt gu Gebote geftanden, und
daß dieſelbe Macht, die ihren Plänen entgegengetreten
war, die geheimen Faͤden gelenkt hatte, welche die neue
Staatsveraͤnderung herbeifuchrten.
1774 wurde Harb, gleichzeitig mit Möllendorf *),
bei einer Mairevue gu Berlin zum Generallieutenant
wd 1776, ‘nod dem Lode des Generallieutenants
v. Billow*), gum Gouverneur von Spandau, mit einer
—
2) Gin unermeflier Unterſchied Lag freilich in dem Konig von jegt
und bem König von damals.
2) Bidhard Joachim Heinridh v. Möllendorf auf Lindenberg und
DQuitow, geb. gu Lindenberg in der Priegnig 1721 (wir finden auch
1724 und 1725 angegtben) Bohn des Deichhauptmauns v. WM. auf 2,
1740 Page des Kinigs, 1743 Fahurih, bei Soor ftark bleffirt,
1746 wegen tapferer Bertheidigung eines Provianttransports ſogieich
, Hauptmann und Fligeladjutant, bet Leuthen Mitter des Meriteordens,
1758 Major, 1760 wegen Liegnig Oberfilieutenant, bet Sorgau auss
guide, aber gefangen (1760), dod) bald ausgewechſelt und Oberft,
762 Generalmajor, 1766 Commandant von Potsdam, 1774 Generale
Heutenant, 1783 Gouverneur von Berlin, Geſellſchafter des Königs,
1787 General der Jaf. und Oberkriegsprdfident, 1797 Felomarfdall,
1806 in Erfurt gefangen, Großkreuz der Ehrenlegion, + 1816 gu
Havelberg, wo ex Dompropft war, unverheirathet. — Mslendorf ift
1774 Generalfieutenant worden, und, Hird fagt, ex fet es gleichzeitig
mit diefem worden. Andermdrts finden wir H.'s Ernennung in das
Jahr 1775 verfegt. .
3) Johann Albredt von Bitlow auf Lidtenfelde und Giefelsdorf,
ged. 1708, Sohn Daniel Levin's v. B. (+ 1758) und Giner v. Schlub⸗
hut, mar in den fdlefifden Kriegen Generaladjutant des Deſſauers,
1742 Major, 1750 Oberftlieutenant, 1754 Oberft, 1757 General⸗
major, 1760 Generallieutenant, 1766 Gouverneur von Spandau,
Graf Hird. 331
Zulage von 1500 Thirn. ernannt. Bn demfelben Sabre!
und gwar nod) vor letzterer Ernennung, mufite er’ den
Pringen Heinrich auf einer zweiten Reiſe nah St.- Pes
tersburg begleiten, wo diefer bem dfterveithifthen Ein ·
fluſſe extgegenwirten follfe, welder Rußlaud, bas eben
won fi werben lich, mehr und mebe von Preufen abzu⸗
ziehen drohte. Sie langten am Borabend dee ruſſiſchen
Dftern gegen Abend an; die Kaiferin, die den nächſten
Morgen um Lwei auſſtehen wollte, um dem Gottesdienſte
beizuwohnen, hatte ſich bereits ſchlafen gelegt, und Haͤrd
mußte ſie am früheſten Morgen, als ein Kanonenſchuß
Das Zeichen zum Kirchengehen gegeben “hatte, in ber Ka»
pelle aufſuchen, fie im Ramen ded Pringen gu begruͤßen.
Sobald fie ihn ſah, lief fie ihm fagen: Wenn ev fie
ſprechen wolle, wie fie annahme, fo miiffe er den Augen ⸗
blick ergreifen, wo, nad) Beendigung des Gottesdienftes,
die Biſchöfe und alle andern Geiſtlichen fid ihr naberten,
wm fie gu beglückwünſchen. Demgemäß geſchah es. —
Der dicsmalige Befud des Pringen wurde durd den
Sod dev erſten Gemahlin des Großfürſten Paul, Natalie
Alexieffna (Wilhelmine) von Heffen+ Darmftadt (geb.
14,/25. Suni 1754, vermablt 29. Sept./10..Dct. 1773),
geteibt, welche bald nach feiner Unfunft in der nordi-
ſchen Hauptftadt an den Folgen ihrer Entbindung von
einem todten Sinde ftarb (15./26. April 1776). Die
Kaiferin war in nidt minderer Vergweiflung, wie der
unglückliche Gemahl, der die Verlorene heiß geliebt hatte,
und 30g fidh nad) Czarskoſelo zurück, wohin der Pring -
1775 General der Inf., + 19. Sept. 1776. Gr meldete dem Konig
den Steg v. Mollwig, mar drei mal fdwer verwundet und hatte eine
Kagel tm Letbe, an der ex ſchließlich nod ſtarb. Bermaglt war er
mit Maghalene Fatobine, Rodter des Oherften v. Forreftier, die am
9, Det. 1780 ſtarb.
332 Graf Hird.
ihe folgte und dad fie. vor der Rückreife deffelben. nicht
wieder verliefen. Das beſte Mittel, den Kummer dex
RKaiferin yu zerſtreuen, ergab ſich daraus, daß fie auf
einen Erſatz für die Gefdhiedeue gu deafen begann, und
dabei ſogleich auf die Prinzeſſin Sophie. Dorvthee von
Wiirttemberg 1), cine nahe Verwandte ded preußiſchen
Konigshauſes, verfiel; da diefe aber erſt von dem Erb-
pringen von Heffen-Darmftadt abgelft merden. mufte, dent
fie verfproden war, fo gab dies dem Peingen Heinrich
und dem preußiſchen Hofe Gelegenbeit, ihre Gefalligteis
geltend zu machen.
Pring Heiurich erxpedirte ſofort einen Courier an ſei⸗
nen königlichen Bruder, deſſen Antwort nun mit Ungeduld
in Czarskoſelo erwartet ward. Die Zwiſchenzeit wurde
meiſt in einfacher Stille, unter ländlichen Ausflügen,
Gartengenuß, Spaziergängen, welche die Kaiſerin ſehr
liebte, und Reitpartien in der Umgegend verbracht. Bei
dex erſten Anweſenheit des Prinzen Heinrich in der nore
diſchen Capitale war Fürſt Gregor Orloff in der höchſten
Gunft; bei dex diesmaligen war er auf die zweite Stelle
getreten und durch Fürſt Potemkin erfegt worden. Eines
Tages ging Potemkin die Schloßtreppe gu der Kaiferin
hinauf, waͤhrend Orloff eben Heradfam. Um nicht vere
legen gu erſcheinen, redete Potemfin diefen.an und fragte:
„Was gibt es Neues am Hofe?” „Nichts,“ antwortete
Orloff kalt, „als daß Sie auffteigen und id) herab-
komme.“ — Als Orloff in der hidften Gunft war,
brad) die Peft in Moskau aus (1771) und wüthete auf
1) Als Raiferin Marie Feodoroffne, geb. 25. pet 1159, Zogter
Friebrich Gugen’s von Wiirttemberg und Friederiken von Branden⸗
Ddenburg-Sdwedt, vermaͤhlt mit Paul von Rußland am 26. Cat.
(1. De) 1776, + 24, Det. (5. Nov.) 1828.
Graf Hird. 333
das äußerſte. Orloff tried gufammen, was nur von
Aerzten und Wundärzten gu befdjaffen war, eilte mit
diefer Schaar Aesculape nad) Moskau, warf fic) in die
Mitte der inficirteften Stadttheile und traf hier fo treff⸗
fiche Maßregeln firenger Ordnung und gwedmdgiger
Pflege, daß nach elnigen Wochen die Seuche verſchwun ⸗
den war. Wahrend fie noch wüthete, ließ eines Tages
dev Erzbiſchof von Moskau, ein guter, achtungswerther
Greis, einige Heiligenbitder, die in einer feiner Kirchen
keinen Plag mehr fanden, in ein Kloſter ſchaffen. Der
Pdbel faßte diefe Verpflangung der Bilder als einen
Act der Impietaͤt auf, rottete ſich gufammen und ver
folgte den Erzbiſchof, der aus feinem Hauſe floh, in
eine Kloſterkirche flüchtete und fi in dad Sanctuarium
verbarg, dad nur die Geiſtlichen der griechiſchen Kirche
betreten durfen. Sum Unglück hatte ihn ein Rind vor:
beifommen ſehen, und becilte fid, feinen Zufluchtsort
gu entbeden. Der Pobel lauft herzu, drängt in dle
Kirche, wirft fig auf den ehrwürdigen Geiſtlichen und
ſchleppt ihn an die Pforte, um ihn gu ermorden. Der
Greis, der den Tod vor Augen fieht, beſchwört feine
Henker, ihm wenigftens gu erlauben, an den Altar gu
treten, um nod) einmal dad beilige Abendmahl gu gee
niefen. Der Pöbel willigt ein und betradtet, waͤhrend
dieſer frommen Verrichtung, mit der größten Rube das
Schlachtopfer ſeines Fanatismus. Sobald dads Werk
voriiber ift, ftiirgt er fic) von Neuem auf den unglid-
lichen Greié, reift ihn gur Kirche hinaus und zerfleiſcht
ign in taufend Stide. Die Polizei fam, wie fo oft,
gu fpdt gue Rettung, aber nicht gur Rache; die Radelse
führer der Unthat, gleichfalls Opfer der Roheit gefell-
ſchaftlicher Zuſtaͤnde, wurden nad) Maßgabe ihrer Schuld
gehenkt oder geraͤdert.
834 Graf Hird.
Die Nachrichten aus Beelin waren erwuͤnſchter Nas
tur und 6 ward beſchloffen, daß dee. Großfarft ſich mit
der ihm gugedachten Pringeffin in Gerlin treffen und das
Weitere dem Eindrucke diefer Sufammentunft überlaſſen
werden folle. Pring Heinrich uͤbernahm es, den Groß ⸗
fürſten nach Berlin gu geleiten, und fiir. die Reiſe der
Prinzeſſin und ihrer Bamflic wies die Kaiferin 40,000 Thlr.
an. Graf Rumanzoff) wurde aus ber Ukraint herbei ·
befohlen, den Großfürſten auf dieſer Reiſe gu begleiten.
Der Großfürſt reiſte dem Pringen einen Tag voraus und
erwartete ibn in Riga, wo ein Lager von zwei Reltere
und zwei Fufregimentern gufammengesogen war, die der
Groffirft vor bem Pringen manoeuvriren fies. In Mitau
empfing fie der Herzog von Kurland mit vieler Pract
und der Großfürſt übernachtete hier, wabrend der Pring
vorauseilte, um ihn auf preußiſchem Gebiete, in Memel,
zu empfangen. Auf der gangen Reife im preußiſchen
Gebiete wurden bem Großfürſten alle die Ehren erwieſen,
bie ein ruſſiſcher Thronfolger beanſpruchen tonnte, und
die Bevilferung nahm willigen Antheil davon. Der
Bwed der Reife wurde bekanntlich erreicht, und der bar
mals gefdloffenen Verbindung, wenn fie aud) durch cine
1) Peter Werejewicy Graf v. R., Sohn Alexei R.s (VI, 358),
ged. um 1730, nabm 1761 Kolberg , Fegte 1770 am rath und am
Kogul, nahm 1771 Giurgewo, errang 1774 den Frieven von Kut-
fout-Kainardfdi, erhielt den Beinamen Sedonaitoy (Transdanobiensis),
gab 1789, von Potemtin beleivigt, feine Entlaffung und t 9. Dec.
1790 auf feinen Gitern. Soͤhne von ihm waren: der Minifter des
Kriegs und des Auswartigen Graf Nikolaj R. (ged. 1754), der
an der Spite der frangdfifden Parte ftand, fid 1811 zurückzog und
am 15. Jan. 1826 ftarb; Midacl Paul, ruff. Gefandter in Berlin,
1808 mit in Grfurt, 1909 mit dem Abſchius des Friedens mit Sdwe=
den beauftragt, 1819—14 Minifter veB Auswértigen, viel fr pas
triotifde Swede thdtigs Serge, der aud Gefandter in Berlin geweſen
und am 6. Februar 1838 gu Moskau ftard.
Graf Hird. 335
graufe Kataftrophe vorzeitig getrennt ward, find cine
Reihe kraͤftiger Manner und edler Frauen entftammt.
Hard verlor um biefe Feit feine treue Gattin, die
feit einigen Jahren leidend gewefen wer, und an einer
Bruſtwaſſerſucht ſtarb. Einige Zerſtreuung in ſeinem
Kummer verſchaffte ihm der König, der ihn gu den
ſchleſiſchen Reyren nahm und dann nod in Potsdam
bei fic) bebielt. Dann rief der Tod des Kurfiirften von
Baiern (80. Dec. 1777) den balriſchen Erbfolgekrieg here
vor. Hier wurde Hard beauftragt, ein Sreixegiment gu
errichten, und widmete fic) dieſer Mufgabe mit foviel
Gifer, daß ſeine zwei Bataillone bei der Ubreife aus
Berlin gu Eröffnung des Feldzuges nicht blos vollsablig,
fondern aud) voliftindig uniformirt und bewaffnet waren.
Hard gebirte übrigens gu den Generalen, welche dem
Pringen Heinrich nad Sadfen und Böhmen gu folgen
beftimmt waren, Als die in Berlin durch Graf Cobengl*)
betriebenen Unterbandlungen nicht gum Ziele führten und
dev Krieg unvermeidlich ward, lief Pring Heinrich — der
König war bereits in Schleſien — in demfelben Mugen>
blide, wo den Generalen der Marſchbefehl far den
1) Graf Johann Ludmig Joſeph v. Gobengl anf Proſſegg, Lueg,
Leutenberg, Habsberg, ged. 21. Now. 1753, Sohn des Grafen Karl
Sober Binion (ged. i ‘Juli 1712, ¢ 27, Yan. 1770) und der
arie Bherefe Palfy (ged. 2. Vet. 1719, verm. 24. Rov.
t oo Dec. 1771), 1774 Gefandter in Soveaboae, 1777 ia
ee in, 1779 in St. sHeteréburg, ſchloß 1795 das Bündniß zwiſchen
Defterreih, England und Rußiand, war 1797 gu Udine, dann zu
Maftadt, wieder in St.Petersburg, 1801 zu Cuneville, Staatatansler
und Miniſter der ausw. — 1805 guriidgetreten, + 22. Febr.
1809. Bermaͤhlt (Juni 1774) mit Sherefe Johanne, Tochter Leon⸗
harh’s de le Rovere, Grafen von Montelabate, exgeugte er einen Sohn
Franz Karl (geb. 1776), der ſchon am 14. Rov. 1778 ftarb. Das
Geſchlecht ift am 30. Auguft 1810 mit feinem Better, dem Grafen
bier Philip, dex fid and ald Diplomet betannt gemait hat,
olden.
336 Graf Gard.
nachſten Zag gugefertigt ward, die Shore der Stade
ſchließen. Graf Cobengl, der die Griinde diefer Maßregel
abnte, aber Gewißheit gu erlangen wuͤnſchte, und der ſich
oft die Pferde des Grafen Hard gum Spagicrenrciten
entlebnt hatte, lief fic) cin folded ausbitten, worauf ihm
Hard freilich antworten mufite: es thue ihm leid, aber
é braude es felbft. Der. Gefandte wußte nun,-wie die
Sache ftand.
Hard fühlte doch daß dieſer Feldzug, ſo wenig thaten ·
reich ex geweſen war, feine Geſundheit angegriffen hatte.
Das Klima in den böhmiſchen Gebirgen war rauh gee
wefen; er war oft Ddetacirt worden und batte manche
Macht unter dem elte campiren miiffen; ein Rheuma ⸗
tismus hatte ſich auf den beſchädigten Arm geworfen.
Dazu kamen Gemiithsverftimmungen, deren Urſache uns
unbefannt geblieben ift. Go fam er um feinen Abſchied
ein, den ihm der Konig, anfangs etwas unmuthig da-
rüber, auf wiederholtes Andringen, nach einiger Zögerung
bewilligte. Won dem Augenblide an fühlte er ſich als
einen freien Mann. Die Bader von Aachen und Spaa
ſtellten ſeine Gefundheit wieder her, und mit iby befam
ex feine fröhliche Stimmung wieder. Er bereifte die
Miederlande, fuchte die alten Schlachtfelder auf und reifte,
unter dem Namen eines Barons v. Stein, tiber Chan-
tilly, wo ex das Schloß ded gerade -abwefenden Pringen
von Condé befidtigte, nad Paris, wo er ſich, nachdem
er von ciner Gelbfudt hergeftellt war, bei Hofe vor-
ficllen lief. Bet dem Kriegsminiſter Fürſten v. Mont.
barey intereffirte ihn deffen ſchoͤne und junge Tochter, die
ſoeben den Pringen von Naffau-Saarbrid geheirathet 4)
1) D. h. mit ihm getraut (ober verlobt?) morden mat, waͤhrend
die Ehe erft am 2. Sept. 1785 vollgogen ward. Es war died Prinz
Graf Hird. 337
hatte. Gr fagte ihe: ex glaube, vor einigen Jahren die
Ehre gehabt gu haben, mit dem Pringen ihrem Gemahl,
als damaligem franzöſiſchen Oberften, bei dem König
von Preufien gu Berlin gu fpeifen. ,,Das muß mein
Schwiegervater gewefen fein’, erwiberte fie laͤchelnd;
„denn mein Mann iſt nod auf der Schule.“ Er war
in ber That erft 11 Jahre alt.
Gin Abenteuer zog Hard fein. Inepgnito zu. ines
Morgens ward ihm der Secretair des Grafen Vergennes
gemeldet, der ſich bet ihm erfundigen. follte, ob er nicht
eine Grafin v. Stein fenne. Unter diefem Namen war
vor drei Monaten cine Dame mit gwei jungen Madden
nad Thionville gefommen, unter dem Vorgeben, daß fie
pariſer Aerzte ther ihre Gefundheit confultiven wolle,
mit Suriidlaffung ihrer der Fürſorge der Wirthin em⸗
pfoblenen Töchter, abgereift und hatte nie wieder etwas
pon fid) hören laſſen. Haͤrd fagte: er fenne feine Grafin
Stein, werde aber die Ehre haben, am nadften Tage bem
Heren Grafen Vergennes felbft feine Mufwartung gu
machen, und entbedte dann diefem feinen Stand und
Ramen. Er erfubr fpater, daß man nie etwas über
die Dame habe ermitteln fonnen, und daß der Konig die
Heinrid Ludwig Karl Albert, geb. 9. Marz 1768, der eingige Sohn
des Fairften, Ludwig (geb. 3. Jan. 1745, + 2. Marz 1704) und der
Sophie Wilhelmine Cleonore von Sdwargzburg-RNudolftadt (geb. am
22. San. 1751, verm. 30, Det. 1766, + 17. Juli 1780). Er ſtarb
Hinderlos am 27. April 1797 und das Erbe fam an die Ufingen,
welche 1816 aud erloſchen. Seine Gemablin mar Marie Francisca
Marimiliane, Tochter Alerander’s de St-Maurice Fürſten v. Mont
barey, geb. 2. Rov. 1761, + 2. Febr. 1838, Die Minder der swels
ten Ghe feines Baters, mit Katharina Koͤſt, die gue Grdfin v. Otte
weiler erboben mard (geb. 9. Dct. 1757 gu Garsdorf, verm. 28. Febr.
1787, + 11. Dee. 1620), erbielten den Titel: Grafen v. Ottweiler,
‘persdge v. Dillinger. .
Vu. 15
338 Graf Hird.
vetlaffenen Rinder in eine Penffon have bringen und auf
ſeine Koſten erziehen laſſen.
Mach Berlin zurückgetehrt, ſchwankte ct, ob er ſeinen
Aufenthalt in Schweden, oder in Preußen nehmen ſolle.
Da ſagten thm Freunde, 8 gehe algemein das Gerãcht,
daß er im Begriff ſtebe, fich wieder su’ verheirathen.
Die Dame, die man ihm guthellte, war thm feit längerer
eit nichts weniger als gleidhgiltig. Er ermiverte,’ die
fragliche Heirath fei wenigftens zur Halfte fertig, indem
ex feinerfeits. von Gergen guftimme. Der Gedanke vere
feigte ibn aber nun unablaffig und er beſchloß, die erfte
GelegenGeit gu ergreifen, ber Dame, die ihm das Publis
cum gugudenten die Giite hatte, fein Herz gu enthüllen.
Sie fand ſich und er wurde erbirt. Seine gweite Gee
mablin war Sophie Friederife Albertine (geb. 10. Juli
1722), eine Tochter ded Cabinetsminifters Grafen
v. Podewils 3) und die Witwe eines Oberſtlieutenants
v. Bredow. Sie beſaß anſehnliche Güter, und eben war
ihr von einem Oheim die Herrſchaft Leuthen in der
MNiederlaufig gugefallen, au welder diefelbe Stelle gebirte,
auf welder Hard vor 22 Jahren von den Ruffer ger
fangen genommen worden war.
Po
winiſter bes Snmirtgcn + 2. ‘ut 1160, Bermaglt mar et
4) 1721 mit der diteften Rodter GrumBow's, 2) mit einer Grifin
v. d. Ghulenburg sLteberofe. Aus beiden Shen gingen Kinder here
vor; dle Soͤhne ftarben aber erblos und der griflid Podewils ſche
Stamm ift exloſchen. Bon den Soͤhnen find uns befennt worden:
Friedriy Wilhelm, ged." 8. Augufe 1723, + im October 17405
Friedeth Heinrid, ged. 10. Son. 1737, + 10. Sau. 1759; Bilhetm
‘Mam Otto, ged. 4. Det. 1730, + 17695 Friedrid Berner, ged.
5. Det. 17415 Georg Karl Ernſt. Gine Tochter, aufer den im Sert
ermabnten, war 1) an den Regierungsprifidentea v. Demit, 2) an
den Rammergeridteprafidenten Freiheren v. Flrft verheirathet.
Graf Hird. 339
Seine sweite Che war kinderlos. Aus erſter waren
ihm ein Sohn und drei Töchter geboren worden. Der
Sohn, geb. 1754, iſt 1804. oder 1805 als Major gu
Heilsberg kinderlos geſtorben. Bou den Töchtern erhielt
Eine die Herrſchaft Leuthen bei Lübben, die jedoch ſpäter
an Graf: Auguſt Ferdinand v. Haͤſeler fiel, deſſen Muster
die Grafin Sophie Chriftine Dorothee v. Podewils )
(geb. 15. Mav. 4735), cine Schweſier der Grafin Hird,
geweſen way. hone ;
1) Sie ‘mar exft mit dem Regationsrath v. Marhall verehelicht
und nahm tn gmeiter Che dew Gehetmerath Gottfried v. Haͤſeler.
15*
I Der General von ‘Faved. .
Qu better Jehre deb Subenghrizen Srieges text ein
Offizier aus dem bſterreichiſchen Dienſte im den prev
piſchen iter, dex fi Franz Andreas Jacquier de Bernay
de Favrat nannte und, feinen Angaben nad, am 4. Sept.
1730 in Gavoyen geboren war. Derſelbe tft fir den
natirtiden Sohn einer vorneymen ſavoyiſchen Dame
gehalten und alé fein Vater der Marſchall von Sachſen
begeidjnet worden, wiewol wahrſcheinich ohne naͤhern
Grund, als dag dieſer beriihmte HelbGere bene 'junger
Fovrat Beblwollen bexeigte. Dieſer Fam | namlich on
in ſeinem 15. Jahre, gu Anfang des Yahbes 17d, “vow
Ghambery, wo ex erzogen worden, nad Parks ‘aro wur
mit Empfehlungsſchteiben an ben Marſchas von Sachſen
verſehen. Der Marfdall empfing ben ihm enypfoytenen
Bingling ſehr freundlich und .geftatdete ihm,ſich dem
eben beginnenden niederlandiſchen Feldzuge als Ftri⸗
williget anzuſchließen. Gr ſoll fic, wie erzaͤhlt wird,’
des fungen Favrat mehrfach wit Nathen deblent und ihm
reiche Gelegenheit geboten haben, fich auszubilden und
feinen Muth gu zeigen. Faprat wae bei der Einnahme
von. —— Oftende, Nieupott, Brüſſel, Mond, Mee
cheln, Panu Ebiwpeville, rel, Bergenopzoom, Lille
und Maftrisht, fowie in ben Schlachten von: Fontenay,
Dev General von Favrat. 341
Rocour und Lawfelt, in welder legteren ex eine gefahre
lice Kopfwunde erbhielt. Der Marſchall von Sachſen
verfprad, ihn bei dem Dragonerregimente von Septi-
manien vortheilbaft gu placiren; allein der Aachner Grier
den, die Auflöſung jenes Regimentes und vor Wem de-
Tod des Marſchalls (1750) durchkreuzten feine Hoffnun ⸗
gen, und da er in Frankreich feine weitere Ausſicht fiir
fich fand, fo ging er nach Savoyen guriid, wo er bis
1755 S66, Vo er: bmel 6 tu Deitttakdienftengeftanden,
wie von einer Seite her verſichert worden, bleibt bei dem
Stillſchweigen anderer Quellen darither ungewif. 1755
reifte er nach Spanien, um dort Dienfle gu ſuchen, were
eh es aber ſchon 1756 wieder, weil ihm dat ſpaniſche
Militairweſen nicht bebagte, ging wieder nach Frantreidy
und fife ſich zu Toulouſe fac Reapel cin. Hier Sot
man ihm cine Lieutenantsſtelle bei: der Artillerie an, bie
er abet um ſo mehr ausſchlug, als die Nachricht; snp
ein neuer Krieg zwiſchen Deſterreich und Preußen bevere
ſtehe, ihn nach Deutſchland lockte. ms
« SmiMuguit 1766 reiſte ex nach Wien, ungerwegs zu
Rom ein gefahrliches Abenteuer beftehend, deſſen weiter ⸗
hin niger gedacht werden fell,.und wurde dex Kaiferin ⸗
Konigin durch den fardinifden Geſandten Grafen von
Gomale vorgeſtelt. Die Kaiſerin fol ihm, falls er ſich
auszeichne, eine Anſtellung als Stabseapitain bei Riechten=
ſtein Dragoner, oder bet dem Regiment Porporati ver>
fproden, im, Ucbrigen aber ton an Feldmatſchall Browne
(V, 387) verwieſen und ihm geftattet baben, dem eld
Ge Dev. chen durch den ynenwarteten: Un griff Briedtich'’s H.
erbffnet sourde, alb Goriveitige: beizuwohnen. Sis diefer
Gigenfhaft. nchm · er drm auch an dex Vertheitigung
von Pras. syd Alene, au den Schlachten von Lowofig,
Reihenberg, Prag -und Leuchen und -an. dem Ueberfall
342 Der Etueral vow arrest.
von · Hochtitchen MHels, Tol ſich ſeht aubgezeichnet haben
un: verfthiedene ‘male. verwundet · worden ſein. Gleich-
Wor Hing: Bom: Bier wie in Feontrache “er zaingee
gu keiuer feſten · Anftellung · und BeSrderatg, behauptete
vielmehr, einer aus ‘Reid und Eifetſucht aif · ſeine Mabe
zeichnung entſponnenen Cnbale ber’ dftertetbifaen DAH
gere ausgeſetzt gewrſen gut fein. Gentiy, Bal nary’ bev
fate von Hockirchen quittirte er bie Hterrriaifige
Armer und ging nach Breslau,‘ wo ex dtu Kinks von
Preußen durd) den General v. Wobersnew 4) vorgeftelt
wurde. Friedrich fragte ihn, of er Empfehlungsſchrelben
hãtte · Er befaßz dergleichen, abergad fie dem Könige,
ſetzte aber hinzu: et hoffe ſeine beſte Empfehlung würde
fein Degen, fein Eifer und ſeine Ergebenheit für den
Dienſt Sr. NRajeſtaͤt ſein. Dieſe Antwort gefiel dem
Kbnig, der ihn fogtel gum Hauptmann a la suite
ernannte, in welder Gigenfdaft ex denn dem Feldzug
von 1759 beiwobnte. .
Wie damals Friedrich bei Randshut lagerte, die
Deſterreicher ihm gegenüber und beide Heere Lange Beat
einander untthdtig beobadtend, überflel audow cinmel
die. ꝓreußiſchen Vorpoften bei Liebau (10. Juni). und
1) Morit Frans Gafimir v. Wobersnom (Wopersnow), geboren
in Pommern 1708, der Sohn Dorit Georg’s d. W. aud der Anna
Gijedsth v. Mantenffel ang dem Hanfe wo, frat 1728 als
Fabvjunter in dle Armee, ward 1747 Major, 1752 Fligeladjutant
Und Dberftllentenont, 1456 Oberfter, 1757 bet Hrag derwundet,
nad) dex Shladt von Leuthen Generalmafor, ward bem Grafen Dohna
san die Ouffen gur Seite geftelit, war mit bel Zorndorf, madte
1759 einen Streifjug nad Polen, bet welchem er den aren Sul
kowski aufhob (1, 2 tem wlever zur Dohna ſchen ee, deren
Avantgarde ec in dos Pofenihe fuͤhrte, fiel aber het May 23. Bult
1759, Bon Marie Latfe v, Sudom iG 1757 ju Dresden) hatte er
eine odter und einen Sohn, der ats Lieutenant bei der Garde du
Gorps 1769 im Duell brie.
Dee. Genezal vow Favrat. 243
warf fi. Der Konig fam jedoch gu. Hilfe und vertrieb
die Kaiſerlichen wieder. aus der genommenen Stellung.
Tavrat hatte ingwiſchen ein Hundert Flüchtiger geſammelt,
ihnen wieder Muth. gemacht und mit ihnen ein Bataillon
Panduren. angegriffenz, die auf dem Sattelberge poſtirt
warm. Gr bemaͤchtigte fid) ded Poſtens mit dem Bar
vonnet and behauptete ibn bis gur Unfunft des Königs.
Diner hatte. nad verrichtetem Werke den General Anger
nelli gefragt, wo denn dex Hauptmann v. Favrat gee
blichen ware, und die Antwort erhalten, daß dieſer todt
ober gefangen fein miiffe. Um fo mehr wunderte fid
Der Konig, wie er Favrat mit ſeinem Fleinen Haufen von
den Bergen debouchiren und die abgeſchuittenen Defters
reicher mit Nachdruck vor ſich her treiben ſah. Er um-
armte Favrat und gab ihm cine Compagnie im Frei⸗
bataillon v. Salenmon?). In dieſem machte nun Favrat
Zudwig argue gon Angenelli, geboren gu Bologna, hatte
in batrlfgen, nicderlindt{den und andern Dienften geftanden und war
tea Detember 1736 in preußlſchen Dieaft getreten, woreuf er in
Merfeburg ein. Gecibateidion anward. Im Mery 1768. jum Generale
Major ernannt, ae er im Maͤrz 1760 feine Entlaffung und ging
nod Itatien, wo ihn der Landgraf von Heffen« Raffel tennen lernte,
in bdeffen Dienften er 1784 als Generallieutenant geftorben iſt.
2) Konjftantin Nathanael v. Salenmon, ged. 11. Juni 1710 gu
Danzig, follte ſtudiren, trat aber im 17. Jahre in das polniſche Res
iment p. Flemming. 1745 mufte er Polen verlaffen, well cr in
andel mit einem Dffigler gefommen, und teat in feangéhtde Diente,
in denen ev Gapitain bei dem Naffau-Saarbridifden Regiment wurde
und denfelben Belagerungen beiwohnte, an denen Favrat thetlnahm,
fowie aud der SHladt von Lawfelt, 1750 nahm er feinen Abſchied,
da fein Regiment reducict wurde, ging nad Sadfen und heirathete
die vermitmete Mejorin v. Reibnig, geb. v. Retbold. 1756 erridtete
ex eine Compagnie im Greibataiflon v. Ralben, watd im December
Major, 1757, wo fein Ghef in her Schlacht von Breslau fiel und
ex felbft dabet aeſaprug verwundet wurde, Dberſtlieutenant und Chef
des Bataillons, 1760, mit Ueberſpringung ded Dberſten, ſogleich
a Der General vox Favret.
ben fibrigen Theil deb Feldzugs in Sachfen-in der Armee
deb Pringen Heinrich ‘mit, und that ſich in den Gefechten
bet Torgau Gileriburg, Leipzig, Hoperswerda, Pretſch
und gang befonders bei Sorau hervor. Auch an der
unglücklichen Affalre vor Maren nahm er Theil und
vertheidigte damals ſeinen Poſten bei Falkenhain, gegen
einen zehnfach ſtaͤrkern Feind, von Morgen bis Abend
tapfer und unerſchütterlich. Doch verfiel er der durch
Capitulation erfolgten Gefangenſchaft des ganzen Fink'⸗
ſchen Corps (20. Nov. 1759), entging aber der Une
gnade, die der König den General Fink fo bitter ent-
pfinden lief. Der Konig ſchrieb felbft an Favrat, troftete
ihn und verfpradh ihm, daß er unter den Erſten fein
folle, deren Auswechſelung er nachfuden werde. Da
man jedod kaiſerlicher Seits auf keine Auswedfelung
einging, fo blieb Favrat bis gu Anfang des Jahres 1761
gefangen, und würde felbft da feine Freiheit nod nidt
wiedererlangt haben, hatte nidt cine Hofdame der Kai⸗
ferin, deren Bruder, ein öſterreichiſcher Major, in Magde-
burg gefangen ſaß, die Monardin flehentlich gebeten,
in die Auswechſelung Favrat's mit ienem Major zu
willigen.
Faopvrat hatte ſeine Gefangenſchaft qu Krems jue
gebracht, war bier mit vornehmen Familien befannt
worden und hatte, alé ein ſchöner und beredter Mang,
das Herz der Marcheſe Maria Antonia Montecuccoli *
Seneralmajor, 1763 Commandant v. Weſel, 1774 Senecalitentenant.
Die Gommantantenfietle legte et 1787 “wietee, foeint aber nod in
den letten Jahren des 18, Jahrbunderts gelebt zu hebes,
1) Ge ift nigt Me Salad bei Zorgau gemeint, ſondera dad Gee
fet vom 8. Sept. 17:
2) Sie war cine by fet dee FB. Gebeimeraths und Kaͤmmerets
1s Raimund — Ronmenetoll and der Marie Joſephe
dfn y. Dd. Rath,
Ber Genecal von Fabrat. ‘345
die gwar unſchön, abet fr” geiſtreich gewefen ſein ſoll,
fo gewonnen, daß fig ibm ihre Hand reichte. Es wuͤrde
nun freilich fein ſonderliches Licht auf ihn werfen, wenn
es wabr iff, daß er dieſe Tröſterin ſeiner Gefangenſchaft
nach wiedererlangter Greiheit gu verlafferi beabſichtigt
hätte; auch wenn wir keineswegs an die Wahrheit der
durch nichts beſcheĩnigten rind höchſt unwahrſcheinlichen
Behauptung glauben wollen, daß ex bereits cine Frau
am Leben gehabt habe und dadurch gu feiner Beeulofig-
feit gegen die Grafin gendthigt gemefen fei. Gewiß
ſcheint, daß ex ohne die Marcheſe nach Preußen guriide
fam, daß diefe ihm nachreiſte und ſich an den König
wendete, und daß der Konig Favrat befahl, Wort zu
Halten und feine Gemablin gu fic) gu nehmen.. Er
fiigte fid) und man bat nicht gebirt, daß aus diefer
Ghe, die nach einiger Zeit durch Yen Zod der Gemablin
aufgelöſt wurde, weiterer Anſtoß erwachſen ware.
Der Konig empfing übrigens den aus der Gefangen-
ſchaft zurückkehrenden Favrat, der in Sehlefien gu. ibm
ſtieß, fehr gnädig und iibertrug ihm bag Commando de6
Salenmon’fhen Freibataillons, ungeadhtet er der ilingfte
Hauptmann dabei war, Ju dem ager von Bunzelwitz
berfrug ihm der Rinig die Vertheldigung der grofen
Batterie auf der Höhe von Saverni. Am 1. Sept.
‘L761 ließ ihn Laudon durd den Oberften Devins auf ⸗
fodern, feine Batterie, die mit den Batterien von Bungel-
wig den Zugang gu dem preufifden Lager deckte, gu
verlaffen, widrigenfalls Alles über die Klinge fpringen
miiffe. Fevrat erwiderte natthelidh:: Der Konig fein Here
habe ihm dieſen Poften vertraut, ihn gu vertheidigen,
nicht zu überliefern; in turgem werde cr. nod eine deut ⸗
lichere Antwort geben. Dieſe beftand darin, daß ſein
lebhaftes und gut gerichtetes Feuer die bei der Arnsdorfer
15 **
346 Dee: General ‘vow Paveat,
Wind muhle angalegtt dflerreichiſche Batterie bemontirte,
daneben duh ‘bas Quartier und Gepack ded Oberften
in Bran ſteckte, wãhrend Faviat mit dem Vataillen
Son Salenmon, ben‘ Fleninungſchen Grenadieren und vier
Belbſtũcken “bie iw Arnsdorf flehendee Feinde angriff,
zum Weichen brachte und be Ru —ã gurliddringte,
worauf Fuvtat feine Borpoſten Arnsdorf ſtehen lich
und zu ſeiner Batterie gurtidfebrte. Der Konig, der
dieſem Vorgange eine karze Erwähnung in der Histoire
‘de ta guerre ‘de sépt' ans ) gewidmet bat, ernannte
Favrat auf der Stelle’ gum: Major.
© FOZ ward Favrat, ber FH am 2. Bult bei Ex
ſtürmung der Leutmannsdorfee Hohen befonders hervor⸗
that, vor Gobhengiersdorf and mit einem kleinen Gorpe,
Das aus dem’ Bataillon v. Salenmon, 200 Sagerti,
4 Schwadronen Huſaren (2 von Siethen und 2 ‘von
Loſſow) und einem Bull Kofaten unter Oberſt Deniſeff
beRand, nach Wallenburg detachirt, im welchem Voſten
er ſich den ganzen weitern Feldzug hindurch gegen dra
oͤſterreichtſchen General Brentano Hielt und in verfihie
denen Ueberfällen, bie ex ausfuͤhrte, Sher 608 Gefenigene,
worunter 13 Offiglere, davontrug.
Nach dem Frieden wurde er aber ents tin presen
‘ungufeiiben. Wir wollen ůbrigens, shre naͤhere Bewale,
keineswegs annehmen, daß die Misſtianiung, mit welcher
Favrat aus Frankreich, Spanien, Deerntisy und _
4) :Obnp. XIV. Es heiſt hiar: ,,J-. nxtma jour, Ms. Landen it
une tegtative sur la téte du village de Javernick, La resistance
qu'il ytronva, surpassa de beaucoup Tiaée qu'it en Avait ene." I fit
sommer le Mejor Favrat, qui y eommiandalt, ese resdre, Cet of-
Gcier lui repondit sir le ton qu'on devalt .attendre d'un homme
@honnenr, et Mr. de Landon fot contraint ae se aésister de son
entreprise.“
Deer Meneral soon, avrat 7
auch fie: dnige Bait uh Dravins {hich notmendig ia
Unzutraͤglicht eiten fatness, sigenen, Wyſent ihren · Grund goe ·
dbabt beben · wüſſe. Es iſt wol ten, few Leoaz,daßz
Brenide, die, . and» fren: Gegavben und, iinbe kaunton,
wielleicht -cinem zweideuugen Rebtevawsgeleatern Herbal
niſſen kommend, in Bolge perſonlicher Emp falangen and
deb augenblickuchen ſtarken Bedoats..an sntermebmiendes
DOffigienea, in quem Haere Auft ellung ecole, nach her⸗
geſtelltan Frieden keine then Kawartungen eutſprechande
Barderung finden, and. nun aerſt. recht den Wanga av
Verbindungen im Lande und fonftigan unterflidgenden
Ginfliffen empfinden, aun sxft recht Rer- Midget und
Eiferſucht audgefegt find, oder dice. doch argwöhnen.
It es ſchon wahr, daß dar Prophet. in ſeinem Vater ⸗
lande keine Geltung exwarten Fama, fo: iſt es andererſeits
auch keine ungewhnliche und unnatürliche Erſcheinung,
daß cin deractiger Fremder von ven Landeslindern als
Ab enteuner und. Eindringling betrachtet, dargeſtellt und
behaudelt wird. Dad verliert ſich of, wee es ihe
teaghom gelungen if, ſich au ſolchen Stellungen durch ·
zuarbeiten, dence geganüber der Reid zwar vicht aufbort,
aber ſich in das Unabweisliche fügt, die ſchon feſtere
Etuten im Reade. geben und wo die Mitbewarber und
Bafpivonten vicht fo gebiecih find. — Dod wie bem
auch ſei, Favrat wurde am 14. Quli 1767 als Major
ye don: Garniſonregimente Wunſch, fpiter Lenoble, ver-
fegt und war mit diefer Beſtimmung ungufrieden. Ws
nun 1769 einige Mishelligkeiten zwiſchen ben Regimene
‘teen Fouquet und Lenoble in BeteefF der Rangordnung
vorfielen, benugte Favrat dies, um feinen Abſchied nach ⸗
zuſuchen, der ihm nur nach vielen Schwierigkeiten ere
theilt worden fein ſoll.
Er reifte nun nad Wien, wo ex ſich der Kaiferin
348 Dev: coarei von · aerei.
ver felite, die thn {eho haldreich ) erphangen send thin · offent·
Hah: bel Hofe geſagthaben fall) Defi es the fete: itch ſein
wuͤrde, wenn er wieber-in ihre Dienfic. treten wale, wide
halb er fith, am den Feldmarfthall Rasen ¶V. BDF)
wenden mége, Der preußiſche Geſandte Baronv. Rhode,
defferr Haus Funemt: fieifig zu beuden: nicht: vtrſchite
erfuhr von deo Gace und riech Favrat, ſich in Defters
reich nicht zu biaden, indem er’ hoffe, daß bie Sachen in
PreuGeu ſich nach Faorot’s Wunſchen geſtalten würden.
Ge mage fiebet cinige Beit in ſeinem Baterlande gue
bringea, wohin tr thin chutige Schreiben ded Königs
fibenhittdn werde. Qovrat wid: mm’ in der That allen
Ofterecidelfehen Anträgen · aus, ging aber nicht in fein
Goterland, fondern benutzte viehncht · den Krieg zwifthen
den: Ruffer: and Türken, une fab. cinew a nad) Row
fiontinepel autzobitten, der ifm aud enft: mm vithen
Weiterungen zugeſtanden wand. Lehteres xiellaicht · nicht
obne ‘aller; Grand; indem Farrat feinen Auferthalt sat
dem Pfordengebitte zu einer fortlaufenden; Cotxeſpandeng
mit / dem Konig von Prenußen benutzte, welche a ditſeni
nicht. ohne. Berth gavefen ſein muß ead dauch widde. -
Favratꝰ ſeinem fpstern Giide in Preuchen / ine :feftene:
Underlage / gegeben zu haben ſcheint, als dutch faire, wenn:
pedis fo: ienlicpen, RBaffenthoten im iebeniahrigen
J fot tte tt n
‘oa ſiner Stunt in Roaftantinoynl: begeh —
gw dem preußiſchen Geſandten v. Zegelin; dev — vielleſcht
ſchon infiruirt —~ ihn dufierft, fratndſchaftlich empſng
and zwei Page ſpãter· ließ er ſich bei dew Keimalan vort
fidlen, dem ex. den Munich ausdrüdces, ſich dev türkiſchen
Armee, Ke den Feldqug berelts evdffinet atte, als Bor
lontair anſchließen zu duͤrfen. Als ihm aber ecklärt ward,
die erſte Bedingung bagu fel-dic Makegung des Aurbans,
DerOeneret: vows garrat 348
trat er feforts wom feleiemn-»Gaohehingfer:s teittt ;. was ihn
Dew Türkenwieder for verdachtig wiabtas bap cb tor nade
britettechften -Benendings<bes preufiſche Geſundten vo ⸗
durſte, um hn vor den ſirben Thutmenivder Schlimmeren
gu bewahren wad: hac-eiee Pap: sor Ackkrhrnin: ſein
Veterland: zu verſchaffen. Den, legtern benutzte er gedoch
nicht · géng. feiner Beftimnnmy gemãß =fondeon tio ich
in einem venetiauiſchen Schiffe wad) Sacurna und von
da: nath Abexandrien bringen. Von: da cus fand edi r⸗
legenbeity Argypten · u bereifer und: alle Sehenswũrdig⸗
keiten in dieſem Lande foweit fie ſchon damals zugäng⸗
lich waren, zu befichtigen. Nach Alexandrien .yariidger
kehrt, ſchiffte er nach Theſſalonich über und von da nach
Venedig, wo er Quarantaine hielt. Sobald er feine
Undanft daſelbſt dem Könige geneldet, bebanr er eine
in ſehr huldreithen Ausdrücken gefafte: Autwort, worin
ex angewisfon.warbd;.-fid) nad beſtandenrr Quarautaine
fofort :nsleder: nach Potsdam. gu begeben, inberw dere Rinig
ibn fered Vordienſten gems and wads der Mnclennetit
wieder ineder Armer auſtellen · werde. Ex wor poei: Babee
von dieſer entferne geweſen und verlick Vencbig zu Wo
fang sides Rovembes 1771. Selne Rückreiſe nahm ser
auth Dicer aber Wien, wor ihn· jedoch die Waiſerin
nachdem fe erfahren, daß · er wieder in preußiſche Diente
trete, nicht ſehen wollte. Kaiſer Joſeph I. empfing ihn
dagegen aufs gnadtgfte, gab ihm drei Tage hintereinander
des Worgens yon 9-10 Use Aubdienz und unterhielt ſich
mit. ihm -tibew: ſeine Reſſen in der Levante, über den
Siebenjaͤhrigen Krieg urd Aber’ dle Bufammentiinfre;
welche Qofeph wit Zucedeich TI itt Neige, / und Neuſtade
gehabt hatte. Im Januar 1772 kam e¢-iwPosPdam on
und fand bei dem Konige ‘den’ huldvollſten Empfang.
Der Kbuig fagte: gu ap: „Wir wollen..dod Vetgangene
38 Dev neal hem: Pores
wecgeffen!!! amb fielktecihe mit 1000 hw Behelt nnd
dems! Ilageladjutantentiſche det (einer. Suite an. Sax diey
fer Ebeltingblieb de-bis zuen Roi 1774, 00 er bel
dom Registente deb: Vriman von Heſſen · Phiuwpochkal
als Oberſilleutenant und — bad rapwelten, Ba ·
tuiltané oangefielt ward.) -
Im bairiſchtrn —— tertrawte ihm bet ir
xg EIS den wichtigen Petes ven Schatzlar sam, wo et
Niedexſchirſim gu deden und: die Magazine: bei Landahm
und; die: VBerproviantirung der Armce gu fiche: batte,
Er behauptete nicht allein defen Poſten nach Pflicht und
Ehte, fenders. griff auch den Feind verſchiedene male on
und vereitdte deſſen Verſuche, ibn asfgubeben, oder · der
Armee-die Zuſchren abzuſchneiden und die Mogagine: zu
zerſtbren Am 19. Noaveriber 1778 wurde er gum Oberſten
onannt, ſawie überhaupt ſein Avancemunt, nach üher⸗
wunhenen Schwierigleiten, nunmche ſeinen ſichera und
vechaltniſmãßig raſhen Gang giag.:: Die: nãchſten Win ·
tarquerticre bgog ex zu dirſchberg, mint auf einer ber
sadbarten Anhoͤde cine Redoute -amegte, «melee. fisiter
von dem Stadtdirector Shonen und cides Raufleuten
zur · Berfhinecwag dex Umgegend beaugtaverder: iſtr und
ber Autdhe den Namen Savvatébery nerlchafft hoe. ‘Ris
oO te
1). ad MEnlg’s , togresy:
ae — satu
fone ¢ fid tn prengil
Do oY, rain 1 ff. fier — —& with, podre er ſwon bt
au felnemt Rtegimente gefommen und am 25. Mal 1775 OSerftidites
nant gewarden. Bn hondipciftibben Streerkungen Gat ovia Rearyen
nerfidert, Fanvat fet. fon 1763 gunddit in Me Suite oat Soniy
femme — ‘und tet eitig 1 mit thm ein Bruver, der fpdter yu
igerm getommen fel S5in bidfets Saber habe wht etiet, tte
Spur gefunden, Jedenfalls ift die exfte Angabe Kinig’s fall}, de
jenes Regiment erſt 1774 erridtet wurde. Es mar ein neu ercidteted
Fufillerregiment wad gehirte dem erſt 1774 in preußiſchen Dienft gee
tretenen Pringen Adolf von Heſſen⸗Philippethal« Harchſeld.
Der geutou bow Pores 1
6, Marz 1786 wurde ér Generalmajor amd erhieit bas
v. Raumer ſche Infanterieveghnent | Died: war der legte
Gnadenbeweis, der ihin von Friedrich II. Ch I7. Auguſt
1786) gu Theil wath. Die nachfolgende Regierung wat
ihm aber eher toc) guuſtiger. Im Yunt 1789. exhielt-es
den Orden pour le mérite, ‘den ihm Friedrich fHou
noth der Uffaire vow Brnsborf: verreden haben. foll.
Jn demfelben Sabre, im September, hatte ov dad weitere
+ Olid, daß eine Sitaaroperation, die: der Rittet Tadirs
in Bertin. an ibm vollzog, vollkommen getang. “1798
wurde er Genevaltientenant, mit einer Gehaltdgulage vow
2000 Thalern. In dieſer Cigenſchaft hatte er die Ehre,
1794 bei dem allerdings nicht gu Preußens Ehre gerei⸗
Genden Feldzuge gegen Polen die 50,000 Manm ftarke
Hauptarmee gu befehligen, an deren Spite ſich RKinig
driedrich Wilhelm IL, felbſt ſtellte und die aus Sehlofien
zunaͤchſt gegen RKeaten rückte, wobin gleichzeitig Gareral
Denifelf 2) cin ruffiſches Gorps füͤhrte «Dee Reptere
ward-am 3: Suni von Kostziusko bei Sycgeforyn aw
gegeiffen und geſchlagen. Als aber ber polniſche Helo
am folgenden Tage felnen. Steg weiter veifelgen wollte,
wurde er von: den herbeigeeilten Preufien in die Plante
genommaen und nah einem hartnddigen Gefechte be
Raffka gu einem ungeordneten Rückzuge gezwungen,
woreuf dev Konig dem Generaltientenant v. Feveat eigen
händig den rothen Adlerorden umbing. Krakau ergab
fich nun am 15. Suni ohne Widerftand dem mit 6000
Mann gegen daffelbe entfendeten General v. Elsner. Die
Hauptarmee rückte vor Warſchau, dem fie jedoch Zeit
laffen mufte, ſich zur Vertheidigung gu růſten, weil es
2) + 1798, Bol der ‘atte @Mefonate Georet’s ame den itn
Beiten des Siebenjdgrigen Kriege
352 Dee General bon Favrak.
¢ geſchütr feblte,” das erſt von
Graudenz herbeigeſchafft werden mugte. Nach deſſen
Ankunft Begarin am BT. Juli die Beſchteßuing. Da’ abet
Bie Vertheldigung ſtatidhaft dlieb, das ruſſiſche Heer, dad
an der Belagerung theilnehmen ſollte, nicht herbelkam 2),
polnĩſche. Streifparteien bad preußiſche Lager beunruhig ·
fen und ‘die Zufuhren abſchnitten die Inſurrection in den
Provingen immer weiter um ſich griff und die preußiſche
Armee einen Suworoff an ihrer Spike hatte, fo wurde
die Belagerung, deren fpecielle Leitung General Schwerin
gebabt hatte, am 6 September aufgehoben und. die Armee
in ein verſchanztes Lager bel Chrgonowice, einige Meilen
fiidweftlid) von Warſchau, gefihrt. Auch hier würde fie
von den flicgenden Corps. der Polen beunruhigt, die arm
13. Geptember unter den Generalen Madalinski und
Dombrowski gwei nach Kamice und Wilfowice detahirke
preußiſche Corps iberfielen und zerſprengten. Det König
verließ nun am-18. September. die. Armee, und die weir
tere Fortführumg .der Unternehmung gegen Warſchau
ward Schwerin iberlaffen, “der es verfaumate, den Reften
Det bei Macziewice, dem. Grabe der polniſchen Freideit,
von den’ ruffifden Generalen Denifoff umd .Fesfert’ am
10, Det. 1794 geſchlagenen polniſchen Armee ben Beg
nad Warſchau gu verlegen, worauf es Suworoff. ver
ami 29, October vor Praga erſchien, üherlaſſen blieb,
dieſes (1. Rov.) gu erſtütmen und damit die Uebergabe
Warſchaus gu erwirken. Schwerin 2) wurde vor int
1) Es lagerte unthitig im dex Rabe, . weil Rußland ohne die
Preußen fiegen wollte ane Sumoroff nod erwartet ‘imard, "
2) Wilhelm Friedrid Karl, Neffe ded berühmten Geteratfeldmar-
fdalls, geb. 1728, im Siebenidbrigen Kriege Fliigeladjutant, kei Zorn=
Dorf gefangen, bei Peter’s MI. Shronbefteigung fur ven Frieden thä—
Der General pon Reve
Kriegsgericht — au. x ithe, Feſtung
urtheilt und entlaffen. Gr verthtchigte fidy
genen Schrift: / Mubeitaride legung ‘ber Urfa
Entlaſſung“ (Leipzig, — griff darin Favrgt ari,
der ſich dadurch bewagen fand, riod ‘in ſeinem hohen
Alter zu der Feder gu greifén, und ſeinen Gegnet ia den
Mémoires pour servir. & Vhistoire de Pologné
depuis 1794 jusqu’a 1798 (Berlin, 1799) zurückwieg,
Der König entſchied jedenfalls. ju Gunften Favtat's,
durch dew er, nad) definitiver Bereinbarung uͤber dic
Theilung der Strieggbeute (24. Oct. 1795), Warſchau
mit vier Regimentern gu. Fuh, zwei Meiterregimenterts
und einer Brigade reitender Urtillerie befegen lief (9: Son.
1796) und ihm den ſchwarzen Adlerorden verlich. Im
Februar 1796 verließ Favrat Warſchau, um ſich mit
Graf Hoym über den Unterhalt der Truppen und andere
einſchlagende Angelegenheiten gu befpreden, wurde aber
Bald’ darauf gum Gouverneur von Glas beſtellt, ſodaß
feine militairiſche Laufbahn, fovtel den. Felddienſt betraf,
beſchloſſen war, nachdem er an 10 Schlachten, 74 großen
Gefechten 12 Belagerungen und 2 Feftungsvertheidte
gungai theilgenommen und 14 mal verwundet worden
war.’ Nod wyrbe er am 20. Mai 1801 zum General
dee“ Qnfdnterie ernannt.
Bont - feinem’ Leben in Glog finden wir in einem
pieidaatiges Enfomigm die Verfiderung: Er fibre
ort ein Phllofophenteben, ruhe. auf ſeinen Lorbeeren,
arbeite aber immer noch raſtlos für den Dienft feines
fudte vergeblich nad der Lhronbefteigung Ftiedrich Wilhelms I.
ff son 1797) bie Sevifion fines ‘Hrocelfes nad, und feard 1802
in Hemburg.
1) MRliatler “Ratner auf bos Setr 1800. =
a. Dee Perel yor, Bavrat.
Riwigh od dod Mefhe deh thm -annertrqaten Dofien und
feinee Untergebanin. ¶ Dey: Geueral v. Wochholtz, der als
Fẽhnrich einige, Belt in Glatz gelebt fat, erwaͤhnt 4),
daß Terrat die Offtiers der Reihe nach gu Aiſche ge-
laden und Jaͤglich 12. Counerts gehabt habe, was der
hungrigen Zugend ſehn gu Statten gekonnmen fei. Die
Belagerung dee Feſtiug durch die Rheinbundstruppen er ·
lote ·Faraat wiht, indem ex ſchon am 5. Sept. 1804
mit Aode abging, Mon darf aber, nach der vor. _
früber mehefach bewieſenen Feſtigkeit and Ausdauer, woh
vertxauen, daß er fic authvoll und ſtandhaft —2
haben würde⸗
Der, General v. Fowrat, der ſich nach Obigem jeden⸗
falls ala ein tapferer und erfahrener Soldat bewährt
und durch Berdienft emporgeſchwungen bat, war ſeiner
Zeit beſonders auc durch feine, wenn die davon be
richteten Geſchichten alle buchſtäblich wahr find, in der
That koloſſale Körperſtärke bekannt. Folgendes find cir
nige Züge davon. Dads zuerſt gu Erzaͤhlende, betvifft
—* mee feine Kuhnheit und Geiſetgesenvart, als
e S—
Auf Reife von Neapel nad Wien (756) hielt
et ſich einige Zeit in Rom auf und beging.d¢ die Une
vorſichtigkeit, fid in einer Geſellſchaft über die aus ·
ſchweifende Lebensart, die ex an dortigen Geiſtlichen
bemertt haben wollte, mit Freimuth auszuſprechen. -(Er
Mar übrigens Ratholif.) Dies hatte hie Folge, daß ex
in Haft genommen und gur Inquifition gabracht wurde.
Anfangs lies ex ſich die Sache gefallen. Wie ex aber
4) In ber ſehr intereffenten, namentl für die damaligen Bus
ffdnde deb preufifden Geeres H8Gft lebreeiden Sdrift: ,,Xus dem
Tagebuche ded Generals Fr. kv. Mastery bermsgegeben von
v. Becheide“ (Braurféroeig, 1859), & 60
Dee Gaustel ven Poorest. 65
fab, dof meant Ernſt machin und! ig in bes Sefangniß
fegen wolle, engriff ex die bliden Sbirten, divi ihn gee
fabt Gotten, bet Den-Haaren-amd ſtich fie Degeftalt mit
‘den Kopfen gegenetnander, daß He betaͤubt ‘und bewußt·
los gu Boden ftürzten. Hierauf 30g! er den Degen, uid
Priefter und Sbiven, die ben Vorgang angeſehen, flehen
beſtürzt nach allen Seiten aubeinander . WB Bavvat- die
Pforte verſchloſſen fand, gang ev dei Pfaemer-durd
dte Drohung, ihn augenbiidlich niedeeufegenj fe gu
offnen, worauf er ſich eilends gu bem Cardinal Albani
begab, dem er empfohlen war. Dieſer ſchickle thn nod
in derſelben Nacht, in ſeinem eigenen Wagen, unter ‘dent
Geleite eines feiner Raplane, nach Antona, wo ee gu
Schiffe ging und glücktich nad Venedig gelangte.
Im Stebenfahrigen Kriege von einem öſterteichfſchen
Huſarenoffizier Hart bedringt, fol Favrat feinem Geguer
mit dem Pallaſch fo gewattig in ben Kopf gehauen
haben, Daf ex ihm denfelben bis auf die Sdultern ge
faltet habe.
Auf einem Spagterritt brach das Gebiß feines Pferded,
das nun mit ihm durdging. Favrat ergriff es bei der
Mahne und vif ihm den Kopf mit foleher Gewalt gn-
rid, daß dem Pferde dab Genick gebrocen fein foll.
Gin anderes mak fol ev cin Pferd mitſammt dem Reiter
in die Hohe gehoben haben. Eine Kanone tm Zeughaufe
gu Dangig, welde BS dahin Niemand hatte aufheben
fonnett, als König Muguft I. von Polen, hob Favrat
verſchiedene male mit unglaublicher Leichtigkeit auf, was
als eine beſondere Merkwaͤrdigkeit in dem Seughaufe auf ·
gezeichnet wurde. Einen Dreipfünder trug er auf der
Schulter, wie der Soldat fein Gewehr trägt. Hufe
und Thalerſtücke zwiſchen den Fingern umzubiegen, war
nur cin Spaß fite ihn. Ebenſo leicht trug er einen
356 Der. General von. Garrat.
ſtarlen Mann auf, icher- Gand. wnd- ſchaukelte zwei bis
drei Menſchen. auf feiner Wade, indem er das Bein big
dur Habe. des Kniees -guritng, Oft. rollte er amet
goße zinnerne Schüſſeln auſarimen, -als zyenn es zwei
Bogen Papier geweſen waren ·. Ase te -
« . Roch 17965, bereits ain, Gecdhaiogy, 2
b ery im Gegen ⸗
wart verſchiedener Dffniere, folgenden Bemeid ſeiner
Leibesſtaͤrke. Als, ey Damalh im. Februat von Warſchau
zu einer Beſprechung mit Graf Poym-yyeifte y mußſte rex
auf der ſchleſiſchen Grenze durch cinenanoreftigen Bruch /
wo fein großer vierſihiget engiiſcher Wagen bi8 an die
Deichſel im Kothe fleden blieb. Drei Offiziere und fein
Secretair ſtiegen aus, um den Wagen ·wieder heraus ·
zuheben; allein weder fic, noch die Vedienten, nod) die
Poſtknechte, nod die Pferde, vermqchten, ihn von dev
Stelle gu bringen. Da befahl. Favegt, die Pferde zum
Anziehen bereit gu alten, fobald man ſpüren werde, daß
fic) der Wagen bewege, flemmte ſich gegen denfelben
und bob ibn, zur allgemeinen Verwunderung aller Um—
ſtehenden, allmdlig aus dem Sumpfe heraus 4). Mod
auf feinem Sterbebette fol ex einen ihn beſuchenden
Breund, der ſich an fein Bett ſetzte mad ſich nach ſeinem
Befinden erkundigte, unter Klagen über Abnahme der
Kraͤfte auf einmal mit dem Stuhle in die Höhe gehoben
haben.
Doch nicht in allen Eigenſchaften ſcheint er dem
Hercules geglichen zu haben, und ſoweit ſein Name in
Preußen noch fortlebt, beruht das nur auf Adoption
eines Stiefſohnes. Seine erſte Gemahlin, die Montes
cuccoli, ſtarb kinderlos. Nach ihrem Tode heirathete er,
ſchon in vorgerücktem Alter, die verwitwete Kriegsräthin
1) Militairiſcher Kalender auf das Jahr 1800.
Dee Genetal voit Pioet: 357
Vorhof/ tnd de er aiteh UAE OLEH fete Radhtostinien:
ſchaft· erziette; fo abipticte ev 'ihrin "Gots Fledrich
Leopold: Vorhof der én HA Suit 703 als’ Worhoff
v. Bavrat in Serr Adelfbanb ethober wurde, ) ¶ Oleſer war
damals Port · d Epee · Fahnrich tin Fufitterbetaillon v. Zhiele⸗
und iſt 9: Ung: REL gu Roßkeben, als Mactiver Major
won gefforten. Aus feiner Ehe
mie Mematie Kuiſe Walther's. Gronegt bat derfelby 4 Sohn⸗
wand: T Tochter (Clava) pititettaffen! Borat Sbyner
find der diteſte "Andedad Kart Friedrich, und ‘der
dritte Friedrich Ludwig Felir, ale Porbd'EpéeBupn-
riche aus dem preußiſchen Dienſte geſchleden; ber zweite,
Maximilian Frichrich Leopold, wurde 1852 als Sex
condeficutenant mit Penſton entlaſſen und ‘ber jüngſte,
Karl Friedrich “Arthur, ſtand damals ale Seconde—
lleutenant im -80.. Infanterteregimente. ve 7
H In dem Wappen der Vorhoff v. Favrat wird bas Shtd durd
etutu · rothen Bdlen, in dem fld ein gekroͤnter ſchwarzer Adler befindet,
Dee ph regis blit, quer gethellt. Das obere blaue Geld enthilt dic
von einem Palbmond und einem Stera eingefafte Sonne, Ales in Gotds
das untéte griine Feld einen filbernen Xourm mit offener Pforte. Drei
Hielme, tragen cine Grofeatrone, auf der fic der Woler erhebt.
Man gat xine alte Geſchechee/ deverr Wig -bareuf hin
ausiãuft def, nadjdem die Ersahtang unendlide. met
widdie ju ifvem TEnfange guritgetegrt iff; gulegt ein
Aeompeter und ſechs preußiſche Huſaren gu irgend einem
Thore der Stadt, in ber die Geſchichte gerade erzaͤhlt
wird, hineinreiten, worduf der cine Barger gum andern
fagt: „Alleweile gcht der Dichenjabrige Brieg:an.4. Der
erſte Schuß in diefem Kriege fol aber bebawunlich in der
Bergfeſte Stolpen gefalien frin und dad Leben eines
braven Veteranen nuglos geopfert haben. Den-fpecieden
Hergang dabei ergahlt nun freilich der Thäter vieifad
anders, alé er fid) nach ben, auf genauere Kenntniß der
Verhaltniffe begeiindeten und aud) durch die Sraditionen
der ODrtseinwohner beſtãtigten Berichten ergibt.
Die Preußen brachen in drei Colonnen in Sachſen
ein und die Vorhut des einen Corps führte der General
v. Leſtwitz ) aus Schleſien nad Sachſen. Als die Preußen
1) Johann Georg v. eftwig, geb. in Schleſien 1688, fam 1704
in preupifdhen Dienft, ward 1714 Stebscapitain, 1715 bet Stral-
fund ſchwer verwunbdet, erhieit 1716 cine Gompagnic, werd 1723
Major, 1738 Oberfilicutensat, 1740 Oberk, 1745 Generalmajor,
1754 Generallieutenant, feit der Uebergabe von Breslau (1757),
Warnery and Sperling in her Bergfeſte Stolpen. 359
in die Gegend der Feftung Stolpen kamen, berathſchlag ⸗
ten fie, ob man, um ſchußfrei gu fein, fo nahe als mig:
lich am Fuße des Berges weg marfdhiren, ober einen
edeutenden Umweg madden follte. Man fieht daber,
daß fie bie Feftung cinigermafien ſcheuten. Der damatige
Oberfilieutenant Warnery, der fich bei dem Natzmer'ſchen
Hufarenregimente befand, ſchlug aber nod einen dritten
Weg ein.Ex eghat fic von dem Oberften v. Sczakuly )
einen’ Srompeter und einen Sufaren, denen in der Nahe
cin Offigier mit 20 Huſaren fotgen follte, und meinte:
ex wolle den Commandanten mit Capitulationsvorfdlagen
hinhalten, waͤhrend deren man inner vorbeirücken fae.
Gv ſetzte hinzu: „Cin ſonderbarer Gall wäre es, wenn
ſich die Feſtung an Huſaren evgibe” Seiner Grit
tang nach vevtef die. Sarge nun folgendergeſtalt: Man
hatte ihm Alles zugeſtanden, fpiter aber; obne bef: ar
es gemerts, die Huſaren zaruͤckgezogen. Unterwegs fei
er auf einen Soidaten ans der Feftung geſteßen, der
fhm gefagt abe, wie ſtark die Befagang fei und daß fie
zwar vele Icharfe Patronen, de Gewelre- aber nicht gt
Taber hhätten. Mit: femecBegteitung wad bem Majer
v. Bayar 2), dee: fh freimittig gu ihm geſellt hatte,
wegen deren ex in Arreſt Fam, nidt mehr verwendet, ¢ 27. Juli
176]. -Mit Yunen Helenen Freiin v. Kottwig, dte 1740 feard, hatte
et einen Soba und mehrr iter ergeugt.
1) ‘Misael v. Sczekaly, ein Ungar, Sohn etes ¥. k. Dberften,
trat 1726 in fadsfifde, 1737 in prenpifde Dienfie, erhielt 1741 cine
Shwadron der braunen Hufaren, ward nad der Sdladt von Chotufig
1742 Major, 1750 Oberft, 1758 Generalmajor, dann megen Kränk—
lichteit verabfchtedet, worauf er in Oberſchleſien gelebt hat.
D Johann Friedrid v. Bayar Rammte aus bem Bisthum Lüttich
war eft in frangdftiden, dann in karkerniſchen Dienften, fam 1743
gi den prewfifdgen Hafaren, ward 1750 Mejor, IIS Oberftlientes
nant, erhieit 1760 nad der Sqhlacht von Sorgau dos Reritekreuz,
doo Batnety ahd. Sperling in ber Bergfeſte Stolpen:
PEC mene getref auf · einem Bege; ter im Bidyad. nach
bee: Fifteing: gefchet, -geritten und habe fig, ehe ex es
fed vetſchen, vor Bem Schlagbaume und vor zwei Schild ·
voaher ·mit oufgeftedttent Bayonnet brfunden. Er habe
ihorn bie Viftolen/ vot-bie Stiene gehalten “und fle qe
wungen / ite Vewehre in den Graben gu werfen, wptda
eo thaen- geſagt babe, ſie ſollten gehen; wohin fete
fet nicht · wiedertomnren, ſonſt rittbe’ ee fic. dylamm em⸗
pereri, vbet anter He preuhiſche Infanterie ftectet kaſſen.
Wied gered; fel er an Beri Schlagbaum bet einer
Susbrdtte geommert und mit der. dort ſtehenden Schild⸗
Wade: ebenſo:werfahten. ¶ Nachdem er drei Briiden paf-
fet’ fei und das Seil einer Sturmglocke, welches die
SHitthvadhelangiehen’ woken, abgehauen habe, fei er end⸗
Uch Get: dem: Shore angefommen und habe die Schild⸗
wache Berfals ohne · Lärm entwaffnet, nun aber den
20 Hufaren, die er noth hinter ſich geglaubt, aus vollem
Halfe: Marſch! Marky! zugerufen. Auf dieſes Geſchrei
fet ‘cin Unterofftzier aus der Thorwachtſtube gekommen
und Habe Laem machen wollen, worauf er ihm bas Piſtol
auf die Bruft gefegt und ihn wieder in die Warhtftube
getneben und bier fo fange emgefperrt habe, bis ‘fein
Hufar die Gewebre in ben Graben geworfer. Danrt
habe ex den Unteroffizier mit feinen Soldaten heraus ⸗
gelaſſen und ihnen befohlen, die Patronen auch in det.
Graben gu werfen und dann die Feftung gu verlaffen.
Mun habe ex den Hufaren an dem Shove gelaffen :und
fid mit ſeinem Trompeter auf ben Paradeplag begeben.
Als ex hier Appel blafen laſſen, fi der General
ward £761 Oberft, 1766 als Beneralmajor mit. Penfion entlaffer,
hatte 13 Feldzügen und 16 Sdladten beigewohnt. und + 6. Rov. 1716
ju Schlawe in Sqhlefien, im 76. Jahre.
Daxi und Everlus in bot. dei Gielen. au
e. Aehenan erſchienen, dem cx mit: lagefies den Degen
abgeforbert.. Disfer aber hobe ben Degen agaqen wad
gerufen: Mon. folle dig Seindepefangen. neler, oder
vor.den Kopf ſchießen. Da ·num die bicher anbanelt
geblichene Gauphoarhe...cud cine. Gewhſte Seruenger
fogungen fe und. nach den. in, cine becernen Reriplage
efiudlidven , Gemebren . —s “babe, fo hohenen ſeia
Wiftol auf hen. General sabgedriits.agud- risiewnin dan
Reid gefthaffen.. Das. gweite. Mitok. babe er auf hie Meda
gerichtet und, es fei wider feinen Willen kedgegangen:
Die Wache habe ſich, yon panifhem. Echrecken ageiffen,
exgeben, worauf. ex fie auch autz der Feſtung geſchich
hatte. Nachdem nun auch her. Sompeter and Mater
Bayar fortgeritten wiren, um die Gularen zu fadeem
fei er wol cine Stunde allein auf dem, Plage. gebdeban
und habe nod einige vorübergehende Golbaten wach / und
nach gefangen genomuen. Als endlid) Riemand. mehr
gekommen fei, ſei ce nach dem erſten Schlaghaum zurick⸗
gefehrt. und babe von da einen herumftreifenden. Soldaten
an den Oberften v. Putfammer 4) gelhidt, der denn
2) Georg Suawig v. Pattommer, auf Panmuta web Myre) iJ
Q efien, .geb. 1715, Soha ndeoas Joadin's -v. P.
und — Margarethen v. Below aus dem Hauſe Hi WM
mpi) ye Dangig awd wollte anf die Untverfit *
ioe hs er vermoqᷣt ward, gu den Kuraffleren zu tr
oes 35 Gornet, ging auf —S nad Polen, kam 11a
até tenant gu ben — ward bet Klofter Seubus gefangen,
ertiat cine Gdwadron, 1745 bei Overberg verwundet, wofiir er
ger etd, LISS Dhsrfdertencnt, 1155 beh br agen Se
faren, 1758 Generalmajor, fiel am 12. Auguſt 1759 bei Kunnersdorf.
ITAG mit dee Tobter des Mejor v. Beigentele vermigit, welde
ene 1757 ftarb, het ex Kinder hinterlaffen, Sein dlterer Bruder
war Ritolens Loreny v. P., ged. 1703, im 16. Jahre tn Dienft,
1742 Major, 1749 ientenant, 1153 Dberft, 1757 Generals
mejor, ethielt 1750 feiner BBunden halber den Abſchicd, ward 1762
Gommandant von Stettin, 1769 Gencrallieutenant, + 1783. Bei
Vil. 16
BOE Magen ahh) Pilih ling tn pec Aiyta iets Grape.
am: Abati mit BO Hu frueni vin Die: Bethieg: gefoanten
Bis: Der rbabe hee} ingen éhimnd ferrin 5 ffigicve nnd
Thi GemsineproGehangrreamigemedti tds 2 Komen
ethettde ce ods indie gonsot, SB. was
Dales MAnzãhing wesitiwmen esisfrdlsh onsen
heran any, dDaf-atrwes Srehlewi sewd.etused Befthbnigarge ·
beeürfaiũ doe im Spiele GO Maho meg:oeiue aruli
erllarliche / NHiuſien· babe itgewirlt haben » In Wabi
belt mar. bi: Bahigesy: Seolpend dia nan aA. woes
cath :
Niemand. cae: comes Verthaidiguey Stoipens dachte. Onn
Gpmimathanton;: Genenal megor. a.Ciebenan, meben· welchem
{ich ttodpacin-altee’ Gapitain und rin Avtiberistientennnt
je Orte-anfhiclten, hätten yor Vertheidigung nur einige
Banern aus MaRads ign Gebote geſtunden, welches Dor
das · utſpranglich die eigenttiche Soadt gemefen Gein folk;
fais atten Seiten idie Werpfladtung hatte, ini Roth fallen
einige Rahn auf das Schloß: zu ſtellen. Manzi Gepe:
Whends gegen Githe ſind darn rivige preußiſche Huſarra
nech Stelpen gelommen wid. ohne Schwierigkeit in dia
Hirer gelangt, weil dec Geucral Eben · fr vag frets
th Laugenwolmsdorf puriidfgefonnnen. und tee gux
wate nicht wieder aufgezogen mer, Sm Schlaßhohehat
der Führer juer. Huſaren: Uppal-blefen.ckaffen unin, alé
der Eommandant erſchiea ihm ven Oegen abgefegdent⸗
Der Greis foll. auch im- Begriff: geweſen /ſein. ne
tbergeen, als fine: Rogel
7
Pogenfeisbbeng sate. fins eigen warvintt bri Remofig
wac ex hwer vermundet orden. Er mar erft sit Gine a eae
dorf, ‘aren’ mit tinee Rosier | bed Behermrrath⸗ Raurens vere
—22 * ene
aoe Bab MEELIS
aan
Darnecy wet Myitling te her Meigiehs Cieiper: 30S
geſcho ffir habe Dir Posupew Hichew bids gum beep
Serubeo: im Stolpen; warfen die tiferwed Aauonen: mebſt
VDatver / undi Bick inden Branneny.gexPoeten die / Woaſſer·
leitung im Thiergarten, riſſen mehre Werke cin ud wells
ten die garde Feſtung sfpwengens: Duy wederblebdies
atabiufie. zogeit/ nth: telex ‘ uniter. Meute, als eintgen
Metaiianonpn; abies Eb ſcheint, beide Iheile haben
fi eht vor / rinander · gefarchter uls fie ribbing hatten /
Bw Stolpen· mag maunicht⸗ fis deuthar gchalten chaben /
deß man ed, nur mit OD doen-4 Renn. gu than habe
weshalb dex Grncral an keinrelei Wiberſdand · gehache
haben wag. Bavnery aber mag · mits deur Gedanktu ed
mit einem · boſetzten · Phage ya thom gn haben; hiuciuge⸗
titten fein: amb Bie gange eit uber fich mit der Nebrv⸗
jem getragen ** ex Haine ſich nur dutch cs
POOR energiſches unb imponitended Nuftreten rotten:
Zu ſeiner ‘Chee wollen: wir glauben; daß er die Bewes
gang des Genernis nad. ben Degen. in dec That mis ⸗
wverſtanden Gat; donw: ſouſt wire dad Niederſchicken des ·
ſeaben gedadezu 26 cin Mord zu betrachten. Int Uebrigeu
* geben, oie ih: cus Fotgendem ergebar who;
haat Bityke ee bemald fo haufigen villit aieiſchru
Wenteurer, und · dabei iſt Wiles, was se lee ich feo
cog ostd mit Worßcht zu betrachten·
5 Racb Gntvatant 9. Barnes were fan Biry: 1990 "
—— Santon Ben, ober: dielmeht im jegiges
GCauteh Boedt, geboren, wo fein Wate Goutvesnent war.
See Matter wee Ginev.Hommbof. Er faut juug in
ſardiniſche Dienfte, focht fon 1734 bei Caſtagnetta und
Guaftalle, nahm 1735 ais Faͤhnrich feinen Whfchien,
worauf wir ihn 1767 ats -f. E-Rieutenatt und Abjutan ·
ten des Felbmarfdallicutenents v. Kentulus, 1738 aber
als ruſſiſchen Hauptmaun finden, in welder Dienferer
1
SOL Barney ai Spiny te bur! Weg ips Srstyen:
1740bel ilacansſttandvtrwundet · Burde 17D vetſle
erat) SBedlin tet gehlolte Durch Benuictelung des
Seaford! vi Coarse ,: tines Schwagers dest fangntdn
Seſandern Belli, iaſtene AG Riccwieiſter Seb wen
Haſaven. Foe gweltea Schleſiſchen Ketege rd wwbe'er, wegen
gtacuther mrhmung vais feindlichrn Doevftt
Kentenadta: and: der meiſten Sedte deſſelben; vom jwnge
tenRinmleiſtet ſogleich Mafbo undeſpater Wochencis
aren der Reihe Obevfiticntenant, erhiett noch 1700
WAL co ad geſchnittine Grarabterd in dic RPfatine geBanen,
des Dedew pour Is nidvite, erwars ſich bie Gunft'des
eflußreichen Winerfeld, indem ee diefem -emmen. gehei⸗
min Vrricht uber die falſchen Mahrogein: vines Generals
erſlattete ber deshulb in Ungnade fel, fol ſich bet Beng
und bei Derkung des Nuckzugs von Solin ausgezeichna
haben, ward aber in SGweidaig (4757) unter. Umſian
den gefangen, wegen: detrn eine Unterſachung ‘anyefielt
ward, in welche fo viele Perſonen verwickelt weaken; :baG
der tonig Dee Bade endlich din Baviligang:desraon
Barrnary geſuchten Abſchiedes cin Gade trader Gryog,
wim auf. ſein Eut Rangengof in. SeHtefiery: word {pater
polaiſcher Dentvalquartir medfter; dann Benevatenajors tik
verzehrie nachmals die Penſionen, die er ‘vow bem Minit
vow Polen und bem Fuͤrſten Gzartvrisky bezog, in Bech·
lau, wo et nach Betkauf ſeines Gutestebtrytäiglich oie
acabe beſuchte und durch gelfteride Unterhaltung ghingeg
verſchiedene kriegageſchichtliche · Schriften herauszab⸗ and
am 8. Mai 1786 farb. Luiſe Henriette v. Kolchenber
and dem Hauſe Obernick gwhar ihm wean Sib, davrn
ihn. vier uͤberlebten.
Stolen hatte übrigtus vorher inmal einen iw
thümlichen Vertheidiger gehabt. We nianti 1631" tas
ferliche Zruppen gegen Stolpen gogen, hatte der damalige
SSreneey wat eming in per lemye Genes, 305
Paflor: dafelbft,. Dank Ripening . dhe Moltaen. int her
Riche ws. aapfer roNuTerenbat. i ABER er darauf
aus Dew Kirche 13 1: Soller: die, Bomaben-s thes cathe
geredet und geſagt babens; Sla wollten ids wok geet
webxen, wena fic, nur cin Dffigioescamimendirén und ian⸗
filoserc: Fontes: diefe abar lagen alle nan dev · hereſchenden
Seuche/ krank. Darauf habe, ſo mird erzablt / Querling
ſeinen Prieſterrock ·ausgezugen und, die Seldaten fleet
angeführt. Geis iſtdaß am 1. Mat MBL die
Kroaten zwar te Stadt Stolpen in: Brand: Foster, ae
Paftor: aber. fidh-mnid einigen audern Perſonen · sah ond
Schloß guclidyog,: worauf diefes onfs. Hefte: nevnaget
murde, die Vertheidiger anf geidehete Aufforderung yas
Antwort gaben:, Weil.d04- Schloß und drſtung Stolyen
Shur, Kurfürſtl. Qurchl. zu Sachſen, und. nicht Denen,
fo: feb. daruf —5— gehörte, ſo mußten ſie mach Durée
few; gehen nmi allda harem aubalten,“ ande obgleich die
Seinde bereits then kurfürſtüchen Stal utd. Kornboden
unten am Seine aufgehauen asd innegehabt, ihnen fo
marnnhaften · Midenſtond; wit Heine. und -grobeum Be
fhse, —** daßß Bie: Feinde unverrichteter Sache -abe
geben: wnfiten. Als Sperling nun 1640 * bei der / Bore
ſtenſchu ſchen Belagetung von Freiberg, nachden ev
ſchon 1639. die zweimelige Belagerung dieſes Mages
durch Banner augebalten, in Freiberg als Superinten-
dent ſtand, ſchrieb der Kurfürſt (31. Dec. 1642) an den
damaliges Berpheuptniam Georg Friedrich v.Sehinberg
unter Arderor: „Geſtalt Ihr denn die Geiſtlichkeit und
infouderbeit ten Saperintendenten, & Spertingen, nebſt
Wermeldung Unſers gnadigften Grußes, zu emfigem Gebet
und Unruffing exhortiren und das Erempel feiss gu
Stolpen gehabten moerzaghen Seats Unſertwegen er ·
innern werdet.“ vbw. ot
S06 Malate sii eect om bred Mayet Cretpe,
“i Been Gad oBpecting? war swiRawriha igebeltens | arte
BR Ditobav 15 , voer Vien Ses baſtgen afters uid
AMjunctews eee Epyirte eBodibury, Pani: Speding, ber
g8Jahre aw jen Doſtin igtftandar, uud ber Derothee,
einer Ro dpter ‘bes gfratatiger Vuͤtzers Paul Kinde: Gr
hotte Dies Sahwopforte Felt: MEO weſuche uud: frmdivve Fett
RGAB gu Wieherdety,, wo: ar iba ſeinenr Wetter Beibbrish
Hatuin yi Wohenrig wd Wily. genoh. 1413 wurden
Mia giAE, LVS Mohunee. dee phete— Facultãt, 8G ed
ete Her Theblogie wed Paſtor tn -Soolpens'AGGS
UeGiett ce: clea Wa uate DSaprrintendend iad / Echw ·
Party ieffte cindy; ake gebßet durch · die: bariotigen Deboys
wirren erzeugter Lebensgefahr, dain, wo er dine Bef
bare Musldfung bekam und ihm viele Ehre ermicfen ward,
fe den Ruf ober ſchließlich doch aus und. kehrte nad
enigarie, . 1838 font et ¢la- Guperintertent aad
Freiberg, wurde 1699 gu Wittenberg Dr: der Theologie
und ftard am 24 Drcember 1652.’ Berbeirathet war er
1) G-Gept, 1631 mit Marie, einer Tochter be. Pause
sane Gregor Rieter in Freiberg bie am LL. Ful 4699
flarb: und von der bet ſeinem Sode cin Sohn Sibith
Heinrich ) und eine Doster Bravia Cuſabeth bts
au
1) Geb. gu Dresden 17. Roo. 1575, Sol sine’, —
Paul Banu und der Anna Sperling, gu Meifen und fenberg
gebildet, 160: ——ã— er der philofoph. Facnltét, Aetuar beim iter
avium gu MRegenst Brabprediger gu Sit. Petri in Freiberg,
Superint. zu Deans. , 1604 Prof. in Wittenberg, 1607 Superint.
Dafelbft, begleitet Kurfürſt Ghrifttan n. nad Drag ſchlägt die Obere
hofpredigerftelle ans, bet theoiogiſchen Conventen und in der Polemit
thdtig, + 1. Mai 16275 verb. 1) mit Dorothea, der dlteften Zodter
tadtpredigers Balthafar Meifner gu ‘Deetden mit welder er
12 Sinder exyengtes 2) mit Sante Berne, ole fydter ben Dr.
Joh. Hilfemann gum zweiten Gatten
2) Damals Student pple
Marnery und Syrcling in Hen Aeea hehe Give IF
2) 11, Marg... 1640: nid: Anne: Matia Bodeerrdeg Banen-
kaſſenvorſtehers Jad). <Rammlirg: gu. Pedberggoidtt am
7, März 1643 ims QW. Bobraiihyes Mehess Gwdentes figs
3) G Marg 1644 mit Ctfabethy. Tochter bes Heudels ·
manns und Gerichtsichipen Rest: Kreift innsuibergs
von der eine Tochter. Auna /Eliſcbeth, aes LQ. LAGE
im Miter von 134, Jahrai ſtarb, ein Geber-oben, Vaul
Brieduich ), ſpäter ¶ Stperntynd eptnzuheißnig we
Gn. Baader unſers Sperling, Jobenu *), war vnnfecher
der. DHyfie ia Wittenberg. Mach hotte a, san, ews
Sedo fered, Gaters, ratte, BriefowudearGheitionh ui
+ genmamen, und bien, teffeny bes Mmas geten ia
Ricbeahjona ‘paftortion riſt. N.
tony maitt gricdtich, ged. * ott 1080 in Sil "gebtibet;" ine
wa ely ABE igotoeeige fu rete, 1000.
eet —— yu a pailinhata
ve 2) Gr fam 1615, nad @rjuioforte, 1091 mod Win
tty anfange ‘Bical fiudiven, oles 2k ore et
et von! eltitger Naufbol W and ak
woren. Die Fnwre ward. sheds Vebend —5— oo
gy wirte Rage Medicin und betried dig —E after mi
jem erg dt, ebert im Begriff, dieLiceng su ermetben, ‘sm
‘Poof sber iene takaitrmuse (1834)... @r wariein Unbdager
ire und + 12, Aug. 1658, als Rector der Univerfitdt. Sein Sohn
Paul Gottfried ſtarb als Prof. der Anatomie und Botanik gx Wit=
tenberg und angalt. Leibmedicus 1709.
3) Gr fam 1655 ins —* echtelt 1686 einen Suoptenten’ und
+ * Juli — Sagres.
- oD
ros
vine a by
“yu gu
ree 3 eer’ ‘Werfen. 7 cos
Cree ee .
— ier ben. Gefen Gefen, defn Rae
ſich · in der Seſchichte an den Fluchtverſuch Lubwigs XVI.
tolipft, ſind den wandlichen ¶Vittheilngen —* wor
exduonimm.
tangent Berfinebenen
Derfelbe hatte Ferſen verßonlich gefamnt, ſich inde
—* ſeines Wohtcaolleno zu erſrenen gehabt und ers
innette · ſich ſeiner nod tm hohen Alter als ded vols
nes ont cined ritterlichen Weltvrannes. 1:19
Apel Grof Ferien war 1750: als ãltaſter Se
fundies Mar ſchalls Sraf Berfen: gaboren. Seen Mego
ter, einer dev reichſten Edelleute Sdwcherty: ſtande
dee: Spitze jener Postel, Welche, dere Webauprifiete
Konigthums entſchiedenen Widerfland. eatgegrafiallend,
fi die ſtrenge Aufrechthaltung den Beiniivna.ngn 3739
gum Bick gaſeht batte. org er 0 nd
Seine afte Ausbildung cab. bee jung Berio ou
der Suriner Akademie, wo -ce bis 1770 verweilte und
dafür galt, die Gunſt ciner dex: ſchoͤnt en und geiſtreich ten
Frauen om ſardiniſchen Hofe: grwonnen zu haben. anc
Bon det aus ging ex zuerſt noch Frankreich. Von
ſanftes innehmenden Sitten, auégeftattes mit allen Ere
fobderubfitn einer uplfommanen Erziehung und begabt
mit einem ſchoͤnen Arußexn, fonnte ihm die befte Wuf-
Graf Gerfes. 36a
nagme in jenen Sreifen nicht feblen, weldje damals mit
dem Ausdrucke la cour et la ville bezeichnet wurden.
In den Jahren 1770 bis 1779 finden wir Ferfen
abwedfelnd in franzöſiſchen und in ſchwediſchen Rriegs-
Dienften. Der Uebergang von einem gum andern fand
damalé, in Folge deb Anſchluſſes der ſchwediſchen Politik
an die Frankreichs, ſehr häufig fiatt, und überdies be⸗
hielten, nach einer. belondern bab ft, in ſolchen
Fallen die Offiziere in beiden Armeen ihren Grad. So
kommt es, daß bei Geijer (,,Hinterlaffene Paptere des
REnigs Guta EV.") Gerken én dev! {eastdeehes ‘Maniee
als Rittmelfier der loichten Reiterel-ervssyno Wi, -wvahrend
wir dewfelben geichzeltig im Vtat militaire de Framed
als Oberſt · Inhaber bes — ‘Sufeneetegianat
jener Beziehungen, In welchen Fetſen zur Röonlgin Marie
Antoinette geſtauben haben mag, und dle, fear. vow wero
ſcaedenen Nemoirenſchriftſtellera berhrt/ in neuftet Zeit
durch Dad eben’ ‘onsite Rect Betas Ae Vanagunn
gefutie Ye
+: Stet Foye Bd, I, a. 101, den —8* ‘Bushs
it Wiafern' Goeus, Awedtigen Bothbakers. am - Syofe
zu Beſoilllos i6. welchem hetworgeht, daß · die Nedgung,
der —S— den — nicht entgangen· war anne
Tam, einer neugierig forfigenden Same
pei vielem alte dbroebrend zu entgegnen.
Wit eatnehmen ebenfalls aus dem atca werniqe⸗
daß Fetſen im Gower: des Jahres 17S zur ſoavgs ·
ſiſchen Armee nody' Norbamerlka abging. Wahrend des
darauf folgenden Felrzugs word dor Heyug ven vauzua
(fpdter als Herdog don Biron: eine ver ‘veften Dyer der
Revolution) Ferfen’s beftandiger: Gefaetes, fie ſchlleſen
370 nven gieſn
“al al ———— Re: RAW pflegte
—X Ae Rr VB uy ſeinesFaAnnbes
hetvdt uBR ee BRR Biches UNgeadhtee eed “etme · gu ·
OMe MBI gH “HAE derralhen "Hien, me eee
“feet! auld) Heifer: in Defer ·Verhattenh duſteht, fo dracht
“fd Boch! Die Betrachuang auf, DOG die angiũailche gu ·
ſtin couch) "Bt! ferteat Beptetfuigert , zu denen ein kiedeſiges
Gemuith fie grführe Fiber mochte, dem Verhingntife ihres
gangbn Bens he -enthing: “MAE. rhidhen Saben ‘oes
etter, ath fe tn’ zarter· Iugend anem Funſten ver ·
MAH! der ſpeter am Unglück die gubßte Dothachtung
“afc mußte der aber durchaus keint dee mablidhe
Liebe erwecenden Eigenſchaften beſaß tind Aberbies in
‘beh krſten Zahren fener Vermatfiany dhe-vokfidaighte
Gleidhgityfete gegen Movie Mntolnette. avon ising
legte Ge werttete’ fle ihe -vefte Reiguaty dem Barqsts
“Cfpatetn Herzog) von Cotgnd, welcher am Hoje dieeelle
des grand ‘écuyer des pétités: dourtestuhe che.
Metdete, einem Manne, gu,- welder zwamiig Babee sitter
war · als fie, “umd fiend bet ihm better.
ſprechendes GefaGl. . sail ree coe ne
Rock den —— bet Benger") Ahead
fan SGA nee beſtiezt ole erfroas weedab; dhe Zu ⸗
Tommentiinfte winden died feine’ Boresating wabedioes
ares Le wg. iA
. ELBE ol a eb ae eit ,
— — — ape ——
eee ah Biel —— Eager eee etet Bere
‘en ing ete,
toh Bisel. or
Ginthedangartoht, —T lad
Sas eae nanan
Hofimannes a. aden ie, Belar po pa igo
Site der Rosia ANH sGhenfn, cawift 18
ARAN Bis, welche
mon bye fn bem: Ragan shee —*— —— fon
iencn falere ABefiablen gong, une hhüngig · war⸗·· mut
un Wann die. witderholte Enttaͤuſchung ean
—* Konigin zugeſchrieben werdan Ruß,kaun fi
hogleich einen Schiuß auf, den. Ggelauth ihreg Sean
deppiahes, waihes mam ungeftealy tanto durfte
vi Sin Dag Rabe, wiekghe dee Grevelfcene. bed f.-Detaber
‘LIGA vvrangiug, war. dav. Hof: gt -Derfailles, vor: der
mahenoen GBefabe gawarnt / wordan und einige Getreue
Anton sfid. um die koͤnigliche Familie geſchaart.
yp ndcter Vicſen Hae · Graf vauis Rashonss, wale
foe sinter ded tains, deren. Qaffiaat ex: a bagi 4
ugebbatty: mit cinem Acchtnage an Aubwig XVL gn
ben Grofen Ferſen im dem koniglichen Vorzimmer, nach
riner ·deſelbi Radiwadhe, augetwoſgen
— ions den Relaionen iiber die fchlgeſchlesene
Binds ty Mrcanca bebeuntdeſ. Graf Serfen, als
. "Suthier verlleidet, die koͤnigliche Familie von Dari his
Bondy -efdpet at Caffeine Beranafiong hatte ein
Gngfinder,
nommien. Derſalbe atte icdvch im: —** Det Unb
‘ Fileon ge: ( Zuni ail) 3 sine fuage, Reiſe ancch. Englaud
~mnebetbinet AAR Wb befabt> fic eben auf Dev.bid
reiſe, wo et, vor dem Poſthaufe zu Calats ſtehtud, auf
873 Orah Bees.
Yate fetca marine lo fics lpn cin Ahatinmtes. raſch
naberte undnachdem · er· ihm · cinen Aeitel in / die Sand
gentt kono Wo⸗ll · zu vlomen wußte ¶ Auf · dem
ettet,-cafennte Mix, Gramford:kie and der uonigia; er
nth ints : bie, Mevtec:,,Romsaen: Cie nist Dien» ates
Slucht wentrichay iſt cn Bug, der u tote Eh auf ·
bemabet zu werden verdient.
Die Beronlaffusg gu Beje’é ‘pete Bekanntſchaft
mit sat iene Englinder gab ein iebedverhaltnif, in weichern
we eines bauhmten Sohinbeit:.jeriew. Zeit fhagden.
—e— ſcheint ien Leben des Erſtern keine ane
bedeutende Pte eingenommen gt: boben.. Med: ait
demſelben · ſeine Eutfremhung gegen
wok zyuſchreiben. Se erwaͤhnte Brau: We arring ·
lich Frauchini, wor. cine. aus Rucor gebirtige Tingenn
und darauf arllarte Maitreſſe het Hergngs Nort van Nurt ·
temberg, welder den von ihe geborenan drei Nindern dan
Namen: nou Franqutwont beilegte. (Bite dus Bodeary
{pater om. ben: Reafen D'Drfap: verheirathet/ webb shi
dieſes ——
Herjogin. — —— * —V
lander, Sullivan, und fam dann unter
nad Paris, wo fie-bafb mit bem. erwãhnten Mr. Quintin
Cranford: cine Verbinduug ſchloß und in ſeinem Heufe,
welches als eines der glaͤnzendſten von Paris geſchilbert
wird, die Bekanntſchaft Ferſen s machte.
Sun BIMR ' 818
MVurn Bechet ward ims: noch ngefaghy wage try intl
—* Veemo en, wulchts sein whhidien aru vwa
ahrddifaltign Renutuiffa wad ·iebe hu ben ſthoarm Mantes
beſefſeg Habe.” Seiuner policiſchen Geſinnuuunge nada ss
afeiges Binoy: wort abs. basil “Geind ‘owe! framaenſcher
Srewetations: RvB ee ae i nS tor nS
Dent Grafru Forfar. —8 ebeufae' —E
Bat 1701 nod) Buiiijel ju: catownen. Ki die Opt
wh fpiter tx Bion. hleit er ſich guna ail deneben
erwãhaten Pecfourndufidt weichs ſech noth? bee Reffeis
Crawford's anfiloffen, fowls der’ legse Befendth. sev
2* Katharina am fing en bite dew: ‘yon
BG bee Eorigin fant ‘nosh lt. “Ones Verteht
foatt,-weldjen cin itt franzoſtſchen Dien ſitn fiehender Buds
fAndeo vorsnittelte umd abet: {ett Beisfe her ounytsad
Kien -Gefthr: einpfing die fl udch inden · Hadeu
fener Samiic. byfinben..: -Dieke Schreiben wetden fouye
Pitig: aufbewahrt und: in rinem derfelben ;:vom Sahre
3792; {a8 nile Gengihesinaun, bel Beleyenbjeit der steers
ſendung zweier Niuge, folgende Worte: ., Lune est
poet'tous; Vautre::poar celui ‘que’ vous saves.
Bitesdub quiclke:estcfaite daprds sa mesure.“<}): ;
19m. Feder TPIT: tum Gaſiav HL auf: ben: Gedanten,
fih als Garant ded Seſtphatiſchen Peivdens: auf boa
vſtattir Gougeofic vertieten ya later. Es iſt. belannt,
daß: fost abes Vaſpruch an fl, als dnebefonbere die
Bati Brefen’s pu ‘ihe entaus eines MReamned; be
r Att eo
4) weber dei iti set dé: fen: “Marie ern Gj aif
sen foute —— —
ee Meee Baie a ate me
S06 Malate shel eRyictiar an bred Macy ef Crater.
Qe fen gral oB porting? war 'swiaaeha \geboben' am
AR Hetoban 15 , ide Soha es baſtgen Patererund
Mojunctew see! Cpbirte Sodbury, Pant: Spelling, ‘er
BS Jahre ard june Poſtin geſtanden, aud der: Dorothee,
ebted ochner · doe Fretomiger Paces Yat Ruder: Ge
Yutte die · Sdyatpforte Felt: 1610 beſuche usd: fiudirte fet
NGIG go Werras etg, wo ar bei: ſeineur Wetter Irlidrich
Baſduia Vi ſohuung and Bifeh. genoh..- 1019 vurde nt
Magiſter, 1623 Mokuier. dee phituk dJactultãt, aAcc .
dentiatber Aheblogie wid Pafter: ta Stolpenn 1635
ethielt er clnen Mnf ate Suprrintendent nach / Schwo ·
Fart, itelfte cindy, ade geoßet durch· die: bariatigen Srlogs-
wirren erzeugter Lebensgefahr, debin, wo er dine Coſt
bare Ausloͤſung bekam und ihm viele Ehre erwieſen ward,
ſchlug den Ruf aber ſchließlich boc. aus und kehrte nad
VSeohenogutũck· 1636 tom et Lis Euprrintensent aed
reiberg, wurde 1699 gu Wittenberg Dr: der RHeologie
und ſtarb am 24 December 1652.’ Berhetrathet war er
1) & Sept, 1621 mit Maria, einer Tochter des Kauf⸗
Mans SGreger Richter in Freiberg, die am'21. Juli 1689
flarb und von ber bei ſeinem Sode ein Soha Jahann
Hanvish } und eine Tochter Maria -Gtifadeth lebten⸗
1) Geb.. gu Dreaden 17. Rov. 1575, a, cine, ‘Seicigjuers
Paul Baluin und der Anna Sperling, gu Meifen und Wittenberg
gebildet, 1601 met der preg ent, Aetuar beim Gollo⸗
guinm ju Stegens Gt Petri in Breihers,
Suyperint, ju ‘Bene’ 1 — in abittenberg, 1607 Superint.
Dele begleitet Surfirft Ghriftian I. nad cag, foldgt die Over
ae wedigerftelle aus, bei theologiſchen Conventen und in der Polemi®
fhatig, + 1. Mai 1627; verh. 1) mit Dorothea, der diteften Zoter
tabtpredigers Balthafar Meifner gu Dresden, mit welder er
% Kinder erzeugte; 2) mit Sophie Barmafic, rfe fodter ben Dr.
Sob. Hilfemann sum zweiten Gatten erhielt.
2) Damals Student in Wittenberg.
Darnecy und Sperling in Aen Mea hehe Gialen· 387
2) 11. Mery, 164 amit: Anne: Para, Bodeer-deg Aanen-
Loffenvosftebers. Sash. Saruularg gu, Bedbergy dts am
7. Mary: GAS, inn BO. Pobre thers Lehesd linderlos figs
3) 6. Mary 1044 mit Eij ſabeth, Rarer; des SHawbelite
manus und Breheeihinpen: Ness: Kealit innBaibers,
non ver eine Tochter. Wun Elifebeth,: aon. 42, Ore. 1HG0
im Miter on-13¥, Baber task, ein Soben aben, Herd
Srichaich ), ſpãter ¶ Saiedrebenti ye Beipetig mad
Gn Baader unſers Sperling, Johenu), awar . Denfelier
dex DH yfit in Wittenberg Mah. bother a, rade daw
Sede fed, Bate’, einen Siefbauderr Cision wifi
+ Gemamanen and ſudiren tefferny has enn aid Meftor Ae
Ricdeahhina ‘paftovtion af A): nen
Me atid
the yy dpaur Friedrich, ge 150, gu deipilg gebthet, Dae
tones i Beas —8B —— 1000 6 Sib.
byt ——— Ru. dow
v 3) Gr, How.1GIS, neh Sidvutpfon 162) ‘Bitte
Hote ak an fang Fieseate ie Since 2h ng 8 guy sere
yorredé ef” gee er lat —8
notes De $ ehapdelt: *
mm Ki rae nr ind. fie dig 337 mit
folg "bat ec, ebert im Begriff, die Licem gu erwetben, ' ‘tan
ett Sher AN GBE: befteits wutde “(1834):. Se mar iets Anhdages:
ner’s und + 12. Aug. 1658, als Rector der Univerfitdt. Sein Sohn
Paul Gottfried fhavb alg Prof. der Anatomie und Botanif zu Wit⸗
tenberg und anhalt. Leibmedicus 1709.
3) Gr fom 1655 ins Amt, erhtelt 1696 einen Sudftitaten’ und
% 5, Iull deſſelben Jahres.
ete Heb w on on boos dye
- beer’ ecfen, _ hae
we oe Te at, ge
et tut ore
————— Aber ben. Erafen eden, Dee Rane
fich in tre MBehibebte an den Blucheverfndy Rabenin's XVI,
ted, Gd: Pow imilighen . Mitsbeiimgen cheb oR
emnnoumen.
kunzem · Berſtrbenen
Derſelbe hatte Ferſen perfoulich gefamet, ſich in, ba
Jegend ſeines Bohdwollard zu ceforsen gebabt / und er ·
innette ſich ſeiner nod im hohen Alter als des valla
endeten Typus cined ritterichen Weltrwannes. 15
Apel, Graf Serfen wer 1750:-al& altaſter Sohr
ſchwediſches Marſchalls Graf Ferſen gahoren. Sein Aas
ter, einer ber reichſten Edelleute Schwedens, ſtand =
der · Spitze jener Pastei, welche, dere Wcharyrifieny d
Konigthums entſchiedenen Wiberſtand eutgegenſtelleyd
ſich die ſtrenge Aufrechthaltung salen bal
awn Sick gaſeht batte. eo rash
Seine exfte Ausbildung ahieln be — —
dex Turiner Akademie, wo :ce bis 1770 verweilte anh
dafür galt, die Gunſt einer dex: ſchaͤntt en and geiſtreich ften
Frauen am ſardiniſchen Hofer grwonnen zu haben.· 229
Bon dort aus ging er guest noch Frankreich. Gon
fanftes einnchmenden Sitten, audgeftatees mit allen Gye
fobernifftn einer · volllommanen -Geyichung und begabt
mit. einem ſchaͤnen Brugge, Ante ibm die beſte Auf ⸗
dirſen in
Graf Series. 368
nahme in jenen Kreifen nicht feblen, welde damals mit
dem Ausdrude la cour et la ville bezeichnet wurden.
Qn den Jahren 1770 bis 1779 finden wir Ferfen
abwedfelnd in franzöſiſchen und in ſchwediſchen Kriegs ·
Dienften. Der Webergang von einem gum andern fand
Damalé, in Folge des Anſchluſſes der ſchwediſchen Politik
an die Frantreigs, fer baufig flatt, und überdies bee
hielten, nad einer. befendern Vabereipfunft, in folden
Fallen die Offiziere in beiden Armeen ihren Grad. So
fommt es, daß bei Geijer (,,Ginterlaffene Paptere des
Konigs Guſtav VV.") Gefen in dev: fewadifehesi Maniée
ald Rittmietfter der loichten Reltecel ervwsyerd H wahrenb
wie denſelben gleichzeltig inv Etat militaire da Framed
als Oberſt⸗ Inhaber des esi “Confancocteregtments
Royal Guddeks aufgefuͤhrt . fin
1 Zu ble ſaht ———— ty bees Bogen
jener Beziehungen, ‘In welchen Ferfer suciMinbgin Marie
Antoinette geſtauben haben mag, und dle, fies. vor ver⸗
ſechaedenen Meitioteenfrififgtekerm beruhrt in neuſtet · Zeit
duh as eben: “wipe Werd Veſens gts Dela eau
gefunbew habtn . nts
7 Sa faye Bd:iT, BW. 101, “bast geben Bes
des Bihan Greng, ſchwedtſchen Botſchaſters am Hofe
zu Borſaillee aus welchem hetvorgeht, baß die · Neigung
der Sbrigin den Gofleuten nicht entgangen war awe
jen Bull kam, einer neugierig forſchenden Dame
mit vielem Takte abwehrend gu entgeguen. © —
“Bit entnehmen eaves aus dem ecwdhaten werice⸗
daß etfen im Sommer deb Saher: WIT gue fowngde
fifdien Armee nach Norbamerifa abgirig: MBAhrendy des
darauf folgenden Felrzugs ward det: Herzug von Lauzua
¶ patert ale Herzog don Biton ened der veſten Opſer der
Revolution) Ferfeno beftandiger fgets, fie ſchlieſen
‘$70 OEE Behe.
“Ss Gotiace niente CHR GR IR Gflegte
ye Nb eh SH Bi fers ane ane — Zu ⸗
——— fi
« Auuchtlatcir
Wo del
eet! aul Ween: in tele ·Verhactenh daſteht, ‘fo drewet
Th Boddy die Betrachtung auf, daß die angiüdiithenſgur ·
ſtin auch? OY! jenen BesteHungent, gu! denen Lin Redeſahizes
NB cH Hie gefuhri haben mo chie, Behr BerhEnyedlhe bees
gangin Been: wicht -Unthing: - Bie. tkiden Saben cade
GaRteh, Wadd FE rhe gketer FugeHY cnet Finften ver.
“magTty Ber ſperer im Unglde ete gohee Bwwoddeomg
“aiid ‘age; der -aber “duvedhaus-feind dée mAdbliche
Liebe erwedenden Eigenſchaften Sefafi tind: Geerktes sin
Sieich geal
legte. — fle ihre cefte Rrigeng dem Warquis
pãtern Herzog) vor Cotgnd, weichev wv Hake die Seelle
des grand ‘écuyer dds pétitds: éourlestida Pb er
kleidete, einem Panne, gu, welder gwamigo Babee ͤlter
‘bat: als fie, “und find be im kein embed ent:
“fprechttibed SefaGt. 5 EA OFA 3
Rad bert Ersaslngen ber gazen effet") 4 seo ind
ſein Gluck mee: Befttetge cuo erfroas werdabs ihte Zu⸗
ſammenkuůnfte wurden bute ei Vedraaugſte veeriiner
LO MACM daft,
: 5a Pi an ma a ——
ie ws Sree erie
77 ec oor Re a eee i Ber
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Girthedangegettht, and machi Prsve Domersies, hzo cuee
Brand ſei· a mam auf dem Warren, Abani bef heferaten
av aded ith Bplar pacha at
Alter dee i —— if ia ohio:
fess Reiemmlbattionon, chap, 3
deitornbenthrt —— ae, Dep —*
Ren Pavvlations cloſchan⸗ guadi die Hingekng· welche
— — ——
ientun fuichora efühlan gong ugahhangig HET. nt
eye bane Aerial Guana: aon he
seamen Sbnigin zugeſchrieben werden uß / kaun fig, bod
pugheity.cinen Echiaß auf den. — Hopaené
welthesß man ungeſtraft kraͤnken hurfte::
*
"Gon dar Nacht, woeiche der Greulſcene bes S.Detnber
1098 weranging,, war. der · Hof pt Vnſailles, vor, der
nahenden ·Gefahr gewarnt wordan und. cinige- Beene
Satine sfid): um die Figigsher Gamble. gekbaart.
ay iciasten digfew. sav i@Gref: Sous Rarbonn⸗, —
pater) ith Naoleans. Botichofter. in BWign,-unferm Ge ·
chesmaun· eczhld bat, sede er, am. fruhen / Worgen van
bien Neten dag Quuigs, Deven · Hofſtaat ex: dayjels en
rugebbotty mit cinent Aucage an Audwig XVL. abgeſendet,
den Grafen Ferſen in dem koniglichen Vorzimmer, nach
eiaer·deſelbſ angetroſſen.
Gb Bend den — —
Sluch·/ th Berard betannt, deſ. Graf verſen. als
Kutſcher verkleidrt, die konigliche palit von Paris his
Gugino, Ramen em
nonimen. ¶Derſalbe hatte pin tm: Rogenbiie der Aus ·
fũheong (Zuni 1701) ane Surge: Meike nash. Englaud
unteruthmen 46h ff, und “befiate fi shen auf den. Rid:
veife, wo ex, vor dem Poſthaulle gt Calas ficbend, auf
872 Orah Bees.
Sie nah Briel. a “Dab Marie Antoinette in:ten euch
vollen awachung / wache ·auf hte Nudkehr teow Bacnes
folgte, auf Mutel anfemmen-batte, dielen Auhäager den
verhaͤngaißvollen Folgen einer i ig ayo hen
Stabe w-entgisheny i vin Bug, der zu ibete Ehre auf ·
bewahrt gu werden, verdient.
Die Beranleffung gu dergens nhem Belanntſhaft
mit jenem Englander gab ein Liebesverhaältniß, in weichern
bade einer baühmten Schonheit jener Zeit ſtauden.
—Se— ſcheint im Leben / des Erſtern keine au⸗
bedentende Stade eingenemmen gu hoben ued: ob aſt
demſelben · ſeine Gusfremmung:' gegen Marie Autoinctte
wok zuzuſcſreiban. Bie erwaͤhnte Seow: hich. urſprůng ·
lich Franchini, war eine aus Raced gebürtige Tangeric
und darauf rllarte Maitreſſe det Herzoge Rect oom Bits
temberg, welcher den von ihr geborenan Drei. Aindern / dan
Ramen: now Foanquimont beblegte ¶ Dir dus Sodsery
pater ow. den: Grafen d Drſap verheirathet, wed she
Mutter des befanntin Dawe) deefes Namcus⸗ und der
Heyogin von Guicht ⸗ Meeament) 4 A bln hit
Raddem jene Dome, aus Wefodenr; ibir; nicht —
find, den Wärttembergiſchen Hof wiedee seclaffes: hatte;
begab fle ſich mad Oftindion, hurachete bow ciney Sng:
lander, Sullivan, und fom dann unter Ddiefem Ramen
nad Paris, wo fie bald mit dem erwabnten Mr. Quintin
Groanford cine Verbindung ſchloß und iat-feirems Haufe,-
welches als cited der glangen dren ooh ‘Sects: geſchildert
wird, die Bekanntſchaft Berfen’s machte.
ene. ' 818
+ Bent Weavhoch warb dine! nochtgeſcach ago Gy nana
25 Bermoen, witches er in Oiidien erro mien;
whrddifaltign Senutuiſſe wab-Biebe zu den ſchourm Maren
— habe Seiuer politiſchen Geſintiuug!nach · wab ve
eiger Zory ete: a8 eecer Geind: ‘ee fe sailed
Srevatation.: Lae . ot We
“Dew Graf Berton: Dares “ebenfalls: gota sen
Quai: 1ISL nach Briel fut cattommnen: In dirſer Oopiot
and pater tr Bien hleit ev ſich —
erwãhaten Perſoutnauf, da weichs ſich eth: dhe Neffen
Geawford’s anſchloſſen, fowle: bee’ lette Gelendse. ou
ee Katharina am fogs RG ‘Daf, Bae: ‘von
‘Weie der Singin hend moth ain Oneflihee Berkihe
foatt, welchen cin int franzſiſcheu Olen len: ſtehenber· Aus⸗
Hindeo vermittdte umd dabel feloft Briefe ber oanyieade
Kiker Better empfing, die ſich nods: inden: Datos
feinee Sombie. —— ne Dirge species wetden forge
fiitig aufbewaled und: in vivern” derſelben, vom Balee
Wrath an — ——— i Sarzenhrit der dieters
ſendung zweier Binge, ſolgende Worte: „L'une est
poer'sousy Vautre pour’ ceil ‘que’. vous saves.
Bap Lidia Stee Vendang, eit riget + Bennet; | veffen
itis —
43) theber et sir aided dat Unde Marie Antotnette’s” anf
fomte thee **
geria oes fe —— —*—
— der Aufſchrift Pe ected ie —S el —*
Mertreter Bipoehens · bi :
wigelaſſen ommanby hi: Rad 0 -dadger: Beahen oesgebaden
Sorrent. iss Neſtatt, begab fis. Ferſen nah Karltcube,
want Def Oft vͤbtr dic baid darauf zu / Stande. gekynunme
VBerwmiãhlung ſeines Monarchen mit der Prinzeſſin Frie ⸗
derife von Baden gu verhandeln.
Von 1798 Fis gu feinem Ende hat Ferfen Schweden
uur einmal nod verlaffens es war diefed im Sabre 1804,
wo ex mit feiner Schweſter, vermablten Grain Piper,
eine Reife nach Italien unternahm. Das intime Vers
Haltnif, welded zwiſchen beiden Gefdwiftern beftand,
iſt nicht ohne Einfluß auf Ferſen's gewaltfanen Zod
gemefens Denn es Hatten fic fiber die ſchöne und geif
reiche, aber ſchr intriguante Grifis Piper Gerüͤchte ver ⸗
breitet, welche fie ber Vergiftung ihres erſten Manned,
eines Barons Taube, anklagten, und dieſes leitete zuerſt
bie blinde Volkawuth auf den Verdacht, Ferſen felbſt
fe bem Lobe hed Prinzen von Holftein nicht fremd
gewefen.
. Fan Shlus nod die Schilderung ſeiner äußern Ee
— wie ſie unfer Gewahrtewanun nach mehr als
einem halben Jahrhundert in friſcher Erinnerung bewahrt
hatte, Gerfen wor grof, ſchlant und von ebler Haltung,
genet Bang bob dos nokFommeue Ebenmaß fener Ge-
ſtalt bervor; fein Erſcheinen war wiirdevoll und zugleich
auſpruchslos. Die Biige ſeines etwas gebrdunten Gee
fichtes waren regelmaͤßig; Die Zäͤhne waren fin und
iber den ausdrucksvollen blauen Mugen wolbten fic) dunkle
: Brauen. Cine befondere Leichtigkeit und Anmuth fag in
Oia Hepa. 8%
ſeinen Bewegungenund itrat · dat ratelfted Gerber} wean
er ſich, gett fem: imbeulerkt fein” werteite, Aarne
I@aton entfernte. In “der Unceryatting Boron’ herrſchte
‘Benivffersgeit und convrutienell ehtzitrũckvaltang "vir; -eine
NRirhtimg, welche in Kretſen, wo fie algeiilein angemom ·
‘aiten Uff, oft bas Verausfinden bes Sedentenidsh: Meriden
eefmert.
Sepa tor tty age
perce spe
aie lum".
2 pba
164 9G
nmurtx
Doniel · Soeſer wurde am 6. Dee; 1004 zu Beisbary
geboven der Suhr ines. Schuſders Konrad Eteſer aus
Nicharbila /in dee Grafſchaft Solms · raunſels und einer:
Fiq̃erotvchter inna ans Dberbala. Die Meltern waten·
bet three Verherathumg wad WWelibuvg gegen, ‘we
im die-eofle Schule ging, Dow nahm ihn, fobald: ee:
laufen tounte, feiner Grofmutteo gu Oberbita —
Whaunes Srefer, Dechent zu Beilburg, zu id,’ und!
ON er 1416 Zachre ale war, Heh we ihm zu Slier die
Touſar geben und byadte ihn wah Bagbad. auf sic
Shute, zu Heinrich Benring, den’ er ‘fe ein eigen
Freunbe bes Grades. :
In ſeiner mehrfach intecoffanten —2**
eae nun Daniel Srefer u. A. folgeridete -
Dirweil ich gu Bagbarh in die Sejule-giengr, toe
gab fith ein Sofer Gell, ber woht zu behalten iſt/ aime
oil ih Danie Srolfer, Placer und Superiveendens in —
ie Curriculum vitae, vom 1504, ate en bis ind igo Iaufende
1 iy, als —— aging § Suh Géttlige gnd gee
frathervignn, fo deſſen g —5 a mtr, ra,
—— ‘Dresise, & - pine ote — if vers
Dawiel Grefer 377
lich alfo: Bei Wellburg auf einem Dorfe Eſſerſchhauſen
genant wobneten zween Edelleute; der ine hieß Mare
quardt v. Wertorff, der Andere Henn v. Werterff. Und
weil der Henn nod fein Weib hatte, 30g er von feinem
Bruder Marquardt, und lies ihme die Haußhaltunge und
fagte, et wollte fit in der Welt umbſehen und etwa bei
einem Herren Dienft ſuchen, 30g alfo darvon, Saf Mare
quardt nie erfabren fundte, wo fein Gruber Henn were
hinkommen. Ge wete aber weit aus dem Bande, in
Previfien gefommen, ‘und hatte den feinigen niemals. gee
ſchrieben, nod vermeldet, wo er ſich euthalten thete. Run
war ein lofer, leichefertiger Mann, der nichſs thetey denn
daß er miiffig: gienge, fpiette und beim ſauffen lag, dee
hies Henn Schutz und wobmete: auf einem Darſſe, das
zwiſchen Bubbach sub Meilburg liegt: und. belt Krifftel·
bach: -Diefer. Heer Schuh kam bei den Fremmben: des
Henn Beroe#siin verdacht (aus: wes urſachen · weis ach
nicht),Als hette ern den Heun v. Wertori amordet.
Darunebward · cv, gefangen, torquiret aach difo-gemastert,
daß er bebemdte/“Ee- sand fein Vater der nun gefforbar
were, dienhetten den Edelmann if. deur Baldo; dex bel
Krifftelbach lieget, dardurch die ſtvaſſe geet, ermordet
und in dentifBniet hegraben.“
1 Derwege Führet man ihn in dew Waldt, das er
angeigen: felteumipin fe ihn begraben hetten. Im Walde
nun zeigete vet eine ſtelle und ſagete, mid) bedünckt, bier
her haben wir ihn begraben. Man grube ferner und
ſuchte tieff in .dex-erden, aber man funde keinen toden.
Da zelgete er eine andere ſtelle und ſprach, da ſchlaget
cin und fadet, 0b the ihn, Ba-finden, möget. Aber man
funde an Ddiefem orte aud) keinen todsen, und folded
geſchah gum dritten mahl. Sn fumma, da mart ntihts
funde, da fiibrete man den Henn Schützen wieder cin
R Derit auieẽ
up Gefang 8 un aorauitet ihn witherands nul. alirr ·
geldwindefte, dafred ſolite ſogm / wohin Gx, ſarwt frivens
Water, ‘den. Hea vem MBestorh begraben hate. Oieweil
ed / ſich denn aye befehratey fe ex beugnen würde, daß
an ihre noch übeler mutterea and. feito side, 0
befttinde or darauf und ·ſagte / ice Hate ja wit feinem
Bates duſen Edelmann Helffen armochen -end “ihn. in
Walt begraben/ W laug ‘torre, ſo bette
er bis: fede Wergeffen. Da flihretr man ihn · aus unh
Holt” Helsgeuichte ies i und gab: thin das: Stee,
daß er follte geradebrecht werden, aber er warde orbeten,
bah 106 Shure med: yom Schoerbt fawn
| y WB er aun felt wleber tigen, Da ſprach ers Nun
ity fo ah: nee feet —* “ib. dew: ih don Cdelman
etmordet follte haber, aber ih willl: ch auff mein shell
HittendedGE nehmen, daß ich dieſen · Adelman mein / leb
Daag nicht · gekndt Gabe, weit auch aicht wehr exes,
hab ihn dee Beit: meines Lebens suit: augtuenirhe geſehen,
wed wil nimmermehr· ſelig werden. Da fagte dw
Sq arffrichter zu den anMageen, He. ſollden haͤren, / wad
bev arme Mann ſagte. ) Aber den: vine Cookman, lo
tye gu hafften bracht hatte and chten eB; der an
wortate und ſagte gant Soarhuichtan; ust. Tee gat
seo
1) Ge gibt miunde Metfplete ats jenn patter’ 3
—* menſchlicher waren, als die
den graufamften. Foltern ju einer Arr —ã isn gr yi 2
den war. 218 Ll der braunſchweiger Magiftrat dent —* jaupts
mann Brabant, ene polkttfigen Gegnen, madbem er: bereith bret mal
wad fered mal mehce Stunden lang gefolters,. fogex an, feinem gehner
henen Beine mit Shrauben gute worden, ‘an ibm ein Arm aus
dem Gelenfe geriffen war, Meine Kelle vou Hartem Holy unter dit
Pinger fdlegen iaſſen wollte, fagte der Kuecht des Sqharfriaters:
er eit, feine Seligkeit bedenten, und meigerte fid der Are
te Manges geidah damels, wie andi gelaicht and nod
m — ‘Die Seligreit niht bedaat with:
Dake Greged. ‘a
mie. Ben Rebs, rhawi Metals Ptigefeletiber pai ge ·
brvchen; thu Do wddubcin Phnptolfis’s... stun Ly
2 ADO vun der-cxmne Mer: abeberdrichete ni fpresdrses
noch cinmabl vers wollie of auff [eine Ginderth neinnen,
bap. er den Man / mit Mugen miacgeſchan hetien und ſagta
wꝛeiter: Beh nerbetie, weine Auſchuld ſall au tag lemuea
und . der Edelman fad, 01 Gottn mill, lebende wither
bennnen, che mich dia iabem und · dis Vogel weedem ge
farffen baker. ¶ Amiete auſo nitber, lies ſich Achavpten,
woah ivoushe medals auffs Rad gelegete wnteier Koei
oben: fiber gett.” . 5: yin aot as and
„Als ih nun —E biased no Reals
A2.. Gepts),.ané, der Schale - olen : gen. Weilhsgy ging,
abe: cb bros dens: Gabitgen .eaffin: Rader diggen hen)
here bie: Giraffe ging bey: ſtinem sauffgetishton Made
fovitheri:, Was geſchicht -aherk Der! Etehare ewe
Mertorff/ kam· wieder, che dam A Moen tumhwahran,
und wachte Gatt des Wunſch des unfhubigas Manasd
war. 1 Da nan Hawt. wen Wertons wiederlommen vee;
da wenavgan if ſeine Zreunde mit den: Gerichten wad
Qeyn: Mcdiigew; hinterlaſfenen Weibe und Kindern web
gabe ibnen: Veld rdafüũn. Den teden.Garper aber mabe?
Rep tabs: Nade, wid baeitet· ihn mit.oan Phares und
Salen, und beftattet ihn auff den Kirchhoff ebrticy
ur. Bebe. .. Dem, hem armen Menſchen war unrecht
geſchehen os:
Grefer 30g, nach bee: fahrenden Echulerweiſt ſemer
Beit, von Bugbadh nach Caſſel, von da nach Gotha und
dann nach Grfurt wo er ſich befand, als Sather auf den
Reichstag nach Mots’ ging.) Mus fait ast ¢ er:
— sf ‘wi Aver dpe. nthe iamkt feinee fonftigen
—E vaſſen. Er iſt . Mee 15M geboren, wis wit kd ober
1: WR AID war urthin die Schule ginal, madten
big Bigahantenxen An ſhtht 1) und ftairaacten ie Pfaffen·
ea ete tana ie, Agate and⸗ _ tjeben Frawen · und
pond, Kinch. hrrumb. —— le Benfber: aus, ſtieſſen
in den Kuben dia Die ein, verterbten allen Baurath,
ohn · Schüſſeln und. ——e——— die.koſtlchen
emoſirt Tiſche und warken die. Hide alles, deuen fo
fie. verherhet fatten, auf. die Goſſen hinaus, famps aulem
mMEd-gmefjen dihnete, ils: Myptery, Spect, Erbes Eyer,
Brod, Rife, dag. die tent genungk — anfialefar-und
heimzutragen. Da dic Taglopner upd. Wanhacker, fo
bean mehrer Sheil Franden-rgacery foldnder. Studenterr
firme, gewahr warden, aefclleten fie ſich zu ihnen, und
holffen Arabbriagen und verterhen, waes fie mochten.
ſchlugen auch dic. Keller Thüren auff, mit dex Wet, dar
zu fie aunzinen ſchlagk und das Wort Ephata branthten
Saffen Wein pnd Bier aus, Was ſie zu qauffen wicht
vermochten; ſtieſſen. ſie den Faſſen bie Biden, aus, ljeſten
das getrind, Wein und Bier,.in dred, lonffen and Shel
upbfemman, daß · es nicruand zu aug kam. Son derlich
thaten ſie. am Bettzewand grofſen ſchaden, dentn e
ſchnitien die Ziechen anf wud ſchutteten dine Bahernnay
den Fenftern hinaus, daß die uber gang Erifunth.flehes
daß an den Ginunel night woblfehar tante. pnd, gleich
ain auſehen Gette, als wenn aes dirt frbneibete,, don auch
der Erdboden weiß, als wenn es einen Vance bette ge>
legt, mit Bede bedeckt — “
1) Bish 1524 gewefen fein, moh {nee aot gases oman,
Schacter Quelen xrwlbnen. dere: Surwlt,: dopeidnen aher dip Lands
leate ale die Rhdtep. Man got--in-loteinifges: —eS daruber.
Brault Greſc 38t
Won Exfutt yog Boefer whee Ham Qebomitarg ,
wo Thin fein Vroßdheim dee Beant, ein Cenbieat vere
ſchaffte, Das: ihm aber in der Rota bi de vt wurden 5
Ge ward: da flit! ate Set Wat ober Me Vicarel v iaans⸗
nis / Noriae geegt}’ was · er AB ied af abitverin hzeſetzt
welden nannte. Vochenipfitig ey nun Be aubern Seine
Okdines und · 30g, da et gue Prichetwiethe noch gu jung
war} nach Det: buf die niverſitat “fe ee bisdind
DPA ahe ſeiges kes, alſo bis 1585 oder -26 fRidite:
In⸗Mainz gud ser‘ atdy M8 Collaborator: dn der Sate
zu St.Wietor utd on ‘der Domſchule Unterticht, und
ſollte ev ani letzteret den Virgil gary Ubernehmen, was
er abet ablehnte; weil — im Birgil -fovtel Astronomes
worfidler und er astronomiam riod) ‘Abst ſtudert Gitte:
Gr wurde nun mittelſt Dtinifforiaten von dem Ergdeey
von Brier, wehin er elgentlid) gebbete, “In Maing’ ove
OEM 15026 -Herr!'25, Febr. -Diakonud; ber 18. Mary
Stadbyter und fang’ am 14-Mai ſeine erſte Melfe, wor
nauf oe Hide bange nachher ein · kieines armes Sferleit
he! Gabe meil weged von · Welllburgk gelegenEdels⸗
Bergl 'ginanint gu ſeiner Bicarei bekonimen dad" et!
doch vbn · Weilburg aus verfehen durfte, wo er auf: bem
Sele wohnte.
CDE Hel eas Shipp zu Naſſau *) ben Etharh
Stgnevbias von Helibronn, “der damals bei denen
1) Ge will es von Dr. Georg Kybiſch, der gu St.<Gaftor gu
Goblenz jae ok geweſen, erhalten baben, dered aber nat ‘mit Rest
4
ich, wad”-Rimte, fener Ralelfiy vin foldec geaaien fein.
* 2) Philp I. yx Weilburg, ged. 1504, +. 4, Det, 1559. Bers
mahlt 2) writ OMfabeth, Dodjter Gergare’s von Sets, He wn BiB.
388 Danie Ereg
we GGuntinges PXetige) wep; nad @ellurg sendin
tend im Einne iden -wistenbergsriGdukepiigen: ¶ Diefor
gewenn · and Griſer fir Seite Suche bet Feith ems: fia
ype Deifelbiger · gefelletr und inůt tines dniigany,“': whe
Gx denn cus ,, ienfeven lutlithe angen Etiſſtherven aba iin
Tings twiter:idsti¢ninet ss tademn enliven · griechtſch ·n
mab’ hebrüiſchen titertihfl gi. i Bei dice Bdueppind
flatidiar auch bei viner Auchter 7h Geerttrr: und: es er·
gila / ſich / Dutßz ibeibe: damals ix Heiligemenetreng’ nod
night entfrembetgermefin,. Diam Gtojer fagt: daruber:
prices Blanding cine Merterin gewejen, unter denen,
fos zu Viesna und Sugbuny: um · det Nomen CORLERT
wilian, getibtet certion sunk. ſo viel erſuten hat, dag
fish. fu vermundem, daß ein Meib -foviel aus fichen faite,
Dain: fic iſt gefoltert, in Fewer -geboent; dens wilden
ieren· und · Ochſen, fo. fie gerveipen ſolltenfürgemdefen/
wed endlich anit ‘dem Schwert gefigdft werden, wie matt
vow tho ·lleſet Bocles. Histor, hike'5.:Gapii 2. mbi8z
Dan anb bat: Schneypius · dieſen Namen thar · ſonberlich
gefallen laſſen, und mir befohlen, bey der Heiligen Tauffe
dieſem ſeinem Töchterlein den Namen Blandina zu geben.
Sieſe Blandina, deren Paht ih gewefen, Yor hernach
Victorinum Strigelium *) zur Ehe gehabt.“ 2 vx
‘8b Schneppine nah Mardierg. ——
lectot Berufen ward, folgte ihm Greſet dahin und
133k fords 9) mit Hana, Sots i Deu en Ns
Sfonburg » Birjtein, ob. 1522, $.15% pla te ERT Wy
Seb. zu Koufbeuern 1528, ne tr wittenberg⸗ Ainge
—& ‘847° St * — 1849 4n, Bind,
Gegner- eb Blackes, ‘aaf deffen: Betrich 1500 verhafet, 1902 tw
Sail gi a —— delai ald Devoe ta
Ded Coches. 383
fiubicte zu evburh, + indem Graf: ilivn dic nSðfts
herren ju Weilburg HDGigks 1Ahussfein Gictounnen sad
maudia verabfetgen pe laine. u Natburge héewener
Oebrkiſch, Pimbosribti Bohdened. DowicenH;:: Bhentogie
lbei Frauciacus ¶ Ambetius Salads; <Sdymeppind : and
M. · aibauuts · Gislbenfike;: Sovernb bel: demo ried ames
fabornten permanant: d. Su Ry), danchen auch Sere
ſtiſches: a fbitutionion bei Sobeined Sermarind, Pandeiton
Wai: Dicmbotp und BaGhafr Rianwner: Ridhtsohrte Suter
reſſeuiſtz was er titer Golan Helfer) chetichtete
Qurintiliana and Q. Cuvceiumn ——
von Blip: Robeno ‘Heane;:: mit welchem ib: hernach: zu
Marburg, dahin er endlidh-beraffer: ward, wud “alee
geſtorben tft, fosidedticje quoge tanbigaffergemndt.. Dicker
Rohaaes war ein trefflicher Poet, webbes eine: facibemn
vensen Carmina: yr. machen, vow Bett Begubet- hatté
alſe taf er webl: mit. mavgeit, wie Ovidius on fab
reheat sand von diame bette fagen indgen: Quieqnid
conabar disere marae erat. Dennis wan wwichdieſ
ir
28) Geb 440m oem, + 1560 ol6 $008.
a bebe, Borate a * tes 358 ‘ait
Behan —58 — 37 btn & 2, geb.
mar metts 1896. —— gh gy der
Mevicin, gy aig, —A —EX icus gu grentrt a. OR. 1586.
2) Usber ihm nieleidt einmal befonders.
3) Geb. B. Jan. 1488 unter freiem Himmel bel Bodendorf in
Heffen, Sohn eines Kloſtetkochs Göbbehen, plate fid den Namen
fetes “ea nyreg ters, ved: atetmanws Pettus, ‘bet fe Sater —
* an bet Wohra, ™ ine Mutter qu Beane
Feaberg and Gefurt geblioet Bere ju Sete tél) Be
feet oid ». Dube ites bet ihm 1513 nod Eetvate
Bede in Tey SD punts,
eur en seus ex Su
fi 2 ee 1534 wieder in ei, 16 Yn Mace
orp perk ie Biota “and Geſchichte, + 5. Det. 1600... -
384 Devel Gener.
gemiftich berichtet, da w dic Hada Homeri hot ver⸗
sibua reddiren wollen, be Gat dr chy bald Bieth Homesxi
—— fo Grneed —— geicken/ tb ben
entz, defen fe -iee fo Ranen’ ghfeht, and het
fo baned — bitter: ‘Yeo 26 walt dere: Nacien
8
=
i
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Ht
ris
bat ‘er fic: auffs Vapir gebtietet, und: bie veraus ſo
Homeras Graoes gaſchrieben, auf. etnen hauffen latine
Bent Hobanas nuͤchtern wor, ehe Darn er getvend,
wat in volta ejus-cine herrliche gravitas und modestie,
Daf, wenn Bunge Lente flix ihn kahmen, muſten fle ibe
angeficht für ihme submittines, niederſchlagen, und dic
Erde anfehen, und ſich ſchemen ihe bedlich anguighen,
wie denn Suetonius vom Augusto Ceaars auch ſcheeibet,
denn er hatte cine majestatem in oculis.”
„Ich babe ihn gefraget, als ex den Pfalter- hat car-
mine reddirt, welder translation er gefolget, Ob ers
aus dem original dem Ebreiſchen genonnnen, oder aber
ob ex dem Griechiſchen gefolget bette (dem des alten
lateinifchen translation weis ich wohl daß er whigt nad:
geahmet hat), da bat er mir gue antwordt gegeben, er
bette feinen Pfalter, ben er carmine reddiret, nach der
deutſchen translation Qutheri gemadt, wad derſelbigen
gefolget. Ich habe geſehen, daß — elnem hat
certiret, und einen gangen Abend uber tifh alles
was ex geredet, nicht anders denn durch cite! octo-
narios, daé ift Senteng mit act fitben und rithmos
geredet.“
Quid Gale: . an
« Sn Molau venaate. Bulensitn ges. vmmn⸗
fedteri cigratel neni babies verlbotTian Bednenlns
spe Gafallen: morhtc, 69). Rem nclng ARelfe spon: di teh
—* inten · Vhwiegernacterndien fib
int Dap Vordiſcheber · Wa⸗
at mimeo — fom: gusgeleitens: *
woo: en Bae. dun: wicke Qutſchaften umd / fand und mochie
erach, sake toni bt, 4: Malpeta, auch maiſt bei Be⸗
daunten ven, Ban, Den Merbroiapigheiten, den Begenben
hebt er nun baenor:: RoBi me: durch, dics Bead ſurele
chat gantzan tagacuter. citer, Ras bgroman geben ‘mas.
Weaiter exgahie; cv: „Vnten, im Bede. zwiſchen Weinsberg
und Heilbronn haben die Pawren in Rom Pewriſchen
Waka ht: Grog Luhanigon ven Haifendain dard, die Spiſſe
gejagt und umbbrecht, auff der fiells de dev, Graf. it
umbfonynen, haben die Dever ge der zeit, als mid
Schneppius ins Lead —J ſchickt, müſſen uns
darinmen fi fie hal Beteil gefpwodhen. .&iber die andern lie
Gober. ander bon: frryem Himmwel ſteben aüſſen, im ſchnee,
Hettem fürm Ungemitter nicht fier waren. Entweder
——————— oder die Zeit ſchon ſehr in einem
Relurgang gur nwderren Bequemlichkeit begriffen geweſen
wenn ded Gericht · unter freiem Himmel, das ſich auf
dem · Lande san vielen Ortan nod) bis an unſere Beit ex
helten hat, 0d Straſa gegolten hat. Graf Ludwig wird
wool chen dethalb —e— worden fein, weil es
cite alte Gerishtohitse war.
Von dem —— welches Aufangs October
1620 zwiſchen Lather und Zwingli zu Marburg gehalten
werden hat Greſer nur Erinnerungen und Geſchichten im
. 7
da woltend bie Nachbarn nicht leiden, und meintm wit
brechten Prſten auch in die Heuſer und Gaffen, die
foatten wobl rein wad wntbefledit Slidden, wenn Tote nicht
affo awd allen unſern Heuſern zuſammen kehmen. Der-
halben ſchloſſen wir zwey Heaſer gu, aud zogen wir be-
freundten alle gafammen, im Sie Dechantey, da ich immer
wohnete, daß unfer 18.Merfonen zuſammentamen. Unter
denen wurden Reune kranck, der ſturben ſieben, und
kamen zwey wieder auff, und Wieden Neune gefundt,
und bekamen Peſten nicht, unter welchen iG einer war.
Und wiewohl ich auth bey ben Krauken in thren Betten
geſchlaffen habe, Gin ich dorh, Gere toe, aicht weber
frond worden, nod geſtorbrn. Denn der glittige Gort
wolte mid lebendig haben, und weiter gebvauden.”
„In diefem ſtetben wurden keantk und ſturben, Mets
Bater, fein Wel mein ſtieffumcter Maryretha, der De ·
chandi Herr Johann Grefer*), Mein bruder Martin,
4) Man fieht alfos feine Mutter war früher geſtorben, hat vielleiht
feinen Reberteite gar widt erlebt 5 mobl aber bat Deb feln Gropopeim,
derici Confer. wat
Mein Sqwefker Gea; mein liches: Weib Eva, die ib
nücht iwer —— Bed zwanthig wochen gue Ehe gchabt
meines brudern Joheunis ſchwieger Fram. Das: find
flelen Perſonen, dae von. hen: unſern ſturben. Aber une
tet den. Stern, fo krauck murden, ſturben nicht, ſondern
ſtunden auff, und wurden wieder geſundt, Mein Sdevre
fier Dorothea, and meiacs Vatern Dienſtmagt. Auch
muſten wir in ſolchen ſterben unfere Todten ſelbſt be⸗
graben, auffs beſte As wir wuſten und kundten. Darumb
bab ih meinen Bruder Martin auff einer leitern miſſen
Gelffen zu geabe tragen.”
Brefer, wieder ledig und feei, zog wieder gen Mare
burg und ward Tiſchgenoſſe des SGeeppins, Ser ihm
auch bald zine Vocation als Pfarrer gu Gießen
ver deren Untritt, und noch in dewsfelben Jahee, in wel ·
them feine erſte Frau geſtorben war, im Whvent. 1532,
er ſich cine zweite Ehegenoffin aus Weilburg helte, Ka⸗
tharina gecheifen, mit der ex alsdann 53 Saber in der
Ehe lebte, indent fie erſt am 8. März 1566 in Dresden
verftorben iſt. Ju Gießen zog er in der Woche vox
Weihnacht an und blieb 10 Jahre dalſclbſt. Won ſeinen
dortigen Bebhiftiquagen ſagt ex wu. A.-
„Da ich den and alle Laudtage, gx Marburg, Caſſel
und Viegenhoain, fo wegen dex religion gehalten wurden,
beneben. audern Theologe, mit habe beſuchen müſſen.
uUnd weil ich noch zungk, Hab ich mir alle tage gu ftw
diren eine ecdnung gemacht, daß ich wuſte, was ich alle
ſtunden fürnchmen, and ſtudiren ſolte, und bab nit
täglich unter andern eine gewiſſe ſtunde, die deutſchen
Geiftiicher Beder Quthert, und fo in dieſer Lande Richer
der Dedhant, und ſcheint felbft —e damit geweſen zu ſein,
da Grefer bei ihm auf der Dechantei mohate
17*
388 Debish. Geifect :
gebreuchlichen, zu ſingen fürgenonnnen, Sanit id mir
dieſelbigen eat va wohl einbildete. Hab auch dieſebbi ·
gen den mehren theil geprediget, und den Bate gu gut,
damit fie diefelbigen mit mehrerm und befferm. verfiend
fingen midjten, aufigelegt, und mid) ſonderlichen dafür
gebiittet, daß id) bie Dberlendifihe Lieder in ber Kirchen
nicht bab fingen laſſen, darumb daß ſie ein verworren
construction, wirter und vocabula haben, fo unſern
Reuten hier gu Lande nicht bekanudt nod) verſtendtlich
finde,”
Mud in Giefen erlebte ex cin „großes ſterben und
bemerkt dabei: „wie denn Gießen ſelten ohne Peſtilentz
iſt, weill die landſtraſſe aus vielen Landen nad Franke
furth dadurch gebet, und aus Reuffen und Preuffen and
allen Landen Deutſcher Nation die Frankfurter Meß be-
fucht wirdt.” Er brauchte fiir ſich und die Seinigen ein
Prafervativ: ,,alle morgen fo viel alé eine halbe welſche
Nus groß, welded electuarium id mix felbft zurichtete
und hatte diefe ingredientias Welſche Nustern, fo dirs;
Feigen, Rauten und Salg, dad ſtieß ich in einem Miele;
das es wie cin teigk wurde, und that dazu einen gaten
ſawren Eſſig, ug des nicht zu viel, damit. daß leetage
rium nicht zu viel foppen befommen,.und gayjay dinwe
werden wochte. Sold electuariam, fo. von, bee Sawte,
gar eine griine Barbe bekahm, brauchte sa, .famptouneie-
nem Haufgefinde, bed Morgens niidtern, und babs fir
Peſtilentialiſche Lufft nicht undienliden befunden. Ben
ich aber gu Krancken gieng, gebraudhte ich dies electua-
rium oud, und nam cin ſtück Angelica in Mundt;
ſchmierte aud) den ober fnebelbarth mit Effige, daß ich,
wenn id wolte, dDenfelbigen gu mit ſchnuppen, und mit
der Nafen dran riedhen funnte. Wud nam tH ein
ſchwemlin in Effig getundt in die band, daß ich bet
Dentel- Grefer: 389
den Mancken dran riechen -fonte und dee Peſtilentialiſche
geſtanck· vow mir nicht bite gerodjen “werden. Für
allen Bingen? aber, wenn ich gehen wolte, befahl ih mich
Gott: und · Betete mein Bater-urifer, ſtelte es Gott heim,
ob er mich geſund erhalten, vder ob er niich kranck werben
und ſterben laſſen woltr, gebachte auch, wenn mid Gott
au ſeinen ‘genadert wolte nehmen, daß ich fo gu feiner
gett mit Dent Bode beſſer könte angegriffen werden, als
wenn ich in der Arbeit und dem wercke meiner Voca:
tion, fo mir Gott gu verrichten aufferleget, funden würde.
Ich hatte ancy einen ſonderlichen Rod, ben ich allein
darzu gebrauthte, wenn id folde Kranden befuchen wolte,
und wenn ich Bet ben Krancken mein Ampt vervidhtet
hatte, und wieder beim fam, ginge ih in bem Rok
nit alsbald gu meinem Gefinde, fondern in Garten, fo
id binderm Hauſe hatte, hangte erſtlich ben Rod auff,
Hed die Lufft dardurd gehn, und wenn id thn nachmals
in meiner ftubierftube Hingelegt, durffte meines Gefinded
feines darzu kommen.“ (Che werden auch wol tüchtige
Scheu vor dem gefaͤhrlichen Rode gehabt haben.)
In Gießen ridtete er einen „Senatum ecclesiasti-
ounr, eine Art Sittengericht, ein, hatte aud) viele Dis
putete mit Landgraf Philipp uͤber deffen bekannte Bix
gamie· , und mußte dann wieder, mit dem Statthalter
zu Marburg, “Georg v. Rolmig, und dem Hofgerichts ⸗
D) Bi wiſſen nicht, ob et mit bel der Sufammentunft heſſiſcher
Fate in mit father tad ‘Melandthon in Cifenad gewefen iſt, worin
bie Haupter der neuen Kirche „bei den Eingeweiden der
— Barmꝛherʒigkeit“ beſchworen, ein mildes Gutadten gu ers
fatten, worauf diefed aud. dabin aubfiel: daß gwar die Doppelehe
serboten fei, dap aber dod aus dringender Rothmendigteit, wofern
Die vornehmften Glieder. der Kirche cinwilligten und das Geheimniß
Eada bewahrt merde, ein Diopens von diefem Berbete Rate
en könne
890 Denil Ereſer
beifiger Kraft Raub, mehr dent 50 -Wtedertanfer, die
gu Grineberg in Haft waren, examiniren und mit ihnen
dioputiren. Es gelang ihm, „ihren Antesignanus und
Meifter, Schnabel gebeifien, vow feimem Itrthum zurück ⸗
gubringen’; bie Schuͤler waren aber ſtandhafter ald ibe
Meiſter und ließen fich lleber „wieder einſetzen“. Der
gießener Rath hatte geen geſehen, daß Greſer in Mare
burg Magiſter geworden waͤre, und wollte die Koſten
tragen. Greſer abet „achtete ſich darzu zu wenig“ und
meint: „Hab auch gedacht, daß ich nad) empfangenem
gradu nichts deſto gelehrter ſein würde, und de etwas
tüchtiges art mir were, würde ſichs wol ſelber weifen.
Welches ih nicht darumb ſage, daß ich für unrecht adhe,
daß gelahrte Leute mit ehrlichen und herrlichen titteln
gechret werden, denn Gelahrte Leute feind ehren werth
und würdig. Ich aber habe mich der Ehren zu wenig
geachtet, und bin alſo, ohne einen gradum, Johannes
in eodem, bid hicher verbliben.“
Als die proteſtirenden Stände cine Zuſammenkunft
gu Frankfurt a. M. hielten), mußte Greſer, auf Befehl
Landgraf Philipp's, vor neun Fürſten predigen, worunter
SKurfiief? Johann vticbrich and Herjog orig, -fewke
unter ihrem theologiſchen Gefolge Philipp Metamhthen
waren. Als nun Landgraf Philipp 1549, nachdem er
feinen Schwiegerſohn Morig mit dem Kurfiieften Johann
Friedrid) wenigftens foweit ausgefShnt, daß fie die ber
reits ergriffenen Waffen wieder niederlegten, einen Beſuch
in Dresden mate, fam über ber Whendtafel die Nach⸗
1) Wird die im Aprif 1536 gebaltene gewefen feins dent 1599
famen gmat aud die Héupter der Schmalkaldiſchen nad Fraukfurt;
28 wat died aber fein Bundestag, fondern tine Baffenfitliftendse
vergandlung mit den Katholiſchen· Morit war in beiden rahren
nod nicht Regierender.
Ronit Genie. aol
vit, daß der Vfarrer zu Dresden, Joheunes Cellariugi),
geſtorben ſej, „darüber Herzog Moritz hod betrübet wore
den, alſo daß ſein F. G. den Abend uber tiſch nicht hat
eſſen mögen.“ Herzog Worttz fragte den Landgrafen um
Rath, worauf dieſer Greſern empfahl, deſſen ſich der
Herzog voch von jener Predigt her exinnerte. Sie ließen
her deher ſchreiben. Ex fogs darüber: „Und wiewohl ich
von Gieſſen nicht gern bin abgezegen, ſintemal i alda
vicht allein eine gute beſoldung gehabt (debin id) gwar,
ohne ruhm gu reden, niemals cher und mehr als auff die
chee Chriſti bedacht geweſen) und in zihmlichen guttem
vorrath geſeſſen bin, welchen ich allen, ſampt meinem
eignen Hauſe, aͤcker, Wieſen und Garten, auch Vieh usd
mancheriei Haußrath, auff berfandte vacation mit {dar
den habe verſtoſſen und geliſen miffer, da ish, die were
eit gu reden, beffer als bier in Dresden, do ich gu kei⸗
ner Heußlichen Nahrunge jemals gu fommen vermadht,
habe cuffommen konnen, fondern bei gewifliden alda
auch lieb und werth gehalten gewefen, und haben. mid
gewis die gu Gieſſen nidt geen verlohren: Jedoch, als
ich geſpürt, daß es Bottes wille alfo, habe id) deur ber
fehl des Landgrafen gehorſamen und willfahren müſſen,
und bin alſo im Nahmen Gottes hicher gen Dreßden
lonunen, Wono 1542 den Donnerstag far Pfingſten
(19, Mai), und gum Güldenen Hirſch, bey Herrn Georg
Rigen, zur Herbrige eingezogen“, worauf er nächſten
Rages gum Herzog berufen und daſelbſt den drei Bür⸗
germeifiern vorgeſtellt und denfelben befoblen ward, ibn
1) Geb. gu Kundfeddt an der böͤhmiſchen Grenze 1496, eigentlich
sar — ſtudirte gu Loͤwen, Maing, Tübingen und Heidele
berg, war ‘Profefor Det orientaliſchen Spraden gu Wittenberg und
Seale, Prediger su FT ibar a R., feit 1533 gu Baugen, feit
538 gu Dresden, + 21.
$92 Daniel Grefer.
„für ihren Pfarrern und Superintendenten angunehe
- und go atte 2 de ſe denn auch willigt ‘und ge gerne
ani ee
Int Sommet deſſecben Sabres: fand noch eine Ver⸗
handling’ gu Miigeln, wegen der Irrungen zwiſchen ‘dem
Kutfieften und dent Herjoh, flatt, an welder herzog -
Lidhet Seits u. A. Georg v. Carlowig *) zum ‘Kerlebftein
theilnahm; wahrend der kandgraf feinen Kanzler Johann
Seige gue Vermittelung hingeſendet hatte. Diefer Feige
erkundigte ſich bet Carlowitz nad) Grefer und deffen Amts-
fihrung ; ‘worauf ibm Carlowig das befte Lob gal und
u. A. erklaͤrte: Grefee fer Einet, der ign und feine Fraa
noth bekehren wetde, wenn er in ſeiner geitherigen Bee
ſcheidenheit fortfahre. In der Lehre wilede ex ſich leicht
mit fin vereinigen, and in diefer fet ex auch mit den
Andern nicht in Zwieſpalt; wohl aber tonne et die Site
tenrichterei nicht vertragen, mit welcher Greſers Gore
ginger und einige Andere ſelbſt Verſtorbene, die doch
bereits vor ihrem Richter geſtanden, in ihren Ptedigten
namentlich verdammt, ſowie ble Schmaͤhungen, die ſie
gegen die meiſten Edelieute ausgeſtoßen Hatten, well diefe
nicht ſowol in ber Lehre, als in der Behandlung ‘det
praktiſchen Fragen von ihnen abwichen. Dieſe Leute ſelen
zudem fo hodmathiger Art gewefen, daß fle auf Andere,
die dod aud) Chriſtum gu ehren und feine Kirche im gate
yrs ward het ‘bald aud in ‘die: ‘tosmtbeife rine
—E Redfolger berufen, da er sin, dherausd anfgtevoler
Freund feines Landes war. Er wird gegen 1550 geftorben fein.
Daniel Grefer. 393
Verfaffung gebracht gu ſehen wünſchten, gar nicht hatten
hören, fondern Alles nad ihrem Ropfe und ohne Ueber-
legung batten durchführen wollen, ibm aber, wenn et gee
rathen hatte, was er fiir die Kirche Chriſti erſprießlich halte,
vorgeworfen Hatten, er wolle bas Evangelium nerderben
und ausrotten. Sie wiirden den Herzog Morig nod ver
leitet haben, daß ex mit feinen Unterthanen in cinen grofen
Abfall gerathen. Der. giitige Gott. habe durch Grefer,
wenn er fo bleibe und fortfabre,. dies Wes abgewendet. —
Dieſe Aeußerungen find ebenfo fiir den Gindrud carat
teriſtiſch, weldjen der geiſtliche Hochmuth lutheriſcher
Prieſter, der gerade in Sachſen nod) fo viel Unglück an⸗
richten und ſchließlich cine der Kirche ſelbſt fo nachtheilige
Richtung erzeugen ſollte, auf gebildete Staatsmänner
machte, wie ſie die Schwierigkeit der Stellung Greſer's
an einem Hofe bezeichnen, deſſen Fürſt zwar Proteſtant,
aber nicht Parteimann fein, die Verbeſſerung der Kitchen⸗
verfaffung nicht aufgeben, aber aud) nicht mit der Gere
faffung ded Reiches brechen, am wenigften den uneinigen
Hauptern des ſchmalkaldiſchen Bundes überall dabin fol-
gen wollte, wobin fie die blinden Fanatiker leiteten, und
Deffen erſte Rathe gum Theil nocd ber alten Kirche an⸗
gehörten, wabrend die Maffenmeinung entſchieden fiir
die neue war. Feige theilte fie unferm Grefer in einem latei-
niſchen Sdreiben mit, das der Letztere aufbewahrt bat,
und fiigte entfpredende Rathſchläge bei, welche zugleich
darauf hindeuten, daß beffifder Seits Grefer wol mit
Abſicht nak Dresden empfoblen war, weil man ihn fiir
ein geeignetes Werkzeug hielt, den dresdner Hof bei der
proteftantifden Sade gu erhalten und in ihe gu befefti-
gen. Den Georg Carlowig folle er vor Mem gu gewine
nen ſuchen, und werde es dagu der fiderfte Weg fein,
wenn ex deffen Grau gewinne, (Wie wiirde man fiber
17 **
\
334 Daunitl refer.
jeſuitiſche Proſelytenmacherei freien, wenn man ſolchen
Rathſchlag in Sdreiben Katholiſcher laͤſel) 2) Er folle
aber vorfidtig verfahren und, wie zeither, mit Beſchei⸗
denkeit; Milde und Ausdauer zu Werke gehen, ja nicht
glauben, daß mee mit Strenge als mit Gelindigteit gu
verfabren fei. Reine unzeitigen Sdmafungen, keine hare
ten Strafredent, welde die Menſchen mehr etbittertent, als
anzögen. Gegen die Rafter und Sinden des Volks
Dagegen, befonders die fleiſchlichen Vergehungen, mige
er auf das Heftighte losziehen, jedoch auch da fame Na⸗
met, oder ſonſtige genaue Bezeichnungen anwenden, for
lange die Sachen nicht notoriſch ſeien, in welchen Fallen
jedoch auch erſt geheime Vermahnung ju verfuchen fei,
bevor gu öffentlicher verſchritten werde. Da er übrigens
in Dresden ſolchen Beifall finde, fo ſolle er nun auch
feine Frau und Kinder nachholen?), damit er nicht etwa
durch die Sehnſucht nad) diefen zurückgezogen werde, und
darüber wieder gu Grunde gehe, wad ex mit vieler Mühe
erbaut babe.
Rehtere VGeforgnif war unnithig. Greſer verties
Dresden nicht wieder und fah wahrend feiner langen
Amts führung dafelbft den Rath-swei mal ausfterben,
14 Bürgermeiſter und 31 Rathsherren mit Tobe abye ·
hen. Ehenfo wherlebte er alle Prediger, die ex bei feinem
Untritt im Amte fand, dere er übrigens nur vier oufe
1) Im Originale Heift es dabei: Quomodo enim Christo com-
cilletur vir, sive per te, sive adminiculo uxoris, Christo jungitur et
Christi est. Si autem virum illam Christo seme! devinxeris, nthil
gmplius tibi timendum est, omnia enim ad gloriam Christi, yolynta-
temque tuam succedent, erisque fidelis verbi minister, com fructu.
Konnte ein Iefuttenoberer, mie fie pacgetent aw werden vfitgen, an
etn Berkeug bes Ordens anders ſchreiben?
2) Das Shrefben iſt vom 5. Junt 1549.
Dauiel Greſa. 35
fuͤhrt ), und zehn ihrer Radfoiger. Der Sdlcitus
beſtand and cinent Ludimagiſter oder Rector, - einem
Supremus, ouch der kleine Magifter. genaunt, einem
Gantor und einem Baccalaurend. Dev erfte Cantor,
welchen Grefer.antraf, Sebald Bawnann, wurde nach⸗
male — Gaftgeber gum gildenen Loͤwen, und ſcheint das
nod. 1587 geweſen gu fein. Die Batcalauveen rückten. auf
oder wurden auf Pfarreien verforgt. Wabrend. feiner
Amtsdauer ſah man ſich aber dow gendthigt, „weil der
Jugent viel mehr worden, aud noch Quintos und Sex-
tos, fowie aus den. majoribys discipulis Regentes
zu beftelten.”
Sa beſonderer Gunſt hielt ſich Greſer bei Kurfürſt
Auguſt. Ge begleitete ihn auf zwei Wahltage nad
Srankfurt a. M. als Hoforediger, ſowol als Ferdinand J.
ſeinem Bruder Karl V. auf dem Throne folgte (1558),
als and, wie Maximilian IL gum römiſchen Konig er-
walt wurde (1562), Vou ber Kaiſerwahl ergablt er:
„Ich babe gefehen, den Pringen von Uranien, fampt
einem Doctore, wie er binein in Romer gu den Chure
fürſten gegangen und bat wegen Caroli Quinti ihnen
dat Römiſche Reid) resigniret und auffgetragen, an ftad
feiner Meyeſtet einen. andern Keyfer gu weblen. Stem,
i Habe gefeben die fieben Churfürſten gu der election
und wahl eines newen Keyſers, mit einander gu S. Bar-
tholomaeo. in die Kirche reiten, in ihren roten Kühr
Rider und Hiitten, mit weiffen Harmelyen gefüttert.
Und waren von Geiſtlichen die drei Biſchoffe am Rhein,
Meng, Sciex und Gn, von Weltlichen Pfale, Sachſen
1) ud nod 1587 beftand dab geiſtliche Miniferium in Dredden
nur ans ficben Perfonen, worunter ein Sabfitut. Es find dbrigens
in.betben Gallen dle Hofprediger nicht daranter begtiffen.
306 Denied Grefer.
und Brandenbargk. Dee Kanig ga Schwen sitte. der
letzte und. bette. fein bobmiſche Reishee githene Krohne. aug,
welder, als ex. in- der Bahl qum Roͤnuſchen Könige ge⸗
macht · war, gieng av darnach, als / nun erweltar Romihcher
Korig, beneben dara: Voter; Kepſer Ferdinanda, pew
ihme nicht gleich, ſendern auff der linkem Hand, beystabe
einen ſchritt hinder dem Vater, unter Rem. Himmnel, be.
ex zuverht, als ein Churfürſt und als cin Böhamiſchea
Konig, any: wahle mit den Chusfiiefien zu Sauct Bar
tholomin gett war Da. war cine ſolche mennige
Volks, und cin folder gedrang, dad nige wunder wee
gemefen, fo gleich viele Leute weren erdeudt worden,
Sonderlich war cin gros zulauff ded Volks, dieweil ciner
auff eim Pferde vorher rite, und flremete Geld, giithene
und filberne Ming unter das Wold, Auch hatte mas
einen Grunnen auf dent Marke, da man an der Mes
die Hollandiſchen Kafe Feil hat, gegen den dedmer Tiber,
angerichtet, mit Röhren, daraus rother und weifer Wein
fprang, welden Wein dex gemeine Mann, ſonderlich aber
arme Leute auffingen, in ipflein, daraus fie den Weim
teunden, oder beimtrugen, wie fie wolten. Nicht weit
von dem brunnen, der alfo Wein giebt, war auch ene
Küche auffgefhlagen, darinnen man cinen gangen Dchſen
briete, an einem diden und langen Spieſſe, welcher an
beyden idern Reder hatte, die waren roth. imd wris gee
mablet, nach Deſterreichiſcher Farbe. An wed bey den
Redern faffen Menner, welche die Reder utubdrefjeten,
daß der Ochſe am Spieſſe braten mochte. Der Ochſt
mar gefüllet mit allerlei Thieren, als: Hünern, Genfen,
Haſen, Lämblin und jungen Schweinchen, die alle mit
den Koͤpffen heraus tudeten, bud maw feben tandte, was
fie für Thiere waren, ble inden Defer gefüllet waren,
und mit ober in dem Oden beaten ſolten. Wie aber
Diskd Gif. 3a
der Sesfe | ion Rbrner Hein'i Keyſerlich Malt gehalten,
und wie bie Churfiirfin three: Ampt rach, Heer Mager
feet: mit. eſſes flltmragtn nuts inte: eafibendang: gebtenet
haben; B48 ‘abot wiht: konnen Gen / deun B48) ger
Doenge war ſo groo/ daß ich / me⸗ Gemoch/ bathnen’ bee
Keyſer aß, wae ‘abe tommen Buren. Bb BH der
meiner Oudighten Zrawen rm ‘Vid geſtanden, und
Hehe alba vice Keyfers und / Kntgs Töthter, fo init meis
ner gnedigſten· Frawen -affen, ee Tifch geſchen, ato?
Kbnigia Maria ),Keyſers. Caroli Qamts Vochter,
aximillanl, der jetzo zum Xdmiſchen Konige gewehlet
wur worden ), Bemahl. Darnath des Keyſers Perdis
nandi Aochter, des Hertzogen von Beyern Gemaht),
Mehr, des Koöniges von Dänemarck Chriſtiani Tochter,
des Hovgegen von Lothringen Gemohl), ſamt lhret
Tochter ), und meine Gnuedigſte Fraw, Konigs Che
fiient a Denemara Zoqhter Hertogs Augufſti
1). Geb. 1598, ven Iſabella von Portugal, permaͤhlt 1548," ſtarb
1603, Deutter von 15 Sinbern, on ara ac ‘Btubotf {1 vnd
2 ae fatty |i be Relation Deb gute alten Gefee. guen te
ve eiden "Beal pltage, bet Yenen ex gemefen, turdeinander,
are Taney geb. —— 1528, verm. 4, Jull 1546 mit Herzog
“td Butern “(geb. 29,’ Bebe. 1598, + 24. Det. 1579),
t Pig bee Bar sae Mute vor ſuben Kinrern.
96 oaifitee, arb, 1533, eine Rodter Kimig CHrifien’s Tl. und
ber Ge epee ginny bev ‘att Beene Karl's V. ud janh's T.,
ans IL, Hergog Yon Mailand (gb.
1403, * abe poe 2) 8 duit Lbek sate berg: Brena orn
Stringen (ged. 23, Mag, 1517, + 12. Bunt 1545), Merb- 5. Dec.
me Sle hatte ji aie: Meitate, piter Gemaftin KBithelm’s V.
on Balere,; unt : ter Gamabite 1) sbrraoes uid Hy,
pon Brena, rend de
6) Anne, ged. 25. rs 1532, RSnig* Gaui’ in. und dev
Dorothea von Sadlens Lawenbuirg “Bodter, vermaslt 7, Det. 1518
308 Dini Grefet.
—e hochlöbüucher gebedenip, Be-
1780 Francifurth babe idy auch die Siirdiftbe Legation
geſehen, den man Mrabaw Straga 1) nennet. Man fagee,
er. were cin Pol, vom Ghriftlihen Glauben abgefallen,
web ein. Turck worden. Ich bin-in feiner Herberge,. fo
ex in. ber. Vohrſtadt hatte, geweſen, und abe. mit dea
Türcken, fo latine reden kundten, von vielerlei Dingen
ſptach gebalten. Wher mit bem Legaten felbft, dem
Abrahame Straza, hab ich niche können reden, deaw er
lag und ſchlieff, fintemahl es Freytag war, ſo ihr Fever⸗
tag tft. Ich ſahe, daß ex. Diener haste aus allerley Rar
tionen, Welſche, Deutſche und Mofcowiten, und war
ſonderlich einer zu Franckfurth daheim, der hatte nod eine
Mutter dafelbften, fo ign mit nidten fondte bereden,
daß ex bey ihe gu Frauckfurth bliben were, und fid
wieder gum chriſtlichen Glauben bekehrt bette, Nein, er
wolte furgumb nidt, fondern fagte, er bette bei den
Türcken gute fade, zog alfo mit feinem Türcken wieder
davon nad Ofen.“
Aud an manderlei theologifden Conventen und
Amtsreiſen, wie fie in jener Zeit, welche die theotogi-
ſchen Schulfragen zum Gegenſtand des politiſchen In⸗
tereſſes gemacht hatte, fo häufig waren, nahm Greſer
Theil. Doch hat er keine ſehr vortretende —_—
Surfictt 11 Sadfen ge 81, Sul
ihae PLB Ik Bete. a be ise, Nine eres ff ‘eben
se 8 war Died der Pfortendotmetes Bdeehim , allerdings ein
polniſcher Ronegat Stropseat, ein Gegnet Yrantreigs und —
Deſterreichs der dem Kriſer die non dem Sultan am 1. Sept. 1562
untergeidmate Urkunde fiber ben Waffenftillſtand uberbradte und am
21. November in ſeierlicher Audienz Uberreidhte.
Dauiel refer. 399
und ſcheint ſich noch allen Seiten hin. mit Magigung. und
Vorficht verhalten gu haben. Thatſachlich war er ein
ſtrenger Lutheraner, der in verba magistri ſchwor, was
ihn denn freillch in die Nothwendigkeit verſetzt haben
muß, fich diejenigen dicta ‘feines fo vidfad von dem
Sturme des Leben& und dev. eigenen. feurigen Sinnes
bins ‘und herbewegten Lehrers ausgufuden, die gu dem
Syſteme paften, gu weldhem bas Lutherthum allmilig
von feinen ſperififchen Anhängern aus gebildet wurde.
Greſer ſelbſt etklaͤrt von ſich: „Dantke derhalben ich
dem güttigen Gotte, Zum Erſten darumb, daß er mich
durch ſeinen Heiligen Geiſt alſo geleitet und regihret hat,
daß ih, GOTT. Che und Lob, in keine Schwermerey
nod) Sertam, derer irgends eine in fatſcher und. tegerie
fer Lehre ſich verteufft hatte, bin verführet worden,
ſondern bin einfeltig bet deme verblieben, das ich von
Luthero.und Sdneppio in meiner Jugend gelernt habe,
Und befenne, daß ich ein gutter und cinfeltiger Luthe:
raner bin, und bis an mein feliges ende, 0b Gott will,
aud gu bleiben und alfo gu fterben gedendte.” In dice
fer Wetfe habe ex fic auch in feiner Postilla, fo ev
1567, und in den 51 Bufpredigten, fo er 1570 habe
ausgehen Laffer, gesetgt, und es fel ibm nue bad
pon Ginigen entgegengebaltar worden, daß er fo viel
exempta ex soriptis Ethnicorum mit cingemenget”,
in welder Beziehung ex fi denn damit redhtfertigt,
daß er died nur gethan babe, wo es fic) de moribus
und disciplina vitae gehandelt. Auf dieſem Gebiete
mag er ſich nun wol ſowohl zur Zeit des Kurfürſten
Morig wd ſeines leipziger Interims, wie in der
Beit gehalten haben, wo unter dem Kurfuͤrſt Auguſt,
Der der ftrengfte Lutheraner gu fein’ ſich vorgeſetzt
400 Daniel Greſer.
hatte 2), gleichwol Lingere Beit die bed Kryptocalvinis⸗
mind verdddhtigen Hhilippiften die Oberhand Hatten. In
feiner Selbſtbiographie geht ex über diefe traurigen Han-
bel, weldhe die Regierung cines fonft hochverdienten Fire
fier entſtellen, ganz obenhin, und fagt davon nur:
„Zu Torgaw (1574) hat man mit den Wittenbergifden
Theologis des Calvinismi halber gehandelt, und ſind
nicht allein dieſelbigen Theologi gu dem Sage erfordert
worden: Sondern aud) olle Stende der gangen ands
ſchaft, welde vom Churfuͤrſten Hergoge Auguſto, hoch⸗
loblichen gedechtnis, find gu rath genommen worden.
Und hat dieſer Vag cin ſolch ende genommen, daß die
Wittenbergiſchen Theologi gefenglich hin und wider
weggeführet worden find, bis fie endlich wieder find
ledig gelaffen, und ihnen anders wohin gu ziehen erlaubt
worden iſt.“ Ueber pie ansgeftandenen. Kerker = und
Folterqualen, über die, welche im Gefüvaniz umgefom:
1) Deb wer be dgentiide Weide Auguſt wollte an: der
Lutheriſchen Lehre fefthalten und alle feine Diener follten es aud. Er
gas ibte, daß fie die Bedingung der Seligheit fei. Aber wahrhaft gee
at hat ex fie nicht und fonnte fid teinedwegs in den Irrgdngen
der Aheologen guredtfinden. Wie hatte ex fonft aud fo lange Beit
gat wide merken Manen, daß ein gang anderer Gelft in feinen Hof⸗
fe lebte! Es iſt baanni wie tom Zſchammer einft, als er
et des armen Pencer verftodtes Bebarten-an einer dem Mec
Fichter. anfspaem ‘Segre: ertiarte:
fretmuti ig Pencer thue
Daten, denn diefe Segre wide ja von ihnen allen im
feet 9 Glaubenshefenninif betdnnt. Das Fann Arhanafias
4, lef bee Sevthefe. Ais thee aber die Stelle
fore oan ward, rourde ex Saf und’ fewwieg. Peucer iit BHeb dod) im
Kerker! Aud die Verwendung des edela Kaifers Maximilien I.
fruchtete nigts, und erft der iveute der fugenbdliden Brant, die
fid Kucfice Anguft tn hohem nod. beilegte, der Agnes Hedmig
von Anhalt (. ged, 12. Marg 1573, verm. 3. Yan. 1586, fear ate
Gemablin Johann’s von Holftein-Sonderburg 9. Rov. 1616) verbantte
der driftihe Dulder feine Freiheit
Dariel Grefer. 401
men, und darüber, def die Entlaſſung ing Erk gum
Theil erſt nad) lãnger als ‘einem Jahrzehnd erfolgt ift,
Vwrigt ex freich Wehrend der enceſt der Pbie
üppiſten bielt er. fid, wie gefdgt, fH, und gab nur in
Briefen an feine Vertrauteren und namentlich an {einen
Schwiegerſohn Selneccer *) zu erkennen, daß et -felbft
recht wohl wußte, wie die Sade. ſtand. Das brachte
ihn und ſeinen Schwiegerſohn cinmal in große Angſt,
wovon er übrigens gleichſalls in ſeiner Seloſtbiographie
klüglich Fein Wort fagt. Schon 1571 war. einmal ein
Ungewltter über die Philippiſten heraufgezogen. Site hate
ten einen lateiniſchen Katechismus druden ĩaſſen, der in
der Abendmahlslehre von dem lutherlfden abwich, und
wollten ihn in ben lateiniſchen Schulen einführen, fibre
ten ihn auch wirklich in Schulpforte cin. Dariiber exe
boben fid heftige Angriffe von Selten der firengen Lu⸗
theraner, und der Kurfürſt felbft sourde. ſehr umvillig.
Sn diefer Zeit ſchrieb Grefer an feinen Schwiegerſohn
Selneceer: ,, Der Hofprediger Wagner 2) habe den Kur .
Neſten ‘Tagen ren: Ge wotke 20,000 FI. darum geben,
A 6
des heim entfernt, bald jedod wieder singefedt, + 24 Wei 1502. Gr
war ſehr Pein und hieß dedhalb nur Dr. Gelneccerle. Doctor ver
Theologie wax er. 1570 gu Wittenberg worden.
2) Philipp geb. 30. April 1526 gu Pegau, ſtadirte gu
Setpgig, wurde 1549 —— ‘und Pfarrer i Sduipforte 1380
Wergprediger oft Mraaberg, 1556 Suyerintendent dafelbft, 1! 1568
peelgr, 4 OT bet 1542, adem tage age wore Me a
‘Frau genommen.
Cd Denied Crier
wenn die Birher nicht gedruckt worden mares, und es
diirfe ihm nicht viel geboten werden, fo jage ex die
Schurken alle zum Teufel. Peucer fpiele den Miletus,
wafthe die Huͤnde fn. Unſchuld umd fage, er fei ein Mee
dicus, fein Theologe. Graco.) bebe in der Angſt dem
Hofprediger Wagner ein gang rechtgläubiges Beteuntnis
abergeden, und nur StbGel 2), dee nod nicht abue, daß
die Schriften der Wittenberger dem Kurfürſten misfallen
atten, ſuche dieſelben gu rechtfertigen und ihre Sache
zum Beſten gu kehren.“ Diesmal hatten jedoch die Sus
theriſchen noch gu Feith triumphirt. Der. Kurfürſt ward
vermocht, einen Theplogentonvent nach Dresden gu bee
rufen, und da dieſer in der Mehrzahl aus Philippiſten
beſtand, fo fiel der „consenaus Dresdengis“, ungesd-
tet der Karfürſt verlaugt hatte, des Bekenntniß müſſe
gut lutheriſch fein, dahin aus, daß der ftreng lutheriſchen
Lehre die melaudthonifehe Milderung zur Seite geſtellt
wurde. Der Kurfiieft aber beruhigte ſich, wie ex Quther’s
. Borte in dew Actenſtücken ford, und ſchenkte dew Wl
lippiften ſein altes Gentenuen wieder. Damals fürchtete
Grefer, Amt und Brot gu verlieren, weil er ſeinem
Schwiegerſohne von dem fir nahe gehaltenen Sturge der
1) Gigentlid) Gregor v. Krackow, ged. -1595 su Stettin, 1548
of. des Griechlſchen und der Mathematik zu Greifswald, 1549 gu
ittenberg, mo er gu jurifitiden Aemtern dbertrat, Schwiegerſyhn
Bugenhagen’s, ward 1565 Geheimerath und Kanzier Set Kurfürſt
Augut, befap des Mittergute Sasnfed bei Dresden, deſſen Sihlet f
bis 1573 erbaute, bungerte fid im Gefingnif gu “ede qa.
1575). Er war gefoltert worden.
2) Joh. Sto pel, grt on Sigingen 23. Junt 1524, 1560 Super=
datendent zu Heldburg, 1562 Prof. zu Jena, wirtte gee Bertreibung
der Yer Glacier, ward i507 fa felbft vectrichen, ging nad SiAblgaufen,
watd Superint. be Dirne, + 18. Mary 1576 im Gefingnif. Seize
Em kiss tm bald, ans Gram, und fam in daſſeibe Grab gu
Daniel refer, m-
Pbilippiften geſchrieben wb Selneccer ſelbſt, der, obwol
feliber felbft Philippiſt, fic mehr und mehe gu. dent
ficengen Mntherthume. geneigt und gegen. die Phitippifters
an den Karfürſten geſchrieben hatte, gerieth in folde
Mugit, daß ce in einem Schreiben an den Kurfürſten
flehte: ,, Stine burfiiefitide Gnaden wolle doc: ihren
gnůdigen Schutz nidt von ihm and ben Seinen wenden,
und feine clende, betriibte und an dem Orte, wo-er fid
fegt befinde, tigtth und ſtündlich, ja alle Augenblide
geplagte Petfon noch ferner feine arme Zuflucht gu Sei⸗
ner furfitefMider Gnaden nehmen laſſen, indem ex son
Herzen gern auf allen Vieren von Wolfenbiittel?) nach
Dresden kriechen wolle, am mir den Verdacht abguleiten,
in welchen man ihn bei dene Kurfürſten gebracht babe.”
Die jetzige Veſorguiß war grmblofer; alé:die faheve
Hoffnung gewefen war, und der. Sturz dex Philippiſten
ecfetgte. Durch cite allerdings auonyme - Schrift *),
worin die calvinifdhe Lehre vom Abendutabl. ols diz
tingig wahre und haltbare dargeſtellt ward, und bie
aus dem Sahoofe der wittenberger Schule hervorzugchen
ſchien, jedenfalls von ihr empfohlen und verbreitet ward,
gaden fie einer gegneriſchen Partei am Hoſe, ar deren
Spike der SGeheimerath indemann %) und dle Gof-
1) Er war in den brauuſchweigiſchen Dienſt nur geborgt und
hatte feine Stelle iw Leipzig beibehalten,
4) Exegesis perspicua controversine de coena domini.« Sie wat
obne Angabe ved Bectanere und Draders erfdienen, auf franzoͤſiſches
Papier gedrudt, mit franzoͤſiſchen oder genferifen Drudzeiden vete
feben. Jor Verleger und Drucer wer aber der Budbandler Vogelin
in Seine, der mit Verluſt feines gangen Bermigens dafiir gebüßt ward
nd froh fein mupte, mit deiler Haut aus Gadfen gu enthommen. -
3) Dr. Loreny Lindemann auf ha 1563 —X der Stamm⸗
vater ber 1790 daronifirten Familien Lindemann und Liudemaun⸗Juft,
Sohn ded Letbargtes des Hergogs Georg, Dr. Kespar Lindemann.
prediger Mirus) und: -Bagaer ſWuden, die Waffen
gegen . fich in die: Honk Waͤhrend fie’ in. thortcheer
Sehriftftellercitelfelt gehofft hatten, burch: fee Saureſt
ihre gehahrüichſte Geoecin ; bie: ¶ Korfarſtin EAnna fie
igre Meinung. gui beirhren⸗machte ef: auf dieſer einen
weit eutſcheidendern Eindeuck, H&B raidmlar eenebete;
dee fetihe:Reb-ihess achten ‘Deimger, aadvif Hy « —8
Strafe dalür, daß man einen heimlichtn > Galvinifien,
den Leibarzt und wittenberger. Profeſſor · Poacer, VNer ·
lanchthon s Schwiegerſohn, be diefem fůtſtüch en Kinds
babe Pathenſtelle vertreten laſſen; wobei es ihr dean,
in der gewoͤhnlichen Inconſequenz :de6 Vorurtheils, nicht
beigefallen gu fein ſcheint, daß aud der Prinz ), bei
welchem der ſtreng lutheriſche Greſer daſſelbe lant were
richtet hatte, und gwar nod fruͤher geſtorben war, wie
ihe aberhaupt vom neun Pringen acht im früheſten Kin ·
Desalter ſtarben. Ende Febeuar 1674 muche Pruree’s
Gidam, dev Leibarzt Hermaun, verhaftet )3 eine Untere
ſuchungscommiſſion ging nad Wietenberg abs mar fand
Briefe Pencer’s, Cracor's, Ciepig’s *) und Stoners,
1) Martin ‘sires, geb. gu Bere 1532, ward iu Sexe M. und
1561 Hfarrer gu Sulgbrud, 1569 Diafonus, 1572 Paftor in
Mi 1573 Superint. in Belmar, Prof. in sen ise Hofpres
ger (n Dresden, unter Ghrittion L 1588 entfafen, auf dem Ringe
ue exilirt, morauf ex gu Jena und Halberfiadt lebte, unter der
Sucficftin WBktwe 1591 wieder eingeſett, ——— + 24. Aug.
1593, lopli, auf der Oelfe, bet Wolfgang Aülbert b. Shleinig su
9) Geb, 8. Jull ASTL, + 12. Marg Br fe andexn,, Pathen
maren der Hofprediger Wagner und die Dr.
3) Auguft, geb, 23, Oct. 1569, + 12. oon sa
4) Er wurde nachmal⸗ bes Gennes verwieſen, ebenfo tole die beiden
andern Sqwiegerſoͤhne Peucer's, der Prof. dex Redte, Joahim Eger,
und der Prof. der Medicin, Hieronymus Scheller.
5) Ghriftien Shit, and Sagittarius, ans Rodlis, erſt Beccel.
an der Stedtſchule daſelbſt, dann Diak, an der Krenstirde zu Dresdes,
Dauirl Crafers -—
in denen Aeußerungen vorkamen, die: ben Rurfirfien
argerten, und fo-brady -bie —2* kexpteꝛalvimiſtuc⸗
Berſolguns oe:
Nicht ohus Fefamotenyang: anit, icf esbung meg
es gewefen fein, daß der Muirfiirft, durch feinen Trabanten ·
hauntmann Ehriſtian Aeunmachtr. Sreferw anſogen ließ,
es: ſolle gum VPalmſanntag / 1674 in der. Sthloßlirche gu
Deetden eine Sedigt, vem. RarhtmaGl. deb etn utd
heiligen Saerameut balten, ither welche Prebigt der Kurs
fact ihm om. dimſelben Lage folgenden Agenhandigen
Brief ſchrieb:
„Meinem eben Gevattern, Herr Daniel
hii Aig Dfareern zu Dreßden, zu ſelbſt
nen hauden.
Ridder Gere Gevatter, aus ewer Predigt es ich
heut dieſen tag meines haben luſt und frewde gchöret
wid vernommen, und bit SOtt aus grind meines her ·
gen, darumb, das ich moͤge bey. dieſer, Gott Bob, ere
fonaten. und: befannten Worheit, und echtem gebrauch
des hochwiirbigen Satraments, bis in den tod, beſten ·
diglich beharren darzu ich denn getrewer orbit, von
Me
1552 Sao 3x Gtemn holvreriger, 1574 entlaffen, in
felnem Qanfe bewadt, + “und tourde nod bei feinem Begrib=
néffe von ‘vem Haffe ber Seloten vetfolgt. Bon thm fagt Grefer:
2 Daf aber einer nus atin meinen Diaconis fis) hernad von andern
bat in die verfuhreriſche Sacramentfswermeret verleyten Laffen, das
Hat fid derfelbige, meil ex hier gu Drefden in der Pfacrtirde Dia-
conus gemefen, niitteivem athem vermercken laffen.” Sade hatte
cine odter des exften fegiberger Superintendenten Seunee sur Frau,
von der mir mit Bedanern lefen, daf ‘fle ene mala herba gewefen fei,
io man es als elne —c Stedfe fae thn betrachtet habe, daj
feine Haft mit ihr men gubringen müfſen. Die damaligen
fafiigen Sutheraner génnten ihm aber dad Aeuperfte, Denn ex follte
Unerhortes gethant eine calviniſtiſche Bibel tn die Hoffirde gu Dress
den pratticirt haben.
Wad roell id ewe Geutige -Brebigt. gen =i ion
des —*2* halber befchwerlich, pare meinen man
Batthol. Stacden, Beiffs zeigern, befohlen welde flunde
ihr thn ſordert, auffzuwarten, und was ihe ihm befebien
werbet zu ſchreiben, fleißigtich gu verrichten. Und id
bin es in allen gnaden gegen euch jederzeit eingedenk.
Am · Palmſontage des 1574. jares.
Auguſtus Churfürſt.
Greſer legte auch fo viel Werth auf diefe Paedigt,
Berdienſt einer ziemlich geichgehaltenen frommen Gis>
Bittere Gehaffighit ſiadet ſich überhaupt weniger
in Greſer's Weſen, Predigten und Schriften, als gu
ſeiner Zeit und beſonders bei ſeiner Partei üblich war,
und er ſcheint Niemand verdammt zu haben, als — die
Sperlinge in der Kreuzlirche gu Dresden, gegen deren
Geſchrei dee Unbenſchheit und Unreinlichkeit Karfürſt
Auguſt dena ond 1559 cin eigenas Reſcript erlich,
nachdem fie Greſer formic in den Bane gethan.
Dieſes Refeript wurde an ben Geheimen Secretair
homas Rebel erlaſſen, witht ſowohl weil die Sade in
deffen Amtsbereich gebdet Gatte, of wo derfelbe fie
finen aeibidten Vogelſteller gegolten gu haben ſcheint.
lautete:
Danie Orefer, 07
Lieber getrewrr,
welcher geſtalt wndt aus was Jhlathen and Soins Eifer
der wuͤrbige unſer lieber andechtiger Herr Damiel Srefer
Pfarrherr allhier, in ſeiner nüchſt gethanen Prrdigt über
die Sperlinge eiwas Hetil bewegt geweſt undt dieſelben
wegen Bore’ umanffhörl. verdrüßlichen groſſen Geſchrees
Bnd ergerl. unkeuſthheit, fo fle undter der Predigt gu
ing Bottes Works undt Chriſti. andacht zu
thun undt begehen pflegen, in den Bann gethan undt
menniglich preißgegeben, deſſen würdeſt du dich, als der
damahis ohne Zweifel aus anregung des bell. Geiſtes
Im Tempel zur Predigt geweſen, guttermaßen zu erin ⸗
nern wißen. Wiewohl wir uns nun verſehen, da were
deft auf gedachtes Hr. Daniels Vermahnen undt Bitten
fo Ehr an alle Subbrer insgemein gethan vine bas all ⸗
beret auf Wege geidacht Haben, Séatental wir diefen
Bericht evlanget, daß du dem Meinen gefliigel vor ander
durch manderlel vifitte wmbt Mflige Wege andt Griffe
nach zuſtellen, andy deine Nahrung unter andern damit
ga ſuchen und daſſcibe gu fahen pflegeſt, wie ſolche
Sperlinge auß dex Riche auffgefaugen undt Ihnen Ih ·
rem Berdienſt nah vermoͤge weyland des fw. D. Mar:
tint fel. Urthell gelehrt werden mbge. So haben wie
dod gu gnediger Beforderung bee ſachen nudt ——
ſolcher obliegenden verbrichloch en Beſchwerden witht ani
laſſen kbnnen dich deßwegen durch) unſer ſchreiben 35
gu erinnern. lind iſt demnach ether gnedigs undt ernftes
Begerr De wolleſt unnd zum fſordertlichſten den Beden ·
fen in fcheiften afnen, mle undt weichetgeſtallt dad)
darth was behendigkett undt wege du wer gach uaſeheſt,
def die Sperlinge Se dena wenn fie Sungen und ſich
durch ihre tegliche mubt ananſſhörliche undeufchheit am:
zehlig dermehren, ohne ſondertiche Koſten and Ser Kir⸗
208 Davi eefet.
den gum bell. Ereng gebvacht undt folde ergerlide
Vogleret undt hinderliche Gepfihirye unndt Geſchrey im
Hauße Gettes verfimmert werden moge, guverfidtig
du als cin Chriſtlicher Zuhbrer werbdeft did bierinnen
deinem beiwohnenden Verſtande nach und dir felbft gum
beften unverdrofien undt guttwillig ergcigen. Das gereidt
gu Beforderung gutter Kirchenzucht und geſchichet daran
unfere gefellige guverleffige megnung. Datum Dresden
den 18. Febr. 1559.
Auguftas, Hergog gu Sachſen.“
(G6 ift ũbrigens aud) darafteriftifd), daß man gu
Ende bes vorigen Jahrhunderts mrehrfad die Muthenti:
citãt dieſes Referipts Segweifelte und es fiir die Erfine
dung eines Spaßvogels erflarte, weil man fid gar nidt
denken Fonnte, daß cin Kurflirft fic) mit foldjen Rei-
nigteiten befaßt und in foldem one darüber gefdhrie
ben babe.)
Zu den theologiſchen Gonventen und Amtsreiſen
Grefer’s zurückzukehren, fo war er 1547 mit den gee
fammten Guperintendenten und den wittenberger Bheo~
Yogen Melandhthon und Georg Majer gu Leipzig, wo
Kurflirft Morig damals die Vertreter des weltliden uad
geiſtlichen Staates ber gefammten, jegt unter feiner Herr⸗
ſchaft vereinigten Lande verfammelte, um Einheit der
Verfaſſung und bes Kirchenweſens herzuſtellen. 1548
war er gu Meißen, wo wegen bes Interims cin land ·
ſtändiſchet Ausſchuß verfammelt war, gu weldem der
Kurfürſt auch dte wittenberger Theologen und drei Su-
perintendenten berief. Go begleitete er den Kurfürſten
aud gu der Zuſammenkunft, die derfelbe gu Anfang
des December 1548 gu iiterbog? mit dem Kurfürſten
Joachim II. von Brandenburg, gleichfalls wegen des
SInterims, hielt. 1551 war er mit den andern Super ⸗
Denid Crete, Cd)
intendenten gu Wittenberg ,. und unterſchricb die neue
Gonfeffion, welde Philipp, Melandthon für das. Concil
au rient 1) verfaßt hatte und die, wiewol in der ge
mafigten Sprache gebalten, die allein: deg edeln Melanch⸗
thon Natur. entipradh, dod cine Zurücknahme der in
dem leipziger Snterim gemachten Zugeſtändniſſe enthiels.
1561 war er mit auf der großen Verfammlung der pro⸗
teftantifden Fürſten und. Stande, die am 20. Jan, 1561
eröffnet ward, und war dabei, neben dem Rurfiirften von
der Pfalz, bem Herzog Chriſtoph von Wiirttemberg, dem
Dr. Joh. Stbfel und Maximilian Mörlin 2), mit Were
gleidung der alten .und neuen. Confeffion befdhaftigt.
Dann war er 1574 mit gu Torgau, wo die Maßregein
gegen die wittenbergiſche Schule befdloffen wurden. Da
Damit die theologiſchen Streitigheiten nidt aufhiren woll ·
ten, fo wurden im Februar 1576 eine Angahl Hof und
Univerfitatstheologen auf dem Schloſſe Lichtenberg an der
Elbe verfammelt, um cin Gutachten liber vorgelegte Grae
gen abgugeben, das fie gu einer, gum Theil unter Gers
leugnung früherer Schritte erfolgten, Ausſprache gegen
die melanchthonſche Richtung benugten. Grefer war auc
Dabei, ſowie ſein Schwiegerſohn Selneccer der eigentliche
Führer der ſtrengen Partei war. Dieſer Berathung folgte
dann die am 28. Mai. 1576 gu Torgau eröffnete Ver⸗
ſammlung, an welcher, außer den 12 ſächſiſchen Theo»
logen, aud Jakob Andrea, Martin Chemnitz, David
Ghytraus, Andreas Musculus und Wolfgang Korner
4) Ueber dieſes Gonetl fig Grefer den Bolkemig an: Es fei
zu Brent (zertrennt).
2) Geb, gu Wittenberg 14. Det. 1526, Soon des Prof. Jdodocus
Mérlin, ward Prediger in rate | a? Schackau, 1544 Hofprediger
in Coburg, 1548 Superint. dafelbft, 1569—71 vertrieben in nile:
burg, t 20. April 1584.
Vil. 18
aie Deni Gaefer
theiinahaien, und wo dab Torgauer Batch. zu Stands gee
brecht word, Dad. aber 1577 gn, Klaſter Beegen ) newen
Ahänderungen unterworfen werden mußte, bevoc die
Goncordienfarmel ; wollendet wurde, die, ihrer Eut ·
fiehung mic. ihrer Aufnahme nad, ihren Namen auch
nue. wie. kucns a nen lucendo trug, dad aber dann
Den ſammtlichen Pfarvera und Schullehrern vecgelefen
wuthe, und von ihnen, wenn ſie bei ihren. Stellen blei ·
ben wellten, unterſchrieben werden mußie. ) Ein eingi
ger Pfarrer und zwei Schullehrer verweigerten ihre Un⸗
ett. Gin Guperintendent. nahm die feinige zurũck,
— nachdem er cine auswãrtigen Ruf erhalten hatte.
.. 1555, wo. cine allgemeine Kirchenviſitation ftatifand,
hatte Greſer dieſes Geſchäft. neben bem Guperintendenten
zu Pirna, Anton Lauterbach?), und den weltlichen Theil:
1) Hier mar dbrigens weder Grefer, nod ſonſt cin ſachfiſcher
wes,
3) Bester gehort der Balkswig von der Prodigorsfras, die ierm
orca wae in ar ber Herre, ſch
8 eber Herre, fdretb
Pane Pe nhs Soe tet ne —* vibe
fan wollen,
worden fel, obwol viet in ber Ratur dee ganjen Berhiltuif Aral
8) Anton Lauterbadh aus Stolpen, Bruder ded Bartholomdus &.,
det 1496 zu Leipzig immatticulirt und 1539 Amts hauptmann gu
Roffen wurde, and kurf. Landrentmeifter war und Gersvorf Seles,
fam. 1515 af die Univ. Setpgzig, wurde 1817 Baicc. philos., bald
darauf Mag., ging nad Wittenberg, sridete gu Luther's Rifdgenofe
fen-und Sertrauten und wurte bard defer Tmpfehlung Diatomes
in Seifuig. Der Bifhof Joh. v. Sdleints wollte ihn nidt gulaffen,
weil er nidt geweiht fei, moranf Sauterbad, der cine Nonne —
tathet hatte, Wle wns cher fred el fret eefdeinende Yatwort gegeben
grmelbet,
fo ift bod) mein SBeib geweibet.” kann Diakonus tn Sit ·
tenberg und 1539 Superint. in ‘pines, oe c — am 18. Juli, ber
fedter fein Sterdetag wurde, anfam und am 18. Juli 1560, nods
Dem er nur eine Radt Frank gewefen, ftard.
Dariel Greer. 411
néhindn, Nikvlaus und Rafpar d. Schoͤnberg, Geb ivern,
Hans Chriftoph v. Bernfiein (demfelben, dem die Mite
theilungen sub I, angehbren), Rudolf v. Bünan und
Hieronymus v. Weiffenbad, im Meißniſchen und Erz ⸗
gebitgiſchen Kreiſe gu beforgen. 1558 ridjtete ex mit
Rauiterdad und v. Bernſtein den lucheriſchen Gottesdienſt
in Biſchofswerda ein. 1580 wurde er Beiſitzer des new
errichteten Obertonfiſtoriums gu Dresden, gu deffen Pra
fidenten. Wolf Dietrich v. Schleinitz zu Zſchaulitz, dev
Erbauer des Schloſſes Schleinitz, verordnet ward, der
aber fon: am 27. October 1584 ſtarb, worauf thm
1585 Safper v. Schönberg (+ 21. Jan. 1586) felgte.
Geiſtliche Uffefforen waren SGrefer und M. Peter Glae
fe), weltlide: Dr. Joachim v. Beuſt ) auf Planig und
Dr: Gbriftoph Dhneſorge. Won -feiner Confiftoriat-
wirkſamkeit {Greist Grefer: ,,. Habe alfo ich in dieſem
ober Gonfifterio *) nun ing fiebente Jar, die 75 Stuffen.
der Treppen, in meinem hohen Wher, als der ih nun.
ing 83. Jar gebe, auff und abe fleigen, und alba mit
verdrus viel loſer hendel hoͤren muüſſen. Denn ind
Consistoriam kommen nidt viel reinlicher und guter
hendel ).⸗
pd ſtarb 17. Rov. 1583 und hatte den Hofprediger Dr- Mare
rus gum Radfolger, der hen Vorfig vor Grefern exhielt. -
2) Geb, gu. Modern 19. April 1522, Sohn Adim’s v. Beuft,
fam, 71334 nad Leipzig, reife 1544 nad Stalien, wurde 1548 gu
Bologna De, 1550 Rath ded Kurfirften Morig und Prof. zu Wits
tenberg , 1555 Rath bei Kurf. Anguft, 1001 Ergieher dee Pringen,
$4. Febr. 1597 auf Plante. Hat viel geſchrieben.
3) 1583 wurde es wieder’ aifgehoben und ſeine Geſchäfte unter
Me Randesreglerung und ein wieder hergeſtelltes Gonfiftorina gu Reißen
vertheilt, 1606 aber micdergergeftelt, worenf ed bis gur -conftitutio:
nellen Aera beftanden hat.
4) Die Shefadhen bildeten ‘einen Haupttheil der Gonfiftorial=
geſaͤfte.
18*
412 Daniel Grefer,
Aud feine Superintendentur mach teihm viele Arbeit.
„Denn“, fagt ex, „ein Superintendens gu Dreßden
hot taglich viel und großen uberlauff, nicht allein von
denen, fo in der Superintendentz daheime, fondern
aud fonfien von allerley leuten, aus vielen anden.
Dicienigen, fo unter dec Superintendentz wohnen, die:
felbigen bringen viel und mancherlei ſachen, darinne fie
hülff, cath und bepftand fuden. Die aber aus fremben
Qanden fommen, die bitter gemeiniglich umb cin All -
mofen, und viatica, dad ift Zehrgeld auf ihre reifen,
Unter weldhen gum offtermahl Umblaiffer, die nirgends
bleiben finnen, fic) finden, denen leid were, das fie gu
diner condition vociret oder befordert wirden. Was
nun ein Superintendens folder Leute nug fan haben,
dag ift leichtlich abzunehmen. Uber diefen gulauff, beyde
dex einheimiſchen und frembden,- werden auch einem
Superintendenten fier teglich von allerley Reufen viel
Brieffe zugeſchickt, die ex fefen und. drauff beſcheid und
andwort geben mus. Denn, den Jundern und Edel-
leuten, fo collatores ber Sirdyen, Item den Pastori-
bus, Rirdhenvatern, und fonften andern, fallen vielerlei
fachen fiir, deren fie dem Superintendenten in Schriff⸗
ten berichten, und auff welde er, wie oben bemeldet,
beſcheid geben, und entweder ſchrifftlich oder mündlich
mus antworten. — Zudeme, fo tragen fic aud vielere
ley faden gu, das einem Superintendenten entweder
vom boffe, oder vom Consistorio, befoblen wird, den
Pfarrern feiner befoblenen Superintendentz gu {drei
ben, und was fie thun follen, auffguerlegen und gu bee
feblen. Golde fdreiben nennet man. consueto nomine
Missiven, die ex gu den Pastoribus auff dem Rande
Left herumbgehen, immer von einem Kirchſpiel gum an-
dern, und mus ein Superintendens folder Miffiven
Daniel Greſer. 418
allemahl vier ſchreiben, und dicfelbigen auszuſchicken aud
4 Bothen haben, Einen diffeit ber Elben, gen Plawen,
und einen gen Reubnig, Aber jenßſeit der Elben einen
gen Ratig, den andern gen Hofterwig, wie das gu ber
weifen mit denen’ Miſſiven, derer ich einen ſehr großen
hauffen babe, den Pastoribus ber ‘Superintendentz
Drefiden zugeordnet, uberfhidet, und die fie mtr alle,
nadhdem fle herumbkommen, wieder zugeſendet haben. —
Darzu hat cit’ Superintendens ordentlich alle Wochen,
als ein Pfarrer, zwo Mredigten gu thun, Cine den Sone
tag, bie andere auff den Donnerstag, ohne wenn Fefte
außerhalb der Sontage fürfallen, alsdann mué et auff
die Feſtstage darzu aud) predigen. Go mus er auch die
Leichen, beneben den Diaconis helffen beleiten, wenn ex
darumb erſuchet wird. Aber jetziger zeit in dieſem mei ·
nem hohen Alter, bin ich der Donnerstags Predigten,
und die Funera gu conduciren oder gu beleiten, bee
nommen, Dieweil aus gnaden Churfürſt Auguſtus, Chriſt ·
milder gedechtnis, mir einen Substitaten zu halten, gne⸗
digſt vergönnet, welchen ich denn die abeidentia, ſo
ihme in der Donnerstags Predigt und die Funera zu
beleiten, gufallen, gerne ginne. Und hat mir mein vori-
get?) Substitut Christophorus Cundius fũrwar sefagt,
1) Gr wat Pfarrer gu Stolpen worden. Der neue Subftitut
wurde Juſtus Grefius, der 1585 Peftilentiarns gewefen war. Wir
finden ober aud), dap 1583. der M. Balthafar Meigmer (geb. 24. Mai
1556, + 1. mal 1623) Grefern adjungirt worden ift. Diefer wurde
1584’ Gtadéprediger an der Frauentirde, Durd feine — ‘Xana
Kerang, wurde er der Vater des feiner Zeit berühmten theologifden
Profeffors gu Wittenderg, Dr. Balthaſar Meifner, der am 29. Dec.
1626 als Rector Magnificus ftarb, und der Grofvater des Supers
intendenten gu Grofenhain, Dr. Gottfried Meifner (geb. 13. Rov.
1618), auf Uebigan und Srettewis, ‘dev bet Johann Georg I. ſehr
gut ftand und reid von ihm befdentt murbe, dibrigens die Gigendcit
datte, nur aus cinem filbernen Röhrchen gu trinten (+ 3, Aug. 1690).
as Demi Gꝛcker.
bad ihme bie accidentia, fo ah ifme auch gerne gegine
net, ein Sor tang 40 GL getragen haben, welde mir
an meinem einkommen Abgehen,. und weniger bebe, denn
— 2—
gue ae Gere she mit Deak gegen Mon.
dag ex biefe Mige send -ichels habe ri ungeftirter @e-
gepradigt bebe und im Amte gefbanden, nur zwei mal
front. geweſen. „Ein mahl gum Gieſſen, da die Rote
wehe regierct, und ich and): dissenteriam Sefom, und
mich darumb 8; Tage muffle zu bette legen. Aber, ES
wer mit die Kraucheit fo nite, als cine gute Purgation.
Darumb/ de ih wieder durch SOttes gnad aufftam,
waar ish: fo Gurtig, friſch und geſund, als cin Sif ſein
mag, in einem kuͤhlen Waſſer. Das ander mahl habe
ich pu Deefiden textianam febrim bekommen, Anno 1560
ben? 8. Suni, und daffelbe ſieben wochen fang gehabt.
Es hat mix aber. auch died dure GDttes hiuſle geuliget.
Denn; als ich noch den 7. Wochen des dreytägigen Fier
bers ies wurde, befande ich, dad had Fisher mit feiner
hige in mir alle bofe humores oder FeuGtightio verzch ·
ret hathe, das ich mich ganz friſch umd — befande,
und mir, GH lob, dursaus fonften nichts -feblete, als
allein das mid bie Beine etliche Woden nicht tragen
wolten. Sh halte ober, ich were wol Janger mit bem
Bieber gebrent- worden, da id) urd) GOttes hälff mir
Daffelbige nicht mit geftoffenen Rrebsaugen,: welche ich
in einem rothen Bein einnahme, vertricben hette: Denn
wenn ich fühlete, dad dad. Fieber kommen -wolte, wie
man foldes denn nidt allein fable, fondera aud an
den Megeln der Singer, wenn diefelbigen blaw werden,
und andern angeigungen ſpüren und mercken kann (Sintee
mabl, wer das Fieber hat, wenn ex ſich dehnet, gebnet
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maf ee Wigafte, fe tame anbertald Sere,
Schenckel haben umb das Gebeine keine Hilfe mehr,
Darumb gehe ih, wad. ſtehe aur, wie ein Peltz auff fei⸗
nen Ermelen, und wenn ich gehen fol, fo ſtrauchel ich offt
und befabee ohn unterlas, das iG fallen möchte. Bes
fide aifo ‘an: mir badjenige, fe bee Prebiger Satomo
416 Devel. Grefer.
am 12. Capitel vom tee ſchreibet. “Denn die Zeit
nahet ſich, das Ad wieder mus gu Erden. werden, daven
th genommen bin, und der Geift- wieder gu. deme fom
wasn, dev ign: gegeben hat.” .. Race viigint. er ſein ihm
lange tren geblicbened Gedaͤchtniß: ,, Und, wiewohl ich
jebo alt, weis ich mich doch noch gu. ccimem, wed “id
in meiner jugend fiir geiter gelefen,.gefeben, gethan und
gebdvet abe. Uber was ich jetzt nunmehe lofe, thue, bore
und febe, dad vergeffe ich gang balde wieder, alfo, das
id aud) in- geringer zeit mich deſſen nicht mehr gu er⸗
innern, und dethalben aud nicht davon gu reden weis.
Und kann mich deſſen nicht genugſam verwundern, das
ein Alter noch wohl gedencken kan, was ihme in der
jugend für vielen Jaren begegnet, und widerfahren, und
kan gleichwol im gedechtnis nicht behalten, was er für
wenig tagen geleſen, geſehen umd gehͤret hat. Die
rationem physicam, und wat die natürlichen urſachen
bes find, fan id) mit meinen gedancken nicht wol ere
reichen, allein das ichs darfür balte, dad, wie alle andere
veibeskreffte im Witer abnehmen, alſo nehme auch dad
Gedechtnis abe. Wher, warumb man im Wher, der Jue
gend alte geſcheffte nod) wol gedenken kann, und vere
gieffet gleichwol raſch im Alter, was nod) kaum geffern
und vor wenig tagen geſchehen mag ſein, die urſach fan
ich nicht erreichen.“
Aus fũuhrlich verbreitet ex ſich über ſeine Lebenbord ·
nung, die er auch im Einzelnen rechtfertigt. Es kann
jedoch hier nur ein kurzer Ueberblick gegeben werden.
Ge ftand im Sommer um 5, ,,wenn man pro pace
ſchlegt“, im Winter um 6 auf. „Denn“, fagt er, „weil
es Winters zeit des morgens kalt und lange finfter ift,
aud die Stube nod nicht gewermet ift, fo bleibe im
Heber in warmen Gedern, bis man eingebeitet, denn das
. Daniel Grefer. 417
id in der falten Stube figen folte, und thun wie Eras⸗
mus in Colloquiis von dem Famulo rebdet, den man
morgené aus dem Bette nicht bringen fundte: Quam
aegre dimittitur a nido tepefacto cuculus, Wie ſchei⸗
det fid) der Kudud fo ungern von bem warmen Neſte.“
Dad Nächſte war nun das Gebet. Hier führt er cine
fo lange Reihe deutſcher und lateiniſcher, proſaiſcher und
metriſcher Gebete an, die ex gebetet Habe, daß, wenn er
“fie fammelid) — wie es ſcheint — alle Tage gebetet hat,
es cine ſehr geraume Zeit in Anſpruch genommen haben
muf.?) Das Vaterunfer ſprach ec guweilen aud) hebräiſch
oder griechiſch. Rach verrichtetem Gebet fab er im Diario
Eberi?) nad, ,,was ſich denfelbigen Zag begeben mag
haben“, und trug fpater die Vorfille des Tages, wenn
fie merkwürdig, Darin nad. Dann fiudirte er, las erft
zwei hebräiſche Pfalmen, um 7 ein Gapite aus dem
Alten Feftamente hebraice, um 8 das Neue Teſtament
graece et latine, um 9 Bernhardum ober Fulgen-
tium. Gon 10—1/,12 ward gu Mittag gegeffen, nach
dem Effen ein Danklied gefungen. Dann wieder ftudirt:
von 1—2 Chiliades Erasmi, 2—3 Chronicon Philippi
et Peuceri, 3—4 Jovium ober Nicephoram, 4—5
Valerium Maximum ober Gellium. Amtsgeſchäfte
unterbraden natürlich diefe Studienordnung. Um 5 Ubr
ging es gur Abendmahlzeit, welder nur colloquia mit
ben Umgebungen folgten. Um 8 AWbendgebete, kürzer
als am Morgen *), und heift es da: „das ich fiir 9 Uhr
1) Sie nehmen 4 Drudfeiten ein.
2) Dr. Paul Sher, geb. 3. Nov. 1521 gu Kigingen, 1558 Generals
fuperintendent in Wittenberg, + 10. Dec. 1569, verfafte ein Calen-
darium historicum.
2) 5 Deudieiten.
18**
us Rais Onic.
Benesch in Shewr gefunden wyerde.. -Damad fdleffe
idhvein, im nanuen nites and félafe. —— bis
umb zwolff Uhr gu mitternacht, darnach wache ich foft
allewege bis der Seiger zwey ſchlagt, Und dieſe zwo
ſtunden babe ity in der fluſtera nacht viel gu dencken
Bae pe Gefen ba ein Side nicht cine Heller cuff lei⸗
bor : :
Ww 15, Januar 1555 unterſchrieb ev, wit den Gu-
perintendenten Dr. Bop. Bfelfinger *)-gu Leingig, Kaſpar
Zeuner) gu Freiberg mad Anton Lauberbach gu Pirne,
dine gedruckte uoſiſcheift fiie bie an ben böhmiſchen
und oberlaufiger Grengen, auf Betvieh bed Biſchofs
von Meißen, Rifolend 1h, eceticten 200 lutheriſchen
Vrediger.
Sn den letten Jahren kann der alee Here leicht noch
iw etwas Unruhe verſett worden fri: . Denn: mit dem
Regiermataveritte Aucuͤrſt Chriſtian s L ( Ll. Februer
MASS) kam ·wieder cin auderes kirchliches Syſtem aus
Regiment, welchem/ fiir freilich ram tune Zeit, Mirws
wad Selesecer -weichen. mufiter, die akdht vom: Eyovstd-
mus lagfen swollen. Gelb ft Gesfeen wurde 1580 Dy. Ur⸗
ben Pierius (Birnbaum, gab. zu Geondt 146, new
15D ned Wittenberg. verkest, . ine aM. Bremen. hed
1800 aber Dr. Echonfadarb. 1858 mu aebm t 1686
1) Geb. zu Wafferburg in Batern 1498, 1527 paſtor Seni:
wade, 1930 eraling und Daft gw: anne wes.
erſter —— as Seipgig, + 1. Joa. 157 .
i) Kaspar Beuner, ged. gu Freiberg de, 6 gum Pricfter
gewelht und é — Seti ot x Garnet ian zu
pipet ee wheel 3 Sayin, onde — pee
rathete, mit i ‘e Sohne und —RE— oat 6
+ ee ale aftor nal drewverg berafen, me ee et der Hlgenttie ‘en
verintendent wurde and am 27. ug Do
Daniel Grefer. 419
zu Raffel) gue Seite gefegt. In der Zueignungs ſchrift
ber Selbftbiographie Grefer’s an den Kurfuͤrſten erfieht
man jedoch, daß ex ihn feiner Gnade hatte verfidern
laffen. Uebrigens ftarben beide innerhalb weniger Zage,
ber Kurfürſt (geb. 29. Oet. 1560) in nod jungen Jahren
ben 25, Gept. 1501, Grefer als faft S7jabriger Greis
den 29, Sept. 1591. Bier Jahre vor feinem Bode,
7. Mak 1587, nahm ex noc cine dritte Frau und gwar
feine Dienerin, wahrſcheinlich um Semand gu haben, der,
wie er ſich in feiner Selbſtbiographie gewünſcht hatte,
„an feiner Bartung keinen Verdruß nod) Efel hatte und
mit ibm Geduld trůge“.
Gigen ift eb, dag ex in ſeiner Selbfebiographie feiner
Kinder, deren Ergiehung und Schickſale, deb Verkehrs
mit den Sdhwiegerfdgnen u. f. w. fo gut wie gar nicht
gedentt, fondern war rühmend hervorhebt, daß er Ue-
ented erlebt babe, wobei ex ſich mit ——— Intereſſe
darüber verbreitet, daß dieſe Kinder ſeiner Kindeskinder,
die ihn proavam heißen müßten, untereinander hei ·
rathen dürften. Gr hatte ubrigens: 1) einen Sohn,
Hieronymus, dex in Dresden Diakonus gewefen, aber
sor dent Water geftorben war. Derfelbe hatte eine Tochter
Retharine hinterlaſfen die mit bem Pfarrer Georg Gro
mann in Knebelsdorf verheirathet war. 2) Seine Toch ·
ter Anna war mit Valten Grefer verchelicht gewefen,
ſcheint aber aud) vor dem Vater geftorben gu fein. Sie
hatte zwei Töchter: Fortuna, die mit dem Pfarrer Gree
gorius Seig gu Keſſelsdorf verheirathet war, und Katharina,
die Balzar Grützmachern gu Dredden gum Manne hatte.
3) Margarethe war die Gattin Selneccer’s, aud ſchon
Grofinutter. 4) Helter, gewefene Pfarrerin zu Seyfers ·
Dorf, deren Zochter aud mit einem daſigen Pfarrer ver ·
ehelicht war.
Xi. Der Proffener Mann.
Unter diefem Namen war in der zweiten Halfte des
vorigen Jahrhunderts im fadfifden Elbhochlande ein
Mann befannt, welder Erſcheiaungen gu haben glaubte,
bie ign von gufiinftigen politiſchen und. fonftigen all
gemeinen Ereigniſſen in einer Weiſe unterrichteten, welche,
nad ſeiner und ſeiner Anhäager Meinung, durch die
ſpatern wirklichen Vorgaͤnge bewahrheitet wurde.
Derſelbe war geringen Herkommens und ſchlichten,
einfachen Weſens und Lebens, worin ee and: bis an
fein Ende verharct iff. Ex hieß Chriſtian Heering uad
war and Poftelwig gebürtig, einem -Derfe, dad an der
ibe, nahe an der böhmiſchen Grenge gata if iſt wad
in das ſchandauiſche Kirchſpiel gebdrte. Sein Vater bee
ſaß dafelbft Haus und Garten, trieb bas Jiſchergewerbe,
und foll cin frommer Mann gewefer fein und gleichfalls
die Gabe der Erſcheinungen beſeſſen haben. . Ge leitete
feinen Sohn von früh an auf der Elbe gu feinem Ge:
ſchaͤfte an und diefer tried nadmals, in ſtillem Weſen,
feine Nahrung gu Poftelwig bis gum Jahre 1746, Dae
mals ſtarb fein Schwiegervater, Hans Shmidt, Hausler
und Sdhiffmann gu Proffen, einem zwiſchen König ·
ftein und Schandau gelegenen und nad) Ronigftein cine
Dee Proſſener Mane. 421
“gepfarrten Rittergute”), und hinterließ Haus und Garten
ſeiner an Geering verehelichten Tochter, worauf diefer
‘fein Haus in Poftelwig vermiethete — ſpäter, als fein
- Sohn. heraufrouds, hat ex es dieſem übergeben — und
nad) Proffen iberfiedelte.
Sein damaliger Beidtoater und nachheriger Bio-
graph ), M. Johann Gabriel Süſſe, der gu jener Seit
Diafonus in Kinigftein war und fpater Pfarrer dafelbft
ward, gibt ihm dad Zeugriß: daß er jederzeit „einen
ftillen, fittfamen und frommen Wandel geführt, den
Seinigen*) cin gutes Beiſpiel gegeben, ſie als ein chriſt ⸗
licher Hausbater gu allem Guten angeleitet, ſich bei dem
öffentlichen Gottesdienfte ohne Unterlaß als rinen ·fleißigen
Kirchgãnger und exemplar andaͤchtigen und awfmert-
ſamen Zuhörer der Prebigt des gbttlichen Wortes und
ſodann zu Hauſe als einen guten Berehoenfer brwieſen“.
Gin gleiches Zeugniß babe er ſchon aud dem” ſchandauer
Kirchſpiele mitgebracht. Soſeien ihm denn unter göͤtt ·
lichem Beiflanbe wohlgezögene Kinder gw Zheit worden,
und beſonders fei'fein Sohn, gteidhfullé ein Fiſcher, „von
vãterlichen Sitten. Seine Erkenntniß tm Cheiftenthum
fet daher „gang hintangüch,“ wahrend ex oF fenf in der
Schule hide weiter, als baG er fertig leſen und feinen
Ramen ſchreiden konnen, gebracht, da ex feinem Vater, ber
eines BAGeo (havens ·halber ſtets Jemand bet ſich haben
müſſen, vor FAH on bei bee Elbſiſcherei beizuſtehen ge⸗
nothigt geweſen fa. Bon weltichet oder politiſcher
1) Rept Serra Grianlg Vralus gebkelg. Damald gehorle es
Dem Landkammetrath v. Luttichan auf uversdorf, Zaufcha, Proſſen ze.
2) umſtändliche — von ‘bem’ fogenannten Profſener 3 Mann
W@rebden und Leipgigy 1772). +
D) Gr. hatte ete Brau, einen Sohn ano gue Bete.
’
4a Peo Rhein: Ree.
* Gabe: ct gop wenig erlangen Armen, Ba ex
apn: Sugend auf Zag aa Rade arf den
— —* wiſſen, auch fouft teine Gefeüſchaft
eBplicht, : Reitengen, nod Geſchichtsbücher geleſen,
Bod Umgang mit belefenen und gebildeten Perſenen ge ·
habt Gabe. Es war die Haroprgubeten, ba feine Biſis ·
Bee Matar, mg hind Peritiſche wicheen. Im gemoinen
Reben was ce gegen feine Obrigkeit henge Vorgefesten
ehrerbietig und geborfem, gegen feine Nachbarn vere
lidh, gegen Sedermann beſcheiden und dienfifertig. In
ſeinem Handel war ex um fo billiger, als er dazu nod
beſonders verbunden au fein glaubte, weil ipo Oot
gar dfters, wenn wenig gu hoffen ſcheine, gar einen reichen
ee in, {einen Fiſchzügen gufliefen” laſſen wie er denn
an einer, Gegend in dem Rufe geftanden, daß ec im Fiſch⸗
fang ‘vor Audern ghidlid. fei. So habe ex auch ftets,
bei mittelmagigen Vermoͤgen und guter Zufriedenheit,
fein ebrliches Auskommen gehabt und feine Kinder farnmt>
lich in sigenen Wirthſchaften verforgt. Im höhern Witer
— et muf mit Anfang des Jahrhunderts geboren fein )—
lebte ex als Ausgedinger, mit feiner Feau, bei der aitefien
verbeiratheten Tochter, dec ex fein Haus gu Proſſen über ·
ee trieb aber fein Handwerk als Elbfiſcher fort, and
zug in Droffen war er gum Gerichts ſchoͤpnen belellt
worden, Bis gegen Gude dee iger Sabre. fined
Rebens genoß ev cine —2 und gute Gefundbeit,
und eft dann fing ex an, etwas gu kraͤnkeln. Durch zu
q der bereits 1759, im sn
en 17, od) unvertadert, arp ni a fete ait
tigten — — von ihm heißt es i A ae ae
nage erreiat·. ITER ſaeiat ox —* —X
Dev Profiencs Rem. Rf
fruhes Sichen and Deben hatte ex einen etwas dite
bea Sefommen, ging: aud) in Zolge ſeiner ſchweren
Wobpit- etwes gebückt und hatte einen Bruchſchaden Fn
Den Rene: finite. cx etwas, Sonſt war / et beſtaͤndig cined
fomurttichen ‘und leutſeligen Weſens und einer offenen
GVeſichtabildung. Sein Temperament wurde, nad den
hertnnnticgen pſychologiſchrn Kategorien, als cin fanguk
niſch · choleriſches bezeichnet, und dabei bemerkt: „wenn
oud) etwas bom Temperamento Melancholico bei
ihe influivet, -fo hat stan body gu keiner rit bas, ge
ringſte Nw rven tuiche dher etwas Vitkh ⸗ Oelancholifches
in {diner Geſinnung, Thm oder Laſſen verſpuret, inmaßen
apie fein Biograph naiv hinzuſcht — er ſonſt auch
bei Dee Proſſener Gemeinde nicht als ein Gerichtsſchoͤppe
hatte mogen beſtellet und gebrauchet werden können“.
ührgeiz oder Hochmuth fei nicht an ibm zu finden gee
weſen, und habe er ſich in Kleidung und Koſt ſparſom
und gering gehalten und in ſeinem ganzen äußern Be⸗
zeigen Demuth tind Riedrigkeit an den Tag gelegt. So
fei @ auch „am allerwenigſten eis Sonderling, oder
einse eingeblideten vorzůglichen Heiligkeit, eines ſchwor ⸗
meriſchen · enthufiaſtiſchen Unweſend, noch fuged dem
anbern ſettieeriſchen Weſen gugethan!’.
Dad Niqcht⸗, Schwärmeriſche“ wird wol auf cin
idee Sdaermmacyen gu beſchranken fein, wes immer ⸗
hin An Verdienſt iff. Wohl aber glaubte ex, von Jugend
auf, prophetifce Erſcheinungen gehabt zu haben, die von
Jahr gx Behr Sfterer und deutlicher gemorden. Die
widtigften ſeien 1744 und 1745, dann wieder 1746
nnd. int Ganfe bed damals Segonnenen Siebenjaͤhrigen
Sringes; wb endlich gu Anfang det ſiebziger Sabre ded
vorigen Jahrhunderts hervorgetreten. So begegnete es
ihm 1744, alt ex, noch bei Aage, bei Poftelwig. on ber
AM ‘Dex Proffence Mana.
Elbe nad) Haufe ging, daf ex eine Menge Menſchen
und den Herrn Sefum gu fehen glaubte, Nur Wenige
folgten dem Herrn nad, der feine Hand über fie erhob;
die Meiften gingen den breiten Beg zur Verdammnif;
einen der Nachfolger Jeſu hoͤrte ex das Lied anftimmen:
„Mache dich mein Geift bereit“ rc. Er konnte diefe
Erſcheinung nod lange nachher nicht ohne Thraͤuen und
innige Gemiithsbewegung erzaͤhlen. In demfelben Jahre
wurde ihm bei einem ihm erfcienenen Geſichte dab fünfte
Capitel bes Propheten Jeremias, alé eine Kage aber
Unglauben und Ruchlofigteit in allen Stinden, auf
geſchlagen. hen damalé wurde ihm, — und damit trat
guerft der prophetiſche Charatter feiner Vifionen hervor,—
wie ex gu fagen pflegte, vom Herm geseigt: „Daß ein
Held mit feinem feindlidien Heere wiirde nad Sadfen
fommen, und bad Schwert bis an den Heft ing Blut
taudjens Und dtefer Held werde hernad gu Dresden
wie in einem offenen Garten eingiehen, aber bald darauf
wiederum gum Obern Bhore hinausziehen.“ Oamalé
fablte ex ſich tm Geifte gedrungen, diefe feine Offen-
barungen gu Dresden hohen Orts perfonlid gu melden.
Er wurde bier, um fic über fein Wefen gu vergewiffern,
einige Woden in einem hohen Haufe, unter guter Ver⸗
pflequng, zurückbehalten und beobadhtet. Mom muß aber
nichts Verdachtiges an ihm entdedt haben, indem er
einen umſtandlichen Aufſatz von feinen Anzeichen, den er
hatte ausfertigen laſſen, wie es ſcheint, dem Könige ſelbſt
überreichen durfte. Als nun im. folgenden Jahre ein
preußiſches Heer unter Leopoid yon Deſſau in Sachſen
einfiel, am 15. Dec. 1745 dle Schlacht bet Keffelbborf
gewann, am 18, Friedrich I. in Dresden. einzog, bereits
am 25, Dec, der Friede gu Dresden geſchloſſen ward, woe
rauf die Preußen Sadfen wieder raumten, fo. glaubte
Der Proffence : Man. 425
matt Dantit die im Sabre verher, wo Sachſen nocd ger
nicht im Kriege mit Preußen war, erfolgte Viſivn des
Wijſchers erfũllt.
Moan bbrte num aber cin Jahrzehnd lang nichts von
weitern Erſcheinungen, die ex gehabt habe. “Mitte Marz
des Jehres LISG aber fom er gu feinem Bridhtoater,: er:
offnete ihm neue Mngeidhen , wiederholte den Beſuch am
Charfreitag (16. April) und Ende Juli, und erklärte dav
bei mit Sanuncen und Thränen, wie er fein Anbringen
nicht weiter gu verbergen wiffe, ſondern fic) Tag und
Racht getrieben finde, es dean Wllergnddigften Landes
water anzuzeigen. Das Unglück ware nahe. Der Beicht⸗
vater geb ihm (2. Aug. 1756) ein Atteſtat, was auch
fein feliberer Beichtvater, M. Claus gu Schandau, that;
damit’ ging ex nach Dresden, fand bei einem Minifter
Zulaß und Gehör, that feine Angeige und ging nun mit
erleichtertem Herzen nad Hauſe. Seine damaligen An-
zeichen beftanden, nad feiner Erzählung, hauptſächlich
im Bolgenden: „Der Here Habe ihn fehen laffen, daß
nächſtens ein großes Ungewitter entftehen würde, durch
welches dab ſachſiſche Vaterland mit Krieg überzogen
und das guerft die dafige Elbgegend, die Heimat des
Pifcheré,. beteeffen würde. Hierbei würde es hart her⸗
gehen. Und dieſes Ungewitter ware febr nabe, ſodaß
ore Honighithe Majeſtät an Dero Reife nach Dero
Konigreiche (Polen) würde verhindert werden. Höchft ⸗
dieſelben würden nicht von Dero Volke gehen. ih Es
würde aber das Ungewitter mit ſeiner Heftigkeit in dore
tiger Gegend nicht von langer Dauer fein, ſondern fic
noch weiter ziehen, und viel Blut vergoſſen werden.
in 2 ae —z fest tod geſchah, wenn die Reiſe aud anfangs
426 Dax Brofence Mowe:
Befonders wiirde dieſes Ungrwitter in unfam Vaterlaude
auth daher viel Elend nach fich zichen, weil die junge
Mannſchaft viel wirde leiden miiffen. Er hatte and
Braudſtãtten geſchen und wire fogar auf felbigen herum ·
gefart worden. So ſei tom auch cim- Ader geyeigt
worden, welther als cin bisher naftuchtbar gelegener
Ader hatte miiffen umgeriffen:und von nenem gepfitigt
und beſaet werden, well Bee Wer. theils gar unfrucht⸗
feien ihm zwei Kirchen gezeigt worden, eine in der Stadt,
die andere außer der Stadt, in welchen man aber dem
Herrn mar bad halbe Herz gegeben habe; ber Here hatte
aber geſprochen: Ich will das ganze Herz haben, das
in dem Profpect eines Gartens gezeigt, ans welchem
Garten die ſtärkſten Baume mit der Wurzel herause
getiffen und vom Lande hinweggeführt worden waren.
So Habe er auch geſehen, daß der alte Grundftein berause
geriſſen und cin neuer gelegt, aud) die Kirche außer der
Stadt geſchloſſen werden ware. Der Herr. habe ihm
befohlen, dem AHergniidigften Landesvater angngeigen:
mm des herannahenden Ungewitters willen möchte ernſt ⸗
Sich im Lande Buße gepredigt, und die Verbindung mit
SAdoft und Südweſt möchte verlaffen werden, fo wolle
Bott dem Hauſe Sarhfen wohlthun,“ Auf die Frage,
woher dieſes Ungewitter entftehen folle, antwortete er:
108 witrben ſich Sudoſt mb Sittweft miteitander wider
Rordweft verbindens SGidweft ware gedemiithigt worden,
und von Nordweft ware ihm gezeiget worden, wie vier
Helden neben einander gegen Südoſt und Südweſt
finden, weldje vier Helden fo lange hinter und neben
Der Proferer Mam. 427
einander ſtehen würden, bis Sudoſt and Sidweft von
einander ablaffen würden. Es ware hm endlich gezeigt
worden, daß der aus Morgen, welcher ihm mit dem
Namen ware genannt worden, daß es der Aürke fei,
herangezogen ware +), worauf fid der Krieg ſeitwärts
gram Norden gezogen bitte.” Wuf ddbere Befragung er ·
gab ſich, daß unter Sadoft Deſterreich, unter: Südweſt
Frankreich, zwiſchen welchen Maͤchten eine Allianz vorfei,
unter Rordweſt Preußen verſtanden werbe Wer die vier
Heiden feien, ift niemals Har zu Tage gekommen; „es fei
ihm nicht weiter gezeigt worden, “ fagte der Fifiher und
fügte nur nod) hingu: „die vier Helden waren jetzo noch
nicht. beifammen; fie würden aber ſchon nod) erſcheiurn,
und da werde der Held aus Rorbweft,. der. König in
Preußen, wenn ec ziemlich ins Enge getrieben umd matt
geworden fei, news Seifee retenmen;) dieſe Hilfenditer
1) Das wire nun freitig, foviel” den Gicbenjageigen en Krieg ane
langt, eine falfhe Prophezelung gewefen. ite et et 8 prea ans
Morgen" seloffen, fo hatte mon tamergin ,,den Ruffer’’ derunter
verſtehen mégen, Heering brid aber nod” "1758, wo ibn Süffe
aufs —— ato, det dem Tuͤrken. Damals hatte ber See
eretade de eines vornthmen Achſtihen unter
dem _4,.! je geſchriben und gefragt: „Bas dean der
veatfense rae ee welches ete Manned pormals entdedte Ges
Py —5 — Re vermerfen gemefen, fondern in billige Gredgung
ae ben waren, bel den dermaligen Rriegstroubien anjere? Der
ifder blieb bebertlidy bet feinen —— Ausſaen und bat mit
Thranen, den igen ihm gezelgten Heranzug des Tuͤrken beſon—
ders und ausdrücklich wit. zu melden. Siffe heiat iibvigens and
dieſen Theil der Vorherfagung durd die, aber freiligy zehn — fpdter
exfol e Tinmiſchung der Sirken in die poiniſchen Hindel erfut gu
glauben.
D 1759 fonnte man freilid die Ereigniffe von 1762 nod nicht
Yennens fonft witrde man den vierten Helden anf IM. von Suge
Tand gedeutet haben, Ddeffen, menn and nur voriibergebender Ueber⸗
tritt gu der preufifden Seite in ber That Frtedrig’s Mettung ward,
fomic thm fdon vorher guftatten gefommen war, bap dew ruffiiden
428 Dec Proffence Mann
des cinen gu des Koöͤnigs Seite getretenen Helden wae
ten grün gekleidet geweſen. Hierauf waren die vier
Helden ſtandhaft bei einander geftanden ) und waren
nicht gewiden, bis cin neuer Grundftein ware geleget
worben.”
Wãhrend nun der gute Seelforger diefe Anzeichen
des Fiſchers Heering an ihren Ort geftellt fen ließ und
benfelben, ben er diberbaupt niemals gu feinen Vorber-
fagungen angereigt gu haben ſcheint, mit gehörigen Wore
ſtellungen gur Rube verwies, wurde er jedoch ungemein
betroffen, als er Ende Juli in feiner politifden Quelle,
den Erlanger eitungen, von dem am 1. Mai 1756 gu
Verfailles unterzeichneten Neutralitãts · und Allianztractat
zwiſchen Deſterreich und Frankreich las. Dieſer Vertrag
war im tiefſten Geheimniß unterhandelt worden, und
wenn aud ſchon im Mat Seriidte von obſchwebenden
Unterhandlungen zwiſchen jenen Madten in die Zeitungen
gedrungen waren, fo war denfelben bod) entſchieden und
zuverſichtlich widerfproden worden, wie denn bekanntlich
die Allianz zwiſchen zwei Madhten, deren feindlider Ge-
genfag Manger als zwei Jahrhunderte bas europãiſche
Staatenfyftem bewegt hatte und gu einer Wet Aviom
der europaiſchen Staatenpolitik geworden war, vor den
Politifern aller Orten als etwas ebenfo Ucberrafdendes,
wie Berwunderlidhes und Unbegreifliches betrachtet wurde.
Im Marg, wo dev Fifcher feine erſte Ungeige machte ⸗
war, aufier den unmittelbar Eingeweihten, ſchwerlich ſchon
Staatsminnern und Feldherren die Sorliebe des ‘onfolgers für
den Konig befannt war, und dap aud fonft die Ruffen tein politi
ſches Jutereffe an Preußens Untergang gu haben glandten.
V) Das traf in Betreff Nuflands, wenn dies gu den vier Helden
zu rechnen ift, nicht ein.
Der Profener Manz. 429
Jemandem etwas dergleidhen in den Sinn gefommen. So
machte es denn auf unfern Geiftliden einen eigenen Gin-
drud, alé gu Anfang des Auguft fein Erlanger Zeitungs ·
ſchreiber dicfelben Bilder gebraudte, deren fein Fiſcher
fic) im Marg bedient hatte, von immer ,, bedenflider und
verwirrter werdenden Seiden der Beit, fürchterlichen Gegen:
fdeinen, geharniſchten Wolken, drohendem Blig, Donner,
Hagel und anderen ſchweren Wetterſchäden“ redete, und
als Mitte Auguſt bie ſächſiſchen Regimenter das Lager
bei Pirna begogen.
Als Mitte Muguft gu Schandau cine Sthiffbrüde gee
ſchlagen wurde und Heering fic) gerade auc) in ſeinem
Berufe dafelbft befand, fondirten ibn Einige, die alfo
dod von feinen Vorberfagungen gehört haben muften,
was er von dieſer gu fdlagenden Briide fage. Obwol
ihm nicht entging, daß man ign mehr ſpöttiſch aufziehen,
als im Grnft befragen wollte, antwortete ex gleidwol
tubig und ernft: ,, Daf diefe Briide hier nicht viel niige
fein und nidt gebraucht werden würde; Leipzig mige
man aber wobl verwabren4); da habe er frembde Voller
anfommen feben.” Vierzehn Tage nachher, am 29. Aue
guft, ridten die Preußen in Sadfen, und ihre erfte
Golonne von Magdeburg aus über Leipzig, ein, worauf
felbft dex ſächſiſche Hof nur gu unvorbereitet war, und
die Schifforiide wurde in der Bhat nicht benugt, da die
Sachſen von Schandau abgefhnitten waren. Wud) einen
Verfud der SGachfen, einen Rückzug über Markersbach
2) Hier fprad fich freilich der tnnere Wideriprud aus, der tr
allen dieſen Borherfagungen gu legen fdeint, wenn fie eben mehr
als Borherverhindigungen des Unabwendbaren fein wollen. Wie hatte
man Leipzig hinrelchend verwahren können, wenn die Propheseiung
nicht zu Sdhanden merden follte?
430 | Dex Proſſeuet Raus
gu machen, und daf dieſer fruchtlos fein werde, zeigte
der Fiſcher einige Wochen vorher feinem Beidhtvater und
Andern an.
Im Fabre 1757 tam ex neun Tage vor der Schlacht
bei Roßbach gu Süſſe und fagte ihm: „Es fei wieder
etwas Wichtiges vor, wovon ex aͤngſtlich wunſche, daß
er es hohen Orts möchte eröffnen fonnen. Man möge
Gott ernſtlich auruſen, daß das vorſeiende Unternehmen
möchte abgewendet werden können, indem es in der
Schärfe nicht gut hinausgehen würde. Gs zögen nam:
lich zwei Heere in unſerm Lande gegeneinander, ein großes
und cin kleines, von welchen ex geſehen, daß bas legtere
geſieget atte und das grofe gang zerſtreuet worden
ware.” : :
Viel Auffeben bet den Ginwohnern bortiger Gegenden
und felbft bei den dort ftehenden Militairs Seider Theile
exregte es, ald man erfubr, daß Heering faft cin Viertel⸗
jabr vorher, che Mitte Auguſt d. J. 1758 die kaiſerliche
und Reichsarmee ſich der Elbgegend naͤherte, glaubwiire
digen Perfonen ded ſchandauer Kirchſpieles erzaͤhlt hatte,
ex habe geſehen: „Daß anf dem ſchandauer fogenannten
Kirchſtück am Elbufer ware geſchanzt und gegen dad for
genannte Krippuer Horn über cine Shifforide geſchlagen
worden, tiber weldje ex fremde Völker hatte ſehen über⸗
geben”, und nun in bee That in ber Beit vom 14. bis
19. Anguft am gedachten Orte von herangekommenen
faifertidien und Reichstruppen cine Schiffbrücke geſchlagen,
ſowohl jenfeits bei Krippen, als aud) diedfeits der Elbe,
zwiſchen Poftelwig und Schandau, auf gedachtem ſchan⸗
dauer Kirchſtück, Griidentopfe enfgeworfen wurden und
die Truppen des Lagers, das auf der Hohe der Rath
mannédorfer Felder neben Schandau gu ftehen fam, uber
die Bride gingen. — Bei Annäherung der kaiſerlichen
Dee. Vrchener Pane: 43h
und Reichs armee i) evbffnete Heeting feinem Beichtvater
und einigen Bekannten ſeine Auzrichen mit folgenden
Worten: „Die Zeit iſt nuw da; wen dad Schwert trifft,
den wirds treffen. Ueber der Elbe wird fich vornehmlich
noch cin grofered Heer zuſammenzichen; bel ſelbigem wird
es blutig zugehen, und es wird auch endlich noch herüber
fiber die Elbe kommen muͤſſen.“ Man glaubte died mit
dem Hevonfommen dev grofen Daunifden Armee erfüllt
zu feben, von deren Anzug bei Heering’s Angeige. in
fener Gegend. nod Riemand etwas Gründliches gewußt
babe, noc) habe wiffen können, die aber im September
aus Schleſien hereinfam und. bet Stolpen ein fefted Lager
bezog, cinen Verſuch auf Dredden madte, dann wieder
in bie Laufig gog, nad dem gelungenen Ucberfall bei
Hochkirch abermals vor Dresden erſchien, in deffen Vers
theidigung Sdmettan?) bamels (10. Nov. 1758) die
1) G8 ift die Kegtee, Vie von dem Pringen Friedrich Midael von
Bwetbriden (V, 391) ef ef ard, gemeint, melde fruͤher in dorti⸗
gen Geggnden eintraf, als
1) Karl Chriftoph ont ve v. —* ged. 8. Juni 1696, Sohn
des —S ‘Amutstommerrath s Samuel b. Sm. Cf 1709 gu Sondon)
und Marien de la Fontaine, tret 1718 als Faͤhnrich in & ¥. Dienſte,
vo. fein diterer ruber Samuel bereits. in hoyen Ghargen fiend,
fdmpfte in den Ricderlannen, Ungern, Sicilien wnd auf Gorfice, trat
1741 mit feinem Bruder, ald Oberft urd —R im preußi⸗
ſchen Dienft über, ward 1743 Geactalmajer und Senerelauectione
meifter, 1755 Generaltieutenant und Gouvernare von Heit, mar
ATS8—59 Gouverneus non Dresden, vow dem er Dann zwei mal
parddtigcedte. 1750 capitulicte er gieidmot, da ihm der Konig sid
fgrizben hatte, dap ex fdmerlih euf Entfod reduen tine und im
Roth falle uur die Raffen retten mige, hielt aud die Capitulation
aufrecht, ungeadtet vor igrer voftindigen Erfilung ein preußiſches
Gorps unter Gencral Wunfh tn dee Nabe cintraf. Bald darauf
wart ex entlaffer, oft Belge der Rothwendighit”, wie ihm ber Kis
nig jum Srofte fried, und ftarb gu Brandenburg 97. Det. 1775,
Sermibte om 10. Dec, 4740 mit Marie Satharine @merentie, Rode
ter des k.k. Generalmajors und Gouverneurs von Porto Sreole, Frei⸗
433 Dee Prefers: Sass.
pirvaiſhe. Mexſoadt au MPaanbdfieion; ſcudich aber nach
VBihmren, wie din Rrihsannce ned Grantee, zuruckging ·
Leuttres bewahrhaitete einen Theil dee weitern. Mudjagen
Deh Fiſchersanach ox vesfichertac Der Herr zeigete
wis Rh < bab: Dab henam irhande Neichsheer fich wie ·
dexum uͤber dis Berge: wah Bigmen zurückzog. Sh
fabe rechteigentlich die ¶ Maulthiere · nach einauder hin ·
überziehin. Wena er aben. weiter. hinzufehte: Aand
ijenes Heer · ¶ nalich derer Preußen) zog hernach, da
ceft-elleb vallbvedt war,.aud in-Gricden and Sachfen",
fo. ging Daé,::wenn: man .c6:-nidt auf den endlichen Frie ·
den bopichen will, damals nicht in Erfüluag. In Jenem
Jahre wenigſtens verließen dic Preuben das Land nicht,
vielmehr · empfand daſſelbe es nur.gu bitter, dap Friedrich
Die Winterquartiere darin bezog und von dew vier Ril ⸗
lionen, die ex foderte, mit Mühe 300000. Shir. durch
bie Stinde herunterhandeln ließ. 1759 jedoch zogen die
Preußen in der That für einige Zeit ab, weil ſie damals
gegen die Ruſſen gebraucht wurden.
Indem man jedoch die Entſcheidung über diefen letztern
herrn v. Gorratoy hatte ex einen Sohn und greet Toͤchter init We ete ere
zeugt. — Sein Bruder Samuel - wav tG84: geboren,: trat gu-kem
anfpadiden Regimente in hollénd. Soid, ward bei Hodftdd nt Gantiaia,
1707 Major, 1708 Oberfiltentenant und Generaladjutant ves
pringen von Raffel, ging 1714 in (ebfifen Dienft, zeithnete ſich vor
Stralfund und in Polen aus, ging ta 2B Dienfe. dl
Generalmajor und Generafguitiermelfier in Gicilien unl
ward 1738 Gelmar{dpattientenent, 1735, ——
mandant ‘von Velgrad, dann Souveratur von Bemedwone,: di
marſchall, trat 1741 in preuß. Dienſt ale Gao und
Grandmattre der Artillerie, ward mehrfach gu Miffionen ged
1742 Geaf, 1743 Greater ter , $18. Ruy 1781, —5
mahlt wer ex 1) mit Marie 0. Boge, die zu Wien 8. Sept.
1739 fib (ein Sohn, zwei Toͤchter)3 9) mit ‘marie — Rilben
ae 2— (amet Shine, sroet Tater), dee der Unig 2000 Fle.
mm gab. :
Theil der’ Heering ſchen Vrorhezelung der Sutunft dher-
laſſen Gaben mag, ervegte bod das Gintreffen feiner
Vorausfagung in Betreff des Rückzuges der kaiferlichen
und Reichstruppen um fo gedpered Erfteanen, je weniger
man einen ſolchen erwartet hatte, nachdem Friedrich fich
nad) feinem Unfall bei Hochtirchen nod) Schlefien ge
wendet hatte, Dawn aber writ Uebermacht vor Dresden
erſchienen war, von dem er ded, vor Schmettau's Ent:
ſchloſſenheit, um es nicht der angedrobten weitern Sere
ſtörung preisgugeben und, wie er erflarte, aus Rückſicht
auf die kurfürſtliche Familie wieder abzog. Viele Perfonen
von Stande und namentlid) aud hohe Offiziers wurden
dadurch begierig, den Fiſcher nod vor ihrem Abmarſch
gu feben und gu fpreden, und da es ihm, nad diefer
Erfüllung feiner Angeige, verginnt gewefen, an einigen
hohen Orten bas Vornehmfte von dem, was ihm, wie
ex gu fagen pflegte, ber Herr offenbaret hatte, gu er-
Sffnen, fo fand er ſich dadurch dergeftalt befriedigt, daß
et fich feitbem mit feinen Vorherſagungen, wie ihm aud
fein Beidtoater immer ſchon gerathen, langere Zeit gang
rubig verhielt; was denn vielleicht cin pſychologiſcher Wink
und Schlüſſel fein könnte. Nur im Frühjahr 1759 er-
zaãhlte er: „daß es jenſeits der Elbe und in denen ndrd-
Liden Gegenden nod) am harteften zugehen, und jenfeits
Neuſtadt bei Dresden ein Balgen fein, aud endlich eine
ſolche Heeresmenge in dem Lande gufammenfommen werde,
daß er das errain, wo diefe Menge erſchienen, wie eine
Tenne zertreten und die Marquen der Hufeifen auf dem
Erdboden ohne Ende gefehen babe.” Es fiche fid das
allenfallé auf die Schlacht bei Nunnersborf, bas Cin-
treffen ber Raiferliden vor Dresden und namentlid in
Neuſtadt und, wenn nicht auf die frudtlofe Belagerung
Dresdens durch Friedrich I. im 3. 1760, % auf die Beit
Vil.
484 Ber Frofieiet: Mare.
begichein wd Rob. REDO DMN bel Berle Sorfe Vlauen
und Bees Buig —— tage ta Se detanute
dintenfang frattfaid:! ie Bem oat · Nulk 2038) weu.
cet ee aR Nt a in
tered delgebra che werven and ver Werſaſſer bayabert
merkte damals bod ‘tree Fowtel': Feeriug Beef fos
mid: pitti nur, “eR wie das anberemal, Sep as
Boer. hee Buſe wad dee Beſſctung KG unter devin
Menſchen nur mehr dager modte, wobee ſich weinend
gat oͤfters anf die nachdrückliche Buß Slachnehrede dis
Heilandes beyſehe, welthe VMS deneh ſühlloſen und
hartnadigen · Juden, nach Quek am / I8. Capuen von ben
drei Jahr lang: nach ciftatiber beſlichten, ohne Frucht:Se-
fundenen und endlich zum Abhauen ausgeſetzten Felgjen-
baum gehalten“. Aber auch in bene erſt 1772 etſolgten
Aborude dieſes Aufſahes werden nur noch -wenige, ted
1789 -gefibehene Borherfagangen, beildufiy, tr: rwmers
kungen untd ‘ber Vorrebe “beigeBrade, und fiett einer
Fortfegung ber species fanti cine ,Aiftort{d-theclogifihe
Abhandlung über die Cafualfrage: ob es noch heutzatage
neue Dffenbarungen von wichtigen Revetutionen:in bemn
Kirchen · und Weltlichen Staat, und von beſtudern
Schidſalen einzelner Perſvnen gebe, urd was von ſetbi·
gen au halten fei, beigefügt, welche den Umfang · der
Rechricht· faft um dab Oreifache überſteigt. Die wer
nigen angefuͤhrten Momente find aber folgende:
Am 24 Rov. 1760 wurde der Beichtvater gu dan
diſcher Hering, weldjer an einem Katarrhahfteber kraut ·
gefodert, ihn mit bem heil. Rachtmahl zu verſehen.
Er ermahnte bar diſcher dabei auch diesmal gu ernſter
Herzeusprüfung, namentlich aber it der Anzeigungs ·
face”. Rach vollendeter heiliger Handlung fragte
er ign geſpraͤchsweiſe: „ob “bie neuere Gage ven
der Proheny, Mow, 435.
ihm 3}, doß ex. sor depart edna Geis, eins frib
lich: fiogenbe Berfa wotung achchel und 8 alton bat Bale, ogee
grin det 1631; Geringawtwortete hierark. 5, daß er. wa
‘bom Duel Wohen cine ARlammlams· gelchen Eelche vor
ein em dee Pasi GanbwaWyeng eines Mounysd, heſonders
eins Mourertelle,, im, der, Hand gehabt, mare angefibret
warden von. welchey Derfamrmylung.cr Den eſantz· «Wein
Gott iv, der QU hei Goer bitte enllimmen und fingen
Gone, end abnernsbteb fish immer noch mehre zu dieſer
Verſammlung binge gefunden, weſche das Getöne dieſes
Rieded. immer Heller genncht, ſo wire dog von beiden
Seiten diefer Verſammlung cine nod grigfece Menge
gavefen, welche folden Geſang wit frinen Morten: « Wi
Sehd Hat nun cin Ender, ñicht atte Hiren, wolles, und
ſich mit bem: Gehöre feldweg gewendet, es aber dennoch
hatten hören müſſen“. Der Biogragh bewarkt hierzu:
„Ob dieſes von dem nad zwei Jahren. exfolgten, aber
von denen Parteien mit ganz ungleider Geſinnung an-
genommenen Zicdn abermals cine Heeringiſche Voraus ·
fagumg:bat fein wmagen, ſolches üͤberläſſet man dem G. 2.
gat felbGhelicbigen bidigen Beurtheilung.“ Wagrend des
ganzen weitern Krieges ſcheint dem Beichtvater keine.
neurre Vorherſagumg ded Fiſchers bekannt worden gy fein.
2) Men ficht terns, hap ver Fiſcher dietcnel ut za bem
Beidtoater, mm uid igm feine Pitta exdffnet, wol ket Wee
felbe andern Zeuten pint hatte. War etwa der Bilder mistraulſch
Nell Mr Beidtoater — —— und abmah ⸗
as ſheiat dean ded, dap ex ſich, trot der ow. igme
aedguten Demuth, etwas au F ſeine Gabe eingebilbet. Wenn, nad
i ſeiner —— feat ‘in Gr} ae Segangen pan fam er wot gu
tet —
ee aD) ay sap Der vor
manden anderen — ——— Heering’s Bedenken trug, fie x
verbfenttier vidleidt erſt abroarten wotte, ob fie ſich berodgeten
Gergi. a. 4. D., Vorrede S. 18 u. 19, Yam). 9
19*
436; Dee Profenct Boxe.
Rath dem drieden Hat. Hering aber gefagt: „Es eigt
woabh Friede der H Obs hat. mir aber ſehen laſſen, daß
fig. ſich arden {Gon.wiedse ay Pferde ſetzen“, und.
dang sib Sinaia bt Gabe viele Brondéatten, wie
aud); xlele entklieidete und heraubte Menſchen in, Dolen
gel "Gabligy erzãhlt der Geiſtlie am 20, Mug
i231 on Denen ize ieſten Mifienen hes Bifthers,,. rites
weichen abermals- wenige Evangelia oder ———— np
zeigen find, iſt pielen. allhier (deren, Zeugnig ig, y
beiteeten fann) nicht unbefannt, daß ihm, wie e's |
expfincte, Shon vag anderhalb Jahren. ohnweit des Heinen
Dorfes Mroljen, woſelbſt er wobut, die Geſtalt sines
Magdleins erſchlenen. welded. ein alts Buͤchlein in Hine
den · gehabt, auf deffen cinem Blatte bie Morte geftanden’s
ſchwere und theuse Beit, über welche Anzeige ex. ſich med
immer. beflagt, daß ihm damals Riemand babe: Stouben,
beimeſſen wollen.” Bekanntlich trat 1771.und. ATTA rine
grode Theurung cin.
Ueber bie Met und Weife, wie bee Biches. die Mtn
ſcheinungen theils zu überkommen, theils gu, “aati,
pflegte, berichtet fein Biograph: es fi. keineswegg any
dem, daß et fie als ein Sehlafender im Traume il
fommes nod viel weniger fel es gegründet, baby me
men aud gefagt habe, cin Ménnden au ibm Sdrecu
igm das, offenbare, was ex anzeigen ſollte; ſondern tsi J—
Offenbarungen fimen ihm im Wachen, bald bur i,
wiffe, ihm gezeigte Geftalten, Vorbildungen nid, Sep
ſpecte, bald durch Stimmen. Gr verſpüre reac 8
immerwabrendes Anregen in ihm und cine Freudigtelf,
die Sache bald anzuzeigen. Bei ſeiner Angeige erklare
er ſich gemeiniglich alfo: „Ich prophezeie nicht, id dente
aud nicht, ſondern id zeige nur an, was mir der HErr
anzuzeigen befohlen hat. Und dabei habe ich dem HErrn
Dee vroffener ‘Rete. 437
dreimal geſchworen 2)’, daff" A Hite 8 te
der HErr defohten Ret, nee 1 ia
Furcht um meinet und dee “Meintgert alte atone
offen witt’ weiches Letztere ee alfertat Haley baa a
vielet Fhethiin wmit jammernder Stimme Yahe.” Weber
deüde er ſich gewbhnlich fo cus Ed Ht om HSrn
gegeben wordens ber HErr hat mirb bfehlen der HErt
Gat mirs gezeiget; Er hat mice ſehen Taffens” bratudfe aud)
ore den Ausdruck: det VErr hat michs.
mM
Wir glauben dem allen, was der Blograäph voit ber
Redlichkeit, Wahrheitsliebe und dan gefunden Sinne
ſeines Proſſener Mannes fagt, und meinen’, daß ber
ſelbe ein Mann gewefen, ber, in all ſeiner ſtillen Ei-⸗
fachheit und Zurückgezogenheit, mit Ernſt und Bye
nahme über die Zuſtände und Exeigniſſe ſeiner “Bett
dachte, und dem eine lebhafte Einbildungskraft, vielleicht
unter einem Einwirken geheimerer und tieferer Naturkraͤfte,
ſeine eigenen Anſichten und Erwartungen it ſeinem Ideen ·
kreiſe entſprechenden Bildern verforperte, welche meiſtens
ſo allgemeiner und unbeſtimmter Natur waren, daß fic
ſehr wohl irgend cin Ereigniß ciner kriegeriſch bewegten
Zeit auf ſie deuten ließ.
Sein Biograph gedenkt in ſeiner beigegebenen Ab ·
handlung, die eigentlidy mehr nur eine hifioriſch⸗ theolo⸗
giſchen intetting gu einer Ueberfegung von Gerfon’s
Abhandlung ,,von ber Priifung der Seifter” und zu
Spener’s Erklärung, was von Geſichten, Erſcheinungen
—D tte fi ver Weidtoater dod etwas. nah den äthern
Umſtanden und namentligy danach erfundigen mbgen, ob, ten und
wie der Schwur ihm abverlangt worden, oder ob ex ihn nur bei fich
felbft aus eigenem Antriebe gelsiftet.
4838 Der Froffence Rane.
und dergleichen Offenbarungen git Hatten fei”, auch noch
dittger aͤttern Vorkommniſſe in Sadhfen, die vielleicht shu
licher Art-waren und gleichfalls in Seiten fielen, welche
durch dat gewattige Eingreifen furditbarer’ Crétgniffe’ ie
tle Geſchide des Bolts wad’ ihrer Girder ‘geelginct tke
ren, die Smagination Ver Wenſchen ekſtatiſch ‘gu: ſteigeen.
Der von thm erwãhnte torgauer Sterhfeher Ragel Mefte
weniger Hierher gehoöten, da er wel deri nur'ei
wobhntiher dhitiaftifher Aftrotog wat Er feytel’n:”
den Unfang der ,, Giitdenen Feit auf das Jahr 1624,
toad bent freilich ein mddhtiger Fehlſchuß · war Ebeufalls
im Laufe bed Oreifighihrigen Krleges krieb dirt meißnlſcher
Bauer Johann Werner, dem ſich en Schulnieiſter gh
Rica bel Bitterfeld, Georg Reicharda) anſchloß, fein
Prophegeiwefer fo fark, daß ein Guteherr’ deshalb eth
Reſponfum von ser theologifdet Facnität zu Witten ·
berg einholte, welches am 19. December 1685 erthellt
ward, forte die Facultaͤt den Weener atid nachher ker
founders vor fic) fommen fief und verhͤrten St epee
Refponfime urthelite fle ganz gltinp UG? Aer. nad
meinte: „man fann nicht urtheilen, daß es ein votfige
licher, oder vom böſen Feind eingegebener?) Betrug ſei;
Denn derer Exempel gabe es wie, daß bei: einfältigen
1) @e wor gu Altenberg geboten, ward 1635 Saulmeilzet
Seehaufen, und wollte iiber 80 Pifionen gehabt Gabey, deren loa
Derung er aud druden laſſen. : *8
2) Wenn jene Beiten ſehr geneigt meren, an dedsleichen agers
natirlide Dffenbarungen gu glauben, fo batten fie dod aud eine Act
hombopathifdhen Gegenmittels in ihrem eufelsglauben, fofern fie in
ſtetem Mistrauen fdwebten, ob nidt dic betreffenden Gingebungen
ven bem Bater her Sige herribréen. Sabſt der gute Siife hat in
Betreff feines ebrligen Broffencr Mannes fetus Privatmeinung, shoe
nad ex ign fir ein , Object ber Berfudung” hieit, wos denn in ger
wiffem Sinne aud feine Wahrheit gehabt haben mag.
Dee Frogever Mens. ao
Giriften cine Bilas ipaft nn Linfsigen-Sufidlen gewiſſur
Städte und, Perfonen ich. Befinde,. welche Ver, Aus-
gang enthedtet bet! Cine qrifere. Ungnade der Herren
Theologen wurde, dey. Hang. Weryer jedoch urd einen
Rann magna, der ſich {einer her anzunehmen gedasht
hatte: «, 1642, geh udmlich, De. Jalob. Fabricius 4), der
belannty Beiditvater:: und . Felbfuperintentdent. Guftap
Adolf's, damals Generplfuperintendent zu Stettin, cine
prohatio, visignum. heraus, worin ex, wiewohl nur ſehr
beitinfig, BWernen und. Reichard u. A. als Beifpicke ane
2 daf aud) die .neyere Beit nod. Offenbarungen
fenne, und damit ſowohl beg Wibeder Paftor Satob-Stelter-
fobt?,, der 1632 cin „ſchriftmäßiges Bedenfen van Ger
ſichten hatte erſcheinen laſſen, als dic mittenberger Facul-
fit maͤchtig in Harxniſchbrachte ſodaß fich daraus
tine lebhafte Controverſe der ſtreitfertigen theologiſchen
Kampfhãhne jener ett engvidelte,.in deren Verlauf die
Zacuitot we, erklärte daß ,, Nagel; Wemer und
Reichqrd unter; die rechtfdhaffenen . Propheten. nicht au
xeferien, ſondern öffentlich contra. analogiam. fidei,
DE wider die Aehnlichkeit Bex ächten Glauben:
2 ay Geb. 1D, Bia 1505 zu Geli, in dutftigen Umſtanden, half
ſich durch Informiren, begleitete junge Studirende nad Moftod,
erbielt einen Sduldienft in feiner Baterftadt, ward daſelbſt Pred{ger,
Dann, — hei dem Hexzog von Pommern, 1625 gu Grelſs⸗
‘palde Doctor, tad der Ucberfunft Guſtav Woolf's dieſem gum Feid⸗
fuperintertdenten geborgt, nad deffen Sode Generalfuperintendent zu
GStettin, + 11, Aug 1654, naddem thn vier Sage vorher auf der
‘Kangel der Schlag geriget hatte.
2) Satob Stolterfoht, ged. gu Kibet 21. Yuet 1600, ſtudlrte gu
Roſtoͤck, Wittenberg und Greifemalve; wurd 1626 Prediger gw: Lis
bed, Weed er ungeadtet vlelfacher Berafungen nidt verließ, ſtarb am
4, Marz 1668. Sein Vater, Jobenn Stotterfoht -(ged. 13. Ven.
1555, + 4, Febr. 1622), war glethfatle Qreviger zu Ldbect, fetne
Mutter eine Bacmelfter. 1 . .
440
und —— zum Rachth (ber Epefinst und Unter>
thanigkei enegen bie gobtigten : gélebfeet 9: 2) Btefer Skeeit,
der auch gu einem Schriftenwe chſtl zuiſchen ‘Denrlabeder
untz Bert ſtettinet gelſitichen apie “fibete, welded
lehlere in ſeimtr· —— ce Site
ſtand⸗ (AH aber mehr verntitteind: in fprath;’ wabrte
gin Sabre 1647, wo ‘Stotterfoht bag tegte
uͤbte aber in defi neunziger “Sabrent wiebet auf bd ttf
eine noch viel’ größere Mafe von Streitfijriftai hervot,
als Dr. Fohann Wilhelm Peterfen™, - Sayerintertveit
gw RAneburg,' der, nebfi fener Gattin, Johanne Eledtibte
9. Mat, Fh den Ghittaften gehdrte; en Frdulein Rofa-
nilinde Suliane v. d. Wheburig in dad Feld fuͤhrte, die
feit ihrem fieberiten Sabre Offenbarungen gehabt haben
ſollte, dantben auch die Vrophezeiangen eine’ Birgers
) So fagte and 1603 Dr. Loöſchet: GA fet von folden Bifionen
etived getinder gu urtheilen, von denen keine Gefahr meder · wider das
Hare Bort Gottes, nod wider iegewd einen .Gkaubeaparsitel, wed
wider die fombolifgen Diger, nod wider die Rupe und Ber ſeſſang
der Ctaates gu Deforgen fet.
2) Geb yu Denabeie 1 Bunt 1040, Edhn Johenn Weotg
HPeterfen und einer Prdtorius, aa — — — usd — goðc
det, Hrivatdocent gu Gießen, dann bei Spener in F ict
bei einer fir cine Sodseit gefertigten — a fe
Ddrdde gegen dat paipfuiche Becbot der Hr
fo erglug cin Halferiges Mefeript gn den — —
ex cin grofed Stipendium geno’, thn feftzunet con a te oe
et ye un ex wurde Prediger su Hannover,
tebrdidern zerfiel, weil ex t Bridie — anes wollte.
1686 wurde et Prof. der Poeſie ta vied, bald dar a dex
logie, Hofprediger und Giperiatenvent zu Gutin,
1692 wegen der Afeburgigen Geſqhihte enttaffer. ca nat
mit einer. furbrandenburgifden Penfion in Magdeburg, in deffen Rabe
er fich RNieder⸗Todeleben kaufte, das der Kurfüutſt eucehet ‘nadie,
gab, neben zahireihen Saeifim und und Beidten, an denen wed fein:
ga au Theil hatte, eine SetoRbiogtangle heraus, + ge Shymern
erbft 31. Ian. 1721. Aud Selbnie da Antereffirte ſich für feine Gast
Wir kemmen vielleigt — niger auf ihn.
De Sroffence Mant 441
und —— Quedtinhyay, Heinwicd: Nraben ·
ae ten. —* a vo ttitig ns Beg
ney. — rigenhwin TAR vist
immer: erfanntcbat, io, Site, posse im Sree
thus, ial et. Heise, Bayer. an Boren
Dorf bu, ster, fens 3 ——
Grleyshtung und; fondertiger. jong ap gl
die Leute gemarnet,. wig er Denn. nid fixacinen Vro ·
pheten, londern für einen voy, GDH —* Warner
wollte. gehalten fein, Er. warnte nicht -allgin, miinplicy
fils inſtehendem gemeinen Unglücke und ſchweren wenderb ·
lien, Landſtrafen, ſondern gab. and alieb wag ihm
ſeinen Vorgeben nach you Gtt befohlen worden/ ſchuiſt ·
Tih bei dem. dreiberghchen Superintendenten M cibratam
Genfreffen*) cin, darinnen er mancherlei geweiſſaget,
davon zwar vieles mit dem Exempel eingeſtimmt, das
meiſte aber ber Ausgang widerleget hat.” Sur Beit haben
wir iiber ihn mur Folgendes ermitteln können. 2) Gr
fu früher Soldat gewefen fein und’ ſich auch mit wagie
iden Dingen abgegeben haben, Als Warner und Prophet
eat a fst 1629. aufgetveten gu fein und feine Lauf ·
bahn 1441 beenbet gu haben, Waͤhrend derfelben Gat ox
gang Norddeuiſchlane durdhftreift. Ex foll die Seolachten
bet Breitenfeld und Lützen vorhergeſagt haben. Bei, der
Kürfürſtin yon Sachſen fland er anfangs in gutem Bry
foben.. M6 aber Magdeburg erohert ward, wovon cy
Fandboft vnſichert hatte, daß dies niemals eintreten
werde, ward ce vem Hofe | serwiefen. Der wittenberger
+ D at ea im Mareburg, 16 Be. 1371, 1613 Sup, in Breiderg,
ED) meie iti in Yen Conslte Theofog. Wittenberg, p. 8DL &
fowie, von der andern Gelte, im der 1646 exfdienenen Shri
„JDohann Werner's dennoch wabre unſchuld“ gu finden fein
19**
ua Dee Proffenee Same
Dr. Johann Hulfemann), dev ihn wit cramithtet’ hatte;
ſchrieb 1635 an Joh. Georg Dorſchaus: G8 fet ein cin:
facher, frommer Manni, det dte Hauptſtücke des Glau ⸗
bens richtig innehabe und bet ſeinen Rachbarn ſeit vieter
Jahren in gutem Leumund ſtehe. Er fet! auch beſcheiben
und rede nur, wenn er gefragt werde. Schon 1696 ure
theilte er aber ungiinftiger, ‘well et etfabren, dap Werner
fich früher mit magifden Kanſten abgegeben. Derſelbe
verſichere gwar, daß er die —— dernichtet habe,
habe aber doch nod keine unzweideutigen Beweiſe won
Reve und Bekchrung gegeben. So mochten ſeine Offen ·
barungen wol nicht rein, oder gar nicht göttlichen Ur ⸗
ſprungs ſein. Fabriclus mag füt ihn eingenommen
worden fein, well er eine ſchwediſche Untoerfdtmonardiie
prophezeite, und Hat ihn eine Seif fing tm Hauſe
gehabt. J wR es
Fabricius ſagt uͤbrigens doer fernen “Warner und
Reidard folgendes: „Es ſind did tte Visiones bef
Johann Warners, eines Meihniſchen Bawten, ſampt
deß Georg Reichards, eines Sehutnielfterd: zu Rosa, bee
fond. Ich rede nit de setiptis’ stippositiis, bbe" yon
dem, was etwa unter ihrem Namen falſchlich ‘spargire
witb: Sonbder von ihren eigentlichen relationibes "trib
wird ein fleiffiger Refer befinden, daß in ſolchen Visio-
nibus feine Phantaſtiſche Grillen, noch erdichtete Fabeln,
viel weniger Teuffelswerke ſtecken, wie vor etlichen ohne
Grund ift Eingegeben worden: Sondern daß fie durch
den Eventum aliſchon in vlelen Punkten find’ bewähret
1) Geb, 1602 ju Eſſens in Dftfrietland, in Wittenderg gebib
det, wo er Profeffor der Theologie und Sqhioßprediger ward, 1646
Pehox FF Stemi in Eeipgig, IGST @uperint, deff, tard
21. Jw 661. . an
eee oe ‘e
pac ees eats
igh Fommmen. gue, tig dex, ese
eiflagung et nicht, cingetensfey, und. wenn auch, vets
fobichened. cingetoffen, Finne man dod), aus {olden Ere
folg nicht. folgeen, ball of ein gottlided Cingeben fein
müge⸗ hob auch herons, „daß ſie um Warners, als eines
fod ſiſchen Randestinded, Sade mehe wiffen milffe, als
Tabricius, zumal fie, Jenen perfonlidy.secumdam acte
et facta. umſtaͤndlich geh gehörxet und verhöret habe“.
Es if übrigens jene Zeit auch außer Sachſen uͤberaus
reich an Hellſehern und angeblichen Propheten gewefert.
Go ermãhnt Fabrůcias: Andreas. Pelger, einen ſchleſſchen
Bauern, dem wancherlei anvermuthlide Visiones, dé
noch > graffirenks gravliche Kriegsweſen in Deutſchland
hetreſſeud find, spiderfabren, und haben Veritatem ¢o-
mitem,g past". Berner. die boͤhmiſche Jungfrau Chri ·
Hing Ho 1 Ge Anu 1627 und folgenden Jahres
felt, —* Geñchte von dev, Chriflichen Kirchen
Perfolgung. und aatinftiuen Setters,» wie, oud. ton
— —
Det Streil tam’ dorkgens gundsft daher, dah ex fg in’ em
PD at, elif ben, 1,
veut ae tar has Und 160) cee eee et om
Mh ¥ Ge gefomnten war,
ue De Noſi · Mees,
ihrer · deinde ſchaeclicer Siraft gefehen Gat’, davon cin
gantzes Buchlein ſchon · fir eilff Sehren 1) ine bffentchen
Druck · iſt aufgangen, nebſt angefügten Vericht von Mare
garetha · Heydewetters, anem Magdlem. zu Cuttbuß iu
Rieder · Laußnitz, welche bei hren gehabten · unterſchiede
lichen Entzuckungen, in Gegenwart vieler pernuehwen
Pevfonen, gang wunderliche Dinge gerchet, infenderbeit
aber wermeldet: hat, daß Deutſchland große Anfechtung
wuͤrde haben Uber der HErr Jeſis winde das Wlat
wenden, and: cin Mittel Orin treffen, wann die: Noht am
groſſeſten feist würde“. Weiter: ein (ungenanntes) vor⸗
nehmes gottſeliges Fraͤuleia,, Herm Standes, welches
bei wibrenden Entzuckungen ſolche Ding von dieſen
Läufften und Zeiten außzeſagt, die ſich im Werch richtig
hernach befunden: Geftalt die. Acta-nod in beglaubter
Reut Handen und sie Pexfon felbft noch im Leben“.
Sufanna Riigecin,. clue Dienfimagd: in. Rinwhery, die
von hochwichtigen Sachen durch igre gahabten Gefichter
gelernet und ·hernachmals andern ‘Renter cpu wiſſen ae ·
füget hat, derer etliche ich ſelbſt. geſprochen und auß
ihrem Munde. gehdvct, dof. die gedacht Sutjanne mit
ihren Weiſſagungen keinen bloſſen geſchlagtn hatte,
And habe es die Mark Brandenburg in, dat nächſten
Jahren weidlich empfunden, was „der Wol Edte David
von Oppen?), auff Coſſemblat Erbſeſſen, in. etlisher
1) Alſo wol 1630,
und die gefammte Freundſchaft“ anfiel, und thn bis an ſeinen
1662 cingetretenen Sod verfolgte. Gr foll ein geleheter Cavalier geweſen
‘Dee Profierce: Mant: au
Entzuckungen vor feinem Batterland wnd deſſen herbri⸗
nahendem Unfal eingenemmen und ſotgends vestiindigt
hat. Inmaſſen aun dieſelbigen ſeine gehabte Entzuckun ·
gen ordered nod ein auder befchrieben, und gu Franck ·
furt an der Oder Mano: 1682: gedrocket ſeyn.“ In dem-
faber Sayer 1692 erſchtenen auch in 4. ,, Swel Wunders
Seuttdtiein, 1) GHriftorh Kitters, DeiBgerder gu Syprotta
in Shieflen, 2) eine. yomedsfiedhtigen Jungfrauen im
BoHme, Viflonen Letveffead. Wud) fol der groge, im
Jahre AGBLfintsgefundene Ausbruch be Vefetos zwei
Jahre vother durch einen Boner Johannes Camillas ane
getiindigt worden. fei, welche Votherſagung, wen: man
ihr iste Slauben ſchenken wollen, mwentghteris den Rugert
gehabt haben wirbe; daß idte Leute dem — ‘bitten
aus dem Bege hehen hve:
Sahrend UH mkt: Abfaſſung obigen aufſedes bee
ſchaͤftigt war; ‘figete-anie ber Zufall ein altes Zeitungs ·
blatt ) int Gad, in wilchem ide elnen Vorgang ber
ſprochen /ſfand / der wenigſtens· inſoweit ait bem Vorher ·
gehenden in Zufammenhang ſteht, als er die große Gee
walt dee Eindildungskraft ans Licht hows Bilhdm
Faffey der Sohn eines armen Tageſohners in Luerdiffen,
citi Dorfe: im Tippifetyert Werte Brake, vous fn ditefe
tigen Umſtanden auf und verbradte ſeine Sugend mit
Dienen bet Hirten md Bayern. Im Jahre 1797 ents
dedte ex einer Schwefter im Vertrauen: er habe vor
mehren Jahren und gwar in dem Sabre, wo er confire
mirt worden, auf dem Wege von uerdiffen nach Lemgo,
fen Specie ‘ies ign finden fid in einer 1662 iu 8 Srantfurt a. d. D.
Lazarus dormiens“ erſchienen a Seldvenpted igt
. ai in eter —E »IV. Disput. de Lusat. Litera
1) Rationalgeitung der Zeutſchen, vom 2. Det. 1800.
und. tthervolien; aus denmiar P.albe Thaler. ——z
wofir ihm — Aeltern MeihunghPiide. gelauft bitten,
bed Liebwige ober ‘winter: einan alten Vuſche vergraben
— Sn: ber: Rat. verlangte ar “hed Gel. *
dem Artsrathe; und behauntrte, darfelbe. babe dab Grip,
¢ y+ x,
bebaretigh bei: einen Bejoaptunger und, wey. mon,
auf deten innete Slbeiplie anja. mad ftrn,
rrr el outs aie
1) Das Rahere wird in —E 388368
sete Don 11,000 "28tts a eet oct
nattted uy
(2emgo, 1800), 84
Der Brofieite Mase. 47
wußte er wenig mehr entgegerzuſtben als: es fei: body
fo wahr, wie er geſagt hade. Aerztilche und geiſtliche
Unteefudung ergab feinen Berſtand als: beſchraͤnti und
ſtumpf, ſeine Renntniffe als ſehr mangelbaft, aber keine
Anzeichen von Wahnfinn nd ebenſowenig vow Sbfem
Willen und von ce boshaft angelegten Plane. Da
man nun erfuht, daß er gerade um dle Sek, wo ex von
ſeinem —E Bane zuetſt zu revere anſing, an siner
heftigen gelltten,’-fo eaklarte man ſich den
Borgang gufebt “fos: —— mdge-in Ser That die neun
Thaker gefunden, ſich vielleicht nachmals oft in ſeinen
Gedanten mit diefem Funde befdaftigt und dann ein
Fiebettraum ihm · die weiter ausgeſponnene Geſchichte fo
feft eingebtidet haben, daß ex ſpater ſich nicht wieder dar
von lodreiden und Wahrheit uid Itrchum nieht mehr
untetfiheldet konnte. Er derſicherte, in ſeinem Seder nie
getrãumt gu haben. Hathe ex wield) bis gu ber Beit
feitter Krankheit nie getrdume, fo mußte ein Traum, als
eine thm ganz nate und unbekannte Erſcheinung, um
ſo fiefern Cintra auf thn machen. Wie dem auch fet,
dnd ‘fein Vertheldiger unternahm es nicht, etwa eine
Wahrheit ſeiner ETinbildungen gu behaupten, und ſuchte
ign nur ‘gegen’ eine Ahndung ſeines Verfahren’: durch
die Ausführung zu ſichern, Saf ein unwillkuͤriicher irriger
Gang feinke Cinbildungskraft ihn entſchuldigen müſſe.
Das Erimũnalgericht entſchied: da Faſſe's Angaben voller
Ungeteimthriten und Wiberſprũche ſelen und ex aichts
beweiſen fonne, fo fei ſeine Angabe fiir unglaubhaft gu
achten und wilrbe ihm, wenn ev: fle abſichtlich erdichtet
hatte, mit Recht eine ſchwere peinlide Strofe zuzuerkennen
fein; ba ign aber cine irrige Vorſtellung oder Phantafie
verblendet gu haben ſcheine, fo fei er infofern nicht ftraf-
bar. Indeß finne er doch niche fofort in Freiheit geſetzt
M8 Dreer preyener Mame,
werden, um nicht cin Mistrauen gegen den Amtsrath gu
na§ren. „Man foun”, hieß es, ,, Baffen freilich feinen
Glauben nicht nehmen und ibn dieferhalh nicht ftrafen;
aber ex war dod nicht berechtigt, mit einer foldjen ent:
ehrenden Befduldigung ohne Beweis Hffentlid) bervore
gutreten, denn died war eine in feiner Willkuͤr beruhende
Handlung, welche ihm allerdings zugerechnet werden
tann. Sowderer olfy ditſerheib unit oͤff entlicher Strafe
belegt und ihm fede fernere Meuferung diefer zur ——
des Amtsraths Rodewald gereichenden Beſchuldigungbej
ſchwerer Strafe unterſagt werden darf, ſo iſt Weia
nbthig, Daf er — wie das bei, Melancplifen, oder
Partiaiverrlickten gu geſchehen pflegt.— einer befpndern
Auffrht Gergeden und aur offensliden Arbeit auf zwei
Jahre fedod unbefihadet feiner Ehre, angebalten, wad
als Gioilgefangener ohne Kettentragen behandelt anird..’
Sa das am 18. Febr. 1800 publicirte Grtenpanig,. igs
—* ol ——* sa big ay ‘Taney
en Vorganges. paniſcher. Rome
SHinfetd in Berlin, belehaftigte. fnlange ‘de *
Geanken, Schatze gu graben, “a c i i Sra ae
Phantofle fle Wirkuchteit. zu halter, aufing.und,
bildete: er habe ginen Scag von Dismantey,. nae
900 sit. an. Werth, gefunden, denfelbgn. n ae as
heben koͤnnen und die Sache deshalb einigen Ande
dedt, die dant allein hingegangen,, den, Shhatz achobei
ihm aber abgeleugnet batten, daß fie denfelben usa
Gr wußte viel davon gu fagen, mer pon, bem @ebe, ef wag
befommen, machte Anfpriiche an die dinder und eG. ſich
durch nichts von feinem Wahne abbringey,.. 4: = ..
i. “een Seman J
En * aihmemn, der Sage nach aus Sechſen gee
büftig, fol in kaiſerlichen Dienſten gum Rittmeifter ge
fliegen, 15568 von Ratfer Ferdinand J. in den Adelſtand
erhoben und mit anfelnliden Gütern in Ungarn dotirt
worden fein, aud) dafelbft acht Söhne ergeugt haben.
Mit cinem dieſer Sbhne, gleiches Namens mit ibm, fam
ex nath Sachſen suri und diefer ward Syndicus und
Bürgermeiſter zu Annaberg. Sein Sohn, M. Theodofius
Lehmann, ward: Pfarrer erſt zu Königswalde, dann zu
Etterlein, und dieſer war der Water des alten Paſtor
Ghriffian Lehmann gu Sdheibenberg, der 1611 gu Koͤnigs ·
walbe geboren, exft “1688 als cin Jubelprieſter geſtorben
iſt, ein Tatelitfages Gedicht auf Shwarjenberg in 364 Hee
rameter, detfaBt, viele geſchichtliche Nachrichten über das
Etzgebirge geſammelt hat, wovon cin Auszug, unter
dem Titel: Hiſtoriſcher Schauplatz der natürlichen Merk ⸗
würdigkeiten in dem Meißniſchen Dber · Erzgebirge“ (Leip
zig, 1699, 4) nach ſeinem Tode im Drude erſchien, und
in feinem Ante 6600 Predigten gehalten haben ſoll.
In den erſten Jahrzehnden ſeines geiſtlichen Amtes und
ſeines mit zehn Kindern geſegneten Hausvaterſtandes hat
tr viele Noth gu beſtehen gehabt. Doch ſcheint er ſo ⸗
wohl, als ſeine Gattin, Euphrofine, cine Tochter des
450 Chrißian Lehnam.
Stontrishters Georg Kreufel in Elterlein, wohl geriiftet
gewefen fein, ſich ſtandhaft buedgutdmgfen. Me die
Paftorin mit ihrem aͤlteſten Sohne, dec nad dem Groß ·
water Theodoſius Senannt murbe, ſchwanger ging, mußte
fie vor den Kriegtgefngren noc) Annaberg flüchten, gee
bar in einem Braubottig umd hielt ire ſechs Woden
im Walde in einer hohlen Ciche. Bei ihrem. vierten
Sinde, Sheifttan, gob. %. Des, 1642, kam wieder Kriess ·
geſchrei ing Lond; fie mußte ſich vow neuen zur Flucht
rüſten, ging desbelb gu früh gue Rirche, erkaͤltete fie
und wurde fo krank, Daf fie mit dem Kinde anf. fede
Gefabt zurücbleiben mugte.: Jum Glad ſchicte iby ihrer
Schweſter Mann, tis ſchwediſcher Lieutenant, von Ayre
beng. aus cine Salvegarde. Bu dec Ungft und Gefahr
kem abet. noch dex Mangel und die Kinder wurden mit
denders Schwarzbrot, Dd, im Waſſer gekochten Schaten
end Kruutſtrünken aufgezogen, was deat: öſtere vnd
ſchwere Krankheiten, zumal Ruhren, sur Folge. Hatter:
Der Boater atte erſt widht: dem Muth, {eines drei
MBhue Pudiren gu teffn, ſondern beftimmte dew aftetten,
heodoſius, ber der fedrkfte war, gum xhmirdegagyrds,
den podten, Chriſtian, well.er die Feber gut ſührte gum
„beutſchen Schreiber;“ dex: dritte, Ammanud,. in,
„weil ox gar ſchwach war,” ein Schneider werden. Allin
‘die fromme Mutter lag ihrem Gatten gar inſtändig an, dah
e-fie gum Gtudiren halten mage, wud ſebte, wie jede
Phage und gute Frau bei einem fle licbenden Manne, ihren
Say durdh. Der. Erfolg gab ihr Rest. Theodoſius der
gum Sdynicd beftimmte, iſt als fuͤrſtlich merſaburgicher
Hofrath und Gonſiſtoricipraſident mit Hinterlaſſung cine’
ſchönen Germigens geſtorben ia7. Mug. 1696); fein Soha
Hat ſich den frühern Abel der Familie erneuern laſſen;
feine Tochter ward die Gattin des kurfachſiſchen Hofraths
Criftian Lemus. 451
Jehann Burkhard Freyftein. Der ſchwaͤchliche Immanuel,
der ftatt des Schneidereiſches dite Danzei beftieg, wurde
erft Rector zu Ammaberg, dann Diatouns gu Wiekenthal,
Fkichih: Mrehidtatorns TH Bovity. Der Gheifian ber
gleiten whe fpeciefler ‘auf ſeinen Sebendwege . * -
Ex- war begabt and wißbegitrig, ‘bathe abor als Sind
cin elwas ſhwerts Gedachtniß und brauchte einen Lehrer,
bee vhit Gedund ‘und Schonung verfide. De snachte tome
denn citter fetter Pragefiet Sehrec, ein itziger Seudent,
viele’ RNotly, dev ‘thm viele Seiten aud’ Sev lateiniſchen
Gronimtattf auswendig gu lernen gad avd ihn, wenn ex
das Penfuin nicht gu babattigen vermodte, off wwe *
nigen Standen vier Sis fUnf mal mit folder Crenfor-
keit züchtigte, bah die Spiga’ ber Rathen ine Fleiſche
ſtetken blieben ‘und gd fdwaren aufingen. Der caret
Knabe verlor naw freilichn dad Sle ſleiſch vottnis, wagte
abde nicht, ſunen Saftand: ben Welter gu entbeden, td
ging Darilber “faft! cit, WS ‘Die Mettern, nachdem er einſt
mals die gate Nacht Hagia grwiaumert, die Sacht ent ·
deckten anb nun ‘Das! Urbel abſtellten. Ge iſt pater: ter
Ephorus ĩſeines hatten Orbils geworden, wober ſich von
ſelbſt verſteht, daß er demſelben die Leiden ſeiner Jugend
sitet entgelten Heh. 1686 begleitete ber Water den älteſten
Sohn, dei de Furfiaſchite gu Geinnna defenbte,- doet⸗
Hin -udb-naber auch bin. Chriftian, anſcheinend ru ats
Reifegefaheten, mit. Unterwegs aber: ließ er den niches
weniger Ahnenden tr Ahemnig bei. bem Rector, nach ·
herigen Guperinéetdenten, M. Albiaus Seyfried, gab
ihm ſeinen · Segen und vůterliche Etmahnungen und lich
nun den febtichtermen;: Ger dag: pibrliche dicfer Bmbung
wahrſcheinlich höchlich erſchrochenen Srey, ohne Woſche
1) Man muß Loe ae i aii We Mutter ats von
von dem Plane gewußt
52 Chlitlan Lchuaun
und SAAR? ta —S—— nut ate ſeht went gent Geide,
itr See flemtben Welt. Dee Rector, deſſen Enkel ‘nat
amet · der Ebbam unl Peeed Weis * age 4; “tral
ihn feb Hebttehch auf, eſehte ithn in · eit Caſſe des
Lyceums, wor et’ shit Bem unteruchte woot zuftrieden
war,’ writ verſchaffte ihm “eit “ Unterkbumen ' bet een
Birth, deſſin Sohn ex informiten follte. MtefeP eintere
kommen ‘Ties! aerbingd in dem · file tht: fp wichtigen
Prultts: die Billighett wetig ‘hu’ whnfdhen’ dbrigy denn
er Hutte file Koſt und Régis Bie Woche nur 5 Gt. 3 Pp.
zu bezahlen. Dagegen hatte ex ſonſt dott viel gu leiben,
da · der Birth ein rvher Renſch, eth Saͤufer und Flucher
wie and beide Aeltern ben vor ihm zu unterweiſenden
Shin verhaͤtſchelten. Bod) hielt er zwei lange Sabre
dort aus. Ber Vater konnte ihm freilich kaum jenes
geringe Koſtgeld ſchaffen, und fo durfte er keine
Enderung wagen, die die Koſten erhöht haͤtte. Wh
den Bater bat, ihm einen Cornel gu ſihichen, rieth
dieſer — oder, ‘nay andern Quellen, ble Putter: - — das
Bud, bas fo nur einen Finger’ fect ware’ Heber ‘abe
auiGjtelber’ und babel Rainn gu den Mrimernitigére za
laffen. Der reine Discant deb Knaben verithalfte’ thir
jedoch die Aufnahme in dad Singechot und damit tei
Gen Verdienſt. Auch waren dle Lehrrr bemliht, ihm Bet
adeligen Hochzeiten und andern F lvltaten etwas ‘Bab
gu Büchern zu verſchaffen.
Er war nod) bei jenem Wirthe, als ‘tine * ‘gefttge
Feuersbrunſt am Orte ausbrach. ‘Dariber etfchrak der
Rabe, der noch nie dergleichen gefehen, dergeſtalt, daß
er fein Ende nahe glaubte, Schlaf rind Eyluſt verlor
und in einem Stiefe arr ſeine Aeitern gar beweglich von
ihnen Abſchied nahm. Der Vater ſchrieb ihm darüber
folgenden bezeichnenden Brief:
tier Sohn, den. Banh ich ungerne,
ungerner, daß mmo scichapden-bift.,. Batt pe hetagbet
cin Jude⸗ pher,nerbamnntee Barts, Bes, dy. dich ſo fuͤrch
teſt? fei bik, Costes Rind, dix. ——
ae gi vom fallen. oj en.
haſt bie heiligen Eugel bei dir. Dur hate wir. “san
0, Did Set iftiia i ne oa he Saufel
in, einem ‘Se vaifo wee ee
denn eben datum, ie Hi a rate, daß du einen at
troften Muth haben, und Mores leruen. follf,,.
athe dic Gerg, Staͤrde und Truth an. Reb wh
ah CHviftum’. 2.
168 tow -¢r. in. die ere, Claſſe, dn Buber: ghee:
auf, big. Untoerfitit, pnd nun, firdhtete.der Vater wieder;
daß es ifm, mdolich fein würde, beiden Sahnen zu⸗-
glaich den: nithigen Zuſchuß gg geben. Er. ſchicite dahen
den Chriſtian, ouch. diesmal ohne ihn ctwas von · ſeinem
Vorpebn ohyen gs leſſen, mit 4 Gr. Seige ww usb
einem, Briefe ‘AM, mn. Steuerbuchhalter Velarius Zeiſi
nah Dresden Hier erfuhr cx mit: großem —S
daß er, Pr ae Une ſich der. Schreiberei widen falle,.
Die freundlidften Vorſtellungen konnten ihn nicht baleen;
ex bat, mit. Zhsinen,,, ahn doch beim Studixen zu Laffer
und wanberte mit, dicfera Gorfage- getroft nad Hautes
wo der Boater dem Ernſte deffelben nachgab. Er that.
ihn jedoch nicht wieder nad) Ghemnig,, yoo inzwiſchen
auf dex Schule cine Renan, vorgegangen war, fons,
dern ließ durch ben, in Relpyig | ſtudirenden alteſten ‘Sohn.
um cine Stelle in’ Alumneum der. Thomas ſchule anhalten, -
456 Gaibine edoees:
die ahen iau “anf. Bervenboery: be De GB femme, zu ·
gafagt: wath. ; AE. er aben.gwie ſeinem Gicchem wit
Bafhermad Melotn avf bem Noclor⸗nin Lainig sie
gewandert kam, erfuhr ex zu ſeichen Beeestom def hie
Etelle anderwrit · vengehen frinn andi. odandreirer ate der
ibn-prifend:Rtectog cin.polterBdar Maan. itp Oc hegüs
ear, daße ihan: elles Math entianks Gin henahe Garden
der Predigan fod hmKroſt —————
mit der Echũchteruheit Ded Mrahers Geduda zu halen,
inden · Moet moch riuen feinen / Mann - orb: thee machen
würda· Dum Glüdk beſtand av. bei don Cantor m Bin:
gen gut · und · fo wurde es-(J659) anjgetommnest nit vlieb
vier Jahre auf dieſer Schuin Danthee gedarte mn lebens ·
lang des. Desnadignt Eonrottors Friedrich Ranpolt, den
er fiehé mutt den gelebeten und: getrenen Mann naunte
und aiemals ihn eewabute, ohne -bisiguetictes : Sot
vergelte ihm fede Freee. suit allen) Gnadem undissihem
Seger! Auch bie ührigen Sehren grvgnnen itm fied,
weihalb er bet-alen Spender wad. AAusthailungen, wen
Hamden, Strinupfen, Geld sc Baich ern reichlich brdaht
ward, was ihm aber. andy vicls Misgurſtebri ſaben Mu
ſchulern zuzog. ) Ge lewte übrigent bien nehen cower
Beſchaͤftigang mit den Hauptz wecke feiss Uafenthaltes,
1) Muf fener Sqhule war hamals dle Meufit-vorherefdend; und
viele ihrer Sꝓnler biicbes audb fpdter bel: pigfam Bervfe..; en's
Biograph verfidert, baf von den GO damaligen Schülern foam
3 ober 4 der side ober bem semeinen Belen nadhmals mit Ragen
batter —* — Def Me Guaft, melge Lehrer rise
fis oft watever —— oh at ence ae fen, Wau e
ol rho ia in tee a
3 ibe: rae ber To dines in fehr it
Tae,
—E at neat THe fates onaee —* A el fe cine,
watts et —* Das Madden es ſonſt vor ben Andern nicht wiirde aus-
Cpelilan. Shame: 5
dic BVivtin⸗e Gita [dad Vavlcenan Bieuither awh blich
der baflly zewonnuen Netgung und ‘Liebling .felwLcbetiing,
teen. uh componivte e Arien Monun end aeth
tice, swede: WeFalh ſanden. tit yok
> Rah Dfters: 16ST beyog we Wie aloe an Geode
0:20 BE erſpartes Geer mit,/ wozu er von Haufe
106240 Bhi. velam, und tami feta erſtes alademi ſches
Dahr guiibafieatteri bate, Er · hat / ſpater vftmals ezaͤnlt
wie er des Morgens in idie Gellegion: gehend, wenn bad
warme Drelerbrot thre 6 kraftig angerodjin, fith german fst
habe, in ‘feinem Vermoögen foviel’. Beig: gu haben, ſich
ened toufen: gu-fonnen,; wio aban die abthige Gintheilung,
die er machen müſſen, es nicht zugeluſſen habe, ſcheieb
aber dantbar ber nethgebrangenen BtaPigtelt ſeiner Jue
gend fein hohes Alxer 36. Nutzen brachte thm ee Fa
mulatur Gel Goctftied Ahriſtian Wofe, hauptſaͤchlich weil
ex dadurch mig: gelehrten Muͤnaern bekannt ward. wad
gate Vücher zu leſen belam. Es hatter damals zwölf
Gelehrte ein ſogenauntes voigtläudiſches eollegiamn
chaiitativem. crridtet, das fie ,,in hbechſt vertrauter
ebhnehteit Sidon. und wobei a aufzuwarten vor
auvern .ertefen- ward, febesmoat, nebſt Effen und Trinken,
12. St. fhe {ome Mihe Gebune?) und wiiyside ud gee
lehrte Discurfe hirte. Weil aber feine Famulaturen bei
2) And dies ift fe die Belt bezelchuend — Warum haben ef die
Umiberhtdtsgehoigten fof durchgehende nur mit ben Profefforen wd
wtffenſhaftlichen —— — ‘UND ſo wenig mit dem Siudiren und
den Seziehungen ver Studireaven aw dew Lehrern zu ee a=
FT. tnd der etften Hilfte bed 18. i rhumderta gab eB vielleiat
welt weniger Rhurmleudten der MWiffenMheft und babudredende Man=
ner auf unſern Untverftéten, mot aber vielfeitigen Lepreifer, jeden⸗
fate —* — Amanten gu eidtiger Gintheltng ves Sendirens,
geifig ec Beſthaftigung der Studirenden wad gu Berdindwagen derfei⸗
mit den Lehrern, wie fich das tm Hauptioerte nur nod bet den
Medicinern erhalten hat,
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— und Ercentor bei dem Superintenden ·
sen Dr. Matthias Simmermens: in Meigen wd 1668,
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graphifche Bert {eines Deters vergiert halen, Sp. diaier
1) Gottfried Ghriftian Bele; Sek. 38, cir. 1680 wm Feria,
Sohn des Rathsbaumelfters Koapar B. und der Ratharine ls
net, gu Hof, Leipzig und MWittenberg gebitdet, 1693 Magifer,
mahte gcleprte Stelfen nad Stousbarg, Sopmbagen, —
den, begleitete Hulfemann zu dem Gol in Shorn, ward 1649
Subdiatonus an der St.sRifolaitirde gu Leipsig, IGS! Diatonus,
1663 Licentiat, 1668 Ardinictonus gu St.sShomas usd Vr. theol.,
+ 13, April 1671. Ge. hatte ama 3, Sept. 1640 mit Regine
Runolph verheirathet, der Tochter des Yuriften Johann Wilhelm K.,
Me am 5. Rov. 1680 im 66. Jahre ftarb, aber aur zwel früh vers
ftorbene Toͤchter erzeugt.
(PF. 16, 17). Died ging i anderm Sinne in Er⸗
fuͤllung, als ex gemeint bate.
Er Hlieb geſund und wurde 1685, ihm gleichfalls
unerwartet und ungefudt, Superintendent und dantit
Ephorus feines Bakers und ſeines Sdwiegervaters,
Denn nad, feiner erſten Anſtellung in Annaberg, feit
22. Now. 1675, hatte ex ſich, cin Ipeiunddreifigiabriger,
mit der damalé kaum : funfzehnjaͤhrigen Anna Rofine
Kohler (geb. zu Schwarzenberg 26. Yuli 1660) der
Rodter des Paftor M. David Kohler gu Semargenbers,
Vil.
48 "Cyaan. uuu·
verchalicht. Um Aunabetg zucchte ex ſich in ſeiner heitcaden
Stellung: durch beſſere Aebmung der geiftlichen, Wigwens
laſſe Gründung einen, ‘Souler Witoentaffe,: ciftige
— dec, ——— rata ge —— —
wad: Einrichtung + ied
dem er mit. —E— fener — aba
Uebungen trich. verdiarts M691 werſicl er wither ig wine
fo —— —— ta oes fit — —8
Kirch eiaſchlicßen wat noch mmer leidend
als ene Bah 6 Oberhofprediger, Gonfiftoxintrasy
aber. Bat. ihn ſchꝛiftlich amb bie Bisgeiat urd tine
Depatation auf dak dringeadfte, zu bleiben, Unſchluſſig
was er thun. folie, erblaͤrte er dem; Garten: gulepty, et
welle kommen, wenn. derfelbe.feine Gemeinde, und Dies
beftinunen könne, ibe zichen zu laſſen. In dee. Shot
erfolgte cin demgemäßes fürftliches Sqhreihen on pes
Rath, was aber nar eine wehmüthige lags
gut Golge hatte, ſowie and . die. Wiertdameitter. mit
20 deputicten Buͤrgern nodmalé zu ihm Lomen vad
Ahn mit vielen Thraͤnen undSiebesverficheruugen, bee
fOworen, bei ihnen gu bleiben. So ſchlug ex deun dew
zerbſter Ruf aus. Als aber von 1692. au cine Theurung
fm Gebirge herrſchte, die ihm, dee cine. hey rir
11-12 Perfonen a cmieen — gar hart fief
et (31. Jan. 1695) ſeinem Bruder Inunanuci ‘haus
mufte, daß er kaum nod hen Anftand . retten —
fein Gehalt nicht bezahlt werde, aus der Diöces niches
Cpeifias? Regaine: “a
cinlonane/ ‘Wott eae FelBher ee wenig Fig ete
fed ja wiener atte a ae! inert
ihn drückten fig “ee ath) ble —S— Rufes
** — rklaetetinenn · Gredinbe ber the’ —
it RG? fragt: teint eb“ Son
sntiindte geRitte: ſottce sity woe: hier⸗ an eintn anbetst
Dre ye Kufrn wollle Gy’ nicht fannen, rote: biedinat gee
Ga chen HES Uebrigiusfand fich "De der anchaltenben
Thenerungin ate 9 Bie, Wwelcher Rt ated matt
Sent verſorgee an: die ha i Pl soba felete ‘Bat
Als et jtdoch 1607 ‘may Beebe zum Superintens
dentenamte berafin: ward; ſtand ct, der erneuerten Bitten
__ ber’ annaberger Burger -smgeadhtet, nicht an, den Raf
tn. Dee Annaberger begkeiteten ihn bei ſetnem
Moyne mite viele” Pferden and Wagen und groger
Boikanenge, bina hee Stelle bed Scheldens unter
fodein ithmel bee Stabtſyndicus Br: Svbin ; ihm im
Ramen es Rates: die Abfchiederede hiett, Lehmann
diefe erwiberte; Bribe ſich unter Dyrinen ſegneten· Jeder
ihaa putt Abſchich die Hand ſchütreln wollte, ite yu
ſammen noch cin Kirchenlled fangen und er dann, ‘unter
wielertt Nachrufen ber Annaberger, feine Strafe 30g. In
Febery ward er ‘dud met ‘vielen Chrenbeseiguager cine
gepelt aH fond! gache tind Keller mit allerfet Vorrathe
fo reichtich verſthen daß die ganze Familie bie naͤchſte
Beit vergnuglich davon leben konnte. In demfelben
Jahre ward et gu Wittenberg Licentiat und 1698 Doctor,
gu welchet letztern Beieberans ihm der freiberger Rath
200 Thlr. virehtte, Auch W ‘Freiberg ſtiftete er cine
Spetlal· Prleſterwitwen · “and Waiſenkaffe, und ſtand auch
ſonſt in hohem Anſehn, ſowohl als Geiſtlicher, wie ait
Ephorus. Spatere Berufungen, an — herzoglich
bd Ceitiae Shion.
Whe fifthenn Gof, und AHH, gav Dberhofpeddiger iets im
Douben, lohote icc de Vrigeiſeined matũvlich en Schũchtzen ·
heitucab. a hon Jon eo? Anis ocblitmnt dp.
rdvt Sento Pe fan ead evi ex ach bara ciety
Gad Beit genoffen, Hnan cence rotzten ünge, retydad chna
——————— —
linet choͤnen undleblaiſtar ANS thew ins Bere nares,
freuntibehen' Qꝛbehaden⸗ verneheulicherᷣ od die eS,
tattere MAS ſorache Er rite faſtunbis andre maple
gu Fuße iſchaieb rauchallek ſaAbſt and 3Saru mit xin a
eferlichen ‘auth ·zierlichen Handn Buh: fei Seh che he:
hielt nvichas an ſein Ende und lonnteicuch sporiifleinfte
SGrife:defeny. Yat auche noch wenige Saundemndor ei
wai Ende: atroes din · tsſachen: unterzeichnet. 19 MlGo ae
8B: Jahre yuri gelegt -hette, : ftelem: ifm: die: Bippemad
mart? nach coud, vic. nuch sfein Water 24s TabreiohuelSagere
teben, eſſcu boten, ſiagen mith perdiggees sbtetgrsin Mn feb
ich aber jeden. anf, Serlangte;: daß fie heriiarftpiry ſeinn
Savy gelegt· würden wad. andy —— —
machte auf · fen: cin: Pega Cpigronan, wads etodcn
‘ethane Dirafie wintes Solange dia Bhd plese ome:
wie Q) nite
fserix, ildet
1): Bie eb in heh ets fi
give bree Bo me a jebr 7*
ftor for Gury Hegold ie Beene bet Pes
1888, 4. bei rae .
Ganttitang, Plaats, * 1665). ap gk 1633,
fireiften, ‘hatte er Grau und feds Minder rad pets —9—
wollte dann felbft tad, ward abet “it einer I
und ihm mit ciate piftotentagel der halbe Rinabaden “nad wie Zähne
ta ty ene aie ey Se
e ging er mi tetber, in der ragend,
Me ee 6 at be “Big tin ins’ Grab ebeit th a
v r iiel od gl Dauerte al
inet ie in flat age gmat ete "aa ike — *
der
Gheihne Defend a
hielten erſchte err dĩe Abbrigenburch viſeübelnerndzn ſpac
mußtoner Sith cies ndo solines bigest: Suriagat behelfen.
Da die künſtliche Dentiſtik damals wol noch ſehr mangel⸗
gabe ſain Grove. b Dos eovetehtbax, in gothzerſeine ſehr
segchinSFingen, Qeticnsen io “bee gusta. rai linen,
folk go — — —— yA en
Webel AndrSrholuny Aived fie werche leheerenar theils
in veintũadiher Beuoguug sim Brebae) Eſpoachennunit
gaten⸗ Irounden, Reinem Pofitio und; feined · Mergeithtt
furbtep- inv vSonmirr Hdftr ofthe! Mduate / badete ish int
Eſſer and Zrinkenn maßig war oda: Hohe Miteed: MS
ihm sdindge Achren wor feluen6 Pode: /diacGedonten · tauf
der 1 Rangel Giweifens ausgingah yo nahmeneihm fete.
Solagen die Pevsigtrek, - wahrend der Fein Sriger
Amtogeſchafter nach wielvor veteithtets: Erſt· d7BBomutie
fone fein jing ftir: · Eiddm abiumgirt, hatte -aliten kaum
fine Rintritetpredigé yehciten; abs, wihrenbdier mach
Seipsig:ightaitxbar won ſich gam Licentiaten prouoviren
yous laſſem · fein guetfer Seheviegero ater cam 28. Det. 1928,
fatt 81. Juhre alt rumd nad. Sdfabriger Mnitioung, gu
dev. Rube eitiging, die ir ſich ſchon 1741 wo. ſeine
Gattin (9. Aug.) geſtorben war und er ſelbſt ſehr gee
fährlich erkrankte, fehnlid) gewünſcht hatte.
Mit feiner Gattin hatte ex 36 Jahre in. ghidtider Ehe
gelebt. und bezeugte ihe dies in dee Inſchrift des der auf
fie — Leichenpredigt beigegebenen Bildniſſes:
DSi qua-foit conjux facta.ad Salomonis amussim,
‘Hacc mea,-ne dubites, Anna Rosina fuit.
Cara Deo, laudata bonis, jucunda marito,
- Prole pia dives, reddita morte Deo.
(Bab eb'je eine: Gattin, ¶ gemacht nad Solomons’ Richtſchuur,
Bweifele nicht, daß fie mein, nna Rofina es war.
Werth ihrem Gott, von den Guten gerühmt, eine Bonne dem Gatten,
Reich an frommem Geſchlecht, bradte der Tod fie gu Gott.) *
Cheifia. Sefiensi
atte ihmm meviw: Kinder /geboren: 1) Cheiftian David,
cin, Baht crtsbée; 2) Johanne Rofieia > die. ſuch
Mai 1688 ewodey <dansitigin: Diefound, aad
Pofee ju Meuſtada Oaben MaPant Gptifiten
licht a) om: 9: dnnfepém Baan’ 608 én ide Stadaridter
Sohann Georg Gherinrey zw Freitog⸗ ore FT iark,
b) 8. Zebr. NAb raw den / Mehidialaws atid Bere
Garh Rigen). bafelbh; 14) Ehtiaim Ehvenſricd Serrgn
eyder Doctor det Mebtcierm webe . aabraldi cavãchſchher
Siabemchlcual 71D yu , Dereay: Meh; · · Gephrotgne
Magdalete,. verhatuthet/ oil ANG mii Mh Mevet
Ubin Dtatnet, Vaſtor soar det· St. Fase erzu Bree
berg, daw Fie fiche Ridder gebar/ davon · ſauf cac vc
ufcomdfen 3 fie: Parke TRL wb ifn Bette‘ vercheliher
feb: dint 26, Aaut 1782 cemberstte! nalts Dottie SOPH
einer Tochter bed Rettors Hei der dresbner Kreuzſthatr,
Jones Weenies; — ate 3; Mipedl 196 Dhn⸗
9 wn nent a.
11) Geb. iu — 1 sy 886, wo fein
J F 3 (ony, tg
wines wars fete POOL j dees —— Be
Megifies , NAG Apert
iis 2 —** in Dresher; Some ao Dene, oh peer n
PY eit nue, tim bat! wictei SR leo OR ie
a 19. Decender 1667 je Boigtsbad gebo Patars
ragard Kühn Sohn, aus altem geiftligen canine 30 Freiberg
on elpztg gebtlbet , woutde 1609. Suftor zu —— 190A fe
St+Iohannis in Freiberg, 1705 Mittogsperdiere, NM
nus am Dom 5, werhelrathete fidr snevit- Bh sNns.. —
Regina Jenich, eines Goldarbeiters Ridter.MBites, die iow einen
Sopa und cine Foster. —* — — —8 — ne dann
al
mit der Dbigen, farb
J bid fe mm eile wechelreite
. Bon viccen daven fender:
worden find. >
efferent ‘getrathte ‘Cs See 1700) den
Nachfelger Platner’s, ver eber damalé Paftor zu Mothenverf bei
4) the andere: Tocrer d
Cheiftien Sehanens. 463
mit Dlefer zwekten . Frau 1): Reeders erzeugt au haben. %)
G) David Ahendofins,.det 1725,: iat: 29: Vébensiagne als
Profeffor dee Dichttnuſt yor Wittenberg fiat; TY Sohann
Gofetah; der gurl din Vierte ahm febses 8) Chriſtian Gatt-
toh, machmäſts Stadtrichter sa Breiberg;: 9) Marie Cophir,
bie cere AE Fadi L720i-dem. ttehheriget ¶ Adjuncten und
Reaffolgee Gres Vatets, en: damaligen Rector gu Anna⸗
berg / Ghriftion Sriedrich Mliſche heirathete. (Derfelbe
wari 2., Deh AOSL gui Riebſtadt · gelioten, des Dafigen
Peffaes: Chrifsian Wiliſch and. der Msi Sorbie Saal
bah, een einer Poſtorotachter, Sahn, zu i Meifeer ued
Reins, gebilbet, A7OS Matov. yu Annakerg, 1714, Di
rector gu Mitenbns§, K720 Selprosiges dafelelt, 1724
begins Fueibeng flare Ben. 1762): Pash
fost. guramigithGger. unfruditbarer Ehe, gebar, Se thas
he DN. AT. Oe: Sohn ier bm Ramen ue ‘Mapas
a Bai biitte ibe: ‘atte Gheiftias.. eta sien ‘abn,
ber feinen Seruf ent hatte, und_ bei ſeinem Tode
nur nod einen S Lg Reben, zweie im gereiften
eine and 0 en Gtellunges, vecloren, .fab, bas
eo vier Thchter wohl verheirathet, dreie an Guilty,
nid die vierte erft nad) feinem Sobe auch cinen
—— Balten obit we
awn rat, Mi, atthe hicnene, face ee D1, Reb. 1790, ‘iw
ddage ies | Trad ferhgadttes, --
aa) Git —*5 — nedinal® aaa) ven afr a. oer’ Chri:
tien Cling tn Shahtau.
+ #) Go woe Hed der Enktt jeltes “Gemniger sectors” Seatii,
M. Georg Wbin Plather, gebe tm Sprit: 1076 at Shomntd, dex
Sohn sines yen. Mathsherrn, und Koxfmanss und der gine
Cifabeth — ging 1694 nad SBittenberg, und ‘ward 1
Meagifiet, LOI Blatoms —— 1h Rafe “48 Bh Jatobi
7 ete
net), ftms*t
AD serait
2 28 we mébrhS
Ma wy
nes rae | —
een D
—— ge6:°1683, ¶vn tee Goin gives
armen ‘Sadmaders in Oetvand,: der ſich Walthafer. Ga
— ſchrieb. Arotz feiner geringen Mittel hielt der
Voter ben Sen doch gum Studiven cw und ſchicee dia
noth Meigen avf die Stadtſchute, wo er fide alt. Gur
rendaner ſein Brot mit Bingen ver den Thüren · ver ·
Diente; bis ex in die Fürſtenſchule zu St.» Afra ufge ·
nonmmen weed: Bon bier ging: er nad 4 Jahrem nach
Leipzig -and einige Jahre fpater noch Wittenherg. ;, Bee
veits 1553 wurde · er Rector der Stadtſchule gu: Righeae
werda und fam -1557 in gleicher Stellung nach, Budiſſin.
Nachdem ev Hier 6 Jahre dem Amte Zorgeſtandem pape
ex durth Verleumdungen, aber - oe ae Bd
nichts Rahered wiſſen, weedriagt and wufite zwei Jahre
prboatiſiren / bis er 1565 Diakonus in ſelaer· Vatezſtadt
und. von. Dr. Paul: Cheers, des: naga a4
hielt, ordinirt wurde. Von bier. murde er ſchan RGF
als Paſtor nach Langhennersderk kei Freiberg, 1 gr
nach Bbhmiſch · Cheranig guncingn Wartenbyeg Arey
und fon 1576 ober 1577, finden wir ihn in DOredoen,
als Privatyrediger bei Graf Hens Seorg van Mansfeld.
Aus defer Sidlung, ging-at 1578 alg Hofprediges in die
Dienfte bes Rarfiirften Mugult wher, Sei. dem. und.deffen
attic Bite ff mt
Velthafar Ladenann. 465
erfter Gemablin, der Kurfürſtin Anna, ex in ſehr hohe
Gunft fam und viele Beweiſe ihrer Freigebigheit entpfing.
Ginft (1584) hatte ihm dee Kurfürſt köſtliches Zeug gu
einem Ehrenkleide geſchickt. Wis er fi num in einem
Sereiben vom 2. Febr. bedankte und dabei einfließen
ließ, daß er fich cine neue Schaube (einen Mantel) davon
wolle maden und diefe mit ſchwartzen Etzſchmaſchen wolle
füttern laſſen, fo. ſchenkte ims ober, Zur (6. April)
noch 11 and Be. dagu.” Bei eines Meantheit der
Surfirftin nna hatte ex in der Kirche fiir fie gebeten,
worauf 7% ihm neh ihrer! Oenrſung PORDUO Sins dn
fchickte in deſſen Innerm ſich ein Beutel te BS4 Dura
fen beſand, wörauf erein fettier Dankſagung tiprite, ap
das Sib ſo gute Wilefte gehade habe “Mls ſeine
Svechter · Margaretha C7. Zan. 1681) iden Paſtyr Melchtor
ited ya Glaopiitte hewwathete, ſchicktr Kurfurſt/ Auguſt
Pei Stuch · WH und -20-Gitdengrofdjeni? Bu der am
POSE LEST gehaltenen Hochzeit Ser Katharina’ Rader
in in en Datos Groth Wagner zu Rada, nach-
j -zuMaybenbert 7 (ite e020 The, weil der Kur ·
fae ire Bomagth ? Sohn und beibe Tochter, whe es
—— Sep. Kautet, dazu eingelaben worden.
oe REPRE RP darch den Gofyrediyer Georg Lyfitenias
vertcettt / Aberi dlich Rifles Chriſtian 1 fpendete gu
Ber Hoihſeit · a Dorothee Kademann mit dan Buͤchſen
Seen aes Bergſchreicer Troſt gu Corgan’ (4. Sept.
ib iefelbe Grinkne, - Bot. 1586 bis 1591. erbielt er
MWhtlich aus dem Yous der Schulpforte 100 Fl. zu den
Siunien loſten fener Hn; Hd ald dlefe, -jebenfalls
noch von Kurfurſt· Auguft herrührende SGevvilligung ab-
gelauſen war, furptcitte-ev;-intdem et aionftellte wie er
ein alter “abgetebter’ Reith wre und 71 Kinder: hatte,
worauf thm fener Zuſchaß ‘ad dies vitae eet ward.
“ss XXX
lind bed) wor er damols feine persona grata mebe,
moechte fich vielmehr ten anittm -Gafe Chedftian’s 1
herrſchenden für calviiſtiſch gelenden · rund ichen fells
von ‘bet ſtresgen Botherthuui · abmeichanden· endengen
gar wabequem. ihe ABT Gh72 Juni cwmurde er 106
Superintendeat:nad Pirna vortizt.mwar · war ex pet
‘Dem. De, Milalaus Grel, den die Seekr des tues Shy
ſtems wat, hie Anvaͤherung an den · Caldiniamus Haupt:
fadlich: card politiſchen· Mecivan. vnn bebaeutendet Drege
write · betrieb · und I00. den wichtigen Motyterpoftertsee-
hielt, perſonlich befreundet und fein Gevatter. Als dieſer
ign aber erſt in Giite gu beſtimmen ſuchte, ſeinen Bi
derſtand gegen die Abſchaffüng deb Erorcismus cufzu⸗
geben, und ſich dabei auf ihre gute Freundſchaft und
Gevatterſchaft berief, ſagte Kademann, da dad Gefpräch
in einer Stube geführt ward, in der. ſich cin Geweih dn
dev Wand befand: „Wir wollen indeß vie Geantterfhaft
an dieſes Seweihr Hiingen", unb fprady Ad —D
entſchieden ans, daß cin. verborgener Zuhdrer der
redung mit lope Degen hervorſprang und ihen
Du derftuchter Pfafft · pace dich tris Trafelt 3
1500 wurde ihm auf einige Monate die Rarigek wertee
follte: Tas md. —
Wohlgefallen“. 1591 wurden ihm gewbife,. namtiitlih
Gegen den Exoreismus geriditete Pulte gur. 3
gugefertigt ; aber vergebuch kamen die semtigns. Sehigen
des neuen Soſtems, Salauuh yy sab. Me ad,
ree
1) Johann’ Satmuth einer der wenhhen Sbhne ‘Dee Dr. Heine
Galuth. Dee Legtere mar aus Sdweinfart gebirtig, geb.
2. Mai ae der vr Cote eines ihm früh derſtorbenen 8 Georg
Weetnger- Me Matter nadwals einen Sebaftlan Samuth ge⸗
Sahin Shen, a
fsb noch⸗ Pirna, um ign: didernd Sined: zu auachen.
WB ox ESOL ether bak Sev: Kurfürſt/ in Set Gegend
vont Pirnal jagemwvedvep ſamumelte er ſeine fünfzig Pfars ·
herten/irat: dem Kurfuͤrſten/ oy deſſen Seite Grell ſeß,
vor dem Thore entgegen und thatanit former: geiſtlichen
Shar rinen gemeinſanen Fugfel, wit det dringenden
Bitter. Man cmBigefie doche mit Ser ·verlangtin, gegen
den · Erercismus gerichteten Untuiſchrift verſchenen; · es
FOE det ganze Calvinienus dabénter. -. Da dex Kure
farſt aer / dieſen Vergaage ‘ebenfats efah 1), daß man
etre u (0 wer same Diefes Stiefvaters beigelegt
we, at —5 i fubicte in eipsig, mar evange ioe
Prediger in Mi ifen, ward 1389 3 Didtonns yu St.s Ritdlat
Seipaig, 1506. Ardidiatennt, AG8- Dr, 1595:-Vakhor en x one
Bhomaskinde und Drofelfor, 1573. Superintendent +20, Mai
1576. Bon einer Rodter feines Borgdngers Pfeffinger’ Baten, om
i Ody. i * 1 Bodeer- gre OTN ——
oren, we Or olat er, 4 er
Seat’ bee 19, a — —*8 geſcha eae
Revers entlaffen’, fedeb ‘als Miedenvath-and Boervfercer: in
162R. Georg. Hudizte anf fen, var ttedfentiber. —e
Medjein, ward. gu MontreLieg Poctor, Profeffor der Ghirtegte amd
pat wt i kurſaſ 2 ecementeue, ‘ei als Letbmedicns, Pro⸗
cm we —XXF taht und *3 —
Beak — ra eter ‘ioe. bie —5 ‘peat te ti ei
Pes vette Grimme. GSpitere Radtemmen,
—— — —— eben don Nomen Beringer
wicder —5 te Soe Brg v. Balmuth genannt Be-
eboren, der Sohn eines 1706 vor Turin
geoheoaien Rie beri, deed ber Deffausr verioeden attr,
eae Be Beg terem und dane in preus
ore —— ig forage mn at Majo H Oberfilieutenant, 1753
vertgebigte TH 437 Geers tt —8 1758 Genevalmajor,
te — in Rubeftand gefegt, + an Wefel 13, Sept. 1763
im 70. Sabye, Ridtigg hatte ev Abrigens v, Beringer genannt
Salmuth — ——
——* — fretlich mbdyte ·aus ‘auf viele Demonfration -aidit zu
geben geweſen fein. Es tonnte ſich nicht wohl ci Peltor ausſchlie⸗
468 Balchaſar · Rebemat,
ihm · o vUngrund yroitdherta hatte, “die @Prediger waͤren
fan Bigemsinen: hat · gencigt, den· Crur eiterns ch iichaf ⸗
ſein/ | un da en: RanhtieR p vie: Belge sds Borganges
bri· dem Mus Felgen / in vtpndbdignit Sone purfelnen Range
ler -fagte: Dab: bake id sth gawude daß das Ding
fo- wal. gu- here’ Gobes- Fol p forward nistt auch
Gh gegen Radanann abittert, whilteribus-dunbent git
und gab ei zu verſteben / dof die Cade ~ihm · thener
du ſtehen kommen ſelle, ſchrieb⸗ ihmauch · andern · Zagen
und Gbryeichnete tha als -Beevither- und Aufruhrer, und
ließ iha dach Dresher: vor die Regiarung eitircu, wo et
(27, Zili) Hort atggelaſſen und bepentes: worde, fein Wart
fofort an: den- Superintendenten zu Leißnig, M. Feliz
Babcicind, gu übergeben und die Stadt zu räumen. Am
3. Auguſt verließ ex mit ſeinen Kindern Mirna, um fich
in Die Grafſchaft. Mansfeld zu alten Goͤnmern gi waite
Dens In grefiee Menge und anter heißen Mhrdeten: bee
gleitcten ihn feine Zuhbrer bis Whey Rie Elbe, woveuff. er
tröſtend gu ihnen · ſagte: „Mit Weinen laſſet ihn ·mich
weggiehen ; mit Freuden werdet ibe mich wiederhoſen“
wad auch noch vor Sehluß des Sabres. exfolgae. Sanſt
war er nicht immer mit ſeinen Pirnaern zufrieden, und
hatte gu den Schriftworten Eyed). 3, 7: „Dag ganze
Haus Iſrael hat harte Stirnen“ hinzugeſchrieben: Avie
die zu Paitnen)“. Sein Bruder’ Gregor war yur bache·
lien Kirche zurückgetreten und Dechaut at Buti
geworden. Aus Werger darüber ſchrieb er ſeinen Ramen,
ſowol deutſch als lateiniſch, ‘nig mehr mit age &
fen, da der Gripedtntendent voting und die Gininven ‘nat ie
Jn der Voltsmaffe ſchien es, alé wollte man damals den Cur
wſen IAngh war Rotemann · nicht · —
—X | deffelben, -olwel —æ— = eines: fo avopertigere
Demonftration gefommen ift,
SBalthater’ Rion. #3.,
fondern mit einem “R, Mabon ſabboch fue Nachkemmen
zum RGSS wieder abglngeh..1000So evsfidltrey:feleren Sohn
Georg 4): zum · Gteabehederrtun Spline” am 1 3 Setu 16S?
im · . aber finee: Weeatinay warmed nial werhel ·
PAGS. Seiad ele raw Hard! nah ver: Jahren · und
Geter topes ittweineh Bopp, deosdow dew Baten hinuer·
ging, und cine! Bolen. Die zweiter The war· von noch
arxeternur eiahchrigrt Oakes under daraus IAorene
Seti: foes furig: Mud dev dritten Shey welche võ Zuhre
wabrte; mit Kaͤrgarethe ·Areuiler/ eines Amtsfchoſſers zu
Meifon Aochter, wuden iim B Eshne und · 7 Ebchter
geboren, davon ihn 7 Boye! und 4acherrubernibten.
Won den Sdhuen wurve Georg Smptrintenddat in Oſchatz
Muguls Wryt tw Wurden; Friedtich lebte aS Cantor wand
nachher als’ Privatmann in Budiſſin; Heinrlich? ward
Apotheder, machte waite Reiſen und ſetzte ſich ggetzt in
gittauꝰ)ʒ Erifilan war Rector gn' Glashiitte: Bon dew
atteſten Bolle Beory Mammte dre saree guug ·
Racht onmenſchaft, Gio: in fetne Slleden
Die-ven & Kademann ——— —
1) Geb. zu Dresden 12. Het. 1580, tam 1593 nad Reiger,
1599 wieber tam Pirna, wo et iu pete predigen anfing, 1600 nad i
tenberg:, unart..UG02 Ba after dann Jufermator bei Baron Sub
Bern. — wale CE 1605 Subftitut feines Bas
ters, wogtgen ex fh anfangs @ 1 Dephebentels firdubte, ſollte nad
be Mode, net bem Wunſche der Stadt, fuccediren, ward aber
om Hurfirfiencle- Paffpr vad-Radeberg verfest (1608), bald darauf
(1610) Superintendent in Bigotemerds, 1618 in Dfdag, + 7. Dec.
1633. Drei feiner Sdhne wurden Geiftlide und vow Zweien derfelben
haben mir Sinder upd at, von Gia ud Urendet in Demfetien
Stande gefunden,
3) Ln 1, Ban —— _Streeteleatenant: wit
dem Gate verfolgt "Reaction inaus nh i]
vn Gi ect fetang ye etfenfter hi Fath den
.470 SeiGater: Seems.
* VDeünden, daſſeclbechethan⸗inatrigens zuſetig⸗ auch
——2 — —— Pabewainwes vm Rangkenurrstwrf h
getodin Iſt. Es wie diet Chettoph Geron geb⸗ 15. Oct
BRT}: fee Danie fees. airthſoiel gugdrignn: Derfe · Tee
enbach, deri Sohnm cits auern Midgar Hor w
Dee Mone: Marine Schmich.Ert falite. eifti Apotheket,
doin Schrrelder werrehs Da abrr wus Vefiwe burch ſtine
Eelrankung das gwette durch den od ſeines Licſeigen
Princiynte ore Secdetaits Byte dw Dresden / Verhiadert
ward, ſo ſal er derin einen / hohern Bink iund ying nach
Frelberg af · de Schule, wo et fl wit Singin tw oer
Ganvende und ‘dem Shore dutchhauf, und als ern am
Lb, Sepreinder 1698. nah: Aeinig 30g, bods ſaſt ʒ⸗
Thaler: mitnehmen konnte · Obwol er nun bier unefontt
immatriculitt ‘ware, wollten ſeine zehn Thaler doe icht
welt veichen und co war {Gon entſchloſſen, nad Halle
zu geben, Gef-fih aber darch: das Zurthen felnse Aeitemn
othalten und ſachte 16, unter :mandyerte · ibltchor Moth
und geiſtiger Avfecheuag, dutchzuichlagen/ U6 av cidft
des Morgens nidht wußte, woven ex feinen Hunger ſtil ⸗
fen follte, und betrübt durch das Grimmaiſche xboꝛ in
1)'Yn dieſem Dorfe’ hatte es im Lanfe tes seth —*
traurig an —58 163% ftard der Paftor M. 66
ber Meters Stelle feit 1602 verwaitet hatte, — vei Kindern in kil
der Peft. 16 3 ſtard fein Eidam ‘an Rach rt area,
fee Verlodten glethfatls an ber Pert.
3. Pidner, tonnte fd ober nthe fae * aug cet ge
‘gic ele In deel Jahren fiber 3000 —- nad i endert
Menfhen durd Krieg und ‘Heft, we: aes port ny bog 8
nad Gerchorf And See thm fa ge —
wenigen Jahren, wabrend beret’ ct vow ber Sdyineden
Korftenfohn’s geplagt worden mat welche Sinks, se Sa ae
biame nab Wiss -crrwhfieten wieder
getomine wer, Dex Dawa fe
tt Spann” ——
* genio Viet
Veltzelan Sehernee. m
ben damals noch zemlich varwildarten unb.:cldfomen
gwinger ging. fowdear fa: viel acue Qeiru chtrak Ky
früd fle dieſen Bagi. gerruͤnſcht · hatte - "Bad stony
gidete ek ihm. Ramulus cit deichen · Etudenden, 1S
Gettlieb Mikch aus Gaweldsign yerearderr, onn- den
er freie Stube, Holz und hie, Bode SrSer: ethielt:
1689 vredigte ier gene erſten wal · in ſeiner Heimca. Ws
or zurücktan/ wat Milid farts et erhielt: aber Bie Rie
der: de6 Dr. .Sehlenfing and cinigen Madera zu iafornn⸗
Bens 1704 wurde ex Hauslehrer bel dem Paltor ſeines
Kirchſpiels, M. Bobet}, fur deffen: chagigen ; Sobre,
1706 defen Gubftitat and-1745, durch den Einflug ded
Dr. Romanus Teer, dew ihn feiher mit geifMiiepem JZu⸗
ſpruch getriftet und ihm die Information bei Schleuſiugs
verſchafft hatte, fein Rachfoiger. Bei ſeiner Verheira ⸗
thung feng ſich cin Umſtand gu, dee gu fener Seit und
noch Kange nachher als cine grofie Merkwürdigkeit her ⸗
vorgehoben wurde. Gin Großvater, der. alte Paftor
M. Joh. Knauth 2) zu Dippoldiswalde, traute nämlich
— OS
4) ‘Smet Lohde, Bater und Goh, folgter fd tn jenem Auite.
Johann Lohde, von Königsbrück, des dortigen Amtmanns Jakob Lohde
umd der Gi — Sohn, — erſt die Sule gu Löbau,
fe an der. nt Bek ſtarb ging et nad Wittenberg und agit
Ha jene Pfarcite Geb. Bug. 166, separate er mit get
greuen 15 ‘Riera nb flarh 27. Rev. 1696. gon 1686 hatte a
feinen. Sohn, M. Sarl Ghriftoyh Lobde, ged. 26. Juni 1661,
pies erhalten, der oud fein Radfolger ward, aber d d. 16. Sit.
eet 3. Sui 2630
5* ahs naa Rees, Sebi Se ra
61 Jahre im tate
412 Valthaſar Kademane.
an Ginem Rage, den 31. Bult 1708, drei verwaifte
Enfelinnen2), Schweſtern und Töchter bes Paftor M. Chri-
fioph Sehiige in Dasein, ſämmtlich mit Geiftliden. Die
She unfers Heym bradte ihm neun Kinder, von denen
Sane und vier Titer ihn überlebten. Da er nun
in Altern Actenſtücken gefunden haben wollte, daß feine
Familie ſich urſprünglich Haymann geſchrieben, ſo rieth
er ſeinem älteſten Sohne: Chriſtoph >, in eiger eigenen
Schrift unter dem Vitel: „Väterliche Anrede und Erin ⸗
nerung“ (Freiberg, 1726) an, ſich Haymann zu Boy
nett, fete aber am Schluſſe Hingur: °
Meth Gott und Water, atmm dich meiner Sbhne esinbey it
Ach! fouge whturticy’ file bas Geiilede: Haymann » -
Grbire dod für fie-ded Vaters Lursen, Reim,
Der inaner flix. fie Bleibt und ſtirbt dex alte fem!
») Bw. tty amerporetie ein, ‘rab ſein
Danigd Manittus, die sweite, Susanne Magdalene,
Hingfe, Sohanne RebeFla, der Paftor M. Joh. Gi
damals tn Dorfdemnig, fodter in Hermersdorf. .
> Died werd ein sabgeyeidnetet Mann. “Geb: 16:
Be Greiberg wah eivig gebiibe mete 1G Bee wet
Frankenserg, 1737 Diatonns ing Lpforta, wo et Slopf a
net Meffiade ermunterte, 1748 Superintendent tn Sits *
Tis die. Btiftring ieines’ RBatfenhasfes , 175% Pray eae —X
wo. ev: 1206 di⸗ Gate wbner: Geman ia ek
fn hoͤherem Auftrage eine —— aaa die
$ als Jubilat 2, od Ties Gin Bruder von thm, Jovani
ges. 1715, mard Secreta, at be Gomme tats
Ging * Sifter wer an einen: Geiftt —
wurden ah Einem Tage (20. eat. Sey nt mit aoe inst
(in Garlit und eeban) getraut
mureged pipette’ ree
ay iy
— OC yanaitorwt
MAD at odiinD dank
mee gy Re Bop fe ves
Sehr yaufig find die Bwaſpica o. larhe Beta) von
unwiderſtehlichem Hange, zum Studinen. getrichen, ihre
Abficht, troy der ungüuftigſten Berhäitniſſe and “wok
aud wider den Willen Heer Wettern, eder⸗ſon
Pfleger, gleichwol durchſetzten. Seltener moͤchte folgenber
Fall ſein, der uns einen Knaben zeigt, der, wider den
eigenen Willen: und dod) auch ·nicht von dew Ungehörigen
genoͤhigt/ ſchließtich bod mod) fiudiren und ins geifts
tide Amt mug.
Abam Böhmer war zu Görlitz am 25, Samar 1659
geboren, der Sohn cined: Sdueibers. gleichen Namens
und der. Helene Richter. Bis ins 7. Jahr fiech, mit
ſchlechtem Gedaͤchtniß begabt, hatte ev keine recite Saft
an der Schule urd Pollte und wollte das Gewerbe (eines
Vaters ergreiſen. Shon war fein Abgang von der
SHhule-beftinnnt, als · ihn ein hitiges Fieber Seffel, web
hee ‘eine Folthe:Sdwaide suriidlies, dab man ihn wd
eine Zeit lang — gue Erholung in die Schule gehen
Wie, was fic) ziemlich lange hinzog. Endlich brang er
ſelbſt darauf, ign aus der Schule gu nehmen, und der
Vater willigte cin, hieß ihn aber, vorher den Befpere
gottesdienft in ber Sire befudjen und um den gétt.
iden Segen gu feinem Vorhaben bitten. Er geht auf
474 Gciftihe Serafangen.
bad Shor, wo die Ridliler-fingen wad, wahrend er vor ·
er nie. geſungen bat, fängt ericauf. rinmal on, mit heller
Stimme ii 6 ickelt
ign antiinbigt, —** Karns Chor ——8 Ba
betuoficne Rabe. wideripridt nithh, tritt ins Chon und
die Teitern laſſen — ——
fallen, als: fic eiwas Geld abwirft. Rady einem Bieriel ⸗
jehre will er aber durchaſs auf don. 2 and
are herum, und entich —————
Delmerdus M.. Beller, dec ‘denn dneac geetidheni SoG
dexist ecfesant und · dorauf deingt: daß den Ache ſtabiren
wiffe: Dieſer macht auch kkeine motern Schwmierigheita
hat vielleicht inzwiſchen erkaunt, daß auch det kinda
Sch ſeine Beſchwerden habe, pact ſelue Waicher ieder
ead und bezieht Die Schate oom Reuem. Muot wer wit
feiner .gtfemurten Wirkſambeit bis irté Mingelſte dectannt
ware, könute amefjen,: od exsin-:feinett fitters: Veben
feidjen Beimungen g¢b' ppbieat te ———
liches hoͤheres Cimgreifen eefliven fiusten Wenfiertiop
Hegt dafuͤr nicht eben ctveat Bon enfier daß er clue
eineche Becafunged. 43,
Mobrin, ‘cine Fwergin und zwei rkiuntn in der rife
fides Steligion untrwkbéet hat.’ Ge ging 1679..nad
Leipzig, wards: GG bunbribie —— —
TROBE: die Anietrſtãt DRtentesg, ton BERL notes
bezog
bers · nach · ighig rundetnvollte⸗ eben; sdaer fib be: ie
n⸗gdeburg
vow Sod x0 Wbeil war (1683j.' Dleten.gehie elf
wohl Dbap ceridhis, 1058 ier Boer, idewinrsusitercichten
follte;:cB6G4L far’; ts. sand inst ia gern? moch
wliht 2 Lal —3 ee
div. itwochuten
Eohrnas,
stom ebew: twit dem
blichrn Curioſitũten, fare acu — ‘eines rüulvin
—* pay nari befhéftigte. . 1086 : wurde. ex) Bidkorus jn
St.-Jatebi-in Frething, in. welder kerinen / abrr· ruhig
Sooke es thm. fo. wohl gefidl, daß er fede? weitere Ber
feo eruug aus ſchaug⸗· Ge: imere fence Hcy fhe: fir Mea then
smalit. tito Aſttvavmie unde serfertigns Relefs Mertet Bar
finan: Mm IBS Max, 1689 Init Caan ·Votothra, dev
Mtefbern:Dochort bee Rertovs Kabeuer gu Freiberg, vere
heltathet Gut: ex Fartf Rinder erzeugt, Davon:rnne’ chte
Zothter aufwachs, die fick 8, Novis 1712 is sear dai
snatge 9 — zuit Frefwerg, nachher zu St. + Ua;
M. Aheophacz Srnec, serbia?) ° os ſtarb am
QAun Va
DieGhiſumht vor bean’ ‘ttn SBing ‘we Ref
Gat inifotgendeny:-BelPpicte: fle die Etrengt vow:-Gre
minatoren gebengt. Ja Claußnitz war dee:geleyete: amb
beredte Poſtor M: Chriſtian Bortfridd: Reinhard; wegen
yout: mgthoriger — x ia 6 xl
2 Ge pels ormmuwe aioe:
“40 Ceili Beemhiangets
denten str uaprifted tien Moekels abpefegt worden
(AGES), Der Sodater Amurrherer v. Srsiwberg auf
Darſchauſtein, iubertesram igegen ſeinen Serichtsbalier·
er mothter gare igen recht frowmen inundi leſcheidenen
Vam · an bee Stelle hoben / worauf/ der Seri⸗achauer
die Biitwe:sRiglish gemacht, zwei Gifu ſtudiren gu
laſſen· Freilich Hatten. ſie ſoviel Beit auf dienoege Fir
ibren Umcerhalt/ wenden muͤſſen, daß menigſtercz beim
fers: Chriſtoph — deem ven Rest andern Druderecwiſſen
wir gat Beit nichto — für die Stabiens:nidihr gemag
übrig geblicbes was, Deshalb famihut andiimbsaw
ewartete Bisledung unichts: weniger’ alk erfrbalid ined
a Ez
Hi
aie
atiat
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igssel’
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reer age
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Qrifttipe Berefanged. ait
vor die Pruͤſenden. Dmriging: edideim, obwol dic efter
Tragen eid beantworsel: wurden abodic Framieiates
ren haman: warm, ſchließlich dvch⸗ for wuͤblich / yuninl det
Gpadinonts fichumit · dem· Latein nicht brhifen fount,
dak. mas ihn erllce: man :deede Wh Zicht comics
Etatt ober: Parither: zurerſtheriken/· ciklaͤrte es ruhige wm
urit crleithteriem Hrryemri dantit< feb er gang ctaned fewer
wand: Giles deir Nuf·auch: mule owiber Wither naregrahumnen.
Did hefrembdetd, man: ifodnte weiter und Gter man men
PuferatienBangi-evfubr,: fond man einen? ybigens Sf
in Rees Gade, efkStigte tre rand | ensfablicitgn: army,
fleißig pe feelecn ants aug anen baliom Babel wiera ·
be patie fodtee bun: aoige eager Bia
das Da funte wolfiendig nachgehrtt haben. Dody: bee
bidt:er den Pnfieines Halbigelebrter,; auch nada de
dieſe Stree: thngft: aberfebitten: hatte und fol auch sate
wals feb: ftart tm Predigen worker fein. Dagegen
Latechiſirtar ar ſo⸗ wortweffllch, daß ex vadurch. weit. und
fucit esther wurde, die Leute. weit hte amen, feinen
ircheheruminibus · eizuwohnen nud felbſt die ¶bruach⸗
barten Prebiger · augeſpornt · wurden, ihm nachzutifern
und das /vernachlaͤngte Katechiſtren beſſer zu brtrelben.
Die Bemnde hatte den wahrhaft chriſtuichen und pricht·
treutn Mann ilieb und Ser Patron fagte: „Der Halb ⸗
gelehrte sift untez allen mrinen (5) Predigern der Bete.‘
Muri ſein Bob: war merit. - Ee hatte. én: Goel
berg. bie, Curulurptedigt gu hatten . Gin Gurtsbefiger in
der Maher fad: ihn. din, mit ym zu fahren, und verſprach,
ibn. gi rechter Zeit witder nach Haufe Zu fihaffer; wo
et damm nod): cine Taufe zu verrichten hatte. Als er
aber um 1.Uhr von. bain Mittagsmahl bei dent Duperin⸗
tenbdenten-fortgiug uid. flnen Freund fuchte, war disfer
478 Cristie Reraheages.
nicht fortzubeiugen. Ja feinem Mlichteiſer ging ex nun
zu Buse bei heißem Metter nach Hanke, ließ fidh vow
feiner Grau einen Trunk reithen, der, obſchon die Ber:
fichtige ign exft Brot mit Garbe eſſen lief, dow gu früh
Fem, un werd nod diefebe Rat feant- Er bekam
die Waſſerſacht umd lag lange Beit. Da die Krankheit
viel toftete, Betete et. eimé als feine Grau
jen and we cin achtiabriger Sohn bel ie
id) ein Genfter auf
eine Stimme fagte: , Habe nod Geduld, heute über act
Boden FlF du. clift werden’, svesenf. das deuſter
suging. Dem Knaben, der nad der. Sache fragte, gebet
dex Bater, gu fdaretgen Doth -mevite die Auter dem
Sinde wn, daß etwas vorgegangen) und todte ihm dat
Geheinmiß ab, ohne jedoch ihren Nuranter dent Water
merken gu laften. wat Boden daruuf fw er (9. Cane
1702),1) .
— —. vue Trem a,
1) Go ‘hatte der Haftor aot gn Bu
1 Silt 5 kd et
gefdet. rt auf, wnon-aus feiner
—A we Babl 61 hia sre glaubte ex, ** mr 6 Bebre
alt werden, und ſtatb in der Shat 7, Dee. 1731.
os Etiftangen und Vermãchtuiſſe.
Dat fury’ soar ‘im. Bebreae 4709 yu everburg_ vow
in Maltert, « ’
bee — Ld "Dberfion Jehann Peter. Buty und der Que
cretia Chaillet, war . auf oͤfftutliche Rofien, wo. nicht geradezu
im Waiſenhauſe, exzogen worden und mit obrigkeitlicher Une
terſtützung nad) Liffabon gegangen, wo er fid) 1736 alt
Kaufmann etablirte und als naturalifirter britiſcher Unters
than lebte, dabei aber durch feine Betriebfametrit nach und
nach einer dee reidfien Bangniers und Juweliere wurde.
Lebentlänglich behieit ex feine Baterſtadt in dantharem Wn-
denken. Er gab ben groͤßlen Theil der Gelder zur Erbanung
cnet wowen Arnes hauſes dafelbft, die grofen Gusunen gu
Errichtung einer Chauffee nad) Bafel und eines neuen Rathe
hauſes her und eiten bebeutenden Beitrag gu der Prediger-
invent, fodaß ex ſchon deBhalb von. dem Rinig von
Poenfen in den Sreiherenftand erhoben ward. Gr blied
Peoteftene und unverheicathet wad ſtarb in Liſſabon am
Si. Mai 1786. Ia feinem am 30. Januar 1777 errich ·
teten und durch cin Qodicill vom 22. Mai 1786 ergãnj ·
ten Veftamente fegte ex die Stade und Bürzerſchaft Neuen-
burgs yu Univerfaterben feines damals aus minbdefiens
475,000 Grufaden befteyenden und nachmais nod) anfehn-
lich veranefrien Bermagens dergeftalt ein, daß die eine Halfte
davon zur —e— von Kirchen, Schulen und Armen ·
aunſtalten, die andere vaiſte ae Berſchoͤnerung ber Stadt
480 Mistellen.
und ihres Gebietes verwendet werden ſollte. Es gingen nur
gegen 125,000 Cruſados an Legaten fiir Verwandte, Tauf-
pathen, Freunde, Diener und eingelne Arme ab. (Wir finden
barunter 10,000 Gruf. fiir {eine Sdwagerin Sara Gervey
Pury aus Sidcarolina, die Witwe ſeines Bruders Karl Pury,
30,000 Gruf. fiir deren Tochter, feine Nichte, Eleonore Bull
Pury in Siidcarofina, und 10,000 fir deren Gatten mit
dem begeidhnenden Namen John Bull; dann befommen zehn
naͤhere und fernere Couſins 27,000 Cruf., in Antheiten von
6000, 3000 und 1500; ein alter Jugendfreund 5000, vier
Taufpathen fe 1500, feine Affociés Mr. Sf. Wellish, Esq.
. und BW. Gerard be Bisme, fe 5000, fieben Commis 13,000
in Anthellen vor 2000— 1000, einer dacunter, alé weit⸗
läufiger Better, nod) befonders 1500, drei Bediente je 600,
Die Witwe eines liffaboner Freundes 4000 als Zeichen fei-
nev befondeen Achtung, der Sohn eines frühern Affocies
+ Bienne 1200; cin funges Madden, bie Tochter einer armen
Frau, 2400, drei Töchter eines verftorbenen liffaboner Rauf:
manné fe 5000, ihre Mutter 500, die Armen feines Kirch ·
ſpiels in Liffabon 1200, ebenfoviel die der britiſchen Factorei,
ber Kaplan ber legtern 240, jedes Mitglied feiner Diener-
ſchaft einen Jahreslohn.) In Betreff der Verwendung der
aupterbfdaft lehnte ex jede Einmiſchung des fouverainen
tften von Neuenburg ab.
Dod nidt blos Reuenbutg, aud die preußiſche Haupt
ſtadt evlebte in fener Seit äͤhnliche Beweife von audy in wei-
ter Ferne tren geblicbener Biirgerliebe. Sigismund Streit,
geb. gu Berlin 13. April 1687, ein a beé Huffchmieds
und Bierbraners David Streit und der Eva Marie Melzow,
war von feinem Bater gum Seudiren beſtimmt und in das
Synmafium gum grauen Klofter geſchickt worden, war ſich
aber feines Berufes dafür bewußt und beſchloß daher nad
des Baters Rode, die Schule gu verlaffen, fic) dem Handel
gu widmen und fein Gluid auswärts gu fuden. 1701 führte
ex dieſen Entſchluß aus, erwarb ſich bis 1704 die nöthigſten
Kenntniffe feines Faches, arbeitete in mehren Geſchãften und ging
endlich, unter den haͤrteſten Enthehrungen, gu Fuß nad Benedig,
wo ex zu Ende des Jahres 1709 faſt ganglich entbloͤßt ankam.
Miteeler. 481
1745 etablirte ex fich mit geringen Mitteln und ohne Credit,
und bradte es von Heinen Anfaͤngen und Sdritt vor Schritt
zu erhebiichem Wohlftand und begriindetem Anſehen. 1749
jog et ſich in der Hauptfade von den Gefchaften zurück,
blieb jedoch bis an fein Ende bel dem damalé berithmten
Wagner'ſchen Handelshaufe in Benedig betheiligt. Er lebte
von fener Zeit an, der Gefundheit Halber, acht Monate des
Jahres und feit 1754 gänzlich in Padua, hielt fid) einige
Beit lang deutſche Candidaten zur Gefellfdaft, was er fpdter,
nachdem er einmal nicht nad) Wunſche angefornmen, auf ⸗
gab, und ſtarb gu Padua 20. Dec. 1775, worauf er am 22.
auf dem proteffantifdjen Kirchhofe gu Benedig begraben wurde.
Er war unverbeirathet geblieben. Ym Jahre 1724 hatte ex,
bet Gelegenheit einer Reife nad England, feine Verwandten
in Berlin aufgefudt, um gu fehen, ob fic Ciner darunter
finde, deffen Forderung befondern Erfolg verfprdde. Indes
fie entfpraden feinen Erwartungen nidt. Dod) nahm er
fic) der Kinder feines Bruders Benjamin, der ſich aud) aus
dem Baterlande weggewagt hatte, an, ungeadhtet derfelbe ifn
früher um den dritten Theil {eines tleinen Erbtheils verkürzt
hatte, ſchenkte dec Tochter, die fic) in Hamburg verheirathete,
4000 Mark, und einen Sohn, dex in Berlin bei einem Krae
mer in der Lehre geffanden, lief er in Hamburg, Amfterdam,
London und Paris weitere Ausbildung fudyen und dann nad
Benedig fommen, wo er ihn gum Erben und Nadfolger
beftimmt hatte, wenn ex nicht aud) in dieſem fid) getdufdt
gefunden hatte, fodag ex ihn gulegt mit bem Zinsgenuß eines
Gapitals von 2000 Thlen. abfand. Bon da an beſchloß ex,
fein Bermogen milden Stiftungen zuzuwenden, itberlegte und
berieth fid) aber Sabre lang uͤber bie fpecielle Modalität, cor»
reſpondirte mit dem Rector Bodenburg und bem Hofrath
Badenroder in Berlin, mit Prof. Franke in Halle und fonft,
bildete feine Plane bis ing Einzelſie aus und traf alle Sider
rungsmaßregeln mit hodfter Behutſamkeit. 1752 war die
Sade dahin gediehen, daß ex, durd) Sdenfung unter den
Rebenden, jedoch unter Vorbehalt bes Zinsgenuſſes auf feine
Lebenszeit, den Lehrer und Schülern des beriiner Gymna-
fun 0,000 Thir. ben Lehrerwitwen 3000 Thle. überwies.
I. 21
482 Mibcellen.
Derſelben Anſtalt wendete cx (pater cine Anzahl Bücher und
ſchöner Gemälde, 1760 aber die Summe von 50,000. Thirn.
gu, deren Anwendung für die von ihm bezeichneten Zwecke
aber erſt erfolgen konnte, nachdem fie fic) faſt verdreifacht
hatte, was bis gum Jahre 1786 erfolgt war. Ferner wen
dete ex 1755 den evangeliſch · lutherifchen Gemeinden in Norde
amerika 15,000 Fl. gu, welde von. dem Dixector-des ballee
fen Watfenhaufes adminiftrirt werden follten, und wies 1754
dieſelbe Gumme ‘fiir die ebangeliſche Miffion in Oſtindien an.
Beide Stiftungen wurden nachmals (1756) nod und 40 Fl.
vermebrt. a .
2. Siunreihes Elogium.
Mad ter Reformation folgten ſich in Oſchat bis auf den
Superintendenten Dr. Georg Ridjter (ged. 18. Auguſt 1658
gu Stolberg im Erygebirge, des dortigen Rector’ Georg
Ridter Sohn, 1688 Ärchidiakonus in Wurzen, 1690 Paftor
in Schneeberg, 1703 Superintendent in Reichenbach, 1709
Doctor, 1720 Superintendent in Oſchatz, ſtarb 1737) 14
Superintendenten einander. Alle ihre Eigenſchaften fafte der
M. Johann Gottlob Frentel in den Diptychis Ossitiensibus
(Dresden 1722, 8.) in folgendes Clogium. ihres Nadjfolgers
gufammen: „In ihm waren vereinigt: Büchner's Arbeitfame
feit, Friedel's exemplariſches Wefen, Matheſius' Friedfertig-
feit, Kleeblat's Wachſamkeit, Placcius’ Beredtfambeit, Sdei-
ner's Beftdndigteit, Garthiue’ Grofmuth, Straud’s Geiſt,
Schumler's Cifer, Kademann’s Andacht, Cundifius’ Gelehr-
famteit, Seng{dh’s Demuth, Rehebold’s Erfahrung, Poffed’s
Beſcheidenheit. Dafür wünſchte ex ihm: Biidner’s Ver ⸗
trauen auf den goͤttlichen Beiſtand, Friedel’s Gnade bei dew
DOberen, Matheſius' Liebe bei den Untergebenen, Rleeblat's
Gemiithsruhe, Placcius’ Gefuridheit, Scheiner's Glaubenstraft,
Garthius’ Siege, Strauch's Gi, Schumler's Geelenfrieden,
SKademann’s Kinderfrieden, Cundifius’ Ruhm, Jenhſch's Se-
gen, Rehebold’s Jahre, Boffed's Ende. — Bur Erlduterung
‘Miscetien. 483
fügen wit nod folgendes Bet. Bei beni-M. Georg Placing,
ſen Beredtſamkelt und Geſandheit gerühmt werden, mußte
Frenkel dieſe Eigenſchaften hetvorſuchen, weil derſelbe 1592
wegen Calvinlsmus verabdſchiedet wurde und bet den eifrigen
Lutheranetn fo wenig Beliebt war, bag fie ihn den Place
feines Baterlandes nannten. M. Bartholomdus. Friedel (geb.
1507 zu Ofchag, ein Biirgersfohn, 1552 Paftor gu Pinne
wig und Mibig, 1557 Diakonus in Oſchat, 1564 Supe
vintendent bafetbft, + 8. Sept. 1576) ftand in grofer Gnade
bei Kurfürſt Angult, der oft bet ihm einkehrte. M. Peter
Scheiner (geb. 1554 gu Meifien, eines Sdneiders Sohn,
1583 Diafonus in Ofdag) mufite 1591, des Exorcismus
halber, von dem ex nicht laffen wollte, mit feinem Schwager
und Gollegen, dem M. Johann Baptift Eberhardt, der nach ⸗
malé 1585 als Superintendent in Hergberg mit vier Dia-
fonen und 1000 andern Menfehen an ber Peft flarb, und
+ dem Diafonus Miller, ins Exil wandern, ward aber {hon
1592 reftituirt und Nachfolger feines Bedrdngers, + 29. Mary
1603. Dr. Egidius Strand (geb. gu Wittenberg 23. Juni
1583, Sohn eines Handelsmannes, der ſich des Glaubens
halber aus den. Niederlanden geflüchtet, 1606 Adjunct der
philof. Facultaͤt in Wittenberg, 1609 Superintendent in Oſchatz,
1610 Doctor) wurde 1640 Sup. in Delitzſch, 1644 in
Merfeburg, 1616 in Dresden, + 22. Jan. 1647. Dr. lias
Rehebold (ged. 1623 gu Torgau, Sohn bes damals berühmten
Arztes Dr. Elias R, der 1672 ſtarb, 1658—62 Sup. in
GChemnig, tann in Ofhag, + 4. Nov. 1712) wurde 88 Jahre
alt. Dr. Sohann Boffed (geb. gu Gaugid 26. Sept. 1660,
des Pfarreré Sohn, 1695 Paftor in Sdweinig, 1701 Sup.
in Hergberg, 1707 Doctor, 1713 in Ofchat) ward auf der
SKangel krank und ſtarb einige Tage barauf, 24. Jan. 1720,
3. Die Rofen,
Die Rofen find immer, im Gegenfage ihres Namens,
cin ſtürmiſches Geſchlecht gewefen. Ein v. Rofen, Freiherr
21*
484 . Biieeker.
von Schonangen und: Hardingen, ein Lieflaͤnder, war ff.
Oberftientenant und hatte ſich um ein Regiment beworben.
Es wurde ihm ein Graf Pars v. Roſenberg vorgezogen.
Da fiei er dieſen ain 1. Apel 4685, a6 decfelbs: von Hofe
tam ‘md aus ſeiner Kutſche ausſtieg anf offence Straße in
Wien an und erftach thn. Zum ode verncihellt gelang es
ibm, nach Benedig zu entfommen, wo ex ſofert wirder
lenſte fant und be zum Range eines Genetallieutenaucc
anffticg. Su berfelben Gigenfehaft trat er 4604 th fut
fachſiſche “Dietfle und fein neuer Kriegsherr erwirkte thee
1695 Pardon vom Mather, ben ex auc) dutch tapfere Theil ⸗
nahme an den Kriegen im Ungarn, 1606—98,- abverdtente
1097 wurde / er General. £699 fort er, jedoch mit Mnigh-
her Erlaubnig, ein Duell mit bem damals gleichfaus in
{Ehfifehen Dienften -fiehenden General Grafen ‘Signeatd
Yoachin Trautmannedorf. Hier wurde ee aber ſchwer ar
Schenkel verwundet und mußte über etn ahr das Bett
geen: Sein älterer Bruder Otto war Commanbank: in
ittenberg und bet einem Beſuche bet dieſem arb‘ er 1703.
Ex war vor langer Beit von ben Sefatter i Graupen ton:
vertirt worben- und murde aud dorthin begrdben. + Bein
Bruder Otto war Generalutafor und feit-169H in Witten-
berg, retitirte fic) aber, ſolauge bie Schweden nt Barbe
waren, als ebentaliger ſchwediſcher Unterthan, nad: Denzig.
Er ftarh 1715 gu Mengelsdorf in der Overlarfig ,mebhes
Gut ſeiner gweiten Frau, Eva Gophie v. Schonberg; verw.
v. Raben, oder deren Kindern erſter Ehe, gehoete, unb iſt yu
Ripper beigefegt.
4. Gin Anzeichen.
Der Paſtor M. Benedict Scheuchler (geb. 1566 zu Leip-
aig, 1595 Paſtor gu Limbach bei Roſſen, 1613 Paſtor zu
Krummhennersdorf bei Freiberg, mit emer Sabina verhei-
Rilcin 485
rathet, + 5. Mai 1645) ergs. in friner am 10. Gept: 1629
auf Margaretha wi Hartigidy ,» geb,..v, Zaſchewig ,.Gemablin
des Morig Heinrich vi-Hartigfh- anf, Oberbiberſtein, gehalte-
nen Leich enyredigt a, A Folgendese Mm Dindtage gu Whend,
‘war der 4. Mags, ba -man-fehon Hutte Lids. aufgetragen und
abgefpeifet, gingen- wir, nemlich ber Heep Witwer, Here emt
GSGiegamyad Dangfi. und, ih, der, Pfarr, in deregrofen Stube
auf und nieder, rehetem miteipandsr von unserer, Patientin
und ihrer Krantheit, ob auch eine Hoffnung der Beſſerung
ihres debeng fenn-modte; ais wir-alfo in Kuͤmmerniß gehew
und an das Fenſter im Ercker kommen, fo nad dem Äbend
ſtehet, da; hören wir drauſſen vox dem Schloſe gar nahe
ein kleines helles Glöcklein klingen, gleich oben uͤber den
Baͤumen, anders nicht, als wenn. man, wollte anfahen yu
Grabe zu läuten; wir fiehen fil, Horen ihm gu, ſehen eine
ander an, und fragen, mo dad herfomme und mes es wohl
bedeuten moge? Bald barauf hören wir einen gar liebliden
Raut, alé wenn fleing Kindlein fingen. Wir fdwiegen frill,
wnd gedachten cin jedes feinen Theil. Wher bald. des Mor-
gens wieſe es ſich aus, mas hierdurch angedeutet worden,
nemlid), daß es gewefen gleich eine Offenbarung und Bor-
bote, daß ber gnddige Goit mit unſerer nunmehr fel. Ftaum
wolte feligen Feyerabend machen, und fie, alé cine gerechte,
Heilige und aufrichtige Seele, ausfpannen und gur Mube
bringen, deum haben ihr auc) bie lieben Engelein und Fron-
Geifterlein gleich zuvor in dex Luft miiffen fingen und au
Grabe lauten.”
5. Baterliher Wunſch.
Dr. Daniel Boitu’ oder Voigt, ein Epulirter aus Ungarn,
1668 Superintendent in Jeffer, 1675 mit 30 Bi. emeritict,
+ 16. Mai 1677 dei feinem Bruder, dem Paftor und Jn:
fpector M. Sonftantin Boigt zu Rathenau in der Mark.
486 Niecelen
Seinem mit Marie Leiſt erzeugten Sohne Salomo ſoll er
folgende Verſe in die Bibel geſchrieben haben:
Salomo Voigt fol Doctor werden
= Gottes os Gir ‘auf diefer Erden,
Ge muß ober erſt lerned” und fiudiren wol,
Daf et merde des Heiligen Geiftes voll.
Dann fol er effen Bogelein,
Daju aud trinten rheiniſchen Wein.
Dad gebe Gott und werde wahr,
Eh et fommt ins zwanzigſte Jahr.
Der Wunſch ging nicht in Erfüllung. Denn Salomo ftu-
dirte Jura und ging, dem Bater gum Verdruß, endlid) gar
unter die Gotbaten. ; ae
a Naͤhtraͤge. oe
(Zu Bd. Ul, S. 460 ff.) Wis der Unterzeichnete im
Jahr 1851 das Lebensbild des 1822 verftorbenen Johann
Friedrich Sillig entwarf, ſtand ihm gwar binreidyendes Mae
terial gu Biographie und Eharatteriftit gu Gebote, nicht aber,
wie ihn nadgehends die Mittheilungen der Familie felbft
iuberzeugen muften, vollftdndige Bekanntſchaft mit der liter
rariſchen Thatigheit feines verftorbenen Freundes, daher feine
Machweifungen hierüber Hier und da lidenhaft ausfallen,
muften. Das Nadftehende wird dazu dienen, aud) diefe
Lücken auszufüllen.
Unter den S. 480 f. verzeichneten gedruckten Schriften
Sillig's fehlt die anonym herausgegebene: „Der Zweck Jeſu,
geſchichtlich und ſeelkundlich dargeſtellt. Ein Verſuch von
einem innigen Freunde Jeſu und ſeines heiligen Werkes“
Eeipzig, bei Franz, fegt Krappe. 1816. XII u. 195 S. gr.8.),
iſt aud) in Heinfius’ Lexicon unter „Joh. Fr. Sillig’ wher
fehen, und hat nach allem Anſchein nur geringe Berbreitung
gefunden. Da fie in ihren neun Capiteln das Leben Jeſu
erzählt, fonnte fle auch füglich diefen Titel wahlen, wie das
drei Jahre ditere und weit befannter gewordene „Leben Jeſu
von Nazareth” von Greiling, deffen Erfdeinen den Druk
ber gu jener Zeit bereits vollendeten Sillig ſchen Schrift wol
vergogerte, aber nicht hinderte. Findet in beiden Schriften
grofe Ucbereinftimmung der Grundfdge und des Zweckes
fatt, was die Borrede anerfennt, fo weicht doch Sillig in
manden eingelnen Anfidten von feinem Borgdnger ab, und
nod mehr unterſcheidet ex ſich in der Form der Darftellung.
488 Radtrige.
Bol alſo mochten, ſchüeßt der Boreedwer, beide Bücher
nebeneinander beſtehen können.
Go weit bas Sedrudte. Von handſchriftlich em Nach-
laß iſt Zweierlel aufzuführen. Zuerſt die augenſcheinlich zum
Dru berrit gehaltene Beſchreibung einer Reiſe durch einige
Gegenden ber Obers and Niederlaufig, der Reumark, Schleſiens
und SGidprenfens, von Dresden nach Thorn und zurück in
den Monaten Juli und Auguſt 1795”, in Briefen, und der
Frau Wilheimine. v. Oppein · Bronikowska geb. v. Thile gue
geeignet. Sweitens dad in-der Biographie mehemals ermahute
Bert, in weldhem Sillig feine Lebensaufgabe oder, wean man
ihm damit Unrecht thun follte, ben endliden Preis feiner
vee ber Welt geheim gehaltenen Geifiestimpfe, bie Krone
feiner ftillen Giegesfeenden ſuchte. Ge fiigrt den Ritel: Der
urerſte Teutſche. Biicke tn die urdkefte Geſchichte reiner Ane
ſchauungen, Begriffe und Iden mittds der Gprace und
Agupttis -grieshifdyen Sagen, von Joh. Fr Sillig, Pfarcer
_ in Srantenberg’, ift verfeyen mit dem Motto: ,, Go vere
fudet denn, Blaͤtter, ob ihr Zutrauen gewinnet und Gedan-
kenſaat werdet,“ und auf 178 Blättern ober &7 Bogen in
weitldufighter Schrift gefdrieben. Dem Lefer einen .unge-
fagren Begriff vom JInhalte dieſes Buches zu geben, ver-
zeichnen wir, außer der vem Urſprunge der Sprache han-
delnden Einleitung, mur die Ueberſchriften ber bret chaupt ⸗
abſchnitte, mit Uebergehung ber zahlreichen Unterabtheuungen;
1. Aufſachung ber Bedeutung der einzelnen teutfchen ‘Tare
(Bedeutung des F und E, des A u.fiw., Einkchr in den
Dempel zu Sais, Wohnplag der Teutſchen u. ſ. w.)j 2.. Bere
ſuch, aué einigen teutſchen Warten, welche ibrer Bedeutung
nad) in die Urgeit ded Menſchen fallen tonnen, mittels der
Auflofung derielben-in ihre einfachen Tone, die Anſchauungen,
Begriffe und Ideen gu entdecken, welche den Sehopfern dere
felben vorfdwebten; 3. Bon dem Gewinne, den diefe Anſicht
dee Sprache au verſchaffen (deine (hier heißt es am Schluſſe:
7&6 ann ſich dadued ein Sdlaffel zur Hierogigphit finden
Laffer); worauf noch cin Siang fof foigt: ,Begrifthuw bes 9."
Man kann nicht umfin, fe weiter man in diefen febylini-
ſchen Blättern lieſi, den geiſtreichen Mann, den Denker and
Rodrig.
dorſcher ge ertennens aber man belagt daneben. fie nur zuw
teinern Sait zu verfteben, wenn:e8 auch xielleicht nicht zu
beklagen iff, Daf mar hen der Unfthlbarkeit dieſer tiefſtami ·
gen Sprachforſchungen nicht uberzengt/ qu werden vermag.
Unferm Zeitalter iſt ſcheint es, gu derartigen Jorſchungen
producirend oder reflectizend, . ees, Sinn wh Gedul ab⸗
bonden: gefommen: benn unſere Beit” — pfie bat nicht Stic.
Anders. wahrend der Perlode her FrembhercHaft; oder in
dem anberthalben Derennium andy des Reſtauratien. Anderes
den finguiftifeben PHilofophemen Joh. Gr: Siilig’s Achntizhe
het indes aud) cine {pitere Beit geboren und gefeben. Die
GErinnerungen an Emil Auguſt v. Schade, herausgeg. vow
. B. J Thierſch (Frankf. w. Erlangen, 1853) saben, une
mehr alé ein mal an ben Berfaffer bed ,,urectten Ceuticen”
erinnert. Rehr Theofoyh ala Philofeph, hattefid) Schaden
die Mufgabe geftellt, ,,bie Ueberzeuguugen beé feet ſorſcheuden
Geiftes mit ben Traditionen: der Kirche und ihrem degmatir
{chen Lehrbegriff in Uebereinſtimmung gu bringen und auf
dem luge ber. Speculation in die Geheimniffe ber Offem
barung einzudringen“ — ein nicht minder vergeblicher Der
ſuch. Sillig und Schaden, bebe Manner von Seift und
Herz, haben bas gheidje Boos erfahren: unverſtanden go
blieben gn fein.
Bum SGAluffe obiger Nachträge fei nov als Curiofum
mitgetheitt, daß uns von Sillig’s Bater, tem Diatonus in
Doõ deln, Joh. Gottfried Sillig (ſ. Bd. 0, S. 385 ff.), vin
tleines Manufeript a. d. T.: „Vaͤterliche Infiruction für meir
nen dlteften Gohn Johann Paul, alé ex auf die Univerfitdt
nad Reipgig ging, Often 1783” vorliegt.
E. Koͤhler.
(Bu Bd. IV, S. 362.) Die Leiche des polniſch · ſächſi⸗
{chen Feldmarſchalls Grafen Jakob Heinrich v. Flemming, der
am 30. April 1728 gu Wien verſtorben war, wurde, in einer
die Neuzeit anticipirenden, damals aber fire meéquin ange ·
fehenen Weiſe, in einen Reiſekoffer gepackt und fo, wie Fracht ·
490 Radpteige.
gut, ohne Gang und Kang nad Dresden ſpedirt. Graf
Erdmann Heinrich Hendel von Donnersmark, ber fury darauf
nad Dresden tam, ſchrieb darüber an feine zweite Gemabln =
„So hat der Mann, welder in feinem Leben an fo vielen und
foftbaren Paldften nicht genug gebabt, fid) nach feinem Tode
als ein Stic Waſche gufammentegen und in einen Coffer
paden laffen miiffen. Die katholiſche Geiſtlichkeit zu Wien
mag feines Begrabniffes wegen übermäßig viel gefordert ha-
ben; es witrde aud) an allen Orten, durch welche der Leich⸗
nam gegangen, viel verlangt fein worden, weil er wegen
feines grofien Reichthums berufen gewefen; alfo haben ihn
bie Seinigen lieder fo heimlich fortgeſchaffet. — Die Erbe
ſchaft Femming’s wurde Kbrigens anf 16 Mill. Thier. ge-
f&agt und ward, da der Säugling, den ex verließ, ihm bald
im Bode nadfolgte, von feiner Witwe, der jugendlichen Thekla
Pringeffin von Radziwill, einer Tochter ded Fürſten Karl
Radziwill (+ 2. Auguſt 1719) und dec Pringeffin Anna
Sanguszko (+ 23. Dec. 1746), welche Flemming am 9. Jan.
A7A5 heimgeführt hatte, in Anfprud genommen. Uber andy
der [adfifhe Fiscus erhob Anſprüche; in dem getroffenen
Bergleidhe blieben jedoch der Witwe immer nod) 8 Millionen,
bie ihr denn vicle Freier verfchafften. Sie waͤhlte den Fuͤrſten
Michael Wisnowiedi, Groß⸗Feidherrn von Litthanen, ‘mit dem
fle fic) im Februar 1740 vermablte Ym September 1744
nodmals Wittwe geworden, nahm fie am 25. Dec. 1745
den Grafen Michael Sapieha gum dritten Gemabl, ſtarb aber
im December 4747.
Negifier.
Arvani, Gardindte, 203-203.
Angenelli, Sedwig, Marquis
von, 343,
aagait, ohana Georg, Birt
von, 100,
Arnim, Georg Abraham von, 72.
Baden, Ludwig, Martgral von,
124,
Marie Beanctea, Mark:
— von, L
—, Karl — Sroßherzog
von, 101.
Balduin, Friedrich, 366.
Baner, Feldmarſchaü, 40 ff.
Barfus, die von, 121.
Friedrich von,
Bayern, Anna, Herzogin von,
Beauvean do'Sfpenfes, Ludwig,
Graf von, 79.
Bed, Polley Bevin, Freiherr
Beets, Otto eobold, Graf von,
Beidling, 112, 116, 119, 156.
Bellegarde, Claudius Maria,
Graf von, 78.
Belting, Sehann Georg von,
—, Wilh. Srbaan ven, No ff.
Beming, Heinrid, 37
Benedict XU, — 195 ff.
Benedict XIV., Papft, 201,
Setnfau, Baron: von, 87.
Bernfoein, dic wm, | ff, 38 ff.
, bons Ghriftoph. vow, 1 ff,
Beuft, Joachim von, 411.
Bite Nils Adam, Graf von,
7 fi
Birthols, Cuno Sheiftonh von,
piven, — von, 369 ffs
f and Kurland.
— Ghriftian Henning
von,
Blumentyat, GChriftoph Kaſpar
von, 8.
Bihmer, Wam, 473 ff.
Bonn, Belagerung von, 88 ff.
Borkeloo, Herridaft, 59.
Born, Dr. Satob, 112.
Bornftedt, Shomas Friedrid
von, 104,
Bofe, / Gottfried. Ehriſtian, 455 ff.
Boffed, Johann, 482—83,
Brabe, Graf Grid, 257 ff.
Brand, Wilhelm von, 67.
Brandenburg, Ker! Emil, Kare
pring von, 59,
— + Anfpag — Mark
graf von, 17, 19, 27 f
Braunfh weig, Setar Franz,
—8 deinrich, Baron
BAlow, Zohenn Albrectt ven,
31
Camillus, Johannes, 445.
Gaprara, Aeneas Sylvins, Graf
von, 105.
Carlowts, Georg he 08
Gellartus, Johann, 39!
Gientu as Senne 107 905.
Glemené Viil. Papſt, 196.
Glemens XI, Haph, 196 ff.
Clemens MIL, Papft, 203 ff.
GCobengzl, Johann Ludwig Joo
fepb, Graf von, 335,
Gln, Clemens Auguft, Kucfiirft
von, 198.
Goigny, 68.
——,, Herjog von, 370 ff.
Gommachio, 196 .
Gontades, Louis Georg Erase
mus, Marquis von, 249.
Cornabé, von, I24 ff
Gorfini, Cardinal, 201.
Gofcta, Gardinal, 201 ff.
Cracov, Gregor von, 403 ff.
Crawford, 371 ff.
Grell, Dr. ‘nitolaus, 466 ff.
Gronftets, Sfaat, Baron von,
ff.
Crear, fet Eugen, Firft von,
Gunberiand, Wilhelm Auguft,
Herzog von, 999 ff
Gyarstofelo, Seſt tn, 322—23.
Gternteaet,! Sadar Graf von,
, 281,
Stegifes.
Dauemare, Chriftten V. Konig
von, 169. -
et Sriedrich V., König von,
Dallwig, General §. von, 84,89.
Davkelmean, Grergard, Frei-
bere von, 98 ff.
Dentfolf, General, 346, 351 ff.
Der Fring er, Feldmariind, 65,
80, 85.
——, Sack sind Frucdri, Zrei⸗
berren von, 68,
Dente, Boadhim Balthaſar von,
Dingoff, die Grafn, 120,
Bt
——, Fei Graf
7 Seiad 2.
Dohna, Karl Emil, Graf
—, , Graf ven, 0.
— Sito * at, , Graf von,
9, 70, 74, 78, 81, 86, 96.
—, Shriftoph v. iting., "@raf
266
ben,
——, Karl Auguft, Grof von,
ait. iguft, u
Dinemald, wo Johann,
Graf von, 1
ber, Poul, 417, 484.
Grervarde, -Sohann Baptift,
Gtafterel, Gurt Hetarich von,
artrtt, ‘Greeffe in ‘380.
Efterbagy, Ritolaus Joie,
Graf von, 239 ff.
Babrictus, Jatob, 439 ff.
Balter Wilhelm, 445 Ff.
Batime, 17.
Bavrat, ‘Frang Andreas Jacquier
be Bernay de be, 339
— ‘Sobann, Kangler, 392 ff.
‘ermor, 266.
exten, Graf Axel d. 4., 318,
Segifter.
Berfen, Saf Axel d.j., 368 fr
Bini, Cardinal, 205.
Rt int Bel Bete ‘Enguf von, 275,
Bitte, Gecbina, 207.
Flemming, Retab-Heiaris, raf
von, ——
Frandini, de, 372 ff.
Srantretd, Marie Xatotnette,
Koͤnigin von, 369 ff. °
Briere, Barthoiomius, 482
Friefen, die vow, 112, 157.
Th Otto Heinrid, Freiherr von,
Fargang, Ghriftoph, 476 ff.
Barhenders, die Farften von,
i
—, — Egon, Fürſt von,
MNien Egon, Fuͤrſt von,
Tas get Se BER se,
Hermann Gaon, 128 ff.5
te Kinder, 129.
hi Franz oon 128, 131,
——,/ Marie Culabeth Thereſe,
Gréfin —X 137 ff.
Buften, dle, 6.
Genneter, die, 9.
Genfreff, Abraham, 441.
Glafer, Peter, All.
Goͤrdke, Joagim Ernft von,
59 ff. 63 ff.
G5ge, Adolf vox, 62,
baba cer a ss,
johannes:
386—87.
Gronsfeld, die Grafen von, 142.
——, Johann Franz, Graf vot,
14! ff.
out „Dtto, Freiherr von, 100 ff.
orasten, Joahim Ernft von,
Hatlard, Genesal, 66.
Hamel, Frauz, Graf du, 83.
$i, Karl: Guftav, Graf von,
=, Johann ubwig, Graf von,
209 ff.
Harrad, Woys Thomas sReix
mund, Graf don, 205.
Saugmie, Friedrich Adolf von,
47.
Haymann, Ghriftoph, 472.
Heering, Ghriftien, 420 ff.
Hendel von Donnersmart,
die Grafen, 163 ff.
—, Johann Srnft, Graf, 167.
eee Ludwig, Graf,
, Srdmann Heinrih, Graf,
167 ff, 488.
—, , udretg Bernhard, Srof,
174, 179 ft
—, Johan Erdmann, Graf,
192.
Heffe, Goban, 383 ff.
Peyde, neers Siegmund von
dec, 27
ore, Friedrich Freihert vow
Johann Sigismund, Frei-
herr von der, 84,
Heyndewetter, Margarete, 444.
Heym, Ehriftop, 467 ff.
Hilfder, Pout Ghriftian, 462.
HolfteinsBed, Friedrid Lud⸗
wig, Hergog von, 83.
Wie Shoe Mibertine, Brier
derike, Herzogin von, 221.
Holsbrint, von, 113 ff.
Horn, Freiherr von, 258, 262.
Honmb, Adolf Magnus, Graf,
von, 143, 145 ff, 152,
Sélfemann, Robann, 442, 454.
HAlfen, Johann Dietrih von
913, Doe
494
Jacobder, die, 42 ff.
=» Bheophilus, 40 ff.
Snnocenz XII. Papft, 195.
Joſeph H., Kaifer, 349.
Jsbigey, Oberft, 46 Ff. :
Sfenburg, Johann Gafimir,
Pring von, 210 ff.
Siengdien, Ludwig, Fuͤrſt von,
Kademann, Balthafar, 464 ff.
——, Familie, 469, 489.
Knanth, Johann, 471—72,
Rotter, Chriftoph, 445.
Rorff, General von, 284, 299 ff.
Kraésnafdod, 213, 281.
Kragenftein, Heinrih, 441.
Kign, Samuel Bernhard, 462.
Kuunersdorf, Sdlagt bei,
277 ff.
Kurland, Peter, Gergog von,
325 ff.
——, GErnft Johann von Biron,
Herzog von, 326,
——, Merander, Pring von, 69 ff.
-, Benigna, Hergogin von, 326.
Kyau, Friedrigy Wilhelm Freie
here von, 104,
Sanghennersdorf, Drangfate
in, 467.
Sauterbad, Anton, 410, 418.
Sehmann, Familie, 449 ff,
462 ff.
—, Ghriftien, d. & 449 ff.
450.
——, Immanuel, 450 ff.
Zetpzig, Belagerung von, 17.
Leuthen, Herrfaaft, 338 ff.
Liebenau, General von, 361 ff.
Ligonter, Johann Carl von, 248,
indemann, Dr. Lorenz, 403.
2bben, Surt Hildebrand, Freiz
herr von, 66,
Segifter.
Ss wendahl, die Freiherren von,
161—62.
——, det Marfa von, 249 ff.
Lwenhaupt, Karl Guftar, Graf
von, 145.
Lohde, Johann und Karl Chri⸗
fio, 471.
Lonicer, Johannes und Adam,
fotpringen, Kari, Heryog von,
— Ghriftine, berzogin von,
eigeiburg, Auton, Gref von,
173.
Maria, Kaiferin, 397.
Maria zyere lee, Keifrin, B41,
F, 349.
Marwig, Kurt Hildebrand von
der, 66 ff.
—, Sriedri Wilhelm, 72.
‘Mauersminfer, Herrſchaft,
4.
Melfner Balthaſar und Gott⸗
d .
Mindwid, Hans Rudolf von,
105.
Mirus, Martin, 404, 411, 418.
Moͤllendorf, Widard Joahim
Heinrich von, 330.
Montbarey, Marie Francisca
Marimitiane, Pringeffin von,
336 ff.
Montel, Frau von, 177 ff.
Montecuccoli, Marie Antonie,
Mardefe von, 344 ff., 356.
MIrlin, Maximilian, 409.
Raryfgtin, Loff, 302.
melt fou, poilipr, Graf von, 381 ff.
+Gaarbri, Geintid Ludwig
Karl Albert, Pring von, 336 ff.
Regiſter.
Ragmer, Dubislav Gneomer
von, a,
Repoten, dle, 199—200.
Rapler, 170.”
Defterling , Oberſt Samiel,
4l ff.
Ofen, Belagerung von, 67 ff.
DOppen, David von, 444—445.
DOranien, Wilhelm Karl Heine
tid Frifo, Pring von, 245 ff.
Orloff, Fuck Gregor, 332 ff.
DOrfay, Gréfin v’, 373.
Oftermann, Iwan, Graf von,
315.
Ottweiler, Grafen von, 337.
Paolucci, Cardinal, 197 ff.
Pelger, Andreas, 443,
Pernftein, die Freiherren von, 1.
HPeterfen, Johann Wilhelm, 440.
Peucer, 400 ff.
Pialsgraf, Otto Helnrid,3, 29.
—, Philipp, 4.
——, Karl Georg, 69.
Hfeffinger, ‘ota, 418, 467.
Pierins, Urban, 418,
Piper, Grafin, 374.
Placcins, Georg, 482—83,
platen, dubistes ‘Briedrid von,
Platner, Georg Albin, 462—63.
porenits, Heinrich Graf von,
ites, ‘Kheilung von, 324 ff.
Hattnty, Johann Ernft und Gers
hard Bernhard von, 59.
HPonitow, Ghriftine, 443 ff.
Poffe, Baron, 292,
Potemtin, Farft, 332.
Preufen, Friedrid U., Konig
von, 120, 265 ff, 34: 42 ff.
—, sie Pring von, 317 ff,
a a Pringeffin von, 329.
495
pritimit Soehim Bernhard
von,
proninis, Wiis Hipparch, Gref
von,
pan, | Dasid, 419 ff.
Puttammer, Georg Ludwig und
Nikolaus Lin von, 3601 62.
Madgiwill, Thekla, Prinzeſfin
von, 488.
Ram: ame Friedrich Ehrenreich von,
33 Friedrich 4:
Ratu mo ffstt, Cyril, Stef von,
“303 ff.
——, Meret, Graf von, 304.
Redenberg, Luife, Freiin von,
115 ff, 119.
—_— Phenn Georg, Freiherr
von, 1
mescneburg, Georg von, 4, 7.
Rehebold, Elias, 482—83.
Ridter, Georg, 482,
Reidard, Georg, 438 ff.
Reftaurationscommiffion,
in Gadfen, die, 150.
Meus, Feldmarfdallin, 158, 171 ff.
=r Heine Thy Graf, "170 ft
— ) Heinrid XXIV., Graf, 170 ff
7, Pelurid XL, Gieeft, 171 ff.
evi ttonsrath,in Sabie, de,
Romanzoff, General, 267.
MRofen, die von, 483 Ff.
Rouffeau, 3. 3., 242.
Rueſch, Iohann Sheodor, Frei⸗
bert von, 268,
Riger, Sufanna, 444.
Rumangoff, Grafer von, 334.
Rufland, Elifabeth, Kai
von, 287 ff.
— "Sathacina IL, wie von,
191, 300 ff, 320 ff, 331 ff
—_, ‘peter Il, Raifer von, 264,
297 ff.
496 Regifter.
RaFland, Ratalie, Kaiferin Sanguin, Auguft, Graf von,
von, 331.
——, Marie, Kaiferin von, 332.
Sedfen, Morig, Kurfürſt von,
390
a —
—,, Auguft, uct ‘von, 15 ff,
39, 395 ff., 464 ff.
—_, —2 L, 418 — 19,
465 Ff
— Sohann Georg L., Kurfürſt
von, 44, 43.
Sadfen, ‘Sohann Georg m. ur
flrft von, 104 ff.
—, Johann Georg W., Kurz
fürſt von, 106 ff.
—, Friedrigy Auguſt 1. Sure
fürſt von — von Polen),
113, 143 ff, 355.
——, Friedrig Augutt 1, Konig
von, 149.
——/ Agnes Hewig, Kurfürſtin
von,
— Mma, Kurfiirftin ron,
4 ff, 404. 414.
, Hedwig, Kurfirftin von, 41.
——, Magdalene Sibylla, Kur⸗
_ farftin von, 45.
——, Moolf und Auguft, Pringen
von, 404.
——Beifenfels, Magdalene Sis
bylla, Pringeffin von, 58.
Bilt iia agi, Brig
von, 159.
—— + Hildburghaufen, Ludwig
Friedrich, Pring von, 244.
——, Marfdall von, 222 ff, 340 ff.
Salantenem, Shladt bei, 121.
Saleamon, SKonftantin Nathas
nael vo 343.
Salm, “Ratt Dietrich Otto, Fuͤrſt
von, 139.
Salmuth, Johann, 466 ff.
——, Georg, 467.
——, Friedrid Wilhelm von, ger.
Beringer, 467.
—**— Gtritien Exdmig 1794,
Sdeiner, Peter, 482—S3.
SHendsler, Dover 484 ff.
Shlabrendorf, Otto, Freiherr
von, 72.
SHleintg, Wolf Dietrich von,44.
SgHmaltaldifder Krieg, 12.
Sqh mettau, Karl Shriftoph und
Samuel, Grafen von, 431 ff.
Schmidt, Joſeph, 478.
Sqgneppius, Erhard, 381 ff,
385—87.
Shomberg, Marſchall, 80.
„Karl,
96 ff.
SHbnberg, Bolf von, 3.
——, Kaspar von, 411.
Schonborn, Damtan Hugo, Graf
von, 159—60.
Sadining, Hans Aram d. 4. von,
56, 58. *
, hans Yam d.}. von, 56 ſP.
Bolf Ernft von, 56.
— ral Ernſt von, 81, 104,
eat Henn, 377 ff.
., Soriftian, 404 ff.
SHuwaloff, Graf, 286 ff., 300 ff.
Sgmenen, , Bride, Konig von,
214
— , Mroolf Brienrigy, Koͤnig von,
_aib, 255 ff,, 327.
Guftao IM, Snig von,
ay) ff., 328 ff.
—, uife Ulrite, Königin vow,
_ 28, 251
— bana und Rerl, Pringen
von, 3
— apbie tbeeting, Singin
von, 329.
Sdwerin, Bogislan von, 61.
——, Otte von, 101.
——, Bilhelm Briard Karl,
Gref von, 352—53.
Megifter.
Schwerin, Philippine Luife und
wiete Geonote, Grafinnen von,
Schwerins, die, 120.
Sczekuly, Midacl von, 359.
Seineccer, Rifolaus, 401 ff,
409, 418.
Sieverspenten, Schlaqht bei,
Sillig , Johann Gottfried, 487 ff.
Sinclair, Friedrich Karl, Graf
von, 319
Solms-Baruth, Grafen, 174 ff.
Soltito ff, Peter Graf von, 291.
Souges, , Karl Ludwig, Graf.de,
121
Surdy, General, 85—86.
Spaen, Alexander, Freihert von,
82.
Spanbeim, Gyediet, Freiherr
von, 102,
Spautekow, 62.
Sperling, Paul, 365 ff.
» Paul Friedrid, Johann,
Ghtiftos, Paul Gotifrien, 367.
Sp yer is e nge, Refcript gegen die,
Spilner, Heinrig, 48 ff.
Stettin, Belagerung von, 60,
StSpel, Johann, 402.
Stolberg sBernigerode,
s riſtian Ernft, Graf von,
eisipen Ueberfalle von, 358 ff.
Stottenfest, atop und Je⸗
ann,
Strattmann, Sheodor Athletus
Heincidh, Graf von, 109 ff.
— inti Johann Franz,
Graf von, 110.
Streit, Slgismund, 480 ff.
Strigel, Bictorin, 382,
Stroszent, Xoragam, 398.
Sige, ‘Sohann Gabriel, 421 ff.
Sydow, Balthafar Friedrid und
Adam Wilhelm von, 86.
497
Zorring, die Grafen, 149.
Rottleben, 279 ff.
—AãA , Soadhim Henning
Patty ifher Gefandter in Berlin,
314—15.
Nertingen, Gefedt von, 85.
Boigt, Daniel, 485.
Boltatre, 263.
BVorhoff, die, oon Favrat, 357.
Wahholg, General von, 354.
Wagner, Philipp, 401.
SBalded Georg Friedeidy, Graf
Se tgs Sriedrigy, Fürſt
von,
ures Karl Emanuel von,
ff, 363 ff.
Bed ell, SKarl Heinrid von, 274.
Beller, Ernſt von, 60 ff.
Ghriftian Ernſt von, 61.
Berner, Paul von, 305 ff.
— , Johann, 438 ff, 441 ff.
BWerthern, Georg Graf von,
1l—12.
Wertorff, Marquardund Henn
von, 377 ff.
Bi} ch, Coriftian: jrlenrig, 463.
Wille, Hofrath, . .
Wins, Chriftoph = Johann,
Freiberven von, 94.
Wobersnow Mori Franz Gaz
fimit von, 542.
welfeamdvert, Germann,
—, 7 am Friedrich und Jo⸗
hann Georg von, 148.
SBoronsol{, Gta 2854, 2088
+, Grdfin, .
Breed , Adam Friedrid von, 120.
» Gleonore Luiſe von, 120.
Friederike Sophie von, 120.
Wulffen, Johann von, 60.
498 Naegiſter.
Württemberg, Friedrich kugen, Bed, Bernhard von, 146.
140g von, ff. Beuner, Rafpar, 404, 414.
“Ea Sect soeiian erd⸗ Bletben, ‘Sohant —D —
mann, n, 220. Borndorf, Sdladt bet,
od theater von, Bmidau, Belagerung von, —* 18.
——, der Math gu, 48 48 f. |
Drud von F. A. Srothaus in Leipale.
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